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liNI\URSITV OF
TORONTO PRESS
n
37
Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Herausgegeben
von den Geschäftsführern,
in Halle Dr. Hnitzsch, in Leipzig Dr. Fischer,
Dr. Praetorius, Dr. Wiudisch,
unter der verantwortlichen Redaktion
des Prof. Dr. A. Fische r.
Hl
Zweiinidsechzig^ster Band.
Leipzig: 11)08,
in Kommission bei F. A. Brockhaus.
37
Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Herausgegeben
von den (Geschäftsführern,
in Halle Dr. Hiiltzsch, in Leipzig Dr. Fischer,
Dr. Praetorius, Dr. Wiudisch,
unter der verantwortlichen Redaktion
des Prof. Dr. A. Fischer.
H
Zweiiiiidsechzigster Band.
Leipzig 1008.
in Kommission bei F. A. Brockhaus.
5
VA
Inhalt
des zweiundsechzigsten Bandes der Zeitsclu-ift der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft.
Seite
Nachrichten über Angelegenheiten der D. M. G. . . . . I
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. G. im Jahre 1908 ... IV
Schriftenaustausch der D. M. G. . . . . . . . XVI
Verzeichnis der auf Kosten der D. M. G. veröffentlichten Werke . XX
Personalnachrichten XXVIII XL LVI LXIV
Verzeichnis der tür die Bibliothek eingegangenen Schriften u. s. w.
XXIX XLI LVU LXV
Allgemeine Versammlung der D. M. G. zu Leipzig .... XXXIX
Protokollarischer Bericht über die zu Leipzig abgehaltene Allgemeine
Versammlung . . . . . . . . . . XLV
Auszug aus der Rechnung über Einnahme und Ausgabe bei der Kasse
der D. M. G. 1907 LH
Zur Beachtung LXIII
Berichtigung ........... LXIII
Aufsätze.
Zur Geschichte der hanbalitischeu Bewegungen. Von Ign. Goldziher
The Derivation of sabattu and other notes. By Stei^lien Langdon
Der Sabbat. Seine etymologische und chronologisch-historische Bedeutung
Von Eduard Mahler ........
Die Grundform des hebräischen Artikels. Von A. TJngnad .
Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan im frühern Mittelalter
Von Ernst Leumann ........
Eine fremdartige Schrift, Von Friedrich Preisigke
Von Päiiini zu Phaodrus. Von Johannes Hertel ....
JT^IT^^^SRI Von Richard Schmidt
Biestmilch. Von Immanuel Low .......
Zur Exegese und Kritik der rituellen Sötras. Von W. C'aland
Pandit Kisari Mohan Ganguli t- Von Hermann Jacohi
1
29
33
80
83
111
113
119
120
123
132
Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. Entdeckt und zum
ersten Male herausgegeben von M. Gaster ..... 209
Zu Musil's zwei arabischen Inschriften aus Arabia Petraea. Von A. Fischer 280
Zum semitisch-griechischen Alphabet. Von Fr. Praetorius . . . 283
Kuyyaka's Alainkärasarvasva. Übersetzt von Hermann Jacobi . . 280
Puriinischü Streifen. Von A. Plan ....... 337
^T^"^^^«!? Von Hermann Jacobi 358
Beiträge zum Sanskritwörterbuch aus Hemacandra's Parisistaparvan. Von
Johannes Hertel . . . . . . . . .361
Einrtuß der altbuddliistischon Kunst auf dioBuddhalegendo. Von Dr. T. Ploch 370
IV Inhalt.
Seite
Ruyyaka's Alaipkärasarvasva. Übersetzt von Hermann Jacobi (Fortsetzung) 411
Vedische Untersuchungen. Von H. Oldenbery ..... 459
Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischor Rezension. Entdeckt und
zum ersten Male herausgegeben von M. Gaster (Schluß) . . 494
Zum hebräischen Buch Josua der Samaritaner. Von P. Kahle . . 550
Quadrapulus. Von W. E. Crum ........ 552
The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVIII (Sp. LXV, LXVII) with all
the MSS. collated. By L. H. Mills 555
Miszellen. Von C. F. Seybold 563
Ruyyaka's Alamkarasarvasva. Übersetzt von Hermann Jacobi (Schluß) 597
Zur neubabylonischen und achämenidischen Chronologie. Von F. H. Weiß-
bach G29
Über einige bildliehe Darstellungen altindischer Gottheiten. Von Dr. T. Bloch 648
Das Grab Abu'l-Fidas in Hamä. Von Dr. E. Graf von Mülinen . 657
Über den Stil der philosophischen Partieendes Alahäbhärata. Von Otto Strauß 661
Die Zeit Kälidäsa's. Von 7'. Bloch 671
Über , Stammabstufung " in der malajischen Wortbildung. Von K. Wulff" 677
Die biblisch-hebräische Metrik. Von Prof. Dr. P. Nivard Schlögl . C98
Zur Frage über das parasitische h des Minäischen. Von Fr. I'ruetoi'ius 708
Miszellen. Von C. F. Seybold 714
Der Name Sanherib's. Von A. Ungnad 721
Studien über die indische Erzählungsliteratur. Von Jarl Charpentier . 725
Äthiopische Etymologien. Von Franz Fraetorius . . . . .7 48
Zum samaritanischen Josua. Eine Erklärung. Von Dr. A. S. Yahuda . Ibi
Anzeigen.
A. F. Rudolf Ho er nl e , Studies in the Medicine of Ancient India. Parti.
Angezeigt von A. Berriedale Keith ...... 134
Maurice Hloomfield. A Vedic Concordance, being an alphabetical Index
to every line of every stanza of the published Vedic literature and
to the liturgical formulas thereof, that is an Index to the Vedic Mantras,
togcther with an account of their variations in the difterent Vedic
books. (Harvard Oriental Series, ed. by Ch. K. Lanman , vol. X.)
Angezeigt von H. Oldenberg . . . . . 14(i
Monumenta Judaica. Prima pars. Bibliotheca Targumica. Bd. I.
Hoft 1. Aramaia. Die Targumim zum Pentateuch. — Altera pars.
Monumenta Talmudica. Bd. I. Heft 1. Erste Serie: Bibel und Babel.
Herausgegeben von August Wü ns che , Wilhelm N eu m an n , Moritz
Altschüler. Angezeigt von Hugo Greßviann. . . . .144
Al-Battänl sive Al-Batenii opus astronomicum ad üdem codicis Escuria-
lensis arabice editum. latine versum, annotationibus instructum a Carolo
Alphonso Nallino. Tres partes, 1899 — 1907. Augezeigt von M.
J. de Goeje 140
Le P. Paul Dhorme, des Freres Precheurs, Choix de Textes Religieux
Assyro-Babyloniens. Transcription, traduction , coromentaire. An-
gezeigt von A. Ungnad . . . . . . . .149
P. Jensen, Das Gilgamesch Epos in der Weltliteratur. Erster Band:
Die Ursprünge der alttestamcntlichcn Patriardion- , Propheten- und
Bofreier-Sage und der nouteslamentliclien Jesus-Sage. Mit drei Ab-
bildungen im Text und drei Übersichtskarten. Angezeigt von ./. W.
Jiütlifttcin . . . , . . . . . .374
Michel Revon, Le Shinntoisme. I^ro partie. Angezeigt von F. Macler 384
Inhalt. V
Seite
Corp. Script. Christ. Orient, curant. J.-B. Chabot, I. Guidi, H. Hyvernat,
B. Carra de Vaux. Scriptores Syri, Series secunda, Tomus XXVII.
Philoxeni Mabbugeusis tractatus de trinitate et incarnatione, ed. et
interpretatus est A. Vaschalde. — Series tertia, Tomus XXV.
Vitae virorum apud Monophysitas celeberrimorum, ed. et interpr. est
E. W. Brooks. Angezeigt von C. Brockelmann . . . 388
Sieben Bücber Anatomie des Galen. 'AvarouiKcbv iyi£iQrj6h(ov (hßliov
H" — ig^ zum ersten Male veröftentlicht nach den Handschriften einer
arabischen Übersetzung des 9. Jahrb. u. Chr., ins Deutsche übertragen
und kommentiert von Max Simon, Dr. med. I. Band. Arabischer
Text, Einleitung zum Sprachgebrauch, Glossar, mit zwei Faksimile-
Tafeln. — II. Band. Deutscher Text, Kommentar, Einleitung zur
Anatomie des Galen, Sach- und Namenregister. Angezeigt von C.
Bvochelmann . . . . . . ■ . ■ ■ .392
Die Sumerischen und Akkadischen Königsinschriften. Von F. Thureau-
D angin. (Vorderasiatische Bibliothek, Band I.) Angezeigt von St.
Langdon ........... 397
R(udolf) Geyer, Altarabische Diiamben. Angezeigt von N. Bhodokanakis 569
Denkmäler ägyptischer Skulptur, herausgegeben und mit erläuternden Texten
versehen von Fr. W. Freiherrn von Bis sing. Angezeigt von
Günther Boeder 577
A History of India by A. F. Rudolf Ho er nie and Herbert A. Stark.
Angezeigt von J. Jolly . . . . . . . . .584
(Sammlung F. Sarre.) Erzeugnisse islamischer Kunst. Bearbeitet von
Friedrich Sarre; mit epigrapliischen Beiträgen von Eugen Mittwoch.
Teil I: Metall. Angezeigt von 'Traugott Mann .... 586
Materialien zur älteren Geschichte Armeniens und Mesopotamiens. Von
C. F. L ehmann-H aupt. Mit einem Beitrage: Arabische Inschriften
aus Armenien und Diyarbekr von Max van Berchem. Angezeigt
von M. Streck 755
A Supplementary Catalogue of Sanskrit, Pali , and Prakrit Books in the
Library of the British Museum acquired during the years 1892 — 1906.
Compiled by L. D. Barnett. Angezeigt von Richard Schmidt . 774
Das persönliche Fürwort und die Verbaltlexion in den chamito-semitischen
Sprachen, von Leo Keinisch. Angezeigt von iV. Bhodokanakis 776
'The Yogasästra', edited by Muni Mahäräja Sri Dharmavijaya; vol. I, fasci-
culus 1. Angezeigt von Ferdinando Belloni-tYlippi . . .782
Kleine Mitteilungen.
Magnün ,, epileptisch". — mu'aiiad „beglaubigt". Von A. Fischer
Zu phönizischen Inschriften. Von F. Praetorius ....
Einige Bemerkungen zu: , Kahle, Zur Geschichte der hebräischen Accente*
Von /. Katzenstein ........
Zu phönizischen Inschriften. Von F. Praetorius ....
Zu oben S. 80—82. Von G. Beer
Note on the Ändhra King CandasSta. By Sten Konoio
Die Säinkhyasütras. Von Hennann Jucobi .
Zu Suttanipäta 440. Von H. Oldenberg
151
154
406
407
407
591
593
593
Zu Ibn SaSd III, 1, i"",, ult. und V, (1'., 2, und zu ZDMG. 62, 280 und 568.
Von A. Fischer 788
VI Inhalt.
Seite
Zu Bd. 61, 873 f. Von R. Kittel 203
Erklärung. Vou A. Fischer 203
Berichtigung zu S. 157, Z. 6. Von C. Brockelmann .... 410
Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Das Semitische mit Ausscliluß des Sabäo-Miuäischen und der abessinischen
Dialekte sowie der alttestamentlichen Studien. Von C. Brockelmann 155
Die abessinischen Dialekte und das Sabäo-Minäische. Von Franz Prae-
torius . . . . . . . . . . . .166
Alttestamentliche Studien. Von Georg Beer 167
Ägyptologie. Von Günther Boeder 185
Albert Sociu-Stiftung 204 408
La Fondation De Goeje . . . . . . . . . .791
Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Druckschriften
206 410 595 793
Autoren- und Sachregister . . . . . . . .795
VII
^^nfsätze undl Anzeigen des Bandes
nach den Disziplinen geordnet.
AUgemeiueres. Seite
P. Jensen, Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur. Erster Band:
Die Ursprünge der alttestamentlichen Patriarchen-, Propheten- und
Befreier-Sage und der neutestamentlichen Jesus-Sage. Mit drei Ab-
bildungen im Text und drei Übersichtskarten. Angezeigt von J. W.
Rotlistein 374
Materialien zur älteren Geschichte Armeniens und Mesopotamiens. Von
C. F. Leh m ann- H au p t. Mit einem Beitrage: Arabische Inschriften
aus Armenien und Diyarbekr von Max van Berchem. Angezeigt
von M. Streck 755
Zur neubabylonischen und achämenidischen Chronologie. Von F'. H. Weiß-
bach 629
Miszellen. Von C. F. Seijbold 714
Quadrapulus. Von W. E. Crum . . . . ■ . .552
Semitisch.
Allgemeines und vergleichendes.
Das Semitische mit Ausschluß des Sabäo-Minäischen und der abessinischen
Dialekte sowie der alttestamentlichen Studien. Von C. Brockelmann 155
Berichtigung zu S. 157, Z. 6. Von C. Brockelmann .... 410
Zum semitisch-griechischen Alphabet. Von Fr. Prnetorius . . . 283
Das persönliche Fürwort und die VerbalHexion in den chamito-semitischen
Sprachen, von Leo Reinisch. Angezeigt von iV. Rhodokanakis 776
Der Sabbat. Seine etymologische und chronologisch-historische Bedeutung.
Von Eduard Mahler ........ 33
Biestmilch. Von Immanuel Low . . . . . . . .120
Baby Ionisch- Assyrisch.
The Derivation of Sahattu and othor notes. By Stephen Langdon . 29
Der Name Sanherib's. Von A. Ungnad 721
Die Sumerischen und Akkadischen Königsinschrifton. Von F. Thureau-
I) angin. (Vorderasiatische Bibliothek, Band I.) Angezeigt von St.
Langdon ........... 397
Le P. Paul Dhormo, des Frcros Prechours, Choix de Textes Keligieux
Assyro-Babyloniens. Transcription, traduetion , commentairo. An-
gezeigt von A. Ungnad . . . . . . . . .149
P. Jensen, Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur. Erster Band:
Die Ursprünge der alttestamentlichen Patriarchen-, Propheten- und
Befreier-Sage und der neutestamentlichen Jesus-Sage. Mit drei Ab-
bildungen im Text und drei Üborsichtskarton. Angezeigt von J. W.
Rothstein 37 4
VIII Inhalt nach den Diszijüinen geordnet.
Seite
Aramäisch.
Biestmilch. Von Immanuel Low . . . . . . . .12(1
Monumenta Judaica. Prima pars. Bibliotheca Targumica. Bd. I.
Heft I. Aramaia. Die Targumim zum Pentateucli. — Altera pars.
Mouumeuta Talmudica. Bd. I. Heft 1. Erste Serie: Bibel und Babel.
Herausgegeben von August Wünsche, Wilhelm Neumann, Moritz
Altschüler. Angezeigt von Hugo Greßmann . . . .144
Corp. Script. Christ, orient. curant. J.-B. Chabot, I. Guidi, H. Hyvernat,
B. Carra de Vaus. Scriptores Syri , Series secunda, Tomus XXVII.
PliiIo.\eni Mabbugensis tractatus de trinitate et incarnatione, ed. et
interpretatus est A. ^' aschal de. — Series tertia, Tomus XXV.
Vitae virorum apud Monophysitas celeberrimorum, ed. et iuterpr. est
E. W. Brooks. Angezeigt von C. Broehelmann .... 388
Hebräisch-Phönizisch.
Alttestameutliche Studien. Von Georg Beer. . . . . .107
Einige Bemerkungen zu: , Kahle, Zur Geschichte der hebräischen Accente".
Von /. Katzenstein 406
Die Grundform des hebräischen Artikels. Von A. Ungnad ... 80
Zu oben S. 80—82. Von G. Beer 407
Die biblisch-hebräische Metrik. Von Prof Dr. P. Nivard Schlögl . G98
Zu Bd. 61, 873 f. Von R. Kittel 203
Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. Entdeckt und zum
ersten Male herausgegeben von M. Gaster .... 209. 494
Zum hebräischen Buch Josua der Samaritaner. Von P. Kahle . . 550
Zum samaritanischen Josua. Eine Erklärung. Von Dr. A. S. Yahuda . 754
Monumenta Judaica. Prima pars. Bibliotheca Targumica. Bd. I.
Heft 1. Aramaia. Die Targumim zum Pentateuch. — Altera pars.
Monumenta Talmudica. Bd I. Heft 1. Erste Serie: Bibel und Babel.
Herausgegeben von August Wünsche, Wilhelm Neu mann, Moritz
Alt schul er. Angezeigt von Hugo Greßmann . . . .144
Zu phönizischen Inschriften. Von F. Praetorius .... 154. 407
Arabisch (und Islam).
Miszellen. Von C. F. Seybold 563. 714
Zu Ihn Sasd 111, 1, r*"., ult. und V, ir., 2, und zu ZDMG. 62, 280 und 5C8.
Von A. Fischer .788
Magnvn , epileptisch". — mu'aiiad ^beglaubigt". Von A. Fischer . 151
Quadrapulus. Von W. E. Crum 552
U(udolf) G ey er, Altarabische Diiamben. Angezeigt von iV. Rhodohanakis 569
Al-Battäni sive Al-Batenii opus astronomicum ad fidem codicis Escuria-
lensis arabice editum, latiue versum, annotationibus instructum a Carolo
Alphonso Nallino. Tres partes, 1899 — 1907. Angezeigt von JV/.
J. de Goejc ........... 146
Sieben Büclier Anatomie des Galon. 'Avaxo[iiy.w%> iyi£iQi']Gi:03v ßißXiov
'S" — vs, zum ersten Male veröffentlicht nach den Handschriften einer
arabischen Übersetzung des 9. Jahrh. n. Chr., ins Deutsche übertragen
und kommentiert von Max Simon. Dr. med. I. Band. Arabischer
Text, Einleitung zum Sprachgebrauch, Glossar, mit zwei Faksimile-
Tafeln. — II. Band. Deutschor Text, Kommentar, Einleitung zur
Anatomie des Galon, Sach- und Namenregister. Angezeigt von C.
Broclcclniunn . , . . . . . . .392
Materialien zur älteren Geschichte Armenions und Mesopotamiens. Von
C. F. Lehman n- Haupt. Mit einem Beitrage: Arabische Inscliriften
BUS Armenien und Diyurbokr von Max van Borchom. Angezeigt
von M. Streck 755
Inhalt nach den Disziplinen geordnet. IX
Seite
Zu Musil's zwei arabischen Inschriften aus Arabia Petraea. Von A. Fischer 280
Das Grab Abu'l-Fidä's in Hamä. Von Dr. lll. Graf von Mixlinen . 657
Zur Geschichte der lianbalitischen Bewegungen. Von Ign. Goldziher . 1
(Sammlung F. Sarre.) Erzeugnisse islamischer Kunst. Bearbeitet von
Friedrich Sarre; mit epigraphischen Beiträgen von Eugen Mittwoch.
Teil I: Metall. Augezeigt von Traugott Mann .... 586
Sabäo-Minäisch und Abessinisch.
Die abessinischen Dialekte und das Sabäo-Minäische. Von Franz Proe-
torius . . . . . . . . .166
Zur Frage über das parasitische h des Minäischen. Von Fr. Praetorius 708
Äthiopische Etymologien. Von Franz Praetorius ..... 748
Ägyptisch und Haiuitisch.
Ägyptologie. Von Güntlier Boeder . . . . . . .185
Denkmäler ägyptischer Skulptur, herausgegeben und mit erläuternden Texten
versehen von Fr. W. Freiherrn von Bissing. Angezeigt von
Günther Roeder . . . . . . . . . .577
Das persönliche Fürwort und die Verbalflesion in den chamito-semitischen
Sprachen, von Leo Reinisch. Angezeigt von A'. Phodokanaf.is 776
ludisch.
A Supplementary Catalogue of Sanskrit, Pali , and Prakrit Books in the
Library of the British Museum acquired during the years 1892 — 190G.
Compiled by L. D. Barnett. Angezeigt von Richard Schmidt 774
Beiträge zum Sanskritwörterbuch aus Hemacandra's Parisistaparvan. Von
Johannes Hertel . . . . . . . . . .361
Maurice Bloomfield, A Vedic Concordance, being an alphabetical Index
to every line of every stanza of the published Vedic literature and
to the liturgical formulas thereof, that is an Index to the Vedic Mantras,
together with an account of their variations in the diflferent Vedic
books. (Harvard Oriental Series, ed. by Ch. R. Lanman , vol. X.)
Angezeigt von H, Oldenherg . . . . . . . .140
Vedische Untersuchungen. Von //. Oldenherg . . . . .459
Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras. Von W. Caland . .123
Puranische Streifen. Von A. Blau ....... 337
Über den Stil der philosophischen Partieen desMahäbhärata. Von Otto Strauß 661
Die Säinkhyasütras. Von Hermann Jacohi ...... 593
Von Päiiini zu Phaedrus, Von Johannes Hertel . . . .113
Tü'^l^äg^^; Von Richard Schmidt 119
Jl'^"?^^^e(i Von Hermann Jacohi 358
Die Zeit Kälidäsa's. Von 7'. Blocli . . . . . . .671
Studien über die indische Erzählungsliteratu». Von Jarl Charjjentier . 725
Ruyyaka's Alamkärasarvasva. Übersetzt von Hermann Jacobi 289. 411. 597
Zu Suttanipäta 440. Von H. Oldenherg 593
'The Yogasästra', edited by Muni Mahäräja Sri Dharmavijaya; vol. I, fasci-
culus 1. Angezeigt von Ferdinando Bdloni-Filippi . .782
Über einige bildliche Darstellungen altindischer Gottheiten. Von Dr. T. Bloch 648
Einfluß der altbuddhistischen Kunst auf die Buddhalegondo. Von Dr. T. Bloch 370
A Ilistory of India by A. F. Rudolf lloernle and Herbert A. Stark.
Angezeigt^ von J. Jollji ........ 584
Note on the Andhra King Cainjasäta. By Sten Konoic . . . .591
A. F. Rudolf lloernle, Studies in the Medicine of Ancieiit India. Parti.
Angezeigt von A. Berriedalc Kcilli . . . . . .134
Pandit Kisari Mohan Gauguli f. Von Hermann Jacobi . . .132
X Inhalt nach den Disziplinen geordnet.
Seite
Iranisch.
The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVIII (Sp. LXV , LXVII) with all
the MSS. collated. By L. H. Mills 555
Die einheimischen Sprachen von Ostturkestan,
Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan im frühern Mittelalter.
Von Krnst Leumann ......... 83
Japanisch.
Michel Revon, Le Shinntoisme. lere partie. Angezeigt von F. Macler 384
Malajisch.
Über ^Stammabstufung" in der malajischeu Wortbildung. Von K. Wtdff 677
Uuhekanute Schrift.
Eine fremdartige Schrift. Von Friedrich Preisighe . . . .111
Nachrichten
über
Allgelegenheiten
der
Deutscheu Morgeuläudischeu Gesellschaft.
in
Zur Beachtung.
Die Mitglieder der Deutsclien Morgenländisclien Gesellscliaft werden
von den Geschäftsführern ersucht:
1) eine Buchhandlung zu bezeichnen, durch welche sie die Zu-
sendungen der Gesellschaft zu erhalten wünschen, — falls sie
nicht vorziehen, dieselben auf ihre Kosten durch die Post*)
zu beziehen;
2) ihre Jahresbeiträge an unsere Kommissions - Buchhandlung
F. A. Brockhav^ in Leipzig entweder direkt portofrei oder
durch Vermittlung einer Buchhandlung regelmässig einzusenden;
3) Veränderungen und Zusätze für das Mitgliederverzeichnis, na-
mentlich auch Anzeigen vom Wechsel des Wohnortes , nach
Halle a. d. Saale, an den Schriftführer der Gesellschaft, Prof.
Dr. E. Hultzsch (Ludwig Wucherer-Str. 78), einzuschicken;
4) Briefe und Sendungen, welche die Bibliothek und die ander-
weitigen Sammlungen der Gesellschaft betreffen, an die y^Biblio-
thek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Halle
a. d. Saale'^ (Wilhelmsti'asse 36/37) ohne Hinzufügung einer
weiteren Adresse zu richten ;
5) Mitteilungen für die Zeitschrift und für die Abhandlungen
für die Kunde des Morgenlandes an den Redakteur, Prof.
Dr. August Fischet' in Leipzig (Mozartstr. 4), zu senden.
Die Satzungen der D. M. G. siehe in der Zeitschrift Bd. 58
(1904), S. LXXIVff.
Freunde der AVisseuschaft des Orients, welche durch ihren
ßeiti'itt die Zwecke der D. M. Gesellschaft zu fördern wünschen,
wollen sich deshalb an einen der Geschäftsführer in Halle oder
Leii^zig wenden. Der jährliche Beitrag ist 15, seit 1904 für neu
eintretende Mitglieder 18 j\Iark , wofür die Zeitschrift gratis ge-
liefert wird.
Die Mitgliedschaft auf Lebenszeit wird durch eimualige
Zahlrmg von 240 j\Iark (== £ \^ = 300 frcs.) erworben. Dazu
für fi-eie Zusendung der Zeitschrift auf Lebenszeit in Deutschland
und Österreich 15 Mark, im übrigen Ausland 30 Mark.
*) Zur Vereinfachung der Berechnung werden die Mitglieder der D. M. G.,
welche ihr Exemplar der Zeitschrift direkt durch die Post beziehen, er-
sucht, bei der Zahlung ihres Jahresbeitrags zugleich das Porto für freie Ein-
sendung der vier Hefte zu bezahlen, und zwar mit 1 Mark in Deutschland und
Osterreich, mit 2 Mark im übrigen Auslande.
lY
Verzeichnis der ilitglieder der Deiitsclien Morgen-
ländisclieii Gesellschaft im Jahre 1908.
I.
Ehrenmitglieder^).
Herr Dr. Kamkrishna Gopal Bhandarkar, C. I. E. , in Sangam, Poona,
Indien (63).
- Dr. V. Fausböll, Prof. a. d. Univ. Kopenhagen (61).
- Dr. J. F. Fleet, C. I. E., 8 Leopold Road, Ealiug, London, W (68).
- Dr. M. J. de Goeje, Interpres Legati Warneriaui u, Prof. a. d. Univ.
Leiden, Vliet 15 (43).
Dr. Ignazio Guidi, Prof, in Rom, 24 Botteghe oscure (58).
Dr. H. Kern, Prof. a. d. Univ. Leiden (57).
Sir Alfred C. Lyall, K. C.B., D.C.L., Member of Council, in London, SW, India
Office (53).
Herr Dr. Theodor Nöldeke, Prof. emerit , in Strassburg i/'Els., Kalbsg. 16 (64).
- Dr. Wilhelm Radi off, Esz., Wirkl. Staatsrat, Mitglied der kais. Akad. d.
Wiss. in St. Petersburg (59).
- Dr. Leo Reinisch, k. k. Hofrat, Prof. a. d. Univ. Wien, Xlll, Feldg. 3 (66).
- Emile Senart, Membre de l'Institut, in Paris, 18 rue Fran^ois 1" (56).
- Dr. Whitley Stokes in London, SW, 15 Grenville Place (24).
- Dr. Vilhelra L. P. Thomsen, Prof. a. d. Univ. Kopenhagen, V, St. Knuds
Vej 36 (62).
- Graf Melchior de Vogüe, Membre de l'Institut, in Paris, 2 rue Fabert (28).
II.
Ordentliche Mitglieder-).
Herr Dr. W. A hl war dt, Geh. Kegierungsrat, Prof. a. d. Univ. Greifswald i/Pom.,
Brüggstr. 28 (578).
- Dr. Friedrich Carl Andreas, Prof. a. d. Univ. Göttingen, Ilerzberger
Chaussee 59 (1124).
- Dr. Carl von Arnhard in München, Willielmstr. IG (990).
- Dr. Wilhelm Bacher, Prof. a. d. Laudes-Kabbinerschule in Budapest, VII,
Erzsebetkörut 9 (804).
1) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht sich auf die Reihenfolge, in der die betreflendeu Herren zu Ehren-
mitgliedern ernannt worden sind.
2) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht s-ich auf die nach der Zeit des Eintritts in die Gesellschaft geordnete
Liste Bd. II, S. 505 ff. , welche bei der Ainncldung der neu eintretenden Mit-
glieder in den Personalnachrichten fortgeführt wird.
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. V
Herr Dr. Johannes Baensch-Drugulin, Buchhändler u. Buchdruckereibesitzer
in Leipzig, Königstr. 10 (1291).
- Liz. Dr. B. Baentsch, Prof. a. d. Univ. Jena, Lichteuhainer Str. 3
(1281).
- Dr. theo!, et phil. Otto Bardenhewer, Erzbisch. Geistl. ßat, Prof. a.
d. Univ. München, Sigmundstr. 1 (809).'
- Dr. Jacob Barth, Prof. a. d. Univ. Berlin, N, Weissenburger Str. 6 (835).
- Wilhelm Barthold, Prof. a. d. Univ. St. Petersburg, Wassili-Ostrow,
4te Linie, 7 (1232),
- Dr. Christian B artholomae, Prof. a. d. Univ. Giessen, Alicestr. 13 (955).
- Rene Basset, Correspondant de l'Iustitut, Directeur de l'Ecole Superieure
des Lettres iu Alger-Mustapha, rue Denfert Rochereau, Villa Louise
(997).
- Dr. theol. et phil. Wolf Graf von Baudissin, Prof. a. d. Univ. Berlin,
W 62, Landgrafenstr. 11 (704).
- Dr. A. Baumgar tner, Prof. a. d. Univ. Basel, Ober-Tüllingen (Postamt
Stetten), Baden (1063).
- Dr. Anton Baumstark in Rom, Camposanto dei Tedeschi presso S. Pietro,
17 Villa della Segrestia (1171).
- Dr. C. H. Becker, Prof. a. d. Univ. Heidelberg, Klosestr. 9 (1261).
- Liz. Dr. phil. Georg Beer, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els., Palaststr. 4
(1263).
Dr. theol. Georg Behrmann, Senior u. Hauptpastor in Hamburg, Kraien-
kamp 3 (793).
- Dr. Waldemar Belck in Frankfurt a/M., Oederweg 59 (1242).
- Dr. Max van Berchem in Crans, Celigny (Schweiz) (1055).
- A. A. Bevan, M. A., Prof. in Cambridge, England (1172).
- Dr. Carl Bezold, Prof. a. d. Univ. Heidelberg, Brückenstr. 45 (940).
- Dr. A. Bez zenberger, Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Königs-
berg i/Pr., Besselstr. 2 (801).
- Dr. phil. August Blau , Oberbibliothekar a.d. Univ.-Bibliothek in Berlin, W 15,
Düsseldorfer Str. 30 (1399).
- Dr. T. Bloch, Archseological Surveyor, Bengal Circle , Indiau Museum,
Calcutta (1194).
Dr. Maurice Bloomfield, Prof. a. d. Johns Hopkins University in
Baltimore, Md., U. S. A. (999).
- Dr. Louis Blumenthal, Rabbiner in Berlin, N, Monbijouplatz 4 (1142).
- Dr. Alfr. Boi ssier in Le Rivage pres Chambesy (Schweiz) (1222).
- Dr. A. Bourquin, Consular Agent for France, 827 — IG^^ Str., Denver,
Colorado, U. S. A. (1008).
- Dr. Edvard Brandes in Kopenhagen, O, Skioldsgade 8 (764).
- Dr. Oscar Braun, Prof. a. d. Univ. Würzbuig, Sanderring 20 HI (1176).
- Dr. Charles Augustus Briggs, Prof. am Union Theological Seminary,
700 Park Str., New York City (725).
- Dr. Carl B roc k elnia n n , Prof. a. d. Univ. Königsberg i, Pr. , Rhesa-
str. 9 (1195).
- Dr. Paul Brönnle, 73 Burdett Avenue, Westclifi" on-Sea, Essex, England
(1297).
- Erncst Walter Brooks in London, WC, 28 Great Ormond Street (1253).
- Dr. Karl Brugmann, Geh. Hofrat, Prof, a. d. Univ. Leipzig, Scliiller-
str. 7 II (1258).
- Dr. Rudolf Ernst Brünnow, Prof. in Bonn, Kaiser Friedrichstr. 11 (1009).
- Dr. theol. Karl Budde, Prof. a, d. Univ. Marburg i/H., Uenthofstr. 17 (917).
Dr. E. A. Wallis Budge, Assistant Deputy Keeper of Egyptian and Orieutal
Antiquities, British Museum, in London, WC (1033).
- Dr. Frants Buhl, Prof. a. d. Univ. Kopenhagen, Ocsterbrogade 28 E (920).
- Dr. Moses B u tt en wiese r, Prof. am Hebrew UnioaCollege in Cincinnati, O.,
U. S. A. (1274).
yi Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft.
Don Leoue Caetani, Principe di Teano, in Rom, Palazzo Caetani (1148).
Herr Dr. W, Caland, Prof. a. d. Univ. Utrecht, Biltstraat 101c (1239).
The Right Rev. Dr. L. C. Casartelli, M. A,, Bishop of Salford, St. Bede's
CoUege, Manchester, S.W. (910),
Herr Liz, Dr. Wilhelm Gas pari, Privatdozent a, d. Univ. Erlangen, Bayreuther
Str. 26 (1396).
- Abbe Dr. J. B. Chabot in Paris, 47 rue Claude Bernard (1270).
- Dr. Jarl Charpentier in Upsala, Kungsgatan 59 (1404).
- Dr. D. A. ChwolsoD, Wirkl. Staatsrat, Exz,, Prof. a. d. Univ. St. Peters-
burg (292).
- M. Josef Ci'zek, Pfarrer in Marienbad (1211).
- Dr. Ph. Colinet, Prof. a. d. Univ. Löwen (1169).
- Dr. Hermann Collitz, Prof. a. d. Johns Hopkins University, Baltimore,
Md., U. S. A. (1067).
- Dr. August Conrady, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Färberstr. 15 U(1141).
- Dr. theol. et phil. Carl Heinrich Cornill, Prof. a. d. Univ. Breslau, IX,
Monhauptstr, 12 (885).
- Dr. James A. Crichton, Parish Minister, Annan, Dumfriesshire (Schott-
land) (1310).
- P. Jos. Dahlmann, S. J., in Luxemburg, Bellevue (1203).
- Dr. T. Witton Davies, B. A., Prof. am University College, Bangor (North
Wales) (1138).
- Harinath De, Chief Librarian, Imperial Library, Calcutta (1373).
- Dr. Alexander Dedekiud, k. u. k. Kustos der Sammlung ägyptischer Alter-
tümer des österr. Kaiserhauses in Wien, I, Burgring 5 (1188).
- Dr. Berthold Delbrück, Prof. a. d. Univ. Jena, Fürstengraben 14 (753).
- Dr. Friedrieh Delitzsch, Prof. a. d. Univ. Berlin, in Charlottenburg,
Knesebeckstr. 30 (948).
- Dr. Paul Deussen, Prof. a. d. Univ. Kiel, Beselerallee 39 (1132).
- Richard Dietterle in Alexandrien, P. O. Box 747 (1364).
- Dr. Otto Donner, Senator und Chef der Abteilung für das Unterrichts-
wesen im Senate von Finnland, in Helsingfors, Norra Kogen 12 (654).
The Rev. Sam. R. Driver, D.D., Canon of Christ Church in Oxford (858).
Herr Rene Dussaud in Paris, 133 avenue Malakofi' (1366).
Dr. Rudolf Dvorak , Prof. a. d. böhmischen Univ. in Prag, III 44, Kleinseite,
Brückeng. 26 (1115).
- Dr. Karl Dyroff, Konservator am kgl. Antiquarium u. Prof. a. d. Univ.
München, Schraudolphstr. 14 (1130).
- Dr. J. Eggeling, Prof. a. d. Univ. Edinburgh, 15 Button Place (763).
- F. C. Eiselen, Prof. nm Garrett Biblical Institute, Evanston, 111. (1370).
- Dr. Adolf Erman, Prof. a. d. Univ. Berlin, Direktor bei den kgl, Museen,
in Steglitz, Friedrichstr. 10/ 11 (902).
- Dr. Carl Hermann Et he, Prof. am University College in Aberystwith,
Wales, 575 Marine Terrace (641).
- Dr. Julius Euting, Geh. Regierungsrat, Honorarprof u. Direktor d. kais.
Univ.- u. Landesbibliothek in Strassburg i/Els., Schloss (614).
- Edmond Fagnan, Prof. a. d. Ecole des Lettres in Alger, 7 rue
St. Augustin (963).
- Dr. theol. et phil. Winand Fell, Prof. a. d. Univ. Münster i/W. , Heis-
str. 2 a (703).
- Dr. Richard Fick, Oberbibliothekar a. d. kgl. Bibliothek in Berlin, Neuen-
dorf b. Potsdam (1266),
- Louis Fi not, Prof, a. d. Ecole des Hautes-Etudes, 11 rue Poussin, Paris,
XVIe (1256).
- Dr. August Fischer, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Mozartstr. 4 (1094).
- James P. Fleming in Mannheim, L 10, 6 (1371).
- Dr. Johannes Flemming, Pmf., Oberbibliothekar a. d. kgl. Bibliothek in
Berlin, Friedenau, Niedstr. 25 (1192).
Verzeichnis der Mitglieder der D. 31. Gesellschaft. TU
Herr Dr. Willy Foy,- Direktor des Eautenstrauch-Joest-Museums in Cöln a/Rh.,
Ubierring 42 (1228),
- Dr. Siegmund Fraenkel, Prof. a. d. Univ. Breslau, XIII, Augustastr. 81 I
(1144).
- Missionar August Hermann Francke in Kailang, Kangra District, Indien
(1340).
- Dr. phil. Carl Frank in Strassburg i;E., Schweighäuserstr. 35 I (1377).
- Dr. R. Otto Franke, Prof. a. d. Univ. Königsberg i/Pr., IX, Bahnstr. 32 (1080).
- Dr. Ose. Frankfurter, Legationsrat im Ausw. Amte, zu Bangkok (1338).
- Dr. Israel Friedlaender, Prof. am Jewish Theological Seminary of
America, 531—535 West 123rd Street, New York City (1356).
- Dr. Ludwig Fritze, Prof. u. Seminaroberlehrer in Cöpenick (1041).
- Dr. Richard Garbe, Prof. a, d. Univ. Tübingen, Biesinger Str. 14 (904).
- Dr. M. Gaster, Chief Rabbi, Mizpah, 193 Maida Vale, London, W (1334).
- Dr. Lucien Gautier, Prof. in Genf, Grande Boissiere (872).
- Dr. Wilhelm Geiger, Prof. a. d. Univ. Erlangen, Löweuichstr. 24 (930).
- Dr. H. D. van Gelder in Leiden, Plantsoen 31 (1108).
- Dr. Karl G e 1 d n e r , Prof. a. d. Univ. Marburg i/H.. Universitätsstr. 31 (1090).
- Dr. Rudolf Geyer, Prof. a. d. Univ. Wien, XIX, Prinz Eugenstr. 13 (1035).
- N. Geyser, Pastor in Elberfeld (1089).
Mubarek Ghali b Bey, Exz., in Constantinopel, Deutsche Post restante (1170).
- Dr. Hermann Gies, 1. Dragoman u. Legationsrat bei der kais. deutschen
Botschaft in Constantinopel, Pera (760).
- Dr. Friedrich Giese, Prof. am Seminar f. orient. Sprachen a. d. Univ.
Berlin, Haiensee, Schweidnitzer Str. 3 I (1313).
- Dr. phil. et theol. F. Giesebrecht, Prof. a. d. Univ. Königsberg i/Pr.,
Ziegelstr. 11 III (877).
- Dr. Ignaz Goldziher, Prof. a. d. Univ. Budapest, VII, Hollö-utcza 4 (758).
- Dr. Richard J. H. Gottheil, Prof. a. d. Columbia University in New
York, West 116th Street (1050).
- Dr. phil. Emil G r a t z 1 , Sekretär a. d. k. Univ.-Bibliothek in Würzburg (1382).
- Dr. G. Buchanan Gray, 23 Norham Road, Oxford (1276).
- Dr. Louis H. Gray, 354 Summer Avenue, Newark, N.J., U. S. A. (1278).
Liz. Dr. Hugo Gressmann, Prof. a. d. Univ. Berlin, W 50, Ansbacher
Str. 46 III (1403).
- Dr. George A. Grierson, C. I.E., Rathfarnham, Camberley, Surrey, England
(1068).
Dr. Eugenio Griffini, Prof. d. Arabischen in Mailand, via Dante 7
(1367).
- Dr. theol. et phil. Julius Grill , Prof. a. d. Univ. Tübingen, Olgastr. 7 (780).
Dr. H. Grimme, Prof. a. d. Univ. Freiburg i. d. Schweiz (1184).
Dr. Wilhelm Grube, Prof. a. d. Univ. Berlin, in Haiensee, Joachim
Friedrichstr. 57 (991).
Dr. Max Grünert, Prof. a. d. deutschen Univ. in Prag, Kgl. Weinberge,
Puchmajerg. 31 (873).
- Dr. Albert Grünwcdel, Prof., in Gross-Lichterfelde, Albrechtstr. 8 (1059).
- Liz. Dr. Herm. Guthe, Püof. a. d. Univ. Leipzig, Grassistr. 38 II (919).
- Johannes Haar dt, Pfarrer in Wesel (1071).
- cand. phil. Johannes Haferbier in Potsdam, Berliner Str. 19 II (1354).
- Dr. August Haffner, Prof. a. d. Univ. Innsbruck (1387).
- Premysl Häjek in Kralup a. d. Moldau, No. 40 (1300).
- Dr. J. Halevy, Maitre de Conferences ä l'Ecole Pratiquc des Hautes
Etudes in Paris, 9 rue ChampoUion (845).
- Dr. Ludwig Hallier, Pfarrer in Diedenhofen (1093).
Dr. F. J. van den Hani, Prof. a. d. Univ. Groningen (941).
- Dr. Albert von Harkavy, kais. russ. Staatsrat, Bibliothekar der kais.
öflfentl. Bibliothek in St. Petersburg, Gr. Puschkarskaja 47 (676).
- Otto Harr asso wi t z , Buchhändler, Konsul von Venezuela, Leipzig (1327).
Till Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft.
Herr Dr. Martin Hart mann, Prof. am Seminar f. Orient. Sprachen a. d. Univ.
Berlin, in Hermsdorf (Mark) b. Berlin, Wilhelmstr. 9 (802).
- Dr. Paul Haupt, Prof. a. d. Johns Hopkins University, 2511 Madison Ave.,
Baltimore, Md., U. S. A. (15. Mai bis 15. September in Charlotten-
burg 2, Savigny-Platz 9/10 (1328).
• Rudolf Haupt, Buchhändler in Leipzig, Dörrienstr. 1 (1390).
- Dr. Jakob Hausheer, Prof. a. d. Univ. Zürich, V, Bergstr. 137 (1125).
- Dr. phil. August Hei der in Greifswald i;Pom., Steinstr. 27 I (1330).
- Dr. phil. Adolph H. Heibig in 'Wiesbaden, Victoriastr. 17 (1350).
- Dr. Joseph Hell, Privatdozent a. d. Univ. München, Maximilianstr. 24 HI
(1358).
- P. Dr. Job. Heller, Prof. in Innsbruck, Universitätsstr. 8 (965).
- Dr. Johannes Hertel, Oberlehrer am kgl. Realgymnasium in Döbeln,
Schillerstr. 35 H (1247).
- Dr. David Herzog, Dozent a. d. deutscheu Univ. in Prag, Smichower
Palackystr. 40 (1287).
- Dr. Heinrich Hilgenfeld, Prof. a. d. Univ. Jena, Fürstengraben 7 (1280).
- Dr. Alfred Hillebrandt, Geh. Regierungsrat, Mitglied des preuss. Herren-
hauses, Prof. a. d. Univ. Breslau, IX, Monhauptstr. 14 (950).
- Dr. H. V. Hilp recht, Prof. a. d. University of Pennsylvania in Phila-
delphia (1199).
- Dr. Valentin Hintuer, k. k. Schulrat u. Prof. i. R., in Wien, HI 3,
Heumarkt 9 (806).
- Dr. Hartwig Hirschfeld, Dozent a. d. University of London, NW,
14 Randolph Gardens (995).
- Dr. Friedrich Hir th , Prof. a. d. Columbia University, 501 West 113*^ Street,
Kew York, U. S. A. (1252).
- Dr. G. Hoberg, Prof. a. d. Univ. Freiburg i,'B., Dreisamstr. 25 (1113).
- Dr. A. F. Rudolf Hoernle in Oxford, 8 Northmoor Road (818).
Miss Hope W. Hogg, M. A., Prof. a. d. Univ. Manchester, 30 Brook Road,
Fallowfield (1395).
The Rev. Prof. P. Holler, B. D., Dean of the Oriental Seminary, Gowanda,
Catt. Co., N. Y., U.S. A. (1321).
Herr Liz. Dr. Gustav Hölscher, Privatdozeut a. d. Univ. Halle a/S., Zinks-
gartenstr. 7 I (1384).
- Dr. Adolf Holtzmann, Gymnasialprof. a. D. u. Honorarprof. a. d. Univ.
Freiburg i/B., Friedrichstr. 13 (934).
- Liz. Dr. H. Holzinger, Prof. am Realgymnasium in Stuttgart, Werastr. 39
(1265).
- Dr. Fritz Hommel, Prof. a.d. Univ. München, SchwabingerLandstr. 50 (841).
- Dr. Edward Washburn Hopkins, Prof. a. d. Yale University, 299 Lawrence
Street, New Haven, Conn,, U. S. A. (992).
- Dr. Paul Hörn, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els., Sternwartstr. 20 (1066).
- Liz. Aladar Hornyänszky, Prof. in Pozsony, Vörösmarty-G. 1 (1314).
- Dr. Josef Horovitz, M. A. O. College, Aligarh, U. P. (Indien) (1230).
- Dr. M. Horten, Privatdozent a. d. Univ. Bonn, Königstr. 55 (1349).
- Dr. M. Th. Houtsma, Prof. a. d. Univ. Utrecht (1002).
Clement Huart, franz. Konsul, premier Secretaire-interprete du Gou-
vernement, Prof. a. d. Ecole speciale des langues orieutales Vivantes
in Paris, VI, 43 rue Madame (1036).
- Dr. E. Hultzsch, Prof. a. d. Univ. Halle a/S., Ludwig Wuchererstr. 78
(946).
- Dr. A. V. Williams Jackson, Prof. a. d. Columbia University, 16 High-
land Place, Yüuktrs, N. Y., U. S. A. (1092).
- Dr. Georg K. Jacob, Prof. a. d. Univ. Erlangen, Schillerstr. 20 (1127).
- I»r. Hermann Jacobi, Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Bonn, Niebuhr-
str. 59 (791).
- Dr. G. Jahn, Prof. emerit., in Berlin, Stallschreiberstr. 22 (820).
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. IX
Herr Dr. Wilhelm Jahn, Privatgelehrter, in Bremeu, Otto Gildemeisterstr. 25
(1363).
- Dr. Peter Jensen, Prof. a. d. Univ. Mp.rburg i/H., Biegenstr. (1118).
- Dr. Julius Jolly, Prof. a. d. Univ. Würzburg, Sonnenstr. 5 (815).
- Theodor Jordanescu, Prof. in Focsani, Rumänien (1365).
- Dr. Th. W. Juynboll, Adjutor Interpr. Legat. Warner., iu Leiden, Laat
de Kanterstr. 5 (1106).
- Dr. Adolf Kaegi, Prof. a. d. Univ. Zürich, II, Stockerstr. 47 (1027).
- Liz. Dr. Paul E, Kahle, Pastor in Kairo, Deutsche Schule (1296).
- Dr. Georg Kampffmeyer, Prof. am Seminar f. Orient. Sprachen a. d. Univ.
Berlin, Pankow, Parkstr. 5a (1304).
- Dr. Adolf Kamphausen, Prof. a. d. Univ. Bonn, Weberstr. 29 (462).
- Dr. Felix K auf f mann in Frankfurt a/M., Trutz 23 I (1320).
- Dr. theol. et phil. Emil Kautzsch, Prof. a. d. Univ. Halle a/S., Wettiner
Str. 31 (621).
- Dr. Alexander von Kegl, Gutsbesitzer in Puszta Szent Kiräly, Post
Laczhäza, Com. Pest-Pilis (Ungarn) (1104).
- A. Berriedale Keith, 2 Prince of Wales' Mansions, London, SW (1398).
- Dr. Charles F. Kent, Prof. a. d. Yale University iu Kew Havcn, Conn.
(1178).
- Dr. Friedrieh Kern in Berlin, W 30. Schwäbische Str. 25 (1285).
- Dr. P. Klein ert, Prof. d. Theol. in Berlin, W, Schellingstr. 11 (495).
- Dr. Kurt Klemm in Gross-Lichterfelde, Ferdinandstr. 3 (1208).
- Dr. Heinr. Aug. Klostermann, Konsistorialrat, Prof. d. Theol. in Kiel,
Jägersberg 7 (741).
- Dr. Friedrich Knauer, Prof. a. d. Univ. Kiew (1031).
- Dr. Kaufmann Kohler, President of Hebrew Union College, 3016 Stanton
Avenue, Cincinnati, O., ü. S. A. (723).
- Dr. Samuel Kohn, Eabbiner, Prediger der Israelit. Religionsgemeinde in
Budapest, VII, HoUö-utcza 4 (656).
- Dr. George Alex, Kohut, Eabbiner, Pi-ediger in New York, 781 West
End Avenue (1219).
- Dr. Paul V. Kokowzoff, Prof. a. d. Univ. St. Petersburg, 3 Rotte
Ismailowsky Polk, H. 11, Log. 10 (1216).
- Dr. phil. et theol. Eduard König, Prof. a. d. Univ. Bonn, Coblenzer
Str. 89 (891).
- Dr. Sten Konow, Government Epigraphist, in Simla, Indien (1336).
- Dr. Alexander Koväts, Prof. d. Theol. am röm.-kathol. Seminar in Temesvär
(Ungarn) (1131).
- Dr. phil. Friedrich Oswald Kramer, Assistent am alttestam. Sem. d. Univ.
Leipzig u. Pfarrer in Gerichshain bei Machern (Sachsen) (1303).
- Dr. Johann Krcsmärik, Kegierungsrat, in Sarajevo (Bosnien) (1159).
- Theodor Kreussler, Pfarrer in Ursprung, Bez. Chemnitz (1126).
- Dr. Ernst Kuhn, Geh. Ilofrat, Prof. a. d. Univ. München, Ilessstr. 3 (768).
Dr. Joseph Kuhnert, Curatus in Breslau, VI, Am Nicolai-Stadtgraben 10
(1238).
- Dr. Franz Kühnert, Privatdozent a. d. Univ. Wien, IV, Phorusg. 7 (1109).
- Dr. Ignaz Ki'inos, Dozent a. d. Univ. u. Direktor d. Handelsakad. in
Budapest, V, Kaiman utcza 6 (1283).
- Dr. phil. Hermann Kurz, Stadtvikar in Ehingen (Württemberg) (1322).
- Dr. Samuel Landauer, Bibliothekar u. Honorarprof. a. d. Univ. Strass-
burg i/Els., Ehrmannstr. 1 (882).
Dr. Carlo Graf von Landberg, kgl. schwed. Kammerherr u. diplomatischer
Agent z. D., in München, Akademiestr. 11 (1043).
- Dr. Charles Rockwell Lanman, Prof. a. d. Harvard University, 9 Farrar
Street, Cambridge, Mass., U. S. A. (897).
- Dr. Michael Max Lauer, Geh. Regierungsrat, in Göttingen, Nikolaus-
berger Weg 57 I (1013).
X Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft.
Herr Dr. Sal. Lefmann, Honorarprof. a. d. Univ. Heidelberg, Piöckstr. 46 (868).
- Dr. jur. et phil. C. F. Lehmann, Prof. a. d. Univ. Berlin, W 50, Mar-
burger Str. 6 ni r. (1076).
- Dr. Oscar von Lemm, Konservator am Asiat. Museum d. kais. Akad.
d. Wiss. in St. Petersburg, Wassili-Ostrow, Nicolai-Quai 1 (1026).
- L. Leriche, französ. Vize-Konsul in Rabat, Marokko (1182).
- Dr. Ernst Leumann, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els., Sternwartstr. 3
(1021).
Frau Agnes Smith Lewis, D. D , LL. D., Ph. D., Castle-brae, Chesterton Lane,
Cambridge, England (1391).
Herr Dr. Mark Lidzbarski, Prof. a. d. Univ. Greifswald (1243).
- Dr. theol. et phil. Ernest Lindl, Privatdozent in München, Theresien-
str. 39 I (1245).
- Dr. Bruno Lind n er, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Cröbern b. Gaschwitz (952).
- Dr. phil. Enno Littmann, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els., Schweig-
häuser Str. 24 II (1271).
- stud. phil. Rudolf Löbbecke in Braunschweig, Celler Str. 1 (1362).
Warmund Freiherr Loeffelholz von Colberg in Dachau b. München,
Villa Katharina, Holzgarten (1294).
- Dr. Wilhelm Lotz, Prof. d. Theol. in Erlangen, Löwenichstr. 22 (1007).
- Immanuel Low, Oberrabbiner in Szeged (Ungarn) (978).
- Dr. Heinrich L ü d e r s , Prof. a. d. Univ. Rostock i/M.. St. Georgstr. 4 (1352).
- Dr. Alfred Ludwig, Prof. a, d. deutschen Univ. in Prag, Königl. Wein-
berge, Krameriusg. 40 (1006).
- Jacob Lütschg, Sekretär d. kais. russ. Konsulats in Bochara (865).
Sir Charles L y a 1 1 , K. C. S. I.. LL. D., in London, SW, 82 Cornwall Gardens (922).
Herr Dr. Arthur Anthony Macdonell, M. A., Prof. a. d. Univ. Oxford, 107
Banbury Road (1051).
- Dr. Eduard Mahl er, Prof. a. d. Univ. und Kustos am Ung. National-
museum in Budapest (1082).
- Dr. Oskar ^lann, Prof. u. Bibliothekar a. d. kgl. Bibliothek in Berlin,
N 58, Weissenburger Str. 28 (1197).
- Dr. phil. Traugott Mann in Bielefeld (1345).
William Mar(,-ais, Directeur de la Medersa Ta'albiya, Alger (1389).
David Samuel Margol iouth , Fellow of New College u. Laudian Professor
of Arabic a. d. Univ. Oxford (1024).
- Dr. theol. Karl Marti, Prof. a. d. Univ. Bern, Marienstr. 25 (943).
Michael Maschanoff, Prof. a. d. geistl. Akad. in Kasan (1123).
- Dr. B. F. Matthes in Nymegen, Barbarossastraat 76 (270).
- Em. Mattson, fil. kand., in Upsala, Sysslomansgatan 16 (1341).
- Dr. J. F. McCurdy, Prof. am Univ. College in Toronto, Canada (1020).
- Norman McLean, Fellow of Christ's College u. Lecturer in Cambridge,
England (1237).
- Dr. Theodor Menzel in Odessa, 8. Station, Datscha ]Menzel (1376).
- Dr. A. Merx, Geh, Hofrat, Prof. d. Theol. in Heidelberg, Bunsenstr. 1 (537).
- Dr. Eduard Meyer, Prof. a.d. Univ. Berlin, in Gross-Lichterfelde, Mommsen-
str. 7/8 (808).
- Dr. Leo Meyer, kais. russ. Wirkl. Staatsrat, Honorarprof. in Göttingen,
Hanssenstr. 9 (724).
- Dr. theol. L. H. Mills, Prof. a. d. Univ. Oxford, 2/8 Ift'by Road (1059).
- Dr. phil. Eugen Mittwoch in IJerlin, NW, Kirchstr. 12 (1272).
- Dr. Axel Moberg, Privatdozent a.d. Univ. Lund (1374).
- stud. phil. l'aul Camillo Möbius in Leipzig, Sternwartenstr. 40 IV. r. (1312).
- Dr. (Jeorgu F. Moore, Prof. a. d. Harvard University, 3 Divinity Avenue,
Cambridge, Mass., U. S. A. (1072).
- Dr. J, II. Mordtmann, kais. deutscher Generalkonsul in Smyrna (807).
- Dr. Finlinaml .Miihlau, kais. russ. Wirkl. Staatsrat, Prof. d. Theol. a.d.
Univ. Kiel, Ilulteuauer Str. Iü3b (505).
Verzeic7i7Üs der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. XI
Herr Dr. D. H. Müller, k. k. Hofrat, Prof. a. d. Univ. Wien, VIII, Feldg. 10
(824).
- Dr. Edmund M ül 1er- H es s, Prof. in Bern, Effinger Str. 47 (834).
- Dr. Hans v. Mzik, k. u. k. Assistent a. d. k. k. Hofbibliothek in Wien,
XIII 6, Leopoldmiillerg. 1 (1388).
- Dr. Carlo Alfonso Nalliuo, Prof. a. d. kgl. Univ. Palermo, Via XX
Settembre 62 (1201).
Dr. med. Karl Narbeshuber, Chefarzt der Bezirkskraukenkasse Gmünd en
(1275).
Dr. Julius von Negelein, Privatdozent a. d. Univ. Königsberg i/Pr.,
Freystr. 5 II 1. (1361).
- Dr. theol. et pliil. Eberhard Nestle, Prof. am ev. theol. Seminar zu
Maulbronn (805).
- Dr. theol. Wilhelm Anton Neumann, Prof. a.d. Univ. Wien, IX, Garnisong. 18
(518. 1084).
Dr. George Karel Niemann, gegenwärtige Adresse unbekannt (547).
- Dr. W. Nowack, Prof. a. d. Univ. Strassburg i/Els., Thomasg. 3 (853).
- Dr. Heinrich Nützel, Prof., Direktorialassistent bei d. kgl. Museen in
Berlin, NW 52, Helgoländer Ufer 7 (1166).
- Dr. phil. Schulioa Ochser in Berlin, O. Tilsiter Str. 48 (1392).
Dr. J. Oes trup, Dozent a. d. Univ. Kopenhagen, N, Nörrebrogade 42 (1241).
- Dr. H. Oldenberg, Prof. a. d. Univ. Kiel, Niemannsweg 92 (993).
- J. van Oordt, Rechtsanwalt in Kairo, Maison Abst (1224).
- Dr. Max Freiherr von Oppenheim, Legationsrat beim deutschen General-
konsulat in Kairo (1229).
- Dr. Conrad von Orelli, Prof. a. d. Univ. Basel, Bernoullistr. 6 (707).
- Dr. I. Osztern, Gymnasialprof. in Czegled (Ungarn) (1386).
- Dr. Felix Perl es, Rabbiner in Königsberg i/Pr., Hintere Vorstadt 42/43
(1214).
- Max Pesl, Kunstmaler, in München, II, Lessingstr. 9 (1309).
- Dr. theol. Norbert Peters, Prof. d. Theologie in Paderborn, Klingelg. 1
(1189).
- Dr. Arthur Pfungst, Fabrikant, in Frankfurt a/M., Gärtnerweg 2 (1209).
- Dr. Carl Philipp in Berlin, SW, Kleinbeerenstr. 20 (1316).
The Rev. Dr. Bernhard Pick, 140 Court Str., Newark, N. J., U. S. A. (913).
Herr Dr. Richard Pietschmann, Prof. a. d. Univ. u. Direktor d. Uuiv.-
Bibliothek in Göttingen, Baurat Gerberstr. 2 (901).
- Theophilus Goldridge P i n c h e s , Department of Egyptian and Assyrian
Antiquities, British Museum, in London, W, 38 Bloomfield Road, Maida
Hill (1017).
Dr. Richard Pischel, Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Berlin, in
Haiensee, Joachim Friedrichstr. 47 (796).
- Dr. Isidor Po Hak, Privatdozent a. d. deutsch. Univ. in Prag, I, k. k,
Univ.-Bibliothek (1317).
- Dr. jur. et cand. theol. Oskar Pollak in Innsbruck, Universitätsstr. 8 (1342).
- Dr. Samuel Poznariski in Warschau, Plomackie 7 (1257).
- Dr. Franz Praetorius, Prof. a. d. Univ. Halle a/S., Freiimfelder Str. 6 (685).
- Josef Prasch, Sparkassenbeamter in Graz (Steiermark), II, Leouhard-
str. 143 (1160).
- Johann Preuss, Gymnasialprof. in Karlsruhe i/B., Bürklinstr. 5 III (1359).
- Dr. Eugen Prym, Prof. a. d. Univ. Bonn, Coblenzer Str. 39 (644).
- Dr. theol. et phil. Alfred Rahlfs, Prof. a. d. Univ. Gottingen, Lotzestr. 31
(1200).
Frau Dr. phil. Emma Rauschenbusch-Clougli in Ongole, Madras Pres.,
Indien (1301).
Herr Dr. H. Reckend orf, Prof. a. d. Univ. Freiburg i/B., Maximilianstr. 34(1077).
- Dr. Hans Reichelt in Giessen, Henselstr. 2 (1302).
- Dr. theol. et phil. C. R e i n i c k e , Konsistorialrat, in Elbeu bei Magdeburg (871).
XII Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft.
Herr Dr. Julio Natbanael Reuter, Dozent a. d. Univ. Helsingfors, Fabriks-
gatan 21 (1111).
- H. Reuther, Verlagsbuchhändler, in Berlin, W, Köthener Str. 4 (1306).
- Dr. Peter Rheden, Gymnasialprof. in Duppau (Böhmen) (1344).
- P. Dr. Joseph Rieber, Prof. a. d. deutsehen Univ. in Prag, III. Carme-
literg. 16 (11Ö4).
- Dr. Paul Rieger, Prediger in Hamburg, Schröderstiftstr. 5 (1331).
- Dr. Friedrich Risch, Pfarrer in Walsheim b. Landau, Rheinpfalz (1005).
- Paul Ritter, Privatdozent u. Lektor a. d. Univ. Charkow, Gubernatorstr. 4
(1295).
- Dr. James Robertson, Prof. a. d. Univ. Glasgow, 7 the University (953).
Dr. Johannes Roediger, Geh. Regierungsrat, Direktor d. Univ.-Bibliothek
in Marburg i/H., Barfüssertor 19 (743).
- Dr. Robert W. Rogers, B. A., Prof. am Drew Theological Seminary in
Madison, N. J., U. S. A. (1133).
- Dr. Albert Rohr, Dozent a. d. Univ. Bern (857).
- Dr. Arthur von Rost hörn, Legationsrat, in Peking, k. u. k. österr.-ungar.
Gesandtschaft (1225).
Dr. Gustav R o t h s t e i n , Gymnasialoberlehrer in Friedenau b. Berlin, Kirch-
str. 8 (1323).
- Dr. theol. et phil. J. Wilhelm Roth stein, Prof. a, d. Univ. Halle a/S.,
Karlstr. 4 II (915).
- Dr. Max Rottenburg in Nyiregyhäza, Ungarn (1212).
Dr. ^^'illiam Henry Denham Rouse, M. A., Headmaster of the Perse
School, 16 Brookside, Cambridge, England (1175).
- Dr. Franz Rühl, Prof. a. d. Univ. Königsberg i/Pr., Königsstr. 39 I (880).
- Dr. Ed. S a c h a u , Geh. Oberregierungsrat . Prof. a. d. Univ. Berlin , W,
Wormser Str. 12 (660).
- Carl Säle mann, Exz., Wirkl. Staatsrat, Mitglied d. kais. Akad. d. Wiss.,
Direktor d. Asiatischen Museums in St. Petersburg, Wassili-Ostrow,
Haus der Akademie (773).
- stud. rer. Orient. Wilhelm Sarasin in Basel, St. Jakobstr. 14 (1381).
- Dr. Friedrich Sarre, Prof. in Neubabelsberg b. Berlin, Kaiserstr. 39 (1329).
- Archibald Henry Sayce, M. A., Prof. a. d. Univ. Oxford (762).
- Dr. Wilhelm Schenz, kgl. Geistl. Rat, Lyzealrektor u. Prof. in Regens-
burg, St. Aegidienplatz, C, 18 II (1018).
- Dr. Lucian Scherman, Prof. a. d. Univ. München, Uugererstr. 18 11(1122).
- Celestino Schiaparelli, Prof. a. d. Univ. Rom, Via Nazionale 46 (777).
- A. Houtum Schindler, General in persischen Diensten, General-Inspektor
der Telegraphen, in Teheran (1010).
- Dr. theol. P. Nivard Johann Schlögl, Prof. in Stift Heiligenkreuz bei
Wien (1289).
. - Dr. Nathaniel Schmidt, Prof. a, d. Cornell University, Ithaca, N. Y. (1299).
- Dr. Richard Schmidt, Privatdozent a. d. Univ. Halle a,'S., Lessingstr. 17
(1157).
- Dr. Leo Schneedorf e r, k. k. Hofrat, Prof. a. d. deutschen Univ. in
Prag, I, 234 (862).
- Dr. Hans Schnorr von Carolsfeld, Oberbibliothekar d. Univ.-Bibliothek
in München, Giselastr. 7 (1128).
- Dr. Eberhard Seh rader, Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Berlin,
NW, Kronprinzen-Ufer 20 (G55\
Dr. ^\'. Sc li ranieie r, Admiralitiitsrat , Kommissar für chinesische An-
gelegenheiten, in Tsingtau (976).
- Dr. Paul Scliroeder, kais. deutscher Generalkonsul für Syrien, Beirut (700).
Dr. Leopold v. Scliroeder. Prof. a. d. Univ. Wien, Maximilians-
platz 13 II (905).
- Dr. phil. Walthcr Schubriug in Berlin, NW 23, Klopstockstr. 23 (1375).
- Dr. Friedrich Schult hess, Prof. a. d. Univ. Göttingen, Schildweg 21 (1233).
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. XIII
Herr Liz, Dr. Friedrich Schwally, Prof. a. d. Univ. Giessen, Friedrichstr. 12
(1140).
- Dr. Paul Schwarz, Prof., in Leipzig, Elisenstr. 54 III (1250).
- Dr. Jaroslav Sedlacek, Prof. a. d. böhmischen Univ. in Prag, Smichow,
Hussstr. 13 (1161).
- Dr. med. Ernst Seidel, approb. Arzt, in Oberspaar b. Meissen, Dresdner
Str. 58 d (1187).
- Dr. Christian Friedrich Seybold, Prof. a. d. Univ. Tübingen, Eugenstr. 7
(1012).
- Otto Siegesmund, Pfarrer in Gross-Mirkowitz bei Stempuchowo (Bez.
Bromberg) (1246).
- Dr. Richard Simon, Prof. a. d. Univ. München, Giselasfr. 29 I (1193).
- David Simonsen, Prof. in Kopenhagen, Skindergade 28 (1074).
- Dr. Vaclav Sixta, k. k. Professor in Jungbunzlau (Böhmen) (1378).
- Dr. Rudolf Smend, Prof. a. d. Univ. Göttingen, Bühlstr. 21 (843).
- Dr. theol. Henry Preserved Smith, Prof. a. d. Meadville Theologial School,
Meadville, Pa., U. S. A. (918).
- Vincent Arthur Smith, M. A., Hazelwood, the Park, Cheltenham, England
(1325).
- Dr. Christiaau Snouck Hurgronje, Regierungsrat des Ministeriums der
Kolonien und Prof. a. d. Univ. Leiden, Witte Singel 84a (1019).
- Dr. phil. Moritz Sobernheim iu Berlin, W, Königin Augustastr. 28 (1262).
- Dr. J. S. Speyer, Prof. a. d. Univ. Leiden, Heerengracht 24 (1227).
- Jean Spiro, Prof. a. d. Univ. Lausanne, Cour pres Lausanne (Schweiz) (1065).
- Dr. Reiuhold Baron von Stackeiberg, Dozent am Lazarewschen Institut
in Moskau (1120).
- Dr. phil. Freih. Alexander v. S t a e 1 - H o 1 s t e i n in Göttingen, Schildweg 36
(1307).
- Dr. Rudolf Steck, Prof. a. d. Univ. Bern, Sonnenbergstr. 12 (689).
- Dr. Mark Aurel Stein, Indian Educational Service, c/o. Political Agent,
Gilgit, Indien (1116).
- Dr. Georg Steindorff, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Waldstr. 54 (1060).
- P. Placidus Steinin ger, Prof. d. Theol. iu der Benediktiner- Ai»tei
Admont (861).
The Rev. Dr. Thomas Stenhouse, Mickley Vicarage, Stocksfield on Tyne,
England (1062).
Herr Liz. Dr. Sten Edvard Stenij, Prof. a. d. Univ. Helsingfors, Frederiks-
gat. 19 (1167).
- J. F. Stenning, M. A., Wadliam College in Oxford (1277).
- Liz. Dr. Carl Steuer nagel, Prof. a. d. Univ. Halle a/S., Kronprinzen -
Str. 42 (1348).
- Curt Steyer, Gymnasialoberlehrer in Chemnitz-Altendorf, Weststr. 107
(1353).
- Dr. Josef Stier, Prediger u. Rabbiner d. Israelit. Gemeinde in Berlin, N,
Oranienburger Str. 39 (1134).
- Dr. Hermann L. Strack, Prof. a. d. Univ. Berlin, in Gross-Lichterfelde,
Ringstr. 73 (977).
- Dr. phil. Otto Strauss in Berlin, W 10, Hildebrandstr. 20 (1372).
- Dr. Maximilian Streck, Privatdozent a. d. Univ. Strassburg i/Els. (1259).
- P. Amadeus Strittmatter, O. Cap., in Münster i/W., Kapuzinerkloster,
Neutor (1394).
- Dr. Hans Stumme, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Südstr. 72 II (1103).
- Georges D. Su rsock, Dragoman d.kais. deutschen Konsulats in Beirut (1014).
- Dr. Heinrich Suter, Prof. am Gymnasium in Zürich, Küsnacht b. Zürich
(1248).
- Dr. Jyun Takakusu in Tokio, Kogimachi 35 (1249).
- Dr. Emilio Teza, Prof. a. d. Univ. Padua, Santa Lucia 5 (444).
- G. W. Thatcher, M. A., B. D., in Oxford (1107).
Xiy Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft.
Herr Dr. G. Thibaut, Principal, Muir Central College in Allahabad, Indien (781).
- F. W. Thomas, M. A., Librarian, India Office, London, SW (1393).
- Dr. Tsuru-Matsu Tokiwai, p. Adr. Baron G. Tokiwai in Isshinden,
Province Ise, Japan (1217).
- Charles C. Torrey, Prof. a. d. Yale University, Kew Haren, Conn.,
U. S. A. (1324).
- Dr. Fr. T rech sei, Pfarrer in Spiez, Canton Bern (Schweiz) (755).
Fürst Esper Esperowitsch Uchtomskij, Durchl., Kammerherr Sr. Maj. d.
Kaisers v. Russland, in St. Petersburg, Schpalernaja 26 (1235).
Herr Dr. J. Jacob Unger, Rabbiner in Iglau (650).
- Dr. Herm. Vambery, Prof. a. d. Univ. Budapest, Frauz-Josepbs-Quai 19
(672).
- Dr. Bernhard Vandenhoff, Privatdozent a. d. Lniv. Münster i; '^^ .,
Margaretenstr, 14 (1207).
- Friedrich Veit, Privatgelehrter, in Tübingen, Hechinger Str, 20 (1185).
- Dr. Ludwig Venetianer, Rabbiner in Ujpest (1355).
- Rai Bahadur V. Venkay ya, M, A., Assistant Archseological Superintendent
for Epigraphy, in Ootacamund, Indien (1380).
- Dr. J. Ph. Vogel, Archseological Surveyor, Panjab and U. Prov. , in
Labore, Indien (1318).
- Dr. H. Vogelstein, Rabbiner in Stettin, Falkenwalder Str. 127 (1146).
- Dr. Hermann Vogelstein, Rabbiner in Königsberg i/Pr. , 111, P'liess-
str. 28 (1234).
- Dr. Jakob Wackernagel, Prof. a. d. Univ. Göttingen, Hoher Weg 12 (921).
- Prof. Dr. M. Walleser in Säckingen (1397).
- Oscar Wassermann in Berlin, C, Burgstr. 21 (1260).
The Venerable Archdeacon A. William Watkins in Durham, The College (827).
Herr Dr. med. Weckerling in Heidelberg, Univ.-Frauenklinik (1402).
- Dr. phil. Gotthold Weil in Berlin, KW 23, Brückenallee 22 (1346).
- J. Weiss, Gerichtsassessor a, D., in Bonn, Auguststr. 7 (1369).
- Dr. F. H. Weissbach, Oberbibliothekar a. d. Univ.-Bibliothek u, Prof.
a. d. Univ. Leipzig, in Gautzsch b, Leipzig (1173).
- Dr. Julius Wellhausen, Geh. Regierungsrat, Prof. a. d. Univ. Göttingen,
Weberstr. 18 a (832).
- Doctorandus A. J. Wensinck in Alphen a/Rh., Holland (1400).
- Dr. Cossmann Werner, Rabbiner in München, Herzog Maxstr. 3 I (1332).
- Liz, Dr. Gustav Westphal, Privatdozent a. d. Univ. Marburg i/H,,-
Ritterstr. 13 (1335).
- Dr. Wilhelm Weyh, Gymnasialassistent in München, Sclnvindstr. 25 H r.
(1401).
- Dr. Karl Fr. Weymann, Gymnasialprof. in Karlsruhe i/B , Sofienstr. 124
(1279).
- Dr. Alfred Wicdemann, Prof. a. d. Univ. Bonn, Königstr. 32 (898).
- Dr. Eugen Wilhelm, Hofrat, Prof. a. d. Univ. Jena, Wagnerg. 11 I (744).
- Dr. Ernst W i n d i s c h , Geh. Rat, Prof. a. d, Univ. Leipzig, Universitätsstr. 15
(737).
- Dr. Moritz W i n t c r n i t z , Prof. a. d. deutschen Univ. in Prag, Kgl. Weinberge,
Chodengasse 5 (1121).
- Prof.U. Wogihara, lOHatsunecho Shicbome, YanakaShitaya, Tokio(1319).
- Dr. James Haughton Woods, Instructor in Pliilosopby, Harvard University,
in Boston, Mass., U. S. A., 2 Chestnut Street (1333).
The Rcv. Charles H. 11. Wright, D. D., M. A., Pii. D., 90 Bolingbroke Grove,
Battersea, London, SW (553).
Herr Dr. theol. et jihil. Karl August Wünsche, Prof.. in Dresden, Albrecht-
str. 15 II (G39).
- stud. jur. Artliur von Wurzbach in Laibach, Spinnerg. 10 (1351).
- Dr. A. S. Yahuda, Dozent a. d. Lehranstalt f. d. Wissenschaft des Juden-
tums in Berlin, Charlottenburg, II, Knescbeekstr. 93 I (1385).
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. Gesellschaft. XV
Herr Dr. Theodor Zachariae, Prof. a, d. Univ. Halle a/S., Händelstr. 29 (1149).
- Dr. theol. et phil. Josef Zaus, Prof. a. d. deutsclieii Univ. in Prag, III,
Josefsg. 43 (1221).
- Dr. Karl Vilhelm Zettersteen, Prof. a. d. Univ. Upsala, Kungsgatan 65
(1315).
- Dr. Heinrich Zimmern, Prof. a. d. Univ. Leipzig, Kaiser Wilhelmstr. 32
(1151).
- Dr. Josef Zubaty , Prof. a. d. böhmischen Univ% in Prag, Smichow, Jakobs-
platz 1 (1139).
In die Stellung eines ordentlichen Mitglieds sind eingetreten i) :
The Adyar Library in Madras (51).
Das Alttestamentliche exegetische Seminar der Univ. Leipzig (53).
Die Kgl. Bibliothek in Berlin, W, Opernplatz (12).
„ Bibliothek der Israelitisch-Theologischen Lehranstalt in
Wien, II, Tempelg. 3 (48).
„ Bibliothek der Jüdischen Gemeinde in Berlin, N, Oranienburger
Str. 60/62 (49).
„ Bibliothek des Beuedictinerstifts St, Bonifaz in München,
Karlstr. 34 (18).
„ Bodleiana in Oxford (5).
Das Deutsche evangelische Institut für Altert ii ms wissensch.
des hl. Landes in Jerusalem (47).
Die Herzogliche Bibliothek in Gotha (52).
„ Grossherzog 1. Hofbibliothek in Darmstadt (33).
„ k. k. Hofbibliothek in Wien (39).
Das Fürstlich Hohenzollernsche Museum in Sigmaringen (1).
Die Lehranstalt für die Wissenschaft des Juden tums in Berlin (50).
The New York Public Library, Astor Lenox and Tilden Foundations, in
New York, 40 Lafayette Place (44).
„ Owens College in Manchester, England; siehe The Victoria Uuiversity.
„ Princeton University Library in Princeton, N.J.. U. S. A. (46).
Das St. Ignatius-Coll egium in Valkenburg (Holland) (35).
The St. Xavier's College, Fort, Bombay (9).
Die Stadtbibliothek in Hamburg (4).
The Union Theological Semina ry in New York (25).
Die Kgl. Universitäts-Bibliothek in Amsterdam (19).
„ Universitäts-Bibliothek in Basel (26).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek in Berlin, NW, Dorotheenstr. 9 (17).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek in Breslau (16).
„ Universitets- Bibliothek in Christiania (43).
„ Kais. Universitäts- B ibl io t hek in Dorpat (41).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek in Erlangen (37).
„ Grossherzog 1. Universitäts- Bibliothek in Freiburg i/B. (42).
„ Gross h erzog 1. Universitäts-Bibliothek in Giessen (10).
„ Kgl. Un iversi tat s- Bibliothek in Greifswald (21).
„ G ro ssher z ogl. Universitäts-Bibliothek in Jena (38).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek in Kiel (24).
„ Kgl. Un i ve rsi t ä t s- B i b 1 i o t h e k in Königsberg i/Pr. (13).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek „Albertina" in Leipzig, Beethoven-
str. 4 (6).
„ Kgl. Universitäts-Bibliothek in Marburg i/H. (29).
1) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht sich auf die Keihenfolge, in der die betrelV. Bibliotheken und Institute
der D. M. G. beigetreten sind.
Xyi Schriftenaustausch der D. M. Gesellschaft.
Die Kgl. Universitäts-Bibliothek in München, Ludwigstr. 17 (40).
Kais. Universitiits-Bibliothe k in St. Petersburg (22).
k. k. Universitäts-Bibliothek in Prag (14).
Grossher zogl. Universitäts-Bibliothek in Rostock (34).
Kais. Universitäts- u. Landesbibliothek in Strassburg i/Els. (7).
Kgl. Universitäts-Bibliothek in Utrecht (11).
Kgl. Universitäts-Bibliothek in Würzburg (45).
Das Veitel-Heine-Ephraimsehe Beth ha-Mid rasch in Berlin (3).
The Victoria University (früher Owens College) in Manchester, England (30).
Sclirifteiiaustaiisch der D. M. Gesellsclmt't.
Verzeichnis der gelehrten Körperschaften u. s. w. , die mit der D. M. G. in
Schriftenaustausch stehen, nach dem Alphabet der Städtenamen, mit Angabe
der Veröffentlichungen, welche die D. M. 6. von ihnen regelmäßig erhält.
* bedeutet , daß die D. M. G. als Gegenleistung Zeitschrift und Abhandlungen liefert.
t bedeutet besondere Abmachungen. Die Körperschaften u. s. w. , denen kein Zeichen
beigesetzt ist, erhalten die Zeitschrift.
1. La Revue Africaine in Alger, C rue Clauzej. — Bb 866. 4^.
*2. Het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen in Batavia.
Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde. Bb 901.
Notulen van de Algemeene en Bestuurs-Vergaderingen. Bb 90ld.
Verhandelingen. Bb 901 n. 4*^.
Dagh-Register gehoudeu int Casteel Batavia. Ob 2780. 4**.
*3. Die Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften in Berlin.
Abhandlungen, Philolog. u. historische. Ae 5. 4".
Sitzungsberichte. Ae 165. 4*^.
4. Die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, SW, Wilhelmstr. 23.
Zeitschrift der Gesellschaft f. E. zu B. Oa 256. 4°.
5. Die Zeitschrift ,,Memnon" in Berlin (Herr Prof. Dr. Reinhold Freiherr
V. Lichtenberg, Südende, Lindenstr. 5).
*6. Das Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin, Dorotheenstr. 6.
Mitteilungen des Seminars für Or. Spr. Bb 825.
Lelirbücher des Seminars f. Or. Spr. zu Berlin. Bb 1120.
7. Al-Machriq, Revue catholique Orientale, in Beyrouth (Syrien). — Bb 818.
8. R. Accademia delle Scienze dell' Istituto di Bologna.
Memorie della Classe di Scienzi morali. Ae 155. 8*^.
Rendiconto della Classe di Scienzi morali. Ae 155. 4''.
9. The Anthropological Society of Bombay.
Journal. Oc 176.
*1Ü. The Bombay Brauch of tlie Royal Asiatic Society in Bombay.
Journal. Bb 755.
11. La Societe des Bollandistes, 14, rue des Ursulines, k Bruxelles.
Analecta Bollandiana. Ah 5.
12. Magyar Tudomänyos Akademia in Budapest.
Ertekezesek. Ae 96.
Nyelvtudomänyi Közlemenyek. Ae 130.
Rapport sur les travaux de l'Acad. Hongroise des Sciences. Ae 196.
Einzelne jeweilig crsclieinende Werke.
13. Die Redaktion der „Revue Orientale" in Budapest (Herr Dr. Bernhard
Munkäcsi, VI, Szondy-utcza 9).
Keleti Szemlc. Revue Orientale. Fa 76.
14. The Khedivial Library in Cairo.
*15. The Royal Asiatic Society of Bengal in Calcutta.
Journal. Part I und Part 111. Bb 72.5.
Proceedings. Bl) 725°.
Bibliotheca Indica. Bb 1200.
«
Schriftenav^tausch der D. M. Gesellschaft. XYII
16. The American Journal of Archaeology in Cambridge, Mas?. (Editor-
in-Chief: Professor Harold N. Fowler, Western Reserve University,
Cleveland, Ohio, U. S. A.) — Na 139.
17. The Ceylon Branch of tlie Royal Asiatic Society in Colombo.
Journal. Bb 760,
18. Les Echos d'Orient in C o n s t an tiuopel. la 33. 4<'.
19. R. Istituto di Studi superiori in Florenz, Piazza San Marco 2.
Accademia Orientale. Bb 1247. 4*^.
Collezione scolastica. Bb 1247 3'.
20. Societä asiatica italiana in Florenz, Piazza S. Marco 2.
Giornale. Bb 670.
21. Die Königl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen.
Nachrichten. Ae 30.
22. Der Historische Verein für Steiermark in Graz.
Mittheilungen. Nh 200 (mit der Beilage: Stiria illustrata, Nh 200»).
Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. Nh 201.
23. Het Koninklijk Instituut voor Taal-, Land- en Volkenkunde van Neder-
landsch Indie im Haag.
Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van N. I. Bb 608,
24. Teyler's Theologisch Tijdschrift in Haarlem. — la 135.
25. Die Gesellschaft für jüdische Volkskunde in Hamburg. Redakteur:
Dr. Max Grunwald, Rabbiner in Wien, XV, Turnergasse 22,
Mitteilungen, Oc 1000.
26. L'Ecole Fran9aise d'Extreme- Orient in Hanoi.
Bulletin. Bb 628. 40.
27. Die Finnisch-ugrische Gesellschaft in Helsingfors,
Journal de la Societe Finno-Ougrienne. Fa 60, 4".
Memoires de la Societe Finno-Ougrienne, Fa 61, 4*.
28. La Revue Biblique Internationale in Jerusalem. — la 125.
*29. Das Curatorium der Universität in Leiden.
Einzelne Werke, besonders die orientalischen Bücher, welche mit
Unterstützung der Regierung gedruckt werden.
30. Die Zeitschrift „T'oung-pao" in Leiden (Herr Prof. Henri Cordier,
Paris (16e), 54 rue Nicolo), — Bb 905. 4"^.
31. Das Archiv für Religionswissenschaft in Leipzig. — Ha 5.
32. Der Deutsche Verein zur Erforschung Palästinas in Leipzig.
Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins. la 140.
Mittheilungen und Nachrichten des D. P.-V. la 140*.
t33. Die Königl. Säclis. Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig.
Berichte. Ae 51.
Abhandlungen. Ae 8. 4*^.
t34. Das Semitistische Institut der Universität Leipzig.
Leipziger semitistische Studien. Bb 1114.
35. The Gypsy Lore Society in L i v e r p o o 1 (R. A. Scott Macfie,Esq., 6, Hope Place).
Journal. Eb 6200.
36. The Anthropological Institute of Great Britain and Ireland in London, W,
3 Hanover Square.
Journal. Oc 175. 40.
37. The Society of Biblical Archaeology in London, WC, Bloomsbury,
37 Great Russell Street.
Proceedings, Ic 2290.
*38. The Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland in London, W,
22 Albemarle Street.
Journal. Bb 750.
*39, The Royal Geographical Society in London, W, 1 Savile Row,
The Geographical Journal. Oa 151.
40. L'Athenee oriental in Löwen.
Le Museon, Af HC.
XYIII SchriftenaustaiLSch der D. M. Gesellschaft.
41. The Ethnological Survey lor the Philippiiie Islands in Manila.
*42. Die Köiiigl. Bayer. Akademie der Wissenschaften in München.
Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und der histo-
rischen Classe. Ae 185.
Abhandlungen der philo?.-philolog. Classe. Ae 10. 4".
*43. The American Oriental Society in New Haven.
Journal. Bb 720.
44. La Societe de Geographie et d'Archeologie d'Oran in Oran.
Bulletin Trimestriel. Bb 630. 4«.
*45. L'Ecole speciale des Langues Orientales Vivantes in Paris, 2, rue
de Lille.
Publications de l'Eeole des L. O, V. Bb 1250. S«. 4«. 2'.
Bibliotheque de l'Eeole des L. O. V. Bb 1119
50
46. Le Musee Guimet in Paris.
Annales. Bb 1180. 4".
Annales (Bibliotheque d'Etudes). Bb 1180». 4'>.
Revue de THistoire des Religions. Ha 200.
47. La Revue Archeologique in Paris, 2, rue de Lille. — Xa 325.
48. La Revue de l'Orient Chretien in Paris. Librairie Picard , 82 rue
Bonaparte.. — la 126.
49. La Societe Asiatique in Paris, rue de Seine, Palais de llnstitut.
Journal Asiatique. Bb 790.
*50. Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.
Bulletin. Ae 65. 4".
Memoires. Ae 70. 4". [Bisher nicht vollständig.]
30
Bibliotheca Buddhica. Eb 2020.
Bv^avxLva XQOvixa. Eg 330. 4**.
Publications du Musee d'Anthropologie et d'Ethnograpbie de l'Aca-
demie Imp. d. sciences de St.-Petersbourg. Oc 263. 4".
Einzelne jeweilig erscheinende Werke.
*51 Die Kaiserl. Russ. Geographische Gesellschaft in St. Petersburg.
IlSBtCTifl. Oa 42.
OrieTi. Oa. 43.
3anncKn ... Ho OT;tt.ieHiK) 3THOrpa4)in. Oa 48.
52. The American Philosophical Society in Philadelphia, 104 South
5^^ Street.
Proceedings. Af 124.
•53. Studi italiani di filologia indo-iranica in Pisa. — Eb 827.
*54. R. Accademia dei Lincei in Rom.
Rendiconti. Memorie della Classe di scienze morali, storiche e
filologiche. Ae 45.
Atti (Rendiconti delle sedute solenni). Ae 45 a. 4**.
55. Die Zeitschrift ,,Bessarione'' in Rom, Piazza S.Pautaleo No. 3. — Bb 606.
56. La Scuola Orientale della R. Universitä in Rom.
Rivisia degli studi orientali. Bb 885.
57. Die Internationale Zeitschrift ..Anthropos"in Salzburg (Herr P. W.Schmidt
in St. Gabriel, Mödling b. Wieti).
58. The China Branch of the Royal Asiatic Society in Shanghai.
Journal. Bb 765.
59. The Director General of Archseology in India in Simla.
*60. The Tokyo Library of the Imperial University of Japan in Tokyo,
The Journal of the College of Science, Imperial University of
Tokyo, Japan. P 150, 40.
Calendar. Ae 74.
61. Tlie Asintic Society of Japan in Tokyo.
Transactions. Fg 100,
Schriftenatistausch der D. M. Gesellschaft. XIX
62. La Revue Tunisienne in Tunis, Institut de Carthage. — Oa 208.
*63. Die Königl. Universitätsbibliothek in Upsala.
Sphinx. Ca 9.
Einzelne jeweilig erscheinende üniversitätsschriften. Auch Af 155.
*64. The Bureau of Ethnology in Washington.
Bulletin (bisher in der Bibliothek auf verschiedene sachliche Ab-
teilungen verteilt).
Annual Report. Oc 2380. 40.
65. The Smithsonian Institution in Washington.
Annual Report of the Board of Regent«. Af 54.
*66. Die Kaiserl. Königl. Akademie der Wissenschaften in Wien.
Sitzungsberichte. Philosoph.-histor. Classe. Ae 190.
Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen. Nh 170.
Fontes rerum Austriacarum. Nh 171.
67. Die Numismatische Gesellschaft in Wien, I, Universitätsplatz 2.
Monatsblatt. Mb 135. 4».
Numismat. Zeitschrift. Mb 245.
68. Die Mechitharisten-Congregation in Wien, VII, Mechitharistengasse 4,
Handes amsoreay. Ed 1365. 4".
Ex officio erhalten je 1 Expl. der Zeitschrift :
Se. Hoheit Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg in Alten bürg.
Das Königl. Ministerium des Unterrichts in Berlin.
Die Privat-Bibliothek Sr. Majestät des Königs von Sachsen in Dresden.
Se. Exzellenz der Herr Staatsminister a. D. von Seydewitz in Dresden.
Die eigene Bibliothek der Gesellschaft in Halle a/S. (2 Exemplare).
Die Köni>il. Universitäts-Bibliothek in Halle a/S.
The India Office Library in London, SW, Whitehall, Downing Str.
Die Kaiser Wilhelms-Bibliothek in Posen (auch die „Abhandlungen").
Die Königl. öffentliche Bibliothek in Stuttgart.
Die Königl. Universitäts-Bibliothek in Tübingen.
b*
XX
Yerzeiclmis der auf Kosten der Deutschen Morgen-
ländisclien Gesellschaft veröffentlichten Werke.
Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Herausgegeben von
den Geschäftsführern. I.— LXI. Band. 1847—1907. 8. 860 M. (I. 8 M.
II.— XXI. k 12 M. XXII.— LVII. ä 15 M. LVIII.— LX. k 18 M.)
(für Mitglieder der D. M. G. 556 M. 50 Pf.).
Früher erschien und wurde später mit der Zeitschrift vereinigt:
Jahresbericht der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft für das Jahr
1845 (1846. 8.). 1846 (1847. 8.). 5 M. (1845. 2 M., 1846. 3 M.)
Die Fortsetzung von 1847 — 1858 ist in den Heften der Zeitschrift Bd. IV
bis XIV verteilt enthalten.
Register zu Band I — X. 1858. 8. 4 M. (für Mitglieder der
D. M. G. 3 M).
Register zu Band XI— XX. 1872. 8. 1 M. 60 Pf. (für Mit-
glieder der D. M. G. 1 M. 20 Pf).
Register zu Band XXI— XXX. 1877. 8. 1 M. 60 Pf. (für
Mitglieder der D. M. G. 1 M. 20 Pf.).
Register zu Band XXXI— XL. 1888. 8. 4 M. (für Mitglieder
der D. M. G. 2 M. 50 Pf.).
Register zu Band XLI— L. 1899. 8. 4 M. 50 Pf. (für Mit-
glieder der D. M. G. 3 M.).
Bd. 2, 3, 8 — 10, desgleichen, soweit es sich um Nichtmitglieder der
D. M. G. handelt, 25 — 27 und 29 — 32 der Zeitschrift können einzeln
nicht mehr abgegeben werden, sondern nur bei Abnahme der gesamten
Zeitschrift. An die Mitglieder der Gesellschaft werden vom
21. Bande an einzelne Jahrgänge oder Hefte unmittelbar von der
Kommissionsbuchhandlung F. A. Brock haus in Leipzig zur Hälfte
des Preises abgegeben, mit Ausnahme von Band 25—27 und 29 — 32, welche
nur noch zum vollen Ladenpreise (ä 15 M.) abgegeben werden können.
Supplement zum 20. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1859 bis 1861. Von Jiichard Gosche.
8. 1868. 4 M. (für Mitglieder der D. M. G. 3 M.).
Supplement zum 24. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1862 bis 1867. \on Richard Gosche.
Heft I. 8. 1871. Z M. (für Mitglieder der D. M. G. 2 M. 25 Pf).
Heft II ist hiervon nicht erschienen und für die Jahre 1868 bis Oktober
1876 sind keine wissenschaftl. Jahresberichte publiziert worden.
Supplement zum 33. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht von October 1876 bis December 1877.
Von Ernst Kuhn und Albert Socin. 2 Hefte. 8. 1879. 8 M. (für
Mitglieder der D. M, G. 4 M.).
NB. Diese beiden Hefte werden getrennt nicht abgegeben.
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1878. Von Krnst Kuhn. 8. 1883.
6 M. (für Mitglieder der D. M. G. 3 M.).
Supplement zum 33. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1879. Von Krnst Kuhn und August
Müller. 8. 1881. 5 M. (für Mitglieder der D. M. G 2 M. 50 Pf.).
Verzeichnis der auf Kosten d. D. M. G. veröffentlichten Werke. XXI
Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellscliaft. Supplement zum
34. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1880. Von Ernst Kuhn und August
Müller. 8. 1883. 6 M. (für Mitglieder der D. M. G. 3 M.).
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1881. Von H. Kern, F. Praetor ius
8. 1885. 4 M. (für Mitglieder der D. M. G. 2 M.).
Wissenschaftlicher Jahresbericht über die morgenländischen Studien 1874
bis 1875. (Fragment.) Von Richard Gosche. 8. 1905. 1 M. (für
Mitglieder der D. M. G. 75 Pf.).
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes. Herausgegeben von der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft. I. Band (in 5 Nummern). 1857 — 1859. 8.
19 M. (für Mitglieder der D. M. G. 14 M. 25 Pf.).
Die einzelnen Nummern unter folgenden besondern Titeln:
Nr. 1. Mithra. Ein Beitrag zur Mythengeschichte des Orients. Von
Friedrich Windischmann. 1857. 2 M. 40 /f. (für Mitglieder der D. M. G.
1 M. 80 Pf.). Oänzlich vergriffeu.
Nr. 2. Al-Kindi , genannt „der Philosoph der Araber". Ein Vorbild
seiner Zeit und seines Volkes. Von G. Flügel. 1857. 1 AI. 60 Pf.
(für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 20 Pf).
Nr. 3. Die fünf Gäthä's oder Sammlungen von Liedern und Sprüchen
Zarathustra's, seiner Jünger und Nachfolger. Herausgegeben, übersetzt und
erklärt von Martin Haug. 1. Abtheilung: Die erste Sammlung (Gäthä
ahunavaiti) enthaltend. 1858. 6 M. (für Mitglieder der D. M. G.
4" M. 50 Pf.). Vergrififen bis auf l Exemplar.
Nr. 4. Ueber das ^'atrunjaya Mähätmyam. Ein Beitrag zur Geschichte
der Jaina. Von Alhrecht Weher. 1858. 4 M. 50 Pf. (für Mitglieder der
D. M. G. 3 M. 40 Pf).
Nr. 5. Ueber das Verhältniss des Textes der drei syrischen Briefe des
Ignatios zu den übrigen Recensionen der Ignatianischen Literatur. Von
Richard Adelbert Lipsius. 1859. 4 M. 50 Pf. (für Mitglieder der
D. M. G. 3 M. 40 Pf).
II. Band (in 5 Nummern). 1860—1862. 8. 27 M. 40 P/\
(für Mitglieder der D. M. G. 20 M. 30 Pf).
Nr. 1. Hermae Pastor. Aethiopice primum edidit et aethiopica latine
vertit Antonius d'Abbadie. 1860. 6 M. (für Mitglieder der D. M. G.
4 M. 50 Pf).
Nr. 2. Die fünf Gäthä's Zarathustra's. Herausgegeben, übersetzt und
erklärt von Martin Haug. 2. Abtheilung: Die vier übrigen Sammlungen
enthaltend. 1860. 6 M. (für Mitglieder der D. M. G. 4 M. 50 Pf).
Nr. 3. Die Ki'one der Lebensbeschreibungen, enthaltend die Classen der
Hanefiten von Zein-ad-din Käsim Ibu Kutlübugä. Zum ersten Mal heraus-
gegeben und mit Anmerkungen und einem Index begleitet von Gustav Flügel.
1862. 6 M. (für Mitglieder der D. M. G. 4 M. 50 Pf).
Nr. 4. Die grammatischen Schulen der Araber. Nach den Quellen be-
arbeitet von Gustav Flügel. 1. Abtheilung: Die Schulen von Basra und
Kufa und die gemischte Schule. (Mehr ist nicht erschienen.) 18G2. 6 M.
40 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 4 M. 80 Pf).
Nr. 5. Kathrt Sarit Sägara. Die Märchensammlung des Somadeva,
Buch VI. VII. VIII. Herausgegeben von Äej-wiarm iiJroc'Maiw. 1862. 6 3/.
(für Mitglieder der D. M. G. 4 M. 50 Pf). Herabgesetzt auf 3 M.,
für Mitglieder 2 M.
III. Band (in 4 Nummern). 1864. 8. 27 M. (für Mitglieder
der D. M. G. 20 M. 25 Pf.).
Nr. 1. Sse-schu, Schu-king, Schi-king in Maiulschui.seher Uebersetzung
mit einem Mandschu-Deutschon Wörterbuch herausgegeben von H. C. von
der Gabelentz. 1. Heft. Text. 1864. 9 M. (für Mitglieder der D. M. G.
6 M. 75 Pf).
XXII Verzeichnis der auf Kosten d. D. M. G. veröffentUcJiten Werke.
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes. III. Band.
Nr. 2. 2. Heft. Wörterbuch 1864. 6 M. (für Mitglieder der
D. M. G. 4 M. 50 Pf.).
Nr. 3. Die Post- und Eeiserouten des Orients. Mit 16 Karten nach
einheimischen Quellen von A. Sjyrenger. 1. Heft. 1864. 10 AI. (für
Mitglieder der D. M. G. 7 M. 50 Pf'.).
Nr. 4. Indische Ilausregeln. Sanskrit und Deutsch herausgegeben von
Adolf Friedrich Stenzler. I. A^valäyana. 1. Heft. Text. 1864. 2 M.
(für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 50 Pf:).
IV. Band (in 5 Nummern). 1865—1866. 8. 18 M. 20 Pf.
(für Mitglieder der D. M. G. 12 M. 90 Pf.).
Nr. 1. Indische Hausregeln. Sanskrit und Deutsch herausgegeben von
Adolf Friedrich Stenzler. I. A^valäyana. 2. Heft. Uebersetzuug. 1865.
3 M. (für Mitglieder der D. M. G. 2 M. 25 Pf.).
Nr. 2. ^äntanava's Phitsütra. Mit verschiedenen indischen Commentaren,
Einleitung , Uebersetzung und Anmerkungen herausgegeben von Franz
Kielhorn. 1866. 3 .1/. (für Mitglieder der D. M. G. 2 M. 25 Pf.).
Nr. 3. Ueber die jüdische Angelologie und Daemonologie in ihrer Ab-
hängigkeit vom Parsismus. Von Alexander Kohut. 1866. 2 71/. (für Mit-
glieder der D. M. G. 1 M. öQ Pf).
Nr. 4. Die Grabschrift des sidonischen Königs Eschmun-ezer übersetzt
und erklärt von Ernst Meier. Mit 2 Kupfertafeln. 1866. 1 .1/. 20 Pf.
(für Mitgüeder der D. M. G. 90 Pf.).
Nr. 5. Kathä Sarit Sägara. Die Märchensammlung des Somadeva.
Buch IX — XVin. (Schluss.) Herausgegeben von Hermann Brockhaus.
1866. 16 M. (für Mitglieder der D. M. G. 12 M.). Herabgesetzt auf
9 M., für Mitglieder 6 M.
V. Band (in 4 Nummern). 1868—1876. 8. 31 M. 10 Pf.
(für Mitglieder der D. M. G. 22 M. 85 Pf).
Nr. 1. Versuch einer hebräischen Formenlehre nach der Aussprache
der heutigen Samaritaner nebst einer darnach gebildeten Transscription der
Genesis und einer Beilage. . . . Von U. Peter mann. 1868. 7 M. üO Pf.
(für Mitglieder der D. M. G. 5 Af. 65 Pf).
Nr. 2. Bosnisch-türkische Sprachdenkmäler. Yon Otto Blau. 1868. 9 AI.
60 Pf (für Mitglieder der D. M. G. 7 AI. 20 Pf).
Nr. 3. Ueber das Sapta9atakam des Häla. Ein Peitrag zur Kenntniss
des Präkrit von Albrecht Weber. 1870. 8 AI. (lür Mitglieder der D. M. G.
6 M). Herabgesetzt auf 2 AI., für Mitglieder 1 AI.
Nr. 4. Zur Sprache, Literatur und Dogmatik der Samaritaner. Drei Ab-
handlungen nebst zwei bisher unedirten samaritanischen Texten heraus-
gegeben von Samuel Kohn. 1876. 12 AI. (für Mitglieder d. D. M. G. 9 AI).
VI. Band (in 4 Nummern). 1876—1878. 8. 39 AI. (für
Mitglieder der D. M. G. 29 AI. 25 Pf.).
Nr. 1. Chroniquo do Josue le Stylite ecrito vers l'an 515. Texte et
traduction par Paulin Alartin. 1876. 9 iU. (für Mitglieder der D. M. G.
6 AI. 75 Pf).
Nr. 2. Indische Hausrogeln. Sanskrit und Deutsch herausgegeben von
Adolf Friedrich Stenzler. II. PAraskara. 1. Heft. Text. 1876. 3 AI.
60 if. (für Mitglieder der D. M. 6. 2 AI. 70 Pf).
Nr. 3. Polemische und apologetische Literatur in arabischer Sprache
zwischen Muslimen, Cliristen und Juden, nebst Anhängen verwandten
Inhalts. . . . von Aloritz Steinschneider. 1877. 22 AI. (für Mitglieder
der D. M. G. 16 AI 50 Pf).
Nr. 4. Indische Ilausregeln. Sanskrit und Deutsch herausgegeben von
Adolf Friedrich Stenzler. II. PAraskara 2. Heft. Uebersetzung. 1878.
4 AI. 40 Pf (für Mitglieder der D. M. G. 3 AI. 30 Pf).
Verzeichnis der auf Kosten d. D. M. G. veröffentlichten Werke. XXIII
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes. VII. Band (in 4 Nummern).
1879—1881. 8. 42 M. (für Mitglieder der D. M. G. 29 M. 50 Ff.).
Nr. 1. The Kalpasütra of Bhadrabähu edited with an Introduction,
Notes and a Präkiit-Samskiit Glossary by Hermann Jacohi. 1879. 10 M.
(für Mitglieder der D. M. G. 7 M. 50 Pf.). Herabgesetzt auf 6 M.,
für Mitglieder 4 J/.
Nr. 2. De la Metrique chez les Syriens. Par M. l'abbe Martin. 1879
4 M. (für Mitglieder der D. M. G. 3 M.).
Nr. 3. Auszüge aus syrischen Akten persischer Märtyi-er. Übersetzt
und durch Untersuchungen zur historischen Topographie erläutert von Georg
Hoffmann. 1880. 14 M. (für Mitglieder der D. M. G. 10 M. 50 Pf.).
No. 4. Das Sapta9atakam des Häla. Herausgegeben von Albrecht
Weber. 1881. 32 M. (für Mitglieder der D. M. G. 24 M.). Herabge-
setzt auf 18 J/., für Mitglieder 12 M.
Vni. Band (in 4 Nummern). 1881—1884. 8. 27 M, 50 Pf.
(für Mitglieder der D. M. G. 19 M. 50 Pf.).
No. 1. Die VetälapancaviÜ9atikä in den Recensionen des Civadäsa und
eines Ungenannten mit kritischem Commentar herausgegeben von Heinrich
XJhle. 1881. 8 M. (für Mitglieder der D. M. G. 6 M.). Herabgesetzt auf
6 M., für Mitglieder 4 M.
No. 2. Das Aupapätika Sütra, erstes Upänga der Jaina. I. Theil. Ein-
leitung, Text und Glossar. Von Ernst Leumann. 1883. 6 M. (für
Mitglieder der D. M. G. 4 M. 50 Pf.).
No. 3. Fragmente syrischer und arabischer Historiker herausgegeben
und übersetzt von Friedrich Baethgen. 1884. 7 M. 50 jy. (für Mit-
glieder der D. M. G. 5 M.).
No. 4. The Baudhäyanadharmasästra edited by E. Hultzsch. 1884. 8 3f.
(für Mitglieder der D. M. G. 6 M.).
IX. Band (in 4 Nummern). 1886 — 1893. 8. 33 M. 50 Pf.
(für Mitglieder der D. M. G. 23 M. 50 Pf).
No. 1. Wortverzeichniss zu den Hausregeln von A^valäyana, Päraskara,
^änkhäyana und Gobhila. Von Adolf Friedrich Stenzler. 1886. 4 M.
50 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 3 M.).
No. 2. Historia artis grammaticae apud Syros Composuit et edidit
Adalbertus Merx. 1889. 15 M. (für Mitglieder der D. M. G. 10 M.).
No. 3. Säipkhya-pravacana-bhäshya, Vijnänabhikshu's Commentar zu den
Sämkhyasütras. Aus dem Sanskrit übersetzt . . . von Richard Garbe. 1889.
la' M. (für Mitglieder der D. M. G. 8 M.).
No. 4. Index zu Otto Böhtlingks Indischen Sprüchen. Von August Blau.
1893. 4 M. (für Mitglieder der D. M. G. 2 M. 50 Pf.).
X. Band (in 4 Nummern). 1893—1897. 8. 24 M. 30 Pf.
(für Mitglieder der D. M. G. 16 M. 20 Pf.).
No. 1. Die Qukasaptati Textus simplicior. Herausgegeben von Richard
Schmidt. 1893. 9 M. (für Jlitglieder der D. M. G. 6 M.).
No. 2. Die Ävasyaka-Erzählungen herausgegeben von Ernst Leumann.
1. Heft. 1897. 1 M. 80 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 20 iy.).
No. 3. The Pitrmedhasütras of Baudhäyana, lliraiiyakesin , Gautama
edited ... by W. CaZ«7irf. 189C. Q M. (für Mitglieder der D.M. G. 4 M.).
No. 4. Die Maräthl-Uebersetzung der Sukasaptati. MaräthT und deutsch
von Richard Schmidt. 1897. 7 M. hO Pf. (tür Mitglieder der D. M. G.
5 M.).
XXIV l 'erzeichnis der auf Kosten d. D. M. G. veröffentlichten Werke.
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes. XI. Band (in 4 Nummern).
1898—1902. 8. 29 M. 50 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 21 M. 75 Pf).
No. 1. Wörterbuch des Dialekts der deutschen Zigeuner zusammen-
gestellt von Rudolf r. Sowa. 1898. 4 M. 50 Pf. (für Mitglieder der
D. M. G. 3 M.).
No. 2. Grundriss einer Lautlehre der Bautusprachen nebst Anleitung zur
Aufnahme von Bantusprachen. Anhang: Verzeichnis von Bantuwortstämmen.
Von Carl Meinhof. 1899. SM. (für Mitglieder d. D.M.G. G M.). Tersrriffen.
No. 3. Lieder der Libyschen Wüste. Die Quellen und die Texte nebst
einem Exkurse über die bedeutenderen Beduinenstämme des westlichen
Unterägypten. Von Martin Hartmann. 1899. 8 M. (für Mitglieder der
D. M. G. C M.).
No. 4. Cändra-Vyäkarana, die Grammatik des Candragomin .... Heraus-
gegeben von Bruno Liebich. 1902. 9 M. (für Mitglieder der D. M. G.
& M. Ib Pf.).
- XII. Band. 8.
No. 1. Über das rituelle Sütra des Baudhäyana. Von W. Caland.
1903. 2 M. (für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 60 Pf.).
No. 2. Die Liebenden von Amasia. Ein damascener Schattenspiel
niedergeschrieben , übersetzt und mit Erklärungen versehen von Joh.
Gottfried Wetzstein. Aus dem Nachlasse desselben herausgegeben von
G. Jahn. 1906. 5 M. (für Mitglieder der D.M.G. 3 M. Ib Pf.).
Vergleicliungs-Tabellen der Muhammedanischeii und Christlichen Zeitrechnung,
nach dem ersten Tage jedes Muhammedanischen Monats berechnet ....
herausgegeben von Ferdinand Wüstenfeld. Auast. Neudruck. 1903. 4.
1 M. 50 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 1 M).
Fortsetzung der Wüstenfeldschen Vergleichungs-Tabellen der Muhammedanischen
und Christlichen Zeitrechnung (von 1300 bis 1500 der Hedschra). . . heraus-
gegeben von Eduard Mahler. 1887. 4. 75 I*f- (für Mitglieder der
D. M. G. 50 Pf.).
Biblioteca Arabo-Sicula ossia raccolta di testi arabici ehe toccano la geografia,
la storia, le biografie e la bibliografia della Sicilia, messi insieme da
Michele Amari. 3 fascicoli. 1855 — 1857. 8. 12 M. (für Mitglieder
der D. M. G. 9 M). Herabgesetzt auf 9 M., für Mitglieder 6 M.
Appendice alla Biblioteca Arabo-Sicula per Michele Amari con nuove anno-
tazioni critiche del Prof Fleischer. 1875. 8. 4 M. (für Mitglieder der
D. M. G. 3 M.). Herabgesetzt auf 3 M., für Mitglieder 2 M.
Seconda Appendice alla Biblioteca Arabo-Sicula per Michele Amari. 1887.
8. 2 M. (für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 50 Pf.). Herabgesetzt
auf 1 M. 50 Pf., für Mitglieder 1 M.
Die Chroniken der Stadt Mekka gesammelt und . . . herausgegeben von Ferdinand
Wüstenfeld. (Arab., mit deutscher Bearbeitung.) 1857 — 1861. 4 Bände.
8. 42 M. (für Mitglieder der D.M.G. 31 M. bO Pf). Herabgesetzt
auf 30 M., für Mitglieder 20 ilf.
Biblia Veteris Testamenti aethiopica in quinque tomos distributa. Tomus II
sive libri Regum , Paralipomcnon , Esdrae , Esther . . . edidit . . . Augustus
Dillmann. Fasel. 1861. 4. 8 ^U. (Cur Mitglieder der D. M. G. 6 3/.).
Fase. II, quo continontur libri Regum III et IV. 4. 1872.
9 M. (für Mitglieder der D. M. G. 6 M. 75 Pf).
[Firdewsi, Das Buch vom Fechter. Türkisch herausgegeben von Ottokar von
ScUechta- Wssehrd.] 1862. 8. 1 M. i für Mitglieder der D. M. G 75 Pf).
Subhi Bey , Compto-rendu d'une decouverte importnntc en fait de numismatique
musulmnnc publik en langue turque, traduit de loriginal par Ottocar de
ScJdechta. 1Ö62. 8. 40 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 30 Pf.).
Verzeichnis der auf Kosten d. D. M. G. veröffentlichten Werke. XXV
The Kämil of el-Mubarrad. Edited .... hyW.Wright . XII Parts. 1864 — 1892.
4. 96 M. (für Mitglieder der D. M. G. 72 M.). Part I. 1864. 10 M.
(für Mitglieder der D. M. G. 7 M 50 Ff-}- Part II— X. 1866—1874. k 6 M.
(für Mitglieder der D.M. G. ä 4 3/. 50 iy.). Part XI (Indexes). 1882. IQ M.
(für Mitglieder der D.M. G. 12 M.). Part XII (Critical Notes) (besorgt von
M. J. de Goeje). 1892. 16 M. (für Mitglieder der D. M. G. 12 M.).
Jacut's Geographisches Wörterbuch .... herausgegeben von Ferdinand Wiisfen-
fdd. 6 Bände. 1866—1873. 8. 180 M. (für Mitglieder der D.M. G. 120 M).
I. — IV. Band in je 2 Halbbänden. 1866—1869. Jeder Halb-
band 16 M. 50 Pf. (für Mitglieder der D. ^\. G. 11 M:\.
V. Band. 1873. 24 M. (für Mitglieder der D. M. G. 16 M.).
VI. Band. I. Abtheilung. 1870. 8 M. (für Mitglieder der
D. M. G. 5 M. 30 Pf.).
VI. Band. II. Abtheilung. 1871. 16 M. (für Mitglieder der
D. M. G. 10 M. 70 Pf.).
IbTi Ja'is, Commentar zu Zamachsari's Mufassal .... herausgegeben von G. Jahn.
2 Bände. 187C— 1886. 4. 117 M "(für Mitglieder der D. M. G. 78 71/.).
Herabgesetzt auf 72 M., für Mitglieder 48 M.
I. Band. I.Heft. 1876. 2. und 3. Heft. 1877. 4. Heft. 1878.
5. Heft. 1880. 6. Heft. 1882. Jedes Heft 12 M. (für Mitglieder der
D. M. G. je 8 M.). Herabg-esetzt auf 7 M. 50 Pf., für Mitglieder 5 M.
II. Band. I.Heft. 1883. 2. Heft. 1884. S.Heft. 1885. Jedes
Heft 12 M. (für Mitglieder der D. M. G. je 8 M.). Herabgesetzt auf je
7 M. 50 Pf., für Mitglieder je 5 M. — 4. Heft. 1886. 9 M. (für Mitglieder
der D. M. G. 6 M.). Herabgesetzt auf 4 M. 50 Pf., für Mitglieder 3 M.
Chronologie orientalischer Völker von Albirüni. . . . herausgegeben von C. Eduard
Sachau. 2 Hefte. 187C— 1878. 4. 29 M. (für Mitglieder der D. M. G.
19 M.). Herabgesetzt auf 15 3£., für Mitglieder lU M.
Heft 1. 1876. 13 M. (für Mitglieder der D.M.G. S M. bOPf.).
Herabgesetzt auf 6 M., für Mitglieder 4 M.
Heft 2. 1878. 16 iV/. (für Mitglieder der D.M. G. 10 il/. 50 P/".).
Herabgesetzt auf 9 M., für Mitglieder 6 M.
Malavika und Agnimitra. Ein Drama Kalidasa's in fünf Akten. Mit kritischen
und erklärenden Anmerkungen herausgegeben von Friedrich Bollensen.
1879. 8. 12 M. (für Mitglieder der D. M. G. 8 M.). Herabgesetzt
auf 6 M., für Mitglieder 4 M.
Mäitr.iyani Samhitä herausgegeben von Leopold von Schroeder. 1881 — 1886.
8." 36 M. (für Mitglieder der D. M. G. 27 M.).
I.— III. Buch. 1881—1885. k 8 M. (lür Mitglieder der D.M. G.
ä 6 M.).
IV. Buch. 1886. 12 M. (für Mitglieder der D.M.G. 9 M.).
Die Mufaddalijät .... herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von
Heinrich Thorhecke. Erstes Heft. 1885. 8. 7 M. 50 Pf. (für Mitglieder
der D. M. G. 5 Af.).
Katalog der Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. I. Band.
Drucke. 2. Aufl. bearbeitet von 7?. Pischel, A. Fischer, G. Jacob. 1900.
8. 10 M. (für Mitglieder der D. M. G. 5 M.).
II. Handschriften, Inschriften, Münzen, Verschiedenes. 1881. 8.
3 M. (für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 50 Pf.).
Nöldeke, Th., lieber Mommsen's Darstellung der römischc7i Herr.ichaft und
römischen Politik im Orient. 1885. 8. 1 M. 50 Pf. (.für Mitglieder der
D. M. G. 1 M. 15 Pf.). Vergrift'eu.
Teufel, F., Quellenstudien zur neueren Ge.schichte der Chänate. (147 S.) 1884.
4 M. (für Mitglieder der D. M. G. 3 M.). (Sepamt-Abdruck ans der Zeit-
schrift der D. M. G., Bd. 38.)
XXyi Verzeichnis der auf Kosten d. D. M. G. veröffentlichten Werke.
Catalogus Catalogorum. An Alphabetical Register of Sanskrit Works and Authors
by Theodor Aufrecht. 1891. 4. 36 Af. (für Mitglieder der D.M.G. 24 3/.).
Part II. 1896. 4. 10 3/. (für Mitglieder der D.M.G. 6 3/.).
Goldziher, Ignaz, Der Diwan des Garwal b. Aus Al-FIutej'a. (245 S.) 1893.
6 M. (für Mitglieder der D. M. G. 3 J/.). (Separat-Abdruck aus der Zeit-
schrift der D. M. G., Bd. 46 u. 47.).
Huth, Georg, Die Inschriften von Tsaghan Baisiü. Tibetisch-mongolischer Text
mit einer Übersetzung sowie sprachlichen und historischen Erläuterungen.
1894. 8. 3 M. (für Mitglieder der D. M. G. 2 M.).
Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft 1845 — 1895. Ein Ueberblick gegeben
von den Geschäftsführern. 1895. 8. 1 3/. (für Mitglieder der D.M. G. gratis).
Bacher, W., Die Anfänge der hebräischen Grammatik. (120 S.) 1895.
4 M. 50 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 3 3/.). (Separat-Abdruck aus
der Zeitschrift der D. M. G., Bd. 49.)
Käthakam , die Sanihitä der Katha-Cäkhä , herausgegeben von Leopold von
Schroeder. I. Buch. Leipzig' 1900. gr. 8. 12 M. (für Mitglieder
der D. M. G. 9 M.).
Meinhof, Carl, Das Tsi-venda'. (76 S.) 1901. 2 M. 40 Pf. (für Mitglieder der
D. M. G. 1 3/ 80 Pf?)^ (Separat-Abdruck aus der Zeitschrift der D. M. G.,
Bd. 55.)
Goeje, M. J. de. Eine dritte Handschrift von Mas'üdi's Tanbih. (14 S.) 1902.
60 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 40 Pf). (Separat-Abdruck aus der
Zeitschrift der D.M.G., Bd. 56.)
Smith, Vincent A., Andhra History and Coinage. (27 S.) 1902. 1 AI. 50 Pf.
(für Mitglieder der D. M. G. 1 3/.). (Separat-Abdruck aus der Zeitschrift
der D.M.G., Bd. 50.)
Smith, Vincent A., Andhra History and Coinage. (23 S.) 1903. 1 3/. 50 Pf.
((ür Mitglieder der D. M. G. 1 3/.). (Separat-Abdruck aus der Zeitschrift
der D. M. G., Bd. 57.)
Jacobi, Hermann, Änandavardhana"s Dhvanyäloka. (159 S.) 1903. 6 M.
(für Mitglieder der D. M. G. 4 M.). (Separat-Abdruck [aus der Zeitschrift
der D.M. G., Bd. 56 u. 57.)
Albrecht, K., Studien zu den Dichtungen Abrahams ben Ezra. (53 S.) 1903.
1 3/. 75 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 1 M. 25 Pf.). (Separat-Abdruck
aus der Zeitschrift der D. M. G., Bd. 57.)
Hertel, Johannes, Das südliche Pancatantra. Übersicht über den Inhalt der
älteren , Pancatantra" - Rezensionen bis auf Püriiabhadra. (68 S.) 1904.
2 M. 10 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 1 3/ 40 Pf). (Separat-
Abdruck aus der Zeitschrift der D. M. G., Bd. 58.)
Krcsmäi-ik, Johann, Beiträge zur Beleuchtung des islamitischen Strafrechts,
mit Rücksicht auf Theorie und Praxis in der Türkei. (133 S.) 1904.
4 3/. 20 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 2 3/. 80 Pf). (Separat-Abdruck
aus der Zeitschrift der D. M. G., Bd. 58.)
Socin, A., Der arabische Dialekt von Mösul und Märdin. (128 S.) 1904.
4 3/. (für Mitglieder der D. M. G. 2 3/ 00 Pf.}. (Separat-Abdruck aus
der Zeitschrift der D.M.G., Bd 3G u. 37.)
Meinhof, Carl, HottentottLscho Laute und Lehnworte im Kafir. (132 S.)
1905. 4 3/. (für Mitglieder der D.M.G. 2 3/. 00 /y.). (Separat-Abdruck
aus der Zeitschrift der D. M. G., Bd. 58 u. 59.)
Hunnius, Carl, Das syrische Alexanderlied. Herausgegeben und übersetzt.
(93 S.) 1900. 2 3/. 90 Pf (für Mitglieder der D.M.G. 1 M. 90 Pf.).
(Separat-Abdruck aus der Zeitschrift der D. M G,, Bd. 00.)
Verzeichnis der auf Kosten d. D. M. G. veröffentlichten Werke. XXA'II
Jacobi, Hermann, Eine Jaiua-Dogmatik. Umäsväti's Tattvärthädhigama Sütra
übersetzt und erläutert. (79 S.) 1906. 2 M. 45 Pf. (für ^Mitglieder der
D. M. G. 1 M. 60 Pf.). (Separat -Abdruck aus der Zeitschrift der
D. M. G., Bd. 60.)
Jelly .^ Julius, Zur Quellenkunde der indischen Medizin. (56 S.) 1906.
\ M.lb Pf. (für Mitglieder der D. M. G. \ M. lö Pf.). (Separat- Abdruck
aus der Zeitschrift der D. M. G., Bd. 60.)
Hultzsch, E., Die TarkakaumudT des Laugäkshi Bhäskara. Aus dem Sanskrit
übersetzt. (40 S.) 1908. 1 M 25 Pf. (für Mitglieder der D. M. G. 85 Pf.).
(Separatabdruck aus der Zeitschrift der D. M. G. Bd. 61.j
Schmidt, Richard, Amitagati's Subhäsitasamdoha. Sanskrit und Deutsch. (300 S.)
1908. 9 M. 40 Pf. (für Mitglieder der D.M. G. 6 M. 25 Pf.) (Separat-
abdruck aus der Zeitschrift der D. M. G. Bd. 59 u. 61.)
JC^* Zu den für die Mitglieder der D. M. G. festgesetzten Preisen können die
Bücher nur von der Kommissionsbuchhandlung, F. A. Brock-
haus in Leipzig, unter Frankoeinsendung des Betrags bezogen
werden ; bei Bezug durch andere Buchhandlungen werden diese Preise
nicht gewährt.
XXVIII
Personalnachrichten.
Der D. M. G. sind ab 1908 als ordentliche Mitglieder beigetreten:
1402 Herr Dr. med. Weck erlin g in Heidelberg, Univ. -Frauenklinik,
1403 Herr Liz. Dr. Hugo Gressmann, Prof. a. d. Univ. Berlin, W 50. Ans-
bacher Str. 46 in, und
1404 Herr Dr. Jarl Charpentier in Upsala, Kungsgatan 59.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihre ordentlichen Mitglieder:
Herrn Prof. Dr. Hartwig Derenbourg, Membre de l'Institut, in Paris,
t 13. April 1908,
Herrn Dr. Eduard Glaser in München, t 8. Mai 1908,
Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Franz Kielhorn in Göttingen, f 19. März
1908, und
Herrn Prof. Dr. Gustav Oppert in Berlin, f April 1908.
Seinen Austritt erklärte Herr Prof. Dr. K. Völlers.
Ihre Adresse änderten die folgenden Mitglieder:
Herr Oberbibliothekar Dr. A. Blau in Berlin, W 15, Düsseldorfer Str. 30,
Herr Dr. C. Frank in Strassburg i/E., Schweighäuserstr. 35 I,
Herr Prof. Dr. M. Grünert in Prag, Kgl. Weinberge, Puchmajerg. 31,
Herr Prof. Dr. P. Haup.t, 15. Mai bis 15. Sept. in Charlottenburg 2, Savigny-
Platz 9/10,
Herr Dr. A. H eibig in Wiesbaden, Victoriastr. 17,
Herr Dr. J. Hell in München, Maximilianstr. 24 III,
Herr Dr. G. Kölscher in Halle a/S., Zinksgartenstr. 7 I,
Herr Dr. M. Horten in Bonn, Königstr. 55,
Herr Dr. W. Jahn in Bremen, Otto Gildemeisterstr. 25,
Herr Dr. H. Kurz, Stadtvikar in Ehingen,
Herr Dr. Seh. Ochs er in Berlin, O, Tilsiter Str. 48,
Frau Dr. E. Rausc h enb usch-Clough in Ongole,
Herr Konsistorialrat Dr. C. R ei nicke in Elbeu bei Magdeburg,
Herr Prof. Dr. P. Schwarz in Leipzig, Elisenstr. 54 III,
Herr P. A. Strittmatter in Münster i W., Kapuzinerkloster, Neutor,
Herr Dr. B. Van den ho ff in Münster i/W., Margaretenstr. 14,
Herr Dr. G. Weil in Berlin, NW 23, Brückenalleo 22, und
Herr Prof. U. Wogihara in Tokio, 19 Hatsunecbo Shichome, Yanaka Shitaya.
XXIX
Verzeichnis der vom 1. Dez. 1907 bis 13. Mai 1908 für die
Bibliothek der D. M. G. eingegangenen Schriften u. s. w.
I. Fortsetzungen und Ergänzungen von Lücken.
1. Zu Ac 264. Luzac's Oriental List. Vol. XVUI, Nos. 9 — 10. Sept. — Oct.,
11 — 12. Nov.— Dec, 1907. London.
2. Zu Ae 5. 4**. Abhandlungen, Philosophische und historische, der
Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Aus dem Jahre 1907.
Berlin 1907.
3. Zu Ae 10. 4°. Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe
der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 24. Bandes
2. Abteilung. München 1907.
4. Zu Ae 30. Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse. 1907. Heft 3.
Geschäftliche Mitteilungen. 1907. Heft 2. Berlin 1907.
5. Zu Ae 45. Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei. Classe di
scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. XVI. Fase. 6 — 8.,
9 — 12 e indice del volume. Koma 1907.
6. Zu Ae 65. 4". Bulletin de l'Academie Imperiale des Sciences de
St.-Petersbourg. VIe Serie. 1907. No. 10. 17. 18. 1908. No. 1. 2. 3.
4. 5. 6. 7. St.-Petersbourg 1907. 1908.
70
7. Zu Ae — . 4*^. Memoires de l'Academie Imperiale de St.-Petersbourg.
Vllle Serie. Volume VII. No. 8. Vol. VIII. No. 3. St.-Petersbourg 190G.
8. Zu Ae 165. 4**. Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin. 1907. XXXIX — LIII. 17. Oktober —
12. Dezember. Berlin 1907.
9. Zu Ae 185. Sitzungsberichte der philosophisch- philologischen und
der historischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München.
1907. Heft II. III. München 1908.
10. Zu Af 54. Report, Annual, of the Board of Regents of the Smithsonian
Institution, showing the Operations, Expenditures , and Conditiou of the
Institution, for the Year ending June 30, 1906 [und] Report . . . of the
U. S. National Museum for the Year ending June 30, 1907. Washington
1907. 1908.
11. ZuAfllG. Museon, Le. Etudes philologiques, historiques et religieuses ...
Fonde en 1881 par Ch. de Harlez. Nouvelle Serie. — Vol. IX. No. 1.
Louvain 1908.
12. Zu Af 124. Proceedings of the American Philosophical Society held
at Philadelphia for promoting useful knowledge. Vol. XLVI. No. 186.
April — September, 1907. Philadelphia 1907.
13. Zu Af 160. Transactions and Proceedings of the American Philological
Association. 1906. Volumo XXXVII. Buston, Mass.
XXX Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
14. Zu Ah 5. AnalectaBoUaudiana. Tomus XXVII. — Fase. I. II. Bruxellis 1908.
15. Zu Ah 5g. Poncelet, Alb., Catalogus codicum hagiographicorum lati-
norum bibliothecarum Romanarum praeter quam Vaticanae. p. 321 — 384.
16. Zu Ah 20. Jahres-B erich t des jüdisch-theologischen Seminars Fraeackel'-
scher Stiftung. Breslau 1908. (Vom jüd.-theol. Seminar.)
17. Zu Bb 10. Bibliographie, Orientalische, begründet von Augusi Müller
. . . Bearbeitet und herausgegeben von Lucian Scherman. XX. Jahrgang
(für 1906). Zweites Heft. Berlin 1908.
18. Äu Bb 43. 4**. List of works in the New York Public Library relating
to Arabic Poetry. Prepared by Miss J. A. Pratt under direction of
Richard Gottheil. (Reprinted from the Bulletin, January 1908.) o. 0.
(Von Prof. Dr. Gottheil.)
19. Zu Bb 606. Bessarione. Pubblicazione periodica di studi orientali.
Serie IIL Vol. IIL Fase. 97—99. Anno XII. 1907—1908. Roma.
20. Zu Bb 608. Bijd ragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van
Nederlandsch-Indie . . . Zevende Volgreeks — Zevende Deel (Deel LX der
geheele Reeks). Derde en vierde Aflevering . . . Deel LXI. Berste en
tweede Aflevering. 's Gravenhage 1908.
21. Zu Bb 628. 4". B ullet in de l'Ecole Fran9aise d'Extreme-Orient. Tome VII,
no. 1—2. Hanoi 1907.
22. Zu Bb 630. 4°. Bulletin Trimestriel de la Societe de Geographie et
d'Archeologie d'Oran. 30e Annee. Tome XXVII. Fascicule CXH, CXIII.
(3e, 4e Trim.) Octobre, Decembre 1907. Oran.
23. Zu Bb 670. Giornale della Societk Asiatica Italiana. Volume dicianno-
vesimo. Parte prima. 1906. Volume ventesimo. 1907. Firenze 1906. 1908.
24. Zu Bb 720. Journal of the American Oriental Society . . . Twenty-eighth
Volume. Second Half. New Haven 1907.
25. Zu Bb 750. Journal, The, of the Royal Asiatic Society of Great Britain
& Ireland. January, April 1908. London.
26. Zu Bb 755. Journal, The, of the Bombay Brauch of the Royal Asiatic
Society. No. LXII. V^ol. XXII. Bombay 1908.
27. Zu Bb 760. Journal of the Ceylon Branch of the Royal Asiatic Society.
Volume XIX. No. 58. Colombo 1908.
28. Zu Bb 790. Journal Asiatique . . . Dixieme Serie. Tome IX. No. 2. 3.
X. No. 1. Paris.
29. ZuBb818. al-Machriq. Revue catholique Orientale bimeusuelle. Sciences-
Lettres-Arts. Bairüt. X. 1907. 23. 24. XI. 1908. No. 1. 2. 3. 4.
30. Zu Bb 901. Tijd Schrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde,
uitgegeven door het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Weten-
schappen . . . Deel L. Aflevering 1. 2. 3. 4. Batavia | 's Hage 1907. 1908.
31. Zu Bb 901 d. Notulen van de Algemeene en Directievergaderingen van
het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen. Deel XLV.
1907. Aflevering 2 en 3. 4. Batavia | 's Gravenhage 1907. 1908.
32. Zu Bb 901h. 4". Rapporten van de Commissie in Nederiandsch-Indiö
vor oudheidkundig onderzoek of Java en Madoera. 1905 — 6. Uitgegeven
voor rekeniiig van het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Weten-
schappen. Batavia j 's Gravenhage 1907.
33. Zu Bb 905. 4". T'oung-pao ou Archivos coucernant l'histoire, les
langues, la geographio et l'ethnographie de I'Asie Oriontale. Revue dirigde
par Henri Cordier et Edouard Chavanne«. Serie U. Vol. VHI. No. 4. 5.
Leide 1907.
Verz. der für die Bibliothek derD. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. XXXI
34. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutscheu Morgenländischen Gesellschaft.
Einuudsechzigster Band. IV. Heft. Leipzig 1907.
35. Zu Bb 945. Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgenlandes . , .
XXI. Band. Hett 3. 4. Wien 1907.
36. Zu Bb 1114. Leipziger Semitistische Studien. Herausgegeben von
A. Fischer und H. Zimmern. II, 3. 6. III, 1. 3. Leipzig 1907. 1908.
37. Zu Bb 1190. Bibliotheca Buddhica. III. Avadäna^ataka I, 4; II, 1.
IV. Mülamadhyamakakärikäs IV. St.-Petersbourg 1906. 1907.
38. Zu Bb 1220. Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium. Curantibus
J.-B. Chabot, 1. Guidi, H. Hyvernat, B. Cai-ra de Vaux. Scriptores Aethio-
pici. Versio. Series altera. Tomus XXI, I. Eoraae 1906. — Scriptores
Syri. Textus. Series secunda. Tomus XCVIII. Fase. I. Parisiis 1906.
Versio. Series Secunda. Tomus XCVIII, Fase. I. Romae 1906.
39. Zu Bb 1223. E. J. W. Gibb Memorial Series. Vol. VI, 1. The Irshäd
al-Arib ilä ma'rifat al-adfb . . . edited by D. S. Margoliouth. Vol. I.
London 1907.
40. Zu Bb 1242. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 1907.
2. 3. 4. 12. Jahrgang. Berlin.
41. Zu Bb 1841. 2". Linguistic Survey of India. Compiled and edited
by G. A. Grierson. Vol. IX. Part III. Calcutta 1907. (Vom Secretary
of State for India in Council.)
42. Zu Ca 9. Sphinx. Revue critique embrassant le domaine entier de
l'egyptologie publice . . . par Karl Piehl. Vol. XI. Fase. III. Upsala.
43. Zu Ca 15. 4^. Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde.
Herausgegeben von A. Ermari und G. Steindorff. 44. Band. 1. Heft.
Leipzig 1907.
44. Zu De 55. La Litterature Populaire des Israelites Tunisiens. Par Eusebe
Vassel. Fascicule IV et dernier (de la page 225 ä la page 276). Paris
1907. (Vom Verfasser.)
45. Zu De 6875. Ihn Qutaiba's 'Ujün al ahbär . . . herausgegeben von
Carl Brockelmann. Teil IV. Straßburg 1908. Beiheft zum XXI. Band
der Zeitschr. f. Assyriologie . . . herausg. v. Carl Bezold. (V^om Heraus-
geber Prof. Brockelmaun.)
46. Zu Eb 10. 2*\ Assam Library. [Jetzt: Catalogue of Bocks and Pam-
phlets registered in Eastern Bengal and Assam.] 1906. 1907.
47. Zu Eb 50. 2*^. Bengal Library Catalogue of Books for the First Q aar tor
ending the 3ist March 1907. Wednesday, August 28, 1907. . . . for the
Second Quarter ending the 30tli June 1907. Wednesday, November 27,
1907. ... for the Third Quarter ending the 30th September 1907.
Wednesday, March 4, 1908.
48. Zu Eb 225. 2*'. Catalogue of books registered in Burma during the
quarter ending the 31*'» March . . . the 30th June . . . the 30*1» Sep-
tember 1907. Rangoon 1907. 1908. (Von der Kgl. Bibliothek, Berlin.)
49. Zu Eb 295. 2". Catalogue of Books registered in the Punjab under
Act XXV of 1867 during the quarter ending the 30*'» September, 19o5
. . . the 318* December, 1906 . . . the 31^* March . . . the 30*1» Juno,
1907 ... the 30*1» September, 1907. Labore 1905 — 1907. (Von der
Kgl. Bibliothek, Berlin.)
50. Zu Eb 390. Hrishikosa Sästrl and Siva Chandra Gui, A I)e-
scriptive Catalogue of Sanskrit Manuscripts in the Library of the Calcutta
Sanskrit College. No. 24. Calcutta 1907.
XXXII Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
51. Zu Eb 485. 2". Catalogue of Books registered in the Central Pro-
vinces and Berar [früher: Memorandum of Books registered in the Hyde-
rabad Assigued Districts] during the quarter ending the 31'li March , the
30th September, the 31*1» December 1907. Nagpur 1907. (Von der Kgl.
Bibliothek, Berlin.)
52. Zu Eb 755. A Descriptive Catalogue of the Sanskrit Manuscripts of the
Government Oriental Manuscripts Library, Madras. By M. Rangacharga . .
Vül. IV. Itihäsa and Puräiia. First Part. Madras 1907.
53. Zu Eb 7 65a. 2**. Statement of Particulars regarding Books and Perio-
dicals published in the United Provinces . . . during the First Quarter of
1907. (Allahabad 1907.)
54. Zu Eb 2485. 4". Carakasain hitä . . . Cakrapänidattakrtatikäsambalitä
Kavirä jasr 1 Harinäthavisäradena samsodhitä. Khanda 20 — 29.
Kalikätä.
55. Zu Eb 5270. 2". Annual Report on the search for Hindi Manuscripts.
For the year 1904. By Syamsundar Das . . . Allahabad 1907.
5C. Zu Ec 1180. pinkard, The. The Original Pahlavi Text-, the same
transliterated in Avestä characters; Translations of the Text in the English
and Gujarati Languages; with Annotations and a Glossary of select words
by Darab Dastur Peshotan Saiijana. Vol. X. Bombay 1907, (Vom
Herausgeber.)
57. Zu Ed 1365. 4''. Handes amsoreay. 1908. No. 1. 2. 3.
58. Zu Eg 330. 4". Xpov/x«, Bv^avrtva. Tofiog dtodixarog, Ttt'xog
a'—d'. Touos df/.arog tqitos, Ttv/^og a. ß'. CauKTnexepöypn. 1906.
59. Zu Fa 76. Szemle, Keleti . . . Revue Orientale pour les etudes ouralo-
altai'ques . . . VHI. evfolyam. 1907. 2 — 3. szäm. Budapest.
60. Zu Fa 2288. 4^. Radioff, W., Versuch eines Wörterbuches der Türk-
Dialekte. 20. 21. Lieferung. Vierter Band, 2. u. 3. Lieferung. St. Peters-
bourg 1906. 1907.
61. Zu Fa 2654. [Früher verteilt.] Türkische Bibliothek. Herausgegeben
von Georg Jacob. S. Band. Der übereifrige Xodscha Nedim. Eine
MeddäL-Burleske türkisch und deutsch mit Erläuterungen zum ersten Male
herausgegeben von Friedrich Giese. Berlin 1907.
62. Zu Fg 100. Transactions of the Asiatic Society of Japan. Tokyo.
Vol. XXXV, Part I. August, 1907.
63. Zu Ha 5. Archiv für Religionswissenschaft . . . herausgegeben von
Albrecht Dieterich und Thomas ^cAeZels. Band 11. Erstes Heft. Leipzig
1907.
64. Zu la 33. 4^. Echos d'Orient, lie aunee. No. 68. 69. Jauvier,
Mars 1908.
65. Zu la 125. Revue Biblique Internationale . . . Nouvelle Serie. Cinquifeme
Annee. No. 1. Janvier 1908. No. 2. Avril 190». Paris, Rome.
66. Zu la 12 6. Uüvue de l'Orient Chretieu. Recueil trimestriel. Deuxieme
Serie, Tome n (.XH). 1907. No. 4. Tome HI (XHl). 1908. No. 1. Paris.
67. Zu la 128. Rivista Cristiaua, La. Comitato Direttivo: Enrico Bosio —
Giovanni Luzzi. Nuova Serie. Anno IX. 1907. Dicembre. Anno XXV.
Genuaio, Febbraiu, .Marzo, Aprile, 1908. Firenze.
68. Zu la 135. 8". Tijdschrift, Teyler's Theologisch, . . . Zesde
Jaargung. Aflevoring 1. 2. Haarlein 1908.
69. Zu la 140. Zeitschrift dos Deutschen Palästina-Vereins. Band XXXL
Heft 1 bis 3. Leipzig 1908.
70.
Zu la 140a.
stina-Vereins.
71.
Zu Ic 2290
Vol. XXIX.
72.
Zu Mb 1.S5.
Nr. 292. 293
1907. 1908.
73.
Zu Na 139.
Volume XI.
Volume XI.
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. XXXIIl
Mittheilungen und Nachrichten des Deutsehen Palae-
Herausgegeben . . . von G. Hölscher. 1908. Nr. 1. 2. 3.
Proceedings of the Society of Riblical Archaology.
Part 6, 7. Vol. XXX. Part 1. 2. 3. London 1907. 1908.
4*^. Monatsblatt der numismatischen Gesellschaft in Wien.
294. 295. 296. 297. VII. Band (Nr. 23. 24. 25. 26. 27. 28.)
Journal of Archaeology, American. Second Series . . .
1907. Number 4. Norwood, Mass. Dazu: Supplement to
Annual Reports 1906—1907. Vol. XII. 1908. Number 1.
74. Zu Na 325. Revue Archeologique. Quatrieme Serie. — Tome X. Sep-
tembre — Octobre, Novembre — Decembre 1907. Tome XI. Janvier — Fevrier
1908. Paris 1907. 1908.
75. Zu Nf 342. 2**. Progress Report of the Archaeological Survey of
India, Western Circle, for the year ending 3lst March 1907. (Vom Govern-
ment of Bombay. General Department. Arebaeology.)
76. Zu Nf. 343. 2^. Progress Report, Annual, of the Archseological
Surveyor, Punjab Circle [jetzt: of the Superintendent of the Archseological
Survey, Northern Circle], for the year ending 3ist March 1907. (Vom
Punjab Secretariat, P. W. Department.)
77. Zu Nf 380. 2^. Annual Report of the Direetor-General of Archseology
for the year 1905 — 06. Part I. Calcutta 1907.
78. Zu Nf 383. 2^. Report, Annual Progress, of the Archaeological Survey
of Madras and Coorg for the year 1906 — 07. Madras 1907.
7D. Zu Nf 452. 4°. Epigraphia Indica and Record of the Archseological
Survey of India. Edited by E. Hultzseh. Vol. VIII. Part VIII. Nov. 1907.
Vol. IX. Part III. July 1907. Calcutta.
80. Zu Nh 201. Beiträge zur Erforschung steirischer Geschichte. [Früher:
Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen]. 34. 35. Jahrgang.
Graz 1905. 1906.
81. Zu Ni 40C. OoospiHie KpenoÄEBaHiH nayKx bt. HMnepaTopcKOMi C-
llexepnyprcKOMT. yHaBepcHrexi na 1907 — 1908 yncBHafi iio^'b. C-Üerep-
ßypn 1907.
82. Zu Oa 42. HsBicTia IlMnepaxopcKaro PyccKaro reorpa(|)H>iecKaro
06mecTBa . . . Tomt> XLI. 1905 r. BunycK't V. XLII. i9o6. IV. V.
XLIV. 1908 r. I— II. C.-üeTepßyprT, 1906— 19U8.
83. Zu Oa 43. OxHext PlMnepaxopcKaro PyccKaro reorpa({)HiecKaro
OßmecxBa sa 1905. 1906. 1907 rOA'b. C.-Ilexepoypri 1907. 1908.
84. Zu Oa 48. 8". 3a n H c K n IhinepaxopcKaro [PyccKaro] FeorpaiJiHqecKaro
ÜomecxBa. Ho oxijieHiio 3xHorpa(t)iH. Tomi XXXII. C.-Ilexepf)ypn>
1907.
85. Zu Oa 151. Journ al, The Geographica!. Vol. XXX. No. 0. Vol. XXXI.
No. 1. 2. 3. 4. 5. December, 1907. January, Kebruary, March, April,
May, 1908. London.
86. Zu Oa 208. 8<>. R evue T un isienne. Fondee en 1894 par l'Institut
de Carthage. Quinzifeme Annee. No. 67. (>'>i. Tunis 1907.
87. Zu Oa 256. 4". Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
1907. No. 9. 10. 1908. No. 1. 2. 3. 4. Berlin.
88. Zu Oc 175. 4". Journal, The, of the Anthropological Institute of Great
Britain and Ireland. Vol. XXXVII, 1907. January to June, July to
December. London.
XXXIV Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
89. Zu Oc 176. S"*. Journal, The, of the Anthropological Society of
Bombay. Vol. VIII. No. 1. Bombay 1907.
90. Zu Oc 1000. Mitteilungen zur jüdischen Volkskunde . . . herausgegeben
von M. Grunwald. 18./25. Heft. Leipzig 1906 — 1908,
91. Zu Oc 2380. 40. Twenty-Fifth Annual Report of the Bureau of American
Ethnology to the Secretary of the Smithsonian Institution 1903 — 04.
Washington 1907.
92. Zu P 150. 4°. Journal, The, of the College of Science, Imperial Uni-
versity of Tokyo , Japan. Vol. XXI, Article 7. 9. 10. 11. Vol. XXIII,
Article 1. Tokyo 1906.
II. Andere Werke.
12337. Wilhelm von Christ. Gedächtnisrede . . . von Otto Crusius. München
1907. (Von der KBAW.) Nk f)^ 4».
100
12338. Texts, Primitive & Mediaeval Japanese, transliterated into Roman
with Introductious, Notes and Glossaries by Frederick Victor Dickins.
With a companion Volume of translations. Oxford 1906. (Von den
Delegates of the Clarendon Press.) Fg 585.
12339. Hoernle, Rudolf, Studios in the Mediciue of Ancient India. Part I.
Osteology . . . Oxford 1907. (Von denselben.) P 121
12340. Meinhof, Carl, Grundzüge einer vergleichenden Grammatik der Bantu-
sprachen. Berlin 1906. (R.) Fd 130. 4«.
12341. Vier philosophische Texte des Mahäbhäratam : Sanatsujäta-Parvan. —
Bhagavadgitä. — Mokshadharma. — Anugitä. In Gemeinschaft mit
Otto Strauß aus dem Sanskrit übersetzt von Paul Deussen. Leipzig
1906. (R.) Eb 3824.
12342. Westermann, Diedrich , Wörterbuch der Ewe-Sprache. Teil I. II.
Berlin 1905. 1906. (R.) Fd. 910. 4".
12343. Dutoit, Julius, Das Leben des Buddha. Eine Zusammenstellung alter
Berichte aus den kanonischen Schriften der südlichen Buddhisten. Aus
dem Päli übersetzt und erläutert. Leipzig 1906. (R.) Hb 2447.
12344. Beylie, L. de, Prome et Samara. Voyage archeologique en Birmanie
et en Mesopotamie. Paris 1907. (Vom Verfasser.) Ob 46. 4^
12345. Tufail al-Ganawi: A Poem from the Asma'iyat in the recensiou
aud with the comments of Ibn As-Sikkit. By F. Krenkow. (A. aus
JRAS., October 1907.) (Vom Verfasser.) ' De 11310.
12346. Langdon, Stephen, La Syntaxe du Verbe Sumerien (SA. aus: Baby-
lonica, I.) Paris 1907. (Vom Verfasser.) Db 328.
12347. Iwanoff, Neytscho, Das Geldwesen Bulgariens. (Erlanger Diss.) Leipzig
1907. (Von Prof. Dr. Jacob.) K 884 = Y 8. 8".
12348. Karosseroff, Iwan, Zur Entwicklung der bulgarischen Eisenbahnen.
(Diss.) Erlangen 1907. (Von demselben.) K 886 = Y 8. S".
12349. Kossew, Peter, Die Staatsschulden Bulgariens. (Diss.) Erlangen 1907.
(Von demselben.) K 888 = Y 8. 8»
12350. Roberts, Robort, Das Familieurecht im Qorän. (Diss.) Leipzig 1907.
(Vom Verfasser.) De 1760 = Y 8. 8«.
12351. Vassel, Eusebe, Kote sur quelques steles puniques. (SA. aus: Comptes
rendus des seances de l'Academio des Inscriptions et Belles-Lettros,
1907.) (Vom Verfasser) Di 301 = Y 9. 8».
Verz. d&r für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u.s. w. XXXV
The Preface to the Aitareya Brahmana.
Second edition. Calcutta 1906. [= Bibl.
Hb 1200, s. 15 a.
12352. Brederek , Emil, Konkordanz zum Targum Onkelos, Gießen 1906.
(R.) Ib 1330.
12353. Casartelli, L. C, Leaves from my Eastern Garden. Market Weighton
1908. (Vom Bishop of Salford.) Ea 526.
12354. Ko IHK) ceMHÄecflTHJi'feTifl BacHJiia BacHJibeBHia PaÖÄoea 5 ÜHBap^
1907 ro^a. C.-neiepßypn 1907, (Von der Akad. d. W. zu St.-
Petersburg.) Ai 79. 4".
12355. Eine chinesische Tempelinschrift aus Idikutsahri bei Turfan (Turkistan).
Übersetzt und erklärt von O. Franke. Berlin 1907. (Vom Verfasser.)
Ff 1005. 4».
12356. The Ai tar ey alochanum.
By Satjjavrata Sämasraml.
Ind., N. S., Nos. 1145/47.]
12357. Supplement to a Palestiniau Syriac Lectionary. Edited by Agnes
Smith Lewis. Cambridge 1907 = Studia Sinaitica No. VI. (Von der
Herausgeberin.) De 2648/25.
12358. Annual Progress Report of the Archseological Surveyor, Northern
Circle. For the year ending 31*^ march 1906 ... 1907. Nf34lb. 2°.
12359. Über das Rechenbuch des Ali ben Ahmed el-Nasawi. Von Heinrich
Suter. (A. aus: Bibliotheca Mathematica. III. Folge. VII.) (Vom
Verfasser.) De 3379 = Y 9. 8^
12360. Report of the Superintendent, Archajological Survey, Burma, for the
year ending 318* march 1907. Rangoon 1907. Nf 382 a. 2".
12361. Mechithar's des Meisterarztes aus Her „Trost bei Fiebern". Nach dem
Venediger Drucke vom Jahre 1832 zum ersten Male aus dem Mittel-
armenischen übersetzt und erläutert von Ernst Seidel. Leipzig 1908.
(Vom Übersetzer.) Ed 847. 4^.
12362. Suter , Heinrich, ^Einige geometrische Aufgaben bei arabischen Mathe-
matikern. (A. aus: Bibliotheca Mathematica. III. Folge. VIII. 1907.)
(Vom Verfasser.) De 13051 = Y 9. 2fi.
12363. Suter, Heinrich, Über den Kommentar des Muhammed ben 'Abdelbäqi
zum zehnten Buche des Euklides. (A. aus: Bibliotheca Mathematica.
III. Folge. VII. 1907.) (Vom Verfasser.) De 8746 = Y 9. S«.
12364. Silliut, Girgis, Al-kaun walma'bad 'an alfunün al gamlla walkanisa . . .
Bairüt 1907. De 10419/100.
12365. Gottheil, Richard J. H. , Dhimmis and Moslems in Egypt. (A. aus:
Old Testament and Semitic Studies in memory of William Rainey
Harper. Chicago o. J.) (Vom Verfasser.) Ne 204. 4*^.
12366. Memorie della R. Accademia delle Science dellTstituto di Bologna.
Classe di Scienze Morali. Sezione di Scienze Storico-Filologiche [und]
Giuridiche. — Rendicouto delle sessioni . . . Serie I. Tomo I.
Fase. I. Bologna 1908. (Tausch.) Ae 155. 8" und 4*^.
123C7. Wensinck, A. J., Mohammed en de Joden te Medina. (Leidener Diss.)
Leiden 1008. (Vom Verfasser.) Hb 1073.
12368. 'Abd-oul-Beha. Les Le(;ons de Saint-Jean-d'Acre. Eecueillies par Laura
Ciiflford Barney. Traduit du Persan par Hippolyte Dreyfus. Paris
1908. (Vom Verleger.) Ec 1582/100.
12369. Statute della Reale Accademia delle Scienze dell' Istituto di Bologna.
Bologna 1908. Ae 155 a.
12370. Hrdliika, Ales, Skeletal Romains suggesting or attributed to early
man in North America. Washington 1907. =: Smithsonian Institution.
Bureau of American Ethnology. Bulletin 33. Nh 76.
XXXVI Verz. der für die Bibliothek der D.M. G.eingeg. Schriften u.s. iv.
12371. Becher^ C. H., Christentum und Islam. Tübingen 1907. =; Eeligions-
geschichtliche Volksbücher III, 8. (R.) Ha 14.
12372. ,Und Kätyäna stieg vom Berge . . . ." Eine Mendoetphantasie. Leipzig
1907. (R.) L 1000.
12373. Erzählungen und Jlärchen, Japanische, von Hans Haas. Berlin
0. J. = Deutsche Bücherei. Bd. 85. (R.) Fg 300.
12374. Collins, Mark, The Geographica! Data of the Raghuvamsa and Dasa-
kumäracarita . . . (Diss.) Leipzig 1907. (Von Prof. Dr. A. Fischer.)
Eb 4165.
12375. Pizzagalli, Angelo ]\Iaria, Nästika Cärväka e Lokäyatika. Contributo
alla storia del raaterialismo nell'India Antica. Pisa 1907. (Vom Ver-
fasser.) L 555.
12376. Societe d'Histoire Coloniale en formation. Extrait de la Quin-
zaine Coloniale . . . Paris 1908. Af 158 = Y 9. 8«.
12377. Texte, Altsemitische. Herausgegeben und erklärt von Mark Lidzharshi.
Erstes Heft . . . Gießen 1907. (R.) Da 1125.
12378. Beylie, L'Architecture des Abbassides au IX^ siecle . . . Paris 1907,
(A. aus: Revue archeologique.) (R.) Ne 54 = Y 9. 8*.
12379. Hymnen und Gebete an Nebo. Von Johannes Pinchert. (Diss.)
Leipzig 1907. (Von Prof. Dr. A. Fischer.) Db 458 = Y 9. 8°.
12380. Fagnan, E., Le Djihäd ou Guerre Sainte selon lecole Malekite. Alger
1908. (Vom Verfasser.) K 368 = Y 9. 8».
12381. Rosenzrceig. Arthur, Das ^^'ohnhaus in der Misnah. Berlin 1907. (R.)
Dh 2025.
12382. Records, Old Babylonian Temple. By Robert Julius Lau. New
York 1906. (R.) Db 573.
12383. /^erjo^, J., Le Japonais parle ... Paris 1907. (Vom Verfasser.) FgllO.
12384. Berjot, J., Premieres Le9ons d'Annamite . . . Paris 1907. (Vom Ver-
fasser.) Ff 1935.
12385. Guezennec, Fran9ois, Cours pratique de Japonais. Fascicule I. Leide
1907. (R.) Fg 145.
1238C. Poetnj, Populär, of the Baloches. By M. Longworth Dames. Vol. L
London 1907. (R.) Ec 2670.
12387. Ginzel, F. K. , Handbuch der mathematischen und technischen Chro-
nologie . . . l. Band . . . Leipzig 1906. (R.) Na 83.
12388. Golubovieh, Girolamo, Biblioteca Bio-Bibliogratica della Terra Santa
e dell'Oriente Franeescano. Touio I. Quaracchi 1906. (R.)
Ob 1381. 4".
12389. Planert, Wilhelm, Die syntaktischen Verhältnisse des Suaheli. Berlin
1907. (R.) " Fd 565.
12390. Steinschneider, Moritz, Die europäischen Übersetzungen aus dem
Arabischen bis Mitte des 17. Jahrhunderts. A. Schriften bekannter
Übersetzer. (A. aus: SWA. CXLIX.) Wien 1904. De 53.
12391. Somälitexte. Gesammelt und übersetzt von Alfred Jahn. (A. aus:
SWA. CLH.) Wien 1906. (R.) Cc 320.
12392. Müller, D. H. , Semitica. Sprach- und rechtsvergleichende Studien.
H. Heft. fA. aus: SWA. CLIV.) Wien 1906. (R.) Da 830.
12393. Satire Judeo-Tunisienne contre Jes Juifs de Djerba. Te.\te, Traduction
et Notes. Par Eusibe Vassel. (A aus der Revue Tunisienne.) Tunis
1908. (Vom Verfasser.) De 10343 = Y 9. S«.
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. v\ XX XVII
12394. Thalheimer, August, Beitrag zur Kenntnis der Pronomina personalia
und possessiva der Sprachen Mikronesiens. (Straßburger Diss.) Stutt-
gart 1908. (Von Prof. Dr. E. Leumann.) Fb 2285.
12395. Schapiro, Israel, Die haggadischen Elemente im erzählenden Teil des
Korans. Teil I. (Straßburger Diss.) Berlin 1907. (Von dems.)
De 1762 =Y 9. S».
12396. Gabrielsson, Johannes, Über die Quellen des Clemens Alexandrinus.
Erster Teil. (Diss.) Upsala 1906. (Von der Univ.-Bibl. Upsala.)
Eg 343.
12397. Aurelius, Erik, Föreställningar i Israel om de döda och tillstandet efter
döden . . . Uppsala 1907. (Von ders.) Hb 1112/50.
12398. Hallberg, Ivar, L'Estreme Orient dans la litterature et la cartogfraphie
de rOecident des Xllle, XlVe et XVe siecles. Etüde sur l'histoire de
la Geographie. Göteborg 1907. (Von ders.) Oa 321. 4".
12399. HeKapCKui, 9. K., C.iOBapi. HKyTCKaro üsHKa. Bun. iiepBHH. (a, ä)
C-üeiepSypn» 1907. (Von der Akad. d. W. zu St.-Petersburg.)
Fa 3275. 4".
12400. Rivista degli Studi Orientali . . . Anno I. Volume I. Fase. 1 — 3.
Roma-Lipsia 1907. (Tausch.) Bb 885.
12401. Thought, Indian. A Quarterly devoted to Sanskrit Literature. Edited
by G. Thibaut and Ganganatha Jha. Vol. I. No. 1 — 3. Allahabad.
(R.) Eb 832.
12402. Report, Annual , of the Archseological Survey, Eastern Circle, for
1905—1906 [und] 1906 — 1907. Calcutta 1907,' Nf 382. 2».
12403. Report, Annual, of the Archseological Survey of India, Frontier Circle,
for 1906—07. Peshawar 1907. Nf 384. 2«.
12404. Roseraie, La, du Savoir. Choix de quatrains mystiques tires des
meilleurs auteurs persans ... par Ho ceyne - Ä za d. [Text und Über-
setzung.] Leide-Paris 1906. (R.) Ec. 2246.
12405. Zeitschrift für Geschichte, Steirische. Herausgegeben vom Histo-
rischen Verein für Steiermark. Jahrgang II — V. Graz 1904 — 1907.
[Tausch.] Nh 202.
12406. OöpaanH Hapcjinou jinrepaij-pu flKyxoBi. CoßpaHHHC 9. K. DeKap-
CKHMi. BanycKT. I. CaHKTneiepßypn 1907, (Von der Akad. der
W. St.-Petersburg.) Fa 3263.
Sehr erwünscht ist der Bibliothek die vollständige Zuwendung der neu-
erscheinenden
orientalistischen Dissertationen, Programme u. s. w.
der Universitäten und anderer Lehranstalten.
XXXIX
Allgemeine Versammlung
der D. M. G. am 14. Okt. 1908 zu Leipzig.
Laut Jahrgang 1907 der ZDMGr., p. LV, wurde in Basel
beschlossen, die nächste Allgemeine Versammlung im An-
schluß an den vom 14. bis 20. August 1908 in Kopenhagen
tagenden XV. Internationalen Orientalisten - Kongreß abzu-
halten. Da aber nach § IV der Satzungen die Versammlung
nicht vor dem 1. September stattfinden darf, so sieht sich der
geschäftsfiihrende Vorstand veranlaßt, den in Basel gefaßten
Beschluß außer Kraft zu setzen, und beruft die diesjährige
Allgemeine Versammlung nach Leipzig ein, wo sie am
Mittwoch, den 14. Oktober 1908, früh 9 Uhr, im
Semitistischen Institut der Universität (Paulinum, I)
zusammentreten wird.
Halle und Leipzig, im Juni 1908.
Der geschäftsführeiide Vorstand.
XL
Personalnachrichten.
Der D. M. G. sind ab 1908 als ordentliche Mitglieder beigetreten:
1405 Herr Rabbiner Dr. Jakob Winter in Dresden, Blochmannstr. 14 1,
1406 Herr Dr. Domeuico Argentieri in Rom, Piazza S. ApoUinare 49, und
1407 Herr Pastor Dr. Eugen Herrmann, Diac. em. in Dresden, Fürsten-
str, 71 part.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihr ordentliches Mitglied:
Herrn Dr. R. Baron von Stackeiberg, f 5. Jan. 1908.
Seinen Austritt erklärte Herr Prof. Dr. J. Barth.
Ihre Adresse änderten die folgenden Mitglieder :
Herr Prof. Dr. L. Gautier in Cologny bei Genf und
Herr Dr. J. H. Woods in Mahabaleshwar, Satara District, Indien.
Im letzten Mitgliederverzeichnis, S. XI, lies für Dr. F. H. Weissbach,
Oberbibliothekar . . . .: Dr. F. H. Weissbach, Bibliothekar
XLI
Terzeichuis der vom 14. Mai Ms 18. Juni 1908 für die
Bibliothek der D. M. G. eingegangenen Schriften u. s. w.
I, Fortsetzungen und Ergänzungen von Lücken.
1. Zu Ac 264. Luzac's. Oriental List and Book Review. Vol. XIX, Nos. 1 — 2.
Jan.— Feb., 1908. London.
2. Zu Ae 51. Berichte über die Verhandlungen der Königlich Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-historische Klasse.
Neunundfünfzigster Band. 1907, IV. V. Leipzig 1907.
3. Zu Ae 65. 4". Bulletin de l'Academie Imperiale des Sciences de
St.-P6tersbourg. Vie Serie. 1908. No. 8. 9. 10. St.-Petersboufg 1908.
4. Zu Ae 155. 4**. Memorie della R. Accademia delle Scienze dell' Istituto
di Bologna . . . Sezione di scienze storico-filologiche. Serie I. Tomo I.
1906 — 07. Fascicolo secondo. Sezione di scienze giuridiche. Serie I.
Tomo I. 1906 — 07. Fascicolo secondo. Bologna 1908.
5. Zu Ae 165. 4'*. Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin. 1908. I — XXIII. Berlin 1908.
6. Zu Af 124. Proceedings of the American Philosophical Society held
at Philadelphia for promoting useful knowledge. Vol. XLVI. No. 187.
October — December, 1907. Philadelphia 1907.
7. Zu Bb 760. Journal of the Ceylon Brauch of the Royal Asiatic Society.
Volume XIX. No. 58. 59. Colombo 1908.
8. Zu Bb 790. Journal Asiatique . . . Dixieme Serie. Tome X. No. 2. 3.
Paris.
9. ZuBb818. al-Machriq. Revue catholique Orientale bimensuelle. Sciences-
Lettres-Arts. Bairüt. XI. 1908. No. 5. 6.
10. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenläudischen Gesellschaft.
Zweiundsechzigster Band. I. Heft. Leipzig 1908.
11. Zu Bb 945. Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgenlandes . . .
XXII. Band. Heft 1. Wien 1908.
12. Zu Bb 1200, s, 33. Anantabhatta, The Vidhäna-Pärijäta. Edited by
Paiulita Täräprasaniia Vidyäratna. Vol. II. Fasciculus 1. Caicutta 1908.
[= Bibliotheca Indica. New Series, No. 1177.]
13. Zu Bb 1200, s, 88. Bälumbliatti. A Commentary on the Mitäksarä.
BälambluiUT Laki^ml - ityaparanäninl Mitäksnrävyäkhyä svapatniLak.MuT-
devlnämnä Bälambhattapäyagundena viracitä | sriGovi n dadä -
sensi sainsodhitä. Vol. II. Fasciculus I. Caicutta 1907. [:= Bibliotheca
Indica, New Series, No. 1166.]
14. Zu Bb 1200, s, 92. Baudhäyana Srauta Sütram. Edited by W. Caland.
Vol. II. Fasciculus I. Caicutta 1907. [= Bibliotheca Indica, New Series,
No. 1163.1
XLII Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
15. Zu Bb 1200, s, 172. Gadädhara Räjaguru, Gadädhara Paddhatau
Käläsara. Edited by Sadägiva Müjra of Puri. Vol. II. Fasciculus III.
Calcutta. 1907. [= Bibliothecti Indica, New Series, No. 1178.]
16. Zu Bb 1200, s, 236. Saddarsana-Samuccaya by Haribhadra with Guua-
ratna's Commentary Tarkarahasya-Dlpikä. Edited by Luigi Siiali. Fase. II.
Calcutta 1907. [= Bibliotheca Indica, New Series, No. 1151.]
17. Zu Bb 1200. s, 470. A°. Malik Muli am mad JaisT, The Padumäwati.
Edited. with a Commentary, Translation, and Critical Notes, by G. A. Grierson
and Sudhäkara Dvivedi. Fasciculus V. Calcutta 1907, [= Bibliotheca
Indica, New Series, No, 1172.]
18. Zu Bb 1200, s, 505. Nage .iabh a t ta, MahäbhäsyapradTpoddyota by
NägeQa Bhatta. Edited by Pandit ßahuvallabha Cästri. Vol. III.
Fasciculus VI. Calcutta 19U7. [= Bibliotheca Indica, New Series, No. 1167.]
19. Zu Bb 1200, s, 700. Satap ath abrähm anam, The ^atapatha Brähmana
of the White Yajurveda, with the Commentary of Säyaita Acärya. Edited
by Pandit Satyavrata Sämagraml. Vol. V. Fase. III. IV. Calcutta 1907.
[== Bibliotheca India, New Series, No. 1174. 1175.1
20. Zu Bb 1200, s, 720. Siddharsi, Upamitibhavaprapancä kathä. The
Upamitibhavaprapaücä Kathä of Siddharshi. Originally edited by the late
Peter Peterson and continued by Hermann Jacohi. Fasciculus XI. Cal-
cutta 1907. [= Bibliotheca Indica, New Series, No. 1154.]
21. Zu Bb'l200, p, 26. Abu'1-Fadl 'AllämT. The Akbarnäm^ of Abu-
1-Fazl translated from the Persian by H. Beveridge. Vol. II. Fase. IV.
Calcutta 1907. [= Bibliotheca Indica, New Series, No. 1149.]
22. Zu Bb 1200, t, 70. A Lower Ladakhi Version of the Kesar-Saga.
Tibetan text . . . Notes and Vocabulary . . . by A. H. Francke. Fase. III.
Calcutta 1907. [= Bibliotheca Indica, New Series, No. 1164.]
23. Zu Ca 15. 4®. Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde.
Herausgegeben von A. Erman und G. Steindor/f. 44. Band. 2, Heft.
Leipzig 1907.
24. Zu Eb 225. 2^. Catalogue of books registered in Burma during the
quarter ending the 31*^ December 1907. Rangoon 1908. (Von der Kgl.
Bibliothek, Berlin.)
25. Zu Eb 6200. Journal of the Gypsy Lore Society. New Series. Vol. I.
No. 3. Liverpool 1908.
26. Zu Ed 1365. 4». Handes amsoreay. 1908. No. 4, 5.
27. Zu Ha 200. Revue de l'histoire des religions. Viugt-cinquifeme ann^e.
Tome LV, 1. 2. 3. LVI, 1. Paris 1907.
28. Zu la 33. 4». Echos d'Orient. lie aunee. No. 70. Mai 1908.
29. Zu la 128. Rivista Cristiana, La. Comitato Direttivo : Enrico jÖoäm) —
Giovanni Luzzi. Nuova Serie. Anno XXV. Maggie, 1908. Firenze.
30. Zu le 2290. Proceedings of the Society of Biblical Archaeology.
Vol. XXX. Part 4. London 1908.
31. Zu Mb 135. 4*^. Monatsblatt der numismatischen Gesellschaft in Wien.
Nr. 298. 299, VII. Band (Nr, 29, 30.) 1908.
32. Zu Na 325. Re vu o Areh^ologique. Quatrifeme S^rie. — Tome XI. Mars —
Avril 1908. Paris 1908.
33. Zu Oa 42. HsBtcxi;) IhiiiepaTopcKaro PyccKaro reorpa(})H4ecKaro
OßiuecTBa . . . ToMi XLIV. 1908 r. III. IV. C.-IIeTep6ypri, I9ü8.
34. Zu Oa 151. Journal, The Goographical. Vol. XXXI. No. 6. June,
1908. London.
Verz. der für die Bibliothek derD. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. XLIII
35. Zu Oa 256. 4*'. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
1908. No. 5. Berlin.
36. Zu Oc 1000. Mitteilungen zur jüdischen Volkskunde . . . herausgegeben
von M. Grunwald. 26. Heft. Leipzig 1908.
37. Zu P 150. 4°. Journal, The, of the College of Science, Imperial üni-
versity of Tokyo, Japan. Vol. XXIII, Article 2. Vol. XXIV [cplt.].
Tokyo 1907. 1908.
38. Zu P. 524/15. 8^. Wiedemanii, E., Beiträge zur Geschichte der Natur-
wissenschaften. XII. (SA. aus den Sitzungsber. d. physik.-mediz. Sozietät
in Erlangen. Band 39. 1907.) (Vom Verfasser.)
II. Andere Werke.
12407. Ätmatattvaviveka or Bauddhädhikära. By XJdayanäcärya. With the
Commentaries of Saiikara Misra . . . etc. edited by Vindhyesvarlpra-
sädadvivedin. Fase. I. Calcutta 1907. [== B.I. New Series,
No. 1165.] Bb 1200, s, 863.
12408. The Toyasästra, with the commentary called Svopajnavivarana. By
Sri' Hemachandrächäri/a. Edited by Muni Mahäräja Sri' Dharma-
vijaya. Vol. I. Fasciculus I. Calcutta 1907. [= B. I. New Series,
No. 1181.] Bb 1200, s, 243.
12409. Haupt, Rudolf, Katalog 15. Hilfsmittel zum Studium der nichteuro-
päischen Sprachen. Leipzig 1908. Ac 187.
12410. Pischel, R. Ins Gras beißen. (A. aus SBA. 1908.) (Vom Verfasser.)
G 204 = Y 2. 40.
12411. Ncdlino, C. A., Les noms g^ographiques du monde musulman dans les
publications arabes modernes. Le Caire 1907. (Vom Verfasser.)
Oa 401 = Y 9. 8".
12412. Inscription, The Behistan, of King Darius. Translation and critical
notes . . . by Herbert Cushing Tolman. Nashville, Tonn. 1908. (Vom
Verfasser.) Ec 855.
12413. Wiedemann, E., Zur Geschichte des Kompasses bei den Arabern. (A.
aus den Verhandl. d. Deutsch. Physik. Ges. IX. Jahrg. No. 24.)
Braunschweig 1908. (Vom Verfasser.) P 524/3 = Y 9. S».
Sehr erwünscht ist der Bibliothek die vollständige Zuwendung der neu-
erscheinenden
orientalistischen Dissertationen , Programme u. s. w.
der Universitäten und anderer Lehranstalten.
XLY
Protokollarischer Bericht
über die Mittwoch den 14. Okt. 1908 zu Leipzig ahgehalteue
Allgemeine Versammlung der D. M. G.^)
Lokal: Semitistisches Institut der Universität; Beginn: 9^/^ Uhr. Zum
Vorsitzenden wird Herr Geh. Rat Windisch, zu seinem Stellvertreter Herr
Prof. Hultzsch, zu Schriftführern die Herren Prof Weissbach und Ober-
lehrer Dr. Hertel gewählt.
1. Die satzungsgemäß aus dem Vorstand ausscheidend en Herren Proff.
Erman, Nöldeke,Pischel undReinisch werden durch Akklamation
wiedergewählt. Da Herr Prof. Nöl deke durch Herrn Prof. Becker erklären
läßt, daß er eine Wiederwahl ablehne, so muß zu einer Ersatzwahl geschritten
werden, bei der Brockelmann 5, Sachau 3, Prym 1 und Stumme
11 Stimmen erhalten. Letzterer ist mithin gewählt, so daß der Gesamtvorstand
z. Z. aus folgenden Mitgliedern besteht:
gewählt in Halle 1906 in Basel 1907 in Leipzig 1908
Kautzsch Fischer Erman
Kuhn Hultzsch Pisehel
Windisch Praetorius Reinisch
Zimmern Stumme
2. Als Ort der nach st en Allgem. Ver sam ml ung der D. M. G. wird
Graz, der Sitz des Allgemeinen Deutschen Philologentags von 1909, bestätigt.
H. Herr Prof. Hultzsch verliest seinen Bericht des Schriftführers
für 1907 — 1908 (s. Beilage B). Auf Aufforderung des Herrn Vorsitzenden
erheben sich die Anwesenden zu Ehren der im letzten Jahre verstorbenen Mit-
glieder von ihren Plätzen. Herr Prof. Steindorff teilt mit, daß Herr Prof.
Erman aus der Redaktion der Zeitschr. f. Agypt. Sprache u. Altertumskunde
ausgeschieden sei und er sie allein weiterführe. Auf Antrag von Herrn Prof.
Fischer beschließt die Versammlung, daß zahlungssäumigen Mitgliedern, die
mit mehr als zwei Jahresbeiträgen im Rückstande sind, stets einige Wochen
vor der Allgem. Versammlung seitens der Firma F. A. Brockhaus ein Postauf-
trag angekündigt werden soll.
4. Herr Prof. Fischer verliest seinen Red aktionsberi c ht für 1 9 (i 7
— 1 9 0 8 (s. Beilage C).
5. Für den abwesenden Bibliothekar, Herrn Prof. U. Schmidt, verliest
Herr Prof. Hultzsch den Bibliotheksbericht für 1907 — 19 08 (s. Boi-
1) Die Teilnehmerlisto s. in Beilage A.
XLYI Protolcollar. Bericht über die AUgem. Versammlung zu Leipzig.
läge D). Im Anschluß daran teilt Herr Prof. Praetorius mit, daß die Kgl.
Preußische Regierung die Fertigstellung des neuen Handschriftenkatalogs der
Bibliothek in Erinnerung gebracht habe, worauf Herr Prof. Fischer darauf
aufmerksam macht, daß auch noch der Nachtragsband zum Katalog der Druck-
schriften, die Sociniana und die Indices enthaltend, ausstehe und daß der Druck
dieser Bände die Gesellschaft pekuniär schwer belasten werde.
6. Herr Prof. Fischer verliest den Kassenbericht für 1907 — 1908
(s. Beilage E) und verbindet damit nähere Angaben über den Absatz der von
der Gesellschaft veröö'entlichten Werke. Die Herren Otto Harrassowitz und
Prof. Zimmern werden zu Revisoren der Rech nungsführung gewählt.
7. Herr Prof. Hultzsch verliest folgende an die Allgem. Versammlung
gerichtete Eingabe, die außerdem in Abschriften an alle Anwesenden verteilt wird:
Kopenhagen, 14. — 20. Aug. 1908.
An die Generalversammlung der Mitglieder der Deutschen
Moi'genländischen Gesellschaft.
Anknüpfend an die Erklärung, mit der Herr Prof. Fischer die Polemik
gegen Herrn Prof. Barth abgeschlossen hat (ZDMG. Bd. 62, S. 203) und an
den darin enthaltenen Appell an die Mehrzahl der Mitglieder erklären wir
unterzeichneten Mitglieder der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, daß
wir diesen Versuch einer Beilegung der Streitfrage für durchaus ungenügend
erachten.
Wir wünschen zum Ausdruck zu bringen, daß die Behandlung, die einem
Mitglied der Gesellschaft im Organ der Gesellschaft durch den mit der Ge-
schäftsführung betrauten Redakteur widerfahren ist, den Gepflogenheiten wissen-
schaftlicher Polemik im Rahmen unserer Zeitschrift widerspricht. Die wich-
tigste Aufgabe des Redakteurs ist es, die wissenschaftlichen Kontroversen
zwischen Mitgliedern auf der Höhe sachlicher Diskussion zu halten Um so
mehr ist es zu bedauern und zu mißbilligen, wenn der Redakteur die ihm
widerruflich übertragene Autorität dazu ausnutzt, einen Angriff von ungewöhn-
licher Art und Schärfe gegen die wissenschaftliehe Tätigkeit eines verdienten
Mitgliedes zu unternehmen. War die Sache einmal geschehen, so blieb nur
der Weg einer offenen Entschuldigung übrig. Eine bedingte und gewundene
Erklärung, wie sie Herr Prof. Fischer abgibt, war im Interesse der Solidarität
unserer Gesellschaft durchaus ungenügend.
Wir benutzen die Gelegenheit darauf hinzuweisen, daß die Redaktions-
führung des derzeitigen Redakteurs eine wachsende Mißstimmung unter den
Mitgliedern der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, speziell den semi-
tistischen, erzeugt hat, da Herr Prof. Fischer es für nötig befunden hat, die
in der Zeitschrift erscheinenden Arbeiten, sei es in der Form von Redaktor-
Glossen, sei es in der Form von Anfügungen und Bemerkungen einer unan-
gebrachten Kritik zu unterziehen.
Es bleibt natürlich jedem Mitglied der Gesollschaft, auch dem Redakteur,
unbenommen, sich zu den aufgeworfenen Fragen zu äußern; der Redakteur
hat aber mehr als andere die Pflicht mit seiner Person möglichst zurück-
zuhalten. Es ist eine Tatsache , daß das Vorziehen von Herrn Prof. Fischer
die Folge gehabt hat. daß namhafte Mituliedor der Gesellscliaft aufgehört li.aben,
für die Zeitschrift zu schreiben.
Im Interesse der Gesellschaft halten wir es für unsere Pflicht auf diese
Protohollar. Bericht über die Allgem. Versammlung zu Leipzig. XL VII
Mißstände aufmerksam zu machen und wir erhoffen von dem Eingreifen der
Generalversammlung eine Wiederherstellung der alten guten Gepflogenheiten.
Becker, Bezold, Goldziher, Kampffmeyer, Littmann,
Ed. Meyer,
Basset , Buhl , Fraenkel , Geyer , Grimme , Haffner , Hartmann,
Jacob , Kern , Landauer , Lehmann-Haupt , Mittwoch , Nöldeke,
Reckendorf, Schwally, Snouck Hurgronje , Sobernheim, Streck,
VVensinck, Zettersteen.
Herr Prof. Becker berichtet über das Zustandekommen der Eingabe und
begründet sie. Der Herr Vorsitzende bemerkt dazu, daß die Angelegenheit
der von Herrn Prof. Fischer ZDMG. LIX , 442 ff. veröffentlichten „Redakteur-
glossen" bereits auf der Allgem. Versammlung zu Hamburg 1905 in befriedigen-
der Weise erledigt worden sei, und verweist auf den Redaktionsbericht ZDMG.
LIX, S. LXXVf. sowie auf den daran anknüpfenden Teil des Protokolls das. S. LXXH.
Herr Prof Hui tzs ch kann die in der Eingabe ^gewunden" genannte Erklärung
des Herrn Prof. Fischer nicht als solche gelten lassen und teilt außerdem aus
den Akten ^) mit, daß diese Erklärung vom Gesamtvorstand mit allen Stimmen
(darunter einer bedingten), bei einer Stimmenthaltung für genügend erachtet
worden ist. Herr Prof Praetorius stellt fest, daß er in dieser Angelegenheit
mit Herrn Prof. Barth freundschaftlich, aber vergebens unterhandelt habe. Herr
Prof. Fischer verliest einige an ihn gerichtete Zuschriften, deren Verfasser
sich mit seiner Tätigkeit als Redakteur durchaus einverstanden erklären und
gegen die Eingabe der Herren Becker, Bezold etc. protestieren. Er geht sodann
zunächst auf den zweiten Teil der Eingabe ein, gibt über die von ihm in der
ZDMG. zu Beiträgen anderer hinzugefügten Fußnoten und Nachträge genauere
Auskunft, wobei er nachweist, daß sie größtenteils von den betr. Autoren
entweder vorher gebilligt oder geradezu gefordert worden sind,
1) [Die betr. Stellen in den Akten lauten:
, Halle, 3. April 1908.
^Wir glauben nun dem Gesamtvorstand folgende beiden Fragen vorlegen
,zu sollen:
„1. Soll die Barth'sche [in stark persönlichem Ton gehaltene] Erwiderung
, abgedruckt werden?
,oder 2. Ist es im Interesse von Gesellschaft und Zeitschrift besser, wenn
„Barth's Erwiderung nicht abgedruckt wird? Dagegen wird Fischer dann
„sein Bedauern drucken lassen, sich als Redakteur nicht die
, nötige Zurückhaltung auferlegt zu haben.
F. Praetorius."
„Es antworteten auf die beiden vom Kollegen Praetorius gestellten Fragen
„neun Mitglieder ( ) in identischer Weise, nämlich mit „nein" auf
„Frage 1) und mit „ja" auf Frage 2).
„Halle, 2. 5. 08. E. Hultzsch."
Das Recht sich unter den in der ZDMG. gebräucliliclien Formen zu
Fischers Aufsatz rein sachlich zu äußern, ist Herrn Prof Barth vom Ge-
samtvorstand ausdrücklich zugestanden worden.
Die Geschäftsführer der D. M. G.]
XLVIII Protokollar. Bericht über die Allgem. Versammlung zu Leipzig.
und beruft sich darauf, daß auch frühere Redakteure der ZDMG., von Semitisten
namentlich Fleischer und Loth, ohne Widerspruch zu erfahren zu deu Beiträgen
anderer Zusätze und selbst Berichtigungen gefügt haben. Herr Prof. Zimmern
stellt darauf folgenden Autrag :
,Die Allgem. Versammlung erklärt zum zweiten Teile der Eingabe der
Herren Becker, Bezold etc., daß Herr Prof. Fischer seit der Erörterung seiner
in ZDMG. LIX, 442 flf. veröffentlichten „Kedakteurglossen" auf der Allgem.
Versammlung zu Hamburg 1905 (vgl. ZDMG. LIX, S. LXXH und den
Kedaktionsbericht das. S. LXXV f.) in seinen eigenen Beiträgen zur Zeitschrift
(Aufsätzen, Kleinen Mitteilungen und gelegentlichen — im ganzen fünf^) —
Fußnoten zu Beiträgen anderer) nirgends die ihm zustehenden Befugnisse
überschritten, sich vielmehr genau auf die ihm zu Hamburg einstimmig zu-
erkannten Rechte beschränkt hat".
An der Debatte über diesen Antrag beteiligen sich die Herren Dr. Hertel ,
Proff. Weissbach, Becker, Fischer, Hultzsch, Zimmern, Kampff-
meyer und Steindorff. Er wird schließlich einstimmig angenommen.
Darauf nimmt Herr Prof. Fischer das Wort zum ersten Teil der Ein-
gabe. Er berichtet in eingehender Weise über die Geschichte seiner Polemik
mit Herrn Prof. Barth und über die Bemühungen erst des geschäftsführenden
und sodann des Gesamtvorstands die Angelegenheit beizulegen, weist darauf hin,
daß er sich sofort spontan dazu bereit erklärt habe, bei etwaigen künftigen
Polemiken in der ZDMG. seine Äußerungen stets erst dem geschäftsführenden
Vorstande zur Begutachtung zu unterbreiten, und betont, daß er seine Erklärung
habe für ausreichend halten müssen, nachdem der Gesamtvorstand, dem sie im
genauen Wortlaut vorgelegen, sie fast einstimmig für genügend erklärt gehabt
habe. An der Diskussion über diesen Teil der Eingabe beteiligen sich noch
die Herren Proff. Windisch, Praetorius und Becker. Letzterer hebt
auch hervor, daß die Eingabe der Herren Becker, Bezold etc. keinerlei „Antrag"
enthalte. Herr Prof. Zimmern schlägt schließlich folgende, wiederum ein-
stimmig angenommene Resolution vor:
„Die Allgem. Versammlung nimmt Kenntnis vom ersten Teil der Ein-
gabe der Herren Becker, Bezold etc. betr. die Erklärung des Herrn Prof.
Fischer in Sachen seiner Polemik mit Herrn Prof. Barth; sie nimmt ferner
Kenntnis von der Erklärung der Herren vom Vorstand, daß der Gesamtvor-
stand bei seinen schriftlichen Verhandlungen über diesen Fall mit sämt-
lichen Stimmen (darunter einer bedingten), bei einer Stimmenthaltung die
Erklärung des Herrn Prof. Fischer als genügend erachtet hat".
Nachdem Herr Prof. Zimmern auf den Ernst der Lage hingewiesen und
einer versöhnlichen Lösung der Schwierigkeiten das Wort geredet und Herr
Prof. li a r t m a n n sich in gleichem Sinne geäußert , einigten sich die Herren
Proff. Zimmern und Bocker auf folgenden Zusatzantrag:
1) (Nämlich ZDMG. LX, 246, Anm. 1 ; 370, Anm. 3; 404, Anm. 1; LXI, 141,
Anm. 1 und '2U4, Anm. 1. dj^ Geschäftsführer der D. M. G.]
Protolcollar. Bericht über die Allgeni. Versammlung zu Leipzig. XLIX
^Da kein Antrag auf Stellungnahme der Versammlung zu den Er-
klärungen einerseits des Vorstands und anderseits der Herren Becker, Bezold etc.
vorliegt , so beschließt die Versammlung nach einer auf allen Seiten in ver-
söhnlichem Geiste geführten Aussprache sich auf Kenntnisnahme beider Er-
klärungen zu beschränken und spricht im Gesamtinteresse der D. M. G. die
dringende Bitte aus die Angelegenheit nunmehr ruhen zu lassen und der
D. M. G. die Treue zu bewahren".
Auch dieser Antrag wird einstimmig angenommen.
8. Herr Geheimrat Kuhn hat brieflich folgenden Antrag gestellt:
In Anbetracht
1. daß die in der ZDMG. während der letzten Jahre erschienenen Jahres-
berichte nur einen Teil der Orientalia umfassen;
2. daß sie gegenüber der früher erscheinenden, mit Register versehenen
„Orientalischen Bibliographie" eine dauernde Bedeutung nicht bean-
spruchen können;
3. daß das Engagement geeigneter Bearbeiter erfahrungsgemäß immer wieder
Schwierigkeiten bereitet,
stelle ich hiermit den Antrag, die Generalversammlung wolle der endgiltigen
Beseitigung dieser Jahresberichte ihre Zustimmung erteilen.
Ernst Kuhn.
Nach einer kurzen Diskussion, an der sich u. a. die Herren Profif. Fischer.
Hultzsch und Weissbach beteiligen, wird auf Vorschlag von Herrn Geh.
Rat Windisch infolge der großen Meinungsverschiedenheit, die bezüglich der
Jahresberichte in der Gesellschaft herrscht, die Entscheidung über den Antrag
bis zur nächsten Allgem. Versammlung vertagt. Der Antrag soll im zweiten
Hefte des nächsten Jahrgangs der ZDMG. allgemein bekannt gemacht werden.
9. Herr Prof. Seybold hat, gleichfalls brieflich, bei der Allgem. Ver-
sammlung beantragt „festzustellen, daß wie bisher und seit Gründung der Gesell-
schaft alle wissenschaftliche und sachliche Kritik im Interesse der
Wissenschaft in der ZDMG. erlaubt bleiben müsse".
Die Versammlung stimmt dem Antrage, nachdem Herr Prof. Fischer kurz
seine Genesis angedeutet, in dieser allgemeinen Fassung als selbstverständlich zu.
Vertagung der Sitzung 1 Uhr.
Wiederaufnahme der Sitzung 3 Uhr Nachmittags.
Auf Antrag der Herren Revisoren , die nichts wesentliches zu erinnern
gefunden haben, wird der Rechnungsführung Entlastung erteilt.
Das Protokoll wird vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
Schluß der Sitzung 3^^ Uhr.
L Protoholl. Bericht über die Allgem. Versammlung zu Leipzig.
Beilage A.
Liste der Teilnelimer an der Allgemeinen Versamm
lung der D. M. G. am 14. Oktober 1908 in Leipzig^).
1. E. Hultzsch. 11. F. Kern,
2. A. Fischer. 12. Otto Harrassowitz.
3. F. Praetorius. 13. Kampffmeyer.
4. F. H. Wei«sbach. 14. Hecker.
5. Job. Hertel. 15. Conrady.
6. C. Steyer. IC. Eugen Herrmann.
7. Caraillo Möbius. 17. Hartmann.
8. P. Schwarz. 18. H. Zimmern.
9. 0. Kram er, aus Gerichshain. 19, G. Steindorff.
10. Rudolf Haupt. 20. Windisch.
Beilage B.
Bericht des Schriftführers für 1907—1908.
Seit dem letzten Jahresberichte (Bd. LXI, S. LVIH) sind der Gesellschaft
20 Personen (Nr. 1394 — 1413) und 1 Gesellschaft (Nr. 53) als ordentliche Mit-
glieder beigetreten. Ihren Austritt erklärten die Herren Asböth, Barth,
Duval, Liebich, Mommert, Fürst Uchtomskij und Völlers. Gelöscht
wurden die Namen von 6 ordentlichen Mitgliedern.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihre ordentlichen Mitglieder
Herren Derenbourg, Fell, Glaser, Grube, Hertzberg, Hiibsch-
mann, Kielhorn, Matthes, von Mehren, G. Oppert, Baron von
Rosen, Schrador und Baron von Stackeiberg.
Am 1. Januar 1908 zählte die Gesellschaft 429 Mitglieder, darunter
14 Ehrenmitglieder und 29 Mitglieder auf Lebenszeit.
Die Gesellschaft trat in Schriftenaustausch mit der H. Accademia delle
Scienze delV Istituto di Bologna und mit der Scuola Orientale della B.
Universita di Roma. Auf Anregung des Königl. Preußischen Unterrichts-
ministeriums beschloß der geschäftsführende Vorstand , dem Katholischen
Deutschen Hospiz in Jerusalem die bisher erschieneneu Bände der Zeitschrift,
soweit sie noch verfügbar sind, und die künftig erscheinenden Veröffentlichungen
der Gesellschaft unberechnot zu übersenden.
In Ausführung der Besclilüsse früherer Allgemeiner Versammlungen unter-
stützte die Gesellschaft im Laufe des Berichtsjahres wiederum die Orientalische
Bibliographie, die Zeitschrift für Agi/ptische Sprache und Altertumskunde
und die Bibliographie arabe des Herrn Victor Chauvin mit Mk. 500, 400
und 120.
Vom LXI. Bande der Zeitschrift wurden 529 Exemplare an Mitglieder und
gelehrte Gesellschaften versandt und 141 Exemplare .in Buchhändler abgesetzt.
1) Die Aufführung erfolgt nach der eigenliändigon Eintragung in die Liste.
ProtokoUar. Bericht über die Allgem. Versammlung zu Leipzig. LI
Der Gesamtabsatz der Veröffentlichungen der Gesellschaft ergab im verflossenen
Jahre Mk. 4510,70, wovon Mk. 451 als Provision der Firma F. A. Brockhaus
in Abzug zu bringen sind. Infolge des Eintrittes von drei Mitgliedern auf Lebens-
zeit konnten Mk. 1000 in Wertpapieren angelegt werden, sodaß die Gesellschaft
jetzt für Mk. 16,600 Wertpapiere besitzt.
Das Fleischerstipendium wurde in der Höhe von Mk. 350 am 4. März 1908
abermals an Herrn Privatdozenten Dr. Joseph Hell in München verliehen.
E. Hultzsch.
Beilage C.
Redaktionsbericht für 1907—1908.
Von den im letzten Rechnungsjahre erschienenen Heften der Zeitschrift
hat Heft I des laufenden Jahrgangs dadurch eine ziemlich starke Verspätung
erlitten , daß ich sehr lange auf die Manuskripte zu zwei Teilberichten des
Wissenschaftlichen Jahresberichts warten mußte. Bezüglich des einen dieser
beiden Manuskripte war mein Warten übrigens umsonst, denn der Gelehrte, der
es zu liefern versprochen hatte, weilte, wie ich erst sehr spät erfuhr, schon
länger nicht mehr unter den Lebenden. Heft H des laufenden Jahrgangs konnte,
obschon infolge der Verzögerung seines Vorgängers für seine Herstellung nur
ca. sechs Wochen zur Verfügung standen, gleichwohl dank einer sehr starken
Anspannung aller Kräfte in unserer Druckerei wieder pünktlich erscheinen. Auch
Heft IV 1907 war leidlich pünktlich. Heft HI des laufenden Jahrgangs wird
in etwa 12 Tagen verschickt- werden können. Es wäre schon fertig, wenn
nicht der Verfasser eines darin enthaltenen größeren Beitrags teils durch eine
ernstere Erkrankung , teils durch die von den Herausgebern der ZDMG. als
gerechtfertigt anerkannte Notwendigkeit seiner Arbeit noch einen längeren Nach-
trag nachschicken zu müssen, an der umgehenden Erledigung seiner Korrekturen
gehindert worden wäre. Die noch in meinen Händen befiudlichen bezw. mir
fest angemeldeten Manuskripte für die Zeitschrift werden nicht nur das nächste,
sondern im wesentlichen auch noch das übernächste Heft füllen.
Von zwei im laufenden Jahrgang der Zeitschrift erscheinenden umfang-
reicheren Aufsätzen , der Übersetzung von Ruyyaka's Alainkärasarvasva durch
H. Jacobi und M. Gaster's Bearbeitung des „Buches Josua in hebräisch-
samaritanischer Rezension", lasse ich Separata zum Vertrieb durch die Gesell-
schaft herstellen.
Der Wissenschaftliche Jahresbericht mußte leider wieder unvollständig
erscheinen. Zwar konnte ich diesmal außer den Referaten unserer drei semi-
tistischen Berichterstatter, die, wie rühmend hervorgehoben sei, bisher noch nie
versagt haben , auch den von mir bereits im vorigen Jahre angekündigten , die
Zeit vom Herbst 1904 bis Ende 1906 umfassenden ägyptischen Bericht dos
Herrn Dr. Günther Roeder vorlegen. Indessen mußte leider wieder der
iranische Bericht ausfallen und infolge des beklagenswerten Endes des Dr.
Fortsetzung der Beilage C siehe Seite LIV.
LH
Einnahmen u. Ausgaben der D. M. G. 1907.
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LIV Protohollar. Bericht über die Allgem. Versammlung zu Leipzig.
Kurt Klemm ebenso der indische. Herr Dr. lioeder hat mir erfreulicherweise
seine Mitarbeit auch für die Zukunft zugesagt, dagegen habe ich für Herrn Dr.
Klemm noch keinen Ersatz gefunden.
Das Generalregister zu der sechsten Dekade der Bände unserer Zeit-
schrift hat Herr Prof. Kam p ff me j-er , der, wie bekannt, vor drei Jahren seine
Ausarbeitung übernommen hatte, dringender anderer Arbeiten wegen bisher noch
nicht fertigstellen können.
Auf der vorjährigen Allgem. Versammlung konnte ich mitteilen , daß ich
damals gerade der ersten Signatur eines neuen Heftes unserer Abhandlungen,
aus der Feder des Herrn Prof. Caland, mein ^Imprimatur" gegeben hatte.
Heute kann ich berichten, daß ich in diesen Tagen die letzte Signatur des
Werkes für druckreif erklärt habe und daß das Heft, 2 70 + XXVI S. stark,
unter dem Titel ,Der Ärseyakalpa des Sämaveda herausgegeben und bearbeitet
A'on W. Caland" binnen kurzem erscheinen wird.
Von Herrn Prof. von Schroeder's Küthakam, von dem gleichfalls im
vorjährigen Redaktionsberichte die Rede war, wird noch in dieser Woche der
Druck des zweiten Bandes beginnen.
Da die gewissenhafte Erfüllung seiner sehr mannigfaltigen Obliegenheiten
an die Zeit und Arbeitskraft eines Vorstandsmitglieds und Redakteurs unserer
Gesellschaft Anforderungen stellt, denen ich auf die Dauer ohne eine Schädigung
meiner eigenen wissenschaftlichen Arbeiten nicht genügen zu können glaubte,
so habe ich unter dem 5. Juni 1907 meinen Herren Kollegen vom geschäftsführen-
den Vorstande ganz formell die Mitteilung zugehen lassen, daß ich mit dem Ende
des Jahres 1907 mein Amt anderen Händen zu übergeben wünschte. Auf
dringendes Zureden der Herren habe ich mich zwar, in der Hoffnung wenigstens
für den mehr mechanischen Teil meiner Arbeiten eine Hilfskraft heranziehen
zu können, noch einmal zur Beibehaltung meines Amtes entschlossen, am
21. März ds. habe ich mich aber, in dieser Hoffnung getäuscht, zu einer Er-
neuerung meines Rücktrittsgesuchs genötigt gesehen. Indessen habe ich mich
schließlich bereit finden lassen, die Redaktion, die ich, wie meine letzten Vor-
gänger, im wesentlichen ganz allein geführt hatte, künftig gemeinsam mit den
drei übrigen Mitgliedern des geschäftsführenden Vorstands weiterzuführen, nämlich
in der Form , daß ich zwar die zentrale Leitung der Geschäfte — Entgegen-
nähme der Manuskripte und der Rezensionsexemplare, regelmäßige Verbindung
mit der Buchdruckeroi, Erteilung des letzten ^Imprimatur" etc. umfassend —
beibehalte, die für die Zeitschrift eingehenden Aufsätze und Mitteilungen aber
nur insoweit prüfe und durch den Druck führe, als sie meinem engeren Studien-
gebiet angehören. Die Prüfung und Drucklegung der übrigen Beiträge über-
nehmen meine drei Herren Kollegen, soweit sie selbst dazu kompetent sind;
und soweit sie es nicht sind, also bei assyriologischen, ägyptologischen , afrika-
sprachlichen und gewissen alttestamcntlich-jüdischon Arbeiten, wird regelmäßiger
als bisher die Mitwirkung Leipziger und Halle'scher Kollegen wie der Herren
Profl'. Zimmern, Steindorü", Stumme und Kautzsch erbeten werden. Dieser Modus
der Redaktionsführung könnte als eine in den Annalen der D. M. G. unerhörte
Neuerung erschoinon , bedeutet aber in Wirklichkeit nur ein Zurückgreifen auf
die allerältosten Vorhältnisse in der Redaktionsführung unserer Zeitschrift, denn
Protokoll. Bericht über die Allgem. Versammlung zu Leipzig. LT
die vier ersten Bände derselben wurden, wie es kurzweg auf den Titeln heißt,
,von den Geschäftsführern" herausgegeben, also nicht von einem besonderen
Eedakteur, und vom fünften Bande an, auf dessen Titel zum ersten Male vier
Geschäftsführer und ein verantwortlicher Redakteur namhaft gemacht werden,
hat neben dem Redakteur eine Zeitlang eine Redaktionskommission in Leipzig
und außerdem noch eine Hülfsredaktionskommission in Halle fungiert, jede aus
nicht weniger als sechs Mitgliedern bestehend. Bezüglich dieser zwei Kommis-
sionen wird in dem ersten Redaktionsberichte des Prof. Anger (ZDMG. V, 128)
bemerkt, daß „diese Einrichtung, durch welche die bei Redaction einer Zeit-
schrift wie die der D. M. G. unumgängliche Mitwirkung verschiedener Fach-
gelehrten an amtliche Verpflichtung geknüpft und so die Präcision im Redactions-
geschäft gefördert werden sollte, sich vollkommen bewährt habe". Ich hoffe,
daß auch unsere Einrichtung sich bewähren wird. Sicher wird sie nicht nur
dem Redakteur die Arbeitslast erleichtern , die sich ja nun in vier oder
noch mehr Teile zerlegen wird, sondern sie wird auch — jedenfalls in weit
höherem Grade , als es die bisherige Art der Redaktionsführung vermochte —
verhüten, daß Arbeiten, die unter dem Niveau unsrer Zeitschrift stehen, darin
Aufnahme finden. Genauer wird über die Neuerung, die am 1. Januar 1909
in Kraft treten soll, in Heft IV berichtet werden. A. Fischer.
Beilage D.
Bibliotheksbericht für 1907—1908.
Der Verkehr in der Bi bl i oth ek ist in dem Berichtsjahre ein sehr reger
gewesen, so daß die Zahlen des letzten Berichtes bedeutend überholt sind.
Es wurden ausgeliehen 467 Bände, darunter 5 Mss.; die Suramo der Entleiher
betrug 167. Zu den üblichen Fortsetzungen, namentlich der periodisch er-
scheinenden Schriften, kommt diesmal ein Zuwachs von 136 Werken, nämlich
der Nummern 12301 — 12436; als besonders dankenswertes Geschenk (von
Prof. Dr. C. H. Becker) seien hier sechs Bände der ZAW. erwähnt.
Das Arbeitszimmer hat sich im Sommersemester 1008 des eifrigen
Besuches mehrerer Herren zu orfreuen gehabt, die die Schätze unserer Biblio-
thek zu größeren Publikationen benutzen wollten.
Die Katalogisierung der Handschriften hat gute Fortschritte
gemaclit. Die sämtlichen Mss. sind signiert und geordnet aufgestellt, mit Aus-
nahme der Semitica, die im kommenden Winter erledigt werden sollen, und
der persischen und türkischen Mss., deren Bearbeitung Herr Prof. Dr. Hörn
übernehmen will. Richard Schmidt.
LVI
Personalnachrichten.
Der D. M. G. sind als ordentliche Mitglieder beigetreten
ab 1908:
1408 Herr Pastor Rudolf Strothmann, Oberlehrer in Pforta,
1409 Herr Herbert Loewe, M. A., Queen's College, Cambridge, England,
1410 Herr Jenö L6vy, Hübner Udvar, Andrässy üt 94, Budapest VI,
1411 Herr Dr. jur. Otto Günther vonWesendonk in Berlin, NW. 7, Reichs-
tagsufer 10, und
1412 Herr Privatdozent Dr. Alexander E. von Schmidt, Bolschaja Selenina
Nr. 9, Quartier 20, St. Petersburg;
ab 1909:
1413 Herr Dr. Max Vasmer, Gymnasiallehrer- Aspirant der Univ. in St. Peters-
burg, Peterburgskaja Storona, Bolschoj Prosp. 4, D. l.o, und
1414 Herr F. O. Oertel, Superintending Eugineer, Cawnpore, U. P., Indien.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihre ordentlichen Mitglieder:
Herrn Prof. Dr. B. B a e n t s c h in Jena,
Herrn Dr. Winand Fell in Münster i./W.,
Herrn Prof. Dr. Wilhelm Grube in Haiensee,
Herrn Dr. B. F. Matthes in Nymegen, t 9. Okt. 1908, und
Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Eberhard Schrader in Berlin.
Seinen Austritt erklärte Fürst Esper Uchtomskij.
Ihre Adresse änderten die folgenden Mitglieder :
Herr Prof. Dr. C. H. Bock er in Hamburg, Andreasstr. 19,
Herr James P. Fleming in Mannheim, M 5, 4,
Herr Dr. Emil Gratzl, Sekretär a. d. Kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München,
Erhardtstr. 11/2,
Herr Prof. Dr. 11. Greßmann in Berlin, Westend, Ulmenallee 38,
Herr Prof. Dr. E. Hultzsch in Halle a/S., Reilstr. 76,
Herr Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kuhn in München 31, Heßstr. 5,
Herr Geh. llegiorungsrat Dr. Lauer in Göttingeu, Wölilerstr. 111,
Herr Prof. Dr. II. Lüders in Kiel,
Herr Prof. Dr. Oskar Mann in Charlottenburg, Grolmanstr. ü8,
Herr Prof. Dr. H. Oldenberg in Göttingon, Nikolaiisberger Weg 27/9,
Herr Dr. G. Tliibaut. C. I. E., Rogistrar, Cakuttu Univorsity,
Herr Dr. med. Woekorling in Friedberg i. Hessen, Ludwigsstr. 25 I, und
Herr Dr. A. .] W o n s i n c k in Utrecht, Kr. N Gracht 88 W».
LVII
Verzeichnis der vom 19. Jimi bis 7. Olitober 1908 für die
Bibliothek der D. M. Gr. eingegangenen Schriften u. s. w.
I. Fortsetzungen und Ergänzungen von Lücken.
1. Zu Aa 158. 8*^. Report, Annual, for the year 1007. Imperial Librarj',
Calcutta. (Calcutta 1908.)
2. Zu Ac 264. Duzac's Oriental List and Book Review. Vol. XIX, Nos. 3 — 4.
March — April. 5 — 6, May-June, 1908. London.
3. Zu Ae 30. Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse. 1908. Heft 3. 4.
Geschäftliche Mitteilungen. 1908. Heft 1. Berlin 1908.
4. Zu Ae 45. Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei. Classe di
scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. XVII. Fase. 1 — 3.
Roma 1908.
5. Zu Ae 65. 4°. Bulletin de l'Academie Imperiale des Sciences de
St.-Petersbourg. Vie Serie. 1908. No. 11. 12. St.-Petersbourg 1908.
6. Zu Ae 1G5. 4*^. Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin. 1908. XXIV — XXXIX. Berlin 1908.
7. Zu Af 124. Proceedings of the American Philosophical Society held
at Philadelphia for promoting useful knowledge. Vol. XLVII. No. 188.
January — April, 1908. Philadelphia 1908.
8. Zu Ah 5. Analecta Bollaudiana. Tomus XXVII. Fase. III— IV. Bruxellis
1908.
9. Zu Ah 5g. Poncelet, Alb., Catalogus codicum hagiographicorum lati-
norum bibliothecarum Romanarum praeter quam Vaticanae. p. 385 — 448.
10. Zu Ah 12. Jahresbericht der israelitisch-theologischen Lehranstalt in
Wien für das Schuljahr 1907/1908. Voran geht: Baraitha di-Mlecheth ha-
Mischkan . . . von M. Friedmann. Wien 1908.
11. Zu Bb 10. Bibliographie, Orientalische, begründet von Awgnst Müller
. . . Bearbeitet und herausgegeben von Lucian Scherman. XX. Jahrgang
(für 1906). Drittes Heft. Berlin 1908.
12. Zu Bb 606. Bessarione. Pubblicazione periodica di studi orientali.
Serie IIL Vol. IV. Fase. 100—102. Anno XH. 1907—1908. Roma.
13. Zu Bb 608. Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van
Noderlandsch-Indie . . . Zevendo Volgreeks — Zevende Deel (Deol LXI der
geheele Reeks). Derde en vierde Aflevering. 's Gravenhage 1908.
14. Zu Bb 628. 4°. B ulletin de l'Ecole Fran9aise d'Extreme-Orient. Tome VII,
no. 3 — 4. Hanoi 1907.
15. Zu Bb 725. Journal & Proceedings of the Asiatic Society of Bengal.
New Series. Vol. II. No. 10. Vol. III. No. 1 — 4. Calcutta 190G. 1907.
16. Zu Bb 750. Journal, The, of the Royal Asiatic Society of Qreat Britain
& Irelaud. July 1908. London.
LYllI Verz. der für die Bibliothek der D. M. G.eingeg. Schriftenu.s. w.
17. Zu Bb 765. Journal of the North-Chiiia Branch of the Royal Asiatic
Society. 1908. Vol. XXXIX. Shanghai, o. J.
18. ZuBb818. al-Machriq. Revue catholique Orientale bimensuelle. Sciences-
Lottres-Arts. Bairüt. XI. 1908. No. 7. 8. 9.
19. Zu Bb 819. 4". Memnon. Zeitschrift für die Kunst- und Kultur-
geschichte des Alten Orients. Herausgegeben von Reinhold von Lichten-
berg. 2. Band. 1. u. 2. Heft. Leipzig 1908.
20. Zu Bb 885. Rivista degli Studi Orientali . . . Anno I. Volume I. Fase,
quarto. Roma — Lipsia 1908.
21. Zu Bb 901. Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde,
uitgegeven door het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Weten-
schappen . . . Deel L. Aflevoring 5 — 6. Deel LI. Aflevering 1. Batavia | 's
Hago 1908.
22. Zu Bb 901d. Notulen van de Algemeene en Directievergaderingen van
het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen. Deel XLVI.
1908. Aflevering 1. Batavia | 's Gravenhage 1908.
23. Zu Bb 905. 4". T'oung-pao ou Archives concernant l'histoire, les
langues, la geographie et l'ethnographie de l'Asie Orientale. Revue dirigee
par Henri Cordier et Edouard Chavannen. Serie II. Vol. IX. No. 1. 2. 3.
Leide 1908.
24. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Zweiundsechzigster Band. II. Heft. Leipzig 1908.
25. Zu Bb 945. Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgenlandes . . .
XXH. Band. Heft II. Wien 1908.
26. Zu Bb 1114. Leipziger Semitistische Studien. Herausgegeben von
A. Irischer und H. Zimmern. IV, 1. Hälfte. Leipzig 1908.
27. Zu Bb 1125 (21). Broclcelmann, Carl, Kurzgefaßte vergleichende Grammatik
der semitisclien Sprachen. Elemente der Laut- und Formenlehre. Berlin
1908. (Vom Verfasser.)
28. Zu Bb 1223. E. J. W. Gibb Memorial Series. Vol. III, 2. El-Khazreji's
History of the Resüli Dynasty of Temen (Translation II). London 1907.
29. Zu Bb 1242. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 1908.
1. 2. 13. Jahrgang. Berlin.
30. Zu Ca 9. Sphinx. Revue critique embrassant le domaine entier de
l'egyptologie publice . . . par Karl Piehl. Vol. XI. Fase. IV. Vol. XII.
Fase. 1. Upsala.
31. Zu Da 359. Brockelmann, C. , Grundriß der vergleichenden Grammatik
der semitischen Sprachen. I. Band. 2. — 6. Lieferung. Berlin 1907 — 1908.
(Vom Verfasser.)
32. Zu Eb 10. 2". Assam Library. [Jetzt: Catalogue of Books and Pam-
phlets registered in Eastern Bengal and Assam.] For the quarter ending
the 3 Ist March 1908.
33. Zu Eb 50. "2*^. Bengal Library Catalogue of Books for the Fourth Quarter
ending the Sl»* December 1907. Wednesday, June 10, 1908. . . . for the
First Quarter ending the 31«* March 1908. Wednesday, August 26, 1908.
34. Zu Eb 225. 2". Catalogue of books registered in Burma during the
quarter ending tho Sl^h March 1908. Rangoon 1908. (Von der Kgl.
Bibliothek, Berlin.)
35. Zu Eb 295. 2". Catalogue of Books registered in the Punjab undor
Act XXV of 1867 during the quarter ending tho 3 ist December, 1907.
Labore 1908. (Von der Kgl. BibHuthck, Berlin.)
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. LIX
36. Zu Eb 485. 2". Catalogue of Books registered in the Central Pro-
vinces and Berjir [früher: Memorandum of Books registered in the Hyde-
rabad Assigned Districts] during the quarter ending the 30*^ June 1908.
Nagpur 1908. (Von der Kgl. Bibliothek, Berlin.)
37. Zu Eb 5270. 2". Annual Report on the search for Hindi ilanuscripts.
For the year 1905. 1906. By Syamsundar Das . . . Allahabad 1908.
38. Zu Eb 6200. Journal of the Gypsy Lore Society. New Series. Vol. II.
No. 1. Liverpool 1908.
39. Zu Ed 1365. 4**. Bandes amsoreay. 1908. No. 6, 7, 8, 9.
40. Zu Fa 76. Szemle, Keleti . . . Revue Orientale pour les etudes ouralo-
altaiques . . . IX. evfolyam. 1908. 1 — 2. szäm. Budapest.
41. Zu Ff 1925. Journal, The, of the Siam Society. Volume IV. Part II.
III. Bangkok 1907. (Von der Siam Society.)
42. Zu Fg 100. Transactions of the Asiatic Society of Japan. Tokyo.
Vol. XXXV, Part II. June, 1908.
43. Zu Fi 80. CöopHH Kl MaTepia.iOBi ÄJia onHcaiiifl MicTHOCxeR h n.ieieHi
KaßKasa. BanjcKi XXXVIII. Th([).ihci 1908.
44. Zu Ha 5. Archiv für Religionswissenschaft . . . herausgegeben von
Albrecht Dieterich und Thomas Achelis. Band 11. Zweites und Drittes
Heft. Leipzig 1908.
45. Zu la 33. 40. Echos d'Orient. lie annee. No. 71. Juillet 1908.
46. Zu la 125. Revue Biblique Internationale ... Nouvelle Serie. Cinquieme
Annee. No. 3. Juillet 1908. Paris, Rome.
47. Zu la 126. Revue de l'Orient Chretien. Recueil trimestriel. Deuxieme
Serie, Tome HI (XIII). 1908. No. 2. Paris.
48. Zu la 128. Rivista Cristiana, La. Comitato Direttivo: Enrico ISofiio
— Giovanni Luzzi. Nuova Serie. Anno XXV. Giugno , Agosto, 1908.
Firenze.
49. Zu la 135. 8». Tijdschrift, Teyler's Theologisch, . . . Zesde
Jaargang. Aflevering 3. 4. Haarlem 1908.
50. Zu la 140. Zeitschrift des Deutschen Palästina- Vereins. Herausgegeben
. . . von C. Steuernagel. Band XXXI. Heft 4. Register zu Band XXVI
— XXX. Leipzig 1908.
51. Zu la 140a. Mittheilungen und Nachrichten des Deutschen Palae-
stina-Vereins. Herausgegeben . . . von G. Hölscher. 1908. Nr. 4 und 5.
52. Zu la 145. Zeitschrift für die alttestameutliche Wissenschaft. Heraus-
gegeben von Bernhard Stade. Jahrgang XV — XIX und Beihefte I — III.
Gießen 1895—1899. (Von Prof Dr. C. H. Becker.)
53. Zu Ic 2290. Proceedings of the Society of Biblical Archseology.
Vol. XXX. Part 5. London 1908.
54. Zu Mb 135. 4". Monatsblatt der numismatischen Gesellschaft in Wien.
Nr. 300. 301. 302. VII. Band (Nr. 31. 32. 33.) 1908.
55. Zu Mb 245. Numismatische Zeitschrift, herausgegeben von der Numis-
matischen Gesellschaft in Wien durch deren Redaktionskomitee. Neue
Folge, Band I, 1908. Der ganzen Reihe Band XLI. Wien 1908.
56. Zu Na 139. Journal of Archaeology, American. Second Series . . .
Vol. XII. 1908. Numbor 2. Norwood, Mass.
57. Zu Na 325. Revue Arch^ologique. Quatriöme Sörie. — Tome XI. Mai —
Juiii. Tome XII. Juillet — Aoüt 1908. Paris 1908.
LX l^erz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
58. Zu Na 426. 4^. 3anHCKH BocTOinaro OiÄtjieHifl HiinepaTopcKaro
PyccKaro ApxeojorniecKaro OomecTBa. ToMt XVIII. Bian. I. C-
neiepöypr-b 1907.
59. Zu Na 427. A**. 3 an H CRH OTAi-ieniH pyccKOH H cjiaBflHCKOH apxeojioria
JiMnepaTopcKaro PyccKaro ApxeojiornHecaaro OßmecTBa. Tomi VIII.
Bhin. 2. C.-lIeTep6ypri, 1907.
CO. Zu Nf 382a. 2**. Report of the Superintendent, Archaeological Survey,
Burma, for the year ending 3lst March 1908. Rangoon 1908.
61. Zu Nf 452. 4**. Epigraphia Indica and Record of the Archaeological
Survey of ludia. 'EdiiinA hy Sien Konoiv . Vol. IX. Part IV. October 1907.
Calcutta.
62. Zu Nf 452 a. 2**. Archaeological Survey of India. Annual Report 1904
— 1905. Calcutta 1908.
63. Zu Ni 406. 06o3piHie npenoxasaHifl iiayKi et> HMnepaTopcKOMb C-
IleTepöyprcKOM'b YflnEepcHTeTt na 1908 — 1909 y^eÖHufi noÄi. C-
Ilexepöypr'b 1908.
64. Zu Ni 415. ÜTHexb 0 cocTo^Hin h Ä^^TeJiBHOCTH HiunepaTopcKaro
C.-neTep6yprcKaro yHHBepcnTexa sa 1907 roÄ'b • . . C.-IleTepöypri 1908.
(Von der Üniversitäts-Bibliothek in St. -Petersburg.)
65. Zu Oa 42. lIsBicTifl HMnepaxopcKaro PyccKaro reorpa4)H4ecKaro
OomecxBa . . . Tomi. XLIV. 1908 r. V. VI, C.-IIexepnypn, 1908.
66. Zu Oa 151. Journal, The Geographica!. Vol. XXXII. No. 1. 2. 3.
July, August, September, 1908. London.
67. Zu Oa 208. 8**. Revue Tunisienne. Fondee en 1894 par l'Institut
de Carthage. Quinzieme Annee. No. 69. 70. Tunis 1908.
68. Zu Oa 256. 4^. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
1908. No. 6. Berlin.
69. Zu Ob 2101. [Hunter:] The Imperial Gazetteer of India. Vol. II. New
Edition. Oxford 1908.
70. Zu Oc 17 6. 8". Journal, The, of the Anthropological Society of
Bombay. Vol. VIII. No. 2. Bombay 1908.
71. Zu Oc 1000. Mitteilungen zur jüdischen Volkskunde . . . Herausgegeben
von M. Grunwald. 27. Heft. Leipzig 1908.
72. Zu P 150. 4". Journal, The, of the College of Science, Imperial Uni-
versity of Tokyo, Japan. Vol. XXI, Article 12. Vol. XXIII, Article 3—14.
Vol. XXV, Article 19. Tokyo 1907. 1908.
II. Andere Werke.
12414. Wiedemann, Eilhard, Über das al Berünische Gofiiß zur spezifischen
Gewichtsbestimmung. (A. aus den Verh. der Deutsch. Phys. Ges.
X. Jahrg. No. 8 und 9.) Braunschwoig 1908. (Vom Verfasser.)
De 3760 = Y 9. S».
12415. Wiedemann, Eilliard, Über das Goldmachen und die Verfälschung der
Perlen nach al Gaubari. (A. aus ?). o. O. u. J. (Vom Verfasser.)
De 4906 = Y 9. 8".
12416. (Joldziher, I., L5 misäsa. (A. aus: Revue Africaine, No. 268.) Alger
1908 (Vom Verfasser.) De 1728 = Y 9. 8".
12417. Dussaud, Rend, Lo Royaume do Hamat et de Lou'ouch au Vllle sifeclo
avant J.-C. (A. aus: Revue Archdologiquo 1908.) Paris 1908. (Vom
Verfasser.) Nd 157 '60 = Y 9. 8».
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. LXI
12418. Harrassowitz, Otto, Büclier-Catalog 312. 313. Die indische Bibliothek
von W. W. Hunter ... 1. 2. Abtheilung. Leipzig 1908. Ac 183 u.
12419. HHCTpyKn,ifl äji^ HPscjit^OBanifl oaep^. CocraBjieHa HJienaMH Ho-
CToaBHOH KoMHcciH HO HsyieHiio osept Poccin . . . C.-IIeTep6ypn>
1908. P 145. 4".
12420. Laiita Vistara. Leben und Lehre des Cäkya-Buddha. Textausgabe
... von S. Lefmann. Teil I. II. Halle' a. S. 1902. 1908. (Vom
Verleger.) Eb 3086.
12421. Weber, Otto, Die Literatur der Babylonier und Assyrer. Ein Überblick.
Leipzig 1907. (R.) Db 230.
12422. Hough, Walter, Antiquities of the Upper Gila and Salt River Valleys
in Arizona and New Mexico. Washington 1907. == Smithsonian
Institution. Bureau of American Ethnology. Bulletin 35. Nh 74.
12423. Bharucha, Ervad Sheriarji Dadabhai, Lessons in Pahlavi-Päzend. Part I
. . . (Bombay) 1908. (Von den Trustees of the Parsee Punchayet.)
Ec 983.
12424. Bharucha, Ervad Sheriarji Dadabhai, Lossoas in Avesta. Part I. I[.
(Bombay) 1907. 1908. (Desgl.) Ec 198.
12425. Strack, Hermann L., Einleitung in den Talmud. Vierte, neubearbeitete
Auflage. Leipzig 1908. (Vom Verfasser.) Dh 2040*.
12426. Sieg, E., Verzeichnis der Bibliotheca Indica und verwandter indischer
Serien nach Werken und Nummern. (SA. aus: Zentralbl. f. Bibliotheks-
wesen, Jahrg. 24, 1907, Heft II.) Leipzig 1908. (Vom Verleger.)
Eb 758.
12427. Die vier kanonischen Evangelien nach ihrem ältesten bekannten Teste.
Uebersetzung der syrischen im Sinaikloster gefundenen Palimpsesthand-
schrift von Adalbert Merx. Berlin 1897. (Vom Verfasser.) Ib 1571.
12428. Die Evangelien des Markus und Lukas nach der syrischen im Siuai-
kloster gefundenen Palimpsesthandschrift erläutert von Adalbert Merx.
. . . Berlin 1905. (Von demselben.) Ib 1571/5. 4«.
12429. Forrest, George W., Selections from the Travels and Journals preserved
in the Bombay Secretariat. Bombay 1906. Ob 144. 4".
12430. Reinisch, Leo, Das persönliche Fürwort und die Verbalflexion in den
chamito-semitischen Sprachen. Wien 1909. (Vom Verfasser.) Bb 1757.
12431. Wright, Charles H. H., Light from Egyptian Papyri on Jewish History
before Christ. London 1908. (Vom Verfasser.) Nd 654.
12432. Schneider, Hermann, Kultur und Denken der alten Ägypter. Leipzig
1907. = Entwickelungsgeschichte der Menschheit. Bd. I. (R.)
Nb 205.
12433. Hornydnskjj , Aladär, Heber Nyelvtan. Kezdök szämära. I. Kötet:
Alaktan. Budapest 1907. = Keleti Könyvtär 1,1. (Vom Verfasser.)
Dh 603.
12434. Berghoeffer, Ch. W., Führer durch die Freiherrlich Carl von Koth-
schild'sche öffentliche Bibliothek. Frankfurt a. M. 1908. (Von der
Bibliotheksverwaltuiig.) j^\^ 25
12435. Unger, Joachim Jacob, Gesammelte Aufsätze. Prag 1908. (Vom Ver-
fasser.) Ai 98.
12436. Rouffaer, G. P., en W. C. Muller, Catalogus der Koloniale Bibliotheek
van het Kon. Instituut voor de Taal-, Land- en Volkonkunde van Ned.
Indie en het Indisch Genootschap. 's-Grnvenhage 1908. Ab 326.
LXIIl
Zur Beachtimg.
Mit dem 1. Januar ds. ist die im letzten Eedaktions-
bericlit (oben S. LIVf.) angekündigte Änderung in der
Eedaktion unserer Zeitsclirift in Kraft getreten. Manuskripte
und Mitteilungen für die Zeitsclirift können künftig nach Be-
lieben entweder, wie bisher, an den verantwortlichen Eedakteür,
Professor A. Fischer, oder an einen der drei übrigen C4e-
Schäftsführer unserer Gesellschaft, Professor E. Windisch,
Professor F. P r a e t o r i u s und Professor E. H u 1 1 z s c h , ein-
o-esandt werden.
Der geschäftsfuhreiide Yorstaiid.
o
Berichtigung.
Herr Professor Nöldeke wünscht den Passus des letzten protokollarischen
Berichts ,Die satzungsgemäß aus dem Vorstand ausscheidenden Herren ProfT.
Erman, Nöldeke ....•' (oben S. XLV) dahin berichtigt zu sehen, daß er
am 8. Mai 1908 aus dem Vorstand ausgetreten sei.
Der geschilftsführeiule Vorstand.
LXIV
Personalnachrichten.
Der D. JI. G. sind als ordentliche Mitglieder beigetreten
ab 1908:
1415 Herr Mohammad Musharraf-ul Ilukk, stud. pliil. in Halle a/S. , Hedwig-
str. 9 II, und
1416 Herr Kurt Wulff, Assistent am Thesaurus Linguae Latiuae, in München-
Nymphenburg, Komanstr. 99;
ab 1909:
1417 Herr Gymnasiallehrer Dr. Paul Hüchler, z. Z. in Halle a/S., Wilhelm-
str. 43,
1418 Herr Dr. Nikolaus Rhodokaiiakis, Prof. a. d. Univ. Graz, Mandellstr. 7,
und
1419 Herr Dr. Hans Unters weg in Graz, Landesbibliothek.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft ihre ordentlichen Mitglieder:
Herrn Prof. Dr. Paul Hörn in Straßburg i/Els., f H- Nov. 1908, und
Herrn Geh. Kegierungsrat Prof. Dr. Kichard Pischel, t 2C. Dez. 1908 in Madras.
Ihren Austritt erklärten die Herren Dr. Carl von Arnhard und Prof.
Dr. Weymann.
Ihre Adresse änderten die folgenden Mitj^lieder:
Herr Senator Dr. Otto Donner in Helsingfors, Norra Kajen 12,
Herr Prof Dr. J. Flemming in Friedenau b. Berlin, Goßlerstr. 9,
Herr Liz. Dr. Paul Kahle in Halle a/S., Gr. Brunncnstr. 27 A I,
Herr Dr. Sten Konow in Kristiania, Valkyriegato 7,
Herr Prof. Dr. Heinrich Lüders in Kiel, Kevontlow-AUee 28,
Herr Prof. Dr. C. A. Nallino in Palermo, Via Catania 3,
Herr Dr. phil. Schulim Ochser in Berlin, 0 34, Wilhelm Stolzo-Str. 20 I,
Herr Dr. Carl Philipp in Berlin, S\V Gl, Teltower Str. 22,
Herr Dr. Gustav Koth stein in Friedenau b. Berlin, Handjerystr. 39,
Herr Prof. Dr. P. N. Seh log 1 in Wien, XVI/2, Gersthoferstr. 117,
Herr Prof. Dr. Friedrich Schwally in Gießen, Alicenstr. 6,
Herr Botschaftsattache Dr. jur. von Wosendonk, 9 Carltoa House Tt-rrace,
London, SW,
Herr Liz. Dr. Gustav Westphal in Murburg, Barfüßertor 21,
Herr Ilofrat Prof. Dr. E. Wilhelm in Jona, Löbdergraben 25 111, und
Herr Dr. A. S. Yahuda in Berlin, N 24, Artilloriestr. 14.
LXV
Yeizeichnis der vom 8. Okt. 1908 Ms 9. Jau. 1909 für die
Bibliothek der D. M. 0. eingegangenen Schriften u. s. w.
I. Fortsetzungen und Ergänzungen von Lücken.
1. Zu Ab 100. Catalogue of the Library of the ludia Office. Vol. IL —
Part V. Marathi and Gujarati Books. By J. F. Blumhardt. London 1908.
2. Zu Ac 264. Luzac's Oriental List and Book Review. Vol. XIX, Nos. 7 — 8,
July— August. 9 — 10, Sept.— Oct., 1908. London.
'i. Zu Ae 8. 4^. Abhandlungen der philologisch-historischen Klasse der
Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Band XXVI. No. 2.
Leipzig 1908.
4. Zu Ae 24. Almanach, Magyar Tud. Akademiai, polgäri es csillagäszati
naptärral MCMVIII-ra. [Budapest] 1908.
5. Zu Ae 30. Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissen
Schäften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse. 1008. Heft 5
Berlin 1908.
G. Zu Ae 45. Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei. Classe d
scienze morali, storiche e filologiche. Serie quinta. Vol. XVII, Fase. 4 — 6
Roma 1908.
7. Zu Ae 45a. 4**. Atti della R. Accademia dei Lincei. Anno CCCV
1908. Rendiconto dell' adunanza solenne dei 7 giugno 1908. Vol. II
Roma 1908.
8. Zu Ae 51. Berichte über die Verhandlungen der Königlich Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-historische Klasse.
Sechzigster Band. 1908. I— III. Leipzig 1908.
9. Zu Ae 65. 4°. Bulletin de l'Academie Imperiale des Sciences de
St.-Petersbourg. Ve Serie. Tome XXV. 1906. Vie Serie. 1907. 1908.
No. 13. 14. 15. 16. 17. 18. St.-Petersbourg 1907. 1908.
70
10. Zu Ae .— . 4". Memoires de l'Academie Imperiale de St.-Petersbourg.
Vllle Serie. Vol. VIII. No. 7. St.-Petersbourg 1908.
11. Zu Ae 74. Calendar, The, [of the] Imperial University of Tokyo.
(Tokyo Teikoku Daigaku.) 2567—68 (1907—1908). Tokyo 2568 (1908).
12. Zu Ae 96. Ertekezesek a nyelv- es szeptudomänyok köröbol . . . Szerkeszti
Szinnyei Jözsef. XIX. kötet. 10. szdm. XX. kötet. 1 — 7. szäm. Buda-
pest 1907—1908.
i;5. Zu Ae 130. Közlemenyek, Nyolvtudomünyi. XXXVIl, ;5— 4. Buda-
pest 1907.
14. Zu Ae 196. Szüi/ , C. [jetzt G. Heinrich], Rapport sur les travau.\ de
l'Academie hongroise des scionces en 1907. Budapest 1908.
15. ZuAf 116. Museon, Le. Etudes pliilologiqucs, historiques et roligieuses . . .
Fonde en 1881 par Ch. de Harlez. Nouvello Sdrie. — Vol. IX. No. 2— .5.
Louvain 1908.
g*
LX VI Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u.s.w.
IG. Zu Af 124. Proceedings of the American Philosophical Society held
at Philadelphia for promoting useful knowledge. Vol. XLVII. No. 189.
May— August, 1908. Philadelphia 1908.
17. Zu Af 160. Transactioiis aud Proceedings of the American Philological
Association. 1907. Volume XXX VIII. Boston, Mass.
18. Zu Bb 628. 4". Bulletin de l'Ecole Fran9aise d'Extreme - Orient.
Tome VIII, no. 1—2. Hanoi 1908.
19. Zu Bb 750. Journal, The, of the Itoyal Asiatic Society of Great Britain
& Ireland. October, 1908. London.
20. Zu Bb 790. Journal Asiatique . . . Dixieme Serie. Tome XI. No. 1. Paris.
21. ZuBb818. al-Machriq. Kevue catholique Orientale bimensuelle. Sciences-
Lettres-Arts. Bairüt. XI. 1908. No. 10. 11.
22. Zu Bb 819. 4<>. Memnon. Zeitschrift für die Kunst- und Kultur-
geschichte des Alten Oi'ients. Herausgegeben von Reinhold von Lichten-
berg. 1. Band. 2. Heft. Leipzig 1907.
2i3. Zu Bb 825. Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen
an der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin. Jahrgang XI.
Berlin 1908.
24. Zu Bb 885. Kivista degli Studi Orientali . . . Anno II. Volume II. Fase,
primo. Roma — Lipsia 1908.
25. Zu Bb 905. 4". T'oung-pao ou Archives concernant l'histoire, les langues,
la geographie et l'ethnographie de I'Asie Orientale. Revue dirigee par Henri
Cordier et Edouard Chavannes. Serie II. Vol. IX. No. 4. Leide 1908.
26. Zu Bb 930. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Zweiundsechzigster Band. Hl. Heft. Leipzig 1908.
27. Zu Bb 945. Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgenlandes . . .
XXII. Band. Heft III. Wien 1908.
28. Zu Bb 1118. Archiv für das Studium deutscher Kolouialsprachen. Heraus-
gegeben von . . . Eduard Sachau. Band II. 2. Auflage. Berlin 1908.
29. Zu Bb 1180a. 4". Annales du Musee Guimet. Bibliothcque d'Etudes.
Tome XIX. Levi , Le Nepal. Vol. III. — Tome XXIV. Mahler, Ed.,
Etudes sur le Calendrier Egyption. Traduit par Alexandre Moret. Paris
1907. 1908.
30. Zu Bb 1190. Bibliotheca Buddhica. HI. Avadäna^ataka II, 1. 2.
IV. Mülamadhyamakakärikäs V. — IX. Madhyaniakävatära 1. 2. St.-Peters-
bourg 1907. 1908.
31. Zu Bb 1242. Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 1908.
3. 13. Jahrgang. Berlin.
32. Zu Ca 9. Sphinx. Revue critique embrassant le domaine entier de
l'egyptologie publice . . . par Karl Piehl. Vol. XII. Fase. 2. 3. Upsala.
33. Zu De 4051. 4". Le Recueil des traditions mahometauos par Abou Abdallah
Mohammed ihn Ismail el-Bokhnri. Public par Ludolf Krehl, continue
par Th. W. Juynboll. Vol. IV (deuxüme partio). Loyde 1908.
34. Zu Eb 50. 2<*. Bengal Library Catalogue of Books for the Secoud Quarter
ending Wednesday, the 308t June, 1907. Wednesday, December 2, 1908.
35. Zu Eb 225. 2". Catalogue of books registered in Burma during the
quarter ending the 30"' June 1908. Rangoon 1908. (Von der Kgl.
Bibliothek, Berlin.)
36. Zu Eb 295. 2", Catalogue of Books registered in the Punjab undor
Act XXV of 1867 during the quartor ending the 30»' June, 1908. Labore
1908. (Von der Kgl. Bibliothek, Berlin,)
Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w. LX Yll
37. Zu Eb 390. Hrishikesa SästrT and 8iva Chandra Gui, A De-
scriptive Catalogue of Sanskrit Manuscripts in the Library of the Calcutta
Sanskrit College. No. 2ö. Calcutta 1908.
38. Zu Eb 485. 2". Catalogue of Bocks registered in the Central Pro-
vinces and Berar [früher: Memorandum of Bocks registered in the Hyde-
rabad Assigned Districts] during the quarter endiug the 31th March 1908.
Nagpur 1908. (Von der Kgl. Bibliothek, Berlin.)
39. Zu Eb 4068. 2". Progress Report, Annual, for Epigraphy, for the year
1907 — 1908. Government of Madras. G. O. , No. 574, 17th July 1908.
40. Zu Eb 6200. Journal of the Gypsy Lore Society. New Series. Vol. II.
No. 2. Liverpool 1908.
41. Zu Ed 1365. 4°. Hand es amsoreay. 1908. No. 10. 11. 12. 1909.
No. 1.
42. Zu Ef 275. Petz, Gedeon, Magyarorszägi Nemet Nyelvjäräsok. 5. G. füzet.
Budapest 1907. 1908.
43. Zu Eg 330. 4**. XQOviy.a, Bv^ccvtiva. To(iog rsriXQTOg, Ttv^og «'.
CaHKxneTepßjfpr'b 1908.
44. Zu Fa 3263. 0 6pa3u,H HapoiHOü iHTepaTypH flKyxoBi. Co6paunue
9. K. RenapcKUMo. BBiiiycKT> II. CaHKTneTepßypri) 1908.
45. Zu Fa 4180. Proben der Volkslitteratur der türkischen Stämme heraus-
gegeben von W. Radioff. IX. Theil. Mundarten der Uriancliaier (Sojonen),
Abakan-Tataren und Karagassen. Texte gesammelt und übersetzt von
N. Th. Katanoff. St. Petersburg 1907.
46. Zu Ff 1925. Journ al , The, of the Slam Society. Volume V. Part I. II. III.
Bangkok 1908. (Von der Siam Society.)
47. Zu Ha 5. Archiv für Religionswissenschaft . . . herausgegeben von
Albrecht Dieterich und Thomas Achelis. Band 11. Viertes Heft. Leipzig
1908.
48. Zu Ha 200. Revue de l'histoire des religions. Vingt-huitieme annce.
Tome LVI, 2. 3. LVII, 1. Paris 1907. 1908.
49. Zu la 33. 40. Echos d'Oriont. lie annee. No. 72. 73. Septembre.
Novembre 1908.
50. Zu la 125. Revue Biblique Internationale . . . Nouvelle Serie. Cinquieme
Annee. No. 4. Octobre 1908. Paris, Rome.
51. Zu la 126. Revue de l'Orient Chretien. Recueil trimestriel. Deu.xieme
Serie, Tome III (XIII). 1908. No. 3. Paris.
52. Zu la 128. Rivista Cristiana, La. Comitato Dirottivo: Enrico Bosio
— Giovanni Luzzi. Nuova Serie. Anno XXV. Settembre-Ottobro, Novembre,
Dicembro, 1908. Firenze.
53. Zu la 140. Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins. Herausgegeben
. . . von C. Steuernugel. Band XXXII. Heft 1 und 2. Leipzig 1909.
54. Zu la 140a. Mittheilungen und Nachrichten des Deutschen Palao-
stina-Vereins. Herausgegeben . . . von G. Hölscher. 1908. Nr. 6.
55. Zu Ic 2290. Proceedings of tho Society of Biblical Archajology.
Vol. XXX. Part 6. 7. London 1908.
56. Zu Mb 135. 4^. Monatsblatt der numismatischen Gesellschaft in Wien.
Nr. 303. 304. 305. VII. Band (Nr. 34. 35. 36.) Nr. 306. VHI. Band.
(Nr. 1.) 1909.
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Vol. XII. 1908. Numbor 3. Norwood, Mass.
LXy III Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften u. s. w.
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der Kgl. Univers. -Bibliothek Uppsala.) Bb 834.
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fique eil Belgique.) o. O. u. J. (Vom Verfasser.) Ad 17. 4*^.
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LXX V'erz. der für die Bibliothek der D. AI. G. eingeg. Schriften u. s. w.
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Kivista degli Studi Orientali, Vol. I.) Roma 1908. fVom Verfasser)
De 7632 = Y 9. 8».
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12462. The Säükhäyana Äranyaka with an Appendi.x on the Mahävrata by
Arthur Berriedale Keitli. London 1908. = Oriental Translation Fund.
New Series. Vol. XVIII. [R.] Eb 1685.
12463. Griffini^ E., I Manoscritti Sudarabici di Milano. Catalogo della prima
coUezione. I. (SA. aus: Kivista degli Studi Orientali, Vol. II.) Roma
1908. (Vom Verfasser.) De 157.
Sehr erwünscht ist der Bibliothek die vollständige Zuwendung der neu-
erscheinenden
orientalistischen Dissertationen, Programme u. s. w.
der Universitäten und anderer Lehranstalten.
Zur Geschichte der hanbalitischen Bewegungen.
Von
Ign. Groldziher.
Die Wandlungen, welche im Laufe der Geschichte des Islam
in der öffentlichen Stellung des Kaläm und der mit derselben zu-
sammenhängenden Dogmatik zutage treten, sind an zwei historische
Momente geknüpft, welche die Epochen jenes geschichtlichen Ver- 5
laufs bezeichnen: 1. die mit der Kegierung des Mutawakkil ein-
setzende Reaktion gegen die rationalistische Dogmatik zugunsten der
den altkonservativen Standpunkt vertretenden Hanbaliten ; 2. das
durch die Schöpfungen des seldschukischen Vezirs Nizäm al-mulk
ermöglichte offene Hervortreten der Kaläm-Dogmatik , freilich in 10
ihrer durch die As'ariten bewirkten Verdünnung.
In der Zwischenzeit hatten die rationalistischen Bestrebungen
und ihre Vertreter sich vor der Mißgunst und Verfolgung seitens
der das finstere Pfaffentum begünstigenden herrschenden Mächte
von Bagdad in acht zu nehmen. Auf „die Furcht vor dem 15
Schwert", welche die Freidenker zwingt, ihre Gedanken über die
religiösen Fragen nicht an die große Glocke zu hängen, berufen
sich wiederholt die Ichwän al-safä. Philosophische Köpfe — sagen
sie — finden den Wortlaut der Oflenbarungsschriften absurd und
sie leugnen sie in ihrem Innern ; allerdings sagen sie dies nicht 20
offen heraus ,aus Furcht vor dem Schwert"^). «Die
meisten, die sich mit den philosophischen AVissenschaften (*JLjtJl
Ä,A4.3Cl^) beschäftigen, sowohl die Anfänger als auch die Mittleren
(^.^j U-» (j-vLi^v^l» L^as (jvjJlXäxIS q-.: es sind also die wirk-
lichen, vollendeten Philosophen nicht mit inbegriffen), schätzen die 25
Sache des Religionsgesetzes und der gesetzlichen Verordnungen ge-
ring , verachten ihre Anhänger und dünken sich zu vornehm , um
sich solchen Gesetzen zu fügen; es sei denn, aus Furcht und Scheu
1) Rasail Ichwän al-safö IV, 101 unten: bS LiLi' .,1» j^^Aüi 'iJ?.->o(
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 1
2 Golchiher, Zur Geschichte der hanhalitischen ßeicegungen.
vor der Macht der Regierung, welche die Schwester der Prophetie ^)
(d. h. der Religion) ist"-). Und speziell von den auch ihnen, wie
den Philosophen im allgemeinen •^) antipathischen Gadal - Leuten
(d. h. mutakallimün) wird gesagt, daß sie es leugnen, daß die
5 Menschen den guten Eingebungen der Engel und den Einflüste-
rungen des Teufels unterworfen sind, „wenn sie auch diese Leugnung
nicht offen aussprechen aus Furcht vor dem Schwert und
der öffentlichen Züchtigung" (K.*JLiJ[5 uäa.w.J( KjLs?)*)-
Die stärksten Angriffe gegen die Mutakallimün ^) sind an mehre-
10 ren Stellen der philosophischen Gespräche zu finden, die uns aus dem
Kreise des Abu Sulejmän al-Sigistänl al-Mantikl durch
seinen Schüler Abu Hajjä,n al-Tauhidl u. d. T. oLAv^jLsLti erhalten
sind. Nicht nur ihre Denkmethoden werden angegriffen , sondern
auch ihre religiöse Gesinnung wird verdächtigt. Diese Angriffe —
15 deren höchst wichtiger Inhalt hier zu weit führen würde — wer-
den an einer Stelle resümiert mit dem Zusatz , daß nach persön-
licher Erfahrung des Abu Sulejmän die hervorragenden Vertreter
des Kaläm sich offen und geheim zu dem Lehrsatz von der Gleich-
wertigkeit der Beweise") bekennen. Er würde sich erbötig
1) äfcAÄji u>.i>5 j.^ l5'-^-^^ i^Ui '-üyi (jy= ^^T^ t5j-^> eine in
der Literatur des Islam eingebürgerto persische Maxime (darüber Revue Hist.
Relig. XLIII, 7 Anm. 2), die auch bei den lehwän IV, 67, Mas'üdl, Murüu- II, 162,
Miskawejhi, Tahdib al-achläk 121 als Sentenz des Ardesir angeführt wird; vgl.
auch 'Ujün al-achbär I, 21, 11 ,.^|y>5 Q-JtXilj ^^.^LLtL«*.]! . In der hebräischen
Übersetzung des Secretum secretorum ed. Gaster (JRAS. 1907) III, 3D wird
nach einer griechischen Steininschrift angeführt: "^N DTS piltm ~'3'?3n ^"2
"rNn "rba nnsr; bN TiÜEN, wo ']b''^~ offenbar einem arab. e5«-jU ent-
sprechen soll. Wie auch andere derartige Sprüche wurde der Satz ^jiAjU iJ^A-li
.,Lot».j später als Hadlt beansprucht; Kritik dagegen in Sagäni's Abhand-
lung über &.£»>i2»>5 ^i^ooL5>! fs. ZA. XXI, 245). Ibn 'Arabsäh rühmt in seiner
^ ^ ^ ■• ,
Biographie des Sultans al-Malik al-Zähir Gakmak, daß während der Regierung
dieses Fürsten ^^Js-il^ ^\X\ L.*.^Läs! iA*J ^^\y,l\ ^jSC*.i\ (ed. Strong,
in der Beilage zu JRAS. 1907, Heft 2; 13, 4). 2) Ichwän II, .329.
3) Vgl. Buch über das Wesen der Seele 13, Anm. zu 4, h.
4) Ichwän IV, 109.
5) Jedoch darf man den Ausdruck mutalcallimiln nicht immer auf diese
uhl al-yadal beziehen. Häufig werden auch Prediger mit diesem Namen
bezeichnet, wie es scheint, zumeist populäre Straßenprediger (Hermes Trismegistus
ed. Bardenhewer 79,3 (XI, 7) ^U. ^.,j^)XXj Uil ^yj^iS:d\, (jo'-aoäJI
0-^-55 p ^y^)t *ber auch ernstere, Ibn fJubejr- 222, 15; 224, 8.
6) Ä.io'!^! «.sÜCj. über diese Anschauung s.Ja'kübT ed. Houtsmn, I, 166 ult,
AI-FnräbT ed. Dieterici 96, Schreiner, Kaläm 10 Anm., ZDMG. 54, 399 (über
Goldziher, Zur Geschichte der hanhalitischen Beivegungen. 3
machen , die Bekenner dieser Gesinnung mit Namen zu nennen,
wenn er es nicht vorzöge, Schonung walten zu lassen^).
Dieser Vorbehalt bezieht sich ohne Zweifel auf die Gefahr, denen
er die denunzierten Mutakallimün seitens der Obrigkeit aussetzen
würde, der der Philosoph Abu Sulejmän die Vertreter der Denk- 5
freiheit doch nicht ausliefern möchte, so sehr ihm auch ihre
Denkungsweise zuwider ist. Einen jedoch, der sich nur im ge-
heimen zu der Lehre von der „Gleichwertigkeit der Beweise" be-
kannte und von dem er eine überaus spöttische Bemerkung über
die relisfiöse Vorstellung von Paradies und Hölle mitteilt-), nennt 10
^fci». = iTtoxv)- ^^^ habe bereits anderswo die Vermutung ausgesprochen,
daß dieser Ausdruck die Übersetzung der pyrrhonistischen laoc&tvsicc tüv
lö'/cov ist (Kultur der Gegenwart I, Abt. 5, 50); vgl. auch .-^jüLxx^l (jiD.Lxj
ZDMG. 41, 86 Anm. 3. ""
1) Zur Veranschaulichung des Textzustandes der Bombayer Lithographie
der Mukäbasät (p. 53) gebe ich den Text dieser Stelle nach der Leidener Hand-
sclirift nr. 1443 (fol. 60a) mit den Varianten der indischen Ausgabe: !wXP»
L?-"
»I j(.j
^i, 'w'03 ^AaJiäÄJ! j».^lAa£ ^^.^^^>► ^^a^^ÄJI f»-*'^'^ 3^^^\». (C»-g.j!
2) Mukäbasät fol. 38b {= B, 32 unten): axa^äJ^ öL^^^! IjS c:.a.x,-*
a) B. a^JUb. b) B. X..^5>. c) B. ^.gjjs.i>5. <1) B. ^LajwJI. .
e) fehlt B. f) fehlt B. g) B. ^j^jL^ÄX» ^lX^Ls^. »i) B. Laääj! .
i) B. 4- \OJ\. k) B. ,^,jIxj UL
1
♦
4 Goldziher, Zur Geschichte der hanbalitischen Bewegungen.
er freilich dennocli beim Namen : Abu I s h ä k a 1 - N a s i b I ^),
Schüler des Mu'taziliten Husejn b. 'All al Gu'al (st. 299)2). Dieser
scheint zu jener Zeit nicht mehr unter den Lebenden gewesen zu
sein; darum wird Abu Sulejmän keine Scheu empfunden haben,
6 seinen Namen preiszugeben.
Es wird von Interesse sein , mit diesen Stellen eine in den-
selben Kreis gehörige Äußerung des Gähiz-') zu vei'gleichen. Er
erwähnt die These eines skeptischen Mutakallim , der die Möglich-
keit sicheren Erkennens ablehnte und nur wahrscheinliches Wissen
10 (das BvXoyov und nid-avov der Skeptiker) zugab: l^SS »y»^! .^i
K_^jLi.^Lj LJLbLj^ --^^ -i-*J- Trotzdem er ohne Nachkommen
gestorben war, möchte Gahiz seinen Namen nicht preisgeben, weil
er ihm durch die Gemeinschaft des Kaläm unverletzlich ist ^^'
xäLLaoÜ i-U/^1 ^ (^•^.♦.JlXxj! üS^Liij ^^jCi! &>ysr; umsomehr, da er
15 (mit den Mu'taziliten und im Widerspruch mit dem orthodoxen
Dogma) das Vorhandensein der (der Tat) vorangehenden (freien)
Willensmacht des Menschen (KcLiiÄ*.^! f»-J^ÄJ') anerkannte^).
Es folcrt hieraus, daß man zu iener Zeit das Andenken eines
Menschen dem allgemeinen Hohn aussetzte, wenn man ihn mit
20 gewissen Lehren der Mutakallimün in Verbindung brachte.
1) Wohl identisch mit Abu Isl.iäk al-NisIbiuI des Ahmed b. Jalijä
ed. Arnold 68, 8; 69, 14, einem Lehrer des Abu-1-Käsim 'All al-Mui'tadä.
2) Vgl. Schreiner, Zur Gesch. des As'ariteuthums (Leiden 1890, Actes du
Vllle Congres des Orientalistes) II; ausführliche Nachrichten über ihn bei Al.imed
b. Jal.ijä ed. Arnold, 62; er wird in der 54. muhäbasa (ed. Bombay 52) zitiert:
3) Gahiz, Kitäb al-hajwäu VI, 11. Vgl. ibid. VII, 49, 11 ^' ^ ^^
*,ÄA^^*ö jjcS\««|. 4) Vgl. Sahrastaul 38, 7 v. u.
a) MS. ^.,yij, B. y-)y^^.- ^'^ ^^^- -y^.- ''^ ^^'^^^ ^
Goldziher, Zur Geschichte der hanbalitischen Beivegungen. 5
II.
Das ungünstige Verhalten der Regierenden gegenüber den
Regungen des Rationalismus diente zu nicht geringer Ermutigung
jenen muhammedanischen Eiferern, die durch alle Jahrhunderte die
Bekämpfung der mit dem Kaläm verbundenen Anschauungen und 5
Formulierungen als ihre hauptsächlichste theologische Aufgabe be-
trachteten: den Hanbaliten.
Freilich stellten sich die Feinde der neuen Theologie die
unterdrückende und verfolgende Aufgabe der Regierung noch
energischer vor, als sie es in der Tat war. „Wäre ich an der lo
Macht — so sagt z. B 'Abd al-Rahmän b. Mahdi — , so
würde ich jeden , der sich zum ErschaflFensein des Koran bekennt,
in den Tigris werfen , nachdem ich ihm vorerst den Kopf ab-
geschlagen habe"^). Auch in erbrechtlicher Beziehung will er sie
als Nichtmuslime betrachtet wissen und das Connubium mit ihnen i5
untersagen -).
Die Kalämfeindschaft der Hanbaliten beschränkt sich nicht bloß
auf die mu'tazüitische Form des Kaläm. Auch der reaktionäre
Schritt al-As'arT's konnte den Kaläm und seine Dogmatik in
ihren Augen nicht retten. Überdies ist ja die Schule des As'arl 20
den orthodoxen Zugeständnissen des Stifters '^) nicht in allen Punkten
treu geblieben. Während andere madäliib sich durch die von
ihren Imämen überlieferten kalämfeindlichen Sprüche in der schließ-
lichen Billigung der a^'aritischen Lehren nicht irre machen ließen,
hat die hanbalitische Schule an der unerbittlichen Zurückweisung 25
der neuen Richtung, in welcher Form immer, unbeugsam festgehalten
und dieser Ablehnung in Lehre und Leben schreienden Ausdruck
gegeben. Sie hatte dabei den Vorteil, nicht nur des Schutzes der
Obrigkeit, sondern auch des Beifalls der Massen sicher zu sein. Dem
Rufe fanatischer Aufreizer folgend, mengt sich oft auch der Straßen- 30
pöbel in die theologischen Differenzen^). Und es ist nicht un-
wahrscheinlich , daß die orthodoxen Eiferer bei dieser gerne ge-
pflegten Fühlung mit den Volksmassen auch in nicht eben geist-
lichen Beziehungen ihre Rechnung fanden. Die Charakteristik, die
1) DahabT, Tadkirat al-l.iufiaz I, 302 unten: .^lIiJL. J .,l=> J
2) Bei Ibn Tejraijja, ÄL\simü'at al-rasail al-kubrä (Kairo 1324) 1, 438:
3) Ibn Tejmijja (I. c. 445 — 452) kann gelehrte Excerpte aus den Werken
al-As'arl's zur Bekräftigung seiner eigenen hanbalitischen Lehren anführen. Außer
der Ibäna sind wörtliche Zitate aus (^AX^Lwvb^! CJ^SLäX» (jv-JLcaX^ ^_;>lLxi>)
(Brockclinanu I, 195 Nr. 5) mitgeteilt.
4) ZDMG. 41, 62ff.
6 Goldziher, Zur Geschichte der hanhalitischen Bewegungen.
f
im 8. Jahrb. d. H. der Säfi'it Sihäb al-dln al-Kiläbl aus
Aleppo (st. 733) in einer polemischen Schrift von dem Treiben der
hanbalitischen Eiferer entwirft , wird wohl auch für die früheren
Zeiten Geltung haben. Er teilt sie in zwei Gruppen, in deren eine
5 die Leute gehören , die aus innerer Überzeugung , bona fide , dem
^.;i.5> anhängen, während ein anderer Teil unter dem Vorwand, die
Glaubensanschauungen der Alten zu verteidigen, auf die Triebe des
gemeinen Volkes spekuliert, um in egoistischer Weise materielle
Vorteile zu erwerben ^). Die Volksmeinung ergriff mit Ostentation
10 zumeist die Partei der hanbalitischen Orthodoxie und die Maß-
regelungen, denen Theologen ausgesetzt waren, die ihre Beeinflussung
durch den emporkommenden Rationalismus merken ließen, sind wohl
nicht ohne Mitwirkung der Obrigkeit und des Volks gelungen.
Wir dürfen einzelne markante Beispiele , die uns aus der
15 Literatur bekannt werden , als Specimina für die Eichtung des
herrschenden Geistes betrachten. In den Schülerkreis des großen
Nisäbürer Gottesgelehrten Mubammed b. Ishäk ihn Chuzeima
(st. 311 im Alter von 89 Jahren), der als eine der größten Stützen
der orthodoxen Lehre galt-), hatte sich der Geist des Kaläm ein-
20 geschlichen. Hinter dem Rücken des Lehrers disputierten die
Jünger über den Begrifi" der Gottesrede (ob Wesen- oder Tätigkeits-
attribut) , über den Umfang der Lehre vom Unerschaflensein des
Koran u. a. m. Der Lehrer fühlte sich veranlaßt, eine für alle
seine Getreuen verpflichtende , den hanbalitischen Standpunkt starr
25 vertretende Formel aufzustellen, die uns noch erhalten ist. Zu den
Intimen des Sehejchs gehörte Abu 'All al-Takafl. „Trotz
seiner Gelehrsamkeit — sagt wörtlich unsere Quelle — setzte er
sich in einigen Fragen in Widerspruch zu dem Imäm al-a'imma
(Ibn Chuzejma) , unter anderen in der Frage des Gottesbeistandes
30 lind der Entziehung desselben ( .,b!iÄ^. oi.A5».Äii als bestimmender
1) Subkl, Tabakät al-Säfi'ijja al-kubrä (in 6 Bden., Kairo 1324) V, 182:
»1 sÄi>'wJ *Ll2^- »^ «.Ji5'Lj o^->^^-^- ^_Äi.«^it i^x^Ä^-J .Ä^^ÄJ oi.j,i.
^ •■ r -^ •• . ■ j ■■ -j ^
'iSsi.M*}j\ r^^s^Jj\*. K.Jl.j.i>- j^Liliil »-^^ T-*-^- l5J^'
2) Seinen Standpunkt erfahren wir gelegentlich bei Subki 1. c. 204 unten:
>
Js^!. ».JLaäJ! J^! (*'-^-; Q--^-*^) ^^ kS^^^. ^^ Ä-^^j^ (5-^ (H-^'' *^
tXA;>».Ä-b öL^v.» XAA-Ci-Xj! % xsü<*s> ^^W\. Dasselbe Zitat aus Ibn Chuzejma
auch in der 'Akida liHinawij^ja des Ibn Tejmijja (May;mü'at al-rasä'il al-kubrä
I, 439) mit der in Parenthese gesetzten Variante.
Goldziher, Zur Geschichte der hanhalitischen Bewegungen. 7
Faktor der guten und bösen Handlungen), in der Frage nach der
Definition des Glaubens, in der des rezitierten Koranwortes (iaäÜi
.^l.äiLj)^). Da empörte sich das Volk ( ».^♦ll) gegen ihn und er
wurde gezwungen , sein Haus zu hüten bis an sein Lebensende
und Inquisitionen wurden gegen ihn vollführt; dieser Abu 'All 5
war dabei ein Mann von großer Bedeutung-)". Namentlich durch
die Zulassung der These ojJ3? •j^y^'-^ l?^*"^ "^ ^^^ schwaches
Zugeständnis an die Mu'tazila — konnte man die Altgläubigen zu
jener Zeit'^) noch in Harnisch bringen^). Selbst ein Mann wie
Buchäri wurde in Nlsäbür wegen des Verdachts, diese Formel lo
zuzulassen, einem peinlichen Kreuzverhör unterzogen ^). Einer der
Gewährsmänner des Buchäri und des Muslim, der Nisäbürer Abu-1-
'Abbäs al-Sarräg (st. 313)") stachelte das Volk gegen al-
Za'faränT auf, der in der Frage des Unerschaffenseins des Koran
von dem orthodoxen Standpunkt abzubiegen schien. Man stieß i5
öffentliche Verfluchungen oreoren ihn aus — dies ist eine kxi
Exkommunikation — so daß er nach Buchara flüchten mußte '').
KazwinT erzählt (ohne Angabe der Zeit) von einem Kädl, der in
Hamadän öffentliche Vorträge hielt, in denen er sich als Gegner der
anthropomorphistischen Theologie bekundete. Da er in den Regie- 20
ruugskreisen manchen Gönner hatte, konnte das gegen ihn gereizte
Volk ihm öffentlich nichts zuleide tun. Die Leute sandten ihm
jedoch Schmähschriften , in denen sie gegen ihn selbst sowie seine
Kinder und Angehörigen Verwünschungen schleuderten. Daß man
solches niederschreibe — pflegte hierauf der KädT zu sagen — ist 25
1) Vgl. ZDMG. 61. 80 oben.
2) Dahabl, Tadkirat al-buftaz III, 295.
3) Freilich haben in dieser Frage mit der Zeit auch die Hanbaliten der
Vernunft Zugeständnisse machen müssen. Man konnte sich ja auf Männer, wie
Buchäri berufen. So sagt auch Ibn Tejmijja in seiner Wasijja: n^ji) '3?^'
vJjJL^ .aC. .,ijiib lX^! iaaJ ^Li ..^xi J^c (uäJL.^J! (Mas-raü'at al-
rasä'il I, 294); er behauptet sogar, daß weder Ahmed b. Ilanbal selbst, noch dio
späteren Autoritäten der Schule die ihnen zugeschriebene Auffassung über die
Erscheinungsformen des Koran gelehrt haben und daß diese Zumutung von Fachr
al-dln al-KäzT erlogen sei (ü^jLäsIi^ v_^Aiji- ■yi\ >wJA\j ibid. I, 410).
4) Dahabl 1. c. 307 unten.
li) Ausführlich erzählt bei Subkl II, HIV.
6) Es ist interessant zu lesen, wie dieser Manu das tätige .XÄXi .xaXJ
(vgl. meine Einleitung zu Ibn Türaart) übte.
7) Dahabl 1. c. 298 xÄxL , Jj^\ _%AAi>.5 JLä£.Jl \^Xju\ ^^äj
3 Goldziher, Zur Geschichte der hanbalüischen Bewegungen.
möglich ; daß aber Gott auf einem Throne sitzend existiere , wird
dadurch nicht weniger absurd^).
Die Agitation ?egen rationalistische Formulierungen der stritticren
dogmatischen Lehrstücke erstreckt sich auf die weitesten Gebiete
5 der islamischen Welt und kennt, wie wir auch aus obigen Beispielen
ersehen konnten , auch gegen gefeierte Autoritäten der Religions-
wissenschaft keine Rücksicht. Charakteristisch ist die Austreibung
des großen Traditionsgelehrten Muh am med ihn Hibbän al-
Bustl (st. 354) aus Sigistän. „Er hatte viel Wissenschaft — so
10 erzählt ein Fanatiker, der bei seiner Ausweisung mitgewirkt hatte
— aber nicht viel Religion; er kam zu uns und leugnete die räum-
liche Begrenztheit der Gottheit; da haben wir ihn hinausgetrieben" -).
Derselbe Ibn Hibbän wurde auch wiegen seiner rationalistischen Er-
klärung des Prophetismus als Zindik gebrandmarkt ■^). Ein ähnliches
15 Schicksal traf seinen Schüler Abu Bekr Muh am med ibn al-
Gi'äbT'') (st. 355) in Damaskus. Er war als Traditionsgelehrter
so berühmt, daß kein Raum die Zuhörerschaft fassen konnte, wenn
er Hadite vortrug ; man drängte sich auf den Straßen um ihn, um
seine Mitteilung zu hören (^*j ^ß^\ '»S.^\ JS^J^ »,^1^ c-J^+H
20 oi-J-IaJ^ Ljj^')- ^^f seinen Reisen kam er aus Ägypten nach der
syrischen Hauptstadt. Dort verkehrte er mit Mutakallimün , und
das machte ihn verdächtig; dazu werden übrigens auch seine schi'i-
tischen ^Neigungen beigetragen haben. „Man erfuhr von seinen
dogmatischen Ansichten , und er mußte als Flüchtling die Stadt
2.5 verlassen". Man sagte ihm nach, daß er es auch mit dem Gebete
und anderen religiösen Observanzen leicht genommen habe 5). Dem
entspricht es auch, daß man die Zurückweisung der neuen Richtung
der Dogmatik auch in öffentlichen gottesdienstlichen Kiandgebungen
zum Ausdruck kommen ließ. Ich kann nicht bestimmen, auf welche
30 Zeit die charakteristische Nachricht zu beziehen sei , daß man in
Hamadän auf das Portal der Moschee als Inschrift die sechs t^^jCv.!-
Verse des Koran anbringen ließ"), gleichsam als Demonstration für
den Standpunkt der aJd al-taijslm und als energische öffentliche
Ablehnung des Versuchs , darin etwas anderes zu finden , als ihren
35 wörtlichen, durch kein ta'wll wegzudeutenden Sinn.
1) KazwTni ed. Wüstcnfeld II, 259 unten.
2) Dahabi 1. c. III, 135 -aa/ xJ ^.^LT ^^Lx-^oi^ ^ i^J^,~>\ q.:^^'
sLÄ:>-,i>-'wS 'Ai>- -Xi'^ Lx>JLc: MiXi ,-^2^ ,^jS sJ .-y^J i^* ^X^.
3) Vgl. Buch vom Wesen der Seele 57 oben.
4) In der Ausg. wiederholt ^j'jt-i»- ■ Vgl. über die häufige Korruption
dieses Namens Leidener Katalog, 2. Ausg. von de Goeje-JuynboU II, 56, Anm.
5) Dahabi 1. c. III, 140.
C) Subkl V, 189, 1.
Goldziher, Zur Geschichte der hanbalitischen Bewegungen. 9
Die Zurückdrängung der As'ariten dauert bis an die Anfänge
der Seldschukenherrschaft fort. Die Hanbaliten hatten es vornehm-
lieh auf die angesehensten Vertreter der theologischen Wissenschaften
abgesehen ; allenthalben fahnden sie auf dogmatische Eedenklich-
keiten. Um diese Zeit war z. B. auch der weitberühmte Geschichts- 5
Schreiber von Bagdad, Abu Bekr al-Chatlb (st. 463), Gegen-
stand ihres wühlerischen Eifers (»^xiiil As. '»jJuJ^ o^JUL^').
Sie fanden heraus, daß seine dogmatische Richtung einen Stich in die
as'aritische Richtung verrate^), und wollten nicht dulden, daß er in
der Hauptmoschee (al-Mansür) Vorträge halte-). lo
Die Seldschukenherrschaft war im Zeichen der Orthodoxie auf-
getreten und mutete sich den Beruf zu, als Hort des rechten Glaubens
gegenüber jeder Art von Ketzerei zu wirken-^). Ihre Anfänge ent-
sprachen auch den Erwartungen der unbeugsamen Dogmatiker. Diese
fanden in Toghrilbeg eine willkommene Unterstützung. Sein 15
Vezir al-KundurI kann während der Regierung dieses Sultans neben
der Verfluchung der Räfidl's auch die der As'ariten crleichsam als
liturgischen Akt in die Moschee einführen^). Die größten as'aritischen
Lehrer seiner Zeit, unter ihnen Abu-1-Käsim al-Kusejrl und
der auch als Lehrer des Gazäll berühmte Imäm al-Haramejn,-20
werden mit seiner Genehmigung verfolgt und verbannt 2).
Erst der Schutz, den Nizäm al-mulk, der Vezir des Sultans
Alparslän , den As'aiüten gewährte , milderte die gefährliche Lage,
in die sie überall im Bereiche der Bagdäder Oi'thodoxie bedrängt
waren ^). Im Jahre 470 zettelten die fanatischen Hanbaliten der 25
* j
Chalifenresidenz, angeführt vom Oberhaupt des madhah., dem Serif
Abu Ga'far b. Abi Müsä, einen Aufruhr an gegen den be-
rühmten Säfi'iten Abu Ishäk al-SiräzI, der sich zu den as'a-
ritischen Lehren bekannte, und gegen seine Anhänger, weil der beun-
ruhigte Abu Ishäk gegen die Verfolgungen der Hanbaliten in einer so
o ■•00 00
Beschwerdeschrift den Schutz des Nizäm al-mulk angerufen hatte.
Zwanzig Tote fielen als Opfer des hanbalitischen Straßentumultes.
Endlich mußte sich der Chalife , seiner Neigung nach Beschützer
der Fanatiker, einmengen, und nach beiden Seiten beruhigen. Abu
Ga'far erhielt Arrest im Palaste. Nizäm al-mulk aber richtet eine 35
in ihrem Wortlaut erhaltene Exhortation an die aufgeregten Han-
ballten, in welcher er sie darüber aufklärt, daß al-Aö'ari nach Ahmed
1) Dahabl, Taclkirat al-liuöaz III, 337 ; da wird auch die dogmatische Ver-
mittlung des Chatib reproduziert.
2) Mir'ät al-zamäu bei G. Salmon, Introduction topographique ii l'histoiro
de Bagdädh (Paris 1904) 5, 21; nur obiges kann der Sinn des Verbotes sein
„in die Moschee einzutreten".
3) JKAS. 11)02, 571 ff.
4) E. G. Browne, A Litorary History of Pers'a II, 174.
5) SubkT III, 86.
6) Vgl. jetzt Reynold A. Nicholson, A Literary History of the Arabs
(London 1907) 379.
10 Goldziher, Zur Geschichte der hanbalüischen Bewegungen.
b. Hanbai der größte Sunna-Imäm gewesen, daß sein Bekenntnis
mit dem des Ibn Hanbai völlig identisch sei . woran kein Mensch
zweifeln könne ^). Dies zu erklären , war Nizäm al-mulk völlig
berechtigt; al-A6'ari hat ja in seiner Ibäna dem Ahmed ibn Haubai
5 als dem größten Lehrer des Islam eine übersi^rudelnde Lobrede
gehalten und sich mit seiner Dogmatik vollends identiüziert.
Dies Mahnschreiben bezeichnet wohl das früheste a§'ariten-
freundliche öfientliche Auftreten des großen Vezirs. In der Folge
hatte er mehr als einmal Gelegenheit, sich als Beschützer der in
10 Bagdad verfehmten Kalämtheologie zu bekunden. Denn die Han-
baliten hörten nicht auf, unter dem Schutz der Chalifen die großen
as'aritischen Lehrer zu verfolgen und zu vertreiben.
Wegen hanbalitischer ßtna mußte Abu Nasr al-Kusejri,
ein wegen seiner asketischen Frömmigkeit und seines mächtigen
15 Einflusses verehrter Mann , Bagdad verlassen -) , trotzdem man von
seinen Vorträgen rühmen konnte, daß sie viele Nichtmuslime in den
Schooß des Islam lockten (Kc'w^is- *U-v.l ,.^£ ä..w,JL^ ^JL^ ..U" Uiä
K/«Ä.It ,J«.Pl i-r*)' ^^^^^ Verbrechen war, daß er in Schrift und Wort
als Verteidisrer der as'aritischen Weise auftrat und mit rücksichts-
20 loser Strenge die Mugassima angrift^ Aus Bagdad vertrieben, holte
ihn Nizäm al-mulk nach Nisäbür-').
Unter der Kegierung des Sultans Alparslän und seines Vezirs
können die As'ariten in der Tat frei aufatmen und in den von
letzterem gegründeten N i z ä m i j j a - Hochschulen ^) fand die Kaläm-
25 dogmatik anefesehene, von regieruugswegen begünstigte Stätten. Die
veränderten Verhältnisse ermöglichen es nun auch den Anhängern
des As'arl, ihr Mütchen an den Gegnern zu kühlen. Zur Regierungs-
zeit des Alparslän lebte in Herät der fromme Abu Ismä'Il 'Abd-
allah al-HarawI (st. 481), bekannt als Verfasser des vielgelesenen
30 süfischen Handbuches manäzü al-sair'in. Wie anderen Anhängern
der asketischen und sütischen Richtung waren auch ihm die Spitz-
1) SubkT 111, 9t): (J^a1> ^j A^^!) »Aju iC>Lw«.il ^\ JA■^^=
-JlXaÄC .^ ,.v* ä.X -xC (S\-^j>» &.ä>o'la^J ,?. , CT jt^bS! ^ -aj xj»
l_5 •• V ' CT > >•• V /> -^ •• ^ ^> j_ >
2) Ibn al-Atir ad hihi. 48.0.
3) Subki IV, 251.
4) Über die Hochschulengriindungeu des Nizäm al-mulk s, jetzt Julian
Kibera, Origen del Colegio Nidaini do Bagdad, im Homonaje a Fraucisco Codera
(Zaragoza l'J04j 3 — 17.
Goldziher, Zur Geschichte der hanbalitinchen Beicegungen. H
fiadicfkeiten der Docrmatiker zu wider i); wie der crroße Süfi 'Abd al-
Kädir al-GrIlänl schlug aucli er sich zu den Hanbaliten, wo er sich
vor den Haarspaltereien der Dogmatik sicher fühlen konnte. Er
bekämpfte sogar den Kaläm in einer eigenen Schrift j,^ilXJS (*3^).
Als nun einmal der Sultan Alparslän die Stadt Herät besuchte, ver- 5
schafften sich die Kalämleute eine Statuette aus Erz und schmuggelten
sie in das viihräb , vor dem Abu Ismä'il sein Gebet zu veri'ichten
pflegte. Als sie dem Sultan ihre Aufwartung machten, klagten sie
darüber, daß der fromme Scheich ein arger mucjassim sei, der seinen
Gott in Körpergestalt anbete , was sie auch durch Vorweisung des lo
Bildwerkes, das der Gegenstand seines Kultus sei, beweisen wollten.
Der ahnungslose Scheich hatte viel Mühe, den erzürnten Herrscher
zu besänftigen und ihn von seiner Unschuld zu überzeugen^).
Dies Geschichtchen mag wohl nur den Wert einer Anekdote
haben , die der durch seine Parteilichkeit bekannte al-DahabI ir>
gerne erzählt, um die Bosheit der Gegner ins Licht zu stellen; es
setzt jedoch als historische Tatsache voraus die Abneigung des
Alparslän gegen das in den Kreisen der Ultrahanbaliten gepflegte
ta<jshn und seine Sympathie für die Kalämtheologie.
Uns interessiert hier jedoch mehr die Reaktion der Han- 20
ballten creoren den neuen Geist. Sie mochten auch nach dem
o o
ihnen ungünstigen Umschwung der Verhältnisse das Schwert nicht
in die Scheide stecken. Die Anerkennung der as'aritischen Richtung
gewann immer mehr Boden. Mit Bezug auf die Mitte des 6. Jahrh.
d. H. kann der vertrauenswürdige Tag al-dln al-Subki, ein 25
solider Kenner der theologischen Bewegungen jener Zeit, im Wider-
spi'uch gegen Dahabi aussprechen, daß „damals niemand mehr Mut
gehabt hätte , die as'aritische Richtung zu verwerfen , die als die
Heerstraße galf* ^). Dies ist allerdings etwas übertrieben. Die
Hanbaliten ließen sich weder in der Literatur noch im Leben ein- mü
schüchtern. Die Literaturgeschichte des Islam , sowie die Tabakät
zeigen uns auch fortab den ungeschwächten Eifer der Hanbaliten
nicht nur in der Aufrechterhaltung ihrer ritualistischen Überliefe-
rungen, sondern auch ihrer dogmatischen Opposition gegen die zur
Herrschaft gelangten Lehren. Das interessanteste literarische Produkt 35
dieser Art ist aus dem 6. Jahrh. das auf populäres Verständnis
1) Vgl. Zahiriten 179 fl'. Zu den Zahiriten zählt auch der Asket Ibu ;ibi
'Äsim al uabll (st. 287), Schüler des Sakllc al-Balchl ^ysl\ »,jJ>\a .,Li_t)
y^Lkäii Sji») ^J'Lyij, DahabT, Tadkirat al-hufiäz II, 214.
2) Brockelmann, Gesch. d. arab. Litt. 1, 433.
3) Dahabi, Ta(lkirat al-huftaz III, 381.
4) Subkl IV, 239, 4 ^L^^aJl Jlt ^j^r^'^ ^^ O ^j^r? -^^' ^
12 Goldziher, Zur Geschichte der hanbalitischen Bewegungen,
angelegte Lehrgedicht des Muhammed b. 'Abdalmalik al-
Karagi (st. 532) aus Karag (zwischen Hamadän und Ispahän).
Der Verfasser entwickelt in diesem gereimten Opus (joLaüJ! ij«>j5tC
JoLiüti! (jw4.*Ä J.) in mehr als 240 Verszeilen das ganze System
5 der Hanbaliten (inclusive tagslm) mit Ausfällen gegen As'arl. Der
biograiDhische Schriftsteller al-Sam'änl hatte dies Lehrgedicht un-
mittelbar vom Verfasser gehört; aber al-Subki vermutet, daß es
seither viel Interpolationen und Erweiterungen erfahren haben müsse,
bis es seinen definitiven umfang erreichte. „Nicht möge — sagt er
10 — Allah freundlich sein dem, der diesem Werke Glauben schenkt,
noch seinem Verfasser , wer es auch immer sein möge. Über
al-As'arl spricht er in der scheußlichsten V^'^eise und erdichtet über
ihn erlogene Dinge" ^). Jedoch die Tatsache, daß ein solches Lehr-
gedicht Gegenstand von immer zunehmenden Hinzufügungen und
15 Erweiterungen bilden konnte, ist ja an sich ein Zeugnis dafür, daß
es einem inneren Bedürfnis entsprach in den Kreisen , die daran
ai'beiteten. Auch das apologetische Werk des Ihn 'Asäkir (ed.
Mehren) muß ja noch die persönliche Ehre und das Ansehen des
As'arl gegen die feindlichen Angrifie der Gegenpartei verteidigen.
20 Der Fanatismus der Hanbaliten bekundet sich jedoch nicht
nur in literarischer Form. Mehr als mit der Feder wirken sie
durch gesellschaftliche Mittel auf die Massen ihrer Getreuen, denen
sie einen unbändigen Haß gegen die „Neuerer" ( .,5.C(A;U/«) -) ein-
flößen. Man dürfe ihnen nicht einmal einen Gruß erwidern ; dafür
25 wird eine angebliche Lehre des Ibn Hanbai hervorgeholt •^) : ^JL* q-.
XA==-! Aiis K^lXj J^l ^^s. und ich habe bereits an anderer Stelle ^)
auf den im Bagdäder Stadtteil Harbijja im 6. Jahrh. gegründeten
1) Subki IV, 83 f. : "^Is *.A/*^:5^ib ^b^ xi^Ji .J^! ,.jX Ua5 ^Ü
2) Dies Epithel spenden einander gegenseitig die beiden Parteien. Der
As'arite nennt seine eigenen Gesinnungsgenossen ä.ä»w.j! J>-?i und die Alt-
konservativen sind ihm iCi.LX.AJ! J».?t.
3) Solche lieblosen Lehren des Ahmed werden selbst von 'Abd al-K5dir
GilSnl in seinem Buch oi..=- wÄj.- .^ ^AjLaJ ÜaäxJ) verwendet; von dort-
her sind sie mitgeteilt von Ibn Ha;l'ar al-Hejtami in oj! ^ &.'s^ VwÄc^L^aJl
XSJüyij ^lXJ! J^i i^Jlt (Kairo 1312) 149.
4) Kultur der Gegenwart 1, Abt. 3, 117.
I
Goldziher, Zur Geschichte der hanb alitischen Bewegungen. 13
sozialen Verein 'iL^aj^^^JW hingewiesen, dessen Mitglieder diesem Be-
grüßungsverbot einen geradezu exzessiven Umfang gaben. Mit der
Tendenz dieses Vereins entschuldigt ein in Damaskus wohnhafter
Hanbalit seine Anstrengung, dem unter seinem Einfluß stehenden
Traditionsbeflissenen 'Abd al-Gani al-Gammä'Ili vom Ver- 5
kehr mit dem Geschichtschreiber der Stadt Damaskus, Ibn 'Asäkir,
zui'ückzuhalten. Dieser war ja As'arit, Verfasser einer Apologie
des As'arl und der Tabakät seiner Schule. Ein richtiger Hanbalit
dürfe nicht in die Atmosphäi'e eines so gefährlichen Menschen treten i).
Aber sie scheuten auch vor drastischeren Gewalttätigkeiten-) 10
nicht zurück. Gefährlich scheinende Personen wurden zuweilen
durch Verabreichu.ng einer Giftdosis aus dem Wege creräumt '^1.
Wenigstens wurde den grimmigen Hanbaliten diese Kampfesweise
zugemutet ; es steht natürlich dahin , ob mit Recht oder aus ge-
hässigen Motiven. Nur ganz kurze Zeit vor der Periode, die uns 15
hier beschäftigt, mußte der As'arite Abu Bekr ibn Fürak*),
Lehrer des Abu-1-Käsim al-Kusejri, auf Geheiß des gewaltigen
Mahmud ibn Sebuktagln nach dessen Residenzstadt Ghazna reisen,
um sich vor dem Fürsten von dem gegen ihn von den Muckern
ausgestreuten Gerücht zu reinigen, er habe behauptet, die Propheten- 20
würde Muhammed's sei mit seinem Tode erloschen. Wäre ihm die
Rechtfertigung nicht gelungen, so hätte ihn der fürstliche Beschützer
der Orthodoxie dem Tode geweiht. Durch das Bekenntnis, „daß
unser Prophet in seinem Grabe weiterlebe, und bis in alle Ewigkeit
der Gesandte Gottes bleibt in Wahrheit , nicht in metaphorischer 25
Bedeutung, so wie er bereits Prophet war, als unser Urvater Adam
erst noch „zwischen dem Ton und Wasser" sich befand; so sei
denn das Prophetenamt Muhammed's ein ewiges, präexistierend und
nachbleibend" — nur durch dies Bekenntnis entginsf er einstweilio^
1) Ibn Regeb, Tabakat al-Hanabila s. v. Ahmed b. al-Husejn al-Bagdädl
(st. 583 in Damaskus) fol. 84b: xil i3^J» Ä,Ä.*W"Ji J. ti->wX.XCO;x .,Li»
j,jj *.aj^-=^ ^ LjlXac ^.,15" i3j-ÄJ ^.,14 ^lj> Js^ iisLii j^iAJ^ x>Lx
L$ r CT U? <J-^ " • V.U •• LT- LJ
■ 2) Im Jahre 596 stiftet der lianbalitische Oberkädl von Merw den Pöbel
an, die neuerbaute Moschee der Säfi'iten niederzubrennen, Ibn al-Atlr ad aun.
(ed. Büläk XII, 66).
?>) Über diese gegen die Feinde der Religion angewandte orientalische
Methode s. E. G. Browne, A Traveller'« Narrativo written to illustrate the episode
of the Bäb, II, 371 f.
4) Vgl. jetzt Völlers' Leipziger Katalog Nr. 316.
14 Goldzihei-, Zur Geschichte der hanhaUtischen Betcegungen.
der Todesstrafe. Einstweilig — denn der Grimm der orthodoxen
Gegner war durch diese Rechtfertigung nicht befriedigt ; sie räumten
den Aö'ariten auf seiner Rückreise nach Nisäbür durch Gift aus
dem Wege. Und es ist hinzuzufücjen, daß ihr Haß sich in diesem
5 Fall nicht etwa gegen einen anrüchigen Freigeist richtete. Ihn
Füi'ak war Fleisch von ihrem Fleisch , selbst Pietist wie sie. Er
fühlte solche Ehrfurcht gegen das Papier, worauf der Koran ge-
schrieben ist, daß er niemals in einem Haus schlafen wollte, unter
dessen Dach sich ein Koi-anexemplar befand. Aber er urteilte über
10 die as'aritischen Formeln nicht so schrecklich wie die Hanbaliten,
die ihren Weg zum Ohre des mächtigen Ghaznewiden zu finden
wußten ^).
Dieser Zug wiederholt sich dann mehreremal in der biogra-
phischen Literatur. Auch aus dem Jahre 567 haben wir ein Beispiel
1.') dafür, daß Hanbaliten mit denselben Mitteln gegen einen as'aritischen
Gegner arbeiten -) , nämlich gegen den zu seiner Zeit in Bagdad
sehr beliebten öffentlichen Lehrer Muhammed b. Muhammed Abu
Mansür al-Barawi al-TüsT. Er war As'arite und pflegte in
seinen Vorträgen die Hanbaliten heftig anzugreifen. „Hätte ich zu
20 befehlen — sagte er einmal — würde ich den Hanbaliten die yizja-
Steuer (wie Andersgläubigen) auferlegen"-'). Dafür ließen die Han-
baliten heimlich Gift in sein Haus schmusfgeln, woran er und seine
ganze Familie starben^).
Auch dem großen Dogmatiker Fachr al-din al-Räzi soll
25 sein eifriger as'aritischer Kampf gegen die Mu'taziliten damit belohnt
worden sein, daß ihn die anthropomorphistischen Karrämiten heimlich
vergiften ließen ^).
In Bagdad, dem Sitz ihres früheren Glanzes, war — wie uns
bereits ein Beispiel gezeigt hat — das Harbijj a -Quartier die
30 Brutstätte und der Mittelpunkt des hanbalitischen Fanatismus. Schon
Gähiz'') erwähnt X.-o.il ^».j^x^ als Vergleichungsobjekt für Leute
1) Subki 111, 53—54. 2) ibid. IV, 182.
3) Zu diesem Urteil fanatischer Madhableute gegeneinandervgl. Jäkütl, 708,9.
4) Ibn al-Mulakkin, Al-'ikd al-mudahhab (Leidener Handschr. Warner 532),
fol. 141a: J^ ^.,1 J ^V^Äj ^,^ ^^y^^fS^. KLUÜ ^c jJl^' XaS ^.,L5j
^ri^iX^j>- (jiiXJ x.»..*^: ''^J-4*- f*-f""'^ >,i>^5iA2».J 1^1. Die Todesart wird
bei SubkT 1. c. umständlicher beschrieben, hingegen fehlt bei ihm das im Te.xt
mitgeteilte Detail. 5) SubkT V. 35.
C) Kitäb al-hiijwSn III, (i, Kl. Wenn ich die Stelle richtig verstehe, setzt
Gähiz den schT'itischen Sektenfanatismus und das asketische Geliaben des dort
geschilderten Mannes in Gegensatz zu seinem weiiiseligen unfrommen Lebens-
wandel (pl-«-:=^ ^.=>.a3 LjiAa>J i,i>Jö 5.x •^^•); »t "iH damit den ab-
gefeimten Ilypokriteii brandmarken.
Goldziher, Zur Geschichte cler hanbalitischen Bewegungen. 15
von asketisch düstrem Aussehen. Was für verbohrte Köpfe in dieser
Umgebung zu finden waren, zeigt uns das Beispiel eines asketischen
Sonderlings, Tbrähim al-Harbi (st. 285), unmittelbaren Schülers
des Ahmed b. Hanbai. Er beschäftigte sich auch mit Luga- Studien
(iCiJU Kx:L*:>) ; aber so oft er einen Dichtervers anwandte, sühnte 5
er diese unheilige Tat — wie er selbst berichtet — damit , daß
er dem Zitat unmittelbar ein dreimaliges „Sprich, er ist Allah der
einzige" folgen ließ^). Vor dem Tore der Harbijja ist der Fried-
hof gelegen , der die Grabmäler einiger heiliger Männer birgt , die
makähir al-suhadä -). Auch Ahmed b. Hanbai war hier beigesetzt lo
worden. Diese Nachbarschaft scheint auf den auch von früher her
auf Fanatismus gestimmten Geist der Bewohner nur noch mehr
suggestiv gewirkt zu haben. Der Erregung ihres Fanatismus war
sie iedenfalls sehr förderlich. Hingegen wurde das Grab des As'ari
profaniert und in der gemeinsten Weise geschändet'^). Ihr un- i5
bezähmbarer Ingrimm richtet sich vorzüglich gegen den Sitz der
Ketzerei, die Nizämijja. Sie halten es beispielsweise für aus-
geschlossen , daß das Totengebet {salät al-ginäza) für einen der
ihrigen in der Nizämijja abgehalten werde ; der Ort galt ihnen als
viel zu unheilig ^). Sie benutzen um diese Zeit gerne eine feier- 20
liehe Gelegenheit , die ihnen für eine hanbalitische Demonstration
gegen den Geist der verhaßten Nizämijja geeignet erschien. Da
lassen sie ihrem verhaltenen Groll die Zügel schießen und erneuern
die Ausbrüche des Terrorismus, mit dem sie zur Zeit ihres Glanzes
jede freie Geistesregung einzuschüchtern pflegten. Als solchen An- 25
laß benutzten sie im Jahre 521 das Begräbnis des in Bagdad ver-
storbenen frommen Zähid 'All b. a 1 - M u b ä r a k. Als Ausdruck der
Trauer über seinen Tod wurden an diesem Tage alle Bazare der
Stadt geschlossen — eine gewöhnliche Art der Trauerkundgebung ^)
1) DahabT, Tadkirat al-bufföz II, 162, 5 v. u. : Js-i LXxJ CjA^^ 'w*
o\y« öbLi lX5>^ !sXj\ j^ J^ »l\*j oLs b!! .
2) Chatlb Bagdad! ed. Georges Salmon (oben S. 9 Anra. 2) 79 (Text). Guy Le
Stranj^e, Baghdad during tbe Abbasido Calipbate (Oxford 1900) 158. Auf diesem
Friedhof, in der Nähe der Grabstätte des Bisr al-Häfl , beigesetzt zu werden,
galt als besonderes Privilegium; s. beispielsweise DahabT, Tadkirat al-huft^z
IV, 20. Chatlb Baiicdädi trank Zemzemwasser mit der Intention, dieses Vorzugs
teilhaft werden zu können; s. Muh. Stud. II, 273, Anni. 3.
3) Ihn 'Asäkir ed. Mehren 110, 4 v. u. ft".
4) Ibn Regeb 1. c. fol. 119 b s. v. 'Abd al-Mun'im Muhammed al-Bäüart
(st. 612 in Bagdad): a.aji>.I! t>«L> VH-? ^^^^ c^ ^^J^\ ^wS.
• •• l5 *. ' • C
5) Vgl. WZKM. XVI, 326.
16 Goldziher, Zur Geschichte der hanbalüischen Beioegungen.
— und während des Besfräbnisses rief das liebe Volk aus voller
Kehle: „Das ist einmal wieder ein sunnitischer, hanbalitischer, kein
kusejritischer , as'aritischer Tag". Zu jener Zeit lebte in Bagdad
Abu-1-futüh (in unserm Text fälschlich: Abu-1-farag) al-Isfa-
öräini, ein überzeugter ass'aritischer Lehrer; ihn hatte der Straßen-
pöbel schon öfters mit Steinen und verendeten Tieren^) beworfen.
An diesem Begräbnista» entlud sich sein Grimm gewen den seiner
Lehre wegen verhaßten Mann. Der Pöbel stieß öffentlich Schmäh-
ungen und Verwünschuucren orecren ihn aus , so daß ihm sein Be-
10 Schützer -) , der Chalif al-Mustar^id , den Eat geben mußte, die
weiteren Vorträge zu unterlassen und sich aus der Stadt zu ent-
fernen. Zwei Tage nachher soll man • — so erzählen Hanbaliten
— im Hause eines seiner Freunde Hefte gefunden haben, in denen
geringschätzige Äußerungen über den Koran zu lesen waren. Das
15 Volk ergriff nun den IsfaräinT, schleppte ihn durch die Straßen der
Stadt, wobei die Ursache der Mißhandlung ausgerufen wurde , und
machte Miene, ihn dem Feuertode preiszugeben •^). Später gestattete
ihm der Chalif al-Muktafl die Rückkehr nach Bagdad; darüber
entstand abermals hanbalitischer Tumult, der ihn wieder zur Aus-
20 Wanderung nötigte. In stiller " Zurücksrezo^enheit von den öden
Kämpfen um die dogmatischen Wortklaubereien , deren Opfer er
war, ließ er sich nach vielem Umherwandern schließlich in Bistäm
nieder, wo er 538 starb und an der Seite des orefeierten Süfilehrers
Abu Jezid al-Bistämi die Grabesruhe fand^).
1) Über diese Art der Misshandlung s. Gähiz, Kitab al-hajwau V, 85, 15.
Alan verwendete dabei zumeist tote Katzen ; mau sagt ä-ÄaII _jöLÄ>w.ib *-^\ .
2) Ibn al-Atir ad ann. 516.
3) Ibn Re.ieb fol. 39a: xxs c>.äJLc iv3^-i.ii-* '^»j ii5^J3 .,'>-^=>»
_ ,äj1 %^\ oSiAi^j lXLUs» ,..'.^». , c JÜjJs ^'» ( c-A^iiJs bS -JLxx;>
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4) SubkT IV, 95.
Goldziher, Zur Geschichte der hanhalitischen Beicegungen. 17
III.
Wenn nun die Hanbaliten auf jede Trübung des orthodoxen
Lehrbegriffes nach außen in maßloser Weise reagieren, so ist es
leicht begreiflich, daß sie in ihrem eigenen Kreise strenge darüber
wachen , daß nicht Füchse den Weinberg verderben. Wir wollen 5
an einem Beispiel zeigen , wie strenge sie das strafende Schwert
gesren die innerhalb ihres eigenes Kreises vorkommenden Ent-
gleisungen schwingen konnten.
Ein hanbalitischer Jüngling, A b u - 1 - waf ä 'All b. 'Akll (st.
513)^), der später berufen war, unter seinen Zeitgenossen die an- 10
gesehenste Autorität der hanbalitischen Schule zu werden, hatte die
Kühnheit, sich bei einigen mu'tazilitischen Lehrern über die Lehr-
meinungfen dieser Partei unterrichten zu lassen. Obgleich er den
Verkehr mit -jenen Leuten möglichst verheimlichte , verriet sich
sein Umgang mit ihnen durch manche Andeutung, die er gesprächs- i.'s
weise fallen lies. Er sprach z. B. vom tawll einiger Attribute
Gottes u. a. m. Seine von der Orthodoxie abbiecrende Sinnesart
konnte er selbst weder leugnen noch beschönigen , als die ketzer-
riecherischen Schnüffler schriftliche Aufzeichnungen von ihm auf-
trieben, die seine Rechtgläubigkeit arg kompromittierten. Als be- 20
sonders schwerwiegendes Crimen wird ihm angferechnet, daß er dem
Mu'taziliten Abu 'All folgend die These aussprach : die Dunkelheit
sei nicht ein positives Accidens mit schwarzer Farbe, sondern bloß
die Privation des Lichtes , also kein Seiendes , sondern ein Nicht-
seiendes (Steresis) -). Der ketzerische Verkehr des jungen Abu-1- 25
1) Dies Sterbejahr wird in den arabischen Quellen festgehalten; Brockel-
mann (I, 398 Nr. 2) gibt 515/1121.
2) Eine in den Kaläm-Schulen vielfach umstrittene Frage, in deren Be-
antwortung die Mu'taziliten nicht einig sind. Sie hängt mit der allgemeinen
Fragestellung zusammen : ob die Privationen als in Wirklichkeit existierende
Accidense zu betrachten seien. Die auseinandergehenden Ansichten der Muta-
kallimün darüber s. bei Schreiner, Der Kaläm in der jüd. Litteratur 50 und
dazu Oähiz, Kitäb al-hajwän V, IGfT. Speziell die Frage, ob Finsternis ein
positives A cci de ns, oder nur die Privation des Lichtes sei, wird in diesem
Zusammenhang eifrig behandelt. Auch Sa'adjah bespricht sie eingehend in
Amänät 53 f.; anknüpfend an Eccl. 2, 13 erörterte er sie auch im Söfer ha-gälüj
und gelangt zu dem mit der Lehre des Abu 'All übereinstimmenden Resultat:
ä,/8lXc «.P L4.Ü31 .«.ÄÜ A^o^ Jwol «^ Ij^A'^ (»^li-H ,.,t; dafür wird er von
den Gegnern hart angegrifl'ou. S. den Text des R. Mubassir bei Harkavy, Studien
u. Mittheilungen V (St. Petersburg 1891; Mck. Nird., YH. Jahrg.), 183 — 185.
[Vgl. jetzt auch S. Poznai'ski, Ilaijüjah ha-Balchi im hebr. Jahrbuch T^^n,
VII, 9 des SA.] Nach dem Bericht des Maimünl (Dalälut I, c. 73, Prop. 7 zu Ende;
ed. Munk I, 111b) wird die These des Abu 'Ali (in Bezug auf Licht und Finsternis)
von manchen Mu'taziliten abgelehnt, dio sonst die Existenz privativer Accidense
nicht anerkennen: u>..^aJ cjLjCUI j.IlX.c.1 iJ^*~^ ,m^ ^^d ä-^jä*!! ip*^i
jv^äj! j.l\c J^-c-t'^ öj^äÜ j»lX.c j^^-St .,1 dyi^A S-^ sJV?"r'* ^5"^^
Zeitschrift der U. M.G. HA. I;Xir. 2
18 Goldziher, Zur Geschichte der hanlalitischen Bewegungen.
Wafu scheint jedoch nicht auf Mu'taziliten beschränkt gewesen zu
sein. Er muß wohl, ob nun in persönlichem Verkehr oder durch
das Studium ihrer Schriften, aucK von den Ideen der pantheistischeu
Mystiker gekostet haben. Denn noch schwerer als die eben er-
5 wähnte metaphysische Subtilität fiel ins Gewicht, daß er in einer
der aufgestöberten Schriften den Erzketzer Halläg, den die Ortho-
doxie als Ungläubigen dem Henker preisgegeben hatte, wie einen
rechtgläubigen Asketen und Wundertäter behandelte , und daß er
der Erwähnung seines Namens den Segensspruch „möge Gott ihm
10 barmherzig sein" folgen ließ. Dies alles konnte der Scherlf Abu
Ga'far, den wir bereits in seinem Verfolgereifer kennen lernen
konnten (oben S. 9), aus dem ihm vorgelegten Beweismaterial
unleugbar feststellen. Er und seine Gesinnungsgenossen gaben nun
die Parole aus auf die persönliche Verfolgung des jungen hanbali-
15 tischen Gelehrten. Dieser war vor ihnen nunmehr seines Lebens
nicht mehr sicher und mußte sich lange Zeit im verborgenen herum-
treiben, um den Nachstellungen ihrer Schergen zu entgehen. Später
fühlte er sich nur in dem zum Sultauspalast führenden bäb al-
marütib ') in Sicherheit, wo ihn der Dolch seiner fanatischen Glaubens-
20 genossen nicht erreichen konnte; das Weichbild des Palastes galt
als haram , als Asyl. Der Hetze müde , entschloß er sich nach
fünfjähi'iger Angst zu einem öffentlichen Widerruf seiner Irrtümer.
In Anwesenheit der angesehensten Relis;ionsautoritäten gab er seine
demütige Bußfertigkeit kund und fertigte eine schriftliche Lossagung
25 von jeder Verbindung mit den Ketzern und von den ihm zur Last
crelesten Verirrungen aus. Es wird dabei ausdrücklich erwähnt,
daß Abu Ga'far dieser Versammlung nicht persönlich präsidierte,
da er eben wegen eines öffentlichen Mißbrauches, den er bekämpfte-),
K.J.i>- (»lXc ., ».X*w.J1. Über die verschiedenen Definitionen des 'adam-^e-
{jriffes in den Kaläm-Schulcn vgl. Birani, Die atomistisclie Substanzlehre (Leiden
1902) arab. Text C4ff. ; Oazäll, Tahäfut (Kairo 1303) 21—23.
1) Dies Detail erwähnt Ibn al-Atir ad anu. 513.
2) Es handelt sich um ein ,^XX\ ,^^*jt.'j, wie es von den Haubaliten
öfters recht stürmisch geübt und gefordert wurde (vgl. oben S. 7 Anm. 6) ; vgl. die
für die gesellschaftlichen Zustände jener Zeit charakteristische Erzählung bei Tab.
Ilanäbila fol. 24a, s. v. al-Ma'mar b. 'AU al-Bakkäl, genannt Abu Sa'd (st. 50G):
^iN--> ^x-**..J ^♦>Lra.wJ vi>.Jl:'. Ax.w ^j! .Ü ij*^
Goldziher, Zur Geschichte der Jianhalitischen Beiceguvgen. 19
mit den Behörden im Streit war. Dai'aus folgt, daß der Widerruf
nicht ntir vor einem hanbalitischen Kollegium , sondern vor dem
offiziellen Tribunale (diwCm) stattfand. Abu Ga'far hatte jedoch
in den vorzulegenden Widerrufungsakt früher Einsicht genommen
und denselben gebilligt. 5
Mit Stumpf und Stiel waren allerdings die Früchte seines
früheren Umganges aus dem Geiste des Ibn 'AkTl nicht ausgetilgt.
,In vielen seiner Reden — sagt von ihm Ibn Tejmijja^) — war
ein Stück von mu'tazilitischer Sprache", und er erwähnt ihn auch
im Zusammenhang jener Mutakallimün , die das tawU zulassen-). 10
Als bleibenden Niederschlag jener Periode seiner Entwickelung kann
man es betrachten, daß er sich in der Frage : ob die Gotteserkenntnis
auf bloße Überlieferung (taklid) , oder auf spekulative Erwägung
[nazar) gegründet sein müsse, jenen anschloß, die in ihrer Stellung-
nahme sich dem Kalämstandpunkte nähern. Eine der größten 15
Autoritäten der hanbalitischen Doafmatik führt den Ibn 'Akll unter
jenen an, die, entgegen dem bedingungslosen taklld der allgemeinen
hanbalitischen Schule, das nazar fordern-^).
Ich halte dies Widerrufungsdokument aus kulturhistorischem
Gesichtspunkt für wichtig genug, um den Text desselben als 20
Speciraen solcher Kundgebungen, die wohl öfters vorkamen, hier in
dem Zusammenhang mitzuteilen, in dem es in dem Klassenwerk
über die H anbauten von Ibn Regeb ^) erscheint :
~ j ^ '•• j ■• K^j -^ j Lr •• L ' • LT- -5 •• ~
j^ÄAwj (^lX5>1 iiÄAv -.Ä5 'xil\ ».♦>•, ^)oLÄAii! I dxxJ
—bii»- (C-^ r*"^^r*'''-5 "^•^-^*-^^ f«-tV-^J' rt'' ^c5^ ^t-"' v^*^ <jAx. Ljtil:)!
1) al-Il.iti^'äg bil-kadar (liasS'il II, 131 unten): J, ^^Ls" Ui J>.aäc ^tj
2) TafsTr sürat al-ichliis (Kairo 1323) 70, 11: ,j%.4.J>XXl! yJi \ Jtji |J\P.
3) al-Kaläm 'alä al-iitra (Rasä'il II, 331): ^üil Ijs.^ ^5 S'=>^ uX.S»
^^Ijtj ^i\ -/ijUJiy iCxj.^f x^jbSI LjL^I Q/a i-Liüäj'l ^ \^LI:>
I«.55.aC5 i3»aäe qjI^ J^aaI xäLaj!^,
4) Tabakät al-Hanäbila fol. 32 a.
5) Hier sind in der Handschr. 4 — 5 Worte gestrichen.
20 Goldziher, Zur Geschichte der hanlalitischen Bev:egungen.
^,LjJ^j! ^w! LJ3! ^ ^-.::i^' U^^3 O-"-^^ ^-^^ L?'"' -^.^'i^''' ^ »j''^
5 J. « j'j oiA-w lXä -jCi/s ^'.^! v^-^'? y*"^^ ^^'5 (_5^ '-^•'"'^ r)'*-^ ^^^^
: xLai> v-^^ä/» ei.s»L<o» v_ÄJ-'i^! ^-i^iV^ (C'^ J'iV^ q^^ , q*^^^' i5.Ä4.>jJ
» ii.jLj,! K.A^ ,.-/«» ».-».£» A'iÄc^! ä-c^äaÜ >>^!ä^
^ - j j
^Li:^. Ov.>»_5 NxäJLc c>.j1^ L<» ,«.iS^i>Lj JJs.äj!_» j^^isbL-! ^^s. ^zs'^A*
10 ^_» xäjLä5' (^/i JL*j ii;.Jlj5 Ji v_^jLj Lil: ^«.iÄi^UD. j«.iA?!A/5 q.x
j, J^aL'! Ä.JU.w^ c^äi-ü (5-«J'5 sOUäI:! ^3, Mi\^i bS^ iS.Äj'LÄ^= J^^'
L/« ^:*:Uiil o^-i-i» <Vv* ^)jLav.:=*1 y^ Lils '^5 ^U u>5^j3 &.!.♦:?»
^♦wijL* J'.Jtj ii.li! J! i_».jLj LiU u5o3 Lil CJlXääcI», blxal Li-A^
cL4~>Lj J*äs iSwiU xÄx J-Lxj j^iJt J-i v_^uj Li!» ^ÄI^^ £-j> ^?, e5^3
,äiÄ*^l -i'wS ii<^j3 ,<cx» kP Llai>U ^i5o3 J, ijj'wot» »_o,£ iL^Ic
vj5vJ3 .ac. K.üAÄAlit. is.iiÄÄ.1! xliiL^ ..yX i<vAj! LJfcj!. J'wJtj i<.Ll
20 Ss- .-jLe-I i-^ÄS KcAj w*.>L>0 _^*.Iiii Q>! .».xIao ^ c^"^ -»Ji^ ^J^*5
(^>" LJ V ' LT -- ^ • ^ • ■.) ». ' -^ r r
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ia^ U? J.'.>Lj U JX^ ^r:^ , ^,:oc3 ^^^ ^-ac Li^Ji' c^lT ^ii
25 xXJl cjJs~i-C:i» u>J3 -Jlt -j^L- — \A (..•v^.l-w.Ü ^Lx'l^Ls S^ii\ lÄP.
\) Handschr. 0»>w.J>!.
Goldziher, Zur Geschichte der hanbalitischen Beioegungen. 21
, vw.^:> Ki-w *-^ ^Lc iLxj,^^ *^ v^^äS'» -Lä^I »j iJi£; xLL ü^x-*
IV.
Seitdem durch den Erfolg der theologischen Bewegungen im
12. Jahrh. die as'aritische Dogmatik zu allgemeiner Anerkennung
durch^edrunofen und dabei angelangt war, als iamCC der maßgeben- lo
den Lehrer zu gelten , hat die gegnerische hanbalitische Richtung
nur noch als tolerierte Unterströmung fortwii'ken können. Syrien
in weitem Sinne, das bereits im 10. Jahrh. n. Chr. als hauptsäch-
lichster Sitz der ashäb al-hadlt gerühmt wird ^) , war besonders
dazu vorbereitet, den hanbalitischen Bestrebungen Raum zu gewähren i3
und den Einfluß ihrer Vertreter auf sich wirken zu lassen. Eine
feste Stelluno- errinsrt das hanbalitische inadhab in diesen Landen
durch die Bemühungen des Abu-1-farag 'Abd al-Wähid al-
Slräzl (st. 486 in Damaskus). Er war Schüler des berühmten
hanbalitischen Schulhauptes in Bagdad, Abu Ja'lä ibn al-Farrä und 20
wanderte vom 'Irak nach Jesusalem , von da nach Damaskus aus,
wo er durch Schüler und Anhänger, die sich um ihn scharten, dem
hanbalitischen maclhab große Verbreitung vei-schafFte -).
Auch nach dem Sieg der Kalämrichtung bleibt es hier in
großem Ansehen. Anschließend an den offiziellen Dankgottesdienst 23
nach der Wiedereinnahme Jerusalems durch Saladin besteigt ein
hanbalitischer Prediger Zejn al-dln ibn Nagijja, ein Abkömmling
des eben erwähnten Abu-1-farag al-SiräzI, ein Katheder gegenüber
der Kibla der Sachraraoschee und hält vor gedrängter Versammlung
einen religiösen Vortrag. Dieser Prediger stand in großem An- 30
sehen bei Saladin, der ihm den Ehrennamen eines ,'Amr b. al-
'Äs" verlieh, sich häufig seines Rats bediente und seinen Vorträgen
persönlich beiwohnte. Er nahm ihn sjDäter zu sich nach Kairo, wo
er 599 starb-'). Die häufigen Nisben vieler der angesehensten han-
1) MukaddasI ed. de Goeje 39, 9.
2) Muglr al-dln, al-Ins al-galll 263 : ^lXäI? 'O^-jJ ^^m*z JwiJl -Ai
.S) allns al-C'al7l 301. .")93.
22 Goldziher, Zur Geschichte der hanlalitischen Bewegungen.
balitiscben Autoritäten, als: al-Dimiski, al-SafiTiwI al-SfiUhi (nach
al-Sälihijja bei D.) , al-Harränli) , al-Ba'lT (Ba'lbek) , al-MnkaddasI,
al-Gammä'IlT, al-MardäwI (bei Näbulus)-), al-Karaml (aus Tür al-
Karam b. N.), al-Saförlnl (gleichfalls bei N.)'') zeigen am deutlichsten
5 die Bedeutung der syrischen Provinz für die hanbalitische Schule.
Muglr al-dln gibt in seiner Monographie von Jerusalem und Hebron
die Liste der berühmten banbalitiscben Lehrer von der Ejjubiden-
zeit bis an das Ende des 9. Jahrhunderts-^). Besonders Näbulus
und sein Bezirk waren Pflanzstätten der hanbalitischen Theologie.
10 In neuerer Zeit gilt, wie ich von Eingeborenen erfahre, Hebron als
fanatisches Hanbalitennest ^).
In dem in kultureller Beziehung mit Syrien eng verbundenen
Ägypten scheint der hanbalitische Geist in der ejjubidischen Zeit
weniger zur Geltung gekommen zu sein , wenn auch die Ein-
15 Wanderung seiner Vertreter aus Syrien nach Ägypten nicht zu den
Seltenheiten gehört. Die Literatur kennt zwar manchen ägyptischen
Vertreter der hanbalitischen Theologie^) und noch heute ist ihre
Lehre an der Azhar-Moschee durch Lehrer und Schüler offiziell,
wenn auch verhältnismäßig spärlich , vertreten. Für sie ist das
20 Fikh-Lehrbuch v^jLLÜ J^^Jj» ^ ..io V;--^ d-ä^ (Kommentar von
'Abdalkädir b. 'Omar al-Dimiskl, st. 1135, zu dem Grundwerk des
Mar'I b. Jüsuf, st. 1030 in Kairo) im Druck (Büläk 1288) ver-
1) Völlers, Leipziger Katalog Nr. 171 nennt sich ein 'Abdalkädir al-
Harränl (übrigens Säfi'it) SlXäXjl/« ^äi.-*s*.j! vgl. WZKM. XX, 394. Unter
ihnen seheint die strenge, puritanische Lebensauffassung von altersher ein-
gebürgert. Schon Ahmed b. Hanbai kann von ihnen sagen: L^-is .•^^r>" \}^^
&,jLLo ^^^m^ ..Lai.»*j! c-'*^.^ y^ A:>! -^c .^yü^, Dahabl, Talkirat
al-hufifäz II, 48, 3 v. u.
2) Näbulus als Sitz von muslimischem Fanatismus Musil, Arabia Petraea III,
228, 2.
3) Von dem ZDMG. 61, 74 Anm. 2 genannten Träger dieser Nisba empfing
der Verfasser des Tag al-'arüs eine igäza l^ J.:L>I» s-'i^J»^ -j'l i»^ä5^.
4) al-Ins al-4'alll 592—604.
5) Die fanatische lievölkerung von al-ClialTl Jlusil, Arabia Petraea,
II, I, 223 ult.
6) Eine große Anzahl von Hanbaliten ging noch in den letzten Jahr-
hunderten aus dem Orte Buhüt (Bez. Mal.iallat al-kubrä, mudlrijja garbijja)
hervor; vgl. die Biographien bei 'All Mubarak, Chitat j^adlda IX, 99. Der
berühmteste unter ihnen, Mansür b. Jünus al-Buhüti (als y*;!^ Jl l\.L:wi.i»- J_w«.-Ci
bezeichnet, st. 1051), verfaßte den Kommentar /^-.-i.l S^V-^c zu dem oben
erwähnten V^.L»! Joü und sein Nefto Sälil.i b. Hasan gab eine Versifizierung
dieses Werkes heraus (Kairoer Katalog III, 300 unten).
Goldziher, Zur Geschichte der hanbalitischen Bewegungen. 23
öftentlicht worden (bei Brockelmann II, 369 zu ergänzen). Es möge
hieran die Beobachtung angeschlossen sein, daß in allerneuester Zeit
wieder auffallend viel dogmatische und polemische Bücher der
hanbalitischen Autoritäten (besonders Ibn Tejmijja, Ihn Kajjim al-
Gauzijja, Safärinl)^) aus den Kairoer Druckerpressen-) hervor- 5
wehen.
Um bei älteren Zeiten zu verbleiben, kann für die in Ägypten
vorwiegende Gesinnung folgende Tatsache als charakteristisch gelten.
An der Schwelle der Ejjübidenepoche wird dem angesehenen, frommen
Theologen Muhammed b. Ibrahim al-Kizäni (st. 562) eine lo
Grabesstelle neben dem Ruheort des Säfi'I gewährt, die größte
Ehrenbezeigung, die dem Andenken eines Gottesgelehrten in Kairo
zu teil werden kann. Dieser al-Kizäni hatte sich zur anthro-
pomorphistischen Gottesauffassung bekannt (er wird bezeichnet
als hervorragend J^A.vw^.:S^J!3 lX^JS^ ^J^-^W)- Nun besann sich die 15
öifentliche Meinung bald darauf, daß dies Bekenntnis im Sinne der
inzwischen zum Range der Orthodoxie erhobenen Dogmatik als
heterodox verurteilt werden müsse. Ohne Rücksicht auf das gegen
Exhumierungen herrschende Vorurteil wird der Leichnam Kizäni's
von der ihm gewährten Grabesstätte entfernt und dies Vorgehen 20
wiederholt, nachdem seine Getreuen versucht hatten , ihn nochmals
in die Nachbarschaft des Säfi'I- Grabes zu bringen: der Heterodoxe
dürfe nicht in der Nähe des Wahrhaften begraben sein: ^JiAj ^'
OJ-jlXa^ Vj^ oJ-j^Xi;'")- Saladin selbst gab später einen strengen
Erlaß heraus , der in allen Moscheen seines Machtgebietes auf den 25
Kanzeln verlesen werden mußte , in dem es unter Androhung von
Strafen aufs entschiedenste verboten wurde, über die Frage ,der
Buchstaben und Laute" (oyjiil» o--^ J, L>^^ rr^ fr*'0 ^'^
verhandeln ; eine der wichtigsten Thesen des Hanbalitismus , daß
nämlich die Worte und Laute des geschriebenen und rezitierten 30
Korans als Kaläm Allah anerkannt werden müssen (A.s'ari degradierte
1) Über sein jüngst im Druck erschienenes theolog. Werk Revue du
mondo musulman II, 596.
2) Als I.ianbalitischer Druck aus Syrien kann aus neuerer Zeit verzeichnet
werden: «.xäÄav«.!! <>\\ „ ~m^ ^^ «•J'rl! {J^^^\ (Regierungsdruckerei in Damaskus
— nach Masrik IV, 879 — ), ein Superkommeutar zu dem Werke ^.iäÄ^^i^ ,
von dorn oben genannton Mansiir al-Buhütl; dies selbst ist ein Kommentar zum
«-Läi! jAi>C^ von Abu-l-NagS Saraf al-din al-MukaddasT (st. 968); das Grund-
werk «JÜilf (Brockolmann I, 398), eines der angesehensten Werke der l.ian-
balitisclien Literatur, hat MuwatVak al-dTn ibn Kudäma (st. 620) zum Verfasser.
3) Subki IV, 65.
24 Goldziher, Zar Geschichte der hanbalitischen Bewegungen.
sie zu Exponenten — S;'-xf: des Gotteswortes) ^). Darüber dürfe
nun nicht verhandelt werden und Saladin wendet in seinem Erlaß
auf die Zuwiderhandeluden den Koranspruch 33, 60 ff. an, von den
Leuten ,in deren Herzen Krankheit", die „verflucht sind, und, wo
5 sie immer ergriffen werden, des Todes getötet werden sollen"-).
Einige Zeit nach Saladin scheint man der Rührigkeit der Han-
ballten in der Tat Hindernisse in den Weg gelegt zu haben. Dafür
ist der Fall 'Abdalgani al- Gamma' ili (st. 600) charaktei'istisch.
Dieser der altorthodoxen Richtung huldigende, als Traditionist be-
10 rühmte Theologe — man gewährte ihm das Epithet eines amlr
al-muminln fi-l-hadU'^) — „redete über die Attribute und den
Koran in einer Weise, die das ^lißfallen der ahl al-tdwll erregte ;
sie machten darüber großen Lärm und man hielt eine Gerichts-
versammlung in der Residenz des Sultans in Damaskus ab. 'Abdal-
15 ganl verharrte (bei seinen Lehren) und man gab ihn vogelfrei. Nur
infolge der Dazwischenkunft der kurdischen Emire wurde es ihm
möglich, aus Damaskus nach Ägypten zu entkommen, wo er bis zu
seinem Tode unbeachtet (bULi») leben konnte" ^). Nach anderen
Berichten ^) verursachte er auch hier Unruhen und es wäre ihm
20 auch hier übel gegangen, wenn ihn nicht die Regierung, die dem
religiösen Gezanke abhold war, geschützt hätte ^).
Aber einen dauernden Erfolg hatten die Verfügungen Saladin's
O DD
in Syrien nicht. Hier bietet das 7. Jahrhundert fortwährend Bei-
spiele der Beunruhigung, denen die As'ariten von selten der Han-
25 ballten ausgesetzt sind — '»JJisl\ ^\ äJLjLä.^ bSlP heißt es von diesen ')
— , wobei bei der Partei der letzteren gewöhnlich auch das mit
den Hanbaliten sympathisierende Volk beteiligt erscheint. In der
Biographie des Historikers von Damaskus, 'Ab dal rahm an ihn
'Asäkir, kann erzählt werden : „Zwischen ihm und den Hanbaliten
30 gab es Vorkommnisse, wie deren zwischen dem Pöbel der letzteren
und den A^'ariten an der Tagesordnung sind. Er ging niemals an
D o DD
einem Ort vorüber, an dem sich Hanbaliten aufhielten, aus Furcht,
daß sie ihm etwas antun würden" ®). Und bei Gelegenheit der
1) Vgl. ZD.MG. Gl, 80, 1, oben S. 7. 2) SubkT IV, 331.
3) JRAS. 1907, 289 n. 11. Dieser Ehrentitel wird großen Haditkennern
nicht selten gegeben: Sufjän al-Taurl in NawawT, Tahdlb 287, 3; Hisäm al-
Dastawä'j bei DahabI , Tadkirat al-l.iu(läz I, 148, 4, Muhammed b. Isliäk, ibid.
156, 6, Su'ba, ibid. 174, 8, 'Abdullah b. al-Mubärak, ibid. 251, 6 v. u., Dära-
kutnl, ibid. III, 201, 5; er ist also nicht auf die Journ. ns. 1907, 1, 220 unten
verzeichnete Person ausnahmsweise boschriinkt. Vgl. Völlers, Leipz. Katal. Nr. G78.
4) Dahabi, Tadkirat al-huffäz IV, IGCIV. wird die Begebenheit mit Aus-
führlichkeit erzählt.
5) Jäküt II, 113.
G) DahabT 1. c. 172, 10: xj^-Jf^ ^XJ ^^;^^Li^l q^ .aÜ' .aA4.J ^^,'J^
7) ibid. 171, G V. u. 8) Subki V, G9.
Goldziher, Zur Geschichte der lianhalitischen Beicegungen. 25
Biographie eines anderen Gelehrten aus derselben Zeit werden die Ver-
hältnisse in Damaskus in die Worte zusammengefaßt: „Die Hanba-
liten errangen die Oberhand über die ahl al-sunna (damit sind
vom Standpunkt des Verfassers die As'ariten gemeint, s. oben S. 12
Anm. 2), so sehr, daß jene, wenn sie mit den letzteren an einem 5
Orte zusammentrafen, ihnen fluchten und sie prügelten" ^). Als wäre
von einem weißen Kaben die Rede, so wird ein ausnahmsweise nicht
aggressiver lianbalitischer Schulmeister in Jerusalem mit den Worten
charakterisiert: „die Leute blieben unversehrt von seiner Hand und
seiner Zunge" -). Zeitweilig gelang es ihnen, die Unterstützung der lo
Regierenden zu gewinnen, ohne deren Konnivenz es ihnen ja kaum
niöo-lich gewesen wäre, ihren Terrorismus zu üben. Eines der lehr-
reichsten Kapitel dieses Teils der Kulturgeschichte des Islam in
Syrien bietet die Intrigue, welche die Hanbaliten (KäJs-äa-« q^ xäjLL
OjjcJt», ^,^\.i ^jvUUil kLIaÜ) in Damaskus beim Sultan al-Malik 15
al-Asraf Müsä gegen den als die größte Autorität seiner Zeit an-
erkannten säfi'itischen Schejch 'Abdal-'Aziz 'Izz al-dinb. 'Abd
al-Saläm (st. 660) anzettelten 3). Durch jene Umtriebe wurde
eine imposante 'Akldaschrift dieses Theologen in as'aritischem Sinne
hervorgerufen , die jedoch anfänglich wenig Erfolg beim Sultan 20
hatte, dem sich auch die feigen Kollegen des 'Izz aldin fügten,
bis durch die Ankunft des Bruders des Sultans, al-Malik al-Kämil,
aus Ägypten die Rehabilitierung des verfolgten Schejchs herbei-
geführt wurde. Man wird die aktenmäßige Darstellung des ganzen
Herganges bei Subki V, 85 — 102 nicht ohne Nutzen für die Kennt- 25
nis der Zeitgeschichte lesen.
Der Einfluß der Hanbaliten in Syrien spiegelt sich auch in
einer kontinuierlichen Kette der hanbalitischen theologischen Tradition
in dieser Provinz des Islamreiches, die um diese Zeit die hervor-
ragendsten Vertreter jener theologischen Richtung in Literatur und so
Schule hervorgebracht hat. Diese hanbalitische Tradition erreicht
ihren Höhepunkt im S.Jahrhundert mit Taki al-dln ihn Tej-
mij j a (st. 728) und seinem Schüler Ihn Kajjim al - G auzij j a.
Die große Bewegung, in die die theologischen Kreise des Islam
infolge des Auftretens des Ibn Tejmijja gerieten, war bereits Gegen- 30
stand der Darstellung ^). Die mächtige Wirkung seiner Schriften
läßt sich zunächst aus der Flut von Gegenschriften folgern, die sie
hervorriefen. Wenn auch vom i(jmä' der orthodoxen Theologen
verurteilt, fanden sie viel Anklang beim gemeinen Volk, dem fort-
1) SubkT ibid. 97.
2) al-Ins al-!>alTl 603,9 xiLv^J» slXj ^a .,j.ILw (j^LäJI. .
?>) Vgl. das Zitat aus den Jawäkit des Sa'räin bei I^ieholson, Literary
History of the Arabs 40 1.
4) Schreiner, Beitr. zur Gesch. d. theolog. Bewegungen im Islam 7G — 109
(= ZDMG. 52,540—503-, 53,51—61).
26 Goldsiher, Zur Geschiclite der hanhalitischen Bewegungen.
währenden Beschützer der hanballtischen Eiferer. "Wohl verkündete
man nach der Verurteilung des Ihn Tejmijja in allen Moscheen von
Damaskus ein Dekret , nach welchem die Rückkehr zu seinen Irr-
lehren mit körperlicher Züchtigung und Vermögensstrafen bedroht
s wurde; in öffentlichen Versammlungen mußten die Hanbaliten die
Zuwehörio-keit zu diesem madhab verleusfnen und sich zum säfi'iti-
sehen bekennen^). Dies minderte jedoch nicht die Wirkung der Be-
weofuncr, die das Auftreten ienes Hanbaliten hervorgerufen hatte.
Die jjolitischen Verhältnisse waren zu dieser Zeit dem in jener
10 Bewecuno- sich kundsfebenden Aufschwung des Hanbalitismus über-
aus srünsticf. Man konnte dem Volke predigen, daß die inzwischen
über die Länder des Islam eingebrochene Mongolennot eine Strafe
der erzürnten Gottheit für die allenthalben in Leben und Lehre
um sich cfreifende Herrschaft von Liberalismus und Toleranz sei-).
15 Das Aufflackern der unduldsamen Gesinnung war auch vom Wieder-
aufleben länofst veralteter fanatischer Praktiken begleitet. Zu diesen
gehörte beispielsweise die Reaktivierung der theoretischen religiösen
Gesetze in Bezug auf die Bethäuser der Andersgläubigen''), welche
der hierarchische Einfluß der älteren 'Abbasidenzeit auch in der
20 Praxis möglichst zur Geltung zu bringen strebte'*). Jetzt hört das
Volk nicht ohne Erfolg, daß die Mongolen nicht gekommen wären,
wenn man nicht lange Zeit im Widerspruch mit den Lehren des
strengen Islam gegen die Andachtsstätten der Uncrläubigen un-
1) Ibn Hagar al-'Askahuu, al-Diirar al-kamiua (Ilandschr. der Hofbibliothek
zu Wieu, Mst Nr. 245) I, fol. 78 a: L^-aC. l<Ar^'>j^J! ^ äCbUH |kX.«.:> a^I
2) Ibn Tejmijja, al-Furkän bejna-l-hakk wal-bätil (Rasuil I, 139 ff.) sucht
nachzuweisen, daß jedesmal wenn im Islam die Ketzerei um sich griff, seine
Staaten von Feinden vernichtet wurden. Hulagu war der Nebuchadnezar des
Islam: J>.xjLa..1 -i^J .a^J ci^^. K.JJ-U.J ^J^.4.i-w..♦.iJ kP (140, 12). Diese
Schrift des I. T. ist nicht identisch mit der bei Brockelmann II, 104 Nr. 5 ver-
zeichneten, deren Titel ebenfalls mit den Worten al-Furkän beginnt; diese
letztere (aber im Titel richtiger hejna statt f't) ist ebenfalls im Druck erschienen,
Kairo (Takaddum-Druckerei) 1322; 109 SS. Aus dem Inhalt der beiden Bände
der magmvat al-rasä'il cd-lcuhrä kann die Ibn Tejmijja-Bibliographie mit
24 Nummern ergänzt werden.
3) Vgl. meinen Aufsatz : Said b. Hasan d'Alexandrio in REJ. XXX, 9.
4) Sehr belehrend ist eine Notiz in DahabT, Ta'lkirat al-huffäz I, 339 oben:
In Mosul gab es eine verfallende Kirche, welche die Christen wieder herstellen
wollten (dies war nach dem islamischen Gesetz unzulässig). Da brachten sie
die Summe von 100000 (Üirhem) zusammen, um durch dieselbe den Asjab
(Kädl von Mosul , st. 209) für die Zulassung des Neubaues zu stimmen. Der
Ivilill dc']ionic'rto das Geld bei einem der Hcisitzer und als sie sich (zur Gerichts-
sitzung) in der Musciioe versammelten, sprach er: , Bezeuget mir, dalj ich den
Beschluß fasse, den Neubau der Kirche zu untersagen". Das Geld wurde den
Christen zurückgegeben.
Goldziher, Zur Geschichte der hanlalitischen Bewegungen. 27
berechtigte Nacbsiclit^) geübt hätte. Man reizte zu fanatischeü
Maßregehi, die durch den toleranten Geist der Ejjubidenregierung
zurückgedrängt waren. Ein poetischer Zeitgenosse des Ibn Tejmijja,
Z e j n a 1 - d I n 'Omar a 1 - W a r d T , unter dessen Produkten man
auch eine KasTde auf den im Kerker erfolgten Tod jenes Eiferers 5
findet-), richtet eine eigene poetische Beglückwünschung au den
Kädl Kamrd al-dln ibn al-Zanilakänl , der übrigens eine leitende
Rolle in der Verfolgung des Ibn Tejmijja gespielt hatte ^), zur Feier
des Ereignisses , daß dieser Gottesgelehrte die Juden von Aleppo
gewaltsam aus ihrer Synagoge verjagte , um dieselbe für ein dar lo
al-hadlt in Anspruch zu nehmen^). Er drückt seine Freude darüber
aus, daß der Kädi „dadurch die Qualen der Juden verdoppelt hat
und daß nun ihre Gesichter gleich ihren Turbanen ^) gelb werden" ^).
Der Fanatismus der Hanbaliten hat in dieser finsteren , einge-
schüchterten Zeit auch auf gemäßigtere Kreise gewirkt; sie selbst ^^
tun das mögliche, um in den die Bethäuser Andersstläubigrer, sowie
auch in anderen die Nichtmuslimen betrefi'enden Frasren, im Gecfen-
Satz gegenüber duldsameren maflähib, ihre intoleranten Anschauungen
zur Geltung zu bringen '). Sie konnten dabei des Beifalls und der
tätigen Unterstützung der Menge sicher sein. Die vernünftigeren ^^
Maralukenpolitiker unterstützten freilich die fanatischen Triebe
nicht ^) ; sorgten vielmehr in der Regel dafür, in ihren Landen das
Gleichgewicht möglichst aufrecht zu erhalten, wenn auch gerade in
der Behandlung der Heiligtümer Andersgläubiger die Taten des
Fanatismus nicht vollends verschwirrden konnten^). Der grausame -^
1) Solche Nachsicht wird besonders der fätimidischen Epoche zur Last
gelegt; vgl. Gottheil, An eleventh-century document concerning a Cairo Synagogue
{Jewish Quarterly Review, 1907, 27).
2) Dlwän al-Wardl (Stambul 1300, Sammelband aus der Gawä'ib-
Druckerei) 234.
3) Schreiner, ZDMG. 52, 552.
4) DTwän . . . al-Wardl 249: w*.L:s: «-iv^ji "'^' "- 1. '" ^~~^ -^'-äJ' ^ ^^»
vi^jAii- 'iL^jö^A L^i,jt:>-_, JLxixij! ^i\ Q.-;i-X.il ^3'-♦^ i.A2^\ Aj ^Jvc.
5) Zur Mamlukenzeit (unser Beispiel ist aus dem Jahre 882 II.) war es
eine Art der Züchtigung, mit dem g o 1 b o n T u r b a n d e r J u d e n auf dem Kopfe
>
durch die Straßen der Stadt geführt zu werden: ^i ^V^:^ (J*^"' ^«— ^y*^
ö^ylJiiLj ö-i^ij lXa=.ä5 L.i>A^xil» i-\Ji/'^ 1 c.3»_iJ i<.x:'w.«.c xi ~*i:i:>t» x/s'JJt
Ibn Ijäs, Ta'rich Misr II, 177, 2. 6) DTwän al-WardI ibid. v. 9:
jS.k3 ^.i^jL^c (C^'^' f-rrv^i^^ ^ '"r^j^^ "-^yr^^^ {j^^j^^ oÄcUs»
7) Lehrreiche Beispiele sind bei Muglr al-dln 1. c. GOOft". zu finden.
8) Bezeichnend hierfür ist die Vereitelung des Fanatismus der 'Ulemä
von Jerusalem in der Frage der Synagogenzerstörung, Muilr al-dln 1. c. G33 ff.
9) [Vgl, Gottheil in der Harper-Gedonkschrift (Chicago 1908) II, SGGff.]
28 Goldzilier, Zur Geschichte der hanhcditischen Bewegungen.
junge Sultan al-Malik al-Xäsir Muhammed II, Sohn des Kaitbai,
ordnete 903 d. H. die Zerstörung der von den Juden seit alter Zeit
als heilige "Weihestätte verehrten Moses-Synagoge in Damweh bei
Glzeh 1) an und leitete persönlich an Ort und Stelle die Ausführung
5 dieses Befehls'-). Aber darin ist nicht eben hanbalitischer Einfluß
zu erkennen.
Die bald in den Vordergrund tretende osmanische Vormacht
trug besonders zur Zurückdrängung des Hanbalitismus bei. Als
der Sultan Sulejmän der Große den Gedanken faßte, nach alter Art
10 als bleibendes religiöses Monument seiner Regierung in Mekka Lehr-
kurse für alle vier madähib zu gründen und mit ausreichenden
Wakfmitteln für Lehrer und Schüler auszurüsten , konnte bei der
Ausführunaf dieser Einrichtung, deren Eröffnung der Sultan nicht
mehr erlebte (975 d. H.) — wie Kutb al-din al-Nahrawäli ,
15 dem die Vertretung der hanafitischen Kurse anvertraut wurde, be-
richtet — für die „zur "Wiederbelebung des hanbalitischeu madhab
gegründete Anstalt in Mekka keine Lehrkraft mehr gefunden werden,
die für dieses Amt tüchtig genug gewesen wäre. Man errichtete daher
an Stelle der geplanten hanbalitischen Lehranstalt eine Spezialschule
20 für Hadit, in w^elcher die sechs Sihäh- Werke vorgetragen wairden" •^).
Jedoch sollte die durch Ibn Tejmijja und seine Schüler aus-
gestreute Saat nicht für alle Zukunft fruchtlos bleiben. Wenn auch
in den Lehrhäusei'n zurückgedrängt, kommt ihre praktische Wirkung
im 18. Jahrhundert in der mächtigen Wahhäbitenbewegung, deren
2ü Zusammenhang mit den Bestrebungen des Ibn Tejmijja nachgewiesen
ist*), zu offener Geltung.
1) Jewish Quarterly Review XV, 74.
2) Ibn Ijäs, Ta'rich Misr II, 337, ult.
3) Kutb al-dln, Gesch. d. Stadt Mekka ed. Wüstenfeld (III) 354 penult.;
vgl. Seybold, Verzeichnis der arabischen Handschriften, Tübingen, I, 51 unten.
4) ZDMG. 52, löC; vgl. Macdonald, Development of Muslim Theology etc.
(New York 1903) 283; Nicholson, A Literary History of the Arabs 462.
29
The Derivation of sabatht and other notes.
By
Stephen Langdon.
In Maklu I, 12 occurs the following line
elili nubü liidüti sipdi "inj- joy is become lament, my gladness
is become §ighing".
nubü lament is to be derived from Nn* call out , as Tallquist
p. 116 correctlj interpreted. A very common abstract formation 5
in Babylonian is {a)t identical with the feminine formation as tanattu
glory, hisittu property etc. When this tu is added to roots "''b,
Babylonian follows tbe Aramaic rule of uniting i followed by a
half vowel into ?", cf. Brockelmann, Syrische Grammatik^ Par. 32 d,
thus rahi^'tu = rabitu , while Arabic retains the root intact as lo
&,j "s a village etc. Aramaic however like Ai'abic retains n {h) v
[^ and y'\ before the suffix, although tendency to confuse N with ^
in these forms is Seen in J^y^^y* m'läitß fulness , cf. however JljiOD
0 u 0 ^
for sencitä where the disappearing ' leaves its trace on the vowel
a changing it to e, e. In Assyrian li, ', (j follow the analogy of i»
N (') with tendency however to unite with the t of the ending as
in sibittu seven for siba'tii. Where Vb roots are not confused
with i'b roots, Assyrian like Aramaic preserves the rule of uniting
y"' into ü as nigüiu but pl. mgäii = nigawäti. In the case of
forms in Uu^ aitu it is therofore sometimes difficult to teil whether -O
the root has a final -^ or N. The assimilation of i< to "^ forms is
Seen in nisUu from Nu;3. Forms like Jcamätu from "»'b roots go
back however to Js.x.5 formations not Jois and follow the analogy
of Aramaic ai'^' = ä. Naturally the tendency to unite the weak
Sounds N r n (h) with the following t can occur only in forms -'5
which had a vowel before these sounds i. e. Jsjts J>jt: S^^y ^^^•
Beside the case of assimilation of r in sibiffii wo have the assimi-
30 Langdon, The Derivation of sabattu and other notes.
lation of N in nibittu , uame , a jots form = nibciHu, cf. nigittu
li»lit. The -^vorcl nubattu is apparently an analogous form from
nabü lament i. e. Joti and am nuhatti = day of lamentation.
Returning to the Maklu text cited above we find in sapdi
5 the root sapädu^ well known in Aramaic and Hebrew, for waü.
A xlii form would then be sapatiu wailing. In as much as um
nuhatti = Tim sabatti, [cf. King, Magic 61, 11 um nuhatti name
of 15*^ day of the month , which day acc. to text published by
Pinches in PSBA. 26, Feb. 1904 had also the name um sabatti^
10 and nubü in the above passage is brought into direct antithesis
with siixli it is naturally a further inference that sah(2))attu must
be derived from the same root sajjadu. That nubattu is derived
from N2: is also clear from the spelling nu-ba-ti in CT. II, pl. 1, 19.
The difficulty then lies in the change of ^v. to ^i, or of s
15 to s or s. Hebrew , Aramaic and Assyrian certainly confirm the
pronunciation s in North Semitic although the Massora on Jer. 49, 3
writes "SO with b, *'. The surd ^ is also attested for the verb
in Assyrian by various forms as i-sa-ap-pi-dit s. Muss-Arnold p. 777.
In our present inability to explain why the root should be sap)ädu
20 and the derivative sapattu, it is necessary to assume an early form
sabüdu whence was derived sabattu a form so generally used that
its pronunciation became fixed, whereas the verb changed the frica-
tive s to s and the sonant b to p. sabattu then = day of lament.
Bel-kabi contemporary of Sinmubalit.
25 In Vol. VI Series A of the Babylonian Expedition of the
University of Pennsylvania Dr. Hermann Ranke has published as
No. 18 the record of the purchase of a slave. The importance
of this document has been observed by Ranke p. 9 where he
makes clear the fact that Hammurabi and Samsi-Adad king of
30 Assur were contemporaries. In fact the recent publication of
historical texts from the British Museum by M. King makes it clear
that not only Samsi-Adad was a contemporary of Hammurabi
but that part of the so-called Second Dj-nasty of Babylon was con-
temporary with the first and that the beginning of the First Dynasty
3j must have been nearly contemporary with the founding of the
dynasty at Assur.
Ranke has however misunderstood a Sumerian phrase in con-
tract No. 18 which is very important for the Clearing up of the
historical Situation. In line 4 luijal-ani-ir means 'for his king' =
40 aiia Sarri-su. The contraction of ra =■ ana into r after vowels
is a vlmv well known rule of Sumerian Ln-ammar. The contract
then means.
Langdoiij The Derivation of mlatUt and other notes, 31
V
^One male slave, by name Ina-gati-Samas, -slave of Amel-
damku, '^IVom Amel-damku ^for Ins king ^ ^ ^(--lajatum , ^son of
Abiiwakar, ^has purchased. ^The price in fall ''in silver he paid.
^'^gis-gan-na ib-ta-bal. ^^Hereafter one shall not complain
against tlie other. 5
i^Bj Marduk and Sinmubalit, ^^by ^eZ-Z^^-^^'^^^and his con-
sort have they sworn. ^"In the presence of S'amas-ma- ! j j I j ^
^^Arad-Iliil, ^■>Uti , -« , ^^Äm bt, -^year when
[Sin-mubalit] built the wall Lu-ba-tum , [i. e, first year of this
king]. 10
This contract makes it clear that Be-el-DA-bi was a contem-
porary rulei* of Sin-mubalit and perhaps also of Apil-Sin. Xow
in the list of early Assyrian kings by Frederick Delitzsch , based
upon recent discoveries of the Deutsche Orientalische Gesellschaft
a certain Bel-ka-bi is given as predecessor of Samsi-Adad. But 15
Bel-DA-bi is certainly a variant writing since da in Sumerian is
a shortened form of äug = kabü^ cf. Brünnow no. 505. That da
is a variant for KA = dug is evident from several facts. The
element dzig is a verbal affix by means of which Sumerian forms
numerous Compound verbs with evidently no change of meaning 20
upon the root, cf. Th. -Dangin in ZA. 17 p. 198. In place of this
element KA = dug, da is offen attached to form Compounds also
vvithout changincr the sense : thus a simda is the same musical
Instrument as a sim and for examples see ZA. 17 p. 199 n. 4.
Furthermore RI = dal = da is also frequently added to roots 25
in the same way, thus ud-zal-zal in Raw. IV, 28* b, 45 = ustabrl
he is satiated, but CT. XV, 12 rev. 1 ud-zal-zal-la-dä = uütabri.
da therefore is certainly for diig = kabü in Bel-DA-bi i. e. Bei-
ikbi or as we know from Delitzsch's list Bel-kabi. See now also
Bezold in ZA. 21 p. 253. 30
bugami sutuh.
The exact meaning of neither of these words in this familiär
ceremony are clear. According to tSurpu III, 3 a ban is produced
with the ^?^'bidcanu. According to Jensen, KB. VI, 1,373 two
roots eteku exists a) break, tear away ; b) waver. The latter meaning, 35
change, shafel , cause to change, must be assumed for the verb
here since the ideogram is BAL also an ideogram for enü waver.
In as much as this word must have a (legal) sense we have no doubt
but that the permansive iutuk means here it loas transferred. In
nearly all these legal ceremonies the order is a) he paid in füll 40
b) the bugan was transferred ') c) the affair was terminated d) his
1) Compare passive form in Sumerian ib-ta-bal, with active forms in-ua-
an-lal = iskul, altil = gamir, al-dug = tab. See also for the passive
Babyloniaca I, 22G and passive forms with instrumontal case Bab. II, 73, also
Poebel in ZA. 21 p. 22111".
32 Langdon, The Derivation of sabattu and other notes,
beart was content. But when witnesses are lacking b, c -\- d are
also lacking with rare exceptious. When the sum is given b usually
is lacking, cf. CT VIII, 15 a, b; 22 c, but when the suni is not given
the buganu ceremony is performed. Exceptions are CTYIII, 18 a, b.
5 In CTVIII , 26 b instead of gis-kan-na ib-ta-bal is found slm
ikli-su has2)u = the price of bis field is silver.
The meager conclusion which we can draw is that this cere-
mony had to be performed in the presence of witnesses and that
when the sum was not stated this ceremony in some way certified
10 that money was paid. The ceremony may be the historical precedent
of the kl pi atri ceremony in later times. On the primitive
Sumerian origin and meaning of giving a small sum of mone}^ over
and above the sum stipulated in a sale see the writer's Babylonia
and Pale.stine p. 57.
15 tarn distributive.
In OLZ. April 1907 the writer discussed the origin and
meaning of the particle tarn alwa3-s used distributively. The correct
understanding of this particle is necessary to comprehend many of
the contracts. Thus Ranke p. 23 in bis translation of No. 35
20 misunderstands the following phrase, 3 isinrit Samas 1 mesirti^)
10 ka karäni tarn. Here the Sumerian particle puts the three
feasts of Samas in distributive relation to one piece of meat and
ten ka of wine. The meaning is that the renter of the house in
question must bring for each of the three Samas feasts a piece
25 of meat and ten ka of wine.
Schorr in bis Altbabylonisclie Jxechtsurkunden although cor-
rectly interpreting isinnu has also failed to understand numerous
parallel passages. Frequent in this period is tlie stipulation that
a person who has been given property , must support the giver
30 and provide meat, grain and wine for the Samas feasts.
1) On tliG reading mesirtu for ^v"^»-< cf. CT. VIII, 42 c. 12 — 14;
Frederick, Sippar 104, 15— IG and Schorr p. 90.
33
Der S a b I3 a t.
Seine etymologische und chronologisch-historische Bedeutung.
Von
Eduard Mahler.
In einer der allgemeinen Sitzungen des II. intera. relicfionshist.
Kongresses (Basel 1904) erörterte ich verschiedene biblische Kalender-
daten und deren religionshistorische Bedeutung. Ich wies dort nach,
daß r'2'ö nicht „ruhen", sondern „fertig sein, zu Ende sein" bedeute
und daß , damit zusammenhängend , das Wort nS*^ = sabattu in 5
chronologischem Sinn „Zyklus" heiße und seinen Aus-
gangspunkt vom „Vollmondstage" genommen habe, d. i. dem
Tacre, an dem der Mond seinen Kreislauf vollendet.
Das große Interesse, das diese Frage erregte, veranlaßte mich
— hierzu auch von mehreren Fachgenossen aufgefordert — dieses 10
Thema und mehrere damit in Verbindung stehende Fragen näher aus-
zuarbeiten und die Resultate meiner daraufbezüglichen Untersuchung
im XXIV. Bande der „Annales du Musee Guimet" niederzulegen.
Da aber die dort gegebenen Auseinandersetzungen bereits am 15. Jan.
1905 abgeschlossen waren und diese Frage seither auch von anderen is
Seiten einer nähern Erörterung gewürdigt wurde (besonders hervor-
zuheben wären da Zimmern, Meinhold und Hehn), so wird es mit
Rücksicht auf das hohe wissenschaftliche Interesse, das diese Frage
erheischt, vielleicht nicht als unerwünscht erscheinen, wenn ich auf
diesen Gegenstand nochmals zurückkomme und auf dessen chrono- ^o
loQ;ische Bedeutung hinweise.
Unter den Fragen, die zufolge der epochemachenden Resultate
der altorientalischen Forschungen die Aufmerksamkeit der Bibel-
forscher und Exegeten in reger ^Yoise in Anspruch nahmen , war
die Sabbat-Frage eine der wichtigsten. Wir würden jedoch sehr 20
irren , wenn wir der Meinung Raum geben wollten , als ob diese
Frage lediglich den Resultaten der neuesten Forschungen ent-
sprungen sei. Vielmehr haben die Assyriologen schon im Anfange
der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auf Grund der aus
den entdeckten Keilschrifttäfelchen geschöpften Lehren die Über- 30
Zeugung gewonnen , daß der Sabbat der Israeliten eine uralte In-
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 3
34 • Mahler, Der Sahbat.
stitution sei, welche schon Abraham, als er aus Ur-Kasdim aus-
wandei'te, mit anderen Kulturelementen von dort mit sich gebracht
hatte. In einer früheren Ausgabe seines Werkes „Die Keilinschriften
und das Alte Testament" macht Eb. Schrader die folgende Be-
5 merkung: „Die Heiligkeit des siebenten Schöpfungs- und zugleich
Wochentages hängt zusammen mit dem Institute der siebentägigen
Woche als einem Ganzen und der Heiligkeit der Siebenzahl über-
haupt. Die siebentägige Woche , den Ägyptern und Griechen , die
eine zehntägige , ebenso wie den Römern (vor Christus) , die eine
10 achttägige Woche hatten, überhaupt unbekannt und zu den Arabern
erst durch die Juden gekommen, ist eine alte hebräische, demgemäß
als vormosaisch bezeichnete Institution , ist aber andei'seits nicht
spezifisch hebräischen Ursprungs, ist auch nicht durch die Aramäer
zu den Hebräern gekommen, ist vielmehr eine altbabylonische
15 Institution , welche die Hebräer von ihrem Aufenthalte in Süd-
babylonien, zu Ur-Kasdim mitbrachten". Wenn dieser Satz auch
nicht seiner Gänze nach mit den Resultaten der neueren Forschung
in Übereinstimmung ist , — insbesondere nicht , so weit dies die
Ägypter betrifft — so geht doch aus demselben die Tatsache mit
20 Sicherheit hervor, daß es nicht erst eine Errungenschaft unserer Tage
ist, die Überzeugung gewonnen zu haben , daß die Institution der
siebentägigen Woche auf die Babylonier zurückzuführen sei ; schon
vor mehr denn drei Dezennien hat man dies als feste unverrückbare
These hingestellt. Das gleiche gilt von der Feier des siebenten
25 Wochentages, dem Sahattu. In dem zitierten Werke sagt Schrader:
„Auf den Monumenten begegnen wir zuvörderst der siebentägigen
Woche mit dem siebenten Tage als dem Tage , da keine Arbeit
getan werden und kein Opfer dargebracht werden sollte
Bezeichnet ward dieser Tag, da man kein Geschäft verrichten sollte,
30 zugleich auch als sahattuv riaa d. i. als „(Tag) der Ruhe" (II. Rawl.
32, 16 a. b, nach Friedr. Delitzsch's Verbesserung), wie denn in der
erklärenden Kolumne jenes sabattuv ausdrücklich durch um nuh
lihhi d. i. durch „Tag der Ruhe des Herzens" d. i. „Ruhetag"
erläutert wird". So könnten wir aber noch eine ganze Reihe der
35 älteren Werke anführen; überall würden wir erkennen, daß es weit
gefehlt wäre, wenn wir die Erörtenmg der Sabbat-Frage als Aus-
fluß der Forschungen der letzten Zeit hinstellen würden.
Der „Babel-Bibel" -Streit, der in den letzten Jahren die Ge-
müter gar so sehr erregte, tatsächlich aber nichts anderes bezweckte.
40 als die den Assvriologen schon längst bekannten und von der
Wissenschaft sich zu eigen gemachten Resultate der Forschung
auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen, hat es in natürlicher
Weise mit sich gebracht, daß in der Reihe der babylonisch-bil)lischen
Kulturfragen auch die in der Bibel entwickelte Sabbat-Feier von
45 Neuem erörtert wurde.
Und merkwürdigerweise harret dieses Problem noch heute
seiner einfachen und darum auch natürlichen Lösung. Sehr lehr-
Mahler, Der Sabbat. 35
i'eich und höchst beachtenswert sind die beiden Artikel^), in denen
H. Zimmern die Sabbat-Frage erörtert. Und das Resultat, zu dem
er gelangte, daß „der babylonische sapattu (sabaiiu) , und damit
im letzten Grunde auch der israelitische Sabbat , mit dem Voll-
mondstag verknüpft ist" , muß als unanfechtbar hingestellt 5
werden. Gleiches gilt von seinem Hinweis auf Hos. 2, 13 ; Amos 8, 5 ;
Jes. 1, 13; 2 Kön. 4, 23 bezüglich der Gegenüberstellung von Neu-
mond und Sabbat. Was aber die Etymologie des Wortes r^tJ
betrifft, so äußert sich Zimmern also: „Unter den obwaltenden Um-
ständen erscheint es mir daher auch geratener denn je, auf eine lo
Etymologie des Wortes iapatiu, sahattu und damit auch des daraus
aller Wahrscheinlichkeit nach doch erst entlehnten na"*y einstweilen
noch zu verzichten". Auf Zimmern fußend hat auch Meinhold ^)
den Sabbat als Vollmondsfest erklärt ; seine übrigen Erörterungen
jedoch, die er über Sabbat und insbesondere über die siebentägige i5
Woche gibt, sind aus chronologischen Gründen nicht haltbar. Die
siebentägige Woche ist eine uralte Institution, die notwendigerweise
dort entstehen mußte , wo der Mondlauf die Grundlage der Zeit-
teilung im Großen bildete. So wie der kalendarische Monat, der
aus dem synodischen Monat hervorgegangen ist, nicht 29,53059 Tage, 20
sondern bald 29, bald 30 Tage zählt, weil eben im Kalender nur
mit fifanzen Ta^en und nicht mit Bruchteilen des Tages crerechnet
werden kann , so hat sich aus der mittleren Dauer der einzelnen
Mondphasen die Woche als chronologischer Begriff entwickelt. Sie
ist eine uralte Einrichtung, die den Babyloniern und auch den 25
Ägyptern schon lange bekannt war, noch ehe Israel den Boden der
Geschichte betrat. Wie aus dem Festkalender im Felsengrabe des
Chnumhotep zu Benihassan hervorgeht, war in Ägypten die Feier
des Neu- und Vollmondes sowie der Halbmonde — also der vier
Mondphasen — schon zur Zeit des mittleren Reiches (ca. 2000 v. Chr.) 30
wohl bekannt. Es ist also gar nicht nötig „zu vermuten, daß die
Israeliten Neumond- und Sabbatfeier aus der arabisch- midianitischen
Sinaihalbinsel nach Kanaan mitgebracht haben" (vgl. Meinhold p. 10);
sie haben sie entweder — wie Schrader meint — schon als ein
uraltes babylonisches Kulturelement aus Ur-Kasdim mit sich gebracht, 35
oder aus Ägypten, das sie zur Zeit der Hyksosherrschaft aufgesucht
und erst zur Zeit der XIX. Dynastie , ausgerüstet mit zahlreichen
Elementen der ägyptischen Kultur, verlassen haben.
Auch Hehn"^) findet die einfachste und natürlichste Erklärung
des Ursprungs der Siebenerperioden , also auch die des Ursprungs 4o
der siebentägigen Woche in den Mondphasen (vgl. p. 61 Z. 6); die
von ihm gegebene Etymologie und Erklärung des hebr. rQü muß
1) ZDMG. Bd. 58, 199 — 202 und ibid. 458—460.
2) Sabbat und Woche im Alten Testament. Gtittingen, Vandenhoeck und
Rupprecht, 1905.
3) Siebenzahl und Sabbat bei den Babyloniern und im Alten Testament.
Leipziger sem. Studien II, 5.
3*
36 Mahler, Der Sabbat.
ich jedoch aus mehrfachen Gründen als hinfällig bezeichnen. Wenn
wir die historische Entwickelung der Sabbatfeier in Betracht
ziehen, ist es geradezu absurd anzunehmen, daß der Ausgangs-
punkt für die Sabbatfeier die durch den Mond abgegrenzten
5 Siebenerperioden gewesen seien, wie dies Hehn (vgl. p. 117, Z. 15
— 16) vorgibt. Den Siebenerperioden ist, wie wir weiter sehen
werden, eine lange Entwicklungsperiode vorangegangen. Der Voll-
mond war es, nicht aber die Sichelgestalt des Mondes und auch
nicht der Halbmond, der im Gegensatze zur Sonne ein "i^^pn "nK?3
10 war nb^'b" nb;i570?:b. Der Vollmondstag war es, an dem der Mond
seinen Kreislauf vollendete, er war sonach der ümu sabattu oder
rn'>r~ ni"' „der Tag des Vollseins", und von ihm ausgehend
wurde auch die mittlere Dauer des synodischen Monats erkannt und
bestimmt. Erst später trat, der Zweiteilung des Jahres und der
15 Zweiteilung des bürgerlichen Tages entsprechend , die Zweiteilung
des Monatskreises (und zwar in die Hälfte des abnehmenden und
die des zunehmenden Mondes) und sonach die Feier des Neumondes
hinzu, und erst nach einem weiteren Entwickelungsstadium, als man
die Notwendigkeit einer Vierteilung des Jahres und einer Vierteilung
20 des Tages erkannte, machte sich auch die Notwendigkeit einer Vier-
teilung des Monatskreises geltend, die sich zufolge der Mondphasen
von selbst ergab. Es wurde dann nicht nur wie ursprünglich nur
der Vollmond und wie später Voll- und Neumond als ümu sabattu
gefeiert, sondern der Tag einer jeden Mondphase. Erst aus dieser
25 Feier der Mondphasen ergab sich als letzte Entwickeluugsstufe die
Siebenerperiode und mit ihr die Feier des siebenten Tages , dem
man — wie ursprünglich dem Vollmondstage und dann später den
Phasentagen — den Namen rauJ beilegte. Also nicht den Aus-
gangspunkt für die Sabbatfeier bildete die Siebenerperiode, es
30 ist dem vielmehr eine lange Entwickelungsperiode vorangegangen
und die ursprü ngli che Bedeutung des nno kann somit unmög-
lich mit der Siebenzahl zusammenhängen , weshalb auch die An-
nahme, daß sich nia;^ „wahrscheinlich aus dem Stamme y^'C ent-
wickelt" habe (vgl. Hehn, p. 98, Z. 13 v. u.) hinfällig wird.
35 Auch die Etymologie des Wortes yn^D, vermöge welcher dieses
Wort auf die Wurzel N43'C und damit möglicherweise auf das Verbum
sehü = „sich sättigen", „satt sein" und zwar im Sinne des Voll-
seins, der Fülle überhaupt zurückzulühren sei , kommt mir als
etwas zu viel gewagt vor , insbesondere so weit dies die Frage :
40 , woher die Benennung der Siebenzahl ?" betrifft. Hehn meint (vgl.
p. 58) „eine leicht zu beobachtende und zugleich tief ins Leben
eingreifende Naturerscheinung" bietet uns die entsprechende Sieben -
heit. „Die Siebenheit bietet uns das zweite große Himmelsgestirn,
der Mond, dessen Phasen je ein Viertel von 29^/« oder T^/g Tage
•J.'i betragen. Naturgemäß konnte man den l^ruchteil nicht in die
Zeiteinteilung aulijehniun, weil man für die Praxis nur ganze Tage
brauchen kann. Hier liegt nicht bloß die Wurzel der Siebener-
Mahler, Der Sabbat. 37
periode , der Woche , sondern der eigentümlichen Bedeutung der
Siebenzahl überhaupt". Dies ist aber nur richtig, soweit dies die
Entwickeluncr des Wochenbesrriifes betrifft. Diese, ein kalendarisches
und daher künstlich ins Leben gerufenes Zeitmerkmal, ist aus der
ein Viertel der mittleren Dauer des synodischen Monates = 7 -'/g Tage 5
betragenden Mondphasendauer mit Vernachlässigung der Bruchteile
des Taares hervorcre^angen , und dies auch erst nach einer langren
Entwickelungsperiode, die dieser Zeiteinteilung voranging. Keines-
wegs ist aber diese Siebenerperiode, die wir „Woche" nennen, eine
„leicht zu beobachtende und zugleich tief ins Leben eingreifende 10
Naturerscheinung". Herr Hehn versuche doch einmal nachzuprüfen,
ob zwischen Neulicht — und nur dieses , nicht aber die wahre
Konjunktion kann mit freiem Auge beobachtet werden — und dem
Halbmonde oder 1. Viertel 7'^/g Tage liegen, oder ob zwischen dem
letzten Viertel und dem Neulicht die Siebenzahl so leicht abzulesen 15
ist. Eine leicht zu beobachtende und zugleich tief ins Leben ein-
greifende Naturerscheinung ist die mittlere Dauer des synodischen
Monates d. i. die Zeit von einem Vollmonde bis zum nächsten.
Diese drängt sich dem Beobachter von selbst auf und somit kann
diese, nicht aber die Siebenerperiode, als „ V 0 1 1 z a h 1 " bezeichnet 20
werden und ebenso nur der Tag des Vollmondes ein Tag des „Voll-
seins" genannt werden, wie dies auch in zahlreichen Inschriften
tatsächlich der Fall ist. Also nicht der Zeitraum von sieben Tasten
ist es, der „zunächst als die „Fülle" im Sinne der vollen Periode,
des Zyklus, „gefaßt" wurde, sondern die Dauer des synodischen 25
Monates als die Zeit von einem Vollmonde zum nächsten , und
erst von diesem auscrehend entwickelte sich als mittlere Dauer
einer Phasenlänge die Zahl 7-^8 und sonach die Siebenerperiode
oder Woche.
Es ist somit die Deduktion des Wortes V^'Z. „sieben" von 30
der Wurzel N^n'^; und damit möglicherweise von dem Verbum sedü
= „sich sättigen", „satt sein" (also hebr. und aram. rac = i'30)
und damit dann zusammenhängend die Etymologie des Wortes
sabafiu als eine qättal-Fovm des Stammes N^nc; d. i. y^'C vom
astronomisch-chronologischen Standpunkte aus zurückzuweisen. 35
Es dürfte also zweckmäßig sein , der Etymologie des Wortes
n^'ü nachzuspüren und die chronologische Bedeutung dieses
Wortes näher ins Ausre zu fassen.
Es ist Tatsache , und es kann dies auch gar nicht ernst in
Zweifel gezogen werden , daß die Babylonier in der Beobachtung 40
der himmlischen Erscheinuns^en staunenswerte Resultate erzielt haben.
In vielen Zweigen der Astronomie sind wir noch heute dort, wo
die alten Babylonier waren, und nur wenige Völker des Alterturas
vermochten den Babyloniern auf diesem Gebiete der Forschung,
dem auch tiefe religiöse Gefühle und Anschauungen zu Grunde 15
lagen, zu folgen. Im babylonischen Talmud, Traktat Berachot 58 b,
werden dem Rabbi Samuel , dem Meister der Astronomie seiner
38 Mahler, Der Sabbat.
Zeit und dem Schöpfer der nach ihm benannten Thekuphim-Rech-
nung, der aus einer der unter babylonischem Einfluß gestandenen
Astronomenschulen hervorgegangen ist, folgende Worte in den
Mund gelegt:
5 t:^n'j:-i Nn^^?: ^nb nrnninsn ■^b"«nc3 N-'T'OJn "ib^s-^ ^b v'^'^-
in-'; ■'N7: «lyT" «bi
„Die Bahnen der Himmelskörper sind mir so bekannt, wie die
Straßen von Neherdaah, ausgenommen jene der Kometen, von
denen wir nicht wissen, was sie sind".
10 In unvergleichlich gi'ößerem Maße können wir dies von den
Babyloniern sagen, den Lehrmeistern in der Astronomie.
Besondere Aufmerksamkeit schenkten sie der Beobachtung der
einzelnen Mondphasen. Auch im alten Ägypten , wo man schon
seit der ältesten Epoche der Geschichte des Landes die Sonne zum
15 Regulator des Kalenders gewählt hatte, widmete man der Bahn des
Mondes besondere Aufmerksamkeit und die einzelnen Phasentage
wurden als iZö- „Festtag" bezeichnet. Dabei haben die Ägypter,
wie ich dies bereits an anderer Stelle ^) hervorgehoben , nicht den
Tag des Neumondes , sondern den des Vollmondes *'^. i
20 tp-n-ibd „Anfang des Monates" = \ynn \UN"! genannt. Dies des-
halb, weil sie von der ganz verständnisinnigen Anschauung aus-
gingen, daß der Mond am Tage des Vollmondes, nicht aber an dem
der Konjunktion , an dem er gar nicht mit freiem Auge wahr-
genommen werden kann , seinen Kreislauf beende und somit auch
25 seine Phasenbildungen erneuere. Der Tag des Vollmondes war der
Tag der Erneuerung des Mondes, an ihm hat sich „Osiris erneut
als Mondgott". Zur Zeit der Opposition „begrüßt das Sonnenauge
das Mondauge und der Mond kehrt zurück an seine Stelle". Des-
halb lesen wir auch (Brugsch, Thesaurus, 30):
30 „Leben und Erneuerung findet in Ewigkeit hier statt; der
Mond kehrt zurück an seine Stelle, und das Voll-
mondauge ist ausgestattet mit seiner Herrlich-
keit".
Ebenda lesen wir:
35 „Osiris-Onophris, der Triumphator, er hat sich vereint mit dem
Vollmondauge. Er hat den Kreislauf wiederholt und er hat
erleuchtet Himmel und Erde mit seiner Herrlichkeit".
Auf p. 34 daselbst lesen wir:
„Das sind die Götter, welche verherrlichen das Mondauge (den
40 Vollmond), wenn er erneut seinen Kreislauf am 15. Tage des
Moudmonates".
\) ^VZKM. XII, i;!7.
Mahler, Der Sabbat. 39
An anderer Stelle (Br. p. 35) lesen wir:
.Das Mondauofe ist unversehrt; das Mondaugfe ist auscfestattet
mit seinen Herrlichkeiten zum Segen ; es ist unversehrt und
verjüngt sich allmonatlich".
Auf p. 38 daselbst lesen wir: 5
,Der Himmel ist in Festesfreude, indem er die Gestalt des
Vollmondes trägt. Die Seelen der Götter treten in ihm zum
Vorschein und Osiris geht leuchtend auf in ihm als Mondgott".
In noch erhöhtem Maße gilt dies aber von den Babyloniern,
welche, insofern es heute feststeht, daß die Ägypter nicht autochthon lo
in Afrika waren , sondern aus Asien über dis Völkerbrücke der
Landenge von Suez nach Afrika gekommen waren , unbedingt die
Lehrmeister der Vorfahren der Ägypter waren. Die Babylonier
waren es , welche in uralter Zeit den Tag des Vollmondes
zum Ausgangspunkte ihrer Mondrechnung wählten und ihn als i5
einen dem Mondgotte geweihten Tag feierten. Daß wir in ihren
Kalenderangaben dann doch den Tag des Neumondes als ersten, den
des Vollmondes als 15. Tag des Mondmonates finden, hat seine
kulturhistorische Bedeutung.
Es ist zweifellos , daß bei der Zählung der einzelnen 20
Mondphasen der Vollmond als Ausgangspunkt diente. In der
vollen Mondscheibe, welche „Himmel und Erde mit ihrer Herrlich-
keit erleuchtet", sah man das eigentliche Bild des Mondes, in dem
sich Gott iSin verkörpert, genau so wie Sümas in der glanzvollen
Sonnenscheibe. Der synodische Monat war somit die durch Be- 2.5
obachtung gar nicht schwer eruierbare Dauer von einem A^oll-
monde bis zum nächsten. So wie aber der Tag, dessen charakte-
ristische Natürlichkeit der Sonne zuzuschreiben ist und dämm eben
dem Hamai geweiht ist, nicht mit der Kulmination der Sonne, also
nicht in dem Momente seinen Anfang nimmt, da die Sonne in ihrem 30
Tageslaufe ihre größte Leucht- und Wärmekraft der Erde zusendet,
sondern mit dem Hervortreten der Sonne aus der dunklen Nacht-
sphäre, d. i. in dem Momente, da sie ihre Leucht- und Wärmekraft
der Erde zuzuwenden anfängt, so hat man in konsequenter Weise
auch den Monat nicht mit dem Zeitpunkte begonnen , da Sin sich 3.j
in seiner schönsten Gestalt der Erde zeigt, d. i. mit dem Voll-
monde, sondern mit dem Tage, da er von neuem leuchtend hervor-
tritt, d. i. mit dem Neumonde.
Aber nur zur Zeit des Somraersolstitiuras und ihres höchsten
Standes über der Erde zeigt uns die Sonne ihre ganze Machtfülle ; 40
und in ganz analoger Weise hat man auch den Mond von allem
Anfange an nur im Glänze seiner Vollscheibe als jene himmlische
Lichtkraft verehrt, welcher die Herrschaft über den nächtlichen
Himmel zukommt. Man stattete den Vollmond mit göttlichen
Attributen aus und feierte den Tag des Vollmondes als einen dem i">
Mondgotte geweihten Tag.
Der Vollmondstag
war
da
dem Osiris als
„sein Herz
ging
über
vor
• Freude ,
, wenn
begrüßte am 15.
Tag
e,
da der
Mond
40 Mahler, Der Sahbat.
In der Bibliothek Assurbanipal's , deren Täfelchen im British
Museum aufgespeichert sind, ist ein keilinschriftlicher Text^), mit
dem sich bereits Pinches-), dann Zimmern-') und Delitzsch^) be-
schäftigten und aus dem deutlich hervorgeht, daß der 15. Tag
r. des babylonischen Monats, oder — wie dies auch schon
Zimmern richtig erkannt hat — der Tag des Vollmondes den
Namen sahaf-tu führte, welchem im Vokabular (II. R. 32. 16 ab)
die Bezeichnung iim nuh libbi entspricht, d. i. „Tag der Ruhe des
Herzens" oder eigentlich: „Tag der Freude des Herzens", eine Bezeich-
10 nung, die wir um so richtiger erfassen, wenn wir die Benennungen
der einzelnen Tage des ägyptischen Monats uns vor Augen führen.
Mondgott geweiht :
er das Vollmondsauge
seinen Kreislauf
:5 erneuert".
Diese Auffassung jedoch, daß das Herz des Mondgottes voller
Freude ist angesichts des Vollmondes, ist eben nicht ausschließlich
ägyptisch , sondern kommt bei allen jenen Völkern vor , deren
Religion eine astrale ist, und hat gewiß in Babylon ihren Ursprung.
20 Hier in Babylon, wo jeder göttliche Wille sich in der Sonne, dem
Monde und den Sternen ofienbarte, hat sich ein eigener Mondkultus
entwickelt. Den Mondgott betrachtete man hier als den Vater der
Götter, und als solcher stand er an der Spitze des babylonischen
Pantheons.
25 Auf diese Weise können wir uns die Bedeutung des Voll-
mondstages als den eines „öm nuh libbi"' erklären und auch die
Entwickelung der etymologischen Bedeutung des Wortes ,,sa-bat-tu'^
= r20 dürfte kaum mehr auf Schwierigkeiten stoßen. Am Voll-
mondtage beendet der Mond die stufenweise Bildung seiner ver-
80 schiedenen Phasen und strahlt als Vollmondscheibe am Himmel.
Am Vollmondtage erschien der Mond in seinem vollendeten Glänze:
es war der Tag, an dem kein Zunehmen und kein Abnehmen merk-
bar war, an dem also die Phasenbildung vollkommen abgeschlossen
und vollendet war und eben deshalb ein .um nuh libbi* d. h. ein
n a
35 Tag war, an dem der Mondgott sich aus vollem Herzen freute,
denn an demselben irDsb?: b^": nnüJ, hatte der Mondgott sein Werk,
seine Phasengestalt vollendet und abgeschlossen, um die Erde im
Glänze seiner Vollgestalt erleuchten zu können. „rin">ü" ist also
seiner Bedeutung nach : „vollenden, beenden, beschließen,
40 abschließen", eigentlich aber : „zu Ende sein, fertig
sein", dann in der Kausativform : „ein Ende machen", auch: „weg-
schaffen, fortschaften, wegräumen" etc., und der 15. Tag des baby-
lonischen Monats hieß darum auch ^sapattu'^ oder auch ^.sabattu"^ ^
d. h. Tag der Vollendung, des Fertigseins, des Zuendeseins, nämlich
1) K. C012 -i- K. 10G84. col. II. 1. 12; — 82. .3. 23, 4G05 , obs. 1. 5;
— 82. 3. 23, 4504, 1. 4. 2) P. S. B. A. XXVI. Febr. 1904.
3) ZDMG. 58, 199fr. — ibid. 458 ff, 4) Zeitgeist, Nr. IG, 1904,
Mahler, Der Sahbat. 41
der Vollendung oder des Fertigseins oder des Zuende-
seins eines Zeitkreises oder Zeitzirkels oder Zykluses.
Wie der Punkt der Sonnenbahn , in dem die Sonne während ihres
Laufes innerhalb eines Jahres die höchste Stelle erreicht , als ein
Punkt des „ Sonnenstillstandes " (solstitium) betrachtet wird, so ist 5
der Moment, in dem der Mond in seiner Vollgestalt erscheint, ein
r\'2'Z = yKv*^'' ^- i- ein Moment, in dem er seine Entwicke-
lung „beendet" hat, ein Moment, in dem er „aufhört", sich
weiter zu entwickeln.
In diesem Sinne wird das Wort rn">2J auch in der Bibel ge- 10
braucht. Die Genesis (Kap. I, 16) hebt in ihrer Schöpfungslegende
hervor, daß der Mond gescbafien wurde, nb^ibri nbuJWob, um Nachts
über am Firmament zu herrschen , im Gegensatze zur Sonne , die
bei-ufen war Dvin nbuJWnb tagsüber das Szepter zu führen. Da
kann wohl kaum vom Neumond die Rede sein, denn dieser leuchtet 15
nicht des Nachts, hier kann nur der Mond in seiner vollen Gestalt,
also der Vollmond gemeint sein, denn dieser geht abends im
Osten auf und geht erst morgens wieder im Westen unter, leuchtet
sonach die ganze Nacht hindurch und ist so in der Tat im Gegen-
satze zur Sonne ein nbibn nbiri'73'73b "ppn "iiNi:, das schwächere 20
Licht, das nachts über zu leuchten bestimmt ist. Und nun lesen
wir weiter (Kap. II, 1 — 3):
dNai: bsi Y^Mni ü^'^oan ibo^T a)
snujy 'TvUN inrjwsbw ^yisuj- Dvn n^nbN bD'^i b)
riU)3> TvZJN in^Nb^o hti'ß ^y-'^-^l^ öra naa-'i c) 25
in.N ^üip-^i 'j'^aTUn m-i nx D*!ibN ^-ii^i d)
.m;2ji'b n^rtbN Nnn n;L^N iPDxb'jo bDW nn-:; n:^ o e)
In a) wird also berichtet, daß Himmel, Erde und das ganze Uni-
versum vollendet waren. Dann folgt in b) und c) ein Parallelismus,
der sich in seinem Bau äußerlich durch die Worte \>^D^^ und n^O"^") so
unterscheidet; es müssen sonach beide Worte synonyme Begriffe
enthalten, etwa so: -^-^^^ = er vollendete
na;D"'T = er war fertig, er war zu Ende,
so daß wir folgenden Wortlaut haben :
b) „Gott hatte vollendet am 7. Tage sein Werk, das er gemacht" ; S5
c) „er war fertig (oder: er war zu Ende) am 7. Tage mit all seinem
Werke, das er gemacht".
Daß dem so ist und nnc"'! nicht „er ruhte" sein kann, lehren die
folgenden zwei Zeilen d) und e). In diesen enthält e) die Begründung
für d). Nehmen wir nun nn'J: in der sonst üblichen Deutung, d. i. 10
= ruhen ^), dann wird uns die Mitteilung kund:
1) In diesem Sinne gebraucht auch Strack (Kurzgefaßter Kommentar
zu den heiligen Schriften, Erste Abteilung p. 4) dieses Wort. Strack übersetzt
42 Mahler, Der Sabbat.
d) „Gott segnete den 7. Tag und heiligte ihn",
e) „denn an demselben ruhte Gott aus von all seinem Werke, das
er erschaffen und gemacht hatte".
Es wird also die Heiligung des siebenten Tages begründet durch
5 die Ruhe, und sonach die Heiligkeit dieses Tages als eine Folge
der Ruhe hingestellt, während es doch konsequenter wäre, die Ruhe
an diesem Tage als eine Folge der Heiligung dieses Tages hinzu-
stellen und die Ruhe mit der Heiligkeit dieses Tages zu begründen.
Auch erscheint der ganze Satz e), wenn n30 in der Bedeutung des
10 „ruhen" genommen wird, als überflüssig; denn dann erzählt uns
Satz b), daß Gott am siebenten Tage das Schöpfungswerk vollendet
hatte, Satz c), daß Gott nach Vollendung dieses Werkes „geruht"
hatte und d) , daß der siebente Tag als solcher geheiligt wurde.
Der Begründungssatz e) ist sonach ganz überflüssig. Anders erscheint
15 die Sache , wenn wir nn;D in der hier vorgeschlagenen Bedeutung
nehmen, d. i. n^U3 als Synonym von nbD = vollenden, fertigstellen,
abschließen , fertig sein , zu Ende sein , aufhören oder dergleichen
auffassen ; denn dann ist es motiviert , warum e) als Begründungs-
satz von d) erscheint :
20 d) „Gott segnete den 7. Tag und heiligte ihn",
e) „denn an demselben „hatte er abgeschlossen" (oder: „war zu
Ende") sein zu vollfühi'endes Schöpfungswerk".
Wie sehr sich diese Interpretation des Wortlautes der Wahrheit
nähert, erkennen wir aus einem andern Satze :
."y-^NT D'^7:'»D n'^ry^o rrb^n
„Du heiligtest den 7. Tag deinem Namen,
als Zeit der Vollendung der Schöpfung von Himmel und Erde".
Zur näheren Begründung der hier vorgeschlagenen Deutung von
30 n^iä (= fertig sein, zu Ende sein, dann im Kausativum : zu Ende
führen, ein Ende machen, (eine Arbeit) einstellen, fortschafi"en etc.)
wollen wir noch eine Reihe von Beispielen anführen , die wir der
Bibel entnehmen:
1. Im ]3uche Genesis VH und VHI wird von der Sintflut
35 berichtet, welche alles vernichtete und auch auf die periodische
Wiederkehr der verschiedenen Zeitmerkmale, wie: Tag und Nacht,
Sommer und Winter, störend und unterbrechend wirkte. Nun sprach
Jahve (Gen. VIH, 22):
dio hier aiij^eführto Bibolstello also: „Und Eloliim vollendete am siebenten Tage
sohle Arbuit, die er gemacht hatte, und ruhte am siebenten Tage von all seiner
Arbeit, die er gemacht hatte. Und Elohim segnete den siebenten Tag und
heiligte ihn; denn an ihm hatte er von all seiner Arbeit geruht, welche er
schöpferisch gemacht hatte.'' Hinzu fügt Str. auch die IJenierkung: „von dieser
Ituhe der Name des Tages: rD'iU ".
Mahler, Der Sabbat. 43
nb-'bi nrT qim y^pn tm ipi i^itpi :^"^- -pN- ^rii b^
v-^ --.
I.
."innuj"' Nb
inaüJ"' ist die 3. pers. Plur. des Imperfekts der Qalform des Zeit-
wortes nina = „zu Ende sein", daher inniü"' = sie sollen zu Ende
sein ; mit der Negation Nb verbunden heißt es also : sie sollen ohne 5
Ende sein, oder: sie sollen ohne Ende fortdauern. Wir haben hier
somit :
„fortan soll Aussaat und Ernte, Kälte und Wärme, Sommer
und Winter, Tag und Nacht ohne Ende fortdauern".
2. Im Buche Jehoschuah, Kap. V, 12 lesen wir: lo
. " mn7:?2 v^n rn "^ -^ t „
d. i. „Tagsdarauf war das Manna zu Ende (oder: hatte das
Manna aufgehört)".
3. In ähnlichem Sinne lesen wir (Jesaia XXXIII, 8) :
."n'iN ^-^v n:2'>a nbo": TO*a::„ 15
d. i. „die Steige sind wüste, es gehet niemand mehr aaf der
Straße (d. h. mit dem Straßenwandern ist es zu Ende, oder:
das Straßenwandern hat aufgehört)".
4. Ganz in ähnlichem Sinne ist auch das ini'^"^ im folgenden
Satze (Jeremia XXXI, 34 — 35) zu nehmen: 20
-nNb n^nDirii n^-' npn a'72v "n^b '^wo ini mr;i ^^n nD„
."cr:'n b^
d. h. nur dann, wenn die ewis: dauernden und unwandelbaren 2.-)
Naturgesetze aufhören werden, dann wird auch Israel „auf-
hören (zu Ende sein)" ein Volk zu sein.
5. Im Liber Threnorum V, 14. 15 lesen wir:
."DnDi:»:'7D amnn ina^D -iy;::7o n':p-
."isbinw bnxb ']-:n; 1:2b ^^^-2 nn"::„ 30
d. h. „die Alten sitzen nicht mehr unter dem Tore, die Jüng-
linge treiben ihr Saitenspiel nicht mehr".
„Die Freude unseres Herzens ist zu Ende (hat aufgehört),
unser Reisten ist in Wehklagen verkehrt".
6. Im Buche Nehemia VI, 3 finden wir: aj
nsNbTorr nnMjn in^b mnb bsi« Nbi ri'oy ■':m nbii^ nrxb-:.
Die Kausativform in der Bedeutung „ein Ende machen", „(eine
Arbeit) einstellen", „vertilgen, ausrotten, fortschafiFen etc." finden
wir in folgenden Beispielen : m
44 Mahler, Der Sahbat.
1. Exod. V, 5:
, Siehe, zahlreich ist jetzt das Volk des Landes; und doch laßt
ihr sie die Frohnarbeit einstellen?"
5 2. Exod. XII, 15:
«Sieben Tawe sollt ihr uncresäuerte Brote essen:
jedoch schon am ersten Tage sollt ihr fortgeschafft haben
10 den Sauerteig aus euren Häusern!"
3. Levit. XXVI, 6:
„ich will fortschaffen das Ungetier aus dem Lande".
4. Deut XXXII, 26 :
1.5 D-DT ■oi:n"': nn^n"»rN
„ich werde ein Ende machen ihrem Andenken unter den
Menschen".
5. Könige B, XXIII, 5 :
rmni •'Db'73 i:n: n^iJN n-^'i?D:n pn r-'iair-i
20 „er räumte weg die Camarim, welche die Könige Juda's
gestiftet hatten".
6. Könige B, XXIII, 11:
•C'2'db T^n^T\•^ ■'3573 "i:n3 tun 0""OiDn PN pn^yi
„er schaffte fort die Pferde, welche die Könige Juda's dem
25 Samas gegeben haben".
7. Jesaia XVI, 10 :
T^-' ,yi'T' Nb y.-\^ Nb D"'73^3m ,b?:-iDn '{^i b-'^T mn-io jids:i
.-^pn-j- m^n ,"-nr; itt^ xb a-^np^n
„Freude und Wonne schwindet vom Felde, in den AVeinbergen
30 jauchzt und ruft man nicht; man keltert keinen Wein in den
Keltern, des Gesangs habe ich ein Ende gemacht.
8. Jesaia XXI, 2 :
^ p n ;:: n r!Pn:i< b:^
„ allem Seufzen mache ich ein Ende".
85 9. Jesaia XXX, 11:
bN-iw ;i5inp PN i;i:e7: np^na" niwS t: mn "^n t: Tno
„Weichet vom Wege, weichet ab von der Bahn, schaffet
ab bei uns den Heiligen Israel's!"
10. Jereraia VII, 34:
40 ... nn'':u) bipi "iv::-:; bip ab\m"' Piirroon rmrr' "^^yi: ■'P3"<!5m
Mahler, Der Sabbat. 45
„Ich werde aufhören lassen in den Städten Juda's und
in den Straßen Jerusalem's die Stimme der Wonne und die
Stimme der Freude", (auch: „ich werde fortschaffen
aus den Städten Juda's und den Straßen Jerusalem's die Stimme
der Wonne und die der Freude"). 5
1 1 . Jeremia XVI, 9 :
.t-ibD bipT inn bip rin7:;r
„ich entziehe diesem Orte, vor euren Augen und in euren
Tagen , die Stimme der Freude und der Wonne , die Stimme lo
des Bräutigams und der Braut".
12. Jeremia XL VIII, 35:
„Ich will, spricht Jahve, in Moab damit ein Ende machen,
daß sie nicht mehr auf den Höhen opfern und ihren Göttern i5
räuchern sollen".
13. Ezechiel VII, 24 :
„ich will die Ärgsten der Nationen kommen lassen, damit diese 20
ihre Häuser einnehmen ;
ich will der Gewaltigen HofFart ein Ende machen und
ihre Heiligtümer entweihen".
14. Ezechiel XXHI, 27:
D'^-is:'!: '"^''-'int: "^mrT pnt ■;'::■;: -^r^'^z- ^nnu:m 25
„ich will ein Ende machen deiner Unzucht und deiner
Buhlerei mit Ägypten".
15. Ezechiel XXIII, 48 :
„ich will ausrotten die Unzucht aus dem Lande". so
16. Ezechiel XXVI, 13:
„Dem Getöne deines Gesanges will ich ein Ende machen".
17. Ezechiel XXXIV, 10:
nnN D-'S'^n irj rj^'^ xbi i^it mri73 aTinusm 35
„ich will mit ihnen aufräumen, auf daß sie nicht mehr
Hirten seien, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden".
18. Ezechiel XXXIV, 25:'
(Vgl. oben Levit. XXVI, 6 ; Beisp. 8.) 4o
46 Maliler, Der Sahbat.
19. Hosea I, 4:
-Ich will dem Köniorreiche des Hauses Israel ein Ende machen".
20. Hosea II, 13:
„ich will ein Ende machen ihren Freuden, Festen, Neu-
raonden und Sabattu-Tagen und allen ihren Feiertagen".
21. Psalmi VIII, 3 :
10 .'c•p'.^n■:i^
,Aus dem Munde der Lallenden und Säuglinge hast du eine
Macht gegründet, der Widersacher willen, um Feind und Kach-
gierigen den Garaus zu machen.
22. Daniel IX, 27:
15 .r!n2'72i n2T n^i^'j::"' ririon -«irm nnx yisu: n^n'ib n-''in T^n^m
„Er wird vielen den Bund stärken eine Woche lang; und mitten
in der Woche wird er einstellen Opfer und Speiseopfer ".
23. Daniel XI, 18:
"ib inc-in v^P r -^ ; "^ m
20 „Ein Fürst wird seiner Schmach ein Ende machen".
24. Nehemia IV, 5 :
T:nnu5m mss'iriT D-in bs Nin; tcn ir iwX-i-^ xbi i3>t> Nb
.n^Nbirn rs
„sie sollen nichts wissen und nichts sehen, bis wir unter sie
25 gekommen sind ; dann wollen wir sie erschlagen und dem Werke
so ein Ende machen.
Die Niphalform dieses Verbums finden wir in den folgenden
Beispielen :
1. Jesaia XVII, 3:
30 D-'^EN?: nitaiD nia ^ : i
„Es wird aus sein mit der Feste Ephraim's".
2. Ezechiel VI, 6 :
„damit eure Altäre zerstört und verwüstet werden, eure Götzen
85 zerbrochen und zunichte werden".
3. Ezechiel XXX, 18:
nn* -.INS na n n o : t
,es wird darin zu Ende werden die HoflFai-t ihrer Macht".
Ist nun so die Bedeutung des Wortes P3C genügend erläutert,
40 dann ist es in der Tat nicht schwer , in dem"^ V o 1 1 m o n d s t a ^ e
Mahler, Der Sabbat. 47
einen ^üm nuh libhl = sabattu'' zu erkennen. Es ■war der Tag.
an dem die Phasenbildung des Mondes zu Ende war und der
Mond seinen Kreislauf beendet, also abgeschlossen hatte, um dann
einen neuen Zirkel zu beginnen. (Vgl. übrigens auch Zimmern
a. g. 0.) 5
Sollte aber hierüber denn doch noch ein Zweifel aufkommen,
daß die ursprüngliche Bedeutung der sabattu-'FQieY die Feier des
Vollmondes war , so wird dieselbe durch eine Stelle im Buche
Hosea (II, 13) zerstreut. Hier lesen wir:
Es wird hier somit durch den Mund des Propheten Hosea dem
Volke Israel angedroht , daß es jeder Freude , Wonne und alles
dessen, was Festesstimmung herbeiführen könnte, verlustig werden
wird. Da sind vor allem die im biblischen Schrifttum als C^"
bezeichneten Feste hervorgehoben, z^'j^n sind Pas sah (nCEn ;<n), i5
V
Sabuoth (myacn 5n) und Succoth (nron 5"), welche auch
(siehe: Exodus XXIII, 14 — 17 u. a. 0.) als ni:?an ;-, l^:i:pr! ;r
und qiONri :in bezeichnet werden. Und so oft in der Bibel von
:in die Rede ist, es bezieht sich immer auf eines der genannten drei
Feste. In Bezug auf diese finden wir auch ausdrücklich die Be- -'O
merkung hervorgehoben : "sr;:! nW^UJi „freue dich an deinem Feste"
(Deut. XVI, 14). An mehreren Bibelstellen ist diese Festesfreude
noch näher präzisiert. Es heißt da : „Freue dich an deinem Feste :
du, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, sowie der
Levite, der Fremde, der Waise und die Witwe, die in deinen .'ö
Toren sind".
In unserem Texte heißt es nun weiter : tn-m^ bDi nnn",::! iTwHr.
Worauf da das n',ünn Bezug hat, unterliegt keinem Zweifel : es sind
die Xeumonde. Was bedeutet aber rnv'z bsi nnnuji? All-
gemein wird r;nn'c:i auf die Sabbate und zwar auf die alle sieben so
Tage periodisch wiederkehrenden Sabbate bezogen. Und hierin
scheint ein Irrtum obzuwalten. Das sich wiederholende i, einmal
vor nna'O und dann vor mrr: bD, bietet uns einen Anhaltspunkt
zur richtigen Deutung. Denn es ist klar, daß, wenn hier von dem
üblichen Sabbate die Kede wäre, das ^ vor dem Worte rtnn*:: über- ar.
flüssig sein müßte. Dieses nnna bezieht sich aber meines Dafür-
haltens nicht auf den Sabbat , sondern auf den V o 1 1 m o n d s t a g
als ^ümu sabattu". Das Wort nnno, als Bezug habend auf den
Vollmondstag, steht sonach im Gegensatze, zugleich aber auch im
Zusammenhange mit dem früher genannten, auf den Neumond sich lo
beziehenden rrttJin ; beide gehören somit zusammen : "riaci r;"c:Tr
-ihre Neu- und Vollmondstagfe". Und darum ist der obisre Satz
o
nrro" TTnrl flnrniii icf i\av nVi^^
(Hosea II, 13) also zu übertragen : „ich will ein Ende machen ihrer
lg
Wochentag, sondern der Voll mon ds tag als Gegensatz zum Neu-
Freude, ihren Festen, ihren Neumonden und Sabattu-Tagen", woselbst
unter dem „Sabattu- Tag" nicht der gewöhnliche Sabbat, der siebente »j
48 Malder, Der Sahhat.
mondstage gemeint ist. Der gewöhnlicbe Sabbattag ist in dem
Ausdrucke ^nj'TO bDi mit inbegriiFen, der auch die übrigen Feier-
tage (1. Tisri und 10. Tisri) einschließt. Daß dem so ist, lehrt
Leviticus XXIII. Hier beißt es: ''"w-'iZ Dn übN „dies sind meine
5 Festzeiten", und da werden aufgezählt: 1. der Sabbat; 2. das Passah-
fest; 3. das Wochenfest; 4. der 1. Tag des 7. Monats (also 1. Tisri),
dieser als ti3>Tin "jinsT „Erinnerung durch Lärmblasen; 5. der
10. Tag des 7. Monats als n"'"iE3n DT' und 6. das Succothfest. Sie
alle werden (siehe Levit. XXIII und auch Numeri XXVIII und XXIX)
10 als Tage einer "onp Nnp'?^ d. i. als Tage „heiliger Berufung" oder
„heiliger Festversammlung" bezeichnet. Während also in nur eines
der drei Feste: Passah, Sabuoth und Succoth bezeichnet, ist jeder
Tag, an dem ein ir~p N"ip73 stattfindet, ein nri73. Da nun der
Sabbattag an und für sich ein ;D"!p N-ip70 par excellence ist, so ist
15 er eo ipso ein iyi72-Tag.
Allerdings ist es auffallend (siehe auch: Strack, Kurzgefaßter
Kommentar, pag. -352), daß Levit. XXIII eine doppelte Überschrift
trägt : eine in Vers 2 , und eine zweite in Vers 4 , so daß es viel
Wahrscheinlichkeit für sich hat, daß der in Vers 3, auf den Sabbat
20 Bezug habende Teil einer späteren Redaktion angehört. Gesetzt
nun den Fall , daß dem wirklich so wäre und Vers 3 die Ein-
schaltung eines spätem Redaktors wäre, so ist erst recht zu bedenken,
ob die spätere Redaktion diese Einschiebung nicht mit Absicht
vorgenommen, um eben auch den Sabbattag, der wie die übrigen
25 Feste ein Tag „heiliger Festversammlung" ist, ja in dieser Beziehung
die übrigen Fest- und Feiertage an Bedeutung überragt, in die
Reihe dieser Feste zu stellen. — Schauen wir uns aber Vers 2 — 4
auch etwas näher an und fragen wir, ob es absolut notwendig
ist, für Vers 3 eine spätere Redaktion vorauszusetzen, ob nicht eine
30 andere Erklärunw auf einer viel rationelleren Unterlage basiert ? !
Nach der ersten Einleitung wird das Sabbatfest angeführt und er-
läutert; es wird als ein Fest hingestellt, das in der sechstägigen
Schöpfung des Weltalls seine Begründung hat. Nun sollen Feste
folgen , die nicht wie der Sabbat allwöchentlich , an von Monats-
35 daten unabhängigen Tagen, gefeiert werden, sondern an festgesetzten
Kalendertagen. Da , glaube ich , ist es doch ganz natürlich , daß
die Aufschrift nochmals wiederholt wird, und zwar mit dem Zusätze :
Dir* "33 DrN nN~pn "nUN „die ihr zu festgesetzten Zeiten
(festgesetzten Monatsdaten) ausrufen sollet".
40 Während der Sabbat als siebenter Wochentag weder mit der
Sonne noch mit dem Monde, also mit keinem der beiden Himmels-
körper übereinstimmt, die nach Genesis I, 14 berufen sind, daß
„sie dienen sollen zu Zeichen und zu Zeitterminen (a'^ny"i7:bi mNb)",
sind die anderen Festtage , an denen ebenso wie am Sabbattage
.j5 „heilige Festversammlungen" stattfinden, an den Lauf beider Himmels-
köi-per gebunden. Sie sind die cirr: im strengen Sinne des
Wortes.
Mahler, Der Sahhat. 49
Indem nun alle Tage aufgezählt werden sollten , an denen
, heilige Festversammlungen " stattzufinden haben, und die, weil sie
im Großen und Ganzen an bestimmte Zeiten gebunden sind, ganz
allofemein als D'^iyn^D bezeichnet werden, ist es wohl selbstverständ-
lieh, daß zuerst mit dem Sabbat als mit jenem Tage begonnen 5
wird, der allen voran ein Tag „heiliger Festversammlung " ist; da
aber diesem dann alle jene Feste folgen, die, weil man an bestimmte
Kalendertage gebunden, im engeren Sinne des Wortes D^I^TJO stehn,
so ist es nur natürlich, daß die in Vers 2 angeführte Einleitung
nochmals wiederholt werde, aber mit dem Zusätze : DnN iN'ipn 'ituN lo
Dn5'i72^, damit eben der Unterschied zwischen dem Sabbat und den
folgenden Festen deutlich hervorgehoben sei.
Allerdings könnte man noch die Frage aufwerfen , warum
am Schlüsse dieses Kapitels (Levit. XXIII, 37 — 38) gesagt wird:
„Dies sind die Festzeiten Jahve's, welche ihr ausrufen sollet als i5
heilige Festversammlungen — um Jahve darzubringen Feueropfer,
Brandopfer und Speisopfer, Schlachtopfer und Trankopfer, die Ge-
bühr jedes Tages an seinem Tage, außer den Sabbaten Jahve's
und außer euren Gaben und außer all euren Gelübden und außer
euren freiwilligen Gaben, welche ihr Jahve geben werdet"? Es 20
könnte dies — namentlich die Bemerkung: „außer den Sabbaten
Jahve's" — zu der Annahme verleiten (wie dies von Seite vieler
Kommentatoren auch wirklich geschehen ist) , daß der Sabbat von
den genannten festen (D'^ITTJo) auszuschließen sei. Doch eine ruhige,
sachliche Überlegung zeigt wiederum , daß dem nicht so ist , und 25
daß die in Vers 38 hervorgehobenen Ausnahmen keine Aussonde-
rungen und ganz am Platze sind. Es werden die Opfer genannt,
die an den einzelnen Festen dargebracht werden sollen. Nun dauern
aber gewisse Feste (Passah und Succoth) sieben Tage ; es ist somit
einer der sieben Festtage sicherlich ein Sabbat. Anderseits könnte 30
ja auch sonst noch der Fall eintreten, daß einer der Festtage (ein
Passahtag, oder der 1. Tisri, oder der 10. Tisri , oder einer der
sieben Succoth-Tage) auf Sabbat fällt, dann sollen außer den
üblichen S a b b a 1 0 p f e r n noch die genannten Festopfer dar-
gebracht werden. Dies der Sinn des Bibelwortes. 35
Dann aber ist es wohl selbstverständlich , daß wir in dem
m^TO bDi (Hosea II, 13) alle Fest- und Feiertage verstehen müssen,
die ein "IJTO sind und an denen ein \Dnp isnp'JD stattfindet, sonach
auch den alle sieben Tage wiederkehrenden Sabbattag, denn dieser
geht allen Tagen heiliger Festversammlungen an Wichtigkeit und 40
Bedeutung voran. Es geht dies übrigens auch aus einer andern
Bibelstelle hervor. Im Buche Numeri X, 2 lesen wir:
an« !-ic:'n r!"::p73
Zeitschrift der D. M. G. Bd. IjXII. 4
50 Mahler, Der Sabbat.
d. h. „Macbe dir zwei silberne Trompeten, getriebener Arbeit sollst
du sie macben ; und sie seien dir , um die Gemeinde zu berufen
(d. b. gebraucbe sie, wenn die Gemeinde zu festlicher Versammlung
berufen wird)".
5 Wenige Zeilen weiter (Numeri X, 10) lesen wir:
cs-^rrbN -in^ i:n D^'^nbN -^rcb yrc-b zsb rm
,Und an eurem Freudentage und an euren Festtagen sowie an euren
10 Xeumondstagen, da stoßet in die Tromjieten zu euren Brandopfern
und zu euren Friedensopfern, damit sie euch zu gnädigem Andenken
gereichen vor eurem Gott: ich Jahve bin euer Gott".
Wiewohl also die Trompeten mi'n N"tp')2b dienen sollen, und
an Sabbattagen ebenso eine Tliyn ai'p'!2 stattfindet wie an allen
15 andern Festtagen , so werden hier dennoch nur die CDnn73"iJ Dv
(Freudentage), nr^-in^TO (Festtage) und aD*'UJnn -lu:«"! (Neumonde),
nicht aber auch die SDTiniu: (Sabbattage) besonders hervorgehoben.
Der Einwand vielleicht, daß dies deshalb nicht geschieht, weil nur
an Festtagen, nicht aber an Sabbaten geblasen werden soll, da das
20 Trompetenblasen als Arbeit (— SNbw) an Sabbaten nicht erfolgen
darf, ist aus mehrfachen Gründen nicht stichhaltig. Vor allem ist
nicht nur am Sabbate, sondern auch an jedem Festtage eine Arbeit,
die nicht zu gottesdienstlichen Zwecken geschieht, verboten. Ander-
seits war das Trompetenblasen sowie die Benutzung jedes andern
25 Blasinstrumentes als gottesdienstliche Handlung überhaupt nicht
verboten. Im Gegenteile : am Sabbate haben ebenso wie an jedem
andern Tage um die Zeit, da das Brandopfer (nbir) dargebracht
wurde, die Leviten und Priester gesungen, Trompeten geblasen und
verschiedene andere Musikinstrumente gespielt (vgl. Chron. A, VII, 6
30— Chron. B, XXIX, 27 u. 28). Noch im Talmud (Traktat Ros-
hasanah 29b) wird darüber gesprochen, ob das Schofarblasen am
Ros-hasanah gestattet ist oder zu erfolgen habe, wenn dieser Tag
ein Sabbat ist ? Und da heißt es :
na":j:3 nvnb bn;ü nrii^n ".un"! b^ mt: m-'
35 ;n:''n72:3 Nb baN ,"r"P^f^ i'~ '^np''::^
.-i"a in •c-'UJ ,mp'': brn *r"pin in^-:)
d. h. ,fiel Ros-hasanah auf einen Sabbat, dann wurde im Tempel
geblasen, nicht aber in der Provinz; seit der Zerstörung des Tempels
40 wurde durch Rabbi Jochanan ben Sakkai die Verfücrunsr gretroffen,
daß man überall, wo ein Beth-din (ein aus autorisierten Gelehrten
zusammengesetzter Gerichtshof) besteht, blasen solle".
Wenn nun dessenungeachtet in Numeri X, 10 nur von 23'^iy>'73
im allgemeinen, nicht aber besonders vom Sabbattage die Rede ist,
Mahler, Der Sabbat. 51
so müssen wir wohl ann.ehmen, daß dies nur deshalb der Fall ist,
weil im Worte D3"'n3'*TO nicht nur die Feiertage, sondern alle Tage
inbegriffen sind, an denen ein \r~p N"!]:'': stattfindet, somit auch die
Sabbate, denn diese sind eo ipso Tage „heiliger Berufung** oder
„heiliger Festversammlungen". 5
Es ist daher auch in dem Ausdinicke ni^Tü bDT (Hosea II, 13)
der Sabbattag mit inbegriffen , und somit kann das Wort :^n3".:;i
daselbst nicht auf den siebenten Wochentag, sondern nur auf den
auch keilinschriftlich als „sabattu'^ bezeichneten Vollmondstag
Bezug haben , den der Prophet im Zusammenhange mit dem Neu- 10
mondstage durch die Worte nnn'i'i r!">r~n hervorheben wollte. Der
Prophet Hosea, der in den Tagen Usia's, Jotham's, Achas' und
Hiskia's wirkte (also am Ende des 8. Jahrhunderts und Anfang des
7. Jahrhunderts v. Chr.), kannte genau die Kulturzustände und Ein-
richtungen auch der übrigen Völker des Orients. Ihm war die 13
Bedeutung des Sabattu (assyrisch: Y>y*^i^ = sa-hat-ti) als
Vollmondstag im Gegensatze zu '^in, dem Xeumondstage, klar; er
stellte diese deshalb nebeneinander und sasrte :
Gleiches gilt von A m 0 s VIII, 5. Hier lesen wir : 20
„Wann wird vorüber sein der „Neumond", daß wir Nahrung
(Getreide) verkaufen, und der , Sabbat", daß wir die Grube (mit
dem Getreidevorrat) öffnen?" 25
Es wird also ^"i'n und ns'c: in eine Parallele gestellt, wohl
deshalb , um dem Tage des „Neumondes" den des „Vollmondes"
gegenüber zu stellen, oder umgekehi't.
Im gleichen Sinne ist auch Jesaia I, 13 zu verstehen:
N'ip'a N"ip nn",i5i *^-in 30
und ebenso Könige B, IV, 23:
nno Nbi ein Nb a-in
Sabattu war also ursprünglich der Vollmondstag.
Später jedoch widmeten die Babylonier ihr Augenmex'k nicht
nur dem Vollmondstage , sondern jedem Phasentage überhaupt und 35
nannten demgemäß nicht nur den Vollmondstag, sondern jeden Tag,
an dem iz-gend eine Mondphase und somit ein gewisser Zeitzirkel
zu Ende war, mit dem Namen „iaöatta^ oder „iapattu'^. So wie
sie aber zufolge ihrer Mondzählung in natürlicher Weise gezwungen
waren, den bürgerlichen Tageskreis mit Sonnenuntergang, also mit jo
dem Un sieht barwerden der Sonne und nicht mit dem
Kulminationspunkte derselben zu beginnen, so haben sie dann auch
später in konsequenter Weise den Mondkreis — d. i. den Mond-
4*
52 Mahler, Der Sahhai.
monat — nicht mehr mit dem YolUichte des Mondes begonnen,
sondern mit dem Tage des Unsichtbar wer dens des Mondes
d. i. mit dem Tage der Konjunktion, um so in gewissem Sinne
eine Harmonie bezüglich der Verehrung der beiden C4ottheiten
, 5 Samas und 6'm auch äußerlich besser zum Ausdrucke zu bringen.
War dies einmal geschehen und war es ihnen ein Gebot der Not-
wendigkeit, die Phasentage als Sabattu-Tage zu feiern, so ergab
sich dann für sie auch allmählich die Gewohnheit, jeden siebenten
Tag des Mondes als einen Sabattu-Tag zu feiern. Indem man dann
10 später bei Festlegung des sich so ergebenden Wochenzirkels als
siebentägigen Zeitkreis vom Mondlauf ganz abstrahierte, ergab sich
in konsequenter Weise die Feier eines jeden siebenten Tages der
Woche von selbst, und so entstand der Sabbat, dessen religiöse
Begehung bei den Babyloniern — der hier geführten Erörterung
15 CTemäß — sich in natürlicher Weise entwickelt hat und von diesen
zu den Juden übergegangen ist.
nn-j = sabattu = iapattu ist sonach im chronologischen
Sinn ,Zvklus", „Zirkel" oder „Zeitkreis" und hat — insofern der
Vollmond das erste sichtbare und auch wahrgenommene Zeichen
20 eines größeren in sich abgeschlossenen und immer wieder
erneuernden Zeitkreises oder Zeitzirkels ist — zuerst auf
den Vollmondstag Bezug genommen. Der Vollmondstag war
der Tag, an dem der erste größere Zeitzyklus, den die mit stets
wachsender Kultur fortschreitende Menschheit wahrgenommen, seinen
2.5 Abschluß fand; er wurde sonach „saZ'a<^^i'' genannt. Eine hierauf
bezügliche Anspielung läßt sich auch der Bibel entnehmen. Nach
dem Wortlaute der Genesis (Kap. I, 14) sind Sonne und ]\Iond nicht
nur wegen des Unterschiedes von Tag und Nacht da, sie sind unter
anderen auch da rmtib „zu Zeichen". Daß hier, in dem
30 Schöpfungsberichte, nur der Vollmond gemeint sein kann, habe ich
bereits oben gezeigt. Nur vom Vollmonde kann hervorgehoben
werden, er sei zum Unterschiede von der Sonne das „schwache
Licht", das berufen ist nb^bn nbowsb „die Nacht zu regieren". Nun
wird aber auch in Bezug auf den Sabbat an verschiedenen Stellen
35 hervorgehoben , er sei ein mt< „ein Zeichen" (vgl. z. B. Exodus
XXXI, 13. 17); es hat also der Sabbat dem Bibehvorte gemäß die-
selbe Bestimmung, wie der Vollmond.
Als sich nun im Laufe der Zeit aus den verschiedenen Mond-
phasen der Begriff der „ W o c h e " entwickelte , w^urde auch diese
40 zu einem Zeitzyklus und daher der siebente Tag derselben, welcher
diesen Zyklus abschließt, ein rno, wie denn dann überhaupt jeder
Zeitzirkel mit dem Namen „r3"^ = iahattu" belegt wurde.
Daß dem wirklich so ist, lehrt wieder am deutlichsten das
Bibel wort selber. Im III. Buche Mosis, Kap. XXIII wird im An-
45 Schluß an die Bestimmung des Pussahfestes die Feier des Wochen-
festes (rirTDw) besprochen und du heißt es (Vers 15 — 16):
Mahler, Der Sabbat. 53
rii'^^nn rrj^-rn n:rnv;3 i'2"0
Der Ausdruck rn'iJi^ n^n7:W hat hier zu allerlei Deutungen Anlaß
gegeben, die aber alle einen gewissen inneren Widerspruch in sich
bergen. Wird nun rac in der hier (im Anschlüsse an die Zimmern'sche
Untersuchung) entwickelten Bedeutung genommen , dann ist jede
Schwierigkeit behoben. Der 15. Nisan war als Vollmondstag ein 10
^sabattu"; der darauffolgende Tag, der 16. Nisan, an dem man das
Omer darbrachte, war sonach ein r'2'::,ri rr^n?:. Von da ab sollen
sieben volle siebentägige Zeitzirkel (ninnc) gezählt werden, so
daß bis zum r'^r'^i'^rr; r::^" T\TK. (d. i. bis zu dem auf den
7. Sabattuzirkel , also 7. Wochenzyklus folgenden Tag) 50 Tage 10
cfezählt werden sollen.
20
Da nun nn*^ unserer Erörterung zufolge in chronologischem
Sinne einen abgeschlossenen und periodisch Avieder-25
kehrenden Zeitkreis oder , Zeitz v kl us" und im engeren
Sinne auch einen mit der Siebenzahl verbundenen Zeitzyklus be-
deutet, so sind crc rnnu: ,Jahreszyklen'' d. h. „periodisch
wiederkehrende siebenjährige Zeitzyklen" ; rrao VZ'C
Z^l'C bedeutet somit „sieben Jahreszyklen" oder „sieben sieben- 30
jährige Zyklen", wie dies denn auch durch den erläuternden
Nachsatz D"''?C"c vyo cr^ü r^iü d. i. ^siebenmal sieben Jahre" be-
gründet wird. Wir haben hier sonach folgenden Wortlaut:
„Zähle sieben Jahreszyklen (Sabbat- Jahre) :
sieben Jahre siebenmal; 35
es beträgt die Dauer der sieben Jahreszyklen
neunundvierzior Jahre".
Es hat dies auch seine Begründung, wenn wir den astralen Charakter,
der einer jeden Zeitrechnung zu Grunde liegt, näher ins Auge
fassen. Ich habe an anderer Stelle (ZDMG. 60, 852 ff.) nach- 10
gewiesen, daß dem irdischen Kalender ein sogenannter „Himmels-
kalender" parallel läuft, in dem das Quadriennium das ist, was
im bürgerlichen Kalender der Tag ist, und in dem daher das Jahr,
das sogenannte „Himmelsjahr" oder auch „große Jahr", als aus oß5
Die Bedeutung rn-:; sahattu „Zvklus"
zirkel" geht auch aus einer anderen Stelle hervor.
XXV, 8 le.sen wir:
— , Zeit-
in Levit.
ta.fc»^*l» ta^^a*« !.■.«•■■•■ ■•^*k«
b /-^ t. •'^«J U.!—! •'—W
u^;\::- rnno rao '-ii^ 'jb vrii
54 Mahler, Der Sahhat.
solchen Tagen bestehend, 365 X 4 = 1460 Jahre zählt. Der
, große Monat" oder „Himmelsmonat" zählt 30 Quadriennien, und
die „Himmelswoche" oder „große Woche" hat 7 Quadriennien. Es
ist dies (7 Quadriennien = 7X4 Jahren = 28 Jahre) die
5 28 jährige Sonnenperiode oder der „Sonnenzirkel", nach dessen Ab-
lauf die Tage des Sonnenkalenders auf denselben Wochentag wieder-
kehren. So wie aber die anderen Zeitkreise: das Jahr, der Mond-
monat und der Tag bei der Entwickeluug der Zeiteinteilung in vier
Teile geteilt wurden (das Jahr in 4 Jahreszeiten , der Mondraonat
10 in 4 Phasenperioden , der Tag in Vor- und Nachmittag sowie in
Vor- und Nachmitternacht), so wui'de im Himmelskalender auch die
Woche in 4 Teile geteilt. Die Himmelswoche zählte 7 Himmels-
tage d. i. 7 Quadriennien = 28 Jahre; ein Viertel davon betrug
sonach sieben Jahre und bildete für sich ebenso eine abgeschlossene
15 Periode , wie deren Vierfaches : die Himmelswoche , die 28 Jahre
zählte. Dann ist es aber begründet, warum jedes siebente Jahr,
welches diese Sie benj ahrperi 0 de abschloß, mit n:3;D bezeichnet
wurde (Levit. XXV, 4) und zwar zum Unterschiede von dem die
Siebentagperiode oder Woche abschließenden rn'J mit den Worten :
20 2"':'>ü nno oder im Plural: n^i-^i r\r\'2.-o (vgl. tr^v::i nnn^ rac,
Levit. XXV, 8).
Aber gerade der Umstand, daß dies schon einen sehr späten,
vielleicht letzten Entwickelungsprozeß in der Zeiteinteilung involviei't,
führt uns zu dem Schlüsse , daß die Redaktion der Bibelstelle
25 Levit. XXV, in welcher auch von dem am 10. Tage des 7. Monats
zu feiernden D"'"1E3?1 DT" die Rede ist, einer sehr späten Zeit an-
gehört, ein Umstand, auf den wir übrigens im Laufe unserer Unter-
suchungen noch zurückkommen werden.
Es ist auf diese Weise die Bedeutung des Wortes ^sahattu =
30 na^" genügend klar, und es erscheinen damit auch die
biblisch-kalendarischen Bestimmungen für die Fest-
tage der Hebräer in neuem Lichte.
Das Passah fest wird am 15. Tage des Monats Nisan ge-
feiert , also zur Zeit des Vollmonds, und dauert 7 Tage , also
3.5 eine ganze Mondphase hindurch. Sieben Mondphasen nach dem
Passah- Vollmonde wird das S c h a b u o t h f e s t gefeiert. Am 15. Tage
des siebenten Monats, also wiederum zur Zeit des Vollmonds, begeht
man das Succothfest, das gleichfalls eine ganze Mondphase
hindurch gefeiert wird. Dabei wird (siehe Leviticus XXIH, 39) der
40 1. Tag des Festes, also der „Vollmondstag", als ^sahaftu'^ (DT«n
"pr:2M5 "i"»^^^'^") ""'^ f^"ch der 8. Tag des Festes d. i. der folgende
Phasentiig als ^iaüattiC' ('prinu; ■':"')Ot25n n"*'ai) bezeichnet.
Schon aus diesen Tatsachen dürfte der astrale Charakter
dieser Feste klar zu erkennen sein. Wir sehen dies aber noch
4.S deutliclifr, wenn wir die in der Bibel (Exodus XXin,14 — 17;
Exodus XXXIV, 18 — 23) dargelegte Bedeutung dieser drei
Feste in Betracht ziehen. Hier lesen wir unter anderem:
Mahler, Der Sabbat. 55
Exodus XXIII, 17:
^■mST bri üN-i"^ n:UJ5 S"^73yD ;ybuj „dreimal des Jahres erscliöine
riirr^ "pN" ■';s bN jeder Mann vor Adon, dem Jahve*"-,
Exodus XXXIV, 23 :
'^^iST bD tiN^"' !-;:\u:a n"'7D5'D u:ba „dreimal des Jahres erscheine jeder 5
bx'nuj'' "^nbN i^irr^ "n^n ■'is rN Mann vor Adon, dem Jahve, dem
Gotte Israels".
Der hier genannte „Adon" wird gewöhnlich mit „Herr"
übei'tragen , doch halte ich dafür , daß hier , wo der Aufenthalt
Israels in Ägypten, ihre Leidensgeschichte daselbst und ihr Exodus lo
von dort vorgetragen wird , nicht unabsichtlich die Erinnerung an
jenen Sonnengott [ ^Äten'^ wachgerufen wird, der gerade kurze
Zeit vor dem Auszuge Israels sich allgemeiner Verehrung von Seite
der Ägypter erfreute. Es war dies jener monotheistisch verehrte Gott,
der sich in der Sonnen Scheibe manifestierte und dessen Kraft i5
und Wille im Glänze der Sonnenstrahlen sich offenbarte und dessen
Begründer, der König Amenhotep IV, deshalb auch l ^^
„Chu-n-Aten = Glanz der Sonnenscheibe" genannt wurde.
Wenn jemals irgendwo die Eeligion der wichtigste Faktor einer
kulturellen Bewegung der Menschheit war, wenn jemals die Religions- 20
geschichte eines Volkes zugleich seine Kulturgeschichte war, so war
dies in Ägypten , dem Stromlande des Nils , der Fall. Hier war
das nationale Leben mit dem religiösen aufs innigste verknüpft;
jede religiöse Bewegung berührte die nationalen Regungen und
Empfindungen, jede religiöse Umwälzung riß die bestehende Staats- 25
gewalt mit sich fort und hatte eine Umwälzung im staatlichen
Leben zur Foloe.
Die Religion hatte sich so tief in den Organismus des Staates
eingewurzelt, daß alle Mittel des Staates an Tempelbauten und
relicriösen Stiftungen verschwendet wurden und die Priesterschaft 30
O o
nicht nvir die Machtstellung des Königs, sondern die ganze Staats-
gewalt zu vernichten drohte.
Ein solcher Umschwung im Staatsleben erfolarte mit dem Re-
gierungsantritte Amenhotep's IV. (1403 v. Chr.). Mutig und er-
obernd sind seine Vorafänsfer aufgetreten und hatten die IMacht 35
Ägyptens bis weit nach Asien hinüber ausgedehnt. Er aber suchte
seinen Ruhm und seine Kulturbestrebungen nicht in kriegerischen
Erfolgen; ihm schwebten andere Ideale vor Auo^en. In Ätrvpten
war die Gottesidee schon früh zur Entwicklung gelangt. Was die
Semiten unter dem Namen bi< oder ilu verstanden, faßten die 40
Ägypter im Worte „nufei-'* zusammen. Nuter war das höchste
Wesen, das außer und über der menschlichen Sphäre waltend ge-
56 Mahler, Der Sabbat.
dacht wurde, das da war im Anfang und als Anfang, die Welt
ersebuf und das ganze Universum nach seinem Willen lenkte und
regierte. Dieses höchste Wesen wurde aber in den verschiedenen
Bezirken in verschiedener Weise personifiziert und dementsprechend
5 auch mit verschiedenen Eigennamen benannt. Überall war es zwar
die Sonne, in der man das alle Dinge bewegende und lebende
Element zu erkennen glaubte, doch mannigfach war die Art, in der
diese Anschauung zutage trat, und verschieden waren die Attribute
und darum auch die Namen, mit denen man in den verschiedenen
10 Gauen Ägyptens die Gottheit belegte. So entstand eine ganze
Götterschar, in deren jedem sich der Begriff „Nuier^ manifestierte.
Da war es Piah, der „Eröffner" der Welt, der Schöpfer des Welt-
alls, dort Amon, der das „Verborgene" kennt, also der „Allwissende" ;
wieder anderswo ist Gott der Inbegriff jenes höchsten Wesens, das
15 den Äckern Fruchtbarkeit gibt, den Nil schwellen macht usw. So
wie jeder Bezirk seine besondei-e Hauptstadt hatte, die zugleich
Sitz des jeweiligen Gaufürsten war, so hatte er auch seinen besondern
Gott und seine besondere Gottesverehrung; die Hauptstadt war
sonach nicht nur der politische Mittelpunkt des ganzen Gaues,
20 sondern auch der Mittelpunkt der diesen Gau charakterisierenden
besondern Gottesverehrung. Und selbst zur Zeit, da Ägypten unter
einem Szepter vereinigt war, gelangte mit dem Wechsel des
Herrschersitzes auch eine andere Gottheit zur Hegemonie. Und so
kam es, daß mit dem Emporblühen Thebens auch Amon National-
25 gott der Ägypter wurde, der dann, vereint mit den Attributen des
Ra, des ewigen Gottes der lichten Sonne, als Amon- Ret verehrt
'"'rri"'! I ' ^- ^- n^"ion-Z?a, der König
der Götter" bezeichnet wurde.
Mit diesem Götterchaos und seinen zahlreichen mythischen
30 Formeln sollte nun aufgeräumt werden. Als Sohn einer Mutter
fremdländischen, jedenfalls nicht ägyptischen Stammes wurde Amen-
hotep IV. in einem Geiste erzogen, der in Ägypten, wenigstens
im offiziellen Ägypten, bis dahin nicht gekannt wurde. Wir wissen
zwar nicht, wer seine Mutter war; wir wissen bloß, daß Thi, die
35 Lieblingsgattin Amenhotep's HL, die Tochter eines gewissen Juao
und seiner Ehegattin Thuao war. Doch glaube ich, daß wir nicht
fehlgehen und uns gar nicht weit von der Wahrheit entfernen,
wenn wir sie für semitischen Ursprungs halten. Vielleicht gehörte
sie sogar zu jenem Volke, das sich einige Jahrhunderte früher —
40 etwa 1765 v. Chr. — hier niedergelassen hatte. Israel war hier
auf dem Boden Ägyptens zu einer mächtigen Nation angewachsen ;
„die Kinder Israel wai-en fruchtbar und nahmen überhand gar sehr;
sie mehrten sich und wurden so zahlreich, daß das Land voll von
ihnen ward" (Exod. I, 7). Es ist sehr wahrscheinlich, wenigstens
45 die Möglichkeit ist gar nicht ausgeschlossen, daß 'Jlii dem Stamme
Mahler, Der Sahhat. 57
Israels angehörte. Haben semitische Fürsten — später auch König
Salomo — ägyptische Königstöchter freien können, warum sollte
nicht einmal ein ägyptischer König die Tochter eines in seinem
Lande weilenden semitischen Volkes als Ehegattin heimgeführt
haben? Dann ist es erklärlich, warum sie, die in einem Glauben 5
erzogen wurde, der durch und durch von monotheistischen Ideen
durchweht war, dem Amonkult und seiner Priesterschaft fremd
gegenüberstand und ihren Kindern eine Erziehung zuteil werden
ließ, die in Ägypten Befremden erregte. Es ist dann erklärlich,
warum sie ihrem Kinde, dem der ihr mit zärtlicher Liebe zugetane lo
königliche Gemahl mit Umgehung der bestehenden Thronfolge Vor-
schriften die Krone sicherte, eine besondere Abneigung gegen die
Verehrung des hochwürdigen Eeichsgottes Amon und einen gewissen
Abscheu gegen die übrige Götterschar Ägyptens einzuflößen suchte.
Nachdem aber auch der Monotheismus Israels um diese Zeit einen i5
stark ausgeprägten astralen Charakter trug, so war auch der von
TM ihrem Sohne eingeprägte Monotheismus astraler Art; es war
ein sogenannter solarer Monotheismus, insofern der eine,
einzige und einige Gott in der Sonnenscheibe („Aten")
verkörpert wurde. Amenhotep IV. hatte also schon als Kind die 20
Lehre von dem einen Lichtgotte empfangen ,und was dem kind-
lichen Gemüte in zarter Jugend der Mutter Mund mit beredter
Zunge eingeprägt hatte, das war dem zum Manne herangereiften
Jüngling ein feststehender Glaubenssatz geworden" (Brugsch, Ge-
schichte Ägyptens p. 419). Gleich bei seiner Thronbesteigung gab 25
er sich off"en und unumwunden als Anhänger dieser neuen Richtung
zu erkennen, und es dauerte gar nicht lange, da hatte die offizielle
Welt Ägyptens mit der alten Religion gebrochen und sich zur
neuen „Lehre" bekannt. Dem Amonkult mit seinen Nebengöttern
und seiner Priesterschaft wurde offen der Krieg erklärt. Der König 30
legte seinen Namen ab und änderte diesen in „Chu-n-Aten
(„Abglanz der Sonnenscheibe") um, gab auch seinen noch unmündigen
Töchtern Namen, die mit „Aten" zusammengesetzt waren, und auch
die Großen des Reiches mußten ähnliche Änderungen mit ihren
Namen vornehmen. Sie mußten den in ihren Namen etwa vor- 35
kommenden Amon streichen und diesen, wenn schon nicht durch
Aten, so doch wenigstens durch den mit Aten mehr oder weniger
identischen Ba ersetzen, jenen als Einheit erfaßten i?«, der auch
im Thronnamen Amenhotep's IV. vorkam als ^Nefer-he^yer-ua-en-Ra'^
d. h. „Schön ist die Eine Gestalt des ^a", eine Bezeichnung, 40
welche unzweideutig die Einheit des Sonnengottes betonte.
Um aber mit dem alten Reichsgott und seinen zahlreichen
Nebengöttern für immer aufzuräumen, mußte alles, was irgendwie
die Ei-innerung an seinen Kult wachrufen könnte, fortgeschafft und
bis ai;f die geringsten Spuren hin vertilgt werden. Es wurden daher 45
alle Götterbilder und Namen, die auf Aman Bezug hatten, zerstört
und in den vorhandenen Inschriften ausgemeißelt. x\ur wenige
58 Mahle)-, Der Sahbat.
Denkmäler entgingen diesem Schicksale. Deshalb verließ der König
auch die alte Residenzstadt Theben und gründete sic-h in Mittel-
ägypten südlich von Beni-Hassan eine neue Residenz, die erChut-
Aten nannte. Theben, der Sitz des alten polytheistischen
5 Götterglaubens, eignete sich nicht als Mittelpunkt einer rein
monotheistischen Religionsanschauung. In der neuen Residenz wui'de
zur Verherrlichung und Verehrung des Einen allmächtigen Gottes
auch ein Tempel aufgeführt, nach neuen Plänen mit offenen Höfen,
in denen Feueraltäre errichtet wurden.
10 Wie rein ausgeprägt die Verehrung nur eines Gottes
im Atenkult war, sehen wir an einigen uns erhaltenen Hymnen.
Hier ein Beispiel, ein Gebet an die Sonne, welches in den Grab-
inschriften von Tell-el-Amarna (der Ruinenstätte von Chutaten)
überliefert ist ^) :
15 „Schön ist dein Untergang, du Sonnenscheibe des Lebens, du
„Herr der Herren und König der Welten. Wenn du dich vereinigst
„mit dem Himmel beim Untergänge, so frohlocken die Sterblichen
„vor deinem Angesichte und geben Ehre dem, der sie erschaffen
„hat, und beten an vor dem, der sie gebildet, vor den Blicken
20 „deines Sohnes, der dich liebt, des Königs Chunaten. Das ganze
„Land Ägypten und alle Völker wiederholen alle deine Namen bei
„deinem Aufgange, um zu preisen deinen Aufgang wie deinen
„Untergang in gleicher Weise. Du, o Gott! der in Wahrheit der
„lebendige ist, stehst vor den beiden Augen. Du bist es, welcher
25 „schafft, was niemals war, der bildet alles, was im All ist. Auch
„wir sind hergekommen durch den Ausspruch deines Mundes."
Die neue Religion war in den Hofkreisen so verbreitet und
eingewurzelt, daß auch die königliche Gemahlin Nefer-i-Thi, von
der Bedeutuncr dieses neuen Glaubens tief durchdrungen, die Morien-
30 sonne in einer Weise begrüßt, wie dies nur in den religiösen
Produkten einer vom reinsten Monotheismus durchwehten Zeit
möglich ist. Sie ruft-):
„Du Sonnenscheibe, du lebendiger Gott! kein anderer ist außer
„dir! Du machst gesunden die Augen durch die Strahlen, Schöpfer
35 „aller Wesen, Gehst du auf am östlichen Lichtkreis des Himmels,
,um das Leben zu spenden allem, was du erschufst an Menschen,
.Vierfüßern, Vögeln und allen Arten von Gewürm auf dem Lande,
,wo sie leben; so schauen sie dich an und schlummern ein, wenn
„du untergehst".
40 So erhaben aber diese Lehre auch war — stimmen doch die
hier zitierten Hymnen mit mehr denn einer Stelle der biblischen
l'balmen, die zur Verherrlichung Jahve's angestimmt wurden, über-
ein — so war sie doch von verhältnismäßig nur kurzer Dauer,
aber noch immer lange genug, um auf das im Lande wohnende
I) '
i>
1) Brugscb, Ooscliiclito Ägyptens unter den Pharaonen 420.
2) Hrugscli, Geschichte Ägyptens unter den Pharaonen 427.
1
Mahler, Der Sabhat. 59
Volk Israel von Einfluß sein zu können. Die Religion Israels ist
eine monotheistische. Jahve ist der Eine, den Israel als seinen
Nation algott verehrt. Dieser Jahve war der Schöpfer des Weltalls,
der Lenker und Leiter des ganzen Universums, sein Kult war aber
ein astraler, und zwar war es der Mond, durch den sich die 5
Allmacht und Unvergänglichkeit Jahve's manifestierte. Denn die
Feste Israels, auf deren genaue Innehaltung die Gebote Jahve's
7 O O
sich in erster Linie beziehen, waren an bestimmte Mondphasen ge-
bunden: Vollmond Nisan = Passah, Vollmand Tisri = Succoth,
Neumond Tisri = Jom-hasikkaron (jetzt Kos-hasanah) ; ferner jeder lo
Neumondstas", sowie die aus der Sabattu - Feier des Vollmondes
hervorgegangenen Sabbate und auch das sieben Wochen (also sieben
Mondphasen) nach dem Vollmonde Nisan stattfindende Fest der
Erstlingsopfer. Nur Jom-Kippur macht hier eine Ausnahme. Sonst
aber sind die Festopfer des alten Israel alle an bestimmte Mond- is
phasen gebundem. Ich möchte in dem Umstände aber, daß gerade
das Datum des Versöhnungstages in dieser Beziehung eine Aus-
nähme bildet von allen übrigen Festen, einen Fingerzeig dafür
erblicken, daß jene Bibelexegeten im Rechte sind, welche die An-
nahme vertreten, daß die Feier des Versöhnungstages nicht auf 20
alten Satzungen ruht, sondern erst aus den Fasttagen des Exils
hervorgegangen ist. Zweifellos ist aber in der Bestimmung der
israelitischen Feste ein Anhaltspunkt dafür zu erblicken, daß der
Gottesdienst Israels auf einen Mondkult zurückzuführen ist. Es ist
dies ein Kult, den sie bereits in ihrer alten Heimat, in Asien, bei 25
den semitischen Babyloniern kennen gelernt haben und an dem sie
auch in Ägypten festhielten. Und darum beziehen sich auch alle
religiösen Anschauungen Israels — wie schon Ed. Meyer ^) be-
merkte — „in echt semitischer Weise auf die unmittelbar vor-
liegenden praktischen Fragen, auf das irdische Leben, das Wohl- so
ergehen des Volkes und des Einzelnen"; ihre Feiertage sind Fest- und
Freudentage, die durch den Mond geregelt werden, jenen Himmels-
körper, in dessen wechselvollen Phasen sich das wechselreiche Wirken
Jahve's manifestiert und an dessen periodisch sich erneuende
Gestalten sich der Jahvekult knüpft". n"'n*'TOb riT' noy „er schuf 35
den Mond zur Bestimmung der Festzeiten" sagt der Psalmist
(Kap. CIV, 19).
Dieses Volk, das während seines langjährigen Aufenthalts im
Agypterlande stets ihm fremden Kulten begegnete, sah plötzlich
unter Amenhotep IV., wie sehr sich da eine neue Auffassung in 40
religiöser Hinsicht geltend machte, eine Auffassung, die sich in
vielfacher Beziehung der ihrigen näherte. Es entstand eine mono-
theistische Reformation, die sich in ihren Grundprinzipien mit denen
ihres Monotheismus deckte, nur mit dem Unterschiede, daß der
neue Nationalgott der Ägypter sich in der Sonnenscheibe manifestierte. 15
1) Geschichte des Altertums, I, 379.
gQ Mahler, Der Sahbat.
Allerdings war auch schon früher, vielleicht schon seit den ältesten
Zeiten der ägyptischen Geschichte, die Sonne die Verkörperung
jenes höchsten Wesens, dem die Ägypter all ihr Wohl und Sein
zu verdanken hatten, denn Ea, der König der Götter, der an der
5 Spitze des ganzen ägyptischen Götterkreises stand, ist die Licht
und Wärme spendende Sonne. Aber Ra war eben der König der
„Götter" und nicht der Eine Gott, nicht der einzige, alleinige Gott;
er war den Ägyptern das, was den Griechen Zeus war. In den
verschiedenen Teilen des Landes wurden ihm auch andere Attribute
10 und daher auch andere Namen beigelegt, so: Chnum-Ra, Amon-Ra,
Sebek-Ra, Hor-Ra etc. Anders war es jetzt unter Amenhotep IV.
Jetzt sollte nur ein Gott, ein höchstes Wesen, verkörpert wohl
durch die Sonnenscheibe, aber als das einzige schöpferische, all-
mächtige und allgütige Wesen verehrt werden. Und die Ver-
ls ehr.ung dieses nur einen Gottes ist das, was der Mono-
theismus umfaßt. Ein ähnlicher Monotheismus war bei Israel schon
seit den Zeiten Abraham's eingebürgert, und er verfeinerte sich
immer mehr. Ja, schon aus der grauesten Urzeit hatte Israel die
Verehrung eines höchsten, guten, wohl schon früh auch schöpferisch
20 gedachten Wesens mitgebracht, und die Jahve-Religion war nichts
andei-es als die Fortsetzung, die konsequente Durchführung und
höchste Erhebung jener uralten Verehrung^). Nun sahen sie einen
solchen Kult hier in Ägypten entstehen, in demselben Ägypten, in
welchem sie seit Langem schon als Fremd volk betrachtet und dem-
25 gemäß geknechtet und sklavisch behandelt wurden. Nun schien es,
als ob eine Wendung zum Bessern eintreten sollte. Amenhotep III.
erhob nicht eine Ägypterin, sondern eine Fi-emde zu seiner Lebens-
wefährtin und überschüttete diese mit allen Beweisen zärtlichster
Liebe. Diese Fremde war eine Tochter des in Ägypten verhaßten
30 und darum auch zu harter Frobnarbeit verurteilten Volksstammes
(siehe oben), und so wurde der Haß, der dem ganzen Volke zuteil
wurde, auch ihr, der Königin, zuteil. Mit um so größerem Nach-
drucke zeigte sie ihre Anhänglichkeit an ihre alten Stammesbrüder.
Sie flößte ihren Kindern Haß und Verächtlichkeit gegen die herrschen -
40 den ägyptischen Sitten ein, insbesondere eiferte sie gegen die
religiösen Anschauungen der Ägypter und ließ ihren Sohn, der
durch ihren Einfluß berufen war, einst den Thron zu besteigen,
in monotheistischer Richtung erziehen. Ihre Tochter war es -), die
den Judenknaben in einem Kästchen liegend mitten im Schilf am
if> Ufer des Nils vorfand. Dieser Knabe, weil ein Fremdling^), erhielt
den Namen [11 „mos = das Kind", hieraus die griechische Form
Moses, hebräisch: ri"^7:. Alles dies und die liebevolle Erziehung
1) Schröder, Wesen und Ursprung der Religion 33.
L') Miililor, Tho E.\odu3. Journal of the Royal Asiat. Society 1901, 33fr.,
insbesondere G5,
o) ibid. png. GG.
Mahler, Der Sabbat. 61
des Moses am ägyptischen Hofe mußte bei Isi-ael die süße Hoffnung
reifen, daß ihnen unter Amenhotep IV. ein besseres Geschick werde
zuteil werden, und diese Hoffnung steigerte sich, als König Amen-
hotep IV. mit allen alten Religionsbräuchen aufräumte und eine
Religion einführte, die sich wegen ihres monotheistischen Charakters 5
dem Glauben Israels sehr näherte.
So hat Israel, das während seines Aufenthaltes in Ägypten
schon so manchen Brauch angenommen hatte, auch die Art und
Weise des im „Aten" zum Ausdrucke gebrachten monotheistischen
Glaubens der Ägypter adoptiert, und gewiß war es gar nicht leicht, lo
diese dann später aus Israel wegzuschaffen. Auch Aten war, wie
der israelitische Nationalgott Jahve, der allmächtige, der alles
regiert; auch Aten war der Schöpfer, Lenker und Regierer der
ganzen Welt; die Verehrung, in der der Aten-Glaube äußerlich
zum Ausdrucke kam, war eine andere als die, womit Israel seinen i5
Jahve verherrlichte. Und so ist es nur natürlich, daß Israel mit
anderen Kulturelementen und religiösen Bräuchen auch den Aten-
kult übernommen hat.
Haben sich doch viele solcher ägyptischer Bräuche sogar noch
bis zum heutigen Tage in Israel erhalten ! Ich meine da nicht 20
gerade das Blutopfer der Beschneidung, das gewiß echt ägj^ptischen
Ursprungs ist^), sondern gewisse mit der jüdischen Religion eng
verknüpfte Kalenderdaten, wie es z. B. die mit a'ny bezeichneten
Vortage der Feste und Feiertage sind, also z. B. n3'D il^, 115'
"vüin ^N"i, riru:" UJNI rn'^y, etc. und wie wir auch im Deutschen 25
heute noch den Samstag „Sonnabend" nennen. Es ist heute
klar, daß alle diese Bezeichnungen eine Jahrtausende hindurch ge-
übte Gepflogenheit hinter sich haben und daß in Ägypten der
Ausgangspunkt für dieselben zu suchen ist. Hier finden wir , daß
es schon zur Zeit des Mittleren Reiches (also schon im 30
20. Jahrhundert v. Chr.) allgemeiner Brauch war, den einem Festtage
unmittelbar vorangehenden Tag so zu bezeichnen, daß man vor den
Namen des betreffenden Fest- oder Feiertages den Ausdruck für
„Abend" oder „Nacht" setzte. In der „Zeitschrift für ägypt.
Sprache-)" veröffentlichte Adolf Er man einen Artikel unter dem 35
Titel „Zehn Verträge aus dem mittlem Reich". Es sind dies
Verträge, welche lediglich den Zweck hatten, dem Oberpropheten
y^ ^1 *^, „die regelmäßige Abhaltung des Totenkultus an
einigen Festtagen zu sichern". Und hier sehen wir, daß, während
der Neujahrstag durch die Hieroglyphe v^y bezeichnet ist, der 10
5. Schalttag d. i. der letzte Tag des ägyptischen Jahres, also der
1) Siehe auch Ed. Meyer, Gesch. d. Altert. 1, pag. V2 und pag. 250.
2) Zeitschr, f. ägypt. Spr. 1882, 159 ff.
62 Makler, Der Sahbat.
Vortag vor dem Neujahrstage, durch die Gruppe angedeutet wird :
■Q- fv o
AAA/V\A
d. h. „5. Zusatztag, Nacht des Neujahrstages ". Ebenso wird hier
der 18. Thot als Tag des XI ^ (, f/a^r-Festes") bezeichnet und
r, der 17. Thot heißt:
üO Ol — — <!!:> ^ wwwCT l'^^S^
d. h. „Monat Thot, Tag 17, Nacht des t/a^r-Festes". Daß hier nicht
die Neujahrsnacht und auch nicht die Nacht des 18. Thot
oremeint sein kann, s^eht schon aus dem Umstände hervor, daß bei
10 den Ägyptern der bürgerliche Tag mit dem Beginn des natürlichen
Tages d. i. mit Sonnenaufgang seinen Anfang nahm. Es ist somit
unmöglich, daß die Nacht des 5. Schalttages die Neujahrsnacht und
die Nacht des 17. Thot die Nacht des Uacrfestes sei. Auch ist
hier überall von Tempelgaben die Rede, die am lichten Tage und
15 nicht in der Nacht dargebracht wurden (siehe diesbezüglich den
X. Vertrag). Es kann nicht anders sein, als daß, sowie noch heute
bei den Israeliten der Ta^ vor einem Festtage durch diesen Fest-
tag und das ihm vorgesetzte 2"i" „Abend" bezeichnet wird (z. B.
n:3\D und rn-:; ■z^y, n:;2jr! •ot^n und nr^jn ujn-i n"ir etc.), auch
20 hier der einem Festtage vorangehende Tag durch den Festtag und
das ihm vorangesetzte Zeichen für „Nacht" oder „Abend" ausge-
drückt wird. Es ist dies um so wahrscheinlicher, als bei den
Ägyptern auch nach Einführung des Sonnenjahres die Mondrechnung
noch weiter im Gebrauche blieb. Insbesondere die Ordnunsr und
25 Verrechnung der Tempelabgaben scheinen die Priester nach dem
Monde und nicht nach einem Sonnenkalender bestimmt zu haben.
Dies geht auch aus den vor wenigen Jahren bei Kahun gefundenen
Pajjyrus hervor, die aus der Zeit Usertesen III. stammen. Hier^)
wird der Betrag von 6 Monatseinkünften für den Tempelschreiber
30 Hr-m-Sif { C\ ^S\ Mt^ ] angegeben. Die angeführten Monats-
daten sind:
Jahr XXX, Payni 26 — Epiphi 25
Mesori 25 — Thoth 20
„ XXXI, Paophi 20 — Athyr 19
35 „ „ Choiak 19 — Tybi 18
„ „ Mechir 18 — Phamenoth 17
„ „ Pharmuthi 17 — Pachon IG
Die zwischen den einzelnen Monatsdaten auftretenden Intervalle sind:
1) Siehe Borchardt, Der zweite Papyrusfund von Kaliuu , Zeitschr. f.
äpypt. Spr. 189!) pag. 03, und Mahl er, Das mittl. Reich der ägypt. Ge-
schichte, ebenda XL. Hd. pag. 1.
Mahler, Der Sabbat. 63
Payni
26
— Epiphi
25 — 29
Tage
Epiphi
25
— Mesori
25 — 30
n
Mesori
25
Thoth
20 — 30
n
Thoth
20
— Paophi
20 — 30
»
Paophi
20
— Athyr
19 — 29
1)
Athyr
19
— Choiak
19 — 30
T)
Choiak
19
- Tybi_
18 — 29
»
Tybi
18
— Mechir
18 — 30
n
Mechir
18
— Phamenoth
17 — 29
!)
Phamenoth
17
— Pharmuthi
17 — 30
n
Pharmuthi
17
— Pachon
16 — 29
n
Pachon
16
— Payni
16 — 30
»
10
Zusammen = 355 Tage.
Die zwischen den einzelnen Monatsdaten auftretenden Intervalle
sind sonach abwechselnd 29 und 30 Tage ; wir haben es somit mit is
Daten einer Mondrechnunsf zu tun und zwar hatte das vorliegende
Mondjahr 355 Tage, also genau so viel, wie ein überzähliges Ge-
meinjahr im Kalender der Israeliten.
Es sind also — so viel geht aus obigen Tabellen mit Sicher-
heit hervor — die Einkünfte der Priester nach Mondmonaten be- 20
rechnet worden.
Und nun wird es erklärlich, warum die den Feiertagen vor-
angehenden Tage die Bezeichnunsr Q '^ 't~', bei den Hebräern
2^y führen. Im Mondkalender oder in der Mondrechnung beginnt
der bürgerliche Tag immer und überall mit dem Abend. Der Abend 25
ist es also auch, mit dem die an den Mond geknüpften Feste ihren
Anfang nehmen. "üDnn";:: innon my iy ^"i3>73„ d. i. „von Abend
bis Abend sollt ihr euren Sabbat feiern" — so lesen wir im
3. Buche Mosis Kap. XXIII, 32. Dem Abende, mit dem ein Feiertag
beginnen sollte, mußte sonach mit besonderer Aufmerksamkeit ent- 30
gegen gesehen werden. Dadurch war schon der ganze Tag, der
dem Festtage voranging, ein nicht unwichtiger Kalendertag; man
mußte sich eben vor Augen halten, daß mit Abend der Feiertag
seinen Anfang nimmt. Und so kam es, daß man den ganzen Vortag
des Fest- oder Feiertages mit einem Worte belegte, das allein schon 35
darauf hindeutete, daß der kommende Abend ein Vorabend des be-
treffenden Feiertages ist. So entstand bei den Ägyptern neben
= Neujahr der Name ^^Vry zur Bezeichnung des Vortages
des Neujahrfestes; und weil der 18. Thoth der Tag war, an dem
das jC|^ Uag-Fest gefeiert wurde, so hieß sein Vortag d. i. der 40
17. Thoth *^X I ^ . Und diese Bezeichnungsweise war von so
www 0 l^CS^'
einschneidender Bedeutung, daß sie von den Ägyptern zu den
Israeliten überging, bei denen sie noch heute gebraucht wird und
^
64 Maliler, Der Sahbat.
zwar so allgemein, daß sie von diesen auch zu anderen Völkern
überging, so bei den Deutschen „Sonnabend", „Feierabend* etc.
Es sind dies Bräuche, die in Ägypten schon im 3. Jahr-
tausend V. Chr. zu Hause waren. Und so ist es gar nicht zu ver-
5 wundern, ja es ist sogar selbstverständlich, daß die Israeliten die
Atenverehrung der Ägypter mit ihrem Monotheismus zu verschmelzen
suchten oder sogar tatsächlich verschmolzen haben.
Und so sollte Israel an den drei Festen: Passah, Sabuoth
und S u c c 0 1 h , die zufolge ihres 1 u n a r e n Charakters um die
10 Zeit eines y,sahattu'^ des Mondes d. i. eines durch die abgelaufene
Mondphase bestimmten Mondzirkels gefeiert werden, sich auch des
solaren Chai'akters ihres mit „Aten = Adon" verschmolzenen
Jahve-Gottes erinnern. Es drückt sich sonach in diesen Festen
ein nicht zu verkennender lunisolarer Charakter aus, der übrigens
15 auch dadurch zum Vorschein kommt, daß die Feste Passah und
Succoth nicht nur zur Vollmondzeit, sondern auch um die Zeit der
Äquinoktien gefeiert werden. Den Nisanmonat, in welchem
Israel aus Ägypten zog, nennt die Bibel einen a'i^Nrt ;:3"n d. h.
„Monat der Frühlingsgleiche ". Aus anderen Untersuchungen')
20 wissen wir bereits, daß Amenhotep IV. am Ende des 15. Jahi'hunderts
V. Chr. (1403 v. Chr.) zur Regierung kam und daß der Exodus am
15. Nisan = Julian. 27. März d. J. 1335 v. Chr. statthatte. Am
Julian. 2. April war damals die Frühlingstagundnachtgleiche Der
am 27. März stattgehabte Vollmondstag, an dem Israel Gosen
25 verließ, war sonach der dem Frühlingsäquinoktium zunächst liegende.
Der siebente Festtag, an dem sie der Tradition zufolge durch den D"^
vl'O gingen, an dem sie also im eigentlichen Sinne des Wortes das
Ägypterland verlassen hatten, war sonach der 83. März = 2. April,
also der Tag des Frühlingsäquinoktium, zugleich aber auch der Tag,
30 an dessen Abend die neue Mondphase (das letzte Mondviertel) sicht-
bar wurde. Daß dann das sechs Monate später statthabende Succoth-
fest der Herbstnachtgleiche entsprechen mußte, ist wohl selbstver-
ständlich, aber auch aus dem Wortlaute der Bibel geht dies hervor.
Sie nennt (Exod. XXXIV, 22) das Succothfest ein ncipn q'^DNn 5-
35 nr^jn = „ein Fest des Fruchteinbringens zur Zeit der Jahres-
Thekuphah". Bekanntlich gibt es vier solcher Thekuphah oder
Jahrpunkte : Thekuphath Nisan = Frühlingspunkt , Thekuphath
Thamuz = Sommerpunkt, Thekuphath Tisri = Herbstpunkt und
Thekuphath Tebeth = Winterpunkt. Das Succothfest, das
40 am 15. Tisri seinen Anfang nimmt, ist somit ein Fest der
H e r b s t g 1 e i c h e.
Mit dem Succothfeste war aber zugleich, eben weil es zur
Zeit der nr^n ncipn stattfand, schon seit den frühesten Zeiten
li Ma liier, Tho Exodus. Transact. of tbe Royal As. Soc. 1901. —
Materialioii zur Chronologie der alten Ägypter, Zeitschr. für ägvpt. Sprache
XXX U, 'J'jir.
I
Makler, Der Sabbat. 65
eine Neujahrsfeier verbunden. Nicht umsonst nennt das Schi'ift-
tum an anderer Stelle (Exod. XXIII, 16) das Succothfest ein Fest
,am Ausgange des Jahres". Es scheint so, als ob neben dem
religiösen Jahre, das nach dem Muster der Babylonier um die Zeit
der Frühlincfsgleiche und zwar am 1. Nisan begonnen hatte, auch 5
ein sogenanntes Natur jähr bestand, das um die Zeit des Hei'bst-
äquinoktiums, zur Zeit des Fruchteinbringens, seinen Anfang nahm.
Dies hat übrigens auch seine gute Begründung. Zwischen den zwei
natürlichen Zeitkreisen, dem Jahreskreise und dem Tageskreise,
besteht eine gewisse Analogie, derzufolge dem Frühlingspunkte des lo
Jahreskreises der Morgenpunkt des Tageskreises, dem Herbstpunkte
des Jahreskreises dagegen der Abendpunkt des Tageskreises ent-
spricht. In der Urzeit, da man den bürgerlichen Tag oder ^Naturtag"
mit dem Beginn des natürlichen Tages d. i. mit Sonnenaufgang
begonnen hatte, war es selbstverständlich, daß auch das Jahr mit i5
dem Frühlingspunkte begonnen wurde. Als man aber später auch
den Mondiauf in Betracht zog und diesen als Eegulator der Zeit-
rechnung wählte, da wurden nicht nur die Monate nach der Gestalt
und dem Laufe des Mondes bestimmt, sondern als Konsequenz der
Mondrechnung auch der bürgerliche Tag mit dem Abend becfonnen. 20
Dann mußte aber, weil dem Abendpunkte des Tageskreises der
Herbstpunkt des Jahreskreises entspricht, auch das Jahr mit dem
Herbstpunkte seinen Anfang nehmen. Der 1. Nisan blieb auch
weiter der Neujahrstag des religiösen Kalenders, indem von ihm
aus als Frühlingsmonat die einzelnen Monate zur Bestimmunsr der 25
Feste gezählt wurden, dagegen wurde der Monat der Herbstgleiche
maßgebend für den Beginn des Naturjahres. Daß dem auch wirk-
lich so ist, lehrt uns eine Talmudstelle. Im Tractat Eos-hasanah
werden vier verschiedene Neujahrstage namhaft gemacht:
1. am 1. Nisan: Neujahrstag bei Berechnung der Regentenjahre 30
der Könige und bei Bestimmung der Feste.
2. am 1. Elul: Neujahrstag für Bemessung des Zehent,
3. am 1. Tisri : Neujahrstag der gewöhnlichen Jahre, sowie der
Sabbatjahre und Halljahre, wie auch in bezug auf
das Einbringen der Feldfrüchte (also: Naturjahr), ar,
4. am 1. Sebat: (nach anderen am 15. Sebat): Neujahr in bezug
auf das Ausschlagen der Bäume.
Es gilt also auch noch in der spätem Epoche der Geschichte
Israels die Herbstgleiche als Anfang eines sogenannten „Naturjahres".
Anfangs war dies das rj'iDNr! an, welches mit 15. Tisri seinen 40
Anfang nahm ; später verlegte man den Neujahrstag auf den Anfang
des Monats, also 1. Tisri, etwa so, wie im christlichen Kalender
noch heute das Jahr nicht mit dem Tage der Winterwende, sondern
mit dem ersten Tage des darauffolgenden Kalondermonats anfängt.
Der Anfang eines Naturjahres ist aber nicht gerade an das if)
Einbringen der Feldfrüchte gebunden ; es kann auch mit jedem
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 5
gß Mahler, Der Sabbat.
anäern von der Natur aus bedingten Ereignisse beginnen. So hatten
z. B. die alten Ägj'pter neben anderen Jahrformen ein „Natur-
jahr", das mit der Reife der Erstlingsfrüchte seinen
Anfang nahm, dessen Nenjahrstag also ungefähr mit dem Tage
5 zusammenfiel, den die späteren Israeliten mit C^-n^ar^ 5n bezeichneten.
Unter den bereits oben (pag, 61) genannten „Zehn Verträgen aus
dem mittl. Reich" enthält der IL Vertrag Verpflichtungen über
gewisse Gaben, welche die Stundenpriester des Tempels des Apuat von
Siut dem Oberpropheten am Neujahrs tage zu bringen haben.
10 Dagegen verpflichtet sich dieser zu geben einen bestimmten Teil
(ein Hqt) „von jedem Feld des Stiftungsgutes, von den Erstlingen
der Ernte des Fürstengutes, wie es jeder Untertan von Siut mit
den Erstlingen seiner Ernte tut. Auch jeder dieser Bauern
gibt in diesen Tempel von den Erstlingen seines Feldes".
15 Dann heißt es weiter: „Wohlan, ihr wißt, daß wenn irgend ein
Fürst oder irgend ein Untertan irgend etwas in den Tempel gegeben
hat von den Erstlingen seiner Ernte, so ist es ihm nicht
lieb, daß etwas davon fortkomme, noch daß irgend ein zukünftiger
Fürst den zukünftigen Priestern verringere, was ein anderer Fürst
20 vertragsmäßig festgesetzt hatte ^)".
Es gab also bei den Ägyptern eine Jahrform, deren Neujahrs-
tacf mit der Reife der Erstlin o-sfrüc h t e zusammenfiel.
Dieses Naturjahr war selbstverständlich ein festes Jahr, und darum
wurde auch sein Neujahrstag durch die Hieroglyphe y\f bezeichnet.
25 Die Ägypter hatten nämlich verschiedene Jahrformen. In der
Urzeit, also in der Zeit, in der sie noch nicht den Boden ihrer
Geschichte betreten hatten, da hatten sie ein Mondjahr. Wahr-
scheinlich waren sie mit dieser Jahrform schon vertraut, noch ehe
sie ihre Wanderung über die Landenge von Suez nach ihrer neuen
30 Heimat angetreten. Sie sind zur Kenntnis dieser ältesten aller
Jahrformen gelangt, noch ehe sie die große Völkerwanderung von
Asien nach Afrika antraten, und haben sie erst in ihrer neuen
Heimat, wo sie sich ganz dem Ackerbau ergaben, mit dem Sonnen-
jahre eingetauscht. Dieses Sonnenjahr machte verschiedene Modi-
35 fikationen durch. Anfangs glaubte man den Anforderungen des Jahres-
begriflfes dadurch zu genügen, daß man das Jahr in 12 Monate,
jeden zu 30 Tagen, teilte, also dem Jahre eine Dauer von 360 Tagen
gab. Als sich dies als nicht entsprechend erwies , da fügte mau
dem Jahre noch 5 Tage hinzu und zwar in der Weise , daß man
40 die 30tägige Dauer der einzelnen Monate unverändert beibehielt,
jedoch an den Schluß des Jahres einen fünftägigen Zeitraum
setzte, der in seiner Benennung uns heute noch den Charakter des
späteren Hinzutuns verrät. Diese fünf „Zusatztage" oder auch
«Schalttage", «wie man sie gewöhnlich zu bezeichnen pflegt, führen
1) Eriuan, Zolin Vertrüge, Zeitschr. f. ägypt. Spr. 1882 p. 109.
MaJder, Der Sabbat. 67
in den ägyptischen Texten den Namen : j -7 ^ \> . In dieser
wohl nichts anderes als das femininale Nomen
Gruppe bedeutet
\ oder -j ^ d. i. rnjy-t = Jahr, abgeleitet von dem Verb "^-^-^
»
I
. , ... „ fo
rnj) = sich verjungen
heißt also : „das Jahr und
fünf darüber" oder wie man sonst zu schreiben pflegte ;
O F
o
d. i. „die fünf überzähligen Tage des Jahres" oder besser : „die fünf
hinzugefügten Tage des Jahres".
Natürlich mußte in einem Lande, in dem das ganze Wohl und
"Wehe der Bevölkerung von der Nilschwelle abhing, dem Eintreffen
derselben mit größter Spannung entgegen gesehen werden , und es lO
ist nur natürlich , daß , nachdem die Zeit der Nilschwelle von der
Dauer des tropischen Jahres abhängig ist , die Kenntnis dieser
Jahrform zu den Ägyptern früher gelangt sein mußte, als zu irgend
einem andern Volke des Altertums. Dies mußte sie sonach bald
zur Überzeuguncf gebracht haben, daß auch das Jahr mit 36-5 Tasten i5
noch mancrelhaft ist und noch nicht ganz den Anforderungen der
Natur entspricht. Sie konnten zu dieser Überzeugung um so eher
gelangen, als mit der Nilschwelle noch eine andere Naturerscheinung
in Verbindung stand : der heliakische Aufcrangr des Sothis^estii'nes.
Am Tage, da die Nilschwelle eintrat, s^in^ dieses Gestirn 1. Größe io
am frühen Morgen kurz vor Sonnenaufgang am östlichen Himmel
auf, und diese Erscheinung war für die Ägypter so auffallend, daß
sie diesen Tag zum Ausgangspunkt ihres Kalenders machten und
mit ihm das Jahr becrannen. So entstand das sogenannte Sothis-
oder Sirius jähr, dessen Dauer sich von einem heliakischen Auf- 25
gange des Sirius bis zum nächsten erstreckte. Zahlreiche Texte
weisen auf diesen Umstand hin sowie auf den Zusammenhang
zwischen Nilschwelle und heliakischem Siriusaufgan sfe.
Es ist also den alten Ägyptern die Tatsache nicht entgangen,
daß eben zur Zeit der beginnenden Nilschwelle der Sirius heliakisch .w
aufging. Der heliakische Aufgang des Sirius kündigte ihnen somit
an , daß der freudige Moment des Beginnes der Nilschwelle , also
der Neu jahrstag des tropischen Jahres, da sei. Und so feierten sie
den Tag des heliakischen Siriusaufganges als Neujahrstag einer
Jahrform, die von der früheren wesentlich verschieden war. Denn 35
nachdem die Dauer des Siriusjahrcs sich nur um einen äußerst
kleinen, kaum wahrnehmbaren Bruchteil von dem julianischen Jahre
unterscheidet^) und sonach 365 ^/^ Tagen gleichgesetzt werden kann,
1) Im Jalire 3000 v. Clir. betrug dieser Unterschied 4 Sekunden.
, , 2f'00 , , , , „ 25 ,
. , 1000 , , , „ , 52 ,
„ , Chr. Geb. „ „ , 84 , = 1 M. 24 S.
5*
68 Mahler, Der Sabbat.
so bestand zwischen dem Siriusjahr und der bisher allgemein üb-
lichen Jahrform ein Unterschied von jährlich ^'^ Tagen, der somit
nach 4 Jahren zu einem ganzen Tage anwuchs. Die Folge davon
war, daß wenn der Sirius in irgend einem Jahre beispielsweise am
5 1. Thoth heliakisch aufging, er nach 4 Jahren nicht mehr am 1. Thoth,
sondern um 1 Tag später d. i. am 2. Thoth heliakisch aufgegangen
ist ; nach weiteren 4 Jahren geschah dies am 3. Thoth , dann am
4. Thoth usw. Dies konnte keineswegs unbeachtet vorübergehen,
und da der heliakische Siriusaufgang eine fixe Naturerscheinung
10 war , so nahm man gar bald das Zurückweichen des bürgerlichen
Sonnenjahres gegenüber dem fixen Siriusjahre gewahr und erkannte
so den Unterschied zwischen beiden Jahrformen. Die erstere setzte
ein bewegliches Jahr von 365 Tagen voraus, letztere war an
ein fixes Naturphänomen gebunden: den heliakischen Aufgang des
15 Sirius. Dieser Unterschied kam auch sonst äußerlich zum Ausdruck.
Die Monate trugen zwar in beiden Jahrfoi'men die gleichen Namen,
aber die Neujahrstage wurden — weil allgemein zu verschiedenen
Zeiten gefeiert — verschieden bezeichnet. Der Neujahrstag des
festen Jahres wurde in der Regel durch U/ oder vtV ausgedrückt.
20 So finden wir jedesmal, wenn der Neujahrstag mit dem heliakischen
Siriusaufgange in Verbindung steht, wenn also vom Neujahrstag des
Siriusjahres die Rede ist, obige Formen angewendet. So lesen wir
im Ramesseum : „Du strahlst wie Isis-Sothis am Himmel am Morgen
o
des Neujahrstages" und der Neujahrstag heißt hier V/- Auf der
25 Südseite der Decke im Pronaos des Tempels von Dendei-a lesen wir:
„Die göttliche Sothis, die Herrin des Neujahrs, die Tochter des
Ra, Isis , die Herrin des Himmels , zur Zeit aufgehend , um zu er-
öffnen ein glückliches Jahr". Hier ist „Neujahr" ausgedrückt durch
■I V. Eine andere Stelle daselbst, die gleichfalls auf den heliakischen
30 Aufgang des Sii-ius Bezug hat, schließt also:
O I öÖ<=>W O
d. h. „an jenem Feiertage, dem Neujahrsfeste".
Eine Inthronisations-Urkunde der Königin Hatsapsu, veröffent-
licht von Naville^), enthält die folgende Datierung: „Der 1. Thoth,
3ü der Neujahrstag, der Beginn der Jahreszeiten". Dabei ist das
Zeichen für „Neujahrstag" ausgedrückt durch vt\/, und es ist zufolge
des Beisatzes: „der Beginn der Jahreszeiten" selbstverständlich, daß
hier nur vom festen Jahr die Rede sein kann.
1) Trois inscrii)tioiis de la reine llatshapsou. Rec. de Travaux rcl. ä la
Philologie etc., Vol. XVllI.
Mahler, Der Sabbat. ßQ
Einen weiteren Beweis dafür, daß yj auf das feste Jahr
Bezug hat, finden wir in einer Kalenderinschrift aus Esneh i) :
ino
iiinn
„Monat Payni, Tag 26,
Fest des iSTeujahrstages".
Wir haben hier ein Doppeldatum vor uns: den 26. Payni des 5
Wandeljahres und den „Neujahrstag " des festen Jahres.
Andere Formen zur Bezeichnung des Neujahrstages sind:
I j und V] . Von diesen bedeutet die erstere Form soviel wie
das hebräische TM'^r, '»UN^ = , Anfang des Jahres" und nimmt keines-
wegs Bezug auf eine bestimmte Jahrform. uJ heißt wieder soviel lo
als ,1. Tag des Jahres" und kann gleichfalls auf jede beliebige
Jahrform Bezug haben. Dagegen bezieht sich y^y^ stets auf ein
festes Jahr.
Das „Naturjahr", das mit der Reife der Erstlingsfrüchte seinen
Anfang nahm , war selbstverständlich ein festes , und daher führt 15
der Neujahrstag desselben den Namen yly. Es ist nicht identisch
mit dem Siriusjahr, das den Ägyptern als Nor mal jähr diente,
denn der Neujahrstag des Siriusjahres fiel auf den 19. oder 20. Juli
Julian. Kalenders und war — wie bereits erwähnt — begleitet von
den Erscheinungen der Nilschwelle , nicht aber von einer Ernte. 20
Das gewöhnliche Wandeljahr konnte auch nicht gemeint sein, da
zur Zeit des mittleren Reiches — ca. 2100 v. Chr. bis 1600 v. Chr.
— der 1. Thoth des beweglichen Jahres in die Zeit zwischen
20. September und 1. Februar fiel , wo von den Erstlingen der
Feldfrüchte wohl kaum die Rede sein kann. Der in den zitierten 25
Verträgen erwähnte Neujahrstag kann sonach nur auf ein besonderes
,Naturjahr" Bezug haben , das mit dem Einbringen der „Erstlings-
früchte" seinen Anfang nimmt.
Damit gelangen wir aber zu einer der wichtigsten kultur-
historischen und kalendarischen Betrachtungen. Am Neujahrstage 30
dieses Naturjahres wurden die Erstlinge der Feldfrüehte dargebracht.
Bedenkt man nun , daß die Monate in sämtlichen Jahrformen der
Ägypter dieselben Namen führten , daß also der Neujahrstag des
festen Naturjahres, ebenso wie der des Siriusjahres und der des
beweglichen Jahres als 1. Thoth bezeichnet wurde, dann gingen 35
dem Neujahrstage voraus:
]) Brugsch, Mat., PI. X.
70 Mahler, Der Sahhat.
5 Schalttage
30 Tage Mesori
30 Tage Epiphi etc.
Zählt man daher vom Xeujahrstage des betreffenden Naturjahres,
5 an welchem die Erstlingsfrüchte gebracht werden mußten, 50 Tage
zurück, so gelangt man zum 16. Epiphi.
Nach dem Bibelworte (Levit. XXIII, 15 — 16) war Israel ver-
pflichtet, vom 16. Tage des 1. Monats an, der den Namen ninNr; 'Z~r,
„chodeä haahib = Abib-Monat" führte , 50 Tage zu zählen , um
10 dann das D">'m23rr :.r; „Fest der Erstlinge" zu feiern. Die Ähnlich-
keit zwischen dem Brauche bei den Ägyptern und dem bei Israel
ist so groß, daß wir gewiß beide ohne weiteres identifizieren und
daher den Monat „Abib" der Bibel dem Epiphi der Ägj'pter
gleichsetzen können.
15 Damit ist eine Frage gelöst, die vielfach kommentiert wurde.
Es wird nämlich allgemein der chodes-haabib mit „Monat der
Fruchtreife" oder „Ährenmonat" identifiziert und übersetzt. Motiviert
wird diese Interpretation mit Exodus IX, 31. Hier heißt es: t
n^:iN ""i^UJln „denn die Gerste war reif; n^nN ist also „reif und
20 daher 3"'lNn u:"!n = „Monat der Fruchtreife". Andere — wie
z. B. Strack — übersetzen : „denn die Gerste hatte Ähren" und
nennen deshalb den 2"'3Nri 'ü'in den „Ährenmonat". Nun kann aber
selbst dem Bibelworte zufolge das n'^iaN in Exodus IX, 31 unmög-
lich in irgend welchem Zusammenhange stehen mit dem 2'nNr; "CJir ;
25 denn nach Exodus XII hat von den 12 Plagen, die den Pharao
trafen , nur eine im IMonate Nisan stattgefunden , es war dies die
Tötung der Erstgeborenen. Die Plage des Hagels, die siebente der
vorbereitenden Plagen, auf welche eben Exod. IX. 31 Bezug hat.
war gewiß nicht im Monat Nisan, also gewiß nicht in dem Monate.
30 der mit n"i:3Nri "tJin bezeichnet ist. Und wenn wir der Tradition
Eechnung tragen, derzufolge die Plagen mit 1. Ab begannen und
in monatlichen Intervallen auf einander folsrten ^) . dann fiel die
Siebente Plage auf 1. Sebat, d. i. mit Rücksicht auf das Jahr des
Exodus (1335 v. Chr.'^)) den 13. Januar d. J. 1335 v. Chr. Es
35 besteht sonach zwischen dem n-^riN in Exod. IX, 31 iind dem ra~n
S-risr; keinerlei Zusammenhancr. Der Chodes-Haabib ist einfach der
„Monat A b 1 b " und ist , wie wir eben sahen , ägyptischen
Ursprungs, denn es ist dies der Monat Epiphi der Ägypter und
zwar der Epiphi des mit der Ernte beginnenden Naturjahres. Be-
40 merkt mag noch sein , daß die Araber noch heute , wenn sie die
.hihär el-keht „Monate der Ägypter" nennen, statt des „Epiphi" sich
des Namens „ A b T b " bedienen.
1) 1. Ab: Blut; l.Elul: Frösche-, 1 . Tisri : Ungeziefer ; 1. Clie^van : Wilde
Tiere; 1. Kislov: Viehseuche; 1. Tebet: Geschwüre; 1. Sebat: Hagel; 1. Adar;
Heusclireckon; 1. Nisan: Finsternis.
2) The Exodus, Transact. of tho Key. As. Soc. 1901. — über die in der
Bibel erwähnte ägypt. Finsternis Sitzungsber. d. Akad. Wien 1885.
Mahler, Der Sabbat. 71
Wir sehen aber auch den fremden Ursprung der jüdischen
Feste, denn das -i^:j:pr! 5n, das „Erntefest" der Bibel, welches hier
auch als z^lisnr; yn „Fest der Erstlingsfrüchte" bezeichnet wird,
ist kein anderes, als das Neujahrsfest des Naturjahres der Ägypter,
Anknüpfend an das bis nun Vorgetragene findet auch eine 5
andere Frage, die erst vor Kurzem von Prof. Charlier, Astronomen
zu Lund, aufgeworfen wurde ^), ihre Erledigung.
Charlier will in dem Versöhnungsfeste, das Israel am 10, Tage
des 7. Monats feiert, das Herbstäquinoktialfest erblicken.
Der Gedankengang, von dem sich Ch. leiten läßt, ist vor allem der, lo
daß bei Israel in der altern Zeit, und zwar in der vorexilischen
Zeit, ein Sonnenjahr die Grundlage der Zeitrechnung bildete. Einen
Beweis dafür erblickt er darin, daß die Priesterschrift, welche —
weil in nachexilischer Zeit verfaßt — überall ihren chronologischen
Angaben nach babylonischer Art das Lunisolarjahr zu Grunde legt, 15
ihren Bericht über die Sintflut, die nach ihr ein Sonnenjahr von
365 Tagen hindurch gedauert hat, so abfassen mußte, daß die Dauer
der Sintflut sich vom 17. Tage des 2. Monats bis zum 27, Tage
des 2. Monats des folgenden Jahres erstreckt habe. Dieses Sonnen -
jähr der vorexilischen Zeit habe mit dem Tage des Frühlings- 20
äquinoktiums seinen Anfang genommen, der 1. Nisan der vor-
exilischen Jahre Israels sei sonach der Tag des Frühlingsäquinoktiums
gewesen, Ist dies der Fall, dann müsse das Herbstäquinoktium,
das 186 Tage nach dem Frühlingsäquinoktium eintritt, auf den
10. Tisri fallen-); das Versöhnungsfest ist also das Herbstäquinoktial- 25
fest Israels.
Ist aber — so fra^e ich — die biblische Darstellung über
die Dauer der Sintflut auch wirklich schon ein genügender Anhalts-
punkt zur Aufstellung der These , daß in Israel in vorexilischer
Zeit ein Sonnenjahr war und der lunisolare Charakter des Kalenders 30
erst aus nachexilischer Zeit stamme? Ist nicht vielmehr in der
ganzen Darstellung des priesterlichen Verfassers eine gewisse Absicht
zu erkennen, eine Absicht, die freilich nicht — wie Ch. meint —
in der Anwendung eines Sonnenjahres bei Israel in vorexilischer
Zeit ihren Stützpunkt hat, sondern vielmehr darin sich bekundet, 3.'>
daß der priesterliche Verfasser für die Sintflut, welche alles Lebende
in der Natur und jedwede Vegetation vertilgte , die Dauer eines
1) ZDMG.
58, 38GtT.
2) Vom
Nisan
bis
Ijar
= 30 Tage,
n
Ijar
T
Sivan
= 29 „
Ti
Sivan
Jl
Tammuz
= 30 „
T1
Tammuz
T
Ab
= 29 „
Tt
Ab
TI
Elul
= 30 „
T
Kliil
r
lisn
= 29 „
■n
lisn
T
10.
Tisri
= 9 .
Zusammen 18G Tage.
72 Mahler, Der Sabbat.
„Natur Jahres" ansetzt, nach welcher Dauer die Natur wieder
zu neuem Leben erwacht"? Hätte der priesterliche Verfasser sich
wirklich von dem Gedanken leiten lassen, daß in der vorexilischen
Zeit bei Israel ein reines Sonnenjahr und nicht wie in seiner Zeit
5 ein von den Bab^'loniern ererbtes Lunisolarjahr war, dann hätte er
dies nicht nur in dem Sintflutberichte, dem gewiß eine echt baby-
lonische Überlieferung zugrunde liegt, zum Ausdrucke gebracht,
sondern auch in anderen chronologischen Angaben , die das vor-
exilische Israel betreffen. Auch ist es merkwürdig, daß Charlier
10 einerseits die moderne Bibelkritik anerkennt und den Sintflutbericht
bezüglich der 365tägigen Dauer der spätem Priesterschrift zu-
eignet, anderseits aber ganz außer Acht läßt, daß ein älterer Ver-
fasser, der Jahvist, nicht von 365 Tagen, sondern bloß von 40 Tagen
unaufhörlichen Regens und weiteren 3 X 7 = 21 Tagen für Aus-
15 Sendung der Vögel, zusammen also von nur 61 Tagen der Dauer
der Flut zu berichten weiß. Schon dieser Umstand, daß der ältere
Bibelredaktor, der Jahvist, nur 61 Tage für die Dauer der Sint-
flut gibt, die spätere Priesterschi-ift aber 365 Tage, hätte Ch. über-
zeugen können , daß den priesterlichen Verfasser keine andere Ab-
20 sieht leitete , als die . dem Verlaufe der Sintflut die Dauer eines
„Natur j ahres" zu geben, nicht aber etwa der Umstand, daß bei
Israel in vorexilischer Zeit der Kalender auf einem reinen Sonuen-
jahre aufgebaut gewesen. Es ist aber auch merkwürdig , daß Gh.,
der die Priesterschrift als ein späteres Redaktionswerk anerkennt,
25 nicht berücksichtigt, daß gerade der Versöhnunsstag der neueren
Bibelkritik zufolge erst eine Schöpfung der nach exilischen Zeit ist.
Aber auch sonst läßt sich die Haltlosigkeit der Ch.'schen Hypothese
erkennen , da gerade die Bibel , welche Ch. zur Unterlage seiner
Untersuchungen nimmt, das Succothfest, nicht aber das Versöhnungs-
so fest mit der Herbstgleiche in Verbindung brins^t. Succoth ist das
nrrr; rc-pn ri-CNn ;n (Exod. XXXIV, 22), und diese Bibelstelle
ist nicht das Werk eines nachexilischen Priesters , sondern das des
vorexilischen Jahvisten. Und dieser vorexilische Bibelredakteur
nennt das Succothfest das „Fest der Einsammlung (der Feldfrüchte),
35 zur Zeit der Jahresthekuphah" (also zur Zeit des „Herbstpunktes'').
Auch das „Bundesbuch", welches anerkanntermaßen zu den ältesten
Teilen des Pentateuchs gehört und sonach gewiß aus vorexilischer
Zeit stammt, nennt das Succothfest (Exod. XXHI, 16): q-^D^r; 5n
r^:\rr! pnüs, also: „Fest der Einsammlung, am Ausgange des Jahres";
40 es ist also das „Succothfest", nicht aber das Versöhn ungsfest"
die Zeit, welche nach biblischer Quelle mit dem tropischen Sonnen -
Jahre oder dem Aus- und Eingange eines sogenannten „Naturjahres"
verknüpft ist. Daraus folgt aber bei weitem nicht, daß das vor-
exilische Jahr der Israeliten ein festes Sonnenjahr war, sondern nur
»5 die Tatsache, daß, wiewohl die Monate im Kalender Israels nach
dem Laufe des ]\Jondes bestimmt wurden, die Jahresläns:e von dem
Laufe der Sonne abhängig war. Das Ivalenderjahr Israels war
Mahler, Der Sabbat. 73
sonach schon in vorexilischer Zeit ein L unisolar jähr. Es war
dies eine Jahrform , welche schon seit den ältesten Zeiten in ganz
Westasieu in Brauch war, wenngleich die Methoden, nach denen in
jener grauen Urzeit der Sonnen- und Mondlauf miteinander aus-
geglichen wurden, uns noch nicht völlig bekannt sind. Die Israeliten 5
hatten diese Jahrform noch in der Urzeit ihrer Geschichte kennen
gelernt und sie daher gekannt, noch ehe sie nach Ägypten kamen,
um sich hier niederzulassen. Aber auch hier in Ägypten war das
Lunisolarjahr trotz des bürgerlichen Sonnenkaleuders wenigstens
im Tempeldienst in Anwendung, denn der Berechnung der Monats- lo
einkünfte der Priester und gewisser Tempelabgaben lag der Mond-
kalender, besser: das Lunisolarjahr, zugrunde.
Es liegt also gar kein Grund vor anzunehmen, daß das Kalender-
jahr Israels jemals ein anderes war als ein Lunisolarjahr. Gesetzt
aber den Fall, es wäre in vorexilischer Zeit wirklich das Sonnen- i5
jähr in Anwendung gewesen und sonach der 1. Nisan, der Neujahrs-
tag dieses Sonnenjahres, stets auf den Tag des Frühlingspunktes
gefallen, dann ist es wieder unbegreiflich, wieso das Herbstäquinoktium
auf den 10. Tag des 7. Monates zu liegen kommt. Im Lunisolarjahre
sind die Monate Mondmonate und haben daher abwechselnd 29 und 20
30 Tage, 6 Monaten entsprechen somit (3 X 29) + (3 X 30) =
87 -|- 90 = 177 Tage; fügt man daher noch 9 Tage dazu, so hat
man 186 Tage und gelangt dadurch zum 10. Tage des 7. Monats.
Wenn aber das Jahr ein reines Sonnenjahr ist, dann sind die
Monate nicht mehr Mondmonate, also auch nicht abwechselnd 29- 25
und 30-tägig, sondern entweder durchschnittlich 30-tägig mit Hinzu-
fügung von fünf Ergänzungstagen wie bei den Ägyptern, oder ab-
wechselnd 30- und 31-tägig wie im julianisch - gregorianischen
Kalender. In keinem dieser Fälle fällt dann der vom 1. Nisan an
gezählte 186. Tag auf den 10. Tag des 7. Monates. Aber auch so
für den lunisolaren Kalender klappt die Eechnung nicht ganz, denn
im Lunisolarjahre kann es wohl vorkommen, daß der 1. Nisan
auf den Frühlingspunkt fällt, aber im allgemeinen ist dies nicht
der Fall, denn im lunisolaren Kalender hat das Jahr 354 oder
384 Tage und somit ist es einfach unmöglich, daß der 1. Nisan, 35
der Neujahrstag des Jahres, immer auf dem Frühlingspunkt zu
liegen komme. Hören wir aber weiter, was Charlier zur Be-
gründung seiner These vorbringt. Ch. meint, daß der Tempel
deshalb von Ost nach West, mit dem Eingange gegen Osten, orientiert
war, damit die Strahlen der aufgehenden Sonne, das 10
Symbol der Herrlichkeit J a h v e ' s , an den Tagen der
Äquinoktien längs der Tempelachse fallen können, imd sagt dann:
„Wenn in der Bibel von einer Offenbarung der , Herrlichkeit Jahve's"
vor dem Volke die Rede ist, so ist es immer am Versöhnunsjstaije".
Er begründet dies mit den Bibelworten, die anläßlich ,der Ein- 4.-)
führung Aaron's in sein Priesteramt, die am Versöhnunofstacre statt-
fand", angeführt werden.
74 Mahler, Der Sahbat.
Woher hat aber Ch. diese Daten, daß Aaron ,am Versöhnungs-
tage" in sein Amt eingeführt wurde? Den Bibelworten ist dies
nicht zu entnehmen; weder in Exodus XXVIII — XXIX noch in
Levit. IX, auf welch letztere Stelle Ch. sich beruft, ist so etwas
5 zu lesen. In den erwähnten Kapiteln des II. Buches Mosis sind
die Bestimmungen über die priesterliche Kleidung und die Vor-
schriften über die Einweihung der Priester und des Altars enthalten.
Nirgends ist hier auch nur der geringste Anhaltspunkt dafür zu
finden, daß die Einführung Aaron's und seiner Söhne in das Priester-
10 amt am Versöhnungstage stattfinden solle oder stattgefunden habe.
Und auch dem Buche Leviticus (Kap. VIII — X) ist dergleichen
nicht zu entnehmen. Im VIII. Kapitel wird uns erzählt, wie Moses
seinen Bruder Aaron und dessen Söhne gemäß den ihm von Jahve zu-
teil gewordenen Befehlen zu Priestern weihte und wie er die anläßlich
15 dieser Feier von Jahve anberaumten Opferzeremonien vollführte.
Sieben Tage dauerte die Einsetzungsfeierlichkeit, am achten Tage
traten Aaron und seine Söhne den Dienst an. «Und am achten
Tase — so lesen wir im Buche Leviticus IX i) — da rief Mose
,den Aai'on und seine Söhne und die Ältesten Israels und sprach
20 ,zu Aaron: Nimm dir ein männliches Kalb zum Sündopfer und
„einen Widder zum Brandbpfer, beide fehlerlos, und bringe sie vor
, Jahve dar. Und zu den Kindern Israel rede also: Nehmet einen
„zottigen Ziegenbock zum Sündopfer, und ein Kalb und ein Lamm,
, beide einjährig und fehlerlos, zum Brandopfer und ein Rind und
25 „einen Widder zu einem Friedmahlopfer, sie zu schlachten vor
„Jahve, und ein Speisopfer, welches mit Öl gemengt; denn heut
„erscheint euch Jahve. Da brachten sie das, was Mose verlangt
«hatte, vor das Olfenbarun^szelt und die ganze Gemeinde trat hinzu
„und stellte sich vor Jahve. Und Mose sprach: Dies ist es, was
30 „Jahve zu tun geboten hat: tut es, so wird die Herrlichkeit Jahve's
„euch erscheinen. Und Mose sprach zu Aaron: Tritt zum Altar
„und verrichte dein Sündopfer und dein Brandopfer und schaÖe
„Sühnung für dich und das Volk und verrichte das Opfer des Volkes
„und schaffe Sühnung für sie, wie Jahve geboten. Da trat Aaron
85 „zum Altar und schlachtete das Sündopferkalb, das für ihn. Und
„die Söhne Aaron's brachten ihm das Blut, und er tauchte seinen
„Finger in das Blut und tat es an die Hörner des Altars, aber
„das übrige Blut goß er an den Grund des Altars. Und das Fett
..und die Nieren und die Fettanhäufung von der Leber von dem
40 „Sündopfer ließ er auf dem Altar in Rauch aufgehen, wie Jahve
„dem Mose geboten hatte; aber das Fleisch und das Fell verbrannte
„er mit Feuer außerhalb des Lagers. Und er schlachtete das
„Brandopfer, und die Söhne Aaron's reichten ihm das Blut und er
„schwenkte es an den Altar rini^rsum. Und sie reichten ihm das
1) Wir folgen hier der Übersetzung von Strack's „Kurzgef. Kommentar"
1, 313, denn diese nnhm auch Prof. Charlier zur Grundlage seiner Untersuchung.
MaJiler, Der Sabbat. 75
„Brandopfer nach seinen Stücken samt dem Kopf und er ließ es
„auf dem Altar in Rauch aufgehen und er wusch die Eingeweide
„und die Beine und ließ sie auf dem (übrigen) Brandopfer auf
„dem Altar in Rauch aufgehen. Und er brachte das Opfer des
„Volkes dar. Er nahm nämlich den Sündopferbock, der für das &
„Volk war, und schlachtete ihn und brachte ihn als Sündopfer dar
„wie das erste. Und er brachte das Brandopfer dar und bereitete
„es nach dem Recht und er brachte das Speisopfer dar und füllte
„seine. Hand von ihm und ließ das auf dem Altar in Rauch auf-
„ gehen, außer dem Morgenbrandopfer. Und er schlachtete das Rind lo
„und den Widder als das Friedmahlopfer, welches für das Volk
„war und die Söhne Aaron's reichten ihm das Blut und er schwenkte
„es an den Altar ringsum und die Fettstücke von dem Rinde und
„von dem Widder den Fettschwanz und das Bedeckende und die
„Nieren und die Fettanhäufung der Leber. Und sie legten die i5
„Fettstücke auf die Bruststücke und er ließ die Fettstücke auf dem
„Altar in Rauch aufgehen. Die Bruststücke aber und die rechte
„Keule schwang Aaron mit einer Schwingung vor Jahve. wie Mose
„geboten hatte. Und Aaron erhob seine Hände zum Volke hin
„und segnete sie und stieg herab, nachdem er das Sündopfer und 20
„das Brandopfer und das Friedmahl opfer verrichtet hatte. Und
„Mose und Aaron gingen in das Offenbarungszelt und als sie heraus-
„ traten, segneten sie das Volk: Da erschien die Herrlichkeit Jahve's
„dem ganzen Volke und Feuer ging von Jahve aus und verzehrte
„auf dem Altar das Brandopfer und die Fettstücke. Und das ganze 20
„Volk sah es; da jauchzten sie und fielen auf ihre Angesichter".
Nun finden wir hier allerdings zwei „Sündopfer" erwähnt, die
Aaron darbringen mußte, um durch das eine (ein Sündopferkalb =
nN:jnn b:«^) Sühnung zu schaffen für sich, durch das andere (ein
Sündopferbock = rN:::nr: i''y^) Sühnung zu schaffen für das Volk, ao
Es erinnert dies allerdings an die Sühnopfer, die (siehe Levit. XVI)
am Versöhnungstage dargebracht werden sollen. Da opferte Aaron
einen Sündopferfarren (nK:;nn -\t) für sich und einen Sündopfer-
bock (ri<::nr! -i^yu:) für das Volk. Aber abgesehen davon, daß
hier beim Amtsantritte die Opferzeremonien andere waren als die Ȋ
für den Versöhnungstag vorgeschriebenen, erkennt man auch aus
der weitern Darstellung, daß der Tag des Amtsantrittes Aaron's
nicht der Versöhnungstag war (ganz zu schweigen davon , da^.^ der
Versöhnungstag überhaupt eine spätere Institution ist). Denn die-
selbe Quelle, der wir den Bericht über die Einsetzungsfeierlichkeit w
entnehmen, schildert weiter (Kap. X) das Vergehen, dessen sich
Nadab und Abihu, die Söhne Aaron's, an diesem Tage schuldicr
machten, ihre Strafe und dann den Vorwurf ]\Iosis, warum der
Sündopferbock verbrannt und nicht an heiliger Stätte ofesressen
wurde. „Warum habt ihr das Sündopfer nicht an heiliger Stätte 45
gegessen? Denn es war hochheilig und Er (Jahve) hatte es euch
gegeben, um die Sünde der Gemeinde wegzunehmen und für sie
76 Mahler, Der Sahbat.
vor Jahve Versöhnung zu schaffen". Weder von dem SündojDfer-
farren noch von dem Sündopferbock, die am Versöhnungstage dar-
gebracht werden mußten, durfte etwas gegessen werden. Da wurde
alles verbrannt (siehe Levit. XVI, 27), denn am Versöhnungs-
5 tage „sollt ihr euren Leib kasteien". Der Tag, an dem Aaron
nach Ablauf einer siebentägigen Einsetzungsfeierlichkeit sein Amt
antrat, war also nicht der Versöhnungstag. Es war der Tag seines
Amtsantrittes und als solcher mit einer besondern Feierlichkeit
verbunden. Und da das Amt des Priesters in der Ausübung gott-
10 gefälliger Opferzei'eraonien bestand, gingen diese mit einem besondern
Pomp vonstatten, waren aber im Grunde wenig verschieden von
denen, die Moses anläßlich der Einsetzungsfeierlichkeit vollführte,
und endisten mit einem Segen an das Volk, ähnlich wie dies auch
heute noch zu geschehen pflegt, wenn ein Kirchenfürst sein Amt
15 antritt. Die Aufgabe Aaron's war von nun ab, für Israel durch
Opfer Sühnung zu schaffen. Er konnte diesen Beruf kaum würde-
voller antreten, als indem er für das ganze Volk allgemeine Sühnung
schafl'te. Mit dem Versöhnungstage aber hatte dies nichts zu
schaffen ; dieser wurde vielmehr — selbst der Bibel zufolge —
20 erst nach dem Tode Nadab's und Abihu's angeordnet (Levit. XVI).
Übrigens gibt uns die biblische Schrift einen genügenden
Anhaltspunkt, um das Datum der Priesterweihe Aaron's und seiner
Söhne finden zu können. Im 2. Buche Mosis, Kap. XL lesen wir
folgenden Befehl Jahve's an Moses: „Am 1. Tage des 1. Monats
25 sollst Du aufrichten das Jh'skan 'ohel md'ed'^ . Es folgen dann
die Anordnungen über die Aufstellung der inneren Einrichtunofs-
stücke und Einweihung derselben und endlich sollte noch an diesem
Tage die Salbung Aaron's und seiner Söhne zu Priestern erfolg-en,
also die mit dem Amtsantritte verbundene Einsetzungsfeierlichkeit
30 beginnen. Wir lesen hier: „laß Aaron und seine Söhne zum Ein-
crang des Offenbarungszeltes herantreten und wasche sie mit Wasser.
Laß Aaron die heiligen Kleider anlegen und salbe ihn und
heilige ihn, daß er mir als l'riester diene. Und seine
Söhne sollst du herantreten und sie Unterkleider anziehen lassen
35 und salbe sie, wie du ihren Vater gesalbt hast, daß sie
mir als Priester dienen". Des Weiteren wird erzählt : „im
1. Monate im 2. Jahre (nach dem Auszuge Israels aus Ägypten), am
ersten Tage des Monats wurde das 2Iiskan aufgerichtet" und Mose
tat alles so, wie Jahve es ihm geboten hatte. ,Und die Wolke
40 bedeckte das Offenbarungszelt und die Herrlichkeit Jahve's erfüllte
die Wohnung. Und Mose vermochte nicht in das Offenbarungszelt
zu kommen, denn die Wolke lagerte darauf und die Herrlichkeit
Jahve's erfüllte die Wohnung".
Hieraus sieht man deutlich, daß die Einsetzung Aaron's und
ir) seiner Söhne nicht am 10. Tage des 7. ]\Ionats, also nicht am
, Versöhnungstage " statthatte, sondern am 1. Nisan, dem 1. Tage
des 1. Monats. Merkwürdigerweise cfibt Ch. selbst zu, daß die bei
Mahler, Der Sabbat. 11
der Aufrichtung und Einweihunsf des Heilioftums in der Wüste
stattgehabte „Offenbarung der Herrlichkeit Jahve's" gemäß der
biblischen Erzählung (Exod. XL) „im ersten Monate im 2. Jahre,
am ersten des Monats , also beim Frühlingsäquinoktium und nicht
am Yersöhnuugstag" erfolgte; es ist daher um so unbegreiflicher, s
wie er die Einsetzung Aaron's in sein Amt, die sowohl in Exod. XL
als auch in Levit. IX als mit jener Offenbarung der Herrlichkeit
Jahve's in Verbindung stehend geschildert wird, auf den Versöhnungs-
tag setzen kann.
Auch die Einweihung des salomonischen Tempels geschah lo
nicht — wie Ch. meint — am Vei'söhnungstage , sondei"n (siehe
Könige A, YHI, 2 und ebenda VHI, 65, sowie Chronik B, Y — Yü)
an dem mit dem Yollmondstage des 7. Monats beginnenden Feste.
Denn wir lesen hier: „es versammelten sich zum Könige Salomo
alle Männer Israels im Monate Etanim am Feste (3n2), das ist der i5
7. Monat". Den Namen 5n führten aber — wie dies bereits oben
erörtert Avurde — nur 3 Feste: Passah, Sabu'oth und Succoth.
Das 5n des 7. Monats war also Succoth.
Wenn nun Prof. Charlier das Erscheinen der Herrlichkeit Jahve's
auf die aufgehenden Sonnenstrahlen zur Zeit des Äquinoktiums 20
bezieht, so mag darin eben eine weitere Bestätigung für unsere
These liegen, derzufolge das Succothfest der Isi-aeliten ebenso wie
das Passah derselben nicht nur um die Zeit des Yollmondes, sondern
auch zur Zeit der Äquinoktien statthatte, beide somit Feste astraler
und zwar lunisolarer Art waren. 25
Charlier beruft sich ferner auch auf Ezechiel XLIII; hier ist
zu lesen :
„Da führte er mich zum Tore, dem Tore, das in der Richtung
„nach Osten schaut. Und siehe, die Herrlichkeit des Gottes
„Israel kam des Weges von Osten daher! Und ihr Schall war so
„gleich dem Schall mächtiger Wasser und die Erde leuchtete von
„seiner Herrlichkeit .... Da fiel ich auf mein Angesicht. Und
„die Herrlichkeit Jahve's zog in das Haus ein auf dem Wege des
„Tores, das in der Richtung nach Osten schaut. Da hob mich der
„Geist empor und brachte mich nach dem inneren Yorhofe und 35
„siehe, es erfüllte die Herrlichkeit Jahve's das Haus."
„Wer kann bezweifeln", — ruft Ch. — „daß man hier vor
einer Schilderung eines äquinoktialen Sonnenaufgangs steht, der in
direkten Zusammenhang mit der Offenbarung Jahve's im Tempel
gesetzt wird!" 40
Jawohl, von einer Offenbarung Jahve's ist hier die Rede und
diese hat, insofern der Jahvekultus Israels mit dem des ägyptischen
Aten verschmolzen ist, auf einen äquinoktialen Sonnenaufgang
Bezug. Dieser äquinoktiale Aufgang der Sonne fiel aber nicht, wie
Ch. meint, auf den Yersöhnungstag, sondern in die Zeit des anläßlich 4.>
der -rcn riEipn mit dem Yollmondstage beginnenden Suocothfestos,
73 Makler, Der Sabbat.
beziehungsweise in die Zeit des im n'^::Nn •^J'in gleichfalls mit dem
Vollmondstage beginnenden Passahfestes.
Allerdings wird die in Ezech. XLIII, 1 ff. angedeutete Vision
des Propheten eingeleitet mit dem schon Kap. XL, 1 ff. angeführten
ö und hier lesen wir:
■Jüinb "nr^rrn nr^'r; CNin
.-i-rr; rinsrt t:;n ^hn t::-:: n-r:;;' rz-xn
Ximmt man r!:'c;ri M^N"! nicht als Neujahrstag, sondern als „Anfang
10 des Jahres", so könnte man allerdings unter cnnb "iTiT" den
10. Tag des Monats Tisri verstehen, jedoch nur unter der Voraus-
setzung, daß damals bereits, sowie in der sj'ro-mazedonischen Periode
und in den nachchristlichen Jahrhunderten, nicht Nisan sondern
Tisri Jahresanfang war. Doch war damals noch nicht Tisri, sondern — -
15 wie dies auch aus den früheren Kalenderangaben im Buche Ezechiel
ersichtlich ist — Nisan als 1. Monat , Anfang des Jahres". Der
10. Tas: des Monats ist also der 10. Nisan und nicht der 10. Tisri
und somit auch nicht Jom-Kippur. Daß dem auch wirklich so ist,
geht aus den in demselben Kapitel folgenden Auseinandersetzungen
20 hei'vor, wo konform den Lehren im 2. Buche Mosis die Einweihung
des Tempels sowie die Einführung der Priester in ihre Würde
besprochen wird. Tatsächlich schließt sich diesem in einem der
folgenden Kapitel (Kap. XLV) die Belehrung über das Passahfest an.
Es ist hier also, wenn die zitierten Worte in Ezechiel XLIII, 1 ff.
25 auf einen äquinoktialen Sonnenaufgang Bezug haben, das Frühlings-
üquinoktium gemeint, das im I.Monate, im Monate Nisan, dem
n'^zNr; "lUnn, in welchem das Passah gefeiert wird, stattfindet.
Eine Frage, die noch der Erörterung harrt, ist die folgende:
wenn ri:z'C = sabattu mit r au; „fertig sein" zusammenhängt und
30 seiner Urbedeutung nach „Zyklus" oder „die volle Periode" be-
zeichnet (vgl. diesbezüglich auch Hehn, p. 98, Z. 19 v. u.), woher
kommt es, daß der 10. Tag des 7. Monates, der D'^-Esn DV als
"rnuJ n::',:: (vgl. Levit. XXIII, 32) gefeiert werden soll? Am
10. Tage des Moudmonats kann weder von einer neuen Phasen-
35 bildung des Mondes die Rede sein, noch ist eine Siebenerperiode
da zu Ende. Und dennoch soll dies ein ■praCJ rz'Ci sein?
Wir haben gesehen, daß das Wort r^'i = mhattu seiner
Urbedeutung nach „Zyklus" ist und der r2w"n üi^ = ümu sahattu
den Tag bezeichnet, an dem der Zyklus abgelaufen, zu Ende ist.
40 Ursprünglich war dies die Bezeichnung für den Vollmondstag, weil
an diesem der Mond seinen Kreislauf beendet hat. Später wurde
auch der Neumondstag, dann jeder Phasentag mit diesem Namen
l)elegt, bis man endlich, in der Entwickelung der Zeitrechnung
fortfahrend, von der Pliasenbildung des Mondes "anz abstrahierte
45 und die Siebenzahl als Basis einer Zeitperiode, der Woche, nahm,
dann wurde auch der letzte, also siebeute Tag dieser Zeitperiode
MaMer, Der Sahbat. 79
nSw3 genannt. Da galt aber bei den Babyloniern , von denen die
Israeliten diese Begriffe (wie die Grundlagen ihrer Zeitrechnung
überhaupt) übernommen haben, der ümu sabattu — wie dies auch
Hehn (p. 112, Z. 2 v. u.) ganz richtig bemerkte — als Tag der
.Versöhnuncf", und als solcher war er auch ein Um nuk libbi = 5
„Tasr der Ruhe des Herzens". Es war also auch der n3"ä Israels,
~ O T ~
insbesondere in nachexilischer Zeit, nicht nur ein Ruhetag, nicht
zu tun ein Gewerbe, sondern ein "»unp uT^ „heiliger Tag", der ganz
Gott geweiht sein sollte, an dem der Mensch, ein Ebenbild Gottes^),
durch seelisches Insichkehren sich Gott nähern sollte: Di.'^ih r^ü-i'p'. lo
^ T T T '7:
n2p73 Tnrr »iJiTpb Sli* ruft der Prophet Jesaia (Kap. LYIII, 13).
Hierzu bemerkt Hitzig-) in seinem Kommentar: „Diese Feier des
Sabbats an sich reicht aber nicht hin; sie muß auch mit Freuden
geschehen". Indem man das Gewerbe ruhen läßt und in sich kehrt,
um eingedenk seines Berufes als Mensch sich Gott zu nähern, 15
und nur Gott gefällige Werke verrichtet, sühnt man sich mit Jahve
aus und der Sabbattag ist dann ein Tag des 5:i' und auch ein ci"^
r!ni:u, gleichwie der Sabattu der Babylonier ein um nuh libbi
war. " Ist aber der Sabattu = nSD ein Tag der „Versöhnung",
dann ist der zum ü'^IS^n CV eingesetzte 10. Tag des 7. Monats 20
eo ipso ein •pns-j ra;^.
Indem aber der Sabbat Israels als Tag der Sühne und der
Reinigung der Versöhnung geweiht war, folgt noch keineswegs,
daß er ein trüber Trauertag war, der, wie Jastrow meint, erst von den
nachexilischen Priestern in einen Freudentag umgewandelt worden. 25
Denn auch der ciSDn QT', der ein ■j^nsa n2'>D war, war trotz
des Kasteiens kein trüber Trauertag. Im Talmud, Traktat Joma 70^
lesen wir:
•v^npri 1^3 mb'yrn Nitv r;-i-\y nr^rn i^arjiNb ir^in:' n^r; ::"-i"'t
„Einen Freudentag (p"^'^ = 3"il3 üt^ = ümu tabu) machte er seinen 30
Freunden, da er (der Hohepriester) in Frieden das Heiligtum verließ".
Und auch nur im Sinne eines m:: m"! = ümu tabu ist der
Sabbat Israels ein Freudentag, keineswegs aber im Sinne eines 2'"^
"n'roin. Nirgends in der Bibel finden wir bezüglich des Sabbat
einen Ausspruch ; mn"^ ■'leb nn':u5i , wie dies bei den andern Festen 35
(vgl. z. B. Deut. XVI, 11) der Fall ist. Auch ein ähnlicher Aus-
druck, wie: "^ann nn'J:"»Di (Deut. XVI, 14), wie wir ihn sonst be-
züglich der D'^:in genannten Festtage in der Bibel finden, kommt
in bezug auf n2*vD nirgends vor. Sabbat ist ein Freudentag als
"mrio m*' im Sinne eines ü,m nuh libbi, weil man zufolge des 10
Insichkehrens Herzensruhc und seelische Freude empfindet.
1) Vgl. Genesis I, 27 :
2) Der Prophet Jesaja. Heidelberg 1833.
80
Die Grundform des hebräischen Artikels.
Von
A. Uugnad.
In seinen „Sprachwissenschaftlichen Untersuchungen zum Semi-
tischen" (Leipzig 1907), S. 49^ verwirft -J. Barth die von mir
in der Orient. Litt.-Ztg. 1907, S. 210 ff. gegebene Erklärung des
hebräischen Artikels , den ich auf ein älteres *han zurückführte,
5 ein Element, das sich im babylonischen Demonstrativadjektiv annu
aus *han-niju wiederfindet. Diesem Protest hat sich auch Brockel-
mann (Grundriß S. 317^) angeschlossen. Barth erklärt meine
Behauptung — die Verkürzung des kä, das er und Brockelmann
als Grundform annehmen, zu ha -\- Dagesch bleibe unerklärt — für
10 „fälschlich", da ich das parallele T'rrMZ nicht beachte. Das Frage-
pronomen des Hebräischen ist auch mir nicht unbekannt; indes
sehe ich mich genötigt, aus dem von mir für den Artikel geltend
cremachten Grunde Barth 's Erklärung des nT"n73 aus *mä-zä als
ebenso falsch zurückzuweisen , wie seine Erklärung des Artikels
15 aus ha.
Auch habe ich niemals t^?3 aus niä entstanden erklärt , wozu
ich bisher auch keine Veranlassung hatte ; vielmehr leite ich nT"r!73
aus *man-zä ab; jede andere Erklärung^) widerspricht den hebrä-
ischen Lautgesetzen.
20 Die Ansetzung eines n im Fragepronomen bietet nun in der
Tat nichts derartig auffälliges, daß man, um es zu eliminieren, neue
Lautgesetze aufstellen muß. Wie Brockelmann (Grundriß S. 326 f.)
ebenfalls anerkennt , muß man als Hauptgrundformen vii und mä
ansetzen , die vielfach durch ein zugefügtes demonstratives n zu
25 min und man erweitert wurden. Durch Verkürzung der langen
Vokale in der nunmehr geschlossenen Silbe entstehen die Formen
min und man^ die sich noch zahlreich belegen lassen. Eine ur-
sprünglich schon beschränkte Bedeutung (so daß etwa mi nur
persönlich, mä nur unpersönlich war) läßt sich nicht feststellen, da
1) Ich bomorke , daß dio Erklärung der Verkürzung als durch schnellere
Aussprache o. ä. bewirkt, keine Erklärung ist. Dann müßte man erst sichere
Fülle naclnveison, in denen eine solche Verkürzung wirklich auf gedachten
Grund zurückgeführt werden muß.
Ungnad, Die Grundform des hebräischen Artikels. 81
sowohl füi- die Formen mit /, als auch für die mit a beide Be-
deutungen nachweisbar sind.
Ein n für das unpersönliche Fragepronomen besitzt auch das
Babylonische {minü) , Amharische (men)^ Äthiopische (ment). Daß
dieses mm in anderen Dialekten (z. Beisp. im Syrisch-Arabischen 5
und Ägyptisch- Arabischen) persönlich gebraucht wird, zeigt, daß
die Bedeutungsverschiedenheit des i- und a-Stammes etwas Sekun-
däres ist. Deswesfen ist es nicht wunderbar, wenn dem hebr. *mcm
in anderen Sprachen ein man in persönlicher Bedeutung gegenüber-
steht'). Ebensowenig wie man etwa bei '12 (Präp.) noch einen lo
zweiten Stamm ohne n ansetzen kann, weil das n meist nicht mehr
erscheint , kann man für tT': eine Form ohne n ansetzen , weil n
nicht mehr erkenntlich ist'-). Alle Formen, in denen TT! proklitisch
erscheint, erklären sich aber aufs beste, wenn man sie als ursprüng-
liches *man erklärt. i5
Daß man diese Erkläruno- bisher nicht beachtet hat. liegt wohl
zum Teil an der Schreibuncr des "70 mit In. Diese ist eigentlich
nur in Pausalformen berechtigt, drang aber auch in proklitische
Foi'men"^) ein, da sie eine bequeme und willkommene Möglichkeit
bot, dieses Fras:e-'J2 von anderen '3-Präformativen zu unterscheiden, io
Demnach bietet das Fragewort -i: nicht das gerinorste Hindei-nis,
den hebräischen Artikel aus *han herzuleiten , im Gegenteil : es
fällt die einzige Stütze für die Ableitung des Artikels aus ha. Der
Gleichklansf mit dem arabischen hä- in kädä u. a. ist also zufälliar
und darf bei der Erklärung der Form nicht täuschen. Unser han 25
ist selbstverständlich mit hd verwandt und dürfte ebenso auf dieses
zurückgehen, wie 77iar} auf mä, d. h. an hä ist zunächst das demon-
strative n getreten, worauf hän^) zu *han verkürzt wurde. Zwei
Formen für dasselbe Pronomen demonstrativum im Semitischen an-
zunehmen, bietet keine Schwierigkeiten: finden sich ja in denselben 30
Dialekten oft zwei Formen nebeneinander, wie Barth (S. 52) selbst
angibt. Auch arabisches al versieht ja die gleiche Funktion wie
hebräisches M, ohne daß beide identisch sind. Leitet man hebr. n
aus han ab, so erklären sich alle Formen aufs beste , während bei
einer Ableitung aus hä Schwierigkeiten nicht zu vermeiden sind. 35
Will man arab. hä mit hebr. n gleichsetzen, so muß man auf
die Aufstellung fester Lautgesetze im Hebräischen überhaupt ver-
zichten. Denn ein Grund, weshalb einerseits *kä-^amdra zu ~i7:i<"r;2^),
1) Doch vgl. syr. mdn(ü) , das man wohl kaum erst aus *mäd^nä abzu-
leiten braucht, ebensowenig wie hchi{d) aus häd^nd.
2) Trotzdem wäre es denkbar, daß die hebräischen Formen md und inci
bei trennendem Akzent auf md und m,i zurückgehen, wie Brockelmann an-
nimmt. Das Nebeneinanderbestehen zweier Formen bietet keine Schwierigkeit.
Indes könnten jene Formen auch auf Übertragung proklitischer Formen beruhen.
3) Vgl. aber auch DpTTp u. a. 4) Zu syr. hdn{a) vgl. oben Anm. 1.
5) Hier steht das proklitische kd im Inlaut. Im ursprünglich unbetonten
Auslaut bleibt (( erhalten: kdkd aus *kd-kd (wörtlich „entsprechend so").
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 6
82 Ungnad, Die Grundform des hebräischen Artikels.
andererseits aber *hä-^addmu zu ülUTi geworden sein sollte , ist
nicht zu erkennen. Wo im Hebräischen im Inlaut em Qames einem
ursemitischen ä entspricht, genügt es daher nicht zu erklären, daß
hier einmal ä durch Qames wiedergegeben sei , sondern man muß
5 sich bemühen , Gründe für die unregelmäßige Entsprechung zu
suchen. So dürfte die Beibehaltung von Qames in nib^ = syr.
J),f;\ auf Dissimilation beruhen : man wollte das unangenehme
*golüt vermeiden ^). In anderen Fällen liegt Ausgleichung ver-
schiedener Formen vor -) : so in Dp statt *qom nach qamtd für
10 *qämtä; yi (assyr. dajänu) statt *dajj6nu nach dem Stat. constr.
dajjan, der in geschlossener Silbe d zw. a verkürzte.
Jedoch ist es hier nicht unsere Aufgabe zu beweisen , daß
Abweichungen von den gewöhnlichen Lautcjesetzen im Hebräischen
einen bestimmten Grund haben müssen.
1) Vgl. Nblb für Huldl
2) Ähnliche Ausgleichungen sind auch im Indogermanischen häufig und
gelten in der Grammatik als anerkannte Faktoren; vgl. dor. ttcoc, Ttodog mit
lat. ^5(^5, 2^6^is, beide aus ^:)0S, iiedös.
83
Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan
im frühern Mittelalter.
Von
Ernst Leumauu.
Zweiter Teil.
Von der arischen Textsprache.
Abschnitt I. Einblick in die Literatur.
Im einleitenden Teil — Band 61 p. 648—658 — sind die Sprachen,
von denen zu handeln ist, klassifiziert und numeriert worden. Es 5
geziemt sich nun wohl, daß diese Kinder der Forschungr bestimmte
Namen bekommen, wenn auch vielleicht die crecrenwärticr zulässigfe
7 0000
Benennungsweise später einer andern wird weichen müssen. Ver-
suchsweise also heiße ich die Sprache II von jetzt an die arische,
die Sprache I die unarische. Im einen wie im andern Falle 10
würde es sich um eine indogermanische Sprache handeln; denn
wenn sich die erstgenannte schon früher als eine solche bezeichnen
ließ, so sollen vor kurzem Sieg und S i e g 1 i n g dazu gelangt sein,
auch die zweitgenannte ans Indogermanische anzuschließen, ohne
daß dabei aber eine nähere Verwandtschaft mit dem Arischen zu 15
Tage getreten wäre '). Die beiden Arten der früher fixierten
Sprache, bisher IIa und IIb geheißen, mögen in der Weise von-
einander unterschieden werden, daß ich die eine, die in Texten
begegnet (IIa), die Textsprache, die andere, die in Urkunden
erscheint (IIb), die Urkundensprache nenne. Es ist also das 20
Idiom IIa gemeint und zugleich diese Bezifferung verabschiedet,
wenn der Titel des hier beginnenden Teiles meiner Untersuchung
ankündigt, daß von der arischen Textsprache die Rede sein soll.
Der Ausdruck „arische Textsprache" bedarf aber noch einer
weitern Rechtfertigung. Wenn in den vorläufigen Bemerkungen, die 21
ich der fraglichen Sprache a. a. 0. widmen konnte, das Vorhandensein
indischer und persischer Lehnworte festgestellt und außerdem ein
Deklinationsparadigma, dessen Endungen gleichmäßig ans Indische
wie ans Iranische erinnerten, geboten wurde, so darf jetzt ausge-
1) Vgl. den letzten Absatz in F. W. K. Miiller's neuester Veröffentlichung:
Sitzungsberichte der Berliner Akademie 1907 p. 958 — 9C0.
C*
84 Leumann, über die einheimischen Sijrachen von Ostturkestan.
sprechen werden, daß ebensowenig wie die Lehuworte auch die
Originalworte des Idioms eine direkte Zugehörigkeit desselben sei
es zum iranischen, sei es zum indischen Zweig des indogermanischen
Sprachstammes zulassen. Vielmehr haben wir eine Sprache vor uns,
5 die kurzweg als a r i s c h zu bezeichnen ist ; das heißt sie stellt sich
auf arischem Grunde als eine unabhängige Erscheinung neben die
iranischen nnd indischen Idiome und erweitert gleichsam deren
zweistimmigen Chorus durch eine dritte Stimme von selbständiger
Führung.
10 Da diese Auffassung über diejenige hinausgeht, die im frühern
Aufsatz angedeutet wurde, so wird man fragen: welches sind die
Hülfsmittel, die sie ermöglicht haben?
Der Leser weiß bereits, daß die Deutung der drei bei Marc
Aurel Stein photographierten Samghätasütra - Blätter Fortschritte
15 erwarten ließ, weil zu den beiden chinesischen Übei-setzungen der
bezüglichen Abschnitte nachträglich die tibetische Übersetzung der-
selben hinzutrat. Indessen stellte sich heraus, daß diese weitere
Übersetzung so wenig wie die beiden andern auf die gleiche Text-
fassung zurückgehe, die dem Ostturkestanischen zugrunde liegt.
20 Mindestens traten allerseits gewisse DitFerenzen zu Tage, wobei auf
sich beruhen mag, wie viele davon auf die übersetzten Originale
und wie viele auf die Willkür der verschiedenen Übersetzer ent-
fallen mösren. Immerhin half das Tibetische an manchen Orten
aus, wo das Chinesische gänzlich versagt hatte.
25 "Weit wichtiger war es, daß sich im Oktober 1907 mein
Forschungsmaterial beträchtlich vergrößerte: von Rußland und
von England her wurden mir zahlreiche Fundstücke, über die
bisher keine Kunde in die Öffentlichkeit gedrungen ist, zur Unter-
suchung anvertraut; aus St. Petersburg sandte S alemann 21 ein-
30 schlägise Blätter der PetrofFski- Sammlung, aus Oxford Hör nie
einmal jene fünf Samghätasütra-Blätter der Stein'schen Sammlung,
von denen bisher die Rede gewesen ist, und sodann aus einer
Sammlung, die ich die Hörnle'sche nennen will, 12 ganz oder an-
nähernd ganz erhaltene Blätter sowie etwa 130 verschieden große
35 Stücke von Blättern aller Art.
j^icht bloß waren nun die fünf aus zwei verschiedenen Samghäta-
sütra-Handschriften stammenden Blätter, die, soweit sie Stein
photographiert hatte, den Anstoß zur gegenwärtigen Untersuchung
gegeben haben, zur Stelle; sondern es fanden sich in der Hörnle'schen
40 Sammlung — sofort durch die mehrfach wiederkehrenden ?famen
Sarvasüra und Samghätasütra kenntlich — fünf weitere
Samghätasütra-Blätter, die einer dritten Handschrift ange-
hören und die, was von besonderem Werte ist, im Gegensatz zu den
fünf erstgenannten, welche alle vereinzelt sind, eine zusammen-
45 hängende Reihe bilden.
Die Petersburger Sendung bot zunächst auf fünf Blättern einen
kurzen Text fast vollständig dar. Indem dieser zwei mehrzellige
Leumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturkeston, 85
Mantra's enthält, vermochte Dr. Wat auab e , da Mantra-Partien,
weil nicht übersetzbar, stets unverändert aus dem Sanskrit in die
verschiedenen Übertragungen, also ebensowohl ins Chinesische und
Tibetische wie ins Ostturkestanische, übergegangen sind^), zuerkennen,
daß die Jilänölka - dhärani vorliege, und er hat mir dann, da 5
auch diese Schrift, wie das Samghätasütra, im Sanskrit verloren ist,
die beiden chinesischen Übersetzungen derselben ebenso hülfsbereit
auf deutsch in die Feder diktiert wie schon zuvor die den ver-
schiedenen Samghätasütra-Blättex-n entsprechenden Abschnitte der
beiden chinesischen Samghätasütra-Übertragungen. Da indessen zu 10
Tage trat, daß bei der Jnänölka-dhärani, abgesehen von den Mantra's,
die chinesischen Übersetzer noch mehr als beim Samghäta-sütra
ihre eigrenen Wege gegangen sind, so ward ohne weiteres die Zurate-
ziehunCT auch der tibetischen Übersetzung erforderlich, deren Studium
mir im Verlauf während eines kurzen Aufenthalts in Paris durch 15
die Verwaltung der Bibliotheque Nationale ermöglicht wurde. —
Beigefüsft sei, daß mir nachträglich unter den Hörnle'schen Frasj-
menten zwei Blatthälften zu Gesichte kamen, die ebenfalls einer
Jnänölkadhärani-Handschrift angehören, und daß diese beiden Stücke,
obschon sie nur Stellen enthalten, die auch im Petersburger Exemplar 20
vorhanden sind, doch wegen gewisser Lesungen eine sorgfältige
Beachtung verdienen. Sogar noch eine dritte Blatthälfte der
Hörnle'schen Sammlung schien auf den gleichen Text zu führen,
indem sie Stücke aus dem zweiten Mantra aufwies. Allein der
Mantra ist da in einen abweichenden Zusammenhang eingebettet ; 25
es handelt sich also um eine andere Dhärani, die mit der Jnänölka-
dhärani deren zweiten Mantra gemeinsam hat. Welches diese andere
Dhärani sei, hat sich bisher noch nicht feststellen lassen.
Unter den Petersburger Blättern wurden mir noch wertvoller
als die fünf genannten fünfzehn andere, auf denen Sanskritpartien 30
abwechselten mit osttui-kestanischen. Da hier der linke Rand, der
für die Paginierung bestimmt ist, großenteils abgebröckelt war und
das rechte Ende der Zeilen sehr häufig fehlte, so bedurfte es zwar
längerer Anstrengungen, ehe sich überhaupt die Blattfolge einiger-
maßen sicherstellen ließ. Als ich dann aber ein Transcript, das 35
die gesamten Sanskritpartien in ihrer mutmaßlichen Reihenfolge
vereinigte, meinem gelehrten Berater aus Japan vorlegte, da war
dieser im Stande, darin die mittleren Teile der ihm aus dem
Chinesischen bekannten Adhy ar dha^a tikä Praj näp är ami tä
zu erkennen. Es ist dies wiederum ein im Sanskrit verschollener 10
Text, von dem nun aber weit mehr als die Hälfte auf Sanskrit
und, wie es zunächst schien, gleichzeitig auf Osttui'kestanisch ans
Licht trat. Was die ostturkestanischen Abschnitte anbelangt, so
1) Auch unsere europäischen Übersetzer nehmen natürlich Mantra-Partien
verhatim auf; man vorgleiche z. B. die Saddharniapunilarlka-Ubersetzungen von
Burnouf und Kern.
36 Leumann, Über die einheimischen Sjyrachen von Ostturkestan.
wollten sie indessen bei näherem Zusehen weder zu den je vorher-
gehenden noch zu den je folgenden Sanskritabschnitten stimmen.
Es konnte sich also nicht um eine stückweise dem Original folgende
oder vorangehende Übersetzung ins Ostturkestanische handeln. In
5 der Verlegenheit bat ich Dr. Watanabe, mir probeweise eine chinesische
Übersetzung der genannten Prajnäpäramitä — wir wählten diejenige
Bodhiruci's — ungekürzt auf deutsch zu diktieren. Und da fanden
sich denn fast genau an denselben Stellen, wo auf den Petersburger
Blättern ostturkestanische Abschnitte eingelegt sind, entsprechende
10 Einschübe, die jeweils eine Anpreisung des vorher beendigten
Abschnittes enthalten und mit variierendem Detail immer wieder in
der Hauptsache Folgendes besagen :
Als der Herr diesen dharmaparyäya gepredigt hatte, da
sagte er wieder zu Yajrapüni bodhisattva: o Vajrapäni, wenn
15 man diesen Prajnäpäramitä-dharmaparyäj'a hört und
im Gedächtnis behält, dann geht es einem gut.
Eine weitere chinesische Fassung wies an denselben Orten
ähnliche und außerdem an zahlreichen andern Orten entsprechende
Einlagen auf. Und schließlich ergab sich bei einer Gesamtvergleichung
20 aller vorhandenen Fassungen (diejenige des Kanjur habe ich erst
zuletzt, an den bereits erwähnten Pariser Tagen, studieren können)
folgende Sachlage :
Die einfachste und ofienbar ursprünglichste Fassung der
Adhyardhasatikä Prajiiäpäramitä enthält noch keine Anpreisungen
25 der geschilderten Art. Diese Anpreisungen stehen auch in
Widerspruch mit dem Titelwort adhyardhaiatikci „die andert-
halbhundert Gran then messende"^); denn sie ei'höhen — seien
ihrer nun viele oder wenige — den Umfang weit über
150 Granthen hinaus. Das Original der genannten Fassung
30 ist jetzt größtenteils zur Stelle in den Sanskritabschnitten
unserer Petersburger Blätter.
Alle chinesischen Übersetzer (Hiuenthsang um 660,
Bodhiruci um 700, Vajrabodhi um 730, Amoghavajra
um 750, Dänapäla um 1000) bieten Fassungen, die ent-
35 weder bloß gewissen oder der Reihe nach allen Abschnitten
Anpreisungen anhängen. Und zwar stimmen, was die
Zahl und die Stelle solcher Einschübe betriö't , Bodhiruci,
Amoghavajra und Dänapäla sehr nahe mit unserm aus Sanskrit
und Ostturkestanisch bestehenden Gemisch überein, während
40 dagegen Hiuenthsang und Vajrabodhi zusammen mit der
1) Bei Nanjio steht im gleichen Sinne überiiU ,ardhasatik ä". Auch
^lanu's Gesetzbuch sclieint an zwei Stellen (VIII 2G7 und 311) „ardhasata" für
,150" zu bieten. Korrekt ist in unserm Fall zweifellos adhyardha-, nicht
ardha-. Da im Kanjur die Sanskrittitel fast durchgängig irgendwie entstellt
bind, so wird man sich nicht wundern, wenn adhjiardlui- daselbst — mindestens
im Pariser Exemplar — als (idardha erscheint (Leon Feer p. 201 teilt bloß
die tibetische Umschreibung des Titels mit). — Eine wirkliche ardhasatikä Pr°
(also eine in 50 Granthen) liegt vor bei Feer p. 201 f. und bei Nanjio No. 879.
Leumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan. 87
tibetischen Übersetzung abseits stehen. Inhaltlich haben
die Einschübe sowohl in den einzelnen chinesischen Über-
setzungen wie im Tibetischen und im Ostturkestanischen je
ihr besonderes Gepräge. Die ostturkestanische Formulierung
zum Beispiel weicht dadurch von allen übrigen Formulierungen 5
ab. daß sie jede Anpreisung einrahmt durch zwei Sätze, denen
weder im Ciainesischen noch im Tibetischen etwas entspricht.
Daß diese umrahmenden Sätze von dem jeweils dazwischen-
stehenden Zusammenhang abzutrennen seien und nur dieser mit
den chinesischen und tibetischen Anpreisungsstellen verglichen 10
werden dürfe, wurde mir klar, als ich in einer guten Stunde
gewisse Worte jener Sätze als Ordinalzahlen erkannte^).
Zu erwähnen bleibt, daß in den verschiedenen Fassungen
der Adhyardhasatikä Prajnäpäramitä außer den geschilderten
Diiferenzen noch mehrere andere auftreten. Beispielsweise steht 15
im Sanskrit hinter jedem Abschnitt eine mystische Silbe, die
Hiuenthsang ignoriert, w'ährend die andern chinesischen Über-
setzer ebenso wie auch der tibetische daraus jedesmal einen
vollen Satz — die einen diesen, die andern jenen — gestalten,
welcher, wenn eine Anpreisung vorhanden ist, erst hinter dieser 20
angebracht wird (nur Amoghavajra fügt die letzten drei be-
züglichen Sätze zusammen gleich unmittelbar hinter dem voran-
gehenden entsprechenden Satze ein). Weiteres ist aus der um-
stehend folgenden Konkordanz zu entnehmen , zu deren Er-
möglichung ich die Abschnitte der einzelnen Fassungen — die 25
tibetische konnte hier nicht mehr berücksichtigt werden —
überall nach bestem Ermessen numeriert habe-).
Schließlich hat sich herausgestellt, daß von der Hörnle'schen
Sammlung her die besprochenen 15 Blätter zwei Ergänzungen
erhalten: es sind dies zwei ganz gleich gestaltete, also vermutlich 30
von unter sich benachbarten und denselben Schädigungen aus-
gesetzt gewesenen Blättern übriworebliebene Bruchstücke, die je etwa
den dritten Teil eines Blattes ausmachen und dabei die Blattanfänge
mitenthalten. Bloß weil eine durch die Samghätasütra-Blätter
gesicherte Silbenreihe vom letzten der 15 Petersburger Blätter auf 35
das eine Hörnle'sche Fragment hinüberleitet, konnte der Zusammen-
hang offenbar werden ; denn eine Sanskritstelle findet sich weder
auf jenem Petersburger Blatte noch auf den beiden Bruchstücken,
und die einzicf auf dem zweiten der beiden Fragmente erhaltene
Paginierung ist geeignet, auf einen Irrweg zu führen. 40
1) Diese Ordinalzahlen lauten (im Nominativ) :
padauysye ^der erste" ipühye „der fünfte* Itcahaulasamye „der vierzehnte"'
sye „der zweite" ksomye „der sechste" panijsüsamye „der fünfzehnte"
didye „der dritte" haudamye „der siebente" ksasamye „der sechszehnte",
tcüramye „der vierte" 1
2) Bei der ostturkestanischen Fassung sind die auf die Sanskrit-Abschnitte-
entfallenden Nummern in eckige Klammern gesetzt.
88 Leumanii, Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan.
Vergleichende Inhaltsangabe zu sieben Fassungen der
Adhyardhasatikä Praj näpäramitä.
Inhalt oder
Stichwort
Sanskrit-
Fassung
Ostturk.
Fassung
Bodhir.'s
Fassung
N. 18
Danap.'s
Fassung
N. 802
.so«
SS-:
Vajrab.'s
Fassung
N. 1033
Iliuentlis.'s
Fassung
N. Ij
Einleitung
Einleitung
[1]
1
1
1
1
1
fbodhisattva-pada
I
[2]
2
2
2 \
2
2
lAnpreisung; hüm
3
3 !
3
3
3
3
/"mahäbodhi
11
[4]
4
4
4
4
4
l Anpreisung; am
5
5
5
5
5
5
faprapaiicatä
lAnpreisung; hüm
III
[6]
G
6
6
6
6
7
7
7
7
7
7
/visuddhitä
IV
[8]
8
8
8
8
8
lAnpreisung; lirT
9
9
9
9
9
9
/däna
V
[10]
10
10
10
10
10
'Anpreisung; träin
11
11
(niudrä
VI
[11]
11
11
11
12
12
lAnpreisung; am
12
12
12
12
13
13
(sünya &c.
VII
[13]
13
13
13
, 14
14
(Anpreisung; airi
15
15
fpravesa
VIII
[14]
14
14
14
16
16
lAnpreisung; ram
17
17
fpüjä
IX
[15]
/15
15
15
' (18
18
lAnpreisung; aum
1
ll6
' ll9
19
Jkrodha
X
[16]
17
16
16
20
20
(Anpreisung; kah
21
21
fsarvadharmatä
i XI
' [17]
18
17
17
1 22
22
lAnpreisung; hrT
1
23
23
(Samantabhadra
1 XII
[18]
19
18
18
24
24
lAnpreisung; tri
25
25
bhyoxni,
}-
svämXIV häXV
/ananta «S:c.
XIII
[19]
20
19
20
' 26
26
(Anpreisung; bhyo
20
21
20
21
27
27
siddhi; sväin
XIV
[21]
22
21
22
, 28
28
5 Strophen; liä
XV
[22]
23
22 in Prosa
23
1 29
29 in Prosa
25 Mantra-liufe
3 Mantra-Kufo
23
30
30
Anpreisung
23
24
24
31
31
Gesamtanpreisung
24
25
25
24
i 32
32
(Schluß
Schluß
[25]
26
26
25
33
33
4 Strophen
26
Leumann, Über die einheimischen Sivachen von Ostturhestan. 39
Unter den weniger umfänglichen Textresten, die mir entcrecren-
traten, sei vor allem einer genannt, den die Hörnle'sche Sammlung
lieferte. Von einem 16 zeiligen Blatte bot sie die rechte Hälfte,
mit der sich nachträglich zwei kleine Stücke als Bestandteile der
linken Hälfte in Zusammenhang bringen ließen. Bereits das Format 5
der rechten Blatthälfte mit seinen 16 Zeilen hatte erkennen lassen,
daß die Spur eines weitschichtig angelegten Werkes vorliege (denn
im allsremeinen wählten die Schreiber das Format um so größer,
je größer der Text war), es konnte also nicht überraschen, als das
eine der beiden linken Blattstücke, indem es glücklicherweise die 1.0
Pa^inierung in Sicht brachte, dabei die hohe Zahl 611 aufwies.
Auf Grund einiger Sanskritworte ergab sich ferner als Inhalt der
Zeilen 6 — 16 des Blattes eine Erörterung über die sechs ersten
der 32 Merkmale Buddha's, wobei eine Reihenfolge vorausgesetzt
wird, die eher mit dei'jenigen des Dharmasamgraha als mit der 15
umgekehrt angeordneten der Mahävjutpatti übereinstimmt. Die
Veranlassung dafür, warum solche Erörterungen nicht selten in der
nordbuddhistischen Litei'atur angetroffen werden, liecrt in Folc^endem :
Jinisten wie Buddhisten schreiben auf Grund der gemeinindischen
Anschauung, daß ein großer Mann auch in seiner äußern Erscheinunsf 20
bedeutende Merkmale zeige, dem Stifter ihrer Religion eine gewisse
Summe von Merkmalen zu^). Nur die Buddhisten sind aber, ent-
sprechend ihrer Neigung, sich in Phantasien über die Vorgeburteu
ihres Stifters zu ergehen, darauf verfallen, seine Merkmale je als
Nachwirkungen besonderer Verdienste, die er sich in jenen Vor- 25
geburten erworben habe, aufzufassen. Natürlich stimmen bei dieser
moralischen Herleitung der Merkmale die verschiedenen Autoritäten
vielfach nicht miteinander überein. Indem nun unser Blatt bei
der Behandlung des zweiten Merkmals den Genitiv mürüpyataräim,
der vom erstuntersuchten Samgrhätasüti'a - Blatte aus mit skt. 30
matäintroli gleichgestellt werden kann, aufwies, zeigte es sich, daß
hier offenbar jenes Merkmal darauf zurückgeführt wurde, daß Buddha
in frühern Daseinsformen Vater und Mutter geehrt habe. Und
hiedurch wie noch durch ein paar weitere Indizien solcher Art
ward es möglich, unter mehreren Stellen ähnlichen Inhaltes, die 35
meinem freundlichen Helfer beim Nachforschen im Chinesischen
unter die Augen kamen, die vielleicht genau entsiJrechende zu be-
stimmen. Aber nicht nur das. Da es die B 0 d h i s a 1 1 v a b h ü m i
ist, auf die man geführt wurde, also ein Werk, dessen Sanskrit-
Original in einem Unicum von Cambridge vorliegt, so konnte auch 40
der dem Blatte möglicherweise zugrunde liegende Sanskrit-Zusammen-
hang zur Stelle geschaö't werden ; es ging dies umso leichter, weil
vor einigen Jahren Dr. Wogihara (worüber auf Band 58 dieser
1) Die jinistischen findet mau geschildert in Aupapätika-sütra § 16; von
den buddhistisclien, deren Zahl immer auf 32 angegeben wird, gibt es zahlreiche
Aufzählungen.
90 Leumann, über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan.
Zeitschrift p. 451 — 45-4 verwiesen sei) von dem genannten Unicum
ein Transkript in zwei Exemplaren angefertigt hat, deren eines an
Bendali und weiterhin an de la Vallee Poussin überging (vgl. hiezu
Museon N. S. vol. VI p. 39).
5 Wenn ich die drei in Rede stehenden Fragmente einstweilen
nur mit geringem Vertrauen der Bodhisattvabhümi zuweise, so hängt
dies an zwei Schwierigkeiten. Erstens bleibt noch zu untersuchen,
ob auch die Zeilen 1 — 5 mit dem Sanskrit in Einklang stehen;
zur Zeit bemerke ich noch keine Übereinstimmung, kann aber auch
10 die Möglichkeit einer solchen nicht unbedingt ablehnen. Zweitens
ist die Bodhisattvabhümi trotz ihres beträchtlichen Umfangs nicht
so gi'oß, um im Ostturkestanischen mehr als etwa 350 Blätter von
der gegebenen Art zu füllen. Diese zweite Schwierigkeit würde
aber für sich allein Niemanden beunruhigen müssen. Denn die
15 Bodhisattvabhümi, obschon selbständig vorkommend, bildet in Wahr-
heit einen Bestandteil des großen yogäcä.rabhümi-sästra, und
so mag man, wenn die von den 32 Merkmalen Buddba's handelnde
Stelle auf einem 611. Blatte beginnt, annehmen, daß die bezügliche
Handschrift zu einem Korpus gehört habe, das die Übersetzung
20 jenes umfassenderen Werkes enthielt. Von Asaiiga stammend, hatte
dasselbe einer bei Naniio verzeichneten Angabe zufolge im Oi'iginal
einen Umfang von 40000 Granthen (zu 32 Silben), und ziemlich
der gleiche Umfang ergibt sich für die ostturkestanische Über-
setzung, wenn man ihn von unserm Blatte aus, das in vollständigem
25 Zustande etwa 20 Granthen enthalten hat, berechnet unter Berück-
sichtigung dessen, daß im Chinesischen das dem ganzen Blatte ent-
sprechende Stück etwa den 2000 sten Teil des vollen Wei-kes aus-
macht. Zwar kann nun auch in einer das Yogäcärabhümi-sä,stra
umfassenden Kollektivhandschrift sowenig wie in einer die Bodhi-
30 sattvabhümi herausgreifenden Teilhandschrift, wenn auf ein Blatt
durchschnittlich 20 Granthen entfallen sollen, bei einer von Anfang
an fortlaufenden Paginierung das 611. Blatt von Buddha's Merk-
malen gehandelt haben; vielmehr würde erst etwa das 1000. Blatt
bis zu diesem Inhalt vorgerückt sein. Allein es ist ohne weiteres
35 klar, daß das handschriftliche Korpus, von dem wir reden, kaum
eine einmalige Paginierung bis zu Ende durchgeführt hätte, sondern,
wie das in Indien bei übergroßen Werken der Fall zu sein pflegte,
in einige Teile zerfallen wäi'e, die je eine besondere Blattzählung
gehabt haben würden. Eine solche Zerlegung zeigt sich auch bei
40 der chinesischen Übersetzung : z. B. verteilt die Tokio- Ausgabe das
Ganze auf fünf besonders paginierte Bände (XVIII 1 — 5). Und mit
der tibetischen Übersetzung wird es ähnlich bestellt sein. All diese
Zerlegungen in den Handschriften und Ausgaben waren auf eine
gewisse Willkür angewiesen, da die Gliederung des Textes selbst
45 nur nebenbei zum Maßstab genommen werden konnte : er besteht
nämlich aus fünf t;anz ungleichen Teilen, deren erster reichlich die
Hälfte ausmacht, während der dritte und vierte verschwindend klein
Leumann, Über die einheimischen Sprachen von OstlurJcestan. 91
sind.i) Am wahrscheinlichsten ist, daß im gedachten Korpus eine
Handschrift I von zirka 400 Blättern soweit reichte wie der erste
1) Obige Ausführungen ruhen großenteils auf einem Iudex zu den ge-
nannten fünf Tokio-Bänden, den mir Dr. Watanabe freundlichst diktiert hat.
Dieser Index dürfte zur weitern Verdeutlichung der Sachlage dem Leser nicht
unerwünscht sein, weshalb ich ihn hier folgen lasse. Man ersieht aus demselben, wie
Asaüga als großer Systematiker die ganze Dogmatik vom Gesichtspunkte der geist-
lichen Abgestuftheit aus behandelt. Er unterscheidet dabei 17 Stufen {bhümi's) vom
bloßen rijnäna an bis zu dem Zustand, wo kein harman-Yiest mehr vorhanden
ist. Nachdem er im ersten Teil seines Kompendiums der Reihe nach die
17 Stufen geschildert hat, bespricht er sie von Neuem in den folgenden Teilen
des Werkes, doch so, daß bloß im zweiten Teil noch deutlich die Reihenfolge
beibehalten wird. Von Buddha's Merkmalen ist insofern die Rede, als sie die
Nachwirkungen der Verdienste sind, die sich Buddha als Bodhisattva er-
worben hat; daher gehört die bezügliche Erörterung der Bodhisattva-bhümi an,
wo sie das letzte Kapitel des dritten yogasthäna bildet. Die in runden Klammern
stehenden Zahlen sagen, in wie viele Kapitel die jeweiligen Abschnitte zerfallen.
Erster Teil: mula-bhumi-varga
1. paficavijnänakäya-bhümi (1)
2. raano-bhümi (3)
3. savitarkavicära-bhümi"!
kevalavicära-bhümi > (7)
avitarkavicära-bhümi J
samähita-bhümi (3)
asamähita-bhümi (1)
. cittäcitta-bhümi (1)
srutamaya-bhümi (3)
11. cintämaya-bhümi (4)
12. bhävanämaya-bhümi (1)
13. Srävakabhümi
Erstes yogasthäna (3)
Zweites „ (4)
Drittes ^ (3)
Viertes „ (2)
14. pratyekabuddha-bhümi (1)
15. B odhisattvabhümi
4.
5.
6.
10.
- 5i
-16l
-43'
- P a
— o6e
—56^
—69^
-90fo
X
(■T3
-95
-23
-43
1. adhara-yogasthäna (18)
2. ädhäri\nudharma-yog° (4)
3. ädhäranisthä-yogasth^ (5)
1. ädhäränukrama-yogasth°(l)
16. sopadhisesa-bhümi (1)
17. nirupadhisesa-bhümi (1)
-96
h
-38,-
-48'\
-49'^
—49^
-50 i
Zweiter Teil: nairvedika-samgraha-varga
1. paucavijriänakäya-bhümi (7) —
2. savitark'ädi-bhümi (4) <
3. samähita-bhümi (2)
4. asamähita-bhümi (1)
5. citta-bhümi (1)
6. acitta-bhümi (1)
7. srutamaya-bhümi (1)
8. cintämaya-bhümi (2)
9. bhävanämaya-bhümi (1)
10. srävaka bhümi (5)
11. bodhisattva-bhümi (9)
12. söpadhisesa-Dirupadhis°-bh° (1)
Dritter Teil : vyäkhyä-saingraha-varga
ohne Einteilung — 8
Vierter Teil: parySya-samgraha-varga
82^5
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«»/o
07 a
^' d\
12
40;
Gl,
ohne Einteilung — 18
Fünfter Teil : vastu-samgraha-varga
1. sütra-vastu
1. caryä-saingraha (4) —
•2. sthäna-samgraha (4) —
3. pratltyädi-samgraha (4) —
4. bodhyaüga-samgraha (2) —
2. vinaya-vastu
1 säinänya (1)
2. visesa (1)
3. mätrkä-vastu (1)
19
a
'IS
a
17
Sil)
93^
— 99o
-101?
-103i\
2
o
92 Leumann, Über die miheimischen Sprachen von Ostturkestan.
Banä der Tokio-Ausgabe und daß dann eine Handschrift II von
zirka 640 Blättern den ersten Teil des Werkes zu Ende führte,
worauf alles Übrige folgen mochte in zwei weitern Handschriften
(III und IV) von zusammen ebenfalls etwa 1000 Blättern. Eine
5 zweite Möglichkeit würde darauf hinauslaufen, daß von den ver-
muteten Handschriften I — IV sozusagen bloß die Handschrift II
vorhanden gewesen wäre. Diese würde nämlich fast nichts weiter
enthalten haben als die beiden Hauptabschnitte aus dem ersten Teil
des Werkes: die Srävaka-bhümi und die Bodhisattva-bhümi.
10 Da nun der letztere Abschnitt im Sanskrit und im Chinesischen
isoliert vorkommt, so mögen ebensogut auch beide zusammen eine
Separathandschrift gebildet haben. Gleichviel, ob nun ein Korpus
von vier Handschriften, das die Übersetzung des ganzen Yogäcära-
bhümi-sästra enthielt, oder nur eine Einzelhandschrift, in der die
15 beiden Hauptabschnitte jenes Werkes übersetzt waren, vorhanden ge-
wesen ist, im einen wie im andern Fall könnte unser Blatt ein
Überbleibsel darstellen, das mit seiner Paginierung sich an passender
Stelle einfügen ließe.
Wiederum als die Spur eines größern Werkes erwiesen sich ein
20 Blatt 8 und ein Blatt 171 der Hörnle'schen Sammlung. Auf ersterm war
in sanskritisch klingenden Ausdrücken die Rede von Bergen und Meeren,
Göttern und Halbgöttern, schließlich vom Licchavi Ratnäkara.^) Ein
cfünsticrer Zufall hätte mich hier selber auf das Werk führen können,
obschon es im Sanskrit verloren ist. Denn eine vom Chinesischen
25 aus angefertigte Übertragung desselben ins Englische ist mir vor
mehreren Jahren oft durch die Hände gegangen; doch haftete zu
wenig davon im Gedächtnis, so daß wieder Dr. Watanabe der glück-
liche Finder wurde : es zeigte sich, daß die Blätter aus einer Hand-
schi'ift stammen, die das Vimalakirtinirdeöa-sütra enthalten hat.
1) Man liest z. B. gyasta nUga aysura ggaruda hinnara mahoratünu,
was deutlich die Wiedergabe von deca-nägäsura-garudn-kimnara-mahoragänüm
darstellt, weshalb bereits Dr. Konow, der im Sommer 1906 als Erster die
Hörnle'schen Materialien untersuchte, auf die Gleichung gyasta = deva geführt
wurde. Während Dr. Konow aber das Wort gyasta wie überhaupt unsere
Sprache — in Übereinstimmung mit Hör nie und Stein — ans Tibetische
anschließen zu müssen meinte, erinnerte Sieg an persisch yazata, und dieser
Gedanke, den man mir nach Erscheinen von Band 61 p. 657 7-i2 brieflich mitteilte,
wurde mir überzeugend , sobald ich im Verlauf der Untersuchungen erkannte,
daß g im Ostturkestanischen nicht als Media, sondern fast nur als Spiritus
1 e n i s aufzufassen sei. Sonach tritt an Stelle dessen, was ich in den angegebenen
Zeilen vermutungsweise zu äußern wagte, das, was inzwischen F. W. K. Müller
in der eingangs erwähnten Abhandlung p. 958-'' ausgesprochen hat: gyastänu
gyasta halysa heißt wörtlich ,der Götter Gott Buddha" und entspricht dem
uigurischon tüngri tängrisi /mr^an, in den ersten beiden Worten überdies dem
für das Sanskrit von der Mahävyutpatti verzeichneten Buddha-Epithet derätideva.
Ich füge Viei, daß aus zwei Petersburger Jriänölkadh.^raiü-Blättern noch ^v'Ts/fT-
vfira hinzukommt, das ohne Zweifel die Übersetzung von devajnitra darstellt;
■viira ist die postvokalisch entstandene Erweichung von 2^^'>'a, welches irgend-
wie ^wahrscheinlich als persisches Lehnwort) auf urarisch putra „Sohn"
zurückgeht.
Leumann, Über die einheimischen Sprachen von OstturTcestan. 93
Die Hörnle'sclie Sammlung bot ferner eine Gruppe von 7 und
eine von 3 Fi'agmenten, die alle ein nach cliinesisclier Weise doppelt-
gelegtes Papier feinsten Fabrikates aufwiesen. Indem sich zwei
der letztern Fragmente an zwei der erstem anfügen ließen , er-
gaben sich im ganzen acht in den Konturen mit einander ziemlich j
übereinstimmende Drittelblätter. Was Vorder- und Rückseite sei,
wurde klar durch die auf zwei Seiten sich verteilende Zahlenfolge
4 — 6 — 9. Und die vorhandenen Namen ^Marijusrl (geschrieben
Mal^ni^ayusri), Drdhamati, Subküti und Süramgama führten auf
die Vermutung, daß es sich um das Süramgamasamädhi-io
sütra, das im Sanskrit wieder verloren ist, handle. In der Tat
zeigte eine durch Dr. Watanabe's Entgegenkommen ermöglichte Kon-
sultierung der chinesischen und eine später in Paris vor-
genommene Vergleichung der tibetischen Übersetzung dieses
Textes, daß darin Stellen zu finden sind, die den acht Drittelblättern ij
entsprechen müssen, und somit ließen sich diese in die richtige
Reihenfolge bringen und nutzbar machen. Unter anderm ergab
sich, daß inahäkälscwä , was ich schon von Anfang an vermutet
hatte , = MaIiäKäsi/a2Jak sei und daß das Ostturkestanische den
männlichen Vokativ auch von Namen , die nicht auf a endigen, 20
stets auf a (bei 2-Stämmeu auf i/a^ bei /-Stämmen auf bloßes a)
ausgehen lasse, so daß es Ma\iii]nyusrya und Subhüta heißt, wozu
aus der Adhyardhasatikä Prajnäpäramitä noch der Vokativ Vajra-
päna „0 Vajrapäni" tritt.
Die soeben besprochenen Fragmente hatte ich mit geringer 25
Zuversicht zur Hand genommen. Dagegen hob ich aus den ver-
schiedenen Lagen der Hömle'schen Bestände 15 andere Blattstücke
voller Hoifnung heraus, weil sie im ganzen wohl etwa dreimal so
viel Inhalt zu bieten versprachen. Doch kam es hier zu einer
Enttäuschung. Daß die 15 Stücke irgendwie zusammengrehören 30
würden, zeigten Papier, Schrift und Zeilenabstand. Offenbar lagen
da Reste einer und derselben Handschrift vor; ja weil auf den
beiden kleinsten Stücken die Blattzahlen 424 und 425 zu lesen
waren , so durfte man annehmen , daß sich die ganzen Fragmente
7 Joe
ungefähr auf die Blätter 420 — 430 der vermuteten Handschrift 3.5
verteilen würden. Es gelang auch, sieben Stück zu zweit oder zu
dritt aneinanderzufügen und sowohl ihnen selbst wie den übrigen
o o
genau die Stelle anzuweisen , die sie innerhalb der vollen Blätter
eingenommen haben müssen. Zum Teil ergab sich selbst die Reihen-
folge dieser Blätter, indem nämlich neben ein paar isolierten Ziflern -lo
solche vorkamen, die sprungweise von 9 bis (4)7 führten. Ferner
zeigte sich, daß die Abschnitte, die dm-ch diese Zahlen abgegrenzt
werden, wechselnde Größe haben, also in Prosa abgefaßt sind. All
das wurde offenbar; aber weil der stereotype Anfang der Abschnitte
— er lautet mit geringen Abweichungen : tta pätcu vä balysü -»5
navüysai perä §sau hirä bus^te — sowie das Übrige nur ganz im
allgemeinen erkennen ließ, daß vom Bodhisattva gehandelt werde,
94 Leumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturkeatan.
so konnte ich für Dr. Watanabe keine Angaben zusammenstellen,
die geeignet gewesen wären, ihn auf die Spur des zugrunde liegenden
Textes zu führen. Ich kam daher gleichsam nicht über die bloße
Durchpflügung des Grundes hinaus und muß abwarten , ob dem
5 Boden mit der Zeit durch geeignete Kenntnisse, die wie Sämei-eien
wirken würden, ein Fruchtertrag sich werde abringen lassen.
Auch von einigen weitern Stücken, deren Identifizierung vor-
läufig nicht hat gelingen wollen, mag noch gesprochen werden.
Da mühte ich mich z. B. , ohne einen genügenden Erfolg zu
10 erzielen, an zwei Hörnle'schen Blättern, deren jedes links ungefähr
den dritten Teil eingebüßt hat und die beide im Vei'ein mit zwei
kleinen Blattstreifen ,- welche sich zusammenfügen lassen , zu einer
großen Handschrift gehört haben dürften, die einen dogmatischen In-
halt hatte. Das eine Blatt handelt von den vier o^^ramäna-Tugenden,
15 indem es sie mit sanskritischen Lehnworten benennt'). Auf dem
andern Blatte ist viermal die Rede von der slla-päramitä und je
zweimal vom srävaka-yäna und vom i:)ratyelcahuddlia-yäna'^).
Auf Poetisches führte ein 17. Blatt der Hörnle'schen Sammlung:
da waren annähernd zehn vierzeilige Strophen zu lesen, und indem
20 deren Numerierung von 61 bis 70 reichte, wurde wahrscheinlich,
daß es sich in Wahrheit um die Strophen 161 — 170 (genauer um
161'' — 171*) handle, indem durchschnittlich je zehn Strophen ein
Blatt beansprucht haben würden. Das Zeichen für 100 wäre einem
oft zu beobachtenden Brauche gemäß weggelassen, was um so eher
25 anzunehmen ist, als das Blatt auch die sonstige Numerierung der
Strophen mehrfach abkürzt (vorhanden sind nämlich bloß die Zahlen
61, 2, — , — , — , ^%, 7, 68, — , 70). Da im übrigen zahlreiche
Lehnworte aus dem Sanskrit den Inhalt genügend festlegen —
z. B. besagen die ersten drei Zeilen von Strophe (1)66 :
30 die ganze Welt ist bloß Vorstellung,
alle Buddha's sind bloß Vorstellung,
alle (Buddha-)Gebiete sind bloß Vorstellung — ,
so darf erwartet werden, daß die Dichtung, der die zehn Strophen
angehören, mit der Zeit sich im Chinesischen oder Tibetischen
35 ei-mitteln lassen werde. Sie steht, wie schon die gegebene Probe
1) Diese Lehnworte lauten maitra haruna muditta uviksa. Dabei wird
unter dem letzten Ausdruck, der neunmal wiederkehrt, stets von einer kursiv-
schreibenden Hand in puristischem Sinne die Silbe ^)e angebracht; denn im
korrekten Sanskrit heißt es bekanntlich, wie z. B. aus Mahävyutpatti G9 zu
ersehen ist, maitrl harunä muditä upeliffU.
2) Auch diese Ausdrücke sind mehr oder weniger dialektisch entstellt.
Im Sinne eines noch zu bestimmenden Kasus von ])äramitä liest mau
pärämetä, im Sinne eines andern ^;f7r(7TOa?/rtM.
Für ärävuka steht sävaga , beidemal von der Kursivhand durch untei"-
geschriebene Silben in srävaka verbessert.
Statt pr(dyckabiiddha endlich heißt es 2^''ftciga-sambu(ldha und ^J'"«-
cl iia-sambuddha , wozu auf andern Fragmenten noch die Form piracya-sain-
huddha kommt.
Leumann, Über die einJieimi'scJien Sprachen von Ostturhestan. 95
zeigt, entschieden auf dem Mahäyäna- Standpunkt und muß mindestens
stellenweise, wenn nicht durchcränsrig, dogmatischen Charakter haben.
Ihr Umfang kann, dem Format, des vorhandenen Blattes nach zu
urteilen, nicht sehr oroß sein. Vom Metrum sei noch gesagt, daß
die Zeilen im allgemeinen 8 — 10 Silben haben, deren Rhythmus etwa 5
folgender ist: ^^^ ^ _^ _ :^i^ _ ^
Das gleiche Metrum begegnet bei Hörnle auf einem 50sten
Blatte. Hier reicht die wiedei'um zuweilen aussetzende Strophen-
zählung von einer unbestimmten Dekade bis zu der um 6 höhern
Zahl, und wenn man für die fehlende Dekadenziffer den Ausdruck lo
X wählt , so ergibt sich für die vorhandenen Strophenzeilen die
Bezeichnung ccO'^ — cc/". Was den in diesen Zeilen gebotenen
Inhalt betrifft , so vermag ich einstweilen nur zu sagen , daß ein
paar Zeiträume, die sich nach der Woche bemessen, zur Er-
wähnung gelangen. Nachdem nämlich in andern Fragmenten außer i.5
den oben p. 87^ aufgeführten Ordinalzahlen einige höhere Kardinal-
zahlen, welche zeigen, daß das Ostturkestanische beim Zählen von
21 an zwischen Einern und Zehnern das AVörtchen .über" einfügt,
ei'kannt waren , wurden hier vier aufeinander folgende Zeilen
(x5'' — x6*) wie folgt übersetzbar: 20
0 yi hauda hadä drjsäre
0 vätcu süvarebästä hadä
0 pusparedärsä hadä
und Tage neunübervierzig^)
Das genannte Metrum zeigt sich fei'ner auf einem vierten 25
Blatte der Petersburger Sammlung. Zwar ist es hier weniq-
kenntlich gemacht, so daß sich nur sagen läßt, daß anscheinend
außer zwei halben Strophenzeilen 08 vollständige vorliegen, denen,
weil hinter der 30 sten die Zahl 2 steht, die Numerierung 25'= — 34"^
und welche sieben Tage
und weiter einsüberzwanzig Tage
und fünfüberdreißig Tage
1) Natürlich ist p^''^ (nach Vokalen vare) „über" gleich dem sans-
kritischen 2^((''^''-^ ) das aber im obigen Sinne bloß in den Worten ^9ft?'a/i-^aff?
,über hundert" und 2Mra]i-sahasrd „über tausend" üblich geworden ist, denen
sich in einer Satapathabrähmana-Stelle noch einige Augeublicksbildungen an-
reihen {paro-vimäd „über zwanzig", para&'-catvöriinsä „über vierzig", para/i-
sastd „über sechzig" und 2)aro-'ii'äd „über achtzig"). All diese Sanskrit-
Komposita werden indessen als adjektivische Pliirale gebraucht. Enger
berührt sich mit der ostturkestanischen Zählweise die Kgveda-Stelle trimiäti
trdijdfs pardh „zu dreißig drei drüber" = 33. Im Ferneren gehören aus dem
Sanslirit wohl auch die Spiolerausdrücke aksa-pard, dväpara, eka-pari usw.,
die Lüders in seiner Abhandlung über „das Würfelspiel im alten Indien"
p. 64 & 37 beleuchtet hat, in unsern Zusammenhang; denn die Adverbien auf
-pari mögen in der dialektisch-geförbten Umgangssprache, aus der sie vermutlich
stammen , in Wahrheit die Endung -jiarv gehabt haben , welche von den
Grammatikern irrtümlich für -2)ari , das keinen geeigneten Sinn gibt, statt für
■ -j)aras gehalten worden wäre. Im Awesta erscheint das ostturkestanische j)are
als j>ar9 und ^)«>v7, und den genannten Zahlausdrücken ist da bloß der Kom-
parativ parö-ar9jastara „überwertiger" = „kostbarer" zu vergleichen. Wie
oben 2'>«'>'ds so wird im Slavischeu bei den Zahlen 11 — 19 das Wörtchen na
„auf" eingefügt.
96 Leuniann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturhestan.
zukommen dürfte. Die Dichtung müßte dann auf der Rückseite
des ersten Blattes begonnen haben. Sollte die erwähnte Ziffer 2
keine Strophenzahl sein, so gilt — geringe Abweichungen vor-
behalten — entweder die vorhin erschlossene Numerierung oder
ä aber, falls nämlich vom ersten Blatte auch die Vorderseite be-
schrieben war, eine Xumerierung, die um 5 höher ist (30° — 39*^).
Über den Inhalt sei gesagt, daß zahlreiche oft bis fast zur Un-
kenntlichkeit entstellte Namen aus der Umgebung Buddha's er-
scheinen : zum Beispiel verbergen sich in den Silben urbilyahäsa-
10 vigajakässavinamdahässavu die Namen JJruhilväKüsyapa, Gayä-
Käsyapa und NadiKäsyapa ^). In der Hauptsache handelt es sich
um kurze Andeutungen auf Vorkommnisse in Buddha's Leben ;
und zwar scheinen die Andeutungen nicht in erzählender, sondern
in hymnischer Form gehalten zu sein.
15 Ein kürzeres Metrum als das geschilderte begegnet zufällig
auf der Rückseite eines Petersburger Blattes der Adhyardhasatikä
Prajnäpäramitä. Man findet da in kleiner Schrift den Anfang einer
Dichtung, die wohl bei genauerem Studium zu bestimmen sein wird.
Einstweilen sei bemerkt, daß die bewußte Seite, als das Blatt noch
20 ganz war, nicht weniger als 32 Strophen faßte und daß die ersten
beiden dieser Strophen einen Namaskära bilden, in welchem außer
Säkyamunä (Säkyamuni) zweimal ein Vispasarmä (Visvasarman)
ofenannt wird. Das Metrum besteht aus zwei Hälften, von denen
im allgemeinen jede 6 -(- 7 Silben zählt. Das Schema einer Hälfte
25 ist ungefähr folgendes:
[Zwischenhinein erwähne ich , daß das frühere und das vor-
stehende Metrum auch auf zwei Blättern erscheinen, die im Februar
1908 von Jerusalem aus durch einen Russen unserer Straßburger
30 Universitäts- und Landes-Bibliothek zum Kauf angeboten wurden.
Beide Metren sind da derart in vier Kolumnen geschrieben , daß
in jede je ungefähr die entsprechenden Strophen-Viertel zu stehen
kommen. Am Schluß der vierten Kolumne, die also lauter vierte
Viertel enthält, ist dann noch in den Zeilen, wo der Platz gereicht
35 hat , die Strophen ziffer angebracht. Auf das eine Blatt entfallen
12 Strophen der längern, auf das andere 12 der kürzern Art. An
Namen begegnen Anandi (= Änandah) und Jamhuüvä (= Jam-
büdvipah), an Lehnworten aus dem Sanskrit z. B. Idaisa, cahkra-
vartti, väcätträ, ssäsanä.]
40 Auf mehreren Hörnle'schen Stücken , die unter sich nicht
zusammengehören, wird das Ende jeder Zeile, wenn es erhalten
ist und den nötigen Raum freiläßt, durch eine Ziffer gebildet. Da
vielfach zugleich Andeutungen gegeben sind , daß die fraglichen
1) Im Namen GoyäKäsyapa bietet, wie ich vou Heinrich Kern erfahre, sogar
auch das ostturkestanische Sanskrit, nämlich so wie man es aus der in Ostturkestnn
aufgetaucliten Sanskritversion des Saddharmapumlarlka kennt, Gajti- für Gayä-,
Leumann, Über die einlieimischen Sprachen von Ostturhestan. 97
Zeilen — die nach links hin immer bald abbrechen — in mindestens
zwei Kolumnen geschrieben waren, so mögen hier ursprünsrlich oft
Strophen vorgelegen haben, die ' genau wie auf den beiden soeben
in Parenthese besprochenen Blättern je eine vierkolumnige Zeile
gefüllt haben würden. Andererseits dürften die in der geschilderten 5
Weise auf Ziflern ausgehenden Zeileni-eihen zuweilen bloße Listen
darstellen. Und von einem Fragment der letztern Art, das unter
Beifügung von Ziffern, ohne dabei ein metrisches Gefüge zu verraten,
zahlreiche Büchertitel aufführt, muß nun zum Schluß noch aus-
führlich die Rede sein. Zunächst sei von dem Fragment links ein 10
Transkript und rechts eine europäische Fassung vorgelegt.
sumattidhärikaprccha 1 I 61. Sumatidärikä-[pari]prcchä
s tiry aggarbhä ttrss atiy a 2 I 62. Süryagarbhah, Trisatikä.
canäaksaya ,^3, täpr cha 3
, . gganaggarnjavirnalaklrttanirdesä
. älistambhäavaivar e
63 canah, Aksayamati-[pari]pi;cchä.
64. Gaganaganjä, Vimalakirti-nirdesal.i.
65. Sälistambali, Avaivartacakrah.
66. Eatnadärikä-fparij'prcchä.
67. & Susthitamati-[parilprcchä.
ttatvidarsanäsüträ , 8 68. Tattvadarsana-sütrain.
svarnottamaprcha , 9 69. Suvarn[aprabhSs]ottama-[pari]prcchä.
rämär adambharaprcha 70 '• 70 rah, Märadambara-[pari]prcchä.
ratnadha..k.prcha 6
ususthätamataprcha 7
Die Liste bietet, wie man sieht, tatsächlich nur eine einzicre
Kolumne ; allein es wird sich zeigen , daß ursprünglich noch
mindestens eine solche vorangegangen sein muß. Jede Ziffer würde
dai-nach nicht bloß für einen oder zwei Titel, sondern je für eine 15
Titel-Serie die Nummer abgegeben haben, und uns lägen auf dem
Fragment immer nur die letzten Glieder der Titel -Serien vor.
Nehmen wir an, daß in jeder Zeile durchschnittlich vier Titel ver-
loren sind, so mögen wir die vorhandenen mit e oder, wo es ihrer
zwei sind , mit e und f, also z, B. den Titel der ersten Zeile mit 20
61^, die beiden Titel der zweiten Zeile mit 62^ und 62^ bezeichnen.
Um Verszahlen könnte es sich bei der Numerierung nur handeln,
wenn etwa unser Fragment aus der versifiziei'ten Fassung eines
MahSvyutpatti-artigen Werkes stammen sollte; denn bekanntlich
böte die Mahävyutpatti, wenn metrisch redigiert, eine ganze Reihe 25
von Strolchen, die mit Büchertiteln angefüllt wären.
Doch, wie es nun auch stehen möge mit Umfang und Anlaare
des Bücherverzeichnisses, aus dem uns das Fragment einen dürftisren
Ausschnitt liefert, jedenfalls wird das Verzeichnis gerade die Texte
genannt haben, auf die in der Hauptsache unsere ostturkestanischen 30
Literaturreste zurückgehen müssen. Vorläufig hat sich, wie oben p. 92 29
gesagt wui'de , Einiges aus dem Werke No. 64*' nachweisen lassen.
Unter der als No. 64® erscheinenden Gaganaganjä ist offenbar die
auf tibetisch vorhandene G a g a n a g a n j a - p a r i p r c c h ä , die mit
dem imSiksäsamuccaya mehrfach zitierten Gaganaganja-sütra identisch 35
sein wird , zu verstehen. Sowohl aus China wie aus Tibet kennt
man abgesehen von 64'' die Nummern 61% 62 % 63 ^ 65 ^^ 67«;
doch ist Folgendes zu bemerken :
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 7
98 Leu'inann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan.
Gl". Die Sumatidärikä-paripvcchä ist nicht zu verwechseln mit dem
im chinesischen Kanon vorhandenen Sumatidärikä'vadäna, das
eine Bearbeitung des Sumäsradhä'vadäna darstellt und daher
von Dr. Tokiwai in seinen als Straßburger Dissertation er-
5 schienenen „Studien zum Sumägadhävadäna" mitübersetzt
worden ist^).
62®. Bei Leon Feer begegnen zwei Süryagarbha-Texte , einer als
Vaipulya-sütra und einer als Prajnäpäramitä. Da nun 62^
offenbar eine Prajnäpäramitä ist — - Näheres darüber im Ver-
10 lauf — , so dürfte man nach dem Sprüchwort „Sage mir mit
wem du gehst und ich will dir sagen wer du bist" 62® für
1) Zur bibliograpliischen Orientierung über das in der genannten Arbeit
verwertete Material chinesischer Herkunft teilt mir Dr. Watanabe Folgendes mit.
Das Sumägadhävadäna erscheint auf chinesisch in historischer Folge
erstens als Sumatidärikä'vadäna, wobei statt des Namens ^Sumägadhä" —
offenbar in Anlehnung an die Sumatidärikä-pariprcchä — der Name
^Sumati" eingesetzt ist, den indessen Dr. Tokiwai's Übersetzung (p.
.52 — G3) zugunsten des Originalnamens ^Sumägadhä" fallen läßt. Bei
Nanjio wird die Version in Kolumne 389 7 erwähnt, ohne daß aber die
vermerkte Nummer ,615" wirklich den Text enthielte; denn in der
von Nanjio katalogisierten Ausgabe des Kanons hat mau für G15 einen
Auszug aus der zweitfolgenden Version untergeschoben. Den richtigen
Text kennt man aus andern Ausgaben des Kanons ; in der Tokio-
Ausgabe findet er sich auf fol. 12 » — 13^ von Band XII 4.
zweitens als Sumägadhävadäna := Nanjio No. GIG, Tokiwai p. 40 — 52. Nanjio
und Tokiwai umschreiben hier die Silben sän-mo-kie des chinesischen
Titels irrtümlich mit ^Sumati"; da kie in den altern Übersetzungen
nicht selten dem ga von ^Magadha" entspricht, so ist vielmehr ,Sumä-
gadhä" gemeint,
drittens als Sumatidärikä'vadäna = Nanjio No. 543 30. Auch bei der Wieder-
gabe dieser Version ersetzt Tokiw^ai (p. 17 — 40) den im chinesischen
Test vorhandenen Namen Sumati stets durch ^Sumägadhä".
viertens als Sumägadhävadäna = Nanjio No. 937. Diese Version hat Tokiwai
nicht übersetzt, weil sie mit dem erhaltenen Sanskrittext ziemlich
genau übereinstimmt. Die Heldin heißt hier ,das gute giftlose
Mädchen", indem oflenbar ^Sumägadhä" als su-m-agadä gedeutet
worden ist.
Von der bei Dr. Tokiwai p. 13 erwähnteii Yüye-Erzählung gibt es vier
Versionen: alle (Nanjio Nos. G40 — G42 samt der vierten) stehen beisammen
in der Tokio-Ausgabe des Kanons Band XII 4 fol. 34^ — 38^. Es darf
diese Yüye-Erzählung kaum als der Sumägadhä-Erzählung ähnlich be-
zeichnet werden; sie stammt aus dem Eköttar'ägama (erscheint nämlich
bei Nanjio auch innerhalb No. 543. V2) und stimmt überein mit der Sujätä-
Erzählung der Päli-Litoratur (Anguttara-nikäya Part. IV p. 91 — 94). So
ist Yüye als ein mangelhaftes Transkript für Sujätä aufzufassen.
Zu pag. 14 2-4 der in Hede stehenden Arbeit trage ich schließlich von
mir aus nach , daß im Tibetischen das Sumägadhävadäna unter diesem Titel
zwar tatsächlich vorkommt, aber überdies, wie aus Schiefiiers Täränütha-Uber-
setzung hervorgeht, auch Käncanamälä'vadäna geheißen, also nebenbei
nach dem Namen, den Sumägadhä im frühern Dasein führte, betitelt wurde.
Wie beliebt der Stofl' war, zeigt außer den verscliiodonen Fassungen und Titeln
der Umstand, daß CJrünwedel in den Plafond-Malereion der Höhlen von Kyzyl
vielfache Darstellungen desselben angetroffen hat (Deutsche Literaturzeitung 1908
col. 590).
Jjeumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturhestan. 99
den zweiten der genannten beiden Texte zu halten o-eneict
sein. Freilich kann mir Dr. Watanabe diesen zweiten im
Chinesischen nicht nachweisen , während dasresfen der erste
daselbst, wie eine Konfrontierung von Nanjio mit "Wassiljew
zeigt, genau wie im Tibetischen als Teil des Mahäsaranipäta- 5
sütra, das im Tibetischen Mahäsamaja-sütra heißt, vorkommt.
63^. Sowohl bei Leon Feer wie bei Nanjio begegnet eine Aksaya-
mati-pariprcchä, überdies bei ersterem ein Aksayamati-nirdesa
und bei letzterem ein Aksaramati-nirdesa. Der Siksäsamuccaya
zitiert 21 mal ein Aksajamati-sütra und einmal ein mahäyäna- lo
sütra namens Aksayamati-nirdesa. Nach Dr. Watanabe sind
zwei Werke anzusetzen: der Aksayamati-nirdesa, welcher
bei Nanjio außer in den Nummern 74 und 77 auch innerhalb
des vorhingenannten Mahäsarnnipäta-sütra vorliege , und die
Aksayamati-pariprcchä, welche viel kürzer sei und i5
auch inhaltlich ziemlich abweiche: das erstere Werk beschlao-e
als Teil des Mahäsarnnipäta-sütra in Band III 2 der Tokio-
Ausgabe des buddhistischen Kanons die Blätter fol. 47^^ — 70^
und enthalte die 22 Siksäsamuccaya-Zitate an folgenden Stellen :
Tokio-Ausg.
Band III 2
fol.
Siksäsamuccaya
Kapitel , Bendall's Ausg.
Tokio-Ausg.
Band III 2
fol.
Siksäsamuccaya
Kapitel | Bendall's Ausg.
OU 18—20 -
= XYIp. 285 7-11
652—20 ^^
XVI p. 291 8
51^5-18 =
= « p. 28513—2865
653-8 =
Xp. 191 4-1925
51 13—18 ""
= XV p. 271 4-8
6610-13 =
Ip. 21 23—224
5 4 16-18 =
= VII p. 158 7-9
6613 ==
IIp.34i7
56i4— 5/3 =
= Xp. 1904-191 3
66 16 =
XIII p. 233^-8
58 14— 16 =
= ' Ip.33i.'?-iö
66 11-13 =
« p. 236 1-4
60 18 f. =
= XIIp. 21212-14
67|_6 =
« p. 236G-ii
60L-60^
= XVI p. 287 6-10
67?3-15 =
Vp. 117l3-lG
60h-611 =
= IX p. 1834-1844
678-12 = XVIII p. 316 14-317 12
61^6 =
= VIII p. 167 1
683% =
VTp.ll93-.s
61 17-19 =
= I p. 11 8-10
69^9 =
XVI p. 2784-13
Liest man vorstehende Zitatenfolge in Verbindung mit dem. 20
was Wassiljew in seinem „Buddhismus" (p. 171 f., deutsch
p. 186 f) mitteilt, so ist man über den Inhalt des Aksayamati-
nirdesa ziemlich orientiert und vermag sich von da aus auch
über die Aksayamati-pariprcchä einigermaßen eine Vorstellung
zu bilden. ü5
65*. Das Sälistamba-sütra, bei Nanjio irrtümlich Sälisambhava-sütra
genannt, ist in Ostturkestan teilweise auf tibetisch zutage ge-
treten (vgl. Stein's „Ancient Khotan" I p. 549 — 556). Vom
Sanskritoriginal kennt man zahlreiche Stellen, vor allem die
100 Leumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan.
langen ^Jra^^<^/«5a/nM^f/>ac7a-Ausfühl•ungen, die der Siksasamucca-
ya aus dem Werke aushebt.
Fase.
la
lb_4
5 f.
7
8—11
12
13
14—18
"i
20^
21<
22
23
24-
31
32|
33
I.
II,
1) [Zu p, 101 9]. Auch den hier genannten Index glaube ich vorlegen
zu sollen. Er registriert einfach die Bestandteile der Tokio-Ausgabe, welche
alles vereinigt, vr&s in frühem Ausgaben dem Sammelwerke zugeteilt Wurde.
Ohne Gesamttitel
1. Mälä, = I^anjio No. 79 Anfang
DhäranTsvararäja-bodhisattva
Ratnadärikfi, = Nanjio No. 80
Auimisa-bodhisattva
Sägaramati, = Nanjio No. 976
Müka-bodhisattva,:^ Nanjio No. 81
Avyäkhyeya-bodhisattva
8. Akäsagarbha-bodliisattva
Ratnadhvaja, = Nanjio No,
1. Mära-duhkha
Pürva
Märadämara oder
Samädhy-rddhi-päda
Laksana
Dhärani
Raksana
Vyäkarana
Karunä
Dharma-raksana
Caturmahädevaräja-dharmaraksaiia
Atavaka[P«Zj Älavaka]-yaksa
Nivartana
2.
3.
4,
5.
6.
84
'd a m b a r a
9.
10.
11.
12.
13.
in. Gagana-netra
1. Srävaka
2. Loka-netra
3. Maitreya-bodhisattva
4. Catur-apramäna, vgl. oben p. 94 itf.
5. Vimala-netra
6. Ärya-netra
7. Pratyekabuddha-yäna
8. Äryävighnajnäna
9. Dharma-raksana
10. Mahäsaninipäta-nivartana
11. Katnacüfla-bodhisattva
12. Aksayamati, = Nanjio Nos. 74 & 77
IV. Süryagarbha, Erste Fassung
1. Dharma-raksana
2. Caturdigbodhisattva-sainnipäta
3. Visesecchä-vyäkhyä
4. Visesa
Faso.
V. Süryagarbha, Zweite Fassung
34
1.
Saddharma-raksana
35 f.
2.
Dhärani
37
3.
Bodhisattva-düta
38
4.
Samädhi oder Dhyäua
39
5.
Päpa-karman
"{
6.
Dhäraiia
7.
Buddharddhiprädurbhäva
41 f.
8.
Naksatra
J
9.
Düta-presaTia
10.
Buddhänusmrti-samädhi
11.
Sumeruküt'ärohana
44
12.
Trisarana-näga-raksana
45
13.
Caitya-raksana
50.
4G
49|
5ia
51b
1.
2.
3.
4.
5.
C.
53b
52<
53 a
54
55
50l
58
59 f
VI. Candragarbha
Candradhvaja-mantra
Mära's Ankunft bei Buddha
Der Asura's Ankunft bei B.
Pürva-vastu
Paramärtha
Mära-sraddhäprlti-präpana
7. Sarvayaksa-samuipäta
8. Sarvayaksa-sraddhä-präpana
9. Sarvadevaräja-raksana
10. SarvaMära-sraddhä-präpana
11. Dhrtarästra-raksana
12. ViriTpäksa-raksana
13. Virüdliaka-raksana
14. Vaisravana-raksana
15. Mantra-cakra-raksana
16. K.?änti
17. Jambüdvipa-vibhäga
18. Naksatra-samgraha
19. Caityavihära-karana
20. Dliarma-pariksaya
VII. Surnerugarbha
1. Srävaka [karman
2. Bodhisattva-dbyäna-pürva-
3. Akäla-väta-vrsti
4. Dhärani
VIII. Das'adig-bodhisattva
Sie verteilen sich wie folgt
Die Fascikel sind alle ziemlich gleich groß
auf vier Bände der Tokio-Ausgabe des Kanons:
Fase. 1 — 18 = Band III 1 Fase. 34—45 = Band III 3
Fase. 19—33 = Band III 2 Fase. 46—60 = Band III 4
Bei Nanjio ist der Inhalt in folgenden Nummern zu linden :
I 1— III 11 & IV = No. 61 I VI = No. 63 j I 6 steht bei Nanjio in No. Gl
III 12 = j) 77 1 VII = » 66 hinter I 7, wird daher von
V _ = ji G2 VIII = 11 438 j ihm als^chapter 7 "bezeichnet.
Über die Stücke, welche die Tibeter dem Werke zuschreiben, gibt
Wassiljew Auskunft in seinem „Buddhismus" p. 162 — 174 (deutsch p. 176 — 190),
Leumann, Über die einheimischen Si^rachen von Ostturhestan. IQl
65^. Bei Leon Feer heißt der Text „Avivartacakra", und ungefähr
die nämlichen sechs Silben werden durch die chinesische Titel-
form vorausgesetzt; aber jS'anjio hat die beiden letzten Silben
zu wenig beachtet, so daß er „Avaivartya-sütra" schreibt. In
unserm Fragment wird der Titel auf -cakre ausgelautet haben, 5
wobei (wie unten p. 110^ in -mätre) re für rä stehen würde.
Weil ich durch zwei der besprochenen Büchertitel (62^ und 63^)
auf das chinesische Mahäsamn ipäta - sütra hingelenkt wurde,
bat ich Dr. Watanabe, mir einen Index i) zu diesem großen Sammel-
werke zu diktieren , und da fanden sich denn noch zwei andere 10
Werke der ostturkestanischen Liste vor: Nos. 66® und 70^ Es
kam aber nicht zur Entscheidung, ob das zweite dieser Werke
„Mära-dambara" oder, worauf gewisse Namen von Texten führen
mögen, „Mära-dämara" geheißen hat. Schließlich blieben als einer
Aufklärung bedürftig die folgenden Nummern übricr : 15
62^. Offenbar ist die Trisatikä Prajiiäpär amitä gemeint,
die in der Mahävj'utpatti (65 49) erwähnt wird. Unter diesem
Titel aber hat man auf Grund einer bei Nanjio unter No. 1 i
registrierten Angabe die längst im Original veröffentlichte
Vaj racc hedikä zu verstehen, die das erste bekannte Werk 20
war, von dem unter den in Ostturkestan zutage greförderten
Sanskritfragmenten Spuren entdeckt wurden-). Man darf die
Identifikation nicht etwa deswegen in Zweifel ziehen, weil es
nach Feer p. 201 den Anschein haben könnte, als ob der da
katalogisierte Kanjur-Band außer der Vajracchedikä eine mit 25
der Pancai^atikä verkoppelte Trisatikä enthielte. Vielmehr ist
Feer's Zahl „300" einfach ein Druckfehler für „500".
63®. Unser Fragment läßt deutlich erkennen, daß in allen Zeilen
den ersten (zum Teil durch Punkte angedeuteten) Lauten des
mitgeteilten Transkripts zunächst unbeschriebene Stellen 30
vorangegangen sind. Es müssen also die ersten Silben des
Titels 63® in einer besondern Kolumne, die gänzlich verloren
ist, gestanden haben. Vom ursprünglichen Vorhandensein einer
solchen Kolumne zeugen ferner die Silbe u „und" vor 67® —
denn dieser Titel kann nicht über die Ziffer 6 hinüber durch 35
das Bindewort mit dem Titel GQ° verbunden sein — und in
der letzten Zeile die Silbe m, welche natürlich das Ende
eines Buchtitels darstellt. Auch in den vierkolumnisfen Zeilen,
von denen oben p. 96 31-35 die Rede war, fällt häufig ein Vers-
2) Schon gleich nach dem Erscheinen von Steins „Preliminary Report"
erkannte Dr. Wogihara, als ich ihm ein Transkript der in dem Werke ent-
haltenen Tafel V vorlegte, den hier gegebenen Zusammenhang. In diesem
Zusammenhang scheint mir jetzt das oben Band 58 p. 454 noch unerklärt
gebliebene U2Janisä auf *upanii>'i'ä zurückzugehen , zu 'dem sich das von ver-
schiedenen Präkritformen vorausgesetzte *«/Vr(7 stellt. * Das buddhistische Wort
upa7usad wiivo durch eine „Volksetymologie" aus jenem tipcniisä hervorgegAugeu.
102 Leumann, Über die einhehnischen Sprachen von Ostturkestan.
viertel nicht genau mit der dafür bestimmten Kolumne zu-
sammen , sondern reicht mit einer oder zwei Silben in eine
benachbarte Kolumne hinein. Es ist also nicht anders zu
erwarten, als daß unsere ursprünglich wohl ebenfalls in vier
5 Kolumnen geschriebene Liste einige Titel aus einer Kolumne
in die nächste hinübergreifen läßt. Dagegen wurde offenbar das
Verteilen eines Titels (wie auch eines Strophenstückes) auf zwei
Zeilen durchaus vermieden, weshalb denn auf unserm Fragment
in den Zeilen 4 und 5 die Schi'ift etwas früher als sonst
10 anhebt, damit die da jeweils noch unterzubringenden Titel
auch wirklich Platz finden. Was nun die fehlenden Silben
unseres Titels betrifft, so bestehen drei Möglichkeiten, sie zu
ergänzen; die Werke, die gemeint sein können, sind nämlich
Dvädasalocana, Vairocana[garbha] und Sandhinirmocana.
15 68 ^ Die merkwürdige Vokalisation wird im nächsten Abschnitt
ihre ErkläiTing finden.
69 ^ Es bleibt vorläufig dunkel, ob und wie der gemeinte Text mit dem
bekannten Suvarnaprabhäsöttama-sütra (dessen Sanskritoriginal
erhalten und halb herausgegeben ist) in Zusammenhang steht.
20 70^. Da von diesem Titel nur eine Silbe erhalten ist, so sind der
Möglichkeiten ihn herzustellen zu viele, als daß es sich lohnen
würde, sie in Erwägung zu ziehen.
So waren denn — abgesehen von sonstigen Blättern und
Blattstücken , die auch noch dies und jenes abwarfen — aus
25 mehreren Texten Zusammenhänge von beachtenswei'tem Umfange
und nebenbei die Spur eines Literaturverzeichnisses gewonnen.
Aber noch anderer Hülfsmittel als der genannten glaubte ich eine
Zeitlang habhaft zu werden. Hörnle sandte mir nämlich auch osttur-
kestanische Sanskrit-Fragmente, die ich im Verein mit Dr. Watanabe
30 untersuchen und bearbeiten sollte. Dieses Studium , über das an
anderer Stelle zu berichten sein wird, nahm ich um so lieber vor,
als zu erwarten wai-, daß eine Anzahl Stücke aus Handschriften von
Texten stammen würden, die teilweise auf ostturkestanisch vorhanden
sind. Zumal schien es höchst wahrscheinlich , daß das Samghäta-
3.^ sütra unter den bezeichneten Fragmenten vertreten sein würde, da
diese doch — als den Sammlungen Hörnle's und Stein's angehörig
— ziemlich aus denselben Fundstellen stammen, welche Überreste
von drei Exemplaren der ostturkestanischen Übersetzung jenes
Textes geliefert haben. Die gehegte Erwartung hat sich nun
40 freilich nicht bestätigt. Trotzdem dürfte für die Zukunft im Auge
zu behalten sein , daß die Sanskrit-Funde aus Ostturkestan der
Forschung gewisse Textstücke zuführen mögen, von denen auch die
ostturkestanische Üljertragung vorhanden ist und die natürlich zur
Aufbellung dieser- Übertragung ungleich geeigneter wären als
•15 chinesische und tibetische Übersetzungen von Nebenversionen.
Leumann, tber die einheimischen Sprachen von Ostturhestan. 103
Indem ich die hier in Behandlung stehenden Fragmente in
den nächsten Abschnitten, soweit es möglich ist, nach Handschriften,
Blättern und Zeilen zu zitieren beabsichtige, will ich sie im Folefenden
noch in entsprechendem Sinne alphabetisch ordnen und mit den
nötigen Angaben bedenken. Voran stelle ich jeweils die in Aussicht 5
genommenen Abkürzungen :
gl g2 g3 f(jj. (jig (jj.gi Samghätasütra-Handschriften,
Jii^ Jn- für die beiden Jnänölkadhärani-Haudschriften,
' . . ' .
AP V S für die Handschriften der andern drei identifizierten Texte,
A B C D E für die Handschriften der fünf Dichtungen, jo
F Gr H für die Handschriften der drei Prosa-Kompendien.
Je mit der bloßen Zahl benenne ich das gemeinte Blatt, und auf
den einzelnen Blättern zähle ich die Zeilen durch , numeriere sie
also nicht nach Vorder- und Rückseite.
A 4. Das Petersburger Blatt, von dem oben p. 95 f. gesprochen 15
worden ist. Zehnzeilig; in »utem Zustande.
AP 6 — 22. Die siebzehn erhalten gebliebenen Blätter einer Hand-
schrift , welche die echten Teile der Adhyardhasatikä Pra-
j n ä p ä r a m i t ä auf Sanskrit und die unechten auf Ostturkestanisch
bietet. Im Cxanzen werden es 23 Blätter gewesen sein. Die nach 20
Petersburg gelangten Blätter 6 — 20 sind zum Teil arg beschädigt;
von den zu Hörnle abgeirrten Blättern 21 und 22 — es fragt sich
noch, ob das letztere, das eigentlich die Ziffer „2* aufweist, wirklich als
22 stes gelten darf — ist nur je ein Drittel vorhanden. Alle Blätter
außer 9 sind zehnzeilig. Von Blatt 9 kommen nur die ersten fünf 25
Zeilen in Betracht, indem die Rückseite in zwölf Zeilen jene 32 ost-
turkestanischen Strophen fremder Herkunft enthält, von denen oben
p. 96 20 die Rede gewesen ist; offenbar hat der Schreiber erst beim Um-
wenden des Blattes bemerkt, daß die eine Seite bereits beschrieben
war ; und wohl in der Absicht, das Versehen gut zu machen, ist es so
geschehen, wenn er den innerhalb der 5 Zeilen der Vorderseite beginnen-
den Abschnitt auf Blatt 10 wiederholt (so daß 9 3-5 -|- lOi = 10 1-5,
wobei allerdings die Wiederholung ein paar Zusätze einflicht).
B 17. Das Hörnle'sche Blatt, von dem oben p. 94 f. gezeigt
wurde, daß es die Strophen (1)61'' — (1)71^ einer Mahä.yäna-Dichtung 35
enthält. Zehnzeilig; ziemlich gut erhalten.
C 50. Das Hörnle'sche Blatt mit den Strophenzeilen x 0 "= — x 7 *= ;
vgl. oben p. 95. Achtzeilig; leidlich gut erhalten.
Dl*. Eine mit zwölf Zeilen beschriebene Anfangsseite. Von allen
Zeilen fehlt rechts nahezu ein Viertel, so daß die auf der vollen Seite lo
vorhanden gewesenen 32 Strophen große Lücken aufweisen. Nach-
träglich ist das Blatt als AP 9 zur Verwendung gekommen, weshalb
auf das unter AP Gesagte vei'wiesen sei. Weiteres oben p. 96 20-20.
E 2ßO & 335. Zwei sehr gut erhaltene Blätter mit je zwölf Zeilen
und ebenso vielen Strophen. Auf dem erstem Blatt das kürzere, \'<
auf dem andern das längere Metrum. Näheres oben p. 96 27-89.
104 Leumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan.
F 611. Das durch drei Fragmente der Hörnle'schen Sammlung
vertretene Blatt mit den über die ersten 6 Merkmale Buddhas
handelnden Darlegungen; 16 zeilig. Ausführliches oben p. 89 — 92.
G 419 — 427, Die ebenfalls 16 zeiligen Blätter, deren Überbleibsel
5 oben p. 93 f. erwähnt worden sind. Meine Numerierung beansprucht
nur, den wirklichen Blattzahlen, die nicht mehr festzustellen sind,
sich vei-mutlich zu nähern.
H apr. und H Sil. Die beiden wiederum 16 zeiligen Blätter, von
denen, wie oben p. 94 14-17 dargelegt wurde, das eine über die apra-
10 ??iä?ia-Tugenden und das andere über die slla-2)äramitä handelt. Das
eine hat links ein knappes, das andere ein reichliches Drittel verloren.
Jn^ 2 — 6. Die fünf gut erhaltenen Blätter einer Jnänölka-
dhärani- Handschrift der Petersburger Sammlung. Wäre Blatt 1
vorhanden , so würde die Handschrift vollständig sein. Es ist in
15 der Handschrift der Text ins Ostturkestanische übersetzt mit Aus-
nahme der beiden Mantra's , die im Originalwortlaut übernommen
werden ; der erste Mantra reicht von 3 ü bis 4 0 , der zweite von
5 8 bis 67. Die Blätter sind 10 zeilig.
JÜ- 3 &: 4. Die aus einer zweiten JöänölkadhäranT-Handschrift
20 stammenden beiden Blätter der Hörnle'schen Sammlung; gleichfalls
10 zeilig. Von Blatt 3 (das sich, wenn vollständig, decken würde
mit Jn^ 3 5 — 4 7) ist nur die linke, von Blatt 4 (das bis Jn^ 5 ;>
reicht) nur die rechte Hälfte erhalten. Vgl. noch oben p. 85 21 f.
S^ 8. Das in gutem Zustande befindliche achte Blatt einer die
25 ostturkestanische Übersetzung des Sani g hält asütra enthaltenden
Handschrift. Die ganze Handschrift muß 70 oder 71 Blätter umfaßt
haben, was sich bei Zuziehung der sofort zu nennenden vier Blätter
sowie der drei in China und Tibet veranstalteten Übersetzungen
des Textes ermitteln läßt. ^) Das Blatt ist 12 zeilig und gehört
30 zur Stein'schen Sammlung (weshalb es bei Stein ,Ancient Khotan**
auf der obern Hälfte von Tafel CX photographiert ist).
S- 19. 145. 149. 152. Die vier 10 zeilig eingerichteten Blätter
einer gleichfalls die ostturkestanische Übersetzung des Samghäta-
sütra enthaltenden Handschrift. Blatt 19 hat am untern Rande
35 etwas gelitten, 145 und 149 sind wohlerhalten; 152 ist das sehr
beschädigte Schlußblatt der Handschrift, das in der dritten Zeile der
Vorderseite die Übersetzung beendigt, worauf mit den fünf Zeilen der
Rückseite die ostturkestanische Übersetzung eines neuen Textes be-
ginnt. Die Blätter gehören zur Stein'schen Sammlung (19 und 149
40 sind daher photographiert auf Tafel CXI von Stein's „Ancient Khotan'').
S" 30 — 43. Die fünf 12 zeiligen Blätter einer abermals die ost-
turkestanische Übersetzung des Samghäta-sütra enthaltenden Hand-
Schrift. Durch eine Vergleichung sowohl mit S- wie mit dem
Chinesischen und Tibetischen läßt sich bestimmen, daß die Handschrift
1) Die früher Cp. C55 42-4i:) angestellte Berechnung führte, weil sie bloß die
cliinesisclu-n Übersetzungen verwertete, auf eine zu hohe Blättersumme.
Leumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturhestan. 105
im Ganzen aus vermutlich 147 Blättern bestanden hat. Jedes der fünf
Blätter ist in gutem Zustande ; sie gehören zur Hörnle'schen Sammlung.^)
8 123—127 k 130—132. Die acht 10 zeilig angelegten Blätter einer
Handschrift der ostturkestauischen Übersetzung des Süramgamasa-
mädhi-sütra. Überall fehlen die Zeilen 1 und 10 sanz, und von 5
den übrigen ist je höchstens eine in die Mitte fallende Hälfte vorhanden.
Man kann deshalb, da das Werk im Sanskrit verloren ist, nur vom
Chinesischen und Tibetischen aus ungefähr bestimmen, welche
Blattzahlen anzusetzen sind, und es mag sein, daß meine so be-
rechnete Numerierung von der wirklichen nicht wenig abweicht, lo
Zur vollen Handschrift dürften etwa 180 Blätter gehört haben. Vom
Papier und von den im Text vorkommenden Namen war oben p. 93
die Rede. Bemerkt sei noch, daß die chinesische Übersetzuncr des
Werkes bei Nanjio als Nr. 399 katalogisiert ist und daß Leon Feer,
der die tibetische Übersetzung auf p. 249 verzeichnet, in einer 15
beigefügten Note unser Süi'amgamasamädhi-sütra verwechselt mit
dem gänzlich verschiedenen Süramgama-süti'a, das nur in China
vorzukommen scheint (als Nanjio's No. 446) und von dessen zehn
1) Wie sich die gesamten Samghätasütra-Blätter auf den Text verteilen,
wird am deutlichsten, wenn hier noch festgestellt wird, welche Zeilen ihnen im
Berliner Exemplar der tibetischen Übersetzung und in der Tokio-Ausgabe der
altern chinesischen Übersetzung entsprechen, f
Tibetisch
e Übersetzung
Ältere
chinesische Über
Berliner Exemplar
Tokio-Ausgabe 188?
Si
8
Zeile
99—115
Zeile
43—49
S2
19
T
124—131
«
53—56
s»
39—43
71
277—313
r
123—139
S2
145
1)
1030—1037
»
496—499
s^
149
V
1061—1069
T)
509—512
S2
152
V
1084 f. .
n
520
Wenn der Verfasser der altern chinesischen Übersetzung von Nanjio
yUpasünya" genannt wird, so ist dies, wie mir Dr. Watanabe mitteilt, nur halb
richtig; der Name laute vielmehr Urdhvasünya, da im Chinesischen dafür
„Hoch-Leer" stehe. Bezüglich der jungem chinesischen Übersetzung mag hier
zu Band 61p. ööö^j^ berichtigend bemerkt werden, daß sie in der Tokio-Ausgabe
nicht 680, sondern 610 Zeilen umfaßt, also nur um ^/g breiter angelegt ist als
die ältere.
t Die Blätter der tibetischen Übersetzung sie reicht von
fol. 3OO2 — 367y haben stets 16 Zeilen; die der chinesischen
fol. 90jQ — 1042 ^^ Zeilen, ausgenommen:
fol. 90 9 Zeilen fol. 100 38 Zeilen
« 92 34 r ,. 101 33 r
>. 94 35 r ,. 102 36 v
r 98 36 i> n 103 39 r
r. 99 39 » T, 104 21 r
Hiernach läßt sich leicht berechnen, daß z. B. die Übersetzung von
S» 39—43 tibetisch auf fol. 317g bis 3193, chinesisch auf fol. 93.]q
bis 94 jg zu finden ist. Für eine andere als die genannte Hand-
schrift resp. Ausgabe wäre die nötige Zeilen-Umrechnung vorzunehmen.
106 Leumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan,
Teilen Beal in seiner Catena p. 286 — 369 die ersten vier ins
Encrlische übersetzt hat.
V 8 & 171. Die beiden ziemlich gut erhaltenen Blätter einer die
ostturkestanische Übersetzung des Vimalakirtinirdesa-sütra
5 enthaltenden Handschrift. Die volle Handschrift wird 181 Blätter
umfaßt haben; wenigstens führen auf diese Zahl die drei chinesischen
Übersetzungen des Textes, von denen die zweite in 13 Heften der
reizend illustrierten Monatsschrift „Hansei Zasshi" durch Ohara
etwas frei ins Englische übertragen worden ist^). Unsere Blätter
10 sind 8 zeilisr und crehören zur Hörnle'schen Sammlung.
Dem Leser wird deutlich genug geworden sein, wie Vieles in
diesem ganzen der Literatur gewidmeten Abschnitte auf der freund-
lichen Mitarbeit Dr. Watanabe's beruht. Er hat mir wahrlich
unmittelbar nach dem Abschluß seiner Straßburger Studien ein
15 wertvollstes „Schülergeschenk" darzubringen vermocht, was mich daran
erinnert, wie ich selber vor Zeiten als junger Doktor meinem ver-
ehrten Lehrer Albr echt Weber beim Veröffentlichen der be-
kannten Abhandlung „Über die heiligen Schriften der Jaina" be-
hülflich sein konnte. Möge der Sohn der Ferne, wenn er dereinst
20 die gelehrte Tradition, die ihn über mich hinaus mit Albrecht Weber
verbindet, in der Heimat auf ein folgendes Geschlecht überträgt,
von seinen Schülex'n ernten, was er als Schüler gesät hat!
Abschnitt II. Interpretation verschiedener Textproben.
Im letzten Abschnitt zeigte sich, wie zu einer größern Anzahl
25 von arisch-ostturkestanischen Blättern und Blattstücken die inhaltlich
entsprechenden Partien der chinesischen und tibetischen Literatur
ermittelt worden sind.
1) Die Hefte sind_XlII (1898) 2—12 und XIV (1899) 2 und 3. Im
ersten dieser Hefte gibt Ohara eine Einleitung, wobei er den Inhalt der vierzehn
Kapitel des Textes kurz skizziert. Die folgenden Hefte enthalten dann im
allgemeinen je ein Kapitel , nur XIII 4 und XIV 3 je deren zwei. So findet
man die einzelnen Kapitel an folgenden Stelleu:
I in XIII 3 p. 121—132' VI in XIII 7 p. 307—3121 XI in XIII 12 p. 490—497
II ^ »4 p. 16G— 169| VII 7. 7, 8 p. 335—342 XII t- XIV 2 p. 44 — 50
III » n \ p. 170 — 182i VIII T, ,1 9 p. 373— 380 XIII t r, 3 p. 41— 4G
IV 1. r 5 p. 219— 229' IX n » 10 p. 411 — 415 XIV •- » 3 p. 46— 48
V « j- G p. 2CG — 274, X « ^ 11 p. 453—459
In Oharas Einleitung ist der Anfang mit seiner frischweg auf die
legendarischen Daten des Textes sich stützenden Argumentation von psycho-
logischem Interesse-, er lautet:
Among the many Buddhist scriptures translated from Sanskrit
into Chinese, in early times, the VimalakTrti Sütra is one of the
most important and interesting : first, because VimalakTrti was one
of the primitive disciples of our Lord, the Buddha; and, second,
because it was assented to by the Master.
Leumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturkestan. 107
Das Studium unserer Sprache kann sich also jetzt sozusagen
einiger Eselsbrücken bedienen. Aber freilich — so einfach ist es
dadurch doch noch nicht geworden, daß es etwa einer mit Über-
setzungen hantierenden Sekundaner- Präparation gleichkäme. Vielmehr
vermag das Verständnis nur bei zähester Aufmerksamkeit und in 5
langsamstem Tempo vorzurücken ; denn die Worte und Wörtchen
sind in der Schrift, die selber wieder ihre Tücken hat, nicht von-
einander getrennt und die Sätze wegen Schadhaftigkeit der Blätter
vielfach unvollständig; auch hat die ostturkestanische Diktion selbst-
verständlich ihre annoch unbekannten Eigenheiten und eine jede lo
Übersetzung ihre Freiheiten. Man muß daher meist verschiedene Zu-
sammenhänge miteinander vergleichen und verschiedene Möglichkeiten
untereinander abwägen, ehe irgendein Resultätlein, das dem Wörter-
buch oder der Grammatik zugute kommt, in die Augen springt.
Der Leser wird es mir also nachsehen, wenn ich vorläufig i5
nicht im Stande bin, ihm den Aufbau der in Rede stehenden
Sprache in systematischer Folge und Vollständigkeit zu schildern.
Ich kann nur crleichsam zu einem Rundcjang einladen, bei dem ich
auf Dincre hinweisen will, die mir bisher klar creworden sind oder
über die ich weniarstens eine Vermutung äußern zu dürfen aflaube. 20
Probeweise sei zunächst einmal dem ersten der fünf Stein'schen
Samghätasütra-Blätter eine Stelle entnommen, die nach links durch
eine große und nach rechts durch eine kleine Interpunktion abge-
grenzt ist. Die einzige graphische Besonderheit, die darin vorkommt,
ist das über die Silbe gesetzte Kreuz, welches, wie andere Stellen 25
lehren, die gleiche Bedeutung wie die beiden ai-Striche hat, weshalb
ich es durch ai in Kursivdruck wiedergebe. Die große Inter-
punktion ahme ich durch zwei senkrechte Linien, die kleine durch
unser Komma nach.
S^ 8 2 f. (Stein's Werk, Tafel CX, zweite und dritte Zeile des 30
obern Bildes) :
[j ttltäväsarvbasürämästäbalysüilavüysa«* äysannapanatäsyandaisu
tivätäpi'ahonuprahostehvarandauysänüsandovästätekämuhälaugya
stäbalysä ästähälstonamasäte uhamjudastanätegyastänug3'astuba
lysuttabraste, 35
In der ersten chinesischen Übersetzung entspricht Folgendes:
Dann Sarvaöüra bodhisattva mahäsattva, von seinem Sitze auf-
stehend und nackt machend die rechte Schulter, das rechte Knie
setzend auf den Boden, mit gefalteten Händen zu Buddha spricht.
Die zweite chinesische Übersetzung bietet: 40
Dann Sarvasüra bodhisattva mahäsattva, mehr und mehr er-
höhend die Verehrung, das rechte Knie setzend auf den Boden,
verehrend des Herrn Füße , vorwärtssfehend zu Buddha sagt.
Aus dem Tibetischen gewinnt man, wenn die in Betracht kommende
Stelle Wort für Wort ins Sanskrit umcresetzt wird, folgende Fassung: 45
atha bodhi-sattvah sattvo mahän Sarva-süra äsanäd i;tthäya
uttar'äsangam an,isa ekasmin krtvä jäuuno daksinasya mandalaiu
108 Leumann, Vier die einheimischen Sprachen von Ostturhestan.
prthivyüm pratisthäpTa bhagavän yatra tatra stbäne 'njalim
pranamya bhagavantam etad väk^^am ity aprcchat.
Stellen von grleicheni oder ähnlichem Inhalt sind bekannt
genug aus Texten, deren Sanskritoriginal erhalten ist. Und wenn
5 man prüft, wie solch andere Stellen im Tibetischen wiedergegeben
sind, so läßt sich mit annähernder Sicherheit folgern, welches Aus-
sehen die unsrige Stelle im Sanskrit wirklich gehabt haben muß.
Weil zum Beispiel eine in der tibetischen Übersetzung des Lalita-
vistara begegnende Stelle (ed. Foucaux p. 341i8f) fast wöi'tlich mit
10 der tibetischen Form unserer Samghätasütra- Stelle übereinstimmt,
so werden auch die bezüglichen beiden Sanskritvorlacren einander
entsprechend ähnlich gewesen sein ; und man kann also aus der
einen Sanskritvorlage (ed. Lefmann p. 397 7 f) die andere erraten.
Das echt sanskritische Wortsfefücfe, das man so erhält, weicht
15 natürlich erheblich ab von der vorhin mitgeteilten Eückübersetzung,
bei der ich geflissentlich die tibetische Syntax beibehalten habe.
Es lautet:
atha khalu Sarvasüro bodhisattvo mahäsattva äsanäd utthäya
ekämsam uttar'äsangam krtvü daksina-jänu-maiidalam prthivyäm
20 pratisthäpya yena bhagaväms tenanjalim pranamya bhagavan-
tam etad aprcchat.
Während die ostturkestanische Silbenreihe für sich allein be-
trachtet bloß den Namen Sarvasüra erkennen läßt, liefert sie in
Verbinduncr mit den drei Parallelversionen und der vorstehend
25 erschlossenen Originalstelle sofort eine Anzahl von Ausdrücken.
■ Zu denen, die schon oben p. 656 f. ausgehoben sind, treten hinzu
die Verba namasäte „er verehrte" und brasfe „er fragte''. Und
weil mit diesen Verben die Silbengruppen prahoste und västäte
der Bildung nach übereinstimmen, so dürften sie ebenfalls Verba
30 darstellen : pralionxi prahoste müßte, da in der vom sechsten Merk-
mal Buddha's handelnden Stelle in F 611 15 die Worte
plsänu abyamga usbrutemäte ysnänä prahaunä
oöenbar so viel wie
gux'üriäm abhyangäh samvä,hanam snänam vastrain
35 bedeuten^), einigermaßen synonym mit vastram vastrayitvä seiu, und
västäte könnte, da die Vokale ä und i, wie schon p. 656^ erwähnt
wurde, gleichwertig sind, vor der Wurzel sthü das Präfix vi haben
und ein Absolutivum 2^^'<^iisthäpi/a wiedergeben. Ja selbst ^^(tnatä
seheint in die Reihe dieser Verlja hineinzugeboren, da auch sonst
1) In der Bodhisattvabhümi-Handschrift ist die betreuende Stelle großen-
teils weggebrochen. Sie wird, da Dr. Wogihiira's Transkript noch die Silben
gurünäm cliädanilni
bietet, nach Ausweis des Ostturkestauischen uud Chinesischen ungefähr
guriiiirim abhyai'itia-samvrihana-snfin'-iichädanäni
gelautet haben. Wer die Handschrift selber einsehen kann, dürfte im Stande
sein, den Zusammenhang genau wiederherzustellen. Auch das Tibetische würde
vielleicht helfen können.
Leumann, Über die einheimischen Sprachen von Ostturhestan. 109
zuweilen ä statt schließendem e angetroffen wird^); es würde sich
um eine mit dem Präfix ^;»ra versehene Form der Wurzel nam
handeln, wobei allerdings die Bedeutung ungleich dem sanskritischen
Sprachgebrauch irgendwie mit utthüya zusammenstimmen müßte.
Noch unentschieden mag einstweilen bleiben, ob all diese Yerba 5
als dritte Personen des medialen Aorists oder als maskulinische
Nominative des aktiv gebrauchten Vergangenheitspai'tizipiums auf-
zufassen sind, ob also beispielsweise braste syntaktisch im Sanskrit
einem (qjrühslt oder einem prstavän entspricht.
Nach Zurateziehung weitererZusammenhänge wird ferner deutlich, lo
daß auf die beiden Epitheta Sarvasüra's {bodhisattva und tnahäsattva)
im Ostturkestanischen die Worte „mästä balysü ilavüysa?'" entfallen.
Und da mästä nach Ausweis mehrerer Stellen = tnahän ist und balysü
navüj/sai häufig (z. B. oben p. 93 Schluß) im Sinne von bodhi-
sattvah vorkommt, so ist offenbar das auch für sich allein zur Yer- 15
Wendung gelangende Wort balysü als „sattvah" sowohl nach links wie
nach rechts verbunden : man hat die beiden Epitheta umgestellt und
jenes Wort nur einmal gesetzt; navüysai würde also dem bodhi-
gleichkommen, und es fragt sich, ob und wie dies sein kann.
Da ist nun festzustellen , daß die Endungen ai und au sich 20
auf eine unerwartete Weise an die schon im ersten Teil dargreleofte
a-Flexion anschließen lassen. Als eine Abart der a-Stämme vom
Typus balysa „Buddha", so zeigt sich, besitzt das Ostturkestanische
Stämme , in denen dem a ein anderes a vorangeht , das dann im
Nominativ mit ä zusammen zu a^', im Akkusativ mit u zusammen 25
zu au und in andern Kasus mit a zusammen zu ä verschmilzt.
Um das Nebeneinander der a- und oa-Stämme zu verdeutlichen,
wähle ich als Paradigma einerseits das auch im Iranischen vor-
kommende und vielleicht von da entlehnte Substantiv data „(geist-
liches) Gesetz" = „Lehre" (synonym mit dharma) und andrerseits 30
das von jenem Substantiv abgeleitete Adjektiv dätlnaa „auf die
Lehre bezüglich" {dharmya).
a- Stamm
Sing.
Nom.
data
dätlnai
Akk.
dätu
dätlnau
Lok.
data
dätinai
Plur.
Nom.
data
dätlnä
Gen.
dätänu
dätlnünu
aa Stamm
35
Iqi Gegensatz zu balysa ist data offenbar ein ursprüngliches
Neutrum; allein das Ostturkestanische scheint die alten Besonder- -lo
heiten der Neutral-Flexion gänzlich aufs^eweben zu haben. Nur
insofern mag diese Flexion noch nachwirken , als das kurze a des
Nominativ pluralis (in data „die Lehren" und balysa „die Buddha's")
lautgesetzlich wohl eher auf den urarischen Neutral -Ausgang -ä
1) Auch das Umgekehrte kommt vor, wie -matre in der nächsten Fuß-
note zeigt.
110 Leumann, TJber die einheimischen Sprachen von Ostturhestan.
als auf den urarischen Maskulin -Aussfanor -as zurüekojeht. Da in
Versen — aber nicht etwa inetri causa ^ sondern anscheinend
einfach in archaistischer Weise — der Nominativ pluralis sowohl
bei ursprünglich maskulinen wie bei ursprünglich neutralen a-
5 Stämmen crelewentlich auf ä endigt^), so wäre anzunehmen, daß in
älterer Zeit -a als Neutral- und -ä als Maskulin -Ausgang neben-
einander bestanden hätten, daß aber beim Schwinden der Geschlechts-
unterschiede jedes Gefühl für den Sinn jener Quantitätsalternative
verloren crewancren wäi'e, so daß denn in der Prosa -a als alleinige
10 Pluralendung durchdrang, während -ä in der Poesie wenigstens
noch ab und zu nachklingt.
Nach dem Gesagten wird navüysai als ein adjektivischer
Nominativ zu balysü gehören, und weil in dem Worte die Bedeutung
von hodlii- stecken soll, so darf wohl die Verbindung bah/sü
15 navüysai im Sanskrit etwa durch sattvo hodhikah nachgeahmt
werden. Eine solche Ausdrucksweise ist um so weniger über-
raschend, als anscheinend ziemlich jedes sanskritische Determinativ-
kompositum von der Art wie bodhi-sattva „Erkenntnis- Wesen",
das heißt also jedes, dessen erstes Element im Genitivverhältnis
20 zum zweiten steht, im Ostturkestanischen in einen Doppelausdruck
bestehend aus Adjektiv + Substantiv aufgelöst wird. Beispielsweise
ist auf unserm Blatte im Sinne von „Sünden-Masse" — wir würden
sagen „Sündenlast", im Sanskrit dürfte etwa loUiia-samcaya oder
karma-samcaya gestanden haben — „sündige Masse' zu lesen:
25 im Nominativ heißt es „kädägäninaz hambisä", im Akkusativ
„kädägäninau hamblsu" ; und auf dem Blatte S'" 39 begegnet zweimal
der Nominativ „puülnai hambisä" = ,die verdienstige Masse", das
heißt „die Verdienst- Masse", was im Original ininya-samcayah
oder punya-samblmrah oder punya-räsili gelautet haben wird.
.so Es dürfte sich empfehlen , die syntaktische Eigentümlichkeit,
die soeben zur Sprache kam , noch genauer zu verfolgen. Aber
ehe ich die Gefährten, die meinem Interpretationsrundgang bis
hieher gefolgt sind, zum Weiterschreiten auffordere, lassen sie sich
vielleicht eine Erholungspause gefallen. Ich würde inzwischen in
35 mein Arbeitskabinett zurücktreten können , um für die weitere
Demonstration mich ordentlich vorzubereiten.
1) Die oben p. 94 30-32 übersetzten Verszeilen von B 17 lauten:
bisi sajna-mätre lovä,
bisi sajria-mäträ balysä,
bisi sajna-mätr.ä kseträ.
Das wiire auf Sanskrit:
visval.i samifiä-mätro lokab,
visve saminä-iniiträ buddliäh,
visväni samjn.ä-niäträni kseträni.
Mit Ausnahme von halyaa , Buddha" und biia ^all" scheinen zwar in den
drei Zeilen lauter indische Lehnworte vorzuliegen; aber ihre Flexion ist jeden-
falls ostturkostanisch.
111
Eine fremdartige Schrift.
Von
Friedrich Preisig-ke.
Das Urkundenfragment, das die Abbildung auf der nächsten
Seite zeigt, gehört der „Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straß-
burff". Es crelangte in den Besitz der Geseilschaft zusammen mit
einer größeren Anzahl von Papjrusfragmenten , die im Sommer
1907 durch Vermittelung des Papyruskartells vom Händler Stamati 5
Skopelitis in Cairo gekauft worden sind. Die Papyrus, welche in
einem Blechkästchen — wie das allgemein üblich ist — nach
Straßburg kamen, wurden mir zum Aufrollen übergeben. Nachdem
ich die größeren Fragmente aufgerollt und geglättet hatte , fand
ich, mitten zwischen winzigen Papyrusfetzen, die zahlreich den Boden 10
des Blechkästchens bedeckten, das hier abgebildete Fragment. Das-
selbe war parallel zur Zeilenrichtung zweimal zusammengefaltet :
in dieser Beschaffenheit maß es 2^/o cm in der einen Richtung und
1 cm in der anderen (Falt-)Richtung. Auseinandergefaltet mißt
das Blatt 2^/2 zu 2 cm. Die Papyrus des Kästchens enthielten 15
griechische Urkunden , einige aus dem 2. , die meisten aus dem
3. Jahrhundert n. Chr.
Der Beschreibstoff unserer Urkunde ist kein Papyrus, denn die
Papyrus sind stets durch Aufeinanderlegen zweier senkrecht zu
einander stehenden Schichten von Papyrusstreifen hergestellt worden; 20
unsere Urkunde aber hat diese beiden Schichten nicht. Ich möchte
den Beschreibstoff für den Teil eines gewachsenen Blattes halten,
etwa für ein Stück Schilf- oder Palmblatt. Dafür , daß wir kein
Kunsterzeugnis, sondern ein natürlich gewachsenes Blatt vor uns
haben , spricht vor allem der Umstand , daß die Faserrichtung auf 25
beiden Blattseiten die nämliche ist. Die Fasern sind außerordent-
lich zart, so daß man sie mit bloßen Augen kaum wahrnehmen
kann : der Beschreibstoff erscheint auf beiden Blattseiten dem Ausfe
gleichmäßig glatt und eben, wie das bei den Papyrus niemals auch
nur annähernd der Fall ist. Zwei in der Faserrichtung deutlich so
hervortretende Streifen rühren von den Faltungen her. Betrachtet
man die Fasern durch die Lupe , so sieht man auf der einen
(Schrift-)Seite zahlreiche , streng parallel zu einander verlaufende.
112 Preisighe, Eine fremdartige Schrift.
bei richtiger Beleuchtung schärfer sich abbebende Kippchen , auf
der anderen (unbeschriebenen) Seite in derselben Richtung ver-
laufende, weniger scharf sich abhebende, mehr fleischig aussehende
Fasern. Sämtliche Rijipen und Fasern haben dieselbe Struktur,
5 es finden sich nirgends stärker hervortretende Rippen oder Ab-
zweigungen. Das alles spricht für Schilf- oder Palmblatt. Was
die Schrift betrifft, so ist eine Fälschung nicht anzunehmen. Ein
Fälscher hätte den zahlreich in Ägypten zur Verfügung stehenden
Papyrus zu Hilfe genommen , der ihm geläufig und dem Käufer
10 bekannt ist, nicht einen Beschreibstofi", wie er uns vorliegt. Der
Schreiber benutzte keinen Pinsel, sondern eine gespaltene Feder
aus Rohr oder dergleichen , denn mehrere Grundstriche zeigen
deutlich, daß die Tinte den Grundstrich nicht
rj^-T^gy». voll füllte, sondern nur rechts und links die
/ * %X^ aufdrückende Feder begleitete, die Mitte des
•\ Spaltes aber ziemlich leer ließ. Das Fragment
•Lf^'i/it^ enthält zwei Zeilenreste, die Rückseite ist
1^, J^ » yC unbeschrieben. Die geradlinige Kante der
____^__^J^^__^ einen Seite des Blattes (in der Abbildung
die linke Seite) und der Abstand beider Zeilen
von dieser Kante machen es wahrscheinlich, daß dieses der ursprüng-
liche freie Rand des Schriftstückes ist und daß die hier stehenden
Schriftzeichen die Zeilenaniänge oder Zeilenenden sind. Die Ab-
bildung beruht auf einer von mir gefertigten Abzeichnung (Pause),
25 die auf Grund einer mit der Lupe vorgenommenen Prüfung den
Federzug des Schreibenden deutlicher hervortreten lassen soll. Die
Veröffentlichung geschieht in der Hoönung, daß unter den Gelehrten
jemand sich finden wird, der die Schriftzüge , deren Zuweisung an
eine der bekannten Schriftarten bisher nicht gelungen ist, deuten
30 kann.
113
Von Paniui zu Phaedrus.
Von
Johannes Hertel.
Die Griechen selbst erklären die Tierfabel, die bei ihnen eine so
freundliche Aufnahme gefunden hat, schon dadurch als ein asiatisches
Produkt, daß sie dem Äsop asiatische Abkunft zuschreiben. Sicher
ist, daß ein großer Teil der besten griechischen Fabeln aus Indien
stammt. Häufig sieht man die Herkunft solcher Erzählungen schon 5
den in ihnen verwendeten Tieren an.
Eines der bekanntesten Tiere , die schon das Altertum aus
Indien bezog, ist der Pfau. Er spielt die Hauptrolle in den Fabeln
Babr. 65 {Taag '/.cd yEQavog, vgl. Halm 397. 397 b); Halm 398
(Tccojg y.cd 'Aoloiog); Phaedrus III, 18 (Pavo ad lunonem de voce 10
sua). Die bekannteste Fabel ist die von der Krähe , die sich mit
Pfauenfedern schmückt, Phaedrus I, 3, Babrius 72; vgl. die weiteren
Nachweise bei Ci'usius , welche zeigen , wie weit diese Erzähluncr
verbreitet war.
Für keine von diesen Fabeln , die bei der Bekanntschaft der 15
Alten mit dem Pfau in Europa oder in Indien entstanden sein
können, ist bis jetzt meines Wissens eine indische Parallele nach-
gewiesen. Verf. glaubt zum mindesten wahrscheinlich machen zu
können , daß die zuletzt genannte in Indien schon in alter Zeit
bekannt war. ao
1, Phaedrus erzählt , eine Krähe habe sich aus Eitelkeit die
ausgefallenen Federn eines Pfauen angesteckt und sich stolz von
den Ihrigen abgesondert, um sich unter die Pfauen zu mischen.
Diese rissen ihr die Pfauenfedern aus und jagten sie fort; aber als
sie zu den Ihrigen zurückkam, wurde sie auch von ihnen abgrewiesen. l'ö
Wie gewöhnlich ist der entsprechende Bericht bei Babrius viel
hübscher, aber inhaltlich weniger ursprünglich, als der des — für
uns glücklicherweise! — poetisch wenig beanlagten und daher
seinen Quellen treuer folgenden Phaedrus. 2. Nach Babrius näm-
lich laden die Götter durch Iris alle V^ögel zu einer Schönheits- 30
konkurrenz. Die Vögel waschen und putzen sich an einem Bergquell,
und die Federn, die ihnen dabei ausfallen, steckt sich ein Kabe —
y,oXoLog . . . yeQcov , y.0Q(av)]g viog — an. So erscheint er vor den
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 8
\1^ Uertel, Von Panini zu Fhaedrus.
Göttern in so herrlichem Gewand , daß ihm Zeus schon den aus-
gesetzten Preis zuerkennen will, als die Schwalbe, Athene's Vogel,
den Trug merkt und dem Betrüger ihr Eigentum auszieht. Die
Turteltaube , die Drossel , der Häher , die Haubenlerche , der Falke
5 und die anderen folgen ihrem Beispiel, und der Betrüger ist entlarvt.
In der vorstehenden Fassung treten an die Stelle des Pfaus,
der nicht einmal genannt wird, allerlei andere Vögel.. Daß aber
der Pfau ursprünglich in die Fabel gehört, wird durch eine andere
Fassung derselben gewiß, die sich im Barlaam findet. S. 105 des
10 dritten Bandes seiner Bibl. des ouvrages arabes gibt Chauvin daraus
folgenden Auszug:
3. ün marchand etranger (Bouddha) ayant dit ä la vue des
tresors d'un roi qu'il lui manque un paon (la foi), qu'il lui decrit,
le vizir (l'idolätre) charge d'en procurer un et voulant s'approprier
15 l'argent destine ä cet achat , acquiert un corbeau (l'heresie) , qu'il
teint. Le marchand etant de retour avec deux paons, le vizir
pretend que ce sont des oiseaux de malheur et que le sien est
seul le veritable. Mais le marchand, en l'arrosant d'eau chaude,
fait voir que ce n'est qu'un corbeau ; cette eau , au coutraire , ue
20 change rien au paon.
Chauvin verweist auf Kuhn's Barlaam und Joasaph 29, 30 u. 31 ^).
Auf S. 31 gibt Kuhn eine vollständige Übersetzung unserer Tier-
erzählung, die er unzweifelhaft richtig mit dem Bäveru - Jätaka
(Nr. 339) identifiziert. Der Inhalt dieses Jätaka ist kui'z folgender:
25 4. Kaufleute bringen auf dem Mast ihres Schiffes eine Orien-
tierungskrähe-) mit nach Babylon. Da es in Babylon damals keine
Vögel gibt, kaufen die Einwohner die Krähe für teures Geld, setzen
sie in einen goldenen Käfig und füttern sie aufs beste. Das nächste
Mal bringen die Kaufleute einen wohldressierten Pfau mit. Diesen
30 kaufen die Babylonier erheblich teurer , setzen ihn in einen viel
kostbareren Käfig und füttern ihn noch viel besser, während die Krähe
verachtet wird und ihre Nahrung auf einem Misthaufen suchen muß.
In der Anwendung wird die Krähe mit Näthaputta, der Pfau
mit dem Buddha verglichen.
35 Lokman 33 hat eine ähnliche Fabel, von der die B.A. IIT, S. 35
folgenden Auszug gibt:
5. Une fouine , vetue de la peau d'un paon , vient demander
ä des poules malades comment elles se portent. „Bien", disent-elles,
,quand nous ne te verrons plus".
40 Endlich wären noch zu vergleichen:
1) Die Stelle B. A. II, 148, 35 (S. 199), auf die Chauvin verweist, lautet:
Un courtisan raconte ä la cour de l'empereur de la Chine les merveilles de
Vautruche-^ pour echapper au reproche de mensonge, il s'impose des peines de
tout genre pour en amener en Chine: ce qu'il eüt evite eu se taisant.
2) disUkäko. Francis in seiner Übersetzung unrichtig: a foreign crow.
S. Fick, Die soziale Gliederung, S. 173.
Hertel, Von Panini zu Phaedrus. Wf)
6. B. A. 11, S. 106, Nx-. 70 (Kalilah): Un corbeau veut imitet^
la demarche de la perdrix et ne reussit qu'ä gäter la sienne, und
7. B. A. II, S. 173, Nr. 15 (Kitäb assädih wal bägim): ün
paon^ pris dans un filet , invoque le secours d'un hibou , qui a eu
des malheurs et qui a ä se plaindre d'un autre paon (?). Le hibou, 5
le trompant, lui arrache ses plumes et le chasseur laisse partii* le
paon, desormais sans valeur. Un renard, voyant que le hibou veut
encore le maltraiter , profite de sa niisfere et l'emporte ; mais il
persuade ä la femelle du renard de le nourrir jusqu'ä ce qu'il soit
devenu gras. Ayant recouvre son plumage , il s'envole trompant xa
un animal ruse^ le renard, apres avoir ete trompe par un animal
Sans ru^e, le hibou.
Betrachten wir zunächst die Erzählungen 1 — 6 , so kann es
kaum einem Zweifel unterliegen , daß die zeitlich älteste , nämlich
die des Phaedrus, auch die inhaltlich ursprünglichste ist. Alle ihre i5
Züge finden sich in einer oder mehreren der anderen Fassunsren.
a) Krähe und Pfau: 1, 3, 4.
b) Die Krähe verkleidet sich: 1, 2. Vgl. 5, 6.
c) Verkleidung der Krähe in einen Pfau: 1, 3. Vgl. -5, 6.
d) Die Verkleidung wird erkannt: 1, 2, 3, 5. Vgl. 6. 20
Wie in der Erzählung vom blauen Schakal (Tanträkhyäyika
I, 8, Ksem. v. Mank. I, 7, Kielhorn I, 10, Pürnabhadra I, 11; vgl.
Benfey § 73; Hertel, WZKM. XVI, 269 und ZDMG. LVII, 655) handelt
es sich in unserer Fabel um ein Wesen, welches — freiwillisr oder
unfreiwillig — das Aussehen eines anderen annimmt und durch 25
dieses Aussehen andere täuscht, bis es dann erkannt wird. Betrachten
wir unter diesem Gesichtspunkt die beiden buddhistischen Erzäh-
lungen 3 und 4, so können wir uns kaum dem Eindruck entziehen,
daß selbst die Buddhisten sich ursprünglich noch genauer an die
Grundform der Fabel anschlössen. Denn der Näthaputta in 4, der 30
dem idolätre in 3 entspricht, gibt doch vor, der wahre Religions-
lehrer zu sein, handelt also , wie der graculus des Phaedrus , selb-
ständig und bewußt. Im übrigen erweist sich die Erzählung des
Päli-Jätaka gegenüber Nr. 3 wiederum^) als minderwertig, insofern
in ihr von der beabsichtigten Täuschung durch Verkleidung in eine 35
Krähe nichts mehr vorhanden ist. Soviel scheint sich mir also aus
den bisherigen Erörterungen zu ergeben, daß die Fabel wesent-
lich in der bei Phaedrus vorliegenden Fassung in
Indien bekannt war.
Ich will nun darzulegen versuchen , daß dies bereits in sehr 40
alter Zeit der Fall war.
In Heraacandra's Parisistaparvan III,45tf. wird erzählt, daß
ein König ein wunderbares Roß besitzt, durch welches seine Regierung
eine höchst glückliche ist. Seine Vasallenfürsten erkennen in diesem
Roß, das der Obhut eines Jaina-Laien anvertraut ist, die Ursache 45
1) Vgl. ZDMG. LVII, S. GGl; WZKM. XVII, 298, Nr. 3; ZDMG. LX, 399.
8*
llß Hertel, Von Panini zu Phaedrus.
ihrer Machtlosigkeit sfegen ihren Lehnsherrn, und einer der Minister
dieser Vasallen erbietet sich , das Roß zu entführen. Zu diesem
Zwecke verkleidet er sich in einen Jaina-Laien und führt sich als
solcher bei demjenigen ein, welchem das Wunderpferd anvertraut
5 ist. Er gewinnt dessen völliges Vertrauen , aber sein Versuch
scheitert zuletzt.
Diesen in einen Jaina verkappten Minister bezeichnet Hema-
candra als ^tiZ^T^^ (80), ^T^T^T^^ (83, 93, 97), lf?r^T^^
(90), ^Z^T^^ (95), alles = , Betrug-Laie", d. h. ,Scheinlaie%
10 „einer, der Laie zu sein vorgibt". Hätte er ein Bild aus der
indischen Fabel entlehnen wollen, so hätte er kaum ein treftenderes
finden können, als das unseres „Scheinpfauen", d. h. der Krähe, die
ein Pfau zu sein vorgibt. Nun lautet Strophe 78 der Erzählung:
„Darauf begrüßte er mit dem (unter den) Jaina-Laien (üblichen)
Gruß den Jinadäsa (den Hüter des Wunderpferdes), indem er durch
Pfauenvortäuschung Laientum zeigte (vortäuschte)".
Die Wurzel ^^ ist in den Wörterbüchern nicht aufgeführt.
20 pw kennt nur „=^^T^fT^ Adj. zu täuschen, zu betrügen" und
,*^H^ m. Betrüger". Aber in dem noch nicht veröffentlichten
Teil des Tanträkhyäyika kommt die Wurzel dreimal in verbaler
Funktion vor. Im dritten Buche sagt CirajTvin zum Rabenkönig
25 „Nun darfst du dich aber nicht durch Verblendung über deine
Königsherrlichkeit selbst betrügen, indem du denkst: ,Ich habe die
Königsherrschaft in Besitz genommen'". In der Erzählung III, 8
heißt der von seiner Frau betrogene Zimmermann (fT^T ^^'IJIT)
l>cI^^^»Töq'f%rTJT»TTI „dessen Sinn durch verstellte Worte betrogen
30 worden war", und dasselbe Kompositum erscheint in der Erzählung
III, 10 vom Froschkönig und der Schlange. Das Wort ist also
hinreichend belegt, um über seine Bedeutung keinen Zweifel auf-
kommen zu lassen. Die Gegenüberstellung von ^T^Ti^'Bf^^ und
(^^?», »TT^T», W?IS fZ°,)^T^^^ machen es zur Gewißheit,
35 daß ein TT^"^^^^ einer ist, der Pfau zu sein vorgibt, „Pfauen-
schaft vortäuscht".
Das PW. führt nun an: „•JT^T^^^ ('T« ; ^») m. P. 2. 1, 72
= \I(f»T"^"?^ Schol." ; Apte gibt ohne Beleg — also wohl dem PW.
folgend — die Bedeutung ,a cunning peacock'.
40 Was wir unter einem , cunning peacock' zu verstehen hätten,
wäre freilich vollständig unklar. Denn nirgends in der indischen
Hertel, Von Paninl zu Phaedrus. 117
odei' einer anderen Literatur ist mir der Pfau als Sinnbild der
Verschlagenheit vorgekommen i). Das einzige Beispiel für einen
schlauen Pfauen, welches ich zu nennen wüßte, ist die oben unter
7. angeführte Erzählung. Aber auch dieses trifft nur halb , weil
sich in ihm der Pfau zunächst vom Jäger und dann von der Eule 5
hat übertölpeln lassen ; außerdem ist diese Erzählung bis jetzt
weniofstens nicht in Indien nachgewiesen. Hemacandra kann auf
keinen Fall an sie denken , da sich in ihr Vergleichspunkte mit
seiner Erzählung nicht linden.
Der C4anapritha führt neben fl^^SEJ^öR noch WT^^^^ an. lo
Aber ebensowenig , wie für den Pfauen , ist für den Schüler Ver-
schlagenheit charakteristisch. Deuten wir l^T"^^^^ aber so, wie
Hemacandra ohne allen Zweifel TT'^'^^^^ deutet, so ist die An-
spielung sofort verständlich. Es handelt sich um einen , der das
I^Tt^^'R!, vortäuscht. Der Verfasser des Ganapätha hat vermutlich i5
an eine Geschichte wie die des Äsädhabhüti gedacht, die sich in
den meisten Fassungen des Paficatantra findet (Tanträkhyäyika
I, 3 usw.).
Daß nun aber der gelehrte Grammatiker Hemacandra die
wahre Bedeutung dieses grammatischen Schulbeispiels nicht gekannt 20
haben sollte, ist mehr als unwahrscheinlich. Er muß sogar voraus-
gesetzt haben , daß es bei seinen Lesern ohne weiteres verstanden
wurde ; denn nichts liegt ihm ferner, als dunkle Anspielungen. Wir
1) Da ich nur v. Böhtlingk's 2. Pänini-Ausgabe besitze, bat ich Herrn
Prof. Hultzsch um Abschrift der Kommentare zu dieser Stelle. Die freund-
lichst erteilte Auskunft lautet: „Das Mahäbhäshya (ed. Kielhorn, Vol. I, p. 40G)
erklärt nur, daß in dem Sütra II. 1, 72 das cha die Bedeutung von fva hat.
Die Siddhantakaumudi bemerkt: TJ^ f^mTcM^ri I THTT^ ^^^Y T^-
T^^^: I ^^^ \X^\ I Die Tattvabudhini bemerkt hierzu: ^J<^ \fj\ \
52T^^t:' \fr{ ^TTW^T^^T^ ^-^^ I ^^ '^^T^^' T^nft-
ÖEIT^^ II" — Die Siddhantakaumudi gibt also die Erklärung, die auch das
P\V. verzeichnet. Die Erklärung der „andern", die die TattvabodhinT anführt:
,ein Betrüger wie ein Pfau", ist ebenso dunkel wie die erstere; man müßte
ihr denn den Sinn geben: „ein Betrüger, der wie ein Pfau aussah". In
diesem Falle würde die Meinung der „andern" unsere Erklärung stützen. Jeden-
falls hatten die Erklärer keine k 1 aro Vorstellung von der Bedeutung des Kom-
positums.
118 Hertel, Von Panini zu Pliaedrus.
werden also nicht fehlgehen, wenn wir annehmen, daß sich Pänini's
T^[T^^«F tatsächlich auf die Erzählung von der Krähe bezieht,
die sich in einen Pfauen verkleidet hat, eine Erzählung, deren
frühzeitiges Vorhandensein in Indien ja die beiden buddhistischen
5 Fassungen — oben 3 und 4 — beweisen. Zugleich aber müssen
wir annehmen , daß Hemacandra die Fabel in einer ur-
sprünglicheren Fassung kannte, als sie in den beiden
buddhistischen Rezensionen vorliegt. Denn sein Minister
führt sich in der Verkleidung eines Jaina-Laien unter den Jaina
10 ein , um diese zu täuschen , geradeso wie die Krähe bei Phaedrus
sich unter die Pfauen mischt, um als einer der Ihrigen zu sielten.
Treffen die vorstehenden Ausführungen das Richtige, so erscibt
sich, daß die besprochene Fabel in Indien bereits im 4. Jahr-
hundert V. Chr. bekannt war.
119
Von
Richard Schmidt.
Die in der Tattvahodhinl vorgebrachte Deutung der ^«^f, der
zufolge T^r^^^^i als T^ T^ ^^^^ aufzulösen sei, muß auch
ich von der Hand weisen. Aber die weiteren Zitate daselbst ent-
halten Kunstausdrücke wie upamäna und sämänyavacana, die uns
aus der indischen Poetik bekannt sind und uns gemahnen , dort 5
Umschau zu halten. Da finde ich denn bei Äsädhara (zu Kuva-
layänanda I, 19) einen für uns sehr nützlichen Hinweis auf die
auch von Hertel besprochene Stelle Pänini II, 1, 72. In der Er-
klärung des Schulbeispieles zu der Figur des parinäma — IT^WT
^J|<9^«i ^^^ TT^^'^^T — sagt er nämlich, in ^l^'St liege ein 10
Kompositum vor, in dem das Mittelwort fehle (^n^T^T^^^Tn"
"^''TT^J), sodaß es also in ^1^ ^«T '^^ aufzulösen sei; es komme
hier aber nicht die Regel des Pänini '^^Kj^'^^lf^' in
Betracht, weil es sich da um ein rüpahain handele. Das
Wesen des parinäTna besteht darin, daß die sonst dem Vergleichs- 15
Subjekte {visaya, in unserem Falle dem Auge) zukommende
Funktion dem Vergleichs ob j ekte {visayin^ hier also dem Lotus)
zugeschrieben wird: „Mit dem klaren Augenlotus schaut die be-
rauschend Blickende". (Ein Lotus kann eigentlich nicht schauen!)
Im riipaham, (z. B. '^T^ ^"^j Subrahtnanyamrman p. 23) fehlt 20
dagegen diese Übertragung der dem Vergleichssubjekte zukommen-
den Funktion auf das Vergleichsobjekt. Weist also Äsädhara die
Erklärung des 'T^^^t mit T^T T^ ^^^^ ab, so dürfen wir
darin eine weitere Stütze für Hertel's Deutung sehen.
120
B i e s t m i 1 c h.
Von
Immanuel Löiv.
Die Ausdrücke, welche die syrischen Glossographeu für Biest-
milch bieten, stelle ich zusammen, um die lehrreichen Bemerkungen
Nöldeke's daranknüpfen zu können.
1. •^nb, "'Nnb, Nnb d. i. ■'ib, N^b nicht "^rb, wie Dalman
5 vokalisiert. Targum : jC4n. 18, 8 Gbgr. ^nb Hiob 20, 17. LA. 'rb.
'N-ib jDt. 32, 14. Hiob 29, 6. Außerdem Nab (so lesen statt N^nb
Handschriften und ältere Drucke, auch R. Chananel und Aruch)
Erub. 53 b.
2. Jck^ BA. 724. DBB. (|:^ 165) 168 (Cod. F: jcii^). 925.
10 1844. PSm. 4122. Falsch elbä PSm. 3764. Audo zu jo>-.> und
JJ». Cardahi irrig Jo\C, das Brun neben alvä hat. Audo: J-^\)
^ l*..*2o jLow-^ Jöoii |^\*. too|o izi\^j jLvTiis |i^/ joHJo
3. Neusyrisch |2)d^ (läim) biestings, first milk of animals
15 after delivery; auch jöd^ Maclean s. v. Auch Stoddard bei PSm.
1905 hat JoQ^, worauf Jastrow verweist.
4. Arabisch LaJÜ! BA. 724 und bei PSm. 4122. DBB. 165. 168.
925. 1844. 1964. PSm. 198. 4122. Card, zu Jd^. Ein pers. »^
ilehice) heißt Colostrum, lac novum quod post foetum mulgetui-.
20 5. Syi-ische Synonyma:
a) |i-^ oder ^^. BA. kennt es nicht. DBB. 168. 925
(Cod. S ji^io). PSm. 1837. Card. 603. Brun: lac primum post
partum; lac coagulatum. Biestmilch wird ungenau sein. Audo sagt:
ji'c^^ o^ ^XÄ p \\^ b^- ^ joot» I--JI» jloj- i^voo ix-*6.
Lötv, Biestmilch. 121
b) JJx) JJi, JJ2D, pk» Fremdwort? DBB. 168 (hier anch
o\\^) 925 (hier: ]J:d). PÖm. 2125. Brun. Audo II, 55: jjio
^♦i>:;i Jt-*2D Jl^cinJZ5 Joe»? U*^^ \:^ \^^ Ji^.
c) jjtiQjO DBB. 168. 925. jls,ju-*JO 165! 1844. PSm. 3764.
JNa»0 Brun lind PSm.: biestings, first milk after calving. Aber 5
Audo: Jv^liODj jzi^ JkJi ^^ j-OOiJ w»Ö) Jü^;jOO JISjuVO
d) jo>% BA. bei PSm. 4122. DBB. 168. 925. 1964. Audo:
^Ä-^J ^ Jljj |X>*Ä J25\*. Jd^/ |2j-.^.
e) j*lQ2>, JqÄ^-^ DBB. 1504. 1543 nvxiu = jl.Q£XiÄ nicht lo
hierhergehörig — PSm. 3055 — sondern: Lab. Zu jLooQio Krauss,
Lehnwörter 11, 345.
Nöldeke brieflich: „Dafür, daß L*.i im klassischen Arabisch
Biest milch ist, könnte ich ein gutes halbes Dutzend guter Belege
geben. Aber das ist ja unnötig, da die Bedeutung auch für spätere 15
Zeit feststeht. Für solche Dinge mußten ja auch die Beduinen
einen bestimmten Namen haben. Höchst wertvoll ist nun Maclean's
I^C^; das muß echt sein. Natürlich mußten auch die Aramäer
zu allen Zeiten für die Biestmilch einen eigenen Namen haben, wenn
das Herdenvieh und die Milch für sie auch nicht die Bedeutung 20
hatte, wie für die Beduinen. Wichtig ist hier das weiche b;
das aber zeigt, daß das Wort nicht aus dem Arabischen entlehnt,
sondern daß die reguläre inneraramäische Lautverschiebung: spiran-
tische Aussprache der Muta nach Vokalen, wenn sie nicht verdoppelt
war, hier eingetreten ist. Die Nordost-Aramäer sprachen schon vor 25
tausend Jahren das ^ wie o (englisch lo). Es würde also keinen
«
Unterschied machen, wenn JÖQ^ oder JÖQ^ geschrieben würde. Ob
u oder i, ist auch nicht wichtig; das 1 geht vor o ("^) natürlich
leicht in u über, jrsd^ ist also = *i.SNnb, haarscharf entsprechend
dem arab. Lxi, mit angehängtem Artikel, aber nicht daraus erborgt. 30
Die Form |c^/ gibt BA. 724 mit ausdrücklicher Erklärung der
Vokallosigkeit des /; dadurch werden alle anderen Vokalisationen
hinfällig. Das wird eine mundartliche Form desselben Wortes sein.
122 Löv:, Biestmilch.
welches in der Hauptsache , der Erweichung des ^ zu iv, mit der
neusyrischen übereinstimmt. Da BA. ein Nestorianer ist und im
Osten gesammelt hat , so darf das nicht verwundern. Da ist also
aus *NNäb, ^Näb, ^Nbr, : NnbN geworden, denn das auslautende
T :• ' T-' t:' t:-° '
5 ä für das radikale a' zu halten, geht nicht an: es ist die Endunsr
des st. emph. und das radikale — ^ - N ist synkopiert.
Die verschiedenen jüdischen Formen gehören alle hierher; ob
sie alle eine wirklich gebräuchliche Form lautlich genau wieder-
geben, weiß ich nicht. Kleine Entstellungen waren da ja leicht
10 möglich , aber ziu* Not könnte jede der von Ihnen aufgeführten
Formen richtig sein. Daß BB. auch noch das etvmologisch richtiofe
|.2j}is. erhalten hat, ist gut. Die Hauptsachen sind hier also klar.
Der Vorschlag des 'a erklärt sich daraus, daß das Wort bei Weg-
fall des —1- einer Verstärkung bedurfte. Also ich halte diese Wort-
15 formen für gut aramäisch. Wäre das Wort im A. T. erhalten, so
würde es *t<3b lauten. Ich betone noch einmal, daß die aramäischen
Formen, wenn sie e n 1 1 e h n t wären, hartes ^ ■z hätten, nicht o
oder o "i.
Wenn das unbelegte pers. »^ coagulum lactis unser Wort
20 ist (was ja recht wohl möglich; die Bedeutung wäre dann bei
Vullers ungenau angegeben), so ist es eine arabische Feminin -
form *s».xJ für K_aj. Die wäre allerdings erst nachzuweisen, aber
sie wäre nicht auffällig.
iliO, piÄ ist mir recht verdächtig. Ich vermute, daß es aus
25 der einen Stelle des Gregorius von Nyssa stammt, und zwar in
entstellter Form. Wenn das Wort nicht eine andere Stütze be-
kommt, muß man es sehr mißtrauisch Ijetrachten."
123
o
Zur Exegese und Kritik der rituellen Sutras^).
Von
\V. Calaud.
XLIX. Zum altindischen Würfelspiel.
Heinrich Lüders hat in einer Abhandlung „das Würfelspiel
im alten Indien" den Versuch gemacht dieses vielfach dunkle Problem
seiner Lösung zu nähern. Es ist ihm freilich nicht gelungen uns
eine überzeugend klare Vorstellung davon zu geben, wie eigentlich 5
das Spiel mit den Vibhidakanüssen gespielt wurde. Aber doch hat
er manche Schwierigkeit aus dem Wege geräumt und alles was aus
gedruckten Quellen zu sammeln war, vereinigt und geprüft.
Schon vor einigen Jahren hatte ich alle auf das Würfelspiel
bezüglichen Brähmana- und Sütrastellen gesammelt mit der Absicht 10
eine zusammenfassende Behandlung dieses Gegenstandes zu unter-
nehmen. Da mir aber das erreichbare Ergebnis zu wenig positiv
erschien, sah ich davon ab. Die Abhandlung Lüders' aribt mir
jetzt Anlaß einiges hinzuzutragen.
Zuerst will ich das von Lüders gesammelte Material vervoll- 1.5
ständigen und dann einige Vorschläge über die Art des Spieles
machen, die vielleicht noch etwas mehr Licht über diesen Gecren-
stand verbreiten werden.
Das Würfelspiel beim Agnyädheya wird noch erwähnt:
Hiranyakesin srs. III, 12 (vgl. die soeben erschienene Ausgabe der 20
Änandäsramadruckerei, vol. I, S. 320) :
sabhäyäm madhye ' dhidevanam uddhatyävohsyäicsün nyupya
vyühija samühya iwathayitcUksesu Mranyam nidhäya nisasäda
dhrtavrata iti juhoty ; ävasathe madhye parisado Jw'anyam ni-
dhäya jjra nünam . . (= Ap. V. 19, 3) . . . cahrira iti juhoty\ ufa 25
no . . . (= Äp. 1. c. 4) . . . avantv enä räjan havisä mCidayasvely
üvasatham abhhnantrya satam aksän yajamänäifa prayacchatl ;
tena kriam vijkya sahhäsadbhyah pradlyamäncsu vi'ihibhyo qäm
divyatähiitisantah parväni visasateti sampresyati.
Dazu die VaijayantI des Mahädeva (Ausg. der Anandäsrama- ;!o
druckerei und MS. Haug): nyuptesv alcsesu catnsha^o vibhajya-
1) Vgl. diese Zeitschrift 58, 50i).
124 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
mänesu yatra sarve h]iäg(Jh samä. hhavanti, sa dyütcqyrahäruh
Ik'rtarn itif ucyate; yatra trayo 'cUtikah, sa tretä\ yatra dväv'^)
adhihau^), sa dväjjarah; yatraikä sa kalir ili (also nahezu über-
einstimmend mit Rudradatta zu Ap. V. 20, 1).
5 Das Yäjamänam dazu lautet (Hir. VI, 16 — 17): yaträsmai
satani aksän prayaccliati ^ tesu hrtam vijitya sabliäsadbhyah
prayaccliati; te yaj jayanti tad uhhayam annam saihskrtya
hrähmnnün hliojaijatt.
Bhäradväja srs. IV, 12: atlia sahhyävasatJiyayor madhye
10 'dhidevanani uddhatyävohsyCdcsän nyupyahsesu liiranyam nidliäya
vyiüiya sanmhya juhoti nisasäda dhrtavrata ity etayä; satam
ynjainänäyäksän jyrayaccliann cdia: xrlliihliyo i]äm dlvyatähhfi-
santah parväni visasateti-, yajamänaJi krtam vijityottisthate-, gäm
asya tadahah sahhäyäm dlvyeyus-); tasya parümsi na hitfisyu{s);
15 täih sabhäsadhhya upaliaret; tad ya{d) (jrhniyät^ tad ubhayam
annam samshrtya brälimanän bhojayet.
Vaikhänasa srs. I, 13 — 14: havisy'^) aproksite''^) sabhämadhye*)
''dhidevanam ^) uddhatyävoksyäksän °) opya tesu liiranyam nidhüya
ni'sasädha dhrtavrata üi räjany asya juhoti; p)'>'<^ nünani i'fy äva-
•20 sathe (Tnadhye) parisado'') hiranyam nidhäya tasmin juhoty \ uta
no 'hir budhnya ity ävasath^/am abhimantrya yajamünäya sa{ta)m
aksän adhvaryur dadäti, tesu j^anaviäno yajamänah krtam vijitya
odanam') srapayitvä sabhäsadbhyo brähmanebhyah^) pradadüty,
ävasathe bhufjate.
25 Bei Gelegenheit des Räjasüya wird das Spiel noch erwähnt:
Baudhäyana srs. XII, 15 (vol. 11, S. 108): tena (sc. sphyend) tau
(sc. aksävcqjngovyacchau) niadhyato 'dhidevanam uddhatya tisrak
jyancäsatoh saiivarnän aksän nivapato; 'thäsmai pancäksän
apacchidya jirayacchati dido 'bhy ayaih räjübhüd iti; täms
30 tadänhn eväksesv apisrjaty\ athaitam odanam udbruvate; nä-
näihsinau brahmü ca yajamänas ca samänämsinau sütagrämaninau
samänäniJinau ksattasamgrahitä7'au. sa yo nu matäksa iva, sa
räjna üsana upavisya catiüjsatam aksän ajjacchidyähodbhinnam
räjrta iti. tän eva manäksamantän iva krtväha krtam brähma-
3.5 nasyety. athaitam odanam udbruvate\ samänämsinau brahmä ca
yajamänas ca nänäthSinau siitagrämaninau nänämSinau ksatta-
samgrahltärau. sa yah paräjayate, tasyainam kule ksattä päca-
yati. yävad esa odanah jMcyate, tävad esa hofä usw.
Dem Vivarana, dessen Überlieferun er zum IL und III. Teil
40 leider sehr mansfelhaft ist, entnehme ich das folirende : athäsmai
yajamünäya paTicäksän niskrsya prayacchati; tesv eva praksipafi
1) prabandhikau Q.) die Ausgabe der Anand.-Dr.
2) din/esu die Haug'sche Hs.
3) havis?apro° die Haug'sche Hs.
4) sahamndlijiadidevünnm die Hs.
5) nddhrtyiV die Hs. 6) jiarisatho die Hs.
1) madamna die Hs. 8) Doppelt, die Hs.
Caland, Zar Exegese und Kritik der rituellen Satras. 125
tän yajamänah ; atliainam vnksyamänam odanarn ^) jyanatveno-
pavisya catuhsatam aksän jjrthak Icrtväha udbhinnam vi^ajätam
röjfia äya-) iti'-)\ tän eva caturadhikä{m)s ca satäly^) Isatsam-
sprsfäntmi ilia*) Icrtväha tain^) hrülimaimyantad'^) iti imnar^)
atliainam ity ädi; yah parüjayate tasyaöiain odanarn glaho'^) 5
ksattä päcayati usw.
Hirany. srs. XIII, 19: tena samasphyenädhidevaiiam^) uddha-
tya tisi'ah pancäsatah paTica vä lyancäsato ^ksän nivapaty; ud-
bhinnam räjna itl tatas caturo 'ksän nirühams cafuhsatän
ap>isrji/a pasthauhlm vidlvyanti hrälimano räjanyo vaisyah südra lo
ity; odanarn adhipananti; vijüya diso 'bhy ayam räjähhüd iti
jiancüksän yajamänäya prayaccliati; tän apisrjya maiigaJyanümno
hvayati.
Mänavasrs. räjasüyaprasna 1,4: sphyenädhidevanain') krtvä
krtasampütän^) sudyum^) nivapati\ tatra pasthaxihim p>rasuvati\ 10
tum catcäro vidlvyanfe hrälimano räjanyo vaisyali südras: tesäm
yah pjoräjayate, sa yajamänasya gosu pastliaulnm apisrjati. tatas
catuhsatam aksän^^) avohyodbhinnaik räpio^ diso abhy abhüd
ayam iti paiicäksän yajamänäya jyrayacchati.
Ehe ich diese Stellen näher betrachte, will ich erst versuchen 20
minieres aus Lüders' Darstellung zu berichtigen.
In mehreren Texten ist die Rede von catuhsatam aksäh.
Lüders fast dies immer als 400 Würfel. Das ist aber sehr wahr-
scheinlich unrichtig; es bedeutet 104 Würfel, wie es auch nach-
drücklich das Vivarana zu Baudh. auslegt ^^). Nach Apastamba 2,0
(XVIII, 19. 1) schüttet der Aksäväpa „über hundert oder über
tausend Würfel" aus; davon (denn tebhyah in XVIII, 19. 5 ist
wohl eher Ablativ, sc. aksebhyah, vgl. Hir.: tataJi) schüttet er 104
weg. Die Zahl 400 würde weniger gut zu „über hundert" passen.
Für die Baudhävanastelle II, 9 habe ich angenommen, daß erst so
der Vater mit den drei Söhnen spielt, wobei der jüngste verliert
und abfällt, dann das Spiel mit den zwei ältesten fortgesetzt wird,
wobei der mittlere Sohn abfällt und schließlich der Vater mit dem
ältesten Sohn spielt, der nun verliert. Lüders (S. 52) zieht die
Richtigkeit dieser Auffassung und der auf dieser Auffassunsr gestützten :<■'>
1) Hier muß ein Passus ausKcfalleu sein.
2) Verdorben; eine andere Hs.: äpadrati. 3) Sic.
4) Z. 1. ioa. h) nam eine andere Hs.
6) Unsicher; samasycujenä die Haug'sclie Hs.
7) °devut(nn oder °daivatam die HSS.
8) Vielleicht zu lesen: krtasamyutäii , vgl. hrtasampannän des Kaus.-
Sü. 17, 17. ' ' • ' '
•J) Varr. : sädijum , sudyam. Kann das Wort einfach aus aksän oder
einem Synonymen verdorben sein? Bekanntlich sind die HSS. dieses Textes
sehr schlecht.
10) Sic. vgl. Maitr. S. IV, 4. 6.
11) Daß auch sonst catuhmtani 104, nicht 400, bedeutet, geht zweifellos
aus Säiikh. srs. XVIII, 13, 1 — 8 hervor.
126 Calctnd, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
Interpretation von Kausikasütra 17, 17 in Zweifel. Er will in der
Kausika-Stelle den König erst mit einem Brahmanen, dann mit einem
Ksatriya und zuletzt mit einem Vaiöya spielen lassen. Vergleicht
man aber die anderen Stellen, wo von vier Spielern zugleich die
5 Rede ist (entweder brähmana, ksatriya, vaisya, südra, so Ap. Hir.
Man. beim Käjasüya, oder drei Äryas mit dem Yajamäna, so Man.
beim Agnyädheya^)) , so wird es in hohem Grade wahrscheinlich,
daß auch hier der König mit drei Ariern zugleich spielt. Und
was meine von Lüders für Baudhäyana angezweifelte Auffassung
10 anbetriiFt, sie stützt sich auf das Vivarana des Bhavasvämin, einen
vorzücrlichen und sehr alten Kommentar. Nach den Worten xnsa-
matvät karüyän jitah läßt nämlich Bhavasvämin folgen: sesänüm
utturatra vaksyati vidhivi , hindeutend auf die später in Baudh.
vol. I, 48. 10 folgenden Worte: esa eva trisu nyäya^ esa eva
15 dvayoh. Das Vivarana dazu lautet: pi-athame pakse (wenn nämlich
der Vater mit drei Söhnen spielt) kaniyasi jite sesesu tri'sv esa
eva nyäya/i : trayänam ukte : 'tha yadi dväv iti (deutet zurück
auf I. 48. 8) : esa eva dvayor iti. trtiye jite sesayoh pityjyesthayor
jäyäpatyor idctam: ubhau dviräyämäv iti (deutet zurück auf
20 I, 48. 9). Dieser Kommentar läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen
übrig und die von mir gegebene Interpretation der Baudhäyana-
Stelle ist zweifellos richtig. Nach Lüders' Auffassung hätten, falls
vier Spieler da wären, drei das Krta machen können und könnte
das Spiel damit eventuell abgeschlossen sein, während nach Bhava-
25 sväniins Auslegung fortgefahren wird bis nur einer das Krta be-
kommen hat.
Was Äpast. XVIII, 19. 5 angeht, ohne Zweifel hat Garbe das
überlieferte deyäv audhhinnam ohne Grund in deyau \ audbhidyavi
geändert; richtig ist (vgl. Maitr. S., Baudh., Hir.) udbhinnaih räjna
30 iti. Daß übrigens udöhinatti., wie Lüders (S. 48. 51. 63) will, ein
technischer Ausdruck des Spieles ist, bezweifle ich ; man denke an
den Ekäha- Namen udbliid (neben vidvajit in Rv. VIII, 79. 1, vgl.
Lüders S. 63, n. 2) und an den Vedaspruch:
yathä tvam udbhinatsy osadhe jprthioyä adhi |
35 evam ima udbJiindantu klrtyä yasasä brahmavarcasena j|
(Taitt. Ar. VI, 10. 2 (10); udbhinatsi = iidpadyase, Sä.yana-)).
Wenn man die neu hinzugekommenen Sütrastellen des genaueren
betrachtet, wird man befinden, daß wieder neue Schwierigkeiten
hinzukommen und auch diese Texte, wie ich fürchte, uns nicht in
1) Man hat I, 5. 5. 8 wohl ari/äh kitaväh (statt des überlieferten kitavän)
paryupttviiianti zu lesen, vgl. ib. 13: tFin kitavän vijitya yajamänah . . .
presyati. Beachte die Präp. pari.
2) Beiläufig noch eine Berichtigung untergeordneter Art. In Lüders' Ab-
handlung S. 40 wird behaujjtet, daß krtnm äyünäm im Jyotisa „sicherlich ein
falsches Zitat" ist und für Uudradattas sruti : krtam ayänüm (Lüders, S. 52)
wird nach Sat. Br. verwiesen. An beiden Stellen wird aber vielmehr TS. IV, 3. 3. 1
zitiert, eine Stelle die Lüders selber (S. 58) erwähnt.
Caland, Zur Exegese iind Kritik der rituellen Sfitran. 127
den Stand versetzen werden uns von der Art und Weise des vedischen
Würfelspiels eine klare Vorstellung zu machen. Allererst weise
ich auf Hir. XIII, 19 wo erwähnt wird, daß von den hingestreuten
Würfeln vier weggeschoben werden mit dem Spruch: „gesiegt hat
der König". Das erinnert lebhaft an die wohlbekannte auch von 5
Lüders (S. 55) besprochne Stelle aus dem Rgveda (I, 41. 9): caturas
cid dadamänäd bibhiyäd. Sollte ja nicht gerade das Erhalten
der vier Würfel (oder wenigstens einer ungeraden Anzahl) das
Krta sein? Lüders will dem Ausdruck Tirtam vicinoti überall den
Sinn: „er wirft das Krta" beilegen. Sonst bedeutet das Zeitwort lo
doch immer „sondern, ausscheiden". Ich möchte mir den Vorgang
des Spieles ein wenig anders als Lüders denken. Es ist denkbar
daß man sich die Sache so vorzustellen hat: eine gewisse größere
Anzahl Nüsse werden auf das adhidevana ausgeschüttet. Jeder
Spieler hat davon zu nehmen ; wer mit einer bestimmten (?) geraden i5
Anzahl (am liebsten vier) übrig bleibt, bekommt das Krta und ge-
winnt, wer mit einer ungeraden Anzahl übrig bleibt, bekommt Kali
und verliert. Die von jedem Spieler in die Hand genommene Anzahl
Würfel sind ein glaha, „Griff" bedeutet ja das Wort, das mit graha
ursprünglich identisch ist. Lüders nimmt für glaha die Bedeutung 20
an: „die Würfel, die man zum Wurfe bereit in der Hand gepackt
hält" (S. 26). Nach meiner Auffassung wird aber nicht geworfen,
sondern jeder Spieler nimmt Nüsse in die Hand: er sondert sie ab,
scheidet sie aus der hingeschütteten Masse aus : vicinoti (vedisch), er
greift sie , nimmt sie : grhnäti (episch) ; vgl. sam aitu . . antar- 25
liastam hrtam mama (AV. VII, 52. 2, bei Lüders S. 49); hrtam
me dahsine haste (ib.) ; tato jagräha sakunis tän aksän (MBh.
II, 60, 9, bei Lüders S. 59), d. h. „da machte Sakuni einen Griff"
(einen glahal); für Yudhisthira bleibt dann jedesmal eine ungerade
Anzahl übrig. Es leuchtet ein, daß es auch bei meiner Auffassung 30
des Spiels besonders auf das schnelle Zählen ankam: ein aksatat-
tvavid war im Stande von den ausgestreuten Nüssen sofort so viele
zu nehmen, daß eine ungerade Anzahl für den Gegner liegen blieb.
Nur so, meine ich, läßt es sich erklären, weshalb Sakuni immer
sofort nachdem er die Würfel „gegriffen" hat, „gewonnen" aus- 35
rufen kann. Yudhisthira braucht sich ia dann eigentlich nicht mehr
aktiv am Spiel zu beteiligen ; das an einer Stelle (bei Lüders, S. 60)
vorkommende prati/adivi/ata (von Sakuni gesagt) braucht nicht zu
implizieren, daß Yudhisthira vor ihm gespielt hat; es kann einfach,
vielleicht expletive gewählt sein um anzudeuten : „er spielte wiederum 40
mit den Würfeln".
Freilich kann man gegen meine Auffassung einwenden, erstens,
daß es AV. IV, 38. 3 (bei Lüders, S. 48) heißt: ddadänä (var.
ädadhänä) krtam glahät. Vielleicht läßt sich, wenn Lüders' Er-
klärung dieser Worte richtig ist (was auch noch fraglich), annehmen, 45
daß der Dichter hier auf eine Wiederholung des Spieles deutet,
wozu die beim ersten Gan^e crenommenen Würfel auf das adhi-
O O
128 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellere Sätras.
devana zurückgescliüttet wurden. Nun wird den Apsarasen die
Macht zugeschrieben, das Kvta wieder in die zasammengeschütteten
Würfel hineinzulegen , so daß der von ihnen begünstigte Spieler
wieder gewinnt. Wenn es von der Apsaras heißt (bei Lüders
öS. 56), daß sie mit den Ayas umhertanzt , und wenn die Würfel
angedeutet werden als „die auf dem Würfelplatze rollenden'' (ib.),
so wäre das, falls meine Auffassung richtig ist, auf das Hinstreuen
und Hinrollen der Würfel auf dem adhidevana vor dem Spiele,
zu deuten. Ebenso wenn im Mbh. die Rede ist vom Wei-fen der
10 Würfet).
Das alles ist freilich sehr unsicher und hypothetisch, aljer für
meine Auffassung sprechen ;
1. die Grundbedeutung von vicinoti^
2. die Grundbedeutung von glaha , auch in den Zusammen-
15 Setzungen kaliggalio , kotaggaho , da die von Lüders für glalia
angenommene Bedeutung („die Würfel, die man zum Wurfe bereit
in der Hand gepackt hält") meines Erachtens nicht für diese
Zusammensetzungen paßt; man kann doch nicht wissen, ob der
Glaha Kali oder Krta liefern wird. Wenn glaha aber, wie ich
20 denke , die Würfel (Nüsse) andeutet , die man genommen hat , so
sind kafaggaho und kaliggalio erst recht begreiflich;
3. manche Vedastelle, die sich so ungezwungener erklären läßt;
4. der Vorgang des Spieles so wie er uns tatsächlich aus dem
13audhriyanasütra bekannt ist; auch nach dieser Quelle werden die
25 Würfel (Nüsse) nicht geworfen, sondern jeder Spieler nimmt,
hier freilich, weil es bestimmt ist, daß der Vater gewinnen soll,
eine bestimmte Anzahl.
Schließlich bemerke ich noch, daß tis^rah im^icäsatah (Baudh.,
Hir.) sehr zugunsten der Auffassung des aus RV. X, 34. 12 be-
30 kannten tripancäsah als 150 spricht.
L. Zum enklitischen Personalpronomen.
Die Regel , daß in guter alter Prosa die enklitischen Prono-
mina (und Partikel, außer m, ca natürlich) die zweite Stelle im
Satze einnehmen, ist, obschon allgemein bekannt, doch nicht überall
35 gehörig beachtet worden. Oldenberg z. B. übersetzt (SBE. XXIX,
317) die Päraskara- Stelle (II, 7. 7): miam me vajrah päpmänam
apakanat: „may this, my thunderbolt, drive away evil". Richtig
ist: „may this thunderbolt drive away my evil" („mein böses
Geschick"), da me zu i^ainnänam gehört. Böhtlingk hat früher
40 (in dieser Zeitschr. LIT, 84) den Dativ asmai (in Hir. grhs. I, 13. IG:
te.sv asmai bhuktavatsv . . . annam äliärayati) in asya ändern
1) kßijMii bei Luders S. 29; 2n'avapan dagegen (bei Lüders S. 24) deutet
ofl'onbar nur auf d;>s Hinstreuen der Würfel. Die Deutung von tsamutkßepa
(bei Luders S. 2C) ist doch nur hypothetisch.
Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras. 129
wollen , weil asniat hier nicht am Platze sei , da zwischen tesu
hhuktavatsu, einem in sich abgeschlossenen verkürzten Satz, kein
Fremdling geduldet werden könne. Seitdem ich behauptet hatte,
daß an asmai nichts zu ändern sei , bin ich auf eine schlafende
Parallelstelle gestoßen : sa 2i^'<yö.li srsfvä sarvain äjim itvä vya- 5
sraitisata; iasinäd u liaitad yah sarvam äjim eti^ vy eva sram-
sate\ tasmäd visrastät liräno vißdhyata udalzrOmat\ tasminn
enam uticränte devä ajaJiuh (Sat. Br. VI, 1. 2. 12); obgleich enam
als Objekt zu ajahuh gehört, steht es auch hier, ganz wie asmai
in der Stelle des Hiranyakesin, mitten im absoluten Lokativ. Ich lo
glaube denn auch immer, daß meine Auffassung von Pärask. III,
15. 22 (diese Zeitschr. 1. c.) richtig ist; niemand wird wohl Böht-
lingk's ib. LH, 611 gemachten Vorschlag, svasä statt säsya zu
lesen, annehmen wollen.
Nicht in allen Texten jedoch wird unsere Regel immer be- i5
achtet: ein Satz z. B. der bei Äpastamba (srs. VI, 15, 10) so lautet:
teno haiväsya Imtam hhavati^ wo asya an richtiger Stelle steht,
kehrt bei Hiranyakesin (srs. III, 19 s. f.) so wieder: tad dhutam
asyägnihotram bhavati.
Der Gedanke ist nun bei mir aufgekommen , ob nicht eine 20
Untersuchung nach der Stellung der pronominalen Enklitika ein
Kriterium liefei'n könnte zur Bestimmung des relativen Alters eines
Textes. Ein solches Kriterium würde besonders für die vedischen
Texte, namentlich die Sütras, deren Entstehungszeit sich meistens
nur durch Vergleichung der verwandten Texte relativ bestimmen 25
läßt, von großer Wichtigkeit sein. Ich habe nun einerseits das
Äpastambasrautasütra , einen Text , der einen recht altertümlichen
Eindruck macht und andererseits das Kätyäyanasrautasütra, welches
im Gegenteil den Eindruck macht jünger zu sein, mit Hinblick
auf die Stellung der enklitischen Pronominalformen der 3. Person so
{asya asmai ^ enam usw.) untersucht. Das Ergebnis ist, daß ich
in Äpastamba keine einzige Stelle fand , wo das Pronomen nicht
an seiner Stelle stand. Es wird nicht nötig sein alle Stellen mit-
zuteilen. Ich erwähne daher nur einige, wo das Pronomen durch
ein oder mehrere Worte von dem zu ihm gehörigen Worte ge- 35
Do O
trennt ist:
näsyaitäm räirim lx,umärä^ cana i^ayaso labliante (I, 11. 2),
asya gehört zu humäräh.
yadä cäsya hotä näma grhniyät (IV, 12. 5), asya gehört zu
näma. 40
näsya hrälimano 'nä^vän grhe vaset (V, 25. 4), asya gehört
zu grhe.
athäsya brahmä dahsinam hastam grhnüti (XIX, 24. 5), asya
gehört zu hastam.
yady enam imvvo hhrätrvyo ^hhlva syät (XVII, 23. 2), enam -is
ist Objekt zu abhisyät.
Anders steht es mit dem KätTya^rautasütra. Uberhaui>t sind
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 9
130 Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras.
hier die enklitischen Pronomina selten ; zuweilen nehmen sie die
ihnen zukommende Stelle ein , oft aber wird von der Eegel ab-
gewichen. Ich erwähne die von mir notierten Stellen.
daksinenücjnim madhye 'syuh Icaroti V, 8. 22.
5 praliprasthätänvärahhata enam VI, 5. 7.
väsasä chädaijaty enäm VIII, 6. 37.
saktuhhih srlnäty enam IX, 6. 14.
upavidya hiranyain asmai dadäti X, 2. 20.
dadhnä srlnäty enam X, 4. 6.
10 pracaranlsesena srlnäty enam X, 6. 17.
saptadasäsvattJiapattropanaddhän üsaputün udasyanty asmai
XIV, 5. 12.
drstvä nidadhäty enam XVI, 2. 15.
pänibhyäm parigrhnäty enam XVI, 2, 27.
13 daksinäkale kantakair enä virujeyuh XXII, 3. 22.
caiurbhir asvarathaih saksh'adrtibhir ävahanty enän 1. c. 37.
dugdhvä brähmanäyaiiiäm dadyät XXV, 1. 15.
Auch atah wird an dritter Stelle gefunden: sa vihüro ^tah
VI, 10. 11; sa gärhapatyo 'iah VIII, 3. 30; 2y^^^^'^^}^'2^(^^'^yo ^tak
20 XVII, 4. 5 ; evam ärokanüvarohanam atah XVIII, 3. 9. In älterer
Prosa hätte es gelautet: so ^to vihärah usw.
Betrachtet man in Verbindung mit dem durch diese Liste
gelieferten Kriterium den Stil und die Diaskeuase des Kätiyasütra,
so wii"d , denke ich , niemand die Folgerung als unbegründet ver-
25 urteilen, daß dieser Text erheblich jünger als die Sütren des Bau-
dhäyana und Apastamba ist.
Was übrigens das enklitische enam anbetritft, so glaube ich
einige, alle mit atha anfangende Stellen nachweisen zu können, wo
es überflüssig steht. Vielleicht wäre die Müßigkeit des "Wortes
30 daher zu erklären, daß die Wendung athainam^ afhäsya usw.
erstaiTt ist und zuweilen gedankenlos da angewendet wurde, wo
ein einziges atha genügt hätte. Am deutlichsten ist: athainam
antarenägnlms citlm citvä tam agnibht'h sanmposet (Sat. Br. XTI,
5. 2. 2) und athainam antarenägnlms citim citvä Icrsnäjinam
35 uttaraloma präcinagrlvam prastlrya tasminn enam uttänam
nipädya juhüm ghrtena ptürnäm daksine pänäv ädadhäti (ib. 7).
Daß hier beide Male enam hinter atha überflüssig ist, geht m. E.
zweifellos aus der folgenden Stelle hervor: atha haike 'ntarenä-
gnbjis citim citvä tam agnibhih samuposanti (ii&t. Br. XII, 5. 1. 17).
40 In Äsvaläyana lautet ein Sütra (grhs. IV, 2. 14): athainam antarve-
dldhmacitim cinoti yo jänäti^ was Stenzler übersetzt : „Nun häuft
ihm einer der es versteht innerhalb der Opferstätte den Holzstoß",
Oldenberg (SBE. XXIX, 239) läßt enam in der Übersetzung fort,
Eggeling (SBE. XLIV, 202. 203) übersetzt die beiden Brähmana-
15 Stellen: „Let him build a pile for him" (,the construction would
rather seem : let him build him i. e. the dead body, up as a pile").
Man. örs. IV, 1. 24 lautet: yadä nisnätäh pacanena bhavanty
Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras. 131
athainäm (so alle Hss. !) udacj hhasmäpohati , auch hier ist an
enüm nichts zu ändern, es ist gedankenlos aus Sütra 21 (wo enäm
die mukhyoJihä andeuten kann) herübergenommen. Ebenfalls über-
flüssig kann enam in Hir. grhs. II, 9. 8 sein: atkaincnn hsaitra-
patyam payasi sthcdlpäham srapayitväbhighüryodväsya gaväm 5
märge 'nagnau ksetrasya patim yajati; enam ist durch den
Kommentar verbürgt. Die Parallelstelle in Bhäradväja lautet:
athütah hsaitrapatyasya ^) (sc. kalpah) ; gaväm märge hiagnau
ksetrasya patim yajate. Es könnte aber die ursprüngliche Lesart
des Hir. gewesen sein : athai'sa ksaitrapatyah : payasi usw. Wie lo
enam in Äp. srs. VI, 25. 6: yo-dy enam räjä pitäcäryo vänta-
renagnln syäc chardirdarse nainam ädriyeta zu beurteilen ist,
weiß ich nicht sicher zu sagen. Offenbar ist die Bedeutung:
„Falls sich (für den von der Eeise heimkehrenden Ähitägni) ein
König, sein Vater oder sein Lehrer zwischen ihm selbst und den i5
Feuern befindet, wenn (er dem Hause schon so nahe ist, daß) das
Dach (von ihm) erblickt wird , so soll er ihn (den König usw.)
nicht beachten". Entweder enam ist pleonastisch oder es fehlt ein
Ca {antarenainam agnlms ca). Die letzte Auffassung ist die des
Rudradatta, da er kommentiert : tatraitam, (z. 1. tatrainam) agnlms 20
cäntarä.
]) kseti-a" die Hs.
9*
132
Panclit Kisari Mohan Ganguli f.
Von
Hermauu Jacobi.
Am 15. Januar dieses Jahres starb in Calcutta Pandit Kisari
Mohan Ganguli , der Übersetzer des Mahäbhärata und der Caraka
Samhitä. Beide Werke nennen nicht den Übersetzer auf dem
Titelblatt, sondern die der betreffenden „Publishers", d. h. derjenigen
5 Patrone, welche das pekuniäre Risiko der Herausgabe trugen. Das
englische Mahäbhärata ist „published and distributed chiefly gratis
by Protap Chandra Eoy" ; die Caraka Sainhitä ist „published by
Kaviraj Avinash Chandra Kaviratna*" und nach dessen Tode von
seinem Sohne Pareshnath Sarma. Unbestritten sei das Verdienst
10 dieser opferwilligen Männer; doch soll dahinter das für die Wissen-
schaft jedenfalls größere des Übersetzers nicht in den Schatten
treten. Darum geziemt es sich wohl , dem Andenken des be-
scheidenen und unermüdlichen Gelehrten einige Worte zu widmen,
wobei mir die Mitteilungen seines Sohnes Haricharana Gangopa-
15 dhyaya zur Grundlage dienen.
K. M. Ganguli, einer gelehrten Brahmanenfamilie entstammend,
wurde im Dezember 1848 in dem Dorfe Janai, Hughli Distrikt,
geboren. Trotzdem er in seiner Jugend Holz hackte, Ziegel formte,
Lehmmauern errichtete, absolvierte er doch leicht und schnell die
20 Schule seines Heimatsdorfes und dann die Universität, Presidency
College, in Calcutta, 1868, um sogleich als Headmaster of the
Training School in Janai, nacher als Correspondence Clerk im Public
Works Department zu fungieren. Doch schon 1875 trat er aus
dem Staatsdienst aus und widmete sich der Journalistik. Dann
25 nimmt er eine Privat-Anstellung als Headmaster of the Calcutta
Training Academy 1876 — 78 an, und erwirbt 1877 den Grad eines
Bachelor of Law. Nach fünfiähriger juristischer Praxis kehrt er
wieder zu seinem journalistischen Beruf zurück und war von 1890
bis 1900 der eigentliche Herausgeber des National Magazine.
30 Dieser Lebenslauf im Zickzack läßt uns nicht nur die geistige
Beweglichkeit und Vielseitigkeit des begabten Bengalen erkennen,
sondern auch sein ideales Streben: eine amtliche Stellung, den
meisten seiner Landsleute das Ziel ihrer Wünsche, befriedigte ihn
Jaeobi, Pandit Kisari MoJian Ganguli f. 133
nicht , sondern einzig Betätigung auf literarischem Gebiete. Wie
er durch seine Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften gewirkt hat,
entzieht sich unserer Kenntnis und Beurteilung; aber zweifellos ist
sein größtes und bleibendes Verdienst seine englische Übersetzung
des Mahäbhärata, an der er von 1884 an dreizehn Jahre unermüdlich 5
arbeitete. Es ist eine staunenswerte Leistung , diese lesbare und
doch immer gewissenhafte Übersetzung, die eine so lange Reihe
von Bänden füllt, namentlich wenn man bedenkt, daß sie ein
Einzelner nur mit gelegentlicher fremder Beihilfe trotz vieler anderer
Beschäftigung vollendete. Er selbst berichtet in dem , Translators lo
Postscript", das der letzten Lieferung des Werkes beigegeben war,
wie das unternehmen in Gang kam, und wie er selbst gegen den
Wunsch seines Freundes Protap Chandra Roy es durchsetzte, daß
der Name des Übersetzers nicht genannt wurde. Doch blieb seine
Autorschaft nicht verborgen, wenn sie auch erst mit dem Abschluß i5
des Werkes in weitesten Kreisen bekannt wui'de. Die wohlverdiente
Anerkennung wurde ihm, wenn auch spät, so doch von allen Seiten
gezollt. Auch die indische Regierung, welche das große Unter-
nehmen durch Beiträge bis zu 50 000 Rupien unterstützt hatte,
gewährte dem durch Arbeit und Alter schon Geschwächten eine 20
monatliche Pension (50 Rupien von September 1899 an) von der
Zivil-Liste : es ist der erste Fall einer derai'tigen Auszeichnung,
die einem geborenen Inder zuteil geworden ist.
Ganguli's zweites Werk ist die englische Übersetzung der
Caraka Samhitä, deren letzte mir zugegangene Lieferung, die 45 ste, 25
mit p. 1433 abbricht. Noch ungefähr ein Drittel des Ganzen steht
aus ; aber der Übersetzer hat das Manuskript druckfertig hinter-
lassen und sein und des Herausgebers Söhne haben es übernommen,
das Unternehmen ihrer Väter zu Ende zu führen.
Pandit Ganguli's letzte Jahre waren durch zunehmende Ge- so
brechen und den Kummer über den Verlust seiner Frau getrübt.
Zuletzt entwickelte sich ein typhöses Fieber, dem er am 15. Januar
erlag .on the sacred banks of the Ganges at Calcutta".
134
Anzeigen.
Ä. F. Rudolf Ho er nie, Studi'es in tJie Medicine of Ancient
Indi'a. Part. I. Osteology or ihe Bones of the Human
Body. Oxford, 1907. XII, 252 S.
It is indeed fortunate that Dr. Hoernle's work on the Bower
5 Manuscript sliould have led liim to the study of Indian Medicine,
the first fruits of which are forthcoiuing in the volume on Osteology
just issued by the Clarendon Press. The work which he has ac-
complished is in every way excellent and will enhance a reputation
which deservedly Stands very high both in India and in Europe.
10 It is difficult to know whether to admire more the labour involved
in elucidating the osteological Systems of Caraka, Susruta, and
Vägbhata I or the i-emarkable simplicity and clearness with which
the exposition is carried on. Dr. Hoernle rightly assumes that few
of his readers will have any acquaintance with anatomy and has
15 accordingly supplied the explanations and diagrams necessary to
to render his subject matter intelligible to the non-medical Student.
Perhaps the most salient feature of the work is the conclusive
refutation of the atterapted restoration of the osteological summaries
of Caraka and Susruta by Gangädhar. Dr. Hoernle conclusively
20 proves (pp. 27 — 34) that Gangädhar's attempt to present a new
Version of Cai'aka, which has been accepted by Jlvänanda in his
edition of 1896, rests on no ilS. authority, has no Support in the
scholiasts, and is a more unhappy reconstruction by the editor.
Nor is the case otherwise with Suäruta's summary (pp. 88 — 90)
25 though in that case Gangädhar has been more happy in his guesses.
Of Dr. Hoernle's own reconstruction of the summaries it must
at once be said that they are in the extreme plausible and in each
case are supported by arguments of much ingenuity. They may
well represent the original lists, and we are certainly not in a
30 Position to disprove either of them. But, leaving aside the recon-
struction of Susruta's Version (pp. 74 — 87) which öfters problems
too complicated for discussion within the limits of a review, we
would desire to call attention to certain points in which the
restoration of the original text of Caraka appears to lack probability.
Keith: Hoernle, Studies in the Medicine of Ancient India etc. 135
Apart from certain transpositions Dr. Hoernle alters the text in two
main respeets. He deletes the two amsa on the ground that they
are meaningless beside the two amsaphalaka (shoulder-blades) and
the two aksaica (collar-bones) , and he makes good the Omission
by increasing from two to four the number of the manika (wrist- 5
bones) to correspond with the four gulpha (ankle-bones).
It is certainly possible that dväv amsau dve amsaphalake in
Caraka represents a duplication by an error of a scribe, and in support
of this view Dr. Hoernle points out that in this very list (p. 1S6)
is found dve jänuni dve jänukapälike where jänukapälike is no lo
doubt an error for haindike. The parallel is not of course complete,
for in the former case we must suppose the repetition of the whole
phrase dve amsa and then a correction into dväv amsau ^ but it
is at any rate interesting. But the evidence on the other side is
almost overwhelming. For not only has the traditional text of Caraka i5
the two amsa, but so has the Version of Bheda (p. 40), which also
has but two manika, and so has the vei'sion of Vägbhata I (p. 91).
Against this evidence little weight can be placed on the facts
referred to by Dr. Hoernle (p. 68). Gangädhar's Omission of amsa
(p. 30), the Omission in the non-medical version of Caraka or Ätreya 20
found in the Yäjnavalkya Smrti, and the fact that the Atharva-
veda mentions only collar-bone and shoulder-blade (p. 114) merely
show, what is conclusivily proved by the case of Susruta, that
some people recognised only two — or even one — bone in the
Shoulder, while others like Caraka and Bheda recognised three. 25
Dr. Hoernle lays a good deal of stress (p. 137) on the fact that
there ai'e really but two bones in the shoulder-girdle, but it must
be remembered that, as Dr. Hoernle himself teils us (p. 115), the
Indians regarded pi'ocesses as bones, and, especially when it is
remembered that Caraka seems not to have practised dissection 30
(p. 116), it is surely b}' no means difficult to suppose that by
amsa was meant what to the lay eye seems the most characteristic
point of the Shoulder (see the diagram on p. 134) the acromion
process {amsaküta in the tei'minology of Susruta, p. 233, amsa in
Amarasimha, p. 167). 33
If we keep, as we think we must do, the two amsa as an
essential i)art of Caraka's list, then the first of Dr. Hoernle's arguments
(p. 67) for the increase of the number oi manika to four disappears.
On his fourth argument, vz. that in their reconstructions Gaügädhar
and the anonymous author of the '"Anatomy" — a work of unknown 40
date — admit that reckoning, we imagine Dr. Hoernle himself would
lay no stress. At any rate it is sufficient to say that Susruta who
was beyond doubt known to both these authors counts four wrist-
bones (p. 131). His third argument is derived from the reckoning
of the Version of Yäjnavalkya, which (p. 48) adds three breast-boues 4»
and three facial bones to the ordinary reckoning, in place, according
to Dr. Hoernle, of two arnis and four wrist-bones. 'It may be
136 Anzeigen.
particulavly noted', he adds (p. 49), 'that this corrective result
affords a strong confirmation of the Suggestion that the true
number of the bones of the wrists is four, not two, as the tradi-
tional list of Caraka now has it". But there is a clear petitio
5 principü in this argument. We ave equally entitled to say that
the six new bones ave substituted for — not the two arms and
four wrist-bones — but the two arms, the two amsa and the two
wrist-bones, and Dr. Hoernle would no doubt readily admit that
the source of part of the trouble in the list of Yäjnavalkya may
10 have been due to the careless Omission of dväv amsau in the text
of Caraka whence the non-medical version is derived.
There remains Dr. Hoernle's second argument. that the system
of Caraka consistently construed requires the count of four wrist-
bones (pp. 130, 131). The question what Caraka did held can
15 hardly be settled by arguments from what he should have held,
or eise his osteology would require extensive rewriting. No doubt
Caraka recognised four ankle- bones (gidpha) ^ but Dr. Hoernle
himself (p. 72) teils us that Caraka did not recognise the principle
of homology to its füll extent, and a glance at the diagrams of
20 forearm and leg on p. 130 will probably reveal the reason of the
different ti'eatment of the ankle and wa-ist-bones (malleoli and stj^loid
processes). The latter look much more like a single bone than
the former, and in the absence of dissection might easily be so
regarded, especially by an anatomist who actually attributed one
25 bone only to the complex of nose, cheeks, and brow.
But, however we read the version of Caraka, the question arises
as to the date and source of his compilation. Here and in regard
to the cognate question of the date of Susruta we must confess
we find it difficult to follow Dr. Hoernle with any contidence. He
30 accepts as genuine the tradition of Atreya as a great medical
authority, assigns him to the sixth Century on the strength of a
Buddhist legend that the physician Jlvaka, a contemporary of the
Buddha, studied at Taxila under Ätreya, places him before Susruta
and both of them before the Satapatha Brähmana in the sixth
35 Century B. C. (pp. 7 — 9). Caraka he regards as a faithful exponent
of Agnivei^a's version of Ätreya's System, which is also reported in
Bheda's work, and through another pupil in the non-medical version
of the Yäjnavalkya and other Smrtis. But every link in this chain
appears of doubtful strength. We have not the slightest real
40 evidence that a histoi'ical Atreya in the sixth Century B. C. was
a recognised exponent of medical sience, or that Caraka really
repi'esents with any fidelity his views, nor do we know when Caraka
lived. What value can be ascribed to the Buddhist tradition of
Caraka as a contemporary of Kaniska, when we know how similar
■lii legends have all the world over and not least in India (e. g. the
"nine jewels", the legend of Kumäradäsa, etc.) united famous
names? Even Kaniska's own date is uncertain, though we agree
Keith: Hoeriile, Studies in the Medicine of Ancient India etc. 137
with Dr. Fleet in accepting i) the socalled Vikrama era as bis. What
again is the value of the tradition that Nägärjuna revised Susruta's
work? There is no evidence that it is true, still less that this
Nägärjuna was the Buddhist patriarch, or that the patriarch was
a contemporaiy of Kaniska. These legends throw no light even on 5
questions of relative chronology.
Much more importance attaches to the view that Susruta and
Caraka's original, Ätreva , were known to_ the Satapatha Brähmana
(pp. 107, 144, 158). We are told that to Ätreya the author, Yäjna-
valkya, owed (1) the countiug of the bones as 360 in number, lo
Susruta making them 300 only, (2) the reckoning of the neck-
bones as 15; to Susruta (1) the assigning of 17 bones to the
breast, Ati-eya giving 14, (2) the counting of 360 marrow-parts,
Susruta assigning a marrow part to each bone. But with much
deference to Dr. Hoernle this is really to turn things upside down. i5
If indeed we found in the Brähmana an orderly body of doctrine
of a consistent character, we might be inclined- to recognise that
the medical schools of the day had evolved an osteology, though
even then we can see no Warrant whatever for associating that
osteology with the names of Susruta or Ätreya. But what are the 20
facts? The quotations at pp. 105, 106, are merely exaraples of
the interminable identifications of the Brähmanas, and we have little
doubt that the 360 bones of the skeleton of Caraka — which is
a calculation on no rational basis — is a borrowing from the parallel
of the days or nights and the bones (cf. Aitareya Äranyaka, 23
III, 2, 1). The idea that every bone had a marrow part is surely
a primitive idea which does not need the Intervention of Susruta;
a difFerent form of the same conception is found in the Aitareya
Äranyaka, III, 2, 1 , and it is peculiarly improbable that the con-
ception of marrow-parts should be taken from one source, Susruta, 30
and the number of bones from another. The neck has fifteen bones,
because some parallel is wanted for the yancadaia hymn-form,
the breast seventeen like the saptadasa. If we make more of
them than this we are faeed with the problem of making sense
out of the next items, the 21 bones in the iidara, the 27 in the 35
ribs, the 33 in the anüka (thoracic spine), corresponding to the
several hymn-forms. Dr. Hoernle faces even this difficulty, for he
suggests that the 54 bones in the udara and anuha and the 27
in the ribs are misrecollections respectively of the numbers 45
and 72 , the total of the bones in the spine in Ätreya's System 40
and_of the ribs with their sockets and tubercles in both Systems,
of Ätreya as well as of Susruta. This seems to us a reductio ad
absurdum of the whole scheme, and indeed what anatomy can we
expect from an author who admittedly {p. 109) counts the collar-
bones as a species of ribs and describes the cranium as consisting ir)
1) See especially JRAS., 1907, pp. 1036 sg.
138 Anzeigen.
of skin , bone and brain ? We must ratber recognise tbat we are
still dealing with an epoch before the systematic study of medicine
and witb tbeologians wbo were by no means troubled by facts in
their identifications. Dr. Hoernle bas , ^ we tbink , laid too mucb
5 stress on the jDassages cited from tbe Satapatba BiTibmana. A few
citations will show bow fluid were tbe ideas of tbe autbors of tbe
Bräbmanas on tbese topics. In tbe Aitareya Ärajiyaka, I, 4, 1,
tbe siras is navakajJälam^ but in tbe Säiikbäyana Äranyaka, II, 2,
we bave : ti'hu vä as>ja sirsnah hapäläni bhavanti. Again wbile
10 tbe Satapatba, XII, 2, 4 10 and 14, bas gr'wäh pancadasah and
anülcam trayastrimsah, tbe Säükbäyana, II, 3 and 6, bas trlni vä
äsäm gr-lväiiäm 2)arväni and ekavimsatir vä asyänükasi/a 2)cirväni,
and no conceivable sense can be given to ^:>aryä?u* wbicb will
reconcile tbe versions. It is true tbe Aitareya Äranyaka, I, 5, 1,
15 connects tbe number 21 and tbe udara as does tbe Satapatba, but
tbe difference is fundamental; tbe former reckons 21 vikrtai/a/j in
tbe udara, tbe latter 20 Icuntä^jas and tbe udara itself as tbe
twenty-first. So tbe Aitareya, I, 2, 2 , bas p)'^^^cängulayas catus-
2)arväh , wbile tbe Säükbäyana bas, II, 5, trini vä asya 2)ttneh
20 parväni. In all tbese cases ' tbe number cbosen is simply tbat
wbicb bappens to suit tbe argument of tbe moment and is not too
ludicrously removed from tbe trutb.
But furtber we must demur to tbe date assigned to Yäjna-
valkya and tbe Satapatba Bräbmana. In tbe first place it may
25 be pointed out tbat as a matter of fact none of tbe passages on
wbicb Dr. Hoernle relies come from the books (I — Y) which
Weber ^) bas shown are really Yäjfiavalkyan. Two come from tbe
later book, XII, and two from books YIII and X wbicb recognise
7 7, O
not Yäjnavalkya but Sändilya as tbe autbority. Tbis fact invali-
30 dates also Dr. Hoernle's reraark tbat Yäjnavalkya was like Susruta
a native of Eastern India, and lessens tbe probability tbat a Xortb-
AVestern autbority like Sändilya sbould borrow from Susruta tbe
doctrine of tbe marrow-parts of bones. In the second place it is
bardly satisfactory to date Yäjnavalk3'a b}' identifying tbe Ajäta-
35 öatru of tbe Brbadäranyaka üpanisad with tbe contemporary of
Buddha, and so placing bim in 500 B. C. It must be remembered
tbat even in tbe Brbadäranyaka Üpanisad, by far tbe latest portion
of tbe Satapatba Bräbmana, we bave not Yäjnavalkva as tbe author;
be is alread}' a sage of ancient fame , and in Kätyäyana's time -)
40 Pänini was censured for not remembering to include bim in pre-
paring bis grammar. ^ It is true tbat we niust not put bis date
too far back, since Svetaketu appeared to Äpastamba an avara'^),
but we can bardly believe tbat Yäjnavalkya a contemporary, even
a rival, of Buddha, as be would be on Dr. Hoernle's hypothesis,
1) Ind. Stucl, XIII, 2G7 sq.
2) Biihler, SUE, II, XLII, XLIII. 3) Bühler, 1. c.
Keith: Hoernle, Studies in the Medicine of Ancient India etc. 139
should never be mentioned as such in Indian literature. Further,
it is held by many scholars such as Garbe, Rhys Davids, Deussen,
Winternitz, and Macdonell, that the Brhadäi-anyaka Upanisad dates
from a period anterior to Buddha, and if so, a potiori Yäjnavalkya,
to whom is ascribed the recension of the White Yajus^). 5
On the other hand we think Dr. Hoernle unduly inclined to
ascribe an early date to Näräyana the author of the Anatomical
hymn, Atharvaveda X, 2. He seems inclined (p. 109) to identify
him with the author of Rgveda X, 90, and with the Näräyana who
is recorded in Indian tradition as an author of ruedical formulae. lo
But we hardly feel disposed to take seriously these identifications,
and the date 1000 B. C. suggested seems very problematic, and is
probably a couple of centures too old.
There are many other points of great interest in Dr. Hoernle's
book. Unfortunately the doubtfulness of the chronology renders 15
impossible any useful comparison with Greek Medicine. So far as
it goes the evidence teils conclusivelv against Greek borrowingr
froni India, and the possibility of Indian borrowing from thence
cannot be refuted until some satisfactory evidence can be adduced
allowing us to assign Caraka and Susruta to an earlier date than 20
the beginning of the Christian era. Nor can it be denied that the
history of Indian Astronom}^ teils in favour of Indian boiTowing
from Greece. The Greek princes of Bactria no doubt brought with
them physicians trained in the Alexandrian schools in which as
early as the first half of the third Century B. C. an extensive 2ri
System of dissection of the human body prevailed (p. IV.).
We will conclude by pointing out that alcsa (p. 134) is found
not only in the Satapatha Brähmana but also in the Aitareya
Äranyaka, I, 2, 2, where as might be expected Säyana followed by
Max Müller renders it as 'eye', and in the adjectival form ahsä in the so
Säiikhäyana Äranyaka, II, 4. There are two other expressions in
the Aitareya which we shall hope to find explained by Dr. Hoernle
in the next part of his work, which we trust will soon appear,
kahsasi in I, 2, 2, and vijavas in I, 4, 1.
Dr. Hoernle has arranged with the Clarendon Press that copies 35
of his work can be obtained at 6l6 each by Members of this Society
(the ordinary price being 10/6). Members desirous of availing
themselves of this concession should eommunicate with the publishers
of this Journal, Messrs F. A. Brockhaus.
A. B e r r i e d a 1 e Keith. 40
1) See also my note, JRAS., 1908, p. 368.
140 Anzeigen.
Maurice Bloom field, A Vedic Concor dance, being
an alphabetical Index to every line of every stanzet of
fhe jjuhlislied Vedic literature and to the lituryical for-
mxdas therreof, that is an Index to the Vedic Mantras,
5 together with an account of their variations in the different
Vedic booJcs. {Harvard Oriental Series, ed. by Ch. R. Lan-
man, vol. X.) Cambridge , Massachusetts , published by
Harvard University. 1906. XXIV und 1078 S. Royal 4^.
Preis gebunden Doli. 6.
10 Es ist eine seltene Freude, über ein Werk zu berichten, in
dem sich ein so hohes Maß von Aufopferung dessen , der es ge-
schaffen hat, verkörpert um auf eine solche Fülle wichtigsten wissen-
schaftlichen Gewinns die sichere Hoffnung zu erwecken.
Die Buddhisten lassen ihren Meister bei ii'gendwie merkwürdigen
15 Vorfällen gern sagen : Nicht ist das und das jetzt zum erstenmal
oreschehen — und es folcft dann die Erzähluncr eines crleichen
o o o o
Begebnisses, das dieselben Personen in vers^ancrenen Seelenwanderungs-
laufen schon einmal durchlebt haben.
Wer die Vedenkonkordanz bewundernd anblickt, kann ähnlich
20 sagen: na etarahim yeva hat Bloom field sich ein solches Denk-
mal gesetzt. Einst fühlte er, daß für die volle Wirkung von
Bergaigne's Religion vedique, dem mächtigen „Index des idees du
Rig-Veda", nichts notwendiger war, als daß zu jenem Index —
ein Index geschaffen wurde. Genau das haben wir Andern auch
25 gefühlt, aber wer den Index schuf, war Bloomfield.
Und nun gibt uns derselbe Gelehrte , der wirklich genugsam
bewiesen hat, daß er unter denen, die andre Arbeit als die des
Registrierens zu tun verstehen, in der ersten Reihe steht, ein neues,
noch in ganz andern Dimensionen sich bewegendes Werk seiner
30 zähen, unermüdlichen Geduld. Auf fast 1100 Seiten größten
Formats ist in alphabetischer Folge jeder einzelne Päda jedes
Verses der bis jetzt veröffentlichten Vedaliteratur verzeichnet, dazu
in gleicher Weise das ganze Prosamaterial liturgischer Sprüche :
jeder Text mit Angabe sämtlicher Stellen, an denen er sich findet,
35 und der Varianten , die bei der Vergleichung der verschiedenen
Fassungen zui- Erscheinung kommen. Wenn ganz ausnahmsweise
einzelne veröffentlichte Texte aus triftigen Gründen ^) der Konkordanz
nicht einverleibt worden sind — so vor allem die Paippaläda Säkhä
des Atharvavedä — , so werden die Benutzer reichlich dadurch
40 entschädigt, daß Bloomfield mehrere wichtige unveröffentlichte oder
doch erst in der Veröffentlichung begriffene Texte vollständig ver-
arbeitet hat: insonderheit das Käthaka, um dessen willen er 1902
eigens nach Wien reiste, und das dank dem bereitwilligen Ent-
gegenkommen L. V. Schroeder's in der Konkordanz dieselbe Be-
45 handlung wie die allgemein zugänglichen Texte erfahren hat.
1) Siehe darüber Bloomfiold's Vorrede, S. IX.
Oldenberg : Bloornfield, A Vedic Concordance. 141
Katürlich wird nun weiter fortwährend neues Material zu-
strömen , ja neues Material ist inzwischen schon zugeströmt — es
sei auf die Rgveda-Apokryphen hingewiesen , die Scheftelowitz
veröffentlicht hat. So werden von Zeit zu Zeit Supplemente er-
forderlich sein. Die werden sich an den großen Grundstock des 5
vorliegenden VA^erks leicht genug anfügen.
Bloornfield druckt die Texte durchweg ohne Akzente. Er wird
daran recht getan haben. Die Schwierigkeiten und Kosten eines
solchen Drucks zu steigern und den Zeitpunkt der Fertigstellung
hinauszuschieben war in der Tat kein Bedürfnis. Immerhin kann 10
man nicht übersehen, daß dadurch Varianten, die eben nur den
Akzent betreffen, verloren gehen : z. B. die Akzentvariante bei dem
asthürt von Rv. VI, 15. 19, über die Wackernagel Gramm. II, 239
spricht. Und auch sonst wäre vielleicht gelegentlich ein kleines,
übrigens sehr unschädliches Versehen vermieden worden, wäi'en die is
Akzente berücksichtigt. So steht Rv. V, 36. 4 nicht, wie an
mehreren in der alphabetischen Ordnung benachbarten Stellen,
•pradaksinlt^ sondern ^:>7-« dahsinit.
Darf ich von solchen Kleinigkeiten oder Kleinlichkeiten noch
etwas weiteres anreihen, so ist mir nicht klar, nach welchem Prinzip 20
Bl. bei der Aufnahme der in Brähmanas und Sütras bekanntlich
nicht seltenen Verse von belehrendem u. dgl. Inhalt verfahren ist.
Das Aitareya Brähmana (VII, 9. 15) beispielsweise fühi't eine
y^yajnagäthä"' an über ein darzubringendes SauträmanTopfer ; das Sata-
patha Brähmana (XI, 5. 4. 12) sagt bei der Auseinandersetzung über 25
das Upanayana : tad api sloham gäyanti — und es folgt ein Vers
über die symbolische Bedeutung der drei Tage zwischen Upanayana
und Vortrag der Sävitri. Beide Verse sind in der Konkordanz,
gewiß mit Recht, aufgenommen. Daß es nicht in Bloomfield's Plan
liegt, solchen Versen, wenn sie in Sütratexten begegnen, die gleiche 30
Berücksichtigung zu versagen , ist an sich selbstverständlich und
bestätigt sich in zahlreichen Fällen. Warum ist dann aber z. B.
T . . . . . . '
der , wie mir scheint , gleichartige und gleichwertige Vers Säükh.
Grhj^a II, 16. 1 madhuiJarJ^e ca some ca nicht aufgenommen?
Warum von den Versen über das Upäkarana ebendas. IV, 5. 15 f. 35
wohl der erste (at/ätai/ämatäm), aber nicht der zweite und dritte
(tasniät shatkarmamti/ena und upälcarinani co(sarge) V
Eine andre Gi-uppe von Fällen, in denen vielleicht Aufnahme
von Nichtaufgenommenem hätte gewünscht werden können, betrifft
die Stellen , an denen ein Ritualtext einen Vers nicht in seinem 40
AVortlaut oder mit seinem Pratlka, sondern nach seiner laufenden
Nummer anführt. Sänkhäyana (Sraut. VI, 11, 9) schreibt vor, bei
einem gewissen rituellen Anlaß von dem im Übrigen verwandten
Sükta Rv.X, 81 den vierten Vers auszulassen {cahirthim pari-
häpya). Äsvaläyana (Grhya III, 12. 7. 9) läßt^j««cam?/<7 des Liedes i.">
Rv. VI, 75 den Purohita dem zur Schlacht sich rüstenden König
den Köcher reichen , saptamyä dessen Pferde segnen usw. Diese
142 Anzeigen.
Erwähnungen der betreffenden Verse kommen in der Konkordanz
nicht zur Erscheinung. Mir scheint , ein andres Verfahren wäre
zweckmäßig gewesen ; um so mehr , da zu den Zielen, welche die
Konkordanz sich setzt, auch das gehört, die rituellen Verwendungen
5 der einzelnen Elemente der Vedatexte nachzuweisen. „The hyran
or prayer , and the ceremony that accompanied it , often serve
mutually each as a commentary on the other", sagt Bloomfield
darüber unzweifelhaft mit vollem Recht (S. VIIT).
Eine besonders wichtige und zugleich besonders schwierige
10 Aufgabe der Konkordanz war, dem Benutzer die Fälle von einander
abweichender Gestalten vorzuführen, in denen oft derselbe vedische
Vers oder vielmehr derselbe Päda vorliegt. Wo sind da nun Ab-
weichungen desselben Textes anzunehmen und wo verschiedene
Texte, die durch irgend welche Ähnlichkeit, irgend welches Zusammen-
15 fallen von ein paar Worten, vielleicht eines geläufigen Ausdrucks,
mit einander nur oberflächlich verbunden werden? Natürlich sind
die Grenzen flüssig. Sicher hat sich Bloomfield unsern Dank da-
durch verdient, daß er eher zu viel als zu wenig verzeichnet hat.
Wo die verschiedenen Gestalten eines Päda durch gleichen Eingang
tQ in der alphabetischen Ordnung einander nahe gerückt wurden, war
,es ja nicht schwer den Zusammenhang zu bemerken. Aber Fälle
wie vrsct ^ukram duduhe pisnir üdhah Rv. IV, 3. 10 gegenüber
sakrc chukram duduhe prsnir üdhah das. VI, 66. 1 konnten sich
leicht der Beachtung entziehen i). Der Benutzer der Konkordanz
25 bemerkt bald, wie Außerordentliches daiün geleistet ist, die Über-
einstimmungen auch dieser Art aufzudecken-).
Man kann das verallgemeinern. Bei einer Arbeit, die nach
ihrem ganzen Charakter und in ihrem ungeheuren Umfang so wie
diese auf Schritt und Tritt das Unterlaufen von Versehen nahezu
30 unvermeidlich machte, ist es in höchstem Maße bewundernswert —
ich glaube das schon jetzt auf Grund vielfältiger Beobachtungen
1) Man sieht, daß Bl. hier als Variante einen Fall behandelt, in dem
zweifellos der Verfasser der einen Stelle nicht dasselbe geben wollte , wie der
der andern , sondern wo er in der Tat einen neuen Vers, in sehr starker An-
lehnung an den andern, gemacht hat. Ebenso z. 15. itthä grnanto mahinasna
ö'cmnan und itthä grnanto nialdnasya sardhah Kv. VI, 33. 5-, 68. 8. Mir
scheint Bl. in seiner Behandlung solcher Fälle durchaus das Richtige getrofien
zu haben. Es galt ja nicht, so zu sagen die Rechtsfrage, was ein neuer Vers
ist, zu entscheiden, sondern ein philologisches Bedürfnis zu befriedigen.
2) Ein paar Fälle solcher Übereinstimmungen , die ra. E. nachgetragen
zu werden vordienen , verzeichne ich : rtasija dhäman ranayantu cleväh Kv.
IV, 7. 7 und rtasya säman ranayanta cleväh 1, 147. 1. — mä no mitro
varuno aryamäyur indra röhuksä ynarutah jMi'i khyan I, 162. 1 und te no
mitro varuuo aryamäyur indra rUmksä maruto jusanta V, 41. 2. — r«-
savyair upa gachatam VI, 60. 14 und siduisrair upa gachatam VIII, 73. 14:
sollte man in dem letzten Fall schwanken , so entscheidet zu gunsten der An-
nahme einer Variante, daß es sich um zwei zweite Pädas handelt, denen beide-
mal derselbe erste ä no gavyehhir aiivyaih vorangeht.
Oldenberg : Bloom fidd, A Vedic Concordance. 143
aussprechen zu dürfen — , wie gering verhältnismäßig die Zahl
solcher Versehen oder Auslassungen ist^).
Ist es nötig, zum Schluß von dem Nutzen zu sprechen, den
die Konkordanz allen Richtungen der Vedaforschung bringen wird ?
Ich darf mich da, glaube ich, sehr kurz fassen; jeder Arbeiter wird 5
- schon wenn diese Zeilen erscheinen , seine eignen Erfahrungen ge-
sammelt haben. Natürlich wird das Werk vor allem der Exegese
ziigute kommen. Indem die einzelne Stelle in die Mitte einer Fülle
verwandter Stellen tritt, wird sich der Weg zu ihrer richtigen Auf-
fassung unter den Abwegen hervorheben ; eine Flut verfehlter Einfälle lO
wird von vornherein ferngehalten werden. Auch der Textkritik wird
ähnlicher Nutzen erwachsen; wir werden, steht zu hofi'en, weniger
Konjekturen, vielleicht auch reifere Konjekturen erhalten als manch-
mal bisher. Beispielsweise ist Rv. V, 20, 1 überliefert ydm agne
väjasätama tvdm ein mdmjase raylm, tarn no glrbhik sraväyyam 15
devaträ panayä yujam. M. Müller schlug vor väjasCUamam^ wie
IX, 98, 1 väjasätamam rayhn steht. Es liegt nah, das überlieferte
auf Grund von X, 21, 4 ydm eigne mdnyase rayhn sdhasävami
amartya zu verteidigen. Wird diese Verteidigung aber nicht eine
ganz andere Wucht empfangen, wenn man sich durch die Konkordanz 20
auf die Parallelstelle Vs. XIX, 64 hat aufmerksam machen lassen :
ydm agne kavyavähana tvdm ein mdnyase rayitn etc. ?
Weiter wird, wie ich bereits berührte, die Kenntnis der rituellen
und liturgischen Verhältnisse des Veda und des Zusammenhanges
von Ritual und literarischer Produktion wichtige Förderung erhalten; 25
schon Bloomfield selbst hat hierüber beachtenswerte Andeutungen
gegeben (Preface, S. VIII). Auch die Mythologie wird nicht leer
ausgehen. Der gemeinsame Charakterzug aber aller der Fortschritte,
die zu erhoffen sind, wird der sein, daß die Forschung in immer
höherem Maße dazu in den Stand gesetzt und dazu erzogen werden so
wird, der Lösung des einzelnen Problems die ganze, überall her
zusammen zu bringende Fülle der Materialien, die für jenes in
Betracht kommen, dienstbar zu macheu.
1) Ein paar von ihnen seien hier verzeichnet. Zu Rv. VIII, 6. 10 me-
dhäm rtasya jagrabha fehlt die Variante des Sv. jagraha. — Kv. IV, 57. 5
sunäslräo imäm väcam jusethäm: Taitt. Ar. läßt jusethäm aus. — Rv. V,
24. 2 achä nalsi dt/u7nattamam rayim däh: Sv. und Ts. haben dijumattamo.
— Säiikh. 8raut. XU, 10. 4 wird (jedenfalls nach Hillebrandt's Text) nicht pra.
samräje brhate Rv. VI, 68. 9, sondern pra samräje brhat Rv. V, 85. 1 zitiert.
— Liegt Versehen oder prinzipielle Absicht vor, wenn nicht verzeichnet ist
z. B. daß Rv. X, 29. 1 YSska nicht vä yo sondern väijo , Rv. I, 105. 18 der-
selbe nicht mä salrd sondern mäsakrd las? — Hier sei mir gestattet, einen
Punkt anzuschließen , wo es nicht gilt eine Auslassung zu ergänzen , sondern
einer Ansicht Bloomfield's die eigne abweichende gegenüberzustellen. Wenn
Av. XIX, 72 als Hindoutung auf alte schriftliche Überlieferung des Veda hin-
gestellt wird (Preface S. VII) , so muß ich meinen entschiedenen Unglauben
äußern. Jlir scheint, an jener Stelle kann Beziehung auf Handschriften an
sich ebenso gut obwalten wie nicht obwalten ; da nun im l'brigen die Sachlage
ra. E. durchaus gegen das Vorhandensein von Handschriften zur Zeit jener
Stelle spricht, schließe ich gegen die betreflende Deutung.
144 Anzeigen.
Wem das am Herzen liegt, der wird warmen Dank dem, der
lange Jahre seines Lebens in entsagender Mühe diesem "Werk ge-
opfert hat, nicht vergessen. Seien in diesen Dank alle Mitarbeiter
und Förderer der Konkordanz eingeschlossen, vor allem Lanman
und die Harvard University, der es die edle Freigebisrkeit
des früh hincfegangenen Warren ermösflicht hat, auch diesen crrößten
Band der Oriental Series in glänzender Ausstattung, auch in
finanzieller Hinsicht fast als ein Geschenk, den Yedaforschern dar-
^^^^^^^*^"- H. Oldenberg.
10 Monutnenta Judaica. Prima i^ars. Bibliotheca Targu-
niica. Bd. I. Heft 1. Aramaia. Die Targuinim zum
Pentateuch. — A Itera j^cirs. Monument a Talmudica.
Bd. I. Heft 1. Erste Serie : Bibel und Bahel. Heraus-
gegeben von August Wünsche. Wilhelm Neumann. Moritz
15 Altschüler. Im Akademischen Verlag. Wien und Leipzig
MDCCCCVL
Der Bibliotheca Targumica hat der Gesamtleiter Dr. Jakob
F. Hollitscher einen kurzen orientierenden Artikel vorangeschickt
über „Plan und Prinzipien der Monumenta Judaica". Da nur
20 „wenige Fachleute diejenigen Quellen , die für die Erörterung
religionsgeschichtlicher Fragen am wichtigsten sind [sie] , nämlich
die alten Quellen der AVissenschaft des Judentums, heranzuziehen
vermögen", so wurde in jüdischen Kreisen der Gedanke rege, diese
Lücke durch „eine neue Ausgabe der beiden Talmude mit einer
25 verständlichen Übersetzung ins Deutsche" auszufüllen. Wollte man
sämtliche Quellen vorlegen , so durften auch die Targumim nicht
fehlen, nicht einmal das Targum Onkelos, „selbst wenn es nichts
Neues und Interessantes mehr in sich bergen sollte". Aber gerade
seine Wertschätzung ist berechtigt; denn „die Vermutung liegt
30 nahe , daß in dem Momente , in dem uns die targumische Über-
tragung ganz klar wird, auch die bezüglichen Stellen der Bibel
nunmehr in ihrem ursprünglichen [sie] Sinne uns vor Augen
treten". „Dies fällt für viele zweifelhafte Stellen des alten Testa-
ments schwer ins Gewicht." Um den Talmud zusänsrlicher zu
85 machen, haben die Herausgeber beschlossen, sich nicht an die über-
lieferte Reihenfolge zu halten, sondern ihn nach Themen systematisch
geordnet mitzuteilen. Jedes Werk ist in zwei Hauptabteilungen
gegliedert: der erste Teil enthält den Text samt der Übersetzung,
der zweite den Apparat, „in erster Linie die textkritischen, exege-
40 tischen und sonstigen Anmerkungen der Herausgeber, sowie ferner
diejenigen selbständigen Exkurse der Herausgeber und externen
Mitarbeiter, die aus sachlicher Notwendigkeit sich an den Apparat
Greßmann: Wünsche, Neumann, Altschüler, Monumenta Judaica. 145
anschliessen". An dem "Werke sind nämlich interne und externe
Mitarbeiter beteiligt, die durch eine höchst komplizierte Oi'ganisation
zusammengehalten werden. Als interne Mitarbeiter gelten der
Jude Altschüler, der Protestant Wünsche und der Katholik Keu-
mann. Der erste hat den Text und die Übersetzung anzufertigen. 5
der zweite hat die Revision , der dritte die Superrevision. Der
erste hat die Anmerkungen zu machen, die sich auf „die gesamte
talmudische und jüdisch -orientalische Literatur", der zweite die-
jenigen, die sich auf die „außerjüdisch-orientalische, insbesondere
die assyrische, arabische und syrische Literatur", der dritte die- lo
jenigen, die sich auf „die Kirchenväter, Septuaginta und Yulgata
und insbesondere die gesamte in Betracht kommende Archäologie"
beziehen. Als externe Mitarbeiter, die selbständige Exkurse bei-
tragen können, werden u. a. genannt Beer, Feine, Fiebig, Geflfken,
Kölscher, Alfr. Jeremias, Knopf, Margoliouth, Nikel, Sayce, Sellin, 15
Wiedemann, Zielinski.
Trotz des cruten Zweckes und trotz der klangvollen Namen
ist das Unternehmen wissenschaftlich wertlos.
Unwissenschaftlich ist schon die Einleitung, die Altschüler dem
Tarcfum des Onkelos vorancrestellt hat und die er mit den bezeich- 20
nenden Worten schließt: „Allerdings habe ich später, als ich mit
den Gelehrten , mit den Semitologen und mit den Orientalisten in
Berühruncr kam , gleich den Untei'schied zwischen einem im Yer-
ständnis der Tradition Aufgewachsenen und den Fernestehenden
[sie] wahrgenommen. Aber ich erkannte , daß es nur darin liegt, 25
daß der in dem Verständnisse der Tradition Aufgewachsene eben
dieses Verständnis gewissermaßen mit der Muttermilch in sich auf-
genommen hat und nicht aus Grammatik, Wörterbuch
und Literaturgeschichte erst in späteren Jahren seine Weis-
heit zu schöpfen gezwungen ist. Der Jude fühlt diesen Unter- 30
schied und was nicht dem richtigen Verständnisse der
Tradition entspringt [sie], lehnt er ab. So ist die ganze neue
Bibelforschung ihm ganz unbekannt." Was bei solcher Traditions-
gläubigkeit herauskommt, braucht nur angedeutet zu werden. Als
Entstehxmcrszeit des Targrum Onkelos wird die Zeit des Ezra an- 35
genommen und damit begründet, „daß nicht nur das Targum,
welches Onkelos in Palästina nach dem Munde [sie] • des Rabij'
Elijezar und des Rabij Jehosua abfaßte, im Talmud als babylonisches
Targum bezeichnet und in Rasij und Tosphoth direkt noch heute
Targum bablij genannt wird, sondern daß auch Rabij Elijezar und 40
Rabij Jehosua ihre Tradition von . . . Ezra überliefert erhalten
haben". Ja, Altschüler scheint zu glauben, daß das aramäische
Targum — wenn auch „im einzelnen ... Ausdrücke ... der
Zeit nach dem Exil angehören und daher von ihm (Onkelos) aus
jüngeren Überlieferungen oder aus eigenem hinzugefügt sein 45
müssen" — der Hauptsache nach bereits am Sinai gegeben, später
freilich wieder vergessen sei. Ich sage , es scheint so ; denn mit
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 10
246 Anzeigen. . .
Sicherheit wage ich seine mir zum Teil unverständlichen An-
schauungen und Sätze nicht zu uuaschreiben. Oder wem ist fol-
gender Satz klar: ,Wie immer man den Wert der Schlußfolge-
runcren , in deren Gestalt die zitierten Stellen es als Tradition
5 Überliefern , daß die Thorah auch in aramäischer Sprache <am
Sinai> gegeben worden sei, veranschlagen mag, so steht doch nach
ihnen fest, daß Traditionen solchen Inhaltes tatsächlich bestanden."
Ebenso unkritisch und phantastisch ist die Wiederholung der schon
von Hausdorff ausgesprochenen Hypothese, daß Onkelos und Aquila
10 identisch seien, daß derselbe Mann erst die griechische und dann
die aramäische Übersetzung des Alten Testamentes angefertigt habe I !
Unwissenschaftlich ist ferner die mechanische Transkription
des Textes mit lateinischen Lettern. Die Verdopplung eines Kon-
sonanten, der Unterschied zwischen dem stummen und vokalischen
15 Schwa werden nicht markiert , das Kämes chätüf wird ebenso wie
das Kämes mit ä umschrieben , das Patach furtivum wird hinter
den Konsonanten gesetzt; also z. B. Gen. 7, 15 : ud'älü 'im noha
[sie] hthejbötha (lies : hihejhxdha) tdrejn tdrejn (lies beide Male :
ihdrejn). mikäl [sie] hisdra [sie] ddbejh rulia [sie] dahäjej [sie].
20 Und so verstümmeln die Juden ihre eigene Sprache i Dabei wimmelt
es von Druckfehlern, besonders in den Monumenta Talmudica, wo
man z. B. das eine Wort r.T'"ii'n in drei verschiedenen Transkrip-
tionen finden kann: ha'arüjöth (S. 0,1.13), he'aräjdth (S. 3, 10),
hä'äräjoth (S. 10 , 32) usw. Ein unpunktierter hebräischer Text
25 wäre immer noch besser und verständlicher und wahrscheinlich
auch billiger als ein solches Transkriptionssystem !
Hugo Greßmann.
Al-Battänl sive AI - Bateiiii opus astronamicum ad ftdem
codicis Escurialensis arabice editian, latine versum, anno-
30 tationibus instructum a Carolo Alplionso Nallino. Tres
partes, 1899 — 1907. {Piibblicazioni dd Reale Osservatorio
dl Brera in Milano XL.)
Muhammad ihn Gäbir ibn Sinän al-Battänl, der berühmte
arabische Astronom, wurde geboren in der alten Heidenstadt Harrän,
35 wo die griechische Wissenschaft eifriger als irgendwo anders ge-
pflegt wurde und aus welcher sehr viele bedeutende Männer hervor-
gegangen sind. Sein Vater Gäbir, ein verdienter Instrumenten-
macher, siedelte über nach Raqqa am Euphrat, der gewrihnlichen
Residenz des Khalifen Härün ar-RasTd, wo ^Muhammad Direktor
40 (vielleicht Besitzer) der berühmten Sternwarte wurde. Er verbrauchte
einen großen Teil seines Vermögens um diese zu verbessern. Nach
eignen Mitteilungen an den jungen Prinzen (ia'far, Sohn des Khalifen
cle Goeje : Nallino, Al-Battänl sive Al-Batenii opus astronomicum etc. 147
al-MoktafI, fing er seine Beobachtungen i. J. 264 (877 p. Ch.) an
und setzte sie fort bis 306 (918 p. Gh.). Er starb i. J. 317
(929 p. Gh.), als er mit einigen Leuten aus Eaqqa nach Bagdad
gereist war, um daselbst sein Recht zu suchen, was in jener traurigen
Zeit kaum zu haben war. 5
Hauptziel der Beobachtungen und Studien Battänl's waren der
Lauf der Sonne und des Mondes, der der fünf Planeten und einiger
Fixsterne. Er hat dabei sehr viele Fehler im Almagest von
Ptolemaeus verbessert, oft stillschweigend, ohne daß dies seine große
Bewunderung für den griechischen Gelehrten beeinträchtigte. Auch lo
hat er selbst mehrere Instrumente erfunden. Sein astronomisches
Werk genoß im Orient einen wohlverdienten Ruf. Im zwölften
Jahrhundert wurde es schon zweimal ins Lateinische übersetzt, der
große Wert seiner Beobachtungen wurde aber erst Mitte des fünf-
zehnten Jahrhunderts durch den berühmten Regiomontanus ins rechte is
Licht gestellt, so weit es die sehr mangelhafte lateinische Über-
setzung erlaubte. Nach ihm haben verschiedene andere Gelehrte
Battäni gebraucht, von welchen ich nur Halley nenne (um 1700),
der seine Arbeit sehr bewunderte und die Fehler in der Übersetzung
zu verbessern suchte. 20
Eine wirklich richtige Beurteilung Battänl's ist erst jetzt
möglich, nachdem wir durch Nallino den arabischen Text erhalten
haben, begleitet von einer guten lateinischen Übersetzung und allen
zum A-^erständnis nötigen Erklärungen. Das konnte nur jemand
leisten, der wie der gelehrte Professor von Palermo zugleich ein 25
gutgeschulter arabischer Philologe ist und tüchtige mathematische
und astronomische Kenntnisse besitzt. Die Gebrüder Schiaparelli,
die ihn veranlaßt haben, die Ausgabe zu unternehmen, haben dadurch
Anspruch auf unseren Dank.
Der dritte, zuerst (1899) erschienene Band enthält den Text 30
nach der einzigen z. Z. bekannten Handschrift im Escurial. Der
Archetypus dieser Handschrift war weit davon entfernt fehlerfrei
zu sein und war zugleich an verschiedenen Stellen interpoliert,
glücklicherweise von einer unerfahrenen Hand, so daß es dem Heraus-
geber nicht schwer fiel, die falschen Verbesserungen und Aus- 35
füllungen zu erkennen. Die auf uns gekommene lateinische Über-
setzung des Plato Tiburtinus, nach einer anderen, doch nahe
verwandten Handschrift gemacht, leistet n\ar wenig Dienst. Die
Orthographie der Handschrift weicht beträchtlich ab von der des
Autors. Der Herausgeber hat sie gewöhnlich stillschweigend ver- 40
bessert. Die magribinische Schrift der Escurialhandschrift hat noch
den Nachteil, daß in ihr einzelne Buchstaben einen anderen Zahl-
wert haben als in der orientalischen Schrift. Trotz alledem ist es
Nallino gelungen einen brauchbaren Text herzustellen.
Der erste Band, 1903 erschienen, enthält S. 1 — 150 die 45
lateinische Übersetzung mit den zum Verständnis des Textes, der
nicht immer so klar ist, wie es äußerlich den Anschein hat
10*
148 Anzeigen.
(Praef.XLV), nötigen Erklärungen. Dazu werden S. 151 — 327 höchst
interessante Erläuterungen gegeben, von welchen einige von der
Hand des berühmten Astronomen Johannes Schiaparelli herrühren.
. Der Band fängt an mit einer Praefatio, in welcher wir alles finden,
5 was über Battäni's Leben und Werke, über die Übersetzungen,
über die Handschrift des Escurials usw. zu sagen ist. Die letzten
zehn Seiten enthalten „Addenda et Emendanda'" zu der Übersetzung
und den Erläuterungen.
Der jüngst (1907) veröffentlichte Band hat wahrscheinlich dem
10 Herauso^eber die meiste Mühe gekostet. Er enthält S. 1 — 188 die
Übersetzung der astronomischen Tabellen, deren oft verdorbene
Ziffern alle kontrolliert und manchmal verbessert werden mußten.
Hierbei gedenkt Nallino dankbar des Beistandes, den ihm Johannes
Schiaparelli geleistet hat. Zu diesen Tabellen erhalten wir S. 189
15 bis 317 sehr wichtige Kommentare. S. 319 — 358 finden wir ein
Glossarium, das für uns Laien eine wirkliche Wohltat ist. Ein
einziges Mal hätte ich gewünscht, daß der Autor sich nicht so
kurz crefaßt hätte. Wenn nämlich die Tabelle des Battäni S. 247
O
angibt, daß ^^\ der Name des Bootes sei, so stimmt das nicht
20 dazu, daß Schjellerup S. 86flF. sagt, \^\ oder ^ykW y_J. gehöre
zu Perseus, was wenn ich nicht irre, noch heute gelehrt wird. Es
ist darum wahrscheinlich, daß entweder 3»iJl in t'ytJl zu ändern
ist, oder daß der Text des Battäni eine Lücke hat, indem der
Abschreiber von ^^ilS >^*.5 Li' ^.~A, zu 'J^,jO\ ^^^\tS ,-j>ä. überge-
25 Sprüngen ist. Der Algol — al-cjhrd (Spuk) oder ras al-ghfd (Kopf
des Spuks) — genannte Stern ist bekanntlich in seiner Lichtstärke
veränderlich. Sollten die Araber dies schon wahrgenommen und
daher den Namen gewählt haben ? Die Eigentümlichkeit des ghül
genannten Spuks ist die Veränderung in Farbe und Form.
30 Auf das Glossar folgen ausführliche Indices, ein geographischer,
ein historischer und ein sachlicher. Die Praefatio gibt noch ,Ad-
denda et Emendanda" zum ersten Band und zum Text. Zu den
letzten will ich noch eine Verbesserung hinzuf'Ü!?en, nämlich daß
Text S. 240, Z. 6 v. u. zu lesen ist _>^j und demnach II, S. 50
35 Barahüd, auch oft Barahut geschrieben.
Da Battäni's Buch auch einen geographischen Teil hat und
unter den Tabellen auch historisch-chronologische und geographische
sind , hat Nallino eingehende geographische und historische Unter-
suchungen zu machen gehabt, deren lehrreiche Resultate in den
40 Exkursen niedergelegt sind. vf t i „ n .. „ ,• „
° ° JVl. J. d e Goej e.
Ungnad: Dhovme, Choix de Textes Religieux Assyro-B ab yloniens. 149
Le P. Paul Dhorme , des Freres Prtcheurs , Choix de
Textes Religieux Assyro - Babyloniens. Iranscription,
traduction, commentaire. Paris, Librairie Victor Lecoffre,
1907. XXXVII, 406 SS. 8^.
Mit dem vorliecrenden Buche wendet sich der Verfasser vor 5
allem an seine Landsleute : auch unter den Gebildeten französischer
Zunge hat ja die Babel-Bibel-Bewegung einen starken Widerhall
gefunden. Während es indes in Deutschland dem !Nichtassjriologen,
der sich über das Verhältnis von Keilinschriften zum Alten Testament
klar werden wollte, also besonders dem Theologen und Historiker, lo
verhältnismäßig leicht gemacht woi'den ist, sich über die Grund-
lagen des Streites eingehender zu unterrichten, war in Frankreich
bisher nur wenig in dieser Hinsieht getan worden. Dhorme's Werk
beabsichtigt, diesem Mangel zum Teil abzuhelfen, indem es zwar
nicht das gesamte für die einschlägigen Fraoren inbetracht kommende i5
Material bietet, wohl aber die wichtigsten für das Verständnis der
babylonischen Religion grundlegenden Texte. Der Verfasser hat es
sich zum Grundsatz gemacht, selbst keinerlei Thesen über die Be-
ziehungen der Bibel zum alten Babylonien aufzustellen, um seine
Leser in keiner Weise zu beeinflussen ; sein Ziel ist es vielmehr, 20
die religiösen Texte in Umschrift und Übersetzung in einer Weise
zu liefern, die es dem Relicrionscreschichtler ermöglicht, sich selbst
ein Urteil im Streit der Meinungen zu bilden.
Die sehr zu rühmende Übersichtlichkeit des Buches dürfte
gewiß dazu beitragen, es zu einem beliebten Nachschlagewerk zu 25
machen. Die nötigen Angaben über die Editionen der Texte und
über die bisherigen Übersetzungen sowie sachliche und sprachliche
Anmerkungen, durch die Dhorme das Verständnis zu erleichtern
sich bemüht, sind so geschickt angeordnet, daß man mit einem
Blick alle diese Faktoren übersehen kann. 30
Den Texten selbst geht eine Einleitung vorauf, die kurz und
klar zunächst über die Texte (Abfassungszeit, Rezensionen usw.)
berichtet und sodann die Hauptpunkte der babylonischen Religion
zusammenstellt^). Den Hauptbestandteil des Buches bilden natur-
gemäß die Weltschöpfungslegenden und das Gilgames-Epos in seinen 35
verschiedenen Rezensionen. Adapa- und Etana-Mythus, die Höllen-
fahrt der Istar, mehrere Hymnen, die .(Sabbathgesetze", die Kultus-
tafel von Sippar und einige „Sprichwörter" kristallisieren sich um
diesen Kern.
Der Verfasser hat sein Buch lediglich für praktische Zwecke ^0
geschrieben ; eine selbständige Förderung der Wissenschaft liegt
nicht in seiner Absicht Er schließt sich daher in seinen Über-
setzungen im wesentlichen an frühere Bearbeitungen , namentlich
1) Disposition: A) Les dieux, B) L'homme, C) Rapports de lliomme avec
les dieu.x.
150 Anzeigen.
die Jensen's, an, ohne hierbei indes Mangel an eignem Urteil zu
zeigen. Allerdings kann man ihm da, wo er seine eignen Wege
geht, bisweilen schon aus rein grammatischen Gründen nicht bei-
stimmen ; da in solchen Fällen jedoch auch die früheren Uber-
5 Setzungsversuche in den Anmerkungen mitcreteilt werden, wird es
dem Leser ermöglicht, sich selbst ein Urteil über den Vorzug oder
Nachteil der crebotenen Übersetzung zu bilden.
Rein wissenschaftlichen Bedürfnissen kommt die Angabe der
Varianten der einzelnen Texte entgegen. Unpraktisch ist hier die
10 Einfücfuncf derselben in den laufenden Text, der dadui'ch oft sehr
an Übersichtlichkeit verliert : sie hätten in Anmerkungen gegeben
werden sollen. Bei den Zwecken, die Dhorme's Buch verfolgt,
hätte eine geschickte Auswahl der wichtigeren Varianten voll-
kommen genügt ; wenn aber ein umfassenderer kritischer Apparat
15 geboten wird, so muß er auch vollständig sein. Abgesehen davon,
daß die verschiedenen u, su usw. nicht unterschieden werden, fehlen
öfter auch wichtigere Vai'ianten, während bedeutungslose aufgenommen
worden sind.
Die zugrunde liegenden Texte sind fast ausnahmslos sorgfältigst
20 berücksichtigt und zitiert: nur K 14949 (= CT XIII, 24) als Parallel-
text zu K 3445 + EM 396 (ib.)i) sowie NE 34 No. 18 2) sind wohl
übersehen. Zu Nr. XV hätte Macmillan's Arbeit in BA V einige
Ergänzuncren creben können, und zu Nr. XVI konnte King. Mamc
Nr. 9 etwas ausgiebiger verwendet werden.
25 Zu S. 298 ff. , dem altbabylonischen Gilgamesfragment des
Berliner Museums, sei bemerkt, daß nach einer Kollation I, Z. 10
sicher nicht a-ta-al-ku-ma ki, sondern wohl mit Meissner a-fa-
al-lu ki zu lesen ist. II, Z. 1 ist la in it-ta-al-la-ka von Dhorme
ausgelassen, Z. 2 steht a-ra-am-mu-su, nicht a-ra-am-mu-via
30 (Meissner). Die Lesung des Namens des Sintfluthelden U-ta-
na-is-tim ist an beiden Stellen völlig sicher. III, 12 scheint mir
zu sehr ungewiß : ich halte das Zeichen eher für lu ■').
Ein sehr dankenswerter Index der Eigennamen schließt das
^^^^ ^^- ^ A. Unanad.
o
1) K 14949 Z. Iff. = K 3445 etc. Z. C tY. K 14949 Z. 5 ist daher i-na si-{
statt i-nu ali[ zu lesen.
2) Dieser Te.xt ergänzt wohl Gilg. VI, 11 Oft', und behandelt die Kntsendung
des Himmelstieres durch Anu und seine Ankunft in Uruk. Dem ]ter-k{a in
Nr. 18 Z. 7 entspricht wohl ]tar-k[a in Nr. 16 Rs. Z. 3 (= Gilg. VI Z. 121,
einer Zeile, die übrigens bei Dhorme versehentlich ganz ausgelassen ist).
3) I 7 ist e-eS zweifellos nicht = vulg. arab. i,i*-J^i wie Dhorme an-
> c -
nimmt, sondern eher = altarab. O^^*-.
151
Kleine Mitteilungen.
Magnün „epileptisch". — mxC äiiad „beglaubigt".
— In den mir bekannten Teilen Marokko's heißt der „Epileptische"
.y^^i^ (in Tanger, Rabat und Casablanca meznfm, mznun . von
Ungebildeteren und Frauen auch viPznün. in Mogador mzniln aus-
gesprochen). Jackson, Account of Marocco, 153 hat ,-.-5^ in der 5
Bedeutung , epileptisch" i). Daumas , La vie arabe . 421 gibt als
Namen der „Epilepsie" .,^-L^ (ji3-/a^). Besonders auch im Hinblick
auf die Persönlichkeit des Propheten Muhammad, der ja bei einem
Teile seiner mekkanischen Landsleute als ., yX:^ galt (s. z. B. Ibn
Hisäm, Sira (vi, 8), ja, in den qualvollen Monaten, in denen er sich lo
zur Gewißheit über seinen prophetischen Beruf durchzuringen hatte,
sich vorübergehend selbst für .^ »^Ls? gehalten zu haben scheint
(Tabari, Annales, I, Hö. , 10), und der, wenn auch wohl nicht an
ausgesprochener Epilepsie, so doch sicher an allerlei Nervenanfällen
gelitten hat, deren Symptome denen der Epilepsie z. T. recht ahn- i^'»
lieh waren -) , scheint es mir nicht unwichtig , einmal die Frage
aufzuwerfen, ob schon das altarabische ^^^J^. eigentlich ,von
Dämonen besessen", die Spielai't des „Epileptischen", „Katalep-
tischen" o. ä. mit umfaßt hat. Auf .Grund der folgenden drei
Stellen glaube ich diese Frage bejahen zu müssen : ».p '^ Vjj 20
^» !s^l^ ^_» xsJJ^, J.P U.! s'wLiyi^ (M r*-- '-^^ -^^■' ysi-*-^*-^
1) So wenigstens nach Dozy, Suppl. s. ,.wÄ>. Das Buch ist mir momentan
unzugäuglicli.
2) Vgl. z.B. Nüldeke, Geschichte des Qon'ins, 18 fF., Sprenger, Das Leben
und die Lehre des Mohammad, I, 207 ft'. u. a. Daher erscheint er auch bei den
Byzantinern (Theoplianes, Zonaras etc.) und ebenso in der — für ihn natürlich
nicht eben schmeichelhaften — christlichen Muhammad-Legende des Mittelalters
als Epileptiker. Kach Hildebert's Gedichte „De Mahumete" ist er in einem
seiner epileptischen Anfälle sogar von den Schweinen aufgefressen worden (wes-
halb es denn auch den Muslimen verboten ist Schweinefleisch zu essen 1); vgl.
Edelestand du Mtiril, Podsies populaires latines du moyen-äge, 375.
252 Kleine Mitteilungen.
2t.Ä^fc*w» (IHisäm, an der soeben zitierten Stelle). %Jü:i ^jLiJ^^Ji
- >
Lw ^^i=o li! ,J^^3.>aIL ovL^I^ (QazTjim I, n., 3 v. u.) und
^,j.A'il xx^ ib ^y^l^ (Misbäh des Faiiüml s. ^^.ao). Von den
bei IHisäm genannten Merkmalen des ^.y,y^'- Würgkrampf, schlot-
5 ternder Gang-) und konfuses Vorsichhinflüstern •^) , passen zum
mindesten die beiden ersten weniger auf den eigentlichen „Wahn-
sinn" als auf Nem-osen wie Epilepsie, Katalepsie oder Hysterie.
In dem Zitat aus Qazijlnl erscheinen die ^;;^JLs? in Gesellschaft der
.. 5^»,Aava, der „Epileptiker"^), man hat also dabei offenbar an
10 den Epileptikern verwandte Kranke zu denken. In der Misbäh-
Stelle endlich wird die „Besessenheit" {^.^yj^) ganz direkt als der
Epilepsie ähnlich hingestellt. Mit diesem Resultate stimmt über-
ein, daß allerlei Ausdrücke im Neuarabischen, die an Stelle des
alten .,^yi^ getreten sind, gleichfalls nicht nur den „Wahnsinnigen",
15 sondern auch andere Spielarten des „Besessenen", darunter auch den
1) sc. die der Paeonie.
2) Ich verstehe ^Ls^' hier im Sinne von .icJL^', besonders weil die durch
letzteres hezeichnete krankhafte körperliche Haltung gleichfalls auf dämonische
oE
Einwirkung zurückgeführt wurde; vgl. Lane s. v., den Vers des Garlr c-Ä-^i»
^1 .w=^ JJ' tü>lS>^ ^ (Dluän II, (fl, 10 = Hamäsa ^*'., 4, Mofgenl.
Forschungen 128, 8, Les.x. s. ^J3», _iii und ^-y^) "• a. Möglich wäre
vielleicht auch es im Sinne von „^^i>l „Gliederzucken" zu verstehen; vgl.
_^lXi>^! ^ Fleischer, Kl. Schriften III, 204, ZDPV. VII, 97. VIII, 84 u. a.
Dagegen scheinen mir die beiden gewöhnlichen Bedeutungen von .^^y-L^, „un-
entschieden, ungewiß sein" (s. z. B. Zuhair, ed. Ahhv., '., 1^) bezw. „hin- und
herreißen, unruhig machen" (s. Lane), hier ausgeschlossen zu sein.
3) So ist K,M<^^M» hier wohl zu übersetzen ; oder sollte es schon in diesem
verhältnismäßig alten Texte einfach „Irrsinn" bedeuten? Vgl. Dozy, Suppl. s. vv..
lytyM» und '^M4y*^*\ Aränl XXI, fo, 3: .,! J>-V* »-•♦■^ ••^' o L**"****
ii^A^i. 'si>~«Jli- slOfc-M/o! u. a. — Daß der Prophet unserer Stelle zufolge diese
drei Merkmale des ., ».>L> gerade nicht gezeigt haben soll, ist eine Sache
für sich, die mit unserer Frage selbst nichts zu tun hat.
o -
4) ^ .aO „Epilepsie" z. B. QazuTnl I, Cf i , 12 v. u., H., 4 v. u. f. u. ö.;
M. J. Müller, Die letzten Zeiten von Granada, 15, 1.
Kleine Mitteilungen. ]^53
„Epileptischen", bezeichnen, so das ägyptisch-syrische (y.,j„JU^),
das maghrebinische ^.,»yw (^.,,.»/!; vgl. iCÄj^Js, Käjj-) etc.) und
das ägyptisch-mekkanische \- xaJLü'^) o. ä.
1) Vgl. Dozy, Suppl. s. V.: Demoniaque, possede; — qui est dans un etat
d'exaltation religieuse, couvulsionnaire; Spiro, Vocabulary s. , v*.aJ: rägil malbus,
man possessed by an evil spirit; Cameron, Vocabulary s. . j^^^ : malboos . . .
inspired, devotee; mad, epileptic; Landberg, Proverbes et dictons, S. 48, 4 v. u.:
c -
(wj-JUs |3«J>-., homme fou = i^jM^^ij't. — Man könnte geneigt sein dieses
(j«j.xL« von jwwaXjI abzuleiten, am einfachsten wohl als eine durch die Wurzel
jwvwaJ beeinflußte paretymologische Bildung (vgl. andal. , w*.1.aa) und w^»^
, besessen* u. a. Dozy, Suppl. s. .i*^, ferner Mul.iTt al-Mulnt s. i-^ und
Landberg a. a. O. zu .v^aaIj lAJ^ , Teufelskind "). Richtiger aber wird man
es auf das alte Lijls ;j*~*>J ,er verkehrte intim mit jemand, machte jemand zu
seinem vertrauten Freunde" zurückführen (vgl. die Lex.x.; Gloss. Tab.; Hamäsa
ööö, 10 = Kämil f\f, 5; Harirl, Maqämät ff, 4. G. v. u. etc.). Es wird also
eigentlich bedeuten: , einer, den (ein Dämon) zu seinem vertrauten Genossen
o y
gemacht hat". Vgl. als auf derselben Vorstellung beruhend schriftarab. ^,^:^\*^iA
(s. die Lexx.) und andal. \^yj<\K2^ und (_^>-Lci^ „besessen" (s. Dozy, Suppl.),
sowie das sofort zu erörternde ..»_iw — ferner Spiro, Vocab.s. .v^x* : libsoh 'afryt,
a devil possessed him (= rikboh ^afryt, ibid. s. ^--^.5^), und ^ä.s-Lj , wwaäÜ
, besessen, epileptisch sein" (Dozy, Suppl.; ^ww^^Jö! c. V_J pers. „in enge Be-
ziehung zu jemand treten" z. B. auch Maqqarl II, ff\'i 5 La.).
2) Vgl. Beaussier, Dictionn. s. .^rJl^: Endiable, enrage und epileptique,
s. KaJ-S: Mal caduc, epilepsie, haut-mal, s. ..^Js: ^5» vi^ojj Es-tu fou?; Ben
Sedira, Petit dictionn. s. ., ».Ä/« : epileptique, s. &.xj.J: epilepsie, s. .,,i: avoir
une attaque d'epilep.sie; Dombay, Gramm. S. 89: Morbus caducus iüuJs; Kuiz
Orsatti , Gui'a de la conversaciön espanola-ürabe marroqui S. 65 : epilepsia . . .
krina; Dozy, Suppl. s. vv. u. s. f. (im Schriftarab. : .,»-fiX! .,L-2x.iXjt .^_äj5
^1 ^«.ä^Läj "^ ^.,L>*.ibSb TSA. s. V.).
3) Vgl. Snouck Hurgronje, Mekka, 11, S. 124: „Die echten Zär heißen
. . . theils gewisse Formen des Irrsinns, theils hysterische Anfälle" u. s. f. ; Völlers,
diese Zeitschr. XLV, 344: „das Volk wendet Bezeichnungen wie .': ä.aJLc oder
;jsA.i; »-•i^ auf alle epileptischen Anfälle an" u. a.
154 Kleine Mitteilungen.
In der von Rani bearbeiteten „Qissat Mar Elija" (Leipz. semitist.
Studien II, 3) steht fast regelmäßig i) neben dem Namen oder Titel
r...\rr>*\) des Apostels Paulus das Epitheton »',ovS^ , für das der
deutsche Text ,(von Gott) gestärkt" bietet. Ich habe, als ich das
5 Manuskript und später die Korrekturbogen der Arbeit durchging,
diese Übersetzung stehen lassen , weil ich keine bessere zu geben
wußte. Jetzt möchte ich dafür vorschlagen: , beglaubigt". Vgl.
SAqaid des sOmar an-Nasafl, ed. Cureton-), t, 8f. : Aj^I' jw-J! -».i>
öij^ILj und zu 1-X.j»!! die Glosse im Kommentar des TaftäzänT:
10 i(.;J'^ cj^'-iil (^L A. Fischer.
Zu phönizischen Inschriften. — Auf der 2. Zeile der
größeren Inschrift von Narnaka (Cypern) können die Anfangsworte
brarP"" ~:n "012 t b"':on ihrem Sinne nach kaum etwas anderes be-
sagen, als „diese Statue bin ich, Yatonba'al" ; und ihr Sinn ist auch
15 wohl von niemandem anders aufgefaßt worden. Aber über die
grammatische Auffassung, ja sogar über die Einteilung der Buch-
staben in Worte herrscht Zweifel.
Ich teile die Buchstaben so ab , wie oben angegeben, und er-
kläre •:;?: als *>;;("r!)72 das was, so daß der Nominalsatz wörtlich
20 besagte: , diese Statue (ist) das was ich (bin)". Man erinnert sich
hierbei leicht sranz ähnlicher vulgärdeutscher Redewendungen.
Entsprechend lese ich auf Zeile 7 'iiN ■,: "^7; r"'N, „das was
das Antlitz meines Vaters (ist)", d. h. „(ich" habe aufgestellt) die
Büste, oder das Portrait meines Vaters".
25 Durch diese Erkenntnis wird auch die 5. Zeile der Tabnit-
inschrift berührt. Ich wage für die vielumstrittenen Worte folgende
neue Deutung: rbz" tiT; d:7d bDT y"in p -mN -'S rjos ;,b -n ■'N' 2
„denn nicht hat man mich versehen mit Silber, nicht hat man mich
versehen mit Gold; und alle Beigaben bestehen in Feigenkuchen".
30 Wie immer Z'.12 etymologisch zu begründen sein mag, und was
immer es im Grunde bedeuten mag: es deutet auf die Beigaben,
die dem Toten mit ins Grab gelegt zu werden pflegten. So auch
Esmunazar Zeile 5, wo gesagt ist, daß dem Toten überhaupt keine
Beigaben beigegeben seien. Dem Sinne nach übereinstimmend Tabnit,
35 der die Wertlosigkeit der Beigaben betont. p Pnetorius
1) Nämlich 2, 7. 23. 4, 19 und 7, 18. Einmal, 5,9, erscheint dafür
2) Diese Ausgabe ist freilich schlechter als die orientalischen.
155
Wissenschaftlicher Jahresbericht
über die morgenländisclien Studien im Jahre 1907.
Das Semitische
mit Ausschluß des Sabäo-Minäischen und der abessinischen Dialekte
sowie der alttestamentlichen Studien.
Von
C. Brockelmann.
Allgemeines. Einen ausführlichen, nach bibliographischer Yoll-
ständicfkeit strebenden Jahresbericht brinsrt die neue Zeitschrift der
römischen Orientalisten aus der Feder Teloni's, Cluidi's und
N a 1 1 i n 0 's ^). Die vergleichende Grammatik des Referenten
hat in Lieferungen zu erscheinen begonnen -). f>
Assyriologie. E. Meyer sucht an der Hand des archäolo-
gischen Materials zu erweisen, daß nicht die Sumerer, sondern die
Semiten die ältesten Bewohner Babyloniens gewesen seien ; jene
seien erst nach diesen ins Land gekommen und dann semitisiert
worden'^). Thur eau -D angin's Bearbeitung der sumerisch-akka- lo
dischen Königsinschriften (s. Bd. LXI, 247, Nr. 5) ist nunmehr auch
in deutscher Sprache erschienen*). Derselbe erörtert den Gebrauch
der Verbalpräfixe im Sumerischen ^). Das gleiche Thema besprechen
Langdon mit Seitenblicken auf eine angebliche sumerisch-indo-
1) Bollettino, II. — Liiiguo e letterature semitiche. Estratto dall;\
„Rivista degli Studi Orientali" pubblicuta a cura dei Professor! della Scuola
Orientale nella R. Universita di Roma vol. I, S. 228 — 414.
2) C. Brockelmann, Grundriß der vergleichenden Grammatik der
semitischen Sprachen. 1. Bd. Laut- und Formenlehre, Berlin, Keuther,S: Reichard,
1907, Lief. 1—3 (S. 1—384), ä Mk. 5,—.
3) Eduard Meyer, Sumerier und Semiten in Babylonion. Mit 0 Tafeln.
(Aus: Abh. Akad. d. Wiss. Berlin.) Berlin lOOG. 4«. Mk. 11,—.
4) F. T h ur eau - Dangi n , Die sumerischen und akkadischen Königs-
inschriften. (Vorderasiat. Bibl., 1. Bd. Abt. 1.) XX, 27ö S. Leipzig, Hinriclis,
1907. Mk. 9,— .
5) Derselbe, La syntaxe du verbe sumerien. (ZA. XX, 380 — 404.)
\qQ Wissenschaftitcher Jahresbericht.
germanische Verwandtschaft^) und Poebel'-). Einen Beitrag zum
sumerischen Wörterbuch liefert Fossey in einer Sammlung von
Ideogrammen, die Bmnnow noch nicht aufgenommen hatte ^).
Eine übersichtliche Einführung in die Sprache der assyrischen
5 Königsinschriften mit gelegentlicher Rücksicht auch auf altbabylo-
nischen Sprachgebrauch liefert Meißner^).
Weber will Nichtfachleuten eine genauere Bekanntschaft mit
dem Geistesleben der Ostsemiten vermitteln, indem er ihre epische
Dichtung in ausführlichen Inhaltsangaben und wörtlichen Auszügen
10 und die übrigen Literaturgattungen in summarischer Darstellung
vorführt ^).
Neue Quellen zur ältesten Geschichte ßabyloniens hat King
erschlossen*') Die unter Darius geschriebene, mit Nabonassar be-
ginnende sog. babylonische Chronik hat Delitzsch auf Grund
15 der zuerst von Pinches bekannt gemachten Duplikate neu heraus-
gegeben und kommentiert"). Die große, dreisprachige Inschrift des
Darius von Behistun wird uns nach neuen Kollationen von King
und Thompson unter Mitwirkung von B u d g e durch das Britische
Museum vorgelegt*). Das Berliner Museum veröffentlicht seine
20 historischen Urkunden, einschließlich der Grenzsteine ^). C. F. L e h -
1) St. Langdon, La syntaxe du verbe sumerien. (Babyloniaca, publ.
par Ch. Virolleaud, 1, S. 1 — 83.) — Syntax of Compound Verbs in Sumerian (ebenda
11, 65—101).
2) A. Poebel, Das Verbum im Sumerischen. (ZA. XXI, 216—240.)
3) C. Fossey, Contribution au dictionnaire sumerien-assyrien. (Supplement
k la Classifiod List de Brünnow.) 2 fasc. Paris 190G/7. fr. 50.
4) Bruno Meissner, Kurzgefaßte assyrische Grammatik. Leipzig,
Hinrichs, 1907. (Hilfsbücher z. Kunde d. alten Orients, 3. Bd.) V, 80 S.
Mk. 3, — , geb. 3,50.
5) Otto Weber, Die Literatur der Babylonier und Assyrer. Ein Über-
blick. (Mit 1 Schrifttaf. u. 2 Abb. Der alte Orient, Ergänzungsbd. II.) Leipzig,
Hinrichs, 1907. XVI, 312 S. Mk. 4,20, geb. 5,—.
6) L.W. King, Chronicles concerning Early Babyloniaii Kings, including
Records of the Early History of the Kassites and the Country of the Sea (Studios
in Eastern History II. III.). Vol. I. Introductory chapters. 1 pl. XVII, 256 S.
Vol. II. Texts and translations. 1 pl. XI, 199 S. kl. 8. h Mk. 8,50.
7) F. Delitzsch, Die babylonische Chronik nebst einem Anhang über
die synchronistische Geschichte. (Abb. phil.-hist. Kl. sächs. Ges. d. Wiss. Leipzig.
Bd. XXV, 1.) gr. 80. 46 S.
8) The Sculptures and Inscription of Darius the Great on the Rock of
Behistun in Persia. A new Collation of the Persian , Susian, and Babylouian
Texts, with English Translations, etc. London, Brit. Museum, 1907. IG pl.,
XL1V,223S. Mk.20,—. (Vgl. Weißbach's Anzeige diese Zeitschr. LXI, 722£F.)
9) Vorderasiatische Schriftdenkmäler der Kgl. Museen zu Berlin, hsg. von
der Vorderasiatischen Abteilung. Heft I. Sämtlieho in sumerischer und semi-
tischer (babylon.-assyr.) Sprache verfaßten historischen Urkunden des Berliner
Museums sowie die dort vorhandenen Kudurru Inschriften und eine Auswahl
privatrechtlicher Dokumente, insgesamt 115 Texte, autographiert und im Inhalts-
verzeichnis mit erläuternden Bemerkungen versehen von L. Messerschmidt
und A. Ungnad. XII, 96 S. Leipzig, Hinrichs, 1907. Alk. 12,—. Beiheft
dazu: Die bildlichen Darstellungen auf vorderasiatischen Denkmälern der Kgl.
Museen zu Berlin. 11 S. u. 8 Taf. in Photolith. Mk. 8,— . (Vgl. S. 158, Nr. 5.)
Brockelmann, Das Semitische. 157
mann-Haupt legt die arcliäologisch-epigraphische Ausbeute seiner
Reise in Armenien vor, einige unterwegs erworbene Urkunden aus
der Sargonidenzeit, sowie die Inschriften des Tigristunnels und der
Sardurburg nebst zahlreichen Stücken chaldischer Kleinkunst^).
Untersuchungen über die altbabvlonische Chronologie, im Anschluß 5
an die von King erschlossene Quelle, lieferten U n g n a d -), P o e b e T^)
und Thureau-Dangin*).
Eine neue Ausgabe der Amarnatafeln auf Grund einer sorsf-
fältigen Kollation sämtlicher Originale veranstaltet Knudtzon
zunächst in Umschrift und Übersetzung, denen eventuell noch eine lo
autographische Reproduktion folgen soll ^).
Aus dem Gebiete der religiösen Poesie beschert uns Zimmern
eine Umschrift und Übersetzung der von Kino- in Cun. Texts XV
(1902) veröflentlichten sumerischen Tamüzlieder'^), die zu den von
Frazer") jetzt schon in 2. verm. Aufl. erläuterten griechischen i5
und römischen Quellen die unentbehrliche Ergänzung bieten. Perrj
legt einige z. T. neue Texte aus der Liturgie des Slndienstes vor'^).
Eine neue Untersuchung aller auf die religiöse Geltung der Sieben-
zahl und ihren möglichen Zusammenhang mit der Sabbatinstitution
bezüglichen Daten verdanken wir Hehn^). Eine Auswahl reli- 20
giöser Texte (Mythen, Epen, Hymnen, Gebete, Sprichwörter) bietet
Dhormeio).
Seine Studien über babylonische Astronomie und Astrologie
faßt Kugler in einem großen, auf vier Bände berechneten Werke
1) C. F. Lehmann-Haupt, Materialien zur älteren Geschichte Armeniens
und Mesopotamiens. (Abh. Ges. d. Wiss. Göttingen, phil.-hist. Kl., N. F., IX, 3.)
Berlin 1906. 124 S. 4». (Vgl. S. 163, Nr. 8.)
2) A. Ungnad, Die Chronologie der Regierung Ammiditanas und Am-
misadugas. (Beitr. z. Ass. u. sem. Sprachw. hsg. v. Fr. Delitzsch u. P. Haupt,
VI, 3, S. 1—54.)
3) A. Poebel, Das zeitliche Verhältnis der ersten Dynastie von Babylon
zur zweiten Dynastie (ZA. XX, 229 — 245), und Das zeitliche Verhältnis der
zweiten Dynastie der größereu Königsliste zur dritten Dynastie (ebenda XXI,
162—175).
4) Thureau-Dangin, La deuxifeme dynastie du canon royal et la date
de la fondation du royaumo babylonien. (Ebenda XXI, 176 — 187.)
5) Die El-Amarna-Tafeln, bearbeitet von J. A. Knudtzon (Vorderasiat.
Bibl. II.) Leipzig, Hinrichs. Lief. 1—7 (S. 1—672) ä Mk. 2,50.
6) Heinrich Zimmern, Sumerisch-babylonische Tamiizlieder. (Abdr.
a. d. Bor. phil.-hist. Kl. sächs. Ges. d. Wiss. Leipzig, Bd. LIX, S. 201—252.)
7) J. G. Frazer, The Golden Bough. A Study in Magic and Religion.
3. ed. Part 4. Adonis, Attis, Osiris. Studios in the History of Oriental Religion.
2. ed. rev. and enlarg. London 1907. 472 S. Mk. 10,—.
8) E. G. Perry, Hymnen und Gebete an Sin. Mit 4 Taf. in Autographic.
(Leipziger sem. Stud. H, 4.) Leipzig, Hinrichs, 1907. VI, 50 S. Mk. 2, — .
9) J. Helin, Siebenzahl und Sabbat bei den Babyloniern und im Alten
Testament. Eine religionsgeschichtliche Studie. (Eb. II, 5.) IV, 132 S. Mk. i, — .
10) P. Dhorme, Choix de textes religioux assyro-babyloniens : transcription,
traduction, commontaire, [Etudes Bibli(iues.| Paris, Lecofl're, 1907. XXXVII,
406 S. fr. 12. (Vgl. Ungnad's Anzeige oben S. 149 f.)
158 Wüsenschaftlicher Jahresbericht.
zusammen, deren 1. Band die Entwicklung des babyl. Planeten-
systems an der Hand von mehr als 30 bis ins einzelne interpretierten
Texten darstellt. Untersuchungen über die Chronologie, über Götter-
typen und Ki;ltformen, sowie über astronomische und meteorologische
0 Beobachtiuigen, namentlich über Finsternisse, sollen folgen ^).
Reiches Material zur Kenntnis des babylonischen Kechtswesens
erschließen uns die Textausgaben von Ranke-), Schorr^), Lau*),
der eine Liste von 250 Urkunden der Dynastie von Ur aus den
französischen Ausgrabungen in Telloh stammend , nebst einigen
10 Proben vorlegt, und Ungnad^). Den Namenbüchern von Ranke
und Tallqvist (Bd. LX , 256, Nr. 8, 9) schließt sich eine Arbeit
von Hub er ^) an über die meist sumerischen oder doch sumerisch
geschriebenen Namen aus den altbabylonischen Tempelurkunden.
Die Nordwestsemiten im Altertum. Eine neue handliche, mit
15 einigen Faksimiles und mit Anmerkungen versehene Ausgabe der
kanaanäischen Inschriften , der in gleicher Form nach und nach
alle wichtigeren aus dem semitischen Altertum erhaltenen Texte
mit Ausnahme des Alten Testaments und der ostsemitiscben Denk-
mäler folgen sollen, beschert uns Li dzbar s ki als eine namentlich
20 Dozenten und Studenten hocherfreuliche Gabe "). Außer mehreren
z. T. sehr interessanten syrischen , zwei assyrischen , zwei Pehlevi-
und drei hebräischen Inschriften veröffentlicht Pognon"^) eine leider
1) F. X. Kugler, Sternkunde und Sterndienst in Babel. Assyriologische,
astronomische und astralmythologische Untersuchungen. Buch I. Entwicklung
der babylonischen Planetenkunde von ihren Anfängen bis auf Christus. Münster,
Aschendorf, 1907. XVI, 292 S. mit 24 keilinschr. Beilagen. Mk. 32,—.
2) H. Ranke, Babylonian Legal and Business Documents from the time
üf the first dynasty of Babylon , chiefly froin Sippar. (The Babyl. Expedition
of the üniversity of Pennsylvania.) Ser. A : Cuneiform Tests ed. by H. V. Hilprecht.
Vol. VI, 1, Philadelphia 1906. IX, 79 (-r 10) S. 71, XIII Taf. 4».
3) Moses Sehorr, Altbabylonische Rechtsurkunden aus der Zeit der
1. bab. Dynastie (ca. 2300 — 2000 v. Chr.) (Sitzungsber. Ak. d. Wiss. Wien,
Phil.-hist. Kl., Bd. CLV, 2.) Wien, Holder, 1907. 210 S. Mk. 4,70.
4) R. J. Lau, Old Babylonian Temple Records. (Columbia Üniversity
Oriental Studies, vol. III.) New York, the Macmillan Comp., 190G. XI, 89,
41 S. u. 35 Taf. $ 1,50 net.
5) 232 neubabylonische Kontrakte, vorwiegend Naturalien betreffende
Geschäftsurkunden aus der Zeit von Nabopalassar bis Darius II, kopiert und
autographiert von A. Ungnad. (Vorderasiat. Schriftdenkmäler der Kgl. Mus.
zu Berlin, Heft III.) IV, 68 S. Leipzig, Hinrichs. Mk. 8,—.
0) Engelbert II üb er, Die Personennamen in den Keilsclirifturkunden
aus der Zeit der Könige von Ur und Nisin. (Assyriol. Bibl. lisg. v. Fr. Delitzsch
u. P. Haupt, XXI.) Leipzig, Hinrichs, 1907. 208 S. Mk. 36,—.
7) Altsemitische Te.xte, lisg. und erklärt von Mark Lidzbarski. Erstes
Heft. Kanaanäische Inschriften (Moabitisch, Althebräiscli, Phönizisch, Puuisch).
Mit 8 Abb. Gießen, Töpehnann, 1907. 64 S. Mk. 2,—.
8) H. Pognon, Inscriptions semitiques de la Syrie. de la Mesopotamie
et de la region de Mossoul. II, 228, 42 pl., dont 5 phototypies et C heliogravures.
2 fsc. in 2". Paris 1907 — 8. fr. dO (auf Subskr., später 80.) (Vgl. N öl deke,
ZA. XXI, S. 151 — 161, 375—388, Lidzbarski LZBl. 1908, Sp. 5^2—585.)
Brockelmann, Das Semitische. 159
unvollständige altaramäische Inschrift aus dem Ende des 8. Jahrb.
V. Chr., in der Zkr , König von Hamät und L's , dem B^'el-S^mln
für einen Sieg über Bar-Hadad, Sohn des Haza'el, König von Aram,
der ihn in seiner Stadt Hzrk belagerte, dankt. 0. Rubensohn
entdeckte auf der Nilinsel Elephantine in demselben Raum, aus dem 5
die von Sayce-Cowley verööentlichten Urkunden (s. Bd. LXI, 250
Nr. 1) stammen, ein neues Nest aramäischer Papyri, die neben Auf-
zeichnungen über Gemeindeangelegenheiten auch Erzählungen und
Dichtungen enthalten. Die drei wichtigsten Stücke dieses Fundes,
zwei Kopien eines Schreibens der jüdischen Gemeinde von Jeb- lo
Elephantine a. d. J. 408 7 an Bagohi, Statthalter von Judäa, den
sie bittet, ihr die Erlaubnis zum Wiederaufbau ihres schon vor
Kambyses erbauten und vor einigen Jahren auf Betreiben der
Chnum-Priester zerstörten Tempels zu vermitteln, hat Sachau ver-
öflFentlicht und Fraenkel, Smend, Lidzbarski, Nöldeke und 15
Barth haben Beiti-äge zu ihrer Erklärung geliefert ^). Nach dem
Vorbilde der Geschichten von Palmyra und Harrän , von Grimme
und Mez, haben E i s e 1 e n -) und Meyer •^) die Geschichte der Städte
Gaza und Sidon dargestellt. Auf Grund der safaitischen Inschriften
schildert Dussaud ■^) die Kultur der vorislamischen Araber in Syrien. 20
Die christlichen Literaturen des Orients^). Burkitt's Vor-
lesungen über die altsyrische Kirche , ihre Bibel , ihre Theologie
und Gnosis hat Preuschen^) übersetzt. Eine Monographie über
Afraates liefert Schwen^). Graffin's Patrologia Syriaca legt
die 23. Predigt des Afraates, „Das Buch der Länder", zwei Redak- 25
tionen vom Martyrium des Simeon Bar Sabbä'e , die Apokalypse
und den Brief des Baruch , sowie das Testament Adams und als
1) Eduard Sachau, Drei aramäische Papyrusurkunden aus Elephantine.
(Aus: Abh. Ak. d. Wiss. Berlin v. J. 1907.) Berlin 1907. 46 S. mit 1 Taf.
40. Mk. 2,50. (Vgl. Fraenkel, Theol. Litztg. XXXII, Nr. 24, Sp. 657—659,
Smend ebenda Nr. 26, Lidzbarski, DLZ. 1907, 3161 — 2, Barth, ZA.
XXI, 188—194, Nöldeke ebenda 195—205, Fraenkel ebenda 241—244.)
2) Frederik Carl Eiselen, Sidon, A Study in Oriental History.
(Columbia University Oriental Studies vol. IV.) VII, 172 S. New York 1907.
Mk. 6,—.
3) Martin A. Meyer, History of the City of Gaza from the earliest
times to the present day. (Columbia University Oriental Studies vol. V.) New
York 1907. XVI, 182 S. Mk. 6,—.
4) Kene Dussaud, Les Arabes en Syrie avant l'Islam. Paris, Leroux,
1907. 178 pp., 32 fig. fr. 7,50.
5) Geschichte der christlichen Littcraturen des Orients von C. Brockel-
mann (syr., arab.), Franz Nikolaus Fin k (arn.en.), Johannes Leipoldt
(kopt.), Enno Littmann (äth.). (Die Litteraturen des Ostens in Einzeldar-
stellungen Bd. VII, 2.) Leipzig, Amelang, 1907. VIII, 281 S. Mk: 4,—.
6) F. Crawford Burkitt, Urchristentum im Orient. Deutsch von
Erwin Preuschon. Tübingen, Mohr, 1907. VIII, 160 S. Mk. 3,—.
7) Paul Scbwon, Al'rahat, seine Person und sein Verständnis des
Christentums. Ein Beitrag zur Geschichte der Kirche im Osten. (Neue Studien
z. Gesch. d. Thcol. u. d. Kirche, hsg. v. N. Bonwetsch und K. Seeberg. 2. Stück.)
Berlin, Trowitzsch .^ Sohn, 1907. VIII, 153 S. Mk. 4,80.
16Q Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Anhang die Apotelesraata des Apollonius ^) vor. Ephraem's Hymnen
über die Junsffrauenschaft hat Rahm an i herauscrecreben -). Der
3. Band von Bedjan's Ausgabe der Werke Jacob's von Sarug
bringt außer 5 schon von Zingerle in den Monuraenta Syriaca und
5 den beiden in dieser Zeitschrift Bd. XXIV und XXIX veröffent-
lichten Gedichten 29 neue Stücke , als erstes eine Darstellung des
HexaSmeron •^). Über Vaschalde's Ausgabe zweier dogmatischer
Schriften des Philoxenus und B r o o k 's Neubearbeitung von drei
Monophysitenbiographien, die wir schon aus Land's Anecd. III und
10 durch Kleyn's Ausgabe kennen, nebst einem Fragment über Petrus,
den Iberer, wird demnächst eingehender berichtet werden*). Aus
einer 1894 in Rom aufgetauchten Handschrift veröffentlicht S ach au
drei neue Redaktionen der von ihm zusammen mit Bruns i. J. 1880
hrsg. Leges Constantini Theodosii Leonis^). Die Predigten, des
15 Severus von Antioehia in der Übersetzung Jakob's von Edessa legt
Duval vor^). Die große Grammatik des Barhebräus übersetzt
Moberg nach einem auf neuen Kollationen beruhenden Texte,
dessen Abweichungen von Martin er in einem Apparat verzeichnet :
in einem Anhange gibt er ein Glossar der Terminologie"). Drei
20 Fellihllieder, eine Bearbeitung eines Hymnus von Glwargls Wardä
von Gemäleddin aus Tellkef nebst dem Original sowie zwei Ge-
dichte seines Sohnes Jausip, teilt Vandenhoff*) mit.
Aus der cliristlich - arabischen Literatur sind diesmal nur
1; Patrologia Syriaca . . accur. li. Gr affin, Pars prima ab iiiitiis usque
ad aunum 350. Tomus II. Text. syr. voc. siguis instr. lat. vert. notisque illustr.
J. Parisot, F. Nau, M. Kmosko. Parisiis, Firmin-Didot, 1907. 1428 coli.
fr. 30.
2) S. Ephraemi Hymni de Virginitate, quos e cod. Vat. 111 nunc primum
ed. ill. et lat. vertit I. Ephraem II. Rahmani, Patriarcha Ant. Syr. Typis
patr. ill Sem. Scharfensi prope Berytum. XXIII, 141, 13G, 7 p. Mk. 15, — .
3) Homiliae selectae Mar-Jacobi Sarugensis ed. P. Bedjan, tom. 111.
Parisiis, Lipsiae, Harrassowitz, 1907. XIV, 914 S. Mh. 26. — .
4) Philoxeni Mabbugensis tractatus tres de trinitate et incarnatione. Ed.
et interpr. est A. Va seh aide. Corp. script. Christ, or., Script, syri, series II,
t. XXVII. Parisiis, Lipsiae, Harrassowitz, 1907. 271, 204 S. Mk. 19,20.
Vitae virorum apud Monophysitas celeberrimorum, pars prima. Ed. et interpr.
est E. W. Brooks. (Ser. III, t. XXV.) Ebenda 1907. 95, CO S. Mk. 6.80.
5) Syrische Rechtsbücher, hsg. und übers, von Eduard Saehau, Erster
Band. Leges Constantini Tlieodosii Leonis. Berlin, Georg Reimer, 1907.
XXIV, 224 S. Mk. 16,—.
6) Les homelies cathedrales de Severe d'Antioche, traduction syriaque
iiiedite de Jacques d'Edesse, ed. p. R. Duval. (Patrologia Orient. IV, 1.)
Paris, Firmin-Didot, 1907. 94 S. (hom. LH ä LVH).
T) Bucli der Strahlen, die größere Grammatik des Barhebräus, Übersetzung
nach einem kritisch berichtigten Texte mit textkritischem Apparat und einem
Anhang: Zur Terminologie von Axel Moberg. Leipzig, Harrassowitz, 1907.
Einleitung u. zweiter Teil, Traktat IV. XLIV, 101, 120 S. Mk. 10,—.
8) Vier geistliche Lieder in syrischer und neusyrischer Sprache aus den
Berliner Hss. Saehau 188 u. 223 mit erklärenden Anmerkungen hsg. v. Bernhard
Vandenhoff. Münster i W. 1907, in Komm, bei Harrassowitz, Leipzig. 117 S.,
autogr. Mk. 6, — .
Brockelmann, Das Semitische. Ißl
Forget's Neuausgabe des alexandrinischen Synaxars^), sowie eine
von den Damen Lewis und 6 i b s o n veranstaltete Sammlung von
Faksimiles zur christlich-arabischen Paläographie zu verzeichnen'-).
Arabien und der Islam. Unsere Quellenkenntnis ist durch
drei neue Handschriftenkataloge erweitert. Von den Leidener Hand- 5
Schriften sind die Abteilungen Kosmographie und Geschichte =^), von
den Tübinger Geschichte, Biographie und Literaturgeschichte^) neu-
bearbeitet; die Manuskripte der Medrese zu Tlemsen verzeichnet
Cour 5). Den Ideengehalt der arabischen Literatur und seine Ent-
wicklunwssfeschichte will Nicholson '0 darstellen. lo
Auf dem Gebiete der Poesie veröffentlicht K r e n k o w ein
Gedicht aus Asma'i's Sammlung mit Ibn al-Sikklt's Kommentar '').
Unser schon sehr reiches Material zur Kritik des Diwans von al-
Ahtal vermehrt Griffini durch eine Reproduktion einer alten
Handschrift, die mit zahlreichen anderen literarischen Seltenheiten i5
durch die verständnisvolle Munifizenz eines italienischen Grolikauf-
mannes, Herrn Caprotti zu San'ä', nach Mailand gekommen ist; einen
vollständicren Überblick über die oranze Sammlung stellt uns Griffini
in baldige Aussicht *). K r a 6 k o v s k i entwirft ein literarisches
Porträt des Abul 'Atähija^). 20
JJadlt und Fiqji. Nach fast 30 jähriger Pause wird die von
Krehl begonnene Ausgabe der Traditionssammlu7ig des Bohäri
1) Synaxarium Alexandrinum ed. I. Forget. (Corp. Script, clirist. or.,
Script, arab., ser. III, t. 18.) Fsc. 1. Textus fr. 8,50., fsc. 2 fr. 10.
2) Forty-one Facsimiles of Dated Christian Arabic Manuscripts with English
Text and Translation by A. S. Lewis and M. D. Gibson. With Introd.
Observations on Arabic Calligraphy by D. S. Mar go liou th. (Studia Sinaitica
XII.) Cambridge 1907. 4, XXII, 82 S. Mk. 10,50.
3) Catalogus codicum arabicorum Bibliothecae Academiae Lugduno-Batavao.
Ed. sec. auct. M. J. de Goeje et Th. W. Juynboll, Vol. sec. (pars prior),
Lugduni-Bat., Brill, 1907. 25G S. Mk. 7,50.
4) Verzeichnis der Doktoren, welche die Philosophische Fakultät der Kgl.
Württembergischen Eberhard-Karls-Universität in Tübingen im Dekanatsjahr
1903 — 1904 ernannt hat. Beigefügt ist: Verzeichnis der arabischen Hand-
schriften der Kgl. Universitätsbibliothek zu Tübingen. I. Von Christian
Seybold. Tübingen 1907. VIII. 96 S. 4".
5) Catalogue des mss. arabes conserves dans les principales bibliothoiiuos
algeriennos, publie par ordre de M. lo Gouverneur General de l'AlgiTie. Medcrsa
de Tlemsen. Par Auguste Cour. Alger, Jourdan, 1907. 71 S. 4**. fr. I,b0.
C) K. A. Nicholson, A Literary History of the Arabs. (Library of
Literary History.) London 1907. XXXI. 500 p. with 1 col. plate, Lwdbd.
gr, 8». Mk. 13,—.
7) Tufail al-CJanawT: a Poem from the Asma'lyät in the Reeension and
with the'Comments of Ibn As-Sikklt, ed. by F. Krenkow. (JRAS. 1907,
S. 815—877.)
8) Le Diwan d'al-Aljtal, reproduit par la photolithographio d'apros uii
manuscrit trouve au Yemen avec prefaco, glossaires, tables, renvois, varia7\tes
et notes par Eugenio Griffini (Milan). Beyrouth, Imprimerie Catholicpio,
1907. 36, IIG S. gr. 8". Mk. 16,—.
9) li. KpanKOBCKifi, no9Tn'iecKoe Tnop-ieCTBO Aöj-j-'Aiähin. (3an.
BOOT. OTÄ. HMii. pyccK. apx. 06111,. XVIII, 73 — 112.)
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 11
2ß2 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
nunmehr von Juynboll fortgesetzt^). Eins der Grundwerke des
mSlikitischen Fiqh , die Mudauicana , in der der Imäm Mälik die
Fragen seines Schülers Ibn al-Qäsim beantwortet , die daher bald
nach dem Lehrer, bald nach dem Schüler benannt wird-), sowie
5 die Hauptquelle für die Geschichte der Säfi'iten, das Klassenbuch
des Subkl-'), haben uns die Kairenser Pressen erschlossen. Aus
Algier, wo schon vorher das dogmatische Buch des Mahdl der
Almohaden, Ibn Tümart, erschienen war (s. d. Zeitschr. LVIII, 463 flf.),
erhalten wir nun auch seine Traditionssammlung ^). Roberts
10 liefert eine Darstellung des qor'änischen Privatrechts ^).
Geschichte und Geographie. Zwei wichtige Quellen für die
spätere Geschichte des Islams sind uns zugänglich geworden. Von
dem Zeitspiegel des Enkels des Ibn al-GauzT ließ Jewett den
Schlußband, der die Geschichte des Orients von 495 H. bis zum
15 Tode des Verf. 654, und besondei's ausführlich die Kämpfe Nüral-
Din's und Saladdin's mit den Kreuzfahrern darstellt, reproduzieren^).
Redhouse hatte eine Übersetzung der ^Uqüd al-luHiCija des al-
HazragT (gest. 812/1409) — einer Geschichte der Rasüliden — nach
der einzigen Handschrift des India Office, hinterlassen, die nun durch
20 den Gibb-Fond das Licht erblickt'). Für denselben veranstaltete
de Goeje eine Neuausgabe von Wright's Ibn Gubair**). Hart-
mann übersetzt die geographischen Abschnitte aus al-Zähir's mam-
lukischem Staatshandbuch und weist nach, daß Ravaisse's Ausgabe
ebenso wie das Berliner Ms. zwei von einander unabhängige Aus-
1) Le recueil des traditions mahonaetanes par Abou Abdallah Mohammed
ibn Ismail el-Bokhäri public par M. Ludolf Krehl, continue par Th. W. Juynboll.
Vol. IV (premiere partie). Leiden, Brill, 1907. 252 S.
2) Kitah ol-mudauicana ah-kuhrä li'1-imäm Mälik ibn Anas al-Asbal.iT,
. riwäjat al-imäm Sahnün ibn Sa'Id al-Tanühi 'an al-imäm *Abd al-Kal.imän ibn
al-Qäsim 'anhu (mit Ibn Rusd, Kitäb al-muqaddamät al-mumahhadät usw.).
4 Bde. Kairo. 4. 8, .3, 434; 10, 102; 8,J9. 476; 31, 512 S. Mk. 4G,— .
3) Tag al-Dln al-Subkl, Tahaqat al-Säfi'lja al-kuhrä. 6 Bde. Kairo
1324. 7, 301; 8, 322; 7, 314; 341, 11; 264; 268, 8 S. Mk. 38,—.
4) Ibn Tümart, Al-muhaddat. Algier 1325. 751 S. Mk. 7, — .
5) Robt. Roberts, Das Familien-, Sklaven- und Erbrecht im Qorän.
(Leipz. semit. Studien, hsg. v. A. Fischer u. H. Zimmern, II, 6.) Leipzig,
Hinrichs, 1907. 50 S. Mk. 2,20.
6) Mir'ät az-zamän (A. H. 495 — 654) by Sams ad-din Abu '1-Muzaffar
Yiisuf ben Qizughlü ben 'Abdallah , commonly known by the suruame of Sibt
Ibn al-.Iauzi. A Fat-simile Reproduction of Manuscript Nr. 136 of the Landberg
C'ollection of Arabic Manuscripts belonging to Yale Uiiiversity, ed. with Intro-
duction by J. li. .Jewett, Chicago 1907. XIV, 529 S. gr. 4*>, Mk. 36, — .
7) The Pearl-Strings : a History of the Resüliyy Dynasty of Yemen by
'Aliyyu 'bnu '1-Hasan "el-Khazrejiyy ; with Transl., Introd., Annot., Inde.\, Tables,
and Maps. By the late Sir J. W. Redhouse. Ed. by E. G. Browne,
R. A. Nicholson, and A. Rogers. Vol. 1. ("E. J. W. Gibb Memorial"
Series, vol. III, 1.) Leyden-London 1906. 78, XXVII. 32u S.
8) The Travels of Ibn Jubayr ed by William Wright. See.
ed. rev. by M. J. de Goeje, ("E. J. W . Gibb Memorial" Series, vol. V.)
Leyden-London 1907. 53, [*"H*' S.
Brockelmann, Das Semitische. 163
züge des Grundwerkes darstellen ^). Im Auftrage des Fürsten
Caetani hat Horovitz in Kairo , Damaskus und Stambul nach
neuen Quellenwerken zur Geschichte des Islams gesucht , und er
berichtet nun über seine Funde -). Die allmähliche Entstehung der
sunnitischen 'Ali-Legende von Ibn Hisäm bis auf Sibt ibn al-GauzI 5
stellt S a r a s i n •^) dar.
Von Caetani's monumentalem Werk führt Vol. II die Ge-
schichte des Islams vom J. 7 — 12 H. in ausführlichen Quellenaus-
zügen mit kritischen Erörterungen *) ; unter diesen ist namentlich
der Versuch (II, 831 if.) hervoi'zuheben , mit Gründen der Geologie lo
Arabien als die Urheimat der Semiten zu erweisen , das während
der letzten Eiszeit noch ein sehr günstiges Klima crehabt habe und
erst durch die seitdem eingetretene allmähliche Austrocknungr seine
Bewohner, und so zuletzt die Araber nach dem Tode des Propheten
auszuwandern genötigt habe. Die mannigfachen Wechselbeziehungen 15
zwischen Christentum und Islam auf politisch-wirtschaftlichem, wie
auf religiösem Gebiet legt Becker dar ^). (Weitere Literatur zur
Geschichte des Islams in den „Jahresberichten der Geschichtswissen-
schaft" § 62.)
Reichen Stoff über die für die Geschichte des Mittelalters so 20
wichtigen, aber von modernen Reisenden nur selten berührten
Gebiete des alten Moab, der Ammonitis und Edoms hat Musil
gesammelt und verarbeitet*^). Aus Doughty's'') Beschreibung seiner
Reisen in Arabien ist ein Auszug erschienen.
F/pigvapkik und Archäologie. Die von Lehmann auf seinen 25
Reisen in Armenien gesammelten Inschriften, meist von Bauten
kleinerer muslimischer Dynasten von den Merwäniden bis in die
Mongolenzeit, hat van Berchem bearbeitet ""). Mit desselben.
1) Richard Hartmann, Die geographischen Nachrichten über Palästina
und Syrien in Halll az-Zähirls zubdat kasf al-mamälik. (Diss.) Tüb. 1907.
IV, 96 S.
2) Josef Horovitz, Aus den Bibliotheken von Kairo, Damaskus und
Konstantinopel. (Arabische Hss. geschichtlichen Inhalts.) (Mitt. Sem. Or.
Sprachen, Berlin, Westas. Stud., Jahrg. X, 1907, Abt. II, S. 1 — 68.)
3) Wilhelm Sarasin, Das Bild Alis bei den Historikern der Sunna.
(Basler Diss.) 1907. 70 S.
4) Leone Caetani, Annali doli' islam. Vol. II dall' anno 7 al 12 H.
(Con tre carte geograficho, due piante, parecchie illustrazioni e l'indice alfabetico
dei volumi I e II.) Milano, Hoopli, 1907. Tomo I e II. LXXVIII, 1567 S. 4*^'.
5) C. H. Becker, Christentum und Islam. (Religionsgeschichtliche
Volksbücher, hsg. von F. M. Schiele, III. Reihe, 8. Heft.) Tübingen, Mohr.
1907. 56 S. Mb. —,50, kart. —,75.
6) Alois Musil, Arabia Petraea. Wien, in Kommission bei A. Holder.
1907. I. Moab, Topographischer Reisebericht XXIII, 443 S. mit 1 Taf. u.
190 Abb. Mk. 15,60. II. Edom. Topogr. Reisebericht. 1. Teil. XII, 343 S.
mit 1 Karte u. 170 Abb. Mk. 15,60.
7) Ch. Doughty, Wanderings in Arabia, being an abridgement of Travels
in Arabia Deserta, arranged with introd. by E. Garrett. London 1907, 2 voll.
Mit Porträt u. Karte. Mk. 17,50.
8) Max van Berchem, Arabische Inschriften aus Armenien und Diyär-
11*
254 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
sowie Mittwoch's Unterstützung hat Sa vre Erzeugnisse islamischer
Metallm-gie aus der Münchener Bibliothek wie namentlich aus seiner
eigenen Sammlung behandelt^)-). Die Ruinen von Sämarrä hat
Herzfeld, der sie in den J. 1903/04 dreimal, leider immer nur
5 kurze Zeit , untersuchen konnte , eingehend beschrieben, und dazu
hat er die Nachrichten der arabischen Historiker und Geographen
über diese Stadt übersetzt und erläutert'^). Einige kleine Er-
ffänzunsfen zu seinen Aufnahmen bietet Beylie, der die Stätte
gleichfalls nur flüchtig auf der Durchreise besichtigen konnte^).
10 Aus dem Gebiete des Ädab sind wieder einige kleine Ab-
handlungen von Gähiz bekannt geworden. Außer den drei, schon von
van Vloten herausgegebenen kleinen Schriften sind 7 Rasä'il, dar-
unter zwei besonders wichtige über schi'itische Sekten und über die
Klassen der Sänger, in Kairo gedruckt worden^). Gähiz' Abhandlung
15 über Physiognomik und Zeichendeutung der Perser, die Ibn Qotaiba,
'Ujün II, 186 flf. benutzte, hat Inost ranze ff aus der Leid. Hs.
herausgegeben und ausführlich erläutert •"'). Von den 'Ujün ist der
IV. Teil erschienen ''). Jacob macht im Zusammenhang einer
Geschichte des Schattentheaters von seiner ostasiatisehen Heimat
-'0 bis zu seinen modernen Pariser Ausläufern ausführliche Mitteilungen
über Muhammad ibn DänijTil's al-Mutaijam nach der neuen von
Horovitz in Stambul gefundenen Handschrift ^).
Für die Geschichte der islamischen Philosophie erschließt
bekr. (SA. aus C. F. Lehmann-Haupt, Materialien, s. S. 157, Nr. 1.) 3G S. Taf.
IX— XIV. 40.
1) F. Sarre und AI. van Berchem, Das Metallbecken des Atabek
Lulu von Mosul in der k. Bibliothek zu München. (Münch. Jahrb. d. bild.
Kunst, 1907.)
2) Sammlung F. Sarre. Erzeugnisse islamischer Kunst, bearbeitet von
F. Sarre, mit epigraphischen Beiträgen von E. Mittwoch. Teil I. Metall.
Leipzig, Hörschelmann, 1907. VIII, 82 S, 4», mit 10 Taf. Mk. 12,— .
3j Ernst Herzfeld, Samarra. Aufnahmen und Untersuchungen zur
islamischen Archäologie. Berlin, Behrend & Co., 1907. VI, 92 S. 8 Taf.
4«. Mk. 16,—.
4) General L. de Beylie, L'architecture des Abbasides au IX. siecle.
Voyage archeologique ii Samarra, dans le bassin du Tigre. (Rev. arch. IV. ser.
t. X, 1907, p. 1 — 18.) Derselbe, Prome et Samara (so!). Voyage archeologique
en Birmanie et en Mesopotamie. (Publ. de la soc. fran9. des fouilles arch. I.)
Paris, Leroux. 14G S. avec 14 pl. et 100 tig. dans lo te.xte. gr. 8*^. Mk. G, — .
5) Magmüat rasä'il li al-(';äl.iiz. Kairo 1324, 190 S. ^fk. 4,—.
C) K. M HOCTpaHneBb. MaTepia.iu nai. apaöcKHXb ucroHHiKOin. a-i«
Ky.iTypHOH HCTopiii cacanHÄCKOH IlepciH. IIpuMixu h noBipL« l\.:Lx-l ^'^
I w^i v_^tXv« -JLc xv^LäJ!. ,:>-Jl. (3aii. boct. otj. iimii. pycoK. apx.
o6m. xviii, 1—120).
7) Ihn Qutaiba's 'Ujün al alibär, hsg. von Carl B r o e k e 1 ni an n. Teil IV.
(ZA., Beiheft z. Bd. XXI.) StraÜburg 1908, S. 393—496.
8) Georg Jacob, Geschichte des Schattentheaters. Erweiterte Neu-
bearbeitung des Vortrages „Das Schattontheater in seiner Wanderung vom
Morgenland zum Abendland''. Berlin, Mayer & Müller, 1907. VHI, 159 S.
Mk. 4,-.
Brockelmann, Das Semitische. Iß5
Horten zwei der wichtigsten Quellen in Färäbi's Fusüs^)-) und
Ihn Sina's k. al-sifa "). Asin y Palacios weist nach, daß das Wort
Tahäfut im Titel der beiden berühmten Werke al-Gazäll's und
Ibn Rusd's nicht als „Zusammensturz" zu deuten, wie bisher meist
geschehen, sondern als „precipitation irreflechie"^). Derselbe gibt 5
eine Darstellung der Psychologie des Mystikers Ibn 'Arabl^) Al-
Färäbi's Aufzählung der Wissenschaften erläutert Wiedemann'').
Derselbe übersetzt al-Färäbl's Schrift über die Notwendigkeit
der Alchemie, sowie den Abschnitt über Alchemie aus al-SahäwI's
Encyklopädie und erläutert die Grundanschauungen der arabischen lo
Gelehrten über die Konstitution der Metalle und die Metallver-
wandlung ^).
Aus dier jüdisch-arabischen Literatur veröffentlicht Goldziher
eine anonynCie neuplatonische Psychologie, die in der einzigen Pariser
Handschrift irrig dem R. Bechaji, Verf. des Buches über die Herzens- i5
pflichten, zugeschrieben wird, und erläutert ihre Lehren ausführlich
an der Hand der islamischen und jüdischen Philosophie **).
unsere Kenntnis der neuarabischen Dialekte des Ostens er-
weitern einige von Littmann herausgegebene Beduinenerzählungeu
aus Syrien, die zwar in der halbliterarisch gefärbten Schriftsprache 20
der Städter gehalten sind, aber durch den Stoff" wenötist doch auch
manches aus dem Sprachschatz der Wüste anwenden; ihren für die
Volkskunde sehr wichtigen Inhalt macht L. auch Nichtarabisten
durch eine , mit instruktiven Abbildungen beduinischer Geräte
geschmückte Übersetzung zugänglich^). Aus dem Westen macht 25
1) M. Horten, Das Buch der Kingsteine Färäbis. Mit Auszügen aus
dem Kommentar des Emir Ismä il el-Hoseinl el-Färänl. (ZA. XX, 16 — 48,
303 — 54; wird fortgesetzt.)
2) Derselbe, Das Buch der Kingsteine Färäbis f 950 mit dem
Kommentaro des Emir Ismä'Tl el Hoseini el Färänl (um 1485) übersetzt und
erläutert. (Boitr. z. Gesch. d. Phil. d. Mittelalters, hsg. v. C. Bäumker u.
G. V. Hertling, Bd. V, Heft 3.) Münster 190G. XXVHI, 510 S. gr. B".
3) Derselbe, Avicenna, Das Buch der Genesung der Seele, eine philo-
sophische Encyklopädie. H. Serie: Die Philosophie, HI. Gruppe, 13. Teil:
Die Metaphysik, enthaltend die Metaphysik, Theologie, Kosmologie und Ethik.
übers, und erl. Leipzig, Haupt, 1907.
4) M. Asin y Palacios, Sens du mot „Tehäfot" dans les oeuvres d'el-
Ghazali et d'Averroes. (Rev. afr. L, S, 185 — 203.)
5) Derselbe, Psicologia segün Mohidin Abenarabi. (Actes du XlVe
Congr. intern, des Orient., HI. Paris 1907. S. 79 — 191.)
6) Eilhard Wiedemann, Beiträge zur Geschichte der Naturwissen-
schaften. XI. Über al-F.äräbls Aufzählung der Wissenschaften (de scientiis).
(Sitzungsber. d. phys.-med. Soz. in Erlangen, Bd. 39, S. 74 — U»l.)
7) Derselbe, Zur Alchemie bei den Arabern. (Journal f. prakt. Chemie,
N. F., Bd. 76. S. 65—123.)
8) Kitäb ma'änl al-nafs, Buch vom Wesen der Seele, von einem Unge-
nannten. Auf Grund der einzigen Hs. der Bibl. nationale hsg., mit Anmerk.
u. Exkursen versehen v. I. Goldziher. (Abb. Ges. d. Wiss. z. Göttingen,
Phil-hist. Kl., N. F., Bd. IX, Nr. 1.) Berlin, Weidmann, 1907. Gl, 63 S.
40. Mk. 12,—.
9) Enno Litt mann, Arabische Beduineuerzählungen. I. Arab. Text,
1QQ Wissenschaftlicher Jahresbericht.
uns Na rbesbub er, der lange als Arzt in Sfax gelebt hat, mit
dem Dialekt dieser Stadt bekannt in einigen Scbildei'ungen von
Hochzeitsgebräuchen und Mitteilungen aus den Gebieten des Aber-
glaubens ; Stumme steuert dazu einen Hochzeitssang aus Tunis
bei^). Eine reiche Sammlung von Volksliedern aus Blida ver-
öffentlicht Desparmet-). Eine grammatische Skizze und ein
Vokabular des südoranischen Dialekts liefert M e r c i e r •^).
Die abessinischen Dialekte und das Sabäo-Minäische.
Von
Franz Praetorius.
Die im Jahre 1907 zur äthiopisch- amharischen Literatur.^
Geschichte, Sprach- und Landeskunde erschienenen Arbeiten mögen
10 ihrer Zahl nach vielleicht ein wenig hinter den in früheren Jahren
erschienenen zurückbleiben. Die nichtsemitischen Sprachen Abessiniens
treten diesmal aber ganz zurück.
Aus der Zahl der vorliesrenden Arbeiten hebt sich von selbst
heraus die zusammenfassende Darstellung der äthiopischen Literatur
15 von L i 1 1 m a n n ^). Hatte Conti Rossini in seinen Note per la
storia letteraria abissina vor 7 Jahren gesagt „una vera storia
letteraria abissina non potrebbe scriversi oggi", so stellt Littmann
ein gleiches Bekenntnis auch jetzt noch an die Spitze seiner Arbeit,^
hiermit auf das Bedürfnis nach mehr Einzeluntersuchungen hin-
20 vs^eisend. Freilich hat es auch an solchen nicht gefehlt. Die
abessinische Vollcsiioesie und Volksliteratur hat sich uns im letzten
Jahrzehnt immer deutlicher enthüllt^). Und in der wichtigen Frage
nach der Herkunft der äthiopischen Bibel bringt Rahlfs**) ein
weiteres Argument zugunsten Ägyptens (vgl. Bd. LX dieser
23 Zeitschr. S. 262).
VII, 58 S., II. Übersetzung, XI, 57 S., mit IG Abb. (Schriften d. Wissensch.
Ges. in Straßburg 2, 3.) Straßburg, Trübner, 1908. Mk. 14,—.
\) Karl Narbes huber. Aus dem Leben der arabischen Bevölkerung
in Sfax (Regentschaft Tunis). Mit einem Beitrage v. Haus Stumme. (Ver-
öffentlichungen d. Stadt. Museums f. Völkerkunde z. Leipzig, Heft 2.) Leipzig,
Voigtländer, 1907. 44 S. gr. 8". Mk. 2,70.
2) J. Desparmet, La poesie arabe actuelle :i Blida et sa metrique.
(Actes du XlVe Congr, int. d. Orient. HI, S. 437 — CCi2.)
3) L. Mercier, L'arabe usuel dans le Sud Oranais. (Actes du XlVe
Congr. int. d. orient. III, S. 283—393.)
4) Enno Litt mann, Geschiclite der äthiopischen Litteratur. (Die
Litteraturen des Ostens in Einzeldarstellungen, Bd. VII, S. 186 — 281.)
5) IgnazioGuidi, Strofe e brevi testi amarici. (Mitt. Sem. Or. Sprachen
Berlin, Westas. Studien, Jahrg. X, 1907, S. 1C7 — 184.)
C) Alfred Uahlfs, t'ber das Eelilen der Makkabäerbücher in der
äthiopischen Bibelübersetzung. i;ZAT\V. XXVIII, lUdS, S. G3f.)
Beer, Alttestamentliche Studien. 167
Daß die Äthiopen ihre Sprache doch auch zum Gegenstand
der Betrachtung gemacht haben , wird jetzt immer mehr bekannt
(vgl. Bd. LXI dieser Zeitschr. S. 255, ZI. 26 IT.). Durch Mondon-
Vidailhet^) erfahren wir nämlich genaueres über die ,samnä
warq" genannte Wissenschaft, von der bisher eigentlich nur der 5
Name bekannt war, und einige Hymnen, bei denen sie zum Ausdruck
gelangte : ein C4emisch von absichtlicher Zweideutigkeit und Un-
verständlichkeit des Ausdrucks, verbunden mit grammatischen Ver-
renkungen, von welchen letzteren ja auch die gewöhnlichen Gedichte
schon einiges bieten (vgl. Thorbecke , Ihn Duraid's Kitäb alma- lo
lähin S. 3 f.). —
Auf dem Gebiet des Sabäo-Mmäischen dürfte nichts besonders
hervorzuheben sein.
Alttestamentliche Studien -).
Von
Georg Beer.
Allgemeines. Nekrologe über Siegfried, Stade und R. Smith
verdanken wir Baentsch^), v. GalH) und Stube ^). In einer is
Zeit, wo über Syllabus und Enzykliken gegen die Modernisten ge-
stritten wird, sei hier gedacht der Nestl e 'sehen®) Neubearbeitung
der Biographie des Oratorianers Richard Simon , der durch seine
Histoire critique du Vieux Testament 1677/8 der modernen Bibel-
wissenschaft die Bahnen bereitet hat. Die vom Verleger Töpel- 20
mann') veranstaltete Neuausgabe der Reden und Abhandlungen
St ade 's enthält folgende Aufsätze: 1. Über die Lage der evansfe-
lischen Kirche Deutschlands, 2. Die messianische HoÖ'nuncf im
Psalter, 3. Über die Aufgabe der biblischen Theologie des Alten
Testaments , 4. Die Entstehung des Volkes Israel , 5. Das Volk 25
Javan, 6. Der Text des Berichtes über Salomos Bauten, 1 Kön. 5 — 7,
1) C. Mondon- Vidailli ot, La rhttori<iue ethiopienne. Le j^^^'^^ *
(J[)(^^. (Journ. as., di.xieme ser., t. X, 1907, S. 305 — 329.)
2) Umfassende Übersichten über die Literatur für 1907 sind zu finden
in der Theolog. Ltztg. 1907 u. 1908 (soweit erschienen), der ZATW. 1907 u. 1908
und in dem im Laufe des Jahres erscheinenden Tlieol. Jalires-Bericht.
3) B. Baentsch, Siegfried. (Kealencylil. f. protest. Theol. u. Kirche'"'
18, 320—323.)
4) Aug. Frhr. von Gall, Bernhard Stade. (ZATW. 27, I-XIX.)
5) K. Stube, Smith, W. K. (Kealeucykl. f. protest. Theol. u. Kirche'
18, 451—459.)
6) Eb. Nestle, Simon. (Ebenda 18, 3G1— 366.)
1 ) B e r n h a r d S t a d e , Ausgewählte Akademische Reden u. Abhandlungen.
2. Ausg. Zum Gedächtnis des Verstorbenen in Verehrung u. Dankbarkeit ver-
anstaltet vom Verleger. Gießen, Töpelmann, 1907. IV, 29G S. M/c. 2, — .
1 68 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
7. Anmerkungen zu 2 Kön. 10 — 14, 8. Anmerkungen zu 2 Kön.
15 — 21, 9. Beiträge zur Pentateuchkritik. Gräfe ^) will schildern,
wie Jesus, die Apostel und ältesten christlichen Schriftsteller das
Alte Testament crebi'aucht haben, und welche verschiedene Stellung
5 sie zu ihm einnehmen.
Zur Methode. J e r e m i a s ^) und W i n c k 1 e r ^j halten ein
Autodafe mit ihren Gegnern ab und stellen eine Art babylonischen
Index auf. Zugrleich versucht Jeremias mit dem Panbabvlonismus
die ägyptische Religion aufzuhellen. G u n k e 1 ^) spricht als seine
10 Überzeugung aus, daß „eine kommende Schule sich gewiß nicht
etwa als Gegnerin der Wellhausenschen , sondern als ihre lecritime
Fortsetzerin fühlen" wird. Auf die Bedeutung der von Sachau»;
herausgegebenen aramäischen Pajjyrusfunde aus Elephantine , wozu
besonders der Aufsatz von Smend'') zu vergleichen ist, soll hier
15 nur vom Standpunkt der alttestamentlichen Religionsgeschicbte
gewiesen werden. Wenn sich aus jüdischen Flüchtlingen nach der
Katastroj^he über Jerusalem im Jahre 586 in Oberägj^pten ein
jüdisches Gemeinwesen gebildet hat, das zur Zeit Darius' IL
(424 — 405) eine ansehnliche Opferstätte und ein eignes Priestertum
20 besitzt, so folgt daraus, daß ein Gesetz, wodurch aller Gottes- und
Opferdienst außerhalb Jerusalems als illegitim angesehen wird, für
das vorexilische Israel nicht vorhanden gewesen sein kann. Sonst
hätten eben jene ägj'ptischen Juden sich nicht entschlossen , den
Opferkult Jahwe's auf fremdem Boden aufzunehmen. Bekanntlich
25 suchte zuerst das kurz vor dem Exil promulgierte Deuteronomium
allen Gottesdienst auf Jerusalem zu konzentrieren, drang aber mit
seinen Forderungen unter dem Einfluß der leitenden Jerusalemer
Priester schließlich nur bei der babylonischen Gola durch. Jene
oberägyptische Judengemeinde hat aber die vordeuteronomische
öo Kultpraxis beibehalten, wonach überall ein Jahwealtar gestattet ist,
wo Israeliten wohnen. Dann sind aber die ägyptischen Papyrus-
funde eine Art inschriftlicher Bestäticfunw für die Richtigkeit der
von Reuß und Vatke begründeten modernen Hexateuchkritik. Wie
die Entdeckung des Kodex Hammurabi zeigte, daß mit Recht das
35 Bundesbuch Ex. 21 — 23, mit dem jener Kodex am meisten innei'lich
I
1) Ed. Gräfe, Das Urchristentum und das Alte Testament. Tübingen,
Mohr, 1907. 48 S. Mk. 1,—.
2) Alfred Jeremias, Die Panbabylonisten. Der Alte Orient und die
Ägyptische Religion. (Im Kampf um den alten Orient I, 1.) Leipzig, Hinrichs,
1907. G5 S. Mk. 0,80.
3) Hugo Wincliler, Die jüngsten Kämpfer wider den Panbabvlonismus.
(Im Kampf um den alten Orient I, 2.) Ebenda 1907. 79 S. Mk. 1,—.
4) Hermann Gunltel, Neue Ziele der alttestamentlichen Forschung.
(Christliche Welt 21, Nr. 4 u. 5.)
5) Eduard Sachau, Drei aramäische Papjrusurkunden aus Elephantine
(s. schon oben S. 159, Nr. 1). ML: 2,50.
6) R. Smend, Zu den von E. Sachau herausgegebenen aramäischen
Papyrusurkunden aus Elephantine (s. schon oben S. 159, Nr. 1).
Beer, Altteatamentliche Studien. 169
verwandt ist, von der Kritik als ein Niederschlag ältesten israelitischen
Gewohnheitsrechtes angesehen wurde , so haben die ägyptischen
Funde nun gelehrt, daß auch mit Recht von der Kritik das System
des Priesterkodex der nachexilischen Zeit überwiesen wurde. Das
Licht kam diesmal nicht aus Babel , sondern aus dem dunklen 5
Kontinent ! Für den Betrieb der alttestamentlichen Wissenschaft
bedurfte es solcher inschriftlicher Bestätigungen nicht — nun sie
uncfesucht da sind , sind sie aus mancherlei Gründen willkommen.
Durch die Funde in Ägypten ist nun aber auch ein von Winckler
selbst oft genug gegen die Modernisten in der alttestamentlichen lo
Wissenschaft ins Feld geführtes inschriftliches Gericht über seine
eigne Darstellung der Zeit Esra's und Nehemia's ^) vollzogen : sie
ist ein Phantasiebild — auch dieser Beweis war überflüssig! Die
Hoffnung Clermont-Ganneau's-) ist nicht zu kühn, daß eines
Tages der Boden Ägyptens uns Urstücke der jüdischen Bibel be- 15
schert — das kann für manche Forscher peinlich werden I
Versionen. Rahlfs^) sucht aus den überlieferten Hand-
schriften zum griechischen Psalter die verschiedenen Hauptrezensionen
Origenes, Hesych und Lucian festzustellen und liefert so Material
zur Gewinnung der ursprünglichen Septuaginta. S m e n d ^) lobt 20
das Buch als „in der Septuaginta-Literatur einzigartig" dastehend.
Nestle^) sieht sich durch das Erscheinen eines ersten Teils der
großen Cambridger LXX '') veranlaßt, sich über Zweck, Einrichtung
und Benützung dieser Ausgabe zu verbreiten. M a r g 0 1 i s ") ver-
öffentlicht Vorstudien zu einer i'evidierten Ausgabe der hebräisch- 25
aramäischen Äquivalente in der Oxforder LXX Konkordanz. Smend®)
bespricht eine Reihe Fälle , wo der syrische Sirach nach dem
Griechen korrigiert ist. Helbing^) beginnt eine Septuaginta-
Grammatik erscheinen zu lassen, die zugleich auch Hilfsmittel zur
Erforschung der griechischen Gemeinsprache und der Sprache des 30
Neuen Testaments ist. Techen^^) verarbeitet das in seinem Schul-
D
1) H. Zimmern u. H. Winckler, Die Keilinschriften u. das Alte
Testament (Berlin, 1902), S. 285— 2'.19.
2) Clermont-Ganneau, Jehovah ;i Elephantine. (Le Temps, Mardi
29 Octobre 1907.)
3) Alfred Kalilfs, Der Text des Septuaginta-Psalters. Nebst einem
Anhang: Griechische Psalterfragmonte aus Oberägypten mit Abschriften von
W. E. Cr um. (Septuaginta-Studien, 2. lieft.) Göttingen, Vandenhoeck & Riip-t
recht, 1907. 25C S. Mh. 8,—.
4) Theolog. Ltztg. 1908, Sp. 132.
5) Eberhard Nestle, .Septuagintastiidien V. (Wisseiiscli. Beilage 2.
Progr. d. Kgl. \\'ürttb. Ev.-Theol. Sem. Maulbronn.) Stuttgart, Veroins-Buch-
druckerei, 1907. 23 S. 6) S. ZDMG. 61, 257.
7) M ax L. Margol i s , Studien im griechischen alten Testament. (ZATW.
27, 212—270.)
8) Smend, Nachträgliches zur Textüberlieferuug des syrischen Sirach.
(Ebenda S. 271—275.)
9) R. Helbing, Septuaginta-Grammatik, Laut- und Wortlehre. Göttingen,
Vandenhoeck & Ruprecht, 1907. Mk. G,— .
10) L. Techon, Das Targum zu den Psalmen. Wismar, 1907. 59 S.
J70 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Programm 1896 gebotene Material und gelangt zu dem Ergebnis,
daß das Psalmentargum nach dem hebräischen Text korrigiert ist.
Jedoch sind die Korrekturen nicht gleichmäßig in die von T.
benützten 3 alten Ausgaben des Targums (Bomberg'sche Bibel-
5 ausgäbe 1518, Psalterium des Justinianus 1516 und Antwerpener
Polyglotte) gedrungen.
Hebräische Grammatik. Für die hebräische Grammaaik im
Allt'emeinen sei hier gewiesen auf die neuen Arbeiten von Barth ^)
und Brockelmann -) und die Neuauflage des bewährten Studenten-
10 und Gymnasiastenbuches von Strack-^). Auf eine Anregung
Nestle's*) hin äußern sich König, Bacher, Krauß und Marmor-
stein ^) über die hebräischen Finalbuchstaben. Neben der Vox
memorialis Y'?r'r? ^^""^ ~-^ V- (nach Bacher ""rii '":, nach Krauß
Tj-:'^ '?: „von deinen Sehei-n") existiert auch das sinnlose '^?Ji:;"; (Bacher).
15 Für das Alter der Finalbuchstaben erinnert Marmorstein , daß in
den ai-amäischen Papyri von Assuan bereits die Finalbuchstaben
r, ", ~ vorkommen. Ungnad'O leitet mit Halevy den hebräischen
Artikel von han ab: hal, was oft als Urform angegeben werde, sei
unmöglich , da / dem folgenden Konsonanten zu assimilieren dem
20 Hebräischen widerspreche, ri;?^ <1 iilkah beruhe auf begrifflicher
Ausgleichung. Haupt') führt Fälle an, wo Kb Pleneschreibung
für emphatisches b = assyr. lü sein soll, z. B. Ruth 2, 13 "r:J<l
-;-rr;c"w rriNr tt^in Nb „wahrlich ich will sein wie eine deiner
Mägde". Zugleich gibt H. ebenda allerhand Bemerkungen zu Amos;
25 z. B. n^cbo mb:; cmb^n"b" d. i. „weil sie eine Schar, die in
Frieden kam, gefangen nahmen".
Wortforscliumj und Textkritik. Caspari^) stellt Be-
trachtun gen an über eine Begriffsseschichte des Alten Testaments.
Haupt '*) hält für möglich, daß Aram etymologisch ursprünglich
somit Edom identisch ist: d und r wechseln. König ^") widerlegt
die Annahme Wiuckler's, daß N"2: Jes. 3, 2 u. ö. den Sachwalter,
1) J. Barth, Sprachwissenschaftliche Untersuchungen z. Semitischen.
1. Teil. Leipzig, Ilinrichs, 1907. III, .•)4 S. Mk. 3,—.
2) C. B r ock el m ann , Grundriß der vergleichenden Grammatik der
semitischen Sprachen (s. schon oben S. 155, Nr. 2).
3) H. L. Strack, Hebr. Grammatik m. Übungsbuch. 'J. Aufl. München,
Beck, 10U7. XII, 152, 128 S.
4) S. ZATW. 27, 119 f.
b) Ed. König, W. Bacher, S. Krauß, A. Marmorstein. Zu den
hebräischen Fiiialbuchstaben. (ZATW. 27, 278—284)
C) A. Ungnad, Der hebräische Artikel. (Or. Litztg. 10, Nr. 4.)
7) Paul Haupt, Scriptio plena des emphatischen la- im Hebräischen.
(Or. Lttztg 10, Nr. 0.)
8) Wilhelm Caspari, Über seinasiologische Untersuchungen am
hebräischen Würterbuche. (ZATW. 27, 1 02—211.)
9) Paul Haupt, Die Etymologie von Aram. (ZDMG. Gl, 194 — 195.)
10) Ed. König, Bezeichnet der Nabi' in Jes. 3, 2 usw. den ^Sacliwalter"?
IZATW. 27, CO— G8.)
Beer, AlUeslamentliche Studien. 171
d. i. den Advokaten, politischen Agenten u. dgl. bedeute. Gramer^)
glaubt festgestellt zu haben , daß Deuto- und Tritojesaja bis zu
einer gewissen Grenze in dem Gebrauch von npii: übereinstimmen.
Doch kommt bei Jes. 56 — QQ 'x auch fast schon gleichbedeutend
mit -Werkcrerechtigkeit" vor. Nestle-) beweist aus dem Wort- 5
spiel Jer. 20 , 3 , daß Jeremia Aramäisch verstand und sprach ;
ähnliches folge für Jesaja aus Jes. S, 3. Textkritische Arbeiten
liegen vor von Paton^j und Haupt ^) zu Esther, von Torrey^)
zu Chronika, Esra und Nehemia, von Bewer*») zu Ob. v. 16,
Rieht. 2, la 5 b. Jes. 42, 5—9. Jer. 2, 34. Ps. 85, 2. Hos. 5, 13. lo
10, 16 (n— ' ist Abkürzung von c:?n-'). Hos. c. 2, Jes. 14, 28 und
von Fuchs") zu Jesus Sirach. H o u t s m a *) gibt Verbesserangen
zu Jes. 6, 5. 31, 5. Klageid. 4, 14. Ps. 32. 4. Neh. 2, 13. 10, 30
und zum Schluß eine Erklärung von r^mr":.
Metrik. Sievers und Gut he 3) teilen sich in die Arbeit i5
über Arnos so , daß letzterer den hebräischen Text metrisch
bereinigt vorführt, und ersterer dann den Text metrisch transkribiert.
Von Sievers stammen die Abschnitte ,zur metrischen und stilistischen
Technik" und „zur Vorgeschichte der Sammlung' ; von beiden
ofemeinsam sind die Bemerkunc;en ,zu den Texten im Einzelnen". 20
Für die Metrik ist charakteristisch die häufige Anwendung des
Enjambements, d. i. des Widerspruches zwischen syntaktischen und
metrischen Abschnitten ^O). Sievers^^) gelingt, wie die Genesis
nun auch die Bücher Samuelis metrisch aufzuteilen. S. 115 — 118
gibt er eine Übersicht über die Quellenscbeidung. Sie ver s' ^"-) 25
alttestamentliche Miszellen betreifen Metrisches zu Joel, Obadia,
1) Karl Cramer, Der Begriff "p~:: bei Tritojesaja. (ZATW. 27, 79— 99.)
2) Eberhard Nestle, Ein aramäisch-hebräisches Wortspiel des Jeremia.
(ZDMG. 61, 196—197.)
3) Lewis Bayles Paton, A Text-critical Apparatus to the Book of
Esther. (Old Testament and Semitic Studies in memory of William Rainey
Harper, vol. II, S. 1—52.)
4) Paul Haupt, Critical Notes on Esther. (Ebenda 113—204.)
5) Charles Cutler Torrey, The Apparatus for the Textual Criticism
of Chronicles-Esra-Nehemia. (Ebenda 53 — 112.)
6; Julius A. Bewer, Critical notes on Old Testament Passages.
^Ebenda 205— 22G.)
7) A. Fuchs, Te.\tkritische Untersuchungen z. hebr. Ecclesiastikus. Das
Plus des hebr. Textes des Ecc. gegenüber d. griech. Übers. (Bibl. Studien
XII, 5.) Freiburg, 1907. XII, 124 S.
8) M. T. Houtsma, Textkritisches. (ZATW. 27, 57—59.)
9) Eduard S i e v e r s und H e r m a n n G u t h e , Arnos metrisch bearbeitet.
(Abh. phil.-hist. Kl, säch's. Ges. d. Wiss. XXIII, Nr. III.) Leipzig, Teubner,
1907. 91 S. Mk. 5,— .
10) Vgl. Theol. Ltztg. 1907, Sp. 312/3.
11) Eduard Sievors, Samuel metrisch hsg. 1. Teil: Text (Metrische
Studien HI;. (Abh. phil.-hist. Kl. sächs. Ges. d. Wiss. XXIII, Nr. IV.) Leipzig,
Teubner, 1907. 118 S. Mk.'i,bQ.
12) Eduard Sievers, Alttestamentliche Miscelleu G bis 10. (Ber. phil.-
hist. Kl. sächs. Ges. d. Wiss. Leipzig LIX, I.) 109 S.
]^72 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Zephanja, Haggai und Micha. Staerk^j will im Anschluß an
Kittels Biblia Hebraica „die wichtigsten Texte aus der prophetischen,
epischen, Ijaischen und didaktischen Dichtung in metrischer Gestalt"
veröffentlichen und macht den Anfang mit den Dichtungen Jesaja's.
5 Haus er 3) denkt als Dichter gering über die bisherigen Versuche,
eine Metrik in den Psalmen herzustellen (S. VIII) ; schließlich
bekennt er sich aber auch zu dem System der Zählung der Hebungen
(S. 13flP.). Für die Gewinnung eines ki*itischen Textes zieht er
stark die LXX herbei.
10 Kommentare und Einzelexecjese. C h e y n e ' s "•) neues Werk
ist eine Art Kommentar zur Genesis und zu Stücken des Exodus.
Mahl er 5) will den Namen n^;'5D für das Ägyptische beanspruchen.
Die aufgestellte Etymologie leuchtet aber wenig ein. Violmehr
entsjH'icht ln;i3D?2 keilschriftlichem Mannasu''). M e s s e 1 ') unterzieht
15 das Kapitel über den „großen Sühntag " Lev. 16 einer neuen
kritischen Analyse. Die Grundlage bilden 16, 3 b. 5 — 10; der
2. Stufe gehören an 2. 3 a. 4. 11 (12 b). 14— 16 a. 17—28; an
3. Stelle stehen 12 f. 16 b. 25; den Abschluß bildet die Anfügung
29 — 34a. Noordtzij®) sucht wahrscheinlich zu machen, daß
20 2 Sam. 8, 3 — 6 sachlich die Fortsetzung bildet zu 2 Sam. 10, 15 — 19.
Kamphausen") bezieht Jes. 22, 25 nicht auf Eljakim , sondern
auf Sebna und kann so für den ganzen Abschnitt Jes. 22, 15 — 25
Herkunft von Jesaja behaupten. Giesebrecht^*^) hat seinen
Jeremiakommentar vom Jahr 1894 in literarhistorischer Hinsicht
25 stark umgearbeitet (vgl. z. B. S. XX/I die Quellenscheidung
gegen früher) und ihn der modernen Metrik angepaßt. Corniin^)
hält gegenüber Stade ^-) fest, daß Jer. 1, 5 "i-^nr: C"'n5b Nin:
1) W. Staerk, Ausgewählte poetische Texte des Alten Testamentes in
metrischer und strophischer Gliederung zum Gebrauch in Vorlesungen und
Seminarübungen und zum Selbststudium. Heft 1. Die Dichtungen Jesajas.
Leipzig, Hinrichs, 1907. IX, 34 S. Mk. 1,—.
2) Vgl. Theol. Ltztg. 1907, Sp. 660 1.
3) Otto Hauser, Die Urform der Psalmen, das erste Buch des Psalters
in metrischer Umschrift und Übersetzung. Großenhain, Baumert & Ronge, 1907.
XI, 187 S.
4) K. Cheyne, Traditions and Beliefs of Ancient Israel. London,
Black, 1907. XX," 591 S.
5) Eduard Mahler, Zu Genesis XLI. (ZDMG. Gl, 625—629.)
6) Vgl. Eduard Meyer, Die Israeliten 1906, S. 515.
7) N. Messel, Die Komposition von Lev. 16. (ZATW. 27, 1 — 15.)
8) Noordtzij, 2. Samuel 8, 3—6. (Ebenda 27, IG— 22.)
9) Adolf Kamp hausen, Sebna. (Realencykl. f. protest. Theol. u.
Kirche» 18, 107 — 110.)
10) Friedrich Giesebr echt , Das Buch Jeremia übers, u. erkl. 2. völlig
umgearb. Auti. Mit 1 Abb. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1907. XLII.
259 S. Mlc. 7,—.
11) C. H. Cornill, Die literarhistorische Methode und Jeremia Kap. I.
fZATVV. 27, 100—110.)
12) Vgl. ZDMG. 61, 201.
Beer, Alttestamentliche Studien. 173
echter Jeremiatext ist. Nach B r u s t o n ^) wird Jer. 1 , 5 ein
Plural durch Jer. 1, 8 D^'^:e';o gefordert. Doch stößt sich B.
mit Stade an D"^i5 und liest dafür Wi^ = a'N-i. Für Nahum
ist zu vergleichen Haupt-). Charles Augustus und Emilie
Grace Briggs^) beenden ihren Psalmenkommentar ^). Populär 5
gehalten ist die Psalmenerklärung von Boehmer^). Ludwig^)
behandelt textkritisch und metrisch die Psalmen 2 , 23 , 29 , 39,
42/48, 46, 51, 67, 90, 107, 110, 146. Spoer') läßt Ps. 18 aus
den zwei selbständigen Liedern 1 — 7 + 14 + 17 — 29 -f 31 und 30 +
32 — 51 und der Einschaltung 8 — 13 + 15 — 16 bestehen; davon lo
soll sich das 2. Lied auf Johann Hyrkan nach dem Jahr 129 v. Chr.
beziehen. Dijkema^) deutet Ps. 45 als ein auf ein gewöhnliches
Bi'autpaar gedichtetes Hochzeitslied. Die Aufnahme in das Gesang-
buch verdanke es dem Umstände, daß die Gemeinde sich selbst in
dem Bilde des Königs erblickte. Eine neue Einzelmonographie zu 15
dem schon oft behandelten 68. Psalm bietet Haupt ^). Haupt^^)
deutet mit Olshausen Psalm 137 auf die Makkabäerzeit ; auch gibt
er Übersetzung und Kommentar. Populäre und apologetische Zwecke
verfolgt Oettli^^) mit seiner Erläuterung des Buches Hiob. Haupt^-)
veröffentlicht eine, von einer Einleitung und einem sehr eincrehenden 20
Kommentar umrahmte neue Übersetzung des Hohenliedes nach eicrner
sachlicher Ordnung. ZapletaH^) bekennt sich zu der Deutung
des Hohenliedes als carmen epithalamium , nuptiale (S. 30). Der
Frage der Verfasserschaft will er (S. 58 Anm.) eine neue Schrift
widmen. Löhr^') hat seine Erklärung der Klagelieder besonders 25
in metrischer Hinsicht revidiert. Für Esther , Daniel (Klagelieder
1) Ch. Bruston, Jeremie fut-il prophete pour les nations? (ZATW.
27, 75—78.)
2) Paul Haupt, The Book of Nahum. (JBL. 26, 1—53.)
3) Charles Augustus Briggs and Emilie Grace Briggs, A
Critical and Exegetical Commentary on the Book of Psalms Vol. II. (The Inter-
national Critical Commentary.) Edinburgh, T, & T. Clark, 1907. VIII,
572 S. 10 6'. 6 d. 4) Vgl. ZDMG. 61, 261/2.
5) J. Boehmer, Das Buch der Psalmen ausgelegt für Bibelfreunde.
Leipzig, 1907. VIII, 476 S.
6) Carol US Ludwig, De Psalmis delectis emendatius ac metrice edendis.
(Gothaer Gymnasialprogr.) Lipsiae, Fock, 1907. 13 S.
7) Hans H. Spoer, Versuch einer Erklärung von Psalm 18. (ZATW. 27,
145—161.) 8) F. Dijkema, Zu Psalm 45. (Ebenda 27, 26—32)
9) Paul Haupt, Der 68. Psalm. (AJSL. 23, 220-240.)
10) Paul Haupt, Psalm 137. (Or. Lttztg. 10, Nr. 2.)
11) S. Oettli, Das Buch Hiob erläutert für Bibelleser. (Erläuterungen
zum A. T., 1. Teil.) Calw und Stuttgart, 1907. 126 S.
12) Paul Haupt, Biblische Liebeslieder. Leipzig, Hinrichs, 1907. LVI,
135 S. Mk. 4,50.
13) Vincenz Zaplotal, Das Hohelied kritisch und metrisch untersucht.
Freiburg (Schweiz), Universitätsbuchhandlung (Gschwend), 1907. VII, 152 S.
Mk. 4,—.
14) Max Löhr, Die Klagelieder des Jeremias übers, u. erkl, 2. Autl.
Göttingen, Vandenhoeck i<: Ruprecht, 1907. XVI, 32 S. Mk. 1,— .
j^74 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
u. Baruch) und Esra-Nehemia vgl. die Arbeiten von Streane^).
K n a b e n b a u e r -) und N e t e 1 e r •^).
Literaturgeschichte. G a u t i e r ^) bietet eine Einleitung zum
Alten Testament, die dem Gang der alttestamentlichen Schriften
5 folgt. Auch werden die wichtigsten Pseudepigraphen genannt.
Den Schluß bilden Bemerkungen zur „allgemeinen Einleitung'".
Der Standpunkt des Werkes ist der der „gemäßigten Bibelkritik
auf Wellhausen-Duhm'scher Grundlage, so wie er um 1900 zum
Durchsehnittsbesitz geworden ist" ^). Klost ermann **) stellt sich
10 mit seinen aus der Neuen kirchlichen Zeitschrift 1894 ff. wieder
abgedruckten und durch die Abhandlung über das „Sinaitische
Bundesbuch " ergänzten Aufsätzen, die unter dem Titel Pentateuch
vereinigt sind , in bewußten Gegensatz zu der heiTSchenden Hexa-
teuchkritik. Er betont stark die Unsicherheit des Textes, der der
15 Quellenanalyse als Unterlage dient. Merx'j gibt eine neue Ein-
führung in den Hexateuch. Im Rahmen der "Weltliteratur entworfen,
verfolgt sie besonders den Zweck, eine Geschichte der israelitischen
Rechtsentwicklung vorzuführen. Nach S. 143 hat M. bei seiner
Darstellung beabsichtigt , den Gegensatz zwischen Dillmann und
20 Reuß, Graf, Kuenen u. Wellhausen auszugleichen. P ist wohl die
jüngste Quelle, hat aber „ein weit älteres Werk mit Stoffen, die
bis zu den Höhenkulten zurückreichen, — das ist das Heiligkeits-
gesetz — in sich aufgenommen". Grimme^) weist nach Naviüe
auf die ägyptische Sitte hin , in die Grundmauern alter Tempel
25 Ritual- oder Rechtscodices einzufügen und hält mit Naville für
möcflich, daß das unter Josia aufgefundene Urdeuteronomium einst
von Salomo in die Fundamente oder Mauei'n des von ihm ge-
gründeten Jerusalemer Tempels eingelegt worden sei. Einen ur-
kundlichen Hinweis findet G. in Deut. 29, 28: „Das ist was für
30 Jahwe, unseren Gott, versteckt gewesen war und für uns und unsere
Kinder wieder aufgedeckt worden ist, damit wir auf immer alle
1) A. W. Streane, The book of Esther. With Introd. and Notes.
(The Cambridge Bible.) Cambridge, 1907. XXXI V, 80 S.
2) J. Knabenbauer, Commentarius in Danielem prophetam , Lamen-
tationes et Baruch. Paris, Lethellieux, 1907. 530 S.
3) B. Neteler, Die Bücher Esdras und Kehemias der Vulgata u. des
hebr. Textes übers, u. erkl. Münster i. W. 1907. VI, 105 S.
4) Lucien Gautier, Introduction h TAncien Testament. 2 Bände.
Lausanne, Bridel i Co., 1906. XVI, 671, 642 S.
5) Vgl. Theol. Ltztg. 1907, Nr. 26.
6) August Klostermann, Der Pentateuch. Beiträge zu seinem Ver-
ständnis und seiner Entstehungsgesch. Neue Folge. Leipzig, Üeichert, 1907.
IV, 583 S. Mk. 10,—.
7) Adalbert Morx, Die Bücher Moses und Josua. Eine Einführung
für Laien. (Keligionsgesch. Volksbücher II, 3 Doppelheft.) Tübingen, Mohr,
1907. 160 S. Mk. 1,—, karton. Mk. 1,25.
8) Hubert Grimme, Die Auffindung des salomonischen Gesetzbuches
unter Josia. (Or. Lttztg. 10, Nr. 12.)
Beer, Alttestamentliche Shidien. 175
Satzungen dieser Thora befolgen". Schmidt^) behandelt vom
sagen- und mythenvergleichenden Standpunkt die Vorgeschichte des
Jonamythus. Er stammt aus der Fremde-). Haupt =^) schält aus
Nah. 1—3 vier Lieder heraus, wovon das 1. u. 2. nach 161 v. Chr.
verfaßt sind, das 3. nach Beginn der Belagerung Ninives, also etwa 5
um 607, das 4. nach dem Fall, etwa 606. König^) zieht zum
Verständnis der hebräischen Dichtung die arabische und babvlonische
Literatur heran. Kittel ^) behandelt Einleitungsfragen zu den
Proverbien : Jesus Sirach ist von den Proverbien durch einen
erheblichen Zeitraum getrennt. lo
Archäologie. B e n z i n g e r '') hat die neue Auflage seiner
Archäologie unter die von Winckler inaugurierte Anschauung vom
alten Orient gestellt. „Wer hier im Orient es tagtäglich mit
Händen greifen kann, daß der „Orient" nicht nur ein geographischer
Begriff ist, sondern eine sehr reale Macht, eine gewaltige Kultur- i5
weit, die vom Nil bis zum Euphrat die verschiedenen Länder und
Völker zusammenfaßt, der kann sich auch den alten Orient gar
nicht mehr anders vorstellen, und der Gedanke einer gemeinsamen
altorientalischen Weltanschauung und altorientalischen Kultur ist
ihm ein ganz selbstverständlicher." S. 121 heißt es indeß von der 20
Beschneidung, die eine Weihe an die zeugende lebenspendende
Naturkraft darstellte, sie paßte „in das Schema des reinen Gestirn-
dienstes" nicht. „Gerade dieser Gedanke der ewigen, jedes Jahr
aufs neue sich offenbarenden Zeugungskraft der Natur fand im
Unterschied von dem babylonischen reinen Gestirndienst eine ganz 25
besondere Betonung in den westsemitischen „kanaanäischen" Kulten"
— darnach gibt es also doch auch Unterschiede innerhalb der
gemeinsamen Kultur! Das durch die neuen Ausgrabungen gebotene
Material ist von B. sehr herangezogen. Hingegen sind die Fragen,
die in die eigentliche Religionsgeschichte gehören, stärker aus- 30
geschieden. V i n c e n t '') orientiert geschichtlich und geographisch
über die Ausgrabungen in Palästina seit 1890: Tell-el Chesi , T.
Zakarija, T. es-Säfi , T. Dschedeide, T. Sandachanna, T. Dschezer,
T. Ta'annak und Tell-Mutesellim. Alsdann beschreibt er mit Unter-
1) Hans Schmidt, Jona. Eine Untersuchung zur vergleichenden
Eeligionsgeschichte. (Forsch, z. Heiig. u. Lit. d. A. u. N. Test., hsg. v. Bousset
u. Gunkel, Heft 9.) Göttingen, Vaudenhoock & Ruprecht, 1907. VHI, 194 S.
Mk. 6,—. 2) Vgl. dazu ZDxMG. Gl, 939—947.
3) Paul Haupt, Eine alttestamentliche Festliturgie für den Nikanortag.
(ZDMG. Gl, 275— 'J97.1
4) E. König, Die Poesie des Alten Testaments. (In: Wissenschaft u.
Bildung.) Leipzig, Quelle & Meyer, 1907. 1G4 S. Mk. 1.—, geb. Mk. 1,25.
5) Kittel, Sprüche Salomos. (Kealoncykl. f. protest. Theol. u. Kirche^
18, 68G— G97.)
6) J. Beuzinger , Hebräische Archäologie. (Grundriß der theol. Wissensch.
n, 2.) 2. Autl. Mit 253 Abb. u. einem Plan v. Jerusalem. Tübingen, Mohr,
1907. XX, 450 S.
7) Hugues Vincent, Cauaan d'apres Te-xploration rdcente. (Etudes
bibliques.) Paris, LecolYre, 1907. XII, 495. fr. 15.
176 Wissenschaftlicher Jahreshericht.
Scheidung der geschichtlichen Perioden , was sich auf Grund der
Grabungen sagen läßt über 1. die kanaanitischen Städte, 2. die
Kultorte , 3. Idole und sonstige Kultgegenstände , 4. die Toten,
5. Keramik, 6. Geologie und prähistorische Archaeologie. Ein Schluß-
5 kapitel betrifft die Stellung Kanaans in der Weltgeschichte. Das
Ganze ist ein erstes Kompendium der modernen Palästinagrabungen
und zugleich ein Vorbild für Einzelgrabungsberichte. Der schwächste
Teil ist wohl das historische Schlußkapitel. Seilin i) faßt das
Resultat seiner neuen Probegrabung dahin zusammen, daß dadurch
10 der Beweis erbracht sei, „daß die Hügel bei der Elisaquelle das
einst von den Israeliten zerstörte Jericho umschließen". Auch die
BefestigunsTsart der Stadt im Norden konnte festgestellt werden.
Auf dem nördlichsten Hügel wurde ein Turm mit Burg bloßgelegt;
das ganze Gebäude sei das am besten erhaltene, das bisher durch
15 Grabungen bekannt wurde. Graf von Mülinen-) schildert auf
Grund persönlicher Erfahrungen den heutigen Karmel und seine
Bewohner. Für den Religionshistoriker besonders anziehend sind
die Mitteilungen über das religiöse Leben der Mohammedaner,
Christen und Juden S. 148 tf., die Reste von Totenopfern, Ahnen-
20 kult und die Weihrauch- und Tuchschleiergelübde (S. 192). Kittel^)
kommt zu dem Ergebnis, daß b^'n ^r 1 Kön. 1, 9 identisch ist mit
dem Hiobsbrunnen, und daß ,rait hoher Wahrscheinlichkeit der beim
Hiobsbrunnen stehende Stein als der Schlangenstein" rrnm "pN
anzusehen ist. SandeP) berichtet über verschiedene Touren, die
25 er nach dem Toten Meere unternommen hat, z. B. Besuch einer
bisher unbekannten Höhle im Wädi sder ; ausführlicher behandelt
er aber eine Ostern 1906 ausgeführte 12tägige Segelfahrt auf dem
Toten Meer. Eckardt, Zicker mann und Fenner^) belehren
populär über die jetzigen Zustände von Palästina. Löhr'*) be-
30 schreibt das religiöse und kulturelle Leben im heutigen Palästina
mit Rücksicht auf die Nachrichten der Bibel. Kittel'') führt die
Geschichte des jerusalemischen Tempels vor : der Bau Salomo's, der
Tempel Serubabel's und der herodianische Tempel. Auch beschx-eibt
1) Ernst S ellin, Kurzer vorläufiger Bericht über eine Probeausgrabung
in Jericho. (Mitt. u. Nachr. d. Deutsch. Pal.-Ver. 1907, 65—71.)
2) £. Graf von Mülinen, Beiträge zur Kenntnis des Karmels, (ZDPV.
30, 117—207.)
3) Rudolf Kittel, Der Schlangenstein im Kidronthal bei Jerusalem.
Mit 8 Abb. üniversitätsprogramm. Leipzig, Edelm.ann, 1907. 31 S.
4) G. D. Sandel, Am Toten Meere. (ZDPV. 30, 79 — 106.)
5) K. Eckardt, E. Z ick ermann, F. Fenner, Palästinensische Kultur-
bilder, Beiträge zur Palästinakunde. Leipzig, Wigand, 1907. X, 260 S., mit
C4 Abb. u. 2 Stadtplänen. Mk. 5,50.
6) M. Löhr, Volksleben im Lande der Bibel. (Wissenschaft u. Bildung 7.)
Leipzig, Quelle & Meyer, 1907. 138 S. mit zahlreichen Städte- und Land-
schaftsbildern. Mk. 1,—, geb. Mk. 1,25.
7) K. Kittel, Tempel von Jerusalem. (Kealencykl. f. jirotest. Theol. u.
Kirche-' 19, 488—500.)
Beer, Alttestamentliche Studien. 177
Kittel^) die Tempelgeräte : Schaubrottisch , Leuchter , ehernes
Meer und Wasserbecken (Handfaß), Kesselwagen. Kittel-) kommt
zu dem Ergebnis, daß wohl eine Stiftshütte, d. i. ein Zelt als
Behausung der Lade in alter Zeit existiert hat, die Beschreibung
dieses Zeltes aber in Ex. 25 flf. wenig Anspruch auf Geschichtlichkeit 5
habe. Eine gründliche Beschreibung der pivr' (pvXwaxriqiu Mt. 23, 5
gibt Wünsche^). Wilke^) führt die Hebräerin als Mädchen,
als Braut, als Gattin, Mutter und Hausfrau vor und sucht „einen
Einblick in ihre idealen Charaktereigenschaften zu eröffnen" (S. 4).
V. Orelli^) klassifiziert die im A. T. als rein und unrein geltenden 10
Tiere, svTcht die der Unterscheidung zugrunde liegenden Vorstellungen
zu ergründen (vor allem die natürliche Abneigung) , und erörtert
sodann das Verbot des Blut- und Fettgenusses, und einzelne Be-
stimmungen über Zubereitung von Speisen, v. Orelli'') schreibt
über Entstehung der Leibeigenschaft, Preis eines Sklaven, Dauer 15
der Sklaverei und Behandlung der Sklaven. Lotz') bespricht die
einzelnen biblischen Sternnamen und verbreitet sich dann über
Sterndeutung und -dienst. König ^) äußert sich über Ursprung,
Anwendung und Vollzug der Steinigung. König ^) zerlegt die bei
den Hebräern üblichen Spiele in solche , die den Verstand be- 20
schäftigen (Spielen, Eätselraten), oder das Gefühl (Singen) und den
Willen (Tanzen, Wettlaufen, mit dem Pfeil schießen. Steine heben).
Zehnpfund^^) scheint zu meinen, daß Tanz als kultischer Tanz
nur im Volke , niemals aber in der offiziellen Jahwerelifion Be-
deutung gehabt habe. Erst im späteren Judentum sei der Tanz 23
Bestandteil des Kultus geworden. Zehnpfund 1^) beschreibt die in
Palästina anzutreffenden Taubenarten und handelt über die Ver-
wendung der Tauben beim Opfer und in der Poesie.
Israelitisch-jüdische Geschichte und Geographie. Der, wer
weiß wie oft schon totgesagte „Wellhausenianismus" macht immer so
weitere Fortschritte. Beweis : das Erscheinen der sechsten Aus-
gabe von ,W e 1 1 h a u s e n 's 1 -) Israelitischer und jüdischer Geschichte.
Spiegelbe rgi^) deutet i'n:;r nach Jer. 2, 6 „Beduine", wozu
1) R. Kittel, Tempelgeriite. (Ebenda 19, 500—504.)
2) Kittel, Stiftshütte, (Ebenda 19, 33—42.)
3) Aug. Wünsche, Tephillin. (Ebenda 19, 510—513.)
4) Fritz VVilke, Uas Frauenidoal und die Schätzung des Weibes im
Alten Testament. Leipzig, Weicher, 1907. 62 S. Mk. 1, — .
5) V. Orelli, Speisegesetzo bei den Hebräern. (Realeneykl. f. protest.
Theol. u. Kirche» 18, 003- G07.)
C) V. Orelli, Sklaverei bei den Hebräern. (Ebenda 18, 417—423.)
7) Wilhelm Lotz, Sterne. (Ebenda 19, 10— IC.)
8) Ed. König, Steinigung bei den Hebräern. (Ebenda 18, 792 — 794.)
9) Ed. König, Spiele bei den Hebräern. (Ebenda 18, 633—636.)
10) Rudolf Zehnpfund, Tanz bei den Hebräern. (Ebenda 19, 378—380.)
11) Rudolf Zehnpfund, Tauben. (Ebenda 19, 394 — 396.)
12) J. Well hausen, Israelitische und jüdische Geschichte. 6. Ausgabe.
Berlin, Georg Reimer, 1907. V, 38G S.
13) Wilhelm Spiegelberg, Der Name der Hebräer. (Or. Lttztg 10, Nr. 12.)
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 1'.'
178 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Littiuann die sprachvergleicbende Rechtfertigung gibt. Wilke^)
ist der Ansicht, daß der Patriarch Abraham, in dem der Christ
den ersten Offenbarungsempfänger sieht, „wirklich eine historische
Persönlichkeit von Fleisch und Blut gewesen ist" (S. 48). Volz-)
5 beschreibt die nachmosaisch-vorprophetische Religionsstufe Israels
und schließt daraus zurück auf Mose und sein \Verk. Denn von
Mose selbst haben wir , keinen einzigen sicheren Ausspruch" (S. 102).
Mose verkündigte bereits, daß Jahwe sittlicher "Weltgott war; auch
vei'band er schon Religion und Sittlichkeit. Gegenüber letzterer
10 Tatsache ist unwichtig, „ob Mose den Dekalog ausgab" (S. 84).
Mose stiftete eine Religionsgemeinde , kein Volk. Was ihn zum
Religionsstifter machte, war das eigne religiöse Erlebnis (S. 96).
Gegenüber dem, daß Mose die -religiös-sittliche Kraft in das Volk
Israel und damit in die Menschheit einführte", sind die Propheten
15 nur Fortsetzer seines "Werkes, keine Jseuschöpfer der Religion (S. 103).
Das gleiche Thema bearbeitet R e i n e r ^). Orelli^) hält die ganze
Gestalt Simson's für echt hebräisch. Baentsch^) hat nach S. 172
bei seiner Darstellung „David und sein Zeitalter" den von "Winckler
in seiner Geschichte Israels 1895 — 1900 niedergelegten Anschau-
2oungen, „soweit sie hier Beachtung verdienen, nach Möglichkeit
Rechnuncf cretrasren und den Leser wenicrstens im allgemeinen da-
mit bekannt zu machen sresucht". Beachtenswert sind die historisch-
kritischen Bemerkungen von C o o k *"') zur Geschichte Saul's und
David's. Salzberge r") beginnt wertvolles Material zur Salomo-
25 sage zu veröff"entlichen. S. 8 meint er, Koh. 1, 12 werde bereits
voraus ojesetzt die Leerende von dem Sturz und der Pilcrrimschaft
Salomo's. Erbf^) entwickelt eigenartige Anschauungen zu dem
Thema: Elia, Elisa, Jona. Ungnad^) zeigt an Beispielen wie
Merodach-Baladan mär-Jakin(i) d. i. M. B. der aus Bit-Jakin oder
30 Ammiba'al mär Zamani d. i. A. der aus Bit-Zamani, daß so auch Jaua
mär Humri bedeute : Jehu aus Bit-Humri (d. i. Israel). Dazu ver-
1) Fritz Wilke, "War Abraham eine historische Persönlichkeit? Vor-
trag. Leipzig, Weicher, 1907. 48 S.
2) Paul Volz, Mose, Ein Beitrag zur Untersuchung über die Ursprünge
der israelitischen Religion. Tübingen, Mohr, 1907. VII, 115 S. Mk. 3, — .
3) J. Keiner, Moses und sein Werk. Berlin, 1907, 78 S.
4) V. Orelli, Simson. (Realencykl. f. protest, Theol. u. Kirche* 18,
371—374.)
5) B. Baentsch, David und sein Zeitalter. (Wissensch. u. Bild. Nr. IG.)
Leipzig, Quelle & Meyer, 1907, 172 S. Mk. 1,—, geb. Mk. 1,25.
6) St. A. Cook, Critical Notes on Old Testament History. The Tradi-
tions of Saul and David. London, 1907. XXVIII, 160 S.
7) G. Salzberger, Die Salomo-Sage in der semitischen Literatur. Ein
Beitrag zur vergleichenden Sagenkunde. I. Teil : Salomo bis zur Höhe seines
ituhmcs. Berlin, 1907. 129 S.
8> Wilhelm Erbt, Untersuchungen zur Geschichte der Hebräer. Heft I.
Elia, Elisa, Jona. Ein Beitrag zur Geschichte des 9. u. 8. Jahrh. Leipzig. Pfeifter,
1907. II, 88 S. M/c. 4.— .
9) A. Ungiiad, Jaua mär Humri. (Or. Lttztg. 9, Nr. 4.)
Beer, Alttestamentllche Studien. 179
gleicht Calice (Or. Lttztg. 10, Sp. 334) Jes. 37, 12 --rj -:n d. i.
die Einwohner von Bit-Adini. Die mir inhaltlich unbekannte Arbeit
Schiffer's^j möchte ich wegen ihres vielversprechenden Titels
nicht unerwähnt lassen! Guthe"-) schildert nach einer Skizzierung
der äußeren und inneren Zustände des 8. Jahrhunderts die Berufunsf 5
Jesaia's und die Anfänge seines Wirkens. Wichtige Etappen sind
ihm dann die Jahre 735/4: Jesaia und Ahas, 722 der Fall
Samariens und 701 das Läuterungsgericht über Jerusalem. Eine ori-
gineile Exegese ermöglicht ihm bei Jes. 7, 13 — 17 ohne Streichung
durchzukommen. Die Abschnitte 9, 1 — 6 und 11, 1 — 9 sind als lo
Gedichte über den „zweiten David" in den Anhang gewiesen,
worin die Gründe für und gegen die Echtheit erwogen werden.
M e y e r ^) führt die Geschichte Gazas von der ältesten Zeit bis zur
Gegenwart vor. S e 1 1 i n ^) beschäftigt sich mit den Fragen : wer
war der Vater Serubbabel's, wie steht S. zu Scheschbazzar, was war i5
das Ende S. ? Bertholet ^) will zeigen, wie nach dem Verfasser
des Danielbuches durch die seit Alexander dem Großen für den
Orient heraufgezogene und unter Antiochus speziell für das Juden-
tum akut gewordene griechische Gefahr das Gericht des Himmels
herausgefordert wird. Bei der Ausmalung der Katastrophe von 20
oben bedient sich der Verfasser von Daniel vieler fremder orienta-
lischer Stoffe. Den Menschensohn ist B. creneisrt auf Michael, den
Schutzpatron Israels, zu deuten (S. 51). Guthe^') schreibt über
Land , Städte und Bauten der Phönizier , Name und Herkunft,
Religion, Geschichte, Handel, Kunst und Kultur. Montgomery') 25
stellt quellenmäßig das Material zusammen über die Samaritaner
und versucht ein Bild zu liefern von der äußereji und inneren
Geschichte dieser Sekte von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart '').
0 0 r t ^) liefert mit Wi 1 d e b 0 e r zusammen für Holland einen ähn-
1) S. Schiffer, Keilinschriftliche Spuren der in der 2. Hälfte d. 8. Jahrh.
von den Assyrern nach Mesopotamien deportierten Samarier (10 Stämme). (Bei-
heft Nr. I d. Or. Lttztg.) Berlin, Peiser, 1907. IV, 44 S. Mk. 5,—.
2) Hermann Guthe, Jesaja. (Keligionsgesch. Volksbücher H, 10.)
Tübingen, Mohr, 1907. 70 S. Mk. 0,5ü.
3) Martin Meyer, Ilistory of the City of Gaza. From the earliest times
to the present day (s. schon oben S. 109 Nr. 3).
4) S ellin, Serubbabel. (Realencykl, f. protest. Theol. u. Kirche'^ 18,
225—227.)
5) Alfred Bert holet, Daniel und die griechische Gefalir. (Keligions-
gesch. Volksbücher II, 17.) Tübingen, Mohr, 1907. 64 S. Mk. 0,50.
G) Guthe, Sidonier. (Realencykl. f, protest. Theol. u. Kirche^ 18,
280—302.)
7) James Alban Moutgomery, The Samaritans, the Earliest Jewish
Sect. Their History, Thcology and Literature. Philadelphia, Winston, 19u7.
XIV, 358 S.
8) Vgl. Or. Lttztg. 1907, Nr. 12.
9) H. Oort. mot medewerking van G. Wilde boer, Platen-Atlas tot
opheldcring van bijbelsche Oudheden. Amsterdam, van Kämpen & Zoou, 1907.
54 Taf u. 54 S. //. 3,90.
12*
1QQ Wissenschaftlicher Jahresbericht.
liehen Bilderatlas zur Bibelkunde wie 1905 Frohnmeyer und Ben-
zinger für das deutsche Publikum (vergl. ZDMG. LX, 269 270).
Clauß^) sichtet die geographischen Angaben der Amarnabriefe,
soweit sie Syrien und Palästina angehen, und gibt am Schluß eine
5 Übersicht über die Resultate seiner Untersuchung. Guthe-) kri-
tisiert die verschiedenen biblischen und außerbiblischen Überliefe-
rungen über die Lage des Sinai. Nestle^^) weist darauf hin, daß
der Sina auf arabisch nicht ras es-safsäf, sondern r. es-safsafe
(Ez. 17, 5 nrirn^) heiße. Beer*) beschreibt die Geographie und
10 Geschichte Syriens, letztere von der aramäischen Einwanderung bis
zur Gegenwart. Der Geschichte der syrischen Kirche widmet
Nestle 5) einen literaturreichen Artikel. Winckler'') verteidigt
o^egenüber Ed. Meyer seine Deutung von Suri = Syria. Musil')
gibt in Form eines Reisejournals Bericht über die von 1896 — 1902
15 von ihm durchstreiften Gegenden von Moab. Das ganze enthält
u. a. Material zur Identifizierung moabitischer Orte , die in der
Bibel und bei alten Schriftstellern genannt werden. Die von
demselben^) gebotene Karte erstreckt sich von Hesbon bis zum
Älanitischen Meerbusen, von Eaphia im Westen bis zum 37. Grad
20 östlich. Außei-dem gibt derselbe^) eine Spezialkarte der Um-
ffebuncf von Petra bei.
Israelitisch-Jüdische Religionsgeschichte. D e 1 i t z s c h ^°) be-
leuchtet weiter durch babylonische Streif- und Schlaglichter die
Kultur der alten und neuen Menschheit. Winckler^^) sucht u.a.
25 zu zeigen, wie die alttestamentliche Religion sich im Zusammenhang
mit dem Kulturleben des alten Orients entwickelte. Marti ^-) hat An-
1) H. Clauß, Die Städte der El- Amarnabriefe und die Bibel (ZDPV.
30, 1—79).
2) Guthe, Sinai. (Realencykl. f. protest. Theol. u. Kirche ^ 18, 381—385.)
3) E. Nestle, Der arabische Name des Sina. (ZDPV. 30, 111.)
4) G. B eer, Syrien. (Realencykl. f. protest. Theol. u. Kirche " 19, 281—295.)
5) E. Nestle, Syrische Kirche. (Realencykl. f. protest. Theol. u. Kirche'^
19, 295—306.)
6) Hugo Winckler, Suri. (Or. Lttztg. 10, Nr. 6—8.)
7) Alois Musil, Arabia Petraea. I. Moab. Topographischer Reisebericht
(s. schon oben S. 163 Nr. 6).
8) Derselbe, Karte von Arabia Petraea nach eigenen Aufnahmen, H«g.
V. d. k. Ak. d. Wiss. 1:300000. 3 Blatt von je 50X65 cm Bildfläche,
Farbdruck. Ebenda 1907. Mk. 15,—.
9) Derselbe, Umgebungskarte von Wädi Müsa (Petra). 1:200000.
28,5X37,5 cm Bildfläche. Farbdruck. Ebenda 1907. Mk. 3,50. (Vgl. dazu
Schürer, Theol. Ltztg. 1908, Nr. 4.)
10) Friedrich Delitzsch, Mehr Licht. Die bedeutsamsten Ergebnisse
der babylonisch-assyrischen Grabungen für Geschichte , Kultur und Religion.
Ein Vortrag. Leipzig, Ilinrichs, 1907. 64 S. mit 50 Abb. Mk. 2, — .
11) H. Winckler, Die babylonische Geisteskultur in ihren Beziehungen
zur Kulturentwicklung der Menschheit. (Wissenschaft u. Bildung.) Leipzig,
Quelle & Meyer. 15G S. Mk. 1,—, geb. Mk. 1,25.
12) Karl Marti, Geschiclite der Israelitischen Religion. 5. Aufl. Straß-
burg, Bull, 1907. X, 358 S. Mk. 4,40.
Beer, Alttestamentliche Studien. 181
deruncren in der neuen Auflache seiner israelisclieu Relisrionsoreschiclite
besonders dem Abschnitte: „Altsemitische Religion" und „Altisrae-
litische Jahwereligion " angedeihen lassen. Graf Baudissin^)
spricht über die Beschaffenheit der Sonne, ihren Einfluß auf das Ir-
dische, die Sonne als Zeitmesser und behandelt dann sehr eingehend 5
die kultische Verehrung der Sonne bei semitischen Völkern (Baby-
lonier und Assyrer, Kananäer und Phönizier, Aramäer, Südsemiten:
Araber, Nabatäer, Südaraber, Äthiopen und schließlich die Hebräer).
Der Artikel ist, wie der entsprechende über den Mond, ein kleines
Kompendium vergleichender semitischer Religionsgeschichte. Hehn -) 10
läßt die für den antiken Kult und auch sonst bedeutsame „Sieben-
zahl" aus der Vierteilung des Mondumlaufes und nicht aus der
Siebenzahl der Planeten herrühren. n2;ü sei Entlehnung von assv-
rischem sahattu, das selbst als qattnl-Form. vom Stamm N^H'C d. i.
yy^ anzusehen sei, so daß sahattu „Fülle, Sättigung, Befriedigung, i5
Integrität, Vollkommenheit" (!) bedeute (S. 93). Grimme-^) erklärt
r'JTTii an Ex. 34, 22 „das Fest der Sieben" d. i. der Plejaden oder
des Siebengestirns. Daß Aufgang und Untergang der Plejaden
auch sonst Zeichen für Ernte und Pflügen sind, ist bekannt. Graf
Baudissin^) hält Tammuz und Adonis für „verschiedene Gott- 20
heiten , die aber aus einer gemeinsamen altsemitischen Wurzel er-
wachsen sind". In beiden Kulten herrscht gleichmäßig der Zug
der Trauer vor. Kautzsch^) versucht eine Übersicht über die
alttestamentlichen Aussagen von einem Eintreten der Gottheit in die
Sphäre des menschlichen Wahrnehmens. Kittel*^) zeigt, wie Hand- 25
lungen und Worte den Segen und Fluch vermitteln, welchen Per-
sonen das Segnen und Fluchen zusteht, und welche Wirkungen damit
verbunden sind. Graf Baudissin') hält die Teraphim für eine
Art Penaten , Bilder von Ahnengeistern ; eine etymologische Er-
klärung sei vorab nicht möglich. Trotz dem Verbot den Teufel an so
die Wand zu malen, zeichnet Wüns che "•) die Geschichte des Teufels
vom Alten Testament bis in die jüngsten Dogmatiken herab. W.
meint: „die Vorstellung vom Teufel ist zu den Juden von Baby-
lonien gedrungen , sie hat aber durch Berührung mit der Mazda-
religion Persiens eine weitere Ausbildung erhalten". Wäre dem ^5
1) Wolf Baudissin, Soune bei den Hebräern. (Realencykl. f. protest.
Theol. u. Kirche 3 18, 489—521.)
2) Johannes Hehn, Siebenzahl und Sabbat bei den Babyloniern und
im Alten Testament (s. schon oben S. 157 Nr. 9).
3) Hubert Grimme, Das israelitische Pfiugstfest und der Plejadenkult.
(Studien z. Gesch. u. Kultur d. Altertums, hsg. v. E. Drerup, H. Grimme,
J. P. Kirsch I, 1.) Paderborn, Schöningh, 1907. VHI, 124 S. Mk. 3,60.
4) WolfBaudissin, Tammuz. (Realencykl. f. protest. Theol. u. Kirche''
19, 334—377.)
5) Kautzsch, Theophanie. (Ebenda 19, 663 — 668.)
6) Kittel, Segen und Fluch. (Ebenda 18, 148—154.)
7) Wolf Baudissin, Teraphim. (Ebenda 19, 514—518.)
8) Aug. Wünsche, Teufel. (Ebenda 19, 564—574.)
132 Wisscnschaftlielier Jaliresbericht.
SO, dann müßte, sobald das exotische Nationale des Teufels bekannt
geworden ist, aller Teufelsglaube z.um Teufel fahren ; er sitzt aber zu
tief im menschlichen Gemüt, nicht bloß im babylonischen oder
persischen ! L o t z ^) vergleicht biblische und außerbiblische Ur-
5 geschichte. G r e ß m a n n -) sammelt die mythischen Überbleibsel
der Paradiesgeschichte. Böklen-^) bringt 'Parallelen zu Adam und
Kain. Caspari-*) erörtert Begriff und Geschichte von "nsr. Über
Prophetismus vgl. Stosch°). Kautzsch^) bestreitet, daß r?: 'Czi
(Lev. 21, 11, Xum. 6, 6) „ Totenseele " heißt, und bleibt bei der
10 früheren Deutung , jemand totes" (Gesenius), ,tote Person" (Oehler).
P e i s k e r ") untersucht , um das Wesen der Religion Altisraels als
Yolksreligion festzustellen, die Beziehungen Jahwe's zu Nichtisi-aeliten
auf Grund der Aussagen von J und E im Hexateuch und der
vordeuteronomischen Quellen von Rieht., Sam. und Könige. Er kommt
15 zu dem Resultat, daß Jahwe in naiver Weise als Gott der Menschen
gelte , was ihn aber nicht hindere , einen Unterschied in der Be-
handlunsr von Nichtisraeliten und Israeliten zu machen ; denn an
Israel hat nun Jahwe einmal ein besonderes Interesse, da er Israel
zu seinem Volke aus der Zahl der Völker erwählt hat (S. 94/5). Feld-
20 mann^) rührt an das viel mißhandelte Thema vom Knecht Jahwe's.
Kachhibtisches Judentum und Talmud. Strack-^ findet die
älteste Erwähnung von Synagogen in Ps. 74, 8, den er aus der
Zeit des Artaxerxes III. Öchus (359—338) ableitet. Stracki«)
läßt aus den „Ältesten" zur Zeit Esra-Nehemia's den aristokra-
1) Wilhelm Lotz. Die biblische Urgeschichte in ihrem Verhältnis zu
den Urzeitsagen anderer Völker, zu den israelitischen Volkserzählungen u. zum
Ganzen der Heiligen Schrift. Vorträge. Leipzig, 1907. IV, 73 S.
2) Hugo Greßmann, Mythische Reste in der Paradieserzählung. (Archiv
f. Eeligionsw. 1907, 34.Ö — 367.)
3) E. Böklen, Adam und Kain im Lichte der vergleichenden Mythen-
forschung. (L Bd. Heft 2/3 d. Mytholog. Bibliothek.) Leipzig, 1907. IV, 148 S.
4) W. Caspari, Studien zur Lehre von der Herrlichkeit Gottes im
Alten Testament. Die Wortbedeutung der lautlichen Verwandten von ~T23,
dessen Wortform, Sprachgebrauch und vorherrschende Auffassungen. (Diss.)
Erlangen, 1907. 106 S. — Daran schließt sich an Derselbe, Die Bedeutungen
der Wortsippe 1-2 im Hebräischen. Leipzig, A. Deichert Nachf, 1908. XI,
171 S. Mh. 4,—.
5) G. Stosch, Die Prophetie Israels in religionsgeschichtlicher Würdigung.
Gütersloh, 1907. VII, 569 S.
6) Emil K a u t z s c h , Der alttestamentliche Ausdruck nephesch met.
(Pliilotesia für Paul Kleinert, Berlin, Trovritzsch & Sohn, 1907, S. 85—101.)
7) Martin Peisker, Die Beziehungen der Nichtisraeliten zu Jahwe
nach der Anschauung der altisraelitischeu Quellenschriften. (Beihefte zu ZATW.
Nr. XII.) Gießen. Töpelmann, 1907. 95 S. Mk. 2,50.
8) F. Feld mann. Der Knecht Gottes in Jesaias Kap. 40 — 55. Frei-
burg i. B.. Herder, 1907. VIII, 206 S. MIc. 5,—.
9) H.L. Strack, Synagogen. (Realencykl. f. protest. Theo), u. Kirche^
19, 223—226.)
10) H. L. Strack, Synedrium. (Realencykl. f. protest. Theol. u. Kirche'
19, 226—229.)
Beer, Alttestamentliche Studien. 183
tischen Senat, die erst unter Antiochus dem Großen erwähnte
yiQovölci^ sich entwickeln. Mit dieser Gerusie ist identisch das
övviÖQiov. Conard^) bespricht kurz die Literatur der Apokryphen
und Pseudepigraphen und behandelt den Stoff unter den be-
kannten dogmatischen Kategorien : Gott , Engel , Gott in seinem 3
Verhältnis zur Welt , der Mensch und die Sünde , die Ethik , die
messianische Erwartung und die Eschatologie. Er ist bemüht ,den
Nachweis zu führen, daß sich die Anschauungen unserer Literatur
fast durchweg als Weiterbildungen der alttestamentlichen Ansichten
erweisen lassen , und daß es deshalb nicht nötig ist , zu ihrer Er- 10
klärung in dem Maße auf außerjüdische Einflüsse zurückzugreifen,
wie es heutzutage meistens (vor allem von Bousset) geschieht"'
(S. VI). Einen neuen Kommentar zu den Makkabäerbüchern pro-
duzieren Cornely-), Knabenbauer, Hummelaue r. Stein-
metzer^) meint in dem Text des Judithbuches vier aufeinander 15
gelagerte Schichten unterscheiden zu können, von denen die älteste
DO "
um 600 V. Chr., die jüngste um 150 v. Chr. entstanden sein soll.
Schmidt^) macht plausibel, daß die Bilderreden des äthiopischen
Henochbuches (Kap. 37 ff.) ursprünglich aramäisch verfaßt waren,
wofür er die äthiopische Wiedergabe der Menschensohnsteilen als 20
besonders gravierend ansieht (S. 345 ff.j. Die äthiopische Über-
setzung sei direkt aus dem Aramäischen, nicht aus dem Griechischen
geflossen. Ja es habe überhaupt keine griechische Übersetzung der
Bilderreden gegeben. Nur so lasse sich die Unbekanntschaft der
alten christlichen Schriftsteller mit den Bilderreden ei-klären. 23
Bousset^) verbreitet sich über die allmähliche Entstehung der
Sibyllen in jüdisch-christlicher Umarbeitung. Schürer*^) hat den
seit der 3. Auflage (1898) seiner bekannten neutestamentlichen
Zeitgeschichte zu konstatierenden Fortschritt in der Erkenntnis des
Spätjudentums besonders in den Anmerkungen gebucht. Staerk')30
1) Ludwig Couard, Die religiösen und sittlichen Anschauungen der
alttestamentlichen Apokryphen und Pseudepigraphen. Gütersloh, Bertelsmann,
1907. VIII, 248 S. yUc. 4,—,
2) R. C 0 r n e 1 y , J. K n a b e n b a u e r , F. M. H u m m e 1 a u e r , Cursus Scrip-
turae Sacrae Com. i. vct. test. pars I — XI : duo libri Machabaeorum. Paris,
Lethellieux, 1907. 448 S.
3) Franz Steinmotzer, Neue Untersuchungen über die Geschichtlich-
keit der Juditherzählung. Ein Beitrag zur Erklärung des Buches Judith, Leipzig,
Haupt, 1907. VII, 158 S. Mk. 6,—.
4) Nathaniel Schmidt, The Original Language of the Parables of
Enoch. (Old Testam. and Semitic Studies II, 327 — 350.)
5) Bousset, Sibyllen und Sibyllinische Bücher. (Realencykl. f. protest.
Theol. u. Kirche => 18, 205—280.)
6) Emil Schürer, Geschichte des Jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu
Christi. 4. Aufl. II. Band. Die inneren Zustände. Leipzig, Hinrichs, 1907.
VI, C80 S. Mk. 14,—, geb. Mk. 16,25.
7) W. Sta er k, Neutestamentliche Zeitgeschichte. In 2 Bändchen. (Samm-
lung Göschen 325 u. 32G.) Leipzig, Göschen, 1907. 192, ICS S. je Mk. 0,80.
184 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
behandelt die Geschichte des Judentums im neutestamentlichen
Zeitalter im Rahmen der Weltgeschichte von Alexander dem Großen
an und stellt sodann die Religion des Spätjudentums selbst dar.
Strack^) hat seine 1900 erschienene 3. Auflage seiner Einleitung
5 in den Thalmud verkürzt und durch neuste Literatur ergänzt.
Strack-) verweist auf das 1907 erschienene Werk ■^7:bu3"i'' nrabr
i'ia pbn D''">ü"!p ITD. Der Y. Teil des Jerusalemitischen Talmuds
(Kodoschim) herausgegeben von Rabbiner Dr. Salomon Friedländer,
Szatmarhegy (Ungarn). Traktate: Chulin - Bechoreth. Mit An-
10 merkungen und Erläuterungen der vorkommenden Fremdwörter von
Salomon Rüben Szinerväralja (lO-f-78+1+47 Bl. gr. Fol.). Die
Yerötfentlichung ist wichtig, weil sie verloren geglaubte Teile der
palästinischen G®mara enthält. Der Text ist gedruckt nach einer
vom Jahre 1212 n. Chr. stammenden Handschrift des Isaak ben
15 Joseph aus Barcelona , die von einem gewissen Abraham Ha-levi
aus Lissabon im 17. Jahrh. dem Josua Benveniste in Konstantinopel
geschenkt wurde, bei dessen gegenwärtigen Nachkommen, zwischen
Konstantinopel und Adrianopel lebend , sich Bruchstücke wieder-
gefunden haben. Zunächst sind die Traktate Chullin und B^yoYod-
20 ediert. König^) vergleicht material und formal den Talmud mit
Altem und Neuem Testament. Nicht im Talmud, sondern im Neuen
Testament, hat sich die alttestamentliche Religion vollendet. Rabin-
son*) verficht die These, daß das rabbinische Judentum den
Messias sich mehr national, die Apokalyptik ihn mehr übernatürlich
25 sich gedacht habe. Ganz davon zu trennen sei die Erwartung einer
künftigen Seligkeit des Individuums im Himmel. P h i 1 i p p s o n ^)
führt die Geschichte des mittel- und westeuropäischen Judentums
vor von der Revolution bis zum Ausbruch der antisemitischen Be-
wegung (1875). Er will darin „der unverwüstlichen, ewig sich
30 frisch erneuernden Kraft" seiner „Stamm- und Religionsgemein-
schaft" ein bescheidenes Denkmal setzen (S. HI). Abbott^) er-
zählt die Geschichte der Juden innerhalb der griechisch-römischen
und der christlichen Welt, zum teil nach Ländern Europas geordnet.
Der Faden geht bis in die Gegenwart; selbst so aktuelle Themen
1) Herrn. L. Strack, Talmud. (Realencykl. f. protest. Theol. u. Kirche^
19, 313—334.)
2) H. L, Strack, Verloren geglaubte Teile des palästinischen Talmuds
wiedergefunden. (Theol. Ltztg. 32, Nr. 5, Sp. 129/130.)
3) Eduard König, Talmud und Neues Testament. (Bibl. Zeit- u. Streit-
fragen III, 8.) Gr.-Lichterfelde-Berlin, Runge, 1907. 5G S. MJc. 0,60.
4) Marcus Kabinson, Le Messianisme dans le Talmud et les Mid-
raschim. Paris, Leroux, 1907. 108 S.
5) Martin Philippson, Neueste Gescliiclite des jüdischen Volkes.
Bd. I (Grundriß d. Gesamtwiss. d. Judentums. Schriften hsg. v. d. Gesellsch.
z. Ford. d. Wissensch. d. Judent.). Leipzig, Fock, 1907. VIII, 400 S.
C) G. F. Abbott, Israel in Europe. London, Macmillan and Co., 1907.
XIX, 533 S. 10 s.
Boeder, Ägyptologie. 185
wie Antisemitismus und Zionismus sind erörtert. Goldschmidt^)
charakterisiert das seit Harnack's Wesen des Christentums zeitgemäß
gewordene und seitdem schon öfter behandelte Wesen des Judentums -).
Ägyptologie'^).
Von
Günther ßoeder.
Der vorliegende Beric4it umfaßt die Zeit vom Herbst 1904
bis Ende 1906. Sorgfältige und reichhaltige Zusammenstellungen 5
der erschienenen Bücher und Aufsätze sind für das gesamte Gebiet
gemacht von S c h e r m a n ^) , andere mit Inhaltsangaben von Wi e d e -
mann^) und Griffith*'); das Wichtigste ist auch am Ende jedes
Heftes der Zeitschrift für ägyptische Sprache gegeben. Ich stelle
nur den Gang der wissenschaftlichen Arbeit im allgemeinen dar, lo
damit der Fernstehende die wesentlichen Fortschritte und die
kritischen Arbeiten auf unserem Gebiete erkenne ; weitere Einzel-
ausfaben sind in den genannten Literaturberichten zu finden.
Ausgrabungen. Mit der größten Spannung pflegen die wissen-
schaftliehen Kreise auf die zahlreichen , in jedem Winter unter- i5
nommenen Ausgrabungen zu blicken und so soll auch hier das
Wichtigste mitgeteilt werden "). Die folgenden Bemerkungen
beruhen aber meist nur auf knappen Berichten; gewissenhafte und
durchdachte Publikationen lassen Jahre lang auf sich warten,
manchmal scheinen sie überhaupt nicht zu kommen. Für den 20
Egypt Exploration Fund^) haben Naville") und HalP^) die
1) Goldschmidt, Das Wesen des Judentums. Nach Bibel, Talmud,
Tradition u. relig. Praxis kritisch dargestellt. (Religionswiss. Bibl. d. Judeut.
2. u. 3. Heft.) Frankfurt a. M, 1907. VIII, 223 S.
2) Vgl. ZDMG. 60, 274/5. 61, 269.
3) [Verfasser dieses Teilberichts weilt z. Z, in Nubien und hat daher nicht
selbst eine Korrektur lesen können. Der Redakteur.]
4) Orient. Bibliogr. hsg. v. Lucian Schermann, Band XVIII (für
1904) u. XIX (für 1905). Berlin, Reuther & Reichard, 1905 u. 06. je Mk. 12,—.
5) Jahresber. d. Geschichtsw. , XXVII (über 1904), XXVIII (über 1905).
Berlin, Weidmann, 1906 — 07 (darin I, 1 — 24 bezw. 27 Ägypten von A. Wiede-
mann).
6) Egypt Exploration Fund. London, Eg. Expl. Fund, a) Memoir 26a:
Roman Ehnasya (Herakleopolis Magna) by M. M. F linders Petrie. 1905.
16 S. 40. 74 Taf. 35 s.; b) Memoir 27: The Temple of Deir el Bahari by
Edouard Naville. Part V. The Upper Court and Sanctuary. 1906. 12 S.
fol. Taf. 119 — 150. 30 s.; c— d) Archaeological Report edited by F. LI. Grif-
fith. 1904—05. 84 S. 40. 1905—06. 85 S. je 2 S. 6 if.
7) Bericht über 1905 von Rubensohn in Arch. Anz. 1906, 124 — 144.
8) Oben Nr. 6, c p. 1 — 10. d p. 1 — 7.
9) Compt. rend. 1904, 451. — Nr. IIG p. 391—399.
10) Man 1904, 65. 1905, 119; Jouru, Soc. of Arts 53, 791; Proc. SBA.
27, 173; Globus 86, 140; Beil. Münchener Allg. Ztg. 1905. II, 367.
186 WissenscliaftUcher Jahresbericht,
Freilegung des Grabbaues des Königs Mentubotep III. (Dyn. 11)
zu Der el-Babri durchgeführt; der quadratische Totentempel zeigt
im wesentlichen eine um die Pyramide herumlaufende Säulenhalle.
Man fand gleichzeitige Reliefs , deren eines den König mit dem
ö Uräus an der weißen Krone (der bisher älteste Beleg) zeigt. Einige
Statuen des Königs Sesostris III. (Dyn. 12) haben nicht ein ideali-
siertes Jünglingsgesicht, wie sonst meist ägyptische Könige, sondern
das wirkliche Porträt des gealterten Mannes. Eine Granitstele
Sesostris' III. erklärt das Erscheinen dieses Herrschers; er hatte
10 dem Ortsgotte Amon und seinem toten Vorgänger Opfer gestiftet. —
In einer Kapelle der 18. Dynastie fand sich die schöne, über 2 m
hohe Kalksteinstatue einer Kuh , an deren Euter ein jugendlicher
König saugt, während ein anderes Bild des betenden Herrschers
unter ihrem Kopf steht; offenbar ist es ein wirkliches Kultusbild
ij der Freudengöttin Hathor und als solches mit besonderer Sorgfalt
gearbeitet. Petrie ^) und Currelly haben die alten Steinbrüche
und Bergwerke auf der Sinaihalbinsel durchforscht. Viele In-
schriften und Reliefs, auch aus den ersten Dy'nastieen, sind zuver-
lässig kopiert und werden durch Gardiner veröffentlicht werden.
20 In Sarbut el-Chadera wurde ein Tempel der 12. — 18. Dynastie frei-
gelegt, dessen Aufbau., dem abgelegenen Wüstentale entsprechend,
kein mustergültiges Kunstwerk ist. — Für die aus dem ,Egyptian
Research Account" zur , British School of Archaeology" um-
gewandelte Gesellschaft hat ihr Leiter Petrie-) gearbeitet; er
25 suchte in verschiedenen Stadtruinen des Deltas Material zu gewinnen
für die Fremdherrschaft der Hvksos und den Aufenthalt der Israe-
liten '^}. Für Theodore M. Davis, den für die thebanischen
Königsgräber interessierten amerikanischen Mäceu, öffnete der Ser-
vice des antiquites durch Q u i b e 1 H) das Grab der Eltern der
30 Königin Tii , der Mutter des Reformators Amenophis IV. ; die
beiden , Jua und Tua , sind einfache Leute, denen das Glück ihrer
Tochter eine fürstliche Beisetzung verschaff'te. Legrain^) ist bei
den Arbeiten für die Wiederherstellung und Erhaltu.ng des Tempels
von Karnak auf ein zweites Magazin gestoßen, sodaß nun 751 Statuen
3.i und Stelen und gegen 17 000 Broncen geborgen sind; die un-
1) Oben S. 185 Nr. G, c p. 10—12, ferner: W. M. Flinders Petrie,
Researches in Sinai. London, Murray, 1906. XXIV, 280 S. 18G Abb. 21 .<?.
Vgl. Man 1Ü05, 113. 131. 183; Globus 87, IIG.
2) Oben S. 185 Nr. 6, d p. 24. 30. 36.
3) Egyptian Research Account. London, Quaritch. 4". IX. The Osiieioa
at Abydos by Margaret A. Murray. 1904. 21 S. X. Sakkara Mastabas I.
by M. A. Murray; Gurob by L. Loat. 1904. 30 s. XIL Hyksos and
Israelite Cities by W. M. Flinders Petrie. 1906. 4U Tat". 25 S., mit 4^
extra plates 45 s.
4) Oben S. 185 Nr. 6, c p. 24—27: auch: Century Mag. 71, 60; Wochenschr.
klass. Phil. 22, 422; Kunstchr. 16, 409.
5) Oben S. 185 Nr. 6, c p. 22, d p. 21; Rec. de trav. 27, 61; 28, 137;
Globus 87., 209; Publikation begonnen in Nr. 51 — n aul' S. 189 unten.
Boeder, Äguptologie. 137
crewühnliche Bedeutuncr dieser Funde für alle Zweite unserer
Wissenschaft läßt sich noch nicht näher abschätzen. Steindorff^)
legte etwa 50 Mastabas neben der Cheops-Pyramide bei Gise frei;
neben ihm arbeitete R e i s n e r -) in ähnlicher Weise für ameri-
kanische Sammlungen. Es sind Privatgräber, die durch ihre Anlage 5
einen neuen Beleg dafür liefern , daß die Formen der Bestattuno-
zuerst für den König erdacht, dann in der gleichen Weise auch
bei Privatleuten angewendet wurden. Möller-^) öffnete in einer
z. T. für anthropologische Zwecke unternommenen Grabung den
Friedhof der 1. Dynastie bei Abusir el-Meleq, wobei sich ein lo
Kalksteingefäß in Form eines Kamels fand; dadurch ist die Be-
kanntschaft mit diesem Tier für die Frühzeit endwülticr cresichei't.
(Capart, Primitive Art in Egypt p. 189 nennt zwei weitere Kamel-
köpfe.) Auch Gräber aus der Hyksoszeit sind gefunden. In her-
vorragender Weise verspricht uns eine Unternehmung von Breasted-*) i3
für die Universität Chicago zu fördern; er hat alle Darstellungen
und Inschriften der vorptolemäischen Tempel zwischen Assuan und
Wadi Haifa photographisch aufgenommen und undeutliche Stellen
selbst kopiert. Bei der Unzuverlässigkeit der alten Publikationen
ist B.'s Arbeit außerordentlich wichtig für alle philologischen und 20
archäologischen Studien und erweckt immer wieder den Wunsch
nach ähnlich zuverlässigem Material für die Denkmäler in Ägypten
selbst. Ein Schritt zur Verwirklichung desselben ist sretan: für
das von den deutschen Akademien herausgegebene Wörterbuch der
ägyptischen Sprache hat Set he 5) die Inschriften der thebanischen 23
Tempel und Gräber und viele Texte im Museum zu Kairo kopiert.
Dadurch sind für publizierte und unpublizierte Inschriften Lesungen
gewonnen, deren seltene Güte die in den „Urkunden der 18. Dynastie"
veröffentlichten Teile erkennen lassen.
Pabltkatlonen von Ausgrabungen. Erst die abschließenden 30
Veröffentlichuncren pflecren durch die Vorlesfuncr des cranzen Be-
fundes der Wissenschaft das für eine kritische Vei'ai-beituncf nötisfe
Material zu geben ; nur wenige Arbeiten dieser Art sind erschienen.
Unter ihnen zeichnet sich die durch v. B i s s i n er ' s Freisrebiekeit
groß angelegte Publikation **) des Sonnentempels des Nuserre (Dyn. 5) 35
aus ; B 0 r c h a r d t behandelt in vorbildlicher Gewissenhaftigkeit die
Architektur des Baues und veranschaulicht durch großzügige Re-
1) Bericht von Borchardt über die deutschen Ausgrabungen in Klio
(Beitr. zur alten Gesch.) 5, 410; Steindorff, Leipz. 111. Ztg. 122, 814 (ill.);
Or. Lttztg. 8, 306.
2) Ann. du serv. 5, 105; Records of the Past, May 1905.
3) Mitt. Deutsch. Orient. -Ges., Mai 1906, Nr. 30.
4) The Temples ofLower Nubia. (Amer. Journ. Semit. Lang. Oct. 1906.
64 S. 48 Abb.) 5) Er man, Sitzb. Berl. Akad. 1906, 88.
6) Das Re-Heiligtum des Königs Xe-woser-re. Hsg. v. Frdr. Wilh. v.
Bissing. 1. Bd. Der Bau." Von Ludwig Borchardt. Berlin, Duncker,
1905. 89 S. fol. 6 Taf. kart. J//,\ 100,— . (Vgl. G. Roed er , diese Zeitschr.
61, 7 42 ff.)
\QQ Wissenschaftlicher Jahreshericht.
konstruktion das frühere Aussehen der Anlage. — Aus der Ver-
ötfentlichung des Felsengrabes der Königin Hatscliepsut durch
Carter 1) sieht man, daß der größte Teil der Grabausrüstung
schon im Altertum aus Furcht vor Dieben in ein Versteck über-
5 führt worden ist ; so blieben uns nur Königssärge und -eingeweide-
krüge und die Grundsteinbeigaben. — Das Institut franyais be-
richtet'-) über die Freilegung der Privatgräber aus dem mittleren
Reich bei dem alten Letopolis; zum ei'stenmal wird eine derartige
Kekropole bekannt. Eines der Gräber enthält religiöse Texte , die
10 Varianten zu den Pjramidentexten und denen des Harhotep geben.
Publikation von Denkmälern in Atjxipten. Viele Hände regen
sich, um endlich Darstellungen, die seit den Anfängen der Ägypto-
logie berühmt sind, in zuverlässigeren Nachbildungen zugänglich zu
machen. Von den memphitischen Privatgräbern des alten Reichs
15 ist ein Band , nach Zeichnungen englischer Damen , erschienen ■^)
und weitere in sorgfältiger linearer Wiedergabe werden folgen.
D a V i e s , der berühmte Meister dieser Zeichenart, hat drei weitere
Bände*) der Privatgräber in Teil Amarna aus der Ketzerzeit fertig-
gestellt und gleichzeitig veröffentlichte das Institut fran9ais 5), aller-
20 dings nicht so zuverlässig, andere dieser Gräber sowie Palast und
Grab König Amenojjhis' IV. Abweichend von dieser Methode hat
V. B i s s i n g ") ein memphitisches Grab in photographischer Re-
produktion vorgelegt, welche die plastische Wirkung der Reliefs
deutlicher erkennen läßt; Einzelheiten sind in Linearzeichnung
25 wiederholt. Von der Na ville 'sehen") Publikation des Toten-
tempels der Königin Hatschepsut zu Der el-Bahri ist der 5. Band
mit Reliefs nach schattierten Bleistiftzeichnungen von Carter er-
schienen. Die Kopien sind sorgfältig, doch möchte man für dieses
wertvolle und abschließende Werk zuweilen eine genauere Be-
30 obachtung wünschen; z. B. sind Überarbeitungen des ursprünglichen
Textes im Stein nicht immer erkannt. Die unter de Morgan's
Leitung begonnene Veröffentlichung des Tempels Kom Ombos aus
griechisch-römischer Zeit ist in der frühereu Art fortgesetzt-), so-
1) The Tonib of Hätshopsitü. By Theod. M. Davis, Ed. Naville,
Howard Carter. London, Constable & Co., 1906. 112 S. fol. 15 Taf.
18 Abb. 42 s.
2) Chassinat-Gauthier-Pieron, Fouilles de Qattah. Le Caire 1906.
Impr. de l'Inst. frau9. 77 S. 18 Taf. 3) Oben S. 186 Nr. 3, X.
4) Archaeological Survey of Egypt. London, Eg. Expl. Fund. XIV. XV.
XVI: The Kock Tombs of El' Amarna. Part IL IlL IV. by N. de G. Davies.
1904-06. 47, 40, 45 Taf. je 25 S.
5) Mem. Inst, franr. VIII. Bouriant-L egr ain - J eqii ier , Monuments
pour servir ä l'etude du culte d'Atonou en Egypte. Le Caire, Inst, frani;., 1903.
133 S. 65 Taf.
6) Frdr. Wilh. v. Bissing, Die Mastaba des Gem-ni-kai. 1. Bd.
Berlin, Duacker, 1905. 42 S. fol. 33 Taf. Mk. 50,—.
7) Oben S. 185 Nr. 6. b.
8) Catalogue des monuments et inscriptions de l'Egypte antique. I. serie.
Haute Egypte. Tome III. Kom Ombos. 2. partie, fasc. U. par J. de Morgan,
Roeder, Ägijptologie. 289
daß eine Kontrolle des CTegebenen wiederum nicht ermöglicht ist.
Miss M u r r a y ^) fand in Abydos ein Gebäude , welches das Grab
des Königs Merenptah (Dyn. 19) zu sein schien; da dieser aber in
dem prächtigen Felsengrabe bei Theben bestattet war, haben wir
in Abydos ein Kenotaph vor uns, wie es sich fromme Leute in 5
der heiligen Stadt des Totengottes erbauten. Vom Text zu Lepsius'
^Denkmälern" (erschienen 1849 if.) ist der vorletzte Band „Mittel-
ägypten", von Sethe wie die früheren zusammengestellt, er-
schienen -) ; diese und Champollion's Reisenotizen bilden zusammen
mit dem ausgezeichneten Baedeker") für die Beschreibung der lo
Bauwerke immer noch unsere Hauptquelle.
Unter den Ergebnissen der Reise von W. M a x Müller ^) sind
detaillierte Abschriften, die bedeutungsvoll sind für manche inter-
essante Beziehung zwischen Ägypten und Vorderasien ; doch sind
die Datierungen von pl. 1 und 2 auf das alte Reich Irrtümer. 15
Museu7ns2niblikationen. Das große Unternehmen der ägyptischen
Regierung, einen abschließenden wissenschaftlichen Katalog für das
Museum in Kairo ^) herauszugeben, ist wesentlich gefördert worden.
Einzelne Teile sind vorbildliche Leistungen, wenn auch nicht alle
Bände in gleicher Weise das Ideal einer „archäologisch und philo- 20
logisch genügenden Publikation" erfüllen ; aber in den meisten Fällen
sind Photographien zur Nachprüfung beigegeben. — Die ältere
von Grebaut begonnene Sammelpublikation erlesener Stücke des
Museums*^) hat Maspero wieder aufgenommen. In ähnlicher,
U. Bouriant, G. Legrain, G. Jequier, A. Barsanti, Vienne (Leipzig,
Hiersemann), 1905. S. 121—248. A^. Mk. 16,—.
1) Oben S. 180 Nr. 3, IX.
2) Leipzig, Hinrichs, 1904. 261 S. 4». Mh. 32,—.
3) Ägypten, bearb. von G. Steindorff. 6, Aufl. 1906. Mk. 15, — .
4) Egyptological Researches. Washington, Carnegie Institution, 1906.
62 S. 40. 106 Tat".
5) Cat. geuer. des antiqii. egypt. du Mus. du Caire. Erschienen sind :
a) Die demotischen Denkmäler. I. Die demotischen Inschriften. Von W. Spiegel-
berg. Le Caire (Leipzig, Hiersemann), 1904. IX. 100 S. 4^. 26 Taf.
/"r. 31,10; b — c) Steles ptolemaiques et romaines. Par Alimod-Bey Kamal.
Tome I. II. Le Caire, Inst. fran?. (Leipzig, Hiersemann), 1904 — 05. 284 S.
40. 90 Taf. /■;•. 120,— ; d) Graeco-Egyptian Glass. ByC. C.Edgar. Ebenda
1905. 92 S. 40. 11 Taf. /r. 20,75; e—f) Archaic Objocts. By L E. Qu ib eil.
Tome I. II. Ebenda 1904—05. 367 S. 4<». G6 Taf. fr. 88,— ; g) La faune
momifieo de l'antique Egypte. Par Gaillard et Daressy. Ebenda 1905.
159 S. 4". 66 Taf fr. 40,—; h) Graeco-Egyptian Cofäns, Masks and Por-
traits. By C. C. Edgar. Ebenda 1905. 136 S. 4». 48 Taf. fr. 60,— ;
i) Sarcophages anterieures au nouvel empire. Par P. Lac au. Tome II, fasc. 1.
Ebenda 1905. 76 S. 4». fr. 20,— ; k) Tables d'offrandes, Par Ahmod-
Bey Kamal. Tome I (planches). Ebenda 1906. 4*>. /"/•. 40,— ; 1 — m) Statues
de divinitt's. Par G. Legrai n. Tome I. IL Ebenda 1906. 417 S. 40. 63 Taf.
fr. 120, — ; n) Statues et statuettes de rois et de particuliers. Par G. Legrain.
Tome I. Ebenda 1906. 89 S. 4". 79 Taf. fr. 70,—.
6) Mus^e egyptien. Tome II, ler fasc. Le Caire 1904. 4". 17 Taf.
fr. 22,-.
\QQ WissenscJiaftlicher Jahr esher leid.
besonders Archäologen willkommener Weise veröffentlicht Capart^)
interessante Stücke aus allen Museen und Privatsammlungen. Rein
archäologischen Zwecken dient die Prachtpublikation von v. Bissing -
B ruckmann-), welche die wichtigsten Statuen und Reliefs jeder
5 Art und aller Zeiten vorführt. Die erschienenen 60 Tafeln zeigen
endlich die altberühmten Hauptwerke bis zum neuen Reich und
viele neuo-efundene Stücke in Wiedergaben, die auch ihren Kunst-
wert erkennen lassen. Das Leidener Museum ^) macht uns mit
seinen neuerworbenen Denkmälern des alten Reichs bekannt , als
10 Nachtrag zu der großen Leemans'schen Publikation , aber nunmehr
in moderner Form mit ungewöhnlich guten Photographien und
ausgezeichneten farbigen Tafeln. Die ägyptischen Werke der
Jacobsen'schen Sammlung zu Kopenhagen veröffentlichte Ya 1 d e -
mar Schmidt in einer Prachtpublikation *), auch in einer kleineren
15 Ausgabe mit Beschreibungen °). Von der sorgfältigen Veröffent-
lichung der Grab- und Denksteine in süddeutschen Sammlungen
sind zwei weitere Bände erschienen*^)"). Aus dem Wiener
Museum veröffentlicht Wr eszinski '') Inschriften in neuen Ab-
schriften und Dedekind^) Photographien der Statue des Prinzen
20 Nemarut (Dyn. 22). Newberry ^ö) sammelte etwa 1300 Skarabäeu-
inschriften aus Museen und Privatbesitz. Verschiedene hieratische
Texte ^^) hat Möller veröffentlicht: späte Hymnen an Götter und
Briefe von Beamten der 6. Dynastie; die letzteren gehören zu dem
wichtigen Fund in Elephantine, von dem Teile nach Straßburg
25 und in das Britische Museum gekommen sind. — Den Unter-
suchungen über ägyptische Medizin , die im wesentlichen auf dem
1) Jean C apart, Eecueil de monumeuts egyptiens. 2^^^ serie. Bruxelles,
Vromant & Co., 1905. 118 S. 4». 50 Taf.
2) Denkmäler ägyptischer Skulptur, hsg. v. Fr. W. Freiherrn von
Bissing. München, Bruckmann, 1906. Lief. 1 — 5 ä ^Ik. 20, — .
3) A. E. J. Holwerda, P. A. A. Boeser und J. H. Holwerda, Die
Denkmäler des alten Reichs. Leiden 1905. fol. 16 Tat". Test 23 S. 40.
4) La Glyptotheque Ny-Carlsberg. IL Les monuments etrusques et egj-p-
tiens, München, Bruckmann.
5) Choix de monuments egyptiens.
6) K. Dyroff: München. Straßburg i. E., Schlesier & Schweikhardt, 1904.
83 S. 40. 25 Taf. Mk. 25,—.
7) A. Wiedemann: Bonn, Darmstadt, Frankfurt a. M., Genf, Neuchatel.
Ebenda 1906. 52 S. 4<^. 11 Taf. Mk. 12,—. Ferner: Derselbe, Ägyp-
tische Grabreliefs zu Karlsruhe. Ebenda 1906. 32 S. 7 Taf. Mk. 7,50.
8) Walter Wreszinski, Ägypt. luschr. aus dem k. k. Hofmuseum in
Wien. Leipzig, Hinrichs; 1906. 215" S. 5 Taf. Mk. 25,—.
9) AlexanderDodekiud, Photographische Reproduktion der Inschriften
der Namarut-Statue. Wien, Frick, 1906. fol. 8 Taf. Mk. 4,—.
10) Percy E. Newberry, Scarabs. London, Coustable & Co., 1906.
209 S. 8". 44 Taf. 116 Abb. 18 S.
11) Hieratische Papyrus aus den k. Museen zu Berlin. Heft 5 — 8: Hymnen
an verschiedene Götter. Zusatzkapitel zum Totenbuch. Leipzig, Hinrichs, 1905.
fol. 53 Taf. Mk. 18,—. Heft 9: Scliriftstücke der 6. Dynastie aus Elephantine.
Ebenda 1905. fol. 25 Taf. Mk. 8.—. (Sämtlich von G. Müller.)
Roeder, Ägyjytologie. 191
Papyrus Ebers fußten , hat R e i s n e r ^) den ^Papyrus Hearst" er-
schlossen ; die Ausgabe ist zuverlässig und durchgearbeitet, bei der
Schwierigkeit des Stoffes jedoch ohne Übersetzung. Eine Reihe
von Rezepten sind neu hinzugekommen , andere haben wir nun in
zwei guten Handschriften. Von einigen Museen sind praktische 5
wissenschaftliche Kataloge für die Benutzer erschienen , die auch
fern von den Originalen wertvoll sind; aber andere, gerade ältere
Sammlungen , die viele berühmte Stücke unter ihren Schätzen
haben, bleiben mit brauchbaren Verzeichnissen arg im Rückstande.
Die „ Urkunden'^ -) , die teils als Publikation , teils als Be- 10
arbeitung ihren Wert haben , sind unter den Händen ihres augen-
blicklich alleinigen Bearbeiters Sethe für die 18. Dvnastie zu
einer Sammlung aller historisch-biographischen Inschriften dieser
Zeit geworden ; wegen dieser Vollständigkeit ist die Arbeit eine
Fundgrube für jeden, der literarisches Material für irgend einen 15
Zweck verarbeiten will. Die Texte sind in den besten Lesungen
gegeben, die bisher überhaupt veröffentlicht wurden. An zerstörten
Stellen ergänzt Sethe nicht nur kleine Lücken sondern auch ganze
Sätze ; gelegentlich hat er sogar aus kleinen Resten eine große
Inschrift zusammengesetzt. So belehrend es auch ist, von einem 20
gründlichen Kenner der Texte Vorschläge für die Auffassung zu
hören, so ist diese Methode bei prinzipieller Verwendung doch
nicht ohne Gefahr. — Das einzige von Schäfer veröffentlichte
Heft'^) gibt zuverlässige Abschriften der Pianchistele und der
Traumstele in vorsichtigerer Form der Bearbeitung. 25
Untersuchungen: Siivache. Die schwierige Feststellung des
wirklichen Lautbestandes der "Worte und der Zufall, daß die
älteren Agyptologen in lautlichen Dingen auf falschen Wegen
waren , haben die Grundlagen unserer Wissenschaft von anfang an
etwas kränklich gemacht. Auch jetzt noch liegt ein prinzipieller 30
Unterschied vor bei sprachlichen Arbeiten im Anschluß an Erman
einerseits und denen einer orvoßen Zahl von meist ausländischen
Gelehrten andererseits. Nachdem die letztvergangenen Jahre eine
neue Fundamentierung der Grammatik durch deutsche Gelehrte
gebracht hatten, wendet man sich nun mehr dem Ausbau und der 35
Ausnützung des Gewonnenen zu. Die Grammatik von Miss
Murray^) zeigt das Vordringen dieser Untersuchungen auch in
weitere Kreise. Der wichtigste Fortschritt ist im Verständnis der
Sprache der Tempel aus griechisch - römischer Zeit gemacht ;
1) George A. R eisiier, The Hearst RIedical Papyrus. Leipzig, Hiuriclis,
1905. 48 S. 40. 17 Taf. Mh. 25,—.
2) Urkunden der 18. Dynastie, bearb. von Kurt Sethe. Heft 1 — 8.
Leipzig, Hinrichs, 1005 — 06. je etwa 70 S. je Mk, 5, — .
3) Urkunden der älteren Athiopenköuige. Ebenda 1905. 79 S. ^Ik. 5, — .
4) Margaret A. Murray, Elementary Egyptian Grammar. London,
Quaritcb, 1905. 104 S. C 8.
\g2 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
J u n k e !• ^) stellt in einer C4rammatik aller Texte des Tempels
von Dendera-) alle die interessanten Abweichungen zusammen, die
der halb geschraubten Ausdrucksweise dieses Priesterkollegiums
eigen sind. Eine Fülle von sprachlichen Beobachtungen ist zer-
5 streut in den Werken aller derer , die sich eingehend mit den
literarischen Quellen belaßt haben. Auch eine Eeihe von philo-
logischen Aufsätzen hat manche Einzelfrage geklärt: Lautwerte und
Bedeutungen von Worten wurden bestimmt"^), v. Calice^) be-
obachtete besondere Schwierigkeiten der Formenlehre und Syntax.
10 W. Max Müller^) behandelte die schwierigen Probleme der
Lautlehre auf phonetischer Grundlage mit Berücksichtigung der
semitischen Äquivalente und forderte eine Verbesserung der Um-
schreibung. Einige nicht leicht zu deutende Spuren der Wanderung
von ägyptischen Worten ins Aramäische *') und Griechische ') unter-
15 suchte Spiegelberg. Ein großer Teil der genannten Unter-
suchungen beruht auf dem in Berlin unter Er man' s Leitung
für das Wörterbuch der ägyptischen Sprache ^) gesammelten
Material und mancher anderen Arbeit sind die Erfahrungen zugute
gekommen , die man dort gemacht hat. Daß die Durcharbeitung
20 dieses Materials das herrschende L^rteil über jedes Wort neu be-
gründet, meist aber wesentlich verändert, ist vielleicht der Grund für
die allgemeine Zurückhaltung von sprachlichen Arbeiten überhaupt.
Demotisch. Die Schwieriofkeit der demotischen Schrift erlaubt
das Lesen nur nach besonderem Studium; von diesem haben sich
25 die meisten Ägyptologen (auch der Berichterstatter) ferngehalten.
Aber eine Reihe von vortrefflichen Publikationen ermöglicht es
jetzt, die Fülle der späten geschäftlichen, literarischen und vulgären
Texte zu erschließen , die sprachliches , historisches und kultur-
geschichtliches Material von der größten Wichtigkeit enthalten.
30 Von der Griffith-Thompson'schen Herausgabe des großen Zauber-
papyrus ist der zweite Band'') erschienen, der eine Nachzeichnung
des demotischen Originales von Thompson's Hand bietet.
Spiegelbe rg^") veröfi"entlichte mehrere neue Papyrus , die für
1) Hermann Junker, Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften
von Dendera. (Sitzuugsb. d. Ak. d. Wiss. Berlin 1905, 782,)
2) Derselbe. Grammatik der Denderatexte. Leipzig, Hinrichs, 19ÖC.
207 S. 40. Mk. 24,-.
3) Gardiner, Sethe, Spiegelberg u. a. in den Fachzeitschriften.
4) Ztschr. äg. Spr. 42, 137. 43, 149. 5) Or. Lttztg. 8, 313. 3G1. 413.
6) Ägyptisches Sprachgut usw. (Orient. Studien, Festschr. f. Nöldeke,
S. 1093—1115). Giessen, Töpolmann, 1906. Sep. Mk. —,90.
7) Ztschr. f. vergl. Sprachforsch. N. F. 41, 127.
8) Sitzungsber. d. Ak. d. Wiss. Berlin 1905, 130. 1906, 88. 1907, 61.
!•) The Demotic Magical Papyrus of London and Leiden. Vol. 2 by
Herbert Thompson. London, Grevel, 1905. Fol. 10 s. 6 d. (Dazu:
Rovillout, Kev. egyptol. 11, 178.)
In) Papyrus grecs et demotiques par The od. Reinach avec W. Spiegel-
berg et S. de Ricci. Paris, Lerou.x, 1905. 249 S. 17 Taf. — Ferner:
Ztschr. äg. Spr. 42, 43.
Roeder, Ägyptologie. 193
die Kulturgeschichte der schon halbgriechischen Zeit wertvoll sind;
ferner demotische Inschriften des Museums zu Kairo ^) und zu
Straßburg i. E. -) und in Ägypten selbst ^). Das Leidener Museum
publiziei'te vorzügliche Lichtdrucke von seinem moralischen Papyrus
Insinger*), den Revillout^) bearbeitete; der letztere übersetzte 5
auch den historischen Roman von Petubastis^) und andere literarische
Texte"). Maspero^) behandelte einen Teil des Setnaromans.
Geschichte. Seit Lepsius' systematischen Arbeiten ist die Er-
kenntnis der politischen Geschichte Ägyptens nicht so gefördert
worden wie jetzt durch Breasted und Eduard Meyer. 10
Breasted^) hat als Ergebnis langjähriger Arbeit eine Übersetzung
aller historisch interessanten Inschriften von der ältesten Zeit bis
an die persische heran herausgegeben , sowohl Staatsurkunden wie
Privatdenkmäler. Auch der Kulturhistoriker findet in ihnen reiches
Material; überdies vermag das sorgfältig durchgearbeitete Werk 15
uns als Nachschlagebuch für die Realien und für die Literatur-
angaben zu dienen. Gleichzeitig ist eine zusammenfassende Dar-
stellung der ägyptischen Geschichte von B r e a s t e d ^^) erschienen ;
sie behandelt auch die geistige und soziale Kultur und vorzügliche
Photographien in noch nie gebotener Vielseitigkeit beleben die an- 20
schauliche Schilderuug. — Die glänzenden älteren Darstellungen
von Maspero^^) sind neu herausgegeben. Petrie's Geschichte^-)
ist durch den bisher fehlenden Teil für die 19. — 30. Dynastie
beendet; sie fußt besonders auf archäologischen Tatsachen und ist
durch die systematische Aufzählung der Quellen als Handbuch 25
wertvoll. Die komplizierten Fragen der Zeitbestimmungen hat
Eduard M e y e r ^^) in einer für längere Zeit abschließenden Weise
zusammengefaßt; er gibt mit klarer Beherrschung der histoi'ischen
und astronomischen Vorai-beiten die chronologischen Resultate. Die
1) Oben S. 189 Nr. 5, a und Nr. 6, Band II, pl. 8.
2) Rec. de trav. 2G. 3) Ebenda und Ann. du serv. 6, 219.
4) Suten-;^eft, le livre royal = livr. 34 der Monum. egypt. du Mus. d'Ant.
des Pays-Bas ä Leyde. Leiden 1905. Fol.
5) Journ. asiat. ser. X, t. 5, 193. G, 27.5; vgl. 5, 409.
6) Revue egyptol. 11, 115. 7) Ebenda 11,34.
8) Unten S. 198 Nr. 7, p. 349—355. G. Maspero, Le debut du second
conte de Satni-Kliäinois.
9) Jarnos 11. Breasted, Ancient Records of Egypt. Chicago, Univ.
Press (Leipzig, Harassowitz) , 1906. Vol. I — IV. 1571 S. Vol. V. Indices
von O. A. Tofteen. 203 S. $. 17, — .
10) Derselbe, History of Egypt. London, Hodder & Stougliton , 1906.
634 S. 200 Abb. Ml: 20,—.
11) Hist. anc. des peuples de l'Oriont. 7. Aufl. Paris, Ilachette & Co.,
1905. 916 S. 175 Taf. fr. G,—. Lectures historiques. 4. Aufl Ebenda 1905.
403 S. ill. fr. 5,—.
12) W. M. Flinders Potrie, A History of Egypt. Vol. IIJ. London,
Methuen & Co., 1905. XX, 406 S. (ill.) 6 s.
13) Ed. Moyer, Ägyptische Chronologie. (Abb. d. Ak. d. Wiss. Berlin
1904.) 212 S. Mk. 11,50.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 13
]^94 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
Einführung des Kalenders rückt nun auf 4241 v. Chr. und das
Erscheinen der ersten Denkmäler mit Inschrift (König Menes) auf
um 3315 V. Chr. Gleichzeitig behandelte GinzeP) die ägyptische
Zeitrechnung vom Standpunkt des Mathematikers. Außerdem sind
5 die zur Vorsicht mahnenden Abhandlungen von Borchardt-) und
dem Astronomen Brix'') über Sothis- und Neumonddaten wertvoll,
während die Mahler 'sehen Auffassungen ■*) wenig Anerkennung
zu rinden scheinen. Neben den großen Werken steht eine Reihe
von ergebnisreichen Arbeiten über einzelne Zeiten. Chantre
10 faßte das Material über die Kultur und die Fundstätten der noch
literatm-losen Frühzeit zusammen'''). Naville") stellte Ursprung
und Frühzeit der Ägypter dar; er erklärte, z. T. in Anlehnung an
die jetzt allgemein herrschende Ansicht, das Volk für Libyern oder
Berbern ähnliche Afrikaner, über die sich einst von Süden aus
15 arabische Semiten ergossen haben. Amelineau^) beendete seine
weitschweifigen Grabuugsberichte über die alten Königsgräber in
Abydos; gleichzeitig wurden diejenigen seiner Funde, die in das
Museum zu Kairo gekommen sind , in sorgfältigerer Weise von
Q u i b e 1 1 katalogisiert *). Die Königsfolge dieser Zeit hat nach
20 Petrie zum ersten Male S e t h e ^) vom philologischen Standpunkt
untersucht und mehrfach berichtigt. Gleichzeitig belegte S e t h e '•*)
den etwas später vollzogenen Übergang in der Jahresdatierung :
zuerst werden die Jahre wie in Babvlonien nach hervorragenden
Ereignissen mit Eigennamen benannt (,Jahr des Schiagens der Ost-
25 Völker" oder ,des . . . festes"), dann nach den Schätzungen für die
Besteuerung (,Jahr des 4. Males der Zählung"), zuletzt nach
Regierungsjahren des Königs. Die Sonderung der Herrscher in der
11. Dynastie ist mehrfach untersuchte'^). Piepe r^^) ordnete die
etwa 175 Könige und Königlein zwischen dem mittleren und
30 neuen Reich, darunter die Hyksos ; in ähnlicher Listenform stellte
Wreszinski^-) die Hohenpriester des Amon von Theben zusammen.
1) F. K. Ginzel, Handbuch der mathematischen und technischen Chrono-
logie. I. Babyl., Agypt. usw. Leipzig, Hinrichs, 1906. 584 S. 8*^.
2) Ztschr. äg. Spr. 41, 34. .3) Ebenda 41, 26. 36.
4) Or. Lttztg. 7, 3. 45. 8, 6; Proc. SBA. 27, 255. 473. 535.
5) Ern es t Ch antre, Recherches anthropologique dans rAfriijue Orientale:
Egypte. Lyon, Key & Co., rjU4. XVIII, 318 S. 4". fr. 50,—. Dazu: Bull.
Soc. d'anthr. Lyon 23, p. 174flf.
6) Rev. de l'hist. des relig , t. 52, ."$57. Zum Thema vgl. Ankermann,
Ztschr. f. Ethnol. 1905, 54 ff.
7) E. Amelineau, Les uouvelles fouilles d'Abydos (1897 — 98). Paris,
Leroux, 1904— Ü5. 742 S. 4<*. fr.bO—. 8) Oben S, 189 Nr. 5, e— f.
9) Kurt Sethe, Beiträge zur ältesten Geschichte Ägyptens. 2. Hälfte.
Leipzig, Hinrichs, 1905. S. G5 — 147. 4». Mk. 16,—.
lOj G ar di n er , Proc. SBA. 26, 75; vgl. Ann. du serv. 6, 284. Breasted,
Ainer. Jo^irn. Sem. Langu. 21, 110. 163, Sethe, Ztschr. äg. Spr. 42, 131.
11) Die Könige Ägyptens zwischen dem mittl. u. neuen Reich. (Diss.)
Berlin 1904. 39 S.
12) Die Hohenpriester des Amou. (Diss.) Berlin 1904. 62 -)- Nachtrag 5 S.
Koeder, Ägyptologie. 195
Xaville^) schilderte das Leben der Königin Hatschepsut und die
Thronwirren ihrer Zeit; seine Auffassung derselben bleibt im Gegen-
satz zu der von Sethe. Für die Spätzeit hat Schäfer interessante
früher übersehene oder falsch gedeutete Züge gesichert: einen Auf-
stand von Söldnern, die nach Nubien auszuwandern drohen, in der 5
26. Dvnastie '-) und die Verbrennung einer Verbrecherfamilie in
Nubien-^). Mahaffy^) stellte das Eindringen des Hellenismus dar.
Unsere Kenntnis von ägyptischen Beziehungen zum Ausland ist
wesentlich bereichert. Ein Zug nach der großen Oase in der
libyschen Wüste ist für Sesostris I. (Dyn. 12) belegt^). Die Be- lo
kanntschaft mit Syrien reicht , wie es scheint , bis ins alte Eeich
zurück*^); in der 18. Dynastie holte ein ägyptischer Beamter Zedern-
holz vom Libanon'). Wie weit das Alte Testament sich mit
Ägypten berührt, ist für die Ägyptologie eine mehr historische als
religionsgeschichtliche Frage. Eduard Meyer*^) erkannte das 15
Fortwirken vieler ägyptischer Elemente in der hebräischen Literatur;
seine überraschenden Kombinationen eröffnen neue Gesichtspunkte
von weittragender Bedeutung. Heyes •^) stellte einen ägyptologischen,
für Theologen bestimmten Kommentar zu Genesis 12 — 41 zu-
sammen, der gelegentlich die nötige Kritik vermissen läßt. Eine 20
Reihe von Beobachtungen machte Spiegelberg ^•'), der auch eine
populäre Darstellung schrieb ^^). B r e a s t e d ^2) erkannte den Namen
des Abraham in einer hieroglyphischen Liste unterworfener Syrer-
stämme (Dyn. 22). Auch der alte Verkehr mit den Mittelmeer-
völkern ist erörtert. Mehrfach wurden ägyptische Gegenstände bei 25
griechischen Grabungen gefunden 1-^); H a 1 1 1-') stellte das ägyptische
und das kretische Labyrinth neben einander, v. L ich ten be r g ^^)
behandelte die Erwähnungen Cyperns in ägyptischen Texten. Die
Bemühungen, griechische Philosophie und Keligion aus Ägypten
1) Sphinx 7, 95—106.
2) Klio (Beitr. zur alten Gesch.) 4, 152. 3) Ebenda G, 287.
4) I. P. Mahaffy, The Progress of Hellonism in Alexander's Empire.
Chicago, Un. of Chic. Press, 1905. 154 S. 5 s.
5) Schäfer, Ztschr. äg. Spr. 42, 124.
6) Ermau, Ztschr. äg. Spr. 42, 109.
7) Sethe, Sitzungsber. d. Ak. d. Wiss. Berlin 1906, 356.
8) Die Israeliten und ihre Nachbarstiinime ; mit Beiträgen von Bern-
hard Luther. Halle, Niemeyer, 1906. XVI, 576 S. 8"'. (Vgl. Sitzungsber.
d. Ak. d. Wiss. Berlin 1905, 640.)
9) Herrn. Jos. Heyes, Bibel und Ägypten. Münster i. W., Asclicn-
dorff, 1904. 286 S. Mk. 9,—.
10) Agyptologische Kandglosseu zum Alten Testament. Straßburg i. E.,
Schlesier & Schwoikhardt, 1904. 48 S. 8«.
11) Der Aufenthalt Israels in Ägypten. Ebenda 1904. 55 S. 8*^. 12 Abb.
Mk. 1,—.
12) Araer. Journ. Sem. Langu. 21, 22.
13) Evans, Archaeologia 59, 479. 536, Sewell, Proc. SBA. 26, 258.
14) Journ. Hell. Stud. 24, 208.
1 5) Mitt. Vordera.siat. Oes. 1 1 Nr. 2 : Beiträge zur ältesten Goschichto von
Kypros.
196 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
herzuleiten, haben wenig Erfolg gehabt^). Die Peters'sche Ver-
mutung von ägyptischen Minen in Rhodesia ist mehrfach gründlich
widerlegt'-) und nun hoiFentlich endgültig beseitigt.
Religion. Um die Erforschung der ägyptischen Religion hat
5 man sich in der verschiedenartigsten Weise ganz besonders bemüht.
Capart'^) begann Jahresberichte über die erschienenen Publikationen
und Untersuchungen. Wiedemann^) stellte den Gang der Studien
in zusammenhängender Form dar; beide Arbeiten enthalten sorg-
fältige Referate über neue Aufsätze und zerstreute Bemerkungen.
10 Die seit langem vorbereitete Darstellung von E r m a n ^) fördert
uns durch das feinsinnige Verständnis des altägyptischen Denkens
und wird einem weiteren Kreis aucb durch ihre harmonische Aus-
geglichenheit wertvoll sein. E. hält sich zurück von der theore-
tischen Behandlung und der Vergleichung mit anderen Völkern :
15 er schildert den Glauben des Volkes ohne „moderne Theorien *■
unter Anführung zahlreicher Übersetzungen der alten Texte. Stein -
dorff's Vorlesungen in Amerika ''') stellen einem größeren Publikum
die Anschauungen über Götter, Tote und Kultus dar. Eine Reihe
von Einzeluntersuchungen hat über wichtige Punkte Klarheit ge-
20 bracht. Mehrere neue Götter ') und Symbole von solchen ^) sind
gesichert : der Gott eines römischen Ortes erwies sich als ein dort
begrabener König der Vorzeit^). Schäfer^*') erkannte eine alte
Schilderung des Osirisdienstes ; der Kultus spielte sich teils im
Tempel teils an dem von einem heiligen Baume beschatteten Grabe
25 des Osiris auf dem jenseitigen Nilufer ab. Wiedemann^^) unter-
suchte die Tierverehrung. Gardiner^-) schenkte uns einen großen
1) Aless. Chiap p el li, Atti del Congr. Internaz. di scienze stör., Roma
1903, 11, 29. Max Jacobi, Philos. Jahrb. 15, 49.
2) V. Luschan und Schäfer, Ztscbr. f. Ethnol. 1906, 896; Mac Iver,
Or. Lttztg. 8, 467.
3) Revue de l'histoire des religions 51, 192 — 259 (über 1904 und die
ältere Literatur). 53, 307 — 58 (über 1905). Beide auch sep., Bruxelles, Misch
et Thron, 1905 bezw. 1906.
4) Archiv f. Religionsw. 7, 471—86 (über 1903—04). 9, 481—99 (über
1904—05).
5) Die ägyptische Religion. Berlin, Reimer, 1905. 261 S. 8«. 165 Abb.
Alk. 4, — . (Dazu: Ztscbr. äg. Spr. 42, 106.) Kürzer in ,Die Kultur der Gegen-
wart", hsg. V. Ilinneberg, I, 3, 30—38. Leipzig, Teubner, 1906.
6) The Religion of the Ancient Egyptians. London and New York, Putnam.
178 S. 6 Ä'. Kürzer in Jahrbuch d. Freien Deutschon Hochstifts 1905, 132 — 79.
7)Gardiner,Proc. SBA.27,185. Vgl. S. 200 Nr. 10. — Recueil de mömoires
(^Congr. des Orientalistes), Alger, Fontana, 1905, p. 389 — 408: E. Lefcburo,
Les noms d'apparenco s^mitique ou indigfene dans le pantheon egyptien.
8) Ed. Meyer, Ztscbr. äg. Spr. 41, 97; v. Bissing, Rec. de trav.
27, 249.
9) Rubeusohn, Ztscbr. äg. Spr. 42, 111. Spiegelberg ebenda 43, 84.
10) Die Mysterien des Osiris in Abydos unter Sesostris IIL Leipzig,
llinrichs, 1904. 4». Mk. 9,60. (Dazu: Ztscbr. äg. Spr. 41, 107.)
11) Museon 6, 113.
12) Ztscbr. äg. Spr. 42, 12. 145.
Roeder, Ägyptologie. 197
Amonhymnus mit wertvollem sprachlichen Material. Schencke^)
behandelte in einer Monographie über Amonre einige Probleme,
die für die allgemeine Religionsgeschichte Interesse haben. G e r -
uandt's^) Spekulationen sind wahnwitzige Phantasien nach Art
von Athanasius Kircher's Hieroglyphendeutung. Die Bedeutung 5
und Entwicklung des Totenkultus ist geklärt durch Beobachtuncren,
deren Ti-agweite Schäfer'^) betonte: die Form des Grabes, die
Gegenstände der Darstellungen , die Art der Beigaben und die
Formeln der Totentexte sind ursprünglich ausschließlich für den
König bestimmt und erst allmählich auf den Privatmann übertragen, lo
Für das neue Reich wies M a d s e n ^) die Totenfeier im Garten
des Verstorbenen nach, und Boeser^) und Gardiner*') erörterten
die Theorien über die Totenfiguren. Das kühne Unternehmen, die
rätselvollen und nur in verderbtem Zustand überlieferten religiösen
Bücher zu bearbeiten, ist mehrfach in Angriff genommen. Le Page lä
Renouf's Übersetzung des Totenbuches ist von Naville durch-
geführt^); Budge*) behandelte das „Amduat" und das ,Pforten-
buch", Chassinat^) das „Amduat". Magie und Zauberei hat
Wie de mann^") dargestellt, Astrologisches behandeltenMissMurray^^)
und V. Oefele ^2). 20
Die Literatur. Nun ist durch Golenisch ef f^'^) das bisher
nur in seiner Übersetzung zugängliche Märchen vom Schiä"brücliigen
(in einem Papyrus des mittleren Reiches) auch im hieroglyphischen
Text veröffentlicht; es erzählt die Schicksale eines treuen Dieners
seines Herrn , der nach der fernen Weihrauchinsel zu einer Göttin 25
Schlange verschlagen wird. Erman erklärt in seiner Über-
setzung^*) dieses Reisemärchen nicht für volkstümlich, sondern für
ein Erzeugnis der höheren Literatur. Ein paar interessante Be-
obachtungen für die griechisch-römische Zeit machte Junker^^):
im Tempel von Dendera zeigt ein Lied an Hathor Metrum und 30
Refrain; ein anderer Text ist offenbar aus dem Horustempel von
Edfu entlehnt, so daß wir hier einmal in den literarischen Ver-
kehr zwischen den Priesterkollegien hineinsehen können. Unsere
1) Wilhelm Sehen cke, Amon-Re. Kristiania, Cammermeyer , 1904.
VII, 367 S. 40.
2) C. E, Gernandt, Lehrbuch der altägyptischen Dogmatik. Stockholm
(Leipzig, Hiersemann) 190C. 285 + 52 S. Mk. 20,—,
3) Ztschr. äg. Spr. 43, CG. 4) Ebenda 41, 110. 43, bX.
5) Ebenda 42, 81. 6) Ebenda 43, 55.
7) Le Page Kenouf, The Egyptian Book of the Dead. London, Soc. of
Bibl. Arch., 1904.
8) E. A, Wallis Budge, The Egyptian Heaven and Hell. London,
Kegan Paul Trench Trübner & Co., 1906. 3 vol. ill.
9) Bull. Inst, franc;. 3, 129—63,
10) Magie und Zauberei im alten Ägypten. Leipzig, Hinrichs, 1905. Mk. 0,60.
11) Proc. SBA. 28,33. 12) Ztschr. äg. Spr. 41, 117.
13) Rec. de trav. 28, 73 ft'. Vgl. Maspero ebenda 29, 106.
14) Ztschr. äg. Spr. 43, I tV. ^ 15) Ebenda 43, lOllV., 127 fl".
198 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
bisheri<,'en Kenntnisse von der ägyptischen Literatur hat Erman^)
in einem kurzen Abriß zusammengefaßt. Von M a s id e r o ' s Uber-
setzuugssamnilung -j ist eine neue berichtigte und erweiterte Aus-
gabe erschienen: Wiedemann^ übertrug die Sagen und Märchen
5 für weitere Kreise ; ein Teil der didaktischen Literatur ist ins Eng-
lische übersetzt*). Maspero gab die Reiseerzählung des Sinuhe
mit Übersetzung heraus^); Teile aus diesem und anderen litera-
rischen Texten übersetzte auch Breasted**) in seiner Sammlung
der historischen Urkunden. Wiedemann stellte Zeusrnisse über
10 die Anwenduncr von Pantomime und Drama im Kultus und Volks-
leben zusammen "). Spiegelberg^) vei'folgte die ägyptischen und
asiatischen Spuren der Herodotischen Erzählung, die sich an die
Statue eines Königs mit der Maus anknüpfte. In einer griechischen
Erzählung von Nektanebos erkannte W i 1 c k e n ^) volkstümliche
lä äg3qitische Elemente.
Archäologie und Kunstgeschichte. Leider ist ein uns so
nötiges Handbuch der Archäologie immer noch nicht bearbeitet.
Eine Fülle wertvoller Beobachtungen und Bemerkungen hat von
Bissing im Text zu den „Denkmälern ägyptischer Skulptur '' i*^)
20 niedergelegt, aber sie sind schwer auffindbar und wenden sich zum
großen Teil an den künstlerisch Empfindenden. Die für weitere
Kreise bestimmte Darstellung von Petrie^^) spricht nur von der
Technik des Ausofrabens. Für die Architektur verdanken wir
Borchardt^-) gründliche Belehrung über die Methoden der Bau-
25 ausführung, welche die alten Baumeister und Ingenieure anwandten ;
er löste auch die Frage nach der Aufrichtung der monolithen Obe-
lisken^-'). Die komplizierte Baugeschichte des gi'oßen Tempels in
Karnak hat ebenfalls B or ch ar d t ^•^) klargelegt; an der Hand seiner
Grundrisse sieht man mit Bedauern, wie jeder mächtige König den
30 Plan seines Vorgängers durchkreuzte. Auf die Darstellung ge-
fangener Barbaren unter den Füssen des Pharao, die Borchardt^*)
1) Kultur der Gegenwart I, 7, 28 — 39.
2) Los contes populaires de l'Egvpto anc. 3. ed. Paris, Guilmoto, 1905.
LXXII, 276 S. 8«. fr. 7,5(1.
3) Altägyptische Sagen und Märcben. Leipzig 1906. 153 S. 8^.
4) G. Gunn, The Instruction of Ptahhotep and the Instruction of Kegemni.
5) G. Maspero, Les memoires de Sinouhit. Kairo 1906.
C) Oben S. 193 Nr. 9.
1) Melanges Nicole (Geneve, Kündig & Fils, 1905. 671 S. 20 Taf. /?•. 25),
p. 561 — 577: Wiedemann, Die Anfänge dramatischer Poesie im alten Ägypten.
8) Ztschr. äg. Spr. 43, 91.
9) Melanges Nicole, p. 579 — 596: Wilcken, Der Traum des Königs
Nektanebos. 10) Oben S. 190 Nr. 2.
11) Methods and Aims in Archaeology. London, Macmillan & Co., 1904.
208 S. 66 Abb.
12j Oben S. 187 Nr. 6.
13) L u d w. IJ o r c h a r d t , Zur Baugeschichte des Amontempels von Karnak.
Leipzig, Hinrichs, 1905. 47 S. 21 Abb. 1 färb. Blatt. 4". Mk. 15,—.
14; Ztsclir. äg. Spr. 40, 142.
Boeder, Ägyptologie. 199
als Fassadenschrauck beobachtet hatte , wiesen v. B i s s i n g ^) und
Jequier-) hin bei Statuen und Türschwellen. Für die bildende
Kunst behandelt Walter A. Müller^) das Schamgefühl, das sich
im Grad der Entblößung äußert, und erklärt Entblößung bei Höher-
stehenden als Zeichen der Demütigung. J o 1 1 e s ^) behandelte die 5
antithetische Gruppe als Dekorationsmotiv in der älteren ägyptischen
Kunst. Die von Borchardt^) vertretene Auffassung, daß die
Chefrenstatuen späte Nachbildungen seien, ist durch Schäfer*^)
erschüttert. Schäfer") zeigte ferner, daß die Sitte, Götterbilder
auf Stangen als Feldzeichen zu tragen, in Ägypten einheimisch ist; lo
von dort haben die Assyrer sie übernommen und auf Umwegen
auch wir erhalten. Bei dem Nachweis der Fälschung für die von
Dr. Carl Peters aus Südafrika mitgebrachte Totenstatuette , den
Schäfer^) liefert, lernen wir wertvolle Beobachtungen an echten
und falschen Altertümern kennen. Mit feinem Verständnis würdigte i5
M a d s e n ^) die idealistische und die realistische Wiedergabe der
menschlichen Gestalt in alten Reliefs. Cledat**') fand in Gräbern
bei Cusae Reliefs in realistischem Stil mit einer Kühnheit der
Zeichnung, wie sie noch nicht bekannt geworden war. Legge ^')
machte eine Sammlung der halbmondförmigen Platten aus Elfen- 20
bein , die man im mittleren Reich als Amulette oder für Zauberei
benützte; derselbe ^'^) vervollständigte seinen Katalog der alten
Schieferpaletten, v. B i s s i n g ' 3) veröffentlichte eine Serapisstatuette,
in der er das Bildhauermodell zu einer berühmten Kolossalstatue
sieht. E r m a n ' ^) macht uns wieder mit der Persönlichkeit eines 25
Künstlers bekannt, diesmal aus dem neuen Reich ; leider haben sich
bisher so wenig Meister aussondern lassen, daß an eine Gruppierung
von solchen noch nicht zu denken ist. Auch eine Reihe von Ge-
brauchsgegenständen ist genauer bekannt geworden. Schaf er >^)
bestimmte Pflüge, Joche, Hacken und andere Werkzeuge des Land- 30
mannes. Oskar Nuoffer^") untersuchte den Bau der erhaltenen
1) Ebenda 42, 83. 2) Ebenda 43, 9G.
3) Nacktheit und Entblößung in der altorientalischen und älteren griech.
Kunst. (Diss.) Leipzig 190G. 175 S. 8".
4) Jahrb. kais. deutsch, archäolog. Inst. 19, 27 ff.
5) Ztschr. äg. Spr. 3G, 1 ff.
G) Ebenda 41, 62. 87.
7) Klio (Beitr. z. alten Gesch.) 6, 393 ff.
8) Ztschr. f. Ethnol. 190G, 89Gff.
9) Ztschr. äg Spr. 42, G5.
10) Bull. Inst. fran(,\ d'archeol. Orient. 2, 41.
11) Prococd. SBA. 27, 130. 297. 28, 159.
12) Ebenda 2G, 262.
13) Athen. Mitteil. 1906, 55.
14) Ztschr. äg. Spr. 42, 128.
15) Annual. IJrit. School at Athens 10, 127.
IC) Der Rennwagen im Altertum. (Diss.) Leipzig 1904. 86 S. 7 Tal". S*».
200 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
oder abgebildeten Wagen. Schäfer und Baumeister Kren cker')
behandelten eine komplizierte Art des Türriegels und -schlüsseis,
deren altägyptische Spuren S. erst dadurch deuten konnte, daß K,
diesen Verschluß an modernen Häusern in Abessynien beobachtet
5 hatte.
Kidturgeschichte. Der von B o r c h a r d 1 2) herausgegebene
Erlaß des Königs Phiops läßt uns einen Blick in die innere Landes-
verwaltung tun, wie er uns besonders für diese alte Zeit öfter be-
schert werden möge. Für spätere Zeit lernen wir manches aus
10 den auf den griechischen Papyrusurkunden beruhenden Darstellungen
von Walter Otto^) und Henri Maspero*). Die antike Messung
des Nilwasserstandes ist zum ersten Mal gründlich von Borchardt^j
untersucht; er hat fast alle bekannten Nilmesser neu aufgenommen
und kommt unter Berücksichtigung der modernen Verhältnisse zu
15 dem Ergebnis, daß die Nullpunkte derselben in einer Gefällelinie
liegen, die nicht auf Beobachtung beruht, sondern theoretisch be-
rechnet sein muß; die Alten hätten also schon auf gi-oße Strecken
hin zu nivellieren vermocht. Gardiner*') ist es durch die gründ-
liche Analyse einer Grabinschrift aus der 18. Dynastie gelungen,
20 einen durch fünf Prozesse sich hinziehenden Streit um Ackerland klar-
zulegen. G a r d i n e r ^) behandelte ferner vier Kaufverträge aus der
18. Dynastie, die auch wegen der Zahlung in , Ringen" interessant
sind. E r m a n ^) erkannte einige Erlebnisse von Leuten des niederen
Volkes in vulgären Texten. Borchardt^) belegte den Titel
25 , Gottesvater" für den Vater und Schwiegervater des Königs: Emil
Levy^") untersuchte die Personennamen des neuen Reiches, die mit
Götternamen zusammengesetzt sind. Die schwierigen Probleme des
ägyptischen Kalenders hat Gardin ei^^) um ein neues Rätsel ver-
mehrt : ein Beamtentagebuch des neuen Reichs nennt den letzten
so Monat des Jahres, den Mesore, als den ersten. Über die Beziehungen
zwischen dem makedonischen und dem ägyptischen Kalender schrieb
Smyly^-). Der Mathematiker Simon^-^) faßte unser Wissen von
den mathematischen Kenntnissen der Ägypter zusammen.
1) Ztschr. äg. Spr. 43, CO. 2) Ebenda 4-_', 1.
3) Priester und Tempel im hellenistischen Ägypten. I. Leipzig, Teubner,
1905. 418 S. 8«.
4) Les finances de l'Egypte sous las Lagides. Paris 1905. 252 S. 8**.
5) Antike Nilmesser und Wasserstandsmarken, im Anhang zu Abli. d. Ak.
d. Wiss. Berlin, 190G. 55 S. 2G Abb. 5 Taf.
6) AlanH. Gardiner, The luscription of Mes. Leipzig, Hinrichs, 1905.
54 S. Mk. 9,60.
7) Ztschr. äg. Spr. 43, 27.
8) Ebenda 42, 100.
9) Ber. Ges. d. Wiss. Leipzig 57, 254.
10) Über die theophoren Personennamen der alten Ägypter zur Zeit des
neuen Kelches. (Diss.) Berlin 1905. 59 S.
11) Ztschr. äg. Spr. 43, 13C.
12) llermathena 13, 3'.t3.
13) Verli. III. Internat. Maih.-Kongr. Heidelberg 1904, 526.
Boeder, Ägyptologie. 201
Topographie. Von der umfassenden Landesaufnahme dui'ch
die ägyptische Regierung unter Major L y o n s i) sind eine Reihe
von Blättern erschienen, die uns ausgezeichnete, bis ins Detail sorg-
fältige Karten geben. Beadnell-) gab eine ausführliche Mono-
graphie über das Fajjum , die auch für die schwierige Frage der 5
Urbarmachung dieser interessanten Pi'ovinz wichtig ist. Schwein-
furth fand einen Tempel auf dem Rand der libyschen Wüste
über Theben^) und nahm die Gegend von Shagab und Elkab neu
auf*). Stein dorff gab vorläufige Mitteilungen über seine Reise
nach den Oasen der libyschen Wüste S). lo
Naturgeschichte und Prähistorilc. Man hat geschwankt , ob
die an einigen Stellen in großen Mengen gefundenen Feuerstein-
stücke natürlich entstanden oder von Menschenhand bearbeitet sind ;
Schweinfurth'*) im Einverständnis mit v. Luschan') ent-
schieden sich bei den thebanischen Funden ^) dafür , daß die auf 15
natürlichem Wege entstandenen Kieselstücke nachträglich mehr oder
weniger behauen sind-^). Die flint implements des Fajjum und in
Theben untersuchte Seton-Karr 1^). Der Maler Eugen Bracht^^)
nahm an, daß die Feuersteinwerkzeuge, die er 1881 im Wadi
Maghara (Sinai) bei den Türkisminen gefunden hat, in historischer 20
Zeit zum Abbau des Gesteins gedient haben, während Petrie sie
für prähistorisch hält. Auch Blanckenhorn^-) nimmt für die in
Syrien gefundenen Feuersteinwerkzeuge den Gebrauch bis in die
historische Zeit hinein an. Ähnlich bearbeitete Feuersteine fanden
sich auch bei Marseille 1^). In einer umfassenden , mit vielen Ab- 25
bildungen ausgestatteten Publikation faßt Chantre^*) zusammen,
was er als Anthropologe auf Grund anatomischer üntei-suchungen
an Mumien , Statuen und Reliefs zu sagen hat zu der Geschichte
des ägyptischen Volkes von der prähistorischen Zeit bis ins Mittel-
alter. Der zweite Teil führt die jetzt in Ägypten , Nubien und 30
1) Hsg. V. Survey Department, Cairo.
2) H. I. L. Beadnell, The Topography and Geology of the Fayum
Province of Egypt. Kairo, Nat. Print. Departm. 101 S. 4". 24 Taf.
3) Ztschr. äg. Spr. 41, 22.
4) Ztschr. Ges. f. Erdk. 1904, 574.
5) Durch die libysche Wüste zur Amonsoase. Bielefeld, Velhagen & Klasing,
1904. 163 S. Mk. 4,— , ferner in Petermanns iMitteil. 50, 179 ff. 1 Karte.
6) Ztschr. f. Ethnol. 36, 766 (= französ. übers, in Ann. du serv. 6, 9)
u. 37, 622.
7) Ebenda 36, 317.
8) Vgl. Hall, Man 1905, 33. 72.
9) Ähnliche Auffassung von Beule, rAnthropologie 16,257 u. Bull. Soc.
anthrop. Lyon 23, 152; vgl. Anthrop. Journal 35, 337.
10) Ann. du serv. 5, 145. C, 178. 185; Man 1905, 87; Kep. U. S. National
Mus. for 1904, p. 747.
11) Ztschr. für Ethnol. 37, 173.
12) Ebenda.
13) Compt. rend. 1905, 423; Voss. Ztg. 1905 Nr. 415.
14) Oben S. 194 Nr. 5.
202 Wissenschaftlicher Jahresbericht.
dem Sudan lebenden Volksstämme der Reihe nach in ihrer all-
gemeinen Kultur und der physischen Beschaffenheit vor. Eine
Reihe von Photographien nackter Eingeborener veröffentlichte
Fritschi). Thomson und Mac Iver^) haben etwa 1500
5 Schädel gemessen, um der anatomischen Bestimmung der ägyptischen
Rasse neues Material zuzuführen. Nach ethnologischen Gesichts-
l^unkten gliederte Ankermann'^) die afrikanischen Kulturen;
Schwein furth und Olshausen^) behandelten im Zusammen-
hang mit seinem Standpunkt das Vorkommen des Eisens. Für
10 frühere Zeit suchte auch H a 1 1 ^j das Eisen in Ägypten nachzuweisen.
Mumifizierte Tiei'e wurden in zwei großen Katalogen mit vielen
Tafeln veröffentlicht**). Schwein furth") bestimmte das im
mittleren Reich einem Toten mitsregebene Getreide als die Weizen-
art Emmer (Triticum dicoccum), vermischt mit dem Unkraut
.16 Taumellolch (Lolium temulentum L.). *)
1) Gustav Fritsch, Ägyptische Volkstypen der Jetztzeit. Wiesbaden,
Kreidel, 1904. 76 S. 52 Taf. 13 Bl. Mk. 45,—.
2) Arthur Thomson and D. Randall Mac Iver, The Ancient
Races of the Thebaid. London, Frowde , 1905. 142 S. fol. 42 S. (Vgl.
Thomson, Man 1905, G5 ; Pearson, ebenda 116.)
3) Ztschr. f. Ethnol. 37, 54.
4) Ebenda 84.
5) Man 1905, 33. 72. Vgl. Diergart, Mitt. z. Gesch. d. Med. 3, 81. 453;
S. Reinach, TAnthropologie 15, 116; Philologische Bemerkungen von Spiegel-
berg, Rec. de trav, 26, 165.
6) Oben S. 189 Nr. 5, g und Lortet und C. Gaillard, La faune
momifiee de l'ancienne Egypte. Lyon, Georg. 1. — 2, serie 1903 — 05. 330 S.
(Vgl. Lortet, Bull. Inst, egypt. IV. ser. No. 6,.p. 43 und Rev. d. deux
mondes 27, 368.)
7) Ann. du serv. 5, 187.
8) [Der indische und der iranische Jahresbericht müssen leider wieder
ausfallen. Den ersteren wollte Dr. K. Klemm wieder liefern und zwar für
die beiden letzten Jahre; leider hat ihn sein beklagenswertes Ende daran
gehindert. Der Redakteur.]
203
Zu Bd. 61, 873 f.
Der Artikel über ^Die Mitte der Thora" ist, was sein Er-
scheinen in dieser Zeitschrift und seine Fassung anlangt, von Herrn
Professor Nestle in einer Weise aufgefaßt worden, die der Verfasser
nicht voraussehen konnte. Wäre das der Fall gewesen , so hätte
er eine etwas andere Form erhalten. Im besonderen erklärt der
Verfasser, daß ihm die Absicht, Herrn Prof. Nestle zu kränken,
ferngelegen hat. Die einleitenden Bemerkungen wollen wesentlich
das relativ späte, durch größere Arbeiten aufgehaltene Erscheinen
der Abwehr begründen. t> tt i 1 1 p 1
Erklärung.
Meine Herren Kollegen im geschäftsführenden Vorstande unserer
Gesellschaft haben mir als ihre Ansicht ausgesprochen, daß ich mir
als Redakteur der ZDMG. in meinem im letzten Hefte ver-
öffentlichten Aufsatze : „Allerlei von J. Barth „verbesserte" arabische
Dichterstellen" (S. 926 ff.) im Ausdruck größere Zurückhaltung
hätte auferlegen sollen. Man muß, wie ich glaube, will man nicht
ungerecht gegen mich sein , den Ton meines Aufsatzes mit dem
Tone vergleichen, den Herr Professor Barth in seinen „Sprach-
wissenschaftlichen Untersuchungen zum Semitischen", I. Teil, S. 30 ff.
gegen mich anzuschlagen für gut befunden hat. Gleichwohl nehme
ich , für den Fall , daß die Ansicht meiner Herren Kollegen von
der Mehrzahl unserer Mitglieder geteilt werden sollte, keinen An-
stand mein Bedauern über die zu große Schärfe meines Ausdrucks
auszusprechen. A. Fischer.
204
Albert Socin-Stiflnng.
Laut Beschlusses des unterzeichneten Kuratoriums der Albert
Socin- Stiftung vom Juli 1906 ist die erste Ausschreibung des
Stipendiums für den Anfang des Sommersemesters 1908 festgesetzt
worden.
Die auf den Zweck der Stiftung und die Verleihung des Stipen-
diums sich beziehenden Paragraphen der Statuten lauten folgender-
maßen :
§ 1-
Zum Andenken an die wissenschaftliche Tätigkeit Albert Socins
soll eine Stiftung unter seinem Namen begründet werden. Ihr
Zweck ist, insbesondere jüngeren Kräften in erster Linie sprach-
liche, literarische und ethnologische, in zweiter geographische und
archäologische Forschungen an Ort und Stelle in den arabisch
sprechenden Ländern des Orients mit Bevorzugung von Syrien und
Palästina zu ermöglichen.
§ 4.
Die Stipendien werden verliehen an Deutsche (Reichsdeutsche,
Deutschösterreicher und Baltische Deutsche) und Schweizer, aus-
nahmsweise auch an Angehörige anderer Nationalitäten. Voraus-
setzung der Verleihung ist die Promotion in der philosophischen
oder theologischen Fakultät einer mit einem etatsmäßigen Lehrstuhl
für semitische Philologie versehenen deutschen oder schweizerischen
Universität, und zwar für Philosophen in semitischer Philologie, für
Theologen im Fache des Alten Testamentes. Die letzteren haben
außerdem ein Zeugnis mindestens eines etatsmäßigen Universitäts-
lehrers der semitischen Philologie über ausgebreitetere Studien in
dieser Disziplin beizubringen. Von beiden Klassen von Bewerbern
kann das Kuratorium besondere Nachweise ihrer Kenntnisse im
Arabischen und Hebräischen verlangen.
Von der Forderung der Promotion kann ausnahmsweise ab-
gesehen werden , wenn der Bewerber durch eingehende Zeugnisse
mindestens zweier etatsmäßiger deutscher oder schweizerischer Pro-
fessoren der semitischen Philologie seine Befähigung zu erweisen
imstande ist.
Albert Socin- Stiftung. 205
Das Bewerbungsgesuch ist mit einer eingehenden Darlegung
der wissenschaftlichen Zwecke des Bewerbers zu begleiten.
§ 5.
Die Stipendiaten sind verpflichtet, spätestens drei Jahre nach
Empfang des Stipendiums einen ausführlichen Bericht über ihre
Studien im Orient an das Kuratorium zu erstatten . der »anz oder
im Auszuge, womöglich in der „Zeitschrift der Deutschen Morgen-
ländischen Gesellschaft" oder in der , Zeitschrift des Deutschen
Palästina- Vereins", veröffentlicht werden soll.
§ 6.
Die Vergebung des Stipendiums findet in jedem vierten Jahre
in der Höhe von 1600 Mark oder darüber statt. Die Ausschreibung
hat jeweilen im Anfang des Sommersemesters, die Verleihung späte-
stens bis zum 1. Dezember desselben Jahres zu erfolc^en. Sollte
sich später das Vermögen der Stiftung erheblich vermehren, so kann
das Kuratorium, statt eines in jedem vierten Jahre zu vergebenden
Stipendiums, die zur Verfügung stehende Geldsumme auf zwei oder
mehrere Stipendien verteilen unter der Voraussetzung, daß ein jedes
davon mindestens 1600 Mark betrafen muß.
o
Das für die diesjährige Verleihung festgesetzte Stipendium
beträgt 1800 Mark.
Bewerbungsgesuche müssen spätestens bis zum 1. Oktober
dieses Jahres eingereicht werden und sind an Herrn Professor Dr.
Emil Kautzsch, Halle a. d. Saale, Wettinerstr. 32 zu richten.
Das Kuratorium der Albert Socin-Stiftung :
Dr. Rudolf Ernst Brünnow, Bonn.
Dr. August Fischer,
Professor an der Universität Leij^zig.
Dr. Emil Kautzsch,
Professor an der Universität Halle a. d. Saale.
206
Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der
Redaktion eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschluß der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke. Die Redaktion
behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Rücksendungen
können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre
wichtigere Werk eingehend besprechen zu wollen, werden mit Dank ange-
nommen. Die mit * bezeichneten Werke sind bereits vergeben.)
Anthropos. Bd. III, Heft 2. Wien, Mechitharisten-Buchdruckerei, 1908.
Echos d'Orient. lie annee, no. 68: Janv. 1908, no. 69: Mars 1908. Paris.
Rivista degli studi orientali. Anno I. — Vol. I. Fase, secondo. Roma:
E. Loescher & C, Lipsia: O. Harrassowitz, 1907. l, 8.
üieg, E. - Verzeichnis der Bibliotheca Indica und verwandter Indischer Serien
nach Werken und Nummern. Sonderabdr. a. d. , Zentralblatt f. Bibliotheks-
wesen" Jahrg. 24, 1907, Heft 11. Leipzig, O. Harrassowitz, 1908. 23 S.
0,80 M, einseitig gedruckte Ausg. 1 il/.
Mama Varma Kaja, K. - Comparative Studies. Madras, Higginbotham & Co.,
1908. 47 S. 8 d.
Beihefte zur Zeitschrift für die alttesta nieutlic he Wissenschaf t.
XIII. Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit von Johannes
Müller. Alter und Herkunft des Achikar-Romans und sein Verhältnis zu
Aesop von Jludolf Sme7id. Gießen, A. Töpelmann, 1908. 125 S. 4,40 il/.
Inscriptions semitiques de la Syrie, de la Mesopotamie et de la
region de Mossoul. Par H. Pognon. Paris, J. Gabalda et Cie, 1907.
II, 228 S., XLIl Taf. fol.
Legal and Commercial Transactious dated in the Assyrian, Neo-Baby-
lonian and Persian Periods chiefly from Nippur. By Albert T. Clay.
[The Babyloiiian E.xpedition of the University of Pennsylvania. Series A:
Cuneiform Te.xts ed. by //. 1'. //iljirecht.] Philadelphia, publ. by the
Department of Archaeology, University of Pennsylvania, 1908. 85 S.,
72, IX Taf. 4".
Leu: 11 , J. - Interpretation dos IV. Abschnittes des paliist. Talmud-Traktats
Nesikin. Heft IV. [In: Jahres-Ber. d. jüd.-theol. Seminars Fraenckel'scher
Stiftung.] Breslau 1908. S. 101 — 131.
Harol, j\l. - Menachem bon Simon aus Postjuieres und sein Komuientar zu
Jeromia und Ezecliiol. [Sonderabdr. a. d. ,, Monatsschrift f. Geschichte u.
Wissensch. d. Judentums", .01. Jahrg. I Berlin, Mayer u. Müller, 1907.
58 S. 2 M.
V^ei'zeichnzs der bei der Redaktion eingegangenen Druckschriften. 207
Elbogen, J. - Studien zur Geschichte des jüdischen Gottesdienstes. [Schriften
d. Lehranstalt f. d. Wissensch. d. Judenthums, Bd. I, Heft 1. 2.] Berlin,
Mayer u. Müller, 1907. VIII, 192 S. 5 M.
Sources syriaques. Vol. I. MSiha-zkha (texte et traduction). Bar-Pen-
kaye (texte). Par A. Mingana. Se veud chez O. Harrassowitz, Leipzig.
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IV. Mata-Hari oder Wanderungen eines indonesischen Sprachforschers durch
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Abgeschlossen am 27. V. 1908.
209
Das Buch Josua
in hebräisch-samaritanischer Rezension.
Entdeckt und zum ersten Male herausgegeben von
M. Graster.
Einleitung.
I. Geschichte des samaritanischen Buches Josua.
§ 1. Der hebräische Text des Buches Josua in samaritanischer
Kezension ist keine Lesjende mehr. Die Existenz desselben kann
nicht länger angezweifelt werden. Der Text ist von mir entdeckt 5
worden und erscheint im folgenden. Von der Zeit an, wo Scaliger
am Ende des 16. Jahrhunderts zum ersten Male mit den Samari-
tanern in Verbindung getreten war und von ihnen einige Hand-
schriften erhalten hatte, taucht die Nachricht von einem samarita-
nischen Buche Josua auf. Unter den Handschriften, die er seiner- 10
zeit erhalten hatte, war aller Wahrscheinlichkeit nach auch die
arabische Bearbeitung des Buches Josua, welche Juynboll 1848
herausofeweben hat. Scalic^er suchte nun den hebräischen Text auf-
zutreiben. In ihrer Antwort vom Jahre 1598 verweigei-n die
Samaritaner rundweg den Verkauf des Buches Josua an Nicht- 15
samaritaner. Seit jener Zeit hat das Suchen nach dem hebräischen
Texte des Buches Josua bei den Samaritanern aufgehört, ja man
ging soweit, die Existenz dieses Textes zu leugnen. Man deutete
an den Briefen der Samaritaner herum und erklärte ihre Hinweise
auf das Buch Josua so, daß sie damit nur die arabische Bearbeitung -jo
des Buches meinten. Diese Ansicht wurde noch mehr verstärkt
seit dem Erscheinen des arabischen Liber Josuae mit der scharf-
sinniofen und eintjehenden Untersuchuncr von Juvnboll, der auch
p. 1 ff", und p. 70 ff', die Geschichte dieses Buches eingehend erörtert.
Es wäre überflüssig, an dieser Stelle auf die Kontroverse über die 25
Existenz oder Nichtexistenz einer samaritanischen Rezension des
Buches Josua einzugehen. Es hätte nur noch ein psychologisches
Interesse; denn das Endresultat der Kontroverse war, daß sich die
Überzeugung festwurzelte, daß es entweder nie einen solchen Text
gegeben habe , oder wenn es je einen solchen gegeben hätte . er so
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXIl. 14
210 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
schon seit mindestens 1000 Jahren verloren gegangen sei. Jeden-
falls hätte es überhaupt keinen hebräischen gegeben , sondern nur
einen samaritanischen , trotz der entgegengesetzten Behauptung des
Verfassers des arabischen Liber Josuae (und vielleicht auch des
5 Abu'1-Fath), der ausdrücklich erklärterer hätte einen hebräischen
Text des Buches bearbeitet („ex Sermone hebraeo" lib. Jos. I.
Juynboll p. 130).
§ 2. Alle Forscher (Vilmar, Ivautzsch, Cowley und als letzter
Montgomery, ,The Samaritans" Philadelphia 1907 p. 301 ff.) sind
10 darin einiff daß es keinen hebräischen Text sähe , und ich muß
eingestehen, daß ich auch von demselben Wahne befangen war, bis
ein glücklicher Zufall mir den Text in die Hände spielte. Seit
mehreren Jahren in Verbindung mit den Samaritanern , die mich
in England zweimal besucht haben und die ich im April v. J. in
15 Schechem aufgesucht habe , bin ich allmählich in den Besitz von
mehr als 80 samaritanischen Handschriften gelangt. Manche dar-
unter sind sehr alt , während viele moderne Abschriften sind , die
auf meinen Wunsch ansrefertio^t wurden. Es gelang mir. den
Samaritanern, die sich in einer elenden Lage befinden, einige kleine
20 Dienste zu erweisen. Der Hohepriester , Jacob ben Aron , schrieb
daher für mich eine Thorarolle nach dem Muster der Alten in der
„Kinscha" und eine Chronik, die er mir bei meinem Aufenthalte
übergab. Da die Samaritaner wissen , daß ich mich speziell für
ihre Ausspi'ache des Hebräischen interessiere , so versehen die Ge-
25 schickteren unter ihnen , die für mich Abschriften verfertigen , hin
und wieder dieselben mit den bei ihnen üblichen, aber selten ver-
wendeten Vokal- und diakritischen Zeichen. Das hat auch der
Hohepriester in der Chronik getan. Unter anderen Handschriften
kaufte ich auch eine Abschrift vom Buche Josua, aber ich legte
30 kein besonderes Gewicht darauf, da ich glaubte, es sei eine Rück-
übersetzung des arabischen Textes oder es sei der arabische Text
in samaritanischen Buchstaben, — besonders da ich dort weder eine
Pergament- noch sonst sehr alte Handschriften dieses Buches sah.
Erst nachdem ich die Handschriften zu katalogisieren anfing , und
35 jede derselben genau durchlas, erkannte ich, daß es ein hebräischer
Text war und nicht ein arabischer mit samaritanischen Buchstaben,
und durch die Vergleichung mit dem arabischen stellte es sich
heraus , daß es nicht nur ein von diesem unabhängiger Text sei,
sondern daß ich tatsächlich den hebräischen Text in den Händen
40 hielt, den der Anonymus paraphrasiert hatte und der bisher als
nicht existierend bezeichnet wurde. Die Freude über diesen un-
erwarteten und hochbedeutsamen Fund wurde bedeutend vergrößert,
als ich fand, daß die Chronik des Hohenpriesters ebenfalls dasselbe
Buch Josua enthielt, wörtlich genau dem anderen Texte ent-
45 sprechend. Die Samaritaner fingen ihre nachbiblische Geschichte
an mit dem Einzüge der Israeliten in das Land Kenaan, kopierten
das ganze Buch Josua in der Form, in der es sich bei ihnen er-
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 211
halten hat und setzten dann ihre C4eschichte bis auf den Tao- des
Kompilators fort. So hat der Verfasser des Lib. Jos. ed. Juynboll
gehandelt , so Abu'1-Fath und so der gegenwärtige Hohepriester
Jakob. Zu unterscheiden von diesen Chroniken ist die chrono-
logisch - genealogische Liste , von den Saniaritanern El Schelschelat 5
(ribu:b\r) = Kette (irrtümlich von Neubauer ,E1 Tolidoth") genannt.
Die Chronik selbst heißt bei ihnen Sepher Hajamim oder Tolidoth.
IL Gestalt der Handschriften.
§ 3. Der erste Text, Text A, cod. Gaster Nr. 864, 4 » besteht
aus 42 Seiten, 23 X 18 cm, die Schrift 14 X 10 cm, je 28 Zeilen lo
pro Seite und alle von gleichmäßiger Länge (die nach samaritanischer
Schreibart auch künstlich hergestellt wird, wo wenige Worte auf
die Zeile zu stehen kommen) , sehr sorgfältig mit breiten Rändern
geschrieben, in samaritanischer Kursivschrift, von den Samaritanern
„halbe Buchstaben" {„esi Otiot^ m-^niN *2:nj genannt; der Text in i5
Abteilungen geteilt, auf die ich später zurückkomme und die den
biblischen ^essin"- "p^p entsprechen. Die Worte sind durch Punkte
voneinander getrennt und häufig so arrangiert, daß dieselben Worte,
wenn sie in den folgenden Zeilen sich wiederholen, oder auch nur
dieselben Buchstaben , wo ■ es nur möglich ist , stets untereinander 20
geschrieben werden ; ein Beweis, daß der Abschreiber sein Original
mit peinlicher Genauigkeit abschreibt. Diakritische Punkte und
Zeichen sind äusserst selten und die Interpunktion ist ganz archaisch.
Der Schluß des Verses wird selten durch den Doppelpunkt (:),
den ich im Druck besonders hervorgehoben habe, bezeichnet. Am 25
Schlüsse jedes Abschnittes stehen (- • : ). Der Abschreiber nennt
sich im Epilog Abischa, Sohn des Pinehas, Sohn des Jizhak, des
Priesters, des Leviten, Küsters der Synagoge in Schechem, und die
Handschrift hat er abgeschrieben im Jahre 1323 Hed. (1905).
Eine Seite, p. 37, ist von einem andern und zwar von Sadakah :jo
AI Musnyi, mit Uncialbuchstaben geschrieben und dieser hat einige-
mal das letzte Wort der Zeile abgekürzt. Trotz der großen Sorg-
falt, mit der die Handschrift geschrieben ist, ist sie doch nicht
frei von Fehlern. Li den meisten Fällen sind es Auslassungen
durch Homoioteleuton. Der Schreiber überspringt eine ganze Zeile, :!5
und wie sich nachher durch Vergleich mit der zweiten Handschrift
ergibt, schließen beide Zeilen mit demselben Worte, ein ent-
scheidender Beweis, daß er Zeile für Zeile die alte Handschrift
abschreibt. Sonst würde es nicht immer je eine ganze Zeile sein,
die er ausläßt. Und wo es in der Mitte geschieht, fehlt auch je 40
eine ganze Zeile, denn wie oben bemerkt versucht der Schreiber
dieselben Worte untereinander zu stellen, und das Auge gleitet
leicht von der oberen z\ir unteren Zeile ab.
§ 4. Der zweite Text, Text B, cod. Gaster Nr. 863. S». be-
steht aus 151 Seiten, 20 X 12 cm, die Schrift 12X7 cm, 20 Zeilen 4ü
212 Gaster, Das Buch Josua in liebräisch-samaritanischer Rezension.
pro Seite . äusserst zierlich gescbrieben , wie überhaupt die Schrift
dieses Hohenpriesters kalligraphisch ausserordentlich schön ist. Der
Text ist auch in Abteilungen geteilt, genau wie Text A, die Worte
durch Punkte getrennt. Der Schreiber versucht hier nicht, ähn-
5 liehe Worte wie in Text A untereinander zu setzen, dagegen ist die
Interpunktion viel ausführlicher und die diakritischen Zeichen sind
viel zahlreicher als im Text A. Doppelpunkt bezeichnet hier häufig
den Schluß des Verses im Unterschied von Text A.
§ 5. Trotz des kalligraphischen Aussehens und der äusseren
10 Sorgfalt leidet auch dieser Text an vielen Auslassungen, meist aus
demselben Grunde wie in Text A. Glücklicherweise ergänzen sich
die beiden Texte , indem die Auslassungen nicht dieselben sind,
ein Beweis, daß die jeweiligen Auslassungen nur den Kopisten zuzu-
schreiben sind, das Original also vollständig ist. In textlicher Be-
15 Ziehung unterscheidet sich Text B von Text A dadurch , daß er
alte grammatische Formen und hebräische Worte, besonders in Ge-
beten und in sonstigen Interpolationen, durch samaritanische Worte
und spätere Formen ersetzt. Über einen dritten Text C (C ') (cod.
Gaster 874), der mit A und B genau übereinstimmt, vom Hohenpriester
20 abgeschrieben und durchkorrigiert und mir inzwischen geschickt
woi'den ist , sowie seine weiteren Nachrichten in Bezug auf den
hebräischen Text des Buches Josua bei den Samaritanern, siehe Nachtrag.
III. Inhalt des Buches.
§ 6. cap. I. Moses stirbt im Jahre 2794 der Schöpfung am
25 1. des 12. Monats (1); Josua zum Heerführer ernannt (2 — 8);
Musterung des Volkes (8 — 14); die zweiundeinhalb Stämme ziehen
mit (14—21).
§ 7. cap. II. Kundschafter nach Jericho geschickt (1 — 3);
Rahab (3—22); Rückkehr der Kundschafter (22—24).
30 § 8. cap. III. Bundeslade zieht voran (1 — 7); Gesang der
Priester (7 — 25); die Wolke steigt auf (25 — 30); Überschreitung
des Jordans (30 — 35).
§ 9. cap. IV. Herausnehmen der Steine aus dem Jordan
(1 — 6); das Aufstellen von 12 Steinen im Jordan (6 — 8); Hinauf-
35 zug vom Jordan am 10. des 1. Monats (9).
§ 10. cap. V. Gesang des Josua und der Kinder Israels
(1—20): Aufstellung der 12 Steine in Gilgal (20—25).
§ 11. cap. VI. Das Heraufsteigen der Wolke war im 1. Monat,
des Jahres der Schemita und des Jobeis der Kinder Israel (2794)
40 (1 — 3); Aufhören des Manna (4 — 5); der Abgesandte Gottes er-
scheint dem Josua (6 — 10).
§ 12. cap. VII. Botschaft des Herrn; Befehl des Herrn an
Josua über die Einnahme Jerichos (1 — 6); Josua gibt den Befehl
Gottes den Priestern und dem Volke kund (t3 — 11); Umzug um
45 .lericho (11 — 20); Einnahme der Stadt (20 — 23); A'erbrennung der-
selben ; Errettung der Rahab (23 — 25); Fluch Josuas (26).
Gaster, Das Buch Josua in hebrälsch-samantanischer Rezension. 213
g 13. cap. Till. Josua schickt 3000 Mann gegen Ai, die
geschlagen ins Lager zurückkehren (1 — 5); Klage Josuas (5 — 10);
der Herr ex'scheint ihm und gibt ihm den Grund für die Ver-
sündigung Israels an (10 — 13); Josua versammelt das Volk (13);
der von Gott zum Feuertode Verdammte wird mit Hilfe der Ver- 5
dunkelung der Steine des Hohenpriesters in der Person des Ailan
erkannt (14 — 22): das gestohlene Götzenbild, im Zelte des Ailan
verborgen, wird gefunden (22 — 24); Vollstreckung des Urteils an
Ailan (25) ; der Ewige läßt ab von seinem Zorn (26).
§ 14. cap. IX. Der Herr erscheint Josua (1 — 3); Josua gibt lo
dem Volke den Befehl Gottes zur Einnahme von Ai (3 — 8); Ai
wird durch List genommen (8 — 11): Einnahme von Luzah (12 — 13);
Lagerung in Elon More (13); Errichtung des Altars auf Gerisim
(13 — 17); Eleasar schreibt das Gesetz auf die Steine (17 — 20);
Segen und Fluch auf Gerisim und Ebal (20 — 31); Begrabung der i5
Gebeine Josephs in Elon More (31, 32).
§ 15. cap. X. List der Gibeoniten (1 — 15); Josua schließt
mit ihnen einen Bund (15 — 17); die Kinder Israels kommen in
das Gebiet von Gibeon, erkennen die List und murren gegen Josua
(17- — 26); Josua verschont die Gibeoniten, indem er sie zu Holz- io
hauern und Wasserschöpfern macht (26, 27).
§ 16. cap. XL Die 5 Amoriterkönige bedrohen Gibeon (1 — 6);
Josua kommt den Bedrängten zu Hilfe und schlägt die 5 Köniofe
in die Flucht (6 — 16); die 5 Könige werden in einer Höhle bei
Makkedah gefunden und getötet (16 — 27); Eroberung der Städte 25
Makkedah, Libnah, Lachisch, Gezer, Eglon, Hebron, Debir und der
umliegenden Gebiete (2S — 42); Ende des Krieges im I.Monat des
2. Jahres; Entsündigiing in Gilgal und Rückkehr nach Bet El; Dar-
bringung des Passaopfers (12 — 46).
§ 17. cap. XII. Josua zieht gegen die Könige von Hazor so
und Madon und Achschaf und der umliegenden Gebiete , die mit
den Kenaanitern , Amoritern . Hithitern , Perisitern und Jebusitern
im Bunde waren, und schlägt sie in die Flucht (1 — 16); Einnahme
des ganzen Landes Gosen ; alle Städte mit Ausnahme von Gibeon
dui'ch Krieg genommen (16 — 21); Vernichtung der Enakiter (22, 23). 35
§ 18. cap. XIII. Erbauung der Wohnstätte für den Ewigen
auf dem Berge Gerisim; Josua richtet das Volk (1 — 11); Josua
versammelt das Volk und verteilt das Land Kenaan durch Los an
die Stämme; die Reubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse
erhalten das Land östlich vom Jordan angewiesen (12 — 37). 40
§ 19. cap. XIV. Verteilung des Landes Kanaan an die
9 ^j2 Stämme durch das Los ; der Stamm Levi erhält keinen Erb-
besitz, dagegen die Stämme der Söhne Josephs: Ephraim und der
halbe Stamm Manasse (1 — 6); das Los für den Stamm Juda (6 — 11);
Los für den Stamm Simeon (12 — 15); Los für die Stämme Benja- i.i-
min und Dan (15 — 20); Los für den Stamm Ephraim (20—25);
Los für den halben Stamm Manasse (25 — 29); Los für den Stamm
214 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritaniscJier Rezension.
Issachar (29 — 31); Los für den Stamm Sebulon (31 — 36); Los für
den Stamm Ascher (36—40); Los für den Stamm Naplitali (40 — 43);
Zuflucbtsstädte (43—46).
§ 20. cap. XV. Josua entläßt die Reubeniten, Gaditen und den
5 halben Stamm Manasse in ihre Gebiete jenseits des Jordans (1 — 5);
Josua und Eleasar segnen diese Stämme (6); Nobah , zum König
dieser Stämme ernannt (7), schlägt seinen Wohnsitz in Kenat auf (8).
§ 21. cap. XVI. König Schobach ruft die Könige von „Armenia'',
Sidon, Damesek zusammen in Kimon (1 — 5); sie schicken einen
10 Brief an Josua (5 — 6) ; Inhalt desselben ; Ankündigung des Krieges
(6-11).
§ 22. cap. XVII. Josua empfängt den Brief von dem Boten
am 6. Tage (welcher ein Freitag war) der 7. Woche von den
7 Wochen und erfährt den Inhalt ; der Bote ins Gefängnis genommen
15 (1 — 8); das Fest der Wochen wird gefeiert (S); am 2. Tage der
Woche nach dem Fest versammelt Josua die Ältesten des Volkes
und macht sie mit dem Inhalt des Schreibens bekannt (8 — 11);
die Ältesten sind für den Kampf; Josua schi-eibt ein Antwort-
schreiben an Schobach und liest dasselbe den Ältesten vor (11 — 15).
20 § 23. cap. XVIII. Inhalt des Antwortschreibens : I. Teil :
Josua l^eruft sich auf den Xamen des Ewigen und ofibt eine kurze
Geschichte des Volkes Israel (das ganze Kajjitel).
§ 24. cap. XIX. IL Teil des Schreibens: Josua gibt Scho-
bach kund, daß er seinen Angriff auf den Berg Gerisim innerhalb
25 von 30 Tagen nicht abwarten, sondern ihn innei"halb von 3 Tagen
in seinem eigenen Lager bekriegen wird (1 — 4); er und die Kinder
Israels seien des Sieges zuversichtlich, da sie auf den Ewigen, den
Gott der Götter, vertrauen (6 — 10).
§ 25. cap. XX. Die Kinder Israels beten zu Gott und preisen
so ihn (1 — 12); Rückkehr des Boten in das Lager des Schobach und
dessen Mitteilung über die trostlose Lage seines Volkes (12 — 17);
Bestürzung des Kriegsvolkes des Schobach über den Inhalt des
Briefes Josua (17 — 21); Schobach beruft alle Zauberer und seine
Muttei', die Zauberin. Diese sprechen ihm Mut zu (4 — 26).
35 § 26. cap. XXI. Josua zieht in den Kampf gen Elon Kimon
(1 — 4); die Männer Israels werden in Elon Kimon eingeschlossen;
Josua in großer Not; sein Gebet zum Herrn (4 — 12); Taube erscheint;
Josua schreibt an Nobah (13 — 15); Inhalt des Briefes: Bedrängte
Lage, sofortige Hilfe erbeten (15 — 18); Taube fliegt mit Brief zu
40 Nobah (18); Wehklagen des Xobah und seiner Leute; sie eilen
zum Entsätze Josuas herbei (IS — 26); Schobach geschlagen; Josua
befreit (26—30).
§ 27. cap. XXII. Josua versammelt das Volk am Berge
Gerisim vor seinem Tode (1 — 6); das Volk schwört ihm, nur dem
45 Ewigen zu dienen ; Josua schließt einen Bund mit dem Volke und
gibt ihm Satzung und Recht in Schechem (6 — 17); Josua schreibt
diesen Bund in ein Buch, das er den Leviten übergibt (17); Er-
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 215
riclitung des Altars am Berge Gerisim (18 — 22); Los für das
Königtum (22) ; Josua stirbt und wird am Berge Gerisim begraben
(22—24).
§ 28. cap. XXIII. Nethanel König; Eleasar beruft das Volk
vor seinem Tode zusammen (1 — 4); erneutes Bündnis mit dem Volke 5
(4 — 8); Pinehas Hohepriester (8 — 14); Pinebas erneuert den Bund.
Eleasar stirbt und wird gesfenüber dem beilicfen Bergre begraben
(14 — 17); Pinehas Verfasser des Kalenders (17 — 18).
§ 29. cap. XXIV. Abischa, der Sohn des Pinehas, schreibt
die Thorarolle, die sich bis auf diesen Tag in Schechem befindet, lo
im 13. Jahre der Niederlassung des Volkes. (Epilog I)
IV. Verhältnis zu den arabischen Versionen des
Buches Josua.
§ 30. Von den beiden arabischen Rezensionen erwähne ich
zunächst Abu'1-Fath, den ich in der für unseren Zweck srenücrenden 15
Ausgabe von R. Payne-Smith (Heidenheim, Vtljahrschrft II, 304 ff.)
benutze; und auch meinen Codex Nr. 824 dieser arab. Chronik.
Vilmar's Ausgabe stimmt mit diesen ganz überein. Abu'1-Fath
steht nun diesem Texte des Sam. Josua unzweifelhaft am nächsten.
Er verkürzt ihn sehr, soweit es sich um die Geschichte der Er- 20
oberung des Landes handelt (cap. I — XIII) ; cap. XIV fehlt ganz.
Dagegen ist die Episode von Schobach cap. XVI — XXI ganz be-
deutend vermehrt. In einem einzigen Punkte hat Abu'1-Fath mehr,
und zwar in cap. XI, wo auch er behauptet, daß Hagelsteine
vom Himmel fielen. Sonst aber stimmt er im Ganzen mit der 25
Erzählung des samaritanischen Textes überein.
§ 31. Ganz anders verhält sich der Kompilator des Chronikon,
der selbst eingesteht, daß er das Original ganz frei behandelt. Mit
O / DO
großem Scharfsinn hat Juynboll (p. 74) bemerkt, daß cap. XI — XXV
aus dem vermutlichen (griechisch-samaritanischen) Texte des Buches 30
Jos. genommen sind („et Capite ergo IX incipiens, Liber Samaritanus
Capite XXV absolvebatur"), die übrigen aber späteren Ursprungs
seien. Über den Umfang des Buches Josua hat er sich doch we-
täuscht, denn die Übereinstimmung im allgemeinen erstreckt sich
bis über cap. XXXVII des Chronikon. In Einzelheiten stimmt auch 35
er mit dem hebräisch- samaritanischen Text überein , aber er hat
seiner Phantasie freien Lauf gelassen und sowohl die Gebete , als
auch die Anreden und die Briefe etc. in schwülstiger Weise ver-
größert. Dagegen läßt auch er wie Abu'1-Fath das Kapitel über
die Verteilung des Landes unter die 9^o Stämme aus. Es hatte 40
offenbar für beide jede Bedeutung verloren. Beiden aber bat dieser
Text, wie er sich erhalten hat, vorgelegen, und beide haben ihn
als Quelle füi* ihre Chroniken benutzt.
216 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
V. Verhältnis zu den andern Rezensionen des Buches Josua.
1. Verhältnis zum hebräischen Mass.
§ 32. Aus der kurzen Übersicht des Inhaltes ersieht man,
daß der Sam. den geschichtlichen Verlauf des Einzuges und der
5 Eroberung des Landes genau so beschreibt wie der Mass. In der
detaillierten Beschreibung der einzelnen Ereignisse unterscheidet er
sich aber doch ganz bedeutend von Mass., a) indem er alle Wieder-
holungen oder was einer Wiederholung ähnlich sieht, vermeidet;
b) durch Auslassung aller Details, die als Tadel gegen die Vorfahren
10 gedeutet werden könnten, und auch der Wunder, die Josua zuge-
schrieben werden; c) durch Ein seh üb a) von Gebeten und Ge-
sängen, ß) von historischen Notizen, die den samaritanischen dogma-
tischen Gesichtspunkt zum Ausdruck bringen; d) durch Ersetzung
der ausführlichen Beschreibung der Verteilung des Landes unter
15 die 9^/2 Stämme durch ein knappes geographisches, wohlgeordnetes
Schema; e) durch Zusatz der Sage vom Kampfe Josuas mit Schobach.
g 33. Das folgende Schema zeigt dann genau, wie viel aus
dem Mass. im Sam. sich erhalten hat, wobei bemerkt werden muß,
daß die Übereinstimmung der beiden Texte in den meisten Fällen
20 fast wörtlich ist. Diese Übereinstimmung erstreckt sich auch auf
seltene Formen und Worte wie z. B. in 8 v. 23; 10 v. 4. 5;
11 vv. 19. 20 u. 21 usw.
In den Fällen, wo die Übereinstimmung nicht ganz genau ist,
wird das dadurch angegfeben, daß der Vers durch cf. bezeichnet wird.
25 § 34. Der massoretische Text, soweit er sich im samaritanischen
Text erhalten hat, der Reihenfolge nach :
Mass. cap. L 1, 2, 3, 4, 5, 7, 12, 13, 14, 15, 16, 17.
cap. IL 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10. 11, 12, 13, 14, 15, 16,
17, 18, 21. 22.
30 cap. IIL 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7b, 8, cf. 12, 13, 14, 15a, 16, 17.
cap. IV. 4, 5, 6, 7, 8, 9, 14, 18 a, 19 a, cf. 20.
cap. V. 1, cf. 9, cf. 10, cf. 11, 12, 13, 14, 15.
cap. VL 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 10, 11, 12, cf. 13, cf. 14, 15,
16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24 a, 26, 27.
35 cap. VIL 1, cf. 3, 4, cf. 4—5, 6, 7, 8, 9, 10, cf. 11, cf. 15,
cf. 16, cf. 17, cf. 19, cf. 20, 22, 23, 24, 25 b, 26.
cap. VIII. 1, 3 b, 4, 5, 7, cf. 30—35.
cap. IX. 1, cf. 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16,
17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27.
40 cap. X. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, cf. 15, 16, 17, 18,
19, 20, 21, 22, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35,
36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, cf. 43.
cap. XL 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11. 12, 13, 14, 15,
16, 17, 19, 20 21, 22, 23.
45 cap. XIIL 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19,
20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, cf. 29, cf. 30, 31, 32, 33.
cap. XIV. 1, 2, 3, 4, 5.
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 217
cap. XXII. 1, 2, 3, 4, 5, 6.
cap. XII. 1—8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19,
20, 21, 22, 23.
cap. XXIV. 1, 2 b, cf. 3 a, cf. 6 a, 13, 15, 16, 17—18, 22, 25,
26, 27, 29, 30, 33. 5
§ 35. Eins ch übe a) von Gebeten und Gesängen und agadischen
Ausschmückungen (Achan !) :
1. nach cap. III. Mass. v. 6 (Sani. cap. III, 7 — 25).
2. nach cap. IV. Mass. v. 19 (Sam. cap. V, 1 — 20).
3. nach cap. VII. Mass. cf. 1, 16, 17, 19, 20 (Sam. cap. VIII, lo
1, 13—21 inkl.);
ß) von historischen Notizen, die den samaritanisch- dogmatischen
Gesichtspunkt vertreten :
1. nach cap. I. Mass. v. 7 (Sam. cap. I, 8 — 14).
2. nach cap. III. Mass. v. 8 (Sam. cap. III, 27 — 30). i5
3. nach cap. V. Mass. cf. v. 9 (Sam. cap. IV, 1 — 2).
4. nach cap. VIII. Mass. v. 7 (Sam. cap. IX, 8 — 10).
5. nach cap. X. Mass. v. 43 (Sam. cap. XI, 44 — 46).
6. nach cap. XV. Mass. v. 23 (Sam. cap. XIII, 1—11).
7. nach cap. XXII. Mass. v. 6 (Sam. cap. XV, 7 — 9). 20
8. nach cap. XXIV. Mass. v. 27 (Sam. cap. XXII, 20—23).
9. nach cap. XXIV. Mass. v. 30 (Sam. cap. XXIII, 1—16).
10. nach cap. XXIV. Mass. v. 33 (Sam. cap. XXIII, 17 und
ganz cap. XXIV.).
§ 36. Ersetzung der ausführlichen Beschreibung der Ver- 25
teilung des Landes Mass. cap. XIV. — ca^o. XIX. inkl. und cap. XXI.
durch Sam. cap. XIV.
Einfügung der Schobachsage Sam. cap. XVI — XXI inkl.
§ 37. Wenn nun diese beiden Rezensionen miteinander ver-
glichen werden im Lichte dieses Schemas mit Ausschluß der Inter- 30
polationen , so erscheint der Sam. , als ob er dem Mass. gegenüber
eine in sich abgeschlossene Darstellung der Ereignisse unter Josua
enthält. Der Sam. hat aber denselben Text, den der Mass. seiner
Darstellung zugrunde gelegt hat, und die Frage, ob beide auf eine
gemeinsame Quelle zurückgehen, oder ob Sam. von Mass. direkt ab- S5
hüngig ist, wird weiterhin ausführlicher behandelt werden.
§ 38. Es wird daher am passendsten sein, zuerst festzustellen,
soweit es unter den gegebenen Umständen möglich ist, in welchem
Verhältnis der Sam. zu den LXX steht, und dann den Spuren
desselben , besonders aber der Zusätze und Änderungen in der 40
hellenistischen und rabbinischen Literatur nachzugehen. Vielleicht
dürfte sich dann ein positives Resultat für das Alter des Sam.
ergeben.
2. Verhältnis zu den LXX.
§ 39. In Anbetracht der Tatsache, daß der samaritanische 15
Pentateuch soviele Berührungspunkte mit den LXX zeigt, worüber
218 Gaster, Das Buch Josua in hebräiscli-samaritanischer Rezension.
bis heute trotz des Scharfsinnes sovieler Gelehrten keine befriedigende
Antwort gegeben worden ist, ist die Frage des Verhältnisses des
Josua Sam. zu Josua LXX von wichtigem Belang, besonders, wenn es
sich herausstellen sollte, daß der Josua Saiu. auf hohes Alter Anspruch
5 erheben darf. Das Resultat des Vergleiches, den ich nicht bis ins
kleinste Detail durchgeführt habe, ist, daß der Sam. in allen entschei-
denden Punkten mit dem Mass. gegen die LXX stimmt. Besonders
hervorzuheben ist, daß, während die LXX die Erbauung des Altars
und die Segenssprüche ei-st nach Mass. IX, 1, 2 bringen und diese
10 beiden Verse auf Mass. VIII, 29 folgen lassen, der Sam. im Einklänge
mit dem Mass. dieses Ereignis unmittelbar nach der Besiegung von
Ai geschehen läßt und die beiden Verse Mass IX, 1, 2 nach Schluß
des cap. VIII Mass. hat. Die geringfügigen Varianten habe ich
mich besfnüsrt mit den Verweisungen bei Kittel in dessen Bibel-
15 ausgäbe zu vergleichen und von der großen Anzahl, die er angibt, ist
fast keine wichtige Variante, wo Sam. mit LXX gegen Mass. geht.
Sogar in dem Falle wie cap. VI. Mass. v. 24 a und 26. wo die LXX
diese Stellen auslassen, stimmt Sam. mit Mass. überein.
§ 40. Die acht Stellen, die Juynboll (p. 73) gefunden haben will, die
20 ein Zusammencrehen des Sam. mit LXX cregen Mass. beweisen sollen,
zerfallen in nichts, indem die Stellen Mass. Jos. V, 1. V, 4. VIII, 2Sb
überhaupt im Samaritanischen nicht vorkommen und auf Rechnung
des arabischen Kompilators zu setzen sind, der noch andere Quellen
benutzt hat (Abu Said etc.), um die Geschichte Josuas auszu-
25 schmücken, während Jos. Mass. IV, 9, V, 10, IX, 5. VI, 3 — 5 der
Sam. mit dem Mass. gegen die LXX stimmt. Bei der einen Stelle
VI, 3 Mass. sagt auch Juynboll nichts positives darüber.
3. Das Verhältnis des Samaritaners zum massoretischen
Text vom paläographischen Gesichtspunkt.
30 § 41. Ich habe schon oben § o hingewiesen, daß der samaritanische
Text in kleinere Abteilungen abg-eteilt ist. Meine Untersuchunsfeu
über diese Abteilungen im Pentateuch und ihr Verhältnis zu dem
massoretischen Petuchot und Setumot — worüber ein anderes Mal
ausführlicher — haben mich zu der Überzeusfuncr geführt, daß sich
35 darin die älteste Form der Abteilungen des Bibeltextes in kleinere
Perikopen erhalten hat und daß diese Abteilungen auch eine kritische
Bedeutung für die Geschichte des Textes haben. Für den Pentateuch
hat die Massora mit einiger Sicherheit diese Abteilungen festgestellt;
für die anderen Bücher der Bibel ist die Tradition schwankend.
40 Es findet sich, soviel ich weiß, nirgends eine genaue Zusammen-
stellung dieser Lektionen (Petuchot und Setumot).
§ 42. Es wird daher von nicht geringem Interesse sein, die
Lektionen der beiden Rezensionen miteinander zu vergleichen. Es
ergibt sich daraus das äußerst überraschende Resultat, daß von
a:, 37 Lektionen des Textes, der beiden gemeinsam ist, 30 genau über-
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritaniscTier Rezension. 219
einstimmen und nur 3 nicht übereinstimmen; während in 4 weiteren
Stellen durch Textverschiedenheit der Vergleich zweifelhaft ist. Ich
lasse hier die genaue Liste in parallelen Kolumnen folgen, wobei
ich diejenigen massoretischen Lektionen , die mit dem Samaritaner
nicht übereinstimmen, in Klammern setze :
Sam.
Mass.
Sam.
Mass.
1,1
1,1
XI, 38
X. 38
11,1
IL 1
XI, 40
(Xi 40) (nicht)
III, 1
III, 1
XII, 1
XI, 1
III, 25
III, 7 L Seder
XII, 6
XI, 6
III, 30
cf. III, 12
XII, 10
XI, 10
IV, 1
IV, 4
XII, 16
(XI, 16) (nicht)
V, 19
IV, 14
XIII, 1.4.9 cf.(XXni, 7)
VI, 7
V, 13
XIII, 12
xxm, 15
VII. 1
VI, 2
XIII, 28
XIII, 24
[VIII, 1]
cf. VII. 1
XIII, 33
XIII. 29
IX, 9
VIII, 1
XIV, 1
XIV, 1
IX, 20
cf. VIII, 32?
XIV, 6, 11
(IX, 30
cf. XXIV, 32)
XIV, 12,
15
X, 1
IX, 1
XIV, 20,
25
XI, 1
X, 1
XIV, 29,
32
XI, 24
(X, 24) (ni
cht)
XIV, 36,
40
XI, 28
X, 28
XIV, 43
cf. (XX, 8) (nicht)
XI, 29
X, 29
XV, 1
XXU, 1
XI, 31
X, 31
XXII, 1
XXIII, 1
XI, 33
X, 33
XXII, 6
cf.
(XXIV, 2 b)
XI, 36
X, 36
XXII, 23
XXIV, 29
§ 43.
Hierzu ist noch
zu
bemerken, daß.
wie sich aus Sam.
10
15
20
25
III, 30 ergibt, eine Lektion in Mass. bei III, 12 begonnen haben
muß und nicht bei III, 9, wie jetzt in Mass. 30
Ad V, 19 ist zu bemerken, daß im mass. Texte diese Lektion
aus nur einem Verse besteht, im sam. Texte dagegen schließt V, 1
unmittelbar an Mass. IV, 14 an und Mass. V, 2 — 8 sind ganz aus-
gelassen.
Ad Sam. VII, 1, welchem Mass. VI, 2 entspricht, ist zu be- 35
merken, daß, trotzdem der mass. Text v. 1 hat, der im sam. Texte
fehlt, der mass. Text nichtsdestoweniger in Übereinstimmung mit
dem Sam. die Lektion mit v. 2 beginnt.
Sehr überraschend ist die Übereinstimmung in Sam. XI, 28 — 36
= Mass. X, 28 — 36, wo in beiden Texten je eine Lektion aus einem 40
Verse besteht. Die Schwankung in Sam. XXII, 6 erklärt sich da-
durch, daß Mass. XXII, 6— XXIV, 14 tatsächlich fehlen und daß
Sam. XXII, 6 ungefähr Mass. XXIV, 2 entsprechen würde.
^ 44. Die talmudische Tradition kennt bestimmte Vorschriften,
nach welchen die Kollen des Pentateuchs geschrieben werden müssen, «5
und besondere für die poetischen Stellen, namentlich für die beiden
220 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
Gesänge Moses und das Lied der Deborah. Ahnlich diesen letzteren,
aber doch verschieden heißt es dann Jer. Megilla III, 58 fol. 74b
unten (vgl. Mass. Sofer. XIII, 2 ed. Müller, p. 174): „die Listen der
10 Söhne Hamans und der Könige von Kanaan (Jos. XII, 9 ff.)
5 werden geschrieben Balken auf Balken und weiß über weiß" (ni'^v'
wo ich nicht, wie bisher alle inkl. Levy, „Talmud. Wörterb." (s. v.
rr^lN), das Wort nrnb mit Ziegel, was keinen Sinn gibt, sondern
mit „weiß" oder „blank" übersetze, d. h. die Namen werden unter-
10 einander geschrieben in 2 Kolumnen , durch einen weißen Eaum
getrennt. Cxenau dieser Vorschrift entsprechend sind auch die Listen
der Könige hier im Sam. cap. XVI, 10 ff. = Mass. cap. XII ff. in
beiden Hss. in je 2 Kolumnen geschrieben (s. Faksimile Tafel I).
§ 45. In bezug auf die Versabteilung läßt es sich schwer fest-
15 stellen, ob der Hohepriester einer alten Tradition folgt in seiner Ab-
teilung der Verse und in seiner Hinzufügung des diakritischen Zeichens,
welches dem Erkenn (Gaster, in Xöldeke , Festschrift p. 516 '517)
entspricht und von ihm im Reste der Handschrift nicht mehr ver-
wendet wird. Frei erfunden ist bei den Samaritanern nichts ; sie
20 erlauben sich auch keine Willkür in der Abschrift der alten Texte.
Nur wird die Frage dadurch einigermaßen kompliziert, daß cod. A
den Akzent Erkenn, soweit ich sehe, nirgends benützt und den
Doppelpunkt {Afsak) sehr wenig anwendet und auch dann selten
an das Ende des Verses setzt. Dieses entspricht zwar einer alten
25 Tradition und verdiente eingehender behandelt zu werden. Der
Vergleich mit dem mass. Texte wird aber beweisen, daß sich auch
hier eine gewisse Ähnlichkeit in der diakritischen Teilung der Verse
herausstellen wird. Es soll dadurch nur das eine erschlossen werden,
daß sowohl Sam. als auch Mass. einer gemeinsamen Tradition folgen,
30 wenn auch die Zeichensetzung als solche einer späteren Zeit an-
gehört. Es handelt sich hier nur um die Feststellung eines Pissxik
Ta'amim (3"^"?:?^ piDs), einer logischen Satzteilung, welche nachher
durch Akzente versinnbildlicht wird; denn die Interpunktion ist ja.
auch zugleich die erste Interpretation des Textes.
35 Das genügt momentan für den Vergleich zwischen Mass. und
Sam., soweit es sich um Inhalt und äußere Form handelt.
VI. Das samaritanisehe Buch Josua und Josephus
(Antiqu. V, 1—29 §§ 1—119).
§ 46. Ein Blick auf Josephus zeigt uns, daß er einen Text
40 des Buches Josua vor sich gehabt, der mindestens soviel mit der
samaritanischen Rezension als mit der massoretischen überein-
stimmt und sogar überwiegend mit der samaritanischen. Er muß
einen Text vor sich gehabt haben, der der judäischen Tradition
entsprach, aber viel kürzer gehalten war als der vorhandene Mass. —
45 der zwar nichts enthielt, was samaritanisehe Tendenzen fördern würde,
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 221
der aber in der geographischen Verteilung des Landes sich absolut
mit der samaritanischen Rezension deckt und sich dadui'ch wesent-
lich unterscheidet von der ausführlichen massoretischen Rezension.
In Anordnung und in Umfang läuft Josej^hus parallel mit dem
Samaritaner und ist im Verhältnis dazu sogar etwas knapper. Ein 5
kleiner Abschnitt V, 1, 22 (§§ 80 — 87) genügt für die Beschreibung
der Verteilung genau wie ein Kapitel im Sam. (cap. XIV), während
Mass. viele Kapitel dazu benutzt (XIV, 6 — XXI inkl.).
§ 47. Die Ordnung, in welcher die Stämme aufeinanderfolgen,
ist systematisch. Sie beginnt mit dem Erbbesitz der Stämme im 10
Süden und steigt hinauf nach dem Norden und zwar in dieser
Reihenfolge: Juda, Simeon, Benjamin, Dan (nur Sam. hier; über
die Stellung von Dan bei Josephus s. unten), Ephraim, Manasse,
Issachar, Zebuion, Ascher, Xaphtali. Soweit die Übereinstimmung
zwischen beiden. Im Mass. ist die Ordnung wie folgt: Juda, 15
Ephraim, Manasse, darauf nach der Rückkehr der Männer, die aus-
geschickt waren, das Land auszumessen, Benjamin, Simeon, Zebuion,
Issachar, Ascher, Naphtali und zuletzt Dan. Josephus hat nun Dan
an letzter Stelle und zwar aus dem einfachen Grunde, weil Dan
in späterer Zeit aus seinem ursprünglichen Erbbesitz zwischen 20
Juda und Ephraim hinausgestossen wurde und seinen Wohnsitz im
äußersten Noi'den Palästinas einnahm. Doch geschah dieses nicht
zu Lebzeiten Josuas und so erklärt sich, aus welchem Grunde Dan
im Buche Jos. Sam. in seinem ursprünglichen Erbbesitz erklärt wird.
§ 48. Josephus berührt sich auch darin mit dem Sana., daß 25
er alle Wiederholungen vermeidet und fast in derselben Weise den
Verlauf der Ereignisse erzählt, wie sie im Sam. vorkommen. Es
seien hier noch einige Einzelheiten erwähnt, wo Josephus den
Gebrauch einer Rezension, die dem Sam. sehr nahe stand, verrät.
So erzählt Josephus, § 5 = Sam. II, 1, 2, daß die Kundschafter so
Josua Bericht über die allgemeine Lage der Kanaaniter (in Jericho)
bringen sollten. Ferner Josephus § 15 = Sam. II, 26 erzählt Josua
dem Hohenprieser Eleasar und den Ältesten von dem Eid (Bericht)
der Kundschafter, wovon nichts im Mass. Ferner erzählt Josephus
§ 43 = Sam. VIII, 13, daß Josua den Hohenpriester Eleasar und 3i>
die Obersten des Volkes beruft, um vor ihnen das Los zu werfen,
wovon nichts im Mass. Ferner erzählt Josephus § 48 nichts von
dem Schicksale des Königs von Ai, welcher nach Mass. VIII, 29
aufgehäugt wird etc., davon auch nichts der Sam.
§ 49. Auch in den Fällen, wo der Samaritaner Details aus- -lo
läßt, wovon noch später die Rede sein wird, stimmt Josephus mit
ihm überein, so z. B. Mass. V, 2 — 8, bei der ganzen Geschichte der
Beschneidung bei Gilgal, wie er überhaupt über Gilgal in ziemlich
arger Konfusion ist. Er weiß mit Gilgal nichts rechtes anzufangen
und erwähnt Gilgal erst nach der Geschichte mit Ai. Er denkt i.')
also an ein Gilgal. das in der Nähe von Ai gelegen ist. also an das
Gilgal bei Schechem und nicht an das, das in der Nähe des Jordan
222 Gaster, Das Buch Josuu in liebräiseh-samaritanischer Rezension.
gelegen war. In derselben Weise gleitet Josepbus hinweg in der
Abschiedsrede des Josua (Josepbus §§ 115, 11(J) über das Heidentum
der Vorfahren. Er unterdrückt mit Absicht jede Andeutung, daß
die Vorfahi'en fremden Göttern gedient hätten. Genau dasselbe tut
5 der Samaritaner an derselben Stelle.
§ 50. Dagegen unterscheidet sich Josepbus vom Samaritanei'
und stimmt mit dem Massoreten überein in der Beschreibung des
Altars, den die 2^/., Stämme aufgebaut hatten (Joseph. §§ 100 — Hl),
aber er schmückt dieses Ereignis in romanhafter Weise aus. Es
10 scheinen um jene Zeit also schon Legenden sich um die spätere
Geschichte der 2^/2 Stämme jenseits des Jordan und über die
ersten Richter gebildet zu haben, wie die Geschichte von Keniazus
Josepbus Ant. V, 3 beweist, woi'über später ausführlicher. Josepbus
§ 61 erzählt auch das Wunder von der Verlängerung des Tages =
15 Mass. X, 13, 14, aber sonderbarerweise beruft er sich zum Beweis für
die Wahrhaftigkeit dieser Erzählung auf „die Bücher, die im Tempel
bewahrt werden*. Dieses Wunder fehlt dem Samaritaner vollständig.
§ 51. Schließlich sei noch bemerkt, daß Josepbus in einem
Punkte von beiden Rezensionen abweicht, nämlich in § 68 läßt
20 Josepbus erst im 5. Jahre nach dem Einzüge, wo das Land schon
vollständig erobert war, in Schechem den Altar aufbauen und die
Priester und die Hälfte der 12 Stämme stehen auf dem Berge
Ebal, wo der Altar aufgebaut worden, und die anderen 6 Stämme
auf dem Berge Gerisim. Diese Darstellung widerspricht in jedem
25 Punkte der ausführlichen Darstellung dieses Ereignisses Sam. cap.
IX, 14 if. und enthält eine Pointe gegen die samaritanischen An-
sprüche. Nach Mass. VIII, 38 stand die Lade in der Mitte, unten,
wie es auch der Talmud erklärt, und je 6 Stämme standen auf Ebal
und Gerisim. Josepbus hat also einen Text vor sich gehabt, der im
30 wesentlichen mit dem samaritanischen übereinstimmte und der auch
eine ähnliche Tendenz verriet, üncrebührliches über die Vercrangenheit
abzuschwächen, und der auch nicht frei von Legenden war. Denn
da der Samaritaner mit Josepbus in diesem letzteren Punkte
übereinstimmt, so ist nicht anzunehmen, daß beide unabhängig
35 in derselben Weise mit demselben Texte verfuhren. Von beiden
muß der Samai-itaner älter als Josepbus sein. Die samaritanische
Darstellung ist voller und läßt sich von Josepbus nicht herleiten,
noch ist daran zu denken, daß ein griechischer Text dem samaritanischen
zugrunde liegen könnte. Die genaue sprachliche tibereinstiramung
40 mit dem massoretischen schließt diese Möglichkeit absolut aus.
Ein solcher Te.xt, wie der, den Josephus benutzt hat, ist also von
den Samaritanern übernommen und in ihrer Weise überarbeitet
worden. Sie folgen darin denselben Prinzipien, die sie bei der
Übernahme des Pentateuchs verfolgt haben, aber mit etwas größerer
•15 Freiheit. — Ich gehe nun zu den Interpolationen und Zusätzen und
dogmatisch -tendenziösen Änderungen über.
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 223
VII. Einsehübe und Zusätze, ihr Alter und Verhältnis zur
hellenistischen und rabbinischen Literatur.
§ 52. Nach der oben § 5 gegebenen Einteilung zerfallen die
Einschübe und Zusätze in 3 Gruppen :
A. Erweiterungen des Textes und ümdeutungen des- 5
selben vom Gesichts i3 unkte der samaritanischen
D 0 g m a t i k und Polemik.
Man könnte hier alles das wiederholen , was Gesenius , De
Pentateuchi Samaritani origine , Halle 1825 unter §§ 9 — 16 aus-
führlich erörtert hat , wo er die Andei'ungen im samaritanischen lo
Texte in ihrem Verhältnis zum massoretischen in 8 Gruppen
behandelt hat. Das samaritanische Buch Josua bietet Beispiele für
jede dieser Gruppen , natürlich in verhältnismäßig beschränkterem
Maße. Ich muß es mir versagen hier Beispiele dafür anzuführen,
da eine eingehendere Untersuchung einer anderen Zeit vorbehalten 15
werden muß , besonders da ich nur solche Stellen angeben will,
wo der Samaritaner einen oder mehrere Verse in den Text
einschiebt. Ich lasse hier nun die Liste der Verse aus dem Penta-
teuch folgen , die der Samaritaner entweder wörtlich sanz über-
nommen oder für seine Zwecke benutzt hat. 20
§ 53. Zitate und Anklänge aus dem Pentateuch:
Genesis: 47, 29 (= Sam. XXIII, 3)
49, 26 (= Sam. XIII, 2)
Exodus: 15, 3 (= Sam. VII, 16)
32, 12 (= Sam. XXI, 7) 25
32, 13 (= Sam. XXI, 10)
35, 11—16 (= Sam. XIII, 10)
Leviticus: 9, 24 (= Sam. IX, 16)
9, 23. 24 (= Sam. IX, 27. 28)
Numeri: 32,42 (= Sam. XV, 9) so
Deutoronom.: 3, 24 (= Sam. XXI, 8)
4, 6 (= Sam. XXIII, 6 b)
4, 28 (= Sam. XIX, 8)
4, 34 (= Sara. XXII)
11, 16 (= Sam. XXIII, 5 a) 35
11, 29 (= Sam. XXIV, 6)
12,11 (= Sam. XIII, 9)
27, 4 (= Sam. IX, 18)
27, 8 (= Sam. IX, 17)
27, 11 (= Sam. IX, 18) 40
27, 12 (= Sam. IX, 23)
27, 13 (= Sam. IX, 22)
27, 34 (= Sam. IX, 21)
cf. 32, 27. 26 (= Sam. XVIII, 14. 15)
, 34, 8 (= Sam. XXII, 24) 45
224 Gaster, Das Buch Josua in hebräiscli-samaritanischer Rezension.
§ 54. Von diesen Stellen dienen einige dazu, die Erzählungen
auszuschmücken. Andere dagegen werden für docrmatische Zwecke
umgewertet, so besonders die Stelle Deut. XI, 29 if., die von ent-
scheidender Bedeutung für die Ansprüche der Samaritaner ist, die
5 sie in bezug auf die Heiligkeit des Berges Gerisim erheben. Im
Buche Josua wird eben dieses Gebot ausgeführt und das Heiligtum
in Schechem durch Josua und Eleasar, den Hohenpriester, errichtet.
Alles spitzt sich auf diesen Punkt zu, und diesem Bestreben werden
auch alle andere Interessen untex'geordnet. Außer den biblischen
10 Stellen enthält das Buch Josua auch Interpolationen , die einen
docfmatischen Charakter trafen, und zwar
§ 55. a) Heiligung des Berges Gerisim. Bei jeder
Gelegenheit wird der Berg Gerisim hervorgehoben , dort wird der
Altar gebaut , dann ein Tempel errichtet , von da aus werden die
15 Segensprüche erteilt, da ist die erwählte Stätte Bet El und der
Berg Gerisim ist der astronomische Punkt, von dem aus der Kalender
berechnet und festgestellt wird. Die meisten der Einschübe ver-
folgen den Zweck, sowohl durch Schriftbeweis als auch durch die
historischen Ereignisse , die sich dort zuofetracfen haben sollen, die
20 Heiligung des Berges Gerisim in das Zeitalter Josuas zu versetzen
und dadurch den Anspruch der Samaritaner zu bekräftigen , die
wahren Vertreter der unverfälschten Lehre und die Besitzer des
von Mose vorgeschriebenen Heiligtums zu sein.
Denselben Zweck verfolgt auch die Beschreibung der Etappen,
25 die die Israeliten zurückgelegt hatten , vom Einzüge bis sie nach
Schechem gelangten : Jericho , Gilgal nur nebensächlich erwähnt,
Ai (in der Nähe von Bet El, das mit Elon More und Schechem
identifiziert wird) und Lusa (dicht bei Schechem). Ausdrücklich sei
bemerkt, daß Lusa im Massoreticus fehlt. —
30 § 56. b) Chronologisches. Hier berühren wir einen
der Punkte, in denen auch die jüdischen Sekten scharf auseinander-
gehen und sich auf das Heftigste bekämpfen. Einer der Haupt -
unterschiede zwischen Pharisäern und Sadducäern ist die Interpretation
der Stelle rn^urt r-irT?272. Die Sadducäer verstanden nämlich unter
35 Sabbat nicht den 1. Festtag des Passahfestes (Lev. XXIII, llj,
sondern den Wochensabbat, und demgemäß war der 1. Tag des
Wochen festes der Sonntag nach Schluß der 7 Wochen (vgl.
E. Schürer, Geschichte des jüd. Volkes II-, p. 344). Genau so
ist auch die Auffassung der Samaritaner und wir finden daher
40 Sam. XVIT, 5 : der 6. Tag der 7. Woche ist Freitag ; Sabbat schließt
die 7. Woche und das Wochenfest wird am Sonntag gefeiert. Die
Samaritaner unterscheiden zwischen dem Passahlamm und dem
Gebote , das ungesäuerte Brot zu essen , und l)ehaupten , daß das
Passahlamm nicht am Abend (n"irn), sondern in der Dämmerung
45 (2"'n"i"*n yn) zu essen sei, und so wird auch der Vorgang er-
zählt Sam. VI, 3 — 6 gegen Mass. V, 10 — 12, und aus gleichem
Grunde wird auch hier wie in dem ersten Falle der Wochen-
Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension. 225
Zählung das Wort n-in?273 hier in beiden Versen Mass. V, 11. 12
ausgelassen.
§ 57. Nach samaritanischer Chronologie stirbt Moses (Sam. I, 1)
am 1. des 12. Monats (für den sie noch keine Benennung haben)
des Jahres 2794 der Schöpfung (aera creat.), und der erste Monat 5
des folgenden Jahres wird als der Anfang des 1. Jahres des
7 jährigen Zyklus (Schemita) und auch des Jubeljahres bezeichnet.
Dieses Datum wird mit derselben Genauigkeit im Josua Lib. cap. XY.
p. 147 und von Abu'1-Fath in seiner Chronik angegeben. Es wird
sich nachher zeigen, daß darin ein bewußter Widerspruch zur lo
rabbinischen Tradition liegt.
Die Abfassung des Kalenders selbst wird gegen Schluß, Sam.
XXIII, 17, dem Pinehas zugeschrieben, der ihn damals für alle
Zeiten festgestellt haben soll , im Widerspruch natürlich zur
rabbinischen Tradition , die bis zur talmudischen Periode keinen i5
festen Kalender kannte.
§ 58. c) Abischa's Rolle. In diesem Buche ist die Quelle
zu suchen für die Behauptung der Samaritaner, dass sie im Besitze
einer Thorarolle seien, die im 13. Jahre nach dem Einzusfe in
Kanaan von Abischa, dem Sohne des Pinehas, geschrieben worden 20
sei (Sam. XXIV, 6). Es ist oben bemerkt worden , daß nach der
Angabe des Jos. Sam. diese Eintragung innerhalb des Pentateuchtextes
gerade an der Stelle in Deut. XI, 29 Mass. beginnt, welche hier in
Josua wiederholt wird, ihrer großen dogmatischen Bedeutung wegen.
Es ist die strittige Stelle über den Berg Gerisim. 25
§ 59. d) Königtum. Schließlich Sam. XXII, 22 fällt das
Los des Königtums auf die Kinder Israels d. h. die Samaritaner.
Soweit die Zusätze.
B. Auslassungen.
§ 60. Aber der Samaritaner läßt auch manches aus, wie ich 30
glaube , aus denselben apologetischen Gründen , die die jüdischen
Hellenisten in ihrer Darstellung der jüdischen Vergangenheit be-
einflussen und die auch bei Josephus so stark hervortreten, nämlich,
nichts zu erwähnen, was als Unglimpf gegen die Vorfahren gedeutet
werden könnte. So läßt denn Sam. in Übereinstimmunof mit 35
Josephus den ganzen Bericht von der Beschneidung bei Gilgal fort
(Mass. V, 2 — 8), ferner läßt er in der Ansprache Josuas (Sam.
cap. XXII, 10. 11) jede Anspielung an den Götzendienst der Vor-
fahren aus (Mass. XXIV, 2. 14). Ferner läßt er aus die ganze
Geschichte des Altarbaues der 2^/., zurückkehrenden Stämme, 40
der fast zum Bruderkriege geführt hat (Mass. XXII), und die auch
Josephus mit romanhaften Erweiterungen hat (s. 0.) Auch hier
wollte der Samaritaner auf die 2^» Stämme nichts kommen lassen,
und er hat im Gegenteil statt dessen eine verherrlichende Sage
über diese Stämme (Schobachsage) aufgenommen. Endlich fehlt im i.->
Samaritanischen jeder Hinweis auf das Wunder des Stillstehens von
Sonne und Mond und der Hinweis auf das Buch Jaschar (Mass.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. I5
226 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
X, 12b — 14). Hier liegt der Grund vollständig klar, weil in die
Worte X, 14 Mass., „daß es keinen vorher oder nachher gegeben
hat, auf dessen Stimme Gott gehört hätte, wie auf seine (Josuas)",
eine Beeinträchtigung der Größe Moses hineingedeutet werden
5 konnte. Dieses sind so ziemlich alle Änderungen , Zusätze und
Auslassungen des Buches Josua, die ihre Erklärung in dem dogma-
tischen Standpunkte der Samaritaner finden.
§ 61. Ehe ich an die Skizzierung der weiteren Elemente
herantrete , die diesem Sam. Jos. eigen sind , will ich versuchen,
10 den Spuren dieser Zusätze in der jüdischen Literatur nachzugehen
und so vielleicht einige Daten zu gewinnen, für die Zeit der Ent-
stehung dieser Rezension. Nicht alle diese Zusätze und Auslassungen
gehören derselben Periode an. Die polemische Tendenz muß nicht
als synchronistisch aufgefaßt werden mit der apologetischen. Die
15 letztere ist nicht spezifisch samai'itanisch , wie die Hellenisten und
Josephus es bezeugen. Jene können recht wohl einer späteren Zeit
gehören und können ebensogut dem judäischen Originale angehört
haben, das die Samaritaner in dieser Form übernommen haben, und
das wird auch das Wahrscheinlichere sein, denn sonst wäre die Über-
20 einstimmung zwischen Samaritaner und Josephus undenkbar. Die
polemischen Stellen können aber als gleichzeitig betrachtet werden
mit den ähnlichen Anderuncren, die die Samaritaner mit dem Penta-
teuch voi'genommen haben.
§ 62. In einem Punkte hilft uns die hellenistische Literatur
25 die Zeit etwas genauer bestimmen. Der anonyme Samaritaner,
den wir auch weitei'hin bei der Schobachsasfe benutzen werden,
(Pseudo-Eupolemos) Eus. pr. ev. IX, 17. 419 e, Freudenthal, „Hellen.
Studien" p. 224, spricht vom Berge Gerisim als dem „heiligen" und
fügt hinzu , das Wort bedeutet „der Berg des Allerhöchsten" : . . .
30 „Addit insuper eum in sacro urbis Argarize, hoc est Altissimi Monte
susceptum hospitio, dona simul a Melchisedeco Dei Sacerdote",
„i,£VL6&fivai re avxbv vno nöleag UQOv^AQyaQi^Lv, o eivat i.i£&eQ^ir^-
vevofisvov oQog vrjjiörov'^, genau so Sam. XXII, 16 — 18, XXIII, 3 und
XXIII, 16. Also schon im 2. Jahi-hundert, dem dieser anon3^me samarita-
35 nische Schriftsteller angehört, ist dieser Sprachgebrauch vollkommen
üblich und der griechisch schreibende Samaritaner gebraucht den
Ausdruck genau so, wie er in dem Buche Josua vorkommt.
VIII. Parallelen in der jüdischen Literatur.
§ 63. Wir gehen nun zur jüdischen Literatur über und wollen
40 untersuchen , ob sich vielleicht dort Spuren für die Bekanntschaft
mit diesem Texte werden nachweisen lassen. Es findet sich nun
in der Mischna Sotah VIII eine ausführliche Darstellung des Vor-
ganges, wie der Segen und der Fluch auf dem Berge Gerisim
ausgesprochen worden ist, der mit der samaritanischen Rezension
45 in ganz merkwürdiger Weise übereinstimmt. An manchen Stellen
ist der Wortlaut fast derselbe. Diese Übereinstiiumunjr wurde von
Gaster, Das Buch Josua in hebräwch-samaritanischer Rezension, 227
den Tanaiten herausgefühlt und in der Diskussion im Talmud
erwähnt einer derselben sein Zwiegespräch mit den Samaritanern
gerade über diesen Punkt und ein anderer geht soweit, den ganzen
Yoro-anof rundwesr abzuleugnen : .nach Schechem und zum Berge
Gerisim wäre Josua überhaupt nicht gekommen , um dort den 5
Fluch auszusprechen" (s. ausführlichen Text und Übersetzung im
Anhang I). Beachtenswert ist, daß sowohl im Samaritanus als auch
in der Mischna , Josua keine priesterliche Funktion ausübt. Der
Secfen und der Fluch werden nur von Priestern und Leviten
ausgesprochen, nicht so im Mass., wo Josua den Altar baut (Mass. lo
VIII, 30), die Worte auf die Steine schreibt (Mass. VIII, 32) und
den Segen und den Fluch ausspricht (Mass. VIII, 34. 35). Dem
Verfasser in der Mischna muß also die judäische Rezension dieser
Version vorgelegen haben.
§ 64. Aber auch der samaritanische Kalender und die An- i5
Setzung des 1. Jahres des Einzuges als das erste des Jobel scheint
den jüdischen Gelehrten bekannt gewesen zu sein : im Seder Olam,
welches Rabbi Jose zugeschrieben wird und die Autoritative der
jüdischen Chronologie enthält, wird im cap. XI (ed. Ratner p. 45 flP.)
zuerst die Geschichte des Überschreitens des Jordans, Aufrichtung 20
des Altars in Schechem, Segen und Fluch etc. erzählt, fast wörtlich
übereinstimmend mit der Mischna Sotah, — aber was noch viel sonder-
barer ist, daran schließt sich die Erklärung, daß das 1. Jobeljahr
erst nach dem 14. Jahre des Einzuges angesetzt wii'd; 7 Jahre
sollen die Kämpfe gedauert haben und 7 Jahre die Verteilung des 25
Landes , wofür kein direkter Anhaltspunkt in dem massoretischen
Text vorliegt. Alle Daten überhaupt , die sich auf diese Periode
beziehen, schwanken in den verschiedenen Berichten, auf die ich hier
nicht eingehen kann; nur eines ist zu bemerken : Comestor in seiner
Hist. Scholastica ed. Migne col. 1262 — 1263 behauptet in Eusebius' 30
Chronikon gef^^nden zu haben, daß das Jahr des Überschreitens das
Jubeljahr war, „secundum hebreos", was genau mit dem Samaritaner
übereinstimmt. In der Praep. Ev. erzählt er im Namen von
Eupolemos, daß Josua 30 Jahre geherrscht haben soll (s. Freudenthal,
p. 225). Daß Juden und Samaritaner das Jubeljahr verschieden 35
ansetzen, kann seine Erklärung nur in der bewußten Opposition der
Einen zu den Anderen finden , und die Samaritaner suchen ihre
Behauptung durch das samaritanische Buch Josua zu begründen.
Die Erklärung des Berges Gerisim als heilig und die eigene Berech-
nung des Kalenders sind die wichtigsten Momente in der Differenz 40
zwischen Samaritanern und Juden. Alles, was sich darauf im samarita-
nischen Buche Josua bezieht, gehört unzweifelhaft der ältesten Zeit an.
§ 65. Einer viel späteren Zeit muß das letzte Kapitel an-
gehören', wo von Abischa's Rolle gesprochen wird. Es gehört
eigentlich gar nicht mehr zum wirklichen Buche Josua. Es scheint 10
erst spät an das Buch angeschlossen worden zu sein. Es läßt sich
bis jetzt nicht feststellen , wann die Samaritaner zum ersten Male
15*
228 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
diese Rolle erwähnen. Benjamin von Tudela, der im 12 Jahr-
hundert die Samaritaner in Schechem besucht hat, erwähnt wohl
p. 33 , ed. N. Adler, . daß sie auf dem Berge Gerisim einen Altar
errichtet haben, von den Steinen, die Josua und die Kinder Israel
5 aufgestellt (soll wohl heißen: aus dem Jordan genommen) haben,
wie es auch im Samaritanus heißt . aber er weiß noch nichts
von der Abischa-Ilolle. Das ist aber kein positiver Beweis, daß die
Samaritaner damals noch nicht im Besitze der Rolle wai'en und
ihre Ansprüche darauf gestützt haben. Der erste unter den Sama-
10 ritanern, der den Cod. kennt und die Inschrift wörtlich mit Sam.
Josua übereinstimmend mitteilt, ist, soweit ich sehen kann, Abu'l-
Fath, der aber diese Angabe dem Jos. Sam. wohl entnommen haben
wird. Eine alte Bibelrolle mit dieser Inschrift existiei-t wohl, und
ich selbst habe sie gesehen. Das Chronicon Jos. Lib. erwähnt
15 weder Rolle noch Inschrift.
§ QQ. Auch philologisch läßt sich diese Schichtung der Inter-
polationen ziemlich genau feststellen. Während biblische Zitate
mehr oder weniger getreu wiedergegeben werden , zeigen sich
Samaritanismen in größerem umfange in denjenigen Stellen, die
20 jüngeren Urspi'ungs sind , und der größte Unterschied zeigt sich
gerade im letzten Kapitel , wo cod. B noch besonders häufig von
cod. A abweicht und ganze Sätze ausgesprochen samaritanisch hat,
und auch cod. A , der sonst archaischei-e Form erhalten hat , auch
schon weit von dem hebräischen Sprachgebrauche abweicht. Doch
25 davon ein anderes Mal ausführlicher.
IX. Liturgische Interpolationen.
§ 67. Von den dogmatischen und polemischen gehen wir
nun zu den liturgischen Interpolationen über: zu den Gesängen
und Hymnen Jos. Sam. III, 7- — 15. dem Hymnus der Priester, und Jos.
30 Sam. V, 1 — 20, dem Gesaug Josuas und der Kinder Israels, ferner dem
Gebet Josuas Jos. Sam. XXI, 6 — 12. Die ersteren 2 sind rhythmisch
und strophisch gehalten , in parallelen Gliedern , und erweisen sich
als die ältesten Bestandteile der Liturgie der Samaritaner. Sie sind
aber , soweit ich aus ihren Gebetbüchern sehen kann . nicht als
35 Gebete in ihre Liturgie aufgenommen woi-den. Dagegen erscheint
im „Kenosch", d. h. in der Sammlung ihrer ältesten Liturgie ein
anderes Gebet, das dem Josua zugeschrieben wird. Dieses Gebet
findet sich in meinem „Kenosch'' cod. 830, fol. 3 b — 6 a mit
arabischer Übersetzung, wo es heißt ; bNiUJi "b^a "p: p y'vUnr!"' mbs:
40 '.uibcn Tib5' 'pi:-;- ■''73"'n; außerdem: cod. 831, fol. 9b — 12a, eben-
falls mit arabischer Übersetzung und von Heidenheim wahrscheinlich
aus einer unkorrekten Handschrift abgedruckt in ,Bibl. Sam." p. 132.
§ 68. Ohne auf die Geschichte der Liturgie bei Juden und
Samaritanern eingehen zu wollen, genügt es für unseren Zweck, fest-
•1.') zustellen, daß diese Gebete formell und inhaltlich sich an den Hymnus
der 3 Jünglinge der apokryphen Zusätze zum Buche Daniel anlehnen,
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 229
die ich in ihrer aramäischen Form entdeckt (Theodotion's Additions
to the Book of Daniel) und zum ersten Male 1894 herausgegeben
habe, namentlich v. 28 ff. Damit stimmt auch zum Teil überein
die älteste Form des Gebetes "^^CNO *;"^-, von welchem ich sehr
alte Varianten aus der Genisa besitze, die für mich wenigstens den 5
Beweis bilden , daß ein inniger Zusammenhang zwischen dem Gesang
der 3 Jünglinge und diesem Gebete , dessen Ursprung unbekannt
ist, besteht (s. Anhang, wo diese Texte abgedruckt sind). Eine
Legende behauptet, daß es von den Männern der großen Gemeinde
verfaßt worden sei, ja sogar soll es vom Himmel in einem Briefe lo
heruntergekommen sein (s. Landshut, „Siddur Hegjon Leb" Königs-
berg 18-i5, p. 23). Ich miiß es mir versagen, dieses Thema, welches
ziim Ki'eise der „Briefe vom Himmel'' gehört, weiter zu verfolgen.
§ 69, 5. Die rabbinische Tradition weiß auch von
einem andern Hymnus, den Josua verfaßt haben soll unmittelbar 1 5
nach der Einnahme Jerichos und zwar das Gebet „Alenu leschabeah",
welches sehr alt sein muß, da es mit in die älteste Formuliex'ung
des Mussafgebetes für Neujahr aufgenommen worden ist (s. Landshut
ib. 106). Noch interessanter ist die Tatsache, daß sich sogar ein
alter Hymnus erhalten hat in dem Sepher ha-jaschar. In meinen 20
„Chronicles of Jerahmeel" habe ich den Beweis erbracht , daß sich
darin Fragmente der ältesten jüdischen Apokryphen erhalten haben,
wie z. B. vom Buche Henoch, dem Buche der Jubiläen, der Geschichte
Josephs, den Chroniken Mose's und Arons, und Spuren eines deutero-
kanonischen Josua. Fol. 135 b, 136 a. ed. Livorno 1846, ist nun ein 25
ganzer Hymnus abgedruckt, den Josua gesprochen haben soll, als
er die Sonne still stehen ließ. Derselbe Hymnus ist abgedruckt
in Heilperin, Seder Hadorot, Warschau 1878, p. 94. Raschi im
Talmud, Tract. Abodah Zarah., fol. 25 a bemerkt, daß Josua der Sonne
zugerufen hätte, sie solle schweigen und er würde inzwischen Gott so
durch ein Lied preisen. Und im Talmud Pessahim, fol. 117 a
wird Josua unter denen mit aufgezählt, die die Hallelpsalmen gesagt
haben sollen, als die Könige von Kanaan cremen ihn aufstanden: und
ebenso sollen sie die 3 Jünglinge im Feuerofen besagt haben.
§ 70. Was nun das Bußgebet betrifft, so erinnert es an die 35
noch heute gebräuchliche Liturgie an Fasttagen, besonders aber die
der Hoscha'anot, wo neben Aron und David nur noch die 3 Patriarchen,
Joseph und Moses erwähnt werden, fast mit denselben Epitheta und
Formeln, welche in letzter Instanz auf Mischna Ta'anit II. 4 zurück-
gehen. Diese Beispiele genügen , um zu zeigen , daß sich in dem -lO
samaritanischen Josua liturgische Formen erhalten haben können,
die in sehr alte Zeit hinaufreichen. Nur zeigen sich darin deutliche
Spuren von samaritanischem Sprachgebrauch.
X. Agadische Interpolationen.
§ 71. Unter die weiteren Zusätze zählen nun agadi s ch e i.'>
Ausschmückungen des Textes, besonders die Episode mit Achan.
230 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
Abweichend vom Massoretischen heißt hier der Mann, der vom Ge-
bannten genommen, Ailan oder Airan (oder, nach Abu'1-Fath, Aidan).
Seine Sünde besteht darin (Sam. cap. VIII, 1), daß er in den
Götzentempel gegangen ist und ein goldenes Götzenbild und eine
5 goldene Zunge und (ibid. 22 — 23) auch Silber genommen hat;
dacregen wird nichts von einem Mantel erwähnt und weiterhin
(v. 13) wird genau beschrieben, in welcher Weise der Sünder ent-
deckt wurde; und zwar wird er vor den Hohepriester Eleasar
gebracht, der die ürim und Tumim und die Edelsteine trägt. Der
10 Sünder wird nun ibid. v. 17 dadurch erkannt, daß der Edelstein
verdunkelt wurde.
§ 72. Josephus weiß nur, wie schon oben erwähnt, davon,
daß die Stämme sich vor dem Hohenpriester versammelt haben,
nichts aber von einer Oifenbarung, wie der Samaritaner sich aus-
15 drückt. An einer andern Stelle aber, wo Josephus die Kleider des
Hohenpriesters beschreibt, fügt er nachträglich hinzu, daß die
12 Steine aufleuchteten beim günstigen Bescheide Gottes (Jos.
Antiqu. III, 8. 9, §§ 214—219). In einem andern Buche der
jüdischen Literatur , das ähnlich dem Buche Jaschar apokryphe
20 Elemente aufgenommen und erhalten hat, nämlich „Pirke de R.
Elieser", findet sich nun eine Beschreibung der Episode mit Achan,
die gerade in diesen Punkten mit Sam. auf das Genaueste überein-
stimmt. Dort (Pirke de ß. Elieser cap. 38) heißt es ausdrücklich, daß
Achan in einen Götzentempel gegangen sei, dort die Teraphim
25 gesehen und das Silber und die goldene Zunge im Munde des
Götzen und den Mantel. Es gelüstete ihn danach , er stahl die
Sachen und versteckte sie im Zelte. Er wurde herausgefunden in
derselben Weise wie im Sam. durch das Verdunkeln der Steine
auf dem Brustschilde des Hohenpriesters. Genau dieselbe Version
30 mit arerincffü crimen Varianten wiederholt sich im Midrasch Tanhuma,
Genes. Sect. Wajescheb § 2; vgl. Jalkut Schimeoni II, 88. Im
Talmud Sanhedrin fol. 44 a wii-d zwar die Geschichte von Achan
erzählt, aber dort fehlen gerade diese beiden Punkte. Nachnianides
zu Exod. 28, 30 erwähnt auch, daß die Buchstaben auf den Steinen
35 des Brustschildes aufleuchteten oder dunkel blieben , je nach dem
Charakter der Antwort.
§ 73. Die Übereinstimmung zwischen Pirke de R. Elieser,
Tanhuma und Sam. ist bedeutungsvoll, besonders da, wie Anhang II
nachgewiesen wii'd, an denselben Stellen in P. R. Elieser und Tanhuma
40 über die Samaritaner ausführlich gehandelt wird. Diese Legende ist
also auch ziemlich alten Ursprungs und stammt wahrscheinlich aus
einem alten jüdischen Midrasch, denn gerade der Schluß des Kapitels
in Pirke de R. Elieser und Tanhuma, wo die öttentliche Verbannung
der Samaritaner geschildert wird, gestattet es uns nicht, anzunehmen,
45 daß die Verfasser es aus einem samaritanischen (verbannten) Texte
genommen haben.
§ 74. Zum Schlüsse noch sei kurz ei'wähnt, daß die Episode
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 231
von dem Hinscheiden Eleasar's , die sich, ziemlich genau deckt mit
der ähnlichen Episode vom Hinscheiden Mose's im Chronikon cap. X
(Juynboll), eine ganz genaue Parallele in der jüdischen Legende von
dem Hinscheiden Arons , des Vaters des Eleasar, findet. Er geht
auch zu seinem Sterbeort zwischen Moses und Eleasar, die ihn 5
weinend becfleiten, senau so wie im Sam. Pinehas und die Ältesten
Eleasar begleiten (v. Chronicles of Jerah. cap. 49, p. 130 ff. und
die dazu gehörige Literatur, ibid. p. XCI).
§ 75. Das bisher gewonnene Resultat, abgesehen von einigen
wenigen später hinzugefügten Zusätzen resp. Umbildungen, berech- 10
tigt uns bestimmt, das Alter des Buches höher als Josephus an-
zusetzen, ja, man könnte es mindestens um ein Jahrhundert früher
datieren. Alles ist altes Gut darin, manches älter, manches jünger,
aber noch immer aus der Zeit vor der Zerstörung Jerusalems.
XI. Die Sehobaeh-Sage. i5
§ 76. Diese Legende, auf die ich jetzt zu sprechen komme,
bestärkt mich in der Überzeugung, daß wir es mit einem alten
Buche zu tun haben, wo wir den Übergang von Bibel zu Agada
noch schärfer verfolgen können und das uns in die Atmosphäre hinein-
führt, welche man bisher als hellenistische Phantasterei bezeichnet 20
hat. Diese midraschartige Schriftstellerei scheint im Gegenteil
ihren Ursprung auf dem Boden Palästinas gehabt zu haben und
ist von da aus nach Ägypten verpflanzt, dort lokalisiert und weiter
ausgearbeitet worden.
Wenn man bedenkt, daß Bücher wie Henoch, die Apokalypse 25
Mose's (Adambuch), die Testamente der 12 Patriarchen und be-
sonders das Buch der Jubiläen in Palästina entstanden sind, von
welchen letzteres in Tendenz und in romanhafter Ausschmückung
biblischer Ereignisse , in der Beschreibung der Heldenkämpfe der
Kinder Jacobs mit den Sichemiten und den verbündeten Königen 30
von Kanaan einen ähnlichen Gedankenwanw wie Jos. Sam. entwickelt
und sich nicht einmal so streng wie dieser an den biblischen Text
hält-, wenn man ferner bedenkt, daß die Geschichten Mose's, Arons
und anderer biblischer Heroen sich hebräisch erhalten haben, die
in vielen Punkten mit Artapanos, Eupolemos etc. übereinstimmen, 35
aber von diesen unabhängig sind und vollständiger, wobei sie häufig
<D ~ 0 7 O
mit Josephus zusammentreffen; wenn der trockene Demetrius mit
Seder Olara Rabba und noch überraschender mit Seder Olam Zutta
besonders in der Chronologie der Geburt der 12 Söhne Jacobs
während seines Aufenthaltes bei Laban übereinstimmt, dann wird 40
es nicht unmöglich erscheinen, daß eine große Sagenwelt auf dem
Boden Palästinas entstanden ist, von der sich in jenen Büchern eben
die Reste erhalten haben. Daher erklärt sich auch, warum so viele
Agadas sich besonders in dem sogenannten palästinensischen Targuni
finden, die so frappante Ähnlichkeit mit den „Phantastereien" der 15
232 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischef Rezension.
Hellenisten haben, und ebenso in dem Prophetentargum, namentlich
in denjenigen Kapiteln die als Haphtaroth dem ötfentlichen Gottes-
dienst einverleibt wurden. In denselben werden häuficf die Zücre
von einem Helden auf den andern übertragen; das ist das Wesen
5 der Sage in ihrer Weiterbildung. Alle diese Sagen scheinen aber
palästinensischen Ursprungs zu sein und nicht hellenistisch, wie
bisher allgemein angenommen wurde. Und darüber ist man sich jetzt
wohl einig, daß Vieles aus dem Hebräischen ins Griechische über-
setzt wurde , aber für das Entgegengesetzte hat bisher niemand
10 einen stichhaltigen Beweis erbracht.
§ 77. Die apokryphen Zusätze zu Daniel und Esther sind ein
schlagender Beweis für diese ausschmückende und erweiternde
Tätigkeit in Palästina. Zu dieser Reihe von palästinensischen Sagen
gehört auch die Schobachsage im samaritanischen Buche Josua. Es
15 ist nicht die einzige apokryphe Sage, die sich bei den Samaritanern
erhalten hat. Ich habe bei ihnen eine ziemlich ausführliche Mose-
sage gefunden , ich habe ferner die Apokalypse Mose's (das Adam-
buch) in samaritanischer Sprache und auch eine Variante der Susanna-
legende gefunden. Die Schobachsage gehört dem Kj-eise der Eichter-
20 sagen an, von welchen Josephus eine in sehr verkürzter Gestalt in
der Person des Kinesius (Kenas) erhalten hat. Eine zweite ist die
Schobach- und eine dritte die Jephtasage. Diese Kenas- und Jephta-
sagen und die Vision des Kenas habe ich in hebräischer Form
entdeckt in den „Chronicles of JerahmeeP.
25 § 78. Bei Gelegenheit der Herausgabe dieser Chronicles (London
1889) habe ich auch von der Vision des Kenas und der Geschichte
des Jephta die lateinische Version derselben in den Antiquitates
des (Pseudo-) Philon Judaei, Basel 1527 nachgewiesen. Dieses Buch,
das bisher außer von mir nur noch von L. Cohn untersucht worden
30 ist, gehört dem 3. oder 4. Jahrhundert an und beruht auf einer
älteren griechischen Vorlage, welche auf ein noch älteres hebräisches
Original zuräckgeht (Chron. of Jerah. p. XXXI — XLI, Cohn, ,Jew.
Quart. Rev.^ vol. X, p. 227—332). Zu gleicher Zeit habe ich
schon damals die Vermutung ausgesj^rochen, daß wir es mit Sagen
35 zu tun haben, die zu dem Kreise der samaritanischen Schobachsage
gehören und daß sie spätestens dem 1. Jahrhundert angehören.
§ 79. Parallelen zu den einzelnen Zügen dieser Sage haben
sich in der rabbinischen Literatur erhalten, manche in den Sissera-
legenden und viele in dem Sagenkreis, der sich um David gebildet;
40 denn Schobach ist ja tatsächlich der Name des syrischen Feldherrn,
der den Ammonitern zu Hilfe eilt und gegen welchen Joab und
Abischa ben Seruja, die P'eldhen-n des David, kämpfen. Im Anhange
teile ich die ausführlichste Version, die sich in einer alten orienta-
lischen Handschrift erhalten hat, mit. Dort spielt auch die Taube
45 dieselbe KoUe, wie in der Schobachsage. Sie benachrichtigt Abischa
von der Gefahr, in welcher David schwebt, der der Spielball eines
Kiesen geworden ist (die Mutter des Riesen ist auch Zauberin).
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samarüanischer Rezension. 233
In demselben Kreise der Davidsagen finden sieb merkwürdigerweise
aucb Parallelen zn der Weiterentwicklung der Schobacbsase in
Abu'1-Fath und im Cbronicon, worauf icb aber bier nicht einsfeben
kann. Diese Dinge gehören der vergleichenden Sagenforscbungf an.
Außerdem haben sich Spuren dieser Scbobachsage erhalten in Pirke 5
R. EHeser, wo es cap. 52 heißt, daß Josua mit Benutzung des heiligen
Namens den Tag auf 36 Stunden verlängerte, weil er sab, daß die
Zauberer den Lauf der Planeten beeinflußten und ihn dadurch
zu bezwingen drohten. Und ebenso wird im Siphrei Sect. 52 ed.
Friedmann, Wien 186-4 fol. 85b (s. Jalk. Schimeoni) Deut. 11, 25 lo
so gedeutet, daß „sogar eine Frau mit ihren Zauberkünsten gegen
Josua nicht standhalten konnte". Die arabische Lesfende kennt auch
den Kampf des Josua mit zauberkundigen Frauen, genau wie Pirke
E. Elieser , bes. Jakubi (M. Grünbaum , Neue Beiträge zur sem.
Sagenkunde, Leyden 1893, p. 185). Ebenfalls in der arabischen i5
Literatur findet sich eine Parallele zu Josuas Einteilung der Zeit
(Weil, Bibl. Legenden), s. auch Juynboll, p. 108. In der Chronik
von Jerahmeel ist die Mutter von Sissera (Tamar) eine Zauberin
(Chr. of. Jer. p. 174). Dieselbe Legende kennt auch Albo in seinem
Buche Ikkarim und wird dann von Abarbanel im Kommentare zur 20
betreffenden Stelle zu Richter Y und Sal. ben Melech in seinem
Michlol Jophi (Amsterdam 1685 p. 54 c) zitiert.
§ 80. Daß sich von alter Zeit gewisse Legenden um Schobach
gesammelt haben müssen, worin er als gewaltiger Riese hingestellt
wird, geht aus einer Stelle in Mischna Sotah cap. VIII hervor 25
(v. Anhang). Dort wird nämlich dem Feldpriester eine Rede in den
Mund gelegt, die er dem Volke vor der Schlacht gehalten haben sollte.
Nachdem der Vers Deut. 20, 2 ff. angeführt und aasgedeutet worden
ist, fügt die Mischna noch folgendes hinzu : ,Jene kamen gestützt auf
Menschenkraft, ihr aber kommet gestützt auf die Kraft desso
Herrn. Die Philister kamen gestützt auf die Siegeskraft des
Goliath und was war sein Ende? Er und sein Volk fielen durch
das Schwert. Die Ammoniter kamen gestützt auf die Siemes-
kraft des Schobach und was war sein Ende? Er und sein
Volk fielen durchs Schwert". Daß von all den Königen und Feld- 35
herrn, mit welchen die Israeliten gekämpft, gerade Schobach, der
nur zweimal in der Bibel zitiert wird (2. Samuel X, 16, 19), heraus-
gegriflen wird und der, nebenbei bemerkt, dort von David getötet
und trotzdem dem Riesen Goliath gleichgestellt wird, findet seine
Erklärung nur in der Sage, die sich im samaritanischen Josua 40
erhalten hat. Es muß also zu jener Zeit diese Sage im Munde
des Volkes gelebt und Schobach als das Sinnbild der scheinbar
unüberwindlichen Macht gegolten haben.
§ 81. Der Einwand, daß im Sam. Jos. ein König von Arme-
nien als Bundesgenosse des Schobach erwähnt wird, was einen 45
spätem Ursprung beweist, ist nicht stichhaltig. Schon der ano-
nyme Sam., der den Berg Gerisim (s. oben § 62) für heilig erklärt
234 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
hat, erzählt an derselben Stelle (Freudentbai p. 224). daß , Abraham
gegen die A r m e n i e r zieht , die die Phönizier angegriffen hatten,
^AQ^Bviovg eTttGQCizeiJGai rotg <Poivi^i, in deren Mitte er lebte, sie
schlägt und die Gefangenen, die jene mitgenommen hatten, zurück-
5 bringt, wofür ihm Melchisedek dankt". Also im 2. vorchristlichen
Jahrhundert galten die Sj'rer als Armenier. Die Sache erkläi't
sich ganz einfach, wenn man an Aramäer = Syrer denkt
und der Übergang (oder Schreibfehler) von Aramäer zu Armenier
kann dann nicht mehr befremden. rrx'JiiM ist überhaujit der einzige
10 Name, unter welchem die Syrer gekannt werden; gegen diese
Aramäer kämpft auch Abischai in der Sage, s. Anhang. Ja, in
einer griechischen Historienbibel, die spätestens dem 9. Jahr-
hundert angehören soll, unzweifelhaft aber viel älter ist und nur
als eine griechische Überarbeituncr des Buches Jaschar orilt. kommt
O O O '
15 auch eine merkwürdiofe Geschichte der Richterzeit vor. Vassiliev
druckt zum erstenmal diese griechische Historienbibel ab (Anecdota
Graeco-Byzantina I, Moskau 1893), die die Grundlage der slavischen
Palaea ist. Dort wird p. 262 — 263 eine lange Geschichte erzählt von
einem Richter Aedör (Ehud), der sich anbietet die Juden zu befreien
20 von der Herrschaft des Göt, dem Könige der Perser; denn nach dem
Tode von Josua und den Altesten wurden sie von den persischen
Königen anaem-iffen und ihnen und den Chaldäern unterwürfig
gemacht. Aedör befreit sie, indem er in derselben Weise den Göt,
König der Perser, tötet wie Ehud den Eglon, König von Moab, an
25 dessen Stelle jener getreten ist, und Aedör kehrt als Sieger zurück nach
Jerusalem (!) Genau so wird die Geschichte erzählt in der slavischen
Paleya (ed. Popow. Moskau 1881 p. 118/119).
§ 82. Der Briefwechsel zwischen Schobach und Josua wird
von dem ersten Herausgeber des Juhassin, Konstantinopel abgedruckt
30 ^aus einer Chronik der Samaritaner, derzufolge es in einem Midrasch
der Juden auch erwähnt sei". Dieser Text ist aber aus einer arabi-
schen Chronik (Abu'1-Fatli ?) geflossen und nicht aus dem Jos. Sam.,
wie der Vergleich zwischen dem Wortlaute der beiden Texte es
augenscheinlich beweist. Als entscheidend dürfte auch das Faktum
35 gelten, daß der König der 2^ .3 Stämme n^:"' und nicht nn: heißt.
Nur durch die Verwechslung der Punkte, die auf den Buchstaben
stehen, konnte aus einem arabischen ^^^ajö die Form ,i?^Ai^ = n":-
entstehen. Dieser Briefwechsel ist in alle späteren Ausgaben des
Juhassin übergegangen und auch in Jachia's Schalschelet Hakabalah
40 ed. Ven. 96 b, Amsterdam 78 a, außerdem Filipowski. London 1865,
p. 60 — 61, Heilprin Sed. Hador. p. 94 und in meinem cod. 775,
einer modernen Handschrift persischen Ursprungs, fol. 142 b — 143 b.
§ 83. Wie die Sage jetzt vorliegt, kann sie wohl dem 1. oder
2. vorchristlichen Jahrh. angehören und als Vorbild credient haben
45 der Davidsage, die zur aggadischen Ausschmückung eines Bibel-
textes verwendet wird, während die Schobachsage eine selbständige
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 235
Sage ist und unabhängig von der Interpretation des Textes des
Buches Josua ist.
§ 84. Ein einziger triftiger Einwand gegen das hohe Alter,
das ich diesem Texte zuschreibe, könnte vielleicht erhoben werden
durch Hinweis auf einige der Städtenamen bei der geographischen 5
Verteilung des Landes. Aber auch dieser trifft nicht zu. Denn
1. müßte festgestellt werden , daß diese Namen die ursprüng-
lichen sind und daß sie nicht wie bei Josephus, in den Targumim
und in den arabischen Versionen des Buches Josua von den jeweiligen
Abschreibern durch neuere ihnen besser bekannte Namen ersetzt 10
worden sind, und 2. wenn es festgestellt werden könnte, daß diese
Namen die urspiäinglichen sind, so gehören auch sie dann der
herodianischen Periode an, namentlich Caesarea, Tabris, Nain usw.
XII. Schlußfolgerung.
§ 85. Fassen wir nun kurz das Endergebnis dieser Unter- 15
suchung, die nicht den Anspruch erhebt, das Thema vollständig
erschöpft zu haben, zusammen, so ergibt sich, daß sowohl Massoreticus
als auch Samaritanus auf ein gemeinsames, sehr altes Original
zurückgehen , mit welchem beide fast immer wörtlich genau über-
einstimmen. Dieses alte Original kann leicht rekonstruiert werden 20
aus dem übersichtlichen Schema , das ich oben § 34 angegeben
habe. Neben dieser Quelle hat dann jede Rezension noch andere
Quellen benutzt zur Vervollständigung der Erzählung. In dieser
Fassung, in welcher der Samaritaner jetzt vorliegt, gehört er un-
zweifelhaft einer Zeit an, die lange vor Josephus liegt, und diese 25
jüdische Eezension muß sich von Alters her einer gewissen
Autorität erfreut haben, trotz der Tendenzen oder gerade wegen
ihrer apologetischen Tendenzen. Die Abfassung dieser Rezension
gehört ohne Zweifel jener Periode der Sagenbildung und apologe-
tischen Abschwächung der alten biblischen Berichte an, und dieses 30
Buch ist ein Beispiel und eine Erklärung für die ähnliche Tätigkeit
der Hellenisten. Aus diesem Grunde folgt Josephus diesem Texte,
den er gewiß als autoritativ betrachtet hat, mit Vorliebe und die
Samaritaner müssen auch von der Authentizität dieses Textes über-
zeugt gewesen sein, da sie ihn unter ihre Schriften aufgenommen 35
und ihn dazu verwendet haben ihre Ansprüche zu stärken.
Hätte dieser Text keine Autorität gehabt, so würden die
Samaritaner ihn nicht aufgenommen und die Juden dagegen nicht
polemisiert haben. Die einzigen Änderungen, welche die Samaritaner
in dem Text angebracht haben, beschränken sich ohne Zweifel auf 40
diejenigen Stellen, die sie gemäß den Änderungen im Pentateuch
auch hier gemacht, um ihren dogmatischen Standpunkt dadurch
zu beki-äftigen. Alles übrige scheint altes jüdisches Gut zu sein
und wurde von den Juden als Agada behandelt. Daher die Parallelen
in der jüdisch-agadischen Literatur. Aus dem Dunkel der Ver- 4,-.
gaugenheit taucht jetzt nach 2000 Jahren ein Buch der Bibel wieder
236 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanisclier Rezension.
auf, das, welcher Ansicht man auch sein mag, durch sein Alter,
seine Konstruktion, seine Ähnlichkeit mit, und seine Verschiedenheit
von dem massoretischen Texte als ein neues und wichtiges Element in
der Geschichte des Bibel kanons und der Bibelkritik betrachtet
5 werden dürfte.
XIII. Herauggabe des Textes.
§ 86. Als Grundlage für die Herausgabe des Textes habe ich
cod. A genommen, der in jeder Beziehung als besserer und korrekterer
gelten darf. Ich drucke ihn Blatt für Blatt und Zeile für Zeile
10 ab, genau so, wie er in der Handschrift vorliegt. Die Lektionen
werden wie im Original durch einen gi'ößeren Zwischenraum zwischen
denselben getrennt. Von cod. B habe ich die Vai'ianten, die eine
bessere Lesart darbieten, in eckige Klammern [] in den Text gesetzt
neben die Lesart von cod. A, die ich dann in runde Klammern ()
15 eingeschlossen habe. Ebenso bin ich mit denjenigen Stellen verfahren,
wo codd. B und C Lücken von cod. A ausfüllen. Sie werden von mir
in den Text aufgenommen und in eckige Klammern eingeschlossen.
Varianten, die nur verschiedene Lesarten oder verschiedene Schreib-
formen von B und C gegen A sind, habe ich als Fußnoten angemerkt.
20 Die Interpunktion sowohl, als die Vokalzeichen und sonstige diakri-
tische Zeichen sind ganz von codd. B und C übernommen. Die wenigen
Stellen, wo cod. A Spuren einer Interpunktion erhalten hat, sind durch
fetteren Druck hervorgehoben. Am Rande sind auch die Seiten-
zahlen von cod. B angegeben. Ich habe den Text dann in Kapitel
25 und Verse geteilt , wobei ich mich zunächst von den ursprüng-
lichen Abteilungen in den MSS. habe leiten lassen. Um aber den
Vergleich mit dem Massoreticus zu erleichtern , habe ich häufig
mehrere Lektionen in ein Kapitel zusammengefaßt und die Vers-
abteilung so eingerichtet, daß sie, wo es nur ging, mit der masso-
30 retischen übereinstimmt. Aus demselben Grunde habe ich auch die
massoretischen Verse am Rande angegeben, ferner Nachweis biblischer
Zitate, Parallelen, wo auch der Verweis auf die Kapitel in Juynboll's
Lib. Jos. (LJ.) zu finden ist.
In der Übersetzung bin ich, soweit es tunlich war, der
35 Kautzsch'schen Bibel gefolgt, ohne mich sklavisch an den Wortlaut
derselben zu halten. Im Anschluß an Text und Übersetzung
füge ich noch einige Anhänge bei, wo ich die wichtigsten Parallelen
aus der rabbinischen Litei'atur im Wortlaute mit Übersetzung und
Erklärung hinzufüge.
40 Ein dritter Text (s. Nachtrag) konnte glücklicherweise noch
für die Feststellung des Wortlautes des hebräischen Textes ver-
werdet werden. Ich bezeichne ihn als C, und die Korrekturen, Zu-
sätze usw. mit C. Wo nichts weiter in den Fußnoten bemerkt
wird, dort stimmt C mit B überein. Dagegen wo C mit A geht,
■i:. wird die Fußnote als B bezeichnet.
Gaster, Das Buch Josua in hehräüch-samaritanischer Rezension. 237
II. Text.
(1)
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-T. li. XII. --^jN baa b^iaori p")2b jbN^rrO) [wsbi] •,r-"' [^''] ^""''r:
^"bN N'np'^-i (9) :i:a by •J•::^•n,•^ ao-^i (8) t^b»^
PN i-fps (10) :'T!DNb an't« lit-^i .ayn ■^tjio 1^-2.
N]£^ ba nby7:i r!3\a a-^n^ay 'a^a bN-i'j-' ':a
jyujin"^ niü T^UNa [arix nps-^i] :ar't< ^'^npsn bwS-i"::^a sa:;
anoy 'p.^^ bNiö"^ •^:a "^ips ba ^^i^^^ (11)
cf. Num.
2(J, 1.2.
* n^sby. - B add. -jms. ^ C auf Kasur: aibcn rby.
"* "isn. ^ n"n Olli. " anstatt von -;yi :*■':. "Com. ** ' ^' om.
*• linnNn. ^^ B Nana. ^^ B :aa^-. ^■- B %-T^in. ^•' cm.
1' nc73 ^lay. ^5 j^^. 1« -;-. u b -b. 1« C np-.
238 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension,
(2)
'Vs "^rn cn'r -lEDW (12) ta'iuVujT mNTo rn^^i
■^--T (13) :r|bN n"^-i\ryi n-ob;:: nbym ^-n p'^s
■p: -n ^(nujir;-') r-:;-r!'(i) [r-!:->::;n] -.nb^r: c-^imn -ihn
cf. i-2 -n'sbn ^rn-x-nb -,?:n"'t (14) :-:y:rr; er- -irann
i5 ^riTn -lann TwN -ni? (15) ^-•>:::'):n un'^a -^srnbi
c:b -(r:-! nrrN -^n^rTo 'ci^^nbN n-r.-^ (16)
li 'tz^lT^2^ 'cde'lIt ^c^'o: (17) trNTn y^Nn rx
r;--^ -;3r r;-:^': erb ir: — :;n ''v"'^- "^■>^"'
-:sb '3-::'::n T^srn nrNT (18) i'-tt: --rs
^nrntri b-^nn [^ins] ("^binrO br bxTCJ-' "rn :cr-^nN
15 TC":"'"^! nzo ''cnb mn-' n"^:*' "i^n ■:;• (19) üpn
üD-'nbN riin-' ion "^'-iNn pn :'cr; c:;
-.ürr-o;^"^ "pNb io[a-'N] 'cr2"::i -pi-n "^ar^ :cnb in:
16 niijy: i:nii£ -•:;wS bs :-i?:Nb y-iiir;-' nN iriJ"«! (20)
17 ^rr-;:-:: t::n bs^ (21) :-b: i:nb">rn -itJN bs bNi p- 3-
j.L.xni. j/^^ P ;..»^;^. nViJ^i (1) i-:-;-^bs rrc: 1= nc:: "bN II
VJ-r^ -n-^-i"' "i^i* PN ^•''iNa"' ^-^ciSf^-) (2) •.•,i':D
T?: 'cnb qcN'^' t»:;« -^t:- rr^u;:« tC-icc^:] (c-ix^a)
p-'n.iNS-'i iDb-^T (3) :-^^i i^ib in-'-si"! n-^rrorn
<2 '^•?:ü;^"i (4) :=■:: lasc^i :::m rT73U5i ":it nujM
nb^bn [rirh] (r;:^) -nsn n"'':j:N n:r; ippT' ^^^^b'^^
S rbuj-'T (5) "pNn pn -lEnb bN'^\U'^ -rnw
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Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension. 239
(3)
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240 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
(4)
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Gaster, Das Stich Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 241
(3)
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15 TiiTiT :a"':r; nxpa nbai:: [an]'b5-n p-iTt
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bN^a"^ ar bai ^^a-'r-an (37) •.•\-n-'- yr^ na-ira
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für IHN. 17 gestriclien iu A. '* omit. i'-* B b für br. C bN.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 16
242 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanwcher Rezension.
(6)
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lö'-ji: i::' r-ijin-' [C rS] [mm-'] (nns) n^:: t«2:nd bN^-a^ ^::2 -p
s-'pri) i^a-'r^N m-:::* cn-j in'::-'i (6) :rry "p
*p: -2 ycirr^ ü^pn n-^r^N niar ü-^roi (7)
•'N-äj: s^rriart "^bs-i n::')3 nnn t'ni^rt "iins
cf. 14 : Ninn nvn (8) : no rrT^i : iriir!i rr^iz ",i-iN p- 9-
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Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 243
(7)
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binsn yy:: ']-an-' (18) :mm-irTT nr:i:£ym
n^b :nbiyb ""::^p duj "i^'n ^nri :abirb
i-:nnN Nbx ribN
cf. 14 mbn:i'50 bN"ic^ bn- bD ^ryn b'-'s -p^ P i'UJin'T (19)
^°mb",r)n ^•^hv oiwi" -p na73 a^K'^rsrn -yn^
cf. ^0 C':::sr! —er -r-:: tn ürn ",:5N-i [T::'pr] (TOp-^i) (20)
TOr ür n--"' r!-,::^ ^-»rNb ["nDT :C'] bsbsn mpi:3
cf. r, jf -r7:"::'^n (21) :TTn^- nN 'tr\-2^"ß "ryn bN-r::"' ^rn
nN bN-iTT"' 'ra ^3r':n p"a?:n -b73 dn
'r2ri5T 13 ü'inrTo nyb Tv^n-^i t-pi-'r;
bEm (22) j-;:7:7: 'cr^'^i nrb ^•,r>""'^^=' ^'''^ -i">2:nd
r-^Jin^ bN nitT^ 'i7:n-'i (23) :nn!:T n'':"'N crr^by
"ro br ^-NTT '^"ins pn Tin: riNn :"p: "p
cf. .9 "^7:? bs br7:n ^VJ-i^ -^rN':::! (21) :ü'^7:rr: bs
CU5 PN V- P '■"^"1!^"' N-np-^T (25) :"=": bs
L. XVII. ->:3 br72 ■]:"" ^5r:T (1) :bab:. i-:Nin'n cip7:r: YI p- n.
-:n ^'.x u:n"7 •p^D'JS-in ainn bx^u:*'
i^rrn --rN (2) :iob'nrm : r!-.:''r:jn -^rob bN-io"«
C^rrm rn-NT roN73 y^'ujT a-'EbN n:uj
cf. V. 10 i-;'3iN3 -T- -onnn (3) tcbn^^n nN-^-inb' nr:;
' p-ip TN r,yr a^anrn v^ '•i-''273 ni"' '^'üy
ei. y. 11 »nrao mi:^: '*ibDN^ (4) :in-'-i'' ^^mn^rn inoEn
'nbsNn Nirin nr'a f:n n3-::''i] (5) V"^^~ "nny: C"«):-*
i5 :T,r n^ri Nbi [y-Nn m3y7:
:N-r:'n r;:",rn -^'-Nn PN-i3n72 ibrN-'T (ü)
*'• für ' ^'^ Tbr mn' aib"«::. ' prb. * B pi:*, (' ausradiert.
^ ']PNT>i. 10 B ba-. ^1 N^n. '^ -:-. ^^ B p3-. '* ibrNi.
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244 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samarüanischer Rezension.
(8)
F, 13 N'^'^T : i-^-i'a -i: p j-^L"-' r-.^nn [t;^-:] n-m
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-vrN -,-: p >'":;in^ -jb^i (8) :n^3 nsib'j
ü -:7:i<iT (9) :[-r-j:7] *(ir2C-N"-:) [dn] (im) nn« -^irbn Vo -i7:n'^t
ht^^ :-rN3 nrr -iri-' n^i: ^-lo ■'rx '2 [:J<'-] 0'-)
; '-rr,'»::-!! -x-n t:s rr ■,■: p r'^in-'
-j-^Vi": b^u [ib ^^:s*''T :--n;' bs im?: "^i-J« ni:] ib -'rx-'i (10)
15 ü"~':r! "^2 -^b:i"i br?:
;••:;■!"■' c:*^"! : i<in 'iip [r'iiN] vbr v:y nrx -i",rN p- i2-
VI, 2 "T7:n ns "ji: p rct-' bx r;--^ -jNbio "72X^1 (1) TU
jnNTn Tr- pn -;-^n ^rr: n^*^ n-n-'
5 :-!':•- PN 'nnaci (2) ^'b^r- ■'-nnri nsb?: tkt
jTr- TN "q'pn r:7:r;b7:r; 'CZwS bz
:2"'72"' POTD "i^rb ncrr -z \:^^^^ [c:"'^] (es)
4 [B 't^n^'] (rn^i) '^rrnrn -t^n ^rx -^n-::: n-rnrm (3)
DT'iaT (4) : (□■'-:3r,rr:) [a-^isicn] pn 'nn^T^aT nrn ^r'sb
:m-iDr::n "'pp^ a-'rnDPn ^-a^73y2 r;;'3":;'
5 ^•^i:^'-)"' -ist:;- bip p^ [b'^nrn . ']"c;i723] C3r7r:;7;:2 n-'m (5)
■na." mn-' ^•^i-i7:i< nbi-;; nrTP zrn br
T^yn PTOin p;bc:i :r2a mn-' r.72r!b7:a
6 N-ip"'T (6) :t;:.: •::'N zrn ibrn trr^prn
'cn^bN n7:N^i z^rnsn ^^pn -p; p rein*'
a-'rns rtraoi smrr^ p"'13 "-wS pn IvS-j
■'rcb n^bm-' ci^sv»:: r;;"aa -x;:;-
7 i-nr cm bx ^^72^;■^^ (7) :n--^ p-^na -p-x
•p-ix i^^rsb -3"-' [f'ibnm] (-^-inm) n-^yn ^''PwS ^abi
ö cm bN r-w-r;^ ["-wS] n'jwXD -Pfi (8) '.rr.rr p-'-ia i>- is.
:m")2r::3 "'pP'C'] a^rnrn TinyT
^^oni-iHN "^bn mn^ P'-:a ii-x- (D)
^ 1> a. - oinit. •■' C' i:bwNr;. ' J> -:'i:-t wSb, C korrigiert
in :r-ixb. ^ " " -iCX2. " -!-:•". ^ Z''';'.'^. ^ omit.
■' B m--' p^^3 für :^^-rjr.. ^^ B i3-cp. " B ra-j. i- om. °.
1=' JJ in^T. 1* B -uS"-. 1^ bN. 1" p:*. ^'' C add: -:: =:t;.
Gaster, Das Buch Josua in helräisch-samaritaniscTier Rezension. 245
(9)
10 NDT -lyi'^n Nb i':'7:Nb r:i-rT" i-r,:^ ürn -«■' (10)
11 ni-irn "jinN rion (11) •.urr-^'^m ir*^-!- n^rnrn
i;2 iN-^j'^T :npr2 ^i: ",n r-:;-?-;"' nr\ii^- (12) :n:n-:3
cf. 7.3 ■irpn-^i (13) : n-rr" n^'^n •p-N tn crnsn
d. 14 bD C"r n-r-:; ^—rr: tn] ii^D'^t (14) :iTi-;sria crnzr:
1') -r-'3\rn ÜV3 -n^i (15) :[r,nN nrc c-p
i6' r-^:nrr: ■;:•'-- n-r'^-cn zr'-rs -r:-i (16) jn^'?:ys
äsod. 15, 3. -1125 mri"' : crr; br ipi'SfT m"i£T::n
bN ro"--' "i^cN^T XTz-:: mr;^ r!-:nb73n
a b
:-i^rir: pn ^mn-' cd:: in: "2
:'■'■
I U.« I I
17 r-i-2 -fi'N bsi [N^n] (■'r:-') aVn nxTn i-rn nrpr;i (17)
[— rj<] bDi N-n [n^nr] (n-nr) nn-r; ::n'n pn : mrt^b
c-^SNb7:r: nx "nr^sNanr: -'s rr^na "pn
J<S nnN p-i (18) :^r-r> -i-yn rx b:;-ib i:nb-j —CN
bNTXi-' ri:n73 pn 'cp'!:*:;! : n-'nn p Tn'^ob p- 1*-
^.'^ rriT "^bDi qcD -bn (19) :-pn 'cpir^i :c-r,b
20 srn r-j-'i (20) tnirr^b N-n •cj'ip b--,m :P'vrn:i
br^-'i tn-'pnp tTj^inn btpi :nbn:i nriin
T^rr: pn nsb-^i m^: \a^N rrn^y- cyn
'27 *72"i iü'N73 :T'rn n':3N bs pn^ i'js-'^n-'i (21)
22 ^c^r-iübi (22) :ni'n ■'cb itohi :r;'ji ivj -zVi rriJN
r-:;in'' -,?;n -^'-np! pn cbi^^-isr: n'-:::Np;
'cc": iN^i:ir:i rtcxr: p^n iNi ",-- "P
cprn*:;; -,cn- p;5 '••^w :- pni n\i\sr: pn
23 PN -N^i:vi p^nn bx iNn-'i (23) :nb
PNI r;'':N pni n-nx ^^-^^ -j^. ^ni
54« icn'uj ^^rr:i (24) i^n\nnE;r': b: pni [-^pn] (n-nn)
-2^' [N-^Hn] pyn rv^-rt"» rn'^u^i (25) :-3 -'^jwX bn "jjNn
n\25i< mr."' ^rcb -»u^np; -iIwV :-'':wXb
PN pntp: ^^VTi PN ^-n:2i n-p"'
^ ^° omit. 2B .,,^.,^ 3 (< ^..,,2-^.p i Qjj^jj 5 Q 120^1
—rn Pn-^2C C^-nrn. " B a b. ' B nP\S Nnnn, C korrigiert
nPNaPlP; durch Kasur des zweiten N. ** 173~". '-' B add: "r^ür.
"' om. 11 c :ptr,-. 1-^ -ja^i.
246 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-saraaritanischer Rezension.
(10)
27 •'^r^ -p: p y-o'-r p'n "n-rr ■'H-'T (26) :ir,^-i^
cf. VILl bNT:;"' ■'rn?: üj'^n nh-'t (1) [•iJ'-pNrt brn ir?:;« A'III
.3.L.22501ibr. 'Dbp\!:72 ^HT iT^Iibl 3^7 cbo npr
T^\^rr ;]N -in^i (2) :bpa n^-7N?:^ c-'sbN
cf. 5, 4 "ii: p roin-' nbuj^i (3) [i •:]:bN-i":;-' i;a by
in"'-)-^ "p: la-^N csbit n'^b*:: crn •,■»2
^nujbü TN ^"STi "i^:n i;::-i5'^-i -i'^i'n bx
^■\T. "j3 :yu:ir:"i nbo t::n ;a-^N a""sbi<
cf. 4, 5 'nx'ä 'ar!73 irr; -^^ "■'yn [-^^rrN] ":£?: [^Jnnn^T (4)
bN "[i: "p yu:ir:^ bx m-^D-'T (5) rou^s a-'\ab'»yT
6 bE-'-i :m52 TN Tüin^ ynpin (6) •: r^zrrzn
-:p't bDi :rm:'n "p-ii* "•'rsb r;i:-iN T'rs br
7 :[m]n^ ^-^riN hn y^rirr^ -i72N''T (7) :T:'y bNT^-' ^:a
i:r's rnb p-i^n rj« riTn nyn rx 'nxnn n':b
8 •'■D "^-i'nN 17:n n72 (8) n:T'72'^nb "«-i7:Nr; -rn
0 iyi2^-\ (9) : [on-^a'^N] (nn-'riwV) -^rsb n^r-inN bs-i-:;^ ■';i irbn
^:^"'72'ür^b irn nnbi p'ra "pN- ^n^r bD (!)rN
iO h':Nb] -p: p y'^jirr bj< riirr^ -i7:n-it (10) J-^n- 72
cf. ii bx-ia-' N;::n ^d [n:] cip (11) :"i'cN b;' b-:': rtrx n72b
cf. 15 npb -lUJN [;i5^Nr!] irrn am bN "^b (12) : a-nrt ipz m-p'^i
:o"!b ^'JN ba ^tni :cn3 insT^an annn ■i72 p- le.
•: 5^^1'::'n "n^a: na:' "a
j. L. xvm. cf. iö t-':n72 ba dn iricx'i 'p: p y^ain"' ap^T (13)
^n'bx "^rrb -!yr2 briwX nrab bx-iu;^ ^:a
n:"i:'n b:' a^:3i<n ^111:1 inar; pnf< p
r;t:72 m::72r;] m72;a pn "i::i"^i (14) : B^72nrT pnt a^m^n pnt
17 [m72U5 DN \a5-'i :rmr;"^ '^t::i2 nby72ri -nm :n:a72
nby72n '"■'bam (15) :nnrf :;a\a rr;s":;-2
o
m?2yj TN laaii :[C "«n-iTn] (^nnxn) rnE;a7272
n^a72 r!by72r; ^"■'b^pn (16) T-iir: ^^-:nE-a:3
PN '^cnpi (17) :a^-ia5b [-^inT p^a nis tüs-'t C'] "^nar
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9 b-
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n ° °
B umit.
Gatter, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 247
(11)
n::7:b ■'nai p ■'7213 p -jb^y Nim (18) ','p^y
d. 19 -p ip^y bws ii: p yjin^ -i>:n^t (19) imnn-
*^0D"^ -121 rNT mNbsrm m-irorn
srn ■'rsb '»-^cr n?: ■'b n: ♦'T'sn ; 51:7:73
cf. 50 ■|(^)b^y p^T (20) :8i:7:73 "inDr bx xr^^'n
"•rNT p^iisn mn-i (21) :^-p: p i'oin-' pn
mrfb TN;::n ■'srN ^ri:72N n72N'^i :rt;-i!i
22 nbiü-'T (22) tTi^'cry [hntdi] rNT2(i) bx-i;::^ -^nbN p. 17.
;r:bnNn is:'"i'"'t n-^^Nbi^ "ji: p r^airr'
n^;i7:i! "jrabm nr^m abo ":m
23 y;i;in^ bx 'aiN^s^i (23) '.n-Tinn qo^m nb-'sa
^i rfflirr-' np-'i (24) trtin^ ■':2b i^^apr-^i -jis p
TN! [:qDDn tni -pujbn rNi n'bon tn]
nrijs: bs nNi i\-n:n nNi v:n tnt p^y
^5'' bD ün\s TOS'n^i (25) nb -i^tn bs nNi ir-^a
nn'N i-:'io^T '.D-^raNn bN-i-ij^ ■'rn [B my] brtp
o o
26 nrr^by i72[^]p"^i (26) r^jxn i^(nnN ist^-^t n-^raNa)
ann :r!Tn arn ny bns a-":aN iba
!•: iri< •p"in73 ma^T :ayn by mrf
F7i/, 1 bi<[i] N-iTi bN "p: p y^ain-' bx mn^ -)?:n"'t (1) IX
bN iiby aipi n73nb72n --varN np (2) :rr:n
ba riNi ^yn ^b72 pn -51^3 Tin: •'D ■•yn
• 3^ -p; p y^rin-i -inn-^i (3) :ii:-iN rxi n7:y
tnb-'b anbuj^i tu:*-»« a-^cb« irob^a ayn ipz
4 ni<l «i73Nb ;"5n: p y;zjirT' a»-iN i::-'i (4) p- i«-
Nb ^--i^yn •^inNi: «n^yb (Oa^yn-x an«
:B"':ia: 'aaba 'an-i-^m :nN7: ip'nin
5 jT'yn bN nnp: ^-li< t»ün ayn bai "»rNT (5)
^ -jb^y. - B i<\ C HN. !5 B J;,p_ 4 ^o^p,, 5 B vby.
« m^-. ' nncn. * ^r. " B ' omit. i" pj-'^-T.
" °"° omit. 12 B „-,^^5.
248 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
(12)
irrNipV "i^rn -^^rrN i.s::^ •= n-^m (6)
7 'zr^-N?: -N::n T!:ipn crN- (7) l-'zr-,^'.z-: ^1:0:1
:^ü2n^2 M'^nbN [-•rr] r::r:T :-,-rr; rx 'cr-r"!'im
:*p: "jn r^Jin^ z-]: "csr 'p -cr^i (8)
r;rci [•:;n:] —-,•::■'■) bN^c- -;-2 --n^ rirn-^n (9)
Z'T— :i'^r;b fip:: 5^^,- —;.- pj^;^ (lO)
-b"" (11) Jnmr: nNsb :b'N n^2 rrc ^-^n
ET-i; Tii; T^L'N Trrh ^"'r bN rein-'
[nr 2-r--r; zrn br tn :C'] ['üPwS B] ']-■; :b'N r-z x-n — rN
','^--:^ 'z-12 -)\s\rr: [xb^] (xb)
r.rr^ (13)
"i-'S? bis Nin — r.v N-ir: -ibNa (i:n-^i)
cf. 30 V'CiT,"' -n^T (14) iz-:: -rr: briN rx -c'ir'n \'zz'6
cf. .51 bN-.-::-' -^rn rx t^'Z'z n^i: -rrsr Vn r-^n
'chv ib:?i"i (15) :nTj:b":: crnü 'r•r^^ -c br
Levit. 9, 24. brNn tn-r:^ ^rcr: u;n Ni:n (16) tcr^b-:;-: nbr
♦^Tinr'^T bN-i\ü^ ^:z nn'rc'^i :nnr:r: br
tatT'nbi« n-n-b nbbnrm mi"'":;" -ps
cf. 5^ N^u;: larz'-i (17) :"l:!^3 ^na nr:yr: br': — :;n
•,r;rn ■pr;« -p ^TrbN s-ibn -^N^'r:
-N'2 -•:;": n-nn i-,2t bs ri< n":nNr! br
I t , ,i ii iL.WU I t mJ ^ ( t '^ .w^0(_- «^ I I
'K^j^r -,-!-i^r: pn CD^isrs rr-i (18) :-;7:Nb
-wN: z'T-'^snns nr\s r:[^]piT (19)
Deut. 27, 8.
Deut. 27, 4.
ib. V. llff.
^ B c-::"!. - ".z'c. '■' zz^-r2. * B bsi. ^ C add: -;•:;«.
•' i3-;"'T. ' B j'na, C cnb.
§
li" ■"> 1
üeut. 27. 13.
Deut. 27, 12.
V. SO
35
cf. 33
Gaster, Das Buch Josita in hebräisch-samaritanücher Rezension, 249
(13)
-:n rnr bnp b: tn -p: -p :->:;ir!^ brif>T (20) p- 20.
ibnp-'i [bx] n-':: cri^nn V:::Nb b^vr-^
in-ip-'T (21) :r2*Nn STNcrt -,7: *in- rn^non
"''im br; pn iN-ip"^! c^ibr: s^rrtrin
-b^i^r; "j2 •'■^HNT (22) tcrr'rTNn m-r- -so
::rri (23) b:2^:^' 'in br- -iTJcr-i nob-^- : ^'bncn
■p-iNi (24) : ^"'r'^:^'^r! br iT/^r^i ^isb^i ^^^rrm
■^rnrn ino« a-'Nc:
. 4-
n
1-<«» b-.« — n
mr!"' n-'-a
.ev.9,23— 24.
--rbs bi-i:;r! ",ri2n ^crrrEbT (25) :S"'nbh
•^rpT b2i '''>£ib':;r; sn^br 'n7:r-N ''rnNT
ST'ns'-n br [a'^r-^n] ''bTi:; la^n-'i (26) : rn"'-c:sri*i bN-ra-'
':3 b-p bs DN 'jjnpri riirr^ Z'3'2. b'x rr'n
'an-'br r;oi2n ^iian [bs] nx nx^p-^n (27) tbwX-T^-'
•p'iN br r-iTr;-' m23 ^nT'i :nnN iD-ii^i
by ibE^i i:^^T um bD int^i (28) irmrrr
■nr; rNE bN [crrrE pn C'^ibn i;e p nn^i :C] ZTriz,
ba PN [iJNip-'T (29) tbn-'y
^•wNr [tn^n] mipr: -ied2 r;2iPrt-! nbbpr: ^-in
- • : rT^73 riN imni n-is:
p. 21.
;f. XXrV am
Schlüsse des
Buches
•«ü-'N bs nrn irb-^i t-;bNn s-'^mJn ^hn "r.'^i (30)
cf. XX/F V. 32 PN T7=p-i -p: p :-:;ir:-' i:fi (31) : ibnxb
"p'n -:p n-rx rn-r- ppbnn cjot' nriir
nid "'SN ^T/:n •'rn t^7o ^pri ir-^nx
■jibNS zh':: tv J<^m (32) tnü-'-^p rtN^oa
TtbN b'N TCO Nnp-'i :bN"i*a"'
•: bNTr"'
^ p1N-|. - ■" R om., C' iirtchgotrageii. ^ C7:r.
^ B om. ^ B pnN p -•Jrp-Nl, C tuld: "(Hrr:.
3 HN-.^T. 1» B -PN n:3.
^ ' ' C om.
250 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
(14)
j. L. XIX. cf. IX, 1 0^725'- bs TN ^v^2':: -bNn c^-iain -i-n ti^i (1) X
cf. V. 5 iN-T'-'V- ^cn-i-ip bs TNT r.^z'6 n^r n^M (2) «htV^
pNr: •^cm-ip ^cn-'-ip ^2Dt^ in^-^t (3) :in7:
y^in"^ bN "pm^ ■'2';rv ^c-73 : -bx- c-nrn p- 22.
■^rpT b^ bNi ^"-rn iTrbN bNT ^ii: -p
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9 t'cr-^-nr INI 1N72 rrpin-i y-isr i-i72S-'"i (9)
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■ nm-ib72;ij nb^i nrparn [la] n:m :B"'\ain
^ C arN— ip korrigiert :uis BT^^p. "^ •' B om., C aT^^ip.
^ -- ip-. ^ ar!72-,. " mb72'c:T. ' Bin-iaN. ^ :'aa^T. ^ aca'.
" °~'' :a-r72\:;72. ^^ r.72 bai. i-~i- om. i'' B nnna.s. i* -n^p:.
Gaster, Das Buch Josua in liehräisch-samaritanischev Rezension. 251
(15)
14 D"';r:Nn -inp-'i (14) : Mn72 ^^^-\'^t\ n-i?: V53 irby:i
io nnb T^yi (15) :i5N">d Nb r:in^ -"s rxi •^:'aT'::73
:^3nT'nb n">-ia -^irnD^i ^mb;a ]i: p r'oin-'
16 Sn:i:p7: tt^i (16) :mrr: ■'N^-j: 'crtb i[r]zb'- p- 21.
^p-'-ia srib '^irn's -i":;n*' ■'■inN n-"):-' r;rb;y
'nn ^'n::-ipm ^'sn^bx '.'l;- C""m-ip ■'D [iy72c'iT C] "(i^a^^cn)
17 bN iNn-'i bwsno^ ■'rn ^ro^i (17) :[c-^ni::r] (c-^nrc^)
18 bN-iu:^ -^ra mrn Nbn (18) :'d^-i3'i n^-ipn «rin^n
'^p ^TybwST «in: p rtain^ [b^TC"' "^rn] 'onb irauj: -d
:bNnu3'^ [TibN] mn^i ^rnrn ^s-^üri ^'(nsn ^^pnN
«a^N^;:;:n br mm b^ irb"! '^(ijj^-,.^;;^)
i^ i:n:N mit'r: ba bj< n^N^crn bD Ti7:i<-'T (19)
nm :bN-ic -^nbi« mn^n' nnb ir^a^a:
^0 nnb H'ijy: Hmt (20) :':nn *='y>:b bDi: Nb
^::p irbr n^n"^ Nbi icrN [n-'nri] (rr^nrn)
21 i-i7:N^T (21) :2rib i:yn*j: iu;n nria'cn by
-i'^rND :niyn b^b D"^?: "'3N;m «a-^ir
55 y^mrf 'cnb N-ip^n (22) •/a^s"''»::::: 'anb nn
'Bn"'7o-i n73b «'n72Nb 'an-'b« -lan-^i
'bd7: i:n:N a-^pnn-i i*^-i7:Nb irr'x
23 nnri (23) :a^nar ^'irnnpn an'si nN73
^'■^•^n::m :nny '*aa7o ma-^ Nbi 'anx a-'-nns
54 t-^nbü r^ab a-7: "^aNCi a-'i:* (24)
\.-\'':^r<] n:.r: -a ti70nit y^^-'^ rx iryi
'^^rtbN mn-i [ms: :C'] (-[li:) -iCwX tn "^-^larb
[aab nn::i] '^"nwxn ba dn -<^aab -^rinb nnar n"::73 n»
[\"-iN3 a^a^üTT:] "pi<n -^-^aop ba rN nr2Ujr!b(i)
irm^szb [:aa"':-] amrc?:
^ °~° :'^-nn mpin-i •|72 i;-^b:i-i by7: ibn. - B 'anp-, C korrigiert
wie Text. ^ B 'a-'is:7:. ^ anb n-iai. ^ '^•p7:. " " B r-ian':.
' so in A und B, in C aber korrigiert. ^ B und C om. aber C
nachgetragen. •' B 'aaa". ^^ "33. ^^ om. ^'- oni. ^■'' B y;i:b.
" i:in^T. 1^ -ajn7D. '" c -i-'DVib. ^' a^m-ip. i» ß mi,i c om.,
nicht aber C'. 1» B "jn?:!. 2° B und C Y- -jn:, aber C
korrigiert. ^^ om.
252 Gaster, Das Buch Josua vi hehräisch-samaritanischer Rezension.
(16)
25 :i-'n *::- nrri (25) Xr-- -z-n rx ^rr::yl^
)
, ^ r^.w^ l-«'^ .w^j .i^.
26 ".- "■": =r\s '^•^^^ x-(z c-"': er-: (26)
27 "r: -jr — 'nN* (27j '^^zr^'r, nVi '-n-:;^
-..- «^wsci \z"lv ^^i'^n ^V'::^r^^ nrs
/ ^
cf.j.-L. XX x,l rrr-rr; -= c-=- fr: r-rr-r --" (1) XI
allgemein! ^,_,^ 7'-^-.». j-j^ y.j^-^ ,3.^^^ Pj< p. 26.
2 rr.^z [nb:-:;] (----'=) — r -r -wN-: n-^-t (2) :'=3^p2
^«/il f. (t..|*1 Itil .vi «il.«'«'.--lt ^
5 c:2^ -^b": rbc-i (3) :3'--n; r:-r:i< bn
^n":-' ^ "ib'- -^" "1""=" "-'- ^'^
4 ^-jibsr Y'^: bsi ^[C: corr. u;-=b] crb-^ -r: bNi
ri< r;=r -:--"'t -bN -br (4) ''-•^rsb
5 "p: p r^uir:"^ tn -"rr::- -= ^rz:;
153?^ -EZN-: (5) tbNTr'^ -:z [er] (zr-) nNi
( » I ^ r n •
I ^ -~ ^w 1— I -'T- rt ;^-c\i \ L J— ' - * w -n
[■j-irz; -:;:n inb-:;-': (6) --br ■7;nb-'-iJ
^']^-!zrT *^''-!"' CT-r bx : ^i-:'::Nb •,-- 'P r-rin^b
---. ,1 II i _h» , L -'■^' 'J —' - '•' '• '^ .^— i^-. ^
_ 1 ^ . . , . , . |Z ., _ 1 1^ L.j,-'! \i)
7 zr bz- N-n -rz-:r; zip-rn b's r-z ?. 27.
: b'rr; '"iizi bzi : '>:7;r mrnb'rr!
8 Nvr bx r-,:::-"' bwS rr-r [-nV: :C'] ^-r^x-^i (8)
T:r"i Nb ^■•z-rr: '^i'^z -z 'cn?:
<^ r'^irr^ 'zrrbN nz-^i (9) :^^-:-':ez [="'?:] '»U'N
lii (ji_ti.C\C<.i .i---. «u--«* Hill. jj ^ri'-.
•1 (" -!r7:b. »•- -^z. '•' r-. " B -.zrr:. ^^ B y;E.
Gaster, Das Buch Josua in hebräiseh-samantanischer Rezension. 253
(17)
10 'z•2^'^ 7S-ia"' -isb T\^rr C7:r;-'i (10) :[3NrE] (crsr)
: '^r^'^'p'iz -y^ npu* ny 'ci;'i (11) ynr, r'a
Nir: -f>:;N r\s n^ab a-'?: nt: tcn
12 mn^ -:sb rci-' -la--' t.s (12) [C i •:]3"'r-i5-!n
■«-i':xr! r?« \z'd] 'fiN mn-' (!)rN ^>?i-r: 3T3
^3572 PN mn"" fr.iT (18) :bN'T::"' ^:2 ':£b
^ms^i (14) :bi<-io^ -^rn [n-'n Ninn] am n^rsn
cf. io -p: p y^airr» in'd-'i (15) : -'n73 na-; ni?:
D"'-'^i;nn =^bx lim -n^n bx i7£y bNi-:;' ':a bai
i6' nb^n D'ab72n [n':;?:n] -on (16) :-ir;n-:r; 3ip7:r:
i7 [;'\rin"'b] (y\:::r!^ bwS) -5^i (17) :mp-:n mi'7:2 isan-'i
C'Nan: a-ab7:[-] r",:3^:n 1x^73: ^7:sb
18 D'rawX ib:; ^r^rm-' -:72N"'i (18) :m];7:a r:-r^:n
[n^br] (art'b:-) iT-ps-Ci] my7:n [B -^s br] ("sb) ^^-v^i-j p- 28.
i5 i£n-i n-!7:;T bN rrixi (19) :'nT/:-::b a^-jrx
N-ab n(:)i:rn bx En\s 'cnar-i ar^a^N
''':aa^-'a aa\-;bwN mn-' 'a:r: ^a '.'anm* b^
20 bNTj^ ■'rai r^a-rri mbaa ■^n-'- (20)
"a^-i-i"om Ta-^rr -•• "if^?: nbiis "370 'amanb
*n°^a7: -^nr bx ixa^i an7: iti'-j
i">a--^ bs -:r;7:r; bx am ba ■'7a-::'i (21)
-2J ':a[b] -pr wxb aiboa '<'ri-ip73 ■;:: p
^^ -i7:x^T (22) :i:rcb ^'rx '»a'xb b^— ^'
iN-'irim my73n "s rx "ir'rs r-win"
ribsn aob7:n r":j7:n TwX 'bj?
*|73 nbwsn a"'ab72n ncrn ps 'X-'im :p rrr-i] n-ir-rn 7:
«"iTian "b72 ^-'rN ^a-a^ -r- ^"'"''^ [:r:n:":r;
vc'ab "^b7a ^-pn om73T' "^b7: i'pn
2 °~° B p-ab. =' B oni. ■» C add: las".
" B aai-3. ' B a'n-\an-. ^ ''~° Tsca-rn -i-r.
1" -73b. 11 B om. 1- pv i=* P'T. 11 C P^.
1 'aa^:.
5
"-^"
9
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15
B
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254 Gaster, Das Buch Josua in Tiebrähch-samaritanischer Rezension.
(18)
24 bN nbNn z^z-')27\ tn 'cN-^iiiriD ■^n-'-i (24)
•.bN—:;' w'N bD bx r-:;-rT^ N'np'^T :y::ir!"'
'•z-^T^T. ri'rnb^cr; ■'•:;:n ''-r::p bwS ^'5:t<^T
crr^bs-i -PN rr:j"'T in-ip-^i r;bNn CDbwr:
55- bN :"j:ir:^ 'cn^bx -i?:}«"! (25) :'t:r-:-^^N^ii: hv
-D "isf/iNi npin ^innr bNi in-it
-PN -cj« 'c~^2^N brb rrrr rncr-* nro
26 — HN :->r:r!' 'ü:-t (26) :srN Z'-'nnht:
[ü^irr] (='i:r) rr:;":- br s^"-!-!"«! •*Dn-'73-'T. :-p
'.n'^V- -v c^irVrt b:? a^ibn T^rr'T
bi'-: cinri yjiri'' n^s: o-jr'ijn] (nr:\ür:) **ni2 rrb -rr^i (27)
27 (t ■■^■r;'-''T' a'ib''-' '-ib'' 1) [c^::rr;
: 'c'ij iN^n: -iCN r-rv^zr\ bx na-'V^-'T
nnyorr -d br rVn; ^n-:nN i?;\a"'T
28 -:b r-:-p:2 pnt (28) [i-:]:rTT!r! m-'n ci::^ i::?
TN! n"in ^sb 'cs^T Ni-n CT^n rusirr«
n-cjN "^s:- bs rxi jür'N cinr; n^bw bD
inip?: -\Vjzi) -niv^-i :n^-;j n-'j^w- Nb rtn
I-: in-^T^ '^b'job [nujr] -iUJNs
29 [-rnb er znb"'-. :C'] nzab mp7:73 r:i' -;":;n \^z^ y'::-)n* lar-'i (29)
50 ^bN^ic^ i-:2 nr'N a:* riir;i ■jn-'n (30)
bD nNT 3in -^^b *ir^- ^rtrb): riNT p. 30.
"r'^'ü mn -fNUS" ^Äb -2 — :;n "^TErr!
•i^o-n-^i^ Y''-"' ^">^^ "iU5eo ^HDbwb o:^"!!
.5i nrnb';: tc? bNT>a"> bsi rc-^rr' -^-r^i (31)
:r!3 cnb'T n-'b:;' ■n-'i rtO'^b
.55 n-rb'i bN-r::-' -"2 o-rb pn --n' -jp-^: (32)
•:;E:n bD pnt dt -sb -d'-i -rcn dvd
•: nrDbb ^^r:\::;' -i':;wXD hd -i'^'n
^ "^"T. ■' "^ ' B om., aber C naehgi'tragoii. ■' ITEPP.
■IN '^•". ^ DPwS Nbp-^T. •■' N1DD. " B om. ^ -"'T,
om. ^^ '~' vv. 31 — 32 om., i. e. von in*'"','^ bis n\15y.
Gastet; Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 255
(19)
33 T2 ■^j'^^b PN -irrb -it5 Y'''^ ^a-'n ^nbr tn (33)
^-^bn ir i7:y nxi i">üirTi ir:D"'T -bNT:3''
54 bsT i"::-r;'^ nnm (34) :i^'T>y ^b -:^\-rr!
rr'br i:n^T ^nob^y uj-Db« to^ b^n*::"!
35 nSa-^T ^Niiiri nvn i-i'n^b-'n (35) trt^b:? T7:nb^i
nr2 r:n "i'>rN ^Vm b^ pni :n-in ^sb
-•: \ü-^Dbb n^'y ^-inacD -^c-nr; Nirtn
56 nrib^r-js i'joy ^bN^-::'' bsT y^jirr^ br-^T (36)
37 '-^•2^^ n'nsb-'i (37) i-rVj TOnb-'T ^rr:i-;in
!Ti"iy b3 PNT in^bi: nNi tü-'n ■^sb
-,-b5rb rr^jr t::n=i t^o ^■'Nu:r; Nb] i-!:^ icn ■:3s:n bD nt<i
•:[-•: "2 ^CN ujs'rri bD nxi rrr'N mn^T
58 TOnb"^! rriisT -■:;' bN-iu;-' b^i v•o^r^•' •y::^i (38)
59 nNT *3'nn ■'cb riiD-'T nS-isb-'T (39) t-^by
bo PN ■i'a'[i]n''T ^n^ir bo nNi n^bw
*\üND [^](n)-'^b ^-N'^Dr; Nb nn -;oi< -cjVrr; p- 3i.
nDbwbn r^^n-ib rT:;y [B "irj^ -p -pinnb rr^jr
•: nribwbi nmbb rrry ^wNdi
40 -nm n'i:!-: -pN b:^ tn V'::^Tr ^^'^^o^-\ (40)
Nb 'cn^Dbw bD DNi ^^m-i^rNm r:bE\rr>i
n-i-nnri rrjr^jrr; bD nNi i-it^ '^^N"rr:
41 'z^z^^ (41) :bN-io-' ^Th^ nirt"' nns: t^JwSd
bD TiNT :nT>' nri [yriD] n:-i3 üip';: r-vü^rr«
4^ s-'Db'jsn bD nNT (42) xy^v-z'^ nri fc'-i -px
nro 3-'ü;ir;-' ndb 'cirnx bD ^-ni<i nbwsn
anb; b^T^y -»ribN mn-' -^d rnN
■p: p [r^mn-'] (b^nv:-') ni:to ■^n-'i (43) tbx-ic^b
ci.43 n-^'iT : rt-^ioü^rj ">rin w\x-i3 (Os^^isy cnbrrb
~naw- aipi^n b«
3 B -jyb. •» C C^^-. ^ add. *-vL>N.
^ °~' om. '• add: D^n 'cb C'C"!.
1- B om.
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mb-i.
256 Gaster, Das Buch Josua in hehräiscli-samaritanischcr Rezension.
(20)
Hnyb n-Tcn rr.'::-^ p •)rj'i<-;r; UTm
'ar\'i2 "i": -n t"Z'rr 'y::^^ (44:) :bN-i"v::'b zrr:
z-J '•:z^ N-n b^^sa inn'rn mp7:r: bx "iNnr:
tD'i?:'^ rrnv:; c-nb cip?;'^ rnrnbrn
y\i:nn' i::r,n^i •■■^y^ncn -dt' n-^ra •'H^t (45)
TOy Tn -CN r-;7:nb7:n ■^•:::n b^ ri<i •-: p
„ J- ^- cm : mm r:3 :N-L:r:n''T 'a-i":;a br rx p- 32.
Ende von
cap.XXIp.154
cn-'i^n 1033^1 "^'ncn Drai ">:;';":;-
bs—vT^ ^:'a br r»:::-'! (46) n---j:-'i ::'":n
X7, i 5--JJ nb'»::-'! :'i-:i- Y— "r^"' ^-^'^ ^n^i (1) XII
"Y2'3 "bj<T o-,n72':: 'Y'''3 'bNi ^-p-i?: "b?: ''33v
2 nna -pri:': -i-^rx c-rbr- bxn (2) :]-:;rs*
mE:m ''nb-'EOm n-zs nro :r;n-y3T
5 C":i n-iTO73 ^:y:rn (3) :c"^7: -.:!
:-r;a ■'Cin-m ^'TnEm «'rr;m ^"-"xm
y-iN3 •r:-in rnn rnm (^nr:)
4 'zi2-J 'cr!':n7o b-i 'cn [-]wSi:'i (4) : n-:::":-
^^3-b DT! rz'z by -\:.\s b-nr ^^n- zv
5 s-^Db?:- b::: ^^inn^T (5) :ix'': [ir] z- nz-ni ^-Z'.zi
""73 bx [B mn"^] ■nn-'T irn^i inh^t nbx-
cnbnb si-":
-•: bx— w' =r
* •'ay7:b. - B avr;. •'• B omit. ' omit. ^ ^^^^^n
" nnvb. " Y^'^b"!. ^ B qncrx, v. kon-ipert :i"crs. '•* rtbEw3T.
^^ binn r:D zr. ^^ a-i. *- 0"!C. ^■' nm.
Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension, 257
(31)
6 'wrriziz N-i-^n bN ycin" bx mrt^ -i?3N-'i (6)
n^bbn 'sb'D PN ins ^-^d^x rx-r: vvd ^n73 ^D
TNT :-iprn an^oio nx bN-ic -rcb p- 33.
7 bsi yain^ Nn-'i (7) :',:;N3 ?i-icn 'nn^mar-i?:
jqttj: ■'7: -br or^br irr nwnb^on er
8 .•bx^-::"' ■t':^ r:in"' nrn-^i (8) •'^cnn ibE^i Cwsrs
tnn'iTO r;si:?3 nrpn nri «-^73 msTc;72
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10 nN n^b^i NTin nra '^r-:;!-^ •2'z^^ (10)
11 ^•z^^ (11) :r;bNr; mDb7372n bs ujni N-^r; "n-rcb
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rcNn riHTH ^ii:n nNi riToc: bo '^m: Nb
i^ 'cr!^Db72 [bD C'] tlSt ^nb^n n^Db73r! ■^'ir bs tni (12)
^nWn ■'cb 'cn^i -i; "p yc^irr nab
^5 Nb abn by ^m7:yr; [c^nrn] (i^-nn) bD^ (bs) pi (13)
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J4 nbNn a-''nyn bb«:: bDi (14) :r*wir:"' ^''q-i-c p. 34.
bNT:;"' ^:n ^^anb lua n72r!am
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i5 nii: -cNa (15) '.r^iyzz ba T^^N\rn xb ar'wS
m:: p nar [C' n"ü7:] (rain^) pn mn^
1 B ^:n, C' korrigiert. 2 t,^^ .•; ß /-^ 4 ß q,,^
^ B a-'Oiar;, C' korrigiert. " B mn-. ^ B ■'rob. ^ om.
^ mn-'-iorr!. 10 -3^-. 11-11 "-" B om, C' nachgetragen.
^- B ba nNT. ^'^ it. i* °^° B om, C nachgetragen. ^^ ' B om.
Zeitschrift der D. M. G Bd. LXII. IV
258 Gaster, Das Buch Josua in hebräiseh-saraaritanischer Rezension.
(22)
■ Q • - C C
16 ''i^r; [b^ r.s] rNTr; "p^r: bn rN y",rir!i np-^i (16)
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17 «'—r-w nb^'n Spbnn -nn y: (17) :*-rbE\yi
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19 i-i^-^b-:;:: — cn '-.^r nn-in Nb (19) 'cr[']7:iT
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Tbiab TO-i'^nn -jr-cb :bN— c^ ns
c-"''?2"cn ■ir'?:b -d r;:r;r 'nnb rrr:
21 'j-c'T>^ Nn^i (21) :nc7: rx rtirr' nii: -^cnd
rnn^^y tjy p:y -ii: -m -7: ^-ji-zn ■;?: p- 35
22 ti-^-p'.'j ^r.T. Nb (22) xyr. •,: r-win-' ^z-^-nn
[^T^-] r-n":;Nm [rss] (-^a) n-ra p- tbN-;:;-^ ':n y-sn
^5 "-iffiio Y'nNn b2 tn i-cir:-^ np-'i (23) :i-nc:
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y-Nm 'crs-^Lincb 'nnpbTOn bN-,\r''b
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mn-" rtii: -w-wXd b's r-^n c^r-^-s^n
^inr2:ir; rs in'nD-'T (2) •: TiZV n-i"": rx
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6 B r;-r-c. ^ nn. ^ b om. » ct:^-. 1« nb-jp-w. " ra-.
Gen. 49,26.
Gaster, Das Buch Josua in Jiebräisch-samaritanischer Rezension. 259
(23)
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J.L. Ende
.n c. XXIV
p. 158.
V. Deut.
12,11.
V. Exod.
35, 12. 16.
ip'^cr'^i •.TOip'?:a •^■'N rN— c"' "iin i:n-n (4)
nb rr^n ^"c:N'mp7:3 c^n bs -^^b ■'rn p- 36.
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nnN CT'T (6) ;"jr!2r; i-nN -p -TJ'bN bn^rt
nnN nri (7) :n^:pTm bi<— ,r^ ^:2 -^^rrn er
nnN üi"' nTc^'-'T (8) n"»-::!":;-! crn '^•ci<- z;*
■'-ani ^nN-nb r^^rrb — rN "i^-^:"';:2
[•:]c-'7r rnrbc crn rx ■L;E':;bT ^b°-p-
bD'^i riin-i •'E by yr. -p rcin^ p-^T (9)
mp7:n [N]"r; -r bN r^a t:n"''-.5'^n ^n^ b^'
aui"^"! (10) : ^n'^rc; iwuj n« p-^b mn-» i-nn —ex
■'bD bs TNT nnnrcrt bs rxi t^jccn td'^q
cf. i5, 7 brrpn N-nn [rrn] (nra) (11) [ • : ] r.-D by öint: bs -p-^?:-
'J '.-n"'::cri;i nn-'^-jici '□n-'cs-n bz rx crn ^bD nN
mr:'?:- ^^nruir br "(rro y-N tn ipbn-^i (12)
13 'nn-TinD^'job tb'-.isn nbwn "<:2fn p. 37.
ab,
cf. 8 i^nni" rrojTa t^ br mn-' n-i: — cnd
ir; ^;yN 'nrbn: inpb irrorTo ü3u: "'^t'm
tp^.-'rt inrn imn-' las' n^w crtb
ö bn: rc-::' by —ex ^yyo (14) rin-TW
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14
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17*
260 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
(24)
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-272 — wN y::^-z -j^tj rDb?r: rr (17) \-zzz
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I • : ib - -- — i\Nr inbn: Nin bx— i-^
p. 38.
15
cf. Deut. 7/?
II u. III. ^"
^'zninEC"3b "jn-.N- ^:n -L:':b nc: ir^i (20)
rz-c br —cN -j'n;"o bi2:in 'z-, -n^i (21)
b2T bn:n "^inn — ^wS — 'rr;i iz-s bn:
— CN .n^-y bri 'p^',:;- (22) : Nn--'?: bai . -Tw'^'j::!
i.9. 18 :n^:3':;i -r'r— pi (28) '>r:'2?:T r,^^2-•^•,^ [C nirni] ^.riirn^T
i7
20
21
«-li'D r^m (24) p'-rrn -r;2 t-n-wr! r-::i
■pn-'O n^bw: bri t-vc'^on --;• bri (25)
TN :-p-^: -vN-:;: [br] rxi 'hr« rr:;-: -rn
-wST — - nST -■ iü: PNI C-- -i<T i-lN
22
23
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— Nn ^-n-c"^ 'pn-D '-r^c: yia-i
•n^^^ •'^-s>— -•-> V-'^- •._>.• (*)'^\ • 9 x^ h '-.'•>•-
i>. 39.
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1 .
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2 "^rrr'rm.
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13 -'b-.
Gaster, Das Buch Josua in hebrimcTi-samaritanischer Rezension. 261
(25)
24 :'nmnETr725 ;n5 ^'.-z r'crzz r-c^ •,r"i (28)
25 ^"" -=T ^''T^'"' biisn 'cnb ttt (29)
5ö triESfcn TT:-! -rj -iincnTO"! (30) ^nn- -^rc ry — cn
^7 picrai (31) :-■ 'nib bi::; -ir ü-^rn'^r:! :=':ü2i
;;:Tis:iri ^r-;:Di ^r-7:: r^2i : ^a-n r^z
trtn-ra ■-— n -:2r r-:D n-^ nitp ^r binsi
28 a-'-^rn cmncc^b -:; ^rn rbn: n'KT (32)
^:3 L:n^ -^stnb "^rr^T C] rrc:?: ^■'rn ::rc; -^itnb nc-^: "jr-^i (33)
cf. ^5 :'nmnE':;?2b [n-:;:72
5Ö rsb'?:): bs :iu;3n -ir [a'^rn?:'?:] (orr^rnTcr) *bi2:i ■^ni- (34)
31 yci.ZL — i'N -'N-^ r-n ^bn y:;nr; [-br] 5iy
«riTnr'c-ri ^ni'biin ■'Stm (35) :— '^ D-'CC
"^r^b 'ycna 5i:' r.Db^Ta ^^v ^y-n^i p. 4o.
:'cnnE"C":b ^t-:: ^rn •^irnb rTi*:72 p t^st: (36)
5^ -13^72 :2NTO ra-rs nc: bn: — cn nbN
33 ■'ibn iiincbn (37) :r;n*.T7: in"^-,-^ "iiT^b
bNT>D"' ■'nbN r;in-' •: nbn: -cto "r: Nb
I • : Dnb nm ^cnd 'nnbna Nin
XVI, 1 ir:D v"^'«^ ^^"-' '-^ -": "-''< ^''Ni (1) XIY
■}i: p yairn-'i ■;r;Dn --rbN t:n\s ibn: — cn
2 b'-.ian (2) :bN— c^ ■'rnb n;::':n r-2X "ww^-t
3 'rycrb rrc": n^n n-n-' nix ^"cnd 'crbn;
nL:)2n ^r-c; rbn: rrc?: -r: -^r] (3) rr^)2T: •'i:m rrjTcn
a-'nbbT t-jT^^b (-'ari) [-a:-?: r;L:'':n -^irm
4 rpv "ra T^rj -a (-4) :'aaira nbn: -r- ^'b
^ ^nbn: "ir: xbi B'^'^eni ncr: :r-j': ^:c
raiab a^-r a« -^a y-Na a-^ibb pbn
: ^°ar:pbi an^rp^sb ''an-"c-5'?:T
^ C -j-n. 2 (j .^nr'n. - oin
O r>tin ** r*"*"
« B om. 7 Q -.^.p Vj5_ s ^„^ >j .-.. 10 c -.jj,.
262 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
(26)
5 -er p n-i"?: nN riirr^ nii: ^Cwss (5)
cf. c. XV ff.
c. XIX
V. 40—48.
c. XIX
V. Iff.; 9.
cf. c. xvrn,
11 ff.
C4-i"incc'?2b rr^^T\'' '^'.'2. T'^ii-i b-i;r: ^n-i (6) p. 4i.
n7r rNr7:i (8) :r-i:3 f' niiip^o :r.NE "nn (7)
r;rj^-i rNs?2T (9) :*pywo i:n ^^^''2 B] ribr,: bi25
bina !-;:is2J: tns^ot (10) jü-'-iit?: bin^i -imion
•: n-'-i^'i oin" :L:r:"':n ts r\'jji2 nbn;
: 'nmnc'i'rb -jn 'rn i-rcrh biisn '-^t (11)
rn-iNn r—p ^ry nNsb srbr;: -"n
•: -"^-.r bs nxi -(Tinn 2-,--' ^-^n -i-cn
nrnncc^rb ■]i3'72a ■':n n^Diob b-nsn -«stit (12)
nNEWT (13) :rnirf ^:n riL:': rbn: -i:-!p ri<s^2
min^ -:n rrcz nb-: nriü: rwsr:i (14)
[-^ C] bsi raw "iNm in-i-is' bs tni riTJ'n
•: "TT!
tcmns'i-'rb c-":':^ ■'ra r;::wb b'iisr; '^n-'T (15)
in7:ip7: n^-y br nNi oin-^ n?onp rxc?:
*nbn: rirTs-^m (16) :*t -rn r;^:': nbnrT
nü'73 r.bn: nr-Eüci irmrr' -;n rr^->2
t-n n^:^ ",- -:a -'^12 nNcrn (17) tciCwS ':n
T\•.^l:l•^ (18) :d:':n [C -^rn] r;-^7: nbn: n^onpn
■^nn :r;T^-^ "^rn nbn:] nrirm c-'-ien ^;:2 t\z.12 ^nbn;
r;:373 nbn:[i] [ari^rn ^:n nbn:
onn^ im "ii-in cs^n (19) :r!7o-'T TOanp oraNn '-,-! ^:3
p. 42
1 f
C om. 2 B ora. ^ tnüT'. ■* B om, C' nachgetragen.
^ ° B om. " B om., C nachgetragen.
vv. 17 — 18 gehi'iren wohl ursprünglich zu v. II, .Dan'' wo alle
Details ausgelassen und hier an dieser Stelle angebracht sind.
Gaster, Das Buch Jo^ua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 263
(27)
cmnEC^Db D^-i2N "':n ri::?:":! ^b-n5 ^rr'i (20)
n'^73i:3 bi35^o ■jn^-'n bn; rrnp tnsw
r!7r nNS73i (21) : rTc:7D i:a nu^o bin; ny
nNC72i (22) :in "ra n-j?; biij [-r] (br) nbTon D"
n::'': nbn:"i *,- ■'^n r;::?^ nbnD r!:7:T
Lin^y ■'xn nbns rt:ii::T (23) •.c^-'a^rn -:2
T^yn CDC T'y b-n:ir: n-'ai (24) jnc": -^rs
t • : sn^ny bD tni "p-i^^'c;
rNE7: n-:;ro "irn rT::": ^s:nb b-'isn tt^t (25) p- 43.
«a-'-E.s ^:n r!:;73 bia:i *pn "i-n^n bn: ^;72^p
n?:-' rNcri ;i'iD'::"^i "^rn tnü72 bi25 "pm
nbn: n:72^n nNS7:i (26) ^570-2^! in ny c-^n
nbn: nriE:^ n.sr73i (27) :n-'"iEN ■'zn :^l:72
2^:n n::272 nbn:T ^"piaT ■'rn r!::72
^^rbn^T oi-i-cp n"^:73 ■'in i-iy7:i (28) :id'0'^^
I • : an-'iy bD nNT "^im
^DmnE;y7ob 'la'.ü'c'' "^rn rT072b b-nar: •'h-'t (29)
bms "pa •(Ttt: bn; n7onp rND73
■'rn n:373 bms 'p^i '^i^«:'« "^sn r;ü73
o o
*")biaT "^ra n::': bin:. rr^-'T ^"ibmi
nnci: nNs73 (30) :r;\:;:72 -^la r!::7: biaai
o
n373in [nNsToi] (nN73i) •'[C -':;:73 -^ri] s-::^: v^nj
ribnnT -^rn ['"^"3] bin:o ^nc:72 •'ra T'cn biza
^:'inb:> -i-'n r,y.-^:, T^y b^ian httot (31)
•: V31 o-^:t
'cmnEC7:b "ibinT "^ra ni^Tob b-nsn ••n-'T (32)
^ -:ir;. 2 ^^^ 3 q p-^briyT rr^-xo^p. * '~° B om.
hier in A eine kleine Lücke offen gelassen. " " B om.
c. xrx,
V. 24fif.
c. XIX
V. 32 ff.
264 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
(28)
raz'2-) ^iD-^inr: c^i o■j^^^^! bn: riizi-p Duzr^ (33) p- 44.
^rtü'n [nbn:] J-;:iE:it rNs?:T ;in5?:n Di irn"»
n;win nNSTST (34) t^'w'« ^rs rtt:-?:! r.^bnz: -»rn
I • : ni^y bD TN- c-at: ib-na ^^y -jt^t (35)
nmnE"::'ab icn im rT:2?2b b'msn inii (36)
[;:N7om ;;-ni:i -^-p'iii: nrrn nNc^ri] ;;nb'j:r: c rw tnew
nbn: rrnnp rNDW[i] (37)
•z-i B] [;:n7:r,:; i-ir]^rt:iEi: nNST:! (38) -brs: -rn n^w
nt:7D nbn: [n;iEi: -nNs^o
jtl:')2 nbn: rr^sip nNE7:i (39) ->ibiaT 12:3
I • : "bnc: i^n
jinr: 1-ii' ibnt: 1:2 rr^'^rb (b)b^v^r, •''n^i (40)
rNE'7:i (41) :4^'n -^rn Ji::'?2 rbn: n-^rip tne-js
i:n i"iy ■,'ai (42) :"]binT [^rn] ri::'a nbn: rt:'?3in
I • : nni-iy bs nNT v::npT ^'-.Di:(i) ^bnc:
''c.''^xiii.^^ cf. XX, V. 2 -i^üN oi^i'rt \übu5 nN i:bp72r! i-iy 'nr: mbNT (43) p. 45.
iisrn hiy] (i^ir) 'cm (44) trrnTfT: •,'Tiib ^ny?:
nbn:n nrba -i^yi ^"imNi -:2 ntiTo nbn:n
^i:n ;!::•?: nbn:^ ibis ^i^r (45) :"!^ i:n t-!ü72
cf. V. 7 Qi-iyn u:b'>2: nNi (46) ii^-oiiz ::nb i^Tn
nbn:3 vo:np ^iy ^:cnTOu: nbNi ■)y:D y-iNn
nbn:3 -ȟTtprt a^":: ^brc: '^:2 rf^i2
nbn:n -p-iian i^r ci^etn ^1:2 n::?:
I -irrnni 1:2 r-r^i2
cf. j. L. XX77 1
■•^ ^^'^T ^
:t rD5
I '- )
3 i'UJini N-ipii (1) XT
1:2 ^'üau: i^rfibi ^ns *:2i ^piNi
br PN 'cn^'?:o cpn cn^bN -i?:«""! (2) •.rri?:'':
^ B om., C nachgetragen.
C n^sr:^
'^ "li^T.
om.
om.
6 c nu?:.
V. 39 wohl Dittograjihie von v. 37.
f. ^ ü >^ « ^
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266 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
(30)
^^^r^ (4) '.'crT^rn::- 'ün c^r'r:- [-p] "iTO-'pn
:nsD72 7n:2 :nN^: -v m [-:r;^:] cniNn^i
•p: "2 r'win- bs n^>N nnr?: -3-'>r nnr" (5)
y'::M-r bs m:.sr; rs inb'^j-'i (6) tCc^sbr-)
j. L. XXVII. ^-cjx Tr^^ bN n^n O'^T-'is-r; bx I7,: -,n
[:Nir: rr/SD] -inn -mri^
[nx] ^"»bN D^[y]-!in7:- Tnvr> TwSt: (7)
:nb'v::n 'f^bz'i -p: -p r-^itr«
''^■v°'i-8^^' '-^ "■'"'^ =^:r;rw\ hd?: n'-x 'o -1:^-° (8)
■^ri (9) ^irmrb?:m i:-';::"ij«2 -^f^cr "-iCN
lin^o am (10) :']b7: a'Ujb^ri r;':j'?2n 'r-^ar!
"i Y^?Dn o-nE2£ p pbn i (11)
'jb?: «nTO^-^ ^bw (14)
Y--: [-pb;;-] (--p-i^n) ^b^o (15)
"^b?: ^-ai Y'^D (16)
^^b'^ (19) 4ab-i;' Y-'^i] nrisb ^-iiz (18)
^273 (20) ^rrrib ^b^s
^b?2 (21) o^.sn ibi2
-;b': (22) .-i-^'b -jb'^
'^b?^ (23) --i::n ■;b72
"|b7o (24) ^:]'::dn '^b?:
^573 (25) ^■n573 Y'""^
'-b72 (26) nr:p^ -;b'2
b -m -r:
bsb Q'ii -b" (27)
^ °~° B om. '^ -nnD. ^ °'° om. ' '^"° pT i:72y mny n?:.
^ -b733 pi. « V. 13 — 20 '•^'ß^. ' om. ^ C UJB".
^"i^-i72
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22 [-^jnp] {r:n-p)
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23
"iin ^r.DS
b;
Tafel II.
4
'^•jlf'^mif^' /h'M^^f^'Jrf^S'ifJ!:'*J^^Ji'^'
'^'pf^r ■//'■r'mj li/fff^^^^ f f»' ^ '^:J'0
^ - ^r
Cod. A f. 30 = Ch. XVr, 3—27.
Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension. 267
(31)
2p3^^T 'nni'iy PN ipTo^m (28) rtit-^n ^bi3
a^'::-'n i::ri rtnrn (29) ^/Qj-i^^p-j^ ^^ p^^
a-'Nn i:n:N ^d in (30) :']W3 'nrwp; npsb
^bD-'n n?:[^]pr; iujn D-'t'^^^nn bTO n-^:7o
a
^nirm (31) t^^nbx mr;-' rx -n^b ^r^y
^-iu:n riTi y^h^ Niias n-'^o'^ rrijb^
•i'^'^bN "inn-
lü^N Dy TNT n-:5NrT nna^s nN inb'^zj^i (1) XYII
nN in^ 8p ^pj^ ^^2:^T [bauj] (oa-a) byn [tq:]
T7ow^T (2) :bN-u:^ "b^o yujir;'^ T^n n-SNn
y^ini bN Nn^T Y^"""! j'nn-^im bs< c^Nn
•ohiz NOD by n'5^ ^ 1-^2:73^1 (3) :ii: -p
",»n^i (4) ^*^rby Ni^b li: i:?:73 ib np^T
■jn^i (5) [1:7373 ino:i yiunn-^ --^ by ipn]
■)73 [■'Tuon Dr Niri "n^^N] -^ü^n ai-^n rbx Nin^i \^•bv Niab] i^ ib
-|73 DT' a-'yniNT n;73u: n-'n i-[i]-2073i (6)
^*nnN mn-' ^^-^^t iu3N n""73Ti T["^]'a73n
anN i2Db bx-iuj"' "^sn 173? -s
rujir:^ np^i (7) [•:]n'::73 nny ^^t^ ^^by niu: bs p. 49.
i'inN ^6it-p-,T o-^Nri T'73 nrD7:r! rx
nN -i73iz:b iJS-^i IS -i'CJN bD nwS ri^i
•^iis inn\z:"'i (8) :nP373n Na-;: 'j-^Nn
i[5]n^i "^y^n-«::!-: nnuin rx bxic^
"'y^'CJi nnujn nn73a mya;::- an pn
aab 1r'^^ rTn7:ca ^*^r!Tr;
11 by mni [mi:] '-'::wNa
:^''T!ny ^'1373
1 -nPn. 2 B nnan, C -awNi. ^ c D73ip73. ^ B a b,
C ']:a"c73 i^by. ^ ß om., C -ipm. '^ -in«. ' iz^v. * in.
» IN-. 10 °~° om. 11 B yn^a, C yacn. 1- B in5073 ^'::wS.
1^ B om. 1^ om. ^^ B om. i'' Nnpi. ^' HP^. ^'^ ""^ dafür
B u. C: n\d:t o'N- -i73;2:b i^^t ^y 'p in-^oam in n73 bs y-i^i
i:'un an-' ny aPD73n nipoNi :n:i33 la i»« y^üirr» "i^an ^a apa73n
i.-^n-'T :5nr;T p-'y-^a^n paon p-in73. ^^ ab.
cf. Jos.
I, 17. 18.
268 Gaster, Das Buch Josua in Tiebräisch-samaritanischer Rezension.
(32)
[-i"'2iTi^] ^y::- cm -piin -i: "n roirr^ ns-a-'i (9)
^rnrncr: :.n in'72 Nin TiTN yi2cr: ^Ta
53 TN! c;'n 'CNn bD nx :]ON*^i rh'::^-\ (10)
bip r'cjirri rx i:;'^i (12) :"p br "?:;• ^n« titcnp
r!'"wr:[i] i'^::^: ir-^b« n72Nn -i":;n br ^nnx
I • : ']-'Eb -^-i?:: Nb
bN n3r::n nn^?: ru;ini nnoii (13)
N-ip-'i (14) nnN "T^yN c^rb^rri bNi :-j3ro ^''''^n
■:2 -j^o ^üN-i bri [B mrn] ":pT b: "^nNa inN
•:[--:s -^rrii-i B] m inns [tcn] ütt (15) :bi<T:j-'
J-L. XXIX. mmi (2) :o^bTi;n bi-:^ n-n^ c-v^a (1) XVIII
;D'^-n::rr: c^yair; ns'?: (3) :nr:innr;
y-£?: (5) amn^m n^rT^tn -dn?: (4) (^.-50 hat a
_ Schreiber
'.n'^^nn r-^w: (7) ts-^Ticrrt 'c:r*c (o) :B''rcN:n falsch ais
paginiert, v
inrinn :^r^p;n iv (9) : n^n^Ton -ht: (8) '^^lem'Tr':!.
korrigierer
TL:b":;[i] (11) :s-^:T^brn 5:i"b72 N-m (10) :r;-j-i:::
If'D^t* inyilT ^rnn (13) '.a^rN-^ir; iN-^nCi] (12) :c'::;b':jn
09 07 oc
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om. - B om. ^ B Ln^:nT2, C korrigiert. ' bbrnN.
5 m-. " om. " -inn. » 3 -^^^^ y .;^^ ij-.
II
Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension. 269
(33)
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bs'T^u^ "^rn isit'^T (21) : cbNTo-:;'?:! 'n:["']':r3 p- 52.
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D3°by ^^nb'c: Nb :ri-:i7:m nbbpn ^cdV-^t
Dil a-'^bo lim -^bx iNan -s cmf- (1) XIX
nn'^15'1" bi£N *bx ^iNsn -^3 ani?:NT
TN "larx T,üwS N"n?o iibN mp73 [bs] ;bs r-^a
[wx]in ^D T^rn-ip TN in 3^ip:T ■i'^by ^r;bN
mp73 ;r;r3T25m nbnrn nn (2) -im^-inn ^ri
1- :T;bN n^a :c"'-ci"nn cobp'jo JO-^oipr!
'arr-i-i Nibn (8) :ira'^b yai^ nnbn:
i^-'^ün ibain Nb a-^'^ünpn aip?: n- ■'D
■n^oyn «bi ^rbN iN-in Nbi ^ib
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irb-'i:-' y-nb bD73 Nin "^a
nraibs-i ^^-n^T: baioi
nsy^cr pii:73 ba^oT (7)
i3"'"iJS"' m^n-L:i ^^aa-i:-^ [in] (p^) ri^ Nin ■'a (8)
Deut. 4,28. "jiNTi j<b "i":;« ta-^-ia: a-'libwsb a^-innc: ^"arN
{■jinn'^ Nb- ^'pbaN^ xbi «"iirToo"» Nbn
:n7oiNi3 lyn*' «bi
^ ixm. * pb nnn. •' C om. '»ab. 5 Uj.^ -p^nV^T
ina^'^oy bD. « C add.: n73n-i Nbi. ' rr^-ni« bt^ bwS •pa-'b?.
** add.: NnT2 "jibwX aip"?:. ^ n^ab-::. ^° ^r^s. i' —i-^:::?:.
12.
15.
270 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samarüanischer Rezension.
(34)
Vn [Nnn] -r i-rb ib c■'^^^c: i:r;:Ni (9)
j. L. XXX. n-'inN :c^r;rN2 v-^': n^ ^-nsprn "»ryw
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::r-'!3 ■>'nm br ri< b^-i-:;-^ ';= [bnp] iriro) tn (1) XX
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«i^73N-^i :inN bip [ayn bo] irr-in (2) :L:r;'':TNn
t'-*!) ^12 bbnr^ (4) t-ji'T^: ^':n r: bbnr.^ (3)
bDn' -«^o ^bbnn^ (5) :[-in2b2] {-^v-^r.-z) n^^ann
n:*^':;'«-! nN 'riTo-n (6) ^"^NbEn -^-rn
nr^niri 0)nN 'ris'^^wSi (8) :i:-a:;b pn 'rptm (7)
nN "jTir-i n:-i:[n]n2T n^? 'nbn^Ni (9)
:nSn ^-^b:::: n:-Nr*y tn 'maN (10) x-r.'^i'D.
I •:-'iE nN i-i")3: Nbi :']b-,pb "n:N a-^rw^ü (11)
inbc — >rN "CJ^N'b inrr:: rN voi--^ '^p^-i (12)
ir'nb :5>-iwm tibn '-jn: bna: Nim '^b-'i (13)
bN— ,2:"^ -^rab inN^'?: nbis m:n72
m3-::i :'cn-';n?2 tni «cmim [B br] pnt
Nn^T (14) :nr[i]N:22: br tnt ^anrbn
2P5'a TN cnb in-'T (15) :ibr: b^N imy b«
TN 'nnb ^.co'T (16) tb^-AT"^ ^rn n-i:;N
:r:''rn n^-i -iüjni tr?;'-:: -i'Ijn c-^-imr; ba
][i]'::b3 rn-^ "pis: 'O'Nb ']m;ö Y^?::! N^ip-'T (17)
^rib:2 Nb nr (18) [cnb] (cnb b^) -2--t :nr;b -rc-^T
:rNTn ni^Nn nr^';: tn -'niptot:
« B cnb-. " -;-a:. ** '^' B bbsni^ -(N nr. '■' B n^p^o -,73.
Gaster, Das Buch Josua in TiebräiscJi-samaritaniscTier Rezension. 271
(35)
i'-xx-'fii- iDS^i c-n npys ^n^m n(i)bna ■;:-! -rj
n'i73N'iT (19) :'c!T^n2:3 nN irnp-'n npr^r^i
ribns u:n:2 :i:b 'nv^jy Hnt r;72 "^nr:? bx
D'^^b'ar^ p "^mia hn-i tni (20) nrnib-vün
tJT'^T (□■')ribNr; c-^'^j^^'^^r! nN DrT':n'7:T
TOr TNT 'p: p ^'^Jirr» ^:c72 -!'n72
D^Toü^nn b^ TN N-ipii nb^D^T (21) :bN-i\r-^ ■'ra
„ a b
HT br i-i73wsn r;7o "^nr^D 'crr^bN ^-„^j^,. (22)
^;^-nW£: ^nin ni i::['i]b-:;r! ^on ^mn
TN'a iria-^HN nr:;^' nx ii-i^t xbi
mmi^m nTiETOn p ■^r^ijy ^U3wx bD riNi
']mu) 5pN : a^irui'-inri irr^i (23) :mNbE:m
bxi mir^-in iris ^ün n-^Db^^r; ^nNT
riTTi'; "ION D'^uJi'Tori r.N in'it iNi^n
"iTONm (24) '.^rz-j bNiuj^ '':s bsbi r^Jirr^b
y-iyn bNi N-i-^n bN :-^;n ^nrnb ^nro cn p. 56.
riN'nT (25) :iid -p y^irr^T bN"i-:5"' -^rn ■^rc'jo
■n:3N^-> 'irr;:! -^d :[-7:lS] (^Toy) s■j^b n-vijyn r:73
•:iTEnn b^i ^intt b^ da-^rcb :'BbD
..xxxm. bws^-c-' ^:n ^bri: ^nn -[i: p y;::in^T (1) XXI
TN! (2) :n7:nb?2b u:\n qbx T^yy c^ro
m-iüim [;i:nprT -^bDi] jNinib pDM nTS'bN p cnr-^D
b^T ']nri:5 by -iNait-^i (3) n^n nri-nn
iNn-^i isb-'T TCi*io a-[D]Owx:n c^Db7:n
^ B nn-iriNi, C ^n-^m. ^ ^ b. 3 ^,2j^^_ i B ^^
'" C -rr^. e inN ^ü:n. ' nx '-:a bx. ^ -pa. » bD 7:.
J. L. XXXIV.
7:Exod.32,12.
8: Deut. 3,24.
9: = 7
10: Ex. 32, 13.
J. L. XXXV.
J. L. XXXVI.
272 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-saviaritanischer Rezension.
(36)
N^n'r; ü^p':":! iNn rrbn (4) :]TC"'p iibxb
'2ri'::nbn n-^'c:": C''?o::nnr! cnb -•:;:•
bN-i-c-' ^w^rwS TJ-^ Nbi (5) NiWrt sipws ■^?:r
[C NbT :-jib mn -72 -y-r'] Nb[n] ■(TO-'p -pb^n n-'-i-.CN cm xbN
r'::in"' tjot tn (6) s^wNinbi rNs:b ibr'
^nrb-^i:"' -y :bN-i;:;-' "^ribN -mrr'b bbcn-'T
x'iiz'j T-TN crn bsT «in nrnitn rN773
:-;i:3'b nr-ir; br nnrnn ^En "iTin^o mu:] mm ^:-;n '^?:n"'1 (7)
nN-inb 'nbnn nnN [mm "^rnN (8)
r;p-nr: "]t tni Y'^"'^ *nN(i) t-j-iny tn p. 57.
n-ar-' Tw'N yiNm c^'r^ja bN 173 -icn
cnrm [-En] "i-nmo nr^ (9) t^-nmnsDT X'^"^--
pnsfb «rn'inNb -.idt (10) .yz'jh m-in br
:-n 'cnb 'r:^'n":j: ncN -)1^ny npr^bi
m^7:bi :"i2-N ^^iDv '^n mp-^nsrbi (11)
tC'^'iiDN nn:? "in ^hn'i (12) :-n'3 'ps: c^-rr ^3
rcin^ bc^i (IB) ;i:i73U373b -jNb?: i;b nb-ci
-172'y'm '^bm '"rDb rr'zy nr-« r::m
:2nD-^- ;'oim -imrn (14) tri^ ■"::
^7:^'^! -'-i'i -jn nn:b r;^:iN nr37:
^'2r\^'ß TN '^N-ip':^ [r:*b] (-rb) na: ^-^ra [-n] (15) "ib
^""pn72 [C' n-^^n -jm ;']n:\r "d 'yp-'N i^^l '■^"''~ '" ^'~
•.-i^b^-i br i^-'7:'y
:irrN yi "p -■:;' n-'T! ",m
:"i:ibN ^'-70 ^-^5!^ 'n"''^n ",m
Nic^ ^:n "iTN ^^bD PNI •'rx -^-d ^'^y•',^ (16)
1 B :NiDNbi.
p^Tsrn.
^ --m 5wS. •' T:»-.
^ PN.
" B -wn:t.
3 C -2^nN ip HwN. 1" "P""'-- " B mp. ,
^'^ B om., C nachgetragen. '^ B om., C nachgetragen.
8 rrs-n.
^1 14 : 7^ ■
Gaster, Das Buch Josua in Tiebräisch-samaritanischer Rezension. 273
(37)
r^uirr« cc^t (17) :p?3^p "VrNn br-n •)■: m-^p
[-■«biün] (:«''b':;n) r:p "r^rb r:.":jr: r:ii3i (18) '.'op^\^
'yn^'t- riN Nn^T (19) :nn: p^nn m:.N- 2»n-'a rN p- 58.
N":;^i (20) :i3 TwN n-^'in-r; bs rj< N-ip^T inrcii
[rrnlTia po E">ü^t : ■.Tnb'a":) 3?-ip-i -jz^t nbip tn
oL~--]"3 -i'7:^5"'i (21) : -^'2 -V TrriZ-i : r;bn5 riprs: prsc-^T
i^iy] ^;ü:n bD TN ly^^^ü^T (22) r-^r -^rn [C r;N] ^ri-n^^
':o [":;:n bD nN iy72'C3"'T
bD TN i^bN lECS-^T (23) :'-::';:r! -^^irii r^rcriT^
Nb nb-:. npri: "i^'n :r;':nb-:- "^"«rrN
nn; cn-'bN -7:n-^i (24) ibN-r^r-n 'rr-iz n-^n
'ü-i-^iSN abs TOS? t:;n [wxnirm] (nn^im) rujirr^
■jTü-'p -,-bj<n jbT-in m-i^p nrn-,:; "|:n2
:^:2-;r; pn nn: it: Nnirr; ■'o:n rjiz-X) tni (25)
"pbN [-y ii^rrj] yiN bN -iNn-'T irb^i Tinf:^i nTn
-b'^n er nb-n r.'-izr-hn ^rsr-i-; (26) :[r;]^rT':n -r-'P
nn3 ;i;bn'^i (27) n'oy tcn a'^Db7:r; ZiV\ fnv^
n-'n ■'cb CD""! wr bs tiNt ^-nr:: nx p. 59.
-iTybN -p Dn:^3 ^bx '-i'7:w\-'t tnz: ^s-ip-'T (28)
bx-i^r: m-i-^p nx lo-n-^n ünn nrprr^i (29)
"irr^T (30) :o^N 'cr:^: npsr xb tcib-^ua i7:r — :;n
s-i\DN bs PNI '^nvo PwS fi^inn cm ---"
•:bN-!\üt n^a -,'7:y
cf. XXIII, V. i n-'zn -i-inN tc^n-n n*'?:-^ yp^: ^n^T (Ij XXII
^ IT. 2 B om. C' nachgetragen. '^ nar"'!. * C r\::in'^
^ 'j-pr\^. » -::wsn3. '^ om.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 18
274 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanisclier Rezension.
(38)
"-: '-2 vc-rr^ (2) :n^2D?2 arfn^N 0273
c. XXIV, 1 b-D TN r^iri-i riDNii (3) c^r^ sn ^'-pT
■^rVf -=*- N-p'i (4) -n723"0 bN-io-' [':=] -i:!-:;
z'-,i2- 7N T^rwS V::y"'i (5) :'ün^— cic"';!
-S'' 'zrwS :-ii: •- v::'-- z-'bx ^-^s^- (6) p- e«-
cf. 5« [-CN] Vr TN zr:'-;^ crs- (7) :=3^:[i2-: fr'-i r70
cf. 6"' TN j<'::wvi (8) :':=t n--- --:•
«rrin:;: r-nvn-: nr^ir\r, -'iii or;72nb7om
: ncn'2 q-c C" [C -^:] r.x ---^rm ^--'r-; cn^7:21
c. XX/F V. i5 'crr;" nd -res -pN- TwS ^^^"^ -p-^-j (9)
:nr;2 •'^n^-viT- :ür->:2 Nr -'CwS Z'~^J~^ :-2
ü DD^nbN ~^-' PwS -.x^-' nrr'T (10) : i'rrx
15 y•^ ENI (11) n-zr :zz-r:rwS n^r;- r.x =n -:
Cz^nbN rrrr tn -zrb [z2-:-;-z] (cz'rz'':)
mn" nN zn :-jT;zyp [-:] (-•:) Z"- zzb --nz
/ ^ / -
:Z(; i:b [nb^b-] (nb^bn) io^':n't zr- bz 'J-jy^n (12) I
1 ■" yjirr' ip; 'z -n-. - B om. '^ " «cyn. • ^ C -bxT.
5 -^b, C korrigiert. " (" "irTr. " R ^"i-Z-. *» "nm.
'■> B iry^T. 10 B in::-.
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 21b
(39)
21 ^Nin ^D :-i;': irnbN mn-' "d (13) ::"ir:N
^^ yTüiri^ ^72N^T (14) -MrmnN ^ribNT irnbi<
'cn^.na cnN -^d :'23a ::p'n [ü-^ty] (a-'nny) nr- bN
:a"^iy i^^oN-iT (15) ^:-ir'N nnrb r^irr m 'czb
<85 [Njin- nv2 nyb n^^^ t^iis p y■01'r^'' ^\nz^^ (16)
n73b-'-i b'x n^i c^n:; 'i^(b) nnn^o [x-^n] TvTN
5ö :^sDn ribsn Bi-imn nx nnD^i (17) :-JS'::7:n nod
^zn-'bN "iTONr fib -im cm-- bN irn-^i
nnpiT nn'wS 'nn'i73'vaT ntn ^-ison tn -npb
nb-^Nn rnn '^3",^ n"'2''p"'T ribiis px
:mn^ [\r-)p7:] (^np) aip^ D^T"''n:i "nti -riD^n ^":;n
27 PNTn pwsr: -:- : arn bx yiüirr^ ^7:n^t (19) p- 62.
n-n n3T73 'cc: ■ji^i (20) tmrb im rrnn
i3^-ip"^i "jN^n ^D inN b^N r,p^i in-
bx-io-' ■'rn nr-iD ^U5i< 'rirrt r-"i:2n by
■i: -3 r'":;in"^ ^nn p nnNi (21) -iTOy
bNT::"' "rn ■'N^r: p n-^'o: -lay n^ro
biis cn^br ^Y'^''^^'^ (22) :::n->rb -;r;N cn
cip^on ;";!-;rn pnN p '^T^bs 'c br
r^^r;^ ■'rsb :bN n^s a^T^"i." ^n "irn*:"
TC>j C'sb Cj •ibNnuj'^ ':n br m3b72r! [b-n:.] bi2; Ni:'i
[sbNT^D"' ^:2 br ia^b?:^T nnn^ üinwo nbs ^nN p bxrn:
29 y^ir^-' r-':'! tnbwxrt a-'^mrt -r^N ^'n (23)
;a'^:\:j Tv^yi hnid p mn^ nny "p: p
50 bTC wsm ION "r;y2,"3 -pn ^-lap- (21)
:bN r"«! a"^"-'-)^ -n 'in37:n aip?3n
bN'iü"' ^:n irN ^an"'^ :n"iD [C n:^:n3] (n:n?:n)
1 B T->ii-r. - ' ° om. " B -jib. * pb t:ni !-:-i^b -jib pyTi.
IS*
5 ß ri^inn nso. •* c mrc. ' om. ^ B -'b-. "' B ny-
276 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritaniscTier Rezension.
(40)
Deut. 34, 8. • '. in'^^D r:"! TOiTiT : Di"^ 2'"abu3
Gen. 47, 29.
Deut. 11, 16.
Deut. 4, 6.
rrj'jo'n abD ■'HN -p Nim T;p -p bN:r:T (1) XXIII p- es.
nrcn -n^T (2) tbN-ic 'rn '"iv yyn min-^ -rs
^T^bN rm T:p -p b^rr: ^-''^b rT^r-^air!
CTüTsn -r:r!D ■^5:1 br 'nn •.■r:rr; -j-riN -p
:bN n^n n-'-'-i:; ':" nn:27:- ciprcn n:"C
bi^b N-!pii nTOb T^^:-! irip 'r -rr^i (3)
bNTC' ^i~- brbi c^bn c-:n2T!
■j-rr: -i-rbx -^e br ibr-'T (4) tcr^i nn^
:bN r.13 a^T^^i:; '^n "inarr; -cip72b
tcranb nrs^ -jd [B nab] Tn^">r- tcn-^bx -tt^n^i (5)
n-^ü'/o n::nN n^i: -,\13n "-ni-i -,72 'cn-ioi
b3 riN TiTo-sü (6) :mn^ -^d hv ^-'-in^ -12"
n^rrarr; N-'r; ^d opN'-r; n-iinr; ■'"im
imon Nbi (7) :z"i2yr^ ^bz> -^rrb 'nrrr-'m
iT^bN np-^T (8) :bN7:'i5T "p?:^ n?:Nr; br73
n-i-or; n- bi' 'p-ip -a^-ip-^T ^^wS' b-^N
nnrar; -^rsb ■'inn-^ü^T (9) : [mn-'] nnTTo by p- 64.
■^Sb'^T T^nsn TN iii'-iiE-'i rmm --,-in ■'rsbi
br "^b-'T •/ü'C':: Nit^i (10) n:n cnrs pn nriwS
■^rn ■'N'"::: b::i «a"'ibti tn^rnsm orb:\"i
ny •ibN):;^ byn i:"''):-' by :bN-i\ö"'
b:3 ^-<1lV''^ (11) :r:nn?:y n-'-pb i5^':5r!
t'-il:!-:;! cm -:pT b^T "^ib •'ra ü^rnrn
nnD-'bn t.-z onr^Ei (12) :i^:sb rcN-n
TQ bTn my72im i(^)ri:-' by [nV:?] rt^n
^ C 1rc^<^^;:: -n^T, B om.
-r>^z-2.
Olli.
om.
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension, ^^ill
(41)
a^u:y nrnsr; n^a bsi (13) niiax p-iD by ^i^ry
nr:::i rx rotan iy abD iDb-ii (14) :i^cr7:D
«-i72Nb n^i-n 'c;72r 'c-:j -d-r^^i i:n Dnro
nbrn -jD :2nnN □■'nbN imrn -js 'nab i^'?:'^:^! (15)
DN "'S -^iN-in -HcN ^ü-p7ori bDa 'L:r^-nby
"la niaN bx n-«n ü'^r-irt-in n-n Di-":a
•^t'DUJ TO'iD TN piüb ^C3'nbN mn^ -ina
cf. XXIV \. 33 :r3y bN qcN-'i r72^i :^T3?bN [yis^^i] (ya^^i) (16) p- 65.
-in br: i:n onrs n^aria in'j« i-inp">n
tr^v^:), in mr;i iinn i'iJN aip^^n üVpn
MTnn i:n anr-^s ■jriD-'T :bN rr^a
^inj« nc; rrc-o-p p'^nn "nriD "iiüN Nirn (17)
■[■^•on Nim :bN r^a a^T-^-is in isni by
n^i^n m?3:: ]:3;zDn by :a-'U3nnn -CwS-i
üinyi73r; 'wr yiinr i:w3 ■^n :07:'"0m
•:a-':t::m tD'^oinm
"inzn -jinN p -in'bN p^on^^s nbvT (1) XXIV
T'DiTn r':3-aNi (2) ty^^isN touj nx Nip-^i
bNT::^ ■'rn -üy73b i-^y rr^jbuj rr-vün
^^-i"»::!' n;ubr: n-u3 N-^n icn p':3 '^*nN
-iinn nsDon pn 2nr(i) T^-^n ■^73"'b
nri:^ ^^y p\2::d:2 ^-N^7::n ncnpn
,:r!Tn nrn ny ^-^nrnrn n-na rT>::npn
a^T-'-is inn nra7;n r.7 nram (3)
Nbn rjoro Nb^ ii Ni:7373 ibip^m] iyi73 bnx nncn bx n^n
^^Timyi (4) [r-i:.^2
in-'-ip-' tt; itas a"'72b\z5n nnx ^^-^-ny 173
Nim (5) na-Tor; by bnpn rx'anN
mniN3 rrmm -^lai V-J nnr^yrt "^inn mm^a bpon?^
[a"'ii73yn -jina a^ynn?:
t-".29. -iCwS fwX'a^ ^i: n^m p ^•'Vnpuj?:! (6)
1 nr-iy. ^ jj^p^^. s om. ■* -m. ^ om. •' C in. " nc:.
^ '^° om. ^ -sb. ^° om. ^^ ° ° *,■': ^i-oy nobo r:\:;m
n:\ö^*nujy '>rbu:2 yuj'^aN n; -b-i72. i- N::7r:r! n-sunp n-ico PwX.
13 o-" ,^1^ ,,3 a-^rnan n^n. ^-^ tt. ^^ om. i" -ijm.
p. 66.
278 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritaniseJier Rezension.
(42)
•p cn:-E -p i'-::-'3i« ^:n (8)
h**«^^ MaV*^ ^tlMI» «h^*^^ «^taHW> M*> ^«Nt^^
rrijn :n r^s Zi^r^'j, -ina irro brtN
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^na^:n mpT^n pdi::'?:! nnrc^ znsn ^\i;n
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3 '-«
om.
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 279
Kolophon von Kodex C.
ncb'^j n:uj ^"av nnN "^j-in
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(Siegel des
Hohen Priesters.)
"isrn bn:in aisnn T'p^n
17:^^1 r:n br'i i-iby ^^in^ji
.•jTCi« .•7:n T^:n ^Ti T'in
(Schluß folgt.)
280
Zu Musil's zwei arabischen Inschriften aus
Arabia Petraea.
Von
A. Fischer.
A. Musil hat von seinen so außerordentlich ergebnisreichen
Forschungsreisen in Ai'abia Petraea auch zwei kürzere arabische
Inschriften mitgebracht, die er in dem letzten verausgabten Hefte
der WZKM. (Bd. XXII, Heft 1, S. 81—85) in Text und Übersetzung
5 mitteilt. Die nachstehenden Bemerkungen sollen das Interesse be-
kunden, mit dem ich seinen tretflichen Aufsatz gelesen habe.
Zu Inschrift I. Z. 3 — 4. Die Wendung xaJJ> ,.yA j.lXäj '»/s
_?-.j w*», die, wie M. richtig angibt, aus Süra 48, 2 stammt, be-
sagt m. E. nicht: „was vorangegangen ist von seinen Sünden und
10 was davon kommen soll^)", sondern: „seine früheren und
späteren, d. h. alle von ihm begangenen Sünden". Vgl. die Qorän-
Koramentare zu Süra 48, 2 (z. B. Kassäf: ^J5Lix! _b j L« «.-^^ lXj j
ixl! ' — PAxj U. X.AJIP..S. ,i -u\.ÄJ L/s .\JliU rvC») Baidäüi: tu...ts>-
, ) t « _ «
A^J^ ^jji.'S .,1 *^^A:iJ U^ yivÄx _l?.s Lx, al-Häziu, Lubäb at-ta'^il:
^ -. ~ . . i ,_
IT) ii)Lo3 i^-j^ *Aäj U) e5vjU -b,s U «^4.:?- cvL'l (^ J^i^^ Ä.jb.'! ^Jtx,
«. t
;?J! -.;-Axj ^_c**T^ -=^-^ '-*3 sj-*-i-^' J^ ic^**H ^- '''•")) ^i"<3 '^''-''i" 'illeni
die ^VeIldung ^>L; ^3 j.3^äj U öÄi>! Tabarl, Annales, II, I.a^, 9,
die im Hadlt in der Gestalt cjA> '.x. |.Ai U 6Äi>! erscheint und
\) \'oii mir t^osporrt.
2) L'ntur dou mir niomcntan zugängliclicn Qorän-Kommentatoreii versteht
nur Tabnrl die Worte j>Lj Lc» von zukünftigen Sünden (Tafslr XXVI, i^l
oben). Sein Kommontftrwerk steht über al.s philologische Leistung nicht
•ehr hoch — Hinsichtlich der theologischen Verwertung der Qorän-Stelle vgl.
2. D. StÄtio (luint» et scxtu . . . lil.ii Mevakif, od. Soerensou, rt*'f , 10 v. u.
Fischer, Zu MusiVs zivei arab. Inschriften aus Arabia Petraea. 281
nicht anders gedeutet werden kann als: „altes und neues, d. b.
schwere Sorge, bemächtigte sich seiner^)". Der Ausdruck bildet
also ein Beispiel für die Eedefigur des ftf^KT^ud? , der Bezeichnung
des Ganzen durch seine Teile.-)
o •
gibt hierzu die Übersetzung: „und bestimme Verbindung zwischen
ihm und seiner Nachkommenschaft in dem sicheren Orte deiner
Onade". De Goeje, Gloss. Tab. s. ._•-£, hat den genau entsprechenden
Satz xÄÄ:;* ^ ^^^i^» ^^iV-" (^^LM) OrC^j übersetzt: nofitiam^
famüim'itatem inter nos faciat Deus. Ich möchte die Deutung lo
wagen: „und bestimme ihm zusammen mit seinen Nachkommen
(einen Platz) an einem Euheorte deiner Gnade". Der Ausdruck
Or^ dürfte sich nämlich an die Qorän-Stelle Vsi^ &,a.s- ^i].i>Aj.
^ ^ o - , o ^
^j^ (Süra 47, 7) anlehnen, und ^^ . . . ^^j , bezw. » . . . qa^^)»
das bekanntlich nicht nur trennende, sondern ebenso häufig ver- i5
bindende Kraft hat, nimmt zuweilen direkt die Bedeutungen an:
„sowohl ... als auch" (vgl. das Beispiel ^j ,.^aj \.a ^Je'-^
l5'
iij i'Ä<?7-e came to me hofJi rieh and poor Wright a. a. 0. S. 181 A),
. . . zusammen mit" o. ä. (vgl. Kassäf zu Süra 30, 26 : .^aj JO^j
'iLc:^ j^ „gezeugt wird von einem gebrechlichen Greise zusammen -'o
mit einer Unfruchtbaren"). — _äÄ.^/a als Ruheort der Insassen des
Paradieses Süra 25, 26. die Vereini^uncr des Frommen mit seinen
Kindern bezw. allen seinen Ancrehöriwen im Paradiese Süra 52, 21.
13, 23.
1) Vgl. Les.x. s. ÖcX>- und *iJK.'i, GIoss. Tab. s. j»lXJs, ILuIrl's Durra
ö!, 1 und IlaSis olo, ult.
2) De Goeje hat bereits Gloss. 'j'ab. a. a. O. als verwandte Ausdrucks-
weisen namhaft gemacht Wendungen wie lAxJ L«^ '^y* ^ c-^^-^^ rgi^öl^o
Angst ergrilY mich" (s. aueli Gloss. Tab. s. V_J,j) s^xit^ X/a'JJi La ,eino
ernste Sache, Kummer o. ä." (s. ibid. s. (»vi, ferner Lano und Dozy, Suppl.. s.
lAxi 1 und IV, llamadänT, Maqämät, ed. Bairüt 1889, f 1 , 4, Kämil f\^, 4 u. a.).
3) Wright, Grammar'' II, S. 180 C. Weitere Möglichlveiten s. Heckeudorf,
Syntakt. Verhältnisse, 230 f. und Nöldeke, Zur Grammatik, S. 5Gf. (»i , , .'»aJ
im Verszwang z. B. auch SahrastänT ff., 6).
282 Fischer, Zu Musil's zicei arab. Inschriften aus Arabia Petraea.
Z. 7—8: . . . J^l^ c^j^ [^ xl]%- Ich möchte auf M.'s
erste, von van Berchem gebilligte Lesung Joi\^ zurückgreifen, freilich
unter Verwandlung des bloßen _b.5!. in i),\c sd^JiW: „und laß ihn
(am Tage der Auferstehung) als einen der ersten zur Zisterne ]\Iuhammad's
5 gelangen". J^-s „vor andern zur Tränke gelangen" ist ja nichts
weniger als selten (s. die Lexx.; Qutäml 11, ^f = IHisäm, Sarh
Bänat Su:äd, ed. Guidi, öl, 11; Kitäb al-Addäd f1, 1 = Lexx. s.
J.-^'-.r, und ^1= und IlaSIs II, 11; läqüt I, 1(1, 1 u. a.) und findet
sich verhältnismäßig oft auch in Verbindung mit c.c?jJ=> (vgl. den
10 Hadlt {_>i?vii Ji^ fS^Ji 'wJi Lane und Nihäia-) s. _bj, Kitäb al-
Addäd ft, 2, IHisäm, Sarh Bänat Suiäd öl, 7, Kämil v.o, 14 etc.,
und die Dichterstelle y«;LJJ! {j£i\ysA ^^* läq^^t III, vi., 22).
Auch dieses jkijj^ dürfte, seine Richtigkeit vorausgesetzt, durch
eine Qorän-Stelle beeinflußt sein, nämlich durch das den Götzen-
15 dienern angedrohte ^., Ja äx j«^U .UJ! ^^ ,1, *_> ^ (Süra 16, 64),
das doch wohl besagt: „Sicherlich ist das Höllenfeuer ihr Teil und
•wei-den sie eilends (hinein) geschickt werden" (s. die Qorän-Kommen-
tare z. St., die Lexx. s. J^^, Kitäb al-Addäd fo, 6 v. u., IHisäm, Sarh
Bänat Suiüd ol, 3 u. a.-^)). — Der o^^:^ i<s»s^ begegnet als (j^^yss^
20 ^y^J^ schon in einem Gedichte des Abu '1-As^ad ad-Du'all (diese
Zeitschr. XVIII, 239, 5).
Zu Inschrift II. Hier nur eine Kleinigkeit: S. 85,11 1.
*Aii- für pAÜ (3 Ai^iJ"): „er wechselte in den Ämtern".
1) Oder J! 'U.
2) Vgl. liior niicli: (j^wä^oU-! «bLs ^., ^j^xlil» ül (viAJiAii x-L*^)
•1 , . , £
LS»^'=- (C-j S-fi^* - ("«^riior Kämil v.ö, 2. 12: Ac ., »^jjj\» JLs
3) Vgl. auch ßüra 30, 71: f»-U-> ^! U^' qJ^-' ^>y«» (z"e»
Verse weiter wird dnsselbo oi-V** '*'o» den Schniiroii der in das Paradies ein-
({cJiüikIuii Si-lii.'.Mi ausgesagt), 52, 13: LtO ,*-St> n^ J' .^ »j:uX.j etc.
283
Zum semitisch-griechischen Alphabet.
Von
Fr. Praetorius.
Die Umwertung der phönizischen Gutturale N, ri, y, n in
griechische Vokale wird, soviel ich sehe, allgemein als ein Akt reiner
Willkür angesehen ; kein Band, das die phönizischen Werte mit den
griechischen verknüpfe, ist m. W. gefunden worden. Vgl. A. Gercke,
Zur Geschichte des ältesten griechischen Alphabets, im 41. Bande 5
des Hermes S. 545 3. Abs. a. A.; ferner S. 556 „Das Beilegen des
Laut wertes | [für T] beruhte auf einem einmaligen Akte der
Willkür, wie die ältere Umwertung von B und 8 = 0".
Ich möchte aber die Umwertung des phöniz. D in ^ so lange
nicht in Parallele zu der Entstehunsr der sfriechischen Vokalbuchstaben lo
setzen, als wir ersteren Vorgang so beurteilen wie es Gercke tut,
und wie er m. W. fast^) allgemein beurteilt wird.
Ich habe bereits auf S. 10 meiner Schrift „Über den Ursprung
des kanaanäischen Alphabets" kurz den Weg angedeutet, der die
phöniz Gutturale gerade zu denjenigen Lautwerten hingeführt hat, is
die ihnen im griech. Alphabet eigen sind. Der Name des Gutturals
war es, der für den jedesmaligen vokalischen Wert maßgebend
wurde. Da die Griechen aXq)-), ickcpa nicht für den Kehlkopfver-
schluß gebrauchen konnten oder zu gebrauchen verstanden, so ver-
schwand natürlich (mindestens im Bewußtsein der Sprechenden) -'O
auch der Kehlkopfverschluß am Anlaut des Buchstabennamens. Und
1) Abgesehen von dem verfehlten Versuche Lagarde's, Jlitteihmgon 4. Bd.
S. 370 ff., hat Ilalevy im Journ. asiat. Nov.-Dec. 1002 S. 352 t". unter Beziehung
auf die Form des § in den etrurischen Alphabetreihen eine Entwicklung
des D zum ^ angedeutet. — Ob es sich bei B = C um eine Umwertung , und
nicht vielmehr um eine Umformung handelt, seheint noch nicht sicher.
2) Über diese älteste Nameusform s. Nöldeke, Beiträge zur semit. Sprach-
wissenschaft S. 12Gf.
284 Praetorius, Zum semitisch-grieclnschen Aliyhabet.
da ihnen somit der Isame mit a anlautete, war es nur natürlich
und dem sonstigen Verhältnis zwischen Lautwert und Buchstaben-
namen entsprechend, daß diesem Buchstaben der vokalische Wert
cc von selbst zufiel. Und welche anderen vokalischen Werte, als
5 die von e-Lauten, hätten die Zeichen H^ und Het annehmen sollen,
wenn man sie nicht für h gebrauchen wollte? Wenn diese bei a
e )] so nahliegende Erklärung bisher übersehen zu sein scheint, so
mag dies daran liegen, daß sie bei o zunächst versagt. Und in
diesem einen Falle macj vielleicht wirklich nur ein Akt der Willkür
10 vorliegen, d. h. man mag y = o, ov angesetzt haben, bloß weil man
ein Zeichen für diesen vokalischeu Wert suchte. Für mindestens
ebenso wahrscheinlich halte ich es aber, daß der Buchstabennamen
wie '■iiin klang, entspi-echend pausalem yy^); so daß also auch hier
der Name, nach Abwurf des den Griechen unbrauchbaren gutturalen
15 Anlauts, die Richtung für den vokalischen Gebrauch ange^viesen hätte.
Wenn somit aber auch Grund zu der Annahme voi'liesrt, daß
die Umwertung der phönizischen Gutturale in griechische Vokale
sich ganz oder fast ganz automatisch vollzogen hat, begünstigt durch
die Lautverbältnisse der griechischen Sprache, so wird doch nicht
20 in Abrede zu stellen sein, daß bewußte Geistesarbeit sich von
Anfang an dieses Vorgangs bemächtigt, vielleich den Anstoß zu ihm
gegeben, seine Entwicklung gefördert hat. Schon die ältesten
griechischen Inschriften haben vollständig mit der unklaren, viel-
deutigen Silbenschrift der Phönizier gebrochen; bereits in diesen
25 ältesten Inschriften erscheint — zum erstenmal in der AVeit —
das konsequent augewendete, jede einfache Silbe in ihre beiden
Bestandteile zerlegende Alphabet: kein allmähliches, zögerndes
Werden und Wachsen, sondern eine plötzliche, bewußte Tat. Nur
r sehen wir noch im Übergang begriffen. Daraus folgt aber nicht,
30 daß auch bei Nnr ein Übergang stattgefunden haben müsse. —
Die Tat der Griechen war es, den Vokal aus der Silbe zu isolieren,
und die Vereinigung des isolierten Konsonanten mit dem isolierten
Vokal zum Grundsatz der Schreibung zu erheben. Erst jetzt war
die Silbensclirift übcrwund.'n. und das Alphabet erfunden.
35 Zu einer Zeit, da die Aspiratae /■•'' und j^ noch durch die
Zusammensetzungen KB. ^B b-/. dB ausgedrückt wurden, schrieben
1) Bei dem Hlton. dopiiolkonsoiiantiÄch ttiisj{üln.'iidou cJqr wäre die Aimalirao
einer Au*»prnc'ho alf mehr als unwahrschciulich.
Praetorius, Zum semitisch-griechischen Alphabet. . 285
die Griechen für t^ bereits einfaches 0^). Nur sehr vereinzelt
kommt für t^'' auch die zusammengesetzte Schreibung ®B vor; und
ich vermute, daß diese vereinzelte Schreibung nicht auf gleiche
Stufe mit KB, 9Bj HB zu stellen, sondern als Pleonasmus (= t^-\-h)
aufzufassen sein wird, wie ähnliche pleonastische Schreibungen ja 5
auch bei anderen zusammengesetzten Konsonanten in griechischen
Inschriften vereinzelt vorkommen. — Auch wird nie etwa TB für
t^ geschrieben (Larfeld, Handbuch der griech. Epigraphik 1. Bd.
S. 363); sondern T als nichtaspiriertes, ® als aspiriertes t sind
von Anfang an bei den Griechen gesondert.. lo
Es kann keine Rede davon sein, daß das phöniz. Tet der griech.
Aspirata 0 lautlich entsprochen habe; denn nach allem was wir
wissen, ist das semit. Tet gerade umgekehrt so aspirationslos wie
mögflich — abgesehen von anderen Unterschieden. Man hat freilich
eine gewisse lautliche Gleichheit von phöniz. Tet und griech. & i5
durch die Annahme zu erweisen gesucht, daß in Lehnwörtern älterer
Zeit phön.- hebräisches 'i2 durch griech. & wiedergegeben werde.
Aber die Beispiele die hierfür angeführt werden, sind nur wenig;
und alle sind sie mehr als zweifelhaft: dbli = ^ud9r], "pIllN =
öd-ovr], yn-p = k6&cov. OoQTtccQ; wenn = pd-l:, sieht wie junge Um- 20
Schrift aus (mit & am Ende für n !). Man erwartete freilich roQCfccd ;
doch mag die Aspiration vom (p auf den Anlavit geworfen sein,
zur Dissimilierung von dem gleich folgenden Schluß-0'-). Als einziges
scheinbar sicheres Beispiel bliebe noch der Name des Buchstabens
selbst : r^r: = ■&fjra. Aber auch diese Gleichung beweist nicht das 25
Geringste für Lautgleichheit von :: und d: Denn bei der Bildung
des griech. Buchstabennaraens kam es nicht darauf an, den ent-
sprechenden phöniz. Namen möglichst genau wiederzugeben, sondern
darauf, einen Namen zu haben, der akrophonisch den Lautwert des
griech. Buchstabens anzeigte. So daß also, wenn :: in einem dem so
phöniz. Zeichen fremden Lautwerte von den Griechen übernommen
wurde, dieser nichtphönizische Lautwert auch in dem griech. Buch-
stabennamen anzunehmen wäre.
1) Weshalb vorsucht worden ist, die jüngeren Aspirateiizoiclien, /> und (1),
von der Form der alten Aspirata Qy herzuloiton.
2) Ries, Quae res et vocabula a gontibus semiticis in Graeeiam porvenerint
(Dissert.), Vratislaviao 1890 und Heinr. Lewy , Die semit. Fremdwörter im
Griechischen, Berlin 1895, sind über das was Aug. Müller im 1. Hd. von
Bezzenberger's Beiträgen S. 282 tV. zusammengestellt hat, und worauf man sich
immer bezieht, in diesem Punkto nicht herausgekommen.
oöß Praetorius, Zum semüisch-griecliischen Alphabet.
Der Gedanke, daß ® schon aus der phöniz. Heimat den Wert
des aspirierten t mitgebracht habe, ist also abzulehnen.
Wenn man bedenkt, daß die Griechen von den beiden phönizischen
k-Buchstaben K (asp. KB) vor a, e, /, 9 (asp. ?B) dagegen vor
5 0, M anwandten, und daß diese Differenzierung unmittelbar aus der
semitischen Artikulation der beiden k-Buchstaben heraus ihre Be-
sründuns findet, so sollte man erwarten, daß bei T und ® eine
oranz gleiche Differenzierung hätte Platz greifen müssen. Denn
zwischen beiden Buchstaben besteht im Semitischen dasselbe Artikula-
10 tionsverhältnis, wie zwischen K und 9- ^^^'^ sollte also erwarten,
T (asp. TB) vor a, e, /, 0 (asp. 0B) vor o. u anzutreffen.
Statt dessen finden wir bei den beiden iDhönizischen ^Buchstaben
im Griechischen eine ganz andere Differenzierung, die in der
semitischen Artikulation der beiden Buchstaben nicht im mindesten
15 begründet ist, die wir vielmehr eher in umgekehrter Weise erwarten
sollten: nämlich daß 0 als nichtaspiriertes, T dagegen als aspiriertes
t von den Griechen hätte aufgenommen werden sollen (wenn auch
in alter Zeit die beiden phönizischen ^ Buchstaben nach dieser Seite
hin noch nicht so stark voneinander abwichen, wie später).
20 Wenn sich also kein innerer Grund erkennen läßt, weshalb
0 v<>n den Griechen als Aspirata aufgenommen Avorden ist, so
müßte lediglich Zufall oder Willkür bei dieser AVertung gewirkt
haben. Aber vielleicht läßt sich doch noch der Weg erkennen, der
das phönizische aspirationslose Tet in die griechische Aspirata ^ijra
25 umgewandelt haben könnte: die Gestalt des Buchstabens. 0 (O)
konnte leicht als formale Variation des Hauches B (D) erscheinen, das
innei-e Kreuz als eigentliches Zeichen für t; so daß das ganze Zeichen
0 als Zusammensetzung aus t -\- h aufgefaßt werden konnte. Nicht
durchweg erscheint ja 0 rund, B eckig; vielmehr erscheint 0
80 hie und da auch eckig, B hie und da auch rund. So ist im
ümbrischen B die herrschende Form für B geworden; und die
2. Tafel bei Kirchlioff, Studien* zeigt mehrfach völlig eckige Formen
des 0. (ielogentlich wird man noch allerlei Variationen antreffen
können; so füllt mir das sehr längliche, fast eckige 0 der 540.
85 (tberilischen) Inschrift des 12. Bd. der Inscr. graecae auf.
Im seiner Eingangs genannten Abhandlung Iteschilftigt sich Gercke
auch mit einigen von mir vorgetragenen Ansichten, die er z. T.
nicljt richtig wiedergibt. , Andere Buchstaben, wie F . . . will
Praetorius, Zum semitisch-griechischen Alphabet. 287
Praetorius . . . aus einem den Safäinschriften zugrunde liegenden
Alphabete herleiten" (S. 544 Anm.). Das ist nicht meine Ansicht.
Auf den Kopf gestellt aber wird das von mir Vorgebrachte durch
Gercke's Worte (S. 553 Anm.) „Am wenigsten würde ich das hohe
Alter von 0 = w auf die These von Praetorius stützen, daß 5
daraus die Form des griechischen F herstamme".
Ich sehe die Urform des griechischen Digamma in dem
cyprischen Zeichen für ?re: I (Ursprung des kan. Alphabets S. 13 f.).
Aus dieser Urform erklärt sich sowohl die Form des griech. F, C
samt seinen lokalen Variationen, wie die des 0 {w) des süd- 10
semitischen Schriftzweiges. Und schon bevor ich auf das cyprische
I gestoßen war, hatte ich in dieser Zeitschrift Bd. 58 S. 461 f.
das südsemitische 0 dem griech. F, C auch der Form nach gleich-
gesetzt. Aber keineswegs hatte ich die Form des griech. F von
0 abgeleitet, sondern umgekehrt 0 von F. Im übrigen verweise 15
ich auf die beiden angezogenen Stellen, denen ich nichts Erhebliches
zuzufügen hätte ^); auch nicht nach Clermont-Ganneau's Zweifel in
Eev. arch. 4. serie, t. 4, S. 142.
In dieser Zeitschrift Bd. 56, S. 676 ff. hatte ich auf die Über-
einstimmung der griech. Zusatzbuchstaben mit lautentsprechenden 20
Zeichen der Safäinschriften hingewiesen, nicht ganz sicher ob hier
täuschender Zufall, oder ob Entlehnung seitens der Griechen vor-
liege. Entlehnung in der anderen Richtung anzunehmen, war von
vornherein ausgeschlossen. Die frappante Übereinstimmung auf
beiden Seiten wurde zunächst von Lidzbarski so rückhaltslos zu- ^5
gegeben, daß mir trotz Lidzbarski's Zweifel ein Zufall immer mehr
ausgeschlossen erschien; vgl. Bd. 58, S. 725. Nun sagt auch
Gercke a. a. 0. S. 552 Anm. „AVenn Praetorius Recht hätte, wäre mit
einem Schlage die Herkunft von (|) = i«, X und NJ/ = Hauchlaute
und Y = Zischlaut erklärt". Gercke's nächstes Bedenken ist, „das so
arabische [gemeint kann nur sein das Safa-JAlphabet müßte fast ein
Jahrtausend hindurch die Formen unverändert bewahrt haben, was mir
schwer glaublich scheint". Und hieran knüpft Gercke dann be-
sondere Bedenken gegen das hohe Alter von semit. 0. M^, X Y.
Demgegenüber kann einfach darauf hingewiesen werden, daß wir für 80
1) Nur möchte ich Bd. 5G, S. G7 7 n. E. duhin verbessern, daß man wolil
griech, '/>, / als Dubletten betrachten kann, aber nicht zugleich auch T.
288 Praetorkis, Zum semitiscTi-griechischen Alj)habet.
die meisten Buchstaben des ja auch das Safäal23habet einschließenden
südsemitischen Schriftzweiges nicht nur eine fast tausendjährige,
sondern eine fast dreitausendjährige, noch heut nicht abgeschlossene
Lebensdauer nachweisen können, bei ganz oder fast ganz gleich-
5 bleibenden Formen. Man sehe namentlich die Zeichen N, -;, n, ■',
-, Z, C, r, p. Auch bei ® und Vl^ ist dies ohne weiteres klar
(Bd. 58, S. 719. 726). Für Y und X können wir eine so lange
Lebensdauer und ein so hohes Alter freilich inschriftlich nicht
nachweisen, da Y im Südarabisch-Äthiopischen erloschen (Bd. 58,
10 S. 722), und der dem X lautlich und formal entsprechende Buch-
stabe im Südarabisch-Äthiopischen eine etwas abweichende Ent-
wicklung genommen hat (Bd. 58, S. 722).
Die hohe Wahrscheinlichkeit einer Entlehnung der griech.
Zusatzbuchstaben aus dem (Prä-)Safäalphabet, oder einer anderen
15 südsemitischen Schriftart (Bd. 58, S. 725) scheint mir nicht er-
schüttert zu sein.
289
Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
übersetzt von
Hermann Jacobi.
Als Gegenstück und Folge zu meiner Übersetzung von Änanda-
vardhana's Dbvanyäloka in dieser Zeitschrift Bd. LVIf. lege ich
jetzt die Übersetzung von Ruyyaka's Alamkarasarvasva vor. Wie
der Dbvanyäloka das grundlegende maßgebende Werk über die
ästhetischen Prinzipien der Poetik war und blieb , so behauptete 5
auf dem ältesten Gebiete der Poetik, der Lehre von den poetischen
P'icruren, das Alamkarasarvasva eine ähnliche Stellung bis zur Mitte
des 17. Jahrb., als Jagannätha Pandita denselben Gegenstand mit
noch größerer Schärfe, Gründlichkeit und Gelehrsamkeit in seinem
Rasagangädhara behandelte ^). Konstruktive Originalität besitzt lo
weder Änandavardhana noch Ruyyaka; denn ersterer erklärt nur
die in den Kärikä's schon vollständig enthaltene Lehre vom dkvam,
und auch Ruyyaka fand seinen Stoff fast vollständig im Kävya
Prakäsa-) und älteren Werken vor. Die Stärke beider Autoren
liegt in der Exposition: der Gegenstand wird eingehend diskutiert 15
und die Begriffe und Ideen so analysiert, daß keine Unklarheit
zurückbleibt, alles einwandfrei und stichhaltig {ksodaksama) er-
scheint. Beide Autoren bedienen sich nämlich des wissenschaft-
lichen Stiles, der in der scholastischen Philosophie ausgebildet
zur adäquaten Ausdrucksweise für das streng begriffliche Denken Jto
der Inder wurde. Daß Änandavardhana in diesem Stile schrieb,
1) Der Rasaj^angädhara behandelt zwar das ganze Gebiet der Poetik,
aber auf die Lehre von den Figuren kommt doch der Löwenanteil. Die Aus-
gabe in der Kävyamälä hat 522 Seiten, die ersten 156 handeln über rasa und
was damit zusammenhängt, die übrigen 36G über die SinnJiguren. Und dabei
ist das Werk nur fragmentarisch oder doch so überliefert. Es fohlen die letzton
Sinnfiguren, die Lauttiguren und das ganze Kapitel über die dosa's , wenn
letzteres überhaupt beabsichtigt war.
2) Colonel Jacob's Zweifel an dieser Tatsache, JRAS. 1897 p. 30G , ist
unberechtigt, lluyyaka zitiert aus dem Kävya l'rakäsa , ohne ihn zu nennen,
die Kärikäs II, 10 (p. 3), IV, 15 cd, 16ab (p. 102), X, 28 (p. 183); er rügt die
Fassung von X, 55 (p. 204) und nimmt Bezug auf die Frkläruiig dos Kommeutars
zu X, 13 (p. 107). Siehe die IJemorkungeu zu den betreuenden Stellen.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. liXII. 1^
oQQ Jacohi, Itu>/yaka's Alamkärasarvasva.
war in der Natur seines Gegenstandes begründet; denn er führte
eine neue philosophische Disziplin, die Ästhetik in ihrer Beziehung
zur Poesie, in den Kreis der alten anerkannten Wissenschaften ein.
"Wenn aber Ruyyaka auf die Lehre von den Figuren, die ursprüng-
5 lieh eine technische Disziplin war, den wissenschaftlichen Stil an-
wandte, so hatte das die Bedeutung, daß er für seine Disziplin
Gleichberechtigung mit den strengen Wissenschaften in Anspruch
nahm. Er brachte damit eine Bewegung zum Abschluß, die schon
lani^e im Gänse war: der Lehre von den Figuren hatte sich das
10 Interesse der Gelehrten in immer wachsendem Maße zugewandt;
nun erhielt sie mit der Form den Wert einer exakten Wissenschaft
— wenigstens für die Inder. Voraussetzung für einen dergleichen
Erfolg ist aber auf Seiten des Schriftstellers eine hervorragende
Begabung. Mit Recht nennt ihn sein Kommentator (p. 67) vai-
15 dum/a^ülin, bei dem tatsächliche Widersprüche nicht denkbar seien.
Er gewann daher klassisches Ansehen und großen Einfluß bei den
späteren Alamkäraschriftstellern. In der Ekävall folgt Yidyädhara
(gegen 1300) fast sklavisch dem Alamkärasarvasva hinsichtlich der
Lehre von den Figuren. Jagannätha behandelt im Rasagangädhara
20 die Sinnfiguren in der Reihenfolge, die Ruyyaka aufgestellt hat.
Seine Ansichten findet man vielfach berücksichtigt selbst noch bei
den spätesten Autoren , nicht nur wo sie ausdrücklich dagegen
polemisieren , sondern auch wo sie uneingestanden dieselben adop-
tieren. So hat Jayadeva im Candräloka V, 97 die von Ruyyaka
25 zuerst aufgestellte Figur Vikalpa fast mit dessen Worten gelehrt');
so lehrt Viövanätha im Sähityadarpana X, 41 ff. die Einteilung der
ütpreksä in zahlreiche (88) Arten -) nach Ruyyaka's Einteilungs-
prinzip, und beim Adhyavasäya X, 47 gibt er die von Ruyyaka
(p. 66) aufgestellte Fünfteilung '^).
30 Allerdings darf man nicht übersehen, daß Ruyyaka nicht am
Aufbau der Lehre von den Figuren beteiligt ist, kaum noch am
Ausbau *). Denn die Materie der Disziplin lag ihm im Kävya
l'raküöa schon beinahe abgeschlossen vor. Er betätigt sich als
Kritiker an der Prüfung und Festsetzung des Details. Nur ein
36 Verdienst prinzipieller Bedeutung hat er: die Gruppierung der
Figuren ; denn dabei handelte es sich um die Auffindung höherer
\) Siohe unten p. \bi> und die zugehörige Note.
5!) MorkwUrdif^or Weise vorreclinet er sich ahor arg dahei. Denn im
Sütra lehrt er (v. 41, 42, 4:5 u), diiÜ die vdci/ä und die praüi/amdfiü je
3'J Arten hat; im Kommontnr aber nimmt er an, daß biido zusiunmen 32 Arten
habiMi , und üpriilit dnhi>r von den 16 Arten der väcyä, die er dann weiter
einteilt. Koclmet man niieli Kuyjaka's Angaben, .so kommen 128 Arten heraus.
3) Daß dic»i< Kinteilungun von Huyjnka ausnolien , ergibt sich daraus,
daO nie lui Kävya Prukä.sa (und auch im Siirnsvatikaiithäbharana) gar nicht
oder noch nicht »o (hei der Atisayoktij vorkommen.
4) über dio Kntwickluntr der I.eliro von den Alamkära's werde ich in
einem bexundoron Aufsalzü haniluln. Dur Gegenstand ist zu umfangreich, um
hier dargCHtollt zu worden, wie ich ursprünglich beabsichtigte.
Einleitung des Übersetzers. 291
Gesichtspunkte. Zwar hat Ruyyaka ein systematisches Prinzip der
Einteilung nicht gefunden, und macht sein Versuch mehr den Ein-
druck eines Notbehelfs — aber die Inder sind in diesem Punkte
nicht darüber hinaus weitergekommen.
Das über unsern Autor Bekannte^) stelle ich zur bequemeren 5
Übersicht hier zusammen. Räjänaka Ruyyaka (oder Rucaka) aus
Kaschmir war der Sohn des Räjänaka Tilaka-), des Verfassers des
Udbhataviveka (oder °vicära). Er war der guru^) des Dichters
Mankhaka, der unter Jayasirpha, König von Kaschmir (1128 — 1149
n. Chr.), lebte. Dem Ruyyaka werden folgende Werke zugeschrieben: lo
1. Alamkärasarvasva, 2. Alamkäränusärinl. Kommentar zu Jalhana's
Somapälaviläsa, 3. Kävyaprakäsasamketa, 4. Srlkanthastava, 5. Sahr-
dayalilä, 6. Sähityamlmämsä, 7. Harsacaritavärtika, 8. Vyaktivive-
kavicära, 9. Alanikäramanjarl. Von diesen Werken ist das Alamkära-
sarvasva mit der VimarsinI, in der Kävyamälä Nr. 35 herausgegeben; i5
ferner ist die kleine Abhandlung SahrdayalTlä zweimal heraus-
gegeben, zuerst von Pischel (Rudrata's ^rngäratilaka and Ruyyaka's
SahrdayalTlä, Kiel 1886) und von Durgäprasäda in der Kävyamälä
part V, S. 157 ff. Aus dem Srlkanthastava gibt Ruyyaka einige
Verse als Beispiel des Punaruktavadäbhäsa (unten p. 19). Der 20
Kävyaprakäsasamketa wird nach Kapitelunterschriften des von Petersen
gefundenen Manuskript (S. 14) als gemeinschaftliche Arbeit von
Mammata, Alaka und Rucaka bezeichnet, aber wie schon Petersen
vermutet, ist Rucaka allein Verfasser des Kommentars. Dieser
wird ihm in der VimarsinI p. 102 ausdrücklich zugeschrieben. 25
Das Hauptwerk Ruyyaka's, auf das sich sein Ruhni als Alain-
käraschriftsteller gründet, ist sein Alamkära Sarvasva. Über seinen
Inhalt brauche ich mich nach dem oben gesagten nicht zu ver-
breiten; nur dies möchte ich hervorheben, daß Ruyyaka sich zwar
meist an den Kävya Prakäsa enger anschließt , daß er aber in so
vielen Einzelheiten älteren Autoritäten zu folgen oder eigene Wege
zu gehen sich nicht scheut. Dagegen ist über die Überlieferung
des Textes selbst noch einiges zu bemerken. Der Kommentar sagt
nämlich zweimal (S. 67 u. 107), fast mit denselben Worten, es
gelte als Tatsache, daß dieses Werk nach der Zeit des Autors von S5
einigen auf Zettel [patrikä) geschrieben worden sei. Ich denke
mir , daß sie dies taten , um die einzelnen Figuren von einander
gesondert zu haben und leichter jede finden zu können, als es in
einem gewöhnlichen Manuskript möglich ist , vielleicht auch , um
1) Siehe Bühler's Kasmir-Report, p. G8; Petersen, Report 1884. p. 17 f.
Fischöl, GGA. 1885, S. 7G5ft'.; Colonel Jacob, JRAS. 1897, p. 308.
2) Siehe Colophon der SalirtinyiilThl. Er wird in der VimarsinI p. 115,
12 4, 205 genannt.
3) Siehe Srikanthacarita XXV, 2Ü— 30, 135 ft". Dali Ruyyaka der eigent-
liche und hauptsächliche guru ^Ia^lkhaka'^s war, ergibt sich aus der letztgenannten
Stelle. Denn dort hält er in der Versammlung der Gelehrten eine Lobrede
auf Mankhaka und sein Work, worauf lotzteror dasselbe vorliest (,136 — 142).
19«
292 Jacobi, Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
Erklärungen oder sonstige Bemerkungen zum Gebrauche beim Unter-
richt je an passender Stelle hinzuzufügen. Der Kommentar beruft
sich auf diese Art der Textüberlieferung, um an erster Stelle (p. 67)
einen widerspruchsvollen Passus als Zusatz, an zweiter Stelle (p. 107)
5 das Fehlen der als gegeben angekündigten Beispiele durch Ausfall
eines Zettel zu erklären. Damit hat er ohne Zweifel recht. Wir
müssen also die Annahme machen, daß der Codex archetypus aus
einem solchen verzettelten Exemplar geflossen sei. Und das ist
durchaus wahrscheinlich; denn ein derartiges Exemplar, das ein
10 Gelehrter und Lehrer des Alamkära zum eigenen Gebrauche an-
gefertiort hatte, genoß natürlich ein viel höheres Ansehen als ein
gewöhnliches Manuskript, weil es von einem Kenner dui'chgesehen
und verbessert war. Aber wir werden nun auch bei anderen ver-
dächtigen Stellen prüfen müssen, ob es sich nicht um Glossen und
15 Zusätze handelt, die leicht auf den ursprünglichen Zetteln bei-
geschrieben worden sein konnten. Der Kommentar hat auch einige
Widersprüche bemerkt, nur daß er, wie nun einmal Kommentatoren
sind, sie nicht als Widersprüche gelten läßt, sondern sie weginter-
pretiert, allerdings ohne für uns überzeugend zu sein. So glaube
20 ich eine ganze Reihe von längeren oder kürzeren Stellen , die ich
durch Einklammerung kenntlich gemacht habe , als Zusätze eines
Späteren ansehen zu müssen, nämlich p. 47 f., 52, 67, 69, 86 tf., 90,
91 ff., 98 f., 107, 126, 129, 147 f., 156, 166, 174, 198 f., 200. und
ebenso glaube ich, daß Apahnuti und UUekha ihre Stelle vertauscht
25 haben. Meine Gründe habe ich je an der betreffenden Stelle dar-
gelegt und muß ich die Entscheidung dem nachprüfenden Leser
tibei-lassen.
Von Kommentaren zum Alamkarasarvasva besitzen wir in der
Ausgabe in der Kävj^amälä die VimarsinI des Jayaratha^). auf die
30 ich gleich zurückkomme. Außerdem kennen wir dem Namen nach
eine Samjlvanl eines ungenannten Autors; diese hat Mallinätha in
seinem Tarala genannten Kommentare zu Vidyädhara's Ekävali (BSS.
Nr. 63) fünfmal zitiert, während er die VimarsinI weder nennt, noch,
soviel ich sehen kann, berücksichtigt. Ein anonymer Kommentar
3.'. Räjänaka Alaka's wird in Ratnakantha's Särasamuccaya genannten
Kommentar zum Kävya Praküs^a zitiert. Ist vielleicht Alaka der Ver-
fasser der Sainjlvanl? Für uns kommt von den genannten Kommen-
taren nur die ViiuarsinT in Betracht, ein in jeder Beziehung vor-
zügliches Werk. Denn Jayaratha ist nicht nur ein ausgezeichneter
40 Kommentator, der alles von seinem Autor Gesagte oder auch nur
Angedeutete zu klarem Verständnis zu bringen sucht, sondern auch
ein Alarjikara-Scliriftsteller von selbständiger Bedeutung, der sach-
liche Ergänzungen und Berichtigungen beibringt, wo es ihm nötig
erscheint. Zu di'-sm Vorzügen kommt noch, daß Jayaratha nur um
1) D»ß so und nicht Javadriitha. wie öflors Kosihricbon wird, der Namo
iKiitet, orj{il>l >icli nun dorn vorletzten Verse um Schlüsse seines Werkes.
Einleitung des Übersetzers. 293
etwa ein Jahrhundert jünger ist als sein Autor. Bühler (1. c. S. 81)
sagt nämlich von Jayaratha, dem Verfasser des Viveka, des Kommen-
tars zu Abhinavagupta's Tanträloka : "He gives his pedigree^at great
length 1), and says that bis great great grandfather's brother Sivaratha
(1. c. V. 21) was the minister of King JJclichala, AD. 1101 — 1111, 3
and that bis father (Srngäraratha) and he bimself lived under the
protection of one Räjaräja (ibid. vv. 28 — 34). As four generations
intervene between the minister of Uchchala and Jayaratha, he must
have written about the beginning of the 13th Century." Hiergegen
hat Pischel, GGA. 1885 S. 765 folgende Bedenken erhoben. 1. In lo
der Vimarsini wird mehrmals ein Alamkärasära zitiert. Nun besitzen
wir ein Werk dieses Namens von Bälaksrna, der ein Anhänger Valla-
bhäcärya's ist und den Kuvalayänanda „im 10. Ulläsa kopiert". Da
nun Vallabhäcärya im Anfang und Appayadlksita am Ende des
16. Jahrb. lebten (was allerdings Pischel damals noch als unsicher i5
betrachtete), so müsse Jayaratha ein junger Autor sein. 2. Er wird
von keinem andern Poetiker zitiert, welche Behauptung aber jetzt
auf die älteren Poetiker einzuschränken ist, denn er wird oft von
Jagannätha im Rasagaiigädhara -) und von Ratnakantha in seinem
Kommentare Särasamuccaya zum Kävyaprakäsa zitiert. Ersterer 20
schrieb um die Mitte des 17. Jahrb. und letzterer, der bekannte Ur-
heber des Codex archetypus der Räjataraiigini, schrieb nach A. Stein,
Kalhana's Chronicle of the Kings of Kaömlr, introduction S. 46, zwischen
1648 und 1686 n. Chr. — Zunächst steht fest, daß der Verfasser des
Viveka und der Vimarsini dieselbe Person sind. Denn sowohl in 25
den Schlußversen der Vimarsini als in denen des Viveka nennt der
Verfasser als seinen Vater Srngära(ratha), Minister des Königs Räja-
räja. Ferner bestätigt die Räjataraüginl VIII, 111, daß Uccala den
Sivaratha zur Annahme des Ministerpostens nötigte Qiatliüt sarvä-
dhj/akso vyadlnyata. cf. Viveka v. 22: adhikäram yrähitah sa dO
vidvän Ucchala{s\c)bhübhuja). Diese Tatsache steht also fest.
Endlich können wir auch den Patron Srngära's und Jayaratha's
identifizieren: es ist nämlich der König von Kaschmir, Räjadeva,
über den Jonaräja in der 2. Räjataraüginl v. 79 — 91 handelt, und
der von 1203 — 1226 n. Chr., also im Anfang des 13. Jahrb., wie Bühler 35
erschlossen hatte, regierte. Daß Jonaräja ihn Räjadeva, Jayaratha
aber Räjaräja nennt, darf uns nicht beirren; denn in der, von
Jonaräja wahrscheinlich zitierten, Strophe 112'') wird auch für Räma-
deva die Form Rämaräja gebraucht. Hiernach erweisen sich
Pischel's Bedenken als hinfällig. Es ergibt sich, daß Bälakrsna nicht 4o
der Verfasser jenes Alarnkärasära sein kann, der in der A'imarsini
1) Appx. II, p. CLIX.
2) Auf S. ;513f. le.sen wir oino lan};o mit nan/cls tu — ity apt vodnnti
eingefaßte Stelle, in der sich eine Horufung auf den Vimar^inikSra findot. Wenn,
wie es den Anschein hat, die fragliche Stelle ein Zitat ist, so hätten wir damit
einen noch früheren Meleg aus einem allordings anonymen Alainküraschriftstollor.
3) In Püterson's Ausgabe, sie fehlt in der Calcuttaer.
294 Jacohi, Ruyijaka's Alamkarasarvasva.
erwähnt wird, sondern nur eines gleichnamigen Werkes. Daß zwei
Werke diesen Namen trugen, braucht uns nicht Wunder zu nehmen,
da es auch zwei Alarnkärasarvasva gibt, das alte von Ruyyaka, und
ein modernes von Keöavamisra (siehe Pischel 1. c. S. 767). Das
5 zweite Bedenken Pischel's war, daß Jayaratha von keinem (alten)
Poetiker zitiert wird. Die Tatsache ist auffällig, und verleitete auch
mich, in dieser Zeitschrift Bd. 56, S. 405, den Jayaratha als , einen
vielleicht nicht besonders alten 'Schriftsteller" zu bezeichnen. Die
Vimarsini hat offenbar lange Zeit nicht die verdiente allgemeine
10 Beachtung gefunden, die ihr erst spät gezollt wurde. Aber — habent
sua fata libelli; in unserem Falle mag noch dazu kommen, daß noch
ein anderer alter, vielleicht älterer, Kommentar zum Alamkarasar-
vasva vorhanden war, und dieser mag der frühzeitigen Verbreitunor
der Vimarsini im Wege gestanden haben. Wie sich dies auch ver-
15 halten möge, jedenfalls müssen wir die Lebenszeit Jayaratha's —
Anfang des 13. Jahrhunderts — als durchaus gesichert betrachten.
Wenn ich meine Bemerkungen einleitete mit dem Hinweis
darauf, daß Anandavardhana und Ruyyaka, jeder in seinem Gebiete,
eine Stellung eintrenommen, die der des anderen nichts nachgab, so
20 kann ich sie mit einem äußerlichen Momente der Vergleichung be-
schließen : beide haben frühzeitig einen ihrer durchaus würdisren Aus-
leger gefunden, der zufällig auch in beiden Fällen ein bedeutender
Lehrer der Saiva- Philosophie, des Pratyabhijnädarsana, war, Anan-
davardhana in Abhinavagupta und Ruyyaka in Jayaratha.
25 Über meine Übersetzung habe ich nichts vorauszuschicken als
daß ich bei ihr nach denselben Grundsätzen wie bei derjenigen des
Dhvanyäloka verfahren bin. Bezüglich der Beispielsverse bemerke
ich, daß ich deren Ursprung, wo ich ihn auffinden konnte, ange-
geben habe. Colonel Jacob's Liste (1. c. 307) ist natürlich zur Ver-
30 Wendung gelangt, jedoch konnte ich noch eine kleine Nachlese halten.
Dagegen habe ich es nicht für nötig gehalten, anzugeben, ob und
von welchem anderen Alainkära-Schriftsteller dasselbe Beispiel ge-
geben worden ist.
Alamkarasarvasva.
s& Indem icli die transzendente Väc (Sprache) verehre, die sich in 1
drei Munifestationen (nämlich als PasyantI, Madhyamä und Vaikharl)
substanzialisiert, erkläre ich durch den Kommentar meiner eigenen
Alauikarusütnis (deren) wahren Sinn.
Dif älteren l'neliker, wie Bhämalia, Udbhata usw. sind der 3
40 Ansicht, daß der unausgesprochene Sinn als zur Ausstattung des
ausgesprochenen dienend in der Lehre von den Figuren enthalten
sei. Denn sie lehren, daß in den Figuren Paryäyokta, Aprastutapra-
torpsä, Samäsdkti, ;\ksopa, Vyäjastuti, Upameyopama, Ananvaya usw.
das (unau.sgesprocheno , aber dennoch) verstandene sachliche
Einleitung des Autors p. 1 — 7. 295
Element^), als zur Ausstattung des ausgesprochenen Sinnes
dienend analog (der für die Laksanä geltenden Regel von Kävya-
prakäsa IL 10) :
(die Metapher besteht darin, daß) ein Wort, um im Zusammenhang
einen Sinn zu haben, ein anderes Wort suppliert ^), oder seine eigene 5
Bedeutung aufgibt, um einer anderen (von dem Zusammenhang ge-
forderten) zum Ausdruck zu verhelfen-^).
bald in der ersten, bald in der zweiten Weise enthalten sei*).
5 Eudrata aber hat (außerdem nach obigem Prinzip) die Figur Bhäva
als zweifach dargestellt 5). In den Figuren Rüpaka, Dipaka, Apa- lo
6 hnuti, Tulyayogitä usw. wird eine andere Figur: Vergleich usw. als
zur Ausstattung der ausgesprochenen Figur dienend gelehrt''). Es
wird aber (eine Art der) Utpreksä selbst als unausgesprochen be-
zeichnet '). In den Figuren Rasavat, Preyas usw. wird Stimmung,
Gefühl usw. als Grund der Schönheit des ausgesprochenen Sinnes i5
gelehrt. So haben (die alten Poetiker) die drei Arten des Un-
ausgesprochenen als Bestandteil poetischer Figuren behandelt.
7 Indem aber Väraana lehrt, daß die auf Ähnlichkeit beruhende
Übertragung die Figur Vakrokti ausmache, hat er eine Art des
-Tones" als Figur bezeichnet. Jedoch hat er als Seele der Poesie 20
den Stil bezeichnet, welcher in der durch die „Vorzüge" {(juna)
ausgezeichneten Zusammenfügung der Wörter bestehen soll. Dagegen
haben Udbhata'') und andere die , Vorzüge" und die , Figuren" in
eine Linie gestellt , insofern sie ihre Verschiedenheit nur in (die)
ihres Anwendungsgebietes setzen und (beide) als Eigenschaften der 35
Diktion betrachten.
1) Die beiden andereu Arten des unausgesprochenen Sinnes: poetische
Figur und Stimmung werden nachher besprochen.
2) kuntäh pravimnti, d. h. kuntasamyoginah purusäh pravisanti.
3) gangäyäin. ghosah, d. h. (gaügä)tire ghosali.
4) z. B. in Paryäyokta und Samäsokti liegt die erste, in Aprastutapra-
samsä die zweite Art vor.
5) Kävjälamkära VII, .38 ff. — Unsere Ausgabe beginnt mit „Kudratona"
einen neuen Absatz, wodurch der Leser zu der Meinung verleitet wird, als ob
dieser Abschnitt über Uudrata liandele. Das ist aber nicht der Fall. Denn
Rudrata lehrt nicht die pratryumänS Utpreksä noch die Figuren Kasavat
Preyas usw. Es wird vielmehr auch hier von den alten Poetikern im all-
gemeinen gehandelt und zwar, nachdem mit der Bemerkung über Uudrata das
vastumätra abgetan ist, über alainkära und rasädi als die beiden anderen
Arten des vyaiigya, das die Alten nur als väcijopaskäraka erkannt hätten.
6) cf. Dhvanyälüka, p. 108.
7) d.h. als eine unausgesprochene Figur, die zur Ausstattung des aus-
gesprochenen Sinnes, nicht, wie in dem vorhergehenden Falle, einer anderen
ausgesprochenen Figur dient.
8) Heraacandra im Viveka zu seinem Kävyänusäsana S. 17 zitiert folgenden
Ausspruch Udbhata's im Bhämahavivaraiia: tasmäd gadarikäprttvnhena gunä-
larnkärabliedn/i. — Es ist beachtenswert, daß Daiidin derselben Ansicht gewesen
zu sein scheint, Kävyäd. II, 3.
296 Jacobi, Rurjyaka's Alamkarasarvasva.
So geht also die Ansicht der Alten dahin, daß in der Poesie
die Figuren die Hauptsache ausmachen^).
Nun-) hat der Autor des Yakroktijivita die gar mannig- 8
faltige Vakrokti (dichterische Ausdrucksweise), welche in der auf
5 geistreichen Wendungen beruhenden Diktion besteht, als das Leben
der Poesie bezeichnet, insofern es das Wichtigste in ihr ist; und
er hat anerkannt, daß die schaffende Tätigkeit =^) (des Dichters) die
Hauptsache in der Poesie sei ; die Figuren seien gewisse Arten des
Ausdruckes ; wennschon es drei Arten des Unausgesprochenen gebe,
10 so sei doch die in jener Tätigkeit bestehende Diktion das, was
die Dichter erstrebten. So hat er mit (seinen Begriffen) Über-
tragung, indirekter Ausdruck**) usw. das ganze Gebiet des „Tones"
sich zu eigen gemacht, nur daß (nach ihm) das Leben der Poesie
die Mannigfaltigkeit des Ausdruckes sei, nicht der unausgesprochene
15 Sinn. Das sind die Grundzüge seiner Lehre.
Bhattanäyaka aber, der die Funktion der Andeutefähigkeit 9
(zwar nicht begrifflich bestimmte , aber) in divinatorischer Aus-
drueksweise ^) als eins der (drei konstituierenden) Elemente der
1) Die alten Poetiker haben nicht das Wesen des dhvani erkannt; soweit
sie ihn erkannt haben , haben sie ihn unter den Figuren behandelt , und wenn
sie einen ättnan der Poesie erkannten, haben sie ihn anderswo als im dhvani
gesucht.
2) Jetzt werden diejenigen Lehren besprochen, welche über das Wesen
der Poesie handeln, das der Dhvanikära richtig erkannt hat. Die drei außer
diesem genannten Autoren sind nach der V'imarsinl S. 12 jünger als jeuer. Über
den Vakroktijivitakära und seine Lehre cf. ZÜMG. 56, S. 400, GN. 1908, S. 10 f.
Bhattanäyaka hat an Dhvanyäloka I, 1.3 Kritik geübt, siehe Abhinavagupta ad.
1. c, er ist also später als der Dhvanikära.
3) d. h. die durch die produktive Einbildungskraft {j^ratihha) des Dichters
bestimmte (ulliJchttit) Aktion {kai'maii). Hiernacii ist also die Erfindungsgabe
des Dichters der Hauptfaktor, aber man beachte, daß es dabei weniger auf die
Erfindung und Gestaltung des Stoflfes, als vielmehr auf die der sprachlichen
Eurni abgesehen ist.
4) Ein Zitat im Kommentar läßt etwas tiefer in den Gedankengang sehen:
,das soll indirekte Ausdrucksweise (vakratä), die hauptsächlich in Übertragung
(upacfira) besteht, heißen, wo aus etwas eine ferner liegende Übereinstimmung
itiamniii/ti) niotaphorisch verstanden wird {upac(t)\t/ate) und worauf die Figuren
Metapher usw. mit ihrer stinimungsvollen Darstellung beruhen".
5) Nach dem Kommentar ist Bhattanäyaka der Repräsentant derjenigen,
welcliü den »Ton" als undefinierbar betrachten; cf. Dhvanyäloka, p. 2, 9. Ich
gobo eine L'ber.Mitzuiig der Haupt>tolle über BhuUanäyaka in dessen eigenen
Wurlon : AbhihHVBgupta zu Dhvanyäloka, p. 67 (vgl. Kävya Prakäsa und Pradlpa
zu IV, 4, ti). E» handelt sich darum, daß die Stimmung nicht wahrgenommen
wird (pratili), noch cntjitoht (utjuitti), noch ausgelöst wird (aö/iivi/akfi). „Wenn
die .Stiniinuiig aln einer anderen Person gehörig wahrgenommen würde, so würde
man .^^•ll»^t nicht persönlich von ihr berührt. Aber sie wird auch nicht als
einem üclhst gehörig aus dem über Käma's oder Anderer Taten handelnden Ge-
diclil wnhrgenumineii. Nähme man sie wahr als einem selbst gehörig, so wäre
dnmit zugegeben , daß die Stimmung in einem selbst entstände Das ist aber
iiin;eri>imt, weil für den Zuhörer nichts da ist, was als „Faktor" wirken könnte.
Man »iige nicht, daß «Ho iiUen gemeinsame Vorstellung einer Geliebten, welche in
un» achlummorndo Godftcbtniskeime weckt, bewirke, daß ein Faktor als solcher
Einleitung des Autors |?. 5 u. 0. 297
Poesie anerkannte , bezeichnete die (schaffende) Tätigkeit (des
Dichters), die sich Worte und Vorstellungen dienstbar macht ^), als
die Hauptsache. Außerdem aber erkennt er noch über die Funk-
tionen der Aussagefähigkeit {ahhidhä) und der bhävanä-) hinaus
eine in dem Empfinden der Stimmung bestehende , Genuß (bhoga) 5
genannte Funktion als hauptsächliche an , mit der der ganze Vor-
gang seinen Abschluß finde.
funktioniere; denn wie träfe dies bei der Schilderung einer Gottheit und ähn-
lichem zu! Auch kommt die Erinnerung an die eigene Geliebte nicht als ver-
mittelndes Glied zum Bewußtsein. Und wie könnten solche Faktoren, wie die
Überbrückung des Ozeans seitens übermenschlicher Helden wie Bäma usw. zu
der Eigenschaft gelangen, allen gemeinsam zu sein? Auch erinnert man sich
nicht des heldenhaften Käma's , weil man ihn ja nicht vorher wahrgenommen
hat. Die Stimmung entsteht nicht, wenn man jenen aus einer sprachlichen
Komposition kennen lernt, ebensowenig wie wenn man durch direkte Wahr-
nehmung ein liebendes Pärchen kennen lernt. Js'immt man die Entstehung der
Stimmung an, so würde folgen, daß man nicht zum zweiten Male in ein Trauer-
spiel ginge , insofern man Schmerz empfindet infolge der Hervorbringung der
traurigen Stimmung. Das ist aber nicht der Fall. — Die Entstehung ist aber
auch nicht Auslösung (vi/akti)' denn wenn die potentialiter vorhandene
erotische Stimmung usw. ausgelöst würde, so würde sie in verschiedenem Grade
ihr Feld in Besitz nehmen können. Zudem ergeben sich dieselben Schwierig-
keiten wie oben, wenn man fragt, ob die Stimmung ausgelöst wird als einem
anderen oder einem selbst gehörig. Darum wird die Stimmung vermittelst des
Gedichtes nicht wahrgenommen, noch auch entsteht sie, noch wird sie aus-
gelöst; sondern die sprachliche Komposition, welche ein Gedicht ausmacht, ist
total verschieden von allen anderen sprachlichen Darstellungen dank ihren drei
Elementen. Von diesen bezieht sich die Aussagekraft auf das Ausgesprochene,
die verwirklichende {bhävakciiva) auf Stimmung usw., die genießende auf den
empfänglichen Zuhörer, womit wir drei Funktionen haben, welche die drei
Elemente (der Dichtersprache) bilden. Wäre nun das Element der Aussage
für sich allein (ohne die beiden anderen da) , würden sich dann die poetischen
Figuren älesa usw. (wesentlich) von Lehrsätzen usw., was die Methode der
Wissenschaften ausmacht, unterscheiden; oder würde die durch die verschiedene
Bedeutungen (eigentliche und übertragene) bewirkte Mannigfaltigkeit irgend
etwas ausmachen; oder das Vermeiden von schlechtem Klang usw. einen Zweck
haben? Darum gibt es eine zweite Funktion, welche , Verwirklichung der Stim-
mung" {rasabhävana) heißt; kraft derselben ist die Aussagetlihigkoit nur eine
Übertragung (d. h. das Ausgesprochene wird zur Grundlage für die Stimmung,
wie das Wort für die metaphorische Bedeutung). Und diese verwirklichende
Kraft {bhnvakatva), die dem Gedichte zukommt, bewirkt, daß die .Faktoren" usw.
allen Zuhörern gemeinsam worden. Nachdem dio Stimmung verwirklicht ist,
tritt der Genuß ein. Dieser ist von Wahrnehmen, Erinnern, Erkennen durchaus
verschieden, wird als Erweichung, Erweiterung und Durchdringung (des Geistes
cf. Kävya Prakäsa VllI, 3 tV.) bezeichnet, besteht in dem höchsten Grade der
Afi'ektionslosigkeit {nivrtti) als dem ursprünglichen Wesen des eigenen Geistes,
der da reines sattva, nicht getrübt durch rvjas oder tdTuas ist, verwandt dem
Anschauen des höchsten brahma. Dies ist das wichtigste Element: es ist das
präformirte {siddhiril2)(i); die ästhetische Bildung ist |,damit verglichen) das
Nebensächliche".
1) Ersteres ist das Gebiet des k'ästra , letzteres das des Hkluiäna; der
dichterischen Funktion sind aber sabda und (irtlui subordiniert. Damit ist dio
bhävanä gemeint, diejenige Funktion, durch welche die Stimmung usw. ins
Dasein gerufen wird.
2) Siehe vorhergehende Note.
298 Jacohi, Ruyyahä's Alamkarasarvasva.
Der Dhvanikära dagegen stellt folgendes fest: Weil die An-
deutefähigkeit {vyanjana), die auch mit dhvanana , dyotana und
- ähnlichen Wörtern bezeichnet wird, als eine Funktion (sui generis)
neben und außer den drei Funktionen : Aussagefähigkeit, Intention
5 des Sprechenden {tätparya) und Übertragung, anei'kannt werden 10
muß, und weil eine Funktion (i. e. die Andeutefähigkeit) nicht den
Satzsinn {väkyärtha) ausmachen könne, so bildet letzterer in Form
des Unausgesprochenen , das die Hauptsache ist , insofern ihm die
Charakterarten (guna) und Figuren (nur) zur Ausrüstung dienen,
10 die Seele (der Poesie), da mit ihm der ganze Vorgang (beim Lesen
und Verstehen eines Gedichtes) seinen Abschluß findet. Da nun
eine Funktion nur durch das Objekt ihrer Betätigung in die Er- 11
scheinung tritt und somit (nur indirekt) die Hauptsache sein kann,
insofern (das Objekt) die Hauptsache ist, und da sie an und für
15 sich nicht zur Empfindung gelangt, so beruht eben auf diesem
Objekt alles (was bei der Frage nach der , Seele" in Betracht
kommt). Darum muß man dieses Objekt, das das Unausgesprochene
genannt wird, als das Leben (der Poesie) bezeichnen. Ihm kommt
seine souveräne Stellung zu als Besitzer (oder Eigentümer) der 12
20 Schönheit, die von den Charakterarten und Figuren erzeugt wird.
Stimmungen usw., die das Leben (der Poesie) ausmachen, darf man
nicht als Zierden (alamkära) bezeichnen, weil letztere zum Schmuck
dienen , die Stimmungen usw. aber als die Hauptsache das sind,
was geschmückt wird. Darum stimmen die Leute von Geschmack,
25 welche über den Satzsinn zur richticren Erkenntnis jjelano-t sind ^),
der Ansicht zu, daß das Unausgesprochene, das zum (wahren) Satz-
sinn wird, das Leben der Poesie sei. Denn niemand kann leu<7nen,
daß es eine Andeutefähigkeit gibt, und wenn man eine solche an-
nimmt, lassen sich andere Theorien als die unsrige nicht aufrecht
30 erhalten.
Wenn aber der Vyaktivivekakära-) sagt, daß das Ausgesprochene
als syllogistisches Merkmal bezüglich des Unausgesprochenen fungiere,
und daß darum die Andeutefähigkeit im Schlüsse (cmumäna) mit
einbegriffen sei, so ist das eine unüberlegte Behauptung, weil
35 zwischen Ausgesprochenem und Unausgesprochenem nicht das Ver-
hältnis der Identität {tädätmya), noch das der Kausalität {tadutpatti) 13
obwaltet^). Doch dies (Argument), dessen Klarlegung haarscharfen
1) välcifärthavUl. Damit sind nicht Anhänger einer bestimmten Philo-
»ophio wio |i. fi7 mit väkiiarül die MTniäinsükii gemeint, denn weder diese
nocli dio Niiiyilyika erkennen die vi/(nijaii<l iils eine Funktion sui genoris an.
'^) Hierzu bemerkt der Kommentar: ,der Vyaktivivekakära ist später als
der Dhvanikära; durum wird seine Lehre nncli derjenigen des Dlivanikära an-
KcfUhrt. Wenn auch dio Verfasser des VakroktijTvitu und des III dayudarpunii
»päler -lind als der Dhvanikära . so sind docli deren Lehren vor der seinigen
»ngenihrl worden, weil .lie sich den Ansichten der älteren l'ootiker anschließen".
Über den Vyoktiviveka siehe JUAS. l".t()8.
.3) K» ist_ beachtenswert, diiß Kuyyaka hier der buddhistischen Logik folgt
%volcho dio r;/äj,ti auf Idthttmi/n und liuhitpatti zurückfiilirt. Siehe p. 14G.
Einleitung des Autors p. 9—15. 299
Verstand erfordert, soll hier^) nicht weiter ausgeführt werden, weil
es gar zu verwickelt ist.
Es gibt also eine Funktion Andeutefähigkeit, die in dem Un-
ausgesprochenen ihren Sitz hat. Je nachdem das Unausgesprochene
die Hauptsache ist oder nicht, handelt es sich um die zwei Arten .5
der Poesie : den ,Ton' oder die Poesie mit subordiniertem Un-
ausgesprochenen. Wenn das Unausgesprochene nicht deutlich (nicht
14 klar beabsichtigt) ist, dann liegt die dritte Art der Poesie vor, die
,Bild' heißt und auf dem Vorkommen von Figuren beruht.
Der ,Ton' ist die höchste Poesie Je nachdem er auf der lo
Übertragung oder der Aussagefähigkeit beruht-), liefen zwei Arten
(des jTones') vor, 1) bei dem das Ausgesprochene nicht gemeint ist,
2) bei dem es zwar gemeint ist, aber auf etwas anderes hinausläuft.
Die erstere Art ist wiederum zwiefach, je nachdem a) das Aus-
gesprochene seine Bedeutung etwas abändert oder b) vollständig i5
verliert. Die zweite Art ist ebenfalls zwiefach , je nachdem der
Hergang (wie das Unausgesprochene zum Bewußtsein gebracht
wird) a) sich unbemerkt vollzieht, oder b) erkennbar ist. Der auf
Übertragung beruhende (1 a, 1 b) beruht auf der Bedeutung der
Wörter und hat ein inhaltliches Elemement zum Unausgesprochenen -.'O
(vastud/ivam) ; der, bei dem der Hergang sich unbemerkt voll-
zieht (2 a) , beruht auf der Bedeutung des Inhaltes und hat
15 Stimmung usw. zum Unausgesprochenen {rasädidhvani)'^); der, bei
dem der Hergang bemerkt wird (2 b) , beruht auf der Bedeutung
der Wörter, des Inhaltes oder beider und hat zum Unausgesprochenen 25
ein inhaltliches Element oder eine Figur ^). Der Ton, der die Stim-
mung usw. zum Unausgesprochenen hat, ist (von mir) in der
Alamkäramanjarl dargestellt worden, da in der Poesie die erotische
Stimmung die wichtigste ist; das übrige ist ebendaselbst, wie sich
Gelegenheit bot, behandelt worden. Die Poesie mit subordiniertem :!0
Unausgesprochenen nach ihren Arten, z. B. wo das Unausgesprochene
etwas Ausgesprochenem subordiniert ist ^) , ist je an seiner Stelle
bei der Samäsokti usw. dargelegt").
Das ,Bild' aber ist nach der Natur von Wörtern , Sinn und
Figuren von gar mannigfacher Art; denn 35
1) Weil, nach dem Kommentar, der Verfasser es in dem Vyaktiviveka-
vicära getan hat.
2) Dieser Grund der Einteihing ist dem Dhvanyäloka fremd; nach Dhv.
p. 56 dürfte Änandavardhana denselben abgelehnt haben. Mammata (K. I'r. 4, U
hat ihn bereits.
3) So nach der Verbesserung des Herausgebers 7,u lesen.
4) Im Te.Kte ist die Interpunktion irrig und nach meiner Übersetzung zu
verändern.
5) Es scheint damit die Stelle K. Pr. 15, 1 aj^arasyängam gemeint zu sein.
G) Nach der VimarsinT vom Dhvanikära mit Berufung auf Ohv. 1, 14.
Die Einteilung des guiühliJltaviioiigiid findet sich aber erst in der foigi-nden
parikdra-^tro^hü v_i/ai)gi/atii/n pratihhäniätve väcijärtlinnugame 'j>i vö , na
dhvanir, yatra vä tasija 2'>rädliäiiyui!i na prath/ate.
300 Jaeoli, Ruyyaka's Alamharasarvasva.
Hierbei sind die Wiederholung des Sinnes, des 16
Lautes, und des Lautes und des Sinnes die dreiArten
der Wiederholung.
Im Anfange werden die Arten der Wiederholung genannt, um
5 die Einteilung der gleich zu besprechenden Figuren vorzubereiten.
Obschon die Laute vor dem Sinn beim Verstehen i) in Betracht
kommen, so wird doch zuerst eine auf den Sinn bezügliche Eigen-
schaft behandelt, damit die ,scheinbare Wiederholung' nach dem
feststehenden Gebrauch der Alten zuerst beschrieben werde. Das
10 Wort iha (im Sütra) bedeutet: in dem Abschnitt über Lautfiguren;
das Wort iti dient zur Angabe der Arten ; das Wort drei stellt
die Vollständigkeit der Anzahl fest.
Unter diesen ist die tatsächliche Wiederholung
desSinneseinPehler.
15 Die Wiederholung ist zwiefach, je nachdem sie tatsächlich ist
oder nicht. Das zu meidende wird zuerst genannt, damit man in
Gedanken zu dem zu wählenden fortschreite und dabei bleibe. Das
Wort taira (unter diesen) deutet die Auswahl aus den dreien an. Tat-
sächlich heißt die Wiederholung, wenn sie nicht aufhört als solche
20 zu erscheinen.
Was nur anfänglich als Wiederholung erscheint, 17
das ist scheinbare Wiederholung.
Das Wort , anfänglich" ist gesetzt, um anzudeuten, daß man
schließlich es anders ansieht (d. h. als keine Wiederholung). Der
25 zu definierende Name (^Junaruktavadäbhäsam) ist ins Neutrum ge-
setzt, um anzudeuten, daß im Unterschied von gewöhnlichem
Schmuck (wie Halskette, Armbänder usw.) die poetischen Zierden
ikäiyäluivküras) in Abhängigkeit von dem, was geschmückt wird
(daher in grammatischer Kongruenz mit kävya) stehen-). (Die
30 genannte Figur) ist eine Sinnfigur, weil sie sich auf den Sinn be-
zieht, da es eine Wiederholung des Sinnes ist. Die verschiedenen
Arten werden aber hier aus Furcht vor Weitläufigkeit nicht auf- 19
gezählt. Beispiele bietet mein Srikanthastava, z. B. :
,Ich verehre den HERRN, Pärvatl's Genossen, der Armbänder"
36 ,aus den Umschlingungen (va/at/a, nicht Armband) des Leibes des"
./■waltigen (alüna, nicht ahi'-ina, Schlangenfürst) Schlangenfürsten"
,tr.«^'t, den ersten der Berge [sailädi, nicht Sohn des Silüdi, i. e."
.Nalidin) und Nandin beschreitet, Amors Stolz demütigt, einen vor-"
.züglichen (puiiyaia, nicht Stier) Stier zum Wahrzeichen hat."
40 .drei (si/ihin, niclit Feuer) feurige Augen hat und von Sarva und"
1; Stall apidtitHV lies jiratUäv , wio auch der Kommentar gelesen zu
htbun Bchoint.
'i) Diu Rowolinliclifn Schmucksncheu sind mit dem Körper verbunden
{aainyognsavibaifllui), die Figuren nher inliäriercn dem Gedichte (samaväya-
tainbanilha), cf. UN. lOCö, S, 3.
Punaruktavadabhasa, Chehanupräsa p. 16 — 20. 301
,Mangalä (einem der 11 Eudras und einer Form der Durgä) be-"
„gleitet isti)."
„Schützen möge euch das i'einigende (pävaka , nicht Feuer)"
„Feuer, das gewaltige {däru7iah, nicht abl. von däru) aus dem"
„Holz entstandene, die Entstehung {bküti, nicht Asche) der Asche" 5
„bewirkende, höchste, wie Blut (j-akta , nicht rot) rot strahlende"
„äußerst heiße."
Hier handelt es sich (nur) um Nomina , es gilt aber auch bei
Verben, wie ebendaselbst :
r f
„Der das Herz bezaubernde {Iiara, nicht Siva) Siva, der Ohr-" lo
„ringe (kundala, nicht Schlange) aus Schlangen trägt, dessen heller"
„Mond klar leuchtet {subhrätusu, nicht Mond) wie Sandel (sasin."
„nicht Mond), möge immerdar vor Leide (nicht sadä päi/ät, immer"
„schützen) schützen alle Welten."
Wiederholung der Laute ist Wiederholung voni5
Konsonanten (Alliteration) oder von Konsonanten mit
Vokalen 2).
Sofern es sich um Schmuck der Rede handelt, zählt die
Wiederholung von Vokalen allein (Assonanz) nicht mit, weil sie
keine Schönheit besitzt. Darum gibt es nur zwei Arten : (Wieder- 20
holung von Konsonanten) und Wiederholung von Konsonanten mit
Vokalen ■^).
20 (Erstere heißt) Chekänupräsa, wenn durch den
Numerus (die Zahl der Konsonanten) festgesetzt ist*).
Es ist die mehr als einmal eintretende Ähnlichkeit von zwei 25
Gruppen von je zwei Konsonanten, sainkhyäniyamapürcam be-
zieht sich auf vyarijana und samudäya, z. B.
„Warum doch , 0 Frosch , gemeiner Geselle , preßt du deinen"
„Leib Abends und machst ein Lärmen wie vor Wut? Schämst"
„du dich denn nicht, wenn du das ohrentzückende lustige Ge-" so
„schnatter der Enten hörst ^) ?"
Hier ist, wenn man nur auf die Ähnlichkeit des y sieht, in
dem Worte säyani diese Figur mit dem Vrttyanupräsa vermischt
1) sasai-oamaiigalam; die scheinbare Tautologie liegt wohl darin, daß
samaügald und sarvamaiigala gleichbedeutend wären. In Wortspielen gelten
s und .s' als gleich
2) In unserer Ausgabe nicht als Siitra bezeichnet; als solches zu erkennen,
weil es im folgenden Siitra vorausgesetzt wird.
;$) Im gedruckten To.\te ist ri/aiijcinamäti'apaunaruhti/am ausgefallen.
4) Lies saiukht/änii/amapiirvdm im Sütra und Kommontur, und sotzo im
Kommentar die Interpunktion davor. — Nur der Dual bezeichnet oiiie bestimmte
Zahl; denn der Singular kann auch, bei einer Jäti , eine unbestimmte Vielheit
bezeichnen. Daher ist hier mit samkhyäniiiama die Zweizahl gemeint.
5) Hier linden sich mehrmals gleiche Gruppen von zwei Konsonanten:
(hirdura duradhiiavasä ;ia säyam Icuruse ruseva etilnl kelirasitäni sitac-
chädanäm äkarnya karna°.
QQw) Jacohi, Rmjyaka^s Alamkarasarvasva.
(samkara), insofern (beide Figuren) in derselben Phrase auftreten i).
Cheka heißt soviel wie vidagdha.
Andernfalls aber liegt der Vrtty an upr äs a vor.
Der andere Fall liegt vor, wenn derselbe einfache Konsonant
5 (ein oder mehrmals) wiederkehrt, eine Gruppe von (zwei) Konso-
nanten einmal wiederkehrt, drei und mehr Konsonanten (ein oder
mehrmals) wiederkehren. Vitti ist eigentlich eine Funktion, welche
die Stimmung zum Gegenstand hat; hier wird so eine Lautgebung
genannt, welche diese Funktion enthält. Und diese {vrtti) ist drei- 21
10 fach, je nachdem sie aus rauhen, zarten oder mittleren Lauten be-
steht. Durch diese {vHti) wird dieser Anupräsa gekennzeichnet-). —
z. B.3).
„Wenn auch die Muse des Dichters durch vollem Klang auf
„den ersten Anblick sich zu wiegen scheint, so erfreut sie doch*
15 ,nicht mein Herz, wenn nicht Stimmung darin ist, die vorbereitet"
, durch Figuren von kräftigen schönen Vorzügen einem Gusse"
„flüssigen Lebenselixiers gleicht."
Oder
„Ertragen kann man die von Schlangen angeblasenen Feuer-"
20 „flammen oder Reihen von Pfeilen, die giftträufelnden Strahlen des"
„Vollmondes oder die Winde der Regenzeit, nicht aber der Gazellen-"
„äugigen stolzerfüllte {i. e. schmollende) Blicke, die grade, schwarz"
„und weißleuchtend, seitwärts gewandt, träge, voll Ausdruck, oder"
„voll Trunkenheit sind."
25 Wenn eine Gruppe von Konsonanten mit den Vokalen
wiederholt wird, so heißt diese Figur z/a/«aÄ; «(künst-
licher Reim).
Dabei geben beide Gruppen entweder einen Sinn, oder keinen
Sinn, oder die eine gibt einen Sinn, die andere nicht*); danach
so gibt es also kurzweg^) drei Arten, z. B.
„Jedem , der ihre leuchtende wie Lotus(blütenblättei-) lange" 22
^{rucire vanajüyate) Augen sieht, hat kein Gefallen mehr {rucir^
„eva na jäyate) an den Augen einer andern."
1) cf. p. 199, 202 f. Ks ist niimlich in dem ersten Halbvers ein Vrttya-
Diiprä.sa durch das inelirfiiclie Vorki)Himen von //.
2) upalaktiita , d. h. die vrtti ist nicht das spezifische Merkmal dieses
AnupriUa, Nondcrn kommt nur einem Teil desselben zu.
;i) .^rükaiithitcarila II, 49.
4» IJiiumirtliutfu \\\\i\ (ibhinnärtJiiitva bedouten niirthalcatva und nirar-
t/iakatvii, wio iiius di-m Konimeniar hi-rvorm-ht. Denn or crwälmt für die Worte
kfacülek(nii/äu(irt/ial,atr(itn ojuiravi/a särtfiakatvam die Lesart: kvacit särtha-
katvam kvaciu uirarthalatvam und bemerkt dazu, daß „bei dieser Lesart nur
dio btiidi-n or^t^•n Arten (genannt wären, nicht aber die letzte". Wie hliinnär-
t/iittva zur Itedeutunj; vttw narthakalra kommt, ist nicht klar; sollte es heißen
Hodeutiinmkeit dos (reimenden) Teiles?
6) Vlolo I'ootikor sind niimlich gerade über die yamakas sehr ausführlich.
Vrttyanupräsa, Yamaha , Lätanuprasa p. 21 — 24. 303
Hier geben beide Gruppen einen Sinn. So auch die beiden
andern Arten ^).
Vollständige Wiederholung von Wort und Sinn
ist ein Fehler.
Das Wort „vollständig* ist gebraucht um anzudeuten, daß die 5
gleich zubesprechende Spezies davon verschieden ist. Es wird ge-
lehrt 2): Wiederholung von Wort und Sinn ist Tautologie, wenn es
sich nicht um einen Anuväda handelt.
23 Wenn aber die Intention verschieden ist (trotz-
dem dasselbe Wort in derselben Bedeutung ge-io
braucht ist), so heißt diese Figur Lätanuprasa.
„Intention" bedeutet „auf etwas anderes hinaus laufen." Dies
ist verschieden, nicht aber die Laute oder die begriffliche Bedeutung
des (wiederholten) Wortes, z. B.
„Dann erst hat man Vorzüge, wenn Kenner sie würdigen:" i5
„erst wenn sie von den Sonnenstrahlen geküsst werden , sind die"
„Lotusse (wirklich) Lotusse^)."
„Was soll ich viel reden? Höre dies: Verzieh hier ein"
„Weilchen , so gut du vermagst , schließend die Augen , o du mit"
„Augen wie Lotusblätter; wenn ich den goldenen Lotus, o Schöne," 20
„dem Götterfeinde eiligst geraubt, bin ich gleich wieder hier*)".
Abschon hier in den Worten abjapatranayane nayane niml-
lya usw. die Kasusendung usw. nicht wiederholt ist, so liegt doch
ein Lätanuprasa vor , da der Hauptsache nach das Wort und die
Bedeutung wiederholt wird •''). 25
„Schön sind die Riedgräser wie Riedgräser (nur sein können),"
„und die Seen wie Seen; das Herz der Jugend haben erobei-t die"
„Ströme wie Ströme'^')."
24 In dergleichen Fällen findet nicht die „Vermischung in der-
selben Phrase" statt zwischen den Figuren Lätänupräsa und Anan- 30
vaya (p. 30), weil beide einen verschiedenen Wirkungskreis haben,
1) Der Kommentar bemerkt, daß eine notwendige liedingunt; für die
yamakas sei, daß sie an bestimmter Stelle des Verses ständen, wie das ja auch
bei anderen Poetikern teils ausge.sprochen ist, teils aus den Beispielen hervor-
geht. Unser Autor sjigt es nicht ausdrücklich; aber wenn er nicht diese An-
sicht gehabt hätte, würde sein Beispiel für den chckänupräsa ebensogut für
die yamakas pjissen (und zwar für die 2. und 3. Art dieser Figur). Wenn
aber an beliebigen Stellen des Verses drei Silben , oder nur ein paar Silben
wiederholt werden, so ist das kein yamaka, sondern rrttyanuprasa.
2) Nyäyasütra V, 2, 14. Anuväda ist die Wiederholung einer Vorschrift
oder des Vorgeschriebenen, wenn dies zu bestimmten Zweck geschieht, z. B. bei
einer Erklärung ib. II, 1, (U.
3) Aus Ännndavardliana's Visamabänalllä. — cf. Dlivanyäloka, p. G'-'.
4) Navasälia.sänka X, G9.
5) Der Kummontar bezweifelt, und zwar mit guten Gründen, daß hier
der Lätänupräsa vorliegt, weil das erste nayane kein selbständiges Wort, sondern
nur ein Bestandteil eines anderen, nämlich abjapatranayane sei.
6) Udbhata, Alanikärasaingraba I, IG.
304 Jacohi, Ruyyaka'^s Alamkarasarvasva.
insofern erstere ihren Sitz in Wort und Sinn, letztere im Sinn
allein hat^).
Im Ananvaya ist die Gleichheit der Wörter eine akzidentelle
Folge, die abhängt von der Angemessenheit-), in diesem Lätänupräsa
5 aber ist sie ein notwendiger Faktor.
So gibt es bei der Wiederholung vier Figuren.
Ohne weiteres klar.
Wenn die Buchstaben Veranlassung geben zu
Figuren, z. B. eines Schwertes, so heißt dies „Bild"
10 {citra).
Da in diesem Abschnitt von „Wiederholung" die Rede ist, so
wird das „Bild" erwähnt, das in der Wiederholung von Buchstaben
besteht, die an bestimmten Stellen mehrfach gelten. Wenn auch
die geschriebenen Buchstaben in Form eines Schwertes usw. an-
15 geordnet sind, so gilt doch diese Figur als von wirklichen Lauten,
weil die Leute geschriebene Worte von den aus Sprachlauten, 25
welche der Luft inhäriei-en , bestehenden nicht unterscheiden.
Das ,z. B." im Sütra soll Padmabandha und andere Figuren, deren
Wesen im Namen ausgedrückt ist, einschließen ; z. B. :
20 bhäsate 2^^'<^f^ibhäsära rasähhätähatävibhä
bhüvüätmäsubhäväde deväbhä bata te sabhä'^).
„(0 du geistvoller (Fürst)! dein Hof glänzt durch Geschmack"
„erleuchtet, von ungeminderter Macht, GOTT erkennend, gewandt"
„in der Diskussion, göttergleich.)"
2:, Hier haben wir die Figur eines achtblättrigen Lotus. Da man
in den horizontalen und vertikalen Blättern von der Mitte zum
Rande und von dem Rande zur Mitte creht, so crelten dort die
Silben doppelt, in den schrägen Blättern einmal, die Silbe im
Fnichtboden mehrfach.
80 Wenn Ding und Bild gleiche Eigenschaften haben,
(so gibt es mehrere Möglichkeiten); wenn ihre Ge-
trenntheit undNichtgetrenntheit sich die Wage hal-
ten, f s f . h f i ß t die Figur) Vergleich, ü p a m ä.
1; Laut- und Siniilitjuren sind also vollständig voneinander getrennt,
sodnü eine .VormiscIiunK" (»(imkara) nicht möglich ist, nur eine Verbindung
(t(niisrfti), cf. p. li)7.
ü) Im Ananviiyii können auch für dieselbe Sache zwei Synonyma gebraucht
werden, aber es ist nioist i)assondcr, dasselbe Wort zweimal zu gebrauchen.
.3} cf. Kftvyn Prakfisa IX, 8. Man zeichne eine Blume mit 8 Hlättern,
in die Mitte »chreibo man bfiii, in das HIatt zur Kochten säte von der Mitte
HUKgühcnd, in das nach unten folgondo prati vom Kando aus, in d.ns folgende
tiiirii von d.T Mitte aus, dann in das michsto tii/id von der Mitte aus. in das
Blatt zur Linken trlvi vom Rande aus usw. Man liest dann von der Mitte
Busgohend. indem man in der angogobonen Keihenfolge weitergeht, in den senk-
rechten und horiiontalen Blättern einmal von der Mitte zum Hände, dann vom
Uando nach der Mitte, diese immer mitnehmend, wenn man an sie kommt.
Citra, Upamä p. 24—27. 305
Es folgt der Abschnitt über Sinnfigui-en. — Die Worte ,Ding
und Bild" im Sütra haben den Zweck, ein anstößiges^) Ding oder
Bild auszuschließen. Gleichheit der Eigenschaften ist auf dreierlei
Weise möglich: 1. Die Verschiedenheit (von Ding und Bild) wird
betont, wie bei der Figur Vyatireka usw. 2. Die Nichtverschieden- 5
heit wird betont, wie bei der Figur Metapher usw.; 3. beides hält
sich die Wage wie im vorliegenden Falle (beim Vergleich). So sagt
25 man ja, daß es sich dort um Ähnlichkeit handele, wo einiges ge-
meinsam und anderes verschieden sei. Wir behandeln den Vergleich
zuerst, weil er wecfen der Mannigfaltigkeit seiner verschiedenen lo
Formen das principium verschiedener Figuren ist. Die Alten haben
die Vergleiche eingeteilt, je nachdem sie komplett oder defekt sind-).
Sehen wir davon ab, so kann das tertium comparationis entweder
27 (nur einmal) als in identischer Form (Ding und Bild) angehörig aus-
gesprochen werden, oder (zweimal, für das Ding und für das Bild) je i5
besonders als Etwas und sein Gegenstück; in letzterem Falle können
(die beiden Erscheinungsformen des tertium comparationis) entweder
(nur sprachlich verschieden sein, indem zwischen ihnen nur die Be-
ziehung auf) ihr Substrat eine Verschiedenheit (des Ausdrucks)
bewirkt^), wie bei der Prativastüpamä, oder (sachlich verschieden), 20
indem zwischen ihnen das Verhältnis von Original und Konterfei
obwaltet, wie beim Drstänta.
Wir geben die Beispiele in der (angedeuteten) Reihenfolge:
„Wie durch ihre hellleuchtende Flamme eine Lampe, wie durch"
„die Gangä des Himmels Pfad, wie durch geschulte Sprache ein" 20
„Weiser, so war durch sie (PärvatI) er (der Himalaja) rein und"
„geziert*)."
„Das Mädchen mit den langen Wimpern hat, wie sie daherging"
„und ihr Köpfchen auf oft wendendem Halse wie einen Lotus auf"
„drehendem Stengel trug, ihre mit Nektar und Gift getränkten" 30
„Blicke mir tief gleichsam ins Herze gebohrt^)."
Hier ist „wendend" und „drehend" verschieden nur mit Rück-
sicht auf ihr Substrat (Hals und Stengel); aber zwischen dem, wo-
von sie Attribute sind (nämlich Hals und Stengel) , besteht das
Verhältnis von Original und Konterfei. 35
„Der Päiulyakönig hier, der eine lange Halskette über seine"
„Schultern gehängt und mit rotem Sandel seinen Leib gesalbt hat,"
1) apratita. Das Bild (upamäna) ist anstößig, wenn es z. B. in eiiiom
andern Genus steht, das Ding {upaineiia), wenn es ungezioinond ist es zu nennen.
2) d. h. ob die zu einem Vergleich nötigen Bestandteile vollständig aus-
gesprochen werden, oder der eine oder andere verschwiegen wird. Die vier
Bestandteile sind: Ding (upi(nie//a) , Bild {upamüna), tertium comparationis
{sädhärana dharnut) und Ausdruck der Vorgloielmng {apamapniUpäduka
pada).
3) Dieselbe Wendung in umgekehrter Anwendung p. 8'2.
4) Kumarasambhava I, 28. 5) Mälatim. 1, 27.
Zeitschrift der D. M. G. Bil. LXII. 20
306 Jacohi, Ruyyaka's Alamharasarvasva.
„strahlt wie der Gebirge König, dessen Gipfel die Morgensonne"
„rötet und von dem ein Wasserfall hervorbricht i)."
Hier werden Wasserfall und Morgenrot als Konterfei von Hals- 28
kette und Leibessalbe dargestellt.
5 Wenn ein und demselben Gegenstand das Ver-30
hältnis von Ding und Bild zukommt, (so heißt die
Figur) Ananvaya.
Hinsichtlich des Dargestellten (nicht objektiv) versteht sich hier
das obige Verhältnis (d.h. die Ähnlichkeit). Daß man aber einer
10 Sache zwei einander widersprechende Eigenschaften (sowohl Ding als
auch Bild zu sein) beilegt, bezweckt, eine gleichwertige zweite zu
negieren. Und darum ist die Bezeichnung Ananvaya auch etymo-
logisch zutreifend.
,Arjuna wie Arjuna im Kampfe berühmten Mutes, und Bhlma" 31
15 „wie Bhima schrecklich wütend gegen die Feinde begaben sich"
.ehrerbietig wie um ihn zu höhnen zum Führer der Kurus unter"
„dem Banianbaurae."
Wenn dasselbe (Verhältnis von Ding und Bild)
zwischen zweien umschichtig besteht, (so heißt die
20 Figur) Upameyopamä.
Das Wort „dasselbe" bezieht sich auf das Verhältnis von Ding 32
und Bild. „Umschichtig" bedeutet: nicht gleichzeitig. Darum tritt
diese Figur in zusammengesetzten Sätzen auf. Und sie ist zwiefach,
jenachdem das tertium comparationis ein Woi't, oder als etwas und
25 sein Gegenstück dargestellt ist. Ersteres in folgender Strophe :
„Das Wasser ist wie der Himmel, der Himmel ist wie das"
„Wasser, der Schwan wie der Mond, der Mond wie der Schwan,"
,die Seelilien wie die Sterne, die Sterne wie die Seelilien."
Letzteres in folgender:
30 „Dort prangen mit strahlenden Lotussen als Antlitzen die"
„Wasserbassins wie Weiber, und mit strahlenden Antlitzen als"
„Lotussen die Weiber wie Wasserbassins."
Wenn die Wahrnehmung von etwas Ähnlichem
die Erinnerung an eine andere Sache erweckt, (so
35 heißt die Figur) Smaranam.
Die andf-re Rache ist eben (der ersteren) ähnlich. Es ist kein
Schluß {anuinan(i\. weil dabei keine Concomitanz {avinähhäva) vor-
liegt. Z. B. :
„Sehe ich den Knaben, dein Ebenbild, der die Macht der* 33
*o .Götter und Asuren übertrilft, so gedenke ich des RaglmSprößlings,"
„wie er di-ii Bogen handhulite l)ci der Vernichtung der Feinde des"
„Opfers und des Sohnes Ku.siku's."
1; KaKhuvaip>B VI, Gü. Lies mit Mullinütha haricandanena stntt nava°.
Ananvaya, Upamayopama, Smarana, R^tpaka p. 27 — 35. 307
Eine Erinnerung nicht auf Grund einer Ähnlichkeit bedingt
aber nicht diese Figur, z. B. :
,Ich erinnere mich, wie ich hier an der Godä zurückgekehrt"
„von der Jagd durch den Luftzug von dem Wellenspiel her von"
„meiner Ermüdung erleichtert in trauter Einsamkeit meinen Kopf 5
„in deinen Schoß lege und in den Väniralauben schlafe^)."
Hier ist übrigens nicht ganz in Ordnung, daß die Attribute
des Subjekts, die ja dem Zustand, dessen man sich erinnert, an-
gehören, bezogen sind auf den (gegenwärtigen) Zustand dessen, der
sich erinnert-). — Die Erinnerung ferner-^), die durch eine andere lo
Veranlassung als Ähnlichkeit geweckt wird, füllt ins Gebiet der
34 Figur Preyän, z. B. : „Ach, auch im Zorn ist ihr Antlitz lieblich."
Und dort ist es der Fall, wenn sie durch die Faktoren usw. ange-
kündigt wird, nicht wenn sie nur durch die Nennung ihrer selbst
mitgeteilt wird, wie in letzter Strophe und ähnlichen. 15
„Diejenigen welche dicb^) sahen, wie du mit der Wurfspeer-"
„wunde auf der Stirne und vornen gerötet von Strömen geronnenen"
„Blutes in der Schlacht die Feinde niedermähtest, die haben kein"
„Verlangen mehr nach dem Anblick des Smarafeindes, strahlend"
„von der Flamraenmasse des Augenfeuers, welches hervorbrach bei" 20
„der grausigen Verbrennung Käma's."
In diesen und ähnlichen Versen, wo die Wahrnehmung eines
ähnlichen anderen Gegenstandes dargestellt wird, handelt es sich um
die Figur Visesa, in der das Wesentliche ist, daß eine unmögliche
andere (als die zu erwartende) Sache gemacht werde. Ein solches 25
Machen, d. h. der Begrifl' von Tätigkeit überhaupt, ist auch im
Sehen (worum es sich in unserem Verse handelt) enthalten. Nach
anderer Ansicht^) liegt aber die Figur Kävyalinga vor.
So haben wir diejenige Figuren behandelt, bei denen auf Ähn-
lichkeit beruhende Verschiedenheit und Nichtverschiedenheit ein- 30
ander die Wage halten. Wir besprechen jetzt diejenigen, bei denen
die Nichtverschiedenheit betont wird.
Wenn die Nichtverschiedenheit betont wird, (so
entstehen ebenfalls mehrere Figuren;) und wenn eine
Gleichstellung stattfindet, ohne daß das Objekt der- 35
selben negiert wird, (so heißt die Figur) Rüpaka
(M e t a p h e r).
35 Insofern die Nichtverschiedenheit (nur) betont wird, bleibt die
Verschiedenheit in Wirklichkeit bestehen. Etwas au die Stelle von
1) Raghuvanisa XIII, 3.'».
2) Dieser grammatische Vorwurf trilVt allerdings zu; aber mit liecht sagt
der Kommentar, daß das Urteil darüber den Leuton von Gesfhmack zustehe
sahrdayä ent praniänain. Durrh die gewagte Aus<lrucksweise soll oü'enbar
die Erinnerung als eine besonders lebhafte und deutliche hingestellt werden.
3) tusabdas cärthe.
4) Nach dem Kommentar ist Jayäplda (etwa 780 — 811 n.Chr.) gemeint.
5) Nach Udbhata, Alainkärasaingialia VI, IC, wie der Kommentar bemerkt.
20*
3Q8 Jacobi, Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
etwas anderem setzen heißt Gleichstellung (äropa), da diese auf dem
Objekt und seinem Korrelat i) beruht. Wenn das Objekt negiert
wird, so liegt (die Figur) Apahnuti vor; andernfalls aber, insofern
das Korrelat dem Objekt seine Form (rüpa) verleiht, das Eüpaka.
5 Es waltet aber zwischen beiden Ähnlichkeit ob. So sagt (Dandin):
,Ein Vergleich, bei dem die Verschiedenheit übersehen wird, ist 36
eine Metapher" (Kävyäd. II, 66). Weil die Identifizierung inten-
siver ist als die Gleichstellung, so werden die auf ersterer be-
ruhenden Figuren später erörtert.
10 Diese (Metapher) ist dreifach, nämlich: 1. einfach, 2. spezia-
lisiert, 3. verkettet-). Die erste ist zweifach: 1. a) einmalig, b) mehr-
malig; die zweite ebenfalls: 2. a) in allen Punkten durchgeführt, b) nur
teilweise durchgeführt. Die dritte ist zunächst zweifach, jenachdem
sie durch zweideutige oder nicht zweideutige Wörter hervorgebracht
15 wird, und jede dieser beiden Arten (ist es wiederum), jenachdem sie
einmalig oder mehrmalig ist, (so daß diese Metapher) vierfach ist.
So gibt es also acht Arten der Metapher. Außerdem lassen sich
die einzelnen einteilen, je nachdem sie durch einen Satz (i. e. ein-
zelne Wörter) oder ein Kompositum dargestellt werden , worüber
20 man sich anderwärts belehren möge^). Wir geben die Beispiele nach
obiger Reihenfolge.
„Ein Fußtritt des Herrn gehört sich für den Sklaven, der sich" 37
, vergangen hat: darum also, o Schöne, macht's mir keinen Kummer;"
»aber daß dein Fuß sich verletzen möge an den stachelichten Keim-"
25 , spitzen des (bei mir) eintretenden intensiven Härchensträubens,"
,muß ich das nicht besorgen?"
„Eine neue Nektarquelle der Götter, eine Sichel zum Abmähen"
,der Finsternis, ein Lotusstengel, entfallen dem Schnabel einer"
„betrübten Gans der himmlischen Gaiigä, eine Doublette von Amor's"
30 „Bogen, und auch ein Hoönungsstrick derjenigen, welche sich gegen"
„ihre Herzgeliebte vergangen haben, so kommt nach dem Neu-"
.mondstage"*) die Gestalt des Schneestrahlers zum Vorschein."
2. a) vistüra^älini'^).
b) „Nachtgleich erscheint dein, des Fürsten (zugleich „Berges")"
86 „dichter Tamälawaldstreifen , das Schwert, allwo der frische Mut"
1) Objekt (L'/paya) bozoichiiot dio Suche, uiu die os sich handelt, Korrelat
(vifayin) die von dem Dichter zur Vergloichung usw. mit ihr in Verbindung
Kubrachto.
'i) Wenn sich nämlich aus einer Metiiphor liio andere bez. ihre Berech-
tit(un|; ergibt.
3) d. h. bei ällortMi roetikorn , /,. H. Daihliii. Das bedingt aber kein
raicttryam , d. h. os beruht nicht auf einer Vor.schiodonlieit der vicchittrs,
widcho <li.« Fi^'iircn und ilir» Unterarten als solche konstituieren, cf. GN. 1908
S. cir.
4) pnttijxiil ist eigentlich dio mit Neumond beginnende Tilhi.
5) Der Text dieser .StroiOie ist nicht in Ordnung. Kh muU sie daher
uniiborttotzt las.son.
Rüpaka p. 35—38. 309
„gewaltsam im Kampfe den mit dem Mond wetteifernden Euhm"
„deiner Feinde zusammenzutreiben sich vergnügt^).*
Hier ist das Wort ksitibhrt doppelsinnig. — Verkettet:
38 3. a) „Macht er nicht auch der Pracht des (oder: dem Ge-"
„fallen am) roten Lotus ein Ende ? ist er nicht auch eine Aucren-" 5
„weide? verhilft er nicht auch durch seinen Anblick allein Amor"
„zur Herrschaft? Wenn trotz des Mondes deines Antlitzes ein*
„zweiter Mond emporkommt, so möchte es Stolz auf seinen Nektar"
„sein; doch ist auch der auf deiner Lippe."
Hier wird der Mond mit dem Antlitz ohne Grundangabe, der lo
Nektar mit dem Lippenseim durch ein doppelsinniges Wort gleich-
gestellt.
b) „0 Herr und bester Held, du Schwan auf dem Mänasasee,"
„dem Geist der Weisen, du Sonne, bei der das Nichtschließen der"
„Lotusse die Vernichtung des Glückes deiner Feinde ist, du Siva," i5
„dessen Aufsuchen der Durgä ein Nichtaufsuchen von Festungen"
„ist, du Feuer, dessen Besitzergreifung von Brennholz ein Erkiesen"
„von Schlachten ist, du Daksa, dessen Unfreundlichkeit gegen Sati"
„deine Begeisterung für die Wahrheit ist, du Bhima, dessen An-"
„ciennität über Arjuna dein Eher-sein als der Sieg ist, übe ein" 20
„Jahrhundert Brahma's die WeltheiTSchaft aus-)."
Hier hat die Gleichstellung von Du und Schwan die von münasa
(Geist) und Mänasasee zur Folge ; darum liegt eine mehrmalig ver-
kettete Metapher vor.
c) „Mit Gedanken, Worten, Werken nehme ich meine Zuflucht" 25
„zu dem barmherzigen Herrn der Welt; Hara's Fußpaar ist das"
„Bot zum Übersetzen über den Ozean von Geburt, Alter und Tod."
d) „Es siegt in der Schlacht des Mrdaver-Indra's Schwert, eine"
„Bank für ßäjalaksml, eine smaragdene Woge des Ozeans der"
„Tapferkeit, ein Streifen des zusammengeronnenen Brunstsaftes des" 30
„gewaltigen Sieg-Elefanten, der Feinde-Geschlechter (= Rohre) zer-"
„bricht, eine dunkle Regenwolke für (i. e. forttreibend) den Ruhmes-"
„Schwan des Muralakönigs, der in Schlachtenfurcht sich ängstigt,"
„ein Haremswächter der Erde."
Hier ist „Haremswächter der Ei*de", obgleich eine verkettete 35
Metapher, defekt''). Dem analog sind auch andere Varietäten spuren-
weise angedeutet.
Die (Metapher) tritt auch zutage auf Grund von ünähnlich-
keit, z. B. :
1) Nach dem Kommentar wollen andere in diesem Verse eine Samösokti
sehen, darum pibt der Kommentar ein einwandfreies Beispiel für Ekadesavivarti
Küpaka.
2) Vgl. Kävyapradlpa, S. 388.
3) Komplett würde sie sein, wenn gesagt wäre: Kammerher der Erde =
Serail. Verkettet ist die Metapher, weil die von König = Kammerherr die
von Erde = Serail nach sich zieht.
3JQ Jacohi, Ruyyaka's Alamharasarvasva.
„Wenn in diesem eisernen Zeitalter Menschen in eitler Hoff-" 39
,nung einem Könige dienen, jener Wüste für das Wasser des"
, Wohlwollens, jener Luft um edle Taten drauf zu malen, jener"
„Neumondsnacht für den Mondschein der Tugenden, jenem Hunde-"
5 „Schwänze für das Annehmen von Gradheit, so ist deren Dienst-"
.fertickeit nur unnütze Kunst in Anbetracht Sivas, der nur durch"
„Liebe leicht zu gewinnen ist."
In der Metapher kann das Korrelat, obschon es als ein Ding
seinen stehenden Charakter hat, den ihm eo ipso nicht zukommenden 40
10 Numerus des Objektes bekommen, weil es den einzelnen (Objekten)
crleichorestellt wird ; z. B. „an einzelnen Stellen waren die Waldbrände
Kapilas (braun), die Haarflechten und Bast sich zu eigen gemacht
hatten". Denn der Weise Kapila ist nicht in Mehrzahl vorhanden.
„Das aus der Schlangen- Wolke entstandene Wasser (und Gift)"
15 „verursacht in hohem Grade Umherirren, Unlust, Herzschwäche,"
„Ohnmacht, Bewußtlosigkeit, Umneblung der Sinne, Verfall des"
„Körpers und Tod bei Mädchen, die vom Liebsten getrennt sind."
Hier empfindet man eine Doppelsinnigkeit in dem Worte visa
(Flüssigkeit und Gift) mit dem Begrifi"e Gift, welche durch gewisse
20 Wirkungen von bestimmter Zahl vorbereitet ist. Das Wort „aus
der Wolkenschlange entstanden" bringt die Metapher zum Abschluß;
denn ohne die fertige Metapher kommt (der Doppelsinn) nicht zu-
stande. Es ist aber nicht eine auf (jener ersten Metapher beruhende)
„verkettete" Metapher mit Doppelsinn im Worte visa; darum nimmt
25 man hier die Figur Doppelsinn (Slesa) an^).
Wenn das Korrelat zum Zustandekommen der
darzustellenden Sache dienlich ist-), dann (heißt die
Figur) Parinäma „Umwandlung".
Weil das Korrelat in der einfachen Metapher nicht zum Zu-
30 Standekommen der darzustellenden Sache (Objekt) mitwirkt, so ist
dabei seine Bestimmung nur, diese auszuschmücken; in der Um-
wandlung aber wirkt das Korrelat mit in der Gestalt (oder als Teil)
dessen, was dargestellt wird, weswegen sich das Objekt zum Korrelat
umwandelt. Diese Umwandlung unterscheidet sich von derjenigen 41
85 der Sämkhyas durch das Fehlen der bekannten Bestimmungen: Hinzu-
treten (neuer Attribute), Subsistenz (des identischen Dinges) und
Aufhören (früherer Attribute).
Die Utnwandlung ist zwiefi^ch, je nachdem Objekt und Korrelat
in demselben oder verschiedenem Kasus stehen. Ersteres z.B.:
*o „Nachdem jener (Uänia) selbdritt über den Götterstrom, den"
„Kranz auf Siva's Haupt, hinübergesetzt war und dem Schiffer"
]| Sii'lio Dlivnnyüloka p '.t7. I>io VimarsinI bogründot aber Redenken
gogeti diuHi! Aimiclit.
2) Man kann prakrtopai/ot/fi so douton : mitwirkt in Gestalt des Objekts.
Roidd Mii^'liclikxitnii diKkutiert .)ii|;aiiii:itliH , um die Dnriclitigkoit der im Sütra
XL'gcbuiicii Dolinitiun zu zuiguii. KuMigaiigildliura, S. '251.
Parinäma, Samdeha p. 39 — 43. 311
„(Guha) Saumitri's Freundschaft als Fahrgeld entrichtet hatte, brach"
,er eiligst auf nach dem Berge Citraküta, während die Sabarafrauen*
„mit ihren nur von ausgebreiteten Armen zu umfassenden Busen,"
,den Blick neugierig aufrichtend, ihm nur mühsam Schritt hielten i)."
Hier ist das Objekt „Saumitri's Freundschaft" in gleichem Kasus 5
wie das Korrelat, und ist (in dieses) in der Form des Fahrgeldes-)
umgewandelt, weil dasselbe in Gestalt der Freundschaft zum Zustande-
42 kommen der darzustellenden Sache mitwirkt. Wie nun bei der
Samäsokti das Korrelat zum Zustandekommen der darzustellenden
Sache mitwirkt und dabei in der Form des Objektes der Gleichstellung lo
auftritt, weshalb ihm (dem Objekt) das Verhalten des (Korrelates)
imputiert wird, ebenso verhält es sich hier; nur wird dort (in der
Samäsokti) das Objekt allein dargestellt, weil das Korrelat hin-
zugedacht wird. Hier aber werden beide ausgesprochen , und weil
beide wesenseins sind, verwandelt sich das eine in das andere. 15
Die zweite Art, z. B. in folgender Strophe :
„Zuerst beschenkte er den König mit ausgereiften, gefühlvollen,"
„zum Munde sich drängenden Woi'ten, darauf mit Rossen usw."
Beim Zusammentreffen mit einem König ist ein Geschenk an-
gebracht. Und da dies hier die Gestalt der Worte hat, so wandeln 20
sich diese, obschon in anderm Kasus stehend, zu dem Geschenke um.
Wenn das Objekt in Zweifel gestellt wird, so
(heißt die Figur) Samdeha „Zweifel".
D. h. wenn außerdem die Nichtverschiedenheit betont wird und
eine Gleichstellung stattfindet. Objekt ist die in Rede stehende Sache, 25
auf Grund deren ^) die hineingezogene in Zweifel gestellt wird.
Bezieht sich der Zweifel auf letztere'*), so wird auch das Objekt
43 in Zweifel gestellt. Bei einem durch die Ehibildungskraft des
Dichters geschaffenen Zweifel, beziehe er sich nun auf die in Rede
stehende, oder die hineingezogene Sache, liegt die Figur „Zweifel" so
vor. Derselbe ist dreifach: rein, eine Lösung einschließend und
mit Lösung am Ende. Rein ist er, wenn es beim Zweifeln
bleibt, z. B.:
„Ist hier diese ein saftiges junges Reiß, entsprossen dem"
„Baume Jugend, ist sie eine Welle des anmutig wogenden Schön-" 35
„heitsmeeres, oder ist es der leibhaftige Unterrichtsstock des Gottes"
„zarter Triebe, der nun der Ruhe genießt, nachdem er sehnsüchtigen"
„Seelen seine Lehre beigebracht hat^)?"
Eine Lösung einschließend ist diese Figur, wenn Zweifel am
Anfang, Lösung in der Mitte und wiederum Zweifel am Ende steht: 40
„, Ist dieser Helios? Doch der fährt mit einem Siebengespann!"
„Ist's der Feuergott? Aber der geht ja nicht immerfort unstet"
1) Anargharäghava V, 2. 2) Lies: °ätararüpatvena.
3) Wörtlidier: iudem sie der liiueiiigezogeuen zur Folie dient, wird diese
in Zweifel gezogen.
4) Lies: ajjrakrtasmidehe. 5) Von Baudhu nach Sbh. 1471.
3X2 Jacobi, Ruyyaka's Alamhärasarvasva.
„allerwärts^)! Ist's der leibhaftige Todesgott? Doch der reitet"
„auf einem Büffel.' So überlegen lange bei deinem Anblick in"
,der Schlacht die feindlichen Krieger."
Mit der Lösung am Ende ist derjenige (Zweifel), welcher
5 zweifelnd anhebt und mit der Lösung schließt, z. B.:
„Ist's der Mond; wo ist dann der Flecken? Ist's ein Lotus;"
,wo ist dann das Wasser? An den zierlichen koketten Reden"
„erkenn ich hinterdrein, o Rehäugige, daß es (dein) Antlitz ist."
Zuweilen erscheint (diese Figur) so, daß die Kon-elate auf ver-
10 schiedene Substrate verteilt auftreten, z B.:
„Hat das Dunkel die Bäume und Felsen männiglich gefärbt,"
„hat es den Himmel gesenkt, hat es ihn verdeckt, hat es die"
„Unebenheiten der Erde ausgefüllt, hat es die Himmelsgegenden"
„fortgeschafft-)?"
15 Hier wird mit dem Dunkel, dem Objekt der Gleichstellung, 44
das Färben usw. als auf die Bäume usw. die verschiedenen Sub-
strate verteilt gleichgestellt. Einige erklären dies als eine Art
des Zweifels, die auf Identifikation beruht. Andere dagegen für eine
Art der Utpreksä, weil das Wort nu gebraucht ist, das ein Ver-
20 muten ausdrückt.
Wenn eine andereSache (statt der in Rede stehen -
den) auf Grund ihrer Ähnlichkeit (mit dieser) wahr-
genommen wird, (so heißt die Figur) Bhr äntimän
„Getäuscht".
25 Diese Figur wird direkt nach dem Zweifel definiert, weil sie
mit ihm L^nrichtigkeit der Erkenntnis als gemeinschaftliches Merk-
mal hat. Täuschung ist eine Eigenschaft des Geistes; eine Wendung,
in der sie sich findet, heißt „Getäuscht". Eine durch Ähnlichkeit
bewirkte Täuschung bildet den Gegenstand derselben, z. B.:
30 „,Haltet (unsere) Lippen nicht für Bimbabeeren, die Locken"
„nicht für reife Jambüfrüchte, den Rubin des Ohrschmuckes nicht"
,für einen Granatapfel!' Also von den in der Wüste ermattenden"
„lotusäugigen Dämchen immer wieder zurecht gewiesen, sanken"
„plötzlich vor Durst zusammen, o König, des Gürjarakönigs zahme"
35 „l'apageion."
Eine durch lebensgefahrliche Verwundung usw. hervorgerrufene
Sinnestäuschung bildet nicht den Gegenstand dieser Figur, z. B.:
„Der Ringer Cänüru. dem Krsna mit Faustschlägen die ganze"
„Brust bearbeitete, erblickte hundert Monde am Himmelszelt."
■•u (Jemeint ist aber auch nur diejenige durch Ähnlichkeit ver-
ursaclite Täuschung, welche der Dichter wegen eines poetischen
Iteizes mit seiner Einbildungskraft hervorbrachte, wie in obigem
Beispiel, nicht aber eine rc ij>sa hervorgebrachte, wie bei der für
1) Lle» nurväh für mkfät, wie Kftvyiiprftdrpii, S. 382.
2) Kirütllrjuiiiy» I.\, \b.
Bhrantiman, Ullekha p. 43—48. 313
Silber gehaltenen Perlmutter. Das gilt auch von dem Zweifel:
ist jenes ein Pfahl oder ein Mensch?
Wenn ein und dieselbe Sache aus bestimmter
Veranlassung verschieden angesehen wird, (so heißt
die Figur) Ullekha ,S chil der ei". »
47 Wo eine Sache verschiedentlich angesehen wird, da liegt der
Ullekha vor, weil jene in der Mannigfaltigkeit ihrer Formen ge-
schildert wird. Aber es ist nicht lediglich eine unmotivierte
Schilderung, sondern Veranlassung zu ihr ist der Umstand, daß die
Sache mit verschiedenen Eigenschaften ausgestattet ist. Laune, per- lo
sönliches Interesse, Bildung sind die Motive, wie es sich gerade
macht. So heißt es (in Utpala's Isvarapratyabhijnä, Pandit IIT, p. 95):
^Nach der Laune, nach dem persönlichen Interesse, nach der"
„Bildung variiert der subjektive Eindruck ein und derselben Sache,"
,die man durch kombinierendes Denken als identisch erkennt." 15
So wenn es im Har.sacarita ^) bei der Beschreibung des Landes
' ' . .
Srikantha heißt: „das von Asketen für einen Büßerhain, von Hetären
für Amor's Tempel, von Schauspielern für einen Konzertsaal (ange-
sehen wurde)". Hier wird nämlich ein und dasselbe Land,
Srikantha, mannigfach als Büßerhain usw. dargestellt, weil es die 20
betreifenden Eigenschaften hat. Laune, persönliches Interesse und
Bildung können gewöhnlich einzeln oder gesamt in Betracht ge-
zogen werden. ["^)Aber, könnte eingewandt werden, in derselben Stelle
kommen Rüpakas vor, z. B. ,für einen Stahlzwinger von den Schutz-
suchenden , für eine Asurahöhle von Erzsuchern -)", wie kann also 25
diese Figur Ullekha darin vorliegen? Ganz recht; aber in den
Partien „Büßerhain" usw. liegt wenigstens kein Rüpaka vor, weil
hier (dem Objekte, nämlich Srikantha) wirklich (und nicht durch
48 poetische Gleichstellung) der betreffende Charakter zukommen kann.
Wo aber ein Rüpaka tatsächlich vorhanden und trotzdem die 30
in Rede stehende Auffassung zulässig ist, da möge Vermischung
beider Figuren (Sainkara) sein ; dadurch läßt sich aber unsere
Figur nicht cränzlich ableugnen. Und somit ist unsere Darstellung
einwandsfrei. »Nun, dann habe in solchen Fällen die Figur
Bhräntimän statt, weil sie darauf beruht, daß etwas in einer Form 35
angeschaut wird, die es nicht hat." Das trifft nicht zu, weil der
Figur Bhräntimän jene spezifische Eigentümlichkeit nicht zukommt,
daß etwas verschiedentlich angesehen wird, und weil dies
eben das ist, worauf unsere Figur beruht. Wir haben aber zu-
gegeben, daß eine Vermischung (hier des Ullekha mit Bhräntimän) 4o
statthaben könne. »Nun, dann möge hier diejenige Art von
1) S. 97 der Nirnaya S. P. Ausgabe. Es ist übrigens daselbst von Sthän-
vTsvara die Rede.
2) "ivätikair vivaravt/asanibhir ricäri/aih, cf. Zachariae, Boitr. z. iiid.
Lexik. S. 73f.
3) Durch Weglassung der eingekhimmorten Stelle bekommt das folgende
Beispiel »Als Näräyana usw." richtigen Anscliluli.
314 Jacohi, ■Ruyyahä's Alamkarasarvanva.
Hyperbel (Atisayokti) sein, bei welcher etwas, das in Wirklichkeit
nur eins ist, als verschieden dargestellt wird.* Darin liegt kein
Bedenken. Weil nämlich (in dieser Art von Hyperbel) eine viel-
seitige Schilderung nach der Einteilung des Gegenstandes, die auf
5 der Verschiedenheit der Beobachter beruht, liegt, und eben dies
einen speziellen (der Hyperbel an sich) fremden Reiz ausmacht, so
kann diese (Art von Hyperbel) unbedenklich auch hierhin gestellt
werden.] Z. B. :
„Als Näräyana betrachten ihn die alten Weiber, als Gefährten"
10 ,der Sri die jungen, die Mädchen aber betrachten ihn neugierig,"
gSO wie er gerade erscheint^)."
Ähnlich hat man andere Fälle zu bem-teilen, z. B. : „breit (ein 49
Prthu) auf der Brust, weiß (ein Arjuna) an Ruhm-)" usw.; doch
besteht der Unterschied, daß in dem vorletzten Beispiele die viel-
15 seitisre Schilderungr auf der Verschiedenheit der Beobachter beruht,
hier aber auf der im Objekt selbst liegenden Verschiedenheit.
„Liegt aber nicht bei der vielseitigen Schilderung in Ausdrücken
wie guru ein Wortspiel [slesa) vor und wie kann man dabei eine
andere Figur statuieren?" Ganz recht! Aber weil hier die Viel-
20 seitigkeit (der Schilderung) einen speziellen Reiz veranlaßt, so be-
wirkt das Wortspiel nur, daß derselbe zur Empfindung gelangt; er
fehlt aber nicht an sich. Und auch darum ist es eine andere
Figur (als dlesa), weil in solchen Fällen wie oben jener spezielle
Reiz sich zeigt, obschon in ihnen kein Wortspiel enthalten ist.
25 Darum ist in dergleichen Fällen der üllekha in seinem Rechte.
Ebenso läßt sich belegen, daß diese Figur sich auf den speziellen
Reiz auch noch anderer Figuren stützen kann.
Bei Ablehnung des Objektes die Äpahnuti: 50
Ergänze '^) : „wenn eine andere Sache vorgestellt wird." Dies
30 wird zur Unterscheidung von der eben behandelten (bedingten) Ab-
lehnung gesagt, insofern es sich hier um eine Gleichstellung handelt.
Die Äpahnuti genannte Figur tritt also ein, wenn das Objekt der
Gleichstellung abgelehnt und das Korrelat derselben vorgestellt
wird. Sie zeigt sich in drei Arten: 1. erst Ablehnung, dann Gleich-
3ö Stellung; 2. erst Gleichstellung, dann Ablehnung; 3. die Ablehnung
1) Nach dem Kommentar liegen hier der Keiho nach als Motiv: Bildung,
porsöuliclies Interesse und Laune vor.
2) Harsacarita S. 99. Die beiden Phrasen folgen dort aber nicht direkt
aufeinander.
3^ Au» dorn vorletzten Sütra. Kinigo nehmen deshalb, wie der Kommentar
•agt, an, daß der Abschnitt über Ullekha an falscher Stelle eingeschoben sei;
er gohöro eigentlich hinter den über die Atisayokti. Der Kommentur zeigt,
daß letztere» nicht niögüch i>t. Aber nichts steht im Wege iiiizunelimen, daß
der Ab»chiiitt iibcr rilcklni hititcr dein über die Apaliniiti t;estundi<n habe.
l)onii 0» ist doch eine unbefriedigende Krklärung, wenn der Kommentar sagt,
daß auch beim Ullekha oino v/mtvanlnrapratiti in Hetracht komme. Denn
nicht darauf kommt es an, sondern darauf, daß sie dMbei ausdrücklich genannt
Werde; und das ist nicht der Fall, .nondern beim Hhrüritimän.
Apahnuti p. 48—52. 315
wird ausgesprochen durch Wörter: wie „unter dem Scheine von"
usw., welche die Nichtwirklichkeit (des Objektes) ausdrücken. In
den beiden ersten Arten ist der Satz zusammengesetzt, in der letzten
nicht. Die erste Art in folgender Strophe :
51 »Das was im Monde aussieht wie ein Wölkchen, das nennen" 5
,die Leute ein Häschen ; das scheint mir nicht recht. Ich meine"
„vielmehr, daß des Mondes Körper markiert ist durch die ver-"
„Darbten Brandwunden, welche die verlassenen Schönen deiner"
„Feinde mit den Fakeln ihrer verliebten Blicke ihm beigebracht"
„haben." 10
•Doch dies Beispiel ist nicht einwandsfrei ; denn nachdem die
Ablehnunng des Hasen im Monde vorausgeschickt ist, paßt die
Gleichstellung des Mondes, der mit der Narbe, dem Korrelat des
Häschens, versehen ist, nicht in die Konstruktion des Satzes. Gut
ist folgendes Beispiel: 15
„Am Himmelsi'aum geht jetzt nicht auf die in lichtem Glanz"
„leuchtende Scheibe des Vollmondes von gesättigter Schönheit, um"
„die Welt zu erobern, sondern von der Abendschöne ist jetzt auf-"
„gespannt der weiße Sonnenschirm des (Herrschers) Mära, dessen"
„Hauptleidenschaft darin besteht, die Einbildung im Stolz sich über-" 20
„hebender Personen zu zerstören."
Die zweite Art in folgender Strophe:
„Kumära, der immerdar über den durch Askese unterworfenen"
„Beten blauer Lotusse : den Augen anmutiger Götterfrauen thront,"
„nicht der auf dem Pfau mit buntem Schweife reitet, möge euch" 25
„das Glück der Keuschheit verleihen."
Die dritte Art in folgender Strophe :
,In Gestalt von Perlen gelöst von den reinen Halsketten, die"
„auf dem bebenden Busen der umher irrenden, flüchtigen Gürjara-"
52 ^weiber schaukelten, entfielen Jasminknospen-große Schweißtropfen" so
„deinem Ruhme, der zugleich mit deinen Feinden in der leeren"
„Wüste umherschweifte, 0 Bäjamrgänka !"
[Wenn hier anstatt des Wortes 4ünye (leer) manye (mein' ich)
gebraucht wäre, so wäre es eine Utpreksä mit einer Ablehnung
vereint (eine Figur, deren Berechtigung unten p. 61 festgestellt s."»
werden soll); es wird aber (unten p. G-i) gezeigt werden, daß (im
ersten Verse) in den Worten aham tv indum mam/e, trotzdem das
Wort inanye gebraucht ist, keine Utpreksä vorliegt. ')]
Auch bei dieser (dritten) Art lassen sich zwei Unterarten unter-
scheiden , jenachdem die Ablehnung oder die Gleichstelhmg zuerst 40
steht; aber weil dies nicht eine Besonderheit hervorruft, wird es
trotzdem nicht als ein tatsächlicher Unterschied angesehen. Ein Bei-
spiel dafür, daß hierbei die Gleichstellung auf die Ablehnung folgt,
1) Ich vermute, daß diese Stelle, die ich in Klaminorn setze, eine Glosse
ist. Denn hinter ihr würden die Worte etasininn aj^i bhede unverständlich.
»'
316 Jacobi, Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
haben wir eben gegeben ; dafür, daß sie vorausgeht, bietet folgende
Strophe :
,Die Hexe Nacht, weiß durch das Einreiben mit dem"
„Mondlichtstaub, als Knochen Sterne tragend und der Sucht"
, frönend, alles verschwinden zu lassen, schweift von Land zu"
,Land, in dem Mond als HexenschädeP) Zauberpulver in Gestalt"
„des Fleckens mit sich führend."
Zuweilen aber wird die Unwirklichkeit (des Objektes) durch
ein Wort wie Körper usw. begründet, welches ausspricht, daß jenes
10 die Form einer anderen Sache hat, z. B.:
„Sicherlich stürzte von Siva verbrannt Amor in der Gazellen-"
„äugigen breite Hüftenpartie, den Nektarsee von Schönheit, weil"
„sich diese, das Verglimmen der Kohlen seiner Glieder andeutende"
„Rauchsäule an der Nabelhöhle zu (wörtlich: in den Körper) einer"
15 „Haarlinie verwandelt."
Nachdem er die eine Gleichstellung enthaltenden Figuren be- 54
schrieben hat, beschreibt er jetzt die eine Identifizierung-) ent-
haltenden, bei denen ebenso das Hauptgewicht auf die Nicht-
verschiedenheit fällt.
20 Hier 55
bei einer Identifizierung 2), wenn das Haupt-
gewicht auf den Vorgang (des I d en tif i z i e r e ns) fällt,
(haben wir die Figur) Utpreksä.
Identifizierung besteht darin, daß das Korrelat durch voll-
25 ständige Einverleibung des Objektes als von diesem nicht ver-
schieden vorgestellt wird. Dieselbe ist zweifach: 1. noch nicht
vollzogen und 2. vollzogen. Noch nicht vollzogen ist sie, wenn das
Korrelat als nicht wirklich vorgestellt wird. Diese Nichtwirklich-
keit (besteht) insofern als, wenn ein dem Korrelat zugehöriges
30 Attribut dem Objekte beigelegt wird, es als bei dem Korrelat tat-
sächlich und bei dem Objekt nicht tatsächlich vorgestellt wird.
Dieses Attribut ist entweder eine Eigenschaft oder eine Tätigkeit :
wenn dasselbe nun (einerseits) als tatsächlich und (anderseits) als
nicht tatsächlich vorgestellt wird, so wird das Substrat der Tat-
35 sächlichkeit (i. e. das Korrelat) in jenem (dem Objekt) als nicht
absolut unwirklich und das andere (i. e. das Objekt) als absolut
wirklich vorgestellt. Während das Unwirkliche (das Korrelat) als
wirklich vorgestellt wird, ist die Identifizierung noch nicht voU-
ZdgfH. Und darum ist dabei der Vorgang (des Identifizierens) die
40 Hauptsache. Vollzogen ist sie, wo das Korrelat, obgleich tatsäch-
lich unwirklich, als wirklich vorgestellt wird. Diese Wirklichkeit'')
1) inudnlkajntla. cf. Udüliarniiacaiiilrikä zu K5vyftpr.idTpa, S. 385.
2) iiil/ti/iiniKili/ii,
8) Ulo AiixKiilju «niirkiiTt hier oiiio kloino Lücko. Es ist vielleicht sam-
hhäviinä zu iT^'ünzf-n und mit pürviiLdfu/d zu koiiiponioron. Das Wort (des
durch Aiiiiahiiiu iniruduziurtt-nj wäre dann ubhiingig von salyatvain.
UtpreJcsä p. 53—58. 317
57 besteht, insofern der Grund für die Nichtwirklichkeit fehlt. Und
darum ist dabei das Identifizierte die Hauptsache. Wenn nun die
ünvollzogenheit uns bewußt ist und das Hauptgewicht auf den
Vorgranor fällt , so wird diese Identifizierung mit Wörtern wie :
Annahme, Vermutung, Auslegung, Deutung^) usw. bezeichnet. So- 5
mit liegt also die Utpreksä vor, wenn die in Rede stehende
Sache durch eine andere vorgestellt wird, weil sie
zu einer Eigenschaft oder Tätigkeit jener andern in
Beziehung steht.
Die Utpreksä heißt ausgesprochen (väcya), wenn Wörter wie lo
„gleichsam" usw. gebraucht werden; wenn nicht, so heißt sie un-
ausgesprochen (prath/amänä). Und sie ist vierfach, je nachdem
die zur Identifizierung herbeigezogene Sache ein Genus-), Eigen-
schaft, Tätigkeit oder Individuum ■^) ist. Obschon dieselbe Einteilung
auch auf die ,in Rede stehende Sache" paßt, so bedingt sie doch 15
keine Besonderheit und wird deshalb nicht angerechnet. Und
weil nun jede dieser Arten doppelt zu nehmen ist, jenachdem
etwas Positives oder Negatives fingiert wird, kommt eine Achtheit
heraus. Und jenachdem die Veranlassung (zur Identifizierung) eine
Eigenschaft oder eine Tätigkeit ist, gibt es 16 Arten; und jenach- 20
dem diese Veranlassung ausdrücklich angegeben wird oder nicht,
32 Arten. Und jenachdem die Vermutung (die zum Identifizieren
führt) sich auf den Grund, die individuelle Natur, oder den Zweck
bezieht, ergeben sich 96 Arten. So verhält es sich bei der aus-
gesprochenen Utpreksä. Da aber bei einem Individuum die Ver- 2f>
mutung sich meist auf seine individuelle Natur bezieht, so sind die
Arten Utpreksä, die sich auf Grund und Zweck beziehen, dabei in
Abzug zu bringen. Wenn auch die unausgesprochene Utpreksä in
abstracto ebensoviele Arten (haben könnte), so ist es bei ihr doch
nicht angängig, die Veranlassung nicht anzugeben, weshalb diese 30
Abteilung um die betreffenden Arten ärmer ist. Denn wenn „gleich-
58 sam" usw. nicht gebraucht wird und die Veranlassung nicht aus-
gesprochen ist, so ist eine Vermutung unbegründet'*). Und meistens
ist bei ihr auch die Utpreksä bezüglich der individuellen Natur
nicht möglich. Darum sind von der unausgesprochenen Utpreksä s."»
so viele Arten aufzuführen, als bei ihr möglich sind^). Obgleich
sie auf dem Inhalt beruht, so wird sie doch zuweilen durch ein
das Attribut (des Korrelats) angebendes doppelsinniges Wort ver-
1) Die deutschen Wörter sollen nicht eine Übersetzung der einzelnen
Sanskritwörter sein: samhhävana , abhimäna, tarka, üha, utpreksä. — sam-
bhävanam wird KävyapradTpn TlkS, S. 380 erklärt als zum Objekt eines
Zweifels machen, bei dem die eine Alternative, das Hild, prävalicrt.
2) d. h. was durch ein nomen appollativuin bezeichnet wird.
3) Was durch ein nomen proprium bezeichnet wird.
4) Und kann daher sich gar nicht einstellen.
5) Nämlich 48, wie nach dem Kommentar Kucaka in der AlainkärS-
nuäärinl sagt.
32g Jacobi, Jluyyaka's Alamkarasarvasva.
anlaßt. AVas sich dem Wortsinn nach^) wegen des Aussprechens
einer Ähnlichkeit als ein Vergleich anläßt, erscheint zuweilen kraft
der Intention des Satzsinnes in dem Maße, wie die Fiktion des
Dichters sich klarer entfaltet, schließlich als Utpreksä. Zuweilen
5 wenn Wörter wie „unter dem Scheine von" angewandt sind, haben
wir eine Utpreksä vereint mit einer Apahnuti. So bekommt dann
die Utpreksä durch die Mannigfaltigkeit der genannten und noch
zu nennenden Arten eine unendliche Vielseitigkeit. Jetzt aber geben
wir Beispiele für sie nur zur allgemeinen Orientierung.
10 Eine Jätyutpreksä liegt vor in folgender Strophe :
„Schützen möge euch der wie ein junger Lotustrieb gekrümmte"
„Mond, der auf dem flammroten Haupte Sivas angebracht leuchtet"
„wie ein von dem krystallhellen, täglich mit dem Wasser der"
„strömenden Mandäkini begossenen Schädel getriebener Schößling."
15 Weil Schößling ein nomen appellativum ist, betrifft die Ver-
mutung hier ein Genus. — Eine Kriyotpreksä :
„Das Dunkel salbt gleichsam die Glieder ein, der Himmel"
„regnet gleichsam Augenschminke."
Hier betritit die Vermutung die Handlungen des Salbens und
20 Regnens als von dem Dunkel und dem Himmel ausgeübt. Aber in
der zweiten Hälfte :
„Wie der Dienst bei schlechtem Herrn ist die Sehkraft ver-"
„geblich geworden"
liegt ein Vergleich und keine Utpreksä vor. — Eine Gunotpreksä:
2h „Dies ist der Ort, wo ich auf der Suche nach dir auf dem Boden"
„deine verlorene Fußspange erblickte, die wie aus Kummer über"
„die Trennung von deinem Lotusfuße in Schweigen sich hüllte -'j."
Hier ist Kummer die Eigenschaft. Eine Dravyotpreksä: 59
„In dem Gedanken, daß diese Unterwelt des Mondes, jener"
30 „Augenweide, entbehre, brachten die Frauen unter dem Scheine ihrer"
„Gesichter am Himmel eine Mondschöpfung hervor-')."
Weil der Mond nur einmal vorhanden ist, gilt er als Indi-
viduum {dravi/(i).
In den bisherigen Beispielen wurde etwas Positives fingiert;
35 etwas Negatives wird fingiert z. B.:
„Ihre beiden Wangenflächen, ach, nachdem sie kaum so ge-"
»worden, magerten so sehr ab, wie weil sie einander nicht sehen"
.konnten*)."
Hier wird die Negation einer Handlung mit den Worten „weil
40 sie einander nicht sehen konnten" fingiert. So hat man es sich
auch bei dem „Genus" usw. zurechtzulegen. Eine Eigenschaft als
Veranlassung (zum Identifizieren) ist in dem obigen Beispiel: „wie
1) LioB mit Kli. j)a(l(irthaiiriii/iiveläi/(iiu , wie aus dem Kommentar zu
p. Cl hervorgeht.
2) K»(;liiivni;iAii XIll, 'i:\. 3) Navasähosaiika XIV, 23.
i) Udbhnia 111, 7.
Utpreksä p. 58—61. 319
ein junger Lotustrieb gekrümmter" die Gekrümmtheit; eine Hand-
lung in ^magerten so sehr ab" das Abmagern. In diesen beiden
Beispielen ist die Veranlassung angegeben; sie ist nicht angegeben
in „das Dunkel salbt gleichsam die Glieder ein". Die Vermutung
betrifft den Grund in „wie aus Kummer über die Trennung in 5
Schweigen sich hüllte"; sie betrifi"t die individuelle Natur (der
Sache), z. B.:
60 „Als der Glutstrahler seine Zeit nicht innehaltend sich auf-"
„machte , die dem Kuvera liebe Himmelsgegend zu besuchen , da"
, stieß die südliche Himmelsgegend den duftigen Wind aus ihrem" 10
„Munde aus wie einen Schmerzensseufzer ^)."
Sie betrifft den Zweck :
„Des aus Furcht vor jenem fliehenden Colakönigs Stirnhaut"
„ritzten die stachelichten Wälder, als wollten sie die (vom Schick-"
„sal geschriebenen) Worte sehen, was er jetzt weiter noch erfahren" 15
„sollte 2)."
Hiermit haben wir orientierende Beispiele für die ausge-
sprochene Utpreksä gegeben; — die unausgesprochene z.B.:
„In deinem von tausend Frauen erfüllten Herzen, 0 Glück-"
„lieber, keinen Platz findend, tut sie Tag für Tag nichts anderes," 20
„als ihren dünnen Leib noch dünner zu machen "')."
Hier ist „nicht Platz findend" i. e. „gleichsam nicht darin
seiend" als Grund für das Sichdünnmachen angenommen. So muß
man es auch bei den andern Arten auslegen. — Verursacht durch
ein doppelsinniges Wort, z. B. : 25
„Der berühmt auf Erden war als freigebig, der dastand ohne"
„Gleichen, der war die Zielscheibe der wetteifernd einschlagenden"
„Pfeile Amors."
Denn hier ist das Wort märgana (Pfeil und Bitten) doppel-
sinnig auf das Attribut (des Korrelats) bezogen^). 30
Eine Utpreksä, die sich als ein Vergleich anläßt, z. B. :
„Heil mögen dir spenden die Strahlen von Siva's Halse, die*
„auf der breiten Stirne der Devi Moschustilaka-gleich, in ihrem"
„Lotusantlitz bienengleich, auf ihrem Haupte Tamälaknospenkranz-"
„gleich, an ihrem Ohre Lotusblumen-gleich, an ihren Brüsten und" 35
„dem Schöße Aloeflecken-gleich sich vei'halten^)."
Indem an das das „Bild" bezeichnende Wort kvip angetreten
ist nach dem Värtika (zu Pänini III, 1,11 in S. K.) „an die Präti-
1) Kuii). S. III, 25. Eine ein^oliondo Diskussion der Figuren in dieser
Strophe gibt Mallinätha zu dieser Steile.
2) Viliramäiiliadovacarita I, 116.
3) Iläla 182.
4) Diu unausgesprochene l'tpreksä ist: die Pfeile {märgana) Amors kainoa
zu ihm, weil er als Freigebiger zugänglich für die Bitton (inärgnud) war.
5) Die Worte, die ich mit „ x x x - gleich sich verlialten" übersetze,
sind im Original Dünoniiiiativa, gebildet durch Antritt der Personalondungeii
an den Stamm (prätipadika Stamm, an den das Suffix Icvip angotretoa ist, das
aber stets abfiillt).
320 Jacobi, Ruyyakd's Alamkarasarvasva.
padika's tritt koip'^ , versteht man zwar zunächst einen Vergleich
dabei; weil aber das Bild (Moschustilaka usw.) an sich geeignet ist,
der in Rede stehenden Sache (Stirn usw.) beigelegt zu werden, so
kommt, wenn diese Beilegung eintritt, zuletzt eine Utpreksä heraus.
5 Oder wie bei der Schilderung der Trennung : „die Armbänder ver-
hielten sich wie Oberarmspangen" ^) und anderswo. Und diese
Utpreksä zeigt sich auch da, wo alle Elemente eines Vergleiches
gegeben sind, wie in dem Harsacaritavärtika und der Sähityaml-
mämsä an den betreffenden Stellen mit Beispielen belegt ist, hier
10 aber nicht ausgeführt werden soll, weil wir befürchten müßten, zu
weitläufig zu werden. — Mit einer Apahnuti wird die Utpreksä
verbunden z. B. :
,Dort wo die Siprä unter dem Scheine glänzender Schaum-"
, streifen gleichsam ein helles Gelächter aufschlägt, wenn die Bürger-"
15 ,mädchen bei der Berührung mit einem Fisch bestürzt zum Ufer"
, eilen-)."
Hier gelangt eine Vermutung kraft des Wortes „gleichsam",
eine Leugnung durch die Anwendung des Wortes „Schein" {chala)
zur Wahrnehmung ; dasselbe gilt bei Anwendung von Wörtern wie
20 chadma. — (Nehmen wir die Stelle im Anfang der Kädarabarl) :
„wie ein zweiter Indra" ; wenn das Wort „ein zweiter" fehlte,
wäre es ein Vergleich ; wenn es aber steht und der fragliche König
als Indra aufgefaßt wird, so ist es eine ütprek.sä. Fehlte das Wort 62
,wie' {ivä), so wäre es eine Hyperbel, weil dann die Identifizierung
25 vollzogen wäre. Fehlte überdies das Wort „ein zweiter", so wäre
es eine Metapher.
Von der nach den genannten Arten mannigfach erscheinenden
Utpreksä (betrachten wir die hetu- , svarüpa- und ^Äa/a- Utpreksä
eingehender). Bei ersterer (d. h. derjenigen Utpreksä, bei welcher
30 sich die Vermutung auf den Grund bezieht) wird dasjenige mit der
in Rede stehenden Sache verknüpfte Attribut, für welches ein Grund
vermutet wird, infolge der Identifizienang als (von dem Attribut
der supponierten Sache) ununterschieden (angenommen) und als Ver-
anlassung der Deutung {utpreksä) in Anspruch genommen; und
85 dasselbe mul!» wirklich ausgesprochen sein, weil man sonst nicht
wüßte, für was das Betreffende der Grund sein sollte. So in dem
Beispiele: „wie weil sie einander nicht sehen konnten"; hier wird
das Nichtsehenkünnen als Grund gedeutet für das Abmagern, das
als mit dem in Kedestehenden, den Wangen, verknüpft ausgesprochen
40 ist; und die Wirkung des Grundes, das Abmagern, ist die Veran-
lassung (der Utpreksä). Ebenso in dem Beispiele: „die wie aus
Kuiiiiucr über die Trennung von deinem Fuße sich in Schweigen
1) d.h. dio Arini« dos vorlossoiicn Müdehons werden so dünn, daß die
Armbänder hi» zum Obfrarm liornufrutsclioii. Dio Worte bilden den Anfang
einer SfirdulavikrMita-Strojtho, die icb aber nirj^'ends vollständig linde. Von
hier Hind dio Worte in Siibitya I)arj). Com. X, \'> übort;egangen.
'ij NaviiHMnisfiiikn I, .'i'.'.
ütpreksä p. 61— 6i. 321
hüllte". Hier erkennt man das Betrübtsein als Grund für das der
FußsjDange beigelegte Schweigen, und eben dieses Schweigen ist die
Veranlassung der Annahme des Grundes^). Und so überall.
Bei der Svarüpotpreksä (d. h. derjenigen, bei welcher sich die
Vermutung auf die individuelle Natur bezieht), wo eine Sache für 5
eine andere Sache genommen wird, wird das die Veranlassung bil-
dende Attribut zuweilen genannt; so ist in dem Beispiele: „Schützen
möge euch der wie ein junger Lotustrieb gekrümmte Mond" das
Gekrümmtsein wirklich genannt; in „wie die Flutzeit des Liebes-
63 meeres" ist aber das Aufruhrverursachen in Gedanken zu ergänzen. 10
Wo aber ein Attribut als einer andern Sache zukommend angenommen
wird, auch da haben wir zwei Arten, je nachdem die Veranlassung
genannt ist oder nicht. Ein Beispiel für erstere Art :
„Als er nach seiner Krönung gegen die Feinde ziehen wollte,"
„da erbebte in ihren Grundfesten zitternd die Erde wie von Furcht" is
„befallen."
Hier ist für die Annahme (utpreksa) eines Attributs viz. das
Vonfruchtbefallensein, das der Erde beigelegt wird, die Veranlassung,
das Erbeben usw. , genannt. Ein Beispiel , wo sie nicht genannt
ist (hatten wir oben) : „das Dunkel salbt gleichsam die Glieder 20
ein". Hier ist für die Annahme, daß das Dunkel der Agens der
Handlung des Einsalbens sei, die Veranlassung, das vollständige Be-
decken, in Gedanken zu ergänzen. Wenn aber letzteres das eigent-
liche Objekt der ütpreksä wäre, dann müßte die Veranlassung noch
gesucht werden. Es geht aber nicht an, daß das eigentliche Objekt 25
in Gedanken bleibe ; denn es verdient als die in Rede stehende
Sache ausgesprochen zu werden , weil es die Grundlage für das
Vermutete (z. B. das Einsalben) abgibt^). Darum ist es so richtig,
64 wie wir es dargestellt haben.
Bei der Phalotpreksä (d. h. derjenigen, bei welcher sich die Ver- so
mutung auf den Zweck bezieht,) ist das Veranlassung, was das Mittel
(kärana) zu diesem (Zwecke) ist; wenn dieses nicht angegeben wäre,
was wüi'de dann als Zweck davon genannt sein können ? Darum
findet sich hier immer die Angabe der Veranlassung; die andere
Art (ohne Angabe der Veranlassung) fehlt. Z. B. :
1) VimarsinT: „Das Abmagern ist ein doppeltes: (in Wirklichkeit) durch
Askese verursacht und (vom Dichter fingiert) durch das Nichtsehenkönnen ver-
ursacht. Beide worden infolge der Identifizierung als ununterschiodon betrachtet.
Darum ist ein und dasselbe Attribut Veranlassung und Wirkung. Tatsächlich
ist jedoch das durch Askese voranlaßto (Abmagern) die Veranlassung, das andere
aber erscheint als die Wirkung des Grundes. Darum liegt keine Diallelo vor,
weil beide doch unterschieden sind".
2) Dies scheint gegen Manimata gesagt zu sein (K. Pr. 10, G) ; doch ist
Letzteres Ansicht schon die von Daintin (Kävyäd. 2, 233). Aber die Höflichkeit
der Widerlegung läßt ein persönliches Verhältnis zwischen dem Autor und dem zu
Widerlegenden vermuten. Jagannätha stimmt RIammata bei (Kasagaugädhara 297)
und stellt ausdrücklich eine amipättavLsatjä ütpreksä auf.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 21
322 Jacobi, Ruyyaka's Alamkärasarvasva.
, Gleichsam um die bisherigen Pferde seines Wagens zu wechseln,"
,brach Helios auf gen Norden, das Heimatsland edler Rosse i)."
Hier ist das Gehen nach Norden das Mittel für den Zweck,
das Wechseln (der Pferde), (und dieses Mittel ist) die Veranlassung,
5 die angegeben ist.
Vorstehende Einteilung des Begriffumfanges der Utpreksä, ob-
schon er reichlich in der Literatur zu belegen, ist hier, weil schwer
erkennbar, [nicht]-) ausführlich dargelegt.
Die Wendung ,mein' ich" {manye) bringt die Utpreksä ebenso-
10 wohl zum Ausdruck als Wörter wie «gleichsam" {iva). Aber wenn
die (übrigen) notwendigen Bestandteile für eine Utpreksä fehlen,
so drückt „mein' ich" eine einfache Überlegung aus, wie in
dem Beispiel oben (p. 51): „ich meine vielmehr, daß des Mondes
Körper" usw.
15 Nachdem (der Verfasser) gezeigt hat, daß die Utpreksä vor- 65
liegt, wenn die Identifizierung noch nicht vollzogen ist, definiert
er jetzt die Atisayokti (als vorliegend) , wenn (die Identifikation)
vollzogen ist.
Die Atisayokti (liegt vor), wenn das Resultat der
20 Identifizierung, (das, womit identifiziert worden ist),
die Hauptsache bildet.
Bei der Identifizierung gibt es dreierlei: 1. sie selbst, 2. das
Objekt, und 3. das Korrelat. Wenn nämlich das Korrelat das Objekt
ganz in sich aufnimmt, da kommt die Identifizierung als solche zu-
25 stände ; wenn diese unvollzogen ist, so bildet sie selbst (d. h. der
Vorgang an sich) die Hauptsache ; wenn sie vollzogen ist, dann bildet
das Resultat der Identifizierung die Hauptsache. Bei der Identi-
fizierung kann das Objekt nicht die Hauptsache bilden. Wenn das
Identifizierte die Hauptsache bildet, dann liegt die Atisayokti (Hy-
30 perbel) vor. Und von der gibt es fünf Arten : Es wird dargestellt 66
1. verschiedenes als nichtverschieden, 2. nichtverschiedenes als ver-
schieden, 3. unzusammengehöriges als zusammengehörig, 4. zusammen-
gehöriges als unzusammengehörig, 5. die Wirkung als nicht nach
der Ursache eintretend (sondern als gleichzeitig oder vorausgehend).
35 Verschiedenes als nichtverschieden, z. B. :
,Ein Lotus, wo doch kein Wasser ist, an dem Lotus zwei"
. ,Nyniphäen, und diese drei auf einem goldenen Stengel, und der"
,zart und lieblich: was ist das für eine Kette von Wunderdin^i-en !•*)"
liier sind Antlitz usw., obschon von Lotus usw. verschieden, 67
40 als nicht verschieden dargestellt'). T'mgckehrt z.B.:
.Anders ist ihre Zartheit, anders ihre herrliche Anmut: bei"
1) VikrntiiAi'ikndovncnrita VII. (i. 2 Streich na.
3) Vom SiiiikiirnKiinii imcli Slili. 1.0 IC.
4) IliiTmi knüpft der KoinniciitHr scino kriliscUcii IJcmorkungen über die
Unorlithuit dor p. Co fulKondon oingokinmmcrton Stolle.
uitiäayohti p. 64—68. 323
, dieser jungen Schönen^) gehört auch kein Strich dein gemeinen"
„Schöpfer."
Die Verschiedenheit der an sich nicht verschiedenen Zart-
heit 2) usw. wird hier als ein Anderssein dargestellt. Oder wie:
^Als Näräyana betrachten ihn die alten Weiber, als Gefährten" 5
,der Sri die jungen, die Mädchen aber betrachten ihn neugierig"
„so wie er gerade erscheint."
Hier wird (Krsna), obgleich in sich nicht unterschiedlich, als
verschiedentlich dargestellt nach der im Objekt selbst liegenden Ver-
schiedenheit ^). 10
Zusammengehöriges als nicht zusammengehörend wird dar-
gestellt, z. B. :
„Die Verschwendung von Schönheitsmaterial hat er nicht ver-"
„anschlagt, sich eine große Arbeit aufgeladen, glücklich lebenden"
„Leuten hat er das Feuer der Sorge entflammt, und auch sie, die" 15
„Ärmste, ist geschlagen, weil ihr kein Freier ebenbürtig ist : welchen"
„Zweck hatte der Schöpfer wohl im Sinn, als er der Lieblichen"
„Leib erschuf?-')"
68 Obgleich hier die „Verschwendung" mit dem „Schönheitsmaterial"
in Verbindung steht, ist es doch nicht so dargestellt, damit gezeigt 20
werde, daß die Schönheit der Schlanken einen hohen Grad habe.
Oder z. B. :
„War, als sie geschaffen wurde, der Mond der Schöpfer, der"
„sie mit Glanz ausstattete ? war (der Schöpfer), der nur auf Liebe"
„bedacht war , der Liebesgott selbst , oder der Monat der Blüten-" 25
„fülle V Wie vermöchte auch der uranfängliche Muni, der im Veda-"
„Studium verknöchert und gegen die Sinnenwelt gleichgültig ist,"
„solch' ein liebliches Wesen zu schatfen? '')"
Obgleich hier eine Beziehung zur Schöpfung des urantanglichen
Schöpfers besteht, so ist sie doch als nicht bestehend dargestellt. 30
Das Umgekehrte z. B. :
„Wenn eine (weiße) Blume auf einem jungen Triebe wüchse,"
„oder eine Perle auf einer grellen Koralle säße, so gliche das ihrem"
„reinen Lächeln, dessen Glanz sich auf roter Lippe ausbreitet")."
Hier wird die Beziehung durch eine Annahme (Fiktion) her- 35
gestellt. Oder z. B. :
„Eine Glut, um eine Handvoll Wassers zu kochen, reichliche"
„Tränen, um in Rinnen abzufließen, Seufzer, um helle Lampen-"
1) syämä, eigentlich „Brauue", ist Bezeichnung von IGjährigen Mädchen,
cf. die Erklärung dieser Strophe im Kommentar zu Kävyapradipii 10, 14 und
UdäharaiiacandrikS.
2) d. li. OS handelt sich hier um den Begrifi von Zartheit, der einheitlich
ist; und doch wird hier gesprochen, als wenn es zwei solche Begrifte gäbe.
3) vimyavibhägenu cf. p. 49 i-isuyaUudena.
4) Von Dharmakirti cf. Dhvanyäloka p. 2 IG.
5) Vikramorvasi I, 9.
6) KumSrasambhava 1, 44.
2 1*
324 Jacobi, Ruyyaka's Alamkärasarvasva.
„flammen flackern zu machen, der Leib in Weiße eingetaucht — und"
,.was soll ich sonst noch sagen — die ganze Nacht weicht sie nicht"
,von dem Fenster, von dem aus sie dich kommen sieht, und schirmt"
„sich mit der Hand vor des Mondes Glanz')."
5 Hier wird die Glut usw., die mit der Handvoll Wassers usw. 69
nicht in Verbindung steht, doch als faktisch mit ihr in Verbindung
stehend dargestellt.
Die Aufhebung des Nacheinander von Ursache und Wirkung
ist entweder die Umkehrung des zeitlichen Verhältnisses oder die
10 Gleichzeitigkeit 2). Die Umkehrung z. B. :
,Von dem Herzen der Mälatl nahm zuerst Besitz der Gott mit"
„Blumenpfeil und -bogen, zuletzt d u , o Liebling der Schönen, in-"
„dem du in den Bereich ihrer Augen kamst ■^)."
Gleichzeitigkeit z. B. :
15 „Gekommen ist die Zeit, wo eilende Wolken in Fülle erscheinen"
„und der Waldwind von Kutaja , Arjuna und Nlpa-Blüten duftet,"
„und ach, gestorben sind die Frauen der Reisenden *)."
Wenn in diesen fünf Arten (der Hyperbel) das Verschiedene
als nichtverschieden usw. dargestellt wird , so rückt dabei der
20 Gegenstand über die gemeine Wirklichkeit hinaus ^).
[Und^) hierbei bezieht sich die Identifizierung auf das so-
genannte Hyperbolische, welches der beabsichtigte Zweck und damit
als das eigentlich Maßgebende die Veranlassung (für die Verwendung
dieser Figur) ist. Denn in Fällen wie „ein Lotus, wo doch kein
25 Wa.sser ist", wo ja das Antlitz usw. von Lotus usw. verschieden ist,
da ist die Identifikation der tatsächlichen Schönheit mit der vom
Dichter hinzugedichteten die Veranlassung dafür, daß das Verschie-
dene als nichtverschieden dargestellt wird. Und dabei ist das
Resultat der Identifizierung die Hauptsache, weil die Identifikation
30 vollzogen ist. Nicht aber darf man es so auffassen, als ob das
Antlitz usw. mit dem Lotus usw. als ununterschieden identifiziert
1) Vifldliasälablianjika II, 21, mit mehreren abweichenden Lesarten.
2) Vgl. p. 128, wo diese beiden Arten der Hyperbel ausführlicher be-
sprochen werden.
3) Kultanimata 102.
4) Kiidrata VII, (id.
r)j lokuliknlntfujocard. Für die Alton ist dies {lokaslmätivartin'i Dandin,
lokaHhnntirrttii) das Cliaraktoristischo der Hyperbel.
•i( l)i() oingokianiniorto Stolle ist nach dem Kommentar zu p. G7 später
eiiit:«jsitioboii; sie widiTspiicIit dem dort von Uuyyaka gesagten (pürräpoj'a-
jHtriili(ita) und ist großtonteils Unsinn {(isumnTijatiirprüi/a) , was einem Autor
von Bdichom Wissen {vaidtifi/mfäliu) nicht zuzumuten sei. Der Kommentar
logt trotzdem mit violom Scharfsinn den Oedaiikcngaiig des Intorpolators dar
und »»hlicßl mit den Worten n/tim a^ymngatdfjrantliärthod'iranena. Er sagt
hi<T wio p. I(i7 mit heirinh gleichen Worten: Es ist allgemein bekannt, daß
nach dem Lohen des VerfM.ssiir» einige Gelehrte dieses Huch in Zetteln ge-
■chrioben haben. Hier wttr« denn ein falscher Zettel dazwischen geraten , an
der anderen Stolle p. K»? wiire einer verloren gegangen. Einschübo nehme ich
ferner an auf p. 8C, 90, fUl); 98.
Tulyayogita p. 68 — 71. 325
würde ; weil diese Auffassung auf die andern Arten, wo das Mcht-
verschiedene als verschieden dargestellt wird usw., nicht anwendbar
sein würde. Denn in Fällen wie „anders ist ihre Zartheit" ist die
hyperbolische Zartheit, welche die Veranlassung (für die Verwendung
der Figur) ist, das als nicht verschieden Identifizierte. Dasselbe 5
ofilt auch in den andern Fällen. Mit Hinsicht hierauf ist das Resultat
der Identifikation die Hauptsache.]
Diejenige Art (der Atisayokti), welche auf dem Verhältnis von
Ursache und Wirkung beruht, wird bei Gelegenheit der Figuren, die
70 auf diesem Verhältnis beruhen (p. 128), ausführlich dargelegt werden, lo
Nachdem diese zwei auf der Tdentifiziei'ung beruhenden Figuren
dargelegt worden sind, werden nun diejenigen dargelegt, welche
auf einer unausgesprochenen Ähnlichkeit beruhen. Und da diese in
zwei Klassen zerfallen, jenachdem (die unausgesprochene Ähnlich-
keit) auf der Wortbedeutung oder dem Satzsinn beruht, so werden 15
zunächst zwei Figuren dargelegt, bei denen sie in der Wortbe-
deutung liegt.
Wenn die Ähnlichkeit, ohne direkt ausgesprochen
zu sein, in einer Wortbedeutung liegt und Gegen-
stände, die entweder in den Zusammenhang gehören 20
oder nicht gehören, durch ein gemeinschaftliches
Attribut verbunden werden, so (heißt die Figur)
Tulyayogita.
Die Ähnlichkeit ist nicht direkt ausgedrückt, wenn iva usw.
nicht gebraucht werden. Insofern dabei Dinge, die entweder zum 25
Thema gehören oder nicht gehören, durch eine gleiche Eigenschaft
oder Handlung verbunden sind, so ist die Benennung Tulyayogita
(Verbundensein durch Gleiches) sinngemäß. — Z. B. :
„Geziert durch die Menge bereitgehaltener Sonnenschirme (bez."
„wohlgediehener Blätter), zur Schau tragend geöflhete Pätalablüten* 30
„(bez. grelle Röte), entfaltet durch die Kraft der Sonnenstrahlen"
.belangten zu Wachstum die Tage und die Lotusse."
Weil hier die Jahreszeit beschrieben werden soll, gehören die
Tage und die Lotusse zum Thema und das Zum-Wachstum-gelangen
ist die (gemeinsame) Handlung '). Ebenso bei einer Eigenschaft; z. B.: 33
71 „Wenn das Yogatuch, die Flechtenfülle, das Bast(gewand) und"
„das Antilopenfell deinen Gliedern angemessen sind, so sage es."
Das Angemessensein ist die Eigenschaft. Nicht zum Thema
gehörige Dinge (werden verbunden) z. B. :
„Von dem Antlitze des geschlagenen Gürjarakönigs wischte" 40
„den in der Schlacht deiner rennenden Rosse gefallenen (bez. ver-"
„nichteten) Staub irgend eine Schöne von Körper zart (bez. gleich-"
„gefärbt) wie die Blätter des aufgeblühten blauen Lotus und seinen"
„(ebensolchen) Ruhm deine (ebensolche) Schwertklinge."
1) Dio übrigen Attribute kommen bior nicht in Betracht; sie konstituieren
einen SIesa.
326 Jacohi, Rwjyaka's Alamkarasarvasva.
Hier gehören mit Bezug auf den Gürjara weder die Geliebte
noch die Schwertklinge zum Thema und die Handlung ist das
Wischen. — Eine Eigenschaft, z. B. :
„Wem, der Deines Leibes Zartheit sieht, erscheinen nicht"
5 , J a s m i n , Mondsichel und Banane als h a r t ? i)"
Hier ist die Härte die Eigenschaft.
So sind die vier Arten (der Tulyayogitä) erklärt.
Nachdem gezeigt ist, daß die Tulyayogitä eintritt, wenn es
sich um Gegenstände handelt, die in den Zusammenhang gehören
10 oder außer ihm stehen, wird jetzt das Dipaka behandelt, bei dem
beide Arten Gegenstände zugleich vorkommen.
Werden Gegenstände, die in den Zusammenbang
gehören, und solche, die außer ihm stehen, (durch
ein gemeinsames Attribut verbunden, so (heißt diese
15 Figur) Dipaka.
„Wenn die Ähnlichkeit nicht direkt ausgedrückt ist" gilt (aus
dem vorigen Sütra) fort. Das gemeinsame Attribut, das zu dem
einen der beiden Gegenstände, von denen der eine zum Thema ge- 72
hört, der andere nicht, gesetzt wird, tut nebenher auch etwas anderem
20 Dienst, beleuchtet es gewissermaßen analog einer Lampe (dijjo) und
bringt so die Figur Dipaka hervor. Weil dabei die Wörter iva usw.
nicht gebraucht werden, so ist das Verhältnis von Bild und Gegen-
stand nicht direkt aussredrückt. Und dies Vei'hältnis ist ein tat-
sächliches, während es bei der vorigen Figur, wo es sich um entweder
2.S nur zum Thema gehörige oder nur zum Thema nicht gehörige Gegen-
stände handelt, durch die Absicht des Redenden zustande kommt.
Weil in der vorliegenden Figur das Verhältnis von Bild und Gegen-
stand in dem zum Thema gehörigen und dem nicht dazu gehörigen
seinen Sitz hat und mehreres durch eine einzige Handlung in Ver-
30 bindung gesetzt ist, so sagten wir passend, daß (die Ähnlichkeit)
in der Wortbedeutung ruhe. Da es sich aber in AVirklichkeit um
den Satzsinn handelt und das (gemeinsame) Attribut im ersten,
mittleren oder letzten Teilsatze stehen kann, so ergeben sich drei
Arten : Anfangs-, Mitte- und End-Dipaka. Beispiele der Reihe nach :
3,'. „Es glänzt durch die Sonne der Himmel, durch die Stimmung*
„ein Gedicht, durcli die Liebe die Jugend, durch den Nektar der"
, Ozean-) und durcli dich, Herr, die Erde."
„Nachdem sie alle Himmelsrichtungen durch ihren Wandel"
„gereinigt hatte, .scJiickte sich am Tagesende an zur Ruhe zu"
40 »gehen die wie junge Spros.sen rote Lichtfülle . der Sonne sowie"
„die (ebenso sich verhaltende) Milchkuh des Muni"')."
„Den Schutz von Geizhälsen, den Kopfedelstein von Schlangen," 73
1) LMIilmla V, IL'.
2) dhnn'i(Uiaiulo _ (l/uinirulffia .'' Wcnen lUidnilo su<ho DesTkosa V^ 57.
.1) Ungliuviufi^H II, \'>.
Dipaka, Prativastüpama p. 71 — 75. 327
„die Brüste vornehmer Frauen, wie könnte man dies vor deren'
„Tode berühren I"
So sind die drei Arten des Dipaka, bei denen ein Verbum
gebraucht ist, auseinander gesetzt. Und wie wir nun hier ein
Dipaka haben, bei dem ein Verbum sich auf mehrere flektierte 5
Nomina bezieht, so gibt es auch ein Dipaka, wobei ein flektiertes
Nomen sich auf mehrere Verba bezieht, z.B.):
„Den Guten zu nützen, Glück zu haben, durch die Luft zu"
„fliegen und die Geschichte edler Männer zu hören, wessen Sinn*
„stände nicht danach"?^)" lo
74 Hier ist der als „begierig" bezeichnete „Sinn" gesetzt als der
Agens mehrerer Handlungen, wie Nützen usw. — Das Mälädipaka
aber, das noch einen besonderen Reiz hat, wird bei anderer Gelegen-
heit'') besprochen werden.
Wenn (die unausgesprochene Ähnlichkeit) in dem i5
Satzsinn liegt und die gleiche Eigenschaft in jedem
der beiden Sätze besonders ausgedrückt ist, (so heißt
die Figur) Prativastüpama.
Da der Satzsinn sich aus den Wortbedeutungen zusammensetzt,
so werden nach den Figuren, die auf der Wortbedeutung beruhen, 20
diejenigen behandelt, welche auf dem Satzsinn beruhen. Wenn bei
Verwendung von iva usw. die gemeinsame Eigenschaft nur einmal
ausgedrückt ist, so liegt ein Vergleich vor, ebenfalls wenn es
mehrmals ausgedrückt ist als etwas und sein Gegenstück. Wird
aber bei fehlendem Iva usw. das gemeinsame Attribut nur einmal 25
ausgedrückt, so liegt entweder Dipaka oder Tulyayogitä vor. Wird
aber die gemeinsame Eigenschaft dann mehrmals ausgedi'ückt, so
kann der srleiche Besfrifi" rein gegeben werden oder wie Original
und Konterfei. Die erstere Art ist die Prativastüpama. Denn da
hier das Wort vastu Satzsinn bedeuten soll, so (bedeutet prati- 30
vastüpamä): Satzsinn- für -Satzsinn- Üpamä {= Ähnlichkeit), und ist
also der Name sinngemäß gebildet. Jedoch wird nach dem fest-
stehenden Gebrauch der Dichter (die gemeinsame Eigenschaft) durcli
Synonyma mehrfach ausgedrückt. Mit Zugrundelegung der zweiten
Art wird der Drstänta gelehrt werden. So also beruht die Prati- 35
vastüpamä auf einer Ähnlichkeit. Z. B. :
„Die Cakorl's sind geschickt im Trinken des Mondlichts,''
„die Schönen von Avanti sind gewandt im Liebesspiel ! '*)"
75 Hier ist die gemeinsame Eigenschaft, die Geschicklichkeit, in
dem Satze, der das „Ding" enthält, durch das Wort „gewandt" aus- 40
gedrückt. Nicht nur bei Gleichartigkeit, sondern auch bei Ungleich-
artigkeit (kann diese Figur bestehen); so wenn der zweite Satz
1) Harsac. 3. U. (p. 83); daselbst steht drastum statt dhartum.
2) Nämlich bei don auf Verkettiiug beruhenden Figuren, p. 141.
3) BälarämSyana XI, 82.
328 Jacobi, Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
folgendermaßen gewendet würde: , außer denen von Avanti sind
keine Schönen geschickt im Liebesspiel".
Wenn auch sie ausgedrückt wird nach dem Ver-
hältnis von Original und Konterfei, so (heißt die
5 Figur) Drstänta.
„Auch sie", d. h. nicht nur Ding und Bild ; mit dem Wort „sie"
ist die gemeinsame Eigenschaft gemeint. Auch diese Figur ist zwei-
fach, jenachdem sie auf Gleichartigkeit oder Ungleichartigkeit be-
ruht. Erstere z. B. :
10 „Die Helden der Aifen haben über den Ozean gesetzt, aber"
„seine Tiefe kennt nur der Quirlberg, dessen gewaltige Masse bis"
„in die Unterwelt hineindrang; viele dienen der göttlichen Muse,"
„aber die wahre Kraft der Rede kennt gründlich nur der Dichter"
„Muräri, der sich abmühte im Hause seines Lehrers ^)."
15 Wenn hier auch ein und dieselbe Eigenschaft, das Kennen,
gesetzt ist, so soll doch nicht auf Grund derselben die Ähnlichkeit 76
ausgedrückt werden. Sondern auf Grund wessen sie ausgedrückt
sein soll , nämlich das Übersetzen über den Ozean usw. , davon
ist das Verehren der göttlichen Muse usw. das Konterfei. — Die
20 zweite Art z. B. :
„Zum Stolze neigtest du dein Herz und so — was des wei-"
„teren — waren unsere Feinde geschlagen ; so lange hält das Dunkel"
„stand, bis die Sonne den Eand des Horizontes krönt."
Hier hat das Geschlagensein per contrariura in dem Stand-
25 halten sein Konterfei (das Zum-Konterfei-machen).
Wenn die Abspiegelung zum Verständnis gelangt
durch einen sachlichen Konnex, der möglich oder
unmöglich sein kann, so (heißt die Figur) Nidaröanä.
Diese Figur wird hier beschrieben, weil von dem Abspiegeln
30 die Rede ist. Hierbei ruft zuweilen ein sachlicher Konnex, der
möglich ist, kraft seiner Tragweite das Verhältnis von Original und
Konterfei hervor, zuweilen wird die Abspiegelung nahegelegt durch
einen sachlichen Konnex, der an sich nicht möglich ist, (aber an-
genommen wird), weil sonst der Sinn des Satzes ausbliebe. Diese
35 Figur, wenn der sachliche Konnex möglich ist, zeigt folgendes
Beispiel :
„Der (Untergangsberg) trägt den herbeigekommenen Sonnen-"
.gütt auf seinem Haupt wie ein Kronjuwel, indem er dadurch den"
„Hausherrn zu wissen tut, daß man den Guten Gastfreundschaft"
40 .erweisen soll."
Da liier hodhui/an (indem er zu wissen tut) gebraucht wird 77
als ein Causativuni in der Bedeutung, das zu tun, was imstande
1) gurukuliiklii^la. Du Avir von den i)ersöiiliclion Verliältiiissen Muräri's
niclitH wistüiMi , so iniiÜ dio l'bcr.setzun>{ unsiclior liloilien. l'nser Vers findet
»ich in <)iniK«n Munuskri|il«n do» AnarKlmrÜKliavii , siehu p. 19, Note der Aus-
gabe Kftv^ttinuiü Nr. lt. Kinn Stroplio uns dicM'iu Drama ist oben p. 41 zitiert.
Drstanta, Nidarsana j): 75—78. 329
ist, die Handlung des Simplex zu veranlassen^), so ist hier ein
sachlicher Konnex vorhanden.
Eine Nidarsana. trotzdem kein sachlicher Konnex besteht, zeigt
folgendes Beispiel :
„Beschützen möge euch der, dessen Haarflechten schürzt der" 5
„Schlangenfürst , der auf seinem Haupte einen Edelstein trägt,"
„dessen Strahlen gleichsam belecken beide Spitzen der Mondsichel,"
„welche von Natur geschweift die Grazie von Amors gespanntem"
„Bogen streift^)."
Da die Grazie von Amors Bogen durch den Mond . einen lo
heterogenen Gegenstand , nicht in Wirklichkeit gestreift wird , so
gibt (das Streifen) eine Grazie zu verstehen , die der genannten
Grazie ähnlich ist; in dieser Weise ist die Abspiegelung aus-
gesprochen, weil (die Ähnlichkeit) nicht zu weit abliegt (d. h. asso-
ziert ist mit der ähnlichen Eigenschaft). — Auch diese (zuletzt 15
beschriebene Nidarsana) ist zweifach , . je nachdem sie auf der Be-
deutung eines Wortes oder auf dem Satzsinn beruht. Die erste
haben wir eben an einem Beispiel illustriert : die auf dem Satzsinn
beruhende zeigt folgende Strophe :
.Deine rubin bleichen Fußnäcrel mit Lack einzureiben wäre" 20
„gerade so, als wenn man den Mond mit Sandelsalbe weiß machen"
„wollte 3)."
Einige-*) sagen, daß hier die Figur Drstanta vorliege; das ist
falsch. Denn wenn zwei von einander unabhängige Gedanken, die
durch zwei Sätze ausgedrückt sind, im Verhältnis von Original und 25
Konterfei stehen , so liegt ein Drstanta vor. Wo aber einem in
den Zusammenhang gehörenden Gedanken ein anderer gleichgestellt
wird , indem er als Prädikat mit letzterem verbunden wird, da ist
nicht ein Drstanta am Platze, sondern eine Nidarsana, die darauf
beruht, daß ein tatsächlicher Konnex (beider Satzinhalte) nicht 30
statthat ^). Und ebenso :
78 „Wenn eine Schönheit, wie sie nicht leicht in einem Serail"
„sich findet, ein Eremitenmädchen hat, dann sind wahrlich Garten-"
„blumen von den Blumen des Waldes in den Schatten gestellt'')."
1) nicas tatsamarthäcarane praijogah. cf. Pat. zu III, 1, 26 vSrt. 2.
Der Berg bez. Horizont spricht zwar nicht eine Lehre aus, soudern tut was
dem gleichwertig ist, indem er selbst die Sonne als seinen Gast aufnimmt.
Dieser Gebrauch des Causativums ist durch die Grammatik sanktioniert, darum
besteht zwischen dem „er tragt den Sonnengott auf seinen Haupf und „man
soll den Guten Gastfreundschaft beweisen* ein sachlicher Konnex, durch den
der eine Gegenstand als ein Abbild dos Andern hingestellt wird.
2) Navasähasiuika 1, 1 .
3) Vikramänkad. VIII, lt.
4) Nach dem Kommentar: Mammata usw,
5) Sondern es wird ein Konnex, der in der Ähnlichkeit besteht, erst von
dem Dichter hergestellt, worin oben das Wesen der Nidarsana beruht.
6) Sakuntalä I, 15.
330 Jacobi, Ruyyakd's Alamkarasarvasva.
Hier darf man auch nicht glauben, daß man einen Drstänta
vor sich habe , weil es sich nach dem erörterten Prinzip um eine
Nidarsanä handelt. Diese wird gemeiniglich so gelehrt, daß ein
Attribut des Bildes der Sache in Wirklichkeit nicht zukommen
5 solle: es kommt aber auch vori), daß das Attribut der Sache in
AVirklichkeit dem Bilde nicht zukommt; denn in beiden Fällen ist
der Konnex gleicherweise imaginär. Z. B. :
„Die bleiche Farbe, welche die Wangen verlassener Bengalinnen"
, zeigt, sah man an dem Blütenstaub der Dattelpalmen."
10 Hier gehören die „Wangen" in den Zusammenhang-). Da
nun deren Attribut, die bleiche Farbe, in Wirklichkeit dem Bliiten-
staub der Dattelpalmen nicht zukommt-'), so muß man eine Ähn-
lichkeit (beider Attribute) dabei verstehen. Diese Art (der Nidarsanä)
kommt auch in Form der Verkettung vor, z. B. *) ...
1.Ö Mitunter wird erst etwas negiert, wo dann erst dessen Dasein 79
involviert wird, und da dessen Konnex (mit der in Rede stehenden
Sache) nicht der Wirklichkeit entspricht (weshalb man eine Ähn-
lichkeit konstruiert), ergibt sich eine Nidarsanä, z. B.:
^Als du zornentbrannt nur einen kleinen Vonstoß machtest,"
20 „da gab nicht nur der Gürjarakönig aus Furcht sein Land auf,"
„sondern sogleich auch die Füße seiner in die Wüste geflohenen"
.Schönen den Gang der Gänse, ihr Antlitz die Schönheit des"
.Mondes und ihre welken Brüste die Pracht der Stirnbuckel wilder"
.Elefanten."
25 Hier enthalten die Worte „gab auf" eine Negierung; weil diese
sonst nicht denkbar wäre, so involviert sie, daß die Füße den Gang
der Gänse hatten, und da derselbe tatsächlich ihnen nicht zukommen
kann, so muß man dabei eine Ähnlichkeit verstehen. So haben
wir also eine Nidaröanä, die ihren Grund hat in einem sachlichen
so Konnex, der nicht in Wirklichkeit besteht.
Wird die Verschiedenheit betont (so ergeben sich
folgende Figuren):
Vyatireka (heißt die Figur), wenn die Sache das
JJild übertrifft oder umgekehrt.
85 Jetzt werden die Figuren behandelt, bei denen die Verschieden-
heit vorwaltet. Verschiedenheit ist soviel wie Unterschiedlichseiu.
Und das findet in zweifaclier Weise statt, indem die Sache das
Mild nn Vorzüglichkeit übertrifit, oder umgekehrt, d. h. an Vor-
1) Ich folRo hier und uiiton der Lesart von Kh. (iomoint ist, daß das
der Sache 7.uj;oscliriobone Attribut des Hildes ihr in Wirkliclikcit nicht zukommt.
2) Niicli dum Kommentar (iühörl hi-idos zum Tlicma, der Scliihierung des
FrUhlinK«.
3; Lesart von Kh.
4) Der I'rükrittezt dioüor Strophe lindet sicli nur in Kh. und ist sehr
vordorhon; in A. ist eine SanskritülxTsetzun^;, deren Sinn mir aber nicht so
verständlich ist, daÜ ich ihn wiederzugeben wagen möchte.
Vyatireka, Sahoktip.78—81. 331
zücrlichkeit hinter ihm zurücksteht. In dieser Reihenfolge sieben
wir zwei Beispiele:
80 „Die Scharen der Bienen verlangten das entzückende Wimpern-"
„spiel deiner tausend Augen zu sehen und fanden daher kein"
„Gefallen mehr an den Wasserbassins, wo Beete blauer Lotusse in" 5
„Blüte prangten."
„So oft der Mond auch abnimmt, so oft nimmt er auch wieder"
„zu; das ist wohl wahr. Schmolle nicht, sei wieder gut, oh"
„Schöne; die Jugend kehrt nicht wieder, wenn sie einmal vor-"
bei ist^)." 10
Hier übertreffen die Wimpern der tausend Augen an Vorzüg-
lichkeit die blühenden Lotusbeete, und die Jugend steht hinter dem
Monde an Vorzüglichkeit zurück, weil sie im Gegensatz zum Monde
nicht wieder zurückkehrt.
81 Wenn eins, sei es das Bild oder die Sache, als i5
das Vorzüglichere hingestellt werden soll, und das
andere durch einen Ausdruck der Begleitung damit
verbunden wird, (so nennt man diese Figur) Sahokti.
D. h. wenn die Verschiedenheit vorwalten soll. Das Vorwalten
der Verschiedenheit beruht hier auf dem Verhältnis von Neben- 30
Sache und Hauptsache, welches durch den Ausdruck der Begleitung
realisiert wird. Das Verhältnis von Bild und Sache (d. h. die
Ähnlichkeit) ist dabei (keine tatsächliche, sondern) wird nur durch
die Absicht (des Dichters) bewirkt'^). Denn da beide entweder zum
Thema gehören oder nicht dazu gehören, so bewirkt die Tragweite 20
des Ausdrucks der Begleitung, daß beide unter denselben Gesichts-
punkt fallen. Dabei muß das im Instrumental stehende Wort als
die Nebensache das Bild, und ergo das andere als die Hauptsache
die Sache nennen. Das Verhältnis von Neben- und Hauptsache ist
rein sprachlicher Art; in Wirklichkeit aber kann auch das umge- :;o
kehrte Verhältnis obwalten.
Dieser Figur liegt notwendigerweise eine Hyperbel zugrunde ;
die Hyperbel besteht entweder in der Aufliebung des Verhältnisses
von Ursache und Folge, oder in der Anerkennung der Ununter-
schiedenheit (zweier verschiedener Dinge). Letztere gelangt ent- :ir>
weder durch ein Wortspiel zur Darstellung oder auf andere Weise:
und dabei ist die Begleitung verschiedener Art, je nachdem sie sich
auf den Agens oder anderes bezieht.
Ein Beispiel (für eine Sahokti, der eine Hyperbel zugrunde
liegt), die auf der Aufhebung des Verhältnisses von Ursache und 40
Folge beruht, ist: „Gewaltig steigert sich zusammen mit deinen
1) Rudrata VII, 90.
2) Vdivaksiht im Gegensatz zu i^ästava, cf. p. 72, ähnlich wird kavi-
jiratibhotthäpita p. 43 gebraucht, wo der Kommentar als Gegensatz svaraso-
tthäpita gebraucht.
332 Jacoli, Kuyyaka's Alarnharasarvasva.
Vergehen ihr Kummer" i). Obgleich die Vergehen der Grund des
Kummers sind, so werden hier doch beide als gleichzeitig dar-
gestellt.
Ein Beispiel (für ein Sahokti, der eine Hyperbel zugrunde 82
5 liegt), die auf der Anerkennung der Ununterschiedenheit (zweier
Dinge) beruht und durch ein Wortspiel zur Darstellung gelangt, ist
folgendes :
, Unterging die Sonne zusammen mit den Feinden: die Truppen"
, sollen sich zurückziehen-)."
10 Hier ist das Untergehen doppelsinnig, weil astavi beide Be-
deutungen hat (des Unsichtbarwerdens bei der Sonne, und des Ver-
nichtetwerdens bei den Feinden). — ■ Dieselbe Art der Sahokti auf
andere Weise (ohne Wortspiel): „Zugleich mit den weißen Lotus-
blumen lösen sich jetzt die Cakraväkapärchen"^); denn hier ist das
15 Sich-Lösen nicht wirklich doppelsinnig, sondern nur verschieden
je nach der Natur dessen, worauf es angewandt wird*).
Ohne das angegebene Merkmal (einer zugrunde liegenden
Hyperbel) ergibt sich nur eine sahokti (i. e. Ausdruck der Be-
gleitung), keine poetische Figur, z. B.: „Mit ihm zusammen wandle
20 an den Gestaden des Meeres beim Eauschen der Cocushaine ^)."
Die angeführten Beispiele zeigen Begleitung des Agens. Be-
gleitung des Objektes findet sich z.B.:
-Der in der Schlacht gegen Täraka durch seinen Boten"
„namens Discus die Himmlischen zusammen mit dem Todesgott"
25 „befriedigte«)."
Hier sind die Himmlischen und der Todesgott Objekt des
Verbums „befriedigen".
Diese Figur findet sich auch reihentörmig angewandt, z. B. :
„Er wurde emporgehoben zusammen mit Visvämitra's Härchen,"
M „hinabgebogen mit den Häuptern der Fürsten, er quietschte auf')"
„zusammen mit Janaka's Herzensangst, wurde mit Macht ange-"
.zogen zusammen mit Sitä's Herz und dann gebrochen zusammen" 83.
„mit dem kräftig emporgeschossenen Hochmut Bhärgava's, der"
„Bogen Siva's*')."
35 Nun beschreibt er als Gegenstück der Sahokti die Vinokti:
Wenn ohne das eine ein anderes als seiend oder
1) Rudra(<i \'1I, IG.
2) Veiil.snijilirini V, 3C.
•A) KiKlriUii VII, 18.
4) cf. p. 21, wo uiiiKokohrt derselbe Betriff verschieden ausgedrückt wird,
wi'nii vr \u Ziisnmmbiiliaii^ mit ver.scliiodeiiun Dinpcii pebrniiclit wird.
5) Uii^liuviiipsii \°I, 67.
0) Uiihlmlii V, ;((•.
7) 8aiii(in]i/iiililain. AVcmi dor /iismninoiigodrückto Hogeii iu die Üse der
Behno finüpriiiKt. »iiannt dies« sich plützlicli mit klatschenden Geräusch.
8) Iliinumiiniifttukit 1, 'J.'J. Hoinbay 188C; die Ausfiabe, liest durnadena
»intt kiindalciKi.
VinoM, SamasoJcti p. 81—84:. 333
nicht seiend dargestellt wird^), so ist das eine
V i n 0 k t i.
sattva = sobhanatva (Schönheit), dessen bhäva = sobhana{tva)-
tva, ebenso das Gegenteil. Wo diese beiden, Schönsein oder Nicht-
schönsein, als in Abwesenheit eines andern eintretend dargestellt 5
werden, da liegt die Vinokti vor (und zwar) in zwei Formen. In
ihr soll gesagt werden, daß etwas schön, bez. nicht schön, wirklich
ist; es wird aber auf Grund einer Negation zum Ausdruck ge-
bracht, um zu verstehen zu geben, daß die Negierung des Schön-,
bez. Nichtschönseins abhängig ist von der Negierung einer andern lo
Sache, und daß ebenso jenes gesetzt (bejaht) wird, wenn die (andere
Sache) nicht negiert wird -).
,Was ist Reichtum ohne Bescheidenheit, was die Nacht ohne"
,Mond, was Beredtsamkeit ermangelnd guter Poesie ?"
Hier wird ausgesprochen, daß (der Reichtum) nicht schön sei, i5
und zwar auf Grund der Annahme, daß er überhaupt nicht da sei,
sofern Bescheidenheit nicht anwesend ist. Auch ohne die Präposition
„ohne* kann der irgendwie ausgedrückte Begriff des Beraubtseins
diese Figur ins Dasein rufen, ebenso wie der Begriff der Bearleitunsr
die Sahokti ; z. B. : 20
84 „Vergeblich war des Lotus Leben, der nicht den vollen Mond"
„gesehen, umsonst auch war des Mondes Aufgang, der nicht die"
„Lotusblüte sah."
Hier liegt eine Vinokti vor, weil der Sinn ist, daß ohne den
Mond gesehen zu haben der Lotus kein schönes Dasein gehabt hat. 25
Eine derarticfe Vinokti crefällt ganz besonders , wenn sie so ge-
wendet wird, daß eine reziproke Vinokti herauskommt, wie in obigem
Beispiel.
Für die zweite Art der Vinokti gilt folgendes Beispiel :
„Ohne die Gazellen äugige brilliei'te der Prinz durch sein Her-" 30
„voi'treten in der Gesellschaft bei allen Gelegenheiten , und ohne"
„seinen Freund leuchtete sein edler Sinn wie der Mond^)."
Hier wird durch eine Wendung, die einen schönen Gegenstand
hineinzieht, ausgesprochen, daß das Nichtschönsein nicht da ist. —
Das wäre also die zwiefache Vinokti. 35
Jetzt werden zwei Figuren beschrieben, die auf dem spezifischen
Reiz der Attribute beruhen. Zunächst nennt er die Sauiäsokti, die
auf der Gleichheit der Attribute basiert:
Die Samäsokti entsteht, wenn durch die Gleich -
1) Im Te.xt ist sadasattvahhävo zu lesen, wie sich aus dem Kommentar
ergibt.
2) Lies mit h tadanivrttnu oder verbessere tadanyanivrtldu.
3) cf. Udäharaiuxcandrikä zu KävyapradTpa X, 27. l>ort wird der „Frouiid"
als ein schlechter erklärt. Damit läßt sich aber nicht das 6W>Äf7nay>arf(Tc</m
in unserm Text vereinigen. Man muß daher imnelimen, daß er vor seiner Ge-
liebten und seinem Freunde in den Hintergrund trat.
334 Jacohi, Rui/yaka's Alamkarasarvasva.
heit der Attribute^) eine nicht in den Zusammen-
hang gehörige Sache zur Kenntnis gelangt.
Zuweilen sind Dinge, die in den Zusammenhang gehören, und
solche, die nicht hinein gehören-), ausgesprochen, zuweilen sind sie
5 unausgesprochen ; das ergibt zwei Arten. Ausgesprochen sind sie
entweder durch eine doppelsinnige Wendung, oder indem sie beide
einzeln genannt sind ^) ; das ei'gibt wieder zwei Arten. Diese beiden
Arten finden sich auch bei der Figur Doppelsinn. Wenn nun das in
den Zusammenhang gehörige (unausgesprochen und daher) zu sup-
10 pliei'en ist, so handelt es sich um eine Aprastutapra^amsä ; wenn 85
man aber das nicht in den Zusammenhang gehörige (supplieren muß),
so handelt es sich um eine Samäsokti. Bei letzterer ist maßgebender
Faktor die Gleichheit der Attribute (des i^rastuta und des aprastutd)^
da die Figur Doppelsinn {slesa) am Platze ist, wenn auch die beiden
15 Subjekte, (denen jene Attribute beigelegt werden.) gleich (d. h. durch
dasselbe doppelsinnige Wort gegeben) sind. Denn das durch die
Gleichheit der Attribute zur Erkenntnis gelangte Ding, das außer
dem Zusammenhange steht, wird erkannt als etwas, w^as das in
den Zusammenhang gehörige näher charakterisiert. Dieses Charak-
20 terisieren besteht in der Übertragung des Verhaltens, nicht der Form.
Bei der "Übertragung der Form ergibt sich die Metapher {rüpaka) ;
denn dann erscheint die in Rede stehende Sache ganz in der Form
der andern (apraJcrfa), weil letztere sie vollständig deckt. Da nun
die Attribute gleich sein können, weil sie doppelsinnig oder (beiden
25 Dingen) gemein sind oder eine Ähnlichkeit einschließen, so ergeben sich
drei Arten. Ein Beispiel für doppelsinnige Attribute ist folgendes*):
upodharägena vilolatärakatn
tathä cjrhitain s'asinä nisämiikham \
yathä saniastam timirämSukam tayä
so puro 'pi rägäd galitam na laksitam \\
,Der Mond in der (durch seinen Aufgang bewirkten) tiefen"
,Röte erleuchtete so die anbrechende Nacht mit ihren szintillierenden"
»Sternen, so daß nicht einmal bemerkt wurde, wie die von ihr'
»durchsetzte Mischung von Dunkel und Licht im Osten nach dem"
35 »Abendrote schwand."
(Die Attribute in der zweiten Bedeutung ergeben folgende
Übersetzung derselben Strophe:)
,Der Mond in voller Glut ergriff so das Antlitz der Nacht"
»mit ihren zitternden Augensternen, daß sie in ihrer Liebesglut nicht"
40 »merkte, wie auch vornen ihr ganzer Dunkelheitsschleier entglitt."
l) <i. li. wenn tl»s»olbo Attribut sowohl auf das prastuta als das apra-
ntuta imÜt.
'ij jiratiluta und apraatula.
3) Mit jtrt/idffujiätläuerui ist wolil auf diis in der Definition des Slesa
p. 9C stehondo ilvtii/ur vöpäcLlncna Hczu^' j,'i'nunmici).
4) cf. Dhvanjaloka }>. \ib.
Samäsoktt p. 84- 87. 335
Hier versteht man infolge der doppelsinnigen Attribute, daß
sich der Mond und die Nacht wie ein verliebtes Paar verhalten,
86 weil man erkennt, daß der Mond und die Nacht charakterisiert sind
durch die Eigenschaften des Liebhabers und der Geliebten, ohne dabei
aber ihre individuelle Natur aufzugeben. 5
Die Attribute sind gemeinsam in folgendem Beispiel :
„Die schlanke, liebliche, junge (Maid) mit muntern Augen und"
„blühendem Lachen, o Glücklicher, erblüht, wenn sie dich auch"
„nur sieht."
Hier erkennt man, daß die Maid mit munteren Augen sich ver- lo
hält wie eine Pflanze, weil die Attribute : schlank usw. gleich sind
(d. h. auf beide bezogen werden können) : die Veranlassung (zu dieser
Erkenntnis) gibt aber die Übertragung einer Eigenschaft, nämlich
das „Erblühen", welche (strikte) nur auf eine Pflanze bezogen werden
kann; denn ohne dies, nur auf Grund gleicher Attribute, würde i5
das Verhalten einer Pflanze nicht mit Notwendigkeit erkannt werden
können. Das Erblühen muß man bei dem eic^entlichen Gegenstand
(der Maid) metaphorisch auffassen. Dasselbe gilt auch, wenn die
Handlung (nicht also wie eben eine Eigenschaft) (des aprakrta auf
das pi-akrta) übertragen wird. Diese Samäsokti ist nicht so deut- 20
lieh wie die erste.
Die Attribute schließen einen Vergleich ein, z.B.:
„Das Mädchen mit den Gazellenaugen war mit der Zähne"
Glanz wie mit Blumen bedeckt, mit den Händen wie mit Zweigen"
geziert und wohl kostümiert mit den Haarsträhnen wie mit einer" 25
1»
"ö
o
„Bienenschar" (cf. Udbhata II, 23).
Hier faßt man unter dem Eindruck der Worte „wohl kostü-
miert" (das Kompositum dantaprahhäpuspa-) als ein einen Vergleich
einschließendes Kompositum : „mit der Zähne Glanz wie mit Blumen" ;
und indem man nachher sich das Kompositum anders zurecht legt, 30
nämlich : .mit Blumen wie mit der Zähne Glanz", gelangt man kraft
~ Joe
der Gleichheit des Attributs zur Vorstellung des Verhaltens einer
Pflanze.
[Wenn ^) (statt suvesä :) paritä „versehen mit" gesetzt wird, so
entschiede nichts, ob ein Vergleich oder eine Metapher (in dem 35
Kompositum dantaprabhäpuspa) vorliegt, und man geht in der
Auffassung von einem Samkara (cf. p. 200) aus -) ; darauf wird man
87 wie in dem vorhergehenden Falle durch andere Auffassung des Kom-
positum '^) zur Vorstellung einer Pflanze gelangen. Wenn man aber
1) Die eingeklammerte Stelle scheint ein Einsehub zu sein; in ihr wird
das Bestehen einer ehudeiiavivartini upamä geleugnet, aber p. 92 f. wird es
ausdrücklich gelehrt. Der Kommentar gibt sich vergeblicbo Mühe, den Wider-
spruch weg'/Aiintorpretieren.
2) Man hat also die Wahl zwischen upamä und rUpaka: das ist ein
samdehasamkara .
3) Nämlich als upamä ,mit Hlumen wie mit der Zähne Glanz''. Mau
beachte die Künstlichkeit der Deutung: zuerst zweifelt man, ob man upamn
Qßg Jacobi, Ruyyaha^s Alamkärasarvasva.
bei der Auffassung des Kompositum statt eines Vergleiches eine
Metapher zu Gmnde legt, so ist zwar auch ein gleiches Attribut
da, ohne daß durch dasselbe aber eine Samäsokti bedingt würde;
denn letztere wäre nicht am Platze, da man schon durch ein eka-
5 desavivarti rüpaka ^) zum Verständnis des zweiten Sinnes gelangt.
Dieselbe Ai't der Erklärung läßt sich aber nicht auch auf Upamä
und Sainkara anwenden, weil diese Figuren nicht ekadesavivartin sind.
Das ekadedavivarti rüpakam ist doppelter Art, je nachdem es
ohne Wortspiel oder durch ein Wortspiel zustande kommt-). Ersteres
10 wie folgt:
„Als nächtlicher Weile die Wolke mit ihren Blitzaugen das"
„Antlitz der Dirne betrachtete, lärmte sie kläglich: habe ich mit"
„den Regenschauern den Mond da ausgeschüttet-^?)"
In der Metapher „mit ihren Blitzaugen" wird angemessen dem
15 Erblicken die Wolke als eine sehende Person metajDhorisch dar-
gestellt*), und dies gibt dann die Vei-anlassung zu einer unaus-
gesprochenen Utpreksä, die in den Worten „lärmte kläglich" liegt.
„Im Comptoir Amors gleichsam seine Schreibkunst betätigend"
„mit geschnörkelter Zeichnung (Schrift), deren Tintenstriche die"
20 „Bienen auf großen Jasminblättern (oder Foliobogen) aufgetragen"
„sind, und dadurch jeden noch Lebenden (oder Schreiber) zur Ver-"
„zweiflung treibend, berechnete der Lenz Gewinn und Verlust an"
, Seelen getrennter Liebenden ^)."
Hier ist in den Wörtern: „Blätter, Zeichnung, noch lebend" 88
25 eine auf Doppelsinn beruhende Metapher, welche durch die in den
Wörtern: „deren Tintenstriche die Bienen sind" liegende Metapher
veranlaßt wird. Dieses ekadedavivarti rüpakam findet sich sehr
oft angewandt; man verwechsle es daher ja nicht mit der Samäsokti.]
oder rüpaka wählen soll ; das ist die erste Figur sanidehasainkara, dann wählt
man upamä wirklich, und dann hat man eine zweite Fignr: upamä.
1) d. h. eine Metapher, die nur zum Teil ausgeführt ist und im übrigen
ergänzt werden muß, siehe oben p. 3G.
2) Diese Untersuchung ist hier nicht am Platze; sie müßte oben p. 36,
wo von dem ekade^avivarti rüpaka gehandelt wurde, stehen. Das dortige
Heispiel abhält usw. ist von unserer zweiten Art; aber aus dem Kommentar
ergibt sich, daß einige darin eine Samäsokti sehen wollten.
3J Von Piliiini nach Sbh. 1943.
4) Das Ganze ist so weit ein ekade«avivarti rüpakam, das aber nur in
den Worten niriksj/a ludi/uimayaiiair ausgesprochen ist.
.0) isrlkanthncnritii ^'I, 70. Lies mit der Ausgabe vicakila für nivakila.
(Fortsetzung folgt.)
337
Puranische Streifen.
Von
A. Blau.
I. Der Itihäsa von Saranyu in seiner Fortbildung
durcii die Puräna.
Wenn man annehmen muß, daß die uns vorliegenden Puräna
ihrem wesentlichen Inhalte nach auf eine gemeinsame Quelle, ein
Ur-Puräna zurückgehen, da sie in ihren echtesten Partien eine mehr 5
oder minder große Übereinstimmung miteinander zeigen, so ist es
für das Verständnis und die Beurteilung eines puranischen Textes
offenbar von Wichtigkeit, auch die etwa vorhandenen verwandten
Darstellungen anderer Puräna zur Vergleichung hei'anzuziehen. Und
so hat schon der treffliche H. H. Wilson, dem bis auf den heutigen 10
Tag das meiste unseres Wissens von dem Inhalt der Puräna zu
verdanken ist, ausgesprochenermaßeu ') mit seiner Übersetzung des
Visnu-Puräna zusrleich eine Art Konkordanz zu den Puräna erstrebt
und geleistet, die freilich noch vollständiger und genauer auszuführen
sein wird. Denn so wenig die Massenhaftigkeit der puranischen 15
Produktion und der z. T. höchst unerfreuliche Inhalt dieser Literatur
zu näherer Beschäftigung mit ihr einladen mögen, so ist es vielleicht
gerade darum um so wünschenswerter, daß das Ursprüngliche und
Alte in den einzelnen Puräna herausgehoben und miteinander ver-
glichen werde. Es wird sich so allmählich, abgesehen von der zu -jo
erzielenden Erkenntnis der echtesten Form der puranischen Über-
lieferungen, auch, soweit es noch nicht feststeht, ein bestimmteres
Urteil über den Charakter der einzelnen Puräna und ihr Verhältnis
zueinander gewinnen lassen. Und noch auf eines möchte hingewiesen
werden. Um die Textbeschaffenheit unserer Puräna ist es im großen 25
und ganzen recht übel bestellt, und auch die neueren Ausgaben
lassen vielfach im Stiche'-). Da können denn oft die überein-
stimmend verlaufenden Abschnitte anderer Puräna wie Handschriften
1) The Vishmi Punuia. Triuisl. Ed. by F. Hall. 1, S. CXVI.
2) Um ein Beispiel anziifülireii, so ist das unter die ältesten zu rechnende
Väyu-Pur. auch in der Änandäsrama-Ausgabe, die viele Fehler der Calcuttaer
Ausg. beseitigt hat und eine dankenswerte variotas lectionis enthält, stellenweise
ganz unlösbar.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXH. 22
Qßg Blau, Puranische Streifen.
oder Rezensionen eines jeweilig vorliegenden Textes zu Hilfe ge-
nommen, und ein Text durch den anderen verbessert werden. —
Die sicherste Grundlage für solche vergleichende Betrachtung wird
man aber freilich erst gewinnen, wenn man, soweit es möglich ist,
5 die ältere Überlieferung heranzieht; erst die Kenntnis der alten
Anschauungen von einem gegebenen Stoffe wird den richtigen Stand-
punkt abgeben zur Beurteilung seiner puranischen Fassung, ein
Hilfsmittel, dessen Wilson z. T. noch entraten mußte.
Daß eine dei-artige Behandlung eines puranischen Stückes nicht
10 unlohnend sei, möchte die nachfolgende Untersuchung erweisen.
Ihi-en Gegenstand bildet die puranische Gestalt des alten Itihäsa
von der Göttin Saranyü und ihrem Gemahl, dem Sonnengötter es
sollen die Darstellungen der Puräna auf ihre Verschiedenheit unter-
einander und auf ihr Verhältnis zu der alten Überlieferung ver-
15 glichen werden.
Die alte Sage ist in den vielbesprochenen Versen des Rgveda
X, 17, 1. 2^) in mehr nur andeutender oder änigmatischer Form be-
rührt. Den Itihäsa haben Yäska im Nirukta und Saunaka in seiner
Brhaddevatä"^) überliefert. Die beiden Erzählungen seien, um der
20 Vollständigkeit und der Bequemlichkeit der Vergleichung willen,
hier vorausgeschickt.
Nir. 12, 10:
In Bezug hierauf erzählen sie einen Itihäsa. Die Tvastr-Tochter
Saranyü gebar von Vivasvat, dem Sonnengotte, Zwillinge. Sie setzte
25 eine Andere, eine von gleichem Aussehen^) an ihre Stelle, nahm
Roßgestalt an und lief davon. Er, Vivasvat, der Sonnengott, nahm
ebenfalls Roßgestalt an, folgte ihr und begattete sich (mit ihr).
Davon wurden die Asvin geboren. Von der Gleichen (wurde) Manu
(geboren).
80 Brh.-D. 6,162 — 7,7:
Dem Tvastr ward ein Zwillingspaar geboren, Saranyü und
Triöiras. Er gab Saranyü von selbst dem Vivasvat in die Ehe.
Alsdann wurden von Saran3'ü dem Vivasvat Yama und Yami ge-
boren. Diese waren ebenfalls beide Zwillinge ; der ältere aber unter
35 ihnen war Yama. (VII, 1.) Saranyü aber schuf hinter dem Rücken
des Gatten ein ihr ähnliches Weib, übergab diesem ihr Zwillings-
paar, ward zu einer Stute und entwich. Vivasvat aber zeugte aus
Unkenntnis mit diesem Weibe den Manu ; der ward ebenfalls ein
königlicher R.si, an Glänze dem Vivasvat gleich. Da er (Vivasvat)
40 aber erfuhr, daß Saranyü in Roßgestalt entwichen war, ward er ein
J
1) S. bos. dio oiiiKol'oiide Erürterunf; M. Bloomtiolds: The Marriage of
Saranyü, Tva-sjar'!« Hannlitur, in: Jüiirn. Am. Or. Soc. 15. 1893, S. 172 — 188,
dio aucli dio hpaturu L'lK-rliufuruiiK in Hotniclit /.iolit, und auf dio wuiterliiii
öftor Heznt; zu nulimun »uin wird.
2) Lituratur bui Mucdunoil, Hrh. 1). II, S. 2öl.
3) Savaryäj dorn Hloomüold oinon Doppolsinu unterlegt, a. a. O. S. 173. 178.
Blau, Puranische Streifen. 339
Hengst mit gleichen Merkmalen und machte sich eilends auf nach
der Tvastrtochter. Haranyüs ca vivasvantam viditvä hayarüpinam
viaithuriayopacakräma tum ca taträruroha sah \ tatas tai/os tu
vegena sukrarn tacl apatad bhuvi upäjiyhrac ca sä tv asvä tac cku-
kram garbhakämyayä | äghi'ätamäträc chukrät tu kumärau sam- 5
babhüvatuh näsafyas cawa dasras ca yau stutüv asvinäv iti.
Die Puräna nun, in denen ich eine Wiedergabe unserer Legende
gefunden und deren Darstellungen ich zur Vergleichung herange-
zogen habe, sind diese (in den Anm. sind die weiterhin gebrauchten
Abkürzungen, die Nrn. der in Betracht kommenden Kap. und die lo
benutzten Ausgaben angegeben): 1. Väyu-P. ^), 2. Brahma-P. -), denen
sich 3. der Harivaiusa'^) anschließt. Diese bieten die offenbar alter-
tümlichste puranische Version in überwiegend übereinstimmendem
Woi'tlaut. Am allernächsten stehen sich der Text des Har. und
der des Br., die auch besser überliefert sind ; am lesbarsten ist der is
des Har., doch durch einige Einschiebsel entstellt. Der Text des
Vä. ist sehr fehlerhaft, weist aber ab und zu beachtenswerte Eigen-
heiten auf. 4. Das Siva-P. ^), dessen Fassung der des Br. ähnlich
ist. 5. Das Märkandeya-P. ^), das unsern Stoif sogar in zwei inhalt-
lich wenig verschiedenen, im Wortlaut öfter übereinstimmenden 20
Darstellungen behandelt, gibt im wesentlichen dieselbe Version wie
1 — 3. Es ist ungefähr von gleicher Ausführlichkeit wie jene, ab-
gesehen von größeren eigenen Zutaten. 6. Das Bhavisya-P.") schließt
sich, meist auch im Wortlaut, dem Vä., hin und wieder auch dem
Mark, an, ist aber außerdem durch einige Zusätze späteren Gepräges 25
charakterisiert. Sein Text, wie auch der des Siv., ist oft von sehr
schlechter Beschaffenheit. 7. Das Visnu-P.'') bringt eine sehr kurze
Erzählung, die einiges im besondern mit der des Mark, gemein hat.
8. Matsya-P.^) und 9. Padma-P.-') haben eine und dieselbe, durch
spätere Züge vergröberte, Version, und wesentlich dieselbe gibt in 30
Verkürzung 10. das Linga-P.i'') wieder. — Endlich ist noch zu
erwähnen die Erzählung des Sämbavijaya^^), die einiges Eigentüm-
liche aufweist. • — - Agni-^-), Kürraa-^'^), Bhägavata-P.^'*) begnügen
sich mit der Anführung der Genealogie.
1) (Vä.) 84, 32 ff. (Pooia lOOf)) (Calc. Ausg. 11,22).
2) (Br.) 6, (Pooiia 1895.)
3) (Har.) v. 548—612; (Calc. Ausg. dos Mahäbh., vgl. mit ed. Bomb.
1891. 1, 9).
4) (Siv.) Dharmasamhitä 59. (Calc. 1890.)
5) (Mark.) 77. 78 u. IOC— 109. (Calc. 18G2. — Transl. By F. E, Par-
giter [Parg.]. Calc, 1904.) G) (Bhav.) 1, 79. (.Bomb. 1897.)
7) (Vi.) in, 2, 2—14. (Bomb. 1887.)
8) (Mat.) 11,2—39. (Calc. 187G.)
9) (Päd.) 5,8,36—74. (Pooiia 1893—94. Vol. 3.)
10) (Ling.) 65,2 — 17. (Calc. 1890.)
11) (Sämb.) in: Weber, Über zwei Parteischriften zu Gunsten der Mnga . . .
<In: Monatsber. d, Ber). Ak. 1880, S. 27—78) S. 72—76.
12) 273,1—4. (Poona 1900.) 13) 1,20,1—4. (Calc. 1890.)
14) 6, 6, 40f.; 8, 13, 8—10; 9, 1, 11. (Bomb. 1904.)
22*
3^Q Blau, Puranische Streifen.
Der nachfolgendeu Übersetzung ist aus dem oben angegebenen
Grunde der Text des Har. zugrunde gelegt; über die bemerkens-
werten Abweichungen der nächst- ^^nd nahestehenden Fassungen
wird überall das Nötige gesagt werden. Weiterhin wird sich die
5 Übersetzung der als später gekennzeichneten und sektarisch gefärbten
Version des Mat, und Päd., sowie eine Erörterung der puranischen
Erzählung überhaupt anschließen.
Har. 545—612.
(545) Vivasvat ward gezeugt von Kasyapa mit der Daksa-
10 tochter^). Seine, Vivasvats, Gattin war Samjnä, die Tvastrtochter,
die Göttin, (6) als Surenu -) bekannt in den drei Welten, die schöne •^).
Sie, die Gattin des erhabenen, edlen Märtanda, (7) war nicht zu-
frieden mit des Gatten Gestalt, sie, die (selbst) Schönheit und Jugend
besaß, Samjnä, verbunden mit der heißen, hellflammenden (Gestalt
15 des Gatten)*); (8) denn des Äditya Gestalt war, durch den starken
Glanz der Scheibe an den Gliedern verbrannt, nicht eben gar lieb-
lich^). (9) , Nicht ist ja tot dieser im Ei Befindliche', hatte aus
Liebe Ka^yapa in Unkenntnis gesagt •') ; und darum wird er Märtanda
1) Die Bezeichnung der vom Erzähler angeredeten Person lasse ich allent-
halben aus. Es sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, daß das Vä. überhanpt
sehr sparsamen Gebrauch von Anreden macht.
2) Im Vä. erscheint das Verhältnis der beiden Namen richtiger: surenur
Üi vikhyäta puruih sainjJieti viärutä. Mark. u. Vi. haben nur den N. Samjnä.
— Bhav. nennt zwei Frauen: RäjiTl und Niksubhä und identifiziert mit der
ersten die N. Surenu, Samjnä, Dyo, Tvästrl, Prabhä, während ihre Chäyä
Isihsuhhä sä malümayi ist.
3) Nllakantha: bhäniiTÜ kojianä bhnvinlti päthe äuddhacitteti.
4) Der 2. Halbv. v. 547 fehlt im Vä., wohl mit Recht; die Wiederholung
des N. Samjnä mit näma ist höchst anstößig. Die La. der ed. Bomb.: sam-
jnänä stri »lutnjiasä dlplcneha samanvitä ist noch sonderbarer.
5) Bomb. u. Br. : äditi/asya hi lad rüpam mandalasya sutejasä gätresu
paridagdhn/n vai iiätikäntam ivähhavat. Vä. : . . , rüpam märtandasya hi
tej<t»ä gätres-u praüruddhcmt vd .... Bhav.: na tu täm nararüpena süri/o
bkdjfiti vai purä üditi/a^ye/Ki fad rüpam mahatä svena tejasä gätresv apra-
tirüpciiu . . .; in diesem apratir" u. in dem märtandasya des Vä steckt
vielleicht die richtige Überlieferung. (Vgl. das unten S. 354 f. Gesagte.) —
Nliak.: tadrüjinin tasyäh sarnjhäyäh (!) rüpam moiid^lasthasya tejasä
gätrefu iltigdlinm..
C) (übt keinen befriedigenden Sinn, man wollte denn ajhänät auf die
durch den Ausruf bekundete vorausgegangene Unkenntnis, den Glauben, daß
der garf'ha tot sei , beziehen. Aber als Ursache des Namens wäre doch auch
ein effirmiitiver Satz zu erwarten. Man könnte den Satz als Frage auffassen,
oder über .statt iki Ic/kiIv ayinn lesen sa kh°. — Die Hrsg. des Br. wollen
da.H auch hier üborlicferto nirto 'ndaxtha (godr. °sya) in mrtänfF' ändern; u.
natürlich mußte mrln urspr. von dorn nuda ausgesagt sein. — Das Wort
miirtduda war rocht dazu angetan, erklärende Geschichten hervorzurufen. Das
Vi. berichtet die zu dem obigi-ii Ausrufe Kasyapas führenden Umstände kurz
vorher in den z. T. mir unvorständliclion Versen 2(1 — 2it, die besagen, daß
Tva.s{r da.H Ei gespalten hatte, und Kasyapa fürchtete, daß der garbha zerstört
■ol. (Es i.st V. 2t; wohl zu losen: cirotpamunn anirbhinnam st. cirotpanna-
matir bhintunn; 2H ita khalv ayam . . . vielleicht als Antwort Tvastis auf-
Blau, Puranische Streifen. 341
geheißen. (550) Übermäßig aber war beständig der Schein Vivas-
vats, womit er, Kasyapas Sohn, die drei Welten brannte. (1) Drei
Kinder zeugte mit Samjiiä, der trefflichste der Scheinenden, der
Äditya, eine Tochter und zwei Geschöpfeherren i). (2) Manu der
Vivasvatsohn (ward) zuerst (geboren), der Gott des Totenmahles, 5
der Geschöpfeherr ; Yama und Yamunä -) wurden als Zwillinge ge-
boren. (3) Die dunkelfarbige-^) Gestalt Vivasvats aber sehend und
nicht eintragend, schuf Samjnä darauf ein Abbild von sich, eine von
gleichem Aussehen. (4) Als eine trughafte ^) Samjnä erstand dieses
ihr Abbild; mit zusammengelegten Händen sich verneigend, sprach lo
das Abbild zu Samjnä : (5) Sage, was ich zu tun habe, du heiter
Lächelnde; ich stehe zu deinem Befehle, gebiete mir, Schöne.
(6) Samjnä sprach^): Es ergehe dir wohl. Ich werde in das eigene
Haus meines Vaters gehen. Du mußt mir ohne Veränderung'') hier
im Hause bleiben (7) und mir diese beiden Knaben und dieses i5
Mädchen mit schöner Leibesmitte hegen ") und niemals dem Er-
habenen dieses sagen. (8) Das Abbild sprach: Bis daß ich an den
Haaren gepackt werde, o Göttin, bis daß ich verflucht werde, werde
ich niemals dein Vorhaben^) sagen. Gehe, o Göttin, nach deinem
zufassen?) Eine andere, längere Erzählung bietet Mark. 105 : Der Aditi ward
auf ihre Bitte vom Sonnengott die Gnade , daß der Strahl Susumna in ihren
Schoß einging und als Märtanda von ihr geboren wurde; den Namen empfing
er, weil Kasyapa zur Gattin gesagt hatte: leim märayasi garbhändam . . .
nitiiopaväsini. — Nilak. bringt eine Geschichte von einem über Aditis Leibes-
frucht ausgesprochenen Fluche herbei (vgl. MBh. 12, 13219) und erklärt dann die
obigen Worte : ayam khalu iti niscayena na mrtah ajn tu andastha evästlti
tasmäd aditer (!) ojnänät mama andam mrtam ity evainrüpät viparltajnänät
ayam mä'tanda ity ucyate. — Vgl. auch Bhäg.-P. 5, 20, 43 f., u. s. unten
S. 354.
1) Schlecht Vä. : dtMU sutau tu mahaviryau kanyuin kälindim (!) eva ca.
2) Mark. 77, 3 ff . läßt Yama {prajäsamyamana) und Yamunä infolge
eines Fluches Vivasvats geboren werden. — Der echte N. Tami am Ende, an
dieser Stelle im Vä., Mark. 106, 4 und Vi.
3) Calc. u. Br. : ^yämnvarnam\ Bomb.: vivarnam, von Nilak. mit visa-
mavarnam, erklärt. Keines von beiden wird richtig sein, wenn auch zum ersten
V. 502 stimmt, der aber einem Einschiebsel angehört. Vä. hat sätovavnam,
womit nichts anzufangen ist. Dagegen scheinen mir die La. von Siv. sam-
vartulam und Mark, goläkürani den Sinn der ursprünglichen Überlieferung
wiederzugeben (s. S. .355). — Nebenbei sei bemerkt, daß Mark. 77, 9 wohl zu
1. ist naisi/ati st. nesynti.
4) Mäyämayl Ilar. u. Br. ; Vä. : mahlmayt tu sä närJ „ein irdenes Weib",
das Richtige, in Hinblick auf udmjnä pärthiv'i 564 u. Mark. 106, 16 (wo Parg.
übersetzt „queen S."); inäy° war dem Pauränika geläufiger.
5) Die Einführung dos Redenden ist hier, wie sonst, im Vä. in den Vers
aufgenommen.
6) nirvikärayä ; Vä. u. Br. : nirviäaükayä\ jenes wohl bosser.
7) Das Präd. fehlt im Vä.
8) matam tubhyam: s. Speyer, Ved. u, Skr.-Synta.\ 46, Anm. — Vä.:
äSnyam. naiva st. ä mpän naiiHi\ — Mark. 77, 14 (von Parg. mißverstanden)
sagt Chäyä-Saiiijnä: Bis daß ich an den Haaren gepackt werde, o Göttin, und
bis daß ich verflucht werde, werde ich dein Wort befolgen; ich werde das
Geschehene aber sagen, wenn ich vorüucht und gezaust werde.
3^2 Blau, Puranische Streifen.
Belieben 1). (9) Nachdem sie die ihr Gleiche beauftragt und von
ihr die Zusage empfangen hatte-), ging sie zu Tvastr, wie eine
Beschämte, als Asketin ^). (560) Zum Vater aber gekommen, ward
sie vom Vater gescholten^). Und wieder und wieder aufgefoi'dert :
5 ,Gehe zum Gatten', (1) ward sie, ihre Gestalt verhüllend, eine Stute
und o'ing, die untadelige; zu den nördlichen Kuru^) ging sie und
aß Gräser^). (2) Mit der zweiten Samjfiä aber, sie für Samjnä
haltend, zeugte der Äditya einen ihm selbst gleichen Sohn sodann ').
(3) ,Dem erstgeborenen Manu ist dieser ähnlich', (sagte) der Herr^);
10 Manu ward er mit Namen und Sävarna wird er geheißen ^). (4) In
ihrem zweiten Sohne hat man Sanaiscara zu erkennen ^*^). Die irdene ^^)
Sarnjnä aber erwies alsdann ihrem eigenen Sohne ^-) (5) mehr Liebe
als den erstgeborenen (Kindern) ^•^). Manu verzieh ihr dieses, Yama
1) yathäsukham ; Vä. : svam älayam.
2) In beiden Ausg. fälschlich uktvä st. uktä.
3) vriditeva tapasvini: st. dieses tap° wird wohl ursprünglich etwas
anderes, etwa yasasvini gestanden haben, wie es Mark. 77, 11 und Bhav.
etwas später vorkommt.
4) Vä. : Als der Vater sie, die Gekommene sah, da sprach er erzürnt zu
Samjnä: Gehe du zum Gatten, verabscheue nicht den Tagmacher. Also nun
vom Vater angeredet und wieder und wieder aufgefordert, wohnte sie doch
tausend Jahre in des Vaters Hause. Und so Bhav. Mark. 77, 18 — 21 fordert
Tvastr die Tochter in sehr liebevollen Worten zur Rückkehr in das Haus des
Gatten auf.
5) Diese auch genannt in der Darstellung der NTtimafijari (Rig-Veda-
Samhitä. Ed. by F. Max Müller. 2. ed. Vol. 4, S. 5), Säyanas, Einl. zu RV.
10, 17, und vom Komm, zum Nirukla 12, 1, 10 (Ausg. der Bibl. Ind. Vol. 4,
S. 267). 6) trnäni cacära. Mark. 77,2.3: tapa^ cacära.
7) Nur den einen Sohn erw. Siv. Den beiden Söhnen fügen eine Tochter,
TapatT hinzu Mark,, Vi., Bhav. und Mat. usw.
8) Bomb, fügt, üffenbar, um die harte Kürze zu vermeiden, ein: savar-
natvän nianor bhäi/ah sävarna iti coktavän. — Das ursprünglich gemeinte
Verhältnis zwischen den N. SSvarna und Savarnä („der Ähnlichen") war ver-
gessen , daher diese sonderbare Herleitnng des N. Übrigens bemerkt Nllak.
ausdrücklich: pürvasi/a Lhrätuh stnnänacanintvnd ai/ani sävarna ity ukto
na tu savarnäi/ä ajiati/atväd üy arlhah. (Vgl. ui.ten S. 35.3 , Änm. 5.) —
Die Form Sävariii haben (Vä ), Mark., Siv., Bhav., Mat., Liiig.
9) Oder: ein Manu ward er u. Säv. mit Namen . . .
10) 5C2 b — 564 a lauten im Vä. : ädityo Janayämäsa puträv äditya-
varcasau | jiürvajasya nuinos tulyau sadrs'yena (!) tu tau 2}>'aljlmli sruta-
tlravaju tu d/iarmftjntim ifrutakaj-tnänam cva ca \ Srutaäravä mamih so 'j«'
auvarnir vai bhavi§yali srutakarmä tu vijheyo graho vai yah iSanaiscarali \
manur eväbhavat sa vai sävarna iti ludliyatf\ und so Bhav. Die beiden
hier vorkommenden N. sind wohl deshalb hereingebracht worden, weil der
Pauräiiika daran Anstoß nahm, daß die beiden Söhne schon von Anfang nn
als die InlinbcT ilirer zukünftigen Stellung benannt sein sollten. Die Tradition
ist oflunbur an dieser Stelle in einer gewissen Verlegenheit.
11) Nllak.: prthivUi pürvoktä surenur tva sainjnäkhyä tasyä iynm
prakrtdi pitrlliivi drit'ii/it sdinjhä arii/c tu c/iäyänipätena j>rthivyä utthitatvät
pilrt/iirity rihnh. (Vgl. oben S. .{41, Anm. 4.)
12) Im Sing, stimmen Har., Br., VR. Uberein.
13) Mork. 77, 25 f.: c/iäyilstinijnä tv apatyc.su yathä sveßv ativatsalä
tat/iä na sauijnukanyayätn pulrayoif cünvavurtata | lälanädyupabhogesu
Blau, Puranische Streifen. . 343
verzieh es ihr nicht ^). (6) Aus Zorn und kindischem Wesen, infolge
der Gewalt dessen, das da geschehen mtiß-), drohte der Vivasvat-
sohn Yama Samjnä mit dem Fuße''). (7) Darauf verfluchte ihn in
ihrem Zorne die heftig sich kränkende Mutter Sävarnas : Dieser Fuß
soll dir abfallen ^). (8) Yama aber berichtete mit zusammengelegten 5
Händen dies alles dem Vater, heftig in Angst wegen des Fluches,
erschreckt 5) durch die Worte Sarnjfiäs. (9) Dieser Fluch möge zu
nichte werden^), sprach er da zum Vater. Eine Mutter muß allen
Söhnen Liebe erweisen; (570) diese hier setzt uns hintan und hat
(nur) den jüngeren ^) lieb. Wider sie habe ich den Fuß erhoben,
ihn aber nicht auf ihren Leib niederfallen lassen; (1) ob aus kin- lo
dischem Wesen oder aus Verwirrung, so wollest du es verzeihen.
,Dieweil du dich gegen mich, die zu ehren du schuldig bist, ver-
viäesam anuväsaram manus tat ksäntavän asi/ä . . . Überaus zärtlich aber
wie die Chäyä-Samjnä zu ihren eigenen Kindern war, nicht ebenso benahm sie
sich gegen die Tochter der Samjnä und (deren) beide Söhne. Den Unterschied
in der Anwendung von Liebkosungen Tag für Tag verzieh ihr Mann . . . (Oder,
da so tat nicht passen würde, °kanij° und putrayos wären noch als abhängig
von ativatsalä zu denken, und anvavartata mit visesam als Obj. zu verbinden.)
In der Übers, dieser Stelle ist Parg. infolgedessen, daß die Wörter samjnä und
hany° getrennt gedruckt sind, arg entgleist: Now the Shadow-Sanjnä was very
affectionate to the other children just as to her own; Sanjnä did not use to
show special attention to her daughter and two sons daily by caresses and other
marks of pleasure. Manu accepted that affection (!) from her . . . Ebensowenig
glücklich ist seine Übers, der Parallelstelle 106, 16 f., wo klärlich sneham st.
snehän zu lesen ist, und wo er unter der samjnä pärthivl die wahre S.,
„queen S." versteht.
1) Im Vä. folgt: bahuso yasya mänas tu (die Änand.-Ausg. setzt ver-
bessernd in Klammer: avamänitas ca hahusah) säpatnyäd atiduhkhitali. Das
Eichtigo hat ohne Zweifel Bhav. bewahrt : bahusO yätyamänas tu jiüith patnyä
sudulikhitah. Hiernach wäre denn auch das sinnlose yäcyainänas in dem
sonst mit diesem gleichlautenden Halbv. des Mark. 106, 18a zu verbessern, den
Parg. freilich ohne Bedenken übersetzt: Now being sorely distressed when his
father's wife used to beneech him frequently . . .
2) bhävino 'rthasya balät: ein beliebter puranischer Ausdruck für Schick-
salsnotwcndigkeit.
3) yadä st. padä Bomb. u. Bhav.
4) Vä. u. Mark.: padä tarjayase yasmät pitrbhäryäm gar'iyaslm
tasmüt tavaisa caranah patisyati na samsayah , welcher Satz , mit geringer
Verschiedenheit, in unserem Te.xte unten von Yama der Jluttcr in den Mund
gelegt wird.
5) Hier gibt es in den Te.xten eine große Verschiedenheit des Ausdruckes.
— Vä. hat Eingangs dieses Satzes einen , bei ihm überllüssigen , Halbv. mehr
und die Erwähnung, daß Yama im Verein mit Manu handelte; ebenso Mark.,
dem aber mit Kecht dafür 508 b fehlt. Dagegen ist die folgende Rede Yamas
im Vä. verstümmelt überliefert,
6) Diese Eingangsworte des Ilar. und Br. fehlen in Mark., Siv. und Bhav.,
gewiß mit Uecht; sie sind hier unangebracht, denn der Fluch wird erst zuletzt
erwähnt; sie sind wohl dadurch in den 'l'ext gekon\mcn, daß die Worto „Yama
sprach zum Vater" zu einem Halbv. ausgefüllt wurden , während ursprünglich
yama uväca außerhalb des Verses gestanden hatte. Wie schon erwähnt, ist
das Hereinnehmen dieser Ausdrücke in den Vers mehr dem Vä. eigen.
7) Nur Mark, hat den Dual.
3J.4 . Dluu, Puranische Streifen.
traueren hast, mein Sohn, (2) darum wird dir dieser Fuß ohne Zweifel
abfallen^)', (also) bin ich von der Mutter verflucht worden, o Welt-
herr, tretf liebster der Scheinenden-). (3) Vermöge deiner Gnade
falle der Fuß mir nicht ab, o Herr der Herden. (4) Vivasvat
5 sprach: Ohne Zweifel, mein Sohn, wird dafür eine gewichtige Ur-
sache sein^^), daß Zorn dich ergriflen hat, den Kenner des Rechten,
wahr Redenden*). (5) Es ist mir aber nicht möglich, das Wort
deiner Mutter unwahr zu machen^). Würmer werden, nachdem
sie das Fleisch von deinem Fuße genommen haben, auf den Erd-
10 boden fallen, (6) du Hochweiser; darauf wirst du (wieder) Wohl-
behagen finden '•). So wird das Wort deiner Mutter wahr gemacht
sein, (7) und du wirst durch die Umgehung des Fluches beschützt
sein. Der Äditya sprach alsdann zu Samjnä '') : Weshalb (8) er-
weisest du unter den (doch) gleichen Söhnen (einem einzigen ^)) mehr
1) Diese Worte der Mutter fehlen in den übrigen Texten; s. aber S. 343,
Anm. 4. Die ed. Bomb, hat ferner: ajmtyam. durajMtyam syän nämbä
kujananl hhavet. Ähnlich Märlc. : vigunesv api putresu na mätä vigunä
Ihavet.
2) Die entsprechende Stelle des Mark. (106, 24) lautet: mpto ^ham täta
kopena jananyä tanayo yatah tato namasye jananlm imäm vai tapatärn
vara; und Parg. übers.: I have been cursed, dear father, by my raother in
her anger. Since / am her son , verily tberefore I revere her, my mother (O
best of ascetics). Abgesehen von dem Passus selbst , ergibt sich die Unmög-
lichkeit' dieses Sinnes aus dem Zusammenhang mit dem Folgenden. Es ist aber
leicht zu helfen: man hat nur das überlieferte namanye zu ändern in na manye,
und alles ist in Ordnung; Weil ich, o Vater, als ihr Sohn von der Mutter im
Zorne verflucht worden bin, deshalb halte ich diese nicht für meine Mutter.
Und der Sonnengott wird angeredet als „der beste derer die da scheinen".
— In der Parallelstelle 77, 32 besagen die Worte: yathä nianur raamäcaste
neyain mätä tnthü mama m. E., daß Yama für die Meinung, daß Chäyäsainjfiä
nicht seine rechte Mutter sei, sich auf Manu als Gewährsmann beruft, wiewohl
yathä-tathä mir Bedenken macht (etwa brachylogisch : wie M^ mir sagt, so ist
68, sie ist nicht meine Mutter?); keinesfalls können sie bedeuten, was Parg.
übersetzt: Sho is not mother to mo in the samo way as Manu calls her his
t/iother.
3) asnmäayain putra maliad hhavLsyaty atra käranam : Fut. der Wahr-
scheinlichkeit; der Vater beurteilt das Vergehen des Sohnes mit Nachsicht.
Dagegen übers, Parg. die bis auf idam st. mahad gleichlautende Stelle Mark.
100, 27: Witliout doubt, my son, this curse must take effect here, since anger
enterod into thee. . . .
4) Mark. u. Bhav. fiigen hiernach hinzu: sarvesam eva tläpänäiti pra-
tig/iüto hi ridyale nti tu malräbhimptCinäm kvacic chäpanivartanavi (Bhav. :
hvacin viokfo ö/iared Hut).
!>) Mark. u. Bhav. fiigen hiernach ein: kimcit tava (Bhav.: te ^hain)
vitUiÜJiyntiii jnilrdiMUuv.: jutrt-Htu-hdd tinugniham.
•;; . . . tavd pddän mahCipräjna tatas tvain präpsyase snlham. V5. :
tatall padain inak punali KainprCipuiiase sukharn; aber der Fuß selber geht
j» doch nicht verloren. Die Hnderon Texte haben diesen llalbv. nicht. (Vgl.
unten S. 3.'i*i.)
1 ) c/iayäm »t. sn/iijniim Mark , Siv., Bhav.
8) . . . (ihhyadhikali (\'il., Mark.: a/ty adh°) mieha ekasmin (oder ekatra)
kriyate Iniya; das hauptsächliche e/.v»*mm hat nur Har. nicht; es war oflfenbar
anstößig erscliiuneii.
Blau, Puranische Streifen. 345
Liebe ^) ? Sie aber, ausweichend, sagte es Vivasvat nicht. (9) Seinen
Geist kraft innerer Vertiefung konzentrierend, erschaute er die
Wahrheit. Und willens, zu ihrem Verderben^) sie zu verfluchen,
packte der Erhabene (580) sie an den Haaren; da aber die Be-
dingung-^) überschritten war, erzählte sie nun alles, wie es geschehen 5
war, dem Vivasvat. (1) Als nun Vivasvat das vernommen, ging er
zornig zu Tvastr. Tvastr aber ehrte den Glanzreichen nach Gebühr
(2) und besänftigte ihn dann, der in seinem Grimme ihn Lust hatte
zu verbrennen. (3) Tvastr sprach : Diese deine Gestalt, die mit allzu
großem Glänze behaftet ist, nimmt sich nicht schön aus. Und sie lo
nicht ertragend, streift Samjnä in einem grasigen Walde ^). (4) Du
wirst diese deine Gattin noch heute sehen, die Gutes übende, be-
ständig der Askese obliegende, Stutengestalt tragende, . . . ^) (6) preis-
liche, mit der Kraft der Vertiefung versehene ^) — mit Anwendung
von Vertiefung, o Herr der Herden. Wenn dir, o Gott, aber diese i5
meine Absicht angenehm wäre"), (7) so bringe ich dir jetzt eine
liebliche Gestalt zustande^), o Feindebezwinger. Es war aber die
Gestalt Vivasvats in der Breite und Höhe gleich 0); (8) mit dieser
Gestalt war der Gott, der Glanzi-eiche, versehen^''). Darum schlug
er Tvastrs Rede hoch an^^), der Geschöpfeherr, (9) und gab Tvastr 20
1) Hiernach im Mark. (106, 32) noch: nünam naisäni tvam janarü
samjnä käpi tvam ügatä vigunesv apy apatyesu katJiam mätä mpet sutam.
2) näääya Har. u. Vä.; Br. : nämpat. Die 1. Hälfte v. 580 (worin das
Präd.) ist im Vä. ausgefallen.
3) Die V. 558 grenannto.
4) Wenn im Mark. 77, 38 Tvastr den Bescheid gibt: ägataiveha me
veäma bhavatah presitä {iti rat) , so bedeutet das natürlich : Sie kam hierher
in mein Haus und wurde (von mir) zu deinem (Hause zurück) gesandt {veinna
gehört zunächst zu me, dann auch zu bhavatah; iti schließt die Worte Tvastrs.
Parg. aber übers.: She came indeed here to my house , saying she had been
verily sent by thee.
5) Der noch mit übers. 2. Halbv. von 584 und v. 585 fehlen nicht nur
im Vä.. sondern auch im Br. und sind die abgeschmackte Zutat eines Dichters,
der sich nicht genug darin tun kann , Samjnä als fromme Asketin ins rechte
Licht zu setzen; 585 : parnähäräm kr.sä7>i tllnäm Jatilän brahmacärinlm
hastiha.stapari/.li.ytäm vijäkuläia padmiiüm Iva.
6) yofjabalopetüvi . so auch Br. Gewiß besser Vä.: yauvananampannäm.
Hier hat vielleicht das folgende yogain änthäya die Änderung des urspr. Aus-
druckes nach sich gezogen.
7) Im Vä. verdorben.
8) Ich lese mit Br. : nirvartayämy st. nivart°. — Mark. (106, 38) u.
Bhav. lassen Tvastr sich auf oin Wort Brahmans berufen. Nach diesen Stellen
und Mark. 77, 40 war ein solches rUpa des Gottes eben aucii der Zweck von
Samjnäs tapas, und diesen merkend, ersucht er von sich aus: sätanam tejaso
me ''dya kriyatnm.
9) 587 b — 589 a fehlen im Br. — Ed. Calc. : tiryag firdhvam samam
na vai; Vä. : . . . ürdhram adhas tathä. Es ist mit Bomb, zu 1. : ... ilrdhra'
samam tu vai. Mark. 106, 3'J hat statt dessen: yato hi bhäsvato rüpam
präg äs'it parimandalam. Vgl. das. 105, 27; lOG, 6 u. s. unten S. 354 f.
10) sainb/irto; Vä.: rrldito.
11) Im Vä. entstellt.
3^ß Blau, Puranische Streifen.
die Erlaubnis, daß eine (schönere) Gestalt zuwege kämei). Alsdann
stellte Tvastv mit Einwilligung Märtandas Vivasvats (590) diesen
seinen Glanz 2) auf die Drehscheibe und behieb ihn. Darauf ward
die Gestalt zur Erscheinung gebracht =^) dadurch, daß der Glanz
5 nicht (mehr) zusammengeballt war 4); (1) und lieblicher als lieblich
zu sehen ^), nahm sie sich nunmehr überaus schön aus. . . .^) (598)
Alsdann erschaute er, Vertiefung anwendend, seine Gattin als Stute,
die durch Glanz ^) und Gelübde'') für alle Wesen unnahbare'-*).
1) samanujnätavämä caiva tvastäram rüpasiddhaye. Vä. : anujnätas
tatas tvastä rnpanirvartanäya tu.
2) iejah ; Nilak. las rüpam, und dies wäre das Richtige. — Nach Mark.
(106, 40) und Bhav. fand das Ereignis in Säkadvipa statt; Sämb. läßt die ab-
gefallenen Stäubchen nach demselben, dem 6. dv'ipn gelangen.
3) nirbhüsitam , wie Kllak. mit Recht erkl., = prakafikrtam , nicht
„erhellt", wie die Petersb. Wbb. übersetzen.
4) Ed. Bomb.: tejasä samhrtena; Calc. u. Hr.: t° samhatena; Vä. : t°
apahrtrna; Siv.: t° samvrtena; Bhav.: t° praJcrtena. Ich lese mit Nilak.,
der samhrtena als v. 1. anführt: osarnluitena. Die Gestalt war gegliedert, der
ihr anhaftende Glanz nicht mehr eine zusammengeballte kugelförmige Masse.
5) Der Inf. drastum steht wohl zu Recht wegen der eigeutl. Bed. von
känta , begehrt*. St. drastum, Siv. u. v. 1. des Br. : rüpam, Bhav.: bhütvä.
C) 591b — 597 sind ein nur dem Hariv. angehörendes höchst ungereimtes
Einschiebsel, dessen barbarisches Sanskrit dem Inhalt angemessen ist; es be-
ginnt: mukhe nirvartitarn rüpam tasya devasya gopateh \ tatah prahhrti
devasya mukhavi äslt tu lohitam mukharägam (!) tu yat pürvarn mörtan-
dasya niukhacyutam \ ädityä dvädaiiaiveka sambhütä muk/iasambhaväh
(unter deren Namen denn nun auch Vivasvat und Tvastr aufgeführt werden!) . . .;
der Anschluß an die weitere Erzählung ist entsprechend ungeschickt.
Den Dichter von Mäik. 106 ff. dünkte eine so wundersame himmlische
Aktion wie das Drehen auf der Scheibe und Beschneiden des Glanzes des
Sonnengottes ein besonderer Verherrlichung würdiger Gegenstand. So schildert
er die Umwälzung und Wirrnis, die das bhraiiunia des Gottes in der Welt zur
Folge hat, und läßt während des sätuna die Götter und andere himmlische
Wesen und den Vollzieher der Operation , Visvakarman , selbst ihm mit Preis-
gesängon huldigen. Auch im ersten Bericht (7 8) ist ein Hymnus eingefügt. —
Zwei Stellen in 106 möchte ich mit Rücksicht auf Parg.'s t'bers. nicht un-
be.sprochen lassen. 43: viksiptasalüäh sarve l.abliüvu^ ca tathärcisah übers,
er: And all creatures also were scattered about with the waters out of tlie
oeean, indem er mit der ed. Bomb, nhdliitiih st. arcisah liest. Das geht nicht
an; der Sinn (,. . . wurden solche, deren Wasser zerstreut war") erfordert, dünkt
mich, als Subj. abdhaytih. Auch in der Wiedergabe des ligd. v.: dhruvü-
dfiäräny asesüui dhisyyrmi munisattania irutyadrasviinibaiidhäni adho
jagnnili snhasradali , ist Parg. nicht glüiklich: The siipports of the pole, all
tho nstcrisms, . . . with their bands and foiindations si>litting, went downwards
in Ihousands: dio Gestirne haben Dliruva zum Iliilter und sind durch i'dtaras-
inaycili mit ihm verbunden (s. Vi. II, 12. Vil. 51. 52); diesen ,Lultbäudern"
cntitprcchen wohl hier dio ,Strahlenhiindcr".
7) tfjuKCt ed. Bomb., Vä., Bhav.; sonst taiMsä. Vgl. Anm. 9.
8) iiiyutneiKi; s. d. (Igd. Anm.
9) adhr.^ijiivr, Vfi. u. Bhav.: adriiyäni, und das dürfte dio bessere Überl.
»ein: sie war sonst, wenn man nicht Yoga brauchte, Tür alle Wesen unsichtbar.
Man darf nn <lio Worte des vcdischen Dichters (UV. 10, 17, 2) denken: „Sie
vorbnrgi-n die IJiistcrbliclie vor den Sterblidien". ><t. adfir.syriiii sarvdbliütänäm
tejanu iiiytmiejKi ea bietet Bhav.: adrilyiiin s' tejasä svcna sa7nvrtäjn, und
Blau, Furam'sche Streifen, 347
(9) Die in Stutengestalt Streifende, von nirgend her Gefährdete i)
berührte-) er, der Erhabene, in der Gestalt eines Hengstes am
Munde, (600) da sie aus Besorgnis, daß es ein fremdes männliches
Wesen sei'^), gegen die Begattung sich sträubte*). Sie spie den
Samen Vivasvats durch die Nasenlöcher aus 5). (1) Es wurden die 5
Götter von ihr'') geboren, die beiden Asvin, die trefflichsten der
Ärzte, Näsatya und Dasra, genannt die zwei Asvin. (2) Märtandas
Söhne sind diese beiden, des achten, des Geschöpfeherren "). Ihr aber
zeigte sich der Leuchtende in seiner lieblichen Gestalt. (3) Und
sie freute sich, als sie den Gatten sah''). Yama aber, durch jene lo
Handlung ö) heftig gepeinigt in seinem Herzen, (4) beglückte durch
so oder dergl. mag wohl die ursprüngl. Lesung gewesen sein. Es hat sich zu-
erst niyamena eingestellt, und dies dann tapasä st. tejasä nach sich gezogen.
1) Der 1. Halbv. nicht im Vä., mit Recht; es ist eine ganz müßige Zutat.
2) samabhävayat. Nllak. : sautgam akarot.
3) Ed. Bomb., Vä. , Siv. : parapunisopasankmjä (= ''pumsa upa^°)\
Calc: parapürusas'ank'^; Br. : °puinso 'vasa)ik°; Mark. u. Bhav.: ^pumso
visank°.
4) maithunäya vicestantim 1. ich mit ed. Cale. u. Br., nicht ^tantl, wie
Bomb. u. Vä. haben; es enthält den Grund, weshalb er mukhe samaLhävayat
(s. auch die flgd. n.). Der Dat., den die Texte in Übereinstimmung bieten, ist
höchst anstößig; es sieht fast so aus, als sei er aus dem alten Berichte, wo es
hieß : maühunäi/ojiacakräma, trotz der nunmehr entgegengesetzten Darstellung
mechanisch übernommen worden.
5) niravaniac chukram näsikäyäm ; Br. (richtig): nasikähhyäm; Vä.:
niradhamac ch° näsikäbhyäm; Bhav.: sukram nüsätihyäm samadhärayat;
Siv.: mukhato näsiknyäm tu iukram tan nyadadhat. — Das Mark. (108, 8 ff.
u., mit Auslassung zweier Halbv., 78, 22 f.) erzählt das Ganze so: sä ca drstvä
tarn äyäntam parapumso visaiikayä jagänia samniukhe (78, 22: °kham)
tasya prstharaksanatatparä \ tatas ca näsikäyogam tayos tatra sametayoh |
vadaväyäm ca tat tejo näS'käfjhyäi/i vivasvatah | . . . Den letzten Halbv.
übers. Parg. : and his glory (tejo ist natürlich = salraml) passed from the
Sun's two nostrils into the mare. Aber ein Präd. wie px^ssed könnte unmöglich
fehlen. Der Text ist offenbar nicht in Ordnung; es wird wohl in vadaväyäm
ca etwas stecken wie vadavädhatla. oder dg). Dies würde sich dann den oben
angeführten Losungen von Siv. und Bhav. zur Seite stellen. Unser niravamnt
steht aber dem -Sukram tad apatad bhuvi der Brhadd. näher; zu ihm fiigto
sich übrigens leicht der Nom. vicestaiitt. — Dieser ganze Zug der Geschichte
soll natürlich das Verhalten der Samjnä ins Moralische rücken und außerdem
durch näsikä{hh)yäm noch sinnfälliger auf den N. Näsatya hindeuten, als der
alto Itihäsa durch das äghräna schon getan hatte.
6) tasyäm; besser Vä. : tasmäd.
7) astamasya prajäpateh: so in allen drei nächstvcrwandton Texten. Er
ist der achte Äditya. Aber die L. ist unmöglich; Mark, hat dafür das sinn-
gemäße (DiVarvpadharosya hi. Und wahrscheinlich wird ein Ausdruck mit
asva zu Grunde liegen, der die Entstehung des N. Asvinau hervorhoben sollte.
Mark. (78, 24, 108, 1 1 f.) u. Vi. schließen an die Zeugung der Asvin die
eines siebenten Sohnes, des Revanta an, zugleich den N. erklärend: retaso ^iite
revantah . . . samudZ/hitta/i] Bhav. erkl. ihn anders und erzälilt zu dem Endo
e. eigene kleine Geschichte.
8) Mark. u. Vi. berichten hiernach, daß der Sonnengott Sanijnä in seine
Behausung zurückführte.
9) Vä. II. Mark.: i<äpe>ia-, und beide haben diesen Halbv. schon vorher
bei der Erzählung der Vortluchung (Vä. 84, 50, Mark. IOC, 21). — Nllak. be-
g^g Blau, Puranüche Streifen.
Gerechtigkeit diese Geschöpfe als ,der König der Gerechtigkeit' i).
Vermöge dieses guten Werkes erlangte der Glanzvolle (5) die Ober-
herrlichkeit über die Väter und die Welthüterschaft. Jener Manu
Sävarna aber war ein Geschöpfeherr, der askesereiche-); (6) ihm
5 ist bestimmt, der Manu zu sein in jenem zukünftigen Sfivarnika-
Zeitalter. Auf dem Eücken des Meru übt jetzt noch der Herr
furchtbare Askese 3). (7) Und dessen Bruder Sanai^cara erlangte
die Planetenschaft. . . .*) (8) Tvastr aber bildete aus jenem
Glänze die Wurfscheibe Visnus, (9) die im Kampfe unwidersteh-
10 liehe, aus Verlangen, die Dänava zu vernichten^). Die aber die
jüngere war«), die erlauchte Tochter Yaml, (610) sie ward der
"trefflichste der Ströme, die die Welt fördernde Yamunä. . . . ')
Hat. 11, 2—39 (= Päd. 5, 8, 36—74).
(2) Vivasvat war vordem ein Sohn Kasyapas von Aditi. Er
15 hatte drei Gattinnen, nämlich Samjnä, Räjnl und Prabhä. (3) Rai-
vatas Tochter RäjüT gebar- den Revata, Prabhä gebar den Prabhäta
und die Tvastrtochter Samjnä den Manu; (4) Yama aber und Ya-
munä wurden als Zwillinge geboren^). Alsdann schuf die schöne
merkt sonderbarer Weise: tena hhrätuh mätriäpajaldeiiena inamäpy evarn.
mä hhüd Üi dharmam eväsrayad ity arthah; in Einklang hiermit finde ich
nur die falsche L. der ed. Bomb. v. 567: sävarnam jnnant st. sävarriaj°.
1) Ed. Cale., Hr., Siv.: dharmena ranjayämäsa dharmaräja iniäh
praj(ih\ Bomb.: ^räja iva; Vä : °räjas tu sah; Bhav.: °räjas tatah smrtah;
Mark. : dliarmo 'bhirocate yasmüd (Uuirmarujas tatah smrta/i. Räjan von
ranj, ist die stehende Ableitung in den Pur. Im Mark, heißt es noch (7 8, 29.
108, 17 f.): dharmadrstir yataS cäsau samo niitre tathähite tato niyogam
(108, 18: °ge) Uiin yaraye cakära timiräpahah. Vgl. Mahäbh. III, 16.
2) sa tapodhaniih ed. Bomb., Br. {nävariii/t), Siv. ; Vä. : 6'« mahäyasäh
(Mark.: Siitnalc'), was vorzuziehen wäre; Calc. : sa tadocyate.
3) \'ä : inerupi'tithe suramye vai adyfqii carate jn'abhuh.
4) Ausgelassen sind zwei Halbv., die mit Uecht in Br. und Vä. fehlen:
nnsatyau yau sainnkhyätau svarvaidyiiu tau bahhävatiili \ sevato (1. revato\)
''jn tathä rrijaun aiivänäm säntido 'bhavat. (Ähnlich Mark. 78, 30 f; die
Bez. ääididali auch im Bliav ). Von Kovanta (s. S. 347 , Anm. 7) ist in den
drei gleichlautenden Texten sonst nirgends die Rede.
5) diinavuntacilärsnyä llnr. u. Br. ; Vä. : dänavapratit-äranam (die
bessere v. 1. st. ^^i,it). — Mark, und Vi. lassen Tvastr aus dem abgehauenen
Glänze, der nach dem ersten ^'/m , nach dein zweiten '/g des ganzen betrug,
auch die Wiiflen der anderen Götter, das Bhav. die Bhoja schatVen; nach dem
8fimb. verwandelt sich der Abfall in Brahmaneii.
6) yariyniil lu yiipy iivld; ed. Komb. u. Vä. : yav° tayor yä tu, als ob
vorher von Yama und dem älteren Manu und nur von diesen die Rede gewesen
wäre; dies weist auf eine ältere Form der Erzählung zurück.
7) Folgt nocli eine Wiederholung, betr. Manu Sävarna und Sanaiseara,
und die MraroiKijiUidul.ti.
H) Ks .'iciiMi liii'r die übrigen mir bekannten bez. Angaben noch angemerkt.
JÄürja- (vio wdhl st. tatliäpiirarn zu 1. °parä) und Agni-P. stimmen in der
Aufnihrung der (Sattiiincn und Kindur Vivasvuts mit Mat.-Pad. überein, ebenso
da» Kürinu 1*. , nur dalj dieses Cliäyil von vornhorein als vierte Gattin nennt.
Im IJIiag.-P. rnid(<n wir cininal ( Ci , 6, 4(1 f.l als Kiiulor der Sunijnä und der
<'liu}u die l'itrsonon aufgeführt, die im Har. usw. vorkommen, nebst der Tapati;
Blau, Puranische Streifen. 349
Tvastrtochter, nicht ertragend die glanzvolle Gestalt Vivasvats,
(5) aus dem eigenen Leibe ein untadeliges^) Weib von gleicher
Gestalt-) mit Namen Chäyä. (6) Zu dieser, die mit den Worten:
,Was soll ich tun?' vor sie trat, sprach sie: Chäyä, liebe du meinen
Gatten, Schönantlitzige, (7) und hüte meine Kinder mit mütterlicher 5
Liebe. So will ich tun, sprach diese und ging zu dem Gotte^),
pflichtentreu. (8) Und der Gott hinwiederum liebte sie aus Rück-
sicht dessen, daß er Samjnä in ihr sah, und zeugte mit ihr einen
Sohn , der die Gestalt Manus hatte : (9) und wegen des gleichen
Aussehens mit Manu Vaivasvata (ward er) Sävarni (genannt). Darauf lo
zeugte Sani und Tapati und Visti der Reihe nach (10) mit Chäyä,
in der Meinung, sie sei Samjnä, der Sonnengott. Chäyä bewies
alsdann*) ihrem eigenen Sohne Manu mehr Liebe. (11) Der erste
Manu ertrug das, nicht aber Yama; zoi'nerfüUt, drohte er ihr^),
den rechten Fuß erhebend. (12) Und Chäyä verfluchte Yama: Voller i5
Wunden '^), von Würmern heimgesucht wird dieser eine Fuß sein,
mit Eiter- und Blutfluß behaftet'). (13) Dharma*), zoniig über
den Fluch''), meldete dem Vater: Ohne Grund bin ich, o Gott, von
der Mutter im Zorne verflucht worden; (14) aus kindischem Wesen
habe ich einmal ^*^) ein wenig den Fuß erhoben. Obgleich von Manu 20
zurückgehalten, sprach sie den Fluch ^i) auf mich, 0 Herr. (15) Wahr-
scheinlich ist das nicht meine Mutter, weil ich (von ihr) mit dem
Fluche getroff"en worden bin^'-). Der Gott erwiderte i-^) Yama: Was
soll ich tun, du Hoch verständiger ? (16) Wem erwüchse nicht aus
Torheit Leid oder aus der Verkettung der Werke ^*)? (Die) ist ja 25
selbst für Bhava unab wehrbar, geschweiafe denn für andere Ge-
an einer späteren Stelle (8, 13, 8 — 10) werden zwar dieselben (beide Male auch
die alte ^Yaml") genannt, hier aber die Asvin als Söhne einer („nach einigen")
dritten Gattin, der Vadavä bezeichnet. — Der Sämb. sagt, daß Samjnä mit
anderem N. Prabhä hieß. — Vgl. oben S. 340, Anm. 2.
1) aninditäm; Päd.: °tä.
2) tvästrisvarüpena nämnä chäyeti (metr. schlecht). Fad. : tvästrl sva-
rüparüpena ch°. Etwa: sarüpäm riipcna, oder svarftpnrnn'i
3) hkäpi (?) suvratä. Päd. : kämäya s', was zu dem flgd. paßt.
4) tadä mit Päd. zu 1. st. tathä.
5) St. sanitär ja i/ämäsa mit Päd. zu 1. : täm tarß.
6) saksatah; Päd.: savranah.
7) püya^onitavisravah: als adj. Comp, unmöglich. Etwa °visrai'atli'i —
Dor Sämb. hat in Hinsicht der Verfluchung eine von den anderen Horichten
abweichende Version : Aus einem bestimmten Anlaß entsteht Eitersucht zwisclien
Dharmaräja und Sani; die Mutter tiucht Yama: hilmäsapädas tvavi vicara-
sva, und dieser wieder dem Sani, dor s'djxilah pädak/ianjo 'öhut; das letzte
erklärt sich durch den N. des „langsam Wandelnden" zur Genüge.
8) Päd. : yamali.
9) äüpäd amar§itah. Päd. : äöpena dharsitah.
10) St. sakrt Päd.: kvacit (mit v. 1. wie Mat.).
11) niama Mpam adäd; Päd.: mäin äampa viadäd.
12) ä(lj)enä/ia7n yato hata/i; Päd.: asamä siiehato yatah.
13) äha bhüyalri
14) Päd.: säukhyät kasya na duhkhain syad athavä karmasamtatih.
350 Blau, Puranische Streifen.
schöpfe. (17) Ein Hahn, den ich dir geben werde ^), wird die
Würmer fressen und Fäulnis und Blut fortnehmen, mein Kind.
(18) Also beschieden, gab sich der hochberühmte Yama strenger
Kasteiung hin in dem Wallfahrtsorte Gokarna, aus Überdruß an der
h Welt, Früchte, Blätter und Wind essend O- (19) Er mühte sich
um Mahfidevas Gunst während Myriaden von Myriaden von Jahren.
Endlich schenkte, befriedigt, Mahädeva der Spießträger ihm einen
Wunsch^). (20) Er wählte die Welthüterschaft, den Herrschersitz
in der Väterwelt und die Prüfung (dieser) Welt, deren Wesen Recht
10 und Unrecht ist^). (21) Also erlangte er von dem Spießträger ^)
die Welthüterschaft und die Oberherrlichkeit über die Väter und
über Recht und Unrecht **). (22) Als nun Vivasvat das Tun')
Samjnäs erfahren hatte, ging er zu Tvastr und sagte (es) ihm voll
Zornes. (23) Darauf sprach zu ihm, ihn beschwichtigend, Tvastr:
15 Deinen starken, finsternisverscheuchenden ^) Glanz, Erhabener, nicht
ertragend, (24) kam sie in Gestalt einer Stute hierher zu mir. Aber
ich wehrte ihr (aus Furcht vor dir)'^), o Tagmacher: (25) Weil du
ohne Wissen^*') (des Gatten) zu mir hergekommen bist, darum darfst
du in mein Haus nicht eintreten. (26) Also beschieden, ging die
20 Untadelige nach dem Lande der Maru; in Gestalt einer Stute weilt
sie (jetzo)^*) auf der Erde. (27) Darum sei mir gnädig; wenn ich
deiner Huld mich erfreuen darf, will ich deinen Glanz fortnehmen,
ihn auf (mein) Werkzeug stellend, o Tagmacher. (28) Eine Gestalt
will ich dir machen, die der Welt Wonne bereitet, o Herr. Als
25 der Sonnengott sagte : so sei es, stellte er den Tagmacher auf die
Drehscheibe (29) und löste seinen Glanz ab. (Daraus) bildete er
die Wurfscheibe Visnus und den Dreizack Rudras und den außer-
ordentlichen Donnerkeil Indras, (30) des Vernichters der Daitya
1) krkavälcur mayä datto yah krmtn bhaksayisyati. Päd.: krkaväkus
tava pacle sa kniün lh°.
2) Päd. : vairägyät pushire tlrthe phalaphenäniläsanah. — Das Liiig.
geht einen Schritt weiter und läßt Yama, ohne heim Vater Hilfe zu suchen,
s()t;leich nach Gokarna gehen und von Siva außer den anderen Dingen säpa-
mvksam erlangen.
i\) Päd.: pilämalunp samärüdhya yävad vur§asatam punah tapah-
jirabhavdd devcb'a/i naintu^tah padmusambhavali.
4) VAd.-.pärlokam tuthäksayam dhnrinädharmätmalcasyäsyajagatas...;
dieses iiHya habe ich aufgonomuien.
b) l'iid. : agdiniit padinasiDnbluivät.
6) ä/iartniidhdimanyd cünagha: man würde dazu wieder ein Wort wie
partktiatiain erwarten; auch piißt die Anrede anaglia nicht, da der Sota
mehreren Ksi erzählt (23: dvijotUniml,); Iroilich sind unpassende Anreden in
den Pur. liäulig genug, bei deren oft liederlicher Kompilation Stücke aus einem
andern Zu>aminonhang so, wie sie waren, herübergononimen wurden.
7) eamjtiüyäh karviaceftilum: oder karma v°?
8) Wohl be.ssor Päd.: tumunadu.
9) tvayä caira des Mat. gibt keinen Sinn; Päd.: tvadbluiyena. SSmb.:
tava bhiyil,
K») avijndtalciytl; Pud.: ariJüataiU(iH<l[h).
11) St. aaiiiprutivfhitä des Mat, liat Päd.: sanqyrali athitä.
ßlau, Puranische Streifen. 351
und Dänava. Und dem Tausendstrahligen ^) machte Tvastr eine
unvergleichliche, große Gestalt, ohne Füße; (31) er konnte dann
das, was die Form von Füßen hätte, beim Sonnengott nicht wieder
sehen-). Daher soll niemand auch an heiligen Bildnissen-^) je Füße
anbringen lassen. (32) Wer (solche) macht, der erfährt ein gar 5
schlimmes, schimpfliches Los; die Aussatzkrankheit, die schmerz-
volle^), bekommt er in dieser Welt. (33) Und darum möge nie
jemand, den es nach Tugend und nach Genuß verlangt, auf Ge-
mälden und (an Bildwerken) in Tempeln Füße des weisen Gottes
der Götter anbringen lassen. (34) Alsdann ging der Erhabene, der lo
Oberherr der Unsterblichen, nach der Erdenwelt und liebkoste, von
Liebe gequält, (Samjiiä) am Munde, der Tagmacher, (35) in die
Gestalt eines Hengstes und großen Glanz gehüllt. Und Samjnä
verfiel in Unruhe des Gemütes, von Furcht ergriffen. (36) Sie gab
durch die Nasenlöcher (seinen Samen) von sich ^) aus Besorgnis, es i5
möchte ein Fremder sein. Aus diesem Samen wurden die beiden
Aövin geboren, so steht es fest. (37) Die beiden Dasra (heißen sie)
als solche, die infolge Herausgeflossenseins entstanden sind, die beiden
Näsatja , weil sie aus der Nasenspitze (entstanden sind) ^). Und
endlich ihn, den Gott erkennend, empfand (Samjöä')) die höchste 20
Zufriedenheit und fuhr froh mit dem Gatten im Luftwagen zum
Himmel. (38) Manu Sävarna weilt noch jetzt auf dem Meru, reich
an Askese ^). Sani aber erlangte dann durch die Kraft seiner Askese
gleiche Stellung mit den Planeten. (39) Yamunä und TapatI hin-
wiederum wurden beide Ströme. Visti'*) erscheint als die Furchtbare 25
wegen ihrer Schwärze.
Der alte Itihäsa ist, wie wir sehen, in der puranischen Über-
lieferung durch mannigfache Züge bereichert und zu einer umständ-
licheren Erzählung ausgestaltet worden. Wir erfahren hier, warum
Samjnä den Sonnengott verließ, wie ihr Geheimnis an den Tag kam, 30
1) Iin Text: sahasrakiranätmakam (rüparri). Päd,: prasantiakir° .
2) ? Oder: man konnte . . .? Der Text lautet: na äa^äkätha tad dra-
stum pädarvjiam raveh 2}u>iu/i.
3) arcäsv api. Päd.: adijäpi.
4) Ich 1. mit Päd. : duhkhasamyutam st. °//ufah.
5) utsrstam, u. im flgd. Ilalbv. : tndretasas tato\ Päd.: titksijttam . . .
tasyätha reUisto. Aber, wenn schon tayä , so könnte retas bei utsrßtam
natürlich nicht fehlen ; es ist etwa zu 1. tadretctii ca tato . . .
6) Mat. : dasrau nutatvät samjätau näsatyau näsikägratalf^ Päd.: d^
^rutitiiät (!) ... Es ist natürlich zu 1. srutattHit , das der Herleitung des N.
Dasra dienen soll. Übrigens würde der anzunehmende Sinn sich einlacher
ergeben, wenn es etwa hießa: dasrau srutatväd äkhi/ätau näsatyau näsiLä-
sraviit.
7) St. tarn devaiit Päd. besser: aä ti°.
8) Päd.: (idi/äj)i tapcde tapah.
9) Im Bhav. IV, 117, 1 ft'. heißt es von ihr: . . . vislir blutdreti cocyate . . .
sutä mürtandadevasya chäyayä janitä purä i'anaiscarasya so<laryä lihnginy
atibhayainkarl | sd jätamäträ bhuranam grastuin sumupacakrame kr?uä
harälavadanä . . .
I
3^2 Blau, Puranische Streifen,
wie es möglich wurde, daß sie, nach der Geburt der A^vin, sich
mit dem Gatten versöhnte i). Auch der in der Geschichte vor-
kommenden Personen sind mehr geworden. Abgesehen von Tvastr,
der nun eine so bedeutende Rolle darin sjoielt, ist die Familie
5 Vivasvats schon in der älteren Darstellung zahlreicher geworden,
und die anderen Texte fügen noch einige Namen hinzu. Dort sind
genannt als Kinder der Samjnä Manu, Yama und Yami und die
Asvin, als Kinder der Pseudo-Saipjnä Manu Sävarni und Sanaiscara;
die Gesamtzahl wird vom Vä. ausdrücklich als sieben angegeben-).
10 Den Kindern der Vertreterin gesellen Mark. usw. TapatT (die ihr
Name wohl recht geeignet dafür machte, für eine Tochter des
Sonnengottes zu gelten), wahrscheinlich zu dem Ende, die zweite
Mutter mit einer ähnlichen Kinder-Dreizahl auszustatten wie die
erste, während sie als später geborenen Sohn der Sainjnä noch
15 Revanta aufführen. Endlich geben Mat. usw. der Tapati noch eine
Schwester, Visti. Und statt der einen Samjnä und ihres , Abbildes'
hören wir am Ende von vier Frauen.
Die Heldin der Legende führt in den die ursprünglichere
Überlieferung vertretenden Texten die beiden Namen Surenu-^) und
20 Samjnä. Der erste, dem alten Namen Saranyü entsprechende, ist
in Mark., Vi., Mat. usw. über dem zweiten ganz vergessen und wird
auch im Har. usw. nur eben zu Anfang erwähnt. Für die Savarnä
der alten Sage hat sich allmählich der Name Chäyä festgesetzt, ein
Wort, das zuerst nur als Appellativum gebraucht war; in der älteren
25 Darstellung wird sie bezeichnet als die Savarnä, die irdene Samjiiä,
die zweite S., die Chäyä, die Chäyä-Satpjnä^). Aber es gibt hier
eine Anzahl Stellen •^), wo sie schlechthin Samjnä genannt wird, die
offenbar die vorausgegangene Geltung dieses Namens bewahrt haben.
Ferner muß es auffallen, daß trotz der vorherigen Erwähnung des
30 Sanaiscara mehrfach ") von Manu Sävarni als alleinigem Sohne der
Chäyä die Rede ist; dazu stimmt aber allerdings die Art der Er-
wähnung der beiden Söhne im Har.") und Br., wo die nachträgliche
ly iJonn dio Gescliichte niinmt, wie ein indisches Schauspiel, ein glück-
liches Ende. Daß Vivasvat die (iattin mit sich heimführt, ist zwar in den
Texten, dio die kltcste Fassung bieten, nicht zu lesen, entspricht aber durchaus
der Tendenz der Krzähluntj.
2) 84, 31; gewiß in Hinblick auf die sieben Roße und die sieben Strahlen
Süryas.
3) Irrtümlicher Weise heißt es bei Faush^U, Indian mythology according
to tho Mahribliärata. London lito.i, S. 7Cf. von Sürya: „Ilis wife is called
in I, '.i.'»'J'.» 7'vtltitrt viu/avänljxtdhärmi (so) . . . His sister Surenu is married
to Miirtiuiila (Hariv. /ilC)".
4) Die letzte Bez. im MUrk. u. Vi.; Rntnnparbha erkl. sie: chäyaiva
samjnnrvpeiia slhiltl. Und clulyä ist wohl in beiden, wie ders. Komm, für
da» Vi. bo/ciim, uppoll.
b) Har. ."iOCJ. 6ti8. .OT? (wo Mark., Siv., liliav. den ilinoii anstößigen N.
mit chüi/ä vertauscht haben) u. dio entspr. Stelion der beiden Parallelteste und
MUrk. IOC, i;t.
(., Hur. [>IM. Ü70. 578. 7) Har. 5G2— 504.
Blau, Puranisehe Streifen. 353
Einfüfifuno- Sanaiscaras klar ersichtlich ist. Diese Zeugnisse verraten
also einen früheren Stand der Überlieferung, der Samjnä als die
Vertreterin Surenus^) und als Mutter nur des Manu Sävarni kannte.
Was den nichtssagenden Namen Samjnä betrifft, so könnte man
vermuten, daß die Vertreterin durch ein das Wort samjnä ent- 5
haltendes Kompositum bezeichnet worden wäre, wie etwa ,Samjnä-
Surenu', ,die nur dem Namen nach Surenu ist'; als die Bedeutung
der Zusammensetzung dem Bewußtsein geschwunden war, konnte
,Samjiiä' allein als Name in der Bedeutung des Komp. gebraucht,
anderseits wegen seiner Verbindung mit dem Namen Surenu als lo
mit diesem gleichwertig empfunden werden. Wie es indessen sich
auch mit der Entstehung des Namens verhalten möge, seine Geltung
ist m. E. im wesentlichen bedingt durch die Stellung seiner Trägerin
in der Sage als der Mutter Manus.
Nach Yäska und Saunaka zeugt Vivasvat mit der Savarnä den is
(einen) Manu. In den Puräna hingegen finden wir Manu Vaivasvata
als erstes der Kinder Surenus, als erstgeborenen Sohn der Chäyä den
Manu Sävarni. Manu mit diesen Beinamen (der erste als Vivasvat
im Rgv.) kommen in der vedischen Literatur vor; und Bloomfield-)
hat es wahrscheinlich gemacht, daß Manu unserer Sage vom An- 20
beginn angehörte und, wie er einmal Vivasvatsohn genannt wurde,
so durch das Metr. Sävarni in Beziehung gesetzt wurde zur Savarnä-^).
Nun ist aber Manu, ursprünglich eine Parallelschöpfung zu Yama*),
als Stammvater der Menschen, im Laufe der Zeit in seiner Bedeutung
gewachsen ; zumal im System der Puräna spielen die Manu und 20
Manvantara ja eine hervorragende Rolle. Dies hatte zur Folge,
daß man seine Abkunft von der untergeschobenen Gattin Vivasvats
als seiner nicht würdig und anstößig empfand. Dem Bestreben aber,
ihn dem Kinderpaare der echten Gattin ebenbürtig zu machen, ließ
sich, ohne daß der Charakter der Savarnä als Mutter eines Manu ^0
angetastet wurde, dadurch Genüge tun, daß aus dem einen Manu,
den die Überlieferung unter zwei Beinamen kannte, zwei verschiedene
Manu wurden, deren erster dem Geschwisterpaare Yuma und YamI
nicht nur zur Seite, sondern sogar als Erstgeborener Surenus voran-
gestellt wurde, während der Savarnä der Manu Sävarni verblieb^), "is
1) Dazu stimmt die lexikof;rapli. AuffiihrunK von sam'fnasuta als Hez.
des Pianoteii Saturn. Daß Samjnä die savarnä ist, hat auch Hloomtiold ge-
sehen (a. a. 0., S. 170). 2) A. a. Ö., S. 178—180. 187.
3) Wenn Bloomfield Uocht hätte mit seiner Vermutung, dal3 diis Patr.
des Manu Sänivarani, der Väl. 3, 1 in gleicher Weise iu Beziehung zu Indra
gesetzt wird wie 4, 1 Manu Vivasvat, eine Entstellung von Sävarni sei, so wäre
das gewiß eine starke Stütze seiner Anschauung. Die woitorgohondo Annahme
Bl.'s, die dem Manu Sävariji den primären Charakter zuweist und durch seine
Anwesenheit in der Sago erst die savarnä hineingezogen sein läßt, bleibt für
uns hier außer Betracht.
4) S. Roth, Die Sage vom Dschomschid, in ZDMG. 4, (S. 417—33) S. 430.
Macdonell, Vodic mythology, S. 139.
5) Die Pur. wissen von der otlenbar ursprünglich vorhandenen Beziehung
zwischen den N. Savarnä und Sävarni nichts mehr oder weisen sie . wenn wir
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 2 3
^PvA Blau, Puranische Streifen.
Diese Absonderung des Manu Vaivasvata erklärt denn wohl auch
zur Genüge, wieso die Überlieferung in der Anwendung des Namens
Saipjnä schwankend werden und schließlich diese, die ursprüngliche
Savarnä und Mutter des einen Manu, für identisch mit Surenu aus-
5 weben konnte, da ja Manu Vaivasvata der wirkliche, jetzt herrschende
Manu ist.
Den Grund, weshalb Surenu den Gemahl verließ, gibt die ältere
puranische Erzählung mit den Worten an: ,sie war nicht zufrieden
mit des Gatten Gestalt'. Diese Motivierung ist, wie Bloomfield
10 bemerkt ^), im Sinne der alten Sage ; sie wurzelt in jedischen Über-
lieferungen von der Unebenbürtigkeit des achten Aditya als Mär-
tändas "-). Besonders kommt hier in Betracht die Märtända betreffende
Erzählung des Sat.-Br. (III, 1, 3 f.), die auch weiterhin noch heran-
zuziehen sein wird:
15 3. Der Söhne Aditis waren acht. Aber derer, die sie ,die
Götter, die Aditisöhne' heißen, sind nur sieben. Den achten, Mär-
tända, brachte sie als einen ungestalteten'^) hervor; ein Klumpen
war er, so breit wie hoch ; einige aber sagen, er war von der Größe
eines Mannes. 4. Jene nun, die Götter, die Aditisöhne sprachen:
20 Was nach uns geboren ward, soll nicht verloren sein; auf, laßt
uns ihn gestalten. Also gestalteten sie ihn, wie dieser Mensch ge-
staltet ist'*). Aus den Fleischstücken, die sie (von ihm) abschnitten
und auf einen Haufen niederwarfen, entstand der Elefant. Darum
sagt man, man solle einen Elefanten nicht (als Geschenk) annehmen,
25 denn der Elefant stammt vom Menschen. Den sie nun also ge-
stalteten, das war Vivasvat, der Äditya; von ihm stammen diese
Geschöpfe •').
Daß die Sage von der Unform Märtändas auch unserer pura-
nischen Erzählung zugrunde liegt, ist zwar an der Stelle, die wir
NTlak. glauben wollen (s. oben S. 342, Anm. 8), stillschweigend ab. Sie lassen
Manu Säv. so genannt sein wegen seiner Ähnlichkeit mit dem erstgeborenen
Manu. Nun erklärt Ratnagarblia zu Vi. 111, 2, 13: piirccijasi/a sräddhacle-
vasyd savarjKili mauur üi suniändvarnatvät süryaputratvät tulyarüpatväd
vä, gibt also in erster Linie die .Gleichheit an Kaste' als Ursache an. Dürfen
wir hiernach dieselbe Bedeutung für denselben Ausdruck, sumänavarnati'ät,
NllakHiithiis anneiinien, so erscheint jene puran. Herleitung des N. in anderem
Liclite; sie wird vielleicht im Sinne der Komm, zurückgehen auf einen Stand
der Geschichte, der noch von keinem erstgeborenen Manu wußte. Und wenn
die Erzähler damals betonten, daß Manu dem Erstgeborenen, nämlich Yama,
ebenbürtig sei, >ü war das wohl der erste Schritt dazu, ihn auch wirklich eben-
bürtig zu machen dadurch , daß man ihn unter die Kinder der echten Gattin
vorsolzte.
1) A. a. O. 8. 177.
2) Säy. zu KV. X, 72, '.t : inrtäd vi/rddltdd aijdüj jütiiiu märtändanä-
mänayi tfüryam. Vgl. Muir, ()r. Skr. Te.xts IV'-, S. 13; V, S. 41t.
3) Muir, a a. O. IV-, S. 14, nach dem Komm.: dostitute of any modifi-
cations of »hape (without hands and foet, etc.).
•1) Man wäre versucht zu sagen, daß hier die Sage selbst uns die Anthro-
pomorjjliose der Sonne veraiisehiiulicht.
b) Zu der Stelle vgl. auch Eggeling in seiner ( bers. des Sat.-Br.
mau, Puranische Streifen. 355
oben zunächst im Auge hatten (Har. 547 f. usw.), durch die vor-
liegende Gestalt der Texte z. T. verdunkelt, kommt aber anderwärts ~
deutlich genug zum Ausdruck. Die Beschreibung des S.-Br. : yävän
evordhvas täväms tiryaii kehrt fast so in Har. 587 und Vä. 84, 70
wieder; im Mark. 105,27 heißt es: kadambapuspavad bhäsvän 5
adhas cordhvam ca rasmibhih vrttägnipindasadrso dadhre nä-
tisphurad^) vapuh; und Bhav. 1, 79, 21: anispannesu gätresu
golam drspvä . . . .^) Mit dieser Vorstellung aber von einer kugel-
förmigen, ungegliederten Gestalt Vivasvats verbindet sich, wie wir
gesehen haben, schon in den älteren puranischen Fassungen die von lo
seinem übermäßigen Schein, den Surenu nicht ertragen konnte. Und
dies wird denn weiterhin die ausschließliche Motivierung ihres Fort-
gehens. Das Verhältnis der beiden Hauptpersonen zueinander hat
sich eben dem Pauränika geändert: die Göttin steht nun nicht mehr
einem Unebenbürtigen gegenüber, sondern der Sonnengott ist in 15
seiner Majestät über sie hinausgewachsen. Anderseits brachte die
überlieferte Ursache die Moral der Surenu in ein übles Licht. So
setzte sich die neuere Begründung ihrer Flucht fest, die der Würde
des Gottes angemessener wie dem Charakter der Gattin vorteil-
hafter war. 20
An die Stelle der sieben Aditya, die in der Sage des Sat.-Br.
den Sonnengott zu einer gegliederten Gestalt zurechtschneiden, ist
in der puranischen Erzählung Tvastr oder Visvakarman ^) getreten,
den ja auch seine mythologischen Funktionen ■*) zur Ausführung
dieses Geschäftes durchaus geeignet erscheinen lassen mußten. Zu- 25
folge der eben gekennzeichneten veränderten Anschauung aber ist
es nunmehr nicht die Gestalt, sondern das tejas Vivasvats, das auf
der Drehscheibe des göttlichen Handwerkers beschnitten wird. Diese
Operation ermöglicht, wie schon gesagt, die fernere Zufriedenheit
der Göttin mit dem Gemahl^). Während im Sat.-Br. aus den ab- 30
gehauenen Stücken der Elefant entsteht, finden hier die Schnitzel
andere passende Verwendung**).
Wenn die bisher besprochenen Bestandteile unserer Erzählung
auf dem Boden alter, aus der vedischen Literatur nachweisbarer
Überlieferung erwachsen sind, so läßt sich nicht das gleiche sagen 36
1) Schwerlich richtig, da man ja 106, 5 liest: yat tejo ''bhi/adhikain
tasija: es ist wohl zu verbossoru in so 'ti.'i2^h° oder auch Ntrili\sph°.
2) S. auch oben SS. .'J40, Anm. f) ; a41, Anm. 3; 345, Aiim 9.
3) Die N. werden promiscue gebraucht außer im Mark. (vgl. Macdonell,
Ved. myth. S. 117) auch im Vi., Bhav., Vä., in diesem zwar nicht im Verlauf
des hier in Betracht kommenden Stückes, aber kurz vorher (84, 16 tV.). Und
der Komm, zum Nir. 12, 1, 11 sagt: tvastä tievo visvakarmä yam purCina-
vido vadanti.
4) S. Macdonell a. a. O., S, 116.
,'j) S. oben S. 352. Im Sfimb. fordert Sainjuä als Bedingung ihrer Uück-
kohr, (laß ihr Vater die Gestalt des Gomahlos für sie ortragbar mache.
G) S. oben S. 348, Anm. 5. — Tvasti- fertigt, im KV., den Donnerkeil
Indras u. a. (Macdonell a. a. O.)
23*
356 Blau, Puranische Streifen.
von der Rolle, die Yama in der Geschichte zugewiesen ist, ins-
besondere seiner Verfluchunof durch die Stiefmutter. Daß Yama dem
jüngeren Stiefbruder Manu seine Erstgeburt hat abtreten müssen,
ist schon oben bemerkt worden. Aber auch sonst erfährt er Herab-
5 Setzung^) im Gegensatz zu Manu. So läßt das Mark. (77, 3 f.) seine
Geburt die Folge eines vom Vater über Samjiiä ausgesprochenen
Fluches sein, um die später übliche Etymologie des Namens des
finsteren Totenrichters anzubringen. Wenn er sich gegen die Stief-
mutter vergeht aus Zorn über ihre ungerechte Behandlung, so erträgt
10 der tugendhafte Manu diese mit Geduld, sucht (nach Mat. und Päd.)
Chäyä vom Fluche zurückzuhalten, begleitet (nach Vä. und Mark.)
Yama zum Vater ^).
Was nun die Vei-fluchung Yamas und sein endliches Los an-
geht, so begegnen wir in der Geschichte einem gewissen Wider-
1.5 sjDruch >^), indem nämlich zwar der Vater ihm über die Folgen des
Fluches hinweghilft*), Yama aber gleichwohl das schlimme Icarman
durch dharma seinerseits tilgen muß. Wenn aber einerseits die
Verknüpfung der Verfehlung Yamas mit seiner späteren Stellung
in dem älteren Bericht etwas gequält und verlegen erscheint, ander-
20 seits im Ling. die Hilfe des Vaters weggefallen ist, so haben wir
darin Anhaltspunkte, die uns gestatten, wie mir scheint, die Ent-
wicklung des Motives uns folgendermaßen vorzustellen. Als es sich
darum handelte, der Geschichte einen bestimmten Zug einzufügen,
wodurch Chäyä als die falsche Sarnjnä erkannt würde, wurde Yama
2.T zum Träger der Rolle des sich auflehnenden Sohnes gegenüber der
ungerechten Stiefmutter gewählt, sei es nur, weil seine Stellung
schon herabgedrückt oder nach der Übeln Seite verschoben war,
oder in Anschluß an eine sonst vorhandene (mir nicht bekannte)
bestimmte ähnliche Tradition^). Wir sahen, daß der Vater sich auf
30 Seite des Sohnes stellt und ihn von der Wirkung des Fluches be-
freit; und vollends nach einem Zusatz in Har. und Vä. wäre damit
die Sache abgetan, und Yama bekam wohl am Ende seine Würden
wie die anderen auch. Aber dann besann sich der Pauränika auf
das karman. dessen nachwirkende Kraft auch ein Machtspruch Vivas-
35 vats nicht aufzuheben vermag, und so muß Yama als dharmaräja
oder durch lange Kasteiungen sich einen Überschuß guten Werkes
1) So daß inuii siigen kann: die Krziihlung selbst spielt gegenüber Yama
die Uüllo, die sie der Stiefmutter übertragen hat.
2) 8. auch oben S. 344, Anm. 2.
3) Der bes. in Mat. -Päd. fv. 1(!) zum Ausdruck kommt in dem Hinweis
auf die karmutianitati/i (niii'äri/ä lihaivinjiäpi.
4) In der Älteren Darstellung durch eine spitzlindige Auslegung dos
Fluches, die dann entweder, weil nicht mehr verstanden, oder bewußt vom
Mat. usw. in eine Kröbero Form umgeändert worden ist.
.'>) \N'i'nn Lf.xikonitiiilicn die Ausdr. n'iriHtjuidii u. äir>i(lii(jliri als N.
Ynmas üljorliefern , utid ein (iedicbt (Höhtlingk, Ind. Spr. I*, 2049) ihn saru-
jap'iflti nennt, so vordanken diese Bezeichnungen viell. nur eben unserer puran.
Legende ihren Ursprung.
Blau, Puranischc Streifen. 357
erwerben, kraft dessen er dann in den Genuß seiner Würden ein-
treten kann ^).
Der Charakter des Ganzen, um darüber noch ein Wort zu sagen,
ist gekennzeichnet durch das Bestreben, das Betragen der Heldin
mehr und mehr mit den Forderungen der Moral in Einklang zu 5
bringen. Und in der Tat, eine Geschichte, die eine Frau, sei sie
auch eine Göttin, dem Gatten davongehen läßt, nur weil ihr seine
Gestalt nicht gefällt, konnten die Pauränika unmöglich unveredelt
weitererzählen. Wie schon die geänderte Be^ründuncr dazu diente,
ihr Fortgehen in milderem Lichte erscheinen zu lassen, haben wir lo
oben gesehen. Vater Tvastr schilt doch die Tochter aus und weist
sie von seiner Schwelle. Nun stellt sich aber, fast von ungefähr,
ein Zeugnis ihrer Tugend ein, in der ältesten Darstellung noch
spärlich, dann immer ausgesprochener-): das ist die Askese. Zu-
nächst stiehlt sich wohl nur ein derartiger Ausdruck an Stelle eines i5
älteren : es wird etwa aus der yaSasvini eine tapasvinl^ aus einer
yauvanasampannä eine yogabalopetä , aus einem adrsyäm sarva-
bhütänäyi tejasö. vibhavena ca oder (nach dem Bhav.) tej° svena
samvrtäm ein . . . tapasä niyamena ca. Aber weiterhin nimmt
die Erwähnung des tapas immer mehr überhand. Wenn in Har., 20
Br., Vä. die zum festen Bestand der Sage gehörige V^erwandluns;
in eine Stute gewiß auch schon in diesem Sinne gedeutet wird,
da ausdrücklich hinzugefügt wird: trncini cacära, so steht statt
dieser Worte im Mark. (77, 23) geradezu: tapas cacära und (106, 12)
tepe tapah sädhvi nirähärä; 106, 36 heißt es: vane carati tapah. 25
Und das Vi. (III, 2, 3) faßt sich kurz: . .*. chäyäm yuyoja vai
bhartuh sudrüsane 'ranyam svayain ca tapase yayau'^). Das Mark.
verrät uns auch, welches Ziel Saipjiiä mit ihrem tapas verfolgte
(106, 37 = Bhav. 1, 79, 69): rUpartham bhavafo 'ranyc caranfiin
sumahat tapah, und ganz genau (77, 39 f.): tapas carantlm da- so
dr4e . . . saumyamürtih subhäkäro marna bhartä bhaved iti | ablii-
samdliim ca tapaso bubudhe ^syä diväkarah.
Noch sei kurz hingewiesen auf die tugendhafte Vorsicht der
Göttin bei ihrem Wiederzusammentreflen mit dem Gemahl, darauf,
daß im Mark. (77, 15) auch von Tvastr gesagt wird: tapasä dhüta- 35
Icalmasam, wie im Mat. usw. Yama sich mit tapa^ müht, wie der
Sonnengott yoya zu Hilfe nehmen muß, um die Gattin aufzufinden. —
Genug, wir sahen, wie die alte; Sage mehr und mehr in die pm-a-
nische Atmosphäre eintaucht.
1) Ich kann es mir nicht versagen, hier auf gewisse tibetische und mongo-
lische buddhistische Überlieferungen , so fernab sie zu liegen scheinen , hinzu-
weisen, die man bei Schorman, .Materialion z. Gesch. d. Ind. Visionslitt, S. 8Gfl'.
verzeichnet findet, denen zufolge Yama erst, nachdem er früher begangene
Sünden gebüßt oder die Lehre Buddhas angenommen hatte, zum Beherrscher
der Unterwelt bestellt wurde.
2) Nicht im Mat. -Päd., wo das Interesse an der Heldin überhaupt etwas
zurücktritt. 3) S. auch oben S. 345, Anm. 5.
I
358
Von
Heriuaun Jacobi.
J. Hertel hat oben S. 113 ff. mit Berufung auf TT^T^^^,
das bedeuten soll: „einer der einen Pfau vortäuscht", wahrscheinlich
zu machen versucht, daß die bekannte Fabel von der Krähe, die
sich mit Pfauenfedern schmückt , Phaedrus 1,3, in wesentlich
5 orleicher Fassung; bereits im 4. Jahrh. v. Chr. in Indien bekannt
gewesen sei, und R. Schmidt stimmt Hertel's Deutung von M ^<^^^
bei (ebendaselbst S. 119). Mir scheint Hertel's Versuch verfehlt.
Meine Gründe sollen folgende Zeilen darlegen.
Ruyyaka^) bespricht, Alarnkärasarvasva p. 200, die beiden
10 möglichen Auflösungen von Komposita wie '<=(^'^^ nämlich 1. als
«1^ ^^ Tj^ d. h. als u/jamäsamäsa nach Pän. II, 1, 56 ("3''?"MTfT
^T5nf^*?: ^Tm^'^TlT'^ft'r) und 2. als ^^^ '^^' d. h. als
rüpakasamäsa nach Pän. II, 1, 72 (T^T^^^T^'^rg). üa Pänini
letztere Art der Komposition nicht ausdrücklich lehrt, so mußte
15 für sie , nachdem sie durch die Dichtersprache Kurs bekommen
hatte , das erwähnte Sütra bez. der damit gemeinte Gana , die
Berechtigung hergeben: eine Verlegenheitsausflucht-). Denn jener
Gana ist eine Zusammenstellung unregelmäßiger, liTu-list sonderbarer
und interessanter Komposita, von denen nur ^'^'^^^^ und WT"^"
20 öq^^ (im Ganaratnamahodadhi 2, 115 noch e^'^öQ^SR) sich so auf-
lösen lassen, wie Ku3'yaka es will.
Ob nun seine Erklärung zulässig ist oder nicht, jedenfalls
haben andere i'oetiker sie angenommen, unter diesen auch, worauf
es hier besonders ankommt, Heraacandra. Denn in seinem
1) Anfang dos 1 2. Jiilirh.
2) Sarii.svulikui4liriblinrana IV, 27 (p. 353 NSP.) versucht auch eine
aiiiluro F.rkläruii^; , diu nbc-r vur den Augen der Grammatiker niclit Gnade ge-
funden zu habun sclieint.
Jacohi, Mayuravyamsaka. 359
Kommentar zu seinem Kävyänusäsana p. 250 erklärt er M*1ftm^T
als '^^^ ^fTT^T, und fügt hinzu TTfT^^^Tf^T^ITS^^^
^'IT'^^ Wenn er also in der von Hertel angezogenen Strophe
Parisistaparvan III, 78, sagt :
so müssen wir annehmen, daß er auch hier an keine andere Auf-
lösung des Wortes als T^T "5^ ^^^I bedacht habe.
Doch die Frage ist : was bedeutet T^T°^^^ eigentlich ?
Eine befriedigende Erklärung gibt Vardhamäna (1140 n. Chr.) im lo
Kommentar zu Ganaratnamahodadhi 2, 115. Nachdem er zuerst
^^^ als f^flT "^^T ^^ erklärt und demgemäß eine offenbar
erdichtete^) Deutung unseres Wortes gegeben hat, fährt er fort:
■'S'^fT I „Oder: Ein Betrüger =■ ein abgerichteter Pfau der Jäger,
der andere Pfauen betrügt; so nennt man einen Betrüger". Danach
wäre also ursprünglich T^'^ög^SR ein zahmer Pfai;, dessen sich
die Jäger bedienten, um wilde Pfauen einzufangen, ähnlich wie es
ja auch unsere Taubenliebhaber beim Taubenfang machen. Das 20
Wort ist offenbar volkstümlicher Präffuncf- daher die Unresfelmäßi^-
keit seiner Zusammensetzung. Der als Lockvogel dienende Pfau
wurde das Sinnbild besonders niederträchtiger Betrüger, da er ja
das Vertrauen von seinesgleichen mißbraucht , um sie in Knecht-
schaft zu bringen; und T^?^^^^ bezeichnet daher, wie Vardha- 25
mäna angibt, einen Betrüger. Das war schon zu Patanjali's
Zeit der Fall; denn er sagt, ^ in jenem Sütra (II, 1, 72) bedeute
1^^, d. h. die in dem Gana genannten Wörter seien nur in der
gegebenen Form zulässig, nicht aber als Glieder von Komposita;
weshalb man ^^^tM JJ^T^ö^^^ sagen müsse , (und nicht etwa »0
''JT'T*'^^**)- Daraus ersieht man , daß Patafijali unser Wort in
übertragener Bedeutung, etwa „Betrüger", kannte; denn nur
dann scheint das Attribut „höchster" (ärgstei*) überhaupt anwendbar.
In dieser übertragenen Bedeutung hat es offenbar Hemacandra in
dem oben zitierten Verse gebraucht , und hat man daher nicht ;t5
1) Dieselbe Erklärungswoiso ist bei chattraviiamsaha und chältravi/am-
saka ganz unmöglich und wird daher von Vardhamäna auch gar nicht versucht.
3ß0 Jacobi, Mnyuravyarnsaka.
nötig mit Hertel anzunehmen, ,daß Hemacandra die Fabel (von
der Krähe, die sich mit Pfauenfedern schmückt) in einer ursprüng-
licheren Fassung kannte, als sie in den beiden buddhistischen
Rezensionen vorliegt".
5 Ich ziehe das Fazit aus vorstehender Darlegung. Die von
Vardhamäna überlieferte Erklärung von ^^^^^, die sich mit
der Auffassung Ruyyaka's und anderer Poetiker von der Auflösung
dieses Kompositums aufs Beste verträgt, ist dui'chaus einleuchtend
und ungezwungen; sie macht Hertel's Erklärungsversuch, wonach
10 jenes Wort aus einer uralten Fabel stammen soll, überflüssig und
unwahrscheinlich.
361
Beiträge zum Sanskritwörterbuch aus Hemacandra's
Parisistaparvan.
Von
Johannes Hertel.
Bei der Ausarbeitung meiner teilweisen Übersetzung des Pari-
sistaparvan^) bin ich auf eine Reihe teits unbelegter, teils nur aus
Lexikographen belegter Wörter gestoßen, zu denen sich eine Anzahl
zweiter Belege zu bisherigen uTCa'E, eiqiq^iva oder schwach belegter
Wörter gesellen. Die von mir untersuchten Teile des Pari^ista- 5
parvan sind: I, 92 bis 258, II und III vollständig, VI, 22 bis 187,
VII, 20 bis 138, VIII, 194 bis IX, 54. Diese Wörter führe ich
im folgenden auf. Die neuen sind unbezeichnet, die aus Lexiko-
graphen belegten sind am * kenntlich (ich füge die Belege aus
PW. in eckiger Klammer bei) , die bisherigen cmaE, siQtmiva oder lo
sonst schwach belegten Wörter sind als solche besonders bezeichnet.
^T^ am Ende eines Kompositums *Schmiich III, 235. [H. an. 2, i
'V{^J■ Med. k. 16 ^XITJ.
^^r^^ Wahrheit {an. hq.) III, 253.
*^«T1TT m. ein Einsiedler.^ der sein Haus vei-lassen hat. [H. 76]. i5
II, 690.
^•T^ oder ^•T^'t,, unaufhaltsam (vom Pferd), bisher nur aus
vedischen Texten belegt, II, 21.
■^^^Tf^l nicht „nachsprechend" (pw. , Nachtr. 2 mit Bezug auf
unsere Stelle), sondern wiederholend VIII, 334 (vgl. pw. äo
*^^^m Wiedei'liolung des Gesagten [AK. 1, i, .<>, i«. H. 274J).
^•ü'^li „Insel" (2 Beisp. pw. Nachtr. 1); weitere Belege 111. 67;
II, 399 ist ■^'rTlft^ statt ^nT^^ einzusetzen.
1) Ausgewählte Erzählungen aus Heinacandras Parisistaparvan. Leipzig,
Verlag von Wilhelm Heims 1908. (= Hibliothek morgenläudischer Erzähler.
Band 1).
362 Hertel, Beitr. z. Skr.-Wb. aus Hemacandrä's Pariäistaparvan.
*W-^^ in m^'f^ Fuß f es sei IX, 4 ['^^«R = ^'1 1. AK.
2, 8, 2, y. H. 1229. Unter "^'^ in PW. als ^Fußkette für
den Elefanten" und „ Frauensckmuck'^ nach H. an. 2, 223.]
■gfffj^cRT = TTTH ohne diminutiven Sinn TI, 262; vgl. II, 260.
5 pw. nui' einen und zwar vedischen Beleg: ^IM^^T f. 1)
Mütterchen YS.
^^»nn II, 317. Die Strophe lautet: ■JTT^TIT^W^F^T WF^
^T»T cT^ ^ I ^^»TT^^ TnrTTW^TfTf^g^Tirm II , Mannig-
faltig (vielgewandt, erfinderisch) in der Entfaltung des Truges
10 war seine Mutter, Bahulä mit Namen, der kein großes Gemüt
angeboren war, wie arthamätr."' Im Nachtrag zu 5 gibt pw.
für ^^^TfTJ mit Bezug auf unsere Stelle die Bedeutung
„eine Muttei- mit zutreffendem Namen'^ . Diese Bedeutung
ist des folgenden T^ wegen unmöglich. Nach pw. s. v.
15 '^^ 19 wird ■^^ ,personif. als Sohn des Dharnia und der
Buddhi Bhäg. P. 4, 1, 51 \ Unter ^^*TTfT ist also '^fl"
ZU verstehen, „ScKlaulieif^ ^ wozu die Epitheta unsei-es Sloka
trefflich passen.
■^11 ^f^^ einer, dei- Rosse zu behandeln versteht III, 124.
20 "=*il^<4^. vgl. -^I^J^T^, nicht nur „ein best. Spruch'^ . sondern
eine mit ihm besprochene Waffe II, 439 (?T«T^l?^lff IM *l M <,).
"^fH^, pw. „ein geschlagenes musik. Instrument". Daß es sich
um ein trommelartiges Instrument (Pauke, Tambourin) handelt,
zeigt I. 196 im Vergleich mit I, 203 f., wo dafür das Syno-
86 nymon ^^ gebraucht wird. Den Ton des Wcft^ malt
sehr schön der Sloka VIII, 264 (Vergleich mit dem dumpfen
Hufschlag eines Pferdes).
^^^M^ *das zum Sturz bringen [Sabdac. im SKDr.] VIII, 468.
*^^^■^ . - ^^^ , lUid^ [P. 3^ 3^ ,0. AK. 2, 6, 3, 23] II, 403.
30 ^f>lfzftf5ricji dienend III, 126. 137. 140. (in diesen Stelleu vom
kartnan, das zur Stellung eines Dieners führt); VI, 132 (dienst-
bare Gottheiten). Anders pw. im Nachtrag zu 2.
^^ statt 'JSfm III. ;)3. 95 und öfter.
"^nf^^T *eine ehrentoerte Frau [Vop. 4. 7. SK1>k.| \1. 157.
85 "^^fH in. Patron, von l.t.sabha [H. 692] II, 74 usw.
Hertel, Beitr. z. Skr.- Wh. aus Hemncandra's Paribistaparvan. 363
W^ Umschreiten. II, 44. Vgl. VIL 1-30.
*^^^^T!I n. Zuckerröhricht [fehlt in FW.] II, 27.
^W^^ sehr III. 194. 226. [Zwei Belege in pw., Nachtr. 7].
*^Wfn^ m. Tanz bei Gelagen [H. 281] VIII, 357.
^tI^ Gläubige!' [an. üq.'] VII, 57. 5
^tTTTW das Darbieteni:^) (von Salz) III, 55. Vgl. II, 149.
■^(^TZ das Ausgerauftwerden II, 141 (pw. Nachtr. 2 mit Bezug
auf unsere Stelle fälschlich „das Abgeschnitfenwei'den'^).
-^^W^ n. (^T^^1»l) Schöpfen III, 138.
^^1 Widerwille (gegen eine Speise) I, 151. lo
^tRjf Pflege (^ft^^^TtTW^) III, 272.
^^^TTf'T"^ höfliche Anrede, Höflichkeitsformel I, 166.
«^T^» metr. für *^'R^T« III, 236.
^'^fT^<W'l^ oberer Ausgang (^^fT^W'TT „von oben herab'*) III, 256.
Wnt^T Fingerring (bis jetzt nur aus der Räjatar. belegt) II, 252 ff. i5
'^^fT'H^ einmal erhitzt oder nur {voi'her) abgekocht III, 64.
^^^ =: efi^H^ Hochzeitsschnur {un. eIq. Nachtr. 3) II, 162.
^iftfT = Statue (vgl. pw. «fi^l'cT 1 c) III, 6.
^^T Mondscheibe VI, 69 (so auch im Tanträkbyäyika).
Sfi^m Büschel, belaubter Zweig VI, 36. 20
^T^ metr. statt W^ II, 358.
*^Tf^T^'^^^ Beiname Yamas [H. 185] II, 205.
^'TTT Junggeselle [im geschlechtlichen Sinn] II, 269.
cfif^^^ schlechter Gedanke, H intei-gedanke (zu T^=n'?M 1 i *Denken
[H. 1370 Schol.]) Vm, 466. 25
^^f'^T^ fem. VI, 160.
^■^^ Nachtlotus («7t. üq) II, 116.
^^W (= *^^^f»T behautes Land [Wils.]) II, 358.
*s11Uns mis Zucker bestehend I, 143.
1^f^^TIlTf% Kselinnenreis; eine Keissorte VIII, 369. 3«
364 Hertd, Beitr. z. Skr.- Wb. aus Hemacandra's Farisistaparvan.
'R sprechen (wie öfter im Jaina- Sanskrit) III, 191. VI, 83. Vgl.
Vf. WZKM. XVIIL S. 65 nebst Anm. 2.
^flT^^WnW^ Abwässer III, 261.
If^rT^ Abwässer II, 686.
r
.r, "^TT^iZ etwa Dorfschulze [der Vornehmste im Dorfe, ein Südra.
THk. 2, 10, 1. Här. 131] III, 108.
^^^EI'^TTT^ onom. zur Bezeichnung des gurgelnden Zorneslautes
des Affen II, 732 (pw. '^^T^^ Geschnaufe usw.
Bälar. 228, 5).
10 xj«i«4qT die vier Mondwechseltage VI, 186.
^^ Kaus. (Salbe) auftragen lassen (vgl. die übrigen Verba an
dieser Stelle) III, 86.
f^^cfH VII, 90 (statt 9, Jacobi, Preface S. 9).
^■^ rein (von Kleidern) VII, 50.
u, ^[^{^WK = ^^^f^f«!^ I, 217. pw. verzeichnet nur das letztere
Wort mit den Bedeutungen Dugong oder Krokodil Harsac.
185, 13. Da ich die Ausgabe, nach welcher Böhtlingk zitiert,
nicht besitze , so kann ich die Stelle des Harsacarita nicht
kontrollieren. Von vornherein ist es unwahrscheinlich, daß
20 unter dem ^M^f^'t^ ein Krokodil gemeint ist, da nicht dieses,
wohl aber der Dugong eine gewisse Ähnlichkeit mit dem
Elefanten besitzt (Größe 3 — 5 m.. Haut, plumper Körper und
herdenweises Weiden). Die Hemacandra-Stelle beseitigt wohl
jeden Zweifel darüber, daß wir den Dugong darunter zu ver-
25 stehen haben , da bei diesem die große Anhänglichkeit der
Familienglieder aneinander bekannt ist, auf der der Vergleich
hei Hemacandra beruht.
äftxft^TT. verdorben habend (Kleider) VII, 59.
^^^'f^ ' Ubens mittel, Speise [Un.. Seh. H. an. Med.] II, 369.
•M '>■<\T^^^ als Verbalsuffix in ^f^HÜ-rtTT^ VT. 108.
rTM<* Schloß an einem Korb (pw. ^Türschloß fH. 1005. Vyutp.
137J) VIII, 456.
cTT'^^ffT mit einem Schloß veisch ließen \111. 450.
cTTf^'T^T ?TT^^^'\ (ÜVr. kiy.). 11, 422.
Hertel, Beitr. z. Skr.- Wb. aus Hemacandrä's Parisistaparvan. 365
?ft^ =. %m III, 81; = *vulva im Slesa II, 332.
HT^raiT mit hamsa- Federn gestopftes Kissen. II, 20 (pw. eine
mit Baumwolle gefüllte Matratze).
^: Verwechselung von ^3^ und "^^ I, 185. 234. II, 29. 55.
III, 69 (s. auch Jacobi, Preface S. 9 und Vf. ZDMG. LXI, 5
499, 6). — ^ darbieten (Salz) II, 149. (Vgl. III, 55). —
^^^ ^ii^o.i>steigen 11, 385. — "RTfT Kaus. hinhalten (mit
Ausreden) VII, 56.
^f^ geschenkt (ein Sohn) II, 261.
f^^TTl'f^ heimatloser Asket I, 108. 10
T^^T'^T Zug nach verschiedenen Himmelsi'ichtungen {un. eiQ.)
II, 270. VI, 43 (in beiden Stellen handelt es sich um weife
Handelsreiseyi).
f^^T^f?! * Barbier I, 184 (auch Tanträkhyäyika Buch V, Erz.
III: Schmidt, Srlvaras Kathäkautukam S. VI). 15
^^TmffT'i; aus der Ferne schießend, — treffend [H. 773] II, 739.
*^T^nj Dürvä-Wald II, 67.
?ST^ Parabel II, 215.
^^^ Schwaiigerschaftsgelüste eines Baumes I, 246. Das Beispiel
zeigt, daß die Definition des pw. s. v. zu eng ist, insofern 20
sich das Gelüste auch auf etwas anderes beziehen kann , als
auf die Berührung einer schönen Frau. Siehe die Bemerkung
zu der Stelle in des Verfassers Übersetzung.
>^fWTW Haarflechte der Männer II, 143. III, 85. 218.
^"<\Wfn, Abstr. zu ^f^W ""Zugtier [AK. 2, 9, 65. H. 1262] 25
VI, 71 (^^:^TFrf^»^Ti'yTtWfTT).
^ Kaus. bringen {'^'^^fK) H, 231.
^ Schlauheit III, 230.
•rfZfT, ptc. caus. von T^ „tanzen lassen'^ IX, VI Das Bild ist
dem Marionettentheater entlehnt. Die ^TT^fT'nTT ist die 30
^■^^ÜTT^. Danach ist auch I, 172 zu erklären; Jnfolge des
Kostens der Süßigkeiten verlangte es ihn , nach Potanu
zu gehen , nachdem ihn die herben , kratzenden Bilva-,
Ämalaka- und anderen Früchte (bisher am Faden) hatten
366 llertel, Beitr. z. Skr.-Wb. aus Hemacandra's Parisistaparvan.
tanzen lassen", d. i. „genarrt hatten". (pw. Nachtr. zu 5
gibt nur die zweite Stelle : „wohl überdrüssig", unter Hinweis
auf Häla S. 27).
^öft^ Mec- {an. hq) VII, 138.
5 ^Tf*^ Gott VI, 133. Auch Amitagati, Subh. IX, 27. Weitere
Belege im PW.
fH!!^ Münze (pw. Hemädri 1, 5S4, i9.) II, 250. (Auch im Komm,
zum Dasakumäracarita, ed. Parab. S. 144.)
*^TTf^^ HöUenbewohner [H. 1858, Seh.] VI, 110.
10 f«n$^ Gescldclite (nicht nur in der Dramatik) II, 272.
f^n^wur = TTW^m VI, 143.
^^ Halbe (in der Mitte des Kompositums) III, 84.
trzH^ (pw. Sis. 1, 18, 5fl) II, 238.
tlTf^^^ Abstr. zu 2 m«R 5). (pw. kennt nur ein *^Tf^'T^ m.
15 Nom. abstr. zu 1 ^T?R) II, 365.
tJTZ^ *Dorf [= ^Z^TnTT Med. k. 115] II, 649.
"tl^^iTT^tf^ II, 27. pw: Bez. bestimmter Wolken. Apte:
an e2jifhet of a class of clouds said to cause dearth or
famine. Maliin ätha erklärt zu Meghadüta 6: M <=ti*^T^T-
20 ^<t^T^ ^f^^m^t Wr:, die SäroddhärinI (bei Pathak,
S. 2) xp^ t|T^'^^^T^<i^f7T ^^T^T»t Tjf^^t H^^fTT:
•' vj ^ <i
Mall, zu Kumäras. II, 50 g^TT^T^<f^T^ ^"mT^^t. Apte's
Erklärung ist — wie unsere Hemacandra-Stelle zeigt, jedenfalls
ebenso falsch wie die Malli n ätha's. Zu Hemacandra
25 stimmt dagegen Wilson's Erklärung zu Megh. 6 : According
to the original, "Descended from the celebrated line of
Pushrardrarfacas" , translated in a prose Version of this
passage, "Diluvian Clouds"; see Colebrooke, on iSansci-it and
J'racrit prosody, Asiatic Researches, Vol. 10. Clouds, agree-
30 ably to tlie Bruhmd'uda Furdiia are divided into three classes
according to their origin from fire, the breath of Buahm.\, or
the wings of the mountains , which were cut oll' by Indba
(^■^l. These latter are also called ^"*ti<,T'^T^^ being espe-
cially tlic reccptacles of water, thus in the Purdiia Sarvasiua,
35 ^^TT^Tfl?T*T^T^^fT?n^*T?T^TT: I tr^?:T^TT5fiT%^^TT%-
Hertel, Beilr. z. Skr.- Wb. atis Hemacandra's Parisistaparvan. 367
%^I|[T«^f!T.' 11^). "The name Picskcard is applied to those
Clouds which are swoUen with abundant water, and which
are on that account termed Pushcardvartaca, {ox receptacles
of that fluid)." Gildemeister schließt sich im Wörter-
verzeichnis zu seiner Auss;abe des Meghadüta dieser Erklärunjr 5
an, indem er auf Wilson 7A1 Yishnu Pur. pag. 230 und zu
Meghadüta 6 verweist.
TfhfVTlTT Fasthaus VI, 183. 186.
ITTtf Luftwurzel II, 207.
IT'RI'TT Verlangen (allgemein) VIIT, 461 (auch im Tanträkhyäyika). lo
*'^^T Speiseüberbleibsel [AK. 2, 9, 56. H. 427] III, 260. 268.
fV Baiich'^ m, 53.
^TfT^^ Indien II, 643.
^flim^ Kellermeister'} III, 123.
^IT nin a better or superior manner'* (Apte) II, 392. 15
'^^^CH!^ nicht nur Zioillingsb rüder (pw.), sondern Zxoillings-
bruder und -Schwester II, 230 (an der im pw. verzeichneten
Stelle) 254. 269.
T^^T^fT (v. 1. ^^^*) ümschreitung des Hochzeitsfeuers II, 155.
^'Tt'^ das Herz kennend III, 228. 20
^TT^ eine Art Gans, Ente oder Schwan. 11, 144. 239 und
öfter (ktt. hq).
'TTH^f Hochzeitshalle II, 152.
**TT^IITf^fT dumm, einfältig [H. 352. Halfiy. 2, 181J. II, 368
(pw. verweist auf unsere Stelle s. v. IJT^ 9) c) „angewiesen"). 25
^TfTrW Größe (^f^^^nfTfiJITf ) VlII, 383.
^^irr . -^cT VIII, 365 ; vgl. 374.
^TT^I^T'TT Sänfte {cm. bIq. pw. Nachtr. 7) III, 286.
T^TT * Perlenschmuck [AK. 3, 1, 11, >s-.j. H. an. Med. Haläy. 5, :,] II, 310.
TtT arm VIII, 291. Im pw. ist "^T zu streichen und unser erstes so
Zitat statt 13, 291 einzusetzen.
1) So Wilson.
368 Hertel, Beitr. z, Sh-.- Wb. aus Hemacandra's Paris'istajmrvan.
^\ mit ^^ Kaus. liebkosend sagen II, 72. 293 (pw. unrichtig
liebkosen mit Bezug auf unsere zweite Stelle).
^r^^ mit ^. Kaus. liebkosend erziehen (^^m^(^(0 II, 682;
bocken (vom Esel: ^^^^«ft) III, 117.
5 ^f ^ Schwanz (in afr^T^^'^nr: ) II, 731 (auch Tanträkhyäyika,
erster Druck Zeile 1478 und SP. Z. 1001).
ffTT * Ameise [H. an. Med.] II, 393.
^«fiTTTT! ;im Anfang eines Kompositums auch IX, 6.
*^=^ (J^T^T^) in ^^f^fW: VIII, 452.
10 ^S scheint an folgenden Stellen Stein zu bedeuten: II, 732
'^^TWcT: entspricht in 731 äf^TT ^T^^^'T), 738 fwo
^H'^T^^ dem Affen der Kopf klafft), III, 63. Vgl. ^^^Tft
^•l, steinigen (pw.). Die Stelle steht bei Telaug, Mudrärä-
ksasa S. 131, Z. 8: t^t'^^^T^^'^^ ^^f?T^%%^ ^S^TTfi
15 W^T*., und ^<TJ bedeutet in ihr getötet.
4lft = •qiT Bambu^^ohr VIII, 348. 349.
^■^'ft^^ Metew II, 105.
^^ liotang II, 429.
'^'^die Neuvermählte (Wintermti, Hochzeitsrituell S. lUO) II, 158
20 (vom Verfasser konjiziert) ; Schwiegertochter 473. 493 usw. VI, 86.
Tff Mauer II, 104. 105. III, 262 (dafür "RT^TT TU. 270).
*^TTfir (pw. s. V ^TT^) I, 186. (A var. lect. '^^^T^) VIII, 206
grobes Gewand [Jatädh. im SKDr.].
^^r^ weiß (pw. ^^«r^, ciit. dq.) II, 724.
^:. f^ *Maus [Trik. 3, 3, i04. H. an. Med. Här. 228] VII, 128. (Vgl.
die Maus, die den Fuß der Gazelle benagt, MBh. ed. Protap
Chundra Roy 1,142,29; ed. Krishnacharya und Vyasacharya
I, 153, :iy.). Wo es sich um fleischfressende W^, ^[^^' ^^
n. ;i Nager handelt, dürfte die Übersetzung Ratte vorzuziehen sein.
80 f^VXtfSf abiocnden von, hindern an M. 113.
fq^M Verzweigung VIT, 83.
^'^fz^T lirtdlmgel {in. a>.) II, 726.
mit ^ innkrcisen. S. oben W^TW- Vll, 130.
^
«
Hertel, Beitr. z. Skr.- Wb. aus Hemacandrä's Parisistaparvan. 369
^^^ sich tummeln lassen (ein Roß) III, 63. (Vgl. Apte ^^^ to
go, move . . . move about).
*^55^ in ^^T^^^^ III, 78 (s. Vf. Von Pänini zu Phaedrus,
diese Zs. LXII, 1 1 6 f.).
^T^rf * Himmelsraum [Sabdärthak.] VI, 181. 5
t%^^f%^ = flT^T^^ Erdharz II, 744.
^T (f%) gehe7i III, 97 (Apte fo go, approach, move towards).
^fTm Verbindung .^ Mittelstück zwischen zwei Knoten (^f^) des
Zuckerrohrs VII, 122.
*^^^^H^T Erde [H. 938, Schol. Haläy. 2, i] VII, 81. lo
^^W *Arhat [H. 25. H. an.] II, 113.
^TJTT^TT^ auch VI, 145.
f%TT ßtrom VII, 82.
^^TTT'Tr der Liebe des Gatten sicher II, 684.
^^ mit ^"T nachlaufen III, 121. 15
^'^^^ Pantoffelheld VII, 53. Vgl. ^TH^.
^T'^CT^ Amazonenstaat (in übertragener Bedeutung) II, 722.
^T mit mT Kaus. verbrauchen II, 434 (pw. wohl unrichtig „uow
sich geben'^ ; vgl. ^T mit f'T I, 83 pw. richtig „aus der
Hand gefalleii^ und f'I^T Ende^ Untergang). 20
fli^^ III, 96 (Böhtlingk, Levi, Apte »ij, aber Apte auch *'^).
Nachträge.
Zu ^TT^Z bemerkt Zachariae: „Das Wort, neben maha-
ttara auf Inschriften vorkommend: Fleet, Ind. Ant. 8, us, n. 97. —
Ep. Ind. 6, 30, iti. 292, 58. 7, 39, 42. 188, 70; und sonst oft. Zu be- 25
achten Ep. Indica 7, i83. 222. Cfr. auch Kämasütra 289, 9. Ferner
gümauda = grdmapradhäna Hem. De^. II, 89 ; Sarasvatlkanthä-
bharana ed. Borooah p. 14, 1«. Die Bedeutung ar77i zu MT verdanke
ich Zachariae, welcher zum Beleg folgende Stellen notiert: Hem.,
De§. 7, 11 (T^); Abh. des Leydener Congr. III, 2, 11 1, n. 1; Räjatar. 30
V, 15 = Ind. Spr. 5497. Subhäsitävali 16(i0 = Srikanthacar. 6, ij
(hier = Armut?); PäiyalacchT 35 (= <^r<^ etc.); Prabandhu-
cintämani p. 74, 10 (die Glosse ^fl[^) ; Haravijaya 43, 3. 45 59. 24s.
Zeitschrift der D. M, ü. Bd. LXII. 24
370
Einfluß der altbuddhistischen Kunst auf die
Buddhalegende
^'on
Dr. T. Bloch.
In seinem bahnbrechenden Werk über die altbuddhistische
Kunst Indiens bespricht Herr Professor Grünwedel den Typus der
Mutter Buddha's , Mäyä, wie sie in den zahlreichen Relief bildern
der Geburt Siddhärtha's im Lumbini- Garten dargestellt wird. Die
5 rechte Hand faßt kokett den herabhängenden Zweig eines Säl-Baumes;
die linke ist auf die Hüfte gesetzt. Das rechte Bein ist gebogen,
so daß der Fuß mit den Zehen den Boden berührt. Grünwedel
bemerkt hierzu (auf Seite 112 der englischen Übersetzung): "an
ancient Nike type has supplied the prototype for the figure of
10 Mäyä".
Ich glaube , daß hier griechische Vorbilder mit Unrecht zur
Erklärung herangezogen sind, abgesehen natürlich von dem azecpavog^
den Mäyä in einigen dieser Reliefs von den Griechen erhalten hat.
Die Haltung des Körpers, die Stellung der Arme und Beine ist
15 echtindisch. Sie entsprechen dem weiblichen Schönheitsideal , wie
es indische Künstler seit Alters auffaßten und darzustellen pflegten.
Ich erinnere an die zahlreichen weiblichen Gestalten , die wir in
der entsprechenden Körperstellung an den Pfeilern von Sanchi und
Bharhut abgebildet finden. Die Pose muß den Indern gefallen
:iO haben , und es kann uns nicht wundern , wenn ihre Dichter uns
das schöne Geschlecht gern in solchen Beschäftigungen vorführen,
bei denen uns sofort jene zweiggreifenden Mädchen von Bharhut
oder Sanchi vor die Augen treten.
Was aber viel wichtiger ist, und weshalb ich jenen Typus
2.^ hier anführe, ist dies: jener Zug der Buddhalegende, wonach Mäyä,
,als ihre Zeit erfüllet war", einen Zweig eines Sälbaumes in ihrer
Nahe ergritt", ist von der bildenden Kunst her in die
dichterische Gestaltung der Sage eingedrungen.
Dieser Satz wird vielen gewiß allzu apodiktisch erscheinen,
30 und muri wird mit Rochl weitere Iklego dafür verlangen. Soweit
nun analoge Beeinflussungen der buddhistischen Legende durch die
bildende Kunst als Belege angesehen werden können — und das
Bloch, Einfluß der altbuddh. Kunst auf die Buddhalegende. 371
können sie doch sicherlich! — soweit also herrscht crerade kein
allzu empfindlicher Mangel.
Ich greife nur ein paar analoge Fälle heraus , ohne den An-
spruch zu erheben, daroit das interessante Thema erschöpft zu haben.
In den Mah äbh ini sk r am ana -Reliefs von Gändhära be- 5
merken wir bisweilen neben dem Tor von Kapilavästu , aus dem
Prinz Siddhärtha hinausreitet, eine weibliche Gottheit, die durch
ihre Stadtkrone (corona muralis) deutlich als die Nagarädhide-
vatä gekennzeichnet wird, von der uns die Texte erzählen, daß
sie dem heimlich , bei Nacht entfliehenden Prinzen Siddhärtha das lo
Stadttor geöffnet habe. Hier kann an dem griechisch-römischen
Vorbild der Figur kein Zweifel obwalten i). Ich glaube aber, daß
wir getrost einen Schritt weiter geben können. Die Nagarädhi-
devatä ist aus den Gän dh ära - Re 1 ief s in die Texte ^e-
o
kommen, und ihr letzter Ursprung in den Reliefs waren die i.->
Stadtgottheiten, die auf Darstellungen römischer Triumphzüge ent-
weder dem ins Feld ziehenden Imperator das Geleit gaben , oder
dem siegreich heimkehrenden vor dem Tore der Stadt den fest-
liehen Empfang bereiteten.
Buddha's Auszug aus Kapilavästu war ja für den Inder von 20
jeher ein Auszug zum Digvijaya, allerdings zu einem unblutigen,
zu einem ^dhammavljaya'^ , wie Asoka sich ausdrückt. Was lag
also für jene Künstler in Gändhära näher, als sie vor die Aufgabe
gestellt waren, diesem erhebenden Augenblick einen würdigen Aus-
druck im Bilde zu verleihen — was lag da für sie näher, als das 25
Bild eines in den Krieg ziehenden antiken Feldherrn zu ihrem
Modell zu nehmen , das damals im hellenisierten Orient sicher
ebenso bekannt gewesen sein muß, wie etwa in Deutschland die
Bilder unserer siegreichen Generale aus dem Ki-iege von 1870 — 71.
Von Interesse ist für uns jedoch hauptsächlich dies, daß jene 30
bildenden Künstler, als sie den Typus des Mahäbhini skramana
Buddha's schufen, die dichterische Gestaltung der Legende zugleich
1) Griechische Münzen mit Stadtgottheiten waren gegen Ende der Zeit
vor Christi Geburt und unmittelbar nachher in Indien natürlich häuäg im Kurs.
Von griechischen Münzen sind auch dii' Darstellungen griechisclier Flußgott-
heiten unter dem Hilde eines Stiers mit dem Kopte eines bärtigen Mannes ent-
lehnt, die sich schon in den Reliefs von Bliarhiit und Snnchi finden; siehe
Grünwedel-Burgess, S. 50. Es wiire interessant, zu wissen, was sich jene in-
dischen Künstler wohl unter diesen Wesen vorstellten, die sie den ihnen be-
kannton Münztypen nachbildeten. Ein analoges Kuriosuni aus Neuindien sind
die Bilder englischer Soldaten, in der Uniform der Zeit der East-India-Company,
aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, die heutzutage die Stelle der
alten drärapälas an den Eingängen zu den Palästen indischer Edelleute ver-
treten. Merkwürdigerweise ist dieser Typus stabil geblieben. Aus dem alten
Musketier der East-India-Company ist noch kein moderner „Tommy Atkins"
geworden, trotz Hudyard Kipling's Verborrlicbung und seiner gewiß nicht zu
unterschätzenden Vorzüge. Er würde wahrscheinlich für den indischen Ge-
schmack sich noch immer nur zur Darstellung eines bösen Wesens eignen,
etwa eines Räksasa, oder ähnlicher Gestalton.
24*
372 Bloch, Einfluß der altbuddh. Kunst auf die Buddhalegende.
um einen nicht unwichtigen Zug bereicherten ; die Nagarädhidevatä^),
die dem aus Kapilavästu ausreitenden Prinz Siddhärtha das Stadttor
öflnete, kommt auf das Konto der Künstler von Gändhära.
Mehr anhangsweise darf ich vielleicht hinzufügen, daß im
5 Laiita vistara in der Beschreibung des Mahäbhiniskramana
einige göttliche Wesen erwähnt werden , die den aus Kapilavästu
ausreitenden Prinzen Siddhärtha begleiten, indem sie ,mit halben
Körpern" {ardha-häyaih) in der Luft schweben. Hier können nur
die Reliefs von Gändhära uns klar machen, Avas der Verfasser
10 meinte. Er dachte dabei offenbar an jene nur zur Hälfte sicht-
baren , im oberen Felde der Gändhära-Reliefs angebrachten , halb-
göttlichen Wesen, die zu dem Gefolge des ausreitenden Siddhärtha
gehören. Aber die Gesetze der Perspektive waren jenem , fast
kindlich-naiven Poeten noch fremd; die altindische Kunst zeigt ja
15 meist jeden Körper voll und ganz, unbekümmert darum, ob andere,
davor stehende Wesen ihn für den Beschauer halb oder dreiviertel
verdecken müßten. Wesen jedoch , die nur zur Hälfte auf dem
Bilde sichtbar waren, waren sicher für den naiven Beschauer jener
fremdartigen Bildwerke in Gändhära ein Gegenstand des Wunders,
20 und Wunder ereigneten sich genug, als jener Säkyaprinz in jener
Nacht auszog, um die königliche AVürde gegen das Gewand eines
Mönchs einzutauschen.
Die Gändhära-Künstler wurden wieder umgekehrt durch speziell
indische Motive in nicht geringe Verlegenheit gebracht, wie dies
25 z. B. deutlich die Behandlung des V a j r a in der Hand Vajra-
päni's zeigt.
Zum Schluß noch zwei weitere Kleinigkeiten.
Das moderne Wort ypiahaut^ , mit dem man heutzutage in
Indien den Lenker eines Elefanten bezeichnet , ist nicht aus sk.
30 mahämätra abzuleiten, wie wir auf S. 60 lesen, sondern aus mahä-
putra. Noch heutzutage ist dieser Herr in den Augen des Inders
ein Gentleman , etwa wie in Europa ein herrschaftlicher Kutscher.
Einen Elefanten sich zu halten , ist noch immer ein kostspieliges
Vergnügen , es kann uns nicht wundern , wenn der Elefant von
35 jeher in Indien zu den äußeren Abzeichen fürstlichen Ranges ge-
hörte. Zum Lautübei-gange von ma/iaut aus mahäputra ist das
moderne raut zu vergleichen , das in Zentralindien einen "village-
headman" bezeichnet, und durch die Präkritform räutta aus sk.
räjttjiufm entstanden ist.
40 Zu der Hesjjrechung des in der indischen Kunst so außer-
ordentlich beliebten Motivs eines Löwen, der über einen Elefanten
springt (S. TiS), möchte ich als Kuriosum erwähnen, daß diese Figur
hout/.iita>/e öfters von den Imlcrii eedcuti't wird als eine Darstellunsf
o
I) OeIo(;ontlicli fiixlon wir für diese Gottheit in den Texten die Rezeich-
minj; dväniHi/n dfUiiiitn'fita, ein doutlichor Heweis dafür, wie wenig die Inder
mit diesem fruindartigen Wesen aii/.unuigen wußten.
'FBOM SWfl
Gändhära-Ivelief der Maliäbhiiüskraiiiuiui S^cno
mit der Nagarädhidevatä am Stadttore von Kapilavästu.
Bloch, Einfluß der althuddh. Kunst auf die Buddhalegende. 373
der brahmanischen Philosophie, die über die plumpe, schwerfällige
Philosophie der Buddhisten einen ebenso leichten Sieg davon trägt,
wie der Löwe, oder besser der Tiger über den Elefanten. Be-
kanntlich suchen die meisten Elefanten das Weite, wenn sie einen
Tio-er in der Nähe wittern. Zweifelsohne ist man in Indien von 5
jeher um ähnliche Deutungen jener mannigfachen dekorativen Figuren
in der Kunst nicht verlegen gewesen. Bei der eben erwähnten
Deutung des Tigers oder Löwen über dem Elefanten bleibt es nur
auffällig, daß das Motiv von buddhistischen Künstlern ebenso oft
und gern verwendet wurde, wie von brahmanischen. Aber warum lo
auch nicht? Für die waren eben die brahmanischen Philosophen
der schwerfällige Elefant, und ihre eigenen Logiker der behende
Löwe.
Im Anschuß an diesen Artikel lege ich noch die Photographie
eines Gändhära-Reliefs der Mahäbhiniskramana-Szene mit der Nagarä- 15
dhidevatä am Stadttore von Kapilavästu stehend vor. Es ist die beste
Darstellung jener Figuren , die ich kenne , und dasjenige Relief,
das mir im Sinne lag, als ich meinen Artikel schrieb. Über die
Herkunft des Reliefs kann ich nur soviel sagen, daß es zu den
Figuren gehört, die der vor einigen Jahren verstorbene Mr. H. E. Caddy 20
1895 oder 1896 in der jetzigen Frontier Province für das Indian
Museum in Calcutta gesammelt hat.
Das von Foucher auf S. 357 (Fig. 182) veröffentlichte Relief
— wohl die beste Darstellung des Mahäbhiniskramana , die es
gibt — zeigt oben links vom Beschauer neben dem Schwertträger 25
ein weibliches Wesen mit gefalteten Händen, und auch dieses trägt
eine corona maralis, was leider auf der Abbildung bei Foucher
nicht zu erkennen ist^). Also hier ist die Nagarädhidevatä schon
ganz zu einer bedeutungslosen Nebenfigur geworden, ihr eigentlicher
Platz wäre am Tore gewesen, neben dem Schirmträger. 30
Interessant sind die beiden Yaksas , die die Füße des Pferdes
tragen. Daß sie aus den Repräsentanten der unterjochten Völker-
schaften zu Füßen des Imperators entstanden sind, liegt, meine ich,
auf der Hand. Also auch hier ein weiterer Beweis für die Ent-
stehung derMahäbhiniskramana-Reliefs aus römischen Triunii)hbildern, «ö
und gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie die indogriechischen Künstler
die klassischen Vorbilder ihrer Kunst ins Indische zu übersetzen
wußten.
1) Ich habe mich von der Richtigkeit dieser Behauptung eben wieder
durch Augenschein überzeugt.
374
Anzeigen.
P. J ensen. Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur. Erster
Band: Die ürs/yrürtge der alttestamentlichen Patriarchen-,
Propheten- und Befreier-Sage und der neutesfamentlichen
Jesus- Sage. Mit drei Abbildungen im Text und drei
5 Übersichtskarten. — Straßburg, K. J. Trübner, 1906.
XVITI und 1030 S. — Mk. 40,—.
Das AVerk, von dem hier der erste, allein schon ungewöhnlich
umfangreiche Band angezeigt werden soll, ist zweifellos die Frucht
gewaltiger Arbeit, bewundernswerten Porscherfleißes. Nicht minder
10 groß ist aber auch die Aufgabe, deren Lösung es dienen soll. Es
handelt sich um nichts Geringeres, als um den Nachweis, daß das
uralte babylonische Gilgameschepos , daß der in ihm verkörperte
Gilgameschmythus die Wurzel gewesen sei, aus der eine Fülle von
Sagengebilden hervorwuchs, nicht bloß innerhalb des der babylo-
15 nischen Urheimat des Epos blutsverwandten Teils der Völkerwelt,
sondern weit darüber hinaus westwärts und ostwärts. Schon die
Verweisungen in den Fußnoten auf das , was der zweite Band
bringen soll, lehren den Leser, daß das Wort , Weltliteratur" im
Haupttitel des Werkes wirklich ernst gemeint ist, daß der gelehrte
20 Verfasser im Begriff ist, vor unseren erstaunten Augen den Quell
aufzudecken, aus denen Altgriechenland seine herrlichsten Mythen-
und Sagengebilde geschöpft, aus dem Ströme sagenbildender Kräfte
auch nach Altindien hin und sonst in die weite Völkerwelt ge-
flossen sein sollen. Es handelt sich also, wie man sieht, um das,
25 was man neuerdings als „Panbabylonismus" bezeichnet, und zwar
im umfassendsten Sinne des Wortes.
Prinzipiell und methodisch kann man dies Werk, auch wenn
es seinen besonderen Weg geht, nicht von jenem astralmythologischen
Habylonismus absondern , als dessen eigentlichen Träger man
30 H. Win ekler betrachten darf. Nur scheint mir Jensen in seinen
Ergebnissen oder Schlü.ssen ein gut Teil radikaler zu sein, als es
wenigstens Wincklci- und seine Freunde sein wollen. Wären
diese Ergebni.sse oder ScliUlsse wirklich unerschütterlich, so müßten
die Worte richtig sein, womit er sein Vorwort schließt, die Idole,
35 von denen sein Werk befreien solle — und zu diesen Idolen ge-
J. W. Rothstein : Jensen, Das Gügamesch-Epos in der Weltliteratur. 375
hört unter anderen auch der Glaube an die Geschichtlichkeit der
Person Jesu und seines Wirkens — , seien tot und würden nicht
wieder leben, ob man auch noch so laut schreien möchte, daß sie
in aller Ewigkeit nicht stürben. Er spricht ebenda (S. XV) die
Überzeugung aus , daß das , was er uns zu zeigen sich anschicke, 5
die Wahrheit sei, und sie werde leben , fügt er hinzu, ob man sie
auch mit Knüppeln totschlägt oder mit heimlichem Gifte vergiftet
oder mit steinernem Schweigen niederschweigt. Indes, ich fürchte,
J. ist zu siegesgewiß. Ich begreife wohl die Zuversichtlichkeit,
mit der er auf die Ergebnisse hinblickt, die er in zweifellos ernster lo
vieljähriger mühevoller Arbeit gewonnen hat. Aber damit ist nicht
ohne weiteres ausgeschlossen , daß nüchterne Nachprüfung seiner
mühseligen Arbeit und der Wege , die er dabei eingeschlagen hat,
seine Ergebnisse nicht stichhaltig findet. Jedenfalls ist eine Nicht-
anerkennung derselben nicht notwendig ein Ausfluß der Boshaftisr- 15
keit, die er in jenen Worten des auch sonst eine starke innere,
von irgend welcher Seite provozierte persönliche Erregung ver-
ratenden Vorworts geißeln will. Und wenn er S. 112 die Hoff-
nung ausspricht, nach einem Menschenalter, wenn die lästige Pflicht
in Wegfall gekommen sein werde, einem unbequemen Lebenden 20
Gerechtigkeit und Achtung zu erweisen , werde kein Verständiger
mehr leugnen, daß die von ihm hier in seinem großen Werke sre-
botenen Erkenntnisse und Urteile richtig seien, so fürchte ich, diese
Hoffnung wird sich nicht erfüllen. Ich glaube nicht, daß man
auch nach einem Menschenalter sein Werk andei's beurteilen wird, 25
als es heute geschehen kann. Man wird zweifellos vieles in ihm
dann wie heute anerkennen und festhalten, wahrscheinlich aber
gerade zu dem, was ihm besonders am Herzen liegt, ebenso viele
und kräftige Fragezeichen setzen , wie es nüchterne Nachprüfung
auch heute tun muß. Ich bekenne , daß ich mich stets gerne 30
gerade von J. belehren lasse ; ich bekenne ebenso gerne, daß auch
dies große Werk mir viel, sehr viel Belehrung geboten hat, was
ich auch nachher nicht zu verleugnen beabsichtige. Aber ich habe
mich , obwohl ich mich der nicht gerade leichten Arbeit des
Studiums seiner verwickelten Untersuchung mit aller Sorgfalt unter- 3.'>
zogen habe, nicht zu der Überzeutruntr creführt gesehen , daß er in
seiner Beurteilung der von ihm behandelten biblischen Erzählun"s-
Stoffe auf rechtem Wege wandele, daß seine Endurteile unbedingt
zwingend seien. Leider erlaubt die gebotene Einschränkung dieser
Anzeige nicht, meine ablehnende Stellung, soweit ich eine solche 40
einzunehmen mich genötigt sehe, durch wirkliches Eingehen auf
die Darlegungen im einzelnen ausreichend zu motivieren. Dazu
wäre jedenfalls viel Raum nötiar. Ich hoft'e aber doch so viel sagen
zu können, um wenigstens andeutend mein abweichendes Urteil zu
begründen. Freilich muß ich fürchten , indem ich mich so zum i.>
Gegner seiner Hauptthese mache, dem harten Verdikt zu verfallen,
das J. einmal (S. 751) allerdings mit Bezug auf einen besonderen
Q^A Anzeigen.
Stoff über die gefällt hat, die nicht einsehen, was er eingesehen
zu haben meint, die er darum als solche kennzeichnet, die , reli-
giöser oder wissenschaftlicher Fanatismus, Starrköpfigkeit, Hochmut
oder Eitelkeit mit unheilbarer Blindheit geschlagen habe". Ich
5 fühle mich hier wenigstens frei von all' diesen bösen Eigenschaften
und glaube mit gutem Gewissen sagen zu können, daß ich bemüht
gewesen bin, mit möglichster Nüchternheit des Herzens und des
Geistes die Dinge, die mir in diesem Werke vorgeführt werden,
anzusehen, und gerade dabei ist es mir unmöglich geworden, mich
10 von der zweifellos stark ausgeprägten Energie der Beweisführung
fortreißen zu lassen. Mir steht fest, J.'s Werk ist reich an Ver-
dienstlichem und Wertvollem, aber nicht minder groß scheint mir
das Maß von Irrtümlichem zu sein.
Sehr wertvoll ist der erste Teil des Werks S. 1—124. Hier
15 führt J. uns zunächst S. 1 — 54 das Gilgameschepos in dem inhalt-
lichen Zusammenhang vor, wie er ihn aus den uns aus dem Schöße
der Erde wieder geschenkten Trümmern mit unverdrossenem Fleiße
und großem Scharfsinn erarbeitet hat, und man hat alle Ursache,
ihm hier dankbar zu folgen. Er setzt naturgemäß seine Ausgabe
20 und Übersetzung in Band VI der Keilinschriftlichen Bibliothek und
den dort beigegebenen eingehenden philologischen Kommentar voraus,
läßt uns aber auch erfahren, wo er inzwischen seine frühere Meinung
geändert hat, also nach seiner Überzeugung in seinem Verständnis
des erhaltenen Textmaterials fortgeschritten ist. Ich erwähne nur
25 dies. S. 33 ff. Anm. 3 zeigt er gegenüber der bisher geläufigen,
auch von ihm selbst früher vertretenen Meinung in überzeugender
Weise, daß die große Reise des Gilgamesch von Erech zur , Mün-
dung der Ströme", zum Aufenthalt des unter die Götter versetzten
Xisuthros nicht in südöstlicher Richtung gegangen sei, sondern in
30 westlicher. Die Wüste, die G. durchwandern muß, ist die syrisch-
arabische ; das Gebirge mit dem Bergtor haben wir in dem Berg-
system des Libanon und Antilibanos zu suchen, und das phönikische
Küstenland ist der Wundergarten am Meere, zu dem G. nach Durch-
schreitung jenes Tores gelangt. Das große Meer, über das er so-
35 dann mit Xisuthros' Steuermann zur Erreichung seines Zieles dahin-
fuhren maß, ist das Mittelmeer. Die Wasser des Todes sind der
Okeanos jenseits der Enge von Gibraltar, und im äußersten Westen
ist endlich das selige Land , in dem der gesuchte Xisuthros weilt.
Mir scheinen die Gründe , die J. für diese seine Auffassung und
■40 gegen die bisherige vorbringt, wirklich ausreichend und durch-
schlagend zu sein.
Von entscheidender Bedeutung erweist sich diese Auffassung
hernach für die kosmische oder astralmyfhologische Deutung des
GilganieschejjOs S. 77 — 112. Das Ergebnis der mittels einer bei-
tr> gegebenen Himmelskarte leicht zu verfolgenden interessanten Aus-
führungen dieses Abschnitts faßt J. selbst S. 109 in diese Worte
zusammen: ,i>as Gilgameschepos bietet in seinem Kern eine Dar-
J. W. Rothstein: Jensen, Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur. 377
Stellung der bemerkenswertesten Ereignisse des Sonnenjahres und
des Sonnentages am Himmel und auf der Erde unter Anlehnung
an das scheinbare Lokal und die Richtung des tätlichen Sonnen-
laufs". Es ist ursprünglich vom Himmel abgelesen. Die einzelnen
Personen und Vorgänge im Epos verkörpern gleichsam Gestirne 5
und Konstellationen am Himmel , die dem Sonnenheros auf seiner
himmlischen Bahn begegnen. J. hat m. E. recht , wenn er meint,
seine Erklärung bringe Licht in das Epos. Sie ist im ganzen an-
gesehen so einfach und einleuchtend, daß, je öfter man sie auf sich
wirken läßt, auch wenn noch die eine oder andere Schwiei'igkeit lo
unausgeglichen zu bleiben scheint , dennoch der Eindruck immer
stärker wird, sie biete wirklich den ursprünglichen Sinn des Mythos.
Die beiden Abschnitte (S. 1 — 54 und 77 — 112) dürfen jedenfalls
von niemandem übersehen werden, der das Gilgameschepos zu ver-
stehen sucht. 1.5
Sehr beachtenswert sind dann auch die je zwei Anhänge, die
J. diesen Abschnitten beigegeben hat. Es sind Beigaben , die um
ihres Inhaltes willen, aber auch darum sorgfältige Beachtung fordern,
weil ihr Inhalt hernach in seiner Behandlung der biblischen Stoffe
eine bedeutende Rolle spielt. 20
Der erste Anhang (S. 55 — 74) soll den Nachweis bringen,
daß in der altbabjlonischen Urgeschichte dem großen Flutgericht
schon sieben Plagen vorausgegangen seien , durch die die sünd-
liche Verderbnis der Menschheit gestraft und aufgehalten werden
sollte , aber nicht aufgehalten wurde , so daß die SintÜut nötig 25
wurde. Die Züchtigung wird vollzogen 1. durch einen Löwen (mit
dem aber eine Wasserschlange in wunderbarer Vei'bindung steht),
2. durch einen „wilden Hund" , 3. und 4. durch Hungersnöte,
5. durch eine Seuche, 6. wieder durch eine Hungersnot und 7. durch
den Würgeffott Ira. Anlaß zu dieser Untersuchung bot J. der Um- 30
stand, daß in der Sintfluterzählung des Gilgameschepos der Gott Ea
von Plagen spricht, durch die Bei die Sünder hätte strafen sollen,
statt durch die alle vernichtende Sintflut. Allerdings kann man aus
Ea's Worten nicht entnehmen , daß solche Plagen schon einmal
über die Menschen gekommen seien, aber das schließt die Richtig- 35
keit der Darlegungen auf Grund anderen Quellenmaterials nicht aus.
— Eine wichtige Ergänzung hierzu bietet der andere Anhang I
(S. 113 — 116), der vom Löwenkampf und der Wasserschh\nge im
Kosmos handelt und die astralmythologische Bedeutung der Er-
scheinungen in der ersten Plage herauszustellen bestimmt ist. 10
Nicht minder wichtig sind auch die beiden Anhänge II :
S. 75 — 76 handelt vom Babylonier Xisuthros und identifiziert —
vielleicht mit Recht — diesen mit Adapa, dem Helden des be-
kannten Mythos; S. 117 — 124 hat Xisuthros und die Sintflut im
Kosmos zum Gegenstand. Hier wird Xisuthros-Adapa mit Marduk •»:>
in Parallele gesetzt und wie dieser als ursiniiiiglioher Lichtgott
aufgefaßt. Die von Marduk, dorn Lichtgott, alltäglich uml all-
378 Anzeigen.
jährlich ausgehende , siegreich die Mächte der Finsternis nieder-
werfende Lichtflut soll in der Niederwerfung der den Göttern ver-
haßten sündisren Menschheit durch die Sintflut ihr Gegenstück
haben usw.
5 Bis dahin sind J.'s Ausführungen, wie mir scheint, in der
Hauptsache von bleibendem Werte und überzeugender Kraft. Aller-
dings fehlt es bei der bröcklichen Natur des Quellenmaterials sicher
nicht an Stellen, bei denen eine scharfe fachmännische Kritik ein-
setzen kann. Die Haui^tergebnisse scheinen mir aber gesichert
10 zu sein.
Anders muß ich mich nun aber zu den mit S. 125 beginnenden
Untersuchungen zum alten Testamente stellen. Als Alttestamentler
habe ich natürlich an ihnen ein besonderes Interesse und glaube
auch als solcher berechtigt zu sein , hier ein wirklich begründetes
15 Urteil in Anspruch zu nehmen. Auch bin ich an das Studium
dieser Ausführungen J.'s nicht herangegangen in der geistigen Ver-
fassung, die er mit den oben erwähnten scharfen Worten hat brand-
marken wollen. Vielmehr glaube ich , obwohl es einem durch die
besondere Art der Argumentation und durch die starken Zumutungen
20 an unseren geschichtlichen Verstand sehr schwer cremacht wird,
ruhiges Blut zu bewahren, wirklich mit nüchternem und ruhigem
Blick angeschaut zu haben , was er mir vor Augen führt Aber
ich habe erfahren , ein ruhiges klares Auge verbunden mit natür-
lichem geschichtlichen Sinn kann die Argumentation J.'s und die
25 von ihm gezogenen Schlüsse unmöglich als richtig anerkennen, weil
das von ihm verwertete literarische Tatsachenmaterial , um seiner
These zu entsprechen, sich in zu weitgreifendem Umfange Deutungen
gefallen lassen muß, auf die niemand von selbst kommen kann, vor
allem aber weil der geschichtliche Wert der alten Quellenschriften
30 auch da, wo man nicht den geringsten Anlaß hat, an der wesent-
lichen geschichtlichen Treue ihres Berichts zu zweifeln, gänzlich
mißachtet und ihr Inhalt völlig verflüchtiort wird. Es ist an-
gesichts des m. E. wohlbegründeten, allgemein geteilten Urteils über
den geschichtlichen Wert z. B. der Berichte über David in 2 Sam.
35 Oft", und 1 Reg. 1. 2 äußerst charakteristisch, was J. S. 566 zum
Beginn eines Salomo behandelnden Anhangs sagt: „Die Analyse
der treuherzig geglaubten Geschichte Israels ist jetzt schon so weit
von uns gefördert, daß diese sich bis zum Tode David's fast restlos
in mythischen Dunst auflöst^ Die Ergebnisse der alttestament-
40 liehen Quellenkritik bleiben fast ganz unberücksichtigt; jedenfalls
wird nirgendwo wirklicher Ernst mit ihi-cr Berücksichtigung ge-
macht oder doch meist nur da, wo sie der Durchführung der Haupt-
these von Nutzen zu sein scheinen. Im ganzen (Ausnahmen fehlen
freilich nicht) vollzieht sich die Argumentation an der überlieferten
«5 (iestalt der Bücher und der Beihenfolge der Erzählungen, wie sie
uns vorliegt, während der Konipositionscharaktcr gerade der älteren
geschichtlichen IJücher unzweifelhaft feststeht. Ich meine jedoch.
I
J. W. Rothstein: Jensen, Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur. 379
ehe man die ganze alte Geschichte so weit hinab , wie es bei J.
geschieht, in , mythischen Dunst' aufzulösen beginnt, müsse man
zunächst die verschiedenen Quellen besonders untersuchen und das
Maß der Geschichtlichkeit ihres Erzählungsinhalts prüfen; erst dann
könne die Frage aufgeworfen werden, inwieweit es sich bei diesem 5
Inhalt oder auch der Form, in die er gekleidet ist, um ferner
liegende literarische oder auch sagengeschichtliche Abhängigkeit
handle. Der Weg , den J. eingeschlagen , ist ni. E. methodisch
jedenfalls sehr bedenklich und mußte zu einer Vergewaltigung der
Überlieferung führen. Das muß ich hier vorweg erklären, obwohl 10
ich damit nicht sagen will, daß alles, was J. vorgebracht hat,
wirklich gegenstandslos sei. Sicher hat er manche bleibend be-
achtenswerte Beobachtung gemacht.
J. behandelt mit Mose beginnend eine Fülle von Lebensbildern
alttestamentlicher Pei'SÖnlichkeiten , als letztes das von den drei 1.5
synoptischen „Mythographen" und dem „Mythographen" Johannes
verfaßte Lebensbild Jesu von Nazaret. Überall findet er Gilga-
meschsagen, Nachtriebe oder, wie er es gerne ausdrückt, Reflexe des
altbabylonischen Gilgameschepos. Es ist eine bunte Reihe von
alttestamentlichen Gestalten, die er uns vorführt: Mose-Aaron (ich 20
greife nur einige Hauptnamen heraus), Josua, Jakob-Esau, Josef,
Abraham, Isaak, Simson, Saul-Samuel, David, Elisa-Elia-Ahab, Gideon,
Jephta, Tobias-Tobit usw., endlich Jesus. Aber die Reihenfolge
ist ottenbar mit Absicht gewählt, denn die späteren Untersuchungs-
bilder müssen vielfach dazu dienen , für die früheren neue Auf- 2.5
Schlüsse , neue Bestätigungen früherer sagengeschichtlicher Urteile
beizubringen , und ei'st am Ende des letzten ist man gewiß , daß
man nun alles erfahren hat, was bis zum Tag des Abschlusses des
Werkes der Verfasser zur Analyse und Beurteilung all' der in die
Verhandlung hineingezogenen Stoffe im Sinne seiner These beizu- 30
bringen gehabt hat. Das unaufhörliche Zurückgreifen auf frühere
Stücke soll offenbar den Leser nötigen, sich immer fester in den
Gedankengang und die Auffassum? des Verfassers hineinführen zu
lassen, aber es hat viel dazu beigetragen, daß die Arbeit einen so
großen, m. E. unnötigen Umfang angenommen hat, was aber das 3.-)
Schlimmste ist, es ermüdet den Leser aufs äußerste, und ich kann
mir denken , daß mancher Leser schon darum vorzeitig den Mut
verliert, sich durch das Ganze hindurchzuarbeiten. Aber was will
J. nun dartun?
Er will durch Analyse jener alttestamentlichen Geschichtsbilder, 10
wie gesagt, dartun, daß wir in ihnen in Wahrheit nichts als
isi-aelitische Gilgameschsagen vor uns haben. Die in ihnen auf-
tietenden Personen und die Vorgänge, die mit ihnen im Zusammen-
hang stehen , reflektieren nach seiner Meinung die Personen und
Vorgänge , von denen uns das alte babylonische Gilgameschepos i:.
erzählt. In dem Aufriß der alttestamentlichen Erzählungen fliulet
er einen in den Hauptepisoden, zuweilen sogar im Wortlaut, meist
380 Anzeigen.
genauen Pai'allelismus zu den verschiedenen Episoden des Gilga-
meschepos. Hie und da fehlt es allerdings nicht an Abweichungen
und Verschiebungen , die aber nicht zu ernstlicheren Bedenken
Anlaß geben sollen. Allerdings kommen bei der vergleichenden
5 Analyse der alttestamentlichen Erzählungsbilder sonderbare Dinge
vor. Dieselbe Persönlichkeit spiegelt bald Gilgamesch, bald Eabani,
bald Xisuthros oder auch noch andere Figuren des Epos wieder,
zuweilen sosfar mehrere zugleich. Schließlich erlaubt J. feststellen
zu dürfen , es sei gerade für die israelitischen Gilgameschsagen
10 charakteristisch , daß vor allem die Gestalten des Gilgamesch und
Eabani zusammengefallen seien , oder daß das , was das Epos von
dem einen erzähle , hier auf den andern übertragen werde. Aber
damit wird die erstaunliche Durcheinanderwirrun g der ancreblichen
Reflexe , vor die man sich so häufig gestellt sieht, nicht beseitigt.
15 Die Psychologie der Mythen- und Sagenbildung, der Verschlingung
mannigfaltiger Motive in ihr, zumal wenn dazu ein Übergang in
eine andere Geisteswelt hinzukommt, ist gewiß eine komplizierte,
schwer faßbare Größe. Es ist darin viel möglich, was bei wii-klichen
geschichtlichen Erinnerungsgebilden ausgeschlossen scheinen mag.
20 Aber was uns hier als möglich anzusehen zucremutet wird, über-
schreitet doch wohl die Grenze des Zulässigen. Ganz besonders
gilt das m. E. von der Deutung der alttestamentlichen Ereignisse
und Vorgänge als Teilen von Gilgameschsagen. Jedenfalls bedai-f
es meist einer sehr leistungsfähigen Phantasie, in dieser oder jener
25 alttestamentlichen Episode sei es eine Chumbabakampfepisode, sei
es eine Sintflut- oder Sintflutbergepisode oder den Reflex irgend
einer anderen Episode das Gilgameschepos zu erkennen. Von selbst
käme in den weitaus meisten Fällen schwerlich jemand zu einer
solchen Parallelisierung , wenn es ihm nicht von J. vorgemacht
30 würde. Wer würde z. B. in Kämpfen der altisraelitischen Geschichte
und in den niedergekämpften Feinden einen Reflex der Sintflut
und der durch sie vernichteten Menschheit erblicken? Aber das
sollen wir nach J. tun. Allerdings fällt ihm eist spät die Mög-
lichkeit einer Erklärung dieses sonderbaren Parallelismus ein. Am
35 Ende des Abschnittes über Jephta, S. 764, erinnert er daran, daß
das mörderische Wüten und Toben der Sintflutwogen in der baby-
lonischen Sintfluterzählung mit einem Schlachtsturm und einem
Kampf verglichen (!) werde, und er schließt daraus ohne weiteres,
die israelitischen , Sintflut -Kämpfe" wurzelten also in der Ursage.
10 Das scheint mir doch ein recht bedenklich kühner Schluß zu sein.
Ich habe, je weiter ich in der Lektüre des Werkes vordrang, das
Gefühl nicht loswerden können , die hier uns gebotene Auffassung
und Deutung jener alttestamentlichen Geschichtsbilder nach dem
Sehemu des Gilgameschepos schließe doch zu viel Willkür und
i.--. Kün.stlichkeit in sich, um richtig sein zu können. Der l'arallelisnuis
ist m. E. selbst du. wo er nach J.'s Deutung dorn Leser deutlicher
in die Augen fallen will, doch in Wahrheit nur ein scheinbarer,
J. W. Rothstein: Jensen, Das Gügamesch-Epos in der Weltliteratiir . 381
kein wesenhafter. Wie weit ich allenfalls auch einen solchen zu-
gestehen zu dürfen meine, werde ich nachher sagen.
Auch die o-roße Menge von Gilgameschsagen , die im alten
Israel und Juda nach J.'s Auffassung vorhanden gewesen sein soll,
macht bei ruhiger Überleorung stutzig. Es ist doch höchst seltsam, 5
daß die ganze alte Zeit bis tief in die Königszeit hinein , soweit
sie in Israels Erinnerung fortcfelebt haben soll , tatsächlich nur in
der Gestalt von Gilgameschsagen fortlebte. Das ist doch wohl J.'s
Ansicht, denn sonst versteht man das oben schon mitgeteilte Urteil
nicht, seine Analyse habe die ganze alte Geschichte Israels bis zum lo
Tode David's fast restlos in mythischen Dunst aufgelöst. Die
weiteren Ausführungen lösen dann aber auch die Geschichte noch
weit über David's Tod hinaus ebenfalls in mythischen Dunst auf.
Selbst Jesus samt all den Persönlichkeiten und Begebenheiten, von
denen uns die Evangelien berichten, sollen wir als gleichen Dunst i5
auffassen. Ja , die Gilgamesch- Jesussage soll — das ist natürlich
konsequent — längst vor der Zeit vorhanden gewesen sein, in die
wir Jesus von Nazaret zu versetzen gewöhnt sind. Nun wird
freilich die große Anzahl dieser Sacren einicrermaßen verständlich
gemacht durch die Annahme , daß sie ihre besondere Heimat in 2ü
den verschiedenen Stämmen gehabt hätten, denen ihre Hauptperson
d. h. ihr Gilgamesch angehört habe (vgl. dazu S. 790). So ist
denn die Sage von Mose die GilgameschsaCTe im Stamme Levi, die
von Josua in Ephraim , die von Abraham und Isaak in Südjuda,
die von Saul- Samuel in Benjamin, die von David in Nordjuda, die 25
von Elisa-Ahab-Elias in Manasse usw. , die von Jesu endlich in
Sebulon (Nazaret liegt in Sebulon). Man muß also wohl schließen,
das alte Israel in allen seinen Stämmen ist so vollkommen in der
Gewalt des Gilgameschmythos gewesen, daß es seine Geschicke und
Geschichte gar nicht anders festzuhalten vermochte als in dem 30
Gewände dieses Babylonien entstammten Mythos oder, daß es sogar
seine wirkliche Geschichte vergaß und dafür die Gilgameschgeschichte
ins Gedächtnis aufnahm, allerdings indem es ihm geläufigere per-
sönliche , sachliche, geschichtliche und lokale Namen an die Stelle
der babylonischen setzte, aber mit mancherlei überaus wunderlichen 35
Verwechslungen und Änderungen in den Einzelzügen. Ist das alles
wirklich so? Kann es so sein? Natürlich kann man nicht von
vornherein die Möglichkeit leugnen, daß der Gilgameschmythos, ja,
das Gilgameschepos in Altisrael Eingang gefunden. Die schon in
ziemlich früher Zeit vorhandene Bekanntschaft mit der Sintflutsage .m
scheint das ja ohne weiteres v.n beweisen. Aber es ist doch noch
nicht sichergestellt, ob auch diese Bekanntschaft schon in den
ältesten Perioden des israelitischen Geisteslebens vorhandeh war,
ob nicht auch diese erst von einer jüntjeren geschichtlichen Zeit
an datiert werden muß. Wir geraten durch J.'s Hypothese m. E. 1.-,
in eine Vorstellung von Israels geistesgeschichtlicher Entwicklung,
die außerordentliche Schwierigkeiten in sich birgt, ia, einfach un-
382 Anzeigen.
möglich ist. Ist es wirklich denkbar , daß die Erinnerungsbilder,
wie sie das alte Testament selbst für die ältesten Zeiten bietet,
nur so oberflächlich , wie man nach J. annehmen muß , an dem
realen Boden , auf dem sie sich bewegen , hafteten , daß man sie
5 tatsächlich nur für , mythischen Dunst" halten muß? Sollten sie
sich haben bilden können ohne einen positiven Anhalt an der wirk-
lichen Geschichte ? Vielleicht gibt uns J. in dem für Band II
verheißenen Abschnitt über , Mythos und Geschichte" klare Ant-
wort auf diese Frage. Die Antwort , die wir uns auf Grund von
10 Band I greben müssen , kann nicht zweifelhaft sein. Ich könnte
wohl zugeben , daß der Gilgameschmythos , seitdem er in Israel
bekannt geworden , auf die Ausgestaltung der geschichtlichen
Erinnerungsbilder in formaler Hinsicht eingewirkt habe , daß ge-
wissermaßen das poetische Gewand, in das sich die Erinnerung je
15 länger je mehr einkleidete , auch Farben von dorther in sich auf-
nahm , sich also daher mancherlei Ähnlichkeiten mit dem Gilga-
meschepos erklären würden , so weit man von solchen überhaupt
reden dürfte , aber das ist jedenfalls — oder ich müßte mich
gewaltig täuschen — nicht J.'s Auffassung. Indes , er wird sich
20 dazu ja noch äußern , und wir müssen abwarten , wie er das im
Vorausgehenden angedeutete Problem löst.
Den Eindruck nüchterner Ruhe des Urteils, die dem Geschichts-
forscher eignen muß , gewinnt man auch nicht , wenn einem zu-
gemutet wird zu glauben, die Kriege David's seien nur ein erborgter
25 Abglanz der Kriege Salmanassar's IL (S. 492 Anm. 2; 551 ff.) oder
der Bericht über den Aufstand Sebna's habe sein Vorbild wohl in
der Behistuninschrift (S. 542 f.) oder die ganze Herrlichkeit Salomo's
sei kaum etwas anderes als ein .wesenloser Aberlanz" der crlanz-
vollen Regierung Tiglath-Pileser's III. (S. 566 ff.), ja, Salomo sei
30 kein Sohn David's gewesen, es „laufe einem be.stimmten Sagenschenia
zuwider", daß er ein Sohn David's war (vgl. S. 578). Auch sonst
wird das, was das alte Testament berichtet und man bisher erlaubte
für geschichtlich richtig haiton zu dürfen , nicht ganz selten um
des Sagenschemas willen auf den Kopf gestellt, vgl. z. B. den Ab-
35 schnitt Elisa, Ahab und Elias S. 57i»ff. Wie man Jesus aus der
Geschichte streichen und in der von den Evanarelien berichteten
Lebensgeschichte Jesu nur Gilgameschmythen erblicken kann, wird
auch wohl nicht mir allein unbegreiflich sein. Bisher hat die
Negierung der Existenz Jesu, woran es ja nicht gefehlt hat, immer
40 nur Kopfschütteln hervorgerufen, und mir scheint, es wird der
neuen Methode, Jesus vom Boden der Geschichte loszureißen und
ihn im lelzten Grunde zu einem altbnbylonischen Soniiengotte zu
machen, sicher nicht besser eigehcn. Allerdings, hätte J. recht,
wäre Jesus in W alirheit nichts anderes als der Held der Gilgamesch-
i.'i sage des Staninios Sebulon, dann könnte auch Paulus, wie er erzählt,
unmöglich einen Bruder .lesu, Jakobus, in Jerusalem gesehen haben;
dann hätte er ulso entweder kalllilülig die Unwahrheit ^esat^t oder
J. W. Rothstein: Jensen^ Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur. 383
er hätte sich bei seiner Anwesenheit in Jerusalem arg mystifizieren
lassen (S. 1028). Der Gilgamesch- Jesus hatte natürlich in Paulus'
Zeit keinen Bruder Jakobus. Gerade die letzten Blätter seiner
Ausführungen über die sog. Gilgamesch-Jesussage zeigen besonders
deutlich , wie vollkommen J. den Boden der Geschichte und einer 5
exakten Geschichtsforschung unter den Füßen verloren hat. Ich
fürchte, das ist auch in nicht geringerem Maße in den früheren
Abschnitten geschehen. Nüchterne Erforschung und Beurteilung
der Quellen wird nach meiner Überzeugung sich stets im Wider-
spruch mit den vermeintlichen Ergebnissen seiner Arbeit befinden, lo
Damit will ich nun freilich seiner zweifellos mühevollen Ai'beit
auch in ihrem alttestamentlichen Teile nicht jeden Wert abspi-echen.
Ich leugne sogar, wie schon gesagt, die Möglichkeit nicht, daß in
die altisraelitischen Erinnerungsbilder auch astral -mythologische,
also auch dem Gilgameschmythos entstammende Motive hineingewirkt i5
haben. Ich halte es auch für ein wirkliches Verdienst, daß J. uns
das Auge geschärft hat für die häufigen und oft recht auffälligen
Parallelismen innerhalb der verschiedenen alttestamentlichen Er-
zählungen selbst. Unbekannt war dergleichen ja selbstverständlich
nicht , aber so systematisch, wie es hier geschehen ist, war bisher 20
meines Wissens diese Sache denn doch noch nicht verfolgt worden.
Allerdings darf man bei der Beurteilung dieser Parallelismen nicht
vergessen, daß die wirkliche Geschichte einzelner Persönlichkeiten,
Stämme und Völker auch oft genug in ihrem Verlaufe solche
Parallelismen als Tatsache zeiget. Es cribt eben nichts Neues unter 25
der Sonne. In dem Sinne , wie dies Qoheleth beobachtet hat,
stimmt das Wort auch heute noch. Und wenn in den Erinnerungs-
bildern Altisraels so viel Ähnlichkeit in den einzelnen Zügen des
Verlaufs der geschichtlichen Ereignisse beobachtet wird, so ist gewiß
möglich , daß hier eine schematische Beeinflussung von den einen 30
auf die andern stattgefunden hat, aber damit ist die geschichtliche
Grundlage nicht ohne weiteres zweifelhaft. Und wo wirklich
Parallelen auch zum Gilgameschepos vorzuliegen scheinen, da braucht
noch lange nicht zugleich auch nicht bloß formale, sondern auch
sachliche Abhängigkeit im Sinne J.'s vorzuliegen. — Ich bekenne 35
zuletzt auch, in sehr großer Anzahl Einzelbeobachtungen angetroffen
zu haben, die ich für sehr wertvoll halte und deren kritische Ver-
wertung ich nur wünschen kann. Einzelnes hervorzuheben , muß
ich unterlassen. Muß ich auch gegenüber der Hauptthese J.'s mich
ablehnend verhalten, so möchte ich doch wünschen, daß seine müh- -lo
same Arbeit nicht unbeachtet bliebe. Abgesehen von dem ersten
m. E. bedeutsamsten Teile wird man auch von den alttestamentliche
Stoffe behandelnden Abschnitten nicht ohne mancherlei Gewinn
scheiden, wenn freilich auch ohne Bekehrung zu den Urteilen des
Verfassers. Vielleicht dürfen wir weitere Aufklärung und eine 45
nüchternere Betrachtung der Dinge vom zweiten Bande und dem
darin zu erwartenden Abschnitte über „Mythos und Geschichte"
I
Qg^ Anzeigen.
erwarten. Erst dann wird man natürlich auch in die Lage versetzt
sein, entscheidende Stellung zu seiner Position zu nehmen. Aller-
dings ob diese Stellung eine wesentlich günstigere sein wird, als
sie mir wenigstens durch den vorliegenden Band aufgenötigt wird,
das ist eine andere Frage. j_ ^y^ ßothstein.
Michel Eevon, Le Shinnto'isme. I'"'^ partie. {Aus : Revue
de VMsfoire des religions 1904 — 1907.) 475 S. mit Appendice
und Index. Paris 1907.
Der Verfasser stellt zu Beginn seiner Arbeit die These auf,
10 daß im Gegensatz zu der Meinung vieler europäischer und selbst
japanischer Kritiker der Shintoismus sehr wohl eine Religion sei,
eine regelrechte Reliofion von einem bekannten und verbreiteten
Typus: es ist eine primitive Religion. Er tritt dann in die syste-
matische Untersuchung ein, indem er zuerst seine theoretische und
15 hierauf seine pi-aktische Seite prüft, d. h. einerseits die (lötter des
Shinto, und andrerseits den shintoistischen Kultus. Der erste Teil
ist schon vollständig erschienen in der Revue de l'histoire
des religions (10 Artikel 1904—1907). In diesem ersten Teil
behandelt er: 1. den Ursprung der Götter; 2. die Welt der Götter,
20 a) die Naturgötter, b) die Geistergötter, c) die mythische Lehre
(mythische Synthese); 3. die Natur der Götter; 4. den Aufenthalt
der Götter; 5. die Geschichte der Götter: 6. das Leben der Götter;
7. das Ende der Götter.
Im ersten Kapitel analysiert der Verfasser sorgfältig das sub-
25 jektive Element des Shintoismus — den japanischen Geist mit
seiner besonderen Art zu fühlen und zu denken — und er bemüht
sich namentlich den Grad der Intensität des relio;iösen Gefühls
festzustellen, indem er den Bet^rüf des Kami ^enau bestimmt,
welcher nur eine ganz relative „Obergewalt" ausdrückt. Dies ist
80 der Hauptkeim , den man im Laufe der Arbeit sich entwickeln
sieht und der die Leichtigkeit der Vergötterung bei den Japanern,
die ViellUltigkeit und die Verschiedenheit der Götter, ihre so
menschliche Natur usw. erklärt. Er prüft hierauf, wie dieses sub-
jektive Element, auf seinen Gegenstand angewendet, dem Japaner
sr. die ihn umgebende Welt erklärt, und dabei findet er namentlich
in dem primitiven Shintoismus eine positive Bestätigung der Hypo-
these von Albert Reville (Religions des peuples non-civi-
lisi^'S, II, 225 und passim): daß die ersten angebeteten Götter
diejenigen des Lichtes und der Nahrung waren.
40 Im zweiten Kapitel zeigt der Verfasser, im Gegensatz zu der all-
gemeinen Meinung der englischen Philologen (E. Satow, B. H. Cham-
berlain usw.), daß der Shintoismus nicht ein Ahnenkult ist, auf
den eine Naturreligion gepfropft wäre, sondern ganz im Gegenteil
Macler: Revon, Le Shinnto'isme. 385
eine wesentlich natürliche Religion, an die sich nach und nach ein
Kultus dex' Vorfahren anschloß , der erst unter dem chinesischen
Einfluß herrschend ward. Diese Theorie, die er weitläufig in Bezug
auf den Sonnenkultus entwickelt (Rev. hist. des relig. , mai-
juin 1904), ist avich seitdem von W. G. Aston verteidigt worden 5
(Shinto, London 1905). Nächst der Göttin der Sonne studiert
der Vei'fasser nacheinander den Gott des Mondes, die Sternengötter
(hier stellt er auf Grund der alten Dokumente fest, daß Aston,
Florenz, der Verfasser der vorzüglichen deutschen Übersetzung des
Nihongi, und die andern Japanisten im allgemeinen der Ver- lo
götterung der Sterne bei den ältesten Japanern nicht genügend
Rechnung getragen hatten), den Gott des Meeres und des Sturmes
(den „Verräter" der japanischen Mythologie), die Götter der fried-
lichen Winde (, Pfeiler" der Welt), die verschiedenen meteorolo-
gischen Phänomene, besonders den Blitz (dabei findet er „ein i5
Brockengespenst" in einer alten Legende des Kojiki wieder),
dann den Gott des Feuers (Vater des Donners in der japanischen
Mythologie , welche ihm Gelegenheit bietet zu interessanten Ver-
gleichen mit den erklärenden Mythen über den Ursprung des Feuers
bei andern primitiven Völkern [p. 111, N. 3], und auch mit der 20
hindustanischen Zauberei, die zum Zweck hat es zu bändigen).
Nach diesen Göttern des Himmels und der Atmosphäre studiert
der Verfasser die Götter des Meeres , der Ei'de , der Berge , der
Wasserläufe , der Straßen und schließlich den Gott der Erdbeben.
Schon diese Aufzählung würde gentigen den naturalistischen Cha- 25
rakter des wahren Shintö — des Shintö vom Kojiki, vom
N i h 0 n g i , von den N 0 r i 1 0 — kurzum der ältesten Dokumente
vom 8. — 10. Jahrh. zu beweisen.
Darauf prüft der Verfasser die Vergötterung der organischen
Welt , der Pflanzen und Tiere , und bei dieser Gelegenheit zeigt so
er, daß sich in den japanischen Dokumenten keine Spur vom
Totemismus findet. Victor Henry hat seinerseits dasselbe für
Indien festgestellt (La magie dans l'Inde antique, 1904,
p. XXIV ff".). Diese Resultate sind der Theorie von Robertson Smith,
welcher aus dem Totemismus eine allgemeine und notwendige Phase 35
der religiösen Bewegung in der Menschheit hat machen wollen,
nicht günstig.
Nach all diesen Göttern, welche aus dem naturalistischen Keim
geboren sind, studiert Revon die Götter, die aus dem aniniistischen
Keim hervorgegangen sind , die Göttergeister : Geister der Natur 10
(Typus: die Götter der Nahrung), der Kunstprodukte, der mensch-
lichen Handlungen, der lebenden Menschen (zuerst des Kaisers) und
der Verstorbenen. Er erklärt hierauf, wie die primitive Idee der
unter sich wechselnden Existenzen , indem sie den Glauben an die
Metamorphosen hervorbringt (alle in den alten Dokumenten er- ir.
wähnten Fälle präzisiert und klassifiziert er), an den Fetischismus
grenzt; und er studiert alsdann die verschiedeneu Formen des
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 25
386 Anzeigen.
japanischen Fetischismus, die Amulette, die Talismane, endlich die
eigentlichen Fetische, die er als „ Taschen götter " , belebte Zauber-
gegenstände definiert: Fetische mineralischen, vegetabilischen, anima-
lischen , menschlichen Ursprungs , Fetische , deren Geist in Kunst-
5 Produkten wohnt, besonders in glänzenden Dingen, wie der geheiligte
Spiegel , Säbel und Edelstein , welche die drei Zeichen der kaiser-
lichen Macht werden. Er zeigt endlich, daß dieser primitive
Fetischismus in dem Shinto nur darum nicht zur Abgötterei ge-
führt hat, weil diese besondere Entwicklung zum Stillstand kam,
10 da die Vervollkommnung der plastischen Künste in Japan gerade
mit der Einführung des Buddhismus zusammentraf.
Nachdem er so alle die shintoistischen Gottheiten bis ins
kleinste studiert hat, die Götter der Natur und die Geistergötter,
faßt Revon endlich das ganze japanische Pantheon zusammen,
15 um die „mythische Synthese" wieder herzustellen. Er analysiert
und klassifiziert zuerst die verschiedenen Gruppen der Mythen, welche
man darin unterscheiden kann : erklärende Mythen für physische
Phänomene (z. B. warum die Sonne und der Mond nicht zu gleicher
Zeit leuchten) , organische (z. B. wai'um der Schwei'tfisch ein ge-
20 spaltenes Maul hat), menschliche (z. B. warum der Mensch sterblich
ist), die Ursprünge der Welt (kosmogonische Mythen des Kojiki,
die er mit dem des Nihongi vergleicht, um die chinesischen
Ideen daraus auszuscheiden) , der Geschichte , der Gebräuche , der
Sprichwörter, der Namen der Sachen, der Personen, der Orte (dabei
25 erklärt der Verfasser die etvmologischen Legenden der alten Doku-
mente), endlich die rein heroischen und romantischen Mythen, welche
ihm zu Vergleichen mit den griechischen Mythen von Perseus und
Andromeda, Jason und Medea , Eros und Psyche usw. Gelegenheit
bieten.
so Alles zusammengenommen, besteht eine der originellsten Seiten
dieser Arbeit darin , bewiesen zu haben , daß zahlreiche japanische
Mythen, welche die früheren Philologen als aus China entlehnt an-
sahen, in Wirklichkeit universelle Mythen sind. Dann zeigt der
Verfasser, wie diese mythischen Gruppen sich organisiert haben,
35 indem sie einem Gesamtplan folgten, durch die kombinierte Wirkung
des intellektuellen Elements, welches die unzusammenhängenden
Teile der Erzählung in Harmonie zu bringen strebte, und des sen-
timentalen Elements, welches die großen Familien veranlaßte sich
berühmte Vorfahren zu suchen , indem diese menschliche Arbeit
4ü ihrerseits einen sonderbaren Widerhall in der himmlischen Hierarchie
hervorruft, welche sich nach und nach präzisiert, je nach der ver-
hältnismäßigen Wichtigkeit der irdischen Familien, und vollendet
wird durch eine Reiht' von „Promotionen" , die den Göttern zu-
geschrieben werden.
*^ 'm dritten Kapitel untersucht der Verfasser eingehend die
physische und moralische Natur der Götter des Shinto. Er stützt
sich haujitsUchlich auf den japanischen Begrift' der Mehrheit der
Macler: Revon, Le Shinnto'isme. 387
Seelen bei einem einzigen Individuum , sei es menschlich oder
göttlich (typisch ist die Geschichte des Gottes Oh-Kouni-Xoushi, der
einem seiner Doppelgänger gegenübersteht, ohne ihn zu erkennen
[p. 15, N. 1 des 9. Art.]), und auf die Vielfältigung der Götter
durch Spaltung (scissiparite), welche die Folge davon ist. Endlich 5
fragt er, ob ein Dualismus in dem Shinto besteht, und verneint
diese Frage, ein Beweis für die angeborene Güte der Japaner, deren
heiterer Optimismus nur wohlwollende Götter geschaffen hat.
Im vierten Kapitel beschreibt Revon den verschiedenen
Aufenthalt der einheimischen Götter: Himmel, Erde, Hölle. Den lo
Mythus der Niederfahrt von Izanagi in die Hölle vergleicht er
eingehend mit anderen ähnlichen Legenden (Orpheus und Eurydike).
Im fünften Kapitel zeigt der Verfasser, daß die Geschichte
der Götter uns in einem größeren Maßstabe die der Menschen
enthüllt und daß gerade die shintoistischen Texte es sind , welche i5
am besten das große Problem des Ursprunges der Japaner erklären
können. Dieser Ursprung ist , nach ihm , gleichzeitig festländisch
und malaiisch , wie die zahlreichen Mythen ozeanischen Charaktex'S
zu beweisen scheinen, die er hier und da in seiner Arbeit
vorbringt. Diese Lösung , gegründet auf eine genaue Unter- 20
Scheidung der verschiedenen Legendenkreise , welche man in dem
Kojiki unterscheiden kann, ist zu gleicher Zeit das einzige Mittel,
die zahlreichen sich widersprechenden Charaktere zu versöhnen,
welche die Anthropologie , die Psychologie , die Soziologie , die
Archäologie des ältesten Japans darstellen; und besonders die so 25
eigenartige Originalität der japanischen Sprache, welche Cham-
berlain , Anhänger des rein mongolischen Ursprungs der Japaner,
für unerklärbar hielt, erklärt sich im Gegenteil, wenn man die
sehr wahrscheinliche Umformung eines alten altaischen Grundstocks,
der dem koreanischen ähnlich ist, zuläßt, welchen die Einwohner 30
der Hauptinsel des Archipels gesprochen hätten und welchen Er-
oberer , vom Süden kommend , alsdann angenommen und ihren
eigenen Bedürfnissen angepaßt hätten.
Im sechsten Kapitel betrachtet der Verfasser im besonderen
das Leben der Götter, was ihm erlaubt, die materielle, soziale 35
und moralische Existenz der ältesten Japaner zu rekonstruiei'en.
Endlich im siebenten Kapitel beschreibt er das Ende der Götter
des Shinto , die nach und nach durch den Buddhismus absorbiert
worden sind.
Im ganzen erscheint uns die Arbeit Revon's als ein gewissen- 10
haftes und vertieftes, auf minutiöser Durcharbeitung der alten
Dokumente begründetes Werk, welches zu gleicher Zeit durch ge-
naue Vergleiche mit den anderen primitiven Religionen erhellt ist,
und in welchem die Nationalreligion der Japaner zum ersten Mal
auf eine systematische und vollständige Art dargestellt ist. 45
F. Macler.
25*
388 Anzeigen.
Corpus scriptorum cliristianoi'um orientalium curantibus J.-B.
Chabot ^ I. Guidi^ H. Hyvernat, B. Carra de Vaux.
Sci'iptorcs Syri, ISeries secunda, Tomus XX VII. Philoxeni
Mahbiujensis tractatus de trinitate et incarnatione , ed. et
5 interpretatus est A. Vaschalde. 271, 204 S. 19,60 Mk.
Series tertia., Tomus XXV. Vitae virorum apud Mono-
pliysitas celeberrimorum, ed. et interpr. est E. W. Brooks.
95 , 60 S. 6,80 Mk. Parisiis , G. Poussielgue. Lipsiae,
0. Harrassowitz 1907.
10 Von den Werken des leidenschaftlichen Verteidigers des Mono-
physitismus Philoxenus (Xenäiä) von Mabbug waren uns außer
mehreren Briefen, die Martin, Guidi, Pi-othingham und Vaschalde
veröffentlicht haben , und einisfen Frasmenten seiner Bibelrevision
hauptsächlich die Moralpredigten bekannt geworden , die Budge
15 heraussrecreben hat. Jetzt erhalten wir drei Abhandlungen über
die Dreieinigkeit u.nd die Fleischwerdung aus einer nitrischen Hand-
schrift der Vaticana, die i. J. 564, also etwa 40 Jahre nach dem
Tode des Autors geschrieben ist. Auch diese Schrift trägt die
deutlichen Merkmale des philoxenianischen Stils. Nicht ruhige
20 Darlegungen einer wissenschaftlich zu begründenden Ansicht, sondern
persuasio des Glaubensgenossen, contritio des Gegners sind die Ziele,
denen er nachstrebt, die er in eindringlicher, oft zu langen Anapher-
ketten sich steigender Variation der wenigen Grundarcfumente zu
erreichen sucht. Unstreitig wendet er sich zunächst an mono-
25 physitische Leser, nicht an Nestorianer, wie Assemani annahm auf
Grund der Stelle 176, 25, wo er nach der jedenfalls irrigen Über-
lieferung (,£ofca*3 für ^oifca.»I5) diese allerdings anzureden scheint.
Dem Alter der Handschrift entsprechend ist der Text, ab-
gesehen von dem Verlust zweier Blätter am Anfang und von der
30 ünleserlichkeit der letzten Seiten, vorzüglich überliefert, so daß
für den Herausgeber wenig zu tun übrig blieb. Seine Übersetzung
ist bis auf einige Kleinigkeiten sehr gut gelungen. S. 14, 25
;S^ ^ Ojüöl ^jjt JJ heißt nicht: „Bona eius ab extra non
p( tuntur*", sondern „B. e. non mutua ab alio accepta sunt". S. 78, 21
35 Jl^«-./ ^ q\2jj heißt nicht: ,a scientia defecerunt", sondern
„intellectu non consecuti sunt", wie oj'^liQD ^ ^\2jj «spe frustratus
est". Acta mart. ed. Bedjan VI, 382, 16, Anecd. Syr. II, 50, 2,
Chron. min. 195, 1 |u,j ^ \i2iJ ,victoriam non adeptus est",
Titus v, Bostra 68, IS^j! o'^vt ^ ""^aj „regnum amisit", Mich.
40 Syr. I, 364, b 19 oj^j ^ '^Oii ,gradum amisit" eb. 158, c 12,
Synodicon ed. Chabot 74, 1<'>, Barhebr. ehr. eccl. 1, 115 u. aq 'j
O^i^jO dass. Sähdönä 513, 1. S. 85, 11 ist zwar im Text jf^,^
BrocTcelmann : Vaschalde et Brooks, Corp. ser, ehr. or. 389
mit Recht in JjN^.»^^ emendiert, aber in der Übex'setzung S. 68, 9
nocli „per creationem suam" beibehalten. S. 111, 12 brauchte das
überlieferte ojCs ^)ii ^X>vCV> J**n;5;2»J JjxX JaD-,/ .OOi |uo^ ,Jo
nicht in v>-CY> jv„>_20j geändert zu werden, was V. übersetzt:
„Si intellectualis sit, quomodo oculi in corpore positi per eam 5
videre possunt" ; es heißt: „Wie sind dann leibliche Augen durch
es zu sehn imstande"; zu )q^wDd „bereit, imstande", s. Acta mart.
ed Bedjan VI, 235, 1, Julianos 45, 15. S. 136, 25 zieht die
Emendation von JJ>qqd in jjOQQO auch die von ^oj in o6) nach
sich. S. 229, 24 |.W\o das neben JtscyjNft und j,o-^\ als Teil lo
eines Gebäudes genannt wird, übersetzt Y. durch „fulcimenta" ohne
nähere Begründung. Da es ein solches Wort m. W. nicht gibt,
so wage ich die Vermutung, daß | N^ darin stecke, das Num. 3,
26, 4, 26 zur Übersetzung von ':2:r;r; ■^ybp dient, und das BA. 2883
und BB. 492 teils als „Stricke", teils als „Vorhänge", teils als 15
„Stangen, an denen Vorhänge befestigt sind" deuten. S. 238, 9
LJQÄ neben joj^L, v. „curiositas", 1. |*^ct2> „voluptas".
Für das Lexikon ist natürlich aus einer solchen Schiift nicht
viel neues zu gewinnen. Trotz des abstrusen Gegenstandes hält
sich der Autor von den bei den Späteren in solchen Darlegungen 20
sehr beliebten Neologismen im ranzen frei, von solchen wären nur
♦ o^) / „incorporatus est" 129, 28 und • otv» „incorporatus"
258 , 26 , wofür er ebenso gut auch ; o>)y und ; , o»p> hätte
sagen können, sowie jju/ Lv^ „Weib" 146, 25 zu nennen, das
sich auch Rechtsbücher I, 124, 26, Chr. min. 210, 9, Nestorius (ed. 03
Kampflfmeyer bei Loofs) 378, 25 findet. Kaum mit Recht hat
V. 82, 1 für das überlieferte j'^Q3 „Beryll" das nur aus dem
A. T. bekannte Jio^Zi eingesetzt, jene Form (vgl. jüd. aram. Nbiin)
kann sehr wohl daneben existiert haben. Sehr interessant war mir
auch der mir wenigstens bisher unbekannte Gebrauch des Wortes 30
j>,C>->^) „Güte" als Gegensatz zu Jx»o „Natur" zur Bezeichnung
des Adoptivverhältnisses , wie 87, 16 jxoj w6t fc^\. ^^ ^^^^
JLQl^-^J jxi2) ÜOQ^QD J1O) fcOOJOl/ Vgl. 132. 5 JXJ3J ^ö)? jilZL./
jio \si. )a.QDLL Jlo::»^? jjojo JIcli^j Joojl und 148. 20 j^o/
Jlozulj. Damit erklärt sich nun der Ausdruck Jlo^J^i J;^ 35
„Adoptivsohn", Rechtsbücher I, 160, 24, den Sachau beanstandet
390 Anzeigen.
und für den ich daher LZBl. 1907, 1651 mit Unrecht j-^
JLq^^jSoj konjiziert hatte.
Brooks legt fast nur bereits bekannte Texte vor, aber in einer
nach neuen handschriftlichen Quellen verbesserten Gestalt, nämlich:
5 1. das Leben des Mönches Jesaias von Zachai'ias Scholasticus, das
Land Anecd. Syr. III, 346 sq. aus einer Handschrift des Brit. Mus.
herausgab, mit Benutzung einer Berliner Handschrift, 2. ein bisher
unbekanntes, leider nur 5 Zeilen langes Bruchstück des Lebens des
Petrus Iberus von demselben, nach derselben Berliner Handschrift,
10 3. die anonyme Geschichte vom Tode des Theodosius von Jerusalem
und des Mönches Romanus, die Land Anecd. III, 341 ff. irrig dem
Zacharias zuschrieb, aus denselben Handschriften, 4. das von Kleyn
in seiner Dissertation 1882 herausgegebene Leben des Johannes
von Telia, von seinem Schüler Elias, den Kleyn ohne Gnind mit
15 Elias von Dara identifiziert hatte , aus denselben Handschriften,
sowie einer zweiten Londoner.
Auf Grund der Berliner Handschrift ist es Brooks gelungen
mit der Kritik und Erklärung dieser Texte mehrfach über seine
Vorgänger hinauszukommen , seine Übersetzung bietet nur noch
20 wenige Anstöße. S. 6, 14 j^jOovÄ |ju*J, übersetzt ,passionum salu-
tarium", besser „salvatoris" ; wie hier so wird nicht selten, namentlich
im jüngeren Syrisch der Genitiv durch das Beziehungsadjektiv
ersetzt, vgl. Jü^^iio/ jN,;nv> fldas Heer der Frösche" KalTla w
Dimna ed. Wright 236, 17, j-,o^\ jiQjLoi ,das Zeichen des Alef
25 Barhebräus, Gramm. I, 193, 16; es ist das gewissermaßen ein ata-
vistischer Rückfall in eine ursemitische Ausdrucksweise, vgl. Philippi,
Status constr. 192, Ref. Grundr. I, 460. Die ganz reguläre Kon-
struktion S. 7, 7 ff. ^o ooo) yfvn)^ Ji}JL ^ >äJj ^j )KsP°
Jooi )QCQ:::ilis^ ^oo^AiD mit Voranstellung des psychologischen Sub-
30 jekts brauchte (Vers. 7 n 1) doch nicht als „contra grammaticam"
bezeichnet zu werden. Da man von einem Maße jfCSnü^ schwerlich
sagen kann, daß es zur Ruhe gekommen sei fs^^-t! ) /, so ist
S. 63, 1 dafür vielleicht J)S\^^ im Sinne von „Bewegung" ein-
zusetzen ; diese spezielle Ableitung der ungemein häufigen Wurzel
35^1 „sich regen, bewegen" ist allerdings m. W. bisher nur bei
Elias Nisib. (ed. de Lagarde 29, 44) in der Bedeutung „Schaukel"
belegt, sie kann aber so gut wie jN.>c>-0 , Auferstehung" JfcsjrtSO)
-Wendung" u. a. sehr wohl auch eine abstr. Bedeutiinor trehabt
haben. In der Übersetzung von Jj:2)01i ch^OJ ü»-»— I. o^iSlt ^^>2D*»o
Brochelmann: Vaschalde et Broolcs, Corp. scr. ehr. or, 391
80 u als ,seque sub barba beati contraxit " hat B. sich etwas zu
eng an Kleyn: ,en pakte zieh met alle ruwheid samen onder den
baard van den zalige" angeschlossen; es heißt einfach : , er fuhr ihm
unter den Bart" (wir würden sagen , unter die Nase").
Die Ausbeute für das Lexikon ist aus diesen, ja meist schon 5
lansre bekannten Texten nicht sehr erheblich. Beachtenswert ist
das Wort \:^a:^ „Gurt" 48, 7, wofür Kleyn Jo>>^ 25, 1 las, es
ist eine Nebenform zu jn^O*^ BA. Nr. 4674, BB. col. 884, sowie
zu lajtVD BB. eb., Acta Mart. ed. Bedjan VII, 399, 6 und jruto'^O
BA. Nr. 4882, 4674. S. 70, 17 übersetzt Brooks Jbow-, das sonst lo
nur , Hebamme" bedeutet, durch „puerpera" (Kleyn LXI ,kraam-
vrouw"); in der Tat würde „Wöchnerin" hier sehr gut passen, da
es kurz vorher heißt, daß die Frau in den zwei Tagen gebar, da
der Heilige unter Bedeckung ins Haus kam (ungenau Bi-ooks,
Versio 45, 14); da aber aus dem Zusammenhang nicht hervorgeht. 15
daß die Gebärende in ihrem eigenen Hause war, so ist auch die
Annahme zulässig , daß sie ihre Niederkunft bei einer Hebamme
abwartete ; bis auf weiteres wird man also jene neue Bedeutung
noch nicht ins Lexikon aufnehmen dürfen. Meine Vermutung, daß
}*»0Oji in Sachau's Kechtsb. I, 76, 21 gleich dem neusyr. rirnöiö -m
„Gendarm" nicht wie sonst „Soldat", sondern einen Sicherheits-
beamten bezeichne (LZBl. 07, 1651) wird durch 78, 25 bestätigt,
wo die I..Ä0V (B. Romani, Kleyn LXIX Romeinen) Stöcke tragend,
den Angeklagten aus dem Gefängnis dm-ch die Menge hindurch
vor den Richter führen. Das Wort j^jj^ 90, 17, das Br. „festi- 25
vales" übersetzt, ohne diesen Begriff näher bestimmen zu können,
läßt sich doch nur mit Kleyn LXXXIII als „geestelijken" fassen.
da es zwischen Bischöfen, Chorbischöfen, Periodeuten einerseits und
Mönchen andrerseits steht ; man wird es aber nicht mit beiden von
JlJA. ableiten dürfen , sondern als eine ältere Bildung von Jl.«X :50
„Kirche" statt des jüngeren j^L^Sk ansehn müssen, in der nach
altsemitischer Regel, wie im syrischen noch in |„Jj»y^ u. a. die f.
Endung vor der des Beziehungsadjektivs geschwunden ist. Für die
Grammatik interessant wäre die Form jxi* , schwöre" 86, 1 in
einem in den Londoner Handschriften und daher bei Kleyn fehlenden 35
Sätzchen; da es kein Pa^^el sein kann, hätten wir eine Parallele zu
JL , komme" und \6\JLl „bereue" ; dem Zeugnis der einen Hand-
schrift wird man aber wohl noch nicht vertrauen dürfen und des-
halb einstweilen lieber das gewöhnliche s*2D^ oder »^>ql. dafür
«i^s«^^*^"- C. Brock el mann.
392 Anzeigen.
Sieben Bücher Anatomie des Galen. ^Avcao^iy.&v iyyciQi]a£cov
ßißUov d-—Te, zum e^'sten Male veröffentlicht nach den Hand-
schriften einer arabischen Ubet'setzung des 9. Jahrh. n. Chr.,
•ins Deutsche Übertrafjen und kommentiei-t von Max Simon
5 Dr. med. I. Band. Arabischer Text. Einleitung zum
Sjrrachgebrauch , Glossar, mit zwei Faksimile - Tafeln
LXXXI, 362 SS. //. Band. Deutsche)- Text, Kommentar,
Einleitung zur Anatomie des Galen, Sach- und Namen-
register. LXVIII, 366 SS. Leipzig, J. C. Hinrichs. 36 Mk.
10 Von den 15 Büchern der Anatomie des Galen sind die 7
letzten im srriechischen Urtext verloren, aber in einer arabischen
Übersetzung in einer Londoner und einer Oxforder Hds. erhalten.
Wer diese Übersetzung angefertigt hat, ist nicht mit Sicherheit
festzustellen. Zahlreiche kritische Randglossen rühren von Hunain
ir> b. Ishäq her, der Fihrist und b. al-Qifti aber schreiben die Über-
setzung seinem Keifen Hubais b. Hassan zu : wahi'scheinlich lieferte
dieser den Grundstock der Arbeit, den Hunain dann revidierte.
Dabei standen ihm drei griechische Texte, und außerdem noch eine
syrische Übertragung zu Gebote. Die Übersetzung muß als recht
20 geschickt bezeichnet werden ; sie bindet sich nicht sklavisch an den
Text, gibt aber seinen wesentlichen Inhalt vollständig wieder. Zur
Veranschaulichung der Arbeitsmethode des Übersetzers stellt der
Herausgeber den noch griechisch erhaltenen Anfang des 9. Buches
der arabischen Übertragung gegenüber. Ist schon der Text des
25 Galen in seiner Verbindung von deskriptiver und topographischer
Anatomie mit der Sektionslebre außeroi'dentlich weitschweifig, so
wird es die Übersetzung noch mehr; aber gerade diese Umständ-
lichkeit war für den Kulturkreis, dem sie die Kenntnis der ornechischen
Medizin vermitteln wollte, gewiß ein Vorzug. Der Herausgeber
30 hat sich durch seine Bearbeitung, die eben nur ein arabistisch
geschulter Mediziner unternehmen konnte, ein großes Verdienst um
die Geschichte der Medizin erworben, und seine Arbeit wird sich
für die Kenntnis Galen's, wie für die der arabischen Medizin gewiß
sehr fruchtbar erweisen.
3.0 Aber auch die arabische Philologie wird aus dieser Aussfabe
('
'rheblichen Gewinn ziehen. Die Übersetzung ist nämlich nicht in
banalem Scliularabisch geschrieben, sondern offenbar in der Umgangs-
sprache des Übersetzei-s, die in vielen Punkten der heutigen Vulgär-
sprache schon näher steht als dem klassischen Muster. In richtiger
40 Erkenntnis dieser Tatsache hat der Herausgeber sich wohl gehütet,
die iberlieforung der Hd.ss. nach den Regeln des Nabu einzurenken,
und in einigen Fällen, in denen er anfangs doch sich dazu hat ver-
leiten lassen, erkennt er in der Einleitung die Berechtigiuig der Über-
lieferung an. Hier schildert er nach diMii Vorbild von A. Müller's
4:< Arbeit über Ibii ab! Usaibi'a die sprachlichen und stilistischen
Eigentümlichkeiten seines Textes. Vielleicht wäre es ei'wünscht
Brockelmann: Simon, Sieben Bücher Anatomie des Galen. 393
gewesen, wenn er den unter der Überschrift „Orthographie und
Wortbildung" zusammengefaßten Stoff in zwei Kapitel zerlegt hätte,
da so die wirklich sprachlichen Eigentümlichkeiten sich von bloßen
Schreibgewohnheiten schärfer gesondert hätten. So ist die vuloräre
Form ^.^ „zeigen" doch anders zu beurteilen als die Schreibung 5
■j^ für ij. Auch der Dual .yAjLi>l „zwei andere" wäre besser
nicht in einem Alinea mit der Form ,.vajLj^ .zwei Gänsfe" und
LT-— ^ . 1 o
der Schreibung L^iJtXs>l zu erwähnen. Der erste beruht auf
einer Vermischung der drei f. Endungen tf if ö; charakteristisch
ist das beständige Schwanken der Handschriften zwischen der älteren lo
Form .y^'SLs>\ und der jüngeren ^Aj_i>!; im zweiten Falle handelt
es sich um eine Neubildung des Duals direkt vom Sg. mit Beibe-
haltung des für diesen charakteristischen ä und mit i als Gleitvokal
wie in LjLj für (^Lj. Die Form LiA.«.Jlx/) „unsere Lehrer"
(S. XXIII) ist übrigens nicht durch haplologische Silbenellipse ent- 15
standen, sondern ist ein auch vom klassischen Standpunkt aus völlig
korrekter St. cstr. PI. vor Suff. Mit Unrecht entschuldigt sich der
Herausgeber (S. XXII, 1) in Formen wie oJs^», ci*.-i-^i^ tlas
„phonetisch willkürliche und unschöne" Tesdid gesetzt zu haben,
das „wohl jetzt nur von den wenigsten Ai'abisten gebilligt werde", 20
Arabisten haben, wenigstens, wenn sie ihre Aufgabe wissenschaftlich
auffassen, überhaupt nichts zu billigen, da sie ja nicht als Mitglieder
einer Accademia della Crusca fungieren, sondern nur Tatsachen fest-
zustellen. Diese Assimilation nun findet sich nicht nur im Qor'än,
sondern ist auch in allen neueren Dialekten so vollständig durch- 25
geführt, daß der Herausgeber sie mit Recht auch bei seinem Autor
voraussetzen durfte. Sehr dankenswert ist die Übersicht über den
syntaktischen Sprachgebrauch des Übersetzers ; daß es S. dabei ver-
einzelt begegnet ganz gewöhnliche und normale Konstruktionen als
Eigentümlichkeiten seines Autors anzusehen, ist im ganzen weniger -m
seine Schuld, als die der namentlich in syntaktischer Beziehung
noch immer recht unvollkommenen landläufigen arabischen Gram-
matiken. So verzeichnet er S. XXV als auffällig die Konstruktion
von L^A^ mit dem Perfekt mit eingeschobenem Bedingungssatz, der
nicht nur in dem letzten von S. zitierten Beispiel, sondern in allen ;ir.
mir erinnerlichen Fällen, so vermutlich auch in dem 2. von ihm
zitierten vorliegt, den ich leider nicht kontrollieren kann, da das
angegebene Zitat nicht stimmt. In Fällen nun wie ^^^.xlz'i 13! L4.AJ'
;fv.Jl cj.Iii K.Lc:i*Jt 282, 4. 5 ist das 2, Perf. auch nach klassischem
og^ Anzeigen.
Sprachgebrauch durchaus erforderlich, da \j>\ mit Perf. im Nachsatz
unbedingt ein Perf. erfordert auch an Stelle eines Impf.; so tritt
unendlich oft das Perf. im Nachsatz eines Satzes mit \3\ für das
Impf, mit .,li' im Sinne von , pflegen" ein; vgl. nur die Beispiele,
5 die Nöldeke z. Gr. § 88 als Belege für die Personalattraktion an-
führt. Ganz regulär ist auch das Beispiel, das S. ebenda für die
Vermischung von Indikativ mit Konjunktiv und Jussiv anführt
l^jotj äj! o.jiJ^ ,die Venen, welche ernähren", nur ist natürlich
»jsAj zu schreiben. Die Kombination uäa5" .,! ist kaum bizarr
10 zu nennen (S. XXX) ; sie findet sich zur Einführung indirekter
Fragen ja auch schon in klassischer Sprache, z. B. Agh. VI, 73, 11:
LJLäs ..y^ Oi-Ai" .,1 ÜJLw, wie ja auch sonst | nicht selten
gerade so wie *r und ^ zur Einführung direkter Rede dient. Auf
einem Mißverständnis beruht die Angabe, daß bei u^^-J das Subjekt,
15 nicht das Prädikat mit v_J eingeführt werden könne. Von den
angeblich zahlreichen Beispielen, von denen mir bei der Lektüre
keins besegnet ist, führt S. leider nur ein einziges an, und dies
ist falsch verstanden. Der Text 162, 13 ff. lautet: K/iLcjw
^! üxiLäiil iOcLiüIi. Simon übersetzt: „Die Zusammenlagerung
der Haut mit dem unter ihr liegenden ist nämlich an dieser Stelle
25 nicht so, wie sich die Haut des Hodens mit den übrigen unter ihr
liegenden Teilen zusammenlagert. Sondern von wegen dieses Ganges
und des venösen Gefäßes, aus welchem sich häufig das Blut ergießt,
ist die Haut hier, meine Freunde (wörtl. „Ihr Männer"-^)), von dem,
was unter ihr liegt, frei. Und ihre Anlagerung an das, was hier
ao unter ihr liegt, nennt man die „Hintere Anlagerung" ". Es ist aber
zu übersetzen: „Darin, daß die Haut an dieser Stelle sich an das,
1) OL J>j»aftj, Simon J.uli>Lj.
2) OL so in einem Wort, Simon ^»^ LjI» X^^.
3) Aber einen PI. von »^1 gibt es bekanntlicli nicht.
Broclcelmann : Simon, Sielen Bücher Anatomie des Galen. 395
was unter ihr ist, anlegt, ist nichts, wodurch sie sich auszeichnete
vor ihrer Anlegung an das, was unter den anderen Teilen der
Hodenhaut liegt. Aber wegen dieses Ganges und des venösen
Gefäßes, aus welchem sich häufig das Blut ergießt, würde man
erwarten (eig. befehlen), daß die Haut hier von ihrer Unterlage frei 5
sei" usw. Für das Lex. ist aus dieser Stelle der Gebrauch des
Wortes jti\ zu buchen i).
Zur Herstellung und Erklärung des Textes seien mir noch ein
par Anmerkungen gestattet. S. 3, 12 cj4^ »^_J^\ lAi -^S ^^yiP'
^.^ocxi!. übersetzt , eines . . . Tieres . . . das Hunger und Erschöpfung lo
getroffen haben", 1. xj ytol ,geschädigt haben". S. 25 u., 87, 14 u. ö.
ändert S. das überlieferte ,<j.^! ol^ö in ;tj.^! oUuXJt. Er über-
setzt es „Vier Hauptarten der Tiere" und bemüht sich im
Kommentar Nr. 71 vergeblich zu dieser angeblichen Einteilung der
Tiere in vier Hauptarten , die sich in früheren Schriften Galen's 15
nicht ipsis verbis finde, wenigstens Analogien aufzuweisen. Die
Überlieferung ist aber in der Ordnung und bedeutet einfach ,die
mit den vier" d. h. „die Vierfüßler", das ja schon Freytag ver-
zeichnet. S. 32, 12 ist ^.JJC^" in cUAj! J,t UsjI ^JSSt ^*a^i
^! *L^*i! KJ^ wv.lX^' Jö ^jJiX« , übersetzt : ,Wir nehmen nun 20
auch jetzt wiederum an, daß das Gehirn entblößt ist, indem die
darum befindKchen Knochen entfernt worden sind", durch das von
L. gebotene vi>uk^ als u>JC.i=' zu ersetzen. S. 73, 8 für U-ijJjCj L.
L^^jOIXj ist LplIiXj zu setzen. S. 80, 4 war es nicht erforderlich
den von den Handschriften gebotenen Subj. sji.>aj ^.,( durch den 25
Ind. zu ersetzen. S. 83, 1 ist nicht J^> „Zusammenfassung" sondern
J^.4.i» „Inhaltsangabe" eig. „Summen" zu lesen. S. 85, 6 ist für
., yo^ zu lesen .,y«5.-) und zu übersetzen: „Die Ringer suchen
oft einander an diesem Teile (dem Kehlkopf) zu packen" usw. Simon:
„Bei den Ringern wird oft einer vom andern geworfen, wenn der so
diesen Teil packt" usw. S. 88, 6 liegt dem überlieferten L. LLi:"!
1) Oder ist für .,^-*Lj etwa .^yOiij ^mit Notwendigkeit folgern* zu
lesen (vgl. ü^jI J *./«J! convaincre B. bei Dozy)? An einfach herübergenommenes
i^Oj ist wohl nicht zu denken.
ogg Anzeigen.
0. Ja^-'i das von Dozy besser bezeugte ^-a^'l «icli gehe vorüber"
näher als das von S. gewählte ^^:>-^- S. 89, 15 ^^^ Li^ jS'3\
übersetzt: „Ich erinnere aber daran meine Freunde" 1. ^'^jS> "wj t.J'öl
.Erinnei-t euch, meine Freunde". S. 121 u. und 122, 3 oLj^.>.il
5 .,^:^" '^\ «die schleichenden Tiere" l-j.^', OL. nur mit falschen
Punkten JL^. S. 132, 6. 146, 17 brauchte das überlieferte oUa;^
„Fleischstückchen" (von Drüsen) nicht in oU;^ geändert zu werden,
wenn jenes Deminutiv auch bisher von den Lexx. noch nicht ge-
bucht ist. S. 135, 9 entspricht die Einsetzung des v_s in U '^li>
10 ü.i5.js:u.LLi:x5 (j^LÜI ^] »Ü ^*sO ^Ääj Xi „außerdem, was ich
bereits vorher den Leuten zum Abschreiben übergeben hatte", zwar
dem klassischen Sprachgebrauch, doch kann der Übersetzer sehr
wohl das einfache Impf, als Absichtssatz gebraucht haben, wie er
auch ol.l mit einfachem Impf, verbindet s. XXV (ebenso b. a. Us.,
15 dieser auch xo., '^! und ^Jlo s. Müller's Glossar). S. 187,9 durfte
das überlieferte 0. Lx*w».xi L. Ij^X::.^^ d. i. Mvaia nicht in LajJs^'s
•• ^ •• ^ ...
KamcadoKia geändert werden, wenn Galen auch in einer Parallel-
stelle (s. Kommentar Nr. 335) sagt, daß die hier besprochene Ver-
schneidung der Säue (so!) nicht nur in Asien, sondern auch bei
20 den benachbarten Völkern bis nach Kappadozien vorkomme ; ebenso-
gut kann er hier sagen: „Das geschieht bei uns in verschiedenen
Ländern, in Mysien u. a.". S. 164, 16 u. s. o. ist falsch Jü statt
Jü punktiert. S. 165,18 ^}^j» kann schwerlich „wird hängend" (vom
Penis) bedeuten. 1. Lij.. S. 200, 12 u. s. ist für :<iIi:J! als Über-
25 Setzung von Thymus &.iycj( eig. „Maulbeere" zu lesen, wie de
Koning, Trois traites d'anatoraie arabe S. 815 richtig schreibt.
S. 264, 16, 17 ist für ^,i der Inf. b" c-yi. „Geröchel" zu setzen.
Das Glossar zerfällt in drei Abschnitte: 1. Anatomische und
allgemein medizinische Benennungen, 2. Orientierung am Körper,
30 3. Instimmente. Simon stellt hier den arabischen Ausdrücken
jedesmal die galenischen und die modernen Termini gegenüber. Ein
großer Teil des in diesem Glossar, das gar nicht in erster Linie
lexikalischen , sondern niedizin - historischen Zwecken dienen soll,
gebuchten Wortschatzes ist allerdings schon aus de Koning und
85 sonst bekannt. Damit ist aber der Gewinn, den dieser Text für
Langdon : Thureau-Dangin, Die Sumer. u. Ahle, KönigsinscTir. 397
das Lex. abwirft, noch lange nicht erschöpft. Ich kann aber darauf
verzichten, mich hier auf weitere Einzelheiten einzulassen, da der
Herausgeber sich freundlichst bereit erkläi't hat, für das von
Schultheß und mir schon seit längerer Zeit vorbereitete Supplement
zu den arab. Wörterbüchern nicht nur diesen Text, sondern auch 5
die gesamte sonst erreichbare medizinische Literatur zu verarbeiten.
So kann ich mich damit begnügen, auf das interessante Wort , ^Jj
aBrustbein" (84, 14 und sonst sehr oft) hinzuweisen, das an die
Stelle des klass. ij^jj (Garlr 157, 6, Gähiz Haia^än II, 10, 7) ge-
treten ist, und das m. W. das erste arabische Beispiel für die in lo
in. Grundr. I, § 88 im Äth., Hebr., Altaram. und Ass. naühgewiesene
Dissimilation von emphatischen Lauten darstellt.
C. Brockelmann.
Die Sumerischen und Akhadischen Königsinschriffen. Von
F. Thureau-Dangin. {Vorderasiatische Bibliothek^ Band I.) i5
Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1907. S*'. XX,
238 S. (Mit Verzeichnis der Eigennamen und wichtigsten
Kultgegenstände von St. Langdon.)
This book includes all the royal inscriptions of the various
Sumerian and Semitic dynasties which ruled in lower Mesopotamia 20
until Hammurabi finally subjected the ancient land of Sumer and
Akkad. For the sake of completeness the author has included the
Semitic dynasties of Larsa pp. 206 — 220 (in part contemporaneous
with the so called first Babylonian dynasty before Hammurabi)
and of Uruk p. 220 f. (also contemporaneous or later (?) than the first 25
dynasty).
Recent publication of contracts from the Museum of the Univ.
of Pennsylvania and of historical texts from the British Museum
has made clear the fact that the so called second Babylonian dynasty
was partly contemporaneous with the first and that the early 3ü
kings of As^ur ruled before Hammurabi. New data now place
the date of Hammurabi at about 21o0 BC. with some certainty,
and the founding of the dynasty at about 2230 or later'). Adding
to this 225 years for the dynasty of Isin and 117 for the Ur-
engur-Dungi dynasty of Ur we arrive at the time of the successor 35
of Gudea, Urningirsu, i. e. about 2600 BC. Gudea then ruled at
1) See Th.-Dangiu in ZA. XXI, 176 — 187 and in Journal des Savants
April 1908.
398 Anzeigen.
the end of the 27 th Century probably not earlier than 2650. This
is the earliest trustworthy date that can be fixed from the material
at our disposal. According to the historical sketch of Th.-D.
p. XIV and p. 161 note 2 the earliest dynasty in the Valley of
5 Mesopotamia of which we have any direct Information is that of
U-tug and Mesilim in Kis. At what date we should place this
early civilization as well as that of Urnina at Lagash and his
predecessors is as yet a matter depending upon historical conjecture
and epigraphical evidence. The date of Sargon founder of the
10 Semitic dynasty at Akkad can hardly be placed much before 3000
from the evidence of material now at our disposal. According to
Th.-D. p. 61 Urbau followed at not a great interval the dynasty
of Agade and Nammahni son-in-law of Urbau according to p. 67
note 1 preceded Gudea by a short period. Estimating then 100 years
15 between Urbau and Gudea we might place Urbau at about 2750.
From Urbau to Naramsin and the patesi Lugalusumgal (p. 59) we
have scarcely any material for even a conjecture. A gap here of
500 years is scarcely to be assumed from epigraphical evidence,
cf. the introduction of the same author's Tablettes Chaldeennes
20 inedites. There is therefore much in favor of supposing that the
reckoning made by Nabopolassar by which Naramsin was placed
at 3750 BC. is a mistake of exacth^ 1000 years and that Sargon
is rather to be i^laced at about 2800.
Now accoi-ding to p. 161 note 6 the Semitic dynasty of
25 Kis [Semitic cf. p. 160, no. 6 Vare B. a7?a(!)] is slightly earlier
than Sargon. Here between the Semitic dynasty of Urumus and
the Sumerian of Urzage who calls himself king is an absolute
gap as between the Semite Sargon and the Sumerian conqueror
of Lagash Lugalzaggisi and the succeeding Sumerian dynasty of
30 Uruk under Lugalkisalsi whose stele was discovered by Gudea
(s. p. 259).
Semites then began to make their influence feit in northern
Babylonia certainly as early as 3000 BC. Urukagina last of the
kings of Lagash might possibly be placed at 3200 BC. The kings
35 of the Urnina dynasty six in number pp. 3 — 43 ma}- possiblv take
US back to a pe'riod ^3400— 3000 BC.
It must however be remembered that we have probably not
yet found the traces of the oldest Sumerian civilization as at Eridu,
ür and Uruk. The book which lies before us contains no material
40 from the principal religious centres [Nippur excepted] of the ancient
Sumerians. We know from the book itself that the cult of Ea
at Eridu had great intiuence at Lagash. Of the earlier cult of
the sun at Larsa and the moon at Ur we have as yet no local
information.
4.'. At just what period Semitic intiuence began to be feit in
Mesopotamia, when and where they came into conflict with the
Langdon: Thureau-Dangin, Die Sumer. u. Akh. König sinschr. 399
Sumerians can not be settled with much certainty from the material
in Th.-D.'s book. The inscriptions of Uinimus king oi Kis pp. 160 f.
contain two Semitic words a-na and enu. His successor Manistüsu
has a Semitic name = viannu-isdudsu [so Hoschander, ZA. 20, 246]
and the Obelisk of M. is pure Semitic. The last important empires 5
of ancient Sumer, Ur and Isin were appai'ently Sumerian. In the
inscriptions of Dungi occurs one Semitic word a-na p. 192, o).
With Gimil^ySin we have at least one Semitic inscription p. 200, a).
In the dynasty of Isin occur occasional semiticisms. Compare at
least the n. pr. Isme-dagan, Sin-ma-gir and Lipit-Istar. The lo
strongest argument in favor of the Sumerian character of the Ur
and Isin dynasties are the proper names now collected and published
by Dr. Huber , Die Personennamen in den Keilschrifturkunden
aus der Zeit der Könige von Ur und Nisin. These are names
of common people no one of which bears any ti-ace of Semitic i5
influence, whereas proper names of people who lived in Semitic
centres of the same period Babylon , Sippar , Uruk are generally
Semitic. Sumerian must have been spoken in the days of Ham-
murabi and probably did not die out in Sumer until long after
that ancient race had renounced all pretension of ruling "the dark 20
headed people".
Since the appearance of this book Dr. Messerschmidt has
published in Heft I of Vorderasiatische Schriftdenkmäler der
Königlichen Museen zu Berlin a few inscriptions which belong
to this epoch. No. 3 a variant of Eannatum Brick A, p. 26 has 25
the following variants; i, 4 bur omitted, 5, 6 has kar-sag-ga ü
due to lack of space and for the coiTect writing ü-ga cf. Kaw.
IV, 28 no. 4 Rev. 5 etc.
No. 4 is an inscription of the brother of Eannatum, i. e. Enan-
natum I. It reads Col. I: [en-an^na-tüm i^a-te-si sir-hur-la-ki m
[sag-jyad-da'] '^nina pa-te-si ^nin-gir-su-ka [u-]tud-da-[na'^)];
Col. II: dumu a-kur-gal pa-te-si sir-hur-la-{ki)-ka ses ken-ag
e-an-na-tihn pa-te-si sir-hur-la-{ki)-ka-ra (sie!) uda '^lugal-tiru-
{ki)-ge en-an-na-tilm-ra {nam-jia-te-si} sir-l>ur-la-{ki)-[(]e]: Col. III:
mu-na-sum-ma uda en-an-na-tum me ^ininna-ra Ib-gal mu-na-dü 35
e-an kur-kur-ra mu-na-diriga guskin azag bnr-bar-ra su-mu-na-ni-
tag mu-ni-tiim-ma-a ud-ba [Gis-Thi-Iki [na-ru-a'^'] me-[silim] ni-
[pad-a'^]; Col. IV: 4 gu^skin 5 titi-mu-[na]-ni-fag 6 mu-
ni-ttim 7 pii edin S dul-Gisgid{?)-ka 0 mu-na-dü 10 ''dul')-
1) Written, Su, to my knowledge everywhere. It is hazardous there-
foro, unless it can be shown tli.it the dynasty was Semitic to say with certainly
that the name was pronounced other thaii Su-^sin.
2) For dependent suftixed conjugation cf. VVriter's Si/ntaa'e p. 218 unloss
some other restoration making a neun = "created oue of Ningirsu" be possible.
In that case cf. Su-bi-a-ge Iml-dib-bi lii-lu-a = dreadful evil of his body
Raw. IV, 7 a, 37.
3) KEC 439 = Br. 6964.
400 Anzeigen.
gesten-ra 11 had-ka-ni 12 mu-na-dü. Enannatum patesi
of Lagash, chosen one of the heart of Nina, patesi whom Ningirsu
hath created, son of Akui'gal, patesi of Lagash, beloved brother of
Eannatum , patesi of Lagash ^). When Lugaluru gave unto Enan-
5 natum the priesth' and kingly power of Lagash and when I Enan-
natum had built Ib-gal for Nana, had adorned and enriched {tum
= abälu bring to) Eanna, that by the countries is fiUed (with
oiferings), with pure gold and silver, at that time Gis-Hu (?) which
had removed the boundary inscription of Mesilim(?) [I defeated:].
10 with gold I adorned and enriched, the fountain edin
I built, for Dul-gesim{?) the? of bis (her) wall I built.
Nos. 5 a and b \uda] enannatum jjatesi sirburla-hi mupadda
^ininna-ha-ge (sie !) Ib-gal mu-dä{a) e-an-na hur-hur-ra mu-na-
dirig-ga-a [su-vm-na-ni-taga^ ud-ba lumma-tur duniu enannatum
\h patesi sirburla-{ki)-ka-ge kib-dim-dim-mu e-an-na-ge mu-na-dug.
"When Enannatum, patesi of Lagash, elected of Nana, had built
Ibgal and had [adorned] Eanna which is filled by the countries,
then Lummatur, son of Enannatum patesi of Lagash was proclaimed
the kibdimdim of Eanna.
20 No. 9. '^ningirsu gan-zid urukagina-ka mu-bi, Its name is
"Ningirsu is the gan-zid of Urukagina". For (jan-zid cf. Gudea
Cyl. A, 17, 26.
No. 13. '^pa-sag lugal-a-ni gude-a pa-te-si sir-bur-la-{ki)-ge
S-a-ni mu-nu-dü, To Pasag bis lord, Gudea patesi of Lagash, has
25 built his temple.
No. 15. gu-de-a patesi sirp\irla-(Jci)-ka galu ^-[ninnu] ^nin-
gir-sii-ka in-dü kd-gal kd-mr-[ra'] igi-ü-[di'-ba]-) gan-su-uJIJJH.
Gudea patesi of Lagash, who built Eninnü for Ningirsu, the great
gate of the Kaiurra, exciting the admiration
30 No. 18. ^mn-gir-su ur-sag-h'g-ga '^en-lil-ld lugal ba-ga lugal-
a-ni gu-de-a pa-te-si slr-bur-la-{ki)-ge\\\\\\. Ningirsu champion
of Enlil, lord of the Baga Gudea patesi of Lagash//////.
No. 20. %a-u sal sdg-ga dumu-an-na nin ui-u-azag-ga nin-
a-ni gu-de-a pa-te-si sir-bur-la-(ki)-ge ^ uru-azag-ga-ka-ni mu-
30 na-dü. To Bau the propitious lady daughter of Änu niistress of
Uruazag, bis lady, Gudea patesi of Lagash has built her temple
in Uruazag.
This collection of the inscriptions of the classical period of
Sumerian marks an epoch in the science of Assyriology. It places
40 before the seholar those sources whieh are of prime importanee
for studying Sumerian as a language and much of the material is
here studied for the first time. The work has been done with
that caution and extreme care which have ahvays been character-
1) ra in tho toxt(!) indicates a divine namo at the top cf. Col. I.
According to Mosscrsclunidt nothing iü omitted(?).
2) cf. Üudea, C>l. A. 20, G.
Langdon: Thureau-Dangin, Die Sumer. u. Akk. Königsinschr. 401
tistic of Th.-D.'s work. No one would be more ready than he to
recognize the provisory nature of many interpretations. The texts
he treats are the most diffieult in all Cuneiform literature. With
rare exceptions he has brought to bear upon obscure passages, words
and ideograms all that the science of Assyriology has to offer at 5
the present moment. At least in the main the students of history
and religion may depend upon the translations. The historical
results obtainable from this material he has epitomized in the in-
troduction.
The texts however offer much more important Information for lo
the study of religion. From this point of view we have here
truly a lifting of the veil into the secrets of the beginnings of
Babylonian and Hebrew religious traditions. The important features
of Babylonian religion , the religious vocabulary and technical cult
terms are in large part all widely used Sumerian words: cf, in 15
the index, abrakku, abkallu, antasurrii, [in CT. 17, 32, 7 a vessel
for holy water), the legend of the sacred ki.skanu-tvee whose place is
in the pure abode into whose shadow no one enters [CT. 16, 46, 194],
lahamu dragon of the deep whose head is the head of a serpent
[CT. 17, 42, 15], makurru the sacred ship (ark) for the procession 20
of the gods and cf. the bright boat into which Enlil enters in
K. 2605 [Gray, Samas] , mi-ib the weapon of Nin-Ib and its fre-
quent occurence in the Hymns to JSiin-Ib published by Hrozny,
also the sar-ur [cf. K. 38 , Obv. 19 in Hrozny] which speaks to
Nin-Ib. "oh hero as a strong steer will I stand at his side", 25
ASKT. 80, 27, Rev. 14.
The influence of Sumerian literary forms is particularly evident
in the royal inscriptions of the last kings of Babylon Nabopo-
lassar etc. ; devout worshippers of everything that had been handed
down from ancient Sumer and Akkad , the Babylonians revealed 30
to the last those profound influences which distinguish Babylonian
art, literature and religion from those of all other oriental peoples.
The real nature of this contemplative and deeply religious people
whose language was propaged as the conveyance of everything
holy in ritual and beautiful in prayer , the author of this book 35
has understood as no one eise.
The rapidly advancing science of Assyriology scarcely allows
any one to be able to bring to bear upon obscure points all the
Information at our disposal. I give here some additional notes on
a few passages. The weapon Gin^ Br. 11906, so frequently used u»
in the phrase Gin-sü ne-sig is left untranslated by Th.-D. I rayseif
can not agree with the translation "with the battle ax" for M is
never used in the instrumental sense in the inscriptions. The In-
strument in K. 4378, I, 27 — 34 is used by the band, by a barber,
a doctor, farmer [correct la to apin] , for a sword , Stylus and is 45
translated by c?m^//////, AL=\ p. 86. In the name Gihjamei, SAI.
4035 (]ii-Gin is pronounced gilya.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXU. 26
4Q2 Alizeigen.
nig-ha-a p. 52, 12, 17 = dä-'-iku murderer, CT. 16, 46, 162.
gar-kar-ra p. 66, St. B. i, 11, akal tumri baked cakes. In
CT. 17, 6, 7 gar-izi gar-har-ra = akal tumri. Here gar-izi is
glossed by gar-har i. e. baked cakes = divination cakes {akul
b simti); cf. SAI. 3151. Page 69, 5, 1 — 11; cf. end of Ishtar's
Decent to Hades, ßaw. IV, 31, Rev. 56 — 58.
d-tuk p. 72, 7, 43 = basü K. 126, 1 [Bez. Cat.].
100, 10, 6 zag-mi-ni-kes cf. zag-kes = kissu rage, CT. 16, 25, 48.
100, 10, lO' nig-öu = eteru spare, CT. 'l6, 15, V, 43.
10 100, 10, 16 ki-im-ma-ni-gar = he placed [the tiras\ the form
can not be passive.
100, 11.1 1 sag-kal, an argument for reading sag-kal is the
variant sag-7na-al CT. 15, 10, Obv. 10 [Br. 3619]. Br. 3620 = kattilu
the destroyer is to be read sag-Ub, Raw. IV, 24, 57.
15 100, 11, 22 ui-d-dir, cf. d-dir = lä masil, now, straightway,
ZA. IX, 161, 18.
104, 14, 11 d-dam gar-ra-na cf. CT. 13, 37 fragment at end
d-dam ki-mu-un-gar-e , namussü istakan, he introduced living
creatures.
20 104, 14, 12 gis-bar, the meaning, tax, is doubtful, cf. Schorr,
Alt. Bab. Urkunden and for "measure" Gray, Samas 16, 56 sabit
gis-bar and parallel passage 1. 54 sabit ztbaniti, who handes the
measure and the scales. A variant is mus-bar{gu) a vase Gudea,
Cyl. A. 20, 13.
25 108, 17, 27 d-ba, arkänu and then, variant ot a-ba Br. 11367
and cf. CT. I, 96—4—4, 2, Obv. 16.
108, 17, 29 zgi + §ü = läUru, cf. Jensen, KB. VI, 1, p. 386,
where on basis of Br. 8947 gig-R-na and »— < ^= sun = läbii-u and
Br. 9437 R. = S2*(n?) supposes R. = sun; two words for old must
30 have existed one sun, sin and one r.
110, 20, 21 ew = priest, more specially the äsipu priest,
CT. 16, 6, 233.
\\2,21, 18 sag-kes, reservoir, cf. es-kes-ag reservoir for fish(':')
CT. 15, 11, 24; kima siri kima siri sag-kes-as-am, like a serpent,
35 like a serpent in the water-pool.
112,-22, 20 dugud = miktu falling fire , perhaps also comet.
114,-2,2,15 ki-a-nag dingir-ri-ka; ki-a-nag used in passage
with kisigya [Br. 9685] place where the kispu or ritual of offering
ku-sapu cakes for the dead was performed , refers to the place
40 where the water was poured out for the dead, cf. K. 3928, Gray,
SamaS-Texts, pl. 7. In CT. 17, 37, 1 the dead are called the ilcmi
kanuiti. It is likely that dingir-ri refers here to the dead and
thut we are to translate, "place of oilering water where the divine
spirits drink", cf. Raw. IV, 13a, 28.
^b 116,-25, 1 gis-gar-ra, the loan word iskaru , shows that the
Sum. word was isaar. Zimmern , KAT''. 649 -— -^CwN tribute,
Langdon: Thureau- Dangin, Die Sumer. u. Akk. König sinsehr. 403
borrowed also in Sjriac, cf. Jensen in Brockelmann )•,*■>•/. Jahuda,
Inaugural- Dissertation = ä.LX^ a benefice whicli is cultivated for
a priviledged person ; Schorr, Alf.-Bab.-Privatreclitsurkunden^ p. 35
land belonging to the chnrch: cf. CT. II, 50 a garden itti iskärim
sa Satnas here certainly land, garden etc. 5
118, 26^ 24 {mus)sa-tur^ saturru^ serpent, a loan word Br. 8011,
syn. oi basmu Raw. IV, 26 No. 2, 14 f. basmu acc. to KB. VI, 310
= Eidechs, Molch; cf. Leander, Lehnwörter, No. 225.
118, -27, 10 se-ir-zid = namru CT. 16, 37, 10, cf. 28, 1.
120,27,21 id-edin, ou Edin as a legendary and mystical lo
place cf, CT. 17, 14, K. 8386, 1 where the divine edin-na is glossed
by Eridu and Surpu 9, 1 the divine edin where the gi^sinig and
gi^As grow.
124, 5, 14 uh-da tubku without, on the out side, CT. 16, 31, 119.
126, 6, 20 pad-de-da, ana pakädi CT. 16, 5 note 6. 15
136, 16, 19 if. for similar description of the feast of Ningirsu
when Bau supplicates him cf. K. 133, 17 ff.
136, 17, 4 ur-kil akälu eat (so correctly Th.-D.) cf. ur-in-da-
kü-kü = itakkal, Raw. IV, 5, 25.
In regard to the translation of the dates pp. 224 — 238 it 20
will be noticed that the author has avoided the inconsistencies of
the French edition. For example in the French edition p. 336,
third year of Gimil-sin he translated ba-hul by 'he devastated",
but cf. the German edition p. 234 "verheert wurde". On the
translation of dates cf. Syntaxe du Verbe sumerien p. 241. Both 25
Th.-D. and myself have since the completion of his French edition
deduced the principles of verbal prefixes to more accuracy^). My
note above cited left out of consideration the fact that a form
which has no object expressed but which has the indirect case
Standing either alone or preceded by a subject may be passive :io
since the indirect case can express Instrument or in case of agent
with da (ta) there postpositions may be left out. So ba-de or with
subject mu-ba-de may mean "he told him" or "it was told by
him" i. e. with da omitted. The latter translation is supported
by the variants ma and ba in ha-ina-abbi and ha-ba-ab = likkabi 3r>
may it be spoken , AL.^* 136,^8 = SBH. 53^ Rev. 50. When
dealing with these forms ba-dü, ni-pad etc. where the force of the
indirect ba (ma) may be ethical dative, indirect object, ablative of
instrument or agent (with da omitted) or when only subject is
expressed as in ni-pad unless the previous structure of the sentence 40
1) I must say here that Poobel's thesis in ZA. XXI, 216—236 in wbich
an attempt is mado to find temporal relations in tlie prefixes seoms to nie
uuwarranted and based upon too little matorial. For Suinoriau modal forms tlie
existence of which P. seems to deny [p. 217] soo Si/ntaxe 234 — 5 somo of
which priuciplos were long ago oxposed by Tb. -Dangin.
26*
^Q^ Anzeigen.
allows one to complete the verb with certainty the translation
must always be doubtful. Some of the translations violate Sumerian
orammar; thus p. 230 date 15 mu Ubara-ki M-hi ha-ab-gi can
not be passive for ah is clearly the object for hi i. e. ha-hi
5 assimilated to ha-ah and can only mean , "year when he restored
— Uhara — its place'.' i. e. year when he restored Ubara to its
place. The author is however consistent with this principle in
mu-un-ba-ld "he dug it" p. 237 [here ba-la is the verb].
For ba subject the author p. 237 note 1), cites the variants
10 in-dib and ba-an-dib , ba in this case must be instrumental with
subject omitted and could hardly be called an exact variant.
Page 150 su-hur-ru is translated by suruppak^ s. RTC. In-
troduction II. The ideogram aratta Br. 9052 is also translated
by Surruhbak CT. 16, 36, 7. On '^sukun-uda cf. p. 269; cf. ^su-
15 kur-ru dumu-nun zu-ab = märat rabiiti BA. 5, 619, 18 therefore
a goddess. Since Kes was a neighboring city of aratta = Sur-
ruppuk and Ninharsag was worshipped in Kes . it may be that
'^sukurru = Ninharsag (!).
In regard to the Verzeichnis pp. 241 — 275 some new and
20 important notes may be added. en-zu p. 250, cf. the recent expla-
nation of Sin as the time (en) reckoner {zu) LSS. II, 5 p. 60. im-
gig p. 255 , this bird often figured on the arms of Lagash as an
eagle is identical with the 2w-bird which stole the tablets of fate
Raw. IV, 14, 16 and in the Etana legend is called nairu eagle.
25 immei' p. 255, acc. to CT. 11, 45, Obv. 9 the Sum. reading
for Ramman is iskur ; cf. also Hrozny , ZA. 20 , 425 who cites a
gloss i'skur K. 2100. If Meissners reading SAI. 4007 is =
rigmu be correct one may perhaps explain the word ^H"^ iskur
as "mountain-crier". It is propable that diskur is a Westsemitic
80 deity whose name was translated into Sumerian.
lugal-uru p. 260 patron deity if the Ürnina-Entemena dynasty
is probäbly identical with lugal-iir-ra CT. 14, 16; K. 93084, Rev. 6,
a deraon here.
Ninharsag, acc. to king Hain. 111,201,44 = «'^" nin-mah
35 which acc. to BA. 5, 644, 7 = Gula. Another writing for Ninharsag
is nin-tnd p. 266 who in CT. 17, 42, 1 — 13 is described as having
the body of a dog [line 10]. Since Gida = Ninkarrak, Building
Insrrips. of New- Bah. Empire p. 106 var. 14 and the dog was
sacred to CJula and Ninkarrak 1. c. p. 110, it is evident that all
40 these deities are local manifestations of the same principle.
Nin-Ib p. 264 read by Jensen, Nimrod may perhaps be simply
nin-ih, cf. Br. 5168 where the plant '>'i^^ Ninlb = nikihtu and
cf. Rin. 367, Obv. 11, and nig Br. 11965 = Nin i. e. nig(k)
10989, therefore Nikih{?) pa-sag dingir .^ fyj- this deity in Ihe time
15 of Gudea see above VAth. 2339, Schrift- D<mk., no. 13.
Langdon : Thureait-Dangin, Die Sumer. u. AJch. König sinschr. 405
susgallu p. 270, after Ninharsag insert 14 i. e. 14, i7, 15. For
susgal of Nin-Ib see K. 131, 7.
tarkuUu^ cf. SBH. 53, Obv. 65 Ishtar the tarkul of Babylon.
The editors of the Vordertisiatische Bibliothek^ Winckler and
Jeremias had planned to have a concise dictionary at the end of 5
each volume. But Sumerian philology is not yet far enough
advanced to allow us to compose a dictionary in transcription.
Prof. Haupt has given a short one in ASKT. The only plan
feasable for Sumerian at present is to use the Script in which its
literature is written and to accompany it by a transcribed dictio- lo
nary so far as our knowledge allows us to make such transcriptions.
Addition s.
Page 40, 4, 10 a-e ni-mi-e = süpü v. SBH. 104, 6 a var. of
FÄ-UD-Dül. 1(!).
66 B. 2, 5 mu-gil-sa "everlasting name". In SBH. 101, 44 i5
a syn. of busü. Cf OB. I, 68, II, 4 mu-Li <jil-sa.
82 F. 5, 5 u-nu-tur-tur is an epithet of the goddess of Isin,
SBH. 81, 9 -= "the attentive".
96, 6, 15 e-sag = eiritu sanctuary, SBH. 37, 8.
120,55, 7 bdd-si-an-na : bdd-siis a place for doves, SBH. 80, 19. 20
126, 6, 4 gar-ud-du a kind of bread, cf Labartu IV, E. 55 b, 29
and as an offering Nbk. 49, 8: v. also CT. U, 27 date.
98, P, 18 an-zag-ta cf an-zag-bi-M, CT. IV, 3 b, 7.
In Cyl. B. 12^ 1 and 14, 26 the name of the fish Hl-iuhur
is to be read du-suhur after da-sukur, CT. 15, 26, 15. 25
Page 150, II, 2 a-al city; Meisser in OLZ. 1908, Sp. 184 argues
from the long ä for an Vr root : cf. also BA. V, 675, 24.
Page 50 no. 0) Th.-D. assimilates REC. 284 to Br. 8192 which
had a Sumerian value hubur , CT. XII, 19 b, 16; in Bab. Miscl.
pl. 11, V, 7 mu-ud = R =r hubu[ru]. An assimilation to lahtan 30
Br. 8185, Bab. Miscl. ibid. 6, which is also a vessel Delitzsch,
HW. 375b, is not excluded.
Page 102, 13, 2 s\g-udu gdn-na-kam su-a mi-ni-gar-gar =
one who makes wollen garments by band; for gdn = subätii v.
ga-an-na, CT. XVI, 35, 20. ' 35
Page 132, 12, 21 dag-gana-bi cf ddg-ga-na, CT. XV, 18,
Rev. 12 = Chamber.
St. Langdon.
I
40G
Kleine Mitteilungen.
Einige Bemerkungen zu: „Kahle, Zur Geschichte der
hebräischen Accente". — Im LV. Bande dieser Zeitschrift,
p. 193, spricht Kahle die Vermutung aus, daß die „ständigen Diener
der D"^"?;*":: den C'^'70''::: selbst allmählich bestimmte Melodien gegeben
5 haben, und zwar im besonderen die Servi, die den Li-''n'"^ unmittelbar"
vorangehen. K. zieht diesen Schluß aus der angeblichen Tatsache,
daß man „in den Büchern r]12H zwei Arten von Silluk" unterscheide.
K.'s Gewährsmann ist Baer in Thorath Emeth p. 4 in der Anmerkung.
An der angegebenen Stelle findet sich die gereimte Abhandlung
10 Ben-Aser's über die nrN i'^Dr::, die früher von Dukes (in Kontres
hammassoreth) und später von Baer-Strack (in Dikduke ha'teamim
als § 18) veröffentlicht wurde. Ben-Aser's Worte lauten: nrvTi^"
-iTiEWT^) bibn a-^ico nu:b;2::3 ,-iin: hdd -nnsD j-^^n n:i--zr2r>. Dazu
bemerkt Baer: -i')3Ni in-ni: '>::":> ^Tin N-iprn ,pV5on Nnn
pibon -pa: n;rN n^^.zü ^Ncn Nbi , t n d ' 7: : -^ n n n i ihip c "^ '^ "^ o
^ 1 70 : b T p T b ~ ^). Das kann doch unmöglich etwas anderes heißen,
als daß die Melodie des pibo der rn'zii "»lED hohe und tiefe Töne
enthalte , also einen großen Tonumfang besitze , wohingegen die
20 Melodie des pibo der Q-'-iEO N'b aus kleinen Intervallen bestehe.
Es ist also hier nicht von einem pibc in hoher Tonlage und
einem anderen in tieferer , sondern von einem pibo mit sowohl
hohen, als auch tieferen Tönen. Daß unsere Auffassung die richtige
ist, bestätigt Baer selber (a. a. 0. p. 8): ... piDE" qiD Nin pibo
25 D-'-itD "|'\s piboTo nrrc^a piocn ^^•^::^7^ nN-'an oa ms::: "jn ,. . . .
D^iED -"nd m:73T 1172: iDi;::s bnp t:2"'N n"73Nn n:i5: "^d
n^73"'y:73 OT^n my^u itost i) - n "^ : ^ -ij d m p t n 72 ■> :• : a -b r -^ «b n
") C-'-n7;T72n nT'70N3 2''pr!m72n a-^rrnn ms. Trotzdem K.
für seine Behauptung mehrere Beweise zu haben andeutet (,cf. zum
30 B e i s p i e P) Baer") , haben wir keinen Hinweis auf die „Tatsache"
finden können. Die Behauptung Kahle's muß also als unerwiesen
und unbeweisbar angesehen werden ; damit werden aber auch alle
aus der Behauptung gezogenen Schlüsse bez. der Einwirkung der
Servi auf die Kantillation des Textes hinfällig. — Auch das von
3& Azla, dem speziellen Servus des GereS, Gesagte hat keine zwingende
Bewei.skraft, denn Meliui)))ak, der spezielle Servus des nicht in den
nzii "nzc vorkoinnienden Pa^ta, kommt sehr häufig in n7:N "'"^O vor,
z. T. sogar unmittelbar vor dem C3-l;. I. Katzen st ein.
1) Von mir licrvorgehoben. 2) Vgl. p. 37, N plE.
Kleine Mitteilungen. 407
Zu phönizischen Inschriften. — Auf ZI. 5 der Opfer-
tafel von Marseille hat man in NL:'7CiL:Nn schon längst ein griechi-
sches Wort vermutet. Es ist ■2. ^ avx6iiuxo{v): ,Bei einem Kalbe,
dessen Hörner von selbst (von Natur) im Fehlen sind". Vgl. Payne
Smith, Thesaurus syriacus, Sp. 131. — — 5
Anders als die meisten, namentlich die neueren Erklärer, glaube
ich in *|5"i auf ZI. 19 der Inschrift Esmünazar's doch den Namen
des Gottes Dagon sehen zu müssen. Der Zusammenhang des Textes
scheint diese Auffassung zu verlangen. Denn Esmünazar will in
seiner Grabschrift nicht von seinen Verdiensten um den sidonischen 10
Staat reden , sondern lediglich vor Grabschändung warnen , unter
Hinweis auf den Zorn der Götter.
Deshalb hat der, den zweiten Teil der Inschrift (ZI. 13 ff.) be-
ginnende Satz den Sinn : D e n n ich und meine Mutter haben Astarte,
Esmün und alle Götter der Sidonier zu Dank verpflichtet durch 15
das, was wir für ihren Kultus getan haben. Und daran reiht sich
der Schlußsatz der Inschrift : Auf daß diese heiligen Götter die
Grabschänder nicht preisgeben.
Aber der Zwischensatz auf ZI. 18 — 20 nbyb ürnitb .... in"^ li'T
würde in seiner bisherigen Deutung diesen Zusammenhang unterbrechen ! 20
— "in knüpft in erster Linie den Gott Dagon an die sidonischen
Götter an : Der Großkönig hat uns ferner die D a g 0 n s länder
verliehen. D. h. auch Dagon ist ein sidonischer Gott geworden,
der die Grabschänder bestrafen wird; auch auf Dagon bezieht sich
„diese heiligen Götter". 25
Die Worte nb^D "0::n nTa:^^ m^^b sind noch nicht sicher ge-
deutet; aber aus »""n^y geht hervor, daß Esmünazar vieles oder
großes geleistet hat, um auch Dagon seinen Gott nennen zu können.
Und durch diese Leistung glaubt er, auch Dagon zu Dank ver-
pflichtet zu haben. F. Prae torius. '°
Zu oben S. 80 — 82. — Zu dem in Betreff der Grund-
form des hebräischen Artikels von Barth und Brockelmann
contra U n g n a d geführten Streit möchte ich nur daran erinnern,
daß U n g n a d für seine Ableitung des hebräischen Artikels aus
*han außer auf den von ihm selbst Or. Litt.-Ztg. 1907, Sp. 211 35
zitierten H a 1 e v y sich auch auf N ö 1 d e k e berufen kann , der
Semit. Sprachen- 1899, S. 50 sagt, daß der hebräische Artikel
„eventuell auch einmal" lian gelautet haben „könnte". Da
weder Ungnad (Or. Litt.-Ztg. 1907, Sp. 210/11 und ZDMG. LXII,
80 — 82) noch seine Gegner Barth (Sprachwissensch. Unters, z. 40
Semitischen 1907, I, S. 47— 53) und Brockelmann (Grundriß
d. vergl. Gramm, d. sem. Spr. 1907, S. 316 — nicht 317, wie
Ungnad S. 80 falsch angibt) auf Nöldeke's Ansicht Bezug nehmen,
ist ein kurzer Hinweis darauf ans mancherlei Gründen vielleicht
nicht ganz unangebracht. G B e e r ''^
408
Albert Socin-Stiflimg.
Laut Beschlusses des unterzeichneten Kuratoriums der Albert
Socin-Stiftung vom Juli 1906 ist die erste Ausschreibung des
Stipendiums für den Anfang des Sommersemesters 1908 festgesetzt
worden.
Die auf den Zweck der Stiftung und die Verleihung des Stipen-
diums sich beziehenden Paragraphen der Statuten lauten folgender-
maßen :
§ 1.
Zum Andenken an die wissenschaftliche Tätigkeit Albei't Socins
soll eine Stiftung unter seinem . Namen begründet werden. Ihr
Zweck ist, insbesondere jüngeren Kräften in erster Linie sprach-
liche, literarische und ethnologische, in zweiter geographische und
archäolocrische Forschungen an Ort und Stelle in den arabisch
sprechenden Ländern des Orients mit Bevorzugung von Syrien und
Palästina zu ermöglichen.
§ 4.
Die Stipendien werden verliehen an Deutsche (Reichsdeutsche,
Deutschösterreicher und Baltische Deutsche) und Schweizer, aus-
nahmsweise auch an Angehörige anderer Nationalitäten. Voraus-
setzung der Verleihung ist die Promotion in der philosophischen
oder theologischen Fakultät einer mit einem etatsmäßigen Lehrstuhl
für semitische Philologie versehenen deutschen oder schweizerischen
Universität, und zwar für Philosophen in semitischer Philologie, für
Theologen im Fache des Alten Testamentes. Die letzteren haben
außerdem ein Zeugnis mindestens eines etatsmäßigen Universitäts-
lehrers der semitischen Philologie über ausgebreitetere Studien in
dieser Disziplin beizubringen. Von beiden Klassen von Bewerbern
kann das Kuratorium besondere Nachweise ihrer Kenntnisse im
Arabischen und Hebräischen verlanjren.
Von der Forderung der Promotion kann ausnahmsweise ab-
gesehen werden , wenn der Bewerber durch eingehende Zeugnisse
mindestens zweier etatsmäßiger deutscher oder schweizerischer Pro-
fessoren der semitischen Philologie seine Beföhigung zu erweisen
imstande ist.
Albert Socin- Stiftung. 4(39
Das Bewerbuncfscresuch ist mit einer eincrehenden Darlesfuncf
der wissenschaftlichen Zwecke des Bewerbers zu beorleiten.
§ 5.
Die Stipendiaten sind verpflichtet, spätestens drei Jahre nach
Empfang des Stipendiums einen ausführlichen Bericht über ihre
Studien im Orient an das Kuratorium zu erstatten , der ganz oder
im Auszuge, womöglich in der „Zeitschrift der Deutschen Morgen-
ländischen Gesellschaft" oder in der „Zeitschrift des Deutschen
Palästina-Vereins", veröffentlicht werden soll.
Die Vergebung des Stipendiums findet in jedem vierten Jahre
in der Höhe von 1600 Mark oder darüber statt. Die Ausschreibungr
hat jeweilen im Anfang des Sommersemesters, die Verleihung späte-
stens bis zum 1. Dezember desselben Jahres zu erfolsfen. Sollte
sich später das Vermögen der Stiftung erheblich vermehren, so kann
das Kuratorium, statt eines in jedem vierten Jahre zu vergebenden
Stipendiums, die zur Verfügung stehende Geldsumme auf zwei oder
mehrere Stipendien verteilen unter der Voraussetzung, daß ein jedes
davon mindestens 1600 Mark betragen muß.
Das für die diesjährige Verleihung festgesetzte Stipendium
beträgt 1800 Mark.
Bewerbungsgesuche müssen spätestens bis zum 1. Oktober
dieses Jahres eingereicht werden und sind an Herrn Professor Dr.
Emil Kautzsch, Halle a. d. Saale, Wettinerstr. 32 zu richten.
Das Kuratorium der Albert Sociu-Stiftung :
Dr. Rudolf Ernst Brünnow, Bonn.
Dr. August Fischer,
Professor an der Universität Leipzig.
Dr. Emil Kautzsch,
Professor an der Universität Halle a. d. Saale.
410
Verzeichnis der seit dem Erscheinen des letzten Heftes
bei der Eedaktion eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschluß der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke. Die Redaktion
behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Rücksendungen
können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre
wichtigere Werk einteilend besprechen zu wollen , werden mit Dank an-
genommen.)
Echos d'Orient. lie annee, no. 70: Mai 1908. Paris.
Babyloniaca. Etudes de philologie assyro-babylonienne publiees avec le
concours de Maximilian Streck et Steijhen Langdon par Ch. Virolleaud.
Tome 11 — Fase. 3. Paris, P. Geuthner, 1908.
Oltnstead, A. T. - Western Asia in tho Days of Sargon of AssjTia 722 — 705
B. C. A Study in Oriental History. [Cornell Studies in History and Political
Science, Vol. II.] New York, Henry Holt & Co., 1908. VI, 192 S. (Zu
beziehen durch Messrs. George Bell & Sons, York House, Portugal St.,
Lincoln Inn, London.)
The Ritual of Kldad ha-Dani reconstructed and edited from Manuscripts and
a Genizah Fragment. With notes, an introduction and an appendi.x on the
Eldad legends by Max Schloessinger. Leipzig u. New- York, Rud. Haupt,
1908. 132 S. 10, geb. 12 M.
Davidson, Israel — Parody in Jewish Literature. [Columbia University Oriental
Studies, Vol. II.] New York 1907, in Komm, bei 0. Harrassowitz, Leipzig.
XXII, 292 S. 10 M.
Berichtigung zu S. 157, Z. 6.
Die Arbeit von Ungnad knüpft nicht an King's Chronicles,
sondern an zwei zum ersten Male edierte Texte des Berliner
Museums an. n « i i
C. B r 0 c k e 1 m a n n.
411
Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
übersetzt von
Hermann Jacobi.
(Fortsetzung)
So^) gibt es denn von der Saraäsokti folgende Arten: eine,
welche durch doppelsinnige Attribute bewirkt wird; (die zweite,)
welche durch gemeinsame Attribute bewirkt wird, enthält zwei Unter-
arten, jenachdem Eigenschaften oder die Tätigkeit (des aprahrta)
übertragen wird; (die dritte,) welche durch ein einen Vergleich 5
involvierendes Attribut bewii'kt wird, enthält ebenfalls zwei Unter-
arten, jenachdem das Kompositum als Vergleich oder als Samkara
aufgefaßt wird. Wenn es aber als Metapher aufgefaßt wird, gehören
89 beide Fälle nicht in das Gebiet der Saraäsokti. So ergeben sich
also fünf Arten der Saraäsokti. Dieselbe ist nun überhaupt drei- 10
facher Art, je nachdem lediglich eine Tätigkeit übertragen wird
oder die Attribute gleich sind oder beides zutrifft. Bei der Gleich-
heit der Attribute haben wir fünf Arten unterschieden. In allen
Fällen aber ist die Übertragung des Verhaltens der springende Punkt.
Es kann nun 1. auf eine der Wirklichkeit angehörende Sache das 15
Verhalten einer ebensolchen, oder 2. auf eine der Wissenschaft an-
gehörende Sache das Verhalten einer ebensolchen, oder 3. auf eine
Sache der ersten Art das Verhalten einer Sache der zweiten Art,
oder 4. auf eine Sache der zweiten Art das Verhalten einer Sache
der ersten Art übertragen werden; so ist die Samäsokti (wiederum) 20
vierfach. Überhaupt ist sie also gar mannigfaltiger Art.
Lediglich eine Tätigkeit wird übertragen in folgendem Beispiel:
„Der Khadirastrauch zerkratzt arg ihre Brüste, faßt fest ihre"
„Haare, zeichnet ungeschickte Schnörkel auf ihr liebliches Antlitz"
„und reißt ungestüm von den Hüften das Kleid den Frauen deiner" -ib
„Feinde, 0 König, auf ihrer Flucht in der Wüste."
Hier denken wir uns wegen der Übertragung einer Tätigkeit :
„Zeichnen von Schnörkeln" usw., den Khadira als ungestümen Lieb-
haber. Beispiele für den Fall, daß die Attribute gleich sind, haben
1) Der Kommentar hat eino jyratlkä: asi/ä {ityndi; asyä^ ca yathopa-
jwditiin hhedän samkalayati). In unserm Toxto fohlen die entsprechenden
Worte.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 27
^22 Jacoli, Ruyyaha's Alamkarasarvasva.
wir oben angeführt i). Beides (Übertragung einer Tätigkeit und
Gleichheit der Attribute) trifft in folgender Strophe zu:
,Sie haben ihre Haare zerzaust, ihre Brust aufgerissen, ihre"
„ganze Lippe geschunden, ihr Ohr beschädigt und ihr lotusgleiches"
5 „liebliches Auge verwundet: was haben nicht alles die rohen, stach-"
„lichten Bäume den mit eilig unsicheren Schritten in der Wüste"
„irrenden Schönen deiner Feinde zugefügt!"
Hier haben wir in „roh" und „stachlicht"-) Gleichheit der
Attribute, und in „sie haben die Haare zerzaust" usw. Übertragung
10 der Tätigkeit.
Jetzt sollen der Reihe nach die vier Arten der Übertragung
des Verhaltens illustriert werden. Nämlich (1.):
„Es umschlang das Firmament, küßte der Himmelsgegenden" 90
„Antlitz, bestrich mit seinen Strahlenspitzen die Mondsichel, den"
15 „Himmel verhüllend (er ritzte mit seinen Nägeln mondsichelförmiges"
„Mal, weil das Kleid sich nicht löste), was tat nicht alles in"
„übermächtiger Glut das jugendliche Feuer seines (Stirn-) Auges,"
„welches (Feuer nämlich) den Liebesgott schon in sich geschlungen
hatte !^y
20 Die je nach der Stimmung verschiedenen Arten von der Wirk-
lichkeit angehörenden Sachen möge man sich selbst überlegen.
„Diejenigen, welche dich (o HERR) als von gleicher Form in"
„allen Dingen (bez. in allen Wortverbindungen) als unwandelbar"
„(bez. indeklinabel) und sonder Zahl (bez Numerus) auftx'etend be-"
•25 „trachten und die Unterschiedlichkeit deiner selbst, des Absoluten,"
„leugnen (bez. den Schwund der Kasusendung, welche die Beziehung"
„zu einem andern Wort enthält, vorschreiben), die haben wahrlich"
„nach meiner Ansicht dich richtig definiert"*)."
Hier wird auf einen aus der heil. Schrift bekannten Gegen-
30 stand ein aus der Grammatik bekannter übertragen.
„Das nicht in den Wirkungskreis der Augen gekommen ist"
„(nicht pratyaksa), das nicht mit einem andern (seinem lihgd) ver-"
„bunden ist (kein anumäna), das nicht von der Rede erreicht wird"
„(kein sabdd), das ohne Analogie ist (kein Kjjamäna), das sich"
35 „nicht eo ipso ergibt (keine arthäpatti), und das nicht ein ,nicht' ist"
„(kein abhüva oder anvpalahdhi), dies etwas in den Gazellenäugigen.'
„das über alle Erkenntnismittel {i)ramänas) geht und den Geist in"
„Staunen setzt, die Schönheit, lebe hoch !"
Hier wird auf einen der Wirklichkeit angehörenden Gegenstand
40 ein aus der Mimämsä,- Philosophie'') bekannter (die Q prainänas)
l) i>. 8.0: „diT Mond in voller Glut" usw.
'i) Übcrtrajjoii otwii , widerborstig".
3) .Srlkuntliiicurita V, 23; lies nach der Ausgabe ruildJumthnrain .
A) CT. Süliityadarpaiia ed. Nirn. S. Press, 10, 5G und die Erklärung Dur-
gSprasüd.'i Dviveda's.
.0) Nach dem Kommentar ist die Uttarii-MimäinsS gemeint Doch erkennen
auch die Hhiittas die gciiHiintfn C prainniins an.
Samäsohti p. 89—91. 4]^3
übertragen. ■^)[In ähnlicher Weise gilt auch die Übertragung von
Gegenständen aus dem Tarka, der Medizin, der Astronomie.
„Indem der Kokila die Überlegenheit Amor's zeigte, dessen"
,WafFe zugerüstet war durch das spielende Klappen der Schwingen"
„jenes (bez. dessen Grund, hetu ^ unterstützt wurde durch die" 5
„spezielle Natur seiner , Sache' paksa), bewies er seine vollständige"
, Geschicklichkeit (bez. Gelehrsamkeit) in der Beseitigung des Liebes-"
„grolls aller Jünglinge (bez. in der Widerlegung ihres Beweises)" (Sri-
kanthacai-ita VI, 16.)
Hier wird ein aus dem Tarka bekannter Gegenstand übertracren. lo
In Bezug auf den gemeinten Gegenstand (den Kokila) ist das Wort
pänditya durch Übertragung zu erklären.
„Mattes Feuer gaben die Rubinen und die Finsternis zeigte"
„Schwellen; das Sehen hatte den durch Finsternis entstandenen"
„Fehler (bez. die Augen hatten den Star) in Abwesenheit des Mondes" 10
„(bez. des Arztes)-)."
Hier wird ein aus der Medizin bekannter Gegenstand übertracren.
„Indem du die brünstigen Elefanten in ihre Wange trilfst {yoga : "
„ganda), das Land des Vidhrti-^) schützest {yoga: vaidlirta), be-"
„ständig Feldzüge gegen die Läta's unternimmst, deine frühere" 20
i'l „(bez. östliche"*)) glückbringende Stellung nicht aufgibst und dir"
„huldigen läßt, wächst dein Siegesglanz; was diente wohl nicht"
„den Glücklichen zum HeiP)."
Hier wird ein aus der Astronomie (oder Astrologie) bekannter
Gegenstand übertragen. 2
o
1) Die eingeklammerte Stelle scheint ein Einschiib zu sein, ähnlich wie
der auf p. G9 (siehe die Note daselbst). Es sollen vier Arten der Samäsokti
der Reihe nach durch Beispiele illustriert werden. In den drei voranstehenden
Strophen sind die drei ersten Arten illustriert worden, ein Beispiel für die vierte
Art folgt auf die eingeklammerte Stelle. Man beachte nun , daß in der An-
kündigung der (eingeschobenen) Beispiele evam tarkäijurveduj^iotihtiästrapra-
siddhavastu>>amürüpah ein adi hinter mstra fehlt; wozu die Ankündigung,
die ungenau ist, da ja noch ein viertes Beispiel für Bharatäiiisästra gegeben
wird? Auffällig ist auch, daß nur das letzte Beispiel im Text erklärt ist, die
vorausgehenden hätten einer Erklärung ebensogut bedurft. Übrigens liegt die
weitläufige Erklärung gar nicht in der Art unseres Autors , der sonst die Bei-
spiele nur soweit erläutert, als das theoretische Interesse es erfordert. Foriier sind
in der Erklärung zwar die termini gebraucht, aber sie sind i.icht in dem richtigeti
Zusammenhang, wie er von der in einer folgenden Note zitierten Stelle des
K. Pr. gefordert wird, ländlich sind die drei ersten Verse im Kommentar voll-
ständig übergangen. Sind sie vielleicht erst nach diesem in unsern Text ge-
kommen?
2) Srlkanthacarita 10, 10.
3) Eines Nachkommen Kusi's(?).
4) Der zunehmende Mond steht östlich von der Sonne.
5) In diesem Verse wird das Tun des Fürsten mit dem des Mondes zu-
sammengestellt. Dies erkennt man an den Ausdrücken, die auch auf den Mond-
lauf Anwendung linden. Doch muß ich mich unfähig bekennen, alle gebruuchton
Wendungen richtig mit Bezug auf den Mondlauf zu deuten, was ja eigentlich
gefordert wird.
^2^^ Jacohi, Ruyyaha's Alamkarasarvasva.
„Denen, welche die Intention (des Redenden) anerkennen, oder"
„welche alles als Schluß auffassen wollen, unerkennbar; frei von"
„enwer Beschränkung, von den weisen Meistern als in einer nicht"
,von anderem geteilten Weise wirkend (bez. Funktion sui generis)"
5 „anerkannt, nicht auszusprechen noch anzudeuten ist die Fülle deiner"
„Vorzüge, die nur von Feingebildeten gewürdigt wird."
Hier wird ein aus dem Bharata usw. bekannter Gegenstand
übertragen. Man denkt sich dabei nämlich das Verhalten der ero-
tischen Stimmung usw. als der Fülle der Vorzüge zukommend.
10 Denn die Stimmung ist nicht durch die Funktion der Intention
{tätpariia) erkennbar, noch ist sie Gegenstand eines Schlusses, noch
wird sie durch Wörter kraft der Aussagefähigkeit zum Ausge-
sprochenen gemacht, noch fällt sie in die Sphäre der Übertragung ;
sondern sie ist, weil dabei kein anderes Erkenntnis zum Bewußtsein
15 gelangt^), in ihrem Subjekt ohne dessen individuelle Beschränkung
enthalten, und weil sie das Objekt einer Funktion sui generis,
nämlich der Andeutefähigkeit ist, hat sie ihren Sitz nicht in der
dargestellten Pei'son noch dem Darsteller derselben, (sondern in
Feingebildeten); so wird durch die Wendungen: „die nur von Fein-
20 crebildeten gewürdigt wird", „welche die Intention anerkennen" usw.
die Stimmung zum Verständnis gebracht.] In ähnlicher Weise hat
man es auch sonst zu erklären.
„0 HERR (bez. Fürst), wenn du in trautem Spiel mit der"
„o^öttlichen Parä (bez. hohen Fürstin) innig vereint bist, wobei die"
25 „PaäyantT (bez. Dirne) sich gleichsam aus Scham im Innern ver-"
.birgt, auch die Madhvamä (nicht unerfahrenes Frauenzimmer) zu"
„schänden wird in ihrem Verlangen liebliche Laute hervorzubringen,"
„wie sollte da die äußere Sprache es wagen können, Schmeicheleien"
«zu sagen?"
30 Hier ist auf einen aus der Schrift bekannten Gegenstand-) ein
solcher der gemeinen Wii-klichkeit übertragen. ■') [Oben wurde
schon gesagt, daß das Verhalten eines Gegenstandes der Wirklich-
keit je nach der Stimmung usw. sehr mannigfaltig sei. Indem
man bei dem Übertragen der einfachen Tätigkeit diese metaphorisch
35 als ein Attribut auffaßt, so ist (in dem Sütra) die Bestimmung
„durch die Gleichheil der Attribute" in die Definition aus Rück-
sicht auf ältere Werke (über Poetik) aufgenommen und, so gut es
geht, zurechtzulegen^). Hier aber
\) Wet;on der tcchnisclioii Bedeutung; der liior gebrauchten Ausdrücke
vgl. K. l'r. IV, 5, die Darlegung der Lehre Abhiuavagupta's, sowie Sähitya
Darp. III. 2, 18.
2) Es handelt sich um das .^ahdahralivia und die vier Stufen der Väc:
vgl. meine Übersetzung des Dhvanyäloka \\. 199 Anra.
3) Die fiiigcklanimcrto Stelle ist wenigstens verdäclitig.
4) Das klingt sonderbar genug im Munde dessen, dÄ selbst die Definition
gemacht hat, und ebenso sonderbar, daß er seine eigenen Worte ungenau zitiert
vi«e?ana8ami/fiil iti liier, und im Sütra viSesanänäm sämi/äd.
SamasoJcti p. 91. 92. 415
92 ^Die Herbstzeit, die auf weißem Wolkenbusen den Regenbogen"
„wie eine frische Nagel wunde trägt, macht den Mond heiter trotz"
„seines Makels und steigert die Glut des Helios^)."
In dieser Strophe-) erkennt man ja, daß Mond und Helios Lieb-
haber sein sollen ; woher dies aber, da doch hier nicht die „Gleich- 5
heit der Attribute" ist? Man könnte nun sagen: „da man wegen
der Gleichheit des Attributs ,sie macht den Mond heiter trotz seines
Makels' die Herbstzeit als die Geliebte auffaßt, so faßt man dem-
gemäß jene beiden durch eine Samäsokti als Liebhaber auf". Hier-
gegen würde man die Frage erheben: .wie kann denn das Attribut lo
,die den Regenbogen wie eine frische Nagelwunde trägt' als ein (für
die Herbstzeit und die Geliebte) gleiches Attribut gebraucht sein?"
Es wird aber anderseits nicht eine Figur ,nur teilweise ausgeführter
Vergleich' ^) gelehrt, kraft deren man hier erkennte, daß jene beiden
Liebhaber sind. Wie verhält sich also hier die Sache? Wir ant- i5
Worten folarendermaßen : Wenn der .nur teilweise ausgeführte Ver-
gleich' nicht ausdrücklich gelehrt wird, wer leugnet ihn denn?
Da nun diese Figur, die aus dem generellen Merkmal (der Upamä)
abzuleiten ist^), auch hier vorliegt, so wird, obschon hier nicht ein
wirklicher Liebhaber als ,Bild' verstanden wird, dennoch von Mond 20
und Helios das Verhalten von Liebhabern verstanden, weil sie hier
Liebhaber sind. Wenn daher auch hier ausgesprochen ist, daß in
den Worten ,wie eine frische Nagelwunde' das Bild enthalten ist,
so ist es nach Lage des Sachverhaltes auf den Regenbogen umzu-
deuten, weil man versteht: ,die eine Nagel wunde wie den Regen- 25
bogen trägt' — wie in dem Ausspruch : ,er opfert mit ^lolken' die
Vorschrift auf die Molken zu deuten ist ^) ; so haben wir hier eine
Samäsokti, die von einer Upamä Leben empfängt.
Hier aber wiederum :
„Allerorts prangen die schönen Seen mit blauen Lotussen" 30
„wie mit Augen, mit roten wie mit Antlitzen, und mit Enten-"
„pärchen wie mit Busen ^).''
1) Von Päi.iiui nach Sbh. 1815.
2) Man beachto den Pleonasmus i/ia tu . . . ity atra, der gleich wiederkehrt.
3) Udbhata, wie der Kommentar zu p. 87 gesagt hat, leugnet die ikadesinl
upamä, und Kudrata lehrt sie ausdrücklich Kävyälanikära VIII, 29. 31. Es ist
doch wolil undenkbar, daß sich Uuyyaka so direkt unrichtig ausgedrückt habe.
4) Trotzdem Kudrata sie detiniert hat?!
5) Die Vorschrift {vidhi) oder Sinn und Zweck der Vorschrift ruht ge-
meiniglich im Verbum; wenn aber das, was das Verbum vorschreiben kiinnte.
schon durch eine friiliero oder allgemeinere Kegel gegeben ist, so liegt Sinn und
Zweck der Vorschrift nicht im Verbum , sondern in dem zu ihm gehörigen
Substantivum , das somit zum „logischen Prädikat" {vidhi) wird, während das
Verbum zum „logischen Subjekt" (inuvädd herabsinkt.
C) Dieser Vers ist dem Udbhata I, 4 2 entkilint. Doch lautot im Original
der 3. Päda taruin/ci. iva biiünti sind statt j)ade pade vihlutnti sma. Diese
Veränderung ist hier eingeführt, weil nach der ursprünglichen Lesart der Vers
eine gewöhnliche Upamä enthält, hier aber eine ekadeiit(vivartinl , die ja Udbliat!»
nicht gelten läÜt, gegeben worden soll.
^1Q Jacohi, Ruyyalca^s AlamTcärasarvasva.
In dieser Strophe erkennt man in den schönen Seen Mädchen 93
nicht infolge einer Samäsokti, weil keine gleichen Attribute gegeben
sind. Weil also hier das Mädchen als ,Bild', nicht aber das Wesen
eines Mädchens als Eigenschaft der schönen Seen verstanden wird,
5 so ist hier ein ,nur teilweise ausgeführter Vergleich' anzunehmen,
da es keine andere Möglichkeit gibt. Wenn aber von einigen ein
solcher Vergleich nicht gelehrt wird, so ist er (in ihrem Sj^stem)
nachzutragen i).
Wenn aber (in der Strophe p. 86) in den Worten kesapäsä-
10 livrndena usw. ein Vergleich in dem Kompositum enthalten ist und
dann durch eine andere Auflösung des Kompositum sich die Gleich-
heit der Attribute hineinbringen läßt, da liegt eine Samäsokti vor,
die durch ein eine Ähnlichkeit enthaltendes Attribut zum Ausdruck
gebracht wird. Somit liegt kein Widerspruch (mit der obigen
15 Stelle) vor 2).]
Und diese Samäsokti kommt zuweilen durch einen Arthänta-
ranyäsa (Illustration) zustande, indem sie sich entweder in dem-
jenigen Teile befindet, welcher erläutert werden soll, oder in dem-
jenigen, welcher die Erläuterung enthält. Der Eeihe nach in
20 folgenden Strophen :
„Als der Mond von der Herbstzeit umschlungen war, ging*"
„von dannen die Regenzeit, deren Blitzblicke (bez. blitzende Blicke)"
„erloschen waren; welche Frauen, deren Brüste eingefallen sind"
„(bez. Wolken schwanden), büßen nicht ihre Beliebtheit ein?"
25 «Ehe der Edele seinem Streben zu siegen genügt hat, denkt"
„er nicht an Frauen; ohne sich der ganzen Welt bemächtigt zu"
„haben, nimmt Helios nicht von der Dämmerung Besitz'^)."
Hier erkennt man wegen der Attribute „umschlungen", „deren
Blitzblicke (bez. blitzende Blicke) erloschen waren" von Mond und
ao Herbstzeit das Verhalten von Liebhaber und Geliebten; der in dieser
Samäsokti enthaltene spezielle Gedanke wird durch den in dem all-
gemeinen Gedanken liegenden Arthäntaranyäsa erläutert. Und der
allgemeine Gedanke kommt hier durch das Wortspiel (in iiaijodhara)
zum Ausdruck. Das Attribut, welches die Ähnlichkeit enthält,
35 däntataditkatälcfia. wird durch (die) andere Auflösung des Kompo-
situm ein gemeinsames. — In der zweiten Strophe aber wird ein
allgemeiner Gedanke — denn durch die cenerelle Bedeutung des
Wortes Frau wird nur der Begriff ,Frau' ausgesprochen — erläutert
durch einen speziellen Gedanken, die Handlung von Helios und
40 Dämmerung, denen das Verhalten zweier Verliebten angedichtet
winl durch eine Samäsokti, die zustande kommt durch das Aus-
1) Lies upasamkhyei/rnvn.
2) Ist CS doim koiii Widerspruch, wenn der Autor, wer er auch sein möge,
oben \i. 87 die ekadcünvartinl iipcnnä (mit Udbhata) leugnet, hier aber (mit
Rudrat«) nnerkenntV
3) Auch in RüiatarangiiiT IV, 441, cf. Zachariae , Epilegomena zu der
Ausgabe des Maiikhal^osa S. 3'.M.
Parikar a p. 93. 94. 417
sprechen der Handlung (i. e. der Besitznahme), das die Angabe des
speziellen Geschlechtes (beider: der Helios, die Dämmerung) enthält.
94 „In Gestalt gleichsam des umgewickelten Häutungsbandes des"
„Leibes des Schlangenfürsten (Väsuki). welches durch das wuchtige"
„Ziehen abgegangen war, haftete Mandäkini lange am abschüssigen" 5
„Gestade (bez. an den Füßen) des Ozeans, wie um den Schmerz"
„zu lindern, der bei der Quirlung entstanden war^)."
Hier wird die Mandäkini vermittelst einer Apahnuti auf das
Häutungsband übertragen und ihr tatsächliches Haften am ab-
schüssigen Gestade infolge eines Wortspieles hyperbolisch mit dem lo
Haften an seinen Füßen identifiziert. Diese Identifikation gibt dann
Veranlassung zu der Utpreksä „um den Schmerz zu lindern, der
durch die Quirlung entstanden war", und diese schließt die Samä-
sokti in sich , welche das Verhalten von Ozean und Mandäkini als
Mann und Frau zum Gegenstand hat. Und so finden Utpreksä und i5
Samäsokti zur selben Zeit statt.
Ebenso ist (in Kum. S. III, 29): „Die hochroten, in ihrem"
„Kiiospenzustand wie die Mondsichel gebogenen Paläsablüten er-"
„schienen wie die frischen Nägelwunden der Wälder, welche mit"
„dem Lenze sich vereinigt hatten" das Verhalten der Wälder als 20
Mädchen der Grund zu einer Samäsokti, welche einen integrierenden
Teil einer Utpreksä ausmacht-). Nach diesen Andeutungen möge
man selbst weiter ausführen, wie diese Samäsokti unzählicre Varie-
täten hat.
Wenn die Attriljute mit einer bestimmten Ab-20
sieht gewählt sind, (so entsteht die Figur) Parikara.
Diese Figur wird in diesem Zusammenhang aufgeführt, da es
sich um den den Attributen beiwohnenden Reiz handelt. Die Attri-
bute sind dann mit Absicht gewählt, wenn sie noch einen unaus-
gesprochenen Gedanken einschließen. Darum handelt es sich hier 00
nicht um den ,Ton', da die Wörter an sich klar und bedeutsam
sein sollen'^). Und so ist die Bezeichnung Parikara (Gefolge) sinn-
gemäß, weil das unausgesprochene Element zu dem ausgesprochenen
Sinn gewissermaßen aufschaut (/. e. ihm dient). Z. B. :
„Vor Duryodhana, dem hochmütigen bogenbewatiheten König," »r.
„in Gegenwart des Freundes der Kurus, Angesichts Karna's und Salya's"
„trank ich jetzt aus der mit scharfen Nägeln aufgerissenen Brust"
1) Ich weiß nicht reclit ä&'ic zu douten. Der Übersetzer des SShityadar-
pana, S. 440, hat love-quick. Da aber auch das ij<ts>ja Schwierigkeiten macht,
insofern es neben aiitburäiieh überflüssig ist, so vermute ich darin einen Fehler
für üsugasiia, was einerseits auf die schnellen Strömungen dos Ozeans bezogen
wäre, anderseits auf den s c h n e 1 1 e n Wanderer, dem nachher die Füße massiert
werden. —
2) Es handelt sich hier eigentlich um einen Sankara und zwar als xViigäi'igi-
bhäva; man sieht nicht recht ein, warum diese Ausführungen hier stehen.
3) Beim „Ton" aber ist die Bedeutung der Wörter dem unausgesprochenen
Sinne subordiniert.
^j^g Jacobi, Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
,das lauwarme Blut jenes noch lebenden (Duhsäsana), der des" 95
„Panda vaweibes Haare und Kleider zauste^)."
Hier sind die Wörter „des Königs" etc. klare und bedeutsame
Wörter, die voller Ironie sind. Ebenso verhält es sich in der Stelle
5 (am Ende des dritten Aktes) : „König von Anga, Feldmarschall, Lieb-
ling des Königs, Verspotter Drona's, o Karna, jetzt schütze vor
Bhima diesen Duhsäsana!"
Wenn auch der Gegenstand (nicht nur die Attri-
bute) gleich ist oder beide (Gegenstände) genannt
10 sind, so hat der Slesa (die Figur Wortspiel) statt.
Die Gleichheit der Attribute allein ist bei der Samäsokti be-
sprochen ; in Anbetracht der Gleichheit der Attribute in Verbindung
mit ihrem Gegenstand gilt obige (Definition). Wenn zwei Dinge-),
von denen beide in den Zusammenhang gehören, oder beide nicht
15 in den Zusammenhang gehören, oder von denen eins in den Zu-
sammenhang gehört und das andere nicht, durch doppelsinnige
Wörter dargestellt werden, so heißt diese Figur Slesa. Die beiden
ersten Arten finden statt, wenn sowohl die beiden Gegenstände als
auch ihre Attribute (verhallter) gleich sind, die dritte Art aber,
20 wenn nur die Attribute es sind. Wenn (bei der dritten Ai't) auch
die beiden Gegenstände gleich wären und durch den Sinn, Zusammen-
hang usw. sich ergäbe, was der ausgesprochene (und was der un-
ausgesprochene) Sinn sein sollte, so läge (nicht diese dritte Art),
sondern ein Fall des Tones vor, der auf dem zweiten Sinne bemht^).
25 In den beiden ersten Arten aber gelten der erste und der zweite 96
Sinn als ausgesprochen. Darum sagt er: „oder wenn beide Gegen-
stände genannt sind" ; dies ist gesagt mit Beziehung auf die
dritte Art. Dagegen beziehen sich (die Worte): „wenn auch der
Gegenstand gleich ist" auf die andern zwei Arten. Beispiele in
30 obiger Reihenfolge :
yena dhvastam ano ''bkavena hali-jlt käyah purä sinkt fo
ijas CO 'dvritabhujangaltä ravalayo 'gain gäin ca yo 'dhärayat |
yasyä "huh ^asimath-dt'ro-hara iti stutyam ca nämä ^maräh
päyät sa svayam Andhaka-ksaya-Jiaras tväm sarvado Mädhavah |j
35 „Schützen möge dich der alles verleihende Ansiedler (oder Ver-"
„nichter) der Andhakas Müdhava, der Ungeborene, der den Wagen"
„zertrümmerte und einstens seinen die mächtigen (Dänavas) be-"
„siegenden Leib zum Weibe machte, der die böse Schlange tötete,"
„der im Laute wohnt, der den Berg (Govardhana) und die Erde"
1) VenTsamliära IV, 1.
2J Noch unentschieden ob es Gegenstände oder ihre Attribute sind.
'.\) Es wird nämlich der (irdci/ärt/iti durch die vnaTijanU. zur Erkenntnis
gebracht, cf. K. I'r. 2, 14. Der zweite Sinn ist also v;/ciugi/a. Nach dem
Dhvanyäioka p. 95 würde dies dennoch ein Slesa sein; der „Ton" würde erst
dann vorliegen, wenn der erste und der zweite Sinn durch eine hinzugedachte
Figur (z. H. Vergleich) in inneren Zusammenhang gebracht würden, ib.
Slesa 2). 95. 96. 419
, hielt, dem die Götter den preiswürdigen Xamen ,Enthaupter des"
„Mondfeindes" (Rähu) gaben."
(Anders aufgelöst:)
yena dhvastamanobhavena Balijithäyah purä 'strlhrto
yas CO \lvrttabhujangahäravalayo Gangäm ca yo 'dhärayat \ 3
yasyä ^'kuh sasimat siro Hara iti stutyam ca nämä \7iaräk
päyät sa svayani Andhakahsayakaras tväm sarvado ^inä-dhavak \\
„Immerdar möge dich schützen der Gemahl der Umä, der"
„Andhakatöter, der Vernichter des Liebesgottes, der einstens des"
„Balitöters Leib zum Pfeile machte, der schwellende Schlangen" lo
„als Halskette und Armbänder trägt und die Gaiigä (auf dem'
„Haupte) hielt, dessen Haupt die Götter mondbekränzt nannten"
„und dem sie den preiswürdigen Namen ,Hara' gaben."
mtänäm rdcuVibhävam luhdhair bhürisülmukhaih \
sadrse vanavrddhänäm kamalänätn tadlksane || i5
„Ihre Augen waren ähnlich im Walde, bez. Wasser, aufge-"
„wachsenen Gazellen, bez. Lotussen, welche in Verwirrung gesetzt"
„waren durch Jäger mit vielen Pfeilen, bez. durch viele gierige"
„Bienen."
svecchopajätamsayo 'pl na yäti vaktum 20
delil Ui märyanasatais ca cladäti duhkham \
mohät samäksipati jlvanam apy akände
kastam manobhava ivesvaradurvidagdhah | ^)
„Ach, wie Amor ist ein törichter Fürst; (denn) obgleich sich"
„ihm nach Wunsch sein Wirkungskreis (Objekte) bietet, kann man" 25
„ihn doch nicht bekörpert nennen, und er bereitet einem Leid durch"
„hundert Pfeile, durch Verblendung verkürzt er willkürlich das"
„Leben; bez. obgleich ihm nach Wunsch die Mittel zur Verfügi^ng"
„stehen, so nützt es doch nichts, zu ihm zu sagen ,gib', und er"
„bereitet einem Leid durch hundert (Fehl)bitten ; in seiner Torheit" so
„verkürzt er einem ohne Grund den Lebensunterhalt-)."
In dem ersten Beispiel bilden Visnu und Siva das Thema und
im zweiten die Lotusse und Gazellen, aber nicht weil sie Vergleichs-
gegenstand sind, im dritten bildet der Fürst das Thema, Amor aber
nicht. Diese (drei Arten des Slesa) sind wiederum dreifach, je nach- 33
dem (die Zweideutigkeit) im sprachlichen Ausdruck, im Inhalt oder
in beiden! ihren Sitz hat.
1) Harsacarita 2. U. (p. 54):
2) In der Tikä zu Sah. D. 10, 12 (p. 465), wo der letzte Pfula lautet:
kastain pi'a.sil navtsikhafi j^^d^fiur alpahuddliih, wird na i/üti im zweiton Falle
mit ris(iyä7i nä ''nubharati erklärt, was etwas gewaltsam ist, und dehiti zum
folgenden gezogen, was loiehtor wäre. Im Kommentar zum Ilarsac, dessen Kr-
klärung im übrigen meine Übersetzung wiedergibt, wird Isodritdarvidagtllui
auch noch auf Älduobhava gedeutet liivara = Hara, durvidagdha = dushi-
tväd viSesena dagdhah. Was dann aber das iva bedeuten soll, wird nicht
gesagt.
^20 Jacobi, Rwjyaka's Alamkarasarvasva.
Wenn dei- (äußerlich gleiche) sprachliche Ausdiaick doch hin-
sichtlich der Betonung als Akutus usw. oder der Artikulation ver-
schieden ist, da liegt Sabda^lesa ("Wortspiel) vor, wobei meistens
die Wörter verschieden abzutrennen sind^); Arthaslesa (Zwei-
sdeutigkeit findet statt, wo Verschiedenheit des Akzentes usw. nicht
vorliegt, wo also die Wörter nicht verschieden abgetrennt werden
müssen. Durch Verbindung beider entsteht der Ubhayaslesa; z.B.: 97
raktacchadatvam vikacä vahanto
nälam jalaih samgatam ädadhänäh \
10 nirasya jnifpesu-ruciin samagräm
2)admä virejuh sramanä yathai ^va \\ ~)
„Die Lotusse prangten weit geöffnet mit roter Blumenkrone und*"
„ihrem vom AVasser umspülten Stengel, jedes Gefallen an (andern)"
„Blumen vernichtend, gerade wie Mönche in rotem Gewände, kahl"
1.5 „geschoren und nicht hinlänglich Bekanntschaft mit dem Wasser"
„pflegend^) und jede Neigung zu Amor abtuend."
Hier ist ein Arthaslesa in raktacchadatvam usw., ein Sabda-
slesa in nälam usw.**) Doch ich befürchte, zu eingehend zu werden,
wollte ich dies im einzelnen ausführen.
20 Da nun der Slesa nicht zur Anwendung kommt, ohne daß
wleichzeiti" andere Figuren auftreten, so benimmt er diesen die
(selbständige) Geltung^) und bewirkt (nur), daß sie miteraijfunden
wei'den"). Einige argumentieren folgendermaßen: Da der 81esa, wie
sich an dem obigen Beispiel yena dhvastamanobhavena und andern
25 zeigt, sein Feld für sich hat, so besteht mit nichten die (von den
1) Der vedische Akzent gilt im klassischen Sanskrit nicht mehr; darum
heißt es K. Pr, 2, 19 ausdrücklich vecla iva Jcävi/e na svaro visesaprafäikrt.
Trotzdem gelten zwei nur durch den vedischen Akzent unterschiedene Wörter
nicht als gleich , wenn auch nur theoretisch , da die Poetiker ja Grammatik
studiert hatten. Die Erwähnung von svara ist durch die bekannten Verse,
welche die Ermittelung der Bedeutung eines Wortes lehren, veranlaßt: mnnyogo
viprayogas' ca mhacaryam rirodhitä \ arthah j)rakaranam Ungarn sabdasyü
^uyasya sannidhili || sümarthyaia aucitJ desah kälo vyaktih svarädoyah
si/ödürthasyä ^ivivacchede risesasmrtihetatvuh || 1. c. Übrigens ist die oben
zitierte Erklärung des K. Pr. nicht ohne Widerspruch geblieben. Zunächst dient
nach Sarasvatikai.ithübharaiia 2,56 svara, was nur durch pluta exemplitiziert
wird, zum nrthaviAesn; dann aber rechnet Govinda im Kävyapradlpa zu obiger
Stelle udättädi dazu und gibt ein Beispiel davon. Aber das sind natürlich
nur gelehrte Schrullen.
2) Von Sakavrddhi nach Sbh. 1817.
3) Fast wörtlich, aber natürlich nicht wie bei uns ironisch gemeint.
4) In zwei MSS. steht hierhinter: „Bei Verknüpfung beider der Ubhaya-
slesa* eine oflcnbare (ülosso; denn da die von Uuyyaka gegebene Strophe ein
udd/itiraiiam dos Ubhayaslesa ist, so könnte er nicht fortfahren: griintfiagau-
rarabhnyüt tu prthun no'dährtttm (es müßte übrigens dann auch udährtah
heißen).
5) Es gilt der Grundsatz: wenn eine Regel überall, wo sie angewendet
worden könnte, mit andern Kegeln, die ein weiteres Gebiet der Geltung haben,
in Küiitlikt gerät, so setzt sie letztere außer Geltung.
C) Dies ist nach dem Kommentar die Lehre Udbhata's.
Slesa p. 96—98. 421
Gegnern behauptete) Unmöglichkeit seines selbständigen Auftretens
und darum benimmt er den andern (Fisfuren) nicht ihre Geltuncr,
sondern es hat eine Vermischung^ (des Slesa) mit andern Figuren
statt. Andere sagen : weil der Slesa nicht schwächer ist (als die
andern Figuren) , so wird er von diesen nicht um seine Geltung 5
gebracht^). Die erstgenannte Ansicht-) ist folgendermaßen zu ver-
stehen. Diese Figur (der Slesa) hat (zwei oder) mehrere Gedanken
zum Gegenstand, welche entweder zum Thema gehören, oder nicht
98 dazu gehören, oder teils dazu gehören, teils nicht. In den beiden
ersten Fällen liegt eine Tulyayogitä (p. 70) vor, in dem dritten lo
haben wir ein Dipaka (p. 7 1 ) ; da also von diesen beiden Figuren
das cranze Gebiet des Slesa vollständig eingenommen wird und auf
Grund der beiden noch andere als sekundäre Ei'scheinungen auf-
treten^), so hat er (der Slesa) gar kein eigenes Gebiet für sich.
Folglich werden die andern Figm-en, da ihnen die selbständige Geltung i5
entzogen ist, nur nebenher mitempfunden. In dem Beispiel iiena
dlivastamanobhavena wird eine Tul3"ayogitä mitempfunden, insofern
als beiderlei Inhalt als den Gegenstand ausmachend erscheint.
[Da^) nun das Verhältnis zwischen dem, was schmückt (Figur),
und dem, was geschmückt wird (Ausdruck oder Gedanke), so ge- 20
dacht werden muß wie das gemeinverständliche Verhältnis zwischen
der Grundlage und dem, was auf ihr enthalten ist, so liegt in rakta-
cchadatvam eine Sinnfigur vor, weil sie auf zweierlei Sinn beruht,
in nälam aber eine Wortfigur, weil sie auf zweierlei Ausdruck be-
ruht. Nach dem Grundsatz : „wo der Sinn verschieden ist, muß auch i'5
der Ausdruck verschieden sein'' ^), beruht zwar in Fällen wie rakfa-
cchadatvam die Figur ebenfalls auf dem Ausdruck; da aber die
Verschiedenheit des Ausdrucks erst durch Reflexion erkannt ist,
während der direkte Eindruck ihn als einheitlich erscheinen läßt,
so besteht doch keine Verschiedenheit des Ausdrucks. In Fällen 30
wie nälam aber wird die Verschiedenheit des Ausdruckes durch den
direkten Eindruck gewährleistet, da dabei (bei nälam und na alam)
1) So nach dor durch das Pratika gewährleisteten Lesart l>äd/i>/atvam.
Die Erklärung des Kommentare ergibt aber gerade das Gegenteil : weil der
Slesa schwach und die anderen P'i'^ureii stark sind (setzt er sie nicht außer
Geltung).
2) Udbhata's und seiner Scliulo.
3) Nämlich die Upamü, da für Tulyayogitä und DTpikä Voraussetzung ist
aupami/asya gamyalvam.
4) Die eingeklammerte Stelle scheint wieder von einem oin^'escbaltoten
Zettelchen herzurühren , nachdem Jemand eine Untersuchung angestellt liat.
weshalb in raktacchadutram ein tirthitSlesd und in ndlmn ein ,< fbilniilesd
vorliegen solle , wie Kuyyaka kurz angegeben hatte. Violleicht ist es die Er-
klärung, die Ruyyaka einem Schüler auf dessen Befragen gegeben und dieser
aufgeschrieben hatte. Daß diese Untorsucluing mit dem unmittelbar Voraus-
gehenden und Folgenden in keinem Zuj^ammonhang steht, ist klar. Durch ihre
Streichung wird erst der Zusammenhang hergestellt.
5) Der Kommentar zitiert den Vers ijürantd evani artJiäli s;/uli i<(ibdi'i''
tävanta eva In.
^22 Jacobi, Ruyyaka's Alamlärasarvasva.
verschiedene Artikulation usw. vorliegt. Darum also ist im ersteren
Falle doppelter Sinn mit einem Ausdruck zusammengewachsen, wie
zwei Beeren an einem Stiel, während im zweiten Falle (der Aus-
druck) selbst zusammengewachsen ist, wie das Holz und sein Lack-
5 (Überzug). (Man könnte nun folgendermaßen argumentieren) : in
dem ersten Falle liegt eine Wortfigur vor, weil (der Doppelsinn)
auf dem Ausdruck beruht, insofern er besteht wenn jener Ausdruck
da ist, und fehlt wenn jener Ausdruck fehlt (i. e. durch einen syno-
nymen ersetzt wird); das bestreiten wir, denn wovon etwas ein 99
10 Schmuck sei, das beruht auf dem allbekannten Verhältnis zwischen
Grundlage und dem auf ihr Enthaltenen^).]
Und so bedingt in Fällen wie : sakalakalam puram etaj jätam
samprati sudhamsuhimham iva'-) die Gleichheit des Ausdruckes
nicht, daß es ein Vergleich sei, wie die Gleichheit der Eigenschaft
15 oder der Handlung tun würde, vielmehr muß man hier einen Slesa
erkennen, der bewirkt, daß ein^ Vergleich mitempfunden wird^).
Wenn aber eine Metapher einen Slesa in sich schließt, dann kommt
der Slesa auf Grund der Metapher zum Bewußtsein, in dritter
Instanz-') aber empfindet man es definitiv als eine Metapher; aus
20 diesem Grunde wird durch die Metapher der Slesa außer Geltung
gesetzt. Und ebenso setzt die Samäsokti derjenigen Art, bei der
die Gleichheit der Attribute auf Wortspiel beruht, da das (nicht
in den Zusammenhang gehörige) Substrat derselben zu supplieren
ist^), den Slesa außer Geltung. (Betrachten wir folgende Strophe):
25 «Daß Vivasvat, obgleich bekannt in der Welt als tray'imaya^Y
„(oder vedenfest), zur väruni (Westen oder Wein) ging, dai'um,"
„mein' ich, stürzte er vom Astaberge und drang deshalb eben, um"
,sich zu reinigen, in das Vadavafeuer ein."
In dieser Strophe (werden) dem Vivasvat das Stürzen, was so-
so viel ist wie die Verbindung mit einem tiefer gelegenen Orte, und
das Eindringen in das Vadavafeuer (beigelegt), was beides dem tat-
sächlichen Vorgang gemäß ist; diese beiden werden nun mit einer auf
dem Slesa beruhenden Hyperbel als nicht verschieden identifiziert mit
Kastenverlust und Scheiterhaufenbesteigung, die ihrerseits begründet
35 sind in der verbotenen Handlung, nämlich zum Weine gehen, in Ver-
1) Nicht aber auf dem logischen Verhältnis von anvaya und vyatireka,
wodurch das Kausalverliältnis bedingt wird.
2) Eino Aryäzeile: jetzt ist diese Stadt voller Lärm {su-kalalcalam) ge-
worden, wie die volle {sakala-kalam) Mondscheibe.
3) Uns Folgende ist gegen Udbhata und seine Schule gerichtet, nach der
ein Slesa überall dort die maßgebende Figur ist, wo er mit andern Figuren
zugleich auftritt.
4) Zuerst eniptindot man die Metapher, zu zweit den Slesa, zu dritt und
letzt die Metapher. Als IJeispicl nennt der Kommentar vidvidimäninniliaiiinii,
oben p. 38.
5) Vgl. p. 81 f. Das Heispiel des Kommentar ist upodha rügend p. 85.
6) trnyuiuiya ist ein Keiwort der Sonne, Apte s. v.
Sleßci p. 9S—W2. 423
bindung stehend mit der Vedenfestigkeit. Diese (Identifikation) be-
100 steht in der Beilegung andersgearteter Handlungen \) ; auf letztei'er
beruht die Utpreksä in den Worten „mein' ich", , deshalb eben
um sich zu reinigen". Derjenige durch die Figur Virodha-) ge-
schmückte Bestandteil des Inhaltes, aufweichen mit „deshalb eben" 5
Bezug genommen wird, wird als Grund, und „um sich zu reinigen"
als Zweck gedeutet. Somit liegt also eine Utpreksä sowohl des
Grundes als auch des Zweckes vor. Die Figur Virodha besteht in
der Scheinbarkeit des Widerspruches. Darum tritt, während der
Schein des AViderspruches (in obiger Strophe) besteht, die (doppelte) 10
Utpreksä des Grundes und des Zweckes ein; nachher aber die Auf-
101 lösung des Widerspruches. Weil nun der Slesa alle andern Figuren
außer Geltung setzt, so bewirkt er hier, daß die Figur Virodha nur
mit empfunden wird.
Nunmehr soll untersucht werden, ob da, wo zwar der ganze 15
Satz dazu dient, die in Rede stehende Sache (darzustellen), aber
kraft eines doppelsinnigen Wortes eine in dem auszusprechenden
Gedanken enthaltende Andeutung, die auch Suggestion (iqja/i.s-cjm)
heißt, besteht, ob da der Slesa oder der Ton, der auf der Bedeutung
der Wörter beruht, vorliegt. Es ist jedenfalls kein Slesa; denn der 20
doppelte Inhalt soll ja nicht dargestellt werden als das wirklich
Ausgesprochene, das aus der Konstruktion des Satzes folgt •'). Noch
auch der ,Ton'; denn da der suggerierte Inhalt nicht ohne Ver-
bindung (mit dem direkt ausgesprochenen ist), so kann auch nicht
zwischen ihm (und dem andern) ein unausgesprochener Vergleich 20
beabsichtigt sein. Eine andere Möglichkeit (als Slesa und ,Ton')
gibt es nicht. Was ist da also zu machen ? Ich will es sagren ; es
ist sicher, daß in dem genannten Falle der ,Ton' vorliegt, da der
Slesa aus dem ancreofebenen Grunde nicht statthaben kann. Nämlich,
bei dem ,Tone', der auf der Bedeutung der AVörter beruht, wird, :;o
weil der andei'e Sinn (mit dem ausgesprochenen) unverbunden ist,
um eine Verbindung herzustellen, ein Vergleichsverhältnis substi-
tuiert; wenn aber die Verbindung auf andere Weise, ohne Zuhilfe-
nahme des Vergleichsverhültnisses, bt\gründet werden kann, warum
sich dann gerade auf diesen ,Ton' mit unausgesprochenem Vergleich 30
kaprizieren? Auch der ,Ton' mit unausgesprochenem sachlichen
Element ist bei ihm (dem auf der Bedeutung der Wörter beruhenden
Tone) berechtigt. Darum (heißt es im Kävyaprakäsa 4, lo):
102 »Wo eine Figur oder ein sachliches Element als das Haupt-**
„sächliche auf Grund des Ausdrucks zum Bewußtsein gelangt, da" 40
„ist der ,Ton', der auf der Bedeutung der Wörter beruht, anzu-"
„erkennen, (und zwar) als von zweifacher Art."
1) atotJcni/äi/oga.
2) Der scheinbare Widerspruch zwischen traymioi/dh und väittuhn j)r<ity
agnmat.
3) Das scheint mir mit dem anvitatvena ahhidheijatayä gemeint zu sein.
424 Jacohi, RurjyaTca's Alamharasarvasva.
Hier ist also^) ausgesprochen, daß der auf der Bedeutung der
Wörter beruhende ,Ton' zweifacher Art ist. Und so muß man auch
in dem vorliegenden Falle, wo die Funktion des Andeutens auftritt,
den ,Ton' mit unausgesprochenem sachlichem Element als auf der
5 Bedeutung der Wörter beruhend annehmen. Betrachten wir folgende
Strophe :
„Das Reich des Äthers verlassend, weil sich Kauöika's (Indra's,"
,der Eulen, und Visvämitra's) Himmelsgegend auftat, im Bast-"
„gewand der grauen Farbe-) ging der Räjan (Mond und Kt)nig)''
10 „sofort zum Astaberge; und auch seine Geliebte, die Nacht, das"
„mit lauten Bienenschwärmen klagende Lotusbeet wie einen Sohn"
„besänftigend, eilte davon."
Hier-^) in der Geschichte Hariscandra's wird der Schilderung
des Tagesanbruchs gemäß angedeutet, daß. als der durch das Wort
15 räjan benannte Mond zum Untergang gelangt war, der König
Hariscandra in Begleitung seines Weibes Usinari und seines Sohnes
Kamens Rohitäsva wegen des ihm von Visvämitra bereiteten Un-
gemachs morgens sein Reich verließ und nach Benares zog. Und
so bedeutet das Wort Kausika in dem ausgesprochenen Zusammen-
20 hange Indra oder Eule, aber auf den angedeuteten Gedanken bezogen
Visvämitra. Durch (die Worte) ,Bastgewand' und ,Sohn' soll aber
das Vergleichsverhältnis ohne Rücksicht auf den angedeuteten Ge- 103
danken lediglich durch die faktische Ähnlichkeit zum Ausdruck
gelangen. Weil also der angedeutete Gedanke mit dem des direkten
2.5 Zusammenhanges in einer Verbindung steht, so haben wir in obiger
Strophe den auf der Bedeutung der Wörter beruhenden ,Ton' mit
unausgesprochenem tatsächlichem Element.
(Betrachten wir folgende Strophe):
„Der zuerst die LockenfüUo mit festem Gritf an sich reißend"
30 „mit seinem Mund an meinem Munde und seinem Hals an meinem"
„Halse sich eng an meine Brüste preßt, dann an meinem Hintern"
„sich anklammernd zuletzt mir zu Füßen fällt, ein solcher ist mir"
„lieb! ,Kind, du hast keine Scham mehr!' Nicht doch, nicht"
1) nyüi/i(lhuranaliandhe7ui lasse ich in der Übersetzung weg, weil seine
genaue Bedeutung unklar ist.
2) Wörtlich: graue Farbe als Hastgowand tragend.
3) Manmata's Beispiel ist durchaus zutrelYend: „Wanderer, hier ist keine
Idee von Bt-iutreu auf dem steinigen Boden des Dorfes; wenn du nach Anblick
der aufziehenden Wolke (oder des üppigen Busens) hier bleiben willst, so bleibe!''
penn der zweite Gedanke , den das zweideutige Wort u>jiia(ij)iio7i(ir(i?n verrät,
ist durchaus vom ausgesprochenen verschieden und es besteht auch zwischen
beiden keine Älinliclikeit. Aber bei Riiyyaka's Beispiel liegt die Sache viel
vcrwickeltor. Zwischen den Naturvorgängen am Morgen und der Handlung
Ilariscandra's besteht in der Tat eine .\hnlichkoit. Doch ist es dem Dichter
nicht um diese .Ahnlichk.'it zu tun, sodaß alles in letzter Linie auf einen un-
ausgesprochen Vergleich hinausliefe, was man als die iLsrünti bezeichnet, sondern
die Ähnlichkeit dient nur dazu, den unausgesprochenen Sachverhalt, das Ilaris-
candracaritrn, erraten zu lassen. Und insofern handelt es sich hier um vastu-
(IhcdUl.
I
1
Aprastitta2')rasamsa p. 102 — lOi. 425
„doch, du Einfalt! Warum sollte ich mich des Überwurfes^)"
, schämen?"
Man glaube nicht etwa, daß in dieser Strophe der Slesa mit
Ausschluß anderer Figuren vorliege ; denn wir haben hier eine
Apahnuti (p. 50). Wenn man sagt, daß hier nicht die Figur Apah- 3
nuti bestände, weil tatsächlich die Ablehnung nur {mätrd) um die
Ähnlichkeit (zu zeigen) auftritt, so widersprechen wir. Denn die
Apahnuti ist auf beiderlei Weise möglich: als Ablehnung, die auf
eine Ähnlichkeit hinausläuft, oder eine Ähnlichkeit, die auf eine
Ablehnung hinausläuft, weil sich in beiden die Ablehnung einer lo
wirklichen Sache findet. Der Kern der Frage (ist in folgendem
Verse ausgesprochen) :
„Wo um eine Ähnlichkeit erkennen zu lassen die Ablehnung"
„statthat, da liegt eine Apahnuti vor; und wo um etwas abzu-"
„lehnen, die Ähnlichkeit gezeigt wird, auch da liegt eine Apahnuti" i5
„vor 2)."
Die erste Art wurde an ihrem Orte (p. 50 fi".) durch Beispiele
belegt ; die zweite aber habe ich jetzt aufgezeigt. Somit steht fest,
daß der Slesa nicht ein Feld für sich mit Ausschluß anderer Figuren
habe und daß er darum alle übrigen Figuren außer Geltung setzt. 20
Oben behandelten wir die Samäsokti, die statt hat, wenn man
aus dem in den Zusammenhang gehörenden das nicht hineingehörende
versteht, jetzt wollen wir im geraden Gegensatz dazu die Aprastuta-
prasamsä behandeln, die statt hat, wenn man, umgekehrt, aus dem
nicht in den Zusammenhang gehörenden das in ihn gehörende versteht. 25
104 Aprastutaprasamsä ist, wenn man aus dem nicht
in den Zusammenhang gehörenden das in ihn ge-
gehörende versteht, wobei zwischen beide m das Ver-
hältnis vom Allgemeinen und Besondern, von Ursache
und Wirkung oder das der Gleichartigkeit besteht. 30
Das nicht in den Zusammenhang gehörende zu schildern ist
unpassend, weil es eben nicht in den Zusammenhang gehört; aber
wenn es auf das in ihn gehörende abzielt, kann es unter Umständen
doch passend sein. Doch könnte man dieses nicht aus jenem ver-
stehen, wenn keine Beziehungen zwischen beiden bestehen, weil sonst 35
eben alles möglich wäre ; bei einer vorhandenen Beziehung aber tritt
ein solches Verständnis ein, doch nur auf Grund einer der drei
genannten Beziehungen, weil diese als Ursache dafür gelten können,
daß man dazu komme, eine andere Sache zu denken. Diese drei
Beziehungen sind: das Verhältnis vom Allgemeinen und Besonderen, 10
das Verhältnis von Ursache und Wirkung, und die Gleichartigkeit.
Beim Verhältnis vom Alloremeinen und Besonderen kann aus dem
1) colalca oin langes bis auf dio Füße roicliendes Frauengowand.
2) Cf. Kfivya PradTpa zu X, 32, wo dieser Vers mit etwas abweichendem
Wortlaut zitiert und von dem Kommentar Vaidyanütha Tatsat den Udbhatädi-
matäuusäriual.i zugeschrieben wird.
426 Jacoli, RuyyakcCs Alamkarasarvasva.
Allcremeinen das Besondere und aus dem Besonderen das Allcremeine
verstanden werden; also zwei Fälle. Beim Verhältnis von ürsaclie
und Wirkung eingeben sich in derselben AVeise zwei Fälle. Bei der
Gleichartigkeit gibt es nur eine M()glichkeit. So ergeben sich fünf
5 Arten dieser Figur. Bei der auf Gleichartigkeit beruhenden Art
gibt es zwei Fälle : Ähnlichkeit und Kontrast. Der Inhalt ist drei-
fach, je nachdem er möglich, unmöglich, oder teils das eine, teils
das andere ist.
Wenn aber doppelsinnige Wörter gebraucht werden, so unter-
10 scheidet sich unsere Figur vom Slesa dadurch, daß in ihr der zweite
Inhalt nicht ausgesprochen wird. Denn wir haben erklärt, daß beim
Slesa der mehrfache Inhalt ausgesprochen ist.
Ein Beispiel dafür, wie aus dem Allgemeinen das Besondere
verstanden wird :
..^)
Hier ist das Besondere, der Tod Prahasta's, das, was in den Zu- 105
sammenhang gehört, aber ein allgemeiner Gedanke ist ausgesprochen.
Ein Beispiel dafür, wie aus dem Besonderen das Allgemeine
verstanden wird:
20 „Was du aus jenes Munde (hörtest), will nicht viel sagen;"
„daß nämlich jener Tor einen Wassertropfen auf einem Lotusblatt "
„für eine Perle hielt; höre noch mehr als dies: als er ihn sachte "^
„ergriff und dieser durch die leichte Bewegung der Fingerspitze *■
„zerstob, da jammerte er unablässig: ,wohin ist er davongeflogen?'"
25 rUnd er findet keinen Schlaf aus Herzeleid."
Der allgemeine Gedanke, daß sich Toren um Nichtiges ab-
mühen, ist das Intendierte ; aber ein besonderer Fall wird erzählt-).
Ein Beispiel dafür, wie aus der Ursache die Wirkung ver-
standen wird :
30 «)Wir wollen sehen, was sie jetzt anfängt', so denkend hielt"
„ich mich steif, ,0b der Elende mich wirklich anredet', so denkend^
„geriet sie in Zorn. In dieser eigentümlichen Situation, die durch"
„.unsere beiderseitigen verlegenen Blicke noch pikanter wurde,"
„lachte ich unter irgend einem A'orwande, sie aber ließ eine Traue"
35 „fallen, die ihre Festigkeit brach I-^)"
Hier ist das Intendierte das Resultat : wie „ist ihr auf die Spitze
getriebener verliebter Streit beigelegt?" Ausgesprochen ist die Ur-
sache der Beilegung desselben.
Ein Beispiel dafür, wie aus der Wirkung die Ursache ver-
40 standen wird, ist folgende Strophe :
„Der Mond ist wie mit Collyrium bestrichen, der Blick der"
„Gazellenweibchen gleichsam gläsern, die Koralle gleichsam von"
1) Die Prakritstrophe ist so verdorben, daß nichts damit zu machen ist.
2) Bhallftta 94, wo in b (ik<i8inä<l npi , in c tutas statt samiis , in d
v>nme° statt Imhe^ stobt. Abliinavagupta zu übvanyäloka p. 42 gibt auch dieses
Heispiel für unsere Figur.
3) Bhalliita 42.
Ajn-astutapraiiarnsä p. 104 — 106. 427
„verblichener Röte, das Gold gleichsam schwarz, für Rauheit halte"
„ich sozusagen den Gesang in den Kehlen der Kokilaweibchen,'"
„und vor Sita sind, ach, der Pfauen Schweife gleichsam tadelhaft i)."
Hier wird aus der fingierten Bestreichung des Mondes mit
Collyrium usw., was als Wirkung erscheint und das Intendierte ist, 5
die übermenschliche, große Schönheit des Antlitzes usw. (der Sita),
was die Ursache von jenem und das Nichtintendierte ist, verstanden.
Darum haben wir hier eine Aprastutapra^amsä.
106 Man könnte folgendes Bedenken erheben: Wenn eine Aprastuta-
prasamsä dort angenommen wird, wo aus der Wirkung die Ursache lo
verstanden wird, dann würde auch in den beiden folgenden Strophen,
die anerkannte Beispiele des Paryäyokta sind, die Aprastutaprasamsä
angewandt sein, nämlich (Udbhata IV, 13):
„Der die Ursache war, daß die Frauen Gajäsura's ihre Haare"
„lang hängen ließen, Tränen vergossen, mit ihren Händen die Brüste" i5
„blutig schlugen und ihre Armbänder zerbrachen-)"
und:
„(Visnu), der durch das Gewaltwort, das seines Diskus' Schlag"
„sprach, die Weiber Eähu's beim Liebesgenuß auf das Küssen"
„beschränkte und sie um der Umarmungen Ungestüm brachte." ^o
Denn hier wird aus dem Hängenlassen der Haare und den
andern Umständen bei den Frauen Gajäsura's, also aus der Wirkung,
die Ursache: die Tötung Gajäsura's, erkannt, und ebenso wird aus
der besonderen Art des Liebesgenusses der Frauen Rähu's die Ur-
sache dei'selben : die Enthauptung Rähu's verstanden. Dasselbe gilt 25
auch bei anderen Fällen des Paryäyokta. Somit würde für das
Paryäyokta kein Feld übrig sein, da dasselbe von der Aprastuta-
prasamsä eingenommen ist. (Wir erwidern:) das verschlägt nichts.
In diesem Falle, wo aus der Wirkung die Ursache verstanden wird,
da gibt es zwei Möglichkeiten: die Wirkung kann erstens das Inten- so
dierte, zweitens das Nichtintendierte sein. Wo die Wirkung das
Intendierte ist, weil sie ebenso wie die Ursache geschildert zu
werden verdient, da wird vermittelst der Wirkung die Ursache
durch Umschweif ausgesprochen ; das ist also die Figur Paryäyokta.
Da hat nämlich die Wirkung eine größere (poetische) Schönheit ^^
als die Ursache, und darum wird sie geschildert, wie das in den
beiden Beispielen der Fall ist. Denn in dem ersten ist auch das
Schicksal der Frauen Gajäsura's, weil es durch die Macht des Er-
habenen (Siva) verursacht ist, das Intendierte; und ebenso verhält
es sich mit dem Schicksal der Frauen Rähu's. Darum liegt dabei •»»
keine Aprastutaprasainsä vor. Wo aber, obgleich die Intention auf
die Ursache geht, die nicht intendierte Wirkung geschildert wird,
da ist handgreiflich eine Aprastutaprasamsä wie in dem Heispiel :
„Der Mond ist gleichsam mit Collyrium bestrichen" usw. und andern.
1) BSlaramayana I, 42 (auch Mahänätaka V, 6G).
2) Was alles die Witwen tiui.
Zeitschrift der D. M. G. Ud LXIl. 28
428 Jacoli, RuyyahcCs Alamkarasarvasva.
Denn hier gehören der Mond und die übrigen Dinge offenbar nicht
7Air Sache, weil es ihre Vorbilder, das Antlitz usw., tun. Darum
wird hier aus der nicht intendierten Wirkung, der Bestreichung
des Mondes mit Collyrium usw., das Intendierte, die Schönheit des 107
h Antlitzes usw. , als das , was Leuten von Geschmack gefällt , ver-
standen, weshalb eben es eine Aprastutaprasamsä ist. Und in gleicher
Weise, wo der ausgesprochene Gedanke einen andern, der auch aus-
gesprochen werden sollte, dadurch, daß er zu des letzteren Aus-
stattung dient, ihn veranlaßt, dem ersteren zuzustimmen (oder zu
10 bestätigen) ^), da liegt Paiyäyokta vor. Wo hingegen der Gedanke,
weil er nicht intendiert ist, selbst in einem andern, der intendiert
ist, ganz aufgeht, da liegt die Aprastutaprasamsä vor. Das ist die
genaue Unterscheidung. Nach diesem Grundsatz erkennt man in
folgender Strophe ein Paryäyokta -) :
15 ,, König, die Prinzessin läßt mich nicht sprechen, und auch"
„die Königinnen stehen stumm da; Buckelige, gib mir zu essen;"
„noch immer nicht speisen der Prinz und seine Begleiter.' Also"
„sprach in deiner Feinde Palast der von Wanderern aus seinem"
„Käfig befreite Papagei in dem leeren Gemache zu den einzelnen"
20 „(genannten Personen), als er sie auf den Gemälden sah."
Andere^) aber führen aus, daß hier eine Aprastutaprasamsä
zu Recht besteht; denn weil die Ursache, der Gedanke: „als
deine Feinde erfuhren , daß du zu einer Strafexpedition dich an-
schicktest, flohen sie eilig davon" das Intendierte ist, so ist der (aus-
2.1 gesprochene) Gedanke, die Wirkung, nicht intendiert; da das Ver-
halten des königlichen Papageien nicht die Intention des Dichters
ausmacht, so geht es in dem intendierten Gedanken ganz auf.
Jedenfalls steht fest, daß die Verteilung des Gebietes zwischen
Paryäyokta und Aprastutapi-asamsä richtig dargestellt ist.
30 Dies sind Beispiele für (Gleichartigkeit bei) Ähnlichkeit^).
Per Contrarium folgendes :
„Glücklich sind die durch Berührung der Wasserlilien kühlen" 108
1) ügüruyati (auch p. 121), der Ausdruck ist vom Cigur hergenommen,
worüber Aitar. Br. 2, 28 und Haug's Anmerkungen zu der Stelle zu ver-
gleichen ist.
2) Hiermit übt Ruyyaka Kritik an Mammata , der diese Strophe als ein
Beispiel für die Aprastutaprasamsä anführt K. Pr. X, 13. Sie selbst steht in
der Khai.i'laprasasti 119 (Pandit V, p. Gl).
3) Kävya PrakSsa 1. c. heißt os nur: ^atra prasthänodi/atam hhavantam
juätvä Sd/mudivd tvaddrayah paläyya gatä tti Icnraiie jinistute käryam
uktcnn'^. In unserm To.xte kehren zwar diese Worte zum Teil wieder, es ist
aber ein neuer Gesichtspunkt eingeführt. Wem diese erweiterte Erörterung
angehört, ob sie von Huyyaka lingiert, oder einen Schüler Mammata's zum Ur-
heber hat, laut sich nicht entscheiden.
4) Da aber keine gegeben sind, so muß ein Zottel verloren gegangen
sein, wie der Kommentar sagt. Es müßten viele Beispiele gewesen sein, weil
diese Art besonders häufig sei. Daß es wenigstens drei waren, zeigt schon der
Plural etäiii.
Arthantaranyasa p. 107 — 109. 429
„Waldwinäe, die angebindert den wie Nymphäen dunkeln Räma"
„berühren (dürfen)."
Hier wird aus dem nicbt intendierten Cledanken : „die Winde
sind glücklich" der intendierte ,icb bin unglücklich" durch Kontrast
verstanden. 5
Wenn das Ausgesprochene möglich ist, dafür sind die ange-
führten^) Strophen Beispiele; bei dessen Unmöglichkeit folgendes
Beispiel-):
„,Wer bist du?' „Ach ich will es dir gestehen; wisse, ich"
-bin ein vom Schicksal creschlacfener Säkhotakabaum!" ,Du scheinst" lo
„das aus Lebenüberdruß zu sagen!' „Recht bemerkt!" ,Warum?'"
„Ich will es dir sagen. Zur Linken steht, ein Feigenbaum; der"
„wird von allen Wanderern bereitwillig aufgesucht, aber ich, ob-"
„schon am Wege stehend, habe noch nicht einmal Schatten, um"
„damit anderen zu nützen." i5
Hier ist das Ausgesprochene unmöglich, weil eine Unterredung
mit einem leblosen Dingre nicht denkbar ist. Und doch ist es
O
zweckmäßig, weil es auf das Intendierte abzielend gleich beim
ersten Eindruck durch Übertragung auf dieses verstanden wird.
Beiderlei (mögliches und unmögliches) kommt vor in folgender 20
Strophe :
„Innen viele Löcher und außen viele Dornen, warum hat die"
„der Lotusstengel? Damit man die guna'fi (Tugenden und Fäden)"
„nicht knicke"^)."
Hier findet sich in dem Ausgesprochenen Beiderlei: die Dornen 25
sind beim Knicken als Grund möglich, die Löcher aber nicht.
Aber es ist durchaus passend, weil man es als auf das Intendierte
abzielend durch Übertragung auf dieses versteht. Somit ist alles
in Ordnung. Dasselbe Beispiel kann auch für diese Figur mit
angebrachtem Slesa dienen. 30
109 Wir hatten fünf Arten auforestellt nach dem Verhältnis vom
Allgemeinen und Besondern, von Ursache und Wirkung, und dem
der Gleichartigkeit. Wenn von diesen beide: das Allgemeine und
das Besondere, bezw. die Ursache und die Wirkung ausgesprochen
sind, so tritt der Arthantaranyasa zutage; wenn beide gleichartige 35
Dinge ausgesprochen sind, der Drstfinta; wenn das Nichtintendierte
ausgesprochen und das Intendierte erraten wird, so ist es eine
Aprastutaprasamsä. So ist die Unterscheidung (dieser Figuren).
Da durch die eben ausgesprochene Regel die Rede auf den
Arthantaranyasa gekommen ist, so definiert er ihn. lo'
D i e B e g r ü n d u n g e i n e s v 0 r g e b r a c h t e n , z u m T h e m a
gehörenden Gedankens nach de m Verhält nis vom All-
ere meinen und Besondern oder dem von Ursache und
Wirkung heißt A r t h ä n t a r a n y ä s a.
1) Nämlicli dio durcli Verlust des Zettels ausgetrtllenen.
2) Cf. Dlivanyäloka p. 210. 3) Bhalhita 2;j.
28*
430 Jacohi, Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
Des vorgebrachten d. h. dargestellten begründenswerten
zum Thema gehörigen Gedankens, vor oder nach dem Be-
gründenden, vorgebrachten Gedankens Begründung, Motivierung,
nicht aber dessen logisches Besri-eifen als etwas ganz Neues, das ist
5 der Arthäntaranyäsa. Jenachdem das Allgemeine das Besondere
begründet oder das Besondere das Allgemeine gibt es zwei Arten;
und jenachdem die Wirkung die Ursache, oder die Ursache die
Wirkung begründet, gibt es wieder zwei Arten ^). Da nun bei
jeder dieser vier Arten die Ähnlichkeit oder der Kontrast zwei
10 Unterarten bedingt, so gibt es im Ganzen acht Arten. Wenn nun
auch der Gebrauch oder das Fehlen des Wortes „denn" (oder weil,
nämlich), sowie die Stellung des Begründenden am Anfang oder
Ende weitere Unterarten möglich macht, so macht diese Einteilung
auf Leute von Gescbmack keinen Eindruck, weil sie nicht auf
15 innerer Verschiedenheit beruht. So haben wir denn hier acht Arten
aufgestellt, der Reihe nach wie folgt:
„Welchem (Himalaja), dem Ursprünge endloser Kostbarkeiten," 110
.der Schnee nicht zur Verminderuncr seiner Beliebtheit trereichte :"
,denn ein einziger Fehler verschwindet in der Fülle der Vorzüge'"
20 ^wie der Flecken des Mondes in seinen Strahlen-).'*
„Ein über das Gewöhnliche erhabener Wandel verleiht die'"
„Stellung (in der Welt); das Geschlecht der Männer ist nicht der"
„Grund ihrer Vornehmheit: der Heilige, der den Vätäpi vernichtete,"
„ward aus einem Kruge geboren, aber seine kecke Tat war das"
25 „Austrinken des unvergleichlichen Ozeans."
„Man tue nicht übereilt eine Tat, Urteilslosigkeit ist der"
„Boden für die größten Unfälle: denn das Glück, auf Vorzüge er-"
„picht, erwählt selbst sich den mit Überlegung handelnden Mann-')."
Für die Ursache, nämlich nicht übereilt zu handeln und mit
30 Überlegung zu handeln, ist die Wirkung, daß das Glück ihn wählt,
das Begründende durch Ähnlichkeit. Konträr dieser Wirkung jener
Ursache ist das Boden-für-das-Unglück-sein, was die per contrarium
begründende Wirkung der Urteilslosigkeit ist, die ihrerseits konträr
dem nicht-plötzlich-Handeln ist.
S") «Erde, sei fest! Schlange, trage sie! Du, Schildkrötenkönig."
„halte diese Beiden! Weltelefanten, strebet alle drei zu tragen:"
„Räma spannt eben Siva's Bogen*)."
Hier wird das Spannen von Siva's Bogen, die Ursache für die
Aufforderung an die Erde fest zu sein, als das Begründende genannt.
4" Das Verhältnis vom Allgemeinen und 13esonderen per con-
trarium angewandt:
„Ach und weh! Das Leben hat sich arg gegen mich ver-" 111
„gangen'''), daß ich ein solches hartes Wort muß sagen: glücklich"
1) Der Kävyaprakäsa erkeunt diese letzten zwei Arten nicht an.
2) Kura. S. I, 3. 3) Kirät, II, 30.
4) Mahänätuka 1,21. 5) Lies ojiaräddham.
ParyäyoHa, Vyajashdi p. 109—112. 431
flSind die untergegangen sind, ehe sie hienieden die Demütigung"
ihrer Freunde sehen."
n
Hier ist dem Unglüoldichsein , das dadurch nahegelegt wird,
daß sich das Schicksal gegen den Betreffenden vergancjen hat, das
Glticklichsein konträr, das durch das dem Leben entg-ecren besetzte 5
Untergegangensein bedingt ist, und dies ist hier in der Foi'm eines
Allgemeinen als das Begründende ausgesprochen. Ein Beispiel für
das Verhältnis von Ursache und Wirkung per contrarium haben
wir oben gegeben. Andere Unterarten, wie die durch den Gebrauch
oder das Fehlen von ,denn' usw., bedingte möge man sich selbst lo
zurechtlegen. Wegen des Mangels größeren Reizes, der ihnen inne-
wohne, werden sie hier nicht aufgezeigt.
Nachdem wir den Arthrintara(nyäsa) auf Veranlassung der
Aprastutaprasamsä besprochen haben, wird jetzt, da von dem was
erraten wird, die Rede war, das Paryäyokta besprochen. 15
Paryäyokta ist, wenn auch das zu Erratende
durch eine andere Wendung ausgesprochen wird.
Wie kann ausgesprochen sein, was erraten werden soll? Weil
auf eine andere Weise nicht ausgesprochen werden kann, was er-
raten werden soll — denn dieselbe Sache kann nicht zu derselben 20
Zeit in derselben Fassung sowohl erraten als ausgesprochen werden — ,
so wird sie indirekt durch die Wirkung usw. ausgespi'ochen, weil
die Wirkung usw. dabei als etwas Intendiertes geschildert zu werden
verdient. Dadurch unterscheidet sie sich von der Aprastutaprasamsä.
Dies ist ausführlich, als von der Aprastutaprasamsä die Rede war, 25
dargelegt worden, und mag man sich dasellost darüber informiei'en.
Ein Beispiel:
112 „Dessen (Hayagrlva's) Krieger im Nandanahain geringschätzig"
„die Sprossen des Pärijätabaumes anfaßten, welche der Genuß von"
„Sacl's Haaren verwöhnt hatte." 30
Hier wird vermittelst der Wirkung HavagrTva's Eroberung
des Himmels geschildert und es wird seine Machtfülle g-ezeigt, wie
aus der Ursache so auch aus der Wirkung. Darum soll auch die
Wirkung geschildert werden, und somit ist dies ein Fall des
Paryäyokta. ;^5
Da von dem Erraten als dem Reiz der Wendung die Rede ist.
so nennt er jetzt die Vyäjastuti.
Vyäjastuti liegt vor, wenn aus einem L o 1j Tadel,
oder aus einem Tadel Lob verstanden wird.
Wo etwas, das als Lob ausgesprochen wird, aus einem triftigen 40
Grunde diesen Charakter einbüßt und auf einen Tadel hinauskommt,
da liegt wegen der Unwahrheit ein Scheinlob vor; so angesehen
haben wir eine Art von Vyäjastuti. Wo aber durch den Wortlaut
ein Tadel zum Ausdrucke gehingt, der aber ebenso wie vorhin
gesagt seinen Charakter einbüßt und auf ein Lob hinauskommt, i.'.
da liegt eine zweite Vyäjastuti vor, indem man das Wort erklärt:
432 Jacohi, Ruyyaha's Alamhurasarvasva.
vyäjena zum Scheine, was (zuerst) wie Tadel aussieht, stutl ein Lob.
Dadurch, daß hier ein besonderer Reiz der Wendung in der Form
von Lob und Tadel da ist, unterscheidet sich diese Figur von der
Aprastutaprasamsä. Beispiele für sie in derselben Reihenfolge sind:
5 „He Ozean, der du mit Leichtigkeit einen Bodhisattva be-" 113
„schämst, wozu weitläufiger Reden? Kein Andex'er hat wie du sich"
.zur Aufgabe gemacht, Andern Gutes zu tun, weil du aus Mitleid"
„der Wüste hilfst die Last der Schande zu tragen, die ihr die"
„Abneigung, dürstenden Wanderern Beistand zu leisten, einge-"
10 „bracht hat."
Hier versteht man durch die progressio ad contrarium das
Gegenteil des Gesagten.
„Der Flecken des Mondes, der Hals des Tripurabesiegers,"
„Muräri, die von Brunstsaft geschwärzten Backen der Weltelefanten"
15 „zeigen sich, o Zierde des Erdkreises, noch heute mit Schwärze"
„getüncht; sage, was ist denn weiß geworden von deinem Ruhme ^)?"
Indem die Lückenhaftigkeit des Gebietes des Ruhmes, der Ur-
sache der Weiße, aufgezeigt wird, wird nach dem Grundsatze „Bei
Verbot von Einzelnem ist das Übrige ex'laubt" verstanden, daß der
20 Königsruhm mit Ausnahme von einigen Gegenständen alle Dinge
weiß färbt.
„Was sollen die Geschichten, die sich in fremden Häusern"
„zutragen? Aber ich, von Natur schwatzhaft als Südländer, kann"
„den Mund nicht halten: Haus an Haus, auf den Märkten, auf dem"
25 „Platze, in der Kneipe, treibt sich herum wie eine Tolle deine"
„Geliebte, juchhei die Gloria-)."
Hier ist ein in Angriif genommener Tadel, der auf ein Lob
hinauskommt, durch die Wendung „juchhe, die Gloria" gebrochen,
sodaß er sich nicht voll auswächst. Dies ist ein unreines-') Beispiel.
80 Indem er das Erraten betrachtet als Gelegenheit für (das 114
Hervorheben) einer ^besonderen Eigenheit des Intendierten*), nennt
er jetzt die Figur Aksepa (Zusatz).
Wenn etwas zum Thema gehöriges, das entweder
ausgesprochen ist oder noch ausgesprochen werden
35 soll, scheinbar negiert wird, damit man eine beson-
dere Eigenheit desselben erkenne, so ist das ein
Ä k .s e p a.
Eine zum Thema gehörige Sache ist, gerade weil sie zum
Thema gehört, beabsichtigt, gesagt zu werden; eine solche (mithin)
1) Von Räjasekhara nach Sbh. 25G3.
2) Von Mätaiigadiväkara, Sbli. 254 4.
,S) Da Aljhinavaguptii zu Dhvany5loka p. 44 diese Strophe als Beispiel
der riihjiisluti nibt, so sieht der Kommentar in dem Ausdruck unrein slista,
der eigentlich besage, daß dies gar kein Beispiel für unsere Figur sei, einen
gegen Abhinavagupta gerichteten Tadel.
4) Ich verbessere prahrta-.
li
Aksepa p. 113—115. 433
der Darstellung würdige Sache zu negieren (oder unterdrücken) ist
nicht angängig. Wird nun die Negierung ausgesprochen, so ver-
liert sie ihre eigentliche Bedeutung (qua Negierung) und wird zu
einer scheinbaren Negierung. Eine solche (scheinbare Negierung)
wird gebraucht, um eine besondere Eigenheit als in dem Inten- 5
dierten liegend zum Verständnis zu bringen; ohne dies wäre es so
töricht, als wenn man einen Elefanten waschen wollte. Diese
scheinbare Negierung richtet sich entweder gegen etwas schon Aus-
gesprochenes oder gegen etwas, das im Begriffe ist, ausgesprochen
zu werden, insofern seine Darstellung schon eingefädelt ist. So 10
ergeben sich hinsichtlich des Aksepa (Zusatz) zwei Wege. Wenn
sein Gegenstand ausgesprochen ist, ist der Aksepa eine Überlegung,
die nach dem Motiv (der Negierung) fragt; wenn der Gegenstand
erst noch auszusprechen wäre, dann ist der Aksepa eine Voraus-
ankündigung i) in der Form eines Herbeiziehens. Nach dieser Be- 15
deutungsverschiedenheit des Wortes äksejia gibt es zwei Äksepa's;
also sagt man. Bei der Art dieser Figur, wo ihr Gegenstand aus-
gesprochen ist, hat dasjenige, welches als das Beabsichtigte negiert
115 wird, den Zusatz"-); wo aber ihr Gegenstand noch auszusprechen
wäre, wird das Beabsichtigte negiert, aber etwas mit diesem in 20
Verbindung stehendes Allgemeineres hat die besondere Eigenheit.
Darum (weil aksepa in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht
wird) ist das Charakteristikum dieser Figur in zweifachem Sinne
zu verstehen. Die besondere Eigenheit muß, weil sie nicht
mit Worten gegeben wird, erraten werden. Bei dem Aksepa, wo 25
dessen Gegenstand ausgesprochen ist, wird zuweilen eine Sache
negiert, zuweilen das Aussprechen derselben; das ergibt zwei
Arten. Wo aber sein Gegenstand noch auszusprechen wäre, da wird
nur das Aussprechen desselben negiert. Das aber geschieht mit
Hinsicht auf das Allgemeine-^), indem es negiert wird, zuweilen als so
in der Besonderheit beruhend, zuweilen aber, nachdem ein Teil
(des Allgemeinen, das negiert wird) schon ausgesprochen ist, als in
dem andei'en Teile beruhend; das ergibt wieder zwei Arten. So
gibt es von dieser Figur vier Arten.
Da man von einem Verhältnis von genus und species ausgeht, 35
das durch die sprachliche (nicht sachliche) Gleichheit (des Merkmals
beider Arten) bedingt ist, so ist das Verhältnis von Art und Varietäten
nur ein fingiertes. Belege in derselben Reihenfolge wie oben:
„Junger Mann, ich bin keine Botin; ich habe es nicht ge-"
„macht, daß sie dich liebt. Ich tue pichts als meine heilige" 40
„Pflicht, wenn ich sage: sie stirbt und dich trifft die Schande."
„Ich möchte sagen: „sei wieder gutl" aber es paßt nicht,"
„wo du nicht zürnst; und sagte ich: „ich will so etwas nicht"
1) ägürana. Siehe oben p. 107 note 1.
2) aksepa, nach dem Kommentar = visesa.
3) Lies p)V(////irt;/(7 mit dem Kommentar.
434 Jacohi, Ruyijakd's Alamkarasarvasva.
„mehr tun", so wäre es ein Eingeständnis, und sagte ich; „ich" 116
,hab' mir nichts vorzuwerfen", so würdest du das auch anders"
, ansehn. Was ich in diesem Falle sagen kann, weiß ich nicht,"
„Geliebte."
5 „Liebchen, zögere ein Weilchen, bis ich mein ob der Trennung"
„erschüttertes Herz beruhigt habe und dir etwas sagen kann."
„Doch nein, geh nur fort, was soll ich reden."
„Der Mondschein ist Dunkelheit, des Kuckucks Schlag Säge-"
„(ton), der Tau Ätzsalz, Armbänder aus Lotusfasern sind des Todes-"
10 „gottes Zähne: alles dies ist jetzt unheilsschwanger, und sie, die"
„zart ist wie eine Sirisablüte, wird vermutlich, ach — doch wozu"
„das verdammte Reden."
In den beiden ersten BeisjDielen liegt der Äkse^ja vor, dessen
Gegenstand ausgespi'ochen ist, und zwar der Reihe nach der, wo
15 eine Sache, und der, wo ihre Aussprache negiert wird. Hier wird
vermittelst der Negierung des Ausgesprochenen, des Botinnen-
dienstes, eine besondere Eigenheit, daß sie die Wahrheit spricht^),
usw. (zu verstehen gegeben); und ebenso wird vermittelst der
Negierung der zum Ausdruck gelangenden (Idee der) Verzeihung
20 eine besondere Eigenheit (zu verstehen gegeben), daß sie nämlich
durch Unterdrückung der zornigen Erregung gewährt werden müsse.
In den beiden letzten Beispielen liegt der Äksepa vor, dessen
Gegenstand noch auszusprechen wäre, und zwar wird der Reihe
nach 1. in Gestalt des Allgemeinen (des Sprechens überhaupt) das
25 Beabsichtigte, und 2. nach Ausspi'ache eines Teiles der andere
Teil in klaren Worten auszusprechen negiert. Und dabei kommt
dem Beabsichtigten, das auszusprechen wäre und mit den Worten
,dir etwas sagen kann" ^) schon angekündigt ist, die besondere
Eigenheit zu, daß es starken Unwillen erregen wird, usw. und
30 ebenso (im nächsten Beispiele), nachdem bereits ein Teil ausge-
sprochen ist, kommt der andere noch auszusprechende Teil, näm-
lich „stirbt", die Besonderheit zu, daß er unaussjjrechbar ist. So 117
kommen also folgende vier Momente beim „Zusatz" vor: 1. die
beabsichtigte Sache, 2. deren Negierun», 3. ob der Unzulässisfkeit
35 der Negierung ihre Unvvirklichkeit, 4. die Mitteilung einer besonderen
Eigenheit. Es ist also nicht die Aussprache einer Negierung, noch
die Negierung von etwas Ausgesprochenem, sondern der Zusatz
einer Aussage durch eine Negierung, insofern die Unwirklichkeit
der Negierung in der Position resultiert. Als eine (verwandte) Art
•io (dieser Figur) wird (gleich) die Negierung durch Position gelehrt.
So liegt im Harsacaritra in der Stelle „, angemessen der Königin',
das wäre Eigenlob", und in der andern") ,,Ich gehe', das ent-
1) Ich lese wie Hasagangädhani p. 426, vastuväditvädir statt västavait-
vädir. Letztere Lesart gibt auch einen Sinn, nur ist das ädi überflüssig.
2) Lies bhdinnsam iti für bhaniltsamani iti.
3) p. HC der Nirii. Sag. Ausgabe.
Aks^a p. 116—119. 435
118 spräche nicht meiner Liebe", ein Äksepa vor, dessen Gegenstand
ausgesprochen ist. Jedoch in der Stelle^) „wenn (du denkst), ,er
ist noch ein Kind', so darfst du mich erst recht nicht verlassen,
oder ,er muß gehütet werden' so ist das Asyl deiner Arme meine
Hut" ist nicht an den Äksepa zu denken. Denn hier soll nicht 5
das Gesagte, daß er nämlich ein Kind sei, negiert werden, vielmehr
versteht man es so, daß seine Kindheit der Grund ist, weshalb das
Verlassenwerden negiert werde. Darum ist es kein Äksepa.
Welcher Art Reiz ist dann in dieser Figur? Es ist die zweite
Art von der Vyäghäta genannten Figur, die wir später (p. 139) lO
besprechen werden. Der Kernpunkt der Sache ist:
„Der Grund für die Bezeichnung als Äksepa ist, daß das"
„Beabsichtigte negiert werde; aber es gilt nicht als Negierung,"
„wenn sie geschieht, damit etwas anderes {i. e. das Gegenteil) um"
„so leichter getan werden könne." lö
Betrachten wir folgende Beispiele:
„Ihr Dichterfürsten, hütet den Nektar der Poesie, der entsteht"
„bei der Quirlung des Ozeans der Dichtkunst; denn ihn zu rauben"
„sind Plagiatoren den Daityas vergleichbar wie geschaffen. Oder"
„mögen sie nur nehmen soviel ihnen beliebt, für die Dichterfürsten" 20
„ist das keinerlei Verlust: so viele Schätze ihm die Unsterblichen"
„auch entnommen, das Meer ist noch heute die Schatzkammer"
„(ratnäkara) -)."
„Schließet mit Felsplatten die Tore der Felsgrotten im"
„Sandelgebirge! Endlich soll einmal der Wind, der Quäler ver-" 25
„lassener Mädchen, den Kerker kennen lernen! Mit einem Pfeile"
„seine Gazelle^) tötend, haltet den Zug des Südwindes auf; so"
„bittet den großen Häuptling der Sabaras, der da in der Höhle"
119 „des Sandelgebirges w^ohnt. Doch nein, umsonst! Es unterbleibe"
„die Demütigung (vor dem Wilden); denn die Kiräten wollen keine'" so
„Feindschaft mit Marut, der ja bei ihrem Liebesgetändel die Er-"
„hitzung der Sabarafrauen lindert'*)."
Hier ist nicht an einen Äksepa zu denken. Denn wir haben
hier die Negierung von etwas Ausgesagtem, und das ist noch kein
Äksepa, [weil dieser, wie wir sagten, beim Aussprechen einer 35
Negierung (i. e. wo diese die Aussage bildet) eintritt 5). Der
poetische Reiz wird hier durch die Negierung selbst verursacht,
aber sein Vorhandensein allein genügt nicht, daß man die Figur
für einen Äksepa halte.]
1) Ib. p. 184. Ausführlicher bespricht unser Autor diese Stelle uuteu p. 139.
2) Vikramänkad. I, 11. 12.
3) Väyu wird auf einer Gazelle reitend dargestellt. vätaharinTs erwähnt
Harsac. p. 95. 4) Vikramänkad. VII, S, 10, 11.
5) Dies stimmt nicht zu dem oben p, 117 Gesagten: (ena na nhedha-
vidhili, na vihitani^edhah; kirn tu ni.^edheiui vidlier äk^ejndi. Wenn man
also nicht annehmen will , daß der Autor selbst sich so inkorrekt ausgedrückt
habe, müßte die im Text eingeklammerte Stelle wieder eine kroiUipatrilcä sein.
436 Jacohi, Ruyyaka's Alainkarasarvasva,
Dieser Aksepa findet sich auch als suggerierte Figur; z. B.:
„Freund, vertraue nicht den Hetären! Welches Unheil richten"
„sie nicht an in ihrer ausschließlichen Liebe zum Geldel"
Denn bei diesen AVorten einer Hetäre, wo von ihren Fehlern
5 die Rede ist, versteht man (als Hintergedanken): ich bin keine
Hetäre. Aber es liegt keine Negierung (direkt) vor, weil nur
gegen die Hetäre gesprochen wird, insofern ihr die Stellung einer
Hetäre wirklich zu kommt. Die vorliegende Negierung, deren
Annahme auf Hindernisse stößt, wird dadurch zu einer scheinbaren
10 und kommt auf eine besondere Eigenheit hinaus, nämlich daß die
Sprecherin, die Hetäre, wegen ihrer reinen Liebe gleichgültig gegen
das Geld ist usw. So ist dies ein suggerierter Äksepa, dessen
Gegenstand ausgesprochen ist.
Aber als Beispiel eines Aksej^adhvani darf man nicht den
15 Vers anführen^):
„Der vermag sämtliche Vorzüge Hayagriva's auszusprechen,*"
„wer mit Wasserkrügen die Größe des Ozeans zu messen vermag."
Denn hier muß man die Negierung selbst erraten , nicht aber
ihren Schein. Der Satzsinn ist hier, daß die Vorzüge nicht aus-
20 gesprochen (oder aufgezählt) werden können ; dadurch wird hier
der poetische Reiz bewirkt, nicht durch den Schein einer Negierung,
weshalb dabei nicht an einen Aksepadhvani zu denken ist.
Jedenfalls bleibt bestehen, daß der Schein einer Negieruug,
der zu einer Position inkliniert, das Wesen des Äksepa ausmacht.
25 Nachdem so der Äksepa als auf der Negierung eines Beabsichtigten 120
beruhend dargestellt worden ist, nennt er jetzt als unter denselben
Begriff fallend den Äksepa, der auf dem Geheiß von etwas Nicht-
beabsichtigtem beruht :
Und ein scheinbares Geheiß von etwas Nicht-
30 beabsichtigtem ist ebenfalls ein Äksepa.
Wie die Negierung von etwas Beabsichtigtem, eben weil es
beabsichtigt ist, widersinnig ist, ebenso ist das Geheiß von etwas
Nichtbeabsichtigtem widersinnig, weil es eben nicht beabsichtigt
ist; und wenn es doch geschieht, so stößt seine Annahme auf
35 Hinderaisse und kommt so auf eine Negierung hinaus. Und aus
diesem Geheiß (ergibt sich) eine Negierung, die (einem bestimmten
Zwecke) dienlich ist ; somit bringt das Geheiß eine Nesrierung her-
vor, die auf eine unerwünschte Besonderheit hinauskommt. Weil
(diese Figur) eine Negiernng ankündigt, ist sie ein Äksepa. l^ei-
40 spielsweise:
„Geh ! Wenn du gehst, Geliebter, so seien deine Pfade glück-*"
„lieh! Möge ich selbst dort wiedergeboren werden, wo du dich"
„befindest 2)."
1) Wie Änandavardliaua Dlivauyäloka p. 111 gotaii bat.
2) Kävyädaisa II, 141.
AJcsepa, Virodha 2^. 119—122. 437
Hier billigt Eine die Reise ihres Geliebten, obschon sie ihr
unerwünscht ist, durch Nichtwidersprechen; aber das Geheiß der-
121 selben ist unpassend, weil sie unerwünscht ist. So kündigt also
dies Geheiß, dessen Annahme auf Hindernisse stößt, die Nesfierunor
an. Und der Zweck ist, die unerwünschte Reise als etwas durchaus 5
zu vermeidendes darzustellen, was aber nicht auf allgemein so ver-
standenen Wörtern beruht^). Und das wii'd durch das Ausspi-echen
des Wunsches „möge ich selbst dort usw.", das auf etwas uner-
wünschtes hinauskommt, zu verstehen gegeben.
Oder folgendes Beispiel: 10
„Es ist nichts mehr zu sagen! Deinesgleichen sind so stolz."
„Mögen deine Pfade glücklich sein! Was würde mein Flehen be-"
„deuten? Aber dies will ich sagen: denke an die kühlen von"
„Schwänen belebten Wellen der GodävarT, die das Erschlaffen vom"
„fortgesetzten Liebesspiel uns benahmen!" 15
Wenn hier die ja nicht gebilligte Reise des Geliebten auf den
ersten Anblick als zugestanden erscheint, so ist doch dies Geheiß
von etwas Unerwünschtem, indem es zu etwas nur Scheinbarem
wird, das (charakteristische) Moment des Äksepa -) ; durch die
Worte „denke an usw." wird die Unterlassung der Abreise stärker 20
betont
Deshalb habe ich auch diese Art des Äksepa wegen seines
gleichen Pi'inzips als eine neue aufgeführt'^).
Beim Äksepa kommt, insofern in der Negierung des Er-
wünschten wie in dem Geheiß des Unerwünschten etwas Unzu- i>ö
lässiges liegt, ein Element des Widerspruches hinein. Im Zu-
sammenhang damit wird nun die Klasse von Figuren dargestellt,
die einen Widerspruch in sich bergen. Zunächst wird die Figur
Virodha (Widerspruch) definiert.
Virodha ist der Schein des Widersprechenden. 30
122 Wenn von den vier Kategorien (in welche die Wortbedeu-
tungen zerfallen) Species usw. eine mit einer widersprechenden
gleichartigen und ungleichartigen in Verbindung steht, so ist das
ein Widerspruch, und der ist ohne Hebung ein schlimmer Fehler,
Wird er aber gehoben, so ist, weil es nur auf den ersten Anblick 35
(als ein Widerspruch) erscheint, ein scheinbarer Widerspruch.
Species in Widerspruch mit allen vier Kategorien ergibt vier
Arten, eine Qualität mit den drei letzten drei Arten, eine Tätigkeit
mit einer Tätigkeit und einem Einzelding*) zwei Arten, ein Einzeldiug
1) Ich konjiziero asamvijnata° ; ob ich den Sinn richtig gotrofl'en habeV
2) Dies scheint der Sinn der Stelle zu sein , in der vielleicht eine Ver-
derbnis steckt.
3) Der Kommentar sagt, daß die Neuheit mit Bezug auf Daiuliu gelte,
von dem das erste Beispiel entnommen ist , aber in anderer Weise gedeutet
werde. Übrigens habe schon Bhojadeva diese Art des .\ksopii richtig erkannt.
4) dravya ist ein Ding sui generis, von dem es kein zweites Exemplar gibt.
438 Jacohi, Ruyijakä's Alamkärasarvasva.
mit einem Einzelding eine Art; im Ganzen also zehn Arten des
Virodha.
Die Beispiele nur zur Orientierung:
,Ein alles Maß überschreitender, mit allen Wörtern unaus-"
5 „sprechbarei*, in diesem Leben nicht zum zweiten Male empfundener,"
.wecren Schwindens der Urteilskraft von voller Yerwirrun» erfüllter"
, Affekt macht mich innerlich erstarren und versetzt mich in Glut^)."
Hier wird der WidersiDruch zwischen den beiden Tätigkeiten
des Erstarrenmachens und in-Glutversetzens durch die Schönheit des
10 Gegenstandes-) gehoben.
Ferner :
„"Weil er der einzige Vorrat des Wassers oder weil er die"
„Schatzkammer (ralnäkara) ist, wenden wir uns zum Ozean, wir,
„deren Herz von Durst (und Gier) verzehrt wird. Wer weiß dies :
15 „der Heilige (Agastya) wird ihn in dem Eaume seiner hohlen"
„Hände haltend Üugs auftrinken, sodaß Walfisch und Delphin in"
„seiner Hand zappeln")."
In dem Gedanken: der Ozean wurde getrunken, lies;t ein 123
Widerspruch zwischen dem Einzelding und der Tätigkeit, der durch
20 die Machtfülle des Heiligen gehoben wird. Ahnlich hat man auch
andere Fälle zu erklären.
Da man diese Ficjur findet, wo sie ihr Feld für sich hat, so
meint die Schule Udbhata's, daß, wo sie einen Slesa enthält, dieser
bewirke, daß der Virodha nur nebenher mit empfunden werde.
25 Nach der Ansicht Anderer liegt (in genanntem Falle) ein Samkara
vor z. B.: saninihitaväländhiikära (sie, die von dem Dunkel ihrer
Haare begleitet war, oder die von der jungen Finsternis begleitet
wai') bkäsvamnürtis ca (die von leuchtender Gestalt war, oder die
die Gestalt der Sonne hatte); in solchen Fällen sind beide Glieder
30 des Widerspruches doppelsinnig, dagegen nur eins in solchen Fällen
wie Ixupatim api (obschon einen schlechten Gatten, oder den Herrn
der Erde) kalatravallabham (den treuen Freund seiner Gattin).
Diese Figur läßt man dort gelten, wo die beiden einander wider-
sprechenden Attribute ein und demselben Dinge zukommen ; sind
35 sie aber auf zwei Dinge verteilt, so handelt es sich um Asamgati
und andere Figuren, wie seines Orts gezeigt werden soll.
Nachdem so der Virodha behandelt worden ist, sollen jetzt
die auf einem Widerspruch beruhenden Figuren dargestellt werden,
und zwar von diesen zunächst diejenigen, welchen das Verhältnis
40 von Ursache und Wirkung zugrunde liegt, von denen er zuerst die
Vibhävanä nennt:
1) Mälatim. I, 28.
2) Ich lasse ajyräptiparyavasänena unüborsetzt; vielleicht apräptci^ die
die kein Ende fmdelV
3) JShiilluta 108.
Vibhävanü p. 122—125. 439
124 Wenn trotz des Fehlens der Ursache die Wirkung
eintritt, so (ist diese Figur) die Yibhävanä.
Hier ist nun die Wirkung ohne die Ursache nicht möglich,
weil sie diese zur notwendigen Voraussetzung hat; würde die
Wirkung anders dargestellt, so wäre ein Widerspruch unausbleib- 5
lieh. Wenn aber durch irgend eine Wendung es doch so dargestellt
wird, dann haben wir die Figur Vibhävanä, weil dann die Wirkung
in besonderer Weise stattfindet^). Und jene Wendung ist die
Darstellung des Fehlens einer speziellen Ursache. Der Widerspruch
wird dadurch behoben, daß eine nicht benannte Ursache tatsächlich lo
vorhanden ist. Und da das Fehlen der Ursache vorausgeschickt
wird, so empfindet man die Wirkung als stark in Frage gestellt,
nicht aber durch diese das Fehlen der Ursache; dadurch unter-
scheidet sich unsere Figur von der des Virodha, welche der
segenseiticreu Infrasrestellung ihr Leben verdankt. So ist bei der i5
Visesokti durch das Fehlen der Wirkung das Dasein der Ursache
125 als in Frage gestellt zu erkennen, wodurch auch sie von dem
Virodha unterschieden ist -).
Wenn auch in dieser Definition von Andern ^) anstatt des
Wortes kärana (Ursache) kriyä (Aktion) gesetzt wird, so haben 20
wir doch das Wort kärana absichtlich gewählt ; denn nicht Alle *)
geben zu, daß die Wirkung ausschließlich das Resultat einer Aktion
{kriya) sei, weil nur die Grammatiker dies annehmen. Darum ist
ohne Rücksicht auf diese Differenz von dem allgemein anei'kannten
Standpunkt aus das Wort kärana gesetzt. 25
Zum Beispiel :
„Da trat sie nach der Kindheit in das reifere Alter, einen"
„nicht zubereiteten Schmuck des schlanken Leibes, ein nicht Wein''
„genanntes Mittel der Berauschung, eine Waffe Amors verschieden"
„von seinen Blumenpfeilen ^)." 30
Auch in Abwesenheit des allbekannten Rauschmittels mit
Namen Wein wird hier im zweiten Päda die Berauschung als
1) Dies soll die etymologische Erklärung von vibhävanü als viäistatayä
bhävanUt sein.
'2) Der Kommentar erklärt diis folgende für eine sclileclite Lesart der Ab-
schreiber. Es müsse heilien: so ist bei der Visesokti durch das Dasein der
Ursache das Fehlen der Wirkung als in Frage gestellt zu erkennen. Das sei
die Ansicht des Käjänaka Tilaka, der unser Autor meist folge. Vidyädhara, der
in der Ekävali meist genau dem Kuyyaka folgt und dessen Gedanken mit etwas
andern Worten ausdrückt, hat übrigens hier die Lesart „der Abschreiber"
wiedergegeben, ebenso Mallinätha in seinem Kommentar. Beide kennen ja, wie
in der Einleitung gesagt, die Viniarsini nicht.
3) So Udbhata , wie der Kommentar bemerkt. Udbhata folgt Vämana
IV, 3, 13, und der Kävyaprakäsa X,21 folgt dem Udbhata. Anders Kfivyri-
darsa II, 199.
4) z. B. die Bauddhas, Kommentar.
5) Kum. S. I, 31.
440 Jacobij Ru>/yaka's Alamlcarasarvasva.
durcli die Jugend verursacht dargestellt. Und obschon es zwei
Arten von Berauschuno- cribt, selten sie doch durch völlige Identi-
fikation hyperbolisch nur als eine einzige. Trotzdem somit eine
Hyperbel von unserer Figur unzertrennlich ist, so gelangt sie nicht
5 unter Beiseitesetzung jener zur Geltung, sondern indem sie von ihr
das Leben empfängt.
Diese Vibhävanä ist nun wie die Vi^esokti doppelter Art,
jenachdem der Grund genannt ist oder nicht. Ersteres ist in
obigem Beispiel der Fall, letzteres in folgendem:
10 ,Sie, die da einen ohne Saffransalbung gelben Leib und ohne" 126
„Lackschmückung rote Lippenlinie hatte ^).''
Hier ist der Grund: das Angeborensein zu erraten.
[Bei -) Gelegenheit der Stelle : „ein nicht zubereiteter Schmuck
eine Waffe Amors verschieden von seinen Blumenpfeilen" werden
1.T verschiedene Ansichten ausgesprochen. Einige sagen, es sei eine
Vibhävanä. Andere-^) sagen, es sei dies ein Irrtum*), weil Zube-
reitung für den Putz und die Blumen für die Pfeile nicht als
Ursache gelten könnten ; es sei vielmehr eine Visesokti , die bei
dem AVecfbleiben einer Eicrenschaft eines Dinges eintritt^). Wieder
20 andere*^) sagen, es sei ein Rüpaka, in dem eine besondere Eigen-
tümlichkeit (des betr. Dinges) hervorgehoben werde. Die ^) Neueren
sagen, es sei ein Parinäma insofern das Koi'relat (der Metapher) der
darzustellenden Sache möglich ist.]
Nachdem er die Vibhävanä definiert hat, definiert er jetzt die
25 Vise.sokti, die das Gegenteil von jener ist.
Das Ausbleiben der Wirkung beim Vorhanden-
sein aller Ursachen heißt Visesokti.
Es ist eine feststehende Regel, daß die vollzähligen Ursachen
notwendig die AA^irkung hervorbringen, weil andernfalls die Voll-
30 zähligkeit nicht vorhanden wäre. Wenn sie aber trotz ihrer Voll-
zähligkeit die Wirkung nicht hervorbringen, so ist das die Visesokti,
1) Udbhata II, 21.
2) Der Kommentar sagt, diese Stelle sei von den Abschreibern irrtümlich
hierhin gesetzt; sie schließe direkt an die obige an, die in der Übersetzung mit
, Leben empfängt" endet. Mir ist wahrscheinlicher, daß der ganze Passus von
einer Kroijapatrikä herrührt. Auch der Kommentar erklärt den letzten Satz
für einen Zusatz eines Abschreibers. Man beachte, daß es sich nur um die
Erklärung von Kum. S. I, 31 handelt.
3) Die Anhänger Vämana's cf. dessen Kävyäl, IV, 3, 23.
4) Ich lose Ihrüntinn statt des sinnlosen väntam.
ö) Wobei die übrigen übereinstimmenden Eigenschaften um so mehr Ge-
wicht bekommen; Vämana's Heispiel ist: bharanti ijatrausadhayo rajumjäm
ataüapürüh suratapradlpüh (Kum. S. I, 10).
6) Die Anliängor Udbhata's.
7) Nach dem Koinincntar ist dieser Satz ein Zusatz eines Absclireibers.
Beim I'arinüma (p. -lO^ huiulülo es sich um ujxii/oga, und nicht um samlih'tca.
Und so erklärt es auch Mallinätha, der die den Neueren zugeschriebene Ansicht
in seinem Kommentar zu Kum. S. I, in vertritt.
Vi^esohti p. 125- 128. 441
127 die angewaudt wird, um eine besondere Eigenheit bemerklich zu
machen. Sie ist doppelter Art, jenachdem der Grund genannt ist
oder nicht. In letzterer ist diejenige, in welcher der Grund uner-
findlich ist, eingeschlossen ; denn das Nichtgesagte ist doppelt : was
gedacht werden kann und was nicht. 5
Die Beispiele in der genannten Reihenfolge :
,Ihm, der wie Kampfer, wenn auch verbrannt, sich kraftvoll"
, zeigt bei jeglichem Menschen, Verehrung dem Blumenbogenbewaff-"
,neten von unwiderstehlicher Gewalt^)."
„Obschon von seinen Gefährten gerufen der Wanderer jich" lo
,komme' antwortete, obschon er aus dem Schlummer erwachte und"
„obschon er aufbrechen wollte, löste er sich doch nicht aus seiner"
,kauei-nden Stellung-)."
, Allein besiegt Amor die drei Welten, er, dem Siva den Leib"
.,nehmen konnte, nicht aber zugleich auch seine Macht." i5
Obgleich hier in Form des Verbrennens die komplette Ursache
gegeben ist, so wird doch das Nichteintreten der Wirkung, der
Kraftlosigkeit, durch eine jener nicht widersprechende Eigenschaft,
nämlich die Kraft selbst, dargestellt; und mit dem Worte „von
unwiderstehlicher Gewalt" ist der Grund angegeben. In ähnlicher 20
AVeise sind Anrufen usw. die Ursachen für das Aufgeben der
kauernden Stellung; trotz des Vorhandenseins jener tritt dieses
nicht ein und was der Grund dafür ist, die erträumte Zusammen-
kixnft mit der Geliebten, ist zwar nicht gesagt, aber kann gedacht
werden. Und ebenso ist bei dem Nichteintreten der Wirkunsr: 25
des Benehmens der Macht, trotz Vorhandenseins der Ursache:
Nehmens des Leibes, der Grund nicht genannt und auch nicht zu
erdenken, weil er über unser Verstehen hinausgeht. Das Nicht-
eintreten der Wirkung wird zuweilen dargestellt durch das Ein-
treten einer widersprechenden Wirkung-^), gerade wie bei der -io
Vibhävanä das Fehlen der Ursache durch das Vorhandensein einer
widersprechenden Ursache zuweilen gezeigt wii'd.
Bei solchem Sachverhalt ist in der Strophe:
„Der mich zur jungen Frau machte, der ist noch mein Ge-"
„liebter; gleich geblieben sind die Frühlingsnächte und die üppigen" 35
128 „Kadambawinde, duftend von blühendem Jasmin, sind noch die"
„gleichen, und auch ich bin noch dieselbe; jedoch sehnt sich mein"
„Herz nach dem tändelnden Liebesspiel unter dem Vetasibaum am"
„Ufer der Revä *)."
eine zweifelerregende Vermischung (snmdehasanikara) zwischen -lo
einer Vibhävanä und einer Visesokti. Es ist eine Vibhävanä,
1) Bälarämäyana III, 11, der Text der Ausjjabo hat lirngärab'ijäija für
aväryavlrijäyd, wie au unserer Stolle yeloson worden muß.
' 2) Von Bhasou Sbh. 1838, cf. DlivanySloka ;i8.
;3) Die Kkävali p. 283 umschreibt krnv/(ivinuUUnis/(l(l]ii?nu/chena,
4) Von Siläbhattärika nach Säri'igadliarapaddhati 37 GS.
^^2 Jacobi, Ruyyaka's Alamharasarvasva.
insofern die Ursache der Sehnsucht (das Fernsein des Geliebten)
widerspruchsvoll mit den Woi*ten „der mich zur jungen Frau
machte usw." dargestellt ist; und es ist eine Visesokti , inso-
fern im Widerspruch mit der Ursache (des Zufriedenseins), die in
5 den Worten „der mich zur jungen Frau machte usw." ausgesprochen
ist, die Wirkung, nämlich die Sehnsucht, in den Worten „jedoch
sehnt sich mein Herz" dargestellt ist. Weil (das Fehlen der Ur-
sache bezw. der Wirkung) durch das Gegenteil (der Ursache bezw.
Wirkung) dargestellt ist, so kommt die Negierung der Ursache
10 bezw. Wirkung nur nicht deutlich (zu Bewußtsein)^). Und da sich
(für keine der beiden Figuren) ein Beweis pro oder contra findet,
so ist es eine zweifelerregende Vermischung-).
( Vämana) definiert die Visesokti als eine Figui-, bei der das
Ausfallen einer Eigenschaft fingiert wird, um die Übereinstimmung
15 der übrigen desto mehr zu erhärten; aber diese Figur gilt in
unserem Lehrgebäude als eine Art von Metapher und wird darum
nicht besonders gelehrt.
Obgleich die Hyperbel bereits erörtert ist, so wird doch eine
Unterart derselben hier, wo von dem Verhältnis von Ursache und
20 Wirkung die Rede ist, nachgetragen:
Bei der Gleichzeitigkeit von Ursache und Wir-
kung oder bei Umkehr ung ihrer natürlichen Aufein-
anderfolge ergibt sich eine Hyperbel.
Das charakteristische Merkmal von Ursache und Wirkung, daß
25 erstere notwendig zeitlich vorausgeht und letztere notwendig zeit-
lich folgt, steht ja allgemein fest. Wenn aber, um eine besondere
Eigenheit zur Kenntnis zu bringen, von dieser Form Abgang ge-
nommen wird, so ist das eine Hyperbel. Und da das Abgehen
von dieser Form sowohl auf Gleichzeitigkeit (beider) als auch auf
30 der Umkehrung des zeitlichen Verhältnisses beruhen kann, so ist 129
es zweifach und macht, daß es auch zwei solcher Hyperbeln gibt.
Die Beispiele in genannter Reihenfolge :
„Während die Fürsten mit vor unwiderstehlichem Staunen"
„weit sich öffnenden Augenlotussen •'^) zuschauten, da haben, o Krön-"
35 „Juwel der Ritter, Gloria und Fortuna des Feindes, indem sie"
.gleicher Zeit auf dem feinen, scharfen Wege deiner Schwert-"
„schneide spielend gleichsam die eine aus-, die andere einzog, sieh"
„nur, ein Kunststück ausgeführt^)."
„Auf jedem Wege der wie Papageienschnabel schöne Glanz"
40 „der Sprossen, in jeder Himmelsgegend der Wind, der die Sträucher"
„tanzen läßt, auf jeden Mann schüttet schnell seine Pfeile der'
..u
1) d. li. wir wissen nicht, ob dio Ursache oder die Wirkung negiert
worden soll.
2) Vergleiche unten p. 200.
3) Lies netrotiialam statt nllotpalam.
4) Lies cärur (lfjh(l° mit Subhäsitaratnabhäiu.lägära.
k
Atuayokti, Asamgati p. 128 — 130. 443
„Liebesgott, und in jeder Stadt hat das schmollende Grübeln der'
-Schönen aufcrehört."
In dem ersteren Beispiel ist in dem mit dichterischer Kühn-
heit erfundenem Gegenstande der Einzug des Glücks des Feindes
die Ursache des Auszuges ihres Ruhmes ; diese beiden, die also nicht 5
gleichzeitig sind, werden als gleichzeitig dargestellt. Im letzteren
Beispiele hat das Aufhören des Schmollens zur Wirkung das Sctießen
von Amors Pfeilen ; das Nacheinander dieser beiden, wie es natur-
gemäß sein sollte, ist aber in umgekehrter Reihenfolge dargestellt^).
Die besondere Eigenheit, die zu Bewußtsein gebi-acht wird, ist das lo
schnelle Eintreten der Wirkung.
Wenn jene beiden an verschiedenen Orten sind,
(heißt die Figur) Asamgati.
Die beiden, nämlich Ursache und Wirkung. Denn an welchem
Orte die Ursache ist, an demselben Orte sieht man auch die 15
Wirkung; denn das in der Küche befindliche Feuer erzeugt nicht
den auf dem Bei-ge befindlichen Rauch. Wenn aber die Ursache
als an einem Orte, die Wirkung als an einem andern befindlich
dargestellt wird, da haben wir die Figur Asamgati wegen der Auf-
hebung der naturgemäßen sanigati (Zusammensein). Sie wird von 20
dieser Stelle besprochen, weil von widerspruchsvollem Kausalitäts-
verhältnis die Rede war; z. B. :
„Meistens sind die Fürsten nach ihrer Charakteranlage dem"
„Zuträglichen abgeneigt und der Sinnenlust ergeben ; (aber) die"
„makellosen Minister befällt das mächtige Fieber: der Tadel der" 25
130 „Welt. Aufs höchste zu verehren sind diejenigen von preis würdiger"
„Tugend, welche im Walde innere Zufriedenheit finden. Besser ist"
„ein (solcher) außenstehender Verehrer (Diener) ; in jeder Beziehung"
„pfui über die Minister!"
Hier befindet sich das Vom- zuträglichen -absreneiortsein, der 30
Grund für das Opfer- des- Fieber-Tadel-seins, an einem anderen Orte
(als dieses) ; daher die Asamgati. Oder :
„Sie ist ein Kind, ich spreche bescheiden; sie ein Weib, ich"
„ängstlich ; sie trägt zwei schwellend erhabene Brüste, ich bin von"
„einer Last bedrückt; sie ist gehemmt von schwerer Hüfte, ich" 35
„kann nicht gehen; durch Fehler Anderer bin ich ungeschickt"
„geworden; ach welches Wunder-)!"
Das durch die Jugend veranlaßte bescheidene Sprechen ist eins
und das durch die Liebe veranlaßte ein anderes, beide werden aber
1) Ich habe in der Übersetzung tulijatvenu ausgelassen, das auch iu der
sonst allerdings unannehmbaren Lesart von K fehlt. Wahrscheinlich hat ein
Leser in unserer Strophe einen Fall von Gleichzeitigkeit zu sehen geglaubt,
wie es wohl auch vom Dichter gemeint war. Aber die Koihenfolge der Schilde-
rung kann auch als Nacheinander der Vorgange gefaßt werden. Übrigens wurde
bereits p. G'J auf die hiesige Darstellung vorwiesen, und das dortige licispiel
aus Ku{tanimata ist jedenfalls besser gewählt.
2) Amaruka 34.
ZeiUchrift der D. M. G. Bd. LXII. 29
444 Jaeobi, RuyyakcCs Alamkarasarvasva.
hier völlicr identifiziert. Ähnlich verhält es sich auch in anderen
Fällen.
Die Entsteh uncr einer heterogenen Wir kunof oder
o o o
eines Nachteiles und die Zusammenfügung zweier
5 heterogener Dinge heißt Yisama.
18'^eil von Widerspruch die Rede ist, wird diese Definition
gegeben. Wenn entgegen der Regel, daß die Wirkung den Eigen-
schaften der Ursache gemäß ist, eine heterogene Wirkung sich
zeigt, so ist das ein Visama. Und ebenso, wenn Jemand sich um
10 einen bestimmten Zweck bemüht, diesen aber nicht nur nicht er-
reicht, sondern überdies noch einen Nachteil sich zuzieht, so ist
das ein zweites Visama. Wenn zwei heterogene Dinge, deren Zu- 131
sammenfügung durchaus unangemessen ist, zusammengefügt werden,
so ist das ein drittes Visama^). Denn eine unangemessene Ver-
ls bindung ist etwas Unebenes (visama). Beispiele in der genannten
Reihenfolge :
, Sobald sie in Berührung kam mit seiner Hand, da erzeugt,"
„0 Wunder, seine Schwertklinge, blau wie Tamäla, in jeder Schlacht"
,der Dreiwelt Schmuck den Ruhm, weiß wie der Herbstmond -)."
20 ,An anderen Wallfahrtsorten geben die Menschen ihren schmutz-"
, behafteten Leib auf, um einen himmlischen zu bekommen: bei dir,"
„0 Benares, soll aber der Gewinn für die, welche ihren Leib auf-"
, geben, sein, daß auch die Grundlage (des weltlichen Daseins) das"
„Nichtwiedergeborenwerden erlangt."
25 »Wie kommen nur zusammen die Waldregion hier und diese"
, Gazelle mit goldener Kette, wie das Perlenhalsband, dieser Vogel,"
,das Mädchen, die herrliche Tochter des Schlangenfürsten und wir:"
„ganz uns verborgen läßt der Schöi^fer seinen Plan reifen-^)."
Hier sind die Entstehung von etwas Weißem aus etwas
30 Schwarzem, der Eintritt eines Nachteils in Gestalt des gänzlichen
Einbüßens des Körpers, die gegenseitige Verbindung von absolut
heterogenen Dingen wie der Waldregion usw. in dieser Reihenfolge
zu erkennen. Nur kommt das Eintreten des Nachteils hier auf eine 132
Vyäjastuti heraus ; drum muß man ein reines Beispiel suchen ^).
35 Folgende Strophe ist hier als Beispiel anzuführen.
„Als du das Herz eines anderen suchtest, hast du dein eigenes"
„verloren^). Ach, des Gewinnes wegen ist auch das Kapital ver-"
„loren (wörtlich von der Wurzel aus Abschneidung geschehen)."
Das Gegenteil davon ist Sama.
1) Es gibt also drei Visama's und nicht drei Arten eines Vi>amii.
2) NavasShasSiika I, 62.
3) Naviisäliasfuika 5, 81.
4) Der Kommentar findet aucli die beiden ersten Strophen nicht sachgemali.
5) Ich lese maggantii hüriam\ in der zweiten Zeile ist das erste Wort
awollahassa wahrscheinlich in avvo lähassd zu verbessern.
I
Visama, Sama, Vicitra p. ISO — 133. 445
Im Gegensatz zum Visama wird dies hier behandelt. Wenn
auch drei verschiedene Visaraas genannt wm-den, so wird hier mit
dem Wort „dies" auf die letzte Art als einzig mögliche Bezug
genommen, weil das Gegenteil der beiden ersten gar keine Figur
ergibt. Das Gegenteil der letzten Art aber ist wegen seiner 5
Schönheit eine Figur, nämlich Sama. Und diese ist zweifacher
Art, je nachdem sie sich auf schöne oder unschöne Dinge bezieht.
Erstere z. B.:
,Du bist von solcher Schönheit und er ist mit solcher Lieb-"
Jichkeit vertraut i); ihr beide nehmet den höchsten Gipfel aller" lo
, Kunstfertigkeiten ein; mithin ei, o Schöne, seid, dem Himmel sei"
,Dank, ihr beide ein passendes Paar; Avenn dann auch noch, was"
,noch fehlt, hinzukäme, dann triumphierte hienieden der Begriff"
,von Vergnügen."
Hier wird die passende Vereinigung eines Paares Verliebter, i5
von etwas Schönem, in Aussicht genommen.
Die zweite Art z. B.:
„Wunder über Wunder, ei ei, ein großes Wunder, wunderbar!"
„Durch glückliche Fügung hat der Schöpfer eine passende An-"
133 .ordnuncf getroffen: daß die Fülle reifer Früchte der Nimbabäume" 20
„unschmackhaft (lies asvädanlya) ist und daß das Krähenvolk sich"
„auf die Kunst versteht, sie zu verzehren!"
Hier wird das Zusammenkommen von Nimbas und Krähen,
von etwas Unschönem, in Aussicht genommen. Wegen der Harmonie
die Bezeichnung Sama. 25
Er definiert das auf einem Widerspruch beruhende Vicitra:
Wenn das Bemühen um die Hervorbringung eines
Resultates, das seiner (Ursache) entgegengesetzt ist,
(geschildert wird, so ist das die Figur) Vicitra.
Wenn das Resultat demjenigen, welches zu der Ursache gehört, so
entgegengesetzt ist, dann ist die von Jemand zur Hervorbringung
des ihm entgegengesetzten Resultates gemachte Bemühung bezw.
Anstrengung (das, was bedingt) die Figur Vicitra, weil sie (die
Bemühung) der Grund ist, daß man Verwunderung empfindet. Es
ist dies aber nicht die erste Art der Figur Visama, weil man durch 35
die Negierung ihrer selbst'-) erkennt, daß es sich umgekehrt verhält.
Dagegen liegt in jener Figur die Negierung infolge der Erkenntnis
des Gegenteiles, wie in der Stelle oben „blau wie Tamäla (erzeugt
deine Schwertklinge) der Dreiwelt Schmuck, den Ruhm, weiß wie
der Herbstmond". In i;nserer Figur empfindet man es aber anders: 40
1) Nach der Csindrikä zu Kävyapradlpa p. 257 soll paricita soviel wie
toilliaftig {sambandhin) bedeuten. Nach Kämadhenu zu Vfimana III, 2, 13
Worte der KämandakT zur MälatT.
2) sva, womit 2)/u(l(( , die natürliche Wirkung der Handlung gemeint ist.
Man versteht nicht, warum er die Lippe losläßt, wenn er sie erfassen will, und
dadurch erkennt man, daß die Wirkung die der natürlichen entgegengesetzte
29*
446 Jacobi, Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
„Um sie zu erfassen wird die Lippe losgelassen, anderswohin *■
„wendet sich der Blick, um (dasselbe) zu sehen, um zu umfassen, *■
„lockern sich die Arme, um zu genießen, ruht man im Genüsse^)."
Hier werden von dem Loslassen, Wenden, Lockern und Ruhen
5 der Reihe nach das Erfassen, Erblicken, Umfassen und Genießen,
die widersprechenden Wirkungen als Zweck der Anstrengung dar-
gestellt. Oder z. B.:
„Um sich zu erhöhen, erniedrigt er sich vor dem Herrn; um" 134
„das Haus des Herrn zu sehn, bleibt er draußen stehen; er ver-"
10 „ausgabt sein Vermögen, der Einfalt, in der Hoffnung auf künftigen"
„Gewinn; um zu leben opfert er das Leben in der Schlacht; er"
„quält sich im Verlangen nach Genüssen: er tut von Allem das"
„Gegenteil, der von Gier verblendete Diener!"
Hier erkennt man leicht die Anstrengung zur Hervorbringung
15 eines ihr widersprechenden Resultates.
Die Unangemessenheit zwischen dem Behälter
und dem darin Enthaltenen (bedingt die Figur) Adhika.
Sie wird hier genannt, da vom Widerspruch die Rede ist,
weil die Unangemessenheit einen Widerspruch hervorruft. Und
20 diese Unangemessenheit findet statt, entweder weil das Enthaltene
zwar klein , der Behälter aber groß , oder dieser zwar klein , jenes
aber groß ist. Die Beispiele in genannter Reihenfolge:
„An einer Stelle von ihm hat der Himmel seinen Sitz, an"
„einer andern dehnt sich die Hölle aus, und wieder an einer andern"
25 „befindet sich die vom Ringgebirge und dem Ozean begrenzte Erde."
„All dies Immense, was macht es aus, o Raum, der du auch so von"
„solchen Dingen nicht nur nicht ausgefüllt wirst, sondern auch"
„nicht einmal die Bezeichnung ,Die Leere' darum verloren hast."
„Das sich beim Zerbrechen des von (Räma's) Arm gespannten"
30 „Bogen Siva's erhebende ki-achende Getöse, (gewissermaßen) das"
„Pauken-Präludium zu des edlen Jünglings Heldentaten , es (das'
„Getöse), dessen zusammengeferchtes Ungestüm im Bauche des" 135
„Welteies wie in einer flugs geschlossenen Schachtel umherirrt, wie"
„kommt es noch immer nicht zur Ruhe?-)"
3.5 In dem ersten Beispiele ist die Geringfügigkeit der enthaltenen
Dinge, Himmel usw., trotz der Größe des Behälters, des Raumes,
die Ursache der Schönheit; in letzterem aber die Kleinheit des
Welteies trotz der Größe des Inhaltes, des krachenden Getöses.
ist. Dagegen beim \'isama erkennt raan zuerst, daß die Wirkung (der weiße
Kulimi der Ursaclie (dum dunkeln Schwert) entgegengesetzt ist, und gelangt
so zur Negiorung der Ursache, d. li. man erkennt, daß sie nicht die natür-
liche ist. Der Kommentar sagt: der handgreifliche Unterschied sei der, daß
bei dem Visama die der Ursache widersprechende Wirkung von selbst eintrete,
beim Vicitra aber durch eine bewußte Anstrengung. Der Autor liabe aber jenen
nur bei scharfer Analyse bemerkbaren Unterschied genannt, um einen besonderu
Zug recht zu betonen.
\) Lies uharo anuatto und suroammi. 2) Mahävlracarita I, 54.
I
Adhika, Anyonya, Vüesa j}- i33 — 137. 447
Bei orecrenseitigemErzeuoren einer Handlung (er-
gibt sich die Figur) Anyonya.
Auch sie wii'd hier genannt, da vom Widerspruch die Rede
ist; denn gegenseitiges Erzeugen ist etwas Widersprechendes. Wenn
die crecrenseitisre Hervorbrinsrung sich auf die Handlunof bezieht, 5
nicht auf die beiden Dinge selbst, weil ja von diesen so zu reden
widersinnig wäre, da findet sich die Figur Anyonya, z. B.:
„Ihr durch den Busen gehobener Hals und die glatte Perlen-*
„Halskette verschönerten sich gegenseitig, sodaß der eine wie die"
„andere schmückte und geschmückt wurde ^).'' lo
136 Hier bezieht sich das gegenseitige Erzeugen deutlich auf das
Verschönern.
Wenn ein Inhalt als ohne Behälter, wenn ein
einzelnes Ding als vielfach vorhanden, und wenn die
Hervorbringung einer unmöglichen andern Sache is
(als der erwarteten) dargestellt wird, so sind das
(drei verschiedene) Visesa.
Wenn trotz der Regel, daß es keinen Inhalt ohne Behälter
cribt, mit Umcrehuncr derselben ein Inhalt dargestellt wird, so ist
das ein Visesa. Wenn ein endliches Ding als vielfach vorkommend-) 20
dargestellt wird, so ist das ein zweiter Visesa. Und wenn einer,
der irgend etwas unternimmt, eine undenkbare andere Sache hervor-
bringt, so ist das ein dritter Visesa. Diese Figur wird hier genannt
aus Anlaß des Widerspruchs, der in der Umgehung der Ange-
messenheit liegt. — Die Beispiele in der genannten Reihenfolge : 25
„Wie sollten nicht die in den Himmel gegangenen Dichter"
„uns ehrwürdig sein, deren an zahlreichen Vorzügen reiche Muse"
„bis zum Ende des Kalpa die Welten entzückt!"')"
137 „In dem Palaste Sie, an allen Orten Sie, hinten Sie, vornen Sie,"
„auf dem Lager Sie, auf jedem Wege Sie. Für mich, den durch" so
„Trennung Gequälten, gibt es, ei, keine andere Wesenheit als diese:"
„Sie, Sie, Sie, Sie, Sie, Sie in der ganzen Welt: was ist das für"
„ein Monismus'')!"
„Wenn du auch nur einen Augenblick in einem sündlosen"
„Herzen Stand faßest, 0 Sambhu, was richtest du dann nicht aus!" 35
Obgleich die Dichter, die Behälter, nicht vorhanden sind, bleibt
der Inhalt, ihre Muse, bestehen; da visaj/a bedeutet: „nicht davon
verschieden sein", so sind sie (die Dichter) Behälter (für die giras),
ihr visaya^){?); ebenso befindet sich die eine Frau gleichzeitig im
1) Kuin. S. I, 42.
2) Und zwar gleichzeitig, wie bei der Besprechung des Faryäya p. 150
bemerkt wird. J) liudrata IX, G.
4) Amaru 102. Ich lese in dorn dritten P5da mit Arjunavarmadeva me
statt te und übersetze nach seiner Erklärung.
5) Ich übersetze nach der Lesart von K; es scheint dies zur Rechtfertigung
der Wahl unseres Beispieles gesagt zu sein, die bestritten wurde, weil, wie der
Kommentar sagt, girüm atra kaviscaihüvCid anijatra bhüvali.
448 Jacobi, liui/i/aka^s Alarnkarasarvasva.
Palast usw.; und ebenso wird etwas Übernatürliches zustande ge-
bracht, obgleich es sich um das Standfassen im Herzen handelt:
dies ist der Keihe nach (in den drei Beispielen) der Gedanke.
Wenn auf dieselbe Weise, wie (von einem etwas)
5 gemacht war, von einem andern etwas ganz anderes
gemacht wird, so ist das (die Figur) Vyäghäta.
Wenn Jemand mit irgendwelchem besondern Mittel etwas
hervorgebracht hat, und dann irgend ein Anderer, mit jenem riva-
lisierender, mit genau demselben Mittel etwas anderes macht, so ist 138
10 das, weil es die Aufhebung der hervorgebrachten Sache bewirkt,
ein Vyäghäta. z. B. :
,Die den durch (Siva's) Auge verbrannten Amor mit ihrem*
,Auge beleben, die Schönäugigen preise ich, die Siegerinnen über"
„ den Unförmlichäugigen ^). "
15 Hier hat Hara mit einem Mittel, nämlich dem Blick, den
Amor zum Objekt des Verbrennens gemacht; die Rehäugigen hin-
gegen machen mit ebendemselben Mittel dessen Belebung, und das
ist das Gegenteil vom Verbrennen. Darum ist dies die Figur
Vyäghäta. Sie tritt hier als Grund eines Vyatireka auf; denn die
20 beiden Wörter ,Unförmliehäugig' und ,Schönäugig' schließen einen
Vyatireka ein, und das Wort Siegerinnen spricht ihn aus. Wie
bisher ist der Gegenstand der Behandlung im Allgemeinen (nämlich
der Widerspruch) (Veranlassung für) die Definition.
Dieselbe Figur findet sich auch auf andere Art, weshalb 139
25 er sagt:
Und eine der (vorgestellten) Wirkung wider-
sprechende Handlung, die sich wie von selbst ergibt,
ist auch ein Vyäghäta.
Wenn irgend etwas vorgestellt wird als die Ursache von einer
30 bestimmten Wirkung, aber so dargestellt wird, daß es etwas jener
Wirkung Widersprechendes hervorbringt, so ist auch das ein
Vyäghäta, weil es die Aufhebung der vorgestellten Wirkung ver-
ursacht. Und das Eintreten des der vorgestellten Wirkung Wider-
sprechenden ist ganz einfach (oder leicht) im Vergleich mit jener
35 AVirkung, weil jene Ursache ihm durchaus gemäß ist. Dabei hört
aber das als Wirkung vorgestellte nicht auf, eine (mögliche) Wir-
kung zu sein, weil das ihr Widersprechende viel leichter als
Wirkung eintritt. Darin liegt der Unterschied von dem zweiten
Visama (p. 117 f.). Dort tritt nämlich die Wirkung nicht ein und
40 es ergibt sich ein Nachteil. Hier aber wird die (vorgestellte)
Wirkung nicht eine Nicht -Wirkung, weil eben das ihr Wider-
sprechende, sei es ein Nachteil oder ein Vorzügliches-), leichter
eintritt.
1) ViddhasälablianJikS I, 2
2) imarthanya ri/atirehi{io 'j)i.
li
Vyaghata, Karanaviäla, Ekarali x>. 137 — 141. 449
z.B.: im Harsacarita (p. 184), was Sriharsa zu Räjyavardhana
spricht: „Wenn du denkst: ,er ist noch ein Kind', so darfst du"
„mich erst recht nicht verlassen; oder ,er muß gehütet werden',"
„so ist das Asyl deiner Arme meine Hut^)."
Die Jugend, ^die Schutzbedürftigkeit usw., was Räjyavardhana »
als Gründe, den Sriharsa nicht in den Feldzug mitzunehmen, vor-
gestellt hatte, wird hier von Sriharsa dem Räjyavardhana gegen-
über vielmehr als Gründe ihn mitzunehmen und als leicht zum
Ziele führend dargestellt; darum ist es die Figur Vyäghäta.
Nachdem die auf dem Widerspruch beruhenden Figuren aus- lo
140 einander gesetzt sind, werden jetzt diejenigen Figuren beschrieben,
die durch eine Kettenbildung geschmückt-) sind.
Wenn das je Vorangehende der Grund für das je
Folgende ist, (so ist das eine) Käranamälä.
Wenn das je Vorhergehende der Reihe nach für das je Fol- i5
gende zum Grunde wird, dann ist das die Figur Käranamälä. z. B. :
„Sinneszüglung ist die Ursache der Bescheidenheit, aus der"
„Bescheidenheit gehen hohe Vorzüge hervor, wegen hoher Vorzüge"
„wird man vom Volke geliebt, aus der Liebe des Volkes entsteht"
„das Glück." 20
Hier bewirkt die Reihenfolge von Wirkung und Ursache die
Schönheit.
Wenn das je Folgende als Attribut dem je Vor-
141 angehenden hinzugesetzt oder weggenommen wird,
soistdasdieEkävall. 25
, Wo dem je Vorhergehenden gegenüber der Reihe nach das
> je Folgende als dessen Attribut erscheint, da liegt die Figur
Ekävall vor:
Durch Hinzufügen :
„Wo in den Häusern edle Frauen, der Frauen Leiber mit" so
„Schönheit geziert waren, ihre Schönheit Liebreiz entfaltete und"
„dieser Liebreiz Amors Waffe war!"'^)
Hier gelten die Frauen als das den Häusern zukommende
Attribut, und ebenso die Schönheit als das der Weiber, und so fort.
Durch Wegnahme: 35
„Da war kein Wasser ohne schöne Lotusse, kein Lotus, in"
„dem nicht Bienen saßen, keine Biene, die nicht lieblich summte,"
„kein Gesumme, das nicht das Herz entzückte*)."
Schöne Lotusse zu besitzen gilt hier als das dem Wasser durch
Nes;ierung beigelegte Attribut, ebenso die drinsitzenden Bienen als i«
das der Lotusse.
1) Vgl. oben p. 118.
2) Lies ^oj}acitrttä statt °opacitä.
3) Navasähasäiika I, 22.
4) Bhattikävya II, 19.
450 Jacoli, Ruyyaka's Alamkarasarvasva.
Wenn das je Vorangehende dem je Folgenden
einen Vorzug verleiht, so ist das ein Mälädlpaka.
Wenn das je Folgende dem je Vorhergehenden Vorzüglichkeit
verschafft, so ist das eine EkävalT; umgekehrt, wenn das je Vor-
5 angehende dem je Folgenden Vorzüglichkeit verschafft, ein Mälädl-
l^aka. Mit Rücksicht auf den besondern Reiz, der in der Verkettung
liegt, haben wir, als vom Dipaka gehandelt wurde, die Gelegenheit 142
vorbeigehen lassen und geben die Definition hier. Vorzüge verleihen
heißt soviel wie Vorzüglichkeit verursachen, z. B. :
10 „Als du auf dem Schlachtfeld angelangt den Bogen spanntest,"
, Majestät, höre, was alles sich mit wem im Nu vereinigte: mit"
„dem Bogen die Pfeile, mit den Pfeilen des Feindes Haupt, mit*
„dem der Erdkreis, mit dem du, mit dir unvergleichlicher Ruhm,"
„und mit dem Ruhm die Dreiwelt ^).''
15 . Hier verschaffen der Reihe nach der Bogen usw. den Pfeilen usw.
Vorzüglichkeit. Veranlaßt durch die (gemeinsame) Handlung des
Vereinigens findet sich hier ein Dipaka, wobei die Objekte der ge-
meinsamen Handlung, jedes mit dem folgenden, verknüpft sind.
Die Auszeichnung des je Folgenden (vor dem je
20 Vorangehenden) ist Udära (oder Sära).
Wenn das je Folgende im Verhältnis zu dem je Vorangehenden
als ausgezeichnet dargestellt wird -), so ist das die Figur Udära, z B. :
„Beim Gewinn der Erde ist die Stadt das Beste, in der Stadt"
„das Haus, und in der Wohnfing ein einziger Ort, an dem das"
25 „Bett, im Bette ein schönes Weib mit Juwelen geschmückt, das"
„ist das Beste der Königsfreuden'')."
Hier muß man so auslegen: Verglichen mit der Erde hat die 143
Stadt den Vorzug, verglichen mit der Stadt ein Teil derselben,
das Haus usw. Ferner:
30 „Beim Königtum ist das Land das Beste, im Lande die Stadt,"
„in der Stadt der Palast, im Palast das Bett, auf dem Bette ein"
„schönes Weib, Amors höchstes Gut^)."
Hier muß man so auslegen: Verglichen mit dem Köniortum
DO O
hat das Land den Vorzug, verglichen mit dem Lande in Teil des-
35 selben, die Stadt usw.
Die Figuren, bei denen der Reiz in der Verkettung liegt,
haben wir gelehrt; nun werden zwei Figuren genannt mit Rück-
sicht auf die Grundzüge des Tarka; von diesen
Kävyalii'iga (poetische Motivierung), wenn der Grund
40 i m Satzsinn oder in Wortbedeutungen liegt.
Wenn der Grund in Gestalt der Ursache als syllogistisches 144
1) Khandaprasasti CO, nach Sbh. {'2513) von Mayüra.
2) Ich konjiziore upanihandhanatvam, wie der Kommentar auf der folgen-
den Soito unten liest.
3) BrhatsamhitS 74, 1. 4) Rudrala K. A. VII, 97.
MalädÄpaka, Udara, Kävyalinga, Anumana p. Ml — iM. 451
Merkmal dargestellt wird, sei es, daß er in dem Satzsinn, sei es,
daß er vermittelst eines Attributes in einer Wortbedeutung liegt,
so ist das Kävyalinga. Zum Unterschied vom Tarka ist hävya in
dem Namen hinzugefügt. Denn hier kommen vyäpti, paksadharmatä^
upasamhära^) usw. nicht vor. Wenn er in dem Satzsinn liegt, 5
dann ist das in dem Gesagten dargestellte der Grund (d. h. Ur-
sache), sonst unterschiede sich diese Figur nicht vom Arthäntaranyäsa.
Beispiele in der genannten Reihenfolge:
„Der blaue Lotus, der mit deinem Auge die Schönheit teilt,"
,ist im Wasser untergetaucht; von Wolken ist verhüllt, o Ge-" lo
„liebte, der Mond, der deines Antlitzes Glanz nachahmt; und auch"
„die Schwäne, die ihren Gang deiner Gangart nachbilden, zogen"
„von dannen : das Schicksal gönnt mir nicht einmal, auch nur an"
„einer Ähnlichkeit mit dir mich zu ergötzen.-)"
145 ,Die Gazellenweibchen, vernachlässigend das junge Darbha-" i5
„gras, gaben mir, der nicht wußte, wohin du gegangen, Auskunft,"
„indem sie ihre von erhobenen Wimpern bekränzten Augen nach"
„dem Süden richteten."
In dem ersten Beispiel ist der Sinn der drei ersten Pädas,
also mehrere Satzinhalte, als Grund ^) für den Sinn des vierten Päda 20
gesetzt; im zweiten ist die'') Wortbedeutung „indem sie richteten"
in Gestalt eines Attributes der Gazellenweibchen als Grund aus-
gesprochen.
So wird das Kävyalinga auch als in einem Satzinhalt be-
findlich exemplifiziert, z. B. : 2^
„Es gibt doch beliebte Hausgötter; wie paßt, 0 Kind, die"
„Buße zu deinem Körper! Die zarte SirTsablume erträgt wohl den"
„Fuß der Biene, nicht aber den eines Vogels^)."
„Mein Herz, das in ihrer Nähe von Staunen starr, jedes"
„andern Gefühles bar, vor Freude festgebannt war als wie mit" 30
„Nektar übergössen, das liegt jetzt wie von glühenden Kohlen be-"
„rührt in Qualen^)."
146 In dem ersten Beispiel ist der Inhalt des Satzes „es gibt doch
beliebte Hausgötter" usw. als Grund für das Vei'bot der Buße, die
durch die Erlangung des Geliebten begründet ist, ausgesprochen; 35
im zweiten dagegen ist es die Wortbedeutung „von Staunen starr"
als Attribut für „jedes andern Gefühles bar".
Wenn der Beweis für das zu Beweisende ausge-
führt wird, so ist das Anumäna (Schluß).
1) Gemeint ist wpanaya.
2) Von Yasovarman nacli Suvrttatilaka, Kävyaniäla p. 47.
3) Lies mit K. caturthrpädärthe.
4) anekali ist in der Übersetzung ausgelassen. Es soll wohl sagen , daß
außer vyäpärainmtyah noch andere Wörter in Hotracht kommen, die aber nicht
einen Satz bilden.
5) Kum. S. V, 4.
6) Mälatimadhava I, 17.
452 Jacohi, Ruyyaka's Alarnkarasarvasva.
Wo durch ausdrückliche "Worte der Beweis mit positiver oder
negativer Konkomitanz des Attributes der Sache ^) zur Erkenntnis
des zu Beweisenden ausgeführt wird, da liegt die Figur Anuraäna
vor. (Jedoch) muß noch ein anderer Reiz hinzukommen, weil sonst
ö kein Unterschied von dem logischen Beweise wäre. z. B. :
„Da die Höhlung des Himmels der Rauch flüchtiger Wolken*"
, bedeckt, und da die Levichtkäfer das Aussehen von Funken haben,"
,und da der Himmel rings lichterloh ist von dem Aufflammen der*"
„Blitzflammen, so meine ich, daß der Liebesbrand den Wald der*"
10 „Wanderer ergriften habe'-)."
Hier sind Rauch, Funken, roter Himmel syllogistische Merk-
male des Feuers und lassen, da sie den drei Anforderungen ge-
nügen •^), das dui'ch das Wort Brand mitgeteilte Feuer erschließen ;
darum ist es ein Anumäna. Von dem logischen Schluß unter-
15 scheidet sich dieser durch den Zusatz eines bestimmten Kolorits
infolge der Verquickung ■^) mit einer andern Figur, in Gestalt einer
zugrunde liegenden Metapher.
Zuweilen kommt diese Figur aber auch rein vor. 147
„Wohin sie mit Blicken, unstät wie AVellenspiel, ihi-e Brauen '"
20 „richten, da schlagen unaufhörlich ein jene herzdurchbohi-ende"
„ Pfeile ; also läuft wahrhaftig immer vor ihnen her ihr Knappe. "
„der zornige Amor, der in geschäftiger Hand den auf gespanntem"*
„Bogen aufgelegten Pfeil hält."
Denn hier ist für das zu Beweisende : daß nämlich Amor vor den
25 Frauen einhergeht, und das Beweismittel: das Einschlagen der Pfeile
infolge der Tätigkeit der Brauen jener; es ist von keiner andern
Figur begleitet und daher liegt ein reines Anumäna vor. Es wird
schön durch den Zusatz eines bestimmten Kolorits, insofern es in
einem Gedanken liegt, der ledisrlich durch eine kühne Wendung
30 (des Dichters) zustande kommt.
[Folgendes ^) ist der Kernpunkt der Sache. Es gibt ein Be-
1) paksaclharmänvayavyatirekavat sädhanatn.
2) Von Muktäkaiia nach Suvrttatilaka, Kävyamälä II, p. 44.
3) Trairäpyam j^unar liügasya: anumeye sattvam era, sapaksa ei^a
satli am, asajyakse cä 'sattvam eva niscitam. Nyäyabiudu 2. Das ist buddhi-
stische Logik, siehe oben p. 12 Note 2. Ursprünglich aber auch bei den
Vaisesika: yad anumeyena sambaddham prasiddham ca tadanvite \ tadabhäve
Ca nüsty eva tal Ungarn anumäpakam \\ Prasastapäda p. 200, wo auch p. 204
der Ausdruck trirnjiayn liiigam gebraucht wird.
A) Statt hhaiiglkärena ist es besser garbh'ikCirena zu lesen, welches Wort
der Kommentar gebraucht. Ich übersetze vicchitti mit Kolorit. kavipi'(tti-
hhätmakaricchütivise?a im Kommentar p. 144.
5) Die eingeklammerte Stelle ist oftonbar wieder ein Kroilapatra; denn
es ist undenkbar, daß der Autor hier eine Krklärung gibt, die seine frühere
Delinition des Artiiäiitaranyiisa über den Haufen wirft, sich dabei auf die Autorität
Udbliata's und dessen Definition des Kävyaliiiga berufe, welche seiner eigenen
Definition dieser Figur widerspricht, und zu guterletzt den Widerspruch mit
ziemlich leeren Worten zu beseitigen rät, wozu der Kommentar selbst bemerkt
na imnar vastutali samUiavali. Anumäna, Kävyaliiiga und ArthSntaranyäsa
Anumäna p. 146—148. 453
weisverbältnis und ein Begründungsverhältnis ; ersteres liegt vor,
wenn etwas noch nicht Anerkanntes zur Anerkennuncr gebracht
wei'den soll, letzteres, wenn etwas Anerkanntes zu (mehrerer) An-
erkennung gebracht werden soll. Beim Beweisverhältnis haben wir
das Anumäna. Beim Begründungsverhältnis (muß man unter- 5
scheiden); A. Die Wortbedeutung ist der Grund; wo sie als
Grund ausgesprochen ist, wie Kum. S. I, 36 „wegen der Rauheit
148 ihrer Haut waren die Rüssel der Elefanten (nicht mit ihren Schen-
keln zu vergleichen)", da liegt keine Figur vor; wo aber der ge-
wählte Ausdruck zur Begründung wird, wie in obigem Beispiel lo
p. 145 „die Gazellenweibchen, vernachlässigend das junge Darbha-
gras", da liegt Kävyalinga vor. B. Der Satzsinn ist der Grund:
wenn die Darstelluncr selbst zur Bes^ründuncr dient, ohne daß die
Begründung durch ein spezielles Wort angezeigt ist, so ist das ein
Kävyalinga^); wenn aber das als selbständig (oder beziehungslos) i5
Hingestellte der Grund ist, dann ist es ein Arthäntaranj^äsa. Bei
dieser Betrachtungsweise könnte nur ein Kävyalinga herauskommen,
wenn Ursache oder Wirkung als Satzsinn den Grund bilden ; weil
der begründende Satz eine Beziehung (sei es als die Ursache oder
als die Wirkung) hat und somit nicht beziehungslos ist^). Daher 20
bliebe nur das Verhältnis vom Allcremeinern und Besondern als
Feld des Arthäntaranyäsa. Wenn aber gesagt wurde, daß die Be-
gründung des Arthäntaranyäsa auch im Verhältnis von Ursache
und Folcre liege, so creschah das ohne Rücksicht auf die genannte
Definition des Kävyaliiiga, weil die Anhänger Udbhata's diejenige 25
Definition, welche jenes Verhältnis als Feld des Kävyalinga bean-
sprucht, nicht anerkennen '■'). Legt man aber die (von R. gegebene)
Definition zugrunde, so muß man den Widerspruch beseitigen,
(indem man sagt:) in solchen Fällen wie dem Beispiel p. 144 ist
ein ihm gehöriges Feld des Kävyalinga verschieden "*) vom Arthän- so
taranyäsa aufgezeigt, und vorher ist für diesen das Begründungs-
verhältnis von Ursache und Wirkung gezeigt worden.]
Nachdem so zwei auf einem logischen Prinzip beruhende
Figuren besi^rochen sind, werden jetzt die auf Prinzii)ien der
Satz(ökonomie) beruhenden Figuren behandelt. 35
in ihrem gegenseitigen Verhältnis bilden einen viel diskutierten Gegenstand für
die Poetiker, vgl. Ekävall, p. 299 ft".; besonders Trivedi's Anmerkungen zu dieser
Stelle p. G7 7 ff.
1) Man erinnere sich, daß es zwei Arten von Kävyalinga gibt, je nachdem
das Begründende padärtha oder väki/ärtha ist.
2) Besser wäre gesagt: säpeksatvena tätasthyähhävät , und Uuyyaka
I würde auch so geschrieben haben.
3) Nach ihnen beruht das Kävyalinga im jtadärtha.
4) Ich konjiziore: arthäntarati//äsäd dar&'ita üi.
5) Lies välcya° für km^i/a°, cf. Ekävall VIII, GO, ebenso p. 164 für bä/u/a'.
Es ist allerdings nicht recht einzusehen , wie sich die betreffenden Figuren aus
dem väki/anyäya ergeben sollen.
454 Jacoli, Ruyrjakci's Alamkarasarvasva.
Wenn vorgeführte Dinge der Reihe nach wieder
aufgeführt wer den, so (ist das die Figur) Yathäsamkhya.
Vorgeführt = vorher aufgeführt; Avieder aufgeführt = nach-
her aufgeführt. Und diese Wiederaufführung betrifft selbstver-
5 ständlich ^) andere Dinge; und dabei ergibt sich die Beziehung 149
aus dem Satzsinne -). So besagt unsere Definition : wenn vorher auf-
geführte Dinge zu nachher aufgeführten Dingen der Reihe nach
in Beziehung stehen, so ist das ein Yathäsamkhya. Andere ^) aber
haben diese Figur mit dem Namen Krama belegt.
10 Das Yathäsamkhya ist zweifacher Art; ausgesprochen und zu
erraten. Ausgesprochen (säbda) ist es, wenn die einzelnen nicht kom-
ponierten Wörter zu anderen desgleichen begrifflich in Beziehung
stehen , weil man da die in der gleichen Reihenfolge bestehende
Beziehuncr als zu Tagre liegend erkennt. Zu erraten (ärtha) ist es
15 aber, wo die Wörter in zwei Composita verbunden sind: da ist
zwar die Beziehung der einen Gruppe zur andern ausgesprochen,
aber durch Überleguncr beim Auffassen des Sinnes erkennt man die
in der gleichen Reihenfolge bestehende Beziehung (der Glieder),
daher denn in diesem Falle das Yathäsamkhya zu erraten ist.
20 Ein Beispiel für die erste Art ist:
,Als, 0 König, der Schöpfer dich der Schönheit Heim, der Herr-"
„lichkeit mit Kraft paart, das Haupt der Freigebigen, dessen Arm"
„der Erde Bürde tragen kann, hervorgebracht hatte, warum wurde"
„da der Mond hergestellt, warum diese Sonne gemacht, warum"
25 „der Stein der Weisen hervorgebracht, warum, ach, vergeblich"
„jene Hauptgebirge geschaften ? " ■*)
Da man hier die in der gleichen Reihenfolge bestehende Be-
ziehung vom „Heim der Schönheit" usw. zu „Mond" usw. als
klarzutageliegend erkennt, so ist es ein ausgesprochenes Yathäsamkhya.
30 Das andere Beispiel :
„Die Ruß-, Schnee- und Goldfarbigen, auf dem Suparna, Stier"
„und Schwan reitenden, auf dem Ozean, Berg und Lotus thronenden"
„Hax'i, Hara und Brahman mögen euch Heil spenden^)."
Hier sind Ruß usw. mit Suparna usw. verbunden und diese
35 mit Ozean usw. und diese mit Hari usw.; diese Verbindung unter-
einander") wird beim Hören (oder Lesen der Strophe) als in den
einzelnen Gruppen liegend erfaßt; aber indem man der Entsprechung
der Bedeutung nachgeht, erkennt man, daß die Beziehung der
Glieder (der einzelnen Gruppen) zueinander in der gleichen Reihen-
40 folge besteht; daher ist hier das Yathäsaiukhya „zu erraten".
1) iirthfJt; denu wenn dieselben Dinge zum zweiten Male genannt würden,
so wäre es Tautologie.
2) Kiiniörthyät = väki/apari/älocaiiabairit: damit der Satz einen be-
l'riedigenden Sinn ergebe, muß man die betreffende Beziehung annehmen.
3) z. B. Vfimana IV, 3, 17.
4) Khaiidapra.sasti V, IQj. b) Kudrata VII, 36.
C) Lies saliaHamhandhl für miha saniLatulhu.
Yathasamkhya, Paryäya p. 148—151. 455
150 Wenn der Reihe nach eins in mehreren oder
mehre res in einem (statt hat), (so heißt die Figur)
Paryäya.
Dies wird hier vorgetragen, weil von Reihenfolge die Rede ist.
Wenn ein Inhalt in mehrfachem Behälter sich befindet, so ist das 5
eine Art des Paryäya. Man könnte einwenden : in der obigen
(p. 136) Definition der Figur Viscsa hieß es: „wenn ein einzelnes
Ding als vielfach vorhanden (dargestellt wird)"; warum wird dann
hier dies gesagt? Einem solchen Einwurf zu begegnen wird hier
gesagt „der Reihe nach". Und weil hier die Reihenfolge ausdrück- lo
lieh genannt ist, so ist selbstverständlich dort die Gleichzeitigkeit
zu verstehen. Dadurch hat unsere Figur ein von jener ver-
schiedenes Feld.
Ebenso, wenn in einem Behälter ein mehrfacher Inhalt ist, so
ist das eine zweite Art des Paryäya ^). Man könnte einwenden : 15
„hierfür wird die Figur Samuccaya gelehrt werden". Aus dem
Grunde muß „der Reihe nach" hinzugesetzt werden. Darum wird
in der Definition das Samuccaya: „die Gleichzeitigkeit von mehreren
Eigenschaften bezw. Handlungen heißt Samuccaya" (p. 159) die
Gleichzeitigkeit hervorgehoben. Insofern ist die Bezeichnung Paryäya 20
sachgemäß-), weil es sich um eine Reihenfolge handelt. Da dabei
das Tauschen fehlt, so ist unsere Figur von der Parivrtti ver-
151 schieden; denn als deren charakteristisches Merkmal wird (gleich)
das Tauschen genannt werden.
Das Mehrfache kann vereinzelt oder zusammenhängend •') sein, 25
ist also von zweierlei Art; und diese Zweiheit betriift sowohl den
Behälter als den Inhalt, woraus sich vier Arten ergeben, für die
wir der Reihe nach Beispiele geben :
„Wer hat, 0 Kälaküta, dir das Gesetz deines Wohnens in"
„immer höherem und höherem Sitze gelehrt : zuerst im Herzen des" 30
„Ozeans, dann in Siva's Halse, jetzt wohnst du in der Rede der"
„Bösen 4)."
„Die schminkeberaubte Lippe und den von des Busens Schminke"
„geröteten Spielball meidend ist jetzt deine Hand mit ihren durch"
,das Pflücken der Kusahalme wunden Fingern vertraut geworden" 35
,mit dem Rosenkranze ^)."
„Zur Nachtzeit wird die Hauptstraße, welche einst ver-*
„liebte Mädchen mit glänzenden klingelnden Fußspangen passierten."
»^
1) Im Test irrtümlich als Sütra gedruckt.
2) Der Kommentar bezieht sich auf Päii. III, 3, 38, um die Bedeutung
Reihenfolge für pari/äya herausziibekoramon. Es bedeutet aber oigontlit'h etwas
anderes: das Nichtüberspringen dessen, der an der Keihe ist, z. B. tar<i par-
yfiyah „du bist an der Keiho*. Mallinfitha zu Ekävall , p. 305, erklärt 2^<^''-
yäya ^=^ paryäyavän nach Pän. V, 2, 127.
3) samhatarüpa = sainghätarüpa.
4) Khallata 4.
5) Kum. "S. V, 11.
456 Jacohi, Ruyyaha's Alamhärasarvasva.
„von Schakalinnen durchwandert, die bei dem Feuerschein ihres"
^heulenden Rachens Beute spähen ^).^
„Einst war's ein Fest für meinen Mund, zu sagen : Liebliche,"
, Schlanke, Liebe, Schätzeben ; jezt kommen durch Schicksalsfügung"
6 ,aus ihm die Worte: Gattin, Frau."
Im ersten Beispiel ist das eine Kälaküta dargestellt als der
Reihe nach sich in mehreren einfachen „Behältern" aufhaltend; im
zweiten die eine Hand als in mehreren Zusammenhängenden der
Reihe nach seiend, weil Lippe und Spielball durch den Gebrauch des
10 Wortes Meiden, (von dem beide abhängig sind) als zusammen-
hängend sich ergeben ; im dritten sind die verliebten Mädchen und
die Schakalinnen , mehrfache Naturen, aber nicht mit einander zu-
sammenhängend, in einem „Behälter", der Hauptstraße, nach einander; 152
im vierten Beispiel ist in dem Munde -) als einem „Behälter" ein
15 mehrfacher (Inhalt): die Wortklasse „Liebliche" usw., und die
Wortklasse „Gattin" usw., die als Klassen zusammenhängender
Natur sind, als der Reihe nach statthabend dargestellt.
Wenn Gleiches, Geringeres oder Besseres gegen
Gleiches, Besseres oder Geringeres eingetauscht wird,
20 (so heißt diese Figur) Parivrtti.
Eintauschen bedeutet hier, daß man etwas gibt und etwas
anderes nimmt. Für ein Gleiches, i. e. von ähnlichen Eigenschaften,
das man gibt, nimmt man etwas ihm Ahnliches; für ein Besseres,
/. e. von vorzüglicherer Qualität, das gegeben wird,, eignet man sich
25 etwas Geringeres, i. e. an Qualität niedrigeres an; ebenso für etwas
Geringeres i. e. von niedrigerer Qualität das gegeben wird, nimmt
man etwas von besserer Qualität i. e. Vorzüglicheres. So hat die
Parivrtti drei Arten. Weil hier auch die Vorstellung einer Reihen-
folge statthat'^), so wird diese Figur gleich nach dem Paryäja
30 definiert. Die Parivrtti von Gleichem, z. B. :
„Der in dem nach dem Tode Hiranyäksa's benannten Kämpfen"
„seine Brust den Götterfeinden bot und dafür Ruhm mitsamt dem"
„Sieg dahinnahm ')."
Hier sind Brust und Ruhm von gleicher Qualität. Ein Ver-
35 tauschen von Besserem :
„Warum hast du die Schmucksachen abgelegt und in der*
„Jugend das Bastgewand, das das Alter ziert, angelegt? Sag, ob"
„am Abend, wann Mond und Sterne leuchten, die Nacht sich dem"
„Aruna paaren soll^)?"
Hier wird für etwas von vorzüglicher Qualität, die Schmuck-
Sachen , das Bastgewand , etwas Minderwertiges, umgetauscht. Ein
Vertauschen von Geringerem :
10
1) Kiißhuvainsa XVI, 12.
2) Lies liulane statt nuane.
3) Lies pralihhäaasamihavät nach Anleitung des Pratika: 2)?v7<iMä«e<z.
4) Udbhala V, 32. 5) Kum. S. V, 44.
Parivrtti, Parisamkhyä p, 151 — 154. 457
,Wai'um trauern doch die Weisen um jenen uralten in den"
, Himmel aufgenommenen Jatäyus, der durch Hingabe des gebi'ech-"
„liehen Leibes Ruhm, strahlend wie Mondesglanz, erkaufte?"
153 Hier wird um etwas Minderwertiges, den Leib, etwas Wert-
volles, der Euhm, eingetauscht. 5
„Indem du deinen Anblick botest, hast du, o Schöne, mein"
„Leben gekauft; aber daß du mein Herz nimmst und mir dafür"
„Liebesqual gibst, ist arg^)!"
Hier ist in der ersten Hälfte Vertauschen von Gleichem, in
,der zweiten von Geringerem. lo
Wenn eins auf mehre res anwendbar ist, aber auf
eins beschränkt wird, (so ist das die Figur) Parisam-
khyä (Restriktion).
Dies wird hier vorgetragen, weil von Einem und Mehrerem
• die Rede war. Wenn eine Sache als auf Mehreres gleichzeitig zu- i5
treffend (oder ihm angemessen) gedacht wird, dann aber auf Eins,
worauf man nicht von selbst verfällt, mit Ausschließung eines zweiten
beschränkt wird, so ist das eine Parisamkhyä-). pari m der Be-
deutung des Ausschließens : mit Ausschließung von etwas irgendwo
Aufzählen {samkhyäna) i. e. als etwas Darzustellendes Rechnen, ist 20
parisamliliyä. Diese erscheint nun entweder als Antwort auf eine
Frage oder auch in anderer Form, und ist also zunächst zweifach;
und da nun in beiden Fällen die Ausschließung (des Andern) aus-
gesprochen oder aus dem Sinne zu ergänzen sein kann, so ergeben
sich vier Arten. Beispiele dafür der Reihe nach : 25
154 „Was ist ein dauerhafter Schmuck? Der Ruhm und nicht"
„ein Juwel! Was soll man tun? Das von Edlen geübte Gute,"
„nicht die Sünde! Was ist ein ungehindertes Auge? Der Verstand,"
„nicht das Sehorgan! Wer anders als du weiß recht und falsch"
„zu unterscheiden?" 30
„Was sollen Männer hochhalten? Die reine Nähe des Himmels-"
„flusses! Worüber soll man ausschließlich sinnen? Über die Füße"
„Visnu's! Was soll man Zugewinnen streben? Tugend (und Ver-"
„dienst)! und was soll man begehren? Mitleid! Als welchen"
„Dingen ergeben^ die Seele zu endloser Befreiung fähig wird." 35
„Liebe zu Siva, nicht zum Reichtum; Enthusiasmus für die"
„Wissenschaft, nicht für Amors Waffe, die Mädchen; Sorge für"
„den Ruhm, nicht für den Leib: das findet man meistens bei"
„großen Männer."
„Kruramheit wohnt in deiner Locken Fülle, Röte (Leiden-" 40
1 1) Rudrata VII, 78.
I 2) Ich lese mit Benutzung der Lesart von Kh. : pari varjane: k-asi/acid
varjanena , das Pratika: apa varjana iti scheint versehentlich aus dem vom
Kommentar zitierten Sütra 1,4,88 apaparl iiarjane entstanden zu sein. Es
soll hier natürlich die etymologische Erklärung der Bedeutung von parisam-
khyä gegeben werden.
458 Jacobi, Ruyyaka^s Älamkarasarvasva.
„Schaft) in deinen Händen, Füßen und Lippen, Härte in deinen"
„Brüsten und Unstetigkeit in deinen Blicken^)."
Da nun hierbei die Wahl einer außerordentlichen-) Sache auf
den Ausschluß der andern Sachen hinausläuft, so steht es nicht
5 a priori fest, ob die ausgeschlossene andere Sache ausgesprochen
werden oder aus dem Sinne zu ergänzen sein solle-'). Um die
Sache als eine außerordentliche erscheinen zu lassen, wird die Dar-
stellung zuweilen mit einer Frage eingeleitet^).
In Beispielen wie den folgenden :
10 »(UjjayinT) wo nur der Koketten Augenlotusse das sruti-'^
„vartina (Pfad des Gehörs oder der Offenbarung) übertreten, und"
„wo allein der Halbmond auf Mahäkäla's Haargeflecht Krumm-''
„heit zeigt ^).''
„Nur in Malereien fand sich varnasamkara (Farbenmischung"
15 ,und Kastenvermischung), bei den Asketen dandagrahana (Er-"
„greifen des Pilgerstabes und Anwendung der Strafgewalt)*')"
bewirkt die Verbindung mit dem Wortspiel eine außerordentliche 155
Schönheit dieser Figur.
Damit man hierbei nun nicht die bei den Exegeten '') geltende
20 Definition von niyama und ^^ama/HÄVi^/ö ^) in Betracht ziehe,
werden in unserer Definition Beschränkung {niyaniana) und
parisaitddiyä als Subjekt und Prädikat ausgesprochen. Darum ist
hier auch die jiäksikl prüpti (Alternative) gemeint, weshalb eigent-
lich nur die Majorität der Fälle berücksichtigt ist (wenn oben
25 gesagt wurde: „Wenn eine Sache als auf mehreres gleichzeitig zu-
treffend gedacht wird").
(Schluß folgt.)
1) Rudrata Vil, 81.
2) alaukika, durch deu Dichter dazu erhoben.
3) Ich lese mit Kh. riistvantaram liähdam ärthain veti.
4) Die Absicht dieser Bemerkungen ist zu zeigen, daß durch jene Unter-
schiede nur Unterarten bedingt werden, nicht aber zwei oder vier verschiedene
Figuren , die wegen ihres ähnlichen Schemas mit demselben Namen bezeichnet
werden, wie dies der Fall ist z. B. bei den drei Vi^amas und Visesas, den
zwei Vyäghätas und Paryäyas usw.
5) Navasähasäiika 1, 46.
6) Die erste Phrase steht KädambarT ed. Petersen , p. G Z. 11 bei der
Schilderung von Südraka's Regierung.
7) väkijarid i. e. die Mimämsakas.
8) nii/amavidlii ist eine Vorschrift, die von zwei Möglichkeiten eine
obligatorisch macht, z. B. vrihln avahanti. Für das Opfer soll nämlich der
Reis durch Stampfen in einem Mörser enthülst werden , nicht etwa mit den
Nägeln, jitirindj/ik/iifä ist eine Vorschrift, die etwas zuläßt, nicht um es obliga-
torisch zu machen, sondern um alle andern Möglichkeiten zu verbieten, z. B.
pahca j)(inC(inakh(i hhaksyiilt. Man darf gewisse fiinfzoliige Tiere essen, aber
man muß sie nicht essen; man soll aber keine andern essen, niijumandlii hat
also eine positive, jj^rinainkhi/ä eine negative Tendenz. Bei ersterer ist das,
was vorgeschrieben wird, 2)ak.se 'jrriipta; und es hat dann päksikl ■präpti,
wobei es sich also um zwei einander ausschließende Möglichkeiten handelt;
cf. Kasagai'igüdhara p. 48'.2f., 487.
459
Vedische Untersuchungen ^).
Vou
H. Oldenber?.
24. camü.
Ein HaujDtzug — vielmehr der Hauptzug — - der Unter-
suchungen Bergaigne's über den rgvedischen Wortschatz besteht,
mit seinen eignen Worten zu sprechen, in den „protestations contra
la multiplication exageree des sens d'un meme terme" (Journ. asiat. 5
VIII, 2 [1883], 473). Für die Vedaforschung ein schwerer Ver-
lust, daß seine in diesem Sinn unternommene Revision des Rgveda-
Wörterbuchs nur für den Buchstaben a vorliegt. Wer mit den
Schwierigkeiten eines in andre alphabetische Gegend gehörenden
Worts kämpft, wird oft seufzen : finge doch dies Wort mit a an ! lo
Ich will hier, soweit mir möglich, die entsprechende Arbeit
für das Wort camu tun, dessen einheitliche Geltung ebenso in der
eingehendsten wie in der neuesten ihm gewidmeten Behandlung, in
Hillebrandt's Vedischer Mythologie I, 164 ff. und in Geldner's
Glossar 60, mir scheint mit Unrecht, in Abrede gestellt wird. i5
Wer die Belege überblickt — ich nehme an, daß sie dem
Leser vor Augen stehen — , dem treten, meine ich, folgende Haupt-
züge entcrecren. Das Wort steht fast ausschließlich im Lokativ und
zwar aller drei Numeri. Es pflegt gesagt zu werden, daß der Soma
darin gepreßt ist, sich dahinein begibt, sich darin niederläßt {sidatt so
und ähnlich), sich darin reinigt. Also offenbar ein in der Einzahl,
Zweiheit, Mehrheit beim Somaopfer erscheinendes Gefäß, dessen
Wesen genauer zu bestimmen dann versucht werden muß.
HiUebrandt zieht für einen Teil der Belege dieselbe Folge-
rung; er identifiziert da das Wort — das Recht dieser- weiteren 25
Annahme prüfen wir später — mit den Grahapätra der Ritualtexte.
Aber nach ihm „springt ein deutlicher Unterschied ins Auge zwischen
dem Singular-Dual einer- und dem Plural andrerseits" (S. 168). Im
Singular und Dual tritt neben die angegebene Bedeutung eine andre,
nie für den Plural giltige : ein zum Zerstoßen der Soniapflanze ge- so
1) Fortsetzung zu Bd. Gl, S. 836.
Zeitschrift der D. M. O. Bd. LXII. 30
^.gQ Oldenberg, Vedüche Untersuchungen.
brauchter Mörser. Denn^) neben dem Loc. pl. steht siebenmal sad
(vom Soma gesagt), das neben dem Singular überhaupt nicht vor-
kommt. Der Singular hat dafür fünfmal sutd neben sich; dies
tritt — wenigstens nach H. (s. dagegen unten) — nirgends neben
5 dem Plural auf. An den Stellen mit sutd muß also das Wort
etwas Anderes bedeuten, als Grahapätra; durch 1,28,9-), einen
Vers des Mörserliedes, läßt sich H. zu dem Bedeutungsansatz „Mörser"
führen — mir scheint, mit keiner sehr starken inneren Notwendig-
keit, denn natürlich kann auch im Mörserlied irgend ein beliebiges
10 andres Utensil der Somabereitung als gerade der Mörser genannt
sein, wie ja in demselben Verse pavitra und Eindshaut erwähnt
wird. Wie diese Dinge offenbar, gleichviel ob der Soma mit dem
Mörser gestoßen oder mit den Steinen geschlagen wird, hier das-
selbe sind wie sonst, warum sollen es die camü nicht auch sein?
15 Da ist also die „multiplication des sens d'un meme terme",
gegen die Bergaigne kämpfte und gegen die zu kämpfen auch heute
so notwendig ist wie damals.
Man überblicke die Fülle der so entstehenden Unwahrschein -
lichkeiten.
20 Diesen doppelten Sinn soll ein technisches Eitualwort haben,
auf dessen einheitliches Wesen schon das in allen drei Numeri
hervortretende Herrschen des Lokativs hinweist'^). Die eine der
beiden Bedeutungen , nach H. an neun Stellen in sieben Mandalas
vorliegend, soll auf die Somabereitung vermittelst des Mörsel-s
25 Bezug haben, die im Übrigen, so viel ich sehe, nur als Unikum in
dem durchaus eigenartigen Lied I, 28 vorliegt*) und die nun plötz-
lich durch den ganzen Rgveda ihre Spuren zu verbreiten schiene:
aber immer eben nur in den Worten camu und camvoh , also
o-erade in Worten, denen auch H. noch einen andei-n, von der Be-
30 Sonderheit des Mörserrituals unabhängigen rituellen Sinn zuerkennt
und zuerkennen muß. Da soll denn also der Dual camvoh auf den
Mörser gehen, der doch ein singularisches Ding ist 5), oder als
o"-
1) Ich gebe nur die Hauptniomeiite der Argiimeiitatioii II. 's S. lG8ff. ;
die vollständigen Details sehe man dort.
2) Wo übrigens zwar canivhh aber nicht camvo/i sutdk steht; ein Indizium,
die Steile dieser und nicht der vorigen Gruppe zuzurechnen, linde ich nicht.
3) Die Frage, wie bei dieser so befremdenden Zerspaltung die eine Be-
deutung mit der andern sich vermittelt, wird von H. (171) dahin beantwortet,
daß die grahajmtra nach den Kommentuien ausgesehen hätten wie Mörser.
Wir werden unten wahrscheinlich zu machen suchen , daß die camil gar nicht
die grahapätra, sondern andere Somagefäßo sind.
4; li. IG.'} stellt dahin noch die vielfach dunkeln Verse X, 101, 10. 11,
für mich nicht überzeugend.
5) II. 171 gewinnt der Vorstellung des Mörsers Dualität ab durch die
Wendung „der durch zwei schenkolartig in die Höhe geführte Seitcnstücko oder
Handhaben chnraktorisiorto Mörser". Übrigens will er iS. 1G2. 17 1) in I, 28
noch einen zwiMten diialisclien Ausdruck für den Mörser linden: v. 2 >/dtra
dvdv iva jaglKtntidliisardinii'i hrtti \ nach Ausweis von I. 1G4,3.S müsse (?)
camvoh dasselbe sein wie adhi$avairijii . Drängt sich denn nicht auf, daß die
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 461
elliptischer Dual auf Mörser und Stößel: aber die heißen doch
sonst ulükhalamusale ; ein idükhale kenne ich nicht ^) — und hat
man wirklich cresacrt , und nicht einmal, in allenfalls denkbarer
Entgleisung, sondern immer wieder gesagt, daß der Soma ,in Mörser
und Stößel" gepreßt wird? Und zu alldem: Wenn uns hier der 5
Dual in Schwierigkeiten verwickelt, ist es nicht merkwürdig, daß
gerade auch im Dual , und in demselben Kasus des Duals , eine
lanore Reihe von Belecrstellen daneben liegt, die H. selbst zu der
andern , vom Mörservorstellungskreis losgelösten Bedeutung stellt ?
Ich berühre damit schon die Rolle, die das Auftreten der ver- lo
schiedenen Numeri in der Frage spielt. H. spricht, wie erwähnt,
von dem deutlichen Unterschied zwischen dem Singular-Dual einer-
seits, dem Plural andrerseits. Aber bleibt von diesem Unterschied
viel übrig , wenn wir zunächst sehen , daß den Stellen mit plura-
lischem camusu stdati, camüsv a ni sldasi wenn auch zufällig i5
nicht singularisches, so doch dualisches — und H. stellt den Dual
ja mit dem Singular zusammen dem Plural gegenüber — camvor
dsadat zur Seite steht? Weiter, daß neben dem singularischen
camu sutdh und dem dualischen camvok sutdk es auch mit dem
Plural heißt VIII, 82, 7 7/d indra camasesv ä sömas camüsit te 20
sxddh'i — denn weshalb hier camusu von sutdh abzuti-ennen sein
soll (H. 169 Anm. 5), sehe ich nicht ein. Man halte sodann etwa
den Singularbeleg VIII, 4, 4 ämusyä sötnam apibas camu sutdm
neben den Pluralbeleg III, 48, 4 ämusyä somam apibac camusu.
Wie der zweite, so spricht aller Wahrscheinlichkeit nach auch der 25
erste vom Trinkabenteuer des iungen Indra bei Tvastar: werden
wir wirklich diesen Stellen, deren Ausdrucksweise doch offenbar nur
leicht variiert, weil das eine Mal Tristubh- das andre Mal Jagatl-
ausgang verlangt war , mit H. zwei verschiedene Bedeutungen von
camu zuteilen? Die Singularstelle IX, 107, 18 punänds camu hat so
schon H. selbst (S. 169) neben die Pluralstelle IX, 97, 46 pavate
camusu gestellt und anerkannt , daß jener Singular dasselbe be-
deutet wie dieser Plural. Ergiebt sich aus alledem nicht, daß , so
wie punänds camti neben pavate camusu gesagt wurde , es eben
nur auf Zufall — oder vielleicht auf der metrischen Konvenienz — 30
beruhen kann , daß camusu sldati kein singularisches Gegenstück
hat? In der Tat ist camu sldati oder sidati camu oder catnu ä
nf .sidati metrisch unmöglich oder unbequem , wähi-end camusu
sldati^ cam,üsv ä ni sldasi ungemein bequem ist. So ist auch das
mit den dcmi jaghdna verglichenen adhißavanya das sind , wofür Säyana sie
erklärt: uhhß adhisavanaiihalahef Man sehe deren Beschreibung bei Cal and -
Henry I, 103.
1) Allerdings gibt es ein aulfikhalau „Mörser und Stößel" (Maitr. Samh.,
s. H. 170). Wenn ich recht sehe, bedeutet das aber wörtlich: die beiden dem
Mörserapparat angehörigon (gräran). Denn ulii/.liald und mu.^ala werden in
diesem Zusammenhang als zwei grävan vorgestellt. Vgl. Sat. Br. I, 1, 4, 7. Ui,
und aulükhalä grcivänah Äpastaraba MB. II, 20, 34: Sämaveda MB. II, 2, 10.
30*
i
462 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
bequeme kaldsesu sidati (sidasi, sdtta) häufig, während mit dem
an sich ebenfalls häufigen kaldde gerade jene Verbalformen nicht
verbunden werden ^) : sollen wir schließen, daß kaldsa in den Formen
kaldse und kaldsesu Verschiedenes bedeutet ? Und wenn das fünf-
5 malige caniü sutdh {sutdra, sutäh) nach H. kein pluralisches Gegen-
stück hätte — aber wir haben ein solches Gegenstück VIII, 82, 7
in der Tat aufgewiesen — könnte nicht auch jene Ungleichmäßig-
keit auf der gewohnheitsmäßigen Wiederholung einer metrisch be-
quemen Wendung beruhen?
10 Das camü in camü sutdh muß, sagt H. (169), „mit der Soma-
pressung selbst in einem Zusammenhang stehen". Gewiß. Aber
dafür brauchen wir nicht den Somamörser. Sondern dem genügt
auf das ungezwungenste auch die Bedeutung, die in camusu sidati
vorliegt : dort wie hier ist die camu ein Gefäß, in das der gepreßte
15 Soma hineingelangt, ganz so wie kaldsa ein solches Gefäß ist, so-
wohl wenn es heißt IX, 67, 15 7'dsö ''sarji kaldse sutdh, wie wenn
es IX, 84, 4 und öfter heißt kaldsesu sidati. Natürlich ist in camu
sutdh Lokativ des Zieles (Delbrück, Ai. Syntax 121) anzunehmen.
Was für ein Gefäß das ist, welches allein wir unter Ablehnung
20 jeder andern Bedeutung in camu erkennen , fragen wir sogleich.
Vorher muß von G e 1 d n e r 's (a. a. 0.) Behandlung unsres Wortes
die Rede sein. Neben dem Gefäß für die Grahas (1) erkennt auch
er darin noch ein Zweites: im Dual nämlich (2) die beiden Bretter
der Somapresse, dann in weiterem Sinn den ganzen Apparat zur
25 Somabereitung. Beim Gedanken an die Bretter ist ihm — wie
auch fi'üheren Forschern — offenbar Säyaiia maßgebend gewesen,
der an einer Reihe von Stellen camvuh mit adhisavanaphalakayoh
umschreibt. Daß diese Autorität über derartiges nicht entscheidet,
habe ich oft betont und komme hier nicht darauf zurück. Viel-
80 mehr prüfe ich die betreffende Ansicht an den Stellen selbst.
Nur für einige von diesen sagt Geldner, welcher Bedeutung
er sie zurechnet. Hätte er es für alle getan, würden sich die An-
griffspunkte an seiner Auffassung vielleicht vermehrt haben. Aber
auch jetzt treten Bedenken genugsam hervor.
35 Wieder, wie bei H. , werden Stellen, die offenbar zusammen-
gehören, auseinandergerissen — natürlich hier meist andere als dort.
Die Bedeutung „Becher" wird für VIII, 82, 7 angenommen, und
sie oder eine ähnliche muß da wohl angenommen werden , denn
neben camüsu steht caniasesu. Können wir aber das camusu te
40 sutdh dort von dem häutigen camvoh sutdh {sutdm etc.) trennen,
jenes von Bechern , dieses von Brettern verstehen ? Oder will G.
die Stellen mit camvoh sutdh von den übrigen Belegen des Duals
ablösen , um sie auf zwei Becher zu deuten V Seltsam dann , daß
die Dualität, die durch die Bedeutung , Preßbretter " in den Ge-
1) Allordiiips mit Acm Akk. fmdon wir IX, '.»7, 4 // sidati kaldsam,
IX, Kiü, 7 </' kaldmiii sutlith.
Oldenberg, Vedische Untei'sitchungen. 463
brauch von camii eingeführt wird , auch noch unabhängig davon
durch eine zweite , ganz verschiedene Bedeutung eingefühi-t würde.
Soll camvor äsadat IX, 72, 5, wo G. die beiden Bretter versteht,
von den vielen Stellen mit camüsu sidati und ähnlichem getrennt
werden, an denen C4. offenbar, da kein Dual vorliegt, „Becher* 5
übersetzen wird? Wie verhält sich der von Gr. zur Bedeutung 2.
gestellte Vers IX, 107, 10
d soma suvänö ddribhis Uro väräny avydyä \
jdno nd puri camvor visad dhdrih sddo vdnesu dadhise 1|
zu der nicht dualischen Stelle IX , 92 , 2 dcchä nrcdksä asarat lo
pavitre . . . sidan köteva sddane camüsu'} Können wir camvoh
püydmänah IX, 97, 48 (von G. ausdrücklich zu 2. gestellt) von
pavate . . . camusu IX, 97, 46 (in demselben Trca!) und von punä-
nds camtb . . . sidan vdnesu IX, 107, 18, und wiederum diesen Vers
von IX, 72, 5 pavate . . . ver nd drusdc camvor äsadat trennen? 15
Wenn, wie vermutet werden kann, IV, 18, 3 tcdstur ijrhe apibat
sömam indrah . . . camvoh sutdsya von G. zu den andern Dual-
belegen gestellt wird , soll dies von III ,48,4 tvdstäram indro
jamlsähhibhtiyämiisyä sömam apibac camüsu getrennt werden?
Das Band zwischen den Bedeutungen „Becher" und „Preß- 20
brett" bildet nach G. die von ihm angenommene Grundbedeutung
von camü „Holz". Doch die ist offenbar nur ad hoc aufgestellt;
weder finde ich eine Stelle , wo camü das heißt , noch eine dahin
weisende Etymologie. Nach G. bedeutet camüsdd IX, 96, 19;
X,43,4 dopiDelsinnig „im Holz(becher) , auf dem Baum sitzend". 25
An jenen Stellen werden die in den camü sitzenden Somas mit
den auf dem Baum sitzenden Vögeln verglichen. Der Vergleich
erhält seine Pointe daher , daß die camü als hölzern den Bäumen
verwandt, in mystischem Sinn mit ihnen identisch sind (vgl. unten
S. 466). Aber darin liegt offenbar nicht, daß das Wort camü „Baum" so
oder „Holz" bedeutet hätte, wie wohl auch IX, 78, 2 die ddcä hdra-
yas camüsddah kaum auf dem Baum sitzende Pferde sein werden.
Nach all dem lehne ich Geldner's wie Hillebrandt's Zer-
schneidung der Bedeutungen von camü ab. Meinerseits aber darf
ich mich nicht der Aufgabe entziehen , die einheitliche Bedeutung, 35
von der ich überzeugt bin , nunmehr nach Möglichkeit näher zu
präzisieren. Wir haben die Materialien, mit denen geai'beitet werden
muß, noch nicht voll ausgeschöpft. Um die Belege von-c«/««, mit
denen wir uns bis jetzt allein beschäftigt, liegt, von jenen aus in
verschiedenen Richtungen, andres : rgvedische Äußerungen über ver- 40
wandte Utensilien und die mit ihnen zusammenhängenden Ver-
richtungen, dann die massenhaften Details des späteren Rituals, die
uns vor die Frage stellen, ob sie in irgend welchen Zügen mit der
dem Rv. zu entnehmenden Charakteristik der camü zusammenfallen.
Eine Untersuchung des Worts, die diese Anknüpfungspunkte un- 45
benutzt läßt, ist offenbar unvollständig.
464 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
Das Bild , das der Rgveda von den hier für uns wichtigen
Phasen der Somabereituug und den dabei benutzten Gefäßen ergiebt,
scheint mir in seinen Hauptzügen — natürlich versuche ich nicht
alle Details zu erschöpfen — das folgende^).
5 Vor allem kommen drei Gefäße in Frage, in denen der Soma
verweilt oder die er durchläuft; er ist trisadhasthd VIII, 94, 5-).
Welche Gefäße das sind, sagt IX, 103: v. 2 tri sadhdsthä punändh
hrnute hdrih, v. 3 pdri ködam madhusctitam avydye väre arsati.
V. 4 pdri netd matinäm . . . sömah jjunänds canivor visad dhdrih.
10 Schon Hillebrandt (S. 190 Anm. 5) denkt an die Möglichkeit, daß
der Singular von v. 3 und der Dual von v. 4 zusammengenommen
die Dreizahl von v. 2 erklären. Das ist, meine ich, in der Tat der
Fall. Denn es kann kaum Zufall sein, daß den Daten von IX, 103
sich genau IX, 96, 20 vergleicht vfseva yüthCi pdri kösam drsan
15 Icdnikradac camvor ä vivesa. Das Nebeneinanderstehen und die
Zusammengehörigkeit von kösa und camü bestätigt sich auch VIII,
2 , 8 trdyah kösäsa scotanti tisrds camvah stipürnäh : da wird
wohl nicht dieselbe Dreiheit des einen kösa und der beiden camü
hinter einander als die drei köda., die drei camü bezeichnet, sondern
20 es handelt sich um einen Apparat, der zur Bereitung von trdya
indrasya sömäh (v. 7")) gehört.
Der eine köda und die beiden camü nun sind zunächst darin
unterschieden, daß der Soma mit dem ersteren oÖenbar in wesent-
lich vorübergehendere Berührung kommt als mit den letzteren Den
25 kösa umströmt er wie er die Schafhaare umströmt oder durchströmt;
in die camü strömt er hinein , offenbar um zunächst in ihnen zu
bleiben. Ein Blick auf den betreifenden Artikel bei Graßmann
zeigt, wie pdry arsati zwei stehende Objekte hat, varam {vüräni)
und kösam; überhaupt ist, wie schon Hillebrandt (185) gesehen
30 hat, für den kösa die Präposition j^dri charakteristisch. In den
camü dagegen läßt er sich nieder und verharrt dort: IX, 72, 5 V('r
nd drusdc camvor dsadad dhdrih; oft wird er camüsdd genannt.
Eine weitere ebenfalls schon von Hillebrandt bemerkte Eigen-
schaft des kösa., die ihn von den camü unterscheidet, ist, daß er
1( Eiiie Hauptsclnvicrigkeit beim Entwerfen dieses Bildes berulit darauf,
daß die Texte sich oft von der Reihenfolge der einzelnen Vorg.änge emanzipieren.
Wenn es z. B. IX, 86, 20 vom Soma heißt gali hriiväno inrnijam . . . juiri
vciram arßati , darf daraus so wenig gefolgert worden, daß er beim Durch-
fließen des Siebes schon den Milchbeisatz hat, wie man etwa aus IX, 109, lö
gööM/i irltdsyu nrliliih snt(is>/a entnehmen könnte, daß ihm dieser Beisatz
schon im Moment der Pressung beiwohnt.
•J) fi(!lit hierauf auch der triprsthd trivandhurd rälha IX, G'J . IT, in
dem Soma einherfiilirtV
3) Hillebrandt 209 Anm. 2 denkt dabei an den Soma mit den drei Bei-
sätzen von süßer, saurer Milch, Gerste. Mir scheint eine derartige Deutung
im Prinzip durchaus zutrclVeiid, aber warum sollen wir uns nicht an v. 9 halten
und entsprechend an unverraischten Soma und an solchen mit süßer resp. saurer
Milch denken?
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 465
stehend madhusctU heißt (s. die Materialien bei H. 189; vgl. 243).
Im Unterschied von H. glaube ich, daß dabei mddhu als poetische
Bezeichnung von Wasser zu verstehen ist. Wie ganz der Honig
für den Veda — abgesehen etwa vom Asvinkult — im Hintersrund
steht , hat H. selbst zutreffend ausgeführt. Es bedarf aber kaum 5-
der Bemerkung, daß man es liebte das Wasser als mddhu zu ver-
herrlichen (man vergleiche etwa das auf die Einholung des Wassers
zum Somaopfer bezügliche Lied X, 30; mddhu ksaranti shidhavah
I, 90, 6 usw.). Das jmvan kösam madhiisciUam IX, 12, 6, neben
dem samudrdsyadhi vistdpi steht, vergleicht sich dem nadyb ajinvat lo
IX, 9, 4. Daß der kosa, der madhusciit heißt, die Stätte der Ver-
mischung des Soma mit Wasser ist, hat H. selbst (S. 186) hervor-
gehoben. Wir werden weiter unten den kosa dem ädhavamya,
dem Wassermischungsgefäß des späteren Rituals , vergleichen : nun
halte man die mit dem Namen des Ädhavanlya sich zusammen- 15
schließende Wendung i) mddhäv a dhcwatä mddhu IX, 11, 5 {mddhau.
meine ich , auf Wasser bezüglich , mddhu auf den Soma) neben
apsü dhiltdh IX, 62, 5, vgl. X, 104, 2-), em enam apsii dhävata
VIII, 1, 17, etdd vä apäm nämadheyam gühyam ydd ädhävah
Ts. III, 3, 4, 1, mädhvisu (offenbar zu erg. apsü) te sukra sukrdm 20
d dhünomi das.^ III, 3, 3, 1, iäsv (seil, apsu) adhvaryav ädhäven-
dräya somam Sänkh. Sr. VI, 7, 10: wenn zu diesem Spruch die
Variante vorliegt täsv adhvaryo indräya somam sota usw. (Ait.
Br. II, 20), so ergibt sich wohl als Bild des Herganges dies, daß
der Soma gleich anfangs in das Wasser gelangte, in dem das üdha- 25
vana stattfand (vgl. ddrayas tvä hap^ati gor ddhi tvacy äpsti tvä
hdstair duduhur mamshxali IX, 79, 4, tdm tvä hastlno mddhu-
mantam ddribliir dididnty apsü vrsablidm ddsa Icsipah 80, 5).
Ich verweise noch aui apo vdsänah 2)dri kosam arsati IX, 107, 26;
vfseva yäthä 2^dri kosam arsasij apam updsthe vrsabhdh kdni- 30
kradat IX, 76, 5 ; vgl. H. 186.
Der eben beschriebene Vorgang nun geht der Reinigung des
Soma in der Schafhaarseihe voran. Hierfür ist eine Hauptstelle
IX, 74, 9 adbhfh soma paprcändsya te r'dsö 'iv/o caram vi para-
müna dhävati. So wird auch IX, 17, 3 dtyürmih . . . pavitre arsati 35
dahin zu verstehen sein, daß der Soma erst die Wasserwogen durch-
schi-eitet, dann zur Seihe gelangt. Dies Ergebnis wird man dann
leicht in andern Stellen wiederfinden , die bei der Neiuunf der
1) Vgl. Käty. Sr. IX, 5, G ädhavanl iie 'vad/tä)/ädh>i//o.
2) Vgl. über ä-dhäv und dliTdd Hillebrandt s". 2 IG f. Seine Los-
lösung des dhvta (ein Teil der jüngeren Vodate.xtc sagt dafür dhautd) von
a-dhär kann ich nicht annehmen. Das Verb ä-dhäv steht regelmäßig neben
su\ genau so dhiltd neben sutd. Wie ä-dhär so hat auch tlhiitä den Lokativ
apsü neben sich. Man vergleiche das Nebcnoiiuiiulor VIII, 1. 17 von sikd , a
. . .apsü dhdmla, gavi/a väslreva räsdijanttilj mit IX, G2, b apsü dhiitd/j,
sutdh , svädanti gdvali. Wenn da und anderwärts das dhvtdli dem sutah
voransteht, darf darauf in Anbetracht dos S. 4G4 Anni. 1 Bemerkten kein Ge-
wicht gelogt werden.
456 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
vedischen Dichter zur ungenauen Behandlung der Zeitfolge für sich
allein nichts beweisen würden : so IX , 86 , 7 ^^aV« komm arsati,
vfsä pavüram dty eti, v. 8 nadyo vi gähate^ apam ürmim sacate
. . . ctdhy asthcit sänu, vgl. auch daselbst v. 3 ; IX, 2, 5; 78, 1;
5 85, 10; 92, 4; 96, 13; 100, 7. Ungenaue Ausdrucksweise (oder
vielleicht andre Gestalt der betreffenden Verrichtung?) scheint mir
an den Stellen vorzuliegen, die Entgegengesetztes ergeben würden:
IX, 23, 4; 36, 2; 66, 11.
Von der Seihe weiter läuft der Soma in Gefäße , die bald
10 kald^a^ bald camü heißen, und ruischt sich dort mit Milch.
Auf die Berührungen der Termini camü und kalcisa hat schon
H. S. 187 hingedeutet. Sie gehen in der Tat sehr weit. Dem
häufioren camü sutdh, camvoh sutdh steht zur Seite kaldse sutdh
IX, 67, 15, vgl. 63, 3. Wie es vom Soma oft heißt camüsu smati
15 und ähnlich, heißt es ebenso stehend kaldscsu s'idati: von den
Belegstellen dieser Wendung nennt eine zugleich die camü: IX, 86, 47
ydd gobhir indo camvbli samajydsa ä sufändh soma kaldsesu
sidasi. Der Cipürnah kaldsah III, 32, 15 vergleicht sich den cam-
vah siipürnah VIII, 2,8. Zu kaldsäh a vivesa IX, 96, 22 (vgl.
20 62, 19) vgl. camvor d vivesa, camvhr a vUa 96, 20. 21.
Vor allem stimmen kaldsa und camü auch darin , daß der
Soma sich gereinigt hat, wenn er in sie hineinläuft, in ihnen sich
niederläßt. In Bezug auf den kaldsa wird das mehr oder weniger
ausdrücklich gesagt IX, 8, 6; 18, 7; 60, 3; 68, 9; 86, 6. 9. 19. 22;
25 92, 6; 96. 23; 97, 4; 106, 7; vgl. auch 12, 5; 17, 4. In Bezug
auf die camü: IX, 62, 16; 72, 5; 92, 2; 96, 21 ; 97, 37; 99, 6. 8;
103, 4; 107, 10; vgl. auch 36, 1; 97, 2. 46. 48; 107, 18. Weiter
herrscht auch darin Übereinstimmung , daß in kaldia wie cam.ü
Mischung mit Milch stattfindet; vgl. für kaldsa IX, 8, 6; 62, 19;
30 72, 1; 85, 5; 93, 2; 97, 22 (danach 86, 16 zu verstehen) i) , für
camü IX, 86, 47 ; 93, 3.
Ich füge einige Stellen an, aus denen hervorgeht, daß es ein
Holzgefäß ist oder daß es Holzgefäße sind , in die der Soma aus
der Seihe läuft und in denen er sich mit Milch mischt : IX, 7, 6 ;
35 45, 5; 62, 8; 78, 2; 86, 31; 89, 1; 95, 1; 98, 2; 107, 10. 18; bei
den beiden letzten Stellen steht ausdrücklich camü. camvoh dabei.
So gewinnt die beliebte Vergleichung des in den ca7nü oder in
den kaldsa sich niederlassenden Soma mit einem im Wald, auf einem
Baum sich niedei'lassenden Vogel verstärkte Bedeutung.
40 Weiter fühi*e ich zur Bestätigung der hier angenommenen
Reihenfolge der Vorgänge noch einige Stellen an, welche die Älischung
des Soma mit der Milch als das spätere teils gegenüber seiner Ver-
1) Diese Stollen zeigen, wie IX, t)C, 22 aufzufassen ist. Wenn C8, 9; 06, 14
beim kaldsa Wasser und Milch als mit dem Soma vereint erwähnt werden,
braucht nicht gemeint zu sein , daß das Wasser erst im kahi^a beigemischt
wurde.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 467
einigung mit dem Wasser, teils gegenüber der Eeinigung in der
Seihe behandeln: IX, 2, 4; 14, 1—3; 24, 1—2; 26, 1 — 2; 66, 13;
107, 18. — IX, 8, 5; 64, 13; 107, 8-9.
Der bisher von uns beobachteten Übereinstimmung im Auf-
treten von camü und kalcisa steht nun aber ein in die Augen 5
fallender wesentlicher Unterschied beider Begriife gegenüber : kaldsa
erscheint allein im Singular und Plural^), bei camü dagegen ist
der Dual sehr häufig. Wenn mehrfach Himmel und Erde als die
beiden camü benannt werden, zeigt sich der Nachdruck, der auf
diesen dualischen Zug fällt. Die Annahme, daß an der betreifenden 10
Stelle des Ritus von den Einen zwei (oder event. mehrere) camü,
von den Andern etwa mehrere haldsa verwandt wären, ist unzu-
lässig; IX, 86, 47 sehen wir die beiden camü und die kaldsa in
derselben Prozedur erscheinen.
Der Punkt der Untersuchung, an dem wir dieser Frage gegen- 15
übertreten, ist vielleicht der richtige, von der bisher eingehaltenen
Eichtung abgehend nunmehr die Daten des jüngeren Rituals mit
den rgvedischen zu konfrontieren.
Der kaldsa des Rv., sofern er in der Einzahl und in der hier
betrachteten rituellen Umgebung auftritt , stellt sich , meine ich, 20
von selbst zum dronakalasa der Jüngern Veden, in den der Soma
durch das darüber gebreitete Pavitra rinnt, wie es IX, 86, 22 heißt
•pdvasva soma . . . srjänd indo kaldse pavfira ä. Die Ritualtexte
setzen häufig kaldsa für clronakalasa (Caland-Henry I, XXX) ; der
Rv. selbst sagt in demselben Vers (IX, 67, 14) vom Soma a kaldsesu 25
dhävati und abJu drönä kdnikradat. Auf die Übereinstimmiing
der bei dröna und kaldsa erscheinenden Verba weist Hillebrandt
192 hin. Auch Geldner (Gloss.) erklärt k° als dronakalasa.
Die camü finden sich bekanntlich unter diesem Namen in den
späteren Texten nicht wieder. Es liegt nahe, zu erwarten, daß sie 30
es doch , in größerer oder geringerer Identität des Alten und des
Neueren, der Sache nach tun werden. Man hätte offenbar zu fragen,
ob der jüngere Veda Somagefäße kennt, die in nächster Nähe des
Dronakalasa in charakteristischer Zweizahl erscheinen : wo dann
weiter in Frage käme , ob der Plural von camü und von kaldsa 35
etwa jene beiden Gefäße und dazu den Dronakalasa bezeichnet.
Diese Fragestellung scheint die Antwort geradezu aufzudrängen:
der Ädhavanlya und Pütabhrt der jüngeren Texte. Es heißt Maitr.
Sanih. IV, 5, 9 (p. 77, 12. 13): mürdha dronakalasdh kuksf kald-
dau, wo Hillebrandt (187) — ohne an die camü zu denken — -lo
mit Recht den Parallelstellen und der Kommentarliteratur entnimmt,
daß die kalddau Ädhavanlya und Pütabhrt sind-).
1) Der einzige Dualbeleg VI, G9, 2, wo das Götterpaar Indra und Visiiu
kaliiiSä somadhiinä genannt wird, ist irrelevant.
2) So sagt auch der Kommentar zu Käty. Sr. IX, 2, 20. 21 ^ pritalihrtsam-
jnakam mahäkcdasam, ädhuviimyasanijtiakam dritlyiim mahnkalaiioin. Auf
468 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Ich greife , um die stehende Wiederkehi" dieser Zusammen -
Ordnung von Ädhavaniya und Pütabhrt und dann dieser beiden und
des Dronakalasa zu veranschaulichen , aus der großen Masse der
Materialien noch ein paar Stellen heraus.
5 Man blickt an einer bestimmten Stelle des Opfers Pütabhrt
und Ädhavaniya an mit dem Sprach dvau samudrau, den Drona-
kalasa mit dem Spruch dve dradhasi (Äpastamba Sr. XII, 18, 17. 18 ;
Ts. III, 2, 2, 1. 2): darin tritt ebenso die Beiordnung aller drei Ge-
fäße wie die Zusammenschließung von Pütabhrt und Ädhavaniya
10 zu einer engeren Gruppe zu Tage. — Vs. XIX, 27 werden neben-
einander dronakalasa und amhhriuiii (vgl. Sat. Br. IV, 5, 6, 3. 4)
genannt: daß die in diesem Dual zu engerer Einheit zusammen-
gefaßten Gefäße Ädhavaniya und Pütabhrt sind , ergibt sich aus
Käty. Sraut. IX, 7, 13 (vgl. Caland-Henry I, 122 Anm.). — Vs.
15 XVIII , 21 erscheinen nebeneinander imtablift und üdhavamya,
vorher, durch einige Zwischenglieder von ihnen getrennt, der drona-
kalasa. — Äpastamba XII, 2, 10. 12 wird vorgeschrieben, die drei
Gefäße hinzustellen mit drei Teilen eines Spruches (Ts. III , 1 , 6,
1. 2), welche, jeder mit demselben Wort yundjmi anfangend, nach
20 einander Erde, Luftreich und Sörya nennen. — Ts. III, 2, 1, 2. 3:
dronakalasa ädhavanlyah imtahhrt , tun ydd dgrhitvopäkuryät
pdvamänam vi chidyeta; es folgen Sprüche für ihre Berührung.
Trotz dieser Tatsachen glaube ich doch, daß gegen die hier
in Betracht gezogene Identifizierung von Ädhavaniya und Pütabhrt
25 mit den beiden caniu die rituelle Verwendung jener Gefäße ernste
Bedenken erweckt. Wir sahen , daß in die camü der Soma nach
seiner Reinigung kommt. Dies trift't auf den Pütabhrt zu, nicht
auf den Ädhavaniya. Budradatta sagt zu Äpastamba §raut. XII,
2, 12: apfdah somo yasmin samhhriyate sa ädhavaniyah, pütam
30 j/o hibharti sa pütabhrt. Damit ist der Tatbestand des Rituals
zutreflend wiedergegeben; man sehe den Spruch Maitr. Samh. II, 11, 5
pütahhfc ca mA ''pTitahlirc ca me', wo Väj. Sainh. XVIII, 21 für
apütabhft ädhavaniyali setzt, und man vergleiche die Angaben von
Hillebrandt 198.200, Rituallitteratur 129, Caland-Henry
35 1,1 58 ff. Den Ädhavaniya kennzeichnet schon sein Name als für
die Behandlung des Soma mit dem Wasser in Betracht kommend ').
Wir haben oben gesehen , daß im Rgveda das hierfür verwandte
Gefäß der kösa ist, den die auf ihn bezügliche Phraseologie von
den camü und dem kald^a durchaus trennt. Auch darin sind
40 Ädhavaniya und Pütabhrt von den camü unterschieden , daß jene
minmayau sind (Rudradatta a. a. 0.), diese hölzern.
So bleilit, meine ich, nichts andres übrig als zwischen rgvedischem
und späterem Zustand eine Verschiedenheit anzunehmen, wie sie ja
dig Drcihoit von Dronakalaia PQtabliit AdliavanTya nimmt Säyana in der Er-
klärung von VIII, 2, 8 Hozuj; (s. auch Ilillebr. 185 Anm. 2).
1) Vgl. Hillobrandt 198. 2 13 f.
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 469
in derarticren rituellen Verhältnissen und der auf sie bezücrlichen
Tex'minologie (man denke etwa an den Wandel der Bedeutung von
svciru) vielfach begegnet. Ohne mir zu verbergen , daß hier über
Vermutungen nicht hinauszukommen ist, versuche ich, mir von der
betreffenden Verschiebung etwa folgendes Bild zu machen. 5
Zur rgvedischen Zeit wurde der gepreßte Soma zuerst im Kosa
mit Wasser behandelt; dann lief er durch die Seihe in zwei offen-
bar einander gleiche oder sehr ähnliche Holzgefäße camü ^), wo er
mit Milch versetzt wurde, um dann im Verlauf des Opfers in andern
Gefäßen seiner weiteren Bestimmung zugeführt zu werden. Eine lo
allgemeinere Bezeichnung für Gefäße verschiedener Art war kalcisa.
So konnte man sagen, daß der gereinigte Soma in den kaldsa (Sing.)
oder in die kaldsa (Plur.) gelangte , während , wenn man speziell
an die beiden zunächst in Betracht kommenden und wichtigsten
dieser Gefäße dachte , man nicht von zwei kaldsa sprach , sondern 15
die jenen eigentümliche Bezeichnung camü (Dual) wählte -) , die
dann auch im Plural , wie der Plural von kaldsa , für die ganze
Masse der zur Verwendung gelangenden Gefäße gebraucht werden
konnte.
Dann verschob sich dieser Zustand, indem man — wir können 20
natürlich nicht sagen aus welchen Gründen — die eine der beiden
camü nicht mehr der andern, sondern dem kösa, der jetzt Ädha-
vanlya hieß, ähnlich machte. So bildeten unter den drei Gefäßen
auch jetzt zwei ein Paar, aber in andrer Kombination als früher.
Der Name camü , dessen beide Träger jetzt nicht mehr einander 25
glichen , verschwand. Die eine camü , die nach wie vor hölzern
blieb, wurde dronakaldsa genannt, die andere, jetzt irdene, pütabhft.
Die gleichartige Verwendung dieser beiden, in der sie sich als die
1) Hat diese Zweiheit etwas mit verschiedener, etwa auf «67V-13eimiscliung
beruhender Beschaffenheit des Soma in den beiden (Gefäßen zu tun? Ich er-
innere an die drei camvah und die drei verschiedenen Somas VIII , 2 , 7 — 9
(oben S. 4G4 Anm. 3). Gehört es hierher, wenn später der im Dronakalasa
befindliche Soma den Namen ^aJcra fuhrt und nach bestimmten Regeln seine
Rolle gegenüber der des Soma im Pütabhrt abgegrenzt ist (Kätyäyana Sr. IX,
5, 19; Caland-Honry I, 206)? DaÜ Droiiakala.'<a und I'ütabhrt den alten beiden
camü entsprechen, yorsucho ich sogleich wahrscheinlich zu macheu. Bezieht
sich IX, 4G, 4 b auf Füllung der beiden camV mit verschiodeuera resp. zu ver-
schiedener weiterer Behandlung bestimmtem Soma?
2) Die Gesamtheit unserer Ausfüiirungen ergibt, daß die Stelle des Opfer-
apparats, auf die wir bei der Untersuchung von caniA geführt werden, nicht
die ist, an die Hillebrandt dachte. Dieser (S. 165) entnahm dem Vers
X, 91, 15, daß caniTi ein Gefäß zum Opfern des Soma sei, und dachte daher
an die Grahapätra des spätem Rituals. Aber wenn es dort heißt äliäri/ agne
h/ivir äsi/c le sruch'a ghrtdni camvlva sömah, so braucht das, wie nun ein-
mal rgvedische Vergleiche aussehen, für camü nicht zu ergeben, daß der Soma
damit geopfert wurde; es genügt, wenn er sicli darin befand. Die Zeugnisse
über camü scheinen mir weitaus entschiedener auf die Zubereitung als auf die
Opferung des Soma hinzuweisen. Wenn Indra bei Tvastar den Soma aus den
cauid trank, so wird das ein Gowaltstreich dos Jungen Gottes gewesen sein, wie
wenn man Wein aus dem Faß statt aus dem (Jlase trinken wollte.
470 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Nachkommen der alten beiden camä zu erweisen scheinen , zeigt
sich im Ritual deutlich i).
Der Wunsch nach vollkommener Sicherheit wie nach eleganter
Einfachheit der Ergebnisse bleibt bei dieser Annahme allerdings
5 unbefriedicrt. Vielleicht kommen Andere weiter. Soviel aber scheint
mir festzustehen , daß die gegen die Vervielfältigung der Wort-
bedeutungen sich richtende Tendenz auch in Bezug auf camu sich
bewährt. Allein Somagefäße — wie sich die auch zu den Soma-
gefäßen des spätem Rituals verhalten mögen — sind uns bei dieser
10 Untersuchung begegnet, nicht Mörser und nicht Preßbretter.
25. asa^cdt, dsascat^ dsascusi.
Über diese Worte scheint mir auch durch Bergaigne (Etudes,
Journ. asiatique VIII , 4 , 508 f.) nicht volles Licht geschaffen zu
sein. Es ist lehrreich zu beobachten , wie hier — wenigstens
15 der Wahrscheinlichkeit nach darf so geurteilt werden — B.'s so
berechtigtes Streben nach Vereinfachung des Wörterbuchs seine
Schranken findet.
Zunächst muß m. E. entschiedener, als bisher geschehen, betont
werden , daß in den Belegen der Vorstellungskreis von Kuh und
20 Melken auf das stärkste hervortritt. Wir finden in diesen Belegen
dhemi, dhenumdti II, 32, 3; VIII, 31, 4; X, 69, 8; pipynsi pipdyat
pdyasvaü II, 32 , 3 ; III, 57, 6; VI, 70, 2; IX, 86, 18;' das Verb
duh^ dühänä sudiujhä sabardJaik II, 32, 3; VI, 70, 2; VIII, 31, 4;
IX, 85, 10; 86, 18; X, 69, 8; dharä bhüridhära iatddhära sahd-
25 tn-adhära III, 57, 6 ; VI , 70 , 2 : IX, 57, 1 ; 62 , 28 ; 73,4; 74,6;
86, 27.
Weiter ist festzustellen, daß dsascat, stets im Fem. dsascantt
vorliegend , und dsasciisl regelmäßige Determinativkoraposita des
Partizips mit der Negation sind (vgl. Knauer, KZ. 27, 19 f.).
30 asascdt dagegen wird durch den Akzent (Wackernagel, II, 295)
deutlich als Bahuvrihi gekennzeichnet '^) ; dazu stimmt, daß es, häufig
in femininischer Verwendung belegt, doch kein Fem. auf ■^ bildet
(dkenuni asa^cdtam u. dgl.). Daß es sich bei dsa^rat und asa^t dt
um denselben Vorstellungsinhalt handelt, zeigt ein Blick auf die
35 Belege ; offenbar aber ist , dem Unterschied der Kompositenklasse
entsprechend , dieser Inhalt beidemal in etwas verschiedener Form
gefaßt.
Das Schlußglied des Bahuvrihi, sa^cdf, liegt I, 42, 7 : III, 9, 4 ;
\ll,y7, 4 vor. Daß diese Stellen in denselben Vorstellungskreis
40 wie die jener negativen Komposita einzubeziehen sind , wird von
1) Ausbreitung der Seilio über dem Droiiakalasii: C'Hliiiid-IIenry I, 15!> etc.;
über dorn Putiibliit: dnsolbst lC!t. 177 etc.; gleicliurtigo Funktion beider Gefäße
neben einander: daselbst '206. 235 f.; Weber, Ind. Stud. X, 384. 385. 387;
yajnesvarusarman bei llillebrandt 199 Anm. 1.
2) Anders Knauer 57, Wackernagel II, 21G.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 471
Bergaigne nicht genügend gewürdigt. Es scheint doch an sich klar
und wird zum Überfluß durch das Auftreten von dti sridhah neben
dti sascdtah III ,9,4 — vgl. asridham neben yä . . . dsascusl
IX, 86, 18 — bestätigt.
Längst ist das zu all dem gehörige Verbum finitum in VIII, 5
51,7 kadä cand starir asi nendra sascasi däsüse evkanut^). Wie
wir für den Vorstellungskreis jener verneinenden Zusammensetzungen
dhemi usw. charakteristisch fanden , so erscheint hier , genau ent-
sprechend, das Gegenteil von dhemi, stari, mit der Negation.
Ich glaube dem hier besprochenen Kreise von Stellen schließ- lo
lieh noch die folgenden zwei — nach dem Vorgang von Böht-
lingk-Roth bezw. Job. Schmidt (Kritik der Sonantentheorie 64,
KZ. 25, 71) — mit Sicherheit zurechnen zu dürfen: I, 117,20
ddhenum dasrä staryarn visaktäm dpinvatam saydve asvinä gävi ;
VI, 63, 8 dhenüm na isam finvatam dsakräm. Die Umgebung, i5
in der visaktäm (das danach zu sac zu stellen ist) und dsakräm
steht, stimmt in der Tat auf das schlagendste zu derjenigen der
a^asca^Belege : an beiden Stellen haben wir die Vorstellung der
dhenü und das Y erh pinv- ; an der ersten auch stari wie VIII, 51, 7;
an der zweiten handelt es sich um die is, welche IX, 86, 18 pipyüsl 20
und dsascusl heißt (vgl. auch die üä dhenumdü^ die dsascantl ist,
VIII, 31, 4)-). Caland, den ich befragte, ob ihm aus der Ritual-
literatur hierher gehörige Ausdrücke bekannt sind, antwortete ver-
neinend.
Den Eindruck Bergaigne 's, daß dies sas'casi formell mit 25
dem sonst geläufigen sascati identisch ist, wird man in Anbetracht
der Seltenheit dieser Präsensbildung das gebührende Gewicht bei-
legen. Aber wie ist die Bedeutung zu vermitteln?
Bergaigne denkt bei VIII, 51, 7 an „tu ne te mets pas ä la
suite' du sacrificateur" in dem Sinn von „tvi n'attends pas qu'il 30
demande". Daß das eine Verlegenheitshypothese ist, sagt er selbst.
Und ich glaube , die bisherigen Ausführungen erweisen deutlich
genug den engen Zusammenhang der betreffenden Ausdrücke mit
1) Darf liierher wegen der oben hervorgehobenen stehenden Vorbindung
dieser Wortgruppo mit dharä auch Ts. III, 3, 3, 2 diru dhtira iisdi'catd ge-
zogen werden? Ich glaube nicht; vgl. Jlaitr. Sainli. 11,7, IG (p. 100,4).
2) dslcra, von Joh. Schmidt a. a. O und Osthoff, Arch. für Kel.
VIII, 62 f., zu sac gestellt, steht III. C, 4' in auffallender Niilie von Sabardüghe
dhcnii. Ich sehe doch nicht, wie os mit den hier besiirochciicn Ausdrücken in
Verbindung gebracht werden kann; es drückt etwas Günstiges, keine Hemmung
aus. Wenn auch der Akzent befremdet, wird doch dem dreimal überlieferten
Wort gegenüber die Vermutung äsicra ausgeschlossen sein (die Variante äskrä{/i)
TB. II, 8, G, 3 ist irrelevant). Nicht sicher läßt sich ausmachen, ob die ä.iakti,
die X, 85, 28 (mit Parallelen Av. XIV, 1, 2G und in der Gihyaliteratur) bei der
Hochzeit vertrieben wird, hierher oder (wohl wahrscheinlicher) zu ä-sduj gehört;
ich verweise über den betreftenden Gebrauch auf Winternitz, Altind. Hoch-
zeitsrituell G7 und namentlich Z a ch ar i a e , WZKM. XVH, 144 11'. 211. Schwer-
lich hierher zu ziehen ist säkmifiiiu göh Hl, 38, 7.
472 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
dem Vorstellungskreis des Melkens u. dgl. , um jene Vermutung
auszuschließen.
Soll man vielleicht bei Wurzel sac hier an verfolgende , sich
anheftende böse Wesen denken (vgl. VII, 61, 5 ch-i'ihah sacante
.-, dnrtä jdnänäm usw.) ? Damit wäre sascdt und asascdt gut er-
klärt. Jenes wäre Bezeichnung schädlicher Mächte , die sich —
ausschließlich oder vorwiegend — in den Kühen einnisten und deren
Milchproduktion stören. Daß das alte Indien an Mächte dieser
Art glaubte, ist selbstverständlich, übrigens auch ausdrücklich be-
10 zeugt (meine Rel. des Veda 272). asascdt wären dann Kühe, ihnen
vei'wandte Wesen , von ihnen ausgehende Milchströme , die von
solchen sascdtah frei sind. Aber man gerät in Schwierigkeit bei
dsascantl ^ dsakrä'^) , sascasi. Denn der Gebrauch dieser Worte
zeigt mit großer Wahrscheinlichkeit , daß als das Wesen , welches
ibsascati, nicht der Kobold zu denken ist, sondern die Kuh, ihr
Milchstrom , oder was sonst einherströmt oder Ströme entsendet.
Von Indra, sofern er nicht stari ist, heißt es ja nd sascasi VIII,
71, 7; dsascantl, dsasciisi, ctsakrä ist III, 57, 6 die dhärä, IX, 86, 18
die {s, ebenso VI, 63, 8 die mit einer dhenü verglichene w, VIII,
20 31, 4 die tlä dhenumdü, VI, 70, 2 die als Kühe gedachten rödasl.
So ist, meine ich, für sascasi in diesem Sinn die Auffassung als
,du stockst", ,du bist versiegt" oder ähnlich schwer abzuweisen-).
Daß dies aus dem geläufigeren Sinn von sascati durch Vermittelung
der Vorstellung des Festhaftens, Anklebens u. dgl. herzuleiten ist,
25 möchte ich bezweifeln ; der betreflPende Bedeutungsübergang erseheint
als recht gezwungen. So wird schließlich doch, meine ich, Trennung
von jenem sascati das Wahrscheinliche bleiben, wo sich dann, wie
längst erkannt ist , etymologische Verknüpfung mit Worten ver-
wandter Sprachen von der Bedeutung „trocken sein, versiegen"
30 leicht darbietet: man denke an lit. s^kti „versiegen, vertrocknen",
vielleicht auch — doch ist dies recht zweifelhaft — an griech.
aOTceTog (ursprünglich „un versieglieh " ??); vgl. Fick, Vgl. Wörterb.
I*, 560, Bartholomae, IF. 7, 90, Anm. 1. Verwandtschaft mit
irisch sesc „trocken", seisc „unfruchtbare Kuh" (Pedersen, KZ.
35 38, 389) scheint minder glaublich (vgl. Bartholomae, KZ. 29, 525;
Walde, Lat. etym. WB. unter stccus). Siehe zu der Frage auch
Brugmann, Grundriß 11-, S. 130. In jedem Fall muß dann
weiter sascdt (vgl. vahdt, sravdt) die Stockung oder das Versiegen
1) Dies ist offenbar Karmadliäraya, nicht Bahuvnlii; vj;l. Knauor, KZ.
27, 47 f.
2) Oder ist denkbar, daß der Gebraucli von xnc- hier im iiirrthäia sa-
cantäm, dstitä sacunthni , Uinuisä sacantäia anzuschließen wäre, so daß es
sich um Kühe usw. hnndolto, die einer schädlichen Wesenheit anheiinpefallen
sind (also ähnlich wie hei der vorher erwähnten Auflassung, nur in umgekehrter
Richtung angesehen) V Diese Wesenheit wäre stehend (aus abergläubischer Uück-
sicht?) unbozeichnet gohliobon. sascät wäre dann das Anheimfallen an eine der-
artige Wesenheit. Für wahrscheinlich halte ich das Alles nicht.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 473
einer Flüssigkeit, speziell der Milch i-esp. der mit ihr verglichenen
Güter sein; wie gut das besonders VII, 97, 4 paßt, ist klar, asascdt
ist, wer mit solchem Schaden nicht behaftet ist '). Wenn in zwei
ÄprTstellen (I, 13, 6; 142, 6, unter einander so nahe stehend, daß
sie als ein Beleg gerechnet werden können) , die göttlichen Tore 5
so heißen , bedenke man , daß gleichfalls in ÄprTliedern von eben
diesen gesagt wird VII, 2, 5 sisum nd mätdrä rihäne ^ I, 188, 5
diiro ghrtüny aksaran. asascdtah sind auch die himmlischen Ströme
IT, 25, 4. M. E. mit Unrecht aber beziehen Einige auf die Ströme
IX, 73, 4; 74, 6; 85, 10. An der letzten Stelle werden als Subjekt lo
ausdrücklich die venäh genannt, und die genaue Übereinstimmung
des Ausdrucks läßt keinen Zweifel, daß eben diese Genien, männ-
lich bezw. weiblich gedacht, auch an den beiden andern Stellen
gemeint sind.
26. isti^ esa. i5
Es handelt sich bei t'sti darum, Zugehörigkeit zu ydjati, icchdti
oder isyati {isnäti) zu ermitteln; gegen das letztgenannte Verb
entscheidet nicht, daß bei ihm Äe^ Wurzel vorliegt.
Auf icchdti deutet zunächst die klare Zugehörigkeit von
gdvisti (dsvamisii, pdsvaisti) zu diesem Verb. Man bemerke, daß 20
bei isti wie bei gdvisti Neigung zum Dativ hervortritt-). Mit
IX, 108, 10 jinvä gdvistaye dhiyah vergleicht sich I, 112, 2 yäbhir
dhtyö ^vathah kdrmann istdye'-^).
Von der letzterwähnten Stelle wird Niemand die unmittelbar
benachbarte trennen I, 112, 1 lle . . . agmm gharmdm surilcam 25
yämann istdye^ und mit dieser wiederum gehört zusammen V, 44, 4
prd va ete suyiijo yümann istdye niclr annismai yaviya rtävf-
dhah, suydntubhih sarvasüsair abhisuhlüh Icrfvir namäni pravam''
7nusäyati. Ehe wir auf diese Stellen näher eingehen, machen wir
dafür, daß bei yCvmann istdye an icchdti oder doch jedenfalls nicht so
an isnäti zu denken ist, die bestätigende Pai'allele IX, 88, 3 geltend
väyur nd yo niyutväri istdyämä: andernfalls hieße es *isitdyämä.
Neben dieser Stelle sei hier auch gleich VIT, 92, 3 erwähnt prd
yäbhir yclsi däsvamsam dcchä niyudbhir väyov isfa'yc duronS:
wie IX, 88, 3 sind hier die Elemente väyu, niyiit , yä und istd- 35
resp. istdye mit einander vereint, so daß über die Trennung dieses
1) Nach dem Ausgefülirten bedarf Geldner's (Glossar) Übersetzung von
sascät „Hemmnis, Schwierigkeit, Klippe, Gefahr" und seine von „nicht ver-
weigernd" resp. „sieh nicht sperrend" (Gloss. S. 218) ausgehende Bedeutungs-
anordnung für die von ihm untereinander gleichgesetzten Worte asar^cat und
(isfii^Cdt keiner näheren Prüfung.
2) Es überrascht, beläufig bemerkt, daß das nicht auch von dem vielmehr
den Loc. pl. bevorzugenden divinti gilt. Man wird die? doch nicht von gänsti
trennen.
3) Auch, mit einem andern, weiterliin zu erörternden Kompositum, Vlll.
86, 2 dhiijmii dadat/iur vdsymsta ye.
474 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
isfdye von isndti und docli wohl auch über seine Zugehörigkeit zu
icchdti kaum Zweifel bleibt. Wir schließen aus der Vergleichung
von VII, 92, 3, daß in der Benennung Väyu's IX, 88, 3 als istdyäniä
daß ydman auf sein Einherziehen (er ist ja auch dyutddyämä
6 VI, 94, 4), nicht auf Bittgänge der Frommen geht. Väyu fährt
mit seinem Vielgespann um für den Frommen Güter zu erstreben
{ydsi . . . istdye) ; daher ist er istdyämä d. h. eine Fahrt tuend, die
sich auf das istdm richtet, man könnte auch sagen die istdye
geschieht^). Väyu wird auch sonst noch zur isti in Beziehung
10 gesetzt. Man ruft Soma an IX, 97, 42 tndtsi väydm istdye rädhase
ca: diese von Väyu zu betreibende, neben rädhas genannte istt
ist offenbar, mit einem weiterhin zu besprechenden Ausdruck, eine
vdsyaisti. ein Suchen nach der Erlangung vdsvah . . . radhyasya
(X, 77, 6). In dem oft wiederholten Verse Av. VII, 4, 1 wird zu
15 Väyu gesagt: mit deinen vielen Rossen istdye . . . vahase. Der-
selbe Gott ist krandddisti Rv. X, 100, 2, wohl „unter Gebrüll sein
Suchen betreibend" (vgl. I, 36, 8 krdndad dsvo gdvistisu; ich ver-
weise über dies Wort und über bhandddistl auf Wackernagel,
Ai. Gramm. II, 292. 319). Das hier überall gemeinte Suchen des
20 Gottes nach Gütern natürlich im Interesse des Menschen (vgl. z. B.
VII, 102, 1 von Parjanya: sd no ydoasam icchatu) kann offenbar
auch mit gleichartigem Suchen des Menschen selbst, welches der Gott
begünstigt, alternieren. Es hieße pedantisch allzu enge Schranken
setzen, wollte man die Anerkennung der einen Auffassung zur Aus-
25 schließungr der andern machen. So werden wir an der noch übrig
bleibenden Stelle über Väyu X, 92, 13 /»ra nah püsä cardtham
visvddevyo ^pavi ndpäd avatu väyiir istdye kein Bedenken tragen,
Väyu als den Begünstiger des Beters bei dessen Suchen nach Gütern
zu verstehen '^).
30 Wir kehren nach Erledigung dieser Stellen zu I, 112, 1 und
V, 44, 4 zurück. I, 112, 1 verstehe ich, daß der Sänger Agni
preist „damit er auf seiner Fahrt (nach Gütern) suche". Dunkel
ist die zweite Stelle : bei ihrer Zugehörigkeit zu dem schlimmen
Lied V, 44 kein Wunder. Ich gebe kurz meine Vermutung, deren
05 Unsicherheit ich nicht verkenne. „Vorwärts für euch (L)at. ethicus
des ZDMG. LIX, 362 besprochenen Typus) mögen diese wohhm-
geschirrten , auf ihrer Fahrt um (nach Gütern) zu suchen , jenem
die sich abwärts bewegenden , das Recht mehrenden Zwillings-
1) Hier sei auf Ts. lll , 2, 8, 4 ütcna yamann äiiuitini jahätu scdj liiu-
gewiesen.
2) Geldnor, Vod. Stud. Jll, 117 übersetzt: „Uiiseni Wojj soll . . . Väyu
nach Wunsch bohüten" ; ^ißldi/e wohl := kttmUi/a* . Ich denke, die i^ti ist
nicht der Wunsch nach (göttlichem Schutz, sondern die liowenung des Suchens,
die auf dem f;ott(^cschützten Wege vorwärts gehen wird. — Der Vers geht weiter
ütniiinain r^iniju ablii luitcun arcata tdd ah-iitä sufuwä ijumani Nrutam.
Da haben wir diflit hinteroinuiidor zwei der mit isiäi/e stellend zusammcn-
gehöreoden Vorstellungen; man denke an vdaya'tstdi/e und yamann üliiye.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 475
Schwestern (bringen)". Die nlclr . . . yamya rtavfdhah sind offenbar
die Wasser. Dann liegt es nahe amüsmai vom Soma zu verstehen
und der Bemerkung Ludwig's (IV, 210) Recht zu geben: „Die
Strophe behandelt wohl das aponaptriyam ; die s^iyujah sind die
Priester" ^). Diese sind mit angeschirrten Rossen verglichen : ihr 5
Gang ist entsprechend ein yüman. Dazu stimmt , meine ich , in
der zweiten Vershälfte krivih , das , was auch die Wortbedeutung
sein mag (an „Schlauch" oder dgl. glaube ich nicht), sehr wohl
auf Soma gehen kann (vgl. IX, 9, 6, wo ebenfalls von Soma's Ver-
hältnis zu den Wassern die Rede zu sein scheint. pravanS paßt lo
gut zu diesem Vorstellungskreis , vgl. IX . 69, 7) : wird vom Soma
gesagt , daß er den mit ihm sich mischenden Wassern den Namen
raubt, d. h. diese in solcher Vermischung aufhören Wasser zu heißen?
Kann nun vielleicht das Band, daß alle diese Materialien an
icchdti vielmehr als an ydjati bindet, lose scheinen, so werden zu seiner i5
Verstärkung die nunmehr zu betrachtenden Verhältnisse beitragen.
Zu den besprochenen beiden Stellen von I, 112 stehen in einer
Nachbarschaft, welche Loslösung als gewaltsam erscheinen läßt, die
folgenden beiden von I, 113: Usas hat alle Wesen erweckt, v. 5
äbhogdya istdye räyd u tvam^ v. 6 istdye tvam drtham iva tvavi 20
ityai. In v. 5 wird istdye dem icchdti zugewiesen durch die Parallele
aus derselben Hymnengi'uppe I, 110, 2 äbhogdyam prd ydd icchdnta
aitana. In v. 6 paßt das artliam ifyaf evidentermaßen zur gleichen
Auffassung. Es ist klar, daß da mit istdye gemeint ist, was auch
— wir berührten dies Kompositum schon oben — vdsyaistaye 20
heißt (drei Belege, sämtlich mit dem auch für isti charakteristischen
Dativ). Dies Wort seinerseits wird — doch dessen bedürfte es ja
nicht — mit 2ccZ((77i zusammengehalten durch I, 109, 1 vdsya icchdn
(auch Av. VII, 103, 1). Im Vorübergehen sei auf die in prähisto-
rische Zeit zurückführende Übereinstimmung dieses vdsyaistaye mit 30
dem avestischen istäe vanhanliqm Yasna 60 , 4 (auch der Kasus
derselbe !) hingewiesen.
Außerhalb der dativischen Belege ist für die Zugehörigkeit
von isti zu icchdti noch bezeichnend 1,62,3 indras]jä iigirasäm
cesUni viddt sardniä tdnayäya dhäsim; vid „finden" ist ja das 35
stehende Korrelat von is „suchen". Mit dieser Stelle dürfen wir
VI, 11, 3 zusammenordnen, wo gleichfalls die Angiras neben dem
Loc. istaii genannt sind: vt^pistho diigirasäm ydd dha vipro mddhu
chando bhdnati rebhd istati.
1) Daß auf die Spliäro dos Ojifers sidi auch die vorangehenden Verso
beziehen, ist bei all ihrer Dunkelheit doch höchst wahrscheinlich. Der nächst-
folgende Vers (5) scheint mir bei genau denselben Vorstellungen zu verweilen,
die wir hier für v. 4 annehmen. Es ist darin die Kedo vom sutegrih und den
dhäravälcä, dem Priester, der in dem gepreßten Soma die Grahns sehöiift, und
den Litaneien bei dessen llcrabströmen, dann von den cittägdrhhäh, den jnUnl/i,
denen er (Soma) beim Opfer eiitgegunwächst, d. h. den Wassern, deren Leibes-
frucht (Agni) hell sichtbar ist.
Zeitschrift der D.M. Ct. Bd. I.XII. 31
476 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Bei so vielen Anknüpfungen des istC an icckdti nun wird man,
sofern nicht starke Hinweisungen auf Andres vorliegen, sich dem
Versuch zuneigen, mit dieser einen Deutung des Worts überall aus-
zureichen. Die Natur der Sache schließt ja absolute Gewißheit aus.
5 Erhebliche Wahrscheinlichkeit, glaube ich, kommt dieser Auffassung
doch zu. Um so mehr, als für das Derivat der Wurzel yaj , auf
die einige Stellen hinzuweisen scheinen könnten, die jüngeren Veden
die Gestalt fsti ergeben, die denn auch im Rv. zweimal (I, 166, 14;
X, 169, 2), ungezwungen auf Wurzel yaj beziehbar, vorliegt.
10 Von jenen Indizien, die für sich allein betrachtet bei einzelnen
Belegen von isti auf Wurzel yaj deuten würden, finde ich die
folgenden.
II, 1, 9 todm agne pitdram isttbhir ndras tcäm bhrätraya
sdmyä tanürücam. Man erinnert sich der häufigen Parallelität der
15 Verba yaj und dam. Im Übrigen indessen genügt Anknüpfung an
icchdti durchaus.
Das Kompositum sadhadisti kann man mit yajndsya sädha-
nah , yajnasddh usw. zusammenstellen wollen. Die Möglichkeit
bleibt, in dem -istt vielmehr isti als istt zu sehen. Der Gesamt-
20 eindruck der rcfvedischen Materialien deutet doch eher auf istf.
Und nichts hindert dies als „Suchen" zu verstehen. Vgl. VI, 56, 5
gave.mnam . . . sisadho gandm.
I, 125, 3 äyam adyd sukftam prütdr icchdnn isteJi putrdm
vdsumafä rdthena. In Folgenden wird der prndn verherrlicht, der
25 zugleich ijänd und /jalcsydmäna ist (v. 4 ; vgl. das Kompositum
istäpürtd.^ dessen erster Bestandteil ja ohne jeden Zweifel zu Wurzel
yaj gehört). Das in jedem Fall eigentümliche isteh putrdvi werden
wir dadurch doch nicht gehindert zu icckdti zu stellen. Das Leit-
motiv des Suchens kommt in dem Vers auch durch icchdn (vgl.
30 X, 117, 4) zum Ausdruck. Ist isteh putrdh ein Sohn, der dem
Suchen, Verlangen der Eltern zuteil geworden? Gehört hierher
IV, 6, 7 na mätdräpifdrä nu cid istaü? — sodann mdnasä putrdm
icchdntl Av. XI, 9, 8, putraisanä Sat. Br., yam nv imam putram
icchanti Alt. Br. VII, 13?
35 Alle übrigen Materialien fügen sich ohne weiteres der An-
knüpfung an iccluiti, ohne ihrerseits zu dem betreftenden Nachweis
beizutragen. Nur über Einzelnes einige Bemerkungen.
Sehr dunkel ist, einem Agnilied angeliörend , X, 115, 4 vf
ydsya te jrayasändsyujara dhdicsor nd vätäh pdri sdnty dcyutäh,
•10 d ranväso yui/udhayo nd satoandin tritdm nasanta prd sisdnta
i.stdye; vgl. Macdonell, JRAS. 1893, 445. Ich vermute, daß
im zweiten Hemistich von den Flammen Agni's {oiitäh gehört, meine
ich, dem Vergleich an) gesagt ist: ,die erfreulichen haben, wie
Kämpfer einen Kriegshelden, den Trita erreicht, ihn anweisend zum
•i:. Suchen". Ich muß darauf verzichten, Konkretes zu ermitteln, und
mich damit begnügen, zu den Worten prd ditidnta i'yfdye I, 145, 1
(von Agni) zu stellen : tdamin santi pradfsas tdsminn i.stdyah.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 477
Unter einander gehören zusammen I, 30, 12 (an Indra) tdtkä
krnu ydthä ta usmds'istdye^ I, 129, 4 asmäkam va indram usma-
sistdye, V, 74, 3 (an die Asvin) vaydm oäm usmasistdye: vgl. zu
den Stellen Wolff, KZ. 39, 494 f.'; Delbrück, AiV Syntax 424.
Der Beter richtet an den Gott seine Wünsche , damit dieser zu 5
seinen Gunsten vdsydisti oder dergleichen betreibe.
Wieder untereinander gehören zusammen VI, 70, 4 (von Himmel
und Erde) te kl vtprä llate sumndm i'stdye ; X , 36 , 6 (an die
Asvin) yajndm asmäkam . . . jlrddhvaram hrnutam sumndm istdye.
Ich verstehe : ihr (bezw. euer) Wohlwollen zu erstreben ; vgl. etwa lo
I, 107, 1 yajno devdnäm -prdty eti suTnndm.
Wenn mehreremal gesagt wird jusetam {jusethäm) yajndm
istdye V, 72, 3; 78, 3: VIII, 38, 4, so scheint mir das zu heißen,
daß das Wohlgefallen der Götter am Opfer die isti der Menschen
oder der für sie wirkenden Götter fördern soll^). — X, 49, 9 (Indra i5
spricht) yudhd vidam mdnave gätiim istdye: ist gemeint, daß der
Gott für den Menschen , für dessen Suchen (nach gätü) , den gätu
findet (vgl die häufige Wendung gätmn icchd- , G e 1 d n e r , Ved.
Stud. I, 161 f.), oder daß er ihm den gätil findet für sein Suchen
(nach Gütern u. dgl.) y 20
Die übrigen Belegstellen von istf und seinen Zusammensetzungen
dürfen, denke ich, übergangen werden. Nur sei über den Vokativ
iste auf ZDMG. LV, 296 verwiesen ; jedoch wird vielmehr , Streben"
(resp. personifiziert , Strebender") als „Antrieb" zu übersetzen sein;
so wird ja aruch II, 6, 2 Agni als dsvamiste-) angerufen. EndHch 25
istäsvah I, 122, 13 scheint im Hinblick auf dsvamisti nicht eiwent-
lieh zu bedeuten „dessen Rosse seinem Wunsch entsprechen", sondern
„der (mit Erfolg) sein Streben auf Rosse gerichtet hat" ; entsijrechend
istdrasmih.
Anhangsweise sei die Frage aufgeworfen , ob nicht wie isti 30
auch esa (vgl. das avestische aesa) überall zu icchdti zu stellen ist.
Bei gdvcLm ese X , 48, 9 wird man wegen gav^sana usw. das
nicht bezweifeln, und räyd <ise V, 41, 5. 8'^) davon abzulösen ist
kein Grund vorhanden. Auch über die Zusammeusetzuntren handhvesS
V, 52, 16, sravaese V, 66, 5 kann kein Zweifel sein. Allein übrig 35
bleibt V, 66^ 3 = 86, 4 tu väm ese rdthänäm usw. Isoliert be-
1) Geldner, Glossar s. v. isti g\ht diesen Stelion die Bedeutung „Auf-
suchen, Besuchen" und läßt den Akk. von ist(h/e abhängen. Ich meine, er
hängt von Jusethäm ab, vgl. jusethäm i/ajn(hn II, .'50, 0; VI, 69, 1 und öfter.
Und die oben gegebene Deutung von ishii/e scheint mir durch die übrigen
Materialien mehr empfohlen zu werden, als die Vorstellung, daß die Götter sich
das menschliche Opfer suchen. Die des „Besuchens* scheint mir in jedem
Fall fern zu halten; sie liegt nicht in icchdti. Wenn von Indra gesagt wird
sutäsomam icchnn V, 30, 1, so heißt das doch, daß er sich einen Somaopferer
sucht, nicht daß or ihn besucht.
2) Daß das nicht zu isyati gehört, zeigt VIII, Gl, 7.
.-}) Vgl. das Yajus istä rdyah etc.; s. Caland-Henry I, 64.
31*
478 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
trachtet würde hier ese mit I, 34, 10 rdtham . . . isyati in Ver-
bindung zu stehen scheinen. Ich möchte doch dies esa von dem
vorher aufgewiesenen nicht trennen. Schon daß dieses wie jenes
in allen Belegen im Lokativ erscheint, ist bezeichnend. Der daneben
6 stehende Genitiv verstärkt die Ähnlichkeit mit gdväin ese^ räyd
ese. Besonders gewichtig aber scheint mir, daß von den fünf Be-
legen des ersten ese vier in das fünfte Mandala fallen . und daß
demselben Mandala die beiden Belege von t'se rdthänäm angehören,
einer von ihnen sogar dem nämlichen Sükta {&&) wie einer jener
10 andern Belege. Man könnte dabei rdiliänäm zum Gen. subjectivus
machen wollen; die Wagen streben nach dem Preis. Aber schließ-
lich wird man, meine ich, auch in dieser Hinsicht die gleichartige
Auffassung von gdväm ese und ese rdthänäm , überall mit Gen.
objectivus, natürlich finden, wenn man die Verbindung von raihajit
15 und gojit (IX, 78, 4), rathayu und gavyu (I, 51, 14), rathaya
und gavyd (VIII, 46, 10), rdthavat und gomat (VII, 27, 5 und
öfter) in Betracht zieht. Mit dem so verstandenen ese rdthänäm^)
kann auch istasva, istdrasmi zusammengehalten werden (oben
S. 477).
20 Von dem bunten Mosaik der Behauptungen Säyana's über esa ^j,
der sogar weiß, wie Verschiedenes an den beiden identischen Stellen
V, 66, 3 und 86, 4 der eine und der andre Poet sich gedacht hat,
weichen diese Auffassungen leider ab.
27. Zum vedische n Quantitätswechsel auslautender
25 Vokale.
An Arnold's Vedic Metre 108 ff. anknüpfend hatte ich oben
Bd. LX, 115 ff. Untersuchungen über diesen Gegenstand vorgelegt.
Ihnen hat Arnold Bd. LX, 593 ff. in einer Reihe von Punkten wider-
sprochen. Die Wichtigkeit des Gegenstandes für Si^rachgeschichte,
30 Metrik , Textkritik sowie die Hochschätzung , die den Äußerungen
des um seine Erforschung so verdienten Gelehrten gebührt, macht
es mir zur Pflicht, auch meinerseits auf jene Meinungsvei'schieden-
heiten zurückzukommen.
Meine Hauptthese war die Annahme mittelzeitiger Vokale, die
35 im rgvedischen Vers nach Bedürfnis verlängert, möglicherweise auch
verkürzt werden können. So wird verständlich, daß es dort neben
verlängerbaren Schlußvokalen nichtverlängerbare gibt, und daß jene
auch , wo sie nicht verlängert sind , von der metrischen Technik
1) Über diis esaisi/fl cid ralfi//(l des Mudj;alalicdes (X. 1(12, 11) wage ich
keine Ansicht auszusproelHMi. Nur das liebe idi als walirsclioiiilich liervor, daß
ratliyü nicht NeiUr. ))!. ist, sondern Instr. von railii (vgl. v. 2). Vgl. zu der
Stelle V. Uradke, ZDMG. XLVl, 4ti4; Geldner, Ved. Stud. II, IT); Wacker-
nagel, Ai Gramm,, 11, 147; v. Scbrooder, Mysterium und Mimiis 3ä9.
2) Siehe Goldner, Ved. Stud., II, 290 und dazu Oldenberg, ZOMG.
LIV, 0U8.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 479
andei'S behandelt werden als diese. Indem die Überlieferung, wo
Mittelzeitigkeit vorliegt, etwas andres als die Länge gibt (jahi
rdksah gegenüber jahi cikitvah)^ bewahrt sie Echtes, das die Kritik
Arnold's verwischen will. Freilich indem die Überlieferung die
Mittelzeitigkeit als Kürze gibt, verwischt sie wiederum ihrerseits 5
das Echte.
Erkennt Arnold jetzt meine These von den mittelzeitigen
Vokalen an ? Mir scheint er zu schwanken. „It is unnecessary to
postulate vowels of 'middle quantity'", sagt er (S. 604), und findet
(S. 595), daß „the whole System of Vedic verse is built upon the lo
diiferentiation of short and long vowels, which is carried out on
a rigid System which may very well have differed greatly from the
natural pronunciation of the words". Dann aber begegnen minder
entschiedene Äußerungen. Das , rigid System" hat sich S. 603 ge-
mildert zu einem „almost"^) absolutely rigid System in which long 15
and short syllables constitute two sharply contrasted classes. To this
rigid System the variant final vowels" — gerade um die handelt
es sich ja — „present the only important exception". Und speziell
über Schlußsilben wie die von yena bemerkt er (S. 602 f.), daß sie
vielleicht ,three- quarters short"-) gewesen seien; die Dichter, nimmt 20
er an , hätten sie mit Vorliebe an die quantitativ indifferenten
Stellen des Verses gesetzt, so daß sie sich nicht zu. einer bestimmten
Auffassung über ihre Quantität zu bekennen brauchten; hätte man
sie darüber befragt, hätten sie vielleicht erwidert „that it was a
hard question to answer". Ich denke, da haben wir auch nach A. 25
recht ausgeprägte mittelzeitige Vokale nicht allein in der Sprache
des täglichen Lebens, sondern in den Versen der Rsis.
Damit ist A., wenn ich mich nicht täusche, meinem Standpunkt
doch einen wesentlichen Schritt näher gekommen. Er untersucht
hier einen Fall , in dem gewisse Schlußvokale im Vedavers bald 30
lang, bald kurz überliefert sind, und er erkennt als solcher
Erscheinung zugrunde liegend eine diesen Vokale eigne Mittel-
zeitigkeit ^).
Offenbar werden wir fragen : wenn in andern Fällen uns in
der Überlieferung eine ähnliche Doppelgestalt von Schlußvokalen, 35
1) Von mir gesperrt.
2) Das bedeutet natürlich nicht ^l^ einer Kürze und mithin unterkurz,
sondern zwischen Länge und Kürze, aber der Kürze wesentlich niilier stehend.
3) Ahnlich stellt er es S. &99 als seine und meine übereinstimmende An-
sicht über die Schluß vokale der Imperativtypen bhavä bhavatä hin, „that theso
vowels occupy a position intermediate between long and short vowels". Freilich
verstand er im „Ved. Metre", wenn ich recht sehe, das Wesen dieser Zwischen-
stellung anders als ich: für ihn handelte es sich um Vokale, die - — aus welchem
Grund auch immer — hier Längen, dort Kürzen sind; daß sie im einzelnen
Fall noch etwas andres als jenes oder dieses, nämlich etwas in der Mitte Liegen-
des sein konnten, wurde nicht in Betracht gezogen.
480 Oldenberg, Vedlsche Untersuchungen.
sei es auch mit etwas stäi-kerem Überwiegen der Lauge, entgegen-
tritt , ist es dann nicht die natürliche Annahme , daß auch diese
Vokale mittelzeitig — vielleicht der Länwe etwas näher stehend —
gewesen sind? Wie ich S. 119 gesagt habe: wenn sich in der
5 Überlieferung Eingänge wie jahi cikitvah und jahf rciksah genau
so typisch gegenüberstehen wie ydträ rdthena und ydtra gävah
{-l resp. -ä vor Kürze, -i resp. -a vor Länge), wird man nicht die
zweite Doublette in demselben Sinn wie die erste als korrekt über-
liefert anerkennen '? Und , füge ich hinzu , wird nicht , wer die
10 zweite auf Mittelzeitigkeit zurückführt, auch über die erste ebenso
urteilen ? Arnold , wenn ich ihn recht verstehe , denkt darüber
anders. Er liebt es, die Erscheinungen unter fest von einander
getrennte Rubriken zu verteilen, etwa wie er in einem Sükta, das
ich beschreiben würde als eine Anzahl nachlässig gebauter Pentaden-
15 Zeilen enthaltend, seinerseits die Bezeichnungen „Virätsthänä",
„catalectic BhärgavT verse", „GautamT" auf die einzelnen Zeilen
verteilt (Zeitschr. LX, 752). Das Sichaneinanderreihen, Ineinander-
fließen benachbarter Möglichkeiten , die von der einen zur andern
führenden Übergänge zu beobachten ist vielleicht nicht überall die
20 starke Seite seiner Forschungs weise.
Doch von diesen allgemeinen Eindrücken wende ich mich zu
den einzelnen Faktoren des Problems.
Für viele der mit wechselnder Quantität überlieferten Schluß-
vokale operiert Arnold nicht wie ich mit Mittelzeitigkeit, sondern
25 mit Länge. Nach ihm hieß es im Rv. durchweg vidmu, räsvä, in
den meisten Fällen bhavä und bhavatü.
Das ist natürlich zu prüfen mit den Materialien der Sprach-
geschichte, der Überlieferung, der metrischen Statistik.
AVas das Sprachgeschichtliche anlangt^), möchte ich mir nicht
30 ganz den Ausdruck aneignen, mit dem er meinen Gedanken wieder-
geben will: „that writers on comparative linguistics assign short
value to the primitive voweis which are represented by the Vedic
-wä, -svä" . Gerade bei -mä ist durchaus möglich, daß eine grund-
sprachliche Form mit der Länge da war ; man bedenke die germa-
35 nischen Formen. Für den Imperativ auf -sva aber fehlt es wohl
außerhalb des indisch-iranischen Gebiets an Parallelen , und Iran
versagt für diese Frage. In der Tat aber kommen für andre der
betreffenden Formen Materialien in Betracht, die doch nicht damit
abzutun sind, daß „the theories of comparative linguistics" in allzu
40 weitem Umfang aul' dem Padapätha des Rv. beruhen, um für dessen
1) Arnülil (b'd'i) findet, daß auf dieses mein vorliorrscliondos Interesse ge-
riebtot sei, während das seinige auf die inotrisclie Technik der IJsis gehe: daher
hätten die einzelnen Argumente für ihn und für mich so verschiedenes Gewiclit.
Wo wirklich solche Einseitigkeit vorhanden sein sollte, worden wir uns von ihr
befreien müssen. Die Wahrheit ist doch nur eine, nielit eine andre für den
SprachhistoriKor, eine andre für den Metriker.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 481
Kritik viel auszumachen (S. 596). Wir werden doch nach der
Grundgestalt des Imperativausgangs auf -a, der 2. Plur. auf -ta,
der Form auf -dhi^ der 1. Sing. Perf. auf -a nicht fragen, ohne an
griecb. qiiqi^ got. bair, an griech. (pio^xe, got. bairij>, die altsla vischen
Formen auf -te. an xAvOt und altslav. vizdi, an olöa und got. vdit 5
zu denken. Und die da vorliegenden oder zugrunde liegenden
kurzen Auslautvokale stimmen mit altindisehen Kürzen des nach-
rgvedischen Zeitalters überein. Innerhalb der rgvedischen Sprache
selbst liegt neben den von Arnold angenommenen Längen des
aoristischen -s^cä oder des -diu von srudki die überwiegende Kürze lo
anderer Imperative auf -sva, -dht, -hi. An die Seite der Formen
auf -ta stellen sich, doch wohl als eine Erweiterung jener, die auf
-tafia. Ist es übertrieben, da von sprachgeschichtlicher Wahrschein-
lichkeit zu reden, die den Längen Arnold's entgegensteht? Mittel-
zeitige Vokale in diese Umgebungen geschichtlich einzuordnen ist lö
ein Problem, das der Rgvediker dem Linguisten übergibt und das
dieser, denke ich, zu lösen imstande sein wird i). Aber lagen Längen
vor, nach welchen Gesetzen sind sie in der Folgezeit verkürzt
worden, wo doch andre Längen, allem Anschein nach unter gleichen
Bedinsfuncren. nicht verkürzt wurden ? Indessen Arnold will schließ- 20
lieh — man möchte vermuten mit Rücksicht eben auf die von ihm
doch so skeptisch betrachtete sprachgeschichtliche Sachlage — selbst
gar nicht annehmen, daß die betreffenden Vokale in der lebendigen
Sprache der Vedazeit lang waren, sondern nur, daß sie „were
regarded as long vowels by the poets" ; „that such a value was 25
possible for the poets it seems to me hard to deny in the face of
the usage of the Zend Gäthäs , where , as is well known , all final
vowels become long" (S. 596). Ich kann es verstehen, daß eine
orthographische Grille , vielleicht auch feierlich priesterlicher Vor-
trag alle Auslautsvokale unterschiedslos als Längen gab. Aber daß so
ohne Anhalt an der wirklichen Sprache Poeten und Rezitatoren
gerade die in Rede stehenden Vokale herausgegriffen hätten , um
sie, die in der lebendigen Rede nicht lang waren, für den Vers als
lang zu behandeln, und das mit solcher Konsequenz und in solchem
Unterschied gegenüber andern , in der lebendigen Sprache jenen 3.0
gleichwertigen Vokalen, und doch andrerseits wieder in der Über-
lieferung so seltsam ähnlich dem Fall von tena usw. erscheinend,
1) Daß dabei die Rücksicht auf den Akzent eine Rolle spielen wird, kann
ich nur für wahrscheinlich halten. Schon Zubaty, WZKM. III, 153. 295:
IV, G führt auf diesen den Unterschied in der Hehandlung von porfoktischen und
andern Formen auf -laii , von thematischen und unthematischon Formen auf
-sva, von p;iroNytonierten Adverbien auf -Ira und oxytonierten auf -irii zurück.
Die i'bereinstimmung, die in all dem herrscht, kann doch kaum Zufall sein.
Weniger überzeugend ist mir die Vermutung desselben Forschers (a. a. O.,
111,87, Anm. 1), daß die Quantitätsverschiodcnhoit dos arischen a = idg. o
liier im Spiel ist. Warum erscheint dann z. 15. das -ia der 2. pl. (mit idg. -e)
so oft mit Länge, das -ta , -a{n)ta der 3. sg. pl. med. (mit idg. -0) so selten?
482 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
bei dem ja auch A. meiner Auffassung mindestens sehr nahe kommt :
das Alles zusammengenommen stellt an meine Fähigkeit des Glaubens
Anforderungen, vor denen ich versage.
Nun 7,um Wert der Überlieferung als solcher. Arnold zollt
5 mir Anerkennung , daß ich in andern Fällen — nur gerade jetzt
nicht in diesem — unbefangener als Andre mich von deren Schwächen
zu emanzipieren gesucht habe. Kann ich mir sein Lob aneignen ?
Gewiß strebe ich mich vom ünfehlbarkeitsglauben an die Über-
lieferung frei zu halten, von dem Bemühen sie coäte qvJil coute zu
10 retten. Aber je länger ich mich mit ihr beschäftige, um so viel
stärker wird doch mein Gefühl von ihrem sehr hohen Wert überall
da, wo nicht Grammatikerweisheit einer selbstgeschaifenen Regel zu
Liebe sie gefälscht hat; um so viel entschiedener wird meine Zurück-
haltung dagegen , sie mit Änderungsvorschlägen zu überschütten.
15 Ungleichmäßigkeiten, die sie bietet, haben meist große Chance echt
zu sein. Um vor Gleichmacherei zu Avarnen, bezog ich mich (S. 141
Anm. 1) auf den Upäcarita Samdhi. Arnold (S. 604) schiebt den
— mir scheint im Ton einer gewissen Geringschätzung — als ,un-
important Sandhi" bei Seite und meint, daß ich für ihn kaum die
2oRsis werde verantwortlich machen wollen. Ich weiß nicht, warum
dieser Samdhi, wenn auch zufällig dem Metriker gleichgiltig, un-
wichtiger ist als die Quantität von Schlußvokalen ; auch kann das
an sich Unwichtigste — vielleicht gerade dieses besonders — als
Maßstab für den Wert der Überlieferung wichtig w'erden. Und
25 wenn ich in Fällen, wo die historische Grammatik mit Hilfe ihrer
den indischen Überlieferern durchaus fernliegenden Gesichtspunkte
eine Kontrolle inöglich macht (z. B. in der Abgrenzung von -an
und -äv vor Vokal) , den Text bemerkenswert gut der Prüfung
standhalten sehe, so werde ich auch Dinge wie die Behandlung des
30 Upäcära, ohne auf jede Einzelheit zu schwören, doch im Ganzen
durchaus als echt hinnehmen ; wenigstens — was beim Upäcära
doch wohl zutrifft — sofern von Diaskeuastenhänden , die den
Text einer selb.sterfundenen Regel angepaßt haben , keine Spur
sichtbar ist.
35 Zeigt sich nun solche Diaskeuastenspur in der Behandlung der
Schlußvokale V Ich denke durchaus: sie zeigt sich nicht, oder sie
zeigt sich höchstens in ganz engen Grenzen^). Vielmehr zeigt sich
eine Unregelmäßigkeit, ein Überschüttetsein mit Ausnahmen von
den vorherrschenden Tendenzen, das da, wo es rein grundlos sein
40 sollte, wenigstens den Wert hat, die Abwesenheit künstlicher Gleich-
macherei zu erweisen. Zuweilen aber ist es nicht grundlo.«;, sondern
es scheinen grammatische oder sprachgeschichtliche Kausalitäten
durch, die uns, meine ich, die Echtheit dieser Überlieferung auf
das deutlichste bestätigen. Ich erinnere an die besondere Behand-
1) Ich denke liior z. 1?. au die M <) rU c li k c i ten in Bezug auf die Bo-
liandlung von luiporativen aiif Ji/\ -d/ii, die Hd. LX, S. I4'Jf. erörtert sind.
Oldenberg, Vedlsche Untersuchungen. 483
lung der Imperative auf -a {-a) in GT 2^) (S. 126. 152), an die
skalaartisre Abstufung der Verlan crerungsfähigkeit verschiedener
Vokale in T^ 7, die mit Details der sonstigen Behandlung derselben
Vokale im Einklang steht (S. 137), vor allem aber an die in der
Überlieferung zur Erscheinung kommenden langsamen zeitlichen 5
Verschiebungen, von denen ich S. 143 ff. gesprochen habe. Wenn
bei yäd^ in T 2- die älteren Partien des ßv. stets -i geben, die
jüngeren überwiegend -i (S. 144), wie das jenem Vordringen des
yddi in der jüngeren Rgvedazeit entspricht , das unabhängig von
der überlieferten Quantität aus den von den Dichtern gewählten lo
Stellungen des Woi'ts erschließbar ist: sehen wir da nicht — so-
fern wir die allerdings schmale statistische Basis für ausreichend
halten dürfen — mit wie vorzüglicher Überlieferung wir es zu tun
haben? Wie steht das letzterwähnte unscheinbare und doch, glaube
ich , bedeutsame Faktum im Einklang mit A.'s Ansicht (S. 598), i5
der vorliegende Text sei auf Grund einer metrischen Theorie zu-
recht gemacht , die z. B. in der Stellung T 2 - keine Vorliebe für
die Länge anerkannte -) und die alten , in der neueren Zeit kurz
gewordenen Längen da zu beseitigen liebte , wo man das Bewußt-
sein von ihrer metrischen Bevorzugung verloren hatte ? Hätte 20
solche Umgestaltung nicht eine geschichtliche Differenz wie die
eben erwähnte zwischen den älteren und jüngeren Partieen des Rv.
nivellieren müssen ? Oder soll die Wirkung einer solchen metrischen
Theorie auf den ursprünglichen Text gerade z. B. yddi nicht
betroffen haben ? Hat sie nur in einzelnen der von A. kon- 25
struierten Fächer, in die er die Schlußvokale verteilt, gewirkt, in
andern nicht?
Mit der hier bezeichneten Anschauung vom Wert der Über-
lieferung prüfe ich nun die speziellen von A. besprochenen drei
Katefforieen von Schlußvokalen. Ich kehre die von ihm gewählte 30
Reihenfolge um.
Für den Typus yena habe ich schon konstatiert, daß A., wie
er selbst ausspricht, mit mir im wesentlichen einverstanden ist; auch
er sucht die Erscheinungen jetzt auf Grund der Annahme mittlerer
Quantität des -a zu verstehen. 35
1) Die Bezeichnungen der verscliicdonoii metrischen Stelluugon sind nach
ZDMG. LX, 118, Anm. 2 zu verstehen.
2) Arnold spricht von „an imporfect metrical theory, which recognised
preforence for a long vowol . . . not in tlio positions T 2-, T"* 4 and T» 7".
Insonderheit in Bezug auf T" 7, über welche metrische Stellung sich die An-
schauungen der jüngeren Zeit durchgreifend geändert haben , wäre ja Eintiuli
einer solchen Theorie auf den Text an sich begreiflieb. Aber wie wenig stimmt
dazu doch das tatsächliche Aussehen der (Überlieferung mit den verhältiiismäliig
vielen „verlängerten" Vokalen in dieser Stellung und vor allem mit der schon
oben erwähnten Abstufung in Bezug auf die Behandlung der Schlußvokale ver-
schiedener Wortkategorieen.
484 Oldenherg, Vedisclie Untersuchungen.
Bei den Typen bhava , hliavata nähert er sich mir ehenfalls
und spricht von „a position intermediate between long and short
vowels". Aber er weicht darin von mir ab, daß er in den Stellungen
T 2-, D 2-, T*4, T*7 „a considerable presumption in favoiir of
5 long quantity" annimmt. Er wiederholt dafür zunächst die Argu-
mentation seines Buchs. Der Gebrauch der betreffenden Schluß -
vokale steht dem der Längen näher als dem der Kürzen ; jene
metrischen Stellungen begünstigen die Länge: „it is therefore the
safer assumption , for the purposes of metrical investigation , that
10 the vowels and the positions have in these cases their more usual
treatment". Dieser Schluß setzt doch aber voraus, daß wir es
allein mit der Alternative von Länge oder Kürze zu tun haben ;
er trifft also an der Eventualität, daß das Problem von der An-
nahme der Mittelzeitigkeit aus zu lösen sei, vorbei ^). Dann freilich
15 (S. 600 Mitte) faßt A. eben diesen Gesichtspunkt ins Auge und
stellt zu seiner Prüfung (S. 601) eine sehr dankenswerte Statistik
auf: ich kann ihr nur entnehmen, daß ich mit meiner Hvpothese
mittelzeitiger Vokale das Richtige getroffen habe. A. untersucht
nämlich dreisilbige , mit zwei Kürzen anhebende Worte , a) mit
20 sicher langem Schlußvokal (Typus dcasa) , b) mit dem eben hier
der Untersuchung unterliegenden Schlußvokal (Typus bhovatä),
c) mit sicher kurzem Schlußvokal (Typus rariina). Es ist ein
interessantes Ergebnis, daß von je 100 Belegstellen jedes der drei
Typen ungefähr der gleiche Prozentsatz der Stellung T* 7 zufällt,
25 obwohl bekanntlich die Silben T" 5 — 7 die Messung - ■- - viel mehr
begünstigen als - ^ -. Die Notwendigkeit, Worte wie varuna oder
tdmasi irgendwo unterzubringen, und die große Schwieriofkeit sie
anderswo unterzubringen (im Wesentlichen kam als Ausweg nur in
Betracht, daß man durch folgende Konsonantengruppe oder Kon-
30 traktion die dritte Kürze beseitigte) hat zu jenem Ergebnis geführt :
wobei zu bedenken bleibt, daß diese Statistik uns das natürlich
nicht sagen kann, wie viel öfter vielleicht die Rsis die Worte --■-
gebraucht hätten, wäre ihrem rhythmischen Gefühl nicht dabei doch
eine gewisse Überwindung zugemutet worden-). Von den Prozent-
aö Ziffern der Tabelle aber ist für unser Problem bedeutsam, daß der
Prozentsatz der Stellungen entschieden geforderter Länge („T 8,
occasionally also T 10 and 6 6") bei bhavata usw. merklich hinter
1) Selir bezcichneml tritt das in seiner Argumentation S. GOO liervor.
Er fragt, ob X, 35, 14 ^avathä or avalha (avatha)'^ das Wahrsclieinlicliere ist.
In der Heantwortung dieser Frage aber ist ^avaihä'^ vergessen und es werden
nur die liöhcren Ansprücbe von aimtliä gegenüber avatlia be.sprochen.
2) Hier und da können wir uns übrigens auch liiervon wolil eine gewisse
Vorstellung verscliafl'en. Man vergloiclie etwa in M. Müllers Wortinde-x die
Häufigkeit des Vok. im Vergleich zu Nom. oder Akk., einerseits bei vi'truua,
andrerseits bei indra oder agnt: man wird ein entschiedenes Zurücktreten des
ersterwähnten V'okntivs konstatieren.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 485
dem von doasä usw. zurückbleibt (34 gegen 47). Die Überlieferung
gibt in jenen Stellungen bekanntlich bJiavatä , also die gleiche
Prosodie wie nvasä. Wenn trotzdem für Verwenduno- in diesen
Stellungen eine mindere Vorliebe herrschte , empfand man die
Messung bhavata doch vielleicht als etwas nicht vollkommen Un- 5
gezwungenes ? Oder beruht es darauf, daß andre Möglichkeiten bei
hliavata konkurrierten , die für dvasä ganz oder annähernd fort-
fielen '? Zunächst nämlich wird von der Verlängerung durch folgende
Konsonantengruppe beim Typus bhavatä ein merklich stärkerer
Gebrauch gemacht als beim Typus dvasä (8 gegen 1). Sodann lo
findet sich für jenen ein wenn auch geringer Prozentsatz von
Stellungen geforderter Kürze , der bei diesem vollständig fehlt (6
gegen 0). Eben diese Tatsachen aber biüngen meiner Annahme des
mittelzeitigen Vokals eine Bestätigung , wie sie sich erwünschter
kaum finden konnte: die Längenkriterien der Schlußsilbe prägen 15
sich bei hliavata usw. schwächer aus als bei dvasä usw. Kürzen-
kriterien treten dort auf — freilich lancre nicht so stark wie bei
entschiedenen Kürzen — , die hier fehlen.
Nun bleiben von den Typen, die A. besiorochen hat, noch vidmä
und räsvä^ dazu die Partikel smä. 20
Bisher fanden wir die Überlieferung, die außer der Länge der
von uns betrachteten Endvokale noch einen zweiten Wert kennt,
durch außer ihr liegende Daten bestätigt. Nur insofern mußten
wir sie , wie erwähnt , preisgeben , als sie für die Mittelzeitigkeit
keinen eignen Ausdruck besitzt , sondern mittelzeitige und kurze 25
Silben vermischt. Jetzt komme ich auf die schon oben berührte
Fragestellung zurück: wenn vidmä und smä im überlieferten Text
neben dem später allein herrschenden vidmd und sma stehen . ist
OS irgend wahrscheinlich, daß der Wert dieser Überlieferung und
die Paktoren, auf denen sie beruht, prinzipiell anders zu beurteilen so
sind als bei dem Nebeneinander von tenä und dem später allein -
herrschenden tena ? Daß dort überall die Länge zu schreiben, die
Kürze aber auf Einschleiipung jüngerer Wortgestalt in die durch
das Metrum nicht geschützten Stellungen zurückzuführen, also aus
dem Text zu entfernen ist, während hier — mit Annahme eines 35
in absolut andrer Figur sich darstellenden Sachverhalts — die Kürze
bezw. die in ihr OJewand sich kleidende Mittelzeitigkeit historisch
und kritisch berechtigt sein soll und die Läncre als A'erläncreruno:
vietri causa aufgefaßt wird ?
Den Unterschied zwischen dem Fall von Unä tena und dem 40
von vidmä vidmd begründet nach A. die Statistik. Und da ist es
nun richtig , daß die Indizien der Verwendbarkeit als Kürze . die
sich dort fanden , hier fehlen. Die Schlußvukale dieser Gruppe
stehen nur oder fast nur in Stellungen geforderter oder zugelassener
Länge. Aber dieser Sachlasce ^enücrt doch auch die Annahme der 4:1
vielleicht in diesen Fällen besonders entschieden zur Länge neigenden
Mittelzeitigkeit: welche Annahme den Vorzug hat, einerseits den
^gg Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Unterschied dieser Vokale von wirklichen Längen in der Weiter-
entwicklung jener zur Kürze (s7iia, während mä, tvä, vä blieben)
verständlich zu machen , andrerseits zur Doppelgestalt der Formen
in der Überlieferung den Schlüssel vermittelst der an tena be-
5 währten Erklärungsweise zu bieten. Man beachte, daß gegenüber
den Typen b/tava, bhacata und sogar gegenüber tena., yena usw,
die jetzt in Rede stehenden Wortgruppen numerisch verhältnismäßig
schwach vertreten sind, und daß, wie ich in meinem früheren Auf-
satz zeigte, für die Gruppe von vidma wegen der häufigen kurzen
10 Penultima {cakrma usw.) nur in noch viel engeren Grenzen die
Mösrlichkeit o-ecreben war, daß die Schlußsilbe als geforderte Kürze
hätte stehen können, sma aber als einsilbiges Wort war immer
bequem so unterzubringen , wie es seiner prosodischen Natur ent-
sprach. Und daß diese die gleiche war wie bei ca oder ha, auf
15 deren abweichende Behandlung mich A. 597 verweist, behaupte ich
ja gar nicht. Auch mir steht fest, daß sma als mittelzeitig den
Kürzenstellungen widerstrebte , wahrscheinlich energischer wider-
strebte als die Schlußsilben von tena oder bhavata. So enthalten,
scheint mir, die statistischen Verhältnisse, die aufgewiesen zu haben
üü das lebhaft anzuerkennende Verdienst Arnold's ist,. keinen Antrieb,
die aus der Behandlung der früher besprochenen Fälle sich er-
gebenden Wahrscheinlichkeiten für die ietzt in Rede stehenden bei
Seite zu schieben.
Ich schließe mit der Bemerkung , daß , wenn wir mit Recht
25 in die prosodische Betrachtung des Rv. den Begriff mittelzeitiger
Vokale eingeführt haben, sich offenbar die Frage aufdrängt, ob nicht
auch für andre als wortschließende Vokale Mittelzeitigkeit erweisbar
ist. Mit dieser Frage hat es, wiederum auf Beobachtungen Arnold's
fußend, der nächste Abschnitt dieser Untersuchungen zu tun.
30 28. Die Vokative auf -an, -man, -van.
Nach Andern sprach ich Prolegomena 424 f. aus, daß im Rgveda
die traditionelle Verdopplung des -n nach kurzem Vokal vor folgen-
dem A'^okal durch das Metrum nur da bestätigt wird, wo ursprüng-
liches -nt {-nts) vorliegt, während bei ursprünglichem -n — es
35 handelt sich um Lokative und Vokative — nach Ausweis des
Metrums die einfache Konsonanz herzustellen ist. Arnold's Prüfung
des Sachverhalts (Ved. Metre 142) führte ihn dazu, diese Her-
stellung für Lokative wie djman , tdsmin und „usually" auch für
Vokative auf -an und -in anzuerkennen: „but the final syllable of
40 ma()havann is always long by position, and pu.sann, räjann, rr.sann
and aahaaävann usually". Wie das hier ausgesprochen ist, wird
es einen Grammatiker stark befremden. Hat der Rgveda — der
mit Hilfe des Metrums liinter der Diaskeuase erkennbare Rgveda —
den Unterschied von -n und ursprünglichem -nt im Übrigen be-
•15 wahrt, woher soll es kommen, daß bei einigen Worten — übrigens
Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
487
umfassen gerade diese, vom Fall des -in abgesehen, den weitaus
größten Teil der Materialien der betreffenden Vokativtypen — die
Grenze verwischt ist? Bei maghavan an Einfluß der -?Ym^Stämme,
bei rüjan der -an^- Partizipien zu denken geht nicht an ; die -vant-
Stämme liegen ja gerade im Vokativ (auf -vdh) weit ab, und jene 5
Partizipien bilden im Rgveda kaum einen Vokativ. Andrerseits stellte
sich mir doch alsbald heraus, daß der Scharfblick und unermüdliche
Beobachtungseifer Arnold's sich nicht einfach getäuscht hatte. Die
Sachlage eingehender darzulegen scheint nicht überflüssig.
Durch seine Quantitäten ist maghavan für die Stellung un- lo
mittelbar hinter der Cäsur der Tristubh (JagatT) pi'ädestiniert. Ich
finde nur 6 Belege andrer Stellung: bei ihnen fällt die Schlußsilbe
in T 4, T 5 und viermal in G 6 : stets folgt Konsonant. Auf die
Cäsur folgt das Wort 131 mal, und zwar ■ — mit a bezeichne ich
den Fall der früheren, mit b den der späteren Cäsur — • a 66 mal i5
vor Konsonant, 23 mal vor Vokal; b 26 mal vor Konsonant, 16 mal
vor Vokal. Da in der dritten Silbe hinter der Cäsur Länge bei
a begünstigt, bei b annähernd gefordert wird, erweckt die Häufig-
keit folgenden Vokals in der Tat das entschiedenste Bedenken da-
gegen, in solchen Fällen das überlieferte -ann als Kürze zu verstehen. 20
Ich gebe zur Vergleichung Zählungen über andre dreisilbige Worte,
die ebenfalls zuerst zwei Kürzen haben und in der dritten Silbe
vor schließendem Konsonant entweder (A) unzweifelhaft kurzen oder
(B) unzweifelhaft langen Vokal oder (C) den Ausgang -an mit
ursprünglich folgendem -t {-ts). Nur die Belege mit Stellung un- 2.5
mittelbar hinter der T-Cäsur, die überall die Mehrzahl, meist die
sehr große Mehrzahl bilden, sind berücksichtigt. K bedeutet folgen-
den Konsonanten, V folgenden Vokal ^).
B.
Wort
a
b
K
V
K V
ainftah
am f tarn
harivah
abharat
jnniman
vdriman
4
12
17
2
3
1
1
1
4-)
7
19
15
5
1
2
0
2
Wort
a
b
K
V
K
V
am,ftäh
7
1
2
12
mddhumän
2
3
1
7
sumdnäh
•
5
6
3
10
prthivhn
24
3
5
16
Summe:
39 I 6 I 47
Summe: 1 38 13 11 45
1) Bei vokalisch anlautenfion Worten sind liier und im Folgenden clio
Fälle nicht berücksichtigt, wo der Anlaut durch Kontraktion oder Abhinihita
Sandhi modifiziert ist, für das Metrum also kein Wort von der Form ^.^ü vorliegt.
2) In allen 4 Fallen liegt dio stehende Wendung i^driniavn ü vor, deren
Einsetzung zur Abweichung von der sonstigen metrischen Praxis geführt hat.
488 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
C.
a
b
K
V
K V
3. PL Typus ^^ g g- 23
apunan ^)
Ptcp. Typus ^ 3 5 11
janayan -) \
Summe: 17 9 14 34"
Vergleicht man die oben über maghavan gemachten Angaben
mit diesen Zahlen, so veranschaulicht die Tabelle A, wie viel ent-
schiedener, läge in jenem Wort kurze dritte vor, nachfolgender
konsonantischer Anlaut vorherrschen müßte. Haben wir nun aber
,-) maghavan mit apunan auf eine Linie zu stellen, wie Arnold will?
Mir scheint auch dies ausgeschlossen. Konsonant hinter maghavan,
nicht häufig genug für die Annahme von kurzem -van, ist doch
viel zu häufig für langes -van. Das Verhältnis der Fälle b K : b V,
bei maghavan 26 : 16, erscheint in Tabelle C als 14 : 34, in Tabelle
10 B sogar als 11 : 45. Mit diesem in den Tabellen B und C zu
beobachtenden auffallenden Überwiegen von bV ofegenüber bK
werden wir uns weiter unten (S. 490 ff.) eingehender beschäftigen,
weitere Zähinngen darüber vorlegen. Für jetzt schließen wir: war
die Schlußsilbe von maghavan auch vor folgendem Vokal lang,
15 wäre nach Ausweis der Tabellen B und C mindestens für die Fälle
b das Folgen von Vokal viel häufiger, das von Konsonant seltener
zu erwarten.
So erhalten wir, scheint mir, ein Ergebnis dem ähnlich, das
wir in früheren Untersuchungen für gewisse auslautende Vokale
20 fanden : die Schlußsilbe von maghavan ist mittellang. Das kann
schwerlich an dem -n liegen , das nach Ausweis anderweitiger
Materialien für sich allein so wenig Position macht wie irgendein
andrer Schlußkonsonant. Aber warum kann in der abstufenden
Flexion dieser Stämme das -a- nicht im Vokativ einen AVert gehabt
25 haben , der über die Kürze hinausginor , ohne doch die Länge zu
erreichen V
Das muß natürlich an den andern Vokativen auf -an weiter
geprüft werden.
Von denen auf -van ist außer maghavan der einzige etwas
.•;o häufigere der schon von Arnold herangezogene sahasävan. Geht
1) (iozählt ist npunun ajuvan atarun anaytm nhharan abliaran ama-
diin avadim avalian a.'<adnn arrjan anican (isrjanjiiju^dn totanan imnuddan
aruhan avidan dhuudynn mn/mi/an ranaijan janayan iiuyavan krnavan
lirnavan anajan yunnjan.
'_') üeziihlt i.st Jaiiciydu isäyan 2irathdyan mahdyan.
Oldenherg, Vedisehe Untersuchungen. 489
er auf Kürze aus, so ist die durch folgende Parallelen veranschau-
lichte Behandlung, deren Motive auf der Hand liegen, zu erwarten^):
Wort
a
b
K
V
K . V
maghdvänam
mddhumantam
4
7
1
' 6
13
In der Tat aber hat sahasäcan n i e Cäsur b vor sich -), sondern
immer Cäsur a; 4 mal folgt Konsonant'^), 5 mal Vokal*). Mit Kürze
des -van ist das offenbar schwer vereinbar. Eher mit Länge : will 5
man, was natürlich mißlich ist, auf diese kleinen Zahlen Gewicht
legen , können die 4 Fälle des folgenden Konsonanten doch für
Annahme der Länge etwas zu viel scheinen (s. die Tabelle unten
S. 491). Im Licht der vorher besprochenen und der gleich zu
besprechenden Verhältnisse wird auch hier Mittelzeitigkeit wahr- lo
scheinlich sein. Es bleiben nämlich noch ein paar fast durchgängig
nur in je einem Beleg vertretene Vokative auf -van ^ und diese
liefern zwei Fälle des -van mit folgendem Vokal an Stellen metrisch
geforderter Kürze {asvadäoan V, 18, 3; somapävan I, 55, 7)^):
eine Warnung, in der Annäherung des -van an eine Länge nicht 15
zu weit zu gehen. Denn hier einen Unterschied machen, für diese
Worte die Kürze anerkennen , für sakasävan aber die Länge be-
haupten , hieße , meine ich, sich dem Unbegreiflichen in die Arme
werfen.
Die Vokative auf -man geben sehr spärliches Material*'). Wir 20
haben aryaman einmal nach Cäsur a, einmal nach Cäsur b, immer
vor Konsonant; je einmal puruhanman , oisvasäman und zweimal
vr.suhirman mit folgendem Vokal , die Schlußsilbe in Stellungen
geforderter Kürze fallend, einmal vtdhanaan mit folgendem Konso-
nant gegen die Norm lange fünfte Gäyatrisilbe ergebend , endlich 25
einmal vidvakarman nach der Cäsur a mit folgendem Vokal : der
1) Auch liier schien es unwesentlich die wenigen Fälle mit andrer Stellung
als unmittelbar nach der Cäsur zu berücksichtigen.
2) Man sagt sich leicht, wie bequem, kurze letzte angenommen, sich Pädas
wie etwa, wenn ein selbstverfaßter hier stehen darf, *tvdm antdriksum saha-
sävan ttpräh dargeboten hätten.
3) So auch bei dem einen Beleg von liavasävan.
4) Dazu sechstens, mit unregelmäßigem Metrum, 1, 91, 23.
5) Die spärlichen übrigen Belege können als indifferent angesehen werden
{jfuvan , arvan, svadäran, sradhävan, {ivai/ävan, vasudävan, sati/anatvan,
saträdävan , suta^iävan). Der Ithythmus von VI, 47, 0 {satävan) scheint un-
regelmäßig.
6) Als indilVerent sondere ich ab (iriiaman, soweit es am Pädaendo oder
vor Cäsur a steht, einen Beleg von vtb'rakarman im Eingang von T", dann
l^urunäman, hrahman, satyakannan, sudäman , .si^adhaitnan mit zusammen
6 Belegen.
490 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
letzte Fall eher auf Länge deutend, das Übrige mit Kürze bequem
vereinbar oder auf sie deutend — Alles in Allem kein sicheres
Ergebnis.
Es bleiben die Vokative auf -an. Außer einer vereinzelten
5 Stelle mit parijman kommen gerade nur die von A. als positions-
lang aufgeführten Formen räjan, püsan. vrsan in Betracht. Meine
Aufzeichnungen erstrecken sich nur auf die Stellen im Pädainnern
vor Vokal (also mit überliefertem -ann) ; für den vorliegenden
Zweck wird das hinreichen. Ich finde die Endsilbe in folgenden
10 Stellungen: Gay. 5^: 5; 2-:l\ 5: 3; 4: 11; 5:3 {j^üsan III,
62, 7; VIII, 4, 17; parijman I, 6, 9). — Tr. Jag. ^-: 2; a4: 5;
b 5: 9. Die drei Fälle geforderter Kürze (G 5) verdienen Beachtung;
daß sie gerade auf 2y((^ij'nan und püsan . nicht auf räjan und
vrsan fallen, kann doch wohl nur Zufall sein. Aber wäre das -an
15 entschieden kurz, ließen sich solche Stellen in G 5 vielleicht häufiger
erwarten, dazu ferner in T 9. Andrerseits wäre das -an entschieden
lang, würde nicht die Schlußsilbe von räjan und püsan in T'^ 8,
die von vrsan in G 6, J 10 erscheinen? Kann auch bei der
schmalen Basis dieser Statistik von sicheren Resultaten nicht die
20 Bede sein, glaube ich doch, daß der Tatbestand der naheliegenden
Ausdehnung der für -van gewonnenen Hyiiothese der Mittelzeitig-
keit auf diese Formen nicht im Wege steht. Mit dem allen ist
die befremdende Sonderstellunor in der einisfe Worte bei Arnold
erscheinen, wohl beseitigt').
25 Die Frage liegt nah, wie sich die Vokative auf -in und, in
Anbetracht der Gleichartigkeit der -n- und der -/--Deklination, die
auf -ar verhalten. Ich habe zwei häufige Vokative dieser Typen
vajrin und savitar untersucht und keinerlei Anhalt gefunden, an
der Geltung der Schlußsilben als gewöhnlicher Kürzen zu zweifeln.
30 Die Verschiedenheit des Verhaltens von vajrin gegenüber' räjan,
von savitar gegenüber maghavan trat bei dieser Untersuchung sehr
deutlich zu Tage.
Bei den S. 487 mitgeteilten Zählungen fällt auf, wie stark
hinter den Worten vom Typus sumdnäh , prthivim , wo sie nach
35 der späteren , nicht aber wo sie nach der früheren Cäsur stehen,
vokalischer Anlaut vorherrscht. Dies weiter zu verfolgen, habe ich
nachstehende Zählungen vorgenommen. Ich habe im Gäyatriabschnitt
IX, 1 — 60 und im Jagatlabschnitt (mit wenigen eingemischten
Tristubh) IX. 68— 86 für die Schlußsilben mit langem Vokal und
40 diesem IVil.^renden Konsonanten (z. B. -ah, -am, -oh) verzeichnet,
1) Vokativo ftuf wurzelhaftes -an [z. K. vrtrahan) werden als grammatisch
anders j^oartot ihren einnou Wog gehen können. Die Materialien aber sind
spärlich und scheinen mir nicht auf Länge des -an zu deuten. Eher auf Kürze,
doch ist auch Mittoizoiligkoit denkbar.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
491
wie oft ihnen konsonantischer , wie oft vokalischer Anlaut folgt ^).
Es fand sich für IX, 1— 60-):
Stellung der betr.
Länge im Päda
Konsonant
folgt
Für IX, 68—86 fand sich:
Stellung der betr.
Länge im Päda
Konsonant
folgt
Vokal
folgt
1
4
6
2
29
36
3
13
19
4
11
38
5
1
1
6
11
35
Vokal
folgt
1
6
2
2
22
25
3
8
10
a4
18
17
b5
29
22
a7
6
4
a8
1
13
b8
5
36
10
7
Berücksichtigt man , daß konsonantischer Wortanfang an sich
viel häufiger ist als vokalischer, so ergeben diese Tabellen ein sehr 5
ausgesprochenes Hervortreten des vokalischen hinter einem Auslaut
der in Rede stehenden Beschaffenheit: eine Erscheinung, die bei
gewissen Stellungen jenes Auslauts, wie in G 4. 6, T 8. 10, besonders
entschieden ausgepi'ägt ist. Um so gewisser offenbar sind wir nicht
durch bloßen Zufall getäuscht worden, als wir in den beschränkten lo
1) Aus dem Plan dieser Zählung ergibt sich, daß die Fälle mit dem im
Sandhi unsichtbar gewordenen Visarga (z. B. in-athamd agrbhnata) mitgezählt
sind ; ebenso der Auslaut auf -äti, ferner solcher durch Kontraktion entstandener
Auslaut wie 47, 2 hrtanit. Entsprechend der oben formulierton Fragestellung
wurde — was allerdings prinzipiell nicht gerechtfertigt scheint — sclilioßendcs
-äi, -äu nicht berücksichtigt; infolge davon auch nicht die Sandhigostalten jenes
Auslauts -Ö', -äv. Es ist doch unzweifolhaft, daß ein andres Verfahren für das
Resultat keinen wesentlichen Unter.scliied herbeigeführt hätte. Die Fälle des
Pädaschlusses sind selbstverständlich unberücksichtigt geblieben.
2) Dazu im Jagatlpäda CO, 3 ein Fall der vierten Silbe vor früher Cäsur;
Konsonant folgt,
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 32
492 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
Materialien der ebenfalls vor Vokal lang auslautenden Typen a2)unan
und jandyan hinter der 6-Cäsur, also bei Stellung des -an in T 8,
starkes Vorherrschen folgenden Vokals bemerkten (oben S. 488).
Und wir hatten Recht, für Bestimmung der fraglichen Quantität
s des -an in viagkavan{n) vor Vokal das Kriterium anzuwenden, ob
dies Wort wie die Gruppen ajjunan usw. hinter sich vokalischen
Anlaut bevorzugt.
über all das , denke ich , kann kein Zweifel sein , wohl aber
über den Grund der Erscheinung.
10 Zunächst wird man — mir wenigstens ging es so - — auf die
Annahme verfallen, es hätte den Liedverfassern widerstrebt — und
zwar besonders in dem rhythmisch strenger geregelten Pädaausgang
— , eine ohnedies starke Länge wie -äh , -im durch Folgen eines
Konsonanten noch mehr zu überlasten. Dabei würde sich beiläufig
15 ergeben , daß für die Rsis -ä vor stimmhaftem Konsonanten noch
fühlbar verschiedene prosodische Geltung gehabt haben müßte , je
nachdem es ursprüngliches -ä oder vom Sandhi betroffenes -äh
war ; für den ersten Fall hätte das Bedenken nicht gegolten , das
im zweiten bestand.
20 Bei näherer Prüfung scheint mir das Alles im Vergleich mit
den sonstigen Verhältnissen vedischer Verstechnik doch zu subtil,
um vollkommen glaublich zu sein. Die Sache wird anders zu-
sammenhänoren.
Die sehr häufigen Worte mit kurzer vokalisch anlautender
25 erster, mit langer zweiter Silbe {abhfivan u. dgl.) sind außer im
Pädaeingang nicht ganz leicht unterzubringen. Stellun» nach voka-
lischem Auslaut wird schon durch die Abnei^un^ ^eofen den Hiatus
erschwert, Stellung nach konsonantischem Auslaut mit vorangehen-
dem kurzen Vokal durch die für die meisten Stellen des Päda
30 geltende Abneigung gegen zwei aufeinanderfolgende Kürzen, Stellung
nach der Cäsur durch die Quantität der zweiten Silbe. So neigen
diese Worte dazu, vor sich konsonantischen Auslaut mit langem
Vokal davor, oder, was dem gleichwertig ist, den Ausgang -aim
zu haben ^). Und da ihre eigne Prosodie Stellung ihrer Anfangs-
35 silbe z. B. in T9 begünstigt, so kommen TJ-Ausgänge zustande
wie bhäramänä abhijnü, däivä abhüvan, brliaür dnünäh, abkavann
filhistai/nh. Ähnliche Gründe lassen in der GäyatrI Worte wie
ddhi, minder entschieden auch konsonantisch auslautende wie /'sah
dem Heihenende zustreben, wo dann ebenfalls konsonantischer Aus-
40 laut hinter langem Vokal vorangehen muß , also Reihenausgänge
wie pythiviü ddhi, sahasrhiir fsah sich ergeben. Man sieht leicht,
wie analoge Verhältnisse sich, weim auch meist schwächer, an
andern Stellen der Verse geltend maehen -'). Danach stillte man
1) Danobon kommt dniin natürlich noch dio Möglichkeit in Betracht, z. B.
avindah in die Verbindung ihiv arind<ih treten zu lassen.
2) OlVunbar nicht, wenn Auslaut und Anlaut auf die Stollen T" 7 und H
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 493
vielleicht genau genommen nicht sagen, daß der Ausgang -äh, -Ih,
-ann vokalischen Anlaut hinter sich erstrebt. Vielmehr erstreben
zahlreiche Fälle von vokalischem Anlaut vor sich einen Ausgang
wie -üh, -ih, -ann: womit, denke ich, eine ausreichende Erklärung
der hier zur Spi'ache gebrachten Tatsachen erreicht ist.
fallen. Ta 8 verlaugt Lauge, uud da ist nun kein Grund dafür, daß gegenüber
der Kombination von der Form ^jr^Azüm visvddhüyäh die Form 2]rthivlm,
antdriksam sich besonders hervordrängen sollte. Denn Worte wie antäriksam
lassen sich leicht auch auf andre Weise unterbringen. So begreift sich der
Unterschied im Verhältnis der K-Formen und der V-Formen in den Tabellen
ßa, Ca gegenüber den Tabellen ßb, C^^ (oben S. 487 f.).
32*
j
494
Das Buch Josua
in hebräisch-samaritanischer Rezension.
Entdeckt und zum ersten Male herausgegeben von
M. Gaster.
Übersetzung.
Dieses ist das Buch der Tage. Darin werden gefunden die
Worte der Tage (Chronik) seit der Ankunft des Josua, des Sohnes
Nun's, in dem Land Kanaan und bis auf den heutigen Tag.
5 I. 1. Im Jahre 2794 seit der Schöpfung der Welt im
12. Monat am ersten des Monats stai'b der Herr der Propheten,
Moses, der Sohn Amram's, der Friede des Herrn sei über ihn.
2. Zu jener Zeit sprach Gott zu Josua, dem Sohne Nun's, dem
Diener Moses': 3. Mein Knecht Moses ist gestorben, und nun brich
10 auf und ziehe über diesen Jordan, du und alle Kinder Israel's,
in das Land, das ich ihnen gebe: 4. Jede Stätte, die eure Fuß-
sohle betreten wird, habe ich euch gegeben, wie ich zu Moses ge-
sprochen habe. 5. Von dieser Stätte an und diesem Libanon bis
an den großen Strom, den Euphratstrom, das ganze Land der
15 Hethiter, bis zum großen Meer^) im Westen soll euer Gebiet sein.
6. Niemand wird vor dir Stand halten können dein Leben lang.
Wie ich mit Moses gewesen bin, will ich auch mit dir sein; ich
will meine Hand nicht von dir abziehen und dich nicht im Stich
lassen. 7. Sei nur fest und eifrigst darauf bedacht, pünktlich ge-
20 maß dem ganzen-) Gesetze, das mein Knecht Moses dir anbefohlen
hat, zu handeln; weiche davon nicht ab, weder nach rechts, noch
nach links, damit du weislich handelst in allem, was du unter-
nimmst. 8. Und Josua saß auf seinem Thron. 9. Und er rief die
Amtsleute des Volkes und befahl ihnen also: 10. Mustert die
25 Kinder Israel's von 20 Jahren und darüber; alle die heerespflichtig
sind in Israel, sollt ihr mustern; und sie nmsterten sie, wie Josua
befohlen hatte. 11. Und es waren alle die Gemusterten der Kinder
Israel's von 20 Jahren und darüber bis zu 50 Jahren, 601730.
12. Und die Zahl des Stammes der Leviten, von einem Monat an
1; H C nintormeer. 2) li allen Geboten des Gesetzes.
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 495
und darüber, war 23 000. 13. Und es geschah nach diesen Sachen
[und es hörte] Josua, der Sohn Nun's, das Wort (?) mit dem
Kanaaniter^). 14. Und er sprach zu den Rubeniten, Gaditen und
dem halben Stamme Mannasse: 15. Seid eingedenk jenes Wortes,
das euch Moses, der Knecht Gottes, befohlen hat, wie folgt: 5
16. Der Ewige, euer Gott, schafft euch Ruhe 2) und gibt euch
dieses Land. 17. Eure Weiber, eure kleinen Kinder und eure
Herden sollen in dem Lande bleiben , das euch Moses , der Knecht
Gottes, gegeben hat, jenseits des Joi-dan's. 18. Und ihr sollt kampf-
gerüstet vor euren Brüdern einherziehen, sämtliche streitbaren lo
Männer, und ihnen Hilfe leisten. 19. Bis daß der Ewige ihnen
gerade so wie euch Ruhe geschaffen hat und auch sie das Land
eingenommen haben, welches der Ewige, euer Gott, ihnen gibt jen-
seits des Jordan's; dann sollt ihr, jeder von euch, in das Land eures
Besitzes zurückkehren. 20. Da erwiderten sie Josua also: Alles i5
was du uns befiehlst, wollen wir tun, und wohin du uns ziehen
heißt, dahin wollen wir ziehen. 21. Ganz wie wir Moses gehorcht
haben, wollen wir auch dir gehorchen.
IL 1. Und Josua, der Sohn Nun's, sandte von Schittim^)
Männer als Kundschafter, auszuspähen das Land Kanaan. 2. Und 20
er befahl ihnen , daß sie in die Stadt Jericho gehen und erfahren
sollten die [Anzahl *] der Einwohner, und wer sich mit ihnen ver-
bunden hätte von den Lagern ^), und daß sie ihnen Antwort brächten.
3. Da cringen sie und kamen in das Haus einer Gastgeberin, Namens
Rahab , und legten sich dort schlafen. 4. Da wurde dem Könige 25
von Jericho berichtet: Es sind da heute Nacht einige Männer von
den Israeliten hergekommen, um das Land auszukundschaften.
5. Da schickte der König von Jericho zu Rahab und ließ ihr
sagen: 6. Liefere die Männer aus, die zu dir gekommen sind, die
in dein Haus gekommen sind, denn sie sind gekommen, um die 30
ganze Gegend auszukundschaften. 7. Das Weib aber nahm die
Kundschafter und versteckte sie. Dann sprach sie: Allerdings sind
die Männer zu mir gekommen, aber ich wußte nicht, woher sie
waren. 8. Und als das Tor geschlossen werden sollte bei Anbruch
der Finsternis, da gingen die Männer fort in der Finsternis, und 35
ich weiß nicht, wohin die Männer gegangen sind; jaget ihnen doch
schleunigst nach, so werdet ihr sie gewiß einholen. 9. Sie hatte
sie aber hinauf auf das platte Dach geführt und unter ihren
Flachsstengeln versteckt, die sie für sich auf dem Dache ausge-
breitet hatte. 10. Die Leute aber jagten ihnen nach [C auf dem 40
Wege des Jordan's bei den Führten , und das Tor schlössen sie
hinter ihnen, nachdem die Verfolger ausgezogen waren]. 11. Bevor
sich aber jene schlafen legten, kam sie zu ihnen hinauf auf das
1) Diese Stelle ist in beiden Rezensionen korrumpiert. Soll wohl heißen:
Er erfuhr die Lage der Kanaanitcr, cf. Josephus, Antiq. V, 1,2 (§ 5).
2) B C liat euch in Besitz gesetzt. 3) B C den Stummen.
4) A Wälle oder Befestigungen. 5) d. h. feindlichen Lagern.
496 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritaniscJier Rezension.
Dach. 12. Und sie sprach zu ihnen: Ich weiß wohl, daß der
Ewige, der Gott eurer Väter, euch das Land gegeben hat und daß
uns ein Schrecken vor euch befallen hat und daß alle Bewohner
des Landes vor euch verzagen. 13. Denn wir haben davon gehört,
5 daß Gott das Wasser des Schilfsmeers vor euch vertrocknen ließ,
als ihr aus Ägypten wegzogt, und was ihr angetan habt den beiden
Königen der Amoriter, jenseits des Jordan's, dem Sichon und dem
Og, daß ihr den Bann an ihnen vollstreckt habt. 14. Und als
wir das vernahmen, da schmolz unser Herz und jedermann entsank
10 der Mut vor euch; denn der Ewige, euer Gott, ist Gott droben
im Himmel und hernieden auf Erden. 15. Schwöret es mir des-
halb bei dem Ewigen, dem Gott eurer Väter, daß, weil ich euch
Gutes erwiesen habe, auch ihr meiner Familie Gutes erweisen wollt,
und gebt mir ein wahres Zeichen, 16. Daß ihr meine Familie
15 retten werdet und vor dem Tode bewahren wollt. 17. Da schlössen
die Leute mit ihr einen Bund und sagten: 18. Wenn uns der
Ewige dieses Land zu Teil werden läßt, so wollen wir dir Gutes
erweisen und Treue halten. 19. Hierauf ließ sie sie an einem
Seile durch das Fenster hinab, denn ihr Haus stand in der
20 Ringmauer und an der Mauer wohnte sie. 20. Und sie sprach
zu ihnen: Besrebet euch ins Gebirge: sonst könnten auf euch treffen
eure Verfolger, und haltet euch dort im Gebirge drei Tage lang
verborgen, bis die Verfolger wieder heimgekehrt sind. Hernach
könnt ihr eures Weges ziehen. 21. Da sprachen die Männer zu
25 ihr: Wir sind frei dieses deines Schwures, den du uns hast
schwören lassen , 22. Wenn du nicht die rote Schnur an das
Fenster knüpfest, durch das du uns hinabgelassen hast, und deine
ganze Familie in dieses Haus versammelst zu dir. Und hierauf
entließ sie sie und sie gingen von dannen. Und sie knüpfte die
30 rote Schnur an das Fenster. 24. Und die Kundschafter kehrten
zurück und kamen zu Josua, dem Sohne Nun's, und erzählten ihm
alles was ihnen begegnet war. Und sie berichteten all diese Sachen
vor ihm und Eleasar, dem Sohne Aharon's, dem Priester, und allen
Häuptern der Stämme Israel's.
35 in. 1. Josua aber machte sich früh auf, und sie zogen von
Schittim und gelangten an den Jordan, er, nebst allen Kindern
Israel's, und sie brachten die Nacht dort zu, bevor sie übersetzten,
2. Und es war nach Verlauf von 3 Tagen, da zogen die Amts-
leute ^) und sie befahlen dem Volke also: Wenn ihr erblicket die
40 Bundeslade des Ewigen, eures Gottes, und die levitischen Priester
tragen sie, so sollt ihr aufbrechen von eurem Standorte und ihr
folgen. 4, Nur laßt einen Zwischenraum zwischen euch und ihr
von etwa 2000 Ellen nach dem Maße — kommt ihr nicht zu nahe!
— damit ihr den Weg wisset, den iln- ziehen sollt; denn ihr seid
■1'' den Weg noch nicht gezogen, weder gestern noch vorgestern.
1) A Richter.
Gaster, Das BucTi Josua in Tiebräiscli-samaritaniscTier Rezension. 497
5. Und Josua, der Sohn IS'un's, sprach zu dem Volke: Reiniget
euch, denn morgen wird der Ewicre Wundertaten unter euch ver-
richten. 6. Und Josua, der Sohn Nun's, sprach zu den Priestei-n
folgendes: Nehmet die Bundeslade des Ewigen und ziehet an der
Spitze des Volkes hinüber. 7. Da stimmten die Priester dem 5
Ewigen ein Loblied an: 8. Gepriesen sei er, der vor allem war.
9. Gepriesen sei er, dessen Herrlichkeit über alles ist. 10. Ge-
priesen sei er, dessen Herrlichkeit vor aller Zeit war. 11. Ge-
priesen sei er, der alle Zeit geschaffen. 12. Gepriesen sei er, dem
alles zu willen ist. 13. Gepriesen sei er, dem niemand gleich- lo
kommt. 14. Gepriesen sei er, außer dem nichts ist. 15. Gepiüesen
sei er, der alles gemacht. 16. Gepriesen sei der Gott der Götter,
der Herr der Herren. 17. Gepriesen sei er, dem Himmel, die
Erde und das Meer gehorchen. 18. Gepi-iesen sei er, der Tag
und Nacht geschaffen. 19. Gepriesen sei er, der alle "Wesen ge- i.ö
schaffen. 20. Gepriesen sei er, der alle Wunder getan. 21. Ge-
priesen sei er, der die Zeichen und Wunder offenbart. 22. Es
gibt keinen außer ihm. 23. Es gibt keine Erhabenheit wie seine
Erhabenheit, keine Herrschaft wie seine Herrschaft, keine Macht
wie seine Macht. 24. Heilig ist er, gepriesen sei sein Name in 20
Ewigkeit. 25. Und der Ewige sprach zu Josua: Am heutigen
Tage will ich anfangen, dich vor den Augen von ganz Israel zu
verherrlichen, damit sie erkennen, daß ich ebenso, wie ich mit
Moses war, mit dir bin! 26. Und befiehl du den Priestern, die
die Bundeslade des Ewigen tragen: Wenn ihr an den Eand des 25
Wassers des Jordan's kommt, sollt ihr am Rande stehen bleiben.
27. Und Josua sagte es den Priestern, welche trugen die Bundes-
lade des Ewigen. 28. Und sie taten, wie es der Ewige dem Josua,
dem Sohne Nun's, befohlen hatte. 29. Und die Priester zogen aus,
als die Wolke sich hob, und sie ließen einen Zwischenraum vom 30
Lager, wie ihnen der König Josua befohlen hatte. 30. Und Josua,
der Sohn Nun's, befahl dem Volke also: 31. Nehmet euch 12 Männer,
je einen von jedem Stamm. 32. Und es wird geschehen , sobald
ruhen werden die Fußballen der Priester, welche die Bundeslade
des Ewigen tragen, im Wasser des Joi'dan's, wird das Wasser des 35
Jordan's abgeschnitten werden, das Wasser, das von oben zufließt,
wird stehen bleiben wie ein Wall. 33. Und es war, als die Träger
des Ewigen zum Jordan kamen und ihre Füße benetzt wurden am
Rande des Wassers — und der Jordan war voll über all seinen
Ufern die ganze Erntezeit — , 34. Da hielt das Wasser, das von «o
oben zufloß, inne und stand aufrecht wie ein Wall, imd das
Wasser (das Bett) wurde trocken und abgeschnitten. 35 [C Und
das Volk zog hinüber gegen Jericho]. 36. Und die Priester, die
die Bundeslade des Ewigen trugen, standen mitten im Jordan still
im Trockenen. 37. Und die Priester und das ganze Volk Israel 4.";
zog hinüber im Trockenen, bis das ganze Volk die Überschreitung
beendigt hatte.
498 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samantanischer Rezension.
IV. 1. Und Josua, der Sohn Nun's, rief die zwölf Männer,
die er aus den Kindern Israel's bestellt hatte. 2. Und er sprach
zu ihnen: Gehet vor der Bundeslade des Ewigen, eures Gottes,
einher, mitten in den Jordan hinein und hebet, ein jeder, einen
5 Stein auf die Schulter entsprechend der Anzahl der Stämme der
Kinder Israel's: 3. Damit dieses ein Zeichen sei für euch nach
eurer Überschreitung, wenn eure Söhne künftig (morgen) euch
fragen sollten: Was haben diese Steine für eine Bedeutung für
euch? 4. So sollt ihr ihnen sagen: Die, daß das Wasser des
10 Jordan's sich geteilt hatte [C' vor der Bundeslade des Ewigen, als
sie durch den Jordan zog , sich das Wasser des Jordan's geteilt
hatte], und diese Steine sollen den Kindern Israel's zum Andenken
dienen auf ewige Zeiten. 5. Und die Kinder Israel's taten , wie
der Ewige Josua, dem Sohne Nun's, geboten hatte. 6. Und sie
15 nahmen 12 Steine mitten aus dem Jordan und das Volk legte sie
nieder. 7. Und Josua richtete mitten im Jordan 12 Steine auf
auf dem Platze, wo die Füße der Priester, die die Bundeslade des
Ewigen sretracren hatten , gestanden hatten , und sie blieben dort.
8. An jenem Tage verherrlichte der Ewige Josua in den Augen
20 der ganzen Gemeinde der Kinder Israel's. 9. Und als die Priester,
die die Bundeslade des Ewigen trugen, von der Mitte des Joi'dan's
heraufstiegen, kehrte das Wasser des Jordan's an seine frühere Stelle
zurück. 10. Und das Volk kam aus dem Jordan herauf am 10.
des 1. Monats.
25 V. 1. An jenem Tage stand Josua, der Sohn Nun's, auf und
sang den Gesang Moses', welcher ist: „Daraals sang Moses und die
Kinder Israel's", welchen Moses, der Fürst der Propheten, und die
Kinder Israel's mit ihm am Schilfmeere gesungen hatten. 2. Nach-
dem er ihn beendet hatte, sang er: 3. Gepriesen sei er, der die
30 Wesen geschaffen. 4. Gepriesen sei er, der Himmel und Erde
geschaffen. 5. Gepriesen sei er, der einzig ist. 6. Gepriesen sei
er, der der Gott der Geister ist. 7. Gepriesen sei er, dem nichts
gleich kommt. 8. Gepriesen sei er, der die Wunder getan. 9. Ge-
priesen sei er, der die Zeichen offenbart hat. 10. Gepriesen sei
85 er, den kein Wissen erkennen kann. 11. Gepriesen sei er, der
alles Bestehende hervorgerufen hat. 12. Gepriesen sei er, der
allen Raum umfaßt. 13. Gepriesen sei er, der die Dunkelheit er-
leuchtet. 14. Gepriesen sei er, den alle ßäumlichkeiten nicht um-
fassen. 15. Gepriesen sei er, der die Sterne im Himmel leitet.
40 16. Du bist Gott, dem keiner gleichkommt. 17. Du hast alle
Werke und Bilder und AVesen und Geister geschaffen. 18. Ge-
priesen sei dein großer Name in Ewigkeit und immerdar. Ge-
priesen sei dein heiliger Name, es gibt keinen Gott außer einem.
19. Und Josua, der Sohn Nun's, wurde verherrlicht in den Augen
45 der ganzen Gemeinde Israel, wie gepriesen wurde Moses, der Sohn
Amram's, der Fürst der Propheten; auf ihm sei der Friede.
20. Und die Häupter des Volkes errichteten die 12 Steine an dem
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 499
Orte Gilgal, [C zur Erinnerung] an das, was der Ewige seinem Volke,
den Kindern Israel's, getan hatte zur Zeit ihrer Überschreitung des
Jordan's. 21. Und es hörte der König von Damessek von der
Überschreitung des Jordan's durch die Kinder Israel's und daß er aus-
getrocknet wurde zur Zeit ihrer Überschreitung und daß er nach- 0
her zurückflutete, wie er am Anfange war, nachdem sie herauf-
kamen. 22. Und es fiel auf sie Angst und Schrecken. 23. Und
der Herr sprach zu Josua, dem Sohne Nun 's: Siehe ich habe den
Schrecken und die Angst vor dir allen Völkern eingeflößt.
24. Und habe von dir und deinem Volke jedwege Plage wegge- 10
nommen. 25. Und Josua, der Sohn Nun's, nannte den Namen
dieses Platzes Gilgal.
VI. 1. Und die Wolke hob sich von den Kindern Israel's
am ersten Monat des Jahres, welches der Anfang war des Jahres
der Schemita und des Jobel der Kinder Israel's. 2. Und das ist 15
das Jahr 2794 seit der Schöpfung der Welt. 3. In jenem Monat
am 14. Tage des Monats in der Abenddämmerung brachten sie das
Passahopfer in den Städten Jericho's. 4. Und sie aßen 7 Tage un-
gesäuerte Brote von dem Ertrage des Landes. 5. Und es hörte
das Manna auf an dem Tage, an welchem sie von dem Ertrage des 20
Landes aßen, und es gab keines mehr. 6. Und sie nährten sich von
dem Ertrage des Landes in jenem Jahr. 7. Und es geschah, daß,
als Josua, der Sohn Nun's, sich vor Jericho befand, er aufschaute
und sah, wie ein Mann mit gezücktem Schwerte ihm arecrenüber
stand. 8. Und Josua ging auf ihn zu und sprach zu ihm : Gehörst 25
du zu uns oder zu unseren Feinden? 9. Und er sprach zu ihm:
Wohl bin ich ein Heerführer des Ewigen. Eben bin ich bekommen.
Und Josua, der Sohn Nun's, warf sich zu Boden auf sein Angesicht,
und verneigte sich. 10. Da sprach er zu ihm: Was beflehlt mein
Herr seinem Diener? Und er antwortete ihm: Ziehe deine Sandalen 30
von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehest, ist heilige
Stätte. Da tat Josua so.
VIT. 1. Und der Engel des Herrn sagte zu Josua, dem Sohne
Nun's: So spricht der Herr: Siehe, ich überliefere diese Stadt in
deine Hand nebst ihrem König und seinen Kriegsherrn. 2. Und 35
ihr sollt um die Stadt ziehen, alle die Kriegsleute, rings um die
Stadt herum einmal. So sollst du der Stadt tun 6 Tage hindurch.
3. Und die Priester, welche die 13undesUide tragen, sollen dem Volke
voranziehen und in ihren Händen die Trompeten halten. 4. Und
am 7. Tage sollt ihr die Stadt sieben Mal umziehen und die -lo
Priester sollen in die Trompeten blasen. 5. Wenn aber das Jubel-
horn geblasen wird, sobald ihr den Trouipetenschall hört, soll das
gesamte Volk ein lautes Kriegsgeschrei erheben und rufen: „Der
Ewige ist ein Kriegsheld, der Ewige ist sein Name". So wird
dann die Mauer der Stadt in sich zusammenstürzen, und das Volk •»:>
soll hinaufsteigen, jeder vor sich hin. G. Da berief Josua, der Sohn
Nun's, die Priester und sprach zu ihnen : Ihr sollt die Bundeslade des
500 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
Ewigen tragen. Und 7 Priester sollen 7 Trompeten des Jobel vor
der Bundeslade des Ewigen tragen. 7. Und er sprach zu dem
Volke: Gehet und ziehet um die Stadt herum, und die Gewappneten
sollen vor der Bundeslade des Ewigen einherziehen. Als nun
5 Josua dem Volke den Befehl gegeben hatte, da zogen die Priester
und stießen in die Trompeten. 9. Und die Bundeslade des Ewigen
zog hinter ihnen einher. 10. Und Josua befahl dem Volke: Er-
hebet kein Kriegsgeschrei und machet keinen Lärm bis zu dem
Tage, wo die Priester euch gebieten werden, das Kriegsgeschrei zu
10 erheben; dann sollt ihr es erheben. 11. Und er ließ die Bundes-
lade einmal rings um die ganze Stadt herumtragen und sie kehrten
in das Lager zurück und übernachteten im Lager. 12. Josua aber
machte sich früh auf, und die Priester trugen die Bundeslade des
Ewigen. 13. Und die Priester stießen in die Trompete. 14. So
15 zogen sie um die Stadt herum 6 Tage hindurch, jeden Tag einmal.
15. Am 7. Tage aber brachen sie mit Morgenanbruch auf und zogen
um die Stadt 7 mal herum. 16. Beim 7. Male, da stießen die
Priester in die Trompeten und das gesamte Volk rief: „Der Ewige
ist ein Kriegsheld, der Ewige ist sein Name." Und da sprach
20 Josua zum Volke: Erhebet euer Kriegsgeschrei, denn der Ewige
hat euch die Stadt überliefert. 17. Diese Stadt aber mit allen,
was darin ist, sei ein Bann dem Ewigen. Nur die Gastgeberin
Rahab soll leben bleiben , sie , nebst allen , die bei ihr im Hause
sind, weil sie die Boten, die wir aussandten, die Stadt auszukund-
25 schaffen, versteckt hat. 18. Nehmet euch wohl vor dem Gebannten
in Acht. Ihr würdet dadurch das Lager Israel's unter den Bann
bringen und es ins Unglück stürzen. 19. Vielmehr sollen alle
silbernen und goldenen und ehernen und eisernen Gerätschaften
dem Ewigen geweiht sein. 20. Da erhob das Volk ein gewaltiges
30 Kriegsgeschrei; da stürzte die Mauer in sich zusammen, und das
Volk stieg in die Stadt hinauf, jeder Mann gerade aus, und sie
nahmen die Stadt ein. 21. Und sie vollstreckten an allem, was
sich in der Stadt befand, an den Männern, wie an den Weibern,
an den Rindern, an Schafen und Eseln den Bann mit dem Schwerte.
35 22. Den beiden Männern aber, die das Land ausgekundschaftet
hatten, befahl Josua, der Sohn Nun's: Begebet euch in das Haus
jenes Weibes und führet das Weib nebst all ihren Angehörigen
von dort hinweg, wie ihr es ihr zugeschworen habt. 23. Da be-
gaben sie sich in das Haus und führten hinweg Rahab nebst ihrem
40 Vater und ihrer Mutter und ihren Brüdern, nebst ihrer gesamten
Familie. 24. Die Stadt aber und alles was darin war, brannten
sie nieder. 25. Zu jener Zeit sprach Josua folgenden Fluch aus:
Verflucht vor Gott soll der Mann sein, der auftritt, um diese
Stadt Jericho wieder aufzubauen. 2ü. Und der Ewige war mit
45 Josua, dem Sohne Nun's, und sein l?uf verbreitete sich durch das
ganze Land.
VIII. 1. l'nd es kam ein Mann von den Söhnen Israel's und
Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension. 501
ging in einen der Götzentempel der Stadt Jericho und nahm ein
goldenes Götzenbild und eine goldene Zunge, deren Gewicht 2200
Schekel war. 2. Da entbrannte der Zorn des Ewigen gegen die
Kinder Israel's. 3. Und Josua, der Sohn Nun's, sandte von Jericho
aus 3000 Mann gegen Ai; die Einwohner von Ai schlugen jedoch 0
die 3000 Mann, die Josua, der Sohn Nun's, gesandt hatte. 4. Und
sie flohen vor den Männern von Ai, denn sie erschlugen von ihnen
36 Mann. 5. Und sie kehrten zurück in das Lager zu Josua, dem
Sohne Nun's. 6. Da zerriß Josua seine Kleider und warf sich
auf sein Angesicht zu Boden vor der Bundeslade, er und die 10
Ältesten der Kinder Israel's mit ihm. 7. Und Josua sprach: Herr,
Gott! Warum hast du dieses Volk über den Jordan ziehen lassen,
um uns den Amoritei'n zu überliefern, um uns zu vernichten?
8. Was soll ich sagen, nachdem die Kinder Israel's vor ihren Feinden
haben rückwärts gehen müssen? Wenn das alle Bewohner des i5
Landes Kanaan erfahren, werden sie uns umzingeln und uns vom
Erdboden vertilgen. 10. Und der Ewige erwiderte Josua also:
Wozu liegst du doi't auf deinem Angesicht? 11. Stehe doch auf,
denn Israel hat sich versündigt, und sie haben von dem Gebannten
genommen. 12. Gehe zum Volke, und denjenigen, der von dem 20
Gebannten genommen, sollst du verbrennen im Feuer nebst allem
was ihm angehört, denn er hat eine Schandtat in Israel becjansfen.
13. Da stand Josua, der Sohn Nun's, auf und versammelte das
ganze Lasfer der Kinder Israel's vor der Tür des Stiftszeltes vor
Eleasar, dem Sohn Aharon's, des Priesters, mit den ßeiheu der Edel- 25
steine auf seinem Brustschilde und den Urim und den Tumim.
14. Da ließ er herantreten die Namen der Stämme, Stamm für
Stamm. Der Schuldige war vom Stamme Juda; da ließ er heraus-
treten die Namen der Familien des Stammes Juda. 15. Da wurde
der Schuldige offenbart von der Familie Sarchi ^). Da ließ er her- so
austreten die Namen der Familie Sarchi. IG. Da wurde der
Schuldige offenbart vom Hause Sabdi. Da ließ er heraustreten die
Männer des Hauses Sabdi. 17. Da wurde der Stein verdunkelt bei
dem Namen Allan ^). 18. Und das war der Sohn Karrai's, des
Sohnes Sabdi's vom Stamme Juda. 19. Da sprach Josua, der Sohn 35
Nun's, zu Allan: Oh, Sohn, mein Sohn! Wisse, daß der Schöpfer
des Himmels und der Erde alle Geheimnisse kennt und alles
Verborgene , und nichts kann vor ihm verheimlicht werden. Sage
mir doch in Gegenwart dieses Volkes, was Du getan hast. Ver-
hehle uns nichts. 20. Und Airan •') antwortete Josua, dem Sohne in
Nun's: 21. Der Ewige ist gerecht, und ich bin der Frevler; und
er sagte: Ich habe mich in Wahrheit an dem Ewigen, dem Gott
Israel's, versündigt; das und das habe ich getan. 22. Und Josua,
der Sohn Nun's, sandte Boten, und sie liefen in das Zelt. Da er-
1) A Achri. 2) Abul-Fatli: Aidan.
3) In A Ail(r)an, r in / korrigiert oder umgekehrt.
502 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritaniseher Rezension.
gab ^ich, daß das goldene Götzenbild und die Zunge verborgen
lagen in seinem Zelte und das Silber darunter. 23. Und sie
brachten es zu Josua, dem Sohne Nun's. Und er legte sie nieder
vor Gott^). 24. Josua nahm das Götzenbild und die Zunge und
5 das Silber und Allan und seine Söhne und seine Töchter und alles,
was zu ihm gehörte. 25. Und die ganze versammelte Gemeinde
der Kinder Israel's bewarfen sie mit Steinen und verbrannten sie
im Feuer. 26. Und sie errichteten über ihnen einen großen Stein-
haufen bis auf den heutigen Tag. Und da gereute es dem Ewieren
10 über das Volk, und er ließ ab von seinem heftigen Zorn.
IX. 1. Und der Ewige sprach zu Josua, dem Sohne Nun's:
Sei ohne Furcht und unverzagt. 2. Nimm Kriegsleute und ziehe
hinauf gegen Ai, denn ich will den König von Ai und sein ganzes
Volk und sein Land in deine Hand geben. 3. Und Josua, der
15 Sohn Nun's, wählte vom Volke 3000 Mann und sandte sie des
Nachts ab. 4. Und Josua, der Sohn Nun's, befahl ihnen wie
folgt: Habt Acht: Ihr sollt euch gegen die Stadt und zwar im
Rücken der Stadt in den Hinterhalt legen. Entfernt euch nicht
zu sehr und seid insgesamt bereit. 5. Ich aber und alle die Leute,
20 die ich bei mir habe, wollen gegen die Stadt anrücken. 6. Und
wenn die Leute der Stadt uns entgegentreten, so werden wir vor
ihnen fliehen. 7. Ihr aber sollt dann aufstehen und hervorbrechen
von eurem Hinterhalt und euch der Stadt bemächtigen ; der Ewige,
euer Gott, wird sie in eure Gewalt geben. 8. Und sie taten, wie
25 ihnen Josua, der Sohn Nun's, geboten hatte. 9. Und der Ewige
gab sie in die Gewalt Israel's, und sie verbrannten sie und alles, was
darin war, wie es Josua geboten hatte. 10. Und diese Stadt liegt
vor dem Berge Gerisim, dessen Name Bet El ist, an dessen östlicher
Seite. 11. Und Josua ging zur Stadt Lus, welche auf dem Berge
30 Gerisim ist, das ist Bet El. Und er erschlug sie, ohne einen ein-
zigen entrinnen zu lassen. 12. Und Josua, der Sohn Nun's, befahl
dem Volke also: 13. Daß sie sich lagern sollten in Ebne Moi-e,
welches nahe der Stadt Schechem liegt, und sie stellten dort das
Stiftszelt auf 14. Und Josua, der Sohn Nun's, errichtete einen
35 Altar von Steinen auf dem Berge Gerisim, welcher Bet El ist, wie
Moses den Kindern Israel's befohlen hatte auf Befehl des Herrn.
15. Und sie brachten auf ihm dar Brandopfer und Friedensopfer.
16. Und ein Feuer kam hervor von dem Ewigen und verzehrte,
was auf dem Altare war. Und die Kinder Israel's freuten sich
•10 und sie sangen viele Loblieder und Lobpreisungen dem Ewigen,
ihrem Gotte, der sie unter allen Völkern ausgewählt. 17. l'nd
der erste der Fürsten der Leviten, der Eleasar, Sohn Aharon's,
des Priesters, schrieb auf die Steine das Gesetz Moses' deutlich
und sorgfältig, wie es Moses in dem Buche des Gesetzes befohlen
■I.-) hatte, indem er sagte: 18. „l'nd es soll geschehen, wenn ihr hiii-
1) B C Und er schrie.
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 503
"überziehet über den Jordan, sollt ihr diese Steine, gemäß dem,
was ich euch gebiete, auf dem Berge Gerisim aufrichten und mit
Kalk übertünchen." 19. Und sie errichteten sie auf dem Berge
Gerisim, wie der Ewige Moses befohlen hatte. 20. Und Josua, der
Sohn Nun's, versammelte die ganze Gemeinde der Kinder Israel's 5
in der Nähe des Berges Gerisim Bet El, und sie versammelten
sich rings um den Berg herum von allen vier Seiten. 21. Und
die Priester, die Leviten, traten heran, und sie lasen alle Worte
des Gesetzes laut vor. 22. Sie schieden nachher ab die Stämme
Rüben, Gad, Ascher und Sebulon, Dan und Naftali, und sie gingen lo
und standen auf dem Berge Ebal. 23. Und die Stämme Simeon,
Levi, Jehuda, Isachar, Josef und Benjamin gingen und standen auf
dem Berge Gerisim. 24. Und die Bundeslade des Ewigen war mit
ihnen und die Priester, die Leviten, trugen sie. 25. Und vor
ihnen stand der Hohepriester Eleasar, der Sohn Aharon's, des i5
Priesters, auf ihm sei der Fi'iede, und sein Sohn Pinehas und sein
Bruder Ithamar, auf ihnen sei der Friede, und alle Ältesten Israel's
und ihre Richter. 26. Und es segneten die Ältesten der Priester
auf dem Berge Gerisim Bet El im Namen des Ewigen, des
Heiligen, die ganze Gemeinde der Kinder Israel's. 27. Und sie 20
lasen alle Worte des Segens über sie und sie segneten sie, und
die Herrlichkeit Gottes erschien auf der Bundeslade. 28. Und
das ganze Volk sah es und sie jauchzten, und sie fielen auf ihr
Angesicht [C Und nachher wendeten die Leviten ihr Angesicht]
gegen Ebal. 29. Und sie lasen alle Worte des Fluches, welche in 25
diesem Buche der Lehre geschi'ieben stehen, wie es der Ewige dem
Moses befohlen hatte. 30. Und es geschah nach all diesen, da ging
jedermann aus dem Volke in sein Zelt. 31. Und Josua, der Sohn
Nun's, befahl, und sie begruben die Gebeine Josefs auf dem Feld-
stücke , welches unser Vater Jakob von den Söhnen Chamor's , des 30
Vaters Sichem's, um 100 Kesita erworben hatte. 32. Und dieser
Platz liegt bei Schechem in Elon More an der Stelle , wo Jakob
Israel einen Altar gebaut hatte und seinen Namen genannt hatte :
El Elohei Israel.
X. 1. Nach diesen Begebenheiten, als alle Völker und Nationen 35
vernahmen, daß Josua, der Sohn Nun's, und sein Volk, die Kinder
Israels, erobert hatten Jericho, Ai und Lus, 2. Und die Stadt
Schechem und all ihre Gehöfte (?) — und sie fürchteten sich sehr —
3. Da kamen die Einwohner der Gehöfte (? Kirjatajim), die in der
Nähe dieser Städte waren, darunter die Bewohner von Gibeon zu 40
Josua, dem Sohne Nun's, und zu Eleasar, dem Priester, in listiger
Weise. 4. Und sie kamen mit abgenutzten Säcken. 5. Und mit
alten und geflickten Sandalen an ihren Füßen und abgenutzten
Kleidern auf sich. Und alles Brot, das sie als Mundesvorrat mit-
nahmen, war vertrocknet und schimmelig. 6. So begaben sie sich ■1.')
zu Josua, dem Sohne Nun's, und sprachen zu ihm und zu Eleasar,
dem Sohn Aharon's, des Priesters, und zu allen Häuptern des
504 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
Volkes: Aus fernem Land kommen wir, und nun schließt mit uns
einen Bund. 7. Da sprachen zu ihnen Josua, der Sohn Xun's, und
Eleasar, Sohn des Aharon's, des Priesters, und die Ältesten des Volkes
also: Vielleicht wohnt ihr mitten unter uns, und wie können wir
5 da einen Bund mit euch schließen? 8. Da sprachen sie zu ihnen:
Aus fernem Lande sind wir, eure Knechte. Und da sprachen sie
zu ihnen: Wer seid ihr und woher kommt ihr? 9 Da antworteten
sie: Von sehr fernem Lande kommen wir, deine Knechte, um des
Ruhmes des Ewigen , eures Gottes willen , denn wir haben seinen
10 Ruhm gehört, sowohl alles, was der Ewige in Ägypten getan hat,
10. Als auch alles das, was er getan hat den beiden Königen der
Amoriter, welche jenseits des Jordan's wohnten, Sichon, dem König
von Hesbon, und Og, dem König von Basan, zu Astarot in Edrei.
11. Da geboten uns unsere Ältesten und alle Bewohner unseres
15 Landes und sagten : Versorget euch mit Zehrung für die Reise
und ziehet ihnen entgegen und sprechet zu ihnen: Wir wollen eure
Knechte sein, und nun schließet einen Bund mit uns. 12. Hier
ist unser Brot: wir haben es noch warm als Zehrung aus unseren
Häusern mitgenommen an dem Tage, wo wir auszogen, zu euch zu
20 kommen; und nun ist es vertrocknet und schimmelig geworden.
13. Und diese Weinschläuche, sie waren neu, als wir sie füllten,
und nun sind sie geborsten, und diese unsere Kleider und Schuhe
sind abgenutzt infolge der weiten Reise. 14. Da nahmen die
Männer etwas von ihrem Mundvorrat; aber den Bescheid Gottes
25 holten sie nicht ein. 15. Und Josua machte mit ihnen Frieden
und schloß mit ihnen einen Bund, sie am Leben zu lassen, und
die Fürsten der Gemeinde schwuren ihnen zu. 16. Und es geschah
nach Verlauf von 3 Tagen, nachdem sie mit ihnen den Bund ge-
schworen hatten, hörten sie, daß sie aus der Nähe waren und in
30 ihrer Mitte wohnten. 17. Da brachen die Kinder Israel's auf und
gelangten am 3. Tage zu ihren Ortschaften, und ihre Ortschaften
waren Gibeon, Kizah und Sitah und Kirjat Jearim. 18. Und die
Kinder Israel's taten ihnen nichts zu leide, denn Josua, der Sohn
Nun's, und Eleasar, der Sohn Aharon's, des Priestei's. und die Fürsten
35 der Gemeinde hatten vor dem Ewigen, dem Gott Israel's zuge-
schworen. Da murrten die ganze Gemeinde gegen die Fürsten.
19. Da spi-achen alle Fürsten zu der ganzen Gemeinde: Wir haben
ihnen bei dem Ewigen, unserem Gotte, zugesehworen , und nun
dürfen wir sie nicht antasten. 20. Folgendes wollen wir ihnen
40 antun und sie am Leben erbalten, daß über uns kein Zorn komme
wegen des Eides, den wir ihnen zugeschworen. 21. Da sprachen
die Fürsten zu ilmen: Sie sollen am Loben bleiben luid sie sollen
Holzhauer und Wasserschöpfer für die ganze Gemeinde sein, wie die
Fürsten ihnen gesagt liatten. 22. Da ließ sie Josua rufen und
45 sprach zu ihnen also: Warum habt ihr uns getäuscht und gesagt:
Wir wohnen sehr weit von euch entlrnit, während ihr doch unter
uns wohnt? 23. Darum sollt ihr vertlucht sein und nicht auf-
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 505
hören, Sklaven zu sein und Holzhauer und Wasserschöpfev für das
Haus meines Gottes. 24. Da erwiderten sie Josua und sprachen:
Es wurde deinen Knechten berichtet, was der Ewige dein Gott
durch seinen Knecht Moses befohlen hat, euch das ganze Land zu
geben, und daß er auch befohlen hat alle Bewohner des Landes 5
vor euch zu vertilgen , (und da fürchteten wir uns) urn unser
Leben , und darum handelten wir so. 25. Nun aber sind wir in
deiner Gewalt. Verfahre mit uns, wie es dir recht und gut dünkt.
26. Da verfuhr Josua mit ihnen so , und er errettete sie aus der
Hand der Kinder Israel's, und sie töteten sie nicht. 27. Und lo-'^
Josua machte sie nachher zu Holzhauern und Wasserschöpfern für
den Altar des Ewigen an der erwählten Stätte am Berge Gerisim.
XL 1. Als aber der König von Jebus vernahm, daß die Be-
wohner von Gibeon mit den Israeliten Frieden gemacht hätten und
unter ihnen wohnen geblieben seien, 2. Da fürchtete er sich sehr, i5
denn es war eine große Stadt, wie nur eine der Städte des
Reichs, und sie war größer als Ai und all ihre Männer sehr tapfer.
3. Da schickte der König von Jebus zu dem König von Hebron,
dem König von Jarmut , dem Könior von Lachisch und dem
König von Eglon und ließ ihnen sagen: 4. Kommt zu mir und 20-
helft mir, daß wir Gibeon schlagen, denn sie haben Frieden ge-
schlossen mit Josua, dem Sohne Nun's, und mit dem Volke der
Kinder Israel's. 5. Da versammelten sich die 5 Könige der Amointer
und zogen heran: der König von Jebus und der König von Hebron
und der König von Jarmut, und der König von Lachisch und der 25
König von Eglon, sie mit ihrem ganzen Heer, und sie lagerten
vor Gibeon und begannen die Feindseligkeiten gegen dasselbe.
6. Da schickten die Einwohner von Gibeon zu Josua, dem Sohne
Nun's, und sagten: Laß deine Knechte nicht im Stich! Komm uns
schleunigst zu Hilfe und rette uns, denn es haben sich gegen uns 30
zusammengetan alle Könige der Araoriter, die auf dem Gebirge-
wohnen. 7. Da zog Josua, der Sohn Nun's, vom Berge Gerisim,
Bet El, der erwählten Stätte, und mit ihm die ganze Streitmacht
und alle Tapferen. 8. Und der Ewige sprach zu Josua: Fürchte
dich nicht vor ihnen, denn ich habe sie in deine Gewalt gegeben; 36
keiner von ihnen soll vor dir Stand halten können. 9. Und Josua
überfiel sie plötzlich. 10. L"nd der Ewige brachte sie in Ver-
wirrung vor den Kindern Israel's. Da brachten sie ihnen bei Gibeoii
eine schwere Niederlasre bei und verfolsften sie in der Richtung
der Steige von Bet Horon und schlugen sie bis nach Asekah und 10
Makkedah. 11. Und dieses liegt im Westen von Bet El, welches
der Berg Gerisim ist. 12. Damals sprach Josua vor dem Ewigen
an jenem Tage, wo der Ewige, der Herr, dort die Amoriter den
Israeliten preisgab. 13. Und der Herr gab die Amoriter an jenem
Tage in die Gewalt der Kinder Israel's. 14. Und sie brachten i'.
ihnen eine sehr schwere Niederlage bei. 15. Darauf kehrte Josua,
der Sohn Nun's, mit den gesamten Kindern Israel's zurück nach
506 Gaster, Das Buch Josua in hebrälsch-samaritanischer Rezension.
Bet El, nach dem Berge Gerisim, nach der erwählten Stätte.
16. Jene 5 Könige aber flohen und versteckten sich in einer Höhle
in Makkedah. 17. Da wurde Josua berichtet wie folgt: Die
5 Könige halten sich in der Höhle bei Makkedah versteckt. 18. Da
5 sprach Josua: Wälzet große Steine vor den Eingang der Höhle
und stellt Männer bei ihr auf, sie zu bewachen. 19. Ihr selbst
aber laßt euch nicht aufhalten. Verfolgt eure Feinde und tötet
ihre Nachhut. Lasset sie nicht in ihre Städte gelangen, denn der
Ewige, euer Gott, hat sie in eure Gewalt gegeben. 20. Als nun
10 Josua und die Kinder Israel's sie vollends geschlagen und ihnen
eine sehr schwere Niederlage beigebracht hatten, sodaß sie fast
aufgerieben waren — was noch von ihnen übrig war, war in die
festen Städte entronnen — , 21. Da kehrte die gesamte Mannschaft
wohlbehalten zurück zu Josua, dem Sohne Nun's, in das Lager bei
15 Makkedah. Da wagte niemand gegen die Kinder Israel's seine Zunge
zu spitzen. 22. Und da befahl Josua: Öffnet den Eingang zur Höhle
und holt mir jene 5 Könige aus der Höhle heraus. 23. Da taten
sie so und holten jene 5 Könige aus der Höhle heraus, den König
von Jebus , den König von Hebron , den König von Jarmut , den
20 König von Lachisch, den König von Eglon. 24. Als man nun jene
Könige zu Josua herausgebracht hatte, rief Josua alle israelitischen
Männer herbei, und er befahl den Obersten der Kriegsleute, die mit
ihm gezogen waren: Tretet heran und setzet eure Füße auf die Hälse
dieser Könige ! Da traten sie heran und setzten ihre Füße auf deren
25 Hälse. 25. Und Josua sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht und
seid unverzagt! Seid fest und tatkräftig; denn ebenso wird der
Ewige mit allen euren Feinden verfahren, mit denen ihr Krieg
führt. 26. Hierauf schlug sie Josua und tötete sie und ließ sie
auf 5 Bäumen aufhängen; so hingen sie an den Bäumen bis gegen
30 Abend. 27. Als aber die Sonne eben untergehen wollte, befahl
Josua, sie von den Bäumen herabzunehmen, und man warf sie in
die Höhle, in der sie sich versteckt hatten, und legte große Steine
vor den Eingang der Höhle bis auf diesen Tag. 28. Und Josua
eroberte am selben Tage Makkedah und erschlug sie mit der
35 Schärfe des Schwertes und insgesamt mit seinem König, er bannte
sie und alle Menschen, die darin waren, und ließ niemanden ent-
rinnen, und verfuhr mit dem Könige von Makkedah, wie er mit dem
Könige von Jericho verfahren war. 29. Hierauf zog Josua mit allen,
die bei ihm waren, von Makkedah nach Libnah [C und er bekriegte
40 Libnah]. 30. Und der Ewige gab es in die Gewalt von Israel, es
und ihren König ; und sie schlugen es mit der Schärfe des Schwertes
und alle Menschen, die darin waren. Er ließ niemand entrinnen und
er verfuhr mit ihrem Könige, wie er mit dem Könige von Jericho
verfahren war. 31. Hierauf zog Josua mit dem gesamten Israel
45 von Libnah nach Lachisch und er belagerte es und bekriegte es.
32. l'nd der Ewige gab Lachisch in die Hand von Israel luid er
('ro))erte es am nächsten Tage und er erschlug es mit der Schärfe
Gaster, Das Buch Josuu in hebräisch- samarüanisch er Rezension. 507
des Schwertes und alle Menschen, die darin waren, ganz so wie er
mit Libnah verfahren war. 33. Da kam Horam, der König von
Geser, herangezogen, um Lachisch zu retten aus der Gewalt Israel's,
und Josua brachte ihm und seinem Volke eine Niederlage bei.
sodaß keiner \^on ihnen entkam. 34. Hierauf zog Josua mit dem 5
gesamten Israel von Lachisch nach Eglon , und sie belagerten es
und bekriegten es. 35. Und sie nahmen es noch am gleichen Tage
ein und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes, und alle
Menschen, die darinnen waren, bannte er an demselben Tage, ganz
so wie er mit Lachisch verfahren war. 36. Hierauf zog Josua 10
mit dem gesamten Israel herauf von Eglon nach Hebron, und sie
bekriegten es. 37. Und sie nahmen es ein und schlugen es mit
der Schärfe des Schwertes und seinen Köniff und alle Ortschaften
und alle Menschen, die darin wai'en, sodaß niemand entkam, ganz
so wie er mit Eglon verfahren war. Und er bannte es und alle 15
Menschen, die darin waren. 38. Hierauf wandte sich Josua mit
dem gesamten Israel gegen Debira und bekriegte es. 39. Und sie
eroberten es und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes und
auch dessen König und alle seine Städte und sie bannten alle
Menschen, die darinnen waren, sodaß keiner entkam; wie er mit 20
Hebron verfahren war, ebenso verfuhr er mit Debira und seinen
König und wie er mit Libnah und seinem Könige verfahren war.
40. Und Josua schlug das ganze Land; das Südland, das Bergland,
die Niederung und die Bergabhänge ^) und alle Könige derselben,
sodaß niemand entkam, und alles, was lebendig war, bannte er, wie 25
der Ewige, der Gott Israel's, befohlen hatte. 41. Und Josua schlug
sie von Kadesch Barnea bis Gazah und das ganze Land Goschen
bis Gibeon. 42. LTnd alle jene Könige und all ihr Land eroberte
Josua mit einem Schlage; denn der Ewige, der Gott Israels, kämpfte
für Israel. 43. Und das Ende des Krieges des Josua, des Sohnes 30
Nun's, war am Neumonde des 8. Monats, und er kehrte zurück zu
der erwählten Stätte am 1. Monat des 2. Jahres nach dem Einzüge
der Kinder Israel in das Land Kanaan. Denn der Ewige, der Gott
Israel's, kämpfte für Israel. 44. Und Josua, der Sohn Nun's, bevor
er zurückkehrte zu der gewählten Stätte, verweilte in Gilgal mit 3:>
seiner gesaraten Kriegsraannscbaft an einer besonderen Stelle
7 Tage. 45. Und am Abend des 7. Tages wuschen Josua und die
gesamte Kriegsmannschaft, die mit ihm war, ihren ganzen Körper,
und sie entsündigten sich mit dem Wasser der Entsündigung am
2. Tage und am 7. Tage, und sie wuschen ihre Kleider in Wasser 40
und sie wurden rein. 46. Und alle Kinder Israel's brachten an
diesem Monate das Passahopfer zur festgesetzten Zeit an der er-
wählten Stätte am Berge Gerisim, Bet El, in Freude und großer
W^onne dar.
XII. 1. Als nun Jabin, der König von Hazor, davon hörte, 4:.
1) B C die Gefilde.
Zeitschrift der D. M. G. Hcl. LXII. 33
508 Gaster, Das Bttch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
schickte er an Jobab, den König von Madon , und an den König
von Schimron und an den König von Achschaf 2. Und an die
Könige, die im Norden wohnten, im Berglande, und in der Ebene,
südlich von Kinnerot und in der Niederung und in Naphot Dor
5 im Westen, 3. An die Kanaaniter im Osten und Westen und die
Amoriter und Hethiter und Perisiter und Jebusiter auf dem Ge-
birge und die Hiwiter am Fuße des Hermon im Lande Mizpah.
4. Und sie zogen aus mit ihrem gesaraten Kriegsheer, eine Volks-
menge, so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres, und mit
10 sehr vielen Rossen und Streitwaffen. 5. Und alle jene Könicre
trafen miteinander Verabreduncr und zogen hin und lagerten sich
miteinander am Gewässer Merom, um mit Israel zu kämpfen.
6. Da sprach der Ewige zu Josua: Fürchte dich nicht vor ihnen, denn
morgen um diese Zeit lasse ich sie alle erschlagen vor Israel da-
15 liegen: Ihre Rosse sollst du lähmen und ihre Streitwagen verbrennen
im Feuer. 7. Da geriet Josua mit seiner ganzen Streitmacht beim
Gewässer Merom unversehens über sie, und sie warfen sich auf
sie. 8. Und der Ewige gab sie in die Gewalt Israel's, und sie
schlugen sie und verfolgten sie bis Zidon, der großen Stadt, und
20 bis zu Misrephot Majim (Naphthaquelle) und bis in die Talebene
von Mizpah im Osten, und sie schlugen sie, sodaß keiner von ihnen
entrann. 9. Und Josua verfuhr mit ihnen, wie ihm der Ewige
geboten hatte; ihre Rosse lähmte er und ihre Streitwagen ver-
brannte er. 10. Zu jener Zeit kehrte dann Josua um und er-
25 oberte Hazor und erschluar dessen Könitj mit dem Schwerte;
Hazor war nämlich vormals die Hauptstadt aller jener König-
reiche. 11. Und sie erschluaren alle Menschen, die darin waren,
mit der Schärfe des Schwertes, bannten sie. Kein lebendes Wesen
blieb übrig und Hazor verbrannte er. 12. Und alle Städte jener
30 Könige, nebst ihren Königen, erol)erte Josua, der Sohn Nun's, und
erschlug sie mit der Schärfe des Schwertes, bannte sie, wie Moses,
der Knecht Gottes, befohlen hatte. 13. Nur alle jene Ortschaften,
die auf ihren Erhöhungen standen, brannten die Israeliten nicht
nieder, mit einziger Ausnalime von Hazor. 14. Und alle Beute
35 aus jenen Ortschaften sowie das Vieh nahmen die Kinder Israel's
für sich; dagegen alle Menschen erschlugen sie mit der Schärfe
des Schwertes, bis sie sie ausgerottet hatten. Sie ließen kein
lebendes Wesen übrig. 15. So wie der Ewige seinem Knechte
Moses befohlen , so hatte Moses Josua befohlen , und so verfuhr
10 Josua; er unterließ nichts von dem, was der Ewige Moses befohlen
hatte. 16. Und Josua nahm dieses yanze Land ein, das tjiinz^
Bergland, das ganze Südland, das ganze Land Goschen und die Niede-
rung und die Ebene und das Bergland von Israel und die dazu
gehörende Niederung. 17. Von dem kahlen Gebirge, das gegen
45 SeTr ansteigt, bis nach Baal Gad im Tale des Libanon am Fuße
des Beiges Hermon und alle ihre Könige bekam er in seine Ge-
walt. 18. Und er schlug sie und tötete sie. 19. Es gab keine
Gaster, Das Buch Josua in liehräisch-samaritanischer Rezension. 509
Stadt, welche mit den Kindern Israel's Frieden schloß, ausgenommen
die Hivviter, die Bewohner von Gibeon; alles eroberten sie durch
Krieof. 20. Denn vom Ewigen war es so srefücft, daß er ihr Herz
verhärtete, sodaß sie sich auf den Krieg mit Israel einließen, um
sie zu bannen, damit ihnen keine Begnadigung zu Teil werde, 5
sondern , damit sie ausgerottet würden , wie es der Ewige Moses
befohlen hatte. 21. Zu jener Zeit zog Josua aus und rottete die
Enakiter aus vom Gebirge von Hebron, von Debir, von Anak, und
Josua bannte sie sowie ihre Städte. 22. Es blieben keine Enakiter
im Lande der Kinder Israel's übrig, nur in Asah (Gaza), in Gat lo
und Aschdod blieben welche übrig. 23. Und Josua nahm das
ganze Land ein, wie der Ewige zu Moses gesprochen hatte, und
Josua gab es als Erbbesitz an Israel entsprechend ihren Abteilungen
nach ihren Stämmen; und das Land ruhete vom Kriege.
XIII. 1. Und nach diesen Begebenheiten unternahmen Josua, 15
der Sohn Nun's, und Kaleb, der Sohn Jephune's, einen Ort voi'zu-
bereiten, um aufzurichten den Wohnsitz für den Ewigen an der
erwählten Stätte , auf dem Berge Gerisim , Bet El , wie es der
Ewige Moses befohlen hatte. 2. Sie ebneten den Hügel auf dem
Gipfel des Berges Gerisim, der genannt wird „der ewige Hügel". 20
3. Und sie salbten ihn und sie errichteten darauf den Wohnsitz,
das Allerheiligste, und Josua, der Sohn Nun's, baute einen Hof
(Palast) auf jenem Berge an der Nordseite. 4. Und die Kinder Israel's
lagerten sich jeder an seiner Stätte, und die Leviten verbreiteten sich
in die Stätten , die jedem einzelnen von ihnen angewiesen wurden, 25
und Israel wohnte in Ruhe. 5. Und Josua, der Sohn Nun's, weis
jedem der 7 Tage eine bestimmte Arbeit zu. Einen Tag unterhielt
er sich mit Eleasar, dem Sohne Aharon's, dem Priester. 6. Und
einen Tag mit den Weisen der Kinder Israel's und den Ältesten.
7. Und einen Tag mit den Häuptern des Volkes und dessen Amts- 30
leuten. 8. Und einen Tag widmete er seinen eigenen Angelegen-
heiten ; und 3 Tage widmete er sich der Kontrolle der Gemeinde-
leute (B den jungen Männern unter den Kindern Israel's), um das
Volk zu richten. 9. Und Josua errichtete das Gebäude dem Be-
fehle Gottes gemäß, und er vollendete es auf der Spitze des Berges 35
Gerisim, Bet El, denn das ist die Stätte, welche der Ewige gewählt
hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen 10. Und er stellte
da hinein das Stiftszelt und die Bundeslade und den verhüllenden
Vorhang und alle die Altäre und alle Geräte der Wohnstätte, jedes
einzelne auf seinem Gestelle. 11. Zu jener Zeit versammelte er 40
das ganze Volk mit seinen Häuptern, Amtsieuten und Pichtern.
12. Und sie verteilten das Land Kanaan durch das Los an die
9 Stämme und den halben Stamm nach ihren Geschlechtern, wie
es der Ewige dui'ch seinen Knecht Moses befohlen hatte. 13. Denn
der Stamm der Reubeniton und der Gaditen und der Iialbe St^imni ir.
Manasse hatten ihren Erbbesitz empfangen, welchen Moses, der
Knecht Gottes , denselben östlich vom Jordan angewiesen hatte.
510 Gaster, Das Buch Josua in hcbräisch-samarüanischer Rezension.
14. Von Aroer an, das am Ufer des Arnonflusses liegt, und der
Stadt mitten im Tale , dazu die ganze Ebene — Medebah bis
Dibon. 15. Sowie sämtliche Städte des Amoriterkönigs Sichon,
der zu Heschbon herrschte , bis zur Grenze der Ammoniter.
5 16. Ferner Gilead und das Gebiet der Geschuriter und Maachatiter
sowie das ganze Herrn ongebirge und ganz Baschan bis Salchah.
17. Das gesamte Königreich Og in Baschau, der zu Aschtarot und
Edrei herrschte. Derselbe war von den Überresten der Refaiter
übrio- creblieben und Moses schlug diese und vertrieb sie. 18. Da-
10 gegen vertrieben die Kinder Israel's nicht die Geschuriter und
Maachatiter und die Geschuriter und Maachatiter blieben unter den
Israeliten wohnen. 19. Nur dem Stamme der Leviten verlieh er
keinen Erbbesitz; die Feueropfer des Ewigen, des Gottes Israel's,
sind sein Erbbesitz, wie er ihm verheißen hatte. 20. Und Moses
15 gab dem Stamme der Reubeniten nach ihren Geschlechtern. 21. Und
zwar war ihr Gebiet von Aroer, das am Arnonflusse liegt, und die
Stadt mitten im Tale und die ganze Ebene und ganz Medebah,
22. Hesbon und alle zugehörigen Städte, die in der Ebene vor
Dibon liecren, und Bamotbaal und Bet Baalmon. Und Jahzah und
20 Kedemot und Mefaat 23. Und Kirjatajim und Sibmah und Zeret
Haschachar auf dem Berge Amek 24. Und Bet Peor und die
Abhänge von Pisgah und Bet Hajeschimot. 25. Ferner alle Städte
in der Ebene und* das ganze Königreich des Amoriterkönigs Sichon,
der zu Hesbon wohnte, den Moses geschlagen hatte, ihn samt
25 den Fürsten der Midjaniter, den Ewi und den Rekem und den
Zur und den Chur und den Reha, den Fürsten Sichon's, die im
Lande ansässig waren. 26. Auch den Wahrsager Bileam, den Sohn
Beor's, hatten sie mit dem Schwerte getötet zu den von ihnen Er-
schlao-enen. 27. Und die Grenze der Reubeniten bildete der Jordan,
30 und das ist die Grenze des Erbbesitzes der Reubeniten nach ihren
Geschlechtern mit den Städten und ihren Gehöften. 28. Und
Moses gab dem Stamme der Gaditer nach seinen Geschlechtern.
29. Und zwar war ihr Gebiet Jaaser und sämtliche Städte Gilead's
und die Hälfte des Landes der Ammoniter bis Aroör, welches
35 vor Rabbah liegt. 30. Und von Hesbon bis Ramraat Mizpeh
und Botnira und von Machanajim bis zum Gebiete von Debir.
31. Ferner in der Talebene Bet Haram und Bet Nimrah und Sukkot
und Zafon, der Rest des Königreichs Sichon's, des Königs von
Hesbon, der Jordan und das Gebiet erstreckte sich bis zum
40 Ende des Sees Kinneret, jenseits des Jordan's im Osten. 32. Das
ist der Erbhesitz der Gaditer nach ihren Geschlechtern, die Städte
mit ihren Gehöften. 33. Und Moses gab dem halben Stamme der
Kinder Manasse (C und es gehörte dem halben Stamme der Kinder
Manasse) nach ihren Geschlechtern, 34. Und zwar war die Grenze
•15 von Machanajim an bis zum Basclian das ganze Königreich Og's.
das Konigreicli Basan's und alle Zeltdurfer Jair's . die in Basclian
liegen, 60 Städte. 35. Und die Hälfte von Gilead und Aschtarot
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 511
und Edrei, die Städte des Königreichs Og's in Baschan, den Söhnen
Machir's, des Sohnes des Manasse, der einen Hälfte der Söhne
Machir's nach ihren Geschlechtern. 36. Diese sind es, die Moses
als Erbbesitz verteilte in den Steppen Moab's jenseits des Jordan's
östlich von Jericho. 37. Dem Stamme der Leviten gab Moses 5
keinen Erbbesitz. Der Ewige, der Gott Israel's, der ist ihr Erb-
besitz, wie er ihnen verheißen hatte.
XIV. 1. Und dies sind die Gebiete, die die Kinder Israel's
im Lande Kanaan zum Erbbesitz erhielten, wie ihnen Eleasar, der
Priester, und Josua, der Sohn Nun's, und die Familienhäupter der lo
Stämme der Kinder Israel's verteilten. 2. Durch das Los erhielten
ihren Erbbesitz, wie der Ewige durch Moses befohlen hatte für die
Q'/g Stämme. 3. Denn Moses hatte den 2^/^ Stämmen Erbbesitz
gegeben jenseits des Jordan's, und den Leviten gab er keinen Erb-
besitz unter ihnen. 4. Denn die Söhne Joseph's bildeten 2 Stämme, i5
Manasse und Ephraim, und er gab den Leviten keinen Teil als
Erbbesitz im Lande, außer Städte zum Wohnen mit den zuge-
gehöricren Weidetriften für ihre Herde und ihre Habe. 5. Wie
der Ewio^e Moses befohlen hatte , so taten die Kinder Israel's
und verteilten das Land. 6. Und das Los fiel für den Stamm 20
der Kinder Juda nach ihren Geschlechtern 7. Und dessen Ost-
seite war das Meer Kinneret (?). 8. Und an der Westseite das
Gebiet des Erbbesitzes des Stammes der Kinder Simon's. 9. Und
die Südseite war die Wüste und das Gebiet von Ägypten.
10. Und die Nordseite das Gebiet des Erbbesitzes des Stammes 25
Benjamin, Jebus und dessen Städte. 11. Und es fiel das Los für
den Stamm der Kinder Dan nach ihren Geschlechtern und zwar
war ihr Erbgebiet nach der Seite (?) diö Stadt Kirjat Arba, welches
die Stadt Hebron ist, und alle ihre Städte. 12. Und es fiel das
Los für den Stamm der Kinder Simeon's nach ihren Geschlechtern; 30
die Ostseite das Erbgebiet des Stammes Juda. 13. Die Westseite,
das Meer und die Südseite das Gebiet von Ägypten. 14. Die
Nordseite war der Erbbesitz des Stammes Juda und Asah (Gazah)
und all ihre Städte und Beer Scheba und bis zum Jordan. 15. Und
es fiel das Los für den Stamm der Kinder Benjamin's nach ihren 35
Geschlechtern, die Ostseite, Jebus und alle ihre Städte nach Osten
zu bis zum Tale des Jordan's. Und nach Westen war die Grenze
Kirjat Jearim und das Erbgebiet des Stammes Dan. 16. Und nach
dem Süden das Erbgebiet des Stammes Juda, nach dem Norden
das Erbgebiet des Stammes Ephraim. 17. Und die westliche Seite 10
des Stammes Dan ist das Meer und die östliche die des Stammes
Benjamin. 18. Und im Norden das Erbgebiet des Stammes Ephraim
und der Süden das Erbgebiet des Stammes Juda, und so waren
der Erbbesitz von Benjamin und der Erbbesitz des Stammes
Dan als Zwillinge parallel von Osten nach Westen. 19. Der erste 15
auf dem Gebirge und darauf Jebus bis zum Jordan und der
zweite bis zum Meere , und dort waren die Philister und Zorah.
512 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samariUmischer Rezension.
20. Und das Los liel für den Stamm der Kinder Ephraim's und
zwar im Osten die Jordanebene von dem Gebiete von Benjamin
bis zum Gebiete des Stammes von Manasse. 21. Und im Westen
das Salzmeer (Mittelländisches Meer) bis zur Grenze des Stammes
5 Dan. 22. Und im Süden das Erbgebiet des Stammes Dan und
des Stammes Benjamin. 23. Und im Norden das Erbgebiet des
halben Stammes Manasse. 24. Und in diesem Los findet sich die
Stadt Schechem und die Stadt Schomrom und all ihre Städte.
25. Und es fiel das Los für den halben Stamm Manasse: im Osten
10 das Tal des Jordan's zwischen dem Gebiete des Stammes Ephraim
und dem Gebiete des Stammes Issachar und im Westen das Meer
bis zum Berge Karmel. 26. Und im Süden der Erbbesitz des
Stammes Ephraim. 27. Und im Norden der Erbbesitz des Stammes
Zebuion und des Stammes Issachar. 28. Und unter den Städten
15 der Söhne Manasse war Kessair (Caesarea), Atlit und Dora und all
ihre Städte. 29. Und es fiel das Los für den Stamm der Kinder
Issachar nach ihren Geschlechtern, im Osten das Tal des Jordan's
von dem Gebiete des Stammes Manasse bis zum Gebiete des
Stammes Sebulun und im Westen das Gebiet des Stammes Sebulun
20 und das Gebiet des Stammes Manasse. 30. Im Norden das Gebiet
des Stammes (Manasse) und im Süden das Gebiet des Stammes
Manasse und das Gebiet des Stammes Sebulun. 31. Und zu diesem
Lose gehört die Stadt Genin und die Stadt Gilboa und Nures und
Nain. 82. Und es fiel das Los für den Stamm Sebulon nach ihren
2') Geschlechtern. 33. Im Osten die Ebene des Jordan und das ist
Tabris, im Westen das Salzmeer (Mittelländisches Meei"), im Norden
der Erbbesitz des Stammes Naphtali und des Stammes Ascher.
34. Im Süden der Erbbesit^ des Stammes Issachar und des Stammes
Manasse. 35. Und von den Städten seines Loses ist Tabris und
30 all seine Städte. 36. Und es fiel das Los für den Stamm der
Kinder Ascher nach ihren Geschlechtern, im Westen das Salzmeer.
37. [Im Süden (?) (Norden) Sidon und Sor und Hamat] , im Osten
der Erbbesitz des Stammes Naphtali. 38. Und im Norden (?) (Süden)
[die Städte Schomer] und ebenfalls im Norden der Erbbesitz des
35 Stammes Sebulun. 39. Und im Osten der Stamm der Erbbesitz
des Stammes Naphtali. 40. Und es fiel das Los des Stammes der
Kinder Naphtali auf die Städte des Gebirges, im Osten (?) (Westen)
der Erbbesitz des Stammes Ascher. 41. Im Süden der Erbbesitz
des Stammes Sebulun. 42. Und unter den Städten der Kinder
40 Naphtali's war Saphar [Saphat] und Kedesch und alle ihre Städte.
43. Und diese sind die Zufluchtsstädte zusammen mit den 3 Städten,
welche jenseits des Jordan's im Osten sind. 44. Und zwar die
Stadt Basir im Erbbesitz des Stammes Reuben und Gilead im
Erbbesitz des Stammes Gad. 45. Und die Stadt Golan im Erb-
-•ö besitz des hal))en Stammes Manasse. 46. Und 3 Städte im Lande
Kanaan , und dies sind ihre Namen : die Stadt Kedesch im Erb-
besitz des Stammes Naphtali , das heilige Schechem im Erbbesitze
Gaster, Das Buch Josua in hehräiscli-samaritanischer Rezension. 513
des Stammes Ephraim, und die Stadt Hebron im Erbbesitze des
Stammes Juda.
XV. 1. Und Josua, der Sobn Nun's, berief alle Ältesten der
Eeubeniten, Gaditen und des halben Stammes Manasse. 2. Und
sprach zu ihnen: Ihr habt alles beobachtet, was euch Moses, der 5
Knecht Gottes, befohlen hatte, und habt meiner Stimme gehorcht,
in betretF alles dessen, was ich euch befohlen habe. 3. Eine so
lange Zeit bis auf diesen Tag habt ihr eure Brüder nicht verlassen
und die Obliegenheit des Ewigen, eures Gottes, treulich beobachtet.
4. Nun aber hat der Ewige, euer Gott, euren Brüdern Ruhe ver- lo
schafft, wie er ihnen verheißen hatte, und nun wendet euch und
kehrt nach euren Zelten zurück in das Land eures Erbbesitzes,
das euch Moses, der Knecht Gottes, gegeben hat jenseits des
Jordan. 5. Nur seid eifrig bedacht, den Geboten und der Lehre
nachzukommen, die euch Moses, der Knecht Gottes, befohlen hat, i5
den Ewigen, euren Gott, zu lieben und in all seinen Wegen zu
wandeln, und seine Satzungen und seine Gebote zu beobachten, und
ihm anzuhangen, und ihm zu dienen mit eurem ganzen Herzen
und eurer ganzen Seele. 6. Und Josua, der Sohn Nun's, und
Eleasar, der Sohn Aharon's, der Priester, segneten sie. 5. Und sie 20
nahmen den Nobah, den Sohn des Hefer, des Sohnes des Gilead.
des Sohnes des Machir, des Sohnes des Manasse, des Sohnes des Joseph,
und ernannten ihn zum Könige vor den Augen der gesamten Ge-
meinde der Kinder Israel's über die 2^'., Stämme, und sie secneten
ihn und entließen ihn zusammen mit seinen Mannschaften. 8. Und 25
sie zogen fort in Frieden in das Land ihres Erbbesitzes, welches
jenseits des Jordan's liegt östlich von Jericho. 9. Und er herrschte
als Richter über die 2^o Stämme in der Stadt Kenath, die er nach
seinem Namen Nobah nannte.
XVL 1. Und es war nach all diesen Begebenheiten, da trat 30
ein neuer König auf; dessen Name war Schobach, Sohn des Hamam,
Sohn des Räuwan. 2. Unter seinem Befehle standen nun ein sehr
großes Heer und Rosse und Streitwagen und Reiter. 3. Und
Schobach sandte und rief zusammen die übrigen Kanaaniter und
sandte Boten [zum großen Armina (Armenien) und Boten] zum 35
kleinen Armina und zu dem Könige von Sidon und Sor und zu
dem Könige von Damaskus und Schobach sammelte sie in Kimon.
Diese Könige und ihre Lager 4. Und ihre Heerscharen waren
sehr groß, zahllos. 5. Und Schobach schrieb einen Brief an Josua,
den Sohn Nun's , nach seinem Befehle und nach dem Befehle der 10
Könige, die mit ihm in Kimon waren. G. l'nd sie schickten den
Brief zu Josua, dem Sohne Nun's, zum Berge Gerisim, Bet El, und
dies ist der Inhalt: 7. Von dieser Versammlung, die sich eewen
dich versammelt hat, 0 Josua, Sohn des Nun's, Friede sei mit dir I
8. Wir haben erfahren, daß du ein reißender Wolf bist; wir haben lö
auch erfahren, was du an unseren Fürsten und Königreichen voll-
bracht hast 9. lind daß du 35 Könige getötet hast. 10. Und
514 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samuritanischer Rezension.
zwar Sichon, den König der Amoriter, und Og, den König von Basan.
11. Und Balak, den Sohn Sipor's, und die Könige von Midian.
12. Und den König von Jericho und den König von Ai. 13. Und
den Könior von Jebus und den König von Hebron. 14. Und den
5 König von Jarmut und den König von Lachisch. 15. Und den
König von Eglon, den König von Geser. 16. Den König von Debir,
den König von Geder. 17. Den König von Hormah, den König
von Arad. 18. Den König von Libnah [den König von Adulam].
19. Den König von Makedah: den Könicj von Lusa. 20. Den
10 König von Tappuach , den König von Hefer. 21. Den König von
Afek, den König von Lascharon. 22. Den König von Madon, den
König von Hasor. 23. Den König von Schimron , den König von
Achschaf. 24. Den König von Taanach, den König von Megiddo.
25. Den König von Kedesch, den König von Jokneam. 26. Den
15 König von Karmel, den König von Dor in Naphat Dor. 27. Den
König von Gojim in Gilgal, den König von Tirzah. 28. Und du
hast ihre Städte gebannt und all ihre Stätten verbrannt. 29. Und
nun wollen wir Rache für sie an dir nehmen. 30. Wisse, daß wir
zu dir kommen, um dir eine Schlacht zu liefern an der Stätte
20 Elon More, gegenüber vom Berge Gerisim , wo du deinen Tempel
errichtet hast, um dort dem Ewigen, deinem Gotte, zu dienen.
31. Und nach 30 Tagen kommen wir zu dir, und das ist es, was
wir dir mitzuteilen haben."
XVII. 1. Und sie schickten diesen Brief durch einen ver-
25 ständigen und einsichtsvollen Mann und befahlen ihm, den Brief
in die Hand des Josua, des Königs von Israel, zu übergeben.
2. Der Mann gehorchte ihrem Befehle und er ging und kam zu
Josua, dem Sohne Nun's. 3. Und er fand ihn sitzend auf seinem
königlichen Throne, und er holte sich von ihm die Erlaubnis, vor
30 ihm zu erscheinen. 4. Und er übergab ihn in die Hand des Josua
und er nahm den Brief entgegen. 5. Und er gab ihm die Er-
laubnis, zu ihm zu kommen, und er kam zu ihm am 6. Tage
[welches der Freitag war] der 7. Woche von den 7 Wochen.
6. Und es war der 48. Tag der 50 Tage, welche der Ewige den
.•J5 Kindern Israel befohlen hatte, in jedem Jahre zu zählen. 5. l'nd
Josua nahm den Brief entgegen von der Hand des Mannes und
las ihn und merkte alles was darin stand, und er befahl, den Mann,
der den Brief gebracht hatte, im Gefängnis zu halten. 8. Und die
Kinder Israel's ruheten um 7. Sabbath, und sie feiertön das Fest
40 der Wochen an dem auf diesem Sabbath folgenden Tage \) in
Freuden und frohem Mute, wie es der Ewige durch seinen Knecht
Moses befohlen hatte. 9. Und Josua, der Sohn Nun's, stand zeitig
\} 15 C: und er iialiin Keiiiitiiis vom Inbalto und er vt-rheimliclite ilin vor
dem Volke und er befahl den Mann , der den IJrief t;ebriiclit batto , einzu-
kerkern, denn Josua erkannte, daß er ein klufjer Mann war, und er versteckte
den Brief bis auf den zweiten Taj^ (Montag) nach dem 7. Sabbath und dem
Fest, und sie feiorten das Fest mit Freudon usw.
Gaster, Das Buch Josxm in liehrälscli-samaritanisclier Rezension. 515
auf am Morgen des [erwähnten] 2. Tages der Woche nach dem
Fest der Wochen. 10. Und er schickte und rief zusammen alle
Häupter des Volkes und alle Ältesten und Amtsleute und las vor
ihren Ohren vollständig den Brief des Schobach und der Könige,
die mit ihm waren. 11. Und als er diesen Brief vollständicr zu 5
Ende gelesen hatte, da sprach er zu ihnen: 0, mein Volk, was
saget ihr dazu? Und sie antworteten mit einer Stimme: Was du
uns befehlen wirst, werden wir befolgen und tun, wir werden
deinem Befehle nicht widerspenstig sein. 13. So schrieb Josua
ein Antwortschreiben an Schobach und die Könige , die mit ihm lo
waren. 14. Und er las den Brief vor vor den Ohren aller Altesten
der Gemeinde und aller Häupter der Stämme der Kinder Israel.
15. Und das ist der Inhalt des Schreibens wie es hier fol^t:
o
XVIII. 1. Im Namen des Evvigfen, des Aller ofrößten, 2. des
Allbarmherzigsten, 3. der da straft die ketzerischen Frevler, i5
4. der da vernichtet die Übermütigen und Mächtigen, 5. der da
zerstreut die Versammelten, 6. der da versammelt die Zerstreuten,
7. der da tötet die Lebendigen, 8. der da belebt die Toten,
9. dessen Hand stark ist und dessen Arm ausgestreckt ist, 10. der
da erhaben ist über den Erhabenen, 11. der da herrscht über die 20
Herrscher, 12. der der Richter der Richter. 13. Unter seinen Armen
ist die Welt 14. Und seine Herrlichkeit in den Wolken seiner
Wohnstätte. 15. Gepriesen sei er und gepriesen sei sein Name
immerdar. 16. Nach allem diesen: Ich Josua, der Sohn des Nun,
Sohnes des 'Eden, Sohnes des Schuteiah, Sohnes des Ephraim, Sohnes 25
des Joseph , der über das ganze Land Ägypten geherrscht hat,
17. Schüler des Fürsten der Propheten, Moses', des Sohnes Amram's,
durch dessen Hand der Ewige Zeichen und ofroße Wunder im
Lande Ägypten vollbracht hat, 18. Und der da herausgeführt hat
von dort sein Volk Israel mit starker Hand, und sie geführt hat so
auf dem Wege des Schilfmeeres, und seine Hand über das Meer
ausgestreckt hat, 19. Und sein Volk, die Kinder Israel, zogen
im Trockenen durch das Meer, 20. Und das Wasser bildete einen
Wall zu ihrer Rechten und ihrer Linken, 21. Und alle Kinder
Israel's kamen aus dem Meer heraus unversehrt , 22. Während 35
Pharao, der König von Ägypten, mit seinem ganzen Heer, mit
seinen Rossen und Streitwagen darin versank, 23. Tue eucli nun
kund , daß auf mir und meinem Volke der Friede und die Gnade
ruht, auf euch aber der Fluch und die Plage, und ihr werdet
nimmermehr Frieden haben. to
XIX. 1. Ihr habt erwähnt, daß ihr zu mir innerhalb von
30 Tagen kommen werdet. Und ihr habet gesagt, daß ihr kommen
werdet zum Berge Gerisim, Bei El, zur Stätte Elon Älore, wo ich
meinem Gotte diene und wo wir seine Opfer darbringen, und das
ist der Berg der Segnungen. 2. Der Berg des Erbbesitzes und tr.
der göttlichen Wohnstätte, die Stätte der Heiligkeiten, der Zu-
fluchtsort der Wünsche, das Haus meines Gottes, der Berg seines
516 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
Erbbesitzes, die vorbereitete Wohnstätte. 3. Wisset ihr denn nicht,
daß ihr diese heilis^e Stätte weder berühren noch sehen noch darauf
stehen könnt? 4. Innerhalb von 3 Tagen komme ich zu euch,
5. Und das Heer der Gesamtheit Israel's , welches mit mir ist,
5 vertrauend auf den Ewigen, unseren Gott, in allen unseren Taten,
und wir verti'auen mit unserem ganzen Wesen auf seine Einheit.
6. Denn er wird uns von allem Druck befreien und von aller Be-
dräncfnis erretten 7. Und aus aller Enge heraushelfen und wird
an uns tun, wie er unseren Vätern getan. 8. Denn er kennt euren
10 bösen Sinn und die Lauterkeit unserer Gesinnungen ; denn ihr ver-
ehret fremde Götter, welche weder sehen noch hören, nicht essen
noch riechen noch irgend etwas wissen. 9. Wir aber beten ihn
allein an, denn er ist der Gott der Götter, der Geister, der da
kennt das Verborgene und das Offene, der da erhöret die Un-
is schuldigen ; wir glauben an keinen andern Gott außer an ihn.
10. Und er wird uns in allen Sachen helfen und er wird uns von
aller Not erretten; euch aber gewährt er keinen Frieden.
XX. 1. Als die Kinder Israel's die Worte dieses Briefes
hörten, welche ihnen Josua, der Sohn Nun's, vorgelesen hatte,
20 2. Da antwortete das ganze Volk mit lauter Stimme und sagte:
8. „Gepriesen sei er, der deinen Verstand erleuchtet. 4. Gepriesen
sei er, der dich mit aller Einsicht auscrezeichnet hat. 6. Du hast
unser Haupt erhoben, 7. Du hast unsere Herzen gekräftigt,
8. Du hast unsere Kraft gefestigt, 9. Du hast unseren Kuhm
25 vergrößert und das Andenken unserer Kinder. 10. Du hast unsere
Feinde vernichtet ohne Sehwert. 11. Wir gehorchen deiner Stimme
und wir werden deinem Befehle nicht widerfahren." 12. Und Josua
übergab seinen Brief dem Manne, den Schobach geschickt hatte,
und den Männern, die er mit ihm geschickt hatte. 13. Und er
30 zog fort, und er war überrascht im Herzen und im Wissen und
sehr bestürzt von dem Anblicke der Kinder Israel's und ihrer
Weise, von ihi'en Lagern und ihrem ausgezeichneten Wandel und
von all ihren Heerscharen. 14. Und er kam traurigen Herzens
zu seiner Gemeinde zurück. 15. Und er übergab ihnen den Brief
35 der Kinder Israel's. 16. Und er erzählte ihnen alles, was er gehört
und mit eigenen Augen gesehen hatte. 17, Da rief der König
Schobach einen kundigen Mann, der da verstand die hebräische
Sprache, und er las ihnen den Brief vor und erklärte ihnen und
sprach zu ihnen (zu ihren Herzen). 18. Aber bevor er mit dem
40 Lesen des Briefes zu Ende war, erhob das Volk ein lautes und
mächtiges Geschrei, und sie weinten und schrieen und zerrissen
ihre Kleider. 19. Und sie sprachen zu Schobach: Was hast du
uns getan? Du hast uns in ein großes Feuer hineingeworfen.
20. Und als Schobach diese Sachen von den Königen und ihrem
45 Heer sah, fürchtete er sich sehr vor Josua, dorn Sohne Nun's, und
seinem Volke, den Kindern Israel's. 21. Da schickte er und rief
alle Zeichendeuter und Zauberer, die sich in seinem Königreiclie
Gaster, Das Buch Josua in hebräiscTi-samaritanischer Rezension. 517
befanden, und auch seine Mutter, die eine Zauberin war. 22 Und
Scbobach sprach zu ihnen: Was saget ihr zu dieser Sache, für
Avelche wir unser Leben eingesetzt haben und haben uns nicht er-
innert an die Taten unserer Feinde, seitdem sie aus Ägypten
herausgegangen sind bis auf diesen Tag, und an all die Wunder und 5
Zeichen und Merkwürdigkeiten, die sie vollbracht haben. 23. Da
antworteten die Zeichendeuter dem Sehobach und den Königen,
die mit ihm waren: Stehet fest und fürchtet euch nicht und sehet
die Taten, die wir an Josua und allen Kindern Israel's, die mit
ihm sind, vollziehen werden. 24. Und da sprach die Mutter des lo
Schobach zu ihrem Sohne: Fürchte dich nicht und verzage nicht vor
den Kindern Israel's und vor Josua, dem Sohne Nun's. 25. Und sieh,
was deine Mutter ihnen tun wird , denn sie werden alle rasch vor
euch zu Grunde gehen. 26. Füi'chtet euch nicht und verzasret nicht !
XXI. 1. Und Josua, der Sohn Nun's, wählte von allen Kindern i5
Israel's 12 000 Mann zum Kriege 2. Und auch Pinehas, der Sohn
des Priesters Eleasar, zum Kriegsdienst und die heiligen Geräte
und Trompeten für das Kriegsgeschrei. 3. Und sie rüsteten sich
gegen Schobach und die Könige, die mit ihm waren, und sie zogen
fort und kamen zu Elon Kimon. 4. Als sie an iene Stätte selanart 20
waren, da vollführten die Zauberer ihre Geheimkünste, und sie
schlössen Josua und alle die Männer, die bei ihm waren, ein an
jenem Orte. 5. Und die Männer Israel's wußten nicht (wohin),
denn sie waren eingeschlossen in Elon Kimon und konnten weder
hinaus noch hinein. 6. Da stand Josua auf und flehte zu dem 25
Ewigen, dem Gotte Israel's, daß er ihn befreien sollte aus dieser
Not, ihn und das ganze Volk, das mit ihm war. 7. Und er sprach:
0 Herr, Ewiger! Laß ab von deinem heftigen Zorn und laß dich
das Unheil gereuen, das du deinem Volke zugedacht hast. 8 0,
Herr, Ewiger! Du hast nun bereits deinem Knechte gezeigt, wie so
groß du bist und wie stark deine Hand ist; wo ist im Himmel
oder auf Erden ein Gott, der solche Werke und gewaltigen Taten
verrichten könnte wie du? 9. Laß ab von deinem heftisfen Zorn
und laß dich das Unheil gereuen, das du deinem Volke zugedacht
hast. 10. Gedenke deiner Diener Abraham, Isaak und Jakob, denen 35
du bei dir selbst zugeschworen hast, 11. Und der Frömmigkeit
meines Vaters Joseph, deines Geliebten, und Moses', des Sohnes
Amrara's, des Vertrauten deines Hauses. 12. Sieh, wir sind
jetzt eingeschlossen; durch deine Hilfe rette uns aus der Hand
unserer Feinde und schicke uns einen Engel, der uns beschützen 10
soll. 13. Und Josua fiel nieder und i)lützlich, da stand eine Taube
vor ihm, und sie ging und setzte sich zwischen seine Hände.
14. Und Josua schrieb nun einen Brief an Nobach , den Sohn
seines Onkels, und er sprach zu ihm: 15. Mein Sohn Nobach,
zur Zeit, wo du diesen meinen Brief liest — solltest du wach sein, •»■'>
dann stehe auf deinen Füßen, und solltest du stehen, dann komme
zu uns, und solltest du kommen, dann eile zu uns. IG. Und
518 Gaster, Das Buch Josua in liehräisch-samarüanischer Rezension.
wisse, sowohl ich als auch die gesamten Kinder IsraeFs, die mit
mir sind, sind eingeschlossen in sieben eiserne Mauern in Elon
Kimon. 17. Und Josua tat diesen Brief in den Sehnabel der
Taube, und sie floi? davon. 18. Und in einem Aucrenblick erreichte
5 sie die Stadt Kenath, und sie warf den Brief in den Schoß des
Nobach. 19. Und als er den Brief sah, ötfnete er ihn und las alle
Worte, die darin waren. 20. Und er erhob seine Stimme und
weinte, und er zerriß seine Kleider, tat ein härenes Gewand um
seine Lenden und wehklagte sehr laut und bitterlich. 21. Und er
lü sagte: Eilet, eilet, Kinder meines Volkes! 22. Und es hörten alle
Männer seiner Stadt und alle Männer der 2^/.2 Stämme. 23. Und
es versammelten sich zu ihnen alle Kriegsleute, und es war ein
ofroßes Wehklagen, wie noch nie dergleichen in Israel gewesen
war. 24 Und Nobach sprach zu ihnen: Eilet meine Brüder, eilet
15 meine Brüder, stehet nicht stille, denn Josua, der Sohn meines
Onkels, und das ganze Heer, das mit ihm ist, sie sind eingeschlossen
von sieben eisernen Mauern in Elon Kimon. 25. Und als die
Heerscharen die^e Sache von Nobach erfuhren, beeilten sie sich,
und sie zogen fort, und sie kamen rasch in das Land Kanaan zu
üo Elon Kimon. 26. Und sie lieferten eine große Schlacht dem
Schobach und den Königen, die mit ihm waren. 27. Und Nobach
schwächte den Schobach und seine gesamte Mannschaft und er
schlug sie mit der Schärfe des Schwertes. 28. Und Nobach rief
den Pinehas, den Sohn des Eleasar, des Priesters, und sprach zu
2.5 ihm: Stoße in die Trompeten des Kriegsgeschreis, welche in deiner
Hand sind. 29. Und sie stießen in die Trompeten, und die eisernen
Mauern, die rings um sie waren, zerschmolzen, und Josua kam
mit seinen Mannschaften heraus unversehrt. Es fehlte von ihnen
kein einzig-er. 30. Und der Ewige gab an ienem Tage den Schobach
30 und alle, die mit ihm waren, in die Gewalt von Israel.
XXII. 1. Und es war nach Verlauf einer langen Zeit, nach-
dem der Ewige den Kindern Isi'ael's vor allen ihren Feinden ringsum
Ruhe verschafi't hatte , 2. Und Josua , der Sohn Nun's , alt und
hoch betagt war, 3. Da versammelte Josua alle Stämme der
35 Kinder Israel's nach Schechem. 4. Und er berief alle Ältesten der
Kinder und ihre Oberhäupter und ihre Richter und ihre Amts-
leute. 5. Und sie zogen hinauf zu der auserwählten Stätte nach
dem Berge Gerisim, Bet El, und sie stellten sich vor Gott auf am
Eingange des Stiftszeltes. G. Und Josua, der Sohn Nun's, sagte
40 zu ihnen: Ich sterbe und ich gehe von euch fort! 8. Und ihr
wisset alle, was der Ewige für euch getan hat. 8. Und daß er
eure Väter aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat, mit Zeichen
und Wundern und mit Krieg und mit starker Hand und mit aus-
gestrecktem Arm und mit erstaunlicher Gewalt, und ihr über-
■15 schrittet das Scliilf'meer im Trockenen. 9. Und er verlieh euch
das Land, um das ihr euch nicht bemüht hattet, und die Städte,
die ihr nicht gebaut hattet und nähmet doch Wohnung in ihnen;
Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension. 519
AVeinberge und Olivenbäume, die ibr nicbt gepflanzt battet, genießet
ibr. 10. Und nun, so fürcbtet den Ewigen, eui-en Gott, und dienet
ibm mit ganzer Kraft und mit Aufricbtigkeit und Treue und scbaflPet
wesf die fremden Götter aus euerer Mitte und dienet nur dem
Ewio-en, eurem Gotte, allein. 11 Und wenn es eucb mißfällt, dem 5
Ewigen, eurem Gott, zu dienen, dann wäblt eucb beute, wem ibr
dienen wollt, ob den Göttern der Völker, in deren Lande ihr euren
Wobnsitz babt. Aber icb und mein Haus wollen nur dem Ewigen,
unserem Gotte, dienen. 12. Da antwortete das ganze Volk und spracb:
Fern sei es von uns, daß wir den Ewigen, unseren Gott, verlassen lo
sollten, um anderen Göttern zu dienen. 13. Vielmehr wollen wir
dem Ewigen, unserem Gotte, dienen, denn er ist unser Gott und der
Gott unserer Väter. 14. Und Josua sagte zum Volk: Ibr seid Zeugen
gegen eucb selbst, daß ibr eucb gewählt babt den Ewigen, um ibm
zu dienen. 15. Und sie spi'acben : Zeugen (sind wir)! 16. Und Josua i5
schloß einen Bund mit dem Volke an jenem Tage, und gab ihm
Satzung und Recht in der heiligen Stadt Schecbem, die unterhalb
des Berges Gerisim, Bet El, ist und die er zum Sitze des Gerichtes
ernannt hatte. 17. Und er schrieb diese Worte in ein Buch, und
er übergab es den Priestern, den Söhnen Levi's, und er sprach zu 20
ihnen: Nehmet dieses Buch (Gesetzbuch) und hütet es sorgfältig.
18. Und sie nahmen einen großen Stein und er richtete ihn dort
auf unter der Eiche, die sich befand unten am Fuße des Berges
Gerisim, der Stätte des Heili^tumes des Ewigen. 19. Und Josua
7 00
sprach zu dem Volke: Wohlan, dieser Stein soll Zeuge gegen uns 20
sein. 20. Und er baute dort einen Altar unten am Berge, und er
nahm einen Widder von den Schafen und brachte ihn als Opfer
für diesen Bund, den die Kinder Israel's mit ihm geschlossen hatten.
21. Nachher wählte Josua, der Sohn Nun's, 12 Fürsten von den
Fürsten der Kinder Israel's, je einen Mann für einen Stamm, so
22. Und er ließ das Los werfen von Eleasar, dem Sohn Aharon's,
des Priesters, an der auserwählten Stätte, dem Berg Gerisim, Bet
El, vor dem Ewigen, und das Los des Königtums über die Kinder
Israel's [C fiel auf Nethanel, Sohn des Bruders des Kaleb aus dem
Stamme Juda, und er wurde zum Könige ernannt]. 23. Und es 3^
geschah nach diesen Begebenheiten, da starb Josua, der Sohn Nun's,
der Knecht des Ewigen, 110 Jahre alt. 24. Und sie begruben ihn
auf dem Hügel, gegenüber der erwählten Stätte, dem Berge Gerisim,
Bet El, in Mattenat (Timnat) Serab. Und die Kinder Israels be-
weinten ihn 30 Tage. Erst dann war die Zeit des Weinens um 40
ihn voll.
XXIII. 1. Und Nethanel, der Sohn des Kenas, der Bruder-
sohn des Kaleb aus dem Stamme Juila, war König über die Kinder
Israel's. 2. Und im 4. Jahre des Königs Nethanel starb Eleasar,
der Sohn Aharon's, des Priesters. Und all die Tage seines Priester- i.'>
tums an der erwählten Stätte am Berge Gerisim, Bet El, waren
50 Jahre. 3. Als es nun mit ihm zum Sterben ging, da berief er
520 Gaster, Das Buch Josua in hebräüch-samaritanischer Rezension.
alle Priester, die Leviten und alle Ältesten Israel's zur heiligen
Stadt Schechem, und die Häupter des Volkes versammelten sich
insgesamt in Schechem. 4. Und auf Befehl Eleasar's, des Priesters,
zogen sie herauf zur erwählten Stätte des Berges Gerisim, Bet El.
5 5. Und er sprach zu ihnen: Seid wohl auf eurer Hut, daß sich
euer Herz nicht betören läßt und ihr abweicht von dem Wege,
den euch Moses, der Knecht Gottes, auf Befehl des Ewigen geboten
hat. 6. Beobachtet alle Worte dieser Lehre; denn das ist eure
Weisheit und Klugheit in den Augen aller Völker. 7. Weichet
10 nicht von der Wahrheit ab, weder nach rechts noch nach links.
8. Und Eleasar nahm einen Widder und brachte ihn als Opfer für
dieses Bündnis dar. 9. Und er verbeugte sich vor dem Altai-e
und vor der Bundeslade. Und er zog seine Kleider aus und be-
kleidete damit seinen Sohn Pinehas. 10. Und er zog von da hin-
15 aus und er ging zu Fuß, und die Priester, die Leviten und alle
Fürsten der Kinder Israel's zu seiner Rechten und zu seiner Linken,
bis sie zur Stadt 'Amarta sfelansften. 11. Und alle Priester, die
Söhne Levi's, und alle Ältesten des Volkes und dessen Amtsleute
und Häupter standen vor ihm. 12. Und Pinehas, sein Sohn, sein
20 Nachfolger, stand zu seiner Rechten und die Tränen flössen aus
seinen Augen über das Verscheiden seines Vaters. 13. Und das
ganze Haus der Priester tat desgleichen. 14. Und sie gingen
alle , bis sie zu dem Hügel seines Sohnes Pinehas gelangt waren.
Und dort erneuerte er mit ihnen den Bund und sprach: 17. Hütet
2.5 euch, daß ihr andern Göttern nicht dienet und daß ihr eure Opfer
nicht an jeder Stätte darbringet, die ihr sehet, sondern nur an
dieser Stätte, dem Berg Gerisim, Bet El, den der Ewige, euer
Gott, erwählt hat als Wohnsitz für seinen Namen. 16. Und Eleasar
verschied und starb und wurde versammelt zu seinen Stammes-
so genossen. Und sie begruben ihn auf dem Hügel seines Sohnes
Pinehas gegenüber dem heiligen Berge, der Stätte, die der Ewige
erwählt hat, dem Berge Gerisim, Bet El, und sein Sohn Pinehas
war Priester an seiner Stelle. 17. Er ist es, der die wahre Be-
rechnung (Kalender) verfaßt hat und nach der Breite des Berges
35 Gerisim, Bet El, (nach dem Meridian) ausprobiert hat. 18. Und
das ist die Berechnung des Neumondes nach der Berechnung der
Konjunktion von Mond und Sonne, denn dadurch werden festgestellt
die Festtage, die Monde und die Jahre.
XXIV. 1. Und Pinehas, der Sohn des Eleasar, des Sohnes des
10 Aliaron, des Priesters, zeugte einen Sohn im Jahre des Einzuges der
Kinder Israel's in das Land Kanaan, und er nannte ihn Abisohah.
2. Und dieser Abischah im \'6. Jahre nach dem Einzüge der Kinder
Israel in das Land Kanaan, welches das 13. Jahr seines Lebens-
alters war, schrieb die heilige Thorarolle, welche sich bis auf diesen
•15 Tag in der heiligen Stadt Schechem vorfindet in dem Hause der
Priester. 3. Und er schrieb diese Rolle auf dem Borge Gerisim,
Bet El, am Eingange des Stiftszeltes, und das Datum findet sich
Gaster, Das Buch Josua in hebräiseh-samaritanischer Rezension. 52 1
darin ohne irofend welchen Zusatz. 4 Und die Felle sind von den
Fellen der Friedensopfer, welche die Gemeinde am Altare als Opfer
darzubringen pflegte. 5. Und das Datum ist durch Buchstaben
auso-edrückt innerhalb der Kolumnen [aus den Worten der Thora
selbst durch Buchstaben, die deutlich erkennbar sind innerhalb der 5
Kolumne]. 6. Und dieses akrostichische Datum beginnt mit:
„Und wenn der Ewige, dein Gott, dich bringen wird" (Deuter. 11, 29),
welches nach der Sektion (Kizza) „Höre, o Israel" steht. Und das
ist der Inhalt dieses akrostichischen Datums: 8. „Ich, Abischah,
Sohn des Pinehas, Sohnes des Eleasar, Sohnes des Aharon, des Priesters, lo
auf welchen das Wohlwollen und der Ruhm des Ewigen sei, habe
dieses heilige Buch beschrieben am Eingange der Stiftshütte auf
dem Berge Gerisim, Bet El, im 13. Jahre der Niederlassung der
Kinder Israel's im Lande Kanaan. .Ich preise den Ewigen."
Möge der Ewige uns gewähren seinen Segen und von dem i5
Segen desjenigen, der (Moses' Rolle) mit seiner heiligen Hand ge-
schrieben hat, und den Segen der Wohnstätte des Namens des
Ewigen, an deren Eingang es geschrieben wurde, und den Segen
der erwählten Stätte , wo es geschrieben wurde durch das Ver-
dienst Moses', des Vertrauten. Amen 20
Beendet wurde dieses Buch, welches genannt wird das Buch
des Josua, des Dieners unseres Herrn Moses, auf ihm sei der
Frieden, am Abend des 5. Tages (Donnerstag), des 34. der 50 Tage,
die uns der Ewige befohlen hatte zu zählen, und das ist der 20.
des 1. Monats, welcher im Arabischen heißt „AI Muharram" des 25
Jahres 1322 (1904) der Herrschaft der Hagarener, durch den armen,
elenden und bedürftigen Diener Abischah, den Sohn des Pinehas,
des Sohnes des Isaak, des Priesters, des Leviten, des Küsters der
Stätte der Heiligkeiten. Möge der Herr ihm verzeihen alle Sünden
und Verbrechen und Vergehen und möge er seine Seele frei von so
Sünden halten durch das Verdienst der drei Tugendhaften und des
Josef und des Moses, des Mannes Gottes.
0, du, der du alle Wünsche erfüllst !
Kolophon von Kodex C.
Beendet wurde die Abschrift dieses heiligen Buches am 35
Mittwoch den 19. des elften Monats des Jahres 3547 seit der Nieder-
lassung der Kinder Israel's im Lande Kanaan , durch den armen
Jakob, Sohn Aharon's, des Priesters. Möge der Ewige ihm verzeihen,
durch das Verdienst des Moses, des Vertrauten. Amen.
522 Gaster, Das Buch Josua in helräisch-samaritanischer Rezension.
Anhänge.
In diesen Anhängen beschränke ich mich zunächst darauf
Parallelen aus der rabbinischen Literatur zu einigen der wichtigsten
Interpolationen beizubringen.
5 I.
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Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 523
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rry^i; rimi^n "i5i nb-'O bN-i'X"' •^;:3 my bD ibrip^i ^d inNi ipbn-c
jmbnT^bT n-^ro-^^rab mi^uy^sb m;7:b nb-'nr-
Mischnah jer. Sotah VI. § 3 (fol. 21b).
I. „Die Segnungen und die Flüche (werden in hebräischer
Sprache ausgesprochen). Wie läßt sich das beweisen : Als die Israe- 10
liten den Jordan überschritten hatten und kamen zum Berge Gerisim
und zum Berge Ebal, welches in Schomrom ist, dicht bei Schechem,
nahe am Elone More § 4. Da stiegen sechs Stämme
hinauf zum Gipfel des Berges Gerisim und sechs Stämme gingen
hinauf zum Gipfel des Berges Ebal und die Priester und die Leviten 15
standen unten in der Mitte, die Priester standen im Kreise um die
Lade herum und die Leviten um die Priester und ganz Israel dies-
seits und ienseits Da wendeten sie ihr Gesicht cremen den
Berg Gerisim und fingen an mit dem Segensspruch : Gesegnet sei
der Mann Und diese und jene antworteten darauf und 20
sprachen: Amen. Und sie wendeten ihr Gesicht gegen den Berg
Ebal und fingen an mit dem Fluche : Verflucht sei der Mann
Und diese und jene antworteten und sprachen: Amen, bis sie alle
Segenssprüche und Flüche beendet hatten. § 5. Nachher brachten
sie die Steine und bauten den Altar und bestrichen ihn mit Kalk 25
und schrieben darauf alle Worte dieses Gesetzes in • 70 Sprachen,
wie es heißt sorgfältig erläuternd ; und sie nahmen hierauf die
Steine und gingen und übernachteten an ihrer Lagerstätte." So-
weit Mischna jer. und babyl. VII. § 5.
Im Talmud versuchen die Gelehrten diese Mischna zu erklären. 30
Ich hebe nur einige der Punkte aus der weitläufigen Auseinander-
Setzung hervor: ibid. (fol. 21c):
Rabbi Jehuda erklärt ausdrücklich, daß es sich auf die Stätte be-
zieht, welche bei den Kuthäern ist. Und nach der Ansicht des Rabbi
Jehuda haben sie eine Strecke von 120 Mil an einem Tage zurück- 35
gelegt. Rabbi Eleasar, der Sohn des Rabbi Schinieon, sagt: Ich habe
den kuthäischen Schreibern gesagt: Ihr liabt die Bibel gefälscht und
ihr habt euch dadurch nicht genützt. Ihr habt in eurer Thora
geschrieben : Bei Elone More Schechem (also das Wort Schechem
wiu-de hinzugefügt zu Deuter. XI, 30), aber das ist ja bekannt, daß to
Elone More Schechem ist, nur erschließt ihr es nicht durch Schluß
der Wortanalogie. [Im babylonischen Tahnud Sotah (fol. 83 b) sagt
Zeitschrift der D. M. G. Bd LXII. 34
524 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
er: Auch wir stimmen darin überein, daß Elone More Scbechem
ist.] Und es wird weiter ausgeführt im Namen von R. Ismael,
der behauptet, daß der Einzug, der in der Bibel erwähnt wird,
sich auf die Zeit nach 14 Jahren bezieht. Sieben Jahre waren sie
5 mit der Eroberung beschäftigt und sieben mit der Verteilung, und
ebenso sind die Segenssprüche und Flüche erst nach 14 Jahren
ausgesprochen worden.
Im Anschluß daran muß bemerkt werden , daß gerade dieser
Stelle, die Rabbi Eleasar als gefälscht bezeichnete, von den Sama-
10 ritanern eine entscheidende Bedeutung beigefügt wurde, die so weit
ging, daß sie sie als 10. Gebot an die Gebote Exod. XX an-
geschlossen haben , welche sie als neun zählen. Dort findet sich
auch in der Tat der Zusatz „Mul Scbechem" crc b":, den Eleasar
als eine zwecklose Fälschung bezeichnete unmittelbar hinter Elone
15 More. Im Talmud erhebt Rabbi Elieser Widerspruch gegen die
Verlegung des Segens und Fluches in das Land der Kuthäer, und
er geht so weit , daß er behauptet , es sei weder in Gilgal noch
in Elone More geschehen und man habe zwei Hügel mit dem Namen
Gerisim und Ebal benannt , um dort den Segen und den Fluch
20 auszusprechen. Vgl. außerdem Jer. Targum zu Deut. 11, 29. 30 und
ib. 27, V. 15.
Seder 'Olam Rabbah (edid. Ratner 1897 c. XI, p. 45).
IL L^nd das Volk stieg vom Jordan herauf am 10. des ei-sten
Monats, und sie nahmen von außerhalb 12 Steine und legten sie an
25 der Stätte nieder, wo die Füße der Priester gestanden hatten, und dann
nahmen sie noch andere 12 Steine vom Jordan und legten sie nieder
in Gilgal an der Ostseite von Jericho. Als sie vom Jordan herauf-
zogen, kamen sie zum Berge Gerisim und zum Berge Ebal, welches
in Schomron ist, dicht bei Scbechem, bei Elone More, wie es heißt:
30 Sind sie doch jenseits des Jordan 's auf dem Wege des Unterganges
der Sonne usw (Deuter. XI, 30). Und die Israeliten sprachen
aus die Segenssprüehe und die Flüche der Reihe nach, wie er ihnen
befohlen hatte, nämlich: Nehmt euch jeder einen Stein usw. (Jos.
IV, 3. 9. 20). Und sie bauten einen Altar und bestrichen ihn mit
35 Kalk und schrieben darauf die Thora in 70 Sprachen .... und sie
opferten Friedensopfer und aßen dort. Und von jener Stunde an
fing die Verpflichtung an für Hallah (Num. 15, 20), Urlah (Lev. 19,22)
und Hodesch (Lev. 23, 14) .... 14 Jahre haben die Israeliten in
Gilgal gewohnt, sieben Jahre bis zur Eroberung des Landes und
40 sieben Jahre bis zur Verteilung desselben. Erst nachher versammelte
sich die ganze Gemeinde der Kinder Israel's in Schiloh (Jos. X\'lll, 1).
Und von jener Stunde fingen sie an die Jahre zu zählen für die
Abgabe des Zehnten (Deut. 14, 22. Num. 18, 24), für den sieben-
jährigen Nachlaß (Deut. 15, 1 fi".) und für das Jubeljahr (Lev. 25, 2. 8)
•15 (cf. Ratner's Noten und s. auch ed. J. Meyer p. 372 — 375).
1
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samantanischer Rezension. 525
III.
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irra byw "n^rN ibvü byi .■\br\n ^^inn a:7:::T cnpbi *]bm .labn amN.
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(:n"b p-ic ^-yibis "m ""pns) :"i3i '7313 p pr iDb-iT 10
Pirke de Rabbi Bliese r, cap. 38 Mitte.
III. Wie groß die Macht des Bannes ist, kann man aus dem
Banne ersehen , den Josua , der Sohn Nun's , gegen Jericho aus-
gesprochen hatte und gegen alles, was darin war, und das er ver-
brannte. Achan, der Sohn Karmi, sah den Götzen (Teraphim) und 15
das Silber, das sie ihm als Opfer darbrachten, und den Mantel, der
vor ihm ausgebreitet war, und die goldene Zunge, die er im Munde
hatte, und es gelüstete ihn danach und er nahm sie und versteckte^)
sie in seinem Zelte und durch dieses Vergehen verursachte er den
Tod von 36 frommen Männern, wie es heißt : Und die Männer von 20
Ai erschlugen von ihnen 36 Mann : Und Josua ging und zerriß
seine Kleider und fiel auf sein Angesicht nieder vor der Bundes-
lade des Ewigen und bat um Verzeihung. Und der Ewige nahm
seine Reue gnädig auf und er sprach zu ihm: Israel hat sich an
dem Banne vergangen, wie es heißt: Israel hat gesündigt usw. 25
Darauf blickte Josua auf die 12 Edelsteine des Hohenpriesters, die
den 12 Stämmen entsprechen, denn sobald ein Stamm ein Gebot
erfüllt hatte , da leuchtete dessen Stein , hatte er aber gesündigt,
da strahlte kein Licht, und so erkannte er, daß der Stamm Juda
sich an dem Banne vergangen hatte , und darauf warf er das Los, so
und es fiel auf Achan, wie es heißt: Und Achan, der Sohn Karmi's,
wurde ergriffen. — Eine genau entsprechende Parallele hierzu findet
sich im Midrasch Tanhuma sect. Wajescheb § 2. Da heißt es:
„Und Achan streckte seine Hand aus gegen den Bann und nahm
den Mantel und die goldene Zunge des Götzen von Jericho, auf 35
welchem der unreine Name einijegraben war Und Josua
blickte auf die 12 Steine, die die Steine des Ephod waren auf
der Brust des Hohenpriesters, und er sah, daß der Stein des Juda
dunkel war; denn das war die Natur des Brustschildes, daß der
Stein des Stammes , welcher ein Gebot erfüllt hatte , leuchtete, 10
1) NB. nicht „begrub".
34*
526 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension,
und Licht ausstrahlte, während der Stein eines sündigen Stammes
dunkel wurde".
In der Parallele im Talmud, wo die Geschichte des Treu-
bruches von Achan erzählt wird, fehlen gerade die charakteristischen
5 Momente , das Götzenbild , das Verbergen (nicht Vergraben) im
Zelte und das Aufblitzen oder Verdunkeln der Steine. Kimchi im
Kommentar zur Stelle Josua (Jos. VII, 17) erwähnt diese letztere
Legende. Merkwürdig ist, daß sowohl die betreffenden Kapitel im
Midrasch Tanhuma als im Pirke R. Elieser mit einer polemischen
»0 Beschi-eibung des L'^rsprungs der Samaritaner endigen , auf die ich
hier nicht weiter eingehen kann und die damit schließt , daß
die Samaritaner in feierlichster Weise mit 300 Trompeten und
300 Priestern usw. von Esra in Bann getan wurden.
IV.
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15 .D^wy '^binn DD'^~bN "- -^r "^:^^ \i^-\-^^ y^air nn-b^ itowSi
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20 (.'j< nr-v^TO 'n nüio) .Dsb cnbnb
Mischna Sotah VIIL § 1.
Der Feldpriester hält eine Ansprache an das Volk in hebrä-
ischer Sprache, wobei er die Worte der Verse Deuter. 20, 3. 4 ge-
braucht, die ausführlich erklärt werden, und dann fügt er laut
Mischna hinzu: „Jene kommen gestützt auf menschliche Sieges-
25 kraft, wir kommen gestützt auf die Siegeskraft des Herrn. Die
Philister kamen gestützt auf die Macht des Goliath, und was ge-
schah ? Er fiel durchs Schwert und sie mit ihm. Die Ammoniter
kamen gestützt auf die Macht des Schobach , und was war sein
Ende? Er fiel durchs Schwert und sie mit ihm. Nicht aber so
so ist es mit euch; denn der Ewige, euer Gott, zieht mit euch, um
mit euch zu kämpfen." — In der Parallele der Mischna jer. Sotah
VIll, 1 fehlt der Hinweis auf Schobach.
V.
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Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension. 527
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Lobgesang, Fragment von der Genisah: codd. Gaster: A.
1. Gepriesen seiest du, o Herr, die Zuflucht (aller Schöpfung).
Gepriesen seiest du , der (nicht zu schänden werden läßt alle , die
auf ihn hoifen). 2. (Gepriesen seiest du) im Himmel oben und ge-
priesen seiest du (auf der Erde) unten. 3. Gepriesen seiest du
und gepriesen seiest du am (Tage und gepriesen) seiest du 20
in der Nacht wenn es dunkel wird. 4. Gepriesen seiest du auf
dem Throne deiner Herrlichkeit und gepriesen seiest du (in
den Ecken) des Himmels, 4. und gepriesen seiest du (in deinem Heilig-
tume) und gepriesen seiest du an allen Enden der Erde. 6. Gepriesen
seiest du (von den Engeln) der Höhe und gepriesen seiest du in 25
der Gemeinde der Heiligen. 7. Gepriesen seiest du von den Kindern
Israel's. Gepriesen seiest du von allen (Seen) und Inseln. 8. Gepriesen
seiest du durch die jetzt bestehenden Geschlechter und gepriesen
seiest du unter den zukünftigen Geschlechtern. 9. Gepriesen seiest du
in den Tagen unseres Exils und gepriesen seiest du in den Tagen so
unserer Erlösung. 10. Gepriesen seiest du in dieser Welt und gepriesen
seiest du in der zukünftigen Welt 11. und gepriesen seiest du mit
allen Segnungen, die schon ausgesprochen worden sind, und gepriesen
seiest du mit allen Seirnungen , die noch in der Zukunft aus-
gesprochen werden, 12. denn dir geziemet Preis, Lob, Segnung usw. 35
Der Text ist außerordentlich lückenhaft, da ein großer Teil
der oberen linken Ecke zerrieben ist. Ich habe diese Lücken, so-
weit möglich, mit Hilfe von cod. B auscjefüUt.
528 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
Cod. B. 1. GeiDi'iesen seiest du im Himmel oben und gepriesen
seiest du auf der Erde unten. 2. Gepriesen seiest du am Tage
und gepriesen seiest du in der (Nacht), wenn es dunkel wird. 3. Ge-
priesen seiest du auf dem Throne deiner Herrlichkeit und gepriesen
h seiest du an allen Ecken des Himmels. 4. Gepriesen seiest du in
deinem Heiligtume und gepriesen seiest du an allen Enden der Erde.
5. Gepriesen seiest du von den Engeln der Höhe und gepriesen
seiest du von der Gemeinde der Heiligen. 6. Gepriesen seiest du
7. gepriesen seiest du, der nicht ermattet, noch ermüdet,
10 und gepriesen seiest du, der nicht schlummert und nicht schläft.
8. Gepriesen seiest du, der am Anfange das Ende verkündet, und
gepriesen seiest du , der vorher verkündet (was nachher eintrifft).
§. Gepriesen seiest du, der gut belohnt diejenigen, die ihn fürchten,
und gepriesen seiest dessen Macht ? und alle die-
15 jenigen, die ihn verlassen (gehen zu Grunde?). 10. Gepriesen seiest
du von allen Enden der Erde und von entfernten Seen. Gepriesen
seiest du , der diejenigen , die auf ihn hoffen , nicht zu schänden
werden läßt.
VI.
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Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 529
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530 Gaster, Das Buch Josua in liebräisch-samaritanischer Rezension.
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Targum zu 2 Sam. cap. XXI, 15 ff. (Haphtai-a für den
7. Tag Pesach).
15 Und die Philister hatten wieder Kriecr mit den Israeliten.
Und es zog herab David und seine Knechte mit ihm und sie
kämpften mit den Philistern und David ermattete. Und Jischbi
Benob war von den Söhnen der Riesin Urpha, und das Gewicht
seines Speeres war 300 Sela Erz , und er hatte einen neuen
20 Harnisch umgeschnallt und er gedachte David zu töten. Und David,
Co '
der Sohn Jischai's, der Koni? von Israel, und Jischbi Benob stiegen
beide gleichzeitig hinunter auf den Kampfplatz um miteinander zu
kämpfen. David, der Sohn Jischai's, König von Israel, kam von
den Kampfreihen von Israel und Jischbi Benob kam von den Kampf-
2.5 reihen der Philister. Und David, der Sohn Jischai's, der Heeresführer,
ermattete. Das ist David, der Sohn Jischai's, der schön war von
Ansehen und hübsch von Gestalt, klug in Weisheit, verständig in
Rat, das Haupt der Helden. Wenn er in die Trompete stieß, er-
schütterte er die Frevler und half den Demütigen. Mit einem
'■^0 Schlage legte er 800 Getötete zu seinen Füßen. Mit ihm kämpfte
Jischbi Benob , aber er (David) konnte ihm nicht beikommen und
ermattete. Als nun Jischbi Benob sah, daß David ermattete, stieg
er von seinem Streitwagen hinunter und schleuderte ihn gen Himmel
eine Tagereise. Und als dies David sah, fürchtete er sich vor ihm
35 und hob seine Augen zum Himmel. Da kam eine Wolke und um-
hüllte den David, den Sohn Jischai's, den König von Israel, und
trug ihn hinauf gen Himmel. Und er sprach: 0, Herr der Welt,
möge dein gx'oßer Name, mit welchem unsei'e Väter benannt werden,
I
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanisclier Rezension. 531
nicht entweiht werden und rette mich von der Hand dieses un-
beschnittenen Philisters. Und der Herr der Welt erhöi'te ihn durch
das Verdienst der Väter und befreite ihn von seinen (Jischbi's)
Händen , und sein großer Name wurde durch ihn geheiligt. Zur
selben Zeit erhob David wieder seine Augen zu den himmlischen 5
Höhen, und er sah die Engel der Israeliten kämpfen mit den
Engeln der Philister, und er fing an und betete und weinte und
flehte und spi'ach also in seinem Gebete: 0, Ewiger, mein Gott
und der Gott meiner Väter, Gott meines Vaters Jischai, überliefere
mich nicht in die Hände dieses unbeschnittenen Philistei'S , daß er lo
mich töte, und daß er dann gehe und sich rühme im Tempel seines
Götzen Dagon und sage : Mein Götze hat ihn in meine Hand aus-
geliefert, und ich habe ihn getötet, und mache, daß er unter keiner
Bedingung sagen kann : Es gibt keinen Gott , der errettet Israel
und Juda. Und rechne mich nicht unter diejenigen, die die Priester 15
getötet und ihren Tod gewünscht haben. 0, Herr der ganzen Welt,
wenn es dein Wille ist, laß mein Gebet und mein Flehen zu dir
hinaufsteigen und sende mir einen Erlöser und lasse eine Stimme
erschallen unter meinen Kindern und meinen Verwandten, und lasse
einen der Söhne von Zerujah kommen und mir helfen. In der- 20
selben Stunde antwortete der heilige Geist und sprach zu ihm: 0,
David, Sohn Jischai's, steht es denn nicht geschrieben in den Büchern
der Lehre des Moses (Deuter. 10, 17): „Denn er kennt keine Partei-
lichkeit und nimmt keine Bestechungen". Erheb' doch deine Augen
und sieh die Seelen von 85 Priestern, die Söhne von Ahimelech, ->ö
des Sohnes des Ahitob, die da helfen dem Jischbi Benob und sagen :
Durch David sind wir getötet worden. Und dein eigener Mund
zeugt gegen dich, denn dn selbst hast gesagt (1 Sam. XXII, 22):
,Tch bin schuldig an allen Menschenleben deiner Familie" und nun
ist dein Urteil besiegelt , daß du an diesem Tage sterben sollst. 30
Nun nimm über dich, daß (von dir auch nur ein Sohn bleibt), wie
von Ahimelech, dem Sohn des Ahitob, auch nur ein Sohn geblieben
ist, namens Ebijatar, und dann wird Abischai, der Sohn des Zerujah,
kommen, der nicht mit im Anschlage gegen die Priester war, und
wird diesen töten. Darauf antwortete David und sprach : Wann 35
soll dies erfüllt werden? Und (die Stimme) antwortete und sprach
zu ihm : Nach sieben Geschlechtern. Und er nahm es an. Und
da saß er wieder auf seinem Streitwagen und stieg auf den Kampf-
platz herunter. Als ihn Jischbi Benob sah, sagte er: Ist das der
Mann, von dem ich geglaubt hatte, daß die Vögel des Himmels 10
ihn aufgegessen haben , da sein Körper nicht heruntergefallen ist
zur Erde. Darauf antwortete David und si)raoh : 0 , du größter
aller Narren. Als ich zu dir kam, war ich ein Narr und hatte
nicht gebetet. Jetzt aber bin ich hinaufgestiegen, und mein Gebet
ist von dem Könige der Welt, dessen großer Name gepriesen sei 15
in aller Ewigkeit, erhört worden, i;nd er wird dich in meine Hand
ausliefern und er wird dich töten. In jener Stunde schrie der
532 Gaster, Das Buch Josua in TiehräiscJi-samaritanischer Rezension.
Encrel Gabriel mit lautem Geschi'ei und saorte: 0 Herr der ranzen
Welt! David, der Sohn Jischai's, der Messias, der König von Israel,
der jetzt in der Welt ist, (ist in Gefahr) getötet zu werden.
Erlaube mir, daß ich gehe und ihm beistehe. Zu jener Stunde
s bewegten sich die Berge, und die Hügel ei'zitterten und durch den
heiligen Geist wurde die Sache kund getan dem Abischai, Sohn
des Zerujah, der da lagerte im Lager der Aramäer und der da
Krieg führte mit den Aramäern, 400 Parasangen weit (von David);
und das ereignete sich an einem Freitag, und die Zeit war ein
10 Drittel nach der neunten Stunde, und Abischai war gerade dabei,
sich den Kopf zu waschen. Da kam eine Taube zu ihm, das
Symbol der Kenischta de Israel, und stand vor Abischai, dem Sohn
des Zerujah, (und sagte): 0 du Kluger in Weisheit und Tapferer
in Heldenmut! Warum bleibst du hier in Ruhe, während David,
15 der König von Israel, in Lebens»efahr schwebt? In derselben Stunde
erhob sich Abischai, der Sohn des Zerujah, legte seine Waffen an,
nahm seine Eüstung , ritt auf seinem Maultier, mit welchem er
Wunder und Heldentaten vollbracht hatte, und die Entfernung der
400 Parasangen verkürzten sich in einem Augenblick, und er lief
20 und er kam gleich unter das Heer der Philister und half dem
Könige David und er schlug den Jischbi Benob, den Philister, und
tötete ihn. Aber bevor er starb, sagte er zu ihnen : Zu dir, David,
Sohn des Jischai, und zu dir, Abischai, Sohn des Zerujah, spreche
ich : Fürwahr , ihr seid doch die Helden Israel's , und Helden
25 seid ihr genannt; wo ist nun eure Heldenkraft, daß beide junge
Löwen mich töten ? Darauf antwortete Abischai, Sohn des Zerujah,
und sprach: Ich allein töte dich und schleudere dich hinunter in
die Unterwelt. Gehe und berichte deiner Mutter ürpha, der sünd-
haften, in dem Grabe, in welchem sie in Scheol wohnt, und sage
30 ihr: Zwei Helden Israel's haben mich getötet, aber David, der Sohn
Jischai's, wurde vom Himmel unterstützt; denn du hast gewünscht,
daß man dir noch eine Stunde gewähre, und dann hättest du ihn,
den David, den König von Israel , getötet. Deshalb heißt es auch
in dem Verse ausführlich : Und Abischa, Sohn des Zerujah, half ihm
35 und er schlug den Philister und er tötete ihn, und die Männer des
David schwuren ihm zu also : Du darfst fortan nicht mit uns in
den Krieor ziehen, daß du nicht auslöschest das Köni'ftnm in Israel.
So weit diese Legende aus einer alten orientalischen Hand-
schrift in meinem Besitze (No. 1020), von der ich die wichtigsten
40 Agadas abgeschrieben habe.
Eine Variante dazu, die viel verbreitet ist, enthält noch
allerlei Details, z. B. daß Jischbi den David zuerst unter seinen Sitz
gedrückt und sich dann daraufgesetzt und gesagt hätte : er würde
zuerst essen und trinken und dann David töten , und daß durch
45 ein Wunder die Erde unter David nachgegeben und er vom Zer-
drücktwerden gerettet wurde, mit Hinweis auf 2 Sam. XX, 37.
Fenier, daß Abischai die Urpha, die Mutter des Jischbi, mit ihrer
Gaster, Das Buch Josua in hehräiscli-samaritanischer Rezension. 533
eigenen Riesenspindel erschlagen hat, und besonders, daß Jischbi,
als er sah, daß Abischai David zu Hilfe kam , seinen Spieß in die
Erde steckte , David 30 Parasangen hoch schleuderte , damit er
auf den Spieß herunterfalle. Letzterer Text findet sich in den
„Exerapla of the Rabbis", die ich 1896 herausgegeben habe (Nr. 5
155a, p. 111—113).
Genau so im Talmud, Trakt. San he drin (f. 95 a), ferner in
der Sammlung von Legenden, ed. Aben Atar, Nr. 5, fol. 4b, ein
wenig verändert. Cf. Midrasch Haggadol. Deut. Sect. Ki Tese., Bi-. Mus. ■
cod. Or. 1483 fol. 113 a und eine kurze Anspielung in W. H. Green- lo
bürg ,The Haggadah Rite of Yemen" etc. Diese Sage ist
nachher in modernen Sammlungen häufio- wieder abofedruckt worden,
SO im Jalkut Schimeoni II, § 155 zur betr. Stelle in Sam. und in
der älteren Sammlung Haggadot Hatalmud , Konstantinopel 1511
fol. 111c. d etc. Auch für die weiter auscfeschmückte Leerende, i5
wie sie bei Abu'l-Fatli erscheint , finden sich genaue Parallelen in
der jüdisch-agadischen Literatur. Ich kann aber weder hier aus-
führlicher darauf eingehen, noch auf andere Parallelen in der ver-
gleichenden Sagenliteratur. Für den Augenblick genügt dieses zum
Vergleich mit dem samaritanischen Buche Josua. 20
Nachtrag.
Zur Frage der Echtheit des samaritanischen Buches Josua.
Herr Professor Fischer hatte die Güte, mich auf den Vortrag
aufmerksam zu machen, den Herr Dr A. S. Yahuda auf dem
Kopenhagener Orientalistenkongreß im Anschluß an seinen Aufsatz 2.t
„Über die Unechtheit des samaritanischen Josuabuches" (Sitzungsber.
d. Berliner Ak. d. Wiss. 1908, XXXIX, 887 flf.) gehalten hat, und
er schickte mir auch letzthin die nachstehend abgedruckte Notiz
des Herrn Dr. Kahle. Dr. Yahuda wollte den Beweis erbringen,
daß das Buch eine Übersetzung aus dem Arabischen sei, Dr. Kahle 30
aber bringt die verblüffende Nachricht, daß der jetzige Hohepriester
Jacüb ben Aaron behauptet , dieses Buch vor sechs Jahren an-
gefertigt zu haben, und er fügt hinzu, daß es sehr leichtsinnig war,
ein Werk, dessen älteste Handschrift das Datum von 1905 tratre,
als altes Buch herauszugeben, ,ohne sich auch nur nach einem 3.-.
Originale erkundigt zu haben". Ich will mich nun bestreben, so-
wohl Herrn Dr. Kahle als auch anderen Kritikern kurz und bündio-
Rede zu stehen. Vielleicht kommen sie alsdann zu einem andern
Schlüsse.
Hätte Dr. Kahle seine Notiz noch einmal durchgelesen und 10
dieselbe Vorsicht angewendet, die er von mir erwartet, so hätte er
sein Mißtrauen , das am Schlüsse der Notiz so deutlich hervortritt,
auch auf die Behauptung des Hohenpriesters ausgedehnt, und er
534 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
hätte ihm weniger Glauben geschenkt als er getan. Die Unzuver-
lässigkeit der Samaritaner ist eine von allen anerkannte Tatsache,
die je mit ihnen in Verbindung gestanden haben. Ihren Ver-
sicherungen ist nicht zu trauen, und ich werde späterhin Bei-
5 spiele dafür anführen, wie wenig man auch ihren Behauptungen
trauen darf.
Zunächst ihre Behauptung, sie hätten mir die Chronik +
Buch Josua nicht als altes Buch verkauft. Alle Handschriften, die
ich von ihnen erworben habe, ohne Ausnahme, sind moderne Ab-
10 Schriften alter Bücher, und als eine solche Abschrift einer alten
Chronik erwarb ich auch diese Handschrift. Dies wäre sonst die
einzige Ausnahme gewesen , und es wäre sonderbar , daß sie mich
nicht darauf aufmerksam gemacht hätten. So erwarb ich die Tolidoth,
Schilschelah, Gebetbücher, Wörterbuch, Apokryphen, magisch-kabba-
15 listische Dokumente, Ketuboth usw. Keiner der Samaritaner
erhob den Anspruch Verfasser zu sein , und der Hohepriester be-
merkte aiisdrücklich, daß er die Chronik „bis auf diesen Tag" weiter
geführt hätte. Ich sah darin natürlich das „Sepher hayamim", auf
welches sich alle Chronisten berufen, von den Tolidoth an, worauf
20 sie in ihrer Korrespondenz im Laufe der Jahrhunderte anspielen
und das der jetzige Hohepriester als eines der Werke der Samari-
taner in hebräischer Sprache zitiei"t in seinem Briefe vom Jahre 625
aerae creat. sam. (den Rosenberg in seinem , Lehrbuch der sam.
Sprache und Literatur", Wien 1901 abdruckt), ohne den Anspruch
25 zu erheben, der Verfasser zu sein. Mit keiner Silbe erwähnten sie,
daß das Buch Josua darin enthalten war. Ich habe deshalb am
Platze selbst beim Ankauf nach einem älteren Kodex nicht nach-
geforscht. Aus Erfahrung wußte ich, wie schwer es überhaupt ist,
bei ihnen eine alte Handschrift außer Bibelhandschriften aufzutreiben.
30 Es hat viele Monate gedauert, ehe ich eine alte Ketubah auftrieb,
und diese sowohl als auch ein magisches Dokument aus dem Jahre
1324 erwarb ich erst 5 Minuten vor meiner Abreise und für einen
sehr hohen Preis. Monatelang , ja länger als ein Jahr , hatte ich
danach gesucht und bekam stets die stereotype Antwort, es gäbe.
35 keinen alten Text. Genau so ging es mir und geht es mir noch
mit dem Buche Josua. Ich muß mich auf das nachdrück-
lichste dagegen verwahren, daß ich leichtsinnig vorgegangen
sei ; umgekehrt habe ich, sobald ich das Buch Josua in der Chronik
entdeckt hatte, alle Hebel in Bewegung gesetzt, ich habe weder an
»0 Zeit noch an Geld gespart, um ein altes Original aufzutreiben und
mir überhaupt Klarheit über den Ursprung dieses Buches bei den
Samaritanern zu verschaö'en. Die Samaritaner selbst haben , wie
Herr Dr. Kahle bezeugt, eingestanden , daß ich stets nach einem
Originale geschrieben habe, imd bis heute haben sie mir gegenüber
15 nur Ausflüchte gebraucht und sich dabei in stete Widersprüche ver-
wickelt. Auf meine Anfrage nach einem alten Original schrieb mir
der Hohepriester, sie hätten keine alte Handschrift. Daraufhin ver-
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 535
langte ich das Original, das ihm für seine Abschrift vorgelegen hat.
Darauf bekam ich keine Antwort. Zugleich -bestellte ich eine neue
Abschrift des Buches, indem ich schrieb, daß die Handschriften, die
ich besäße, mir lückenhaft vorkämen, und ich wünschte daher von
ihm eine vollständige Handschrift zu bekommen. Daraufhin erhielt 5
ich die Handschrift = cod. C, die, wie die Leser dieser Zeitschrift
sich überzeugen können , genau , bis auf geringfügige lexikalische
Abweichungen , sich den Codices A und B anschließt und nicht
irgend einem arabischen Buche Josua. Zu gleicher Zeit schrieb
mir der Hohepriester, wobei er das Buch als „heiliges" bezeichnet, 10
und er schreibt wörtlich (15. Hadar) : bnpn y2 naN n^anz^on br>-i
■^nNs:?: n^abDi ib in-iTri n?3wsn by nns'^o "jb ^^pny '.c^ann 'cb^
ipn-' T-'iryi qny ■tot ^ton yü 13 d. h. „Alle Hss. in der Ge-
meinde sind neu. Ich habe dir eine wahre Abschrift gemacht
und habe sie nochmals durchgesehen und, was zuviel oder zu wenig 15
war, korrekt hergestellt." Also er hätte alle Handsch^-iften in
fremden Händen kollationiert und als Resultat wäre diese Hand-
schrift entstanden. Er hat auch in der Tat einige Radierungen
und bessere Lesarten vorgenommen und einige Sätze mit roter
Tinte zwischen den Zeilen oder am Rande nachgetragen. Wie konnte 20
er, wenn er der Verfasser wäre, überhaupt von Kollationierung von
Texten schreiben? Am 5. Nisan schreibt er, er hätte einen alten
arabischen Text des Buches Josua gefunden und bietet mir die
Handschrift zum Kaufe an. Am 21. Nisan preist er diese Hand-
schrift wieder und schreibt: NbT ''-1:23? Nb n; TOD Tir va NISW Nbi 25
13-iy „In meiner Gemeinde gibt es kein Buch wie dieses, weder
hebräisch noch arabisch". Er bietet sich an das Buch für mich zu
übersetzen und fügt zum ersten Male hinzu: "^pro^^in "iCN 2r~?3n "iD
ibo n-ib w^ii TTZiiü 173 inN „Denn das Buch, welches ich vor
sechs Jahren übersetzt habe, ist nicht vollständig". Mir kam diese so
etwas zweideutige Bemerkung sehr verdächtig vor, denn aus der
Korrespondenz hatte ich mich überzeugt, wes Geistes Kind der
Hohepriester sei, und daß er offenbar überhaupt keinen korrekten
hebräischen Satz schreiben, geschweige denn ein Werk wie das
Buch Josua in dieser Weise „bearbeiten" konnte. Um mir Klarheit sä
zu verschaffen und um mich noch genauer zu überzeugen, was die
Samaritaner leisten könnten, bestellte ich die Übersetzung des Kitäb-
al-Käfi des Jusuf el-Askari, von dem sie mir eine Abschrift in
samaritanischen Buchstaben gemacht hatten^). Am 13. lyar schreibt
1) Die Sprache dieses Werkes ist einfach und mit dem Inhalte ist er als
Hohorpriester sehr gut vertraut. Kr zog nun — wie er in dorn Kolophon zu
der Übersetzung (jetzt mein cod. 878) angibt — drei der golelirten Mitglieder
seiner Gemeinde (D'^II^S) zu IliHo. Und hier ist ein alles besagendes Spe-
cimen von dem Uosnltate der gonieinsainen Leistung dor „gelehrten" Samaritaner:
^^N bb:a iMoa-2 uj^s bD br yn^on ni m-^nb bban idt: i-'^bn
536 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischcr Rezension.
der Hohepriester: "^ai^'n T?o ai^in" m"Cp* m--n nb~5 r'T' N^n
i-i2"'n bx, ich soll also dafür schwer zahlen und jener arabische
Josua sei viel besser ! Auf meine Anfrage bezüglich ihrer andern
Bücher , die ich noch nicht erworben , vergißt er , daß er mir das
5 ü"?3"'n il^~ verkauft hat und schreibt am 9. Tammuz dai'über, als
ob es arabisch wäre, und fragt an, ob ich eine Übersetzung dieses
Buches verlange, natürlich gegen einen sehr hohen Preis — als ob
es nicht stets als hebräische Schrift von ihnen erwähnt und
zitiert worden sei. Sie wollten mir also die Abschrift ihrer alten
10 Chronik als ihre eigene , nagelneue Übersetzung verkaufen , denn
sie verlangen in solchen Fällen einen bedeutend höheren Preis als
für einfaches Kopieren, und dann fügt er hinzu, daß er mir das
Original "ipN des Josua , den er vor sechs Jahren übersetzt haben
will, schicken würde: W"'.^ ritJ'iJ U^'Cß ib T725^n '",u:n. In-
15 zwischen erfahren die Samaritaner , daß das Buch für mich von
großem ^erte ist, und da ich keine alte Handschrift davon gesehen
hatte , so fxmgen auch andere an , sich als Verfasser aufzuspielen,
denn am 11. Tammuz erhielt ich ein Schreiben von einem andern
Samaritaner, einem gewissen Abraham ben Pinehas ha-Cohen, der
20 behauptete, der Hohepriester hätte gelogen, wenn er sich als Über-
setzer ausgäbe. Der wirkliche Übersetzer sei sein Vater Pinehas
gewesen , der auch eine arabische Chronik abgeschrieben habe und
der nun schon seit 11 Jahren tot sei. Er schreibt: a"'7D"'n "^.20
-;r,N b:iN z'^n'^'n ied nr TwSi:^: .... -p: p r-::in-' ■«Tsr: i:bi:s -i\aN
25 n:o -i"c;y thn mp '{c ttdt ■'3N onrc ci:i-in i73 Nim ^-lb^p ■':S73.
Der Hohepi'iester erfährt davon , und sechs Tage nach dem letzten
Brief, in dem er behauptet, der Verfasser zu sein, schreibt er ärger-
lich über meine Korrespondenz mit Ci'*: und fügt hinzu: ün^TOT
-n-^b iDN -^rNic^D -^r^-^-pz nriaTo z-^itjz ^v:: ■^:7273 '^^-\^ npb n^x y•::^T\''
30 •c'^'ö by, also er habe das Buch, das ich zweimal bekommen, nun
genau untersucht und gefunden, es sei wertlos. So schreibt er acht
Tage später, nachdem er es wieder angepriesen und sich als Verfasser
gebrüstet hatte ! Letzteres vergißt er also , und er will mir den
Nin "j'-ia C"cn hnt: i5 ny^^ n-cN r!?:r:r; rxr.-D p^o :-::w73 onpnN
yp-n"^ Nb =N- :r-2- c-- aro7: pi : nr^-^ 'b-x -ib VP^-^ -otot
my ypTi-' Nb ClXt :n-iu:a br inN ^unb^n !i:.nr; bx ht pnrn"«
nnri hv ly —cn ynTon riT ■'bbs i?2t t-'^3 bwS y^^m n; prrn''
:-n"''ay yz -b-r-n "ybr^ -icm-; :3T22- -ip'^ra inbiT bs'T ■'bN-OTi
yinirii nn'cz a-'::- ■^73 -^br.- --wN- --^in ry-is bb: rr^L^y icnt
n:m :-i73N d-'^?: -la-m rT:;npn r^-i-^vz N3 — :;n'2 C"'^?: -mn pa
5 r'*"",2E73 D'^'",73. Ich habe dieses Beispiel deshalb horausgegriflen , weil der
arabische Text in Europa zunäiifiliiih ist, lierausgegeben von N. Cohn (Zaräath-
Gesetzo , Frankfurt 1809, p. I) und somit leicht verfjliclien wer<lon kann. Es
genügt, glaube ich, um die absolute T.atsacho zu konstatioron , dali die Jetzigen
„Gelehrten" der Samaritaner vom Hebräischen wirklich keine Ahnung haben
und daß etwaige Ansprüche, die von anderer Seite gemacht werden , von vorn-
herein abzuweisen sind.
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 537
alteii arabischen Text verkaufen, und daher soll jetzt jener gar nichts
mehr taugen, und er erhebt keine weiteren Ansprüche darauf der Ver-
fasser zu sein. Nun kommt es noch bunter. Am 22. Tammuz^j
schreibt er: ■j^y-'r; i'\:;^^■^ nniD?: ^3 i^Nr-^i iianN y2 ai::n -idtit
-SD •73 1-ipN Nin -jb::« Tw'N n:i-!n7om :ib ci5-in inN Nb nTn 5
3.'U;in"' "iDO yo i2''N D^WTi, also es möge unter meinen Freunden
und Feinden bekannt gemacht werden, daß Niemand das alte Buch
Josua übersetzt habe und die Übersetzung , die in meinem Besitze
ist, gehöre ui'sprünglich der Chronik au und sei nicht dem (alten
arabischen) Buche Josua entlehnt. Der Hohepriester hat also die lo
ganze Zeit hindurch einfach gelogen, und wenn er so etwas tun
konnte , was kann man erst von andern Samaritanern in niederen
Stellungen erwarten ? Die Wahrheit wird aber doch allmählich
hei'auskommen und unbedingt zu der Tatsache führen , daß mein
Buch Josua eine moderne Abschrift des alten d^'T^T! "^nm ist, welches i5
mit zu den ältesten Monumenten der samaritanischen Literatur
zählt, und daß es alt und echt ist.
Das als Antwort für Herrn Dr. Kahle, der der Behauptung
des Hohenpriesters augenscheinlich vollen Glauben schenkt. Man
beachte , daß er diesen erst gesprochen hat , nachdem diese Korx'e- 20
spondenz zwischen uns vor sich gegangen war. Daß die Samaritaner
ihr Versprechen mir zu schreiben, das sie Herrn Dr. Kahle gaben,
nicht gehalten haben, brauche ich nicht hinzuzufügen.
Auf die Beteuerungen der Samaritaner etwas zu geben, darauf
habe ich längst verzichtet; ich kenne sie eben ganz genau. Schon 25
das Faktum , daß Abischa eine Kopie des Buches Josua {cod. A)
genau in derselben Weise abschreibt wie andere alte Handschriften,
die ich von ihm erworben habe, ohne im mindesten darauf hinzu-
weisen, daß es eine Abschrift eines modernen Textes sei, hat mich
an der Wahrheit der Behauptungen des Hohenpriesters gleich zweifeln 30
lassen. Wie konnte ein anderer ohne weiteres ein Werk des Hohen-
priesters abschreiben und bessere Lesarten haben als das vermut-
liche Original des Hohenpriesters , und wiederum , wie kam der
Hohepriester dazu, das Werk Anderer abzuschreiben und es dann
als eigenes auszugeben, es sei denn, daß sie, wie ich vermute, auch 35
in diesem Falle eine alte Handschrift gemeinsam benutzten , die
jeder von ihnen nach Belieben abschrieb. Sie spielen sich gern
als Gelehrte auf, wo sie glauben es ungestraft tun zu dürfen, und
schi-ecken auch vor keiner absichtlichen Täuschung zurück. Ein
schlagendes Beispiel dafür dürfte genügen. Vor einigen Jahren 40
erwarb ich von ihnen zwei l'entateuchhandschriften , die die „Ge-
lehrten" unter ihnen angefertigt haben sollten und die mir durch
ihre Eigenartigkeit sehr imponierten, Sie enthalten nämlich auf
1) Voriges Jahr war bei den Samaritanern ein Sclialtjahr. Infolgedessen
stimmen die Monate nicht mit den jüdischen überein und Tammiiz Sam. ist
ungefähr: August!
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanücher Rezension.
jeder Seite die beiden Rezensionen des Pentateuchs , die samarita-
nische und die massoretische , die in zwei Kolumnen sich gegen-
überstehen und deren Plus und Minus durch leere Räume kenntlich
gemacht werden. Die kleineren Varianten sind mit roter Tinte
5 geschrieben Die Samaritaner gaben diese Handschrift , wie oben
bemerkt, als ihre eigene Arbeit aus, eine nicht unbedeutende Leistung,
wodurch sie ursprünglich mein Vertrauen gewonnen hatten. Wie
ofroß war daher mein Erstaunen, als ich vorigres Jahr in der Kinscha
an dem Gottesdienste teilnahm und auf meinen Wunsch, eine Bibel
10 zu erhalten, um dem Vorlesen aus der Thora zu folgen, eine alte
Handschrift in die Hände bekam , die genau so wie meine Hand-
schriften in parallelen Kolumnen beide Rezensionen enthielt. Als
ich daraufhin die Samaritaner zur Rede stellte, wie sie dazu kämen,
Abschriften als eigene Arbeiten zu verkaufen, lachten sie und sagten,
15 es käme nicht gleich jeder in ihre Kinscha , um an ihrem Gottes-
dienste teilzunehmen und dem Vorlesen der Thora aus ihren Hand-
schriften zu folgen. Daran erinnerte ich mich auch, als ich jetzt
hörte, daß der eine oder andere der , gelehrten" Samaritaner
sich als Verfasser oder Übersetzer dieser Chronik inkl. des Buches
20 Josua aufspielt. Siehe jetzt auch , Times" 5. Okt. 1908.
Ich gehe jetzt zu der Arbeit des Herrn Dr. Yahuda über,
der, nach dieser zu urteilen, noch weniger ein Recht hat, in samari-
tanischen Sachen mitzusprechen als die unzuverlässigen Samaritaner.
Er teilt mit ihnen die. Charakteristik der Unklarheit, und wenn
25 diese wenigstens in ihrer eigenen Literatur gut bewandert sind, so
muß Dr. Yahuda das gleiche erst noch beweisen, und wenn ferner
jene vielleicht Abschriften alter Chroniken und Fortsetzungen
derselben als eigene Arbeit in Anspruch nehmen und dadurch un-
bewußt sich und andere täuschen , so hat man das Recht , an die
30 Leistung eines Mannes, der auf wissenschaftliche europäische Durch-
bildung Anspruch erhebt , einen andern Maßstab anzulegen. Zu-
nächst erwartet man von ihm eine gründliche Durchforschung aller
Quellen und mindestens die Kenntnis von allem, was von mir zum
Buche Josua bisher noch anderweitig (in „Times" und „Journal of the
85 Royal Asiatic Society") veröÖentlicht worden ist. Auf höflichen Ton
kann ich verzichten, aber auf Kenntnis der einschlägigen Literatur
und Klarheit in der Darstellung muß ich bestehen. Ich hätte
diese Arbeit vollständig ignoriert , die durch innere Widersprüche
und vage Behauptungen den Leser nur verwirrt und tatsächlich
40 kein abschließendes Resultat bietet, wenn der Nestor der semitischen
I'hilologie , Herr Professor Nöldeke , nicht Patenstelle bei ihr ver-
treten und die Akademie der Wissenschafton ihr nicht die Ehre
erwiesen hätte, ihr einen l'latz in ihren Verhandlungen zu gewähren.
Hätte der Verfasser auch nur darauf gewartet, meinen Vortrag,
45 der schon in der Julinuramer des Journal of the Royal Asiatic
Society p. 795 — 809 erschienen ist, zu lesen, dann hätte er ge-
funden, daß ich die literarhistorischen J'robleme, von denen er
Gaster, Das Buch Josua in liehräisch-samaritanischer Rezension. 539
keine Ahnung zu haben scheint, eingehend erörtert habe. Ich
habe dort zvierst konstatiert, daß wir es mit einer Chronik zu
tun haben , in welcher das Buch Josua nur die ersten Kapitel
bildet, daß das einzige Verdienst der Samaritaner bisher in getreuer
Abschrift ihrer alten Dokumente zu suchen ist, daß das in allen 5
Chroniken und Schriften zitierte „Dibrei Hajamim" , von welchem
das Buch Josua nur einen Bestandteil ausmacht, das einzige Buch
zu sein scheint, welches mit Ausnahme des Pentateuchs sich bei
ihnen hebräisch erhalten hat, daß sie seit Jahrhunderten, ja,
mindestens seit einem Jahrtausend nichts Selbständiges geleistet lo
haben und daß ihre historische Literatur darauf hinausläuft,
daß jeder nachfolgende Schreiber wörtlich das Werk seiner Vor-
gänger ausschreibt, ohne sie zu nennen, um dann am Schlüsse noch
Eicrenes hinzuzufügen. Daß die Samaritaner nie positiv be-
o O ■*-
hauptet haben, das Buch Josua in hebräischer Sprache nicht zu i5
besitzen, daß sie im Gegenteil in ihrem Briefe an Scaliger von 1590
rundweg ablehnen, es herauszugeben, muß als bester Beweis dafür
gelten, daß sie es besessen haben. Ich habe ferner auf den innigen
Zusammenhang hingewiesen zwischen diesem Samaritanus und den
arabischen Versionen und das Verhältnis zu denselben eingehend er- 20
örtert; ich habe auch den tiefgehenden Unterschied zwischen beiden
nachgewiesen und auch die Zwecklosigkeit einer Rückübersetzung
ins Hebräische. Seit Jahrhunderten hat kein Mensch nach
dem hebräischen Josua gefragt, und als sie ein unvollständiges
Exemplar an Luncz verkauften (vgl. meine Erklärung in J. of R. 25
A. S. p. 797) und mir ein Exemplar und eine Chronik, da be-
handelten sie diesen Text mit der größten Gleichgültigkeit und
legten ebenso wenig Gewicht darauf als auf die andern Abschriften,
die sie mir verkauften. Merkwürdig jedenfalls, daß wenn es, wie
Yahuda p. 908 behauptet, durch die Nachfrage von europäischen so
Gelehrten entstand, es bis jetzt geheim gehalten worden ist. Wie
wurde d a durch der Nachfrage der Gelehrten Genüge getan ? Alles
das und noch mehr steht in meinem Vortrage und macht die
historischen Argumente von Dr. Yahuda hinfällig. Am 30. Juli
1908 läßt Herr Yahuda seine Arbeit der Berliner Akademie vor- 35
legen und wiederholt in eigenem Namen dieselben Argumente, aber
mit veränderter Tendenz. Diese zu widerlegen , lohnt sich nicht
der Mühe. Ich will nur ganz besonders hervorheben , daß er mit
mir darin übereinstimmt, daß er die heutigen Samaritaner nicht
für fähig hält ein solches Buch zu kompilieren, daß das Buch eine 10
Chronik sei und daß Abschreiber im Laufe der Zeit späte Formen
und Arabismen eingeführt haben können. Aber darin unterscheidet
er sich von mir, daß er das Buch als eine Übersetzung aus dem
Arabischen beti'achtet und in ganz unbestimmter Weise die Zeit
der Abfassung zuerst durch die Erwähnung der Abischarolle zu 15
bestimmen sucht und dann durch die Notiz des Schallum im Ju-
hassin. Seinen Ausführungen gemäß könnte man glauben, daß ich
Zeitschrift der D MG. Rd LXII. 35
540 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanischer Rezension.
die arabischen Texte icrnoriert hätte, während ich nicht nur darauf
hingewiesen , sondern sogar im Text selbst regelmäßig am Rande
das entsprechende Kapitel des ältesten arabischen Josuabuches an-
gemerkt habe. Es ist doch jedenfalls sonderbar, daß Herr Yahuda
5 dieses verschwiegen und sich nicht die geringste Mühe gegeben
hat, ein Buch aufzutreiben, das noch heute auf dem Markt ist und
für 6 — 7 Mk. gekauft werden kann , ungleich den Kosten und der
unendlichen Mühe , die ich den Samaritanern in Nablus gegenüber
aufgewandt habe. Dagegen hat Herr Yahuda seinen angeblichen
10 Nachweis einer ganz modernen arabischen Kompilation als direktes
Original des Buches Josua als eine große Entdeckung aufgebauscht.
Es genügt nicht in einer Fußnote zu sagen : „Aus Mangel an hand-
schriftlichem Material muß ich von einer Quellenuntersuchung über
die Chronik des Pinehas absehen" p. 895 (NB. Pinehas war nie
15 Hohepriester, wie Herr Yahuda behauptet). Wenn er wenigstens die
moderne Abschrift des Pinehas mit Abu'1-Fath allein — von der
älteren Chronik ed. Juynboll, die ihm doch gewiß wenigstens in
der hebräischen Übersetzung von Kirchheim „Carme Schomron" zu-
gänglich war, zu schweigen — verglichen hätte (denn es gibt kein
20 anderes handschriftliches Material), dann hätte er sich nicht zu der
Behauptung verstiegen (p. 903): „Nachdem wir die absolute Ab-
hänoficrkeit des samaritanischen Josua von den Annalen des Abu'l-
Fath und anderen vom erwähnten Pinehas ben Ishäq benutzten arabi-
schen Chroniken erwiesen und auch seine große Unselbständigkeit
25 im übersetzen zur Genüge charakterisiert haben" Welche
Chroniken sind das denn eigentlich ? Denn Yahuda zitiert ja
nur die Chronik des Pinehas, und alle dieser entnommenen ara-
bischen Zitate , die er dem samarit.-hebr. Josua gegenüberstellt,
beweisen nichts, gar nichts. Sie stimmen mit dem Hebr. nicht
30 überein, und dieser Text kann daher nicht als Quelle für Sam.-Hebr.
gelten. Nicht Pinehas' ungenaue Abschrift , sondern Josuae Lib.
stimmt viel genauer mit Sam. Jos. überein. Und zwar: p. 899,
cap. III , 9 ff. findet sich ausfühi'licher und voller und dem Hebrä-
ischen genauer entsprechend in Jos. Lib. cap XV, Ende, und ebenso
35 stimmt cap. V, 3 ff. näher mit Jos. Lib. cap. XVI als mit Pinehas,
mit dem das Hebr.-Sam. von 18 Versen nur in vier oder fünf
Halbversen übereinstimmt. Weiter: cap. XIII, 5 ff . findet sich
wörtlich genau in Jos. Lib. am Schluß von cap. XXIV, findet sich
aber nicht in Abu'1-Fath, ebensowenig als die andern bisher zitierten
40 Stellen. Nur cap. XVI, 5 stimmt Pinehas genauer mit Abu'1-Fath
überein (Heidenheim, DVJ. II, p. 330 — 331). Wie wenig aber
diese Stelle dem Hebräischen entspricht, davon weiter unten. Cap.
XVIII , 1 ff. ist Pinehas eine Abkürzung von Jos. Lib. cap. XXIX,
den er wörtlich abschreibt. (Sogar die fehlerhaften Lesarten im
45 Arabischen, die Juynboll korrigiert, sind dieselben im Pinehas und
Jos. Lib.) Ferner ist cap. XIX, 1 ff. eine wörtlich genaue Ab-
schrift von Juynboll, Jos. Lib. arabischer Text, p. 29 Zeile 4 — 12,
Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanisclier Rezension. 541
und wie die Punkte in dem Zitate aus Pinehas (ibid.) andeuten,
hatte auch er große Teile mehr und unterscheidet sich dadurch
prinzipiell vom hebräischen Text. Und schließlich cap. XX, 1 ff .
stimmt Pinehas mit Abu'1-Fath p. 438 Zeile 4 — 9 wiederum überein.
Die Gegenüberstellung bei Yahuda ist also dazu angetan, Leser, die 5
des Arabischen nicht mächtig sind, irre zu führen, denn zumeist
laufen sie nur in kleinen Teilen inhaltlich parallel. Von einer wört-
lichen Übereinstimmung und daher: „Übersetzung" ist keine Rede
und das cranze Buch Josua hätte in derselben Weise abgedi'uckt
werden können. Aber dann hätte es sich noch deutlicher gezeigt, lo
daß wir es mit zwei verschiedenen Texten zu tun haben. Wie ver-
halten sich nun diese arabischen Texte zu den samaritanisch-hebrä-
ischen? Wie ist also nach Yahuda das Verhältnis des samarita-
nischen Josua zu den angeblichen arabischen Versionen des Josua-
buches ? 15
Das Buch ist nach Yahuda p. 898 eine Übersetzung aus dem
Arabischen, mit der Einschränkung (p. 895), daß nur Jene Zusätze
des samaritanischen Josua aus dem Arabischen übersetzt sein müssen."
-Nur kann nicht sein ganzes Material den Annalen des Abu'1-Fath
entstammen" (ibid.). „Er hat noch eine ältere arabische Quelle 20
benutzt" (ibid.) — und diese findet Herr Yahuda in der Chronik
des Pinehas, der 18 9 5 gestorben ist ! (ibid.). Außerdem „steht die
Abhängigkeit des Samaritanus vom Massoreticus fest" (p. 904),
und angeführte Beispiele sollen zeigen, „mit welcher Vei'ständnis-
losigkeit der Verfasser des samaritanischen Josua dem massoretischen 25
Texte gegenüberstand" (ibid.). „Es ist ein Kompilator, dem nicht
einmal die Qualifikation eines guten Abschreibers zugesprochen
werden kann. Er folgt blindlings seinen Quellen und benutzt
den massoretischen Text nur subsidiär" (905). „Das Abschreiben
vom Hebräischen kostet ihm weniger Arbeit, als den ara-30
bischen Chronisten die Übersetzung ins Arabische" (p. 906).
„Aus Bequemlichkeitsgründen" (ibid.) schmückt er sogar bestimmte
Vorgänge aus — trotz Verständnislosiffkeit und blinden Folgens
der Quellen — und die Übereinstimmung mit Josephus (§ 48 ff.)
erklärt Yahuda so, daß „beide, Josephus sowohl als auch die 35
Samaritaner , ihre gemeinsamen Quellen in alten jüdischen Midra-
schini und mündlichen Legenden haben" (p. 911). Wo ist die
uralte Quelle, die beiden zugänglich war, dem Josephus im ersten
Jahrhundert und dem samaritanischen verständnislosen Kompilator
im 17. Jahrhundert resp. später? Demselben Zeitalter werden 10
wohl auch die andern Quellen angehören , für die Yahuda keinen
Nachweis liefert. Er schaltet aus seinen Untersuchunofen alles
aus mit Ausnahme der Schobachlegende und einiger liturgischer
Hymnen. Diese seien direkt aus dem Arabischen übersetzt und
in ein Buch eingeschoben und damit verquickt worden , welches 43
ein verständnisloser, unwissender Mensch aus dem Massoreticus
zusammengestoppelt hat, der nach der Annahme Yahuda's nur
35*
542 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
durch Willkür und das Prinzip der Bequemlichkeit in der Aus-
wahl des rein massoretischen Bestandteiles des Buches Josua ge-
leitet worden sein kann. Eine direkte Vorlage , die diesem Teil
der Chronik wörtlich genau entsprechen würde, kann sogar Yahuda
5 nicht nachweisen, und seine ganze Argumentation beschränkt sich
auf jene Interpolationen, die ursprünglich arabisch verfaßt sein
sollen und erst nachträglich in unbestimmter Zeit stümperhaft
übersetzt worden sind. Er gibt zwar die Möglichkeit zu , daß
manche der sog. Avabismen von unwissenden Abschreibern her-
10 rühren könnten. Trotzdem soll dieser Teil einen arabischen Cha-
rakter tragen , so daß Yahuda die ganze Abfassung der Schobach-
sage ins 11. — 12. Jahrhundert verlegt, sie mit arabischen Ritter-
romanen vergleicht und behauj^tet , man könne manche Stellen
daraus nicht verstehen ohne eine Rückübersetzung ins Arabische,
15 ja , an einigen Stellen soll der Übersetzer , von dem man doch
mindestens Kenntnis des Arabischen voraussetzen sollte, sogar
den arabischen Text selbst nicht verstanden (wie z. B. die Stellen
p. 896 — 897) und grobe Schnitzer in der Übersetzung gemacht
haben. Welches ist nun das richtige Verhältnis? Haben wir es
20 hier mit einer hebräischen eklektischen und fehlerhaften Über-
setzung aus dem Arabischen zu tun, wie es Yahuda annimmt und
es doch nur für die Interpolationen mit aller Schärfe vertritt, oder
ist die arabische Version des Buches Josua, die sich in dem
Chronikon in , soweit bekannt , ältester Form erhalten hat , umge-
25 kehrt aus dem Hebräischen ins Arabische übersetzt, wie ich es
behaupte, so daß sich die Übereinstimmung zwischen dem Hebräi-
schen und Ai'abischen daraus am leichtesten erklären würde ?
Mit dieser Frage weiß Yahuda nichts anzufangen. Er spricht
von angeblichen arabischen Versionen, erklärt: „die Zweifel an
30 der Existenz eines echten alten hebräischen Josua erweisen sich als
richtig" (p. 909) und meint, daß in der Schobachsage „hetzerische
Redensarten" und „wilder Ton" vorkommen, ja sogar Koranverse
würden zitiert Er vergißt aber zu bemerken, daß sich im hebräisch-
samaritanischen Josua keine Spur von Koi'anversen und wildem
3.5 Ton etc. findet, und zitiert p. 911 wiederum Shallura , wonach
diese ganze Sage „einem alten jüdischen Midrasch entnommen
worden sei". Man müßte denn voraussetzen, daß ein jüdischer
Midrasch einmal in arabischer Sprache abgefaßt worden sei, andernfalls
würde dieser Hinsweis schon allein orenügeu , um dem arabischen
40 Ursprünge der Schobachsage den Garaus zu machen. Aber von
entscheidender J^edeutung ist die Behauptung des Verfassers des
Clironicon J. L. ed. JuynboU, das Yahuda unglücklicherweise weder in
Berlin noch sonstwo einsehen konnte (während er doch darauf p. 908
verweist), daß er die Geschichte Josua's aus dem Hebräischen ins
45 Arabische übersetzt habe, und alle orientalischen Forscher, die
Juynboll p. 14 aufzählt, sind einstimmig derselben Meinung, daß
der Text direkt aus dem Hebräischen geflossen ist. Wenn wir
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 543
uns nun hier die Sprache genauer ansehen , so zeigt sich dieselbe
merkwürdige Tatsache, die Yahuda für Abu'1-Fath konstatiert, daß,
„wo Abu'1-Fath den Berichten der Bibel folgt, er sich vom Ein-
fluß der hebräischen Sprache nicht ganz frei machen kann" ; während
er in den andern Erzählungen gutes Arabisch schreibt (p. 894/895). 5
Nun muß man aber wissen, daß, wie de Sacy bereits bemerkt und
Juynboll nach ihm, .Abu'1-Fath vollständig abhängig vom Jos. Lib.
ist. Und unter seinen Quellen nennt Abu'1-Fath auch
ausdrücklich ein Buch Josua. Gegen die Insinuation des
Herrn Yahuda (894), daß ich nur deshalb die betr. Stelle im Abu'l- lo
Fath nicht gesehen hätte , w^eil Vilmar sie in der Einleitung un-
übersetzt gelassen, muß ich energischen Einspruch erheben.
Bei Payne-Smith ist diese Stelle auch korrekter übersetzt, als von
Yahuda , wohl weil Yahuda diese Stelle nicht versteht. Das ara-
bische CsX;^ heißt „eingebunden", und der Ausdruck bedeutet i5
nur , daß zusammen mit dem Buche Josua eine Chronik mit ein-
gebunden war, die in arabischer Sprache und Schrift abgefaßt war.
Jedenfalls existierte ein Buch Josua vor Abu'1-Fath und dieses
Buch Josua ist aus dem Hebräischen übersetzt. Es ist doch
ein merkwürdiges Zusammentreffen , daß sowohl in den arabischen 20
Versionen als auch in dem samaritanischen Josua die Sprache nicht
einheitlich ist und die verschiedenen Teile genau in demselben Ver-
hältnis zu einander stehen. Würde es sieh hier um eine späte
moderne Rückübersetzung ins Hebräische handeln , so müßte die
Sprache doch einheitlich sein, und eine solche sprachliche Scheidung, 25
die bis auf die kleinsten Verse sich erstreckt, könnte unmöglich
von einem verständnislosen Kompilator herrühren , der mit solch
einer Genialität aus dem massoretischen Josua einen verküi'zten
herausschält, der den letzten Resultaten der höheren Bibelkritik
entspricht, und dann, trotzdem er nicht einmal die Qualifikation ao
eines guten Abschreibers haben soll, aus den entlegensten und bisher
nicht nachgewiesenen Quellen Incidente schöpft, große Erzählungen
kürzt, kurze ausschmückt und so ein Machwerk konstruiert, ,das
der Vergangenheit des Unvolkes von Sichern sich würdig anschließt".
Offenbar muß das hebräische Buch, das dem Chronikon J. L. usw. 3»
zugrunde lieo-f . genau denselben Umfang gehabt haben imd kann
nicht in einheitlicher hebräischer Sprache abgefaßt gewesen sein ;
sonst ließe sich nicht erklären , wieso es kommt , daß bestimmte
Kapitel in der arabischen Version sich so eng an den hebräischen
Sprachgebrauch anschließen, während andere davon abweichen. Hätte lO
sich uns der hebräische Text in einheitlicher Sprache erhalten , so
wären Zweifel an seiner Echtheit berechtigter als jetzt, wo die
Sprache der Interpolationen sich eher den neuhebräischen und ara-
mäischen Formen anpaßt als derjenige Teil , der auf derselben
Grundlage beruht wie der Massoreticus. ii>
Wie ist nun tatsächlich der sprachliche Charakter der arabischen
544 Gaster, Das Buch Josua in hehräisch-samaritanücher Rezension.
Versionen, socfar in den Teilen der Schobachsacje ? Ich beschränke
mich auf die wenigen Zitate , die Yahuda verötfentlicht hat. Und
da muß ich an das Urteil anerkannter Arabisten appellieren , die
sich in dieser Frao-e vollständicfe Unbefancrenheit bewahrt haben.
5 Von solchen Arabisten hier ist mir einstiramisr eesasrt worden, daß
überall der hebräische Text durchschimmert, und das ist ja auch
das entschiedene Urteil Juynboll's und aller anderen Orientalisten,
worauf ich schon vorher hingewiesen habe. Die Wendung in dem
Briefe von Josua (p. 902, cap. XIX, 2 meines Textes) ist nicht nur
10 ein Satz, der in dem wichtigsten Gebete der Samaritaner in ihrem
Glaubensbekenntnis vorkommt (nnn'J^n mp'?2n bN "'icn ^ni:cnN-
.'^nnü;b •id'js nr'^S'cm r;bn:~T ' nm:?or! "■- rr-ib bs rr^a a"'7''"i5 nr;
'ai), sondern er wird schon im 4. Jahrhundert von Markah ausführ-
lich kommentiert (mein cod. 825 f. 123 u. 125 a). V. 8 b aus dem-
15 selben Kapitel ist ein direktes Zitat aus Deut. IV, 28 , und in
demselben Briefe finden sich noch andere direkte Anklänge an das
uralte Gebet. Welcher von beiden Texten wird demnach wohl das
Oricfinal sein? Der arabische Text kann nur aus dem Hebräischen
übersetzt sein , und wenn sich darin Samaritanismen finden , so er-
20 klärt es sich leicht daraus, daß die Abschreiber den Text an die
ihnen geläufigen Formen angepaßt haben, so die einzelnen Formen,
die p. 907 angegeben werden. Zu '.b i:."'wn, s. Zitat aus Schallum
p. 907 y^-\y 5"'"ü:i, und zu n-^J^ip: = c^^p: bemerke ich, daß sich
dieselbe Lesart im Pentateuch findet, an den beiden Stellen, wo das
25 Wort vorkommt und zwar Gen. 44, 10 und Num. 32, 22. Zu (903)
biEN bN vgl. das Zitat in Anhang I: bl^CMno. n^^lD ist aramäisch.
Und so läßt sich für alle diese arabischen Texte nachweisen,
daß sie nicht im arabischen Geiste geschrieben, sondern dem hebrä-
ischen Texte angepaßt sind. Ist z. B. ii.Äc.ö^ v^^.^^' oder ^^j t'jü JÖ'Ls
30 überhaupt gutes Arabisch ? Warum darf die Bibel schreiben 2wS7
qT^::-^ „ein Wolf, der zerreißt" (Gen. 49, 27) und a^/'S 2T „lauern-
der Bär" (Klagel. 3, 10) und Josua nicht nr?: 3"- XVI, 8 (p. 892)?
Muß es arab. ^JS\ü sein ? Ist das ein arabisches Bild ? — Warum
ist .,..wJ ..yc besser als hebr. rt br XVI, 1 (ibid.)? Wenn Verf.
35 n;iu;b by geschrieben hätte, dann wäre es anders gewesen, ir^yxa
(p. 901) ist ein uraltes samaritanisches Wort und ist = hebr.
ircN-ia = „unsere Häupter, Ersten", so Markah (f. 271a): "^-w'S
D"^aN Nm~T. Das aber weiß Yahuda nicht und korrigiert schnell
"ir-^it-Sln. Er ist überhaupt rasch bei der Hand im Korrigieren
40 und zeigt , wie wenig er von allem versteht. So wenn er rr^inn
gar nicht kennt und p. 909 n-'wS-r (I) daraus macht, obschon es so
in der Ketubuli und Markah (ed. Bancth, 22. Buchst, p. 22) usw. vor-
kommt. So soll (p. 898) -xr. nach ihm -iniwNj sein Aber Markah
hat f. 126b cb-'irn nwN:in -nrN. c^r-nn^:n p. 901 ist natürlich
4.', samaritanisch iür n^nrirrjon , wie ny^i, da v nicht ausgesprochen
wird, und bedeutet: „die sich versammelt haben" und hat selbst-
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Reze-nsion. 545
verständlich nichts mit n^yilir; = „die sich zu erkennen geben"
(Yahuda) zu tun. P. 889 (I) soll T^by 'r> mb'»:: arabisch sein, weil
es bei den Arabern auch vorkommt. Yahuda weiß aber nicht, daß
diese Formel sich schon auf den jüdischen Grabinschriften in Süd-
italien findet, die bis vor das 5. Jahrhundert hinaufreichen (vgl. 5
E. Diehl, Lat. christl. Inschriften, Bonn 1908, Nr. 231), wo der
Name Gottes , wie auf allen alten Grabinschriften , ausgelassen ist.
Über nriN NbN nbN rT'b, das schon bei Markah vorkommt (ed. Baneth
p. 304, häufig in meinem cod. 825) und schwerlich von späteren
Kopisten eingetragen worden ist, ließe sich viel schreiben und der lo
Beweis erbringen, daß dieser Ausruf, der nur zweimal im Koi'an
vorkommt und dann nur nebensächlich, wohl auf die Bibel zurück-
gehen kann und zwar auf Deut. 4. 39, vgl. 7, 9 (s. auch Jer. Targum
ad loc), und einen Bestandteil des wichtigsten samaritanischen Gebetes
bildet. P. 890 n-'^a'^ . . . th", n;!j:5>b . . npb usw. sind gewöhnliche 15
Konstruktionen und kommen im Hebräischen sowohl als im Syrischen
und Mandäischen vor und beweisen absolut Nichts (vgl. Gesenius-
Kautzsch 1902, §120; Nöldeke , Mand. Gramm., p. 442). nv^^s
wie bT5N usw. sind einfache Samaritanismen, die in jeder sam. Hs.
vorkommen. N und n und ;• und n und p gelten als ein Laut, 20
und es ist ein Wunder , daß in diesem Texte verhältnismüßig so
wenige Fehler darin gemacht worden sind. Der samaritanische
Pentateuch ist voll gerade von solchen Fehlern. M'2. ^'Z'Z^ soll aus
dem arab. LLj S^iaLi^tj herkommen. Hätte Yahuda den Mass. nach-
gesehen, so hätte er an dieser Stelle (7, 9) gefunden: i:"'b5' 120:1.25
Es ist nicht unmöglich , daß im Sam. die beiden Worte als eines
gelesen werden sollen und zwar i:i33Ci, was einen vorzüglichen
Sinn gibt und besser ist als Mass. Warum muß CTNsn = arab.
c^Lg.:>- sein (ibid.)? Num. 24, 17 haben wir SNTO tnd, das von
dem Sam. als Plur. stat. constr. gelesen wird. Absolutus ist dann 30
richtig c^rNs. Ibid. XIX, 1 DniDT: Die Samaritaner lesen =
nn"3TN, und das ist = Hiphil. In vielen Fällen fällt das prothe-
tische n = N fort und wird in modernen Abschriften häufig durch
einen Strich ersetzt = Dpist'. Das ist also: „Ihr habt erwähnt!"
Ibid. IX, 13 bnN rx inirri soll arabisch sein; im sam. Targum 35
Gen. 12, 8 lesen wir genau entsprechend: bs p'D ^irD'CTO aii:"!.
XIX, 6. inN~"'n"'b c-'-irr'JD: „vertrauen" und „anbeten" ist ein ge-
wöhnliches samaritanisches Wort, vgl. Heid., B. S., p. 140 (Markah?)
. . . rTsyp i:n . . TT'irsa oder p. 136 Nnn3\nn . . -i^rs . . üapa TT^i::a.
XVI, 7. G-ib;::n '^■'byi : der Friedensgruß soll arabisch sein. Hat 4o
Yahudah gar keinen alten Brief gelesen? Wie schließen die ein-
leitenden Formeln in den Briefen in der Bibel? Ezra 4, 17: cba
nry^i, in dem Briefe des Königs an die Samaritaner, und in
ihrem Briefe an Darius , ibid. 5,7: Nb3 NiDb'C Nob'^o 'c:T'"nb.
XXIII, 12. incbn „Nachfolger" ist nicht ur8]iriinglich arabisch. i:>
Es findet sich so schon in Ben Sira und wahrscheinlich schon Jjob,
546 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritaniselier Rezension.
aber auch häufig bei Markah mit genau derselben Bedeutung ; so im
Gebete Josua's (s. § 67) "jnao; nnfbm n-m -":•' "-d. Die Partikeln
-y, lin und tn sind samaritanisch und brauchen vom Arabischen
gar nicht abhängig zu sein. Der Gleichlaut hat dann dazu bei-
5 getragen ihnen eine dem Arabischen ähnliche Bedeutung zu geben.
XIII, 8. m^nnb ist mN"r;b = mx-rnb zu lesen und die Variante
T •• •
-ra "'"li'D TN ist die ältere und richtigere und bedeutet: „sich mit den
Jünglingen unterhalten". Warum Ji^^J besser und ursprünglicher
sein soll , muß erst bewiesen werden. Inhaltlich vgl. Jer. Targum
10 zu Deut. 32, 4. X, 3. Warum soll D"'r"'-ip, das doch eine Stadt
der Gibeoniter ist, falsch sein? Der Araber hat eben den Namen
der Stadt mißverstanden und ,^-ftii übersetzt. XIII, 10. D^N?: bD
bedeutet stets bei Markah „etwas" und ist gewiß älter als Markah.
Als Übersetzung von i.^ hätte es, da es nach Yahuda im Hebr.
15 „nichts" bedeutet, gar keinen Sinn. Markah (mein cod. 825 f.
112a): -jb ■'73T' Nb mf<72i .m72^^*72 bs n-i-r. V. 14 mrisTo soll
ai-ab. cj'JÜCx sein. Yahuda hat übersehen, daß es Plur. von *p37D
(Exod. Fem. nriD'?:) „Sitz, Platz" usw. ist. XII, 10. riwS ist als
Interjektion im Hebräischen gar nicht bekannt: so Yahudah p. 893.
20 Es erscheint aber Jos. 7, 7; Rieht. 6, 22 usw. in der Form nrrN,
die der Samai'itaner doch nur als i^N auffassen konnte. VIII, 147
(p. 896) nbywr; soll der Samaritaner nur nach dem arab. ÄJ^Ai*
„Schuld" zum Fem. von b'"^ umgeformt haben. Wie steht es um
das Neuhebr. ? Vgl. r:b^y?2, welches gerade als Term. techn. für
25 diese Art von „Sünde" ausschließlich gebraucht wird. VIII, 1:
TN ■":bo ri-'n?:. Hier stört das pn und Yahudah erklärt, daß -rbo
von einem späten Abschreiber nach arabischem Vorbild mit der
Fera.-Plur.-Endung rN versehen wurde. Mindestens eine sonderbare
Erklärung! Die Partikel ns wird in diesem Texte in einer sonst
30 nicht vorkommenden AVeise gebraucht. XIII, 2 (p. 897) soll der
Übersetzer das arabische Wort ,p-.M*^ nicht verstanden und nniD""!
dafür gesetzt haben, trotzdem er es gleich darauf im nächsten Verse
mit inC70"'l übersetzt ! Also anstatt daß der Berggipfel abgeschnitten
d. h. geebnet wurde, um darauf den Tempel zu errichten, soll Josua
35 ihn zweimal gesalbt haben ! So Yahuda. Es liegt aber wohl in
dem Ausdruck eine Anspielung auf die Volksetymologie des Namens
n'^T'^~5 von y --j = „der abgeschnittene oder stumpfe Berg". Zum
Schlüsse noch ein Wort über T^rs , von dem (p. 900) Yahuda sagt :
„Auch dieses ist arabisch". So aber schon Targum, Priestersegen
10 Num. 6, 25: "^n^b r=N mn^ n^:- Cod. 810 f 246 b und Jer. Targ.
-~:i ; so bei Ben Manir, der ein Gebet beginnt: nb bu i"^:?: ~";:a
(H. Bd. II, p. 194) und unzähligemal in den Gedichten des Markah.
Ein Verdunkeln des Problems wird, wie ich hofl'e, Yahuda's
Schrift nicht herbeiführen, und er hat auch nicht einen zwingenden
15 Beweis für ein arabisches Original dieses Josua erbracht. Daß
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 547
die Samaritaner den arabischen Josua kennen, steht außer Zweifel,
und daß Abschreiber hin und wieder diesen Text aufgefrischt haben
möofen, ist nicht aussfeschlossen. Aber merkwürdicr bleibt es doch,
daß sich kein einziges unzweifelhaft arabisches Wort in unserm
Texte findet, trotzdem doch so viele arabische Wörter sogar in ihr 5
Targum eingedrungen sind. — Den genauen Nachweis aller
Parallelen bei Markah und in der älteren Liturgie halte ich bereit
zur eventuellen Veröffentlichung.
Auf die Note über die Abischarolle p. 913, die eine elementare
Unkenntnis der Literatur und der vorhandenen datierten Rollen lo
bezeugt , gehe ich überhaupt nicht ein. Es genügt zu bemerken,
daß sie schon in den Tolidoth, die 1148 verfaßt wurden und eine
der Quellen von Abu'1-Fath sind, ausdrücklich und ausführlich er-
wähnt wird (ed. Neubauer p. 11). Ich schreibe sowohl darüber als
auch über den alten Wunsch der Samaritaner ein Buch Josua von i5
ihren vermeintlichen Brüdern in Europa zu erhalten ausführlicher
in der Oktober-Nummer des Journ. R. Asiat. Soc. p. 1148 — 56.
Aber noch eins muß konstatiert werden , nämlich daß die
Samaritaner ein hebräisches Buch Josua noch bis nach 1688 besessen
haben müssen. Sie schreiben wörtlich an Ludolf : NbN N'^p: Nbi 20
•ja j^'-cin-i IDO T.^yJ^ xb^-)^-^ bo ■'S-iyb bs n^":;N-3 "■'3 rr^inn
D^rrnri'r: D-^^n: "i-ieO N-p: sbi it2 „Wir lesen nur die Thora
von Anfang bis zu Ende. Und wir besitzen auch das Buch Josua
des Sohnes Nun und wir lesen nicht die Prophetenbücher der Juden."
Hier ist nicht von arabischen, sondern nur von hebräischen Werken 25
die Rede, und unter diesen zählen sie auch das Buch Josua auf!
Von 1688 bis heute kann es unmöglich bei den Samaritanern ver-
loren gegangen sein.
Die maßvolle und sachliche Kritik des Herrn Prof. S. Fraenkel
in der „Theolog. Literaturzeitung " vom 15. August 1908 sticht so
wohltuend ab von der Behandlung des Buches Josua durch Yahuda.
Als eine Übersetzung aus dem Arabischen scheint Herr Professor
Fraenkel das Buch nicht anzusehen.^) Ihn befremdet nur die Sprache
und der Gedankengang in zwei Hymnen und der enge Anschluß
an den Massoreticus. Hier muß ich wieder auf Markah zurück- 35
' greifen , dessen Gedichte und Werke sich inhaltlich mit diesen
Hymnen decken , so daß letztere auf ein höheres Alter Anspruch
erheben dürfen als ihnen wegen ihrer Ähnlichkeit mit mohammeda-
nischen und hobr. mittelalterlichen Gedichten zuerkannt wird. Auch
sie sind nicht die Schöpfer der Gedanken, die sie poetisch zum -lo
Ausdruck bringen. Daß Gott die Welt umfaßt und nicht die Welt
1) Seine geistreiche Gleichung: "pV = .^IXac = "p"*" scheitert au
der Tatsache, daß der Name stets mit hobräiscli-siunaritainschen Buchstaben
geschrieben wird, wie fast alle biblischen Namen, uiul die Form bei Abu'l-Fatl.i
p. U auch "[""^N dt!"'??) ist, sowohl mit "1 als auch '~\ . J. L. 'jb"'« mit b.
Clp = ar. *Ji ist verschrieben aus M^J) und so lautet auch Massoreticus.
548 Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension.
ihn , steht schon im Targum , und der Gesang der dx*ei Jünglinge
im Feuerofen , auf den ich hingewiesen habe , gibt ein genügendes
Vorbild. Die späten Sprachformen in den Intei'joolationen sind,
wie Prof. Fraenkel auch richtig auffaßt und wie ich oben gezeigt
5 habe, meist samaritanischen Ursprungs. Es sind merkwürdiger-
weise zumeist dieselben Beispiele, die bei Yahuda den Beweis eines
arabischen Ursprungs erbringen sollen. Der enge Anschluß
an den massoretischen Text läßt eine andere Erklärung zu , als
Herr Prof. Fraenkel vermeint. Tatsächlich beruht ja der Pentateuch
10 auch auf einem Text, der nur in unwesentlichen Punkten von dem
Massoreticus abweicht, und als Morinus ihn zum ersten Male
herausgab, behauptete Capellus, daß er direkt vom massore-
tischen abgeschrieben sei, daß — wie dies jetzt bei Josua be-
hauptet wird — Interpolationen dogmatischen Chai'akters ein-
15 geschoben und daß er von unwissenden Abschreibern korrumpiert
worden sei. Ich will jetzt auf die Geschichte des samaritanischen
Pentateuchs nicht weiter eingehen. Ich berühre sie nur , um auf
eine Tatsache hinzuweisen, die den Bibelforschern unbekannt sein
dürfte. Die ältesten Handschriften der Samaritaner, Rollen sowohl
20 als Buchformen, soweit ich mich überzeugen konnte, mit Ausnahme
der Abischarolle, gehen nicht über das 10. Jahrhundert zurück, sind
also jünger als die massoretischen Codices und wurden nicht mit
derselben Sorgfalt abgeschrieben wie die letzteren. Es ergibt sich
nun aus der eingehenden Untersuchung, die ich in dieser Be-
25 ziehunor vor mehreren Jahren angestellt und seitdem fortgesetzt
habe:
1. daß die Samaritaner mit bestimmten Vorschriften der hala-
chisch-massoretischen Tradition genau übereinstimmen, und
2. was noch viel wichtiger ist. daß, je älter eine samarita-
30 nische Handschrift und je sorgfältiger sie geschrieben ist , desto
geringer die Unterschiede zwischen ihren Lesarten und denen des
Massoreticus werden. Das zahlreiche häufige Abschreiben hat also
beim Pentateuch korrumpierend auf den Text gewirkt. Wenn man
nun den Josua , wie ich voraussetze , nur als einen Teil der pro-
35 fanen Literatur behandelte, die keinen Platz im Gottesdienste hatte
und daher selten abgeschrieben wurde, so ist es nicht unmöglich,
daß sich infolge davon der Text, den man vielleicht noch später
übernommen hat als den Pentateuch , in einer besseren Form er-
halten hat. Die Samaritaner sind eben sehr sorgfältig beim Ab-
40 schreiben ihrer Handschriften, besonders bei einem Texte, der
äußerst selten abgeschrieben wurde. Ich habe Gelegenheit
gehabt ein Gedicht von Markah (meinen cod. 830, der vor einigen
Jahren geschrieben worden ist) mit dem ältesten Gebetbuch der
Samaritaner, das sich erhalten hat (im Brit. Mus. Orient. 5034 aus
45 dem Jahre 1266), zu vergleichen und habe die beiden Texte so
überraschend ähnlich gefunden , daß man kaum einen Altersunter-
schied von mindestens 600 Jahren zwischen beiden vermuten
I
Gaster, Das Buch Josua in hebräisch-samaritanischer Rezension. 549
würde. Analog könnte der Fall mit dem Buche Josua sein, welches,
auch wenn es lexikalisch den Erwartungen einer bestimmten Schule
der Bibelforschung nicht entspricht, die im Text andere Lesarten
voraussetzt (wie geringfügig sind übrigens die Varianten zwischen
Massoreticus und den LXX, kaum nennenswert!), doch der Quellen- 5
forschung einen Beitrag liefern dürfte.
Inhaltsverzeichnis.
Einleitung.
I. Geschichte des samaritanischen Buches Josua (§§ 1 — 2).
II. Gestalt der Handschriften (§§ 3, 4, 5).
III. Inhalt des Buches (§§ 6—29).
IV. Verhältnis zu den arabischen Versionen des Buches Josua
(§§ 30, 31).
V. Verhältnis zu den andern Rezensionen des Buches Josua.
1. Verhältnis zum hebräischen Mass. (§§ 32 — 38).
2. Verhältnis zu den LXX (§§ 39, 40).
3. Das Verhältnis des Samaritanei'S zum massoretischen Text
vom paläographischen Gesichtspunkt aus (§§ 41 — 45).
VI. Das samaritanische Buch Josua und Josephus (§§ 46 — 51).
VII. Einschübe und Zusätze, ihr Alter und Verhältnis zur helle-
nistischen und rabbinischen Literatur (§ 52).
A. Erweiterungen des Textes und Umdeutungen desselben
vom Gesichtspunkte der samaritanischen Dogmatik und
Polemik aus (§§ 53, 54).
a) Heiligung des Berges Gerisim (§ 55).
b) Chronologisches (§§ 56, 57).
c) Abischa's Rolle (§ 58).
d) Königtum (§ 59).
B. Auslassungen (§§ 60—62).
VIII. Parallelen in der jüdischen Literatur (§§ 63 — QQ).
IX. Liturgische Interpolationen (§§ 67 — 70).
X. Agadische Interpolationen (§§ 71 — 75).
XL Die Schobach-Sage (§§ 76—84).
XIL Schlußfolgerung (§ 85).
XIIT. Herausgabe des Textes (§ 86).
Text.
Übersetzung.
Anhänge.
Nachtrag.
550
Zum hebräischen Buch Josua der Samaritaner.
Von
P. Kahle.
Zu dem von Gaster p. 209 — 279 in diesem Bande der ZDMG.
veröffentlichten und besprochenen „Buche Josua in hebräisch-samari-
tanischer Rezension" habe ich zweierlei zu bemerken: 1. ist der
Text nicht von ihm entdeckt, noch auch von ihm zum ersten Male
5 herausgegeben worden. In der in Jerusalem erscheinenden Zeit-
schrift „Jerusalem, Jahrbuch zur Beförderung einer wissenschaftlich
genauen Kenntnis des jetzigen und des alten Palästinas, heraus-
gegeben unter Mitwirkung von Fachmännern im heiligen Lande
und außerhalb desselben von A. M. Luncz" in Band VI, Heft 2
10 und 3 (1902 bezw. 1903) hat Herr David Yellin dieses Buch
p. 138 — 155 veröffentlicht und p. 203 — 205 in sehr besonnener
Weise die sich daran knüpfenden Fragen erörtert; 2. aber ist,
trotz aller Bemühungen Gaster's das Gegenteil zu beweisen , nun
doch unleugbar, daß das hebräische ,Buch Josua der Samaritaner"
15 ein modernes Fabrikat ist. Als ich in diesem Jahre am 11. Juli
zu einem längeren Aufenthalte nach Nablus kam , wurde mir von
englischen Freunden eine Nummer der „Times weekly" gezeigt, in
der Gaster in einer Zuschrift an den „Editor" von seiner Ent-
deckung spricht, und das Erscheinen des Buches in einer deutschen
20 orientalischen Zeitschrift in Aussicht stellt. Eine Notiz darüber ent-
hielt auch eine Nummer des „Spectator", die mir gleichfalls gezeigt
wurde. Ich stellte darauf sogleich die Samaritaner zur Rede. Sie
gaben zunächst unumwunden zu, daß dieser hebräische Josua nicht
alt, sondern vor sechs Jahren von dem jetzigen Hohenpriester Jakub
25 ihn Harun angefertigt sei. Und zwar unter Benutzung von Abu'l-
Fath , dem arabischen Buche Josua , dem hebräischen Buche Josua
der Juden und dem, was sonst an Chroniken und Werken bei ihnen
vorhanden ist. Auf meine Vorhaltuncfen darüber, wie sie denn
Gaster so hätten hinters Licht führen können , erwiderten sie mir,
30 daß es ihnen gar nicht eingefallen sei, dies „Buch Josua" als alt
zu verkaufen. Gaster habe es eben mit andern Handschriften ge-
kauft, und er, der Hohepriestef, habe dann, auf Gaster's Bestellung
hin, noch eine neue Handschrilt dieses Buches, Gaster's Handschrift
Kahle, Zum hebräischen Buch Josua der Samaritaner. 551
C, deren Unterschrift dies ja auch besonders besagt, angefertigt.
Gaster schreibe immer nach einer alten Handschrift
dieses Buches, eine solche könne es natürlich nicht geben, und
sie wollten dies an Gaster schreiben. Ich schärfte ihnen noch ein,
doch ja an Gaster zu schreiben, daß der samaritanische Josua ganz 5
neuen Datums sei , und sie versprachen mir feierlich , das zu tun.
Ich habe diesen Bemerkungen nichts weiter hinzuzufügen. Ich
bedaure die Mühe, die Gaster auf dies moderne Elaborat vei'wendet
hat. Ich kann ihn freilich von dem Vorwurf nicht frei sprechen,
daß es sehr leichtsinnig war, ein Werk, dessen Alter, wie er meinte,
doch über 2000 Jahre betragen sollte, nach drei Handschriften zu 10
veröffentlichen, deren älteste aus dem Jahre 1905 stammt, ohne
sich auch nur nach einem „Original" erkundigt zu haben. Wer
die Samaritaner ein wenig genauer kennt, wird wissen , wie be-
sonders notwendig das gerade hier ist.
552
Quadrapnkis.
Von
W. E. Crum.
Den verschiedenen Kirchen Roms wurden bekanntlich von den
Päpsten des 8. und 9. Jahrb. reichliche Schenkungen an Textilstoffen
(Altardecken , Vorhänge usw.) gemacht , deren Aufzählung einen
wichtigen Zug der gleichzeitig verfaßten Abschnitte des „Papst-
5 buches" bildet. Unter den vielen noch immer dunkeln Benennungen
solcher kostbaren Erzeugnisse ermangelt keine mehr einer passen-
den Erklärung als das die Überschrift dieses Aufsatzes bildende,
ausschließlich, soweit ich sehe, im Papstbuche vorkommende Wort^).
In der Vita Hadrian's (772 — 795), sowie in der Paschalis' I.
10(817—824) und (Jregor's IV. (827—844) liest man wiederholt:
vestem de quadrapulo , periolisin de q. , velum ornatum de q.,
vela omata de fundato atque q. , cortinam holosiricam de q. et
fundato , vela de fundato de stauraci et q. , rotas ornatas de q.,
sowie adjektivisch : de 'jpallüs quadrapidis^ von Geschenken, welche
15 die Stadtkirchen vom Papste bekamen.
Handschriftlich scheint das Wort beständig als quadrapulus,
resp. quadrapolus überliefert zu sein , was ältere (auch neuere)
Herausgeber in quadruplus-), unter Heranziehung des ebenfalls dort
vorkommenden octapulus'^), umzudeuten bestrebt gewesen sind.
20 Darin haben dann einige einen der beti'effenden Gewebeart ent-
nommenen Stoflfnamen gesehen ^) , andere einen Hinweis auf die
1) Li/jer Fontificalis , ed. Duchesne, I, 499, II, 55, 61, 76, 77 u. ö.
Eine längere Liste der bezüglichen Stellen bei Du Gange (nach der Ausgabe
Fabroti's, 1649), s. v.
2) Fabroti a. a. O., 109. Vgl. B eissei, Bilder a. d. Gesch. d.
altchr. Kunst, 1899, 269.
3) Von Duchesne stets ohtajiulus gelesen-, vgl. B eissei a. a. O.
4) Beissel a. ii. O.
Crum, Quadrapulus. 553
Form, bezw. die Anzahl der darauf gearbeiteten Ornamente *). D u
Gange bekennt sich zum Nichtwissen, indem er auf jede Etymologie
verzichtet.
Im Verlaufe meiner Bearbeitung der koptischen Handschriften
der nunmehr Ry 1 and s 'sehen , vormals Cra wf or d'schen Sanim- 5
lung stieß ich auf ein höchst interessantes Verzeichnis textiler und
sonstiger Gegenstände, welches Nr. 243 meines demnächst erscheinen-
den Katalogs bildet. Die betreuende Handschrift stammt angeb-
lich aus Aschmunen , im unteren Sa'id, ist aus Papier und gehört,
nach dem Schrifttyi^us zu urteilen-), etwa dem 10 — 11. Jahrh. an lo
Der Text ist ungewöhnlich reich an arabischen , mit koptischen
Buchstaben umschriebenen Ausdrücken. Darunter finden sich
folgende zwei Passus: oyi^ppi-xe, ».y oyii&.A'Ae^ce ne^-i'^^.c?', ^y
OYÄkAKA-TpevnoY<VAi, cyniuptg ne^'x'^nek(5' — o'ye<'Aj>Ai(3'A>p ne«.'AKdw-
'x-pekHo-y^VAi , d. h. „ein Mantel (ttj» J5) und eine Mütze Cx^As i5
ö^-^Jls) aus Brokat (^LxjJs.in, und ein [Kleid von ?] Kat)'abbul-Sto&
(resp. -Arbeit), eine Decke aus Brokat (^Laj^XÜ)" — „ein Kopftuch
( ..^il) von KafrabbulStoS (resp. -Arbeit)'.
Mir scheint, an der Deutung des uns hier interessierenden Wortes
ist kaum zu zweifeln. Auch glaube ich nicht zu irren, wenn ich 20
-i - o J
im lat. quadrapulus das lautgetreue Seitenstück zum arab. Aj.iis'^)
ei'blicke. Es ist mir allerdings noch nicht gelungen, im Ai'abischen
eine genau entsprechende Anwendung dieser Adjektivbildung aus-
findig zu machen, die nur in Bezug auf eine Weinart 'Iräk's belegt
zu sein scheint*). 25
1) Fr. Michel, Recherches I, 10, 11 (den F. Bock, Lit. Gewand.
I, 6, wörtlich zitiert, doch ohne ihn zu nennen!), Acta SS., Maii III, 394.
Dagegen Gr e gor o viu s , Gesch., II*, 390 Anm. (diesen Hinweis verdanke ich
G. F. Hill) und II. Grisar, Gesch., I, 37 7, wagen keine Erklärung. Die von
P. Blanchet (Tissues 33) zitierten Nouvelles Barbier de Montault's
sind mir unzugänglich.
2) Er ähnelt dem der 9. Klasse Zoega's.
3) So nachJäliüt IV, 133, wo auch die Aussprache Ä^a/araÄÄM/ gegeben
wird. Daß im Koptischen das Teschd'id an anderer Stelle steht, ist wohl nicht
wesentlich. Es scheint Name des an den Nordwesten Bagdäd's angrenzenden Unter-
bezirks „ ».Aw-ia zu sein (,vgl. Lo Strange, Eastern CalipJuite '1 ^) . OlVonbar
Fremdname (so auch Jäküt); G. II offmann, Auszüge 41, Anm., schlägt
„Nikatoropolis" vor. Eine Stadt gleichen Namens lag in DySrbekr (Jäküt
a. a. O.).
4) Richardson, Dicüonarji , 1137, ohne Helegstolle. Kiirabacok,
Mittelalt. Gewebe (1882), nennt das Wort nicht, doch bespricht or (SS. 6, 28)
554 Crum, Quadrapulus.
Erwägt man den Zeitraum , in welchem unser Wort in Rom
geläufig (oder doch wenigstens bekannt) gewesen zu sein scheint
(etwa 770 bis 850), so ergibt sich, daß wahrscheinlich die Ver-
fertigung von Kafrabbul-QtoS in der Landschaft gleichen Namens
6 doch weiter zurück als die Gründung Bagdäd's (762) geht. Über
Export von Mesopotamien nach dem Westen zu jener Epoche habe
ich freilich nichts hierher bezügliches ermitteln können ; doch ist
anzunehmen, daß, entweder über Ägypten oder direkt über Syrien,
die Fabrikate Persiens und der Zweistromländer schon bedeutend
10 früher auch in Alt-Rom zur Berühmtheit gelangt waren.
andere Textilprodukte Bagdäd's. Siehe auch den Rainer-Führer (1894), Nr. 738.
Auch von den Beschreibern des Sancta <SfmciorMm-Schatzes wird es nicht
erwähnt (s. P. Lauer, Fond. Piot, Monum. XV, 109, 113, H. Grisar in
Civil. Cattol. 1907, 169).
555
The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVIII (Sp. LXV,
LXYII) with all the MSS. collated").
By
L. H. MiUs.
To the Ahurian One of Ahura.
1 Pavan ahürayih} barä yehabünam^**) denä zöharak-^***) i
höm{-äö-)mand^ i bisrai/ä{-äö-)mand l hadnapäh{-üö-)mand i^
pavan aharäyih lälä yeliahiini^\)
2 av Iah ahüränih^ ahurakya-j-f) 5
3 pavan inäyemtärih l Aüharmazd^ \i räye(-äö-)mand'- l
gadä(-äö-)mand va] (^)•^ ameiasj^endän va* srös l aharüv^ va^
ätays' l^ Aüharmazd va"^ rat i buland man (f)^^ aharä-
yih . . .^'ttt).
Yasna LXVII (Sp. LXVI). lo
This chapter is included within other sections.
Yasna LXVIII (Sp. LXVII).
Prayers for Frienship, Health and Happiness.
1 Äetön^ Iah- ahuränih''' ahnrahya**f) at pavan zag^ {i)
alyyärlh yehabünam. is
2 man^ am lak- bes'it [havct (? haväf) kolä ««]•' besit' ycga-
vimunet aeyas* denä milayä^ dast bar'thä gfift] hanä zöhar
nie' im av'^ lak yeJiemtünät [ccgön güff]'.
*) B^or translations with paraphiase and commentary sec JRAS. for July 1907.
**) So A, B. ***) So A.
t) Pavan ahuräyth lälä yehobunt sliows that aSai/a was not personified.
tt) Written in Av. char. in H , E solving tho obscurity ; or was tliis form
accidental, though recurring; but in any caso *-a/(e' should not bo pronounccil ;
the Word is '-ahya\
ttt) See Yasna' VII, IG — 51 (Sp.)-, Yasna XXII, 24— .33 (Sp.) otc.
*t) B here roverts to the usual Puhlavi signs.
Zeitschrift der D. M. G. Bd LXII. 36
556 ^fil'is, The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVlll.
3 av laJc^ ahüränih- almraltya^*) r* hüm{-äö-)m.and i his-
rayä{-äö-)mand l hadnajjäk{-äö-)mand;
4 / slrlnih^ va carpihr lio^**^ \many^ zöt' [havani]^ me'im
yehemtünät ***).
5 5 pavan durüstlh va ^ beiüzenesnih- fn'hdakesnik'^ va^ väresn-
2/ehaLünesnih^f) hüa^ülh^ff) (sie) va aharäv'ih' va^ hüsrövih va
yäprüvänih va peröz{c)ganh va freh-dätar^ l gfhänih^^ (or '-as').
Interior Sincei'ity in the Sacrifice.
6 Yezheyünam Iah ahüränili ahurahi/a^ff-f) 2:)afan zag i sap'ir-
10 menesnlg"' zöhar;
7 yezbeyünam lak ahürCmili ahürahya^-\^-\) va- pavan zag
i'^ saplr gövesn zöhar;
8 yezbeyünam lak ahüränih ahurahya^fff) pavan zag l
(naßä)- sapnr'-'' künesn zöhar,
ij 9 pavan rösan menesn'tli va pavan^ rösan gövesnih va pavan-
rösan küncsmh'^ [cive-gümänlh^ l pavan mindavam l^ yazatän'].
10 hüayüih^*-f) i rüvän va- freh-dahesnih l gehün av "^ hüayü-
ih^*-\) l^ aharüv'th {min zag)^.
For Heaven, and for a Good OÖ'spring heie.
20 11 yehabün^*jj) av li ahüränih- ahürahya'''*-[-\-\) lag^ l^ pährüm
a/vän i^ aharüvän i rösan l hamäk^-yvär'ih;
12 ?/eÄaö«m'^*tt) (^^ li ahüränih- ohurahya*-f jj) zag'^ i^ ga-
brään zag (?) asnütalc (asn'tak'^) farzand^j*).
*) B here again reverts to the usual Pahlavi signs: see below. Did he
usü tho fuller Avesta forms owiiig to the doejier soiitiment at times präsent V
**) B's lakic would be a strikiug blander with Jiavain-, did 15 mean zagici]
llc (so) first cortifiod for us mävai/acu as = ' to inc'.
***) 1 must correct my ovor»ight in JKAS. 584 note G in not having foliowed
the Avesta text of B , which reads correctiy Janii/ät ; this pahlavi i/ehemtünät
in E al»o seems to point to a iieeded correction o{ Jaiui/u.
t) C translated jmsii for väre.hi, thro\vin;r much light.
tt) C also decides the question as to havaiiluli; a 'f' has fallen out; see
nlk-sähiü'i here, and lük-aj^ni at Yasna X[, 20.
tttj So B at;ain writes in fiill, but we sliould ahvays read -ahyu , nover
-tihe as gen. sg. masc, or. neut.
*t) See above.
*■;■•; ) B has yehairin in 1 1 and 1 2 ; but A has iielKihünlh in 1 1 and [leltaLrinih
in 12; see the forms in -ih elsewliore inipuratively used. This apparontly similar
use of iieluibrnJU anl i/e/iafjiin in two iinpi)rtrtnt MSS. is forroborative proof
of thüir equivalencü olsewhero.
*ttt) K again revorts to tho Pahlavi signs in 11; so a;;ain in 12.
t') Notice tliat the smaller sign in 'fnrlnid' uuist niu.il '£', the reading
'd' is fatuous.
I
Mills, The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVIII. 557
13 man zag l U frä^üenäf- man va vis'^ va zand va* matä
va^ röstäk^*).
14 Lak ahüränih i/ezbe^ünam ; zreJi^ l^ frä^ükart'^ yezbeyünarn .
To the Mythic Sea, the Caspian(?), or — V
15 Harvisp mayä yezbeyünarn man^ pavan damig me'im,'^ va'^ 5
zagte i armest' m,aya* va zagic^ l fräz-tacäk mayä^ va zagic
V pavan yän [va^ bun yän] va zagic i girän-^**), tacesn^^ va
katasig^^***) va j^dfiuk'^'-i;) va vürcmtg^'-^^f)
16 pavan zic ('? so) zag (l) yazesn va niyäyesn
17 segön valäsän [apänY alt datlhätüm' \bayen tan l mar- 10
tümän man yehabündak'^^ va yazesn va niyäyesn va min
aharäyth l^ pährüm [i-egön min den petäk^
18 Mayä l sa/m' i^ pährüm i- Aüharmazddät i^ aharüv *
yezbeyünarn ;
19 apänic l saplräri yezbeyünam; 15
20 strlnih va' carplh yezbeyünarn,
21 i^ viin- tacesri r^ mayä^ va vaysesn l^ aürvar [barü,
yehabünt •' yegavimünet''].
Repulsions; tbe Müs, the Asemaoy.
22 Äz i sedayän yehabünt'^ liamestärlJi'^ räi, 20
23 zag müs zag parig^ rät-,
24 aväj-fj-f) astesnlJi rät [aey vadas- vinäs al'^ tüvänenät *
kartan^ havet (havät?) aeton aväyüt' güftan zag^ müs i jjarlg']
layvär nasenesnlh^ räl [aey vadas"^ pavan ac barä avasi-lied^'^]*j)
layvär barä^^ iarpesnih^'^*-f-f) räi [aey vad akär^'-^ barä yeli- 25
vänäf ^* (B om. this , and ins. aey zag l bayen ras yegav'imünät
havät Layvär {barä) yehvünät'^^)] va pattrak rasesnih ic (so) l
bes räZ^" [aey vad min bun barä lä säfünätY',
25 va aharmökänic l^ anaharüvän rät va'^ säsfäric'-^ 'i pür-
marg^ räi [aey vad^ l anäk'ihic^ V min^ valäsän layvär yay- 30
senünät*^\
*) So the Pors. but transhites va deh\ but H reads rödnstäk (sie).
"*) Persian translates guhiJu] B has (ßrän.
***) Persian translates Icärcz (so).
t) Persian transhitos bdtf.
tt) So the Pers. bärän. For notes upon 15 see JRAS., July, l'JOT, p. 586.
ttt) This 24 is erroueously referred by the Palil. transiator to the Mn^
Fairika.
*t) B seems moant for näst-hed, (sie), but possibly an initial 'a' has
fallen out.
*tt) B lias tarj)eä)üh, but it may well be read tarvesnlh.
36*
558 Mills, The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVIII.
26 pavan zag (^) aväj astesnlh i zag^ } sedän- bes, va zagic^
l min ansütään* [i^ vätak'].
Reiterations, Invocations.
27 NiyöksiJi *) zag l lanä yazesn^ ahüränih ahurahya^**) hüsnüt
5
havih^ pavan zag i lana yazesn ahuranih^ ahurakya''**),
28 va^ me'im zag ^- lanä yazesn yetibünih'-'' [aey gös ya^se- I
nüniM***). I
29 zag l'^ lanä yeJiemtrinät'--f) av alyyär'ih pavan^ kabed^-\\)
(= asa (arsa)) yazesnih^ [¥' zöharän pavan inarak] va yßp
10 yazesnih' \%^ zöharän pavan nirang^] va ^up fräz baresnih i
zöharän [min mindavam l naßä].
Rewards to the Faithful and Punctilious.
30 Man lelcüm maya^ l sap'ir yezbe^ünät' ^ ahüränih ahü-
rahya*-\jf)
15 31 pavan zag l pährüm zöhar^ \l törään'^] pavan zag v' nevalc
zöhar va^ pavan zag l dähmän niklrlt'^ zöhar [ait man dähmän
pälüt yemalelünet ]
32 av^ valä*^) ral^ va^ gada va^ av valä^ tän durüsüh*'
rövesnih'*j"\),
20 33 av valä^*-f) tan- zivarih^ av valä tan perözgarih*,
34 av valä^*f) Ist^ l püryvär'ih [yvästak'^],
35 av valä^*-[) zag- i asnütak' (asnfak?) farzand-^*ff\) av
valä* zag l der va der-zlvesnth^,
*) The form in A is niyülcäesii , as if' an infin. for tlie imperative had
beeil intended . Notice the certified imperative force of the forms in -ih\ see
also the forms in -nili in 28.
**) B here reverts to tlio Pahlavi signs, so, twice.
***) In B at 28 a rubric is found; zöhar levatd III + XÄX (?) Mnehi ;
otherwise dig (7) lak (?) for III -\- XXX. Tho first impression made by the
signs is 's-k-ö-r-k; sad' is not probable.
t) yehemtiiniit seems orroncous for jamyä; or did tho pahl. translator
here conceive of an cmendation; recall, however, the supposed 3rd. singulars
in a = -äs in Av. and in the Kk.
tt) Notice that Av. aS is here correctly explained as kabed; as (as I hold)
is aäa, or better arsa-^ s with inhorent a, cp. the eqiiivalont Av. forms in <irs-\
see the notes in JllAS. at the place-, see also AJP.
ttt) It seems natural to connoct here with i/ehemtÜ7iüt, falso free or changed
from i/ami/ii-, but it should properly be correlated to av valä.
"i) C, the Tors. MSS. has the interesting variant ronian = lana = our
riches and glory; so below in .3;j, ;J4, 'ib.
*tt) rövesnih apparently rofors to the siiftix ätem, to i, äe.
*ttt) Notico tho smaller sign in farhtnd. for 'i' in A, M as '-rZ' would bo
fatuous.
Mills, The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVIII. 559
36 av valä^ l'^ zag l pährüm^*) a'/vän l^ ahariivän i^ rösan
l hamäh^-yväriJi' .
37 yehabünet' **) zag i saplr mayä av li man zöt yastär'^
havam {-väm ?) —
Response to the Attending Worshippers. 5
38 va^ av lanöüo man- rnazdayast'^ l fräz* yastär^ havem va
döstän ham/äkän^,
39 va aerpatän^ va hävistän'^ va^ zakarän va nairlgCm^ (nair-)
va aperenäyugün ^ {apür-) va kanigän ic^ i kärvarzitärän ,
40 man saplr aharäy'ih^ räl- fräz menend^ [aey^ män^ kirfak' lo
yehvUnät ^'\ pavan barä tarvenesnih^ l^ tanglh va^ me'im pavan^^
tarvenesmh V'^ hes^'^ va^'^ barä hen [vebedänd^*] va vöiy'^^ [va^*^
ränenltär; löit***) m,indavam^^ as\ va^^ barä^^ zag i-'^ adöstän'^^
i" besiiär,
The Straightest Path. i5
41 zag l rajistak ' ras bavikünesn"^ va väzesn'-^ (is it vaedesn'^?)
man'^ alt zag i'^ rajistak'' l^ aharäylh zag l pährüm^ ayvän^^
zag^^ V' aharüvän i ro§an Z^^ hamäk yvärlk.
The Priest Resumes — Home Amenities.
42 — l^ hümnnesnlh- va rämesn -mänesnlh'^ va der mänesnth av 20
valäsän harvisp* vis äfrlnmam^ man min (valäsän) denä
zöhar [barä yansegünänd] ; f)
43 hümänesnih va rämesn -mänesnih va der-mänesnlh av'^ har-
visp vis- l maldayastän^ äfrlnenam* ;
44 hübaresnlh' va nevak baresnlh- va''^ aiyyär-baresmh* av 25
ätays äfrlninam^
45 yüp -yaiesnlh av^ lak ahüränih ahFtrahya-ff) äfrlnrnam ;
4t) rämesn^ yvärüm av valäään inatään'^ äfrlnenam'\
47 durüstlh va bcsäzcfinih äfrlnenam man leküm dältm gabrä
l ahariw, :jo
48 i' harvisp-gön- gabrä'^ f^ aharüv^ äfrlnenam*^.
*) Is the supposed p^f/tr??;?» or iHihlilm simply n 'veh 'iim' {or 'veh' tum'?
or has it somo referenco to Parthiaiis (sie)? or possibly tlio '/•' or ' l' iiiny havo
conie over froiii a coniparative.
**) A's -7ict in 37 should express a second pl. = iläijata.
***) See JUAS., July 07 p. 590, note 4.
t) A corrected to //(insegiint.
tt) Not in B.
560 ^lill^- The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVIII.
49 man alt' saplr V ahariiv V- andarg damig va asmänic'^*);
50 pavan ray besäzesnlh va^ bevar besäzesnih^*).
A Gloria to Ahura.
51 pavan IcamaU l laU Aiiharmazd pavan nevahili^ püiysalüli-
5 i^ yvadigän* dämmt aey^ pavan^ nevaklh aetön iallta^ barä
vebedün^**) . . . [äetön cegön nljn'st vad 'di-vatö stöls'''^***).
52 aetön yehemtünät cegön man äfrlnenlt [cegön man güft\
53 hümatan^ va^ hüytün va'-^ hüvarstän {aey* latamä ac^
dalic^n afas pavanic zag l zagäl dahesn aeyas latamä va tamä'c^
10 nevaklh alas', etc.f)
54 zagic l^ saplr dahesn l latamä va- zagio it)'^ saplr tarsä-
käslh^ [i tamä}.
55 zagic V yemaJelünam [benafsa^ va^ barac] yemalelünam
[av aisän'*'].
15 56 Pavan afzünlg'^ äyüzam,^ [äfrlnenam'^ ^^j^} aetön yezbe-
yünam va mln^ leküm man^ .saplr {Jiavtt''^ mayä^ zai(d)yam-' jf)
lanä^^ afmän^^ yeha/mnet leküyn^'^ man [sajfirl^^ salltä havet
rät va gada [barä yehabünet]. [(mm vahuhinäm vad vä srl-
sämiimtlg^* fff) gövesn ^ ^)].
20 57 mayä yehal'ünet av^ lanäkän-*-\) zag nevaklh'^ zli nun min
leküm pesic man* fräz vindlt ^ [(pacan yast' V' pavan ütays
röesä gäft man pavan yast l' pavan mayä bun güfi^)].
Praises to Ahura and His Leading Creatures. Here in Dialogue.
58 nemäz av Aüharmazd [Aüharmazd^ fj^^fi <^^/' nlyäyesn
25 av li valä kart' yehvünet- man sajm'än'^ fravartärtüm* va^
sarltärän zadärtum*^].
59 nemäz av Amesaspendän^*-\-\) [Amesaspendän guft aey
«♦»\
*) B is as foUows from . . . usviünic •;• hazanrem •:• m<ii/ä huijen kü-
neiin •:• bdemniim (sie) •:• mayä haijen zühar künesn •:• baevare ♦:• mayä bayeii
küniin •'• baeSazandm •:• mayä buyen zö/iar künesn ♦ hazär •:• beSäzeSnlh •:•
va bevar •;• besäzesnlh.
*) B vebediiuänd.
*) See Yasna VIII, 10—18 (Sp.).
t) See Yasna XXXV, 4, G in ZDMG., Jan. 1905, and in JUAS., Jan.
1905, p. 50.
tt) Nutico this curiuus division for ja idlmJia =jaiSyamana ; also ' i' is Pahl.
'v/' with inherent vowel, or doos this Pahl. to.\t iiidicate a desirablo emendation?
•itt) A writes III bär fjiiftati; B has mayä yehabiJiirt' av (C has hig (V)
here, sie) lanäkän zag nevaklh zlnuin . . . ; so C, savo at zag for av .
*t) A has . . . yehabänct' ar lanä yän 1 zag av (H om. this av höre)
m'vaklh zlinän ; see ü und E.
*f\) A ora. to 60.
60
Mills, The Pahlavi Text of Yasna LXVI, LXVIII. 561
ntyäyesn av lanä valä Icart' yehvünet' man patmämg'^ vasta-
miinet va patmänig yaysenüvet (va) kolä mä min pafmänig-^
{haräy gabrä pardazef'^*) {parhezet') av sapirän va arzänigän
yehabünet]^
nemäz^ av mitr l freh-gäöyölt**) {-gaoyaoit) mitr- l freh- 5
gäöyöit'-^ {-gaoyaoit) güft aey nlyäyesn av li valä kart' yeh-
vünet' man mitr rüvän l nafsä i lüp {nevak) däret* mä amafas
miir'^ l rüvän l nafsä i*^ yvp nevak' däst yehvünet as hamäk'
dam i Aüharmazd yiip däst ^ yehvünet^],
61 nemäz av yyarysei i arvand-asp ^ \;/varisei'^^'^'^) l arvan- lo
dasp güft aey nlyäyesn av li valä kart' yehvünet' man ranz '^
{röz, röd\)) i* j^^^'^''^ kär^ va kirfali kartari mekadlünyen lä
pavan ranz (röz, röc -f)) yaysenunef mä lic^ pavan denä ras
i yäityünam^W) (? yätünam) va vazlünam lä pavan ran)
(rö(;S?t)) yayseniinam-\^-\)'\, i5
62 nemäz av ^ döisar l Anharmatd \^dolsar*\) i Aüharmald
(jüft' aey nlyäyesn, av {li}- lalä kart yehvünet n<an' hamäk
däm l Aüharmald pavan hücasmih me'im - niglret va hid* a'is
pavan düscasmlh mt^ini lä niglret],
63 nemäz av törä va nemäz av gayökmart ^*-f-\) va nemäz -'O
av zartüst l sp'itämän i aharüv'- fravähar,
64 nemäz av harvisp'^ lag l aharüvän sti man alt va man
ii) yehvünt' havand {havändil)) va man io yehvUnd,
65 sä2fir am^ vay^stnlh'^*-\\-\) menesn'^ l yvatäl{-tiyä'i) [aeyam
frärüntar barä vebedüvyen*] va^ man ic aharäy'ih \]cär va kirfak' i'ö
zim kart' yegaiümünet] nevaklhic^ av tan am yehabün'^,
66 denä rüvän av zag i rösanlh (i)- bälist'-^ bälenäni*-f*) (sie)
[aeyam rüvän av [yvaryset' päyak'^ yehemtünät],
*) B marks a ' d' ia a jyardazet; C seems a par'ized which might be
meant for a, j)urhezad\ cp.päzand farzid(tSiiig<ir (sie) lor parjascisnignr (sie) =
'accumulative'. I no longer read a 'frtiyazcd' or '-zW. C's translation seems
p<ir7z)id.
**) A om. to 61. ***) B om. to 62.
•;•) Is it ranz, ranj, or röz (röc); see JliAS. at the place.
tt) So B; G jänünam = ijehvUnami^); B seems ijmti/iinfnn; Pers. translation
büSad; Sp. yätüntini.
ttt) B seems again altered to ya^senunom, so C traoslates dännn. Sp.
must mean dävem (?).
*t) A om. to 63.
*tt) ^ manuscript translates vd Gäv u Gayömard guft niyäyisn meh iJ
zyädah pazlrdd leih meh midur kih u leih tiudtir meh guzln dCinnd kurdon.
*itt) A seems vaji^senlh (or '-«'^'); so C translates. See Yasna XXXIII, 10;
various citations foUovc.
t*) Or htdcnandl (so indeed marked in B; — was it meant for a raero
huland denominativoly expressed? (i/eheniliinäni followinfjj /j(ili''ii(hü, at ä7, '23,
seems to introduce the idoa of ' motion '.
In Visp. 22, 6 we have : biilüit min häliatdn for burezi^tem barezimiiam
(sie, should read bnrezayainanam).
562 ^^M-^, The Pnhlavi Text of Ynsna LXVl, LXVIII.
67 jjavan lalc tneHm afziinic) menavad vartein yehemtünat'
[inin^ sarltarlh av sapirih- tan l pasin].
In Tasna 36, 15 we have text: ima raocä barezistem b(irezemanum\
so A ; the Pahl. of A is : ['denä rüvän] av zag röSanih ballst [jnin zag l
pavan casm petäk] bälenäni (or '-änd'). The Pahl. of B is: [denä rüvän]
av zag röSanih I bälist' [min zag i payan casm pjetäk] bälenend (?). The
Pahl. text of C is: [7-nbän] an zak rösanl baiist [az an (i) pavan casm pcdälc]
bälenand (?) (or 'brdenad' (?j); the translation of the Pahl. of C is: [rüvän
an] an (J) rüSan't i buland [az an (i) pah casm pedä] buLand (so for text
bälenand (?) (or '-nad')).
For the text of A at Yasna 57, 23 we have: ima (B imä (?)) raoca
barezistem barezinianäm (so B also here, sie, for ^harezayamanäm,', 'e' is
Pahlavi y with inherent '«' ='?/«'); we have the Pahl. translation of this in
A : [denä rüvän (sie ; so D)] av zag l bälistän (so D) bälist' yehemtünvnd
(so, corrected? to fhis, irom yehemtünänd, but ^Qvh&^s ms&nmg yehemtünenänd
(sie); see this form in B below) zag barä ^varset güft' aey rüvän barä av
iamä yehemtünat. For this in B we have: dena rüvan av zag J rüsan
bälistän bälist' yehemtünenänd aey zag barä j(^varset' päyah güft' aey man
rüvän barä tamä yehemtünat; for C, text: güman (= denä) rübän an zak
rösan bälistän bälist' Jämtünhend (= yehemtünänd) äy zak banä (barä)
^ürsed [] güft äy man rübän banä (= barä) tamä jämtünäd (yehemtünäd);
translation: In rüvän an an rüsan bälistän bälist rasäd; kü an bih ^varsed
guft kü man rübän banä (sie pro ' bih ") tamman (sie pro änjä) bäd
(hardly 'yäd^).
In Yasna 67, 66 for ima raocä barezistem barezimanäm (barezayama-
nävi), so A; B barezemanäm('f). We have the Pahl. text of A denä rüvän av
zag (i) rösan'ih i (?) bälistän bälenäni (or -änd) ; for B we have the Pahl. :
denä rüvän av zag rösan'ih bälist' bälenand. For C's text: güman (denä)
rübän an zak (i) rösanl bälist bälenhand (= bälenand) äyam rüban banä
(sie) an (= av) ^varsed päyä jämtünäd (;yehemtünäd); Persian tanslation:
7n rüvan an an rüsanl bälist buland (sie, NB. for bälenand) ....
!
f
563
I
Miszellen.
Von
C. F. Seybold.
1. Sudan = soudan, soldan = sulfan, suliän.
Brockelmann fragte neulich im Liter. Zentralblatt 1908, Nr. 25,
Sp. 808 bei Besprechung von Jorga, Geschichte des Osmanischen
Reichs I, Gotha 1908: , Warum wird S. 310 fg. der mamlukische
Herrscher Agyi^tens ständig Sudan genannt?" Die im älteren 5
Fi'anzösisch so geläufige Verderbnis und Kontraktion soudan, soldan
ist hier von Jorga einfach ins Deutsche übernommen als „Sudan"
(vgl. an der genannten Stelle das übrigens nicht stimmende Zitat
aus den Notices et Extraits, die im ganzen Buch immer als Notes
et Extraits angeführt werden!). Ob auch sonst das ältere französische lo
soudan ins Deutsche übernommen ist, kann ich augenblicklich nicht
bestimmen; die Form , Soldan" glaube ich schon gelesen zu haben.
Für das Französische siehe nur z. B. D'Herbelot s. v. solthan : c'est
aussi de ce mot qu'est venu par corruption celui de Soldan et de
Soudan, que nos Historiens donnent aux Princes Mamelucs. Ebenso i5
Hatzfeld-Darmesteter- Thomas, Dictionnaire general de la langue
fran^aise : Sultan : Etym. Mot d'origine arabe qui se presente dans
les auciens textes fran(,'ais sous la forme de soldan, soudan, con-
servee jusqu'au siecle dernier et appliquee specialement aux souverains
de l'Egypte. Godefroy, Dictionnaire de l'ancienne langue fran(,^aise 20
setzt das Wort nur voraus und fügt die Ableitungen davon : souda-
nerie , soudaniere, soudanin bei. Soudan bringen selbst unsere
7 7 O
kleineren französischen Handlexika, auch der kleine Larousse , das
Dictionnaire encyclopedique illustre Armand Colin, und definieren es
immer als einstige Bezeichnung der mohammedanischen Beherrscher 25
von (Syrien und) Ägypten; Sachs-Villatto definiert ganz schief:
Soudan Soldan (Sultan) ehemaliger Titel der Kalifen; Thibaut
definiert Soudan: Saladin, Soldan, Sultan von Ägypten und bringt
es somit direkt mit Saladin in Verbindung , mit falscher Volks-
etymologie, aber mit einiger sachlicher Berechtigung, da ja seit 30
dem großen Kreuzzugshelden , dem „Sultan Saladin", dieser
Titel für den mohammedanischen Oberkönig dem Abendland geläufig
und derselbe an den Ejjuhiden und Mamluken, den mächtigen und
564 Seyhold, Miszellen.
glänzenden Beherrscheni von Syrien und Ägypten, hängen blieb,
wie er zuvor von den türkischen Gaznewiden (Mahmud ihn Sebuk
tegln soll ihn zuerst erhalten haben) und Seldschuken , später von
den Osmanen, den Nachfolgern der Mamluken in Syrien und Ägypten,
5 vorzüglich getragen wurde. Vgl. Soldanus Aegyptius , Iconiensis,
Persarum, im Index des Recueil des historiens des Croisades (oeci-
dentaux) 1,2, III und italienisch soldano, spanisch soldan , portu-
giesisch soldao, neben den modernen Formen sultano, sultan. Mit
dem Sudan := Nigri , Nigritia, hat der Titel „Soudan" natürlich
10 ebensowenig zu tun, wie das mittelalterlich-lateinische soldanus (wie
Soldat von solidus) = syndicus bei Du Gange.
2. Tül kamt, nicht Tür al karam.
Oben S. 22 betont Goldziher mit Recht in seinem meisterhaften
Überblick über Hervortreten und Bedeutung der fanatisch -intole-
15 ranten Richtung im Islam seit den Tagen Ahmed ihn Hanbal's
(t 241 = 855) bis heute (s. S. 1—28), daß die häufigen Nisben
berühmter Hanbaliten gerade auf Syrien und speziell auf das Gebiet
von Näbulus (Sichem, Neapolis), das alte Samaritergebiet, hinweisen,
so „al Kar a ml (aus Tilr al Jcaram bei Näbulus)". Ein Tür al
20 karam ist mir aber unbekannt , dagegen finden wir auf der eng-
lischen Karte und in den Name lists 194 „Tül keram ^S ^J:} the
long (place) of the vineyard", auf Fischer- Guthe's Karte Tül karm,
halbwegs zwischen Näbulus und Kaisärijje (Caesarea); dies muß
auch hier gemeint sein und daher wird al Karmi zu lesen sein.
25 3. Saffärin, nicht Safärin.
Oben S. 22, 4 „al SafärInT (gleichfalls bei Näbulus)". Die englische
Kai-te und Name lists 190 geben nur .^j Lä^ und Sefärln , nord-
westlich von Näbulus. Da aber der in geographicis in seinen
wichtigen Mustadrakät so genaue Verfasser des Tag al 'arüs III,
30 271, 3 V. u. extra betont ^jL^.:^ j^j.U^, so ist Saffarln , wie
i'iabbärln (zu sprechen), das einzig richtige und festzuhalten:
^\ ^;j^s ^^"^ J^^ r^ cr^ ^-^^' er- -^^^ ''•^- ^"^
LiJ J;w:>!» xj.j.^. Vtjl. dazu noch ZDMG. LXT, 72- und seine
35 Biographie bei MurädT, Silk al durar IV, 31 f ; hier u. a. Kj-äj tXi.
Seybold, Miszellen. 565
4. Dumüh, nicht Damweh.
Oben S. 28, 3 wird die altverehrte , Moses-Synagoge in Damweh bei
Gizeh" erwähnt (das dabei zitierte Jewish Quartex'ly Review XV, 74
ist mir nicht zugänglich). Woher die falsche Aussprache „Damweh"
stammt, ist mir unklar. Jedenfalls fixiei't Jäqüt, Mostarik 182 die 5
Aussprache für drei ägyptische Ortschaften ganz genau als Dumüh :
Ä.AJLi> i'.P» J\y\\ ^y^*i f*.AlU !S^J'^\ ^*i2J und führt an zweiter
Stelle auch das hier gemeinte Dumüh mit der Moses-Synagoge (hier
Mesgid) an: ^s^aJIc: .*h».a uX.js^>*^x U-as» 'i.j^/.*.^ s . «^ q» ä-j-s »ysJij
J^LLi^Äil ^^ ^*~a\ Ic "^y^y^ ^^^. (.^-vv^ii- Ebenso hat Ihn 10
al Gl 'an vier ägyptische Dumüh, p. 144, 7 unseres der Provinz
al Gize ; auch de Sacy hat im Etat (cf. Relation de l'Egypte p. 625)
«fcy«w> Domouh. Auch Ibn Dukmäk 4, 136, 6 hat ein s^/to
5. Zorkäni, nicht Zarkänl.
Oben habe ich bei Sajfärin auf die Wichtigkeit der wertvollen 15
Nachträge des Sajjid Murtadä al Huseinl al ZebldT
(t 1206/1791) zu seinem Tä(j al 'arüs hingewiesen, besonders auch
für geographische Notizen. Ich selbst habe nach Brockelmann
II, 84. 318 u. a. in DLZ. 1908, Nr. 11, 650 den Lapsus begangen,
die ägyptische mälikitische Gelehrtenfamilie Zerkänl zu nennen. 20
Mein Freund Mohammed Bencheneb , Professor an der Medersa in
Algier, macht mich gütigst darauf aufmerksam, indem er mir schreibt
(Alger, le 2 Avril 1908): „Brockelmann s'est trompe, c'est bleu
o >
Zorqani ^Lä, ; qu'il faut lire : je Tai toujours ainsi entendu et puis
en vous reportant a Tag al 'Arüs s. v. ^ • VI, p. 369 1. 30 vous 25
lirez ce qui suit : L^^ li^\s>j> <Xi* .j^^ xj,2 ^.,Uixi' ^m^>J»
,t »LXiU ei, Li Ll:>vax; :^\.j<;j^ -'LAil lXxx; >a.^-s^ «j! 1\_5\J>- *La'bSI
'- ^ j v^ ••(_>• • y ■ r
ÜH' X.Ä>w .^.•.j» ^ .i.A.ü*'. Nur ist hier im TA. in der Jahreszahl
1122/1710 der Sohn Mohammed Ibn 'Abd al-Bäkl gemeint, da der
Vater 1U99/1688 starb, vgl. beide ßrockelmann 11,318. Bei Ibn so
al Gi'än 105, 7 gehört .^Lä.; zu XASyLii Al^c^'I, vgl. auch Etat
o >
p. 653 „ ')^^)\ ^orkan**.
566 Seybold, Miszellen.
6. Damafjüh, nicht Datntanü.
Ebenso hat der Verfasser des TA. in IX, 387, 1 das falsche
v>Uv*o des Ibn al Gl 'an 77, 24 und des Etat 638 l.jJ08-> Damtanou
richtig so bestimmt: ^^ ä-^Sj^-^S ^^.,^.5^*^» f^*X\* ^\ösl\ ^Xäj ^j-aä/j^
5 LajO.^i (Ai^ Ä.^j*-!i Q'» ^*^ ^Jt» m-^^^^- Vorzüglich für sein
Vaterland Ägypten , aber auch für ganz Nordafrika , auch Spanien
und die östlichen Länder, bietet Mohammed Murtadä gutes geo-
graphisches Material , welches für die arabische Geographie noch
ausgebeutet werden muß. Ibn Dukmäk 5 , 72 ult. ist für «...^/c^
10 offenbar unser »j.xxXl> zu lesen, vgl. ebd. 89 antepenult. ^aä/jJ leg.
?5^a;CaiJ, und 106, 5 V. u. »j.aä.*j.
7. Dh'jla kJL:>J> immer ohne Artikel!
Oben auf S. 5 Anm. 1 findet sich der nicht ganz seltene Lapsus
KJL>cX.i!, wie es nur in ganz schlechten Handschriften vorkommt;
15 die zitierte Stelle hat übrigens richtig iCJL>o (Dahabl, Haidaräbäd).
Gut und bezeichnend ist die Stelle in der Encyclopedie arabe (Däii'at
al ma'ärif) VII, 643 über den Tigris, die ich deshalb hier zitiere,
weil das Werk in Europa wenig verbreitet ist: i^Läj ^^ ä.JL>->
y> • -^ J ^ . - ^ 1^ . j ^ .. V, .
20 i^.xJt \^\jS X^=>\ ...1 -xc ,j.J! Kxi \c s.aI'Äj» JääJÜ! -ic
J.x>ü! ^ ^3Läj U.5" K.i.^J>. Uer Vergleich mit Euphrat (immer
al Furät) und Nil (immer al Nil) ist ganz angebracht und verleitet
25 eben leicht /u falscher Artikelsetzung auch bei Difßa. Herzfeld
hat im Memnon I, 135 », *xJl *.JL>J^JI statt t-\,^\ kJi^o '
8. sun'a nicht „öffentliche Züchtigung", sondern „üble Nachrede,
Ruchbarkeit".
Zu S. 2, 7 f. oben möchte ich die Übersetzung von o'-x.wJt &.sL^
30 Ä.*>LiJ!» „aus Furcht vor dem Schwert und der öffentlichen Züchti-
gung" als hinsichtlich des letzten-ii ungenau beanstanden, selbst
Seyhold, Müzellen. 567
wenn man so etwas paraphrastisch hineinlegen und implicite mit-
denken wollte. Eine wirkliche köi'perliche Züchtigung, also
Auspeitschung, verberatio, flagellatio, heißt sun'a niemals; es darf
zunächst nur an eine geistige castigatio, Beschimpfung. Bfandmarkung,
ein an den Pranger stellen, infamia, ignominia, outrage, fletrissure, 5
gedacht und so übersetzt werden, wie es S. 4, 19 mit ,dem all-
cremeinen Hohn aussetzen" richtiger wiedergegeben erscheint: es
heißt sun'a eben nur: öffentliche Schande, üble Nachrede, die mala
fama und nota , das haftenbleibende odium , von einer schlechten
oder in der Öffentlichkeit als schlecht geltenden und verurteilten 10
Handlung, Tat, Gemeinheit, deren notoriete und publicite in malam
partem, notoriousness , notoi'iety , publicity, wie ».i^ ursprünglich
auch ; erst sekundär geht der Begriff dann in den allgemeinen von
Stadtbekanntheit, Berühmtheit, (bona) fama über, vgl. schon Dozy,
ZDMG. XX (1866), 616. 15
9. Mukabasa „gelehrte Unterhaltung, philosophische Sitzung*
fehlt in unsern Wöi'terbüchern.
S. 2 ff . hätte das durch die 103 (Catalogus Codicum orienta-
lium, Lugduni Batavorum III, p. 315, 2, 104) colloquia docta oder
disputationes philosophicae des Abu Hajjän al Tauhldi (f kurz nach 20
400 = 1 009) : kitäh al mukäbasät längst bezeugte , in allen
arabischen Wörterbüchern fehlende muJyäbasa für ein künftiges
Supplement unsrer arabischen Lexika (nach Dozy 's
Supplement aux dictionnaires arabes) notiert werden können. Ein
erster Band von al Tauhldl's al isärät al ilähijje wal anfäs al rühänijje 25
findet sich in Damaskus; vgl. Hablb al Zajjät S. 49. Brockelmann's
Angaben I, 244^) sind mehrfach zu berichtigen und zu ergänzen, vgl.
jetzt S üb kl 's Tabakät al Säfi'ijje 4, 1 f . ; hier und Kratft 11
(nicht 9) heißt er 'Ali b. M. b. al 'Abbäs, nur zu dem Auszug Berlin
2818 (nicht 2819) wird er 'Ali b. M. b. A. b. al 'Abbäs genannt; ;!0
vgl. noch de Boer, Geschichte der Philosophie im Islam 115; zur
indischen Lithographie Brill, Catalogue periodique Nr. 745. Ob die
philosophischen Mukäbasät „vielleicht" Harlrl als Vorbild zu seinen
doch mehr nur belletristischen Maqämät „gelehrten Sitzungen"
gedient haben . wie HH. VI, 45 vermutet , müßte noch untersucht sr.
werden.
10. O.t^ toarata (III von ö.» loarita) fehlt unsern Wörterbüchern.
Ebenso hätte für ein künftiges Supplement wärata, zumal
gleich im Passiv , neben näkaha (vgl. Dozy, Supplement) aus Ihn
1) In der Enzyklop<ädie des Islam I, 93 — 94 (1908) gar nicht berücksichtigt:
568 Seybold, Miszellen.
Teimijje's Rasäil markiert werden können in der bezeichnenden
Wendung gegen die Ketzer: Li«'»j bS^ L^'^i^LÄj "^ sie sollen vom
Konnubium und Erbrecht ausgeschlossen sein !
11. Zu maijnün „epileptisch* und muajjad „beglaubigt".
6 Zu »ia()nän „epileptisch" S. 151 — 153 oben wären noch die ver-
wandten Worte .^».jC.vww« besessen und l-J^3.^ extatique, convul-
sionnaire , aliene , auch v^^xi^ ljJi.vw^x mente captus und *.^^
«..^\.i.! k.^>\X:ka toll, vo;l. hebr. Z':rd^:, in Betracht zu ziehen.
Zu muajjad „beglaubigt" S. 154: eigentlich confirmatus be-
10 stätigt, wie ein Gesandter, ambassadeur, envoye accredite durch eine
lettre de creance, Beglaubigungsschreiben, berechtigt, bevollmächtigt,
autorise , plenipotentiaire , welcher von Gott plein pouvoir, Voll-
macht, l^ovßiav , potestatem , bekommen hat, welche sich auch in
Wundern kund tun kann, daher crem mit dem Betriff Wunder ver-
15 bunden, vgl. Beidäwi zu Sure 71, 13 .^ »i-^j^j ''••* vi5^i-3 «.ajI *i
^'ws^t '^L.j'- Paulus besonders als der außer der Reihe hinzu-
gekommene Heidenapostel kann leicht als der nachträglich b e -
glaubigte, bestätigte, begnadigte bezeichnet werden, wie
er ja selbst immer die göttliche yccQig hervorhebt, die ihn wie durch
20 ein Wunder zum auserwählten (,^*^jU1) Rüstzeug machte: vgl.
Rom. 1, 5 6i ov ikaßoutv '/äoiv v.ul unoQxol.^v, 1 Kor. 15, 10 yÜQiri
öe &tov el^i 0 ei^i; Gal. 1, 1 TluvXog änoötolog, ova an ai'&QcänMv
ovöh 6t av&QCOTTov, akka öia h]6ov XqiGtov kcu &eov TVccxQÖg '/.. r. A.
Gal 2, 7 — 9 u. a. Durch Gottes wunderbare und wunderwirkende
25 Gnade ist er speziell rechtmäßiger, legitimer Apostel J\.uii. }y^s
geworden, der dann auch gewaltig wirkend (Mt. 7, 21 vjg i^ovalccv
i'xcov J.J .,LIaJl^ U5 ) auftreten konnte. Der arabische Begriff
muajjad scheint überhaupt vom neutestamentlichen Sprachgebrauch
und von der christlichen Terminologie beeinllußt.
569
Anzeigen.
R{udolf) Geyer, Altarabische Diiamhen. Leipzig und New-
York 1908. (Rudolf Haupt, Verlag.) VIII + 113 + r.1 S.
Diese Edition altarabischer Regezverse war ursprünglich als
Ergänzung zu Ahlwardt's , Sammlungen alter arabischer Dichter"
II. und III. geplant und angelegt. Sie wuchs zu einem Sammel- 5
bände an, in welchem Geyer die erhaltenen ürgüzen der Dichter
Du-r-rummah, Garir und as-8ammäh vereinigt, dann aber jene
Gedichte des Poetenpaares al-'A<j<jü<'i und Rübah ediert, welche
in Ahlwardt's handschriftlichen Vorlacren fehlten. Fragmente und
Einzelverse, die in der Adab-Literatur verstreut sind, wurden diesem lo
Sammelbande nicht einverleibt; Geyer gedenkt sie in der WZKM.
zu publizieren, als eine Folge seiner , Beiträge zur Kenntnis alt-
arabischer Dichter". Vielleicht wäre es besser gewesen, sie als
„Anhang" den „Diiamben" anzuschließen; je weniger die Materialien
zur Kenntnis einer Literaturgattung zersplittert sind, um so größeren i5
Vorteil kann die Forschung aus ihnen ziehen. Wenn es in Bälde
möglich sein wird, wenigstens eine solche Gruppe innerhalb der
altarabischen Literatur vollständig zu übersehen, ihr Werden,
Wachsen und Versiegen zu verfolgen, so kann dieses Verdienst
zwei Männern nicht hoch genucr ancrorechnet werden, welche das 20
Studium der altarabischen Poesie zu ihrer Lebensaufgabe gewählt
haben: W. Ah 1 war dt und R. Geyer.
Äußerlich ist Geyer's Ausgabe ähnlich den von Ahlwardt
herausgegebenen Diwanen des al-'A<j(jiuj und liäbah angelegt.
Dem Texte gehen Vorbemerkungen zu den Dichtern, Analysen der 25
einzelnen Gedichte und der kritische Apparat voran ; selbstredend
auch der Bericht über die benützten Handschriften. Grundsätzlich
weicht Geyer in Einem Punkte vom Greifswalder Meister ab: in
der Wertschätzung araliischer Kommentare. Der Ansicht bin ich
zwar auch, daß es nicht bloß schlechte, nachlässige Scholien fi[ibt;30
doch eine harte Schule der Geduld sind sie alle insofern, als sie
einen stets im Stiche lassen, wenn man sie am drinirendsten
braucht; besonders pHegt die Ausbeute an Realien, die landläufigen
Kommentaren zu entnehmen wäre, nicht sehr groß zu sein ^) ; dafür
1) p. iV Vers 13 wird ein FremdwDrt durch ein zweites erklärt; wie dns
Spiel aber gespielt wurde, erfahren wir aus dem Scholion nicht.
570 Anzeigen.
wiederholen sich gewisse, ohnehin bekannte, lexikalische Erklärungen
und grammatische Regeln immer wieder^). Vielleicht wäre mit
einer Auswahl aus den Schollen der Sache am besten gedient.
Doch sie könnte nur nach subjektivem Ermessen erfolgen; das wird
5 wohl nebst dem, was Geyer -p. 11 und 26 der Einleitung sagt,
auch der Grund sein, warum er seine Glossen vollständig wiedergibt.
Sie sind dem Leser durchaus nicht unnütz; wenn nämlich die
Hauptschwierigkeit in der Erklärung arabischer Gedichte überhaupt
eine lexikalische ist, so gilt dies ganz besonders von den ürgüzen.
10 Ohne Kommentar wäre man stellenweise genötigt, jedes Woi't im
Li San oder Tag nachzuschlagen. Übrigens muß ich bemerken, daß
einzelne Kommentare, die Geyer benutzen konnte, ganz ausge-
zeichnet sind, was er auch selbst hervorhebt (p. 89). Daß der
Textzustand solcher Glossen oft kein tadelloser ist-), weiß jeder
15 Herausgeber. Geyer hat, wie p. 12 betont wird, nur in Fällen
äußerster Not geändert. Er hätte vielleicht stellenweise radikaler
vorgehen können, z. B. p. "t^' Z. 3 den Belegvers nach Note 2 emen-
dieren sollen.
Auch im Text ist an „dunkeln Stellen" kein Mangel; daß
20 selbst einem Kenner der altarabischen Poesie, wie es Geyer ist,
vieles unsicher blieb (p. 44, 55, 71, 99), daran sind nicht bloß der
Zustand der Handschriften und die Kommentare schuld, sondern
auch die Eigenart dieser Gedichte. Mir mögen, als ich die Kor-
rekturbogen dieser Arbeit las, noch viel mehr Stellen dunkel ge-
25 schienen haben als dem Verfasser, dessen Belesenheit in altarabischen
Dichtern nur ganz wenige besitzen. Immerhin konnte ich dem
Herausgeber einige Vorschläge zur Verfügung stellen, wenn auch
in viel geringerem Ausmaße, als man aus Geyer's Worten p. VI
Z. 12 ff. schließen möchte. Ich erwähne dies nur zur Beruhigung
30 meines Gewissens und um eine Bemerkung anzufügen: sollte je-
mandem die Lesung v_„ajrJ (iV Vers 13) mißfallen, so trifft die
Schuld mich allein (vgl. p. 92 zur Stelle). Ich möchte jetzt selbst
lieber bei der Vokalisation der Petersburger Handschrift bleiben.
Eine Besprechung aller kontroversen Stellen würde über den
3f> Kahmen einer Anzeige zu einer Bearbeitung der Texte anwachsen.
Diese ist zwar dringend erwünscht; ihr müßte aber als Vorarbeit
die vollständige Übersetzung vorangehen. Die grassierende Scheu,
altarabische Gedichte zu übertragen, begreife ich nicht und be-
dauere, daß Geyer seine Übersetzung der vorliegenden Urgüzen.
40 von welcher er p. 13 f. berichtet, nicht ausgefeilt und mit An-
i) Koiiiiiiciitaro , in den uns erhaltenen Kedaktionon , gehen meist auf
K(jllegienhüfto zurück. iJa mußte Bekanntes, längst schon Gesagtes, wiederholt
werden. Aber muß es auch immer von Neuem ediert werden?
2) Ist eine kommentieito IInndsclirirt nachlässig geschrieben, so ist der
Kommentar fast stets um ein beträchtliches nachlässiger behandelt denn der Text.
Rhodohanakis : Geyer, Altarabische Dnamben. 571
merkungen veröffentlicht hat. Ich konnte Einsicht in sie nehmen;
bei der Lektüre der Texte war sie mir während des Druckes eine
gute Stütze, die andere leider beim Studium nun entbehren müssen.
Sehr dankenswert ist Geyer's Einleitung, welche sich mit
dem metrischen Charakter dieser Poesie beschäftigt und ihre literar- 5
historische Stellung bestimmt. Während des Druckes änderte sich
Geyer's Ansicht von der altarabischen Metrik überhaupt gründ-
lich, so daß zu Einleitung p. 7 jetzt Vorwort p. IV nachzutragen
ist. "Was aber Geyer daselbst (Einleitung 6 — 10) vom diiambischen
Charakter der Regezverse sagt, bleibt von jener grundsätzlichen lo
Änderung seiner Auffassung unberührt.
Geyer läßt eine besondere Versbetonung im altax^abischen
Verse nicht mehr gelten ; beim Vortrage kam, wie er jetzt annimmt,
ausschließlich der Wortakzent zur Geltung. Dieses ist meine An-
sieht auch^), daß ein Vers als Sprechvers eben nach dem Sprach- i5
akzente und mit Sprech pausen rezitiert wurde. Ich kann aber
Geyer darin nicht folgen, wenn er den metrischen Akzent über-
haupt aus der Betrachtung ausscheiden will -). Frei-
lich, daß die alten Araber ein feines Gefühl für Silbenlänge hatten,
daß die Beachtung auch der Quantitäten in der arabischen Metrik 20
nicht umwanden werden kann, ist richtig: aber damit allein findet
man das Auslangen nicht und ,die Tatsache der strengen Einhal-
tung der Quantitätsgesetze durch die altarabischen Dichter" kann
man, glaube ich, selbst nach Geyer nur mit einem Vorbehalt
gelten lassen. Seine Argumentation beruht hauptsächlich darauf, 25
daß im Regez „diiambus" der zweite Jambus - - stets unverändert
bleibt •''). Solchen Tatsachen komme man mit der Betonungsmetrik
nicht bei. Mit ihr allein freilich nicht; aber auch mit der strengen
Quantitätsmetrik nicht der anderen Tatsache, daß im Regezscheraa
nach der üblichen Bezeicbnuncr ^ _ -^ ^ und - - ^ - neben - - - - und so
"--- möglich sind. Diese und ähnliche Widersprüche, die sich
aus der bisherisren Auffassung der arabischen Metrik, aus der Dar-
Stellung der Versfüße, sowie der Gliederung der Verse selbst er-
gaben, führten S. Guyard dazu, seine „theorie nouvelle de la
metrique arabe" aufzustellen (Journ. as. 1876 f.), deren Haupt- :!'•
ergebnisse Ed. S ach au in seinen arabischen Volksliedern aus
Mesopotamien p. 4 f. so klar und übersichtlich darstellt. Scheidet
man die Versbetonung, wie Guyard sie fordert, aus, so bleibt
für den altarabischen Vers, der auch nicht silbenzählend ist, weder
Gesetz noch Regel. Es kann daher kaum mit Geyer ohne weiteres 10
behauptet werden, daß die grundsätzliche Analogie der griechischen
1) Ich habe sie schon ZDMG. LXI (1907), p. 430, Anm. 3 ausgosprochon.
2) Vorwort p. V.
3) Im modernen Re^ez nicht nJohr. Vgl. Sa c hau, Arab. ^'olkslieder
aus Mesopotamien, p. 18 f. (Abbandlungen der Kgl. prouß. Akad. der Wiss. zu
Berlin 1889.)
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. -i^
572 Anzeigen.
Metrik mit der altarabischen keines Beweises bedarf^), und am
besten wird man vielleicht tun , in Sachen arabischer Metrik Aus-
drücke wie Jambus, Trochäus nicht zu gebrauchen oder nur so,
daß man sich ihres Doppelsinnes stets bewußt bleibt. — Natürlich
5 stimmt auch im Altarabischen-) der Versakzent, wie Guyard ihn
ermittelt hat, nicht immer mit dem Sprachakzente überein. Wie
Sprach- und Versakzent sich im Altarabischen zu einander verhalten,
ersieht man bei Guyard, 1. c. VII, 8, p. 304—315 (1876). Die
Verschiebungen wie die Übereinstimmungen ei'klären sich z. T.
10 daraus, daß die metrischen Akzente zwar oft auf einer langen
(arabisch: geschlossenen) Silbe liegen (G uyard, 1. c. passim), aber
nicht bloß auf einer solchen liegen können (vgl. 1. c. VII, 7 (1876),
p. 548) und daß der Wortakzent zumeist der „Quantität" folgt,
oder wie Brockelmann es ausdrückt: „daß wenigstens bei
15 Gesang und Rezitation der Druck" (expiratorischer Akzent) „sehr
stark vom Ton" (musikalischer Akzent) „überschattet war" (Grund-
riß § 43 aa).
Ein Verdienst Geyer's ist es, daß er mit Nachdruck auf
den Unterschied hinweist zwischen der Urgüza und der im Regez-
20 metrum abgefaßten distichoiden Qaside. Jene bildet eine eigene
Gattung in der altarabischen poetischen Literatur und hat ihre
Vei'treter, von denen zwei, al-'A(j(ja(j und sein Sohn Räbah, sie
allein gepflegt haben ■^), vpährend bei anderen UrgQzendichtern,
Du-r-rummah, Garlr, as-Sammäh, diese nur einen Bruchteil ihrer
25 auf uns gekommenen Werke bilden. In der Behandlung des Verses
und des Reimes steht die Urgüza dem dem Sag' entsprungenen
freien Regez näher als die distichoide Regezqasida. Inhaltlich
jedoch geht die Urgüza denselben Weg, den wir in der typischen
altarabischen Qasida überhaupt vorgezeichnet finden. Diese , auch
30 wenn im Regez gedichtet, kennt nur Vers- bezw. Halbverspaare;
Sinn und grammatische Konstruktion greifen über, vom ersten zum
zweiten Hemistich hin; so auch in der distichoiden Regezqasida,
von welcher Geyer im Diwän des Imrulqais zwei Fragmente
, O J
nachweist (Ahlw. Nr. 53 f.). Hier überbrückt ein Wort (oLs-äxx
35 53, 3) die zwei Vershälften, oder es ist lXä 54, 2 von seinem
Verbum durch die Halbvei'scäsur sretrennt. Danach richtet sich
natürlich auch der Endreim. Die Urgüza hingegen besteht aus
Einzel- Regezversen, deren jeder, in der Form selbständig, ein Tndi-
1) VrI. Guyiird, 1. c. VII, 7 (1870), p 452. Sachan, I. e. p. .O. Das
ist natürlich kein Ar).;uiiiont K^K«» <iio vielfach vertretene Moinuii};;, dnß die
altanihUfliü Mi^rik unter griechischem Einflüsse stehen könnte. Kein Volk
übernimmt ein Fremdes, ohne es dorn ei{!;eiK'n Genius anzupassen; es wäre denn,
daß es keinen besitzt.
2) \kI. vSievers, Metr. Stud. I, §20f., 43ff., 71, 109, 16811'.
3) KinijjM Vnrso in größeren Metren spricht Alilwiirdt, Sammlungen II,
p. XXXV mit Ueclit dum ^Atjijiuj ab.
RhodokanaMs: Geyer, Altarabische Diiamben. 573
viduum darstellt und auch dem Inhalt nach darstellen soll. Es
findet seinen Abschluß in sich selbst durch den Endreim, der nicht
erst in einem abklingenden Korrelat fällig wird , wie bei der
distichoiden Qasida. Der Halbvers ist hier, wie im freien Regez,
vollwertiger Vers. Und wenn dem Sinne nach ein Übergreifen auf 5
den folgenden stattfindet, so gilt das als verpöntes tadmln ebenso,
wie in der Kämil- oder TawilqasTda. (Ahlwardt, Samm-
lungen II, p. LI.)
Geyer unternimmt den Nachweis, daß die von ihm edierten
Urgüzen, insoweit die Bemessung nach dem Qasidenschema sie als lo
unvollständig zeigt, nicht etwa als Fragmente gedichtet wurden,
sondern höchstens als solche überliefert sind (p. 3), auch dann,
wenn sie den Charakter der Improvisation deutlich auf der Stirne
tragen (4 f.) 1). Er befindet sich darin mit Ahlwardt (1. c. p. LI)
in vollster Übereinstimmung. Ist damit der Typus der Urgüza i»
auch ihrem Inhalte nach eindeutig bestimmt, darf diese nur als
ein Ganzes aufgefaßt werden, zusammengeschweißt aus den über-
lieferten Bestandteilen der landläufigen Qa.sida, so kann damit
nicht etwa gesagt sein, daß zu ihrer Blütezeit (50 — 150 d. H.,
Geyer p. 5) nicht auch irgendwo von dem und jenem „Frag- 20
mente" im Regez gedichtet worden sind, d. h. kurze Improvi-
sationen (ohne Einleitung mit Liebe, Kameel und Wüste),
poetische Ausrufe, für welche dies Metrum in ältester Zeit die
Regel wai\ Es m u ß da eine ununterbrochene Tradition von den
allerfrühesten Zeiten bis auf unsere Tage führen; die impi'o visierten "-5
Zaioämil der Hadramiten sind im Regezmetrum verfaßt-), ein ur-
altes Regezmaß finden wir einem neuarabischen Trauerruf, einer
Art Mdrtiya , zugrunde gelegt ■^) ; 'omanische Kriegslieder bewegen
sich in seinem ernsten Marschtempo *) ; überhaupt ist Regez das
übliche Metrum für kurze Gedichte, Kampfrufe^), Spott-, Scherz-, so
Marsch- und Kriegslieder ^).
Diese kurzen isolierenden Versmaße sind aber für die breiten
Schilderungen und den mannigfachen Inhalt der Qa-Sida eine wahre
Zwangsjacke. Als diese inliaUlich ihre volle Form erlangte, war
sie auch schon formell dem Urmetrum, wie dem ürverse Regez "»
entwachsen. Dieweil also 'A(j<)ü(j, Rübah und Genossen Urgüzen
dichteten, gössen sie neuen Wein in alte Schläuche. Eigentlich
war auch der Wein nicht sonderlieh neu ; war doch das QasTden-
1) Der Nachweis gelang besonders gut aus dum vertieften Studium der
Eahmeiierzälilung im Dlwän ai-Saminä]}!s.
2) Laudberg, Etudes sur les dialcctcs do l'Arabie meridioiuilo, I.
Hadramoiit p 143 ff.
3) Kbda. 202.
4) Ebda. 14.5 oben; lioinhurdt, p. 4181V.
5) A. Musil, Arab. Petr. III, 383 ff.
6) Landberg, Arab. 111,4.0. Socin, Diw. aus Contralarabieii, Ein-
leitung §§ 23 d. 37.
37*
574 Anzeigen.
Schema nicht in ihrer Gedankenpresse gekeltert. In der Verbindung
dieser Form mit diesem Inhalt lag immerhin das Ungewohnte
— und der ästhetische Mißgriff zugleich. Denn beide waren ein-
ander so wenig anpassungsfähig als möglich. Daher auch das,
5 was ich die angeborenen Mängel der Urgüza nennen möchte ^), ihre
stilistischen Risse ; die zu Gedankensplittern zerfetzten Perioden,
die sich über lange Versreihen ziehen; jene zu nichtssagend, um
selbst zu sein, diese nicht mählich sich abrundend: bei jedem
Foi'tscbritt des Gedankens spürt man einen Ruck; die Einschiebsel,
io die lästigen Wiederholungen — hie und da ein Wortspiel — , die
sicher mehr dem Wortschwall zugute kamen als der Gedankenfülle.
Als aber die Verbindung des alltäglichen Inhaltes mit einer
möglichst inadäquaten, aber altehrwürdigen Form vollzogen war,
sah man darin eine Neuerung. Das gilt nicht so sehr von as-
15 Sammäh, wenn auch seine Urgüzen mit zu den älteren gehören
*
(Geyer p. 5); auch nicht von Garir., dessen Regezstücke meist
im alten Hitjatone gehalten sind (ebda. 3) und gleich denen as-
Sam7näk's meist improvisiert zu sein scheinen (ebda. 4), d. h. Merk-
male des alten, freien Regez tragen; auch bilden die Urgüzen
20 dieser Dichter nur einen Bruchteil ihrer Gedichte. Wohl eher
kann man's begreifen, wenn 'Ayj^äy für einen Neuerer gilt-),
während Rübah in den Fußstapfen seines Vaters wandelt und diesen
Du-r-rummah bestiehlt. Es wäre literarhistorisch von der aller-
größten Wichtigkeit, wenn sich mit Sicherheit feststellen ließe,
25 was al-'A(/(jä<j und Genossen bewog, sich bei ihrer poetischen
Produktion nur des Regezmetrums zu bedienen. Ich glaube, die
Frage läßt sich mit aller Bestimmtheit beantworten. Obwohl
weder Ahlwardt noch Geyer das Argument benützen , das ich
als entscheidend in den Vordergrund rücken möchte, gelangen doch
30 beide zu einem ähnlichen Schluß. Ahlwardt macht des 'Ay(jä</
Lebensgang dafür verantwortlich (p. XLIII 1. c), daß er bei der
, altgewöhnten Weise" verblieb; Geyer folgt wohl demselben Ge-
dankengange, wenn er (pag. 5) von der , echten Karaelreiterdichtung*
II
1) Ahlw., 1. c. XLlVff.
2) Von az-Z(ifajän , dem Zeitgenossen des 'Aggäg, wissen wir viel zu
wonig, und ob der noch ältere al-Aglab nur Urgüzen gedichtet hat, steht
dahin. Wenigstens ist es aus Ibii Qotei'ia, ed. de Goeje, p. r^Ai nicht zu
ersehen; vgl. auch Ahlw., 1. c. Xljf. nl-'Aggng nennt .sich (Ahlw. p. v'l) den
wiedererstandenen al-Aglab; vifllcieht bedeutet das, daß er eine unterbrochene
Tradition wieder aufnimmt. Übrigens ist hier die Krage nach der Priorität
nebensächlich , wie wichtig auch diese von den altarabischen Literarhistorikern
behnndolt wurden. Was ich weiterhin von den ästhetischen Momenten in der
Dichtung dos al-'Ai'gä/j sage, gilt gleich, ob er der Erste war oder nicht,
..yA j.l, wie der durch häufigen Gebrauch entwertete Ausdruck der Alten
lautet. Es gilt dann eben von den anderen, wio von ihm. Neben 'Aggüg und
Jln'iah sind Um (loteihii f"vf — (^'aI noch andere Dichter mit dem IJoinamon
iJi-l-j! zusammengestellt.
RhodoTcanaTcis : Geyer, Altaralische Diiamlen. 575
spricht. 'Ägyäij dichtet eben nicht bloß im Regezmetrum , er
dichtet Urgüzen, und ausschließlich solche. Das ist ein
gewaltiger Unterschied, wie oben dargelegt wurde. Der Form
nach stand die Urgüza dem uralten, im Sag' entsprungenen freien
Eegez näher als die distichoide Regezqasida ; hätte 'A(j<jäg nur 5
Vorliebe oder Eignung für dieses Metrum besessen, warum dichtet
er nie in Verspaaren, warum dichtet er eben unter erschwerenden
Eeim-Ümständen nur Urgüzen? Es kann bloß eine bewußte
Rückkehr zum alten , ja zum Ältesten gewesen sein ; eine , wie
immer angenommene, Vorliebe für das Überwundene, Urwüchsige, lo
scheinbar Primitive in der Form, die auch seine Sprache beein-
flußt, sie ins Krause und Wirre verzerrt (Ahlw. , 1. c. XI, XIII,
XLIV). Wir können jetzt schon an al-'Aygwj das gleiche literar-
historische Phänomen beobachten , wie an den altertümelnden
Dichtern der 'Abbäsidenzeit, gegen welche sich die wahren i5
Neuerer, etwa Abu Nowcis, wendeten. Auch al-'Ayyäg wurde ob
seiner Weise gering geachtet und angegriffen (Ahlw. , 1. c. XL).
Der wesentliche Unterschied jedoch zwischen ihm und den s^Däteren
lag darin, daß diese den althergebrachten Inhalt ihrer Verse ver-
teidigen mußten, al-'Aygäy hingegen ihre äußere Form, ihr Maß. 20
Daher können bei ihm auch nicht jene Beweggründe mitgewirkt
haben, welche Goldziher für die 'abbäsidischen Nachbeter der
Alten bloßgelegt hat: religiöse und politisch-nationale Triebfedern:
der Wahn von der fortschreitenden Verschlechterung der Welt und
die Hochhaltung der heidnischen Muruivioa ; das waren Rücksichten 25
auf den Inhalt der Poesie, welche die Philologen als allmächtige
Kritiker unselbständigen Geistern diktierten. Diese Erwäfunofen
'-' DO
werden al-'Ayyäy, der als Inhaltskünstler ganz im Beduinentume
wurzelt, nie Sorgen gemacht haben, auch wenn er's auf das
Kommentiertwerden durch die Philologen abgesehen hatte. Tawil, 30
Kämil und wie die übrigen Metra alle heißen, waren ebensogut
vormohammedanisch und beduinisch wie das nicht distichoide Regez,
wenn auch jünger denn dieses. Was ihn also trieb, vom Alten
und Gebräuchlichen, in der Form wenigstens, auf noch Älteres
zurückzugreifen und diesem zur Alleinherrschaft verhelfen zu 35
wollen, kann nur die Meinung oder künstlerische Überzeugung von
seiner Eignung — vielleicht sogar bessei-en Eignung — als Form
gewesen sein; nicht etwa bloß Neuerungssucht, oder der Wunsch
aufzufallen allein; denn er war vielleicht nicht der Erste und
blieb sicher nicht der Einzige : und daß die Urgüzendichtung bis 10
zu einem gewissen Grade Schule gemacht hat, zeugt für eine
„herrschende Meinung" ; eine Meinung allerdings, die nicht nur die
objektive Betrachtung als irrig erweisen muß, sondern auch die
Praxis, die Tatsachen der Literaturgeschichte als irrig erwiesen
haben. Die Anpassung des henostichischen Regez an die QasTda i5
gelang nicht. Wäre der Stil eines 'Ayyäy oder Rübah durchge-
drungen und herrschend geworden, so hätte das ein einzigartiges
576 Anzeigen.
Beispiel der Rückkehr zum überwundenen Standpunkt abgegeben :
keinen Fort-, sondern einen Rückschritt : technisch wie formell,
und, durch das Technische bedingt, auch inhaltlich. Und damit
bleibt nichts übrig, als über den Formkünstler 'A(/gä<j als Form-
5 verdei'ber den Stab zu brechen.
Das taten schon Dichterkollegen (Ahlw. XLI, XLIII, XLVI)
zu seinen Lebzeiten und spätere Sprachgelehrte auch (ebda. XL).
Gegen jene wehrte sich al-'Ay(jä<j in echt arabischer Weise mit
Schimpfredeu und selbstüberhebender Prahlerei. Er hätte sie durch
10 eine Qasida in einem anderen Metrum bald zum Schweigen ge-
bracht: aber dieses Argument verschmähte er, wohl da es ein Auf-
geben seiner ästhetischen Prinzipien bedeutet hätte, einem Einge-
ständnis seines Unrechts gleichgrekommen wäre. Daß er nicht
fähig gewesen, ein anderes Metrum zu gebrauchen, ist nicht an-
15 zunehmen ; was soviel andere, minderwertige, zuwege gebracht,
kann doch ihm und seiner Sprachgewalt nicht unmöglich ge-
wesen sein.
Doch seine Kritiker behielten Recht, sie erwiesen sich als die
besseren Ästhetiker. Ein Phänomen innerhalb des Regez-Phänomens
20 der arabischen Literaturgeschichte ist es, daß Vater und Sohn,
'A(j('jä(j und Rühah^i dastehen als die Hauptrepräsentanten einer
Dichtungsform. Um sie gruppiert sich , wenigstens in der alt-
arabischen Anschauung, was an Regezdichtern vor und nach ihnen
da war. Sie sind nach außen gewissermaßen die offiziellen A^'er-
2.') treter eines Typus, der wohl auch Anklang fand, nicht nur
Nörgler (A h 1 w a r d t p. XXXVIIT, XL). Darum hat Geyer Recht,
wenn er von ihm als von einem , Modegebiete " jener Zeit spricht
(p. 3), dem selbst Qasldendichter von Profession, wie Du-r-rummah,
ein Opfer brachten, indem sie auch Urgüzen dichteten. Nur blieb
30 es eben eine Mode und eine kurzlebige, auf wenig Dichter be-
schränkte obendrein. Denn wenn auch Geyer noch auf einen
Urgüzendichter in der 'Abbäsidenzeit^) hinweisen kann, so läßt er
doch — und das ist ein sehr richtiges Urteil — gleich Brockel-
mann-) die Blütezeit der Urgüzendichtung mit der Herrschaft der
35 Omay3'aden zusammenfallen; sie starb eines frühen Todes an ihren
„angeborenen Defekten"; als eine Eintagsfliege, wenn man die lang-
lebige, in ihren Elementen und ihrem Aufbau unausrottbare typische
QasTde zum Vergleiche heranzieht, die in den Köpfen neuarabischer
Poeten noch immer spukt. Diese bedienen sich, und nicht ungei^n,
4» des Regezmetrums auch zu längeren, altertümelnden Gedichten •■^) ;
doch schon durch die Art des neuarabischen Reimes stehen diese
der distichoiden Regezqa.slde näher denn der wirklich toten Urgöza*).
li al-'Umäni, A^'. XVII, 78 fl"; inhaltlich schon ein modernor Dichter,
wie Aöil Noioüh; vj;1. A-i., 1. c, «If. 2) Litoratiirpesch. I, .Mi.
3) Socin, I)iw. aus Ceiitralar. und Laiidborg's Sainiiiluiigeii passiin.
V(^l. auch Nr. XVI II inciiior Ijfartexto.
4) S (I c i II , 1. c. Kiiilüituii); § 25.
Boeder: v. Bissing, Denhmäler ägyptischer Skulptur. 577
Ich habe im Vorliegenden versucht, von den "Wandlungen der
Regezdichtung eine kurze Übersicht zu geben, die Bekanntes viel-
leicht in eine neue Beleuchtung rückt. Zu einem abschließenden
Urteile fehlen uns allerdings noch die Sammlungen der übrigen
Regezdichter, wie die Nachrichten über sie; ich tat es aber, um 5
den Dank, den wir Geyer für seine mühevolle, von reichen Kennt-
nissen getragene Arbeit schulden, in den jetzt begreiflichen Wunsch
kleiden zu können, daß er uns die noch fehlenden Fragmente
(Vorwort IIT) und Dichter bald gebe und dann eine großzügige
Geschichte der Regezpoesie folgen lasse, zu welcher er ja das lo
Material in Händen hat. Es wäre eine würdige Ergänzung seiner
hier besprochenen Arbeit. ^_ Rhodokanakis.
Denkmäler ägyptischer Skulptur, herausgegeben und mit er-
läuternden Texten versehen von Fr. W. Freihe)~rn von
Bissinq. München, Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. 15
1906—1907, -Großfolio. Vollständig in 12 Lieferungen
ä Mk. 20. (Preis des ganzen Werkes nach Erscheinen der
letzten Lieferung Mk. 300.) Erschienen Lieferung 1 — 6
(Herbst 1907).
Der Münchener Ägyptologe Freiherr von Bissing hat sich 20
im Einverständnis mit der durch gute Reproduktionen bekannten
Verlagsanstalt Bruckmann entschlossen, ein auf 144 Tafeln berech-
netes Werk herauszugeben, das die typischen Beispiele aus der
ägyptischen Skulptur vorführt; sie veröffentlichen eine Auswahl der
besten Statuen, Tempel- und Grabreliefs aller Zeiten in Großfolio- 2.->
Heliogravüren nach den Originalen. Die Tafeln sind insbesondere
zum Gebrauch in Vorlesungen bestimmt. Ihr Wert für die Allgeraein-
heit liegft darin, daß weitere Kreise die altberühmten Werke der
ägyptischen Bildhauer endlich in großen Photographien kennen lernen
können ; bisher kamen meist nur kleine Nachbildungen in die Öffent- 30
lichkeit und sie tragen einen Teil der Schuld an der herrschenden
Vorstellung, daß auch die Meisterstücke von kalter schematischer
Steifheit seien. Nun ist Gelegenheit gegeben, sich eines Besseren
belehren zu lassen.
Bei der Auswahl der Stücke war einerseits die Absicht ent- 3.-)
scheidend, von jedem besonderen Typus ein Beispiel zu geben ; ferner
sollten nur Arbeiten von künstlerischem Wert aufgenommen werden,
nicht handwerksmäßige; endlich sollte die Sammlung all die bekannten
Hauptwerke enthalten, auch wenn sie früher schon verötientlicht
waren. Da eine solche Publikation noch nicht gemacht ist und es id
an zusammenlassenden Handbüchern über den Gegenstand völlig
mangelt, war die Auswahl fast ganz dem persönlichen Urteil des
578 Anzeigen.
Herausgebers überlassen. Natürlich hätte ein anderer an vielen
Stellen andere Stücke gewählt, doch ist ein Abweichen von dem
zu Erwartenden oft durch äußere Schwierigkeiten herbeigeführt
worden. Das Tafelwerk, das wir durch die Bemühungen von Heraus-
5 geber und Verlagsanstalt erhalten, ist für die Geschichte der ägyp-
tischen Kunst eine der wichtigsten Quellen; um so mehr als die
bisherigen Publikationen zwar oft die Details in einer für den
Archäologen genügenden Genauigkeit zeigten, aber selten den Wert
des Gegenstandes als Kunstwerk erkennen ließen.
10
Wie mannigfaltig die dargebotenen Typen sind, möge die folgende
Zusammenstellung zeigen ^).
I. Frühzeit und altes Reich.
A. Reliefs (z. T. archaisch).
15 1. von Königen
a) Grabstein: Taf. 1.
b) Relief (der König als Sieger): Taf. 2. 33^ T.
2, von Privatleuten
a) Grabrelief: Taf. 18. 18 T. 5 T.
20 b) Scheintür: Taf. 14. 15 und 16 (mit Reliefs). 17. 17 T.
B. Statuen.
1. König
a) sitzend: Taf. 9. 9 T (Elfenbein). 10 T.
b) stehend: Taf. 12b (Bronze).
25 c) nur Kopf: Taf. 10. 10 A. 13 (Bronze).
2. Privatleute (z. T. archaisch).
a) Mann sitzend: Taf. 3. stehend: Taf. 5a. 11. 12a.
hockend schreibend bezw. lesend: Taf. 7. 8.
b) Frau stehend: Taf. 5 b. 5 T.
30 c) Ehepaar sitzend : Taf. 4. 4 T. stehend : Taf. 6.
IL Mittleres Reich.
A. Reliefs.
1. von Königen: Tempelrelief Taf. 33 ^ 34.
2. von Privatleuten
35 a) Grabrelief: Taf. 35. 34 T.
b) Grabstein: Taf. 32. 33.
B. Statuen.
1. König
a) sitzend: Taf. 19 ab. 20. 24. 28. 28 T.
10 b) stehend: Taf. 30.
c) nur Kopf: Taf. 27. 56 T.
d) als Sphinx : Taf. 25. 26. 38 ^ T. 25 T.
1) T hinter der Ziihl bedeutet: im Te.xt zu der botr. Tafel; es handelt
sieh um kleine Autotypien.
Boeder: v. Büsing, Denkmäler ägyptischer Skulptur. 579
2. Königin
a) sitzend: Taf. 22. 21 T.
b) nur Kopf: Taf. 21.
3. Privatmann
a) sitzend: Taf. 23. 3
b) stehend: Taf. 31. 31 T.
c) hockend: Taf. 29 T.
4. Ringergruppe : Taf. 29.
III. NeuesReich.
A. Reliefs (fast nichts erschienen). lo
B. Statuen.
1. König
a) sitzend : Taf. 36. 39 b. 40. 45 (mit Königin). 48. 49.
55. 48 T.
b) stehend: Taf. 39 a. 54. 56. 39 aT. 45 T. 48 T. 54 T. 15
c) nur Kopf: Taf. 45 ^T.
d) Gruppe: König und Gott: Taf. 46. 46 ^ 55^ (Figuren
freistehend).
e) als Sphinx: Taf. 37. 38 ^ 37 T.
2. Königin : sitzend Taf. 38. 20
3. Prinzessin : nur Kopf Taf. 45 ^.
4. Privatleute
a) Mann : hockend lesend : Taf. 44. hockend im Mantel :
Taf. 51. 52. 51 T. stehend : Taf. 44 T. mit Götter-
bild: 55 T. 62 T. 65 T. 25
b) Frau : stehend: Taf. 43. 47. 43 T. nur Kopf: Taf. 43 T.
c) Ehepaar sitzend: Taf. 41. 42.
5. Gott
a) sitzend: Taf. 46 ^T.
b) stehend: Taf. 53. 57. 53 T. 30
c) mit dem König : vgl. 1 d.
IV. Spätere Fremdherrschaften.
A. Reliefs (fast nichts erschienen).
ß. Statuen (nur z. T. erschienen).
1. König ;!3
a) sitzend: Taf. 60 T.
b) stehend: Taf. 58 T (Bronze).
c) knieend : Taf. 60 T (Bronze).
d) nur Kopf: Taf. 60. 61.
2. Königin: stehend: Taf. 64. 47 T. 48 T. 64 T. 10
3. Privatleute
a) Mann: stehend: Taf. 67 T. knieend mit Götterbild:
Taf. 65. QQ. nur Kopf: Taf. 62. 63. 67. 67 T.
b) Frau stehend: Taf. 59 (Bronze). 59 T. 67 T (Holz).
4. Gott stehend: Taf. 58. 45
580 Anzeigen.
Unter den aufgezählten Typen gibt oft jedes Beispiel eine neue
Variante, deren Eigenart der Erfindungsgabe des Bildhauers ent-
stammt; der Künstler hatte für fast jede Arbeit ein ihm überliefertes
Schema, aber er hatte auch die Freiheit, dieses nach seinem Ge-
5 schmack oder dem seines Auftraggebers auszugestalten. Es ist ein
reichhaltiges Bild, das sich aus dem voi'liegenden Tafelwerk ergibt,
wenn auch natürlich bei weitem nicht für jede typische Art der
Ausführunor ein Beleg beigebracht werden konnte.
Was nun die von v. Bissing getroffene Auswahl der Bei-
10 spiele anlangt, so geben diese zwar im allgemeinen eine genügende
Vorstellung von der typischen Art der Darstellung und auch meist
die künstlerisch wertvollsten Stücke, die uns erhalten sind; doch
sind mehrfach auffallende Abweichungen zu bemerken. Von den
Grabsteinen der alten Könige aus Abydos zeigt Taf. 1 einen in
15 minderwertiger Arbeit; ähnlich bei dem hockenden Schreiber (Taf. 7).
Für beide Tj^pen besitzt der Louvre berühmte Beispiele, von denen
gute Publikationen zwar gemacht, aber schwer zu erlangen sind.
Auch für die übrigen Privatstatuen der Frühzeit und des alten
Reiches hätte ein Fernstehender durch andere Beispiele eine günsti-
20 gere Vorstellung von dem künstlerischen Vermögen der Bildhauer
erhalten. Ferner hätte man gern einen Repräsentanten der Statuen
von Dienern und Handwerkern gesehen, etwa den Zwerg Chnem-
hotep (Kairo). Aber für die gleichzeitigen Königsstatuen sind die
schönsten Werke ausgewählt und die Reproduktionen sind vortrefi"-
25 lieh gelungen. Es ist freilich bei der photographischen Aufnahme
von hohen Statuen schwer zu vermeiden, daß das Gesicht ziemlich
klein und von unten gesehen erscheint; v. B. hat diese Verzeich-
nung mehrfach durch nochmalige Wiedergabe des Gesichtes allein
ausgeglichen und gerade diese großen Köpfe sind die prächtigsten
30 Tafeln der ganzen Publikation. Bei den Reliefs aus Privatgräbern
ist dui'ch die Wiedergabe von Stücken aus v. Bissing'schem Privat-
besitz nicht die günstigste Wirkung erzielt. Das „archaische Relief
(Taf. 14) zeigt mehr grobe, der Detailausführung entbehrende Technik
als gerade Archaismus. Die Scheintüren Taf. 15- — 16 geben nicht
35 das, was für sie typisch ist (wie Taf. 17 richtig), sondern sie tragen
Darstellungen, die zu den Reliefs der Grabwände gehören. Die
eigentlichen Grabreliefs sind auf eine einzige Tafel beschränkt (18),
und leider fehlt ein Beispiel der Darstellungen des Volkslebens und
von Tieren in den berühmten Gräbern, die zu den Meisterwerken
40 ägyptischer Bildhauer gehören.
Bei den Grabsteinen des mittleren Reichs greift v. B. durch
Abbildung (Taf. 32) einer Stele im „Volksstil" aus eigenem Besitz
über von den künstlerisch wertvollen Stücken auf die rein archäo-
logisch interessanten : sie ist als Kunstwerk wertlos ; die Arbeit hat
-i.T nur ein wissenschaftliches Interesse, indem sie die (irobheit der
Provinzialtechnik zeigt im Gegensatz zur sicheren Stilbildung der
Hau[)tstädte. — Um so Schöneres sehen wir bei den Königsstatuen
Boeder: v. Bissing, Denkmäler ägyptischer Skulptur. 581
des mittleren Reichs. Der Wirkung kommt es hier zu statten, daß
gegen Ende der 12. Dynastie die Sitte aufkommt, dem Herrscher
nicht wie früher ein idealisiertes Jünglingsgesicht zu geben, sondern
seine wirklichen Züge mit allen Unregelmäßigkeiten und den Falten
des reifen oder gealterten Mannes nachzubilden. Zu den merk- 5
würdigsten Statuen dieser Art gehören auch die seit Mariette als
„Hyksos" bekannten Figuren, die v. B. als Chonspriester (Taf 30,
die „Hyksos''büste aus dem Fajjam) deutet oder einer späteren Zeit
zuweist (Taf. 56, die ^Fischträger"). — Etwas als Plastik Seltenes
zeigt Taf 29 : eine Gruppe von zwei sich umfassenden Ringern, lo
voll lebendiger Bewegung, leider grob im Detail. Das Thema ist
aus gleichzeitigen Malereien bekannt; die Gruppe als Statue gehört
zu den alten Dienerfiguren.
Unter den Königsstatuen des neuen Reichs sind vier Bilder
von Thutmosis III. (Taf. 38^ — 40), nach denen man sich eine i3
Vorstellung von den Zügen des großen Eroberers machen kann.
Andererseits lehren sie aber auch, wie viel an den meist kolossalen
Bildwerken handwerksmäßig ist, und wie viel von dem wirklich
Persönlichen durch schematisierendes „Verschönern* verloren gegangen
ist. Auch von der mit bewußter Manier bildenden Plastik Ameno- 20
phis' IV. in Teil el Amarna sehen wir zwei der schönsten Beispiele
(Taf 45. 45 A).
Die Gravüre ist gewiß die beste Reproduktion, wenn man ein
Kunstwerk als solches wirken lassen will; unter den Tafeln sind
denn auch viele ungewöhnlich schöne Blätter. Bei manchen stört 25
ein zu scharfes Licht, das zwischen hell und dunkel wenig ver-
mittelt und die Details beinahe verschwinden läßt. Aber es war
natürlich nicht in allen Museen möglich, schwere Stücke für die
Aufnahme anders aufzustellen. Es ist auch selbstverständlich, daß
bei dem Reproduktionsverfahren etwas von der Schärfe der photo- so
graphischen Aufnahme zu Gunsten der plastischen Wirkung verlören
geht und darin ist es begründet, daß Photographien und auch
Lichtdrucke oft mehr von den Einzelheiten, die dem Archäologen
vt^ichtig sind, erkennen lassen als die Tafeln der „Denkmäler".
Mehrfach hat v. B. eine Statue oder einen Kopf en face und ;i.^,
en profil abgebildet. Dieses ist gelegentlich sehr willkommen, auch
als Grundstock zu einer Ikonographie wertvoll, aber in 4 — 5 Fällen,
wo zwei Tafeln dadurch verbraucht werden, doch nicht lohnend.
Eine geschickte Aufnahme hätte genug gelehrt und der übrige
Raum wäre für andere wichtige Werke verfügbar gewesen. 10
Der T e X t. Zu diesem Tafolwerk hat v. Bissing für jedes
Blatt einen besonderen Text geschrieben, der nach der Ankündigung
„außer den unerläßlichen äußeren Angaben über den Ursprung und
jetzigen Aufenthalt, den Erhaltungszustand, die Maße und das
Material der Bildwerke eine kurze kunstgcschiclüliche Würdigung 45
bringen soll, sowie die hauptsächlichston Parallelbildwerke und
582 Anzeigen.
Literaturangaben, jedoch mit Ausschluß der nur auf die Inschriften
bezüglichen". Der Text ist nicht einheitlich und nicht jeder Be-
nutzer der Tafeln wird in ihm das Gewünschte finden. Ein aus-
gedehnter Teil macht keinerlei wissenschaftliche Voraussetzungen ;
5 aber gerade die wertvollen, inhaltreichen Abschnitte sind nur dem
engsten Fachkreise verständlich.
Zunächst sei der Charakter der für einen gi'ößeren Kreis be-
stimmten Bemerkungen angedeutet, v. B. führt in die Behandlung
der ägyptischen Kunst zum erstenmal in größerem Maßstabe einen
10 Standpunkt ein, der aus anderen Kunstwissenschaften bekannt ist.
Er gibt nämlich nicht in erster Linie eine sachliche Beschreibung
der Skulpturen, sondern schildert ausführlich den Eindruck, den die
Kunstwerke in ihren einzelnen Teilen auf den Beschauer machen ;
wir hören also oft nicht so sehr eine ai'chäologische Besprechung des
15 Interessanten, als eine eingehende Schilderung der ästhetischen
Wirkung aller dieser Dinge auf ein modernes Gefühl.
Einige Beispiele mögen v. B.'s ästhetische Betrachtungsweise
veranschaulichen : Text zu Taf. 9 (Statue des Königs Chefren) : „Der
nicht sehr große Kopf wirkt durch das abstehende Kopftuch fast
20 eckig. Die Nase tritt kräftig und nur leise gebogen aus dem Gesiebt
hervor. Der dicke Mund ist fast gerade. Die Ohren sitzen, wie oft
bei den Ägyptern, etwas hoch. Die Augen sind wohlproportioniert,
das obere Lid, mit einer Falte gebildet, vereinigt sich am äußeren
Augenwinkel mit dem, wie gewöhnlich, etwas vernachlässigten untern
23 Lid und beide setzen sich dann in einem breiten erhabenen Schmink-
strich fort. Ganz ähnlich sind die geschwungenen Augenbrauen
behandelt, die oberhalb des Nasenansatzes endigen." — zu Taf. 10
(andere Statue desselben Königs) : „Im ganzen will mich die Arbeit
an der großen Statue etwas schärfer, schneidiger dünken. Der obere
30 Umriß der Kopfhaube ist fast dreieckig, die große Zehe steht zu
den anderen weiter ab, am oberen Augenlid ist die Falte mit großer
Schärfe angegeben. Aber auch hier ist mehr Fleisch modelliert als
das Knochengei'üst gegeben: die Wange ist vortrefflich ihrem wech-
selnden, durch das Material begünstigten Spiel der Oberfläche, die
35 etwas gebogene, kräftige Nase hat stark entwickelte Nasenflügel,
der Mund ist oben dick und aufgeworfen, das fleischige Ohr ähnlich
vernachlässigt wie bei der Statuette." — zu Taf. 11 (der , Dorf-
schulze"): „Die Bewegung des linken Arms mit dem Spiel der
Muskeln, die Schultern und die Art, wie der Hals den Kopf trägt,
40 nötigen uns Bewunderung ab." — ferner zu Taf. 67 — 68: „Die
Gebundenheit seiner (des Künstlers) Kunstwerke entbehrte der inneren
Notwendigkeit, sie war wie eine Maske, die seine Schöpfungen an-
crelegt hatten und unter der immer wieder das neckische Antlitz
frischen Lebens hervorlugte."
45 Unter diesen ästhetischen Beobachtungen sind viele wichtige,
z. B. über die Form des Auges, über die Gestalt und die Stellung
der Ohren u. a. ra.; andere sind wertvoll, weil eben nur ein fein-
Roeder : v. Bissing, Denkmäler ägyptischer Skulptur. 583
fühlender, mit dem ägyptischen und mit anderen Kunststilen ver-
trauter Beobachter sie machen konnte. Doch sie verlieren an der
Stelle und in der Ordnung, in der sie jetzt stehen, viel von ihrem
Wert und können nur neben guten Abbildungen anschaulich sein ;
erst eine zusammenfassende, inhaltlich D-eofliederte Behandlung würde 5
' CO o
hierin die wissenschaftliche Betrachtung wirklich fördern.
In den nicht ästhetischen, sondern kunstgeschichtlichen
Bemerkungen ist ein Fortschritt die starke Betonung der Motive.
Durch die Sonderung und Gruppierung der oft wiederholten Typen
wird es leichter, das mannigfaltige Bild zu übersehen, das die ägyp- lo
tische Kunst uns darbietet ; wer hierin Ordnung zu schaffen sucht,
leistet eine dankenswerte Vorarbeit.
Kleine archäologische Exkurse bei fast jeder Tafel, angeregt
durch irgendwelche Details, die sich auf ihr finden, behandeln die
verschiedensten Themen aus der ägyptischen Kunst. Hier lesen wir i5
Angaben über die Einzelheiten der Tracht des Königs, den Schurz,
den Schwanz, die Frisuren, die verschiedenen Kronen, die Uräus-
schlange an der Stirn usw. Dort hören wir über das Aufkommen
gewisser Gruppenkompositionen als Statuen oder in Relief Dort
werden die verschiedenen Gesten der Betenden, dort Sargformen, 20
dort Künstlerpersönlichkeiten gesondert u. a. m. Aber leider sind
alle die Beobachtungen, die das Ergebnis jahrelanger Sammelarbeiten
sind, regellos nach zufälligen Berührungspunkten über den ganzen
Text zerstreut und mit andersartigen durchsetzt. Ein Teil wird
naturgemäß an mehreren Stellen wiederholt, ein anderer setzt, da 25
die Tafeln im wesentlichen chronologisch geordnet sind, frühere fort.
Für wissenschaftliche Verwertung sind sie sämtlich schwer zugän«'-
lieh ; es ist nur bei ungewöhnlichem Gedächtnis möglich, eine be-
stimmte Erörterung wiederzufinden, und wer alle Bemerkungen über
einen Punkt zusammenfassen will, muß unverhältnismäßige Mühe so
aufwenden. Dieser Zustand ist um so bedauerlicher, als die Exkurse
eine Fülle von Angaben enthalten, die sonst nicht veröffentlicht
sind. Sie könnten in geeigneter Zusammenstellung fast als archäo-
logisches Handbuch dienen; jetzt wird nur ein sehr guter Index
sie benutzbar machen können. 35
Die „äußeren Angaben" sind sehr sorgfältig gemacht. Auf-
fallend ist, daß oft die Museumsnumraern fehlen, auch wenn sie
bekannt sind. Wenn in einem nach dem Aufenthaltsort geordneten
Verzeichnis aller gegebenen Stücke, das auch aus anderen Gründen
wünschenswert ist, das jetzt Fehlende nachgetragen würde, wäre 40
der Mangel ausgeglichen. Die Angaben der Barallolbildwerke und
die Sammlung der Literaturangaben sind vollständiger als sie sonst
meist gegeben werden ; zahlreiche Hinweise auf ähnliche, auch un-
veröffentlichte Stücke machen die betreffenden Abschnitte zu außer-
ordentlich wertvollen. Aber auch alle diese Aiigalien stehen zerstreut ■!:•
als gelegentliche Bemerkungen zu dieser oder jener Tafol, oft au
versteckter Stelle und zwischen Andersartigem. Wenn nicht ein
584 Anzeigen.
sorgfältiger ausführlicher Index sie leicht zugänglich macht, werden
viele von ihnen verloren gehen.
Von dem Standpunkt, den v. B. in anderen ägyptologischen
Fragen als den rein archäologischen einnimmt, seien nur zwei Punkte
5 erwähnt. Bei der Wiedergabe altägyptischer Eigennamen bedient
V. B. sich oft solcher Formen, die nicht gültig sind und die die
hierin herrschende Verwirrung steigern statt ihr abzuhelfen ; er lehnt
sich im allgemeinen an griechische Vokalisierungen an, auch wenn
sie nicht gebräuchlich sind. Einige Gleichungen (wie Uenephes für
10 König ^^ und Athotis für Narmer) sind nicht so gesichert, daß
man sie in weiteren Kreisen in Gebrauch wissen möchte. — v. B.'s
Chronologie lehnt sich für die ältere Zeit an die französisch -englische
Auffassung an im Widerspruch gegen Eduard Meyer und Breasted ;
V. B. kommt für die 1. Dynastie auf 4500 v. Gh., was um mindestens
15 1000 Jahre zu früh angesetzt zu sein scheint.
Günther Boeder.
A History of India hy A. F. Rudolf Ho er nie and llei-hei-t
A.Htark. Cuttack: Orissa Mission Press, 1906. 14. VIIT,
232, 16 S. 80.
20 Es ist sehr zu begrüßen, daß ein Gelehrter wie Hoernle, auf
den verschiedensten Gebieten der indischen Altertumskunde als
Spezialist tätig und bewährt, sich der mühsamen Aufgabe unter-
zogen hat, ein kurzes Lehrbuch der indischen Geschichte für
indische Schulen zu schreiben. Natürlich mußte dabei auch die
25 neuere Zeit bis zur Gegenwart herab berücksichtigt werden, doch
soll auf diesen für indische Leser gewiß besonders interessanten
und wichtigen Teil des Werks, der nicht von H. selbst, sondern
von seinem Mitarbeiter H. A. Stark in Calcutta herrührt, hier nicht
eingegangen werden. Von Hoernle ist nur der ältere Zeitraum
30 der indischen Geschichte bis 1525 n. Chr. auf 85 Seiten behandelt,
wozu in der neuesten (3.) Auflage noch eine dankenswerte Ein-
leitung über „The Pbysical Features of India" hinzukommt. Be-
kanntlich hatte schon früher Haraprasad Sastri eine recht lesbare
„School History of India" geboten, gegen die aber das vorliegende
35 Werk, auf den neuesten Forschungen beruhend, besonders in den
Datierungen und dann auch in dem freieren Standpunkt des
europäischen Gelehrten einen entschiedenen Fortschritt repräsentiert.
Mit V. A. Smith's weit umfangreicherer „Early History of India"
traf unser Werk zeitlich beinahe zusammen, erschien aber noch
40 um einige Monate früher : der Plan beider Werke ist ein völlisr
verschiedener.
Es liegt an dem Charakter dieser Geschichte Indiens als
Schulbuch, daß manche Annahmen, namentlich was den ältesten
JoUy: Hoernle and Stark, A History of India. 585
Zeitraum betriiFt, weit apodiktischer ausgesprochen werden mußten,
als es dem dermaligen Stand der Forschung entspricht. So wenn
H. bis auf die Indogermanen zurückgeht und dieselben nach Süd-
rußland versetzt, so steht dieser besonders durch Schrader ver-
tretenen Annahme doch wohl die Theorie der Germanisten, welche 5
auf die noi'ddeutsche Tiefebene als Ursprungsland zurückgehen,
ebenbürtig zur Seite, um von so vielen anderen, ebenso möglichen
Hypothesen zu schweigen. Auch die Annahme einer doppelten
arischen Einwanderung in Indien, die H. früher in einem aus-
führlichen Referat über Grierson's Linguistic Survey mit linguisti- 10
sehen Argumenten zu erweisen gesucht hat, ist doch wohl noch
nicht als feststehende historische Tatsache zu betrachten. Daß
Buddha die 12 Nidänas nur seinen vorgerückteren Schülern gelehrt
habe, läßt sich auch leichter vermuten, als beweisen. Betreffs der
Vase von Piprava hält H. daran fest, daß sie Reliquien von Buddha 15
selbst enthält und setzt die Inschrift um 483 v. Chr. Das wichtige
Datum der Thronbesteigung des Königs Kanishka wird auf zirka
DO O
125 n. Chr. fixiert, was zwar nicht den Ergebnissen R G. Bhan-
darkar's in seinem „Peep into the Early History of India* ent-
spricht (278 n. Chr.), aber der Wahrheit ziemlich nahe kommen 20
dürfte. Da Begründungen aus Rücksicht auf den Raum nirgends bei-
ffefücrt werden konnten, so ist auf vier Seiten eine recht brauchbare
„List of Recent Writings on the Early History of India" gegeben.
Daß in einer so gedrängten Darstellung die entfernteren Pro-
vinzen wie Kaschmir, Nepal, auch die Insel Ceylon nur gelegentlich 25
gestreift werden konnten , war wohl unvermeidlich. H. hat sich
jedenfalls bemüht , ein möglichst vollständiges Bild der politischen
nicht nur , sondern auch der kulturellen und literarischen Ent-
wickelung zu bieten, und man hat den Eindruck, daß jeder Satz
sorgsam überdacht ist, wenn auch die Verteilung der Haupterzeug- 30
nisse der Sanskritliteratur unter die einzelnen von H. statuierten
Perioden der indischen Geschichte manchmal etwas anfechtbar sein
mag. Der Ton der Darstellung ist ein warmer, sympathischer und
steht in angenehmem Kontrast zu älteren englischen Geschichts-
werken , wie etwa das bekannte Werk von James Mill (Vater des 35
Nationalökonomen) , der mit seiner hausbackenen Strenge unserem
gleichzeitigen F. Chr. Schlosser ähnelt, oder selbst das vielgelesene
und immer neuaufgelegte , aber doch wohl schon der Anlage nach
veraltete umfangreiche Werk von Elphinstone. Unter den 33 Illustra-
tionen sind die zahlreichen Abbildungen von Münzen besonders 40
wertvoll, deren geschickte Auswahl den gewiegten Numismatikei'
zeigt , wie überhaupt die numismatischen Studien des Verfassers
ihm sehr zu statten gekommen sind. Das am Schluß beigefügte
„Glossary of Indian Terms" ist keineswegs unnötig, da Ausdrücke
wie Batta, Guddeo, Jagir, Nizamat, Patta, Sirdeshmukhi, Tliana u. a. ir>
auch vielen Indologen nicht ohne weiteres verständlich sein werden.
Der Index ist sehr reichhaltig. j_ Jolly.
586 Anzeigen
{Sammlung F. Sarre.) Erzeugnisse islamischer Kunst. Be-
arbeitet von Friedrich Sarre', mit epigraphischen Bei-
trägen von Eugen Mittwoch. Teil I: Metall. Mit zehn
Tafeln und 54 Textabbildungen. Berlin 1906 ; Kommissions-
5 Verlag Karl W. Hiersemann in Leipzig. X, 82 Seiten fol.
12 Mark.
Mit Recht bedauert Sarre in seinem „Vorwort für den Ge-
samtkatalog", daß man bis vor kurzem die künstlerischen Erzeug-
nisse des muslimischen Vorderasiens nicht ihrer Bedeutung ent-
10 sprechend geschätzt hat, trotzdem jene sich mit den abendländischen
Arbeiten ähnlicher Art in künstlerischer und technischer Hinsicht
wohl messen können. Man scheine vergessen zu haben, daß orien-
talische Luxusgegenstände, vor allem textile Erzeugnisse, die deko-
rative Pormenwelt des Abendlandes teilweise bestimmt haben und
15 z. B. auf die künstlerische Entwickelung der italienischen Malerei von
bedeutendem Einfluß gewesen sind. An anderer Stelle^) weist
Sarre auch darauf hin, daß die muslimische Kunst in ihrer Farbeu-
freudigkeit, in ihrer ornamentalen Gi'öße vor allem auch geeignet
ist, dem modernen Kunstschaffen neue Wege zu weisen. Aber
20 selbst bei diesem hohen Allgemeininteresse war es sogar dem
Orientalisten von Fach in Deutschland bis in die letzten Jahre
hinein sehr erschwert, sich auf diesem Gebiete gründliche, auf dem
Augenschein beruhende Kenntnisse anzueignen.
England und Frankreich sind infolge ihrer jahrhundertelangen
25 Beziehungen zum Orient besser daran ; dort sind die staatlichen
Museen im Besitze von hervorrasrenden Schätzen. Neuerdings
wendet sich auch in Amerika der private Sammeleifer der Kunst
des muslimischen Orients zu. Weitere Kreise wurden hauptsächlich
damals interessiert, als im Jahre 1903 die „Exposition des Arts
30 Musuhnans" die reichen Schätze aus dem Pariser Privatbesitz zu-
gänglich machte. In Deutschland hat man dagegen diesem Kunst-
zweige weniger Beachtung geschenkt. Erst Julius Lessing hat im
Berliner Kunstgewerbemuseum eine reiche Sammlung orientalischer
i
Stoäe und türkischer Wandfliesen zusammengebracht. Was sonst
35 im Besitze der Museen ist, lagert zum größten Teile in den
Magazinen und ist dem Studium nur schwer oder überhaupt nicht
erreichbar. Schuld daran tragen z. T. allerdinors die lokalen Ver-
hältnisse, z. B. der Platzmangel in der bis jetzt nur provisorisch
untergebrachten Vorderasiatischen Abteilung, von der nur wenige
40 wissen, daß sie auch hierhergehörige Gegenstände enthält (selbst
Sarre vergißt, sie zu erwähnen). Dabei wird die Gefahr immer
größer, daß durch das kaufkräftige Interesse curojiäischer und
1) „Kunst und Künstler" 1904, S. 22,
I
J\fann : Sarre, Ei'zeugnisse islamischer Kunst. 587
amerikanischer Privatsanimler die Preise so sehr steigen , daß bei
noch längerem Warten die muslimische Kunst Vorderasiens und
Persiens in dem geplanten großen Asiatischen Museum Deutschlands
zu schlecht wegkommt. Eine vorläufige Unterkunft hat Wilhelm
Bode für die gesamten Kunsterzeugnisse der islamischen Kultur im 5
Anschluß an die Prachtfassade von Mschatta im Kaiser Friedrich-
Museum geschaffen. Das heißt, vorläufig sind dort weniger Gegen-
stände aus Museumsbesitz aufgestellt: den eigentlichen Kern bildet
vielmehr die Sammlung Sarre, welche der Besitzer leihweise über-
lassen hat. Wir sind Professor Friedrich Sarre überaus dankbar, lo
daß er auf diese Weise seine prächtige und reiche Privatsammlung
unserem Studium zugänglich gemacht hat, zumal auch damit dem
eignen Sammeleifer unsei'er Museumsverwaltung ein mächtiger An-
stoß gegeben ist.
Sarre hat seit 1895 zu wiederholten Malen Persien und das is
ganze CTebiet der islamischen Kultur, von Indien und Turkcstan
bis nach Spanien bereist. Wenn ihm dabei auch die muslimische
Architektur im Vordergrund des Interesses stand, so hat er bei
der Gelegenheit doch eine solche Fülle von Beispielen älterer
Kunstfertigkeit gesammelt, daß sie, durch Erwerbungen auf dem 20
europäischen Kunstmarkt ergänzt, einen guten Überblick über die
Gesamtentwicklung gewähren. Schon im Frühjahr 1899 veranstaltete
Sarre im Berliner Kgl. Kunstgewerbemuseum eine Sonderausstellung,
welche die Ergebnisse seiner Reisen in Kleinasien und Persien,
sowie Aufnahmen und Erwerbungen von Kunstcfegfenständen um- 25
faßte. Nachdem nun im Kaiser Friedrich-Museum (zumal im Erd-
geschoß Saal 10) seiner Sammlung ein dauerndes Heim geschaften
ist, hat Sarre es zu unserer großen Freude unternommen, in einem
ausführlichen illustrierten Kataloge die ausgestellten Gegenstände
zu beschreiben. 30
Der Katalog zerfällt in drei Teile; der erste behandelt das
Metall, der zweite die Keramik, der dritte Glas, Miniaturmalerei
und Textilkunst. Nicht nur Beschreibung eines jeden Gegenstandes,
sondern auch Vergleichsmaterial und Literaturnachweise enthält der
Katalog, der sich zu einem Handbuche der persisch -islamischen 35
Kunst erweitert; sehr wichtig ist auch, daß Eugen Mittwoch sich
der Entzifferung des inschriftlichen Materials unterzogen hat und
somit jedesmal Text und Übersetzung der Inschriften mitgeteilt
werden konnte.
Bis jetzt ist nur der erste Teil erschienen: „Metall". Er 10
beschreibt 203 Stücke aus der Sammlung'). Die hervorragendsten
sind auf besonderen Tafeln, ein großer Teil der Gegenstände isl
im Text wiedergegeben worden ; dabei hat Sarre die Stücke teil-
1) Einige wenige Gegenstände sind ausgestellt, ohne daß ich sie im Katalog
finden konnte; andererseits sind ,uis Raummangel manche beschriebenen Stücke
vorliiiilig in Scin-änkon untergobriicht.
Zeitschrift der n. M. ü. Hd. LXU. 38
588 Anzeigen.
weise zeichnen lassen, um charakteristische Dekorationsfornien und
Details, Meistermarken usw. klarer, als es auf mechanischem ^Yege
möglich wäre, zum Abdruck zu bringen. Im Ganzen 53 Abbildungen
im Text und zehn auf das sorgfältiofste ausgeführte Tafeln. Wer
DO O
5 die Schwierigkeiten kennt, die sich bei der mechanischen Wieder-
gabe von Metallstücken zeigen, wird die Sorgfalt bewundern, mit
welcher zumal auf den Tafeln einige der prächtigsten Stücke re-
produziert sind. Den einzelnen Gruppen sind kurze Einleitungen
vorausgeschickt, welche allgemeine Bemerkungen über Technik,
10 Herkunft und besondere charakteristische Merkmale enthalten. Die
einleitend verzeichnete Literatur hat neuerdings eine wichtige Be-
reicherung erfahren dm-ch das , Manuel d'art musulman", welches
1907 in Paris erschienen ist, Librairie Alphonse Picard et fils ;
dort zumal Bd. II „Les arts plastiques et industriels" par Gaston
15 Migeon (conservateur des objets d'art du moyen lige au musee du
Louvre).
Die ersten vier Stücke der Sammlung sind vor -islamische
Arbeiten. Vgl. zu dem prächtigen Feldzeichen Nr. 1 Klio, Beiträge
zur alten Geschichte, Bd. VI, wo H. Schäfer über „assyrische und
20 ägyptische Feldzeichen" handelt.
Nr. 5 — 13 sind früh - islamische Arbeiten mit Gravierung und
Reliefschmuck, doch ohne Tauschierung : meist gegossene, seltener
getriebene Arbeiten schwerer, einfacher Form, vor allem aus Tur-
kestan. — Ni'. 15 — 17 Arbeiten des 12.- — 18. Jahrb. mit Relief-
2.') schmuck. Gravierung und spärlicher Tauschierung in Kupfer und
Silber; vor allem senkrecht geiippte Kannen mit in hohem Relief
herausgearbeiteten Löwen und Vögeln. Die frühesten bekannten
Arbeiten scheinen nicht in Mossul, sondern auf dem armenischen
und nordpersischen Hochlande gefertigt zu sein. ■ — Nr. 18 — 43
30 Arbeiten des 13. — 14. Jahrh. mcsopotamischer oder persischer
Herkunft mit Gravierung und Silbertauschierüng ; auf die voll-
ständig mit Silber ausgelegten Buchstaben sind häufig Menschen-
köpfe und Figuren eingezeichnet. Der Atabek Lu'lu' von Mossul
(1233 — 1259 n. Chr.) scheint die künstlerische Entwicklung be-
3.5 sonders gefördert zu haben. — Nr. 44 — 58 Arbeiten des 14. Jahr-
hunderts persischer Herkunft mit Gravierung, Silber- und Gold-
tauschierung; mit figurenreiclien Kompositionen und kleinblättrigem
Pflanzenwerk.
Nr. 59 — 78 a Arbeiten des 14. — 15. Jalnh. syrischer und ägyp-
10 tischer Herkunft mit Gravierung und Silbertauschierüng. Das
Betonen des Omamentalen und der Schrift charakterisiert diese
Zeit in» Gegensatze zum Figürlichen. Die suinntischo Reaktion
hat eben schon durch Watl'engewalt unteistützt iiu- Haupt erhoben.
Das Anbringen europäischer AVappcnschilder beweist, daß man
J5 sclion für Europa, besonders für Venedig, arbeitete. — Nr. 79 — 95
Arbeiien des 16. — 18. Jahrh. persischer, zentral- asiatischer und
ägyptischer Herkunft, mit Gravierung und, in seltenen Fällen, mit
Mann: Sarre, Erzeugnisse islamischer Kunst. 589
Tauschieruüg. — Nr. 96 — 101 Arbeiten des 15. und 16. Jahrb.,
von Orientalen oder unter orientalischem Einfluß in Venedig ge-
arbeitet; zumal von Mahmud el Kurdi und den Meistern Käsim
und Muhammed ; ohne figürliche Darstellungen oder Inschriften ; in
Linienführung und in der äußeren Form zeigt sich allmählich 5
europäischer Einfluß.
Nr. 102 — 140 indische Arbeiten. Die muslimischen Inder
verwenden Kupfergeräte, während die Hindus messingartiges Gelb-
kupfer vorziehen. Es entwickelt sich die Kuft- Arbeit und die
Bidri-Arbeit als besondere Techniken ; charakteristische Gefäßformen lo
sind die Huka und die Lota. — Nr. 141 — 169 Metallarbeiten ver-
schiedener Technik und Bestimmung, teils für den christlichen
Kult, teils als Schmuck- und Gebrauchsgegenstände in Kleinasien,
Persien und Zentralasien dienend. — Nr. 170 — 203 geben zum
Schluß Waffen kaukasischer, persischer, türkischer, indischer und i5
zentralasiatischer Herkunft, wobei Sarre auf die Sammlung des
Kgl. Zeughauses in Berlin verweist, welche eine erschöpfende Über-
sicht über die Entwicklung der orientalischen, speziell der i^ersischen
und türkischen Waffen gibt.
Seite 67 — 82 folgt ein sehr nützlicher und mit aller Sorgfalt 20
ausgearbeiteter Epigraphischer Anhang von Eugen Mittwoch. Hier
werden die Inschriften im Zusammenhang besprochen. Zuerst von
den Gefäßen für Herrscher, dann von denen für hohe Würden-
träger; Segenswünsche und Ruhmesworte; Inschriften in Versen;
Inschriften religiösen Inhalts; Künstlernamen. 25
Der ganze Katalog bietet uns auf diesem so wenig bearbeiteten
Gebiete ein äußerst wertvolles Hilfsmittel unsers Studiums. Hoffen
wii-, daß die folgenden Teile auch recht bald erscheinen.
Anhangsweise sei es mir gestattet, bei dieser Gelegenheit einen
dringenden Wunsch auszusprechen, den ich schon lange, zumal der 30
Berliner Museumsverwaltung gegenüber, auf dem Herzen habe.
Wir brauchen für die orientalischen Sammlungen die Unterstützuntr
weiterer Kreise. Damit aber das Interesse in geeisfneter Weise ore-
weckt werde, dazu würden in allererster Linie knappe, verständlich
geschriebene Führer durch die einzelnen Museumsgebiete dienen, 35
die zudem illustriert sein müssen. Die ägyptische Abteilung hat
solch ein „Ausführliches Verzeichnis der ägj'ptischen Altertümer
und Gipsabgüsse" mit 83 Textabbildungen; aber der Preis von
3 Mk. ist für den Museumsbesucher zu hoch. Was aber soll der
Nichtfachmann mit den etwas abseits liegenden Kunstgebieten 10
machen, wenn er im Hauptführer nur zwei oder drei Seiten mit
ein paar allgemeinen Worten findet? Das Britische Museum bietet
in seinen für 1 s. käuflichen Guides gute Vorbilder. Übrisjens
,,0 O
hat auch Sarre diesen tlbelstand wohl schon empfunden; denn er
läßt in seiner SamniluiiLr zu dem annfcmessenen l'reise von 1 Mk. •».'■.
einen mit 15 z. T. farbigen Illustralionon und einer farbigen Tafel
38*
590 Anzeigen.
I
ausgestatteten Sonder - Abdruck aus der Zeitschrift , Kunst und
Künstler" 1904 unter dem Titel , Persisch -arabische Kunst" ver-
kaufen. Es ist sehr zu wünschen, daß auch unter den offiziellen
Publikationen bald solche Hefte erscheinen, die zu mäßigem Preise
5 zugleich dem Fachmanne eine Erinnerung an das Gesehene, dem
Fremdlinge aber eine gute Einführung in das Kunstgebiet gewähren,
aus dem ihm das Museum die besten Proben vorführen will.
Traugott Mann.
I
V.
591
Kleine Mitteilungen.
Note on the Ändhra king Candasäta. — The histoiy
of the Ändhras has been discussed by Mr. Vincent Smith in this
Journal for 1902 and 1903 and later on in his Early History of
India- pages 194 seq. The last but one of the kings of the
dynasty is here given as Candra in accordance with the Visnu 5
Puräna, and in his History (p. 202) the author remarks that "the
real existence of Candra Sri is attested by the discovery of a few
leaden coins bearing his name", referring the reader to his Gata-
logue of the Coins in the Indian Museum, Calcutta (Oxford 1906,
p. 209). The coins here referred to are very well known. Mr. lo
E. Thomas {Indian Antiquary IX, 64) describes three copies, and
gives the legends as \rä\rio VasifJio{tht)putasa siri-Gatkdasatasa.
[rci\no sii'i-Cathda, and rario siri-Cafndasatasa, respectively. Sir
A. Cunningham {Coins of Ancient India, London 1891, p. 110,
PL XI, 13. 14) has two copies. He reads the legends räjna Vasi- i5
thiputasa siri- Vadasatasa and räjna siri- Vada<ia\tasa\ respectively.
The Indian Museum in Calcutta possesses only one example which
Mr. Smith (1. c.) reads sar[i^ Cadasäfa[kani]. At the same time
he informs us that Professor Rapson iö his unpublished Britisli
Museum Catalogue of Ändhra coins points out that Gada and not 20
Vada is the proper form of the name. That this is so, is, I think,
evident from the published facsimiles. In Mr. Smith's Catalogue,
it is true , the reproduction of the Cada coin has been forgotten
in the plate. But the legends on the two coins illustrated by
Cunningham are clearly rano V[ä\s[i]th['i]putasa s[i ])-[i ]- Gada- 25
sätasa and [ra]no sir[i\-Ca(ia respectively. As far as can
be made out from the coins, the proper form of the name of this
king is accordingly Cadasäta, and I am unable to See why Mr. Smith
prefers the form Candra. The forms of the name given in the
Puränas are not at all in favour of this supposition. Candra^ it 30
is true, occurs in the Vi.snu and Bhfigavata Puräna, but the Matsya
has Ganda and the Vayu Danda^), and this last form cannot well
be explained as a corruption of Candra. I, therefore , think lliat
Ganda is the correct form of the word. Canda was of course a
1) I qiioto from 151i!iii(larkiii-'s noto in Gozetlecr of the Bomhaii Presi-
dency, Vol. I, Part 11, Bombay 18'JG, p. 1G4.
592 Kleine Mitteilungen.
Sätakarni, but this fact does not justif'y us to make the Cadasäta
of the coins stand for Catici Sätakani, though it inight be urged
that consideratioji of Space would make such an abbreviation quite
natural. I am, however, able to quote an instance where the form
5 Cadasäta has been used , though no such consideration existed. I
am indebted to Mr. A. Rea, to whose zeal and acuraeu we owe so
many important archaeological discoveries, for this Information.
At Kodavolu near Chandurti in the Pittapur taluk , Kolanka
Estate , Godavari Distriet , Mr. Rea found on a hill called dänam
10 di'bba or "mount of wealth" some structural remains which he
thinks are a Buddhist stüjja and perhaps other buildings. Close
to the mount were three rectanguhxr wells cut in the solid rock.
They were filled with earth to within a few feet from the surface.
The local tradition is that these wells were used for storing water
15 or grain. On the inner side of one of them is an inscription in
BrähmT characters. The estarapages and photographs I have seen
do not make it possible to read the whole with certainty, but
eveiything of importance can be made out.
The inscription covers a space 21" X 18 ", and the height of
20 the individual letters is Vj.." — 4" (a). The aiphabet is of the
same character as in the Näsik inscriptions, and may be assigned
to the end of the second or the beginning of the third Century A. D.
The language is Präkrit. The palatal s occurs in 1. 5. The in-
scription is distributed over six lines and it runs, —
25 1. sidham rano Vasitlfi-
2. putasa sämi-siri-
3. Cadasätasa \savachd\re
4. 10 3(?) he pa 3 diva [dasame'>]
5. amacasa \hhu]m{ve^o [dhamend]
30 6. thäpito.
Success. In the 13th('?) year of the king svämin ^7-Cada-
säta, the son of Vasithi, in the third fortnight of winter, on
the tenth(?) day, the earth-dwelling of the minister was rightly
established.
.35 The term hlmmiveia is not known from other sources. I have
asked Mr. Rea if the wells found by him can be graves, and he
thinks that quite possible. It is however better to suspend judgment
tili the site has been excavated.
The inscription here mentioned has been found in the Goda-
40 vari Distriet, and as far as I know, all the coins of Cadasäta have
been discovered in the same neighbourhood. It , therefore , seems
necessary to infer that he belonged to the eastern branch , and
we have no indication tliat he ever ruled in the western Andhra
country. g^en Konow.
Kleine Mitteilungen. 593
Die Säinkhy asütras. ■ — ■ R. Garbe bat bewiesen, daß die
Sämkbyasütras ein modernes Werk sind (die Sämkhya-Pbilosophie
5. 69 f.; Säipkbya und Yoga — im Grundriß — jd. 8). Ich glaubte
annehmen zu müssen, daß es zwar eine moderne Kompilation, aber
mit Benutzung alter Bestandteile sei (Gott. gel. Anz. 1895, S. 210 f.). 5
Ein Argument zur Entscheidung der Frage, und zwar zu Gunsten
der Garbe'schen Ansicht, läßt sich der üpamitibhavaprapaficä kathä,
welche von Siddharsi 906 n. Chr. vollendet wurde, entnehmen. Ich
lege dasselbe im Folgenden vor.
Im 4. Prastäva seines Werkes gibt Siddharsi eine Skizze der lo
sechs Darsanas. Das Nyäyasystem beschreibt er durch möglichst
wörtliche Anführung der wichtigsten Sütra, ebenso das Vaisesika-
system , wobei jedoch einige Definitionen aus dem Prasastapäda
Bhäsya gegeben werden. An dritter Stelle steht der Särakhya-
darsana-samksepartha. (S. meine Ausgabe in der Bibl. Ind., S. 667.) i5
Obschon nun die einzelnen Sätze genau wie Sütras aussehen , ist
doch kein einziger in den Sämkhyasütras enthalten. Wir müssen
nun folgendermaßen schließen. Hätte ein Sämkhyawerk in Sütras
vorgelegen, so würde Siddharsi es sicher benutzt haben, wie er es
beim Nyäya und Vai^esika getan hat. Wären ferner die Sämkhya- 20
sütras mit Benutzung eines älteren Sütrawerkes entstanden , so
wüi-den sicher einige der grundlegenden Sätze aus diesem in jene
übergegangen sein und sich bei Siddharsi finden. Da dies aber
nicht der Fall ist, so sind auch die zu diesem Schluß führenden
Voraussetzungen wenigstens unwahrscheinlich. 25
Siddharsi hat also wohl jene Sütra-ähnlichen Sätze selbst s:e-
bildet, wobei er einigemale Haribhadra's Saddarsanasamuccaya be-
nutzt hat, wie man sich durch Vergleichung der vorzüglichen von
Dr. Suali besorgten Ausgabe dieses Werkes in der Bibl. Ind. über-
zeugen kann. 30
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch oivvähnen, daß das von
Garbe in der Preface p. VIII zu Sä.mkhya Sütra Vrtti angeführte
Indizium für das Alter Aniruddha's, nämlich Aniruddha's Benutzung
des Wortes vyatihlieda in ufpdlapatrasatavjiiifibhcdavaf , das erst
aus dem Sä,hitya Darpana bekannt war, hinfällig ist; denn derselbe ;!r.
Ausdruck utpaladalasatainjatibhcdavat findet sich schon im Nyäya-
värtika p. 37 der Ausgabe in der Bibl. Ind. und geht also in das
6. Jahrhundert zurück. tj t i •
Her ni a ii n Jacob i.
Zu S u 1 1 a n i p ä t a 4 4 0. — Der J?odhisattva . M ära's Ver-
suchungen zurückweisend und zum Komi)f gegen seine lloerschaaren .m
entschlossen, saaft:
esa muvjam parihare dhir atthu idlia jivitam 1
samgämc nie mafam seyijo yan ce jlre paräjifo \\
Ich wiederhole hier nicht, was der einlieimischo Kommentar.
Windisch, xMära und Ikuldlia, 17f., ich, ZDMCi. LH, 663 Anni. i.->
594 Kleine Mitteilungen.
über die schwierigen drei ersten Worte gesagt haben. Zuletzt hat
sich mit ihnen Pischel in seinem inhaltreichen Aufsatz „Ins Gras
beißen", Berl. Sitzungsber. 1908, 459 tf., beschäftigt i). Er über-
setzt: „Ich verschmähe das Schilfrohr"; es handle sich um „das
5 Bild des Kriegers , der sich in Lebensgefahr des Schilfrohrs zur
Rettung bedient" (nämlich als Zeichen, daß er um sein Leben bittet).
Mir scheint für die Erklärung der Worte den Weg zu zeigen,
daß die beiden charakteristischen Elemente der Stelle, pari-hr und
muvja, in vedischen Texten mehrfach nebeneinander erscheinen,
10 stehend genug, um diesen Parallelstellen entscheidendes Gewicht zu
verleihen. Ich führe an:
Gobhila II, 10, 37 trih prodahnnam munjamekhaläm pariharan.
Kätyäyana Sraut. 11, 7, 1 munj ayoktrena trivrtä pariharati.
Vgl. Hillebrandt, Neu- und Vollmondsopfer 59, Anm. 5.
15 Satapatha Brähm. III, 2, 1, 10 atha mehhaläm par iharate.
§ 13 munj avalsenänvastä bhavati. §14 tarn pariliarate.
Die Sammlung würde sich wohl leicht vermehren lassen. Aber
schon diese Stellen scheinen mir genügend zu erweisen, daß es sich
im Suttanipäta um einen »iMwya-Gürtel handelt, und daß pari-hr
20 nicht „vermeiden", „verschmähen", sondern „(den Gürtelj umlegen"
bedeutet.
Der umgelegte Gürtel konnte dem Umgürteten mystische Kraft
mitteilen. Die untereinander eng verwandten , aus dem profanen
Dasein mystisch herausgehobenen Zustände des Brahmanenschülers
25 und des Opferers resp, seiner Gattin wurden eingeleitet u. A. durch
Umlegen eines Gürtels, der am Schlüsse der weihevollen Zeit ab-
genommen bezw. ziu' Tilgung des ihm innewohnenden Fluidnms ins
Wasser geworfen wurde -). Noch näher an die im Suttanipäta vor-
liegende Situation führt heran, daß es für Abhicärahandlungen eine
.■io Diksä gibt, bei der ein Hauptritus darin besteht, daß der Verrichter
des Zaubers sich einen Gürtel umbindet (Kausika Sütra 47, 14 if.,
Caland, Altindisches Zauberritual 160 ti'.), welcher im zugehörigen
Atharvantext (Av. VI, 133, 2) als fsinäm dyudham , als vlrag/ini
bezeichnet wird; der Zaubernde sagt in Bezug auf diesen Gürtel
35 und auf seinen Feind an<h/aina7n melchalayä sinämi. Es wäre
von Interesse, die KoUe des Gürtels sowie die des Schilfgrases
(murrja) im indischen Glauben weiter zu verfolgen. Für jetzt
unternehme ich das nicht und begnüge mich, die hier betrachteten
drei Worte, die der Bodhisattva spricht, zu paraphrasieren : „Möge
•10 er (Mära) immer seinen Mufijagürtel unniehmen , der im bevor-
stehenden Kampf ihm Sieg bringen soll". jj Oldenberi^-
!!>•
1) S. dort auch dio Losiirten von Lalitiivistani und Maliävastii,
2) i'ber Verwandtschaft der Gowoihtheit des Opferos und Schük>rs sielio
meine „Uoligion des Vedji" 400. Dio Zoupnisso der Ivitualliterntiir über dio
UmKÜrtiing und das Abtun (h's fJürtol/.aubors sowie dio Sprüche über dio Zaubor-
kraft des Gürtels dürfen als bekannt vorausgesetzt werden.
595
Verzeichnis der im letzten Vieiteljahr bei der
Redaktion eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschluß der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke. Die Redaktion
behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Rücksendungen
können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre
wichtigere Werk eing'eliend besprechen zu wollen , werden mit Dank an-
genommen. Die mit * bezeichneten Werke sind bereits vergeben.)
Echos d'Orient. lie annee, no. 71: Juillet 1908; no. 72: Sept. 1908. Paris.
Rivista degli studi orientali. Anno I. — Vol. I. Fase. 3. 4. Roma:
E. Loescher «& C, Lipsia: O. Harrassowitz, 1908.
*Universite Saint-Joseph lieyrouth (Syrie). Melanges de laFaculte Orien-
tale, in, Fasel. Paris: P. Geuthner, London: Luzac and Co., Leipzig:
O. Harrassowitz, 1908. 479 S., 7 Taf. 22 fr.
'^ Brockelmann, Carl — Grundriss der vergleichenden Grammatik der semitischen
Sprachen. In zwei Bänden. I. Band : Laut- und Formenlehre. Berlin,
Reuther & Reichard, 1908. XV, 665 S. gr. 8«. 32, geb. 34,50 M.
^ BrocLehnann, Carl — Kurzgefasste vergleichende Grammatik der semitischen
Sprachen. Elemente der Laut- und Formenlehre. (Porta Linguarum Orien-
talium XXI.) Berlin, Reuther & Reichard, 1908. XII, 314 S. 8 M
L'Astrologie Chaldeenno. Fase. 3. Le Livre intitule «enuma (Anu)
ilu Bei* public, transcrit et traduit par Ch. Virolleaud. Te.xte cuneiforme,
Ishtär. Paris, P. Geuthner, 1908. 66 (+ 2) S. gr. 8".
The Book of Exodus with Introduction and Notes by A. H. Mc Neile.
London, Mothuen & Co. (1908). (In: Westminster Comuientaries , ed. by
Walter Lock.) CXXXVI, 247 S. 10 s. 6 d.
Baraitha di-Mlecheth ha-Mischkan. Tannaitischer Kommentar zu den
Vorschriften über den Bau des Heiligtumes . . . Kritisch beleuchtet und
erläutert von Af. Fi'iedmann. (In : XV. Jahresbericht d. israel. -theolog.
Lehranstalt in Wien f. d. Schuljahr 1907/1908.) Wien 1908. V, 98 S.
Thomsen, Peter - Systematische Bibliographie der Palästina-Literatur. Auf
Veranlassung des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas bearbeitet.
I. Band: 1895 — 1904. Leipzig u. New- York, Rud. Haupt, 1908. XVI, 204 S.
Rosanes, Salomon A. - Geschichte der Juden in Türkei [sie] vom Jahre 1300
— 1520 nach gedruckten und handschriftlichen Quellen, nebst einem Ver-
zeichnisse der hebr. Bücher, welche bis 1520 in der Türkei gedruckt
wurden, von N. Borges mit Ergänzungen von A. Afarx und vom Ver-
fasser. (Hebräisch.) Ilusiatyn, in Komm, bei L. Schwager v>c I). Fränkel.
1907. 234 S. 6 M.
596 Verzeichnis der hei der Redaktion eingegangenen Druckschriften.
Studia Syriaea. Fase. II. Apocryphi Hypomnemata Domini Nostri seu
Acta Pilati aiitiqua versio syriaea quam nunc primum edidit latine vertit
atque notis illustravit Ignatius Ephraem II Rahmcmi patriarcha Anti-
ochenus Syrorum. Typis patriarch. in Seminario Scharfensi in Monte Libano.
MCMVIII. 23, 38 S. (Zu beziehen durch O. Ilarrassowitz, Leipzig.)
*The Nakä'iil of Jarlr and al-Farazdak edited by Antliong Ashley Bevan.
Vol. II. Part I. P. öfl— vSa + VI S.
Sechster Band des Kitäb Bagdad von Ahmad ihn fibi Tähir Taiftir. Heraus-
gegeben und übersetzt von H. Keller. I. Teil: Arabischer Text. Leipzig,
O. Ilarrassowitz, 1908. 382 S. autogr. 12 Af.
Armbruster , C. H. - Initia Amharica. An Introduction to spoken Amharic.
Part I. Grammar. Cambridge, üniversity Press, 1908. XXIV, 398 S.
12 s. net.
Acta raartyrum. Ediderunt [et] Interpretati sunt I. Balestri et H. Hi/vernat.
(Corp. Script, chäst. orient. — Spriptores coptici, ser. III, t. 1,1.) Parisiis:
C. Poussielgue, Lipsiae: O. Harrassowitz , 1907 u. 1908. 252 u. 152 S.
13,20 + 6 M.
Charpentier, Jarl— Studien zur indischen Erzählungsliteratur. I. Paccekabuddha-
geschichten. (Uppsala Universitets Arsskrift 1908. Filosofi, Sprakvetenskap
... 4.) Upsala 1908. IX, 174 S.
Bacher, Wilhelm - Zwei jüdisch-persische Dichter Schahin und Imrani. (Sonder-
ausg. a. d. Jahresber. d. T^andes-Rabbinerschule in Budapest f. d. Schuljahr
1908/9.) Strassburg i. E., K. J. Trübnor, 1908. S. 125—206. 1,80 M.
Gihh, E. J. W. - k History of Ottoman Poetry. Vol. V. Edited by Edward
G. Broume. London, Luzac & Co., 1907. VIII, 251 S. 15 s. net.
Hellenismus. Monatliches Organ des griechischen National- Vereins ,Helle-
nismos" hrsg. von den in Deutschland und Oesterreich lebenden Griechen.
Verantw. Redakteur S. Mora'itis. 1. Jahrg., 1. Heft. Leipzig, G. Kreysing,
1908. Abonnement jährlich 6 M.
Kasasis , Neokles - Griechen und Bulgaren im neunzehnten und zwanzigsten
Jahrhundert. Autoris. Übersetzung. Leipzig, B. Liebisch, 1908. 139 S.
Inscriptions ot pieces de chancellerie chinoises de l'epoque
mongole. (Seconde serie.) Par Edouard Charannes. E.xtrait du »T'oung-
pao^, S^rie II, Vol. IX, No. 3. Leiden, E. J. Brill, 1908. 134 S. u. 30 Taf.
The Journal of the Siam Society. Vol. IV. (Part I. II. III.) Bangkok
1907. (Leipzig: O. Harrassowitz.) Jahrg. 25 M.
Bingham, Hiram - A Gilbertese-English Dictionary. Boston, American Board
of Commissioners for Foreign Missions, 1908. V^III, 179 S.
Abgeschlossen am 5. XI. 1908.
597
Ruvvaka's Alamkarasarvasva.
übersetzt von
Hermann Jacobi.
(Schluß.)
156 Wenn nach der Analogie vom Stock und Zucke r-
plätzchen sich eine bestimmte Sache von selbst er-
gibt, (so ist das die Figur) A r t h ä p a 1 1 i (selbstverständ-
liche Annahme).
^)[Der Zustand von einem Stock und einem Zuckerplätzchen 5
heißt dandcqnqnkä ^ gebildet mit dem Taddhita- Suffix aka f. ikä
(vun) nach Pän. V, 1, 133 dvandvamanojnudibhyas ca, wobei das
Wort nicht Vrddhi nimmt als unter den gana prsodaradi fallend,
wie in ahamahamikä usw. ; so sagen einige. Andere aber erklären :
dandä2mpikä heißt diejenige Maxime, in welcher danda und apüpa 10
vorkommen; wie ahamahamikä, in der Bedeutung „daß ich es ver-
möchte, daß ich es vermöchte!", ist es mit dem besitzanzeigenden
7m, ika (fhan) gebildet (cf. Pän. V, 2, 115 f.). Andere erklären,
dandäpüpikä sei „wie danda und apüpa'^^ und nehmen nach Pän.
V, 3, 96 ive p>ratikrtau das Suffix kan an]. i.'>
Hier ergribt sich nämlich aus dem Benagen eines Stockes durch
eine Maus als selbstverständlich, daß das bei jenem liegende Zucker-
plätzchen (von ihr) gefressen worden sei; diese Maxime wird mit
dem Namen dandäpüpikä belegt. Und wie sich hier aus dem
Benagen des Stockes das Fressen des Kuchens als selbstverständlich 20
ergibt, ebenso folgt, wenn eine Sache eingetreten ist, eine andere
Sache aus der Sachlage, die darin besteht, daß derselbe Modus
157 zugrunde liegt 2): das ist Arthäpatti. Und das ist kein syllogistischer
Schluß, weil die Gleichheit des Modus keine (tatsächliche) Vor-
bindung (zwischen hetu und sädhya) ist, und ohne eine solche kein 25
1) Die eingeklammortü StoUo ist liandgroiflich eine Glosse. (Jrixmniiitischo
Erörterungen, dazu so lange, wirre und lahme, sind nicht in der Art unseres
Autors; vollends vor der Saclierklärung ist sie nicht am Platze. Im Te.xt ver-
bossero dimndva für danda, ahamahamikädäv für ahamahamüi/ädäv, jvati-
hrtau für pi-okrtait.
2) D. h. nach demselben Grundsatz, nach dorn die eine Sache konstatiert
ist {siddhi), ist es auch die andere. Komm.
Zeitschrift der D. M. G. Bd LXII. 39
598 Jacoli, Ruyyahct's Alamharasarvasva.
Schluß statthat. — Weil die Arthäpatti ein Modus der Exegeten
ist, so wird sie wegen ihrer Gleichartigkeit mit diesem hier be-
spi'ochen.
Die Arthäpatti ist nun zweifach . jenachdem aus etwas in
5 den Zusammenhang Gehörigem sich etwas nicht Hineingehöriges
ergibt, oder umgekehrt. Erstere -wie folgt.
„Auch dem Siva vei'gingen mit Mühe jene Tage in Sehnsucht"
„nach Vereinigung mit der Tochter des Bei'ges; welchen Sklaven"
,der Sinne sollten nicht jene Zustände erregen, wenn sie selbst"
10 ,den HERRN beeinflussen V^)"
Hier gehört das Erlebnis-) Sivas in den Zusammenhang und
suggeriert ein solches der Menschen, das nicht in den Zusammen-
hang gehört, als selbstverständlich. Ein Beispiel der zweiten Art :
-Daß die Berore sich nicht beulen, wenn du Starkarmiger den*"
15 „Bogen spannst, ist wunderbar. Was soll man reden von jenen"
„elenden Krähen, die Feinde heißen V*^)"
Hier ^ehört der Vorcrancr mit den Bergen nicht in den Zu-
sammenhanCT und er sus^sreriert den mit den Feinden, der in den
Zusammenhanop aebört, als selbstverständlich.
20 Zuweilen wird der Grund für die Gleichheit des Modus durch
ein Wortspiel angedeutet, z. B. :
„Sein Schmuck ein furchterregender Menschenschädel, seine"
„Gesellschaft Bhriigin mit dem zerfallenen Leibe *), seine Habe ein"
„einziger alter Stier: das ist der Zustand selbst des Siva, des Herrn"
2.5 „aller Götter, obschon die Mondsichel auf seinem Haupte thront"
„(wenn das Schicksal widrig ist über unserem Haupte), was be-"
„deutei4 dann wir Armen!"
Hier ist in vidhau vakre ein Wortspiel. Aus dem nicht in
den Zusammenhang gehörigen Vorgang mit Siva ergibt sich die in
30 den Zusammenhang gehörige andere Sache.
Der Gegensatz von zwei gleich mächtigen Sachen 15.'^
ergibt die Figur Vikalpa (Alternative).
Wenn zwei einander widersprechende Sachen , die, weil von
derselben Berechtigung, gleich mächtig sind, bei ein und derselben
O O' O o '
ar. Gelegenheit Anwendung (oder Zulassung) gleichzeitig fordern, Gleich-
zeitigkeit aber wegen ihres gegenseitigen Widerspruchs nicht möglich
ist, so ist das ein Vikalpa (Alternative).
Schön ist er, wenn sich unter ihm eine Ähnlichkeit verbirgt.
Z. B. : „beugt die Häupter oder die Bogen (beim Spannen derselben),
40 legt an eure Ohren meine Befehle oder eure Bogensehnen" usw. ^).
Hier liegt bei dem von gegnerischen Königen auszuführenden Beugen
1) Kum. Sarnbli. VI, ü.'i.
2) Lies vrltiinUih für vrltah.
3) Harsac. 7. U. (p. 202).
4) Lies ris/riKliif/o mit Kävyaprailiixi \i. 348.
5) Harsacarita N. S. 1'. ed. p. 1'.I4.
Arthapatti, Vihalpa p. 157 — 159. 599
der Häupter und Bogen die gleiche Berechtigung vor. Auch Frieden
und Krieg sind hier in derselben Reihenfolge gleichberechtigt, da
hinsichtlich des gegnerischen Königs jeder von beiden ausschließliche
Beachtung beansprucht. Und da nun die beiden (Frieden und
Krieg) einander widersprechen, so können jene beiden (Beugen der s
Häupter und Bogen) nicht gleichzeitig stattfinden^). Es kommen
aber (Frieden und Krieg) hier gleichzeitig in Betracht, weil eine
andere Eventualität undenkbar ist. Es liegt also hier ein richtiar
begründeter Yikalpa vor. Da in dem Beugen die Ähnlichkeit jener
beiden liegt, so ist es auch eine poetis che Figur-). Und ebenso lo
muß man es sich bei „legt an eure Ohren" und in andern Fällen
zurechtlegen.
Und da diese Figur eine Ähnlichkeit in sich birgt, so erscheint
sie zuweilen mit Benutzung des Wortspieles z. B. :
159 »Die Blicke in Liebe Ergebener entzückend, mit dem blauen" i5
„Lotus wetteifernd, von den der Versenkung obliegenden zum Objekt"
„der Meditation gemacht zur Erlangung des Heils (bezw. des Er-"
„wünschten-^)), ein Schatzhaus der Schönheit, Gefallen den Augen"
„der Laksmi bereitend, möge das Augenpaar oder der Leib Hari's"
„euch des Weltlebens Leid lindern^)". 20
Hier ist „das Augenpaar oder Leib" eine Alternative, und da
sie das Erhabenste sind, so kommt ihnen gleiche Berechtigung zu ^).
Und hier steht das Wort „oder" nicht im Sinne von „und" ; denn
wenn auch dieser Ausweg an sich möglich wäre, so ist doch ein
solcher Gebrauch den guten Dichtern fremd. Man könnte sagen : ^:>
die Alternative beruht auf einem Gegensatz; wie ist aber hier ein
GesrensatzV Das trifft nicht zu. Da die Augen zum Leib gehören,
so dürfen sie nicht besonders genannt werden , oder wenn sie
genannt werden, so gibt das eine Rivalität zu erkennen, und Rivalität
ist Gegensatz. Denn wenn man den Sinn so faßt : die beiden ;io
Augen oder der Q-anze Leib , dann ist der Gegensatz deutlich zu
sehen. Hier ist die Alternative mit einem Wortspiel verquickt,
weil Genus und Numerus hier doppelsinnig erscheinen.
Somit ist die Figur Vikalpa das Gegenteil vom Samuccaya;
und es ist zu bemerken , daß diese von früheren Autoren in ihrer :ir>
1) Ich übersetze, als wenn im Te.\to stände etwa yugapatprai'rttijasam-
hhavah. Die Lesart der Ausgiibo provrltiin ist sinnlos, und scheint die Stelle
verderbt.
2) Denn ohne diesen Zug der Ähnlichkeit, wodurcli die beiden Dinpe in
Vergleich treten, läge nur eine Redefigur vor, wie z. B. in Bhartrhari Nltis. 74
nindantu lütmipunä/i .
3j nUe hita^ auf netre, iütä ihitaP auf tanus bezogen.
4) Von Ami tadatta cf. Zachariae, Epilegomena zu der Ausgabe des Mankha-
kosa (Sitzungsbor. Ak. d. W., Wien CXLI) p. 3S. JKAS. 1894, p. G49, 1807.
p. 283.
5) JagannfUha, Hasagaugädhara p. 488 f., verwirft die technischo Erklärung
unseres Autors und nimmt vä im Sinne von iva.
39*
(300 Jacohi, Iluyijaka''s Alamharasarvasva.
Besonderheit nicht erkannte Figur (von uns zuerst)^) hier dargestellt
worden ist.
Die Gleichzeitigkeit von (mehreren) Eigenschaften
bezw. Tätigkeiten heißt Samuccaya (Kumulierung).
5 Das gleichzeitige Vorhandensein von Eigenschaften wie Rein-
heit usw., desgleichen von Tätigkeiten ist die Figur Samuccava.
Er stellt sich dar als das Gegenstück zum Vikalpa. Der Reihe nach
wie folgt :
„Die Schar aller deiner Feinde zersprengend wurde dein Heer"
10 ,hier flugs heiter ixnd finster wurden, o König, die Antlitze der"
, Bösen 2)".
„Diese schwer zu ertragende Trennung von der Geliebten traf" 160
„plötzlich ein und es mußten die Tage angenehm werden durch"
„ihre Kühle infolge des Heraufziehens frischer Wolken-^)".
15 Diese Beispiele zeigen den Samuccaya auf zwei getrennte Subjekte
verteilt, er kommt aber auch so vor, daß er in einem Subjekt seinen
Sitz hat. Z. B. :
,Was sie, in ihrem Herzen den von dir zugefügten frischen"
„Stachel, genannt Liebe, tragend in ihrem Schmerze tut, das ver-"
20 „nimm, o Guter: sie liegt darnieder, verdorrt, vergeht, schwatzt"
-allerlei, verwelkt, zittert, taumelt, wälzt sich, schwindet dahin,"
„fällt um, kommt wieder zur Besinnung und geht aus den Fugen. ^)"
Ein ähnliches Beispiel wäre auch für den Samuccaya von
Eigenschaften zu geben.
25 Einige sagen, daß der Samucca nicht nur entweder von Eigen-
schaften oder von Tätigkeiten aufti'ete, sondern auch von beiden
zusammen ; z. B. :
-Niederofeschlacren, zusaramencreknifl^'en, himmelnd, lachend, aus-"
„drucksvoll, halbgeschlossen, geöffnet, sich erweiternd, huldvoll,"
30 „geschlossen, verliebt, zitternd, stier, mit erhobener Braue, unstet,"
„schielend, weitoffen, und tränenerfüllt ist unter dem Ein-"
„fluß des Affektes ihr Auge, das eine immer anders tätig als das"
„ andere °)".
Hier sind äJcekara usw. Eigenschaftswörter, nyancat usw.
35 Tätigkeitswörter; hier ist also die Gleichzeitigkeit von Eigenschaften
sowohl als von Tätigkeiten in Kombination. In prasüdi, saprema usw.
ist nach dem Grundsatz, daß in Kompositen und Wörtern, die mit
1) Der Komm, sngt: anenüsi/a granthalcrdupajnatvam eva dar^itam.
^^ Diese Figur findet sich daher nocli nicht im Kävyaprakäsa, sie wird aber ebenso
definiert von Jayadeva, Candräloka V, 9G.
2) Kudruta VII, 28.
3) VikramorvasT 73 (IV, 6),
4) Ind. Sprüilio 44GO.
/)) Bälarämiijana II, 19. Ob ich alle Attribute richtig wiedergegeben habe,
sei dahingestellt. Titaljallardi'ifjottnrum verstehe ich nicht. Lies kanipram,
U(l/Jirii mit dem Te.xt der Ausgabe.
Samuccaiia p. 159 — 162. 601
Krt- bezw. Taddhita-Suffixen crebildet sind, die Yerbinduncr aus-
gedrückt sei, die Verbindung ausgesprochen, und insofern sie
etwas Abgeschlossenes^) ist, (bedeuten jene Wörter) Eigenschaften,
darum findet wegen des Eigenschaftwortes Gleichzeitigkeit der
Eigenschaften statt. 5
161 So ist dieser Samuccaya dreifach. Xachdena der eine in drei
Arten zerfallende Samuccaya definiert worden ist, wird jetzt der
zweite definiert :
Und wenn, obschon ein Ding als Ursache des
Erfolges da ist, (auch) ein anderes denselben bewirkt, lo
so ist das ein Samuccaya. Wenn ein Ding als Ursache der
Vollenduno- irgend einer Aufgabe auftritt , dann auch ein anderes
mit jenem konkurrierend die Vollendung herbeiführt, so ist das ein
anderer Samuccaya. Und dei'selbe ist nicht in der Figur Samädhi
einofeschlossen -. wo nämlich das eine Ding schon an sich vollständicf is
Sfenücrt , um den Zweck zu erreichen , das andere sich aber unver-
Sehens behufs desselben Zweckes einstellt, für diesen Fall wird der
Samädhi belehrt werden. Wo aber viele Ursachen sich zusammen
einstellen wie Tauben auf der Tenne, da liegt unser Samuccaya vor.
Somit ist ein großer Unterschied zwischen diesen beiden Figuren. 20
Dieser unser Samuccaya hat drei Formen : das Zusammenkommen
von guten , von nicht guten , von zugleich guten und nicht von
cruten Dingen. Etwas Gutes i. e. Vorzügliches mit einem hinzu-
kommenden Guten i. e. Vorzüglichem verbunden z. B. :
„Makelloses Geschlecht, hehre Gestalt, gründlich gebildeter" 25
„Geist, hinlängliche physische Kraft, glänzender Reichtum, unge-"
„schmälei'te Macht: das sind wahrhaft herrliche Gaben; durch sie*"
„verfallen die Menschen leicht in Hochmut: für dich aber, 0 König,"
„sind eben dieselben Zügel-)'".
162 Hier findet eine Komplikation der ^lakellosigkeit des Vorzug- 30
liehen Geschlechtes mit anderen vorzüglichen Dingen wie Gestalt usw.
statt, von denen jedes für sich Hochmut zu erzeugen imstande (ist
und) als mit jenem konkurrierend dargestellt wird.
„Amors Pfeilen nicht zu wehi-eu, der Liebste fern, das Herz**
„voll Sehnsucht, die Liebe tief, die Jugend grün, das Leben zäh,'' 35
„die Familie ehrbar, unser Geschlecht so schwach, die Jahreszeit ''
„der Liebe hold, das Schicksal hart, die Freundinnen nicht gewandt:"
.wie kann ich eine so niederträchtise Trennung tragen!'')"
Hier findet eine Komi^likation der Pfeile Amors, die wegen
ihrer Unwiderstehlichkeit etwas Schlimmes sind, mit andern Dingen 10
von gleichem Charakter wie Ferne des Geliebten usw. statt. Wenn
auch die frische Jugend usw. an sich etwas Gutes ist, so ist sie
1) sidclha im Gegensatz zu mdhjid.
2) Cf. Sbh. 2507, wo die zweite Hälfte etwas anders lautet.
^) In den Anthologien wird diese Strophe dem Bhatta iSai'ikuka bezw.
Saükuka Rlajiirasünu zugeschrieben.
002 Jacohi, Ruyyaha's Alamkarasarvasva.
hier doch in ihrem Verhältnis zur Trennung als etwas Schlimmes
anzusehen.
Ein zugleich Gutes und nicht Gutes mit einem ebensolchen
verbunden :
ö „Der Mond am Tage fahl, eine Geliebte verblüht, ein Teich"
„der Seerosen bar, eines stattlichen Mannes Mund ohne Beredsam-"
„keit. ein Herr aufs Geld erpicht, ein Guter stets im Elend, ein"
, Schurke am Fürstenhof: das sind sieben Stacheln in meinem"
, Gemüt 1)".
10 Hier ist der Mond an sich etwas Vorzügliches, aber wegen
seiner Fahlheit am Tage etwas nicht Vorzügliches : dai'um findet
hier die Komplikation eines zugleich guten und nicht guten Dinges
mit andern von gleichem Charakter wie der verblühten Geliebten
statt. Aber man darf sadasadyoga nicht so ei'klären, als ob in
1» der Komplikation das eine Ding gut, das andere nicht gut wäre.
Man könnte nun einwerfen : der Schurke am Fürstenhof ist etwas
nicht Gutes, die übrigen Dinge aber sind (an sich) gut -) ; wie findet also
hier die Verbindung des kumulierten Guten mit einem nicht Guten
statt? Das trifft nicht zu. Denn „der Schurke am Fürstenhofe"
20 ist vielmehr ein Verstoß gegen die richtige Exposition •^), bewirkt
aber keine Schönheit, weshalb es hier nicht in Betracht kommt.
Darum haben andere^) gesagt, daß in dergleichen Fällen der Sinn- 163
fehler saliacarabhinna vorliege. In unserem Falle hat man es so
zu deuten, daß das Gute in dem Aufenthalt am Fürstenhofe, das
25 Nichtgute in der Schurkigkeit liege. Es waren die Subjekte als
gut, die Prädikate als nicht gut aufgeführt ; hier aber (bei dem
Schurken) verhält es sich anders; darum ist die Sache nicht ganz
fehlerfrei. Warum ist hier nicht wie in dem vorausgehenden Beispiel :
„Amors Pfeilen schwer zu wehren" usw. die gleiche Verbindung
30 von Gutem und nicht Gutem? Hier soll gesagt werden, daß etwas
an sich Gutes nicht gut sei, dort daß es überhaupt nicht gut sei;
das macht den Unterschied zwischen beiden aus. Darum wird hier
auch alles zusammengefaßt mit den Worten: ,das sind sieben
Stacheln in meinem Gemüt", weil das, was als schön in es einge-
35 drungen ist, Schmerz verursacht. In der anderen Strophe aber
(wird mit Worten:) „wie kann ich ertragen" (alles zusammengefaßt)
in dem Gedanken, daß jene Dinge in jeder Hinsicht nicht gut seien.
So hat jede der drei Formen ihr abgegrenztes Feld.
Wenn durch Hinzutreten einer andern Ursache
■10 ein Produkt leicht zustande kommt, so ist das Samädhi.
Wenn die von jemand in Angriff genommene Aufgabe durch
1) Bhartrlinri Nltis. 45, cf. Iml. Spr. C434.
2) Lies tu liobluinü ili, wie auch aus dem Komm, orliellt.
3) priikrainabhaiigd.
4) Kfivysipnikäsrt VII, 9. Der (jeiiannto Fehler besteht darin, daß hete-
rogene Dinge wie homogene beliandelt worden.
Samadhi, Prati/amka, Pratlpa j)- ^ö2 — 165. 603
das Hinzutreten einer andern Ursache leicht zustande kommt, so
heißt das Samiidhi wegen samyag (richtiger) ädhäna (Hervor-
bringung). Diese Figur wird unmittelbar nach dem Samuccaya
wesfen ihrer Ähnlichkeit mit ihm behandelt : ihre Verschiedenheit
von ihm ist oben gezeigt worden. Beispiel: 5
„Als ich mich ihr zu Füßen werfen wollte, um ihren Zoi'n"
„zu besänftigen, da erhob sich glücklicherweise dienstfertig dieses"
„ Donnergerolle ^) " .
Die Ursache für die beabsichtigte Besänftigung des Zornes ist
164 der Fußfall; um diese Aufgabe leicht auszuführen, wird eine andere 10
Ursache, das DonnergeroU, hinzugefügt; und daß das Ziel leicht
erreicht werde, erhellt aus dem Worte „dienstfertig" {upakäräyd).
Nachdem so die auf einem Prinzip der Satzökonomie -) beruhenden
Figuren gelehrt worden sind, werden jetzt die auf einem Prinzip
des praktischen Lebens beruhenden Figuren genannt. 15
Wenn bei der Unfähigkeit, den Gegner zu schädigen,
ein ihm Angre höriger geschädigt wird, so heißt das
Praty anlka.
Wenn ein Schwacher seinem starken Gegner nichts anhaben
kann und er dann, um ihm zu schaden, einen ihm angehörigen 20
Schwachen schädigt, so heißt das Pratyanika. Das Substitut
{pratinidhi) des Heeres {anlka) wird praii/anlka genannt. Wegen
ihrer Ähnlichkeit damit heißt diese Figur Pratyanika. Wie nämlich,
wenn das Heer angegriffen werden soll, und, weil man dazu nicht
imstande ist, etwas, das als dessen Substitut gelten kann, angegriffen 25
wird, ebenso wird hier, wo der Gegner besiegt werden sollte, ein
ihm angehöriger Schwacher geschädigt; das ist die Bedeutung. Der
Zweck ist, die Stärke als in dem Gegner liegend zu verherrlichen.
1^-5 „Rähu, unvermögend dem Visnu etwas anzvihaben, in Feindschaft" no
„ob der erlittenen Leibessti'afe, bedrängt noch jetzt eifrig den Mond,"
„dessen Form seinem lieblichen Antlitz ähnelt")".
Hier ist Rähu gegenüber der HERR ein mächtiger Gegner,
und der ihm kraft der Ähnlichkeit mit seinem Antlitz angehörige
Schwache der Mond ; aus dessen Schädigung erkennt man die Er- 35
habenheit des HERRN.
Wenn der Vergleichsgegenstand getadelt wird
oder man ihn zum v e i* g 1 i c h e n e n Gegenstand macht,
so ist das ein 1* r a 1 1 p a.
Wenn der Vergleichsgegenstand durch die Fra^e nach seiner 10
Berechtigung getadelt d. h. untersucht wird, sofern der verglichene
Gegenstand das leisten kann, was der Vergleichsgegenstand leisten
sollte, so ist das ein Pratlpa. Der verglichene Gegenstand wird
1) Küvyädarsa II, 299.
2) Lies väki/a^ für liähi/a\ c(. Note .0 zu S. i'>:i oben.
;j) sisup. xiv, 78.
g()4 Jacobi, RnuyahcCs Alamhärasarvasva.
als "pratlpa bezeichnet, weil er sich zu dem Vergleicbsgegenstand
gegensätzlich verhält. Wenn man einen Yergleichsgegenstand . der
als solcher gang und gäbe ist, zum verglichenen Gegenstand macht,
um ihn in der Achtung herabzusetzen , weil man einen andern
5 (würdigeren) Vergleichsgegenstand aufstellen möchte, so ist das ein
zweites PratTpa, insofern auch hier der oben ausgesprochene Gesichts-
punkt (für seine Benennung) zur Geltung kommt.
Der Reihe nach wie folgt:
(Die Beschreibung Srikantha's in Harsac. p. 98): „wo das Auge 166
10 der Frauen ihr angeborener Mundamälä-Schmuck. die Kränze aus
blauen Lotusblnmenblättern aber nur eine Last war*" usw.
[Oder wie in der Strophe (oben p. 149): „Als der Schöpfer
dich, 0 König, der Schönheit Heim" usw. Oben wurde gezeigt,
daß hier auch ein Yathäsainkhj-a vorliegt] ^).
15 „Ei, komm doch, Schöne, leih dein Ohr, höre deine Schande :*•
„mit deinem Antlitz, o Schlanke, vergleichen die Leute den Mond."
Hier wird der als Vergleichsgegenstand gang und gäbe Mond,
um ihn herabzusetzen, zum verorlichenen Gegenstand gemacht. Der
Grund ist hier, daß man das Antlitz als Vergleichsgegenstand (d. h.
20 daß mit ihm der Mond verglichen werde) hinstellen möchte.
Zuweilen ist eine sreläufige Ähnlichkeit der Grund zur Herab-
Setzung, z. B. :
„Warum, Liebe, bist du so unerträglich stolz auf deine zwei" lüT
-Augen? Sind denn nicht wie sie überall in den Teichen blaue"
TT O
25 „Lotusse?-)"
Hier bewirkt die Aufstellung als Vergleichsgegenstand'') die
Herabsetzuncf von etwas ganz Vorzüaflichem ■*). Nach dieser Norm
gilt als PratTpa , wenn etwas wegen seiner ganz hervorragenden
Eigenschaften nicht als verglichener Gegenstand fungieren kann, nun
30 aber als Vergleichsgegenstand 5) behandelt wird. Z. B.:
„Brüste dich nicht, liebes Hfilähala, du seiest Herr und Haupt"
„der Schlimmen: sind nicht deinesgleichen reichlich hier auf Erden"
„die Reden der Bösen?"
Hier wird das Hälähala, dessen Fehler so groß sind, daß es
35 als vei-glichener Gegenstand nicht gedacht werden kann, als Ver-
gleichsgegenstand dargestellt.
Die V e r d e c k u n g einer Sache durch eine andere
heißt Mllita.
1) Die eiiigoklammerto Stolle scheint ein Zusatz zu sein. Denn da die
beiden Pratlpa's kramOKt belegt werden sollen, so hätte es keinen Sinn , zwei
Beispiele für die erste Art anzuführen. 2) Kudrata VUI, 7>>.
'A) Lies ujxtniänatvajn'iidurbhära, wie sich aus dem Komm, ergibt.
4) Nämlich : netrai/ufjalafii/a, Komm.
.O) Ich verändere hier den Te.\t nach den zur Erläuterung des Beispiels
gegebenen Worten. Dem Komm, scheint allerdings schon unsere entschieden
verderbte Lesart vorgelogen zu haben.
Milüa, Sämanya p. 166—170. 605
AVenn ein Ding ein anderes durch eine ihm eigentümliche oder
auch zufällige Eigenschaft verdeckt, dann wird das der Sache ent-
168 sprechend Mllita genannt. Und das ist nicht die Figur Sämanya.
Denn diese besteht darin, daß wegen einer gemeinsamen Eigenschaft
der Unterschied (zweier Dinge) nicht wahrgenommen wird ; hier 5
aber wii'd ein Ding von geringerer Qualität durch eines von höherer
in den Schatten gestellt. Somit ist ein großer Unterschied zwischen
diesen beiden Figuren.
Durch eine dem Dinge eigentümliche Eigenschaft z. B.
„Die Augen in ihren Außenwinkeln unstet, beim Sprechen" n)
„liebliche, undeutliche Laute, der Gang schleppend und voll An-*"
„mut, das Antlitz äußerst lieblich: so präsentieren sich aus eigener*"
„Anlage die zarten Körper der Gazellenäugigen derart, daß hier"
„die Wirkung des Rausches, obgleich er sich zeigt, nicht bemei'kt"
„wird". lö
169 Hier wird durch die Beweglichkeit der Augen, eine natürliche
Eigenschaft, die durch die Wirkung des Rausches erzeugte Beweg-
lichkeit der Augen verdeckt.
Dux'ch eine zufällige Eigenschaft z. B. :
„Auch ein Kenner würde nicht bei deinen Feinden mit ihrem" -20
„zitternden, schauernden Leibe, da sie immer in Schluchten des"
„Himäla3"a, besorgt vor deinem Hereinbrechen, willenlos leben, die"
„Furcht erkennen können".
Die aus dem Aufenthalt in den Schluchten des Himälaya sich
ergebende Kälte bringt als Akzidenz Zittern und Schauern („Gänse- 23
haut") hervor, welche die durch die Furcht bewirkten gleichen
Symptome verdeckt. Und wegen des Yerdeckens hat die Bezeichnung
Mllita statt.
Wenn eine in den Zusammenhang gehörige Sache
mit einer andern wegen der Gleichheit der Eigen- ;!o
schaffen durchaus gleich wird, (so ist das die Figur)
S ä m ä n y a.
Wenn eine in den Zusammenhang gehörige Sache mit einer
nicht hinein wehörigen wegen des Besitzes gemeinsamer Eigenschaften
als durchaus gleich d. h. wegen Nichtbemerkens des Unterschiedes s.t
als wescnseins geworden , dargestellt wird , so ist das wegen des
Besitzes gleicher (samäna) Eigenschaften die Figur Sämänj'a. Und
es ist das keine Apahnuti, weil nicht, indem etwas geschildert wird,
es als etwas anderes dargestellt wird. Z.B.:
„Die Leiber mit Sandelpulver gepudert, mit blanken l'erl-'" n»
„schnüren geschmückt, die Gesichter leuchtend von schneeweißem"
„Elfenbein- Ohrschmuck, in leuchtend reinen Gewändern: so gehen"
„jetzt, da der Mond in weitem Glänze die Erde weißt, unbomerk-"
„bar geworden, munter und sonder Furcht /.u ihres Liebsten"
„Wohnung die lockeren Mädel". i-''
170 Hier wird die Nichtwahrnehmung der Verschiedenheit des
606 Jacobi, Ruyyalca's Alamkarasarvasva.
Mit-Sandel-pulver-gepudertseins usw. von dem Mondschein durch
die Worte „unbemei'kbar geworden" angezeigt.
Unter Aufgabe der eigenen Eigenschaft An-
eignung einer höheren (heißt) Tadguna.
5 Wo ein Ding von nicht hervorragender Eigenschaft sich die-
jenige eines ihm nahen vorzÄiglichen Dinges aneignet, da liegt die
Figur Tadguna vor, so benannt vreil „des vorzüglichen Dinges
Eigenschaften in ihm sind". Und das ist kein Milita. Denn in
letzterem wird das in Rede stehende Ding als durch ein anderes
10 verdeckt aufgefaßt, in unserer Figur aber wird das in Rede stehende
Ding, dessen eigenes Wesen unverborgen bleibt, als durch die Eigen-
schaft eines andern koloriert aufgefaßt. Dadurch unterscheiden sich
beide voneinander. Z. B.
„Wo (i. e. auf dem Aufgangsberge) die wie Bambus-"
15 „sprossen dunkeln (Smaragden) mit ihrem rings erstrahlenden Glänze"
„die Sonnenrosse, die durch die Morgenröte ihre Farbe verändert"
„hatten, zum Wiederannehmen ihres eigenen Glanzes brachten^)".
Hier eignen sich die Sonnenrosse die Farbe Aruna's an, und
diese den Glanz der Smaragde; somit findet sich hier das Merk-
20 mal des Tadguna.
Wenn ein Ding, obschon Veranlassung dazu wäre,
nicht sich den Eigenschaften (eines andern) angleicht,
(so ist das die Figur) A tadguna.
Bei Gelegenheit des Tadguna wird dessen Gegenteil Atadguna
25 besprochen. Hier wäre es berechtigt, daß ein Ding von mindei-er
Eigenschaft sich diejenige eines vorzüglicheren auf Grund von dessen
Nähe aneignete ; wenn aber trotz der Veranlassung dazu, nämlich der
Nähe des Dinges von hervorragender Eigenschaft, Nichtangleichung 171
an dessen Wesen: die hervorragende Eigenschaft, d.h. Nichtuach-
30 ahmunar durch das Ding von minderer Eigenschaft stattfindet, so
ist das die Figur Atadguna. so benannt weil „des vorzüglichen
Dinges Eigenschaften nicht in ihm sind". Oder wenn Nichtan-
gleichung an das Wesen eines hinzugezogenen Dinges (überhaupt)
trotz der Veranlassung dazu statthat, so ist auch das ein Atadguna,
35 so benannt weil „des hinzugezogenen Dinges Eigenschaften nicht
in ihm sind". Der Reihe nach wie folgt:
„Obschon du ein dhavala-) bist, o Schöner, so hast du doch"
„mein Herz gerötet (oder erobert); wenn auch aufgenommen in"
, meinem von Röte (oder Liebe) erfüllten Herzen wirst du, o"
40 „Liebenswürdiger, doch nicht rot (oder verliebt)-')."
„Das Wasser der Gangä ist weiß, das der Yamunä rußfarbig:"
„in beiden tauchend, o Schwan, wird diese deine blendende Weiße'
„nicht erhöht und niclit vermindert')".
1) Sisup. IV, 14.
2) Ein Vorzüglicher (DK. V, 67 = yo yanijäiii jätilv uttamali) uiul ^weiß".
3) Ilüla ÜÜ7, 4) Ind.' Sprüche '.'101.
10
Tadguna, Atadguua, Uttara, STiksma j). 170 — 173. ßQT
lu dem ersten Beispiele wird der mit dem Ausdruck dhavala
bezeichnete Geliebte trotz der Berübi'ung mit dem sehr roten Herzen
nicht, wie doch zu erwarten wäre, rot; es liegt also ein Atadguna
vor. In dem zweiten tritt trotz der Berührung mit dem Wasser
der Gangä und Yamuuä nicht deren Wesen ein ; also durchaus
Atadguna. Weil aber hier auf das Verhältnis von Ursache und
Wirkung kein Gewicht gelegt ist, so findet die Figur Vi>ama darauf
keine Anwenduncr.
172 Wenn aus einer Antwort die Frage erraten wird
und wenn mehrmals eine unerwartete Antwort sre-
geben wird, (so ist das die Figur) Uttara.
Wo eine nicht ausgesprochene Frage aus der ausgesprochenen
Antwort erraten wird, liegt ein Uttara vor: und das ist kein
Anumäna, weil (die technischen Erfordernisse eines Schlusses wie)
pahmdharmatä usw. nicht gegeben werden. Und wo auf eine 15
Frage eine unerwartete Antwort folgt, und zwar nicht nur einmal,
weil uns das an sich keine Schönheit würde empfinden lassen, also
wenn es mehrmals hintereinander gresetzt wird, da liewt ein zweites
Uttara vor. Und das ist keine Parisamkhyä, weil es hier nicht
darauf abgesehen ist, daß eins (das in der Antwort Gegebene) alles 20
andere (als Antwort mögliche) ausschließe. Der Reihe nach, wie folgt:
„Da ich in unserem Hause allein als junge Frau bin und der"
173 , Hausherr verreist ist, wen kannst du hier um Herberge bitten!"
,Ist nicht meine arme Schwiegermutter blind und taub, du törichter"
,Wanderer?^)" 25
„Was ist furchtbar? Der Gang des Schicksals. Was ein"
„Gewinn? Wenn jemand (unsere) Vorzüge anerkennt. Was Wonne?"
,Ein braves Weib. Was Leid ? Die bösen Leute".
Im ersten Beispiel errät man aus der Antwort die Frage : kann
ich hier Herberge haben -) ? Im zweiten wird paarmal nacheinander -m
auf eine Frage eine Antwort gegeben, die unerwartet ist, weil man
auf »Gang des Schicksals" usw. nicht so leicht verfällt.
Des weiteren werden Figuren definiert, bei denen es sich um
das Verständnis eines verborgenen Sinnes handelt.
Wenn eine ganz feine Sache erkannt und dann 35
kund getan wird, so (ist das die Figur) Süksma.
Wenn eine feine, von Leuten mit grobem Verständnis nicht
erkennbare Sache von Scharfsinnigen aus einer Gebärde oder dem
Habitus erkannt wird \ind dies dann einem Schlauen kund getan
wird, so ist das die Figur Süksma. Aus einer Gebärde z. B. : 10
„Als die schlaue Dirne merkte, daß der Galan die Zeit zum"
„Stelldichein wissen wollte, schloß sie ihre Lotusblume, wobei ihr"
-lächelndes Ausre ihm die Absicht verriet".
o
1) Rudrata VII, 41.
2) Sonderbar ist, daß der Text den Imperativ (tii/atäni liat, und der Satz
doch als Frage bezeichnet wird.
ß()3 Jacobi, Ruijyaha's Alamkurasarvasva.
Hier wird die auf die Zeit zum Stelldichein o-erichtete Absicht
durch die Gebärde des Galan wie Bewegung der Brauen erkannt
und durch das zur Nachtzeit stattfindende Schließen der Lotus-
blume kundgetan.
5 Aus dem Habitus, z. B. : 17-4
„Als eine sah, daß am Halse ihrer Freundin der Safran von einer"
, Reihe aus dem Antlitz geträufelter Schweißtropfen verwischt war,"
„da zeichnete sie lächelnd in ihre Hand die Figur eines Schwei-tes,"
, damit ausdrückend, daß die Schlanke wie ein Mann getan hatte".
10 Hier wird aus dem Habitus, nämlich ^) aus der von den Schweiß-
troijfen bewirkten Verwischung des Safrans, coitus inversus erkannt
und dadurch kundgetan, daß die dem Manne anstehende Schwert-
klinge in die Hand gezeichnet wird.
Wenn eine offenbar gewordene Sache verdeckt
15 wird, (so ist das die Figur) Vyäjokti.
Wenn eine verborgene Sache aus irgendwelchem Grunde offenbar
geworden, d. h. an den Tag gekommen ist und dann durch Vor-
schützen einer andern plausibeln Sache verdeckt d. h. geleugnet
wird, so heißt die Figur Vj'äjokti, weil darin ein Vorwand (vi/äja),
20 nämlich das Vorschützen einer andern Sache, ausgesprochen wird
{vacanam). Z. B. :
„Schützen möge euch Siva, wie er, verwirrt durch den Wonne-*"
„schauer, der ihn beim Ergreifen der Hand der ihm vom Gebirgskönige"
„zugeführten PärvatT überlief, und erregt über seine gestörte Hin-"
25 „gäbe an die ganze Handlung sagte : „ei wie eisig sind die Hände"
„des Schneeberges", wobei ihn die Weiber Himavats, die Götter-"
„mütter und die Ganas verschmitzt ansahen".
Hier wird die verliebte Empfindung, die der Wonneschauer usw.
verriet, durch das Vorschützen von Kälte verleugnet. Wenn es auch
30 zunächst abgelehnt und dann durch die Erwähnung des Lächebis
als offenbar geworden aufgezeigt wird, so wird doch bei der Dar-
stellung unserer Figur nur die Ableugnung ins Auge gefaßt. -)[„Ist
nun nicht in der Stelle über die Apahnuti festgesetzt worden : wie
1) Der Te.\t ist nicht in Ordnung; icli übersetze, als wenn hhinnatva-
rüpena dastände. Obgleich diese Verbesserung für "rüjxibJnimena als Kon-
jektur gewagt ist, so kann doch darüber kein Zweifel sein, daß dem Sinne nach
etwas derartiges im Text gestanden hat.
2) Die eingeklammerte Stelle halte ich für eine Glosse. Denn die beiden
Arten der Apahnuti werden nicht in dem Abschnitt, der über die Apahnuti
handelt, sondern iu demjenigen über Slesa genannt. Zudem kann die Stelle
auch inhaltlich nicht von unserm Autor herrühren. Denn welcher Autor würde
eine solche Erklärung abgeben : oben habe ich etwas gesagt, und jetzt sage ich
etwas dem Widersprechendes. Oben bin ich dem Udbhata gefolgt, hier aber
nicht! Der letzte Satz, den ich nicht zur Glosse rechne, würde in dem Zu-
sammenhang, in dem er steht, ganz albern sein; denn er würde besagen: weil
CS eine Vyäjokti gibt etc. Aber es sollte doch erst bewiesen werden, daß es
eine gibt. Ihre lierechtigung ist aber vom Autor ausgesprocheu. Denn npal'qM
ist etwas anderes als ojia/nuiiKi. In dem Sinne sagt der Kommentar: „in der
Vyajokti, VakroUi p. 174:—176. ■ 609
die Ablehnung zum Zwecke einer Ähnlichkeit ein Apahnuti ist, so
ist auch die Ähnlichkeit zum Zwecke einer Ablehnung eine Apahnuti ?
In der Vyajokti findet sich die letztere Art. Wie kann sie also
hier als eine besondere Figur genannt werden". Ganz recht. Was
an jener Stelle gesagt wurde, wurde auf Grund der Lehre Udbhata's 5
gesagt. Denn nach dessen Ansicht gibt es keine Figur namens
175 Vyajokti.] Weil aber hier diese (d. h. die Ableugnung) da ist, so
ist unsere Figur als eine besondere aufgeführt, da ja die Apahnuti
etwas anderes ist.
Wenn ein in bestimmtem Sinne gesprochener lo
Satz durch Betonung oder Slesa in anderem Sinne
genommen wird, (so ist das die Figur) Vakrokti.
Wegen der gleichen Benenniing als eine xikti wird diese Figur
unmittelbar nach der Vyajokti erklärt. Wenn ein von einem
Sprecher in einem Sinne gesprochener Satz von einem andern Sprecher 15
unter Anwendung der Betonung oder des Slesa anders, d. h. mit
Hineinlegung andern Sinnes, genommen wird, so ist eine solche Rede
eine Vakrokti.
Durch Anwendung der Betonung, z. B. :
„Abhängig vom Vater (giiru) im Begriff in ein fernes Land" 20
,zu gehen, Freundin, wird jener nicht kommen zur Frühlingszeit,"
„die lieblich ist durch Bienenschwärme und den Kuckuck !('?)"
Hier wird dieser Satz von der Geliebten im Sinne einer Ver-
neinung seines Kommens gesprochen, von der Freundin durch An-
wendung der Betonung^) bejahend gewendet. Infolge der Betonung 25
bekommen Bejahung und Verneinung umgekehrte Bedeutung.
17(3 Der Slesa ist dreifach: ohne oder mit Worttrennung, oder
mit beiden. Auf Grund des Slesa ohne Worttrennung, z.B.:
„Ach, wer hat dir einen so grausamen (däruna) Sinn {buddhiy
„gegeben? Die Buddhi besteht aus den drei Guna's, niemals aber" :!0
„aus Holz!"
Hier ist därimä zuerst als Nominativ genommen und wird
dann durch Slesa als Instrumental gedeutet.
Auf Grund des Slesa mit Worttrennung, z. B. :
„Du, Ti'äger des Hälähala, betäubst meinen Sinn, wenn ich" 30
„dich umanne". „„Ich habe keinen Wein {hcda) noch einen Pflug"
^{hala); Einfalt! wie wäre ich ein Pflüger "?"" „In Wahrheit bist"
„du doch ein Pflüger, dieweil du (jovühana (dein Reittier, den"
„Stier, und Antreiben der Ochsen) liebst. Der so in der Vakrokti"
„von der Tochter des Schneegebirges übertroflene und darob lachende" -lo
„Hara schütze euch-)."
Apahnuti wird, um dio hiiizugehörigo Sache zu orhoheii, dio hoi'beigezojjeno fiuf-
genommen ; hier nber wird die schon olVonkundige hinzugehöriye Sai'ho durcli
eine herbeigezogene andere versteckt".
1) Durch fragende Betonung dos Wortes „nicht".
2) Uiitnäknra's VakroktipancäMkä v. 2, Kävyainälä part I, p. 102.
610 Jacohi, lluiiyahci's Alamkarasarvasva.
Auf Grund des 81esa mit und ohne Worttrennuncr wie foloft:
„')Vijayä, zu geschickt ist Tryaksa (Siva), ich kann mit ihm"
„nicht spielen". ««Zum Siegen bin ich geschickt, aber ich habe"
„nicht drei Würfel {tryaksa); zwei Würfel sind in meiner Hand!""
5 „Was soll mir das Würfelsjiiel?" „„Dann gehe er, wenn du"
„den Ganesa (= mediirodara) nicht magst !"" „Wer haßt denn den"
„Vinäyaka?" Die Schlangenwelt, weißt du das nicht, (haßt den"
^vi-nm/alia, Fürst der Vögel, Garuda)"".
„Wenn ich den Mond nicht kriege, hab ich keine Freude;" 177
10 „warum hintergehst du mich soV" „„Wenn es der Devi so beliebt,"
„dannj Nandin, rufe den Rähu (= ca7idragrahana)\^'^
„Ach, wem machte wohl Freude die Gegenwart Rähu's des"
„scharfzahnigen, des schreckenerregenden ?" „„Wenn du sie nicht"
„magst, dann lege ich sofort ab die Halsbandschlange {härähi).'"'
15 „Was wäre das für ein Spiel mit dir, dem schätzelosen, schämst"
„du dich nicht?"
„„Was sollen denn die Vasus? siehst du nicht dort die Götter"
„und Asuren sich yerneigen '?""
„Was gebrauchst du als Siegel-)? ich kenne dein Wappen*
20 „{anka) nicht". „„Nachdem du tausend göttliche Jahre (auf meinem"
„Schöße anka) gesessen hast, dürftest du das nicht sagen"".
„•') Während Pa^upati gegen sie zweideutige Wendungen ge-"
„bi'aucht wie zarte Schlingen, da flackerten freudig die Augen-"
„Sterne in Bhaväni's Antlitz, und so möge sie euch schützen-^)."
25 Das Wort vakrokfi bedeutet zwar auch poetische Figur über-
haupt, wird aber hier als Bezeichnung einer speziellen Figur gebraucht.
Die treue Schilderung einer feinen Eigenart
eines Dinges heißt Svabhävokti.
Nicht jede Schilderung der Eigenart eines Dinges ist eine
30 poetische Figur, weil in dem Falle jedes Gedicht eine Figur wäre.
Denn es gibt kein Gedicht, in dem nicht die Eigenart eines Dinges
geschildert würde. Darum ist „fein" zugesetzt. Fein ist, was nur
der Poesie zugänglich ist. Darum ist die treue, d. h. nicht zu
wenig und nicht zu viel gebende , Schilderung nur einer solchen
35 Eigenart eines Dinges, welche nur von einem Poeten aufgestellt ist, 178
die Figur Svabhävokti. Sie wird hier behandelt, da es sich um
Redewendungen handelt, die als ukii bezeichnet werden. Ihr Unter-
schied von den beiden Figuren Bhävika und Rasavat wird bei
Gelegenheit des Bhävika festgestellt werden. Z. B. :
•10 „Das bei der Anordnung der Haartracht der Schönen durch"
„das Ki-atzen der schnabelförmig zusammengelegten Nägel gebildete"
Ij Von Sriinayürii iincli Sbh. 123 — 120. (T. Lüders, Das Würfebpiel im
alten Indien p. G6.
2) viutlhä ist wulil verlesen aus viudrfun. Die Situation ist wohl die.
dftO Pürvatl Sivu's Sie^jolrinj; hesulien will.
3^ Ich übersotzo nach der Lesart in Sbh. 12'.' itthaiu j)a'<upati .
Svabhavohti, Bhuvika 21. l'il — 1~^>. 611
n
, Knacken gemischt mit ihrem Sit-Laute möge sein ein Ohi'en-''
„schmaus des Glücklichen, dei- seine Augen halb schließt bei dem"
„Nektavbade der Umarmung, die auf ihrem Rücken sich an-"
schließend von der Fülle der vollen Brüste (gewissermaßen)"
„überfloß!)." 5
Wenn vergangene oder zukünftige Dinge gleich-
sam leibhaft vor Augen treten, so ist das die Figur
B h ä V i k a.
Wenn vergangene oder zukünftige, d. h. gewesene oder noch
bevorstehende Dinge, insofern sie als nicht in der Sphäre des All- 10
täglichen liegend besonders merkwürdig sind und dazu in einer
von verzwickter Konstruktion freien Sprache dargestellt werden,
gleichsam leibhaft vor Augen treten, so ist das die Figur Bhävika. ,
Das ist: des Dichters hhüva^ d. h. Gedanke, hat seinen Reflex in
dem Gemüt des Hörers ; oder bhüva bedeutet bhävanä , das fort- 15
171» gesetzte Bewußtmachen (oder Festhalten) derselben Vorstellung, und
das findet bei dieser (Figur) statt.
Diese Figur ist nun nicht identisch mit dem Bhräntimat
(cf. p. 44), weil in ihr das Vergangene bezw. Zukünftige doch als
vergangen bezw. zukünftig (und nicht irrtümlich als gegenwärtig) -lo
erscheint. Noch ist sie (Mitteilung) einer bloßen Tatsache wie
„einst war Räma"; denn man bemerkt in dem Vergangenen bezw.
Zukünftigen eine deutliche hinzutretende Eigenschaft wie klar-vor-
Augen-stehen usw.-). Noch ist sie eine Atisayokti (cf. p. <J5), weil
man nicht eine Sache für etwas anderes ansieht. Denn man sieht das 26
Vergangene bezw. Zukünftige nicht an für etwas Nichtvergangenes
bezw. Nichtzukünftiges, oder umgekehrt, auch nicht etwas Wahr-
nehmbares {2))'i(ti/aksa) für etwas Nichtwahrnehmbares , oder um-
gekehrt. Denn die Wahrnehmbarkeit (oder Augenfälligkeit) ist nicht
lediglich Eigenschaft des Dinges als solches, weil sie demselben :'.o
zukommt im Verhältnis zu seiner Erkenntnis. So heißt es : Etwas
ist Gegenstand der Wahrnehmung, dessen Vorhandensein und Ab-
Wesenheit dem Vorhandensein und der Abwesenheit der entsprechen-
den Vorstellung genau entspricht"'^). Allein bei der Wahrnehmbar-
keit des Dinges wirken die im Beobachter ruhenden Bedingungen 3.->
mit. Diese bestehen bei der gemeinen Erfahrung in den Sinnes-
Organen, Auge usw. ; bei der Erkeimtnis übersinnlicher Dinge seitens
1) Ob ich (He Strophe riclitig vorstiinden , ist mir zweifelhaft, Iti der
dritten Zeile habe ich verbessert pr^phasliHiiadaiHvmanantanabharotsekjia. Die
Situation denke ich mir foljjcndermalJon : Sic sitzt auf seinem Schöße (n/'//i"0^'ä/7)
und er brin^jt mit seinen Näj^eln ilire /.erwiiiilten Ilaare in Ordnunj^, ehe ein
Kamm angewandt werden kann; wimiu er ihr dabei weil tut, macht sie Sit.
d. h. sie zieht die Luft durch die aufeinandergebissenen Ziihne ein.
2) Tilge galasija hinter j)ratiiaksatradi.
3) Diese Definition scheint aus buddhistischer CJuelle zu stammen; etwas
inhaltlich genau Entsprechendos lindet sich Ny:iyabinduprakarana 1, 13.
612 Jacohi, Ruyyaka's Alamharasarvasva.
der Yogins bestehen sie in der bhävanä^)^ und seitens der Erfinder
dichterischer Stofi^e in dieser allein. Und diese bhävanä wird (bei
den Dichtern) veranlaßt durch die dem Gegenstand zukommende -)
besondei'e Merkwürdigkeit, weil besonders merkwürdige Dinge mit
5 Aufmerksamkeit im Gemüt festgehalten werden.
Auch darf man nicht sagen, daß unsere Figur darum, weil in
ihr der Begriff' von „gleichsam" enthalten ist , insofern vergangene
bezw. zukünftige , also nicht wahrnehmbare Dinge , gleichsam als
wahrgenommene •') angeschaut werden , eine unausgesprochene Ut-
10 preksä*) sei, weil diese in der Identifizierung, einer Art von Dafür- 180
halten ^) , besteht. Denn das Nichtwahrnehmbare wird nicht für
Wahrcrenommenes gehalten, sondern von den Erfindern dichterischer
Stoffe als etwas Wahrgenommenes angeschaut. Auch bedingt der
•im Gegenstand selbst liegende Begriff" von .gleichsam" nicht eine
15 Utpreksä, weil diese vielmehr als ein Dafürhalten Eigenschaft des
Auffassenden ist . . . .'''). Im Gebiete der Poesie ist aber der An-
wender (einer Vorstellungsform) zugleich der Auffassende.
Auch läßt sich nicht deshalb , weil aus der Anschauung der
besonders merkwürdigen Sache sich die Empfindung direkten Wahr-
20 nehmens von Vei-gangenem bezw. Zukünftigem ergebe, behaupten,
daß es ein Kävyaliiiga wäre. Denn die Auffassung hat nicht die
Form von Grund und Folge, sondern man schaut (den Gegenstand)
nach Art der Yogin's als direkt wahrgenommen an.
Auch kann man nicht deshalb, weil man etwas als vor Augen
25 stehend mit ästhetischem Genuß anschaut, behaupten , daß es die
Figur Kasavat sei "). Denn diese findet da statt, wo man als Mensch
(d. h. als eins mit der Menschheit, auf Grund eines Gemeinsinnes)
die Gemütsvorgänge Liebe usw. und auf Grund derselben auch die
1) Bei den Yogin's also in fortgesetztem Festbalten derselben Vorstellung,
bei den Dichtern läuft dies auf die produktive Einbildungskraft hinaus.
2) Ich übersetze, als wenn im Te.xte vastugatä° stände. Zur Not ließe
sich rastugaljjä beibehalten: „soweit der Gegenstand in Betracht kommt".
3) Lies pratyahsdtaye'va.
4) Vgl. oben p. 57.
5) Lies ab]ümäna°\ das folgende rüpälchya scheint nicht ganz in Ordnung
zu sein.
G) Das hier folgende Zitat kann ich nicht identifizieren. Ich glaube, daß
yoJctir in yoktur {==2)rayo}ciur) verändert werden muß, und dliarma in dharmali.
7) liier kommen zwei termini vor, die genauer bestimmt werden müssen,
als es durch die Übersetzung möglich ist. hrdayasamväda ist. wie der Komm,
p. 181 erklärt, zweifach: 1. auf äußere Dingo bezüglich, wenn jeder von dem
geschilderten Gegenstand sich sagt: ja so ist er! 2. auf Gemütsvorgängo bezüg-
lich, wenn sie so geschildert worden, daß der Leser oder Hörer sie gewisser-
maßen als seine eigenen mitempiindet und von der betreffenden Person sich
sagt: ja das geht in ihr vor! aäd/iäraiii/a ist das Mitomiitiiulen (auch tanmajil-
Ijhavana genannt, Candrikä zu DlivaiiyTiloka p. 27), wobei der Unterschied
zwischen einem selbst und der geschilderten Person, sowie Kaum und Zeit auf-
gühoben sind. Vgl. auch diese Zeitschrift LVI, S. 395. — Dem sädhärainjena
wird im folgenden Satze tätanthyena , und ftjihutatvena dem hrdayasnmrädi-
tuyü cntgcgengosotzt.
Bhävika j). 180—182. 613
Faktoren usw. als wahr (d. h. mit der inneren Erfahrung überein-
stimmend) empfindet ähnlich wie bei der Erkenntnis der trans-
cendentalen Einheit {advaita). In unserer Figur aber schaut man
als objektiver Beobachter Vergangenes und Zukunft klar und deut-
lich an, wie eine allwissende Person. Wenn aber nach dieser deut- 5
liehen Anschauung allgemeinmenschliches Empfinden eintritt, so
kann dann auf Grund der deutlichen Anschauung nachträglich die
Fissur Rasavat statthaben.
Auch ist unsere Figur nicht darum , weil darin das wahre
Wesen eines schönen Dinges beschrieben wird, mit der Svabhävokti lo
identisch. Denn in ihr wird, wenn die feineren Eigenschaften eines
Gegenstandes unserer Erfahrung geschildert werden , die Wahrheit
181 auf Grund des Gemeinsinnes i) anerkannt; in unserer Figur aber
werden transcendente Dinge vom objektivem Standpunkt aus als
klar und deutlich angeschaut^). Wenn aber in gewissen Fällen i»
auch Gegenstände unserer Erfahrung klar und deutlich an beschaut
w^erden , so liegt eine Komplikation von Bhävika und Svabhävokti
vor^). Auch stimmen die Figuren Svabhävokti und Rasavat nicht
durch die Anerkennung der Wahrheit an sich {hrdayasamväda-
mätrena) überein ; denn Svabhävokti besteht in der Wahrheit 20
(samväda) des Gegenstandes und die Figur Rasavat in der Über-
einstimmung des Gemütsvorganges*). Wo beide Arten von Wahr-
heit (oder Übereinstimmung) aufti-eten, da liegt eine Komplikation
vor; wo feinere Eigenschaften des Gegenstandes geschildert werden,
die Svabhävokti ; im andern Falle die Figur Rasavat. 2.5
182 Auch ist unsere Figur nicht darum, weil in ihr der Inhalt
infolge der nicht verwickelten Ausdrucksweise sofort zur Kenntnis
gebracht wird , mit der Charakterart ,Klarheit' identisch. Denn
diese besteht in dem sofoi'ti^en Zurkenntniscjelangfen als einer Eig-en-
Schaft des Ausgesprochenen, sei dies nun klar ucd deutlich oder so
nicht, unsere Figur aber darin, daß man das sofort zur Kenntnis
Gebrachte ^) klar und deutlich anschaue.
Somit ist unsere Figur von allen übi-igen verschieden. Und
in der Literatur findet sie reichlich Verwendung, z. B.
„Heil dem heil'gen Fürst der Yogin's, dem erhabenen Krug-*" 35
„gebornen, der in einer Handvoll Wassers Fisch und Schildkröt"
„sah, die Götter."
Oder wie im Anfang des Harsacarita in der Versammlung bei
1) Dann geht also der Leser oder Hörer gewissermaßen im Gegenstande
auf und vergißt seine eigene Person , wälirend er bei dem Bhävilta sich als
Beobachter fühlt.
2) Lies pratlteh und ergänze im Folgenden pratltau hinter S2ihutatrena.
3) Als Verbindung oder als Mischung, cf. p. 192 und 197.
4) Siehe letzte Anm. auf voriger Seite.
5) Statt samarpakasi/a muß wohl samarpitasiiu gelesen werden. Siehe
den Komm, zu unserer Stelle: jhagitij arthasamarpmjnm prasädah, jliurjiti
sajnarpitasiiüi'thasya sphutatrena i)ratltir bh äv ikam.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXII. 40
QX4: Jacohi, RuyyalcoCs Alamharasarvasva.
Brahman in der Schilderung der Göttin^); denn dabei sieht man
leibhaft ihre Erscheinung klar und deutlich. Und ebendaselbst'-)
in der Schilderung des Zornes des Muni und in der Schilderung
des Pulinda-').
5 Hierbei ist aber folgende kleine Untersuchung angebracht^).
Zuweilen tritt nämlich das Geschilderte infolge der Schilderung
(dem Leser) vor Augen, zuweilen aber wird das vor Augen Tretende
geschildert ; ersteres wie oben mit Beispielen belegt, letzteres z. B. :
„Auch ohne Sonnenschirm wird er wie von weißen Sonnen-"
10 „schirmen umgeben erblickt, auch ohne Wedel wird dieser, wer"
„es auch sei, wie von einem wirklichen Wedel der Anmut ge-"
„fächelt 5)."
Unsere Figur fällt in das Gebiet der ersteren Art, nicht in 183
das der anderen; denn die vom Dichter (dem Stoffe) verliehenen
15 Eigenschaften geben eine Figur ab, nicht die in dem Gegenstande
selbst liegenden, wie die Schönheit des Mondes usw. Und weiter^):
in Bhämaha's Definition „. . . und die nicht verwickelte Ausdrucks-
weise nennen sie als die Ursachen dieser Figur" sowie in derjenigen
Udbhata's „. ... bei Nichtverwickeltheit der Sprache hat das Bhävika
20 statt" (gilt) die Darstellung in einer von verzwickter Konstruktion
freien Sprache als das , was uns die Anschaulichkeit gibt ; wie
könnte das diese Wirkung haben , wenn in den im Gegenstande
selbst ruhenden Eigenschaften '^) das Bhävika läge ? Demgemäß ist,
weil in den Fällen der obigen Art die dem Gegenstande an sich
25 zukommende Vorzüglichkeit geschildert wird, das nicht diese Figur.
Wenn aber eine im Gegenstande selbst liegende Schönheit, die vom
Dichter oder einer von ihm eingeführten Person so geschildert
wird, daß sie zum Gemeingut der Nachfolger wird, nach Art der
Svabhä,vokti als Figur hingestellt wird, dann ist auch diese Axt
30 nicht gar zu schwer unterzubringen. Darum aber wird von andern ^)
das Bhävika auch nur so definiert: „wo vergangene bezw. zukünftige
Dinge gleichsam sichtbar gemacht werden, da ist das Bhävika".
Weil diese Figur mit der Svabhävokti eine gewisse Ähnlichkeit
hat, wird sie direkt nach letzterer behandelt.
1) Lies clevi statt veda. Gemeint ist p. 8 f.
2) p. 9 f. 3) p. 231 f.
4) Nach dem Komm, hat keiner vor unserm Autor sie angestellt, während
die vorausgehenden Erörterungen cirantanoktanltijü seien.
5) Navasähasäiika IV, 31.
G) Cf. JKAS. 1897, p. 285. Die vollständigen Verse lauten:
citrodrMädhhutärthatvain kathäi/dh srabhinltatä \
sabdänälculatä ceti tasifd hetiin jn-acaksate \\
2ir(it)i(dcs(t Iva i/atnlrthii dräi/diite hluitabliävinali \
(ttyadbhutiih syüt tad väcäni anäkrdyeiui väcihnn ||
cf. EkäviilT, Notes \i. 710.
7) Lies nannivcbud/iarjua für Hannivesadharmi.
8) Kfivyaprakäsa X, 28. Hier ist nämlich nicht von sabdänäkulatvit
dio Kcdo, wodurch Fälle von der zuletzt heschriobenen Art in die Definition
mit einbogrillbn worden.
I
Udätta, Jiasavat, Preyas, Urjasvin, Samahita p. 1S2 — 185. 615
Die Schilde runcf einer orroßarticren Sache ist
o O O
Udätta.
In Svabhävokti und Bhävika wird die Sache der Wahrheit
gemäß geschildert ; im Gegensatz dazu ist für das Udätta , das in
184 einer erdichteten Sache besteht, Gelegenheit gegeben. Wenn ein 5
mit unerdenkliche i' Herrlichkeit aussferüstetes Ding oreschildert wird
auf Grund der Einbildungskraft des Dichters, so ist das ein durch
Reichtum charakterisiertes Udätta. Z. B.:
„Wenn in den Wohnungen der Gelehrten die Perlen der"
„beim Spiel zerrissenen Halsbänder morgens vom Besen au den'' lo
„Hofrand zusammengekehrt und von der Lackschminke der Füße"
„schlendernder Knaben gerötet von zahmen Papageien, die sie von"
„weitem für Körner von Granaten halten, verschleppt werden, so"
„hat das König Bhoja mit seiner Freigebigkeit getan."
Und wenn Begebenheiten sf roßer Männer einen i5
untergeordneten Bestandteil (der Schilderung) bilden,
(heißt die Figur Udätta)i).
Wegen der Gleichheit des Namens Udätta wird sie hier ge-
nannt. W^enn Beofebenheiten crroßer Männer von berühmten Taten
als Teil eines Gegenstandes , der als das Ganze zu betrachten ist, 20
dargestellt werden , so ist das ein Udätta , weil die Taten großer
Männer etwas udätta, Berühmtes sind. Z. B. :
„Dies ist jener Wald, in welchem Räma weilend in dem Be-"
„streben, das Versprechen Dasaratha's zu verwirklichen, nur mit"
„Hilfe seiner Arme die Vernichtung der Räksasa bewirkte-)." 2.5
Hier, wo der Wald beschrieben werden sollte, sind die Taten
Räma's als ein untergeordneter Teil beschrieben.
185 Wenn Stimmung, Gefühl, deren Schein und deren
Erlöschen zur Darstellung gelangen, (so ergibt das
der Reihe nach die Figuren) Rasavat, Preyas, Ur-30
jasvin und Samahita.
Da im Udätta die Begebenheit eines großen Mannes als Vor-
stellung '■') erscheint , und da Stimmung usw. doch nichts anderes
als bestimmte Gemütsvorgänge sind, so ist hier der Ort, von
diesen (Stimmungen usw.) als Figuren zu handeln. Darum sind 35
auch ihrer vier gleichzeitig definiert. Der durch Faktoren, Effekte
und Konkurrenten ^) manifestierte bestimmte Gemütsvorgang wie
Liebe usw. heißt Stimmung (rasa), der durch Effekte und Kon-
kurrenten verwirklichte , wie Verzagen usw. in ihren 33 Formen ^)
heißt Gefühl (bhävä), und ebenso Liebe usw., wenn auf einen to
1) Rudrata nennt diese Figur Avasara. K. A. VII, 103.
2) Rudrata VII, 104.
3) cittavrtti, Flu.\ion der Denksubstanz, bozoiclinet bekanntlich alle geistigen
oder Bewußtseinsvorgäiifjo.
4) Vgl. diese Zeitschrift LVI, S. 394.
5) Siebe Bharata Vll. Dasariipa IV, 7. Kävyaprakäsa IV, 31lV. etc.
40*
626 Jacohi. Iluyijakas Alamkarasarvasva.
Gott usw. gerichtet. Deren Schein ist scheinbare Stimnaung
und scheinbares Gefühl ; der Schein besteht in der Unangemessen-
heit infolge der Richtung auf ein unpassendes Objekt. Deren
Erlöschen bedeutet den Zustand des Schwindens als ein Aufhören
5 der genannten Arten ^). Da nun unter diesen bei der Stimmung
als Erreichung des Klimax-) ein Zustand des Schwindens nicht
möglich ist, so kommt letzterer nur den beiden übrigen Arten (Ge-
fühl und deren Schein) zu. In der Reihenfolge, wie diese (vier) 186
dargestellt werden , ergeben sie die (vier) Figuren Rasavat usw.
10 Wo im Darstellen als einer Tätigkeit Stimmung ist, das ist Rasavat.
Ähnliches gilt von Preyas {=^ priyatara) als darstellender Tätig-
keit. Ebenso wo ürjas Gewalt ist, da ist die Darstellung ürjasvin.
Weil sie in ünangemessenheit sich betätigt, so ist sie gewaltsam.
Samähita ist Beilegung (parihära)^ und diese.... ■^) betriift die
ij (beiden oben) genannten Arten, als ein Synonym von Prasama.
In demjenigen Systeme ^), in dem die als Satzsinn auftretenden
Stimmungen die Figuren Rasavat usw. sind, da lieart in dem zweiten
Falle, wo es sich um Stimmungen usw. handelt, die (dem Satzsinn)
subordiniert sind, die Figur Udätta vor.
20 Nach der (andern) Ansicht'^) finden die Figuren Rasavat usw.
statt, wenn es sich um Stimmungen handelt, die etwas anderm sub-
ordiniert sind; weil aber das übrige Gebiet vom rasad/ivani (Stim-
mung als ,Ton''j eingenommen ist , ist keins mehr für die Figur
Udätta (in dem oben genannten Sinne) übrig. Dessen Gebiet ist
20 ja von dem Rasavat usw. eingenommen.
Ein Beispiel für Rasavat:
„Was lachst du? Nicht wirst du mir aufs neue entrinnen," 187
„da ich dich nach so langer Zeit wieder zu sehen bekommen habe."
„Woher, Hartherziger, deine Reiselust? Wer treibt dich von hier"
30 „fort?" Also redeten im Traume, als sie den Geliebten zu um-"
„halsen wähnten, und weinten dann laut, als sie mit leeren Armen"
„erwachten, die Frauen deiner Feinde."
Dies Beispiel paßt zu beiden Lehrmeinungen: den Satzsinn
bildet die traurige Stimmung, subordiniert ist die erotische : Liebes-
1) Lies uhta^iralcäränäm. Im Komm, wird von rasa als uJdapraJcära
gesprochen.
2) parai-iäränti, Höhepunkt, Endziel, Selbstzweck.
3) Hier lasse ich prakrtuträd unübersetzt. Der Kommentar sagt dazu:
, Darum ist der GeduiiUc: hier ist ein anderer Gegenstand das prakrta'^ . Wie
aber diesen Sinn in den Ausdruck legen?
4) Die den ^Ton" (Ihvcrni leugnei\, nach dem Komm. Dahin gehört Dai.idin
Kävjädarsa H, 2 7f)ff.
.')) Streiche das zweite rasiiradiJdf/dliniikärali. Die Hercchtigung dieser
Veränderung ergibt sich aus den Ausfülirungen des Komm. p. 188 zu etanmata-
diaya üi.
G) toniiudc: liiervor muß etwas ausgefallen sein des Inhaltes 'icmin tu
l'üvyätmdbh iilä rasädtii/fis.
Rasavat, Preyas, Urjasvin, Samahita p. 186 — 190. 617
schmerz ^). So wären auch Beispiele für die übrigen Stimmungen
anzuführen. Bei den übrigen Figuren Preyas usw. geben wir Bei-
spiele ohne Rücksicht auf den Unterschied (ob Hauptsache oder
subordiniert).
Die Figur Preyas z. B.: 5
189 ^Als sie, die während des Zusammenpressens ihres üppigen"
-Busens bei der ungestümen Umarmung ein Wonneschauer über-"
,lief, und der die Hülle des herrlichen Hintern herabglitt im"
«Übermaße heftiger Neigunof, mit dünner Stimme hervorstammelte :"
„,nein , nein, Unwiderstehlicher, nicht zu sehr, nicht zu arg . ." !" lo
, schlief sie da, oder verschied sie, oder verschmolz sie mit meinem"
„Gemüte, oder schmolz sie dahin ■^)?"
Hier ist bei dem Frauenzimmer die Konkurrente namens
Freude.
Ferner: 15
„Wo soll mein durch den Nektartrank deines Antlitzes ver-"
„wöhnter Blick noch Genügen finden; w^oher noch ein Gegenstand"
„für meine, nur deine Eeden zu hören aufmerksame Ohi'en kommen;"
„wie sollen diese meine , von deiner Umarmung ganz erfüllten"
„Glieder ruhen? Ach, durch die Trennung von dir sind wir jetzt" 20
„in elende Lage geraten •^).
Hier ist das Begleitgefühl , trübe Gedanken. Es ist das die
(auch) Bhäva genannte Figur. Das Gefühl wird als bestehend ge-
schildert; als erlöschend oder auftauchend soll es nachher be-
handelt werden. 25
Ein Beispiel von Urjasvin :
„Nachdem mir zu Gehör gekommen^) wie ein betörender"
„Zauberspruch um mich von fei'n herbeizulocken , der Name von"
„ihr, ohne die mein Sinn keinen Moment Ruhe findet, wann wird"
„wohl mir, dem an arsr creschlafrenen liebeskranken Gliedern Leiden-" so
„den , die Wonne sie zu fassen zu teil ? Davon habe ich keine"
„klare Kunde."
Hier machen sich der begehrliche Liebesschmerz des Rävana
(als Stimmung) und seine Sehnsucht als Begleitsgefühl unange-
messen creltend. 35
Ein Beispiel des Samahita:
„Die Röte deiner Augen von deutlichen Tränen getrübt ist"
.(geschwunden, und beruhifft hat sich zut,fleich mit dem Verziehen"
190 „der Brauen das Zucken der Unterlippe: obschon dein Zorn,"
1) Nach der Ansicht derer, welche den „Ton" leugnen, ist hier die traurige
Stimmung die Figur Rasavat, der Liebesschmorz aber Udätta, nach der gemeinen
Ansicht aber ist die traurige Stimmung Jiasadhvani , und der Liebesschmerz
die Figur Rasavat. So der Komm.
2) Amaruka 40. Ich übersetze nach der Lesart sneha für sveda in der
Ausgabe Kävyamälä Nro. 18.
3) Sänigadliarapaddhati 3501 anonym., mit einigen Varianten.
4) Lies i/ätc für Jäte, und i/ä7)i für yä.
618 Jacobi, Ruyyaka's Alamhurasarvasva.
^0 Leidenschaftliche, vergangen ist, so läßt er doch wegen seiner"
„argen Zwerghaftigkeit ^) ein anderes Gefühl bei dir nicht zur"
„Herrschaft gelangen."
Hier handelt es sich um das Erlöschen des Zornes. In ähn-
5 licher Weise ist auch sonst zu exemplifizieren.
Das Auftauchen eines Gefühls, der Widerstreit
zweier und die Verkettung mehrerer Gefühle sind
besondere Figuren.
(bliävodaya) der Zustand des Auftauchens ist udaya, des Ge-
10 fühls (bhäva), wie es oben (p. 185) definiert wurde; sandln ist die
Darstellung zweier widei'streitender Gefühle als miteinander rivali-
sierend, sabalatä ist die Darstellung vieler in der Weise, daß jedes 191
das vorhergehende aufhebt. Diese sind besondere, von Rasavat usw.
verschiedene Figuren.
15 Dies wird gelehrt-), weil Udbhata und Andere sie nicht als
besondere Figuren aufgeführt haben , andererseits um sie als ver-
schieden von „Verbindung" und „Vermischung" zu zeigen. Alle
diese (bisher behandelten) Figuren sind für sich in ihrer Reinheit
Figuren für sich; darum wird jede als von allen übrigen unter-
20 schieden gelehrt. Denn die „Verbindung" und die „Vermischung"
bestehen in der Verknüpfung von Figuren; die Verschiedenheit
von diesen beiden wird also hier gelehrt.
Ein Beispiel für das Auftauchen eines Gefühls :
„Bei der Anrede mit dem Namen einer Nebenbuhlerin dreht"
25 „die auf demselben Lager ruhende Schöne dem Geliebten plötzlich"
„im Zorn den Rücken; ungeachtet er ihr Schmeicheleien sagt,"
„achtet sie ihn nicht in ihrer Erregung; als er sich still verhielt,"
„da befürchtete sie, er möchte eingeschlafen sein, und sah ihn"
„wieder mit schneller Wendung des Halses an'"),
so Hier handelt es sich um Auftauchen der Sehnsucht.
Ein Beispiel für den Widerstr-eit zweier Gefühle:
„Mit der linken Hand den Tränenstrom aus seines Weibes"
„Augen, mit der rechten die Schwertklinge abwischend war ein"
„Krieger in Verlegenheit, was zu tun."
35 Hier ist das Zuneigung genannte Gefühl Liebe in Verbindung 192
mit der Kampfbegierde.
Ein Beispiel für die Verkettung der Gefühle :
„Es ist etwas Verbotenes (1) und ich bin ein Mitglied des"
„Mondgeschlechtes; könnte ich sie doch noch einmal sehen (2)!"
40 „Die eigene Weisheit wehrt mir Fehltritte (3); ach, selbst im Zorn"
1) Soll das nur bodouten, daß noch ein kleiner liest übrig ist, oder ist
dubci auch ein llintergodaiiko an die Hosliaftigkeit der Zwerge? Da die Strophe
sonst nicht üborliefort ist, so ist der Wortlaut nicht über iillen Zweifel erhaben.
Man könnte den Anfang auch übersetzen: in deinen Aiigoa sitzt noch die Kote etc.
2) Nämlich alle drei Figuren auf einmal.
3) Amariika 22. (Ind. Sprüche 1379.)
Bhavodaya, Bhavasandhi, Bhavasabalata, Samsrsli p. 190 — 195. 619
„war ihr Antlitz lieblich (4). Was werden die makellosen weisen"
„Männer sagen (5)? Auch im Traum kommt sie nicht zu mir (6)."
,Herz, ermanne dich (7)! Welcher wahrhaft glückliche Jüngling"
„wird ihre Lippe kosten (8)^)?
Hier findet sich Verkettung von 1. vitarka, 2. autsukt/a, s
3. matt, 4. smrtt, 5. sankä, 6. daini/a^ 7. dkrti, 8. cintä-).
Hiermit sind die auf Gemütsvoi-gänge bezüglichen Figuren
behandelt.
Jetzt wei'den zwei Figuren gelehrt, die durch die Verknüpfung
aller bisher crelehrten Fio-uren hervororerufen werden. Die Ver- lo
o o o
knüpfung ist dabei zwiefach, entweder nach Art der Verbindung,
oder nach Art der Inhärenz. Die Art der Verbindung liegt da vor,
wo die (verknüpften Figuren) deutlich getrennt bestehen, die Art der
Inhärenz doi't, wo sie nicht deutlich getrennt sind. Wenn sie
deutlich getrennt sind, so verhalten sie sich wie Reis- und Sesam- 15
körner, andernfalls wie Milch und Wasser. Wir tragen sie der
Reihe nach vor:
We nn bisher gelehrte Figuren wie Reis- und
Sesamkörner gemischt sind, so liegt die Verbindung
(Samsrsti) vor. 20
Wenn von den (bisher) gelehrten Figuren einige, wie es sich
gerade trifft , in derselben zusammenhängenden (Stelle) gebraucht
193 werden, (so fragt es sich), ob jede für sich nur ihrem eigenen
Zweck dient, oder ob daraus eine neue Figur entsteht. Das steht
jetzt zur Untersuchung. Wie Schmucksachen aus Gold , Edel- 25
steinen usw. zwar jedes für sich eine Schönheit hei'vorrufen , aber
durch deren Kombination eine Schönheit besonderer Art entsteht,
ebenso empfinden wir eine Schönheit besonderer Art, wenn mehi'ere
Figuren miteinander in Verbindung treten. Somit steht fest , daß
(dui'ch die Kombination mehrerer Figuren) eine neue Figur ent- 30
steht und daß jene nicht jede für sich ihrem eigenen Zweck dienen.
195 Und wenn auch eine neue Figur entsteht, so erkennt man (die
einzelnen Komponenten) entweder nach Art der Verbindung deut-
lich getrennt"^), oder nach Art der Inhärenz nicht deutlich ge-
trennt^), sodaß zwei Arten (unterschieden werden müssen). Im 3:.
ersteren Falle liegt die Verbindung (Sajpsrsti) vor, im letzteren
die Vermischung (Sarnkara). Darum bringt das Verhältnis von
Reis- und Sesamkörnei-n und dasjenige von Milch und Wasser beide
ihi'em Wesen nach zur Anschauuii<Tf.
Die Verbindung, die nach dem Verhältnis von Reis- und 10
Sesamkörnern besteht , ist von dreierlei Art , je nachdem sie auf
1) Vgl. Dhanj-rdokii p. 1C6. Übersetzung, Note 1.
2) Der Komm, erklärt , diiL^ die gegebenen drei Beispiolo imssou , wenn
man nicht den dhvani gelten lasse, für die Anbänger der dlivani-Yjühv^ gibt
er andere Beispiele.
3) Oder für sich bestehend.
620 Jacobi, Ruiiyakci's Alamkarasarvasva.
Lauttiguren, auf Siunfiguren und auf beiderlei Figuren beruht. Die
Verbindung von Lautfiguren, z. B.:
„Eine Andere, reizend in ihrer Ängstlichkeit vor den Bienen,"
-die vom Wohlduft ihres Mundes angezogen sie uraschwirrten, mit"
5 , Augen, welche ihre Locken verwirrten, brachte, wie sie sich hin"
,und her wandte, ein süßes Geklingel des Gürtels hervor^)."
Hier ist eine Verbindung zwischen den beiden heterogenen
(Lautfiguren) Alliteration und Vollreim, und ebenfalls zwischen den
homogenen Vollreimen {a,)lakalo-lakah{\a) und halola-kalola.
10 Die Verbindung von Sinnfiguren z. B.:
„Herrin, es weicht die Nacht, öffne schnell dein Auge mit"
„seiner lebhaften Pupille wie die Lotusstaude ihre Blüte mit der"
„(darin gefangenen) Biene; sieh, glanzlos, gleichsam beraubt durch"
„deines Antlitzes Pracht, verschwindet jetzt der Mond vom Himmel!"
15 Hier liegt eine Verbindung von Vergleich und Utpreksä voi-, 197
die gleichartig-) sind.
„Das Dunkel salbt gleichsam die Glieder ein , der Himmel"
„regnet gleichsam Augenschminke; wie der Dienst bei schlechtem"
„Heirn ist die Sehkraft nutzlos geworden" Kävyäd. 11, 362).
20 Hier liegt die Verbindung von Vergleich und L'tpreksä vor,
die ungleichartig sind.
„Möge Gelingen mir verleihen Ambikä's Lotusfuß, entzückend"
„durch liebliches Spangengeklirr, den sie mit Wucht auf das Haupt"
„Mahisäsura's setzte , während der wonnestrahlende Indra seinen"
25 „Kranz ihr zuwarf-')."
Hier ist eine Verbindung von Vergleich und Alliteration. Daß
Lotusfuß (jjädämbuja) als Vergleich (nicht als Metapher) zu nehmen
ist, beweist seine Verbindung mit dem Worte „Spangengeklirr",
die eine Metapher (Fußlotus) unmöglich macht, und verhilft dem
30 Vergleich, als der einzig übrigen Möglichkeit, zur Anerkennung-*).
So hätten wir denn die drei Arten der Verbindung festgestellt.
Jetzt wird die Mischunor nach der Art von Milch und Wasser
vorgetragen.
We n n aber wie ]\1 i 1 c h und Wa sser, so liegt die
35 Ve r m i s c h u n g (S a m k a r a) v o r
/. e. gemischt sind. Vermischung liegt vor, wenn die Getrennt-
heit nicht deutlich oder die Nichtgetrenntheit deutlich ist , und
zwar können die Figuren so gemischt sein, daß die eine der andern 198
1) Mägba 6, 14, Der Vers lautet dort:
vadana8aur(iljh(dohhapin-ihhr(tinadbhramin-ati(tinhhiam(isa>nbhrlasohh(iijä |
calitayä vkUidhe kulameklndäkalakalo 'lakcdoladrm 'ni/ai/ä \\
2) sajCUuja soll hier wolil heißen, die demselben Zweck dienen, indem
sie dieselbe Suclio, das Weichen der Nacht, illustrieren.
?i) Pafieastavl 111, 1, Kävyamäla 1897. Im Text manthara statt sundaru.
4) prasädayati. Vielleicht muß man j)ramdhai/ati lesen, wie auf der
folgenden Seite in gleichem Sinne jiramdhika gesagt wird ; dann wäre zu über-
setzen: und stempelt es zu einem Vergleich.
Samsrsti, Samhara p. 196 — 198. 621
subordiniert ist, oder daß es zweifelhaft ist, welche Figur vorliegt,
oder daß in demselben Passus ihrer zwei stecken; nach welchen
drei Möglichkeiten drei Arten der Vermischuncr entstehen. Der
Keihe nach wie folgt :
,Die Finsternis mit seinen Sti'ahlen , wie schwellende Haare" 5
.mit den Fino-ern, zurückdrängend küsste der Mond gleichsam das"
, Antlitz der Nacht, die ihre Lotusaugen schließt^)."
Der Vergleich „wie mit den Fingern" stempelt den Ausdruck
sarojalocana zu einem Vergleich, rajaniniukhani (Anfang der
Nacht = Antlitz der Nacht) ist eine auf Wortspiel beruhende lo
Hyperbel, weil hyperbolisch die beiden Bedeutungen (von mukha):
Anfang und Gesicht, ununterschiedlich genommen sind. So stehen
beide (Hyperbel und Vergleich) im Verhältnis vom Ganzen zu
seinen Teilen. [Und in gleicher Weise (haben wir) eine im ganzen
Verse ausgesprochene Samäsokti] -). Die von Vergleich und Woi't- i5
spiel unterstützte Hyperbel unterstützt ihrerseits die mit den
Worten „küßt gleichsam" ausgesprochene ütpreksä, weil diese
kraft jener zur Entstehung gelangt. Und indem sie (so) zur Ent-
stehung gelangt, verleiht sie jenen, die ihr zur Entstehung ver-
helfen , ihren Eeiz , wodurch das Verhältnis des Ganzen zu seinen 20
Teilen begründet ist.
^)[Oder wie:
„Daß Vivasvat, obgleich bekannt in der Welt als trayhnaya'^
„(oder vedenfest), zur värunl (Westen oder Wein) ging, darum"
„mein' ich, stürzte er vom Astabei-ge und drang deshalb eben, um" 25
„sich zu reinigen, in das Vadavafeuer ein."
Hier liegt in der ersten Vershälfte ein Wortspiel vor, das
dem Widerspruch zur Entstehung verhilft. Nach anderer Ansicht
sind Widerspruch und Wortspiel zwei besondere Figuren ; davon
wird in der zweiten Vershälfte die durch die Worte „mein' ich" 30
ausgedrückte Utpreksä unterstützt. Somit besteht hier das Ver-
hältnis des Ganzen zu seinen Teilen. Denn was als Ursache hier
vermutet wii'd , darin ist das den Widerspruch bedingende Wort-
spiel angebracht, und in der Wirkung, welche die Veranlassung zu
der Utpreksä ist, sind das Fallen und Sich -Ins -Feuer -Stürzen, 35
obgleich es in Wirklichkeit anders ist (nämlich „Untergehen"
und „Im-Ozean- Verschwinden"), mit dem Andersseienden (nämlich
mit „Fallen" und „Sich-Ins-Feuer-Stürzen") als ununtei*schiedlich
1) Kum. S. VIII, 63. Im Suvrttatilaka p. 51 ausdrücklich dem KälidRsa
zugeschrieben.
2) Ich habe diese Stelle eingeklammert , weil ich sie für eingeschoben
halte. Denn sie läßt sich mit dem tolgcndon in keinerlei Zusammenhang bringen,
da nur von der Utpreksä die Rode ist.
3) Die eingeklammerte Stolle halte ich für einen Zusatz, weil die Strophe
schon oben p. 99 gegeben und diskutiert wurde. Wie könnte übrigens eine
Vermischung von Virodha und Slesa vorliegen, wenn durcJ» den Slesa der Virodha
außer Geltung gesetzt wird?
622 Jacohi, RuyyaJca's Alamharasarvasva.
indentifiziert. Darum ist hier die Vermischung nach dem Verhält- ]
nis des Ganzen zu seinen Teilen. Eine auf diesem Verhältnis be- j
ruhende Vermischung besteht nun nicht in dem Wortspiel, das <
dem Widerspruch zur Entstehung verhilft, zwischen dem Woi'tspiel
5 und dem Widerspruch, und ebenfalls nicht zwischen der Utpreksä 199
und der Hyperbel, die in der Veranlassung (zur utpreksä,) enthalten
ist , weil beide Figuren (das Wortspiel und die Utpreksä) nicht
ohne jene beiden (Widerspruch bezw. Hy^jerbel) eintreten; w'eil sie
also ohne letztere nicht möglich sind , benehmen sie letzteren die
10 Geltung 1), (hier als selbständige Figuren gerechnet zu werden).
Man muß nun nicht glauben , daß , weil das Wortspiel auch ohne
den Widerspruch vorkomme , es deshalb eine Möglichkeit seines
Vorkommens gäbe, (die du eben bestrittest). Denn wir sagen
nicht, daß es ohne Widerspruch kein Wortspiel gibt; sondern weil
15 es nie ohne andere Figuren auftritt, so benimmt es ihnen die
Geltung, weil es sonst keine Möglichkeit seines Vorkommens hätte ;
und da unter jenen auch der Widerspruch ist, so verliert auch er
seine-) Geltung. So ist alles in Ordnung.]
So haben wir die Vermischung von Sinnfiguren vorgetragen.
20 Die Vermischung von Lautfiguren aber wird von einigen folgender-
maßen exemplifiziert:
rajati tau ''yam abluhata-dä na va räsätipäti särä vanadä \
(jajatü ca yiitham avirata-dä na va rä sä ti pä ti sä rä va na da \\ ■')
„Herrlich ist, o Verhinderer des Schlachtgeschreis der Dänaver,"
2.5 „dieses Ufer, an dem der tosende Bach vorbeieilt, und es schützf"
„die feste Wälder vernichtende Elefantenmasse, ausgezeichnet durch*"
„steten Brunstsaft, die Herde".
Hier sind die Lautfiguren Vollreim und anulomapratiloma mit
einander in Vermischung nach dem Verhältnis des Ganzen zu seinen
30 Teilen , weil sie in ffesfenseitiser Abhängigkeit stehen. Jedoch ist
das nicht recht befriedigend , weil zwei Lautfiguren , ebensowenig
wie zwei Lautgruppen , einander beeinflussen können und darum
nicht im Verhältnis des Ganzen zu seinen Teilen stehen. Darum
ist hier die (Annahme einer) Verbindung von zwei Lautfiguren
35 vorzuziehen, wde früher ausgeführt. Oder es liegt die dritte Art
von Vermischung vor, insofern zwei Lautfiguren in ein und der-
selben Stelle auftreten.
So ist die eine Art dargelegt; die zweite Art aber heißt die
Vermischung, wo ein Zweifel (obwaltet). Wo ein positiver Grund
40 weder für noch gegen die Annahme einer von zwei Möglichkeiten
vorhanden ist, da besteht der Zweifel zu Recht ; daher ist hier die
Vermischung durch Zweifel. [Z. B. ') :
1) Siehe oben p. 97, 2) Tilge na. 3) Harnvijaya V, 137.
4) Die eingeklammerte Stelle scheint ebenfalls ein Zusatz zu sein, da Bei-
spiel und Erklärung schon oben p. 128 gegeben waren. Die Erklärung ist
Samkara p. 199—201. 623
200 »Dei' mich zur jungen Frau machte, dei'selbe ist noch mein"
„Geliebter , gleich geblieben sind die Frühlingsnächte , und die"
„üppigen Kadambawinde, duftend von blühendem Jasmin, sind noch"
„die gleichen, und auch ich bin noch dieselbe: jedoch sehnt sich"
„mein Herz nach dem tändelnden Liebesspiel unter dem VetasI-'" 0
„bäume am Ufer der Revä^)."
Hier ist eine zweifelerregende Vermischung zwischen einer
Vibhävanä, und einer Visesokti. Nämlich eine Yibhävanä, insofern
Sehnsucht entstehen soll, obschon die Ursache derselben fehlt, was
mit den Worten „der mich zur jungen Frau machte" als ein "Wider- 10
Spruch mit der Ursache stehend ausgesprochen ist. Und ebenso
liegt eine Visesokti vor , insofern Freiheit von Sehnsucht -) nicht
eintritt, obgleich die Ursache für die Freiheit von Sehnsucht-)
durch (den Umstand gegeben ist, der ausgesprochen wird mit den
Worten) „der mich zur jungen Frau machte"; und dieses Nichtein- i5
treten wird in „mein Herz sehnt sich" durch das Eintreten des
Gegenteils ausgesprochen. Und darum wurde oben-^) gesagt, daß
beide Figuren hier undeutlich sind. Und da sich für keine der
beiden Figuren Beweis pro oder contra findet, so ist es eine zweifel-
erregende Vermischung.] 20
Oder z. B.:
.Auf dessen Antlitz-Mond die frische Jugend unter dem Scheine"
«■'
-des Bartes hinschrieb Amors Beschwörungsformel, die das Siegel"
„hartnäckigen Schmollens loser Dirnen schmelzt."
Hier ist man im Zweifel, ob ein Vergleich vaktram candra 25
iva^ oder eine Metapher valctram eva candra vorliegt"*), weil das
Kompositum (vaktracandrä) beides bedeuten kann. Nach der Regel
Pän. 2, 1, 56: „v?/äghra usw. werden mit dem Verglichenen kompo-
niert, wenn das tertium comparationis nicht ausgesprochen ist",
enthält das Kompositum einen Vergleich , weil vi/äghra usw. ein ;)0
ährtigana ist. Das Kompositum enthält aber eine Metapher, wenn
man es unter maywravyamsaha usw. (2, 1, 72) bringt; weil auch
Tnayüravyamsaka usw. ein ährtitjana ist. Da also hier ein Grund
pro oder contra fehlt, so liegt eine zweifelerregende Vermischung vor.
201 Wo aber ein Grund ^^ro oder contra bezüglich der Annahme 3.5
einer bestimmten Figur voi'liegt, da ist die betreffende Ainiahme
notwendig. Grund j^ro ist was dafür spricht , Grund contra was
dagegen spricht. Grund i^ro^ z. B.:
dort klarer und ist an jener Stelle wohl auch deshalb die ursprüngliche , weil
hier auf sie Bezug genommen wird.
1) Siehe oben p. 127 f. 2) Verbessere anntkaiithn.
3) Siehe p. 128. Übrigens wird im Kävyaprakäsa zu I. 4 unsere Strophe
als Belog für Kävya in Ermangelung eines sphulalamkärtt angeführt; nach dem
Pradlpa ist der Samkara hier as2)hut(i, weil die beiden vormischten Figuren
es an sich auch sind,
4) V.ämana IV, 3, G leugnet aber solche riij^aka's ausdrücklich: mukha-
candrädlnam tu 'jy/imäficwinsäiiä/n rfipakiitva))) na yuktam. Er scheint mit
dieser Ansicht, wie mit so manchen allein zu stehen.
624 Jacobi, liuyyalcd's Alainkürasarvasva.
„Verehrung dem Samkara-Milcbozeane, dem ^), dem"
„aus Nektar bestehenden, dem unendlichen Lichte!"
Das Aus-Nektar-Bestehen ist ein Grund pro. daß eine ]\Ietapher:
Samkara-Milchozean, vorliegt; weil es für Milchozean passender ist
5 als für Samkara. Aber es ist kein Grund contra einen Vergleich,
weil es übertragen gedacht auch auf Samkara passen würde. Oder
wie z. B.:
, Diese dem Avantikönig-Paradiesbaume entsprossenen, mond-"
„weißen Ruhmes-Blumen, sehet, flechte ich jetzt zu Kränzen für"
10 „die Himmelsgegend -Weiber ^) !"
Weil hier das Flechten auf die Blumen paßt, so ist es ein 202
Grund 2)^0 bei der Annahme'^) einer Metapher.
Ein Grund contra, z. B.:
„Auf dem Vindhya-Ozean sperrten vom Schlafe erwacht die"
15 „Löwen ihren Rachen auf (bezw. gähnte vom Schlafe erwacht"
„Visnu) beim Eintritt deines Bogenklanges wie des Herbstes"*)."
Hier ist das tertium comparationis : vmidrajrmbliitaharih ein
Grund contra bei der Annahme des Vergleiches vindhya udadhir
iva; weil es nach der Regel: ,;vyäghra usw. werden mit dem Ver-
20 glichenen komponiert, wenn das tertium comparationis
nicht ausgesprochen ist" gegen ein Kompositum, das einen
Vergleich enthält, spricht. Daher verbleibt als einzige Möglichkeit
die Annahme einer Metapher. Aber der Vergleich wie (beim Ein-
tritt des) Herbstes ist nicht als Grund für (die Annahme eines)
25 Vergleiches anzusehen. Denn „ohne den Letzten wird nicht das
halbe Hundei-t voll" ^). Auch ist es nicht der Ukas eines Königs,
daß man die Figur, mit der man begonnen hat, vollständig durch-
führe; das ist auch nicht der Ausspruch eines Gesetzgebers. Auch
ist es nicht eine Kunstregel: denn wenn man eine Steiweninfr der
3u Ähnlichkeit zum Ausdruck bringen will , ist es passend , den Ver-
gleich , mit dem man begonnen , fallen zu lassen und mit einer
Metapher zu schließen, während das umgekehrte Verfahren fehler-
haft ist, z. B. „wodurch der Mond zu Feuer, zu Gift der Sandel,
und wie ein Beil die Halskette wird")". Im vorliegenden Falle
35 muß man also , weil das Aussprechen des tertium comparationis
gegen einen Vergleich spricht , eine Metapher anerkennen , indem
man sich für eine Metapher nach dem Muster mai/Uravyamsaha
1) prasaradbindunüdäiia lasse ich unübersetzt, weil ich es nicht zu
deuten weiß; cf. Haracaritaciiitämani 13,200.
2) Navasähasäiika I, IG.
3) Lies °parigrahe.
4) Navasähasäiika II, 23.
5) ö.sesena ist Iblilerliaft, aber ob aäeseini, oder ä äesät zu vorbessern
ist, mag dabingestollt sein. Der Sinn ist klar: wie nicht von einem lialben
Hundert diu Kedo sein kann, ehe der Fünfzigste da ist, nur weil dazu der An-
fang gemacht ist, ebensowenig kann man eine ganze Strophe als Vergleich be-
zeichnen, weil sie mit einer Vergleichung beginnt.
fi) jjfTfZa irgend einer Särdülavikrldita- Strophe.
Samkara p. 202—204. 625
entscheidet,^ das ja einen äkrtigana bildet. Ebenso verhält es sich
mit (dem Sloka) bhäsyäbdhih kaü 'tiganibhlrak, und anderen Bei-
spielen. Wenn aber ein Grund j^ro oder contra fehlt, dann liegt
eine zweifelerregende Vermischung vor , wie in den obigen Bei-
spielen. 5
Die dritte Art aber wird durch gleichzeitiges Auftreten (mehrerer
Figuren) in einem Passus chai-akterisiert , d. h. wo in demselben
Passus (wirklich) mehrere Figuren stecken , und nicht ein Zweifel
besteht, (ob die eine oder andere beabsichtigt ist), z. B.:
203 „Auch auf dein Haupt wahrlich wird fallen die Schneide des" lo
„Diskus wie die Gangä, die von Muräri ausgeht und den Narakäsura*"
„bekämpft (bezw. der Unterwelt zuströmt)."
Hier sind ein Vergleich, der durch das gemeinsame Attribut
„die von Muräri ausgeht", begründet ist, und ein Woi'tspiel, das
durch das doppelsinnige Attribut narakaparipantJiinl veranlaßt, i5
bewirkt , daß man einen Vergleich mitempfindet , in demselben
Passus vereinigt , weil er beiden Zwecken dient. Wie die Ver-
mischung eines Vergleiches mit einem Arthaslesa, so findet sich
auch die mit einem Sabdaslesa. Z. B. :
„In dieser (Stadt) erfreuten sich die Gazellenäugigen am" 20
„Schauspielhaus wie am Wasser des Parkbassins, das geziert ist"
„durch die von schönen Männern strahlende Bühne (bezw. die von"
„guten Menschen strahlenden Wellen), und worin ein lautes Kon-"
„zert von Trommeln aufgeführt wird (bezw. die Bambusrohre laute"
„musikalische Töne hervorbringen)." ^i:^
Hier kommt dui'ch die Worte „sie erfreuen sich am Schau-
spielhaus wie am Wasser" ein passender Vergleich zustande , der
mit dem Sabdaslesa : satjMrusadyotäaramja in ein und demselben
Passus vereinigt ist^).
Die Vermischung zweier Lautfiguren , sofern sie in ein und so
demselben Passus erscheinen, ist oben an rcijati tau 'yam usw. er-
läutert worden. Hier sind beide durch Auftreten in ein und dem-
demselben Passus miteinander vermischt. Darum ist der in der
204 Definition von andern-) gebrauchte Ausdruck vi/avasthäa (indivi-
duelles Dasein haben) nicht notwendig-''). Die von Bbattodbhata s.'i
gelehrte Vermischung zweier Figuren (eines Verses), die in dem
Sinne und in den Lauten liegen, haben wir als „Verbindung"
klassifiziei-t: darum werden hier nur drei Arten der Verinischuno'
gelehrt.
o^
So haben wir in knapper Form diese Lautfiguren, u»
Sinnfiguren und Figuren von beiderlei Charakter
dargestellt.
1) Im Text ist iirmnstä ausgofjillon. ärnhdhamrddiigarädija ist aucli
doppelsinnig; aber es ist ein arthaslesa und kein salidtiiSlc^a , weshalb es in
der Erklärung nicht erwähnt ist.
2) Kävyaprakäsa 10, öf).
3) Aber auch gerade kein Fehler, wie der Koniin. liinzufügt.
626
Jacobi, Rmjyaka's Alankarasarvasva.
,80" bezieht sich auf die früher ausgesprochene Art und
Weise; „diese" nämlich, diejenigen, deren wahres Wesen dargelegt
wird; „dargestellt," d.h. durch Alarnkärasütra's gezeigt, in knapper
Form gelehrt.
5 Die Lautfiguren sind Yamaka's usw., Sinnfiguren Vergleich usw.,
Figuren von beiderlei Charakter der Lätänupräsa usw., weil auch
einige Arten der Verbindung und Vermischung^) zu letztrer Art
gehören. Wie bei gewöhnlichen Schmucksachen, so bestimmt auch 205
bei den Figuren das, worin sie ihren Sitz haben (d. h. das, woran
10 sie angebracht sind), ob sie Figuren (Schmuck) dieser oder jener
Art (d. h. Laut- oder Sinnfiguren) sind. Daß aber ihr Dasein steht
oder fällt mit dem Vorhandensein oder Fehlen ihres (Substrates),
ist nur maßgebend dafür, daß sie Produkt (oder Wirkung) des-
selben (Substrates als ihrer Ursache) sind, nicht aber dafür, daß
15 sie Schmuck desselben (d. d. Laut- oder Sinnfiguren) sind-); denn
wenn es dafür maßgebend wäre , so müßte auch die Srautopamä
(der Vergleich, wo „wie" durch ein selbständiges Wort ausgedrückt
ist) eine Lautfigur sein (weil ihr Dasein an das Vorhandensein
dieses „wie" geknüpft ist). Deshalb haben wir, der Ansicht der
20 alten Autoritäten folgend, das Verhältnis von Ding und Substrat"')
zugrunde gelegt. Und so möge „Ende gut. Alles gut" sein.
Ende des Alamkärasarvasva.
Werk des edlen Räjänaka-Ruyyaka.
1. Verzeichnis der Figuren in der Reihenfolge
bei Ruyyaka.
(Die Titel der Einteilung finden nicht auf alle darunter angeführten Figuren
Anwendung, weil einige Figuren nur wegen einer äußerlichen Ähnlichkeit
hinter andern behandelt werden.)
A. Sabdalamkaras und Sabdar
thänulankäras.
\. Punaruktavadäbhäsa
2. Chekänupräsa
3. Vrttyanupräsa
4. Yamaka
5. Lätänupräsa
6. Citra
p. 17
p. 20
P-
P-
P-
20
21
23
p. 24
B. Arthälaipkaras.
1. Sädrsya.
a) bhedäbhedatulyatva.
7. Upamä p.
8. Ananvaya -ji.
9. Upameyopamä p.
P-
10. Sniarana
25
30
31
32
1) Dies aber nur nacli Ansicht des Udbhatn, wie er oben sagte.
2) Die erstore Bestimmung bevorzugt Alaka in Kävyiiprakäsa 10,- hü\ docli
kennt er auch <liü von unserm Autor vertretene Ansicht und setzt sich mit ihr
auseinander.
3) d. h. das Schmückende und Gescliraückto. Vgl. die Diskussion in der
Stelle p. 88, die ich als Einschub bezeichnet habe.
Jacobi, Ruyyaha's Alamharasarvasva.
627
b) abJiedapradhäna.
a) äropagarbha.
11. Rüpaka p. 34
12. Parinäma p. 40
13. Samdeha p. 42
14. Bbräntimat p. 44
15. Ullekha p. 46
16. Apahnuti p. 50
ß) adhyavasäyagarbha.
17. Utpreksä p. 55
18. Atisayokti p. 65
y) gamyamänaupaniyäsraya.
19. Tulyayogitä. p. 70
20. Dipaka p. 71
21. Prativastüpamä p. 74
22. Drstänta p. 75
23. Nidarsanä p. 76
c) bhedapradhäna.
24. Vyatireka p. 79
25. Sahokti p. 81
26. Vinokti p. 83
2. Gamyatva.
27. Samäsokti p. 84
28. Paiikara p. 94
29. Slesa p. 95
30. Aprastutaprasaipsä p. 104
31. Arthäiitaranyäsa p. 109
32. Paryäyokta p. 111
33. Vyäjastuti p. 112
34. Aksepa p. 114
4. Srnkhalabandha.
3. Virodha.
35. Virodluibhasa
36. Vibhävanä
37. Viöesokti
38. Atisayokti
39. Asamorati
40. Visama
41. Sama
42. Vicitra
43. Adhikam
44. Anyonya
45. Visesa
46. Vyäghäta
121
124
126
128
129
130
132
133
p. 134
p. 135
p. 136
137. 139
P-
P-
P.
P-
P-
P-
P-
P-
47.
48.
49.
50.
51.
52.
53.
I 54.
55.
56.
57.
58.
59.
60.
61.
62.
63.
64.
65.
QQ.
67.
68.
69.
70.
71.
72.
73.
74.
75.
76.
77.
78.
79.
80.
81.
82.
Käranamäla
Ekävall
Mälädipaka
Üdära
5. Tarkanyäya.
Kävyalinga
Anumäna
6. Väkyanyäya.
Yatbäsamkbya
Paryäya
Parivrtti
Parisamkhyä
Artbäpatti
Vikali^a
Samuccaya
Samädbi
7.. Lokanyäya.
Pratyanika
Pratlpa
Milita
Säraänya
Tadguna
Atadcfuna
Üttara
p. 140
p. 141
p. 141
p. 142
p. 143
p. 146
p. 148
p. 150
p. 152
p. 153
p. 156
p. 158
p. 159
p. 163
p. 164
p. 165
p. 167
p. 169
170
170
172
8. Gudhartbapratiti.
Süksma p. 173
Vyäjokti p. 174
Vakrokti p. 175
Svabhävokti p. 177
Bbävika p. 178
üdätta p. 183
9. Rasädayas.
Rasavat p. 185
Preyas p. 185
Ürjasvin p. 185
Sainähita p. 185
Bhävodaya p. 190
Bbävasandhi p. 190
Bbävasabalatä p. 190
Sarnsrsti p. 192
Sanikara p. 197
628
Jacobi, Ruyyaka's Älamlcärasarvasva.
2. Alphabetisches Verzeichnis dei* Figuren.
Atadguna
Atisayokti
Adhika
Ananvaya
Anumäna
Anyonva
Apahnuti
65
170
128
p. 134
p. 30
p. 146
p. 135
p. 50
Aprastutaprasamsa
p.' 104
Arthäntaranyäsa
P
Arthapatti
Asamsati
Äksepa
üttara
ütpreksä
Udätta '
Udrira
Upamä
109
156
129
114
172
p. 55
p. 183
p. 142
p. 25
Upameyopama p. 31
Ullekha
XJrjasvin
Ekävall
Käranamälä
Kävyalinga
Citra
Chekänupräsa
Tadcruna
Tulyayogitä
p. 46
p. 185
p. 141
p. 140
p. 143
p. 24
p. 20
p. 170
p. 70
P
P
P
P
P
P,
71
75
76
94
40
152
Dipaka
Drstänta
Nidarsanä
Parikara
Parirrima
Parivrtti
Parisamkhyä p. 153
Paryäya p. 150
Paryäyokta p. 111
Punaruktavadäbhäsa
p.l7
Prativastupama p. 74
PratTpa p. 165
Pratyanika p. 164
Preyas (auch Bhäva)
p. 185
Bhävasabalatä p. 190
Bbävasandhi p. 190
Bhävika p. 178
Bhävodaya p. 190
Bhräntimat p. 44
Mälädlpaka p. 141
Mllita p. 167
Yathäsamkhya p. 148
Yamaka p. 21
Rasavat j). 185
Rüpaka p. 34
Lätänupräsa p. 23
Yakrokti p. 175
Yikalpa
Yicitra
Yinokti
Yibhävanä
Virodhäbhäsa
Vii§esa
Yisesokti
Visama
Yittyanupräsa p. 20
Yyatireka p. 79
Yyäghätap.137,139
p. lös
p. 133
p. 83
p. 124
p. 121
p. 136
p. 126
p. 130
Vyajastuti
Vväjokti
Slesa
Saipsrsti
Sarakara
Samdeha
Sama
Samädhi
Samäsokti
Samähita
Samuccaya
Sahokti
Sämänya
Süksma
Smarana
Svabhävokti
p. 112
p. 174
p. 95
p. 192
p. 197
p. 42
p. 132
p. 163
p. 84
p. 185
p. 159
p. 81
p. 169
p. 173
p. 32
p. 177
629
Zur neubabylonischen und achämenidischen
Chronologie
Von
F. H. Weißbach.
In den letzten Jahren hat das Material zur Bestimmung der
Regierungszeiten der babylonischen und der achämenidischen Könige
eine ansehnliche Erweiterung erfahren. Durch Clay's Legal and
commercial Transactions (The Babjdonian Expedition of the üni-
versity of Pennsylvania, Series A, Vol. VIII, Part. 1. Philadelphia 5
1908) und durch die von Ungnad in rascher Folge verötfent-
lichten Hefte III bis VI der Vorderasiatischen Schriftdenkmäler der
Kgl. Museen zu Berlin (Leipzig 1907 — 8) sind uns mehr als 1000
neue datierte Urkunden zugänglich gemacht worden, die es ermösf-
liehen, eine Reihe geschichtlicher Daten genauer festzulegen. Auch 10
das Pi'oblem der Chronologie der Bisutün-Inschrift, das früher so
verschiedene Lösungen hervorgerufen hat, ist in ein neues Stadium
getreten, seitdem uns der glückliche Wagemut und Fleiß King's
und T h 0 m p s 0 n 's einen vielfach ergänzten und verbesserten Text
der , Königin der Inschriften" geliefert hat^). Unter diesen Um- 15
ständen scheint es mir an der Zeit zu sein, die neu zu gewinnen-
den Ergebnisse aus diesen Arbeiten zusammenzustellen, um so mehr,
da die Behandlung dieses Gegenstandes durch Clay (a. a. 0. SS. 3 ff.;
vgl. meine Besprechung in Berl. philol. Wochenschrift 1908, Sp. 1212)
keine glückliche war. 20
O V
Die älteste Urkunde aus der Zeit Sama§-sum-ukin's, die bis
jetzt veröffentlicht ist (Vord. Sehr. IV, No. 2), hat das Datum 18. XL,
6. Jahr. Indessen ist darauf hinzuweisen , daß bei Lehmann
V '
(Samas-sum-ukin [2] S. 106) auch eine aus dem Antrittsjahr und
eine aus dem 2. Jahr erwähnt werden. Das späteste sichere Datum ■i^
aus der Zeit desselben Königs findet sieh auf der Tontafel 81 — 11 — o.
71 (veröffentlicht von Pinches in Transactions of the Victoria
Institute 26,163 0'. 1893), nämlich 9. X., 19. Jahr. Indessen hat
Johns (Proceedings of the Soc. of Bibl. Arch. 27, 99. 1905) sehr
wahrscheinlich gemacht, daß das etwas beschädigte Datum vitn Ihn. ;u)
1) Vgl. meine Besprechung in dieser Zeitschrift I5d. LXI, SS, 72211".
Zeitschrift der D. AI. G. Bd. LXII. 41
630 Weißbach, Zur neuhahylon. und acliämenid. Chronologie.
IV, 93 (veröifentlicht von Strass maier Actes du VIII. Congres
international des Orientalistes P. 2 Beilage, No. 6) anstatt 29. II.,
Jahr 10 vielmehr 29. IL, Jahr 20 zu lesen ist. Diese üi-kunde
würde also in die letzte Zeit des Könisrs, kurz vor der Eroberunsf
5 Babylons durch Asur-bani-apal, gehören, ebenso eine (wohl unver-
öffentlichte Steinurkunde , die Lehman n (a. a. 0. [I] S. 6 ; [II]
S. 106) im Handel gesehen hat.
Von Kandalanu ist das früheste Datum bis jetzt 6. X. des
1. Jahres (Vord. Sehr. V, No. 3), das späteste 23. IX. des 19. Jahres
10 (Strm. a. a. 0., No. 10). Oppert erwähnt jedoch (Revue d'assyrio-
logie 1, 3. 1884) noch eine Urkunde aus dem IL Monat des 21. Jahres
und an anderer Stelle (Comptes rendus de l'Academie des Inscrip-
tions 1898, 418) auf Grund einer Mitteilung von Pinches sogar
das Datum „Au mois de Marcheswan , le 2^ jour, Tan 22 aprfes
15 Kandalan, roi de Babylone".
Die älteste Urkunde aus Nabu-apla-usur's Zeit datiert vom
14. IL des 2. Jahres (Vord. Sehr. VI, No. 3), die späteste vom
IL Monat seines 21. Jahres (Strm. Ztschr. f. Ass. 4, S. 121, No. 19).
Dieselbe Urkunde beweist zugleich, daß Nabu-kudurri-usur II im
20 IV. Monat des gleichen Jahres König war, und zwar bereits in der
ersten Hälfte des Monats, da Strm. Nbk. 1 vom 14. IV. des Ac-
cessionsjahrs datiert ist. Das letzte Datum des Nabu-kudurri-
usur II ist jetzt 9. V. des 43. Jahres. Sein Sohn Amel-Marduk
erscheint für uns zum ersten Mal am 26. VI. des crleichen Jahres
25 (Evetts, Ev.-M. 1), zum letzten Mal am 17. V. des 2. Jahres
(Clay, Bab. Exp. VIII, 1, No. 34). Bereits 6 Tage später war er
durch Nergal-sarru-usur verdrängt (ältestes Datum 23. V. acc, Vord.
Sehr. III, No. 40, spätestes Datum 1. IL des 4. Jahres). Die bis
jetzt bekannten Urkunden aus der Zeit des Labasi-Marduk liegen
30 zwischen dem 12. IL und dem 9. III. seines Aeeessionsjahres (Evetts,
Lab. 2 und Strm., Actes du VIII. Congrös, No. 15). Die Revo-
lution, die Nabuna'id auf den Thron brachte, muß bald nach dem
Regierungsantritt Labasi - Marduk's begonnen haben. Am 15. IL
(Clay a. a. 0., No. 39) befindet sieh Nabu-na'id bereits im Besitze
35 des Ortes Nasusakunä; am 26. III. wurden von ihm in Sippar im
großen Tore des Ebarra 6 Minen Gold als „Zehnt" abgeliefert
(Strm. Nbn. 2); seine erste Urkunde aus Babylon datiert vom 20. VI.
(Strm. Liv. No. 13). Es ist jedoch zu vermuten, daß Labasi-Marduk
inzwischen längst beseitigt war. Das letzte sichere Datum Nabu-
40 na'id's ist 28. VI. seines 17. Jahres (Strm. Nbn. 1052), das erste
sichere von Kyros 24. VIIL seines Accessionsjahres (Strm. Cyr. 2).
Inzwischen, am 16. VIL, hatte sein Feldherr Ugbaru Babylon er-
obei-t^), am 3. VIIL war der neue König selbst in die Hauptstadt
1) iJbor dio Daten von Strm. Nbn. 1053 — 1055 und vi.u Strm. Cvr. 1
vgl. ZDMG. LV, 210 ff. Zu Strm. Nbn. 1054 (jetzt Br. Mus. 74972) ist zu
bemerken , daß das Monatsidoograinin liöchst unsiclier , aber jedenfalls nicht
Weißbach, Zur neuhahijlon. und achämenid. Clironologie. 631
eingezogen. Dieser setzte am 3. I. des folgenden babylonischen
Jahres seinen Sohn Kambyses als „König von Babylon'' ein, während
er selbst fortfuhr, sich als „König der Länder" zu bezeichnen, nahm
aber noch im Laufe des Jahres aus uns unbekannten Gründen
seinem Sohne die Unterherrschaft wieder ab. Zu den Urkunden, 5
die diese Tatsache bezeugen, ist noch hinzuzufügen ein Tontäfelchen
aus der Sammlung Revillout, datiert vom 21. VIIL und von
seinem Besitzer veröffentlicht (Proceedings of the Society of Bibl.
Archaeology 9, 288f. 1887). Außerdem hatUngnad vor kurzem
zwei hierher gehörige Texte veröffentlicht, einen vom 1. V. (Yord. 10
Sehr. VI, No. 108), und einen wahrscheinlich aus dem VIIL Monat
stammenden (daselbst No. 328). Das späteste sichere Datum von
Kyros ist 13. V., 9. Jahr (Clay a. a. 0., No. 74), vielleicht aber
sogar 23. V. des gleichen Jahres (Vord. Sehr. V, No. 42), das früheste
des Kambj'ses nach seiner definitiven Thronbesteigung 12. VI. acc, i5
und sein spätestes sicheres 23. I seines 8. Jahres^).
Damit sind wir bis an die Zeit der Usurpators Gaumäta ge-
langt, der sich für Smerdis (bab. Barzia), den in Wirklichkeit längst
umgebrachten Bruder des Kambyses , ausgab. Aus der Regierung
des falschen Smerdis habe ich ZDMG. LI, 511 f. und LV, 207 im 20
ganzen 15 datierte Urkunden nachgewiesen. Da jedoch meine erste
Liste einen Irrtum enthielt , da ferner die beiden Philadelphia-
Tafeln jetzt im Keilschrifttext vorliegen und die von P e i s e r erst-
malig veröffentlichten Berliner Tafeln , um eine neue vermehrt,
nochmals von Ungnad herausgegeben worden sind, will ich das ^5
ganze Verzeichnis unter Weglassung der jetzt entbehrlichen Nach-
weise , aber mit Hinzufüo-ung der Orte , an denen die Urkunden
' CO?
ausgestellt sind, hier wiederholen :
■^o
1. Babylon, — . IL des Accessionsjahres.
2. „ 6. III. „ „ (jetzt auch Vord. Sehr. IV, 30
' No. 85.)
3.
Hubadisu,
19. I.
„ 1. Jahres
4.
23. IIL
D n »
5.
26. III.
j> n n
6.
23. IV.
n y< T»
7.
Babylon,
27. IV.
n « T»
8.
4. V.
» n "
9.
Babylon,
20. V.
n » »
(Vord. Sehr. VI, No 117).
(jetzt auch Vord. Sehr. V,
Nos. 57 und 58).
Aralisamna ist. Strm. Nbn. Uiü.'j (jetzt I5r. Mus. 74951) ist richtig kopiert,
soweit ich bei einer fiüchtigeu Kollatiun teststellen konnte. Bei Strin. Cyr. 1
(jetzt Br. Mus. 60744) ist das Monatsideogramm wieder undeutlich, aber weder
Düzu, noch Sabatu, sondern vielloiclit Tisritu oder Aralisamna.
1) Über dio Daten von Strm. Camb. 410—412 vgl. ZDMG. LI, 004;
LV, 208. Das Original von Strm. Camb. 412 (jetzt Br. Mus. 74'J74) scheint
in der Tat 27. XI. des 8. Jahres zu bieten; doch ist es schleclit erhalten und
noch nicht gereinigt. Auf jeden Fall würde dieses Datum ganz vereinzelt stehen.
41*
35
o
632 Weißbach, Zur neubabylon. und achämenid. Chronologie.
10. Babylon, 10. VI. des 1. Jahres (jetzt auch Vord. Sehr. IV,.
No. 86).
11. „ 10. VI. , [ J „ (Strm., Liverpool, No. 22).
12. Nippur, 13. VI. , „ „ (Clay, Babyl. Exp., Vm. 1.
No. 100).
13. — 15. VI. „ „ , (daselbst No. 101).
14. Zazannu, 15. VI. „ , , (Str., Zeitschr. f. Ass. 4, S. 150,.
No. 7).
15. Babylon, 20. VI. „ ,
10 16. „ 1. VII. , „ „
Zu No. 11 dieser Liste ist zu bemerken, daß ich diese Urkunde
früher, auf Strassmaier's Autorität hin (Actes du VI. Congrfes
international des Orientalistes 2 S. 576 und Überschrift zu seiner
Autographie No. 22), in das Accessionsjahr des Smerdis verlegt
15 hatte; betrachtet man jedoch den Keilschrifttext genauer, so zeigt
sich , daß zur Ergänzung von ris sarruf i am Anfang der ver-
stümmelten Z. 20 kein Raum ist. Von der Jahresangabe ist KAN
erhalten, dem unbedingt MU mit einer Ziäer vorheroregangen sein
muß; diese Ziffer kann wieder keine andere als 1 gewesen sein, da
20 Daten aus späteren Jahren des Barzia nicht vorkommen und nicht
vorkommen können^). Was die Daten ohne Ortsangabe anlangt,,
so gehört No. 13, wie sich aus dem Context der Urkunde und aus
ihrem Fundort ergibt, nach Nippur; die Täfelchen Nos. 4 — 6 und
8 stammen aus Abu Habba und sind sicher in Sippar abgefaßt
25 woi'den.
Unter den 16 Daten sind 2 aus dem Accessionsjahr, die übrigen
14 aus seinem ersten Jahr, keines-) aus einem der 4 letzten Monate
des Jahi-es. Zwischen dem letzten Datum des Accessionsjahres und
dem frühesten aus dem 1. Jahre klafft eine Lücke von mehr
30 als 10 Monaten. Diesen auffälligen Umstand hat Oppert durch
die Annahme erklärt, daß hier, bei Barzia, Accessionsjahr und
1. Regierungsjahr 522/1, also identisch seien. Marquart (zuletzt
1) So richtig schon E. Meyer, Forschungen zur alten Geschichte 2, 405.
Halle 1899.
2) Das von mir ZDMG. LV, 209 zuletzt besprochene Tarzia-Fragment
(jetzt Br. Mus. 74G35) ähnelt in der Tat dein Text Strm. Camb. 427 der.irt,
daß es in diese Zeit gehören muß. Es bietet nach einem unleserlichen Zeilen-
rest: (2) [ina] sat-tuk Sa aThuAraiisamna (3) . . . . ?« mahri-tum a-na (4) inTa-
hiS-tlQu-la nadi-ua {':') (l)) arhuArahmiima uimi XII<an (C) ina (1) satti l^an
mTar-zi-ia (7) sar DIN-TIR-Kl u KUJt-KUJi. Wahrscheinlich hat der
Schreiber den ihm ungewohnten Namen dos Königs verschrieben. Das Fragment
stammt aus Sippar (Sammlung Abu Habba 82 — 0 — 18, .^GOa). — Die von
Ungnad, Vord. Sehr. VI, S. IX dem Barzia zugeschriebene Urkunde Nr. 116,
dat. ? XI. acc. dos [ ]-zi-ia , gehört natürlich in das Aceos.sionsjahr des [Kam-
bu]-zi-ia. Vgl. Peiser, Orient. Lit.-Ztg., Beiheft 2 , S. 22, Anm. — Endlich
ein von Rovillout (Proceedings of tho Soc. of Bibl. Arch. 9, 2;{811".) zweifelnd
dem Barzia zugewiesenes Täfelchen aus dem 2. Kegierungsjahr gehört vielmehr
zu Xorxes (s. nachher!).
Weißbuch, Zur neubabylon. und achämenid. Chronologie. 633
Philologus Suppl. 10, 128. 1905) und ich haben ihm darin zuge-
stimmt. Dagegen haben E. Meyer (Forschungen zur alten Ge-
schichte 2,472flf. Halle 1899) und Präsek (Klio. Beiträge zur
alten Geschichte 1,32 ff. 1901; ebenso seine Geschichte der Meder
u. Perser 1, 261 ff. Gotha 1906)^) die beiden Jahre für zwei auf- 5
einanderfolgende gehalten. Ihre Erklärungen decken sich im übrisfen
nicht, da Meyer die beiden babylonischen Jahre 522/1 und 521/0
für Barzia in Anspruch nimmt, während Präsek den Usurpator
schon 523/2 zur Herrschaft und teilweisen Anerkennung gelangen
und 522/1 enden läßt. x\uf die Schwierigkeiten, die Meyer 's lo
Deutung mit sich bringt, habe ich schon ZDMG. LV, 205 fi". und
219 f. hingewiesen. Vor allem sah er sich genötigt, die Regierunors-
zeit des Xerxes, die nach allen Zeugnissen mehr als 20 oder direkt
21 Jahre umfaßte, auf wenig mehr als 19^/.2 Jahre zusammen-
zudrücken. l.T
Diese Skylla hat Präsek glücklich vermieden , freilich nur
um in eine weit ärgere Charybdis zu geraten. Seine Annahme
führt zu noch viel größeren Schwierigkeiten. Er schließt folgender-
maßen: Gemäß der Blsutün - Inschrift „erhob sich" der Macher
Gaumäta-Barzia am 14. üiiakna (^= Addaru, XII. Monat des baby- 20
Ionischen Jahres) und „ergriff die Herrschaft* am 9. Garmapada.
Das babylonische Äquivalent dieses altpersischen Monats ist nicht
erhalten ; doch können die Monate II und III nicht in Betracht
kommen , da ihre ]S^amen bereits feststehen (II = Turavähara ^
Aiiaru: III =^ Täigarcis = Simannu). Soweit ganz logisch. „Wenn th
aber die nach Kambyses datierten Täfelchen bis in den Nisan"
[= I. Monat] „seines VIII. Jahres hinaufreichen, dann ist es absolut
unmöglich , den Garmapada dem Nisan gleichzustellen , und folge-
richtig kann für den Garmapada nur der Tammuz" [= IV. Monat]
„in Betracht kommen." (Klio 1, 35) und nochmals auf der folgen- -.w
den Seite: „Da aber das Täfelchen vom 23. Nisan des VIII. Kam-
bysesjahres die Identität des letzteren" [gemeint ist der Monat
Garmapada] „mit dem Nisan ausschließt, so kann für den Garmapada
bloß der Tammuz in Betracht kommen". Also die Existenz eines
Kambysestäfelchen mit dem Datum 23. I. des 8. Jahres (522/1) ,■!.-,
macht die Annahme, Gaumäta habe bereits am 10. I. die Herr-
schaft ergriffen, unmöglich. Man könnte auch dies zugeben. Aber
was geschieht dann mit den beiden Täfelchen vom — . iL und dem
6. III. des Accessionsjahres des Barzia ? Sie schweben vollständig
in der Luft! Denn: Nimmt man an, daß das Accessionsjahr des 10
Barzia vom 10. IV., dem vermeintlichen Tage der „Herrschafts-
erklärung" Gaumäta's, an bis zum letzten Addaru dieses Jahres
läuft, so enthält dieser Jahresbnichteil überliau[it keinen 11. und
III. Monat. Rechnen wir aber das Accessionsjahr vom Tage der
1) Vgl. iuicli Orient. Lit.-ZtR. 11, :{71ir., 1908 und dazu meine Be-
merkungen daselbst -185 tV.
634 Weißbach, Zur neuhabylon. und achämenid. Chronologie.
, Erhebung", dem 14. XII., bis zum Schluß des Jahres, so wird das
„Accessioiisjahr" noch viel kürzer; es besteht nur noch aus 16 Tagen,
und für den IL und den III. Monat ist im „Accessions jähr* erst
recht kein Platz,
ö Aber noch mehr! Pnlsek setzt (Klio 1,44) die , Erhebung"
Gaumäta's in das 6. Jahr des Kamb3^ses (524/3) und identifiziert
des ersteren „ Accessionsjahr " mit dem 7. Jahre des letzteren (523/2).
„Da nun ein Täfelchen aus dem Ijjar des Anfangsjahres des Barzia
bekannt ist, so ist der Rückschluß berechtigt, daß Gaumäta in
10 einigen Ostländern und insbesondere auch in Babylon bei-eits im
Ijjar = April/Mai 523 v. Chr., also vor seiner amtlich erfolgten
Proklamation, als König anerkannt worden ist." Wie stimmt dies
zu den früheren Worten Präsek's (a. a. 0. 32): „Bekanntlich gilt
als „König von Babylon", d. h. als legitimer König von Babylonien,
15 nur, wer am Feste des Jahresanfangs, in Esaggil, dem Haupttempel
von Babylon, die Hände des Gottes Bel-Marduk erfaßt hat." ? Hat
Barzia dies jemals vorher oder nachher getan ? Und wie stimmen
die beiden Daten aus dem Accessionsjahr des Bai'zia, falls dies =
523/2, zu den Daten der Urkunden aus dem 7. Jahre des Kam-
20 byses? Statt einer Datenkollision — die übrigens noch dazu
bestehen bleibt (s. später) — mehrere Dutzend !
Nein , dies sind Unmöglichkeiten , die klar und deutlich be-
weisen , daß die vorgeschlagene Lösung der Schwierigkeiten voll-
ständig verfehlt ist. Ganz anders der Weg, den Oppert und
2.5Marquart betreten haben. Hat sich Gaumäta am 14. XII. er-
hoben, am 19. Garmapada die Herrschaft ergriffen, und wird im
IL Monat bereits nach seinem Accessionsjahr datiert, so bleibt für
den Garmapada kein anderer Monat als der I. übrig. Allerdings
ist es sonst ohne Beispiel, daß in der babylonischen Chronographie
30 Accessionsjahr und 1. Regierungsjahr eines Herrschers identisch
sind^). Indessen hier, bei Barzia, ist diese Annahme nicht nur
leicht verständlich, sondern auch notwendig. AVer nach dem Ac-
cessionsjahr des Barzia datierte, rechnete seine Herrschaft eben von
dem 9. I. 522/1, dem Tage, da der Mager „die Herrschaft ergriff",
3.-) und wer nach seinem 1. Jahre datierte, rechnete sein Königtum
bereits von dem Tage seiner „Erhebung", dem 14. XII. 523/2.
Beide hatten Recht. Oppert 's Annahme erklärt ferner auf die
natürlichste Weise von der Welt den Umstand, daß wir wohl 16
Daten aus den ersten 7 Monaten , aber keines aus den letzten 5
40 Monaten des Barzia-) besitzen. Barzia war eben in diesen 5 Mo-
naten nicht mehr am Leben. Schließlich hat ja Baizia auch nach
den übereinstimmenden Zeugnissen der Griechen nur 7 Monate
1) Erst in makedoniselier Zeit Hilden \\\r Amilogien dafür.
2) Das Barzia-Tiilelclien vom II. \\\\. des I. Jahres bleibt zweifelhaft.
Ich glaube allerdings, daß es in die gleiche Zeit gehört, kann aber den schon
früher (ZI)MG, LV, 209) geäußerten Verdacht nicht unterdrücken, daß es wegen
Schreib- und anderer Fehler absichtlich kassiert worden sei.
I
Weißbach, Zur neubahylon. und achämenid. Chronologie. 635
regiert (s. ZDMG. LI, 511); es ist mir unerfindlich, wie man aus
den klaren Worten Herodot's III, 66 f. noch etwas anderes als diese
einfache Tatsache herauslesen konnte. Und das negative Zeugnis
des Ptolemäischen Kanons , wonach Smerdis kein volles Jahr ge-
hexTScht haben kann , besteht auch durchaus zu Recht. Wenn , 5
Präsek dagegen einwendet (a. a. 0., 32), ,daß Dareios das An-
denken des Bardes offiziell ausgetilgt hat", so steht das im stärksten
Widerspruch zu der Tatsache, daß wir gerade Da rius die ge-
nauen Daten über Barzia's Glück und Ende verdanken. Daß
die babylonischen Äquivalente der altpersischen Monate Garma- 10
pada u. a. einst zerstört werden könnten , wodurch den Gelehrten
einer 2V., .Jahrtausend späteren Zeit recht große Verlegenheiten
erwachsen mußten , das hat der Urheber der Bisutün - Inschrift
schwerlich vorausgesehen. Er hat sein Möglichstes getan , um das
Andenken an das Intermezzo des Gaumäta auf die Nachwelt zu 15
bringen. Es bleibt nun nur noch die Kollision zwischen dem
spätesten sicheren Datum nach Kambyses und dem frühesten nach
Barzia zu besprechen. Hier genügt es, auf die Verschiedenheit der
Orte hinzuweisen, an denen die Urkunden ausgestellt sind: In
Hubadisu wurde am 19. I. bereits nach Barzia, in Sähirin aber 20
noch am 23. I. 522/1 nach Kambyses datiert. Die Anerkennung
des Magers erfolgte also nicht in allen Städten des Landes an
einem und demselben Tage.
Sein Sturz geschah nach der Bisutün -Inschrift am 10. Bäora-
iädis, und zwar — fügen wir hinzu — des Jahres 522/1. Da er 25
7 Monate regiert haben soll, muß der 10. Bägaiädis, dessen baby-
lonisches Äquivalent gleichfalls verloren ist, 7 Monate nach seinem
Regierungsantritt sein. Es fragt sich nur, was wir als Datum seines
Regierungsantritts betrachten wollen, seine „Erhebung" oder seine
, Ergreifung der Herrschaft". Rechnen wir vom 14. Uiiakna an 30
7 Monate weiter, so kommen wir zum 14. Tisritu; rechnen wir
aber erst vom 9. Garmapada (= Nisannu) an, so gelangen wir zum
Arahsamna. Der Unterschied in den Tageszahlen ist unerheblich -.
wir behalten also für den Bägaiädis die Wahl zwischen dem VII.
und dem VIII. Monat. Damit steht im Einklang, daß die Barzia- 3»
Daten mit dem 1. VII. abbrechen. Darius' Regierung datiert nun
allerdings vom Todestag des Barzia an, aber in Babylonien wurde
er noch nicht anerkannt. In Babylon selbst gab sich Nidintum-Bel
für Xabu-kudurri-usur, Sohn Nabu-na'id's, aus. Darius verrät uns
das genaue Datum dieser Erhebung nicht; er erzählt sie im An- lo
Schluß an seinen Bericht über den Aufstand des Asina in Elam,
der, wie die Inschrift ausdrücklich meldet, ausbrach, nachdem Darius
den Mager getötet hatte. Dürften wir diese Zeitangabe auch auf
den Aufstand des Nidintum-Bel beziehen , so wäre allerdings der
Monat Bägajädis, wie wir bald aus den Nabu-kudurri-usur- Daten 45
erkennen werden, eindeutig bestimmt, und zwar als VII. Monat.
Dies ist die übereinstimmende Ansicht l» p p e r t 's , M a r q u a r t 's,
636 Weißbach, Zur neuhahijlon. und achämenid. Chronologie.
Mever's und Prasek's; sie hat in der Tat die höchste Wahr-
scheinlichkeit für sich. Folgen wir aber zunächst dem Bericht des
Darius weiter. Der Aufstand des Asina wurde, da kein Datum
angegeben ist, anscheinend alsbald niedergeworfen. Mit Nidintum-
5 Bei traf Darius zuerst am 26. IX. am Tigris zusammen, schlug ihn
und verfolgte ihn bis nach Zazannu am Euphi'at, wo er ihn am
2. X. nochmals besiegte. Nidintum-Bel floh mit wenigen Leuten
nach Babel, wohin ihm der König gleichfalls folgte. Bei der Ein-
nahme der Stadt fiel Nidintum-Bel in die Gefangenschaft und wurde
10 hingerichtet. Das Datum dieser Ereignisse wird nicht angegeben.
Aus der von mir 1903 (Babyl. Miscellen, S. 48f.) veröffentlichten
und besprochenen Urkunde ist jedoch zu schließen, daß die Er-
oberung der Hauptstadt sehr bald, wahrscheinlich noch im Tebetu
(X. Monat) erfolgt sein muß. Später ist Babylon noch einmal von
15 Darius abgefallen , indem sich ein gewisser Arahu empörte und
gleichfalls für Nabu-kudurri-usur, Sohn Nabu-na'id's, ausgab. Das
Datum dieser zweiten Empörung gibt Darius nicht an, wohl aber
das Datum der zweiten Eroberung der Stadt ; leider ist der Monats-
name nur in elamischer Form erhalten: 22. Markazanas. Da sich
20 nun unter den nach Nabu-kudurri-usur , König von Babylon, da-
tierten Urkunden solche finden, die wegen der in ihnen genannten
Personen nicht in die Zeit Nabu-kudurri-usur's 11 gehören können,
vielmehr sich auf einen der beiden falschen Nabu-kudurri-usur be-
ziehen müssen, bezeichnen wir diese als N. III und N. IV.
25 Ich lasse nun ein neues Verzeichnis i) dieser Urkunden folgen;
die Belege für die beigeschriebenen Personennamen sind jetzt aus
Tallqvist's Neubabj'lonischem Namenbuch (Helsingfors 1905) be-
quem zu entnehmen:
1. 17. VII. Accessions- (Strm.Nbk. 3) | Itti-Marduk-balatu, Sohn
j des Bel-ahe-iddin, Sohnes
' des Egibi.
Marduk-etir, der Schreiber.
30 2.
20. VII.
jähr
(das.
4)
3.
•? VII.
»
(das.
5)
4.
7. VIII.
«
(das.
7)
5.
10. VIII.
n
(das.
8)
6.
21. IX.
n
(das.
10)
35 7.
14. VI.
1. Jahr
(das.
13)
8.
16. VII.
Vielleicht
auch:
(das.
17)
9.
24. VI.
1. .lahr
(das
15)
10.
27. VII.
n
(das.
18)
■ wie 1-
-o.
\
Marduk - nasir - ajjlu , Sohn
des Itti - Marduk - balatu,
Sohnes des Egibi.
Samas-kasir der nldu.
Uballit-Gula.
40 Der Umstand, daß diese Daten sich auf 2 verschiedene Jahre,
Accessions- und erstes Regierungsjahr, beziehen, hat mir früher
arge Schwierigkeiten bereitet. Oppert's finfaclu^s Auskunftsmittel,
1) Diis vüii mir ZDMf!. LI, .'il.'J gogoboiie V'erzeiclmis war vcrbessorungs-
Mud orwoitoriitiKsbediirriij,'.
Weißhach, Zar neuhahylon. und achämenid. Chronologie. 637
die Daten aus dem Accessionsjahr Nabu-kudurri-usur III, diejenigen
aus dem 1. Jahr Nabu-kudurri-usur IV zuzuweisen, wäre mir nur
dann als annehmbar erschienen, wenn beide Jahre unmittelbar auf-
einander folgten. Letzteres war aber weder 0 p p e r t 's Meinung,
noch schien es mir möglich, wenn ich auch den Zeitraum zwischen 5
den beiden falschen Nabu-kudurri-usur erheblich geringer ansetzte
als Oppert. Dagegen hat Meyer (a. a. 0., 474 f.) Arahu genau
ein Jahr später angesetzt als Nidintum-Bel und gezeigt, daß das
1. Jahr des Darius das einzige ist, in dem die Daten des Darias
mit denen von 7 und 8 der obigen Liste nicht kollidieren. Soweit lo
hat er mit glücklichem Scharfsinn das richtige getroffen, denn jetzt
wissen wir aus der Blsutün- Inschrift selbst, daß alle Empörungen,
die Darius in den ersten vier Kolumnen berichtet, ,in einem und
demselben Jahre", nachdem er König geworden war, ausgebrochen
sein müssen 1). Vergleichen wir nun die Daten der beiden Präten- 15
denten mit denen der Bisutün -Inschrift und den nach Darius da-
tierten Urkunden ! Die Daten des Nabu-kudurri-usur III liegen
zwischen dem 17. VII. und dem 21. IX. seines Accessionsjahres;
am 26. IX. und am 2. X. wurde er von Darius geschlagen , bald
darauf gefangen und getötet. Mit dem XL Monat des Accessions- 20
Jahres (522 1) setzen die Urkundendaten des Darius ein. Hier
herrscht vollständige Harmonie. Bei Arahu beschränken sich die
sicheren Daten auf den VI. und den VII. Monat des 1. Jahres.
Der Markazanas , der Monat , in dem der Prätendent fiel , könnte
also frühestens der VII. Monat gewesen sein. Wäre es sicher, daß 2.-)
ihm auch das Datum 10 der obigen Liste angehörte, so dürften
wir den Markazanas sogar nicht vor dem VIII. Monat ansetzen.
Denn diese Urkunde ist vom 27. VII. datiert, und am 22. Marka-
zanas war Arahu bereits gefangen. Der IX. und X. Monat kommen
für den Markazanas nicht in Betracht, da ihre altpersischen Äqui- :iu
valente bereits bekannt sind (IX. = Ä?iiädiia, X. = Anämaka); aber
auch der XL ist ausgeschlossen, da in Vord. Sehr. IV, No. 89 eine
Urkunde vorliegt, die am 22. X. des 1. Jahres des Darius in
Babylon ausgefertigt worden ist. War aber liabylon bereits am
22. X. im Besitz des Darius, so kann die Einnahme der Stadt und ;!.'<
Gefangennahme des Arahu nicht erst am 22. XL erfolsit sein. Für
den Markazanas bleiben demnach nur die Möglichkeiten VII. und
VIII. Monat übi-ig. Wie wir es vorhin für wahrscheinlich erklären
mußten, daß der VIl. Monat = Bägajädis ist, so müssen wir jetzt
die Identifikation des Markazanas mit dem VIII. Monat für wahr- 10
scheinlich erklären.
Die Empörung des Arahu war die letzte von denen, die Darius
in den ersten vier Kolumnen seiner großen Inschrift berichtet. Be-
trachten wir ietzt die vorhergegangenen! Der nächste Aufstand
nach dem des Nidintum-Bel ging von Martina aus, der sich in Elani ir-
1) Vgl. ZDMG. LXl. 7 24.
638 Weißbach, Zur neubabylon. und achämenid. Chronologie.
empörte, aber alsbald unschädlich gemacht wurde. Ein Datum ist
nicht angegeben. Gefährlicher war der Aufstand des Meders Fra-
ijartis, gegen den Darius ein kleines Heer von Persern und Medern
aussandte. Die Schlacht bei Märus fand bereits am 27. X., also
ö 25 Tage nach der Schlacht bei Zazannu. statt, eine Leistung, die
der Energie des neuen Königs alle Ehre macht. Wenn auch der
Erfolg für Darius nicht allzu groß gewesen sein wird , scheint es
doch dem Feldherrn gelungen zu sein , die Feinde in Schach zu
halten, bis der König selbst von Babylon ausrückte. Ehe dies ge-
10 schah , waren jedoch noch andere Kämpfe auszufechten , und zwar
auf assyrischem und armenischem Boden. Die Inschrift drückt sich
hier etwas unbestimmt aus; sie spricht nur von dem „Heer der
Empörer", nennt aber weder deren Nationalität noch ihren Ober-
befehlshaber. Man hat aus dem Umstände, daß diese Kämpfe von
i.») Darius zwischen den beiden Schlachten gegen Fraijartis berichtet
werden , geschlossen , daß sie in innerem Zusammenhang mit dem
medischen Aufruhr gestanden haben. Dies war jedoch, wie zuerst
Marquart (Philologus, Suppl. 10, 167) richtig gesehen hat, keines-
wegs der Fall. Die Feinde waren Armenier; die Bewegung war
20 national-armenisch. Wenn Darius sich über ihren Anführer , den
sie natürlich gehabt haben müssen , so vollständig ausschweigt , so
erklärt sich das vielleicht damit, daß dieser Anführer ihm nicht
oder noch nicht in die Hände fiel. Es ist nicht ausgeschlossen,
daß der Anführer der Armenier kein anderer war, als der uns be-
25 reits bekannte Arahu. Man hätte nur anzunehmen, daß es diesem
gelang, aus den fünf Schlachten, die gegen ihn geliefert wurden,
zu entkommen und in Bab3'lonien, das Darius inzwischen verlassen
hatte, die Rolle des falschen Nabu-kudurri-usur zu spielen. Gegen
die Armenier sandte Darius zwei Heere aus, eines unter dem Armenier
30 Dädarsis, der am 8. II. bei Züzu, am 18. IL bei Tigra und am 9. HL
bei Uiamä (oder Ujavä ?) siegte. Alle 3 Orte liegen in Armenien.
Die Daten beweisen, daß diese Schlachten erst im ersten Jahre des
Darius (521/0) geschlagen wurden. Das zweite Heer unter dem
Perser Uaumisa kämpfte zuerst am 15. X. bei Izilä in Assyrien, zum
35 zweiten Male am 30. IL bei Autiiära in Armenien. Es ist auf-
fällig, daß Dai'ius die Absendung des Uaumisa, erst hinter der-
jenigen des Dädarsis berichtet. Indessen folgt daraus nicht, daß sie
später als diese stattgefunden haben müsse. Xach der früher all-
gemein angenommenen Textgestalt der altpersischen Blsutün-lnschrift
•10 mußte man diesen Schluß freilich notwendiger Weise ziehen. Seit-
dem wir aber wissen, daß das altpersische pasäud , darauf, mit
dem früher die Berichte über die Entsendungen des Dädarsis und
des Uaumisa eingeleitet waren, im Original an beiden Stellen (II 21»
und 4i>) gar nicht steht, fällt jeder Grund zu jener Schlußfolgerung
4:, weg. Die Daten allein sind entscheidend. Sie in Verbindung mit
der Angabe d(;s Darius, daß er die von ihm borichteten Schlachten
,in einem und demselben Jahre" nachdem er König geworden war,
Weißbach, Zur neubabijlon. und achämenid. Chronologie. 639
geliefert habe . zeigen , daß die Schlacht bei Izilä noch in sein
Accessionsjahr (522/1) gehört. Wir haben uns den Hergang also
etwa folgendermaßen zu denken. Nach der Beseitigung des Gau-
mäta vervveicrerteu die Armenier die Anerkennung des Darius. Dieser
sandte, noch vor der Eroberung Babylons, den Uaumisa gegen sie. 5
Der Feldherr traf bereits in Assyrien auf die Feinde und lieferte
ihnen am 15. X. die Schlacht bei Izilä. So erklärt sich, daß
ap. Bis. § 21 bei der Aufzählung der Provinzen, die abtrünnig
wurden, während sich Darius in Babylon befand, Armenien fehlt;
es stand eben bereits unter den Waffen , ehe der König Babylon lo
eroberte. Assvrien dagegen, das hier mit genannt ist, mag wirklich
erst nach der Eroberung Babylons sich empört haben. Was weiter
folgte, ist bekannt.
Nach dem Berichte über die Schlacht bei Autiiära (30. IL
521 0) fährt Darius fort: , Darauf brach ich von Babylon auf und is
zogf nach Medien." Der Aufbruch nach Medien ist also nicht vor
Ende Aiiaru und, da Babylon bereits im Ululu in den Händen des
Arahu war, nicht später als im Abu erfolgt. Zur Schlacht mit
Fraqartis kam es am 25. Adukan(a)isa bei Kundurus in Medien.
Leider läßt sich über diesen Monat, dessen babylonisches Äquivalent 20
cfleichfalls fehlt, nichts genaueres ermitteln. In Betracht kommen
für ihn , nachdem acht Monate des altiDersischen Jahres bestimmt
sind, die übrigen vier, d. h. der IV., V., VI. und der XL, letzterer
allerdingrs mit der geringsten Wahrscheinlichkeit. Nach der Schlacht
bei Kundurus floh Frayartis nach Ragä , wurde aber hier von den 25
Verfolgern ergriffen und später auf Befehl des Königs hingerichtet.
Um diese Zeit mag auch der Aufstand des Sagartiers Cifatakma.
den Darius hier einfügt, niedergeschlagen worden sein. Ort und
Datum der gegen ihn gelieferten Schlacht werden nicht angegeben.
Der Aufstand der Fraijartis hatte auch nach Parthien und Hyr- 30
kanien übergegriffen, wo des Darius' eigener Vater Hystaspes Satrap
war. Dieser lieferte den Aufständischen eine Schlacht bei Uispau-
zätis am 22. XII., und nachdem ihm sein Sohn von Ragä aus Ver-
stärkunfjen creschickt hatte, eine zweite, entscheidende, am 1. Garma-
pada bei Patigrabana. In welche Jahre gehören diese Daten ? Die 35
Partei des Fraijartis zu ergreifen hatte für die Parther und Hyr-
kaner nur so lansfe Sinn , als Fraijartis noch am Leben und un-
besiegt war. Da er allerspätestens am 25. XL des 1. Jahres des Darius
entscheidend geschlagen worden war, ist die Schlacht bei Uispau-
zätis nicht später als diese Zeit anzusetzen. Sie muß am 22. XII. 10
des Accessionsjahres stattgefunden haben. Für den \. Garmapada.
den babylonischen Neujahrstag kann aber nun nicht etwa das 1. Jahi-
des Darius in Betracht kommen — damals befand sich der König
ja noch in Babylon, aber nicht in Ragä — sondern erst das 2. Jahr.
520/19. 15
Der nächste Aufstand , den Darius berichtet , war der des
Margiers Fräda; er wurde am 23. IX. , natürlich 5210, nieder-
(340 Weißbach, Zur neulahylon. imd achämenid. Chronologie.
geschlagen. Schwieriger war der Kampf mit dem 2. falschen
Smerdis . dem Perser Uahiazdäta. Der gewen ihn ausgesandte
Feldherr Artaqai'diia schlug ihn zum erstenmale am 12. III. 521/0
bei Rakä, entscheidend aber erst am 5, Garmapada (5.1.) 520 19
5 am Berge Parga. Das ist die späteste Schlacht aus den ersten
^'ier Kolumnen der Bisutün - Inschrift ; denn die beiden weiter-
hin erzählten müssen schon vorher stattgefunden haben. Uahiazdäta
hatte nämlich durch eine auscfesandte Heeresabteilung einen Einfall
nach Arachosien unternehmen lassen. Der dortige Statthalter
10 üiqäna kämpfte mit ihr am 13. X. bei Käpisakänis und am 7. XII.
bei Ganduta^a; die Reste des feindlichen Heeres wurden dann,
wahrscheinlich noch vor Ablauf des Jahres, bei Arsädä völlig ver-
nichtet.
Überblicken wir noch einmal unsere Ercjebnisse ! Darius ver-
15 sichert nicht weniger als viermal, daß er diese Taten in einem und
demselben Jahre verrichtet habe. Sein erstes Heldenstück , das
ihm den Thron einbrachte, war die Ermordungr des Magiers Gaumäta.
Wenn wir diese mit Recht auf den 10. YII. seines Accessionsjahres
ansetzen dürfen , so müßte man nach den eigenen Worten des
20 Königs erwarten, daß spätestens am 9. VII. seines 1. Regierungs-
jahres die letzte Schlacht, die er berichtet, geschlagen worden sei.
Dies ist nun freilich nicht der Fall; sie fand fast ein halbes Jahr
später, am 5. I. seines 2. Regierungsjahres, statt. Richtig ist aber,
daß die Empörungen der falschen Könige sämtlich innerhalb des
25 1. Jahres seiner Herrschaft, ich meine in dem Zeitraum vom 10.. YH.
seines Accessionsjahres bis zum 9. VII. des folgenden Kalender-
jahres, ausgebrochen sind oder doch sein können. So möchte
ich denn auch den König Darius , der so eindringlich gegen die
Lüge predigte, nicht gerade einer Lüge zeihen : aber der Vorwurf
30 der Übertreibung kann ihm nicht erspart werden. Hätte er sich
dieser nicht schuldig gemacht, so wäre jedenfalls die wahre Be-
deutung der Worte hatnaliiälä tarda längst gefunden worden,
übrigens ist und bleibt die Bezwingung dieser Aufstände , von
denen einige, wie der des Fraijartis und der des 2. falschen Smerdis,
35 den Bestand der eben gewonnenen Herrschaft aufs ernstlichste be-
drohten, auch wenn sie erst in 1^., Jahren gelang, eine sehr re-
spektable Leistung, die die Tüchtigkeit des Königs in helles
Licht setzt.
Als Darius durch Bezwingunsr dieser Aufstände sein Reich
40 genügend befestigt hatte, beschloß er, die denkwürdigen Ereignisse
in Bild und Schrift zu verewigen. So entstanden die Reliefs und
die ersten vier Kolumnen der Inschrift am Felsen von Bisutün.
Der König bediente sich dazu einer nationalen Schrift, die wahr-
scheinlich erst auf seinen Befehl geschaflen wurde, ließ aber Über-
i'< Setzungen in die beiden anderen Hauptsprachen seines großen
Reiches daneben einmeißeln. Wann diese Arljeit ausgeführt wurde,
können wir aus Mangel an Isaclnichten nicht feststellen: doch
Weißbach, Zur neubabylon. und achämenid. Chronologie. 641
werden wir kaum fehlgehen, wenn wir sie so früh als möglich,
vielleicht kurz nach der Bewältigung dez zweiten falschen Smerdis,
also am Anfang des 2. Regierungsjahres des Königs, beginnen lassen.
Ihre Vollendung wird mehrere Jahre beansprucht haben. In-
zwischen nahmen die kriegerischen Ereignisse ihren Fortgang. 5
Darius hat sie später in einer V. kurzen, nur altpersisch abgefaßten
Kolumne beschreiben lassen , aus deren Anfang durch Konjektiu'
vielleicht eine Zeitbestimmung zu gewinnen ist.. Der Anfang lautet
gemäß King und Thompson nach der gewöhnlichen Einleitung
(Es spricht der König Darius :) (Z. 2) ima | t\ia \ ada]m \ dku\na- lo
uaml . . . .] tiia \ a[. . .]^[Z. ^'\mca \ [ -] tardcmi | [*. . .pasäua
id]t.ö, I Jcsäi'a{Z. 4:)tii'a | [ctbauam d'c.]. Die Notizen der Heraus-
geber besagen : ^ Platz für 2 Zeichen am Ende der 2. Zeile ; - Platz
für ungefähr 5 Zeichen , das erste scheint ^ oder p gewesen zu
sein; ■"' Spuren des 1. Zeichens dieser Lücke ^11 ll- i5
Von diesen Worten läßt sich ohne Weiteres übersetzen : Dies
ist's, was ich tat Jahr, nachdem ich König geworden war.
In der noch offen o-elassenen Lücke vor tardam .Jahr" hat nun
doch vermutlich ein Ordinalzahlwort gestanden, und zwar entweder
fMuätn „das 3." oder *päcaviäin „das 5.". Rätselhaft ist nun aber 20
das vorhergehende mit a beginnende und auf mca oder maca
endigende Wort, in dem nur 2 Zeichen fehlen sollen. Das schließende
ca könnte eventuell aus cä „und" vei'kürzt sein ; wir hätten dann
ein weiteres Ordinale darin zu suchen , und zwar das um eins
niedrigere als das folgende, also entweder duuitiiümca „das 2." oder 25
*turiiämca .das 4.". Beide Ergänzungen sind zu lanw, außerdem
enthalten beide nicht das von K. k T. gegebene Anfansfszeichen.
Indessen , wenn einmal eine Konjektur erlaubt ist , würde sich die
zweite noch am ehesten empfehlen , da sie nicht nur die kürzere
ist , sondern auch ein Anfangszeichen enthält , das bei schlechter 30
Erhaltuno; mit dem von K. & T. gegebenen verwechselt werden
kann (fff statt T\\)\ das vorhergehende Wort böte keine Schwierig-
keit; es wäre zu der Präposition patii zu ergänzen. Wir würden
also erhalten: (Z. 2) ima \ t\_ia adii\ni aku[nauam pd\tii t\uriia\
(Z. 2t)mca I p[äcamäni \ ] tardam \ [pasäua \ ia^^tä \ Mäi'a{Z. 4) 35
tüa I [abauam (Oc.]. „Dies ist's, was ich tat im 4. und 5. Jahre,
nachdem ich Köniuf geworden war" usw. Ob diese Ersränzungen
möglich sind , müßte freilich erst durch eine neue Nachprüfung
des Originals festgestellt werden. Wären sie sicher, so würden sie
die Chronologie der weiterhin berichteten Ereignisse (Aufstand des 40
-mamaita in Elam und Krieg mit dem Sakenfürsten Sakilka) be-
stimmen.
Aus den späteren Jahren des Königs und von seinen Nach-
folgern besitzen wir keine chronologischen Inschriften mehr. Auch
der Reichtum an Privaturkunden nimmt nach Darius I merklich 15
642 Weißbach, Zur neubahylon. und achämenid. Chronologie.
ab, was aber z. T. seinen Grund darin hat, daß die Schätze des
Britischen Museums noch bei weitem nicht alle gehoben sind. Die
von Strassmaier veranstaltete Sammlung babylonischer Texte
ist leider beim 23. Jahr Darius' I stecken geblieben. Indessen
5 haben Clay und Ungnad durch ihre Veröffentlichungen der
entsprechenden Tontäfelchen von Philadelphia und Berlin schon
einen gewissen Ersatz geschaffen. So verdanken wir Ungnad
nicht nur das späteste Datum von Darius I (Vord. Schriftd. IV
No. 180 : 17. VII, 36 Jahr: anstatt 17 hat vielleicht ursprünglich
10 sogar 27 dagestanden), sondern auch das erste von Xerxes (22. VIII.,
acc). Beide Urkunden stammen aus Barsip. Der Thronwechsel
ist also im Herbst 486 erfolgt.
Da ein Verzeichnis sämtlicher Xerxes-Daten vielleicht nicht
unwillkommen sein wird , lasse ich es hier folgen. Die bunte
15 Mannigfalticrkeit in der Schreibung des Königsnamen ist auch
philologisch interessant; sie beweist, welche Schwierigkeiten seine
Aussprache dem babylonischen Munde verursachte.
1. Vord. Sehr. V, No. 117. Barsip 22. VIII. acc. Ak-siia-ar-si
sar Babili^) sar matate-).
20 2. Strm., Stockh. Kongreß, No. 16. 7. X. acc. Ah-su-mar-si-' sar
Babili ^) u matate ''').
3. das. No. 17. 22. X. acc. Ak-ki-is-ar-su sar Babili^) u matate^).
4. das. Xo. 18. 27. XL acc. Ak-si-ma-ar-su sar Babili-') sar
matate-) p^-
25 5. Evetts, Xerx. 1. Bit sa-hi-ra-a-an(?) ? ? acc. Ak-si-ak-ar-su
sar Babili ^) sar matate 2).
6. Clay, VIII, 1, Xo. 119. Babylon (?j 23.1. I.Jahr Ah-si-
is-mar-ri-si sar Babili^) u matate"-).
7. Vord. Sehr. IV, No. 191. Barsip 3. III. 1. Jahr Ak-si-ma-
30 ar-su sar Babili^) u matate-).
8. das. VI, No. 179. Babylon y III. 1. Jahr Ak si-iaar-si [sar
Bab[ili') u matate'^) ?•■
9. Strm., Stockh. Kongreß, No. 19. 20. V. 1. Jahr Ah-si-a-mar-
su sar Par-su Ma-da-a-a.
35 10. Vord. Sehr. IV, No. 192. 17. VI. 1. Jahr Ak-si-ia-ar-'-su.
11. das. No. 193. 30. VIII. I.Jahr Ak-si-ia-ar-su sar Par-su u
Ma-da-a-a [sar Babjili^) u matate^).
12. Br. Mus., unveröffentlicht (Ojipert, Journ. as. VIII. Serie
17,544. 18"Jl): (?) X. I.Jahr des Xerxes. Königs von
•10 Persien und Medien, Königs von Babylon und der Länder.
13. Vord. Sehr. IV, No. 194. Sii-sa-an 3. XIL 1. Jahr Ak-si-ar-
sii ^ar Pa-ar-su Mad-da-a-a sar Babili ■') u matate-).
14. das. VI, No. 180. 13. XII 1. Jahr Ak si-ar-ri-^u.
Sclireibuii(,'üii : 1) K Kl. 'ji KIK KL'U. .!) DINTllMvI. 4) KUR-Mli.S.
5) KA-DINGIK-UA-KI.
Weißlacli, Zar neubabijlon. und achämenid. Chronologie. 643
15. Evetts, Xerx. 2. Sippar Vi. 2. Jahr Ah-si-ia-ar-sü sar ™^*
Par-su u ™'*' Ma-da-a-a sar Babili^) u matate-).
16. Vord. Sehr. YI, No. 181. 14. lil. 2. Jahr Ah-si-ri-ar-si kr
Par-su u ™Ma-da-a-a sar Babili ^) u matate'-).
17. Revillout, Proc. of the Soc. of Bibl. Arch. 9, 238. 15. III. 5
2. Jahr Ah-si-inar-su sar ^^'^Parsu ^^^^Ma-da-a-a Babili ^) u
matate-) i*^-
18. Br. Mus. 92748 (Guide to the Ass. & Bab. Room , S. 193,
No. 332), 2. Jahr (? etwa identisch mit 22 ?).
19. Yord. Sehr. III, No. 181. 22.1. 3.(?) Jahr Ha-si-i-ar-su sar lo
matate -)
20. Strm., Stockh., No. 20. Babylon 2. IL 3. Jahr Ah-si-ia-ar
sar Par-su u "^^^Ma-da-a-a sar Babili^) u matate-).
21. Evetts, Xerx. 3. 1. lY. 4. Jahr Ak-ka-si-ar-si sar Par-su u
Ma-da-a-a sar Babili^) u matate^). 15
22. das. 4. Babylon 2. lY. 5. Jahr Ah-si-ia-ar-su sar matate -) p'-
23. Zürich (Oppert, Melanges d'areh. egypt. & ass. 1, 23 ff. 1873.
Boissier, Zeitschr. f. Ass. 11, 83 f.) Babylon 3. IX.
5. Jahr Ah-ha-ri-su sar Pa-ar-su.
24. Yord. Sehr. V,No. 118. Dur- , 25. Ylb. 8.(?) Jahr 20
[ ]-ar-su sar ™^'Par-su ™^'Ma-da-a-a [ ]-KI u matate *).
25. Br. Mus., Bu. 88—5—12, 593 (Cun. Tests, P. IV). Babylon
24. YIII. 10. Jahr Ah-si-i-mar-su sar matate-) p^-
26. Clay, YIII, 1, No. 120. "" Nippur Q.C^) X. 12. Jahr Hi-si-'-
ar-[si]-' sar [matate]. 25
27. Yord. Sehr. III, No. 185. Arahtum 26. Y. [1]6. Jahr Ak-
si-ia-ar-si sar matate-) p^-
28. das. No. 186. Arahtum ? Y.(?) [1]6. Jahr A[k]-sri-a[r-su]
sar matate -) p'-
29. das. No. 182. Alu essa irat abulli Ea pihat Barsip 2. YI. 30
16. Jahr Ak-si-ia-ar-si ^ ////////•
30. das. No. 183. Kar Tasmetum 5. YI. IG. Jahr Ak-sii-ar-su
sar matate'-) p^-
31. das. No. 184. Bitu essu 10. YI. IG. Jahr Ak-sü-ar-su sar
matate *). 3»
32. Strm., Stockh. Kongr., No. 21. Sippar ? III •;' Jahr Ah-si-
ar-[ ] sar Babili '*) sar matate -').
33. Yord. Sehr. YI, No. 801. Arahtum 26. Y. V Jahr Hi-si-ia-
ar-su ....
34. Strm., Stockh. Kongr., No. 22. 11. IX. V Jahr Hi-si-'-ar-si-' . . u.
sar Babili-') u mat[atej.
35. Yord. Sehr. YI, No. 182. Barsip '( XI. 'V Jahr Ak-si-iaar-si
sar Babili^) u niatfatej.
Hieraus ergibt sich, dalj noch bei weitem nicht alle Kogierungs-
jähre des Königs Xer.xes belegt sind. Es fehlen noch das 6., 7.. is
9.('?), 11., 13., 14., 15. Jahr und die letzten vom 17. an. Die
644 Weißbach, Zur neuhabylon. und achämenid. Chronologie.
Titel wechseln in eigentümlicher Weise. Der gewöhnliche achä-
menidische Titel „König von Babylon, König der Länder" wird
20. V. des 1. Jahres durch „König von Persien und Medien" er-
setzt, dem aber bald darauf (zuerst am 30. VIII. des 1. Jahres) der
5 frühere Titel noch außerdem hinzugefügt wird. Diese volle Form
herrscht bis mindestens zum 8. Regierungsjahr, vom 10. an wird
sie durch das einfache „König der Länder" abgelöst, das schon
von den Vorgängern des Xerxes fakultativ, von seinen Nachfolgern
aber fortan ausschließlich verwendet wird ^). Dieser Wechsel in
10 den Titeln wird nicht ohne Grund erfolgt sein . wenn uns auch
die Veranlassungen aus Mangel an direkten Nachrichten noch nicht
bekannt sind. Wir kennen jedoch die Namen mehrerer Könige,
die ungefähr Zeitgenossen des Xerxes gewesen sein müssen und
wahrscheinlich Usurpatoren waren, nämlich
15 a) Ak-si-ma-ak-su, Vord. Sehr. VI, No. 177, dat. 11. X.(?) acc,
ohne Titel, und No. 178, dat. 9. XL acc, Titel „König von Babylon
und König der Länder", schwerlich nur eine ungenaue Schreibung
des Namens Xerxes; vgl. Ungnad, Orient. Lit.-Ztg., Beiheft 2, S. 25.
b) Bel-simanni (vgl. Ungnad, Orient. Lit.-Ztg. 10, 464 fl'. 1907.)
20 1. Urkunde im Besitz des Loi'd Amherst, dat. Barsip (10
+ x). V. acc; Titel: „König von Babylon und der Länder". Pinches,
XIII. Intern. Orient.-Kongr. (Hamburg 1902) S. 268.
2. Vord. Sehr. VI, No. 331, dat. 1. VI. acc; Titel „König von
Babylon".
25 8. daselbst III, No. 180, dat. Barsip ? ? acc; Titel wie 1.
c) Samas-erba (vgl. Oppert, Journ. as., VIII. Ser. 17, 543 ff.).
1. Vord. Sehr. III, No. 178, dat. 25. VL acc; Titel „König
von Babylon".
2. das. No. .179, dat. Barsip ? VI. acc; Titel „König von
30 Babvlon, König der Länder".
"3. das. V, No. 116, dat. Barsip 21. VIL acc; Titel wie 1.
4. Strm., Zeitschr. f. Ass. 3, 157 f, dat. Babylon 22. VII. acc;
Titel wie 2.
5. Vord. Sehr. VI, No. 178, dat. Barsip 23. VII. acc; Titel
85 wie 2.
6. das. No. 174, dat. 29. VII. acc; Titel „König".
7. das. No. 175, dat. ? ? acc; Titel wahrscheinlich wie 2.
d) Si-ku(?)-uS(?)-ti (s. Pinches, a. a. 0. S. 268 f.), Urkunde
im Besitz des Lord Amherst, dat. 21. XII. [Sattu] re^ lugal-nam-
4« us(?)-hu Si-ku(V)-us(V)-ti Sar Babili §ar matate.
1» Au> (Jörn Titol wird man scliließeii dürfon, diiß aucli die Urkunde 19
der obigen Liste nicht aus dem 3., sondern frühestens aus dorn 12. Jahre des
Xer.\os stiuiiint. — Das Fohlen jedes Titels bei 10 und 14 ist etwas anffallif;,
hat aber vielleicht lieino tiefere Bedeutung, da auch bei dnn früheren Königen
gelegentlich der Titel fehlt.
Weißhach, Zur neuhabylon. und achämenid. Chronologie. 645
Wahrscheinlich wird sich diese Liste einst noch erweitern
lassen. Aus den in ihren Urkunden genannten Personennamen ist
ihre Zeit als die des Xerxes oder die letzten Jahre des Darius I
annähernd zu bestimmen. Zu genaueren Feststellungen fehlen noch
die Mittel. 0
Da die letzten Jahre des Xerxes in den datierten Urkunden
nicht belegt sind , und die Daten aus Artaserxes' Zeit erst mit
dessen 1. Jahr (nicht Accessionsjahr) beginnen, müssen wir nach
anderen Hilfsmitteln Umschau halten. Da bietet sich die sogenannte
achtzehnjährige Liste Sjj. II 48 + Sp. TI 955, veröffentlicht von 10
Strassmaier (Ztschr. f. Ass. 7, 199 und 8, 106), umschrieben von
E. Mej-er (Forsch. 2, Tafel zu S. 457), die von 18 zu IS Jahren
fortschreitend eine Anzahl Regierungsjahre von Darius I an fest-
legt. Durch sie erfahren wir u. a. , daß vom 27. Jahr des Darius
bis zum 9. des Xerxes, und wiederum von diesem bis zum 6. des Arta- 15
xerxes I je 18 Jahre gerechnet wurden. Da das 27. Jahr des Darius I
= 495/4 ist, ergibt sich als sein 36. Jahr = Accessionsjahr des
Xerxes 486/5, als dessen 21. Jahr = Accessionsjahr des Artaxerxes I
465/4. Auch fernerhin bewährt sich die 18jährige Liste als
sicherer Führer , nur daß sie die ßegierungszeit des Arses , Ale- 20
xander's d. G. und des Philippos Arridaios ganz übergeht. Arta-
xerxes I regierte nach ihr 41 Jahre. Er starb 424/3; dies ist zu-
gleich Accessionsjahr Darius' II, der 19 Jahre regierte, also 405/4
starb. Ihm folgte Artaxerxes II mit 46 Jahren , regierte also bis
359/8, ferner Artaxerxes III, von dessen 8. Jahr (351/0) die Liste 25
unter Übergehung des Arses gleich zum 3. Jahr des Darius III
(333/2) springt. Bis hierher steht die 18 jährige Liste vollständig
im Einklang mit dem Ptolemäischen Kanon , nur daß dieser die
Regierung des Arses (Arogos) natürlich aufgenommen hat und statt
der babylonischen Kalenderjahre ägyptische Wandeljahre bietet. so
Betrachten wir noch die datierten babylonischen Privaturkunden.
Leider haben ihre Schreiber uns die Aufgabe, die von Darius und
Artaxerxes datierten Täfelchen chronologisch zu bestimmen , i-echt
erschwert, indem sie es unterließen, die gleichnamigen Herrscher
durch untei'scheidende Zusätze zu chai'akterisieren. Es gibt indessen S5
einige Kriterien, z. B. die Regierungsjahre. Eine Tafel vom 5 bis
19. Jahr des Darius kann natürlich niöht dem III. Herrscher dieses
Namens zugeteilt werden , da dieser nur 4 Jahre regiert hat , und
Tafeln aus dem 20. bis 36. Jahr des Darius müssen aus ent-
sprechenden Gründen dem I. angehören. Hei den Jahren 21 — 41 40
des Artaxerxes hat man noch die Wahl zwischen A. I und A. II,
Tafeln aus den Jahren 42 — 46 können nur dem II. zugesprochen
werden'). Ferner sind die Titel zu borücksichtiuen. Während
1) Damit erledigt sich die von U n r 11 n d ( Orient. Lit.-Ztg., Hoilieft 2, SS. 25 (.)
angenommene Artaxerxes-Ära. Die Urkunde Vord. Sehr. VI, No. 18G, dat.
Babylon 10. VIII. des 4G. Jahres Artaksatsu, bezieht sich auf Arta.xer.xos II.
Zeitschrift der D.M. G. Bd 1.XII. 42
646 Weißbach, Zur neubahylon. und achämenid. Chronologie.
Darius 1 noch fast immer als „König von Babylon, König der
Länder" , selten aber als „König von Babylon" oder „König der
Länder" allein bezeichnet wird, befestigt sich der letztgenannte
Titel .Könicf der Länder", wie wir gesehen haben, seit etwa 475-
5 derart im Gebrauch, daß er von da an ausschließlich angewendet
wird und ein fast untrügliches Kennzeichen für die spätere Zeit
abgibt. Gelegentlich kann auch ein Schaltjahr gute Dienste tun;
doch ist das Material hier noch sehr dürftig. Ein Beispiel bietet
aber die Urkunde Vord. Sehr. IV No. 196, dat. 26. XII b. 10. Jahr
10 des Dar-ia-mus , Königs der Länder. Weist schon der Titel auf
die spätere Zeit, so schließt das Schaltjahr die Regierung Darius' I
vollends aus, da dessen 8. und 11. Eegierungsjahr als Schaltjahre
sicher bezeugt sind und zwischen ihnen unmöglich noch ein Schalt-
jahr gelegen haben kann. Ein gutes Mittel bietet ferner das
15 Studium der in den Urkunden genannten Personennamen. Durch
eingehende Vergleichungen ist esHilprecht und Clay gelungen,
eine große Gruppe von Tafeln mit Daten von Artaxerxes und
Darius der Zeit Artaxerxes' I und Darius' II zuzuweisen (Bab. Exped.
Vols. IX und X) ^). Dabei handelt es sich fast ausschließlich um
20 Urkunden aus Nippur. Für die Urkunden mit dem Namen Arta-
xerxes aus anderen Städten ist der Versuch der chronologischen
Aussonderung noch nicht unternommen; bei der Dürftigkeit des
Materials wird er wohl auch schwierig durchzuführen sein.
Ai-taxerxes' I letztes Datum aus Nippur (Bab. Exp. IX No. 108)
25 ist 12. IX. seines 41. Jahres; dann folgt noch eines aus Hasbai
vom 17. XL des gleichen Jahres (424/3). Inzwischen finden wir
aber bereits (Bab. Exp. X No. 1) am 4. XL Darius II in Babylon
und (daselbst No. 2 und 3) am 15. XL in Nippur anerkannt. Höchst
eigentümlich sind nun die Daten der 3 Nippur-Tafeln Bab. E.xp. X
30 No. 3 und 4; VIH 1 No. 127:
■ ■ I 41. Jahr, Jahr des Regierungsantritts des
90 YTT I ^^^^'^^ [^^]i Königs der Länder-).
Diese Daten beweisen wenigstens das eine , daß die kurzen
35 Zwischenregierungen des Xerxes II und des Sogdianos in Babylonien
nicht anerkannt wurden. Dagegen galt Darius II spätestens Anfang
423, frühestens Ende 424 in Babylonien als rechtmäßiger Herrscher.
Die bis jetzt bekannten Urkunden aus der Zeit des Darius II
brechen mit seinem 13. Jahre ab. Aus der oben erwähnten
40 18 jährigen Liste ersehen wir jedoch, daß sein 19. Jahr, sein letztes
(405/4), dem Acccssionsjahr seines Nachfolgers Artaxerxes II ent-
sprechen muß , dem bis jetzt nur 2 Privaturkunden , dat. 28. VII.
1) Vol. .\, S. 2 f. inaclit Clay wnlirsclieinlich, daß die Urkunde IX, No. 1
vielmehr io die Zeit Artn.xerxes' II goliört.
2) Ualtyl. E.xp. VIII, 1, No. 127 hat im Original irrtümlich öl statt 41
Weißbach, Zur neubabylon. und achämenid. Chronologie. 647
des 1. Jahres und 10. VIII. des 46. Jahres zuzuweisen sind. Letztere
führt uns in den Herbst des Jahres 359 v. Chr.
Sie ist wahrscheinlich die jüngste Privaturkunde aus achä-
menidischer Zeit, die wir besitzen. Wenigstens sind meines Wissens
bis jetzt weder von Artaxerxes III i) noch von Arses und Darius III &
Privaturkunden nachgewiesen. Diese setzen erst mit Alexander
dem Großen wieder ein.
Von orroßem Wert sind dagegen die asti'onomischen Tafeln,
vor allem der sogenannte Saroskanon (veröffentlicht von Strass-
maier Ztschr. f. Ass. 10, 66 f., daselbst 8, 149 ff. von Epping i»
und ihm kommentiert), außerdem Sh. 81-7-6,111 (benutzt von
Strassmaier a. a. 0. 7,202) und Sp. II, 901 (Kugler, Stern-
kunde VI. Sterndienst in Babel 1, 80 ff. Münster 1907). Aus ihnen
erfahren wir freilich nichts näheres über die Zeitpunkte der
Regierungswechsel , wohl aber eine Fülle einzelner Daten, die sich i5
ohne Schwierigkeit in julianischer Zeit ausdrücken lassen. So
ist z. B.
der 1. 1. des 46. (letzten) Jahres des Artaxerxes II 22. April 359 v. Chr.
III 11. April 358 ,
m I.April 338 , 20
„ Arses 19. April 337
, „ 8. April 336 ,
, Darius III 28. März 335 ,
, , „ III 12. April 331 „
Hiermit müssen wir uns vorläufig bescheiden , bis weitere 25-
Keilinschriften-Funde genaue Angaben liefern.
dgl.
. 1.
dgl.
, 21.
dgl.
, 1-
dgl.
, 2.
dgl.
" 1-
dal.
•">.
1) Abgesehen von dem fragmentarischen Täfelchen Strm,, Stockh. Kongr.,
No. 28, datiert aus dem 14.(?) Jahre des Artaxerxes III.
42*
648
Über einige bildliche Darstellungen altindischer
Gottheiten.
Von
Dr. T. Bloch.
Den Ausgangspunkt für die folgenden Bemerkungen bildet ein
bekanntes Relief aus Jamälgarhl im heutigen Distrikt von Pesbawar,
das sich schon seit einer langen Reihe von Jahren im Museum zu
Labore befindet. Im oberen, etwas beschädigten Felde zeigt es den
5 zukünftigen Buddha, Prinz Siddhärtha, im Genuß des ehelichen
Glücks ^). In sicher beabsichtigtem Kontrast dazu stellt das darunter
befindliche Feld dar, wie derselbe Prinz Siddhärtha, auf das Glück
seines Familienlebens verzichtend, sich nächtlicher Weile von seiner
schlafenden Gattin hinwegstiehlt, um die Häuslichkeit mit der Haus-
10 losigkeit zu vertauschen: ägäräd anägäratäm gatah^ wie man da-
mals zu sagen pflegte. Oben auf dem Bilde sieht man die Köpfe
von fünf Zuschauern, die über ein Gitter hervor gucken, und zwar
in der Mitte den Kopf eines Tieres, zu beiden Seiten zunächst je
ein, durch den Nimbus als göttlich gekennzeichnetes Wesen, als-
15 dann noch zwei menschliche Gesichter ohne den Nimbus.
Es ist jener Tierkopf in der Mitte, dem wir unsere Aufmerksam-
keit hier zuwenden wollen. Gi"ünwedel sagt (S. 130 flf.): „Above, from
„a balcony, the gods look down : Sürya (the sun) to the right and
„Chandra (the moon) to the left of a bull, that is the sign Taurus
20 ^{Tävuri or Vaisäkha). It was on Tuesda}^, at the fall moon of
„Vaisäkha in the Nakshatra or asterism of Vii^äkhä, that the legends
„say Gautaraa was born, and this representation would agree with
,that date. But the conception and renunciation are both placed
,at füll moons of Äshädha (June-July) in the Nakshatra Uttarä-
26 „Ashädhä, when the sun would be in Karka or Cancer, and in
„conjunction with Pushya (Tishya) „the king of stars". The re-
„presentation then seems intended to show the sun in connexion
„with the constellation of the Bull, perhaps between two personi-
„fied „houses" of the moon in the month Äshädha: evidently the^
30 »night of that month on which the moon was füll was thereby
„intended. Perhaps this is an indication of the date when, in
1) Sieho die Wiodorgubo bei Grünwedel-Burgess , Buddhist Art in ludia.
London 1901, Seite 129.
Bloch, Über einige bildliche Darstellungen altind. Gottheiten. 649
,the artist's opinion, Gautama's flight took place: but it does
,not aofree vvith the tradition, but with the date of the birth."
Ich möchte glauben, daß diese Erklärung Grünwedel's bei
manchen seiner Leser einen ebenso unbefriedigenden Eindruck zu-
rückgelassen hat, wie bei mir, und der Zweifel an ihrer Richtig- 5
keit wird noch erhöht, wenn man eine gute photographische Wieder-
eabe^) des Reliefs zu Gesicht bekommt. Es wird nämlich alsdann
klar, daß der angebliche Stier kein Wesen ist, das zur gens
bovina gerechnet werden könnte, weil ihm die Hörner fehlen,
und der Kopf viel zu länglich und zugespitzt ist. Dagegen glaubte lo
ich sofort mit Sicherheit in jenem Tiere einen Eber zu erkennen,
und ein mir bekannter Herr, dem ich das Bild voi'legte, entschied
sich crleicherweise sofort für den Eber. Sein Urteil fällt umsomehr
ins Gewicht, als er vollständig frei von irgend welcher Vorein-
genommenheit war, und weder das Relief, noch irgendwelche Ab- is
bildung davon vorher zu Gesicht bekommen hatte.
Steht es nun somit so gut wie fest, daß der Gändhära Künst-
ler in jenem Relief den Kopf eines Ebers-) abbildete, den er —
dies macht die Stellung jener Figuren sicher — als Zuschauer neben
einigen menschlichen und göttlichen Wesen gedacht sein wollte. 20
so wird es auch ohne weiteres klar, daß wir von astronomischen
Andeutungen absehen können, die ja ohnehin, wie oben angedeutet
wurde, kein reinlich und glatt aufgehendes Rechenexempel ergeben.
Der Eber in jenem Relief aus Jamälgarhi ist nie-
mand anderes als Vishnu, der mit einigen anderen gött- 25
liehen Wesen jenem bedeutenden Vorgang als Zuschauer beiwohnt.
Will man darüber hinaus noch einen tieferen Sinn in jenen
Figuren suchen, so könnte man vermuten, daß der Künstler Vishnu
zu den vier Lokapälas gezählt hätte; der vierte, Indra, wäre dann
vielleicht jene Figur, die unten links vom Beschauer im Hinter- so
gründe des Schlafgemachs Gautama's steht mit einer Geste , die
vielleicht eine Aufforderung an Gautama besagen könnte, sich nun
endlich bereit zu machen. Indra-Vajrapäni folgt ja dem Gautama
beständig nach des letzteren Auszug aus Kapilavästu , und seine
Stellung imd Geste in unserm Relief wäre daher durchaus an- 3.->
gemessen. Daß die buddhistische Kunst die vier Lokapälas zu
Begleitern des seine Stadt verlassenden Bodhisattva machte , kann
uns nicht befremden. Sie wollte damit nur den Gedanken zum
1) Das Original habe ich leider noch nicht zu selten bekommen, aber die
Photographie, auf die sich meine Ausführungen gründen, ist sicher ebenso deutlich,
als das Original.
2) Leider sind die Künstler von (Jändhära höchst niittolmüßige Tiordar-
stoller gewesen, wie dies schon Foucher hervorhebt. Dr. Vogel teilt mir mit,
daß er ein Relief dos Labore Museums, welches den Abschied des Pferdes
Kanthaka von Gautama nach seiner Flucht davstollt, im ofliziollen Katalog Jenes
Museums beschrieben fand als „Huddha meeting a rhinoceros" ! ! Hei minder-
wertigen Repliken jener Szene dürfte diese Erklärung prima facie kaum un-
begreiflich erscheinen.
650 Bloch, jjher einige hildliche Darstellungen altind. Gottheiten.
Ausdruck bringen, daß jener Königssohn im Begriffe steht, die Welt
zu erobern. Die göttlichen Herren der Welt, die Lokapälas, ge-
hören ja schon zu seinen Dienern , zu seinem Gefolge, ähnlich wie
im Kävya die Lokapälas zu zittern anfangen, oder sonst irgend-
5 welche Äußerungen ihrer Bestürzung und Angst zu erkennen geben,
sobald ein angehender Cakravarttin zum digvijaya , zur Eroberang
der Welt auszieht.
Wie dem aber auch sein möge — und ich möchte auf diese
Vermutung kein großes Gewicht legen — soviel scheint mir sicher,
10 daß wir in unserm Relief die Darstellung Vishnu's
als Eber für das zweite oder erste vorchristliche
Jahrhundert^) belegen können. Damit kommen vnr ein gut
Stück weiter hinaus über die ältesten, mir bekannten Darstellungen
des Vishnu-Varäha in Indien. Wir besitzen davon zunächst den
15 Eber in Eran im Distrikt Sägar der Central Provinces, der, wie
wir aus der Inschrift an seinem Halse wissen , im ersten Jahre
Toramäna's errichtet wurde"-). Toramäna's Zeit läßt ^ sich annähernd
dadurch bestimmen, daß, wie wir aus der Mandasor Inschrift^) wissen,
sein Vater Mihirakula '^) von dem indischen König Yasodharman-
20 Vishnuvardhana besiegt wurde. Für letzteren steht das Datum
Vikräma-Samvat 589 = 532 A.D. inschriftlich fest 5).
Etwas jünger ist der Eber von Afsand im Distrikt von Gaj^a.
Offenbar wurde er auf Befehl Ädityasena's von Magadha aufgesetzt,
dessen ausführliche, dort gefundene Inschrift leider seit langer Zeit
25 spurlos verschwunden ist**). Aus einer kurzen Weihinschrift auf
einem Bilde des Sonnengottes in Shähpür ") kennen wir für Ädit3-a-
sena das Datum Harsa-samvat 'oQ Märtj(ja-sudi 7, das etwa dem
Anfang des Jah)-es 672 A. D. entsprechen dürfte. Älter hingegen,
wenn auch nicht beträchtlich, dürfte der von mir in VaisälT-Basarh
so gefundene Siegelabdruck des Yaksavatsa sein , auf dem das Bild
eines Ebers über der Legende doch wohl kaum anders als als eine
Darstellung des Vishnu-Varäha gedeutet werden kann'').
Überblickt man dieses Material, dessen Spärlichkeit hauptsäch-
lich darin ihren Grund findet, daß die systematische Durchforschung
1) Das Relief von Jamälgarhi steht künstlerisch sehr hoch und gehört
zweifelsohne in die Hlütozeit der Gändhärakuiist, die man jetzt wohl allgemein
in jene Epoche rückt. Mau beachte z. B. die getäfelte Decke in den beiden
Bogen neben dem Schlafgomach Gautama's im unteren Felde des Reliefs. Hier
sind griechische Vorbilder unverkennbar. Auch die Haltung der beiden Diene-
rinnen unten rechts vom Beschauer scheint mir klassische Vorbilder zu verraten.
2; Siehe Kleot, üui)ta Inscriptions, Seite 158 — IGl.
.'}) Ibidem, Seite 148—150.
4) Der Name scheint halb persisch {;mihira „Soune''\ halb türkisch (kula
= y»/7 , Diener") zu sein. Im Sanskrit würde etwa Sfiri/adäna entsprochen.
!>) Siehu Ivielhorn's List of inscriptions of Northern India, Nr. 4.
C) Siehe Kleet, 1. c, Seite 200—208. 7j Fleet, 1. c. Seite 208 — 210.
8) Siehe Archaeological Survey of India: Annual Report, 1003 — 19o4,
Seite 10!», Nr. IH, und Tafel XM, 15. '
Bloch, Über einige hildliche Darstellungen altind. Gottheiten. 651
der alten Trümiuerstätten Nord-Indiens sich eben erst in ihren
Anfängen befindet, so kann es uns kaum Wunder nehmen, daß der
Ormdhära-Künstler, als er vor die Aufsrabe crestellt war. Vishnu ab-
zubilden , dafür das Bild des Ebers wählte, unter dem Vishnu da-
mals in Nord-Indien wahrscheinlich ziemlich häufig verehrt wurde. 5
Dieses Bild war sicher nicht das einzige Tierbild, das man damals
in Indien zur Darstellung eines cröttlichen Wesens verwendete. Es
hat vielmehr nach dem, was wir bis jetzt wissen, den Anschein,
als ob die Inder von der symbolischen Darstellung
göttlicher Wesen erst verhältnismäßig spät zu ihrer lo
Vermenschlichung übergegangen sind, zu einer Zeit,
als die Griechen ihre Lehrmeister in der Kunst ge-
worden waren.
Vollständig frei sind die Inder von jener primitiven Symbolik
bis auf den heutigen Tag nicht geblieben. Ich denke dabei keines- is
wegs nur an jene formlosen Steine und Erdhaufen, wie man sie in
jedem indischen Dorfe antrifft, bei denen oft nur ein paar Sti'iche
roter oder weißer Farbe uns erkennen lassen, daß kindlich-naiver
Volksglaube in solchen Ungestalten ein numen divinum verehrt.
Jene rohesten Formen göttlicher Symbolik schwebten oti'enbar jenem io
alten Gesetzgeber vor als er das Gebot ausgab, „(die Füße) gegen
eine Gottheit nicht auszustrecken" ^). Die symbolische Form erhält
sich für viele indische Gottheiten gerade an ihren heiligsten Kult-
statten, obgleich die bildende Kunst seit Jahrhunderten ihre mensch-
liche oder menschenähnliche Gestalt wiederzugeben wußte und 2.5
wiedergegeben hat. So wird Vishnu in seinem berühmten Tempel
zu Gaya unter dem Symbol des Fußabdrucks verehrt, den er dort
zurückgelassen hatte, als er herabgekommen war, um die Mensch-
heit von den Plagen des Asura Gaj^a zu befreien. Es ist eine
natürliche Vertiefung im Felsen — der Tempel ist auf felsigem 30
Grunde erbaut, — in der man selbst bei besserer Beleuchtung, als
sie jetzt im Inneren des Heiligtums herrscht, nur mit Zuhilfenahme
eines guten Maßes von Einbildunoskraft den Abdruck eines Fußes
erkennen kann, ganz abgesehen von dem Uinfang, der uns bei einem
Gotte wie Vishnu schließlich doch nicht verwundern dürfte. Die 35
Verkörperungen Vishnu's als Jagaimätha . und die seines Bruders
1) Äpastamba, Dli. S. 1, 11, 30, 23: ngit/iu apo brahinuijuni gä decutä
mktivi3at/e nahhiprasäraulta. Getnoint sind jene Erdhaufen, wie man
sie im Dorfo oder am Wojje unter einem Haume lu'iit/ntiif^e zu Tausenden sehen
Itann. Ein roter oder weiOer Lappen am uberoii Endo einer Uambusstanj^e dient
oft als iiutälca und kennzeichnet den Aufwurf als eine devatä . wie solche
primitive Altäre noch heutzutage aligemein genannt werden. Natürlicli Itonnte
es leicht vorkommen, daÜ ein Wanderer, wenn er sicli Mittags im Schatten eines
Baumes ausruhte, dabei jener derotd mit seinen Eüßen zu nahe kam. Icli habe
in gleicher Lage hin um! wieder wohl ein Mal micli auf solclie Erdhaufen ge-
setzt, aus Unwissenheit und weil mir jene tViuere Witterung ihrer waliren Be-
deutung abging, bis dann ein zarter AVink meiner Hegleiter mich eines Hesseren
belehrte.
652 Bloch, über einige bildliche Darstellungen altind. Gottheiten.
Balaräraa und seiner Schwester Subhadrä^), wie sie alljährlich ein
Mal zu Anfan«? der Regenzeit das Wacjenfest in Puri in Ürissa selbst
solchen Augen zeigt, denen das Innere des Tempels für immer ver-
schlossen bleibt, sind plumpe Holzklötze, bei denen ein paar Pinsel-
5 striche menschliche Gesichtszüge mehr andeuten, als zur Darstellung
bringen. Es gibt in den ältesten Inschriften, die sich auf die
Grründung des Tempels in Puri beziehen, wie mir scheint, noch eine
Andeutung davon, wie jene unförmlichen Hölzer dazu kamen, als
Götterbilder verehrt zu werden. Es wird nämlich in den darauf
10 bezücrlichen Stellen der Inschriften besonders hervorij;ehoben , daß
Vishnu mit Lakshmi im Meere gewohnt hätte, ehe Anantavarman-
Codaganga ihm einen Tempel gebaut hätte-). Also wußte man
damals offenbar noch etwas von dem wahren Ursprung jener Götter-
bilder, und die dichterische Ausschmückung dieses Wissens läßt
15 vermuten, daß die Bilder, oder etwas ihnen Ähnliches, einmal vom
Meere dort ans Land gespült waren, wo jetzt der heilige Tempel
Jagannätha's steht, dei", wie ich wohl kaum zu erwähnen brauche,
dem Meere so nahe steht, daß man bis vor seinen Mauern das
Rauschen der See hören kann. Drinnen im Tempel, so glauben die
20 Leute, ist alles ruhig, denn der Gott kann das einförmige Geräusch
der Brandung nicht vertragen und wünscht nicht gestört zu werden ••).
Es sind vielleicht Fischer gewesen , die jene unförmigen Bilder
fanden, als das Meer sie an der Stelle des heutigen Puri ans Land
gespült hatte. Es ist nur zu leicht begreiflich, daß jene einfachen
23 Leute darin ein Wunder sahen und des göttlichen Ursprungs jener
Holzklötze gewiß wurden. Das Einzige , was uns in solchen und
ähnlichen Fällen verborgen bleibt und wohl meist immer verborgen
bleiben wird, ist das: woher kommt es, daß mit einem Mal solche
zufällig entstandenen göttlichen Symbole , — fast möchte man sie
30 „Augenblicksgottheiten" nennen, wenn der Ausdruck nicht schon
in anderem Sinne geprägt wäre — woher kommt es, daß solche
Symbole so populär werden , daß der Inder es als das Hauptziel
seines Lebens betrachtet, die oft tausende von Meilen weite Pilger-
fahrt zu unternehmen, um jene Verkörperungen der Gottheit zu
3.0 sehen und anzubeten? Aber solche Unterströmuusien des indischen
Geisteslebens, die derartige Wandlungen und Neigungen hervorrufen,
bleiben .selbst heutzutage dem eifrigen Beobachter zumeist ein Rätsel,
geschweige denn, daß der Histoikei- dazu imstande wäre, den Schleier
zu lüften.
40 Das ])ekannteste Symbol, unter dem seit alters und heutzutage
1) Genau cenoininen, entspricht diese Dreilieit natürlich zunächst Kiiina,
Lakshiimna und Sltfi, oder bosser noch Krshiia, IJahiräma und Subha>lrä.
2) Siehe .Journ As. Soc. of Bongnl, IS'tS, Vol. LXVII, Part I. pp. 328— .531.
3) Trotzdem erhellt e.>i ihm so, wie Neapel in dem Kückert'sclion Verse:
,Nupolis, von zweien Meeren
Stets umgibt dich Woj^enbrand :
Drinnen eins von Menschenheoren,
Draulion eins um bunten Strand."
Bloch, Über einige bildliche Darstellungen altind, Gottheiten. 653
noch ein indischei' Gott verehrt wird, ist natürlich das Bild Siva's,
das Uiiga oder der Phallus. Ich brauche kaum darauf näher ein-
zugehen, und möchte nur bemerken, daß man dieses Symbol viel-
fach dadurch anthropomorphisiert hat, daß man oben einen, vier,
oder auch fünf menschliche Köpfe anbrachte , ähnlich wie es die 5
Griechen mit ihren Hermen taten. Solchen lihgas mit Köpfen hat
man dann Namen wie ekamuhha, caturmukha, pancamukha bei-
cfelest, die bis auf den heutigen Tag gang und gäbe geblieben sind.
Man findet heutzutage solche caumukha Mahädevas „vierköpfige
Liügas" in großer Anzahl, und der Name ^Mahädeva'^ , mit dem 10
man jetzt in Nord-Indien jedes phallische Symbol bezeichnet, zeigt,
wie eng das Symbol mit der von ihm dargestellten Gottheit ver-
schmolzen ist.
Um von der Gegenwart in die älteste, in der indischen Kunst
erreichbare Vergangenheit zurückzukehren, so sei hier auf das pracht- 15
volle Kapital einer Asoka- Säule verwiesen, welches die Ausgrabungen
in Sarnath bei Benares zu Tage gebracht haben i). Unter den vier
Löwen, die ein dhcirmacakra trugen, befinden sich, jedes von dem
andern durch ein Rad getrennt, die Bilder eines Löwen, eines
Elefanten, eines Stiers und eines Pferdes. Ich denke, die Symbolik 20
dieser Tierbilder springt ohne weiteres in die Augen, abgesehen
von dem Löwen , bei dem man zweifeln kann , ob darunter Durgä
oder Pärvati zu verstehen ist, deren vähana der Löwe ja bekannt-
lich in der späteren Kunst ist. Daß wii- in dem Elefanten ein
Symbol Indra's , in dem Höcker-Stier (humjjed bull) ein Symbol 25
Siva's-), und in dem Pferde ein Symbol Sürya's erkennen müssen,
daran kann, so glaube ich, nur eine Hyperkritik zweifeln, die von
vornherein darauf verzichtet, solche alte Tiex'bilder überhaupt zu
erklären, und mit dem schönen Namen , Tierornamente " oder einem
ähnlichen Wort sich begnüoft, als ob die Inder solchen angeblichen 30
, Ornamenten" nicht von jeher eine symbolische Bedeutung unter-
gelegt hätten und noch immer unterzulegen nur allzu schnell bei
der Hand sind. Das Kapital von Sarnath stellt vielmehr einen
Gedanken dar, den die buddhistische Kunst auch späterhin gern
zum Ausdruck brachte, nämlich die indischen tiütter als 35
Diener B u d d h a ' s u n d s c i n e r Lehre, des D h a r m a ^).
1) Siehe Arcliaeological Survey uf Iiurui, Anmial Keport, 1904 — 1905,
Seite G9 und Plate XX.
2) Für die Vereliniiig Siva's unter dem Bilde eines Stieres ist die Sage
von dem iieischl'rossendon Stier in Girivrnja (Ivajgir) von Wicliti(;keit, den
Krliadratlia getötet haben soll; siehe Mahähliärata, Sabhäparvan , 'Jl, IG. Daß
damit auf MenseluMiopfer angespielt wird, die Jarfisandha doin Uudra darzubringen
pflegte und die Krshna ihm zum Vorwurf machte (^weiter unten 'J2, 11 : inanusair
devam yastum icchasi Saükaraia), scheint mir ohne weiteres klar zu sein.
Also begegnen wir auch liier der Verehrung Siva's unter dem Hilde eines Stieres.
;i) Das Indiaii Museum in Calcutta besitzt ein kleines Keliof ans dem Ende
der buddhistischen Zeit in Indien, auf dem das ganze indiselie Pantheon in zwei
Keihen zu Füßen Buddhas oinherzieht, ihm seine Ehrerbietung erweisend.
654 Bloch, tj/jer einige bildliche Darstellungen cdtind. Gottheiten.
Dieser Gedanke berührt sich sehr eng mit dem oben besprochenen
Motiv der vier Lokapälas als Gefolgschaft Buddha s, und man könnte
beinahe sagen , daß das Kapital von Sarnath die älteste , künstle-
rische Wiedergabe dieses Motivs der welterobernden Macht der
5 Lehre Buddha's darstellt.
Für die älteste Form der Darstellunar indischer Gottheiten sind
natürlich auch die Münzen von großer Bedeutung. Es verdient
daher hier erwähnt zu werden, daß in dem vor einigen Jahren von
Warwick Wroth bearbeiteten, ausgezeichneten Katalog der Arsacideu-
10 Münzen des British Museum die Figur des Höckerochsen sich auf
der Rückseite einiger Münzen Phraates IV., Mithradates IV.. und
wohl auch Volageses V. findet^). Daß diese Münzen in den Indien
benachbarten Teilen des Arsaciden-Reiches geprägt waren, ist zum
mindesten eine sehr nahe liegende Vermutung. Man bedenke z. B..
15 daß die ältesten muhammedanischen Fürsten Indiens nicht nur den
damals im Nord-Westen Indiens im Umlauf befindlichen, sogenannten
„Bull and Horseman Type" ziemlich allgemein für ihre Münzen
adoptierten, sondern daß sie sich sogar gelegentlich dazu verstanden,
das muhammedanische Glaubensbekenntnis auf ihren Münzen in die
20 Sprache des Landes, das Hindi, zu übersetzen, letzteres vielleicht
nicht ohne missionarische Nebengedanken ^). Gleicherweise war das
Bild des Höckerochsen auf ienen Arsaciden-Münzen offenbar das
damals in Indien beliebte Symbol des Gottes Siva , und Münzen
mit diesem Sj^mbol fanden sicher in den indischen Bazaren umso
25 leichteren Eingang, als man von jeher in Indien geprägtes Metall
1) Siehe Warwick Wroth, Catalogue of the Coins of Parthia, Loiulon 1903,
Seite 118 und Plate XXI, IG; Seite 220 und Plate XXXIII, 14; Plate XXXVI, 5,
und endlich die Münze eines .uncertain king", Seite 253 und Plate XXXVIII, 8.
2) Interessant ist die Art und Weise, wie damals auf jenen Münzen die
Kalimall ins Indische übertragen wurde. Die Übersetzung lautet: Ari/aJctani
eJca Muliatnmada avatära , ^das Undefinierbare (sc. Gott) ist ein Einziges,
Äluhammad ist (seinej Inkarnation". Die Umschreibung der Worte: La iliiha
tllä-lläh befremdet vielleicht nicht so sehr, denn der muhammedauis-chen Gottes-
idee entsprachen damals in Indien nur solche philosophische Begriffe, wie
(ivytdcta „undefinierbar" und ähnliche. Sehr interessant ist dagegen die Wieder-
gabe des arabischen Wortes für „Gesandter", „Prophet" (rasnl) mit avatära
„Inkarnation". Also, die Vorstellung des Mensch gewordenen indischen Gottes,
wie Vishiiu , war nach dem Urteil des Übersetzers die am nächsten verwandte
Idoe. Freilich hatten jene zentralasiatischen Eroberer Indiens das bekannte Wort
Muhammods: „ich bin nur ein Mensch, wie ihr" (,«.^JLix ,J^ -.i! L*j! )
wohl schon gründlich vergessen, und es kann uns daher nicht Wunder nehmen,
wenn Miihammed, und dann sehr bald auch der Heilige, der Pir, bei den
indischen Muliammodanern direkt mit (.Jott identifiziert wird. In einer im so-
genannten „Musulmän-HengälT" geschriebenen, poetischen Lebensgeschichte des
berühmten muhammedanischen Heiligen Shäh .luläl von Sylhet im östlichen
Bengalen habe ich <len Heiligen sehr oft als Vir Khudä bezeichnet gefunden,
wobei sicher die beiden Worte pir „Heiliger" und Ihudä „Gott" als synonyme
Appollativa Shäh fluläls gebraucht sind.
Bloch, Über einige bildliche Darstellungen altind. Gottheiten. 655
gern als Amulette zu verwenden pflegte , wie dies z. B. aus der
doppelten Bedeutung des alten Sanskrit- Worts nishka „Schmuck''
und „Münze" zu ersehen ist.
Zuerst auf den Münzen Kaiiishka's tritt vor den Stier das
Bild desjenigen Gottes, den er symbolisch verkörpert hatte, das Bild 5
Siva's selbst. Daß wir in ihm den indischen Dionysos erblicken
dürfen , dazu berechtigt uns nicht nur die bekannte Stelle des
Megasthenes , wonach die Bewohner der Berge den Dionysos, die
der Ebene den Herakles verehrten^), denn Siva ist recht eigentlich
eine Gebirgsgottheit, und der angeblich höchste Gipfel des Himälaya lo
trägt nicht mit Uni'echt den Namen: Gaurisankar. Man kann auch
auf sein langes, in Flechten gelegtes Haar und sein Tigerfell ver-
weisen, das auffallend an das Pantherfell des Dionysos erinnert. Es
wird uns unter diesem Gesichtspunkt jiuch klar, warum die Nändi,
das Eingangsgebet des indischen Dramas, gerade an Siva gerichtet 15
ist. Das indische Drama , wie die griechische Tragödie , spielt ja
am Frühlingsfest, und die alten Bocksgesänge, aus denen in Griechen-
land der Chor der Tragödie erwuchs, mögen sicher manche Ähn-
lichkeit mit jenen orgastischen Aufführungen zu Ehren Siva's ge-
habt haben, von denen vielleicht schon der Veda berichtet, und 20
von deren Beschaifenheit uns der ausgelassene Mummenschanz der
Holifeier, des modernen indischen Frühlingsfestes-), ein vielleicht
nicht allzusehr entstelltes Abbild erhalten hat^). Bei dem Herakles-
Krishna wird man etwa an die Keule denken dürfen, die Vishnu-
Krishna vielleicht von ihm erhalten, sicher mit ihm cremein hat. 25
Von Wichtigkeit scheint mir bei solchen , alten Vergleichen und
Benennungen besonders das zu sein, daß man damals die Ähnlich-
keit etwa eines Siva mit Dionysos lebhaft empfand, und die Inder
selbst waren wohl nicht weniger, als die Griechen, darin geschickt,
dergleichen Ähnlichkeiten und Beziehungen herauszufinden. So war so
die Bahn für Übertragungen und Entlehnungen von vornherein zu-
recht gemacht.
Auch das Bild Buddha's erscheint bekanntlich auf den Münzen
Kanishka's. Daß damit das Datum für die Entstehunaf des Buddha-
1) Siehe .Jacobi, das Käinäyana, Seite 02, Note.
2) Das Datum der Holl ist der Vollmond von PliSlgiina. ein schon für
den Veda als Frühlings- und Jahrosanfan«;: belegter Termin.
3) Es ist mir natürlich nicht unbekannt, daß houtzutago in Indien Kiishna
der Gott dos Holl- oder Frühlingsfostes ist. Das liindort aber, glaube ich, nicht
daran, in der Art und Weise, wie jenes Fest begangen wird, ein Abbild einer
älteren Feier zu erblicken , in der Siva im Vordergrund gestanden haben mag.
Sicher besteht ein Zusammenhang zwischen der Holifeier und dem indischen
Drama, und daß es gerade S i v a ist, dessen Schutz die AutTührung des indischen
Dramas wohl so ziemlich allgemein unterstellt wurde, berechtigt mich vielleicht
dazu , seinem Kult einen wichtigeren Einfluß auf die Entstehung des indischen
Dramas zuzuschreiben, als es sonst scheinen könnte. Oder, mit andern Worten,
es scheint, als ob in Indien von dem Kulte Sivas eine ähnliche Bewegung aus-
gegangen ist, wie die, die in Griechenland vom Dionysoskult aus zur Tragödie
führte. An eine gegenseitige Beeinflussung denke ich dabei natürlicli nicht.
ß56 Bloch, Über einige bildliche Darstellungen altind. Gottheiten.
bildes gegeben sei, will ich ebensowenig behaupten, als meine vorigen
Ausführuno-en besagen sollen, daß man vor Kanishka kein mensch-
liches Abbild Siva's gekannt hätte. Wir können und wollen in
solchen Dingen doch nur die allgemeinen Grundlinien der Ent-
5 Wicklung erkennen, und brauchen und sollen nicht nach Jahres-
zahlen haschen. Von Wichtigkeit ist für mich nur die Tatsache:
das Buddhabild erscheint in Indien erst da, wo, und erst dann, als
griechischer EinÜuß sich deutlich fühlbar machte. Auch die Bud-
dhisten waren mit griechischen Götterbildern bekannt geworden,
10 als sie anfingen , Buddha im Bilde nicht nur darzustellen, sondern,
was noch wichtiger ist, zu verehren. Auch sie kannten ursprüng-
lich keine Bilder als Gegenstände ihrer Verehrung, sondern Symbole,
und zwar zunächst Symbole nicht des Buddha selbst, sondern seiner
Lehre, des Dharma. Daß das sogenannte dharmacakra-Sjmhol der
15 Buddhisten, „das Rad der Lehre", eine Herübernahme des Sonnen-
rades ist, habe ich schon anderswo angedeutet. Der Siegeszug
des Dharma, der Lehre Buddha's , gleicht dem Lauf der Sonne,
„freudig, wie ein Held, zum Siegen". In diesem Zusammenhang
ist jene Stelle aus dem Milindapanho von Interesse, die Windisch
20 vor kui-zem in seiner Abhandlung über Buddha's Geburt^) heran-
gezogen hat. Sie besagt, daß Buddha „nur im dlicmimaJcäi/a, im
Korpus der von ihm verkündeten Lehre existiere". Daher dürfe
man nur seine Reliquien verehren. Sicherlich sind mit jenen
Reliquien nicht nur solche säriraka-dliätu' s gemeint, wie sie z. B.
25 der Stüpa von Pipräwä vor etwa zwölf Jahren wieder ans Licht
gebracht hat. Zu dem dhammaiccn/a dürfte der Verfasser des
Milindapanho zweifelsohne auch solche Symbole, wie das Rad, ge-
rechnet haben, dessen weitverbreitete Verehrung in den letzten,
vorchristlichen Jahihunderten durch die Reliefs von Sanchi und
30 Bharahat ja zur Genüge bekannt geworden ist. Wir werden also
auch im Buddhismus auf einen alten Symbolismus geführt, der erst
sehr spät der Bilder-Verehrung Platz machte , und zwar zu einer
Zeit, als die griechische Kunst auf ihre viel geringere indische
Schwester anregend und fördernd gewirkt hatte-).
35 Ich hoffe, daß diese Ausführungen genügen werden, um wenig-
stens in etwas den Gedanken zu begründen, auf den es mir dabei
zumeist ankommt: auch die indischen Götter können im Hinblick
auf ihre Vergangenheit von sich sagen: „oUni tnincus eraiii, ficul-
nuA-, inutäc Ilijnuiii". Ihre Menschwerdung in der Kunst verdanken
40 sif den (Jriccheii.
1) Al>)i:iiidlun(;(>ii <ler idiilolo^iscli-historiscliou Klasse der Siichsisclien Ge-
sollscliiil't <lor WissunsL-huttüii, Hand XXVI, No. II, Seite 199 und Anin. 2.
2) Welche Änderiuifjen ein solcher Einlluß in der biidilhistischen Letzende
hervorbringen konnte, sieht man z. H. danuis, daß in dem Keliof von Hliarahat
der lOn^'ül Arahu(;iitta den Tusliitudovas die Absicht des Hodhisattva verkündet,
als Miiddha j;eboron zu worden, während in dem Iveliet" des Amrävati Stüpa
(etwa 2. Jahrh. n. Chr.) der Hodhisattva selbst diese Mitteilung macht.
657
Das Grab Abu'l-Fida's in Hama.
Von
Dr. E. Oraf von Mnlinen.
Als ich im Frühjahr 1906 von Beirut aus eine Reise durch
das Orontestal antreten wollte, teilte mir Herr Generalkonsul Dr.
Schröder, der erfahx-ene Kenner Syriens, seine Vermutung mit, daß
in Hamä das Grab Abu'l-Fidä's , des als Geschichtschreiber tmd
Geographen bekannten Fürsten von Hamä aus dem Stamme der 5
Eyyübiden, noch erhalten sei. Seine Annahme beruhte auf eigener
Wahrnehmung gelegentlich eines früheren Besuches von Hamä und
der dortigen Schlangenmoschee, bei dem ihm jedoch die Zeit mangelte,
eine genauere Untersuchung anzustellen.
Am 30. April traf ich in der an mittelalterlich-arabischen lo
Bauten und Inschriften so reichen Stadt Hamä ein , und in den
Nachmittagsstunden des 1. Mai begab ich mich zu der Schlangen-
moschee (Dschämi' el-hayäyä; hayäyä ist vulgärarabischer Plural von
hayye. Baedeker hat ungenau Dschämi' el-Haija) ; dieselbe liegt
zwischen zwei Straßen und den das Orontesufer schmückenden i5
Gärten. Man betritt das an drei Seiten durch Mauern umgebene
Grundstück durch ein Tor; vor sich hat man den gepflasterten
leeren Moscheehof, links den eigentlichen Betsaal, rechts ein kleineres
Gebäude und daneben ein Minaret (Abbild. 1 , von der entgegen-
gesetzten Seite aus aufgenommen). so
Die Moschee entspricht nach Dimension und architektonischem
Schmucke den Mitteln eines kunstliebenden kleineren Fürsten in
der Provinz; sie ist ein kuppelbedeckter länglich rechteckiger Bau.
dessen Langseiten nordwärts auf den Moscheehof, südwäi'ts auf die
Gärten sehen. Über der Pforte steht auf einem eingesetzten Steine -'5
folgende Inschrift in zwei Zeilen :
Erneuert hat diese gesegnete .... (fehlt) der hoho Standort (Titel
eines hohen Staatsamtes, etwa unserem Wirklichen Geheimen Rat so
entsprechend) el-Meleki en-Nüri (d. h. der ehemalige Sklave des
658 Graf von Mülinen, Des Grab Ahii'l-Fidii's in Hama.
Königs Nur ed-din)^), der Pflegesohn-) des verewigten 'Imädi
(Günstling des 'Iraäd ed-dln) , welchen Gott in Seine Barmherzig-
keit eingehen lassen möge; in den Monaten des Jahres 740 (=
1339/40 n. Chr.).
ö Das Datum ist schwer zu entziffern ; immerhin scheint die
Lesuno- 740 die wahrscheinlichste. Alsdann wäre der Restaurator
ein ehemaliger Sklave des Fürsten el-Melik el-Afdal Nur ed-dln 'Ali
und Pflegesohn des Sultans el-Melik el-Muayyad 'Imäd ed-din Ismä'il
oder eines nach letzterem benannten Günstlings gewesen.
10 Im Innern des Betraumes wird die Südseite durch Fenster
eingenommen, durch welche man auf die Gärten blickt. Hier be-
findet sich am Fenster links vom Mihräb ein Säulenpaar, das aus
einer Meno-e einzelner gewundener und in einander verschlungener,
Schlangen vergleichbarer Säulchen besteht, wie man sie auch am
1:') Felsendom in Jerusalem beobachten kann (Abbild. 2). Von ihnen
hat die Moschee den volkstümlichen Namen.
Auf den Seitenwänden im Innern des Betraums ziehen sich
breite Jnschriftenbäuder hin, welche den Thron vers (Ayet el-kursT,
Qur'än Sure II, 256) enthalten.
20 Beim Eintritt erblickt man ferner an den Säulen ein in ^lannes-
kopfhöhe angebrachtes, etwa 13 cm breites Inschriftenband, aus
welchem kurz nach dem Anfang ein etwa 30 cm langes Stück
fehlt. Die Inschrift lautet:
SSl\ ^.^^L^l\ ^jLU (. . . . fehlt , . . .) 5^111 \\§> --i^Uxj /^
,y*^\ e^U! ^\ Oy*.:^ (^^-Sl ^ÄJ' jÄ^iJ >iSil! ^ (sie) ^^
.xjL« ^am> .•yj-Av.£» «.A^M i^Ä^w \y^^ i3 ^'-^yr'} i'r^'
Befohlen bat den Bau dieser Moschee (fehlt . . . [Titel] . . . ?)
30 Sultan el-Melik el-Muayyad 'Iraäd ed-dunyä wa'd-din Israä'Il, Sohn
des Melik el-Afdal Nur ed-dln 'Ali, Sohnes des Melik el-Muzaftar
Taqiyy ed-din Mahnnld , Sohnes des Melik el-Mansür Näsir ed-dln
Muhammad, Sohnes des Melik el-Muzaftar Taqi3'y ed-dTn 'Omar,
Sohnes Schähinschäh's, Sohnes Eyyüb's. In den Monaten des Jahres
3.^. 727 (= 1327 n. Chr.).
1) Zur Mamlukeiizeit bezeichneteu sii-li die angokaiiften Sklaven, die als
Günstlinge holior Herron Karriere machten und froigelassen wu'-aen, später gern
nach doni Namen ihrer Gönner, indem sie letzterem die Nisbe anhän;,'ten. (.Vgl.
bei den Körnern diii Adoptiveiidung anus, z. H. Aemiliainis.)
2) welr.d (.Sohi\) bezieht sich in den Inschriften der Mainliikcnzeit nicht
auf die Ab.stainniiing, sundcrn auf ein I'llogosohn Verhältnis; die leibliche Deszendenz
wird durch ihn wiedorgegobon.
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Graf von MüUnen, Das Grab Abu'l-Fida's in Hama. 659
Das kleinere Gebäude an der Nordseite des Moscheehofes neben
dem Minaret (Abbild. 3) ist eine Turbe (Mausoleum), die nur einen
steinernen Sarkophag umschließt. Letzterer, etwas mehr als 1 m
hoch, nicht ganz 1 m breit und zirka 2 m lang, muß zerfallen ge-
wesen sein, denn er zeigt Spuren einer ungeschickten Reparatur 5
(Abbild. 4). Auf dem flachen Deckel befinden sich Platten mit
Bruchstücken von einer Inschrift, die aber z. T. verloren gegangen,
z. T. in der Anordnung durcheinandergewürfelt worden sind. Zu
lesen sind einzelne Sätze des Thronverses, sowie von dem Datum
die Worte: lo
Ä.jLa if.-KM4», ^-»j^^iXt» «.XAw ä,1a« )J~r^ ^ ti>J03 f-^.y^^
... des Gnadenreichen , und dies in den Monaten des Jahres 727.
An den Wänden des Sarkophages steht auf der dem Mausoleuras-
tor zugekehrten Schmalseite sowie an beiden Langseiten in einem
Inschi-iftenband wieder der Thronvers. i^
Auf der dem Tore abgekehrten Schmalseite erblickt man folgende
dreizeilige Inschrift :
j«.j,Ki5 iiwJ , N.*.5=-. J\ jAääj! -AaxÜ f^-f° '^^
l-Vj! (-yj sL/i^ÄPLi Q.J ,*ü Q.J lX.*^ qJ ^fc*:^ qJ i^^ qJ J^-v*-*"*"^
XjL/3 ^--i-^^ rrr^T'^^i «.AA« )Lkw \yrf^ ij> l--*^ 20
Dies ist das Grab des Knechtes, welcher der Barmherzigkeit seines
Herrn, des Gnadenreichen, bedürftig ist,
Ismä'll, Sohnes 'Alfs, Sohnes Mahmüd's, Sohnes Muhamraad's, Sohnes
'Omars, Sohnes Schähinschäh's, Sohnes Eyyüb's.
Erbaut in den Monaten des Jahi-es 727 (= 1327 n. Chr.). 25
Die Inschrift in der Moschee und diejenige auf dem Sarkophage
beziehen sich auf die gleiche Persönlichkeit. Namen, Herrschertitel
und die genaue Genealogie pasäen einzig auf den Fürsten, welcher
der Nachwelt unter dem Beinamen Abu'1-Fidä bekannt ist.
Dieser Fürst, nach seiner eigenen Angabe geboren im Dschumädä I :>o
672 H., starb nach dem Zeugnis der Historiker am 23. Muharram
732 H. (= 26. oder 27. Oktober 1331 n. Chr.); die von ihm
verfaßten Annalen gehen bis zum Jahre 729 H. Mit den an-
geführten, bisher nie beanstandeten Daten scheint der Wortlaut der
Sarkophaginschrift allerdings in Widerspruch zu stehen , der das 35
Jahr 727 H. (= 1326/27 n. Chr.) ergibt, wobei noch die eigen-
artige, unbestimmte Form „erbaut in den Monaten des Jahres
727" auffallen muß. Ein Irrtum in der Lesung der Inschrift ist
ausgeschlossen , da die gleiche Wendung an drei Stellen , nämlich
einmal in der Moschee und zweimal auf dem Sarkophag , deutlich m
wiederkehrt.
660 Graf von Mülinen, Das Grab Abu'l-Fida's in Hama.
Unter diesen Umständen drängt sich ein Zweifel darüber auf,
ob die sonst bei Grabinschriften natürliche Voraussetzung, daß das
angegebene Datum sich auf den Tod des Bestatteten bezieht , in
unserem Falle auch wirklich zutreffe. Vielmehr liecjt die Vermutuncr
5 nahe , der Herrscher habe selbst noch bei Lebzeiten in Erwartung
seines bevorstehenden Hinscheidens die Errichtung des Mausoleums
und der Moschee befohlen und damals den Bau datieren lassen.
Das wäre nichts Unerhörtes , denn derai-tigen Anordnungen kann
man im Orient auch sonst begegnen. Allerdingrs erwähnt Abu'l-
10 Fidä in seinen Annalen diesen Bau nicht, jedoch registriert er häufig
nur Ereignisse der äußeren Politik. Zu beachten ist ferner, daß
er, wie bekannt, von der Ahnung erfüllt war, er werde das sechzigste
Lebensjahr, dem er sich im Jahre 727 durch Erreichung des fünf-
undfünfzigsten bereits näherte, nicht überschreiten, und daß diese
15 Idee bestärkt werden mochte durch die Todesfälle eines geliebten
Bruders und eines Nefien, deren er zum Jahre 726 gedenkt.
Eine Bestätigung unserer Annahme dürfte in der Inschrift
selbst, ganz abgesehen von dem ausdrücklichen Vermerk „erbaut"
vor dem Datum , in zwei Redewendungen zu finden sein. Die
20 demütige Formel .Grab des Knechtes, welcher der Barmherzigkeit
seines Herrn, des Gnadenreichen, bedürftig ist" läßt sich ungesucht
aus dem frommen Sinn eines noch Lebenden erklären ; eine posthume
Grabschrift für einen Fürsten würde nach islamischem Brauche
damaliger Zeit pompöser ausgefallen sein. Außerdem muß der Bau
25 von Mausoleum und Moschee längere Zeit beansprucht haben, wo-
durch der Ausdruck ,in den Monaten des Jahres 727" bedingt
ward ; stammte die Inschrift von den Hinterlassenen , etwa von
Abu'l-Fidä's Sohn und Nachfolger Melik el-Afdal oder von dessen
Minister , so würde die genaue Todesdatieruncr mit Ansrabe des
30 Monates und Tages nicht fehlen.
Es wird daher die Ansicht nicht von der Hand zu weisen sein,
daß die sogenannte Schlangenmoschee und die dabei befindliche
Turbe von Abu'1-Fidä selbst und zwar im Laufe des Jahres 727 H.
errichtet wurden.
661
Über den Stil der philosophischen Partieen des
Mahäbhärata^).
Von
Otto Stranß.
Wenn ich heute über den philosophischen Stil des Mahäbhärata
einiores beibringren möchte, so soll es sich weder um eine rein ästhe-
tische Würdigung noch um eine grammatisch - syntaktische Be-
trachtung handeln. Vielmehr habe ich den weiteren Sinn des
Wortes Stil im Auge, der sich in der äußeren Formung des Ge- 5
dankens und in der inneren Struktur desselben manifestiert. Die
Bedeutung einer solchen Stilforschung liegt auf der Hand. Was
für den Veda, speziell für den Rgveda, in dieser Beziehung geleistet
worden ist, bleibt für das Mahäbhärata noch zu tun. Denn es gilt
hier eine Gefahr abzuwenden, die jedem Forscher der Mahäbhärata- lo
Philosophie bekannt ist. Mit der Rubrizierung der mannigfaltigen
Anschauungen ist es nicht getan, wägen ist auch hier nötig. Und
dazu müssen wir uns klar sein, welches Maß von gedanklicher
Schärfe den epischen Denkern-) zuerkannt werden kann, wo die
unteren und oberen Grenzen ihres Darstellvmgsvermögens liegen. i5
In der Darstellung des Gedankens tritt aber auch die Natur des
Denkens selbst zu Tage: So erlangen wir einen Einblick m das
Innere der Maschine , dadurch allein werden wir ihre Produkte
richtig würdigen können.
Was ich hier darüber sagen kann, ist nur ein Bruchteil dessen. 20
was "esaat werden müßte. An anderer Stelle hoffe ich die heutigen
Andeutungen zu einem Ganzen zu vervollständigen.
1) Dieser Vortrag wurde in der indischen Sektion des XV. InternationiiUn
Orientalistenkongresscs zu Kopenhagen j^elialton.
2) Wenn hier von , epischen Denkern", ,,epischen Diiiskeuasten" usw.
gesprochen wird, so soll damit nicht Resagt sein, daß es sich um einen zeitlich
oder individuell bestimmten Kreis von Verfassern handelt. Da aber über die
Zuteilung der einzelnen idiilosopliischon IMahälihärata-Ahschnitte an bestimmte
Zeiten, Schulen usw. bis jetzt nicht einmal begründete Vermutungen bestehen,
so mußte in dem engen Uahmen dieser Andeutungen vorläufig die ganze Masse
philosophischer Stücke ins Auge gefaßt werden. Kine solche Uetrachtungswoise
wird, weit entfernt von dem Vorurteil, eine Kinhoit finden zu wollen, einer weiter-
gehenden Forschung vielmehr die Mi'iglichUeit vorbereiten , durch allmähliche
Ditl'erenzierung zur Erkenntnis von Stilgruppeu vorzudringen.
Zeitschrift der D.M. G. Bil. LXII. ^^
662 i^trauß, Über den Stil der philos. Partieen des Mahuhhurata.
Die Darstellungsform der philosophischen Partieeu des Mahä-
bhärata ist bekanntlich die Dialogforni. Doch trift't dieser Aus-
druck im prägnanten Sinne nur auf einen ganz kleinen Teil zu,
die große Masse der Sarnvädas kann nur ganz äußerlich als Dialog
5 bezeichnet werden. Es scheint dem Geiste dieses Zeitaltei's noch
unerträglich zu sein, die Darlegung eines philosophischen Systems,
einer moralischen Belehrung einfach um ihrer selbst willen hinzu-
stellen. Man sucht nach irgend einem Rahmen, der die Belehi'ung
durch eine, wenn auch noch so geringfügige Situation motiviert
10 und ihre Autorität durch die Patenschaft der Götter oder berühmter
Ksis der Vorzeit steigert. Um diesen einzelnen Rahmen schließen
sich dann noch mehrfach größere , so z. B. in einem großen Teile
des Moksadharma der Dialog zwischen Yudhisthira und Bhlsma.
Die einleitenden Fragen des engeren Rahmendialogs pflegen sich
15 in ähnlicher Weise in dem äußeren zu wiederholen. Wir können
auf dieses Verhältnis hier nicht näher eingehen und wenden uns
nunmehr den Fragen zu , einerlei in welchem Rahmen sie stehen.
Die einfachste und häufigste Form besteht in einer direkten
Frage oder Aufforderung, mit welcher der Belehningsuchende ohne
20 weiteres an den Lehrer herantritt. ,0 Brahmane , gibt es viele
Purusas oder nur einen ? Und welcher unter allen ist der beste
Purusa, welcher ist als ihr Ursprung zu betrachten?" (352, 1).
Woher ist diese ganze Welt des Beweglichen und Unbeweglichen
geschaffen worden, und zu wem geht sie beim Untergange ein?"
•^M276, 3)1).
Neben diesen einfachen direkten Fragen findet sich ein weiterer
Typus, der durch den Versuch, die Frage zu motivieren, charakte-
i'isiert ist. Diese Begründung besteht teils in einer Anknüiifung
an die äußere Situation, teils darin, daß von einer Lebensbeobach-
30 tung oder von einem bekannten philosophischen Satze ausgegangen
wird. Die Anknüpfung an die Situation findet sich öfter in Fragen
über die Beruhigung. Der Fragende sieht sich einem Weisen
gegenüber, dessen moralisches Verhalten ihm vorbildlich erscheint,
und den er deshalb bittet, ihm die Mittel zur Erreichung eines
sr. solchen Verhaltens zu offenbaren. So nähert sich der König
Prahräda einem wandernden Brahmanen und preist seinen erhabenen
Gemütszustand: ,l>n verlangst nach Geschenken und bist auch
nicht bekümmert, wenn man dir nichts schenkt Während
die Geschöpfe durch den Strom des Lebens fortgerissen werden,
40 erscheinst du wie einer, . . . der über das Streben nach dharma^
käma, arthd erhaben ist ... . rnbekümmert um die Sinnendinge
gehst du dabin, mulctas carnsl saksivat. Welches ist deine Weis-
heit, deine Schriftgelehisamkcit . dein Lebenswandel?" (179. ö f.).
Ij Dio Cber.sotzuiitjcii und (iic .\(lliy;iya/.Hlilen iiacl» den von V. Dousseii
in CJoinciii.scliaft mit mir lioraus^efjebenoii „vier ijliilosophischeii Texten do.s
Maliäliliürata". Dio Knpitelznlilen oline Parvunangiibe beziehen sicli auf den
Mok>-adharmR.
Strauß, Über den Stil der phüos. Partieen des Mahälharata. 663
An einer anderen Stelle lesen wir, wie Gott Sakra den gestürzten
Prahräda anredet, seine reine Heiterkeit preist und ihn nach der
Erkenntnis fragt, die ihm über das Unglück seines Sturzes hinweg-
geholfen hat (222, 9 f.).
Man wird den Reiz der Lebendigkeit und Anschaulichkeit, der 5
solchen Anreden innewohnt , nicht verkennen und desto mehr die
Trockenheit der einfachen meist von Yudhisthira orestellten Fragen
empfinden. Für den weiteren Rahmen des Moksadharma fehlte
freilich die Situation , die in den einzelnen Geschichten so leicht
auszumalen war. Und wo wir eine derartige Andeutung finden, da lO
handelt es sich um entlehnte Motive. Wenn Yudhisthira z. B. sich
im zwölften Buche (277, 1) über die Tötung seiner Verwandten
Gewissensbisse macht, so können wir darin nur eine wenisf crlück-
liehe Entlehnung aus der Bhagavadgitä erblicken. Und Yudhisthira's
Hinweis auf das von Leichen bedeckte Schlachtfeld (257, 1), woran i5
er Fragen über den Tod knüpft, ist sogar direkt aus dem siebenten
Buche (52) entnommen. Dort ist der Hinweis im Anschluß an
die kurz vorangegangene Schilderung des Schlachtfeldes , auf dem
wirklich eben noch Abhimanyu getötet woi'den ist , durchaus an-
gebracht und lebendig, während der Hörer des Moksadharma diese 20
Situation längst aus dem Auge verloren hat. Die Bedeutunsf
solcher Fakten für die Kritik der Komposition ist augenfällig.
Auch die naive Sorglosigkeit der späteren Diaskeuasten tritt hier
hell zutage.
Außer an die Situation knüpft der Fragende auch häufig an -'5
eine allgemeine Lebenserfahrung an. So weist Yudhisthira auf
Krda hin (175, 1), der den Untergang aller Wesen herbeiführt; und
in der zugehörigen Beispielgeschichte geht der Sohn von dem Satze
aus: „kf.-qjram hy äi/ur bhrasyate viänavänäm'^ . Häufiger noch
sind es philosophische Lehrsätze, an die sich die Bitte um weitere .lo
Erklärung anschließt. So fragt Yudhisthira über das Werk, welches,
sei es gut oder böse , den Purusa durch Bindung an die Frucht
fesselt (222, Ij. Oder BhTsma gibt als Thema der gewünschten
Belehrung den Lehrsatz an : , Erlöst von den siebzehn und den fünf
rjrundstott'en, sowie von den acht Sinnosobjekten und Gunas gehen 35
nicht in eine abermalige Geburt ein die Munis, die ihr Gelübde
scharf beobachten" (280, 4 f.). Manchmal nimmt der Fragende
auch direkt auf den Veda Bezug. So erinnert z. B. Janaka an
Aitareya-Upanisad , wenn er sagt: „Was einem als Kind geboren
wird, das ist man selbst, wie die Sruti lehrt. Wie kommt es nun, 40
daß der Mensch, da er doch vom Brahmanen abstammt, so ver-
schiedene Richtungen eingeschlagen hat?" (298, 2).
In dieser Frage finden wir aber auch noch ein anderes Moment,
das uns von besonderer Wichtigkeit scheint: Dit> Koflexion.
Der Fragende weist auf Widersprüche oder Schwierigkeiten hin, 4i
deren Lösung er erbittet. Und dieser kritische Zweifel bleibt nicht
bei den Widersprüchen zwischen Veda und Leben stehen , er be-
43*
664 Strauß, Über den Stil der phüos. Partieen des Äluluihhirata.
sjnüwt sich nicht auf Unstimmigkeiten, wie die crleichzeiticre Em-
O O <D ' ~ CD
pfehlung von pravrtti und nivrtti (Aktivität und Passivität) hin-
zuweisen, sondern er berührt auch das metaphysische Gebiet : „Wenn
keiner nach dem Tode ein Bewußtsein behält, was kann, wenn dem
5 so ist, Nichtwissen oder Wissen für eine Bedeutung haben ? Dann
steht es doch fest , daß alles vernichtet wird , und bedenke auch
dieses, welchen Unterschied es dann begründen kann, ob einer un-
besonnen oder besonnen war" (219, 2 f.). Die Bedeutung dieser
Zweifel für unsere Untersuchung liegt darin , daß sich hier ein
10 kritischer Geist zeigt, der sich im Gegensatze zu einer sehr ver-
breiteten Harmlosigkeit des Mahäbhärata-Hörers nicht alles kritik-
los vorsetzen läßt. Aber während es sich hier nur um kurze
Fragen handelt, verdanken wir dieser kritischen Seite des philo-
sophierenden Epos einige hochwichtige Diskussionen, in denen jeder
15 der Unterredner in ausführlicher Weise den Gegner angreift bezw.
seinen Standpunkt verteidigt und uns dadurch einen unschätzbaren
Einblick in die geistige Operationsfähigkeit dieser Denker tun läßt.
Wir werden darauf noch zurückkommen. Ansätze zu solchen Dis-
kussionen finden wir in den Einwürfen, wie sie sich, freilich nicht
20 allzu zahlreich , in einzelne Belehrungen eingestreut finden. So
macht Yudhisthira gecren die Lehre von der Ahimsä den Einwand:
„Das leibliche Bedürfnis und Notfälle erheben Einspruch gegen
die, welche nicht töten wollen; wie kann, ohne daß man dergleichen
unternimmt, der Unterhalt des Körpers von statten gehen"?'*
25 (266, 13). Solche Einwürfe sind neben ihrer Bedeutung für die
geistige Beweglichkeit auch ästhetisch und kompositionell wichtig.
Sie beleben die Einförmigkeit des Vortrags und bringen den Ge-
danken von neuem in Fluß , indem sie zu weiteren Auseinander-
setzungen anregen. Fragen, die diesem Zwecke dienen, finden sich
30 zahlreich, ohne daß sie wie die erwähnten Einwürfe eine besondere
Gedankenarbeit leisten.
Wir haben bis jetzt die Fragen nur als solche betrachtet.
Erwägt man aber die im ^'ergleich zur Antwort unverhältnisraäßige
Kürze dieser Fragen, so ergibt sich noch eine andere Betrachtungs-
Df) möglichkeit. Man könnte nämlich die Antworten als unabhängige
Ausführungen auffassen , zu denen dann nachträglich eine Über-
schrift erfunden wurde, die sich nun in der Gestalt einer Frage
präsentiert. Unter diesen Gesichtspunkt fällt z. B. der Versuch
der Verfasser, die Quintessenz der speziellen Geschichte auf eine
■10 allgemeine Formel zu bringen. So finden wir zu der Geschichte
von Manki (177), der sich über den Vorlust seiner letzten (Achsen
mit der Erkenntnis irdischer Vergänglichkeit tröstete, folgende
Einleitungsfrago des Yudhisthira : „Wenn einer, nach großen Dingen
strebend, den Reichtum nicht erlangt und doch von Durst nach
4r. Heichtiim hrlicrrscht wird, was muß ilri' tun, um glücklich zu
werden?" Oder Yudhisthira fragt (223, 1): „Wie beschaften ist
das Bewußt.scin, mit welchem ein Fürst, der aus seiner glücklichen
Strauß, Über den Stil der philos. Partieen des JMahübharata. 665
Lao-e crestürzt wurde , auf der Erde lebt , nachdem er durch die
Schläge des Kala zermalmt ist?" Eine solche Frage kann man
nur stellen , wenn man die Geschichte vom gestürzten Bali kennt.
Künstlerisch ist diese Form der Frage natürlich ein Unding, aber
wenn wir uns nicht an die Frageforra klammern , wird es doch 3
interessant sein, zu sehen, in welchem Maße die epischen Diaskeuasten
imstande waren , die Moral der Geschichte in einen kui'zen Vers
zusammenzupressen. Auch sonst finden wir in den Fragen häufig
gewisse Richtlinien für die Antwort. So lesen wir: „Welche Fehler
werden durch das Manas abgestreift, und welche werden durch die lo
Buddhi gelockert, welche stellen sich immer wieder und wieder
ein, und gegen welche ist zufolge der Verblendung das Ankämpfen
nahezu fruchtlos?" (212, 25). Dieses Streben, für die Antwort
gewisse Kategorieen bereitzustellen, findet seinen Höhepunkt in
einer Form, in welcher Fraoe und Antwort ganz genau aufeinander- i5
gepaßt sind: in den Rätselfragen. Nur ein Beispiel:
„Wovon ist diese Welt umhüllt ? Warum erglänzt der Mensch
nicht? Warum läßt er seine Freunde im Stich? Warum kommt
er nicht in den Himmel ?"
„Von Nichtwissen ist diese AVeit umhüllt , wegen der Selbst- 20
sucht erglänzt der Mensch nicht, aus Habgier läßt er seine Freunde
im Stich, aus Welthang kommt er nicht in den Himmel" (301, 39 f.).
Die weite literargeschichtliche Perspektive, die diese Rätsel-
fragen eröffnen, müssen wür hier unberücksichtigt lassen.
So eng wie bei den Rätselfragen ist die Verknüpfung von 25
Frage und Antwort selten. Aber wenn auch die kurzen Fragen
die Autwort häufig nicht ganz umfassen, so läßt sich doch im all-
gemeinen eine erträgliche Entsprechung konstatieren. Erstreckt
sich aber die Antwort auf mehrere Adhyäyas , so leiden die Be-
ziehungen zur Fracre erheblich. Diese größeren Samvädas werden 30
gewöhnlich von einer Häufung einfacher direkter Fragen eingeleitet,
was ich für einen Dispositionsversuch der Diaskeuasten halte. Ein
kurzer Blick auf den Erfolg dieser Versuche wird zur Beurteilung
der geistigen Disziplin dieser Männer nicht unwichtig sein.
Die große Belehrung Manus (201 — 206) wird durch eine Reihe 35
von Fragen des Brhaspati eingeleitet, die sich bei näherer Betrach-
tung in sieben Punkte einteilen lassen. Obgleich nun die An-
einanderreihung dieser vielgestaltigen Fragen unzweifelhaft nur er-
folgt, um die sechs folgenden Adhyäyas zu umfassen, so sehen wir
hei sechs Fracjen von den sieben ganz deutlich , daß sie durcli 10
Entlehnung gewisser Schlagworte bestimmten Versen des ersten
Adhyäya angepaßt sind. Daß die folgenden Adhyäyas trotzdem
einigermaßen passen, liegt an ihrem verschwoninuMU'n, immer wieder
auf Ähnliches zurückkommenden Gedankengang. Bei anderen
solchen Fragenhäufungen läßt sich die geringe Fähigkeit, die Haupt- 1.".
gedanken herauszuerkennen, noch deutlicher feststellen, indem be-
deutende Kategorien ausgelassen sind, wälirend ausdrücklich in den
Gß6 Strauß, Üüer den Stil der 'pldlos. Partieen des Muhälharala.
Fracren hevorsrehobene Punkte nur sjanz kurz (jestreift werden.
Handelt es sich hier nur um eine gewisse Sorglosigkeit dem Hörer
gegenüber, der nicht so nachprüfen kann? Mir Avill es mehr
scheinen, als sei Erstrebtes nur unvollkommen erreicht worden.
5 Nach diesen Bemerkungen über die Fragen und das Verhältnis
zwischen Frage und Antwort wenden wir uns zur Betrachtung des
Gedankenablaufs in den Antworten. Das Stoffüfebiet dieser Vorträge
umfaßt im wesentlichen drei Teile : Erstens Stücke ethischen Ge-
halts, die teils Regeln der Moral oder des brahmanischen Lebens-
10 wandeis darbieten, teils das Verhalten des Grhastha, des Yogin usw.
schildern. Diese Stücke enthalten oft nur weniq-e einfache Gedanken,
wodurch eine übersichtliche ])arstellung auch bei etwas lockerer
Disziplin erleichtert wird. Andererseits freilich fehlt bei einer
gewissen Häufung von Regeln bezw. Eigenschaften eine traditionelle
15 Aufeinanderfolge, die der Darstelluno- einen Rückhalt geben könnte.
Zweitens Stücke spezifisch philosophischen Gehalts , enthaltend
Schöpfung und Vei'gang, Psychologie, Physiologie, Erkenntnistheorie
und Metaphysik. Diese Stücke besitzen ein gewisses Rückgrat
einmal in dem natürlichen Verlauf von Schöi^fung zu Vergang.
20 dann auch in dem tatsächlichen Zusammenhansr der darzustellenden
Phänomene. Auf der anderen Seite sind die Verhältnisse aber
schwieriger als auf ethischem Gebiet, leichter als dort entsteht hier
A''erwirrung , wenn die gerade Linie der Darstellung durch Ab-
schweifungen verlassen wird. Als dritter Faktor stellt sich die
25 Vergeltungslehre , die Lehre vom karman dar. Sie steht seltener
allein , sondern zieht sich als roter Faden durch die meisten Dar-
legungen, denn sie ist, sofern sie die Ei-lösung behandelt. Zweck
und Ziel des Ganzen.
Nach dieser allgemeineren Charakteristik versuchen wir einige
30 Haupttypen des Gedankenablaufs kurz anzudeuten. Die einfachste
Form ist hier die Aneinanderreihuncr von Keofeln oder Ei^en-
schaffen , wie sie ethischen Abschnitten häufig eignet. Eine be-
stimmte Reihenfolge besteht nicht , Reflexionen fehlen , nur selten
beleben Bilder den trocken-lehrhaften Ton. Diesem Typus nahe
35 verwandt ist der spiralenförmige. Die gerade Linie des Gedanken-
ablaufs wird hier immer wieder zu schon behandelten Problemen
zurückgebogen. Wenn uns der Verfasser von den Leiden des welt-
lichen Lebens zu der erlösenden Tätigkeit der Buddhi geführt hat,
dann kehrt sein Denken wieder zur verirrten Buddhi zurück, um
40 dann von neuem zu der erlösenden Erkenntnis zu gelangen (205).
Ähnlich windet sich die Betrachtung zwischen A'erstricktheit und
Befreiung (212): an anderer Stelle ist es trsim , die den Lauf des
'iodankcns immer wieder zurückwendet. Die hier zutasre tretende
Sprunghaftigkeit geht aber noch viel weiter, indem sie sich niclit
4.'» nur auf schon IJehandeltes bezieht, sondern von einem Punkt zum
anderen verbindungslos fortschreitet. Auf die Schilderung der
Indriyas nebst öcila (27G) folgt plötzlich eine Theorie des Traums,
Strauß, Über den Stil der iMlos. Partieen des Mahabhurata. ßßT
au eine Betrachtung über das i\Ianas finden wir Bemerkungen über
das Schenken angefügt (293), auf eine Diskussion über karma,
daiva, svabhäva folgt plötzlich eine Preisung des Tapas usf.
Manchmal glauben wir, die Veranlassung des Gedankensprungs zu
erkennen : Wenn von dem schlechten Guna des Tamas die Rede 5
war, liecft der Hinweis auf Bezähmung nahe, wird von den Fesseln
des irdischen Leibes gesprochen , so finden wir uns durch eine
Assoziation mit dem ii-dischen Grundübel der Geschlechtslust plötz-
lich bei einer Theorie der Spermaentwicklung usw. Hiei-her ge-
hören auch Abschnitte, in denen eine Anzahl bestimmter Gedanken lo
wie Dominosteine in den verschiedensten Kombinationen zusammen-
gestellt werden. Im Anfang des Manu-Brhaspatisamväda (201 ff.)
sind diese Gedanken die folgenden: Die Natur der Seele, die Ver-
gänglichkeit des Leibes, die Erlösung des von den Sinnendingen
sich abwendenden Weisen, die Verstrickung des Unweisen, die Ver- 15
geltung, das höchste Ziel. Die Zeit gestattet es mir nicht, zu
zeigeft , welch buntes Spiel mit diesen Gedanken getrieben wird.
Aber schon aus dem Gesagten wird klar, was diese Vorträge nicht
sind : nämlich systematische Belehrungen.
Das mangelnde Bedürfnis nach Klarheit und Ordnung der io
Gedankenfolge hat auch zusammenhängenderen Stücken geschadet.
Ein eigentümliches Beispiel dafür bietet Pancasikhas Vortrag (219).
Auf den ersten Blick sieht man nur Unordnung. Dann aber ent-
deckt man einen zusammenhängenden Gedankensfang, die Säilkhva-
evolutionen betreöend, der jedoch durch zwei umfangreiche Unter- 25
brechungen entstellt ist, nämlich durch eine Betrachtung über die
Erlösung (14 — 19) und durch eine Gunaschilderung (25 — 31). Die
erste Unterbrechung beruht auf der schon erwähnten Neigung, die
Erlösung, die ja natürlich das Ziel der ganzen Belehrung ist, immer
wieder als Hauptsache in Erinnerung zu bringen. Die zweite ge- so
hört an sich in den Zusammenhang, aber die breite Behandlung
einer Sache, die ihrem Wert fürs Ganze nach nur als kurzer Hin-
weis behandelt werden düi'fte , zeigt einen erheblichen Mangel an
Kompositionsgefühl. Noch empfindlicher sind die Unterbrechungen
moralischer Darlegungen durch medizinische Digressionen, die eben- S5
falls den Charakter des Selbstzwecks angenommen haben (333).
Auf das Fehlen dieser medizinischen Abschweifun£:en in dem ent-
sprechenden Adhyäya (209) des Vanaparvan, ein für die Textkritik
sehr wichticfes Faktum, kann ich hier nicht eingehen.
Neben diesen Mängeln der Komposition finden sich aber auch -lo
gute klare Dispositionen (176: 274 usw.), die freilich an Zahl
hinter den mangelhafteren weit zurückstehen. Und was sich im
größeren Abschnitt als klare Scheidung zeigt, das leistet im kleineren
Umfang, ja selbst im Einzelverse die antithetische Darstellungsform.
Diese Kunstform aber hat als Ui'sprung eine Neigung, die häufiger -i:.
auf die Klarheit des Gedankens ungünstig gewirkt hat, ich meine
die Neigung zum Gleichklang, zum Schema und damit wiederum
668 Strauß, ilber den Stil der philos. Partieen des Mahabhärata.
zusammenhänsfend zm* Aufzählung mit und ohne Zahlen. Diese Denker
glauben , die Dinge erkannt zu haben , wenn sie sie nennen und
zählen können. Doch auf all dies muß der flüchtigste Hinweis
ofenücfen. Wir eilen , noch einige Worte über die wichtigen Dis-
■"i kussionen zu sagen, die uns für die Erkenntnis der geistigen Kapa-
zität der Mahäbhäratadenker besonders ergiebig scheinen. Der
Standpunkt der sich gegenüberstehenden beiden Unterredner pflegt
von dreifacher Art zu sein: 1. Die altvedische Lehre, die das
blutige Opfer, die vier Äsrama's usw. fordert. 2. Der vergeistigtere
10 Upanisadstandpunkt, der auf Gesinnung und Erkenntnis einzig Ge-
wicht legt und 3. der skeptische Standpunkt in mehr oder minder
rigoroser Fassung. Schärfe der Argumentation " finden wir dabei
wesentlich auf der skeptischen Seite, zur dialektischen Verteidigung
der auf dem vedischen Dogma oder auf metaphysischen Über-
15 Zeugungen ruhenden Lehre sind die epischen Denker noch nicht
i'eif. Wenn aber auch die Meinung der Zweifler zu klarer Dar-
stellung kommt , so sind die Verfasser doch stets mit dem Herzen
auf der anderen Seite. Aber wie wenden sie nun ihrer Seite den
Sieg zu, wenn der Gegner sich als dialektisch stärker erwiesen hat?
20 Dies bildet eine Hauptschwäche der Diskussionen. Entweder sucht
der Zweifler sich mit dem Orthodoxen auf einer mittleren Linie
zu verständigen, oder er erklärt sich trotz seiner guten Gründe für
besiegt oder — und das ist natürlich das Schwächste — der Ver-
fasser entzieht dem Zweifler einfach das Wort , sodaß der Ortho-
2!'> doxe als Sieger hervorzugehen scheint, weil er unwidersprochen das
letzte Wort behält. Hören wir nun einige Angreifer. Bharadväja
führt Gründe gegen die Existenz des Jiva an (186): 1. Der Prana
bewegt, atmet, redet — also ist der Jiva unnötig. 2. Das Feuer
erzeugt Körperwärme und verdaut • — also ist der Jiva unnötig.
30 3. Nun könnte der Jiva, als windartig angenommen, dem Winde
beigemischt sein , dann müßte er entweder beim Tode mit den
Winden den Körper vei'lassen, — das tut er aber nicht, — oder
er müßte nach dem Tode für sich fortbestehen, wie aus dem ^leere
geschöpftes Wasser, das durch die Trennung auch nicht vernichtet
3-"> wird, sondern als ein anderes fortbesteht. Daß auch dieses nicht
der Fall sein kann, ergibt sich aus dem von Bharadväja später an-
geführten Argument, daß man bei der Zerlegung des toten Körpers
keinen Jiva findet. In der stillschweigenden Annahme dieses Argu-
ments liegt schon eine Schwäche. Aber die Kindlichkeit, die hier
40 das scharfe Denken immer wieder unterbricht, wird noch deutlicher
durch die anschließende Betrachtung, die die eben noch ernsthaft
bekämpfte Annahme als von vornherein sinnlos hinstellt. An einer
anderen Stelle erhebt Yudhisthira Einwendungen gegen die Ewig-
keit und Unverbrüchlichkeit des vedischen Dharnia (261). Unter
•»•''den sechs Argumenten, die ein hohes Maß von Folgerichtigkeit
aufweisen, lioljen wir zwei hervor: 1. Der Begriti" des Dharma be-
1 iiht auf eiiKiii /iikelschlul') . denn was gut ist, ist doch erst aus
Strauß, Über den Stil der j^hilos. Partleen des Mahubharata. 669
dem Wandel gewisser Leute gefolgert worden. Dharma ist also
nicht ewig. 2. Nur durch die Länge der Zeit ist Dharma zu einer
scheinbar ewigen Norm geworden usw. In dieser Beweisfühi-ung
ist srößei-e Geschlossenheit als in der vorangehenden zu konsta-
tieren. Daß diese offenbar der leichteren Faßlichkeit des Dharma- 5
Problems gegenüber dem Jiva-Problem 7Aizuschreiben ist , scheint
mir für die Beurteilung der geistigen Kapazität bedeutungsvoll.
Und wie sehen nun die Reden der Angegriffenen aus? Bhrgu
setzt den Argumenten des Bharadväja nur einen bedenklichen Ver-
gleich für die Portexistenz des Jiva nach dem Tode entgegen. Auf lo
den berechtigten Einwurf Bharadväja's aber ei'widert er mit einer
Schilderuncr vom unverfänglichen Wesen des Atman — und damit
ist die Diskussion über die Existenz des Jiva erledigt. Der von
Yudhisthira angegriffene Bhlsma aber erwidert mit der Erzählung
von der Unterredung des Jäjali und Tulädhära über blutige Opfer lö
und Ahimsä, sowie über die Notwendigkeit der Asrama's für die
Erlösung. Hier ist der Schlußadhyäya für uns von besonderem
Interesse. Dieser stellt nämlich einen Kompromiß dar, wie er auch
in den üpanisad's öfter gewählt ist, indem nämlich sahdabrahna
und yat param unterschieden werden. Die Darstellung erweckt 20
in uns freilich Zweifel, ob diese feine Unterscheidung dem Sprecher
so recht klar geworden sei. Für die dritte Art der erwähnten
Schlußtypen finden wir im Vanaparvan ein gutes Beispiel. DraupadT
leo-t dort dem Yudhisthira dar, wie die Menschen nur Glieder-
puppen in der Hand des Isvara seien , dieses Verhältnis aber das 25
ungerechteste von der Welt sei, denn entweder müßte der Isvara,
der als der wirkliche Täter hinter dem willenlosen Menschen steht,
die schlechten Werke selbst büßen, was aber dem Begriff seiner
Allmacht widerstreitet; büßt er sie aber nicht, so herrscht eben
einfach die sinnlose rohe Gewalt. Gegen diesen scharfen Angriff ;io
auf eine sittliche Weltordnuug weiß Yudhisthira, ebenso wie vorher
lihrgu und Bhisma, nur mit den Behauptungen der überlieferten
Lehre zu antworten. Der Höhepunkt seiner Ausführungen ist das
matte Argument, daß die Pflichterfüllung doch ihren Lohn bringen
müsse, da die weisen Rsis der Vorzeit sie sonst nicht betrieben 3.5
hätten. Was entgegnet aber darauf DraupadT '? Weit entfernt sich
auf ihre eben l^ewiesene dialektische Schärfe zu stützen, bittet sie
für ihre ketzerische Auffassung um Verzeihung, entschuldigt sich
mit ihrer trostlosen Lage und schwenkt zu Yudhisthira's Seite über.
Zum Schlüsse möchte ich noch auf einen Adhyäya (2 IS) hinweisen. 10
der, ein Unikum im Mabäbhärata, verschiedono Lohruieinungen an-
zudeuten und zu widerlegen unternimmt. Aber hier ist die Dar-
stellunor so eigentümlich verschwommen , daß man trotz einzelner
scharfer Gedanken nicht mehr mit Sicherheit sagen kann, wo eine
Lehi-e aufhört und eine andere beginnt. Wir stehen hier au der tr>
Grenze der Leistungsfähigkeit epischen Denkens, denn eine solche
stilistische Schwäche scheint mir die Unklarheit der Gedanken not-
(370 Strauß, Über den Stil der pMlos. Partieeu der Mahühharata.
wendigerweise vorauszusetzen. Daß aber doch ein gewisses Quan-
tum geistiger Konzentration geleistet wird , habe ich im Voran-
ofehenden zu zeigen gesucht.
Wie ich schon am Anfang sagte , müssen meine heutigen
5 Ausführungen sehr unvollständig bleiben. Besonders über die
häufigen kleinen und großen Vergleiche hätte noch Wichtiges bei-
ofebracht werden können. Aber der Grundgedanke ist vielleicht
doch deutlich geworden : Die Forderung nämlich, bei jedem Adhyäya
und jedem Verse nach seinem und seiner Umgebung stilistischen
10 Charakter zu fragen , ehe man ihn als Baustein einer Darstellung
der Mahäbhärataphilosophie einfügt.
671
Die Zeit Kalidasa's.
Von
T. Bloch.
Daß Krdidäsa am Hofe eines der Gupta-Könige von Nord-
Indien gelebt bat, ist eine Ansiebt, die in letzter Zeit, zuerst wobl
von Bühler . und nacb ihm verschiedentlich ausgesprochen worden
ist. Es sei mir im folgenden gestattet , auf ein paar Stellen aus
den ersten Gesängen des Ragrbuvamsa aufmerksam zu machen , in 5
denen man kaum umhin kann , Anspielungen auf einige Fürsten
dieses Geschlechts zu erblicken.
Ich beginne mit IV, 20. Die Stelle lautet : Iksu-cchäya-nisä-
dinyas tasya goptur yunodayavi ä-kumära-kath-odghätam säli-
(jopyo jcKjur yasah. Kälidäsa liebte idyllische Motive — man lo
denke nur an den ersten Akt der Sakuntalä und an die Schilderung
der Einsiedelei Kautsa's ') am Anfang des fünften Sarga des Ragbu-
vamsa — immerhin befremdet jedocb das Bild , das Kälidäsa in
jener Strophe des Raghuvamsa entwirft, besonders bei einem Dichter
wie Kälidäsa, dessen Schilderungen sonst durchaus den Eindruck is
des Anschaulichen und Natürlichen hinterlassen. Daß Zuckerrobr-
felder neben Reisfeldern vorkommen, hat ja nichts auf sich. Aber,
wenn die Feldbütei-innen sich dort niederlassen , so geschieht es
kaum , um dort Schatten zu suchen , sondern höchstens um die
weidende Herde von dem süßen Rohre fern zu halten . oder um 20
für sich selbst ein paar Stengel abzuschneiden , deren nahrhafter
Saft den Hunger verscheucht, den die indischen Hirten zu Kali-
däsa's Zeit wohl ebenso empfunden haben , wie ihre Nachkommen
beutigen Tages, da sie sicher, wie diese, bis zum Anbruch der
Nacht auf die einzige substantielle Mahlzeit warten mußten , die ■>:,
sie erhielten.
Das Gesuchte und Gekünstelte an dem Bilde läßt uns somit
vermuten, daß Kälidäsa jene Situation nicht um ihrer selbst willen
geschatfen hat , sondern dem AVortspiel zu liebe , das in dem Verso
enthalten ist. Die Gegenüberstellung von i/cftu und goptur im ao
1) Candragupta II. besuclito dio Iliililo in Udayagiri in /ontral-Indion in
Gemeinschaft mit dem Kautsa Säba, ilor audi ^'lrnsona liioli , einem Dichter
aus Pätaliputra: s. Fleet, Gupta luNcriptions, p. 3.').
ß72 BlocJi, Die Zeit Kalidasa's.
ersten und zweiten Päda ist kaum unbeabsichtigt. Der Vers ent-
hält ein Kompliment für die Gupta-Könige ; denn Kälidäsa deutet
darin an , daß die Hirtenmädchen — dieses Wort trifft sicher den
Gedanken des Dichters besser, als etwa „Feldhüterinnen", wie man
5 säliijopyah wörtlich übersetzen müßte — den Ruhm des Gupta-
Königs ebenso besingen, wie sie früher die Vortrefflichkeit Raghu's^
des Fürsten aus dem Geschlechte der Iksväkus , zum Gegenstand
ihrer Preislieder zu machen pflegten. Das Kompliment, das Käli-
däsa mit dieser Strophe den Gupta-Königen macht , besteht also
10 darin, daß er andeutet, der Ruhm ihrer Taten sei mit dem der
Iksväku-Fürsten gleichwertig. Es fragt sich hierbei nur . ob nicht
noch eine direkte Anspielung auf einen der uns bekannten Gupta-
Könige in den Worten Kälidäsa's zu finden ist. Man könnte zu-
nächst an Kumäragupta I. denken , wegen der Worte : ä-kumära-
\ä kath-odghätam, im Eingang des dritten Päda. Ich möchte jedoch
vorziehen, den Vers auf den Vater jenes Kumäragui^ta, auf Candra-
gupta IL zu beziehen, wegen des zweiten Päda: tasya gopiur guvo-
dayam. Hier enthält das letzte Wort, gunodaya^ eine deutliche
Anspielung auf den Namen Candragiq^ta (candra „Mond" und
io udaya „Aufgang"), und ich denke, das Kompliment, das Kälidäsa
damit bezweckte , wird so noch feiner. Wir dürfen dabei sicher
auch Candragupta's Sohn, Kumäragupta I., mit einbeziehen, und den
Worten im dritten Päda: ä-humära-kath-odfihätam , den aSl^eben-
sinn unterlegen , daß die Vorzüge Candragupta's in seinem Sohne-
25 Kumäragupta wieder von neuem in die Erscheinung treten.
Ich glaube also kaum fehl zu gehen, wenn ich sage: Käli-
däsa lebte am Hofe Candraguptall. , dessen In Schriften
von 401 bis 412 n. Chr. datiert sind^).
Ist dem nun wirklich so , so steht zu erwarten , daß sich im
30 Raghuvamsa noch weitere Anspielungen auf Fürsten und Ereignisse
aus der Gupta-Zeit finden. Leider sind wir nun über Einzelheiten
aus der Geschichte jener Zeit äußerst mangelhaft unterrichtet, und
ich zweifle nicht daran , daß bei besserer Bekanntschaft es leicht
fallen würde, eine Anzahl recht auffälliger und deutlicher An-
s.") spielungen nicht nur im Raghuvamsa , sondern vielleicht auch in
anderen Gedichten Kälidäsa's zu finden. Eine bemerkenswerte
Kleinigkeit der Art habe ich oben schon anmerkungsweise hervor-
gehoben , nämlich die inschriftlich bekannte Tatsache , daß Candra-
gupta II. bei seinem Besuch des Höhlentempels von Udayagiri von
lodern Kautsa Säba begleitet war-). Es fällt schwer, dabei nicht
an den im fünften Gesänge des Raghuvainsa geschilderten Besuch
Raghu's in der Einsiedelei Kautsa's zu denken. Es gibt jedoch,
soviel ich sehe, in den ersten Gesängen des Raghuvamsa noch eine
1) Guiita-Samvat 82 bis 94 oder Ofi; siehe Fleet, 1. c, Einloitung, \>. 17,
mid Kielliorn, Kp. Ind., Vol. \\\\. Aiiiipiidix I. ji. in. KnmSragupt.i I.
regierte von etwa 41.') — 4r)n ii. Chr.
2) Siehe oben S. 071. Anni. 1.
Bloch, Die Zeit Kälidusd's. 673
Alizahl weiterer Tatsachen, die, wie mir scheint, eine ziemlich deut-
liche Sprache reden.
Ich will zunächst auf die Geschichte des Raubes der rot-
braunen (pätalä) Kuh DilTpa's in II, 29 kein allzu großes Gewicht
learen. Wir dürfen zwar mit ziemlicher Sicherheit darin eine An- 5
spielung auf Kämpfe erblicken, die die Gupta's um den Besitz ihrer.
Herrschaft über Pätaliputra zu bestehen hatten. Im Raghuvamsa
ist es ein Löwe , der die Kuh DilTpa's raubt , und die Vermutung
liegt nahe, darin eine Anspielung auf den Kampf Samudragupta's
mit dem Ksatrapa Eudrasimha^) zu erblicken. Es gibt viel mehr lo
der Art und viel auffälligeres.
Wenn nämlich in obiger Stelle Samudragupta mit Dilipa
sfleichgestellt wii-d . so dürfen wir erwarten , daß Kälidäsa uns
etwas über ein Eoßopfer zu sagen hat, das Dilipa darbrachte ; denn
wie bekannt, hat Samudragupta dieses größte und kostspieligste i5
aller indischen Opfer gefeiert-). Dies geschieht denn auch in
extenso im dritten Sarga des Raghuvanisa von Vers 38 bis gegen
den Schluß. Nun kann es vielleicht auffallen, daß sich unmittelbar
daran im vierten Sarga die Schilderung der Kriegszüge {digvijaya)
ßaghu's , des Sohnes DilTpa's , schließt. Man könnte sagen : wenn 20
Dilipa den Gupta-König Samudragupta darstellt, so hätte Kälidäsa
von ihm den digvijaya schildern müssen : wie kommt es, daß der
digvijaya seinem Sohne, Eaghu, zufällt, den wir oben mit Candra-
gupta IL gleichgesetzt haben ? Von Samudragupta wissen wir ja,
daß er die Herrschaft seines Geschlechts über einen großen Teil 25
Indiens ausbreitete ; Candragupta IL dagegen scheint sich im ruhigen
Besitz des von seinem Vater eroberten Reiches einer friedlichen
Regierung erfreut zu haben. Ich glaube jedoch , daß man bei
einem solchen Einwände übersieht, daß Kälidäsa nicht die Absicht
hatte, in seinem Raghuvainsa bis ins einzelne genau die Geschichte 30
der Gupta-Könige unter dem Bilde der Raghuiden darzustellen.
Vor solchen Künsteleien , wie sie spätere indische Dichter liebten,
bewahrte Kälidäsa sein angeborenes, künstlerisches Empfinden. Nur
hier und da streute er \'erse ein, die Anspielungen aiif seine Gönner,
die Fürsten aus dem Gupta-Geschlechte , enthielten. Seine Zeit- y.-)
genossen verstanden solche zarte Andeutungen sicher ebenso gut.
wie damals die Athener, als sie bei dem Verse des Aeschylos:
Ol' )'«<) öoKSiv i'cQtövog ojAA' eivai {HXfi, unwillkürlich auf Aristides
blickten. Es hieße also den Worten Kälidäsa's Gewalt antun, wenn
1) Dies ist sicher der in Zeile 21 der .Mhiliiibad-Insclirirt erwiihnte König
Kudradova; Fl 00 t, 1. c. Seite 7.
2) Er ließ dafür Goldmünzen i)r;if;oii, mit dem Bildnis eines Pferdes, djis
an einen Opferpfostt-ii (//üpd) anpichniuleii ist, von denen eine Anzahl auf uns
gekommen ist; siehe Vincent A. S m i t li , ('(Ualogue of l/ie Cuina in the
Jndian Museum. O.xford. 1900, Vol. I, Seite 101, und Plato XV, 3. Diese
l\Iünzen waren als daksinä bestimmt, ähnlich den heutzutage nuzr „Geschenk*
(vom Arabischen .lX-j) genannten Goldmünzen der Moghul Kaiser, z. B. JahSngTrs.
Q'J^ Bloch, Die Zeit Kälidüsa^s.
man sie bis ins Kleinste historisch ausdeuteln wollte, und es kann
uns daher nicht wundern , wenn die zwei historisch für ein und
dieselbe Person , Samudragupta , feststehenden Tatsachen , nämlich
des asvamedha und des digvijaya^ im Rahuvairsa Kälidäsa's auf
5 zwei Könige, Dillpa und Raghu, verteilt werden.
Es bleibt ferner zu beachten , daß sich das von Raghu im
vierten Sarga des Raghuvan.isa eroberte Reich geographisch ziemlich
srenau mit dem Gebiet deckt , in dem , wie wir aus der Allahabad
Inschrift wissen , Samudragupta das Panier seiner Herrschaft auf-
II) pflanzte. Der eigentliche Nordwesten Indiens bleibt ausgeschlossen,
dagegen werden die Kämpfe Raghu's im Süden sehr ausführlich
beschrieben , ebenso wie in der AUahabad-Inschrift Samudragupta's
die Liste der von ihm besiegten südlichen Fürsten {dahsinäpatlia-
räja-) anderthalb Zeilen (19 — 20) ausfüllt. Auch Bengalen ((Sa-
ib matata) , Assam (Kämarüpa) , und Nepal {Nepäla) werden in
Zeile 22 der AUahabad-Inschrift ausdrücklich erwähnt, wie im
Raghuvamsa (Vv. 35, 36) die Suhmas und Vangas, ferner späterhin
die Pärvatiyas (V. 77). und der König von Präijjyotisa oder Kä-
marüpa (Vv. 81 bis 84). Überhaupt erwecken Kälidäsa's Schilde-
^0 runcren der von Raghu eroberten Länder und ihrer Produkte
durchaus den Eindinick genauei-er Bekanntschaft, die am besten
von uns verstanden wird , wenn wir annehmen , daß jene fernen
Gegenden durch die Feldzüge Samudragupta's den Bewohnern des
nördlichen Indiens eben erst nahe gebracht waren. So verweise
25 ich auf die Betelplantagen und Kokospalmen von Kaiinga (V. 42),
noch heute für die indische Ostküste, etwa Orissa und Ganjam,
so außerordentlich charakteristisch. Die Pändyas zahlen Raghu
in Vers 50 ihren Tribut in l'erlen, die vom Meere bei J'ämraparul
kommen. Noch heutigen Tages ist die Perlenfischerei an der
30 Küste Ceylons ^) ein blühendes und einträgliches Gewerbe. Die
Kälagurii-^'änme in Prägjyotisa. und die devadarus im Himalaya,
an die Raghu seine Elefanten anbindet (Vv. 81 u. 76), sind noch
heutigen Tages für die Vegetation jener Landstriche charakteristisch.
Mit ersteren sind offenbar die 'India-rubber trees' gemeint, von
3.". denen das Forest Department der anglo-indischen l^egierung in
Assam mehrere Plantagen untei'hält, eine davon nahe bei Tegbur.
Man hat nun gelegentlich gegen die geographische Genauigkeit
der Schilderungen Kälidäsa's den Vorwurf erhoben , daß er seinen
Helden, Raghu , von dem an der Westküste Indiens , in der Nähe
40 Bomjjay's gelegenen Lande der Ajiaränta (V. 58) und dem Triküfa-
Berge (V. 59), mit einem Male , noch dazu auf dem Landwege, zu
den Persern (Päras'ikas, V. 60) und Griechen {Yavaiias , V. 61)
führt. Der Sprung scheint gewaltig, man fragt sich unwillkürlich,
weshalb Raghu die Reise von Honibay nadi Persien auf dem Land-
1) MiiHinätliii erkliirt Tiimrapariü mit nad'i „Fluß"! Kiiam nliquamlo
(loriiilt MiiUiuatJins .'
Bloch, Die Zeit Külidasas. 675
wege zurücklegte; der Seeweg, den wir heutzutage einschlagen
würden , wäre doch sicher angenehmer gewesen ^). Wir müssen
jedoch bedenken , daß zur Zeit, als Samudragupta seine Herrschaft
über den Westen Indiens ausdehnte , dort wirklich Fürsten west-
licher Abstammung herrschten und von ihm unterworfen wurden. 5
die er in der Allahabad-Inschrift^(Zeile 23) unter den Namen:
Daivaputra , Hähi, Sähänusälii, Saka und Murunda zusammen-
faßt. Und daß Kälidäsa von diesen fremdländischen Fürsten ein
wenig mehr , als ihre Namen , kannte , ersehen wir nicht nur aus
Vers 63 , wo er auf ihre Sitte , Barte zu tragen {tesäm slrobhih lo
smasridaih) anspielt, sondern ebenso wohl auch aus dem folgenden
Verse, 64, wo wir von ihnen lesen, daß sie zum Zeichen ihrer
Unterwerfung unter Raghu ihre Helme abnehmen : apanita-
sirastränäli. Das war westliche Sitte, die dann später wieder
durch die Muhammedaner in Indien auflebte. Ich glaube, solchen i5
Einzelheiten kann man sich unmöglich verschließen. Kälidäsa ent-
warf seine Schilderungen der von Raghu besiegten Völker und
ihrer Sitten und Gebräuche auf Grund lebendiger Anschauung,
und seine Kenntnis davon verdankte er den Kriegszügen Samudra-
gupta's , die jene ferneren Länder dem eigentlichen Aryävarta und -io
und seinen Bewohnern näher gebracht hatten.
Die Sage von Räma enthielt ja schon von vorne herein einen
Zug , der sich von selbst zum Vergleich mit der Geschichte der
Gupta-Fürsten darbot. In der Heirat Räma's , des Füi-stensohnes
von Ayodhyä, mit Sita, der Tochter des Königs von Mithilä, finden 25
wir den Westen Aryävarta s^ jenes Landstriches, den wir heutzu-
tage Hindüstän nennen , mit dem Osten unter einem Herrscher-
Geschlecht vereinigt. Denn Ayodhyä, wie ich wohl kaum zu
bemerken brauche , entspricht dem heutigen Oudh , und Mithilä
dem heutigen Darbhanga. Gleicherweise begründeten die Gupta- so
Könige ihre Herrschaft damit, daß sie, von Patah'pntra oder
Ma<jadha ausgehend , zunächst ihre Eroberungen nach Westen hin
ausdehnten , nach Allahabad zu und weiter darüber hinaus. Was
lag also näher, als in der ruhmvollen Geschichte dieses Geschlechts
ein Abbild jener Zeit zu erblicken, als Dasaratha und Janaka durch 35
die Hochzeit ihrer Kinder zu einander in das Verhältnis be-
freundeter Bundesgenossen traten. Der Stoff, meine ich, bot sich
Kälidäsa für seinen Zweck wie von selbst dar.
Denn ich glaube, Kälidäsa verfolgte mit der Abfassung seines
Raghuvanisa wirklich den Zweck, sich damit am Hofe und in der lo
1) Ich entsinne niicli , diese Frajjo oinnial wirklich in einem von einem
bengalischen Pandit beai-beiteten Hilfsbuch zur Eiiitührunf; in das Studium des
Kivghuvaiiisa gelesen zu haben. Das Buch war für Studenten der Calcutta
University bestimmt, die den H;iphuvainsa für eines der Universitäts-Kxamina
studieren müssen. Die Antwort auf diese Frage lautote, dali liaghu sich einer
Übertretung des Dliarmasästra schuldig gemacht hätte, wenn er zur See nach
Persien gereist wäre. Das mußte Kälidäsa natürlich vermeiden.
576 Bloch, Die Zeit Külidasä's.
Gunst des regierenden Gupta-Königs — wie wir sahen, war dies
Candragupta IL — einzuführen. Nur so verstehen wir, denke ich,
die cuptatio benevolentiae , die Kälidäsa seinem Gedicht voraus-
schickt (I, 2 — 4). Die Aufgabe, ein Helden- oder Fürsten-Geschlecht
5 der Vorzeit zu besingen, hätte Kälidäsa schwerlich jenen Ausdruck
der Empfindung seines eigenen Unvermögens entlockt , und wir
dürften ihn in diesem Falle nicht ohne Grund falscher Bescheiden-
heit beschuldigen , die einem großen Dichter , wie Kälidäsa in der
Tat einer gewesen ist, übel ansteht. Was er mit jenen Versen
10 bezweckte, war wieder ein Kompliment an die Guptas. ,Wie kann
ich es wagen, ein berühmtes Fürstengeschlecht, wie das der Guptas,
zu verherrlichen?" das ist der Sinn, den jene Verse haben, und
ich sollte meinen , ein solches Kompliment befremdet selbst bei
einem echten Dichter , der sich höfischer Gunst erfreut , nicht im
15 geringsten.
Zum Schluß noch eines. Bekanntlich versetzt die indische
Tradition Kälidäsa an den Hof eines indischen Königs Vikramäditya.
Nun wissen wir aber von Candragupta II. aus seinen Münzen, daß
er den Titel Vikramädit3'a führte. Die indische Tradition ist also
20 glänzend gerechtfertigt; nur hätte sie — den Vorwurf kann ich
ihr, angesichts der verschiedenen Vikramädit3-a's , die es in Indien
gegeben hat, leider nicht ersparen — - etwas deutlicher und be-
stimmter sein können.
677
Über „Stammabstufung''' in der mala;jischen
Wortbildung.
Von K. Wulff.
I. Vortrag gehalten auf dem XV. Internationalen
Orientalistenkongreß zu Koi^enhagen, am 18. Aug. 1908.
Als ein Charakteristikum der indonesischen Sprachen wird
gewöhnlich ihr vorwiegend bisyllabischer Charakter hervorgehoben,
und zwar mit Recht, wenn man derartigen Eigentümlichkeiten 5
überhaupt größere Bedeutung beimessen will. Wie wenig darauf
zu bauen ist, dafür sind freilich eben diese Sprachen lehrreich:
denn die Erkenntnis ist nicht neu, daß in ihnen die zweisilbigen
Wörter oder Wortstämme zum Teil oder »ar durchwesr sich auf
einsilbige Wurzeln zurückführen lassen, die -erweitert sind lo
teils durch Reduplikation und Komposition — letztere scheint eine
viel größere Rolle dabei zu spielen, als bisher angenommen — teils
durch Prä- und Infigierung, wohl auch durch Suffiorieruncf, wie ich,
im Gegensatz zu Pater Wilh. Schmidt, noch glaube, der heute die
Berechtigung einer solchen Annahme bestreitet. Große Vorsicht lä
ist gewiß bei diesem Punkte geboten, und eine nicht geringe An-
zahl der hierfür in Frage kommenden Fülle dürfte der Kategorie
der Komposita zuzuweisen sein ; trotzdem aber muß ich an der
Suffigierung noch festhalten.
Ist somit die Stammbildung der indonesischen Sprachen schon 20
an sich von größter ]3edeutung für die Erkenntnis ihres Baues, so
wird sie durch Wilh. Schmidt's Nachweis einer Verwandtschaft der
malajisch-polynesischen Idiome mit mehreren vorwiegend
monosyllabischen Sprachen Hinterindiens eines der wichtigsten Pro-
bleme unserer Wissenschaft. Zu dessen Lösung beizutragen bezweckt s.-.
eine eingehende Untersuchung der malajischen Wortbildung, die mich
seit längerer Zeit beschäftigt; und über die wichtig.sten Resultate,
die sich mir dabei bisher ergaben, einige vorläufige Mitteilungen
zu machen, ist der Zweck meiner houtitjron Erörterunfien.
Ihr Gegenstand sind die zweisilbigen, auf Konsonaten an- und yo
auslautenden Wörter im Malajischen, deren mittlere, intervokalische
Konsonanz ein sogenannter Halbvokal ist, d. h. ein konsonantisches
i oder u oder ein /«, und denen in den meisten Fällen auch ein-
Zeitschrift der d. m. G. Bd. liXlI. 44
678 Wulff, Über „Stam7nabstufung" in der mal. Wortbildung.
silbige Wurzeln, bestehend aus Konsonant + ^'^okal + Konsonant,
zur Seite stehen. Früher schon hat Brand stetter (Mal.-pol.
Forschungen II p. ol), gestützt auf das Verhältnis zwischen mal.
tuioan und tun „Herr", malg. ravinä und mal. daun „Blatt", eine
5 Stammabstufung in diesen Sprachen vermutet; andere Beispiele als
die genannten scheint er auch später nicht gefunden zu haben, und
so mußte ihm auch die vielgestaltige Abstufung der Vokalisation,
der Reichtum an verschiedenen „Ablautsstufen" ■ — um diesen Aus-
druck vorerst noch beizubehalten — unbekannt bleiben.
10 Die wichtigsten Typen dieser zweisilbigen — „hochstufigen" —
Formen, von denen die meisten in dem hier vorzulegenden Material
vertreten sein werden, sind folgende :
1. mit intervokalischem -j-: -aja- (sajat „abschälen"); -ajujo-
(gajor „ausgewachsen sein"); -aji- (rajis „abwischen"); -oja-
15 {sojat „abstreifen, abreißen"); -ujaj e {yKJany „hin und her bewegen");
-uj'i^lo- ((jujong „baumeln", bujuf „zitternd"); -ij^^je- {kijas
„Besen"); -ijujo- (sijut „pfeifen").
2. mit intervokalichem -w-: aioa (raiirmg „brüllen"); -awulo-
{^•avcoJi „schreien"); aioi {djaictk „die Lippen schwarz färben"); -owa-
20 {gowak „Krähe") ; - owe- {howek „oflfenlegen") ; -uw^^ j e- (buwat
„tun , luachen") ; -uwulo- (fuwong „Muße") ; - u lo i\e- {suicit
„pfeifen"); -ewa- (gewang „vor sich hin tasten"); -iwa- {djiicat
„blinzeln"); -iwi- {djiwii „kneifen").
Jeder von diesen Gruppen schließt sich ein Typus an, bei dem
25 an Stelle des Halbvokals -\- Vokal der entsprechende Vokal {i oder
w) silbisch einem a folgt: -ai- (/mes „kratzen") und -au- (raung
„heulen").
3. mit intervokalischem -Ä- : -aha- {bahan „Späne"); -oho-
(gerohong „durchlöchert"); -uhu>o- (gukok „schreiend zurufen");
zo-cihujo- (nahong „beaufsichtigen"); -ahi- {sahit „abschälen").
Einige weitere Typen, die im mal. nur selten, in anderen
i n d 0 n e s. Sprachen zum Teil häutiger vox-kommen , übergehe ich
hier, und wende mich zur Vorführung von Beispielen solcher zwei-
silbigen mit den entsprechenden einsilbigen Formen :
35 lijang „Öffnung, Loch, Grube", luwang „Kluft, Hohlweg,
Enge", laioang „Tür, Eingang, Vaginamund". leioang (men.)
„Tür; Trog". Idhong (raen.) „Loch, Öffnung". — Daneben die ein-
silbige Form in : rrlung „Höhlung", palung „Trog", lolong „Grube,
Loch", kolong „Grube", Höhlung", bolong „ausgehöhlt, durch-
40 löchert", didang „runder Napf". Vielleicht auch in kiliing „hohl,
ausgehöhlt, konkav". kPlang (raid. ^)) „löcherig" (von einem Weg).
kilcng (batav-)) „Grübchen" am Körper (s. unten).
Ij Mit in id. bozeicline icli die „mittelmiilnjischoii" Dialekte, die Helfrich
in seinen sehr wertvollen ^IJijdra^en tot de kennis van liet Midden Maloisch"
(Biitftvia 1!M(4, aus don Verli. d. Uiitav. Genootscliap) besclineben hat; die Ortho-
grapliie Helfrich's habe ich hier etwas vereinfacht.
2) Veranlaßt durch eine Hemorkung, die in der auf meinen Vortrag folgenden
Wulff, Über „Stammabstufung" in der mal. Wortbildung. 679
Von dieser Sippe nur durch den Anlaut verschieden ist die
folofende :
raung (men.) „Höhlung, Loch", raioany ,Loch, Öffnung"
und ruwang „Hohlraum", beide auch „Raum zwischen den Pfählen
eines Hauses", perohong „Loch, Bresche", gerohong „durchlöchert". 5
rahang „Schlund, Kehle". — Einsilbig in: djorang und tjorang
„Hohlweg", djurang „Öffnung, Durchgang", rongrong „durch-
bohren, nagen"; hierher gehören wohl rongga „Höhlung, Hohlheit".
ronggi „Loch" (z. B. in einem Baum). — hh-ung (kerong) „Ein-
schnitt; durchbohren" und tjengkerong ,,\ertiehxng, Hohlheit" können lo
von dieser Wurzel oder — mit r-Infix — von einer bedeutuncfs-
gleichen Wurzel -kimg- {-kang- etc ) gebildet sein, zu der auch —
mit ^-Infix — kelung, kPlang, kelPng gehören können. Ein Kom-
positum dieser beiden Wurzeln sehe ich in rangkungan „Kehle".
sajat „abschälen, abziehen (Fell, Haut); in dünne Scheiben 1 5
oder Streifen schneiden", sijat „in dünne Streifen oder kleine
Stückeschneiden; aufschneiden (ein Buch) ; zerreißen", sojat „ab-
streifen (Fell u. iL), auf- oder zerreißen", sahit = sajat. — sotsot
„reiben, scheuern", kesut und kengsut, esut und engsut „über eine
Fläche hinschieben, verschieben", kinsut „auf dem Hintersten vor- 20
wärts rutschen". kes{s)et und bes{s)et „abstreifen, reiben". kPs{s)at
„abfegen", rosot „heruntergleiten" auf einer glatten Fläche. b<s{s)ut
„Metall von Versetzung reinigen". — Hiervon nicht zu trennen ist,
da im indones. dieselben Wurzeln häufig sowohl eine Handlung
als das dadurch entstandene Geräusch bezeichnen : 25
sijut, Bezeichnung eines säuselnden oder pfeifenden Geräusches.
suwit „pfeifen, flöten"; auch Bezeichnung eines durch Ansengen
eines Haares u. ä. entstandenen Geräusches. — Daneben : sut und
Sit, Bezeichnungen pfeifender Geräusche (auch lesut, iPsit). leset „fein
flöten", pelesit „Pfeife; Heuschrecke". 30
Ähnliche seraasiologische Verhältnisse zeigt die folgende Sippe :
kijas „Besen", kuvois im mid. „fegen, auffegen", phigtiwis
„Besen"; sonst gewöhnlich „wegstoßen, abhauen", kuwis-kaii „aus-
kratzen, ausschrapen". kais „kratzen, scharren". Die Form kuivas
liegt vor in den Litensivbildungen kuwas-kuiois und kuwas-kais. 35
kojas (mid.) „enthülsen, schälen". — kikis „schrapen, schaben,
auskratzen", lukis „Buchstaben einritzen, schreiben", fikiis „Ratte,
Maus", beka^ nSpur, Eindruck". — Dahin gehören gewiß auch:
kus, dehus Bezeichnung eines blasenden Geräusches (z. B. einer Katze).
kuskus „Luft ausblasen"; ferner: kusu „flüstern". /irs(5)an „Spur, 10
Eindruck".
In Formen wie kesut „über eine Fläche hinschleifen", keset
Diskussion fiel, hebe ich noch besonders liervor, daß die aus dem Diiilekt von
Batavia angeführten Beispiele zum Teil Lehnwörter sein mögen; der Dialekt ist
bekanntlich sehr gemischt.
-14*
680 Wulff, Über „Stammahstufung" in der mal. Wortbildung.
^abstreifen" sehe ich Komposita von den beiden bedeutungsgleichen
Wurzeln von Txijas und sijat^).
Dieselbe Bedeutung liegt vor in:
Icair (mid.) „scharren, zusammenharken*^. kuwar „kratzen".
hhuvcie (men. <; *kuioir) „Harke": mancj- „bei Seite schieben,
wegjagen". — kukur „schrapen, ab- oder auskratzen", pajii^/^io-
„Hacke" zum Auskratzen des Sago oder (mid.) zum Bearbeiten
der Erde, sungkor „Erde aufwühlen: den Kopf kratzen", kikir
„Feile", ukir „einritzen, einschneiden", f/eker „scharren", tjakar
10 „kratzen", hamjkar „Eindruck, Spur", singkir „bei Seite stoßen
oder schieben".
Ferner ist mit den vorausgehenden bedeutungsgleich die folgende
Sippe :
r u w IS (m i d.) „Streif, Schramme", r aj is „abwischen, abfegen".
15 — {}i)urus „Schramme, Kerbe", (jerus „glätten, polieren, reiben".
goris „Streif, Schramme, Scharte", garis „schrapen, kratzen".
\h)iris „abgeschnittenes Stück; zerschneiden", pe)-es (batav.) ein
Kornmaß „glattstreichen", turis „eine Linie ritzen", buras „ab-
wischen", paras „glätten". Dazu ras (deras), riis (derus) und
20 rts Bezeichnungen rauschender Geräusche.
gajang „wackeln, taumeln", gerajang auch „vor sich hin tasten".
gojang. men. auch gujang „hin und her bewegen", gujong (mid.)
„hin und her bewegen, baumeln", gaicang „mit einem Stock vor
sich hin und her schlagen" (um ein Tier von sich fern zu halten).
2b gewang „vor sich hin tasten" (mit einem Stock). — lenggang
„schwanken, hin und her bewegen", unggang (-unggit) „Bewegung
hin und her oder auf und nieder", gmggang (men.) „hin und her
bewegen".
Dieser Sippe gleicht bis auf den Auslaut:
30 gajak (mid.), auch ghnajak „schaukeln" (wie ein Bretter-
boden, auf dem gelaufen wird, oder Gegenstände, die durch Erd-
beben bewegt werden), gujoh (mid.) „zittern, beben", „wankend,
unsicher" vom Gang. — sengguh (scnggok) „nicken" (beim Ein-
schlafen), lenggok „wackeln; den Körper wiegen" wie beim Tanzen.
85 onggok {-ongyal) „wiegenden Ganges gehen" (Tiger). tanggok,
anggok und cnggoh „nicken", {fjonggang-) tjanggek „up and down
motion " ,
kv. wak. „ein Geräusch machen wie kleine Kinder, Büffel, Frösche".
kijok; „kakeln" (auch kh'ijuk). Jch'ujuk {kukakcrujiik) „krähen",
40 wozu wohl kujuk „Hund" („der bellende") die Urform ist. kaick
„schreien, zurufen", krwik (mid.) „Schrei des Habichts". — kukuk
(kokok) „krähen", kakak „kakeln", kek, kekek „kicherndes Geräusch".
tokek und trkck ,Gekko", mckek «unartikulieite Laute ausstoßen".
1) Mau vorj^loicho die Fulinoto Schmidt, Mou-Klimer-Völker p. 127 f.
Wie aus nioinon Ausoinandorsotzungoii unten p. G84 hervorgehen wird, kann
ich Schmidt's Argumentation niclit für riclitig lialton.
Wulff, Über ,, Stammabstufung" m der mal. Wortbildung. ßgl
mjalcak „laut lachen", (ji'lakak ,zum Ersticken lachen". Ternate
(Clerq) kak „Krähe", cf. auch kuku „Girren" der Tauben.
Daneben mit stimmhaftem Anlaut:
gukok (mid.) , schreiend zurufen", goicak „Krähe", guwak
(mid.) „schwatzen, prahlen". — fjf^'^k „Geräusch, Lärm" ; „verwirrt" 5
von Geräuschen, gacjak „Krähe", im m i d. auch „Gekko".
ruwak „anrufen, zurufen". 7'awoh (mid.) „schreiend zurufen".
rijuh „laut schallend"; im mid. auch „Leben, Rumor, Lärm".
— kh'oh. und bekoroh „schnarchen, grunzen", geroh „brüllen" (von
Elefanten); „Schrei", guroh „schweres Geräusch, Gerase, Donner". i*>
kereli „chattering of monkeys". kerah „unordentlich, rumormachend":
„aufrufen, zusammenrufen", gerah (mid.) „zanken", (men.) „Scherz".
Ebenso, nur mit anderem Auslaut:
r aiö ang-2 „brüllen, laut schreien, anrufen", raiing „lang
gedehnt heulen", rijang-1 „Cikade". — garung „aufschreien". i5
mmgerung „heulen", dering „Brüllen eines Elefanten oder eines
Menschen in Wut", ngereng (batav.) „wiehern", rang, rung und
'ring Bezeichnungen schallender Geräusche.
Daneben mit anderem Anlaut :
laung, im mid. auch lawonr/ und lohong „lang gedehnt 20
heulen, rufen; a resounding roar". — lolong (mid.) mit derselben
Bedeutung, lulung „bellen", mid. lidong „heulen, wimmern".
long „rufen".
pujok (mid.) „Schimmel". — ka2nik „Schimmel, Baumwolle".
lapok „Schimmel", hapak (batav. hapPk) „schimmelig , muffig", 25
pijoh „verdreht" (ein Arm, Schlüssel); „twisfed'^ (von Wurzeln),
im mid. auch „auswringen"; dazu vermutlich papuioah „wollig,
wollhaarig". — lepoh „gebogen, verbogen". h'p)oli „in verkehrte
Falten gelegt". l<'p{p)eh „umgebogen" (wie eine Ecke eines Papier-
blattes). 30
pakif „bitter". — sepat (batav. Sf'prf) „herb, bitter" i).
rahang „stinken, verdorben sein", rawang „l'fuhl, Morast".
— sering „scharf" vom Geschmack, pcring „stark riechen" (Harn).
{h)armg „stark, intensiv riechend, stinkend", pereng „fetid smell".
rowang „Genosse, Gefähi-te"'-). — iring „folgen, begleiten". 3.")
tjawaf „zwischen die Beine durchgezogener Schurz". 7)irn —
„zwischen die Beine durchziehen". — kantjut „Sarong zwischen
die Beine durchgezogen", kntjat „Schwanzbewegung von Tieren,
die in Wut geraten"; v. d. Wall bemerkt dazu, daß der Büftel
den Schwanz zwischen die lieine steckt. 10
Wahrscheinlich gehören hierher tjuwat „horizontal oder schräg
vorgestreckt sein", tjuwit „mit der Fingerspitze berülu-en, stechen".
1) Bemerkenswert sind die Gleichungen bei Selnniilt, Mon-Klimcr-
Völker p. lf)7.
2) Das Wort soll aus dem sund. entlehnt sein.
682 Widff^, Über „Stammalstufung" in der mal. Wortbildung .
vielleicht tjerawat und tjeruivaf „Rakete, arrow of fire"^). —
mantjut und mantjit „einen Augenblick oder mit Unterbrechungen
emporspritzen". Tetjet „hervorschiessen". tjeretjet „spritzen, durch-
dringen" (von Flüssigkeiten), letjut „plötzlich hervorspringen".
.') f?^'«iü «7 „kneifen". — pidjtt ^{mit der Faust) drücken, kneifen";
wohl auch 'pidjat „Wanze, Laus".
kawok (mid.) „tiefliegend, eingefallen" von den Augen. —
lehoh „Vertiefung, hohl"; — mala „Augenhöhle", lekak-lekoh
„aushöhlen", takok „Kerbe, Einschnitt", tengkolc „einen Ein-
10 schnitt in einen Baum machen, damit er zur bestimmten Seite falle".
takek „kerben". takak „schartig, uneben", tekak „Wölbung,
Gaumen", kedengkik „stark abgemagert".
haiüur und haur „confusion, indiscriminate mixing up of
things which should be kept in Order". — sahur „vermischt, durch-
15 einander, Gewimmel", samhor „durcheinander*, kebur „Brunnen-
wasser umrühren , daß der Schmutz sich mit dem Wasser ver-
mischt" (um den Brunnen zu reinigen).
guwit „mit dem Fuß zur Seite stoßen". — sengyut „mit dem
Ellbogen oder Knie seitwärts stoßen", lenygut „den Koi:)f seitwärts
20 fallen lassen".
kuwit „(einen spitzen Gegenstand) hin und her oder auf und
nieder bewegen", kuwat (mid.) „eine Fackel hin und her schwingen".
— djongkit „einen Balken oder ähnliches an einem Ende heben,
indem man das andere Ende herabdrückt", djongkat (auch djongkat-
25 djongkit) „a see-saw motion". ungkit „heben" ; kursi ungkang-
ungkit „Schaukelstuhl".
p Ute ah „Versammlung, Haufe von Menschen; Volksklasse,
Familie". romj)ijok (batav.) „Büschel, Bündel", herpajak „in
(unnötig) großer Menge", — tumpuk {tonipok) „Haufe, Gesellschaft,
30 Stapel", rampok „vereinigt, einstimmig", kolompok „Haufe lebender
Wesen; Büschel, Menge von Gegenständen", dempok „dicht bei-
sammen".
rujuh „zufallen" von den Augenliedern (übertragen von der
Sonne, mata hart, „tief sinken"), ^r/;'«^^ (1^3^ tav.) „fest geschlossen
35 sein" von den Augen, raliah „Siesta halten". — karipaii (zu
arip) „Zufallen der Augen durch Schläfrigkeit". {h)arip „schläfrig
sein", sirap, serap „einschläfernder Zauber", (batav. sirep „ein-
schläfern").
nahong „beaufsichtigen, bewachen". — inang „Kinderwäi-terin".
40 ho Jim (w. s.) „Haufe, Schaar". i»/y'?<?i (men.) .viel: in t'ber-
flul'j , in Menge" (meist von hängenden Gegenständen gebraucht).
— tamhun und tiinbun „Haufe, Stapel; aufhäufen", rimhun
{riinhon) „hoch aufgehäuft; blütterreich". djn-ihnbnn „aufgehäuft".
bijavg (mid.) „Schwalbe". — tcrbang „tliegeu". kubung
1) Nttfli WilkiiibDU wären iliose Wiirter Uinbildungeu vuii skt. cukraval.
Wulffs über „Stammahstufung" in der mal. Worthildunf). 683
„fliegender Hund '^. (cf. atjeh bawjhanf) „Schmetterling'". Brand-
stetter, Prodromus p. 39.)
tebaj an(j (mid.) „Bloßgelegtsein des Zahnnervs beim Feileu
der Zähne". — dabung „die Zähne feilen *■.
bijas „von der ursprünglichen, gegebenen Richtung abweichen; 5
aus dem Kurs kommen'*. — babas „aus dem Kux's abgetrieben".
buj'uf „zitternd" (von Alter), Wilkinson: bojot „flabbiness of
flesh". — gembut „zucken, surface motion". liambut „beben".
rembat „hin und her bewegen", lembat „swaying" (von Zweigen,
aufgehängtem Zeug u. ä ). kelibat „up and down curving motion". lo
buxoat „machen, tun, verrichten". — perabut „Gerät, Werk-
zeug"^), djabat „anfassen, ausüben, behandeln", peboto (batav.)
^^= tuhang^). v. d. Walls Etymologie von betapa „warum" aus
buwat -\- apa , die von v. d. T u u k verworfen wird , dürfte hier-
nach doch einigermaßen das richtige treffen. i5
bawah {=^ bawd) „bringen: weg-, herbei-, mitnehmen". —
ambik (vulg. = ambel) „nehmen, holen". umbuJc „auf Beute lauern"
(von Dieben) ; „trachten etwas zu holen" (z. B. eine Frau zur Ehe).
buiüal „aufwallen: emporspringen" (von Fischen u. ä.), mid.
kebuwal „Backe*", buhul (w. s.) „Beulen haben'". — sembid „sich 20
auf einer Fläche erhebend, hervortretend", bubul „Schwellung an
Händen oder Füssen", tombol „Knoten" (z. B. am Schnabel einer
Gans), „Knopf", tjembol „Knopf an einer Tür", gembol „warzen-
artiger Auswuchs", gembol „Beule", bol „globular masses of
water bubbling up from a geyser". iimbul „an der Oberfläche 25
(von Wasser) treiben, heraufkommen", tembel „Bläschen an den
Augenliedern", imbcd „rundlich", djibul „Haarwulst".
bah an „Späne; Abfall (vom Gold)". — suban „Span, Splitter"".
Ich schließe hiermit die Reihe der Beispiele , die sich lange
noch fortsetzen ließe, um noch einige Bemerkungen über eine mög-
liche Erklärung dieser eigentümlichen Verhältnisse anzuknüpfen. In
den Mon-Khnier-Sprachen und im Khasi hat Wilh. Schmidt be-
kanntlich Tjildungen nachgewiesen , die mit der -ija- und -uwa-
Klasse des Malajischen ziemlich genau übereinstimmen-); im Cam
liegen, wie ich leicht feststellen konnte, die Verhältnisse ähnlich 3s
wie im Malajischen-^).
30
1) Soll aus sund. prahol entlehnt sein; ebenso soll auch ^'Z<o/o Lehn-
wort sein.
2) S. Schmidt, Grundriss einer Lautlehre der Mon-Khmer-Sprachen § 199 ff.
und der Khasi-Sprache § 151 ff.
3) Hier einige Beispiele aus dcnj Wörterbuch von Aymonnior & Cabaton:
hnd'i; „arracher, enlever". hnuc „arracher, retirer, dcraciner". bnic ^arracher,
degarer, rotiror, deraciner" ; daneben buc ,.attirer, cahner". — kaut „anuotor,
noter" neben kiit „noter, prendre note"; kat, küt ,.quoter, noter". — kaiü
„pontuation" neben JlUu „pointer, marquer", — khioi'n „oser" : khin „oser". —
hliio'ii „vouloir, desiror*^ : kho'h „vouloir". — /»//l „allumer", /"o'A* „allumer" :
truk (mit i'-Intix) „briiler, se consumer, briller". — tnic „allumer'": trur
„allumer". — 2^/0'^ „regardcr derritre soi", J^ieJc „(se) tourner": jtlolc (Z-Intix)
684 Wtdf, i'ber „Stanwiahstufung" in der mal. Worthildung.
Gestützt auf die Tatsache, daß häufig bedeutungsgleiche Wurzeln
sich nur durch verschiedenen Anlaut unterscheiden (von den obeu
crenannten z. B. lawang: raicang; kuwis: ruwis: kuwak: guioak;
raune/: laung usw.) findet er in diesen Formen ursprünglich mit
5 j- und w- anlautende Stämme, an die Präfixe angetreten und fest
geworden sein sollen , so daß jedesmal ein neuer Stamm entstand,
wobei teilweise, unter nicht ei'kannten Bedingungen, der alte halb-
vokalische Anlaut schwand. Diese Hypothese ist nun um so be-
stechender, als in einigen Fällen die halbvokalisch anlautenden
10 Formen — wie etwa mal. awan, uwap u. ä. — noch neben denen
mit .Präfix" vorzulieg-en scheinen. Trotzdem darf man sich den
großen Schwierigkeiten nicht verschließen, die sich hierbei ergeben,
wenigstens soweit das Indonesische in Betracht kommt.
Denn erstens schwankt der Auslaut nicht weniger als der
15 Anlaut , und ganz in derselben Weise , d. h. so , daß an lautliche
Übergänge nicht zu denken ist^). Ich wähle als Beispiel einige
Wurzeln mit der Bedeutung ,abschälep, abstreifen, losreißen, los-
gehen"; es gibt da zwar kak"^) (z. B. kuwak; gelokak), rak (z. B.
mid. raioak; urak) , sak (z. B. sojuwek, sojak: sik , sok) , lak
•2o(mid. kolujak; Mak) , also mit Schmidt's Theorie in guter Über-
einstimmung. Aber neben kak findet sich kar (kair usw. , oben),
kos {kais usw., oben), kat (mid. kuj'at: lokat); neben rak auch
ras {rajis usw., oben); neben sak auch sat (sijat usw., oben) und
sang (sijang : karosong) ; ferner noch : put (m i d. pajot ; pepat)
25 und tjang (z. B. tjaing, tjuwang-. jxnitjung). Mit demselben Recht,
womit man für kak, rak, sak, lak Präfigierung annimmt, kann
man nun für kar, kas, kat und sak, sang, sat usw. Suffigierung
annehmen , und so wird es notwendig sein , jedes Mal sowohl den
konsonantischen Anlaut als den konsonantischen Auslaut als wurzel-
30 haft anzuerkennen.
Noch schwerer wiegt aber der Umstand , daß die /- , u- und
Ä-Formen (die Erklärung letzterer ist Schmidt noch zweifelhaft)'')
bei denselben Wurzeln ganz unzweifelhaft nebeneinander hergehen,
wie in vielen von den oben angeführten Sippen. Nach Schmidt's
35 Hypothese wäre es also notwendig, unter sich identische Stämme
zu konstatieren, deren ursprünglicher Anlaut abwechselnd j- , ic-
oder h- gewesen wäre — was natürlich nicht angeht^).
,(se) tourner, changer de seiis". — b/'nk „vrai , veritable; vraiment'^; bailc
,donc, bien, vraiment; vrai, reel; achevemeut, conclusion". biuiJc ^^ mal. Imioat:
hak „plein, coinplet, accompli, rempH". bek „donc, ainsi*. — baii „lire,
reciter" : bar, bCu: ,lire, n'-citer, i-tudier", baran , parier* ; bican ^parole, action
de parier, discours, language". — njo'r ,arrachor ii poignees". i-mü- ^arracher,
extirpor, o.xtraire, tirer, casser". njic ^arraclier, ixtraire, elVeuiller, iiettoyer".
rnai „arraclier Ji poignees" : rur „couper, tranchor, arraclicr''.
1) Von obigen s. u. a. kais : kair, gajang : gnjak; ruicah : raivang usw.
2) Das -a- vortritt liier natürlich <lon scliwankendon Wurzolvokal.
3) Siehe Mun-Khmer-Völker p. 123, vgl. Iö7.
4) Schmidt führt (Grd. d. Mon-Khmer-Spr. p. 204 f.) nur wenige Fälle an,
Wulff, über fjStammahstufuiig" in der mal. Wortbildung. ß85
Aus diesen Gründen kann ich mich von dei- Riehticrkeit der
scharfsinnigen Erklärung Wiih. Schmidt's nicht überzeugen; eine
andere , sichere an deren Stelle zu setzen bin ich allerdings heute
noch nicht im stände : nur mit einicrem Vorbehalt wasfe ich
die Vermutung auszusprechen, für die manches spricht, das ich 5
hier noch nicht auseinandersetzen kann : daß die halbvokalischen
Elemente dieser Formen Infixe sind, wobei die Verschiedenheiten
der Vokalisation sich teils aus den, ihrerseits auch noch ganz un-
erkläi'ten , Vokalschwankungen der einsilbigen Formen , teils aus
schwankender Vokalfärbung des diphthongischen Infixes erklären 10
würden. Diese Vermutung liegt auch nicht so weit ab, als es auf
den ersten Blick scheinen mag: die Nasal- und Liquidainfixe sind
im Indonesischen wie in den festländischen Sprachen wohl bekannt,
und zwar mit schwankender Vokalisation; infigierte Verschlußlaute
finden sich in den Mundä-Sprachen , einen von ihnen, das -^j Infix, 15
kennen auch einige der hinterindischen Sprachen (so das Khmer
und das Cam) ; und es scheint fast, als ließen sich auch im Indo-
nesischen Reste dieser Okklusiveninfixe finden.
Auffällig ist es nun, daß Schmidt den Ä-Typus in den austro-
asiatischen Sprachen nicht gefunden hat; ich werfe da die Frage 20
auf, ob nicht die bei ihm als unerklärt stehen gebliebenen Aspiraten
dieser Sprachen durch Verbindung der anlautenden Verschlußlaute
mit dem A-Infix entstanden sein sollten ; ich selbst wage nicht sie
zu beantworten. Jedenfalls aber sprechen für diese Vermutung
Formen wie S t i e n g tJü .,oben" = B a h n a r höti\ denn die Infixe 20
treten — wenigstens im Indonesischen — meist auch daneben als
Präfixe auf; unter anderem ist das häufig bei vokalisch anlautenden
Stämmen der Fall (ich erinnere nur an das präfigierte um- im
indones.), wozu der oben besprochene Typus uira/j , aican usw.
stimmen würde. ao
Bis heute sind diese Erklärungsversuche nur Hypothesen, den
Beweis wird erst noch eine eingehendere Untersuchuncr dieser Ver-
O O
hältnisse ermöcrlichen : so muß ich mich vorerst damit bescheiden,
auf den Zusammenhang der besprochenen zweisilbigen mit den ein-
silbigen Formen hingewiesen zu haben , ein Hinweis der gewiß 35
gerade heute nicht ganz ohne Interesse sein dürfte.
IT. Material.
In meinem Vortrag auf dem Orientalistenkongreß konnte ich
naturgemäß nur eine kleine Anzahl von 13eleijen für die darin auf-
gestellten Behauptungen beibringen : im folgenden lege ich daher 40
noch eine weitere Auswahl meines Materials vor (sie umfaßt im
wo solche „enge Boziehungen" zwischen _/- und ?ü-Stämmen bestehen; das ist
wohl der Gruiul , wanun er auf diese Schwierigkeit nicht aufmerksam ge-
worden ist.
68() Wulff', Über „Stammabstufung" in der mal. Wortbildung.
ganzen etwa 150 Wurzeln), ohne im wesentlichen die im Vortrag
innegehaltenen Grenzen zu überschreiten , d. h. ich berücksichtige
durchweg nur das mal., und die auf Konsonant an- und aus-
lautenden Wurzeln , von diesen ferner nur die Fälle , wo der ein-
5 fach erweiterten Wurzel (der Silbe mit einem Infix) keine andere
Silbe folgt. Ausgeschlossen bleiben also vier Typen, die ich später
zu behandeln beabsichtige: 1. vokalisch anlautende wie uwap, awan,
yctng, ojap usw. 2. vokalisch auslautende wie bawa, tiuca , bija,
saju usw. 3. Fälle , wo die Erweiterung den ersten Teil des
10 Stammes beti'iflft, wie suwasa , sijalang (men. suwalang) usw.:
hierher gehören vielleicht die Formen wie beharu u. ä. 4. Doppelt
erweiterte Wurzeln mit zwei halbvokalischen Elementen wie buwaja,
bijawak usw. Daß hier ähnliche Verhältnisse vorliegen, mögen
einige Beispiele zeigen: Idüembuwai = hflnnbai „eine Muschel":
15 mid. kiaoatir „Angst, Sorge", ketir „ängstlich, besorgt sein";
jav. duwegan = dPgan „halbreife Kokosnuß": bat. howajam =
ho-hojam-on „gähnen"; bat. bija(li)at = bahijat „Tiger" (auch
babujut) ; bat. baioa^ ^^j'^i baowa, baj'owa, Interjektionen gleicher
Bedeutung. — Auf die Frage , ob Inngierung vorliegt , hier ein-
20 zugehen , darauf muß ich verzichten : nur darauf möchte ich ver-
weisen , daß diese Formen mit dem halbvokalischen Element oft
solchen mit r- oder Z-Suffix gleichwertig sind , man vergleiche
Tuuk, Toba. Sprk., p. 111 f., und besonders auch bat. nuwaeng =
numaeng zu naeng. Der oben erwähnte Typus 4. spricht nicht
25 dagegen, denn auch sonst werden oft zwei Infixe mit einander
verbunden.
Das Material ist im folgenden alpabetisch geordnet, und zwar
nach den Konsonanten ohne Rücksicht auf die Vokale; oben habe
ich mit Rücksicht auf die Auseinandersetzungen p. 684 f. eine andere
80 Anordnung vorgezogen.
bawali „unter. Unterteil". — lembah „tiefliegendes Land am
Fuß einer Anhöhe". kalambaJi (v. d. Wall und v. d. Tuuk, w. s.)
.,unter, unten", rebah „nieder- , herabfallen", raboli „herabfallen".
roboh „einstürzen, niederfallen", laboli , fallen (vom Regen, m i d.) :
3j herablassen (ankern); herabhangen", simbah „herabgießen", rhnbah-
rembeh (von Tränen) „über die Wangen herabfließen". Hierher
wohl auch: sembah „ehrerbietig grüßen".
b Ulli ah „Frucht, Knospe, Pocken" (vergl. malg. roa in mehreren
Komposita: „Finne"), butoeli (buiri/t) „Schaum, Wasserblasen"
40 (bat. biiwe = mal. buwah). tambewah „boveneinde van een
zetboom; de druif of knop" (Wall-Tuuk. — vergl. bat. buwa). —
fumbuh , hervorsprossen, zum Vorschein kommen: ausbrechen (von
(!eschwün;n , Blattern u. ä.)" ; mid. ka- -an „Bocken", tjainbah
„sprouting". tubnh „Leib, Rumpf". (?) cmbeh „Äußeres, Gestalt".
4r. (?) bulnm „Körper, Rumpf", omboh „Kolben", bidui „Knoten,
K'nopf". Ferner sind zu vergleichen: Irbeh „mehr", iinboh „Zu-
galif". tdiiibdli „anwuchsen, znncliinen. beifügen", djcbali „voll"
Wulff, über ,,Stammabstuftmg" in der mal. Wortbildung. 687
(vom Gesicht). — AVeiteres bei Brandstetter, Prodromus p. 55 f.
Zur Semasiologie der Sippe vgl. buwal oben p. 683 und das
folgende.
Die stark differenzierte Grundbedeutuncr dieser Wurzel dürfte
etwa die des Strotzens, des massio- Erhabenen, Hervortretenden sein : 5
bajaJi , unverhältnismäßig dick" (z. B. von schwangeren Frauen).
hauk „voll, dick" vom Stück zwischen Kinn und Hals, „Doppel-
kinn", „Bart unterm Kinn und hinter dem Kiefer ; Bart von Vögeln" ;
im sund. „Bart- oder Körperhaare ", bat. „Backenbart", bajuk
„Bart", bewok (batav., wahrscheinlich Lehnwort) „mit Backen- lo
oder Knebelbart", buhok (mid.) „Kropf, Kropfgeschwür" (tag.
und bis. bohok „Kopfhaar"). Daneben buwak und (mid.) sem-
bo'aq (heißt wohl sPmboicak) „aufwallen, überkochen; in dicken
Wolken aufsteigen (Rauch)'. — tembok „big, of the mons veneris".
gabok „schwer, schwerfällig von Statur ; kurz und dick". (ge-)robok is
„Blasen aufwerfen" (von siedendem Wasser), lembak „aufbrausen,
überkochen", ombak „Gewoge, Wellen", bak „starke Flut des
Meeres". Man vergleiche noch: bukornj (mid.) „mons veneris".
bukol (mid.) „Knoten an Bäumen", bukit „Berg, Hügel", begok
„Kropfgeschwür", tembxdokan^) (mid.) „Kropf eines Vogels", usw. 20
Belege für die Bedeutung „Haar, Bart" außerhalb des mal. s.
Brandstetter, Prodromus p. 41 ff., Schmidt, Mon-Khmer- V.
p. 141 No. 111; vgl. 6 am bauk „enfler, distendre, tumefie usw.".
brauk „enfler, tumeur usw.".
bowek (batav.) „öffnen, offen halten", bojak „very much 25
opened, as the ribs of a beamy shallow boat". — kerabik „aus-
einander reißen, erweitern (ein Loch)", kerobak-kcrabik „plucked
to pieces". rombak „auseinander nehmen", cf. noch buka{k).
bojan (mid.) „stumpfsinnig". — rabun „benebelt (von den
Augen); nicht klar sehen". sPrban „erstarrt, gefühllos". so
bohong (mid. buhong) „Lüge, Unwahrheit". — sombong
(man.) „lügen", simbang „unzuverlässig, falsch", vergl. sHubung.
kelubung „verdecken, verschleiern ; umnebeln (vom Verstand)".
lembajung „Name einer Pflanze mit purpurroten Blüten"
:= limbajtmg (men.); letzteres auch „purpurfarbig, karminrot". 35
— bang.^ bang-bang, i'bang, abang „rot".
b ajung „heulen" (cf sund. b/jang , bißing „Ausruf von
Schmerz"). — bung {Ir-, di'-) „dumpfes (ieräusch". kctibung „helles,
schallendes Geräusch"; vergl. noch fcrbaiig , men. bariinbang und
das folgende. »i»
1) Das Z-Iiifi.x in zweiter Stammsilbe ist nichts seltenes, z. IJ. mal. seng-
hang „was zwischen zwei Gegenständen anfjobrncht ist , um sie jiuseinandor zu
halten", selenlcang „Sperrbaum, (.^uorbalkeu", acngkrlang „Hiegel, Sperr-, Schlag-
baum". scnglivlit und .si'lengkat „Tau zum Besteigen von Bäumen", silipat
und s'cmiwlat „schmutzig sein", krllpak und k(i)lak (batav.) ,mit tlacher
Hand schlagen" zu keiialc. batav. tinggäng „gefallen sein", tuvggah'ng „um-
geworfen sein", usw.
688 Wulffs Über „Sta7nmabstufung" in der mal. Wortbildung.
hvioang (mid.) , Art von Hirschkäfer". • — hamhuntj Qua. idiX.
hanghuiig) „großer Käfer, der stark brummt", kunibang, Sammel-
name für verschiedene Hummeln , Käfer u. ä. — gehört wohl zu
bajung.
5 hiijöng (men.) „mit anderen zusammen, in Strömen*. — ruhung
„umschwärmen" ; ke- „sich versammeln, crowd". bclcmbang ,Bündel,
Büschel, Packen".
Die folgenden 5 Gruppen (bis bqj'ong inkl.) sind schwer aus-
einander zu halten, da es überall Übergänge von einer zur anderen
10 zu geben scheint; ich gebe daher das Material nur unvollständig:
b njong (m i d.) „rund , Zirkel", bau ng „krumm , gebogen ;
concave on one side, convex on the other". buntar bembajang
„rounded, roundish with quivering or wav}' edge". — lunibong
(lombong) „concavity, basin, hollow in the ground". lembang „flach
1.5 ausgehöhlt (Boden). Loch, Grube", lobang „Loch, Grube", tjembung
„halbkugelig, kuppeiförmig" = men. tjambuaug „Kumme".
baing (mid.) „Mückenstich". — boinbuvg {bumbung, batav.
bongbong) „swelling up, rising in a conical mass : roof, the ridge
of a roof". Ixf'mbung und gembung „aufgeblasen, Aufblähung".
20 helPvibung „anschwellen, aufgeblasen (auch durch den Wind), Blase
auf der Haut", gclrinbmig „aufgeblasen, Blase", — geb'vibang und
— gPli'mbing. bhnbung „anschwellen, aufgeblasen".
Hierher wohl auch bujung „Wasserkrug mit engem Hals, dickem
Bauch und weiter Öffnung". — gumbang „Topf mit weitem Bauch
25 und engem Mund" (vgl. men. tj'ambuang oben).
bijang-bijut „zigzag", cf. tonggeng- bujong „schräg, zur
Seite neigend" und bembajaug (oben). — simbang-sijor „zigzag".
sumbing „schartig, gekerbt".
b aj ang - bangkil (m id.) „Beischlaf ausüben". h r r aj a n g
30 (mid.) „wanken, wackeln", bajumig (men.) „unsicherer Gang"
(z.B. eines Rekonvaleszenten), bojong (w. s., Wall-Tuuk) „thea-
tralisch gehen , die Schultern hin und her bewegen". — ambung
„baumeln, Wellenbewegung", embeng und ebeng „den Körper
wiegen" (z. B. beim Tanz), nmbaiig-ambinq „schaukeln", oinbaitg,
ür> nmbang-2 „schaukeln" (auf dem Wasser), griombnng und bclom-
bang „Gewoge, Wellengang".
buwang „parieren, einen Schlag, Stoß abwehren". — sahung
„Fechthahn". s'nnbung „Stoß des Hahnes beim Fechten", tnnbung
,einen Schlag abwehren, mit Stöcken schlagen" (AVall-Tuuk, Wilk. :
40 „to obstruct the passage"). — Es gehört wohl zu buwang „weg-
werfen, abschaffen, verstoßen, abdanken", b njong „werfen", vgl.
bo/ong „gefangen werden, das Land verla.sscn" (aus dem Jav. ?).
biiuutr „verschwenderisch, freigebig". — (/t)((bi(r „verschwen-
den", zu einer Wurzel *b9r^) „ausbreiten, ausstreuen", z. B. fabur
l) Mit 3 Ijczcicliiio ich im folgenden dio Voknlisatlon der Wurzeln, ohne
Uiu-ksiclit auf ilire Fürbung (t(, ?', e, u, o).
Wulff, über „Stammabstufung" in der mal. Wortbildung. 689
, ausstreuen, säen", amhur „sich zei'streuen". tehar „ausbreiten,
streuen" usw.
h alias „zum Anschließen bringen (z. B. Planken eines Schilfes);
to be brought to a stop by". — tambus und timhus „füllen (ein
Loch), mit Erde bedecken", kambus „ein Loch füllen, stopfen*" 5
b oj a s „dick und hervortretend (z. B. Bauch einer Schwangeren),
extreme obesity". — busieli (men.) „dickbäuchig", busony „An-
schwellung des Unterleibes".
dedajalx {m\^.) „sich mühsam fortbewegen, wackelnd laufen
(wie eine Ente)". • — • tjeledang-tjPledok „wiegenden Ganges gehen", lo
berdjalau terkedeh-l „wackelnd gehen (Ente)", vgl. kedek „ge-
bückt", tjeledok „vor einem kriechen, sich erniedrigen", tunduk
„sich bücken, den Kopf beugen", runduk „sich verbeugen".
dahan „Zweig". — - tandan „Stengel im Büschel von Früchten".
berdujun „auf einander folgend"; men. auch „haufenweise". i5
— tandan. tindau und fundun „aufeinanderlegen, aufgehäuft".
dijany „am Feuer wärmen, rösten", daing „getrockneter
Fisch". — dendeng „Streifen getrockneten Fleisches", rendamj
„braten, backen".
dojong (dujong) „baufällig, schief stehen (vorm Umfallen), 20
wackeln"; von Vögeln, ehe sie sich setzen „schweben". — tjondong
(tjondprong und tjen-) „zur Seite neigend", tjendang (m e n.) „schief".
sendeng {sinding) „neigend", men. = sendang „schief" (auch von
den Augen), serendeng „zur Seite neigend".
dawar „winden, aufwickeln". — indar „rotierende Bewegung". 20
idar (edar) „umdrehen, winden, Platz wechseln", cf. bundar „rund".
du war (mid.) „schweres Geräusch" wie bei einem Erdsturz.
— dar, dur „Knall", djedur „knallen", sendar „schnarchen".
djuwak „mit gehobenem Arm emporhalten, Segel hoch ziehen".
— tadjuk „was heraussteckt, Haarzierat", tundjuk „weisen auf", so
{t'elundjuk „Zeigefinger".) nndjuk „reichen", tandjak „emporstehend".
iendjak „sich steil erhebend", lundjak „sich auf den Zehenspitzen
erheben, springen, emporstreben", (cf. redjuk „aus kauernder Stel-
lung emporspringen".) gondjak „weisen auf".
djuwak „einen Hahn zum Kampf aufreizen". — adjak „auf- ^5
stacheln, antreiben".
guwal „Klopfer"; (mid.) „schlagen, klopfen". — gagal {m\dk.)
„schlagen, klopfen".
gajun „sich hin und lier bewegen, baumeln". — aiigguit
„wiegen, wackeln". 10
gauäng (men. ^= gaung) „Höhle". — djigong „Hohlweg, Tal".
garujgang „weit auseinander", mid. „Öffnung, Hiß", g'cronggang
„hohl , leer", ronggang „weit auseinander stehend" (Zähne), n ng-
gang „wide Separation, leakiness".')
1) Ob das oben (p. G79) erwähnte gcroliong hierher gohüron kanu, läßt
sich nicht leicht entscheiden, so lange als die Hodoutung des Präti.xos gr- und
690 Wulff', über „Stanunabstttfung" in der mal. Wortbildung.
g ajung , Ausfall, Hieb, Stoß" (beim Fechten). — sigung „mit
dem Ellenbogen seitwärts stoßen", singgung „seitwärts stoßen, an-
stoßen", agung „anstoßen".
gajor (mid.) „den Höhepunkt des Wachsens erreicht haben".
5 te- „außergewöhnlich , sehr , all zu". — djenggar-djenggur ,groß
gewachsen, lang" (von Kindern), djagur „körperlich ungewöhnlich
entwickelt", hagur „groß gewachsen".
galt (= kait) „Haken an einem Stiel, Bootshaken". — senggot
und engget (batav.) „mit einem Haken abpflücken".
10 tekijak (mid.) „Nacken". — thigkok und (ni i d.) tukok
„Kacken" 1).
kuwak „auseinander reißen, zerreißen". Tcowak „auseinander
gehen, durchbrochen werden" (z. B. ein Zaun), kojak „(zer-)reißen".
mid. „enthäutet, losgegangen", (kelqjak „losgehen", mid. kPlu-
ih j akY). kuJiak (w. s. Wall-Tuuk) „auseinander ziehen", kuo''
(men.) „gähnen". — gelokak, gPlokak „losgehen", bukak „öffnen".
kelf'kak (mid.) „enthäutet".
kekmoak (mid.) „Faust". — kekok (mid.) „Faust".
kail-2 (oder ki'kail) „a sore throat accompanied b}' pain
20 in swallowing", m i d. „sich verschluckt haben". — sengkol „Schwierig-
keit des Schluckens" z. B. infolge eines wunden Halses, mengkelan
„etwas in der Kehle steckend haben", hangkal „stecken bleiben".
ke- -an „in der Kehle festsitzen".
kaul (w. s. , Wall-Tuuk) „umringen, umzingeln" (bat. haol
25 „umai-men"). — rungkid (rangktd, j av. ?) „umarmen", singkil „um-
gürten", mid. „Halskette", hidxol „kraus" (Bart), ikal „kraus". —
des Z-Infixes noch nicht klar erkannt ist; bemerkenswert ist wenigstens die
Übereinstimmung von gT'rohong mit geronggang. ronggang und r enggang
werden Komposita der Wurzelformen von raung und gatumg sein; diese Kom-
position von bedeutungsgleichon Wurzeln ist übrigens ein mit der Iteration als
stammbildendem Mittel ganz paralleler Vorgang.
1) Schwierig ist d;is Verhältnis von ti'inja/.- zu dem bodeutuugsgleichen
ketijak (mid.); eine Metathesis von /.• und t anzunehmen ist schwerlich be-
rechtigt, sondern es liegen wahrscheinlich die beiden Wurzeln *kdk und *tdk
vor — letztere auch in dem mit ketijak bis auf das /-Element übereinstimmen-
den m a.\ g. Jiatokn „Nacken"; vgl. noch cam takiieij, takijo'y, takijai, taknei
„cou", railo kekiici (hei Aymonier-Cabaton). Durch Komposition von Wurzel-
formen dieser Stämme könnten tekijak, tukok und tengkok sich nun wohl er-
klären lassen; das erste Element von ketijak dagegen kann die in halikat
„Schulterblatt" vorliegende Wurzel *k9t enthalten; anderseits ist aber auch ganz
wohl möglich, daß tc{ng)-, tu- und ke- Präfixe sind. — Nocli andere verwandte
aber auch unklare Bildungen zählt Marre, Apervu p. 9G (Separatabz. p. 42)
auf. — Für beide Wurzeln vormute icli als ursprüngliche Bedeutung „das
Hintere"; vgl. ram knolc , lakuk , lakank, likulc und tauk, alle mit der Be-
deutung „hinten" oder „Kücken".
2) Die Zugehörigkeit von kelojak, kelujak zu dieser Sippe ist nicht ganz
sicher, weil es auch eine Wurznl *hk mit derselben Bedeutung zu geben
scheint, vgl, //•/«/.• „losgehen, abfallen", lokat und longkut „losgehen"; es wäre
aber hier — wie auch in vielen anderen Fällen — möglii-h, daß eine Kück-
bildinig von den Formen mit ^-Intix aus vorbige.
Wulff, Über „Stammabstufung" in der mal. Wortbildung. 691
kulit ,das Umhüllende" (auch „praeputium"). kidiip ,um einen
Zylinder aufgerollt" (in der Bedeutung ,unbeschnitten" ist es nach
Wilk. Lehnwort aus dem arab.). kulüing (keliling) „umgebend,
um herum" (cf. bat. kuling „Haut, Fell*)^). bekilong (mid.) „Ring
an Büftelhörnern ; in der Luft kreisen (von Vögeln)", helolc und 5
kaloh „Spiralornament".
kail „Fisehhaken". — dongkol , dengkol, dengkol, sengkol
„krumm, gebogen" (Büffelhörner). kokol (kukul) „krumm, gebogen,
kauernd".
kuwal-2 „sich über etwas erhebend in Bewegung sein" (wie lo
z. B. der Kopf eines Schwimmers). — tembakul „Name eines Fisches,
der mit dem Kopf über Wasser schwimmt". — Hierher gehört
wohl kawul (batav. , wohl aus dem sund. entlehnt) „Zünd-
schwamm an Bäumen". — bongkol „Knoten, Buckel", bcngkil „er-
haben" (wie eine Geschulst), dengkel „Blasen, Geschwüre am Fuß". i5
kuwal „sich hin und her bewegen, schaukeln", kijal „sich
angestrengt bewegen". -2 „sich krampfhaft bewegen". — kekel
(kikiT) „schütteln" beim Lachen. (?)dongkol-2 „a convulsive disease,
in children" (Wilk., anders Wall-Tuuk). küir „einen Gegenstand
auf einem anderen hin und her bewegen", mid. = küor , (Messer) 20
schleifen".
kuwil „mit einem Hebel heben". — ungkil „mit einem Hebel
heben", tjungkil „mit einem spitzen Gegenstand etwas entfernen,
indem man es von unten herausbricht; herauskratzen", dongkel
(batav.) „Brechstange, Kuhfuß". 25
kekaicang (mid.) „hin und her bewegen", kuwang -kuwit
„to move a finger backwards and forewards on its Joint". — ung-
kang-ungkit „see-saw motion". ankong-2 „baumeln".
sengkuwang „Gurgel, Kehle". — rukung „Gurgel", (kr-)
-an „Kehle", rengkong, {kp-)rongkong „Schlund, Kehle". so
kait (= galt) „Haken an einem Stiel, Bootshaken", te- (mid.)
„an etwas hängen bleiben", kaut „mit den Händen oder Armen
zusammenscharren" (vgl. sund. kaod. „Harke mit krununen Zähnen").
— sanqkut „Haken , hängen bleiben", kokot , kukuf „hakenartig
gebogen , krumm". meng- „mit den Fingern zusammenharken". 35
kih'ekut „durch Krankheit gekrünmit (Ai-m) ; durch Hitze gekrümmt
(Papier u. ä.)". kerokot (kh-ukut) „zerknittert", kihreket „ganz ge-
schlossen" (Hand) , „zerknittert", fjukif „Gabel", djangkit „mit
Dornen gestochen, durchbohrt; hängen bleiben", djhujk/'f , aufwärts
gebogen", sikat „Egge, Kamm ; harken, känunen". djaugkat „schräg lo
emporstehen".
kujat (mid.) „losgegangen". — lokaf „los-, abgehen".
k awit „Verwandtschaft". — suku-sakat „Familie" (im weitesten
Sinne).
1) Dieser Fall von Komposition zweier Wurzell'ormeu ist deshalb besonders
interessant, weil entsprechende Formen auch im austro-as. mehrfach vor-
kommen; s. Schmidt, Mon-Khmer-V. p. 151 Xo. 173.
692 Wulff', Über „Stammahstufung" in der med. Wortbildung.
Ixcruvyat „Laus". — hutu „Laus".
luj'uh „schläfrig", djeluioih „schwindelig, verwirrt". — Jolah
„matt, müde, kurzatmig", keloli und loh „außer Atem sein".
law ah „großer Zwischenraum; ungehindert, frei, weit (Blick)".
5 — djelah „deutlich, sichtbar, ungehindert (Blick)", serelah „sicht-
bar, durch nichts verdunkelt", vgl. tjelah „Zwischenraum", belah
„spalten" usw.
luwih „der letzte im Wettlauf, am entferntesten vom Ziel".
— leleh, mid. lilih „langsam fließen oder laufen", mid. auch
10 „langsam, träge: viel Zeit zu etwas gebrauchen", tjeleh „träge".
lijulx Qijolx) „den Körper biegen und winden, sich hin und
her bewegen, schwanken". — kolak-lialelc „hin und her schlagen,
wackeln", djalak „wackeln, wanken", vgl. noch kelek „den Ober-
körper biegen , seitwärts bewegen" (z. B. um etwas auszuweichen).
15 ilak „ausweichen". kaloJc, kelok „Schlangenlinie". {P^lok „Krümmung
eines Kris". telok „Krämmung der Küstenlinie , Bucht", Icalok
„Hakenform, Haken", kelok „Bogen , krumme Linie", kelok-kelek
„Ausflüchte suchen".
2) (' {r) Iah an „langsam", la u n „lange Dauer, langwierig" (s und.
20 auch „langsam, sachte"). — alun „langsam, träge", landjut „lang-
wierig", landjur „dauernd". lambat „langwierig" {lamhat - laun
„langsam"). lembam „träge, langsam", vgl. landjar , landjomj,
londjong, landonxj „lang".
lain „anderer, anders", lajan „zur Seite stehen, behülflich
2.5 sein" (sund. „beisammen, zusammengehen"), law an „Gegeni^artei
(im Gespräch), Gegner" (sund. „zu etwas gehörig, Genosse, Ehe-
hälfte")^). — Wohl zu salin „wechseln" (besonders Kleider), „tauschen,
übersetzen".
lijang-lijut „taumeln", ge- „sich winden" (wie eine Schlange),
so ke- (mid.) „sich krampfhaft krümmen und winden"-), lajoiuj
m i d. „horizontale Bewegung der Hand hin und her über dem
Weihrauch , hin und her fliegen". — y^l-^^y „den Kopf schütteln".
Icnggang „schaukeln", lenggok „hin und her bewegen , schaukeln".
luwang „nachlassen, pausieren", men. „Raum, freier Platz".
35 — solang und lang „Zwischenraum, Pause", linggang „Pause"^').
kr iuioang „fliegender Hund". — kalung „eine dem krluwang
ähnliche Fledermaus".
lajur „über Feuer sengen, brennen, rösten". • — sclar „mit
glühendem Eisen sengen , brandmarken", fjelor „in heißer Flüssig-
40 keit brühen".
leicar „in Menge, in Haufen fliegen oder laufen". — belar
,to creep everywhere in great numbers, as ants" (Wilk.).
1) sund. und sonst lij an = inR\. lain. Man vgl. noch htm lin ,.union,
iinir, joiiidro, rapproclior", usw.
2) Vgl. liior/u gdjang (p. 680) und krfcawang\ ferner die Kulinote 2 p. 690.
3) Die Wurzel ist vielleicht identiscli mit der oben (p. 678) erörterten,
mit der Hedeutuiig „Holilhoit, Loch".
Wulff', Über „Stammabstufung" in der mal. Wortbildung. ß93
lijas „invulnerability b}' causing the enemy's weapons to
miss their mark". pP- „Zaubermittel gegen Projektile". — kelis
, einem Schlag ausweichen".
lawas m\^ luwas ,frei, ungehindert, weit, geräumig, oifen".
— lus „frei, ungehindert". hang{e)las „ungehindert, frei, weit, leer". 5
beliis „frei, ungehindert, lose", bulus „kahl, ohne Äste oder Blätter,
kinderlos".
lij at „lehmig, zähe, biegsam", lijut „zähe, lederartig (Speisen),
schlüpfrig", (lijat-lijuf „sich biegen ohne zu brechen, sich winden").
lujut „sich herabbeugen" (Zweige, durch das Gewicht der Früchte), lo
— selut „zäher Schmutz", jjiduf „klebrig, Gummi". bi'Iut „sich
biegen", cf. bellt „Windungen einer Schlange".
lewat „Eile, Hast". — kulut (w. s.) „eilig", mid. „verworren"
(Haar), golot „eilsam verrichten".
muwah (men.) „nadrukswoordje". — mali und nioh = i5
viuinah (m en.).
tjijah-mijah „zwitschern, wimmern". — kemak-kemik- „kichern,
mit sich selbst plaudern", memek „wimmern, weinen".
njijah (men.) „weg, verloren". — (r)njnh „fort, weg, Ver-
lassen" {mrng- -kan „weg jagen"), men. = njijah. Dazu wohl 20
sijuh „Ausruf womit man Tiere verscheucht".
njijur „Kokos". — anjur „Kokospalme".
ngijot (mid.) „Bauchreißen". — rengut „Zucken, Krampf".
rongat „Bauchgrimmen".
p a u h „Lende, Schenkel, Viertel". — paJia „Schenkel, Lende, 25
Schinken, Viertel".
pawah „Sold, Lohn". — upah „Lohn, Kaufpreis", thnpah
„Geld an die Hand geben".
puxoili „zerbröckeln, zerfallen". — rapoh „sj^röde, zerbrechlich,
bröckelig", rapih „bröckelig, Krume", vtpeh „zerbrechen, bröckeln", so
puhi „leicht zerfallend", (r'cput-) = {rtput-) y)rA?</ (K e d a h , rrput-
ropui Riau.)^).
paok (m i d.) „Teich, Reservoir, wo Wasser für Reisende auf-
gesammelt wird". — lopak „Vertiefung in der Erde . wo Wasser
stehen bleibt, Pfuhl". :ir>
tempojak „breiartige Masse von eingesalzenem Durian-Fleisch".
tempujak (mid.) „saurer Brei von Durian". — Icmpok „in Zucker
gekochte Früchte, bes. Durian". iompek „Brei aus Sago".
pijal „Kamm oder Kehlläppchen eines Hahnes", pajlan
1) pchui ist schwer verständlich; man könnte sich denken, diiß es sowohl
das h- als das ?i'-Infi.\ enthielte, und das auslautende -h dissimilutorisch po-
schwunden wäre ; zwei auteinanderfolt!;onde h in einem Wort könne ich nur in
der Interjektion höh. Es kann aber auch von puhi aus gebildet sein, wobei
die Form des Infixes {-i'-) dieselbe wie in gcrchak wäre; vgl. Iciioik (p. GSli);
-t'h-, -ej- und -eio- kommen im ajav. häutiger vor, und sind wohl mit sund.
•Öh-, -öj-, -öw- identisch.
Zeitschrift der 1>. M. G. lld. LXU. 45
694 Wulff, über „Stammabstufung" in der mal. Wortbildung.
(mid.)^) selbe Bedeutung. — genipul , klumpig, Auswuchs", ampid
^schwellen".
pohon {puhun) „Ptianze, Baum, Stamm"; Numerativum für
Bäume und alle Stengelgewächse. ■ — rumpun „Stengel , Halm" ;
5 Numerativum für „individual plants", wie Gräser u. ä.
pohon ^inständig bitten, um Urlaub bitten, höflich Abschied
nehmen". ■ — ampun „Vergebung , Gnade", vgl. ^:>i'nfe(Ä:) „bitten".
paing und pahing (mid.) „Weisheitszahn, Stoßzahn". — ■
pinggah (mid.) „Zähne wechseln", ovipong (batav.) „zahnlos".
10 ^^^m^^yar „auseinander stoben". — lampar „ausgebreitet, sich
verbreiten". {h)ampar „ausbreiten".
pahat „Meissel". — puput (batav. und men.) „Brecheisen".
pahut und paut „fest anfassen , festhalten , an sich ziehen ;
fest eingeklemmt". hVpijat „ausgepreßte Kokosnuß". — djemput
15 und djuput „zwischen dem Daumen und einem anderen Finger
fassen , wegnehmen". sepit „kneifen , eingeengt ; Zange". kepit
„zwischen Arm und Seite klemmen , tragen", sempit „eingeengt".
dempet „fest aneinander gedrückt", empet {impit) „aneinander
drücken", dompat „dicht aneinander" pipit (b a t a v.) „Gerät zum
20 Auspressen von Kokosnüssen".
pijut „Enkels Enkel", pijut-pij at „ferner Nachkomme". —
mumjjat (batav.) „Neffe vierten Grades", empat „vier".
rajali „rauben, plündern, verführen". — djarah „rauben,
plündern".
25 rijoh (mid.) „Mühe, Last, Sorge; mühsam", rajali „alters-
schwach". — hereh „mühsam", mid. „ermüdet, geschwächt, schlaff".
djereh „Mühseligkeit, schwierige Lage; mutlos", pereh „erschöpft".
ruwah „auswerfen, aus-, übergießen". — tjoraJi {tjurah) „aus-
gießen , ausschütten". fjuroh (m i d.) begießen". tjerah (2}''rut)
30 „starker Durchfall".
rijak (batav. reale) „Schleim, Speichel", g'e- „auf husten".
gerehak „Schleim aufhusten"**). — srrak „Schleim in Hals und
Brust".
rojak „größer werden" (Wunde, Geschwür), ruwak „sich
35 verbreiten, größer werden, sich mehren". — parik „(Feuer) schüren".
tarak „ausdehnen", inarak „aufflammen, schüren".
rawak „schinden". — urak „lösen, mausern. Haut wechseln".
miirijam, merjam''^) „grobes Geschütz, Kanone". — Gehört
gewiß zu den Geräuschbezeichnunffen runi, ram usw.
'o^
Ij Eigentümliche Form {j^ajl-nn), die jedoch nicht für *j)ailnn vorschrieben
zu sein scheint — es steht zwisclien pajan und ]iajoe; ob es falsch gehört ist?
2) Über grreluik sielie die Fußnote p. G93. — Die im batav. bisweilen
vorkommenden Formen mit -ea- und entspr. -eo- (krcot) sind schworlicb echt
mal.; wiihrsclieinlich sind sie nus -i/d-, -iju- hervorgegangen.
.'ij Formen wie inr-rjnm sind im mal. selten (ich kenne noch kopjor,
vielleicht gibt es noch einige); zu vergleichen ist kcwik , gerehak (Fußnote
p. 693j und vor allem l.iricang Tmen. hiruicnng) ^der Malajenbär". Das
Wulff, tjher „Stammabstufung" in der mal. Wortbildung. 695
niereeng „mager" ^). — aritng ,schlank, schmächtig", vgl.
ranghau (mid.) »lang und schlank", rangui' (nien.) „leidend,
siechend", ranggieng (m e n.) „mager". — Vielleicht hierzu (me-)
rijang „fieberhaft", gering ^Krankheit", mid. „fieberhaft".
rewang „gieren" (Schifi"). — serong „schief, von der graden 5
Richtung abweichend", sereng (men.) „abweichen, von der Rich-
tung abgehen", bei'ong „schief, falsch gerichtet" (Geschütz).
beruwang tugu (mid.) „Totenbahre". — {bö-)larong „Sarg,
Totenbahre", lerang „(Toten-)Bahre".
rajap (mid.) „Menge, viel", ngerijap „wimmeln". — lo
kerap „dicht beisammen, Häufigkeit". larap „multiplicity".
sajih (mid.) „versorgen, behüten, großziehen". — asoh
„pflegen , warten , großziehen", peng- „Kinderwärterin", cf. usah
„behutsam, Acht geben".
si'jah „herumtoben". — rusoh „Getobe, Gerase", me- „üble is
Laune bekunden", resak „übel gelaunt, aufgeregt", lisah {be- und
ge-) „um-uhig, aufgeregt"-), keloh-kesah „ungeduldig, aufgeregt".
sawah „bewässertes, unter Wasser gesetztes Feld". — basah
„naß, mit Feuchtigkeit getränkt", basoh „waschen".
sauk „seufzen". — kesak „tief atmen, seufzen". esak 20
„schluchzen".
sijal „Unheil bekundend, ominös, unglücklich, nicht erfolg-
reich", suwil „widerwärtig, Drangsal bringend", sewal „Un-
glück; ominös". — sesal „Leidwesen, Verdruß", kesal „Arger,
Kummer, Überdx'uß". 25
saJiing (w. s. Wall-Tuuk) „Verschiedenheit, verschiedene Alten
von". — masing „einzeln, jeder für sich".
sawang „Seichte". — gusung und busung „Sandbank" (im
Wasser), vgl. suwang „Bergsattel".
{?)saioong (jav. suwung) „wüst, leer". — kosong „leer". 30
suicap „Bissen; einen Bissen vorhalten, in den Mund stecken".
— susop (mid.) „schlürfen, küssen".
sijar: papan — „oberste Planke der Schitfsseite". — pasir,
jJf'Smr „Seestrand", siisur „Saum".
slJar (mid.) „Cikade". - gasir (batav. ; men. gaste) %b
„Grillenart". Gehört zu sir ^ sar, sur , Bezeichnungen zischender
Geräusche, usw.
tu 10 ah „Glück, Segen, Gedeihen". — Wahrscheinlich ist hier-
mit zu verbinden tuhan „Gottheit, Gott"; die regelmäßige Schreibung
Wort gehört vielleicht zu ruwang „Ilöhlo". Häutiger sind sie iui «jav., aber
es fragt sich, ob sie von den z/V/-Formeu ursprünglich verschieden sind. —
peterum und trrum sind wohl entlohnt („l'iitrone"), und letzteres aus ersterem
hervorgegangen, indem j)'- 'i's das gewöhnliche Präli.x gelalit wurde.
1) Auch diese Form dürfte schwerlich echt mal. sein, obwohl sie nicht
als entlohnt bezeichnet ist; einige ähnliche Formen könnt das men., ihre Ent-
stehung ist nicht sicher bekannt.
2) Vgl. mi d. hrlis „lärmen, rasen* mit belisah; letzteres aus *biii^ -f- tiah?
45»
696 Wulff, über „Stammahstufung" in der mal. Wortbildung.
dieses Wortes mit -//- macht es unwahrscheinlich, daß es zu tuwan
.Herr" gehört, wie gewöhnlich angenommen wird. Man vergleiche
noch men. ba-, gebraucht von Amuletten, die dem Besitzer Glück,
anderen Unheil bringen, und die Formen der verwandten Sprachen,
5 z. B. bat. mortuioa u. a. , heilig sein". Weiter ist damit vielleicht
zu verbinden:
tajuli „durch Träume zu erfahren suchen, ob ein Wunsch
erfüllt werden wird". — telah „voraussagen", telatah^) „Zeichen
was einer zu tun beabsichtigt, ob einer schuldig ist". Vgl. tHuh
10 „Zauber" (j a v. ^unheilbringender Geist").
tawaTc „kupferner Kübel zum Draufschlagen, Art von (jcnu)'^.
— ketoh., ein ähnliches Instrument : zu den Geräuschbezeichnungen,
tak, tik, tuk. tok usw. tukul „schlagen".
tu weil „Klotz, Block, kurz geschnittener Ast". — sintal „kurz
15 und dick", sintal „dick", kuntul „stumpf".
tajang „in der Hand halten". — tatan<j. tenting „in der Hand
tragen", tatimj „mit ausgestrecktem Arm in der Hand halten".
tanqan „Hand. Arm, Ärmel", tanqkap „greifen, fassen", tungkai
„Bein, Pfote".
20 tijang „senkrechte Stütze, Säule, Mast". — hatang „Stamm,
Stock, Stiel", tangkai „Stengel, Stiel", tongkat „Stütze, Stab".
tuvggul „Stamm ohne Zweige", tongga' (men.) „Pfahl, Pfosten".
tanggang „stützen"-').
tijung „gracula religiosa" (ein schwarzer Vogel mit gelben
25 Hautlappen an den Ohren, Wall-Tuuk). — sunting „einen Schmuck-
gegenstand (Blume u. ä) hinter dem Ohr tragen". Vgl. fjentong
„Schopf" einiger Vögel. tjetjintong „Haarlocken an der Stirn.
Flechte".
tijup und tijep (mid.) , blasen (auch auf Instrumenten),
30 wehen". — letup „Blasinstrument", dazu bat. ultop , gajo htöp,
jav. tulup> usw. „Blasrohr", ferner die Geräuschbezeichnungen tup^
letup usw.
tawar (mid.) „Pocken". — tjatar „Pocken", men. „Narbe,
1) telatah wohl <^ *tHah-tah; die Form der Iteration ist nicht selten,
z.B. bat. tarolc-tok ,.die Stelle in der IJrust, wo das Herz klopft" zu tak, tik,
tuk, ki'tok usw.; sund. trrcugting „schnell hiufen"; trug und tung-triig „laufen".
p'-rrkpek „unausgesetzt schlagen", peJc „schlagen, hacken, hauen" {pekprek
„zerschlagen"), tireptrp und tep „brennenden Schmerz empfinden". Im mal.
lindet man solche Uildungen niclit so leicht, weil die weitgelienden Konsonanten-
assimiiationen sie wenig durchsichtig gomaclit haben; z. H. btrumhoug (mid.)
und bumbüng (mid.) „Bambusdose für künstliche Hahnensporen". — Als eine
Bildung dieser Art fasse ich jav. djaridji zu djari „Finger", das Brand-
stetter, Prüd<>mus, j). ;}8 nicht zu erklären weiß; es geluirt zu tnd'ju „weisen
auf", vkI. daj. tiindjuk „Finger", mal. tiliiin/juk „Zeigefinger*- neben mal.
tundjuk „zeigen, weisen auf". Weiteres Material bei Brandstettor.
2) Schmidt: Mun-Khmer-V., p. i;{2, No. 51 behandelt //a/«H,7 und tangau
als von einer AVurzel gebildet, vielleicht mit Kocht. Dann gehören auch tajang
und tljaug zusammen.
Wulf, über „Stammabstufung" in der mal. Wortbildung. 697
Fleck", djuntur „geschwollen" (b a t a v. c?/ojitor „Ausschlag"), hotor
„Drüse, Geschwür", hutir „Korn", m e n. butie „Warze".
fiiioi's „mit einem Hebebaum voneinander stoßen", tuioas
„Hebebaum". — jnitus „abbrechen". tPtas „losbrechen, auseinander
reißen", betas „avifgerissen, auseinander gegangen", retas „aufgehen, 5
reißen", gentas „abbrechen, abpflücken", rentas und riuitas „zer-
reißen".
k'etuioat „AVarze". — bintit und bintat „kleine Schwellung,
Bläschen, Mückenstich", untut „Schwellung am Bein", vgl. kelentit
„clitoris" neben ketot (raid.) „part. pud. fem". lo
tjawak „Grübchen" am Körper. — rHjak (i]'") „Pocken-
narben", berfjak „pockennarbig".
tjijap „Quantum, das man mit Daumen und Zeigefinger um-
spannt". — tjap = tjijap vgl. tjapai „mit der Hand fassen".
tjipai „greifen, fassen"; anderseits: tjubit „Griff mit Daumen und 15
einem anderen Finger", tjobek „kleine Masse mit zwei Fingern
aufgenommen".
tjawis „bereit, fertig". — betjus {hat ay.), (ncjga- „nicht in
Ordnung, nicht gut".
698
Die biblisch-hebräische Metrik.
VortrasT, gehalten auf dem XV. Internationalen Orientalistenkongrreß
in Kopenhagen (17. Aug. 1908).
Von
Prof. Dr. P, Myard Schlögl.
Obwohl ich bereits im Mai 1905 in einer der besten belletristischen
Zeitschriften, der „ Gottesminne ", die Hauptergebnisse meiner neuesten
Untersuchungen über die biblische Metrik veröffentlicht habe, sind
diese leider — soviel ich weiß - — von den fachmännischen Kreisen
.') unbeachtet geblieben. Jeden Tag fast erscheint eine neue Schrift,
die vom hebräischen Metrum redet, ohne eigentlich zu sagen, worin
es bestehe und was sein Wesen ausmache. Daher kommt es denn
auch , daß die Verwirrung immer größer wird ; spricht man doch
vom Metrum der Psalmen , vom Metrum des Jesaja usw. usw., als
10 ob jedes poetische Buch ein eigenes Metrum hätte. Wenn jemand
von der Metrik Schillers, Goethe's usw. oder gar von der Metrik
einer einzelnen Ballade Sehiller's oder Goethe's sprechen wollte,
würde er gewiß nur verlacht. So gibt es im Hebräischen nur
eine Metrik , welche allen poetischen Büchern der hebräischen
15 Bibel gemeinsam ist. Der beste Beweis dafür ist das Resultat
meiner soeben angestellten Untersuchung sämtlicher poetischen
Bücher und aller in den prosaischen Büchern enthaltenen Lieder
und Verse. Ich ging von einer textkritisch sehr gut erhaltenen
Stelle des Propheten Jesaja aus. Um nicht irre zu gehen, ließ ich
20 alle bisherigen Theorien über das hebräische Metrum unberück-
sichtigt und untersuchte im masoretischen Texte die Beziehung
zwischen der Zahl und Quantität der Silben einer- und dem Wort-
akzent andererseits, um so die Regeln für den metrischen
Akzent zu erforschen. Zu diesem Zwecke bezeichnete ich eine
2.'. Silbe, bestehend aus Konsonant + kurzer Vokal, als leichte (-)
und eine Silbe, bestehend aus Konsonant + kurzer Vokal + Konso-
nant oder Konsonant + langer Vokal, als schwere (-). Hier
möchte ich bemerken , was auch Sievers längst betont hat, daß es
sich in der Metrik niclit wie bei der Musik um rationale, sondern
so um irrationale Zeilen handelt. Während also in der Musik ^ = J J
Schlögl, Die biblisch-hebräische Metrik. 699
ist, entspricht die metrische Länge, wenn man die Kürze als J um-
schreibt, etwa ä-, d. i. J J . Zählt man mit Grimme Konsonanten
und kurze Vokale als einmorig und lange Vokale als zweimorig,
dann ist wirklich die schwere Silbe gleich anderthalb leichten.
Außer diesen beiden Arten von einfachen Silben gibt es 5
im Hebräischen noch zwei Arten zusammengesetzter Silben (Doppel-
silben), nämlich 1. die sogenannte geschlossene Silbe mit
langem Vokal, welche nur am Wortende vorkommt und eigent-
lich aus einer schweren und einer leichten Silbe besteht, nur daß
letztere ihren Vokal schließlich ganz abgeworfen hat, wofür der 10
Vokal der ersteren noch mehr gedehnt wird, die einzige Zerdehnung.
welche dem Wesen der hebräischen Sprache entspricht (gegen
Sievers, der die Zerdehnung willkürlich anwendet), z. B. Di"' jö-°-vi
{iür jaii-mu); DT 'ä-"-7?i (für 'ä-mu, entstanden aus 'i1m-mu), ni?2
mö-°-th (für mml-thu). Während in diesen Beispielen der Vokal 15
der ersten offenen Silbe zerdehnt wird , weisen die Dual- und die
zerdehnten Segolatformen einen Hilfsvokal nach der geschlossenen
ersten Silbe auf, z. B. D'^b^'i rilg-laj-im (für räg-lctj-mt), "^bu mäl-
ä-kh (für mal-ku) , niw mav-e-th (für maii-fhu) , ncD sef-e-r
(für sz'f-ru) , '^7.p kod-e-s (für kud-su); 2. die durch das so- 20
genannte Schwa medium geschlossene Silbe, welche
eigentlich aus zwei ganz leichten (flüchtigen) Silben , nämlich aus
einem doppelten Schwa mobile besteht. Während das zweite Schwa
fast ganz geschwunden ist (doch beachte das Fehlen des Dages lene
bei ncm^n), ist dafür das erstere zum Vollvokal geworden: z. B. 2:,
'ibüip für ib:;]? und ''12'Dn für ''iz'z'n.
Um aber die einfachen , leichten und schweren Silben richtig
zu unterscheiden, muß man über die Quantität der Vokale
im Klaren sein. In dieser Beziehung haben die hebräischen Gramma-
tiker des Mittelalters eine große Verwirrung angerichtet, indem sie ;ui
Kames für langes a. Pathach für kurzes a, Sere für langes e,
Segol für kurzes e und Cholem für langes o erklärten und die
Regel aufstellten, daß jede offene Silbe langen Vokal habe. Diese
Regel ist aber ganz falsch; alle genannten Vokale können bald
lang , bald kurz sein. Denn die hebräischen Vokalzeicheu be- .ir.
zeichnen nicht so sehr die Quantität als vielmehr die Qualität, die
Klansfarbe. Dies hat längst Grimme in seiner hebr. Akzent- und
Vokallehre nachgewiesen. Man komme daher ja nicht mehr mit
dem Einwände, daß uns die Aussprache des Hebräischen nicht hin-
länglich bekannt ist. Nicht die Qualität , sondern die Quantität m
ist für die Metrik entscheidend. Ob nun die Vokale kurz oder
lang sind , muß in jedem einzelnen Falle die Wortbildungs- oder
Flexionslehre anheben. Betreffs der Wortbildung betrachtet man
am besten die zugrundeliegende Form im Arabischen oder im
Assyrischen, nur hat man zu beachten, daß der hebräische Wort- i.'>
700 Schlögl, Die billisch-hebräische Metrik.
akzent in der Endsilbe des N o m e n s den Vokal dehnt und seine
Klangfarbe ändert (vgl. 32^72 und 33^^73 , yn und ■'xn , ü^ und
■m usw. usw.) . Avährend dies in der geschlossenen Endsilbe der
Verbalformen nicht der Fall ist. So z. B. enthält b::p nicht
- 't
.'. zwei schwere (- -) , sondern eine offene leichte (p) und eine ge-
schlossene (schwere) Silbe (bu:) also : - - ; ob::~ enthält nicht zwei
schwere und eine leichte, sondern zwei leichte (p und ::) und eine
(durch Ersatzdehnung) schwere Silbe (nb für nb) , also : - - - ;
ferner enthält blip scheinbar nur zwei Silben (eine offene und eine
10 zusammengesetzte Silbe der ersten Art), die aber ursprünglich drei
waren (- - -), wie das arabische käillu{n) und das assyrische käsi-
du(m) zeigen. Da die Endsilbe den Vokal abgeworfen hat , wird
der Vokal e durch die Macht des Akzents lang und zerdehnt
{-te-^-l). Für die Prosodie ist die Silbe aber als Doppelsilbe
15 (schwer + leicht) zu rechnen. Ebenso ist in V5;::jp die scheinbar
durch Schwa medium geschlossene Silbe 'c."^ als doppelte leichte
("-) zu rechnen. Bei den Verbalformen, d. h. bei den kon-
jugierten Formen ist die geschlossene Endsilbe außer Hiphil
ind. perf. (:>-^X2'^li) und imperf. (b-«::]:^) usw. immer nur eine einfache
20 schwere Silbe mit kurzem Vokal (vgl. den arab. Jussiv jdk-tid).
Mag man also ji'ktöl mit oder ohne i schreiben , mit Cholem oder
Kames chatuf oder Chatef Kames punktieren, der o -Vokal ist stets
kurz. Ferner darf man sich weder durch die scriptio plena noch durch
die scriptio defectiva irre machen lassen; so z. B. ist / in 'ipbrip
2b kurz, das 1. u in inbupp lang. iiz~ oder nn- als Suffix der 2. pers.
sing, ist eine leichte Silbe, da n nicht organisch, sondern Zeichen
des Wortendes ist. Ähnlich ist Kames , Sere und Cholem in den
zweisilbigen Segolatformen und den von solchen gebildeten Plural-
formen nicht langer Vokal. Bei diesen ist wieder auf die ent-
30 sprechende arabische oder assyrische Grundform zu sehen, "br,
ni73, "SC, ü;~ip sind bei Pänultimabetonung als schwer -f- leicht
(- -) , bei Ultiraabetonung als leicht + schwer {- -) zu rechnen ;
bei diesen Formen schwankt nämlich die Betonung. Im ersten Falle
liegen Formen wie vialkii , mauthu, sifru, kudsu zu gründe: im
3.-) zweiten Falle die Form bLl" (wobei Schwa aus verschiedenen
Vokalen entstanden sein kann), von der auch gewöhnlich der Plural
gebildet wird. Bei den Femininpluralformen (der Segolata wie der
anderen Formen) ist der Vokal der vorletzten Silbe kurz , z. B. 72
in ni-7:\:;"2, r in ninrir, s in nibsiTN. Übrigens möchte ich
■»<• betreffs der Segolatformen bemerken: wie immer man sie aus-
gesprochen und betont haben mag, sie be.stehen ursprünglich aus
einer schweren und einer leichten Silbe , mögen Origenes und
Ilieronymus auch y'nN mit i'.Qg , a'iS mit x^Q^ , "i!!! mit zor und
•j;rr mit thas umschreiben (gegen Zorell , Bibl. Zeitschr. VI. 16).
Schlögl, Die biblisch-hebräische Metrik. 701
Die Umschreibung deckt sich nie ganz mit der Aussprache, man
vergleiche nur das polnisch-jüdische sölem mit cibc !
Dies alles vorausgesetzt , muß mit Rücksicht auf die Macht
der hebräischen Wort-Akzente als Hauptregel für die Metrik auf-
gestellt werden : Jeder Hauptton muß auch metrischer 5
Akzent sein, wenn er nicht behindert ist.
Der Hauptton kann nämlich sogar in der Prosa behindert
sein, so z. B. "tt't?: rrn, üib -725«, •>y"'N-b::p"' usw. In solchen
' y V V T n ' - IT ' • T ':r
Fällen tritt regelmäßig die nesigä ein , der Ton weicht zurück.
Dasselbe Gesetz gilt umsomehr für die Prosodie, da der Wohlklang lo
in der Poesie noch weit mehr zur Geltung kommt als in der
Prosa. Das die Hauptregel einschränkende Gesetz lautet also:
Zwei Hebungen (c"o(j£ig, Ai'sen) können nicht unmittelbar
aufeinander folgen, sondern es mviß wenigstens eine, wenn
auch noch so flüchtige Silbe dazwischen sein, z. B. •y^C Dl"' (- - - -). 15
Natürlich muß man bei der Rezitation zwischen beiden Wörtern
eine Pause machen, wie auch in Arndt's Blücherliede in dem drei-
hebig gebrauchten „Feldmärschäll". Ist aber die Endsilbe des
ersten haupttonigen Wortes offen oder einfach geschlossen, so muß
der eine der beiden Akzente weichen, seine Silbe gilt metrisch als 20
nebentonig, z.B. bx '173N, CN rT-'iN , c'-'N-blip"' usw. Gewöhnlich
weicht, wie in der Prosa, der Akzent des vorausgehenden Wortes,
in welchem Falle der Nebenton mehr hervortritt. Es kann aber
auch der Akzent des folgenden, an erster Silbe -betonten Wortes
weichen; dies hängt davon ab, auf welchem Worte der Nachdruck 25
liegt ; z. B. möchte ich danach Prov. 6, 27 skandieren : c^N "»T^rT-J
ijlTia 'CN; möglich wäre nämlich auch: ipTi^ CN C'N Hnn-rr.
Nun ist es hier wieder wichtisf, die creschlosseuen und offenen
Silben zu unterscheiden. Dies ist nicht so leicht, als es beim
ersten Anblick scheint. Daß Silben mit quieszierendem ^ und ' 30
offen sind, ist klar. Daß v und n noch als silbenschließend em-
pfunden wurden, zeigt das pathach furtivum der Masoreten vor v
und ~ nach langem heterogenen Vokal sowie das dages lene und
swa quiescens nach r, T\ vor den Verbalsuffixen, z. B. "^rTTp-r,
rr!S| ; vgl. auch die Umschreibung To\ioo^a für ni":r. Ob aber s.'i
N immer wirklich quiesziert, ist fraglich; ich habe es bei meiner
Untersuchung anfangs angenommen , bin aber schließlich zur ent-
gegengesetzten Ansicht gelangt, da bei Annahme dieser eine
große Anzahl von Korrekturen wegfällt, die bei ersterer Annahme
nötig wären. So möchte ich z. B. Eccl. 31, 13 a als metrisch i»
0 0 /
korrekt ansehen : bx Nric yj v^ : sönt ist wie kötel zu behandeln
I"
(cf. 21h^ui = N'^'^C).
702 Schlögl, Die biblisch-hebräische Metrik.
Ferner ist noch die Frage, ob denn nicht auch die geschlossene
Endsilbe des Verbums so zu behandeln ist, wie eine Silbe mit
Schwa medium, also als doppelte leichte Silbe. Ein Blick auf das
arabische kdtäla jdktiilU könnte irreführen. Da ist es für uns ein
5 Glück, daß uns altkananäische Formen überliefert sind, welche uns
nicht im Zweifel lassen. So finden sich in den El-Amarna-Briefen
kananäische Verbalformen nur ohne Endvokal , z. B. die Perfecta
sakan, patar ^ sapar . istwppar ^ kasad usw. Es ist also die ge-
schlossene Endsilbe des Verbums außer den Hiphilformen als ein-
10 fache, schwere Silbe zu beti'achten.
AVenn es einen wohlklingenden Rhythmus geben soll, kann es
nicht gleichgültig sein , wie viele Silben zwischen den einzelnen
Hebungen zu sprechen sind; auch kann es nicht gleichgültig sein,
ob die in der Senkung stehenden Silben leicht oder schwer
15 sind. In dieser Beziehung habe ich folgende Resultate durch meine
genaue Untersuchung aller poetischen Bücher und Stellen der Bibel
gewonnen.
1. Es können höchstens vier Silben in der Senkung
stehen, und zwar darf davon höchstens eine Silbe schwer sein,
20
z. B. Jes. 1, 24 : riTipiN"! (-----). Wenn die Masoreten hier und
' T ':n • : ^ '
in ähnlichen Fällen das Metheg vor dem Schwa mobile setzen,
deuten sie an , daß dieses als Silbe zu gelten liat. Ja wenn die
erste von vier nebentonigen Silben schwer ist, kann sie Hebung
werden; z. B. Prov. 21, 28a a-'n73--r (- - -- - ^); ähnlich Job 15, 21 a;
25 20, 16a. Da es viele Verse dieser Art gibt, die ohne diese An-
nahme um eine Hebung zu wenig hätten, so glaube ich, daß dieses
Gesetz allgemein gilt : Ist die erste von vier neben-
tonigen Silben schwer, so wird sie zur Arsis. Be-
merkt sei , daß es nie vier volle Silben in der Senkiing
30 gibt; ein Schwa ist regelmäßig darunter, meist sogar zwei. Da
das Schwa in der Prosodie wahrscheinlich nicht zu sprechen ist,
gibt es also prosodisch eigentlich nur höchstens drei volle Silben
in der Senkung. Noch einen Fall gibt es, wo bei vier nebentonigen
Silben der Nebenton zur Hebung wird, auch wenn nur eine der-
s:, selben schwer ist: wenn nämlich am Anfang einer solchen Silben-
gruppe eine Silbe mit Schwa medium oder kurze offene Silbe +
Schwa mobile) steht; in die.sem Falle bekommt die erste Silbe den
metrischen Akzent ähnlich wie in der griechischen und lateinischen
Prosodie die erste der beiden Kürzen , die an Stelle dor langen
40 betonten Silbe stehen; z. B. in-"i:253 (---■"•^j cf. -^---). Natür-
lich darf iiiclit unmittelbar eine einfache Silbe als Arsis voraus-
gehen. Sobald aber unter viir nebentonigen Silben mehr als eine
schwere Silbe sich linden, muß jene schwere Silbe Hebuns: werden.
Schlögl, Die hihlisch-hehräische Metrik. 703
•welche den stärkeren Nebenton trägt; z. B. Jes. 1. 10: nie •':"'^~
Von drei nebentonicren Silben muß die mittlere Hebuncr
werden, wenn alle drei schwer sind, z. B. ir!Z"'V>yni (- ^ - 1 _).
Ist die erste leicht (- - ^) , bleiben alle drei in der Senkung : 5
■T^btrp^. Ist die dritte leicht, dann muß die erste schwere Silbe
Hebung werden , wenn sie nicht behindei't ist und den Nebenton
trägt, z. B. ibu:~'; Nb (- - - -), r!3|"i?£3 usw. Doch kann der Dichter
in solchem Falle den Nebenton auf die zweite schwere Silbe legen
und alle drei in der Senkung lassen: r;^2'^'J23 (----), inr-Tr*" lo
(_ ^ ^ 1 _). Ist nur die mittlere der drei nebentonigen Silben
leicht, dann wird die erste (schweife) Silbe Hebung, wenn nicht
etwa unmittelbar eine einfache Silbe als Hebung vorausgeht,
ß 0
z. B. ^1N ibys (- -^ - - ^). Wenn mehr als eine leichte Silbe vor-
handen sind, stehen alle drei Silben in der Senkung. i5
Eine Gruppe von zwei nebentonigen Silben, mögen sie
schwer oder leicht sein, kann nur in der Senkung stehen.
Ob der ersten Hebung ein Auftakt vorausgeht und der letzten
eine oder mehrere Senkungen folgen oder nicht , ist für den
Rhythmus gleichgültig, wenn man auch den hebräischen Rhythmus 20
mit Sievers am besten als anapästisch bezeichnet.
Dies sind die Hauptregeln für den metrischen Akzent , der
also auf dem Wortakzent und der Quantität der Silben beruht,
weshalb man in der hebräischen Poesie nicht blos von einem
Rhythmus , sondern mit Recht auch von einem Metrum sprechen 25
kann und muß.
Wenn man diese Regeln auf das Buch Jesaj;i anwendet, so
ergibt sich, daß
von 27 Zweihebern 25 dem Konsonantenbestand nach im
masoretischen Texte unversehrt erhalten sind, so
413 Dreihebern 329, d. i. 79«/3 Proz..
„ 2270 Vierhebern 1981, d. i. 871/3 « ,
740 Fünfhebern 480, d. i. 64V... »
Am schlechtesten sind also die fünfhebigen Stücke erhalten,
weil man das Gehör dafür verlor. Daher kommt os. daß in iünijeron 35
Büchern keine Fünfheber zu finden sind, z. B. im Jesus Sirach.
Übrigens möchte ich bemerken , daß die Vierheber lieliebig kata-
lektisch sein können , daß sie sogar der ^lehr/.ahl nach nur drei
Hebungen aufweisen. Ja, es kommen größere poetische Stücke vor,
worin nur ein oder zwei Verse vier Hebungen aufweisen, zugleich 40
aber so beschaffen sind, daß man sie textkritisch nicht korrigieren
704 Schlag!, Die liilischhehräische Metrik.
zu dürfen scheint. Ich Inn daher am Schlüsse meiner Untersuchung
zur Überzeugung gelangt, daß für das hebräische Ohr Drei-
heber und Vierheber eins sind, mag man die Dreiheber als
katalektische Vierheber oder umgekehrt die Vierheber als hyper-
5 katalektische Dreiheber erklären: und zwar orelancrte ich zu dieser
Ansicht, obwohl ich Grimme, der sie längst hegte und lehrte, nicht
klauben wollte. Zählt man demtremäß die Dreiheber und Vier-
heber als eine Versart, dann ertfibt sich ein noch weit günstigerer
Prozentsatz der metrisch unversehrten Verse. Ubrio-ens ist betrelfs
10 Jesaja zu bemerken, daß einige Kapitel, die ich als metrisch rechnete,
entweder sehr schlecht erhalten oder besser gar nicht als poetische
Stücke zu betrachten sind. So sind einmal unter 15 Fünf hebern
. nur 5, ein andermal unter 20 nur 8 und unter 13 nur 7 metrisch
gut erhalten. Rechnet man diese Kapitel ab , so ergibt sich auch
15 für die crut erhaltenen Fünf heber ein sünsticjerer Prozentsatz.
Ahnlich ist das Ergebnis der üntersuchunsr bei allen übrisren
Büchern. Bei den Psalmen sind von 783 Fünfhebern 500 metrisch
unversehrt, d. i. 64-/3 Proz. Von 3249 Vierhebern, die katalektisch
sein können, 3103 metrisch richtig, also 95 ^/o Proz. Wenn man
20 annimmt, daß die Psalmen 12, 14. 19, 41 nur akatalektische Vier-
heber enthalten, sind von 54 Versen 38 metrisch richtig, also
70^/3 Proz. Ebenso habe ich bei der Untersuchung die Psalmen 117,
118, 120, 127, 132, 135, 136, 138, 139, 142—144, 147—150
als rein dreihebicj ant^enommen und von 1599 Versen 1332 als
25 metrisch richtig befunden, d. i. 83^ '3 Proz. Doch wie gesagt, am
besten rechnet man Dreiheber und A'ierheber als eine Versart, dann
ist der Prozentsatz der metrisch richtigen Vierheber noch viel
größer als 95^/2 Proz. Nur zwei Psalmen könnte man als aus
Siebenern im Sinne Sievers' bestehend betrachten, nämlich 140 und
30 141 ; doch sind diese Verse nichts anderes als regelmäßig ab-
wechselnde akatalektische und katalektische Vierheber.
Was die Klagelieder anbelangt, sind die ersten vier Kapitel
fünfhebig. Von 242 Versen sind 162 gut erhalten, d. i. 67 Proz.
Merkwürdig ist, daß jedes folgende Kapitel besser erhalten ist, als
3.-) das vorausgehende. Im ersten Kapitel sind von 66 Versen 35, im
zweiten von ebensovielen 48, im dritten von ebensovielen 51, im
vierten von 44 Versen 30 gut erhalten. Im fünften Kapitel sind
von 44 Vierhebern 40 gut erhalten, d. i. fast 91 Proz. (Betrachtet
man die Verse als Dreiheber, dann sind nur 37, d. i. nicht i^an/,
jo 85 Proz. metrisch tadellos.)
Bei Jeremia sind von 686 Vierhebern 629, d. i. mehr als
912', Proz. gut erhalten. Von 114 Fünfhebern sind 77, d. i. über
67 Proz. metrisch richtig. Bei Ezechiel sind von 183 Vier-
hebern 101, d. i. fast 88 J'roz. gut erhalten. Von 83 Fünf hebern
4.'^. sind 47 richtig, d. i. 56,62 Proz. Dabei ist zu bemerken, daß in
Kapitel 28 von 14 Fünf hebern nur 6 metrisch richtig sind. Es
ist also fraglich , ob hier überhaupt metrische Verse intendiert
Schlögl, Die hihlisch-hebräische Metrik. 705
waren. Rechnet man dieses Kapitel nicht, dann sind fast 60 Proz.
der Fünfheber richtig.
Bei Hosea sind von 68 Fünf hebern 49 richtig, d. i. über
72 Proz. Von 434 Vierhebern sind 382, d. i. über 88 Proz.
metrisch unversehrt. Von 10 Zweihebern sind alle gut erhalten. 5
Bei Joel sind von 210 Vierhebern 189, d.i. genau 90 Proz. gut
erhalten. Von 5 Fünf hebern sind 4 , von 5 Zweihebern sind alle
richtig. Bei Arnos sind von 412 Vierhebern 375, also fast
90^/3 Proz.. und von 34 Fünfhebern sind 22, also über 64-/3 Pi'O'-'"
richtig erhalten. Bei Ob ad ja sind von 52 Vierhebern 46, d. i. 10
fast 88^/.T Proz. korrekt, von 9 Fünfhebern sind 6 richtig. Das
Lied bei Jonas Kapitel 2 besteht aus zwei Stollen von je 6 fünf-
hebigen Versen und einem Abgesang von 3 Fünfhebern. Von
diesen 15 Fünfhebern sind 14, d. i. 93^/3 Proz. richtig. Bei
Micha sind von 250 Vierhebern 229, d. i. fast 92 Proz., und von 15
61 Fünfhebern 45, d. i. mehr als 73-/3 Pi"oz. metrisch unversehrt.
Bei Nahum sind von 116 Vierhebern 106, d. i. 91^/3 Proz., von
20 Fünf hebern 16 crut erhalten. Bei Habakuk sind von 170 Vier-
hebern 144, d. i. über 84^/3 Proz., und von 8 Fünfhebern 6 gut
erhalten. Bei Zephanja sind von 100 Vierhebern 83, von 46 Fünf- 20
hebern 32, d. i. fast 70 Proz. metrisch richtig. Bei Hagrofai sind
von 29 Vierhebern 28 richtig erhalten. Bei Zecharja von 148 Vier-
hebern 134, d. i. mehr als 90^/.^ Proz., und von 19 Fünfhebern 17,
d. i. 891/.2 Proz. Bei Malach i von 117 Vierhebern 113, d. i. über
96^/2 Proz. In den Gen., Ex., Num. , Deut., Jos., Rieht., 1. und 2.5
2. Sam., 1. Kön. eingestreuten Liedern und Versen sind von 635 Vier-
hebern 585, d. i. über 92 Proz. gut erhalten, von 190 Dreihebern
178, d. i. 93-/3 Proz., von 18 Zweihebern alle.
im Spruchbuch sind von 1853 Vierhebern 1820, d. i. über
98 Proz. nach dem masoi'etischen Konsonantenbestande richtig er- 30
halten; im Buche Job von 2124 Vierhebern 1963, d. i. fast 92 Proz.
In Kapitel 42 Hnden sich am Schlüsse des poetischen Teiles 3 Fünf-
heber (gut erhalten). Was den Prediger anlangt, so kann man
zwar das erste Kapitel ganz gut skandiei-en, unter 54 Versen sind
51 Vierheber, 3 Verse könnte man durch Streichung je eines Wortes ar.
zu Vierhebern machen , allein das ganze Kapitel ist besser als
rhythmische Prosa zu betrachten. Wirklich metrisch sind nur die
im Buche eingestreuten Sprüche: 2, 14: 4, 13: 5, 99: 6, 7. 9;
7,1—11: 8,1a. 5; 9,7.8.17.18: 10, l.*2. 8. 9. 11— 20 : 11, 1.
2. 4. 6 a. 7 (drei Zweiheber). 9 a«. 10a; 12, 1—8. 11—14. Von 4u
178 Vierhebern sind 166 gut erhalten, d. i. 93'/, Proz. Alles
übrige ist mehr oder weniger rhythmische Prosa. Im H 0 h e n -
Hede finden sich 156 Viorhelior, wovon 146, d, i. über 93^/o Proz.
richtig erhalten sind ; 68 Zwciludjer, wovon 59, d. i. über 86-/3 Proz.
richtig sind und 80 Fünfheber, worunter 54, d. i. 67^/., Proz. tr.
metrisch richtig sind. Endlich liabe ich auch den aufgefundenen
hebräischen Sirnch untersucht, wie ilm Strack und Peters ediert
706 Schlögl, Die biblisch-hebräische Metrik.
luiben , und o-efunden , daß von den erhaltenen 2204 Vierhebevn
(einige Glossen nicht eingerechnet) 2125, also fast 96^2 P^'oz-
metrisch tadellos erhalten sind.
Wenn ich zu diesen sehr günstigen Resultaten noch bemerke,
5 daß ich anfangs zu viele Verse als metrisch mangelhaft zählte,
ferner: daß etwa die Hälfte, wenn nicht zwei Drittel der mangel-
haften Verse leicht zu heilen sind, indem man den Artikel, TN,
" , er. usw. , Schluß-Nun (bei pluralischen Imperfektformen) , das
Relativpronomen Ti"N usw. ergänzt oder wegläßt, ebenso wenn man
10 in mehreren Versen Sirach's das nach Septuaginta überflüssige "^Da
tilgt, so muß jedermann zugeben, daß das geschilderte metrische
System gewiß nicht dem Texte aufgezwängt, sondern im Gegenteile
dem Texte abgelesen ist. Dagegen wäre ein Metrum, das wirklich
zum ganzen masoretischen Texte paßte, eben dadurch als unrichtig
15 erwiesen, weil der masoretische Text absolut nicht durchweg richtig
erhalten ist. Auch dürften obige Zahlen klar machen , daß es im
Hebräischen keine Wechselmetra gibt, wie Sievers will und ich
selbst anfangs annahm.
Zum Schlüsse möchte ich noch auf einige besonders wichtige
20 Dinge aufmerksam machen. 1) ist die Frage zu beantw' orten :
Welche Wörter sind h a u p 1 1 o n i g und welche neben-
tonig'? Haupttonig sind sicher alle Substantiva und Adjektiva
im stat. absolut.; im allgemeinen auch alle Verbalformen, nur ist mit
Grimme der Imperativ vor dem Vokativ nebentonig zu nehmen, z. B.
25 Jes. 1, 2: -13'7 nirt: -'S "pN ■'n?"l Öt^pC TJ12'Z {--!'-•- --^- ^--
± - ± - ^ II „ ^). Jedenfalls braucht man bei dieser Annahme
weniger Verse zu korrigieren als bei der entgegengesetzten. Haupt-
tonig sind gewiß auch die von Substantiven und Adjektiven ab-
geleiteten Advei-bia. Dagegen sind alle Status-constructus-Formen,
30 daher auch alle Präpositionen, Konjunktionen, Negationen und anderen
Partikeln , ebenso die l'ersonalpronomiiia vor den entsi)rechenden
Verbalformen nebentonig. Sonst sind die Pronomina haupttonig;
nur "^73 und r;73 scheinen stets nebentonig zu sein. —ciN scheint
T " :• :
als Relativum bald haupttonig , bald nebentonig (bes. Akkus.) zu
»•'■' sein , ebenso manche Adverbia wie yz , "N usw. Über diese und
andere Fälle werde ich nochmals eine genaue Untersuchung an-
stellen und alle diesbezüglichen Textstellen sammeln und vergleichen,
um zu einem ganz sicheren Resultate zu kommen.
2) möchte ich darauf aufmerksam machen, daß der hebräische
•i" Dichter die Tonvei-schiebung auch dann anwenden kann, wenn nicht
zwei haupttonige Silben unmittelbar nebeneinander zu stehen kumnien.
Nur gelten dann die oben bctretts nebentoniger Silbengruppen auf-
gestellten Regeln, z. 15. Ps. !I4, 14 b: zir; nV irVrr , welcher Vers,
wie unzählige andere, nur zweiliebig wäre, wenn man ::;;•" Nb in~p:"
Schlögl, Die biblisch-hebräische Metrik. 707
mit der gewöhnlichen Betonung ausspräche. Interessant sind dies-
/ / /
bezüglich drei Vei'se des Jesus Sirach 15, 2a: DN3 ir;n";'i~i,
3a: b-ia nnb isnnb-'rNrT;, 5a: iny'^72 inn727:-T. Übrigens glaube
ich, daß es Fälle gibt, wo zwei Hebungen scheinbar unmittelbar
nebeneinander stehen: 5
a) wenn auf ein emphatisch zu sprechendes Wort ein vokalisch
anlautendes folgt, z. B. Prov. 21. 31b: (n?:nb7: arb •,ri?2 OiD)
rtyrcnr; mn*bi: ähnlich 16,33 b; 24,20b;
IT : - V : - ; ' ' '
b) wenn der Hiatus zwischen zwei selbständigen Sätzen liegt,
z. B. Job 6, IIa; bn;;N "'S ^ns-n?:; hier deuten die Masoreten lo
die zu machende Pause durch das Dages lene an. Ebenso Job 9, 12 a:
Ich holFe , in einem Jahre eine erschöpfende Metrik heraus-
geben zu können , in der ich auch die Strophik behandle . und
werde mich freuen, wenn Fachgenossen in diesem oder jenem Punkte is
mir zu einer richtisferen Auffassung verhelfen. Denn mir ist es
nicht darum zu tun, daß ich recht habe, sondern darum, daß wir
alle endlich zu einer richtigen Ansicht vom biblisch-hebräischen
Meti'um gelangen.
708
Zur Frage über das parasitische h des Minäischeu.
Von
Fr. Praetorius.
Auf Spalte 2564 der Deutseben Literaturzeitung von 1906 ist
auf ein eigentümliches, häufig im Wortinnern zutretendes h im
Soqotri hingewiesen und hierbei an das vielbesprochene sog. para-
sitische Ä des Minäischen erinnert worden. Diese Notiz, sowie das
5 Soqotri überhaupt, ist von denen, welche sich neuerdings mit dem
/i-Problem des Minäischen beschäftigt haben, wohl übersehen worden:
Nielsen, Der Vokalbuchstabe - im Minäischen (Mitt.V. As.Ges. 1906,
S. 295 ff.); derselbe, Studier over oldarabiske Indskrifter, S. 185 ff. :
O.Weber, Der Vokalbuchstabe n im Minäischen (Mitt.V. As. Ges. 1907,
10 S. 87 ff.); Ungnad, Zur südarabischen Grammatik (Or. Litztg. 1907,
Sp. 495 ff.); Nielsen, Zur westsemitischen Vokalbezeichnung (Or.
Litztg. 1908, Sp. 116); Nielsen in Or. Litztg. 1908, Sp. 252 ff".:
0. Weber ebenda Sp. 344. - — Ich halte für sicher, daß jenes li des
Soqotri mit dem parasitischen li des Minäischen identisch ist, daß
15 mithin diejenigen irren, die minäisches h in gewissen Fällen als
Vokalbuchstaben auffassen zu müssen glauben. Die von ^lordtmann,
D. H. Müller und mir vertretene Ansicht, daß auch das parasitische //
im Minäischen stets Konsonant ist, wird durch das Soqotri als richtig
erwiesen. Im einzelnen bleiben freilich noch genug Fragen 7.u be-
20 antworten übrig. Vielleicht werden wir aber über Ursprung und
Bedeutung dieses li durch die Soqotri-Grammatik einst sicheren
Aufschluß erlangen.
Es scheint sicher (trotz Mordtmann, Beitr. min. Epigr. S. 54 f.),
daß das Pronomen •,73 im Minäischen mehrmals auch als *n": vor-
2ft kommt. Hier soll dann r\ Vokalbuchstabe für o sein ! Nun hat
das Soqotri außer der von D. H. Müller in seinem 2. Bande S. 373
allein angeführten Form mon (man) auch noch mJnm. mhön: z. B.
incni vihun df-nis I, 60, 14 von wem bist du schwanger?.
f'-mhmi '<{7/fffiJi II, 127, 1 wen willst duV, miUßam di-mhOn
:io I, 65, 25 der Sohn wessen?, weiter I, 62, 13; 68, 9; 152, 12;
161,6; n, 316, 18. Dagegen man het 1,62,1 wer bist du?,
mon (leti 'dzeh il, 63, 3U wer ist diese Frau?, weiter I, 62, 25:
Praetorius, Zur Frage über das paraslt. h des Minäischen. 709
83,23: 89,1; 109,1: 157,23: 11,100,31; 103.6: 105.9.16.31:
106,5: 108, 6 ff.: 138,14: 150,23.25; 160,9.
Will man die Doppelform des Soqotri mon, mhon anders beur-
teilen als die minäische Doppelform ■,":, "rT?:? — Ob im Minäischen
zwischen "2 und ",n?: etwa irgend ein syntaktischer Unterschied be- 5
steht, vermag ich nicht zu entscheiden, da das Material zu dürftig
und unsicher ist. Jedenfalls dürfte in •p.iz bD Eut. 25, 6, Hai. 522,
■JM?02 Hai. 253, 5 die genitivische Auffassung sehr nahe liegen: in
-,?: Hai. 259, 2, Gl. 343, 3 (WZKM. Bd. 2, S. 210, XX) dagegen die
nichtgenitivische ebenso nahe. Nun beachte man, daß nach Ausweis lo
der oben genannten Stellen mhon im Soqotri beständig in geni-
tivischer Anwendung vorkommt, mon dagegen in nichtgenitivischer.
Abweichungen sind mir nur folgende vorgekommen: be-mon 11, 40. 14
mit wem?, misset mon 11,24,7.9 um wessen willen?, wo
also die alte, unvermehi'te (gemeinsemitische) Form als Genitiv steht. i5
Diese Beobachtung ist deshalb wichtig, weil durch sie das h
in soqotri mhon (auch in min. in?:?) in enge Beziehung gesetzt
wird zu dem minäischen n zwischen Stamm und Suffix und dem
minäischen rr am Schlüsse des Status constructus, dessen geni-
tivischen Sinn Mordtmann in seiner bekannten Abhandlung erwiesen 20
hat. Die Vermutung drängt sich auf, daß mhon (■jri'73) aus *monh
(*nD'?3) auf lautlichem Wege entstanden sei, —
Das entsprechende sächliche Pronomen wird von Müller II, 373
ebenfalls nur in der einen Form inem angeführt, während Müllers
Texte daneben auch die Form mhem, inekem bieten. Und zwar 25
sind beide Formen ihrem Gebrauche nach ebenso geschieden, wie
m,on und mhon. Man beachte z. B. ineni es I, 69, 19 was wün-
schest du?, {nem ^emers 1,69,22 was sagtest du?, inim-sui
1,70. 16 was ist bei dir? 1,74,4.28: 75.1; 76,3; 79,8:
80,14.21.23: 81,17; 82.5.23; 86,1.12: 89, 10; 96, 21 : 98. so
3.4.21; 103,11; 130,13; 133,26; 149,30; 151,22; II, 85,6.17:
88, 18. Dagegen men inehem I, 134, 1 durch was?, min fnehem
II, 110, 17: 191, 18 weswegen?, beinehem. b-mhem I, 134, 10:
150,1; II, 116,24: 120,8; 124,22: 320,15 womit?, Ifnehem
II, 36, 2: 354, 2, d-fnhem II, 82, 10, ken fnhem II, 311, 17. An ■>:.
Abweichungen finde ich nur. daß fnhem oft im Sinne von w a r i\ m ?
steht, z.B. 11,38,17; 85,16: 165,22: 238,7.' Man sollte hier,
da äußerlich kein Genitivverhältnis vorliegt, die Form ohne h er-
warten; doch mag vielleicht das innerlich vorliegende (lenitivver-
hältnis für die Möglichkeit der /t-Form entscheidend gewesen sein ^). i"
Dieses sächliche Interrogativum inem scheint der Form nach
.&*
= L*Aj| zu sein. In den Inschriften ist es bisher nicht nach-
gewiesen. Daß die Worte r,^2:n und älinl. (Mordtmann a. a. O. S. 5)
mit inem zusammenhängen, scheint allerdings möglich.
1) Eigentümlich 'cneM 'dserhen 11, 112, 13 zu welcher ZoitV
Zeitschrift der D. M. G. IUI. LXII. 46
710 Praetor ius, Zur Frage über das parasit. h des Minäischen.
Das pluralische Deraonstrativum zeigt im Soqotri ein h zwischen
Stamm (?) und Endung (?): e/Ae, elehe. ilhe. Aber dieses h ist für
den S3'ntaktischen Gebrauch des Wortes bedeutungslos ; es gibt hier
keine Form mehr ohne Ä, so daß die Ä-Form in jeder Anwendung
5 eintritt, z.B. elhe 'erehon II, 73,12: 85,15 diese Schafe, elhe
^lyiKj II, 60, o diese Männer, ke-elke 'eyeheten II, 163, 23 über
jene Weiber, elhe be-rinhem II, 138,28 die auf dem Meere.
Das pluralische Belativum dagegen finde ich nur in der Form zY,
z. B. elhr ü be-qder II, 365. 2: 366, 3 diejenigen welche im
10 Hause sind; elhe il be-rey II, 329,4 diejenigen welche
auf dem Gipfel sind; tad min ü ineheij II, 195, 10 einer
von denen welche spielen.
Wenn wir mit jenem ellie das minäische Demonstrativ rbriN
und das minäische Relativ briN vergleichen, so liegt die Vermutung
15 sehr nahe, daß in diesen beiden Formen das li erst sekundär in den
Stamm hinein umgesetzt worden ist (aus *rr;bN, *nbN). Vgl. be-
reits Mordtmann a. a. 0. S. 95 oben.
Im Minäischen lautet die Pluralendung statt -n (stat. determ.)
häufig "jnn ; s. Mordtmann a. a. 0. S. 89 Nr. 4. Nun beachte man
20 im Soqotri von ec^Hand pass. (Dual idl II, 142, 29: 143. 16) den
Plural cdhaen II, 11, 16; 26, 25; 142, 28: 143, 6.9. Ferner
'egehefen Weiber pass., der Form nach wohl zum Singular ^aig
Mann gehörig; ^ebhefen große 11,26,18; 247,5; 829,1 vom
Sing. 'eb. Haih-oh schwarz (fem.) II, 238,5 (Dual Jiaüwei'öti
25 288, 3), dazu Plural haurUten II. 361, 19.22. Tdyeh Schaf
II, 180, 17 (Dual tayUi ibid. u. ZI. 12), dazu Plural tayh'ten ibid.
Heybaq II, 236.20 Name eines Berges, Plural heiibaqhcten
ZI. 14. Thaffoh'RÄi%e\ II, 18, 29. Plural thdtiheten 11, 359 Über-
schrift, vgl. Anmerkung. Weiter nefe'heten Taten II. 27, 4,
30 menqaineheten verrückte I, 188, 67 u. a. m. — Ist die Singular-
form bereits mehrsilbig, so pflegt das h , parasitisch '* in die Wurzel
einzudringen, sobald ihm liquide Laute und m unmittelbar, oder
auch wohl mittelbar vorhergehen. Höchstens vereinzelt mag dieses
Eindringen des h in die Wurzel auch bei anderen Lauten vorkommen.
sr. Beispiele: daleleh Hexe pass. (Dual daleliti n. daleleti II, 69, 8. 10.
12.20; 113,30) im Plural ddlheUten pass. aus *dalelheten. Von
fahrir Gazelle der Plural fhdrhe^-eien IT, 234,3; von sibh'eh
saure Dattel der Plural sibhirefen 11,208,2; von iirireh II,
385,21 Flamme wohl der Plural si^rkereten IT, 181,18: von
■10 JÖJj Palnio d/qhah'ten 11,84,2. So wird vornuitlich auch ^oy-
hönfcn H, 240. 20 Augen aus .^^j^ + hete^i zu erklären sein (Dual
'ami II. 216, 16: 213, 17V rdi nenne weiter sivherMen IT, 85,10
Fäden, 'i'bhah'frn II. 171, 13.15; 199, 11 spitze Steine,
fi'rhcdettn II, 202, 24 Vagabunden von mir unbelegbaren Singu-
Praetor ms, Zur Frage über das parasit. h des Minäischen. 711
laren. Kelhotten Nieren I, 169 Xr. 19 vom Sing, keloit, Dual
kehfti (vgl. II, 169, Anm. 5), 'hnhedeten II, 331, 18 Zeiten vom
Sing, 'emed pass.; vielleicht 'ddhebeten I, 180 Nr. 47, 11,332,9
Unglücksfälle von mir unbekanntem Singular.
Ob in dem auslautenden en dieser Pluralendung des Soqotri 5
eine determinierende Endung zu sehen ist, oder die enttonte Plural-
endung In (wie ich — ob mit Recht ? — bei der Mehriendung
-'ten vei'mutet habe: vgl. Deutsche Litztg. 1906, Sp. 2562 f., Brockel-
mann, Yergl. Grammatik I, S. 453/3) kommt für unser Problem nicht
in Beti'acht. 10
Aber noch eine Reihe anderer Fälle sehen wir im Soqotri, in
denen dieses h zwischen Stamm und Flexions- oder Bildunofsenduncr
erscheint. Ich wähle hier einige derselben aus. Muqddrhen Dattel-
konfekt II, 183, 14. 16. 18, wozu als Singular ibid. muqdeyroh an-
geführt wird. Vom Zahlwort 'dder zehn II, 139, 23 kommt oft 15
der Plural 'esdrhen vor, aber nicht etwa in der Bedeutung zwanzigr,
sondern z.B. hemis 'esdrhen II, 137, 6 fünf Zehner =- 50, sele
'esdrhen II, 112, 21 = 50, 'örbeh 'esdrhen II, 26, 8 = 40. Ferner
ge'dvhen Wellen II, 177, 18 vom Sing, ifereh ZI. 13; hezdrhen
Zwischenräume vom Sing, hdzreh (Dual hazrt-ti) 11, 183, Anm. 2. 20
''Almehin Zeichen II, 2, 25 vom Sing, 'ahn II, 313, 6; shujehin
Höhlen II. 334, Anm. 4 vom Sing, sörig. — Eindringen des h in
die Wurzel habe ich hier nicht gefunden. Und im Hinblick darauf,
daß grade n Wortauslaut ist, möchte ich die Frage aufwerfen, ob
nicht h selbst vielleicht erst von hinten aus in das Innere ein- 25
gedrungen sein könnte, also muqddrhen aus ^muqddrenh ? Ist dieses
{h)en, {h)in enttontes pluralisches mV — ■
Bereits ZDMG. Bd. 58, S. 784 ist auf die Deminutivendung en
hingewiesen. In Wirklichkeit erscheint diese Endung aber fast immer
als hen, so ja auch in den beiden a. a. 0. angeführten Beispielen 30
kardnn von kan Art und rimfdehen von r/'mid Asche. Weiter
q(('rhen II, 76, 9 Scheide (G e h ä u s e) von qa'r H aus: meiSqhhin
II, 361, 20, mefreqcdddn 361,25 Stäbchen von niörqah; '(lu-
rebhen 11,324,1 kleiner Rabe: qei'ihcn klein pass.: qaldlhen
11,356,28 klein; harrrhen wenig, kurz pass. Es ergibt sich 35
auch 'oicgen T. 49, 19; 58, 28 und häufiger -oiegehen Sohn. Knabe
als Deminutiv von 'aiy (Jvajü) Mann. Tebfbehen von tSbib Speichel
II, 171 Anm. — Auch hier wirft sich die Frage auf. ob das h nicht
vielleicht vom Ende aus erst in das Innere des Worts eingedrungen
ist. Für en, in als Deminutivendung böten sich ziemlich naheliegende u»
Vergleichungen im Semitischen, nicht aber für lien, hin. Ohne h
erscheint auch das Fem. sing., z. B. qci'/noh II, 181,3; 220,7;
312, 11, Dual fem. qei/noti II. 211, 6: 'l52, 29 zum Mask. sing.
qej/hen: qdlalenoh II, 317, l!» zum Mask. sing, qaldlhen; 'rw(je)ioh
4G*
712 Praetorius, Zur Frage über das parasit. li des Alinäischen.
pass., Du. fem. 'ew(jen6tt I, 46, 22; 47, 10 zum Mask. sing, 'oiegen,
'olSgehen-, dma'dnoh II, 186 Anm. kleine Träne.
In den gewöhnlichen Plm-alformen dieser Deminutiva erscheint
das Ä ebenfalls an seiner Stelle zwischen Stamm und Endung: Mask.
5 qeyhon IT, 62, 17: 172, 20: qaldlihon I, 54, 21: 11. 314, 4: Jmrirhon
11, 359, 3; 'oiyujehon I, 59, 9; 52. 23: Fem. qaUlheniteuli^ 210, 7:
166, 5;' 239, 6; dmd'haniten II, 186, 8. —
Ich stelle weiter zusammen: le-kol 'dserhen II, 65, 10 zu jeder
Zeit (dag. de be-'dser II, 17, 5; 64, 1 zu dieser Zeit: be-'dsar
10 di . . 11,366,19 in der Zeit von..); Ikel yavmhen 1,61,12:
155, 4. 11, Ikdl ydmhen II, 79, 11 an jedem Tage: kal fadhen
II, 26, 24: 108, 11. 15: 217, 13 jeder einzelne, aber kol-täden
TL 23, 19 desgl.; lü-kaJ biUten 11,31,12 jeder Angelegen-
O M M
heit; kol halfen II, 6, 17 jeder Ort. Liegt hier ^.^r Jsi^ Jj"
15 j,^ vor? —
Wir sehen ferner h zuweilen zwischen Wurzel und Nisbeendung
tretend, z. B. dlbenhi II, 152, 22 einer au^s Dibeni, qadbhioh
IL 208, 1 eine aus Qädub, nigdhiyoh II, 314,7 eine aus
Nogid, hddbehiyoh II, 123,11 ein weiblicher Erdgeist:
20 /OT«^ÄAofi^e?i IL 121, 10: 122, 9; 123,8 Plur. Erdgeister, sa<-
bhoiten 11,217,17 Weiber von Sa 'ab.
Schließlich gibt es noch eine crroße Reihe von Fällen, in denen li
„parasitisch" in die Wurzel selbst eingedrungen ist, wie es oben bei
dem h der Pluralendung "i-n zu erkennen war. Während wir aber
25 bei solchen Pluralformen, wie ddlheleten. tljdrhereten usw. durch
die anhaftende Pluralendung deutlich darauf hingewiesen wurden,
von woher das h stammt und von wo aus es in die Wurzel ge-
drungen ist, so ist bei den nun zu erörternden Fällen ein solcher
Hinweis nicht vorhanden. Denn es handelt sich hier um endungslose
'M Singularformen, häufiger aber noch um endungslose Pluralia fracta.
L-nd doch läßt sich auch bei diesen endungslosen Formen er-
kennen, daß das parasitische h einst von einer mit h beginnenden
Endung aus in die Wurzel eingedrungen sein muß. Denn diese
endungslosen Formen mit dem infigierten h gehen, wie die betr.
35 Pluralformen mit heten, fast ausschließlich auf Liquida oder m aus.
Es waren also ebenfalls bestimmte lautliche Voraussetzunaren . die
hier wie dort zum Eindringen des A in die Wurzel erforderlich
waren. Daß es aber auch die Pluralendung hcteii gewesen wäre,
oder wenigstens daß sie es überall gewesen wäre, die hier ihr //
-10 in die Wurzel verjifianzt hat, scheint mir wenig wahrscheinlich : ich
denke eher an das minäische h des Stat. constr. und vor Sufti.xen,
das hier eine Spur hinterlassen haben könnte.
Zunächst Beispiele von Pluralia fracta: Tdincr und tfvireh
pass. Dattel, l'alme, dazu Plur. tfmchet\ Umhei- II, 367,4:
>5 368, 14 : :'.<>9, 9: qd^n- pass. Haus, Plur. qd'ihcr. qdy^hci' pass. : gemÜ
Pi'aetorius^ Zur Frage über das parasit. h des Minätschen. 713
11, 184, 1 Kamel, Plur. yemdhal II. 45, 4: (jhno/töl I, 132, 23:
qdber II, 238, 9 ; 157, 9. 14 Grab , Plur.' qöbehor, qiibehor II, 125, 26;
367, 10; sdtar 11, 79, 20 Korb, Plur. mfehor; hesaleh pass. Stück,
Anteil, Plur. hesehal II, 69, 13; 318, 11; sein, sein pass. Name,
Plur. eshdino II, 4, 21 : qdder II, 81, 24 Kochtopf. Plur. eqdohör 5
II, 87, 12 ff.: oben II, 6, 3: 93, 12; 109, 7 Stein, Plur. ebehon,
ibehon II, 133, 16; 185, 22; qonn II, 370, 29 Name eines
Baumes, Plui-. fqrohoin, {qrehom II, 370, 30. 32; 371, 3. 5; qomeh
IT, 76, 10; 77, 12. 17; 319, 5 Tongefäß, Plur. eqmehom, iqme-
hom II, 76,4; 77, 2; 147, 10; 'dser pass. Zeit, Plur. 'isehör lo
II, 2, 25 ; sehr häufig 'ebehoi- Brunnen, nur daß diese Pluralform
in Singularbedeutung gebraucht wird; mosgir II, 343 pass. Netz.
Plur. mesegker ZI. 4. 23; misdereh II, 178, 2. 4 Teppich. Plur.
mmäihir ZI. 5; II, 177, 20; 136, 27.
Sodann Beispiele von Singularen : diqeJion, diqjion II, 145,25: 15
345,3 Bart; be-emhir di-dlläk II, 26, 4 a u f B e f e h 1 G 0 1 1 e s :
qd'eher II, 70, 15. 22 krank, von W. g'r; hdbehol II, 218 pass!
Strick; mhCghil II, 320,6 eilend; Iflhe' l\, 85,19: 241,1;
129, 10 Nacht; sdteliän pass. Sultan, aber sataneh II, 214, 2
Sultanin; htsehin pass. Eisen; qdsihim 11,79,34; 80,4 (I, 70, -.«o
28.30; 71, 3) Frühstück, von V^^'. qsm II, 89 Anm. 2; sdyhah
pass. Schmid wohl = ^^Laa^. — Von idlhen II, 9, 19: 128, 5
"■ — ' **
0 h r ist auch der Plural zu belegen . und zwar ebenfalls mit h:
klehan II, 363, 17 und ideh&aten II, 180, 18; ebenso m^thal pass.
Spruch, Plur. methcdeten. Dagegen steht dem Singular fffher 25
II, 63, 1() Kralle ein Plural ohne h gegenüber: tifereten II, 64, 14:
219, 7.
Nach den obigen Zusammenstelluncren wird wohl schwerlich
jemand behaupten wollen, daß in minäischem •r;'':, briN, "tna, rons,
"t^rWrir, an'^bo, innnrN u. a. m. die h Vokalbuchstaben sein müssen, 30
da die Sprachvergleichung für einen Konsonanten h hier keinen
Platz biete.
714
Miszellen.
Vou
C. F. Sejbold.
1. Nachträgliches zu S. 563 — 68 oben.
Zu 1. Sudan S. 563 f. Nach Sanders, Wörterbuch der deutschen
Sprache, 1865, und Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 1876,
erscheint die Form soldän als die allgemein mittelhochdeutsche ;
5 letzterer gibt reiche Belege. Mein Schüler Dr. Richard Hartmann,
an unsrer Universitätsbibliothek , macht mich dazu noch auf zwei
bemerkbare Stellen aufmerksam, wo Soldan eigentümlich merkwürdig
vorkommt. In einem Lied von Meister B o p p e aus Basel um 1275
(Minnesinger, hg. von Fr. Hr. von der Hagen, II, 383 b) kommt es
10 in einer Aufzählung Angehöriger aller möglichen Nationen vor:
Ein Tene, ein Swede, ein Bulger, oder ein Soldan,
ein Tateier, von Tunischrich ein beiden,
von Marrock, Granat, von Majurge, Dores, Salnekke,
von Matschouwe, von Arragun, von Portugal, von Hammameta,
13 von Niverne, Kimelle, von Littouwe
auf deren Identifizierung ich später zurückkommen möchte.
In der 1553 gemachten und später beschriebenen, oft gedruckten
„Reifs zum heiligen Grab, so M. Daniel Ecklin von Araw gehn
Jex'usalem gethan", vgl. Röhricht, Bibliotheca Geographica Palaestiuae,
20 S. 192, wird das muslimische Glaubensbekenntnis folgendermaßen
wiedergegeben :
Ley Label La Mahomet Soldan :
statt La iläh iiralläh Mohammed rasül alläh , wo also etwas an-
klingend statt rasül alläh , Gesandter Gottes" der spätere weltliche
üj Titel soldän = sultän eingesetzt ist. Im Koran und der älteren
arabischen Literatur der ersten Jahrhunderte der Higra heißt ja
das Lehnwort aus dem Aramäischen Sultan nur mehr abstrakt:
Herrschaft, imperium, potestas und ist noch nicht persönlich ge-
wendet zu Herrscher, Imperator, podestä. Freilich liegt ja eine
■M persönliche Färbung und Wendung wie bei magistratus, Obrigkeit,
Herrschaft u. a. von selber naho . wie schon beim biblisch-aramä-
ischen üoltän.
Seybold, Müzellen. 715
H. Lammens bat in seinen Remarques sur las mots fi-an^ais
derives de l'arabe, Beyrouth 1890, S. 226 nur: ^Sultan. Vieux
franQ.: soudan et soldan qu'on trouve encore dans Flechier. „Un
Religieux de St. Franeois du couvent de Jerusalem vint depute du
Soldan d'Egypte vers les Rois Catholiques". Histoire de Ximenes, n
II, p. 158." Ausführlicher ist derselbe in Le röle des langues
oi'ientales dans l'etymologie contemporaine (additions et rectifications)
(Extrait des Frecis historiques , Bruxelles 1891) p. 41: ^Sidtan.
Plus d'un ecrivain europeen confond ce titre avec celui de calife.
Ce dernier nom ne peut etre applique qu'aux successeurs du Pro- lo
phäte, depositaires de la double autorite spirituelle et temporelle.
Le mot Sultan signifie en arabe puissance et s'il a ete dans l'origine
applique au calife de Bagdad ^), c'est comme equivalent de souverain.
Mais vers la fin du X^ siecle de notre ^re, lorsque les Abbassides
eurent ete depouilles de la puissance temporelle, et qu'ils furent i5
reduits ä la puissance spirituelle , le mot sultan devint le titre
exclusif d'un grand feudataire ou de l'emir, qui dominait les autres.
Plus tard le moindre principule prit le titre de sultan. H y a
plus: „ä Constantinople , on donne le nom de sultan ä toutes les
personnes ä_ qui on adresse la parole". G. de Tass}'^". Zu letzterem 20
vgl. Samy-Bey Fraschery, Dictionnaire turc-francais 51)3 b „^LLJLw
mon eher monsieur, ma chere dame", vgl. übrigens Barbier de Mey-
nard, Dict. turc-fran9. s. v. Kollege P. Ravaisse in Paris schreibt
mir: „Pour le mot souldan .,LLJL.«, il y a tout lieu de croire qu'il est
devenu soudan par analogie avec le mot soudard contracte de souldard 20
(XV^ s.). — Les variantes d'orthographe sont sozdant et soudanc{\y .
Zu 2. Tülkarm S. 564 schreibt mir freundlichst der gute
Palästinakenner, unser Genfer Kollege Lucien Gautier: ,Bei Nr. 2
sah ich mich plötzlich wieder in die Vergangenheit versetzt: als
ich vor bald 10 Jahren, Anfang Februar 1899, von Haifa nach 30
Jäfä fuhr, passierte ich Kfikün, Kalansaweh und et Tlreh, und mein
Kutscher (ein Deutscher aus Haifa) zeigte mir, zwischen den beiden
erstgenannten Lokalitäten, zu unsrer Linken , in nicht großer Ent-
fei'nung, das ziemlich ansehnliche Dorf Tulkerem, Sitz eines Kajjim-
makäms. Es liegt an der Straße von Nablus nach Jäfä (wenn man ^ä
will, auch an der Straße von Nablus nach Caesarea, aber das ist
keine eigentliche „Straße", jedenfalls nicht Yerkehrsstraße). Es
heißt, wie Sie selber richtig bemerken, nicht Tur, sondern Tul.
und ohne Artikel. Ich habe aber den Namen immer mit 2 Vokalen
sprechen hören KerPm (nicht Kann). In Guerin, Samarie II, p. o53. ^«
wo die Ortschaft kurz beschrieben wird, steht auch Thonlkerem-).
1) Comme dans Tiiban, Bakri, la Cliaine des chronique^; Edit. lieinaud.
S. M. le sultan de TuKiiiie rdunit los titros de califo ot de sultan.
2) Thonlkerem (•-.\J».x3, village considörable , assis sur le sommet d'une
colliue , dont les pontos sont porci'es de plusieurs citernos antiiiues on bon »''tat
qui fournissent encore de l'eau aux besoins des habitauts. Lo nombre do ceu.K-ci
716 Seyhold, Miszellen.
In Baedekers Palästina ist der Ort nicht erwähnt, aber auf der
Karte steht Tulkeram i). Ich hatte später noch verschiedene Male
Gelegenheit, den Namen in Jerusalem sprechen zu hören (aus An-
laß einer Liste des Kajjimmakämliks in dem Mutesarriflik Nablus)
5 vmd auch als ich im ephraimischen Lande herumritt , immer Tul-
kerem. Guerin rechnet 1 Stunde 10 Minuten von Kalansaweh nach
Tulkerem". Für Syrien gibt nun Martin Hai'tmann im Arabischen
Sprachführer unter Weinberg die Aussprache härm, speziell für
Samaria nennt Dalman im Palästina- Jahrbuch 1906 S. 39 Icarvi el-
10 kelsch (freilich hier in enger Genitivverbindung) -). Doch wird die
segolatische Form kerem, keram in Tulkerem zu gut bezeugt").
Für die Nisbe karami ist natürlich daraus nichts zu folgern; sondern
wenn sie vom klassischen karni kommt, heißt sie eben karml und
nicht karami, wie ich denn überzeugt bin, daß Trilkar(a)m im
15 ersten Bestandteil nichts mit Tül Länge (oben the long [place]) zu
tun hat, sondern eine schon ältere lokalvulgäi-e Kontraktion aus
Tür elkarm darstellt, also ,Weingartberg" beißt, wie es ja auf
einem isolierten Bei-g hoch über der Küstenebene , speziell der
Sa'räwijet elgarblje um Käkün gelegen ist. Vielleicht hat Gold-
20 ziher die ältere unkontrahierte Form für sein Tür alkar(a)m vor-
gelegen ? In der Histoire des Sultans mamlouks par Makrizi,
traduite par Quatrem^re I, II, 13 steht Tour-kerm j,,i .i, dazu ist
aber S. 258 „Toul-kerem ou Thul-karm" nach Scholz, Reise und
Berggren, Reisen verglichen.
25 Zu 3. SaifruTn^) führe ich aus dem Gebiet des alten Samarien
nur noch die bezeichnenden analog gebildeten Ortschaftsnamen
Gemmä'In ^ rU-^, Zemmärln ..^j.Lo-, Sabbärln .yiXj^ an.
Zu 4. 5. t). Dumüh , Zorqän , Damatjüh. Inzwischen konnte
ich das längst vergriffene und seltene moderne ägyptische Orts-
30 lexikon ^jr-xill -laüJÜ ,31 jt> (ry^^-'J (Dictionnaire geographique de
est d'un millier. Leurs maisons sont tres soigneusement bäties. Ils cultivent
autour de leur village quel<iues jardins plantes de liguiers ot de grenadiers.
1) Die ersten Auflagen ]iaben vielmehr Telkeram , die letzten Tül karm.
2) Ebenso Löhr, Der vulgärarabische Dialekt von Jerusalem ^kann, pl.
Icurüm Weinberg". Baedeker" Karm esch Scbcch nordwestlich von der Nord-
ostspitzo Jerusalems; aber S. G8 Karem es Sajjäd = Viri Galilaei, Nordkuppe
des < >lborgs.
3) Die Name lists werden wohl einfach Robinson 's Palästina folgen (Hallo
1842): im Register Tül keram m^ 6Jo.
4) Vgl. Querin, Samarie II, 212: A trois kilometrcs l\ l'ouost de Hoit-Lid,
sur le haut d'uno collino rocheuse, oü Ton no parvient quo par un sentier ctroit
et diflicile, Sefarin, .•yjXiuM, a une population de 600 nmes (jui passe pour
tr^s fanatiquo. Le villago est environne d'un mur d'enceinte.
Seybold, Miszellen. 717
l'Egypte, Büläk 1899. 941 S.) von Boinet Bey y5o «J!^, erwerben
und einsehen^).
Auf die schon von 'All Bäsä Mubärek in den Hitat gedide
mehrfach angedeutete Gleichsetzung von ts^a^ mit j>. j ».»lo , 8%*^,
koptisch täwJujuuio'Y' , womit eben auch die falsche Aussprache 5
Damweh zusammenhängt, werde ich hier oder andern Orts erst ein-
gehen, wenn mir Jewish Quarterly Review XV mit Goldziher's Ab-
handlung über die Mosessj-nagoge zugänglich sein wird. Boinet Bey
cfibt für unser Dumüh der Provinz el Gize S. 437 und 911 nur
die Form »5.*^-) Tammoü, ebenso Baedeker, Ägypten*^ auf der 10
französischen Karte: Le Nil I Tammoü, auf den Karten der Um-
o-ebunsf von Kairo Tamwe und Tamue , woraus dann eben auch
Damweh konstruiert wurde.
Zorkän findet sich auch bei Boinet Bey 316, 901 . La : Zorkän.
Boinet Bey kennt 285 f. und 846 nur 2 Dametiou »».aä/ij der 15
Provinz el Behera , dagegen 1 Demetnou »jjooo der Provinz el
(iarblje 287, 883, 941.
Statt »j^waxO Ibn Dukmäk 5, 72 ist nicht, wie ich S. 566 ver-
3 3 , ' .,
mutete, sj-^ÄxiO, sondern einfach »yoo zu lesen, das -'uaavo! ^y^S")
der Provinz al Dakahlije, worüber bei Dumüh später. Bei Edrisi, 20
L'Afrique io^*, 2 ist Damou yoj ebenfalls dies »yso; hier ist auch
statt des sonst nirgends existierenden A^h Tamäkh natürlich JlXIo
Tannäh zu lesen. Jäküt I, 826, 874 ist statt Läj offenbar LIj = Jsh
zu lesen, da Uj" Jäküt I, 486, 12 und Ibn al (li'än 104, 15 nur
in der MenüfTje bezeugt ist. Boinet Bey hat auch 154, 899 nur -T)
LÖj Teta in der MenüfTje (vgl. Karte „Le Delta" in Baedeker*^:
Tata nördlich von Menouf); und 437, S71 Tanäli J^jId in der
Dakahlije, vgl. Baed.'' ebd.: Tanah östlich von Mansourah. südlich
von Dekern^s.
1) Natürlich gibt es nur den heutigen Bestand von Orten uml Namen
und läßt für ältere topographische Forschung nur zu oft im Stich.
2) »k..*.!:) ist natürlich nur Druckfehler. Vgl. übrigens 'raniauli bei
Quatremore , Memoiros I, 133. Natürlich sind dann auch noch die Formen
^♦J j^L«J3 = O/ioOi'g Thmuis herbeizuziehen.
3) Boinet Bey 868 „Damoü el Sebakh".
17 10 Seybold. Miszelltn.
Zu S. 568 : Daß die hebräischen Lexika neuerdings zu hebr.
tyc einzig nur «^ vergleichen, und nicht mehr «^wii, kann ich
trotz Lagarde's Donnerns gegen den unregelmäßigen Zischlautwechsel
(Bildung der Nomina 201) nicht für richtig halten: der Begriff
.toll" deckt sich eben in letzterem so unmittelbar, während er
bei «.^ ziemlich weit hergeholt ist ^).
Mit ,_^'^kA wechselt natürlich häufig das ganz synonyme
2. Zu Quadrapulus 552 — 54.
10 S. 553 Mitte ist natürlich •sj.^jlä für '-iy^iXi bloßer Druck-
fehler. Für die Form *.<V.Rft:xpe^iioYAAi mit Doppel-'A hätte von
Crum die durch den Kämüs schon bei Freytag bezeugte Namensform
Jo bä angeführt werden können. Indessen lassen die wenigen Stellen
des Liber Pontificalis doch noch Zweifel, ob der in der arabischen
15 Überlieferung eben nur wein berühmte Vorort von Bagdad das
abendländische quadrapulus abgegeben hat, so bestechend diese
neue Ableitung zunächst erscheint (vgl. tobt von ^^'-Äc, Musselin.
Saffian u. a.).
S. 553, 9 „Aschmunen im untern Sa'id" : nach Jäküt 3, 392
20 geht der obere Sa'id is^\ Ck^ju^\ von Aswän bis gegen Ihmlm,
der zweite (mittlere) von diesem bis al Behnesä (Oxyrrhynchus) -).
der untere (nächste) ^Sf\ von diesem bis in die Nähe von al
Fostät; somit fiel al Usmünein in den mittlem.
S. 553 ■*). Der Wein von Katrabbul ist schon bei Freytag
2,T belegt alkatrabhulija; im Mol.ut al Mohlt aus al MutanabbT aJ-
katrabhuli.
3. Zu S. 586 — 90.
Traugott Mann in seiner Besprechung von S a r r e : Erzeugnisse
islamischer Kunst I hätte, so gut orientierend diese im Ganzen ist,
.■jo auf allerlei schwierige Einzelfragen , Lesungsversuche , Deutungen,
Übersetzungen , Begriffe eingehen sollen , zumal wir solche Er-
klärungen des öftern im besprochenen Buche selbst vermissen"').
1) Nach gütiger Mitteihiug von KoU. A. Fischer ist in der mir nicht zu-
gängliclien 14. Auflage von Gesonius-Buhl zu 3*'>">I3""- jetzt doch mich «^^.;C
wieder (nach Tliosaurus und Nöldoke) vorgliclien.
* ^ o ^
2) Ä.jvw.Ä,ixJi zweimiil, lies mit JäUüt I, 771 -a*»-L^aJ|,
3) Sonst könntin wir iillniiihlich so allgemeine fiirhlosc Anzeigen bekommen,
wie sie neuerdings im Journul :isiutii|ue. JKAS. und LZ. beliebt sind.
Seybold, Miszellen. 719
Z. B. woher der Begriff azziminista kommt . hätte gerade auch
manchen Orientalisten interessiert (von 'cujemln = Perser, Arbeiter
ä la persane für ^^-va.«^) oder Herkunft und Bedeutung der termini
besonders indischer Kunstarbeit : liuft vom persischen kuften =
küften schlagen ^) , bidrl von der Stadt im Dekkan Bidar ; warum 5
huka geschrieben und belassen wird, ist nicht einzusehen, in Indien
wird, wie fast überall"-), das arabische Lehnwort hukka gesprochen; das
Hindüstäni L'jJ lötä (a pot, a pipkin) sollte erklärt und genauer
als mit Iota umschrieben sein, u. a.
4. Zu „Die arabischen Planetennamen in Wolfram'sio
Parzival", Zeitschr. für deutsche Wortforschung VIII, 147 — -151.
Zur Bezeichnung des Mars als .♦^-^f »der Rote" schrieb mir
Kollege Nallino seiner Zeit, daß diese bei maghrebinischen astrono-
mischen Schriftstellern ziemlich häufig sei.
Für die Bezeichnung des Merkur als „der Schreiber" ^^a-jÜCJ! 15
ans gewöhnlich arir verweise ich jetzt auf ZDMG. 18, 158.
Wie weit etwa babylonische astrologische Anschauungen noch
in der arabischen ^Nomenklatur z. B. der Planeten nachwirken, speziell
in den oben und a. a. O. erwähnten , westlichen Namen für Mars
„der Rote", in Saturn (sonst Zohal ^.js»;) als Kämpfer JöLüIi (= -^o
Marduk) , in Merkur als Schreiber ,,^'LKJ! , auch Jupiter ^ 'ä.^S
als Käufer (Händler , Kaufmann) , wofür sonst mehr Merkur gilt,
überlasse ich den Assyriologen zur Entscheidung.
5. Kabb Eljäs (j*-UJ! ^^ = Kabr Eljäs y*,LJl _ö.
Wie ich oben Tulkar(a)m ^ S^ylo als vulgäre Kontraktion aus 25
*,jC!l »^ erklärt habe, so ist füi- das alte , «Lxjt .xs die vulgäre
Aussprache /wvLJl 1^^ aufgekommen {kabb aus kabr mit Assimi-
lierung des 7-, wie das vulgäre kadd aus kadr, vgl. kaddcs , ioiAi
1) Daher auch in Dozy, Supplement nach Quatremero falsch kaft \.:^^JiS ,
2) In Tunis ik.X5> hukka , worauf mich Koll. Stumme mit Verweis auf
seine Tunisische Grammatik, S. 1G3, und in Marokko ij5s.£> liukk , worauf mich
wieder Koll. A. Fischer gütigst aufmerksam macht.
720 Seijbold, Mlszellen.
= Xi, lc\ .lX."*)- Ich habe in meinem Verzeichnis der arabischen
Handschriften zu Tübingen I, 1907, S. 51 und DLZ. 1907, 1715
darauf hingewiesen, daß für das gute alte (j^LaÜ -ö (schon z. B.
Jäküt 1, 699)^) immer mehr falsche Formen aufkommen; Kabb Eljäs
5 als vulgäre Form für Kabr Eljäs geht ja an, aber schon das viel
häufigere Kab Eljäs ist irreführend, wie das Qabeliäs der Beiruter,
vgl. Melanges de la Faculte Orientale (Universite Saint-Joseph) I,
Beyrouth 1906 p. 223, oder wenn R. Huber auf seiner Carte de
la Province du Liban 1906 Kab Ellies und daneben arabisch v-jLi'
10 (wvLol schreibt. Lassen wir also das altehrwürdige Eliasgrab im
gräberreichen Hochtal Bik'äh n>|;2!j (Ezechiel 37), arabisiert pifiAÜ,
unangetastet Kabr Eljäs oder wenigstens in der korrekt vulgär-
assimilierten Form Kabb Eljäs; vgl. ZDMG. 16, 656. Östlich vom
Litänl haben unsre Karten ein Barr Eljäs , im älteren Stieler
15 auf der im neuesten ausgefallenen Libanonkarte Bir Elias , etwas
östlich der alten Poststraße Beirut-Damaskus : Bedeutung und
richtige Namensform dieses empfehle ich den Beirüter Gelehrten,
besondei-s P. H. Lammens, zu nähei'er Erforschung. Ebenda haben
wir auch noch etwas südöstlich die Ruinen des alten Chalkis, heut-
20 zutage 'Angai- -rs^c kontrahiert aus ,il ^J^^ 'Ain algarr oder aggarr :
vgl. Palestine under the Moslems by Guy Le Sti-ange p. 886; vgl.
'Aindära und 'Andära westlich von Kabr Eljäs auf dem Libanon
(Melanges oben ibid.).
1) Guy Le Strange, Palestine under tho Moslems p. 422 nur „the tomb
of IHyäs (Elias) ^
721
Der Name Sanherib's.
Von
A. IJugnad.
Der Name des Königs Sanherib, der entweder H'^^ISin-aTiheßneS.
8U oAer iluSin-aTih&nes.^^^.^a geschrieben wird, ist bisher als
Sin-aM'^)-erba transskribiert worden, wobei man e>'ba als Präteritum
oder Imperativ einer Wurzel n-"' „mehren" ansah"-) mit dem Ideo-
gramm SU. 5
Auffällig mußte bei dieser Erklärung vor allem zweierlei
bleiben: 1. daß ^7"' nur in Eigennamen nachweisbar ist 2), 2. daß
die Form , in der uns der Name des Königs im Alten Testament
begegnet, nämlich i''"in:o, nicht auf eine Wm-zel 5'"', sondern i'^-
weist. Der letztere Einwurf ließe sich nun durch eine leichte lo
„Emendation" (nTTiID) entkräftigen, wenn nicht das angebliche
assyr. n*?"^ in bilinguen Texten stets als ^^^, erschiene ; die vor-
kommenden Fälle sind:
1. eis. IT, 76 (No. 70) wird der im babylonischen Texte als
SU-a (bisher Et-bä) vviedergegebene Name in der aramäischen Auf- lö
schrift in'i"|i geschrieben :
2. im X. Bd. der Babyl. Exped. of the Univ. of Penns. No. 99
erscheint der babylonische Name H^En-SU (bisher Bßl-ßriba ge-
lesen) als :2'i'-)Nbn^);
3. ebendort, Bd. IX No. 66a ist babylonisches SU-a (bisher 20
Efibä gelesen) = in"i-iN.
Hieraus folgt mit Notwendigkeit, daß eine Wurzel ni"^ in all
diesen Fällen nicht vorliegt, sondern eine Wurzel n*^"". Dem wider-
spricht augenscheinlich die phonetische Schreibung .^^^ba, das
man er-ba liest. Nachdem aber T h u r e a ii - D a n " i n nachgewiesen 25
hat 5), daß -^ff in altbabylonischen Texten den Lautwert rl hat,
1) Besser ((lihr, als Plural wio im hebr. Ö'^HN mit vordoppcltom [i.
2) Vgl. Delitzsch, Assyr. Lesestiicke, 4. Aufl., S. 103a: „Siu, mohrc
die Brüder"; dagegen II. Kanko, Pers. Namos , S. 227, Anna. 3, der sowohl
erba als auch eriha als Präterita erklären will.
3) Auch Streck, Babyloniaca II, S. 232, Auni. 2 ist dieses aufgefallen;
über 31"' in der Nabonid-Stele (II, 13) s. unten.
4) Über r!n"'~l - -: Ri-hat in demselben Te.\t s, unten.
5) Inscriptions de Sumer et d'Akkad., S. 240, m. Col. II, 1.
Y22 Ungiiad, Der Name Sanherib's.
wird man noch einen Schritt weiter gehen und annehmen dürfen,
daß der gleiche Wert später i) noch vorkommt: der Name des Königs
ist also zu lesen: Sin-ahhc-riha.
Dieses gilt nun für alle Eigennamen, die mit der angeblichen
5 Wurzel :2"^ /Aisammengesetzt sind. Im Altbabylonischen fallen dem-
nach unter die Wurzel n*'- :
1. ri-ha-am und ri-ih in Namen wie Ri-ha-ain-t-li und Ri-
ib-Nii-nu-)',
2. ^))-Imi. lies ri-ba in Rt'-ba-Sin'^); Ri-ha-Uras*)\ Sin-ri-
10 ba-am^): I-lf-rf-ha-am^)'.
3. i-ri-ba-am*') in Sin-i-ri-ba-arn , Upe-i-ri-ba-om: I-U-i-ri-
ba-am'): I-ri-ib^):
4. e-ri-ba-am-') und eri-ib m l-T*-e-ri-ba-am\ Samas-e-ri-ba-
am{?); Sm-e-rl-ib, Sin-e-ri-ba, Sm-e-ri-ba-am: E-ri-ib-Ea-, E-ri-
15 ib-Sm; E-ri-ba-am-Sin: E-ri-ba-am: E-ri'-ba^^): E-ri-ba-Uras^^);
E-rt-ib-Uras^-); hyp. E-rl-ba-tum'^% E-ri-U-ja^^):
5. ta-ri-ba und ta-ri-ba-um in Istar-ta-ri-ba und Aja-ta-ri-
ba-am^^).
Diese Formen erklären sich so, daß die unter 1. und 2. an-
20 geführten Imperative , die unter 3. bis 5. Präterita sind. Hierbei
ist noch zweierlei zu beachten.
a) Ein Wechsel von r!-baavi und e-ri-ib findet sich in CT.
IV, 15 a, wo eine Person Z. 6 Sin-rf-ba-am . in Z. 12 aber Sin-e-
ri-ib geschrieben wird. Auf dieses einzige Faktum, das dafür
25 sprechen könnte , daß man statt ri-ba-am vielmehr er-ba-am zu
zu lesen habe, möchte ich jedoch keinen besonderen Wert legen,
sondern eine Nachlässigkeit des Schreibers annehmen^");
1) Ob »^yf jemals er zu lesen ist, ist mir zweifelhaft; es müßte noch
untersucht werden.
2) lianke, P. N. , S. 1.39a; S. 244 b mit eribam verglichen und mit
„increase" übersetzt; hypokoristisch Ri-ba-ja ebend. Vgl. auch BE. VI, 1, S. 50.
3) Kankc, S. 80b.
4) VS. (Vorderas. Schriftdcnkm.) VII (in Vorbereitung), 54, 15.
5) Kanke, S. 227 a (unter erba, erbam)\ ferner VS. VII, 65, 10. 14 u. ö.
G) Kanke, S. 232 b.
7) VS. VII, 63, 11; 155, 14.
8) Reisner, Telloh, 209, II, 5.
9) Kanke, S. 227a.
10) VS. VII, 183
11) VS. VII, 97 (Siegel); 101, 6 u. ö.
12) VS. VII, 153, 10 u. ö.
13) VS. VII, 102, 5 u. ö.
14) VS. VII, C4. 20 u. ö.
15) Uanko, S. 248, Anm. 5; lür ein anderes liir/'/m s. unten.
16) Kino Vorkürzung von criham 7.\\^ribam im Noubabylonischen wäre
nichts AufTnüliges; vgl. Samas-bäri neben Saniait-aMri (Tallqvist, Namen-
l)ucb, S. 187 b). Das Ojoiche in CT. IV, 15 a anzunehmen, ist aber nicht ratsam,
ila solche Vftrkürzungen sonst im Altbabjidiiisehi'n nicht begegnen.
Ungnacl, Der Name SanlieriVs. 723
b) eribam für iribain könnte Bedenken erregen : aber unter
Einfluß eines r geht gern ein i in e über^); genau unter gleichen
Akzentverhältnissen, d. h. in offener Vortonsilbe, begegnet ein Präfix
€ für i bisweilen im Präsens des Verbs ragäinu ; vgl. e-ra-ga-am
CT. n, 34, 15 (Sumu-la-el); e-ra-ga-mu CT.' II, 37, 24 ; 50, 23 ; u. ö. 5
neben i-ra-ga-am CT. II, 9, 16; 22, 20; 28, 15; u. ö.
Es würde zu weit führen, alle mit rib, erib und irib gebildeten
Eigennamen anzuführen ; es sei für die Kassitenzeit auf C 1 a y ,
Babyl. Exped. XIV, S. 43 und XV, S. 30 f. verwiesen, wo überall
statt Erha Riba-) zu lesen ist; für tarib vgl. Ta-ri-ba-Gida'^) lo
(XIV, 10,45: XV, 154,37; 198,37). Für neubabyl. 3^- finden
sich Belege bei Tallqvist, Namenbuch, S. 317 unter i—': für
tariba vgl. ebendort die Namen Istar-ta-ri-ba^) (oder bl) , wofür
sich Istar-ta-SU findet, ferner Ta-SU (d. i. Tariba)- Istar.
Was bedeutet nun diese Wurzel n'^- ? Sie ist zweifellos identisch i5
mit dem im Kodex Hammurapi's sich häufig findenden a^-i „ersetzen".
Über diese Wurzel hat Streck sich vor kurzem 5) eingehend ge-
äußei't und reichliches Material zusammengestellt, dem sich kaum
etwas hinzufügen läßt: zum medialen Grundstamm sei noch der
assyrische Name Nabü-tar-ti-ba-usur (VS. 1,99,2) erwähnt, der -'o
von Schiffer im 1. Beiheft der Orient. Litt. Ztg. als Nabä-kut-
ti-ba-usur verlesen wurde und zu weitgehenden Folgerungen ver-
wendet ist. Die Grundbedeutung dürfte sein „etwas, was man auf
Grund einer Verpflichtung zu geben hat, geben"; die Bedeutung
ist dann ähnlich der von "in im Intensivstamm, mit dem es auch 25
wechselt"); der Name Sin-ahM-riba bedeutet demnach: ,Sin , gib
zur Belohnung (für meine, des Vaters Frömmigkeit) Brüder" ; Namen
wie Sin-erlbam, sind zu übersetzen : „Sin hat Belohnung gegeben", usw.
Auch in Namen wie Nabü-tartiba-usur (VS. I, 99, 2) oder
Nabü-SU'')-nsur liegen, wie schon bemerkt, Verbalformen vor; die ^o
Namen sind in ihrer Bildung zu vergleichen mit Namen wie Sin-
takisa-bulUf, Naba-taddannn (bezw. tattannu)-usur u. ä. : sie sind
zu übersetzen : „Nabu, schütze den, welchen Du als Belohnung gabst".
1) Vgl. meine Gramm, t} 5 b a.
2) Beachte XIV, 19, 18: Jr^yib-i[lu . . .], d. i. Ri-lf>.[. . .].
•i) Für Ta-ri-Le->Sm, Tari-be-ilu (XV, S. 44) lies wohl Ta-ri-bat.
4) Von ^"1"' könnte tari-ba, das des Ideogramms wegen schon von erib
nicht getrennt werden darf, nicht abgeleitet werden.
5) Vgl. Babyloniaca II, S. 228(1'.
6) So i-ri-ba tuk-te-e parallel ?<-//;•_(//-;«//-/« (Stele Jvabonid's II, 13); vgl.
auch die Namen Nabn-tuklii-riba, Naba-tukte-tirri {T a.\\<\\\st, S. 335) und
Nabä-gimil-tirri (S. 335 unter "liri); ferner Bcl-tuk-te-e- GUR (= tirri)
VS. VI, 204, 8. 13. 2G. Hieraus folgt, daß tuhtd parallel gimillu, räbu parallel
turru ist.
7) Lies tartiba oder tariba.
724 Ungnadj Der Name Sanherib^s.
Ableitungen von der AVurzel 3^"" sind :
1. rihäiu „Entgelt"^) (so richtig schon Macmillan, BA.
Y, 612), Plural von ribtu: dieses Wort begegnet sehr häufig als
neubabyl. Name : Rihätu , der in aramäischem Gewände als rQ"""
5 (Babyl. Exped. X, 99) erscheint 2):
2. taribu „Vergeltung" ; so in dem häufigen altbabyl. Namen
Ta-ri-hu-um mit den Ableitungen Taribatum und Taribüiu7n.
Man könnte diese Namen für Kurznamen nach Namen wie Nabü-
tariba-usur (s. oben) halten; aber erstens sind derartige Namen
10 altbabvl. nicht belesrt, zweitens sind Yollnamen erhalten, in denen
Taribxun ein Substantiv sein muß, nämlich'^) Ta-ri-ib-i-lt „Ver-
sreltuncr der Götter" und Ta-ri-ib-ir-si-tim-, der Genetiv zeigt, daß
taribum ein Substantiv ist ; daneben findet sich taribtu ^).
Wie sich also gezeigt hat, existiert eine Wurzel aT* im Babyl. -
ir> Ass3'r. nicht: alle scheinbar davon abgeleiteten Formen gehören
zur Wurzel n"!", die im Grundstamm und im Medium , Vergeltung
geben" oder „als Vergeltung geben" bedeutet.
Die wichtigsten Formen^) sind:
G : Prät. irib{am), erib(am) ; tarib{am) (2. mask. und 3. fem.) :
20 Präs. iriab (Kod. Hamm, aus *irujab , *irijab) und irdb; Impr.
rtb{am)\ Inf. riäbum (aus *rajäbum^ *rijabum)^).
Gt: Prät. irtib: Opt. Urtib');
rtbätum : Entgelt :
taribum : Vergeltung.
25 tartbtum : Vergeltunof.
1) Im guten (Belohnung) oder bösem Sinne (Strafe) ; in ersterer Bedeutung
in den Eigennamen, in letzterer an der von Macmillan behandelten Stelle.
2) Fraglich ist es, ob auch der altbabylonische F r au en name i?<-Äa-/M7«
(Ranke, P. N., S. 192; BE. VI, 1, S. 59) als Ribätum gefaßt werden darf.
Wahrscheinlich liegt nur die fem. Singulareudung vor, also : liibattcm.
3) Ranke, S. 1 G9.
4) Vgl. Ta-ri-bat Sin und ra-ri-bat-iU: Clay, BE. XV, S. 44.
5) S. oben, sowie Streck, a. a. O.
6) Hierher wohl auch Li-DAN-Ellil rr= Li-rib-Ellil ^Möge E. ver-
gelten" : VR 44, IV, 33.
7) Vgl. auch Ir-ti-ba-üuSamaS bei Clay, BE. XV, 180, 14.
725
Studien über die indische Erzählnngsliteratur.
Von
Jarl Charpentier.
Unter diesem Gemeintitel werde ich mehi'ere kleinere Studien
über Motivgeschichte, Versähnlichkeiten usw. innerhalb der indischen
Erzählungsliteratur — und gelegentlich auch einzelne kurze Nach-
weise über indische oder den indischen ähnliche Motive in der
europäischen Literatur — veröffentlichen. Ich mache hier den An- r>
fang mit einem Aufsatze über das Hatthipälajätaka und damit ver-
wandte Texte. Einige größere , zusammenhängende Studien über
ähnliche Gegenstände habe ich in einer größeren Abhandlung be-
handelt, die vor kurzem unter dem Titel „Studien zur indischen
Erzählungsliteratur. I. Pacceka- Buddhageschichten" in Upsala er- lo
schienen ist.
1. Das Hatthipälajätaka.
In WZKM. V, 111 ff., VI, 1 ff. hat E. Leumann unter dem Titel
,Die Legende von Citta und Sambhüta" einen Sagenzyklus behandelt,
der, wie er selbst sagt (VI, 4), einen Teil eines ,Cyclus von Brahma- i.'>
datta-Sagen" ausmacht. Daß die Brahmadattasagen einen sehr großen
Raum in der indischen Erzählungsliteratur einnehmen, ist sicher^),
auch hat Leumann durchaus nicht alle dazu gehörigen Erzählungen
behandelt, was ja auch der Weitläufigkeit des Stoffes wegen kaum
zu erwarten gewesen wäre. Hier beabsichtige ich nur ein kleines 20
Supplement zu Leumann's Ausführungen zu geben , indem ich das
Hatthipälajätaka als ein Glied dem Zyklus beifüge.
Tu WZKM. VI, 12 ff. spricht Leumann nämlich von dem
XIV. Kapitel des Uttarajjhayana , das er ohne Zweifel mit Recht
1) Aus gewissen Gründon ist os mir sogar glaublich , dnß es schon iu
selir frühen Zeiten einen ganzen Brahmadattazylilus gegeben hat, der von Süta'<i
erzählt wurde, ebenso wie die Sagen der Päiiduiden usw., und aus dein dann
die verschiedenen Traditionen geschöpft haben. Die ungelieuvo Popularität des
Namens Brahmadatta wird Ja durch dio .IiXtakaliteratur bozougt. Gerade des-
wegen glaube ich auch mit Recht annehmen zu dürfen, daß dio Hrahmadatta-
epen im Osten Indiens zu Hause waren, umsomehr als die iiltoren Teilo des
Mahabhärata, die ja im Westen entstanden sind, soviel ioli weiß, nichts von
Brahmadatta zu erzählen wissen. (ibor alte verschollene Heldengedichte in
Indien vgl. besonders Jacobi in Album Kern p. .0311'.
Zeitachrift der D.M. G. Bd. LXII. 1«^
726 Churpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.
als eine im Jaina-Canon befindliche Unterlegende des »roßen Leerenden-
O O o
Zyklus ansieht. Er bringt es zunächst mit einem Stück aus dem
Harivamsa^) zusammen und behandelt ausführlich die gegenseitigen
Beziehungen dieser Partie der großen Legende.
5 Er mag im Recht sein , hat aber nicht beachtet , daß wir in
der südlichen Jätakasamralung eine teilweise viel näher liegende
Pai'allele besitzen. Diese Parallele ist Hatthipälajätaka (Jät. 509;
Fausb0ll IV, p. 473 — 491). Ehe ich zur Auseinandersetzung der
Übereinstimmungen des Uttarajjhayanakapitels und des Jätaka über-
10 gehe , gebe ich eine kurze Übersicht über den Inhalt der beiden
Texte 2).
Uttai'ajjhayana XIV beginnt mit einigen itihäsa -Versen (vgl.
darüber Leumann, WZKM. VI, 14):
1. devä bhavittäna pure bhavammi kel cuya egavimänaväsl
1.5 pure puräne Usuyäranäme khäe samiddhe suraloyaramme.
2. sakammasesena puräkaenam kulesu daggesu ya te pasüyä
nivvinnasamsarabhayä jahäya jinindamaggam saraiiam pavannä.
3. pumattam ägamma kumära do vT purobio tassa Jasä ya pattl
visälakittl ya taho' suyäro räyattha devi Kamaläval ca.
20 (1.) „Einige, die in einer frühei'en Existenz in derselben Himmels-
region lebende Götter waren, wurden wieder geboren in der alten
reichen Stadt Usuyära, die schön ist wie die Götterwelt.
(2.) Eines Überbleibsels ihrer früheren Verdienste wegen wurden
sie in vornehmen Familien geboren ; der Welt überdrüssig und aus
25 Furcht vor dem Samsära suchten sie ihre Rettung auf dem von
den großen Jinas gezeigten Wege.
(3.) Zwei, die als Männer geboren waren, blieben Junggesellen,
(ein dritter) der Purohita, (ein vierter) seine Gattin Jasä, (ein
fünfter) der hochberühmte König L^suyära und (ein sechster) seine
so Gemahlin Kamalävai."
Die Verse machen den bestimmten Eindruck, daß sie nur einen
Abschnitt eines längeren Zyklus einleiten, der aus seinem unmittel-
baren Zusammenhang losgelöst worden ist. Nach dieser Einleitung
wird erzählt, wie die beiden Söhne, erfüllt von Ekel über das häus-
35 liehe Leben , zu ihrem Vater gehen und ihm ihre Absicht aus-
einandersetzen, in die „Hauslosigkeit" zu ziehen, was sie auch trotz
seinem Widerstand tun. Nachdem die Söhne fort sind , zieht der
Brahmane nach einer Unterhaltung mit seiner Frau auch als Asket
weg ; nach einigem Bedenken folgt ihm die Frau. Der König will
40 sich jetzt des Eigentums des Purohita Ijomächtigen, wird aber von
der Königin davon abgehalten ; schließlich ziehen aucli diese beiden
in die „Hauslosigkeit". Dies ist in größter Kürze der Inhalt des
XIV, Kapitels des Uttarajjhayana.
\) 1, KJir.
2) Über die Kommentare der Jaina usw., die man bei Leuniann angeführt
findet, referiere ich hier niclit, da sie für mich hier kt-ine IJedoutung haben.
Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 727
Der Inhalt des Hatthipälajätaka ist in Kürze folgender. Der
Könisf Esukärl^) in Benares und sein Purohita sind beide ohne
Kinder. Sie treffen folgendes Übereinkommen. (Der König spricht:)
^samma , sace tava gehe putto jrujissati mama rajjassa säiniko
b/mvissati, sace mama putto jciyissati tava gehe bhogänam sämiko 5
hliavissati." Einige Zeit darauf zieht der Pm'ohita nach seinem Dorf
weg. Dort sieht er am Wege ein Weib mit sieben Söhnen; auf seine
Frage, wer der Vater der Knaben sei, antwortet sie : „sämi^ imesam
pitH nüma nihaddho natthi — etasmim nigrodhe adhivatthadeva-
täya santike patthetvä labhim, etäya me puttä dinnä." Der Puro- 10
hita geht zum Nyagrodha-Baum und droht ihn niederhauen zu lassen,
falls der König keinen Sohn erhält. Die Baumgottheit erschrickt
und bewirkt schließlich, daß Sakka sich der Sache annimmt. Dann
heißt es: ^pufinavanfe catfäro devaijutte passi-), te kira purima-
hhave Bäränasiyam p)esakära hutvä tena kammena laddhakam 15
panca kotthäse katvä cattäro koähüse parihhivhjimsu, pancamam
gahetvä ekato va dänam dadimsii, te tato cufä Täoafimsahhavane
nibhattimsu, tato Yämahliavane ti evam anulomapatüomam chasu
devalokesu sampattim anuhhavantä vicai-anti, tadä pana nesam
Tävaiimsabhavanato cavitvä Yämabhavanam gamanaväro. Sakko 20
nesam santikam gantvä pakkosifvcl ^märisä fumhehi manussalo-
kam gantum vaffatUi , £siikär/ranno aggamaliesiya kucchismim
lübbattathä!^ ti äha. te tassa vacanam sutva „sädhu deva, gamis-
süma, na pana amhäkam räjakulen attho , purohitassa gehe
nibbattitvä daharakcde yeva käme pahäya pabbajissämä'^ ti va- 25
dimsu. So werden später allmählich dem Purohita vier Söhne ^)
geboren, die Hatthipäla , Assapäla, Gopäla und Ajapäla genannt
werden. Um zu verhindern, daß sich die Söhne dem Asketenleben
widmen , werden alle Asketen aus dem Keiche verbannt. Als die
Söhne älter werden , verkleiden sich der König und der Purohita 30
als Asketen und besuchen die Knaben, um sie zu prüfen, was aber
die Folge hat, daß alle vier wegziehen. Hatthipäla (der Bodhi-
sattva ist) wird der religiöse Lehrer der übrigen , und eine große
Menge Leute schließen sich ihnen an. Später ziehen auch der
Vater und die Mutter weg; der König will sich des Eigenturas 3.5
des Purohita bemächtigen'), die Königin al)er beschließt, ihn davon
1) Eine Erklärung; dos Niunens Usui/ära oder Esukärl bei Louinann,
WZKM. VI, 19 1'., der ich sclioii aus dorn Grund nicht heistiminon ktuin, weil es
mir dann unbegreiflich ist, warum auch die Stadt Usn>/ära{j)ur(i) heißt. Ks
worden ja vielmehr, wie wir aus den Jätaka's sehen, die Könige nach ihren
Städten benannt („ein König Vidoha, ein König Magadha" usw.). Nach der
Niry. 409 und Sänt\ äcarya's tlkä 4()',t liegt die Stadt Kiuujdiiavae. EsukUrl
kommt auch in der 90. Predigt des Majjh. Nik. vor; Äisukuri bei l'Sii. IV, "J, 54.
2) Näml. Sakko.
3) Die Söhne sind hier vier — in Utt. nur zwei — entsprechend den
cattäri goväladäragii im Anfang der Erzählung von Bambhadatta (.lacobi,
Ausg. Erz. p. 1). Vgl. Loumanu, WZK:\I. V, 141.
4) Vgl. Utt. XIV, ;58 (s. oben).
47*
728 Charpentier, Studien über die indUsche Erzählungsliteratur.
abzuhalten und handelt deswegen folofendermaßen : sünato mamsam
äharäpetvä räjangane räsiin käräpetvä ujumaygam jälam pari-
kkhipäpesi. gijjhä dürato va disvä tass' atthäya otarimsu, tattha
sappanuä jälam pasüritarn natvä atibhärikä huivä „ujukam
5 uppatitum na sakfiissämä'^ ti attanä khäditamamsam chaddetvä
jäLam analllyitvä vjukam &>a uppatitvä (jamimsu, andhabälä pana
teilt chadditavamitam kliäditvä bhäriyä hutvä ujukam uppatitaui
asakkontä gantvä jäle hajjhimsu. atli ekam gijjham äneivä
deviyä dassayimsu , sä tarn ädäya ranno santikam gantvä ^ehi
10 täva maharäja, räjangane ekam kiriyam passissämä'' ii slhapaTi-
jaram vivaritvä J.me gijjhe olokehi maharäja'^ ti vatvä usw. So
belehi't sie den König über den rechten Pfad zum nächsten Leben,
er wird erleuchtet und zieht als Asket fort. Schließlich folgt ihm
auch die Königin und die ganze Bevölkerung von Benares. Hatthi-
15 päla wird allmählich der Lehrer des ganzen Jambudvipa.
Dies ist der Hauptinhalt des Hatthipälajätaka Man könnte
geltend machen, daß wichtige Verschiedenheiten zwischen dieser Er-
Zählung und der iainistischen Version der Sage bestehen. Gewiß,
so wie die Geschichte mit ihrem Prosarahmen dasteht^). Prüft man
20 aber die Gäthä's des Jätaka und vergleicht sie mit den Strophen
des üttarajjhayana, so zeigen sich ganz überraschende Ähnlichkeiten,
die auf enge Zusammengehörigkeit hinweisen.
In der vierten Gäthä des Jätaka spricht der Purohita zu
Hatthipäla folgendermaßen :
25 adhicca vede pariyesa vittam,
putte gehe täta patittha2:)etvä
gandhe rase paccanubhutva sabbara
arannam sädhu, muni so pasattho.
Und im 9. Vers des Uttarajjhayanakapitels-) antwortet der
30 Purohita seinen Söhnen, die die Vorzüge der Weltfiucht preisen :
ahijja vee parivissa vippe,
putte padifthappa^) gihamsi jäyä
bhoccäna bhoe saha itthiyähini *)
ärannayä hoha munI pasatthä.
85 , Studiert die Vedas, gebt den Brahmanen Speisen, setzt Söhne
(als Hausväter) in euren Häusern ein, o meine Söhne ; nachdem Ihr
1) Daß der Prosarahmen und die Gäthä's in einem Jätaka nicht ganz zu
einander passen — was freilich liier nicht besonders der Fall ist — ist ja öfters
der Fall. Man denke z. B. an DasarathajCitaka (Jät. 4G1) — vgl. Jacobi,
Kämäyaiiu p. 84fl'.; Luders, GN. 1897, p. 126 tV.; Winternitz, Gesch. d. Ind.
Litt. 1, 43;j f. — und an (iliatdjütdica (Jät. 454), v^l. Luders, ZDMG. LVIII, 087 IV.
2) Da mir keine Ausgabe des Utt. zugänglich ist, so habe ich teils den
Text Leumann's WZKM. ü, 27 fl". gebraucht, teils eine Abschrift nach einer
Handschrift, die mir Prof. Jacubi freundlichst Hell.
3) jKirillliappn. Leumann.
4) Vgl. V. lü dlianain 2><i/'fiui/a>>i saha itthiijähiin.
Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 729
mit Weibern Genüsse gekostet, werdet berühmte, waldlebende Ein-
siedler!"
Man könnte vielleicht zweifeln, ob pariyesa vittam oder j)(f'i'i-
vissa vippe den Vorrang verdient; jedoch zeigt v. 12, daß die beiden
Texte hier verschiedene Anschauungen und Ausdrücke auch im 5
folgenden grebraucht haben. Es heißt nämlich in der Antwort der
Söhne Jät. G. 5 :
vedä na saccä na ca vittaläbho,
na puttaläbhena jaram vihanti,
o-andhe rase muccanam ähu Santo, lo
sakammanä hoti phalüpapatti.
Und Litt. XIV, 12 lautet:
veyä ahiyä na havanti tanam ^),
bhuttä diyä ninti tamam tamenam.
jäyä ya puttä na havanti tänam, i5
ko näma te anumannejja eyam.
„Vedastudium gibt keine Erlösung, die gefütterten Brahmanen
führen ins tiefste Dunkel, die Geburt von Söhnen gibt keine Er-
lösung — wer möchte dir also beistimmen?"
Die Wortfolge tamam tamenam sollte eher umgekehrt lauten: 20
jedoch kommt auch die hiesige Wortfolge vor. Man vgl. z. B. das
häufig belegte majjham majjhenam (KS., Schubring's KS. usw.),
suham suhenarn Ausg. Erz. p. 24,7; 46, 23 usw.
Nachdem Hatthipäla diese Antwort gegeben hat, spricht der
König die G. 6 — auch um ihn dazu zu bringen, von seinem Vor- 25
satz Abstand zu nehmen. Die Antwort folgt in zwei Versen, wovon
der erste (G. 7) folgendermaßen lautet:
yass' assa sakkhi maranena räja
jaräya metti naraviriyasettha
yo cäpi jannä [na] marissam kadäci 30
passeyyu tarn vassasatam arogam.
ütt. XIV, 27 sprechen die Söhne des Purohita zum Vater
folgendermaßen :
jass' atthi niaccunä sakkhain jassa v' atthi paläyanain
jo jänai ,na marissämi" so hu kainkhe ,sue siyfi". ss
,Der Freund des Todes, oder wer ihm cnttliehen kann, oder
wer da weiß: .ich werde nicht sterben', der möge fürwahr be-
schließen: ,dies soll morgen geschehen'."
Die zweite Zeile zeigt, daß man im Jütakaverse i/o jn Jannä
na marissam kadäci oder etwas ähnliches lesen muß. Die Vor- 10
schiedenheit des Schlusses der Strophen beruht darauf, daß die
beiden Strophen Antworten auf verschiedene Fragen sind.
1) Vgl, Jät. 543 G. 138a: vcdn na taiiäi/a fjharanti-r-assa.
730 Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.
Zwei Strophen , deren Ähnlichkeit nicht augenblicklich in die
Augen fällt, die jedoch sicher zusammengehören, sind Jät. G. 10 :
ayam pure luddam akäsi kammam,
sv-äyam gahlto, na hi mokkh' ito me.
5 orundhiyä nam parirakkhissami
mäyani puna luddam akäsi kammam
und Utt. XIV, 20 :
jahä vayam dhammam ayänamäuä
pävam purä kammam akäsi mohä,
10 orubbhamänä parirakkhiyantä,
tarn neva bhujjo vi samäyarämo.
„Das Gesetz nicht kennend haben wir früher böse Taten in
Verblendung verübt; jetzt aber zurückgehalten und (das Gesetz)
beobachtend {pari-raks- ; Jacobi übersetzt in etwas verschiedener
15 Weise) werden wir so etwas nicht weiter verüben."
Obwohl Pischel, Pkt. Gr., p. 360 gerade diese Zeile vaijam . . .
akäsi als Beispiel für den Gebrauch von 3. sing, als 1 plur. an-
zieht, scheint es mir doch zweifelhaft, ob die Überlieferung hier
wirklich richtig ist. Es wäre möglich zu lesen:
20 iahä avam^) dhammam avänamäne
pävam purä kammani akäsi mohä
orubbhamäne pai'irakkhiyante
tarn neva bhujjo vi samäyarämi.
Jedoch gebe ich zu, daß der Plural vielleicht besser begründet
25 sein kann als der Singular, da sonst überall der Plural steht.
In dem Gespräch mit seiner Frau äußert der Purohita im
Jätaka folgenden Vers:
15. säkhähi rukkho labhate samannain.
pahlnasäkham pana khänum ähu,
30 pahlnaputtassa mam'ajja hoti
Väsetthi bhikkhäcariyäya kälo.
Dem entspricht genau l'tt. XIV, 29 :
pahlnaputtassa hu n'atthi väso,
Väsitthi bhikkhäyariyäe-') kälo,
^■> sähähi rukkho lahal saraähiiii
chinnähi sähähi tarn eva khänuiii.
^I)as häusliche Loben ist dem Kinderlosen wertlos — jetzt,
o Väsitthi, ist es (für mich) Zeit Bettlermönch zu werden. Durch
1; Sicli auf die orsto Person bczüglicli wie aucli a//am im Päligätha; vgl.
Hrugmatui, Dem. pron. p. •)(•. Oder man könnte nhcn/i lesen, was zu a/cüni
stimmon würde. Vgl. Pischel 1. c.
2) Leumann hat iiarii/tli.
Cliarpentier, Studien über die indische ErzählungsUteratur. 731
die Zweige ist ein Baum wirklich ein Baum, wenn die Zweige ab-
gerissen sind, ist er nur ein Strunk."
Die Oi'dnung der Zeilen sollte wohl umgeändert werden , so
daß darin Gleichheit mit der Gäthä erlangt wird, denn das ist un-
zweifelhaft des Sinns wegen besser, samähim ist wohl unmöglich; 5
vielleicht könnte man lesen samägkam^) = samäkhyäm „Namen,
Benennung".
Weiter spricht die Brahmanenfrau, als sie Mann und Söhne in
die „Hauslosigkeit" ziehen gesehen hat, in der 16. Gäthä folgender-
maßen : _ _ 10
aghasmi koncä^) vä yathä himaccaye
tantäni jäläni padäliya hamsä'^)
gacchanti puttä ca pati ca mayham
säham katham nänuvaje i^ajänam.
Und in Utt. XIV, 36 heißt es so : i5
nahe va kuncä samaikkamantä
tayäni jäläni dalittu hamsä^)
palinti^) puttfi ca paT ca majjham,
te'harn kahain nänugamissam ekkä.
Die Erzählung des Jätaka, wie die Königin zur Belehrung des 20
Esukäri Geier fangen läßt, und wie sich die Vögel verschieden auf-
führen, wird durch folgende zwei Gäthäs abgeschlossen :
17. ete bhutvä vamitvä ca pakkamanti vihaiigamä
ye ca bhutvä na vamimsu te me hatthattham ägatä.
18. avaml brahmano käme, te tvam paccävamissasi, -ä
vantädo puriso räja na so hoti pasarnsiyo.
Dadurch gewinnen folgende Verse des Utt. XIV ihre Erklärung:
44. bhoge bhoccä vamittä ya lahubhüya vihärino
ämoyamänä gacchanti diyä kämakamä iva.
„Die, welche gekostet und ausgespien haben, sind beweglich ao
wie der Wind und gehen wohin sie wollen, wie losgelassene Vögel."
Und
45a. ime ya baddhä phandanti mama hatthajjam ägayä,
1) S. Pischel, Pkt. Gr. p. 7G, 347.
2) Mit fliegenden Vögeln werden Mönche verglichou in der 51. Predigt
des Majjh. Nik. (ed. I, 346 u. passim) u. a.
3) Der Jätakakominentar hat als Erklärung zu diesem Vors die Erzählung,
daß goldene Gänse sich im Winter in der Kahcanaguhä aufgehalten und eine
Spinne Namens Unnanäbhi {°väbhi? vgl. Äurnaväbhi, aber auch "näblii s. BK )
ein Netz über die (XYnung der Höhle gesponnen hätte. Zwei junge Gänse
{dve tariuiahanisä) hätten aber das Netz zerrissen und die übrigen wären dem-
selben Weg folgend weggeflogen. Ob hier wirklich eine alte Erzählung vor-
liegt, weiß ich nicht. Violleicht ist diese Sage auch in Dhp. 174 gemeint.
4) Die gemeinsame Vorlage der beiden Texte kannte also die soeben er-
wähnte Geschichte.
ö) paleli, Leumann.
732 Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.
„Diese, die gefangen sind und in meiner Hand gehalten werden,
zucken . . ."
die zusammen zu G. 17 gehören. Zu 18 wieder gehört
38. vantäsi puriso räyam na so hoi pasamsio
5 mähanena pariccattam dhanaip ädäum icchasi.
„Ein Mann, o König, der Gespieenes ißt, wird nicht gelobt —
du wünschest die Reichtümer , die der Brahmane verlassen hat. zu
erraffen."
38 a ist ja G. 18b Wort für Wort gleich. Vielleicht ist des-
10 wegen die Ordnung der Zeilen in 38 zu ändern.
Schließlich heißt es in dem Itihäsavers G. 20 folgendermaßen:
idam vatvä mahäräjä Esukärl disampati
rattham hitväna pabbajji nägo chetvä va bandhanam.
In Utt. XIV, 48 spricht die Königin so zu ihrem Gemahl:
15 nägo vva bandhanam chittä appano vasahim vae,
eyam paccham mahäräyam Usuyäri tti me suyam.
„Wie ein Elefant, der seine Fessel gebrochen hat, gehe zu
deinem eigenen Ziele; o Großkönig Usu3'ärl, dies ist die gute Lehre,
die ich gelernt habe."
20 So zahlreich sind die Ähnlichkeiten der Gäthä's im Hatthipäla-
jätaka und des Uttarajjhayana XIV i). Abgesehen davon , daß es
merkwürdig ist, solche Ähnlichkeiten in Werken , die von einander
so weit getrennt sind, zu finden, ist es auch deswegen interessant,
weil es zeigt , daß das genannte Jätaka auch zu den Erzählungen
25 gehört , die in irgend einer Weise dem großen Brahmadattazyklus
angehören. Übrigens trägt ja ein Vergleich der Strophen , wie
oben gezeigt, zum Verständnis und zur Erklärung besondex"s des
jainistischen Textes bei. Da die beiden Erzählungen einen etwas
verschiedenen Ausgangspunkt haben, kann nicht ausgemacht werden,
30 welches der beiden Werke die urspiäinglichere Überlieferung er-
halten hat.
1) Mit anderen Päliverson finden sich in dem Uttarajjhayanakap. mög-
licherweise einige Ähnlichkeiten. So geht v. 15 a imajn ca me atthi imani
ca n'atthi möglicherweise mit Dhp. G2 jnittä ni'utthi dhanam m'atthi auf
eine gemeinsame Vorlage zurück, v. 32c-d: läbhani aläbfiam ca suharp ca
dukkham | scnrivikkhamürio carissänii inoijam vergleicht sicli ein wenig
Jat. 329 G. 2 labho aläbho aijaso yaso ca \ nindä panamsä ca sukhaTi ca
dulckhain ete aniccä manujesu dhammü \ mä sorn kini socani Potthapäda
(vgl. auch WZKM. XX, 30.') f.; übrigens auch Jacobi , Ausg. Erz. p. 38 u. 40
riddhim ariddhiiji samujiehi ijH nain Kdlingaräi/n vi siimikkha dhammant).
Dieselbe Vorstellung (ludet mau schlielJlicli in Utt. XIV, 31 ab: jahä i/a hol
tanuyam hhuijaiigo \ uimmoyainm hicca pulei mutto (vgl. ib. XIX, 8G mahä-
nägo vva kfnicuyiD/i) und SN. 1 IT. urago jiiniam iva lacam puräuain (jahäti),
auch Jät. 491 ü. 15 tacayi va jiuiiuiit urago puräitain (vgl. JPTS. 1906—1907
)). 71; WZKM. XX, 357) und Mrcch. ed. Stenzlor p. 4G, 14: nirmucyamäna iva
jlrnatanur b/iujaiigah.
Charpentier, Studien über die indische Erzahlungsliteratur . 733
Aus den Itihäsaversen und der allgemeinen Ähnlichkeit der
beiden Erzählungen geht ja ganz deutlich hervor, daß sie aus einer
gemeinsamen älteren Quelle geschöpft haben; es finden sich aber
in der Erzählung auch Verse von allgemeinem Inhalt . die nicht
notwendig gerade in diesem Rahmen stehen mußten, und die sich 5
tatsächlich auch anderswo finden . nämlich die Gespräche zwischen
dem Purohita und seinen Söhnen, zu welchen man Entsprechungen
findet in dem „Dialog zwischen Vater und Sohn" in MBh. XII,
6522—6561 und 9928—99661). Wie überhaupt der ganze San ti-
parvan mancherlei nichtbrahmanische Anschauungen und Überein- 10
Stimmungen mit Buddhismus und Jainalebre in sich heo-t, so macht
auch dieser y.pitäputrasamväda'^ in seinem entschieden veda- und
brahmanenfeindlichen Ton den Eindruck, als wäre er von den
, ketzerischen" Lehren beeinflußt. Das wird jedoch wohl kaum der
Fall sein — enthielt doch die ursprüngliche Anschauung und Lehre 15
der „brahmanischen" Asketen soviel Nicht-,brahmanisches"; ja, das
Asketenleben war ia in sich selbst schlechterdincrs eine Leucmuncr
des geldgierigen, an Söhnen und Vieh sich ergötzenden Brahmanen-
tums. Man beachte die freilich kurze, aber außerordentlich treffende
Bemerkung über diese Dinge bei Winternitz, Gesch. d. ind. Lit I 362. 20
Ich gebe hier eine kurze Übersicht der Versähnlichkeiten in
dem MBh. -Kapitel und den beiden früher geprüften Texten , der
ich eine Übersetzung der drei Texte — üttarajjhayana XIV, die
Gäthä's des Jät. 509 und MBh. XII, 6522—6561-^) — vorausschicke
um zu zeigen, daß, wenn auch die einzelnen Worte an den meisten 25
Stellen nicht stimmen, der Sinn immerhin derselbe ist.
Die Gäthä's im Hat th i p ä 1 aj ätaka:
(Der König Esukäri und der Purohita kommen als Asketen
verkleidet zu Hatthipäla, um ihn zu prüfen. Er spricht dann:)
1. „Endlich erblicke ich einen göttergleichen Asketen mit so
großer Flechte , eine Last tragend , mit schmutzigen Zähnen und
bestaubtem Kopf.
2. Endlich erblicke ich einen Asketen, der in Rechtfertigkeit
seine Freude findet, in gelbe Kleider gekleidet, in ein Bastkleid
gehüllt. . :i5
3. Nimm Platz und Fußwasser bei uns, 0 Ehrwürdiger! Wir
bieten dem Ehrwürdigen Nahrung an, möge er es annehmen."
1) In dor Bombay, ed. losp. XII, 17ü, 1 tV. und 277. 1 IV. Kurz nachdem
ich selbst zufälligcrweiso die Stellen gesehen hatte, habe ich das bei Winternitz,
Gesch. d. ind. Litt I, 360 Anm. 2 angedeutet gefunden. — In Mark. P. Kap. 10 tV.
kommt auch ein „Gespräch zwischen V:\tor und Sohn" vor, vgl. Winternitz.
Gesch. d. Ind. Litt. I, 4 69.
2) XII, '.)928tr. weicht freilich von 6ö22 IV. ein wonig ab, jedoch kann
das bei dem Zweck, den ich hier verfolge, von keinerlei Bedeutung sein. Denn
OS handelt sich nur um einige Verschiedenheiten in Wortstellung und Wortlaut
— der Sinn bleibt derselbe.
734 Charpentier, Studien über die indische Erzählungditeratur.
(HatthiiDäla sagt darauf, er wolle Eremit werden ; der Purohita
rät ihm davon ab:)
4. „Lerne die Yeda's , suche Erwerb , laß Söhne in deinem
Hause heranwachsen, koste alle Genüsse, die Geruch, Geschmack usw.
5 bieten — dann ist der Wald schön, der Asket lobenswert."
(Hatthipäla antwortet :)
5. „Weder die Veda's noch Erwerb geben die Wahrheit, durch
Söhne wendet man das Alter nicht ab; die Weisen sagen, daß es
Erlösung von Geruch usw. gibt — seinen Taten gemäß bekommt
10 man Lohn."
(Der König spricht:)
6. „Wahr ist fürwahr dies dein Wort: seinen Taten gemäß
bekommt man Lohn ; deine Eltern sind alt — mögen sie dich
während hundert Jahren gesund sehen."
15 (Hatthipäla spricht:)
7. „0 König, wer mit dem Tode Freundschaft geschlossen hat
oder mit dem Alter, o Menschenherr, wer da weiß: ,ich werde nie^)
sterben', der möge hundert Jahre in Gesundheit leben.
8. „Wie ein Mann eine Fähre übers Wasser führt und zum
20 anderen Ufer übersetzt, so führen immerdar Alter und Krankheit
den Menschen in die Gewalt des Todes-)."
(Assapäla spricht zum Könige und seinem Vatei*. die ihm das
Reich anbieten :)
9. „Die Sinnesgenüsse sind nur Schlamm und Morast, die Be-
25 gierden sind schwierig zu überwinden und gehören dem Tode; die,
welche in diesen Morästen stecken bleiben , werden verwirrt und
gelangen nicht zum andei'en Ufer."
10. „Früher hab' ich viel Scheußliches getan, jetzt ernte ich
die Früchte davon •') und kann nicht loskommen ; jetzt werde ich
30 aber durch Mauern mich selbst bewachen, so daß ich nicht weiter
so etwas tue."
(Gopäla antwortet seinem Vater und dem Könige :)
11. „Wie ein Mann, der durch die Wälder irrt, seine verlorene
Kuh suchend, so ist meine Wohlfahrt verloren gegangen, o Esukäri
35 — sollte ich also nicht suchen?"
(Gopäla wird ermahnt seine i^ahhalfä zu vertagen ; er wendet
fiber ein :)
12. „Morgen, morgen", sagt der Tor, „am nächsten Tagel" „Das
Kommende ist nichts," so weiß der Kluge und stößt das Gute, das
40 ihm zukommt, nicht weg."
(Ajapäla spricht zu seinem Vater und dein Könige:)
13. „Öfters seh' ich ein zartes Mädchen mit frohem Lebens-
mut, mit Augen glänzend wie Ket aka - lilumen — so kommt der
1) S. oben.
2) Diu oii|;lischo Übersetziuig (IV. p. üil7) ist liier irroleiteiid.
3) Komm.: «rä//«m galüto ti so ayani. tassa kanivKissa vi2niko mayä
rjnhito Anders die englische Übersetzung (IV. p. 208).
Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 735
Tod und zieht das Mädchen fort, ehe sie die Genüsse ihres Jugend-
alters gekostet.
14. Ein edler, schön gewachsener, herrlicher Jüngling, dunkel-
farbig mit Bart wie Kusumbha- Blüten — ich verlasse die Sinnes-
cfenüsse und ziehe in die Hauslosis^keit , o König: gehe du nach ^
Hause und verzeihe mir !"
(Der Purohita zu seiner Gattin:)
15. „Von den Zweigen erhält der Baum seinem Namen, ohne
Zweige nennt man ihn einen Strunk — jetzt bin ich ohne Söhne,
es ist für mich Zeit Bettelmönch zu werden, o Väsetthi !" lo
(Die Frau des Purohita, nachdem ihr Gatte fortgezogen ist:)
16. ,Wie die Reiher durch die Luft, wie die Gänse am Ende
der Regenzeit , nachdem sie die gesponnenen Netze zerrissen , so
ziehen meine Söhne und mein Gatte fort — warum sollte ich nicht
auf demselben Wege Erleuchtung suchen ?" i5
(Die Königin sucht den König davon abzuhalten , die Güter
des Purohita zu plündern :)
17. „Die Vögel, die genossen und das Genossene ausgespieen
haben, ziehen fort; die aber, die es nicht ausgespieen haben, sind
in meine Gewalt geraten. 20
18. Der Brahmane hat die Begierden aufgegeben; du, 0 König,
nimmst sie wieder auf — ein Mann . 0 König, der Gespieenes ißt,
wird nicht gelobt."
(Der König Esukäi-i antwortet:)
19. „Wie ein starker Mann einen Schwächling, der im Morast 25
versunken ist, herauszieht, so hast du mich, 0 Königin Pancäll, mit
deinen schönen Worten herausgezogen."
(Der König zieht fort (v. 20). Monolog der Königin, die auf-
gefordert worden ist (v. 21) das Reich zu übernehmen:
22. „Dem hohen Könige gefällt es Asket zu werden, indem r.o
er sein Reich verläßt — so will ich allein in der Welt herum-
wandeln, indem ich die sinnbetörenden Genüsse wegwerfe.
23. „Dem hohen Könige gefällt es Asket zu werden, indem
er sein Reich verläßt — so will ich allein in der Welt herum-
wandeln, indem ich alle Genüsse, welche immer sie sind, verlasse. 3.i
24. Die Zeit eilt weg, Nächte schwinden nach Nächten, die Jugend-
schönheit schwindet allmählich — so will ich allein usw. (wie in 22).
25. Die Zeit eilt weg usw. (wie in 24) — so will ich allein usw.
(wie in 23).
26. Die Zeit eilt weg, Nächte schwinden nach Nächten, die 10
Jugendschönheit schwindet allmählich — so will ich allein in der
Welt herumwandeln, aller Begierden frei, indem ich jede Verbindung
(mit der AVeit) aufgebe."
Ich lasse dann ITttarajjhayana XIV folgen, wobei ich die vv. 1 — 5
und 51 — 53, die ohne Belang für meinen Zweck sind'), weglasse : ■»•'
1) Vv. 1 — 3 sind oben wiedergegeben worden.
736 Charpentier, Studien über die indische Erzahlungsliteratur.
6. Mit Widerwillen CTeoren die Genüsse, die menschlichen sowie
die göttlichen, verlangend nach Erlösung und von Glauben erfüllt
gingen sie ^) zu ihrem Vater und sprachen :
(Die Söhne.) 7, „Wir sehen, daß dieser Aufenthaltsort nicht
5 ewig ist, daß das Leben kurz ist und voll von Widerlichkeit ; des-
wegen finden wir in dem häuslichen Leben kein Vergnügen — wir
verabschieden uns von dir, um Mönche zu werden."
(Der Purohita.) 8. Darauf sagte der Vater, um diesen beiden
Mönchen von einem asketischen Leben abzuraten : „Die Veda-Kimdigen
10 sagen, daß es keine (andere) Welt für die Sohnlosen gibt.
9. Studieret die Veda's, gebet den Brahmanen Speisen, setzt
Söhne (als Hausväter) in euren Häusern ein ; nachdem ihr mit
Weibern Genüsse gekostet, werdet bei'ühmte waldlebende Einsiedler!"
10. Den von dem Feuer der Sorge, das aus seinen eigenen
lö seelischen Eigenschaften Nahrung bekam und vom Winde der Ver-
blendung heftig aufflammte, ganz verbrannten und heftig geplagten,
manches und mannigfaches schwatzenden,
11. sie gradweise zu überzeugren suchenden und allmählich mit
Geld und Siunesgenüssen versuchenden Purohita sahen die beiden
20 Jünglinge und (sprachen) diese Worte :
(Die Söhne.) 12. „Vedastudium gibt keine Erlösung, die ge-
fütterten Brahmanen führen ins tiefste Dunkel, die Gebui't von
Söhnen gibt keine Erlösung — wer möchte dir also beistimmen?
13. Die Sinnesgenüsse geben nur einen Augenblick Glück, Un-
25 glück aber in langen Tagen, schweres Unglück, aber geringes Glück;
sie sind ein Hindernis für die Erlösung aus dem samsära und eine
Grube von Widerlichkeiten.
14. Ein Mann, der ohne seine Besrierden zu bewältigen herum-
wandelt, der Tag und Nacht besorgt ist, weil er sich um andere
30 Leute kümmert und nach Besitz strebt, erlangt nur Alter und Tod.
15. Einen, der sagt: ,Dies habe ich, jenes nicht; dies soll ich
tun, jenes nicht" und in dieser Weise schwatzt, ziehen die Räuber-)
fort — ach, welche Torheit ist dies nicht!"
(Der Purohita.) 16. „Großer Reichtum und Weiber, eine Familie
35 und gi'oße Genüsse — solcher Dinge -wogen übt die Welt Askese.
Ihr aber könnt das alles ohne weiteres haben."
(Die Söhne.) 17. „Was nützt wohl Reichtum zu Religions-
übungen, was eine Familie und Sinnesgenüsse V Asketen wollen wir
werden, mit vielen Tugenden ausgestattet, als hauslose Bettler herum-
40 wandelnd."
(Der Purohita.) 18. „Wie Feuer an den Reibhölzern erzeugt
wird, wie Butter aus Milch und Öl aus Sesamkörnern, so entsteht
die Seele im Körper — sie nimmt feste Form, sie vergeht und ist
nicht ewitr."
1) Die Sölino des Purohita (Bliigu).
2) D. h. die Zeit.
Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 737
(Die Söhne.) 19. „(Die Seele) kann nicht mit den Sinnen
empfunden werden und hat keine Form ; was aber keine Form hat,
ist ewig. Die Fessel des Ewigen ist durch die schlechten Eigen-
schaften geschaffen worden. Diese Fessel nennt man die Ursache
des samsära. 5
20. Das Gesetz nicht kennend haben wir früher böse Taten in
Verblendung verübt; jetzt aber zurückgehalten und (das Gesetz)
beobachtend, werden wir so etwas nicht wieder verüben^).
21. Die Welt wird heimgesucht und von allen Seiten zurück-
gehalten. Die Untrüglichen ziehen immer fort; deswegen finden wir lo
in dem häuslichen Leben kein Vergnügen."
(Der Purohita.) 22. „Von wem wird die Welt heimgesucht,
von wem ist sie zurückgehalten? Wen nennt man die Untrüglichen?
Ich möchte das, o Söhne, sehr gern wissen."
(Die Söhne.) 23. „Vom Tode ist die Welt heimgesucht, vom 10
Alter ist sie zurückgehalten ; untrüglich nennt man die Nächte —
das wisse, 0 Vater!
24. Die Nacht, die vergangen ist, kehrt nicht wieder; dem
Ungerechten oreben die Nächte keinen Lohn.
25. Die Nacht, die vergangen ist, kehrt nicht wieder; dem 20
Gerechten geben die Nächte reichen Lohn."
(Der Purohita.) 26. „Nachdem wir in einem Platz zusammen-
gelebt haben und beide Parteien 2) Gerechtigkeit erworben haben,
dann werden wir, 0 Söhne, fortgehen und in jedem Hause betteln."
(Die Söhne.) 27. „Wer mit dem Tode Freundschaft geschlossen -20
hat oder ihm entrinnen kann, wer weiß ,ich werde nicht sterben',
der möge fürwahr beschließen : ,es wird morgen geschehen'.
28. Nein, heute wollen wir die Weihe nehmen ; nachdem wir
dies getan, werden wir nicht wiedergeboren werden. Denn die Zu-
kunft hat für uns keine Bedeutung. Der Glaube wird bei uns das 30
Hängen am Leben vertreiben."
(Die Söhne ziehen fort. Gespräch der Eltern.)
(Der Purohita.) 29. „Das häusliche Leben ist dem Kinderlosen
wertlos — jetzt, 0 Väsitthi, ist es (für mich) Zeit, Bettelmöiich zu
werden ; durch seine Zweige ist ein Baum wirklich ein Baum ; wenn 35
die Zweicfe abtjerissen sind, ist er nur ein Strunk.
30. Wie ein Vo^el ohne Flüoel, wie ein Köniif in der Schlacht
ohne Diener, wie ein Kaufmann in einem SchiÖ" ohne Ladung, so
bin ich hier ohne Söhne."
1) Der Übersetzung, die Jacobi von dieser Strophe gibt, kann ich der
entsprechenden PäÜKätliä wegen niclit beistimmen. Ponn die Zeilen omhhhn-
mänä parirakkhii/antn tarn neva hliujjo vi sainäi/aräDiu gehören wie der l'Cü'i-
vers orundhiiiä nnm pariraklchissämi mäyam puna luddam akäsi kammam
zeigt, siclier zusammen.
2) So nach dem Komm., s. SBE. XLV, Of) n. 2. Nach Piscliel , Pkt. Or.
p. 309f. ist duhao = dvidhätdf! , was jodoch kaum richtig ist. Mein Fach-
geuosse, Cand. Smith, weist mieli auf uhltao (Pkt. IJr. p. 90) hin.
738 Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.
(Die Frau.) 31. „Alle diese wünschenswerten Gegenstände hast
du zusammengebracht, viele sehr liebliche Dinge hast du gesammelt ;
laß uns also durchaus die Genüsse kosten — dann werden wir den
Weg zur Erlösung betreten."
5 (Der Purohita.) 32. „Die Genüsse haben wir gekostet, Teuere,
unser Leben geht bald zu Ende; des (weltlichen) Lebens willen ver-
lasse ich nicht die Genüsse. Nachdem ich Gewinn und Verlust, Glück
und Unglück geprüft habe, gehe ich in die Hauslosigkeit hinaus."
(Die Frau.) 33. „Möchtest du dich nicht deiner Brüder (zu
10 spät) erinnern, wie die alte Gans, die gegen den Strom schwimmt.
Genieße die Freuden zusammen mit mir, denn das Leben eines
Bettlers ist unglücklich."
(Der Purohita.) 34. „Wie eine Schlange, o Teuere, die (alte)
Haut abwirft und frei herumkriecht, so verlassen unsere Söhne die
15 Genüsse — warum sollte ich, der Verlassene, ihnen nicht folgen?
35. Wie Rohita-Fische^) ein schwaches Netz durchbrechen, so
ziehen ausgezeichnete Männer, die weise sind und ihrer Askese wegen
Lob ex'nten, als Bettler fort."
(Die Frau.) 36. „Wie die Reiher durch den Himmelsraum
20 fliegen, wie die Gänse, die die gesponnenen Netze durchbrachen, so
ziehen meine Söhne und mein Gatte fort — warum sollte ich. die
ich allein bin, ihnen nicht folgen?"
(Danach folgt das Gespräch der Königin mit dem König üsuyära.)
37. Als die Königin hörte, daß der Purohita mit Frau und
25 Söhnen fortgezogen war, die Genüsse, das Haus und den Reichtum
verlassend, sprach sie zum König folgendermaßen :
(Die Königin.) 38. „Einen Mann, o König, der Gespieenes ißt,
lobt man nicht — den Reichtum, den der Brahmane verlassen hat,
wünschest du zu besitzen?
30 39. Falls die ganze Welt und ihr Reichtum dein wären, genügte
das alles nicht und würde deiner Erlösung nicht genug sein.
40. Da du einmal, o König, sterben und alle diese lieblichen
Sinnesgenüsse verlassen wirst, so bleibt, o Herr, nur das Gesetz
für deine Erlösung übrig — anderes gibt es überhaupt nicht.
35 41. Keine Ruhe finde ich, ebensowenig wie ein Vogel im Käfig;
ohne Nachkommen werde ich als Nonne herumwandeln, arm, auf-
recht, ohne Begierden, ohne Hängen am Besitz und ohne Haß.
42. Wie wenn ein Waldbrand alles verheert und die Geschöpfe
verbrennt, die andern Geschöpfe sich freuen, weil sie Liebe und Haß
10 unterworfen sind,
43. ebenso verstehen wir, die wir betört und durch die Sinnes-
genüsse verblendet sind, nicht, daß die ganze Welt in den FhiinnuMi
der Liebe und des Hasses vergeht -).
1) Cyprimis Kohitu: mit ruhii/ä macchil vj.;!. im Skt. rohitamatsya
lieben rohitd.
2) Die Vorstellung , daß die ganze Welt „in Flammen steht" ist ja auch
dem Buddhismus eigentümlich; vgl. z.B. Dhp. 140 usw.
Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 739
44. Die, welche Genüsse gekostet und verlassen haben, sind
beweglich wie der Wind und gehen, wohin sie wollen, wie die los-
gelassenen Vögel.
45. Diese ^), die gefangen sind und in meiner Hand gehalten
werden, zucken ; uns wird es ebenso gehen, die wir in den Begierden 5
Sfefancren sind.
46. Nachdem wir einen vom Köder gefangenen Vogel und einen
nicht sefanofenen oresehen haben-), werden wir alle Köder vermeiden
und von nichts verführt leben.
47. Weil man gelernt, daß die Genüsse die Ursache des samsära lo
sind, durch das Gleichnis von den Geiern 3), soll man bedachtsam
sein, wie eine Schlange in der Nähe eines Suparna.
48. Wie ein Elefant seine Kette zerbricht, gehe zu deiner Be-
stimmung; 0 Großkönig Usuyäri, so lautet das gute Woi't, das ich
gelernt. i5
49. Verlasse dein mächtiges Reich und schwierig zu verlassende
Genüsse, verlasse die Sinnesgenüsse und die Lockspeisen, sei ohne
Freundschaft und Besitz!
50. Lerne das Gesetz durchaus, vermeide alle die schönen
Freuden ! Übe dann die gelobte und schwierige Askese, indem du 20
fest in deinen Bestrebungen bleibst')!"
Schließlich lasse ich hier folgen den sogenannten ^pitäputra-
samväda^ in MBh. XII, 6521 ff. (= 9928ff.5):
„Yudhisthira sagte : ,"Wenn diese alle Wesen zum Untergang
führende Zeit vorübergeht, wie wird man besseres erlangen ? Sage 25
mir das, 0 Großvater!'
Bhlsma antwortete : ,Bei dieser Gelegenheit erzählt man die
alte Geschichte, die man ,Gespräch zwischen Vater und Sohn' nennt.
Höre sie, 0 Yudhisthira !
Ein vedakimdiger Brahmaiie hatte, 0 Pärtha, einen verständigen so
Sohn, der mit Recht Medhävin hieß. (6525.) Dieser Sohn, der in
Fragen, die auf Erlösung, Moral und praktische Dinge Bezug haben,
geschickt war und die quinta essentia der Welt verstand, sprach zu
seinem vedakundigen Vater.
Der Sohn sprach : ,Sage, 0 Vater, was soll wohl der Kluge tun ? 35
Das Leben hat ja nur kurze Dauer ; sage mir das, 0 Vater, in richtiger
Ordnung, damit ich nach dem Gesetz wandeln kann.'
Der Vater antwortete : , Studiere als keuscher Schüler die Veda's,
1) Die Vögel; anders die Komm., die oftbiibar nicht die im JStak.i or-
zälilte Geschichte kannten.
2) Jacobi's Übersetzung ist mir hier iiielit ganz klar. Wahrscheinlich hat
er eine andere Lesart benutzt. Eine Parallele lindet sich in MHli. XII, (;G46:
snmisaiu kuraram drslvCi vadhi/aniänaiu nlrärnisnih \ ämi-sasi/o iMritnügat
Icurarah sukham edhate\\. Vgl. dazu Franke, WZKM. XX, 345 n. 1.
3) giddlia ist hier nicht „a groedy man", sondern „Geier", wie aus dem
Obigen hervorgeht.
4) Ich schließe mich bei der Erklärung dieser Strophe Jacobi an.
5) Übersetzt bei Winternitz, Gesch. d. Ind. Litt. I, 3G01V.
740 C'harpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.
0 Sohii, wünsche dir dann Söhne, die die Manen der Väter reinigen:
dann soll man — nach Anlegung der Feuer und Verrichtung der
Opfer — in den Wald ziehen und Asket werden.'
Der Sohn : .Da die Welt heimgesucht und von allen Seiten
5 bedrängt ist, da die Unentrinnbaren fortwährend hinziehen, wie
kannst da du, ein Weiser, so reden '?'
Der Vater : ,In welcher Weise ist die Welt heimgesucht ? Von
wem ist sie überall bedrängt ? Welche Unentrinnbaren ziehen hin V
Warum erschreckst du mich so?'
10 (6530.) Der Sohn: , Vom Tode ist die Welt heimgesucht, vom
Alter ist sie überall bedrängt; Tage und Nächte ziehen hm — ver-
stehst du das nicht? Unentrinnbar sind die Nächte, ewig kommen
sie und gehen hin ; wenn ich also weiß , daß der Tod nie stehen
bleibt, wie kann ich dann warten, da ich solches w^ohl weiß V Da
15 das Leben mit jeder schwindenden Nacht kürzer wird, soll doch
der Kluge wissen, daß die Tage (unseres Lebens) zwecklos sind; wer
könnte Glück finden wie ein Fisch in seichtem Wasser? Der Tod
überrascht den Menschen, ehe denn seinen Begierden erfüllt sind —
den Menschen, dessen Sinn sich mit anderen Dingen beschäftigt, als
20 pflückte er Blumen. (6535.) Wie eine Wölfin ein Lämmchen, so
reißt der Tod (den Menschen) fort — tu also heute, was nützlich
ist, so daß die Zeit nicht hinschwindet! Der Tod schleppt (den
Menschen) fort, ehe er seine Arbeit verrichtet — tu also heute die
Arbeit des kommenden Tages, am Morgen die Geschäfte des Abends I
25 Nicht kümmert sich nämlich der Tod darum, ob eine Arbeit fertig
ist oder nicht, und wer weiß, wessen Todesstunde heute gekommen
ist? Schon im Jugendalter soll man das Gesetz beobachten — das
Ijeben dauert ja nicht ewig — tut man nämlich, was recht ist,
erntet man hier Lob und im nächsten Leben Glück. Wer in Ver-
30 blendung eingehüllt ist und der Gattin und Kinder wegen arbeitet,
der sucht, nachdem er Recht oder Unrecht verübt hat, nach Glück.
(6540.) Einen Mann, der Söhne und Vieh besitzt und darauf seineu
Sinn einsetzt, schleppt der Tod fort wie ein Tiger eine schlafende
Gazelle. Wer sich nur mit dem Sammeln A'^on Reichtümern be-
35 schäftigt und der Sinnesgenüsse nie satt wird, den reißt der Tod
hin, wie ein Tiger ein Vieh hinschleppt. ,Dies ist getan, dies muß
ich tun, jenes aber ist nur halb getan' — einen Mann, der so an
Begierden und Genuß hängt, macht das Schicksal zu seinem Unter-
tan. Wer die Früchte seiner Taten noch nicht geerntet und die
40 Merkmale des karman trägt, wer an Ackerbau, Handel und häus-
lichem Leben hängt, den schleppt der Tod fort. Der Schwächling
und der Starke, der Held und der Feigling, der Tor und der Weise —
alle schleppt der Tod fort, obwohl sie nicht die Friüllung ihrer Be-
gierden erlangt haben. (6545.) Da Tod, Alter, Krankheit und alle
45 Arten von Krankheit an dem Körper festhängen, wie kannst du
dann glücklich aussehen? Von Geburt an bis zum Ende verfolgen
'J'od und Alter den Sterblichen — mit diesen beiden behaftet sind
Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 741
beweu;liche und unbewegliche Wesen. Die Freude des im Dovfe
Wohnenden ist fürwahr die Freude ^) des Todes — der Götter Wohn-
ort ist der Wald, so sagen die heiligen Texte. Die Freude des im
Dorfe Wohnenden ist eine bindende Kette: die Guten zerreißen sie,
die Bösen aber nicht. Wer nicht durch Gedanken, Worte oder 5
Handlungen die lebenden Wesen beschädigt, der wird nicht durch
das Lebensziel hindernde Handlungen gebunden. (6550.) Keiner
vermag das heranziehende Heer des Todes ^) zu hindern; denn in
der Wahrheit besteht die Unsterblichkeit. Deswegen soll man immer
die Wahrheit reden, sieh immer der Wahrheit wegen abmühen, der lo
Wahrheit folgen und von ihr beherrscht sein — so wird man den
Tod besiegen. Tod und Unsterblichkeit sind im menschlichen Köi-per
verbunden — durch Verblendung kommt der Tod, durch Wahrheit
die Unsterblichkeit. Ohne jemand zu beschädigen, Wahrheit redend,
außer dem Bereich des Zorns und der Leidenschaft befindlich, gegen i5
Glück und Uncrlück gleichgülticf und ruhig werde ich wie ein Un-
sterblicher den Tod verhöhnen. Die Seelenruhe ist mein Opfer, ich
bin ein zurückgehaltener Asket, der in dem heiligen Studium fest
ist; durch Sinn, Wort und Tat werde ich opfern.
(6555.) Denn wie konnte ein Mensch wie ich blutige Tieropfer -'o
darbrincren — konnte wohl ein Weiser wie ein Pisäca todbringende
Kriegeropfer-') darbringen? Wessen Worte und Sinn immer voll-
ständig auf die Versenkuno- crerichtet sind, wer Askese, Entsagung
und Wahrheit übt, der gelangt zum jenseitigen Ufer (nirväna oder
jlvanmuldi). Es gibt kein Auge wie das Wissen, es gibt keine 2i>
Askese wie die Wahrheit; es »ibt kein Unglück wie die Leiden-
Schaft und es sfibt kein Glück wie die Entsacruncr''). Im Selbst vom
Selbst erzeugt werde ich auch ohne Nachkommen als Selbst fort-
leben, im Selbst werde ich existieren — keine Nachkommen brauchen
mich zu retten. Der Brahmane hat keine höheren Schätze als diese: .to
Einsamkeit, Gleichgültigkeit, Wahrheit, Tugend, Standhaftigkeit.
Milde 5), Aufrichtigkeit und schließlich Aufgeben aller Beschäfti-
gungen. Was nützt dir Reichtum und Verwandtschaft, o Brahmane,
was ein WeibV — du wirst doch sterben; gehe in dich selbst ein
und suche das Verborgene ! Wohin sind wohl deine Väter tjeürancron V ."is
Bhlsma sprach : ,Als der Vater das Wort des Sohnes gehört,
tat er danach — handle du (Yudhi:-thira) auch so, die Wahrheit
und das Gesetz an die erste Stelle setzend.'"
1) Der Te.\t in 99.')-.i : mrtyor vä grliani elad rät yü gräme vasato
ralih ist offenbar nicht riclitig, da or einen schlechten Sinn ^\\)t,
2) Vgl. ilnzu Mhv. III, p. 457, 19 (u. n) : na hi na samgdmam tena mahä-
sainyena mrtyunä, Divyävad. \\ (58. 20 (u. n.): dhunita mrtyunah sainynm
nadägürain ira kunjarah usw.
3) So übersetze ich mit Wintornitz , ulnvuhl icli in den Wörterbb, dss
Wort hsetrayajha nicht finde.
4) Vgl. zu diesem \'erso Dlip. vv. 202; 2öl.
5) Mit dem (hnKlanidhänain vgl. das buddhistische sabhesu bhiitesu
uidhäya daijdam in Dhp. und SN.
Zeitschrift der D.M. G. Bd. LXII. 48
742 Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.
So lautet dieser Abschnitt, dem man doch, wie Winternitz mit
Recht bemerkt, nicht buddhistischen Einfluß zuschreiben darf. Es
sind vielmehr die im Mahabhärata so häufig vorkommenden Lehren
des Sämkhya, die ja auch dem Buddbismus als Unterlage dienen,
5 die sich hier zeigen. Und überhaupt wurzelten wohl diese Lehren,
die ja eine reine Verneinung und Zerstörung der Brahmanenkaste
mit sich führen, schon von grauer Vorzeit her gerade innerhalb
dieses selben Brahmanentums. Dies aber führte allmählich eine
gänzliche Neuschätzung des Lebens mit sich : der Brahmane war
10 nicht mehr das vornehmste Mitglied der Gesellschaft, da ja die
Opfer, durch die er seine hohe Bedeutung bekam, den Verkündern
der neuen Lehren ganz bedeutungslos, ja verwerflich schienen ; das
Kastenwesen wurde überhaupt in seinen Grundlagen erschüttert :
man wird ja nicht länger als Brahmane geboren, nur durch Eigen-
15 Schäften und Ringen um Erlösung wird der Mensch — welcher
Kaste er auch angehören mag — ein Brahmane. Und sicher meint
der Sohn in dem oben angeführten Stück v. 6559:
naitädrsam brähmanasj^ästi vittam yathaikatä samatä satyatä ca
sllam sthitir dandanidhänam ärjavam tatas tatas coparamah krijäbhj-ah
20 mit hrühmana denselben Brahmanen, den der Erhabene oder seine
Schüler in Dhp. 383 — 423 so schön geschildert haben. Rücksichts-
los wird auch in der Rede des Sohnes die brahmanische Lehre von
der Notwendigkeit, Söhne zu erzeugen, die der Väter Schuld reinigen
können (v. 6527), zurückgewiesen durch den tiefsinnigen Ausspruch
25 in V. 6558:
ätmany evätmanä jäta ätmanistho "prajo 'pi vä
ätmany eva bhavi.syämi na mäm tärayati prajä.
Denn wozu sollen doch Söhne sein — weiß man wohl
(6560.) pitämahäs te kva gatäh pitä ca?
30 Schließlich crehe ich dazu über, die Versanklänge an das Mahä-
bhärata und die beiden andern Texte zu zeigen.
MBh. XII, 6527:
vedän adhitya brahmacaryena putra
puträ,n icchet pävanärthain pitrnäm
35 agnln ädhäya vidhivaccei^tayajno
vanain pravisyätha munir b\ibhüset.
So lautet die Antwort des Vaters auf die erste einleitende Frage
des Sohnes. Ein Zusammenhang mit .Tat. 509, G. 4 adhicca vede
2>ariy(;sa vitUim usw. und ütt. XIV, 9 aliijja cvc pariv'issa vlppc usw.
40 ist natürlich nicht zu leugnen; eine gemeinsame Vorlage ist ganz
deutlich. Da aber sowohl die Gäthä wie der l^tt.-Vcrs auf einen
Anfang (tdliitt/a vedän weisen, so ist klar, daß der v. 9933, der
adlütya ccdün usw. lautet, den ursprünglichen Text bewahrt hat.
Chariyentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 743
Auf die Antwort des Vaters folgt der Einwand des Sohnes in
den vv. 6528—6530') (6529 ist eine Frage des Vaters):
putra uväca : evam abhyähate loke samantät parivärite
araoghäsu patantl^u kiip dhira iva bhäsase?
pitoväca: katham abhyähato lokah kena vä pariväritah 5
amoghäh käli patantlha kirn nu bhisayasiva mäni?
putra Ltväca: inrtyunäbhyähato loko jarayä pariväritah
ahoräträh patanty ete nanu kasmän na budhyase?
Diese Verse, zu denen sich im Hatthipälajätaka keine Entsprechung
findet, sind mit Utt. XIV, 21—23 fast Wort für Wort identisch. Dort lo
heißt es nämlich folgendermaßen :
putrau : abbhähayammi logämmi savvao pai'ivärie
amohähim padantlhim gihamsi na raiin labhe.
pitä : kena abbhähao logo kena vä parivärio
kä vä amohä vuttä? jäyä cintävaro hume. 15
putrau: maccunä 'bbhähao logo jaräe parivärio
amohä rayani vuttä evam täyä vijäiiaha.
Mit der letzten Vershälfte zeigt sich auch eine kleine Ähnlich-
keit in MBh. XII, 6531a:
aniogliä räfrayas cäpi nityam äyänti yänti ca. 20
Es wäre möglich, daß dasselbe Vorbild dem Verfasser von
MBh. XII, 6533 b
(jüdhodoke matsya iva sukham vindeta kas tadä
und von Utt. 35 a
chindattu jälam abalam va rohiyä 2.t
macchä
vorgeschwebt hat-). Jedoch gebe ich gern zu, daß die Ähnlichkeit
nur eine zufällige ist.
Der Vers 6537b (= *t941b):
ko hi jänäti kasyädya mrtyukälo bhavisyati ao
hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Inhalt in Jät. 809, Ct. 7 ifasii
assa sakkhl viaranena rüja usw. und Utt. 27 jass atthi maccunä.
sahkham usw.
Mit v. 6542a (= 9946a):
idam krtam idain käryam idani anyat krtakvtam :iö
1) Ebenso in 91)34 — 9936. Nur ist wie Utt. 21 zeigt, hier wieder eine
bessere Losart bewahrt, da dort in 9934 sarvatah parwärite (= sahhao
parivärie) statt G528 s(im<mtät parirarite steht. S. liioriiber aucli Franke,
WZKM. XX, 0211 IV., der weitere l'arallolou zu diesen Strophen boiyobraeht hat.
2) Näheres steht SN. 62 : sandaldi/itvänti saini/ojanäni Jälant cn bheträ
saUVamhucärl agglva daddfuim anivattamäno eko carc khaggavisä uakaiypo .
Vgl. auch Mhv. I, p. 458,'ü.
4S*
744 Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.
vergleiche man Utt. 15b:
idam ca me kiccaiu idam akiccam^)
und mit 6545 a (= 9949b):
mrtyur jarä ca vyädhis ca usw.
5 vergleiche man Jät. 509, G. 8e:
evam pi vyädhT satatam jarä ca.
Schließlich kommt der in dem Mahäbhärata- Abschnitt nicht
ungewöhnliche Yersschluß :
mrtyur ädäya gacchati
10 in Jät. 509, G. 13d:
ädäya maccu vahate kumäriin
vor-^).
Es geht also aus dem oben Ausgeführten hervor, daß der Mahä-
bhärataabschnitt im großen und ganzen mehr mit dem Uttarajjha-
15 yanakapitel als mit den Jätakaversen übereinstimmt. Wir können,
meine ich, für den epischen und den Jainatext ganz sicher eine
o-rößere sfemeinsame Vorlage annehmen. Was nun zuerst die beiden
Mahäbhärata-Versionen betrifft, so geht aus zwei Lesarten ^j, die in
dem späteren Abschnitt mit üttarajjhayana übereinstimmen, deutlich
üo hervor, daß das Stück 9928 ff. die ältere und bessere Textrezension
darstellt. Daraus ist dann später das Stück 6523 ff. abgeleitet
worden. Wir können aber, glaube ich, noch weitere Schlußfolge-
rungen ziehen. In 9935 (= 6529) steht, wie oben angeführt,
folgendermaßen :
2:, katham abhyähato lokah kena vä pariväritah
und die Antwort lautet in 9936 (= 6530):
mrtyunäbhyähato loko jarayä pariväritah.
Es ist ja nicht zu leugnen, daß katham hier wenig am Platz
ist — man erwartet unwillkürlich kena. In Ftt. XIV, 22 u. 23
30 heißt es ja auch :
kena abbhäbao logo kena vä parivärio^)
1) Dieser Vers auch in Dhp. Diitr. de Kli. C'ro 35, vgl. Lüders. GGA
1899, p. 40.5.
2) Der Vers 6534 (::= 0939): anavaptesu kameßu mrti/ur abhijeti ma-
nacam \ puspütüva vicinvantam anyatra gatamänasam stimmt zu Dhp. 47:
pupphän' eva pacinantain vyäsattamanasam naram '. .suttani gamaiji maliogho
va miiccu ädäya gacchati (vgl. damit teils das oben angeführto »irtyur
ädäya gacchati, teils 9945: su2)tam vyäghram mahäugho rä mrtyur ädäya
gacchati, wo vyäghram wohl nicht gerade paßt — es erklärt sich vielleicht
aus Vermischung mit vyaghra in C54() xuptani ryäghro mrgam iva m ä. g.)
und Dhp. 48: jmpji/iän' eoa pacinantain ryäsattaiittinanaiii nuraiii \ atittain
yeva käinemi antaho kiirute vasain (vgl. G54:ib hrtäulo hurutc vaäe).
3) adh'ttya veduii in v. 9933 und sarcatah in v. 9934.
4) Jfit. 538 Q. Iü3 steht auch: kena-m-ahbJudiato loko Lena ca pari-
i'ärito (s. Franko a a. O.).
Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 745
und
maccunä 'bbhähao logo jaräe parivärio.
In der Quelle der beiden Texte — ■wahrscheinlich einer volks-
tümlichen Spruchsamnilung — stand also sicher *kena abhyähato;
dies kann ja aber nicht in einen Sanskritäloka eingefügt werden, in 5
einen Bhäsävers geht es aber ganz gut. Daraus ist m. E. der Schluß
nicht allzu kühn, daß die gemeinsame Quelle i) dieses Teils des y^pitä-
putrasamväda'^ -) in einem Volksdialekt abgefaßt war.
Weiter ist es aber auffallend, daß in MBh. und ütt. gerade
ein Stück ganz wörtlich übereinstimmt, das sich in dem Hatthipäla- lo
jätaka nicht findet. Überhaupt gibt es ja zwischen dem epischen
Stück und den Päligäthä's kaum wörtliche Übereinstimmungen —
der Ausdruck : mrtyur ädäya yacchati resp. ädäya maccu vahafe usw.
gehört ja, wie Dhp. 47 zeigt, zu den loci communes des Pälikanons.
Es stellt sich also als wahrscheinliches Kesultat heraus, daß das i5
Uttarajjhayanakapitel in die zur Brahmadattasage gehörige Esukäri-
geschichte teilweise Sprüche eingefügt hat, die anderswoher geholt
wurden. Denn als der ursprüngliche Bestandteil der Sage sind wohl
nur die Verse zu betrachten, die dem Jätaka- und dem Uttarajjha-
yanastück gemeinsam sind. Es sind dies folgende''): 20
Hatth ipalajataka
4.*) adhicca vede pariyesa vittam
putte gehe täta patitthapetvä
gandhe rase paceanubhutva sabbaip
arannam sädhu, muni so i)asattho.
5. vedä na saccä na ca vittaläbho
na puttaläbhena jarain vihanti
gandhe rase muccanam ähu santo
sakammanä hoti phalüpapatti.
6. yass'assa sakkhl maranena räja
jaräya mettl naraviriyasettha
yo cäpi jafinä [na] marissam kadäci
passeyya tani vassasatam arogam.
10. ayarn pure luddaiii akäsi kamman.i
sv-äyam gahlto na hi inokkh' ito rae
orundhiyii nam parirakkhissämi
mäyam puna luddain akäsi kamman^i.
Uttarajjhayana XIV.
9.^) ahijja vee parivissa vippe
putte paditthappa gihamsi jayä
bhoccäna bhoe saha itthiyähini
äi'annayä hoha munl pasatthTi.
12. veyä ahiyä na havanti tänain
bhuttä diyä ninti tamam tamenani
jäyä ya puttä na havanti tänam
ko näma te auumannejja eyarn.
27. jass'atthi maccunä sakkham
jassa v'atthi paläyanam
jo jänai „na marissämi"
so hu kamkhe „sue siyä".
20. iahä vavam dhammam avänaniänä
I pävain purä kammani akäsi niohä
orubbhamänä parirakkhiyantä
tarn neva bhujjo vi saniäyaräiiio.
1) Ich siigo „die gemeinsame Quelle'', weil ich kaum {ilaubo , ilali iler
Verfasser dieses epischen Stückes direkt eine jainistische Quelle benutzt hat.
Über die Entstehung der Jainaworko vgl. übrigens Jacobi in SHE. XLV p. XL.
2) Damit bezoichno ich hier der Kürze ■»vogon sowohl den MHh.- wie den
Utt -Abschnitt.
3) Ich versucho hier auch in Kürze eine Kokonstruktion des alten Itihiisa.
4) Zu diesem Vors stimmt wie gesagt MBh. XII, 6527 = 9933.
746 Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur.
15. säkhähi rukkho labliate samaünam
pahlnasäkham pana khänum ähu
pahlnaputtassa inam' ajja hoti
Väsetthi bhikkhäcariyäya kälo.
16. aghasmi koficä vä yathä himaccaye
tantäni jäläni padälij'a hamsä
gacchanti pattä ca patT ca mayham
sähain katham nänuvaje pajänarn.
17. ete bhutvä vamitvä ca
pakkamanti vihaügamä
3^e ca bhutvä na vamimsu
te nie hatthattham ägatä.
18. avami Ijrähmano käme
te tvam paceävamissasi
vantädo puriso räja
na so hoi pasamsio.
20. idam vatväna mahäräjä
Esukari disampati
rattham hitväna pabbajji
näoro chetvä va bandhanam.
29.
36.
pahlnaputtassa hu n'atthi väso
Väsitthi bhikkhäyariyäe kälo
sähähi rukkho lahai samähim
chinnähi sähähi tarn eva khänuip.
nahe va kuncä samaikkamantä
tayäni jäläni dalittu hanisä
palinti puttä ca pal ca majjham
te' ham kaham nänucramissam ekkä
44
bhoge bhocca vamitta va
lahubhüya vihärino
ämoyamänä gacchanti
diyä kämakamä iva.
45 a. ime ya baddhä phandanti
mama hatthajjan.i ägayä.
38. vantäsi puriso väyam
na so hoi pasamsio
mähanena pariccattam
dhanam ädäum icchasi.
48. näoro vva bandhanam chittä
appano vasahim vae
eyam paccham mahäräyam
Usuväri tti me suvam.
Die ursprüngliche Itihasa.
Des Purohita Bhrgu^) (bei König Usuyära — Esukäii in Usu-
yärapura — Bäränasi) Söhne wollen Einsiedler werden. Sie befragen
ihren Vater über das Leben , das sie führen sollen ; er antwortet
5 ihnen: „Studiert die Veda's" usw. (Jät. G. 4, Utt. v. 9). Die Söhne
aber weisen ihn mit ihren Aussagen (Jät. G. 5, 6, 10, Utt. v. 12, 27, 20)
zurück und ziehen fort. Der Purohita gibt in dem v. säkhähi
rukkho usw. (Jät. G. 15, Utt. v. 29) seiner Gattin Yasä (Utt. v. 3)
aus dem Gotra des Vasistha (Jät. G. 15, Utt. v. 29) von seinem Ent-
10 Schluß, den Söhnen zu folgen, Bescheid; die Gattin spi'icht den
V. aghasmi koncä etc. (Jät. G. 16, Utt. v. 36) und zieht auch fort.
Der König will sich den Besitz des Pui-ohita aneignen ; die Königin
I\incäli (Jät. G. 19d) belehrt ihn durch das Bild von den Geiern-)
und dui'ch die vv. ete bhutvä und avanü brähmano (Jat. G. 17 — 18,
15 Utt. 44, 45a u. 38). Sie ermuntert ihn, Einsiedler zu werden
(Utt. v. 48, in Jät. G. 20 als Itihäsaversj. Beide ziehen dann auch
in die Hauslosigkeit fort (Utt. v. 51 ff.).
So lautete, glaube ich, in größter Kürze die ursprüngliche Er-
zählung, aus der die beiden Texte geschöpft haben. Die Erzählung
1) Komm, zu Utt. XIV.
2) giddhovama Utt. v. 47.
Charpentier, Studien über die indische Erzählungsliteratur. 747
in Utt. ist, wie ich glaube, in der Vorgeschichte ursprünglicher —
die lange Erzählung des Jätaka von der Geburt der Söhne wird
durch keine Gäthä's gestützt — ebenso darin, daß sie die beiden
Söhne von selbst zum Vater gehen und ihm ihre Absicht kundgeben
läßt. Denn die weitläufige Jätakaerzählung von den Proben der vier 5
Söhne sowie deren einander so ähnliche Namen sehen kaum ursprüng-
lich aus. Auch den Monolog der Königin im Jätaka GG. 21 — 26
betrachte ich als spätere Einschiebung. Dagegen hat der jainistische
Text in den Gesprächen zwischen den ursprünglichen Gäthä's viel
mehr aus anderen Quellen eingeschaltet als der Pälitext und auch 10
an einigen Stellen die ältere Ordnung: der gemeinsamen Verse ge-
ändert.
748
Äthiopische Etymologien ^).
Von
Frauz Praetorius.
10. A^^, Präposition und Konjunktion der Zeit , findet sich
in demselben Sinne und derselben Anwendung bisweilen im Soqotri,
z. B. loa-'dm tey ißm Müller's 2. Bd., S. 114,26; 142, 16 und
eines Tages; wa-'dm iey ^eneh Bd. 2, S. 140,23 und eines
5 Jahres; ica-'dm igodihem S. 118, 7 und als er zurückkehrte.
So sehr aber auch Laut- und Sinngleichheit dafür sprechen , daß
wir in beiden Sprachen dasselbe Wort vor uns haben, so hilft diese
Erkenntnis doch nicht zur Erschließung der Etymologie. Im Gegen-
teil kann durch die für das Soqotri angegebene Form 'am Zweifel
10 entstehen , ob im Äthiopischen nicht ein ursprüngliches \JC^ an-
zusetzen ist.
Aus diesem Zweifel helfen die von Rhodokanakis herausgegebenen
Texte im Dialekte von Dofär (8. Bd. der Südarab. Expedition). Wir
treffen dort das entsprechende Wort in größter Häufigkeit an, und
15 zwar in der Form yam^ seltener yem, ganz selten ein. Z. B. yatn
yom S. 5, 24 eines Tages, ü-ydm fi-lUyl S. 10, 11 und in der
Nacht; ydm yi{fun S. 1, 9 wann sie kamen, yam 1mm fi-ttarig
S. 38, 1 als sie auf dem Wege waren; yem ,scfhä S. 23, 24
als er sie sah; em-<jäbet S. 14, 18 neben yam ydhet. Dieses
20 yam weist auf ursprüngliches yöm , dessen enttonte und partikel-
haft gewordene Form yam. yem ist.
Selten kommt das Wörtchen im ISIehri vor, etwas häufiger im
^hauri; vgl. Müller's 3. Bd., S. 4, 10 am (mehri), en (sh.), S. 6, 19:
10, 2 yem (slj.).
25 Aus § 169 meines Buches ,Zur Grammatik der Gallasprache"
ist ersichtlicli , wie früh uiul wie lief nach (^stafrika hinein das
1) ForUotzung zu Bd. Gl, S. 615 ff.
Praetorius, Äthiopische Etymologien. 749
semitische yöi)i als Partikel gedrungen ist. Vgl. Beitr. As. Sera.
Spr.. 2. Bd., S. 339. Wir erkennen das Wort nun auch im äthiop.
A<^, das sich zu ^*?^ heut verhält, wie 'am bezw. ijam zu
yöm Tag im Soqotri bezw. Dofärdialekt. Daß A<^ aber nicht
etwa ein später Bestandteil im Äthiopischen ist, dafür spricht »
namentlich die charakteristische Endung ä des Status constructus.
in zweiter Linie auch das mit diesem n wechselnde e
Ob auch das bisher = L«! gesetzte äthiop. 7\C7^ wenn hier
anzui'eihen ist ?
11. (Sr^m, (D'ifll verschlingen, amhar. Till , stelle lo
ich zu dem gleichbedeutenden arab. Jsj^, an das auch schon Dill-
mann gedacht hat. Auf welchem Wege diese Wurzel, die ursprüng-
lich med. w ist, im Äthiopischen prim. lo geworden ist, läßt sich
mit Sicherheit nicht erkennen ; nur vermuten kann man , daß ein
Nomen wie Ö^>"J^ für f^'^T'P (wie Ö^^hC f^'n' ""cl »eben i5
f^^fllTC) zu dieser Umbildung der Wurzel den Anstoß gegeben.
Daß wirklich ein Nomen mit vorgesetztem m vorhanden arewesen
und zu Denominierung einer neuen AYurzel Anlaß sregeben hat.
ersieht man aus dem hadramautischen Joijo«! sc laisser avaler,
pouvoir etre avale; s. Landberg, Hadramoüt S. 717 und die jo
daselbst zitierte Stelle. — Aber es sind ja auch noch andere Mög-
lichkeiten denkbar, und der Wechsel von Wurzeln med. w und
prim. 10 ist ja überhaupt nicht ganz selten i).
1 2. In J*l^iC aufspringen, anspringen; fliegen er-
kenne ich das wohlbekannte j, dessen gemeinarabische Bedeutung 25
^fliehen" nunmehr wie eine Spezialisierung aus jenen Bedeutungen
erscheint.
Wir finden s in genau denselben Bedeutungen „springen,
fliegen", aber nicht in der Bedeutung „fliehen" im Mehri und
Soqotri wieder; s. Jahns Texte und Wörterbuch S. 177a; ferner 30
Müllers 2. Bd. S. 1, 5; 59, 8: 65, 8; 3. Bd. S. 13. 13: 14, 1.
1) Merkwürdigerweise wird im nofiirdialokt _Ll*X gebraucht, wenn die
Schlange den Hals vorstreckt, um ihre Beute zu vorschlingen; s. Khodo-
kanakis' Texte S. 8, 36; 0, 1. IJald hätte mich dieser Gebrauch vorloitot,
(XX''/rri. ™^' CiQm gemeinarabischen _Ll*<* „vorstrecken, lang machen" zu-
sammenzustellen.
750 Praetorius, Atldoinsche Etymologien.
Ebenso im Dofärdialekt ; s. ßhodokanakis' Texte, S. 3, 19; 14, 12;
24, 21: 36, 31; 37, 3; 75, 20. Auch fräfir Flügel; ßhodoka-
nakis S. 36, 18. 19: nifrer: Müller, 3. Bd., S. 14, 9.
In Rhodokanakis' Dofäi'texten findet man den Übergang von
5 f in / in großer Fülle, so daß ich darauf verzichte, hier Beispiele
zu bringen (vgl. Völlers, Volkssprache S. 9 f. , ZA., Bd. 22, 225 f.).
Wenn ich gerade bei ,5 diesen Wandel in *A nicht gelesen habe,
so mag das Zufall sein, oder indi-viduelle oder lokale Eigentümlich-
keit. Aus *,i ist äthiop. t\Z^/^ hervorgegangen. Vgl. BASSpr.,
10 1. Bd., S. 43, Xr. 41.
13. fhUJ^^ häßlich sein, mißfallen wird von Barth,
Etyra. Studien S. 54 mit A-ii~s> „einen mit Worten kränken, be-
schämt und bestürzt machen" zusammengestellt. Barth's weiteren
Vergleich mit hebr. D':on lehnt Fraenkel, BASSpr., Bd. 3, S. 82 ab,
15 während er fflUJi^ = *-i:^5=- zu billigen scheint. „Das hebräische
Wort scheint aber doch wesentlich den BeCTvift" der Gewalt auszu-
drücken, den die angezogenen südsemitischen Wörter nicht kennen".
Das ist richtig; und die von Barth für AfhUJ^^ und fhULhf^^
angesetzten Bedeutungen „Gewalt antun, Böses zufügen" bezw. „bös-
20 artig, ungerecht" erscheinen allerdings etwas ausgesucht.
Ich bezweifle aber auch, daß fflUJ^^ = (^J^:>- ist. In
letzterer Wurzel liegt die Bedeutung „schämen, scheuen, sich er-
regen" deutlich zutage (z. B. Stumme, Tunisische Märchen und Ge-
dichte S. 50, 21). Im arabischen Süden ist die Wurzel in der
2;-) Bedeutung „achten, Ehrfurcht haben" weit verbreitet; s. Moritz,
Sammlung arabischer Schriftstücke aus Zanzibar und Oman S. 21 ;
V
Müllers Shauri-Texte S. 2 pass., ^xi>=^ü«| Rhodokanakis Dofärtexte
S. 30, 31 ; 31, 29 „sich jemandes annehmen". Möglich daß tigrifia
fflrt*-^ „Zurückhaltung im Geben, im Empfangen" (de Vito, Voca-
30 bolario S. 10) zu ^.-^^5» gehört. Äthiop. filLU<^ aber stelle Job
zu ^..iij:. Schon im Schriftai'abischen setzt bei ^xij., namentlich
in gewissen Ableitungen, die Bedeutung des „tölpelhaften, un-
geschickten, linkischen" ein, die in dem liäufigen ^.xxi^ dann herr-
schend geworden ist; s. Dozy, Suppl. , Rhodokanakis' Dofärtexte
35 S. 11, 11. Ich glaube, dieser Bedeutung steht fhUhf^ häß-
lii.li, un gestalten, schlecht, flllUf^'^ Häßlichkeit,
Praetorius, Äthiopische Etymologien. 751
Schlechtigkeit ganz nahe. Und AflllU^-^ schlecht han-
deln, schlecht behandeln ist von fh UJ'f^^ , (V\ UJf^'^
wohl erst denominiert , dem arab. ^JJ:*^ nicht unmittelbar gleich-
zusetzen. Die Wurzel dürfte also ursprünglich mit h als "^WJ^^
anzusetzen sein. 5
14. /il^7 trüben, verfinstern (Dillmann, col. 80)
dürfte gleichfalls ursprünglich "^ als Anlaut haben, denn es entspricht
ohne Zweifel arab. .s^*^- Diese dem Schriftarabischen fi'eilich
nicht sehr geläufige und bei Freytag in einigermaßen abweichen-
den Bedeutungen angeführte Wurzel wird von Landberg, Hadraraoüt lo
S. 477, 566 für weite Strecken Südarabiens in genau der gleichen
Bedeutung „trüben" angeführt, die das äthiopische Wort zeigt. •
15. ö^/n"? gemäß. Landberg, Hadramout S. 269 bringt
vj5»~w.J! ^3)1-^ irjj^ (bleibe hier) während ich nach dem
Markt gehe, was äthiopisch lauten könnte: C^ (TVi (Af^^ ^^
^i) : ArhCD'C; weiter S. 88 j.L*iiJ; ^jJo ^JL^ nach Maß-
gabe (der Menge) des Getreides, was äthiopisch ebenfalls
durch {Ci, H\C^ :) C^(M \ 7\^A wiedergegeben werden
könnte. Ebenso Datinah S. 86 Anm. 4 töhocj emfi'rä'ah teyncha
min emmiV der Kanal nimmt die für ihn angemessene '-io
Menge Wassers auf, = äthiop. O^dX*! : S. 51 Wa feyn
emmifä gemäß der Form des Backofens, = äthiop. (0 )<^
m? .' (fi^(W{\ S. 57 nifäyin el-ma 'ala feyn eJ-binn
wir bemessen das Wasser nach den Kaffeebohnen
= fc^Si^l : J9P : C^iWi : n-^. I.Iadramoüt S. 269 wird 25
(jJd As. = .lXü Ac gesetzt, und S. 360 ist neben jjUa JLc
noch xäaI^ As. in gleichem Sinne angeführt, und beide Ausdrücke
werden ebenda ins Altertum zurückverfolgt ^).
Das seiner Etymologie nach bisher dunkle äthiop. <^{Tl z
dürfte an dieses in ganz Südarabien (Hadramout S. 649) verbreitete so
^J^.I^ anzuknüpfen sein. Es bieten sich zunächst zwei Möglich -
1) Ob auch fanü so im Sliiiuri hierher gehört, lasse ich unentschieden
(z. B. Müller's 3. Bd. S. 9, 10; 122, 17).
752 Praetorius, Äthiopische Etymologien.
o -
keiten der Anknüpfung: aus ^^Ua U, oder aus einem einheitlichen
Nomen matän oder ähnlich. Vielleicht spricht die Tigreform
0^ff\i für letztere Möglichkeit: vgl. Reinisch, Bilinwörterbuch
S. 278, WZKM. Bd. 4, S. 298.
5 16. jftCrfl bedeutet sich abmühen, müde, kraftlos
sein, fl^rll Arbeit, Mühe, Ermüdung. Im Tigrina
(de Vito, Vocabolario S. 41) sowohl, wie im Amharischen (Guidi,
Vocabolario S. 154) tritt an dieser Bedeutung die Seite der Müdig-
keit, Beschwerde zurück, die Seite der Arbeit dagegen hervor:
^0 |*lCffl bezw. 1*1/^ bedeutet hier arbeiten, herstellen,
fabrizieren. Ich halte die im Äthiopischen ausgeprägte Be-
deutung für die ursprünglichere — , wenn ich die bisher etymo-
logisch ganz unklare Wurzel richtig mit : zusammenstelle. Die
Wurzel bedeutet im Arabischen vor Müdigkeit hinfallen,
15 erschöpft sein, ^JLs* ii>.£>:. sein Zustand war schwach,
elend; „se dit d'un malade qui est encore trop faible pour se
lever, ou de celui qui s'est beaucoup fatigue en marchant" Dozy,
Supplement. Im. Soqotri ist die Wurzel häufigen fTebrauchs:
s. Müller's 2. Bd. S. 63, 4 „(ich kann nicht weiter gehen) rdzahk"
20 ich bin müde: S. 133, 6 ; 158, 16; 250, 7. 9; 3. Bd. B. 14, 6.
Vielleicht ist das äthiopische Verbum erst von fl^fll = .-t;,
denominiert. Wenigstens scheint die Lautumstellung hier am leich-
testen begreiflich. Und der Wandel von z in den entsprechenden
tonlosen Laut hat auch wohl keine unüberwindlichen Bedenken.
25 Ist es dabei vielleicht von Bedeutung, daß in Müller's Bd. 1, S. 169
Irizeh er ermüdet durch i«.<i«| 1 wiedergegeben wird, also z
durch ^ (J*l)?
17. Ö^^A.I?-- <^^A.I?* Waschbecken. Wasser -
Schüssel gehört, wie schon Dillmann gesehen, mit arab. jJL'i
30 Flüssigkeit in ein Gefäß tun zusammen; vgl. Fraenkel,
Fremdwörter S. 16 Anm. Vgl. noch f^^^A,ii* .' ^^r'-fl bei
Bezold, Kebni Nagast S. XXV b. Es macht den Eindruck, als sei
OSi erst denominiert von ^^^'^^I^A.I?'- — .Vußer stände, eine
sichere Etymologie von CT^^^A.I,^' zu bieten, kann ich hier nur
3& bemerken , daß das auf arabischem Boden bisher vermißte Wort
r
I
Praetorius, Äthiopische Eti/mologien. 753
jetzt im Dofärdialekt nachgewiesen ist ; s. Rhodokanakis' Texte
S. 25, 30 pl. mgälid = <^J'AJ?'.
18. Es scheint ein (mindestens) zweifaches r^ACD angenommen
werden zu müssen. Zunächst das alte J?AG) = bSo, JJj, das sich
aber nicht zum Schöpfeimer, sondern zur Wageschale in Beziehung 5
gesetzt hat. Diese Besonderheit dürfte schon auf voräthiopischer
Grundlage beruhen, wenigstens findet man auch im Soqotri (Müller,
Bd. 1, S. 150, 13) deles oder diJüwis er wog es; und S®^HI^
der hadramautischen Inschrift Osi. 29 hat man schon längst mit
äthiopischem ö'^J^/VT Gewicht zusammengestellt, — Aus dem lo
Begriff des richtig abgewogenen (»l^A.QX') m^ig vielleicht der des
angemessenen, creziemenden sich denominativ entwickelt haben, der
SO oft in JB^A*, A^A(D, 'l'J^A "■ a. vorliegt und der
sich dann noch nach verschiedener Richtung hin weiter ent-
wickelt hat. 1»
Besonders zu stellen ist aber '1",^A(D sich zu etwas
rüsten, vorbereitet, in Angriff genommen werden,
Ah-f^^AO) und Ahi-.VAO) act (^ÄOr, -t-.ip A)
Dies ist offenbar identisch mit dem von Landberg, Hadramoüt
S. 497, 575 auch in der Nebenform J.o gebrachten Jj> beginnen, -.'o
Beide Bedeutungen berühren sich dicht und gehen in einander über.
Auch Datinah S. 85, 16; 86, 10. 14, z. B. daJIhjt )hki ich be-
gann zu weinen. Das Äthiopische spricht also dafür, daß
Jo, nicht ^o die wahre Form ist (vgl. Landberg a. a. 0.). Ist
.JC'. 'V^AiD an ^j> zeigen anzuknüpfen? 25
754
Zum samaritanischen Josiia.
Eine Erklärung.
Von Dr. A. S. Yahmla.
Im letzten Hefte der ZDMG. p. 533 flf. hat es Herr Dr. Gaster
als notwendig erachtet, die Frage nach der Echtheit des von ihm
, entdeckten" und in dieser Zeitschrift ,zum ersten Male heraus-
cjecrebenen" samaritanischen Josuabuches von neuem aufzunehmen
5 und in eingehender Weise zu erörtern. Hierbei hat er in erster
Linie meine in den Sitzungsberichten der Königl. Preuß. Akad. d.
Wiss. Bd. XXXIX. 887—914 erschienene Abhandlung .lieber die
Unechtheit des samai'itanischen Josuabuches" einer ganz besonders
scharfen Kritik unterworfen. Obwohl sich meine Abhandlung von
10 Anfang bis zuletzt durchaus in den Grenzen der strengen Sachlich-
keit hält, die in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen ein Gebot
der Loyalität ist , hat es Dr. Gaster für richtig gehalten , mich in
einem sehr gereizten Tone anzugreifen.
Ich müßte ein sehr geringes Maß von Urteilsfähigkeit bei den
15 Lesern dieser Zeitschrift voraussetzen , wollte ich es unternehmen,
die von Dr. Gaster gegen meine Abhandlung aufgeführten philo-
logischen und literarhistorischen Argumente ernstlich zu widerlegen.
Muß man sich schon darüber wundern, daß Dr. Gaster selbst nach
dem Bekanntwei'den des noch heute lebenden Verfassers des samari-
20 tanischen Josua den zweiten Teil seiner Arbeit mit der sehr
mangelhaften und an sich nach der Übertragung des viel umfang-
reicheren Liber Josuae durch Juynboll vollkommen überflüssigen
Übersetzung nicht zurückgezogen hat, so ist es erst recht erstaun-
lich, daß er sogar die Echtheit und das zweitausendjährige Alter
2.". dieses Werkes noch immer durchaus beweisen will. Die Frage ist
für die wissenschaftliche Welt schon längst entschieden und dürfte
für einen anderen als Herrn Dr. Gaster kaum von Interesse sein.
Ich erachte es aber nicht als meine Aufgabe auch Herrn Dr. Gaster
von der Wertlosigkeit seiner Entdeckung oder besser „Wieder-
30 entdeckung" zu überzeugen. Eins wäre allerdings im Interesse der
wissenschaftlichen Wahrheit geboten , nämlich die von Herrn Dr.
Gaster gegen mich und auch sonst aufgestellten, den Tatsachen
widersprechenden Behauptungen gebührend zurückzuweisen. Man
wird es aber begreiflich finden, wenn ich auch hierauf verzichte,
sr» Es scheint mir nur verwunderlich, daß Dr. Gaster's Nachtrag über-
haupt in dieser Zeitschrift zum Abdruck gelangen konnte').
1) |Nacli literftrischom Uriiuche stand Herrn Dr. Gaster dns Recht zu,
seine in clor ZDMG. vorcifVontlidite These ebenda noch einmal zu verteidigen.
Die Kedaktion.]
^00
Anzeigen.
Matei'ialien zur älteren Geschichte Armeniens und Mesopo-
tamiens. Von C. F. Leh m ann- Ha up t. Mit einem
Beitrage: Arabische Inschriften aus Armenien und Diyar-
hekr von Max van B er ehem. (= Abhandl. der KgJ.
Ges. d. Wiss. zu Göttingen. Philol.-hist. Klasse. N. F. 5
Bd. IX, h'r. 3.) Berlin 1907. 184 S. in 4», 92 Abbild.,
14 Taf. 20 Mk.
Die vom Mai 1898 bis gegen Ende 1899 von Lehmann -
Haupt und W. Belck mit staatlicher und privater Unterstützung
ausgeführte Bereisung Armeniens und Nordmesopotamiens stand in 10
erster Linie im Dienste der Epigraphik und Archäologie. Beide
Forscher beabsichtigten, die Geschichte und Kultur des präarme-
nischen Reiches oder Urartu's (bibl. 'Ararat), wie es die assyrischen
Keilinschriften nennen, an der Hand einheimischer Inschriften, bau-
licher Überreste und sonstiger Fundobjekte aufzuhellen , eine Auf- 15
gäbe, die nur durch Ausgrabungen an Ort und Stelle entsprechend
gelöst werden konnte.
Diese deutsche armenische Expedition • sah ihre Bemühungen
von den schönsten Erfolgen gekrönt. Die wertvollste Frucht der
Reise bildet ohne Zweifel die über alles Erwarten reichhaltige Aus- 20
beute an präarmenischen Keilinschriften , die zur einen Hälfte in
völlig neuem Materiale besteht, zur andern in genauen Neukollationen
der bisher bekannten Texte.
Über die gesamten wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Ex-
pedition lagen bisher nur zahlreiche , sich gegenseitig ergänzende, -.'ö
während der Reise abgeftißte Vorberichte und vorlüutige, zusammen-
fassende Rückblicke vor, die bei ihrem i)rovisorischen Charakter zu
einer vollen Würdigung und Verwertung des Gewonnenen nicht
genügten und deren Benutzung überdies die Zerstreuung in eine
ganze Reihe von Publikationsorganen einigen Abbruch tut ^). Es 30
1) Dio bis inkl. 1000 an vorschiedeiuMi Orten orscbiencnon Berichte zählt
Lehmann im Jahresbor. f. Geschichtswiss. für l'JOl I, 10 auf. Über dio j^anzo
Keise orientiert am besten Lehmann's Abhandlung in WZKM. XIV, 1 — 40; dio
inschriftlicbo Ausbeute wird von Belek und Lebmann in den Sitzungsber. der llerl.
Akad. d. Wiss. 1900, No. XXIX (S. Olü— 3:5) verzeichnot.
756 Anzeigen.
ist daher sehr zu begrüßen, daß nun das eine der beiden Expeditions-
mitglieder , Prof. L e h m a n n - H a u p t , mit den hier angezeigten
„Materialien zur älteren Geschichte Armeniens und Mesopotamiens'
die Publikation der wissenschaftlichen Resultate beginnt. Der er-
f> schienene Quartband behandelt in drei Teilen folgende drei größere
Gruppen von Materialien für die Geschichte und Kultur der durch-
forschten Gebiete :
1. Die Stein- , Fels- und Bauziegelinschriften in babylonisch-
assyrischer Sprache nebst den Skulpturen der babylonisch- assyrischen
10 Periode.
2. Materialien zur Kunde der chaldischen Kultur und der
Herkunft der Chalder (vgl. zu dieser Benennung unten S. 763),
vornehmlich aus den Ausgrabungsfunden von Toprakkaläh bei Van.
3. Arabische Inschriften, bearbeitet von Dr. Max van Berchem,
1.5 Teil I (S. 1—64):
Im 1. Teile bespricht L. die neugefundenen bezw. zum Teil
neu untersuchten assyrischen Texte und Skulpturen. In vortreff-
licher photographischer Reproduktion sind die einzelnen Objekte,
zumeist Inschriften, wiedergegeben: drei der letzteren^) werden in
20 Autographie mitgeteilt. Von den Neufunden der Expedition ist ein
Teil inzwischen in den Besitz des Berliner Vorderasiatischen Museums
überwecranofen , dessen Verwaltung die Publikation der betreffenden
Inschriften vorbehalten blieb -).
An altbabylonischen Inschriften erhalten wir zwei
25 neue Texte, eine Weihinschrift des Königs Dungi von Ur und ein
in semitischer Si^rache abgefaßtes Fragment, das vielleicht von
einem der letzten Herrscher der Ur-Dynastie herrührt. Mit Un-
recht hält L.'(S. 6 — 7) noch immer an seiner Ansetzung von drei
Dynastien von Ur und zweier verschiedener Herrscher. Namens
30 Dungi, fest. Scheil, Winckler imd Thureau-Dangin haben den über-
zeugenden Nachweis dafür erbracht , daß in der altbabylonischen
Geschichte , soweit dieselbe bis jetzt urkundlich ins klare gestellt
ist, nur mit der Existenz eines einzigen Dungi gerechnet werden
kann-'), eine Auffassung, welche durch die Angaben der kürzlich
3.'-) von King veröffentlichten babylonischen Chronik Br. M. No. 26472 ')
und die von Hilprecht in Babyl. Exped. vol. XX, part I mitgeteilte
Liste der Könige von l'r und Nisin ^) vollauf bestätigt wird.
1) Weihiiischr. Dunjji's imd dio beiden Tigristumiel-lnschr. >"o. II und IV
(s. Taf. 111 und IV;.
ü) Diese Texte sind jetzt von Ungnad in den ziemlich gloiclizoitiK mit
Lehmanns Huche erschienenen \'orderasiatisehe Schriftdenkmäler der Kj;l. Museen
zu Berlin, Heft 1, Leipzig 1907 ediert (Abk : VAS!).).
."5) Vgl. auch K. Huber in „Die Personennamen in den Keilschrifturkunden
;ius der Zeit der Könige von Ur und Nisin" (Leipzig 11)07), S. 5.
4) Studies in Kastern History, vol. III (London 1907), 1 IV.
i)) \'gl. Ungnad in dieser Zeitschrift, IUI. lil, 714 11.
Streck: Lehmann- Hmq^t, Materialien z. all. Gesch. Armeniens etc. 757
Im Anschlüsse an die beiden altbabylonischen Texte reproduziert
und beschreibt L. (S. 8 — 12) einen sehr merkwürdigen, ungewöhn-
lich großen Siegelzylinder, der im Jahre 1888 in Gök-tepe, südlich
vom Urmiasee , gefunden wurde und sich jetzt im Metropolitan-
Museum in New- York befindet. Es handelt sich nicht um ein alt- 5
babylonisches Kunstwerk, sondern, wie L. offenbar mit Recht an-
nimmt, um die Reproduktion eines solchen^). Die Darstellung, welche
die Anbetung des solaren babylonischen Nationalheros Gilgames zum
Vorwurfe hat, berührt sich in Stil und Formengebung nahe mit
altbabylonischen Motiven. In Einzelheiten weicht sie aber recht lo
erheblich von den bisher auf altbabylonischen Siegelzylindern be-
kannten, ähnlichen Szenen ab.
Unter den drei neuen altassyrischen Texten (S. 12 — 16)
ist der wichtigste die Inschrift von Yungalu bei Melasgerd, welche
Tiglathpileser I zum Andenken an seinen Sieg über die Liga der i5
Nairifürsten (Prisma-Inschr. col. IV, 43 fiF.) errichtete. Beachtung ver-
dienen auch die beiden Ziegellegenden des älteren Königs Tukulti-
Ninib I, da von diesem bis vor kurzem nur sehr spärliches in-
schriftliches Matei'ial bekannt war-).
Das Gros der von L. edierten und besprochenen Inschriften 20
gehört in die „assyrische mittlere Zeit " (S. 19 — 47), unter
der L. die Periode von Assurnasirpal III bis Salmanassar III, also
von 885—755 v. Chr., versteht.
An der Quelle des Dorfes Babil in Mesopotamien (25 km süd-
westlich von CiazTrat-ibn-'ümar) wurden von der Expedition sechs 2.5
Fragmente assyrischer Königsstelen aufgefunden, die sich mindestens
[1) Gegen Freih. v. Bissing's Zweifel an der Echtheit (s. Deutsche Literat.
Zeit. 1907, Sp. .^179) vgl. Lehmann in Berlin. Philol. Wochenschr. 1908, Sp. 830.]
2) Vgl. dazu meine Bemerkungen in ZA. XVIII, 160 — 1G2. Seitdem haben
sich die Urkunden dieses Königs sehr bedeutend vermehrt. L. W. King publizierte
in seinen records of the reign of Tukulti-Ninib I (Lond. 1904) die in London
befindlichen sogenannten Annalen , genauer die mit historischen Notizen ver-
sehene Griindungsurkundo der Stadt Kär-Tukulti-Ninib, außerdem drei Fragmente
einer Schaleninschrit't , die wahrscheinlich sämtlich von diesem Herrscher her-
rühren. Auch teilt King, a. a. O. 60, note 1 die schon von mir in ZA. XVIII, 161
erwähnte Inschrift auf Backsteinen aus Kujundschik mit. Einen sehr reichlichen
Zuwachs an neuen Tukulti-Ninib-Texton haben dann die Ausgrabungen der
Deutschon Orientgescllschaft in Assur geliefert; dieselben harren noch der Heraus-
gabe. Nach den Mittcil. der D. O. G. wurden bis 1007 folgende hierhergehörige
Inschriften gefunden: Ziegelstempel: MDOG. No. 20 (Assur No. 37—38), No. 22, 33.
No. 26, 42—43; 63. No. 28, 37. — Steintabletten (As.sur 782. 788, 790, 806):
a. a. O. No. 21, 23; No. 22, 36. — Bruchstücke von Alabastertafeln: No. 21, 29;
No. 32, 16. — 18 zeilige Inschrift auf einem schwarzen Stein (A. 3062): No. 26,
25. — 36zoiligo Bauinschrift: No. 31, 13, sowie eine weitere Bauinschrift:
No. 28, 31, außerdem eine für die Topographie und Baugeschichto der Stadt Assur
grundlegende Tonbauurkunde (A. 1337): No. 22, 22 IV.; 7ölV. — Außerdem ist
zu erwähnen eine Kiesel-Inschrift (A. 5985): No. 28, 23, deren Inhalt sich, wie
es scheint, teilweise, mit dem der Londoner , Annalen" deckt. — Wahrscheinlich
diesem Könige werden auch ein rein historischer Text (A. 4484): No. 26, 60
und eine 1907 entdeckte Tontafel: No. 33, 16 zugeschrieben werden dürfen.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXH. 49
758 Alizeigen.
zu zwei Exemplaren zusammenfügen und von denen drei Fragmente
zu einer und derselben großen Stele Assurnasirpal's III (885 — 860)
gehören^). Die Vorderseite der letzteren zeigt das wohlerhaltene
Bild des Assyrerkönigs und trägt eine leider arg verstümmelte
5 Inschrift. Für die historische Wichtigkeit dieses Monuments
sprechen auch seine bedeutenden Dimensionen : mit der Gesamt-
höhe von mindestens drei Metern rangiert es unmittelbar hinter
dem prächtigen Monolith Assarhaddon's aus Zengirli , der größten
aller bisher bekannten assyrischen Königsstelen (3^/ß m).
10 Daß von Assurnasirpal auch eine Inschrift auf den Fingern
einer Faust (Tatze?) existierte, wußten wir, was L. entgangen ist,
schon aus G. Smith, Assyr. Discov. 76-); vgl. auch Bezold, Babyl.-
assyr. Liter. 72'^). Die Inschrift selbst war bisher unediert. Nun
teilt L. eine solche auf einer Tonfaust mit, die ebenfalls wie das
15 von Smith signalisierte Exemplar aus Nimrud (Kalhu) stammt. Ein
in den Maßen etwas abweichendes Stück mit gleicher Aufschrift
besitzt, wie schon L. hervorhebt, auch die Vorderasiatische Samm-
lung in Berlin (VA. 3128)^). Dieser kurze Text ist ebenso, wie die
weiter unten (S. 26 ff.) von L. publizierten Backsteine Salmanassar's II
20 von speziellem Interesse für die Bau- und IJokalgeschichte der Stadt
Kalhu. Diese letzteren, die von der Erbauung {risiptu) des Stufen-
turmes {zikkuratu) von Kallju durch Salmanassar II berichten, sind
in sieben-, fünf- und vierzeiliger Redaktion abgefaßt. Das von der
Expedition in Mösul erworbene fünfzeilige Exemplar ist jetzt Eigen -
25 tum des Königl. Museums in Berlin (VA. 3214) und wurde in-
zwischen auch in VASD. I, No. 68 veröfientlicht. Ein Duplikat
dieses fünfzeiligen Textes befindet sich im Archiv der Franziskaner
in Jerusalem ^).
Das meiste Interesse unter den Salmanassartexten beanspruchen
30 die historisch bedeutsamen vier Inschriften am Ausgange des Tigris-
tunnels (S. 31 — 44), die nun zum ersten Male in zuverlässiger
Edition vorliegen. Ein ganz besonderes Verdienst erwarb sich näm-
lich die Expedition durch ihre eingehende , mit außerordentlichen
Schwierigkeiten verknüpfte Untersuchung des Tigristun nels bei
3ö Egil (nördlich von Diärbekr) und der dort angebrachten assyrischen
1) Dio Zuweisung der drei andern Bruchstücke (vgl. über sie Lehmann,
S. 5C) bleibt unsicher.
2) Audi Ungnad erwähnt in VASD. I, S. IX (No. 65) die Notiz bei Smith nicht.
3) Es handelt sich wohl um ein für dio Sclintzkamnier des Tempels be-
stimmtes W'eihgeschenk An einer andern Stelle spricht Smith, a. a. O. 252,
von zwei weiteren in Nirarüd entdeckten „votive-hands" aus der Zeit Adad-
nirari's IV. Man vergleiche damit dio kleinen von der Expedition aufgefundenen
Hiinde präarinonischer Provenienz, olVenbar ^'otiv(', die I>. auf S. 81 abbildet;
[siebe noch Nachtrag!).
4) Jetzt ediert in VASÜ. I, No. G5. Im Berliner Exemplar fehlt am An-
fang von ZI. 1 c-kal , Palast".
5) Herrn Pater Dr. Engclb. Huber verdanke ich eine Abschrift der von
ihm im Jahre 1900 kopierten Hacksteinlegende.
Streck: Lehmann- Haupt, Materialien z. alt. Gesch. Armeniens etc. 759
Königsinschriften. Die landläufige Anschauung ging seit Schrader's
Ausführungen 1) dahin, daß die Quellgrotte des Sebeneh-Sü, wie
man den Tigristunnel irrtümlich auf Grund der Angaben früherer
Reisender zu nennen pflegte-), mit dem Quellort {res eni) des
Subnat identisch sei, wo den Assurnasirpaltexten zufolge die Stelen 5
Tiglathpileser's I, Tukulti-Ninib's II und Assurnasirpars aufgestellt
waren. Die Folge dieser falschen Identifikation war die, daß man
die vier Inschriften der sogenannten Quellgrotte, von deren Existenz
man wußte, den erwähnten drei Königen und Salmanassar II zu-
schrieb. Nun handelt es sich aber, wie die genaue Durchforschung lo
der betrefi:enden Lokalität durch die beiden Expeditionsmitglieder
ergeben hat, gar nicht um eine Quellgrotte, bezw. einen Quellort
des Tigris, sondern um einen Tunnel, durch den ein von den An-
wohnern Bylkalen oder Byrkelehi-Sü genannter Bach fließt-). Die
Unmöglichkeit, diesen Tigristunnel mit der Subnatquelle zu kom- i5
binieren, hat L, schon früher in verschiedenen Zeitschriften ein-
gehend und überzeugend dargetan-').
Die von der Expedition vorgenommene , genaue Untersuchung
der assyrischen Inschriften des Tigristunnel- Ausganges ergab nun
das Resultat, daß dieselben, entgegen der bisherigen Annahme, nicht 20
von vier, sondern nur von zwei Assyrerkönigen herrühren, nämlich
von Tiglathpileser I und von Salmanassar II. Auch fanden sich
statt der vermuteten vier insgesamt fünf Inschriften, von denen vier
Salmanassar II angehören ; zwei der letzteren waren bisher völlig
unbekannt^). Sämtliche vier Inschriften des genannten Königs 25
wurden zum Andenken an den im 15. Regiei'ungsjahre g^gQn die
1) In der Monographie „Die Keilinschriften am Eingange der Quellgrotte
des Sebeneh-Su" (Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1885). Auch ich schloß
mich seinerzeit in ZA. XIII, 92 ff. Schrader an.
2) Der Name Sebeneh oder Zibbeneh-Sü als Bezeichnung dieses Baches
ist, wie Belck in Zeitschr. f. Ethnol. 1899, S. 2.52 konstatiert, an Ort und Stelle
völlig unbekannt. Es existiert allerdings in der Nähe ein Dorf, Namens Zibbenet.
In diesem aber das altassyrische Sub(p)nat erkennen zu wollen, dies muß denn
doch als äußerst unsicher charakterisiert werden. Überdies haben wir, wie L.
mit Kecht aus der Art der inschriftlichen Erwähnung erschließt, die Sub(p)nat-
quelle in anderer Richtung zu suchen, wahrscheinlich entspricht ihr mit L. (s.
zuletzt im Jahresber. d. Geschichtswiss. 1901. I, 33) die oben S. 7ö7 erwähnte
Quelle bei Babil.
3) Am besten orientiert über den Tigristunnel Lohmann's zusammenfassende
Abhandlung in Verh. d. Berl. Anthrop. Ges. 1901, S. 22G— 41. Eine Dar-
stellung des Tigristunnels würden wir auf Schiene J der Palasttore Salmnnassar's II
von Balawät besitzen, falls es sich hier tatsächlich um ein Ereignis des 15. llegie-
rungsjahres handeln sollte; vgl. die l?eschroibung der Szene durch Billorboek
in BA. VI, No. 1, 58; 59.
4) Die von Schrader, a. a. O. dum Tukulti-Ninib II zugeschriebene In-
schrift hat sich als ein Salmanassartext (= Lehm., Tigr. No. 2) entpuppt. Von
den schon bisher, allerdings nur in ungenügenden Abschriften, bekannten In-
schriften Salmanassar's (= Lehm., Tigr. No. 3) und Tiglathpileser's I (-= Tigr.
No. 1) bietet jetzt Lehmann zuverlässige Kopien; die letztere siehe bei Leh-
mann S. 17.
49*
760 Anzeigen.
Nairivölker (am Südrande des avmenischeu Hochlandes; näheres in
meiner Abhandlung in ZA. XIII, 57 ft'.) unternommenen Feldzug
eingemeißelt.
Eine historisch recht wichtige Urkunde stellt die von L. in
5 Mösul erworbene Stele aus der Zeit Salmanassar's III (765 — 755)
dar, welche den Sieg des Turtans Samsi-ilu, der als Eponym für
das Jahr 780 bezeugt ist, über den König Argistü I von Urartu
verherrlicht. Die Inschrift rührt sehr wahrscheinlich von Salma-
nassar III selbst her, von dem bisher keinerlei epigraphische Denk-
10 mäler zum Vorschein gekommen sind ^). L. reproduziert den Test
in photographischer Wiedergabe und umschreibt und übersetzt einige
historisch besonders wertvolle Zeilen ; bei diesen sind jetzt auf
Grund der üngnad'schen Autographie des Originaltextes-) sehr zahl-
reiche Verbesserungen zu machen , die L. in den Nachträgen auf
15 S. 177 in der Hauptsache selbst schon notiert hat. In ZI. 3 wird
id-lu la a-[di-ru\ zu ergänzen sein ; ebda, lies rapsütu'^' statt
raijsüte*^ ; TA. 12 lautet: ']'P^-su alämf'^-su-nu; das bei L. noch da-
hinter stehende i.s-hat ist äußerst unsicher.
Die aus der Sargoniden epoche stammenden Keufunde der
20 Expedition , je ein Backstein Sargon's und Sanherib's, sowie zwei
Assurbauipal-Fragraente besitzen nur einen untergeordneten Wert
und besagen uns , von einer einzigen , gleich zu erwähnenden Aus-
nahme abgesehen , nichts Neues. Der neue Backstein Sanherib's
(S. 50) liefert uns nämlich eine für die Beurteilung der Politik
25 dieses Herrschers interessante historische Notiz des Inhalts, daß
der als Zerstörer Babylons bekannte Assyrerkönig die Befestigung
Borsippa's, der Schwesterstadt Babj^lons, erneuerte. Der neue Sargon-
ziegel (S. 48) befindet sich jetzt im Berliner Museum (VA. 3212)
und wurde inzwischen auch in VASD. I, No. 72 publiziert^). Das
30 Gleiche gilt von der sechszeiligen Backsteinlegende Sanherib's (S. 51)
= VA. 3215, nun ediert in VASD. I, No. 74: sie stellt ein Duplikat
zu I R 7, No. VIII, C dar.
Von der schon in I K 7 , No. VIII , H edierten dreizeiligen
Sanheribinschrift, die laut Angabe der englischen Herausgeber von
35 aus ,Shamamok, Hazeh, S. W. of Arbela" herrührenden Backsteinen
kopiert wurde, bekam L. ein weiteres Exemplar zu sehen, daß sich
im Privatbesitze in Gwilr am linken Ufer des oberen Zäb gegen-
über dem Negübtunnel (nahe bei Nimrüd-Kalhu) befindet. Er konnte
den Text kopieren und abklatschen und bringt davon auf S. 50
40 eine photographische Abbildung nebst Umschrift. Als wahrschein-
1) Nach einer vorläufig unkontrollierbaren Nacliricht sollen drei in Assur
gefundene zigütui^ -. T()iii)lialius)-Fragmento (A. 576.5) diesem Herrscher zuzu-
schreiben sein; s. MDüfi. No. 28,21.
2) Die Inschrift ist jetzt Eigentum dos Berliner Museums (VA. 3295) und
findet sich in VASD. 1, No. (>;t ediert.
3) In ZI. 2 ist NU- Ali =^ nüi{.s)(iJcku (Briinnow No. 197'.i; Meißner, SAI.
No. ll.')4) sicher. I^.'s Lesung nisSaklcu mit Doppol-tf erscheint ungerechtfertigt.
Streck: Lehmann- Haupt, Materialien z. alt. Gesch.. Armeniens etc. 761
liehe Provenienz ergibt sieb nach L.'s Ermittelungen der bedeutende
Kuinenhügel Teil Gasyr (Kasr), südwestlich von Arbela^).
Was Shamamok anlangt, so ist die Position dieses auch in
den Namensformen Shemamek, Shomamok, Schemamokh, Schemamik,
Schamamah (so: Bezold, Liter. 101) begegnenden Platzes nach Kiepert's 5
nouv. carte gener. de l'Empire Ottoman (Berlin, 2. edit., 1892) als
41 I/o östl. Länge (Paris) und 34^10' nördl Breite, WSW. von
Arbela zu bestimmen-) In der von R. Kiepert bearbeiteten Karte
zu Freih. von Oppenheim's „Vom Mittelmeer zum persischen Crolf
findet sich an nabezu der gleichen Stelle ein Schech Ma'mar ein- lo
getragen. Es unterliegt m. E. keinem Zweifel, daß Schech Ma'mar
= Schemamokh und daß Schemamokh, wie die übrigen Spielformen
aus Schech Ma'mar verstümmelt sind , bezw. auf eine vulgäre , die
beiden Bestandteile des Ortsnamens kontrahierende Ausspi'ache zu-
rückgeben. Die Euinenstätte Machmür, die nach L.'^) neben einer i5
andern Örtlichkeit (el-Besch) für die Lokalisierung der assyrischen
Stadt Kakzi in Aussicht zu nehmen ist, deckt sich gleichfalls, was.
L. nicht erkannt hat, mit Schech Ma'mar = Schamamakb. Layard,
Niniveh and Babylon 223 if. beschreibt den ,Kasr of Shoraomakh",
den Fundort von Sanheribziegeln mit der Aufschrift "'" Kak-zu^ 20
ausdrücklich als Kuinenhügel. Sollte nun das Teil Gasyr (Kasr)
L.'s nicht derselbe Platz sein und der bei der Ortschaft (!) Schech
Ma'mar (Schemamakh) sich erhebende Ruinenhügel nicht einfach
schlechtbin als Kasr, bezw. Teil Kasr (Gasyr), genauer aber als
Kasr von Schech Ma'mar bezeichnet werden ? Mir scheint es höchst 25
wahrscheinlich, daß es sich in Layard's wie Lehmann's Berichte nur
um ein und dieselbe Örtlichkeit handeln kann.
Eine wichtige Frage bildet nun die , wie der Stadtname , der
in ZI. 2 der aus Kasr bei „Schemamokh", bezw. aus Teil Gasyr
stammenden , gleichlautenden Backsteinlegenden begegnet , zu lesen so
ist. Denn in ihm ist offenbar die altassyrische Benennung der be-
treffenden Ruinenstätte zu erkennen. Die Rawlinson'sche Edition
bietet "^ Kak-zi-., nach Bezold stünde aber auf dem Original in
London ^'' Al-se-^). Auf Grund der Rawlinson'schen Lesung identi-
fizierte man mit Recht die in den assyrischen Inschriften mehr- S5
fach begegnende Stadt Kak-.zi, für die überdies alle Angaben auf
die Nachbarschaft Arbela's wiesen''), mit dem Trünunerhügel bei
1) V^l. dazu L. in Verh. d. Horl. Aiitliropol. Ges. 1000, S. Gl 7.
2) Hiernach ist meine , das Fohlen Schemamok's auf unseren Karten bo-
treftende Bemerkung in OLZ. IX, 2C4, Anm. 3 richtig zu stellen.
3) Siehe Verh. d. Herl. Aiitln-op. Gos. ISOO, S, 417.
4) Vgl. Koilinsohrit'tl. Hihi. II, 114. Im Übrigen hat man nach der Angabe
in I R 7 anzunehmen, daß sich im Kritischen Museum mehrere Exemplare dieses
Ziegels befinden oder sich wenigstens zur Zeit, als der erste Hand des englischen
Inschriftenwerkes zusammengestellt wurde, dort befanden.
5) Die für Kakzi bisher in der Literatur nachweisbaren Helege hibe ich
in OLZ. IX, 20211'. gesammelt und besprochen. Ij. hat diesen meinen Artikel
oftenbar übersehen. KAK-ZI wird man nicht als ideographische Schreibung,
762 Anzeigen.
„Schemaraokh", dem Fundorte des Sanheribziegels. L. liest auf
seinem Exemplar Kak-zi; und dafür scheint mir auch die bei-
gegebene photographische Reproduktion des Textes zu sprechen. Da
überdies, wie schon oben hervorgehoben wurde, Layard in dem Kasr
5 bei Schech Ma'mar Ziegel mit der Aufschrift Kak-zu fand, so halte
ich es für wahrscheinlich, daß auch auf dem wohl etwas verwischten
Stücke, dem Bezold sein Al-se entnahm, gleichfalls Kak-zi zu lesen,
bezw. nach den eventuellen Spuren zu ergänzen sein wird. Von
der Existenz einer in der Nachbarschaft von Kakzi zu suchenden
10 Ortschaft AUe , die ich in OLZ. IX, 264 in Erwägung zog, wii'd
man daher vorläufig am besten absehen. Die Identifizierung von
Kakzi mit Kasr bei Schech Ma'mar darf als gesichert gelten^).
Erfreulicherweise gelang es L., die lange verschollen gewesene
Assarhaddon -Inschrift vom sogenannten Negübtunnel, die V. Scheil
lö 1894 bei den Dominikanern in Mösul wieder entdeckt hatte, zu
erwerben und für das Berliner Museum zu sichern, wo sie nun
aufbewahrt wird (VA. 3315). L. macht (S. 52 — 54) Mitteilungen
über den Negüb-Tunnel, mittels dessen Assurnasirpal III einen
Kanal vom großen Zäb nach Nimrüd-Kalhu leitete und welchen
20 später Assarhaddon durch einen neuen Durchstich ersetzte ; sein
Bericht wird durch eine vortrettliche, die Gesamtanlage des Tunnels
wie L. annimmt, zu beurteilen haben, sondern ist phonetisch Kalc-zi zu lesen ;
man beachte die Sehreibung Kal-zti in K 4286 (s. Johns, Deeds II, 170), sowie
auf Ziegeln, die Layard fand (s. oben). Man gebrauchte den Ortsnamen oftenbar
zumeist in der Genetivform , die man allerdings als solche nicht mehr fühlte,
falls man nicht in der Spätzeit die Kasusendungen in der Aussprache, worauf
manches hindeutet, geradezu unterdrückte. Ahnlich schreibt man z. B. statt
Kalhu sehr häufig Kalhi.
1) L.'s Ansicht (S. 5(i) , daß das in der Fundnotiz zu 1 U 7 , H hinter
Shamamak erwähnte Ilazeh aus (Teil) Gasyr verstümmelt sei, erscheint mir sehr
unwahrscheinlich. Ich möchte darin den Namen eines nahe bei Schech Ma'mar
befindlichen Platzes erkennen. Sollte dieses Ilazeh nicht mit der uns aus
syrischen und arabischen Quellen bekannten kleinen Ortschaft Hezzä (so syr.,
\\**\ vgl. Payne-Smith , Thesaur. 1235) oder Hazza (so arab., »i^-; vgl. z. 13.
Jäqüt II, 263) in der Nachbarschaft Arbola's identisch sein? Dieser Ort, der
zeitweise als Hauptstadt von Hadjab (Adiabone) fungierte, spielte als nestoria-
nischor Bischofssitz eine Rollo. Die umliegende Landschaft kennt b. Hauqal 145
als öy>- vjj'wüw.; der Name reicht jedenfalls ins Altertum hinauf; denn das
Xu'^riVi\ Strabo's (XVI, 736; vgl. auch Stephau. Byzanth. s. v.i entspricht, wie
man schon seit langem gesehen hat (vgl. schon WieUelhaus in ZDMG. V, 473),
der Gegend mit Ilazza als Mittelpunkt. Über Hazza vgl. noeli Nöldeke, ZDMO.
XXXII, 401 und G. HolVraaiin, Syr. Akten pers. Märtyr. 2361V. und Anui. Nu. 1883.
Der kürzlich von Herzfeld in Mcmnon 1, 123 — 124 vertretenen Meinung, daij
Xu^r]vri das Gebiet von Mö.miI bezeichne und mit einer, bereits im Mittelalter
obsoleten Benennung Moduls, Ilazzä (Har Bahlül), zusammenhänge, kann ich
schon deswegen nicht bcipllichten , weil mir dieses Hazzä ^= Mosul zu wenig
bezeugt ist. Sollte das "i"' IJa-^ii-u-it: Johns, Deeds No. 81U (^= K 95G),
Obv. lu mit Xu'^i]vi\ zu kombinieren sein?
Streck: Lehmann- Haupt, Materialien z. alt. Gesch. Armeniens etc. 763
zeigende Abbildung (Tafel VI) entsprechend veranschaulicht. Die
Inschrift selbst, von der L. eine Photographie gibt, findet sich jetzt
autographiert in VASD. I, No. 79.
Besonders dankenswert erscheint es, daß die Expedition sich
der keineswegs leichten Aufgabe unterzog, die zuerst von Layard 5
beschriebenen , berühmten Felsskulpturen von Ma'altäjä ^) neu zu
untersuchen und zu photographieren ; denn die bisherigen auf Zeich-
nungen beruhenden Reproduktionen bei Place und Layard konnten
nicht genügen. L. bietet drei photographische Aufnahmen (eine
davon auf Tafel VII) mit erläuternden Bemerkungen (S. 57 — 59). lo
Im Jahre 1895, also wenige Jahre vor Belck und Lehmann, hatte
diese Skulpturen Jacquerez besucht, von dem Scheil in ,lJne saison
de fouill. ä Sippar" (le Caire 1902), p. 16 einen kurzen Bericht
bringt, worauf ich hiermit als Ergänzung zu L. hinweisen möchte.
Im letzten Abschnitte des ersten Teiles (S. 61 — 64) gibt L. i5
Abbildungen von fünf der sechs bisher bekannt gewordenen assy-
rischen Inschriften präarmenischer Herrscher; als Neufund der
Expedition ist nur eine wahrscheinlich von Sardur I herrührende
Inschrift einer Opfernische auf dem Vanfelsen hervorzuheben, deren
Inhalt Opfergaben betrifft. 20
Teil II (S. 65—124).
Im zweiten Teile des Buches unternimmt L. den ebenso inter-
essanten , wie schwierigen Versuch , ein lebendiges Bild von der
Kultur der vorarmenischen ,Chalder" zu entwerfen, soweit sich
dieselbe, abgesehen von den epigraphischen Zeugnissen , durch eine ->ä
Beschreibung der mit Sicherheit dieser Volksschicht ziazuweisenden
Denkmäler der Architektur und Skulptur, sowie anderweitiger Fund-
gegenstände rekonstruieren läßt.
Ich möchte gleich vorausschicken , daß der von Belck und
Lehmann als Bezeichnung für die präarmenische Bevölkerung oder ;!o
für die Urartäer in die Wissenschaft eingeführte Name Chaldcr
rücksichtlich seiner Berechtigung m. E. noch einigermaßen der
Diskussion unterliegt-). In den einheimischen Inschriften ist der
1) L. schreibt Maltaiya. Die genaue arabische Form dieses von arabischen
Autoren des Mittelalters (vgl. z. B. Jäküt IV, 578) mehrfach erwähnton Ortsnamens
ist Ma'altäjä (LjLiijtx); das Wort ist aramäisch; die Syrer schreiben gewöhn-
lieh Ma'allthR (jßoo.iD, =^ Eingang, Zutritt), ab und zu auch, in Anlehnung an
.7) ''..7 f
die arabische Form, Ma'alltliäjo ( j^Oog^O). Diese Stadt war der Sitz t-inos
wichtigen nestorianischen Kirchensprengols ; s, Guidi, ZDMG. XLIII, 412. Vgl.
über sie besonders G. Hoft'mann, Syr. Akt. pers. Miirtyr. 208 — 211. Über ihr
Vorkommen in arabischen Quellen vgl. Iloftmann, a. a. O. Anm. No. IG53;
le Strange, the lands of the east. Caliphato (1005), p. 03 und ZDMG. X, 469.
2) In ZA. XIV, 122 IV. hatte ich die Anschauung Belck's und Lehmann's
adoptiert; inzwischen sind mir die oben angedeuteten Hedei\kon gegen dieselbe
gekommen.
764 Anzeigen.
Name eines Volks- oder Landesiiamens Chaldei', bezw. Chaldia bisher
nicht nachzuweisen ; vielmehr heißt in ihnen das von den Prä-
armeniern, den Verehrern des Gottes Haldise (Behistun-Inschrift:
Haldita) ^) beherrschte Keich immer nur Biaina. Was ferner die
5 XäXdoL oder Byzantiner , die wahrscheinlich mit den Xalöuioi des
Sophokles, Xenophon und Strabo identisch sind , anlangt, so haben
wir ihr Gebiet (das Land XaXöia) etwa mit dem heutigen Läzistän
am Pontus gleichzusetzen , wie der Vergleich der spätgriechischen
Nachi'ichten mit den armenischen und türkischen zur Evidenz
10 ergibt. Diese Landschaft gehörte aber kaum iemals zu dem in-
schriftlich bezeugten Reiche Urartu, als dessen Zentrum das Van-
seebecken galt; auf alle Fälle lag es an der alleräußersten Peripherie
des präarmenischen Kulturkreises. Die Annahme , in den XaX6oi
den letzten Rest der später nach Norden versprengten Urai'täer zu
15 erblicken, liegt ja gewiß nahe; aber Beweise für eine solche Ver-
schiebung sind nicht beizubringren. Überdies erscheint es gar nicht
ausgeschlossen , daß es sich bei diesen XuIöol um ein von den
Assyrerkönigen aus Babylonien deportiertes Bevölkerungselement,
vielleicht auch um eine in widrigen Verhältnissen freiwillig nach
20 Norden ausgewanderte Kolonie, also um einen Ableger der Xaldcdoi
= Kaldu , handelt , deren Name später vielleicht absichtlich , zur
Unterscheidung von den südlichen Stammgenossen , als das Gefühl
der nationalen Zugehörigkeit bereits erloschen war, in XaXöoi um-
gemodelt wurde. Die Griechen dachten jedenfalls bei ihren arme-
2.i nischen Xcdöcaoi an einen Zweig des babylonischen Chaldäervolkes.
Solange die Bezeichnung Chalder als der einheimische Name des
präarmenischen Volkes nicht direkt inschriftlich nachgewiesen wird,
dürfte es angezeigt erscheinen , sich der Benennung Präarmenier
oder, in Anlehnung an die Assyrer, Urartäer zu bedienen.
30 Ausgrabungen konnte die Expedition nur in Toprakkaläh, der
Felsenburg bei Van , vornehmen , die seit Tiglathpileser's III sieg-
reichem Feldzuge in Armenien (735 v. Chi-.) zur Zitadelle des Reiches
Urartu ausgebaut worden war. Schon frühere Schürfungen der
Engländer hatten einer systematischen Durchforschung der auf jenem
5;> Felsenrücken aufgehäuften Schutt- und Erdmassen eine günstige
Prognose gestellt und die beiden deutscheu Forscher sahen sich
auch in der Tat in ihren Hoffnuncren nicht im Mindesten getäuscht.
Von den interessantesten Stücken aus der großen Zahl von Gegen-
ständen, die ihr glücklicher Spaten an Ort und Stelle zutage förderte,
40 erhalten wir im zweiten Teile des Lehmann'schen Werkes eine durch
zahlreiche Abbildungen wirksam unterstützte Schilderung.
Die eigentümliche Kultur der Präarmenier tritt uns vor Allem
auf fünf Gebieten greifbar vor Augen , die L. der Reihe nach be-
1) Wenn die Urheber der Inschriften sich in iiinon .ils Chaldi-ni , d. h.
nls ,die (Diener oder Vereliror) des (Gottes) Chaldis" bczoiclnien, so folgt daraus
noch nicht, dali Chuldini geradezu als Volksnanie gebraucht wurde.
Streck: Lehmann- Haupt, Materialien z. alt. Gesch. Armeniens etc. 765
handelt, nämlich 1. im Felsenbau, 2. in der Steinbearbeitung, 3. im
Wassei-bau, 4. in der Metalltechnik und 5. in der Keramik.
Die Herstellung von Anlagen (Kammern) im lebendigen Felsen,
zu denen zum Teil sehr seltsame Treppen führen , bildet keine
charakteristische Eigentümlichkeit der Präarmenier, sondern ist uns 5
als eine auf kleinasiatischem Boden mit Vorliebe gepflegte bauliche
Sitte länofst wohlbekannt. In diesem Punkte erscheint also die
präarmenische Kultur als eingegliedert in den kleinasiatischen Kultur-
kreis. Hingegen dürfte die Bevorzugung der Polychromie in der
Architektur eine spezifisch urartäische Kunstgepflogenheit bedeuten, lo
Man liebte eine Art von Fußbodenmosaik, d. h. man suchte durch
die Anordnung verschiedenfarbigen Gesteins zu geometrischen Mustern
(namentlich konzentrische Ringe) eine gefällige Wirkung zu erzielen.
Diese Manier, die im Baustil der armenischen Kirchen noch heute
nachwirkt, crehört vielleicht, wie L. den Kunsthistorikern zu er- i5
wägen gibt , zu jenen , wie Strzygowski's Untersuchungen gelehrt
haben, zahlreichen Motiven des orientalischen Ornamentstromes, der
sich im Mittelalter über das Abendland ergoß '^j.
Steinskulpturen sicher präarmenischer Herkunft sind bis jetzt
nur in verschwindend geringer Zahl aufgedeckt worden. Angesichts 20
dieses Umstandes gebührt dem von L. auf S. 76 — 80 eingehend
beschriebenen Torso einer männlichen Figur (Darstellung eines Gottes
oder Herrschers), der wohl bis zur Stunde noch auf dem Burgfelsen
von Van liegt, erhöhte Beachtung.
Unter den auf Toprakkaläh gemachten in das Gebiet der Stein- 25
bearbeitung einschlägigen Funden verdienen außerdem noch besondere
Hervorhebung: eine wohl als Weihegabe bestimmte Basaltplatte
mit einer Darstellung des Blitzes (S. 80), sowie ein recht merk-
würdiges Steinrelief mit Metalleinlag. Die präarmenische Vorliebe
für die Mischung von Stein- und Metalltechnik wird auch noch so
durch andere Stücke beleuchtet (s. S. 98 — 99), bei denen aber das
umgekehrte Verhältnis (Metall das Hauptmaterial und Gestein die
Einlagen bildend) obwaltet -).
Bewunderung erregen die Leistungen der Urartäer im Wasser-
bau (S. 83); das Meisterstück in dieser Beziehung bildet der von 35
Menuas (ca. 800 v. Chr.) angelegte , noch heute unter dem Namen
des Semiramiskanals existierende Kanal bei Van , über den T;. an
anderen Stellen ausführlich gehandelt hat.
[1) Die Zweifarbigkeit ist auch ein stilistisches Kriterium der Bauten von
Pasargadä; vgl. E. Herzfold in Klio VIII, 33.]
2) Als Anhang zu den Stoinskulpturen gedenkt L. auf S. 83 eines knöchernen
Armringes mit der Aufschrift niat Pa-la{\)-ia-lju-hi (oder /.?<?). I>er Name
erinnert einigermaßen an die aus den Salmanassar-Toxten bekannte Landschaft
mat Pa-kar-hu-hu-nu (Salm. II, Obel. 00) oder al ra-kar-ru-uli-hu-ni (Salui. II,
Monol. I, 37; 40) in der Nähe von Bit-Adini (= ']"iy~'':3) am mittleren Euphrat
in Nordwestmesopotamien, ia in Pdla-ia-Jjnbi, statt des einigermaßen ähnlichen
Zeichens ra, könnte recht gut auf einem Vorsehen dos Steinmetzen beruhen.
76ß Anzeigen.
Weitaus den größten Raum des zweiten Teiles nehmen die
der Metallurgie und der Keramik gewidmeten Abschnitte ein. Unter
den Objekten der Metalltechnik (S. 84 — 104) befindet sich
eine Anzahl von in mehrfacher Hinsicht außerordentlich beachtens-
5 ^verten Arbeiten. So ist von besonders hohem Werte die gleich
am Anfange des Kapitels beschriebene goldene Platte mit der Relief-
darstellung einer präarmenischen, auf einem Sessel thronenden Göttin,
vor der eine Frau mit dem bekannten Orantengestus steht. Inhalt
und Technik dieses etwa der Wende des 8. Jahrhunderts angehörigen,
10 einzigartigen Stückes sind höchst bedeutsam : wir haben hier die
erste sichere , authentische Wiedergabe einer präarmenischen Gott-
heit. Stilistisch dokumentiert sich in gewissen Einzelzügen deutlich
ein babylonisch-assyrischer Einschlag, im übrigen hält sich aber die
Darstellung von dem assyrischen Schema der Adorationsszenen frei;
15 hincreeren dürfte um so mehr die inhaltliche und technische Ab-
häncriffkeit vom Westen als gesichert gelten. Eine zweite Darstellung
einer w'eiblichen. präarmenischen Gottheit besitzen wir in dem jetzt
im Berliner Museum aufbewahrten Bronzeguß der geflügelten Sonnen-
scheibe, die von einer weiblichen Büste bekrönt wird (S. 87). L.
20 erörtert die Bedeutung dieses Fundstückes in größerem Zusammen-
hange unter Vergleich paralleler Exemplare aus Armenien, Griechen-
land und Italien , wozu sich jetzt noch analoge Darstellungen in
den Boghasköi-Tafeln (s. MDOG. No. 35, S. 53) gesellen.
Hoch entwickelt war bei den Urartäern die Gold- und Silber-
25 arbeit , wie eine in Toprakkaläh ausgegrabene , mit einem Gewebe
von Silberfaden übersponnene Silberbüchse lehrt (S. 89). Die in
Europa sogen. Tulaarbeit, welche in der Würfelung und Musterung
der Silberoberfläche durch Belag und Behandlung mit dem künst-
lich hergestellten Pulver des Schwefelsilbers besteht, wurde schon
30 im alten Armenien gehandhabt und ist vielleicht geradezu als eine
Errungenschaft der dortigen , vorindogermanischen Bevölkerung zu
beurteilen.
Eine hohe Stufe technischen Könnens verraten auch die Gegen-
stände aus Bronze, unter denen in erster Linie ein außerordentlich
35 schön gearbeiteter dreifüßiger Kandelaber (S. 93), der gewisse An-
klänge an einen etruskischen Bronzekandelaber zeigt ^), sowie die in
vier verschiedene Sammlungen zerstreuten Bestandteile eines einzigen
oder mehrerer Thronsessel (S. 95 — 97) namhaft zu machen sind-).
1) Bezüglich dor Frage über die oventuello Herkunft der Etrusker aus
dem Osten, die L. 9ö, Anm. 1 kurz streift, verdienen jetzt auch noch die zwei
kürzlich von Ilommel in Memnon I, 86 — 88; 211 — 212 aufgezeigten , neuen Binde-
glieder zwischen Etrurien und Kleinasien" (Vergleich einer etrurischen und baby-
lonischen , für Wahrsagezweckc bestimmten Leber; Gegenüburstpllung eines
hethitischen Siegelzylindors und eines etruskischen „Rosenkranzes") als Material
Berücksichtigung.
2) Anmerkungsweise gedenkt L. (S. 92*) eines aus Toprakkaläh stammen-
den Kultgerätes, eines kleinen bronzenen Wagens, der, wie er kurz hinzufügt,
Scitenstücko im Westen (heiliger Wagen von Gordion; Kultusmodell von Knossos)
Streck: Lehmann- Haupt ^ Materialien z. alt. Gesch. Armeniens etc . 767
Die schon oben erwähnte eigentümliche Verschmelzung von
Stein- und Metalltechnik wird durch die dem Kerne nach aus Bronze
bestehende Statue des sogen. „Eunuchen" im Berliner Museum
(S. 98) vertreten. Ihr Hauptwert ist für uns in ethnographischer
Richtung zu suchen : sie repräsentiert nämlich das einzige , bisher 5
bekannte Beispiel des präai'menischen männlichen Typus.
Die Sitte, Weiheschilder in Tempeln aufzuhängen, von denen
sich noch eine Anzahl nun in London und Berlin befindlicher Exem-
plare (S. 99) erhalten hat, teilten, wie schon L. (S. 122) betont, die
Präarmenier mit den Kretern, bezw. mit den Völkern der mykenischen lo
Kulturperiode überhaupt^). Vielleicht eignete den Elamiten die
gleiche Gepflogenheit. Pater Scheil glaubt wenigstens, daß in dem
von ihm in de Morgan's Delegation en Perse, tom. IX (text. elam.-
anzan., 3. ser., Paris 1907) als No. 126 edierten anzanitischen Texte
{dl,, a. 0. 112) von Weiheschildern die Eede sein dürfte. Die Inter- i5
pretation der fraglichen Stelle ist aber noch recht unsicher.
Die Präarmenier müssen schon früh mit dem Eisen bekannt
•geworden sein : die in den härtesten Fels getriebenen Zimmer,
Treppen, Tunnele und Terrassen setzen sehr harte und widerstands-
fähige Instrumente voraus. Eisen diente auch tatsächlich, wie der -20
Befund von Toprakkaläh lehrt, als hauptsächlichstes Gebrauchsmetall
für Waften , Schneide- und Befestigungsgeräte. Vielleicht gebührt
den Präai'meniern geradezu der Ruhm, als Erfinder der Eisen -
bearbeitung in Vorderasien zu gelten, welche nach der griechischen
Tradition dem Volke der Xäkvßsg (Xcdvßoi) zu vei'danken wäre -). ^5
Den Assyrern mag, wie L. (S. 101) annimmt, das Eisen aus Armenien
zugekommen sein. Im Übrigen darf jetzt auf Belck's Abhandlung
über ,die Erfinder der Eisentechnik" (Zeitschr. f. Ethnologie 1907,
laesitzt. Sollte es sich hierbei nicht um das Modell eines fahrbaren kultischen
Wasserbeckens handeln? In bejahendem Falle würde dann dieses präarmenische
■Gerät seine Analogien an dem in Larnaka auf Cyporn aufgefundenen phönikischen
Kesselwagen auf vier Rädern (mitgeteilt von Furtwängler in Sitzungsber. der
Bayr. Akad. 1899, S. 411) und in dem von Hommel (Aufs. u. Abhandl. 226 ft'.)
damit verglichenen Kesselwagen des salomonischen Tempels (niT'p, 1 Köu. 7,27 ff.
= mahänat der südarab. Inschriften") haben. Beachte noch über diese Kessel-
wagen: Stade, Zeitschr. f. alttostamentl. Wiss. XXI, 14.Ö — 190; Karro , Archiv
f. Kel.-Wiss. VII, Beiheft, S. 54 ff, [Vgl. jetzt auch noch K. Kittel, Studien zur
hebr. Archäol. u. Religionsgesch. (1908), S. 189 ff.] Siehe ferner den Nachtrag!
1) Man beachte auch das aus Kujundschik stammende Kelief bei Botta-
Flandiu , monum. de Niniveh, tom. II, pl. 141, auf welchem der mit Weihe-
schildern ausgestattete Tempel der Stadt Musasir. des Ilauptortes eines von Prä-
armeniern bewohnten Staates (vgl. meine Bemerkungen in ZA. XIV, 128 ff'.), dar-
gestellt ist.
2) Über die Xdlv^tg vgl. Rijge bei Pauly-Wissowa, RK. III, 2099. Die
Angaben der Alten über ihre Wohnsitze sciiwanken außerordentlich. Doch
weisen die meisten Zeugnisse auf eine Gegend am Pontus liin. Möt:lit'h, dali
diese XäXv^sg stammverwandt oder geradezu identisch mit den XäXdoi waren,
wie L. (S. 100) behauptet. Unter Xenophon's Xülv^tq sind wenigstens bestimmt
die nördlichen XaXdaioi (== Xccldoi) zu verstehen [vgl. noch den Nachtrag).
768 Anzeigen.
S. 334 — 381)^) verwiesen werden, der diese wichtige Frage neuer-
dings in Fluß gebracht hat.
Im vorletzten Kapitel (S. 105 — 120) behandelt L. die Erzeug-
nisse der Keramik, die bekanntlich für die Aufhellung kulturhisto-
f) rischer Zusammenhänge ganz besonders maßgebend zu sein pflegen.
Abhängigkeit von Assyrien läßt sich in diesem Punkte sicher bloß
in der Verwendung des Tons als Schreibmaterial konstatieren. Bisher
war nur eine präarmenische Keilschrift - Tontafel bekannt; der
Expedition glückte die Entdeckung weiterer Exemplare, die L. auf
10 S. 105 — 107 in Photographie mitteilt; eines davon enthält einen
Brief des Königs Rusas II, des Zeitgenossen Assarhaddon's, an Saga-
staras, den Fürsten eines nördlichen Vasallenstaates; Fragmente
zweier anderer mit Zahlen und Maßbezeichnungen beschriebener
Tafeln scheinen Rechnungslisten darzustellen-). Die Sitte, die Ton-
is hülle von Kontrakten mit Siegeln zu stempeln (S. 107), wui'de mit
dem Schriftwesen aus dem Zweisti'omlande importiert. Unter den
ei'haltenen Siegelabdrücken ist einer, der die uns aus babylonischen
Texten geläufige Prozession eines Schiöswagens zeigt ■^) [siehe aber
jetzt den Nachtrag!], besonders wertvoll.
20 Was die aus Toprakkaläh stammenden Gefäße anlangt , sa
stimmen sie zum Teil in Technik und Dekoration mit kleinasiatischen
Funden überein. Einen Begrifi' von der großen Leistungsfähigkeit
der Präarmenier auf keramischem Gebiete vei-mögen besonders die
technisch vollendeten Riesentöpfe zu geben , von denen mindestens
25 zw^ei verschiedene Typen zum Vorschein kamen (vgl. S. 110 — 115),
einmal 20 — 25 ungeheure Pithoi, von denen jeder 500 — 600 Liter
faßt , dann andere , gleichfalls riesige Tonkrüge , deren Rand mit
Tierfiguren oder Raubtierköpfen verziert war und die auf dem
Bauche unter einem primitiven Ornamentstreifen eine keilinschrift-
30 liehe Kapazitätsangabe trugen'). Durch den Fund solcher Riesen-
gefäße wird nun auch, was L. entgangen ist, eine Darstellung auf
den bronzenen Palasttoren Salmanassar's II in trefflichster Weise
kommentiert. Auf den Reliefs der oberen Reihe der Schiene B,
die laut Beischrift den Krieg gegen Urartu schildern . erscheint
35 nämlich als Beutestück ein kolossaler topfartiger Krug. Billerbeck
[1) Vgl. ferner Bclck in Zeitsclir. f. Ethnologie 1908, S. 4;") — G9; Belck
und IJertholet, a. a. (). 1908, S. 241— 253; 272— 27G]
2 1 Zum Vorschein kam auch cino Tafel , die mit einer unbekannten, den
liethitischon Hieroglyplien älinlichen Schrift bedeckt ist; s. die Abbildung auf
S. 108.
3) Der feierliche Umzug dos Schiffswagens (md-liu-ii) Marduk's bildete
bekanntlich eine der llauptzeromoiiion des babylonischen Neujahrsfestes. Das
Prototyp des Carnaval .Aliirduk's dürfto mit Zimmern, Sitzun{;sl)cr. der Sachs.
Ges. der WiüS. 190(1, S. 15G in dem Praehtwagon des Gottes Knlil von Xippur
zu suchen sein. Über dio Sitte der Ciötter- oder KiiderschifVo vgl. Hommel,
Grundriß 311; 314« und meine Ausführungen in OLZ. VIII, ST."}«".
4) Die Maßbezoichnungen nkarici und hirnsi begegnen auch in prä-
armonischen Inschriften.
Streck: Lehmann- Haupt, Materialien z. alt. Gesch. Armeniens etc. 769
beschreibt die betreffende Szene folgendermaßen^): „Ein bärtiger
und bartloser Assyrer . . . schaffen ein sehr großes , doppelkegel-
förmiges Gefäß mit Deckel (?)-) herbei, dessen Bestimmung nicht
klar ist (enthält es ein kostbares Getränk? oder soll es ein Sarg
sein ?). Das Geläß liegt auf einem großen , stark gebauten Block- 5
wagen mit 2 Achsen (4 Eädern), der von 11 Männern mittels
Seilen gezogen wird .... Hinten helfen 3 Männer mit Hebebäumeu
nach."
Die große auf S. 116 besj^rochene Tonvase (s. dazu Tafel VIII)
erregt namentlich wegen der aufgemalten Vögel Interesse ; denn ein lo
derartiges Ziermotiv ist bis jetzt, wie L. betont, nur auf Vasen
der archaisch-griechischen Kunst anzutreffen ■').
Zuletzt würdigt L. (S. 116 — 120) die mit rotglänzendem Über-
zug oder sogen. „Firniß -Malerei" versehenen Gefäße, von denen eine
reichhaltige Sammlung zusammengebracht wurde. Diese spezielle 15
Art von Kunstübung hat in Kreta ihren Ausgangspunkt genommen.
Die nächsten Verwandten der Toprakkaläh-Ware sind , was Her-
stellungsweise und Geschmack betrifft, in den keramischen Funden
aus Gordion zu erblicken.
Im Schlußabschnitte (S. 120^124) untersucht L. die schon 20
am Eingänge des zweiten Teiles (S. 66 ff.) aufgeworfene Frage nach
der Herkunft der Urartäer, indem er zur Lösung dieses Problems
die Beobachtungen verwertet, welche sich bei einer Betrachtung
der Überreste der präarmenischen Kultur aufdrängen.
Die Urartäer müssen in der Zeit zwischen Tiglathpileser I und 25
Assurnasirpal III, also etwa im 10. vorchristlichen Jahrhundert, in
ihre späteren Sitze im Bei'eiche des Vansees eingewandert sein. Für
eine von Westen aus erfolgte Invasion sprechen die mannigfachen
Verbindungsfäden, die zwischen präarmenischer und mykenisch-klein-
asiatischer Kultur hin- und herlaufen. Insbesondere ergeben sich 30
ziemlich ungez wunden Berührunofen mit den nichtgriechischen Ele-
menten innerhalb der mykenischen Kultur, wie sie sich am aus-
drucksvollsten in den Denkmälern der „Karer-Gruppe" äußern. Die
Abhängigkeit vom Westen liegt besondei'S klar zutage in der
keramischen Technik und Formensprache, sowie im Felsenbau. Dazu 30
gesellen sich die Präarmeniern und Mykeniern eigentümliche Ver-
bindung von Stein- und Metallarbeit zu dekorativen Zwecken, sowie
die Ähnlichkeit der beiderseitigen Burganlagen, die bei einem Ver-
1) In dem sooboii orscbienenon 1. Heft der IJeitr. zur Assyr. VI, 1008,
betitelt: „A. Billorbeck und Fr. Delitzsch , Dio Pulasttoro Sahnjiniissor's II von
Balawat", S. 11 — 12.
2) Das Fragezeiclion babo ich boit^ofiigt, da mir das Vorhandensein eines
Deckels aus der Photographie bei Uircli nicht unzweideutig borvorgeht; was
Billerbeck für einen Deckel ansieht, kann auch bloß ein wulstartig ausladender
oberer Kand sein.
[3) Vorwandte Darstellungen begegnen auch in der susiseben Keramik,
worauf Ilerzfold in Memnon I, 2G.'j und Freih. v. Bissing in Deutsche Liter.-Ztg.
1907, Sp. 830 aufmerksam machten.]
770 Anzeigen.
cfleiche der Zitadelle von Van mit den Palästen zu Phaistos und
Knossos in die Augen springt. Auch im Kultus der Präarmenier
läßt sich ein westlicher Einfluß nicht leugnen (vgl. die Sitte der
Weiheschilde ; die Verehrung des Gottes Teisebas = hethitisch Tesub).
5 Die Stellung, welche die präarmenische Kultur im Kreise der
übrigen vorderasiatischen Kulturen einnimmt , wird auf Grund der
bisher bekannt gewordenen Monumente und sonstigen Fundobjekte,^
bei denen leider vielfach die so wichtige genauere Datierungsfrage
noch ungelöst bleiben muß , etwa also präzisiert werden dürfen :
10 Die ürartäer haben im Großen und Ganzen nicht eine originale
Kultur ins Leben gerufen , sondern an verschiedenen Sphären ge-
sogen und so eine Mischkultur erzeugt, die aber in Details einer
charakteristischen, eigenen Ausbildung nicht entbehrt. Nicht sklavische
Nachahmung einer überkommenen Routine ist zu gewahren, sondern
15 verständnisvolle Ausübung der von den Nachbarn entlehnten Technik
und glückliche Verwertung der von Westen und Osten zugeflossenen
Motive. Der von Westen ausgehende Kulturstrom erweist sich
hierbei als ungleich mächtiger als jener von Babylon und Assyrien
kommende. Daran , daß die Ürartäer sich , wie es scheint , nicht
20 dazu aufschwingen konnten , unter Verschmelzung der westlichen
und östlichen Elemente , die sich in ihrem Reiche dank der geo-
graphischen Lage kreuzen mußten , einen neuen , eigenartigen Stil
zu begründen, trägft vielleicht nur die verhältnismäßig kurz bemessene-
Dauer ihres Reiches schuld, indem dieses nach kaum 250 jährigem
2.'. Bestände durch den Kimmeriersturm hinweggefegt wurde, der um
die Mitte des 7. Jahrhunderts die politischen Gebilde Vorderasiens
in allen Fugen erzittern ließ.
In wie weit ferner die von L. (S. 123) behauptete A^erwandt-
schaft der präarmenischen Sprache mit dem Idiom der zu den
30 Hethiterv()lkern gehörigen Mitanni zu Recht besteht, dies wird sich
ofewiß noch bei orenauerer linguistischer Durchforschunw der in-
schriftlichen Denkmäler beider Volksschichten hei-ausstellen. Antwort
auf diese und manche andere von L. aufgeworfene Frage dürfte in
erster Linie von dem im vorigen Jahre in Boghasköi entdeckten
3') keilinschriftlichen Archive des Hatti-Reiches erwartet werden, das,.
nach den vorläuflgen IMitteilungen zu urteilen , so recht dazu an-
getan erscheint, in das Dunkel der ethnographischen Verhältnisse
und Vülkerschiebungen Kleinasiens im frühen Altertum plötzlich
wie mit einem Scheinwerfer hineinzuleuchten.
40 Mag auch in der Zukunft die entgiltige Lösung der ver-
schiedenen von L. angeregten Probleme im Einzelnen vielleicht
anders, als in der von ihm erwarteten Weise, ausfixllen , auf alle
Fälle gebührt L. die lebhafte Anerkeniuing und der uneingeschränkte
Dank aller Forscher für seine auf eindringenden Studien beruhende
4.'> Sichtung und Beschreibung des gesaraten , zumeist völlig neuen
Materials für die Kultur der vorindogermanischon Armenier.
Streck: Lehmann- Haupt, Materialien z. alt. Gesch. Ai-meniens etc. 771
Teil III (S. 125—160).
Der dritte Teil des Buches enthält das von der Expedition
ffesamraelte Material an arabischen Inschriften , deren Bearbeitunor
keinem Kundigeren als dem als Autorität auf dem Gebiete der
muslimisch-arabischen Epigraphik anerkannten Genfer Arabisten 5
Dr. Max van Berchem hätte anvertraut werden können, der die
schwierige Aufgabe mit gewohnter Gründlichkeit in ausgezeichneter
Weise löste. Es sind im Ganzen 15 neue Inschriften, welche die
Expedition nach Hause brachte : 8 stammen aus Majjäfuriqln, 3 aus
Baiburt (südlich von Trapezunt, nordöstlich von Erzingän), je eine lo
aus Ämid-Diärbekr , Harpüt , Salmäs (westlich vom Urmiasee) und
Sö'ört (Se'ert, südwestlich von Bitlis). Mit Ausnahme von dreien
betreffen alle Inschriften Bauten; zwei Texte (No. 1 und 15) stellen
Grabinschriften dar , ein leider fragmentarisch erhaltener (No. 6),
der von einer Steueraufhebung oder Mai-ktpolizei- Verordnung handelt, i5
ist als Dekret zu erklären. Diese Inschriften besitzen natüi'lich in
erster Linie ihren Wert als monumentale Quellen für die Geschichte
und Topographie der betreffenden Städte. Ihre Bedeutung reicht
aber doch über die bloßer lokalhistorischer Urkunden um ein Beträcht-
liches hinaus , da sie auf die Geschichte kleinerer muslimischer 20
Staaten Bezug haben, die im Allgemeinen noch wenig bekannt ist.
So konnten aus diesen Inschriften, unter Heranziehung handschrift-
licher und numismatischer Zeugnisse , einige sichere Daten für die
Geschichte der Marwäniden , Ortokiden , Ajjübiden und Selgükiden
in Majjäfäriqln, Harpüt, Araid und Baiburt gewonnen werden. 25
Von der Dynastie der Banü Marwän , die gegen Ende des
10. Jahrhunderts, das Ei'be der Haradäniden antretend, ein kleines
Reich mit Diärbekr als Zentrum in Nordwestmesopotamien be-
gründete, waren z. B. bisher überhaupt nur 3 Inschriften bekannt,
die Niebuhr im Jahre 1766 von der Stadtmauer von Amid ab- 30
schrieb ; zu diesen treten jetzt die beiden von der Expedition in
Majjäföriqin ermittelten, van Berchem stellt in dankenswerter Weise
alle 5 Marwäniden-Inschriften zusammen , indem er anhangsweise
(S. 130 — 132) auch die drei Ämidtexte auf Grund der für ihre
Zeit recht genauen Niebuhr'schen Kopien behandelt. 35
Die älteste der mitgeteilten Inschriften ist die aus Majjätariqln
herrührende Grabinschrift (No. 1), die nach dem Stile der Buch-
staben ins 3. Jahrhundert der Flucht zu setzen ist ; das Gros stammt
aus dem 11. und 12. Jahrhundert n. Chr., die späteste, jene von
Sö'ört, aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. to
Von der umfassenden Gelehrsamkeit des Verfassers zeugen die
zum Teil recht ausführlichen Noten, in denen er insbesondere reich-
haltige numismatische Belege für verschiedene in den Inschriften
erwähnte Herrscher zusammenstellt und für mehrere Städte eine
Fülle von Literaturnachweisen, die sich auf deren muslimische Ge- 45
schichte und Archäologie beziehen, aufspeichert. Ich hel»e nament-
772 Anzeigen.
lieh hervor die Notizen über Majjäfäriqin (S. 133, Anm. 3) und
die auf Grund von weit zerstreuten Nachrichten festgestellte Tabelle
der in dieser Stadt vom Jahre 515(1121) — 658(1260) herrschen-
den Fürsten, ferner den Abschnitt über Harpüt nebst dem Exkurs
5 über die dortige Ortokiden-Dvnastie.
Die Inschriften besitzen auch paläographische Bedeutung. Die
Mehrzahl ist in dem blühenden, sogen, fätimidischen Küfl oder in
dem jüngeren, schönen Ajjübiden-NashT ausgeführt; ein Text (No. 2)
erweckt als Probe des Übergangsstiles vom einfachen zum blühenden
10 Küfl Interesse. Daß die Einführung der runden oder Nasblschrift
in Yorderasien keineswegs überall ziemlich gleichzeitig, sondern in
Etappen erfolgte, lehrt die aus der zweiten Hälfte des 12. Jahr-
hunderts stammende Inschrift von Harpüt (No. 9), die noch in ein-
fachem Küfl abgefaßt ist, zu einer Zeit, in der in Nordsyrien bereits
15 das Nash! herrschte. Ein merkwürdiges Unikum stellt die Bau-
inschrift No. 4 aus Majjäfäriqin dar (s. dazu S. 137), indem sie
sowohl Zeilen in Küfl- als in Nashl- Charakteren aufweist.
Vierzehn der besprochenen Inschriften sind auf sechs vorzüg-
lichen Lichtdrucktafeln (Tafel IX — XIV) abgebildet, die sich als
20 charakteristische Spezimina für das Studium der arabischen Paläo-
graphie eignen.
Sorgfältige Indizes zu allen drei Teilen des Buches erhöhen
die Brauchbarkeit der gediegenen Publikation. Möge uns der Ver-
fasser recht bald mit der Hauptfrucht der Expedition, dem in Aus-
25 sieht gestellten Korpus der präarmenischen Inschriften, beschenken !
M. Streck.
Nach t r a g.
O
Seitdem ich vorliegende Anzeige niedergeschrieben habe (im
März dieses .lahres) erschien in der Berliner Philolog. Wochenschr.
30 1908, No. 23—26 (Sp. 731—735, 763—767, 795—799, 828—830)
ein ausführliches Keferat über einen von Lehmann am 5. Nov. 1907
in der Berliner Archäologischen Gesellschaft gehaltenen Vortrag
über „Archäologisches aus Armenien". Auf ihn sei deshalb noch
speziell aufmerksam gemacht, da der Verf. dort seine Ausführungen
35 in den „Materialien" in einigen Punkten ergänzt.
S. 758, Anm. 3. Die kleinen präarmenischen Hände aus Gips
(s. Materialien S. 81) dienten vielleicht als Talisman gegen den
bösen Blick. Unter den kleineren Amuletten von Mumien des
ägyptischen Museums in Berlin befinden sich auch eine Hand
40 und eine geballte Faust i). Man vgl. ferner das bei A. Jeremias,
1) Siebe das „Ausfuhrl. Verzeichn. der ägyptisch. Altertümer u. Gips-
Streck : Lehmann- Haupt, Materialien z. alt. Gesch. Armeniens etc. 773
Das alte Testament im Lichte des alten Orients- S. 101 abgebildete
arabische Amulett: einen Halbmond mit daran befestigter Hand.
Meißner weist in der Besprechung des Buches von Jeremias (in
Deutsche Literatur-Ztg. 1908, Sp. 654) z. Stelle mit Recht darauf
hin, daß sich eine ausgestreckte Hand als Standarte oder in grüner 5
Farbe vielfach im Orient an die Wand gemalt findet und daß man
dieses Zeichen heute als Symbol der fünf Gebote des Islam erklärt.
So wird , wie ich als Ergänzung zu Meißner's Bemerkung
hervorheben möchte, z. B. in Tunis die sogenannte hcwisa^ K..^*i>,
d. h. eine bandförmige Figur auf Türen, über Fenstern, auf Kästen lo
und auf den Hinterbacken von Reittieren angebracht. Die Beduinen-
frauen tragen solche aus Silber gefertigte hcimsas als Schmuck-
gegenstände und an die Fremden verkauft man sie als „Hand der
Fätma" (der Tochter des Propheten i). Im Übrigen vgl. man über
das Symbol der aufgehobenen geöfineten Hand und über die Ver- i5
breitunsT des keineswegs auf den Orient beschränkten Glaubens an
die schützende Kraft der Hand die interessanten Darlegungen von
Erdmanns in Zeitschr. f. Assyriologie IX, 295 — 302.
S. 766, Anm. 2. Parallelen über Wagen im Kulte bringt L.
noch in Berliner Philolog. Wochenschr. 1908, Sp. 795— 796 bei. 20
Auch die von mir auf S. 768, ZI. 18 im Anschlüsse an L. als Schifis-
wagen gedeutete Darstellung gehört hierher.
S. 767, Anm. 2 Belck will in Zeitschr. f. Ethnologie 1908,
S. 54 die XdXvßsg mit dem (Bit)-Halupe der Assurnasirpal-Texte
kombinieren, wobei er, da Bit-Halupe nur in Nordwestmesopotamien 25
gesucht werden kann, mit einer späteren Veränderung der Wohn-
sitze „der Halupe" , wie sie für die Muski und Tabal anzunehmen
ist, rechnet. Diese Identifikation muß aber vorläufig noch als sehr
unsicher bewertet werden, da von einem Volke der Halupe bisher
in den assyrischen Inschriften keine Spur zu entdecken ist und 30
überdies die alleinige Berechtigung der Lesung Halupe des zweiten
Bestandteiles in dem Landschaftsnamen Blt-Ha LU-pi-e statt der
sonst ebensogut möglichen Hadippe noch der inschriftlichen Be-
stätigung durch eindeutige Schreibungen bedarf.
S. 768, ZI. 18. Nach H. Schäfer, dem L. sich (in Berl. Philol. .ss
Wochenschr. 1908, Sp. 795-796) anschließt, handelt es sich nicht
um einen Schittswagen, sondern um einen gewöhnlichen Wagen, auf
dem ein heiliger Baum umhergeführt wird. Bestätigt wird diese
Annahme dadurch , daß sich auf demselben Tonfrai:fiiient noch ein
anderer Siegelabdruck befindet, in welchem dieser Kultgegenstand lo
als eine Pflanze im Topfe dargestellt erscheint.
abgüsse" der Kgl. Muscoii zu licrlin, l' Aiill. 189'.», S. '.J84. Miin boatlito auch
das bei A. Erman, Die ägypt. Religion (Herl. 190f)) S. Kia abgebildete Siegel,
auf dem eine Uniid und ein Krekudil diirgestellt sind.
1) Vgl. K. Nnrbesliuber , Ans dem lieben der arabischen Hovolkerniig in
Sfax (Tunis) S. 25 = Verötlontl. des Museums f. Völkerkunde zu Leipzig, 1907,
Heft 2.
Zeitschrift der B. M. G. Bd. 1-Xil. •'JO
"774 Anzeigen.
S. 770. ZI. 7. Es stellt sich immer deutlicher heraus, daß die
ältesten Kultvorstellungen und Gebräuche der Präarnaenier im Westen
wurzeln. Die Verehrung eines heiligen Baumes und einer Trinität
von Pfeilern hat, wie Herzfeld in Memnon I, 267 betont, ihre
5 schlacrenden Analogieen im kretischen Kult. Auch auffallende Be-
rühruncfen mit Kilikien lassen sich aufzeigen. So ist der einen Stier
überfallende Löwe , der sich auf einem Gefäße aus Toprakkaläh
findet, speziell ein kilikisches Wahrzeichen, daß als Wappen der
Stadt Tarsus auf deren Münzen begegnet^). ^ Streck
A Supplementary Cataloyue of Sanskrit, Palt, and Prakrit
Books in the Library of the British Museum acquired
during the years 1892 — 1906. Compiled hy L. D. Barnett.
London 1908.
10 Ein wundervoller Band von 1095 Seiten, dieser Nachtrag zu
Cecil Bendall's ,Catalogue of Sanskrit, Pali, and Prakrit Books in
the British Museum" ! Man kann eigentlich nur daran aussetzen,
daß die hier verzeichneten Schätze dem Draußenstehenden unerreich-
bar sind; im übrigen müssen die Indologen dem Verfasser für seine
15 mühevolle, akkurate Ai'beit wärmsten Dank zollen, daß er uns ein
so übersichtliches Bild von der geistigen Produktion in Indien
während anderthalb Lustren gibt. Nur in Indien ? Nein ! Wir
finden bei Barnett auch europäische Publikationen verzeichnet:
z.B. auf S. 6if. unter dem Stichwort „ Academies", sehr praktisch
20 nach Städten seordnet, neben den bekannten indischen Zeitschriften
auch niederländische, deutsche, englische usw. ; daneben endlich —
und das scheint mir aus dem Rahmen des Kataloges herauszufallen
— Schriften wie Käthavate's Report on the Search for Sanskrit
Manuscripts in the Bombay Presidency oder Aufrecht's Neue
25 Erwerbungen aus Bombay. Das sind doch keine Sanskrit-Bücher !
Der Stotf ist auf den ersten 890 Seiten in der Weise unter-
gebracht, daß immer der Name des Verfassers als Stichwort dient,
unter Zugrundelegung des englischen Alphabetes. Auch die Heraus-
geber sind dort namhaft gemacht, wobei auf die betreffenden Texte
30 verwiesen wird. Dabei ist es Barnett passiert, daß er mich zum
Herausgeber der Altindischen Schelmenbücher macht. Das stimmt
nicht! Ich habe nur den Index zur ersten Nummer angefertigt
und bei der Korrektur geholfen.
o^
1) HcobHclitmiK K. Hcfiling's; s. »orl. l'liilol. Wochenschr. lOOS, Sp. 828.
Auch die «uf den Skulpturon von Ma'iiltSjä (s. oben S. liVA) vorkommende Dar-
stellung eines auf Vierfüßler stehenden Gottes wird von Regling (a. a. O. Sp. S.'IO)
als ein Wahrzeichen von Tarsus nachcewiosen.
Schmidt: Barnett, A Supplementär y Catalogue of Sanskrit, etc. 775
Ganz wesentlich erleichtert wird die Benutzung des Kataloges
durch den Index of Oriental Titles, p. 890- — 1024, der in der will-
kommensten Weise den wie gesagt nach Autoren geordneten Haupt-
teil ergänzt: es ist wirklich nicht jedermanns Sache, zu jedem
Werke sogleich den Autor zu nennen oder von jedem Autor prima 5
vista alle Schriften aufzuzählen. Aber nicht genug damit. Barnett
ordnet schließlich den Stoff (wenigstens der Hauptsache nach) auch
noch nach Fächern in dem Select Subject-Index , der den Schluß
des Ganzen bildet. Um einen Begriff von der Reichhaltigkeit
dieses Verzeichnisses zu geben , sei hier Barnett's Einteilung der lo
Sanskrit- Literatur mitgeteilt: Adages and Proverbs. Apologues,
Ethics, and Polity. Arts and Sciences. [1. Architecture. 2. Astro-
nomy, Astrology, Geometry, and Mathematics. 3. Games. 4. Gastro-
nomy. 5. Geography. 6. Medicine. 7. Military Art. 8. Miuera-
logy. 9. Music and Dancing. 10. Occult Arts, Divination , and i5
Magic. 11. Writing. 12. Miscellaneous Arts and Sciences.] Gaste
and Ethnology. Drama. Erotic and Geni-e Literature. Fiction.
History. [1. General Historical Narratives and Materials. 2. Bio-
graphies, Family Histories, Genealogies, and Succession-lists.] Law.
Miscellaneous Literature, Bibliography, *tc. Philology. [1. Grammar. 20
2. Lexicography. 3. Phonetics.] Philosophy and Theology. [1. Äran-
yakas and üpanishads. 2. Advaita Vedänta. 3. Visishtädvaita Ve-
dänta. 4. Pürva-mimämsä. 5. Sänkhya. 6. Yoga. 7. Bhägavata,
Bhakta, Dvaita, Nimbärka, and Päncharätra Schools. 8. Spanda,
Säkta, and Srividyä Schools. 9. Nyäya and Vaiseshika. 10. Mis- 25
cellaneous Schools.] Poetry. [1. Religious Poems: I. Buddhist.
II. Hindu. III. Jain. 2. Narrative Poeras. 3. Ethical Poems and
Anthologies. 4. Miscellaneous Poems. 5. Champü Compositions
and Ornate Panegyric Prose.] Prosody and Metre. Religion.
[1. Buddhism. 2. Christianity. 3. Hinduism : I. Vedic Samhitäs :io
and their Literature. IL Ritual Works (Briihmanas and Post-Vedic
writinws). III. Puränas. IV. Miscellaneous Religious Works.
4. Jainism. 5. Sikh Church. 6. Theistic Churches (Arya and
Brahma Samäj). Rhetoric (Alankära).
Dankenswerte Zugaben sind schließlich noch die Transkription '■'>'■>
des Burmanischen und die Table of Transliteration , die außer
Nägarl auch noch das Alphabet von GujarätT, Bengali, Tamil.
Telugu. Kanaresisch, Malayülam, Grantha, Singhalesisch und Birma-
nisch-Päli enthält. ^^ i c h a r d Sc h m i d t.
5Ü*
776 Anzeigen.
Das persönliche Fürwort und die Verbalflexion in den cliamito-
semitischen Sprachen, von Leo Reinisch. Wien 1909.
(Kaiserliche Akademie dei- Wissenschaften. Schriften der
Sprachenkommission. Band I.)
5 Von der vergleichenden Betrachtung der Verbalflexion in den
nordostafrikanischen Idiomen ausgehend, gelangte E-einisch zu
ganz neuartigen Ansichten über den Bau des Verbums in diesen
und in den semitischen Sprachen ; das selbständige Pronomen, dessen
Behandlung den größten Teil der vorliegenden Schrift einnimmt,
10 entpuppte sich als ein konstruiertes Verbum ; die suffigierten Pro-
nominalforraen als Verschleifungen der selbständigen; das gramma-
tische Geschlecht endlich und der Plural erwiesen sich als aus-
gedrückt durch die bleichen Elemente und das flektierte Nomen
als aus denselben Bausteinen bestehend , die in der Verbalflexion
1.T als Exponenten dienen zur Bezeichnung der Person, des Geschlechtes,
der Zahl, der Zeiten und der Modi.
Es ist Eine Idee, Ein Gedanke, und zwar ein ganz neuer und
eigenartiger, der durch das ganze Buch geht, eine großzügige Ver-
einfachung, wenn ich mich so ausdrücken darf, ein Bestreben alles
20 Werden in diesen Sprachen, alle Formbildung auf zwei ürzellen
zurückzuführen ; das Ei des Columbus fällt einem ein : so leicht,
so einfach ergibt sich und erscheint alles , wenn man die Grund-
idee — einen genialen Einfall — erfaßt hat und zugeben will :
die phonetischen Veränderungen sind — in ihrer Regelmäßigkeit —
25 das einzig Wechselnde, fast das einzige, wodurch ein Wechsel aus-
gedrückt wird ; das Konstruktionssystem ist das gleiche, feste ; und
fest, konsequent und starr hat R. diesen Gedanken durch sein
wanzes Buch geführt. So kann er — mit diesem Zaubevstabe in
der Hand — Ausschau halten über das engere Gebiet der hami-
30 tosemitischen Sprachen hinaus nach den Sudan- und Bantuspracben
und in crroßen Zügen den Wew und die Verzweigungen von Völkern
CO O o o
und Sprachen zeichnen.
Ich will versuchen dieses Bild in groben Strichen wieder-
zugeben ; auf Einzelheiten kann ich mich nicht einlassen -. wenn
z;y meine Darstellung die Leser veranlassen sollte , R.'s Buch selbst
zu ergreifen, um mitzudeuten und mitzuarbeiten am großen Problem,
das es aufrollt, so ist meine Absicht vollauf erreicht.
R. geht von den Verbalflexionen im Hamitischen aus; und
zwar speziell in den (hochkuschitischen) Agausprachen , den von
40 ihm selbst aufgenommenen und erforschten Idiomen : Biliii, Chamir
und Quara. Denn die verbalen Flexionselemente sind da am deut-
lichsten erhalten. Es ist nicht überflüssig gleich hier auf die
Bedeutung hinzuweisen, die diesen modernen Dialekten als sprach-
wissenschaftlichem Material zukoniinl : dir nahe Verwandtschaft des
•ir, Sprachbaues im Hochkuschitischen speziell mit dem Babylonisch-
Rhodokanakis : Reinisch, Das persönl. Fürwort u. die Verhalflexiort. 777
Assyrischen wird späterhin als Pfeiler dienen zur Brücke, die R.
vom Hamitischen zum Semitischen schlägt.
Sieht man sich das Konjugationsparadigma im Präs. und Perf.
der genannten drei Sprachen an, und zwar zunächst im Singular,
so zerfällt darin das flektierte Verbura, vom unverändert bleibenden 5
Verbalstamme abgesehen , in zwei Bestandteile , welche eben als
Exponenten fungieren zur Bezeichnung der Person einerseits, der
tempora und modi andererseits. So lautet z. B. von Bilin loas
„hören" 1. sing. präs. was-a-kun , perf. wäs-e-(jün; 2. sing. präs.
wüs-ra-kü, perf. was-re-hü. Beim Wechsel der Person verändert lo
sich der mittlere Bestandteil: hingegen verändert sich der dritte
vom präsentischen kun^ bzw. kit zu perfektischem fjan bzw. hü,
während a'e bzw. rajre (aus ta) für die 1. bzw. 2. Person in
beiden Zeiten unverändert bleiben. Daraus ergibt sich für R.
die Notwendigkeit , den pronominalen , die Person bezeichnenden i5
Exponenten der Verbalflexion im Hamitischen und weiterhin im
Semitischen nicht am Ende, in der ganzen Endung zu suchen,
sondern in der Mitte, d. h. zwischen dem Stamm und der modale
Färbungen und Zeitunterschiede andeutenden Endung. Und zwar
gab es ursprünglich nur zwei Bezeichnungen für das Fürwort im 20
flektierten Verbum : a ^= ich: ta = du, er, sie; d. h. je ein De-
monstrativum für das Nähere und eines für das Entferntere , die
später pronominale Funktion übernahmen, und einmal dem flektierten
Verbum eingekörpert , allerlei lautlichen Veränderungen und Ver-
schleifunoren, ia socjar dem Ausfall unterworfen waren. 25
Es ist einmal das Schicksal aller sprachlichen Konstruktionen,
daß ihr ursprünglicher Sinn verloren geht: so kam es, daß der
dritte Bestandteil am flektierten Verbum, der ursprünglich mit der
Personenbezeichnung nichts zu tun hatte , herangezogen werden
konnte, um den Geschlechtsunterschied in der Pei-son an- ;io
zudeuten, so daß einem masc. was-a-ku ein fem. wäs-ati entspricht.
Was ist aber das Suffix ki({n), ü ; und die übrigen Formen, die es
durch lautliche Voränderungen erlangt, worauf gehen sie eigentlich
zurück ? Reinisch führt alle auf eine AVurzel zurück : tun, woraus
sich durch Lautübergang kim usw. gebildet hat (vgl. semit. "ji::), S5
in der Bedeutunar ,sein" : das verbum s übst an ti vum , das
im ganzen Bau, in der Verbal- wie Nominalflexion der hamito-
semitischen Sprachen eine so mannigtaltige Rolle spielt. Das
konjugierte Verbum ist demnach eine Trias, bestehend aus dem
partizipialen Hauptverbum , z. B. 1 Person was , hörend", dem 4o
Pronominalintix a „ich" und dem Hülfszeitwort knn im Infinitiv
also: ,ich höre" = „hörend ich sein". Aus der einen Zeit, dem
jetzigen Präsens der Agausprachen , haben sich durch lautliche
Verschiebungen im dritten Teile des Perf. und Fat. abgezweigt.
Der Plural unterscheidet sich vom Singular durch größere 4r.
Formfülle; diese offenbart sich beispielsweise in der 1. Plur. da-
durch , daß nicht mehr das Urpronomen a zwischen das Verbum
778 Anzeigen.
im Partiz. und das Hülfszeitwort tritt; sondern es wird dem Verbum
das volle absolute Pronomen angehängt; also wäs-anakün
^ wäs-na-kün „wir hören" gegen Sing, wäs-a-kün. In der
zweiten Plur. ist hingegen der dritte Bestandteil, das verbum sub-
5 stantivum, vollkommener ei'balten als im Sing. u. s. f.
Das selbständige Fürwort selbst ist aber ein nach diesem selben
Prinzip konstruiertes Verbum. Hier geht R. vom Pron. im Bedauye
einerseits und Ägyptisch-Koptischen andererseits aus. Wie wusakU,
= „ich höre" = „hörend ich sein" bedeutet, so ist das selbständige
10 Fürwort z. B. „ich" ein Verbum und Ägypt.-Kopt. 'an-ük, Bedauye
^an-i-Ji aus 'an-a-ku (vgl. o7idkii, irsrN) heißt: „existierend ich
sein = ich bin". Bei der Bildung des selbständigen Pronomens
lernen wir noch eine Reihe von Hüllszeitwörtern kennen , welche
mit der schon bekannten Gruppe kicn-ticn urverwandt sind. Zu-
15 nächst an- = 'anio^), Geez UA(1) '. „sein", kuschitisch lianaio,
amharisch {Ji ', aus hawn-a usw.; dies führt auf kwn zurück. —
Im Bedauye tritt an Stelle von an- im selbständigen Pronomen
auch ha- auf; dieses ba, mit lautlichen Vei-änderungen wie fä, pü
usw. auch in anderen Sprachen vertreten, ist eines der drei Haupt-
20 entwickelungsstadien des verbum subst. im Hamito- Semitischen,
nämlich twn-kwn-pwn. Aus tun entwickeltes swn (mit Ver-
schleifungen) liegt im ägypt. plur. vor: 'an-t-sn usw. Die Mehr-
zahl unterscheidet sich von der Einzahl im vollen, selbständigen
Fürwort durch ein eigenes Pluralsuffix, etwa wie beim Nennwort;
25 wo dieses fehlt, weisen die Singularformen gegenüber jenen der
Mehrzahl merkliche Verschleifungen ihrer Bestandteile auf. Das
eigentlich die Person bezeichnende Element ist aber im Pron.
wie im Verbum das mittlere -) ; und zwar im Singular wie im
Plural ursprüglich a für die 1., ta für die 2. und 3. Die Ge-
30 schlechtsunterschiede wurden im Laufe der Zeiten durch allerlei
lautliche Ditterenzierungen ausgedrückt.
Bei dieser Betrachtungsweise wird die Bahn für eine ver-
gleichende Darstellung der haniito-semitischen Konjugation frei.
Aus ihr erklärt sich aber auch die Bezeichnung des grammatischen
35 Geschlechtes und des Plurals im Nomen. Als Ergebnis gilt, daß
sich das Nomen in diesem Sprachkreis wie das Pronomen aus dem
Verbum herausgebildet hat; und daß das Geschlecht ursprünglich
am mittleren , die Person bezeichnenden Bestandteil des Kompo-
situms durch phonetische Variationen zum Ausdruck gelangte wie
1) Dazu kann man arab. ..! ..I hebr. ")" , Ht" vergleichen, welche
nach D. H. .Müller (Orientiil. Studien, 781 ff.) zu den substnntiva vcrbaliii ge-
hören und urspriinglicli „sein", ^Cäa-c* bedeuten. S. weiter unten pag. Tbl.
2) Im semitischen „ImiiiTrckt" tritt es voran, wie überhaupt im zweiten
Stadium der Temporal- und Mudalbildung. Koinisch, 5; lb8. Danach ist
a-qlul in a-kun von wäa-a-kfm vorgebildet.
RhodokanaMs : Reinisch, Das jK'rsönl. Füricort u. die Verbcdflexion. 779
in Bed. ba-r-üs „er ist", daan „er" gegen ba-t-üs „sie ist", dann
einfach „sie" ; wobei das Fem. die ältere Form {t gegen r aus t)
bewahrt hat. Wie beim Verbutn (s. oben pag. 777) kann aber
auch am Pronomen der Geschlechtsunterschied noch durch phone-
tische Veränderungen am letzten Bestandteil des Kompositums 5
zum Ausdrucke gelangen , wenn das Bewußtsein für den Sinn der
Komposition in der Sprache geschwunden ist; dann steht ägypt.
3. masc. en-t-üf „er" das fem. en-t-üs gegenüber. Durch Ab-
schwächung und Verschleifuncr derselben zwei Wortbestandteile wie
am Verbum und Pronomen, d. h. des Urpronomens und des verbuni lo
substantivum , ist nun auch aus dem Verbum das Substantivum,
nach genus und numerus differenziert, hervorgegangen ; auch dieses
stellt ursprünglich nicht ein einzelnes Wort dar, sondern einen
ganzen Satz: das fem. hat dem masc. gegenüber auch im Nennwort
die älteren , volleren Formen bewahrt ; der Pluralexponent ist ein i5
je nach den Sprachen bald deutlicher zu erkennendes, bald bis zur
Unkenntlichkeit abgeschwächtes Hülfszeitwort.
So beruht nach R. der Aufbau sowohl des Verbums wie des
Pronomens und Substantivs auf der innigen Verbindung , auf dem
Verwachsen eines Wortstammes ^) (Begriffswortes) mit einem ür- 20
pronomen (eig. einer auf näheres [a] bzw. auf entfernteres \ta}
hinweisenden Partikel) und weiter mit einem Verbum substantivum
„sein" in verschiedenen phonetischen Übergangs- und Erhaltungs-
bzw. Verschleifungsstufen. Vom Wortstamme abgesehen , entsteht
nur dm-ch eines der in die Verbindung tretenden Elemente an sich 25
eine Unterscheidung, nämlich bei a für die 1., ta für die 2. und
3. Person ; die übrigen Merkmale für die Bezeichnung des Geschlechts,
der Zahl , bzw. dieser und der Tempora und Modi beim Verbum
sind sozusagen akzidentiell ; sie haften an äußerlichen phonetischen
Modifikationen teils des Verbuni subst., teils auch des Urpronomens. 30
je nach Sprachen und dem Sinne der Konstruktion von einander
abweichend und sich berührend. Diese aber, Urpronomen und
Verbum subst., sind nach R. die zwei Urmotive, auf
denen die Nominal- und Verbaltlexion und -bildung der hamito-
semitischen Sprachen aufgebaut ist. 35
Da nun weder das Urpronomen a, ta, noch das Verbum sub-
stantivum im Hamitischen dem Semitischen (oder umgekehrt) ent-
lehnt sein kann , weil man sonst auch annehmen müßte , daß der
gesamte grammatische Bau in einem der zwei Sprachgebiete un-
selbständig ist, — ergibt sich die Urverwandtsclinft der zwei Haupt- 10
gruppen , für deren gemeinsame Zeit K. ein Nebeneinander von
zwei- und dreiradikaligen Wurzeln annimmt. Dreiradikalige Wurzeln
kennen auch die isolierenden Sprachen des Sudans; und nach R.'s
Analyse war auch die hamito-semit. Ursprache einst isolierend.
Die Entstehung der Flexion und Formbildung durch das enge Ver- •»"•
1) Beim Pronomen des verbum subst. selbst.
780 Anzeigen.
wachsen von Stammwort, Urpronomen und Copula ist der Knoten-
punkt, wo sich die hamito-semitische Ursprache abzweigt. — Aber
auch südlich des Äquators , in den Bantusprachen vermutet R.
ähnliche und urverwandte formbildende Elemente und Konstruktionen,
5 Bildungsweisen , wie sie in den Idiomen nördlich des Äquators
bestehen. Im zentralen Afrika , nahe am Erdgleicher sei die Ur-
heimat all dieser Völker und Sprachen zu suchen: Die Hamiten
nahmen nach Nordosten ihren Weg, besetzten Abessinien, das Niltal
und die Gestade am roten Meere, vom indischen bis zum atlantischen
10 Ozean sich ausbreitend; der kuschitische Zweig der Hamiten ent-
sendete Auswanderer nach Arabien : dieses wurde zur Heimat der
Semiten , deren erste Ablagerung in Babylonien relativ früh , aber
später als Ägypten zu hoher Kultur gelangte. Nach R.'s Dar-
legungen weist auch das Babylonische unter allen semitischen
15 Sprachen die nächsten und meisten Berührungspunkte mit den
kuschitischen Idiomen auf: so im Permansiv, das genau dem
Präsens-Perfekt der AgausjDrachen entspreche, im selbständigen, wie
im abhängigen Fürwort, dessen von Schorr^) aufgedeckte, nach
Dativ und Akkusativ durch si- . bzw. ti unterschiedene Form im
20 hochkuschitischen Dialekt von ' Quara eine Analogie aufweise.
Mit dem Buche von R. , das , auch im Titel bescheiden , vom
persönlichen Fürwort in den hamito-semitischen Sprachen
ausgeht, ist die Diskussion eröffnet, die eigentlich auf die Er-
schließung eines sehr weiten Gebietes zielt : es soll zunächst
25 durch Heranziehung der h a m i t i s c h e n Idiome die vergleichende
semitische Sprachwissenschaft fundiert und ausgebaut werden.
R. pflegt immer wieder zu betonen, daß auf spezifisch semitischem
Gebiete Fi'agen, wie über die Entstehungf der Flexion, des gramma-
tischen Geschlechtes , des Plurals , der Bildung des Verbums und
30 Nomens usw. bisher gar nicht aufgeworfen wei-den konnten , weil
die semitischen Sprachen einander zu nahe stehen. So wächst R.'s
Buch über seinen Titel hinaus zu einer vergleichenden Grammatik
der semito-hamitischen Idiome ; zwar behandelt es vornehmlich
das Pronomen und das konstruktiv diesem parallele Verbum ; ein
35 großer Abschnitt §§ 175 — 215 analysiert den Bau des Zeitwortes
in sämtlichen hamitischen und semitischen Sprachen und Dialekten
nach Tempora und Modi, überall die Wirksamkeit derselben Gesetze
erkennend , welche die nachweislich ältesten Bildungen (Agau —
babyl.-assyr. Permansiv — semit. Perf.) beherrschen oder in ihnen
«vorgebildet sind. Eine Prüfung des Nomens auf jene Gesetze
hin , erweist aber denselben organischen Bau : gleiche Elemente
durch dieselbe syntaktische Verbindung verknüpft. Das macht die
Stärke und den inneren Halt des Buches aus , in dem jede These
sich auf alle anderen stützt. Freilich wird vom Standpunkte des
45 Semitischen gegen einzelnes Einspruch erhoben werden , so z. B.
Ij SHWAW., 11107, i;i81V.
RhodokanaTcis : Reinisch, Das persönl. Fürioort u. die Verbalflexion. 781
gegen die Annahme einei* Partizipialbildung durch das in den
Stamm eindringende Suffix -äy (K. § 26), wonach kätib hebr. zit^in
für Ixätaib stünde . obwohl das Eindringen von l oder iy {äy) in
die Wurzel sich auch sonst belegen läßt^); oder gegen die Er-
klärung der pluralen Femininendung ät (hebr. 6() aus an-t- {% 313). 5
Doch das sind Einzelheiten ; und in sehr viel anderen Fällen
wiederum , da man zu widersprechen geneigt wäre , wii'd man sich
jedesmal erst die Frage vorlegen müssen , ob nicht der Wunsch,
altes , liebgewordenes Gut zu retten , die Lust zu widersprechen
weckt. Jedenfalls hat R. durch die Vergleichung der hamitischen lo
und semitischen Idiome diesen ein Geheimnis abgelauscht: das
Yerbum substantivum. Der Einwand gegen den abstrakten Begriff
„sein" , welcher in der Formbildung eine so große Rolle spielen
soll, läßt sich durch den Hinweis darauf beseitigen, daß beispiels-
weise "ji2 in den semitischen Sj^rachen auch sehr konkrete Dinge i5
bezeichnet ; freilich entsteht dann von selbst ein neuer Einwand ;
ob denn ein Wort , ein Stamm mit der spezifischen Bedeutung :
„fest stehen, aufrecht sein" o. ä. in urhamito-semitischer Zeit
kann verwendet worden sein , um Verbal- wie Nominalformen im
weitesten Umfang zu bilden, um Geschlecht und Zahl, Tempus usw. 20
im Verbum bzw. im Nomen zum Ausdrucke zu bringen. Aber da
denkt man unwillkürlich an den syntaktischen Gebrauch der
^.,1^ o|^!, etwa an J^^^ ^^?, Ui, ^^^ ^J^ ^^]^ jj^^
c:jLjj die ja ursprünglich einen ganz bestimmten Zeitbegriff be-
zeichnen, der in der syntaktischen Verbindung in zweite Linie tritt; 2.5
oder an ^j^ , 'Zj'' , T\^a , überhaupt an die mit Suffixen ver-
bundenen „Substantiva verbal ia " : •p: , my-) ■)— , an welchen
D. H. Müller (Orient. Studien 781 ff.) alte Zusammenhänge und
Berührungen zwischen Verbum und Nomen , Konstruktionen im
Sinne des verbum substantivum nach Reinisch erkannt und ao
nachgewiesen hat^). Ein vertieftes Studium der südarabischen
Idiome , wie wir es demnächst von D. H. Mülle r zu erwarten
haben , wird weitere Belege zu dieser Spracherscheinung bringen.
Ich habe schon zu Beginn dieser Darlegunsfen hervorirehoben,
daß R.'s Buch, hervoi-gerufen durch seine Arbeiten auf dem Gebiete »&
der kuschitischen Sprachen, und deren natürliches Resultat, von
der ersten Seite, auf welcher uns der Verfa.sser ohne Eiiileitunor
in medias res zwingt, bis zum Schlüsse mit staunenerregender
Konsequenz geschrieben und geschlossen ist im Aufbau seines
1) Vgl. SoqotrT Slhab , sildh (aus b'ifxibi), ,dor, die Alte"; (los>;leielu>n
Soqotn igöhom, tegöliam, fem. tgiliim für tegohoini usw. usw. Dnun liobr.
•TirT^n, fem. '?ir]"'n für haytukl. (D. II. Müller.)
2) Vgl. oLc, im 'Omänl konjugiert, im IJfärl mit Suffixen konstruiert.
3) Vgl. auch Soqotri licr.
782 Anzeigen.
Grundgedankens. Von weitem zeigt er uns das Ziel und geraden
Weges führt er uns auf dieses zu: ohne Seitensprünge, doch mit
genauer Beachtung und Erwägung all dessen , was an den Seiten
liegt: so ist ja das ganze wissenschaftliche Leben und Wirken
5 dieses Mannes beschaffen ; wir freuen uns , denen es vergönnt ist,
seine Krönung zu sehen.
Anmerkung. Folgende wesentliche Berichtigungen, die
sich dem Verfasser bei der Revision seines Buches ergaben , teile
ich nach seiner brieflichen Mitteilung vom 29. IX. 1908 hier mit,
10 zu Nutz und Frommen -aller Leser:
Seite 76, Note 2 ist in der 2. Zeile anstatt: „koptischen
Possessiv" zu lesen: „Kopt. Objektssuffix ".
Seite 87, Note 3 ist der Satz: vgl. 'Af. tssi zu streichen.
Dieses is-si steht anfänglich für t's-nl aus zssni ins-nl zusammen-
15 gezogen; vgl Seite 241 ^229 Note 2.
Seite 230, Zeile 2 von oben sind die Worte : „mit Ausnahme
der prima sing." zu streichen.
Seite 248 , Textzeile 8 von unten hat der Satz richtiger so
zu lauten: „für die 1. und 2. Pers. beider Zahlen werden aber
20 statt der in § 234 aufgeführten Formen, meistens folgende usw.
Seite 264, Zeile 9 von oben ist der Satz von: „doch ent-
spricht hier" usw. zu streichen; denn das Suffix -ä, -ä ist identisch
mit dem semit. ya. Beweis hierfür z. B. Bil. yin-a ""adarä „uuser
Herr". Dem Substantivum nachgesetzt sagt man: ^adarä yin-Ci-hu.
25 Diese Form deckt sich mit tväs-ä-kü im Schema auf pag. 6 Relat. I.
3. Pers. masc. ; 'adärä yin-d-hü ist wörtlich: „Herr — uns — er
— ist", -ä- steht für ya (vgl. pag. 6 Note 3) und die Länge ä
für a wegen S. 7 Note i. j^t_ Rh odokanakis.
30
'The Yogasästrd', etited hy Muni Maharaja Si'l Dharma-
vijaya; vol. /, fasciculus 1; Asiatic Society of Bengal,
Calcutta 1907.
Es sind jetzt 34 Jahre verflossen, seitdem Windisch die ersten
vier prakäsds des Yogaöästra im 28. Bande dieser Zeitschrift
publizierte. Seit jener Zeit sind die jainistischen Studien so weit
35 vorgeschritten, daß die mannigfaltigen ScliwierigkoitiMi, die dem
ausgezeichneten Sanskritfurscher im Wege standen, nicht niolir die
heutigen Indianisten zu entmutigen brauchen. Windisch fehlte ein
Kommentar, mit dessen Hilfe viele ihm dunkle Stellen, z. B. 1,8,
erst vf'i-stäiidlich werden.
40 Durcli Herrn Geheimrat Prof. Jacobi veranlaßt , hatte ich die
kritische Ausgabe des Yogasästra- Kommentars {yocja^üstravrtti)
BeLloni-Filippi: Sri Dharmavijaya, The Yogasastra. 783
übernommen, da die Jaina-dharma-prasäraka-sabhä, Bbavnagai', die
mir drei HSS. verscbaifte, das Bucb zu veröffentlichen versprochen
hatte. Das MS. des ersten prakäsa war schon druckfertig, als
plötzlich die Sabhä ihr Versprechen zurücknahm, weil die Asiatic
Society of Bengal dieselbe Veröffentlichung in der Bibliotheca 5
Indica durch Sri Dharmavijaya unternommen hatte. Die erste
Lieferung ist denn auch bald nachher erschienen.
So um die Frucht meiner Arbeit gebracht , Avill ich , damit
dieselbe doch nicht vergeblich gewesen sei, Sri Dharmavijaya's Aus-
gabe des ersten prakäsa einer kritischen Untersuchung unterziehen, lo
Das wird arenügen, um die Methode des Herausgebers zu beurteilen.
Man würde die Ausgabe gut ausgefallen heißen, wenn dieselbe
nur kritisch wäre. Der Herausgeber erweist sich als ein erfahrener
Sanskritgelehrter und die Zahl der Druckfehler, welche einheimische
Ausgaben zu entstellen pflegt, ist hier sehr verringert. An kri- 15
tischem Sinne mangelt es aber dem Herausgeber oranz. Zuvörderst
ist ihm gar nicht eingefallen, seine MSS. chronologisch zu ordnen,
um auf die ältesten und besten seinen Text zu gründen. Von
Rezensionen des Y. S. kann man zwar nicht sprechen, weil die
Varianten nicht den Inhalt, sondern nur Wörter, Wortformen und 20
ähnliches betreffen , wie folgende Beispiele zeigen mögen : '^*J«*h
^^T^» C, Dh(armavijaya's Ausgabe) S. 2, Z. 4 für »^ti-T^iR«' ABD ;
^^^^'^ CD,Dh S. 4, Z. 17 für ^T'T'^" AB; f^^ BD,Dh S. 15,
Z. 12 für ^ AB; ^^^ BD,Dh S. 18, Z. 20 für ^S» AC ; U^-
^^^^TW^ ^^^^ ^*T^cT: C,Dh S. 26, Z. 5 für Tl^ ^XT^^?ff- 25
^TW^ ^H^ ^IirTfi: AB ; ?TTf IT ^^T^f^fTI D,Dh S. 33, Z. 7 für
TTTf^^ ^Tf^fl'l ABC; XJfTfi: BCD,Dh ib. Z. 17 für XJ^ A; ^-
^»1» D,Dh S. 49, Z. 3 für ^^H« ABC: ^^Tf^ff: BCD,Dh S. 55,
Z. 22 für ^mf^fi: A: »TTlftf'T^Tf^^T^ D,Dh S. 68, Z. 12 für
»TTlftf^^Tf'^^TJl ABC : ^^T^ liCD.Dh S. 83, Z. 5 für *T^Tf^ so
A; ■^^ TTWf^T^T ^m BCD,Dh S. 103, Z. 15 für ^^'> T^TWf^-
^T^m A; ^T^JITf^^m: Dh S. 134, Z. 14 für VT^qT^T^: ABCD.
Aber auch in diesen Dingen hätte den Herausgeber eine sorg-
fältige Gruppierung der MSS. leicht das Richtige finden lassen,
während er meist die späteren und schlechteren Lesarten in den 35
Te.xt gesetzt hat. Wahrscheinlich hatte or nur junge Handschriften,
worüber sein Bericht nach Beendigung des Textes abzuwarten sein
wird. Die Palmblatthandschrift des Deccan College Library. Samvat
1260, hat er nicht benutzt, weil sie noch in meinen Händen war,
und eine zweite aus Samvat 1251, die Bühler in seiner Abband- 40
lung: Leben des Hemacandra, S. 85 erwähnt, scheint ihm auch
unbekannt zu sein.
784 Anzeigen.
Ich hatte 4 MSS. benutzt:
A ist die oben genannte Palmblatthandschrift des Deccan College,
siehe Peterson's 3"^ Report, S. 14.
Die folgenden MSS. sind gewöhnliche Papierhandschriften :
5 B, geliehen von Muniräj VijayjT, etwa aus dem 17. oder 18. Jahrh.,
scheint Abschrift einer guten alten Handschrift zu sein ;
C und D, geliehen von V. K. Premchand. C datiert Samvat 1667;
D modei'n, auch hinsichtlich der Schreibung der Diphthonge.
In den 3 letzten MSS. fehlt es nicht an schweren Korruptelen,
10 und der samdhi ist sehr vernachlässigt.
Ich gebe nun eine Liste der Stellen des gedruckten Textes,
die mit Hilfe meiner MSS. sich als falsch ergeben. Die Ausgabe
bezeichne ich mit Dh :
S. 4, Z. 10 liest Dh W^ und wir W^, mit unseren HSS.
15 Diese letzte Lesart wird wohl jedermann für passender halten, in
bezug des ^T"^ ^^^ ""^ <3es folgenden fT'^.
S. 5, Z. 2 ^^fil^T^f^^TTTf^^ li^fTT H^%. Einfacher in
unseren HSS.: ^mf^^T^^f^^T^ li^TTTf^^»T^^fi:.
S. 7, Z. 9 DhC >I^T*l. Emphatisch und stärker die in ABD
20 Überlieferte Wiederholung des ISamens ^T"?^'^.
S. 10, Z. 6 DhBCD ^T^%^ f^fW^. Ungleich besser die
Lesung von A: "^JT^f^^f^^f^^.
Ib. Z. 9 DhC cTcT: für ^ t^: ABD.
S. 14, Z. 18 ist ^^T^ ABC statt ^^^T^ DDh aufzu-
2.5 nehmen.
S. 20, Z. 4 ist die fehlerhafte Lesung von BD f^^^^B; auf-
genommen worden statt der richtigen T^^'!??^ AC.
S. 24, /. 13 ziehe ich unsere, auf den ^T sich beziehende
Lesart U^^^ ABC, jener von DhD Tl^wft vor, indem der ^T-
30 ^T'l^, seiner Erhabenheit wegen, von den Qualen nicht mit-
genommen war.
S. 26, Z. 7 ist mit unseren HSS. ^^fT'Tf^'f^cTT-^: slatt ^-
'FtfTf^T^ Tf^TfT^: ^n losen.
II.. Z. 9 ist im Einklang mit unseren HSS. ^fV^f^rT" in
30 ■=?lf^*Tf^rT® /u verbessern.
S. 30, /. 13 ist das f^^^fT»?: unserer HSS. dem ^f^'l
vorzuziehen.
Belloni-Fillppi : Sri Dharmavijaya, The Yogasästra. 785
S. 40, Z. 1 ist rTr5^^TT^f^fcTT: ABCD statt fTt^^^^ffaq: an-
zunehmen.
S. 43, Z. 22 bieten ABC die unvergleichlich bessere Lesart
N^^f^^TfTT* statt f^^ITTfTT^'I'T DhD.
S. 44, Z. 17 wenn man f^^frTf'TT^nqT: statt f^^TfTf^^nq«» 5
ABCD liest, so ist das Bild der Lampe verdorben.
S. 46, Z. 5 ist mtW^W^^"^ A (vgl. Äd. Car. "^^iXinW^) statt
»qjfW^T^^ DhC zu lesen.
S. 49, Z. 15 ist %^r%ti DhD durch ^^^T^tj zu ersetzen.
S. 67, Z. 16 ist 5ITTf%€f^ ABCD statt 5ilTf^m^ anzunehmen, lo
S. 68, Z. 19 DhBCD »H^. Besser A: »^^^.
S. 77, Sil. 371—375 und S. 79 sq., sll. 399—407 bieten eine
Interpolation , die ein vorsichtiger Hei'ausgeber hätte verwerfen
müssen, da sie nur im uncrlaubwürdicren D enthalten ist.
S. 82, Z. 13 ist T fITffr 'T ^ f^5ft*T: ABC, dem 'T ftTcftTT- 15
TT^^TI von DhD vorzuziehen.
S. 92, Z. 5 ist wohl mit ABC «^f^rtf statt «»^^Rt^ DDh
zu lesen.
S. 104, Z. 6 ist das %M^. von ABC passender als das '^^'T:
von DhD. 20
S. 106, Z. 7 ist das Kompositum ^^^»rW^^^Tf^^T^^TT
unzulässig. In unseren HSS, tritt anusvära an das schließende
-a- von °aa'mvara, was aber metri causa gleichfalls unrichtig ist.
Man muß anusvära dui'ch avunäsika und blndu durch ardhacandra
ersetzen: ^^«C. S. Pischel's Gramm, d. Träkrit-Sprache, Straßburgas
1900, §§ 179, 180 u. 350.
Ib. am Fuße der Seite ist die chäj/ä zum Fräkrit -Verse
72 sqq. in ganz phantastischer Weise ausgeführt. 80 ist Z. 8 «RT-
^^ und Z. 10 T?^^^'\^Tflt (\V(4il ^^^^^Tff /.u lesen) durch
^fY^: und ^^f'f^^Tf*!^ (Erdameisen) statt ^'^^Tig: und f^^\- 30
f^^fn^ wiederzugeben. Und mit Z. 12 ^SST^^^ff (wohl
^^^T^^ff zu schreiben) ist nicht 'RT^Sfltf^: (!!) sondeni ^^-
^fTT^« gleichwertig.
S. 113, Z. 3 ist wohl mit unseren H8S ^^° statt T*^" /u
lesen. Vgl. Tattv. S. V, 24. •t.'»
736 Anzeigen.
S. 114, Z. 16 u. 21 sind »^'WII» und ^'WT^t durch «^T-
HT^" und ■^•T^^TTt ABCD zu ersetzen, indem die Eisrentümlich-
keiten der Bindung Art, Dauer, Kraft und Dimension sind. Vgl.
Tattv. S. VII, 4.
5 S. 118, Z. 5 ist metii causa mit unseren HSS. ''^f^^^^
zu lesen.
S. 122, Z. 9 ist metri causa «^W^ durch «>f^H^%^ ABCD
ZU ersetzen.
S. 131, Z. 11 besser «»^^^r ABCD, wie das Wort in J. M. zu
10 zu lauten pflegt.
S. 132, Z. 15 u. 16 wohl »^f^» und m^^T ABCD statt
'^* und m^^"^* metri causa zu lesen.
S. 133, Z. 14 ist mit unseren HSS. «^^^if und »^tj^^
zu ersetzen.
15 S. 136, Z. 16 wohl **^^«( metri causa zu schreiben, nach
dem schon Gesagten mit Bezugnahme auf die S. 106, Z. 7.
S. 147, Z. 20 ist mit ABC ^'^^»^T^f^^'tT ^T^ TJ^ zu
tilgen, indem es sich vermutlich um eine Glosse handelt.
Ib. Z. 21 wohl »f'ljfFT'?: statt «f^^frn: trotz allen HSS.
20 ZU lesen.
S. 150, Z. 14 ist wenigstens mit unseren HSS. ^tTTWT^T in
''am'^^^T^ zu verbessern.
Was nun die im Texte vorkommenden erheblichsten Fehler
anlangt, so werden wir die bloßen Druckfehler von denjenigen unter-
2.5 scheiden, die aus einer irrtümlichen Auffassung manches Wortes
herrühren. Wir wollen mit den ersten anfangen :
S. 7, Z. 8 ^^^fT^'^TI, veib. ^^ ^fT» vgl. Hern. Sabdänus.
11, 2, 39: S. 21. Z. 1 ^f^T: ^T^l- vorb. ^^ flTT::^T^»l: S. 32,
Z. 3 f^ f^f^TT^, verb. f^fff^RrTJ^;; S. 54, Z. IG »f>:i#°. verb.
30 »fyx;?^» ; 8. 64, Z. 5 "^^^T. vnb. °^^^T(t: S. 91, Z. J-' °iTf=^fT°.
vprb. »TTf^rT»; S. 93. Z. 5 m^t^j^. verb. VjA ^^ . S. !i5, /. 11
WT«rT ^TT". vorb. %^T m» vgl. S. 137. Z. 11 : S. \H\. '/.. 5 %^m-
T^, verb. ifTgmTir^: S. <.t7. Z. 7 ^^ f^%, vcrb. ^^4^^%: S. 100.
Z. 22 «^ff^: ^T«, vor!,, "^ff ^^T° : S. 101, ZZ. 14. 15. 18 u. 21.
Belloni-Füippi : Sri Dharmavijaya, The Togasästra. 787
S. 102, ZZ. 2. 6. 12. 15 n. 20. S. 103, Z. 3. S. 104, ZZ. 14 n. 17.
S. 105, ZZ. 4 u. 17 ^^?rr. ^T^^TT'I usw., verb. ^^TT ^^^T^usw.:
S. 111, Z. 6 fTT^Wt, verb. cTT^r^ft: S. 130, Z. 14 ist ^T^^^f*^?!
vor ■^t^{2rf3RT:%: zu ergänzen: S. 133, Z. 3 TTf^ IT^T, verb.
^Tf%li»; S. 139, Z. 4 »t^TTTT». verb. »t^W" m. c. : S. 151, Z. 18 5
•frifTW, verb. ftT T^.
Von den Druckfehlern, die auf Rechnung des Setzers kommen,
sehen wir ab , weil das Druckfehlerverzeichnis dieselben später be
richtigen wird.
Aus einer fehlerhaften Auffassung des Textes stammen folgende lo
Versehen :
S. 7, Z. 7 fT^ ^TWr», verb. fT^T^T^T« (= tad qjTmtvä°:
S. 36, Z. 9 »^T^T^, verb. »^^ ^T^; S. 76, Z. 9 »^^Zt TTT
^ft, verb. »^m^TnT^ft; S. SO, Z. 12 ist ^W- ebensowohl als
Z. 16 *'^^ aus metrischen Gründen unzulässig; S. 82, Z. 10 i5
^'^■^[^^eiT^, verb. "^T^^^ft; S. 110, Z. 7 ^tnjT^o ^^^.^ ^qq-RT»
trotz allen HSS. Oft vernachlässigt ist auch der samdhi, vornehm-
lich da, wo derselbe die Auffassung der einzelnen Wörter erschwerte.
So ist S. 38, ZZ. 13 u. 15—16 ^q^(?I ^T^^Pt^I« und »q^T^ ■^«'
statt ^3q^(?IT*t5I* und *M<^((^1^ geschrieben . um das Iiuiewerden 20
der Präp. '^ zu erhalten.
Einem gewiß nicht beabsichtigrten Vercressen sollen wir das
Fehlen der chä//ä zu den SS. 123, 128 u. 141 zuschreiben.
Nun hoffen wir bewiesen zu haben , daß unser lenie festinare
in der Herstellung der Texte, worüber etwa die Inder sich wundern, 25
nicht ohne Grund ist. Unkritische Ausgaben bedeuten eine Zeit-
vergeudung, weil die Arbeit noch einmal getan werden muß.
Ferdinande Belloni-Filippi.
788
Kleine Mitteilungen.
Zu Ibn SaSd III, 1, t^.jUlt. und Y, tr., 2, und zu
ZDMG. 62,280 und 56 8. — Bezüglich der Stelle ISaSd III,
1, i^., ult. il^\ xJ Jot:>-3, zu der De Goeje ZDMG. 59. 380 be-
merkt hatte: „Die Worte sind nicht klar. Eine Anspielung auf
.') Zaid's Tod als Zeuge kann doch kaum darin liegen ; da würde es
heißen xxJ-li »y^cisj^ .... Ich vermute in käII den Namen eines
Gutes ....", habe ich ibid. 452 als meine Ansicht ausgesprochen,
daß mit &.JLil doch wohl das Paradies gemeint sei. Folgender Passus
in IHisäm's Sira, (^.f, 3 v. u , gibt mir Recht: i-LiJ! Ac j^ ij**^5
10 KaII e5^JJvj „und er versprach ihnen zum Lohn für ti-eue Erfüllung
dieser Pflichten das Paradies" ^). Vgl. zu dieser Bedeutung von
J^jt> Lane, Lex. s. v. : „ !lX5^ J^c 1 Ai x!i Jot=> He stipidated with him
to gwe lihn such a thln<j for [doincf] such a thimj. (K.)"
Zu ISa^d V, \^.. 2 bemerkt De Goeje ZDMG. 61, 457: ^i^lL
15 nach Fischer 'in diesem geflügelten Worte nicht länger As. ^^',
sondern ,j«^Ä^ *.**!'• Ich möchte eher einen Schreibfehler an-
nehmen und ä.j<\JLL> lesen". Ich darf wohl hier knrz konstatieren,
daß ich den betr. Passus meiner Erstlingsschrift längst als irrig
erkannt habe und daß ich De Goeje beistimme.
20 im Anschluß an meine Ausführungen zu den Worten *l\äj '-^
,3»Lj ^. XAJi ,.vx auf der ersten der zwei von Musil veröffeut-
^
<r
1) ^.,<^j^l y}-^^^ y\^=r- f-^^ KiySx^ ihid. i^n, 1 l)edoutet dagogon:
„und es werden Gürten gleich den Ciirlcii iK's Jordiui für cuidi bereitet werden"
(vgl. ibid. Z. h. !*'!'(*', 11 II. s. f.).
Kleine Mitteilungen. 789
lichten arab. Inschriften aus Arabia Petraea oben S. 280 möchte
ich noch auf die Stelle Buhärl, ed. Krehl-Juynboll IV, ffi, 2. auf
die ich kürzlich gestoßen bin , hinweisen : c>^(>J Lx J JisXb
c>-iJL£^l» ^jT-^^l^ CJ,i>5^ (Worte des Propheten). Hier ist ganz klar,
daß es sich nur um geschehene Sünden handeln kann (man wird 5
dem Propheten, besonders Allah gegenüber, kaum die Worte in den
Mund legen wollen, daß er sich allerlei Sünden für die Zukunft
vorbehalten habe) und daß cJj3>1» *i>.^LX.s, ebenso wie das damit
verbundene c>.>ijLct^ c:;..-«!, nur ein Ausdruck per merismuni zur
Bezeichnung sämtlicher begangener Sünden ist. lo
Die Ausdrücke ,.,»X.v^, i— j.Js.^, w^aJi^, ^jU^x, 5.^^~ü,
^:fVÄl und ^.>v,ci-'«, die Seybold oben S. 568 zu meiner Notiz über
.,».;^ „epileptisch" (ibid. S. 151 — 3) nachträgt, waren mir an sich
nicht unbekannt^), wohl aber in der direkten Bedeutung , epileptisch",
und da es bei meinen Ausführungen gerade auf diese Bedeutung 15
ankam, so hatte ich keine Veranlassung sie zu nennen. Inzwischen
habe ich bei Beaussier, Dict. gefunden : .,jjC*^xi Epileptique-, possedS
(und Ä,!^^ Epilepsie, mal caduc , haut mal). Für die übrigen
sechs Ausdrücke aber kann ich die Bedeutung , epileptisch" auch
jetzt noch nicht positiv nachweisen. 20
1) Vgl. die Wörterbücher, besonders auch Dozy, Spiro und Beaussier, und
außerdem au .,j.5^.w.yc ZDMG. Gl, 231, 28, Snouck Hurgronje, Mokka II, 128,
unt., Curtiss, Ursemit. Religion im Volksleben d. heutigen Orients 107, Anna. 1,
267, ob., ZDPV. X. 17C, Miisil, Arabia Potraea III, 320, ult. , 324,8 v. u.,
325, pu. und Jaussen, Coutumes des Arabes 5C, 12; zu \_^^JL» HamSsa l!^f, 10
und zu iwjJL/^/i 1001 Nacht, ed. Habicht, I, ri!*", ult. — Die Zahl der arab.
Ausdrücke für „besessen, vorhe.xt, von Spukgeistern bewohnt" o. ä. läßt sich
>
noch vermehren; vgl. i^L>ciXi Lexx. s. v. und vim N'loten, WZKM. VII, 234;
'w'kjAia^ Jaussen u. ». O. 387, Mitte; .y:^.:> und _*i:ÄjS? Lox.\. s. vv., HarirT,
Maq.- fio, Schol. 4 v. u., Näsif al-IäzigT, MagmaS al-bahrain (1856) r^f, Anm. 1,
ZDPV. X, 170. ISO iiii.l Wellhausen, Kesto- 151, Anm. 4: . y-t-J^ Le.xx. s. v.
und s. ^/«Lc und Wellhausen a. a. (). 151, Anm. 3; _.iiJW llarTrI, Maq."
fto, 9 u. a.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXll. 51
790 Kleine Mitteilungen.
Dagegen kann ich jetzt nocli nennen das mir freilich nur aus
den Wörterbüchern^) bekannte ^».i^ , besessen", das allem An-
schein nach speziell auf epileptische oder kataleptische Besessenheits-
erscheinungen geht : vgl. Lisan s. v. : ^yk^X\*, o -aäj ^\ %jl^„
c^^ciil. Zu .^ ,JL5^ selbst läßt sich jetzt noch vergleichen Musil,
Arabia Petraea III, 319 ft".-) Von vorn herein hätte ich wohl hin-
weisen sollen auf van Vloten. WZKM. YII, 232 ff. und Wellhausen,
Keste-^155, unt. A.Fischer. |
1) S. schon Freytag, Einleitung S. 169, 9 v. u. ^
2) Vgl. hier auch lähes el-insi 320, 14 v. u. zu meinen Bemerkungen über
( wfcxL« ii. a. O. 153.
791
La Fondation De Goeje.
Lorsque, ]e 16 juin 1906, M. le professeur M. J. De Goeje
quitta , pour obeir ä la loi , sa chaire d'arabe ä l'universite de
Leyde, une commission, agissant au nom de nombreux eleves, amis
et collaborateurs du savant septuagenaire , mit ä sa disposition,
comme on s'en souvient peut-etre, une somme d'environ 14 500 florins
hollaudais (29 000 francs) pour lui permettre de creer une fondation
dont les revenus pourraient etre employes, ä l'avenir, ä la pro-
pagation des etudes qui lui etaient les plus sympathiques.
La fondation existe depuis quelque temps et M. De Goeje lui-
meme ainsi que les autres membres du conseil, qui la dirigent,
jugent desirable de faire connaitre par l'organe des principales
revues consacrees ä l'etude des langues orientales la fa9on dont
eile a ete constituee.
En voici les Statuts:
Statuts de la fondation De Goeje,
fondee le 28 juin 1907.
Art. 1. La fondation est etablie ä Leyde : eile se nomme „Stichting
De Goeje" (fondation De Goeje). Elle a pour but de favoriser
l'etude de la langue et de la litterature arabes ainsi que
Celle d'autres langues orientales et de leur litterature.
Art. 2. Le choix des moyens, servant i'i atteindre ce but, est conlie
ä un conseil, qui decide ä la majorite des voix.
Art. 3. Les fonds de la fondation deriveut des sources suivantes :
1. le capital donne par M. De Goeje; 2. les contributions ;
3. les successions, legs et donations; 4. les inter^ts des
capitaux.
Art. 4. Le conseil est compose de cinq membres , dont deux , de-
meurant a Amsterdam , sont nonimrs par la section des
lettres de l'Academie Royale d'Amsterdam , et trois par le
Senat de l'universite de Leyde. La section de rAcadeniie
ainsi que le Senat de l'universite ayant consenti ä prt'ter
leur concours, la section a nomme M. le docteur H. T. Karsten
et M. le docteur J. A. Sillem, et le Senat de Leyde a
nomme M. le docteur C. Snouck Hurgronje et M. le docteur
792 -^^ Fondation De Goeje.
C. van Vollenhoven , tous deux professeurs ä Leyde. Les
membres du conseil sont nommesävie; dans leur premifere
reunion, ils designent un president et un secretaire ; M. De
Goeje sera tresorier. En cas de vacances causees j)ar le
decös , la demission , ou le changement de domicile des
roembres qui doivent habiter Amsterdam , l'election des
nouveaux membres aura lieu aussitöt que possible et en
tont cas dans le delai de trois mois ä partir de la date oü
la vacance s'est produite. Le remplacement des membres
Karsten et Sillem sera fait par la section des lettres de
l'Academie Royale , celui des autres membres sera fait par
le Senat de l'universite de Leyde.
Art. .^). Le conseil represente la fondation en justice et hors justice.
Les membres du conseil ne sont pas salaries. Ils se reunieront
au moins une fois par an , pour examiner la gestion du
tresorier. Une reunion extraordinaire aura lieu chaque fois
que le tresorier ou trois membres du conseil le desirent.
Ai't. 6. Le Capital de la fondation doit etre place en inscriptions
sur Tun des ^grootboeken van de Nederlandsche werkelijke
schuld" (grands livres de la dette nationale neerlandaise),
au nom de la „fondation De Goeje". Le tresorier seul est
autorise ä percevoir les rentes; c'est donc maintenant
M. De Goeje et ce sera aprfes sa mort, le membre que le
conseil designera comme tresorier.
L'assentiment et le concours de tous les membres du
conseil est requis pour vendre , en tout ou en partie , les
capitaux inscrits au grand livre ; d'autres formalites ne sont
pas necessaires.
Art. 7. II sera permis de deroger aux articles 4, 5 et 6, si, dans
deux seances successives, le conseil declai-e ä l'unanimite
des voix que les circonstances necessitent un ecart precise
d'avance.
Ajoutons que le capital de la fondation se monte actuellement
ä 19 500 florins hoUandais (39 000 francs) et que M. De Goeje,
quoique reste membre du conseil, a ete remplace comme president
par M. Snouck Hurgronje et comme tresoiier par le secretaire du
conseil M. van Vollenhoven.
793
Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der
Redaktion eingegangenen Druckschriften.
(Mit Ausschluß der bereits in diesem Hefte angezeigten Werke. Die Redalstion
behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Rücksendungen
können nicht erfolgen. Anerbieten der Herren Kollegen, das eine oder andre
■wichtigere Werk eingehend besprechen zu wollen , werden mit Dank an-
genommen. Die mit * bezeichneten Werke sind bereits vergeben.)
Maulavi Abdul Muqtadir — Catalogue of the Arabic and Persian Manuscripts
in the Oriental Public Library at Baukipore. Persian Poets : Firdausi to
Hafiz. Calcutta, The Bengal Secretariat Book Depot, 1908. X, 274 S.
^Thompson , li. Campbell - Semitic Magic, its Origins and Development.
[Luzac's Oriental Religions Series. Vol. HI.] London, Luzac it Co., 1908.
LXVIII, 286 S.
Letters to Cassite Kings from the Temple Archivos of Nippur.
By Hugo Radau. (The Babylonian Expedition of the University of Penn-
sylvania. Series A: Ciineiform Texts edited by H, V. Hilprecht. Vol. XVII,
Part I.) Sixty-eight Plates of Autograph Texts. Twelvo Plates of Halftone
Reproductions. Philadelphia, Department of Archaeology, University of
Pennsylvania, 1908. XV, 174 S. Groß-40.
L'Astrologie Chaldeenne. Le Livre intitule ■nenuma {Anu) Hu Bei».
Public, transcrit et traduit par Ch. Virolleaud. Fase. 1. Te.xte cunei-
forme, Sin. Fase. 8. Transcription , Adad. Paris, P. Geuthner, 1908.
1909. m, 60 und 35 S.
Segal, M. TT. - Misnaic Hebrew and its Relation to Biblical Hcbrew and to
Aramaic. A Grammatical Study. [Reprintcd from the Jewish Quarterly
Review for July, 1908.] O.xford, Horacc Hart, 1909. 91 S.
Poznanski, Samud _ The Karaite Literary Opponents of Saadiah Gaon. London,
Luzac & Co., 1908. VH, 104 S.
Coole, Stanleij A. - The Religion of Ancient Palostino in tho Socond Millen-
nium B. C. In the Light of Archa;ology and tho Inscriptions. [In : Religions
Ancient and Modern.] London, Arch. Constablo & Co. Ltd., 1908. Vlll,
122 S. 1 s. nrt.
*j\Tusil, Alois- - Kais. Akad. d. Wiss. — Arabia Petraoa. I. Moab. Topo-
graphischer Reisebericht. Mit 1 Taf. u. 190 Abbild, im Texte. XXlll,
443 S. — II. Edom. Topographischer Roisobericlit. 1. Teil. Mit 1 Karte
u. 170 Abbild, im Texte. XII, 343 S. — 2. Teil. Mit 1 Karte u. l.")2 Ab-
bild, im Texte. X, 300 S. — III. Ethnologi.schor Roiseboricht. Mit 62 Ab-
bild, im Texte. XVI, 550 S. Wien, in Komm, bei A. Holder, 1907—8.
794 Verzeichnis der bei der Redaktion eingegangenen Druckschriften.
The IJistory of the Governors of Egypt by Aöü 'Umar Muhammad ibn Yösuf
al-Kindi. Edited . . . by Nieholas August Koenig. Part I. [Contri-
butions to Oriental History and Philology. No. II.] New York, The Columbia
üniversity Press, 1908. V, 33, 33 S.
The Pearl-Strings; a History of the Resüliyy Dynasty of Yemen by 'Aliyyu^
bnu 'l-Hasan 'el-Khazrejiijij; Translation and Text with Annotations and
Index. By the late Sir J. W. Redhouse. Edited by E. G. Broione,
R. A. Nicholson, and A. Rogers. Vol. III, containing the Annotations.
["E. J. W. Gibb Memorial" Series. Vol. 111,3.] Leyden: Brill, London:
Luzac & Co., 1908. 233 S.
Horovitz, S. - Ueber den Einfluß der griechischen Philosophie auf die Ent-
wicklung des Kalam. [In: Jahres-Bericht d. jüd.-theol. Seminars Fraenckel'-
scher Stiftung.] Breslau 1909. 92 S.
*Le Comte de Landberg - Etudes sur les dialectes de l'Arabie Meridionale.
Deusieme volume. Datinah. Deuxieme partie. Commentaire des textes
prosaiques. Leide, Brill, 1909. XI S. u. S. 281 — 1440.
Otto Böldlingk\ Sanskrit-Chrestomathie. Dritte verbesserte und vermehrte Auf-
lage herausgegeben von Richard Garbe. Leipzig, H. Haessel, 1909. VII,
416 S. 2,50 M.
Miihäbhäsya zu P. VI, 4, 22 und 132 nebst Kaijata's Kommentar. Über-
setzt, erläutert und mit einem Anhang von Bernhard Geiger. [Sitzgsber.
d. K. Ak. d. Wiss. in Wien; Philos.-Hist. Klasse. 160. Band, 8. Abhdlg.]
76 S. Wien, in Komm, bei A. Holder, 1908.
Tho Panchatantra, A Collection of Ancient Hindu Tales, in the Recension,
called Pauchakbyanaka, and dated 1199 A. D, of the Jaina Monk, Purna-
bhadra. Critically edited in the original Sanskrit by Johannes Hertel.
[Lanman's, Harvard Oriental Series. Vol. 11.] Cambridge, Mass., Harvard
Üniversity, 1908. XLVIII, 298 S. 6,30 M.
Coplcston, Reginald Stejihen - Buddhism, Primitive and Preseut, in Magadha
and in Ceylon. See. edit. Kew York, Bombay, and Calcutta, Longmans,
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Abgeschlossen am 19. II. 19(t9.
795
Autorenregister ^).
*Altschüler, Jloritz .
*Barnett ....
• •
144
774
407
782
755
577
337
671
140
392
388
123
725
552
149
788
494
569
140
1
144
361
584
597
374
584
550
406
134
203
59)
397
755
83
Low, Immanuel . .
Macler ....
Mahler . . . .
. . . .
120
384
Beer, Georg . . .
Belloni-Filippi . .
^van Berchem
370
155.
1G7
648
388.
33
Mann, Traugott .
Mills . . .
. . . .
586
555
*Bissing, Freiherr von
Blau, A
Bloch ....
*Mitt\voch . . . .
Mülinen, Graf von
*Nallino . . . .
. . . .
586
657
146
*Bloomfield, Maurice
Brockelmann
*Brooks
*Neumann, Wilhelm
Oldenberg
Praetorius 154. 166.
Preisigke . . . .
. 140. 459,
283.407.708
144
593
74R
Caland ....
111
Charpentier .
Crum
• •
*Reinisch .
776
*Rovon
384
*Dhorme
Rhodokanakis . .
Roeder . . . .
. . 569.
. . 185.
776
Fischer ....
151.
280.
209.
577
Gaster
Rothstein, J. ^^'. .
*Sarre
Schlögl . . . .
374
*Geyer
De Goeje
Goldziher
586
698
Schmidt, Richard .
Seybold . . . .
*Simon
. . 119.
. . 563.
774
Greßmann . . . .
714
Hertel
411
113.
134.
593.
39^
*lIoornle
Jacobi 132. 289. 358.
^Jensen
*Sri Dharmavijaya .
*Stark, A
Strauß, Otto . . .
Streck . . . .
782
584
601
Jolly
Kahle . . . .
755
"Thureau-Dangin
Ungnad ....
■"Vaschalde
. 80. 14 9.
397
Katzenstein . . . .
721
Keith
388
Kittel
Woißbach . . .
629
Konow
^Wünsche
144
I^angdon
*Lehinann-IIaupt
Leumann
. 29.
wuitr
Ytihuda . . . .
677
754
Sachregister^).
Abessinischeti Dialekte, Die, und
das Sabäo-Miiiäische . . . 160
Abul-Fidä's, Das Grab, in Haraä 057
Accente, Zur Geschichte der he-
bräischen 406
Ägyptologie 185
Alphabet, Zum seinitisch-griechi-
seiicn 283
Alttestamontliche Studien . . 167
Artikels, Diu Grundform dos ho-
briiiscluMi 8tt. 407
*BattäiiI, AI-, sive Al-Batonü opus
1) * bezeichnet die Verfasser und die Titel angezeigter Werke.
796
ßachregister.
astronomicum ad fidem codicis
Escurialensis arabice editum,
latine versum, annotationibus
instructum 146
lÜestmilch 120
Buddhalegende, Einfluß der alt-
buddhistischen Kunst auf die, 370
CandasSta, Note on the Andhra
King, 591
^Catalogue, A Supplementary, of
Sanskrit, Pali, and Prakrit
Books in the Library of the
British Museum acquired du-
ring the yoars 1892—1906 . 774
Chronologie, Zur neubabyloni-
schen und achämenidischen, . 629
^Concordance, A Vedic, being an
alphabotical Index to every
line of every stanza of the
published Vedic literature and
to the liturgical formulasthere-
of, that is an Index to the
Vedic Mantras, together with
an account of their variations
in the different Vedic books 140
Erzählungsliteratur, Studien über
die indische, 725
Etymologien, Äthiopische, . . 748
*Fürwort, Das persönliche, und
die Verbalflexion in den cha-
mito-semitischen Sprachen . 776
*Galen, Sieben Bücher Anatomie
des. 'AvaroaiY.üv iy/biQrjGi:-
av ßtßliov & — if, zum ersten
Male veröffentlicht nach den
Handschriften einer arabischen
Übersetzung des 9. Jahrh. n.
Chr., ins Deutsche übertragen
und kommentiert .... 392
Ganguli, Pandit Kisari Mohau, t 132
*Geschichto Armeniens und Me-
sopotamiens, Materialien zur
älteren, 755
*Gilgamesch-Epos, Das, in der
Wellliteratur. Erster Band:
Die Ursprünge der alttesta-
mentlichen Patriarchen-, Pro-
jibeton- und Befreier-Sage und
der neutestamentlicheit Jesus-
Sage 374
De Gocje, La Fondation, . 790
Gottheiten, Über einige bildliche
Darstellungen altindischer, . 048
h dos Minäisehcn, Zur Frage über
das parasitische, 7(i8
Hanbalitischen Bewegungen, Zur
Geschichte der, . 1. 5G4
lbnSaSdni,l,S*'.,ult.undV,!^'.,2,
Zu, u.zuZDMG.C2,280u. 568 788
*Inschriftcn, Arabische, aus Arme-
nien und Diyarbekr . . 755
Inschriften, Zu Musil's zwei ara-
bischen , aus Arabia Petraea
280. 788
Josua, Das Buch, in hebräisch-
samaritanischer Rezension.
Entdeckt und zum ersten Male
herausgegeben 209. 494. 550. 754
Kabb Eljäs 719
Kälidäsas, Die Zeit, .... 671
*Königsinschriften , Die Sumeri-
schen und Akkadischen, . . 397
Magnün „epileptisch" 151. 568. 789
Mahäbhärata, Über den Stil der
philosophischen Partieen des, 661
iT^T^^^: .... 119. 358
*Medicine of Ancient India, Studies
in the. Part I 134
Metrik, Die biblisch-hebräische, 698
*jMonumenta Judaica. Prima pars.
Bibliotheca Targumica. Bd. I.
Heft 1. Aramaia. Die Tar-
gumim zum Pentateuch —
Altera pars. Monumeuta Tal-
mudica Bd. I. Heft 1. Erste
Serie: Bibel und Babel . . 144
mu'aiiad „beglaubigt" . 151. 568
PahlaviText,The,ofYasnaLXVI,
LXVni (Sp. LXV, LXVII)
with all the MSS. collated . 555
Pänini, Von, zu Phaedrus . . 113
*Philoxeni Mabbugensis tractatiis
de trinitate et incarnatione.ed.
et interpretatus est .... 388
Planetennamen, Die arabischen,
in Wolfram's Parzival . . . 719
Puranische Streifen .... 337
Quadrapulus 552. 718
Uuvyaka's Alamkärasarvasva
289. 411. 597
Sabattu, Tho Derivation of, and
other notes 29
Sabbat, Der. Seine etymologische
und chronologisch-historische
Bedeutung 33
Sämkhyasütras, Die, .... 593
*(,Samuihuig F. Sarre.) Erzeug-
nisse islamischer Kunst. Teil
I: Metall 586. 718
Sanherib's, Der Name, . . 721
Sanskritwortorbuch , Beiträge
zum, aus Heniacaiidras Pari-
sistaparvan 361
Schrift, Eine fremdartige, . . 111
Sachregister.
1^1
Semitische, Das, mit Ausschluß
des Sabäo-Minäischen und der
abessinischen Dialekte sowie
der alttestamentlichen Studien
155.
*Shinntoisme, Le. l^'"^ partie .
Sprachen von Ostturkestan im
frühern Mittelalter, Über die
einheimischen,
„Stammabstufung", Über, in der
malajischen Wortbildung .
410
384
83
677
Sütras, Zur Exegese und Kritik
der rituellen,
Suttanipäta 440, Zu
*Textes Religieux Assyro-Babylo-
niens, Choix de. Transcription,
traduction, commentaire .
Vedische Untersuchungen
*Vitae virorum apud Monopbysi-
tas celeberrimorum , ed. et
interpr. est
*Yogasästra, The, edited .
123
593
149
459
388
782
Druck von G. Kreysing in Leipzig.
"^ 4U
Druck von 6. Kreysing in Leipzig.
*3 •«?
. JAN 2 9 1968
PJ
5
DA
Bd. 62
Deutsche Morgenländische
Gesellschaft
Zeitschrift
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