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liNI\URSITV  OF 
TORONTO  PRESS 


n 


37 

Zeitschrift 


der 


Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 


Herausgegeben 

von  den  Geschäftsführern, 

in  Halle  Dr.  Hnitzsch,  in  Leipzig  Dr.  Fischer, 

Dr.  Praetorius,  Dr.  Wiudisch, 


unter  der  verantwortlichen  Redaktion 


des    Prof.   Dr.    A.   Fische r. 


Hl 


Zweiinidsechzig^ster   Band. 


Leipzig:  11)08, 

in   Kommission    bei   F.  A.    Brockhaus. 


37 


Zeitschrift 


der 

Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 


Herausgegeben 


von  den  (Geschäftsführern, 

in  Halle  Dr.  Hiiltzsch,  in  Leipzig  Dr.  Fischer, 

Dr.  Praetorius,  Dr.  Wiudisch, 


unter  der  verantwortlichen  Redaktion 


des    Prof.   Dr.    A.   Fischer. 


H 


Zweiiiiidsechzigster   Band. 


Leipzig  1008. 

in   Kommission    bei   F.  A.    Brockhaus. 


5 
VA 


Inhalt 

des  zweiundsechzigsten  Bandes  der  Zeitsclu-ift  der  Deutschen 
Morgenländischen  Gesellschaft. 

Seite 
Nachrichten  über  Angelegenheiten  der  D.  M.   G.        .  .  .  .  I 

Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.   G.  im  Jahre   1908   ...  IV 

Schriftenaustausch  der  D.  M.  G.  .  .  .  .  .  .  .  XVI 

Verzeichnis  der  auf  Kosten  der  D.  M.  G.  veröffentlichten  Werke       .  XX 

Personalnachrichten XXVIII  XL  LVI  LXIV 

Verzeichnis    der  tür    die  Bibliothek    eingegangenen    Schriften   u.  s.  w. 

XXIX  XLI  LVU  LXV 
Allgemeine  Versammlung  der  D.  M.  G.  zu  Leipzig  ....  XXXIX 
Protokollarischer  Bericht  über  die  zu  Leipzig  abgehaltene  Allgemeine 

Versammlung       .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  XLV 

Auszug  aus  der  Rechnung  über  Einnahme  und  Ausgabe   bei  der  Kasse 

der  D.  M.  G.    1907 LH 

Zur  Beachtung LXIII 

Berichtigung      ...........         LXIII 


Aufsätze. 

Zur  Geschichte  der  hanbalitischeu  Bewegungen.     Von  Ign.    Goldziher 
The   Derivation  of  sabattu  and  other  notes.     By  Stei^lien  Langdon 
Der  Sabbat.    Seine  etymologische  und  chronologisch-historische  Bedeutung 

Von  Eduard  Mahler      ........ 

Die  Grundform   des  hebräischen  Artikels.      Von  A.    TJngnad     . 

Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturkestan  im  frühern  Mittelalter 

Von  Ernst  Leumann       ........ 

Eine  fremdartige  Schrift,     Von  Friedrich  Preisigke 

Von  Päiiini  zu  Phaodrus.     Von  Johannes  Hertel    .... 

JT^IT^^^SRI     Von  Richard  Schmidt 

Biestmilch.     Von  Immanuel  Low    ....... 

Zur  Exegese  und  Kritik   der  rituellen  Sötras.      Von    W.    C'aland 
Pandit  Kisari  Mohan  Ganguli  t-     Von  Hermann  Jacohi 


1 
29 

33 

80 

83 
111 
113 

119 

120 
123 
132 


Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.    Entdeckt  und  zum 

ersten  Male  herausgegeben  von  M.    Gaster       .....  209 

Zu  Musil's  zwei  arabischen  Inschriften  aus  Arabia  Petraea.    Von  A.  Fischer  280 

Zum  semitisch-griechischen  Alphabet.      Von  Fr.   Praetorius     .          .          .  283 

Kuyyaka's   Alainkärasarvasva.      Übersetzt  von   Hermann  Jacobi        .          .  280 

Puriinischü   Streifen.      Von   A.  Plan          .......  337 

^T^"^^^«!?     Von  Hermann  Jacobi 358 

Beiträge  zum  Sanskritwörterbuch  aus  Hemacandra's  Parisistaparvan.     Von 

Johannes  Hertel     .         .         .  .         .         .         .         .         .361 

Einrtuß  der  altbuddliistischon  Kunst  auf  dioBuddhalegendo.  Von  Dr.  T.  Ploch  370 


IV  Inhalt. 

Seite 

Ruyyaka's  Alaipkärasarvasva.    Übersetzt  von  Hermann  Jacobi  (Fortsetzung)  411 

Vedische  Untersuchungen.     Von    H.    Oldenbery        .....  459 
Das    Buch    Josua    in    hebräisch-samaritanischor  Rezension.      Entdeckt    und 

zum  ersten  Male  herausgegeben  von   M.    Gaster  (Schluß)          .          .  494 

Zum  hebräischen  Buch  Josua  der  Samaritaner.      Von  P.  Kahle        .          .  550 

Quadrapulus.     Von    W.   E.    Crum   ........  552 

The    Pahlavi  Text   of  Yasna  LXVI,  LXVIII  (Sp.   LXV,  LXVII)  with    all 

the  MSS.  collated.     By  L.   H.  Mills 555 

Miszellen.      Von    C.  F.   Seybold 563 


Ruyyaka's  Alamkarasarvasva.     Übersetzt    von    Hermann  Jacobi   (Schluß)  597 
Zur  neubabylonischen  und  achämenidischen  Chronologie.    Von  F.  H.  Weiß- 
bach            G29 

Über  einige  bildliehe  Darstellungen  altindischer  Gottheiten.  Von  Dr.  T.  Bloch  648 

Das  Grab  Abu'l-Fidas  in   Hamä.     Von  Dr.    E.    Graf  von  Mülinen          .  657 

Über  den  Stil  der  philosophischen  Partieendes  Alahäbhärata.  Von  Otto  Strauß  661 

Die  Zeit  Kälidäsa's.     Von    7'.   Bloch 671 

Über   , Stammabstufung "   in  der  malajischen  Wortbildung.    Von  K.    Wulff"  677 

Die  biblisch-hebräische  Metrik.      Von  Prof.   Dr.   P.  Nivard  Schlögl          .  C98 

Zur  Frage  über  das  parasitische  h  des  Minäischen.     Von  Fr.   I'ruetoi'ius  708 

Miszellen.     Von    C.  F.  Seybold 714 

Der  Name  Sanherib's.     Von  A.  Ungnad 721 

Studien   über  die  indische  Erzählungsliteratur.      Von  Jarl    Charpentier    .  725 
Äthiopische  Etymologien.     Von  Franz  Fraetorius  .          .          .          .          .7  48 

Zum  samaritanischen  Josua.     Eine  Erklärung.      Von   Dr.   A.  S.  Yahuda  .  Ibi 


Anzeigen. 

A.  F.  Rudolf  Ho  er  nl  e  ,  Studies  in  the   Medicine  of  Ancient  India.    Parti. 

Angezeigt  von  A.  Berriedale  Keith  ......      134 

Maurice  Hloomfield.  A  Vedic  Concordance,  being  an  alphabetical  Index 
to  every  line  of  every  stanza  of  the  published  Vedic  literature  and 
to  the  liturgical  formulas  thereof,  that  is  an  Index  to  the  Vedic  Mantras, 
togcther  with  an  account  of  their  variations  in  the  difterent  Vedic 
books.  (Harvard  Oriental  Series,  ed.  by  Ch.  K.  Lanman ,  vol.  X.) 
Angezeigt  von  H.   Oldenberg  .  .  .  .         .      14(i 

Monumenta  Judaica.  Prima  pars.  Bibliotheca  Targumica.  Bd.  I. 
Hoft  1.  Aramaia.  Die  Targumim  zum  Pentateuch.  —  Altera  pars. 
Monumenta  Talmudica.  Bd.  I.  Heft  1.  Erste  Serie:  Bibel  und  Babel. 
Herausgegeben  von  August  Wü  ns che  ,  Wilhelm  N  eu  m  an  n  ,  Moritz 
Altschüler.     Angezeigt  von  Hugo   Greßviann.      .  .  .  .144 

Al-Battänl  sive  Al-Batenii  opus  astronomicum  ad  üdem  codicis  Escuria- 
lensis  arabice  editum.  latine  versum,  annotationibus  instructum  a  Carolo 
Alphonso  Nallino.  Tres  partes,  1899 — 1907.  Augezeigt  von  M. 
J.  de  Goeje 140 

Le  P.  Paul  Dhorme,  des  Freres  Precheurs,  Choix  de  Textes  Religieux 
Assyro-Babyloniens.  Transcription,  traduction ,  coromentaire.  An- 
gezeigt von  A.    Ungnad  .  .         .         .         .         .         .         .149 


P.  Jensen,  Das  Gilgamesch  Epos  in  der  Weltliteratur.  Erster  Band: 
Die  Ursprünge  der  alttestamcntlichcn  Patriardion- ,  Propheten-  und 
Bofreier-Sage  und  der  nouteslamentliclien  Jesus-Sage.  Mit  drei  Ab- 
bildungen im  Text  und  drei  Übersichtskarten.  Angezeigt  von  ./.  W. 
Jiütlifttcin  .  .  .  ,  .  .  .  .  .  .374 

Michel  Revon,  Le  Shinntoisme.    I^ro  partie.    Angezeigt  von  F.  Macler     384 


Inhalt.  V 

Seite 
Corp.  Script.   Christ.  Orient,  curant.    J.-B.  Chabot,    I.   Guidi,    H.  Hyvernat, 

B.  Carra  de  Vaux.  Scriptores  Syri,  Series  secunda,  Tomus  XXVII. 
Philoxeni  Mabbugeusis  tractatus  de  trinitate  et  incarnatione,  ed.  et 
interpretatus  est  A.  Vaschalde.  —  Series  tertia,  Tomus  XXV. 
Vitae  virorum  apud  Monophysitas  celeberrimorum,  ed.   et  interpr.  est 

E.  W.   Brooks.     Angezeigt  von    C.  Brockelmann  .  .  .     388 

Sieben  Bücber  Anatomie  des  Galen.     'AvarouiKcbv    iyi£iQrj6h(ov    (hßliov 
H" — ig^  zum  ersten  Male  veröftentlicht    nach    den  Handschriften  einer 
arabischen  Übersetzung  des  9.  Jahrb.  u.  Chr.,  ins  Deutsche   übertragen 
und  kommentiert  von  Max  Simon,   Dr.  med.     I.   Band.     Arabischer 
Text,  Einleitung   zum  Sprachgebrauch,    Glossar,  mit  zwei  Faksimile- 
Tafeln.  —  II.  Band.      Deutscher    Text,    Kommentar,    Einleitung    zur 
Anatomie    des    Galen,  Sach-    und  Namenregister.     Angezeigt  von    C. 
Bvochelmann  .         .         .         .         .         .         ■         .         ■         ■         .392 

Die  Sumerischen  und  Akkadischen  Königsinschriften.  Von  F.  Thureau- 
D angin.  (Vorderasiatische  Bibliothek,  Band  I.)  Angezeigt  von  St. 
Langdon  ...........     397 

R(udolf)  Geyer,  Altarabische  Diiamben.  Angezeigt  von  N.  Bhodokanakis  569 
Denkmäler  ägyptischer  Skulptur,  herausgegeben  und  mit  erläuternden  Texten 

versehen    von    Fr.     W.    Freiherrn    von    Bis  sing.       Angezeigt    von 

Günther  Boeder 577 

A  History    of  India    by  A.  F.  Rudolf  Ho  er  nie    and    Herbert  A.   Stark. 

Angezeigt  von  J.  Jolly    .  .  .  .  .  .  .  .  .584 

(Sammlung    F.    Sarre.)      Erzeugnisse    islamischer    Kunst.      Bearbeitet    von 

Friedrich  Sarre;  mit  epigrapliischen  Beiträgen  von  Eugen  Mittwoch. 

Teil  I:  Metall.     Angezeigt  von   'Traugott  Mann       ....     586 

Materialien    zur   älteren  Geschichte  Armeniens    und  Mesopotamiens.     Von 

C.  F.  L  ehmann-H  aupt.  Mit  einem  Beitrage:  Arabische  Inschriften 
aus  Armenien  und  Diyarbekr  von  Max   van  Berchem.     Angezeigt 

von  M.  Streck 755 

A   Supplementary  Catalogue  of  Sanskrit,   Pali ,    and  Prakrit  Books    in    the 

Library  of  the  British  Museum  acquired  during  the  years  1892 — 1906. 

Compiled  by  L.  D.  Barnett.  Angezeigt  von  Richard  Schmidt  .  774 
Das  persönliche  Fürwort  und  die  Verbaltlexion  in   den  chamito-semitischen 

Sprachen,  von  Leo  Keinisch.  Angezeigt  von  iV.  Bhodokanakis  776 
'The  Yogasästra',  edited  by  Muni  Mahäräja  Sri  Dharmavijaya;  vol.  I,  fasci- 

culus   1.     Angezeigt  von  Ferdinando   Belloni-tYlippi      .         .  .782 


Kleine  Mitteilungen. 

Magnün  ,, epileptisch".  —  mu'aiiad  „beglaubigt".     Von  A.  Fischer 
Zu  phönizischen  Inschriften.      Von  F.  Praetorius    .... 


Einige  Bemerkungen  zu:  , Kahle,  Zur  Geschichte  der  hebräischen  Accente* 
Von  /.  Katzenstein  ........ 

Zu  phönizischen   Inschriften.     Von  F.  Praetorius    .... 

Zu  oben  S.   80—82.     Von    G.   Beer 


Note  on  the  Ändhra  King  CandasSta.     By  Sten  Konoio 
Die  Säinkhyasütras.     Von  Hennann  Jucobi    . 
Zu  Suttanipäta  440.     Von   H.    Oldenberg 


151 
154 


406 
407 
407 

591 
593 
593 


Zu  Ibn  SaSd  III,  1,  i"",,   ult.  und  V,  (1'.,  2,   und  zu  ZDMG.  62,  280  und  568. 

Von  A.  Fischer 788 


VI  Inhalt. 

Seite 

Zu  Bd.   61,  873  f.     Von  R.  Kittel 203 

Erklärung.     Vou  A.  Fischer 203 

Berichtigung  zu  S.   157,  Z.  6.     Von    C.   Brockelmann     ....     410 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 
Das  Semitische  mit  Ausscliluß   des  Sabäo-Miuäischen  und  der  abessinischen 

Dialekte  sowie  der  alttestamentlichen  Studien.    Von  C.  Brockelmann     155 
Die  abessinischen  Dialekte  und  das  Sabäo-Minäische.     Von  Franz  Prae- 

torius       .         .         .         .         .         .         .         .         .         .         .         .166 

Alttestamentliche  Studien.     Von   Georg  Beer 167 

Ägyptologie.     Von   Günther  Boeder 185 


Albert  Sociu-Stiftung 204   408 

La  Fondation  De  Goeje  .  .  .  .         .         .         .  .  .         .791 


Verzeichnis  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften 

206  410  595   793 


Autoren-  und  Sachregister         .  .         .         .  .  .  .         .795 


VII 


^^nfsätze  undl  Anzeigen  des  Bandes 

nach  den  Disziplinen  geordnet. 


AUgemeiueres.  Seite 

P.  Jensen,  Das  Gilgamesch-Epos  in  der  Weltliteratur.  Erster  Band: 
Die  Ursprünge  der  alttestamentlichen  Patriarchen-,  Propheten-  und 
Befreier-Sage  und  der  neutestamentlichen  Jesus-Sage.  Mit  drei  Ab- 
bildungen im  Text  und  drei  Übersichtskarten.  Angezeigt  von  J.  W. 
Rotlistein 374 

Materialien  zur  älteren  Geschichte  Armeniens  und  Mesopotamiens.  Von 
C.  F.  Leh  m  ann- H  au  p  t.  Mit  einem  Beitrage:  Arabische  Inschriften 
aus  Armenien  und  Diyarbekr  von  Max  van  Berchem.  Angezeigt 
von  M.  Streck 755 

Zur  neubabylonischen  und  achämenidischen  Chronologie.  Von  F'.  H.  Weiß- 
bach          629 

Miszellen.     Von    C.  F.  Seijbold 714 

Quadrapulus.     Von    W.  E.  Crum      .         .         .         .  ■         .         .552 

Semitisch. 

Allgemeines  und  vergleichendes. 

Das  Semitische  mit  Ausschluß   des  Sabäo-Minäischen  und  der  abessinischen 

Dialekte  sowie  der  alttestamentlichen  Studien.    Von  C.  Brockelmann  155 

Berichtigung  zu  S.  157,  Z.  6.     Von    C.  Brockelmann       ....  410 

Zum  semitisch-griechischen  Alphabet.     Von   Fr.  Prnetorius     .          .          .  283 
Das  persönliche  Fürwort  und  die  VerbalHexion   in   den  chamito-semitischen 

Sprachen,    von  Leo  Reinisch.     Angezeigt  von  iV.  Rhodokanakis  776 
Der  Sabbat.    Seine  etymologische  und  chronologisch-historische  Bedeutung. 

Von  Eduard  Mahler      ........  33 

Biestmilch.     Von  Immanuel  Low    .         .  .  .  .         .  .  .120 

Baby  Ionisch- Assyrisch. 

The  Derivation  of  Sahattu  and  othor  notes.     By  Stephen  Langdon        .       29 

Der  Name  Sanherib's.     Von  A.  Ungnad 721 

Die  Sumerischen  und  Akkadischen  Königsinschrifton.    Von   F.  Thureau- 
I)  angin.     (Vorderasiatische  Bibliothek,   Band  I.)    Angezeigt  von  St. 
Langdon  ...........     397 

Le  P.   Paul  Dhormo,    des  Frcros  Prechours,    Choix  de  Textes  Keligieux 
Assyro-Babyloniens.      Transcription,    traduetion ,    commentairo.      An- 
gezeigt von  A.  Ungnad    .  .  .  .  .  .  .  .  .149 

P.  Jensen,  Das  Gilgamesch-Epos  in  der  Weltliteratur.  Erster  Band: 
Die  Ursprünge  der  alttestamentlichen  Patriarchen-,  Propheten-  und 
Befreier-Sage  und  der  neutestamentlichen  Jesus-Sage.  Mit  drei  Ab- 
bildungen im  Text  und  drei  Üborsichtskarton.  Angezeigt  von  J.  W. 
Rothstein 37  4 


VIII  Inhalt  nach  den  Diszijüinen  geordnet. 


Seite 


Aramäisch. 

Biestmilch.     Von  Immanuel  Low    .         .         .         .         .         .         .         .12(1 

Monumenta   Judaica.      Prima    pars.     Bibliotheca    Targumica.     Bd.  I. 

Heft  I.     Aramaia.     Die    Targumim    zum    Pentateucli.  —  Altera  pars. 

Mouumeuta  Talmudica.    Bd.  I.    Heft  1.    Erste  Serie:   Bibel  und  Babel. 

Herausgegeben  von  August  Wünsche,   Wilhelm  Neumann,  Moritz 

Altschüler.  Angezeigt  von  Hugo  Greßmann  .  .  .  .144 
Corp.  Script.  Christ,  orient.   curant.    J.-B.   Chabot,    I.  Guidi,    H.  Hyvernat, 

B.  Carra  de  Vaus.  Scriptores  Syri ,  Series  secunda,  Tomus  XXVII. 
PliiIo.\eni  Mabbugensis  tractatus  de  trinitate  et  incarnatione,  ed.  et 
interpretatus  est  A.  ^' aschal  de.  —  Series  tertia,  Tomus  XXV. 
Vitae  virorum  apud  Monophysitas  celeberrimorum,  ed.  et  iuterpr.   est 

E.  W.  Brooks.     Angezeigt  von   C.  Broehelmann  ....     388 

Hebräisch-Phönizisch. 

Alttestameutliche  Studien.     Von   Georg  Beer.         .         .         .         .         .107 

Einige  Bemerkungen  zu:   , Kahle,  Zur  Geschichte  der  hebräischen  Accente". 

Von  /.  Katzenstein 406 

Die  Grundform   des  hebräischen  Artikels.     Von  A.  Ungnad      ...        80 

Zu  oben  S.  80—82.     Von    G.  Beer 407 

Die  biblisch-hebräische  Metrik.     Von  Prof   Dr.  P.  Nivard  Schlögl  .     G98 

Zu  Bd.  61,  873  f.     Von  R.  Kittel 203 

Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.    Entdeckt  und  zum 

ersten  Male  herausgegeben  von  M.  Gaster  ....  209.  494 
Zum  hebräischen  Buch  Josua  der  Samaritaner.     Von  P.  Kahle        .  .     550 

Zum  samaritanischen  Josua.  Eine  Erklärung.  Von  Dr.  A.  S.  Yahuda  .  754 
Monumenta    Judaica.     Prima   pars.     Bibliotheca    Targumica.     Bd.  I. 

Heft   1.     Aramaia.     Die  Targumim    zum  Pentateuch.  —   Altera    pars. 

Monumenta  Talmudica.    Bd    I.    Heft  1.    Erste  Serie:  Bibel  und  Babel. 

Herausgegeben  von  August  Wünsche,   Wilhelm  Neu  mann,  Moritz 

Alt  schul  er.     Angezeigt  von   Hugo   Greßmann     .  .  .  .144 

Zu  phönizischen  Inschriften.     Von  F.  Praetorius    ....      154.   407 

Arabisch  (und  Islam). 

Miszellen.     Von    C.  F.  Seybold 563.  714 

Zu  Ihn  Sasd  111,  1,  r*".,  ult.   und  V,  ir.,  2,  und  zu  ZDMG.  62,  280  und  5C8. 

Von  A.  Fischer .788 

Magnvn  , epileptisch".  —  mu'aiiad  ^beglaubigt".     Von  A.  Fischer      .      151 

Quadrapulus.     Von   W.  E.    Crum 552 

U(udolf)  G  ey  er,  Altarabische  Diiamben.  Angezeigt  von  iV.  Rhodohanakis  569 
Al-Battäni   sive  Al-Batenii  opus  astronomicum  ad  fidem  codicis  Escuria- 

lensis  arabice  editum,  latiue  versum,  annotationibus  instructum  a  Carolo 

Alphonso  Nallino.     Tres    partes,   1899 — 1907.     Angezeigt    von  JV/. 

J.  de  Goejc    ...........     146 

Sieben  Büclier  Anatomie  des  Galon.     'Avaxo[iiy.w%>   iyi£iQi']Gi:03v   ßißXiov 

'S" — vs,  zum   ersten  Male  veröffentlicht  nach    den  Handschriften    einer 
arabischen  Übersetzung  des  9.  Jahrh.  n.  Chr.,  ins  Deutsche  übertragen 
und   kommentiert  von  Max   Simon.   Dr.   med.     I.   Band.     Arabischer 
Text,  Einleitung  zum  Sprachgebrauch,   Glossar,    mit    zwei   Faksimile- 
Tafeln.    —    II.    Band.      Deutschor  Text,    Kommentar,    Einleitung    zur 
Anatomie    des  Galon,    Sach-    und  Namenregister.     Angezeigt  von    C. 
Broclcclniunn  .         ,         .  .  .         .  .  .  .392 

Materialien    zur    älteren    Geschichte   Armenions    und  Mesopotamiens.     Von 

C.  F.  Lehman  n- Haupt.    Mit  einem   Beitrage:   Arabische  Inscliriften 
BUS  Armenien   und   Diyurbokr  von  Max  van   Borchom.     Angezeigt 

von  M.  Streck 755 


Inhalt  nach  den  Disziplinen  geordnet.  IX 

Seite 

Zu  Musil's  zwei  arabischen  Inschriften  aus  Arabia  Petraea.    Von  A.  Fischer  280 

Das  Grab  Abu'l-Fidä's  in  Hamä.     Von  Dr.  lll.   Graf  von  Mixlinen         .  657 

Zur  Geschichte  der  lianbalitischen  Bewegungen.  Von  Ign.  Goldziher  .  1 
(Sammlung    F.    Sarre.)      Erzeugnisse    islamischer    Kunst.      Bearbeitet    von 

Friedrich  Sarre;  mit  epigraphischen  Beiträgen  von  Eugen  Mittwoch. 

Teil  I:  Metall.     Augezeigt  von   Traugott  Mann       ....  586 

Sabäo-Minäisch  und  Abessinisch. 

Die  abessinischen  Dialekte  und  das  Sabäo-Minäische.     Von  Franz  Proe- 

torius       .  .  .  .         .         .         .  .  .166 

Zur  Frage  über  das  parasitische  h  des  Minäischen.  Von  Fr.  Praetorius  708 
Äthiopische  Etymologien.     Von  Franz  Praetorius  .....     748 

Ägyptisch  und  Haiuitisch. 

Ägyptologie.     Von    Güntlier  Boeder        .         .         .  .         .  .         .185 

Denkmäler  ägyptischer  Skulptur,  herausgegeben  und  mit  erläuternden  Texten 
versehen    von    Fr.    W.    Freiherrn    von    Bissing.       Angezeigt    von 
Günther  Roeder     .  .         .         .  .  .  .  .  .         .577 

Das  persönliche  Fürwort  und   die  Verbalflesion  in  den  chamito-semitischen 

Sprachen,    von  Leo   Reinisch.     Angezeigt   von  A'.  Phodokanaf.is     776 

ludisch. 

A   Supplementary  Catalogue  of  Sanskrit,  Pali ,    and   Prakrit  Books    in    the 
Library  of  the  British  Museum  acquired  during  the  years  1892 — 190G. 
Compiled  by  L.   D.  Barnett.     Angezeigt  von  Richard  Schmidt  774 

Beiträge  zum  Sanskritwörterbuch  aus  Hemacandra's  Parisistaparvan.    Von 

Johannes  Hertel      .         .         .         .         .         .         .         .  .  .361 

Maurice  Bloomfield,  A  Vedic  Concordance,  being  an  alphabetical  Index 
to   every    line    of    every  stanza  of  the  published   Vedic  literature  and 
to  the  liturgical  formulas  thereof,  that  is  an  Index  to  the  Vedic  Mantras, 
together    with    an    account    of    their  variations  in  the  diflferent  Vedic 
books.     (Harvard    Oriental    Series,    ed.    by  Ch.   R.  Lanman ,    vol.  X.) 
Angezeigt  von  H,    Oldenherg  .  .  .  .  .  .  .  .140 

Vedische  Untersuchungen.     Von   //.    Oldenherg         .  .  .  .  .459 

Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras.      Von    W.  Caland       .  .123 

Puranische  Streifen.     Von  A.   Blau  .......     337 

Über  den  Stil  der  philosophischen  Partieen  desMahäbhärata.  Von  Otto  Strauß     661 
Die  Säinkhyasütras.      Von   Hermann  Jacohi    ......     593 

Von  Päiiini  zu  Phaedrus,     Von  Johannes  Hertel    .         .  .         .113 

Tü'^l^äg^^;      Von  Richard  Schmidt 119 

Jl'^"?^^^e(i     Von  Hermann  Jacohi 358 

Die  Zeit  Kälidäsa's.     Von    7'.  Blocli         .  .  .  .  .  .  .671 

Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratu».  Von  Jarl  Charjjentier  .  725 
Ruyyaka's  Alamkärasarvasva.     Übersetzt  von   Hermann  Jacobi     289.  411.  597 

Zu  Suttanipäta  440.      Von   H.    Oldenherg 593 

'The  Yogasästra',  edited  by  Muni  Mahäräja  Sri  Dharmavijaya;  vol.   I,  fasci- 

culus  1.     Angezeigt  von  Ferdinando  Bdloni-Filippi  .         .782 

Über  einige  bildliche  Darstellungen  altindischer  Gottheiten.  Von  Dr.  T.  Bloch     648 
Einfluß  der  altbuddhistischen  Kunst  auf  die  Buddhalegondo.  Von  Dr.  T.  Bloch     370 
A  Ilistory    of  India    by  A.  F.   Rudolf   lloernle    and    Herbert  A.  Stark. 

Angezeigt^  von  J.  Jollji    ........     584 

Note  on  the  Andhra  King  Cainjasäta.     By   Sten  Konoic  .  .  .  .591 

A.  F.  Rudolf  lloernle,   Studies  in  the  Medicine  of  Ancieiit  India.    Parti. 

Angezeigt  von   A.  Berriedalc  Kcilli         .  .  .  .  .  .134 

Pandit  Kisari  Mohan  Gauguli  f.     Von   Hermann  Jacobi         .         .  .132 


X  Inhalt  nach  den  Disziplinen  geordnet. 

Seite 

Iranisch. 

The  Pahlavi  Text   of  Yasna  LXVI,  LXVIII  (Sp.  LXV ,   LXVII)    with    all 

the  MSS.  collated.     By  L.  H.  Mills 555 

Die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturkestan, 

Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturkestan  im  frühern   Mittelalter. 

Von  Krnst  Leumann       .........       83 

Japanisch. 

Michel  Revon,  Le  Shinntoisme.    lere  partie.    Angezeigt  von  F.  Macler      384 

Malajisch. 

Über   ^Stammabstufung"   in  der  malajischeu  Wortbildung.    Von   K.    Wtdff     677 

Uuhekanute  Schrift. 

Eine  fremdartige  Schrift.     Von  Friedrich  Preisighe         .         .         .         .111 


Nachrichten 

über 

Allgelegenheiten 

der 

Deutscheu  Morgeuläudischeu  Gesellschaft. 


in 

Zur  Beachtung. 


Die  Mitglieder  der  Deutsclien  Morgenländisclien  Gesellscliaft  werden 
von  den  Geschäftsführern  ersucht: 

1)  eine  Buchhandlung  zu  bezeichnen,  durch  welche  sie  die  Zu- 
sendungen der  Gesellschaft  zu  erhalten  wünschen,  —  falls  sie 
nicht  vorziehen,  dieselben  auf  ihre  Kosten  durch  die  Post*) 
zu  beziehen; 

2)  ihre  Jahresbeiträge  an  unsere  Kommissions  -  Buchhandlung 
F.  A.  Brockhav^  in  Leipzig  entweder  direkt  portofrei  oder 
durch  Vermittlung  einer  Buchhandlung  regelmässig  einzusenden; 

3)  Veränderungen  und  Zusätze  für  das  Mitgliederverzeichnis,  na- 
mentlich auch  Anzeigen  vom  Wechsel  des  Wohnortes ,  nach 
Halle  a.  d.  Saale,  an  den  Schriftführer  der  Gesellschaft,  Prof. 
Dr.  E.  Hultzsch  (Ludwig  Wucherer-Str.  78),  einzuschicken; 

4)  Briefe  und  Sendungen,  welche  die  Bibliothek  und  die  ander- 
weitigen Sammlungen  der  Gesellschaft  betreffen,  an  die  y^Biblio- 
thek  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft  in  Halle 
a.  d.  Saale'^  (Wilhelmsti'asse  36/37)  ohne  Hinzufügung  einer 
weiteren  Adresse  zu  richten ; 

5)  Mitteilungen  für  die  Zeitschrift  und  für  die  Abhandlungen 
für  die  Kunde  des  Morgenlandes  an  den  Redakteur,  Prof. 
Dr.  August  Fischet'  in  Leipzig  (Mozartstr.  4),  zu  senden. 


Die  Satzungen  der  D.  M.  G.  siehe  in  der  Zeitschrift  Bd.  58 
(1904),  S.  LXXIVff. 

Freunde  der  AVisseuschaft  des  Orients,  welche  durch  ihren 
ßeiti'itt  die  Zwecke  der  D.  M.  Gesellschaft  zu  fördern  wünschen, 
wollen  sich  deshalb  an  einen  der  Geschäftsführer  in  Halle  oder 
Leii^zig  wenden.  Der  jährliche  Beitrag  ist  15,  seit  1904  für  neu 
eintretende  Mitglieder  18  j\Iark ,  wofür  die  Zeitschrift  gratis  ge- 
liefert  wird. 

Die  Mitgliedschaft  auf  Lebenszeit  wird  durch  eimualige 
Zahlrmg  von  240  j\Iark  (==  £  \^  =  300  frcs.)  erworben.  Dazu 
für  fi-eie  Zusendung  der  Zeitschrift  auf  Lebenszeit  in  Deutschland 
und  Österreich   15  Mark,  im  übrigen  Ausland  30  Mark. 


*)  Zur  Vereinfachung  der  Berechnung  werden  die  Mitglieder  der  D.  M.  G., 
welche  ihr  Exemplar  der  Zeitschrift  direkt  durch  die  Post  beziehen,  er- 
sucht, bei  der  Zahlung  ihres  Jahresbeitrags  zugleich  das  Porto  für  freie  Ein- 
sendung der  vier  Hefte  zu  bezahlen,  und  zwar  mit  1  Mark  in  Deutschland  und 
Osterreich,  mit  2  Mark  im  übrigen  Auslande. 


lY 


Verzeichnis   der  ilitglieder  der  Deiitsclien  Morgen- 
ländisclieii  Gesellschaft  im  Jahre  1908. 

I. 

Ehrenmitglieder^). 

Herr  Dr.    Kamkrishna    Gopal    Bhandarkar,    C.  I.  E. ,    in    Sangam,    Poona, 
Indien  (63). 

-  Dr.  V.  Fausböll,  Prof.  a.  d.  Univ.  Kopenhagen   (61). 

-  Dr.  J.  F.  Fleet,  C.  I.  E.,  8  Leopold  Road,  Ealiug,  London,  W  (68). 

-  Dr.  M.  J.    de    Goeje,    Interpres  Legati  Warneriaui  u,  Prof.    a.  d.  Univ. 

Leiden,  Vliet  15  (43). 
Dr.  Ignazio  Guidi,  Prof,  in  Rom,  24  Botteghe  oscure  (58). 
Dr.  H.  Kern,  Prof.  a.  d.  Univ.  Leiden  (57). 
Sir  Alfred  C.  Lyall,  K.  C.B.,  D.C.L.,  Member  of  Council,  in  London,  SW,  India 

Office  (53). 
Herr  Dr.  Theodor  Nöldeke,  Prof.  emerit  ,  in  Strassburg  i/'Els.,   Kalbsg.  16  (64). 

-  Dr.  Wilhelm  Radi  off,  Esz.,  Wirkl.  Staatsrat,  Mitglied  der  kais.  Akad.   d. 

Wiss.  in  St.  Petersburg  (59). 

-  Dr.  Leo  Reinisch,  k.  k.  Hofrat,  Prof.  a.  d.  Univ.  Wien,  Xlll,  Feldg.  3  (66). 

-  Emile  Senart,    Membre  de  l'Institut,   in  Paris,   18   rue  Fran^ois  1"    (56). 

-  Dr.  Whitley  Stokes  in  London,   SW,   15   Grenville  Place  (24). 

-  Dr.  Vilhelra  L.  P.  Thomsen,  Prof.  a.  d.  Univ.  Kopenhagen,  V,   St.  Knuds 

Vej   36   (62). 

-  Graf  Melchior  de  Vogüe,  Membre  de  l'Institut,  in  Paris,  2  rue  Fabert  (28). 

II. 

Ordentliche  Mitglieder-). 

Herr  Dr.  W.  A  hl  war  dt,  Geh.  Kegierungsrat,  Prof.  a.  d.  Univ.  Greifswald  i/Pom., 
Brüggstr.  28  (578). 

-  Dr.  Friedrich    Carl   Andreas,    Prof.    a.  d.   Univ.  Göttingen,   Ilerzberger 

Chaussee  59   (1124). 

-  Dr.   Carl  von  Arnhard    in  München,  Willielmstr.   IG  (990). 

-  Dr.  Wilhelm  Bacher,  Prof.  a.  d.  Laudes-Kabbinerschule  in  Budapest,  VII, 

Erzsebetkörut  9  (804). 


1)  Die  in  Parenthese  beigesetzte  Zahl  ist  die  fortlaufende  Nummer  und 
bezieht  sich  auf  die  Reihenfolge,  in  der  die  betreflendeu  Herren  zu  Ehren- 
mitgliedern  ernannt  worden  sind. 

2)  Die  in  Parenthese  beigesetzte  Zahl  ist  die  fortlaufende  Nummer  und 
bezieht  s-ich  auf  die  nach  der  Zeit  des  Eintritts  in  die  Gesellschaft  geordnete 
Liste  Bd.  II,  S.  505  ff. ,  welche  bei  der  Ainncldung  der  neu  eintretenden  Mit- 
glieder in  den  Personalnachrichten  fortgeführt  wird. 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft.  V 

Herr  Dr.  Johannes  Baensch-Drugulin,  Buchhändler  u.  Buchdruckereibesitzer 
in  Leipzig,  Königstr.    10   (1291). 

-  Liz.    Dr.    B.    Baentsch,    Prof.    a.    d.   Univ.  Jena,    Lichteuhainer  Str.  3 

(1281). 

-  Dr.  theo!,  et    phil.  Otto    Bardenhewer,    Erzbisch.  Geistl.  ßat,    Prof.  a. 

d.   Univ.  München,  Sigmundstr.   1   (809).' 

-  Dr.  Jacob  Barth,  Prof.  a.  d.  Univ.  Berlin,  N,  Weissenburger  Str.  6   (835). 

-  Wilhelm    Barthold,    Prof.    a.    d.  Univ.  St.  Petersburg,    Wassili-Ostrow, 

4te  Linie,   7   (1232), 

-  Dr.  Christian  B  artholomae,   Prof.  a.  d.  Univ.  Giessen,  Alicestr.  13  (955). 

-  Rene  Basset,  Correspondant  de  l'Iustitut,  Directeur  de  l'Ecole  Superieure 

des  Lettres  iu  Alger-Mustapha,  rue  Denfert  Rochereau,  Villa  Louise 
(997). 

-  Dr.  theol.  et  phil.  Wolf  Graf  von   Baudissin,   Prof.  a.  d.   Univ.  Berlin, 

W   62,  Landgrafenstr.   11   (704). 

-  Dr.  A.  Baumgar tner,  Prof.  a.  d.  Univ.  Basel,    Ober-Tüllingen  (Postamt 

Stetten),  Baden  (1063). 

-  Dr.  Anton  Baumstark  in  Rom,    Camposanto  dei  Tedeschi  presso  S.  Pietro, 

17    Villa   della  Segrestia  (1171). 

-  Dr.  C.  H.  Becker,  Prof.  a.  d.  Univ.   Heidelberg,   Klosestr.  9  (1261). 

-  Liz.  Dr.  phil.   Georg  Beer,   Prof.  a.  d.  Univ.  Strassburg  i/Els.,  Palaststr.  4 

(1263). 
Dr.  theol.  Georg  Behrmann,  Senior  u.  Hauptpastor  in  Hamburg,  Kraien- 
kamp  3    (793). 

-  Dr.  Waldemar  Belck  in  Frankfurt  a/M.,  Oederweg  59   (1242). 

-  Dr.  Max  van  Berchem  in  Crans,   Celigny  (Schweiz)  (1055). 

-  A.  A.  Bevan,  M.  A.,  Prof.  in  Cambridge,  England  (1172). 

-  Dr.   Carl  Bezold,  Prof.  a.  d.   Univ.  Heidelberg,  Brückenstr.  45   (940). 

-  Dr.    A.    Bez  zenberger,    Geh.    Regierungsrat,    Prof.  a.  d.   Univ.   Königs- 

berg i/Pr.,   Besselstr.  2   (801). 

-  Dr.  phil.  August  Blau  ,  Oberbibliothekar  a.d.  Univ.-Bibliothek  in  Berlin,  W  15, 

Düsseldorfer  Str.  30   (1399). 

-  Dr.  T.  Bloch,   Archseological   Surveyor,    Bengal  Circle ,    Indiau  Museum, 

Calcutta  (1194). 
Dr.    Maurice    Bloomfield,    Prof.    a.    d.    Johns     Hopkins    University    in 
Baltimore,  Md.,  U.  S.   A.  (999). 

-  Dr.  Louis  Blumenthal,  Rabbiner  in  Berlin,  N,  Monbijouplatz  4  (1142). 

-  Dr.  Alfr.  Boi  ssier  in  Le  Rivage  pres  Chambesy  (Schweiz)  (1222). 

-  Dr.  A.  Bourquin,   Consular  Agent  for  France,   827 — IG^^  Str.,    Denver, 

Colorado,  U.  S.  A.  (1008). 

-  Dr.  Edvard  Brandes  in  Kopenhagen,   O,  Skioldsgade   8   (764). 

-  Dr.  Oscar  Braun,    Prof.  a.  d.  Univ.  Würzbuig,   Sanderring  20  HI  (1176). 

-  Dr.    Charles    Augustus    Briggs,    Prof.    am    Union    Theological    Seminary, 

700  Park  Str.,   New  York  City  (725). 

-  Dr.    Carl    B  roc  k  elnia  n  n  ,    Prof.    a.   d.   Univ.    Königsberg    i,  Pr. ,    Rhesa- 

str.  9  (1195). 

-  Dr.  Paul  Brönnle,   73  Burdett  Avenue,  Westclifi"  on-Sea,  Essex,   England 

(1297). 

-  Erncst   Walter  Brooks  in  London,  WC,   28  Great  Ormond  Street  (1253). 

-  Dr.  Karl    Brugmann,    Geh.  Hofrat,    Prof,  a.  d.   Univ.   Leipzig,  Scliiller- 

str.  7  II  (1258). 

-  Dr.  Rudolf  Ernst  Brünnow,  Prof.  in  Bonn,  Kaiser  Friedrichstr.  11  (1009). 

-  Dr.  theol.  Karl  Budde,  Prof.  a,  d.  Univ.  Marburg  i/H.,  Uenthofstr.  17  (917). 
Dr.  E.  A.  Wallis  Budge,   Assistant  Deputy  Keeper  of  Egyptian  and  Orieutal 

Antiquities,  British  Museum,   in  London,   WC    (1033). 

-  Dr.  Frants   Buhl,   Prof.  a.  d.  Univ.  Kopenhagen,  Ocsterbrogade  28  E  (920). 

-  Dr.  Moses  B  u  tt  en  wiese  r,  Prof.  am  Hebrew  UnioaCollege  in  Cincinnati,  O., 

U.  S.  A.  (1274). 


yi  Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft. 

Don  Leoue  Caetani,  Principe  di  Teano,  in  Rom,  Palazzo  Caetani    (1148). 
Herr  Dr.  W,  Caland,    Prof.  a.  d.  Univ.  Utrecht,  Biltstraat  101c  (1239). 
The  Right  Rev.  Dr.  L.  C.  Casartelli,    M.  A,,   Bishop  of  Salford,    St.  Bede's 

CoUege,  Manchester,  S.W.  (910), 
Herr  Liz,  Dr.  Wilhelm  Gas  pari,  Privatdozent  a,  d.  Univ.  Erlangen,  Bayreuther 

Str.  26  (1396). 

-  Abbe  Dr.  J.  B.  Chabot  in  Paris,  47  rue  Claude  Bernard  (1270). 

-  Dr.  Jarl  Charpentier  in  Upsala,  Kungsgatan  59   (1404). 

-  Dr.  D.  A.  ChwolsoD,  Wirkl.  Staatsrat,  Exz,,  Prof.  a.  d.  Univ.  St.  Peters- 

burg (292). 

-  M.  Josef  Ci'zek,  Pfarrer  in  Marienbad  (1211). 

-  Dr.  Ph.   Colinet,    Prof.  a.  d.  Univ.  Löwen  (1169). 

-  Dr.  Hermann  Collitz,   Prof.  a.  d.  Johns  Hopkins  University,  Baltimore, 

Md.,  U.  S.  A.  (1067). 

-  Dr.  August  Conrady,  Prof.  a.   d.  Univ.  Leipzig,   Färberstr.  15  U(1141). 

-  Dr.  theol.  et  phil.  Carl  Heinrich  Cornill,  Prof.  a.  d.  Univ.  Breslau,  IX, 

Monhauptstr,   12   (885). 

-  Dr.  James  A.  Crichton,    Parish  Minister,  Annan,  Dumfriesshire  (Schott- 

land) (1310). 

-  P.  Jos.  Dahlmann,  S.  J.,  in  Luxemburg,  Bellevue    (1203). 

-  Dr.  T.  Witton  Davies,  B.  A.,  Prof.  am  University  College,  Bangor  (North 

Wales)  (1138). 

-  Harinath  De,  Chief  Librarian,  Imperial  Library,  Calcutta  (1373). 

-  Dr.  Alexander  Dedekiud,  k.  u.  k.  Kustos  der  Sammlung  ägyptischer  Alter- 

tümer des  österr.  Kaiserhauses  in  Wien,  I,  Burgring  5   (1188). 

-  Dr.  Berthold  Delbrück,   Prof.  a.  d.  Univ.  Jena,    Fürstengraben  14  (753). 

-  Dr.  Friedrieh    Delitzsch,    Prof.  a.  d.   Univ.  Berlin,    in    Charlottenburg, 

Knesebeckstr.  30   (948). 

-  Dr.  Paul  Deussen,   Prof.  a.  d.  Univ.  Kiel,  Beselerallee  39  (1132). 

-  Richard  Dietterle  in  Alexandrien,  P.  O.   Box  747   (1364). 

-  Dr.  Otto  Donner,    Senator  und   Chef  der  Abteilung    für  das  Unterrichts- 

wesen im  Senate  von  Finnland,  in  Helsingfors,  Norra  Kogen  12   (654). 
The  Rev.  Sam.  R.  Driver,  D.D.,  Canon  of  Christ  Church  in  Oxford  (858). 
Herr  Rene  Dussaud  in  Paris,  133  avenue  Malakofi'  (1366). 

Dr.  Rudolf  Dvorak  ,  Prof.  a.  d.  böhmischen  Univ.  in  Prag,  III  44,  Kleinseite, 

Brückeng.  26   (1115). 

-  Dr.  Karl  Dyroff,   Konservator  am  kgl.  Antiquarium  u.  Prof.  a.  d.  Univ. 

München,  Schraudolphstr.   14  (1130). 

-  Dr.  J.  Eggeling,    Prof.  a.  d.  Univ.  Edinburgh,    15  Button  Place  (763). 

-  F.   C.   Eiselen,    Prof.  nm  Garrett   Biblical  Institute,  Evanston,  111.  (1370). 

-  Dr.  Adolf  Erman,   Prof.  a.  d.  Univ.  Berlin,  Direktor  bei  den  kgl,  Museen, 

in  Steglitz,  Friedrichstr.   10/ 11   (902). 

-  Dr.  Carl   Hermann   Et  he,    Prof.    am    University    College   in   Aberystwith, 

Wales,  575   Marine  Terrace  (641). 

-  Dr.  Julius  Euting,  Geh.  Regierungsrat,  Honorarprof  u.  Direktor  d.  kais. 

Univ.-  u.  Landesbibliothek  in  Strassburg  i/Els.,  Schloss  (614). 

-  Edmond     Fagnan,     Prof.    a.    d.    Ecole     des     Lettres    in    Alger,     7    rue 

St.  Augustin  (963). 

-  Dr.  theol.  et  phil.  Winand    Fell,    Prof.  a.  d.  Univ.  Münster  i/W. ,    Heis- 

str.  2  a  (703). 

-  Dr.  Richard  Fick,  Oberbibliothekar  a.  d.  kgl.  Bibliothek  in  Berlin,  Neuen- 

dorf b.   Potsdam  (1266), 

-  Louis  Fi  not,  Prof,  a.  d.  Ecole  des  Hautes-Etudes,   11  rue  Poussin,  Paris, 

XVIe  (1256). 

-  Dr.  August   Fischer,  Prof.  a.  d.  Univ.  Leipzig,  Mozartstr.  4   (1094). 

-  James  P.   Fleming    in  Mannheim,  L   10,  6   (1371). 

-  Dr.  Johannes  Flemming,   Pmf.,  Oberbibliothekar  a.  d.  kgl.  Bibliothek   in 

Berlin,  Friedenau,   Niedstr.   25   (1192). 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  31.  Gesellschaft.  TU 

Herr  Dr.  Willy  Foy,- Direktor  des  Eautenstrauch-Joest-Museums  in  Cöln  a/Rh., 
Ubierring  42  (1228), 

-  Dr.  Siegmund  Fraenkel,  Prof.  a.  d.  Univ.  Breslau,   XIII,  Augustastr.  81  I 

(1144). 

-  Missionar  August  Hermann  Francke  in   Kailang,  Kangra  District,  Indien 

(1340). 

-  Dr.  phil.  Carl  Frank  in  Strassburg  i;E.,    Schweighäuserstr.   35   I  (1377). 

-  Dr.  R.  Otto  Franke,  Prof.  a.  d.  Univ. Königsberg i/Pr.,  IX,  Bahnstr.  32  (1080). 

-  Dr.  Ose.  Frankfurter,  Legationsrat  im  Ausw.  Amte,  zu  Bangkok  (1338). 

-  Dr.    Israel    Friedlaender,    Prof.    am    Jewish    Theological    Seminary    of 

America,  531—535   West  123rd  Street,  New  York  City  (1356). 

-  Dr.  Ludwig  Fritze,    Prof.  u.  Seminaroberlehrer  in  Cöpenick  (1041). 

-  Dr.  Richard  Garbe,  Prof.  a,   d.  Univ.  Tübingen,  Biesinger  Str.  14  (904). 

-  Dr.  M.  Gaster,  Chief  Rabbi,  Mizpah,   193  Maida  Vale,  London,  W  (1334). 

-  Dr.  Lucien  Gautier,  Prof.  in  Genf,  Grande  Boissiere  (872). 

-  Dr.  Wilhelm  Geiger,  Prof.  a.  d.  Univ.  Erlangen,  Löweuichstr.  24  (930). 

-  Dr.  H.  D.  van  Gelder  in  Leiden,   Plantsoen   31   (1108). 

-  Dr.  Karl  G  e  1  d  n  e  r ,  Prof.  a.  d.  Univ.  Marburg  i/H..  Universitätsstr.  31  (1090). 

-  Dr.    Rudolf  Geyer,  Prof.  a.  d.  Univ.  Wien,  XIX,  Prinz  Eugenstr.  13  (1035). 

-  N.  Geyser,  Pastor  in  Elberfeld  (1089). 

Mubarek  Ghali  b  Bey,  Exz.,  in  Constantinopel,  Deutsche  Post  restante  (1170). 

-  Dr.  Hermann  Gies,   1.  Dragoman  u.  Legationsrat  bei  der  kais.  deutschen 

Botschaft  in   Constantinopel,  Pera  (760). 

-  Dr.  Friedrich   Giese,    Prof.    am  Seminar   f.    orient.  Sprachen    a.   d.  Univ. 

Berlin,   Haiensee,  Schweidnitzer  Str.   3   I  (1313). 

-  Dr.  phil.  et  theol.  F.   Giesebrecht,    Prof.  a.  d.   Univ.  Königsberg  i/Pr., 

Ziegelstr.   11  III  (877). 

-  Dr.  Ignaz  Goldziher,  Prof.  a.  d.  Univ.  Budapest,  VII,  Hollö-utcza  4  (758). 

-  Dr.    Richard    J.  H.   Gottheil,    Prof.    a.    d.  Columbia  University    in  New 

York,  West  116th  Street  (1050). 

-  Dr.  phil.  Emil  G  r  a  t  z  1 ,  Sekretär  a.  d.  k.  Univ.-Bibliothek  in  Würzburg  (1382). 

-  Dr.   G.   Buchanan   Gray,   23   Norham  Road,  Oxford  (1276). 

-  Dr.  Louis  H.   Gray,   354  Summer  Avenue,  Newark,  N.J.,  U.  S.  A.   (1278). 
Liz.  Dr.  Hugo  Gressmann,  Prof.  a.  d.  Univ.  Berlin,  W  50,  Ansbacher 

Str.  46  III  (1403). 

-  Dr.  George  A.  Grierson,  C.  I.E.,  Rathfarnham,  Camberley,  Surrey,  England 

(1068). 
Dr.    Eugenio    Griffini,    Prof.    d.    Arabischen    in    Mailand,    via  Dante  7 
(1367). 

-  Dr.  theol.  et  phil.  Julius  Grill  ,  Prof.  a.  d.  Univ.  Tübingen,  Olgastr.  7  (780). 
Dr.  H.   Grimme,  Prof.  a.  d.  Univ.  Freiburg  i.  d.  Schweiz   (1184). 

Dr.  Wilhelm    Grube,    Prof.    a.  d.  Univ.    Berlin,    in    Haiensee,    Joachim 

Friedrichstr.  57   (991). 
Dr.  Max  Grünert,   Prof.  a.  d.  deutschen  Univ.   in  Prag,  Kgl.  Weinberge, 

Puchmajerg.  31   (873). 

-  Dr.  Albert  Grünwcdel,   Prof.,  in  Gross-Lichterfelde,  Albrechtstr.  8  (1059). 

-  Liz.  Dr.  Herm.   Guthe,  Püof.  a.   d.  Univ.    Leipzig,  Grassistr.  38  II    (919). 

-  Johannes  Haar  dt,  Pfarrer  in    Wesel  (1071). 

-  cand.  phil.  Johannes  Haferbier  in  Potsdam,   Berliner  Str.  19   II   (1354). 

-  Dr.  August  Haffner,  Prof.   a.   d.   Univ.  Innsbruck   (1387). 

-  Premysl  Häjek  in  Kralup  a.  d.  Moldau,  No.   40  (1300). 

-  Dr.  J.  Halevy,    Maitre    de   Conferences    ä   l'Ecole   Pratiquc    des   Hautes 

Etudes  in  Paris,   9   rue  ChampoUion  (845). 

-  Dr.  Ludwig  Hallier,  Pfarrer  in  Diedenhofen   (1093). 

Dr.   F.  J.  van   den  Hani,  Prof.   a.    d.   Univ.  Groningen  (941). 

-  Dr.  Albert  von  Harkavy,    kais.  russ.  Staatsrat,    Bibliothekar   der   kais. 

öflfentl.  Bibliothek   in  St.  Petersburg,  Gr.  Puschkarskaja  47   (676). 

-  Otto  Harr  asso  wi  t  z  ,  Buchhändler,  Konsul  von  Venezuela,  Leipzig  (1327). 


Till  Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft. 

Herr  Dr.  Martin  Hart  mann,  Prof.  am  Seminar  f.  Orient.  Sprachen  a.  d.  Univ. 
Berlin,  in  Hermsdorf  (Mark)  b.  Berlin,  Wilhelmstr.  9  (802). 

-  Dr.  Paul  Haupt,  Prof.  a.  d.  Johns  Hopkins  University,  2511  Madison  Ave., 

Baltimore,  Md.,  U.  S.  A.  (15.  Mai  bis   15.  September    in  Charlotten- 
burg 2,  Savigny-Platz   9/10  (1328). 
•     Rudolf  Haupt,  Buchhändler  in  Leipzig,  Dörrienstr.   1   (1390). 

-  Dr.  Jakob  Hausheer,  Prof.  a.  d.  Univ.  Zürich,  V,  Bergstr.   137  (1125). 

-  Dr.  phil.  August  Hei  der  in  Greifswald  i;Pom.,  Steinstr.  27  I  (1330). 

-  Dr.  phil.  Adolph  H.  Heibig  in  'Wiesbaden,  Victoriastr.   17   (1350). 

-  Dr.  Joseph  Hell,  Privatdozent  a.  d.  Univ.  München,  Maximilianstr.  24  HI 

(1358). 

-  P.  Dr.  Job.  Heller,  Prof.  in  Innsbruck,  Universitätsstr.  8  (965). 

-  Dr.    Johannes   Hertel,    Oberlehrer    am    kgl.   Realgymnasium    in   Döbeln, 

Schillerstr.  35  H  (1247). 

-  Dr.    David    Herzog,    Dozent    a.  d.   deutscheu  Univ.  in  Prag,    Smichower 

Palackystr.  40  (1287). 

-  Dr.  Heinrich  Hilgenfeld,  Prof.  a.  d.  Univ.  Jena,  Fürstengraben  7  (1280). 

-  Dr.  Alfred  Hillebrandt,   Geh.  Regierungsrat,  Mitglied  des  preuss.  Herren- 

hauses, Prof.  a.  d.   Univ.  Breslau,  IX,  Monhauptstr.   14  (950). 

-  Dr.  H.  V.  Hilp recht,  Prof.  a.  d.  University   of  Pennsylvania   in  Phila- 

delphia  (1199). 

-  Dr.  Valentin    Hintuer,    k.    k.   Schulrat    u.  Prof.    i.  R.,    in  Wien,    HI  3, 

Heumarkt  9   (806). 

-  Dr.    Hartwig    Hirschfeld,     Dozent    a.    d.    University    of    London,    NW, 

14  Randolph   Gardens    (995). 

-  Dr.  Friedrich  Hir  th  ,  Prof.  a.  d.  Columbia  University,  501  West  113*^  Street, 

Kew  York,  U.  S.  A.  (1252). 

-  Dr.  G.  Hoberg,    Prof.  a.  d.  Univ.  Freiburg  i,'B.,  Dreisamstr.  25   (1113). 

-  Dr.  A.  F.  Rudolf  Hoernle  in  Oxford,   8  Northmoor  Road  (818). 

Miss   Hope  W.  Hogg,    M.  A.,   Prof.  a.  d.  Univ.  Manchester,    30  Brook    Road, 

Fallowfield  (1395). 
The  Rev.  Prof.  P.  Holler,    B.  D.,    Dean   of  the  Oriental  Seminary,    Gowanda, 

Catt.  Co.,  N.  Y.,  U.S.  A.  (1321). 
Herr  Liz.  Dr.  Gustav  Hölscher,    Privatdozeut  a.  d.  Univ.  Halle  a/S.,  Zinks- 

gartenstr.  7   I  (1384). 

-  Dr.  Adolf  Holtzmann,  Gymnasialprof.  a.  D.  u.  Honorarprof.  a.  d.  Univ. 

Freiburg  i/B.,  Friedrichstr.   13    (934). 

-  Liz.  Dr.  H.  Holzinger,  Prof.  am  Realgymnasium  in  Stuttgart,  Werastr.  39 

(1265). 

-  Dr.  Fritz  Hommel,  Prof. a.d.  Univ. München,  SchwabingerLandstr.  50  (841). 

-  Dr.  Edward  Washburn  Hopkins,  Prof.  a.  d.  Yale  University,  299  Lawrence 

Street,  New  Haven,  Conn,,  U.  S.  A.  (992). 

-  Dr.  Paul  Hörn,  Prof.  a.  d.  Univ.  Strassburg  i/Els.,  Sternwartstr.  20  (1066). 

-  Liz.  Aladar  Hornyänszky,    Prof.  in  Pozsony,    Vörösmarty-G.  1   (1314). 

-  Dr.  Josef  Horovitz,  M.  A.  O.  College,   Aligarh,  U.  P.  (Indien)  (1230). 

-  Dr.  M.   Horten,   Privatdozent   a.  d.  Univ.  Bonn,   Königstr.   55   (1349). 

-  Dr.   M.  Th.  Houtsma,  Prof.  a.  d.  Univ.  Utrecht  (1002). 

Clement  Huart,  franz.  Konsul,  premier  Secretaire-interprete  du  Gou- 
vernement, Prof.  a.  d.  Ecole  speciale  des  langues  orieutales  Vivantes 
in   Paris,   VI,  43   rue  Madame  (1036). 

-  Dr.  E.  Hultzsch,  Prof.  a.  d.  Univ.  Halle  a/S.,   Ludwig  Wuchererstr.  78 

(946). 

-  Dr.  A.  V.  Williams   Jackson,  Prof.  a.  d.  Columbia  University,   16  High- 

land Place,  Yüuktrs,  N.  Y.,  U.  S.  A.  (1092). 

-  Dr.   Georg  K.  Jacob,  Prof.  a.  d.  Univ.  Erlangen,  Schillerstr.  20  (1127). 

-  I»r.  Hermann  Jacobi,  Geh.  Regierungsrat,  Prof.  a.  d.  Univ.  Bonn,  Niebuhr- 

str.  59  (791). 

-  Dr.  G.  Jahn,  Prof.  emerit.,  in  Berlin,  Stallschreiberstr.  22  (820). 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft.  IX 

Herr  Dr.  Wilhelm  Jahn,    Privatgelehrter,  in  Bremeu,    Otto    Gildemeisterstr.   25 
(1363). 

-  Dr.  Peter  Jensen,  Prof.   a.  d.    Univ.  Mp.rburg  i/H.,  Biegenstr.  (1118). 

-  Dr.  Julius  Jolly,  Prof.  a.   d.  Univ.  Würzburg,  Sonnenstr.  5   (815). 

-  Theodor  Jordanescu,    Prof.   in  Focsani,  Rumänien   (1365). 

-  Dr.  Th.  W.  Juynboll,  Adjutor  Interpr.  Legat.  Warner.,  iu  Leiden,  Laat 

de  Kanterstr.  5  (1106). 

-  Dr.  Adolf  Kaegi,  Prof.  a.  d.  Univ.  Zürich,  II,  Stockerstr.  47    (1027). 

-  Liz.  Dr.  Paul  E,  Kahle,  Pastor  in  Kairo,  Deutsche  Schule  (1296). 

-  Dr.  Georg  Kampffmeyer,  Prof.  am  Seminar  f.  Orient.  Sprachen  a.  d.  Univ. 

Berlin,  Pankow,   Parkstr.  5a  (1304). 

-  Dr.  Adolf  Kamphausen,   Prof.  a.  d.  Univ.  Bonn,  Weberstr.  29   (462). 

-  Dr.  Felix  K  auf  f  mann  in  Frankfurt  a/M.,  Trutz  23  I  (1320). 

-  Dr.  theol.  et  phil.  Emil  Kautzsch,  Prof.  a.  d.  Univ.  Halle  a/S.,  Wettiner 

Str.  31   (621). 

-  Dr.  Alexander    von    Kegl,    Gutsbesitzer   in   Puszta    Szent   Kiräly,    Post 

Laczhäza,  Com.  Pest-Pilis  (Ungarn)  (1104). 

-  A.  Berriedale  Keith,   2   Prince  of  Wales'  Mansions,  London,   SW  (1398). 

-  Dr.  Charles  F.  Kent,   Prof.  a.  d.  Yale   University    iu   Kew  Havcn,   Conn. 

(1178). 

-  Dr.  Friedrieh  Kern  in  Berlin,  W  30.   Schwäbische  Str.  25   (1285). 

-  Dr.  P.  Klein  ert,  Prof.  d.  Theol.  in  Berlin,  W,  Schellingstr.   11   (495). 

-  Dr.  Kurt  Klemm    in  Gross-Lichterfelde,  Ferdinandstr.  3   (1208). 

-  Dr.  Heinr.  Aug.  Klostermann,  Konsistorialrat,  Prof.  d.  Theol.  in  Kiel, 

Jägersberg  7   (741). 

-  Dr.  Friedrich  Knauer,    Prof.  a.  d.  Univ.  Kiew  (1031). 

-  Dr.  Kaufmann  Kohler,  President  of  Hebrew  Union  College,  3016  Stanton 

Avenue,   Cincinnati,  O.,   ü.  S.  A.  (723). 

-  Dr.  Samuel   Kohn,    Eabbiner,   Prediger   der  Israelit.  Religionsgemeinde  in 

Budapest,  VII,  HoUö-utcza  4  (656). 

-  Dr.  George  Alex,  Kohut,    Eabbiner,    Pi-ediger   in  New  York,    781  West 

End  Avenue  (1219). 

-  Dr.   Paul   V.    Kokowzoff,    Prof.    a.    d.    Univ.    St.   Petersburg,    3    Rotte 

Ismailowsky  Polk,  H.  11,  Log.   10   (1216). 

-  Dr.  phil.    et    theol.    Eduard   König,    Prof.    a.    d.  Univ.    Bonn,    Coblenzer 

Str.  89   (891). 

-  Dr.  Sten  Konow,    Government  Epigraphist,  in  Simla,  Indien  (1336). 

-  Dr.  Alexander  Koväts,  Prof.  d.  Theol.  am  röm.-kathol.  Seminar  in  Temesvär 

(Ungarn)  (1131). 

-  Dr.  phil.  Friedrich  Oswald  Kramer,  Assistent  am  alttestam.  Sem.   d.  Univ. 

Leipzig  u.  Pfarrer  in  Gerichshain  bei  Machern  (Sachsen)  (1303). 

-  Dr.  Johann  Krcsmärik,  Kegierungsrat,  in  Sarajevo  (Bosnien)  (1159). 

-  Theodor  Kreussler,  Pfarrer  in  Ursprung,  Bez.  Chemnitz  (1126). 

-  Dr.  Ernst  Kuhn,   Geh.  Ilofrat,  Prof.  a.  d.  Univ.  München,  Ilessstr.  3  (768). 
Dr.  Joseph  Kuhnert,   Curatus  in  Breslau,  VI,  Am  Nicolai-Stadtgraben  10 

(1238). 

-  Dr.  Franz  Kühnert,   Privatdozent  a.  d.  Univ.  Wien,  IV,  Phorusg.  7  (1109). 

-  Dr.   Ignaz    Ki'inos,    Dozent   a.  d.    Univ.  u.  Direktor    d.    Handelsakad.  in 

Budapest,   V,  Kaiman  utcza  6   (1283). 

-  Dr.   phil.  Hermann  Kurz,    Stadtvikar   in   Ehingen    (Württemberg)  (1322). 

-  Dr.  Samuel  Landauer,  Bibliothekar  u.  Honorarprof.  a.  d.  Univ.  Strass- 

burg  i/Els.,  Ehrmannstr.   1   (882). 
Dr.  Carlo  Graf  von  Landberg,  kgl.  schwed.  Kammerherr  u.  diplomatischer 
Agent  z.  D.,  in  München,  Akademiestr.    11   (1043). 

-  Dr.  Charles  Rockwell  Lanman,   Prof.  a.  d.  Harvard  University,  9  Farrar 

Street,  Cambridge,  Mass.,  U.  S.  A.  (897). 

-  Dr.  Michael    Max    Lauer,     Geh.  Regierungsrat,   in    Göttingen,    Nikolaus- 

berger  Weg  57  I  (1013). 


X  Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft. 

Herr  Dr.  Sal.  Lefmann,  Honorarprof.  a.  d.  Univ.  Heidelberg,  Piöckstr.  46  (868). 

-  Dr.  jur.  et  phil.  C.   F.  Lehmann,  Prof.  a.  d.  Univ.  Berlin,  W  50,  Mar- 

burger Str.   6  ni  r.  (1076). 

-  Dr.    Oscar   von   Lemm,    Konservator    am    Asiat.   Museum  d.  kais.  Akad. 

d.  Wiss.    in  St.  Petersburg,  Wassili-Ostrow,    Nicolai-Quai  1    (1026). 

-  L.  Leriche,   französ.  Vize-Konsul  in  Rabat,  Marokko  (1182). 

-  Dr.  Ernst  Leumann,  Prof.  a.    d.  Univ.  Strassburg  i/Els.,  Sternwartstr.  3 

(1021). 
Frau  Agnes  Smith  Lewis,  D.  D  ,  LL.  D.,  Ph.  D.,  Castle-brae,  Chesterton  Lane, 

Cambridge,  England  (1391). 
Herr  Dr.  Mark  Lidzbarski,  Prof.  a.  d.  Univ.  Greifswald  (1243). 

-  Dr.    theol.    et    phil.   Ernest  Lindl,  Privatdozent    in  München,  Theresien- 

str.  39  I  (1245). 

-  Dr.  Bruno  Lind  n  er,  Prof.  a.  d.  Univ.  Leipzig,  Cröbern  b.  Gaschwitz   (952). 

-  Dr.  phil.  Enno  Littmann,  Prof.  a.  d.  Univ.  Strassburg  i/Els.,  Schweig- 

häuser Str.  24  II  (1271). 

-  stud.  phil.  Rudolf  Löbbecke  in  Braunschweig,  Celler  Str.    1   (1362). 
Warmund  Freiherr  Loeffelholz  von  Colberg  in  Dachau  b.  München, 

Villa  Katharina,  Holzgarten  (1294). 

-  Dr.  Wilhelm  Lotz,    Prof.  d.  Theol.  in  Erlangen,  Löwenichstr.   22   (1007). 

-  Immanuel  Low,  Oberrabbiner  in  Szeged  (Ungarn)  (978). 

-  Dr.  Heinrich  L  ü  d  e  r  s ,  Prof.  a.  d.  Univ.  Rostock  i/M..  St.  Georgstr.  4  (1352). 

-  Dr.  Alfred  Ludwig,    Prof.  a,  d.  deutschen  Univ.  in  Prag,  Königl.  Wein- 

berge, Krameriusg.  40  (1006). 

-  Jacob  Lütschg,   Sekretär  d.  kais.  russ.   Konsulats  in  Bochara  (865). 

Sir  Charles  L  y  a  1 1 ,  K.  C.  S.  I..  LL.  D.,  in  London,  SW,  82  Cornwall  Gardens  (922). 
Herr  Dr.  Arthur  Anthony  Macdonell,    M.  A.,    Prof.  a.  d.   Univ.  Oxford,   107 
Banbury  Road  (1051). 

-  Dr.    Eduard    Mahl  er,    Prof.    a.  d.   Univ.    und  Kustos    am  Ung.  National- 

museum in  Budapest  (1082). 

-  Dr.   Oskar   ^lann,    Prof.  u.  Bibliothekar    a.  d.  kgl.  Bibliothek    in   Berlin, 

N  58,  Weissenburger  Str.  28  (1197). 

-  Dr.  phil.  Traugott  Mann  in  Bielefeld   (1345). 

William  Mar(,-ais,   Directeur  de  la  Medersa  Ta'albiya,  Alger  (1389). 
David  Samuel  Margol  iouth ,  Fellow  of  New  College  u.  Laudian  Professor 
of  Arabic  a.  d.   Univ.  Oxford  (1024). 

-  Dr.  theol.   Karl  Marti,  Prof.  a.  d.  Univ.  Bern,  Marienstr.  25   (943). 
Michael  Maschanoff,  Prof.  a.  d.  geistl.  Akad.  in  Kasan  (1123). 

-  Dr.  B.   F.  Matthes    in  Nymegen,  Barbarossastraat   76  (270). 

-  Em.  Mattson,    fil.  kand.,  in   Upsala,  Sysslomansgatan   16  (1341). 

-  Dr.  J.  F.  McCurdy,  Prof.  am   Univ.  College  in  Toronto,  Canada  (1020). 

-  Norman  McLean,    Fellow    of  Christ's  College   u.  Lecturer  in  Cambridge, 

England  (1237). 

-  Dr.  Theodor  Menzel  in  Odessa,   8.  Station,   Datscha  ]Menzel  (1376). 

-  Dr.  A.  Merx,  Geh,  Hofrat,  Prof.  d.  Theol.  in  Heidelberg,  Bunsenstr.  1  (537). 

-  Dr.  Eduard  Meyer,  Prof. a.d. Univ.  Berlin,  in  Gross-Lichterfelde,  Mommsen- 

str.  7/8  (808). 

-  Dr.  Leo  Meyer,    kais.  russ.  Wirkl.  Staatsrat,  Honorarprof.  in  Göttingen, 

Hanssenstr.   9  (724). 

-  Dr.  theol.   L.  H.  Mills,  Prof.  a.  d.   Univ.  Oxford,   2/8  Ift'by  Road  (1059). 

-  Dr.  phil.   Eugen  Mittwoch  in   IJerlin,  NW,  Kirchstr.   12    (1272). 

-  Dr.  Axel  Moberg,   Privatdozent   a.d.   Univ.  Lund  (1374). 

-  stud.  phil.  l'aul  Camillo  Möbius  in  Leipzig,  Sternwartenstr.  40  IV.  r.  (1312). 

-  Dr.   (Jeorgu  F.  Moore,  Prof.  a.  d.  Harvard  University,   3   Divinity  Avenue, 

Cambridge,  Mass.,   U.  S.  A.  (1072). 

-  Dr.  J,  II.   Mordtmann,  kais.  deutscher  Generalkonsul  in  Smyrna  (807). 

-  Dr.   Finlinaml   .Miihlau,  kais.   russ.  Wirkl.  Staatsrat,  Prof.  d.  Theol.   a.d. 

Univ.  Kiel,  Ilulteuauer  Str.  Iü3b   (505). 


Verzeic7i7Üs  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft.  XI 

Herr  Dr.  D.  H.  Müller,  k.  k.  Hofrat,  Prof.  a.  d.  Univ.  Wien,  VIII,  Feldg.  10 
(824). 

-  Dr.  Edmund  M  ül  1er- H  es  s,  Prof.  in  Bern,   Effinger  Str.   47   (834). 

-  Dr.  Hans  v.  Mzik,  k.   u.  k.  Assistent  a.   d.  k.   k.  Hofbibliothek  in  Wien, 

XIII   6,  Leopoldmiillerg.   1   (1388). 

-  Dr.    Carlo    Alfonso    Nalliuo,    Prof.    a.    d.    kgl.    Univ.    Palermo,    Via    XX 

Settembre   62  (1201). 
Dr.  med.  Karl  Narbeshuber,  Chefarzt  der  Bezirkskraukenkasse  Gmünd en 

(1275). 
Dr.  Julius    von    Negelein,    Privatdozent    a.  d.  Univ.    Königsberg   i/Pr., 

Freystr.  5  II  1.  (1361). 

-  Dr.    theol.    et   pliil.    Eberhard    Nestle,    Prof.    am    ev.    theol.    Seminar    zu 

Maulbronn  (805). 

-  Dr.  theol.  Wilhelm  Anton  Neumann,  Prof.  a.d.  Univ.  Wien,  IX,  Garnisong.  18 

(518.   1084). 

Dr.  George  Karel  Niemann,  gegenwärtige  Adresse  unbekannt  (547). 

-  Dr.   W.  Nowack,  Prof.  a.  d.  Univ.   Strassburg  i/Els.,    Thomasg.  3   (853). 

-  Dr.  Heinrich   Nützel,    Prof.,  Direktorialassistent   bei    d.  kgl.  Museen    in 

Berlin,  NW  52,  Helgoländer  Ufer  7   (1166). 

-  Dr.  phil.  Schulioa  Ochser  in  Berlin,  O.  Tilsiter  Str.  48  (1392). 

Dr.  J.  Oes  trup,  Dozent  a.  d.  Univ.  Kopenhagen,  N,  Nörrebrogade  42  (1241). 

-  Dr.  H.  Oldenberg,  Prof.  a.  d.  Univ.  Kiel,  Niemannsweg  92  (993). 

-  J.  van  Oordt,  Rechtsanwalt  in   Kairo,  Maison  Abst  (1224). 

-  Dr.  Max  Freiherr  von  Oppenheim,  Legationsrat  beim  deutschen  General- 

konsulat in  Kairo  (1229). 

-  Dr.  Conrad  von  Orelli,  Prof.  a.  d.  Univ.  Basel,  Bernoullistr.  6   (707). 

-  Dr.  I.   Osztern,  Gymnasialprof.  in   Czegled  (Ungarn)   (1386). 

-  Dr.  Felix  Perl  es,    Rabbiner  in  Königsberg  i/Pr.,  Hintere  Vorstadt  42/43 

(1214). 

-  Max  Pesl,  Kunstmaler,  in  München,  II,  Lessingstr.  9  (1309). 

-  Dr.  theol.  Norbert  Peters,  Prof.  d.  Theologie  in  Paderborn,  Klingelg.   1 

(1189). 

-  Dr.  Arthur  Pfungst,   Fabrikant,  in  Frankfurt  a/M.,  Gärtnerweg  2   (1209). 

-  Dr.  Carl  Philipp  in  Berlin,  SW,  Kleinbeerenstr.  20   (1316). 

The  Rev.  Dr.  Bernhard  Pick,  140  Court  Str.,  Newark,  N.  J.,  U.  S.  A.  (913). 
Herr  Dr.    Richard    Pietschmann,    Prof.    a.    d.    Univ.    u.    Direktor    d.    Uuiv.- 
Bibliothek  in  Göttingen,  Baurat  Gerberstr.   2   (901). 

-  Theophilus    Goldridge    P  i  n  c  h  e  s ,    Department   of   Egyptian    and    Assyrian 

Antiquities,  British  Museum,  in  London,  W,  38  Bloomfield  Road,  Maida 
Hill  (1017). 
Dr.  Richard  Pischel,    Geh.  Regierungsrat,    Prof.   a.  d.   Univ.  Berlin,    in 
Haiensee,  Joachim  Friedrichstr.  47   (796). 

-  Dr.  Isidor  Po  Hak,    Privatdozent    a.  d.  deutsch.  Univ.  in  Prag,  I,    k.  k, 

Univ.-Bibliothek  (1317). 

-  Dr.  jur.  et  cand.  theol.  Oskar  Pollak  in  Innsbruck,  Universitätsstr.  8  (1342). 

-  Dr.   Samuel  Poznariski   in  Warschau,  Plomackie  7   (1257). 

-  Dr.  Franz  Praetorius,  Prof.  a.  d.  Univ.  Halle  a/S.,  Freiimfelder  Str.  6  (685). 

-  Josef  Prasch,    Sparkassenbeamter   in    Graz    (Steiermark),    II,    Leouhard- 

str.   143  (1160). 

-  Johann  Preuss,  Gymnasialprof.  in  Karlsruhe  i/B.,  Bürklinstr.  5  III  (1359). 

-  Dr.  Eugen  Prym,  Prof.  a.  d.  Univ.  Bonn,    Coblenzer  Str.  39  (644). 

-  Dr.  theol.  et  phil.  Alfred  Rahlfs,  Prof.  a.  d.  Univ.  Gottingen,  Lotzestr.  31 

(1200). 
Frau  Dr.    phil.   Emma    Rauschenbusch-Clougli    in    Ongole,    Madras    Pres., 

Indien  (1301). 
Herr  Dr. H.  Reckend orf,  Prof.  a.  d.  Univ. Freiburg  i/B.,  Maximilianstr.  34(1077). 

-  Dr.   Hans  Reichelt  in  Giessen,   Henselstr.  2   (1302). 

-  Dr.  theol.  et  phil.  C.  R  e  i  n  i  c  k  e ,  Konsistorialrat,  in  Elbeu  bei  Magdeburg  (871). 


XII  Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft. 

Herr  Dr.  Julio  Natbanael   Reuter,    Dozent   a.  d.  Univ.  Helsingfors,    Fabriks- 
gatan  21   (1111). 

-  H.  Reuther,  Verlagsbuchhändler,  in  Berlin,  W,  Köthener  Str.  4  (1306). 

-  Dr.  Peter  Rheden,  Gymnasialprof.  in  Duppau  (Böhmen)   (1344). 

-  P.   Dr.  Joseph  Rieber,  Prof.  a.   d.  deutsehen   Univ.  in  Prag,  III.  Carme- 

literg.   16  (11Ö4). 

-  Dr.  Paul   Rieger,   Prediger  in  Hamburg,  Schröderstiftstr.  5   (1331). 

-  Dr.  Friedrich  Risch,  Pfarrer  in  Walsheim  b.  Landau,  Rheinpfalz  (1005). 

-  Paul  Ritter,  Privatdozent  u.  Lektor  a.  d.  Univ.  Charkow,  Gubernatorstr.  4 

(1295). 

-  Dr.  James  Robertson,  Prof.  a.  d.  Univ.  Glasgow,   7  the  University  (953). 
Dr.  Johannes  Roediger,  Geh.  Regierungsrat,  Direktor  d.  Univ.-Bibliothek 

in  Marburg  i/H.,  Barfüssertor  19   (743). 

-  Dr.  Robert  W.  Rogers,    B.  A.,    Prof.  am  Drew  Theological  Seminary  in 

Madison,  N.  J.,  U.  S.  A.  (1133). 

-  Dr.  Albert  Rohr,    Dozent  a.  d.  Univ.  Bern  (857). 

-  Dr.  Arthur  von  Rost  hörn,  Legationsrat,  in  Peking,  k.  u.  k.  österr.-ungar. 

Gesandtschaft  (1225). 
Dr.  Gustav  R  o  t  h  s  t  e  i  n ,  Gymnasialoberlehrer  in  Friedenau  b.  Berlin,  Kirch- 
str.  8  (1323). 

-  Dr.  theol.   et  phil.  J.  Wilhelm  Roth  stein,    Prof.  a,  d.   Univ.  Halle  a/S., 

Karlstr.  4  II  (915). 

-  Dr.  Max  Rottenburg  in  Nyiregyhäza,  Ungarn  (1212). 

Dr.  ^^'illiam    Henry    Denham    Rouse,    M.  A.,    Headmaster    of    the    Perse 
School,   16   Brookside,  Cambridge,  England  (1175). 

-  Dr.  Franz  Rühl,   Prof.  a.  d.  Univ.  Königsberg  i/Pr.,  Königsstr.  39  I  (880). 

-  Dr.  Ed.  S  a  c  h  a  u ,   Geh.  Oberregierungsrat .   Prof.  a.   d.  Univ.  Berlin ,   W, 

Wormser  Str.   12   (660). 

-  Carl  Säle  mann,  Exz.,   Wirkl.  Staatsrat,  Mitglied  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss., 

Direktor  d.  Asiatischen  Museums  in  St.  Petersburg,  Wassili-Ostrow, 
Haus  der  Akademie  (773). 

-  stud.  rer.  Orient.  Wilhelm  Sarasin  in  Basel,  St.  Jakobstr.   14  (1381). 

-  Dr.  Friedrich  Sarre,  Prof.  in  Neubabelsberg  b.  Berlin,  Kaiserstr.  39  (1329). 

-  Archibald  Henry  Sayce,  M.  A.,  Prof.  a.  d.  Univ.  Oxford  (762). 

-  Dr.  Wilhelm  Schenz,  kgl.  Geistl.  Rat,  Lyzealrektor  u.  Prof.  in  Regens- 

burg,  St.  Aegidienplatz,  C,    18  II  (1018). 

-  Dr.  Lucian  Scherman,  Prof.  a.  d.  Univ.  München,  Uugererstr.  18  11(1122). 

-  Celestino  Schiaparelli,  Prof.  a.  d.  Univ.  Rom,  Via  Nazionale  46  (777). 

-  A.  Houtum  Schindler,  General  in  persischen  Diensten,  General-Inspektor 

der  Telegraphen,  in  Teheran  (1010). 

-  Dr.  theol.  P.   Nivard    Johann    Schlögl,    Prof.    in    Stift    Heiligenkreuz    bei 

Wien  (1289). 
.    -     Dr.  Nathaniel  Schmidt,  Prof.  a,  d.  Cornell  University,  Ithaca,  N.  Y.  (1299). 

-  Dr.  Richard  Schmidt,  Privatdozent  a.  d.  Univ.  Halle  a,'S.,  Lessingstr.  17 

(1157). 

-  Dr.  Leo  Schneedorf  e  r,    k.   k.  Hofrat,    Prof.    a.    d.    deutschen  Univ.   in 

Prag,  I,  234  (862). 

-  Dr.  Hans  Schnorr  von  Carolsfeld,  Oberbibliothekar  d.  Univ.-Bibliothek 

in  München,  Giselastr.   7   (1128). 

-  Dr.   Eberhard   Seh  rader,    Geh.   Regierungsrat,    Prof.    a.  d.  Univ.  Berlin, 

NW,   Kronprinzen-Ufer  20   (G55\ 
Dr.  ^\'.    Sc  li  ranieie  r,    Admiralitiitsrat ,    Kommissar    für    chinesische    An- 
gelegenheiten, in  Tsingtau  (976). 

-  Dr.  Paul  Scliroeder,  kais.  deutscher  Generalkonsul  für  Syrien,  Beirut  (700). 
Dr.    Leopold    v.    Scliroeder.     Prof.     a.     d.    Univ.    Wien,     Maximilians- 
platz  13  II  (905). 

-  Dr.  phil.  Walthcr  Schubriug  in  Berlin,  NW  23,  Klopstockstr.  23  (1375). 

-  Dr.  Friedrich  Schult  hess,  Prof.  a.  d.  Univ.  Göttingen,  Schildweg  21  (1233). 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft.  XIII 

Herr  Liz,  Dr.  Friedrich  Schwally,  Prof.  a.  d.  Univ.  Giessen,  Friedrichstr.  12 
(1140). 

-  Dr.  Paul  Schwarz,    Prof.,    in  Leipzig,  Elisenstr.  54  III  (1250). 

-  Dr.  Jaroslav  Sedlacek,  Prof.  a.  d.  böhmischen  Univ.  in  Prag,  Smichow, 

Hussstr.   13   (1161). 

-  Dr.  med.  Ernst  Seidel,  approb.  Arzt,  in  Oberspaar  b.  Meissen,  Dresdner 

Str.   58  d    (1187). 

-  Dr.   Christian  Friedrich  Seybold,  Prof.  a.  d.  Univ.  Tübingen,  Eugenstr.  7 

(1012). 

-  Otto  Siegesmund,    Pfarrer   in   Gross-Mirkowitz    bei   Stempuchowo  (Bez. 

Bromberg)  (1246). 

-  Dr.  Richard  Simon,  Prof.  a.  d.  Univ.  München,  Giselasfr.  29  I  (1193). 

-  David  Simonsen,    Prof.  in  Kopenhagen,  Skindergade  28   (1074). 

-  Dr.  Vaclav  Sixta,  k.  k.  Professor  in  Jungbunzlau  (Böhmen)   (1378). 

-  Dr.  Rudolf  Smend,  Prof.  a.  d.  Univ.   Göttingen,  Bühlstr.   21    (843). 

-  Dr.  theol.  Henry  Preserved  Smith,  Prof.  a.  d.  Meadville  Theologial  School, 

Meadville,  Pa.,   U.  S.  A.   (918). 

-  Vincent  Arthur  Smith,  M.  A.,  Hazelwood,  the  Park,  Cheltenham,  England 

(1325). 

-  Dr.  Christiaau   Snouck  Hurgronje,  Regierungsrat  des  Ministeriums  der 

Kolonien  und  Prof.  a.  d.  Univ.  Leiden,   Witte  Singel   84a    (1019). 

-  Dr.  phil.  Moritz  Sobernheim   iu  Berlin,  W,  Königin  Augustastr.  28  (1262). 

-  Dr.  J.   S.  Speyer,  Prof.  a.  d.  Univ.  Leiden,  Heerengracht  24  (1227). 

-  Jean  Spiro,  Prof.  a.  d.  Univ.  Lausanne,  Cour  pres  Lausanne  (Schweiz)  (1065). 

-  Dr.  Reiuhold  Baron  von  Stackeiberg,  Dozent  am  Lazarewschen  Institut 

in  Moskau  (1120). 

-  Dr.  phil.  Freih.  Alexander  v.  S  t  a  e  1  -  H  o  1  s  t  e  i  n  in  Göttingen,  Schildweg  36 

(1307). 

-  Dr.  Rudolf  Steck,  Prof.  a.  d.  Univ.  Bern,  Sonnenbergstr.   12   (689). 

-  Dr.  Mark  Aurel  Stein,  Indian  Educational  Service,  c/o.    Political  Agent, 

Gilgit,  Indien  (1116). 

-  Dr.  Georg  Steindorff,    Prof.  a.  d.  Univ.  Leipzig,  Waldstr.  54  (1060). 

-  P.    Placidus    Steinin  ger,    Prof.    d.    Theol.     iu     der    Benediktiner- Ai»tei 

Admont  (861). 
The    Rev.    Dr.   Thomas    Stenhouse,    Mickley  Vicarage,    Stocksfield    on   Tyne, 

England  (1062). 
Herr  Liz.  Dr.  Sten  Edvard  Stenij,    Prof.    a.  d.  Univ.  Helsingfors,    Frederiks- 

gat.  19  (1167). 

-  J.  F.   Stenning,  M.  A.,  Wadliam   College  in   Oxford  (1277). 

-  Liz.  Dr.  Carl  Steuer  nagel,    Prof.  a.  d.  Univ.  Halle  a/S.,  Kronprinzen - 

Str.  42   (1348). 

-  Curt    Steyer,    Gymnasialoberlehrer    in    Chemnitz-Altendorf,    Weststr.  107 

(1353). 

-  Dr.  Josef  Stier,  Prediger  u.  Rabbiner  d.  Israelit.  Gemeinde  in  Berlin,  N, 

Oranienburger  Str.  39   (1134). 

-  Dr.  Hermann  L.  Strack,  Prof.   a.  d.  Univ.  Berlin,  in  Gross-Lichterfelde, 

Ringstr.   73   (977). 

-  Dr.  phil.  Otto  Strauss  in  Berlin,  W   10,  Hildebrandstr.  20  (1372). 

-  Dr.  Maximilian  Streck,  Privatdozent  a.  d.  Univ.  Strassburg  i/Els.  (1259). 

-  P.  Amadeus  Strittmatter,    O.  Cap.,  in  Münster  i/W.,  Kapuzinerkloster, 

Neutor  (1394). 

-  Dr.  Hans  Stumme,  Prof.  a.  d.  Univ.  Leipzig,  Südstr.  72  II  (1103). 

-  Georges  D.  Su  rsock,  Dragoman  d.kais. deutschen  Konsulats  in  Beirut  (1014). 

-  Dr.  Heinrich  Suter,  Prof.  am  Gymnasium  in  Zürich,  Küsnacht  b.  Zürich 

(1248). 

-  Dr.  Jyun  Takakusu  in  Tokio,  Kogimachi  35  (1249). 

-  Dr.  Emilio  Teza,  Prof.  a.  d.  Univ.  Padua,  Santa  Lucia  5   (444). 

-  G.  W.  Thatcher,  M.  A.,  B.  D.,  in  Oxford  (1107). 


Xiy  Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft. 

Herr  Dr.  G.  Thibaut,  Principal,  Muir  Central  College  in  Allahabad,  Indien  (781). 

-  F.  W.  Thomas,  M.  A.,  Librarian,  India  Office,  London,  SW   (1393). 

-  Dr.    Tsuru-Matsu    Tokiwai,    p.     Adr.    Baron    G.    Tokiwai    in    Isshinden, 

Province  Ise,  Japan  (1217). 

-  Charles    C.  Torrey,    Prof.    a.    d.    Yale    University,    Kew    Haren,    Conn., 

U.  S.  A.  (1324). 

-  Dr.  Fr.  T  rech  sei,  Pfarrer  in  Spiez,   Canton  Bern  (Schweiz)  (755). 
Fürst   Esper    Esperowitsch    Uchtomskij,    Durchl.,     Kammerherr    Sr.   Maj.    d. 

Kaisers  v.  Russland,  in  St.  Petersburg,   Schpalernaja  26  (1235). 
Herr  Dr.  J.  Jacob  Unger,  Rabbiner  in  Iglau  (650). 

-  Dr.  Herm.  Vambery,   Prof.  a.  d.  Univ.  Budapest,   Frauz-Josepbs-Quai  19 

(672). 

-  Dr.    Bernhard    Vandenhoff,     Privatdozent    a.    d.    Lniv.    Münster    i; '^^ ., 

Margaretenstr,   14  (1207). 

-  Friedrich  Veit,    Privatgelehrter,    in  Tübingen,  Hechinger  Str,  20  (1185). 

-  Dr.  Ludwig  Venetianer,  Rabbiner  in  Ujpest    (1355). 

-  Rai  Bahadur  V.  Venkay ya,  M,  A.,  Assistant  Archseological  Superintendent 

for  Epigraphy,  in  Ootacamund,  Indien  (1380). 

-  Dr.    J.    Ph.   Vogel,    Archseological    Surveyor,    Panjab    and    U.    Prov. ,    in 

Labore,  Indien  (1318). 

-  Dr.  H.  Vogelstein,    Rabbiner  in  Stettin,  Falkenwalder  Str.  127   (1146). 

-  Dr.    Hermann    Vogelstein,    Rabbiner    in   Königsberg   i/Pr. ,    111,    P'liess- 

str.  28  (1234). 

-  Dr.  Jakob  Wackernagel,  Prof.  a.  d.  Univ.  Göttingen,  Hoher  Weg  12  (921). 

-  Prof.  Dr.  M.  Walleser  in  Säckingen  (1397). 

-  Oscar  Wassermann  in  Berlin,  C,  Burgstr.   21   (1260). 

The  Venerable  Archdeacon  A.  William  Watkins    in   Durham,  The  College  (827). 
Herr  Dr.  med.  Weckerling  in  Heidelberg,  Univ.-Frauenklinik   (1402). 

-  Dr.  phil.  Gotthold  Weil  in  Berlin,  KW   23,  Brückenallee   22   (1346). 

-  J.  Weiss,  Gerichtsassessor  a,  D.,  in  Bonn,  Auguststr.   7   (1369). 

-  Dr.  F.  H.  Weissbach,    Oberbibliothekar  a.  d.  Univ.-Bibliothek  u,  Prof. 

a.  d.  Univ.  Leipzig,  in  Gautzsch  b,  Leipzig  (1173). 

-  Dr.  Julius  Wellhausen,  Geh.  Regierungsrat,  Prof.  a.  d.  Univ.  Göttingen, 

Weberstr.    18  a  (832). 

-  Doctorandus  A.  J.  Wensinck  in  Alphen  a/Rh.,  Holland  (1400). 

-  Dr.  Cossmann  Werner,  Rabbiner  in  München,  Herzog  Maxstr.  3  I  (1332). 

-  Liz,    Dr.    Gustav   Westphal,    Privatdozent    a.    d.    Univ.    Marburg    i/H,,- 

Ritterstr.   13    (1335). 

-  Dr.  Wilhelm  Weyh,  Gymnasialassistent  in  München,  Sclnvindstr.  25  H  r. 

(1401). 

-  Dr.  Karl  Fr.  Weymann,  Gymnasialprof.  in  Karlsruhe  i/B  ,   Sofienstr.  124 

(1279). 

-  Dr.  Alfred  Wicdemann,  Prof.  a.  d.  Univ.  Bonn,   Königstr.  32   (898). 

-  Dr.  Eugen  Wilhelm,  Hofrat,  Prof.  a.  d.  Univ.  Jena,  Wagnerg.  11  I  (744). 

-  Dr.  Ernst  W  i  n  d  i  s  c  h ,  Geh.  Rat,  Prof.  a.  d,  Univ.  Leipzig,  Universitätsstr.  15 

(737). 

-  Dr.  Moritz  W  i  n  t  c  r  n  i  t  z ,  Prof.  a.  d.  deutschen  Univ.  in  Prag,  Kgl.  Weinberge, 

Chodengasse  5  (1121). 

-  Prof.U.  Wogihara,  lOHatsunecho  Shicbome,  YanakaShitaya,  Tokio(1319). 

-  Dr.  James  Haughton  Woods,  Instructor  in  Pliilosopby,  Harvard  University, 

in  Boston,  Mass.,  U.  S.  A.,   2   Chestnut  Street  (1333). 
The  Rcv.  Charles  H.  11.  Wright,  D.  D.,  M.  A.,  Pii.  D.,   90  Bolingbroke  Grove, 

Battersea,  London,  SW  (553). 
Herr  Dr.  theol.  et  jihil.  Karl  August  Wünsche,   Prof..    in  Dresden,  Albrecht- 

str.   15  II  (G39). 

-  stud.  jur.  Artliur    von   Wurzbach    in  Laibach,    Spinnerg.    10  (1351). 

-  Dr.  A.  S.  Yahuda,   Dozent  a.  d.  Lehranstalt  f.  d.  Wissenschaft  des  Juden- 

tums in  Berlin,  Charlottenburg,  II,  Knescbeekstr.  93  I  (1385). 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  D.  M.  Gesellschaft.  XV 

Herr  Dr.  Theodor  Zachariae,  Prof.  a,  d.  Univ.  Halle  a/S.,  Händelstr.  29  (1149). 

-  Dr.  theol.  et  phil.  Josef  Zaus,    Prof.  a.  d.  deutsclieii  Univ.  in  Prag,  III, 

Josefsg.   43   (1221). 

-  Dr.  Karl  Vilhelm  Zettersteen,   Prof.  a.  d.  Univ.  Upsala,  Kungsgatan  65 

(1315). 

-  Dr.  Heinrich  Zimmern,  Prof.  a.  d.  Univ.  Leipzig,  Kaiser  Wilhelmstr.  32 

(1151). 

-  Dr.  Josef  Zubaty ,  Prof.  a.  d.  böhmischen  Univ%  in  Prag,  Smichow,  Jakobs- 

platz 1  (1139). 


In  die  Stellung  eines  ordentlichen  Mitglieds  sind  eingetreten  i) : 

The  Adyar  Library  in  Madras  (51). 

Das  Alttestamentliche    exegetische    Seminar    der    Univ.  Leipzig    (53). 
Die  Kgl.  Bibliothek  in  Berlin,  W,  Opernplatz  (12). 
„     Bibliothek    der    Israelitisch-Theologischen    Lehranstalt    in 

Wien,  II,  Tempelg.  3    (48). 
„     Bibliothek    der  Jüdischen    Gemeinde  in  Berlin,   N,    Oranienburger 

Str.  60/62   (49). 
„     Bibliothek    des    Beuedictinerstifts    St,    Bonifaz    in    München, 

Karlstr.  34  (18). 
„     Bodleiana  in  Oxford  (5). 
Das    Deutsche    evangelische    Institut    für    Altert ii ms wissensch. 

des    hl.    Landes    in  Jerusalem    (47). 
Die  Herzogliche  Bibliothek  in  Gotha  (52). 
„     Grossherzog  1.  Hofbibliothek  in  Darmstadt  (33). 
„     k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien  (39). 
Das  Fürstlich  Hohenzollernsche  Museum  in  Sigmaringen  (1). 
Die  Lehranstalt  für  die  Wissenschaft  des  Juden  tums  in  Berlin  (50). 
The  New  York  Public  Library,  Astor  Lenox  and  Tilden  Foundations,   in 
New  York,  40  Lafayette   Place  (44). 
„     Owens    College   in  Manchester,  England;  siehe  The  Victoria  Uuiversity. 
„     Princeton  University  Library  in  Princeton,  N.J..  U.  S.  A.  (46). 
Das  St.  Ignatius-Coll  egium  in  Valkenburg  (Holland)  (35). 
The  St.  Xavier's   College,   Fort,  Bombay  (9). 
Die  Stadtbibliothek  in  Hamburg  (4). 
The  Union  Theological  Semina ry  in  New  York  (25). 
Die  Kgl.   Universitäts-Bibliothek  in  Amsterdam  (19). 
„     Universitäts-Bibliothek  in  Basel  (26). 

„     Kgl.  Universitäts-Bibliothek  in  Berlin,  NW,  Dorotheenstr.   9    (17). 
„     Kgl.  Universitäts-Bibliothek    in  Breslau  (16). 
„      Universitets- Bibliothek    in   Christiania  (43). 
„     Kais.  Universitäts- B  ibl  io  t  hek  in  Dorpat  (41). 
„     Kgl.  Universitäts-Bibliothek  in  Erlangen  (37). 
„     Grossherzog  1.   Universitäts- Bibliothek   in  Freiburg  i/B.   (42). 
„     Gross h erzog  1.   Universitäts-Bibliothek  in  Giessen  (10). 
„     Kgl.   Un  iversi  tat  s- Bibliothek  in  Greifswald  (21). 
„     G  ro  ssher  z  ogl.    Universitäts-Bibliothek  in  Jena  (38). 
„     Kgl.  Universitäts-Bibliothek  in  Kiel   (24). 
„     Kgl.  Un  i  ve  rsi  t  ä  t  s- B  i  b  1  i  o  t  h  e  k  in  Königsberg  i/Pr.  (13). 
„     Kgl.  Universitäts-Bibliothek  „Albertina"  in  Leipzig,  Beethoven- 

str.  4    (6). 
„     Kgl.  Universitäts-Bibliothek  in  Marburg  i/H.   (29). 


1)  Die  in  Parenthese  beigesetzte  Zahl  ist  die  fortlaufende  Nummer  und 
bezieht  sich  auf  die  Keihenfolge,  in  der  die  betrelV.  Bibliotheken  und  Institute 
der  D.  M.  G.  beigetreten  sind. 


Xyi  Schriftenaustausch  der  D.  M.  Gesellschaft. 

Die  Kgl.  Universitäts-Bibliothek  in  München,  Ludwigstr.   17    (40). 

Kais.   Universitiits-Bibliothe  k    in  St.  Petersburg  (22). 

k.  k.   Universitäts-Bibliothek   in   Prag  (14). 

Grossher zogl.  Universitäts-Bibliothek  in  Rostock  (34). 

Kais.  Universitäts-    u.  Landesbibliothek   in  Strassburg  i/Els.    (7). 

Kgl.  Universitäts-Bibliothek  in  Utrecht  (11). 

Kgl.  Universitäts-Bibliothek  in  Würzburg  (45). 
Das  Veitel-Heine-Ephraimsehe  Beth   ha-Mid rasch  in  Berlin  (3). 
The   Victoria  University  (früher  Owens  College)  in  Manchester,  England  (30). 


Sclirifteiiaustaiisch  der  D.  M.  Gesellsclmt't. 

Verzeichnis    der    gelehrten    Körperschaften    u.   s.  w. ,    die    mit    der    D.  M.  G.    in 

Schriftenaustausch    stehen,    nach    dem    Alphabet    der   Städtenamen,    mit  Angabe 

der  Veröffentlichungen,  welche  die  D.  M.  6.  von  ihnen  regelmäßig  erhält. 

*  bedeutet ,    daß    die  D.  M.  G.   als   Gegenleistung  Zeitschrift  und  Abhandlungen  liefert. 

t  bedeutet  besondere  Abmachungen.     Die  Körperschaften  u.  s.  w. ,    denen   kein  Zeichen 

beigesetzt  ist,  erhalten  die  Zeitschrift. 

1.     La  Revue  Africaine  in  Alger,   C  rue  Clauzej.  —  Bb  866.     4^. 
*2.     Het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Wetenschappen  in  Batavia. 

Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde.     Bb  901. 

Notulen  van  de  Algemeene  en  Bestuurs-Vergaderingen.     Bb  90ld. 

Verhandelingen.      Bb    901  n.      4*^. 

Dagh-Register  gehoudeu  int  Casteel  Batavia.     Ob   2780.     4**. 
*3.     Die  Königl.  Preuss.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin. 

Abhandlungen,  Philolog.  u.  historische.     Ae  5.     4". 

Sitzungsberichte.     Ae   165.     4*^. 

4.  Die  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin,  SW,  Wilhelmstr.   23. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  f.  E.   zu  B.     Oa  256.     4°. 

5.  Die  Zeitschrift  ,,Memnon"  in  Berlin  (Herr  Prof.  Dr.  Reinhold  Freiherr 

V.  Lichtenberg,  Südende,  Lindenstr.  5). 
*6.     Das  Seminar  für  Orientalische  Sprachen  in  Berlin,  Dorotheenstr.   6. 
Mitteilungen  des  Seminars   für  Or.   Spr.     Bb  825. 
Lelirbücher  des  Seminars  f.  Or.  Spr.  zu  Berlin.     Bb   1120. 

7.  Al-Machriq,  Revue  catholique  Orientale,  in  Beyrouth  (Syrien).  —  Bb  818. 

8.  R.  Accademia  delle  Scienze  dell'  Istituto  di  Bologna. 

Memorie  della  Classe  di  Scienzi  morali.     Ae   155.    8*^. 
Rendiconto  della  Classe  di  Scienzi  morali.     Ae   155.    4''. 

9.  The  Anthropological  Society  of  Bombay. 

Journal.     Oc   176. 
*1Ü.     The  Bombay  Brauch  of  tlie  Royal  Asiatic  Society  in  Bombay. 
Journal.     Bb   755. 

11.  La  Societe  des  Bollandistes,   14,  rue  des  Ursulines,  k  Bruxelles. 

Analecta   Bollandiana.     Ah  5. 

12.  Magyar  Tudomänyos  Akademia  in  Budapest. 

Ertekezesek.     Ae  96. 

Nyelvtudomänyi  Közlemenyek.     Ae   130. 

Rapport  sur  les  travaux  de  l'Acad.  Hongroise  des  Sciences.   Ae  196. 

Einzelne  jeweilig  crsclieinende  Werke. 

13.  Die  Redaktion   der  „Revue  Orientale"   in   Budapest  (Herr  Dr.  Bernhard 

Munkäcsi,  VI,    Szondy-utcza  9). 

Keleti  Szemlc.     Revue  Orientale.     Fa   76. 

14.  The  Khedivial  Library  in  Cairo. 

*15.     The  Royal  Asiatic  Society  of  Bengal  in  Calcutta. 
Journal.      Part   I   und   Part   111.     Bb  72.5. 
Proceedings.      Bl)   725°. 
Bibliotheca  Indica.     Bb   1200. 


« 


Schriftenav^tausch  der  D.  M.  Gesellschaft.  XYII 

16.  The  American  Journal    of   Archaeology  in  Cambridge,    Mas?.  (Editor- 

in-Chief:   Professor    Harold  N.  Fowler,    Western  Reserve   University, 
Cleveland,  Ohio,  U.  S.  A.)  —  Na  139. 

17.  The  Ceylon  Branch  of  tlie  Royal  Asiatic  Society  in  Colombo. 

Journal.     Bb   760, 

18.  Les  Echos  d'Orient  in   C  o  n  s  t  an  tiuopel.     la  33.     4<'. 

19.  R.   Istituto  di  Studi  superiori  in  Florenz,  Piazza  San  Marco   2. 

Accademia  Orientale.      Bb   1247.     4*^. 
Collezione  scolastica.     Bb    1247  3'. 

20.  Societä  asiatica  italiana  in  Florenz,    Piazza  S.    Marco   2. 

Giornale.     Bb  670. 

21.  Die  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in   Göttingen. 

Nachrichten.     Ae  30. 

22.  Der  Historische  Verein  für  Steiermark  in  Graz. 

Mittheilungen.    Nh  200  (mit  der  Beilage:  Stiria  illustrata,  Nh  200»). 
Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen.    Nh   201. 

23.  Het  Koninklijk  Instituut  voor  Taal-,    Land-  en  Volkenkunde  van  Neder- 

landsch  Indie   im  Haag. 

Bijdragen  tot   de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  N.  I.     Bb  608, 

24.  Teyler's  Theologisch   Tijdschrift  in  Haarlem.    —    la   135. 

25.  Die    Gesellschaft    für  jüdische    Volkskunde    in    Hamburg.      Redakteur: 

Dr.  Max  Grunwald,  Rabbiner  in  Wien,  XV,   Turnergasse   22, 
Mitteilungen,     Oc   1000. 

26.  L'Ecole  Fran9aise  d'Extreme- Orient  in  Hanoi. 

Bulletin.     Bb   628.     40. 

27.  Die  Finnisch-ugrische  Gesellschaft  in  Helsingfors, 

Journal   de  la  Societe  Finno-Ougrienne.     Fa  60,     4". 
Memoires  de  la  Societe  Finno-Ougrienne,     Fa   61,     4*. 

28.  La  Revue  Biblique  Internationale  in  Jerusalem.    —    la   125. 
*29.     Das  Curatorium  der  Universität  in   Leiden. 

Einzelne  Werke,   besonders  die   orientalischen  Bücher,  welche  mit 
Unterstützung  der  Regierung  gedruckt  werden. 

30.  Die    Zeitschrift    „T'oung-pao"    in    Leiden    (Herr    Prof.    Henri    Cordier, 

Paris  (16e),    54  rue  Nicolo),  —  Bb  905.      4"^. 

31.  Das  Archiv  für  Religionswissenschaft  in   Leipzig.    —    Ha   5. 

32.  Der  Deutsche  Verein  zur  Erforschung  Palästinas  in   Leipzig. 

Zeitschrift  des  Deutschen  Palästina-Vereins.     la   140. 

Mittheilungen  und   Nachrichten  des   D.  P.-V.     la   140*. 
t33.     Die  Königl.   Säclis.   Gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Leipzig. 

Berichte.     Ae  51. 

Abhandlungen.     Ae  8.      4*^. 
t34.     Das  Semitistische  Institut  der  Universität  Leipzig. 

Leipziger  semitistische  Studien.     Bb   1114. 

35.  The  Gypsy  Lore  Society  in  L  i  v  e  r  p  o  o  1  (R.  A.  Scott  Macfie,Esq.,  6,  Hope  Place). 

Journal.     Eb   6200. 

36.  The  Anthropological  Institute  of  Great  Britain  and  Ireland  in  London,  W, 

3  Hanover  Square. 

Journal.     Oc    175.     40. 

37.  The    Society    of    Biblical    Archaeology    in   London,    WC,    Bloomsbury, 

37   Great  Russell  Street. 
Proceedings,     Ic   2290. 
*38.     The  Royal  Asiatic  Society  of  Great  Britain  and  Ireland  in  London,  W, 
22   Albemarle  Street. 
Journal.     Bb  750. 
*39,     The  Royal  Geographical  Society  in  London,    W,    1   Savile  Row, 
The   Geographical  Journal.     Oa   151. 
40.     L'Athenee  oriental  in  Löwen. 
Le  Museon,     Af  HC. 


XYIII  SchriftenaustaiLSch  der  D.  M.  Gesellschaft. 

41.     The  Ethnological  Survey  lor  the  Philippiiie  Islands  in  Manila. 
*42.     Die  Köiiigl.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften  in  München. 

Sitzungsberichte    der    philosophisch-philologischen    und    der    histo- 
rischen  Classe.     Ae   185. 
Abhandlungen  der  philo?.-philolog.  Classe.     Ae   10.     4". 
*43.     The  American  Oriental  Society  in  New   Haven. 
Journal.     Bb   720. 
44.     La  Societe  de  Geographie  et  d'Archeologie  d'Oran  in  Oran. 
Bulletin  Trimestriel.     Bb   630.     4«. 
*45.     L'Ecole    speciale    des    Langues    Orientales    Vivantes    in    Paris,    2,    rue 
de  Lille. 

Publications  de  l'Eeole  des  L.  O,  V.     Bb    1250.     S«.     4«.     2'. 
Bibliotheque  de  l'Eeole  des  L.  O.  V.     Bb   1119 

50 

46.  Le  Musee  Guimet  in  Paris. 

Annales.     Bb   1180.     4". 

Annales    (Bibliotheque    d'Etudes).     Bb    1180».      4'>. 

Revue  de  THistoire  des  Religions.     Ha  200. 

47.  La   Revue  Archeologique  in   Paris,  2,  rue  de  Lille.    —    Xa   325. 

48.  La     Revue    de    l'Orient    Chretien    in   Paris.     Librairie    Picard ,    82    rue 

Bonaparte..    —    la   126. 

49.  La  Societe  Asiatique  in  Paris,  rue  de  Seine,  Palais  de  llnstitut. 

Journal  Asiatique.     Bb   790. 

*50.     Die  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  in   St.  Petersburg. 
Bulletin.     Ae   65.     4". 
Memoires.     Ae  70.     4".     [Bisher  nicht  vollständig.] 

30 
Bibliotheca  Buddhica.     Eb  2020. 
Bv^avxLva  XQOvixa.     Eg  330.     4**. 
Publications  du  Musee  d'Anthropologie  et  d'Ethnograpbie  de  l'Aca- 

demie  Imp.  d.  sciences  de  St.-Petersbourg.     Oc  263.     4". 
Einzelne  jeweilig  erscheinende  Werke. 

*51      Die  Kaiserl.  Russ.  Geographische  Gesellschaft  in  St.  Petersburg. 
IlSBtCTifl.     Oa  42. 
OrieTi.     Oa.   43. 

3anncKn  ...  Ho  OT;tt.ieHiK)  3THOrpa4)in.     Oa  48. 
52.     The    American    Philosophical    Society    in    Philadelphia,     104    South 
5^^  Street. 

Proceedings.     Af  124. 
•53.     Studi  italiani  di  filologia   indo-iranica  in   Pisa.    —    Eb   827. 
*54.     R.  Accademia  dei  Lincei   in  Rom. 

Rendiconti.     Memorie    della    Classe    di    scienze  morali,    storiche  e 

filologiche.     Ae   45. 
Atti  (Rendiconti  delle  sedute  solenni).     Ae   45  a.     4**. 

55.  Die  Zeitschrift  ,,Bessarione''  in  Rom,  Piazza  S.Pautaleo  No.  3.  —  Bb  606. 

56.  La  Scuola  Orientale  della  R.   Universitä  in  Rom. 

Rivisia  degli   studi  orientali.      Bb   885. 

57.  Die  Internationale  Zeitschrift  ..Anthropos"in  Salzburg  (Herr  P.  W.Schmidt 

in  St.   Gabriel,   Mödling  b.   Wieti). 

58.  The   China  Branch  of  the  Royal  Asiatic  Society  in  Shanghai. 

Journal.      Bb   765. 

59.  The  Director  General  of  Archseology  in   India  in  Simla. 

*60.     The  Tokyo  Library  of  the  Imperial   University  of  Japan  in  Tokyo, 

The    Journal    of    the    College    of   Science,    Imperial    University    of 

Tokyo,   Japan.      P   150,     40. 
Calendar.      Ae   74. 
61.     Tlie   Asintic  Society  of  Japan   in  Tokyo. 
Transactions.     Fg   100, 


Schriftenatistausch  der  D.  M.  Gesellschaft.  XIX 

62.     La  Revue  Tunisienne  in  Tunis,    Institut  de  Carthage.  —  Oa  208. 
*63.     Die  Königl.  Universitätsbibliothek   in   Upsala. 
Sphinx.     Ca  9. 

Einzelne  jeweilig  erscheinende  üniversitätsschriften.    Auch  Af  155. 
*64.     The  Bureau   of  Ethnology  in   Washington. 

Bulletin   (bisher   in  der  Bibliothek  auf  verschiedene  sachliche  Ab- 
teilungen verteilt). 
Annual  Report.     Oc  2380.     40. 
65.     The  Smithsonian  Institution  in   Washington. 

Annual  Report  of  the  Board  of  Regent«.     Af  54. 
*66.     Die   Kaiserl.  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien. 
Sitzungsberichte.     Philosoph.-histor.  Classe.     Ae   190. 
Archiv  für  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen.     Nh   170. 
Fontes  rerum  Austriacarum.     Nh   171. 

67.  Die  Numismatische  Gesellschaft  in  Wien,  I,   Universitätsplatz  2. 

Monatsblatt.     Mb   135.     4». 
Numismat.  Zeitschrift.     Mb  245. 

68.  Die  Mechitharisten-Congregation    in   Wien,  VII,   Mechitharistengasse   4, 

Handes  amsoreay.     Ed  1365.     4". 

Ex  officio  erhalten  je  1  Expl.  der  Zeitschrift : 

Se.    Hoheit  Prinz  Moritz  von  Sachsen-Altenburg  in   Alten  bürg. 

Das  Königl.  Ministerium   des  Unterrichts  in  Berlin. 

Die   Privat-Bibliothek  Sr.   Majestät  des  Königs  von  Sachsen  in  Dresden. 

Se.  Exzellenz  der  Herr  Staatsminister  a.  D.  von  Seydewitz  in   Dresden. 

Die  eigene  Bibliothek  der  Gesellschaft  in  Halle  a/S.  (2  Exemplare). 

Die  Köni>il.   Universitäts-Bibliothek  in  Halle  a/S. 

The  India  Office  Library  in  London,  SW,   Whitehall,  Downing  Str. 

Die  Kaiser  Wilhelms-Bibliothek  in  Posen  (auch  die  „Abhandlungen"). 

Die  Königl.  öffentliche  Bibliothek  in  Stuttgart. 

Die  Königl.   Universitäts-Bibliothek  in  Tübingen. 


b* 


XX 


Yerzeiclmis    der   auf    Kosten    der   Deutschen   Morgen- 
ländisclien  Gesellschaft  veröffentlichten  Werke. 

Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft.  Herausgegeben  von 
den  Geschäftsführern.  I.— LXI.  Band.  1847—1907.  8.  860  M.  (I.  8  M. 
II.— XXI.  k  12  M.  XXII.— LVII.  ä  15  M.  LVIII.— LX.  k  18  M.) 
(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   556   M.   50   Pf.). 

Früher  erschien  und  wurde  später  mit  der  Zeitschrift  vereinigt: 
Jahresbericht   der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft  für  das  Jahr 
1845   (1846.     8.).     1846   (1847.     8.).     5   M.     (1845.      2  M.,   1846.     3  M.) 
Die  Fortsetzung  von   1847 — 1858  ist  in  den  Heften  der  Zeitschrift  Bd.  IV 
bis  XIV  verteilt  enthalten. 

Register    zu    Band  I — X.      1858.     8.     4   M.  (für  Mitglieder    der 

D.  M.  G.  3  M). 

Register    zu    Band  XI— XX.      1872.     8.      1  M.  60  Pf.  (für  Mit- 


glieder der  D.  M.  G.   1   M.  20  Pf). 

Register    zu    Band    XXI— XXX.      1877.     8.      1   M.   60  Pf.    (für 


Mitglieder  der  D.  M.  G.   1  M.  20  Pf.). 

Register  zu  Band  XXXI— XL.     1888.     8.     4  M.  (für  Mitglieder 


der  D.  M.  G.  2  M.  50  Pf.). 
Register    zu  Band  XLI— L.     1899.     8.     4  M.  50  Pf.    (für  Mit- 
glieder der  D.  M.  G.  3  M.). 

Bd.  2,  3,  8 — 10,  desgleichen,  soweit  es  sich  um  Nichtmitglieder  der 
D.  M.  G.  handelt,  25 — 27  und  29 — 32  der  Zeitschrift  können  einzeln 
nicht  mehr  abgegeben  werden,  sondern  nur  bei  Abnahme  der  gesamten 
Zeitschrift.  An  die  Mitglieder  der  Gesellschaft  werden  vom 
21.  Bande  an  einzelne  Jahrgänge  oder  Hefte  unmittelbar  von  der 
Kommissionsbuchhandlung  F.  A.  Brock  haus  in  Leipzig  zur  Hälfte 
des  Preises  abgegeben,  mit  Ausnahme  von  Band  25—27  und  29 — 32,  welche 
nur  noch  zum  vollen  Ladenpreise  (ä  15  M.)  abgegeben  werden  können. 
Supplement  zum  20.  Bande: 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1859  bis  1861.  Von  Jiichard  Gosche. 
8.      1868.     4   M.  (für  Mitglieder    der  D.  M.   G.   3   M.). 
Supplement  zum   24.  Bande: 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1862  bis  1867.  \on  Richard  Gosche. 
Heft  I.      8.      1871.      Z  M.    (für    Mitglieder    der   D.  M.  G.    2  M.  25  Pf). 
Heft  II  ist  hiervon  nicht  erschienen  und  für  die  Jahre  1868  bis  Oktober 
1876  sind  keine  wissenschaftl.  Jahresberichte  publiziert  worden. 
Supplement  zum   33.  Bande: 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht  von  October  1876  bis  December  1877. 
Von  Ernst  Kuhn  und  Albert  Socin.  2  Hefte.  8.  1879.  8  M.  (für 
Mitglieder  der  D.  M,   G.   4  M.). 

NB.    Diese  beiden  Hefte  werden   getrennt  nicht  abgegeben. 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für   1878.    Von  Krnst  Kuhn.     8.     1883. 
6   M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.   G.  3   M.). 
Supplement  zum   33.  Bande: 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1879.  Von  Krnst  Kuhn  und  August 
Müller.     8.     1881.     5  M.    (für  Mitglieder    der   D.  M.  G    2  M.  50  Pf.). 


Verzeichnis  der  auf  Kosten  d.  D.  M.  G.  veröffentlichten  Werke.     XXI 

Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellscliaft.  Supplement  zum 
34.  Bande: 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1880.  Von  Ernst  Kuhn  und  August 
Müller.     8.      1883.     6   M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3   M.). 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  für  1881.  Von  H.  Kern,  F.  Praetor ius 
8.      1885.     4  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.   G.   2    M.). 

Wissenschaftlicher  Jahresbericht  über  die  morgenländischen  Studien  1874 
bis  1875.  (Fragment.)  Von  Richard  Gosche.  8.  1905.  1  M.  (für 
Mitglieder  der  D.  M.  G.  75  Pf.). 

Abhandlungen  für  die  Kunde  des  Morgenlandes.  Herausgegeben  von  der  Deutschen 
Morgenländischen  Gesellschaft.  I.  Band  (in  5  Nummern).  1857 — 1859.  8. 
19  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   14  M.   25   Pf.). 

Die  einzelnen  Nummern  unter  folgenden  besondern  Titeln: 

Nr.  1.  Mithra.  Ein  Beitrag  zur  Mythengeschichte  des  Orients.  Von 
Friedrich  Windischmann.  1857.  2  M.  40 /f.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
1  M.  80  Pf.).    Oänzlich  vergriffeu. 

Nr.  2.  Al-Kindi ,  genannt  „der  Philosoph  der  Araber".  Ein  Vorbild 
seiner  Zeit  und  seines  Volkes.  Von  G.  Flügel.  1857.  1  AI.  60  Pf. 
(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   1   M.  20  Pf). 

Nr.  3.  Die  fünf  Gäthä's  oder  Sammlungen  von  Liedern  und  Sprüchen 
Zarathustra's,  seiner  Jünger  und  Nachfolger.  Herausgegeben,  übersetzt  und 
erklärt  von  Martin  Haug.  1.  Abtheilung:  Die  erste  Sammlung  (Gäthä 
ahunavaiti)  enthaltend.  1858.  6  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
4"  M.  50  Pf.).     Vergrififen  bis  auf  l  Exemplar. 

Nr.  4.  Ueber  das  ^'atrunjaya  Mähätmyam.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  Jaina.  Von  Alhrecht  Weher.  1858.  4  M.  50  Pf.  (für  Mitglieder  der 
D.  M.  G.   3   M.   40   Pf). 

Nr.  5.  Ueber  das  Verhältniss  des  Textes  der  drei  syrischen  Briefe  des 
Ignatios  zu  den  übrigen  Recensionen  der  Ignatianischen  Literatur.  Von 
Richard  Adelbert  Lipsius.  1859.  4  M.  50  Pf.  (für  Mitglieder  der 
D.  M.  G.  3   M.  40  Pf). 

II.  Band    (in  5  Nummern).      1860—1862.     8.     27   M.  40  P/\ 


(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  20  M.  30  Pf). 

Nr.  1.  Hermae  Pastor.  Aethiopice  primum  edidit  et  aethiopica  latine 
vertit  Antonius  d'Abbadie.  1860.  6  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
4  M.  50  Pf). 

Nr.  2.    Die  fünf  Gäthä's Zarathustra's.    Herausgegeben,  übersetzt  und 

erklärt  von   Martin  Haug.     2.  Abtheilung:  Die  vier  übrigen  Sammlungen 
enthaltend.      1860.     6  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   4  M.  50   Pf). 

Nr.  3.  Die  Ki'one  der  Lebensbeschreibungen,  enthaltend  die  Classen  der 
Hanefiten  von  Zein-ad-din  Käsim  Ibu  Kutlübugä.  Zum  ersten  Mal  heraus- 
gegeben und  mit  Anmerkungen  und  einem  Index  begleitet  von  Gustav  Flügel. 
1862.     6   M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  4   M.  50   Pf). 

Nr.  4.  Die  grammatischen  Schulen  der  Araber.  Nach  den  Quellen  be- 
arbeitet von  Gustav  Flügel.  1.  Abtheilung:  Die  Schulen  von  Basra  und 
Kufa  und  die  gemischte  Schule.  (Mehr  ist  nicht  erschienen.)  18G2.  6  M. 
40   Pf.  (für   Mitglieder  der  D.  M.  G.  4   M.  80  Pf). 

Nr.  5.  Kathrt  Sarit  Sägara.  Die  Märchensammlung  des  Somadeva, 
Buch  VI.  VII.  VIII.  Herausgegeben  von  Äej-wiarm  iiJroc'Maiw.  1862.  6  3/. 
(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  4  M.  50  Pf).  Herabgesetzt  auf  3  M., 
für  Mitglieder  2  M. 

III.  Band    (in    4  Nummern).      1864.     8.     27   M.  (für  Mitglieder 

der  D.  M.  G.  20  M.  25  Pf.). 

Nr.  1.  Sse-schu,  Schu-king,  Schi-king  in  Maiulschui.seher  Uebersetzung 
mit  einem  Mandschu-Deutschon  Wörterbuch  herausgegeben  von  H.  C.  von 
der  Gabelentz.  1.  Heft.  Text.  1864.  9  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
6   M.  75   Pf). 


XXII     Verzeichnis  der  auf  Kosten  d.  D.  M.  G.  veröffentUcJiten  Werke. 

Abhandlungen    für    die   Kunde    des  Morgenlandes.     III.  Band. 

Nr.   2. 2.  Heft.     Wörterbuch        1864.     6  M.    (für   Mitglieder    der 

D.  M.  G.  4  M.  50  Pf.). 

Nr.  3.  Die  Post-  und  Eeiserouten  des  Orients.  Mit  16  Karten  nach 
einheimischen  Quellen  von  A.  Sjyrenger.  1.  Heft.  1864.  10  AI.  (für 
Mitglieder  der  D.  M.   G.   7   M.  50  Pf'.). 

Nr.  4.  Indische  Ilausregeln.  Sanskrit  und  Deutsch  herausgegeben  von 
Adolf  Friedrich  Stenzler.  I.  A^valäyana.  1.  Heft.  Text.  1864.  2  M. 
(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.    1   M.  50  Pf:). 

IV.  Band    (in    5    Nummern).     1865—1866.      8.      18  M.  20  Pf. 

(für  Mitglieder   der  D.  M.  G.   12   M.  90  Pf.). 

Nr.  1.  Indische  Hausregeln.  Sanskrit  und  Deutsch  herausgegeben  von 
Adolf  Friedrich  Stenzler.  I.  A^valäyana.  2.  Heft.  Uebersetzuug.  1865. 
3   M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   2   M.  25  Pf.). 

Nr.  2.  ^äntanava's  Phitsütra.  Mit  verschiedenen  indischen  Commentaren, 
Einleitung ,  Uebersetzung  und  Anmerkungen  herausgegeben  von  Franz 
Kielhorn.     1866.     3   .1/.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  2   M.  25  Pf.). 

Nr.  3.  Ueber  die  jüdische  Angelologie  und  Daemonologie  in  ihrer  Ab- 
hängigkeit vom  Parsismus.  Von  Alexander  Kohut.  1866.  2  71/.  (für  Mit- 
glieder der  D.  M.  G.  1  M.  öQ  Pf). 

Nr.  4.  Die  Grabschrift  des  sidonischen  Königs  Eschmun-ezer  übersetzt 
und  erklärt  von  Ernst  Meier.  Mit  2  Kupfertafeln.  1866.  1  .1/.  20  Pf. 
(für  Mitgüeder  der  D.  M.  G.  90  Pf.). 

Nr.  5.  Kathä  Sarit  Sägara.  Die  Märchensammlung  des  Somadeva. 
Buch  IX — XVin.  (Schluss.)  Herausgegeben  von  Hermann  Brockhaus. 
1866.  16  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  12  M.).  Herabgesetzt  auf 
9  M.,  für  Mitglieder  6  M. 

V.    Band    (in    4    Nummern).      1868—1876.     8.     31   M.    10  Pf. 


(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  22  M.  85  Pf). 

Nr.  1.  Versuch  einer  hebräischen  Formenlehre  nach  der  Aussprache 
der  heutigen  Samaritaner  nebst  einer  darnach  gebildeten  Transscription  der 
Genesis  und  einer  Beilage.  .  .  .  Von  U.  Peter  mann.  1868.  7  M.  üO  Pf. 
(für   Mitglieder  der  D.  M.  G.  5   Af.  65   Pf). 

Nr.  2.  Bosnisch-türkische  Sprachdenkmäler.  Yon  Otto  Blau.  1868.  9  AI. 
60  Pf  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   7   AI.  20  Pf). 

Nr.  3.  Ueber  das  Sapta9atakam  des  Häla.  Ein  Peitrag  zur  Kenntniss 
des  Präkrit  von  Albrecht  Weber.  1870.  8  AI.  (lür  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
6   M).     Herabgesetzt    auf   2   AI.,  für  Mitglieder   1   AI. 

Nr.  4.  Zur  Sprache,  Literatur  und  Dogmatik  der  Samaritaner.  Drei  Ab- 
handlungen nebst  zwei  bisher  unedirten  samaritanischen  Texten  heraus- 
gegeben von  Samuel  Kohn.    1876.    12  AI.  (für  Mitglieder  d.  D.  M.  G.  9  AI). 

VI.    Band    (in    4    Nummern).      1876—1878.      8.      39   AI.    (für 


Mitglieder   der  D.  M.  G.    29   AI.  25  Pf.). 

Nr.  1.  Chroniquo  do  Josue  le  Stylite  ecrito  vers  l'an  515.  Texte  et 
traduction  par  Paulin  Alartin.  1876.  9  iU.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
6  AI.  75  Pf). 

Nr.  2.  Indische  Hausrogeln.  Sanskrit  und  Deutsch  herausgegeben  von 
Adolf  Friedrich  Stenzler.  II.  PAraskara.  1.  Heft.  Text.  1876.  3  AI. 
60  if.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  6.  2  AI.  70  Pf). 

Nr.  3.  Polemische  und  apologetische  Literatur  in  arabischer  Sprache 
zwischen  Muslimen,  Cliristen  und  Juden,  nebst  Anhängen  verwandten 
Inhalts.  .  .  .  von  Aloritz  Steinschneider.  1877.  22  AI.  (für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.   16  AI   50  Pf). 

Nr.  4.  Indische  Ilausregeln.  Sanskrit  und  Deutsch  herausgegeben  von 
Adolf  Friedrich  Stenzler.  II.  PAraskara  2.  Heft.  Uebersetzung.  1878. 
4  AI.  40  Pf  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3   AI.  30  Pf). 


Verzeichnis  der  auf  Kosten  d.  D.  M.  G.  veröffentlichten  Werke.     XXIII 

Abhandlungen    für    die  Kunde    des  Morgenlandes.     VII.  Band  (in  4  Nummern). 
1879—1881.      8.     42   M.    (für    Mitglieder    der  D.  M.  G.  29    M.  50  Ff.). 

Nr.  1.  The  Kalpasütra  of  Bhadrabähu  edited  with  an  Introduction, 
Notes  and  a  Präkiit-Samskiit  Glossary  by  Hermann  Jacohi.  1879.  10  M. 
(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  7  M.  50  Pf.).  Herabgesetzt  auf  6  M., 
für  Mitglieder  4   J/. 

Nr.  2.    De  la  Metrique  chez  les  Syriens.     Par  M.  l'abbe  Martin.     1879 
4  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3  M.). 

Nr.  3.  Auszüge  aus  syrischen  Akten  persischer  Märtyi-er.  Übersetzt 
und  durch  Untersuchungen  zur  historischen  Topographie  erläutert  von  Georg 
Hoffmann.     1880.     14  M.    (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   10  M.  50  Pf.). 

No.  4.  Das  Sapta9atakam  des  Häla.  Herausgegeben  von  Albrecht 
Weber.  1881.  32  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  24  M.).  Herabge- 
setzt auf  18  J/.,  für  Mitglieder   12   M. 

Vni.  Band    (in  4  Nummern).    1881—1884.     8.     27  M,  50  Pf. 

(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   19  M.  50  Pf.). 

No.  1.  Die  VetälapancaviÜ9atikä  in  den  Recensionen  des  Civadäsa  und 
eines  Ungenannten  mit  kritischem  Commentar  herausgegeben  von  Heinrich 
XJhle.  1881.  8  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  6  M.).  Herabgesetzt  auf 
6   M.,  für  Mitglieder  4  M. 

No.  2.  Das  Aupapätika  Sütra,  erstes  Upänga  der  Jaina.  I.  Theil.  Ein- 
leitung, Text  und  Glossar.  Von  Ernst  Leumann.  1883.  6  M.  (für 
Mitglieder  der  D.  M.   G.  4   M.  50  Pf.). 

No.  3.  Fragmente  syrischer  und  arabischer  Historiker  herausgegeben 
und  übersetzt  von  Friedrich  Baethgen.  1884.  7  M.  50  jy.  (für  Mit- 
glieder der  D.  M.  G.  5  M.). 

No.  4.  The  Baudhäyanadharmasästra  edited  by  E.  Hultzsch.  1884.  8  3f. 
(für  Mitglieder  der  D.  M.   G.   6   M.). 

IX.    Band    (in    4  Nummern).    1886 — 1893.     8.      33  M.    50  Pf. 


(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  23   M.  50   Pf). 

No.  1.  Wortverzeichniss  zu  den  Hausregeln  von  A^valäyana,  Päraskara, 
^änkhäyana  und  Gobhila.  Von  Adolf  Friedrich  Stenzler.  1886.  4  M. 
50  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   3  M.). 

No.  2.     Historia  artis  grammaticae  apud  Syros Composuit  et  edidit 

Adalbertus  Merx.     1889.     15  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  10  M.). 

No.  3.  Säipkhya-pravacana-bhäshya,  Vijnänabhikshu's  Commentar  zu  den 
Sämkhyasütras.  Aus  dem  Sanskrit  übersetzt .  .  .  von  Richard  Garbe.  1889. 
la' M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  8   M.). 

No.  4.  Index  zu  Otto  Böhtlingks  Indischen  Sprüchen.  Von  August  Blau. 
1893.     4  M.   (für  Mitglieder   der  D.  M.   G.   2   M.  50  Pf.). 

X.  Band  (in   4  Nummern).      1893—1897.      8.     24    M.    30    Pf. 


(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   16  M.  20  Pf.). 

No.  1.  Die  Qukasaptati  Textus  simplicior.  Herausgegeben  von  Richard 
Schmidt.      1893.     9  M.   (für  Jlitglieder  der  D.  M.  G.   6   M.). 

No.  2.  Die  Ävasyaka-Erzählungen  herausgegeben  von  Ernst  Leumann. 
1.  Heft.    1897.     1  M.  80  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  1  M.  20  iy.). 

No.  3.  The  Pitrmedhasütras  of  Baudhäyana,  lliraiiyakesin ,  Gautama 
edited  ...  by  W.  CaZ«7irf.    189C.      Q  M.  (für  Mitglieder  der  D.M. G.   4   M.). 

No.  4.  Die  Maräthl-Uebersetzung  der  Sukasaptati.  MaräthT  und  deutsch 
von  Richard  Schmidt.  1897.  7  M.  hO  Pf.  (tür  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
5  M.). 


XXIV      l  'erzeichnis  der  auf  Kosten  d.  D.  M.  G.  veröffentlichten  Werke. 

Abhandlungen  für  die  Kunde  des  Morgenlandes.  XI.  Band  (in  4  Nummern). 
1898—1902.     8.     29  M.  50  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  21  M.  75  Pf). 

No.  1.  Wörterbuch  des  Dialekts  der  deutschen  Zigeuner  zusammen- 
gestellt von  Rudolf  r.  Sowa.  1898.  4  M.  50  Pf.  (für  Mitglieder  der 
D.  M.  G.  3  M.). 

No.  2.  Grundriss  einer  Lautlehre  der  Bautusprachen  nebst  Anleitung  zur 
Aufnahme  von  Bantusprachen.  Anhang:  Verzeichnis  von  Bantuwortstämmen. 
Von  Carl  Meinhof.  1899.  SM.  (für  Mitglieder  d.  D.M.G.  G  M.).  Tersrriffen. 

No.  3.  Lieder  der  Libyschen  Wüste.  Die  Quellen  und  die  Texte  nebst 
einem  Exkurse  über  die  bedeutenderen  Beduinenstämme  des  westlichen 
Unterägypten.  Von  Martin  Hartmann.  1899.  8  M.  (für  Mitglieder  der 
D.  M.   G.   C   M.). 

No.  4.  Cändra-Vyäkarana,  die  Grammatik  des  Candragomin  ....  Heraus- 
gegeben von  Bruno  Liebich.  1902.  9  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
&  M.  Ib   Pf.). 

-    XII.   Band.     8. 

No.  1.  Über  das  rituelle  Sütra  des  Baudhäyana.  Von  W.  Caland. 
1903.     2   M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.   G.   1   M.  60   Pf.). 

No.  2.  Die  Liebenden  von  Amasia.  Ein  damascener  Schattenspiel 
niedergeschrieben ,  übersetzt  und  mit  Erklärungen  versehen  von  Joh. 
Gottfried  Wetzstein.  Aus  dem  Nachlasse  desselben  herausgegeben  von 
G.  Jahn.     1906.     5  M.  (für  Mitglieder  der  D.M.G.  3   M.  Ib  Pf.). 

Vergleicliungs-Tabellen  der  Muhammedanischeii  und  Christlichen  Zeitrechnung, 
nach  dem  ersten  Tage  jedes  Muhammedanischen  Monats  berechnet  .... 
herausgegeben  von  Ferdinand  Wüstenfeld.  Auast.  Neudruck.  1903.  4. 
1   M.  50   Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.    1    M). 

Fortsetzung  der  Wüstenfeldschen  Vergleichungs-Tabellen  der  Muhammedanischen 
und  Christlichen  Zeitrechnung  (von  1300  bis  1500  der  Hedschra).  .  .  heraus- 
gegeben von  Eduard  Mahler.  1887.  4.  75  I*f-  (für  Mitglieder  der 
D.  M.  G.  50  Pf.). 

Biblioteca  Arabo-Sicula  ossia  raccolta  di  testi  arabici  ehe  toccano  la  geografia, 
la  storia,  le  biografie  e  la  bibliografia  della  Sicilia,  messi  insieme  da 
Michele  Amari.  3  fascicoli.  1855 — 1857.  8.  12  M.  (für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.   9   M).      Herabgesetzt  auf  9   M.,  für  Mitglieder  6   M. 

Appendice  alla  Biblioteca  Arabo-Sicula  per  Michele  Amari  con  nuove  anno- 
tazioni  critiche  del  Prof  Fleischer.  1875.  8.  4  M.  (für  Mitglieder  der 
D.  M.   G.  3  M.).     Herabgesetzt  auf  3  M.,  für  Mitglieder  2  M. 

Seconda  Appendice  alla  Biblioteca  Arabo-Sicula  per  Michele  Amari.  1887. 
8.  2  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  1  M.  50  Pf.).  Herabgesetzt 
auf  1   M.  50  Pf.,  für  Mitglieder  1  M. 

Die  Chroniken  der  Stadt  Mekka  gesammelt  und  .  .  .  herausgegeben  von  Ferdinand 
Wüstenfeld.  (Arab.,  mit  deutscher  Bearbeitung.)  1857  — 1861.  4  Bände. 
8.  42  M.  (für  Mitglieder  der  D.M.G.  31  M.  bO  Pf).  Herabgesetzt 
auf  30  M.,  für  Mitglieder  20  ilf. 

Biblia  Veteris  Testamenti  aethiopica  in  quinque  tomos  distributa.  Tomus  II 
sive  libri  Regum ,  Paralipomcnon ,  Esdrae ,  Esther  .  .  .  edidit  .  .  .  Augustus 
Dillmann.     Fasel.     1861.    4.     8  ^U.  (Cur  Mitglieder  der  D.  M.  G.  6  3/.). 

Fase.    II,    quo    continontur   libri    Regum    III    et   IV.      4.      1872. 

9  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   6   M.  75  Pf). 

[Firdewsi,  Das  Buch  vom  Fechter.  Türkisch  herausgegeben  von  Ottokar  von 
ScUechta-  Wssehrd.]     1862.     8.     1  M.  i  für  Mitglieder  der  D.  M.  G   75  Pf). 

Subhi  Bey ,  Compto-rendu  d'une  decouverte  importnntc  en  fait  de  numismatique 
musulmnnc  publik  en  langue  turque,  traduit  de  loriginal  par  Ottocar  de 
ScJdechta.      1Ö62.     8.     40   Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   30    Pf.). 


Verzeichnis  der  auf  Kosten  d.  D.  M.  G.  veröffentlichten  Werke.     XXV 

The  Kämil  of  el-Mubarrad.  Edited  ....  hyW.Wright .  XII  Parts.  1864 — 1892. 
4.  96  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  72  M.).  Part  I.  1864.  10  M. 
(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  7  M  50  Ff-}-  Part  II— X.  1866—1874.  k  6  M. 
(für  Mitglieder  der  D.M.  G.  ä  4  3/.  50  iy.).  Part  XI  (Indexes).  1882.  IQ  M. 
(für  Mitglieder  der  D.M.  G.  12  M.).  Part  XII  (Critical  Notes)  (besorgt  von 
M.  J.  de   Goeje).     1892.     16  M.   (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  12  M.). 

Jacut's  Geographisches  Wörterbuch  ....  herausgegeben  von  Ferdinand  Wiisfen- 
fdd.  6  Bände.   1866—1873.  8.   180  M.  (für  Mitglieder  der  D.M.  G.  120  M). 

I. — IV.  Band  in  je  2  Halbbänden.  1866—1869.  Jeder  Halb- 
band  16   M.  50   Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  ^\.  G.    11   M:\. 

V.   Band.      1873.     24  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.    16  M.). 

VI.  Band.      I.    Abtheilung.       1870.      8  M.    (für    Mitglieder    der 


D.  M.  G.  5  M.  30  Pf.). 

VI.  Band.     II.  Abtheilung.      1871.      16   M.    (für  Mitglieder   der 


D.  M.   G.   10  M.   70  Pf.). 
IbTi  Ja'is,  Commentar  zu  Zamachsari's  Mufassal  ....  herausgegeben  von  G.  Jahn. 

2   Bände.      187C— 1886.     4.     117  M "(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   78  71/.). 

Herabgesetzt  auf  72   M.,  für  Mitglieder  48  M. 
I.  Band.      I.Heft.    1876.    2.  und  3.  Heft.    1877.    4.  Heft.     1878. 

5.  Heft.      1880.     6.  Heft.      1882.     Jedes    Heft    12   M.    (für  Mitglieder    der 

D.  M.  G.  je  8  M.).    Herabg-esetzt  auf  7  M.  50  Pf.,  für  Mitglieder  5  M. 
II.  Band.     I.Heft.     1883.     2.  Heft.     1884.    S.Heft.     1885.    Jedes 


Heft  12  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  je  8  M.).  Herabgesetzt  auf  je 
7  M.  50  Pf.,  für  Mitglieder  je  5  M.  —  4.  Heft.  1886.  9  M.  (für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.  6  M.).  Herabgesetzt  auf  4  M.  50  Pf.,  für  Mitglieder  3  M. 
Chronologie  orientalischer  Völker  von  Albirüni.  .  .  .  herausgegeben  von  C.  Eduard 
Sachau.  2  Hefte.  187C— 1878.  4.  29  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G. 
19   M.).     Herabgesetzt  auf  15   3£.,  für  Mitglieder   lU   M. 

Heft  1.     1876.     13  M.  (für  Mitglieder  der  D.M.G.  S  M.  bOPf.). 

Herabgesetzt  auf  6   M.,  für  Mitglieder  4   M. 

Heft  2.     1878.     16  iV/.  (für  Mitglieder  der  D.M.  G.  10 il/.  50 P/".). 

Herabgesetzt  auf  9   M.,  für  Mitglieder  6   M. 

Malavika  und  Agnimitra.  Ein  Drama  Kalidasa's  in  fünf  Akten.  Mit  kritischen 
und  erklärenden  Anmerkungen  herausgegeben  von  Friedrich  Bollensen. 
1879.  8.  12  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  8  M.).  Herabgesetzt 
auf  6  M.,  für  Mitglieder  4   M. 

Mäitr.iyani  Samhitä  herausgegeben  von  Leopold  von  Schroeder.     1881 — 1886. 

8."     36   M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   27   M.). 
I.— III.  Buch.     1881—1885.     k  8  M.  (lür  Mitglieder  der  D.M.  G. 

ä  6  M.). 

IV.  Buch.      1886.      12  M.    (für    Mitglieder    der  D.M.G.  9  M.). 


Die  Mufaddalijät  ....  herausgegeben  und  mit  Anmerkungen  versehen  von 
Heinrich  Thorhecke.  Erstes  Heft.  1885.  8.  7  M.  50  Pf.  (für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.  5  Af.). 

Katalog  der  Bibliothek  der  Deutschen   Morgenländischen   Gesellschaft.     I.  Band. 

Drucke.    2.  Aufl.  bearbeitet  von  7?.  Pischel,  A.  Fischer,   G.  Jacob.    1900. 

8.     10  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.   G.  5   M.). 
II.  Handschriften,  Inschriften,  Münzen,  Verschiedenes.     1881.     8. 

3  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  1  M.  50  Pf.). 

Nöldeke,  Th.,  lieber  Mommsen's  Darstellung  der  römischc7i  Herr.ichaft  und 
römischen  Politik    im  Orient.     1885.     8.     1  M.  50  Pf.  (.für  Mitglieder  der 

D.  M.  G.  1  M.  15  Pf.).    Vergrift'eu. 

Teufel,  F.,  Quellenstudien  zur  neueren  Ge.schichte  der  Chänate.     (147  S.)     1884. 

4  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3   M.).     (Sepamt-Abdruck   ans  der  Zeit- 
schrift der  D.  M.  G.,  Bd.  38.) 


XXyi      Verzeichnis  der  auf  Kosten  d.  D.  M.  G.  veröffentlichten  Werke. 

Catalogus  Catalogorum.  An  Alphabetical  Register  of  Sanskrit  Works  and  Authors 
by  Theodor  Aufrecht.    1891.    4.   36  Af.  (für  Mitglieder  der  D.M.G.  24  3/.). 

Part  II.      1896.     4.     10  3/.   (für  Mitglieder  der  D.M.G.   6  3/.). 

Goldziher,  Ignaz,  Der  Diwan  des  Garwal  b.  Aus  Al-FIutej'a.  (245  S.)  1893. 
6  M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3  J/.).  (Separat-Abdruck  aus  der  Zeit- 
schrift der  D.  M.  G.,  Bd.  46  u.   47.). 

Huth,  Georg,  Die  Inschriften  von  Tsaghan  Baisiü.  Tibetisch-mongolischer  Text 
mit  einer  Übersetzung  sowie  sprachlichen  und  historischen  Erläuterungen. 
1894.     8.     3   M.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   2  M.). 

Die  Deutsche  Morgenländische  Gesellschaft  1845 — 1895.  Ein  Ueberblick  gegeben 
von  den  Geschäftsführern.    1895.    8.    1  3/.  (für  Mitglieder  der  D.M.  G.  gratis). 

Bacher,  W.,  Die  Anfänge  der  hebräischen  Grammatik.  (120  S.)  1895. 
4  M.  50  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  3  3/.).  (Separat-Abdruck  aus 
der  Zeitschrift  der  D.  M.  G.,  Bd.  49.) 

Käthakam ,  die  Sanihitä  der  Katha-Cäkhä ,  herausgegeben  von  Leopold  von 
Schroeder.  I.  Buch.  Leipzig'  1900.  gr.  8.  12  M.  (für  Mitglieder 
der  D.  M.  G.  9  M.). 

Meinhof,  Carl,  Das  Tsi-venda'.  (76  S.)  1901.  2  M.  40  Pf.  (für  Mitglieder  der 
D.  M.  G.  1  3/  80  Pf?)^  (Separat-Abdruck  aus  der  Zeitschrift  der  D.  M.  G., 
Bd.   55.) 

Goeje,  M.  J.  de.  Eine  dritte  Handschrift  von  Mas'üdi's  Tanbih.  (14  S.)  1902. 
60  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  40  Pf).  (Separat-Abdruck  aus  der 
Zeitschrift  der  D.M.G.,  Bd.  56.) 

Smith,  Vincent  A.,  Andhra  History  and  Coinage.  (27  S.)  1902.  1  AI.  50  Pf. 
(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  1  3/.).  (Separat-Abdruck  aus  der  Zeitschrift 
der  D.M.G.,  Bd.  50.) 

Smith,  Vincent  A.,  Andhra  History  and  Coinage.  (23  S.)  1903.  1  3/.  50  Pf. 
((ür  Mitglieder  der  D.  M.  G.  1  3/.).  (Separat-Abdruck  aus  der  Zeitschrift 
der  D.  M.  G.,  Bd.  57.) 

Jacobi,  Hermann,  Änandavardhana"s  Dhvanyäloka.  (159  S.)  1903.  6  M. 
(für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  4  M.).  (Separat-Abdruck  [aus  der  Zeitschrift 
der  D.M.  G.,  Bd.   56  u.  57.) 

Albrecht,  K.,  Studien  zu  den  Dichtungen  Abrahams  ben  Ezra.     (53  S.)     1903. 

1  3/.  75  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.   1  M.  25  Pf.).    (Separat-Abdruck 
aus  der  Zeitschrift  der  D.  M.  G.,  Bd.  57.) 

Hertel,  Johannes,  Das  südliche  Pancatantra.  Übersicht  über  den  Inhalt  der 
älteren    , Pancatantra"  -  Rezensionen  bis  auf  Püriiabhadra.       (68  S.)       1904. 

2  M.    10  Pf.     (für    Mitglieder     der    D.  M.  G.    1   3/    40  Pf).      (Separat- 
Abdruck  aus  der  Zeitschrift  der  D.  M.  G.,  Bd.  58.) 

Krcsmäi-ik,  Johann,  Beiträge  zur  Beleuchtung  des  islamitischen  Strafrechts, 
mit  Rücksicht  auf  Theorie  und  Praxis  in  der  Türkei.  (133  S.)  1904. 
4  3/.  20  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  2  3/.  80  Pf).  (Separat-Abdruck 
aus  der  Zeitschrift  der  D.  M.  G.,  Bd.  58.) 

Socin,  A.,  Der  arabische  Dialekt  von  Mösul  und  Märdin.  (128  S.)  1904. 
4  3/.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  2  3/  00  Pf.}.  (Separat-Abdruck  aus 
der  Zeitschrift  der  D.M.G.,  Bd    3G   u.   37.) 

Meinhof,  Carl,  HottentottLscho  Laute  und  Lehnworte  im  Kafir.  (132  S.) 
1905.  4  3/.  (für  Mitglieder  der  D.M.G.  2  3/.  00 /y.).  (Separat-Abdruck 
aus  der  Zeitschrift  der  D.  M.  G.,  Bd.  58  u.  59.) 

Hunnius,  Carl,  Das  syrische  Alexanderlied.  Herausgegeben  und  übersetzt. 
(93  S.)  1900.  2  3/.  90  Pf  (für  Mitglieder  der  D.M.G.  1  M.  90  Pf.). 
(Separat-Abdruck   aus  der  Zeitschrift  der  D.  M  G,,  Bd.   00.) 


Verzeichnis  der  auf  Kosten  d.  D.  M.  G.  veröffentlichten  Werke.    XXA'II 

Jacobi,  Hermann,  Eine  Jaiua-Dogmatik.  Umäsväti's  Tattvärthädhigama  Sütra 
übersetzt  und  erläutert.  (79  S.)  1906.  2  M.  45  Pf.  (für  ^Mitglieder  der 
D.  M.  G.  1  M.  60  Pf.).  (Separat -Abdruck  aus  der  Zeitschrift  der 
D.  M.  G.,  Bd.  60.) 

Jelly .^  Julius,  Zur  Quellenkunde  der  indischen  Medizin.  (56  S.)  1906. 
\  M.lb  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  \  M.  lö  Pf.).  (Separat- Abdruck 
aus  der  Zeitschrift  der  D.  M.  G.,  Bd.  60.) 

Hultzsch,  E.,  Die  TarkakaumudT  des  Laugäkshi  Bhäskara.  Aus  dem  Sanskrit 
übersetzt.  (40  S.)  1908.  1  M  25  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.  M.  G.  85  Pf.). 
(Separatabdruck  aus  der  Zeitschrift  der  D.  M.  G.  Bd.  61.j 

Schmidt,  Richard,  Amitagati's  Subhäsitasamdoha.  Sanskrit  und  Deutsch.  (300  S.) 
1908.  9  M.  40  Pf.  (für  Mitglieder  der  D.M.  G.  6  M.  25  Pf.)  (Separat- 
abdruck aus  der  Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  59   u.   61.) 


JC^*  Zu  den  für  die  Mitglieder  der  D.  M.  G.  festgesetzten  Preisen  können  die 
Bücher  nur  von  der  Kommissionsbuchhandlung,  F.  A.  Brock- 
haus in  Leipzig,  unter  Frankoeinsendung  des  Betrags  bezogen 
werden ;  bei  Bezug  durch  andere  Buchhandlungen  werden  diese  Preise 
nicht  gewährt. 


XXVIII 


Personalnachrichten. 

Der  D.  M.  G.   sind  ab    1908  als  ordentliche  Mitglieder  beigetreten: 

1402  Herr  Dr.  med.  Weck  erlin  g  in  Heidelberg,  Univ. -Frauenklinik, 

1403  Herr  Liz.   Dr.  Hugo   Gressmann,  Prof.  a.  d.  Univ.  Berlin,  W  50.  Ans- 

bacher Str.  46  in,  und 

1404  Herr  Dr.  Jarl  Charpentier  in  Upsala,  Kungsgatan  59. 

Durch  den  Tod  verlor  die   Gesellschaft  ihre  ordentlichen  Mitglieder: 
Herrn    Prof.    Dr.    Hartwig     Derenbourg,     Membre     de    l'Institut,    in    Paris, 

t   13.  April   1908, 
Herrn  Dr.  Eduard  Glaser  in  München,  t  8.  Mai   1908, 
Herrn  Geh.   Regierungsrat  Prof.  Dr.  Franz  Kielhorn  in  Göttingen,  f  19.  März 

1908,  und 
Herrn  Prof.  Dr.  Gustav  Oppert  in  Berlin,  f  April   1908. 

Seinen  Austritt  erklärte  Herr  Prof.   Dr.  K.   Völlers. 

Ihre  Adresse  änderten  die  folgenden  Mitglieder: 
Herr  Oberbibliothekar  Dr.  A.  Blau  in  Berlin,  W   15,  Düsseldorfer  Str.  30, 
Herr  Dr.  C.  Frank  in  Strassburg  i/E.,  Schweighäuserstr.   35  I, 
Herr  Prof.  Dr.  M.  Grünert  in  Prag,  Kgl.   Weinberge,  Puchmajerg.   31, 
Herr  Prof.   Dr.  P.  Haup.t,   15.  Mai  bis  15.  Sept.  in  Charlottenburg  2,  Savigny- 

Platz  9/10, 
Herr  Dr.  A.  H  eibig  in  Wiesbaden,  Victoriastr.   17, 
Herr   Dr.  J.  Hell  in  München,  Maximilianstr.   24  III, 
Herr  Dr.   G.  Kölscher  in  Halle  a/S.,  Zinksgartenstr.   7   I, 
Herr  Dr.   M.  Horten  in  Bonn,  Königstr.   55, 
Herr  Dr.  W.  Jahn  in  Bremen,  Otto  Gildemeisterstr.  25, 
Herr  Dr.  H.  Kurz,  Stadtvikar  in  Ehingen, 
Herr  Dr.  Seh.   Ochs  er  in  Berlin,  O,  Tilsiter  Str.   48, 
Frau  Dr.  E.  Rausc  h  enb  usch-Clough  in  Ongole, 
Herr  Konsistorialrat  Dr.  C.   R  ei  nicke  in  Elbeu  bei  Magdeburg, 
Herr  Prof.   Dr.   P.  Schwarz  in   Leipzig,  Elisenstr.  54   III, 
Herr  P.  A.  Strittmatter  in  Münster  i  W.,  Kapuzinerkloster,  Neutor, 
Herr  Dr.   B.  Van  den  ho  ff  in  Münster  i/W.,  Margaretenstr.   14, 
Herr  Dr.  G.   Weil  in  Berlin,  NW  23,  Brückenalleo  22,  und 
Herr  Prof.   U.   Wogihara  in  Tokio,    19  Hatsunecbo  Shichome,  Yanaka  Shitaya. 


XXIX 


Verzeichnis  der  vom  1.  Dez.  1907  bis  13.  Mai  1908  für  die 
Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingegangenen  Schriften  u.  s.  w. 

I.    Fortsetzungen  und  Ergänzungen  von  Lücken. 

1.  Zu  Ac  264.  Luzac's  Oriental  List.  Vol.  XVUI,  Nos.  9 — 10.  Sept. — Oct., 
11  —  12.  Nov.— Dec,   1907.     London. 

2.  Zu  Ae  5.  4**.  Abhandlungen,  Philosophische  und  historische,  der 
Königlich  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften.  Aus  dem  Jahre  1907. 
Berlin  1907. 

3.  Zu  Ae  10.  4°.  Abhandlungen  der  philosophisch-philologischen  Classe 
der  Königlich  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften.  24.  Bandes 
2.  Abteilung.     München    1907. 

4.  Zu  Ae  30.  Nachrichten  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Göttingen.  Philologisch-historische  Klasse.  1907.  Heft  3. 
Geschäftliche  Mitteilungen.      1907.     Heft  2.     Berlin   1907. 

5.  Zu  Ae  45.  Rendiconti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei.  Classe  di 
scienze  morali,  storiche  e  filologiche.  Serie  quinta.  Vol.  XVI.  Fase.  6 — 8., 
9 — 12   e  indice   del  volume.     Koma   1907. 

6.  Zu  Ae  65.  4".  Bulletin  de  l'Academie  Imperiale  des  Sciences  de 
St.-Petersbourg.  VIe  Serie.  1907.  No.  10.  17.  18.  1908.  No.  1.  2.  3. 
4.   5.   6.   7.      St.-Petersbourg   1907.    1908. 

70 

7.  Zu    Ae    — .      4*^.      Memoires    de    l'Academie    Imperiale    de    St.-Petersbourg. 

Vllle  Serie.    Volume  VII.    No.   8.    Vol.  VIII.    No.  3.    St.-Petersbourg  190G. 

8.  Zu  Ae  165.  4**.  Sitzungsberichte  der  Königlich  Preußischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Berlin.  1907.  XXXIX — LIII.  17.  Oktober — 
12.  Dezember.     Berlin  1907. 

9.  Zu  Ae  185.  Sitzungsberichte  der  philosophisch- philologischen  und 
der  historischen  Classe  der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München. 
1907.     Heft  II.   III.     München   1908. 

10.  Zu  Af  54.  Report,  Annual,  of  the  Board  of  Regents  of  the  Smithsonian 
Institution,  showing  the  Operations,  Expenditures ,  and  Conditiou  of  the 
Institution,  for  the  Year  ending  June  30,  1906  [und]  Report  .  .  .  of  the 
U.  S.  National  Museum  for  the  Year  ending  June  30,  1907.  Washington 
1907.   1908. 

11.  ZuAfllG.  Museon,  Le.  Etudes  philologiques,  historiques  et  religieuses  ... 
Fonde  en  1881  par  Ch.  de  Harlez.  Nouvelle  Serie.  —  Vol.  IX.  No.  1. 
Louvain    1908. 

12.  Zu  Af  124.  Proceedings  of  the  American  Philosophical  Society  held 
at  Philadelphia  for  promoting  useful  knowledge.  Vol.  XLVI.  No.  186. 
April — September,   1907.     Philadelphia   1907. 

13.  Zu  Af  160.  Transactions  and  Proceedings  of  the  American  Philological 
Association.      1906.      Volumo  XXXVII.     Buston,  Mass. 


XXX      Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w. 

14.  Zu  Ah  5.  AnalectaBoUaudiana.  Tomus  XXVII.  —  Fase. I. II.  Bruxellis  1908. 

15.  Zu  Ah  5g.  Poncelet,  Alb.,  Catalogus  codicum  hagiographicorum  lati- 
norum  bibliothecarum  Romanarum  praeter  quam  Vaticanae.     p.    321 — 384. 

16.  Zu  Ah  20.  Jahres-B  erich  t  des  jüdisch-theologischen  Seminars  Fraeackel'- 
scher  Stiftung.     Breslau  1908.     (Vom  jüd.-theol.  Seminar.) 

17.  Zu  Bb  10.  Bibliographie,  Orientalische,  begründet  von  Augusi  Müller 
.  .  .  Bearbeitet  und  herausgegeben  von  Lucian  Scherman.  XX.  Jahrgang 
(für   1906).     Zweites  Heft.     Berlin   1908. 

18.  Äu  Bb  43.  4**.  List  of  works  in  the  New  York  Public  Library  relating 
to  Arabic  Poetry.  Prepared  by  Miss  J.  A.  Pratt  under  direction  of 
Richard  Gottheil.  (Reprinted  from  the  Bulletin,  January  1908.)  o.  0. 
(Von  Prof.  Dr.  Gottheil.) 

19.  Zu  Bb  606.  Bessarione.  Pubblicazione  periodica  di  studi  orientali. 
Serie  IIL     Vol.  IIL     Fase.   97—99.     Anno  XII.      1907—1908.     Roma. 

20.  Zu  Bb  608.  Bijd  ragen  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van 
Nederlandsch-Indie  .  .  .  Zevende  Volgreeks  —  Zevende  Deel  (Deel  LX  der 
geheele  Reeks).  Derde  en  vierde  Aflevering  .  .  .  Deel  LXI.  Berste  en 
tweede  Aflevering.     's  Gravenhage  1908. 

21.  Zu  Bb  628.  4".  B  ullet  in  de  l'Ecole  Fran9aise  d'Extreme-Orient.  Tome  VII, 
no.  1—2.     Hanoi   1907. 

22.  Zu  Bb  630.  4°.  Bulletin  Trimestriel  de  la  Societe  de  Geographie  et 
d'Archeologie  d'Oran.  30e  Annee.  Tome  XXVII.  Fascicule  CXH,  CXIII. 
(3e,  4e  Trim.)      Octobre,   Decembre   1907.     Oran. 

23.  Zu  Bb  670.  Giornale  della  Societk  Asiatica  Italiana.  Volume  dicianno- 
vesimo.   Parte  prima.    1906.    Volume  ventesimo.    1907.    Firenze  1906.  1908. 

24.  Zu  Bb  720.  Journal  of  the  American  Oriental  Society  .  .  .  Twenty-eighth 
Volume.     Second  Half.     New  Haven   1907. 

25.  Zu  Bb  750.  Journal,  The,  of  the  Royal  Asiatic  Society  of  Great  Britain 
&  Ireland.     January,  April   1908.     London. 

26.  Zu  Bb  755.  Journal,  The,  of  the  Bombay  Brauch  of  the  Royal  Asiatic 
Society.     No.  LXII.      V^ol.  XXII.     Bombay   1908. 

27.  Zu  Bb  760.  Journal  of  the  Ceylon  Branch  of  the  Royal  Asiatic  Society. 
Volume  XIX.     No.  58.     Colombo  1908. 

28.  Zu  Bb  790.  Journal  Asiatique  .  .  .  Dixieme  Serie.  Tome  IX.  No.  2.  3. 
X.     No.    1.     Paris. 

29.  ZuBb818.  al-Machriq.  Revue  catholique  Orientale  bimeusuelle.  Sciences- 
Lettres-Arts.     Bairüt.     X.      1907.     23.    24.     XI.      1908.     No.    1.    2.   3.  4. 

30.  Zu  Bb  901.  Tijd Schrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde, 
uitgegeven  door  het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Weten- 
schappen  .  .  .  Deel  L.     Aflevering  1.  2.  3.  4.    Batavia  |  's  Hage  1907.  1908. 

31.  Zu  Bb  901  d.  Notulen  van  de  Algemeene  en  Directievergaderingen  van 
het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Wetenschappen.  Deel  XLV. 
1907.     Aflevering  2   en   3.   4.     Batavia  |  's  Gravenhage    1907.   1908. 

32.  Zu  Bb  901h.  4".  Rapporten  van  de  Commissie  in  Nederiandsch-Indiö 
vor  oudheidkundig  onderzoek  of  Java  en  Madoera.  1905 — 6.  Uitgegeven 
voor  rekeniiig  van  het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Weten- 
schappen.    Batavia  j  's   Gravenhage    1907. 

33.  Zu  Bb  905.  4".  T'oung-pao  ou  Archivos  coucernant  l'histoire,  les 
langues,  la  geographio  et  l'ethnographie  de  I'Asie  Oriontale.  Revue  dirigde 
par  Henri  Cordier  et  Edouard  Chavanne«.  Serie  U.  Vol.  VHI.  No.  4.  5. 
Leide  1907. 


Verz.  der  für  die  Bibliothek  derD.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w.    XXXI 

34.  Zu  Bb  930.  Zeitschrift  der  Deutscheu  Morgenländischen  Gesellschaft. 
Einuudsechzigster  Band.     IV.  Heft.     Leipzig   1907. 

35.  Zu  Bb  945.  Zeitschrift,  Wiener,  für  die  Kunde  des  Morgenlandes  .  ,  . 
XXI.  Band.     Hett  3.  4.     Wien  1907. 

36.  Zu  Bb  1114.  Leipziger  Semitistische  Studien.  Herausgegeben  von 
A.  Fischer  und  H.  Zimmern.     II,  3.  6.     III,   1.  3.     Leipzig  1907.   1908. 

37.  Zu  Bb  1190.  Bibliotheca  Buddhica.  III.  Avadäna^ataka  I,  4;  II,  1. 
IV.  Mülamadhyamakakärikäs  IV.     St.-Petersbourg   1906.   1907. 

38.  Zu  Bb  1220.  Corpus  Scriptorum  Christianorum  Orientalium.  Curantibus 
J.-B.  Chabot,  1.  Guidi,  H.  Hyvernat,  B.  Cai-ra  de  Vaux.  Scriptores  Aethio- 
pici.  Versio.  Series  altera.  Tomus  XXI,  I.  Eoraae  1906.  —  Scriptores 
Syri.  Textus.  Series  secunda.  Tomus  XCVIII.  Fase.  I.  Parisiis  1906. 
Versio.     Series  Secunda.     Tomus  XCVIII,  Fase.  I.     Romae   1906. 

39.  Zu  Bb  1223.  E.  J.  W.  Gibb  Memorial  Series.  Vol.  VI,  1.  The  Irshäd 
al-Arib  ilä  ma'rifat  al-adfb  .  .  .  edited  by  D.  S.  Margoliouth.  Vol.  I. 
London   1907. 

40.  Zu  Bb  1242.  Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft.  1907. 
2.  3.   4.      12.  Jahrgang.     Berlin. 

41.  Zu  Bb  1841.  2".  Linguistic  Survey  of  India.  Compiled  and  edited 
by  G.  A.  Grierson.  Vol.  IX.  Part  III.  Calcutta  1907.  (Vom  Secretary 
of  State  for  India  in  Council.) 

42.  Zu  Ca  9.  Sphinx.  Revue  critique  embrassant  le  domaine  entier  de 
l'egyptologie  publice  .   .   .   par  Karl   Piehl.     Vol.    XI.     Fase.    III.     Upsala. 

43.  Zu  Ca  15.  4^.  Zeitschrift  für  Ägyptische  Sprache  und  Altertumskunde. 
Herausgegeben  von  A.  Ermari  und  G.  Steindorff.  44.  Band.  1.  Heft. 
Leipzig   1907. 

44.  Zu  De  55.  La  Litterature  Populaire  des  Israelites  Tunisiens.  Par  Eusebe 
Vassel.  Fascicule  IV  et  dernier  (de  la  page  225  ä  la  page  276).  Paris 
1907.     (Vom  Verfasser.) 

45.  Zu  De  6875.  Ihn  Qutaiba's  'Ujün  al  ahbär  .  .  .  herausgegeben  von 
Carl  Brockelmann.  Teil  IV.  Straßburg  1908.  Beiheft  zum  XXI.  Band 
der  Zeitschr.  f.  Assyriologie  .  .  .  herausg.  v.  Carl  Bezold.  (V^om  Heraus- 
geber Prof.  Brockelmaun.) 

46.  Zu  Eb  10.  2*\  Assam  Library.  [Jetzt:  Catalogue  of  Bocks  and  Pam- 
phlets registered  in  Eastern  Bengal  and  Assam.]      1906.    1907. 

47.  Zu  Eb  50.  2*^.  Bengal  Library  Catalogue  of  Books  for  the  First  Q  aar  tor 
ending  the  3ist  March  1907.  Wednesday,  August  28,  1907.  .  .  .  for  the 
Second  Quarter  ending  the  30tli  June  1907.  Wednesday,  November  27, 
1907.  ...  for  the  Third  Quarter  ending  the  30th  September  1907. 
Wednesday,  March  4,   1908. 

48.  Zu  Eb  225.  2*'.  Catalogue  of  books  registered  in  Burma  during  the 
quarter  ending  the  31*'»  March  .  .  .  the  30th  June  .  .  .  the  30*1»  Sep- 
tember  1907.     Rangoon    1907.    1908.     (Von  der  Kgl.  Bibliothek,    Berlin.) 

49.  Zu  Eb  295.  2".  Catalogue  of  Books  registered  in  the  Punjab  under 
Act  XXV  of  1867  during  the  quarter  ending  the  30*'»  September,  19o5 
.  .  .  the  318*  December,  1906  .  .  .  the  31^*  March  .  .  .  the  30*1»  Juno, 
1907  ...  the  30*1»  September,  1907.  Labore  1905  —  1907.  (Von  der 
Kgl.  Bibliothek,  Berlin.) 

50.  Zu  Eb  390.  Hrishikosa  Sästrl  and  Siva  Chandra  Gui,  A  I)e- 
scriptive  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  in  the  Library  of  the  Calcutta 
Sanskrit  College.     No.   24.     Calcutta   1907. 


XXXII      Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w. 

51.  Zu  Eb  485.  2".  Catalogue  of  Books  registered  in  the  Central  Pro- 
vinces  and  Berar  [früher:  Memorandum  of  Books  registered  in  the  Hyde- 
rabad  Assigued  Districts]  during  the  quarter  ending  the  31'li  March ,  the 
30th  September,  the  31*1»  December  1907.  Nagpur  1907.  (Von  der  Kgl. 
Bibliothek,  Berlin.) 

52.  Zu  Eb  755.  A  Descriptive  Catalogue  of  the  Sanskrit  Manuscripts  of  the 
Government  Oriental  Manuscripts  Library,  Madras.  By  M.  Rangacharga  . . 
Vül.   IV.     Itihäsa  and  Puräiia.     First  Part.     Madras   1907. 

53.  Zu  Eb  7  65a.  2**.  Statement  of  Particulars  regarding  Books  and  Perio- 
dicals  published  in  the  United  Provinces  .  .  .  during  the  First  Quarter  of 
1907.      (Allahabad   1907.) 

54.  Zu  Eb  2485.  4".  Carakasain  hitä  .  .  .  Cakrapänidattakrtatikäsambalitä 
Kavirä jasr  1  Harinäthavisäradena  samsodhitä.  Khanda  20  —  29. 
Kalikätä. 

55.  Zu  Eb  5270.  2".  Annual  Report  on  the  search  for  Hindi  Manuscripts. 
For  the  year   1904.     By  Syamsundar  Das  .  .  .  Allahabad   1907. 

5C.  Zu  Ec  1180.  pinkard,  The.  The  Original  Pahlavi  Text-,  the  same 
transliterated  in  Avestä  characters;  Translations  of  the  Text  in  the  English 
and  Gujarati  Languages;  with  Annotations  and  a  Glossary  of  select  words 
by  Darab  Dastur  Peshotan  Saiijana.  Vol.  X.  Bombay  1907,  (Vom 
Herausgeber.) 

57.  Zu  Ed   1365.     4''.     Handes  amsoreay.      1908.     No.   1.   2.   3. 

58.  Zu  Eg  330.  4".  Xpov/x«,  Bv^avrtva.  Tofiog  dtodixarog,  Ttt'xog 
a'—d'.     Touos  df/.arog  tqitos,   Ttv/^og  a.  ß'.    CauKTnexepöypn.  1906. 

59.  Zu  Fa  76.  Szemle,  Keleti  .  .  .  Revue  Orientale  pour  les  etudes  ouralo- 
altai'ques  .   .   .  VHI.   evfolyam.      1907.     2 — 3.  szäm.     Budapest. 

60.  Zu  Fa  2288.  4^.  Radioff,  W.,  Versuch  eines  Wörterbuches  der  Türk- 
Dialekte.  20.  21.  Lieferung.  Vierter  Band,  2.  u.  3.  Lieferung.  St.  Peters- 
bourg   1906.   1907. 

61.  Zu  Fa  2654.  [Früher  verteilt.]  Türkische  Bibliothek.  Herausgegeben 
von  Georg  Jacob.  S.  Band.  Der  übereifrige  Xodscha  Nedim.  Eine 
MeddäL-Burleske  türkisch  und  deutsch  mit  Erläuterungen  zum  ersten  Male 
herausgegeben  von  Friedrich    Giese.     Berlin   1907. 

62.  Zu  Fg  100.  Transactions  of  the  Asiatic  Society  of  Japan.  Tokyo. 
Vol.   XXXV,   Part  I.     August,   1907. 

63.  Zu  Ha  5.  Archiv  für  Religionswissenschaft  .  .  .  herausgegeben  von 
Albrecht  Dieterich  und  Thomas  ^cAeZels.  Band  11.  Erstes  Heft.  Leipzig 
1907. 

64.  Zu  la  33.  4^.  Echos  d'Orient,  lie  aunee.  No.  68.  69.  Jauvier, 
Mars   1908. 

65.  Zu  la  125.  Revue  Biblique  Internationale  .  .  .  Nouvelle  Serie.  Cinquifeme 
Annee.     No.    1.     Janvier   1908.     No.   2.     Avril    190».     Paris,  Rome. 

66.  Zu  la  12  6.  Uüvue  de  l'Orient  Chretieu.  Recueil  trimestriel.  Deuxieme 
Serie,  Tome  n  (.XH).     1907.    No.  4.     Tome  HI  (XHl).     1908.    No.  1.    Paris. 

67.  Zu  la  128.  Rivista  Cristiaua,  La.  Comitato  Direttivo:  Enrico  Bosio  — 
Giovanni  Luzzi.  Nuova  Serie.  Anno  IX.  1907.  Dicembre.  Anno  XXV. 
Genuaio,  Febbraiu,  .Marzo,  Aprile,    1908.     Firenze. 

68.  Zu  la  135.  8".  Tijdschrift,  Teyler's  Theologisch,  .  .  .  Zesde 
Jaargung.     Aflevoring    1.   2.      Haarlein    1908. 

69.  Zu  la  140.  Zeitschrift  dos  Deutschen  Palästina-Vereins.  Band  XXXL 
Heft    1    bis   3.     Leipzig   1908. 


70. 

Zu   la    140a. 

stina-Vereins. 

71. 

Zu    Ic    2290 

Vol.  XXIX. 

72. 

Zu  Mb   1.S5. 

Nr.  292.   293 

1907.   1908. 

73. 

Zu    Na    139. 

Volume   XI. 

Volume  XI. 

Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w.     XXXIIl 

Mittheilungen    und    Nachrichten    des    Deutsehen    Palae- 
Herausgegeben  .  .  .  von  G.  Hölscher.      1908.      Nr.    1.   2.   3. 

Proceedings  of  the  Society  of  Riblical  Archaology. 
Part  6,   7.     Vol.  XXX.     Part   1.   2.   3.     London   1907.    1908. 

4*^.    Monatsblatt  der  numismatischen  Gesellschaft  in  Wien. 
294.   295.   296.   297.    VII.  Band  (Nr.  23.  24.  25.  26.  27.  28.) 

Journal  of  Archaeology,  American.  Second  Series  .  .  . 
1907.  Number  4.  Norwood,  Mass.  Dazu:  Supplement  to 
Annual  Reports   1906—1907.     Vol.  XII.      1908.     Number   1. 

74.  Zu  Na  325.  Revue  Archeologique.  Quatrieme  Serie.  —  Tome  X.  Sep- 
tembre — Octobre,  Novembre — Decembre  1907.  Tome  XI.  Janvier — Fevrier 
1908.     Paris   1907.   1908. 

75.  Zu  Nf  342.  2**.  Progress  Report  of  the  Archaeological  Survey  of 
India,  Western  Circle,  for  the  year  ending  3lst  March  1907.  (Vom  Govern- 
ment of  Bombay.      General  Department.     Arebaeology.) 

76.  Zu  Nf.  343.  2^.  Progress  Report,  Annual,  of  the  Archseological 
Surveyor,  Punjab  Circle  [jetzt:  of  the  Superintendent  of  the  Archseological 
Survey,  Northern  Circle],  for  the  year  ending  3ist  March  1907.  (Vom 
Punjab  Secretariat,  P.  W.  Department.) 

77.  Zu  Nf  380.  2^.  Annual  Report  of  the  Direetor-General  of  Archseology 
for  the  year   1905 — 06.     Part  I.     Calcutta   1907. 

78.  Zu  Nf  383.  2^.  Report,  Annual  Progress,  of  the  Archaeological  Survey 
of  Madras  and  Coorg  for  the  year   1906 — 07.     Madras   1907. 

7D.  Zu  Nf  452.  4°.  Epigraphia  Indica  and  Record  of  the  Archseological 
Survey  of  India.  Edited  by  E.  Hultzseh.  Vol.  VIII.  Part  VIII.  Nov.  1907. 
Vol.  IX.     Part  III.     July   1907.     Calcutta. 

80.  Zu  Nh  201.  Beiträge  zur  Erforschung  steirischer  Geschichte.  [Früher: 
Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen].  34.  35.  Jahrgang. 
Graz   1905.   1906. 

81.  Zu  Ni  40C.  OoospiHie  KpenoÄEBaHiH  nayKx  bt.  HMnepaTopcKOMi  C- 
llexepnyprcKOMT.  yHaBepcHrexi  na  1907 — 1908  yncBHafi  iio^'b.  C-Üerep- 
ßypn  1907. 

82.  Zu  Oa  42.  HsBicTia  IlMnepaxopcKaro  PyccKaro  reorpa(|)H>iecKaro 
06mecTBa  .  .  .  Tomt>  XLI.  1905  r.  BunycK't  V.  XLII.  i9o6.  IV.  V. 
XLIV.  1908  r.  I— II.     C.-üeTepßyprT,   1906— 19U8. 

83.  Zu  Oa  43.  OxHext  PlMnepaxopcKaro  PyccKaro  reorpa({)HiecKaro 
OßmecxBa  sa  1905.   1906.   1907   rOA'b.     C.-Ilexepoypri  1907.   1908. 

84.  Zu  Oa  48.  8".  3a  n H  c K n  IhinepaxopcKaro  [PyccKaro]  FeorpaiJiHqecKaro 
ÜomecxBa.  Ho  oxijieHiio  3xHorpa(t)iH.  Tomi  XXXII.  C.-Ilexepf)ypn> 
1907. 

85.  Zu  Oa  151.  Journ  al,  The  Geographica!.  Vol.  XXX.  No.  0.  Vol.  XXXI. 
No.  1.  2.  3.  4.  5.  December,  1907.  January,  Kebruary,  March,  April, 
May,   1908.     London. 

86.  Zu  Oa  208.  8<>.  R  evue  T  un  isienne.  Fondee  en  1894  par  l'Institut 
de  Carthage.     Quinzifeme  Annee.     No.   67.   (>'>i.     Tunis   1907. 

87.  Zu  Oa  256.  4".  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin. 
1907.     No.   9.   10.      1908.     No.    1.   2.   3.   4.     Berlin. 

88.  Zu  Oc  175.  4".  Journal,  The,  of  the  Anthropological  Institute  of  Great 
Britain  and  Ireland.  Vol.  XXXVII,  1907.  January  to  June,  July  to 
December.     London. 


XXXIV     Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w. 

89.  Zu  Oc  176.  S"*.  Journal,  The,  of  the  Anthropological  Society  of 
Bombay.     Vol.  VIII.     No.   1.     Bombay   1907. 

90.  Zu  Oc  1000.  Mitteilungen  zur  jüdischen  Volkskunde  .  .  .  herausgegeben 
von  M.    Grunwald.      18./25.  Heft.     Leipzig   1906  —  1908, 

91.  Zu  Oc  2380.  40.  Twenty-Fifth  Annual  Report  of  the  Bureau  of  American 
Ethnology  to  the  Secretary  of  the  Smithsonian  Institution  1903 — 04. 
Washington    1907. 

92.  Zu  P  150.  4°.  Journal,  The,  of  the  College  of  Science,  Imperial  Uni- 
versity  of  Tokyo ,  Japan.  Vol.  XXI,  Article  7.  9.  10.  11.  Vol.  XXIII, 
Article   1.     Tokyo   1906. 


II.    Andere   Werke. 

12337.  Wilhelm  von  Christ.     Gedächtnisrede  .  .  .  von  Otto  Crusius.    München 

1907.     (Von  der  KBAW.)  Nk  f)^     4». 

100 

12338.  Texts,  Primitive  &  Mediaeval  Japanese,  transliterated  into  Roman 
with  Introductious,  Notes  and  Glossaries  by  Frederick  Victor  Dickins. 
With  a  companion  Volume  of  translations.  Oxford  1906.  (Von  den 
Delegates  of  the  Clarendon  Press.)  Fg  585. 

12339.  Hoernle,  Rudolf,  Studios  in  the  Mediciue  of  Ancient  India.  Part  I. 
Osteology   .  .  .   Oxford   1907.     (Von  denselben.)  P    121 

12340.  Meinhof,  Carl,  Grundzüge  einer  vergleichenden  Grammatik  der  Bantu- 
sprachen.     Berlin   1906.     (R.)  Fd   130.     4«. 

12341.  Vier  philosophische  Texte  des  Mahäbhäratam :  Sanatsujäta-Parvan.  — 
Bhagavadgitä.  —  Mokshadharma.  —  Anugitä.  In  Gemeinschaft  mit 
Otto    Strauß    aus    dem  Sanskrit    übersetzt    von  Paul   Deussen.     Leipzig 

1906.  (R.)  Eb  3824. 

12342.  Westermann,  Diedrich ,  Wörterbuch  der  Ewe-Sprache.  Teil  I.  II. 
Berlin   1905.    1906.     (R.)  Fd.   910.     4". 

12343.  Dutoit,  Julius,  Das  Leben  des  Buddha.  Eine  Zusammenstellung  alter 
Berichte  aus  den  kanonischen  Schriften  der  südlichen  Buddhisten.  Aus 
dem  Päli  übersetzt  und  erläutert.     Leipzig   1906.      (R.)  Hb   2447. 

12344.  Beylie,  L.  de,  Prome  et  Samara.  Voyage  archeologique  en  Birmanie 
et  en  Mesopotamie.     Paris   1907.     (Vom   Verfasser.)  Ob   46.     4^ 

12345.  Tufail  al-Ganawi:  A  Poem  from  the  Asma'iyat  in  the  recensiou 
aud  with  the  comments  of  Ibn  As-Sikkit.  By  F.  Krenkow.  (A.  aus 
JRAS.,  October   1907.)     (Vom  Verfasser.)  '  De   11310. 

12346.  Langdon,  Stephen,  La  Syntaxe  du  Verbe  Sumerien  (SA.  aus:  Baby- 
lonica,  I.)     Paris    1907.     (Vom  Verfasser.)  Db   328. 

12347.  Iwanoff,  Neytscho,  Das  Geldwesen  Bulgariens.    (Erlanger  Diss.)    Leipzig 

1907.  (Von  Prof.  Dr.  Jacob.)  K  884  =  Y  8.     8". 

12348.  Karosseroff,  Iwan,  Zur  Entwicklung  der  bulgarischen  Eisenbahnen. 
(Diss.)     Erlangen    1907.     (Von   demselben.)  K  886  =  Y  8.     S". 

12349.  Kossew,  Peter,  Die  Staatsschulden  Bulgariens.  (Diss.)  Erlangen  1907. 
(Von  demselben.)  K  888  =  Y  8.     8» 

12350.  Roberts,  Robort,  Das  Familieurecht  im  Qorän.  (Diss.)  Leipzig  1907. 
(Vom  Verfasser.)  De  1760  =  Y  8.      8«. 

12351.  Vassel,  Eusebe,  Kote  sur  quelques  steles  puniques.  (SA.  aus:  Comptes 
rendus  des  seances  de  l'Academio  des  Inscriptions  et  Belles-Lettros, 
1907.)     (Vom   Verfasser)  Di  301  =  Y  9.      8». 


Verz.  d&r  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.s.  w.    XXXV 


The  Preface    to    the  Aitareya  Brahmana. 
Second  edition.     Calcutta  1906.     [=  Bibl. 

Hb   1200,  s.    15  a. 


12352.  Brederek ,  Emil,  Konkordanz  zum  Targum  Onkelos,  Gießen  1906. 
(R.)  Ib   1330. 

12353.  Casartelli,  L.  C,  Leaves  from  my  Eastern  Garden.  Market  Weighton 
1908.     (Vom  Bishop  of  Salford.)  Ea  526. 

12354.  Ko  IHK)  ceMHÄecflTHJi'feTifl  BacHJiia  BacHJibeBHia  PaÖÄoea  5  ÜHBap^ 
1907  ro^a.  C.-neiepßypn  1907,  (Von  der  Akad.  d.  W.  zu  St.- 
Petersburg.)  Ai  79.     4". 

12355.  Eine  chinesische  Tempelinschrift  aus  Idikutsahri  bei  Turfan  (Turkistan). 
Übersetzt  und  erklärt  von  O.  Franke.     Berlin   1907.     (Vom  Verfasser.) 

Ff  1005.     4». 

12356.  The  Ai  tar  ey  alochanum. 
By  Satjjavrata  Sämasraml. 
Ind.,  N.   S.,  Nos.   1145/47.] 

12357.  Supplement  to  a  Palestiniau  Syriac  Lectionary.  Edited  by  Agnes 
Smith  Lewis.  Cambridge  1907  =  Studia  Sinaitica  No.  VI.  (Von  der 
Herausgeberin.)  De  2648/25. 

12358.  Annual  Progress  Report  of  the  Archseological  Surveyor,  Northern 
Circle.    For  the  year  ending  31*^  march  1906  ...  1907.      Nf34lb.    2°. 

12359.  Über  das  Rechenbuch  des  Ali  ben  Ahmed  el-Nasawi.  Von  Heinrich 
Suter.  (A.  aus:  Bibliotheca  Mathematica.  III.  Folge.  VII.)  (Vom 
Verfasser.)  De  3379  =  Y  9.      8^ 

12360.  Report  of  the  Superintendent,  Archajological  Survey,  Burma,  for  the 
year  ending  318*  march   1907.     Rangoon   1907.  Nf  382  a.     2". 

12361.  Mechithar's  des  Meisterarztes  aus  Her  „Trost  bei  Fiebern".  Nach  dem 
Venediger  Drucke  vom  Jahre  1832  zum  ersten  Male  aus  dem  Mittel- 
armenischen  übersetzt  und  erläutert  von  Ernst  Seidel.  Leipzig  1908. 
(Vom  Übersetzer.)  Ed  847.     4^. 

12362.  Suter ,  Heinrich,  ^Einige  geometrische  Aufgaben  bei  arabischen  Mathe- 
matikern. (A.  aus:  Bibliotheca  Mathematica.  III.  Folge.  VIII.  1907.) 
(Vom  Verfasser.)  De  13051  =  Y  9.     2fi. 

12363.  Suter,  Heinrich,  Über  den  Kommentar  des  Muhammed  ben  'Abdelbäqi 
zum  zehnten  Buche  des  Euklides.  (A.  aus:  Bibliotheca  Mathematica. 
III.  Folge.     VII.      1907.)     (Vom  Verfasser.)         De  8746  =  Y  9.      S«. 

12364.  Silliut,  Girgis,  Al-kaun  walma'bad  'an  alfunün  al  gamlla  walkanisa  .  .  . 
Bairüt   1907.  De  10419/100. 

12365.  Gottheil,  Richard  J.  H. ,  Dhimmis  and  Moslems  in  Egypt.  (A.  aus: 
Old  Testament  and  Semitic  Studies  in  memory  of  William  Rainey 
Harper.     Chicago  o.  J.)     (Vom   Verfasser.)  Ne   204.     4*^. 

12366.  Memorie  della  R.  Accademia  delle  Science  dellTstituto  di  Bologna. 
Classe  di  Scienze  Morali.  Sezione  di  Scienze  Storico-Filologiche  [und] 
Giuridiche.  —  Rendicouto  delle  sessioni  .  .  .  Serie  I.  Tomo  I. 
Fase.   I.     Bologna   1908.     (Tausch.)  Ae   155.      8"  und  4*^. 

123C7.  Wensinck,  A.  J.,  Mohammed  en  de  Joden  te  Medina.  (Leidener  Diss.) 
Leiden   1008.      (Vom  Verfasser.)  Hb    1073. 

12368.  'Abd-oul-Beha.  Les  Le(;ons  de  Saint-Jean-d'Acre.  Eecueillies  par  Laura 
Ciiflford  Barney.  Traduit  du  Persan  par  Hippolyte  Dreyfus.  Paris 
1908.     (Vom   Verleger.)  Ec   1582/100. 

12369.  Statute  della  Reale  Accademia  delle  Scienze  dell'  Istituto  di  Bologna. 
Bologna   1908.  Ae   155  a. 

12370.  Hrdliika,  Ales,  Skeletal  Romains  suggesting  or  attributed  to  early 
man  in  North  America.  Washington  1907.  =:  Smithsonian  Institution. 
Bureau  of  American  Ethnology.      Bulletin  33.  Nh   76. 


XXXVI      Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.M.  G.eingeg.  Schriften  u.s.  iv. 


12371.  Becher^  C.  H.,  Christentum  und  Islam.  Tübingen  1907.  =;  Eeligions- 
geschichtliche  Volksbücher  III,  8.     (R.)  Ha   14. 

12372.  ,Und  Kätyäna  stieg  vom  Berge  .  .  .  ."     Eine  Mendoetphantasie.     Leipzig 

1907.  (R.)  L   1000. 

12373.  Erzählungen  und  Jlärchen,  Japanische,  von  Hans  Haas.  Berlin 
0.  J.  =  Deutsche  Bücherei.     Bd.  85.     (R.)  Fg  300. 

12374.  Collins,  Mark,  The  Geographica!  Data  of  the  Raghuvamsa  and  Dasa- 
kumäracarita  .  .  .  (Diss.)     Leipzig   1907.     (Von    Prof.    Dr.    A.   Fischer.) 

Eb   4165. 

12375.  Pizzagalli,  Angelo  ]\Iaria,  Nästika  Cärväka  e  Lokäyatika.  Contributo 
alla  storia  del  raaterialismo  nell'India  Antica.  Pisa  1907.  (Vom  Ver- 
fasser.) L   555. 

12376.  Societe  d'Histoire  Coloniale  en  formation.  Extrait  de  la  Quin- 
zaine  Coloniale  .  .  .  Paris   1908.  Af  158  =  Y  9.     8«. 

12377.  Texte,  Altsemitische.  Herausgegeben  und  erklärt  von  Mark  Lidzharshi. 
Erstes  Heft  .  .  .   Gießen  1907.     (R.)  Da   1125. 

12378.  Beylie,  L'Architecture  des  Abbassides  au  IX^  siecle  .  .  .  Paris  1907, 
(A.  aus:  Revue  archeologique.)     (R.)  Ne  54  =  Y  9.     8*. 

12379.  Hymnen  und  Gebete  an  Nebo.  Von  Johannes  Pinchert.  (Diss.) 
Leipzig  1907.     (Von  Prof.  Dr.   A.  Fischer.)  Db  458  =  Y  9.     8°. 

12380.  Fagnan,  E.,  Le  Djihäd  ou  Guerre  Sainte  selon  lecole  Malekite.    Alger 

1908.  (Vom  Verfasser.)  K  368  =  Y  9.     8». 

12381.  Rosenzrceig.  Arthur,   Das  ^^'ohnhaus  in  der  Misnah.     Berlin  1907.    (R.) 

Dh  2025. 

12382.  Records,  Old  Babylonian  Temple.  By  Robert  Julius  Lau.  New 
York  1906.     (R.)  Db   573. 

12383.  /^erjo^,  J.,  Le  Japonais  parle  ...  Paris  1907.    (Vom  Verfasser.)     FgllO. 

12384.  Berjot,  J.,  Premieres  Le9ons  d'Annamite  .  .  .  Paris  1907.  (Vom  Ver- 
fasser.) Ff  1935. 

12385.  Guezennec,  Fran9ois,  Cours  pratique  de  Japonais.  Fascicule  I.  Leide 
1907.     (R.)  Fg   145. 

1238C.  Poetnj,  Populär,  of  the  Baloches.  By  M.  Longworth  Dames.  Vol.  L 
London   1907.     (R.)  Ec  2670. 

12387.  Ginzel,  F.  K. ,  Handbuch  der  mathematischen  und  technischen  Chro- 
nologie .  .  .  l.  Band  .  .  .  Leipzig   1906.     (R.)  Na  83. 

12388.  Golubovieh,  Girolamo,  Biblioteca  Bio-Bibliogratica  della  Terra  Santa 
e  dell'Oriente  Franeescano.     Touio  I.     Quaracchi   1906.     (R.) 

Ob    1381.     4". 

12389.  Planert,  Wilhelm,  Die  syntaktischen  Verhältnisse  des  Suaheli.     Berlin 

1907.  (R.)  "  Fd  565. 

12390.  Steinschneider,  Moritz,  Die  europäischen  Übersetzungen  aus  dem 
Arabischen  bis  Mitte  des  17.  Jahrhunderts.  A.  Schriften  bekannter 
Übersetzer.     (A.  aus:   SWA.  CXLIX.)     Wien   1904.  De  53. 

12391.  Somälitexte.  Gesammelt  und  übersetzt  von  Alfred  Jahn.  (A.  aus: 
SWA.  CLH.)     Wien   1906.     (R.)  Cc   320. 

12392.  Müller,  D.  H. ,  Semitica.  Sprach-  und  rechtsvergleichende  Studien. 
H.  Heft.      fA.  aus:  SWA.  CLIV.)     Wien   1906.     (R.)  Da  830. 

12393.  Satire  Judeo-Tunisienne  contre  Jes  Juifs  de  Djerba.  Te.\te,  Traduction 
et  Notes.     Par  Eusibe  Vassel.    (A    aus  der  Revue  Tunisienne.)     Tunis 

1908.  (Vom   Verfasser.)  De  10343  =  Y  9.     S«. 


Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  v\     XX  XVII 

12394.  Thalheimer,  August,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Pronomina  personalia 
und  possessiva  der  Sprachen  Mikronesiens.  (Straßburger  Diss.)  Stutt- 
gart  1908.     (Von  Prof.   Dr.  E.  Leumann.)  Fb   2285. 

12395.  Schapiro,  Israel,  Die  haggadischen  Elemente  im  erzählenden  Teil  des 
Korans.     Teil  I.     (Straßburger  Diss.)     Berlin   1907.     (Von  dems.) 

De  1762  =Y  9.     S». 

12396.  Gabrielsson,  Johannes,  Über  die  Quellen  des  Clemens  Alexandrinus. 
Erster  Teil.     (Diss.)     Upsala   1906.     (Von  der  Univ.-Bibl.  Upsala.) 

Eg  343. 

12397.  Aurelius,  Erik,  Föreställningar  i  Israel  om  de  döda  och  tillstandet  efter 
döden  .  .  .  Uppsala  1907.     (Von  ders.)  Hb   1112/50. 

12398.  Hallberg,  Ivar,  L'Estreme  Orient  dans  la  litterature  et  la  cartogfraphie 
de  rOecident  des  Xllle,  XlVe  et  XVe  siecles.  Etüde  sur  l'histoire  de 
la  Geographie.     Göteborg   1907.     (Von  ders.)  Oa  321.     4". 

12399.  HeKapCKui,  9.  K.,  C.iOBapi.  HKyTCKaro  üsHKa.  Bun.  iiepBHH.  (a,  ä) 
C-üeiepSypn»   1907.     (Von  der  Akad.  d.   W.  zu  St.-Petersburg.) 

Fa  3275.     4". 

12400.  Rivista  degli  Studi  Orientali  .  .  .  Anno  I.  Volume  I.  Fase.  1 — 3. 
Roma-Lipsia   1907.     (Tausch.)  Bb   885. 

12401.  Thought,  Indian.  A  Quarterly  devoted  to  Sanskrit  Literature.  Edited 
by  G.  Thibaut  and  Ganganatha  Jha.  Vol.  I.  No.  1 — 3.  Allahabad. 
(R.)  Eb   832. 

12402.  Report,  Annual ,  of  the  Archseological  Survey,  Eastern  Circle,  for 
1905—1906   [und]   1906  —  1907.     Calcutta   1907,'  Nf  382.     2». 

12403.  Report,  Annual,  of  the  Archseological  Survey  of  India,  Frontier  Circle, 
for   1906—07.     Peshawar   1907.  Nf  384.     2«. 

12404.  Roseraie,  La,  du  Savoir.  Choix  de  quatrains  mystiques  tires  des 
meilleurs  auteurs  persans  ...  par  Ho  ceyne  -  Ä  za  d.  [Text  und  Über- 
setzung.]    Leide-Paris   1906.     (R.)  Ec.   2246. 

12405.  Zeitschrift  für  Geschichte,  Steirische.  Herausgegeben  vom  Histo- 
rischen Verein  für  Steiermark.  Jahrgang  II — V.  Graz  1904  — 1907. 
[Tausch.]  Nh  202. 

12406.  OöpaanH  Hapcjinou  jinrepaij-pu  flKyxoBi.  CoßpaHHHC  9.  K.  DeKap- 
CKHMi.  BanycKT.  I.  CaHKTneiepßypn  1907,  (Von  der  Akad.  der 
W.  St.-Petersburg.)  Fa  3263. 


Sehr  erwünscht  ist  der  Bibliothek  die  vollständige  Zuwendung  der  neu- 
erscheinenden 

orientalistischen  Dissertationen,  Programme  u.  s.  w. 

der  Universitäten  und  anderer  Lehranstalten. 


XXXIX 


Allgemeine   Versammlung 

der  D.  M.  G.  am  14.  Okt.  1908  zu  Leipzig. 

Laut  Jahrgang  1907  der  ZDMGr.,  p.  LV,  wurde  in  Basel 
beschlossen,  die  nächste  Allgemeine  Versammlung  im  An- 
schluß an  den  vom  14.  bis  20.  August  1908  in  Kopenhagen 
tagenden  XV.  Internationalen  Orientalisten  -  Kongreß  abzu- 
halten. Da  aber  nach  §  IV  der  Satzungen  die  Versammlung 
nicht  vor  dem  1.  September  stattfinden  darf,  so  sieht  sich  der 
geschäftsfiihrende  Vorstand  veranlaßt,  den  in  Basel  gefaßten 
Beschluß  außer  Kraft  zu  setzen,  und  beruft  die  diesjährige 
Allgemeine  Versammlung  nach  Leipzig  ein,  wo  sie  am 
Mittwoch,  den  14.  Oktober  1908,  früh  9  Uhr,  im 
Semitistischen  Institut  der  Universität  (Paulinum,  I) 
zusammentreten  wird. 

Halle  und  Leipzig,  im  Juni  1908. 

Der  geschäftsführeiide  Vorstand. 


XL 


Personalnachrichten. 

Der  D.  M.  G.   sind  ab    1908  als  ordentliche  Mitglieder  beigetreten: 

1405  Herr  Rabbiner  Dr.  Jakob   Winter  in   Dresden,  Blochmannstr.   14  1, 

1406  Herr  Dr.   Domeuico  Argentieri  in  Rom,  Piazza  S.  ApoUinare  49,  und 

1407  Herr  Pastor    Dr.    Eugen    Herrmann,    Diac.    em.    in    Dresden,    Fürsten- 

str,  71  part. 

Durch  den  Tod  verlor  die  Gesellschaft  ihr  ordentliches  Mitglied: 
Herrn  Dr.   R.  Baron  von  Stackeiberg,  f  5.  Jan.    1908. 

Seinen  Austritt  erklärte  Herr  Prof.   Dr.  J.   Barth. 

Ihre  Adresse  änderten  die  folgenden  Mitglieder : 
Herr  Prof.  Dr.   L.   Gautier  in  Cologny  bei  Genf  und 
Herr  Dr.  J.   H.   Woods  in  Mahabaleshwar,   Satara  District,  Indien. 

Im  letzten  Mitgliederverzeichnis,  S.  XI,  lies  für  Dr.  F.  H.   Weissbach, 
Oberbibliothekar  .  .  .  .:   Dr.   F.  H.   Weissbach,  Bibliothekar 


XLI 


Terzeichuis  der  vom  14.  Mai  Ms  18.  Juni  1908  für  die 
Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingegangenen  Schriften  u.  s.  w. 

I,    Fortsetzungen  und  Ergänzungen  von  Lücken. 

1.  Zu  Ac  264.  Luzac's.  Oriental  List  and  Book  Review.  Vol.  XIX,  Nos.  1 — 2. 
Jan.— Feb.,   1908.     London. 

2.  Zu  Ae  51.  Berichte  über  die  Verhandlungen  der  Königlich  Sächsischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Leipzig.  Philologisch-historische  Klasse. 
Neunundfünfzigster  Band.      1907,     IV.   V.     Leipzig   1907. 

3.  Zu  Ae  65.  4".  Bulletin  de  l'Academie  Imperiale  des  Sciences  de 
St.-P6tersbourg.     Vie  Serie.     1908.     No.   8.   9.   10.     St.-Petersboufg   1908. 

4.  Zu  Ae  155.  4**.  Memorie  della  R.  Accademia  delle  Scienze  dell'  Istituto 
di  Bologna  .  .  .  Sezione  di  scienze  storico-filologiche.  Serie  I.  Tomo  I. 
1906 — 07.  Fascicolo  secondo.  Sezione  di  scienze  giuridiche.  Serie  I. 
Tomo  I.      1906 — 07.     Fascicolo  secondo.      Bologna   1908. 

5.  Zu  Ae  165.  4'*.  Sitzungsberichte  der  Königlich  Preußischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu   Berlin.      1908.     I — XXIII.      Berlin   1908. 

6.  Zu  Af  124.  Proceedings  of  the  American  Philosophical  Society  held 
at  Philadelphia  for  promoting  useful  knowledge.  Vol.  XLVI.  No.  187. 
October — December,    1907.     Philadelphia  1907. 

7.  Zu  Bb  760.  Journal  of  the  Ceylon  Brauch  of  the  Royal  Asiatic  Society. 
Volume  XIX.     No.   58.   59.     Colombo   1908. 

8.  Zu  Bb  790.  Journal  Asiatique  .  .  .  Dixieme  Serie.  Tome  X.  No.  2.  3. 
Paris. 

9.  ZuBb818.  al-Machriq.  Revue  catholique  Orientale  bimensuelle.  Sciences- 
Lettres-Arts.     Bairüt.     XI.      1908.     No.  5.   6. 

10.  Zu  Bb  930.  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenläudischen  Gesellschaft. 
Zweiundsechzigster  Band.     I.  Heft.     Leipzig   1908. 

11.  Zu  Bb  945.  Zeitschrift,  Wiener,  für  die  Kunde  des  Morgenlandes  .  .  . 
XXII.   Band.      Heft  1.     Wien   1908. 

12.  Zu  Bb  1200,  s,  33.  Anantabhatta,  The  Vidhäna-Pärijäta.  Edited  by 
Paiulita  Täräprasaniia  Vidyäratna.  Vol.  II.  Fasciculus  1.  Caicutta  1908. 
[=  Bibliotheca  Indica.     New  Series,  No.  1177.] 

13.  Zu  Bb  1200,  s,  88.  Bälumbliatti.  A  Commentary  on  the  Mitäksarä. 
BälambluiUT  Laki^ml  -  ityaparanäninl  Mitäksnrävyäkhyä  svapatniLak.MuT- 
devlnämnä  Bälambhattapäyagundena  viracitä  |  sriGovi  n  dadä - 
sensi  sainsodhitä.  Vol.  II.  Fasciculus  I.  Caicutta  1907.  [:=  Bibliotheca 
Indica,  New   Series,  No.   1166.] 

14.  Zu  Bb  1200,  s,  92.  Baudhäyana  Srauta  Sütram.  Edited  by  W.  Caland. 
Vol.  II.  Fasciculus  I.  Caicutta  1907.  [=  Bibliotheca  Indica,  New  Series, 
No.    1163.1 


XLII     Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w. 

15.  Zu  Bb  1200,  s,  172.  Gadädhara  Räjaguru,  Gadädhara  Paddhatau 
Käläsara.  Edited  by  Sadägiva  Müjra  of  Puri.  Vol.  II.  Fasciculus  III. 
Calcutta.  1907.     [=  Bibliothecti  Indica,  New  Series,  No.   1178.] 

16.  Zu  Bb  1200,  s,  236.  Saddarsana-Samuccaya  by  Haribhadra  with  Guua- 
ratna's  Commentary  Tarkarahasya-Dlpikä.  Edited  by  Luigi  Siiali.  Fase.  II. 
Calcutta   1907.     [=  Bibliotheca  Indica,  New  Series,  No.    1151.] 

17.  Zu  Bb  1200.  s,  470.  A°.  Malik  Muli  am  mad  JaisT,  The  Padumäwati. 
Edited.  with  a  Commentary,  Translation,  and  Critical  Notes,  by  G.  A.  Grierson 
and  Sudhäkara  Dvivedi.  Fasciculus  V.  Calcutta  1907,  [=  Bibliotheca 
Indica,  New  Series,  No,   1172.] 

18.  Zu  Bb  1200,  s,  505.  Nage  .iabh  a  t  ta,  MahäbhäsyapradTpoddyota  by 
NägeQa  Bhatta.  Edited  by  Pandit  ßahuvallabha  Cästri.  Vol.  III. 
Fasciculus  VI.    Calcutta  19U7.   [=  Bibliotheca  Indica,  New  Series,  No.  1167.] 

19.  Zu  Bb  1200,  s,  700.  Satap  ath  abrähm  anam,  The  ^atapatha  Brähmana 
of  the  White  Yajurveda,  with  the  Commentary  of  Säyaita  Acärya.  Edited 
by  Pandit  Satyavrata  Sämagraml.  Vol.  V.  Fase.  III.  IV.  Calcutta  1907. 
[==  Bibliotheca  India,  New  Series,  No.    1174.    1175.1 

20.  Zu  Bb  1200,  s,  720.  Siddharsi,  Upamitibhavaprapancä  kathä.  The 
Upamitibhavaprapaücä  Kathä  of  Siddharshi.  Originally  edited  by  the  late 
Peter  Peterson  and  continued  by  Hermann  Jacohi.  Fasciculus  XI.  Cal- 
cutta  1907.     [=  Bibliotheca  Indica,  New  Series,  No.    1154.] 

21.  Zu  Bb'l200,  p,  26.  Abu'1-Fadl  'AllämT.  The  Akbarnäm^  of  Abu- 
1-Fazl  translated  from  the  Persian  by  H.  Beveridge.  Vol.  II.  Fase.  IV. 
Calcutta   1907.     [=  Bibliotheca  Indica,  New  Series,  No.   1149.] 

22.  Zu  Bb  1200,  t,  70.  A  Lower  Ladakhi  Version  of  the  Kesar-Saga. 
Tibetan  text  .  .  .  Notes  and  Vocabulary  .  .  .  by  A.  H.  Francke.  Fase.  III. 
Calcutta   1907.      [=  Bibliotheca  Indica,  New  Series,  No.   1164.] 

23.  Zu  Ca  15.  4®.  Zeitschrift  für  Ägyptische  Sprache  und  Altertumskunde. 
Herausgegeben  von  A.  Erman  und  G.  Steindor/f.  44.  Band.  2,  Heft. 
Leipzig   1907. 

24.  Zu  Eb  225.  2^.  Catalogue  of  books  registered  in  Burma  during  the 
quarter  ending  the  31*^  December  1907.  Rangoon  1908.  (Von  der  Kgl. 
Bibliothek,  Berlin.) 

25.  Zu  Eb  6200.  Journal  of  the  Gypsy  Lore  Society.  New  Series.  Vol.  I. 
No.  3.     Liverpool   1908. 

26.  Zu  Ed  1365.     4».     Handes  amsoreay.     1908.     No.  4,  5. 

27.  Zu  Ha  200.  Revue  de  l'histoire  des  religions.  Viugt-cinquifeme  ann^e. 
Tome  LV,  1.  2.  3.  LVI,  1.     Paris  1907. 

28.  Zu  la  33.     4».     Echos  d'Orient.      lie   aunee.     No.   70.     Mai   1908. 

29.  Zu  la  128.  Rivista  Cristiana,  La.  Comitato  Direttivo :  Enrico  jÖoäm)  — 
Giovanni  Luzzi.     Nuova  Serie.     Anno  XXV.     Maggie,   1908.     Firenze. 

30.  Zu  le  2290.  Proceedings  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology. 
Vol.  XXX.     Part  4.     London    1908. 

31.  Zu  Mb  135.  4*^.  Monatsblatt  der  numismatischen  Gesellschaft  in  Wien. 
Nr.  298.  299,     VII.  Band  (Nr,  29,  30.)     1908. 

32.  Zu  Na  325.  Re  vu  o  Areh^ologique.  Quatrifeme  S^rie.  —  Tome  XI.  Mars — 
Avril    1908.     Paris    1908. 

33.  Zu  Oa  42.  HsBtcxi;)  IhiiiepaTopcKaro  PyccKaro  reorpa(})H4ecKaro 
OßiuecTBa  .  .  .  ToMi  XLIV.  1908  r.  III.  IV.     C.-IIeTep6ypri,  I9ü8. 

34.  Zu  Oa  151.  Journal,  The  Goographical.  Vol.  XXXI.  No.  6.  June, 
1908.     London. 


Verz.  der  für  die  Bibliothek  derD.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w.     XLIII 

35.  Zu  Oa  256.  4*'.  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin. 
1908.     No.  5.     Berlin. 

36.  Zu  Oc  1000.  Mitteilungen  zur  jüdischen  Volkskunde  .  .  .  herausgegeben 
von  M.    Grunwald.     26.  Heft.     Leipzig   1908. 

37.  Zu  P  150.  4°.  Journal,  The,  of  the  College  of  Science,  Imperial  üni- 
versity  of  Tokyo,  Japan.  Vol.  XXIII,  Article  2.  Vol.  XXIV  [cplt.]. 
Tokyo   1907.   1908. 

38.  Zu  P.  524/15.  8^.  Wiedemanii,  E.,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Natur- 
wissenschaften. XII.  (SA.  aus  den  Sitzungsber.  d.  physik.-mediz.  Sozietät 
in  Erlangen.     Band   39.      1907.)     (Vom  Verfasser.) 


II.    Andere  Werke. 

12407.  Ätmatattvaviveka  or  Bauddhädhikära.     By    XJdayanäcärya.    With  the 

Commentaries  of  Saiikara  Misra  .  .  .  etc.  edited  by  Vindhyesvarlpra- 
sädadvivedin.  Fase.  I.  Calcutta  1907.  [==  B.I.  New  Series, 
No.   1165.]  Bb    1200,  s,   863. 

12408.  The  Toyasästra,  with  the  commentary  called  Svopajnavivarana.  By 
Sri'  Hemachandrächäri/a.  Edited  by  Muni  Mahäräja  Sri'  Dharma- 
vijaya.  Vol.  I.  Fasciculus  I.  Calcutta  1907.  [=  B.  I.  New  Series, 
No.   1181.]  Bb   1200,  s,  243. 

12409.  Haupt,  Rudolf,  Katalog  15.  Hilfsmittel  zum  Studium  der  nichteuro- 
päischen Sprachen.     Leipzig  1908.  Ac   187. 

12410.  Pischel,  R.     Ins  Gras  beißen.    (A.  aus  SBA.  1908.)    (Vom  Verfasser.) 

G  204  =  Y  2.     40. 

12411.  Ncdlino,  C.  A.,  Les  noms  g^ographiques  du  monde  musulman  dans  les 
publications  arabes  modernes.     Le  Caire   1907.     (Vom  Verfasser.) 

Oa  401  =  Y  9.     8". 

12412.  Inscription,  The  Behistan,  of  King  Darius.  Translation  and  critical 
notes  .  .  .  by  Herbert  Cushing  Tolman.  Nashville,  Tonn.  1908.  (Vom 
Verfasser.)  Ec  855. 

12413.  Wiedemann,  E.,  Zur  Geschichte  des  Kompasses  bei  den  Arabern.  (A. 
aus  den  Verhandl.  d.  Deutsch.  Physik.  Ges.  IX.  Jahrg.  No.  24.) 
Braunschweig   1908.     (Vom  Verfasser.)  P  524/3  =  Y  9.      S». 


Sehr  erwünscht  ist  der  Bibliothek  die  vollständige  Zuwendung  der  neu- 
erscheinenden 

orientalistischen  Dissertationen ,  Programme  u.  s.  w. 

der  Universitäten  und  anderer  Lehranstalten. 


XLY 


Protokollarischer  Bericht 

über  die  Mittwoch  den  14.  Okt.  1908  zu  Leipzig  ahgehalteue 

Allgemeine  Versammlung  der  D.  M.  G.^) 

Lokal:  Semitistisches  Institut  der  Universität;  Beginn:  9^/^  Uhr.  Zum 
Vorsitzenden  wird  Herr  Geh.  Rat  Windisch,  zu  seinem  Stellvertreter  Herr 
Prof.  Hultzsch,  zu  Schriftführern  die  Herren  Prof  Weissbach  und  Ober- 
lehrer Dr.  Hertel  gewählt. 

1.  Die  satzungsgemäß  aus  dem  Vorstand  ausscheidend  en  Herren  Proff. 
Erman,  Nöldeke,Pischel  undReinisch  werden  durch  Akklamation 
wiedergewählt.  Da  Herr  Prof.  Nöl  deke  durch  Herrn  Prof.  Becker  erklären 
läßt,  daß  er  eine  Wiederwahl  ablehne,  so  muß  zu  einer  Ersatzwahl  geschritten 
werden,  bei  der  Brockelmann  5,  Sachau  3,  Prym  1  und  Stumme 
11  Stimmen  erhalten.  Letzterer  ist  mithin  gewählt,  so  daß  der  Gesamtvorstand 
z.  Z.   aus  folgenden  Mitgliedern  besteht: 

gewählt  in  Halle   1906  in  Basel   1907  in  Leipzig   1908 

Kautzsch  Fischer  Erman 

Kuhn  Hultzsch  Pisehel 

Windisch  Praetorius  Reinisch 

Zimmern  Stumme 

2.  Als  Ort  der  nach  st  en  Allgem.  Ver  sam  ml  ung  der  D.  M.  G.  wird 
Graz,   der  Sitz  des  Allgemeinen  Deutschen  Philologentags  von   1909,  bestätigt. 

H.  Herr  Prof.  Hultzsch  verliest  seinen  Bericht  des  Schriftführers 
für  1907 — 1908  (s.  Beilage  B).  Auf  Aufforderung  des  Herrn  Vorsitzenden 
erheben  sich  die  Anwesenden  zu  Ehren  der  im  letzten  Jahre  verstorbenen  Mit- 
glieder von  ihren  Plätzen.  Herr  Prof.  Steindorff  teilt  mit,  daß  Herr  Prof. 
Erman  aus  der  Redaktion  der  Zeitschr.  f.  Agypt.  Sprache  u.  Altertumskunde 
ausgeschieden  sei  und  er  sie  allein  weiterführe.  Auf  Antrag  von  Herrn  Prof. 
Fischer  beschließt  die  Versammlung,  daß  zahlungssäumigen  Mitgliedern,  die 
mit  mehr  als  zwei  Jahresbeiträgen  im  Rückstande  sind,  stets  einige  Wochen 
vor  der  Allgem.  Versammlung  seitens  der  Firma  F.  A.  Brockhaus  ein  Postauf- 
trag angekündigt  werden  soll. 

4.  Herr  Prof.  Fischer  verliest  seinen  Red  aktionsberi  c  ht  für  1  9  (i  7 
—  1  9  0  8   (s.  Beilage  C). 

5.  Für  den  abwesenden  Bibliothekar,  Herrn  Prof.  U.  Schmidt,  verliest 
Herr  Prof.  Hultzsch  den  Bibliotheksbericht  für  1907  —  19  08  (s.  Boi- 


1)  Die  Teilnehmerlisto  s.  in  Beilage  A. 


XLYI     Protolcollar.  Bericht  über  die  AUgem.  Versammlung  zu  Leipzig. 

läge  D).  Im  Anschluß  daran  teilt  Herr  Prof.  Praetorius  mit,  daß  die  Kgl. 
Preußische  Regierung  die  Fertigstellung  des  neuen  Handschriftenkatalogs  der 
Bibliothek  in  Erinnerung  gebracht  habe,  worauf  Herr  Prof.  Fischer  darauf 
aufmerksam  macht,  daß  auch  noch  der  Nachtragsband  zum  Katalog  der  Druck- 
schriften, die  Sociniana  und  die  Indices  enthaltend,  ausstehe  und  daß  der  Druck 
dieser  Bände  die  Gesellschaft  pekuniär  schwer  belasten  werde. 

6.  Herr  Prof.  Fischer  verliest  den  Kassenbericht  für  1907  — 1908 
(s.  Beilage  E)  und  verbindet  damit  nähere  Angaben  über  den  Absatz  der  von 
der  Gesellschaft  veröö'entlichten  Werke.  Die  Herren  Otto  Harrassowitz  und 
Prof.  Zimmern  werden  zu  Revisoren  der  Rech  nungsführung  gewählt. 

7.  Herr  Prof.  Hultzsch  verliest  folgende  an  die  Allgem.  Versammlung 
gerichtete  Eingabe,  die  außerdem  in  Abschriften  an  alle  Anwesenden  verteilt  wird: 

Kopenhagen,   14. — 20.  Aug.   1908. 

An  die   Generalversammlung  der  Mitglieder  der  Deutschen 
Moi'genländischen  Gesellschaft. 

Anknüpfend  an  die  Erklärung,  mit  der  Herr  Prof.  Fischer  die  Polemik 
gegen  Herrn  Prof.  Barth  abgeschlossen  hat  (ZDMG.  Bd.  62,  S.  203)  und  an 
den  darin  enthaltenen  Appell  an  die  Mehrzahl  der  Mitglieder  erklären  wir 
unterzeichneten  Mitglieder  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft,  daß 
wir  diesen  Versuch  einer  Beilegung  der  Streitfrage  für  durchaus  ungenügend 
erachten. 

Wir  wünschen  zum  Ausdruck  zu  bringen,  daß  die  Behandlung,  die  einem 
Mitglied  der  Gesellschaft  im  Organ  der  Gesellschaft  durch  den  mit  der  Ge- 
schäftsführung betrauten  Redakteur  widerfahren  ist,  den  Gepflogenheiten  wissen- 
schaftlicher Polemik  im  Rahmen  unserer  Zeitschrift  widerspricht.  Die  wich- 
tigste Aufgabe  des  Redakteurs  ist  es,  die  wissenschaftlichen  Kontroversen 
zwischen  Mitgliedern  auf  der  Höhe  sachlicher  Diskussion  zu  halten  Um  so 
mehr  ist  es  zu  bedauern  und  zu  mißbilligen,  wenn  der  Redakteur  die  ihm 
widerruflich  übertragene  Autorität  dazu  ausnutzt,  einen  Angriff  von  ungewöhn- 
licher Art  und  Schärfe  gegen  die  wissenschaftliehe  Tätigkeit  eines  verdienten 
Mitgliedes  zu  unternehmen.  War  die  Sache  einmal  geschehen,  so  blieb  nur 
der  Weg  einer  offenen  Entschuldigung  übrig.  Eine  bedingte  und  gewundene 
Erklärung,  wie  sie  Herr  Prof.  Fischer  abgibt,  war  im  Interesse  der  Solidarität 
unserer  Gesellschaft  durchaus  ungenügend. 

Wir  benutzen  die  Gelegenheit  darauf  hinzuweisen,  daß  die  Redaktions- 
führung des  derzeitigen  Redakteurs  eine  wachsende  Mißstimmung  unter  den 
Mitgliedern  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft,  speziell  den  semi- 
tistischen,  erzeugt  hat,  da  Herr  Prof.  Fischer  es  für  nötig  befunden  hat,  die 
in  der  Zeitschrift  erscheinenden  Arbeiten,  sei  es  in  der  Form  von  Redaktor- 
Glossen,  sei  es  in  der  Form  von  Anfügungen  und  Bemerkungen  einer  unan- 
gebrachten Kritik  zu  unterziehen. 

Es  bleibt  natürlich  jedem  Mitglied  der  Gesollschaft,  auch  dem  Redakteur, 
unbenommen,  sich  zu  den  aufgeworfenen  Fragen  zu  äußern;  der  Redakteur 
hat  aber  mehr  als  andere  die  Pflicht  mit  seiner  Person  möglichst  zurück- 
zuhalten. Es  ist  eine  Tatsache ,  daß  das  Vorziehen  von  Herrn  Prof.  Fischer 
die  Folge  gehabt  hat.  daß  namhafte  Mituliedor  der  Gesellscliaft  aufgehört  li.aben, 
für  die  Zeitschrift  zu  schreiben. 

Im  Interesse  der  Gesellschaft  halten  wir  es  für  unsere  Pflicht  auf  diese 


Protohollar.  Bericht  über  die  Allgem.  Versammlung  zu  Leipzig.     XL VII 

Mißstände  aufmerksam  zu  machen  und  wir  erhoffen  von    dem  Eingreifen  der 
Generalversammlung  eine  Wiederherstellung   der  alten  guten  Gepflogenheiten. 

Becker,  Bezold,   Goldziher,  Kampffmeyer,  Littmann, 

Ed.  Meyer, 

Basset ,    Buhl ,    Fraenkel ,    Geyer ,  Grimme  ,  Haffner ,  Hartmann, 

Jacob  ,  Kern ,  Landauer ,  Lehmann-Haupt ,    Mittwoch  ,    Nöldeke, 

Reckendorf,  Schwally,  Snouck  Hurgronje ,  Sobernheim,    Streck, 

VVensinck,  Zettersteen. 

Herr  Prof.  Becker  berichtet  über  das  Zustandekommen  der  Eingabe  und 
begründet  sie.  Der  Herr  Vorsitzende  bemerkt  dazu,  daß  die  Angelegenheit 
der  von  Herrn  Prof.  Fischer  ZDMG.  LIX ,  442  ff.  veröffentlichten  „Redakteur- 
glossen"  bereits  auf  der  Allgem.  Versammlung  zu  Hamburg  1905  in  befriedigen- 
der Weise  erledigt  worden  sei,  und  verweist  auf  den  Redaktionsbericht  ZDMG. 
LIX,  S.  LXXVf.  sowie  auf  den  daran  anknüpfenden  Teil  des  Protokolls  das.  S.  LXXH. 
Herr  Prof  Hui tzs  ch  kann  die  in  der  Eingabe  ^gewunden"  genannte  Erklärung 
des  Herrn  Prof.  Fischer  nicht  als  solche  gelten  lassen  und  teilt  außerdem  aus 
den  Akten ^)  mit,  daß  diese  Erklärung  vom  Gesamtvorstand  mit  allen  Stimmen 
(darunter  einer  bedingten),  bei  einer  Stimmenthaltung  für  genügend  erachtet 
worden  ist.  Herr  Prof  Praetorius  stellt  fest,  daß  er  in  dieser  Angelegenheit 
mit  Herrn  Prof.  Barth  freundschaftlich,  aber  vergebens  unterhandelt  habe.  Herr 
Prof.  Fischer  verliest  einige  an  ihn  gerichtete  Zuschriften,  deren  Verfasser 
sich  mit  seiner  Tätigkeit  als  Redakteur  durchaus  einverstanden  erklären  und 
gegen  die  Eingabe  der  Herren  Becker,  Bezold  etc.  protestieren.  Er  geht  sodann 
zunächst  auf  den  zweiten  Teil  der  Eingabe  ein,  gibt  über  die  von  ihm  in  der 
ZDMG.  zu  Beiträgen  anderer  hinzugefügten  Fußnoten  und  Nachträge  genauere 
Auskunft,  wobei  er  nachweist,  daß  sie  größtenteils  von  den  betr.  Autoren 
entweder  vorher  gebilligt  oder  geradezu  gefordert  worden  sind, 

1)   [Die  betr.  Stellen  in  den  Akten  lauten: 

, Halle,  3.  April    1908. 

^Wir  glauben  nun  dem  Gesamtvorstand  folgende  beiden  Fragen  vorlegen 
,zu  sollen: 

„1.  Soll  die  Barth'sche  [in  stark  persönlichem  Ton  gehaltene]  Erwiderung 
, abgedruckt  werden? 

,oder  2.  Ist  es  im  Interesse  von  Gesellschaft  und  Zeitschrift  besser,  wenn 
„Barth's  Erwiderung  nicht  abgedruckt  wird?  Dagegen  wird  Fischer  dann 
„sein  Bedauern  drucken  lassen,  sich  als  Redakteur  nicht  die 
, nötige  Zurückhaltung  auferlegt  zu  haben. 

F.   Praetorius." 

„Es  antworteten  auf  die  beiden  vom  Kollegen  Praetorius  gestellten  Fragen 

„neun  Mitglieder  ( )  in  identischer  Weise,  nämlich  mit   „nein"   auf 

„Frage  1)  und  mit  „ja"   auf  Frage  2). 

„Halle,   2.   5.  08.  E.  Hultzsch." 

Das  Recht  sich  unter  den  in  der  ZDMG.  gebräucliliclien  Formen  zu 
Fischers  Aufsatz  rein  sachlich  zu  äußern,  ist  Herrn  Prof  Barth  vom  Ge- 
samtvorstand ausdrücklich  zugestanden  worden. 

Die  Geschäftsführer  der  D.  M.  G.] 


XLVIII     Protokollar.  Bericht  über  die  Allgem.  Versammlung  zu  Leipzig. 

und  beruft  sich  darauf,  daß  auch  frühere  Redakteure  der  ZDMG.,  von  Semitisten 
namentlich  Fleischer  und  Loth,  ohne  Widerspruch  zu  erfahren  zu  deu  Beiträgen 
anderer  Zusätze  und  selbst  Berichtigungen  gefügt  haben.  Herr  Prof.  Zimmern 
stellt  darauf  folgenden  Autrag : 

,Die  Allgem.  Versammlung  erklärt  zum  zweiten  Teile  der  Eingabe  der 
Herren  Becker,  Bezold  etc.,  daß  Herr  Prof.  Fischer  seit  der  Erörterung  seiner 
in  ZDMG.  LIX,  442  flf.  veröffentlichten  „Kedakteurglossen"  auf  der  Allgem. 
Versammlung  zu  Hamburg  1905  (vgl.  ZDMG.  LIX,  S.  LXXH  und  den 
Kedaktionsbericht  das.  S.  LXXV  f.)  in  seinen  eigenen  Beiträgen  zur  Zeitschrift 
(Aufsätzen,  Kleinen  Mitteilungen  und  gelegentlichen  —  im  ganzen  fünf^)  — 
Fußnoten  zu  Beiträgen  anderer)  nirgends  die  ihm  zustehenden  Befugnisse 
überschritten,  sich  vielmehr  genau  auf  die  ihm  zu  Hamburg  einstimmig  zu- 
erkannten Rechte  beschränkt  hat". 

An  der  Debatte  über  diesen  Antrag  beteiligen  sich  die  Herren  Dr.  Hertel , 
Proff.  Weissbach,  Becker,  Fischer,  Hultzsch,  Zimmern,  Kampff- 
meyer  und  Steindorff.     Er  wird  schließlich  einstimmig  angenommen. 

Darauf  nimmt  Herr  Prof.  Fischer  das  Wort  zum  ersten  Teil  der  Ein- 
gabe. Er  berichtet  in  eingehender  Weise  über  die  Geschichte  seiner  Polemik 
mit  Herrn  Prof.  Barth  und  über  die  Bemühungen  erst  des  geschäftsführenden 
und  sodann  des  Gesamtvorstands  die  Angelegenheit  beizulegen,  weist  darauf  hin, 
daß  er  sich  sofort  spontan  dazu  bereit  erklärt  habe,  bei  etwaigen  künftigen 
Polemiken  in  der  ZDMG.  seine  Äußerungen  stets  erst  dem  geschäftsführenden 
Vorstande  zur  Begutachtung  zu  unterbreiten,  und  betont,  daß  er  seine  Erklärung 
habe  für  ausreichend  halten  müssen,  nachdem  der  Gesamtvorstand,  dem  sie  im 
genauen  Wortlaut  vorgelegen,  sie  fast  einstimmig  für  genügend  erklärt  gehabt 
habe.  An  der  Diskussion  über  diesen  Teil  der  Eingabe  beteiligen  sich  noch 
die  Herren  Proff.  Windisch,  Praetorius  und  Becker.  Letzterer  hebt 
auch  hervor,  daß  die  Eingabe  der  Herren  Becker,  Bezold  etc.  keinerlei  „Antrag" 
enthalte.  Herr  Prof.  Zimmern  schlägt  schließlich  folgende,  wiederum  ein- 
stimmig angenommene  Resolution  vor: 

„Die  Allgem.  Versammlung  nimmt  Kenntnis  vom  ersten  Teil  der  Ein- 
gabe der  Herren  Becker,  Bezold  etc.  betr.  die  Erklärung  des  Herrn  Prof. 
Fischer  in  Sachen  seiner  Polemik  mit  Herrn  Prof.  Barth;  sie  nimmt  ferner 
Kenntnis  von  der  Erklärung  der  Herren  vom  Vorstand,  daß  der  Gesamtvor- 
stand bei  seinen  schriftlichen  Verhandlungen  über  diesen  Fall  mit  sämt- 
lichen Stimmen  (darunter  einer  bedingten),  bei  einer  Stimmenthaltung  die 
Erklärung  des  Herrn  Prof.  Fischer  als  genügend   erachtet  hat". 

Nachdem  Herr  Prof.  Zimmern  auf  den  Ernst  der  Lage  hingewiesen  und 
einer  versöhnlichen  Lösung  der  Schwierigkeiten  das  Wort  geredet  und  Herr 
Prof.  li  a  r  t  m  a  n  n  sich  in  gleichem  Sinne  geäußert ,  einigten  sich  die  Herren 
Proff.  Zimmern   und   Bocker  auf  folgenden  Zusatzantrag: 


1)  (Nämlich  ZDMG.  LX,  246,  Anm.  1 ;  370,  Anm.  3;  404,  Anm.  1;  LXI,  141, 
Anm.  1   und  '2U4,  Anm.  1.  dj^  Geschäftsführer  der   D.  M.  G.] 


Protolcollar.  Bericht  über  die  Allgeni.  Versammlung  zu  Leipzig.     XLIX 

^Da  kein  Antrag  auf  Stellungnahme  der  Versammlung  zu  den  Er- 
klärungen einerseits  des  Vorstands  und  anderseits  der  Herren  Becker,  Bezold  etc. 
vorliegt ,  so  beschließt  die  Versammlung  nach  einer  auf  allen  Seiten  in  ver- 
söhnlichem Geiste  geführten  Aussprache  sich  auf  Kenntnisnahme  beider  Er- 
klärungen zu  beschränken  und  spricht  im  Gesamtinteresse  der  D.  M.  G.  die 
dringende  Bitte  aus  die  Angelegenheit  nunmehr  ruhen  zu  lassen  und  der 
D.  M.  G.   die  Treue  zu  bewahren". 

Auch  dieser  Antrag  wird  einstimmig  angenommen. 

8.  Herr  Geheimrat  Kuhn  hat  brieflich  folgenden  Antrag  gestellt: 

In  Anbetracht 

1.  daß  die  in  der  ZDMG.  während  der  letzten  Jahre  erschienenen  Jahres- 
berichte nur  einen  Teil  der   Orientalia  umfassen; 

2.  daß  sie  gegenüber  der  früher  erscheinenden,  mit  Register  versehenen 
„Orientalischen  Bibliographie"  eine  dauernde  Bedeutung  nicht  bean- 
spruchen können; 

3.  daß  das  Engagement  geeigneter  Bearbeiter  erfahrungsgemäß  immer  wieder 
Schwierigkeiten  bereitet, 

stelle  ich  hiermit  den  Antrag,  die  Generalversammlung  wolle  der  endgiltigen 
Beseitigung  dieser  Jahresberichte  ihre  Zustimmung  erteilen. 

Ernst  Kuhn. 

Nach  einer  kurzen  Diskussion,  an  der  sich  u.  a.  die  Herren  Profif.  Fischer. 
Hultzsch  und  Weissbach  beteiligen,  wird  auf  Vorschlag  von  Herrn  Geh. 
Rat  Windisch  infolge  der  großen  Meinungsverschiedenheit,  die  bezüglich  der 
Jahresberichte  in  der  Gesellschaft  herrscht,  die  Entscheidung  über  den  Antrag 
bis  zur  nächsten  Allgem.  Versammlung  vertagt.  Der  Antrag  soll  im  zweiten 
Hefte  des  nächsten  Jahrgangs  der  ZDMG.    allgemein    bekannt   gemacht  werden. 

9.  Herr  Prof.  Seybold  hat,  gleichfalls  brieflich,  bei  der  Allgem.  Ver- 
sammlung beantragt  „festzustellen,  daß  wie  bisher  und  seit  Gründung  der  Gesell- 
schaft alle  wissenschaftliche  und  sachliche  Kritik  im  Interesse  der 
Wissenschaft  in  der  ZDMG.   erlaubt  bleiben  müsse". 

Die  Versammlung  stimmt  dem  Antrage,  nachdem  Herr  Prof.  Fischer  kurz 
seine  Genesis  angedeutet,  in  dieser  allgemeinen  Fassung  als  selbstverständlich  zu. 

Vertagung  der  Sitzung   1    Uhr. 

Wiederaufnahme  der  Sitzung  3   Uhr  Nachmittags. 
Auf  Antrag    der  Herren  Revisoren ,    die    nichts    wesentliches    zu    erinnern 
gefunden  haben,  wird  der  Rechnungsführung  Entlastung  erteilt. 
Das  Protokoll  wird  vorgelesen,  genehmigt  und  unterschrieben. 

Schluß  der  Sitzung  3^^  Uhr. 


L         Protoholl.  Bericht  über  die  Allgem.  Versammlung  zu  Leipzig. 

Beilage  A. 

Liste  der  Teilnelimer  an   der  Allgemeinen  Versamm 
lung  der  D.  M.  G.   am  14.  Oktober  1908  in  Leipzig^). 

1.  E.  Hultzsch.  11.  F.  Kern, 

2.  A.  Fischer.  12.  Otto  Harrassowitz. 

3.  F.  Praetorius.  13.  Kampffmeyer. 

4.  F.   H.  Wei«sbach.  14.  Hecker. 

5.  Job.  Hertel.  15.  Conrady. 

6.  C.  Steyer.  IC.  Eugen  Herrmann. 

7.  Caraillo  Möbius.  17.  Hartmann. 

8.  P.   Schwarz.  18.  H.   Zimmern. 

9.  0.  Kram  er,  aus  Gerichshain.       19,  G.  Steindorff. 
10.  Rudolf  Haupt.  20.  Windisch. 


Beilage  B. 

Bericht    des   Schriftführers  für  1907—1908. 

Seit  dem  letzten  Jahresberichte  (Bd.  LXI,  S.  LVIH)  sind  der  Gesellschaft 
20  Personen  (Nr.  1394 — 1413)  und  1  Gesellschaft  (Nr.  53)  als  ordentliche  Mit- 
glieder  beigetreten.  Ihren  Austritt  erklärten  die  Herren  Asböth,  Barth, 
Duval,  Liebich,  Mommert,  Fürst  Uchtomskij  und  Völlers.  Gelöscht 
wurden  die  Namen  von  6   ordentlichen  Mitgliedern. 

Durch  den  Tod  verlor  die  Gesellschaft  ihre  ordentlichen  Mitglieder 
Herren  Derenbourg,  Fell,  Glaser,  Grube,  Hertzberg,  Hiibsch- 
mann,  Kielhorn,  Matthes,  von  Mehren,  G.  Oppert,  Baron  von 
Rosen,  Schrador  und  Baron  von  Stackeiberg. 

Am  1.  Januar  1908  zählte  die  Gesellschaft  429  Mitglieder,  darunter 
14  Ehrenmitglieder  und   29   Mitglieder  auf  Lebenszeit. 

Die  Gesellschaft  trat  in  Schriftenaustausch  mit  der  H.  Accademia  delle 
Scienze  delV Istituto  di  Bologna  und  mit  der  Scuola  Orientale  della  B. 
Universita  di  Roma.  Auf  Anregung  des  Königl.  Preußischen  Unterrichts- 
ministeriums beschloß  der  geschäftsführende  Vorstand ,  dem  Katholischen 
Deutschen  Hospiz  in  Jerusalem  die  bisher  erschieneneu  Bände  der  Zeitschrift, 
soweit  sie  noch  verfügbar  sind,  und  die  künftig  erscheinenden  Veröffentlichungen 
der  Gesellschaft  unberechnot  zu  übersenden. 

In  Ausführung  der  Besclilüsse  früherer  Allgemeiner  Versammlungen  unter- 
stützte die  Gesellschaft  im  Laufe  des  Berichtsjahres  wiederum  die  Orientalische 
Bibliographie,  die  Zeitschrift  für  Agi/ptische  Sprache  und  Altertumskunde 
und  die  Bibliographie  arabe  des  Herrn  Victor  Chauvin  mit  Mk.  500,  400 
und   120. 

Vom  LXI.  Bande  der  Zeitschrift  wurden  529  Exemplare  an  Mitglieder  und 
gelehrte  Gesellschaften  versandt  und   141   Exemplare  .in   Buchhändler  abgesetzt. 

1)  Die  Aufführung  erfolgt  nach  der  eigenliändigon  Eintragung  in  die  Liste. 


ProtokoUar.  Bericht  über  die  Allgem.  Versammlung  zu  Leipzig.        LI 

Der  Gesamtabsatz  der  Veröffentlichungen  der  Gesellschaft  ergab  im  verflossenen 
Jahre  Mk.  4510,70,  wovon  Mk.  451  als  Provision  der  Firma  F.  A.  Brockhaus 
in  Abzug  zu  bringen  sind.  Infolge  des  Eintrittes  von  drei  Mitgliedern  auf  Lebens- 
zeit konnten  Mk.  1000  in  Wertpapieren  angelegt  werden,  sodaß  die  Gesellschaft 
jetzt  für  Mk.  16,600  Wertpapiere  besitzt. 

Das  Fleischerstipendium  wurde  in  der  Höhe  von  Mk.  350  am  4.  März  1908 
abermals  an  Herrn  Privatdozenten  Dr.  Joseph  Hell  in  München  verliehen. 

E.  Hultzsch. 


Beilage  C. 

Redaktionsbericht  für  1907—1908. 

Von  den  im  letzten  Rechnungsjahre  erschienenen  Heften  der  Zeitschrift 
hat  Heft  I  des  laufenden  Jahrgangs  dadurch  eine  ziemlich  starke  Verspätung 
erlitten ,  daß  ich  sehr  lange  auf  die  Manuskripte  zu  zwei  Teilberichten  des 
Wissenschaftlichen  Jahresberichts  warten  mußte.  Bezüglich  des  einen  dieser 
beiden  Manuskripte  war  mein  Warten  übrigens  umsonst,  denn  der  Gelehrte,  der 
es  zu  liefern  versprochen  hatte,  weilte,  wie  ich  erst  sehr  spät  erfuhr,  schon 
länger  nicht  mehr  unter  den  Lebenden.  Heft  H  des  laufenden  Jahrgangs  konnte, 
obschon  infolge  der  Verzögerung  seines  Vorgängers  für  seine  Herstellung  nur 
ca.  sechs  Wochen  zur  Verfügung  standen,  gleichwohl  dank  einer  sehr  starken 
Anspannung  aller  Kräfte  in  unserer  Druckerei  wieder  pünktlich  erscheinen.  Auch 
Heft  IV  1907  war  leidlich  pünktlich.  Heft  HI  des  laufenden  Jahrgangs  wird 
in  etwa  12  Tagen  verschickt-  werden  können.  Es  wäre  schon  fertig,  wenn 
nicht  der  Verfasser  eines  darin  enthaltenen  größeren  Beitrags  teils  durch  eine 
ernstere  Erkrankung ,  teils  durch  die  von  den  Herausgebern  der  ZDMG.  als 
gerechtfertigt  anerkannte  Notwendigkeit  seiner  Arbeit  noch  einen  längeren  Nach- 
trag nachschicken  zu  müssen,  an  der  umgehenden  Erledigung  seiner  Korrekturen 
gehindert  worden  wäre.  Die  noch  in  meinen  Händen  befiudlichen  bezw.  mir 
fest  angemeldeten  Manuskripte  für  die  Zeitschrift  werden  nicht  nur  das  nächste, 
sondern  im  wesentlichen  auch  noch   das  übernächste  Heft  füllen. 

Von  zwei  im  laufenden  Jahrgang  der  Zeitschrift  erscheinenden  umfang- 
reicheren Aufsätzen ,  der  Übersetzung  von  Ruyyaka's  Alainkärasarvasva  durch 
H.  Jacobi  und  M.  Gaster's  Bearbeitung  des  „Buches  Josua  in  hebräisch- 
samaritanischer  Rezension",  lasse  ich  Separata  zum  Vertrieb  durch  die  Gesell- 
schaft herstellen. 

Der  Wissenschaftliche  Jahresbericht  mußte  leider  wieder  unvollständig 
erscheinen.  Zwar  konnte  ich  diesmal  außer  den  Referaten  unserer  drei  semi- 
tistischen  Berichterstatter,  die,  wie  rühmend  hervorgehoben  sei,  bisher  noch  nie 
versagt  haben ,  auch  den  von  mir  bereits  im  vorigen  Jahre  angekündigten ,  die 
Zeit  vom  Herbst  1904  bis  Ende  1906  umfassenden  ägyptischen  Bericht  dos 
Herrn  Dr.  Günther  Roeder  vorlegen.  Indessen  mußte  leider  wieder  der 
iranische    Bericht    ausfallen    und    infolge    des    beklagenswerten    Endes    des    Dr. 

Fortsetzung  der  Beilage  C  siehe  Seite  LIV. 


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Einnahmen  u.  Ausgaben  der  D.  M.   G.  1907. 


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LIV     Protohollar.  Bericht  über  die  Allgem.  Versammlung  zu  Leipzig. 

Kurt  Klemm  ebenso  der  indische.  Herr  Dr.  lioeder  hat  mir  erfreulicherweise 
seine  Mitarbeit  auch  für  die  Zukunft  zugesagt,  dagegen  habe  ich  für  Herrn  Dr. 
Klemm  noch  keinen  Ersatz  gefunden. 

Das  Generalregister  zu  der  sechsten  Dekade  der  Bände  unserer  Zeit- 
schrift hat  Herr  Prof.  Kam  p  ff  me  j-er ,  der,  wie  bekannt,  vor  drei  Jahren  seine 
Ausarbeitung  übernommen  hatte,  dringender  anderer  Arbeiten  wegen  bisher  noch 
nicht  fertigstellen  können. 

Auf  der  vorjährigen  Allgem.  Versammlung  konnte  ich  mitteilen  ,  daß  ich 
damals  gerade  der  ersten  Signatur  eines  neuen  Heftes  unserer  Abhandlungen, 
aus  der  Feder  des  Herrn  Prof.  Caland,  mein  ^Imprimatur"  gegeben  hatte. 
Heute  kann  ich  berichten,  daß  ich  in  diesen  Tagen  die  letzte  Signatur  des 
Werkes  für  druckreif  erklärt  habe  und  daß  das  Heft,  2  70  +  XXVI  S.  stark, 
unter  dem  Titel  ,Der  Ärseyakalpa  des  Sämaveda  herausgegeben  und  bearbeitet 
A'on  W.   Caland"   binnen  kurzem  erscheinen  wird. 

Von  Herrn  Prof.  von  Schroeder's  Küthakam,  von  dem  gleichfalls  im 
vorjährigen  Redaktionsberichte  die  Rede  war,  wird  noch  in  dieser  Woche  der 
Druck   des  zweiten  Bandes  beginnen. 

Da  die  gewissenhafte  Erfüllung  seiner  sehr  mannigfaltigen  Obliegenheiten 
an  die  Zeit  und  Arbeitskraft  eines  Vorstandsmitglieds  und  Redakteurs  unserer 
Gesellschaft  Anforderungen  stellt,  denen  ich  auf  die  Dauer  ohne  eine  Schädigung 
meiner  eigenen  wissenschaftlichen  Arbeiten  nicht  genügen  zu  können  glaubte, 
so  habe  ich  unter  dem  5.  Juni  1907  meinen  Herren  Kollegen  vom  geschäftsführen- 
den Vorstande  ganz  formell  die  Mitteilung  zugehen  lassen,  daß  ich  mit  dem  Ende 
des  Jahres  1907  mein  Amt  anderen  Händen  zu  übergeben  wünschte.  Auf 
dringendes  Zureden  der  Herren  habe  ich  mich  zwar,  in  der  Hoffnung  wenigstens 
für  den  mehr  mechanischen  Teil  meiner  Arbeiten  eine  Hilfskraft  heranziehen 
zu  können,  noch  einmal  zur  Beibehaltung  meines  Amtes  entschlossen,  am 
21.  März  ds.  habe  ich  mich  aber,  in  dieser  Hoffnung  getäuscht,  zu  einer  Er- 
neuerung meines  Rücktrittsgesuchs  genötigt  gesehen.  Indessen  habe  ich  mich 
schließlich  bereit  finden  lassen,  die  Redaktion,  die  ich,  wie  meine  letzten  Vor- 
gänger, im  wesentlichen  ganz  allein  geführt  hatte,  künftig  gemeinsam  mit  den 
drei  übrigen  Mitgliedern  des  geschäftsführenden  Vorstands  weiterzuführen,  nämlich 
in  der  Form ,  daß  ich  zwar  die  zentrale  Leitung  der  Geschäfte  —  Entgegen- 
nähme der  Manuskripte  und  der  Rezensionsexemplare,  regelmäßige  Verbindung 
mit  der  Buchdruckeroi,  Erteilung  des  letzten  ^Imprimatur"  etc.  umfassend  — 
beibehalte,  die  für  die  Zeitschrift  eingehenden  Aufsätze  und  Mitteilungen  aber 
nur  insoweit  prüfe  und  durch  den  Druck  führe,  als  sie  meinem  engeren  Studien- 
gebiet angehören.  Die  Prüfung  und  Drucklegung  der  übrigen  Beiträge  über- 
nehmen meine  drei  Herren  Kollegen,  soweit  sie  selbst  dazu  kompetent  sind; 
und  soweit  sie  es  nicht  sind,  also  bei  assyriologischen,  ägyptologischen ,  afrika- 
sprachlichen und  gewissen  alttestamcntlich-jüdischon  Arbeiten,  wird  regelmäßiger 
als  bisher  die  Mitwirkung  Leipziger  und  Halle'scher  Kollegen  wie  der  Herren 
Profl'.  Zimmern,  Steindorü",  Stumme  und  Kautzsch  erbeten  werden.  Dieser  Modus 
der  Redaktionsführung  könnte  als  eine  in  den  Annalen  der  D.  M.  G.  unerhörte 
Neuerung  erschoinon  ,  bedeutet  aber  in  Wirklichkeit  nur  ein  Zurückgreifen  auf 
die  allerältosten  Vorhältnisse  in  der   Redaktionsführung  unserer  Zeitschrift,  denn 


Protokoll.  Bericht  über  die  Allgem.  Versammlung  zu  Leipzig.        LT 

die  vier  ersten  Bände  derselben  wurden,  wie  es  kurzweg  auf  den  Titeln  heißt, 
,von  den  Geschäftsführern"  herausgegeben,  also  nicht  von  einem  besonderen 
Eedakteur,  und  vom  fünften  Bande  an,  auf  dessen  Titel  zum  ersten  Male  vier 
Geschäftsführer  und  ein  verantwortlicher  Redakteur  namhaft  gemacht  werden, 
hat  neben  dem  Redakteur  eine  Zeitlang  eine  Redaktionskommission  in  Leipzig 
und  außerdem  noch  eine  Hülfsredaktionskommission  in  Halle  fungiert,  jede  aus 
nicht  weniger  als  sechs  Mitgliedern  bestehend.  Bezüglich  dieser  zwei  Kommis- 
sionen wird  in  dem  ersten  Redaktionsberichte  des  Prof.  Anger  (ZDMG.  V,  128) 
bemerkt,  daß  „diese  Einrichtung,  durch  welche  die  bei  Redaction  einer  Zeit- 
schrift wie  die  der  D.  M.  G.  unumgängliche  Mitwirkung  verschiedener  Fach- 
gelehrten an  amtliche  Verpflichtung  geknüpft  und  so  die  Präcision  im  Redactions- 
geschäft  gefördert  werden  sollte,  sich  vollkommen  bewährt  habe".  Ich  hoffe, 
daß  auch  unsere  Einrichtung  sich  bewähren  wird.  Sicher  wird  sie  nicht  nur 
dem  Redakteur  die  Arbeitslast  erleichtern ,  die  sich  ja  nun  in  vier  oder 
noch  mehr  Teile  zerlegen  wird,  sondern  sie  wird  auch  — jedenfalls  in  weit 
höherem  Grade ,  als  es  die  bisherige  Art  der  Redaktionsführung  vermochte  — 
verhüten,  daß  Arbeiten,  die  unter  dem  Niveau  unsrer  Zeitschrift  stehen,  darin 
Aufnahme  finden.  Genauer  wird  über  die  Neuerung,  die  am  1.  Januar  1909 
in  Kraft  treten  soll,  in  Heft  IV  berichtet  werden.  A.  Fischer. 


Beilage  D. 

Bibliotheksbericht  für  1907—1908. 

Der  Verkehr  in  der  Bi  bl  i  oth  ek  ist  in  dem  Berichtsjahre  ein  sehr  reger 
gewesen,  so  daß  die  Zahlen  des  letzten  Berichtes  bedeutend  überholt  sind. 
Es  wurden  ausgeliehen  467  Bände,  darunter  5  Mss.;  die  Suramo  der  Entleiher 
betrug  167.  Zu  den  üblichen  Fortsetzungen,  namentlich  der  periodisch  er- 
scheinenden Schriften,  kommt  diesmal  ein  Zuwachs  von  136  Werken,  nämlich 
der  Nummern  12301 — 12436;  als  besonders  dankenswertes  Geschenk  (von 
Prof.  Dr.  C.  H.  Becker)  seien  hier  sechs  Bände   der  ZAW.   erwähnt. 

Das  Arbeitszimmer  hat  sich  im  Sommersemester  1008  des  eifrigen 
Besuches  mehrerer  Herren  zu  orfreuen  gehabt,  die  die  Schätze  unserer  Biblio- 
thek zu  größeren  Publikationen  benutzen  wollten. 

Die  Katalogisierung  der  Handschriften  hat  gute  Fortschritte 
gemaclit.  Die  sämtlichen  Mss.  sind  signiert  und  geordnet  aufgestellt,  mit  Aus- 
nahme der  Semitica,  die  im  kommenden  Winter  erledigt  werden  sollen,  und 
der  persischen  und  türkischen  Mss.,  deren  Bearbeitung  Herr  Prof.  Dr.  Hörn 
übernehmen  will.  Richard  Schmidt. 


LVI 


Personalnachrichten. 

Der  D.  M.  G.   sind  als  ordentliche  Mitglieder  beigetreten 
ab    1908: 

1408  Herr  Pastor  Rudolf  Strothmann,  Oberlehrer  in  Pforta, 

1409  Herr  Herbert  Loewe,  M.  A.,  Queen's  College,   Cambridge,  England, 

1410  Herr  Jenö  L6vy,  Hübner  Udvar,  Andrässy  üt  94,  Budapest  VI, 

1411  Herr  Dr.  jur.  Otto  Günther  vonWesendonk  in  Berlin,  NW.  7,  Reichs- 

tagsufer  10,  und 

1412  Herr  Privatdozent  Dr.  Alexander    E.  von  Schmidt,    Bolschaja    Selenina 

Nr.   9,  Quartier  20,  St.  Petersburg; 
ab    1909: 

1413  Herr  Dr.  Max  Vasmer,   Gymnasiallehrer- Aspirant  der  Univ.  in  St.  Peters- 

burg, Peterburgskaja  Storona,  Bolschoj   Prosp.   4,  D.   l.o,  und 

1414  Herr  F.  O.   Oertel,  Superintending  Eugineer,  Cawnpore,  U.  P.,  Indien. 

Durch   den  Tod  verlor  die  Gesellschaft  ihre  ordentlichen  Mitglieder: 
Herrn  Prof.   Dr.  B.   B  a  e  n  t  s  c  h  in  Jena, 
Herrn  Dr.   Winand  Fell  in  Münster  i./W., 
Herrn   Prof.   Dr.  Wilhelm  Grube  in  Haiensee, 
Herrn  Dr.  B.  F.  Matthes  in  Nymegen,  t  9.  Okt.   1908,  und 
Herrn  Geh.  Regierungsrat  Prof.   Dr.  Eberhard   Schrader  in  Berlin. 

Seinen  Austritt  erklärte  Fürst  Esper  Uchtomskij. 

Ihre  Adresse  änderten  die  folgenden  Mitglieder : 
Herr  Prof.   Dr.  C.  H.   Bock  er  in  Hamburg,  Andreasstr.    19, 
Herr  James  P.   Fleming  in  Mannheim,  M  5,  4, 
Herr  Dr.  Emil  Gratzl,  Sekretär  a.  d.  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München, 

Erhardtstr.    11/2, 
Herr  Prof.  Dr.  11.   Greßmann  in  Berlin,   Westend,  Ulmenallee  38, 
Herr  Prof.  Dr.  E.   Hultzsch  in  Halle  a/S.,  Reilstr.   76, 
Herr  Geh.   Hofrat  Prof.   Dr.  E.   Kuhn  in  München   31,  Heßstr.   5, 
Herr  Geh.  llegiorungsrat  Dr.  Lauer  in   Göttingeu,  Wölilerstr.  111, 
Herr  Prof.  Dr.  II.  Lüders  in   Kiel, 

Herr  Prof.   Dr.  Oskar  Mann   in  Charlottenburg,   Grolmanstr.  ü8, 
Herr  Prof.  Dr.   H.  Oldenberg  in  Göttingon,  Nikolaiisberger  Weg  27/9, 
Herr  Dr.   G.  Tliibaut.  C.  I.  E.,  Rogistrar,  Cakuttu  Univorsity, 
Herr  Dr.   med.   Woekorling  in   Friedberg  i.   Hessen,  Ludwigsstr.   25  I,  und 
Herr   Dr.   A.   .]    W  o  n  s  i  n  c  k  in   Utrecht,  Kr.  N    Gracht  88  W». 


LVII 


Verzeichnis  der  vom  19.  Jimi  bis  7.  Olitober  1908  für  die 
Bibliothek  der  D.  M.  Gr.  eingegangenen  Schriften  u.  s.  w. 

I.    Fortsetzungen  und  Ergänzungen  von  Lücken. 

1.  Zu  Aa  158.  8*^.  Report,  Annual,  for  the  year  1007.  Imperial  Librarj', 
Calcutta.      (Calcutta   1908.) 

2.  Zu  Ac  264.  Duzac's  Oriental  List  and  Book  Review.  Vol.  XIX,  Nos.  3 — 4. 
March — April.     5 — 6,  May-June,   1908.     London. 

3.  Zu  Ae  30.  Nachrichten  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Göttingen.  Philologisch-historische  Klasse.  1908.  Heft  3.  4. 
Geschäftliche  Mitteilungen.      1908.     Heft   1.     Berlin   1908. 

4.  Zu  Ae  45.  Rendiconti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei.  Classe  di 
scienze  morali,  storiche  e  filologiche.  Serie  quinta.  Vol.  XVII.  Fase.  1 — 3. 
Roma  1908. 

5.  Zu  Ae  65.  4°.  Bulletin  de  l'Academie  Imperiale  des  Sciences  de 
St.-Petersbourg.     Vie  Serie.      1908.     No.   11.    12.     St.-Petersbourg   1908. 

6.  Zu  Ae  1G5.  4*^.  Sitzungsberichte  der  Königlich  Preußischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Berlin.    1908.    XXIV — XXXIX.    Berlin  1908. 

7.  Zu  Af  124.  Proceedings  of  the  American  Philosophical  Society  held 
at  Philadelphia  for  promoting  useful  knowledge.  Vol.  XLVII.  No.  188. 
January — April,   1908.     Philadelphia   1908. 

8.  Zu  Ah  5.    Analecta  Bollaudiana.    Tomus  XXVII.    Fase.  III— IV.    Bruxellis 

1908. 

9.  Zu  Ah  5g.  Poncelet,  Alb.,  Catalogus  codicum  hagiographicorum  lati- 
norum   bibliothecarum  Romanarum  praeter  quam  Vaticanae.     p.    385 — 448. 

10.  Zu  Ah  12.  Jahresbericht  der  israelitisch-theologischen  Lehranstalt  in 
Wien  für  das  Schuljahr  1907/1908.  Voran  geht:  Baraitha  di-Mlecheth  ha- 
Mischkan  .  .  .  von  M.  Friedmann.     Wien   1908. 

11.  Zu  Bb  10.  Bibliographie,  Orientalische,  begründet  von  Awgnst  Müller 
.  .  .  Bearbeitet  und  herausgegeben  von  Lucian  Scherman.  XX.  Jahrgang 
(für  1906).     Drittes  Heft.     Berlin   1908. 

12.  Zu  Bb  606.  Bessarione.  Pubblicazione  periodica  di  studi  orientali. 
Serie  IIL      Vol.  IV.      Fase.   100—102.      Anno  XH.      1907—1908.     Roma. 

13.  Zu  Bb  608.  Bijdragen  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van 
Noderlandsch-Indie  .  .  .  Zevendo  Volgreeks  —  Zevende  Deel  (Deol  LXI  der 
geheele  Reeks).     Derde  en  vierde  Aflevering.     's  Gravenhage   1908. 

14.  Zu  Bb  628.  4°.  B  ulletin  de  l'Ecole  Fran9aise  d'Extreme-Orient.  Tome  VII, 
no.  3 — 4.     Hanoi   1907. 

15.  Zu  Bb  725.  Journal  &  Proceedings  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal. 
New  Series.      Vol.  II.     No.  10.     Vol.   III.    No.  1 — 4.     Calcutta   190G.    1907. 

16.  Zu  Bb  750.  Journal,  The,  of  the  Royal  Asiatic  Society  of  Qreat  Britain 
&  Irelaud.     July    1908.      London. 


LYllI      Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.eingeg.  Schriftenu.s.  w. 

17.  Zu  Bb  765.  Journal  of  the  North-Chiiia  Branch  of  the  Royal  Asiatic 
Society.      1908.     Vol.  XXXIX.     Shanghai,  o.  J. 

18.  ZuBb818.  al-Machriq.  Revue  catholique  Orientale  bimensuelle.  Sciences- 
Lottres-Arts.     Bairüt.     XI.      1908.     No.  7.   8.   9. 

19.  Zu  Bb  819.  4".  Memnon.  Zeitschrift  für  die  Kunst-  und  Kultur- 
geschichte des  Alten  Orients.  Herausgegeben  von  Reinhold  von  Lichten- 
berg.    2.  Band.      1.   u.   2.  Heft.     Leipzig   1908. 

20.  Zu  Bb  885.  Rivista  degli  Studi  Orientali  .  .  .  Anno  I.  Volume  I.  Fase, 
quarto.     Roma — Lipsia   1908. 

21.  Zu  Bb  901.  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde, 
uitgegeven  door  het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Weten- 
schappen  .  .  .  Deel  L.  Aflevoring  5 — 6.  Deel  LI.  Aflevering  1.  Batavia  |  's 
Hago   1908. 

22.  Zu  Bb  901d.  Notulen  van  de  Algemeene  en  Directievergaderingen  van 
het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Wetenschappen.  Deel  XLVI. 
1908.     Aflevering   1.     Batavia  |  's  Gravenhage   1908. 

23.  Zu  Bb  905.  4".  T'oung-pao  ou  Archives  concernant  l'histoire,  les 
langues,  la  geographie  et  l'ethnographie  de  l'Asie  Orientale.  Revue  dirigee 
par  Henri  Cordier  et  Edouard  Chavannen.  Serie  II.  Vol.  IX.  No.  1.  2.  3. 
Leide  1908. 

24.  Zu  Bb  930.  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 
Zweiundsechzigster  Band.     II.  Heft.     Leipzig   1908. 

25.  Zu  Bb  945.  Zeitschrift,  Wiener,  für  die  Kunde  des  Morgenlandes  .  .  . 
XXH.  Band.     Heft  II.     Wien   1908. 

26.  Zu  Bb  1114.  Leipziger  Semitistische  Studien.  Herausgegeben  von 
A.  Irischer  und  H.  Zimmern.     IV,   1.  Hälfte.     Leipzig  1908. 

27.  Zu  Bb  1125  (21).  Broclcelmann,  Carl,  Kurzgefaßte  vergleichende  Grammatik 
der  semitisclien  Sprachen.  Elemente  der  Laut-  und  Formenlehre.  Berlin 
1908.     (Vom  Verfasser.) 

28.  Zu  Bb  1223.  E.  J.  W.  Gibb  Memorial  Series.  Vol.  III,  2.  El-Khazreji's 
History    of   the  Resüli  Dynasty    of  Temen    (Translation  II).     London   1907. 

29.  Zu  Bb  1242.  Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft.  1908. 
1.   2.      13.  Jahrgang.     Berlin. 

30.  Zu  Ca  9.  Sphinx.  Revue  critique  embrassant  le  domaine  entier  de 
l'egyptologie  publice  .  .  .  par  Karl  Piehl.  Vol.  XI.  Fase.  IV.  Vol.  XII. 
Fase.    1.     Upsala. 

31.  Zu  Da  359.  Brockelmann,  C. ,  Grundriß  der  vergleichenden  Grammatik 
der  semitischen  Sprachen.  I.  Band.  2. —  6.  Lieferung.  Berlin  1907 — 1908. 
(Vom  Verfasser.) 

32.  Zu  Eb  10.  2".  Assam  Library.  [Jetzt:  Catalogue  of  Books  and  Pam- 
phlets registered  in  Eastern  Bengal  and  Assam.]  For  the  quarter  ending 
the  3 Ist  March   1908. 

33.  Zu  Eb  50.  "2*^.  Bengal  Library  Catalogue  of  Books  for  the  Fourth  Quarter 
ending  the  Sl»*  December  1907.  Wednesday,  June  10,  1908.  .  .  .  for  the 
First  Quarter  ending  the  31«*  March    1908.    Wednesday,  August  26,   1908. 

34.  Zu  Eb  225.  2".  Catalogue  of  books  registered  in  Burma  during  the 
quarter  ending  tho  Sl^h  March  1908.  Rangoon  1908.  (Von  der  Kgl. 
Bibliothek,  Berlin.) 

35.  Zu  Eb  295.  2".  Catalogue  of  Books  registered  in  the  Punjab  undor 
Act  XXV  of  1867  during  the  quarter  ending  tho  3 ist  December,  1907. 
Labore   1908.     (Von   der  Kgl.   BibHuthck,  Berlin.) 


Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w.     LIX 

36.  Zu  Eb  485.  2".  Catalogue  of  Books  registered  in  the  Central  Pro- 
vinces  and  Berjir  [früher:  Memorandum  of  Books  registered  in  the  Hyde- 
rabad  Assigned  Districts]  during  the  quarter  ending  the  30*^  June  1908. 
Nagpur   1908.     (Von  der  Kgl.  Bibliothek,  Berlin.) 

37.  Zu  Eb  5270.  2".  Annual  Report  on  the  search  for  Hindi  ilanuscripts. 
For  the  year   1905.   1906.      By  Syamsundar  Das  .  .  .  Allahabad    1908. 

38.  Zu  Eb  6200.  Journal  of  the  Gypsy  Lore  Society.  New  Series.  Vol.  II. 
No.   1.     Liverpool   1908. 

39.  Zu  Ed   1365.     4**.     Bandes  amsoreay.      1908.     No.   6,   7,   8,  9. 

40.  Zu  Fa  76.  Szemle,  Keleti  .  .  .  Revue  Orientale  pour  les  etudes  ouralo- 
altaiques  .   .  .  IX.  evfolyam.      1908.      1 — 2.  szäm.     Budapest. 

41.  Zu  Ff  1925.  Journal,  The,  of  the  Siam  Society.  Volume  IV.  Part  II. 
III.     Bangkok   1907.     (Von  der  Siam  Society.) 

42.  Zu  Fg  100.  Transactions  of  the  Asiatic  Society  of  Japan.  Tokyo. 
Vol.  XXXV,  Part  II.     June,   1908. 

43.  Zu  Fi  80.  CöopHH  Kl  MaTepia.iOBi  ÄJia  onHcaiiifl  MicTHOCxeR  h  n.ieieHi 
KaßKasa.     BanjcKi  XXXVIII.     Th([).ihci  1908. 

44.  Zu  Ha  5.  Archiv  für  Religionswissenschaft  .  .  .  herausgegeben  von 
Albrecht  Dieterich  und  Thomas  Achelis.  Band  11.  Zweites  und  Drittes 
Heft.     Leipzig   1908. 

45.  Zu  la  33.     40.     Echos  d'Orient.      lie   annee.     No.   71.     Juillet  1908. 

46.  Zu  la  125.  Revue  Biblique  Internationale  ...  Nouvelle  Serie.  Cinquieme 
Annee.     No.   3.     Juillet   1908.     Paris,  Rome. 

47.  Zu  la  126.  Revue  de  l'Orient  Chretien.  Recueil  trimestriel.  Deuxieme 
Serie,  Tome  HI  (XIII).      1908.     No.  2.     Paris. 

48.  Zu  la  128.  Rivista  Cristiana,  La.  Comitato  Direttivo:  Enrico  ISofiio 
—  Giovanni  Luzzi.  Nuova  Serie.  Anno  XXV.  Giugno ,  Agosto,  1908. 
Firenze. 

49.  Zu  la  135.  8».  Tijdschrift,  Teyler's  Theologisch,  .  .  .  Zesde 
Jaargang.     Aflevering  3.  4.     Haarlem   1908. 

50.  Zu  la  140.  Zeitschrift  des  Deutschen  Palästina- Vereins.  Herausgegeben 
.  .  .  von  C.  Steuernagel.  Band  XXXI.  Heft  4.  Register  zu  Band  XXVI 
— XXX.     Leipzig   1908. 

51.  Zu  la  140a.  Mittheilungen  und  Nachrichten  des  Deutschen  Palae- 
stina-Vereins.    Herausgegeben  .  .  .  von  G.  Hölscher.     1908.     Nr.  4  und  5. 

52.  Zu  la  145.  Zeitschrift  für  die  alttestameutliche  Wissenschaft.  Heraus- 
gegeben von  Bernhard  Stade.  Jahrgang  XV — XIX  und  Beihefte  I — III. 
Gießen    1895—1899.     (Von  Prof  Dr.   C.  H.  Becker.) 

53.  Zu  Ic  2290.  Proceedings  of  the  Society  of  Biblical  Archseology. 
Vol.  XXX.     Part  5.     London   1908. 

54.  Zu  Mb  135.  4".  Monatsblatt  der  numismatischen  Gesellschaft  in  Wien. 
Nr.   300.   301.  302.     VII.  Band  (Nr.   31.   32.   33.)      1908. 

55.  Zu  Mb  245.  Numismatische  Zeitschrift,  herausgegeben  von  der  Numis- 
matischen Gesellschaft  in  Wien  durch  deren  Redaktionskomitee.  Neue 
Folge,  Band  I,   1908.     Der  ganzen   Reihe  Band  XLI.      Wien   1908. 

56.  Zu  Na  139.  Journal  of  Archaeology,  American.  Second  Series  .  .  . 
Vol.  XII.      1908.     Numbor   2.     Norwood,  Mass. 

57.  Zu  Na  325.  Revue  Arch^ologique.  Quatriöme  Sörie.  —  Tome  XI.  Mai — 
Juiii.     Tome  XII.     Juillet — Aoüt   1908.     Paris    1908. 


LX      l^erz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w. 

58.  Zu  Na  426.  4^.  3anHCKH  BocTOinaro  OiÄtjieHifl  HiinepaTopcKaro 
PyccKaro  ApxeojorniecKaro  OomecTBa.  ToMt  XVIII.  Bian.  I.  C- 
neiepöypr-b  1907. 

59.  Zu  Na  427.  A**.  3 an H CRH  OTAi-ieniH  pyccKOH  H  cjiaBflHCKOH  apxeojioria 
JiMnepaTopcKaro  PyccKaro  ApxeojiornHecaaro  OßmecTBa.  Tomi  VIII. 
Bhin.  2.     C.-lIeTep6ypri,  1907. 

CO.  Zu  Nf  382a.  2**.  Report  of  the  Superintendent,  Archaeological  Survey, 
Burma,  for  the  year  ending  3lst  March    1908.     Rangoon   1908. 

61.  Zu  Nf  452.  4**.  Epigraphia  Indica  and  Record  of  the  Archaeological 
Survey  of  ludia.  'EdiiinA  hy  Sien  Konoiv .  Vol.  IX.  Part  IV.  October  1907. 
Calcutta. 

62.  Zu  Nf  452  a.  2**.  Archaeological  Survey  of  India.  Annual  Report  1904 
—  1905.     Calcutta   1908. 

63.  Zu  Ni  406.  06o3piHie  npenoxasaHifl  iiayKi  et>  HMnepaTopcKOMb  C- 
IleTepöyprcKOM'b  YflnEepcHTeTt  na  1908 — 1909  y^eÖHufi  noÄi.  C- 
Ilexepöypr'b  1908. 

64.  Zu  Ni  415.  ÜTHexb  0  cocTo^Hin  h  Ä^^TeJiBHOCTH  HiunepaTopcKaro 
C.-neTep6yprcKaro  yHHBepcnTexa  sa  1907  roÄ'b  •  .  .  C.-IleTepöypri  1908. 
(Von  der  Üniversitäts-Bibliothek  in    St. -Petersburg.) 

65.  Zu  Oa  42.  lIsBicTifl  HMnepaxopcKaro  PyccKaro  reorpa4)H4ecKaro 
OomecxBa  .  .  .  Tomi.  XLIV.     1908  r.     V.  VI,     C.-IIexepnypn,  1908. 

66.  Zu  Oa  151.  Journal,  The  Geographica!.  Vol.  XXXII.  No.  1.  2.  3. 
July,   August,   September,    1908.     London. 

67.  Zu  Oa  208.  8**.  Revue  Tunisienne.  Fondee  en  1894  par  l'Institut 
de  Carthage.     Quinzieme  Annee.     No.   69.   70.     Tunis   1908. 

68.  Zu  Oa  256.  4^.  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin. 
1908.     No.   6.     Berlin. 

69.  Zu  Ob  2101.  [Hunter:]  The  Imperial  Gazetteer  of  India.  Vol.  II.  New 
Edition.     Oxford   1908. 

70.  Zu  Oc  17  6.  8".  Journal,  The,  of  the  Anthropological  Society  of 
Bombay.     Vol.  VIII.      No.  2.     Bombay   1908. 

71.  Zu  Oc  1000.  Mitteilungen  zur  jüdischen  Volkskunde  .  .  .  Herausgegeben 
von  M.    Grunwald.     27.  Heft.     Leipzig   1908. 

72.  Zu  P  150.  4".  Journal,  The,  of  the  College  of  Science,  Imperial  Uni- 
versity  of  Tokyo,  Japan.  Vol.  XXI,  Article  12.  Vol.  XXIII,  Article  3—14. 
Vol.  XXV,  Article    19.     Tokyo   1907.    1908. 

II.    Andere  Werke. 

12414.  Wiedemann,  Eilhard,  Über  das  al  Berünische  Gofiiß  zur  spezifischen 
Gewichtsbestimmung.  (A.  aus  den  Verh.  der  Deutsch.  Phys.  Ges. 
X.  Jahrg.     No.   8   und   9.)     Braunschwoig   1908.     (Vom  Verfasser.) 

De  3760  =  Y  9.     S». 

12415.  Wiedemann,  Eilliard,  Über  das  Goldmachen  und  die  Verfälschung  der 
Perlen  nach  al  Gaubari.     (A.   aus  ?).     o.   O.  u.  J.     (Vom  Verfasser.) 

De  4906  =  Y  9.     8". 

12416.  (Joldziher,  I.,  L5  misäsa.  (A.  aus:  Revue  Africaine,  No.  268.)  Alger 
1908      (Vom  Verfasser.)  De   1728  =  Y  9.     8". 

12417.  Dussaud,  Rend,  Lo  Royaume  do  Hamat  et  de  Lou'ouch  au  Vllle  sifeclo 
avant  J.-C.  (A.  aus:  Revue  Archdologiquo  1908.)  Paris  1908.  (Vom 
Verfasser.)  Nd    157 '60  =  Y  9.      8». 


Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w.     LXI 


12418.  Harrassowitz,  Otto,  Büclier-Catalog  312.  313.  Die  indische  Bibliothek 
von  W.   W.  Hunter  ...    1.   2.  Abtheilung.      Leipzig   1908.     Ac   183  u. 

12419.  HHCTpyKn,ifl  äji^  HPscjit^OBanifl  oaep^.  CocraBjieHa  HJienaMH  Ho- 
CToaBHOH  KoMHcciH  HO  HsyieHiio  osept  Poccin  .  .  .  C.-IIeTep6ypn> 
1908.  P    145.     4". 

12420.  Laiita  Vistara.  Leben  und  Lehre  des  Cäkya-Buddha.  Textausgabe 
...  von  S.  Lefmann.  Teil  I.  II.  Halle'  a.  S.  1902.  1908.  (Vom 
Verleger.)  Eb  3086. 

12421.  Weber,  Otto,  Die  Literatur  der  Babylonier  und  Assyrer.  Ein  Überblick. 
Leipzig   1907.     (R.)  Db   230. 

12422.  Hough,  Walter,  Antiquities  of  the  Upper  Gila  and  Salt  River  Valleys 
in  Arizona  and  New  Mexico.  Washington  1907.  ==  Smithsonian 
Institution.     Bureau  of  American  Ethnology.     Bulletin   35.  Nh   74. 

12423.  Bharucha,  Ervad  Sheriarji  Dadabhai,  Lessons  in  Pahlavi-Päzend.  Part  I 
.   .   .  (Bombay)    1908.      (Von    den    Trustees    of   the    Parsee    Punchayet.) 

Ec  983. 

12424.  Bharucha,  Ervad  Sheriarji  Dadabhai,  Lossoas  in  Avesta.  Part  I.  I[. 
(Bombay)    1907.    1908.      (Desgl.)  Ec   198. 

12425.  Strack,  Hermann  L.,  Einleitung  in  den  Talmud.  Vierte,  neubearbeitete 
Auflage.     Leipzig   1908.     (Vom  Verfasser.)  Dh  2040*. 

12426.  Sieg,  E.,  Verzeichnis  der  Bibliotheca  Indica  und  verwandter  indischer 
Serien  nach  Werken  und  Nummern.  (SA.  aus:  Zentralbl.  f.  Bibliotheks- 
wesen, Jahrg.  24,   1907,  Heft   II.)     Leipzig   1908.     (Vom  Verleger.) 

Eb   758. 

12427.  Die  vier  kanonischen  Evangelien  nach  ihrem  ältesten  bekannten  Teste. 
Uebersetzung  der  syrischen  im  Sinaikloster  gefundenen  Palimpsesthand- 
schrift  von  Adalbert  Merx.     Berlin  1897.     (Vom   Verfasser.)     Ib  1571. 

12428.  Die  Evangelien  des  Markus  und  Lukas  nach  der  syrischen  im  Siuai- 
kloster  gefundenen  Palimpsesthandschrift  erläutert  von  Adalbert  Merx. 
.  .   .  Berlin   1905.     (Von  demselben.)  Ib    1571/5.      4«. 

12429.  Forrest,  George  W.,  Selections  from  the  Travels  and  Journals  preserved 
in  the  Bombay  Secretariat.     Bombay   1906.  Ob   144.     4". 

12430.  Reinisch,  Leo,  Das  persönliche  Fürwort  und  die  Verbalflexion  in  den 
chamito-semitischen  Sprachen.    Wien  1909.    (Vom  Verfasser.)     Bb   1757. 

12431.  Wright,  Charles  H.  H.,  Light  from  Egyptian  Papyri  on  Jewish  History 
before  Christ.     London   1908.     (Vom  Verfasser.)  Nd   654. 

12432.  Schneider,  Hermann,  Kultur  und  Denken  der  alten  Ägypter.  Leipzig 
1907.     =  Entwickelungsgeschichte  der  Menschheit.     Bd.  I.     (R.) 

Nb  205. 

12433.  Hornydnskjj ,  Aladär,  Heber  Nyelvtan.  Kezdök  szämära.  I.  Kötet: 
Alaktan.     Budapest   1907.     =  Keleti  Könyvtär  1,1.     (Vom   Verfasser.) 

Dh   603. 

12434.  Berghoeffer,  Ch.  W.,  Führer  durch  die  Freiherrlich  Carl  von  Koth- 
schild'sche  öffentliche  Bibliothek.  Frankfurt  a.  M.  1908.  (Von  der 
Bibliotheksverwaltuiig.)  j^\^  25 

12435.  Unger,  Joachim  Jacob,  Gesammelte  Aufsätze.  Prag  1908.  (Vom  Ver- 
fasser.) Ai   98. 

12436.  Rouffaer,  G.  P.,  en  W.  C.  Muller,  Catalogus  der  Koloniale  Bibliotheek 
van  het  Kon.  Instituut  voor  de  Taal-,  Land-  en  Volkonkunde  van  Ned. 
Indie  en  het  Indisch  Genootschap.     's-Grnvenhage    1908.  Ab  326. 


LXIIl 


Zur  Beachtimg. 

Mit  dem  1.  Januar  ds.  ist  die  im  letzten  Eedaktions- 
bericlit  (oben  S.  LIVf.)  angekündigte  Änderung  in  der 
Eedaktion  unserer  Zeitsclirift  in  Kraft  getreten.  Manuskripte 
und  Mitteilungen  für  die  Zeitsclirift  können  künftig  nach  Be- 
lieben entweder,  wie  bisher,  an  den  verantwortlichen  Eedakteür, 
Professor  A.  Fischer,  oder  an  einen  der  drei  übrigen  C4e- 
Schäftsführer  unserer  Gesellschaft,  Professor  E.  Windisch, 
Professor  F.  P  r  a  e  t  o  r  i  u  s  und  Professor  E.  H  u  1 1  z  s  c  h ,  ein- 
o-esandt  werden. 

Der  geschäftsfuhreiide  Yorstaiid. 


o 


Berichtigung. 

Herr  Professor  Nöldeke  wünscht  den  Passus  des  letzten  protokollarischen 
Berichts  ,Die  satzungsgemäß  aus  dem  Vorstand  ausscheidenden  Herren  ProfT. 
Erman,  Nöldeke  ....•'  (oben  S.  XLV)  dahin  berichtigt  zu  sehen,  daß  er 
am   8.  Mai   1908   aus  dem   Vorstand  ausgetreten  sei. 

Der  geschilftsführeiule   Vorstand. 


LXIV 


Personalnachrichten. 

Der  D.  JI.  G.   sind  als  ordentliche  Mitglieder  beigetreten 
ab    1908: 

1415  Herr  Mohammad  Musharraf-ul  Ilukk,  stud.    pliil.    in  Halle  a/S. ,  Hedwig- 

str.   9  II,  und 

1416  Herr  Kurt  Wulff,  Assistent  am   Thesaurus  Linguae  Latiuae,  in  München- 

Nymphenburg,  Komanstr.   99; 
ab   1909: 

1417  Herr  Gymnasiallehrer  Dr.  Paul   Hüchler,  z.   Z.   in  Halle  a/S.,  Wilhelm- 

str.   43, 

1418  Herr  Dr.  Nikolaus  Rhodokaiiakis,  Prof.  a.  d.  Univ.  Graz,  Mandellstr.  7, 

und 

1419  Herr  Dr.  Hans  Unters  weg  in  Graz,  Landesbibliothek. 

Durch   den  Tod  verlor  die  Gesellschaft  ihre  ordentlichen  Mitglieder: 
Herrn  Prof.   Dr.  Paul  Hörn  in  Straßburg  i/Els.,  f   H-  Nov.    1908,  und 
Herrn  Geh.  Kegierungsrat  Prof.  Dr.  Kichard  Pischel,  t  2C.  Dez.  1908  in  Madras. 

Ihren  Austritt    erklärten    die  Herren  Dr.   Carl    von  Arnhard    und  Prof. 
Dr.   Weymann. 

Ihre  Adresse  änderten  die  folgenden  Mitj^lieder: 
Herr  Senator  Dr.   Otto  Donner  in  Helsingfors,   Norra  Kajen   12, 
Herr  Prof   Dr.  J.   Flemming  in  Friedenau   b.  Berlin,  Goßlerstr.   9, 
Herr  Liz.  Dr.   Paul  Kahle  in  Halle  a/S.,  Gr.   Brunncnstr.  27  A  I, 
Herr  Dr.  Sten  Konow  in  Kristiania,  Valkyriegato   7, 
Herr  Prof.   Dr.   Heinrich  Lüders  in  Kiel,  Kevontlow-AUee  28, 
Herr  Prof.  Dr.  C.   A.  Nallino  in  Palermo,  Via  Catania  3, 
Herr  Dr.  phil.   Schulim  Ochser  in   Berlin,   0  34,  Wilhelm  Stolzo-Str.   20  I, 
Herr  Dr.   Carl  Philipp  in  Berlin,   S\V   Gl,  Teltower  Str.   22, 
Herr  Dr.  Gustav  Koth stein  in  Friedenau  b.   Berlin,  Handjerystr.   39, 
Herr  Prof.  Dr.   P.  N.  Seh  log  1  in  Wien,  XVI/2,  Gersthoferstr.  117, 
Herr  Prof.   Dr.  Friedrich  Schwally   in   Gießen,  Alicenstr.   6, 
Herr  Botschaftsattache  Dr.  jur.    von  Wosendonk,    9   Carltoa  House  Tt-rrace, 

London,  SW, 
Herr  Liz.    Dr.    Gustav  Westphal  in   Murburg,  Barfüßertor  21, 
Herr  Ilofrat  Prof.  Dr.   E.   Wilhelm  in  Jona,  Löbdergraben  25   111,  und 
Herr   Dr.   A.   S.   Yahuda   in   Berlin,   N   24,   Artilloriestr.    14. 


LXV 


Yeizeichnis  der  vom  8.  Okt.  1908  Ms  9.  Jau.  1909  für  die 
Bibliothek  der  D.  M.  0.  eingegangenen  Schriften  u.  s.  w. 

I.    Fortsetzungen  und  Ergänzungen  von  Lücken. 

1.  Zu  Ab  100.  Catalogue  of  the  Library  of  the  ludia  Office.  Vol.  IL  — 
Part  V.    Marathi  and  Gujarati  Books.    By  J.  F.  Blumhardt.   London  1908. 

2.  Zu  Ac  264.  Luzac's  Oriental  List  and  Book  Review.  Vol.  XIX,  Nos.  7 — 8, 
July— August.   9 — 10,  Sept.— Oct.,   1908.     London. 

'i.  Zu  Ae  8.  4^.  Abhandlungen  der  philologisch-historischen  Klasse  der 
Königl.  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  Band  XXVI.  No.  2. 
Leipzig  1908. 

4.  Zu  Ae  24.  Almanach,  Magyar  Tud.  Akademiai,  polgäri  es  csillagäszati 
naptärral  MCMVIII-ra.     [Budapest]   1908. 

5.  Zu  Ae  30.  Nachrichten  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen 
Schäften  zu  Göttingen.  Philologisch-historische  Klasse.  1008.  Heft  5 
Berlin   1908. 

G.  Zu  Ae  45.  Rendiconti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei.  Classe  d 
scienze  morali,  storiche  e  filologiche.  Serie  quinta.  Vol.  XVII,  Fase.  4 — 6 
Roma  1908. 

7.  Zu  Ae  45a.  4**.  Atti  della  R.  Accademia  dei  Lincei.  Anno  CCCV 
1908.  Rendiconto  dell'  adunanza  solenne  dei  7  giugno  1908.  Vol.  II 
Roma   1908. 

8.  Zu  Ae  51.  Berichte  über  die  Verhandlungen  der  Königlich  Sächsischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Leipzig.  Philologisch-historische  Klasse. 
Sechzigster  Band.      1908.     I— III.     Leipzig  1908. 

9.  Zu  Ae  65.  4°.  Bulletin  de  l'Academie  Imperiale  des  Sciences  de 
St.-Petersbourg.  Ve  Serie.  Tome  XXV.  1906.  Vie  Serie.  1907.  1908. 
No.   13.   14.    15.    16.    17.    18.     St.-Petersbourg   1907.    1908. 

70 

10.  Zu    Ae    .—  .      4".      Memoires    de    l'Academie    Imperiale    de    St.-Petersbourg. 

Vllle  Serie.     Vol.  VIII.     No.   7.     St.-Petersbourg   1908. 

11.  Zu  Ae  74.  Calendar,  The,  [of  the]  Imperial  University  of  Tokyo. 
(Tokyo  Teikoku  Daigaku.)     2567—68  (1907—1908).     Tokyo  2568  (1908). 

12.  Zu  Ae  96.  Ertekezesek  a  nyelv-  es  szeptudomänyok  köröbol  .  .  .  Szerkeszti 
Szinnyei  Jözsef.  XIX.  kötet.  10.  szdm.  XX.  kötet.  1  —  7.  szäm.  Buda- 
pest 1907—1908. 

i;5.  Zu  Ae  130.  Közlemenyek,  Nyolvtudomünyi.  XXXVIl,  ;5— 4.  Buda- 
pest  1907. 

14.  Zu  Ae  196.  Szüi/ ,  C.  [jetzt  G.  Heinrich],  Rapport  sur  les  travau.\  de 
l'Academie  hongroise  des  scionces  en   1907.     Budapest   1908. 

15.  ZuAf  116.  Museon,  Le.  Etudes  pliilologiqucs,  historiques  et  roligieuses  . . . 
Fonde  en  1881  par  Ch.  de  Harlez.  Nouvello  Sdrie.  —  Vol.  IX.  No.  2— .5. 
Louvain   1908. 

g* 


LX  VI     Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.s.w. 

IG.  Zu  Af  124.  Proceedings  of  the  American  Philosophical  Society  held 
at  Philadelphia  for  promoting  useful  knowledge.  Vol.  XLVII.  No.  189. 
May— August,   1908.     Philadelphia  1908. 

17.  Zu  Af  160.  Transactioiis  aud  Proceedings  of  the  American  Philological 
Association.      1907.     Volume  XXX VIII.     Boston,  Mass. 

18.  Zu  Bb  628.  4".  Bulletin  de  l'Ecole  Fran9aise  d'Extreme  -  Orient. 
Tome  VIII,  no.   1—2.     Hanoi   1908. 

19.  Zu  Bb  750.  Journal,  The,  of  the  Itoyal  Asiatic  Society  of  Great  Britain 
&  Ireland.     October,   1908.     London. 

20.  Zu  Bb  790.    Journal  Asiatique  .  .  .  Dixieme  Serie.    Tome  XI.    No.  1.    Paris. 

21.  ZuBb818.  al-Machriq.  Kevue  catholique  Orientale  bimensuelle.  Sciences- 
Lettres-Arts.     Bairüt.     XI.      1908.     No.   10.   11. 

22.  Zu  Bb  819.  4<>.  Memnon.  Zeitschrift  für  die  Kunst-  und  Kultur- 
geschichte des  Alten  Oi'ients.  Herausgegeben  von  Reinhold  von  Lichten- 
berg.    1.  Band.      2.  Heft.     Leipzig   1907. 

2i3.  Zu  Bb  825.  Mitteilungen  des  Seminars  für  Orientalische  Sprachen 
an  der  Königlichen  Friedrich  Wilhelms-Universität  zu  Berlin.  Jahrgang  XI. 
Berlin   1908. 

24.  Zu  Bb  885.  Kivista  degli  Studi  Orientali  .  .  .  Anno  II.  Volume  II.  Fase, 
primo.     Roma — Lipsia   1908. 

25.  Zu  Bb  905.  4".  T'oung-pao  ou  Archives  concernant  l'histoire,  les  langues, 
la  geographie  et  l'ethnographie  de  I'Asie  Orientale.  Revue  dirigee  par  Henri 
Cordier  et  Edouard    Chavannes.    Serie  II.    Vol.  IX.    No.   4.     Leide   1908. 

26.  Zu  Bb  930.  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 
Zweiundsechzigster  Band.     Hl.  Heft.     Leipzig   1908. 

27.  Zu  Bb  945.  Zeitschrift,  Wiener,  für  die  Kunde  des  Morgenlandes  .  .  . 
XXII.  Band.     Heft  III.     Wien   1908. 

28.  Zu  Bb  1118.    Archiv  für  das  Studium  deutscher  Kolouialsprachen.    Heraus- 

gegeben von  .  .  .  Eduard  Sachau.     Band  II.      2.  Auflage.      Berlin   1908. 

29.  Zu  Bb  1180a.  4".  Annales  du  Musee  Guimet.  Bibliothcque  d'Etudes. 
Tome  XIX.  Levi ,  Le  Nepal.  Vol.  III.  —  Tome  XXIV.  Mahler,  Ed., 
Etudes  sur  le  Calendrier  Egyption.     Traduit  par  Alexandre  Moret.     Paris 

1907.  1908. 

30.  Zu  Bb  1190.  Bibliotheca  Buddhica.  HI.  Avadäna^ataka  II,  1.  2. 
IV.  Mülamadhyamakakärikäs  V.  —  IX.  Madhyaniakävatära  1.  2.  St.-Peters- 
bourg   1907.    1908. 

31.  Zu  Bb  1242.  Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft.  1908. 
3.      13.  Jahrgang.     Berlin. 

32.  Zu  Ca  9.  Sphinx.  Revue  critique  embrassant  le  domaine  entier  de 
l'egyptologie  publice  .  .   .  par  Karl  Piehl.     Vol.  XII.     Fase.   2.   3.     Upsala. 

33.  Zu  De  4051.  4".  Le  Recueil  des  traditions  mahometauos  par  Abou  Abdallah 
Mohammed  ihn  Ismail  el-Bokhnri.  Public  par  Ludolf  Krehl,  continue 
par  Th.  W.  Juynboll.     Vol.  IV  (deuxüme  partio).     Loyde   1908. 

34.  Zu  Eb  50.  2<*.  Bengal  Library  Catalogue  of  Books  for  the  Secoud  Quarter 
ending  Wednesday,  the  308t  June,   1907.     Wednesday,  December  2,   1908. 

35.  Zu  Eb  225.  2".  Catalogue  of  books  registered  in  Burma  during  the 
quarter  ending  the  30"'  June  1908.  Rangoon  1908.  (Von  der  Kgl. 
Bibliothek,   Berlin.) 

36.  Zu  Eb  295.  2",  Catalogue  of  Books  registered  in  the  Punjab  undor 
Act  XXV  of  1867  during  the  quartor  ending  the  30»'  June,   1908.    Labore 

1908.  (Von  der  Kgl.  Bibliothek,  Berlin,) 


Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w.     LX  Yll 

37.  Zu  Eb  390.  Hrishikesa  SästrT  and  8iva  Chandra  Gui,  A  De- 
scriptive  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  in  the  Library  of  the  Calcutta 
Sanskrit  College.     No.   2ö.     Calcutta   1908. 

38.  Zu  Eb  485.  2".  Catalogue  of  Bocks  registered  in  the  Central  Pro- 
vinces  and  Berar  [früher:  Memorandum  of  Bocks  registered  in  the  Hyde- 
rabad  Assigned  Districts]  during  the  quarter  endiug  the  31th  March  1908. 
Nagpur   1908.     (Von  der  Kgl.   Bibliothek,  Berlin.) 

39.  Zu  Eb  4068.  2".  Progress  Report,  Annual,  for  Epigraphy,  for  the  year 
1907 — 1908.     Government    of  Madras.      G.  O. ,  No.   574,    17th  July   1908. 

40.  Zu  Eb  6200.  Journal  of  the  Gypsy  Lore  Society.  New  Series.  Vol.  II. 
No.   2.     Liverpool   1908. 

41.  Zu  Ed  1365.  4°.  Hand  es  amsoreay.  1908.  No.  10.  11.  12.  1909. 
No.   1. 

42.  Zu  Ef  275.  Petz,  Gedeon,  Magyarorszägi  Nemet  Nyelvjäräsok.  5.  G.  füzet. 
Budapest  1907.   1908. 

43.  Zu  Eg  330.  4**.  XQOviy.a,  Bv^ccvtiva.  To(iog  rsriXQTOg,  Ttv^og  «'. 
CaHKxneTepßjfpr'b  1908. 

44.  Zu  Fa  3263.  0  6pa3u,H  HapoiHOü  iHTepaTypH  flKyxoBi.  Co6paunue 
9.  K.  RenapcKUMo.     BBiiiycKT>  II.     CaHKTneTepßypri)  1908. 

45.  Zu  Fa  4180.  Proben  der  Volkslitteratur  der  türkischen  Stämme  heraus- 
gegeben von  W.  Radioff.  IX.  Theil.  Mundarten  der  Uriancliaier  (Sojonen), 
Abakan-Tataren  und  Karagassen.  Texte  gesammelt  und  übersetzt  von 
N.  Th.  Katanoff.     St.  Petersburg  1907. 

46.  Zu  Ff  1925.  Journ  al ,  The,  of  the  Slam  Society.  Volume  V.  Part  I.  II.  III. 
Bangkok   1908.     (Von  der  Siam  Society.) 

47.  Zu  Ha  5.  Archiv  für  Religionswissenschaft  .  .  .  herausgegeben  von 
Albrecht  Dieterich  und  Thomas  Achelis.  Band  11.  Viertes  Heft.  Leipzig 
1908. 

48.  Zu  Ha  200.  Revue  de  l'histoire  des  religions.  Vingt-huitieme  annce. 
Tome  LVI,  2.  3.  LVII,  1.     Paris   1907.   1908. 

49.  Zu  la  33.  40.  Echos  d'Oriont.  lie  annee.  No.  72.  73.  Septembre. 
Novembre   1908. 

50.  Zu  la  125.  Revue  Biblique  Internationale  .  .  .  Nouvelle  Serie.  Cinquieme 
Annee.     No.  4.     Octobre   1908.     Paris,  Rome. 

51.  Zu  la  126.  Revue  de  l'Orient  Chretien.  Recueil  trimestriel.  Deu.xieme 
Serie,  Tome  III  (XIII).      1908.     No.   3.     Paris. 

52.  Zu  la  128.  Rivista  Cristiana,  La.  Comitato  Dirottivo:  Enrico  Bosio 
—  Giovanni  Luzzi.  Nuova  Serie.  Anno  XXV.  Settembre-Ottobro,  Novembre, 
Dicembro,   1908.     Firenze. 

53.  Zu  la  140.  Zeitschrift  des  Deutschen  Palästina-Vereins.  Herausgegeben 
.   .   .  von  C.   Steuernugel.      Band  XXXII.      Heft   1   und  2.     Leipzig   1909. 

54.  Zu  la  140a.  Mittheilungen  und  Nachrichten  des  Deutschen  Palao- 
stina-Vereins.     Herausgegeben  .  .  .  von  G.  Hölscher.      1908.     Nr.   6. 

55.  Zu  Ic  2290.  Proceedings  of  tho  Society  of  Biblical  Archajology. 
Vol.   XXX.     Part  6.    7.     London   1908. 

56.  Zu  Mb  135.  4^.  Monatsblatt  der  numismatischen  Gesellschaft  in  Wien. 
Nr.  303.  304.  305.     VII.  Band  (Nr.  34.  35.  36.)      Nr.  306.     VHI.  Band. 

(Nr.   1.)      1909. 

57.  Zu  Na  139.  Journal  of  Archaeology,  American.  Second  Sories  .  .  . 
Vol.  XII.      1908.     Numbor  3.     Norwood,  Mass. 


LXy  III      Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w. 

ö8.  Zu  Na  325.  Revue  Archeologique.  Quatrieme  Serie.  —  Tome  XII.  Septerabre 
— Octobre   1908.     Paris   1908. 

59.  Zu  Nf  34 ib.  2^.  Progress  Report,  Annual  of  the  Archseological  Sur- 
veyor.     Northern  Circle.     For  the  year  ending  318t  March    1908. 

CO.  Zu  Nf  343.  2".  Progress  Report,  Annual,  of  the  Archseological 
Surveyor,  Punjab  Circle  [jetzt:  of  the  Superintendent  of  the  Archseological 
Survey ,  Northern  Circle],  for  the  year  ending  31st  March  1908.  (Vom 
Punjab  Secretariat,  P.  W.  Department.) 

Gl.  Zu  Nf382a.  2".  Report,  Annual,  of  the  Archseological  Survey,  Eastern 
Circle,  for   1907 — 1908.     Calcutta   1908. 

G2.  Zu  Nf  383.  2".  Report,  Annual  Progress,  of  the  Archaeological  Survey 
of  Madras  and  Coorg  [jetzt:  .  .  ,  Survey  Department,  Southern  Circle]  for 
the  year   1907  —  1908.     Madras   1908. 

63.  Zu  Nf  384.  2«.  Report,  Annual,  of  the  Archseological  Survey  of  India, 
Frontier  Circle,  for   1907—08.     Peshawar   1908. 

G4.  Zu  Nf  452.  A^.  Epigraphia  Indica  and  Record  of  the  Archseological 
Survey  of  India.  Edited  hy  Sten  KonoXV.  Vol.  IX.  Part  V.  January  1908. 
Calcutta. 

C5.  Zu  Oa  42.  lIsBicTifl  IlMnepaTopcKaro  PyccKaro  reorpaf{)HiecKar(> 
OomecTBa  .  .  .  Tomt,  XLIII.  19ü7  r.  XLIV.  1908  r.  VII.  VIII.  IX. 
C.-neTepnypi"i>  1908. 

66.  Zu  Oa  48.  8".  3an HCKH  MMnepaTopcKaro  [PyccKaro]  reorpa(})HHecKaro 
ÜßmecTBa.  IIo  oxÄtjieHiio  3THorpa4)iH.  Tomt>  XXXlll.  C.-IleTepöyprs 
1908. 

67.  Zu  Oa  151.  Journal,  The  Geographical.  Vol.  XXXII.  No.  4.  October, 
No.  5.  November,  No.  6.  December,  1908.  Vol.  XXXIII.  No.  1.  January, 
1909.     London. 

68.  Zu  Oa  208.  8^.  Revue  Tunisienne.  Fondee  en  1894  par  l'Institut 
de  Carthage.     Quinzieme  Annee.     No.  71.   72.     Tunis   1908. 

69.  Zu  Oa  256.  4".  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin. 
1908.     No.   7.  8.   9.   10.     Berlin. 

70.  Zu  Ob  2101.  [Hunter:]  The  Imperial  Gazetteer  of  India.  Vol.  V— XXIV. 
New  Edition.     O.xford   1908. 

71.  Zu  Oc  175.  4^  Journal,  The,  of  the  Anthropological  Institute  of  Great 
Britain  and  Ireland.     Vol.  XXXVII,   1908.     January  to  June.     London. 

72.  Zu  Oc  1000.  Mitteilungen  zur  jüdischen  Volkskunde  .  .  .  Herausgegeben 
von  M.   Grumcald.     28.  Heft.     Leipzig  1908. 

73.  Zu  P  150.  4**.  Journal,  The,  of  the  College  of  Science,  Imperial  Uui- 
versity  of  Tokyo,  Japan.     Vol.  XXV,  Article   1—18.     Tokyo   1908. 

II.    Andere  Werke. 

12437.  Broclelmmm,  Carl,  Katalog  der  orientalischen  Handschriften  der  Stadt- 
bibliothek zu  Hamburg  mit  Ausschluß  der  hebräischen.  Teil  I.  Ham- 
burg  1908.     (Vom  Verfasser.)  Ab   63.     40. 

12438.  Macfie,  R.  A.  Scott,  Gypsy  Lore.  (SA.  aus:  The  Uiiiversity  Review, 
November  1908.)    London  1908.    (Von  der  Gypsy  Lore  Society.)     G  150. 

r 

12439.  Babyloniaca.  Etudes  de  philologio  assyro-babylonienne  publices  .  .  . 
par  Ch.    Virolleaud.     Tome  II.     Fascicule  3.      Pnri.s    1908.  Db    1. 

12440.  I/arrassoiiitz,  Otto,  Biicher-Catalog  315.    Der  Islam  .  .  .  Leipzig  1908. 

Ac   183  v. 


Verz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  M.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w.     LXIX 


12441.  Gaivroüski,  AndrzeJ,  Sprachliche  Untersuchungen  über  das  Mrcchakatika 
und  das  Dasakumäracarita.  (Diss.)  Leipzig  1907.  (Von  Prof.  Dr. 
A.  Fischer.)  Eb   3525  ==  Y  9.      S**. 

12442.  Löhbecke,  Rudolf,  Über  das  Verhältnis  von  Brähmanas  und  Srautasütren. 
(Diss)     Leipzig   1908.     (Von  dems.)  Eb    1412  =  Y  9.      8". 

12443.  Sarfert,  Ernst,  Haus  und  Hof  bei  den  Eingeborenen  Nordamerikas. 
(Leipziger  Diss.)     Braunschweig   1908.     (Von  dems.)  Oc  2395.      4''. 

12444.  Chauvin,  Victor,  Charles  Borromee  Houry,  orieutaliste  luxembourgeois. 
(Aus    den    Melanges    Godefroid   Kurth.)     Liege   19U8.     (Vom  Verfasser.) 

Nk  436  =  Y  2.     4«'. 

12445.  Kielhorn,  F.,  Grammatik  der  Sanskrit-Sprache.  Aus  dem  Englischen 
übersetzt  von  W.   Solf.     Berlin   1888.     (Kauf.)  Eb   1117. 

12446.  Schuijler ,  Montgomery,  A  Bibliography  of  the  Sanskrit  Drama... 
New  York  1906.  =  Columbia  University  Indo-Iranian  Series,  Vol.  HL 
(Kauf.)  Eb   745. 

12447.  Steingass,  F.,  A  comprehensive  Persian-English  Dictionary  .  .  .  London 
0.  J.     (Kauf.)  Ec   1558.      4». 

12448.-  Tunkelo,  E.  A.,  Alkusuomen  genitiivi  relatiivisen  nimen  apugloosana  .  .  . 
Helsingissä   1908.     (Von   der  Universitätsbibliothek  in  Uppsala.) 

Fa  630.     4". 

12449.  Le  Monde  Oriental.  Archives  pour  l'histoire  et  Tethnographie,  las 
langues  et  litteratures,  religions  et  traditions  de  l'Europe  Orientale  et 
de  l'Asie.  Publiees  par  K.  F.  Johansson,  K.  B.  Wiklund,  J.  A.  Lu?idell, 
K.  V.  Zettersteen.  Vol.  I.  1906.  1907,  Fase.  1,  2.  Uppsala.  (Von 
der  Kgl.  Univers. -Bibliothek  Uppsala.)  Bb   834. 

12450.  Chauvin,  V.,  La  philologie  Orientale.  (A.  aus:  Le  Mouvement  scienti- 
fique  eil  Belgique.)     o.  O.   u.  J.     (Vom  Verfasser.)  Ad    17.     4*^. 

12451.  Becker,  C.  H.,  Das  Lateinische  in  den  arabischen  Papyrusprotokolleu. 
(A.   aus:   Z.  f.  Assyr.     Bd.   XXIL)     Strassburg   1908.     (Vom  Verfasser.) 

Bb   1338. 

12452.  Madhyamakävatära  par  Candraktrti.  Traduction  tibetaine  publiee  par 
Louis  de  la  Vallee  Poussin.     l.  II.     St.-Petersbourg,  1907.   1908. 

=  Bb   1190  (IX). 

12453.  Hillebrandt,  Alfred,  Über  das  KautilTyasästra  und  Verwandtes.  (SA. 
aus  dem  86.  Jahresber.  d.  Schles.  Ges.  f.  vaterländ.  Cultur.)  Breslau 
1908.     (Vom  Verfasser.)  Eb  3017. 

12454.  Hillebrandt,  Alfred,  Zur  Bedeutung  von  Gandharva.  (SA.  aus  dem 
84,  Jahresber.  d.  Schles.  Ges.  f.  vaterländ.  Cultur.)  Breslau  1906, 
(Vom   Verfasser.)  Eb   1260  =  Y  9.     8". 

12455.  Hillebrandt,  Alfred,  Tiere  und  Götter  im  vedischen  Ritual.  (SA.  aus 
dem  83.  Jahresber.  d.  Schles.  Ges.  f.  vaterländ.  Cultur.)  Breslau  1905. 
(Vom  Verfasser.)  Kb    1396  =  Y  9.      8". 

12456.  Planert,  W.,  Australische  Forschungen.    I.   II.    (A.  aus  d.  Z.   f.   Ethnol. 

1907,  Heft  4   und  5;   1908,  Heft  ö.j     [H.]  Fe  75. 

12457.  Kasasis,  Neokles,  Griechen  und  Bulgaren  im  neunzehnten  und  zwanzigsten 
Jahrhundert.      Leipzig   1908.      [R.]  K   887. 

12458.  Schaade,  Arthur,  Die  Kommentare  des  SuhailT  und  des  Abu  Darr  zu 
den    Ul.iud-Gedichten    in    der    Sira    des    Ihn  Ilisäm  .  .  .  (Diss.)      Leipzig 

1908.  (Von  Prof.   Dr.  A.   Fischer.)  Do  6593. 

12459.  Griffini,  E. ,  Intorno  alle  Stazioni  liinari  nell"  astronomia  degli  Arabi. 
(A.  aus:  Kivista  degli  Studi  Urientali,  Vol.  I.)  Roma  1908.  (Vom  Ver- 
fasser.) Do   12980  =  Y   9.      8*>. 


LXX      V'erz.  der  für  die  Bibliothek  der  D.  AI.  G.  eingeg.  Schriften  u.  s.  w. 

12460.  Griffini,  E. ,  Una  nuova  qasTda  attribuita  al  Imni  l'-Qais.  (A.  aus: 
Kivista    degli    Studi    Orientali,  Vol.   I.)     Roma   1908.     fVom   Verfasser) 

De   7632   =  Y  9.     8». 

12461.  Zaidän,  Girgl,  Kitäb  al-'arab  qabla-l-isläin.  al-guz'  al-awwal  .  .  .  Kairo 
.1908.  De   11830. 

12462.  The  Säükhäyana  Äranyaka  with  an  Appendi.x  on  the  Mahävrata  by 
Arthur  Berriedale  Keitli.  London  1908.  =  Oriental  Translation  Fund. 
New  Series.     Vol.  XVIII.     [R.]  Eb   1685. 

12463.  Griffini^  E.,  I  Manoscritti  Sudarabici  di  Milano.  Catalogo  della  prima 
coUezione.  I.  (SA.  aus:  Kivista  degli  Studi  Orientali,  Vol.  II.)  Roma 
1908.     (Vom  Verfasser.)  De   157. 


Sehr  erwünscht  ist  der  Bibliothek  die  vollständige  Zuwendung  der  neu- 
erscheinenden 

orientalistischen  Dissertationen,  Programme  u.  s.  w. 

der  Universitäten  und  anderer  Lehranstalten. 


Zur  Geschichte  der  hanbalitischen  Bewegungen. 

Von 

Ign.  Groldziher. 


Die  Wandlungen,  welche  im  Laufe  der  Geschichte  des  Islam 
in  der  öffentlichen  Stellung  des  Kaläm  und  der  mit  derselben  zu- 
sammenhängenden Dogmatik  zutage  treten,  sind  an  zwei  historische 
Momente  geknüpft,  welche  die  Epochen  jenes  geschichtlichen  Ver-  5 
laufs  bezeichnen:  1.  die  mit  der  Kegierung  des  Mutawakkil  ein- 
setzende Reaktion  gegen  die  rationalistische  Dogmatik  zugunsten  der 
den  altkonservativen  Standpunkt  vertretenden  Hanbaliten ;  2.  das 
durch  die  Schöpfungen  des  seldschukischen  Vezirs  Nizäm  al-mulk 
ermöglichte  offene  Hervortreten  der  Kaläm-Dogmatik ,  freilich  in  10 
ihrer  durch  die  As'ariten  bewirkten  Verdünnung. 

In  der  Zwischenzeit  hatten  die  rationalistischen  Bestrebungen 
und  ihre  Vertreter  sich  vor  der  Mißgunst  und  Verfolgung  seitens 
der  das  finstere  Pfaffentum  begünstigenden  herrschenden  Mächte 
von  Bagdad  in  acht  zu  nehmen.  Auf  „die  Furcht  vor  dem  15 
Schwert",  welche  die  Freidenker  zwingt,  ihre  Gedanken  über  die 
religiösen  Fragen  nicht  an  die  große  Glocke  zu  hängen,  berufen 
sich  wiederholt  die  Ichwän  al-safä.  Philosophische  Köpfe  —  sagen 
sie  —  finden  den  Wortlaut  der  Oflenbarungsschriften  absurd  und 
sie  leugnen  sie  in  ihrem  Innern ;  allerdings  sagen  sie  dies  nicht  20 
offen  heraus  ,aus  Furcht  vor  dem  Schwert"^).  «Die 
meisten,    die    sich    mit   den  philosophischen  AVissenschaften  (*JLjtJl 

Ä,A4.3Cl^)  beschäftigen,    sowohl   die  Anfänger  als  auch  die  Mittleren 

(^.^j  U-»  (j-vLi^v^l»  L^as  (jvjJlXäxIS  q-.:    es    sind    also    die    wirk- 
lichen, vollendeten  Philosophen  nicht  mit  inbegriffen),  schätzen  die  25 
Sache  des  Religionsgesetzes  und  der  gesetzlichen  Verordnungen  ge- 
ring ,    verachten  ihre  Anhänger  und  dünken  sich  zu  vornehm ,    um 
sich  solchen  Gesetzen  zu  fügen;  es  sei  denn,  aus  Furcht  und  Scheu 


1)  Rasail  Ichwän  al-safö  IV,  101   unten:   bS  LiLi'     .,1»    j^^Aüi    'iJ?.->o( 
Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  1 


2  Golchiher,  Zur  Geschichte  der  hanhalitischen  ßeicegungen. 

vor  der  Macht  der  Regierung,  welche  die  Schwester  der  Prophetie  ^) 
(d.  h.  der  Religion)  ist"-).  Und  speziell  von  den  auch  ihnen,  wie 
den  Philosophen  im  allgemeinen  •^)  antipathischen  Gadal  -  Leuten 
(d.  h.  mutakallimün)  wird  gesagt,  daß  sie  es  leugnen,  daß  die 
5  Menschen  den  guten  Eingebungen  der  Engel  und  den  Einflüste- 
rungen des  Teufels  unterworfen  sind,  „wenn  sie  auch  diese  Leugnung 
nicht  offen   aussprechen    aus  Furcht    vor    dem    Schwert   und 

der  öffentlichen  Züchtigung"    (K.*JLiJ[5  uäa.w.J(  KjLs?)*)- 

Die  stärksten  Angriffe  gegen  die  Mutakallimün  ^)  sind  an  mehre- 
10  ren  Stellen  der  philosophischen  Gespräche  zu  finden,  die  uns  aus  dem 
Kreise  des  Abu  Sulejmän  al-Sigistänl  al-Mantikl  durch 
seinen  Schüler  Abu  Hajjä,n  al-Tauhidl  u.  d.  T.  oLAv^jLsLti  erhalten 
sind.  Nicht  nur  ihre  Denkmethoden  werden  angegriffen ,  sondern 
auch  ihre  religiöse  Gesinnung  wird  verdächtigt.  Diese  Angriffe  — 
15  deren  höchst  wichtiger  Inhalt  hier  zu  weit  führen  würde  —  wer- 
den an  einer  Stelle  resümiert  mit  dem  Zusatz ,  daß  nach  persön- 
licher Erfahrung  des  Abu  Sulejmän  die  hervorragenden  Vertreter 
des  Kaläm  sich  offen  und  geheim  zu  dem  Lehrsatz  von  der  Gleich- 
wertigkeit   der    Beweise")    bekennen.      Er   würde    sich    erbötig 


1)  äfcAÄji  u>.i>5  j.^  l5'-^-^^  i^Ui  '-üyi  (jy=  ^^T^  t5j-^>  eine  in 
der  Literatur  des  Islam  eingebürgerto  persische  Maxime  (darüber  Revue  Hist. 
Relig.  XLIII,  7  Anm.  2),  die  auch  bei  den  lehwän  IV,  67,  Mas'üdl,  Murüu-  II,  162, 
Miskawejhi,  Tahdib  al-achläk  121  als  Sentenz  des  Ardesir  angeführt  wird;  vgl. 
auch  'Ujün  al-achbär  I,  21,  11  ,.^|y>5  Q-JtXilj  ^^.^LLtL«*.]! .  In  der  hebräischen 
Übersetzung  des  Secretum  secretorum  ed.  Gaster  (JRAS.  1907)  III,  3D  wird 
nach  einer  griechischen  Steininschrift  angeführt:    "^N    DTS    piltm   ~'3'?3n    ^"2 

"rNn    "rba   nnsr;    bN    TiÜEN,    wo    ']b''^~    offenbar    einem    arab.  e5«-jU  ent- 
sprechen soll.    Wie  auch  andere  derartige  Sprüche  wurde  der  Satz  ^jiAjU   iJ^A-li 
.,Lot».j    später    als    Hadlt   beansprucht;  Kritik    dagegen   in  Sagäni's  Abhand- 
lung über  &.£»>i2»>5    ^i^ooL5>!   fs.  ZA.  XXI,  245).    Ibn  'Arabsäh  rühmt  in  seiner 

^  ^    ^  ■•  , 

Biographie  des  Sultans  al-Malik   al-Zähir  Gakmak,    daß  während  der  Regierung 

dieses  Fürsten    ^^Js-il^    ^\X\    L.*.^Läs!    iA*J    ^^\y,l\    ^jSC*.i\    (ed.    Strong, 
in  der  Beilage  zu  JRAS.   1907,  Heft  2;   13,  4).  2)  Ichwän  II,  .329. 

3)  Vgl.   Buch  über  das  Wesen  der  Seele   13,  Anm.   zu  4,  h. 

4)  Ichwän   IV,  109. 

5)  Jedoch  darf  man  den  Ausdruck  mutalcallimiln  nicht  immer  auf  diese 
uhl  al-yadal  beziehen.  Häufig  werden  auch  Prediger  mit  diesem  Namen 
bezeichnet,  wie  es  scheint,  zumeist  populäre  Straßenprediger  (Hermes  Trismegistus 

ed.   Bardenhewer  79,3  (XI,  7)    ^U.    ^.,j^)XXj    Uil    ^yj^iS:d\,    (jo'-aoäJI 
0-^-55    p  ^y^)t  *ber  auch  ernstere,   Ibn    fJubejr-  222,  15;   224,  8. 

6)  Ä.io'!^!  «.sÜCj.  über  diese  Anschauung  s.Ja'kübT  ed.  Houtsmn,  I,  166  ult, 
AI-FnräbT  ed.   Dieterici   96,  Schreiner,  Kaläm    10  Anm.,   ZDMG.  54,  399    (über 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanhalitischen  Beivegungen.  3 

machen ,  die  Bekenner  dieser  Gesinnung  mit  Namen  zu  nennen, 
wenn  er  es  nicht  vorzöge,  Schonung  walten  zu  lassen^). 
Dieser  Vorbehalt  bezieht  sich  ohne  Zweifel  auf  die  Gefahr,  denen 
er  die  denunzierten  Mutakallimün  seitens  der  Obrigkeit  aussetzen 
würde,  der  der  Philosoph  Abu  Sulejmän  die  Vertreter  der  Denk-  5 
freiheit  doch  nicht  ausliefern  möchte,  so  sehr  ihm  auch  ihre 
Denkungsweise  zuwider  ist.  Einen  jedoch,  der  sich  nur  im  ge- 
heimen zu  der  Lehre  von  der  „Gleichwertigkeit  der  Beweise"  be- 
kannte und  von  dem  er  eine  überaus  spöttische  Bemerkung  über 
die  relisfiöse  Vorstellung  von  Paradies  und  Hölle  mitteilt-),    nennt  10 


^fci».  =  iTtoxv)-      ^^^   habe    bereits    anderswo    die    Vermutung    ausgesprochen, 
daß    dieser    Ausdruck    die    Übersetzung    der    pyrrhonistischen    laoc&tvsicc    tüv 

lö'/cov  ist  (Kultur  der  Gegenwart  I,  Abt.  5,   50);  vgl.   auch  .-^jüLxx^l    (jiD.Lxj 
ZDMG.   41,  86  Anm.  3.  "" 

1)  Zur  Veranschaulichung  des  Textzustandes  der  Bombayer  Lithographie 
der  Mukäbasät  (p.  53)  gebe  ich  den  Text  dieser  Stelle  nach  der  Leidener  Hand- 
sclirift    nr.    1443    (fol.   60a)    mit    den  Varianten    der    indischen  Ausgabe:    !wXP» 


L?-" 


»I    j(.j 


^i,      'w'03       ^AaJiäÄJ!       j».^lAa£      ^^.^^^>►      ^^a^^ÄJI      f»-*'^'^      3^^^\».      (C»-g.j! 

2)  Mukäbasät  fol.  38b   {=  B,  32  unten):        axa^äJ^    öL^^^!    IjS    c:.a.x,-* 


a)    B.   a^JUb.  b)   B.  X..^5>.  c)    B.  ^.gjjs.i>5.  <1)  B.  ^LajwJI.  . 

e)  fehlt  B.  f)  fehlt  B.  g)  B.  ^j^jL^ÄX»  ^lX^Ls^.  »i)  B.  Laääj!  . 

i)  B.    4-    \OJ\.  k)   B.  ,^,jIxj  UL 


1 


♦ 


4  Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanbalitischen  Bewegungen. 

er  freilich  dennocli  beim  Namen :  Abu  I  s  h  ä  k  a  1  -  N  a  s  i  b  I  ^), 
Schüler  des  Mu'taziliten  Husejn  b.  'All  al  Gu'al  (st.  299)2).  Dieser 
scheint  zu  jener  Zeit  nicht  mehr  unter  den  Lebenden  gewesen  zu 
sein;  darum  wird  Abu  Sulejmän  keine  Scheu  empfunden  haben, 
6  seinen  Namen  preiszugeben. 

Es  wird  von  Interesse  sein ,  mit  diesen  Stellen  eine  in  den- 
selben Kreis  gehörige  Äußerung  des  Gähiz-')  zu  vei'gleichen.  Er 
erwähnt  die  These  eines  skeptischen  Mutakallim  ,  der  die  Möglich- 
keit sicheren  Erkennens  ablehnte  und  nur  wahrscheinliches  Wissen 

10  (das  BvXoyov    und   nid-avov   der    Skeptiker)    zugab:    l^SS    »y»^!     .^i 

K_^jLi.^Lj     LJLbLj^    --^^   -i-*J-      Trotzdem    er    ohne    Nachkommen 

gestorben  war,   möchte   Gahiz  seinen  Namen  nicht  preisgeben,  weil 

er    ihm    durch  die  Gemeinschaft  des  Kaläm    unverletzlich    ist    ^^' 

xäLLaoÜ  i-U/^1  ^   (^•^.♦.JlXxj!  üS^Liij  ^^jCi!   &>ysr;  umsomehr,  da  er 

15  (mit  den  Mu'taziliten  und  im  Widerspruch  mit  dem  orthodoxen 
Dogma)  das  Vorhandensein  der  (der  Tat)  vorangehenden  (freien) 
Willensmacht  des  Menschen  (KcLiiÄ*.^!  f»-J^ÄJ')  anerkannte^). 

Es  folcrt  hieraus,  daß  man  zu  iener  Zeit  das  Andenken  eines 
Menschen    dem    allgemeinen    Hohn    aussetzte,    wenn    man   ihn    mit 

20  gewissen  Lehren  der  Mutakallimün  in  Verbindung  brachte. 


1)  Wohl  identisch  mit  Abu  Isl.iäk  al-NisIbiuI  des  Ahmed  b.  Jalijä 
ed.  Arnold   68,  8;   69,  14,  einem  Lehrer  des  Abu-1-Käsim  'All  al-Mui'tadä. 

2)  Vgl.  Schreiner,  Zur  Gesch.  des  As'ariteuthums  (Leiden  1890,  Actes  du 
Vllle  Congres  des  Orientalistes)  II;  ausführliche  Nachrichten  über  ihn  bei  Al.imed 
b.  Jal.ijä  ed.  Arnold,   62;  er  wird  in  der  54.  muhäbasa  (ed.  Bombay  52)  zitiert: 

3)  Gahiz,  Kitäb  al-hajwäu  VI,  11.  Vgl.  ibid.  VII,  49,  11  ^'  ^  ^^ 
*,ÄA^^*ö    jjcS\««|.  4)  Vgl.   Sahrastaul   38,  7    v.   u. 


a)  MS.  ^.,yij,  B.  y-)y^^.-  ^'^  ^^^-  -y^.-  ''^  ^^'^^^  ^ 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanbalitischen  Beivegungen.  5 

II. 

Das  ungünstige  Verhalten  der  Regierenden  gegenüber  den 
Regungen  des  Rationalismus  diente  zu  nicht  geringer  Ermutigung 
jenen  muhammedanischen  Eiferern,  die  durch  alle  Jahrhunderte  die 
Bekämpfung  der  mit  dem  Kaläm  verbundenen  Anschauungen  und  5 
Formulierungen  als  ihre  hauptsächlichste  theologische  Aufgabe  be- 
trachteten: den  Hanbaliten. 

Freilich  stellten  sich  die  Feinde  der  neuen  Theologie  die 
unterdrückende  und  verfolgende  Aufgabe  der  Regierung  noch 
energischer  vor,  als  sie  es  in  der  Tat  war.  „Wäre  ich  an  der  lo 
Macht  —  so  sagt  z.  B  'Abd  al-Rahmän  b.  Mahdi  — ,  so 
würde  ich  jeden ,  der  sich  zum  ErschaflFensein  des  Koran  bekennt, 
in  den  Tigris  werfen ,  nachdem  ich  ihm  vorerst  den  Kopf  ab- 
geschlagen habe"^).  Auch  in  erbrechtlicher  Beziehung  will  er  sie 
als  Nichtmuslime  betrachtet  wissen  und  das  Connubium  mit  ihnen  i5 
untersagen  -). 

Die  Kalämfeindschaft  der  Hanbaliten  beschränkt  sich  nicht  bloß 
auf  die  mu'tazüitische  Form  des  Kaläm.  Auch  der  reaktionäre 
Schritt  al-As'arT's  konnte  den  Kaläm  und  seine  Dogmatik  in 
ihren  Augen  nicht  retten.  Überdies  ist  ja  die  Schule  des  As'arl  20 
den  orthodoxen  Zugeständnissen  des  Stifters  '^)  nicht  in  allen  Punkten 
treu  geblieben.  Während  andere  madäliib  sich  durch  die  von 
ihren  Imämen  überlieferten  kalämfeindlichen  Sprüche  in  der  schließ- 
lichen Billigung  der  a^'aritischen  Lehren  nicht  irre  machen  ließen, 
hat  die  hanbalitische  Schule  an  der  unerbittlichen  Zurückweisung  25 
der  neuen  Richtung,  in  welcher  Form  immer,  unbeugsam  festgehalten 
und  dieser  Ablehnung  in  Lehre  und  Leben  schreienden  Ausdruck 
gegeben.  Sie  hatte  dabei  den  Vorteil,  nicht  nur  des  Schutzes  der 
Obrigkeit,  sondern  auch  des  Beifalls  der  Massen  sicher  zu  sein.  Dem 
Rufe  fanatischer  Aufreizer  folgend,  mengt  sich  oft  auch  der  Straßen-  30 
pöbel  in  die  theologischen  Differenzen^).  Und  es  ist  nicht  un- 
wahrscheinlich ,  daß  die  orthodoxen  Eiferer  bei  dieser  gerne  ge- 
pflegten Fühlung  mit  den  Volksmassen  auch  in  nicht  eben  geist- 
lichen Beziehungen  ihre  Rechnung  fanden.      Die  Charakteristik,  die 


1)  DahabT,    Tadkirat    al-l.iufiaz    I,   302    unten:      .^lIiJL.       J     .,l=>    J 

2)  Bei   Ibn    Tejraijja,    ÄL\simü'at    al-rasail    al-kubrä    (Kairo  1324)  1,  438: 

3)  Ibn  Tejmijja  (I.  c.  445 — 452)  kann  gelehrte  Excerpte  aus  den  Werken 
al-As'arl's  zur  Bekräftigung  seiner  eigenen  hanbalitischen  Lehren  anführen.    Außer 

der  Ibäna  sind   wörtliche  Zitate  aus  (^AX^Lwvb^!    CJ^SLäX»    (jv-JLcaX^    ^_;>lLxi>) 
(Brockclinanu  I,  195   Nr.  5)  mitgeteilt. 

4)  ZDMG.   41,  62ff. 


6  Goldziher,  Zur   Geschichte  der  hanhalitischen  Bewegungen. 

f 
im   8.  Jahrb.    d.    H.    der    Säfi'it    Sihäb    al-dln    al-Kiläbl    aus 

Aleppo  (st.  733)  in  einer  polemischen  Schrift  von  dem  Treiben  der 

hanbalitischen  Eiferer  entwirft ,    wird    wohl    auch    für  die  früheren 

Zeiten  Geltung  haben.    Er  teilt  sie  in  zwei  Gruppen,  in  deren  eine 

5  die  Leute  gehören ,    die  aus  innerer  Überzeugung ,    bona  fide ,    dem 

^.;i.5>  anhängen,  während  ein  anderer  Teil  unter  dem  Vorwand,  die 

Glaubensanschauungen  der  Alten  zu  verteidigen,  auf  die  Triebe  des 
gemeinen  Volkes  spekuliert,  um  in  egoistischer  Weise  materielle 
Vorteile   zu  erwerben  ^).     Die  Volksmeinung  ergriff  mit  Ostentation 

10  zumeist  die  Partei  der  hanbalitischen  Orthodoxie  und  die  Maß- 
regelungen, denen  Theologen  ausgesetzt  waren,  die  ihre  Beeinflussung 
durch  den  emporkommenden  Rationalismus  merken  ließen,  sind  wohl 
nicht  ohne  Mitwirkung  der  Obrigkeit  und  des   Volks  gelungen. 

Wir    dürfen    einzelne    markante    Beispiele ,    die    uns    aus    der 

15  Literatur  bekannt  werden ,  als  Specimina  für  die  Eichtung  des 
herrschenden  Geistes  betrachten.  In  den  Schülerkreis  des  großen 
Nisäbürer  Gottesgelehrten  Mubammed  b.  Ishäk  ihn  Chuzeima 
(st.  311  im  Alter  von  89  Jahren),  der  als  eine  der  größten  Stützen 
der  orthodoxen  Lehre  galt-),    hatte  sich  der  Geist  des  Kaläm  ein- 

20  geschlichen.  Hinter  dem  Rücken  des  Lehrers  disputierten  die 
Jünger  über  den  Begrifi"  der  Gottesrede  (ob  Wesen-  oder  Tätigkeits- 
attribut) ,  über  den  Umfang  der  Lehre  vom  Unerschaflensein  des 
Koran  u.  a.  m.  Der  Lehrer  fühlte  sich  veranlaßt,  eine  für  alle 
seine  Getreuen  verpflichtende ,  den  hanbalitischen  Standpunkt  starr 

25  vertretende  Formel  aufzustellen,  die  uns  noch  erhalten  ist.  Zu  den 
Intimen  des  Sehejchs  gehörte  Abu  'All  al-Takafl.  „Trotz 
seiner  Gelehrsamkeit  —  sagt  wörtlich  unsere  Quelle  —  setzte  er 
sich  in  einigen  Fragen  in  Widerspruch  zu  dem  Imäm  al-a'imma 
(Ibn  Chuzejma) ,    unter   anderen  in   der  Frage  des  Gottesbeistandes 

30  lind  der  Entziehung  desselben   (  .,b!iÄ^.    oi.A5».Äii  als  bestimmender 

1)  Subkl,   Tabakät  al-Säfi'ijja  al-kubrä  (in   6  Bden.,  Kairo   1324)  V,    182: 

»1    sÄi>'wJ    *Ll2^-    »^    «.Ji5'Lj    o^->^^-^-    ^_Äi.«^it   i^x^Ä^-J    .Ä^^ÄJ   oi.j,i. 

^  •■  r  -^  ••  .  ■  j       ■■       -j  ^ 

'iSsi.M*}j\    r^^s^Jj\*.    K.Jl.j.i>-    j^Liliil    »-^^   T-*-^-   l5J^' 

2)  Seinen  Standpunkt  erfahren  wir  gelegentlich  bei  Subki  1.  c.  204  unten: 

> 

Js^!.   ».JLaäJ!   J^!   (*'-^-;  Q--^-*^)  ^^  kS^^^.  ^^  Ä-^^j^  (5-^  (H-^''  *^ 

tXA;>».Ä-b  öL^v.»  XAA-Ci-Xj!    %  xsü<*s>  ^^W\.    Dasselbe  Zitat  aus  Ibn  Chuzejma 

auch  in  der  'Akida  liHinawij^ja  des  Ibn  Tejmijja  (May;mü'at  al-rasä'il  al-kubrä 
I,  439)  mit  der  in  Parenthese  gesetzten  Variante. 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanhalitischen  Bewegungen.  7 

Faktor  der  guten  und  bösen  Handlungen),    in  der  Frage  nach  der 
Definition  des  Glaubens,  in  der  des  rezitierten  Koranwortes  (iaäÜi 

.^l.äiLj)^).     Da  empörte  sich  das  Volk   (   ».^♦ll)  gegen  ihn  und  er 
wurde    gezwungen ,    sein    Haus    zu    hüten    bis    an   sein    Lebensende 
und    Inquisitionen    wurden    gegen    ihn    vollführt;    dieser    Abu    'All    5 
war  dabei  ein  Mann  von  großer  Bedeutung-)".     Namentlich   durch 

die  Zulassung  der  These  ojJ3?  •j^y^'-^  l?^*"^  "^  ^^^  schwaches 
Zugeständnis  an  die  Mu'tazila  —  konnte  man  die  Altgläubigen  zu 
jener  Zeit'^)  noch  in  Harnisch  bringen^).  Selbst  ein  Mann  wie 
Buchäri  wurde  in  Nlsäbür  wegen  des  Verdachts,  diese  Formel  lo 
zuzulassen,  einem  peinlichen  Kreuzverhör  unterzogen  ^).  Einer  der 
Gewährsmänner  des  Buchäri  und  des  Muslim,  der  Nisäbürer  Abu-1- 
'Abbäs  al-Sarräg  (st.  313)")  stachelte  das  Volk  gegen  al- 
Za'faränT  auf,  der  in  der  Frage  des  Unerschaffenseins  des  Koran 
von  dem  orthodoxen  Standpunkt  abzubiegen  schien.  Man  stieß  i5 
öffentliche  Verfluchungen  oreoren  ihn  aus  —  dies  ist  eine  kxi 
Exkommunikation  —  so  daß  er  nach  Buchara  flüchten  mußte ''). 
KazwinT  erzählt  (ohne  Angabe  der  Zeit)  von  einem  Kädl,  der  in 
Hamadän  öffentliche  Vorträge  hielt,  in  denen  er  sich  als  Gegner  der 
anthropomorphistischen  Theologie  bekundete.  Da  er  in  den  Regie-  20 
ruugskreisen  manchen  Gönner  hatte,  konnte  das  gegen  ihn  gereizte 
Volk  ihm  öffentlich  nichts  zuleide  tun.  Die  Leute  sandten  ihm 
jedoch  Schmähschriften ,  in  denen  sie  gegen  ihn  selbst  sowie  seine 
Kinder  und  Angehörigen  Verwünschungen  schleuderten.  Daß  man 
solches  niederschreibe  —  pflegte  hierauf  der  KädT  zu  sagen  —  ist  25 


1)  Vgl.  ZDMG.   61.  80  oben. 

2)  Dahabl,  Tadkirat  al-buftaz  III,   295. 

3)  Freilich  haben  in  dieser  Frage    mit  der  Zeit  auch   die  Hanbaliten  der 
Vernunft  Zugeständnisse  machen  müssen.    Man  konnte  sich  ja  auf  Männer,  wie 

Buchäri  berufen.  So  sagt  auch  Ibn  Tejmijja  in  seiner  Wasijja:  n^ji)  '3?^' 
vJjJL^  .aC.  .,ijiib  lX^!  iaaJ  ^Li  ..^xi  J^c  (uäJL.^J!  (Mas-raü'at  al- 
rasä'il  I,  294);  er  behauptet  sogar,  daß  weder  Ahmed  b.  Ilanbal  selbst,  noch  dio 
späteren  Autoritäten  der  Schule  die  ihnen  zugeschriebene  Auffassung  über  die 
Erscheinungsformen  des  Koran  gelehrt  haben  und  daß  diese  Zumutung  von  Fachr 

al-dln  al-KäzT  erlogen  sei   (ü^jLäsIi^    v_^Aiji-     ■yi\    >wJA\j  ibid.   I,  410). 

4)  Dahabl   1.   c.   307   unten. 

li)  Ausführlich  erzählt  bei   Subkl   II,  HIV. 

6)  Es  ist  interessant  zu  lesen,    wie    dieser  Manu  das  tätige    .XÄXi    .xaXJ 
(vgl.  meine  Einleitung  zu  Ibn  Türaart)   übte. 

7)  Dahabl    1.    c.    298    xÄxL    ,  Jj^\    _%AAi>.5       JLä£.Jl    \^Xju\     ^^äj 


3  Goldziher,  Zur   Geschichte  der  hanbalüischen  Bewegungen. 

möglich ;  daß  aber  Gott  auf  einem  Throne  sitzend  existiere ,  wird 
dadurch  nicht  weniger  absurd^). 

Die  Agitation  ?egen  rationalistische  Formulierungen  der  stritticren 
dogmatischen  Lehrstücke    erstreckt    sich    auf  die  weitesten  Gebiete 

5  der  islamischen  Welt  und  kennt,  wie  wir  auch  aus  obigen  Beispielen 
ersehen  konnten ,  auch  gegen  gefeierte  Autoritäten  der  Religions- 
wissenschaft keine  Rücksicht.  Charakteristisch  ist  die  Austreibung 
des  großen  Traditionsgelehrten  Muh  am  med  ihn  Hibbän  al- 
Bustl  (st.  354)  aus  Sigistän.      „Er  hatte  viel  Wissenschaft  —  so 

10  erzählt  ein  Fanatiker,  der  bei  seiner  Ausweisung  mitgewirkt  hatte 
—  aber  nicht  viel  Religion;  er  kam  zu  uns  und  leugnete  die  räum- 
liche Begrenztheit  der  Gottheit;  da  haben  wir  ihn  hinausgetrieben" -). 
Derselbe  Ibn  Hibbän  wurde  auch  wiegen  seiner  rationalistischen  Er- 
klärung des  Prophetismus  als  Zindik  gebrandmarkt  ■^).    Ein  ähnliches 

15  Schicksal  traf  seinen  Schüler  Abu  Bekr  Muh  am  med  ibn  al- 
Gi'äbT'')  (st.  355)  in  Damaskus.  Er  war  als  Traditionsgelehrter 
so  berühmt,  daß  kein  Raum  die  Zuhörerschaft  fassen  konnte,  wenn 
er  Hadite  vortrug ;  man  drängte  sich  auf  den  Straßen  um  ihn,  um 

seine  Mitteilung    zu   hören    (^*j   ^ß^\   '»S.^\   JS^J^   »,^1^     c-J^+H 

20  oi-J-IaJ^   Ljj^')-     ^^f  seinen  Reisen  kam  er  aus  Ägypten  nach  der 

syrischen  Hauptstadt.  Dort  verkehrte  er  mit  Mutakallimün ,  und 
das  machte  ihn  verdächtig;  dazu  werden  übrigens  auch  seine  schi'i- 
tischen  ^Neigungen  beigetragen  haben.  „Man  erfuhr  von  seinen 
dogmatischen  Ansichten ,    und    er    mußte    als  Flüchtling    die   Stadt 

2.5  verlassen".  Man  sagte  ihm  nach,  daß  er  es  auch  mit  dem  Gebete 
und  anderen  religiösen  Observanzen  leicht  genommen  habe  5).  Dem 
entspricht  es  auch,  daß  man  die  Zurückweisung  der  neuen  Richtung 
der  Dogmatik  auch  in  öffentlichen  gottesdienstlichen  Kiandgebungen 
zum  Ausdruck  kommen  ließ.    Ich  kann  nicht  bestimmen,  auf  welche 

30  Zeit  die  charakteristische  Nachricht  zu  beziehen  sei ,  daß  man  in 
Hamadän  auf  das  Portal  der  Moschee  als  Inschrift  die  sechs  t^^jCv.!- 

Verse  des  Koran  anbringen  ließ"),  gleichsam  als  Demonstration  für 
den  Standpunkt  der  aJd   al-taijslm    und    als    energische    öffentliche 
Ablehnung  des  Versuchs ,  darin  etwas  anderes  zu  finden ,  als  ihren 
35  wörtlichen,  durch  kein  ta'wll  wegzudeutenden  Sinn. 


1)  KazwTni   ed.   Wüstcnfeld  II,   259   unten. 

2)  Dahabi  1.   c.  III,   135    -aa/  xJ    ^.^LT  ^^Lx-^oi^   ^    i^J^,~>\    q.:^^' 

sLÄ:>-,i>-'wS    'Ai>-    -Xi'^    Lx>JLc:    MiXi    ,-^2^    ,^jS  sJ    .-y^J    i^*    ^X^. 

3)  Vgl.  Buch  vom   Wesen  der  Seele  57   oben. 

4)  In  der  Ausg.  wiederholt     ^j'jt-i»-  ■     Vgl.    über    die    häufige  Korruption 
dieses  Namens  Leidener  Katalog,  2.  Ausg.  von  de  Goeje-JuynboU  II,  56,  Anm. 

5)  Dahabi  1.  c.  III,  140. 
C)  Subkl   V,  189,  1. 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanbalitischen  Bewegungen.  9 

Die  Zurückdrängung  der  As'ariten  dauert  bis  an  die  Anfänge 
der  Seldschukenherrschaft  fort.  Die  Hanbaliten  hatten  es  vornehm- 
lieh auf  die  angesehensten  Vertreter  der  theologischen  Wissenschaften 
abgesehen ;  allenthalben  fahnden  sie  auf  dogmatische  Eedenklich- 
keiten.  Um  diese  Zeit  war  z.  B.  auch  der  weitberühmte  Geschichts-  5 
Schreiber  von  Bagdad,  Abu  Bekr  al-Chatlb  (st.  463),  Gegen- 
stand   ihres    wühlerischen    Eifers    (»^xiiil      As.    '»jJuJ^    o^JUL^'). 

Sie  fanden  heraus,  daß  seine  dogmatische  Richtung  einen  Stich  in  die 
as'aritische  Richtung  verrate^),  und  wollten  nicht  dulden,  daß  er  in 
der  Hauptmoschee  (al-Mansür)  Vorträge  halte-).  lo 

Die  Seldschukenherrschaft  war  im  Zeichen  der  Orthodoxie  auf- 
getreten und  mutete  sich  den  Beruf  zu,  als  Hort  des  rechten  Glaubens 
gegenüber  jeder  Art  von  Ketzerei  zu  wirken-^).  Ihre  Anfänge  ent- 
sprachen auch  den  Erwartungen  der  unbeugsamen  Dogmatiker.  Diese 
fanden  in  Toghrilbeg  eine  willkommene  Unterstützung.  Sein  15 
Vezir  al-KundurI  kann  während  der  Regierung  dieses  Sultans  neben 
der  Verfluchung  der  Räfidl's  auch  die  der  As'ariten  crleichsam  als 
liturgischen  Akt  in  die  Moschee  einführen^).  Die  größten  as'aritischen 
Lehrer  seiner  Zeit,  unter  ihnen  Abu-1-Käsim  al-Kusejrl  und 
der  auch  als  Lehrer  des  Gazäll  berühmte  Imäm  al-Haramejn,-20 
werden  mit  seiner  Genehmigung  verfolgt  und  verbannt  2). 

Erst  der  Schutz,  den  Nizäm  al-mulk,  der  Vezir  des  Sultans 

Alparslän ,    den  As'aiüten  gewährte ,    milderte  die  gefährliche  Lage, 

in  die  sie  überall  im  Bereiche    der  Bagdäder  Oi'thodoxie    bedrängt 

waren  ^).     Im  Jahre   470    zettelten    die    fanatischen  Hanbaliten    der  25 

*  j 

Chalifenresidenz,  angeführt  vom  Oberhaupt  des  madhah.,  dem  Serif 

Abu  Ga'far  b.  Abi  Müsä,  einen  Aufruhr  an  gegen  den  be- 
rühmten  Säfi'iten  Abu  Ishäk  al-SiräzI,  der  sich  zu  den  as'a- 
ritischen Lehren  bekannte,  und  gegen  seine  Anhänger,  weil  der  beun- 
ruhigte Abu  Ishäk  gegen  die  Verfolgungen  der  Hanbaliten  in  einer  so 

o  ■•00  00 

Beschwerdeschrift  den  Schutz  des  Nizäm  al-mulk  angerufen  hatte. 
Zwanzig  Tote  fielen  als  Opfer  des  hanbalitischen  Straßentumultes. 
Endlich  mußte  sich  der  Chalife ,  seiner  Neigung  nach  Beschützer 
der  Fanatiker,  einmengen,  und  nach  beiden  Seiten  beruhigen.  Abu 
Ga'far  erhielt  Arrest  im  Palaste.  Nizäm  al-mulk  aber  richtet  eine  35 
in  ihrem  Wortlaut  erhaltene  Exhortation  an  die  aufgeregten  Han- 
ballten,  in  welcher  er  sie  darüber  aufklärt,  daß  al-Aö'ari  nach  Ahmed 


1)  Dahabl,  Taclkirat  al-liuöaz  III,  337  ;  da  wird  auch  die  dogmatische  Ver- 
mittlung des  Chatib  reproduziert. 

2)  Mir'ät  al-zamäu  bei  G.  Salmon,  Introduction  topographique  ii  l'histoiro 
de  Bagdädh  (Paris  1904)  5,  21;  nur  obiges  kann  der  Sinn  des  Verbotes  sein 
„in  die  Moschee  einzutreten". 

3)  JKAS.   11)02,  571  ff. 

4)  E.  G.  Browne,  A  Litorary  History  of  Pers'a  II,  174. 

5)  SubkT  III,  86. 

6)  Vgl.  jetzt  Reynold  A.  Nicholson,  A  Literary  History  of  the  Arabs 
(London  1907)  379. 


10  Goldziher,  Zur   Geschichte  der  hanbalüischen  Bewegungen. 

b.  Hanbai  der  größte  Sunna-Imäm  gewesen,  daß  sein  Bekenntnis 
mit  dem  des  Ibn  Hanbai  völlig  identisch  sei .  woran  kein  Mensch 
zweifeln  könne  ^).  Dies  zu  erklären ,  war  Nizäm  al-mulk  völlig 
berechtigt;  al-A6'ari  hat  ja  in  seiner  Ibäna  dem  Ahmed  ibn  Haubai 
5  als  dem  größten  Lehrer  des  Islam  eine  übersi^rudelnde  Lobrede 
gehalten  und  sich   mit  seiner  Dogmatik  vollends  identiüziert. 

Dies  Mahnschreiben  bezeichnet  wohl  das  früheste  a§'ariten- 
freundliche  öfientliche  Auftreten  des  großen  Vezirs.  In  der  Folge 
hatte  er  mehr  als  einmal  Gelegenheit,    sich    als  Beschützer    der  in 

10  Bagdad  verfehmten  Kalämtheologie  zu  bekunden.  Denn  die  Han- 
baliten  hörten  nicht  auf,  unter  dem  Schutz  der  Chalifen  die  großen 
as'aritischen  Lehrer  zu  verfolgen  und  zu  vertreiben. 

Wegen  hanbalitischer  ßtna  mußte  Abu  Nasr  al-Kusejri, 
ein    wegen    seiner    asketischen  Frömmigkeit    und    seines    mächtigen 

15  Einflusses  verehrter  Mann ,  Bagdad  verlassen  -) ,  trotzdem  man  von 
seinen  Vorträgen  rühmen  konnte,  daß  sie  viele  Nichtmuslime  in  den 

Schooß  des  Islam  lockten  (Kc'w^is-  *U-v.l  ,.^£  ä..w,JL^  ^JL^    ..U"  Uiä 

K/«Ä.It   ,J«.Pl   i-r*)'    ^^^^^  Verbrechen  war,  daß  er  in  Schrift  und  Wort 
als  Verteidisrer  der  as'aritischen  Weise  auftrat  und  mit  rücksichts- 

20  loser  Strenge  die  Mugassima  angrift^  Aus  Bagdad  vertrieben,  holte 
ihn  Nizäm  al-mulk  nach  Nisäbür-'). 

Unter  der  Kegierung  des  Sultans  Alparslän  und  seines  Vezirs 
können  die  As'ariten  in  der  Tat  frei  aufatmen  und  in  den  von 
letzterem  gegründeten  N  i  z  ä  m  i  j  j  a  -  Hochschulen  ^)  fand  die  Kaläm- 

25  dogmatik  anefesehene,  von  regieruugswegen  begünstigte  Stätten.  Die 
veränderten  Verhältnisse  ermöglichen  es  nun  auch  den  Anhängern 
des  As'arl,  ihr  Mütchen  an  den  Gegnern  zu  kühlen.  Zur  Regierungs- 
zeit des  Alparslän  lebte  in  Herät  der  fromme  Abu  Ismä'Il  'Abd- 
allah al-HarawI  (st.  481),  bekannt  als  Verfasser  des  vielgelesenen 

30  süfischen  Handbuches  manäzü  al-sair'in.  Wie  anderen  Anhängern 
der  asketischen  und  sütischen   Richtung  waren   auch  ihm   die  Spitz- 


1)  SubkT    111,  9t):    (J^a1>    ^j     A^^!)     »Aju     iC>Lw«.il     ^\    JA■^^= 

-JlXaÄC       .^      ,.v*     ä.X      -xC     (S\-^j>»      &.ä>o'la^J      ,?.     ,   CT jt^bS!      ^  -aj     xj» 
l_5        ••  V  '      CT       >       >••       V     />      -^  ••  ^     ^>  j_  > 

2)  Ibn  al-Atir  ad  hihi.   48.0. 

3)  Subki   IV,  251. 

4)  Über  die  Hochschulengriindungeu  des  Nizäm  al-mulk  s,  jetzt  Julian 
Kibera,  Origen  del  Colegio  Nidaini  do  Bagdad,  im  Homonaje  a  Fraucisco  Codera 
(Zaragoza    l'J04j   3 — 17. 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanbalitinchen  Beicegungen.         H 

fiadicfkeiten  der  Docrmatiker  zu  wider  i);  wie  der  crroße  Süfi  'Abd  al- 
Kädir  al-GrIlänl  schlug  aucli  er  sich  zu  den  Hanbaliten,  wo  er  sich 
vor    den  Haarspaltereien    der  Dogmatik    sicher    fühlen    konnte.     Er 

bekämpfte    sogar    den  Kaläm    in   einer   eigenen  Schrift  j,^ilXJS   (*3^). 

Als  nun  einmal  der  Sultan  Alparslän  die  Stadt  Herät  besuchte,  ver-  5 
schafften  sich  die  Kalämleute  eine  Statuette  aus  Erz  und  schmuggelten 
sie  in  das  viihräb ,  vor  dem  Abu  Ismä'il  sein  Gebet  zu  veri'ichten 
pflegte.  Als  sie  dem  Sultan  ihre  Aufwartung  machten,  klagten  sie 
darüber,  daß  der  fromme  Scheich  ein  arger  mucjassim  sei,  der  seinen 
Gott  in  Körpergestalt  anbete ,  was  sie  auch  durch  Vorweisung  des  lo 
Bildwerkes,  das  der  Gegenstand  seines  Kultus  sei,  beweisen  wollten. 
Der  ahnungslose  Scheich  hatte  viel  Mühe,  den  erzürnten  Herrscher 
zu  besänftigen  und  ihn  von  seiner  Unschuld  zu  überzeugen^). 

Dies  Geschichtchen  mag  wohl  nur  den  Wert  einer  Anekdote 
haben ,  die  der  durch  seine  Parteilichkeit  bekannte  al-DahabI  ir> 
gerne  erzählt,  um  die  Bosheit  der  Gegner  ins  Licht  zu  stellen;  es 
setzt  jedoch  als  historische  Tatsache  voraus  die  Abneigung  des 
Alparslän  gegen  das  in  den  Kreisen  der  Ultrahanbaliten  gepflegte 
ta<jshn  und  seine  Sympathie  für  die  Kalämtheologie. 

Uns  interessiert  hier  jedoch  mehr  die  Reaktion  der  Han-  20 
ballten    creoren    den   neuen  Geist.     Sie    mochten    auch    nach    dem 

o    o 

ihnen  ungünstigen  Umschwung  der  Verhältnisse  das  Schwert  nicht 
in  die  Scheide  stecken.    Die  Anerkennung  der  as'aritischen  Richtung 
gewann  immer  mehr  Boden.    Mit  Bezug  auf  die  Mitte  des  6.  Jahrh. 
d.  H.  kann  der  vertrauenswürdige  Tag   al-dln    al-Subki,    ein  25 
solider  Kenner  der  theologischen  Bewegungen  jener  Zeit,  im  Wider- 
spi'uch  gegen  Dahabi  aussprechen,  daß    „damals  niemand  mehr  Mut 
gehabt  hätte ,    die  as'aritische  Richtung  zu  verwerfen ,    die    als    die 
Heerstraße    galf*  ^).      Dies    ist    allerdings    etwas    übertrieben.      Die 
Hanbaliten  ließen  sich  weder  in  der  Literatur  noch  im  Leben  ein-  mü 
schüchtern.     Die  Literaturgeschichte  des  Islam ,  sowie   die  Tabakät 
zeigen  uns  auch    fortab    den    ungeschwächten  Eifer    der  Hanbaliten 
nicht  nur  in  der  Aufrechterhaltung    ihrer  ritualistischen  Überliefe- 
rungen,  sondern  auch  ihrer  dogmatischen  Opposition  gegen  die  zur 
Herrschaft  gelangten  Lehren.  Das  interessanteste  literarische  Produkt  35 
dieser    Art    ist   aus    dem  6.  Jahrh.    das    auf   populäres  Verständnis 


1)  Vgl.  Zahiriten  179  fl'.  Zu  den  Zahiriten  zählt  auch  der  Asket  Ibu  ;ibi 
'Äsim  al  uabll  (st.  287),  Schüler  des  Sakllc  al-Balchl  ^ysl\  »,jJ>\a  .,Li_t) 
y^Lkäii  Sji»)  ^J'Lyij,  DahabT,  Tadkirat  al-hufiäz  II,  214. 

2)  Brockelmann,  Gesch.   d.   arab.   Litt.  1,  433. 

3)  Dahabi,  Ta(lkirat  al-huftaz  III,  381. 

4)  Subkl  IV,  239,  4  ^L^^aJl         Jlt    ^j^r^'^     ^^     O     ^j^r?     -^^'     ^ 


12         Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanbalitischen  Bewegungen, 

angelegte  Lehrgedicht  des  Muhammed  b.  'Abdalmalik  al- 
Karagi  (st.  532)  aus  Karag  (zwischen  Hamadän  und  Ispahän). 
Der  Verfasser  entwickelt  in  diesem  gereimten  Opus  (joLaüJ!  ij«>j5tC 
JoLiüti!   (jw4.*Ä  J.)  in  mehr   als  240  Verszeilen    das    ganze  System 

5  der  Hanbaliten  (inclusive  tagslm)  mit  Ausfällen  gegen  As'arl.  Der 
biograiDhische  Schriftsteller  al-Sam'änl  hatte  dies  Lehrgedicht  un- 
mittelbar vom  Verfasser  gehört;  aber  al-Subki  vermutet,  daß  es 
seither  viel  Interpolationen  und  Erweiterungen  erfahren  haben  müsse, 
bis  es  seinen  definitiven  umfang  erreichte.    „Nicht  möge  —  sagt  er 

10  —  Allah  freundlich  sein  dem,  der  diesem  Werke  Glauben  schenkt, 
noch  seinem  Verfasser ,  wer  es  auch  immer  sein  möge.  Über 
al-As'arl  spricht  er  in  der  scheußlichsten  V^'^eise  und  erdichtet  über 
ihn  erlogene  Dinge"  ^).  Jedoch  die  Tatsache,  daß  ein  solches  Lehr- 
gedicht Gegenstand    von    immer    zunehmenden  Hinzufügungen    und 

15  Erweiterungen  bilden  konnte,  ist  ja  an  sich  ein  Zeugnis  dafür,  daß 
es  einem  inneren  Bedürfnis  entsprach  in  den  Kreisen ,  die  daran 
ai'beiteten.  Auch  das  apologetische  Werk  des  Ihn  'Asäkir  (ed. 
Mehren)  muß  ja  noch  die  persönliche  Ehre  und  das  Ansehen  des 
As'arl    gegen    die  feindlichen  Angrifie  der  Gegenpartei  verteidigen. 

20  Der  Fanatismus    der    Hanbaliten    bekundet    sich   jedoch    nicht 

nur  in  literarischer  Form.  Mehr  als  mit  der  Feder  wirken  sie 
durch  gesellschaftliche  Mittel  auf  die  Massen  ihrer  Getreuen,  denen 

sie  einen  unbändigen  Haß  gegen  die   „Neuerer"   (  .,5.C(A;U/«) -)  ein- 
flößen.   Man  dürfe  ihnen  nicht  einmal  einen  Gruß  erwidern ;  dafür 
25  wird  eine  angebliche  Lehre  des  Ibn  Hanbai  hervorgeholt  •^) :  ^JL*  q-. 

XA==-!  Aiis  K^lXj  J^l  ^^s.  und  ich  habe  bereits  an  anderer  Stelle  ^) 
auf  den  im  Bagdäder  Stadtteil  Harbijja  im  6.  Jahrh.  gegründeten 


1)  Subki  IV,  83  f. :    "^Is    *.A/*^:5^ib    ^b^    xi^Ji     .J^!     ,.jX     Ua5     ^Ü 

2)  Dies  Epithel  spenden  einander  gegenseitig  die  beiden  Parteien.  Der 
As'arite  nennt  seine  eigenen  Gesinnungsgenossen  ä.ä»w.j!  J>-?i  und  die  Alt- 
konservativen sind  ihm  iCi.LX.AJ!    J».?t. 

3)  Solche  lieblosen  Lehren  des  Ahmed  werden  selbst  von  'Abd  al-K5dir 
GilSnl  in  seinem  Buch  oi..=-  wÄj.- .^  ^AjLaJ  ÜaäxJ)  verwendet;  von  dort- 
her sind  sie  mitgeteilt  von  Ibn  Ha;l'ar  al-Hejtami  in  oj!  ^  &.'s^  VwÄc^L^aJl 
XSJüyij    ^lXJ!    J^i    i^Jlt  (Kairo    1312)   149. 

4)  Kultur  der  Gegenwart  1,  Abt.  3,  117. 


I 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanb alitischen  Bewegungen.         13 

sozialen  Verein  'iL^aj^^^JW  hingewiesen,  dessen  Mitglieder  diesem  Be- 
grüßungsverbot einen  geradezu  exzessiven  Umfang  gaben.  Mit  der 
Tendenz  dieses  Vereins  entschuldigt  ein  in  Damaskus  wohnhafter 
Hanbalit  seine  Anstrengung,  dem  unter  seinem  Einfluß  stehenden 
Traditionsbeflissenen  'Abd  al-Gani  al-Gammä'Ili  vom  Ver-  5 
kehr  mit  dem  Geschichtschreiber  der  Stadt  Damaskus,  Ibn  'Asäkir, 
zui'ückzuhalten.  Dieser  war  ja  As'arit,  Verfasser  einer  Apologie 
des  As'arl  und  der  Tabakät  seiner  Schule.  Ein  richtiger  Hanbalit 
dürfe  nicht  in  die  Atmosphäi'e  eines  so  gefährlichen  Menschen  treten  i). 

Aber  sie  scheuten   auch    vor   drastischeren  Gewalttätigkeiten-)  10 
nicht    zurück.      Gefährlich    scheinende    Personen    wurden    zuweilen 
durch    Verabreichu.ng    einer    Giftdosis    aus    dem    Wege    creräumt  '^1. 
Wenigstens    wurde    den    grimmigen  Hanbaliten  diese  Kampfesweise 
zugemutet ;  es  steht  natürlich  dahin ,    ob    mit  Recht    oder    aus   ge- 
hässigen Motiven.     Nur  ganz  kurze  Zeit  vor  der  Periode,    die  uns  15 
hier  beschäftigt,    mußte    der  As'arite  Abu  Bekr  ibn  Fürak*), 
Lehrer    des    Abu-1-Käsim    al-Kusejri,    auf   Geheiß    des    gewaltigen 
Mahmud  ibn  Sebuktagln   nach   dessen  Residenzstadt  Ghazna   reisen, 
um    sich    vor    dem  Fürsten    von  dem  gegen  ihn  von  den  Muckern 
ausgestreuten  Gerücht  zu  reinigen,  er  habe  behauptet,  die  Propheten-  20 
würde  Muhammed's  sei  mit  seinem   Tode  erloschen.    Wäre  ihm  die 
Rechtfertigung  nicht  gelungen,  so  hätte  ihn  der  fürstliche  Beschützer 
der  Orthodoxie  dem  Tode   geweiht.     Durch    das  Bekenntnis,    „daß 
unser  Prophet  in  seinem  Grabe  weiterlebe,  und  bis  in  alle  Ewigkeit 
der  Gesandte  Gottes  bleibt  in  Wahrheit ,    nicht    in    metaphorischer  25 
Bedeutung,  so  wie  er  bereits  Prophet  war,  als  unser  Urvater  Adam 
erst   noch   „zwischen    dem    Ton   und  Wasser"    sich    befand;    so    sei 
denn  das  Prophetenamt  Muhammed's  ein  ewiges,  präexistierend  und 
nachbleibend"  —  nur  durch   dies  Bekenntnis  entginsf  er  einstweilio^ 


1)  Ibn  Regeb,  Tabakat  al-Hanabila  s.  v.  Ahmed  b.  al-Husejn  al-Bagdädl 
(st.    583    in    Damaskus)    fol.    84b:     xil      i3^J»     Ä,Ä.*W"Ji     J.     ti->wX.XCO;x       .,Li» 

j,jj    *.aj^-=^    ^    LjlXac    ^.,15"  i3j-ÄJ   ^.,14    ^lj>      Js^   iisLii    j^iAJ^    x>Lx 
L$         r  CT       U?  <J-^  "    •  V.U        ••    LT-  LJ 

■  2)  Im  Jahre  596  stiftet  der  lianbalitische  Oberkädl  von  Merw  den  Pöbel 
an,  die  neuerbaute  Moschee  der  Säfi'iten  niederzubrennen,  Ibn  al-Atlr  ad  aun. 
(ed.   Büläk  XII,  66). 

?>)  Über  diese  gegen  die  Feinde  der  Religion  angewandte  orientalische 
Methode  s.  E.  G.  Browne,  A  Traveller'«  Narrativo  written  to  illustrate  the  episode 
of  the  Bäb,  II,  371  f. 

4)  Vgl.  jetzt  Völlers'  Leipziger  Katalog  Nr.   316. 


14  Goldzihei-,  Zur  Geschichte  der  hanhaUtischen  Betcegungen. 

der  Todesstrafe.  Einstweilig  —  denn  der  Grimm  der  orthodoxen 
Gegner  war  durch  diese  Rechtfertigung  nicht  befriedigt ;  sie  räumten 
den  Aö'ariten  auf  seiner  Rückreise  nach  Nisäbür  durch  Gift  aus 
dem  Wege.    Und  es  ist  hinzuzufücjen,  daß  ihr  Haß  sich  in  diesem 

5  Fall  nicht  etwa  gegen  einen  anrüchigen  Freigeist  richtete.  Ihn 
Füi'ak  war  Fleisch  von  ihrem  Fleisch ,  selbst  Pietist  wie  sie.  Er 
fühlte  solche  Ehrfurcht  gegen  das  Papier,  worauf  der  Koran  ge- 
schrieben ist,  daß  er  niemals  in  einem  Haus  schlafen  wollte,  unter 
dessen  Dach  sich  ein  Koi-anexemplar  befand.    Aber  er  urteilte  über 

10  die  as'aritischen  Formeln  nicht  so  schrecklich  wie  die  Hanbaliten, 
die  ihren  Weg  zum  Ohre  des  mächtigen  Ghaznewiden  zu  finden 
wußten  ^). 

Dieser  Zug  wiederholt    sich    dann    mehreremal    in    der  biogra- 
phischen Literatur.    Auch  aus  dem  Jahre  567  haben  wir  ein  Beispiel 

1.')  dafür,  daß  Hanbaliten  mit  denselben  Mitteln  gegen  einen  as'aritischen 
Gegner  arbeiten  -) ,  nämlich  gegen  den  zu  seiner  Zeit  in  Bagdad 
sehr  beliebten  öffentlichen  Lehrer  Muhammed  b.  Muhammed  Abu 
Mansür  al-Barawi  al-TüsT.  Er  war  As'arite  und  pflegte  in 
seinen  Vorträgen  die  Hanbaliten  heftig  anzugreifen.    „Hätte  ich   zu 

20  befehlen  —  sagte  er  einmal  —  würde  ich  den  Hanbaliten  die  yizja- 
Steuer  (wie  Andersgläubigen)  auferlegen"-').  Dafür  ließen  die  Han- 
baliten heimlich  Gift  in  sein  Haus  schmusfgeln,  woran  er  und  seine 
ganze  Familie  starben^). 

Auch  dem  großen  Dogmatiker  Fachr  al-din  al-Räzi  soll 

25  sein  eifriger  as'aritischer  Kampf  gegen  die  Mu'taziliten  damit  belohnt 
worden  sein,  daß  ihn  die  anthropomorphistischen  Karrämiten  heimlich 
vergiften  ließen  ^). 

In  Bagdad,  dem  Sitz  ihres  früheren  Glanzes,  war  —  wie  uns 
bereits    ein    Beispiel    gezeigt    hat   —   das    Harbijj  a -Quartier    die 

30  Brutstätte  und  der  Mittelpunkt  des  hanbalitischen  Fanatismus.  Schon 

Gähiz'')    erwähnt   X.-o.il   ^».j^x^  als    Vergleichungsobjekt    für   Leute 

1)  Subki   111,  53—54.  2)  ibid.  IV,  182. 

3)  Zu  diesem  Urteil  fanatischer  Madhableute  gegeneinandervgl.  Jäkütl,  708,9. 

4)  Ibn  al-Mulakkin,  Al-'ikd  al-mudahhab  (Leidener  Handschr.  Warner  532), 

fol.  141a:  J^   ^.,1    J   ^V^Äj   ^,^  ^^y^^fS^.   KLUÜ    ^c   jJl^'    XaS   ^.,L5j 

^ri^iX^j>-  (jiiXJ  x.»..*^:  ''^J-4*-  f*-f""'^  >,i>^5iA2».J  1^1.  Die  Todesart  wird 
bei  SubkT  1.  c.  umständlicher  beschrieben,  hingegen  fehlt  bei  ihm  das  im  Te.xt 
mitgeteilte  Detail.  5)  SubkT  V.  35. 

C)  Kitäb  al-hiijwSn  III,  (i,  Kl.  Wenn  ich  die  Stelle  richtig  verstehe,  setzt 
Gähiz  den  schT'itischen  Sektenfanatismus  und  das  asketische  Geliaben  des  dort 
geschilderten  Mannes  in  Gegensatz  zu  seinem  weiiiseligen  unfrommen  Lebens- 
wandel (pl-«-:=^  ^.=>.a3  LjiAa>J  i,i>Jö  5.x  •^^•);  »t  "iH  damit  den  ab- 
gefeimten Ilypokriteii   brandmarken. 


Goldziher,  Zur  Geschichte  cler  hanbalitischen  Bewegungen.         15 

von  asketisch  düstrem  Aussehen.  Was  für  verbohrte  Köpfe  in  dieser 
Umgebung  zu  finden  waren,  zeigt  uns  das  Beispiel  eines  asketischen 
Sonderlings,  Tbrähim  al-Harbi  (st.  285),  unmittelbaren  Schülers 
des  Ahmed  b.  Hanbai.    Er  beschäftigte  sich  auch  mit  Luga- Studien 

(iCiJU   Kx:L*:>) ;   aber  so  oft  er  einen  Dichtervers  anwandte,    sühnte    5 

er  diese  unheilige  Tat  —  wie  er  selbst  berichtet  —  damit ,  daß 
er  dem  Zitat  unmittelbar  ein  dreimaliges  „Sprich,  er  ist  Allah  der 
einzige"  folgen  ließ^).  Vor  dem  Tore  der  Harbijja  ist  der  Fried- 
hof gelegen ,  der  die  Grabmäler  einiger  heiliger  Männer  birgt ,  die 
makähir  al-suhadä  -).  Auch  Ahmed  b.  Hanbai  war  hier  beigesetzt  lo 
worden.  Diese  Nachbarschaft  scheint  auf  den  auch  von  früher  her 
auf  Fanatismus  gestimmten  Geist  der  Bewohner  nur  noch  mehr 
suggestiv  gewirkt  zu  haben.  Der  Erregung  ihres  Fanatismus  war 
sie  iedenfalls  sehr  förderlich.  Hingegen  wurde  das  Grab  des  As'ari 
profaniert  und  in  der  gemeinsten  Weise  geschändet'^).  Ihr  un-  i5 
bezähmbarer  Ingrimm  richtet  sich  vorzüglich  gegen  den  Sitz  der 
Ketzerei,  die  Nizämijja.  Sie  halten  es  beispielsweise  für  aus- 
geschlossen ,  daß  das  Totengebet  {salät  al-ginäza)  für  einen  der 
ihrigen  in  der  Nizämijja  abgehalten  werde ;  der  Ort  galt  ihnen  als 
viel  zu  unheilig  ^).  Sie  benutzen  um  diese  Zeit  gerne  eine  feier-  20 
liehe  Gelegenheit ,  die  ihnen  für  eine  hanbalitische  Demonstration 
gegen  den  Geist  der  verhaßten  Nizämijja  geeignet  erschien.  Da 
lassen  sie  ihrem  verhaltenen  Groll  die  Zügel  schießen  und  erneuern 
die  Ausbrüche  des  Terrorismus,  mit  dem  sie  zur  Zeit  ihres  Glanzes 
jede  freie  Geistesregung  einzuschüchtern  pflegten.  Als  solchen  An-  25 
laß  benutzten  sie  im  Jahre  521  das  Begräbnis  des  in  Bagdad  ver- 
storbenen frommen  Zähid  'All  b.  a  1  -  M  u  b  ä  r  a  k.  Als  Ausdruck  der 
Trauer  über  seinen  Tod  wurden  an  diesem  Tage  alle  Bazare  der 
Stadt  geschlossen  —  eine  gewöhnliche  Art  der  Trauerkundgebung  ^) 


1)  DahabT,  Tadkirat  al-bufföz  II,  162,  5   v.  u. :    Js-i    LXxJ    CjA^^    'w* 

o\y«  öbLi  lX5>^  !sXj\  j^  J^  »l\*j  oLs  b!! . 

2)  Chatlb  Bagdad!  ed.  Georges  Salmon  (oben  S.  9  Anra.  2)  79  (Text).  Guy  Le 
Stranj^e,  Baghdad  during  tbe  Abbasido  Calipbate  (Oxford  1900)  158.  Auf  diesem 
Friedhof,  in  der  Nähe  der  Grabstätte  des  Bisr  al-Häfl ,  beigesetzt  zu  werden, 
galt  als  besonderes  Privilegium;  s.  beispielsweise  DahabT,  Tadkirat  al-huft^z 
IV,  20.  Chatlb  Baiicdädi  trank  Zemzemwasser  mit  der  Intention,  dieses  Vorzugs 
teilhaft  werden  zu  können;  s.   Muh.  Stud.  II,  273,  Anni.  3. 

3)  Ihn  'Asäkir  ed.  Mehren    110,  4   v.   u.  ft". 

4)  Ibn  Regeb   1.  c.  fol.    119  b  s.  v.  'Abd    al-Mun'im  Muhammed  al-Bäüart 

(st.    612    in   Bagdad):    a.aji>.I!     t>«L>    VH-?     ^^^^       c^       ^^J^\    ^wS. 

•       ••        l5  *.  '         •  C 

5)  Vgl.  WZKM.  XVI,  326. 


16         Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanbalüischen  Beioegungen. 

—  und  während  des  Besfräbnisses  rief  das  liebe  Volk  aus  voller 
Kehle:  „Das  ist  einmal  wieder  ein  sunnitischer,  hanbalitischer,  kein 
kusejritischer ,  as'aritischer  Tag".  Zu  jener  Zeit  lebte  in  Bagdad 
Abu-1-futüh  (in  unserm  Text  fälschlich:  Abu-1-farag)  al-Isfa- 

öräini,  ein  überzeugter  ass'aritischer  Lehrer;  ihn  hatte  der  Straßen- 
pöbel schon  öfters  mit  Steinen  und  verendeten  Tieren^)  beworfen. 
An  diesem  Begräbnista»  entlud  sich  sein  Grimm  gewen  den  seiner 
Lehre  wegen  verhaßten  Mann.  Der  Pöbel  stieß  öffentlich  Schmäh- 
ungen und  Verwünschuucren  orecren  ihn  aus ,  so  daß  ihm  sein  Be- 
10  Schützer -) ,  der  Chalif  al-Mustar^id ,  den  Eat  geben  mußte,  die 
weiteren  Vorträge  zu  unterlassen  und  sich  aus  der  Stadt  zu  ent- 
fernen.    Zwei    Tage    nachher    soll    man  • —  so    erzählen  Hanbaliten 

—  im  Hause  eines  seiner  Freunde  Hefte  gefunden  haben,  in  denen 
geringschätzige  Äußerungen  über  den  Koran  zu  lesen  waren.     Das 

15  Volk  ergriff  nun  den  IsfaräinT,  schleppte  ihn  durch  die  Straßen  der 
Stadt,  wobei  die  Ursache  der  Mißhandlung  ausgerufen  wurde ,  und 
machte  Miene,  ihn  dem  Feuertode  preiszugeben  •^).  Später  gestattete 
ihm  der  Chalif  al-Muktafl  die  Rückkehr  nach  Bagdad;  darüber 
entstand  abermals  hanbalitischer  Tumult,  der  ihn  wieder  zur  Aus- 

20  Wanderung  nötigte.  In  stiller  "  Zurücksrezo^enheit  von  den  öden 
Kämpfen  um  die  dogmatischen  Wortklaubereien ,  deren  Opfer  er 
war,  ließ  er  sich  nach  vielem  Umherwandern  schließlich  in  Bistäm 
nieder,  wo  er  538  starb  und  an  der  Seite  des  orefeierten  Süfilehrers 
Abu  Jezid  al-Bistämi   die  Grabesruhe  fand^). 


1)  Über  diese  Art  der  Misshandlung  s.  Gähiz,  Kitab  al-hajwau  V,  85,  15. 
Alan  verwendete  dabei  zumeist  tote  Katzen ;  mau  sagt  ä-ÄaII   _jöLÄ>w.ib  *-^\ . 

2)  Ibn  al-Atir  ad  ann.   516. 

3)  Ibn  Re.ieb  fol.  39a:  xxs  c>.äJLc  iv3^-i.ii-*  '^»j  ii5^J3  .,'>-^=>» 
_  ,äj1  %^\  oSiAi^j  lXLUs»  ,..'.^».  ,  c  JÜjJs  ^'»  (  c-A^iiJs  bS  -JLxx;> 
A^-Ä.^i   (iSiö    Üa5   ^A-w►   tkXse.!    *».aJ!    üi^Jö   ,%    !._i*?L5    CjLXxIi    ».^ix. 

^  ><•    .>         >      •  .         ■•         <JP  J-^ 

.l\.x^NA_t     \S\    xj    w^ixil»    xaIx.    (__,w.»äJ!    v_äX£.»    _lacJLl   |,,JL>.    .i.>LflJt 

4)  SubkT  IV,  95. 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanhalitischen  Beicegungen.        17 

III. 

Wenn  nun  die  Hanbaliten  auf  jede  Trübung  des  orthodoxen 
Lehrbegriffes  nach  außen  in  maßloser  Weise  reagieren,  so  ist  es 
leicht  begreiflich,  daß  sie  in  ihrem  eigenen  Kreise  strenge  darüber 
wachen ,  daß  nicht  Füchse  den  Weinberg  verderben.  Wir  wollen  5 
an  einem  Beispiel  zeigen ,  wie  strenge  sie  das  strafende  Schwert 
gesren  die  innerhalb  ihres  eigenes  Kreises  vorkommenden  Ent- 
gleisungen  schwingen  konnten. 

Ein  hanbalitischer  Jüngling,  A  b  u  - 1  -  waf  ä 'All  b. 'Akll  (st. 
513)^),  der  später  berufen  war,  unter  seinen  Zeitgenossen  die  an-  10 
gesehenste  Autorität  der  hanbalitischen  Schule  zu  werden,  hatte  die 
Kühnheit,  sich  bei  einigen  mu'tazilitischen  Lehrern  über  die  Lehr- 
meinungfen  dieser  Partei  unterrichten  zu  lassen.  Obgleich  er  den 
Verkehr  mit  -jenen  Leuten  möglichst  verheimlichte ,  verriet  sich 
sein  Umgang  mit  ihnen  durch  manche  Andeutung,  die  er  gesprächs-  i.'s 
weise  fallen  lies.  Er  sprach  z.  B.  vom  tawll  einiger  Attribute 
Gottes  u.  a.  m.  Seine  von  der  Orthodoxie  abbiecrende  Sinnesart 
konnte  er  selbst  weder  leugnen  noch  beschönigen ,  als  die  ketzer- 
riecherischen  Schnüffler  schriftliche  Aufzeichnungen  von  ihm  auf- 
trieben, die  seine  Rechtgläubigkeit  arg  kompromittierten.  Als  be-  20 
sonders  schwerwiegendes  Crimen  wird  ihm  angferechnet,  daß  er  dem 
Mu'taziliten  Abu  'All  folgend  die  These  aussprach :  die  Dunkelheit 
sei  nicht  ein  positives  Accidens  mit  schwarzer  Farbe,  sondern  bloß 
die  Privation  des  Lichtes ,  also  kein  Seiendes ,  sondern  ein  Nicht- 
seiendes  (Steresis) -).      Der    ketzerische  Verkehr    des   jungen  Abu-1-  25 


1)  Dies  Sterbejahr  wird  in  den  arabischen  Quellen  festgehalten;  Brockel- 
mann (I,  398  Nr.  2)  gibt  515/1121. 

2)  Eine  in  den  Kaläm-Schulen  vielfach  umstrittene  Frage,  in  deren  Be- 
antwortung die  Mu'taziliten  nicht  einig  sind.  Sie  hängt  mit  der  allgemeinen 
Fragestellung  zusammen :  ob  die  Privationen  als  in  Wirklichkeit  existierende 
Accidense  zu  betrachten  seien.  Die  auseinandergehenden  Ansichten  der  Muta- 
kallimün  darüber  s.  bei  Schreiner,  Der  Kaläm  in  der  jüd.  Litteratur  50  und 
dazu  Oähiz,  Kitäb  al-hajwän  V,  IGfT.  Speziell  die  Frage,  ob  Finsternis  ein 
positives  A  cci de ns,  oder  nur  die  Privation  des  Lichtes  sei,  wird  in  diesem 
Zusammenhang  eifrig  behandelt.  Auch  Sa'adjah  bespricht  sie  eingehend  in 
Amänät  53  f.;  anknüpfend  an  Eccl.  2,  13  erörterte  er  sie  auch  im  Söfer  ha-gälüj 
und  gelangt  zu  dem   mit  der  Lehre    des  Abu  'All    übereinstimmenden  Resultat: 

ä,/8lXc    «.P  L4.Ü31   .«.ÄÜ  A^o^  Jwol    «^  Ij^A'^  (»^li-H    ,.,t;    dafür  wird  er  von 

den  Gegnern  hart  angegrifl'ou.  S.  den  Text  des  R.  Mubassir  bei  Harkavy,  Studien 
u.  Mittheilungen  V  (St.  Petersburg  1891;  Mck.  Nird.,  YH.  Jahrg.),  183 — 185. 
[Vgl.  jetzt  auch  S.  Poznai'ski,  Ilaijüjah  ha-Balchi  im  hebr.  Jahrbuch  T^^n, 
VII,  9  des  SA.]  Nach  dem  Bericht  des  Maimünl  (Dalälut  I,  c.  73,  Prop.  7  zu  Ende; 
ed.  Munk  I,  111b)  wird  die  These  des  Abu  'Ali  (in  Bezug  auf  Licht  und  Finsternis) 
von  manchen  Mu'taziliten  abgelehnt,  dio  sonst  die  Existenz  privativer  Accidense 

nicht  anerkennen:  u>..^aJ   cjLjCUI    j.IlX.c.1   iJ^*~^  ,m^  ^^d   ä-^jä*!!  ip*^i 

jv^äj!     j.l\c    J^-c-t'^     öj^äÜ     j»lX.c    j^^-St       .,1    dyi^A    S-^    sJV?"r'*    ^5"^^ 
Zeitschrift  der  U.  M.G.    HA.  I;Xir.  2 


18         Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanlalitischen  Bewegungen. 

Wafu  scheint  jedoch  nicht  auf  Mu'taziliten  beschränkt  gewesen  zu 
sein.  Er  muß  wohl,  ob  nun  in  persönlichem  Verkehr  oder  durch 
das  Studium  ihrer  Schriften,  aucK  von  den  Ideen  der  pantheistischeu 
Mystiker  gekostet  haben.     Denn    noch   schwerer   als    die    eben    er- 

5  wähnte  metaphysische  Subtilität  fiel  ins  Gewicht,  daß  er  in  einer 
der  aufgestöberten  Schriften  den  Erzketzer  Halläg,  den  die  Ortho- 
doxie als  Ungläubigen  dem  Henker  preisgegeben  hatte,  wie  einen 
rechtgläubigen  Asketen  und  Wundertäter  behandelte ,  und  daß  er 
der  Erwähnung  seines  Namens   den  Segensspruch   „möge  Gott    ihm 

10  barmherzig  sein"  folgen  ließ.  Dies  alles  konnte  der  Scherlf  Abu 
Ga'far,  den  wir  bereits  in  seinem  Verfolgereifer  kennen  lernen 
konnten  (oben  S.  9),  aus  dem  ihm  vorgelegten  Beweismaterial 
unleugbar  feststellen.  Er  und  seine  Gesinnungsgenossen  gaben  nun 
die  Parole  aus  auf  die  persönliche  Verfolgung  des  jungen  hanbali- 

15  tischen  Gelehrten.  Dieser  war  vor  ihnen  nunmehr  seines  Lebens 
nicht  mehr  sicher  und  mußte  sich  lange  Zeit  im  verborgenen  herum- 
treiben, um  den  Nachstellungen  ihrer  Schergen  zu  entgehen.  Später 
fühlte  er  sich  nur  in  dem  zum  Sultauspalast  führenden  bäb  al- 
marütib ')  in  Sicherheit,  wo  ihn  der  Dolch  seiner  fanatischen  Glaubens- 

20  genossen  nicht  erreichen  konnte;  das  Weichbild  des  Palastes  galt 
als  haram ,  als  Asyl.  Der  Hetze  müde ,  entschloß  er  sich  nach 
fünfjähi'iger  Angst  zu  einem  öffentlichen  Widerruf  seiner  Irrtümer. 
In  Anwesenheit  der  angesehensten  Relis;ionsautoritäten  gab  er  seine 
demütige  Bußfertigkeit  kund  und  fertigte  eine  schriftliche  Lossagung 

25  von  jeder  Verbindung  mit  den  Ketzern  und  von  den  ihm  zur  Last 
crelesten  Verirrungen  aus.  Es  wird  dabei  ausdrücklich  erwähnt, 
daß  Abu  Ga'far  dieser  Versammlung  nicht  persönlich  präsidierte, 
da  er  eben  wegen  eines  öffentlichen  Mißbrauches,  den  er  bekämpfte-), 


K.J.i>-    (»lXc     .,  ».X*w.J1.     Über   die  verschiedenen  Definitionen    des  'adam-^e- 

{jriffes  in  den  Kaläm-Schulcn  vgl.  Birani,  Die  atomistisclie  Substanzlehre  (Leiden 
1902)  arab.  Text  C4ff. ;  Oazäll,  Tahäfut  (Kairo   1303)  21—23. 

1)  Dies  Detail  erwähnt  Ibn  al-Atir  ad  anu.  513. 

2)  Es  handelt  sich  um  ein  ,^XX\  ,^^*jt.'j,  wie  es  von  den  Haubaliten 
öfters  recht  stürmisch  geübt  und  gefordert  wurde  (vgl.  oben  S.  7  Anm.  6) ;  vgl.  die 
für  die  gesellschaftlichen  Zustände  jener  Zeit  charakteristische  Erzählung  bei  Tab. 
Ilanäbila  fol.  24a,  s.  v.  al-Ma'mar  b.  'AU  al-Bakkäl,  genannt  Abu  Sa'd  (st.  50G): 

^iN-->    ^x-**..J     ^♦>Lra.wJ    vi>.Jl:'.     Ax.w      ^j!     .Ü    ij*^ 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  Jianhalitischen  Beiceguvgen.        19 

mit  den  Behörden  im  Streit  war.  Dai'aus  folgt,  daß  der  Widerruf 
nicht  ntir  vor  einem  hanbalitischen  Kollegium ,  sondern  vor  dem 
offiziellen  Tribunale  (diwCm)  stattfand.  Abu  Ga'far  hatte  jedoch 
in  den  vorzulegenden  Widerrufungsakt  früher  Einsicht  genommen 
und  denselben  gebilligt.  5 

Mit  Stumpf  und  Stiel  waren  allerdings  die  Früchte  seines 
früheren  Umganges  aus  dem  Geiste  des  Ibn  'AkTl  nicht  ausgetilgt. 
,In  vielen  seiner  Reden  —  sagt  von  ihm  Ibn  Tejmijja^)  —  war 
ein  Stück  von  mu'tazilitischer  Sprache",  und  er  erwähnt  ihn  auch 
im  Zusammenhang  jener  Mutakallimün ,  die  das  tawU  zulassen-).  10 
Als  bleibenden  Niederschlag  jener  Periode  seiner  Entwickelung  kann 
man  es  betrachten,  daß  er  sich  in  der  Frage :  ob  die  Gotteserkenntnis 
auf  bloße  Überlieferung  (taklid) ,  oder  auf  spekulative  Erwägung 
[nazar)  gegründet  sein  müsse,  jenen  anschloß,  die  in  ihrer  Stellung- 
nahme sich  dem  Kalämstandpunkte  nähern.  Eine  der  größten  15 
Autoritäten  der  hanbalitischen  Doafmatik  führt  den  Ibn  'Akll  unter 
jenen  an,  die,  entgegen  dem  bedingungslosen  taklld  der  allgemeinen 
hanbalitischen  Schule,  das  nazar  fordern-^). 

Ich  halte    dies  Widerrufungsdokument   aus    kulturhistorischem 
Gesichtspunkt     für    wichtig    genug,     um    den    Text    desselben    als  20 
Speciraen  solcher  Kundgebungen,  die  wohl  öfters  vorkamen,  hier  in 
dem  Zusammenhang  mitzuteilen,  in  dem  es  in  dem  Klassenwerk 
über  die  H anbauten  von  Ibn  Regeb ^)  erscheint : 

~        j  ^  '••         j   ■•    K^j    -^        j  Lr     ••        L  '  •  LT-  -5         ••  ~ 

j^ÄAwj     (^lX5>1     iiÄAv        -.Ä5     'xil\    ».♦>•, ^)oLÄAii!    I  dxxJ 

—bii»-    (C-^   r*"^^r*'''-5   "^•^-^*-^^    f«-tV-^J'   rt''    ^c5^    ^t-"'    v^*^      <jAx.    Ljtil:)! 


1)  al-Il.iti^'äg  bil-kadar  (liasS'il  II,  131  unten):  J,   ^^Ls"  Ui   J>.aäc    ^tj 

2)  TafsTr  sürat  al-ichliis   (Kairo  1323)  70,  11:  ,j%.4.J>XXl!  yJi  \  Jtji  |J\P. 

3)  al-Kaläm    'alä    al-iitra    (Rasä'il    II,  331):    ^üil    Ijs.^    ^5    S'=>^    uX.S» 

^^Ijtj   ^i\      -/ijUJiy   iCxj.^f    x^jbSI    LjL^I    Q/a    i-Liüäj'l    ^    \^LI:> 

I«.55.aC5   i3»aäe   qjI^ J^aaI   xäLaj!^, 

4)  Tabakät  al-Hanäbila  fol.  32  a. 

5)  Hier  sind  in  der  Handschr.  4 — 5  Worte  gestrichen. 


20  Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanlalitischen  Bev:egungen. 

^,LjJ^j!   ^w!   LJ3!    ^  ^-.::i^'   U^^3    O-"-^^   ^-^^    L?'"'    -^.^'i^'''    ^    »j''^ 

5  J.  « j'j  oiA-w  lXä  -jCi/s  ^'.^!  v^-^'?  y*"^^  ^^'5  (_5^  '-^•'"'^  r)'*-^  ^^^^ 

:  xLai>  v-^^ä/»    ei.s»L<o»   v_ÄJ-'i^!    ^-i^iV^    (C'^    J'iV^   q^^    ,  q*^^^'    i5.Ä4.>jJ 

»    ii.jLj,!   K.A^  ,.-/«»  ».-».£»  A'iÄc^!  ä-c^äaÜ  >>^!ä^ 


^    -         j       j 


^Li:^.  Ov.>»_5  NxäJLc  c>.j1^  L<»    ,«.iS^i>Lj    JJs.äj!_»    j^^isbL-!    ^^s.  ^zs'^A* 
10  ^_»    xäjLä5'   (^/i      JL*j    ii;.Jlj5      Ji    v_^jLj    Lil:    ^«.iÄi^UD.    j«.iA?!A/5    q.x 

j,     J^aL'!     Ä.JU.w^     c^äi-ü     (5-«J'5      sOUäI:!      ^3,    Mi\^i    bS^    iS.Äj'LÄ^=   J^^' 

L/«   ^:*:Uiil    o^-i-i»    <Vv*    ^)jLav.:=*1    y^    Lils    '^5       ^U    u>5^j3    &.!.♦:?» 

^♦wijL*       J'.Jtj     ii.li!       J!     i_».jLj     LiU    u5o3    Lil    CJlXääcI»,    blxal     Li-A^ 

cL4~>Lj  J*äs  iSwiU  xÄx  J-Lxj  j^iJt  J-i  v_^uj  Li!»  ^ÄI^^  £-j>  ^?,  e5^3 
,äiÄ*^l  -i'wS  ii<^j3  ,<cx»  kP  Llai>U  ^i5o3  J,  ijj'wot»  »_o,£  iL^Ic 
vj5vJ3    .ac.    K.üAÄAlit.    is.iiÄÄ.1!    xliiL^    ..yX    i<vAj!    LJfcj!.      J'wJtj    i<.Ll 

20      Ss-    .-jLe-I     i-^ÄS     KcAj     w*.>L>0     _^*.Iiii     Q>!     .».xIao     ^  c^"^     -»Ji^     ^J^*5 

(^>"        LJ  V  '      LT  --  ^      •  ^  •         ■.)        ».  '  -^  r  r 

-  s        "  c  ""       - 

ia^   U?  J.'.>Lj  U   JX^    ^r:^   ,  ^,:oc3    ^^^  ^-ac   Li^Ji'   c^lT  ^ii 

25  xXJl    cjJs~i-C:i»    u>J3      -Jlt      -j^L- — \A    (..•v^.l-w.Ü    ^Lx'l^Ls    S^ii\    lÄP. 

\)  Handschr.  0»>w.J>!. 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanbalitischen  Beioegungen.        21 
,  vw.^:>  Ki-w  *-^   ^Lc  iLxj,^^  *^  v^^äS'»   -Lä^I  »j   iJi£;  xLL  ü^x-* 

IV. 

Seitdem  durch  den  Erfolg  der  theologischen  Bewegungen  im 
12.  Jahrh.  die  as'aritische  Dogmatik  zu  allgemeiner  Anerkennung 
durch^edrunofen  und  dabei  angelangt  war,  als  iamCC  der  maßgeben-  lo 
den  Lehrer  zu  gelten ,  hat  die  gegnerische  hanbalitische  Richtung 
nur  noch  als  tolerierte  Unterströmung  fortwii'ken  können.  Syrien 
in  weitem  Sinne,  das  bereits  im  10.  Jahrh.  n.  Chr.  als  hauptsäch- 
lichster Sitz  der  ashäb  al-hadlt  gerühmt  wird  ^) ,  war  besonders 
dazu  vorbereitet,  den  hanbalitischen  Bestrebungen  Raum  zu  gewähren  i3 
und  den  Einfluß  ihrer  Vertreter  auf  sich  wirken  zu  lassen.  Eine 
feste  Stelluno-  errinsrt  das  hanbalitische  inadhab  in  diesen  Landen 
durch  die  Bemühungen  des  Abu-1-farag  'Abd  al-Wähid  al- 
Slräzl  (st.  486  in  Damaskus).  Er  war  Schüler  des  berühmten 
hanbalitischen  Schulhauptes  in  Bagdad,  Abu  Ja'lä  ibn  al-Farrä  und  20 
wanderte  vom  'Irak  nach  Jesusalem ,  von  da  nach  Damaskus  aus, 
wo  er  durch  Schüler  und  Anhänger,  die  sich  um  ihn  scharten,  dem 
hanbalitischen  maclhab  große  Verbreitung  vei-schafFte -). 

Auch  nach  dem  Sieg  der  Kalämrichtung  bleibt  es  hier  in 
großem  Ansehen.  Anschließend  an  den  offiziellen  Dankgottesdienst  23 
nach  der  Wiedereinnahme  Jerusalems  durch  Saladin  besteigt  ein 
hanbalitischer  Prediger  Zejn  al-dln  ibn  Nagijja,  ein  Abkömmling 
des  eben  erwähnten  Abu-1-farag  al-SiräzI,  ein  Katheder  gegenüber 
der  Kibla  der  Sachraraoschee  und  hält  vor  gedrängter  Versammlung 
einen  religiösen  Vortrag.  Dieser  Prediger  stand  in  großem  An-  30 
sehen  bei  Saladin,  der  ihm  den  Ehrennamen  eines  ,'Amr  b.  al- 
'Äs"  verlieh,  sich  häufig  seines  Rats  bediente  und  seinen  Vorträgen 
persönlich  beiwohnte.  Er  nahm  ihn  sjDäter  zu  sich  nach  Kairo,  wo 
er  599  starb-').    Die  häufigen  Nisben  vieler  der  angesehensten  han- 


1)  MukaddasI   ed.   de  Goeje  39,  9. 

2)  Muglr  al-dln,  al-Ins  al-galll  263 :  ^lXäI?  'O^-jJ  ^^m*z  JwiJl  -Ai 

.S)   allns  al-C'al7l   301.   .")93. 


22         Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanlalitischen  Bewegungen. 

balitiscben  Autoritäten,  als:  al-Dimiski,  al-SafiTiwI  al-SfiUhi  (nach 
al-Sälihijja  bei  D.) ,  al-Harränli) ,  al-Ba'lT  (Ba'lbek) ,  al-MnkaddasI, 
al-Gammä'IlT,  al-MardäwI  (bei  Näbulus)-),  al-Karaml  (aus  Tür  al- 
Karam  b.  N.),  al-Saförlnl  (gleichfalls  bei  N.)'')  zeigen  am  deutlichsten 
5  die  Bedeutung  der  syrischen  Provinz  für  die  hanbalitische  Schule. 
Muglr  al-dln  gibt  in  seiner  Monographie  von  Jerusalem  und  Hebron 
die  Liste  der  berühmten  banbalitiscben  Lehrer  von  der  Ejjubiden- 
zeit  bis  an  das  Ende  des  9.  Jahrhunderts-^).  Besonders  Näbulus 
und    sein  Bezirk    waren  Pflanzstätten    der  hanbalitischen  Theologie. 

10  In  neuerer  Zeit  gilt,  wie  ich  von  Eingeborenen  erfahre,  Hebron  als 
fanatisches  Hanbalitennest  ^). 

In  dem  in  kultureller  Beziehung  mit  Syrien  eng  verbundenen 
Ägypten  scheint  der  hanbalitische  Geist  in  der  ejjubidischen  Zeit 
weniger    zur    Geltung    gekommen    zu    sein ,    wenn    auch    die    Ein- 

15  Wanderung  seiner  Vertreter  aus  Syrien  nach  Ägypten  nicht  zu  den 
Seltenheiten  gehört.  Die  Literatur  kennt  zwar  manchen  ägyptischen 
Vertreter  der  hanbalitischen  Theologie^)  und  noch  heute  ist  ihre 
Lehre  an  der  Azhar-Moschee  durch  Lehrer  und  Schüler  offiziell, 
wenn    auch    verhältnismäßig    spärlich ,    vertreten.     Für    sie    ist    das 

20  Fikh-Lehrbuch   v^jLLÜ    J^^Jj»   ^  ..io    V;--^    d-ä^    (Kommentar    von 

'Abdalkädir  b.  'Omar  al-Dimiskl,  st.  1135,  zu  dem  Grundwerk  des 
Mar'I   b.  Jüsuf,    st.  1030    in  Kairo)    im  Druck  (Büläk  1288)   ver- 


1)  Völlers,  Leipziger  Katalog  Nr.  171  nennt  sich  ein  'Abdalkädir  al- 
Harränl  (übrigens  Säfi'it)  SlXäXjl/«  ^äi.-*s*.j!  vgl.  WZKM.  XX,  394.  Unter 
ihnen  seheint  die  strenge,  puritanische  Lebensauffassung  von  altersher  ein- 
gebürgert. Schon  Ahmed  b.  Hanbai  kann  von  ihnen  sagen:  L^-is  .•^^r>"  \}^^ 
&,jLLo  ^^^m^  ..Lai.»*j!  c-'*^.^  y^  A:>!  -^c  .^yü^,  Dahabl,  Talkirat 
al-hufifäz  II,  48,  3  v.  u. 

2)  Näbulus  als  Sitz  von  muslimischem  Fanatismus  Musil,  Arabia  Petraea  III, 
228,  2. 

3)  Von  dem  ZDMG.  61,  74  Anm.  2  genannten  Träger  dieser  Nisba  empfing 

der  Verfasser  des  Tag  al-'arüs  eine  igäza    l^    J.:L>I»    s-'i^J»^      -j'l    i»^ä5^. 

4)  al-Ins  al-4'alll  592—604. 

5)  Die  fanatische  lievölkerung  von  al-ClialTl  Jlusil,  Arabia  Petraea, 
II,  I,  223  ult. 

6)  Eine  große  Anzahl  von  Hanbaliten  ging  noch  in  den  letzten  Jahr- 
hunderten aus  dem  Orte  Buhüt  (Bez.  Mal.iallat  al-kubrä,  mudlrijja  garbijja) 
hervor;    vgl.    die    Biographien    bei  'All    Mubarak,    Chitat    j^adlda  IX,  99.     Der 

berühmteste  unter  ihnen,  Mansür  b.  Jünus  al-Buhüti   (als  y*;!^  Jl  l\.L:wi.i»-   J_w«.-Ci 

bezeichnet,    st.    1051),    verfaßte    den  Kommentar   /^-.-i.l    S^V-^c  zu  dem  oben 

erwähnten  V^.L»!    Joü  und    sein  Nefto  Sälil.i  b.  Hasan    gab    eine   Versifizierung 
dieses  Werkes  heraus  (Kairoer  Katalog  III,  300  unten). 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanbalitischen  Bewegungen.         23 

öftentlicht  worden  (bei  Brockelmann  II,  369  zu  ergänzen).  Es  möge 
hieran  die  Beobachtung  angeschlossen  sein,  daß  in  allerneuester  Zeit 
wieder  auffallend  viel  dogmatische  und  polemische  Bücher  der 
hanbalitischen  Autoritäten  (besonders  Ibn  Tejmijja,  Ihn  Kajjim  al- 
Gauzijja,  Safärinl)^)  aus  den  Kairoer  Druckerpressen-)  hervor-  5 
wehen. 

Um  bei  älteren  Zeiten  zu  verbleiben,  kann  für  die  in  Ägypten 
vorwiegende  Gesinnung  folgende  Tatsache  als  charakteristisch  gelten. 
An  der  Schwelle  der  Ejjübidenepoche  wird  dem  angesehenen,  frommen 
Theologen  Muhammed  b.  Ibrahim  al-Kizäni  (st.  562)  eine  lo 
Grabesstelle  neben  dem  Ruheort  des  Säfi'I  gewährt,  die  größte 
Ehrenbezeigung,  die  dem  Andenken  eines  Gottesgelehrten  in  Kairo 
zu  teil  werden  kann.  Dieser  al-Kizäni  hatte  sich  zur  anthro- 
pomorphistischen  Gottesauffassung  bekannt  (er  wird  bezeichnet 
als  hervorragend  J^A.vw^.:S^J!3   lX^JS^   ^J^-^W)-      Nun    besann    sich    die  15 

öifentliche  Meinung  bald  darauf,  daß  dies  Bekenntnis  im  Sinne  der 
inzwischen  zum  Range  der  Orthodoxie  erhobenen  Dogmatik  als 
heterodox  verurteilt  werden  müsse.  Ohne  Rücksicht  auf  das  gegen 
Exhumierungen  herrschende  Vorurteil  wird  der  Leichnam  Kizäni's 
von  der  ihm  gewährten  Grabesstätte  entfernt  und  dies  Vorgehen  20 
wiederholt,  nachdem  seine  Getreuen  versucht  hatten ,  ihn  nochmals 
in  die  Nachbarschaft  des  Säfi'I- Grabes  zu  bringen:    der  Heterodoxe 

dürfe    nicht    in   der  Nähe  des  Wahrhaften  begraben  sein:  ^JiAj   ^' 

OJ-jlXa^   Vj^   oJ-j^Xi;'")-     Saladin  selbst  gab  später  einen  strengen 

Erlaß  heraus ,    der  in  allen  Moscheen  seines  Machtgebietes  auf  den  25 
Kanzeln  verlesen  werden  mußte ,    in    dem  es  unter  Androhung  von 
Strafen  aufs  entschiedenste   verboten    wurde,    über   die  Frage   ,der 

Buchstaben    und    Laute"    (oyjiil»    o--^   J,    L>^^   rr^     fr*'0    ^'^ 

verhandeln ;    eine    der    wichtigsten  Thesen    des   Hanbalitismus ,    daß 
nämlich    die  Worte    und  Laute    des    geschriebenen    und    rezitierten  30 
Korans  als  Kaläm  Allah  anerkannt  werden  müssen  (A.s'ari  degradierte 


1)  Über   sein   jüngst    im    Druck    erschienenes    theolog.    Werk   Revue    du 
mondo  musulman  II,  596. 

2)  Als  I.ianbalitischer  Druck  aus  Syrien  kann  aus  neuerer  Zeit  verzeichnet 

werden:  «.xäÄav«.!!  <>\\  „  ~m^  ^^  «•J'rl!  {J^^^\  (Regierungsdruckerei  in  Damaskus 
—  nach  Masrik  IV,  879  — ),  ein  Superkommeutar  zu  dem  Werke  ^.iäÄ^^i^  , 
von  dorn  oben  genannton  Mansiir  al-Buhütl;  dies  selbst  ist  ein  Kommentar  zum 
«-Läi!    jAi>C^  von  Abu-l-NagS  Saraf  al-din  al-MukaddasT  (st.  968);  das  Grund- 

werk  «JÜilf   (Brockolmann    I,  398),    eines    der    angesehensten   Werke    der    l.ian- 

balitisclien  Literatur,  hat  MuwatVak   al-dTn  ibn   Kudäma  (st.  620)   zum  Verfasser. 

3)  Subki  IV,  65. 


24         Goldziher,  Zar  Geschichte  der  hanbalitischen  Bewegungen. 

sie  zu  Exponenten  —  S;'-xf:  des  Gotteswortes)  ^).  Darüber  dürfe 
nun  nicht  verhandelt  werden  und  Saladin  wendet  in  seinem  Erlaß 
auf  die  Zuwiderhandeluden  den  Koranspruch  33,  60  ff.  an,  von  den 
Leuten   ,in  deren  Herzen  Krankheit",  die    „verflucht  sind,  und,  wo 

5  sie  immer   ergriffen  werden,    des  Todes    getötet   werden    sollen"-). 

Einige  Zeit  nach  Saladin  scheint  man  der  Rührigkeit  der  Han- 

ballten  in  der  Tat  Hindernisse  in  den  Weg  gelegt  zu  haben.    Dafür 

ist  der  Fall  'Abdalgani  al- Gamma' ili  (st.  600)  charaktei'istisch. 

Dieser  der  altorthodoxen  Richtung  huldigende,  als  Traditionist  be- 

10  rühmte  Theologe  —  man  gewährte  ihm  das  Epithet  eines  amlr 
al-muminln  fi-l-hadU'^)  —  „redete  über  die  Attribute  und  den 
Koran  in  einer  Weise,  die  das  ^lißfallen  der  ahl  al-tdwll  erregte ; 
sie  machten  darüber  großen  Lärm  und  man  hielt  eine  Gerichts- 
versammlung in  der  Residenz  des  Sultans  in  Damaskus  ab.    'Abdal- 

15  ganl  verharrte  (bei  seinen  Lehren)  und  man  gab  ihn  vogelfrei.  Nur 
infolge  der  Dazwischenkunft  der  kurdischen  Emire  wurde  es  ihm 
möglich,  aus  Damaskus  nach  Ägypten  zu  entkommen,  wo  er  bis  zu 
seinem  Tode  unbeachtet  (bULi»)  leben  konnte"  ^).  Nach  anderen 
Berichten  ^)    verursachte    er    auch    hier  Unruhen    und    es  wäre  ihm 

20  auch  hier  übel  gegangen,  wenn  ihn  nicht  die  Regierung,  die  dem 
religiösen  Gezanke  abhold  war,  geschützt  hätte  ^). 

Aber  einen  dauernden  Erfolg  hatten  die  Verfügungen  Saladin's 

O  DD 

in  Syrien  nicht.  Hier  bietet  das  7.  Jahrhundert  fortwährend  Bei- 
spiele der  Beunruhigung,  denen  die  As'ariten  von  selten  der  Han- 

25  ballten  ausgesetzt  sind  —  '»JJisl\  ^\  äJLjLä.^  bSlP  heißt  es  von  diesen ') 

— ,  wobei  bei  der  Partei  der  letzteren  gewöhnlich  auch  das  mit 
den  Hanbaliten  sympathisierende  Volk  beteiligt  erscheint.  In  der 
Biographie  des  Historikers  von  Damaskus,  'Ab  dal  rahm  an  ihn 
'Asäkir,  kann  erzählt  werden :  „Zwischen  ihm  und  den  Hanbaliten 
30  gab  es  Vorkommnisse,  wie  deren  zwischen  dem  Pöbel  der  letzteren 
und  den  A^'ariten  an  der  Tagesordnung  sind.    Er  ging  niemals  an 

D  o  DD 

einem  Ort  vorüber,  an  dem  sich  Hanbaliten  aufhielten,  aus  Furcht, 
daß    sie    ihm    etwas    antun    würden"  ®).     Und    bei   Gelegenheit    der 


1)  Vgl.  ZD.MG.   Gl,  80,  1,  oben  S.  7.  2)  SubkT  IV,  331. 

3)  JRAS.  1907,  289  n.  11.  Dieser  Ehrentitel  wird  großen  Haditkennern 
nicht  selten  gegeben:  Sufjän  al-Taurl  in  NawawT,  Tahdlb  287,  3;  Hisäm  al- 
Dastawä'j  bei  DahabI ,  Tadkirat  al-l.iu(läz  I,  148,  4,  Muhammed  b.  Isliäk,  ibid. 
156,  6,  Su'ba,  ibid.  174,  8,  'Abdullah  b.  al-Mubärak,  ibid.  251,  6  v.  u.,  Dära- 
kutnl,  ibid.  III,  201,  5;  er  ist  also  nicht  auf  die  Journ.  ns.  1907,  1,  220  unten 
verzeichnete  Person  ausnahmsweise  boschriinkt.    Vgl.  Völlers,  Leipz.  Katal.  Nr.  G78. 

4)  Dahabi,  Tadkirat  al-huffäz  IV,  IGCIV.  wird  die  Begebenheit  mit  Aus- 
führlichkeit erzählt. 

5)  Jäküt  II,  113. 

G)  DahabT  1.  c.   172,  10:  xj^-Jf^  ^XJ  ^^;^^Li^l  q^  .aÜ'  .aA4.J  ^^,'J^ 
7)  ibid.   171,  G   V.  u.  8)  Subki  V,  G9. 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  lianhalitischen  Beicegungen.         25 

Biographie  eines  anderen  Gelehrten  aus  derselben  Zeit  werden  die  Ver- 
hältnisse in  Damaskus  in  die  Worte  zusammengefaßt:  „Die  Hanba- 
liten  errangen  die  Oberhand  über  die  ahl  al-sunna  (damit  sind 
vom  Standpunkt  des  Verfassers  die  As'ariten  gemeint,  s.  oben  S.  12 
Anm.  2),  so  sehr,  daß  jene,  wenn  sie  mit  den  letzteren  an  einem  5 
Orte  zusammentrafen,  ihnen  fluchten  und  sie  prügelten"  ^).  Als  wäre 
von  einem  weißen  Kaben  die  Rede,  so  wird  ein  ausnahmsweise  nicht 
aggressiver  lianbalitischer  Schulmeister  in  Jerusalem  mit  den  Worten 
charakterisiert:  „die  Leute  blieben  unversehrt  von  seiner  Hand  und 
seiner  Zunge"  -).  Zeitweilig  gelang  es  ihnen,  die  Unterstützung  der  lo 
Regierenden  zu  gewinnen,  ohne  deren  Konnivenz  es  ihnen  ja  kaum 
niöo-lich  gewesen  wäre,  ihren  Terrorismus  zu  üben.  Eines  der  lehr- 
reichsten  Kapitel  dieses  Teils  der  Kulturgeschichte  des  Islam  in 
Syrien  bietet  die  Intrigue,  welche  die  Hanbaliten  (KäJs-äa-«  q^  xäjLL 
OjjcJt»,  ^,^\.i  ^jvUUil   kLIaÜ)  in  Damaskus  beim  Sultan  al-Malik  15 

al-Asraf  Müsä  gegen  den  als  die  größte  Autorität  seiner  Zeit  an- 
erkannten säfi'itischen  Schejch  'Abdal-'Aziz  'Izz  al-dinb.  'Abd 
al-Saläm  (st.  660)  anzettelten 3).  Durch  jene  Umtriebe  wurde 
eine  imposante  'Akldaschrift  dieses  Theologen  in  as'aritischem  Sinne 
hervorgerufen ,  die  jedoch  anfänglich  wenig  Erfolg  beim  Sultan  20 
hatte,  dem  sich  auch  die  feigen  Kollegen  des  'Izz  aldin  fügten, 
bis  durch  die  Ankunft  des  Bruders  des  Sultans,  al-Malik  al-Kämil, 
aus  Ägypten  die  Rehabilitierung  des  verfolgten  Schejchs  herbei- 
geführt wurde.  Man  wird  die  aktenmäßige  Darstellung  des  ganzen 
Herganges  bei  Subki  V,  85 — 102  nicht  ohne  Nutzen  für  die  Kennt-  25 
nis  der  Zeitgeschichte  lesen. 

Der  Einfluß  der  Hanbaliten  in  Syrien  spiegelt  sich  auch  in 
einer  kontinuierlichen  Kette  der  hanbalitischen  theologischen  Tradition 
in  dieser  Provinz  des  Islamreiches,  die  um  diese  Zeit  die  hervor- 
ragendsten Vertreter  jener  theologischen  Richtung  in  Literatur  und  so 
Schule  hervorgebracht  hat.  Diese  hanbalitische  Tradition  erreicht 
ihren  Höhepunkt  im  S.Jahrhundert  mit  Taki  al-dln  ihn  Tej- 
mij  j  a  (st.  728)  und  seinem  Schüler  Ihn  Kajjim  al  -  G  auzij  j  a. 
Die  große  Bewegung,  in  die  die  theologischen  Kreise  des  Islam 
infolge  des  Auftretens  des  Ibn  Tejmijja  gerieten,  war  bereits  Gegen-  30 
stand  der  Darstellung  ^).  Die  mächtige  Wirkung  seiner  Schriften 
läßt  sich  zunächst  aus  der  Flut  von  Gegenschriften  folgern,  die  sie 
hervorriefen.  Wenn  auch  vom  i(jmä'  der  orthodoxen  Theologen 
verurteilt,  fanden  sie  viel  Anklang  beim  gemeinen  Volk,  dem  fort- 


1)  SubkT  ibid.  97. 

2)  al-Ins  al-!>alTl   603,9  xiLv^J»    slXj    ^a     .,j.ILw    (j^LäJI.  . 

?>)  Vgl.  das  Zitat  aus  den  Jawäkit  des  Sa'räin  bei  I^ieholson,  Literary 
History  of  the  Arabs  40 1. 

4)  Schreiner,  Beitr.  zur  Gesch.  d.  theolog.  Bewegungen  im  Islam  7G  — 109 
(=  ZDMG.  52,540—503-,  53,51—61). 


26         Goldsiher,  Zur  Geschiclite  der  hanhalitischen  Bewegungen. 

währenden  Beschützer  der  hanballtischen  Eiferer.  "Wohl  verkündete 
man  nach  der  Verurteilung  des  Ihn  Tejmijja  in  allen  Moscheen  von 
Damaskus  ein  Dekret ,  nach  welchem  die  Rückkehr  zu  seinen  Irr- 
lehren mit  körperlicher  Züchtigung  und  Vermögensstrafen  bedroht 
s  wurde;  in  öffentlichen  Versammlungen  mußten  die  Hanbaliten  die 
Zuwehörio-keit  zu  diesem  madhab  verleusfnen  und  sich  zum  säfi'iti- 
sehen  bekennen^).  Dies  minderte  jedoch  nicht  die  Wirkung  der  Be- 
weofuncr,  die  das  Auftreten  ienes  Hanbaliten  hervorgerufen  hatte. 
Die  jjolitischen  Verhältnisse  waren  zu  dieser  Zeit  dem  in  jener 

10  Bewecuno-  sich  kundsfebenden  Aufschwung  des  Hanbalitismus  über- 
aus  srünsticf.  Man  konnte  dem  Volke  predigen,  daß  die  inzwischen 
über  die  Länder  des  Islam  eingebrochene  Mongolennot  eine  Strafe 
der  erzürnten  Gottheit  für  die  allenthalben  in  Leben  und  Lehre 
um  sich   cfreifende  Herrschaft  von  Liberalismus  und  Toleranz  sei-). 

15  Das  Aufflackern  der  unduldsamen  Gesinnung  war  auch  vom  Wieder- 
aufleben länofst  veralteter  fanatischer  Praktiken  begleitet.  Zu  diesen 
gehörte  beispielsweise  die  Reaktivierung  der  theoretischen  religiösen 
Gesetze  in  Bezug  auf  die  Bethäuser  der  Andersgläubigen''),  welche 
der    hierarchische  Einfluß    der    älteren  'Abbasidenzeit    auch    in    der 

20  Praxis  möglichst  zur  Geltung  zu  bringen  strebte'*).  Jetzt  hört  das 
Volk  nicht  ohne  Erfolg,  daß  die  Mongolen  nicht  gekommen  wären, 
wenn  man  nicht  lange  Zeit  im  Widerspruch  mit  den  Lehren  des 
strengen    Islam    gegen    die    Andachtsstätten    der   Uncrläubigen    un- 


1)  Ibn  Hagar  al-'Askahuu,  al-Diirar  al-kamiua  (Ilandschr.  der  Hofbibliothek 
zu  Wieu,  Mst  Nr.  245)  I,  fol.  78  a:    L^-aC.    l<Ar^'>j^J!  ^  äCbUH  |kX.«.:>  a^I 

2)  Ibn  Tejmijja,  al-Furkän  bejna-l-hakk  wal-bätil  (Rasuil  I,  139  ff.)  sucht 
nachzuweisen,  daß  jedesmal  wenn  im  Islam  die  Ketzerei  um  sich  griff,  seine 
Staaten  von  Feinden  vernichtet   wurden.     Hulagu   war   der  Nebuchadnezar    des 

Islam:    J>.xjLa..1       -i^J     .a^J    ci^^.    K.JJ-U.J    ^J^.4.i-w..♦.iJ    kP    (140,  12).     Diese 

Schrift  des  I.  T.  ist  nicht  identisch  mit  der  bei  Brockelmann  II,  104  Nr.  5  ver- 
zeichneten, deren  Titel  ebenfalls  mit  den  Worten  al-Furkän  beginnt;  diese 
letztere  (aber  im  Titel  richtiger  hejna  statt  f't)  ist  ebenfalls  im  Druck  erschienen, 
Kairo  (Takaddum-Druckerei)  1322;  109  SS.  Aus  dem  Inhalt  der  beiden  Bände 
der  magmvat  al-rasä'il  cd-lcuhrä  kann  die  Ibn  Tejmijja-Bibliographie  mit 
24  Nummern  ergänzt  werden. 

3)  Vgl.  meinen  Aufsatz :  Said  b.  Hasan  d'Alexandrio  in  REJ.  XXX,  9. 

4)  Sehr  belehrend  ist  eine  Notiz  in  DahabT,  Ta'lkirat  al-huffäz  I,  339  oben: 
In  Mosul  gab  es  eine  verfallende  Kirche,  welche  die  Christen  wieder  herstellen 
wollten  (dies  war  nach  dem  islamischen  Gesetz  unzulässig).  Da  brachten  sie 
die  Summe  von  100000  (Üirhem)  zusammen,  um  durch  dieselbe  den  Asjab 
(Kädl  von  Mosul ,  st.  209)  für  die  Zulassung  des  Neubaues  zu  stimmen.  Der 
Ivilill  dc']ionic'rto  das  Geld  bei  einem  der  Hcisitzer  und  als  sie  sich  (zur  Gerichts- 
sitzung) in  der  Musciioe  versammelten,  sprach  er:  , Bezeuget  mir,  dalj  ich  den 
Beschluß  fasse,  den  Neubau  der  Kirche  zu  untersagen".  Das  Geld  wurde  den 
Christen  zurückgegeben. 


Goldziher,  Zur  Geschichte  der  hanlalitischen  Bewegungen.         27 

berechtigte  Nacbsiclit^)  geübt  hätte.  Man  reizte  zu  fanatischeü 
Maßregehi,  die  durch  den  toleranten  Geist  der  Ejjubidenregierung 
zurückgedrängt  waren.  Ein  poetischer  Zeitgenosse  des  Ibn  Tejmijja, 
Z  e  j  n  a  1  -  d  I  n  'Omar  a  1  -  W  a  r  d  T ,  unter  dessen  Produkten  man 
auch  eine  KasTde  auf  den  im  Kerker  erfolgten  Tod  jenes  Eiferers  5 
findet-),  richtet  eine  eigene  poetische  Beglückwünschung  au  den 
Kädl  Kamrd  al-dln  ibn  al-Zanilakänl ,  der  übrigens  eine  leitende 
Rolle  in  der  Verfolgung  des  Ibn  Tejmijja  gespielt  hatte  ^),  zur  Feier 
des  Ereignisses ,  daß  dieser  Gottesgelehrte  die  Juden  von  Aleppo 
gewaltsam  aus  ihrer  Synagoge  verjagte ,  um  dieselbe  für  ein  dar  lo 
al-hadlt  in  Anspruch  zu  nehmen^).  Er  drückt  seine  Freude  darüber 
aus,  daß  der  Kädi  „dadurch  die  Qualen  der  Juden  verdoppelt  hat 
und  daß  nun  ihre  Gesichter  gleich  ihren  Turbanen  ^)  gelb  werden"  ^). 
Der  Fanatismus  der  Hanbaliten  hat  in  dieser  finsteren ,  einge- 
schüchterten Zeit  auch  auf  gemäßigtere  Kreise  gewirkt;  sie  selbst  ^^ 
tun  das  mögliche,  um  in  den  die  Bethäuser  Andersstläubigrer,  sowie 
auch  in  anderen  die  Nichtmuslimen  betrefi'enden  Frasren,  im  Gecfen- 
Satz  gegenüber  duldsameren  maflähib,  ihre  intoleranten  Anschauungen 
zur  Geltung  zu  bringen  ').  Sie  konnten  dabei  des  Beifalls  und  der 
tätigen  Unterstützung  der  Menge  sicher  sein.  Die  vernünftigeren  ^^ 
Maralukenpolitiker  unterstützten  freilich  die  fanatischen  Triebe 
nicht  ^) ;  sorgten  vielmehr  in  der  Regel  dafür,  in  ihren  Landen  das 
Gleichgewicht  möglichst  aufrecht  zu  erhalten,  wenn  auch  gerade  in 
der  Behandlung  der  Heiligtümer  Andersgläubiger  die  Taten  des 
Fanatismus   nicht  vollends  verschwirrden  konnten^).     Der  grausame  -^ 


1)  Solche  Nachsicht  wird  besonders  der  fätimidischen  Epoche  zur  Last 
gelegt;  vgl.  Gottheil,  An  eleventh-century  document  concerning  a  Cairo  Synagogue 
{Jewish  Quarterly  Review,  1907,  27). 

2)  Dlwän al-Wardl  (Stambul  1300,  Sammelband  aus  der  Gawä'ib- 

Druckerei)  234. 

3)  Schreiner,  ZDMG.  52,  552. 

4)  DTwän  .  .  .  al-Wardl  249:  w*.L:s:  «-iv^ji  "'^'  "- 1. '" ^~~^  -^'-äJ'  ^  ^^» 
vi^jAii-   'iL^jö^A   L^i,jt:>-_,      JLxixij!   ^i\  Q.-;i-X.il  ^3'-♦^     i.A2^\  Aj  ^Jvc. 

5)  Zur  Mamlukenzeit   (unser  Beispiel   ist   aus    dem  Jahre  882  II.)  war  es 

eine  Art  der  Züchtigung,  mit  dem  g  o  1  b  o  n  T  u  r  b  a  n   d  e  r  J  u  d  e  n  auf  dem  Kopfe 

> 
durch  die  Straßen  der  Stadt  geführt  zu  werden:  ^i ^V^:^  (J*^"'  ^«— ^y*^ 

ö^ylJiiLj    ö-i^ij    lXa=.ä5    L.i>A^xil»    i-\Ji/'^   1  c.3»_iJ  i<.x:'w.«.c  xi    ~*i:i:>t»   x/s'JJt 
Ibn  Ijäs,  Ta'rich  Misr  II,  177,  2.  6)  DTwän  al-WardI  ibid.  v.  9: 

jS.k3   ^.i^jL^c   (C^'^'   f-rrv^i^^   ^   '"r^j^^   "-^yr^^^   {j^^j^^  oÄcUs» 

7)  Lehrreiche  Beispiele  sind  bei  Muglr  al-dln  1.  c.  GOOft".  zu  finden. 

8)  Bezeichnend  hierfür  ist  die  Vereitelung  des  Fanatismus  der  'Ulemä 
von  Jerusalem  in  der  Frage  der  Synagogenzerstörung,  Muilr  al-dln  1.  c.  G33  ff. 

9)  [Vgl,  Gottheil   in    der  Harper-Gedonkschrift  (Chicago   1908)    II,  SGGff.] 


28         Goldzilier,  Zur  Geschichte  der  hanhcditischen  Bewegungen. 

junge  Sultan  al-Malik  al-Xäsir  Muhammed  II,  Sohn  des  Kaitbai, 
ordnete  903  d.  H.  die  Zerstörung  der  von  den  Juden  seit  alter  Zeit 
als  heilige  "Weihestätte  verehrten  Moses-Synagoge  in  Damweh  bei 
Glzeh  1)  an  und  leitete  persönlich  an  Ort  und  Stelle  die  Ausführung 

5  dieses  Befehls'-).     Aber  darin  ist  nicht  eben   hanbalitischer  Einfluß 
zu  erkennen. 

Die  bald  in  den  Vordergrund  tretende  osmanische  Vormacht 
trug  besonders  zur  Zurückdrängung  des  Hanbalitismus  bei.  Als 
der  Sultan  Sulejmän  der  Große  den  Gedanken  faßte,  nach  alter  Art 

10  als  bleibendes  religiöses  Monument  seiner  Regierung  in  Mekka  Lehr- 
kurse für  alle  vier  madähib  zu  gründen  und  mit  ausreichenden 
Wakfmitteln  für  Lehrer  und  Schüler  auszurüsten ,  konnte  bei  der 
Ausführunaf  dieser  Einrichtung,  deren  Eröffnung  der  Sultan  nicht 
mehr  erlebte  (975  d.  H.)  —  wie  Kutb  al-din  al-Nahrawäli , 

15  dem  die  Vertretung  der  hanafitischen  Kurse  anvertraut  wurde,  be- 
richtet —  für  die  „zur  "Wiederbelebung  des  hanbalitischeu  madhab 
gegründete  Anstalt  in  Mekka  keine  Lehrkraft  mehr  gefunden  werden, 
die  für  dieses  Amt  tüchtig  genug  gewesen  wäre.  Man  errichtete  daher 
an  Stelle  der  geplanten  hanbalitischen  Lehranstalt  eine  Spezialschule 

20  für  Hadit,  in  w^elcher  die  sechs  Sihäh- Werke  vorgetragen  wairden"  •^). 
Jedoch  sollte  die  durch  Ibn  Tejmijja    und    seine  Schüler  aus- 
gestreute Saat  nicht  für  alle  Zukunft  fruchtlos  bleiben.    Wenn  auch 
in  den  Lehrhäusei'n  zurückgedrängt,  kommt  ihre  praktische  Wirkung 
im  18.  Jahrhundert  in  der  mächtigen  Wahhäbitenbewegung,  deren 

2ü  Zusammenhang  mit  den  Bestrebungen  des  Ibn  Tejmijja  nachgewiesen 
ist*),  zu  offener  Geltung. 


1)  Jewish  Quarterly  Review  XV,  74. 

2)  Ibn  Ijäs,  Ta'rich  Misr  II,  337,  ult. 

3)  Kutb  al-dln,   Gesch.  d.  Stadt  Mekka  ed.  Wüstenfeld  (III)   354  penult.; 
vgl.  Seybold,  Verzeichnis  der  arabischen  Handschriften,  Tübingen,  I,  51    unten. 

4)  ZDMG.  52,  löC;  vgl.  Macdonald,  Development  of  Muslim  Theology  etc. 
(New  York    1903)   283;  Nicholson,  A   Literary  History  of  the  Arabs  462. 


29 


The  Derivation  of  sabatht  and  other  notes. 

By 

Stephen  Langdon. 

In  Maklu  I,  12  occurs  the  following  line 

elili  nubü  liidüti  sipdi  "inj-  joy  is  become  lament,  my  gladness 
is  become  §ighing". 

nubü  lament  is  to  be  derived  from  Nn*  call  out ,  as  Tallquist 
p.  116  correctlj  interpreted.  A  very  common  abstract  formation  5 
in  Babylonian  is  {a)t  identical  with  the  feminine  formation  as  tanattu 
glory,  hisittu  property  etc.  When  this  tu  is  added  to  roots  "''b, 
Babylonian  follows  tbe  Aramaic  rule  of  uniting  i  followed  by  a 
half  vowel  into  ?",  cf.  Brockelmann,  Syrische  Grammatik^  Par.  32  d, 
thus  rahi^'tu  =  rabitu ,    while  Arabic    retains    the    root    intact    as  lo 

&,j  "s  a  village  etc.  Aramaic  however  like  Ai'abic  retains  n  {h)  v 
[^  and  y'\  before  the  suffix,  although  tendency  to  confuse  N  with  ^ 
in  these  forms  is  Seen  in  J^y^^y*  m'läitß  fulness ,    cf.  however  JljiOD 

0      u  0         ^ 

for  sencitä  where  the  disappearing  '  leaves  its  trace  on  the  vowel 
a  changing  it  to  e,  e.  In  Assyrian  li,  ',  (j  follow  the  analogy  of  i» 
N  (')  with  tendency  however  to  unite  with  the  t  of  the  ending  as 
in  sibittu  seven  for  siba'tii.  Where  Vb  roots  are  not  confused 
with  i'b  roots,  Assyrian  like  Aramaic  preserves  the  rule  of  uniting 
y"'  into  ü  as  nigüiu  but  pl.  mgäii  =  nigawäti.  In  the  case  of 
forms  in  Uu^  aitu  it  is  therofore  sometimes  difficult  to  teil  whether  -O 
the  root  has  a  final  -^  or  N.  The  assimilation  of  i<  to  "^  forms  is 
Seen  in  nisUu  from  Nu;3.     Forms  like   Jcamätu   from    "»'b   roots  go 

back  however  to  Js.x.5  formations  not  Jois  and    follow    the    analogy 
of  Aramaic  ai'^'  =  ä.     Naturally  the  tendency  to  unite   the    weak 
Sounds  N  r  n  (h)  with  the  following   t   can    occur    only    in    forms  -'5 
which    had  a  vowel   before  these  sounds  i.  e.  Jsjts    J>jt:    S^^y  ^^^• 
Beside  the  case  of  assimilation  of  r  in  sibiffii  wo  have  the  assimi- 


30  Langdon,  The  Derivation  of  sabattu  and  other  notes. 

lation  of  N  in  nibittu ,  uame ,  a  jots  form  =  nibciHu,  cf.  nigittu 
li»lit.  The  -^vorcl  nubattu  is  apparently  an  analogous  form  from 
nabü  lament  i.  e.  Joti  and  am  nuhatti  =  day  of  lamentation. 

Returning  to  the  Maklu  text  cited  above  we  find    in    sapdi 
5  the  root  sapädu^    well  known  in  Aramaic  and  Hebrew,    for  waü. 

A  xlii  form  would  then  be  sapatiu  wailing.  In  as  much  as  um 
nuhatti  =  Tim  sabatti,  [cf.  King,  Magic  61,  11  um  nuhatti  name 
of  15*^  day  of  the  month ,  which  day  acc.  to  text  published  by 
Pinches  in  PSBA.  26,  Feb.  1904  had    also    the    name  um  sabatti^ 

10  and  nubü  in  the  above   passage    is    brought    into    direct    antithesis 

with  siixli  it  is  naturally  a  further  inference  that  sah(2))attu  must 

be  derived  from  the  same  root  sajjadu.     That  nubattu    is  derived 

from  N2:  is  also  clear  from  the  spelling  nu-ba-ti  in  CT.  II,  pl.  1,  19. 

The  difficulty  then  lies   in    the    change    of  ^v.  to  ^i,  or  of  s 

15  to  s  or  s.  Hebrew ,  Aramaic  and  Assyrian  certainly  confirm  the 
pronunciation  s  in  North  Semitic  although  the  Massora  on  Jer.  49,  3 
writes  "SO  with  b,  *'.  The  surd  ^  is  also  attested  for  the  verb 
in  Assyrian  by  various  forms  as  i-sa-ap-pi-dit  s.  Muss-Arnold  p.  777. 
In  our  present  inability  to  explain  why  the  root  should  be  sap)ädu 

20  and  the  derivative  sapattu,  it  is  necessary  to  assume  an  early  form 
sabüdu  whence  was  derived  sabattu  a  form  so  generally  used  that 
its  pronunciation  became  fixed,  whereas  the  verb  changed  the  frica- 
tive  s  to  s  and  the  sonant  b  to  p.    sabattu  then  =  day  of  lament. 

Bel-kabi  contemporary  of  Sinmubalit. 

25  In    Vol.  VI    Series    A    of   the    Babylonian    Expedition    of  the 

University  of  Pennsylvania  Dr.  Hermann  Ranke  has  published  as 
No.  18  the  record  of  the  purchase  of  a  slave.  The  importance 
of  this  document  has  been  observed  by  Ranke  p.  9  where  he 
makes    clear    the    fact   that  Hammurabi  and  Samsi-Adad  king  of 

30  Assur  were  contemporaries.  In  fact  the  recent  publication  of 
historical  texts  from  the  British  Museum  by  M.  King  makes  it  clear 
that  not  only  Samsi-Adad  was  a  contemporary  of  Hammurabi 
but  that  part  of  the  so-called  Second  Dj-nasty  of  Babylon  was  con- 
temporary with  the  first  and  that  the  beginning  of  the  First  Dynasty 

3j  must  have  been  nearly  contemporary  with  the  founding  of  the 
dynasty  at  Assur. 

Ranke  has  however  misunderstood  a  Sumerian  phrase  in  con- 
tract  No.  18  which  is  very  important  for  the  Clearing  up  of  the 
historical  Situation.  In  line  4  luijal-ani-ir  means  'for  his  king'  = 
40  aiia  Sarri-su.  The  contraction  of  ra  =■  ana  into  r  after  vowels 
is  a  vlmv  well  known  rule  of  Sumerian  Ln-ammar.  The  contract 
then  means. 


Langdoiij  The  Derivation  of  mlatUt  and  other  notes,  31 

V 

^One  male  slave,  by  name  Ina-gati-Samas,  -slave  of  Amel- 
damku,  '^IVom  Amel-damku  ^for  Ins  king  ^  ^  ^(--lajatum ,  ^son  of 
Abiiwakar,  ^has  purchased.  ^The  price  in  fall  ''in  silver  he  paid. 
^'^gis-gan-na  ib-ta-bal.  ^^Hereafter  one  shall  not  complain 
against  tlie  other.  5 

i^Bj  Marduk  and  Sinmubalit,  ^^by  ^eZ-Z^^-^^'^^^and  his  con- 
sort    have    they    sworn.       ^"In    the    presence    of    S'amas-ma- ! j j I j ^ 

^^Arad-Iliil,  ^■>Uti ,   -« ,   ^^Äm bt,    -^year  when 

[Sin-mubalit]  built  the  wall  Lu-ba-tum ,  [i.  e,  first  year  of  this 
king].  10 

This  contract  makes  it  clear  that  Be-el-DA-bi  was  a  contem- 
porary  rulei*  of  Sin-mubalit  and  perhaps  also  of  Apil-Sin.  Xow 
in  the  list  of  early  Assyrian  kings  by  Frederick  Delitzsch ,  based 
upon  recent  discoveries  of  the  Deutsche  Orientalische  Gesellschaft 
a  certain  Bel-ka-bi  is  given  as  predecessor  of  Samsi-Adad.  But  15 
Bel-DA-bi  is  certainly  a  variant  writing  since  da  in  Sumerian  is 
a  shortened  form  of  äug  =  kabü^  cf.  Brünnow  no.  505.  That  da 
is  a  variant  for  KA  =  dug  is  evident  from  several  facts.  The 
element  dzig  is  a  verbal  affix  by  means  of  which  Sumerian  forms 
numerous  Compound  verbs  with  evidently  no  change  of  meaning  20 
upon  the  root,  cf.  Th. -Dangin  in  ZA.  17  p.  198.  In  place  of  this 
element  KA  =  dug,  da  is  offen  attached  to  form  Compounds  also 
vvithout  changincr  the  sense :  thus  a  simda  is  the  same  musical 
Instrument  as  a  sim  and  for  examples  see  ZA.  17  p.  199  n.  4. 
Furthermore  RI  =  dal  =  da  is  also  frequently  added  to  roots  25 
in  the  same  way,  thus  ud-zal-zal  in  Raw.  IV,  28*  b,  45  =  ustabrl 
he  is  satiated,  but  CT.  XV,  12  rev.  1  ud-zal-zal-la-dä  =  uütabri. 
da  therefore  is  certainly  for  diig  =  kabü  in  Bel-DA-bi  i.  e.  Bei- 
ikbi  or  as  we  know  from  Delitzsch's  list  Bel-kabi.  See  now  also 
Bezold  in  ZA.  21  p.  253.  30 

bugami  sutuh. 

The  exact  meaning  of  neither  of  these  words  in  this  familiär 
ceremony  are  clear.  According  to  tSurpu  III,  3  a  ban  is  produced 
with  the  ^?^'bidcanu.  According  to  Jensen,  KB.  VI,  1,373  two 
roots  eteku  exists  a)  break,  tear  away ;  b)  waver.  The  latter  meaning,  35 
change,  shafel ,  cause  to  change,  must  be  assumed  for  the  verb 
here  since  the  ideogram  is  BAL  also  an  ideogram  for  enü  waver. 
In  as  much  as  this  word  must  have  a  (legal)  sense  we  have  no  doubt 
but  that  the  permansive  iutuk  means  here  it  loas  transferred.  In 
nearly  all  these  legal  ceremonies  the  order  is  a)  he  paid  in  füll  40 
b)  the  bugan  was  transferred ')  c)  the  affair  was  terminated  d)  his 


1)  Compare  passive  form  in  Sumerian  ib-ta-bal,  with  active  forms  in-ua- 
an-lal  =  iskul,  altil  =  gamir,  al-dug  =  tab.  See  also  for  the  passive 
Babyloniaca  I,  22G  and  passive  forms  with  instrumontal  case  Bab.  II,  73,  also 
Poebel  in  ZA.  21  p.  22111". 


32  Langdon,  The  Derivation  of  sabattu  and  other  notes, 

beart  was  content.  But  when  witnesses  are  lacking  b,  c -\- d  are 
also  lacking  with  rare  exceptious.  When  the  sum  is  given  b  usually 
is  lacking,  cf.  CT VIII,  15  a,  b;  22  c,  but  when  the  suni  is  not  given 
the  buganu  ceremony  is  performed.    Exceptions  are  CTYIII,  18  a,  b. 

5  In    CTVIII ,  26  b    instead   of  gis-kan-na    ib-ta-bal   is    found    slm 
ikli-su  has2)u  =  the  price  of  bis  field  is  silver. 

The  meager  conclusion  which  we  can  draw  is  that  this  cere- 
mony  had  to  be  performed  in  the  presence  of  witnesses  and  that 
when  the  sum  was  not  stated  this  ceremony  in  some  way  certified 

10  that  money  was  paid.  The  ceremony  may  be  the  historical  precedent 
of  the  kl  pi  atri  ceremony  in  later  times.  On  the  primitive 
Sumerian  origin  and  meaning  of  giving  a  small  sum  of  mone}^  over 
and  above  the  sum  stipulated  in  a  sale  see  the  writer's  Babylonia 
and  Pale.stine  p.  57. 

15  tarn  distributive. 

In  OLZ.  April  1907  the  writer  discussed  the  origin  and 
meaning  of  the  particle  tarn  alwa3-s  used  distributively.  The  correct 
understanding  of  this  particle  is  necessary  to  comprehend  many  of 
the    contracts.      Thus    Ranke   p.  23    in    bis    translation    of  No.  35 

20  misunderstands  the  following  phrase,  3  isinrit  Samas  1  mesirti^) 
10  ka  karäni  tarn.  Here  the  Sumerian  particle  puts  the  three 
feasts  of  Samas  in  distributive  relation  to  one  piece  of  meat  and 
ten  ka  of  wine.  The  meaning  is  that  the  renter  of  the  house  in 
question  must  bring  for    each    of  the    three  Samas    feasts    a    piece 

25  of  meat  and  ten  ka  of  wine. 

Schorr  in  bis  Altbabylonisclie  Jxechtsurkunden  although  cor- 
rectly  interpreting  isinnu  has  also  failed  to  understand  numerous 
parallel  passages.  Frequent  in  this  period  is  tlie  stipulation  that 
a  person  who  has  been   given    property ,    must    support    the    giver 

30  and  provide  meat,  grain  and  wine  for  the  Samas  feasts. 


1)  On    tliG   reading   mesirtu  for  ^v"^»-<    cf.    CT.   VIII,  42    c.   12  —  14; 
Frederick,  Sippar  104,  15— IG   and  Schorr  p.  90. 


33 


Der   S  a  b  I3  a  t. 

Seine  etymologische  und  chronologisch-historische  Bedeutung. 

Von 
Eduard  Mahler. 

In  einer  der  allgemeinen  Sitzungen  des  II.  intera.  relicfionshist. 


Kongresses  (Basel  1904)  erörterte  ich  verschiedene  biblische  Kalender- 
daten und  deren  religionshistorische  Bedeutung.  Ich  wies  dort  nach, 
daß  r'2'ö  nicht  „ruhen",  sondern  „fertig  sein,  zu  Ende  sein"  bedeute 
und  daß ,  damit  zusammenhängend ,  das  Wort  nS*^  =  sabattu  in  5 
chronologischem  Sinn  „Zyklus"  heiße  und  seinen  Aus- 
gangspunkt vom  „Vollmondstage"  genommen  habe,  d.  i.  dem 
Tacre,  an  dem  der  Mond  seinen  Kreislauf  vollendet. 

Das  große  Interesse,  das  diese  Frage  erregte,  veranlaßte  mich 
—  hierzu  auch  von  mehreren  Fachgenossen  aufgefordert  —  dieses  10 
Thema  und  mehrere  damit  in  Verbindung  stehende  Fragen  näher  aus- 
zuarbeiten und  die  Resultate  meiner  daraufbezüglichen  Untersuchung 
im  XXIV.    Bande  der    „Annales    du  Musee  Guimet"    niederzulegen. 
Da  aber  die  dort  gegebenen  Auseinandersetzungen  bereits  am  15.  Jan. 
1905  abgeschlossen  waren  und  diese  Frage  seither  auch  von  anderen  is 
Seiten  einer  nähern  Erörterung  gewürdigt  wurde  (besonders  hervor- 
zuheben wären  da  Zimmern,  Meinhold  und  Hehn),  so  wird  es  mit 
Rücksicht  auf  das  hohe  wissenschaftliche  Interesse,  das  diese  Frage 
erheischt,  vielleicht  nicht  als  unerwünscht  erscheinen,  wenn  ich  auf 
diesen  Gegenstand  nochmals  zurückkomme  und  auf  dessen  chrono-  ^o 
loQ;ische  Bedeutung  hinweise. 


Unter  den  Fragen,  die  zufolge  der  epochemachenden  Resultate 
der  altorientalischen  Forschungen  die  Aufmerksamkeit  der  Bibel- 
forscher und  Exegeten  in  reger  ^Yoise  in  Anspruch  nahmen ,  war 
die  Sabbat-Frage  eine  der  wichtigsten.  Wir  würden  jedoch  sehr  20 
irren ,  wenn  wir  der  Meinung  Raum  geben  wollten ,  als  ob  diese 
Frage  lediglich  den  Resultaten  der  neuesten  Forschungen  ent- 
sprungen sei.  Vielmehr  haben  die  Assyriologen  schon  im  Anfange 
der  siebziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  auf  Grund  der  aus 
den  entdeckten  Keilschrifttäfelchen  geschöpften  Lehren  die  Über-  30 
Zeugung  gewonnen ,    daß    der  Sabbat  der  Israeliten  eine  uralte  In- 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  3 


34  •  Mahler,  Der  Sahbat. 

stitution    sei,    welche    schon  Abraham,    als  er  aus  Ur-Kasdim    aus- 
wandei'te,  mit  anderen  Kulturelementen  von   dort  mit  sich  gebracht 
hatte.    In  einer  früheren  Ausgabe  seines  Werkes  „Die  Keilinschriften 
und    das  Alte   Testament"    macht    Eb.    Schrader   die   folgende    Be- 
5  merkung:    „Die   Heiligkeit  des  siebenten   Schöpfungs-    und   zugleich 
Wochentages  hängt  zusammen  mit  dem  Institute  der  siebentägigen 
Woche  als  einem  Ganzen  und  der  Heiligkeit    der  Siebenzahl  über- 
haupt.    Die  siebentägige  Woche ,  den  Ägyptern  und  Griechen ,  die 
eine  zehntägige ,    ebenso  wie  den  Römern    (vor  Christus) ,    die    eine 
10  achttägige  Woche  hatten,  überhaupt  unbekannt  und  zu  den  Arabern 
erst  durch  die  Juden  gekommen,  ist  eine  alte  hebräische,  demgemäß 
als    vormosaisch    bezeichnete  Institution ,    ist    aber    andei'seits    nicht 
spezifisch  hebräischen  Ursprungs,  ist  auch  nicht  durch  die  Aramäer 
zu  den  Hebräern  gekommen,  ist  vielmehr  eine  altbabylonische 
15  Institution ,    welche    die    Hebräer    von    ihrem    Aufenthalte    in    Süd- 
babylonien,    zu  Ur-Kasdim    mitbrachten".     Wenn  dieser  Satz  auch 
nicht  seiner  Gänze  nach  mit  den  Resultaten  der  neueren  Forschung 
in  Übereinstimmung  ist ,  —  insbesondere    nicht ,    so    weit    dies  die 
Ägypter  betrifft  —  so  geht  doch  aus  demselben    die  Tatsache  mit 
20  Sicherheit  hervor,  daß  es  nicht  erst  eine  Errungenschaft  unserer  Tage 
ist,  die  Überzeugung  gewonnen  zu  haben ,    daß    die  Institution  der 
siebentägigen  Woche  auf  die  Babylonier  zurückzuführen  sei ;  schon 
vor  mehr  denn  drei  Dezennien  hat  man  dies  als  feste  unverrückbare 
These  hingestellt.     Das    gleiche    gilt   von    der  Feier    des    siebenten 
25  Wochentages,  dem  Sahattu.    In  dem  zitierten  Werke  sagt  Schrader: 
„Auf  den  Monumenten  begegnen  wir  zuvörderst    der   siebentägigen 
Woche  mit  dem  siebenten  Tage  als    dem  Tage ,    da    keine  Arbeit 

getan    werden    und    kein  Opfer    dargebracht   werden    sollte 

Bezeichnet  ward  dieser  Tag,  da  man  kein  Geschäft  verrichten  sollte, 
30  zugleich  auch  als  sahattuv  riaa  d.  i.  als  „(Tag)  der  Ruhe"  (II.  Rawl. 
32,  16  a.  b,  nach  Friedr.  Delitzsch's  Verbesserung),  wie  denn  in  der 
erklärenden  Kolumne  jenes  sabattuv  ausdrücklich  durch  um  nuh 
lihhi  d.  i.  durch  „Tag  der  Ruhe  des  Herzens"  d.  i.  „Ruhetag" 
erläutert  wird".  So  könnten  wir  aber  noch  eine  ganze  Reihe  der 
35  älteren  Werke  anführen;  überall  würden  wir  erkennen,  daß  es  weit 
gefehlt  wäre,  wenn  wir  die  Erörtenmg  der  Sabbat-Frage  als  Aus- 
fluß der  Forschungen  der  letzten  Zeit  hinstellen  würden. 

Der  „Babel-Bibel" -Streit,  der  in  den  letzten  Jahren  die  Ge- 
müter gar  so  sehr  erregte,  tatsächlich  aber  nichts  anderes  bezweckte. 
40  als  die  den  Assvriologen  schon  längst  bekannten  und  von  der 
Wissenschaft  sich  zu  eigen  gemachten  Resultate  der  Forschung 
auch  weiteren  Kreisen  zugänglich  zu  machen,  hat  es  in  natürlicher 
Weise  mit  sich  gebracht,  daß  in  der  Reihe  der  babylonisch-bil)lischen 
Kulturfragen  auch  die  in  der  Bibel  entwickelte  Sabbat-Feier  von 
45  Neuem  erörtert  wurde. 

Und    merkwürdigerweise    harret    dieses    Problem    noch    heute 
seiner  einfachen   und  darum  auch    natürlichen   Lösung.     Sehr    lehr- 


Mahler,  Der  Sabbat.  35 

i'eich  und  höchst  beachtenswert  sind  die  beiden  Artikel^),  in  denen 
H.  Zimmern  die  Sabbat-Frage  erörtert.  Und  das  Resultat,  zu  dem 
er  gelangte,  daß  „der  babylonische  sapattu  (sabaiiu) ,  und  damit 
im  letzten  Grunde  auch  der  israelitische  Sabbat ,  mit  dem  Voll- 
mondstag verknüpft  ist" ,  muß  als  unanfechtbar  hingestellt  5 
werden.  Gleiches  gilt  von  seinem  Hinweis  auf  Hos.  2,  13 ;  Amos  8,  5  ; 
Jes.  1,  13;  2  Kön.  4,  23  bezüglich  der  Gegenüberstellung  von  Neu- 
mond und  Sabbat.  Was  aber  die  Etymologie  des  Wortes  r^tJ 
betrifft,  so  äußert  sich  Zimmern  also:  „Unter  den  obwaltenden  Um- 
ständen erscheint  es  mir  daher  auch  geratener  denn  je,  auf  eine  lo 
Etymologie  des  Wortes  iapatiu,  sahattu  und  damit  auch  des  daraus 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  doch  erst  entlehnten  na"*y  einstweilen 
noch  zu  verzichten".  Auf  Zimmern  fußend  hat  auch  Meinhold  ^) 
den  Sabbat  als  Vollmondsfest  erklärt ;  seine  übrigen  Erörterungen 
jedoch,  die  er  über  Sabbat  und  insbesondere  über  die  siebentägige  i5 
Woche  gibt,  sind  aus  chronologischen  Gründen  nicht  haltbar.  Die 
siebentägige  Woche  ist  eine  uralte  Institution,  die  notwendigerweise 
dort  entstehen  mußte ,  wo  der  Mondlauf  die  Grundlage  der  Zeit- 
teilung im  Großen  bildete.  So  wie  der  kalendarische  Monat,  der 
aus  dem  synodischen  Monat  hervorgegangen  ist,  nicht  29,53059  Tage,  20 
sondern  bald  29,  bald  30  Tage  zählt,  weil  eben  im  Kalender  nur 
mit  fifanzen  Ta^en  und  nicht  mit  Bruchteilen  des  Tages  crerechnet 
werden  kann ,  so  hat  sich  aus  der  mittleren  Dauer  der  einzelnen 
Mondphasen  die  Woche  als  chronologischer  Begriff  entwickelt.  Sie 
ist  eine  uralte  Einrichtung,  die  den  Babyloniern  und  auch  den  25 
Ägyptern  schon  lange  bekannt  war,  noch  ehe  Israel  den  Boden  der 
Geschichte  betrat.  Wie  aus  dem  Festkalender  im  Felsengrabe  des 
Chnumhotep  zu  Benihassan  hervorgeht,  war  in  Ägypten  die  Feier 
des  Neu-  und  Vollmondes  sowie  der  Halbmonde  —  also  der  vier 
Mondphasen  —  schon  zur  Zeit  des  mittleren  Reiches  (ca.  2000  v.  Chr.)  30 
wohl  bekannt.  Es  ist  also  gar  nicht  nötig  „zu  vermuten,  daß  die 
Israeliten  Neumond-  und  Sabbatfeier  aus  der  arabisch- midianitischen 
Sinaihalbinsel  nach  Kanaan  mitgebracht  haben"  (vgl.  Meinhold  p.  10); 
sie  haben  sie  entweder  —  wie  Schrader  meint  —  schon  als  ein 
uraltes  babylonisches  Kulturelement  aus  Ur-Kasdim  mit  sich  gebracht,  35 
oder  aus  Ägypten,  das  sie  zur  Zeit  der  Hyksosherrschaft  aufgesucht 
und  erst  zur  Zeit  der  XIX.  Dynastie ,  ausgerüstet  mit  zahlreichen 
Elementen  der  ägyptischen  Kultur,  verlassen  haben. 

Auch  Hehn"^)  findet  die  einfachste  und  natürlichste  Erklärung 
des  Ursprungs  der  Siebenerperioden ,    also    auch  die  des  Ursprungs  4o 
der  siebentägigen  Woche  in  den  Mondphasen  (vgl.  p.  61   Z.  6);  die 
von  ihm  gegebene  Etymologie  und  Erklärung  des   hebr.  rQü  muß 


1)  ZDMG.  Bd.  58,  199  —  202   und  ibid.  458—460. 

2)  Sabbat  und  Woche  im  Alten  Testament.    Gtittingen,  Vandenhoeck   und 
Rupprecht,   1905. 

3)  Siebenzahl  und  Sabbat  bei   den   Babyloniern  und    im  Alten  Testament. 
Leipziger  sem.  Studien  II,  5. 

3* 


36  Mahler,  Der  Sabbat. 

ich  jedoch  aus  mehrfachen  Gründen  als  hinfällig  bezeichnen.  Wenn 
wir  die  historische  Entwickelung  der  Sabbatfeier  in  Betracht 
ziehen,  ist  es  geradezu  absurd  anzunehmen,  daß  der  Ausgangs- 
punkt für  die  Sabbatfeier  die  durch  den  Mond  abgegrenzten 
5  Siebenerperioden  gewesen  seien,  wie  dies  Hehn  (vgl.  p.  117,  Z.  15 
— 16)  vorgibt.  Den  Siebenerperioden  ist,  wie  wir  weiter  sehen 
werden,  eine  lange  Entwicklungsperiode  vorangegangen.  Der  Voll- 
mond war  es,  nicht  aber  die  Sichelgestalt  des  Mondes  und  auch 
nicht  der  Halbmond,  der  im  Gegensatze  zur  Sonne  ein  "i^^pn  "nK?3 

10  war  nb^'b"  nb;i570?:b.  Der  Vollmondstag  war  es,  an  dem  der  Mond 
seinen  Kreislauf  vollendete,  er  war  sonach  der  ümu  sabattu  oder 
rn'>r~  ni"'  „der  Tag  des  Vollseins",  und  von  ihm  ausgehend 
wurde  auch  die  mittlere  Dauer  des  synodischen  Monats  erkannt  und 
bestimmt.     Erst    später    trat,    der  Zweiteilung   des  Jahres  und  der 

15  Zweiteilung  des  bürgerlichen  Tages  entsprechend ,  die  Zweiteilung 
des  Monatskreises  (und  zwar  in  die  Hälfte  des  abnehmenden  und 
die  des  zunehmenden  Mondes)  und  sonach  die  Feier  des  Neumondes 
hinzu,  und  erst  nach  einem  weiteren  Entwickelungsstadium,  als  man 
die  Notwendigkeit  einer  Vierteilung  des  Jahres  und  einer  Vierteilung 

20  des  Tages  erkannte,  machte  sich  auch  die  Notwendigkeit  einer  Vier- 
teilung des  Monatskreises  geltend,  die  sich  zufolge  der  Mondphasen 
von  selbst  ergab.  Es  wurde  dann  nicht  nur  wie  ursprünglich  nur 
der  Vollmond  und  wie  später  Voll-  und  Neumond  als  ümu  sabattu 
gefeiert,  sondern  der  Tag  einer  jeden  Mondphase.     Erst  aus  dieser 

25  Feier  der  Mondphasen  ergab  sich  als  letzte  Entwickeluugsstufe  die 
Siebenerperiode  und  mit  ihr  die  Feier  des  siebenten  Tages ,  dem 
man  —  wie  ursprünglich  dem  Vollmondstage  und  dann  später  den 
Phasentagen  —  den  Namen  rauJ  beilegte.  Also  nicht  den  Aus- 
gangspunkt für  die  Sabbatfeier  bildete  die  Siebenerperiode,    es 

30  ist  dem  vielmehr  eine  lange  Entwickelungsperiode  vorangegangen 
und  die  ursprü ngli che  Bedeutung  des  nno  kann  somit  unmög- 
lich mit  der  Siebenzahl  zusammenhängen ,  weshalb  auch  die  An- 
nahme,  daß  sich  nia;^  „wahrscheinlich  aus  dem  Stamme  y^'C  ent- 
wickelt"  habe  (vgl.  Hehn,  p.  98,  Z.  13  v.  u.)  hinfällig  wird. 

35  Auch  die  Etymologie  des  Wortes  yn^D,  vermöge  welcher  dieses 

Wort  auf  die  Wurzel  N43'C  und  damit  möglicherweise  auf  das  Verbum 
sehü  =  „sich  sättigen",  „satt  sein"  und  zwar  im  Sinne  des  Voll- 
seins, der  Fülle  überhaupt  zurückzulühren  sei ,  kommt  mir  als 
etwas  zu  viel  gewagt   vor ,    insbesondere    so    weit    dies    die  Frage : 

40  ,  woher  die  Benennung  der  Siebenzahl  ?"  betrifft.  Hehn  meint  (vgl. 
p.  58)  „eine  leicht  zu  beobachtende  und  zugleich  tief  ins  Leben 
eingreifende  Naturerscheinung"  bietet  uns  die  entsprechende  Sieben - 
heit.  „Die  Siebenheit  bietet  uns  das  zweite  große  Himmelsgestirn, 
der  Mond,  dessen  Phasen  je  ein  Viertel   von  29^/«  oder  T^/g  Tage 

•J.'i  betragen.  Naturgemäß  konnte  man  den  l^ruchteil  nicht  in  die 
Zeiteinteilung  aulijehniun,  weil  man  für  die  Praxis  nur  ganze  Tage 
brauchen  kann.     Hier    liegt    nicht    bloß    die  Wurzel   der  Siebener- 


Mahler,  Der  Sabbat.  37 

periode ,  der  Woche ,  sondern  der  eigentümlichen  Bedeutung  der 
Siebenzahl  überhaupt".  Dies  ist  aber  nur  richtig,  soweit  dies  die 
Entwickeluncr  des  Wochenbesrriifes  betrifft.  Diese,  ein  kalendarisches 
und  daher  künstlich  ins  Leben  gerufenes  Zeitmerkmal,  ist  aus  der 
ein  Viertel  der  mittleren  Dauer  des  synodischen  Monates  =  7  -'/g  Tage  5 
betragenden  Mondphasendauer  mit  Vernachlässigung  der  Bruchteile 
des  Taares  hervorcre^angen ,  und  dies  auch  erst  nach  einer  langren 
Entwickelungsperiode,  die  dieser  Zeiteinteilung  voranging.  Keines- 
wegs ist  aber  diese  Siebenerperiode,  die  wir  „Woche"  nennen,  eine 
„leicht  zu  beobachtende  und  zugleich  tief  ins  Leben  eingreifende  10 
Naturerscheinung".  Herr  Hehn  versuche  doch  einmal  nachzuprüfen, 
ob  zwischen  Neulicht  —  und  nur  dieses ,  nicht  aber  die  wahre 
Konjunktion  kann  mit  freiem  Auge  beobachtet  werden  —  und  dem 
Halbmonde  oder  1.  Viertel  7'^/g  Tage  liegen,  oder  ob  zwischen  dem 
letzten  Viertel  und  dem  Neulicht  die  Siebenzahl  so  leicht  abzulesen  15 
ist.  Eine  leicht  zu  beobachtende  und  zugleich  tief  ins  Leben  ein- 
greifende Naturerscheinung  ist  die  mittlere  Dauer  des  synodischen 
Monates  d.  i.  die  Zeit  von  einem  Vollmonde  bis  zum  nächsten. 
Diese  drängt  sich  dem  Beobachter  von  selbst  auf  und  somit  kann 
diese,  nicht  aber  die  Siebenerperiode,  als  „  V  0 1 1  z  a  h  1 "  bezeichnet  20 
werden  und  ebenso  nur  der  Tag  des  Vollmondes  ein  Tag  des  „Voll- 
seins" genannt  werden,  wie  dies  auch  in  zahlreichen  Inschriften 
tatsächlich  der  Fall  ist.  Also  nicht  der  Zeitraum  von  sieben  Tasten 
ist  es,  der  „zunächst  als  die  „Fülle"  im  Sinne  der  vollen  Periode, 
des  Zyklus,  „gefaßt"  wurde,  sondern  die  Dauer  des  synodischen  25 
Monates  als  die  Zeit  von  einem  Vollmonde  zum  nächsten ,  und 
erst  von  diesem  auscrehend  entwickelte  sich  als  mittlere  Dauer 
einer  Phasenlänge  die  Zahl  7-^8  und  sonach  die  Siebenerperiode 
oder  Woche. 

Es  ist  somit  die  Deduktion  des  Wortes  V^'Z.  „sieben"  von  30 
der  Wurzel  N^n'^;  und  damit  möglicherweise  von  dem  Verbum  sedü 
=  „sich  sättigen",  „satt  sein"  (also  hebr.  und  aram.  rac  =  i'30) 
und  damit  dann  zusammenhängend  die  Etymologie  des  Wortes 
sabafiu  als  eine  qättal-Fovm  des  Stammes  N^nc;  d.  i.  y^'C  vom 
astronomisch-chronologischen  Standpunkte  aus  zurückzuweisen.  35 

Es  dürfte  also  zweckmäßig  sein ,  der  Etymologie  des  Wortes 
n^'ü  nachzuspüren  und  die  chronologische  Bedeutung  dieses 
Wortes  näher  ins  Ausre  zu  fassen. 

Es  ist  Tatsache ,  und  es  kann  dies  auch  gar  nicht  ernst  in 
Zweifel  gezogen  werden ,  daß  die  Babylonier  in  der  Beobachtung  40 
der  himmlischen  Erscheinuns^en  staunenswerte  Resultate  erzielt  haben. 
In  vielen  Zweigen  der  Astronomie  sind  wir  noch  heute  dort,  wo 
die  alten  Babylonier  waren,  und  nur  wenige  Völker  des  Alterturas 
vermochten  den  Babyloniern  auf  diesem  Gebiete  der  Forschung, 
dem  auch  tiefe  religiöse  Gefühle  und  Anschauungen  zu  Grunde  15 
lagen,  zu  folgen.  Im  babylonischen  Talmud,  Traktat  Berachot  58  b, 
werden    dem    Rabbi    Samuel ,    dem    Meister    der  Astronomie    seiner 


38  Mahler,  Der  Sabbat. 

Zeit  und  dem  Schöpfer  der  nach  ihm  benannten  Thekuphim-Rech- 
nung,  der  aus  einer  der  unter  babylonischem  Einfluß  gestandenen 
Astronomenschulen  hervorgegangen  ist,  folgende  Worte  in  den 
Mund  gelegt: 

5         t:^n'j:-i  Nn^^?:  ^nb  nrnninsn  ■^b"«nc3  N-'T'OJn  "ib^s-^  ^b  v'^'^- 

in-';  ■'N7:  «lyT"  «bi 

„Die  Bahnen  der  Himmelskörper  sind  mir  so  bekannt,  wie  die 
Straßen  von  Neherdaah,  ausgenommen  jene  der  Kometen,  von 
denen  wir  nicht  wissen,  was  sie  sind". 

10  In  unvergleichlich  gi'ößerem  Maße  können    wir    dies    von   den 

Babyloniern  sagen,  den  Lehrmeistern  in  der  Astronomie. 

Besondere  Aufmerksamkeit  schenkten  sie  der  Beobachtung  der 
einzelnen  Mondphasen.  Auch  im  alten  Ägypten ,  wo  man  schon 
seit  der  ältesten  Epoche  der  Geschichte  des  Landes  die  Sonne  zum 

15  Regulator  des  Kalenders  gewählt  hatte,  widmete  man  der  Bahn  des 
Mondes  besondere  Aufmerksamkeit  und  die  einzelnen  Phasentage 
wurden  als  iZö- „Festtag"  bezeichnet.  Dabei  haben  die  Ägypter, 
wie  ich  dies  bereits  an  anderer  Stelle  ^)  hervorgehoben ,    nicht   den 

Tag    des    Neumondes ,    sondern    den    des    Vollmondes      *'^.      i 

20  tp-n-ibd  „Anfang  des  Monates"  =  \ynn  \UN"!  genannt.  Dies  des- 
halb, weil  sie  von  der  ganz  verständnisinnigen  Anschauung  aus- 
gingen, daß  der  Mond  am  Tage  des  Vollmondes,  nicht  aber  an  dem 
der  Konjunktion ,  an  dem  er  gar  nicht  mit  freiem  Auge  wahr- 
genommen   werden    kann ,    seinen  Kreislauf  beende  und  somit  auch 

25  seine  Phasenbildungen  erneuere.  Der  Tag  des  Vollmondes  war  der 
Tag  der  Erneuerung  des  Mondes,  an  ihm  hat  sich  „Osiris  erneut 
als  Mondgott".  Zur  Zeit  der  Opposition  „begrüßt  das  Sonnenauge 
das  Mondauge  und  der  Mond  kehrt  zurück  an  seine  Stelle".  Des- 
halb lesen  wir  auch  (Brugsch,  Thesaurus,  30): 

30  „Leben  und  Erneuerung    findet    in  Ewigkeit   hier    statt;    der 

Mond  kehrt  zurück  an  seine  Stelle,  und  das  Voll- 
mondauge ist  ausgestattet  mit  seiner  Herrlich- 
keit". 

Ebenda  lesen  wir: 

35  „Osiris-Onophris,  der  Triumphator,  er  hat  sich  vereint  mit  dem 

Vollmondauge.  Er  hat  den  Kreislauf  wiederholt  und  er  hat 
erleuchtet  Himmel  und  Erde  mit  seiner  Herrlichkeit". 

Auf  p.  34  daselbst  lesen  wir: 

„Das  sind  die  Götter,  welche  verherrlichen  das  Mondauge  (den 
40  Vollmond),  wenn  er  erneut  seinen  Kreislauf  am   15.  Tage  des 

Moudmonates". 


\)  ^VZKM.   XII,    i;!7. 


Mahler,  Der  Sabbat.  39 

An  anderer  Stelle  (Br.  p.  35)  lesen  wir: 

.Das  Mondauofe  ist  unversehrt;  das  Mondaugfe  ist  auscfestattet 
mit  seinen  Herrlichkeiten  zum  Segen ;  es  ist  unversehrt  und 
verjüngt  sich  allmonatlich". 

Auf  p.  38  daselbst  lesen  wir:  5 

,Der  Himmel  ist  in  Festesfreude,  indem  er  die  Gestalt  des 
Vollmondes  trägt.  Die  Seelen  der  Götter  treten  in  ihm  zum 
Vorschein  und  Osiris  geht  leuchtend  auf  in  ihm  als  Mondgott". 

In  noch  erhöhtem  Maße  gilt  dies  aber  von  den  Babyloniern, 
welche,  insofern  es  heute  feststeht,  daß  die  Ägypter  nicht  autochthon  lo 
in  Afrika  waren ,  sondern  aus  Asien  über  dis  Völkerbrücke  der 
Landenge  von  Suez  nach  Afrika  gekommen  waren ,  unbedingt  die 
Lehrmeister  der  Vorfahren  der  Ägypter  waren.  Die  Babylonier 
waren  es ,  welche  in  uralter  Zeit  den  Tag  des  Vollmondes 
zum  Ausgangspunkte  ihrer  Mondrechnung  wählten  und  ihn  als  i5 
einen  dem  Mondgotte  geweihten  Tag  feierten.  Daß  wir  in  ihren 
Kalenderangaben  dann  doch  den  Tag  des  Neumondes  als  ersten,  den 
des  Vollmondes  als  15.  Tag  des  Mondmonates  finden,  hat  seine 
kulturhistorische  Bedeutung. 

Es  ist  zweifellos ,    daß    bei  der  Zählung  der  einzelnen 20 
Mondphasen  der  Vollmond    als  Ausgangspunkt   diente.     In    der 
vollen  Mondscheibe,  welche   „Himmel  und  Erde  mit  ihrer  Herrlich- 
keit erleuchtet",  sah  man  das  eigentliche  Bild  des  Mondes,  in  dem 
sich  Gott  iSin  verkörpert,  genau  so  wie  Sümas  in  der  glanzvollen 
Sonnenscheibe.     Der    synodische    Monat    war    somit    die    durch  Be-  2.5 
obachtung    gar    nicht    schwer    eruierbare    Dauer    von    einem    A^oll- 
monde  bis  zum  nächsten.     So  wie  aber  der  Tag,   dessen  charakte- 
ristische Natürlichkeit  der  Sonne  zuzuschreiben  ist  und  dämm  eben 
dem  Hamai  geweiht  ist,  nicht  mit  der  Kulmination  der  Sonne,  also 
nicht  in  dem  Momente  seinen  Anfang  nimmt,  da  die  Sonne  in  ihrem  30 
Tageslaufe  ihre  größte  Leucht-  und  Wärmekraft  der  Erde  zusendet, 
sondern  mit  dem  Hervortreten  der  Sonne  aus    der  dunklen  Nacht- 
sphäre, d.  i.  in  dem  Momente,  da  sie  ihre  Leucht-   und  Wärmekraft 
der  Erde  zuzuwenden  anfängt,    so  hat  man  in  konsequenter  Weise 
auch  den  Monat  nicht  mit  dem  Zeitpunkte  begonnen ,  da  Sin  sich  3.j 
in    seiner   schönsten  Gestalt    der  Erde    zeigt,    d.  i.    mit    dem  Voll- 
monde, sondern  mit  dem  Tage,  da  er  von  neuem  leuchtend  hervor- 
tritt, d.  i.  mit  dem  Neumonde. 

Aber  nur  zur  Zeit  des  Somraersolstitiuras  und  ihres  höchsten 
Standes  über  der  Erde  zeigt  uns  die  Sonne  ihre  ganze  Machtfülle ;  40 
und  in  ganz  analoger  Weise  hat  man  auch  den  Mond  von  allem 
Anfange  an  nur  im  Glänze  seiner  Vollscheibe  als  jene  himmlische 
Lichtkraft  verehrt,  welcher  die  Herrschaft  über  den  nächtlichen 
Himmel  zukommt.  Man  stattete  den  Vollmond  mit  göttlichen 
Attributen  aus  und  feierte  den  Tag  des  Vollmondes  als  einen  dem  i"> 
Mondgotte  geweihten  Tag. 


Der  Vollmondstag 

war 

da 

dem  Osiris  als 

„sein    Herz 

ging 

über 

vor 

•    Freude , 

,    wenn 

begrüßte    am    15. 

Tag 

e, 

da    der 

Mond 

40  Mahler,  Der  Sahbat. 

In  der  Bibliothek  Assurbanipal's ,  deren  Täfelchen  im  British 
Museum  aufgespeichert  sind,  ist  ein  keilinschriftlicher  Text^),  mit 
dem  sich  bereits  Pinches-),  dann  Zimmern-')  und  Delitzsch^)  be- 
schäftigten und  aus  dem  deutlich  hervorgeht,  daß  der  15.  Tag 
r.  des  babylonischen  Monats,  oder  —  wie  dies  auch  schon 
Zimmern  richtig  erkannt  hat  —  der  Tag  des  Vollmondes  den 
Namen  sahaf-tu  führte,  welchem  im  Vokabular  (II.  R.  32.  16  ab) 
die  Bezeichnung  iim  nuh  libbi  entspricht,  d.  i.  „Tag  der  Ruhe  des 
Herzens"  oder  eigentlich:  „Tag  der  Freude  des  Herzens",  eine  Bezeich- 

10  nung,  die  wir  um  so  richtiger  erfassen,  wenn  wir  die  Benennungen 
der  einzelnen  Tage  des  ägyptischen  Monats  uns  vor  Augen  führen. 

Mondgott  geweiht : 
er  das  Vollmondsauge 
seinen    Kreislauf 

:5  erneuert". 

Diese  Auffassung  jedoch,  daß  das  Herz  des  Mondgottes  voller 
Freude  ist  angesichts  des  Vollmondes,  ist  eben  nicht  ausschließlich 
ägyptisch ,  sondern  kommt  bei  allen  jenen  Völkern  vor ,  deren 
Religion   eine  astrale  ist,  und  hat  gewiß  in  Babylon  ihren  Ursprung. 

20  Hier  in  Babylon,  wo  jeder  göttliche  Wille  sich  in  der  Sonne,  dem 
Monde  und  den  Sternen  ofienbarte,  hat  sich  ein  eigener  Mondkultus 
entwickelt.  Den  Mondgott  betrachtete  man  hier  als  den  Vater  der 
Götter,  und  als  solcher  stand  er  an  der  Spitze  des  babylonischen 
Pantheons. 

25  Auf   diese  Weise    können    wir    uns    die    Bedeutung    des   Voll- 

mondstages als  den  eines  „öm  nuh  libbi"'  erklären  und  auch  die 
Entwickelung  der  etymologischen  Bedeutung  des  Wortes  ,,sa-bat-tu'^ 
=  r20  dürfte  kaum  mehr  auf  Schwierigkeiten  stoßen.  Am  Voll- 
mondtage   beendet    der  Mond    die    stufenweise  Bildung    seiner  ver- 

80  schiedenen  Phasen  und  strahlt  als  Vollmondscheibe  am  Himmel. 
Am  Vollmondtage  erschien  der  Mond  in  seinem  vollendeten  Glänze: 
es  war  der  Tag,  an  dem  kein  Zunehmen  und  kein  Abnehmen  merk- 
bar war,  an  dem  also  die  Phasenbildung  vollkommen  abgeschlossen 
und  vollendet  war  und  eben  deshalb  ein   .um  nuh  libbi*  d.  h.  ein 

n  a 

35  Tag  war,  an  dem  der  Mondgott  sich  aus  vollem  Herzen  freute, 
denn  an  demselben  irDsb?:  b^":  nnüJ,  hatte  der  Mondgott  sein  Werk, 
seine  Phasengestalt  vollendet  und  abgeschlossen,  um  die  Erde  im 
Glänze  seiner  Vollgestalt  erleuchten  zu  können.  „rin">ü"  ist  also 
seiner  Bedeutung  nach :  „vollenden,  beenden,  beschließen, 

40  abschließen",  eigentlich  aber :  „zu  Ende  sein,  fertig 
sein",  dann  in  der  Kausativform :  „ein  Ende  machen",  auch:  „weg- 
schaffen, fortschaften,  wegräumen"  etc.,  und  der  15.  Tag  des  baby- 
lonischen Monats  hieß  darum  auch  ^sapattu'^  oder  auch  ^.sabattu"^ ^ 
d.  h.  Tag  der  Vollendung,  des  Fertigseins,  des  Zuendeseins,  nämlich 

1)  K.  C012  -i-  K.  10G84.  col.  II.  1.  12;  —  82.  .3.  23,  4G05  ,  obs.  1.  5; 
—  82.  3.  23,  4504,  1.  4.  2)  P.  S.  B.  A.  XXVI.  Febr.    1904. 

3)  ZDMG.   58,  199fr.   —  ibid.   458  ff,  4)   Zeitgeist,  Nr.  IG,    1904, 


Mahler,  Der  Sahbat.  41 

der  Vollendung  oder  des  Fertigseins  oder  des  Zuende- 
seins  eines  Zeitkreises  oder  Zeitzirkels  oder  Zykluses. 
Wie  der  Punkt  der  Sonnenbahn ,  in  dem  die  Sonne  während  ihres 
Laufes  innerhalb  eines  Jahres  die  höchste  Stelle  erreicht ,  als  ein 
Punkt  des  „ Sonnenstillstandes "  (solstitium)  betrachtet  wird,  so  ist  5 
der  Moment,  in  dem  der  Mond  in  seiner  Vollgestalt  erscheint,  ein 

r\'2'Z  =  yKv*^''  ^-  i-  ein  Moment,  in  dem  er  seine  Entwicke- 
lung  „beendet"  hat,  ein  Moment,  in  dem  er  „aufhört",  sich 
weiter  zu  entwickeln. 

In  diesem  Sinne  wird  das  Wort  rn">2J    auch   in   der  Bibel  ge-  10 
braucht.    Die  Genesis  (Kap.  I,  16)  hebt  in  ihrer  Schöpfungslegende 
hervor,  daß  der  Mond  gescbafien  wurde,  nb^ibri  nbuJWob,  um  Nachts 
über  am  Firmament  zu  herrschen ,    im  Gegensatze    zur  Sonne ,    die 
bei-ufen   war   Dvin  nbuJWnb    tagsüber    das  Szepter   zu   führen.     Da 
kann  wohl  kaum  vom  Neumond  die  Rede  sein,  denn  dieser  leuchtet  15 
nicht  des  Nachts,  hier  kann  nur  der  Mond  in  seiner  vollen  Gestalt, 
also  der  Vollmond  gemeint    sein,    denn    dieser    geht    abends    im 
Osten  auf  und  geht  erst  morgens  wieder  im  Westen  unter,  leuchtet 
sonach  die  ganze  Nacht  hindurch  und  ist  so  in  der  Tat  im  Gegen- 
satze zur  Sonne  ein   nbibn    nbiri'73'73b    "ppn    "iiNi:,    das    schwächere  20 
Licht,  das  nachts  über  zu  leuchten  bestimmt  ist.     Und    nun    lesen 
wir  weiter  (Kap.  II,  1 — 3): 

dNai:  bsi  Y^Mni  ü^'^oan  ibo^T  a) 

snujy  'TvUN  inrjwsbw  ^yisuj-  Dvn  n^nbN  bD'^i  b) 

riU)3>  TvZJN  in^Nb^o  hti'ß  ^y-'^-^l^  öra  naa-'i  c)  25 

in.N  ^üip-^i  'j'^aTUn  m-i  nx  D*!ibN  ^-ii^i  d) 

.m;2ji'b  n^rtbN  Nnn  n;L^N  iPDxb'jo  bDW  nn-:;  n:^  o  e) 

In  a)  wird  also  berichtet,   daß  Himmel,  Erde  und  das  ganze  Uni- 
versum vollendet  waren.    Dann  folgt  in  b)  und  c)  ein  Parallelismus, 
der  sich  in  seinem  Bau  äußerlich  durch  die  Worte  \>^D^^  und  n^O"^")  so 
unterscheidet;    es    müssen    sonach    beide  Worte    synonyme   Begriffe 
enthalten,  etwa  so:        -^-^^^  =  er  vollendete 

na;D"'T  =  er  war  fertig,  er  war  zu  Ende, 
so  daß  wir  folgenden  Wortlaut  haben : 

b)  „Gott  hatte  vollendet  am   7.  Tage  sein  Werk,  das  er  gemacht" ;  S5 

c)  „er  war  fertig  (oder:  er  war  zu  Ende)  am  7.  Tage  mit  all  seinem 

Werke,  das  er  gemacht". 

Daß  dem  so  ist  und  nnc"'!  nicht   „er  ruhte"  sein  kann,  lehren  die 
folgenden  zwei  Zeilen  d)  und  e).    In  diesen  enthält  e)  die  Begründung 
für  d).    Nehmen  wir  nun  nn'J:  in  der  sonst  üblichen  Deutung,  d.  i.  10 
=  ruhen ^),  dann  wird  uns  die  Mitteilung  kund: 

1)  In    diesem    Sinne    gebraucht    auch    Strack    (Kurzgefaßter  Kommentar 
zu  den  heiligen  Schriften,  Erste  Abteilung  p.  4)  dieses  Wort.    Strack  übersetzt 


42  Mahler,  Der  Sabbat. 

d)  „Gott  segnete  den  7.  Tag  und  heiligte  ihn", 

e)  „denn  an  demselben  ruhte  Gott  aus  von  all  seinem  Werke,  das 

er  erschaffen  und  gemacht  hatte". 

Es  wird  also  die  Heiligung  des  siebenten  Tages  begründet  durch 
5  die  Ruhe,  und  sonach  die  Heiligkeit  dieses  Tages  als  eine  Folge 
der  Ruhe  hingestellt,  während  es  doch  konsequenter  wäre,  die  Ruhe 
an  diesem  Tage  als  eine  Folge  der  Heiligung  dieses  Tages  hinzu- 
stellen und  die  Ruhe  mit  der  Heiligkeit  dieses  Tages  zu  begründen. 
Auch  erscheint  der  ganze  Satz  e),  wenn  n30  in  der  Bedeutung  des 
10  „ruhen"  genommen  wird,  als  überflüssig;  denn  dann  erzählt  uns 
Satz  b),  daß  Gott  am  siebenten  Tage  das  Schöpfungswerk  vollendet 
hatte,  Satz  c),  daß  Gott  nach  Vollendung  dieses  Werkes  „geruht" 
hatte  und  d) ,  daß  der  siebente  Tag  als  solcher  geheiligt  wurde. 
Der  Begründungssatz  e)  ist  sonach  ganz  überflüssig.  Anders  erscheint 
15  die  Sache ,  wenn  wir  nn;D  in  der  hier  vorgeschlagenen  Bedeutung 
nehmen,  d.  i.  n^U3  als  Synonym  von  nbD  =  vollenden,  fertigstellen, 
abschließen ,  fertig  sein ,  zu  Ende  sein ,  aufhören  oder  dergleichen 
auffassen ;  denn  dann  ist  es  motiviert ,  warum  e)  als  Begründungs- 
satz von  d)  erscheint : 

20  d)   „Gott  segnete  den  7.  Tag  und  heiligte  ihn", 

e)   „denn  an  demselben   „hatte    er    abgeschlossen"    (oder:    „war    zu 

Ende")  sein  zu  vollfühi'endes  Schöpfungswerk". 

Wie  sehr  sich  diese  Interpretation  des  Wortlautes  der  Wahrheit 
nähert,  erkennen  wir  aus  einem  andern  Satze : 

."y-^NT  D'^7:'»D  n'^ry^o  rrb^n 
„Du  heiligtest  den  7.  Tag  deinem  Namen, 
als  Zeit  der  Vollendung  der  Schöpfung  von  Himmel  und  Erde". 

Zur    näheren  Begründung    der    hier    vorgeschlagenen    Deutung    von 
30  n^iä  (=  fertig  sein,  zu  Ende  sein,  dann  im  Kausativum :  zu  Ende 

führen,  ein  Ende  machen,  (eine  Arbeit)  einstellen,  fortschafi"en  etc.) 

wollen  wir  noch  eine  Reihe  von  Beispielen  anführen ,    die    wir  der 

Bibel  entnehmen: 

1.    Im    ]3uche    Genesis  VH   und   VHI    wird    von    der   Sintflut 
35  berichtet,    welche    alles    vernichtete    und    auch    auf  die  periodische 

Wiederkehr  der  verschiedenen  Zeitmerkmale,  wie:  Tag  und  Nacht, 

Sommer  und  Winter,  störend  und  unterbrechend  wirkte.    Nun  sprach 

Jahve  (Gen.  VIH,  22): 

dio  hier  aiij^eführto  Bibolstello  also:  „Und  Eloliim  vollendete  am  siebenten  Tage 
sohle  Arbuit,  die  er  gemacht  hatte,  und  ruhte  am  siebenten  Tage  von  all  seiner 
Arbeit,  die  er  gemacht  hatte.  Und  Elohim  segnete  den  siebenten  Tag  und 
heiligte  ihn;  denn  an  ihm  hatte  er  von  all  seiner  Arbeit  geruht,  welche  er 
schöpferisch  gemacht  hatte.''  Hinzu  fügt  Str.  auch  die  IJenierkung:  „von  dieser 
Ituhe  der  Name  des  Tages:  rD'iU  ". 


Mahler,  Der  Sabbat.  43 


nb-'bi  nrT  qim  y^pn  tm  ipi  i^itpi  :^"^-  -pN-  ^rii  b^ 


v-^  --. 


I. 


."innuj"'  Nb 

inaüJ"'  ist  die  3.  pers.  Plur.  des  Imperfekts  der  Qalform    des  Zeit- 
wortes nina  =  „zu  Ende  sein",  daher  inniü"'  =  sie  sollen  zu  Ende 
sein ;  mit  der  Negation  Nb  verbunden  heißt  es  also :  sie  sollen  ohne    5 
Ende  sein,  oder:  sie  sollen  ohne  Ende  fortdauern.    Wir  haben  hier 
somit : 

„fortan  soll  Aussaat  und  Ernte,  Kälte  und  Wärme,  Sommer 
und  Winter,  Tag  und  Nacht  ohne  Ende  fortdauern". 

2.  Im  Buche  Jehoschuah,  Kap.  V,  12  lesen  wir:  lo 

. " mn7:?2  v^n  rn "^ -^ t „ 
d.  i.   „Tagsdarauf   war    das  Manna    zu  Ende    (oder:    hatte  das 
Manna  aufgehört)". 

3.  In  ähnlichem  Sinne  lesen  wir  (Jesaia  XXXIII,  8) : 

."n'iN  ^-^v  n:2'>a  nbo":  TO*a::„  15 

d.  i.  „die  Steige  sind  wüste,  es  gehet  niemand  mehr  aaf  der 
Straße  (d.  h.  mit  dem  Straßenwandern  ist  es  zu  Ende,  oder: 
das  Straßenwandern  hat  aufgehört)". 

4.  Ganz  in  ähnlichem  Sinne  ist  auch  das  ini'^"^  im  folgenden 
Satze  (Jeremia  XXXI,  34 — 35)  zu  nehmen:  20 

-nNb  n^nDirii  n^-'  npn  a'72v  "n^b  '^wo  ini  mr;i  ^^n  nD„ 

."cr:'n  b^ 
d.  h.  nur  dann,  wenn  die  ewis:  dauernden  und  unwandelbaren       2.-) 
Naturgesetze  aufhören    werden,    dann    wird    auch  Israel   „auf- 
hören (zu  Ende  sein)"   ein  Volk  zu  sein. 

5.  Im  Liber  Threnorum  V,  14.  15   lesen  wir: 


."DnDi:»:'7D  amnn  ina^D  -iy;::7o  n':p- 


."isbinw  bnxb  ']-:n;  1:2b  ^^^-2  nn"::„  30 

d.  h.    „die  Alten  sitzen  nicht  mehr  unter  dem  Tore,  die  Jüng- 
linge treiben  ihr  Saitenspiel  nicht  mehr". 
„Die  Freude  unseres  Herzens    ist  zu  Ende    (hat    aufgehört), 
unser  Reisten  ist  in  Wehklagen  verkehrt". 

6.  Im  Buche  Nehemia  VI,  3  finden  wir:  aj 

nsNbTorr  nnMjn  in^b  mnb  bsi«  Nbi  ri'oy  ■':m  nbii^  nrxb-:. 

Die  Kausativform  in  der  Bedeutung  „ein  Ende  machen",  „(eine 
Arbeit)  einstellen",  „vertilgen,  ausrotten,  fortschafiFen  etc."  finden 
wir  in  folgenden  Beispielen :  m 


44  Mahler,  Der  Sahbat. 

1.  Exod.  V,  5: 

, Siehe,  zahlreich  ist  jetzt  das  Volk  des  Landes;  und  doch  laßt 
ihr  sie  die  Frohnarbeit  einstellen?" 

5  2.  Exod.  XII,  15: 

«Sieben  Tawe  sollt  ihr  uncresäuerte  Brote  essen: 
jedoch  schon  am  ersten  Tage  sollt  ihr  fortgeschafft  haben 
10       den  Sauerteig  aus  euren  Häusern!" 

3.  Levit.  XXVI,  6: 

„ich  will  fortschaffen  das  Ungetier  aus  dem  Lande". 

4.  Deut    XXXII,  26  : 

1.5  D-DT  ■oi:n"':  nn^n"»rN 

„ich  werde  ein  Ende  machen  ihrem  Andenken  unter  den 
Menschen". 

5.  Könige  B,  XXIII,  5 : 

rmni  •'Db'73  i:n:  n^iJN  n-^'i?D:n  pn  r-'iair-i 
20       „er   räumte    weg    die  Camarim,    welche    die  Könige  Juda's 
gestiftet  hatten". 

6.  Könige  B,  XXIII,  11: 

•C'2'db  T^n^T\•^  ■'3573  "i:n3  tun  0""OiDn  PN  pn^yi 
„er  schaffte  fort  die  Pferde,    welche  die  Könige  Juda's  dem 
25      Samas  gegeben  haben". 

7.  Jesaia  XVI,  10 : 

T^-'  ,yi'T'  Nb  y.-\^  Nb  D"'73^3m  ,b?:-iDn  '{^i  b-'^T  mn-io   jids:i 

.-^pn-j-  m^n  ,"-nr;  itt^  xb  a-^np^n 
„Freude  und  Wonne  schwindet  vom  Felde,  in  den  AVeinbergen 
30      jauchzt  und  ruft  man  nicht;  man  keltert  keinen  Wein  in  den 
Keltern,  des  Gesangs  habe  ich  ein  Ende  gemacht. 

8.  Jesaia  XXI,  2 : 

^  p  n ;::  n  r!Pn:i<  b:^ 
„  allem  Seufzen  mache  ich  ein  Ende". 

85  9.  Jesaia  XXX,  11: 

bN-iw  ;i5inp  PN  i;i:e7:  np^na"  niwS  t:  mn  "^n  t:  Tno 

„Weichet  vom  Wege,    weichet   ab  von   der  Bahn,    schaffet 
ab  bei  uns  den  Heiligen  Israel's!" 

10.  Jereraia  VII,  34: 

40      ...  nn'':u)  bipi  "iv::-:;  bip  ab\m"'  Piirroon  rmrr'  "^^yi:  ■'P3"<!5m 


Mahler,  Der  Sabbat.  45 

„Ich  werde  aufhören  lassen  in  den  Städten  Juda's  und 
in  den  Straßen  Jerusalem's  die  Stimme  der  Wonne  und  die 
Stimme  der  Freude",  (auch:  „ich  werde  fortschaffen 
aus  den  Städten  Juda's  und  den  Straßen  Jerusalem's  die  Stimme 
der  Wonne  und  die  der  Freude").  5 

1 1 .  Jeremia  XVI,  9  : 

.t-ibD  bipT  inn  bip  rin7:;r 
„ich  entziehe  diesem  Orte,  vor  euren  Augen  und  in  euren 
Tagen ,   die  Stimme  der  Freude  und  der  Wonne ,    die  Stimme       lo 
des  Bräutigams  und  der  Braut". 

12.  Jeremia  XL VIII,  35: 

„Ich  will,  spricht  Jahve,  in  Moab  damit  ein  Ende  machen, 
daß  sie  nicht  mehr  auf  den  Höhen  opfern   und  ihren  Göttern      i5 
räuchern  sollen". 

13.  Ezechiel  VII,  24 : 

„ich  will  die  Ärgsten  der  Nationen  kommen  lassen,  damit  diese       20 

ihre  Häuser  einnehmen ; 
ich    will    der    Gewaltigen    HofFart   ein    Ende    machen    und 

ihre  Heiligtümer  entweihen". 

14.  Ezechiel  XXHI,  27: 

D'^-is:'!:  '"^''-'int:  "^mrT  pnt  ■;'::■;:  -^r^'^z-  ^nnu:m  25 

„ich  will  ein  Ende  machen    deiner  Unzucht   und  deiner 
Buhlerei  mit  Ägypten". 

15.  Ezechiel  XXIII,  48 : 

„ich  will  ausrotten  die  Unzucht  aus  dem  Lande".  so 

16.  Ezechiel  XXVI,  13: 

„Dem  Getöne  deines  Gesanges  will  ich  ein  Ende  machen". 

17.  Ezechiel  XXXIV,  10: 

nnN  D-'S'^n  irj  rj^'^  xbi  i^it  mri73  aTinusm  35 

„ich  will  mit   ihnen    aufräumen,    auf  daß    sie    nicht   mehr 
Hirten  seien,  und  sie  sollen  sich  nicht  mehr  selbst  weiden". 

18.  Ezechiel  XXXIV,  25:' 

(Vgl.  oben  Levit.  XXVI,  6 ;  Beisp.  8.)  4o 


46  Maliler,  Der  Sahbat. 

19.  Hosea  I,  4: 

-Ich  will  dem  Köniorreiche  des  Hauses  Israel  ein  Ende  machen". 

20.  Hosea  II,  13: 

„ich  will  ein  Ende  machen  ihren  Freuden,  Festen,  Neu- 
raonden  und  Sabattu-Tagen  und  allen  ihren  Feiertagen". 

21.  Psalmi  VIII,  3 : 

10  .'c•p'.^n■:i^ 

,Aus  dem  Munde  der  Lallenden  und  Säuglinge  hast  du  eine 
Macht  gegründet,  der  Widersacher  willen,  um  Feind  und  Kach- 
gierigen den  Garaus  zu  machen. 

22.  Daniel  IX,  27: 

15  .r!n2'72i  n2T  n^i^'j::"'  ririon  -«irm  nnx  yisu:  n^n'ib  n-''in  T^n^m 
„Er  wird  vielen  den  Bund  stärken  eine  Woche  lang;  und  mitten 
in  der  Woche  wird  er  einstellen  Opfer  und  Speiseopfer ". 

23.  Daniel  XI,  18: 

"ib  inc-in  v^P  r  -^ ;  "^  m 
20       „Ein  Fürst  wird  seiner  Schmach  ein  Ende  machen". 

24.  Nehemia  IV,  5 : 

T:nnu5m  mss'iriT  D-in  bs  Nin;  tcn  ir  iwX-i-^  xbi  i3>t>  Nb 

.n^Nbirn  rs 
„sie  sollen  nichts  wissen  und  nichts  sehen,   bis   wir  unter  sie 
25      gekommen  sind ;  dann  wollen  wir  sie  erschlagen  und  dem  Werke 
so  ein  Ende  machen. 

Die  Niphalform  dieses  Verbums  finden    wir    in    den   folgenden 
Beispielen : 

1.  Jesaia  XVII,  3: 

30  D-'^EN?:  nitaiD  nia ^ :  i 

„Es  wird  aus  sein  mit  der  Feste  Ephraim's". 

2.  Ezechiel  VI,  6  : 

„damit  eure  Altäre  zerstört  und  verwüstet  werden,  eure  Götzen 
85       zerbrochen  und  zunichte  werden". 

3.  Ezechiel  XXX,  18: 

nn*  -.INS  na  n  n  o :  t 
,es  wird   darin   zu  Ende  werden  die  HoflFai-t  ihrer  Macht". 

Ist  nun  so  die  Bedeutung  des  Wortes  P3C  genügend  erläutert, 
40  dann  ist  es  in  der  Tat  nicht   schwer ,    in    dem"^  V  o  1 1  m  o  n  d  s  t  a  ^  e 


Mahler,  Der  Sabbat.  47 

einen  ^üm  nuh  libhl  =  sabattu''  zu  erkennen.  Es  ■war  der  Tag. 
an  dem  die  Phasenbildung  des  Mondes  zu  Ende  war  und  der 
Mond  seinen  Kreislauf  beendet,  also  abgeschlossen  hatte,  um  dann 
einen  neuen  Zirkel  zu  beginnen.  (Vgl.  übrigens  auch  Zimmern 
a.  g.  0.)  5 

Sollte  aber  hierüber  denn  doch  noch  ein  Zweifel  aufkommen, 
daß  die  ursprüngliche  Bedeutung  der  sabattu-'FQieY  die  Feier  des 
Vollmondes  war ,  so  wird  dieselbe  durch  eine  Stelle  im  Buche 
Hosea  (II,  13)  zerstreut.     Hier  lesen  wir: 

Es  wird  hier  somit  durch  den  Mund  des  Propheten  Hosea  dem 
Volke  Israel  angedroht ,  daß  es  jeder  Freude ,  Wonne  und  alles 
dessen,  was  Festesstimmung  herbeiführen  könnte,  verlustig  werden 
wird.  Da  sind  vor  allem  die  im  biblischen  Schrifttum  als  C^" 
bezeichneten  Feste  hervorgehoben,     z^'j^n   sind  Pas  sah  (nCEn  ;<n),  i5 

V 

Sabuoth  (myacn  5n)  und  Succoth  (nron  5"),  welche  auch 
(siehe:  Exodus  XXIII,  14 — 17  u.  a.  0.)  als  ni:?an  ;-,  l^:i:pr!  ;r 
und  qiONri  :in  bezeichnet  werden.  Und  so  oft  in  der  Bibel  von 
:in  die  Rede  ist,  es  bezieht  sich  immer  auf  eines  der  genannten  drei 
Feste.  In  Bezug  auf  diese  finden  wir  auch  ausdrücklich  die  Be-  -'O 
merkung  hervorgehoben :  "sr;:!  nW^UJi  „freue  dich  an  deinem  Feste" 
(Deut.  XVI,  14).  An  mehreren  Bibelstellen  ist  diese  Festesfreude 
noch  näher  präzisiert.  Es  heißt  da :  „Freue  dich  an  deinem  Feste : 
du,  dein  Sohn,  deine  Tochter,  dein  Knecht,  deine  Magd,  sowie  der 
Levite,  der  Fremde,  der  Waise  und  die  Witwe,  die  in  deinen  .'ö 
Toren  sind". 

In  unserem  Texte  heißt  es  nun  weiter :  tn-m^  bDi  nnn",::!  iTwHr. 
Worauf  da  das  n',ünn  Bezug  hat,  unterliegt  keinem  Zweifel :  es  sind 
die  Xeumonde.  Was  bedeutet  aber  rnv'z  bsi  nnnuji?  All- 
gemein wird  r;nn'c:i  auf  die  Sabbate  und  zwar  auf  die  alle  sieben  so 
Tage  periodisch  wiederkehrenden  Sabbate  bezogen.  Und  hierin 
scheint  ein  Irrtum  obzuwalten.  Das  sich  wiederholende  i,  einmal 
vor  nna'O  und  dann  vor  mrr:  bD,  bietet  uns  einen  Anhaltspunkt 
zur  richtigen  Deutung.  Denn  es  ist  klar,  daß,  wenn  hier  von  dem 
üblichen  Sabbate  die  Kede  wäre,  das  ^  vor  dem  Worte  rtnn*::  über-  ar. 
flüssig  sein  müßte.  Dieses  nnna  bezieht  sich  aber  meines  Dafür- 
haltens nicht  auf  den  Sabbat ,  sondern  auf  den  V  o  1 1  m  o  n  d  s  t  a  g 
als  ^ümu  sabattu".  Das  Wort  nnno,  als  Bezug  habend  auf  den 
Vollmondstag,  steht  sonach  im  Gegensatze,  zugleich  aber  auch  im 
Zusammenhange  mit  dem  früher  genannten,  auf  den  Neumond  sich  lo 
beziehenden  rrttJin ;  beide  gehören  somit  zusammen :  "riaci  r;"c:Tr 
-ihre  Neu-    und  Vollmondstagfe".     Und    darum    ist   der    obisre    Satz 


o 
nrro"  TTnrl      flnrniii      icf      i\av      nVi^^ 

(Hosea  II,  13)  also  zu  übertragen  :  „ich  will  ein  Ende  machen  ihrer 

lg 

Wochentag,  sondern  der  Voll mon  ds  tag  als  Gegensatz  zum  Neu- 


Freude,  ihren  Festen,  ihren  Neumonden  und  Sabattu-Tagen",  woselbst 
unter  dem  „Sabattu- Tag"  nicht  der  gewöhnliche  Sabbat,  der  siebente  »j 


48  Malder,  Der  Sahhat. 

mondstage  gemeint  ist.  Der  gewöhnlicbe  Sabbattag  ist  in  dem 
Ausdrucke  ^nj'TO  bDi  mit  inbegriiFen,  der  auch  die  übrigen  Feier- 
tage (1.  Tisri  und  10.  Tisri)  einschließt.  Daß  dem  so  ist,  lehrt 
Leviticus  XXIII.  Hier  beißt  es:  ''"w-'iZ  Dn  übN  „dies  sind  meine 
5  Festzeiten",  und  da  werden  aufgezählt:  1.  der  Sabbat;  2.  das  Passah- 
fest; 3.  das  Wochenfest;  4.  der  1.  Tag  des  7.  Monats  (also  1.  Tisri), 
dieser  als  ti3>Tin  "jinsT  „Erinnerung  durch  Lärmblasen;  5.  der 
10.  Tag  des  7.  Monats  als  n"'"iE3n  DT'  und  6.  das  Succothfest.  Sie 
alle  werden  (siehe  Levit.  XXIII  und  auch  Numeri  XXVIII  und  XXIX) 

10  als  Tage  einer  "onp  Nnp'?^  d.  i.  als  Tage  „heiliger  Berufung"  oder 
„heiliger  Festversammlung"  bezeichnet.  Während  also  in  nur  eines 
der  drei  Feste:  Passah,  Sabuoth  und  Succoth  bezeichnet,  ist  jeder 
Tag,  an  dem  ein  ir~p  N"ip73  stattfindet,  ein  nri73.  Da  nun  der 
Sabbattag  an  und  für  sich  ein  ;D"!p  N-ip70  par  excellence  ist,  so  ist 

15  er  eo  ipso  ein  iyi72-Tag. 

Allerdings  ist  es  auffallend  (siehe  auch:  Strack,  Kurzgefaßter 
Kommentar,  pag. -352),  daß  Levit.  XXIII  eine  doppelte  Überschrift 
trägt :  eine  in  Vers  2 ,  und  eine  zweite  in  Vers  4 ,  so  daß  es  viel 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat,  daß  der  in  Vers  3,  auf  den  Sabbat 

20  Bezug  habende  Teil  einer  späteren  Redaktion  angehört.  Gesetzt 
nun  den  Fall ,  daß  dem  wirklich  so  wäre  und  Vers  3  die  Ein- 
schaltung eines  spätem  Redaktors  wäre,  so  ist  erst  recht  zu  bedenken, 
ob  die  spätere  Redaktion  diese  Einschiebung  nicht  mit  Absicht 
vorgenommen,  um  eben  auch  den  Sabbattag,    der  wie  die  übrigen 

25  Feste  ein  Tag  „heiliger  Festversammlung"  ist,  ja  in  dieser  Beziehung 
die  übrigen  Fest-  und  Feiertage  an  Bedeutung  überragt,  in  die 
Reihe  dieser  Feste  zu  stellen.  —  Schauen  wir  uns  aber  Vers  2 — 4 
auch  etwas  näher  an  und  fragen  wir,  ob  es  absolut  notwendig 
ist,  für  Vers  3  eine  spätere  Redaktion  vorauszusetzen,  ob  nicht  eine 

30  andere  Erklärunw  auf  einer  viel  rationelleren  Unterlage  basiert  ? ! 
Nach  der  ersten  Einleitung  wird  das  Sabbatfest  angeführt  und  er- 
läutert;  es  wird  als  ein  Fest  hingestellt,  das  in  der  sechstägigen 
Schöpfung  des  Weltalls  seine  Begründung  hat.  Nun  sollen  Feste 
folgen ,    die    nicht  wie  der  Sabbat  allwöchentlich ,    an   von  Monats- 

35  daten  unabhängigen  Tagen,  gefeiert  werden,  sondern  an  festgesetzten 
Kalendertagen.  Da ,  glaube  ich ,  ist  es  doch  ganz  natürlich ,  daß 
die  Aufschrift  nochmals  wiederholt  wird,  und  zwar  mit  dem  Zusätze : 
Dir* "33  DrN  nN~pn  "nUN  „die  ihr  zu  festgesetzten  Zeiten 
(festgesetzten  Monatsdaten)  ausrufen  sollet". 

40  Während  der  Sabbat  als  siebenter  Wochentag    weder   mit  der 

Sonne  noch  mit  dem  Monde,  also  mit  keinem  der  beiden  Himmels- 
körper übereinstimmt,  die  nach  Genesis  I,  14  berufen  sind,  daß 
„sie  dienen  sollen  zu  Zeichen  und  zu  Zeitterminen  (a'^ny"i7:bi  mNb)", 
sind    die    anderen  Festtage ,    an    denen    ebenso    wie    am  Sabbattage 

.j5  „heilige  Festversammlungen"  stattfinden,  an  den  Lauf  beider  Himmels- 
köi-per  gebunden.  Sie  sind  die  cirr:  im  strengen  Sinne  des 
Wortes. 


Mahler,  Der  Sahhat.  49 

Indem  nun  alle  Tage  aufgezählt  werden  sollten ,  an  denen 
, heilige  Festversammlungen "  stattzufinden  haben,  und  die,  weil  sie 
im  Großen  und  Ganzen  an  bestimmte  Zeiten  gebunden  sind,  ganz 
allofemein  als  D'^iyn^D  bezeichnet  werden,  ist  es  wohl  selbstverständ- 
lieh,  daß  zuerst  mit  dem  Sabbat  als  mit  jenem  Tage  begonnen  5 
wird,  der  allen  voran  ein  Tag  „heiliger  Festversammlung "  ist;  da 
aber  diesem  dann  alle  jene  Feste  folgen,  die,  weil  man  an  bestimmte 
Kalendertage  gebunden,  im  engeren  Sinne  des  Wortes  D^I^TJO  stehn, 
so  ist  es  nur  natürlich,  daß  die  in  Vers  2  angeführte  Einleitung 
nochmals  wiederholt  werde,  aber  mit  dem  Zusätze :  DnN  iN'ipn  'ituN  lo 
Dn5'i72^,  damit  eben  der  Unterschied  zwischen  dem  Sabbat  und  den 
folgenden  Festen  deutlich  hervorgehoben  sei. 

Allerdings  könnte  man  noch  die  Frage  aufwerfen ,  warum 
am  Schlüsse  dieses  Kapitels  (Levit.  XXIII,  37  —  38)  gesagt  wird: 
„Dies  sind  die  Festzeiten  Jahve's,  welche  ihr  ausrufen  sollet  als  i5 
heilige  Festversammlungen  —  um  Jahve  darzubringen  Feueropfer, 
Brandopfer  und  Speisopfer,  Schlachtopfer  und  Trankopfer,  die  Ge- 
bühr jedes  Tages  an  seinem  Tage,  außer  den  Sabbaten  Jahve's 
und  außer  euren  Gaben  und  außer  all  euren  Gelübden  und  außer 
euren  freiwilligen  Gaben,  welche  ihr  Jahve  geben  werdet"?  Es  20 
könnte  dies  —  namentlich  die  Bemerkung:  „außer  den  Sabbaten 
Jahve's"  —  zu  der  Annahme  verleiten  (wie  dies  von  Seite  vieler 
Kommentatoren  auch  wirklich  geschehen  ist) ,  daß  der  Sabbat  von 
den  genannten  festen  (D'^ITTJo)  auszuschließen  sei.  Doch  eine  ruhige, 
sachliche  Überlegung  zeigt  wiederum ,  daß  dem  nicht  so  ist ,  und  25 
daß  die  in  Vers  38  hervorgehobenen  Ausnahmen  keine  Aussonde- 
rungen und  ganz  am  Platze  sind.  Es  werden  die  Opfer  genannt, 
die  an  den  einzelnen  Festen  dargebracht  werden  sollen.  Nun  dauern 
aber  gewisse  Feste  (Passah  und  Succoth)  sieben  Tage ;  es  ist  somit 
einer  der  sieben  Festtage  sicherlich  ein  Sabbat.  Anderseits  könnte  30 
ja  auch  sonst  noch  der  Fall  eintreten,  daß  einer  der  Festtage  (ein 
Passahtag,  oder  der  1.  Tisri,  oder  der  10.  Tisri ,  oder  einer  der 
sieben  Succoth-Tage)  auf  Sabbat  fällt,  dann  sollen  außer  den 
üblichen  S  a  b  b  a  1 0  p  f  e  r  n  noch  die  genannten  Festopfer  dar- 
gebracht werden.     Dies  der  Sinn  des  Bibelwortes.  35 

Dann  aber  ist  es  wohl  selbstverständlich ,  daß  wir  in  dem 
m^TO  bDi  (Hosea  II,  13)  alle  Fest-  und  Feiertage  verstehen  müssen, 
die  ein  "IJTO  sind  und  an  denen  ein  \Dnp  isnp'JD  stattfindet,  sonach 
auch  den  alle  sieben  Tage  wiederkehrenden  Sabbattag,  denn  dieser 
geht  allen  Tagen  heiliger  Festversammlungen  an  Wichtigkeit  und  40 
Bedeutung  voran.  Es  geht  dies  übrigens  auch  aus  einer  andern 
Bibelstelle  hervor.     Im  Buche  Numeri  X,  2  lesen  wir: 

an«  !-ic:'n  r!"::p73 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  IjXII.  4 


50  Mahler,  Der  Sabbat. 

d.  h.  „Macbe  dir  zwei  silberne  Trompeten,  getriebener  Arbeit  sollst 
du  sie  macben ;    und    sie    seien    dir ,    um   die  Gemeinde  zu  berufen 
(d.  b.  gebraucbe  sie,  wenn  die  Gemeinde  zu  festlicher  Versammlung 
berufen  wird)". 
5  Wenige  Zeilen  weiter  (Numeri  X,  10)  lesen  wir: 

cs-^rrbN  -in^  i:n  D^'^nbN  -^rcb  yrc-b  zsb  rm 

,Und  an  eurem  Freudentage  und  an  euren  Festtagen  sowie  an  euren 

10  Xeumondstagen,  da  stoßet  in  die  Tromjieten  zu  euren  Brandopfern 
und  zu  euren  Friedensopfern,  damit  sie  euch  zu  gnädigem  Andenken 
gereichen  vor  eurem  Gott:  ich  Jahve  bin  euer  Gott". 

Wiewohl  also  die  Trompeten  mi'n  N"tp')2b  dienen  sollen,  und 
an  Sabbattagen  ebenso    eine    Tliyn  ai'p'!2    stattfindet    wie    an    allen 

15  andern  Festtagen ,  so  werden  hier  dennoch  nur  die  CDnn73"iJ  Dv 
(Freudentage),  nr^-in^TO  (Festtage)  und  aD*'UJnn  -lu:«"!  (Neumonde), 
nicht  aber  auch  die  SDTiniu:  (Sabbattage)  besonders  hervorgehoben. 
Der  Einwand  vielleicht,  daß  dies  deshalb  nicht  geschieht,  weil  nur 
an  Festtagen,  nicht  aber  an  Sabbaten  geblasen  werden  soll,  da  das 

20  Trompetenblasen  als  Arbeit  (— SNbw)  an  Sabbaten  nicht  erfolgen 
darf,  ist  aus  mehrfachen  Gründen  nicht  stichhaltig.  Vor  allem  ist 
nicht  nur  am  Sabbate,  sondern  auch  an  jedem  Festtage  eine  Arbeit, 
die  nicht  zu  gottesdienstlichen  Zwecken  geschieht,  verboten.  Ander- 
seits war  das  Trompetenblasen  sowie    die  Benutzung   jedes    andern 

25  Blasinstrumentes  als  gottesdienstliche  Handlung  überhaupt  nicht 
verboten.  Im  Gegenteile :  am  Sabbate  haben  ebenso  wie  an  jedem 
andern  Tage  um  die  Zeit,  da  das  Brandopfer  (nbir)  dargebracht 
wurde,  die  Leviten  und  Priester  gesungen,  Trompeten  geblasen  und 
verschiedene  andere  Musikinstrumente  gespielt  (vgl.  Chron.  A,  VII,  6 

30—  Chron.  B,  XXIX,  27  u.  28).  Noch  im  Talmud  (Traktat  Ros- 
hasanah  29b)  wird  darüber  gesprochen,  ob  das  Schofarblasen  am 
Ros-hasanah  gestattet  ist  oder  zu  erfolgen  habe,  wenn  dieser  Tag 
ein  Sabbat  ist  ?     Und  da  heißt  es : 

na":j:3  nvnb  bn;ü  nrii^n  ".un"!  b^  mt:  m-' 
35  ;n:''n72:3  Nb  baN  ,"r"P^f^  i'~  '^np''::^ 

.-i"a  in  •c-'UJ  ,mp'':  brn  *r"pin  in^-:) 

d.  h.  ,fiel  Ros-hasanah  auf  einen  Sabbat,  dann  wurde  im  Tempel 
geblasen,  nicht  aber  in  der  Provinz;  seit  der  Zerstörung  des  Tempels 
40  wurde  durch  Rabbi  Jochanan  ben  Sakkai  die  Verfücrunsr  gretroffen, 
daß  man  überall,  wo  ein  Beth-din  (ein  aus  autorisierten  Gelehrten 
zusammengesetzter  Gerichtshof)  besteht,  blasen  solle". 

Wenn   nun  dessenungeachtet  in  Numeri  X,  10  nur  von  23'^iy>'73 
im  allgemeinen,  nicht  aber  besonders  vom  Sabbattage  die  Rede  ist, 


Mahler,  Der  Sabbat.  51 

so  müssen  wir  wohl  ann.ehmen,  daß  dies  nur  deshalb  der  Fall  ist, 
weil  im  Worte  D3"'n3'*TO  nicht  nur  die  Feiertage,  sondern  alle  Tage 
inbegriffen  sind,  an  denen  ein  \r~p  N"!]:'':  stattfindet,  somit  auch  die 
Sabbate,  denn  diese  sind  eo  ipso  Tage  „heiliger  Berufung**  oder 
„heiliger  Festversammlungen".  5 

Es  ist  daher  auch  in  dem  Ausdinicke  ni^Tü  bDT  (Hosea  II,  13) 
der  Sabbattag  mit  inbegriffen ,  und  somit  kann  das  Wort  :^n3".:;i 
daselbst  nicht  auf  den  siebenten  Wochentag,  sondern  nur  auf  den 
auch  keilinschriftlich  als  „sabattu'^  bezeichneten  Vollmondstag 
Bezug  haben ,  den  der  Prophet  im  Zusammenhange  mit  dem  Neu-  10 
mondstage  durch  die  Worte  nnn'i'i  r!">r~n  hervorheben  wollte.  Der 
Prophet  Hosea,  der  in  den  Tagen  Usia's,  Jotham's,  Achas'  und 
Hiskia's  wirkte  (also  am  Ende  des  8.  Jahrhunderts  und  Anfang  des 
7.  Jahrhunderts  v.  Chr.),  kannte  genau  die  Kulturzustände  und  Ein- 
richtungen   auch    der   übrigen  Völker    des    Orients.     Ihm    war    die  13 

Bedeutung  des  Sabattu  (assyrisch:  Y>y*^i^  =  sa-hat-ti)  als 
Vollmondstag  im  Gegensatze  zu  '^in,  dem  Xeumondstage,  klar;  er 
stellte  diese  deshalb  nebeneinander  und  sasrte : 

Gleiches  gilt  von  A  m  0  s  VIII,  5.     Hier  lesen  wir :  20 

„Wann  wird  vorüber  sein  der  „Neumond",  daß  wir  Nahrung 
(Getreide)  verkaufen,  und  der  , Sabbat",  daß  wir  die  Grube  (mit 
dem  Getreidevorrat)  öffnen?"  25 

Es  wird  also  ^"i'n  und  ns'c:  in  eine  Parallele  gestellt,  wohl 
deshalb ,  um  dem  Tage  des  „Neumondes"  den  des  „Vollmondes" 
gegenüber  zu  stellen,  oder  umgekehi't. 

Im  gleichen  Sinne  ist  auch  Jesaia  I,  13  zu  verstehen: 

N'ip'a  N"ip  nn",i5i  *^-in  30 

und  ebenso  Könige  B,  IV,  23: 

nno  Nbi  ein  Nb  a-in 

Sabattu  war  also  ursprünglich   der  Vollmondstag. 

Später  jedoch  widmeten  die  Babylonier  ihr  Augenmex'k  nicht 
nur  dem  Vollmondstage ,  sondern  jedem  Phasentage  überhaupt  und  35 
nannten  demgemäß  nicht  nur  den  Vollmondstag,  sondern  jeden  Tag, 
an  dem  iz-gend  eine  Mondphase  und  somit  ein  gewisser  Zeitzirkel 
zu  Ende  war,  mit  dem  Namen  „iaöatta^  oder  „iapattu'^.  So  wie 
sie  aber  zufolge  ihrer  Mondzählung  in  natürlicher  Weise  gezwungen 
waren,  den  bürgerlichen  Tageskreis  mit  Sonnenuntergang,  also  mit  jo 
dem  Un  sieht  barwerden  der  Sonne  und  nicht  mit  dem 
Kulminationspunkte  derselben  zu  beginnen,  so  haben  sie  dann  auch 
später    in    konsequenter  Weise    den  Mondkreis  —  d.  i.   den  Mond- 

4* 


52  Mahler,  Der  Sahhai. 


monat  —  nicht    mehr    mit    dem  YolUichte    des   Mondes    begonnen, 
sondern  mit  dem  Tage  des  Unsichtbar  wer  dens  des  Mondes 
d.  i.  mit    dem  Tage    der  Konjunktion,    um    so   in    gewissem  Sinne 
eine    Harmonie    bezüglich    der    Verehrung    der    beiden    C4ottheiten 
,  5  Samas  und  6'm  auch  äußerlich  besser  zum  Ausdrucke  zu  bringen. 
War  dies  einmal  geschehen  und  war  es  ihnen  ein  Gebot   der  Not- 
wendigkeit,   die  Phasentage    als  Sabattu-Tage  zu   feiern,    so    ergab 
sich  dann  für  sie  auch  allmählich  die  Gewohnheit,  jeden  siebenten 
Tag  des  Mondes  als  einen  Sabattu-Tag  zu  feiern.    Indem  man  dann 
10  später   bei    Festlegung    des    sich   so    ergebenden  Wochenzirkels    als 
siebentägigen  Zeitkreis  vom  Mondlauf  ganz  abstrahierte,  ergab  sich 
in  konsequenter  Weise  die  Feier    eines   jeden    siebenten  Tages    der 
Woche  von  selbst,    und   so    entstand    der  Sabbat,    dessen    religiöse 
Begehung    bei    den  Babyloniern  —  der    hier   geführten  Erörterung 
15  CTemäß  —  sich  in  natürlicher  Weise  entwickelt  hat  und  von  diesen 
zu  den  Juden  übergegangen  ist. 

nn-j  =  sabattu  =  iapattu  ist  sonach  im  chronologischen 
Sinn  ,Zvklus",    „Zirkel"    oder    „Zeitkreis"    und    hat  —  insofern    der 
Vollmond    das    erste    sichtbare    und    auch    wahrgenommene  Zeichen 
20  eines  größeren  in  sich  abgeschlossenen  und  immer  wieder 
erneuernden    Zeitkreises    oder  Zeitzirkels    ist  —  zuerst  auf 
den   Vollmondstag    Bezug    genommen.     Der  Vollmondstag   war 
der  Tag,    an  dem  der  erste  größere  Zeitzyklus,    den  die  mit  stets 
wachsender  Kultur  fortschreitende  Menschheit  wahrgenommen,  seinen 
2.5  Abschluß  fand;  er  wurde  sonach  „saZ'a<^^i'' genannt.    Eine  hierauf 
bezügliche  Anspielung  läßt  sich  auch  der  Bibel    entnehmen.     Nach 
dem  Wortlaute  der  Genesis  (Kap.  I,  14)  sind  Sonne  und  ]\Iond  nicht 
nur  wegen  des  Unterschiedes  von  Tag  und  Nacht  da,  sie  sind  unter 
anderen    auch    da    rmtib    „zu    Zeichen".       Daß    hier,    in    dem 
30  Schöpfungsberichte,  nur  der  Vollmond  gemeint  sein  kann,  habe  ich 
bereits    oben    gezeigt.      Nur   vom    Vollmonde    kann    hervorgehoben 
werden,    er   sei   zum  Unterschiede    von    der    Sonne    das    „schwache 
Licht",  das  berufen  ist  nb^bn  nbowsb  „die  Nacht  zu  regieren".    Nun 
wird  aber  auch  in  Bezug  auf  den  Sabbat  an  verschiedenen  Stellen 
35  hervorgehoben ,    er    sei    ein    mt<    „ein    Zeichen"    (vgl.    z.  B.  Exodus 
XXXI,  13.  17);  es  hat  also  der  Sabbat  dem  Bibehvorte  gemäß  die- 
selbe Bestimmung,  wie  der  Vollmond. 

Als  sich  nun  im  Laufe  der  Zeit  aus  den  verschiedenen  Mond- 
phasen der  Begriff  der  „ W  o  c  h  e  "    entwickelte  ,    w^urde    auch    diese 
40  zu  einem  Zeitzyklus  und  daher  der  siebente  Tag  derselben,  welcher 
diesen  Zyklus  abschließt,  ein  rno,  wie  denn  dann  überhaupt  jeder 
Zeitzirkel   mit  dem  Namen  „r3"^   =  iahattu"  belegt  wurde. 

Daß  dem  wirklich  so   ist,    lehrt   wieder   am    deutlichsten    das 
Bibel  wort  selber.     Im  III.  Buche  Mosis,  Kap.  XXIII  wird  im  An- 
45  Schluß  an  die  Bestimmung  des  Pussahfestes  die  Feier  des  Wochen- 
festes (rirTDw)  besprochen  und  du  heißt  es  (Vers  15 — 16): 


Mahler,  Der  Sabbat.  53 

rii'^^nn  rrj^-rn  n:rnv;3  i'2"0 

Der  Ausdruck  rn'iJi^  n^n7:W  hat  hier  zu  allerlei  Deutungen  Anlaß 
gegeben,  die  aber  alle  einen  gewissen  inneren  Widerspruch  in  sich 
bergen.  Wird  nun  rac  in  der  hier  (im  Anschlüsse  an  die  Zimmern'sche 
Untersuchung)  entwickelten  Bedeutung  genommen ,  dann  ist  jede 
Schwierigkeit  behoben.  Der  15.  Nisan  war  als  Vollmondstag  ein  10 
^sabattu";  der  darauffolgende  Tag,  der  16.  Nisan,  an  dem  man  das 
Omer  darbrachte,  war  sonach  ein  r'2'::,ri  rr^n?:.  Von  da  ab  sollen 
sieben  volle  siebentägige  Zeitzirkel  (ninnc)  gezählt  werden,  so 
daß  bis  zum  r'^r'^i'^rr;  r::^"  T\TK.  (d.  i.  bis  zu  dem  auf  den 
7.  Sabattuzirkel ,  also  7.  Wochenzyklus  folgenden  Tag)  50  Tage  10 
cfezählt  werden  sollen. 


20 


Da  nun  nn*^  unserer  Erörterung  zufolge  in  chronologischem 
Sinne  einen  abgeschlossenen  und  periodisch  Avieder-25 
kehrenden  Zeitkreis  oder  , Zeitz v kl us"  und  im  engeren 
Sinne  auch  einen  mit  der  Siebenzahl  verbundenen  Zeitzyklus  be- 
deutet,  so  sind  crc  rnnu:  ,Jahreszyklen''  d.  h.  „periodisch 
wiederkehrende  siebenjährige  Zeitzyklen" ;  rrao  VZ'C 
Z^l'C  bedeutet  somit  „sieben  Jahreszyklen"  oder  „sieben  sieben-  30 
jährige  Zyklen",  wie  dies  denn  auch  durch  den  erläuternden 
Nachsatz  D"''?C"c  vyo  cr^ü  r^iü  d.  i.  ^siebenmal  sieben  Jahre"  be- 
gründet wird.     Wir  haben  hier  sonach  folgenden  Wortlaut: 

„Zähle  sieben  Jahreszyklen  (Sabbat- Jahre) : 
sieben  Jahre  siebenmal;  35 

es  beträgt  die  Dauer  der  sieben  Jahreszyklen 
neunundvierzior  Jahre". 

Es  hat  dies  auch  seine  Begründung,  wenn  wir  den  astralen  Charakter, 
der  einer  jeden  Zeitrechnung  zu  Grunde  liegt,  näher  ins  Auge 
fassen.  Ich  habe  an  anderer  Stelle  (ZDMG.  60,  852  ff.)  nach-  10 
gewiesen,  daß  dem  irdischen  Kalender  ein  sogenannter  „Himmels- 
kalender" parallel  läuft,  in  dem  das  Quadriennium  das  ist,  was 
im  bürgerlichen  Kalender  der  Tag  ist,  und  in  dem  daher  das  Jahr, 
das  sogenannte  „Himmelsjahr"  oder  auch  „große  Jahr",  als  aus  oß5 


Die    Bedeutung    rn-:;          sahattu          „Zvklus" 
zirkel"    geht    auch    aus    einer    anderen    Stelle    hervor. 
XXV,  8  le.sen  wir: 

—   , Zeit- 
in Levit. 

ta.fc»^*l»        ta^^a*«        !.■.«•■■•■         ■•^*k« 

b       /-^  t.        •'^«J         U.!—!        •'—W 

u^;\::-  rnno  rao  '-ii^  'jb  vrii 

54  Mahler,  Der  Sahhat. 

solchen  Tagen  bestehend,  365  X  4  =  1460  Jahre  zählt.  Der 
, große  Monat"  oder  „Himmelsmonat"  zählt  30  Quadriennien,  und 
die  „Himmelswoche"  oder  „große  Woche"  hat  7  Quadriennien.  Es 
ist  dies  (7  Quadriennien  =  7X4  Jahren  =  28  Jahre)  die 
5  28  jährige  Sonnenperiode  oder  der  „Sonnenzirkel",  nach  dessen  Ab- 
lauf die  Tage  des  Sonnenkalenders  auf  denselben  Wochentag  wieder- 
kehren. So  wie  aber  die  anderen  Zeitkreise:  das  Jahr,  der  Mond- 
monat und  der  Tag  bei  der  Entwickeluug  der  Zeiteinteilung  in  vier 
Teile  geteilt  wurden  (das  Jahr   in  4  Jahreszeiten ,    der  Mondraonat 

10  in  4  Phasenperioden ,  der  Tag  in  Vor-  und  Nachmittag  sowie  in 
Vor-  und  Nachmitternacht),  so  wui'de  im  Himmelskalender  auch  die 
Woche  in  4  Teile  geteilt.  Die  Himmelswoche  zählte  7  Himmels- 
tage d.  i.  7  Quadriennien  =  28  Jahre;  ein  Viertel  davon  betrug 
sonach  sieben  Jahre  und  bildete  für  sich  ebenso  eine  abgeschlossene 

15  Periode ,  wie  deren  Vierfaches :  die  Himmelswoche ,  die  28  Jahre 
zählte.  Dann  ist  es  aber  begründet,  warum  jedes  siebente  Jahr, 
welches  diese  Sie  benj  ahrperi  0  de  abschloß,  mit  n:3;D  bezeichnet 
wurde  (Levit.  XXV,  4)  und  zwar  zum  Unterschiede  von  dem  die 
Siebentagperiode  oder  Woche  abschließenden  rn'J  mit  den  Worten : 

20  2"':'>ü  nno  oder  im  Plural:  n^i-^i  r\r\'2.-o  (vgl.  tr^v::i  nnn^  rac, 
Levit.  XXV,  8). 

Aber  gerade  der  Umstand,  daß  dies  schon  einen  sehr  späten, 
vielleicht  letzten  Entwickelungsprozeß  in  der  Zeiteinteilung  involviei't, 
führt    uns    zu    dem    Schlüsse ,    daß    die    Redaktion    der    Bibelstelle 

25  Levit.  XXV,  in  welcher  auch  von  dem  am  10.  Tage  des  7.  Monats 
zu  feiernden  D"'"1E3?1  DT"  die  Rede  ist,  einer  sehr  späten  Zeit  an- 
gehört, ein  Umstand,  auf  den  wir  übrigens  im  Laufe  unserer  Unter- 
suchungen noch  zurückkommen  werden. 

Es  ist  auf  diese  Weise  die  Bedeutung  des  Wortes  ^sahattu  = 

30  na^"  genügend  klar,  und  es  erscheinen  damit  auch  die 
biblisch-kalendarischen  Bestimmungen  für  die  Fest- 
tage der  Hebräer  in  neuem  Lichte. 

Das  Passah  fest  wird  am  15.  Tage  des  Monats  Nisan  ge- 
feiert ,   also  zur  Zeit  des  Vollmonds,    und    dauert  7  Tage ,    also 

3.5  eine  ganze  Mondphase  hindurch.  Sieben  Mondphasen  nach  dem 
Passah- Vollmonde  wird  das  S  c  h  a  b  u  o  t  h  f  e  s  t  gefeiert.  Am  15.  Tage 
des  siebenten  Monats,  also  wiederum  zur  Zeit  des  Vollmonds,  begeht 
man  das  Succothfest,  das  gleichfalls  eine  ganze  Mondphase 
hindurch  gefeiert  wird.    Dabei  wird  (siehe  Leviticus  XXIH,  39)  der 

40  1.  Tag  des  Festes,  also  der  „Vollmondstag",  als  ^sahaftu'^  (DT«n 
"pr:2M5  "i"»^^^'^")  ""'^  f^"ch  der  8.  Tag  des  Festes  d.  i.  der  folgende 
Phasentiig  als  ^iaüattiC'  ('prinu;  ■':"')Ot25n  n"*'ai)  bezeichnet. 

Schon  aus  diesen  Tatsachen  dürfte  der  astrale  Charakter 
dieser   Feste    klar   zu    erkennen    sein.     Wir    sehen    dies    aber    noch 

4.S  deutliclifr,  wenn  wir  die  in  der  Bibel  (Exodus  XXin,14 — 17; 
Exodus  XXXIV,  18 — 23)  dargelegte  Bedeutung  dieser  drei 
Feste  in  Betracht  ziehen.     Hier  lesen  wir  unter  anderem: 


Mahler,  Der  Sabbat.  55 

Exodus  XXIII,  17: 

^■mST  bri  üN-i"^  n:UJ5  S"^73yD  ;ybuj      „dreimal     des    Jahres    erscliöine 
riirr^  "pN"  ■';s  bN      jeder  Mann  vor  Adon,  dem  Jahve*"-, 

Exodus  XXXIV,  23 : 

'^^iST  bD  tiN^"'  !-;:\u:a  n"'7D5'D  u:ba      „dreimal  des  Jahres  erscheine  jeder    5 
bx'nuj''  "^nbN  i^irr^  "n^n  ■'is   rN      Mann  vor  Adon,  dem  Jahve,  dem 

Gotte  Israels". 

Der    hier    genannte    „Adon"    wird    gewöhnlich    mit    „Herr" 
übei'tragen ,    doch    halte    ich    dafür ,    daß   hier ,    wo    der  Aufenthalt 
Israels  in  Ägypten,  ihre  Leidensgeschichte  daselbst  und  ihr  Exodus  lo 
von  dort  vorgetragen  wird ,    nicht  unabsichtlich  die  Erinnerung  an 

jenen  Sonnengott  [  ^Äten'^  wachgerufen  wird,  der  gerade  kurze 

Zeit  vor  dem  Auszuge  Israels  sich  allgemeiner  Verehrung  von  Seite 
der  Ägypter  erfreute.  Es  war  dies  jener  monotheistisch  verehrte  Gott, 
der  sich  in  der  Sonnen  Scheibe  manifestierte    und  dessen  Kraft  i5 
und  Wille  im  Glänze  der  Sonnenstrahlen  sich  offenbarte  und  dessen 

Begründer,  der  König  Amenhotep  IV,  deshalb  auch  l  ^^ 

„Chu-n-Aten  =  Glanz  der  Sonnenscheibe"  genannt  wurde. 

Wenn  jemals  irgendwo  die  Eeligion  der  wichtigste  Faktor  einer 
kulturellen  Bewegung  der  Menschheit  war,  wenn  jemals  die  Religions-  20 
geschichte  eines  Volkes  zugleich  seine  Kulturgeschichte  war,  so  war 
dies  in  Ägypten ,  dem  Stromlande  des  Nils ,  der  Fall.  Hier  war 
das  nationale  Leben  mit  dem  religiösen  aufs  innigste  verknüpft; 
jede  religiöse  Bewegung  berührte  die  nationalen  Regungen  und 
Empfindungen,  jede  religiöse  Umwälzung  riß  die  bestehende  Staats-  25 
gewalt  mit  sich  fort  und  hatte  eine  Umwälzung  im  staatlichen 
Leben  zur  Foloe. 

Die  Religion  hatte  sich  so  tief  in  den  Organismus  des  Staates 
eingewurzelt,  daß  alle  Mittel  des  Staates  an  Tempelbauten  und 
relicriösen  Stiftungen    verschwendet   wurden   und    die  Priesterschaft  30 

O  o 

nicht  nvir  die  Machtstellung  des  Königs,  sondern  die  ganze  Staats- 
gewalt zu  vernichten  drohte. 

Ein  solcher  Umschwung  im  Staatsleben  erfolarte  mit  dem  Re- 
gierungsantritte  Amenhotep's  IV.  (1403  v.  Chr.).  Mutig  und  er- 
obernd sind  seine  Vorafänsfer  aufgetreten  und  hatten  die  IMacht  35 
Ägyptens  bis  weit  nach  Asien  hinüber  ausgedehnt.  Er  aber  suchte 
seinen  Ruhm  und  seine  Kulturbestrebungen  nicht  in  kriegerischen 
Erfolgen;  ihm  schwebten  andere  Ideale  vor  Auo^en.  In  Ätrvpten 
war  die  Gottesidee  schon  früh  zur  Entwicklung  gelangt.  Was  die 
Semiten  unter  dem  Namen  bi<  oder  ilu  verstanden,  faßten  die  40 
Ägypter  im  Worte  „nufei-'*  zusammen.  Nuter  war  das  höchste 
Wesen,   das  außer  und  über  der  menschlichen  Sphäre  waltend  ge- 


56  Mahler,  Der  Sabbat. 

dacht  wurde,  das  da  war  im  Anfang  und  als  Anfang,  die  Welt 
ersebuf  und  das  ganze  Universum  nach  seinem  Willen  lenkte  und 
regierte.  Dieses  höchste  Wesen  wurde  aber  in  den  verschiedenen 
Bezirken  in  verschiedener  Weise  personifiziert  und  dementsprechend 

5  auch  mit  verschiedenen  Eigennamen  benannt.  Überall  war  es  zwar 
die  Sonne,  in  der  man  das  alle  Dinge  bewegende  und  lebende 
Element  zu  erkennen  glaubte,  doch  mannigfach  war  die  Art,  in  der 
diese  Anschauung  zutage  trat,  und  verschieden  waren  die  Attribute 
und  darum  auch  die  Namen,  mit  denen  man  in  den  verschiedenen 

10  Gauen  Ägyptens  die  Gottheit  belegte.  So  entstand  eine  ganze 
Götterschar,  in  deren  jedem  sich  der  Begriff  „Nuier^  manifestierte. 
Da  war  es  Piah,  der  „Eröffner"  der  Welt,  der  Schöpfer  des  Welt- 
alls, dort  Amon,  der  das  „Verborgene"  kennt,  also  der  „Allwissende" ; 
wieder  anderswo   ist  Gott  der  Inbegriff  jenes  höchsten  Wesens,  das 

15  den  Äckern  Fruchtbarkeit  gibt,  den  Nil  schwellen  macht  usw.  So 
wie  jeder  Bezirk  seine  besondei-e  Hauptstadt  hatte,  die  zugleich 
Sitz  des  jeweiligen  Gaufürsten  war,  so  hatte  er  auch  seinen  besondern 
Gott  und  seine  besondere  Gottesverehrung;  die  Hauptstadt  war 
sonach    nicht    nur    der    politische    Mittelpunkt    des    ganzen    Gaues, 

20  sondern  auch  der  Mittelpunkt  der  diesen  Gau  charakterisierenden 
besondern  Gottesverehrung.  Und  selbst  zur  Zeit,  da  Ägypten  unter 
einem  Szepter  vereinigt  war,  gelangte  mit  dem  Wechsel  des 
Herrschersitzes  auch  eine  andere  Gottheit  zur  Hegemonie.  Und  so 
kam  es,  daß  mit  dem  Emporblühen  Thebens  auch  Amon  National- 

25  gott  der  Ägypter  wurde,  der  dann,  vereint  mit  den  Attributen  des 
Ra,    des   ewigen  Gottes   der  lichten  Sonne,    als   Amon- Ret  verehrt 

'"'rri"'!  I      '  ^- ^-  n^"ion-Z?a,  der  König 

der  Götter"   bezeichnet  wurde. 

Mit    diesem    Götterchaos    und    seinen    zahlreichen    mythischen 

30  Formeln  sollte  nun  aufgeräumt  werden.  Als  Sohn  einer  Mutter 
fremdländischen,  jedenfalls  nicht  ägyptischen  Stammes  wurde  Amen- 
hotep  IV.  in  einem  Geiste  erzogen,  der  in  Ägypten,  wenigstens 
im  offiziellen  Ägypten,  bis  dahin  nicht  gekannt  wurde.  Wir  wissen 
zwar  nicht,  wer  seine  Mutter  war;  wir  wissen  bloß,  daß   Thi,  die 

35  Lieblingsgattin  Amenhotep's  HL,  die  Tochter  eines  gewissen  Juao 
und  seiner  Ehegattin  Thuao  war.  Doch  glaube  ich,  daß  wir  nicht 
fehlgehen  und  uns  gar  nicht  weit  von  der  Wahrheit  entfernen, 
wenn  wir  sie  für  semitischen  Ursprungs  halten.  Vielleicht  gehörte 
sie  sogar  zu  jenem  Volke,  das  sich  einige  Jahrhunderte  früher  — 

40  etwa  1765  v.  Chr.  —  hier  niedergelassen  hatte.  Israel  war  hier 
auf  dem  Boden  Ägyptens  zu  einer  mächtigen  Nation  angewachsen ; 
„die  Kinder  Israel  wai-en  fruchtbar  und  nahmen  überhand  gar  sehr; 
sie  mehrten  sich  und  wurden  so  zahlreich,  daß  das  Land  voll  von 
ihnen  ward"   (Exod.  I,  7).      Es  ist  sehr    wahrscheinlich,    wenigstens 

45  die  Möglichkeit  ist  gar  nicht  ausgeschlossen,  daß  'Jlii  dem  Stamme 


Mahler,  Der  Sahhat.  57 

Israels  angehörte.  Haben  semitische  Fürsten  —  später  auch  König 
Salomo  —  ägyptische  Königstöchter  freien  können,  warum  sollte 
nicht  einmal  ein  ägyptischer  König  die  Tochter  eines  in  seinem 
Lande  weilenden  semitischen  Volkes  als  Ehegattin  heimgeführt 
haben?  Dann  ist  es  erklärlich,  warum  sie,  die  in  einem  Glauben  5 
erzogen  wurde,  der  durch  und  durch  von  monotheistischen  Ideen 
durchweht  war,  dem  Amonkult  und  seiner  Priesterschaft  fremd 
gegenüberstand  und  ihren  Kindern  eine  Erziehung  zuteil  werden 
ließ,  die  in  Ägypten  Befremden  erregte.  Es  ist  dann  erklärlich, 
warum  sie  ihrem  Kinde,  dem  der  ihr  mit  zärtlicher  Liebe  zugetane  lo 
königliche  Gemahl  mit  Umgehung  der  bestehenden  Thronfolge  Vor- 
schriften die  Krone  sicherte,  eine  besondere  Abneigung  gegen  die 
Verehrung  des  hochwürdigen  Eeichsgottes  Amon  und  einen  gewissen 
Abscheu  gegen  die  übrige  Götterschar  Ägyptens  einzuflößen  suchte. 
Nachdem  aber  auch  der  Monotheismus  Israels  um  diese  Zeit  einen  i5 
stark  ausgeprägten  astralen  Charakter  trug,  so  war  auch  der  von 
TM  ihrem  Sohne  eingeprägte  Monotheismus  astraler  Art;  es  war 
ein  sogenannter  solarer  Monotheismus,  insofern  der  eine, 
einzige  und  einige  Gott  in  der  Sonnenscheibe  („Aten") 
verkörpert  wurde.  Amenhotep  IV.  hatte  also  schon  als  Kind  die  20 
Lehre  von  dem  einen  Lichtgotte  empfangen  ,und  was  dem  kind- 
lichen Gemüte  in  zarter  Jugend  der  Mutter  Mund  mit  beredter 
Zunge  eingeprägt  hatte,  das  war  dem  zum  Manne  herangereiften 
Jüngling  ein  feststehender  Glaubenssatz  geworden"  (Brugsch,  Ge- 
schichte Ägyptens  p.  419).  Gleich  bei  seiner  Thronbesteigung  gab  25 
er  sich  off"en  und  unumwunden  als  Anhänger  dieser  neuen  Richtung 
zu  erkennen,  und  es  dauerte  gar  nicht  lange,  da  hatte  die  offizielle 
Welt  Ägyptens  mit  der  alten  Religion  gebrochen  und  sich  zur 
neuen  „Lehre"  bekannt.  Dem  Amonkult  mit  seinen  Nebengöttern 
und  seiner  Priesterschaft  wurde  offen  der  Krieg  erklärt.  Der  König  30 
legte  seinen  Namen  ab  und  änderte  diesen  in  „Chu-n-Aten 
(„Abglanz  der  Sonnenscheibe")  um,  gab  auch  seinen  noch  unmündigen 
Töchtern  Namen,  die  mit  „Aten"  zusammengesetzt  waren,  und  auch 
die  Großen  des  Reiches  mußten  ähnliche  Änderungen  mit  ihren 
Namen  vornehmen.  Sie  mußten  den  in  ihren  Namen  etwa  vor-  35 
kommenden  Amon  streichen  und  diesen,  wenn  schon  nicht  durch 
Aten,  so  doch  wenigstens  durch  den  mit  Aten  mehr  oder  weniger 
identischen  Ba  ersetzen,  jenen  als  Einheit  erfaßten  i?«,  der  auch 
im  Thronnamen  Amenhotep's  IV.  vorkam  als  ^Nefer-he^yer-ua-en-Ra'^ 
d.  h.  „Schön  ist  die  Eine  Gestalt  des  ^a",  eine  Bezeichnung,  40 
welche  unzweideutig  die  Einheit  des  Sonnengottes  betonte. 

Um  aber  mit  dem  alten  Reichsgott  und  seinen  zahlreichen 
Nebengöttern  für  immer  aufzuräumen,  mußte  alles,  was  irgendwie 
die  Ei-innerung  an  seinen  Kult  wachrufen  könnte,  fortgeschafft  und 
bis  ai;f  die  geringsten  Spuren  hin  vertilgt  werden.  Es  wurden  daher  45 
alle  Götterbilder  und  Namen,  die  auf  Aman  Bezug  hatten,  zerstört 
und    in    den    vorhandenen    Inschriften    ausgemeißelt.      x\ur    wenige 


58  Mahle)-,  Der  Sahbat. 

Denkmäler  entgingen  diesem  Schicksale.  Deshalb  verließ  der  König 
auch  die  alte  Residenzstadt  Theben  und  gründete  sic-h  in  Mittel- 
ägypten südlich  von  Beni-Hassan  eine  neue  Residenz,  die  erChut- 
Aten    nannte.     Theben,    der  Sitz    des  alten  polytheistischen 

5  Götterglaubens,  eignete  sich  nicht  als  Mittelpunkt  einer  rein 
monotheistischen  Religionsanschauung.  In  der  neuen  Residenz  wui'de 
zur  Verherrlichung  und  Verehrung  des  Einen  allmächtigen  Gottes 
auch  ein  Tempel  aufgeführt,  nach  neuen  Plänen  mit  offenen  Höfen, 
in  denen  Feueraltäre  errichtet  wurden. 

10  Wie  rein   ausgeprägt  die  Verehrung  nur  eines  Gottes 

im  Atenkult  war,  sehen  wir  an  einigen  uns  erhaltenen  Hymnen. 
Hier  ein  Beispiel,  ein  Gebet  an  die  Sonne,  welches  in  den  Grab- 
inschriften von  Tell-el-Amarna  (der  Ruinenstätte  von  Chutaten) 
überliefert  ist  ^) : 

15  „Schön  ist  dein  Untergang,   du  Sonnenscheibe  des  Lebens,  du 

„Herr  der  Herren  und  König  der  Welten.  Wenn  du  dich  vereinigst 
„mit  dem  Himmel  beim  Untergänge,  so  frohlocken  die  Sterblichen 
„vor  deinem  Angesichte  und  geben  Ehre  dem,  der  sie  erschaffen 
„hat,  und    beten    an    vor    dem,    der   sie  gebildet,    vor  den  Blicken 

20  „deines  Sohnes,  der  dich  liebt,  des  Königs  Chunaten.  Das  ganze 
„Land  Ägypten  und  alle  Völker  wiederholen  alle  deine  Namen  bei 
„deinem  Aufgange,  um  zu  preisen  deinen  Aufgang  wie  deinen 
„Untergang  in  gleicher  Weise.  Du,  o  Gott!  der  in  Wahrheit  der 
„lebendige  ist,  stehst  vor  den  beiden  Augen.     Du  bist  es,  welcher 

25  „schafft,  was  niemals  war,  der  bildet  alles,  was  im  All  ist.  Auch 
„wir  sind  hergekommen  durch  den  Ausspruch  deines  Mundes." 

Die  neue  Religion  war  in  den  Hofkreisen  so  verbreitet  und 
eingewurzelt,  daß  auch  die  königliche  Gemahlin  Nefer-i-Thi,  von 
der  Bedeutuncr  dieses  neuen  Glaubens  tief  durchdrungen,  die  Morien- 

30  sonne  in  einer  Weise  begrüßt,  wie  dies  nur  in  den  religiösen 
Produkten  einer  vom  reinsten  Monotheismus  durchwehten  Zeit 
möglich  ist.     Sie  ruft-): 

„Du  Sonnenscheibe,  du  lebendiger  Gott!  kein  anderer  ist  außer 
„dir!  Du  machst  gesunden  die  Augen  durch  die  Strahlen,  Schöpfer 

35  „aller  Wesen,  Gehst  du  auf  am  östlichen  Lichtkreis  des  Himmels, 
,um  das  Leben  zu  spenden  allem,  was  du  erschufst  an  Menschen, 
.Vierfüßern,  Vögeln  und  allen  Arten  von  Gewürm  auf  dem  Lande, 
,wo  sie  leben;  so  schauen  sie  dich  an  und  schlummern  ein,  wenn 
„du  untergehst". 

40  So  erhaben  aber   diese  Lehre    auch  war  —  stimmen  doch  die 

hier  zitierten  Hymnen  mit  mehr  denn  einer  Stelle  der  biblischen 
l'balmen,  die  zur  Verherrlichung  Jahve's  angestimmt  wurden,  über- 
ein —  so  war  sie  doch  von  verhältnismäßig  nur  kurzer  Dauer, 
aber    noch    immer    lange    genug,    um  auf  das  im  Lande  wohnende 


I) ' 


i> 


1)  Brugscb,   Ooscliiclito  Ägyptens  unter  den  Pharaonen  420. 

2)  Hrugscli,  Geschichte  Ägyptens  unter  den  Pharaonen  427. 


1 


Mahler,  Der  Sabhat.  59 

Volk  Israel  von  Einfluß  sein  zu  können.  Die  Religion  Israels  ist 
eine  monotheistische.  Jahve  ist  der  Eine,  den  Israel  als  seinen 
Nation algott  verehrt.  Dieser  Jahve  war  der  Schöpfer  des  Weltalls, 
der  Lenker  und  Leiter  des  ganzen  Universums,  sein  Kult  war  aber 
ein  astraler,  und  zwar  war  es  der  Mond,  durch  den  sich  die  5 
Allmacht  und  Unvergänglichkeit  Jahve's  manifestierte.  Denn  die 
Feste   Israels,    auf   deren    genaue    Innehaltung    die    Gebote   Jahve's 

7  O  O 

sich  in  erster  Linie  beziehen,  waren  an  bestimmte  Mondphasen  ge- 
bunden:   Vollmond    Nisan  =  Passah,    Vollmand    Tisri  =  Succoth, 
Neumond  Tisri  =  Jom-hasikkaron  (jetzt  Kos-hasanah) ;  ferner  jeder  lo 
Neumondstas",    sowie    die    aus    der    Sabattu  -  Feier    des    Vollmondes 
hervorgegangenen  Sabbate  und  auch  das  sieben  Wochen  (also  sieben 
Mondphasen)    nach    dem    Vollmonde    Nisan   stattfindende    Fest    der 
Erstlingsopfer.    Nur  Jom-Kippur  macht  hier  eine  Ausnahme.    Sonst 
aber    sind    die  Festopfer  des  alten  Israel  alle  an  bestimmte  Mond-  is 
phasen  gebundem.     Ich  möchte  in  dem  Umstände  aber,  daß  gerade 
das   Datum    des  Versöhnungstages   in    dieser  Beziehung    eine    Aus- 
nähme    bildet    von    allen   übrigen    Festen,    einen    Fingerzeig    dafür 
erblicken,  daß  jene  Bibelexegeten  im  Rechte  sind,  welche  die  An- 
nahme   vertreten,    daß    die    Feier    des   Versöhnungstages    nicht    auf  20 
alten  Satzungen    ruht,    sondern    erst    aus    den   Fasttagen    des  Exils 
hervorgegangen    ist.      Zweifellos   ist   aber   in   der  Bestimmung   der 
israelitischen  Feste   ein  Anhaltspunkt   dafür   zu  erblicken,    daß  der 
Gottesdienst  Israels  auf  einen  Mondkult  zurückzuführen  ist.    Es  ist 
dies  ein  Kult,  den  sie  bereits  in  ihrer  alten  Heimat,   in  Asien,  bei  25 
den  semitischen  Babyloniern  kennen  gelernt  haben  und  an  dem  sie 
auch   in  Ägypten   festhielten.     Und   darum  beziehen  sich  auch  alle 
religiösen    Anschauungen   Israels    —    wie    schon    Ed.   Meyer  ^)    be- 
merkte  —    „in    echt    semitischer  Weise    auf   die    unmittelbar    vor- 
liegenden  praktischen  Fragen,    auf  das  irdische  Leben,    das  Wohl-  so 
ergehen  des  Volkes  und  des  Einzelnen";  ihre  Feiertage  sind  Fest-  und 
Freudentage,  die  durch  den  Mond  geregelt  werden,  jenen  Himmels- 
körper, in  dessen  wechselvollen  Phasen  sich  das  wechselreiche  Wirken 
Jahve's    manifestiert    und    an    dessen    periodisch    sich    erneuende 
Gestalten  sich  der  Jahvekult  knüpft".     n"'n*'TOb  riT'  noy  „er  schuf  35 
den    Mond    zur    Bestimmung    der    Festzeiten"     sagt    der    Psalmist 
(Kap.  CIV,  19). 

Dieses  Volk,  das  während  seines  langjährigen  Aufenthalts  im 
Agypterlande  stets  ihm  fremden  Kulten  begegnete,  sah  plötzlich 
unter  Amenhotep  IV.,  wie  sehr  sich  da  eine  neue  Auffassung  in  40 
religiöser  Hinsicht  geltend  machte,  eine  Auffassung,  die  sich  in 
vielfacher  Beziehung  der  ihrigen  näherte.  Es  entstand  eine  mono- 
theistische Reformation,  die  sich  in  ihren  Grundprinzipien  mit  denen 
ihres  Monotheismus  deckte,  nur  mit  dem  Unterschiede,  daß  der 
neue  Nationalgott  der  Ägypter  sich  in  der  Sonnenscheibe  manifestierte.  15 


1)  Geschichte  des  Altertums,  I,  379. 


gQ  Mahler,  Der  Sahbat. 

Allerdings  war  auch  schon  früher,  vielleicht  schon  seit  den  ältesten 
Zeiten  der  ägyptischen  Geschichte,  die  Sonne  die  Verkörperung 
jenes  höchsten  Wesens,  dem  die  Ägypter  all  ihr  Wohl  und  Sein 
zu  verdanken  hatten,  denn  Ea,  der  König  der  Götter,  der  an  der 
5  Spitze  des  ganzen  ägyptischen  Götterkreises  stand,  ist  die  Licht 
und  Wärme  spendende  Sonne.  Aber  Ra  war  eben  der  König  der 
„Götter"  und  nicht  der  Eine  Gott,  nicht  der  einzige,  alleinige  Gott; 
er  war  den  Ägyptern  das,  was  den  Griechen  Zeus  war.  In  den 
verschiedenen  Teilen  des  Landes  wurden  ihm  auch  andere  Attribute 

10  und  daher  auch  andere  Namen  beigelegt,  so:  Chnum-Ra,  Amon-Ra, 
Sebek-Ra,  Hor-Ra  etc.  Anders  war  es  jetzt  unter  Amenhotep  IV. 
Jetzt  sollte  nur  ein  Gott,  ein  höchstes  Wesen,  verkörpert  wohl 
durch  die  Sonnenscheibe,  aber  als  das  einzige  schöpferische,  all- 
mächtige und  allgütige  Wesen  verehrt  werden.  Und  die  Ver- 
ls ehr.ung  dieses  nur  einen  Gottes  ist  das,  was  der  Mono- 
theismus umfaßt.  Ein  ähnlicher  Monotheismus  war  bei  Israel  schon 
seit  den  Zeiten  Abraham's  eingebürgert,  und  er  verfeinerte  sich 
immer  mehr.  Ja,  schon  aus  der  grauesten  Urzeit  hatte  Israel  die 
Verehrung  eines  höchsten,  guten,  wohl  schon  früh  auch  schöpferisch 

20  gedachten  Wesens  mitgebracht,  und  die  Jahve-Religion  war  nichts 
andei-es  als  die  Fortsetzung,  die  konsequente  Durchführung  und 
höchste  Erhebung  jener  uralten  Verehrung^).  Nun  sahen  sie  einen 
solchen  Kult  hier  in  Ägypten  entstehen,  in  demselben  Ägypten,  in 
welchem  sie  seit  Langem  schon  als  Fremd volk  betrachtet  und  dem- 

25  gemäß  geknechtet  und  sklavisch  behandelt  wurden.  Nun  schien  es, 
als  ob  eine  Wendung  zum  Bessern  eintreten  sollte.  Amenhotep  III. 
erhob  nicht  eine  Ägypterin,  sondern  eine  Fi-emde  zu  seiner  Lebens- 
wefährtin  und  überschüttete  diese  mit  allen  Beweisen  zärtlichster 
Liebe.     Diese  Fremde  war  eine  Tochter  des  in  Ägypten  verhaßten 

30  und  darum  auch  zu  harter  Frobnarbeit  verurteilten  Volksstammes 
(siehe  oben),  und  so  wurde  der  Haß,  der  dem  ganzen  Volke  zuteil 
wurde,  auch  ihr,  der  Königin,  zuteil.  Mit  um  so  größerem  Nach- 
drucke zeigte  sie  ihre  Anhänglichkeit  an  ihre  alten  Stammesbrüder. 
Sie  flößte  ihren  Kindern  Haß  und  Verächtlichkeit  gegen  die  herrschen - 

40  den  ägyptischen  Sitten  ein,  insbesondere  eiferte  sie  gegen  die 
religiösen  Anschauungen  der  Ägypter  und  ließ  ihren  Sohn,  der 
durch  ihren  Einfluß  berufen  war,  einst  den  Thron  zu  besteigen, 
in  monotheistischer  Richtung  erziehen.  Ihre  Tochter  war  es  -),  die 
den  Judenknaben   in   einem  Kästchen  liegend  mitten   im  Schilf  am 

if>  Ufer  des  Nils  vorfand.    Dieser  Knabe,  weil  ein  Fremdling^),  erhielt 

den  Namen  [11  „mos  =  das  Kind",    hieraus   die   griechische  Form 
Moses,    hebräisch:    ri"^7:.     Alles   dies   und   die   liebevolle  Erziehung 

1)  Schröder,  Wesen  und  Ursprung  der  Religion   33. 

L')  Miililor,  Tho  E.\odu3.    Journal  of  the  Royal  Asiat.  Society  1901,  33fr., 
insbesondere    G5, 

o)  ibid.  png.  GG. 


Mahler,  Der  Sabbat.  61 

des  Moses  am  ägyptischen  Hofe  mußte  bei  Isi-ael  die  süße  Hoffnung 
reifen,  daß  ihnen  unter  Amenhotep  IV.  ein  besseres  Geschick  werde 
zuteil  werden,  und  diese  Hoffnung  steigerte  sich,  als  König  Amen- 
hotep IV.  mit  allen  alten  Religionsbräuchen  aufräumte  und  eine 
Religion  einführte,  die  sich  wegen  ihres  monotheistischen  Charakters  5 
dem  Glauben  Israels  sehr  näherte. 

So  hat  Israel,  das  während  seines  Aufenthaltes  in  Ägypten 
schon  so  manchen  Brauch  angenommen  hatte,  auch  die  Art  und 
Weise  des  im  „Aten"  zum  Ausdrucke  gebrachten  monotheistischen 
Glaubens  der  Ägypter  adoptiert,  und  gewiß  war  es  gar  nicht  leicht,  lo 
diese  dann  später  aus  Israel  wegzuschaffen.  Auch  Aten  war,  wie 
der  israelitische  Nationalgott  Jahve,  der  allmächtige,  der  alles 
regiert;  auch  Aten  war  der  Schöpfer,  Lenker  und  Regierer  der 
ganzen  Welt;  die  Verehrung,  in  der  der  Aten-Glaube  äußerlich 
zum  Ausdrucke  kam,  war  eine  andere  als  die,  womit  Israel  seinen  i5 
Jahve  verherrlichte.  Und  so  ist  es  nur  natürlich,  daß  Israel  mit 
anderen  Kulturelementen  und  religiösen  Bräuchen  auch  den  Aten- 
kult  übernommen  hat. 

Haben  sich  doch  viele  solcher  ägyptischer  Bräuche  sogar  noch 
bis    zum    heutigen  Tage   in   Israel    erhalten !     Ich    meine    da    nicht  20 
gerade  das  Blutopfer  der  Beschneidung,  das  gewiß  echt  ägj^ptischen 
Ursprungs   ist^),    sondern    gewisse    mit  der  jüdischen  Religion  eng 
verknüpfte  Kalenderdaten,  wie  es  z.  B.  die  mit  a'ny  bezeichneten 
Vortage   der  Feste   und  Feiertage   sind,    also  z.  B.  n3'D  il^,    115' 
"vüin  ^N"i,  riru:"  UJNI  rn'^y,  etc.  und  wie  wir  auch  im  Deutschen  25 
heute    noch    den    Samstag   „Sonnabend"    nennen.      Es   ist   heute 
klar,  daß  alle  diese  Bezeichnungen  eine  Jahrtausende  hindurch  ge- 
übte    Gepflogenheit    hinter    sich    haben    und    daß    in    Ägypten    der 
Ausgangspunkt  für  dieselben  zu  suchen  ist.     Hier  finden  wir ,  daß 
es    schon    zur    Zeit    des    Mittleren    Reiches    (also    schon    im  30 
20.  Jahrhundert  v.  Chr.)  allgemeiner  Brauch  war,  den  einem  Festtage 
unmittelbar  vorangehenden  Tag  so  zu  bezeichnen,  daß  man  vor  den 
Namen    des    betreffenden    Fest-  oder   Feiertages    den  Ausdruck    für 
„Abend"    oder    „Nacht"     setzte.      In    der    „Zeitschrift    für    ägypt. 
Sprache-)"   veröffentlichte  Adolf  Er  man   einen  Artikel   unter  dem  35 
Titel    „Zehn    Verträge    aus    dem    mittlem    Reich".      Es    sind    dies 
Verträge,    welche  lediglich  den  Zweck  hatten,    dem  Oberpropheten 

y^  ^1  *^,      „die    regelmäßige    Abhaltung    des    Totenkultus    an 

einigen  Festtagen  zu  sichern".    Und  hier  sehen  wir,  daß,  während 

der   Neujahrstag   durch   die    Hieroglyphe    v^y    bezeichnet    ist,    der  10 

5.  Schalttag  d.  i.   der   letzte  Tag  des  ägyptischen  Jahres,   also  der 


1)  Siehe  auch  Ed.  Meyer,  Gesch.    d.  Altert.   1,    pag.   V2    und    pag.   250. 

2)  Zeitschr,  f.  ägypt.  Spr.   1882,  159  ff. 


62  Makler,  Der  Sahbat. 


Vortag  vor  dem  Neujahrstage,  durch  die  Gruppe  angedeutet  wird : 


■Q-     fv  o 


AAA/V\A 


d.  h.   „5.  Zusatztag,   Nacht   des   Neujahrstages ".     Ebenso  wird  hier 
der  18.  Thot   als  Tag  des  XI  ^     (,  f/a^r-Festes")   bezeichnet   und 
r,  der  17.  Thot  heißt: 

üO  Ol  — —  <!!:>  ^  wwwCT  l'^^S^ 

d.  h.  „Monat  Thot,  Tag  17,  Nacht  des  t/a^r-Festes".  Daß  hier  nicht 
die  Neujahrsnacht  und  auch  nicht  die  Nacht  des  18.  Thot 
oremeint  sein  kann,  s^eht  schon  aus  dem  Umstände  hervor,  daß  bei 

10  den  Ägyptern  der  bürgerliche  Tag  mit  dem  Beginn  des  natürlichen 
Tages  d.  i.  mit  Sonnenaufgang  seinen  Anfang  nahm.  Es  ist  somit 
unmöglich,  daß  die  Nacht  des  5.  Schalttages  die  Neujahrsnacht  und 
die  Nacht  des  17.  Thot  die  Nacht  des  Uacrfestes  sei.  Auch  ist 
hier  überall  von  Tempelgaben    die  Rede,  die  am  lichten  Tage  und 

15  nicht  in  der  Nacht  dargebracht  wurden  (siehe  diesbezüglich  den 
X.  Vertrag).  Es  kann  nicht  anders  sein,  als  daß,  sowie  noch  heute 
bei  den  Israeliten  der  Ta^  vor  einem  Festtage  durch  diesen  Fest- 
tag  und  das  ihm  vorgesetzte  2"i"  „Abend"  bezeichnet  wird  (z.  B. 
n:3\D   und   rn-:;  ■z^y,   n:;2jr!  •ot^n  und  nr^jn  ujn-i  n"ir  etc.),  auch 

20  hier  der  einem  Festtage  vorangehende  Tag  durch  den  Festtag  und 
das  ihm  vorangesetzte  Zeichen  für  „Nacht"  oder  „Abend"  ausge- 
drückt wird.  Es  ist  dies  um  so  wahrscheinlicher,  als  bei  den 
Ägyptern  auch  nach  Einführung  des  Sonnenjahres  die  Mondrechnung 
noch    weiter   im   Gebrauche   blieb.     Insbesondere  die  Ordnunsr  und 

25  Verrechnung  der  Tempelabgaben  scheinen  die  Priester  nach  dem 
Monde  und  nicht  nach  einem  Sonnenkalender  bestimmt  zu  haben. 
Dies  geht  auch  aus  den  vor  wenigen  Jahren  bei  Kahun  gefundenen 
Pajjyrus  hervor,  die  aus  der  Zeit  Usertesen  III.  stammen.  Hier^) 
wird   der  Betrag  von  6  Monatseinkünften  für  den  Tempelschreiber 

30  Hr-m-Sif  {  C\  ^S\  Mt^  ]  angegeben.      Die   angeführten  Monats- 

daten  sind: 

Jahr  XXX,    Payni  26  —  Epiphi  25 

Mesori  25  —  Thoth  20 

„      XXXI,  Paophi  20  —  Athyr  19 

35  „  „        Choiak  19   —  Tybi  18 

„  „        Mechir  18  —  Phamenoth  17 

„  „         Pharmuthi  17   —   Pachon         IG 

Die  zwischen  den  einzelnen  Monatsdaten  auftretenden  Intervalle  sind: 


1)  Siehe  Borchardt,  Der  zweite  Papyrusfund  von  Kaliuu ,  Zeitschr.  f. 
äpypt.  Spr.  189!)  pag.  03,  und  Mahl  er,  Das  mittl.  Reich  der  ägypt.  Ge- 
schichte, ebenda  XL.  Hd.   pag.  1. 


Mahler,  Der  Sabbat.  63 


Payni 

26 

—  Epiphi 

25  —  29 

Tage 

Epiphi 

25 

—  Mesori 

25  —  30 

n 

Mesori 

25 

Thoth 

20  —  30 

n 

Thoth 

20 

—  Paophi 

20  —  30 

» 

Paophi 

20 

—  Athyr 

19  —  29 

1) 

Athyr 

19 

—  Choiak 

19  —  30 

T) 

Choiak 

19 

-  Tybi_ 

18  —  29 

» 

Tybi 

18 

—  Mechir 

18  —  30 

n 

Mechir 

18 

—  Phamenoth 

17  —  29 

!) 

Phamenoth 

17 

—  Pharmuthi 

17  —  30 

n 

Pharmuthi 

17 

—  Pachon 

16  —  29 

n 

Pachon 

16 

—  Payni 

16  —  30 

» 

10 


Zusammen  =  355  Tage. 

Die  zwischen  den  einzelnen  Monatsdaten  auftretenden  Intervalle 
sind  sonach  abwechselnd  29  und  30  Tage ;  wir  haben  es  somit  mit  is 
Daten  einer  Mondrechnunsf  zu  tun  und  zwar  hatte  das  vorliegende 
Mondjahr  355   Tage,    also  genau  so  viel,  wie  ein  überzähliges  Ge- 
meinjahr im  Kalender  der  Israeliten. 

Es  sind  also  —  so  viel  geht  aus  obigen  Tabellen  mit  Sicher- 
heit hervor  —  die  Einkünfte  der  Priester   nach  Mondmonaten  be-  20 
rechnet  worden. 

Und  nun  wird   es    erklärlich,    warum  die  den  Feiertagen  vor- 
angehenden   Tage    die    Bezeichnunsr    Q    '^  't~',  bei  den  Hebräern 

2^y  führen.    Im  Mondkalender  oder  in  der  Mondrechnung  beginnt 
der  bürgerliche  Tag  immer  und  überall  mit  dem  Abend.    Der  Abend  25 
ist  es  also  auch,  mit  dem  die  an  den  Mond  geknüpften  Feste  ihren 
Anfang  nehmen.     "üDnn";::  innon  my  iy  ^"i3>73„  d.  i.   „von  Abend 
bis   Abend    sollt    ihr    euren    Sabbat    feiern"    —    so    lesen    wir   im 
3.  Buche  Mosis  Kap.  XXIII,  32.    Dem  Abende,  mit  dem  ein  Feiertag 
beginnen  sollte,  mußte  sonach  mit  besonderer  Aufmerksamkeit  ent-  30 
gegen    gesehen    werden.      Dadurch    war   schon  der  ganze  Tag,    der 
dem  Festtage   voranging,    ein  nicht  unwichtiger  Kalendertag;    man 
mußte    sich    eben   vor  Augen  halten,    daß  mit  Abend  der  Feiertag 
seinen  Anfang  nimmt.     Und  so  kam  es,  daß  man  den  ganzen  Vortag 
des  Fest-  oder  Feiertages  mit  einem  Worte  belegte,  das  allein  schon  35 
darauf  hindeutete,  daß  der  kommende  Abend  ein  Vorabend  des  be- 
treffenden  Feiertages    ist.      So    entstand    bei    den    Ägyptern    neben 

=  Neujahr  der  Name      ^^Vry  zur  Bezeichnung  des  Vortages 

des  Neujahrfestes;    und  weil  der  18.  Thoth  der  Tag  war,   an  dem 

das  jC|^      Uag-Fest  gefeiert  wurde,  so  hieß  sein  Vortag  d.  i.  der  40 

17.  Thoth     *^X  I  ^  .     Und  diese  Bezeichnungsweise  war  von  so 

www  0     l^CS^' 

einschneidender    Bedeutung,    daß    sie    von    den    Ägyptern    zu    den 
Israeliten  überging,    bei  denen  sie  noch  heute  gebraucht  wird  und 


^ 


64  Maliler,  Der  Sahbat. 

zwar   so   allgemein,    daß    sie    von   diesen  auch  zu  anderen  Völkern 
überging,  so  bei  den  Deutschen   „Sonnabend",   „Feierabend*   etc. 

Es    sind    dies    Bräuche,    die    in    Ägypten    schon    im    3.    Jahr- 
tausend V.  Chr.  zu  Hause  waren.    Und  so  ist  es  gar  nicht  zu  ver- 

5  wundern,  ja  es  ist  sogar  selbstverständlich,  daß  die  Israeliten  die 
Atenverehrung  der  Ägypter  mit  ihrem  Monotheismus  zu  verschmelzen 
suchten  oder  sogar  tatsächlich  verschmolzen  haben. 

Und  so  sollte  Israel  an  den  drei  Festen:    Passah,    Sabuoth 
und    S  u  c  c  0 1  h  ,    die    zufolge    ihres    1  u  n  a  r  e  n    Charakters    um    die 

10  Zeit  eines  y,sahattu'^  des  Mondes  d.  i.  eines  durch  die  abgelaufene 
Mondphase  bestimmten  Mondzirkels  gefeiert  werden,  sich  auch  des 
solaren  Chai'akters  ihres  mit  „Aten  =  Adon"  verschmolzenen 
Jahve-Gottes  erinnern.  Es  drückt  sich  sonach  in  diesen  Festen 
ein  nicht  zu  verkennender  lunisolarer  Charakter  aus,  der  übrigens 

15  auch  dadurch  zum  Vorschein  kommt,  daß  die  Feste  Passah  und 
Succoth  nicht  nur  zur  Vollmondzeit,  sondern  auch  um  die  Zeit  der 
Äquinoktien  gefeiert  werden.  Den  Nisanmonat,  in  welchem 
Israel  aus  Ägypten  zog,  nennt  die  Bibel  einen  a'i^Nrt  ;:3"n  d.  h. 
„Monat     der     Frühlingsgleiche ".      Aus    anderen    Untersuchungen') 

20  wissen  wir  bereits,  daß  Amenhotep  IV.  am  Ende  des  15.  Jahi'hunderts 
V.  Chr.  (1403  v.  Chr.)  zur  Regierung  kam  und  daß  der  Exodus  am 
15.  Nisan  =  Julian.  27.  März  d.  J.  1335  v.  Chr.  statthatte.  Am 
Julian.  2.  April  war  damals  die  Frühlingstagundnachtgleiche  Der 
am    27.   März    stattgehabte  Vollmondstag,    an    dem    Israel    Gosen 

25  verließ,  war  sonach  der  dem  Frühlingsäquinoktium  zunächst  liegende. 
Der  siebente  Festtag,  an  dem  sie  der  Tradition  zufolge  durch  den  D"^ 
vl'O  gingen,  an  dem  sie  also  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes  das 
Ägypterland  verlassen  hatten,  war  sonach  der  83.  März  =  2.  April, 
also  der  Tag  des  Frühlingsäquinoktium,  zugleich  aber  auch  der  Tag, 

30  an  dessen  Abend  die  neue  Mondphase  (das  letzte  Mondviertel)  sicht- 
bar wurde.  Daß  dann  das  sechs  Monate  später  statthabende  Succoth- 
fest  der  Herbstnachtgleiche  entsprechen  mußte,  ist  wohl  selbstver- 
ständlich, aber  auch  aus  dem  Wortlaute  der  Bibel  geht  dies  hervor. 
Sie  nennt  (Exod.  XXXIV,  22)  das  Succothfest  ein  ncipn  q'^DNn  5- 

35  nr^jn  =  „ein  Fest  des  Fruchteinbringens  zur  Zeit  der  Jahres- 
Thekuphah".  Bekanntlich  gibt  es  vier  solcher  Thekuphah  oder 
Jahrpunkte :  Thekuphath  Nisan  =  Frühlingspunkt ,  Thekuphath 
Thamuz  =  Sommerpunkt,  Thekuphath  Tisri  =  Herbstpunkt  und 
Thekuphath    Tebeth  =  Winterpunkt.      Das    Succothfest,    das 

40  am  15.  Tisri  seinen  Anfang  nimmt,  ist  somit  ein  Fest  der 
H  e  r  b  s  t  g  1  e  i  c  h  e. 

Mit    dem  Succothfeste    war    aber    zugleich,    eben    weil   es   zur 
Zeit    der    nr^n  ncipn    stattfand,    schon   seit  den   frühesten  Zeiten 


li  Ma  liier,  Tho  Exodus.  Transact.  of  tbe  Royal  As.  Soc.  1901.  — 
Materialioii  zur  Chronologie  der  alten  Ägypter,  Zeitschr.  für  ägvpt.  Sprache 
XXX U,  'J'jir. 


I 


Makler,  Der  Sabbat.  65 

eine  Neujahrsfeier  verbunden.  Nicht  umsonst  nennt  das  Schi'ift- 
tum  an  anderer  Stelle  (Exod.  XXIII,  16)  das  Succothfest  ein  Fest 
,am  Ausgange  des  Jahres".  Es  scheint  so,  als  ob  neben  dem 
religiösen  Jahre,  das  nach  dem  Muster  der  Babylonier  um  die  Zeit 
der  Frühlincfsgleiche  und  zwar  am  1.  Nisan  begonnen  hatte,  auch  5 
ein  sogenanntes  Natur  jähr  bestand,  das  um  die  Zeit  des  Hei'bst- 
äquinoktiums,  zur  Zeit  des  Fruchteinbringens,  seinen  Anfang  nahm. 
Dies  hat  übrigens  auch  seine  gute  Begründung.  Zwischen  den  zwei 
natürlichen  Zeitkreisen,  dem  Jahreskreise  und  dem  Tageskreise, 
besteht  eine  gewisse  Analogie,  derzufolge  dem  Frühlingspunkte  des  lo 
Jahreskreises  der  Morgenpunkt  des  Tageskreises,  dem  Herbstpunkte 
des  Jahreskreises  dagegen  der  Abendpunkt  des  Tageskreises  ent- 
spricht. In  der  Urzeit,  da  man  den  bürgerlichen  Tag  oder  ^Naturtag" 
mit  dem  Beginn  des  natürlichen  Tages  d.  i.  mit  Sonnenaufgang 
begonnen  hatte,  war  es  selbstverständlich,  daß  auch  das  Jahr  mit  i5 
dem  Frühlingspunkte  begonnen  wurde.  Als  man  aber  später  auch 
den  Mondiauf  in  Betracht  zog  und  diesen  als  Eegulator  der  Zeit- 
rechnung wählte,  da  wurden  nicht  nur  die  Monate  nach  der  Gestalt 
und  dem  Laufe  des  Mondes  bestimmt,  sondern  als  Konsequenz  der 
Mondrechnung  auch  der  bürgerliche  Tag  mit  dem  Abend  becfonnen.  20 
Dann  mußte  aber,  weil  dem  Abendpunkte  des  Tageskreises  der 
Herbstpunkt  des  Jahreskreises  entspricht,  auch  das  Jahr  mit  dem 
Herbstpunkte  seinen  Anfang  nehmen.  Der  1.  Nisan  blieb  auch 
weiter  der  Neujahrstag  des  religiösen  Kalenders,  indem  von  ihm 
aus  als  Frühlingsmonat  die  einzelnen  Monate  zur  Bestimmunsr  der  25 
Feste  gezählt  wurden,  dagegen  wurde  der  Monat  der  Herbstgleiche 
maßgebend  für  den  Beginn  des  Naturjahres.  Daß  dem  auch  wirk- 
lich so  ist,  lehrt  uns  eine  Talmudstelle.  Im  Tractat  Eos-hasanah 
werden  vier  verschiedene  Neujahrstage  namhaft  gemacht: 

1.  am  1.  Nisan:    Neujahrstag    bei    Berechnung    der    Regentenjahre  30 

der  Könige  und  bei  Bestimmung  der  Feste. 

2.  am  1.  Elul:      Neujahrstag  für  Bemessung  des  Zehent, 

3.  am  1.  Tisri :     Neujahrstag    der    gewöhnlichen  Jahre,    sowie   der 

Sabbatjahre  und  Halljahre,  wie  auch  in  bezug  auf 
das  Einbringen  der  Feldfrüchte  (also:  Naturjahr),  ar, 

4.  am  1.  Sebat:    (nach   anderen   am   15.  Sebat):   Neujahr  in  bezug 

auf  das  Ausschlagen  der  Bäume. 

Es  gilt  also  auch  noch  in  der  spätem  Epoche  der  Geschichte 
Israels  die  Herbstgleiche  als  Anfang  eines  sogenannten  „Naturjahres". 
Anfangs  war  dies  das  rj'iDNr!  an,  welches  mit  15.  Tisri  seinen  40 
Anfang  nahm ;  später  verlegte  man  den  Neujahrstag  auf  den  Anfang 
des  Monats,  also  1.  Tisri,  etwa  so,  wie  im  christlichen  Kalender 
noch  heute  das  Jahr  nicht  mit  dem  Tage  der  Winterwende,  sondern 
mit  dem  ersten  Tage  des  darauffolgenden  Kalondermonats    anfängt. 

Der  Anfang    eines  Naturjahres    ist    aber   nicht    gerade    an    das  if) 
Einbringen    der   Feldfrüchte    gebunden ;    es    kann    auch    mit   jedem 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  5 


gß  Mahler,  Der  Sabbat. 

anäern  von  der  Natur  aus  bedingten  Ereignisse  beginnen.  So  hatten 
z.  B.  die  alten  Ägj'pter  neben  anderen  Jahrformen  ein  „Natur- 
jahr",  das  mit  der  Reife  der  Erstlingsfrüchte  seinen 
Anfang  nahm,  dessen  Nenjahrstag  also  ungefähr  mit  dem  Tage 
5  zusammenfiel,  den  die  späteren  Israeliten  mit  C^-n^ar^  5n  bezeichneten. 
Unter  den  bereits  oben  (pag,  61)  genannten  „Zehn  Verträgen  aus 
dem  mittl.  Reich"  enthält  der  IL  Vertrag  Verpflichtungen  über 
gewisse  Gaben,  welche  die  Stundenpriester  des  Tempels  des  Apuat  von 
Siut   dem  Oberpropheten    am   Neujahrs  tage    zu   bringen    haben. 

10  Dagegen  verpflichtet  sich  dieser  zu  geben  einen  bestimmten  Teil 
(ein  Hqt)  „von  jedem  Feld  des  Stiftungsgutes,  von  den  Erstlingen 
der  Ernte  des  Fürstengutes,  wie  es  jeder  Untertan  von  Siut  mit 
den  Erstlingen  seiner  Ernte  tut.  Auch  jeder  dieser  Bauern 
gibt  in  diesen  Tempel  von  den    Erstlingen    seines   Feldes". 

15  Dann  heißt  es  weiter:  „Wohlan,  ihr  wißt,  daß  wenn  irgend  ein 
Fürst  oder  irgend  ein  Untertan  irgend  etwas  in  den  Tempel  gegeben 
hat  von  den  Erstlingen  seiner  Ernte,  so  ist  es  ihm  nicht 
lieb,  daß  etwas  davon  fortkomme,  noch  daß  irgend  ein  zukünftiger 
Fürst  den  zukünftigen  Priestern  verringere,  was  ein  anderer  Fürst 

20  vertragsmäßig  festgesetzt  hatte  ^)". 

Es  gab  also  bei  den  Ägyptern  eine  Jahrform,  deren  Neujahrs- 
tacf  mit  der  Reife  der  Erstlin  o-sfrüc  h  t  e  zusammenfiel. 
Dieses  Naturjahr  war  selbstverständlich  ein  festes  Jahr,  und  darum 

wurde  auch  sein  Neujahrstag  durch  die  Hieroglyphe  y\f  bezeichnet. 

25  Die  Ägypter  hatten  nämlich  verschiedene  Jahrformen.    In  der 

Urzeit,  also  in  der  Zeit,  in  der  sie  noch  nicht  den  Boden  ihrer 
Geschichte  betreten  hatten,  da  hatten  sie  ein  Mondjahr.  Wahr- 
scheinlich waren  sie  mit  dieser  Jahrform  schon  vertraut,  noch  ehe 
sie  ihre  Wanderung  über  die  Landenge  von  Suez  nach  ihrer  neuen 

30  Heimat  angetreten.  Sie  sind  zur  Kenntnis  dieser  ältesten  aller 
Jahrformen  gelangt,  noch  ehe  sie  die  große  Völkerwanderung  von 
Asien  nach  Afrika  antraten,  und  haben  sie  erst  in  ihrer  neuen 
Heimat,  wo  sie  sich  ganz  dem  Ackerbau  ergaben,  mit  dem  Sonnen- 
jahre eingetauscht.     Dieses  Sonnenjahr    machte    verschiedene  Modi- 

35  fikationen  durch.  Anfangs  glaubte  man  den  Anforderungen  des  Jahres- 
begriflfes  dadurch  zu  genügen,  daß  man  das  Jahr  in  12  Monate, 
jeden  zu  30  Tagen,  teilte,  also  dem  Jahre  eine  Dauer  von  360  Tagen 
gab.  Als  sich  dies  als  nicht  entsprechend  erwies ,  da  fügte  mau 
dem  Jahre  noch  5  Tage  hinzu  und  zwar  in  der  Weise ,    daß    man 

40  die  30tägige  Dauer  der  einzelnen  Monate  unverändert  beibehielt, 
jedoch  an  den  Schluß  des  Jahres  einen  fünftägigen  Zeitraum 
setzte,  der  in  seiner  Benennung  uns  heute  noch  den  Charakter  des 
späteren  Hinzutuns  verrät.  Diese  fünf  „Zusatztage"  oder  auch 
«Schalttage",  «wie  man  sie  gewöhnlich  zu  bezeichnen  pflegt,  führen 


1)  Eriuan,  Zolin  Vertrüge,  Zeitschr.  f.  ägypt.  Spr.   1882  p.   109. 


MaJder,  Der  Sabbat.  67 

in  den  ägyptischen  Texten  den  Namen :  j      -7    ^     \> .     In    dieser 


wohl  nichts  anderes  als  das  femininale  Nomen 


Gruppe  bedeutet 

\        oder  -j  ^  d.  i.  rnjy-t  =  Jahr,  abgeleitet  von  dem  Verb  "^-^-^ 


» 


I 

.  ,  ...         „       fo 

rnj)  =  sich  verjungen 


heißt  also :  „das  Jahr  und 


fünf  darüber"  oder  wie  man  sonst  zu  schreiben  pflegte ; 


O  F 


o 


d.  i.  „die  fünf  überzähligen  Tage  des  Jahres"  oder  besser :  „die  fünf 
hinzugefügten  Tage  des  Jahres". 

Natürlich  mußte  in  einem  Lande,  in  dem  das  ganze  Wohl  und 
"Wehe  der  Bevölkerung  von  der  Nilschwelle  abhing,  dem  Eintreffen 
derselben  mit  größter  Spannung  entgegen  gesehen  werden ,  und  es  lO 
ist  nur  natürlich ,  daß ,  nachdem  die  Zeit  der  Nilschwelle  von  der 
Dauer  des  tropischen  Jahres  abhängig  ist ,  die  Kenntnis  dieser 
Jahrform  zu  den  Ägyptern  früher  gelangt  sein  mußte,  als  zu  irgend 
einem  andern  Volke  des  Altertums.  Dies  mußte  sie  sonach  bald 
zur  Überzeuguncf  gebracht  haben,  daß  auch  das  Jahr  mit  36-5  Tasten  i5 
noch  mancrelhaft  ist  und  noch  nicht  ganz  den  Anforderungen  der 
Natur  entspricht.  Sie  konnten  zu  dieser  Überzeugung  um  so  eher 
gelangen,  als  mit  der  Nilschwelle  noch  eine  andere  Naturerscheinung 
in  Verbindung  stand :  der  heliakische  Aufcrangr  des  Sothis^estii'nes. 
Am  Tage,  da  die  Nilschwelle  eintrat,  s^in^  dieses  Gestirn  1.  Größe  io 
am  frühen  Morgen  kurz  vor  Sonnenaufgang  am  östlichen  Himmel 
auf,  und  diese  Erscheinung  war  für  die  Ägypter  so  auffallend,  daß 
sie  diesen  Tag  zum  Ausgangspunkt  ihres  Kalenders  machten  und 
mit  ihm  das  Jahr  becrannen.  So  entstand  das  sogenannte  Sothis- 
oder  Sirius  jähr,  dessen  Dauer  sich  von  einem  heliakischen  Auf-  25 
gange  des  Sirius  bis  zum  nächsten  erstreckte.  Zahlreiche  Texte 
weisen  auf  diesen  Umstand  hin  sowie  auf  den  Zusammenhang 
zwischen  Nilschwelle  und  heliakischem   Siriusaufgan sfe. 

Es  ist  also  den  alten  Ägyptern  die  Tatsache  nicht  entgangen, 
daß  eben  zur  Zeit  der  beginnenden  Nilschwelle  der  Sirius  heliakisch  .w 
aufging.  Der  heliakische  Aufgang  des  Sirius  kündigte  ihnen  somit 
an ,  daß  der  freudige  Moment  des  Beginnes  der  Nilschwelle ,  also 
der  Neu  jahrstag  des  tropischen  Jahres,  da  sei.  Und  so  feierten  sie 
den  Tag  des  heliakischen  Siriusaufganges  als  Neujahrstag  einer 
Jahrform,  die  von  der  früheren  wesentlich  verschieden  war.  Denn  35 
nachdem  die  Dauer  des  Siriusjahrcs  sich  nur  um  einen  äußerst 
kleinen,  kaum  wahrnehmbaren  Bruchteil  von  dem  julianischen  Jahre 
unterscheidet^)  und  sonach  365 ^/^  Tagen  gleichgesetzt  werden  kann, 


1)  Im  Jalire  3000  v.  Clir.  betrug  dieser  Unterschied     4  Sekunden. 
,        ,       2f'00    ,      ,  ,  ,  „  25  , 

.       ,       1000   ,      ,  ,  „  ,  52  , 

„       ,       Chr.  Geb.  „  „  ,  84  ,  =  1  M.  24  S. 

5* 


68  Mahler,  Der  Sabbat. 

so  bestand  zwischen  dem  Siriusjahr  und  der  bisher  allgemein  üb- 
lichen Jahrform  ein  Unterschied  von  jährlich  ^'^  Tagen,  der  somit 
nach  4  Jahren  zu  einem  ganzen  Tage  anwuchs.  Die  Folge  davon 
war,  daß  wenn  der  Sirius  in  irgend  einem  Jahre  beispielsweise  am 

5  1.  Thoth  heliakisch  aufging,  er  nach  4  Jahren  nicht  mehr  am  1.  Thoth, 
sondern  um  1  Tag  später  d.  i.  am  2.  Thoth  heliakisch  aufgegangen 
ist ;  nach  weiteren  4  Jahren  geschah  dies  am  3.  Thoth ,  dann  am 
4.  Thoth  usw.  Dies  konnte  keineswegs  unbeachtet  vorübergehen, 
und    da    der    heliakische    Siriusaufgang    eine    fixe    Naturerscheinung 

10  war ,  so  nahm  man  gar  bald  das  Zurückweichen  des  bürgerlichen 
Sonnenjahres  gegenüber  dem  fixen  Siriusjahre  gewahr  und  erkannte 
so  den  Unterschied  zwischen  beiden  Jahrformen.  Die  erstere  setzte 
ein  bewegliches  Jahr  von  365  Tagen  voraus,  letztere  war  an 
ein  fixes  Naturphänomen  gebunden:    den    heliakischen  Aufgang  des 

15  Sirius.  Dieser  Unterschied  kam  auch  sonst  äußerlich  zum  Ausdruck. 
Die  Monate  trugen  zwar  in  beiden  Jahrfoi'men  die  gleichen  Namen, 
aber  die  Neujahrstage  wurden  —  weil  allgemein  zu  verschiedenen 
Zeiten    gefeiert   —   verschieden    bezeichnet.      Der    Neujahrstag    des 

festen  Jahres  wurde  in  der  Regel  durch    U/    oder  vtV  ausgedrückt. 

20  So  finden  wir  jedesmal,  wenn  der  Neujahrstag  mit  dem  heliakischen 
Siriusaufgange  in  Verbindung  steht,  wenn  also  vom  Neujahrstag  des 
Siriusjahres  die  Rede  ist,  obige  Formen  angewendet.  So  lesen  wir 
im  Ramesseum :  „Du  strahlst  wie  Isis-Sothis  am  Himmel  am  Morgen 


o 


des  Neujahrstages"  und  der  Neujahrstag  heißt  hier  V/-     Auf  der 

25  Südseite  der  Decke  im  Pronaos  des  Tempels  von  Dendei-a  lesen  wir: 
„Die  göttliche  Sothis,  die  Herrin  des  Neujahrs,  die  Tochter  des 
Ra,  Isis ,  die  Herrin  des  Himmels ,  zur  Zeit  aufgehend ,  um  zu  er- 
öffnen ein  glückliches  Jahr".    Hier  ist  „Neujahr"  ausgedrückt  durch 

■I  V.    Eine  andere  Stelle  daselbst,  die  gleichfalls  auf  den  heliakischen 

30  Aufgang  des  Sii-ius  Bezug  hat,  schließt  also: 

O    I  öÖ<=>W  O 
d.  h.  „an  jenem  Feiertage,  dem  Neujahrsfeste". 

Eine  Inthronisations-Urkunde  der  Königin  Hatsapsu,  veröffent- 
licht von  Naville^),  enthält  die  folgende  Datierung:  „Der  1.  Thoth, 
3ü  der    Neujahrstag,    der    Beginn    der    Jahreszeiten".      Dabei    ist    das 

Zeichen  für  „Neujahrstag"  ausgedrückt  durch  vt\/,  und  es  ist  zufolge 

des  Beisatzes:  „der  Beginn  der  Jahreszeiten"  selbstverständlich,  daß 
hier  nur  vom  festen  Jahr  die  Rede  sein  kann. 


1)  Trois  inscrii)tioiis  de  la  reine  llatshapsou.     Rec.  de  Travaux  rcl.  ä  la 
Philologie  etc.,  Vol.   XVllI. 


Mahler,  Der  Sabbat.  ßQ 

Einen  weiteren  Beweis  dafür,    daß  yj  auf   das    feste  Jahr 
Bezug  hat,  finden  wir  in  einer  Kalenderinschrift  aus  Esneh  i) : 


ino 
iiinn 


„Monat  Payni,  Tag  26, 
Fest  des  iSTeujahrstages". 


Wir   haben    hier    ein    Doppeldatum    vor    uns:    den    26.    Payni    des    5 
Wandeljahres  und  den  „Neujahrstag "  des  festen  Jahres. 

Andere    Formen    zur    Bezeichnung    des    Neujahrstages    sind: 

I  j  und  V]  .  Von  diesen  bedeutet  die  erstere  Form  soviel  wie 
das  hebräische  TM'^r,  '»UN^  =  , Anfang  des  Jahres"  und  nimmt  keines- 
wegs  Bezug  auf  eine  bestimmte  Jahrform.  uJ  heißt  wieder  soviel  lo 
als  ,1.  Tag  des  Jahres"  und  kann  gleichfalls  auf  jede  beliebige 
Jahrform  Bezug  haben.  Dagegen  bezieht  sich  y^y^  stets  auf  ein 
festes  Jahr. 

Das  „Naturjahr",  das  mit  der  Reife  der  Erstlingsfrüchte  seinen 
Anfang  nahm ,    war  selbstverständlich  ein  festes ,    und    daher   führt  15 
der  Neujahrstag  desselben  den  Namen  yly.    Es  ist  nicht  identisch 

mit  dem  Siriusjahr,  das  den  Ägyptern  als  Nor  mal  jähr  diente, 
denn  der  Neujahrstag  des  Siriusjahres  fiel  auf  den  19.  oder  20.  Juli 
Julian.  Kalenders  und  war  —  wie  bereits  erwähnt  —  begleitet  von 
den  Erscheinungen  der  Nilschwelle ,  nicht  aber  von  einer  Ernte.  20 
Das  gewöhnliche  Wandeljahr  konnte  auch  nicht  gemeint  sein,  da 
zur  Zeit  des  mittleren  Reiches  —  ca.  2100  v.  Chr.  bis  1600  v.  Chr. 
—  der  1.  Thoth  des  beweglichen  Jahres  in  die  Zeit  zwischen 
20.  September  und  1.  Februar  fiel ,  wo  von  den  Erstlingen  der 
Feldfrüchte  wohl  kaum  die  Rede  sein  kann.  Der  in  den  zitierten  25 
Verträgen  erwähnte  Neujahrstag  kann  sonach  nur  auf  ein  besonderes 
,Naturjahr"  Bezug  haben ,  das  mit  dem  Einbringen  der  „Erstlings- 
früchte" seinen  Anfang  nimmt. 

Damit  gelangen  wir  aber  zu  einer  der  wichtigsten  kultur- 
historischen und  kalendarischen  Betrachtungen.  Am  Neujahrstage  30 
dieses  Naturjahres  wurden  die  Erstlinge  der  Feldfrüehte  dargebracht. 
Bedenkt  man  nun ,  daß  die  Monate  in  sämtlichen  Jahrformen  der 
Ägypter  dieselben  Namen  führten ,  daß  also  der  Neujahrstag  des 
festen  Naturjahres,  ebenso  wie  der  des  Siriusjahres  und  der  des 
beweglichen  Jahres  als  1.  Thoth  bezeichnet  wurde,  dann  gingen  35 
dem  Neujahrstage  voraus: 


])  Brugsch,  Mat.,  PI.  X. 


70  Mahler,  Der  Sahhat. 

5  Schalttage 
30  Tage  Mesori 
30  Tage  Epiphi  etc. 
Zählt    man    daher   vom  Xeujahrstage    des    betreffenden   Naturjahres, 
5  an  welchem  die  Erstlingsfrüchte  gebracht  werden  mußten,  50  Tage 
zurück,  so  gelangt  man  zum  16.  Epiphi. 

Nach  dem  Bibelworte  (Levit.  XXIII,  15 — 16)  war  Israel  ver- 
pflichtet, vom  16.  Tage  des  1.  Monats  an,  der  den  Namen  ninNr;  'Z~r, 
„chodeä  haahib  =  Abib-Monat"   führte ,    50  Tage    zu    zählen ,    um 

10  dann  das  D">'m23rr  :.r;  „Fest  der  Erstlinge"  zu  feiern.  Die  Ähnlich- 
keit zwischen  dem  Brauche  bei  den  Ägyptern  und  dem  bei  Israel 
ist  so  groß,  daß  wir  gewiß  beide  ohne  weiteres  identifizieren  und 
daher  den  Monat  „Abib"  der  Bibel  dem  Epiphi  der  Ägj'pter 
gleichsetzen  können. 

15  Damit  ist  eine  Frage  gelöst,  die  vielfach  kommentiert  wurde. 

Es  wird  nämlich  allgemein  der  chodes-haabib  mit  „Monat  der 

Fruchtreife"  oder  „Ährenmonat"  identifiziert  und  übersetzt.    Motiviert 

wird  diese  Interpretation  mit  Exodus  IX,  31.     Hier    heißt    es:    t 

n^:iN  ""i^UJln  „denn  die  Gerste  war  reif;    n^nN  ist  also  „reif  und 

20  daher  3"'lNn  u:"!n  =  „Monat  der  Fruchtreife".  Andere  —  wie 
z.  B.  Strack  —  übersetzen :  „denn  die  Gerste  hatte  Ähren"  und 
nennen  deshalb  den  2"'3Nri  'ü'in  den  „Ährenmonat".  Nun  kann  aber 
selbst  dem  Bibelworte  zufolge  das  n'^iaN  in  Exodus  IX,  31  unmög- 
lich in  irgend  welchem  Zusammenhange  stehen  mit  dem  2'nNr;  "CJir ; 

25  denn  nach  Exodus  XII  hat  von  den  12  Plagen,  die  den  Pharao 
trafen ,  nur  eine  im  IMonate  Nisan  stattgefunden ,  es  war  dies  die 
Tötung  der  Erstgeborenen.  Die  Plage  des  Hagels,  die  siebente  der 
vorbereitenden  Plagen,  auf  welche  eben  Exod.  IX.  31  Bezug  hat. 
war  gewiß  nicht  im  Monat  Nisan,  also  gewiß  nicht  in  dem  Monate. 

30  der  mit  n"i:3Nri  "tJin  bezeichnet  ist.  Und  wenn  wir  der  Tradition 
Eechnung  tragen,  derzufolge  die  Plagen  mit  1.  Ab  begannen  und 
in  monatlichen  Intervallen  auf  einander  folsrten  ^) .  dann  fiel  die 
Siebente  Plage  auf  1.  Sebat,  d.  i.  mit  Rücksicht  auf  das  Jahr  des 
Exodus   (1335    v.   Chr.'^))   den  13.  Januar   d.  J.  1335  v.  Chr.     Es 

35  besteht  sonach  zwischen  dem  n-^riN  in  Exod.  IX,  31  iind  dem  ra~n 
S-risr;  keinerlei  Zusammenhancr.  Der  Chodes-Haabib  ist  einfach  der 
„Monat  A  b  1  b "  und  ist ,  wie  wir  eben  sahen  ,  ägyptischen 
Ursprungs,  denn  es  ist  dies  der  Monat  Epiphi  der  Ägypter  und 
zwar  der  Epiphi  des  mit  der  Ernte  beginnenden  Naturjahres.    Be- 

40  merkt  mag  noch  sein ,  daß  die  Araber  noch  heute ,  wenn  sie  die 
.hihär  el-keht  „Monate  der  Ägypter"  nennen,  statt  des  „Epiphi"  sich 
des  Namens  „  A  b  T  b  "  bedienen. 


1)  1.  Ab:  Blut;  l.Elul:  Frösche-,  1 .  Tisri :  Ungeziefer ;  1.  Clie^van :  Wilde 
Tiere;  1.  Kislov:  Viehseuche;  1.  Tebet:  Geschwüre;  1.  Sebat:  Hagel;  1.  Adar; 
Heusclireckon;   1.  Nisan:  Finsternis. 

2)  The  Exodus,  Transact.  of  tho  Key.  As.  Soc.  1901.  —  über  die  in  der 
Bibel  erwähnte  ägypt.  Finsternis  Sitzungsber.  d.  Akad.     Wien   1885. 


Mahler,  Der  Sabbat.  71 

Wir  sehen  aber  auch  den  fremden  Ursprung  der  jüdischen 
Feste,  denn  das  -i^:j:pr!  5n,  das  „Erntefest"  der  Bibel,  welches  hier 
auch  als  z^lisnr;  yn  „Fest  der  Erstlingsfrüchte"  bezeichnet  wird, 
ist  kein  anderes,  als  das  Neujahrsfest  des  Naturjahres   der  Ägypter, 


Anknüpfend    an    das    bis    nun   Vorgetragene    findet    auch    eine    5 
andere  Frage,  die  erst  vor  Kurzem  von  Prof.  Charlier,  Astronomen 
zu  Lund,  aufgeworfen  wurde  ^),  ihre  Erledigung. 

Charlier  will  in  dem  Versöhnungsfeste,  das  Israel  am  10,  Tage 
des  7.  Monats    feiert,    das  Herbstäquinoktialfest    erblicken. 
Der  Gedankengang,  von  dem  sich  Ch.  leiten  läßt,  ist  vor  allem  der,  lo 
daß  bei  Israel  in   der  altern  Zeit,    und    zwar    in    der   vorexilischen 
Zeit,  ein  Sonnenjahr  die  Grundlage  der  Zeitrechnung  bildete.    Einen 
Beweis  dafür  erblickt  er  darin,  daß  die  Priesterschrift,  welche  — 
weil  in  nachexilischer  Zeit  verfaßt  —  überall  ihren  chronologischen 
Angaben  nach  babylonischer  Art  das  Lunisolarjahr  zu  Grunde  legt,  15 
ihren  Bericht  über  die  Sintflut,    die    nach    ihr  ein  Sonnenjahr  von 
365  Tagen  hindurch  gedauert  hat,  so  abfassen  mußte,  daß  die  Dauer 
der  Sintflut  sich   vom  17.  Tage    des  2.  Monats    bis    zum  27,  Tage 
des  2.  Monats  des  folgenden  Jahres  erstreckt  habe.    Dieses  Sonnen - 
jähr    der    vorexilischen    Zeit    habe    mit    dem    Tage    des    Frühlings-  20 
äquinoktiums    seinen    Anfang    genommen,    der    1.    Nisan    der    vor- 
exilischen Jahre  Israels  sei  sonach  der  Tag  des  Frühlingsäquinoktiums 
gewesen,     Ist   dies    der  Fall,    dann    müsse    das  Herbstäquinoktium, 
das  186  Tage    nach    dem    Frühlingsäquinoktium    eintritt,    auf   den 
10.  Tisri  fallen-);  das  Versöhnungsfest  ist  also  das  Herbstäquinoktial-  25 
fest  Israels. 

Ist  aber  —  so  fra^e  ich  —  die  biblische  Darstellung  über 
die  Dauer  der  Sintflut  auch  wirklich  schon  ein  genügender  Anhalts- 
punkt  zur  Aufstellung  der  These ,  daß  in  Israel  in  vorexilischer 
Zeit  ein  Sonnenjahr  war  und  der  lunisolare  Charakter  des  Kalenders  30 
erst  aus  nachexilischer  Zeit  stamme?  Ist  nicht  vielmehr  in  der 
ganzen  Darstellung  des  priesterlichen  Verfassers  eine  gewisse  Absicht 
zu  erkennen,  eine  Absicht,  die  freilich  nicht  —  wie  Ch.  meint  — 
in  der  Anwendung  eines  Sonnenjahres  bei  Israel  in  vorexilischer 
Zeit  ihren  Stützpunkt  hat,  sondern  vielmehr  darin  sich  bekundet,  3.'> 
daß  der  priesterliche  Verfasser  für  die  Sintflut,  welche  alles  Lebende 
in  der  Natur   und   jedwede  Vegetation    vertilgte ,    die  Dauer    eines 


1)  ZDMG. 

58,  38GtT. 

2)  Vom 

Nisan 

bis 

Ijar 

=  30  Tage, 

n 

Ijar 

T 

Sivan 

=  29       „ 

Ti 

Sivan 

Jl 

Tammuz 

=  30       „ 

T1 

Tammuz 

T 

Ab 

=  29       „ 

Tt 

Ab 

TI 

Elul 

=  30       „ 

T 

Kliil 

r 

lisn 

=  29       „ 

■n 

lisn 

T 

10. 

Tisri 

=     9       . 

Zusammen   18G  Tage. 


72  Mahler,  Der  Sabbat. 

„Natur Jahres"  ansetzt,  nach  welcher  Dauer  die  Natur  wieder 
zu  neuem  Leben  erwacht"?  Hätte  der  priesterliche  Verfasser  sich 
wirklich  von  dem  Gedanken  leiten  lassen,  daß  in  der  vorexilischen 
Zeit  bei  Israel  ein  reines  Sonnenjahr  und  nicht  wie  in  seiner  Zeit 
5  ein  von  den  Bab^'loniern  ererbtes  Lunisolarjahr  war,  dann  hätte  er 
dies  nicht  nur  in  dem  Sintflutberichte,  dem  gewiß  eine  echt  baby- 
lonische Überlieferung  zugrunde  liegt,  zum  Ausdrucke  gebracht, 
sondern  auch  in  anderen  chronologischen  Angaben ,  die  das  vor- 
exilische  Israel  betreffen.    Auch  ist  es  merkwürdig,  daß  Charlier 

10  einerseits  die  moderne  Bibelkritik  anerkennt  und  den  Sintflutbericht 
bezüglich  der  365tägigen  Dauer  der  spätem  Priesterschrift  zu- 
eignet, anderseits  aber  ganz  außer  Acht  läßt,  daß  ein  älterer  Ver- 
fasser, der  Jahvist,  nicht  von  365  Tagen,  sondern  bloß  von  40  Tagen 
unaufhörlichen  Regens  und  weiteren  3  X  7  =  21  Tagen   für  Aus- 

15  Sendung  der  Vögel,  zusammen  also  von  nur  61  Tagen  der  Dauer 
der  Flut  zu  berichten  weiß.  Schon  dieser  Umstand,  daß  der  ältere 
Bibelredaktor,  der  Jahvist,  nur  61  Tage  für  die  Dauer  der  Sint- 
flut gibt,  die  spätere  Priesterschi-ift  aber  365  Tage,  hätte  Ch.  über- 
zeugen können ,  daß  den  priesterlichen  Verfasser  keine  andere  Ab- 

20  sieht  leitete ,  als  die .  dem  Verlaufe  der  Sintflut  die  Dauer  eines 
„Natur  j  ahres"  zu  geben,  nicht  aber  etwa  der  Umstand,  daß  bei 
Israel  in  vorexilischer  Zeit  der  Kalender  auf  einem  reinen  Sonuen- 
jahre  aufgebaut  gewesen.  Es  ist  aber  auch  merkwürdig ,  daß  Gh., 
der  die  Priesterschrift  als    ein    späteres  Redaktionswerk    anerkennt, 

25  nicht  berücksichtigt,  daß  gerade  der  Versöhnunsstag  der  neueren 
Bibelkritik  zufolge  erst  eine  Schöpfung  der  nach  exilischen  Zeit  ist. 
Aber  auch  sonst  läßt  sich  die  Haltlosigkeit  der  Ch.'schen  Hypothese 
erkennen ,  da  gerade  die  Bibel ,  welche  Ch.  zur  Unterlage  seiner 
Untersuchungen  nimmt,  das  Succothfest,  nicht  aber  das  Versöhnungs- 
so fest  mit  der  Herbstgleiche  in  Verbindung  brins^t.  Succoth  ist  das 
nrrr;  rc-pn  ri-CNn  ;n  (Exod.  XXXIV,  22),  und  diese  Bibelstelle 
ist  nicht  das  Werk  eines  nachexilischen  Priesters ,  sondern  das  des 
vorexilischen  Jahvisten.  Und  dieser  vorexilische  Bibelredakteur 
nennt  das  Succothfest  das  „Fest  der  Einsammlung  (der  Feldfrüchte), 

35  zur  Zeit  der  Jahresthekuphah"  (also  zur  Zeit  des  „Herbstpunktes''). 
Auch  das  „Bundesbuch",  welches  anerkanntermaßen  zu  den  ältesten 
Teilen  des  Pentateuchs  gehört  und  sonach  gewiß  aus  vorexilischer 
Zeit  stammt,  nennt  das  Succothfest  (Exod.  XXHI,  16):  q-^D^r;  5n 
r^:\rr!  pnüs,  also:  „Fest  der  Einsammlung,  am  Ausgange  des  Jahres"; 

40  es  ist  also  das  „Succothfest",  nicht  aber  das  Versöhn ungsfest" 
die  Zeit,  welche  nach  biblischer  Quelle  mit  dem  tropischen  Sonnen - 
Jahre  oder  dem  Aus-  und  Eingange  eines  sogenannten  „Naturjahres" 
verknüpft  ist.  Daraus  folgt  aber  bei  weitem  nicht,  daß  das  vor- 
exilische Jahr  der  Israeliten  ein  festes  Sonnenjahr  war,  sondern  nur 
»5  die  Tatsache,  daß,  wiewohl  die  Monate  im  Kalender  Israels  nach 
dem  Laufe  des  ]\Jondes  bestimmt  wurden,  die  Jahresläns:e  von  dem 
Laufe    der    Sonne    abhängig    war.      Das    Ivalenderjahr    Israels    war 


Mahler,  Der  Sabbat.  73 

sonach  schon  in  vorexilischer  Zeit  ein  L  unisolar  jähr.  Es  war 
dies  eine  Jahrform ,  welche  schon  seit  den  ältesten  Zeiten  in  ganz 
Westasieu  in  Brauch  war,  wenngleich  die  Methoden,  nach  denen  in 
jener  grauen  Urzeit  der  Sonnen-  und  Mondlauf  miteinander  aus- 
geglichen wurden,  uns  noch  nicht  völlig  bekannt  sind.  Die  Israeliten  5 
hatten  diese  Jahrform  noch  in  der  Urzeit  ihrer  Geschichte  kennen 
gelernt  und  sie  daher  gekannt,  noch  ehe  sie  nach  Ägypten  kamen, 
um  sich  hier  niederzulassen.  Aber  auch  hier  in  Ägypten  war  das 
Lunisolarjahr  trotz  des  bürgerlichen  Sonnenkaleuders  wenigstens 
im  Tempeldienst  in  Anwendung,  denn  der  Berechnung  der  Monats-  lo 
einkünfte  der  Priester  und  gewisser  Tempelabgaben  lag  der  Mond- 
kalender, besser:  das  Lunisolarjahr,  zugrunde. 

Es  liegt  also  gar  kein  Grund  vor  anzunehmen,  daß  das  Kalender- 
jahr Israels  jemals  ein  anderes  war  als   ein  Lunisolarjahr.     Gesetzt 
aber   den  Fall,   es  wäre  in  vorexilischer  Zeit  wirklich  das  Sonnen-  i5 
jähr  in  Anwendung  gewesen  und  sonach  der  1.  Nisan,  der  Neujahrs- 
tag   dieses  Sonnenjahres,    stets   auf   den  Tag   des  Frühlingspunktes 
gefallen,  dann  ist  es  wieder  unbegreiflich,  wieso  das  Herbstäquinoktium 
auf  den  10.  Tag  des  7.  Monates  zu  liegen  kommt.     Im  Lunisolarjahre 
sind  die  Monate  Mondmonate  und  haben  daher  abwechselnd   29  und  20 
30    Tage,    6    Monaten    entsprechen    somit    (3  X  29)  +  (3  X  30)  = 
87  -|-  90  =  177  Tage;    fügt  man  daher  noch  9  Tage  dazu,  so  hat 
man  186  Tage   und    gelangt  dadurch  zum  10.  Tage  des  7.  Monats. 
Wenn    aber    das    Jahr    ein    reines    Sonnenjahr   ist,    dann    sind    die 
Monate  nicht  mehr  Mondmonate,    also  auch  nicht  abwechselnd  29-  25 
und  30-tägig,  sondern  entweder  durchschnittlich  30-tägig  mit  Hinzu- 
fügung von  fünf  Ergänzungstagen  wie  bei  den  Ägyptern,  oder  ab- 
wechselnd   30-    und    31-tägig    wie    im    julianisch  -  gregorianischen 
Kalender.     In  keinem  dieser  Fälle  fällt  dann  der  vom  1.  Nisan  an 
gezählte  186.  Tag    auf   den  10.  Tag  des  7.  Monates.      Aber    auch  so 
für  den  lunisolaren  Kalender  klappt  die  Eechnung  nicht  ganz,  denn 
im  Lunisolarjahre    kann    es    wohl    vorkommen,    daß    der  1.  Nisan 
auf   den  Frühlingspunkt    fällt,    aber    im   allgemeinen  ist  dies  nicht 
der  Fall,    denn    im    lunisolaren   Kalender   hat    das   Jahr    354    oder 
384  Tage    und    somit  ist  es  einfach  unmöglich,    daß  der   1.  Nisan,  35 
der  Neujahrstag    des  Jahres,    immer    auf   dem  Frühlingspunkt  zu 
liegen    komme.      Hören   wir   aber  weiter,    was  Charlier  zur  Be- 
gründung   seiner    These    vorbringt.      Ch.    meint,   daß    der   Tempel 
deshalb  von  Ost  nach  West,  mit  dem  Eingange  gegen  Osten,  orientiert 
war,    damit   die  Strahlen    der   aufgehenden    Sonne,    das  10 
Symbol    der    Herrlichkeit    J  a  h  v  e '  s ,    an    den    Tagen    der 
Äquinoktien  längs  der  Tempelachse   fallen  können,  imd  sagt  dann: 
„Wenn  in  der  Bibel  von  einer  Offenbarung  der  , Herrlichkeit  Jahve's" 
vor  dem  Volke  die  Rede  ist,  so  ist  es  immer  am  Versöhnunsjstaije". 
Er   begründet   dies   mit   den  Bibelworten,    die   anläßlich   ,der  Ein-  4.-) 
führung  Aaron's  in  sein  Priesteramt,  die  am  Versöhnunofstacre  statt- 
fand",  angeführt  werden. 


74  Mahler,  Der  Sahbat. 

Woher  hat  aber  Ch.  diese  Daten,  daß  Aaron  ,am  Versöhnungs- 
tage"  in  sein  Amt  eingeführt  wurde?  Den  Bibelworten  ist  dies 
nicht  zu  entnehmen;  weder  in  Exodus  XXVIII — XXIX  noch  in 
Levit.  IX,    auf  welch   letztere  Stelle  Ch.  sich  beruft,    ist  so  etwas 

5  zu  lesen.  In  den  erwähnten  Kapiteln  des  II.  Buches  Mosis  sind 
die  Bestimmungen  über  die  priesterliche  Kleidung  und  die  Vor- 
schriften über  die  Einweihung  der  Priester  und  des  Altars  enthalten. 
Nirgends  ist  hier  auch  nur  der  geringste  Anhaltspunkt  dafür  zu 
finden,  daß  die  Einführung  Aaron's  und  seiner  Söhne  in  das  Priester- 

10  amt  am  Versöhnungstage  stattfinden  solle  oder  stattgefunden  habe. 
Und  auch  dem  Buche  Leviticus  (Kap.  VIII — X)  ist  dergleichen 
nicht  zu  entnehmen.  Im  VIII.  Kapitel  wird  uns  erzählt,  wie  Moses 
seinen  Bruder  Aaron  und  dessen  Söhne  gemäß  den  ihm  von  Jahve  zu- 
teil gewordenen  Befehlen  zu  Priestern  weihte  und  wie  er  die  anläßlich 

15  dieser  Feier  von  Jahve  anberaumten  Opferzeremonien  vollführte. 
Sieben  Tage  dauerte  die  Einsetzungsfeierlichkeit,  am  achten  Tage 
traten  Aaron  und  seine  Söhne  den  Dienst  an.  «Und  am  achten 
Tase  —  so  lesen  wir  im  Buche  Leviticus  IX  i)  —  da  rief  Mose 
,den  Aai'on  und  seine  Söhne   und  die  Ältesten  Israels  und  sprach 

20  ,zu  Aaron:  Nimm  dir  ein  männliches  Kalb  zum  Sündopfer  und 
„einen  Widder  zum  Brandbpfer,  beide  fehlerlos,  und  bringe  sie  vor 
, Jahve  dar.  Und  zu  den  Kindern  Israel  rede  also:  Nehmet  einen 
„zottigen  Ziegenbock  zum  Sündopfer,  und  ein  Kalb  und  ein  Lamm, 
, beide  einjährig  und  fehlerlos,  zum  Brandopfer  und  ein  Rind  und 

25  „einen  Widder  zu  einem  Friedmahlopfer,  sie  zu  schlachten  vor 
„Jahve,  und  ein  Speisopfer,  welches  mit  Öl  gemengt;  denn  heut 
„erscheint  euch  Jahve.  Da  brachten  sie  das,  was  Mose  verlangt 
«hatte,  vor  das  Olfenbarun^szelt  und  die  ganze  Gemeinde  trat  hinzu 
„und  stellte  sich  vor  Jahve.      Und  Mose  sprach:    Dies  ist  es,  was 

30  „Jahve  zu  tun  geboten  hat:  tut  es,  so  wird  die  Herrlichkeit  Jahve's 
„euch  erscheinen.  Und  Mose  sprach  zu  Aaron:  Tritt  zum  Altar 
„und  verrichte  dein  Sündopfer  und  dein  Brandopfer  und  schaÖe 
„Sühnung  für  dich  und  das  Volk  und  verrichte  das  Opfer  des  Volkes 
„und  schaffe  Sühnung  für  sie,  wie  Jahve  geboten.     Da  trat  Aaron 

85  „zum  Altar  und  schlachtete  das  Sündopferkalb,  das  für  ihn.  Und 
„die  Söhne  Aaron's  brachten  ihm  das  Blut,  und  er  tauchte  seinen 
„Finger  in  das  Blut  und  tat  es  an  die  Hörner  des  Altars,  aber 
„das  übrige  Blut  goß  er  an  den  Grund  des  Altars.  Und  das  Fett 
..und    die  Nieren    und   die  Fettanhäufung   von    der  Leber  von  dem 

40  „Sündopfer  ließ  er  auf  dem  Altar  in  Rauch  aufgehen,  wie  Jahve 
„dem  Mose  geboten  hatte;  aber  das  Fleisch  und  das  Fell  verbrannte 
„er  mit  Feuer  außerhalb  des  Lagers.  Und  er  schlachtete  das 
„Brandopfer,  und  die  Söhne  Aaron's  reichten  ihm  das  Blut  und  er 
„schwenkte    es    an    den  Altar   rini^rsum.     Und  sie  reichten  ihm  das 


1)  Wir  folgen  hier  der  Übersetzung  von  Strack's  „Kurzgef.  Kommentar" 
1,  313,  denn  diese  nnhm  auch  Prof.  Charlier  zur  Grundlage  seiner  Untersuchung. 


MaJiler,  Der  Sabbat.  75 

„Brandopfer   nach   seinen  Stücken   samt   dem  Kopf  und  er  ließ  es 
„auf  dem  Altar  in  Rauch   aufgehen  und  er  wusch  die  Eingeweide 
„und    die  Beine    und    ließ    sie    auf   dem    (übrigen)  Brandopfer    auf 
„dem  Altar    in  Rauch    aufgehen.      Und    er   brachte   das  Opfer   des 
„Volkes   dar.      Er   nahm   nämlich   den  Sündopferbock,    der  für  das    & 
„Volk  war,  und  schlachtete  ihn  und  brachte  ihn  als  Sündopfer  dar 
„wie  das  erste.    Und  er  brachte  das  Brandopfer  dar  und  bereitete 
„es  nach  dem  Recht  und  er  brachte  das  Speisopfer  dar  und  füllte 
„seine. Hand   von   ihm   und  ließ  das  auf  dem  Altar  in  Rauch  auf- 
„ gehen,  außer  dem  Morgenbrandopfer.    Und  er  schlachtete  das  Rind  lo 
„und   den  Widder    als    das  Friedmahlopfer,    welches    für    das  Volk 
„war  und  die  Söhne  Aaron's  reichten  ihm  das  Blut  und  er  schwenkte 
„es  an  den  Altar  ringsum  und  die  Fettstücke  von  dem  Rinde  und 
„von   dem  Widder    den  Fettschwanz   und   das  Bedeckende  und  die 
„Nieren    und    die   Fettanhäufung    der   Leber.     Und    sie    legten    die  i5 
„Fettstücke  auf  die  Bruststücke  und  er  ließ  die  Fettstücke  auf  dem 
„Altar   in  Rauch   aufgehen.      Die  Bruststücke  aber  und  die  rechte 
„Keule  schwang  Aaron  mit  einer  Schwingung  vor  Jahve.  wie  Mose 
„geboten    hatte.      Und  Aaron    erhob    seine   Hände    zum  Volke    hin 
„und  segnete  sie  und  stieg  herab,   nachdem  er  das  Sündopfer  und  20 
„das   Brandopfer   und    das   Friedmahl opfer    verrichtet    hatte.      Und 
„Mose  und  Aaron  gingen  in  das  Offenbarungszelt  und  als  sie  heraus- 
„ traten,  segneten  sie  das  Volk:  Da  erschien  die  Herrlichkeit  Jahve's 
„dem   ganzen  Volke  und  Feuer  ging  von  Jahve  aus  und  verzehrte 
„auf  dem  Altar  das  Brandopfer  und  die  Fettstücke.    Und  das  ganze  20 
„Volk   sah   es;    da  jauchzten  sie  und  fielen  auf  ihre  Angesichter". 
Nun  finden  wir  hier  allerdings  zwei  „Sündopfer"  erwähnt,  die 
Aaron  darbringen  mußte,  um  durch  das  eine  (ein  Sündopferkalb  = 
nN:jnn  b:«^)  Sühnung  zu  schaffen  für  sich,    durch  das  andere  (ein 
Sündopferbock  =  rN:::nr:  i''y^)  Sühnung  zu  schaffen  für  das  Volk,  ao 
Es  erinnert  dies  allerdings  an  die  Sühnopfer,  die  (siehe  Levit.  XVI) 
am  Versöhnungstage  dargebracht  werden  sollen.    Da  opferte  Aaron 
einen  Sündopferfarren  (nK:;nn  -\t)   für  sich   und  einen  Sündopfer- 
bock (ri<::nr!  -i^yu:)    für    das  Volk.      Aber   abgesehen    davon,    daß 
hier   beim  Amtsantritte   die  Opferzeremonien   andere   waren  als  die  Ȋ 
für    den  Versöhnungstag   vorgeschriebenen,    erkennt    man  auch  aus 
der   weitern  Darstellung,    daß  der   Tag    des  Amtsantrittes    Aaron's 
nicht  der  Versöhnungstag  war  (ganz  zu  schweigen  davon ,  da^.^  der 
Versöhnungstag  überhaupt  eine  spätere  Institution  ist).     Denn  die- 
selbe Quelle,  der  wir  den  Bericht  über  die  Einsetzungsfeierlichkeit  w 
entnehmen,    schildert    weiter    (Kap.  X)    das  Vergehen,    dessen    sich 
Nadab  und  Abihu,    die    Söhne   Aaron's,    an    diesem   Tage    schuldicr 
machten,    ihre    Strafe    und    dann    den  Vorwurf  ]\Iosis,    warum   der 
Sündopferbock   verbrannt   und   nicht  an  heiliger  Stätte  ofesressen 
wurde.      „Warum   habt   ihr  das  Sündopfer  nicht  an  heiliger  Stätte  45 
gegessen?      Denn  es  war  hochheilig  und  Er  (Jahve)  hatte  es  euch 
gegeben,    um   die  Sünde   der  Gemeinde   wegzunehmen    und   für   sie 


76  Mahler,  Der  Sahbat. 

vor  Jahve  Versöhnung  zu  schaffen".  Weder  von  dem  SündojDfer- 
farren  noch  von  dem  Sündopferbock,  die  am  Versöhnungstage  dar- 
gebracht werden  mußten,  durfte  etwas  gegessen  werden.  Da  wurde 
alles  verbrannt  (siehe  Levit.  XVI,  27),  denn  am  Versöhnungs- 
5  tage  „sollt  ihr  euren  Leib  kasteien".  Der  Tag,  an  dem  Aaron 
nach  Ablauf  einer  siebentägigen  Einsetzungsfeierlichkeit  sein  Amt 
antrat,  war  also  nicht  der  Versöhnungstag.  Es  war  der  Tag  seines 
Amtsantrittes  und  als  solcher  mit  einer  besondern  Feierlichkeit 
verbunden.    Und  da  das  Amt  des  Priesters  in  der  Ausübung  gott- 

10  gefälliger  Opferzei'eraonien  bestand,  gingen  diese  mit  einem  besondern 
Pomp  vonstatten,  waren  aber  im  Grunde  wenig  verschieden  von 
denen,  die  Moses  anläßlich  der  Einsetzungsfeierlichkeit  vollführte, 
und  endisten  mit  einem  Segen  an  das  Volk,  ähnlich  wie  dies  auch 
heute  noch   zu   geschehen  pflegt,    wenn  ein  Kirchenfürst  sein  Amt 

15  antritt.  Die  Aufgabe  Aaron's  war  von  nun  ab,  für  Israel  durch 
Opfer  Sühnung  zu  schaffen.  Er  konnte  diesen  Beruf  kaum  würde- 
voller antreten,  als  indem  er  für  das  ganze  Volk  allgemeine  Sühnung 
schafl'te.  Mit  dem  Versöhnungstage  aber  hatte  dies  nichts  zu 
schaffen ;    dieser    wurde    vielmehr   —   selbst    der    Bibel    zufolge  — 

20  erst  nach  dem  Tode  Nadab's  und  Abihu's  angeordnet  (Levit.  XVI). 

Übrigens    gibt    uns    die    biblische    Schrift    einen    genügenden 

Anhaltspunkt,  um  das  Datum  der  Priesterweihe  Aaron's  und  seiner 

Söhne  finden  zu  können.      Im   2.  Buche  Mosis,   Kap.  XL  lesen  wir 

folgenden    Befehl    Jahve's   an    Moses:    „Am  1.  Tage   des  1.  Monats 

25  sollst  Du  aufrichten  das  Jh'skan  'ohel  md'ed'^ .  Es  folgen  dann 
die  Anordnungen  über  die  Aufstellung  der  inneren  Einrichtunofs- 
stücke  und  Einweihung  derselben  und  endlich  sollte  noch  an  diesem 
Tage  die  Salbung  Aaron's  und  seiner  Söhne  zu  Priestern  erfolg-en, 
also    die    mit  dem  Amtsantritte  verbundene  Einsetzungsfeierlichkeit 

30  beginnen.  Wir  lesen  hier:  „laß  Aaron  und  seine  Söhne  zum  Ein- 
crang  des  Offenbarungszeltes  herantreten  und  wasche  sie  mit  Wasser. 
Laß  Aaron  die  heiligen  Kleider  anlegen  und  salbe  ihn  und 
heilige  ihn,  daß  er  mir  als  l'riester  diene.  Und  seine 
Söhne   sollst   du   herantreten   und   sie  Unterkleider   anziehen  lassen 

35  und  salbe  sie,  wie  du  ihren  Vater  gesalbt  hast,  daß  sie 
mir  als  Priester  dienen".  Des  Weiteren  wird  erzählt :  „im 
1.  Monate  im  2.  Jahre  (nach  dem  Auszuge  Israels  aus  Ägypten),  am 
ersten  Tage  des  Monats  wurde  das  2Iiskan  aufgerichtet"  und  Mose 
tat    alles    so,   wie  Jahve  es  ihm  geboten  hatte.      ,Und  die  Wolke 

40  bedeckte  das  Offenbarungszelt  und  die  Herrlichkeit  Jahve's  erfüllte 
die  Wohnung.  Und  Mose  vermochte  nicht  in  das  Offenbarungszelt 
zu  kommen,  denn  die  Wolke  lagerte  darauf  und  die  Herrlichkeit 
Jahve's  erfüllte  die  Wohnung". 

Hieraus    sieht  man  deutlich,    daß  die  Einsetzung  Aaron's  und 

ir)  seiner  Söhne  nicht  am  10.  Tage  des  7.  ]\Ionats,  also  nicht  am 
, Versöhnungstage "  statthatte,  sondern  am  1.  Nisan,  dem  1.  Tage 
des  1.  Monats.     Merkwürdigerweise  cfibt  Ch.  selbst  zu,  daß  die  bei 


Mahler,  Der  Sabbat.  11 

der  Aufrichtung  und  Einweihunsf  des  Heilioftums  in  der  Wüste 
stattgehabte  „Offenbarung  der  Herrlichkeit  Jahve's"  gemäß  der 
biblischen  Erzählung  (Exod.  XL)  „im  ersten  Monate  im  2.  Jahre, 
am  ersten  des  Monats ,  also  beim  Frühlingsäquinoktium  und  nicht 
am  Yersöhnuugstag"  erfolgte;  es  ist  daher  um  so  unbegreiflicher,  s 
wie  er  die  Einsetzung  Aaron's  in  sein  Amt,  die  sowohl  in  Exod.  XL 
als  auch  in  Levit.  IX  als  mit  jener  Offenbarung  der  Herrlichkeit 
Jahve's  in  Verbindung  stehend  geschildert  wird,  auf  den  Versöhnungs- 
tag  setzen  kann. 

Auch  die  Einweihung  des  salomonischen  Tempels  geschah  lo 
nicht  —  wie  Ch.  meint  —  am  Vei'söhnungstage ,  sondei"n  (siehe 
Könige  A,  YHI,  2  und  ebenda  VHI,  65,  sowie  Chronik  B,  Y — Yü) 
an  dem  mit  dem  Yollmondstage  des  7.  Monats  beginnenden  Feste. 
Denn  wir  lesen  hier:  „es  versammelten  sich  zum  Könige  Salomo 
alle  Männer  Israels  im  Monate  Etanim  am  Feste  (3n2),  das  ist  der  i5 
7.  Monat".  Den  Namen  5n  führten  aber  —  wie  dies  bereits  oben 
erörtert  Avurde  —  nur  3  Feste:  Passah,  Sabu'oth  und  Succoth. 
Das  5n  des  7.  Monats  war  also  Succoth. 

Wenn  nun  Prof.  Charlier  das  Erscheinen  der  Herrlichkeit  Jahve's 
auf  die  aufgehenden  Sonnenstrahlen  zur  Zeit  des  Äquinoktiums  20 
bezieht,  so  mag  darin  eben  eine  weitere  Bestätigung  für  unsere 
These  liegen,  derzufolge  das  Succothfest  der  Isi-aeliten  ebenso  wie 
das  Passah  derselben  nicht  nur  um  die  Zeit  des  Yollmondes,  sondern 
auch  zur  Zeit  der  Äquinoktien  statthatte,  beide  somit  Feste  astraler 
und  zwar  lunisolarer  Art  waren.  25 

Charlier  beruft  sich  ferner  auch  auf  Ezechiel  XLIII;  hier  ist 
zu  lesen : 

„Da  führte  er  mich  zum  Tore,  dem  Tore,  das  in  der  Richtung 
„nach  Osten  schaut.  Und  siehe,  die  Herrlichkeit  des  Gottes 
„Israel  kam  des  Weges  von  Osten  daher!  Und  ihr  Schall  war  so 
„gleich  dem  Schall  mächtiger  Wasser  und  die  Erde  leuchtete  von 
„seiner  Herrlichkeit  ....  Da  fiel  ich  auf  mein  Angesicht.  Und 
„die  Herrlichkeit  Jahve's  zog  in  das  Haus  ein  auf  dem  Wege  des 
„Tores,  das  in  der  Richtung  nach  Osten  schaut.  Da  hob  mich  der 
„Geist  empor  und  brachte  mich  nach  dem  inneren  Yorhofe  und  35 
„siehe,  es  erfüllte  die  Herrlichkeit  Jahve's  das  Haus." 

„Wer  kann  bezweifeln",  —  ruft  Ch.  —  „daß  man  hier  vor 
einer  Schilderung  eines  äquinoktialen  Sonnenaufgangs  steht,  der  in 
direkten  Zusammenhang  mit  der  Offenbarung  Jahve's  im  Tempel 
gesetzt  wird!"  40 

Jawohl,  von  einer  Offenbarung  Jahve's  ist  hier  die  Rede  und 
diese  hat,  insofern  der  Jahvekultus  Israels  mit  dem  des  ägyptischen 
Aten  verschmolzen  ist,  auf  einen  äquinoktialen  Sonnenaufgang 
Bezug.  Dieser  äquinoktiale  Aufgang  der  Sonne  fiel  aber  nicht,  wie 
Ch.  meint,  auf  den  Yersöhnungstag,  sondern  in  die  Zeit  des  anläßlich  4.> 
der  -rcn  riEipn  mit  dem  Yollmondstage  beginnenden  Suocothfestos, 


73  Makler,  Der  Sabbat. 

beziehungsweise  in  die  Zeit  des  im  n'^::Nn  •^J'in  gleichfalls  mit  dem 
Vollmondstage  beginnenden  Passahfestes. 

Allerdings    wird    die    in  Ezech.  XLIII,  1  ff.   angedeutete  Vision 
des  Propheten  eingeleitet  mit  dem  schon  Kap.  XL,  1  ff.  angeführten 
ö  und  hier  lesen  wir: 

■Jüinb  "nr^rrn  nr^'r;  CNin 
.-i-rr;  rinsrt  t:;n  ^hn  t::-::  n-r:;;'  rz-xn 

Ximmt  man  r!:'c;ri  M^N"!  nicht  als  Neujahrstag,  sondern  als  „Anfang 

10  des  Jahres",  so  könnte  man  allerdings  unter  cnnb  "iTiT"  den 
10.  Tag  des  Monats  Tisri  verstehen,  jedoch  nur  unter  der  Voraus- 
setzung, daß  damals  bereits,  sowie  in  der  sj'ro-mazedonischen  Periode 
und  in  den  nachchristlichen  Jahrhunderten,  nicht  Nisan  sondern 
Tisri  Jahresanfang  war.    Doch  war  damals  noch  nicht  Tisri,  sondern  — - 

15  wie  dies  auch  aus  den  früheren  Kalenderangaben  im  Buche  Ezechiel 
ersichtlich  ist  —  Nisan  als  1.  Monat  , Anfang  des  Jahres".  Der 
10.  Tas:  des  Monats  ist  also  der  10.  Nisan  und  nicht  der  10.  Tisri 
und  somit  auch  nicht  Jom-Kippur.  Daß  dem  auch  wirklich  so  ist, 
geht  aus  den  in  demselben  Kapitel  folgenden  Auseinandersetzungen 

20  hei'vor,  wo  konform  den  Lehren  im  2.  Buche  Mosis  die  Einweihung 
des  Tempels  sowie  die  Einführung  der  Priester  in  ihre  Würde 
besprochen  wird.  Tatsächlich  schließt  sich  diesem  in  einem  der 
folgenden  Kapitel  (Kap.  XLV)  die  Belehrung  über  das  Passahfest  an. 
Es  ist  hier  also,    wenn   die  zitierten  Worte  in  Ezechiel  XLIII,  1  ff. 

25  auf  einen  äquinoktialen  Sonnenaufgang  Bezug  haben,  das  Frühlings- 
üquinoktium  gemeint,  das  im  I.Monate,  im  Monate  Nisan,  dem 
n'^zNr;  "lUnn,  in  welchem  das  Passah  gefeiert  wird,  stattfindet. 

Eine  Frage,  die  noch  der  Erörterung  harrt,  ist  die  folgende: 
wenn  ri:z'C  =  sabattu  mit  r au;   „fertig   sein"    zusammenhängt   und 

30  seiner  Urbedeutung  nach  „Zyklus"  oder  „die  volle  Periode"  be- 
zeichnet (vgl.  diesbezüglich  auch  Hehn,  p.  98,  Z.  19  v.  u.),  woher 
kommt  es,  daß  der  10.  Tag  des  7.  Monates,  der  D'^-Esn  DV  als 
"rnuJ  n::',::  (vgl.  Levit.  XXIII,  32)  gefeiert  werden  soll?  Am 
10.  Tage    des  Moudmonats    kann  weder    von    einer    neuen  Phasen- 

35  bildung  des  Mondes  die  Rede  sein,  noch  ist  eine  Siebenerperiode 
da  zu  Ende.     Und  dennoch  soll  dies  ein  ■praCJ  rz'Ci  sein? 

Wir  haben  gesehen,  daß  das  Wort  r^'i  =  mhattu  seiner 
Urbedeutung  nach  „Zyklus"  ist  und  der  r2w"n  üi^  =  ümu  sahattu 
den  Tag   bezeichnet,    an  dem  der  Zyklus  abgelaufen,    zu  Ende  ist. 

40  Ursprünglich  war  dies  die  Bezeichnung  für  den  Vollmondstag,  weil 
an  diesem  der  Mond  seinen  Kreislauf  beendet  hat.  Später  wurde 
auch  der  Neumondstag,  dann  jeder  Phasentag  mit  diesem  Namen 
l)elegt,  bis  man  endlich,  in  der  Entwickelung  der  Zeitrechnung 
fortfahrend,    von    der  Pliasenbildung   des  Mondes  "anz   abstrahierte 

45  und  die  Siebenzahl  als  Basis  einer  Zeitperiode,  der  Woche,  nahm, 
dann  wurde    auch   der  letzte,   also   siebeute  Tag  dieser  Zeitperiode 


MaMer,  Der  Sahbat.  79 

nSw3  genannt.  Da  galt  aber  bei  den  Babyloniern ,  von  denen  die 
Israeliten  diese  Begriffe  (wie  die  Grundlagen  ihrer  Zeitrechnung 
überhaupt)  übernommen  haben,  der  ümu  sabattu  —  wie  dies  auch 
Hehn  (p.  112,  Z.  2  v.  u.)  ganz  richtig  bemerkte  —  als  Tag  der 
.Versöhnuncf",  und  als  solcher  war  er  auch  ein  Um  nuk  libbi  =  5 
„Tasr   der  Ruhe   des  Herzens".     Es  war  also  auch  der  n3"ä  Israels, 

~  O  T      ~ 

insbesondere  in  nachexilischer  Zeit,  nicht  nur  ein  Ruhetag,  nicht 
zu  tun  ein  Gewerbe,  sondern  ein  "»unp  uT^  „heiliger  Tag",  der  ganz 
Gott  geweiht  sein  sollte,  an  dem  der  Mensch,  ein  Ebenbild  Gottes^), 
durch  seelisches  Insichkehren  sich  Gott  nähern  sollte:  Di.'^ih  r^ü-i'p'.  lo 

^  T T  T  '7: 

n2p73  Tnrr  »iJiTpb  Sli*  ruft  der  Prophet  Jesaia  (Kap.  LYIII,  13). 
Hierzu  bemerkt  Hitzig-)  in  seinem  Kommentar:  „Diese  Feier  des 
Sabbats  an  sich  reicht  aber  nicht  hin;  sie  muß  auch  mit  Freuden 
geschehen".  Indem  man  das  Gewerbe  ruhen  läßt  und  in  sich  kehrt, 
um  eingedenk  seines  Berufes  als  Mensch  sich  Gott  zu  nähern,  15 
und  nur  Gott  gefällige  Werke  verrichtet,  sühnt  man  sich  mit  Jahve 
aus  und  der  Sabbattag  ist  dann  ein  Tag  des  5:i'  und  auch  ein  ci"^ 
r!ni:u,  gleichwie  der  Sabattu  der  Babylonier  ein  um  nuh  libbi 
war.  "  Ist  aber  der  Sabattu  =  nSD  ein  Tag  der  „Versöhnung", 
dann  ist  der  zum  ü'^IS^n  CV  eingesetzte  10.  Tag  des  7.  Monats  20 
eo  ipso  ein  •pns-j  ra;^. 

Indem  aber  der  Sabbat  Israels  als  Tag  der  Sühne  und  der 
Reinigung  der  Versöhnung  geweiht  war,  folgt  noch  keineswegs, 
daß  er  ein  trüber  Trauertag  war,  der,  wie  Jastrow  meint,  erst  von  den 
nachexilischen  Priestern  in  einen  Freudentag  umgewandelt  worden.  25 
Denn  auch  der  ciSDn  QT',  der  ein  ■j^nsa  n2'>D  war,  war  trotz 
des  Kasteiens  kein  trüber  Trauertag.  Im  Talmud,  Traktat  Joma  70^ 
lesen  wir: 

•v^npri  1^3  mb'yrn  Nitv  r;-i-\y  nr^rn  i^arjiNb  ir^in:'  n^r;  ::"-i"'t 

„Einen  Freudentag  (p"^'^  =  3"il3  üt^  =  ümu  tabu)  machte  er  seinen  30 
Freunden,  da  er  (der  Hohepriester)  in  Frieden  das  Heiligtum  verließ". 
Und   auch   nur   im  Sinne   eines   m::   m"!  =  ümu  tabu  ist  der 
Sabbat  Israels  ein  Freudentag,  keineswegs  aber  im  Sinne  eines  2'"^ 
"n'roin.      Nirgends   in   der  Bibel   finden  wir  bezüglich  des  Sabbat 
einen  Ausspruch  ;  mn"^  ■'leb  nn':u5i ,  wie  dies  bei  den  andern  Festen  35 
(vgl.  z.  B.  Deut.  XVI,  11)  der  Fall  ist.     Auch  ein  ähnlicher  Aus- 
druck,   wie:    "^ann  nn'J:"»Di  (Deut.  XVI,  14),    wie  wir  ihn  sonst  be- 
züglich   der    D'^:in  genannten  Festtage  in  der  Bibel  finden,    kommt 
in  bezug    auf   n2*vD    nirgends    vor.      Sabbat   ist   ein  Freudentag  als 
"mrio  m*'    im  Sinne    eines    ü,m   nuh    libbi,    weil    man    zufolge  des  10 
Insichkehrens  Herzensruhc  und  seelische  Freude  empfindet. 


1)  Vgl.  Genesis  I,  27 : 

2)  Der  Prophet  Jesaja.     Heidelberg  1833. 


80 


Die  Grundform  des  hebräischen  Artikels. 

Von 
A.  Uugnad. 

In  seinen  „Sprachwissenschaftlichen  Untersuchungen  zum  Semi- 
tischen" (Leipzig  1907),  S.  49^  verwirft  -J.  Barth  die  von  mir 
in  der  Orient.  Litt.-Ztg.  1907,  S.  210  ff.  gegebene  Erklärung  des 
hebräischen  Artikels ,    den    ich    auf   ein    älteres  *han   zurückführte, 

5  ein  Element,  das  sich  im  babylonischen  Demonstrativadjektiv  annu 
aus  *han-niju  wiederfindet.  Diesem  Protest  hat  sich  auch  Brockel- 
mann (Grundriß  S.  317^)  angeschlossen.  Barth  erklärt  meine 
Behauptung  —  die  Verkürzung  des  kä,  das  er  und  Brockelmann 
als  Grundform  annehmen,  zu  ha  -\-  Dagesch  bleibe  unerklärt  —  für 

10  „fälschlich",  da  ich  das  parallele  T'rrMZ  nicht  beachte.  Das  Frage- 
pronomen des  Hebräischen  ist  auch  mir  nicht  unbekannt;  indes 
sehe  ich  mich  genötigt,  aus  dem  von  mir  für  den  Artikel  geltend 
cremachten  Grunde  Barth 's  Erklärung  des  nT"n73  aus  *mä-zä  als 
ebenso    falsch    zurückzuweisen ,    wie    seine    Erklärung    des    Artikels 

15  aus  ha. 

Auch  habe  ich  niemals  t^?3  aus  niä  entstanden  erklärt ,  wozu 
ich  bisher  auch  keine  Veranlassung  hatte ;  vielmehr  leite  ich  nT"r!73 
aus  *man-zä  ab;  jede  andere  Erklärung^)  widerspricht  den  hebrä- 
ischen Lautgesetzen. 

20  Die  Ansetzung  eines  n  im  Fragepronomen    bietet    nun    in  der 

Tat  nichts  derartig  auffälliges,  daß  man,  um  es  zu  eliminieren,  neue 
Lautgesetze  aufstellen  muß.  Wie  Brockelmann  (Grundriß  S.  326  f.) 
ebenfalls  anerkennt ,  muß  man  als  Hauptgrundformen  vii  und  mä 
ansetzen ,    die    vielfach    durch    ein    zugefügtes    demonstratives  n  zu 

25  min  und  man  erweitert  wurden.  Durch  Verkürzung  der  langen 
Vokale  in  der  nunmehr  geschlossenen  Silbe  entstehen  die  Formen 
min  und  man^  die  sich  noch  zahlreich  belegen  lassen.  Eine  ur- 
sprünglich schon  beschränkte  Bedeutung  (so  daß  etwa  mi  nur 
persönlich,  mä  nur  unpersönlich  war)  läßt  sich  nicht  feststellen,  da 

1)  Ich  bomorke ,  daß  dio  Erklärung  der  Verkürzung  als  durch  schnellere 
Aussprache  o.  ä.  bewirkt,  keine  Erklärung  ist.  Dann  müßte  man  erst  sichere 
Fülle  naclnveison,  in  denen  eine  solche  Verkürzung  wirklich  auf  gedachten 
Grund  zurückgeführt  werden  muß. 


Ungnad,  Die  Grundform  des  hebräischen  Artikels.  81 

sowohl  füi-  die  Formen  mit  /,    als    auch    für   die  mit  a  beide  Be- 
deutungen nachweisbar  sind. 

Ein  n  für  das  unpersönliche  Fragepronomen  besitzt  auch  das 
Babylonische  {minü) ,  Amharische  (men)^  Äthiopische  (ment).  Daß 
dieses  mm  in  anderen  Dialekten  (z.  Beisp.  im  Syrisch-Arabischen  5 
und  Ägyptisch- Arabischen)  persönlich  gebraucht  wird,  zeigt,  daß 
die  Bedeutungsverschiedenheit  des  i-  und  a-Stammes  etwas  Sekun- 
däres ist.  Deswesfen  ist  es  nicht  wunderbar,  wenn  dem  hebr.  *mcm 
in  anderen  Sprachen  ein  man  in  persönlicher  Bedeutung  gegenüber- 
steht'). Ebensowenig  wie  man  etwa  bei  '12  (Präp.)  noch  einen  lo 
zweiten  Stamm  ohne  n  ansetzen  kann,  weil  das  n  meist  nicht  mehr 
erscheint ,  kann  man  für  tT':  eine  Form  ohne  n  ansetzen ,  weil  n 
nicht  mehr  erkenntlich  ist'-).  Alle  Formen,  in  denen  TT!  proklitisch 
erscheint,  erklären  sich  aber  aufs  beste,  wenn  man  sie  als  ursprüng- 
liches *man  erklärt.  i5 

Daß  man  diese  Erkläruno-  bisher  nicht  beachtet  hat.  liegt  wohl 
zum  Teil  an  der  Schreibuncr  des  "70  mit  In.  Diese  ist  eigentlich 
nur  in  Pausalformen  berechtigt,  drang  aber  auch  in  proklitische 
Foi'men"^)  ein,  da  sie  eine  bequeme  und  willkommene  Möglichkeit 
bot,  dieses  Fras:e-'J2  von  anderen  '3-Präformativen  zu  unterscheiden,  io 

Demnach  bietet  das  Fragewort  -i:  nicht  das  gerinorste  Hindei-nis, 
den  hebräischen  Artikel  aus  *han  herzuleiten ,  im  Gegenteil :  es 
fällt  die  einzige  Stütze  für  die  Ableitung  des  Artikels  aus  ha.  Der 
Gleichklansf  mit  dem  arabischen  hä-  in  kädä  u.  a.  ist  also  zufälliar 
und  darf  bei  der  Erklärung  der  Form  nicht  täuschen.  Unser  han  25 
ist  selbstverständlich  mit  hd  verwandt  und  dürfte  ebenso  auf  dieses 
zurückgehen,  wie  77iar}  auf  mä,  d.  h.  an  hä  ist  zunächst  das  demon- 
strative n  getreten,  worauf  hän^)  zu  *han  verkürzt  wurde.  Zwei 
Formen  für  dasselbe  Pronomen  demonstrativum  im  Semitischen  an- 
zunehmen, bietet  keine  Schwierigkeiten:  finden  sich  ja  in  denselben  30 
Dialekten  oft  zwei  Formen  nebeneinander,  wie  Barth  (S.  52)  selbst 
angibt.  Auch  arabisches  al  versieht  ja  die  gleiche  Funktion  wie 
hebräisches  M,  ohne  daß  beide  identisch  sind.  Leitet  man  hebr.  n 
aus  han  ab,  so  erklären  sich  alle  Formen  aufs  beste ,  während  bei 
einer  Ableitung  aus  hä  Schwierigkeiten    nicht   zu    vermeiden    sind.  35 

Will  man  arab.  hä  mit  hebr.  n  gleichsetzen,  so  muß  man  auf 
die  Aufstellung  fester  Lautgesetze  im  Hebräischen  überhaupt  ver- 
zichten. Denn  ein  Grund,  weshalb  einerseits  *kä-^amdra  zu  ~i7:i<"r;2^), 


1)  Doch  vgl.  syr.  mdn(ü) ,  das  man  wohl  kaum  erst  aus  *mäd^nä  abzu- 
leiten braucht,  ebensowenig  wie  hchi{d)  aus  häd^nd. 

2)  Trotzdem  wäre  es  denkbar,  daß  die  hebräischen  Formen  md  und  inci 
bei  trennendem  Akzent  auf  md  und  m,i  zurückgehen,  wie  Brockelmann  an- 
nimmt. Das  Nebeneinanderbestehen  zweier  Formen  bietet  keine  Schwierigkeit. 
Indes  könnten  jene  Formen  auch  auf  Übertragung  proklitischer  Formen  beruhen. 

3)  Vgl.  aber  auch  DpTTp  u.  a.  4)  Zu  syr.  hdn{a)  vgl.  oben  Anm.  1. 
5)  Hier  steht  das  proklitische  kd  im  Inlaut.     Im  ursprünglich  unbetonten 

Auslaut  bleibt  ((  erhalten:  kdkd  aus  *kd-kd  (wörtlich    „entsprechend  so"). 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  6 


82  Ungnad,  Die  Grundform  des  hebräischen  Artikels. 

andererseits  aber  *hä-^addmu  zu  ülUTi  geworden  sein  sollte ,  ist 
nicht  zu  erkennen.  Wo  im  Hebräischen  im  Inlaut  em  Qames  einem 
ursemitischen  ä  entspricht,  genügt  es  daher  nicht  zu  erklären,  daß 
hier  einmal  ä  durch  Qames  wiedergegeben  sei ,  sondern  man  muß 
5  sich  bemühen ,  Gründe  für  die  unregelmäßige  Entsprechung  zu 
suchen.     So    dürfte    die  Beibehaltung    von  Qames    in   nib^  =  syr. 

J),f;\       auf  Dissimilation    beruhen :    man    wollte    das   unangenehme 

*golüt    vermeiden  ^).      In    anderen    Fällen   liegt   Ausgleichung    ver- 
schiedener Formen  vor  -) :    so    in   Dp    statt   *qom    nach    qamtd    für 
10  *qämtä;  yi  (assyr.  dajänu)  statt  *dajj6nu  nach  dem  Stat.  constr. 
dajjan,  der  in  geschlossener  Silbe  d  zw.  a  verkürzte. 

Jedoch  ist  es  hier  nicht  unsere  Aufgabe  zu  beweisen ,  daß 
Abweichungen  von  den  gewöhnlichen  Lautcjesetzen  im  Hebräischen 
einen  bestimmten  Grund  haben  müssen. 


1)  Vgl.   Nblb  für  Huldl 

2)  Ähnliche  Ausgleichungen  sind  auch  im  Indogermanischen  häufig  und 
gelten  in  der  Grammatik  als  anerkannte  Faktoren;  vgl.  dor.  ttcoc,  Ttodog  mit 
lat.  ^5(^5,  2^6^is,  beide  aus  ^:)0S,  iiedös. 


83 


Über  die   einheimischen   Sprachen   von    Ostturkestan 

im  frühern  Mittelalter. 

Von 
Ernst  Leumauu. 

Zweiter    Teil. 

Von  der  arischen  Textsprache. 

Abschnitt  I.     Einblick  in  die  Literatur. 

Im  einleitenden  Teil  —  Band  61  p.  648—658  —  sind  die  Sprachen, 
von  denen  zu  handeln  ist,    klassifiziert  und  numeriert  worden.     Es    5 
geziemt  sich  nun  wohl,  daß  diese  Kinder  der  Forschungr  bestimmte 
Namen   bekommen,   wenn  auch  vielleicht  die   crecrenwärticr  zulässigfe 

7  0000 

Benennungsweise  später  einer  andern  wird  weichen  müssen.  Ver- 
suchsweise also  heiße  ich  die  Sprache  II  von  jetzt  an  die  arische, 
die  Sprache  I  die  unarische.  Im  einen  wie  im  andern  Falle  10 
würde  es  sich  um  eine  indogermanische  Sprache  handeln;  denn 
wenn  sich  die  erstgenannte  schon  früher  als  eine  solche  bezeichnen 
ließ,  so  sollen  vor  kurzem  Sieg  und  S  i  e  g  1  i  n  g  dazu  gelangt  sein, 
auch  die  zweitgenannte  ans  Indogermanische  anzuschließen,  ohne 
daß  dabei  aber  eine  nähere  Verwandtschaft  mit  dem  Arischen  zu  15 
Tage  getreten  wäre ').  Die  beiden  Arten  der  früher  fixierten 
Sprache,  bisher  IIa  und  IIb  geheißen,  mögen  in  der  Weise  von- 
einander unterschieden  werden,  daß  ich  die  eine,  die  in  Texten 
begegnet  (IIa),  die  Textsprache,  die  andere,  die  in  Urkunden 
erscheint  (IIb),  die  Urkundensprache  nenne.  Es  ist  also  das  20 
Idiom  IIa  gemeint  und  zugleich  diese  Bezifferung  verabschiedet, 
wenn  der  Titel  des  hier  beginnenden  Teiles  meiner  Untersuchung 
ankündigt,  daß  von  der  arischen  Textsprache  die  Rede  sein  soll. 

Der  Ausdruck  „arische  Textsprache"  bedarf  aber  noch  einer 
weitern  Rechtfertigung.  Wenn  in  den  vorläufigen  Bemerkungen,  die  21 
ich  der  fraglichen  Sprache  a.  a.  0.  widmen  konnte,  das  Vorhandensein 
indischer  und  persischer  Lehnworte  festgestellt  und  außerdem  ein 
Deklinationsparadigma,  dessen  Endungen  gleichmäßig  ans  Indische 
wie  ans  Iranische  erinnerten,    geboten  wurde,    so  darf  jetzt  ausge- 


1)  Vgl.  den  letzten  Absatz  in  F.  W.  K.  Miiller's  neuester  Veröffentlichung: 
Sitzungsberichte  der  Berliner  Akademie  1907   p.  958 — 9C0. 

C* 


84        Leumann,   über  die  einheimischen  Sijrachen  von  Ostturkestan. 

sprechen  werden,  daß  ebensowenig  wie  die  Lehuworte  auch  die 
Originalworte  des  Idioms  eine  direkte  Zugehörigkeit  desselben  sei 
es  zum  iranischen,  sei  es  zum  indischen  Zweig  des  indogermanischen 
Sprachstammes  zulassen.  Vielmehr  haben  wir  eine  Sprache  vor  uns, 
5  die  kurzweg  als  a  r  i  s  c  h  zu  bezeichnen  ist ;  das  heißt  sie  stellt  sich 
auf  arischem  Grunde  als  eine  unabhängige  Erscheinung  neben  die 
iranischen  nnd  indischen  Idiome  und  erweitert  gleichsam  deren 
zweistimmigen  Chorus  durch  eine  dritte  Stimme  von  selbständiger 
Führung. 

10  Da  diese  Auffassung  über  diejenige  hinausgeht,  die  im  frühern 

Aufsatz  angedeutet  wurde,  so  wird  man  fragen:  welches  sind  die 
Hülfsmittel,  die  sie  ermöglicht  haben? 

Der  Leser  weiß  bereits,  daß  die  Deutung  der  drei  bei  Marc 
Aurel    Stein    photographierten    Samghätasütra  -  Blätter    Fortschritte 

15  erwarten  ließ,  weil  zu  den  beiden  chinesischen  Übei-setzungen  der 
bezüglichen  Abschnitte  nachträglich  die  tibetische  Übersetzung  der- 
selben hinzutrat.  Indessen  stellte  sich  heraus,  daß  diese  weitere 
Übersetzung  so  wenig  wie  die  beiden  andern  auf  die  gleiche  Text- 
fassung   zurückgehe,    die    dem    Ostturkestanischen    zugrunde    liegt. 

20  Mindestens  traten  allerseits  gewisse  DitFerenzen  zu  Tage,  wobei  auf 
sich  beruhen  mag,  wie  viele  davon  auf  die  übersetzten  Originale 
und  wie  viele  auf  die  Willkür  der  verschiedenen  Übersetzer  ent- 
fallen mösren.  Immerhin  half  das  Tibetische  an  manchen  Orten 
aus,  wo  das  Chinesische  gänzlich  versagt  hatte. 

25  "Weit    wichtiger   war    es,    daß    sich    im    Oktober    1907    mein 

Forschungsmaterial  beträchtlich  vergrößerte:  von  Rußland  und 
von  England  her  wurden  mir  zahlreiche  Fundstücke,  über  die 
bisher  keine  Kunde  in  die  Öffentlichkeit  gedrungen  ist,  zur  Unter- 
suchung anvertraut;  aus  St.  Petersburg  sandte  S  alemann  21  ein- 

30  schlägise  Blätter  der  PetrofFski- Sammlung,  aus  Oxford  Hör  nie 
einmal  jene  fünf  Samghätasütra-Blätter  der  Stein'schen  Sammlung, 
von  denen  bisher  die  Rede  gewesen  ist,  und  sodann  aus  einer 
Sammlung,  die  ich  die  Hörnle'sche  nennen  will,  12  ganz  oder  an- 
nähernd ganz  erhaltene  Blätter  sowie   etwa  130  verschieden   große 

35  Stücke  von  Blättern  aller  Art. 

j^icht  bloß  waren  nun  die  fünf  aus  zwei  verschiedenen  Samghäta- 
sütra-Handschriften  stammenden  Blätter,  die,  soweit  sie  Stein 
photographiert  hatte,  den  Anstoß  zur  gegenwärtigen  Untersuchung 
gegeben  haben,  zur  Stelle;  sondern  es  fanden  sich  in  der  Hörnle'schen 

40  Sammlung  —  sofort  durch  die  mehrfach  wiederkehrenden  ?famen 
Sarvasüra  und  Samghätasütra  kenntlich  —  fünf  weitere 
Samghätasütra-Blätter,  die  einer  dritten  Handschrift  ange- 
hören und  die,  was  von  besonderem  Werte  ist,  im  Gegensatz  zu  den 
fünf   erstgenannten,    welche    alle    vereinzelt    sind,   eine    zusammen- 

45  hängende   Reihe  bilden. 

Die  Petersburger  Sendung  bot  zunächst  auf  fünf  Blättern  einen 
kurzen  Text   fast    vollständig   dar.      Indem  dieser  zwei  mehrzellige 


Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von   Ostturkeston,       85 

Mantra's  enthält,  vermochte  Dr.  Wat  auab  e  ,  da  Mantra-Partien, 
weil  nicht  übersetzbar,  stets  unverändert  aus  dem  Sanskrit  in  die 
verschiedenen  Übertragungen,  also  ebensowohl  ins  Chinesische  und 
Tibetische  wie  ins  Ostturkestanische,  übergegangen  sind^),  zuerkennen, 
daß  die  Jilänölka  -  dhärani  vorliege,  und  er  hat  mir  dann,  da  5 
auch  diese  Schrift,  wie  das  Samghätasütra,  im  Sanskrit  verloren  ist, 
die  beiden  chinesischen  Übersetzungen  derselben  ebenso  hülfsbereit 
auf  deutsch  in  die  Feder  diktiert  wie  schon  zuvor  die  den  ver- 
schiedenen Samghätasütra-Blättex-n  entsprechenden  Abschnitte  der 
beiden  chinesischen  Samghätasütra-Übertragungen.  Da  indessen  zu  10 
Tage  trat,  daß  bei  der  Jnänölka-dhärani,  abgesehen  von  den  Mantra's, 
die  chinesischen  Übersetzer  noch  mehr  als  beim  Samghäta-sütra 
ihre  eigrenen  Wege  gegangen  sind,  so  ward  ohne  weiteres  die  Zurate- 
ziehunCT  auch  der  tibetischen  Übersetzung  erforderlich,  deren  Studium 
mir  im  Verlauf  während  eines  kurzen  Aufenthalts  in  Paris  durch  15 
die  Verwaltung  der  Bibliotheque  Nationale  ermöglicht  wurde.  — 
Beigefüsft  sei,  daß  mir  nachträglich  unter  den  Hörnle'schen  Frasj- 
menten  zwei  Blatthälften  zu  Gesichte  kamen,  die  ebenfalls  einer 
Jnänölkadhärani-Handschrift  angehören,  und  daß  diese  beiden  Stücke, 
obschon  sie  nur  Stellen  enthalten,  die  auch  im  Petersburger  Exemplar  20 
vorhanden  sind,  doch  wegen  gewisser  Lesungen  eine  sorgfältige 
Beachtung  verdienen.  Sogar  noch  eine  dritte  Blatthälfte  der 
Hörnle'schen  Sammlung  schien  auf  den  gleichen  Text  zu  führen, 
indem  sie  Stücke  aus  dem  zweiten  Mantra  aufwies.  Allein  der 
Mantra  ist  da  in  einen  abweichenden  Zusammenhang  eingebettet ;  25 
es  handelt  sich  also  um  eine  andere  Dhärani,  die  mit  der  Jnänölka- 
dhärani  deren  zweiten  Mantra  gemeinsam  hat.  Welches  diese  andere 
Dhärani  sei,  hat  sich  bisher  noch  nicht  feststellen  lassen. 

Unter  den  Petersburger  Blättern  wurden  mir  noch  wertvoller 
als  die  fünf  genannten  fünfzehn  andere,    auf  denen  Sanskritpartien  30 
abwechselten  mit  osttui-kestanischen.     Da  hier  der  linke  Rand,  der 
für  die  Paginierung  bestimmt  ist,  großenteils  abgebröckelt  war  und 
das  rechte  Ende  der  Zeilen  sehr  häufig  fehlte,  so  bedurfte  es  zwar 
längerer  Anstrengungen,  ehe  sich  überhaupt  die  Blattfolge  einiger- 
maßen   sicherstellen    ließ.      Als    ich  dann  aber  ein  Transcript,    das  35 
die    gesamten    Sanskritpartien    in    ihrer    mutmaßlichen    Reihenfolge 
vereinigte,    meinem   gelehrten  Berater  aus  Japan  vorlegte,    da  war 
dieser   im    Stande,    darin    die    mittleren    Teile    der    ihm    aus    dem 
Chinesischen  bekannten  Adhy  ar  dha^a  tikä    Praj  näp  är  ami  tä 
zu    erkennen.    Es   ist   dies  wiederum   ein  im  Sanskrit  verschollener  10 
Text,    von    dem    nun    aber    weit    mehr  als  die  Hälfte  auf  Sanskrit 
und,    wie  es  zunächst  schien,    gleichzeitig  auf  Osttui'kestanisch  ans 
Licht   trat.      Was   die   ostturkestanischen  Abschnitte  anbelangt,    so 


1)  Auch  unsere  europäischen  Übersetzer  nehmen  natürlich  Mantra-Partien 
verhatim  auf;  man  vorgleiche  z.  B.  die  Saddharniapunilarlka-Ubersetzungen  von 
Burnouf  und   Kern. 


36       Leumann,   Über  die  einheimischen  Sjyrachen  von  Ostturkestan. 

wollten  sie  indessen  bei  näherem  Zusehen  weder  zu  den  je  vorher- 
gehenden noch  zu  den  je  folgenden  Sanskritabschnitten  stimmen. 
Es  konnte  sich  also  nicht  um  eine  stückweise  dem  Original  folgende 
oder  vorangehende  Übersetzung  ins  Ostturkestanische  handeln.  In 
5  der  Verlegenheit  bat  ich  Dr.  Watanabe,  mir  probeweise  eine  chinesische 
Übersetzung  der  genannten  Prajnäpäramitä  —  wir  wählten  diejenige 
Bodhiruci's  —  ungekürzt  auf  deutsch  zu  diktieren.  Und  da  fanden 
sich  denn  fast  genau  an  denselben  Stellen,  wo  auf  den  Petersburger 
Blättern  ostturkestanische  Abschnitte  eingelegt  sind,  entsprechende 
10  Einschübe,  die  jeweils  eine  Anpreisung  des  vorher  beendigten 
Abschnittes  enthalten  und  mit  variierendem  Detail  immer  wieder  in 
der  Hauptsache  Folgendes  besagen : 

Als    der    Herr    diesen    dharmaparyäya    gepredigt    hatte,    da 
sagte  er  wieder  zu  Yajrapüni  bodhisattva:  o  Vajrapäni,   wenn 

15  man    diesen Prajnäpäramitä-dharmaparyäj'a    hört    und 

im  Gedächtnis  behält,  dann  geht  es  einem  gut. 
Eine  weitere  chinesische  Fassung  wies  an  denselben  Orten 
ähnliche  und  außerdem  an  zahlreichen  andern  Orten  entsprechende 
Einlagen  auf.  Und  schließlich  ergab  sich  bei  einer  Gesamtvergleichung 
20  aller  vorhandenen  Fassungen  (diejenige  des  Kanjur  habe  ich  erst 
zuletzt,  an  den  bereits  erwähnten  Pariser  Tagen,  studieren  können) 
folgende  Sachlage : 

Die    einfachste    und    ofienbar    ursprünglichste    Fassung    der 
Adhyardhasatikä  Prajiiäpäramitä  enthält  noch  keine  Anpreisungen 
25  der    geschilderten    Art.      Diese    Anpreisungen    stehen    auch    in 

Widerspruch  mit  dem  Titelwort  adhyardhaiatikci  „die  andert- 
halbhundert Gran  then  messende"^);  denn  sie  ei'höhen  —  seien 
ihrer  nun  viele  oder  wenige  —  den  Umfang  weit  über 
150  Granthen  hinaus.  Das  Original  der  genannten  Fassung 
30  ist    jetzt    größtenteils    zur    Stelle    in    den    Sanskritabschnitten 

unserer  Petersburger  Blätter. 

Alle     chinesischen     Übersetzer    (Hiuenthsang     um     660, 
Bodhiruci  um   700,    Vajrabodhi  um   730,    Amoghavajra 
um  750,    Dänapäla   um  1000)    bieten  Fassungen,    die    ent- 
35  weder  bloß  gewissen  oder  der  Reihe  nach  allen  Abschnitten 

Anpreisungen  anhängen.  Und  zwar  stimmen,  was  die 
Zahl  und  die  Stelle  solcher  Einschübe  betriö't ,  Bodhiruci, 
Amoghavajra  und  Dänapäla  sehr  nahe  mit  unserm  aus  Sanskrit 
und  Ostturkestanisch  bestehenden  Gemisch  überein,  während 
40  dagegen    Hiuenthsang     und    Vajrabodhi    zusammen    mit    der 


1)  Bei  Nanjio  steht  im  gleichen  Sinne  überiiU  ,ardhasatik  ä".  Auch 
^lanu's  Gesetzbuch  sclieint  an  zwei  Stellen  (VIII  2G7  und  311)  „ardhasata"  für 
,150"  zu  bieten.  Korrekt  ist  in  unserm  Fall  zweifellos  adhyardha-,  nicht 
ardha-.  Da  im  Kanjur  die  Sanskrittitel  fast  durchgängig  irgendwie  entstellt 
bind,  so  wird  man  sich  nicht  wundern,  wenn  adhjiardlui-  daselbst  —  mindestens 
im  Pariser  Exemplar  —  als  (idardha  erscheint  (Leon  Feer  p.  201  teilt  bloß 
die  tibetische  Umschreibung  des  Titels  mit).  —  Eine  wirkliche  ardhasatikä  Pr° 
(also  eine  in  50  Granthen)  liegt  vor  bei   Feer  p.  201  f.  und   bei  Nanjio  No.  879. 


Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von   Ostturkestan.       87 

tibetischen  Übersetzung  abseits  stehen.    Inhaltlich  haben 
die    Einschübe    sowohl    in    den    einzelnen    chinesischen    Über- 
setzungen   wie    im   Tibetischen    und    im  Ostturkestanischen   je 
ihr   besonderes  Gepräge.      Die    ostturkestanische  Formulierung 
zum  Beispiel  weicht  dadurch  von  allen  übrigen  Formulierungen    5 
ab.  daß  sie  jede  Anpreisung  einrahmt  durch  zwei  Sätze,  denen 
weder  im  Ciainesischen   noch   im  Tibetischen  etwas  entspricht. 
Daß    diese    umrahmenden   Sätze    von    dem   jeweils  dazwischen- 
stehenden  Zusammenhang  abzutrennen  seien  und  nur  dieser  mit 
den  chinesischen  und  tibetischen  Anpreisungsstellen  verglichen  10 
werden  dürfe,  wurde  mir  klar,  als  ich  in  einer  guten  Stunde 
gewisse  Worte   jener  Sätze   als    Ordinalzahlen    erkannte^). 
Zu    erwähnen    bleibt,    daß    in    den   verschiedenen  Fassungen 
der  Adhyardhasatikä  Prajnäpäramitä    außer    den   geschilderten 
Diiferenzen  noch  mehrere  andere  auftreten.    Beispielsweise  steht  15 
im  Sanskrit  hinter  jedem   Abschnitt  eine  mystische  Silbe,    die 
Hiuenthsang  ignoriert,  w'ährend   die  andern  chinesischen  Über- 
setzer ebenso   wie    auch    der    tibetische    daraus  jedesmal  einen 
vollen  Satz  —  die  einen  diesen,  die  andern  jenen  —  gestalten, 
welcher,  wenn  eine  Anpreisung  vorhanden  ist,  erst  hinter  dieser  20 
angebracht    wird    (nur  Amoghavajra    fügt  die  letzten  drei  be- 
züglichen Sätze  zusammen  gleich  unmittelbar  hinter  dem  voran- 
gehenden entsprechenden  Satze  ein).    Weiteres  ist  aus  der  um- 
stehend   folgenden    Konkordanz    zu    entnehmen ,    zu    deren   Er- 
möglichung  ich  die  Abschnitte  der  einzelnen  Fassungen  —  die  25 
tibetische    konnte    hier   nicht   mehr   berücksichtigt  werden  — 
überall  nach  bestem  Ermessen  numeriert  habe-). 
Schließlich   hat  sich  herausgestellt,    daß  von  der  Hörnle'schen 
Sammlung    her    die    besprochenen    15    Blätter    zwei    Ergänzungen 
erhalten:    es  sind  dies  zwei  ganz  gleich  gestaltete,  also  vermutlich  30 
von    unter    sich    benachbarten    und    denselben    Schädigungen    aus- 
gesetzt gewesenen  Blättern  übriworebliebene  Bruchstücke,  die  je  etwa 
den  dritten  Teil  eines  Blattes  ausmachen  und  dabei  die  Blattanfänge 
mitenthalten.       Bloß    weil    eine    durch    die    Samghätasütra-Blätter 
gesicherte  Silbenreihe  vom  letzten  der  15  Petersburger  Blätter  auf  35 
das  eine  Hörnle'sche  Fragment  hinüberleitet,  konnte  der  Zusammen- 
hang   offenbar   werden ;    denn    eine  Sanskritstelle  findet  sich  weder 
auf  jenem  Petersburger  Blatte  noch  auf  den  beiden  Bruchstücken, 
und    die    einzicf    auf   dem    zweiten   der  beiden  Fragmente  erhaltene 
Paginierung  ist  geeignet,  auf  einen  Irrweg  zu  führen.  40 


1)  Diese  Ordinalzahlen  lauten  (im  Nominativ) : 

padauysye   ^der  erste" ipühye  „der  fünfte*  Itcahaulasamye  „der  vierzehnte"' 

sye   „der  zweite"  ksomye   „der  sechste"  panijsüsamye   „der  fünfzehnte" 

didye   „der  dritte"  haudamye   „der  siebente"  ksasamye   „der  sechszehnte", 

tcüramye  „der  vierte"  1 

2)  Bei  der  ostturkestanischen  Fassung  sind  die  auf  die  Sanskrit-Abschnitte- 
entfallenden  Nummern  in  eckige  Klammern  gesetzt. 


88       Leumanii,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von   Ostturkestan. 


Vergleichende  Inhaltsangabe  zu  sieben  Fassungen  der 
Adhyardhasatikä  Praj näpäramitä. 


Inhalt  oder 
Stichwort 

Sanskrit- 
Fassung 

Ostturk. 
Fassung 

Bodhir.'s 

Fassung 

N.  18 

Danap.'s 

Fassung 

N.  802 

.so« 

SS-: 

Vajrab.'s 
Fassung 
N. 1033 

Iliuentlis.'s 

Fassung 

N.  Ij 

Einleitung 

Einleitung 

[1] 

1 

1 

1 

1 

1 

fbodhisattva-pada 

I 

[2] 

2 

2 

2     \ 

2 

2 

lAnpreisung;  hüm 

3 

3      ! 

3 

3 

3 

3 

/"mahäbodhi 

11 

[4] 

4 

4 

4 

4 

4 

l Anpreisung;   am 

5 

5 

5 

5 

5 

5 

faprapaiicatä 
lAnpreisung;  hüm 

III 

[6] 

G 

6 

6 

6 

6 

7 

7 

7 

7 

7 

7 

/visuddhitä 

IV 

[8] 

8 

8 

8 

8 

8 

lAnpreisung;  lirT 

9 

9 

9 

9 

9 

9 

/däna 

V 

[10] 

10 

10 

10 

10 

10 

'Anpreisung;  träin 

11 

11 

(niudrä 

VI 

[11] 

11 

11 

11 

12 

12 

lAnpreisung;  am 

12 

12 

12 

12 

13 

13 

(sünya  &c. 

VII 

[13] 

13 

13 

13 

,     14 

14 

(Anpreisung;  airi 

15 

15 

fpravesa 

VIII 

[14] 

14 

14 

14 

16 

16 

lAnpreisung;  ram 

17 

17 

fpüjä 

IX 

[15] 

/15 

15 

15 

'   (18 

18 

lAnpreisung;  aum 

1 

ll6 

'   ll9 

19 

Jkrodha 

X 

[16] 

17 

16 

16 

20 

20 

(Anpreisung;  kah 

21 

21 

fsarvadharmatä 

i       XI 

'    [17] 

18 

17 

17 

1     22 

22 

lAnpreisung;  hrT 

1 

23 

23 

(Samantabhadra 

1      XII 

[18] 

19 

18 

18 

24 

24 

lAnpreisung;  tri 

25 

25 

bhyoxni, 

}- 

svämXIV    häXV 

/ananta  «S:c. 

XIII 

[19] 

20 

19 

20 

'     26 

26 

(Anpreisung;  bhyo 

20 

21 

20 

21 

27 

27 

siddhi;  sväin 

XIV 

[21] 

22 

21 

22 

,     28 

28 

5   Strophen;  liä 

XV 

[22] 

23 

22  in  Prosa 

23 

1     29 

29  in  Prosa 

25   Mantra-liufe 
3  Mantra-Kufo 

23 

30 

30 

Anpreisung 

23 

24 

24 

31 

31 

Gesamtanpreisung 

24 

25 

25 

24 

i     32 

32 

(Schluß 

Schluß 

[25] 

26 

26 

25 

33 

33 

4   Strophen 

26 

Leumann,   Über  die  einheimischen  Sivachen  von  Ostturhestan.       39 

Unter  den  weniger  umfänglichen  Textresten,  die  mir  entcrecren- 
traten,  sei  vor  allem  einer  genannt,  den  die  Hörnle'sche  Sammlung 
lieferte.  Von  einem  16  zeiligen  Blatte  bot  sie  die  rechte  Hälfte, 
mit  der  sich  nachträglich  zwei  kleine  Stücke  als  Bestandteile  der 
linken  Hälfte  in  Zusammenhang  bringen  ließen.  Bereits  das  Format  5 
der  rechten  Blatthälfte  mit  seinen  16  Zeilen  hatte  erkennen  lassen, 
daß  die  Spur  eines  weitschichtig  angelegten  Werkes  vorliege  (denn 
im  allsremeinen  wählten  die  Schreiber  das  Format  um  so  größer, 
je  größer  der  Text  war),  es  konnte  also  nicht  überraschen,  als  das 
eine  der  beiden  linken  Blattstücke,  indem  es  glücklicherweise  die  1.0 
Pa^inierung  in  Sicht  brachte,  dabei  die  hohe  Zahl  611  aufwies. 
Auf  Grund  einiger  Sanskritworte  ergab  sich  ferner  als  Inhalt  der 
Zeilen  6 — 16  des  Blattes  eine  Erörterung  über  die  sechs  ersten 
der  32  Merkmale  Buddha's,  wobei  eine  Reihenfolge  vorausgesetzt 
wird,  die  eher  mit  dei'jenigen  des  Dharmasamgraha  als  mit  der  15 
umgekehrt  angeordneten  der  Mahävjutpatti  übereinstimmt.  Die 
Veranlassung  dafür,  warum  solche  Erörterungen  nicht  selten  in  der 
nordbuddhistischen  Litei'atur  angetroffen  werden,  liecrt  in  Folc^endem : 
Jinisten  wie  Buddhisten  schreiben  auf  Grund  der  gemeinindischen 
Anschauung,  daß  ein  großer  Mann  auch  in  seiner  äußern  Erscheinunsf  20 
bedeutende  Merkmale  zeige,  dem  Stifter  ihrer  Religion  eine  gewisse 
Summe  von  Merkmalen  zu^).  Nur  die  Buddhisten  sind  aber,  ent- 
sprechend ihrer  Neigung,  sich  in  Phantasien  über  die  Vorgeburteu 
ihres  Stifters  zu  ergehen,  darauf  verfallen,  seine  Merkmale  je  als 
Nachwirkungen  besonderer  Verdienste,  die  er  sich  in  jenen  Vor-  25 
geburten  erworben  habe,  aufzufassen.  Natürlich  stimmen  bei  dieser 
moralischen  Herleitung  der  Merkmale  die  verschiedenen  Autoritäten 
vielfach  nicht  miteinander  überein.  Indem  nun  unser  Blatt  bei 
der  Behandlung  des  zweiten  Merkmals  den  Genitiv  mürüpyataräim, 
der  vom  erstuntersuchten  Samgrhätasüti'a  -  Blatte  aus  mit  skt.  30 
matäintroli  gleichgestellt  werden  kann,  aufwies,  zeigte  es  sich,  daß 
hier  offenbar  jenes  Merkmal  darauf  zurückgeführt  wurde,  daß  Buddha 
in  frühern  Daseinsformen  Vater  und  Mutter  geehrt  habe.  Und 
hiedurch  wie  noch  durch  ein  paar  weitere  Indizien  solcher  Art 
ward  es  möglich,  unter  mehreren  Stellen  ähnlichen  Inhaltes,  die  35 
meinem  freundlichen  Helfer  beim  Nachforschen  im  Chinesischen 
unter  die  Augen  kamen,  die  vielleicht  genau  entsiJrechende  zu  be- 
stimmen. Aber  nicht  nur  das.  Da  es  die  B  0  d  h  i  s  a  1 1  v  a  b  h  ü  m  i 
ist,  auf  die  man  geführt  wurde,  also  ein  Werk,  dessen  Sanskrit- 
Original  in  einem  Unicum  von  Cambridge  vorliegt,  so  konnte  auch  40 
der  dem  Blatte  möglicherweise  zugrunde  liegende  Sanskrit-Zusammen- 
hang  zur  Stelle  geschaö't  werden ;  es  ging  dies  umso  leichter,  weil 
vor    einigen    Jahren    Dr.  Wogihara    (worüber   auf   Band  58    dieser 


1)  Die  jinistischen  findet  mau  geschildert  in  Aupapätika-sütra  §  16;  von 
den  buddhistisclien,  deren  Zahl  immer  auf  32  angegeben  wird,  gibt  es  zahlreiche 
Aufzählungen. 


90       Leumann,   über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturkestan. 

Zeitschrift  p.  451 — 45-4  verwiesen  sei)  von  dem  genannten  Unicum 
ein  Transkript  in  zwei  Exemplaren  angefertigt  hat,  deren  eines  an 
Bendali  und  weiterhin  an  de  la  Vallee  Poussin  überging  (vgl.  hiezu 
Museon  N.  S.  vol.  VI  p.  39). 
5  Wenn   ich   die   drei   in  Rede  stehenden  Fragmente  einstweilen 

nur  mit  geringem  Vertrauen  der  Bodhisattvabhümi  zuweise,  so  hängt 
dies  an  zwei  Schwierigkeiten.  Erstens  bleibt  noch  zu  untersuchen, 
ob  auch  die  Zeilen  1 — 5  mit  dem  Sanskrit  in  Einklang  stehen; 
zur  Zeit  bemerke  ich  noch  keine  Übereinstimmung,  kann  aber  auch 

10  die  Möglichkeit  einer  solchen  nicht  unbedingt  ablehnen.  Zweitens 
ist  die  Bodhisattvabhümi  trotz  ihres  beträchtlichen  Umfangs  nicht 
so  gi'oß,  um  im  Ostturkestanischen  mehr  als  etwa  350  Blätter  von 
der  gegebenen  Art  zu  füllen.  Diese  zweite  Schwierigkeit  würde 
aber    für    sich    allein   Niemanden    beunruhigen    müssen.      Denn    die 

15  Bodhisattvabhümi,  obschon  selbständig  vorkommend,  bildet  in  Wahr- 
heit einen  Bestandteil  des  großen  yogäcä.rabhümi-sästra,  und 
so  mag  man,  wenn  die  von  den  32  Merkmalen  Buddba's  handelnde 
Stelle  auf  einem  611.  Blatte  beginnt,  annehmen,  daß  die  bezügliche 
Handschrift    zu    einem  Korpus   gehört   habe,    das    die   Übersetzung 

20  jenes  umfassenderen  Werkes  enthielt.  Von  Asaiiga  stammend,  hatte 
dasselbe  einer  bei  Naniio  verzeichneten  Angabe  zufolge  im  Oi'iginal 
einen  Umfang  von  40000  Granthen  (zu  32  Silben),  und  ziemlich 
der  gleiche  Umfang  ergibt  sich  für  die  ostturkestanische  Über- 
setzung, wenn  man  ihn  von  unserm  Blatte  aus,  das  in  vollständigem 

25  Zustande  etwa  20  Granthen  enthalten  hat,  berechnet  unter  Berück- 
sichtigung dessen,  daß  im  Chinesischen  das  dem  ganzen  Blatte  ent- 
sprechende  Stück  etwa  den  2000 sten  Teil  des  vollen  Wei-kes  aus- 
macht. Zwar  kann  nun  auch  in  einer  das  Yogäcärabhümi-sä,stra 
umfassenden  Kollektivhandschrift  sowenig  wie  in    einer    die   Bodhi- 

30  sattvabhümi  herausgreifenden  Teilhandschrift,  wenn  auf  ein  Blatt 
durchschnittlich  20  Granthen  entfallen  sollen,  bei  einer  von  Anfang 
an  fortlaufenden  Paginierung  das  611.  Blatt  von  Buddha's  Merk- 
malen gehandelt  haben;  vielmehr  würde  erst  etwa  das  1000.  Blatt 
bis  zu   diesem  Inhalt  vorgerückt  sein.     Allein  es  ist  ohne  weiteres 

35  klar,  daß  das  handschriftliche  Korpus,  von  dem  wir  reden,  kaum 
eine  einmalige  Paginierung  bis  zu  Ende  durchgeführt  hätte,  sondern, 
wie  das  in  Indien  bei  übergroßen  Werken  der  Fall  zu  sein  pflegte, 
in  einige  Teile  zerfallen  wäi'e,  die  je  eine  besondere  Blattzählung 
gehabt    haben  würden.     Eine  solche  Zerlegung  zeigt  sich  auch  bei 

40  der  chinesischen  Übersetzung :  z.  B.  verteilt  die  Tokio- Ausgabe  das 
Ganze  auf  fünf  besonders  paginierte  Bände  (XVIII  1 — 5).  Und  mit 
der  tibetischen  Übersetzung  wird  es  ähnlich  bestellt  sein.  All  diese 
Zerlegungen  in  den  Handschriften  und  Ausgaben  waren  auf  eine 
gewisse  Willkür   angewiesen,    da   die  Gliederung   des  Textes  selbst 

45  nur  nebenbei  zum  Maßstab  genommen  werden  konnte :  er  besteht 
nämlich  aus  fünf  t;anz  ungleichen  Teilen,  deren  erster  reichlich  die 
Hälfte  ausmacht,  während  der  dritte  und  vierte  verschwindend  klein 


Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  OstlurJcestan.       91 

sind.i)     Am  wahrscheinlichsten  ist,  daß  im  gedachten  Korpus  eine 
Handschrift  I  von  zirka  400  Blättern  soweit  reichte  wie  der  erste 


1)  Obige  Ausführungen  ruhen  großenteils  auf  einem  Iudex  zu  den  ge- 
nannten fünf  Tokio-Bänden,  den  mir  Dr.  Watanabe  freundlichst  diktiert  hat. 
Dieser  Index  dürfte  zur  weitern  Verdeutlichung  der  Sachlage  dem  Leser  nicht 
unerwünscht  sein,  weshalb  ich  ihn  hier  folgen  lasse.  Man  ersieht  aus  demselben,  wie 
Asaüga  als  großer  Systematiker  die  ganze  Dogmatik  vom  Gesichtspunkte  der  geist- 
lichen Abgestuftheit  aus  behandelt.  Er  unterscheidet  dabei  17  Stufen  {bhümi's)  vom 
bloßen  rijnäna  an  bis  zu  dem  Zustand,  wo  kein  harman-Yiest  mehr  vorhanden 
ist.  Nachdem  er  im  ersten  Teil  seines  Kompendiums  der  Reihe  nach  die 
17  Stufen  geschildert  hat,  bespricht  er  sie  von  Neuem  in  den  folgenden  Teilen 
des  Werkes,  doch  so,  daß  bloß  im  zweiten  Teil  noch  deutlich  die  Reihenfolge 
beibehalten  wird.  Von  Buddha's  Merkmalen  ist  insofern  die  Rede,  als  sie  die 
Nachwirkungen  der  Verdienste  sind,  die  sich  Buddha  als  Bodhisattva  er- 
worben hat;  daher  gehört  die  bezügliche  Erörterung  der  Bodhisattva-bhümi  an, 
wo  sie  das  letzte  Kapitel  des  dritten  yogasthäna  bildet.  Die  in  runden  Klammern 
stehenden  Zahlen  sagen,  in  wie  viele  Kapitel  die  jeweiligen  Abschnitte  zerfallen. 


Erster  Teil:  mula-bhumi-varga 

1.  paficavijnänakäya-bhümi  (1) 

2.  raano-bhümi  (3) 

3.  savitarkavicära-bhümi"! 
kevalavicära-bhümi      >  (7) 
avitarkavicära-bhümi  J 
samähita-bhümi  (3) 

asamähita-bhümi  (1) 

.  cittäcitta-bhümi  (1) 

srutamaya-bhümi  (3) 

11.  cintämaya-bhümi  (4) 

12.  bhävanämaya-bhümi  (1) 

13.  Srävakabhümi 
Erstes  yogasthäna  (3) 

Zweites         „  (4) 

Drittes  ^  (3) 

Viertes  „  (2) 

14.  pratyekabuddha-bhümi  (1) 

15.  B  odhisattvabhümi 


4. 
5. 
6. 


10. 


-  5i 
-16l 

-43' 


-  P  a 

— o6e 

—56^ 
—69^ 

-90fo 


X 

(■T3 


-95 

-23 
-43 


1.  adhara-yogasthäna  (18) 

2.  ädhäri\nudharma-yog°  (4) 

3.  ädhäranisthä-yogasth^  (5) 

1.  ädhäränukrama-yogasth°(l) 

16.  sopadhisesa-bhümi  (1) 

17.  nirupadhisesa-bhümi  (1) 


-96 


h 


-38,- 
-48'\ 
-49'^ 
—49^ 
-50  i 


Zweiter  Teil:  nairvedika-samgraha-varga 

1.  paucavijriänakäya-bhümi  (7)        — 

2.  savitark'ädi-bhümi  (4)  < 


3.  samähita-bhümi  (2) 

4.  asamähita-bhümi  (1) 

5.  citta-bhümi  (1) 

6.  acitta-bhümi  (1) 

7.  srutamaya-bhümi  (1) 

8.  cintämaya-bhümi  (2) 

9.  bhävanämaya-bhümi  (1) 

10.  srävaka  bhümi  (5) 

11.  bodhisattva-bhümi  (9) 

12.  söpadhisesa-Dirupadhis°-bh°  (1) 
Dritter  Teil :  vyäkhyä-saingraha-varga 

ohne  Einteilung  —     8 

Vierter  Teil:  parySya-samgraha-varga 


82^5 

964. 

-b 

«10 

lOjL 

13 

11^ 

■* 

ll'' 

1— ( 

> 

12i^, 

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'  3 

^h% 

55 

.2 

25^ 

13 

0 

< 

«»/o 

07  a 

^'  d\ 

12 


40; 

Gl, 


ohne  Einteilung  —   18 

Fünfter  Teil :  vastu-samgraha-varga 
1.  sütra-vastu 

1.  caryä-saingraha  (4)  — 

•2.  sthäna-samgraha  (4)  — 

3.  pratltyädi-samgraha  (4)  — 

4.  bodhyaüga-samgraha  (2)  — 

2.  vinaya-vastu 
1    säinänya  (1) 

2.  visesa  (1) 

3.  mätrkä-vastu  (1) 


19 


a 

'IS 
a 
17 

Sil) 
93^ 


—  99o 
-101? 
-103i\ 


2 

o 


92        Leumann,   Über  die  miheimischen  Sprachen  von  Ostturkestan. 

Banä  der  Tokio-Ausgabe  und  daß  dann  eine  Handschrift  II  von 
zirka  640  Blättern  den  ersten  Teil  des  Werkes  zu  Ende  führte, 
worauf  alles  Übrige  folgen  mochte  in  zwei  weitern  Handschriften 
(III  und  IV)    von    zusammen    ebenfalls    etwa    1000  Blättern.     Eine 

5  zweite  Möglichkeit  würde  darauf  hinauslaufen,  daß  von  den  ver- 
muteten  Handschriften  I — IV  sozusagen  bloß  die  Handschrift  II 
vorhanden  gewesen  wäre.  Diese  würde  nämlich  fast  nichts  weiter 
enthalten  haben  als  die  beiden  Hauptabschnitte  aus  dem  ersten  Teil 
des  Werkes:  die  Srävaka-bhümi  und  die  Bodhisattva-bhümi. 

10  Da  nun  der  letztere  Abschnitt  im  Sanskrit  und  im  Chinesischen 
isoliert  vorkommt,  so  mögen  ebensogut  auch  beide  zusammen  eine 
Separathandschrift  gebildet  haben.  Gleichviel,  ob  nun  ein  Korpus 
von  vier  Handschriften,  das  die  Übersetzung  des  ganzen  Yogäcära- 
bhümi-sästra  enthielt,    oder  nur  eine  Einzelhandschrift,    in  der  die 

15  beiden  Hauptabschnitte  jenes  Werkes  übersetzt  waren,  vorhanden  ge- 
wesen ist,  im  einen  wie  im  andern  Fall  könnte  unser  Blatt  ein 
Überbleibsel  darstellen,  das  mit  seiner  Paginierung  sich  an  passender 
Stelle  einfügen  ließe. 

Wiederum  als  die  Spur  eines  größern  Werkes  erwiesen  sich  ein 

20  Blatt  8  und  ein  Blatt  171  der  Hörnle'schen  Sammlung.  Auf  ersterm  war 
in  sanskritisch  klingenden  Ausdrücken  die  Rede  von  Bergen  und  Meeren, 
Göttern  und  Halbgöttern,  schließlich  vom  Licchavi  Ratnäkara.^)  Ein 
cfünsticrer  Zufall  hätte  mich  hier  selber  auf  das  Werk  führen  können, 
obschon  es  im  Sanskrit  verloren  ist.     Denn  eine  vom  Chinesischen 

25  aus  angefertigte  Übertragung  desselben  ins  Englische  ist  mir  vor 
mehreren  Jahren  oft  durch  die  Hände  gegangen;  doch  haftete  zu 
wenig  davon  im  Gedächtnis,  so  daß  wieder  Dr.  Watanabe  der  glück- 
liche Finder  wurde :  es  zeigte  sich,  daß  die  Blätter  aus  einer  Hand- 
schi'ift  stammen,  die  das  Vimalakirtinirdeöa-sütra  enthalten  hat. 


1)  Man  liest  z.  B.  gyasta  nUga  aysura  ggaruda  hinnara  mahoratünu, 
was  deutlich  die  Wiedergabe  von  deca-nägäsura-garudn-kimnara-mahoragänüm 
darstellt,  weshalb  bereits  Dr.  Konow,  der  im  Sommer  1906  als  Erster  die 
Hörnle'schen  Materialien  untersuchte,  auf  die  Gleichung  gyasta  =  deva  geführt 
wurde.  Während  Dr.  Konow  aber  das  Wort  gyasta  wie  überhaupt  unsere 
Sprache  —  in  Übereinstimmung  mit  Hör  nie  und  Stein  —  ans  Tibetische 
anschließen  zu  müssen  meinte,  erinnerte  Sieg  an  persisch  yazata,  und  dieser 
Gedanke,  den  man  mir  nach  Erscheinen  von  Band  61  p.  657  7-i2  brieflich  mitteilte, 
wurde  mir  überzeugend ,  sobald  ich  im  Verlauf  der  Untersuchungen  erkannte, 
daß  g  im  Ostturkestanischen  nicht  als  Media,  sondern  fast  nur  als  Spiritus 
1  e  n  i  s  aufzufassen  sei.  Sonach  tritt  an  Stelle  dessen,  was  ich  in  den  angegebenen 
Zeilen  vermutungsweise  zu  äußern  wagte,  das,  was  inzwischen  F.  W.  K.  Müller 
in  der  eingangs  erwähnten  Abhandlung  p.  958-''  ausgesprochen  hat:  gyastänu 
gyasta  halysa  heißt  wörtlich  ,der  Götter  Gott  Buddha"  und  entspricht  dem 
uigurischon  tüngri  tängrisi  /mr^an,  in  den  ersten  beiden  Worten  überdies  dem 
für  das  Sanskrit  von  der  Mahävyutpatti  verzeichneten  Buddha-Epithet  derätideva. 
Ich  füge  Viei,  daß  aus  zwei  Petersburger  Jriänölkadh.^raiü-Blättern  noch  ^v'Ts/fT- 
vfira  hinzukommt,  das  ohne  Zweifel  die  Übersetzung  von  devajnitra  darstellt; 
■viira  ist  die  postvokalisch  entstandene  Erweichung  von  2^^'>'a,  welches  irgend- 
wie ^wahrscheinlich  als  persisches  Lehnwort)  auf  urarisch  putra  „Sohn" 
zurückgeht. 


Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  OstturTcestan.        93 

Die  Hörnle'sclie  Sammlung  bot  ferner  eine  Gruppe  von  7  und 
eine  von  3  Fi'agmenten,  die  alle  ein  nach  cliinesisclier  Weise  doppelt- 
gelegtes Papier  feinsten  Fabrikates  aufwiesen.  Indem  sich  zwei 
der  letztern  Fragmente  an  zwei  der  erstem  anfügen  ließen ,  er- 
gaben sich  im  ganzen  acht  in  den  Konturen  mit  einander  ziemlich  j 
übereinstimmende  Drittelblätter.  Was  Vorder-  und  Rückseite  sei, 
wurde  klar  durch  die  auf  zwei  Seiten  sich  verteilende  Zahlenfolge 
4 — 6 — 9.  Und  die  vorhandenen  Namen  ^Marijusrl  (geschrieben 
Mal^ni^ayusri),  Drdhamati,  Subküti  und  Süramgama  führten  auf 
die  Vermutung,  daß  es  sich  um  das  Süramgamasamädhi-io 
sütra,  das  im  Sanskrit  wieder  verloren  ist,  handle.  In  der  Tat 
zeigte  eine  durch  Dr.  Watanabe's  Entgegenkommen  ermöglichte  Kon- 
sultierung  der  chinesischen  und  eine  später  in  Paris  vor- 
genommene Vergleichung  der  tibetischen  Übersetzung  dieses 
Textes,  daß  darin  Stellen  zu  finden  sind,  die  den  acht  Drittelblättern  ij 
entsprechen  müssen,  und  somit  ließen  sich  diese  in  die  richtige 
Reihenfolge  bringen  und  nutzbar  machen.  Unter  anderm  ergab 
sich,  daß  inahäkälscwä ,  was  ich  schon  von  Anfang  an  vermutet 
hatte ,  =  MaIiäKäsi/a2Jak  sei  und  daß  das  Ostturkestanische  den 
männlichen  Vokativ  auch  von  Namen ,  die  nicht  auf  a  endigen,  20 
stets  auf  a  (bei  2-Stämmeu  auf  i/a^  bei  /-Stämmen  auf  bloßes  a) 
ausgehen  lasse,  so  daß  es  Ma\iii]nyusrya  und  Subhüta  heißt,  wozu 
aus  der  Adhyardhasatikä  Prajnäpäramitä  noch  der  Vokativ  Vajra- 
päna   „0  Vajrapäni"   tritt. 

Die  soeben  besprochenen  Fragmente  hatte  ich  mit  geringer  25 
Zuversicht  zur  Hand  genommen.  Dagegen  hob  ich  aus  den  ver- 
schiedenen Lagen  der  Hömle'schen  Bestände  15  andere  Blattstücke 
voller  Hoifnung  heraus,  weil  sie  im  ganzen  wohl  etwa  dreimal  so 
viel  Inhalt  zu  bieten  versprachen.  Doch  kam  es  hier  zu  einer 
Enttäuschung.  Daß  die  15  Stücke  irgendwie  zusammengrehören  30 
würden,  zeigten  Papier,  Schrift  und  Zeilenabstand.  Offenbar  lagen 
da  Reste  einer  und  derselben  Handschrift  vor;  ja  weil  auf  den 
beiden  kleinsten  Stücken  die  Blattzahlen  424  und  425  zu  lesen 
waren ,    so   durfte  man  annehmen ,    daß  sich  die  ganzen  Fragmente 

7  Joe 

ungefähr    auf   die    Blätter    420 — 430    der   vermuteten    Handschrift  3.5 
verteilen  würden.    Es  gelang  auch,  sieben  Stück  zu  zweit  oder   zu 
dritt  aneinanderzufügen    und    sowohl   ihnen  selbst  wie  den  übrigen 

o  o 

genau  die  Stelle  anzuweisen ,  die  sie  innerhalb  der  vollen  Blätter 
eingenommen  haben  müssen.  Zum  Teil  ergab  sich  selbst  die  Reihen- 
folge dieser  Blätter,  indem  nämlich  neben  ein  paar  isolierten  Ziflern  -lo 
solche  vorkamen,  die  sprungweise  von  9  bis  (4)7  führten.  Ferner 
zeigte  sich,  daß  die  Abschnitte,  die  dm-ch  diese  Zahlen  abgegrenzt 
werden,  wechselnde  Größe  haben,  also  in  Prosa  abgefaßt  sind.  All 
das  wurde  offenbar;  aber  weil  der  stereotype  Anfang  der  Abschnitte 
—  er  lautet  mit  geringen  Abweichungen :  tta  pätcu  vä  balysü  -»5 
navüysai  perä  §sau  hirä  bus^te  —  sowie  das  Übrige  nur  ganz  im 
allgemeinen  erkennen  ließ,  daß  vom  Bodhisattva  gehandelt  werde, 


94       Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturkeatan. 

so  konnte  ich  für  Dr.  Watanabe  keine  Angaben  zusammenstellen, 
die  geeignet  gewesen  wären,  ihn  auf  die  Spur  des  zugrunde  liegenden 
Textes  zu  führen.  Ich  kam  daher  gleichsam  nicht  über  die  bloße 
Durchpflügung   des  Grundes    hinaus    und    muß    abwarten ,    ob    dem 

5  Boden  mit  der  Zeit  durch  geeignete  Kenntnisse,  die  wie  Sämei-eien 
wirken  würden,  ein  Fruchtertrag  sich  werde  abringen  lassen. 

Auch  von  einigen  weitern  Stücken,  deren  Identifizierung  vor- 
läufig nicht  hat  gelingen  wollen,  mag  noch  gesprochen  werden. 
Da  mühte  ich  mich  z.  B. ,   ohne    einen    genügenden  Erfolg  zu 

10  erzielen,  an  zwei  Hörnle'schen  Blättern,  deren  jedes  links  ungefähr 
den  dritten  Teil  eingebüßt  hat  und  die  beide  im  Vei'ein  mit  zwei 
kleinen  Blattstreifen ,-  welche  sich  zusammenfügen  lassen ,  zu  einer 
großen  Handschrift  gehört  haben  dürften,  die  einen  dogmatischen  In- 
halt hatte.  Das  eine  Blatt  handelt  von  den  vier  o^^ramäna-Tugenden, 

15  indem  es  sie  mit  sanskritischen  Lehnworten  benennt').  Auf  dem 
andern  Blatte  ist  viermal  die  Rede  von  der  slla-päramitä  und  je 
zweimal  vom  srävaka-yäna  und  vom  i:)ratyelcahuddlia-yäna'^). 

Auf  Poetisches  führte  ein  17.  Blatt  der  Hörnle'schen  Sammlung: 
da  waren  annähernd  zehn  vierzeilige  Strophen  zu  lesen,  und  indem 

20  deren  Numerierung  von  61  bis  70  reichte,  wurde  wahrscheinlich, 
daß  es  sich  in  Wahrheit  um  die  Strophen  161 — 170  (genauer  um 
161'' — 171*)  handle,  indem  durchschnittlich  je  zehn  Strophen  ein 
Blatt  beansprucht  haben  würden.  Das  Zeichen  für  100  wäre  einem 
oft  zu  beobachtenden  Brauche  gemäß  weggelassen,  was  um  so  eher 

25  anzunehmen  ist,  als  das  Blatt  auch  die  sonstige  Numerierung  der 
Strophen  mehrfach  abkürzt  (vorhanden  sind  nämlich  bloß  die  Zahlen 
61,  2,  — ,  — ,  — ,  ^%,  7,  68,  — ,  70).  Da  im  übrigen  zahlreiche 
Lehnworte  aus  dem  Sanskrit  den  Inhalt  genügend  festlegen  — 
z.  B.  besagen  die  ersten  drei  Zeilen  von  Strophe  (1)66 : 

30  die  ganze  Welt  ist  bloß  Vorstellung, 

alle  Buddha's  sind  bloß  Vorstellung, 
alle  (Buddha-)Gebiete  sind  bloß  Vorstellung  — , 

so  darf  erwartet  werden,  daß  die  Dichtung,  der  die  zehn  Strophen 

angehören,    mit    der    Zeit    sich   im    Chinesischen    oder    Tibetischen 

35  ei-mitteln  lassen  werde.     Sie  steht,    wie  schon  die  gegebene  Probe 


1)  Diese  Lehnworte  lauten  maitra  haruna  muditta  uviksa.  Dabei  wird 
unter  dem  letzten  Ausdruck,  der  neunmal  wiederkehrt,  stets  von  einer  kursiv- 
schreibenden Hand  in  puristischem  Sinne  die  Silbe  ^)e  angebracht;  denn  im 
korrekten  Sanskrit  heißt  es  bekanntlich,  wie  z.  B.  aus  Mahävyutpatti  G9  zu 
ersehen  ist,  maitrl  harunä  muditä  upeliffU. 

2)  Auch   diese  Ausdrücke  sind   mehr  oder  weniger  dialektisch  entstellt. 
Im  Sinne    eines    noch    zu    bestimmenden  Kasus    von    ])äramitä  liest  mau 

pärämetä,  im  Sinne  eines  andern  ^;f7r(7TOa?/rtM. 

Für  ärävuka  steht  sävaga ,  beidemal  von  der  Kursivhand  durch  untei"- 
geschriebene  Silben  in  srävaka  verbessert. 

Statt  pr(dyckabiiddha  endlich  heißt  es  2^''ftciga-sambu(ldha  und  ^J'"«- 
cl iia-sambuddha ,  wozu  auf  andern  Fragmenten  noch  die  Form  piracya-sain- 
huddha  kommt. 


Leumann,   Über  die  einJieimi'scJien  Sprachen  von  Ostturhestan.       95 

zeigt,  entschieden  auf  dem  Mahäyäna- Standpunkt  und  muß  mindestens 
stellenweise,  wenn  nicht  durchcränsrig,  dogmatischen  Charakter  haben. 
Ihr  Umfang  kann,  dem  Format,  des  vorhandenen  Blattes  nach  zu 
urteilen,  nicht  sehr  oroß  sein.  Vom  Metrum  sei  noch  gesagt,  daß 
die  Zeilen  im  allgemeinen  8 — 10  Silben  haben,  deren  Rhythmus  etwa  5 
folgender  ist:  ^^^    ^    _^    _    :^i^    _    ^ 

Das  gleiche  Metrum  begegnet  bei  Hörnle  auf  einem  50sten 
Blatte.  Hier  reicht  die  wiedei'um  zuweilen  aussetzende  Strophen- 
zählung von  einer  unbestimmten  Dekade  bis  zu  der  um  6  höhern 
Zahl,  und  wenn  man  für  die  fehlende  Dekadenziffer  den  Ausdruck  lo 
X  wählt ,  so  ergibt  sich  für  die  vorhandenen  Strophenzeilen  die 
Bezeichnung  ccO'^ — cc/".  Was  den  in  diesen  Zeilen  gebotenen 
Inhalt  betrifft ,  so  vermag  ich  einstweilen  nur  zu  sagen ,  daß  ein 
paar  Zeiträume,  die  sich  nach  der  Woche  bemessen,  zur  Er- 
wähnung gelangen.  Nachdem  nämlich  in  andern  Fragmenten  außer  i.5 
den  oben  p.  87^  aufgeführten  Ordinalzahlen  einige  höhere  Kardinal- 
zahlen, welche  zeigen,  daß  das  Ostturkestanische  beim  Zählen  von 
21  an  zwischen  Einern  und  Zehnern  das  AVörtchen  .über"  einfügt, 
ei'kannt  waren ,  wurden  hier  vier  aufeinander  folgende  Zeilen 
(x5'' — x6*)  wie  folgt  übersetzbar:  20 

0  yi  hauda  hadä  drjsäre 
0  vätcu  süvarebästä  hadä 
0  pusparedärsä  hadä 

und  Tage  neunübervierzig^) 

Das    genannte    Metrum    zeigt    sich    fei'ner   auf   einem    vierten  25 
Blatte    der    Petersburger    Sammlung.      Zwar    ist    es    hier    weniq- 
kenntlich    gemacht,    so   daß   sich  nur  sagen  läßt,    daß  anscheinend 
außer  zwei  halben  Strophenzeilen  08  vollständige  vorliegen,  denen, 
weil  hinter  der  30 sten  die  Zahl  2  steht,  die  Numerierung  25'= — 34"^ 


und  welche  sieben  Tage 

und  weiter  einsüberzwanzig  Tage 
und  fünfüberdreißig  Tage 


1)  Natürlich  ist  p^''^  (nach  Vokalen  vare)  „über"  gleich  dem  sans- 
kritischen 2^((''^''-^ )  das  aber  im  obigen  Sinne  bloß  in  den  Worten  ^9ft?'a/i-^aff? 
,über  hundert"  und  2Mra]i-sahasrd  „über  tausend"  üblich  geworden  ist,  denen 
sich  in  einer  Satapathabrähmana-Stelle  noch  einige  Augeublicksbildungen  an- 
reihen {paro-vimäd  „über  zwanzig",  para&'-catvöriinsä  „über  vierzig",  para/i- 
sastd  „über  sechzig"  und  2)aro-'ii'äd  „über  achtzig").  All  diese  Sanskrit- 
Komposita  werden  indessen  als  adjektivische  Pliirale  gebraucht.  Enger 
berührt  sich  mit  der  ostturkestanischen  Zählweise  die  Kgveda-Stelle  trimiäti 
trdijdfs  pardh  „zu  dreißig  drei  drüber"  =  33.  Im  Ferneren  gehören  aus  dem 
Sanslirit  wohl  auch  die  Spiolerausdrücke  aksa-pard,  dväpara,  eka-pari  usw., 
die  Lüders  in  seiner  Abhandlung  über  „das  Würfelspiel  im  alten  Indien" 
p.  64  &  37  beleuchtet  hat,  in  unsern  Zusammenhang;  denn  die  Adverbien  auf 
-pari  mögen  in  der  dialektisch-geförbten  Umgangssprache,  aus  der  sie  vermutlich 
stammen ,  in  Wahrheit  die  Endung  -jiarv  gehabt  haben ,  welche  von  den 
Grammatikern  irrtümlich  für  -2)ari ,  das  keinen  geeigneten  Sinn  gibt,  statt  für 
■  -j)aras  gehalten  worden  wäre.  Im  Awesta  erscheint  das  ostturkestanische  j)are 
als  j>ar9  und  ^)«>v7,  und  den  genannten  Zahlausdrücken  ist  da  bloß  der  Kom- 
parativ parö-ar9jastara  „überwertiger"  =  „kostbarer"  zu  vergleichen.  Wie 
oben  2'>«'>'ds  so  wird  im  Slavischeu  bei  den  Zahlen  11  — 19  das  Wörtchen  na 
„auf"    eingefügt. 


96       Leuniann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturhestan. 

zukommen  dürfte.  Die  Dichtung  müßte  dann  auf  der  Rückseite 
des  ersten  Blattes  begonnen  haben.  Sollte  die  erwähnte  Ziffer  2 
keine  Strophenzahl  sein,  so  gilt  —  geringe  Abweichungen  vor- 
behalten   —    entweder    die    vorhin    erschlossene  Numerierung    oder 

ä  aber,  falls  nämlich  vom  ersten  Blatte  auch  die  Vorderseite  be- 
schrieben war,  eine  Xumerierung,  die  um  5  höher  ist  (30° — 39*^). 
Über  den  Inhalt  sei  gesagt,  daß  zahlreiche  oft  bis  fast  zur  Un- 
kenntlichkeit entstellte  Namen  aus  der  Umgebung  Buddha's  er- 
scheinen :   zum  Beispiel  verbergen  sich  in  den  Silben  urbilyahäsa- 

10  vigajakässavinamdahässavu  die  Namen  JJruhilväKüsyapa,  Gayä- 
Käsyapa  und  NadiKäsyapa  ^).  In  der  Hauptsache  handelt  es  sich 
um  kurze  Andeutungen  auf  Vorkommnisse  in  Buddha's  Leben ; 
und  zwar  scheinen  die  Andeutungen  nicht  in  erzählender,  sondern 
in  hymnischer  Form  gehalten  zu  sein. 

15  Ein    kürzeres  Metrum    als    das    geschilderte    begegnet    zufällig 

auf  der  Rückseite  eines  Petersburger  Blattes  der  Adhyardhasatikä 
Prajnäpäramitä.  Man  findet  da  in  kleiner  Schrift  den  Anfang  einer 
Dichtung,  die  wohl  bei  genauerem  Studium  zu  bestimmen  sein  wird. 
Einstweilen  sei  bemerkt,  daß  die  bewußte  Seite,  als  das  Blatt  noch 

20  ganz  war,  nicht  weniger  als  32  Strophen  faßte  und  daß  die  ersten 
beiden  dieser  Strophen  einen  Namaskära  bilden,  in  welchem  außer 
Säkyamunä  (Säkyamuni)  zweimal  ein  Vispasarmä  (Visvasarman) 
ofenannt  wird.  Das  Metrum  besteht  aus  zwei  Hälften,  von  denen 
im  allgemeinen  jede  6  -(-  7  Silben  zählt.    Das  Schema  einer  Hälfte 

25  ist  ungefähr  folgendes: 

[Zwischenhinein  erwähne  ich ,  daß  das  frühere  und  das  vor- 
stehende Metrum  auch  auf  zwei  Blättern  erscheinen,  die  im  Februar 
1908    von  Jerusalem    aus  durch  einen  Russen  unserer  Straßburger 

30  Universitäts-  und  Landes-Bibliothek  zum  Kauf  angeboten  wurden. 
Beide  Metren  sind  da  derart  in  vier  Kolumnen  geschrieben ,  daß 
in  jede  je  ungefähr  die  entsprechenden  Strophen-Viertel  zu  stehen 
kommen.  Am  Schluß  der  vierten  Kolumne,  die  also  lauter  vierte 
Viertel  enthält,  ist  dann  noch  in  den  Zeilen,  wo  der  Platz  gereicht 

35  hat ,  die  Strophen ziffer  angebracht.  Auf  das  eine  Blatt  entfallen 
12  Strophen  der  längern,  auf  das  andere  12  der  kürzern  Art.  An 
Namen  begegnen  Anandi  (=  Änandah)  und  Jamhuüvä  (=  Jam- 
büdvipah),  an  Lehnworten  aus  dem  Sanskrit  z.  B.  Idaisa,  cahkra- 
vartti,  väcätträ,  ssäsanä.] 

40  Auf    mehreren    Hörnle'schen    Stücken ,    die    unter    sich    nicht 

zusammengehören,  wird  das  Ende  jeder  Zeile,  wenn  es  erhalten 
ist  und  den  nötigen  Raum  freiläßt,  durch  eine  Ziffer  gebildet.  Da 
vielfach    zugleich    Andeutungen    gegeben    sind ,    daß    die    fraglichen 


1)  Im  Namen  GoyäKäsyapa  bietet,  wie  ich  vou  Heinrich  Kern  erfahre,  sogar 
auch  das  ostturkestanische  Sanskrit,  nämlich  so  wie  man  es  aus  der  in  Ostturkestnn 
aufgetaucliten  Sanskritversion  des  Saddharmapumlarlka  kennt,  Gajti-  für  Gayä-, 


Leumann,  Über  die  einlieimischen  Sprachen  von  Ostturhestan.       97 

Zeilen  —  die  nach  links  hin  immer  bald  abbrechen  —  in  mindestens 
zwei  Kolumnen  geschrieben  waren,  so  mögen  hier  ursprünsrlich  oft 
Strophen  vorgelegen  haben,  die ' genau  wie  auf  den  beiden  soeben 
in  Parenthese  besprochenen  Blättern  je  eine  vierkolumnige  Zeile 
gefüllt  haben  würden.  Andererseits  dürften  die  in  der  geschilderten  5 
Weise  auf  Ziflern  ausgehenden  Zeileni-eihen  zuweilen  bloße  Listen 
darstellen.  Und  von  einem  Fragment  der  letztern  Art,  das  unter 
Beifügung  von  Ziffern,  ohne  dabei  ein  metrisches  Gefüge  zu  verraten, 
zahlreiche  Büchertitel  aufführt,  muß  nun  zum  Schluß  noch  aus- 
führlich die  Rede  sein.  Zunächst  sei  von  dem  Fragment  links  ein  10 
Transkript  und  rechts  eine  europäische  Fassung  vorgelegt. 


sumattidhärikaprccha       1     I    61.  Sumatidärikä-[pari]prcchä 
s  tiry  aggarbhä  ttrss  atiy  a    2     I    62.  Süryagarbhah,  Trisatikä. 
canäaksaya  ,^3,  täpr      cha      3 

,  .  gganaggarnjavirnalaklrttanirdesä 

.  älistambhäavaivar e 


63 canah,  Aksayamati-[pari]pi;cchä. 

64.  Gaganaganjä,  Vimalakirti-nirdesal.i. 

65.  Sälistambali,  Avaivartacakrah. 

66.  Eatnadärikä-fparij'prcchä. 

67.  &  Susthitamati-[parilprcchä. 
ttatvidarsanäsüträ  ,        8        68.  Tattvadarsana-sütrain. 
svarnottamaprcha    ,        9        69.  Suvarn[aprabhSs]ottama-[pari]prcchä. 
rämär adambharaprcha  70     '•   70 rah,  Märadambara-[pari]prcchä. 


ratnadha..k.prcha  6 

ususthätamataprcha  7 


Die  Liste  bietet,    wie  man  sieht,    tatsächlich  nur  eine  einzicre 
Kolumne ;    allein    es    wird    sich    zeigen ,    daß    ursprünglich    noch 
mindestens  eine  solche  vorangegangen  sein  muß.    Jede  Ziffer  würde 
dai-nach  nicht  bloß  für  einen  oder  zwei  Titel,    sondern  je  für  eine  15 
Titel-Serie  die  Nummer  abgegeben  haben,  und  uns  lägen  auf  dem 
Fragment    immer    nur    die    letzten    Glieder    der    Titel -Serien    vor. 
Nehmen  wir  an,  daß  in  jeder  Zeile  durchschnittlich  vier  Titel  ver- 
loren sind,  so  mögen  wir  die  vorhandenen  mit  e  oder,  wo  es  ihrer 
zwei  sind ,    mit  e  und  f,  also  z,  B.  den  Titel  der  ersten  Zeile  mit  20 
61^,  die  beiden  Titel  der  zweiten  Zeile  mit  62^  und  62^  bezeichnen. 
Um  Verszahlen    könnte    es  sich  bei  der  Numerierung  nur  handeln, 
wenn    etwa   unser    Fragment   aus    der    versifiziei'ten   Fassung    eines 
MahSvyutpatti-artigen    Werkes    stammen    sollte;    denn    bekanntlich 
böte  die  Mahävyutpatti,  wenn  metrisch  redigiert,  eine  ganze  Reihe  25 
von   Strolchen,  die  mit  Büchertiteln  angefüllt  wären. 

Doch,  wie  es  nun  auch  stehen  möge  mit  Umfang  und  Anlaare 
des  Bücherverzeichnisses,  aus  dem  uns  das  Fragment  einen  dürftisren 
Ausschnitt  liefert,  jedenfalls  wird  das  Verzeichnis  gerade  die  Texte 
genannt  haben,  auf  die  in  der  Hauptsache  unsere  ostturkestanischen  30 
Literaturreste  zurückgehen  müssen.  Vorläufig  hat  sich,  wie  oben  p.  92  29 
gesagt  wui'de ,  Einiges  aus  dem  Werke  No.  64*'  nachweisen  lassen. 
Unter  der  als  No.  64®  erscheinenden  Gaganaganjä  ist  offenbar  die 
auf  tibetisch  vorhandene  G  a  g  a  n  a  g  a  n  j  a  -  p  a  r  i  p  r  c  c  h  ä ,  die  mit 
dem  imSiksäsamuccaya  mehrfach  zitierten  Gaganaganja-sütra  identisch  35 
sein  wird ,  zu  verstehen.  Sowohl  aus  China  wie  aus  Tibet  kennt 
man  abgesehen  von  64''  die  Nummern  61%  62  %  63  ^  65  ^^  67«; 
doch  ist  Folgendes  zu  bemerken : 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  7 


98       Leu'inann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von   Ostturkestan. 

Gl".  Die  Sumatidärikä-paripvcchä  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
im  chinesischen  Kanon  vorhandenen  Sumatidärikä'vadäna,  das 
eine  Bearbeitung  des  Sumäsradhä'vadäna  darstellt  und  daher 
von    Dr.    Tokiwai    in    seinen    als  Straßburger  Dissertation    er- 

5  schienenen     „Studien     zum     Sumägadhävadäna"     mitübersetzt 

worden  ist^). 

62®.  Bei  Leon  Feer    begegnen    zwei  Süryagarbha-Texte ,    einer  als 

Vaipulya-sütra   und    einer    als    Prajnäpäramitä.     Da   nun    62^ 

offenbar  eine  Prajnäpäramitä  ist  — -  Näheres  darüber  im  Ver- 

10  lauf  — ,    so  dürfte  man  nach  dem  Sprüchwort   „Sage  mir  mit 

wem    du   gehst  und  ich  will  dir  sagen  wer  du  bist"    62®  für 


1)  Zur    bibliograpliischen  Orientierung    über  das  in  der  genannten  Arbeit 
verwertete  Material  chinesischer  Herkunft  teilt  mir  Dr.  Watanabe  Folgendes  mit. 
Das    Sumägadhävadäna    erscheint    auf    chinesisch    in    historischer    Folge 
erstens       als    Sumatidärikä'vadäna,    wobei    statt    des    Namens    ^Sumägadhä"    — 
offenbar    in  Anlehnung    an    die  Sumatidärikä-pariprcchä   —  der  Name 
^Sumati"    eingesetzt    ist,    den  indessen    Dr.  Tokiwai's  Übersetzung  (p. 
.52 — G3)   zugunsten  des  Originalnamens  ^Sumägadhä"   fallen  läßt.     Bei 
Nanjio  wird  die  Version  in  Kolumne  389  7  erwähnt,  ohne  daß  aber  die 
vermerkte  Nummer    ,615"    wirklich  den  Text  enthielte;    denn  in  der 
von  Nanjio  katalogisierten  Ausgabe  des  Kanons  hat  mau  für  G15  einen 
Auszug  aus  der  zweitfolgenden  Version  untergeschoben.     Den  richtigen 
Text    kennt    man    aus    andern    Ausgaben    des    Kanons ;    in    der   Tokio- 
Ausgabe  findet  er  sich  auf  fol.  12 » — 13^  von  Band  XII  4. 
zweitens    als  Sumägadhävadäna  :=  Nanjio  No.  GIG,  Tokiwai  p.  40 — 52.     Nanjio 
und  Tokiwai  umschreiben  hier  die  Silben  sän-mo-kie  des  chinesischen 
Titels    irrtümlich    mit   ^Sumati";    da    kie  in  den  altern  Übersetzungen 
nicht  selten  dem  ga  von  ^Magadha"  entspricht,  so  ist  vielmehr  ,Sumä- 
gadhä"   gemeint, 
drittens    als   Sumatidärikä'vadäna  =  Nanjio  No.  543  30.    Auch  bei  der  Wieder- 
gabe   dieser  Version  ersetzt  Tokiw^ai  (p.   17 — 40)   den  im  chinesischen 
Test  vorhandenen  Namen  Sumati  stets  durch   ^Sumägadhä". 
viertens    als  Sumägadhävadäna  =  Nanjio  No.  937.     Diese  Version  hat  Tokiwai 
nicht    übersetzt,    weil    sie    mit    dem    erhaltenen    Sanskrittext    ziemlich 
genau     übereinstimmt.       Die     Heldin    heißt    hier     ,das    gute     giftlose 
Mädchen",    indem    oflenbar    ^Sumägadhä"    als    su-m-agadä    gedeutet 
worden  ist. 
Von  der  bei  Dr.  Tokiwai  p.  13   erwähnteii  Yüye-Erzählung  gibt  es  vier 
Versionen:  alle  (Nanjio  Nos.  G40 — G42   samt  der  vierten)  stehen  beisammen 
in    der   Tokio-Ausgabe    des    Kanons  Band  XII  4  fol.   34^ — 38^.     Es  darf 
diese    Yüye-Erzählung    kaum    als    der    Sumägadhä-Erzählung    ähnlich    be- 
zeichnet   werden;    sie    stammt    aus    dem  Eköttar'ägama  (erscheint  nämlich 
bei  Nanjio  auch  innerhalb  No.  543. V2)   und  stimmt  überein  mit  der  Sujätä- 
Erzählung    der  Päli-Litoratur  (Anguttara-nikäya  Part.  IV  p.  91  —  94).     So 
ist  Yüye  als  ein  mangelhaftes  Transkript  für  Sujätä  aufzufassen. 
Zu    pag.   14  2-4    der    in  Hede    stehenden  Arbeit    trage  ich  schließlich  von 
mir    aus    nach ,    daß    im   Tibetischen    das  Sumägadhävadäna    unter    diesem  Titel 
zwar  tatsächlich   vorkommt,    aber  überdies,  wie  aus   Schiefiiers  Täränütha-Uber- 
setzung    hervorgeht,    auch  Käncanamälä'vadäna    geheißen,    also    nebenbei 
nach    dem  Namen,    den  Sumägadhä    im    frühern  Dasein  führte,    betitelt  wurde. 
Wie  beliebt  der  Stofl'  war,  zeigt  außer  den  verscliiodonen  Fassungen   und  Titeln 
der  Umstand,    daß   CJrünwedel  in   den  Plafond-Malereion  der  Höhlen  von   Kyzyl 
vielfache  Darstellungen  desselben  angetroffen  hat  (Deutsche  Literaturzeitung  1908 
col.  590). 


Jjeumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturhestan.       99 

den  zweiten  der  genannten  beiden  Texte  zu  halten  o-eneict 
sein.  Freilich  kann  mir  Dr.  Watanabe  diesen  zweiten  im 
Chinesischen  nicht  nachweisen ,  während  dasresfen  der  erste 
daselbst,  wie  eine  Konfrontierung  von  Nanjio  mit  "Wassiljew 
zeigt,  genau  wie  im  Tibetischen  als  Teil  des  Mahäsaranipäta-  5 
sütra,  das  im  Tibetischen  Mahäsamaja-sütra  heißt,  vorkommt. 
63^.  Sowohl  bei  Leon  Feer  wie  bei  Nanjio  begegnet  eine  Aksaya- 
mati-pariprcchä,  überdies  bei  ersterem  ein  Aksayamati-nirdesa 
und  bei  letzterem  ein  Aksaramati-nirdesa.  Der  Siksäsamuccaya 
zitiert  21  mal  ein  Aksajamati-sütra  und  einmal  ein  mahäyäna-  lo 
sütra  namens  Aksayamati-nirdesa.  Nach  Dr.  Watanabe  sind 
zwei  Werke  anzusetzen:  der  Aksayamati-nirdesa,  welcher 
bei  Nanjio  außer  in  den  Nummern  74  und  77  auch  innerhalb 
des  vorhingenannten  Mahäsarnnipäta-sütra  vorliege ,  und  die 
Aksayamati-pariprcchä,  welche  viel  kürzer  sei  und  i5 
auch  inhaltlich  ziemlich  abweiche:  das  erstere  Werk  beschlao-e 
als  Teil  des  Mahäsarnnipäta-sütra  in  Band  III  2  der  Tokio- 
Ausgabe  des  buddhistischen  Kanons  die  Blätter  fol.  47^^ — 70^ 
und  enthalte  die  22  Siksäsamuccaya-Zitate  an  folgenden  Stellen : 


Tokio-Ausg. 

Band  III  2 

fol. 

Siksäsamuccaya 
Kapitel  ,  Bendall's  Ausg. 

Tokio-Ausg. 

Band  III  2 

fol. 

Siksäsamuccaya 
Kapitel  |  Bendall's  Ausg. 

OU  18—20  - 

=  XYIp.  285  7-11 

652—20  ^^ 

XVI  p.  291 8 

51^5-18  = 

=     «  p.  28513—2865 

653-8     = 

Xp.  191 4-1925 

51 13—18  "" 

=  XV  p.  271 4-8 

6610-13  = 

Ip.  21  23—224 

5  4  16-18  = 

=  VII  p.  158  7-9 

6613     == 

IIp.34i7 

56i4— 5/3  = 

=      Xp.  1904-191 3 

66 16       = 

XIII  p.  233^-8 

58  14— 16  = 

=     '  Ip.33i.'?-iö 

66 11-13  = 

«   p.  236 1-4 

60 18  f.    = 

=  XIIp.  21212-14 

67|_6    = 

«   p.  236G-ii 

60L-60^ 

=  XVI  p.  287  6-10 

67?3-15  = 

Vp.  117l3-lG 

60h-611  = 

=    IX  p.  1834-1844 

678-12  =  XVIII  p.  316 14-317 12 

61^6         = 

=  VIII  p.  167 1 

683%    = 

VTp.ll93-.s 

61 17-19  = 

=           I  p.  11  8-10 

69^9    = 

XVI  p.  2784-13 

Liest  man  vorstehende  Zitatenfolge  in  Verbindung  mit  dem.  20 
was  Wassiljew  in  seinem  „Buddhismus"  (p.  171  f.,  deutsch 
p.  186  f)  mitteilt,  so  ist  man  über  den  Inhalt  des  Aksayamati- 
nirdesa  ziemlich  orientiert  und  vermag  sich  von  da  aus  auch 
über  die  Aksayamati-pariprcchä  einigermaßen  eine  Vorstellung 
zu  bilden.  ü5 

65*.  Das  Sälistamba-sütra,  bei  Nanjio  irrtümlich  Sälisambhava-sütra 
genannt,  ist  in  Ostturkestan  teilweise  auf  tibetisch  zutage  ge- 
treten (vgl.  Stein's  „Ancient  Khotan"  I  p.  549 — 556).  Vom 
Sanskritoriginal  kennt  man  zahlreiche  Stellen,    vor    allem   die 


100     Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturkestan. 


langen  ^Jra^^<^/«5a/nM^f/>ac7a-Ausfühl•ungen,  die  der  Siksasamucca- 
ya  aus  dem  Werke  aushebt. 


Fase. 

la 

lb_4 

5  f. 

7 

8—11 

12 

13 

14—18 


"i 

20^ 


21< 


22 

23 

24- 


31 

32| 

33 


I. 


II, 


1)  [Zu  p,  101  9].  Auch  den  hier  genannten  Index  glaube  ich  vorlegen 
zu  sollen.  Er  registriert  einfach  die  Bestandteile  der  Tokio-Ausgabe,  welche 
alles  vereinigt,  vr&s  in  frühem  Ausgaben  dem  Sammelwerke  zugeteilt  Wurde. 

Ohne  Gesamttitel 

1.  Mälä,  =  I^anjio  No.  79  Anfang 

DhäranTsvararäja-bodhisattva 

Ratnadärikfi,  =  Nanjio  No.  80 

Auimisa-bodhisattva 

Sägaramati,  =  Nanjio  No.  976 

Müka-bodhisattva,:^  Nanjio  No.  81 

Avyäkhyeya-bodhisattva 
8.  Akäsagarbha-bodliisattva 
Ratnadhvaja,  =  Nanjio  No, 
1.  Mära-duhkha 

Pürva 

Märadämara  oder 

Samädhy-rddhi-päda 

Laksana 

Dhärani 

Raksana 

Vyäkarana 

Karunä 

Dharma-raksana 

Caturmahädevaräja-dharmaraksaiia 

Atavaka[P«Zj  Älavaka]-yaksa 

Nivartana 


2. 
3. 
4, 
5. 
6. 


84 


'd  a  m  b  a  r  a 


9. 
10. 
11. 
12. 
13. 


in.  Gagana-netra 

1.  Srävaka 

2.  Loka-netra 

3.  Maitreya-bodhisattva 

4.  Catur-apramäna,  vgl.  oben  p.  94  itf. 

5.  Vimala-netra 

6.  Ärya-netra 

7.  Pratyekabuddha-yäna 

8.  Äryävighnajnäna 

9.  Dharma-raksana 

10.  Mahäsaninipäta-nivartana 

11.  Katnacüfla-bodhisattva 

12.  Aksayamati,  =  Nanjio  Nos.  74  &  77 
IV.  Süryagarbha,  Erste  Fassung 

1.  Dharma-raksana 

2.  Caturdigbodhisattva-sainnipäta 

3.  Visesecchä-vyäkhyä 

4.  Visesa 


Faso. 

V.  Süryagarbha,  Zweite  Fassung 

34 

1. 

Saddharma-raksana 

35  f. 

2. 

Dhärani 

37 

3. 

Bodhisattva-düta 

38 

4. 

Samädhi  oder  Dhyäua 

39 

5. 

Päpa-karman 

"{ 

6. 

Dhäraiia 

7. 

Buddharddhiprädurbhäva 

41  f. 

8. 

Naksatra 

J 

9. 

Düta-presaTia 

10. 

Buddhänusmrti-samädhi 

11. 

Sumeruküt'ärohana 

44 

12. 

Trisarana-näga-raksana 

45 

13. 

Caitya-raksana 

50. 


4G 

49| 

5ia 
51b 


1. 

2. 
3. 
4. 
5. 
C. 


53b 


52< 


53  a 
54 
55 

50l 


58 
59  f 


VI.  Candragarbha 

Candradhvaja-mantra 

Mära's  Ankunft  bei  Buddha 

Der  Asura's  Ankunft  bei  B. 

Pürva-vastu 

Paramärtha 

Mära-sraddhäprlti-präpana 

7.  Sarvayaksa-samuipäta 

8.  Sarvayaksa-sraddhä-präpana 

9.  Sarvadevaräja-raksana 

10.  SarvaMära-sraddhä-präpana 

11.  Dhrtarästra-raksana 

12.  ViriTpäksa-raksana 

13.  Virüdliaka-raksana 

14.  Vaisravana-raksana 

15.  Mantra-cakra-raksana 

16.  K.?änti 

17.  Jambüdvipa-vibhäga 

18.  Naksatra-samgraha 

19.  Caityavihära-karana 

20.  Dliarma-pariksaya 

VII.  Surnerugarbha 

1.  Srävaka  [karman 

2.  Bodhisattva-dbyäna-pürva- 

3.  Akäla-väta-vrsti 

4.  Dhärani 

VIII.  Das'adig-bodhisattva 
Sie  verteilen  sich  wie  folgt 


Die  Fascikel  sind  alle  ziemlich  gleich  groß 
auf  vier  Bände  der  Tokio-Ausgabe  des  Kanons: 

Fase.      1  — 18  =  Band  III  1       Fase.   34—45  =  Band  III  3 
Fase.   19—33  =  Band  III  2      Fase.  46—60  =  Band  III  4 

Bei  Nanjio  ist  der  Inhalt  in  folgenden  Nummern  zu  linden : 
I    1— III    11  &  IV  =  No.   61    I      VI  =  No.   63     j    I  6  steht  bei  Nanjio  in  No.  Gl 
III  12  =     j)      77    1     VII  =     »      66         hinter  I  7,  wird  daher  von 

V  _  =     ji      G2      VIII  =     11     438  j   ihm  als^chapter  7  "bezeichnet. 

Über    die    Stücke,    welche    die    Tibeter    dem    Werke    zuschreiben,    gibt 
Wassiljew  Auskunft  in  seinem  „Buddhismus"  p.  162 — 174  (deutsch  p.  176 — 190), 


Leumann,   Über  die  einheimischen  Si^rachen  von  Ostturhestan.     IQl 

65^.  Bei  Leon  Feer  heißt  der  Text  „Avivartacakra",  und  ungefähr 
die  nämlichen  sechs  Silben  werden  durch  die  chinesische  Titel- 
form vorausgesetzt;  aber  jS'anjio  hat  die  beiden  letzten  Silben 
zu  wenig  beachtet,  so  daß  er  „Avaivartya-sütra"  schreibt.     In 
unserm  Fragment  wird  der  Titel  auf  -cakre  ausgelautet  haben,    5 
wobei  (wie  unten  p.  110^  in  -mätre)  re  für  rä  stehen  würde. 
Weil   ich    durch  zwei  der  besprochenen  Büchertitel  (62^  und  63^) 
auf   das    chinesische  Mahäsamn  ipäta  -  sütra  hingelenkt  wurde, 
bat  ich  Dr.  Watanabe,  mir  einen  Index  i)  zu  diesem  großen  Sammel- 
werke   zu    diktieren ,    und    da    fanden    sich   denn  noch  zwei  andere  10 
Werke    der    ostturkestanischen  Liste    vor:    Nos.    66®  und  70^     Es 
kam    aber    nicht    zur   Entscheidung,    ob    das    zweite    dieser   Werke 
„Mära-dambara"    oder,    worauf  gewisse  Namen  von  Texten  führen 
mögen,  „Mära-dämara"  geheißen  hat.     Schließlich  blieben  als  einer 
Aufklärung  bedürftig  die  folgenden  Nummern  übricr :  15 

62^.  Offenbar  ist  die  Trisatikä  Prajiiäpär amitä  gemeint, 
die  in  der  Mahävj'utpatti  (65  49)  erwähnt  wird.  Unter  diesem 
Titel  aber  hat  man  auf  Grund  einer  bei  Nanjio  unter  No.  1  i 
registrierten  Angabe  die  längst  im  Original  veröffentlichte 
Vaj  racc  hedikä  zu  verstehen,  die  das  erste  bekannte  Werk  20 
war,  von  dem  unter  den  in  Ostturkestan  zutage  greförderten 
Sanskritfragmenten  Spuren  entdeckt  wurden-).  Man  darf  die 
Identifikation  nicht  etwa  deswegen  in  Zweifel  ziehen,  weil  es 
nach  Feer  p.  201  den  Anschein  haben  könnte,  als  ob  der  da 
katalogisierte  Kanjur-Band  außer  der  Vajracchedikä  eine  mit  25 
der  Pancai^atikä  verkoppelte  Trisatikä  enthielte.  Vielmehr  ist 
Feer's  Zahl   „300"   einfach  ein  Druckfehler  für  „500". 

63®.  Unser  Fragment  läßt  deutlich  erkennen,  daß  in  allen  Zeilen 
den  ersten  (zum  Teil  durch  Punkte  angedeuteten)  Lauten  des 
mitgeteilten  Transkripts  zunächst  unbeschriebene  Stellen  30 
vorangegangen  sind.  Es  müssen  also  die  ersten  Silben  des 
Titels  63®  in  einer  besondern  Kolumne,  die  gänzlich  verloren 
ist,  gestanden  haben.  Vom  ursprünglichen  Vorhandensein  einer 
solchen  Kolumne  zeugen  ferner  die  Silbe  u  „und"  vor  67®  — 
denn  dieser  Titel  kann  nicht  über  die  Ziffer  6  hinüber  durch  35 
das  Bindewort  mit  dem  Titel  GQ°  verbunden  sein  —  und  in 
der  letzten  Zeile  die  Silbe  m,  welche  natürlich  das  Ende 
eines  Buchtitels  darstellt.  Auch  in  den  vierkolumnisfen  Zeilen, 
von  denen  oben  p.  96  31-35  die  Rede  war,  fällt  häufig  ein  Vers- 


2)  Schon  gleich  nach  dem  Erscheinen  von  Steins  „Preliminary  Report" 
erkannte  Dr.  Wogihara,  als  ich  ihm  ein  Transkript  der  in  dem  Werke  ent- 
haltenen Tafel  V  vorlegte,  den  hier  gegebenen  Zusammenhang.  In  diesem 
Zusammenhang  scheint  mir  jetzt  das  oben  Band  58  p.  454  noch  unerklärt 
gebliebene  U2Janisä  auf  *upanii>'i'ä  zurückzugehen ,  zu  'dem  sich  das  von  ver- 
schiedenen Präkritformen  vorausgesetzte  *«/Vr(7  stellt.  *  Das  buddhistische  Wort 
upa7usad  wiivo  durch  eine  „Volksetymologie"  aus  jenem  tipcniisä  hervorgegAugeu. 


102     Leumann,   Über  die  einhehnischen  Sprachen  von  Ostturkestan. 

viertel  nicht  genau  mit  der  dafür  bestimmten  Kolumne  zu- 
sammen ,  sondern  reicht  mit  einer  oder  zwei  Silben  in  eine 
benachbarte  Kolumne  hinein.  Es  ist  also  nicht  anders  zu 
erwarten,    als  daß  unsere  ursprünglich  wohl  ebenfalls  in  vier 

5  Kolumnen    geschriebene  Liste    einige  Titel  aus  einer  Kolumne 

in  die  nächste  hinübergreifen  läßt.  Dagegen  wurde  offenbar  das 
Verteilen  eines  Titels  (wie  auch  eines  Strophenstückes)  auf  zwei 
Zeilen  durchaus  vermieden,  weshalb  denn  auf  unserm  Fragment 
in    den  Zeilen    4    und    5    die   Schi'ift   etwas    früher   als    sonst 

10  anhebt,    damit    die    da   jeweils    noch   unterzubringenden    Titel 

auch  wirklich  Platz  finden.  Was  nun  die  fehlenden  Silben 
unseres  Titels  betrifft,  so  bestehen  drei  Möglichkeiten,  sie  zu 
ergänzen;  die  Werke,  die  gemeint  sein  können,  sind  nämlich 
Dvädasalocana,  Vairocana[garbha]  und  Sandhinirmocana. 

15  68  ^  Die    merkwürdige    Vokalisation    wird    im   nächsten    Abschnitt 

ihre  ErkläiTing  finden. 

69  ^  Es  bleibt  vorläufig  dunkel,  ob  und  wie  der  gemeinte  Text  mit  dem 

bekannten  Suvarnaprabhäsöttama-sütra  (dessen  Sanskritoriginal 

erhalten  und  halb  herausgegeben  ist)   in  Zusammenhang  steht. 

20  70^.  Da  von  diesem  Titel  nur  eine  Silbe  erhalten  ist,  so  sind  der 
Möglichkeiten  ihn  herzustellen  zu  viele,  als  daß  es  sich  lohnen 
würde,  sie  in  Erwägung  zu  ziehen. 

So  waren  denn  —  abgesehen  von  sonstigen  Blättern  und 
Blattstücken ,    die    auch    noch    dies    und    jenes    abwarfen    —    aus 

25  mehreren  Texten  Zusammenhänge  von  beachtenswei'tem  Umfange 
und  nebenbei  die  Spur  eines  Literaturverzeichnisses  gewonnen. 

Aber  noch  anderer  Hülfsmittel  als  der  genannten  glaubte  ich  eine 
Zeitlang  habhaft  zu  werden.  Hörnle  sandte  mir  nämlich  auch  osttur- 
kestanische  Sanskrit-Fragmente,  die  ich  im  Verein  mit  Dr.  Watanabe 

30  untersuchen  und  bearbeiten  sollte.  Dieses  Studium ,  über  das  an 
anderer  Stelle  zu  berichten  sein  wird,  nahm  ich  um  so  lieber  vor, 
als  zu  erwarten  wai-,  daß  eine  Anzahl  Stücke  aus  Handschriften  von 
Texten  stammen  würden,  die  teilweise  auf  ostturkestanisch  vorhanden 
sind.     Zumal   schien  es  höchst  wahrscheinlich ,    daß  das   Samghäta- 

3.^  sütra  unter  den  bezeichneten  Fragmenten  vertreten  sein  würde,  da 
diese  doch  —  als  den  Sammlungen  Hörnle's  und  Stein's  angehörig 
—  ziemlich  aus  denselben  Fundstellen  stammen,  welche  Überreste 
von  drei  Exemplaren  der  ostturkestanischen  Übersetzung  jenes 
Textes    geliefert    haben.      Die    gehegte    Erwartung    hat    sich    nun 

40  freilich  nicht  bestätigt.  Trotzdem  dürfte  für  die  Zukunft  im  Auge 
zu  behalten  sein ,  daß  die  Sanskrit-Funde  aus  Ostturkestan  der 
Forschung  gewisse  Textstücke  zuführen  mögen,  von  denen  auch  die 
ostturkestanische  Üljertragung  vorhanden  ist  und  die  natürlich  zur 
Aufbellung     dieser-   Übertragung    ungleich    geeigneter    wären    als 

•15  chinesische  und  tibetische  Übersetzungen  von  Nebenversionen. 


Leumann,   tber  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturhestan.     103 

Indem  ich  die  hier  in  Behandlung  stehenden  Fragmente  in 
den  nächsten  Abschnitten,  soweit  es  möglich  ist,  nach  Handschriften, 
Blättern  und  Zeilen  zu  zitieren  beabsichtige,  will  ich  sie  im  Folefenden 
noch  in  entsprechendem  Sinne  alphabetisch  ordnen  und  mit  den 
nötigen  Angaben  bedenken.  Voran  stelle  ich  jeweils  die  in  Aussicht  5 
genommenen  Abkürzungen : 

gl  g2  g3  f(jj.  (jig  (jj.gi  Samghätasütra-Handschriften, 
Jii^  Jn-  für  die  beiden  Jnänölkadhärani-Haudschriften, 

'  .  .  '  . 

AP  V  S  für  die  Handschriften  der  andern  drei  identifizierten  Texte, 
A  B  C  D  E  für  die  Handschriften  der  fünf  Dichtungen,  jo 

F  Gr  H  für  die  Handschriften  der  drei  Prosa-Kompendien. 

Je  mit  der  bloßen  Zahl  benenne  ich  das  gemeinte  Blatt,  und  auf 
den  einzelnen  Blättern  zähle  ich  die  Zeilen  durch ,  numeriere  sie 
also  nicht  nach  Vorder-  und  Rückseite. 

A  4.     Das  Petersburger  Blatt,    von   dem  oben  p.  95 f.  gesprochen  15 
worden  ist.     Zehnzeilig;  in  »utem  Zustande. 

AP  6 — 22.     Die  siebzehn  erhalten  gebliebenen  Blätter  einer  Hand- 
schrift ,    welche    die   echten  Teile  der  Adhyardhasatikä  Pra- 
j  n  ä  p  ä  r  a  m  i  t  ä  auf  Sanskrit  und  die  unechten  auf  Ostturkestanisch 
bietet.     Im  Cxanzen  werden  es   23  Blätter  gewesen  sein.     Die  nach  20 
Petersburg  gelangten  Blätter  6 — 20  sind  zum  Teil  arg  beschädigt; 
von  den  zu  Hörnle  abgeirrten  Blättern  21  und  22  —  es  fragt  sich 
noch,  ob  das  letztere,  das  eigentlich  die  Ziffer  „2*  aufweist,  wirklich  als 
22  stes  gelten  darf  —  ist  nur  je  ein  Drittel  vorhanden.     Alle  Blätter 
außer  9  sind  zehnzeilig.    Von  Blatt  9  kommen  nur  die  ersten  fünf  25 
Zeilen  in  Betracht,  indem  die  Rückseite  in  zwölf  Zeilen  jene  32  ost- 
turkestanischen  Strophen  fremder  Herkunft  enthält,  von  denen  oben 
p.  96  20  die  Rede  gewesen  ist;  offenbar  hat  der  Schreiber  erst  beim  Um- 
wenden des  Blattes  bemerkt,  daß  die  eine  Seite  bereits  beschrieben 
war ;  und  wohl  in  der  Absicht,  das  Versehen  gut  zu  machen,  ist  es  so 
geschehen,  wenn  er  den  innerhalb  der  5  Zeilen  der  Vorderseite  beginnen- 
den Abschnitt  auf  Blatt  10  wiederholt  (so  daß  9  3-5  -|-  lOi  =  10 1-5, 
wobei  allerdings  die  Wiederholung  ein  paar  Zusätze  einflicht). 
B    17.      Das    Hörnle'sche    Blatt,    von    dem    oben    p.   94 f.    gezeigt 
wurde,  daß  es  die  Strophen  (1)61'' — (1)71^  einer  Mahä.yäna-Dichtung  35 
enthält.     Zehnzeilig;  ziemlich  gut  erhalten. 

C  50.     Das  Hörnle'sche  Blatt    mit    den  Strophenzeilen  x  0  "= — x  7  *= ; 
vgl.  oben  p.  95.     Achtzeilig;  leidlich  gut  erhalten. 
Dl*.    Eine  mit  zwölf  Zeilen  beschriebene  Anfangsseite.    Von  allen 
Zeilen  fehlt  rechts  nahezu  ein  Viertel,  so  daß  die  auf  der  vollen  Seite  lo 
vorhanden  gewesenen  32  Strophen   große  Lücken  aufweisen.    Nach- 
träglich ist  das  Blatt  als  AP  9  zur  Verwendung  gekommen,  weshalb 
auf  das  unter  AP  Gesagte  vei'wiesen  sei.    Weiteres  oben  p.  96  20-20. 
E  2ßO  &  335.    Zwei  sehr  gut  erhaltene  Blätter  mit  je  zwölf  Zeilen 
und  ebenso  vielen   Strophen.     Auf  dem    erstem  Blatt    das    kürzere,  \'< 
auf   dem  andern    das    längere  Metrum.     Näheres    oben    p.  96  27-89. 


104     Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturkestan. 

F  611.  Das  durch  drei  Fragmente  der  Hörnle'schen  Sammlung 
vertretene  Blatt  mit  den  über  die  ersten  6  Merkmale  Buddhas 
handelnden  Darlegungen;  16  zeilig.  Ausführliches  oben  p.  89 — 92. 
G  419 — 427,    Die  ebenfalls  16  zeiligen  Blätter,  deren  Überbleibsel 

5  oben  p.  93 f.  erwähnt  worden  sind.  Meine  Numerierung  beansprucht 
nur,  den  wirklichen  Blattzahlen,  die  nicht  mehr  festzustellen  sind, 
sich  vei-mutlich  zu  nähern. 

H  apr.  und  H  Sil.  Die  beiden  wiederum  16  zeiligen  Blätter,  von 
denen,  wie  oben  p.  94  14-17  dargelegt  wurde,  das  eine  über  die  apra- 

10  ??iä?ia-Tugenden  und  das  andere  über  die  slla-2)äramitä  handelt.  Das 
eine  hat  links  ein  knappes,  das  andere  ein  reichliches  Drittel  verloren. 
Jn^  2 — 6.  Die  fünf  gut  erhaltenen  Blätter  einer  Jnänölka- 
dhärani- Handschrift  der  Petersburger  Sammlung.  Wäre  Blatt  1 
vorhanden ,    so    würde    die  Handschrift  vollständig  sein.     Es  ist  in 

15  der  Handschrift  der  Text  ins  Ostturkestanische  übersetzt  mit  Aus- 
nahme   der  beiden  Mantra's ,    die  im  Originalwortlaut  übernommen 
werden ;    der    erste  Mantra    reicht    von  3  ü  bis  4  0 ,    der  zweite   von 
5  8  bis  67.     Die  Blätter  sind  10  zeilig. 
JÜ- 3  &:  4.    Die  aus  einer  zweiten  JöänölkadhäranT-Handschrift 

20  stammenden  beiden  Blätter  der  Hörnle'schen  Sammlung;  gleichfalls 
10  zeilig.  Von  Blatt  3  (das  sich,  wenn  vollständig,  decken  würde 
mit  Jn^  3  5 — 4  7)  ist  nur  die  linke,  von  Blatt  4  (das  bis  Jn^  5  ;> 
reicht)  nur  die  rechte  Hälfte  erhalten.  Vgl.  noch  oben  p.  85  21  f. 
S^  8.     Das    in    gutem  Zustande    befindliche    achte  Blatt    einer  die 

25  ostturkestanische  Übersetzung  des  Sani  g hält  asütra  enthaltenden 
Handschrift.  Die  ganze  Handschrift  muß  70  oder  71  Blätter  umfaßt 
haben,  was  sich  bei  Zuziehung  der  sofort  zu  nennenden  vier  Blätter 
sowie  der  drei  in  China  und  Tibet  veranstalteten  Übersetzungen 
des  Textes    ermitteln   läßt.  ^)     Das   Blatt    ist    12  zeilig    und    gehört 

30  zur  Stein'schen  Sammlung   (weshalb  es  bei  Stein  ,Ancient  Khotan** 
auf  der  obern  Hälfte  von  Tafel  CX  photographiert  ist). 
S-  19.  145.  149.  152.     Die    vier   10 zeilig   eingerichteten  Blätter 


einer  gleichfalls  die  ostturkestanische  Übersetzung  des  Samghäta- 
sütra   enthaltenden  Handschrift.     Blatt  19   hat  am  untern  Rande 

35  etwas  gelitten,  145  und  149  sind  wohlerhalten;  152  ist  das  sehr 
beschädigte  Schlußblatt  der  Handschrift,  das  in  der  dritten  Zeile  der 
Vorderseite  die  Übersetzung  beendigt,  worauf  mit  den  fünf  Zeilen  der 
Rückseite  die  ostturkestanische  Übersetzung  eines  neuen  Textes  be- 
ginnt.   Die  Blätter  gehören  zur  Stein'schen  Sammlung  (19  und  149 

40  sind  daher  photographiert  auf  Tafel  CXI  von  Stein's  „Ancient  Khotan''). 
S"  30 — 43.  Die  fünf  12  zeiligen  Blätter  einer  abermals  die  ost- 
turkestanische Übersetzung  des  Samghäta-sütra  enthaltenden  Hand- 
Schrift.  Durch  eine  Vergleichung  sowohl  mit  S-  wie  mit  dem 
Chinesischen  und  Tibetischen  läßt  sich  bestimmen,  daß  die  Handschrift 


1)  Die  früher  Cp.  C55  42-4i:)  angestellte  Berechnung  führte,  weil  sie  bloß  die 
cliinesisclu-n  Übersetzungen  verwertete,  auf  eine  zu  hohe  Blättersumme. 


Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturhestan.     105 


im  Ganzen  aus  vermutlich  147  Blättern  bestanden  hat.  Jedes  der  fünf 
Blätter  ist  in  gutem  Zustande ;  sie  gehören  zur  Hörnle'schen  Sammlung.^) 
8 123—127  k  130—132.  Die  acht  10  zeilig  angelegten  Blätter  einer 
Handschrift  der  ostturkestauischen  Übersetzung  des  Süramgamasa- 
mädhi-sütra.  Überall  fehlen  die  Zeilen  1  und  10  sanz,  und  von  5 
den  übrigen  ist  je  höchstens  eine  in  die  Mitte  fallende  Hälfte  vorhanden. 
Man  kann  deshalb,  da  das  Werk  im  Sanskrit  verloren  ist,  nur  vom 
Chinesischen  und  Tibetischen  aus  ungefähr  bestimmen,  welche 
Blattzahlen  anzusetzen  sind,  und  es  mag  sein,  daß  meine  so  be- 
rechnete Numerierung  von  der  wirklichen  nicht  wenig  abweicht,  lo 
Zur  vollen  Handschrift  dürften  etwa  180  Blätter  gehört  haben.  Vom 
Papier  und  von  den  im  Text  vorkommenden  Namen  war  oben  p.  93 
die  Rede.  Bemerkt  sei  noch,  daß  die  chinesische  Übersetzuncr  des 
Werkes  bei  Nanjio  als  Nr.  399  katalogisiert  ist  und  daß  Leon  Feer, 
der  die  tibetische  Übersetzung  auf  p.  249  verzeichnet,  in  einer  15 
beigefügten  Note  unser  Süi'amgamasamädhi-sütra  verwechselt  mit 
dem  gänzlich  verschiedenen  Süramgama-süti'a,  das  nur  in  China 
vorzukommen    scheint    (als  Nanjio's  No.  446)   und  von  dessen  zehn 


1)  Wie  sich  die  gesamten  Samghätasütra-Blätter  auf  den  Text  verteilen, 
wird  am  deutlichsten,  wenn  hier  noch  festgestellt  wird,  welche  Zeilen  ihnen  im 
Berliner  Exemplar  der  tibetischen  Übersetzung  und  in  der  Tokio-Ausgabe  der 
altern  chinesischen  Übersetzung  entsprechen,  f 


Tibetisch 

e  Übersetzung 

Ältere 

chinesische  Über 

Berliner  Exemplar 

Tokio-Ausgabe  188? 

Si 

8 

Zeile 

99—115 

Zeile 

43—49 

S2 

19 

T 

124—131 

« 

53—56 

s» 

39—43 

71 

277—313 

r 

123—139 

S2 

145 

1) 

1030—1037 

» 

496—499 

s^ 

149 

V 

1061—1069 

T) 

509—512 

S2 

152 

V 

1084  f.       . 

n 

520 

Wenn  der  Verfasser  der  altern  chinesischen  Übersetzung  von  Nanjio 
yUpasünya"  genannt  wird,  so  ist  dies,  wie  mir  Dr.  Watanabe  mitteilt,  nur  halb 
richtig;  der  Name  laute  vielmehr  Urdhvasünya,  da  im  Chinesischen  dafür 
„Hoch-Leer"  stehe.  Bezüglich  der  jungem  chinesischen  Übersetzung  mag  hier 
zu  Band  61p.  ööö^j^  berichtigend  bemerkt  werden,  daß  sie  in  der  Tokio-Ausgabe 
nicht  680,  sondern  610  Zeilen  umfaßt,  also  nur  um  ^/g  breiter  angelegt  ist  als 
die  ältere. 

t  Die  Blätter  der  tibetischen  Übersetzung  sie  reicht  von 

fol.  3OO2 — 367y  haben   stets    16    Zeilen;    die   der    chinesischen 

fol.  90jQ — 1042  ^^  Zeilen,  ausgenommen: 

fol.   90        9   Zeilen  fol.  100  38  Zeilen 

«      92  34       r  ,.  101  33       r 

>.      94  35       r  ,.  102  36       v 

r      98  36       i>  n  103  39       r 

r.      99  39       »  T,  104  21       r 

Hiernach  läßt  sich  leicht  berechnen,  daß  z.  B.  die  Übersetzung  von 
S»  39—43  tibetisch  auf  fol.  317g  bis  3193,  chinesisch  auf  fol.  93.]q 
bis  94 jg  zu  finden  ist.  Für  eine  andere  als  die  genannte  Hand- 
schrift resp.  Ausgabe  wäre  die  nötige  Zeilen-Umrechnung  vorzunehmen. 


106     Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturkestan, 

Teilen    Beal    in    seiner    Catena    p.  286 — 369    die    ersten    vier    ins 
Encrlische  übersetzt  hat. 

V  8  &  171.     Die  beiden  ziemlich  gut  erhaltenen  Blätter  einer  die 
ostturkestanische  Übersetzung   des  Vimalakirtinirdesa-sütra 

5  enthaltenden  Handschrift.  Die  volle  Handschrift  wird  181  Blätter 
umfaßt  haben;  wenigstens  führen  auf  diese  Zahl  die  drei  chinesischen 
Übersetzungen  des  Textes,  von  denen  die  zweite  in  13  Heften  der 
reizend  illustrierten  Monatsschrift  „Hansei  Zasshi"  durch  Ohara 
etwas  frei  ins  Englische  übertragen    worden    ist^).     Unsere  Blätter 

10  sind  8  zeilisr  und  crehören  zur  Hörnle'schen  Sammlung. 

Dem  Leser  wird  deutlich  genug  geworden  sein,  wie  Vieles  in 
diesem  ganzen  der  Literatur  gewidmeten  Abschnitte  auf  der  freund- 
lichen Mitarbeit  Dr.  Watanabe's  beruht.  Er  hat  mir  wahrlich 
unmittelbar   nach    dem    Abschluß    seiner    Straßburger    Studien    ein 

15  wertvollstes  „Schülergeschenk"  darzubringen  vermocht,  was  mich  daran 
erinnert,  wie  ich  selber  vor  Zeiten  als  junger  Doktor  meinem  ver- 
ehrten Lehrer  Albr echt  Weber  beim  Veröffentlichen  der  be- 
kannten Abhandlung  „Über  die  heiligen  Schriften  der  Jaina"  be- 
hülflich  sein  konnte.    Möge  der  Sohn  der  Ferne,  wenn  er  dereinst 

20  die  gelehrte  Tradition,  die  ihn  über  mich  hinaus  mit  Albrecht  Weber 
verbindet,  in  der  Heimat  auf  ein  folgendes  Geschlecht  überträgt, 
von  seinen  Schülex'n  ernten,  was  er  als  Schüler  gesät  hat! 


Abschnitt  II.     Interpretation  verschiedener  Textproben. 

Im  letzten  Abschnitt  zeigte  sich,  wie  zu  einer  größern  Anzahl 
25  von  arisch-ostturkestanischen  Blättern  und  Blattstücken  die  inhaltlich 
entsprechenden  Partien   der   chinesischen   und   tibetischen  Literatur 
ermittelt  worden  sind. 


1)  Die  Hefte  sind_XlII  (1898)  2—12  und  XIV  (1899)  2  und  3.  Im 
ersten  dieser  Hefte  gibt  Ohara  eine  Einleitung,  wobei  er  den  Inhalt  der  vierzehn 
Kapitel  des  Textes  kurz  skizziert.  Die  folgenden  Hefte  enthalten  dann  im 
allgemeinen  je  ein  Kapitel ,  nur  XIII  4  und  XIV  3  je  deren  zwei.  So  findet 
man   die  einzelnen  Kapitel  an  folgenden  Stelleu: 

I  in  XIII  3  p.  121—132'    VI  in  XIII  7  p.  307—3121    XI  in  XIII  12  p.  490—497 

II    ^  »4  p.  16G— 169|  VII    7.        7,  8  p.  335—342    XII    t-  XIV  2  p.  44  —  50 

III  »  n      \  p.  170  — 182i  VIII    T,        ,1  9  p.  373— 380  XIII    t       r,  3  p.  41— 4G 

IV  1.  r      5  p.  219— 229'    IX    n       »  10  p.  411  — 415  XIV    •-       »  3  p.  46— 48 
V    «  j-      G  p.  2CG — 274,      X    «       ^  11  p.  453—459 

In  Oharas  Einleitung  ist  der  Anfang  mit  seiner  frischweg  auf  die 
legendarischen  Daten  des  Textes  sich  stützenden  Argumentation  von  psycho- 
logischem Interesse-,  er  lautet: 

Among  the  many  Buddhist  scriptures  translated  from  Sanskrit 
into  Chinese,  in  early  times,  the  VimalakTrti  Sütra  is  one  of  the 
most  important  and  interesting :  first,  because  VimalakTrti  was  one 
of  the  primitive  disciples  of  our  Lord,  the  Buddha;  and,  second, 
because  it  was  assented  to  by  the  Master. 


Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturkestan.     107 

Das  Studium  unserer  Sprache  kann  sich  also  jetzt  sozusagen 
einiger  Eselsbrücken  bedienen.  Aber  freilich  —  so  einfach  ist  es 
dadurch  doch  noch  nicht  geworden,  daß  es  etwa  einer  mit  Über- 
setzungen hantierenden  Sekundaner- Präparation  gleichkäme.  Vielmehr 
vermag  das  Verständnis  nur  bei  zähester  Aufmerksamkeit  und  in  5 
langsamstem  Tempo  vorzurücken ;  denn  die  Worte  und  Wörtchen 
sind  in  der  Schrift,  die  selber  wieder  ihre  Tücken  hat,  nicht  von- 
einander getrennt  und  die  Sätze  wegen  Schadhaftigkeit  der  Blätter 
vielfach  unvollständig;  auch  hat  die  ostturkestanische  Diktion  selbst- 
verständlich ihre  annoch  unbekannten  Eigenheiten  und  eine  jede  lo 
Übersetzung  ihre  Freiheiten.  Man  muß  daher  meist  verschiedene  Zu- 
sammenhänge miteinander  vergleichen  und  verschiedene  Möglichkeiten 
untereinander  abwägen,  ehe  irgendein  Resultätlein,  das  dem  Wörter- 
buch   oder   der  Grammatik    zugute   kommt,    in    die  Augen  springt. 

Der  Leser  wird  es  mir  also  nachsehen,  wenn  ich  vorläufig  i5 
nicht  im  Stande  bin,  ihm  den  Aufbau  der  in  Rede  stehenden 
Sprache  in  systematischer  Folge  und  Vollständigkeit  zu  schildern. 
Ich  kann  nur  crleichsam  zu  einem  Rundcjang  einladen,  bei  dem  ich 
auf  Dincre  hinweisen  will,  die  mir  bisher  klar  creworden  sind  oder 
über  die  ich  weniarstens  eine  Vermutung  äußern  zu  dürfen  aflaube.  20 

Probeweise  sei  zunächst  einmal  dem  ersten  der  fünf  Stein'schen 
Samghätasütra-Blätter  eine  Stelle  entnommen,  die  nach  links  durch 
eine  große  und  nach  rechts  durch  eine  kleine  Interpunktion  abge- 
grenzt ist.  Die  einzige  graphische  Besonderheit,  die  darin  vorkommt, 
ist  das  über  die  Silbe  gesetzte  Kreuz,  welches,  wie  andere  Stellen  25 
lehren,  die  gleiche  Bedeutung  wie  die  beiden  ai-Striche  hat,  weshalb 
ich  es  durch  ai  in  Kursivdruck  wiedergebe.  Die  große  Inter- 
punktion ahme  ich  durch  zwei  senkrechte  Linien,  die  kleine  durch 
unser  Komma  nach. 

S^  8  2 f.  (Stein's  Werk,   Tafel  CX,  zweite  und  dritte  Zeile  des  30 
obern  Bildes) : 

[j  ttltäväsarvbasürämästäbalysüilavüysa«*  äysannapanatäsyandaisu 
tivätäpi'ahonuprahostehvarandauysänüsandovästätekämuhälaugya 
stäbalysä  ästähälstonamasäte  uhamjudastanätegyastänug3'astuba 
lysuttabraste,  35 

In  der  ersten  chinesischen  Übersetzung  entspricht  Folgendes: 

Dann  Sarvaöüra  bodhisattva  mahäsattva,  von  seinem  Sitze  auf- 
stehend und  nackt  machend  die  rechte  Schulter,  das  rechte  Knie 
setzend  auf  den  Boden,  mit  gefalteten  Händen  zu  Buddha  spricht. 
Die  zweite  chinesische  Übersetzung  bietet:  40 

Dann  Sarvasüra  bodhisattva  mahäsattva,  mehr  und  mehr  er- 
höhend die  Verehrung,  das  rechte  Knie  setzend  auf  den  Boden, 
verehrend  des  Herrn  Füße ,  vorwärtssfehend  zu  Buddha  sagt. 
Aus  dem  Tibetischen  gewinnt  man,  wenn  die  in  Betracht  kommende 
Stelle  Wort  für  Wort  ins  Sanskrit  umcresetzt  wird,  folgende  Fassung:  45 
atha  bodhi-sattvah  sattvo  mahän  Sarva-süra  äsanäd  i;tthäya 
uttar'äsangam  an,isa  ekasmin  krtvä  jäuuno  daksinasya  mandalaiu 


108     Leumann,   Vier  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturhestan. 

prthivyüm    pratisthäpTa    bhagavän    yatra  tatra   stbäne   'njalim 
pranamya  bhagavantam  etad  väk^^am  ity  aprcchat. 
Stellen    von    grleicheni    oder    ähnlichem    Inhalt    sind     bekannt 
genug  aus  Texten,   deren  Sanskritoriginal  erhalten  ist.     Und  wenn 
5  man  prüft,  wie  solch  andere  Stellen  im  Tibetischen  wiedergegeben 
sind,  so  läßt  sich  mit  annähernder  Sicherheit  folgern,  welches  Aus- 
sehen   die    unsrige  Stelle   im   Sanskrit    wirklich  gehabt  haben  muß. 
Weil  zum  Beispiel  eine  in  der  tibetischen  Übersetzung  des  Lalita- 
vistara  begegnende  Stelle  (ed.  Foucaux  p.  341i8f)  fast  wöi'tlich  mit 
10  der    tibetischen  Form    unserer  Samghätasütra- Stelle    übereinstimmt, 
so  werden    auch   die    bezüglichen   beiden  Sanskritvorlacren    einander 
entsprechend    ähnlich    gewesen    sein ;    und    man    kann    also   aus  der 
einen  Sanskritvorlage   (ed.  Lefmann  p.  397  7 f)    die   andere  erraten. 
Das    echt    sanskritische    Wortsfefücfe,    das    man    so    erhält,    weicht 
15  natürlich  erheblich  ab  von  der  vorhin  mitgeteilten  Eückübersetzung, 
bei    der   ich   geflissentlich   die   tibetische   Syntax   beibehalten   habe. 
Es  lautet: 

atha   khalu  Sarvasüro   bodhisattvo    mahäsattva  äsanäd  utthäya 
ekämsam  uttar'äsangam  krtvü  daksina-jänu-maiidalam  prthivyäm 
20  pratisthäpya   yena   bhagaväms  tenanjalim  pranamya  bhagavan- 

tam etad  aprcchat. 

Während   die    ostturkestanische  Silbenreihe  für  sich  allein  be- 
trachtet   bloß    den  Namen    Sarvasüra    erkennen    läßt,    liefert  sie  in 
Verbinduncr    mit    den    drei    Parallelversionen    und    der    vorstehend 
25  erschlossenen    Originalstelle    sofort    eine    Anzahl    von    Ausdrücken. 
■     Zu  denen,    die   schon  oben  p.  656  f.  ausgehoben  sind,  treten  hinzu 
die  Verba    namasäte    „er   verehrte"    und  brasfe   „er  fragte''.     Und 
weil    mit    diesen  Verben    die   Silbengruppen   prahoste  und   västäte 
der  Bildung    nach   übereinstimmen,    so    dürften  sie  ebenfalls  Verba 
30  darstellen  :  pralionxi  prahoste  müßte,  da  in  der  vom  sechsten  Merk- 
mal Buddha's  handelnden  Stelle  in  F  611 15  die  Worte 
plsänu  abyamga  usbrutemäte  ysnänä  prahaunä 
oöenbar  so  viel  wie 

gux'üriäm  abhyangäh  samvä,hanam  snänam  vastrain 
35  bedeuten^),  einigermaßen  synonym  mit  vastram  vastrayitvä  seiu,  und 
västäte  könnte,  da  die  Vokale  ä  und  i,  wie  schon  p.  656^  erwähnt 
wurde,  gleichwertig  sind,  vor  der  Wurzel  sthü  das  Präfix  vi  haben 
und  ein  Absolutivum  2^^'<^iisthäpi/a  wiedergeben.  Ja  selbst  ^^(tnatä 
seheint   in    die  Reihe  dieser  Verlja  hineinzugeboren,    da  auch  sonst 


1)  In  der  Bodhisattvabhümi-Handschrift  ist  die  betreuende  Stelle  großen- 
teils   weggebrochen.      Sie  wird,    da  Dr.   Wogihiira's  Transkript  noch  die  Silben 

gurünäm cliädanilni 

bietet,  nach  Ausweis  des  Ostturkestauischen  uud  Chinesischen  ungefähr 

guriiiirim  abhyai'itia-samvrihana-snfin'-iichädanäni 
gelautet  haben.     Wer    die   Handschrift  selber  einsehen  kann,    dürfte  im  Stande 
sein,  den  Zusammenhang  genau  wiederherzustellen.    Auch   das  Tibetische  würde 
vielleicht  helfen  können. 


Leumann,   Über  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturhestan.     109 

zuweilen  ä  statt  schließendem  e  angetroffen  wird^);  es  würde  sich 
um  eine  mit  dem  Präfix  ^;»ra  versehene  Form  der  Wurzel  nam 
handeln,  wobei  allerdings  die  Bedeutung  ungleich  dem  sanskritischen 
Sprachgebrauch  irgendwie  mit  utthüya  zusammenstimmen  müßte. 
Noch  unentschieden  mag  einstweilen  bleiben,  ob  all  diese  Yerba  5 
als  dritte  Personen  des  medialen  Aorists  oder  als  maskulinische 
Nominative  des  aktiv  gebrauchten  Vergangenheitspai'tizipiums  auf- 
zufassen sind,  ob  also  beispielsweise  braste  syntaktisch  im  Sanskrit 
einem  (qjrühslt  oder  einem  prstavän  entspricht. 

Nach  Zurateziehung  weitererZusammenhänge  wird  ferner  deutlich,  lo 
daß  auf  die  beiden  Epitheta  Sarvasüra's  {bodhisattva  und  tnahäsattva) 
im  Ostturkestanischen  die  Worte  „mästä  balysü  ilavüysa?'"  entfallen. 
Und  da  mästä  nach  Ausweis  mehrerer  Stellen  =  tnahän  ist  und  balysü 
navüj/sai  häufig  (z.  B.  oben  p.  93  Schluß)  im  Sinne  von  bodhi- 
sattvah  vorkommt,  so  ist  offenbar  das  auch  für  sich  allein  zur  Yer-  15 
Wendung  gelangende  Wort  balysü  als  „sattvah"  sowohl  nach  links  wie 
nach  rechts  verbunden :  man  hat  die  beiden  Epitheta  umgestellt  und 
jenes  Wort  nur  einmal  gesetzt;  navüysai  würde  also  dem  bodhi- 
gleichkommen,  und  es  fragt  sich,  ob  und  wie  dies  sein  kann. 

Da   ist    nun    festzustellen ,   daß  die  Endungen  ai  und  au  sich  20 
auf  eine  unerwartete  Weise  an  die  schon  im  ersten  Teil  dargreleofte 
a-Flexion    anschließen    lassen.     Als   eine  Abart  der  a-Stämme  vom 
Typus  balysa  „Buddha",  so  zeigt  sich,  besitzt  das  Ostturkestanische 
Stämme ,    in    denen    dem  a  ein  anderes  a  vorangeht ,    das  dann  im 
Nominativ  mit  ä  zusammen  zu  a^',  im  Akkusativ  mit  u  zusammen  25 
zu    au    und    in    andern  Kasus    mit   a    zusammen  zu  ä  verschmilzt. 
Um    das  Nebeneinander    der    a-    und    oa-Stämme  zu  verdeutlichen, 
wähle    ich    als  Paradigma    einerseits    das    auch    im  Iranischen   vor- 
kommende und  vielleicht  von  da  entlehnte  Substantiv  data  „(geist- 
liches) Gesetz"  =  „Lehre"    (synonym  mit  dharma)  und  andrerseits  30 
das   von   jenem  Substantiv    abgeleitete  Adjektiv    dätlnaa    „auf  die 
Lehre  bezüglich"   {dharmya). 


a- Stamm 


Sing. 

Nom. 

data 

dätlnai 

Akk. 

dätu 

dätlnau 

Lok. 

data 

dätinai 

Plur. 

Nom. 

data 

dätlnä 

Gen. 

dätänu 

dätlnünu 

aa  Stamm 


35 


Iqi  Gegensatz  zu  balysa  ist  data  offenbar  ein  ursprüngliches 
Neutrum;  allein  das  Ostturkestanische  scheint  die  alten  Besonder-  -lo 
heiten  der  Neutral-Flexion  gänzlich  aufs^eweben  zu  haben.  Nur 
insofern  mag  diese  Flexion  noch  nachwirken ,  als  das  kurze  a  des 
Nominativ  pluralis  (in  data  „die  Lehren"  und  balysa  „die  Buddha's") 
lautgesetzlich    wohl    eher    auf   den    urarischen  Neutral -Ausgang    -ä 


1)  Auch    das  Umgekehrte  kommt  vor,    wie  -matre  in  der  nächsten  Fuß- 
note zeigt. 


110     Leumann,   TJber  die  einheimischen  Sprachen  von  Ostturhestan. 


als  auf  den  urarischen  Maskulin -Aussfanor  -as  zurüekojeht.  Da  in 
Versen  —  aber  nicht  etwa  inetri  causa  ^  sondern  anscheinend 
einfach  in  archaistischer  Weise  —  der  Nominativ  pluralis  sowohl 
bei  ursprünglich  maskulinen  wie  bei  ursprünglich  neutralen  a- 
5  Stämmen  crelewentlich  auf  ä  endigt^),  so  wäre  anzunehmen,  daß  in 
älterer  Zeit  -a  als  Neutral-  und  -ä  als  Maskulin -Ausgang  neben- 
einander bestanden  hätten,  daß  aber  beim  Schwinden  der  Geschlechts- 
unterschiede jedes  Gefühl  für  den  Sinn  jener  Quantitätsalternative 
verloren  crewancren  wäi'e,  so  daß  denn  in  der  Prosa  -a  als  alleinige 

10  Pluralendung  durchdrang,  während  -ä  in  der  Poesie  wenigstens 
noch  ab  und  zu  nachklingt. 

Nach  dem  Gesagten  wird  navüysai  als  ein  adjektivischer 
Nominativ  zu  balysü  gehören,  und  weil  in  dem  Worte  die  Bedeutung 
von    hodlii-    stecken    soll,    so    darf   wohl    die    Verbindung    bah/sü 

15  navüysai  im  Sanskrit  etwa  durch  sattvo  hodhikah  nachgeahmt 
werden.  Eine  solche  Ausdrucksweise  ist  um  so  weniger  über- 
raschend, als  anscheinend  ziemlich  jedes  sanskritische  Determinativ- 
kompositum von  der  Art  wie  bodhi-sattva  „Erkenntnis- Wesen", 
das    heißt    also  jedes,    dessen    erstes  Element   im  Genitivverhältnis 

20  zum  zweiten  steht,  im  Ostturkestanischen  in  einen  Doppelausdruck 
bestehend  aus  Adjektiv  +  Substantiv  aufgelöst  wird.  Beispielsweise 
ist  auf  unserm  Blatte  im  Sinne  von  „Sünden-Masse"  —  wir  würden 
sagen  „Sündenlast",  im  Sanskrit  dürfte  etwa  loUiia-samcaya  oder 
karma-samcaya   gestanden    haben    —    „sündige  Masse'    zu    lesen: 

25  im  Nominativ  heißt  es  „kädägäninaz  hambisä",  im  Akkusativ 
„kädägäninau  hamblsu" ;  und  auf  dem  Blatte  S'"  39  begegnet  zweimal 
der  Nominativ  „puülnai  hambisä"  =  ,die  verdienstige  Masse",  das 
heißt  „die  Verdienst- Masse",  was  im  Original  ininya-samcayah 
oder  punya-samblmrah  oder  punya-räsili  gelautet  haben  wird. 

.so  Es    dürfte    sich  empfehlen ,    die  syntaktische  Eigentümlichkeit, 

die  soeben  zur  Sprache  kam ,  noch  genauer  zu  verfolgen.  Aber 
ehe  ich  die  Gefährten,  die  meinem  Interpretationsrundgang  bis 
hieher  gefolgt  sind,  zum  Weiterschreiten  auffordere,  lassen  sie  sich 
vielleicht    eine  Erholungspause    gefallen.     Ich  würde  inzwischen  in 

35  mein  Arbeitskabinett  zurücktreten  können ,  um  für  die  weitere 
Demonstration  mich  ordentlich  vorzubereiten. 


1)  Die   oben  p.   94  30-32  übersetzten  Verszeilen  von  B   17   lauten: 

bisi  sajna-mätre  lovä, 

bisi  sajria-mäträ  balysä, 

bisi  sajna-mätr.ä  kseträ. 
Das  wiire  auf  Sanskrit: 

visval.i  samifiä-mätro  lokab, 

visve  saminä-iniiträ  buddliäh, 

visväni  samjn.ä-niäträni  kseträni. 
Mit  Ausnahme    von    halyaa   ,  Buddha"    und    biia    ^all"    scheinen    zwar    in    den 
drei  Zeilen  lauter  indische  Lehnworte  vorzuliegen;  aber  ihre  Flexion  ist  jeden- 
falls ostturkostanisch. 


111 


Eine  fremdartige  Schrift. 

Von 

Friedrich  Preisig-ke. 

Das  Urkundenfragment,  das  die  Abbildung  auf  der  nächsten 
Seite  zeigt,  gehört  der  „Wissenschaftlichen  Gesellschaft  in  Straß- 
burff".  Es  crelangte  in  den  Besitz  der  Geseilschaft  zusammen  mit 
einer  größeren  Anzahl  von  Papjrusfragmenten ,  die  im  Sommer 
1907  durch  Vermittelung  des  Papyruskartells  vom  Händler  Stamati  5 
Skopelitis  in  Cairo  gekauft  worden  sind.  Die  Papyrus,  welche  in 
einem  Blechkästchen  —  wie  das  allgemein  üblich  ist  —  nach 
Straßburg  kamen,  wurden  mir  zum  Aufrollen  übergeben.  Nachdem 
ich  die  größeren  Fragmente  aufgerollt  und  geglättet  hatte ,  fand 
ich,  mitten  zwischen  winzigen  Papyrusfetzen,  die  zahlreich  den  Boden  10 
des  Blechkästchens  bedeckten,  das  hier  abgebildete  Fragment.  Das- 
selbe war  parallel  zur  Zeilenrichtung  zweimal  zusammengefaltet : 
in  dieser  Beschaffenheit  maß  es  2^/o  cm  in  der  einen  Richtung  und 
1  cm  in  der  anderen  (Falt-)Richtung.  Auseinandergefaltet  mißt 
das  Blatt  2^/2  zu  2  cm.  Die  Papyrus  des  Kästchens  enthielten  15 
griechische  Urkunden ,  einige  aus  dem  2. ,  die  meisten  aus  dem 
3.  Jahrhundert  n.  Chr. 

Der  Beschreibstoff  unserer  Urkunde  ist  kein  Papyrus,  denn  die 
Papyrus  sind  stets  durch  Aufeinanderlegen  zweier  senkrecht  zu 
einander  stehenden  Schichten  von  Papyrusstreifen  hergestellt  worden;  20 
unsere  Urkunde  aber  hat  diese  beiden  Schichten  nicht.  Ich  möchte 
den  Beschreibstoff  für  den  Teil  eines  gewachsenen  Blattes  halten, 
etwa  für  ein  Stück  Schilf-  oder  Palmblatt.  Dafür ,  daß  wir  kein 
Kunsterzeugnis,  sondern  ein  natürlich  gewachsenes  Blatt  vor  uns 
haben ,  spricht  vor  allem  der  Umstand ,  daß  die  Faserrichtung  auf  25 
beiden  Blattseiten  die  nämliche  ist.  Die  Fasern  sind  außerordent- 
lich zart,  so  daß  man  sie  mit  bloßen  Augen  kaum  wahrnehmen 
kann :  der  Beschreibstoff  erscheint  auf  beiden  Blattseiten  dem  Ausfe 
gleichmäßig  glatt  und  eben,  wie  das  bei  den  Papyrus  niemals  auch 
nur  annähernd  der  Fall  ist.  Zwei  in  der  Faserrichtung  deutlich  so 
hervortretende  Streifen  rühren  von  den  Faltungen  her.  Betrachtet 
man  die  Fasern  durch  die  Lupe ,  so  sieht  man  auf  der  einen 
(Schrift-)Seite    zahlreiche ,    streng    parallel  zu  einander  verlaufende. 


112  Preisighe,  Eine  fremdartige  Schrift. 

bei  richtiger  Beleuchtung  schärfer  sich  abbebende  Kippchen ,  auf 
der  anderen  (unbeschriebenen)  Seite  in  derselben  Richtung  ver- 
laufende, weniger  scharf  sich  abhebende,  mehr  fleischig  aussehende 
Fasern.  Sämtliche  Rijipen  und  Fasern  haben  dieselbe  Struktur, 
5  es  finden  sich  nirgends  stärker  hervortretende  Rippen  oder  Ab- 
zweigungen. Das  alles  spricht  für  Schilf-  oder  Palmblatt.  Was 
die  Schrift  betrifft,  so  ist  eine  Fälschung  nicht  anzunehmen.  Ein 
Fälscher  hätte  den  zahlreich  in  Ägypten  zur  Verfügung  stehenden 
Papyrus  zu  Hilfe  genommen ,  der  ihm  geläufig  und  dem  Käufer 
10  bekannt  ist,  nicht  einen  Beschreibstofi",  wie  er  uns  vorliegt.  Der 
Schreiber  benutzte  keinen  Pinsel,  sondern  eine  gespaltene  Feder 
aus    Rohr    oder    dergleichen ,     denn    mehrere    Grundstriche    zeigen 

deutlich,  daß  die  Tinte  den  Grundstrich  nicht 
rj^-T^gy».  voll  füllte,  sondern  nur  rechts  und  links  die 
/  *  %X^  aufdrückende  Feder  begleitete,  die  Mitte  des 
•\  Spaltes  aber  ziemlich  leer  ließ.  Das  Fragment 
•Lf^'i/it^  enthält  zwei  Zeilenreste,  die  Rückseite  ist 
1^,  J^  »  yC  unbeschrieben.  Die  geradlinige  Kante  der 
____^__^J^^__^  einen  Seite  des  Blattes  (in  der  Abbildung 
die  linke  Seite)  und  der  Abstand  beider  Zeilen 
von  dieser  Kante  machen  es  wahrscheinlich,  daß  dieses  der  ursprüng- 
liche freie  Rand  des  Schriftstückes  ist  und  daß  die  hier  stehenden 
Schriftzeichen  die  Zeilenaniänge  oder  Zeilenenden  sind.  Die  Ab- 
bildung beruht  auf  einer  von  mir  gefertigten  Abzeichnung  (Pause), 
25  die  auf  Grund  einer  mit  der  Lupe  vorgenommenen  Prüfung  den 
Federzug  des  Schreibenden  deutlicher  hervortreten  lassen  soll.  Die 
Veröffentlichung  geschieht  in  der  Hoönung,  daß  unter  den  Gelehrten 
jemand  sich  finden  wird,  der  die  Schriftzüge ,  deren  Zuweisung  an 
eine  der  bekannten  Schriftarten  bisher  nicht  gelungen  ist,  deuten 
30  kann. 


113 


Von  Paniui  zu  Phaedrus. 

Von 

Johannes  Hertel. 

Die  Griechen  selbst  erklären  die  Tierfabel,  die  bei  ihnen  eine  so 
freundliche  Aufnahme  gefunden  hat,  schon  dadurch  als  ein  asiatisches 
Produkt,  daß  sie  dem  Äsop  asiatische  Abkunft  zuschreiben.  Sicher 
ist,  daß  ein  großer  Teil  der  besten  griechischen  Fabeln  aus  Indien 
stammt.  Häufig  sieht  man  die  Herkunft  solcher  Erzählungen  schon  5 
den  in  ihnen  verwendeten  Tieren  an. 

Eines  der  bekanntesten  Tiere ,  die  schon  das  Altertum  aus 
Indien  bezog,  ist  der  Pfau.  Er  spielt  die  Hauptrolle  in  den  Fabeln 
Babr.  65  {Taag  '/.cd  yEQavog,  vgl.  Halm  397.  397  b);  Halm  398 
(Tccojg  y.cd  'Aoloiog);  Phaedrus  III,  18  (Pavo  ad  lunonem  de  voce  10 
sua).  Die  bekannteste  Fabel  ist  die  von  der  Krähe ,  die  sich  mit 
Pfauenfedern  schmückt,  Phaedrus  I,  3,  Babrius  72;  vgl.  die  weiteren 
Nachweise  bei  Ci'usius ,  welche  zeigen ,  wie  weit  diese  Erzähluncr 
verbreitet  war. 

Für  keine  von  diesen  Fabeln ,  die  bei  der  Bekanntschaft  der  15 
Alten  mit  dem  Pfau  in  Europa  oder  in  Indien  entstanden  sein 
können,  ist  bis  jetzt  meines  Wissens  eine  indische  Parallele  nach- 
gewiesen. Verf.  glaubt  zum  mindesten  wahrscheinlich  machen  zu 
können ,  daß  die  zuletzt  genannte  in  Indien  schon  in  alter  Zeit 
bekannt  war.  ao 

1,  Phaedrus  erzählt ,  eine  Krähe  habe  sich  aus  Eitelkeit  die 
ausgefallenen  Federn  eines  Pfauen  angesteckt  und  sich  stolz  von 
den  Ihrigen  abgesondert,  um  sich  unter  die  Pfauen  zu  mischen. 
Diese  rissen  ihr  die  Pfauenfedern  aus  und  jagten  sie  fort;  aber  als 
sie  zu  den  Ihrigen  zurückkam,  wurde  sie  auch  von  ihnen  abgrewiesen.  l'ö 

Wie  gewöhnlich  ist  der  entsprechende  Bericht  bei  Babrius  viel 
hübscher,  aber  inhaltlich  weniger  ursprünglich,  als  der  des  —  für 
uns  glücklicherweise!  —  poetisch  wenig  beanlagten  und  daher 
seinen  Quellen  treuer  folgenden  Phaedrus.  2.  Nach  Babrius  näm- 
lich laden  die  Götter  durch  Iris  alle  V^ögel  zu  einer  Schönheits-  30 
konkurrenz.  Die  Vögel  waschen  und  putzen  sich  an  einem  Bergquell, 
und  die  Federn,  die  ihnen  dabei  ausfallen,  steckt  sich  ein  Kabe  — 
y,oXoLog  .  .  .  yeQcov ,    y.0Q(av)]g    viog  —  an.      So  erscheint  er  vor  den 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  8 


\1^  Uertel,   Von  Panini  zu  Fhaedrus. 

Göttern  in  so  herrlichem  Gewand ,  daß  ihm  Zeus  schon  den  aus- 
gesetzten Preis  zuerkennen  will,  als  die  Schwalbe,  Athene's  Vogel, 
den  Trug  merkt  und  dem  Betrüger  ihr  Eigentum  auszieht.  Die 
Turteltaube ,  die  Drossel ,  der  Häher ,  die  Haubenlerche ,  der  Falke 

5  und  die  anderen  folgen  ihrem  Beispiel,  und  der  Betrüger  ist  entlarvt. 

In  der   vorstehenden  Fassung   treten   an   die  Stelle   des  Pfaus, 

der  nicht  einmal  genannt  wird,    allerlei    andere  Vögel..    Daß    aber 

der  Pfau  ursprünglich  in  die  Fabel  gehört,  wird  durch  eine  andere 

Fassung  derselben  gewiß,    die  sich  im  Barlaam  findet.     S.  105   des 

10  dritten  Bandes  seiner  Bibl.  des  ouvrages  arabes  gibt  Chauvin  daraus 
folgenden   Auszug: 

3.  ün  marchand  etranger  (Bouddha)  ayant  dit  ä  la  vue  des 
tresors  d'un  roi  qu'il  lui  manque  un  paon  (la  foi),  qu'il  lui  decrit, 
le  vizir  (l'idolätre)  charge  d'en  procurer  un  et  voulant  s'approprier 

15  l'argent  destine  ä  cet  achat ,  acquiert  un  corbeau  (l'heresie) ,  qu'il 
teint.  Le  marchand  etant  de  retour  avec  deux  paons,  le  vizir 
pretend  que  ce  sont  des  oiseaux  de  malheur  et  que  le  sien  est 
seul  le  veritable.  Mais  le  marchand,  en  l'arrosant  d'eau  chaude, 
fait  voir  que  ce  n'est  qu'un  corbeau ;   cette  eau ,    au  coutraire ,    ue 

20  change  rien  au  paon. 

Chauvin  verweist  auf  Kuhn's  Barlaam  und  Joasaph  29,  30  u.  31  ^). 
Auf  S.  31  gibt  Kuhn  eine  vollständige  Übersetzung  unserer  Tier- 
erzählung, die  er  unzweifelhaft  richtig  mit  dem  Bäveru  -  Jätaka 
(Nr.  339)  identifiziert.    Der  Inhalt  dieses  Jätaka  ist  kui'z  folgender: 

25  4.  Kaufleute  bringen  auf  dem  Mast  ihres  Schiffes  eine  Orien- 

tierungskrähe-)  mit  nach  Babylon.  Da  es  in  Babylon  damals  keine 
Vögel  gibt,  kaufen  die  Einwohner  die  Krähe  für  teures  Geld,  setzen 
sie  in  einen  goldenen  Käfig  und  füttern  sie  aufs  beste.  Das  nächste 
Mal  bringen  die  Kaufleute  einen  wohldressierten  Pfau  mit.    Diesen 

30  kaufen  die  Babylonier  erheblich    teurer ,    setzen    ihn    in    einen    viel 

kostbareren  Käfig  und  füttern  ihn  noch  viel  besser,  während  die  Krähe 

verachtet  wird  und  ihre  Nahrung  auf  einem  Misthaufen  suchen  muß. 

In  der  Anwendung  wird  die  Krähe  mit  Näthaputta,  der  Pfau 

mit  dem  Buddha  verglichen. 

35  Lokman  33  hat  eine  ähnliche  Fabel,  von  der  die  B.A.  IIT,  S.  35 

folgenden  Auszug  gibt: 

5.  Une  fouine ,  vetue  de  la  peau  d'un  paon ,  vient  demander 
ä  des  poules  malades  comment  elles  se  portent.  „Bien",  disent-elles, 
,quand  nous  ne  te  verrons  plus". 

40  Endlich  wären  noch  zu  vergleichen: 


1)  Die  Stelle  B.  A.  II,  148,  35  (S.  199),  auf  die  Chauvin  verweist,  lautet: 
Un  courtisan  raconte  ä  la  cour  de  l'empereur  de  la  Chine  les  merveilles  de 
Vautruche-^  pour  echapper  au  reproche  de  mensonge,  il  s'impose  des  peines  de 
tout  genre  pour  en  amener  en  Chine:   ce  qu'il  eüt  evite  eu  se  taisant. 

2)  disUkäko.  Francis  in  seiner  Übersetzung  unrichtig:  a  foreign  crow. 
S.  Fick,  Die  soziale  Gliederung,  S.  173. 


Hertel,   Von  Panini  zu  Phaedrus.  Wf) 

6.  B.  A.  11,  S.  106,  Nx-.  70  (Kalilah):  Un  corbeau  veut  imitet^ 
la  demarche  de  la  perdrix  et  ne  reussit  qu'ä  gäter  la  sienne,  und 

7.  B.  A.  II,  S.  173,  Nr.  15  (Kitäb  assädih  wal  bägim):  ün 
paon^  pris  dans  un  filet ,  invoque  le  secours  d'un  hibou  ,  qui  a  eu 
des  malheurs  et  qui  a  ä  se  plaindre  d'un  autre  paon  (?).  Le  hibou,  5 
le  trompant,  lui  arrache  ses  plumes  et  le  chasseur  laisse  partii*  le 
paon,  desormais  sans  valeur.  Un  renard,  voyant  que  le  hibou  veut 
encore  le  maltraiter ,  profite  de  sa  niisfere  et  l'emporte ;  mais  il 
persuade  ä  la  femelle  du  renard  de  le  nourrir  jusqu'ä  ce  qu'il  soit 
devenu  gras.  Ayant  recouvre  son  plumage ,  il  s'envole  trompant  xa 
un  animal  ruse^  le  renard,  apres  avoir  ete  trompe  par  un  animal 
Sans  ru^e,  le  hibou. 

Betrachten  wir    zunächst    die  Erzählungen  1 — 6 ,   so    kann    es 
kaum  einem  Zweifel  unterliegen ,   daß  die  zeitlich  älteste ,   nämlich 
die  des  Phaedrus,  auch  die  inhaltlich  ursprünglichste  ist.    Alle  ihre  i5 
Züge  finden  sich  in    einer    oder    mehreren    der  anderen  Fassunsren. 

a)  Krähe  und  Pfau:  1,  3,  4. 

b)  Die  Krähe  verkleidet  sich:  1,  2.     Vgl.  5,  6. 

c)  Verkleidung  der  Krähe  in  einen  Pfau:   1,  3.     Vgl.   -5,  6. 

d)  Die  Verkleidung  wird  erkannt:   1,   2,  3,   5.     Vgl.  6.  20 
Wie    in    der  Erzählung    vom    blauen  Schakal  (Tanträkhyäyika 

I,  8,  Ksem.  v.  Mank.  I,  7,  Kielhorn  I,  10,  Pürnabhadra  I,  11;  vgl. 
Benfey  §  73;  Hertel,  WZKM.  XVI,  269  und  ZDMG.  LVII,  655)  handelt 
es  sich  in  unserer  Fabel  um  ein  Wesen,  welches  —  freiwillisr  oder 
unfreiwillig  —    das  Aussehen    eines    anderen    annimmt   und    durch  25 
dieses  Aussehen  andere  täuscht,  bis  es  dann  erkannt  wird.   Betrachten 
wir  unter  diesem   Gesichtspunkt    die    beiden    buddhistischen  Erzäh- 
lungen 3  und  4,  so  können  wir  uns  kaum  dem  Eindruck  entziehen, 
daß  selbst  die  Buddhisten  sich  ursprünglich    noch    genauer    an   die 
Grundform  der  Fabel  anschlössen.    Denn  der  Näthaputta  in  4,  der  30 
dem  idolätre  in  3  entspricht,  gibt  doch  vor,  der  wahre  Religions- 
lehrer zu  sein,  handelt  also ,  wie  der  graculus  des  Phaedrus ,  selb- 
ständig und  bewußt.     Im  übrigen  erweist    sich    die  Erzählung    des 
Päli-Jätaka  gegenüber  Nr.  3  wiederum^)  als  minderwertig,  insofern 
in  ihr  von  der  beabsichtigten  Täuschung  durch  Verkleidung  in  eine  35 
Krähe  nichts  mehr  vorhanden  ist.    Soviel  scheint  sich  mir  also  aus 
den  bisherigen  Erörterungen  zu  ergeben,  daß  die  Fabel  wesent- 
lich   in    der    bei    Phaedrus    vorliegenden    Fassung    in 
Indien    bekannt    war. 

Ich  will  nun  darzulegen  versuchen ,    daß    dies    bereits  in  sehr  40 
alter  Zeit  der  Fall  war. 

In  Heraacandra's  Parisistaparvan  III,45tf.  wird  erzählt,  daß 
ein  König  ein  wunderbares  Roß  besitzt,  durch  welches  seine  Regierung 
eine  höchst  glückliche  ist.  Seine  Vasallenfürsten  erkennen  in  diesem 
Roß,    das  der  Obhut  eines  Jaina-Laien  anvertraut  ist,  die  Ursache  45 


1)  Vgl.  ZDMG.  LVII,  S.  GGl;  WZKM.  XVII,  298,  Nr.  3;  ZDMG.  LX,  399. 

8* 


llß  Hertel,   Von  Panini  zu  Phaedrus. 

ihrer  Machtlosigkeit  sfegen  ihren  Lehnsherrn,  und  einer  der  Minister 
dieser  Vasallen  erbietet  sich ,  das  Roß  zu  entführen.  Zu  diesem 
Zwecke  verkleidet  er  sich  in  einen  Jaina-Laien  und  führt  sich  als 
solcher  bei  demjenigen  ein,  welchem  das  Wunderpferd  anvertraut 
5  ist.  Er  gewinnt  dessen  völliges  Vertrauen ,  aber  sein  Versuch 
scheitert  zuletzt. 

Diesen  in   einen  Jaina    verkappten  Minister    bezeichnet  Hema- 

candra  als  ^tiZ^T^^  (80),  ^T^T^T^^  (83,  93,  97),  lf?r^T^^ 

(90),  ^Z^T^^  (95),  alles  =  , Betrug-Laie",  d.  h.  ,Scheinlaie% 
10  „einer,  der  Laie  zu  sein  vorgibt".  Hätte  er  ein  Bild  aus  der 
indischen  Fabel  entlehnen  wollen,  so  hätte  er  kaum  ein  treftenderes 
finden  können,  als  das  unseres  „Scheinpfauen",  d.  h.  der  Krähe,  die 
ein  Pfau  zu  sein  vorgibt.     Nun  lautet  Strophe  78  der  Erzählung: 

„Darauf  begrüßte  er  mit  dem  (unter  den)  Jaina-Laien  (üblichen) 
Gruß  den  Jinadäsa  (den  Hüter  des  Wunderpferdes),  indem  er  durch 
Pfauenvortäuschung  Laientum  zeigte  (vortäuschte)". 

Die  Wurzel  ^^  ist    in    den  Wörterbüchern  nicht  aufgeführt. 

20  pw   kennt    nur   „=^^T^fT^  Adj.    zu    täuschen,    zu    betrügen"     und 

,*^H^  m.  Betrüger".  Aber  in  dem  noch  nicht  veröffentlichten 
Teil  des  Tanträkhyäyika  kommt  die  Wurzel  dreimal  in  verbaler 
Funktion    vor.     Im    dritten  Buche    sagt  CirajTvin    zum  Rabenkönig 

25  „Nun  darfst  du  dich  aber  nicht  durch  Verblendung  über  deine 
Königsherrlichkeit  selbst  betrügen,  indem  du  denkst:  ,Ich  habe  die 
Königsherrschaft  in  Besitz    genommen'".     In    der  Erzählung  III,  8 

heißt    der  von    seiner  Frau    betrogene   Zimmermann   (fT^T  ^^'IJIT) 

l>cI^^^»Töq'f%rTJT»TTI   „dessen  Sinn  durch  verstellte  Worte  betrogen 

30  worden  war",  und  dasselbe  Kompositum  erscheint  in  der  Erzählung 

III,  10    vom  Froschkönig    und    der  Schlange.     Das  Wort    ist   also 

hinreichend  belegt,    um   über  seine  Bedeutung  keinen  Zweifel  auf- 

kommen    zu    lassen.     Die  Gegenüberstellung   von  ^T^Ti^'Bf^^  und 
(^^?»,    »TT^T»,    W?IS   fZ°,)^T^^^    machen    es    zur    Gewißheit, 
35  daß  ein  TT^"^^^^  einer  ist,  der  Pfau  zu  sein   vorgibt,    „Pfauen- 
schaft vortäuscht". 

Das  PW.  führt  nun  an:  „•JT^T^^^  ('T«    ;    ^»)  m.  P.  2.  1,  72 
=  \I(f»T"^"?^  Schol."  ;  Apte  gibt  ohne  Beleg  —  also  wohl  dem  PW. 

folgend  —  die  Bedeutung  ,a  cunning  peacock'. 
40  Was  wir  unter  einem  , cunning  peacock'    zu  verstehen  hätten, 

wäre  freilich  vollständig  unklar.     Denn   nirgends    in    der  indischen 


Hertel,   Von  Paninl  zu  Phaedrus.  117 

odei'  einer  anderen  Literatur  ist  mir  der  Pfau  als  Sinnbild  der 
Verschlagenheit  vorgekommen  i).  Das  einzige  Beispiel  für  einen 
schlauen  Pfauen,  welches  ich  zu  nennen  wüßte,  ist  die  oben  unter 
7.  angeführte  Erzählung.  Aber  auch  dieses  trifft  nur  halb ,  weil 
sich  in  ihm  der  Pfau  zunächst  vom  Jäger  und  dann  von  der  Eule  5 
hat  übertölpeln  lassen ;  außerdem  ist  diese  Erzählung  bis  jetzt 
weniofstens  nicht  in  Indien  nachgewiesen.  Hemacandra  kann  auf 
keinen  Fall  an  sie  denken ,  da  sich  in  ihr  Vergleichspunkte  mit 
seiner  Erzählung  nicht  linden. 

Der  C4anapritha    führt    neben    fl^^SEJ^öR    noch   WT^^^^  an.  lo 
Aber  ebensowenig ,   wie  für  den  Pfauen ,    ist  für  den  Schüler  Ver- 
schlagenheit charakteristisch.     Deuten  wir  l^T"^^^^  aber  so,  wie 

Hemacandra  ohne  allen  Zweifel  TT'^'^^^^  deutet,  so  ist  die  An- 
spielung sofort  verständlich.     Es  handelt  sich    um    einen ,    der    das 

I^Tt^^'R!,  vortäuscht.     Der  Verfasser  des  Ganapätha  hat  vermutlich  i5 
an  eine  Geschichte  wie  die  des  Äsädhabhüti   gedacht,    die    sich    in 
den    meisten    Fassungen    des    Paficatantra    findet    (Tanträkhyäyika 
I,  3  usw.). 

Daß  nun  aber  der  gelehrte  Grammatiker  Hemacandra   die 
wahre  Bedeutung  dieses  grammatischen  Schulbeispiels  nicht  gekannt  20 
haben  sollte,  ist  mehr  als  unwahrscheinlich.    Er  muß  sogar  voraus- 
gesetzt haben ,    daß    es  bei  seinen  Lesern  ohne  weiteres  verstanden 
wurde ;  denn  nichts  liegt  ihm  ferner,  als  dunkle  Anspielungen.    Wir 

1)  Da  ich  nur  v.  Böhtlingk's  2.  Pänini-Ausgabe  besitze,  bat  ich  Herrn 
Prof.  Hultzsch  um  Abschrift  der  Kommentare  zu  dieser  Stelle.  Die  freund- 
lichst erteilte  Auskunft  lautet:  „Das  Mahäbhäshya  (ed.  Kielhorn,  Vol.  I,  p.  40G) 
erklärt  nur,  daß  in  dem  Sütra  II.   1,  72   das    cha    die  Bedeutung  von  fva  hat. 

Die    Siddhantakaumudi    bemerkt:    TJ^    f^mTcM^ri     I     THTT^    ^^^Y    T^- 

T^^^:    I    ^^^   \X^\    I     Die  Tattvabudhini  bemerkt  hierzu:    ^J<^   \fj\    \ 

52T^^t:'    \fr{    ^TTW^T^^T^    ^-^^    I    ^^    '^^T^^'    T^nft- 

ÖEIT^^    II"  —  Die  Siddhantakaumudi  gibt   also   die  Erklärung,    die    auch    das 

P\V.  verzeichnet.  Die  Erklärung  der  „andern",  die  die  TattvabodhinT  anführt: 
,ein  Betrüger  wie  ein  Pfau",  ist  ebenso  dunkel  wie  die  erstere;  man  müßte 
ihr  denn  den  Sinn  geben:  „ein  Betrüger,  der  wie  ein  Pfau  aussah".  In 
diesem  Falle  würde  die  Meinung  der  „andern"  unsere  Erklärung  stützen.  Jeden- 
falls hatten  die  Erklärer  keine  k  1  aro  Vorstellung  von  der  Bedeutung  des  Kom- 
positums. 


118  Hertel,   Von  Panini  zu  Pliaedrus. 

werden  also  nicht  fehlgehen,  wenn  wir  annehmen,  daß  sich  Pänini's 
T^[T^^«F   tatsächlich    auf   die  Erzählung    von    der  Krähe    bezieht, 
die    sich    in    einen    Pfauen    verkleidet    hat,    eine  Erzählung,    deren 
frühzeitiges  Vorhandensein  in  Indien   ja    die    beiden  buddhistischen 
5  Fassungen  —  oben  3  und  4  —  beweisen.     Zugleich   aber  müssen 
wir  annehmen ,    daß  Hemacandra   die  Fabel    in  einer  ur- 
sprünglicheren Fassung  kannte,    als  sie  in  den  beiden 
buddhistischen  Rezensionen  vorliegt.    Denn  sein  Minister 
führt  sich    in    der  Verkleidung    eines  Jaina-Laien    unter    den  Jaina 
10  ein ,    um  diese  zu  täuschen ,    geradeso  wie  die  Krähe  bei  Phaedrus 
sich  unter  die  Pfauen  mischt,  um    als  einer  der  Ihrigen  zu  sielten. 
Treffen  die  vorstehenden  Ausführungen  das  Richtige,  so  erscibt 
sich,    daß    die    besprochene   Fabel    in    Indien    bereits    im    4.    Jahr- 
hundert V.  Chr.  bekannt  war. 


119 


Von 

Richard  Schmidt. 

Die  in  der  Tattvahodhinl  vorgebrachte  Deutung  der  ^«^f,  der 
zufolge  T^r^^^^i  als  T^  T^  ^^^^  aufzulösen  sei,  muß  auch 
ich  von  der  Hand  weisen.  Aber  die  weiteren  Zitate  daselbst  ent- 
halten Kunstausdrücke  wie  upamäna  und  sämänyavacana,  die  uns 
aus  der  indischen  Poetik  bekannt  sind  und  uns  gemahnen ,  dort  5 
Umschau  zu  halten.  Da  finde  ich  denn  bei  Äsädhara  (zu  Kuva- 
layänanda  I,  19)  einen  für  uns  sehr  nützlichen  Hinweis  auf  die 
auch  von  Hertel   besprochene  Stelle  Pänini  II,  1,  72.     In  der  Er- 

klärung  des  Schulbeispieles  zu  der  Figur  des  parinäma  —  IT^WT 
^J|<9^«i  ^^^  TT^^'^^T  —  sagt  er  nämlich,  in  ^l^'St  liege  ein  10 
Kompositum  vor,  in  dem  das  Mittelwort  fehle  (^n^T^T^^^Tn" 
"^''TT^J),  sodaß  es  also  in  ^1^  ^«T  '^^  aufzulösen  sei;  es  komme 
hier  aber  nicht  die  Regel  des  Pänini  '^^Kj^'^^lf^'  in 
Betracht,  weil  es  sich  da  um  ein  rüpahain  handele.  Das 
Wesen  des  parinäTna  besteht  darin,  daß  die  sonst  dem  Vergleichs-  15 
Subjekte  {visaya,  in  unserem  Falle  dem  Auge)  zukommende 
Funktion  dem  Vergleichs  ob  j  ekte  {visayin^  hier  also  dem  Lotus) 
zugeschrieben  wird:  „Mit  dem  klaren  Augenlotus  schaut  die  be- 
rauschend Blickende".     (Ein  Lotus  kann  eigentlich  nicht  schauen!) 

Im  riipaham,  (z.  B.  '^T^  ^"^j  Subrahtnanyamrman  p.  23)  fehlt  20 
dagegen  diese  Übertragung  der  dem  Vergleichssubjekte  zukommen- 
den Funktion  auf  das  Vergleichsobjekt.     Weist  also  Äsädhara  die 
Erklärung  des  'T^^^t  mit  T^T  T^  ^^^^  ab,  so  dürfen  wir 
darin  eine  weitere  Stütze  für  Hertel's  Deutung  sehen. 


120 


B  i  e  s  t  m  i  1  c  h. 

Von 

Immanuel  Löiv. 

Die  Ausdrücke,  welche  die  syrischen  Glossographeu  für  Biest- 
milch bieten,  stelle  ich  zusammen,  um  die  lehrreichen  Bemerkungen 
Nöldeke's  daranknüpfen  zu  können. 

1.  •^nb,    "'Nnb,    Nnb    d.   i.    ■'ib,    N^b    nicht   "^rb,    wie  Dalman 
5  vokalisiert.     Targum :  jC4n.  18,  8  Gbgr.     ^nb  Hiob  20,  17.  LA.  'rb. 

'N-ib  jDt.  32,  14.  Hiob  29,  6.  Außerdem  Nab  (so  lesen  statt  N^nb 
Handschriften  und  ältere  Drucke,  auch  R.  Chananel  und  Aruch) 
Erub.  53  b. 

2.  Jck^  BA.  724.     DBB.  (|:^  165)  168  (Cod.  F:  jcii^).  925. 
10  1844.  PSm.  4122.     Falsch  elbä  PSm.  3764.     Audo   zu  jo>-.>    und 

JJ».     Cardahi  irrig  Jo\C,    das  Brun    neben    alvä  hat.     Audo:  J-^\) 

^   l*..*2o  jLow-^  Jöoii  |^\*.  too|o   izi\^j  jLvTiis  |i^/  joHJo 

3.  Neusyrisch    |2)d^    (läim)    biestings,    first    milk    of   animals 
15  after  delivery;  auch  jöd^  Maclean  s.  v.    Auch  Stoddard  bei  PSm. 

1905  hat  JoQ^,  worauf  Jastrow  verweist. 

4.  Arabisch  LaJÜ!  BA.  724  und  bei  PSm.  4122.  DBB.  165.  168. 
925.  1844.  1964.  PSm.  198.  4122.  Card,  zu  Jd^.  Ein  pers.  »^ 
ilehice)  heißt  Colostrum,  lac  novum  quod  post  foetum  mulgetui-. 

20  5.  Syi-ische  Synonyma: 

a)  |i-^  oder  ^^.      BA.    kennt    es    nicht.      DBB.  168.  925 

(Cod.  S  ji^io).  PSm.  1837.  Card.  603.  Brun:  lac  primum  post 
partum;  lac  coagulatum.  Biestmilch  wird  ungenau  sein.  Audo  sagt: 
ji'c^^  o^  ^XÄ  p  \\^  b^-  ^  joot»  I--JI»  jloj-  i^voo  ix-*6. 


Lötv,  Biestmilch.  121 


b)  JJx)  JJi,  JJ2D,  pk»  Fremdwort?  DBB.  168  (hier  anch 
o\\^)  925  (hier:  ]J:d).  PÖm.  2125.  Brun.  Audo  II,  55:  jjio 
^♦i>:;i  Jt-*2D  Jl^cinJZ5  Joe»?  U*^^  \:^  \^^  Ji^. 

c)  jjtiQjO   DBB.  168.  925.      jls,ju-*JO  165!  1844.   PSm.  3764. 
JNa»0  Brun  lind  PSm.:  biestings,    first  milk  after  calving.     Aber    5 
Audo:    Jv^liODj    jzi^    JkJi  ^^    j-OOiJ    w»Ö)     Jü^;jOO    JISjuVO 

d)  jo>%  BA.  bei  PSm.  4122.  DBB.  168.  925.  1964.  Audo: 
^Ä-^J  ^   Jljj   |X>*Ä  J25\*.   Jd^/   |2j-.^. 

e)  j*lQ2>,    JqÄ^-^  DBB.  1504.  1543    nvxiu  =  jl.Q£XiÄ  nicht  lo 
hierhergehörig  —  PSm.  3055  —  sondern:  Lab.    Zu  jLooQio  Krauss, 
Lehnwörter  11,  345. 

Nöldeke    brieflich:    „Dafür,    daß    L*.i    im    klassischen  Arabisch 

Biest  milch  ist,  könnte  ich  ein  gutes  halbes  Dutzend  guter  Belege 
geben.    Aber  das  ist  ja  unnötig,  da  die  Bedeutung  auch  für  spätere  15 
Zeit   feststeht.     Für   solche    Dinge    mußten   ja    auch    die  Beduinen 
einen  bestimmten  Namen  haben.    Höchst  wertvoll  ist  nun  Maclean's 

I^C^;    das   muß    echt   sein.     Natürlich    mußten  auch  die  Aramäer 

zu  allen  Zeiten  für  die  Biestmilch  einen  eigenen  Namen  haben,  wenn 
das  Herdenvieh  und  die  Milch  für  sie  auch  nicht  die  Bedeutung  20 
hatte,  wie  für  die  Beduinen.  Wichtig  ist  hier  das  weiche  b; 
das  aber  zeigt,  daß  das  Wort  nicht  aus  dem  Arabischen  entlehnt, 
sondern  daß  die  reguläre  inneraramäische  Lautverschiebung:  spiran- 
tische Aussprache  der  Muta  nach  Vokalen,  wenn  sie  nicht  verdoppelt 
war,  hier  eingetreten  ist.  Die  Nordost-Aramäer  sprachen  schon  vor  25 
tausend  Jahren  das  ^  wie  o  (englisch  lo).     Es  würde  also  keinen 

« 

Unterschied  machen,  wenn  JÖQ^  oder  JÖQ^  geschrieben  würde.    Ob 

u  oder  i,  ist  auch  nicht  wichtig;  das  1  geht  vor  o  ("^)  natürlich 

leicht  in  u  über,    jrsd^  ist  also  =  *i.SNnb,  haarscharf  entsprechend 

dem  arab.  Lxi,  mit  angehängtem  Artikel,  aber  nicht  daraus  erborgt.  30 

Die  Form    |c^/  gibt  BA.  724    mit   ausdrücklicher   Erklärung   der 

Vokallosigkeit  des  /;    dadurch    werden   alle   anderen  Vokalisationen 
hinfällig.    Das  wird  eine  mundartliche  Form  desselben  Wortes  sein. 


122  Löv:,  Biestmilch. 

welches  in  der  Hauptsache ,  der  Erweichung  des  ^  zu  iv,  mit  der 

neusyrischen  übereinstimmt.  Da  BA.  ein  Nestorianer  ist  und  im 
Osten  gesammelt  hat ,  so  darf  das  nicht  verwundern.  Da  ist  also 
aus  *NNäb,  ^Näb,  ^Nbr,  :  NnbN  geworden,    denn    das    auslautende 

T    :•    '  T-'  t:'  t:-°  ' 

5  ä  für  das  radikale  a'  zu  halten,  geht  nicht  an:  es  ist  die  Endunsr 
des  st.  emph.  und  das  radikale  — ^  -  N  ist  synkopiert. 

Die  verschiedenen  jüdischen  Formen  gehören  alle  hierher;  ob 
sie  alle  eine  wirklich  gebräuchliche  Form  lautlich  genau  wieder- 
geben,   weiß  ich  nicht.     Kleine  Entstellungen    waren   da   ja   leicht 

10  möglich ,  aber  ziu*  Not  könnte  jede  der  von  Ihnen  aufgeführten 
Formen  richtig  sein.  Daß  BB.  auch  noch  das  etvmologisch  richtiofe 
|.2j}is.  erhalten  hat,  ist  gut.  Die  Hauptsachen  sind  hier  also  klar. 
Der  Vorschlag  des  'a  erklärt  sich  daraus,  daß  das  Wort  bei  Weg- 
fall des  —1-  einer  Verstärkung  bedurfte.    Also  ich  halte  diese  Wort- 

15  formen  für  gut  aramäisch.  Wäre  das  Wort  im  A.  T.  erhalten,  so 
würde  es  *t<3b  lauten.    Ich  betone  noch  einmal,  daß  die  aramäischen 

Formen,  wenn  sie  e  n  1 1  e  h  n  t  wären,  hartes  ^  ■z  hätten,  nicht  o 
oder  o  "i. 

Wenn    das    unbelegte    pers.  »^    coagulum    lactis   unser  Wort 

20  ist    (was   ja   recht    wohl    möglich;    die    Bedeutung    wäre    dann    bei 

Vullers  ungenau  angegeben),    so   ist  es  eine  arabische  Feminin - 

form  *s».xJ  für  K_aj.     Die  wäre  allerdings  erst  nachzuweisen,  aber 

sie  wäre  nicht  auffällig. 

iliO,   piÄ  ist  mir  recht  verdächtig.    Ich  vermute,  daß  es  aus 
25  der  einen  Stelle  des  Gregorius  von  Nyssa  stammt,    und   zwar   in 
entstellter  Form.     Wenn    das  Wort   nicht    eine    andere   Stütze    be- 
kommt, muß   man  es  sehr  mißtrauisch  Ijetrachten." 


123 


o 


Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sutras^). 

Von 

\V.  Calaud. 

XLIX.     Zum  altindischen  Würfelspiel. 

Heinrich  Lüders  hat  in  einer  Abhandlung  „das  Würfelspiel 
im  alten  Indien"  den  Versuch  gemacht  dieses  vielfach  dunkle  Problem 
seiner  Lösung  zu  nähern.  Es  ist  ihm  freilich  nicht  gelungen  uns 
eine  überzeugend  klare  Vorstellung  davon  zu  geben,  wie  eigentlich  5 
das  Spiel  mit  den  Vibhidakanüssen  gespielt  wurde.  Aber  doch  hat 
er  manche  Schwierigkeit  aus  dem  Wege  geräumt  und  alles  was  aus 
gedruckten  Quellen  zu  sammeln  war,  vereinigt  und  geprüft. 

Schon  vor  einigen  Jahren  hatte  ich  alle  auf  das  Würfelspiel 
bezüglichen  Brähmana-  und  Sütrastellen  gesammelt  mit  der  Absicht  10 
eine  zusammenfassende  Behandlung  dieses  Gegenstandes  zu  unter- 
nehmen. Da  mir  aber  das  erreichbare  Ergebnis  zu  wenig  positiv 
erschien,  sah  ich  davon  ab.  Die  Abhandlung  Lüders'  aribt  mir 
jetzt  Anlaß  einiges  hinzuzutragen. 

Zuerst   will  ich  das  von  Lüders  gesammelte  Material  vervoll-  1.5 
ständigen    und    dann    einige  Vorschläge    über    die   Art    des   Spieles 
machen,   die  vielleicht  noch  etwas  mehr  Licht  über  diesen  Gecren- 
stand  verbreiten  werden. 

Das     Würfelspiel     beim     Agnyädheya     wird     noch     erwähnt: 
Hiranyakesin  srs.  III,  12  (vgl.   die  soeben  erschienene  Ausgabe  der  20 
Änandäsramadruckerei,  vol.  I,  S.  320) : 

sabhäyäm  madhye  ' dhidevanam  uddhatyävohsyäicsün  nyupya 
vyühija  samühya  iwathayitcUksesu  Mranyam  nidhäya  nisasäda 
dhrtavrata  iti  juhoty ;  ävasathe  madhye  parisado  Jw'anyam  ni- 
dhäya jjra  nünam  .  .  (=  Ap.  V.  19,  3)  .  .  .  cahrira  iti  juhoty\  ufa  25 
no  .  .  .  (=  Äp.  1.  c.  4)  .  .  .  avantv  enä  räjan  havisä  mCidayasvely 
üvasatham  abhhnantrya  satam  aksän  yajamänäifa  prayacchatl ; 
tena  kriam  vijkya  sahhäsadbhyah  pradlyamäncsu  vi'ihibhyo  qäm 
divyatähiitisantah  parväni  visasateti  sampresyati. 

Dazu   die  VaijayantI   des    Mahädeva   (Ausg.  der  Anandäsrama-  ;!o 
druckerei   und   MS.  Haug):    nyuptesv   alcsesu   catnsha^o   vibhajya- 


1)  Vgl.  diese  Zeitschrift  58,  50i). 


124  Caland,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras. 

mänesu  yatra    sarve   h]iäg(Jh   samä.   hhavanti,    sa   dyütcqyrahäruh 
Ik'rtarn    itif    ucyate;   yatra  trayo  'cUtikah,    sa  tretä\   yatra  dväv'^) 
adhihau^),  sa  dväjjarah;  yatraikä  sa  kalir  ili  (also  nahezu  über- 
einstimmend mit  Rudradatta  zu  Ap.  V.  20,  1). 
5  Das    Yäjamänam    dazu    lautet    (Hir.  VI,   16  — 17):    yaträsmai 

satani  aksän  prayaccliati  ^  tesu  hrtam  vijitya  sabliäsadbhyah 
prayaccliati;  te  yaj  jayanti  tad  uhhayam  annam  saihskrtya 
hrähmnnün  hliojaijatt. 

Bhäradväja    srs.   IV,    12:     atlia    sahhyävasatJiyayor    madhye 

10  'dhidevanani  uddhatyävohsyCdcsän  nyupyahsesu  liiranyam  nidliäya 
vyiüiya  sanmhya  juhoti  nisasäda  dhrtavrata  ity  etayä;  satam 
ynjainänäyäksän  jyrayaccliann  cdia:  xrlliihliyo  i]äm  dlvyatähhfi- 
santah  parväni  visasateti-,  yajamänaJi  krtam  vijityottisthate-,  gäm 
asya  tadahah  sahhäyäm  dlvyeyus-);  tasya  parümsi  na  hitfisyu{s); 

15  täih  sabhäsadhhya  upaliaret;  tad  ya{d)  (jrhniyät^  tad  ubhayam 
annam  samshrtya  brälimanän  bhojayet. 

Vaikhänasa  srs.  I,  13 — 14:  havisy'^)  aproksite''^)  sabhämadhye*) 
''dhidevanam  ^)  uddhatyävoksyäksän  °)  opya  tesu  liiranyam  nidhüya 
ni'sasädha  dhrtavrata  üi  räjany asya  juhoti;  p)'>'<^  nünani  i'fy  äva- 

•20  sathe  (Tnadhye)  parisado'')  hiranyam  nidhäya  tasmin  juhoty  \  uta 
no  'hir  budhnya  ity  ävasath^/am  abhimantrya  yajamünäya  sa{ta)m 
aksän  adhvaryur  dadäti,  tesu  j^anaviäno  yajamänah  krtam  vijitya 
odanam')  srapayitvä  sabhäsadbhyo  brähmanebhyah^)  pradadüty, 
ävasathe  bhufjate. 

25  Bei  Gelegenheit    des  Räjasüya    wird    das  Spiel   noch  erwähnt: 

Baudhäyana  srs.  XII,  15  (vol.  11,  S.  108):  tena  (sc.  sphyend)  tau 
(sc.  aksävcqjngovyacchau)  niadhyato  'dhidevanam  uddhatya  tisrak 
jyancäsatoh  saiivarnän  aksän  nivapato;  'thäsmai  pancäksän 
apacchidya    jirayacchati    dido    'bhy    ayaih    räjübhüd    iti;     täms 

30  tadänhn  eväksesv  apisrjaty\  athaitam  odanam  udbruvate;  nä- 
näihsinau  brahmü  ca  yajamänas  ca  samänämsinau  sütagrämaninau 
samänäniJinau  ksattasamgrahitä7'au.  sa  yo  nu  matäksa  iva,  sa 
räjna  üsana  upavisya  catiüjsatam  aksän  ajjacchidyähodbhinnam 
räjrta  iti.      tän  eva  manäksamantän  iva  krtväha  krtam  brähma- 

3.5  nasyety.  athaitam  odanam  udbruvate\  samänämsinau  brahmä  ca 
yajamänas  ca  nänäthSinau  siitagrämaninau  nänämSinau  ksatta- 
samgrahltärau.  sa  yah  paräjayate,  tasyainam  kule  ksattä  päca- 
yati.     yävad  esa  odanah  jMcyate,  tävad  esa  hofä  usw. 

Dem    Vivarana,    dessen    Überlieferun  er   zum   IL   und   III.  Teil 

40  leider  sehr  mansfelhaft  ist,  entnehme  ich  das  folirende :  athäsmai 
yajamünäya  paTicäksän  niskrsya  prayacchati;  tesv  eva  praksipafi 


1)  prabandhikau  Q.)  die  Ausgabe  der  Anand.-Dr. 

2)  din/esu  die  Haug'sche   Hs. 

3)  havis?apro°  die  Haug'sche  Hs. 

4)  sahamndlijiadidevünnm  die  Hs. 

5)  nddhrtyiV  die  Hs.  6)  jiarisatho  die  Hs. 
1)  madamna  die  Hs.                              8)  Doppelt,  die  Hs. 


Caland,  Zar  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Satras.  125 

tän  yajamänah ;  atliainam  vnksyamänam  odanarn  ^)  jyanatveno- 
pavisya  catuhsatam  aksän  jjrthak  Icrtväha  udbhinnam  vi^ajätam 
röjfia  äya-)  iti'-)\  tän  eva  caturadhikä{m)s  ca  satäly^)  Isatsam- 
sprsfäntmi  ilia*)  Icrtväha  tain^)  hrülimaimyantad'^)  iti  imnar^) 
atliainam  ity  ädi;  yah  parüjayate  tasyaöiain  odanarn  glaho'^)  5 
ksattä  päcayati  usw. 

Hirany.  srs.  XIII,  19:  tena  samasphyenädhidevaiiam^)  uddha- 
tya  tisi'ah  pancäsatah  paTica  vä  lyancäsato  ^ksän  nivapaty;  ud- 
bhinnam räjna  itl  tatas  caturo  'ksän  nirühams  cafuhsatän 
ap>isrji/a  pasthauhlm  vidlvyanti  hrälimano  räjanyo  vaisyah  südra  lo 
ity;  odanarn  adhipananti;  vijüya  diso  'bhy  ayam  räjähhüd  iti 
jiancüksän  yajamänäya  prayaccliati;  tän  apisrjya  maiigaJyanümno 
hvayati. 

Mänavasrs.  räjasüyaprasna  1,4:  sphyenädhidevanain')  krtvä 
krtasampütän^)  sudyum^)  nivapati\  tatra  pasthaxihim  p>rasuvati\  10 
tum  catcäro  vidlvyanfe  hrälimano  räjanyo  vaisyali  südras:  tesäm 
yah  pjoräjayate,  sa  yajamänasya  gosu  pastliaulnm  apisrjati.  tatas 
catuhsatam  aksän^^)  avohyodbhinnaik  räpio^  diso  abhy  abhüd 
ayam  iti  paiicäksän  yajamänäya  jyrayacchati. 

Ehe  ich  diese  Stellen  näher  betrachte,  will  ich  erst  versuchen  20 
minieres  aus  Lüders'  Darstellung  zu  berichtigen. 

In  mehreren  Texten  ist  die  Rede  von  catuhsatam  aksäh. 
Lüders  fast  dies  immer  als  400  Würfel.  Das  ist  aber  sehr  wahr- 
scheinlich unrichtig;  es  bedeutet  104  Würfel,  wie  es  auch  nach- 
drücklich das  Vivarana  zu  Baudh.  auslegt  ^^).  Nach  Apastamba  2,0 
(XVIII,  19.  1)  schüttet  der  Aksäväpa  „über  hundert  oder  über 
tausend  Würfel"  aus;  davon  (denn  tebhyah  in  XVIII,  19.  5  ist 
wohl  eher  Ablativ,  sc.  aksebhyah,  vgl.  Hir.:  tataJi)  schüttet  er  104 
weg.     Die  Zahl  400  würde  weniger  gut  zu  „über  hundert"  passen. 

Für  die  Baudhävanastelle  II,  9  habe  ich  angenommen,  daß  erst  so 
der  Vater  mit  den  drei  Söhnen  spielt,  wobei  der  jüngste  verliert 
und  abfällt,  dann  das  Spiel  mit  den  zwei  ältesten  fortgesetzt  wird, 
wobei  der  mittlere  Sohn  abfällt  und  schließlich  der  Vater  mit  dem 
ältesten  Sohn  spielt,  der  nun  verliert.  Lüders  (S.  52)  zieht  die 
Richtigkeit  dieser  Auffassung  und  der  auf  dieser  Auffassunsr  gestützten  :<■'> 


1)  Hier  muß  ein  Passus  ausKcfalleu  sein. 

2)  Verdorben;  eine  andere  Hs.:   äpadrati.  3)   Sic. 
4)  Z.  1.  ioa.                          h)  nam  eine  andere  Hs. 

6)  Unsicher;  samasycujenä  die   Haug'sclie  Hs. 

7)  °devut(nn  oder  °daivatam  die  HSS. 

8)  Vielleicht  zu  lesen:  krtasamyutäii ,  vgl.  hrtasampannän  des  Kaus.- 
Sü.  17,  17.  '  '  •       '  ' 

•J)  Varr. :  sädijum ,  sudyam.  Kann  das  Wort  einfach  aus  aksän  oder 
einem  Synonymen  verdorben  sein?  Bekanntlich  sind  die  HSS.  dieses  Textes 
sehr  schlecht. 

10)  Sic.  vgl.  Maitr.  S.  IV,  4.  6. 

11)  Daß  auch  sonst  catuhmtani  104,  nicht  400,  bedeutet,  geht  zweifellos 
aus  Säiikh.  srs.  XVIII,  13,  1 — 8   hervor. 


126  Calctnd,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras. 

Interpretation  von  Kausikasütra  17,  17  in  Zweifel.  Er  will  in  der 
Kausika-Stelle  den  König  erst  mit  einem  Brahmanen,  dann  mit  einem 
Ksatriya  und  zuletzt  mit  einem  Vaiöya  spielen  lassen.  Vergleicht 
man    aber   die  anderen  Stellen,    wo  von  vier  Spielern  zugleich  die 

5  Rede  ist  (entweder  brähmana,  ksatriya,  vaisya,  südra,  so  Ap.  Hir. 
Man.  beim  Käjasüya,  oder  drei  Äryas  mit  dem  Yajamäna,  so  Man. 
beim  Agnyädheya^)) ,  so  wird  es  in  hohem  Grade  wahrscheinlich, 
daß  auch  hier  der  König  mit  drei  Ariern  zugleich  spielt.  Und 
was    meine    von    Lüders    für  Baudhäyana   angezweifelte  Auffassung 

10  anbetriiFt,  sie  stützt  sich  auf  das  Vivarana  des  Bhavasvämin,  einen 
vorzücrlichen  und  sehr  alten  Kommentar.  Nach  den  Worten  xnsa- 
matvät  karüyän  jitah  läßt  nämlich  Bhavasvämin  folgen:  sesänüm 
utturatra  vaksyati  vidhivi ,  hindeutend  auf  die  später  in  Baudh. 
vol.  I,  48.  10    folgenden    Worte:    esa    eva   trisu   nyäya^    esa   eva 

15  dvayoh.    Das  Vivarana  dazu  lautet:  pi-athame  pakse  (wenn  nämlich 

der  Vater  mit  drei  Söhnen  spielt)  kaniyasi  jite  sesesu  tri'sv  esa 

eva    nyäya/i :    trayänam    ukte :    'tha   yadi  dväv  iti  (deutet  zurück 

auf  I.  48.  8) :  esa  eva  dvayor  iti.     trtiye  jite  sesayoh  pityjyesthayor 

jäyäpatyor    idctam:    ubhau    dviräyämäv    iti    (deutet    zurück    auf 

20  I,  48.  9).  Dieser  Kommentar  läßt  an  Deutlichkeit  nichts  zu  wünschen 
übrig  und  die  von  mir  gegebene  Interpretation  der  Baudhäyana- 
Stelle  ist  zweifellos  richtig.  Nach  Lüders'  Auffassung  hätten,  falls 
vier  Spieler  da  wären,  drei  das  Krta  machen  können  und  könnte 
das  Spiel  damit  eventuell  abgeschlossen  sein,  während  nach  Bhava- 

25  sväniins  Auslegung  fortgefahren  wird  bis  nur  einer  das  Krta  be- 
kommen hat. 

Was  Äpast.  XVIII,  19.  5  angeht,  ohne  Zweifel  hat  Garbe  das 
überlieferte  deyäv  audhhinnam  ohne  Grund  in  deyau  \  audbhidyavi 
geändert;  richtig  ist  (vgl.  Maitr.  S.,  Baudh.,  Hir.)  udbhinnaih  räjna 

30  iti.  Daß  übrigens  udöhinatti.,  wie  Lüders  (S.  48.  51.  63)  will,  ein 
technischer  Ausdruck  des  Spieles  ist,  bezweifle  ich ;  man  denke  an 
den  Ekäha- Namen  udbliid  (neben  vidvajit  in  Rv.  VIII,  79.  1,  vgl. 
Lüders  S.  63,  n.  2)  und  an  den  Vedaspruch: 

yathä  tvam  udbhinatsy  osadhe  jprthioyä  adhi  | 
35         evam  ima  udbJiindantu  klrtyä  yasasä  brahmavarcasena  j| 

(Taitt.  Ar.  VI,  10.  2  (10);  udbhinatsi  =  iidpadyase,  Sä.yana-)). 

Wenn  man  die  neu  hinzugekommenen  Sütrastellen  des  genaueren 
betrachtet,  wird  man  befinden,  daß  wieder  neue  Schwierigkeiten 
hinzukommen  und  auch  diese  Texte,    wie  ich  fürchte,  uns  nicht  in 


1)  Man  hat  I,  5.  5.  8  wohl  ari/äh  kitaväh  (statt  des  überlieferten  kitavän) 
paryupttviiianti  zu  lesen,  vgl.  ib.  13:  tFin  kitavän  vijitya  yajamänah  .  .  . 
presyati.     Beachte  die  Präp.  pari. 

2)  Beiläufig  noch  eine  Berichtigung  untergeordneter  Art.  In  Lüders'  Ab- 
handlung S.  40  wird  behaujjtet,  daß  krtnm  äyünäm  im  Jyotisa  „sicherlich  ein 
falsches  Zitat"  ist  und  für  Uudradattas  sruti :  krtam  ayänüm  (Lüders,  S.  52) 
wird  nach  Sat.  Br.  verwiesen.  An  beiden  Stellen  wird  aber  vielmehr  TS.  IV,  3.  3. 1 
zitiert,  eine  Stelle  die  Lüders  selber  (S.  58)  erwähnt. 


Caland,  Zur  Exegese  iind  Kritik  der  rituellen  Sfitran.  127 

den  Stand  versetzen  werden  uns  von  der  Art  und  Weise  des  vedischen 
Würfelspiels  eine  klare  Vorstellung  zu  machen.  Allererst  weise 
ich  auf  Hir.  XIII,  19  wo  erwähnt  wird,  daß  von  den  hingestreuten 
Würfeln  vier  weggeschoben  werden  mit  dem  Spruch:  „gesiegt  hat 
der  König".  Das  erinnert  lebhaft  an  die  wohlbekannte  auch  von  5 
Lüders  (S.  55)  besprochne  Stelle  aus  dem  Rgveda  (I,  41.  9):  caturas 
cid  dadamänäd  bibhiyäd.  Sollte  ja  nicht  gerade  das  Erhalten 
der  vier  Würfel  (oder  wenigstens  einer  ungeraden  Anzahl)  das 
Krta  sein?  Lüders  will  dem  Ausdruck  Tirtam  vicinoti  überall  den 
Sinn:  „er  wirft  das  Krta"  beilegen.  Sonst  bedeutet  das  Zeitwort  lo 
doch  immer  „sondern,  ausscheiden".  Ich  möchte  mir  den  Vorgang 
des  Spieles  ein  wenig  anders  als  Lüders  denken.  Es  ist  denkbar 
daß  man  sich  die  Sache  so  vorzustellen  hat:  eine  gewisse  größere 
Anzahl  Nüsse  werden  auf  das  adhidevana  ausgeschüttet.  Jeder 
Spieler  hat  davon  zu  nehmen ;  wer  mit  einer  bestimmten  (?)  geraden  i5 
Anzahl  (am  liebsten  vier)  übrig  bleibt,  bekommt  das  Krta  und  ge- 
winnt, wer  mit  einer  ungeraden  Anzahl  übrig  bleibt,  bekommt  Kali 
und  verliert.  Die  von  jedem  Spieler  in  die  Hand  genommene  Anzahl 
Würfel  sind  ein  glaha,  „Griff"  bedeutet  ja  das  Wort,  das  mit  graha 
ursprünglich  identisch  ist.  Lüders  nimmt  für  glaha  die  Bedeutung  20 
an:  „die  Würfel,  die  man  zum  Wurfe  bereit  in  der  Hand  gepackt 
hält"  (S.  26).  Nach  meiner  Auffassung  wird  aber  nicht  geworfen, 
sondern  jeder  Spieler  nimmt  Nüsse  in  die  Hand:  er  sondert  sie  ab, 
scheidet  sie  aus  der  hingeschütteten  Masse  aus :  vicinoti  (vedisch),  er 
greift  sie ,  nimmt  sie :  grhnäti  (episch) ;  vgl.  sam  aitu  .  .  antar-  25 
liastam  hrtam  mama  (AV.  VII,  52.  2,  bei  Lüders  S.  49);  hrtam 
me  dahsine  haste  (ib.) ;  tato  jagräha  sakunis  tän  aksän  (MBh. 
II,  60,  9,  bei  Lüders  S.  59),  d.  h.  „da  machte  Sakuni  einen  Griff" 
(einen  glahal);  für  Yudhisthira  bleibt  dann  jedesmal  eine  ungerade 
Anzahl  übrig.  Es  leuchtet  ein,  daß  es  auch  bei  meiner  Auffassung  30 
des  Spiels  besonders  auf  das  schnelle  Zählen  ankam:  ein  aksatat- 
tvavid  war  im  Stande  von  den  ausgestreuten  Nüssen  sofort  so  viele 
zu  nehmen,  daß  eine  ungerade  Anzahl  für  den  Gegner  liegen  blieb. 
Nur  so,  meine  ich,  läßt  es  sich  erklären,  weshalb  Sakuni  immer 
sofort  nachdem  er  die  Würfel  „gegriffen"  hat,  „gewonnen"  aus-  35 
rufen  kann.  Yudhisthira  braucht  sich  ia  dann  eigentlich  nicht  mehr 
aktiv  am  Spiel  zu  beteiligen ;  das  an  einer  Stelle  (bei  Lüders,  S.  60) 
vorkommende  prati/adivi/ata  (von  Sakuni  gesagt)  braucht  nicht  zu 
implizieren,  daß  Yudhisthira  vor  ihm  gespielt  hat;  es  kann  einfach, 
vielleicht  expletive  gewählt  sein  um  anzudeuten :  „er  spielte  wiederum  40 
mit  den  Würfeln". 

Freilich  kann  man  gegen  meine  Auffassung  einwenden,  erstens, 
daß  es  AV.  IV,  38.  3  (bei  Lüders,  S.  48)  heißt:  ddadänä  (var. 
ädadhänä)  krtam  glahät.  Vielleicht  läßt  sich,  wenn  Lüders'  Er- 
klärung dieser  Worte  richtig  ist  (was  auch  noch  fraglich),  annehmen,  45 
daß  der  Dichter  hier  auf  eine  Wiederholung  des  Spieles  deutet, 
wozu    die    beim    ersten  Gan^e    crenommenen  Würfel    auf  das  adhi- 

O  O 


128  Caland,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellere  Sätras. 

devana  zurückgescliüttet  wurden.  Nun  wird  den  Apsarasen  die 
Macht  zugeschrieben,  das  Kvta  wieder  in  die  zasammengeschütteten 
Würfel  hineinzulegen ,  so  daß  der  von  ihnen  begünstigte  Spieler 
wieder    gewinnt.      Wenn    es    von    der    Apsaras    heißt    (bei    Lüders 

öS.  56),  daß  sie  mit  den  Ayas  umhertanzt ,  und  wenn  die  Würfel 
angedeutet  werden  als  „die  auf  dem  Würfelplatze  rollenden''  (ib.), 
so  wäre  das,  falls  meine  Auffassung  richtig  ist,  auf  das  Hinstreuen 
und  Hinrollen  der  Würfel  auf  dem  adhidevana  vor  dem  Spiele, 
zu    deuten.     Ebenso  wenn  im  Mbh.  die  Rede  ist  vom  Wei-fen    der 

10  Würfet). 

Das  alles  ist  freilich  sehr  unsicher  und  hypothetisch,  aljer  für 
meine  Auffassung  sprechen ; 

1.  die  Grundbedeutung  von  vicinoti^ 

2.  die  Grundbedeutung    von    glaha ,    auch    in    den  Zusammen- 
15  Setzungen    kaliggalio ,    kotaggaho ,    da    die    von    Lüders    für   glalia 

angenommene  Bedeutung  („die  Würfel,  die  man  zum  Wurfe  bereit 
in  der  Hand  gepackt  hält")  meines  Erachtens  nicht  für  diese 
Zusammensetzungen  paßt;  man  kann  doch  nicht  wissen,  ob  der 
Glaha  Kali  oder  Krta  liefern  wird.  Wenn  glaha  aber,  wie  ich 
20  denke ,  die  Würfel  (Nüsse)  andeutet ,  die  man  genommen  hat ,  so 
sind  kafaggaho  und  kaliggalio  erst  recht  begreiflich; 

3.  manche  Vedastelle,  die  sich  so  ungezwungener  erklären  läßt; 

4.  der  Vorgang  des  Spieles  so  wie  er  uns  tatsächlich  aus  dem 
13audhriyanasütra  bekannt  ist;    auch  nach  dieser  Quelle  werden  die 

25  Würfel  (Nüsse)  nicht  geworfen,  sondern  jeder  Spieler  nimmt, 
hier  freilich,  weil  es  bestimmt  ist,  daß  der  Vater  gewinnen  soll, 
eine  bestimmte  Anzahl. 

Schließlich  bemerke  ich  noch,  daß  tis^rah  im^icäsatah  (Baudh., 
Hir.)    sehr    zugunsten    der  Auffassung    des    aus  RV.  X,  34.  12  be- 

30  kannten  tripancäsah  als   150  spricht. 

L.    Zum    enklitischen    Personalpronomen. 

Die  Regel ,  daß  in  guter  alter  Prosa  die  enklitischen  Prono- 
mina (und  Partikel,  außer  m,  ca  natürlich)  die  zweite  Stelle  im 
Satze  einnehmen,  ist,  obschon  allgemein  bekannt,  doch  nicht  überall 

35  gehörig  beachtet  worden.  Oldenberg  z.  B.  übersetzt  (SBE.  XXIX, 
317)  die  Päraskara- Stelle  (II,  7.  7):  miam  me  vajrah  päpmänam 
apakanat:  „may  this,  my  thunderbolt,  drive  away  evil".  Richtig 
ist:  „may  this  thunderbolt  drive  away  my  evil"  („mein  böses 
Geschick"),    da    me    zu  i^ainnänam    gehört.     Böhtlingk  hat  früher 

40  (in  dieser  Zeitschr.  LIT,  84)  den  Dativ  asmai  (in  Hir.  grhs.  I,  13.  IG: 
te.sv    asmai  bhuktavatsv  .  .  .  annam   äliärayati)  in  asya    ändern 

1)  kßijMii  bei  Luders  S.  29;  2n'avapan  dagegen  (bei  Lüders  S.  24)  deutet 
ofl'onbar  nur  auf  d;>s  Hinstreuen  der  Würfel.  Die  Deutung  von  tsamutkßepa 
(bei  Luders  S.   2C)  ist  doch  nur  hypothetisch. 


Caland,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras.  129 

wollen ,  weil  asniat  hier  nicht  am  Platze  sei ,  da  zwischen  tesu 
hhuktavatsu,  einem  in  sich  abgeschlossenen  verkürzten  Satz,  kein 
Fremdling  geduldet  werden  könne.  Seitdem  ich  behauptet  hatte, 
daß  an  asmai  nichts  zu  ändern  sei ,  bin  ich  auf  eine  schlafende 
Parallelstelle  gestoßen :  sa  2i^'<yö.li  srsfvä  sarvain  äjim  itvä  vya-  5 
sraitisata;  iasinäd  u  liaitad  yah  sarvam  äjim  eti^  vy  eva  sram- 
sate\  tasmäd  visrastät  liräno  vißdhyata  udalzrOmat\  tasminn 
enam  uticränte  devä  ajaJiuh  (Sat.  Br.  VI,  1.  2.  12);  obgleich  enam 
als  Objekt  zu  ajahuh  gehört,  steht  es  auch  hier,  ganz  wie  asmai 
in  der  Stelle  des  Hiranyakesin,  mitten  im  absoluten  Lokativ.  Ich  lo 
glaube  denn  auch  immer,  daß  meine  Auffassung  von  Pärask.  III, 
15.  22  (diese  Zeitschr.  1.  c.)  richtig  ist;  niemand  wird  wohl  Böht- 
lingk's  ib.  LH,  611  gemachten  Vorschlag,  svasä  statt  säsya  zu 
lesen,  annehmen  wollen. 

Nicht   in    allen  Texten   jedoch    wird    unsere  Regel  immer  be-  i5 
achtet:  ein  Satz  z.  B.  der  bei  Äpastamba  (srs.  VI,  15,  10)  so  lautet: 
teno   haiväsya  Imtam  hhavati^    wo  asya  an  richtiger  Stelle  steht, 
kehrt    bei  Hiranyakesin   (srs.  III,  19  s.  f.)  so  wieder:    tad  dhutam 
asyägnihotram  bhavati. 

Der  Gedanke  ist  nun  bei  mir  aufgekommen ,  ob  nicht  eine  20 
Untersuchung  nach  der  Stellung  der  pronominalen  Enklitika  ein 
Kriterium  liefei'n  könnte  zur  Bestimmung  des  relativen  Alters  eines 
Textes.  Ein  solches  Kriterium  würde  besonders  für  die  vedischen 
Texte,  namentlich  die  Sütras,  deren  Entstehungszeit  sich  meistens 
nur  durch  Vergleichung  der  verwandten  Texte  relativ  bestimmen  25 
läßt,  von  großer  Wichtigkeit  sein.  Ich  habe  nun  einerseits  das 
Äpastambasrautasütra ,  einen  Text ,  der  einen  recht  altertümlichen 
Eindruck  macht  und  andererseits  das  Kätyäyanasrautasütra,  welches 
im  Gegenteil  den  Eindruck  macht  jünger  zu  sein,  mit  Hinblick 
auf  die  Stellung  der  enklitischen  Pronominalformen  der  3.  Person  so 
{asya  asmai ^  enam  usw.)  untersucht.  Das  Ergebnis  ist,  daß  ich 
in  Äpastamba  keine  einzige  Stelle  fand ,  wo  das  Pronomen  nicht 
an  seiner  Stelle  stand.  Es  wird  nicht  nötig  sein  alle  Stellen  mit- 
zuteilen.  Ich  erwähne  daher  nur  einige,  wo  das  Pronomen  durch 
ein    oder    mehrere  Worte    von    dem    zu    ihm    gehörigen  Worte  ge-  35 

Do  O 

trennt  ist: 

näsyaitäm  räirim  lx,umärä^  cana  i^ayaso  labliante  (I,  11.  2), 
asya  gehört  zu  humäräh. 

yadä  cäsya  hotä  näma  grhniyät  (IV,  12.  5),  asya  gehört  zu 
näma.  40 

näsya  hrälimano  'nä^vän  grhe  vaset  (V,  25.  4),   asya  gehört 
zu  grhe. 

athäsya  brahmä  dahsinam  hastam  grhnüti  (XIX,  24.  5),  asya 
gehört  zu  hastam. 

yady  enam  imvvo  hhrätrvyo  ^hhlva  syät  (XVII,  23.  2),  enam  -is 
ist  Objekt  zu  abhisyät. 

Anders    steht  es  mit  dem  KätTya^rautasütra.     Uberhaui>t  sind 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  9 


130  Caland,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras. 

hier  die  enklitischen  Pronomina  selten ;  zuweilen  nehmen  sie  die 
ihnen  zukommende  Stelle  ein ,  oft  aber  wird  von  der  Eegel  ab- 
gewichen.    Ich  erwähne  die  von  mir  notierten  Stellen. 

daksinenücjnim  madhye  'syuh  Icaroti  V,  8.  22. 
5  praliprasthätänvärahhata  enam  VI,  5.  7. 

väsasä  chädaijaty  enäm  VIII,  6.  37. 

saktuhhih  srlnäty  enam  IX,  6.  14. 

upavidya  hiranyain  asmai  dadäti  X,  2.  20. 

dadhnä  srlnäty  enam  X,  4.  6. 
10  pracaranlsesena  srlnäty  enam  X,  6.  17. 

saptadasäsvattJiapattropanaddhän  üsaputün  udasyanty  asmai 
XIV,  5.  12. 

drstvä  nidadhäty  enam  XVI,  2.  15. 

pänibhyäm  parigrhnäty  enam  XVI,  2,  27. 
13  daksinäkale  kantakair  enä  virujeyuh  XXII,  3.  22. 

caiurbhir  asvarathaih  saksh'adrtibhir  ävahanty  enän  1.  c.  37. 

dugdhvä  brähmanäyaiiiäm  dadyät  XXV,  1.  15. 

Auch    atah    wird    an    dritter  Stelle    gefunden:    sa  vihüro  ^tah 
VI,  10.  11;    sa  gärhapatyo  'iah  VIII,  3.  30;  2y^^^^'^^}^'2^(^^'^yo  ^tak 
20  XVII,  4.  5 ;  evam  ärokanüvarohanam  atah  XVIII,  3.  9.    In  älterer 
Prosa  hätte  es  gelautet:  so  ^to  vihärah  usw. 

Betrachtet    man    in    Verbindung    mit    dem    durch    diese    Liste 

gelieferten  Kriterium  den  Stil  und  die  Diaskeuase  des  Kätiyasütra, 

so  wii"d ,    denke  ich ,    niemand  die  Folgerung  als  unbegründet  ver- 

25  urteilen,  daß  dieser  Text  erheblich  jünger  als  die  Sütren  des  Bau- 

dhäyana  und  Apastamba  ist. 

Was  übrigens  das  enklitische  enam  anbetritft,  so  glaube  ich 
einige,  alle  mit  atha  anfangende  Stellen  nachweisen  zu  können,  wo 
es  überflüssig  steht.  Vielleicht  wäre  die  Müßigkeit  des  "Wortes 
30  daher  zu  erklären,  daß  die  Wendung  athainam^  afhäsya  usw. 
erstaiTt  ist  und  zuweilen  gedankenlos  da  angewendet  wurde,  wo 
ein  einziges  atha  genügt  hätte.  Am  deutlichsten  ist:  athainam 
antarenägnlms  citlm  citvä  tam  agnibht'h  sanmposet  (Sat.  Br.  XTI, 
5.  2.  2)  und  athainam  antarenägnlms  citim  citvä  Icrsnäjinam 
35  uttaraloma  präcinagrlvam  prastlrya  tasminn  enam  uttänam 
nipädya  juhüm  ghrtena  ptürnäm  daksine  pänäv  ädadhäti  (ib.  7). 
Daß  hier  beide  Male  enam  hinter  atha  überflüssig  ist,  geht  m.  E. 
zweifellos  aus  der  folgenden  Stelle  hervor:  atha  haike  'ntarenä- 
gnbjis  citim  citvä  tam  agnibhih  samuposanti  (ii&t.  Br.  XII,  5.  1.  17). 
40  In  Äsvaläyana  lautet  ein  Sütra  (grhs.  IV,  2.  14):  athainam  antarve- 
dldhmacitim  cinoti  yo  jänäti^  was  Stenzler  übersetzt :  „Nun  häuft 
ihm  einer  der  es  versteht  innerhalb  der  Opferstätte  den  Holzstoß", 
Oldenberg  (SBE.  XXIX,  239)  läßt  enam  in  der  Übersetzung  fort, 
Eggeling  (SBE.  XLIV,  202.  203)  übersetzt  die  beiden  Brähmana- 
15  Stellen:  „Let  him  build  a  pile  for  him"  (,the  construction  would 
rather  seem :  let  him  build  him  i.  e.  the  dead  body,  up  as  a  pile"). 
Man.    örs.    IV,  1.  24    lautet:   yadä   nisnätäh   pacanena   bhavanty 


Caland,  Zur  Exegese  und  Kritik  der  rituellen  Sütras.  131 

athainäm  (so  alle  Hss. !)  udacj  hhasmäpohati ,  auch  hier  ist  an 
enüm  nichts  zu  ändern,  es  ist  gedankenlos  aus  Sütra  21  (wo  enäm 
die  mukhyoJihä  andeuten  kann)  herübergenommen.  Ebenfalls  über- 
flüssig kann  enam  in  Hir.  grhs.  II,  9.  8  sein:  atkaincnn  hsaitra- 
patyam  payasi  sthcdlpäham  srapayitväbhighüryodväsya  gaväm  5 
märge  'nagnau  ksetrasya  patim  yajati;  enam  ist  durch  den 
Kommentar  verbürgt.  Die  Parallelstelle  in  Bhäradväja  lautet: 
athütah  hsaitrapatyasya  ^)  (sc.  kalpah) ;  gaväm  märge  hiagnau 
ksetrasya  patim  yajate.  Es  könnte  aber  die  ursprüngliche  Lesart 
des  Hir.  gewesen  sein :  athai'sa  ksaitrapatyah :  payasi  usw.  Wie  lo 
enam  in  Äp.  srs.  VI,  25.  6:  yo-dy  enam  räjä  pitäcäryo  vänta- 
renagnln  syäc  chardirdarse  nainam  ädriyeta  zu  beurteilen  ist, 
weiß  ich  nicht  sicher  zu  sagen.  Offenbar  ist  die  Bedeutung: 
„Falls  sich  (für  den  von  der  Eeise  heimkehrenden  Ähitägni)  ein 
König,  sein  Vater  oder  sein  Lehrer  zwischen  ihm  selbst  und  den  i5 
Feuern  befindet,  wenn  (er  dem  Hause  schon  so  nahe  ist,  daß)  das 
Dach  (von  ihm)  erblickt  wird ,  so  soll  er  ihn  (den  König  usw.) 
nicht  beachten".  Entweder  enam  ist  pleonastisch  oder  es  fehlt  ein 
Ca  {antarenainam  agnlms  ca).  Die  letzte  Auffassung  ist  die  des 
Rudradatta,  da  er  kommentiert :  tatraitam,  (z.  1.  tatrainam)  agnlms  20 
cäntarä. 


])  kseti-a"  die  Hs. 


9* 


132 


Panclit  Kisari  Mohan  Ganguli  f. 

Von 

Hermauu  Jacobi. 

Am  15.  Januar  dieses  Jahres  starb  in  Calcutta  Pandit  Kisari 
Mohan  Ganguli ,  der  Übersetzer  des  Mahäbhärata  und  der  Caraka 
Samhitä.  Beide  Werke  nennen  nicht  den  Übersetzer  auf  dem 
Titelblatt,  sondern  die  der  betreffenden  „Publishers",  d.  h.  derjenigen 

5  Patrone,  welche  das  pekuniäre  Risiko  der  Herausgabe  trugen.  Das 
englische  Mahäbhärata  ist  „published  and  distributed  chiefly  gratis 
by  Protap  Chandra  Eoy"  ;  die  Caraka  Sainhitä  ist  „published  by 
Kaviraj  Avinash  Chandra  Kaviratna*"  und  nach  dessen  Tode  von 
seinem   Sohne    Pareshnath    Sarma.     Unbestritten    sei    das  Verdienst 

10  dieser  opferwilligen  Männer;  doch  soll  dahinter  das  für  die  Wissen- 
schaft jedenfalls  größere  des  Übersetzers  nicht  in  den  Schatten 
treten.  Darum  geziemt  es  sich  wohl ,  dem  Andenken  des  be- 
scheidenen und  unermüdlichen  Gelehrten  einige  Worte  zu  widmen, 
wobei    mir    die    Mitteilungen    seines    Sohnes   Haricharana  Gangopa- 

15  dhyaya  zur  Grundlage  dienen. 

K.  M.  Ganguli,  einer  gelehrten  Brahmanenfamilie  entstammend, 
wurde  im  Dezember  1848  in  dem  Dorfe  Janai,  Hughli  Distrikt, 
geboren.  Trotzdem  er  in  seiner  Jugend  Holz  hackte,  Ziegel  formte, 
Lehmmauern  errichtete,    absolvierte  er  doch  leicht  und  schnell  die 

20  Schule  seines  Heimatsdorfes  und  dann  die  Universität,  Presidency 
College,  in  Calcutta,  1868,  um  sogleich  als  Headmaster  of  the 
Training  School  in  Janai,  nacher  als  Correspondence  Clerk  im  Public 
Works  Department  zu  fungieren.  Doch  schon  1875  trat  er  aus 
dem   Staatsdienst    aus    und    widmete    sich    der   Journalistik.     Dann 

25  nimmt  er  eine  Privat-Anstellung  als  Headmaster  of  the  Calcutta 
Training  Academy  1876 — 78  an,  und  erwirbt  1877  den  Grad  eines 
Bachelor  of  Law.  Nach  fünfiähriger  juristischer  Praxis  kehrt  er 
wieder  zu  seinem  journalistischen  Beruf  zurück  und  war  von  1890 
bis  1900  der  eigentliche  Herausgeber  des  National  Magazine. 

30  Dieser  Lebenslauf  im  Zickzack  läßt  uns  nicht  nur  die  geistige 

Beweglichkeit  und  Vielseitigkeit  des  begabten  Bengalen  erkennen, 
sondern  auch  sein  ideales  Streben:  eine  amtliche  Stellung,  den 
meisten  seiner  Landsleute  das  Ziel  ihrer  Wünsche,    befriedigte  ihn 


Jaeobi,  Pandit  Kisari  MoJian  Ganguli  f.  133 

nicht ,  sondern  einzig  Betätigung  auf  literarischem  Gebiete.  Wie 
er  durch  seine  Beiträge  in  Zeitungen  und  Zeitschriften  gewirkt  hat, 
entzieht  sich  unserer  Kenntnis  und  Beurteilung;  aber  zweifellos  ist 
sein  größtes  und  bleibendes  Verdienst  seine  englische  Übersetzung 
des  Mahäbhärata,  an  der  er  von  1884  an  dreizehn  Jahre  unermüdlich  5 
arbeitete.  Es  ist  eine  staunenswerte  Leistung ,  diese  lesbare  und 
doch  immer  gewissenhafte  Übersetzung,  die  eine  so  lange  Reihe 
von  Bänden  füllt,  namentlich  wenn  man  bedenkt,  daß  sie  ein 
Einzelner  nur  mit  gelegentlicher  fremder  Beihilfe  trotz  vieler  anderer 
Beschäftigung  vollendete.  Er  selbst  berichtet  in  dem  , Translators  lo 
Postscript",  das  der  letzten  Lieferung  des  Werkes  beigegeben  war, 
wie  das  unternehmen  in  Gang  kam,  und  wie  er  selbst  gegen  den 
Wunsch  seines  Freundes  Protap  Chandra  Roy  es  durchsetzte,  daß 
der  Name  des  Übersetzers  nicht  genannt  wurde.  Doch  blieb  seine 
Autorschaft  nicht  verborgen,  wenn  sie  auch  erst  mit  dem  Abschluß  i5 
des  Werkes  in  weitesten  Kreisen  bekannt  wui'de.  Die  wohlverdiente 
Anerkennung  wurde  ihm,  wenn  auch  spät,  so  doch  von  allen  Seiten 
gezollt.  Auch  die  indische  Regierung,  welche  das  große  Unter- 
nehmen durch  Beiträge  bis  zu  50  000  Rupien  unterstützt  hatte, 
gewährte  dem  durch  Arbeit  und  Alter  schon  Geschwächten  eine  20 
monatliche  Pension  (50  Rupien  von  September  1899  an)  von  der 
Zivil-Liste :  es  ist  der  erste  Fall  einer  derai'tigen  Auszeichnung, 
die  einem  geborenen  Inder  zuteil  geworden  ist. 

Ganguli's  zweites  Werk  ist  die  englische  Übersetzung  der 
Caraka  Samhitä,  deren  letzte  mir  zugegangene  Lieferung,  die  45  ste,  25 
mit  p.  1433  abbricht.  Noch  ungefähr  ein  Drittel  des  Ganzen  steht 
aus ;  aber  der  Übersetzer  hat  das  Manuskript  druckfertig  hinter- 
lassen und  sein  und  des  Herausgebers  Söhne  haben  es  übernommen, 
das  Unternehmen  ihrer  Väter  zu  Ende  zu  führen. 

Pandit    Ganguli's    letzte  Jahre    waren    durch    zunehmende  Ge-  so 
brechen    und    den  Kummer    über  den  Verlust  seiner  Frau  getrübt. 
Zuletzt  entwickelte  sich  ein  typhöses  Fieber,  dem  er  am  15.  Januar 
erlag   .on  the  sacred  banks  of  the  Ganges  at  Calcutta". 


134 


Anzeigen. 

Ä.  F.  Rudolf  Ho  er  nie,  Studi'es  in  tJie  Medicine  of  Ancient 
Indi'a.  Part.  I.  Osteology  or  ihe  Bones  of  the  Human 
Body.     Oxford,  1907.     XII,  252  S. 

It  is   indeed  fortunate   that  Dr.  Hoernle's  work  on  the  Bower 

5  Manuscript  sliould  have  led  liim  to  the  study  of  Indian  Medicine, 
the  first  fruits  of  which  are  forthcoiuing  in  the  volume  on  Osteology 
just  issued  by  the  Clarendon  Press.  The  work  which  he  has  ac- 
complished  is  in  every  way  excellent  and  will  enhance  a  reputation 
which    deservedly    Stands  very   high  both   in  India    and  in  Europe. 

10  It  is  difficult  to  know  whether  to  admire  more  the  labour  involved 
in  elucidating  the  osteological  Systems  of  Caraka,  Susruta,  and 
Vägbhata  I  or  the  i-emarkable  simplicity  and  clearness  with  which 
the  exposition  is  carried  on.  Dr.  Hoernle  rightly  assumes  that  few 
of   his    readers   will   have  any  acquaintance  with  anatomy  and  has 

15  accordingly    supplied    the    explanations    and   diagrams  necessary    to 

to  render  his  subject  matter  intelligible  to  the  non-medical  Student. 

Perhaps  the  most  salient  feature  of  the  work  is  the  conclusive 

refutation  of  the  atterapted  restoration  of  the  osteological  summaries 

of  Caraka    and    Susruta    by  Gangädhar.      Dr.  Hoernle  conclusively 

20  proves  (pp.  27 — 34)  that  Gangädhar's  attempt  to  present  a  new 
Version  of  Cai'aka,  which  has  been  accepted  by  Jlvänanda  in  his 
edition  of  1896,  rests  on  no  ilS.  authority,  has  no  Support  in  the 
scholiasts,  and  is  a  more  unhappy  reconstruction  by  the  editor. 
Nor    is   the    case    otherwise    with  Suäruta's   summary   (pp.  88 — 90) 

25  though  in  that  case  Gangädhar  has  been  more  happy  in  his  guesses. 

Of  Dr.  Hoernle's  own  reconstruction  of  the  summaries  it  must 

at  once  be  said  that  they  are  in  the  extreme  plausible  and  in  each 

case    are    supported  by  arguments  of  much  ingenuity.      They  may 

well    represent   the    original    lists,    and    we  are   certainly  not  in  a 

30  Position  to  disprove  either  of  them.  But,  leaving  aside  the  recon- 
struction of  Susruta's  Version  (pp.  74 — 87)  which  öfters  problems 
too  complicated  for  discussion  within  the  limits  of  a  review,  we 
would  desire  to  call  attention  to  certain  points  in  which  the 
restoration  of  the  original  text  of  Caraka  appears  to  lack  probability. 


Keith:  Hoernle,  Studies  in  the  Medicine  of  Ancient  India  etc.     135 

Apart  from  certain  transpositions  Dr.  Hoernle  alters  the  text  in  two 
main  respeets.  He  deletes  the  two  amsa  on  the  ground  that  they 
are  meaningless  beside  the  two  amsaphalaka  (shoulder-blades)  and 
the  two  aksaica  (collar-bones) ,  and  he  makes  good  the  Omission 
by  increasing  from  two  to  four  the  number  of  the  manika  (wrist-  5 
bones)  to  correspond  with  the  four  gulpha  (ankle-bones). 

It  is  certainly  possible  that  dväv  amsau  dve  amsaphalake  in 
Caraka  represents  a  duplication  by  an  error  of  a  scribe,  and  in  support 
of  this  view  Dr.  Hoernle  points  out  that  in  this  very  list  (p.  1S6) 
is  found  dve  jänuni  dve  jänukapälike  where  jänukapälike  is  no  lo 
doubt  an  error  for  haindike.  The  parallel  is  not  of  course  complete, 
for  in  the  former  case  we  must  suppose  the  repetition  of  the  whole 
phrase  dve  amsa  and  then  a  correction  into  dväv  amsau  ^  but  it 
is  at  any  rate  interesting.  But  the  evidence  on  the  other  side  is 
almost  overwhelming.  For  not  only  has  the  traditional  text  of  Caraka  i5 
the  two  amsa,  but  so  has  the  Version  of  Bheda  (p.  40),  which  also 
has  but  two  manika,  and  so  has  the  vei'sion  of  Vägbhata  I  (p.  91). 
Against  this  evidence  little  weight  can  be  placed  on  the  facts 
referred  to  by  Dr.  Hoernle  (p.  68).  Gangädhar's  Omission  of  amsa 
(p.  30),  the  Omission  in  the  non-medical  version  of  Caraka  or  Ätreya  20 
found  in  the  Yäjnavalkya  Smrti,  and  the  fact  that  the  Atharva- 
veda  mentions  only  collar-bone  and  shoulder-blade  (p.  114)  merely 
show,  what  is  conclusivily  proved  by  the  case  of  Susruta,  that 
some  people  recognised  only  two  —  or  even  one  —  bone  in  the 
Shoulder,  while  others  like  Caraka  and  Bheda  recognised  three.  25 
Dr.  Hoernle  lays  a  good  deal  of  stress  (p.  137)  on  the  fact  that 
there  ai'e  really  but  two  bones  in  the  shoulder-girdle,  but  it  must 
be  remembered  that,  as  Dr.  Hoernle  himself  teils  us  (p.  115),  the 
Indians  regarded  pi'ocesses  as  bones,  and,  especially  when  it  is 
remembered  that  Caraka  seems  not  to  have  practised  dissection  30 
(p.  116),  it  is  surely  b}'  no  means  difficult  to  suppose  that  by 
amsa  was  meant  what  to  the  lay  eye  seems  the  most  characteristic 
point  of  the  Shoulder  (see  the  diagram  on  p.  134)  the  acromion 
process  {amsaküta  in  the  tei'minology  of  Susruta,  p.  233,  amsa  in 
Amarasimha,  p.  167).  33 

If  we  keep,  as  we  think  we  must  do,  the  two  amsa  as  an 
essential  i)art  of  Caraka's  list,  then  the  first  of  Dr.  Hoernle's  arguments 
(p.  67)  for  the  increase  of  the  number  oi  manika  to  four  disappears. 
On  his  fourth  argument,  vz.  that  in  their  reconstructions  Gaügädhar 
and  the  anonymous  author  of  the  '"Anatomy"  —  a  work  of  unknown  40 
date  —  admit  that  reckoning,  we  imagine  Dr.  Hoernle  himself  would 
lay  no  stress.  At  any  rate  it  is  sufficient  to  say  that  Susruta  who 
was  beyond  doubt  known  to  both  these  authors  counts  four  wrist- 
bones  (p.  131).  His  third  argument  is  derived  from  the  reckoning 
of  the  Version  of  Yäjnavalkya,  which  (p.  48)  adds  three  breast-boues  4» 
and  three  facial  bones  to  the  ordinary  reckoning,  in  place,  according 
to  Dr.  Hoernle,    of  two   arnis    and   four   wrist-bones.      'It   may  be 


136  Anzeigen. 

particulavly    noted',    he    adds    (p.  49),    'that    this    corrective  result 

affords  a  strong  confirmation  of  the  Suggestion that  the  true 

number  of  the   bones  of  the  wrists  is  four,   not  two,  as  the  tradi- 
tional   list    of   Caraka   now   has   it".      But   there  is  a  clear  petitio 

5  principü  in  this  argument.  We  ave  equally  entitled  to  say  that 
the  six  new  bones  ave  substituted  for  —  not  the  two  arms  and 
four  wrist-bones  —  but  the  two  arms,  the  two  amsa  and  the  two 
wrist-bones,  and  Dr.  Hoernle  would  no  doubt  readily  admit  that 
the    source    of   part  of  the  trouble  in  the  list  of  Yäjnavalkya  may 

10  have  been  due  to  the  careless  Omission  of  dväv  amsau  in  the  text 
of  Caraka  whence  the  non-medical  version  is  derived. 

There  remains  Dr.  Hoernle's  second  argument.  that  the  system 
of  Caraka  consistently  construed  requires  the  count  of  four  wrist- 
bones    (pp.  130,  131).      The    question    what    Caraka    did    held    can 

15  hardly  be  settled  by  arguments  from  what  he  should  have  held, 
or  eise  his  osteology  would  require  extensive  rewriting.  No  doubt 
Caraka  recognised  four  ankle- bones  (gidpha)  ^  but  Dr.  Hoernle 
himself  (p.  72)  teils  us  that  Caraka  did  not  recognise  the  principle 
of  homology    to   its    füll  extent,    and  a  glance  at  the  diagrams  of 

20  forearm  and  leg  on  p.  130  will  probably  reveal  the  reason  of  the 
different  ti'eatment  of  the  ankle  and  wa-ist-bones  (malleoli  and  stj^loid 
processes).  The  latter  look  much  more  like  a  single  bone  than 
the  former,  and  in  the  absence  of  dissection  might  easily  be  so 
regarded,    especially    by    an  anatomist  who  actually  attributed  one 

25  bone  only  to  the  complex  of  nose,  cheeks,  and  brow. 

But,  however  we  read  the  version  of  Caraka,  the  question  arises 
as  to  the  date  and  source  of  his  compilation.  Here  and  in  regard 
to  the  cognate  question  of  the  date  of  Susruta  we  must  confess 
we  find  it  difficult  to  follow  Dr.  Hoernle  with  any  contidence.    He 

30  accepts  as  genuine  the  tradition  of  Atreya  as  a  great  medical 
authority,  assigns  him  to  the  sixth  Century  on  the  strength  of  a 
Buddhist  legend  that  the  physician  Jlvaka,  a  contemporary  of  the 
Buddha,  studied  at  Taxila  under  Ätreya,  places  him  before  Susruta 
and    both    of  them    before    the    Satapatha  Brähmana    in    the    sixth 

35  Century  B.  C.  (pp.  7 — 9).  Caraka  he  regards  as  a  faithful  exponent 
of  Agnivei^a's  version  of  Ätreya's  System,  which  is  also  reported  in 
Bheda's  work,  and  through  another  pupil  in  the  non-medical  version 
of  the  Yäjnavalkya  and  other  Smrtis.  But  every  link  in  this  chain 
appears    of   doubtful    strength.       We    have    not    the    slightest    real 

40  evidence  that  a  histoi'ical  Atreya  in  the  sixth  Century  B.  C.  was 
a  recognised  exponent  of  medical  sience,  or  that  Caraka  really 
repi'esents  with  any  fidelity  his  views,  nor  do  we  know  when  Caraka 
lived.  What  value  can  be  ascribed  to  the  Buddhist  tradition  of 
Caraka  as  a  contemporary  of  Kaniska,  when  we  know  how  similar 

■lii  legends  have  all  the  world  over  and  not  least  in  India  (e.  g.  the 
"nine  jewels",  the  legend  of  Kumäradäsa,  etc.)  united  famous 
names?     Even  Kaniska's    own    date  is  uncertain,    though  we  agree 


Keith:  Hoeriile,  Studies  in  the  Medicine  of  Ancient  India  etc.     137 

with  Dr.  Fleet  in  accepting  i)  the  socalled  Vikrama  era  as  bis.  What 
again  is  the  value  of  the  tradition  that  Nägärjuna  revised  Susruta's 
work?  There  is  no  evidence  that  it  is  true,  still  less  that  this 
Nägärjuna  was  the  Buddhist  patriarch,  or  that  the  patriarch  was 
a  contemporaiy  of  Kaniska.  These  legends  throw  no  light  even  on  5 
questions  of  relative  chronology. 

Much  more  importance  attaches  to  the  view  that  Susruta  and 
Caraka's  original,  Ätreva ,  were  known  to_  the  Satapatha  Brähmana 
(pp.  107,  144,  158).    We  are  told  that  to  Ätreya  the  author,  Yäjna- 
valkya,    owed  (1)    the  countiug    of   the    bones    as  360   in  number,  lo 
Susruta   making   them   300   only,    (2)   the   reckoning    of   the  neck- 
bones    as    15;    to  Susruta    (1)    the    assigning    of   17  bones    to    the 
breast,  Ati-eya  giving  14,    (2)  the  counting  of  360    marrow-parts, 
Susruta    assigning    a    marrow    part  to  each  bone.     But  with  much 
deference  to  Dr.  Hoernle  this  is  really  to  turn  things  upside  down.  i5 
If  indeed  we  found  in  the  Brähmana    an  orderly  body  of  doctrine 
of  a  consistent  character,    we  might  be    inclined-  to  recognise   that 
the  medical  schools    of  the  day  had  evolved  an  osteology,    though 
even    then    we    can   see    no    Warrant  whatever    for  associating  that 
osteology  with  the  names  of  Susruta  or  Ätreya.    But  what  are  the  20 
facts?     The  quotations  at  pp.   105,    106,    are  merely  exaraples    of 
the  interminable  identifications  of  the  Brähmanas,  and  we  have  little 
doubt  that  the  360  bones   of  the    skeleton  of  Caraka  —  which  is 
a  calculation  on  no  rational  basis  —  is  a  borrowing  from  the  parallel 
of    the    days    or    nights    and    the    bones    (cf.    Aitareya   Äranyaka,  23 
III,  2,  1).     The  idea  that  every  bone  had  a  marrow  part  is  surely 
a  primitive  idea  which  does  not  need  the  Intervention  of  Susruta; 
a  difFerent  form    of   the   same  conception  is  found  in  the  Aitareya 
Äranyaka,  III,  2,   1 ,  and  it  is  peculiarly  improbable  that  the  con- 
ception of  marrow-parts  should  be  taken  from  one  source,  Susruta,  30 
and  the  number  of  bones  from  another.     The  neck  has  fifteen  bones, 
because    some    parallel    is    wanted    for    the  yancadaia  hymn-form, 
the    breast    seventeen    like    the    saptadasa.     If   we  make   more    of 
them  than  this  we  are    faeed  with    the    problem    of  making   sense 
out  of  the  next  items,    the  21  bones  in  the  iidara,  the  27  in  the  35 
ribs,    the  33  in    the  anüka  (thoracic  spine),    corresponding  to  the 
several  hymn-forms.     Dr.  Hoernle  faces  even  this  difficulty,  for  he 
suggests    that  the  54  bones   in    the   udara  and  anuha  and  the  27 
in    the    ribs    are    misrecollections    respectively    of   the   numbers  45 
and  72 ,    the    total  of  the    bones   in    the   spine  in  Ätreya's  System  40 
and_of  the  ribs  with  their  sockets  and  tubercles   in   both    Systems, 
of  Ätreya  as  well  as  of  Susruta.     This  seems  to  us  a  reductio  ad 
absurdum  of  the  whole  scheme,  and  indeed  what  anatomy  can  we 
expect  from  an  author  who  admittedly  {p.  109)  counts  the  collar- 
bones  as  a  species  of  ribs  and  describes   the  cranium  as  consisting  ir) 


1)  See  especially  JRAS.,  1907,  pp.  1036  sg. 


138  Anzeigen. 

of  skin ,  bone  and  brain  ?  We  must  ratber  recognise  tbat  we  are 
still  dealing  with  an  epoch  before  the  systematic  study  of  medicine 
and  witb  tbeologians  wbo  were  by  no  means  troubled  by  facts  in 
their  identifications.  Dr.  Hoernle  bas ,  ^  we  tbink ,  laid  too  mucb 
5  stress  on  the  jDassages  cited  from  tbe  Satapatba  BiTibmana.  A  few 
citations  will  show  bow  fluid  were  tbe  ideas  of  tbe  autbors  of  tbe 
Bräbmanas  on  tbese  topics.  In  tbe  Aitareya  Ärajiyaka,  I,  4,  1, 
tbe  siras  is  navakajJälam^  but  in  tbe  Säiikbäyana  Äranyaka,  II,  2, 
we  bave :  ti'hu  vä  as>ja  sirsnah  hapäläni  bhavanti.     Again  wbile 

10  tbe  Satapatba,  XII,  2,  4  10  and  14,  bas  gr'wäh  pancadasah  and 
anülcam  trayastrimsah,  tbe  Säükbäyana,  II,  3  and  6,  bas  trlni  vä 
äsäm  gr-lväiiäm  2)arväni  and  ekavimsatir  vä  asyänükasi/a  2)cirväni, 
and  no  conceivable  sense  can  be  given  to  ^:>aryä?u*  wbicb  will 
reconcile  tbe  versions.     It  is  true   tbe  Aitareya  Äranyaka,  I,  5,  1, 

15  connects  tbe  number  21  and  tbe  udara  as  does  tbe  Satapatba,  but 
tbe  difference  is  fundamental;  tbe  former  reckons  21  vikrtai/a/j  in 
tbe  udara,  tbe  latter  20  Icuntä^jas  and  tbe  udara  itself  as  tbe 
twenty-first.  So  tbe  Aitareya,  I,  2,  2 ,  bas  p)'^^^cängulayas  catus- 
2)arväh ,    wbile  tbe  Säükbäyana  bas,    II,    5,    trini  vä  asya  2)ttneh 

20  parväni.  In  all  tbese  cases '  tbe  number  cbosen  is  simply  tbat 
wbicb  bappens  to  suit  tbe  argument  of  tbe  moment  and  is  not  too 
ludicrously  removed  from  tbe  trutb. 

But    furtber  we    must    demur    to  tbe  date  assigned  to  Yäjna- 
valkya    and   tbe  Satapatba  Bräbmana.     In    tbe    first   place    it    may 

25  be  pointed  out  tbat  as  a  matter  of  fact  none  of  tbe  passages  on 
wbicb  Dr.  Hoernle  relies  come  from  the  books  (I — Y)  which 
Weber ^)  bas  shown  are  really  Yäjfiavalkyan.  Two  come  from  tbe 
later  book,  XII,  and  two  from  books  YIII  and  X  wbicb  recognise 

7  7,  O 

not  Yäjnavalkya  but  Sändilya  as  tbe  autbority.  Tbis  fact  invali- 
30  dates  also  Dr.  Hoernle's  reraark  tbat  Yäjnavalkya  was  like  Susruta 
a  native  of  Eastern  India,  and  lessens  tbe  probability  tbat  a  Xortb- 
AVestern  autbority  like  Sändilya  sbould  borrow  from  Susruta  tbe 
doctrine  of  tbe  marrow-parts  of  bones.  In  the  second  place  it  is 
bardly  satisfactory  to  date  Yäjnavalk3'a  b}'  identifying  tbe  Ajäta- 
35  öatru  of  tbe  Brbadäranyaka  üpanisad  with  tbe  contemporary  of 
Buddha,  and  so  placing  bim  in  500  B.  C.  It  must  be  remembered 
tbat  even  in  tbe  Brbadäranyaka  Üpanisad,  by  far  tbe  latest  portion 
of  tbe  Satapatba  Bräbmana,  we  bave  not  Yäjnavalkva  as  tbe  author; 
be  is  alread}'  a  sage  of  ancient  fame ,  and  in  Kätyäyana's  time  -) 
40  Pänini  was  censured  for  not  remembering  to  include  bim  in  pre- 
paring  bis  grammar.  ^  It  is  true  tbat  we  niust  not  put  bis  date 
too  far  back,  since  Svetaketu  appeared  to  Äpastamba  an  avara'^), 
but  we  can  bardly  believe  tbat  Yäjnavalkya  a  contemporary,  even 
a  rival,  of  Buddha,    as   be   would  be    on  Dr.  Hoernle's  hypothesis, 


1)  Ind.  Stucl,  XIII,  2G7  sq. 

2)  Biihler,  SUE,  II,  XLII,  XLIII.  3)  Bühler,  1.  c. 


Keith:  Hoernle,  Studies  in  the  Medicine  of  Ancient  India  etc.     139 

should  never  be  mentioned  as  such  in  Indian  literature.  Further, 
it  is  held  by  many  scholars  such  as  Garbe,  Rhys  Davids,  Deussen, 
Winternitz,  and  Macdonell,  that  the  Brhadäi-anyaka  Upanisad  dates 
from  a  period  anterior  to  Buddha,  and  if  so,  a  potiori  Yäjnavalkya, 
to  whom  is  ascribed  the  recension  of  the  White  Yajus^).  5 

On  the  other  hand  we  think  Dr.  Hoernle  unduly  inclined  to 
ascribe  an  early  date  to  Näräyana  the  author  of  the  Anatomical 
hymn,  Atharvaveda  X,  2.  He  seems  inclined  (p.  109)  to  identify 
him  with  the  author  of  Rgveda  X,  90,  and  with  the  Näräyana  who 
is  recorded  in  Indian  tradition  as  an  author  of  ruedical  formulae.  lo 
But  we  hardly  feel  disposed  to  take  seriously  these  identifications, 
and  the  date  1000  B.  C.  suggested  seems  very  problematic,  and  is 
probably  a  couple  of  centures  too  old. 

There  are  many  other  points  of  great  interest  in  Dr.  Hoernle's 
book.      Unfortunately    the    doubtfulness    of   the  chronology  renders  15 
impossible  any  useful  comparison  with  Greek  Medicine.     So  far  as 
it    goes    the    evidence    teils    conclusivelv    against   Greek    borrowingr 
froni    India,    and   the  possibility    of  Indian  borrowing   from   thence 
cannot  be  refuted  until  some   satisfactory  evidence  can  be  adduced 
allowing  us  to   assign  Caraka   and  Susruta  to  an  earlier  date  than  20 
the  beginning  of  the  Christian  era.    Nor  can  it  be  denied  that  the 
history    of  Indian  Astronom}^    teils    in    favour  of  Indian  boiTowing 
from  Greece.    The  Greek  princes  of  Bactria  no  doubt  brought  with 
them    physicians    trained    in    the  Alexandrian    schools    in   which  as 
early    as    the    first    half   of   the    third    Century  B.  C.    an    extensive  2ri 
System  of  dissection   of  the  human  body  prevailed  (p.  IV.). 

We  will  conclude  by  pointing  out  that  alcsa  (p.  134)  is  found 
not  only  in  the  Satapatha  Brähmana  but  also  in  the  Aitareya 
Äranyaka,  I,  2,  2,  where  as  might  be  expected  Säyana  followed  by 
Max  Müller  renders  it  as  'eye',  and  in  the  adjectival  form  ahsä  in  the  so 
Säiikhäyana  Äranyaka,  II,  4.  There  are  two  other  expressions  in 
the  Aitareya  which  we  shall  hope  to  find  explained  by  Dr.  Hoernle 
in  the  next  part  of  his  work,  which  we  trust  will  soon  appear, 
kahsasi  in  I,  2,  2,  and  vijavas  in  I,  4,  1. 

Dr.  Hoernle  has  arranged  with  the  Clarendon  Press  that  copies  35 
of  his  work  can  be  obtained  at  6l6  each  by  Members  of  this  Society 
(the    ordinary    price    being    10/6).      Members    desirous    of  availing 
themselves  of  this  concession  should  eommunicate  with  the  publishers 
of  this  Journal,  Messrs  F.  A.  Brockhaus. 

A.  B  e  r  r  i  e  d  a  1  e  Keith.  40 


1)  See  also  my  note,  JRAS.,  1908,  p.  368. 


140  Anzeigen. 

Maurice  Bloom field,  A  Vedic  Concor dance,  being 
an    alphabetical  Index    to    every    line   of  every  stanzet  of 
fhe  jjuhlislied    Vedic    literature   and  to  the  lituryical  for- 
mxdas   therreof,    that    is   an  Index    to  the    Vedic  Mantras, 
5  together  with  an  account  of  their  variations  in  the  different 

Vedic  booJcs.  {Harvard  Oriental  Series,  ed.  by  Ch.  R.  Lan- 
man,  vol.  X.)  Cambridge ,  Massachusetts ,  published  by 
Harvard  University.  1906.  XXIV  und  1078  S.  Royal  4^. 
Preis  gebunden  Doli.  6. 

10  Es    ist  eine  seltene  Freude,    über  ein  Werk  zu  berichten,    in 

dem  sich  ein  so  hohes  Maß  von  Aufopferung  dessen ,  der  es  ge- 
schaffen hat,  verkörpert  um  auf  eine  solche  Fülle  wichtigsten  wissen- 
schaftlichen Gewinns  die  sichere  Hoffnung  zu  erwecken. 

Die  Buddhisten  lassen  ihren  Meister  bei  ii'gendwie  merkwürdigen 

15  Vorfällen  gern  sagen :  Nicht  ist  das  und  das  jetzt  zum  erstenmal 
oreschehen    —    und    es    folcft    dann    die    Erzähluncr    eines    crleichen 

o  o  o  o 

Begebnisses,  das  dieselben  Personen  in  vers^ancrenen  Seelenwanderungs- 
laufen  schon  einmal  durchlebt  haben. 

Wer  die  Vedenkonkordanz  bewundernd  anblickt,  kann  ähnlich 

20  sagen:  na  etarahim  yeva  hat  Bloom  field  sich  ein  solches  Denk- 
mal gesetzt.  Einst  fühlte  er,  daß  für  die  volle  Wirkung  von 
Bergaigne's  Religion  vedique,  dem  mächtigen  „Index  des  idees  du 
Rig-Veda",  nichts  notwendiger  war,  als  daß  zu  jenem  Index  — 
ein  Index   geschaffen    wurde.     Genau    das    haben    wir  Andern  auch 

25  gefühlt,  aber  wer  den  Index  schuf,  war  Bloomfield. 

Und  nun  gibt  uns  derselbe  Gelehrte ,  der  wirklich  genugsam 
bewiesen  hat,  daß  er  unter  denen,  die  andre  Arbeit  als  die  des 
Registrierens  zu  tun  verstehen,  in  der  ersten  Reihe  steht,  ein  neues, 
noch   in    ganz    andern   Dimensionen    sich    bewegendes  Werk    seiner 

30  zähen,  unermüdlichen  Geduld.  Auf  fast  1100  Seiten  größten 
Formats  ist  in  alphabetischer  Folge  jeder  einzelne  Päda  jedes 
Verses  der  bis  jetzt  veröffentlichten  Vedaliteratur  verzeichnet,  dazu 
in  gleicher  Weise  das  ganze  Prosamaterial  liturgischer  Sprüche : 
jeder  Text  mit  Angabe  sämtlicher  Stellen,  an  denen  er  sich  findet, 

35  und  der  Varianten ,  die  bei  der  Vergleichung  der  verschiedenen 
Fassungen  zui-  Erscheinung  kommen.  Wenn  ganz  ausnahmsweise 
einzelne  veröffentlichte  Texte  aus  triftigen  Gründen  ^)  der  Konkordanz 
nicht  einverleibt  worden  sind  —  so  vor  allem  die  Paippaläda  Säkhä 
des   Atharvavedä   — ,   so    werden    die   Benutzer    reichlich    dadurch 

40  entschädigt,  daß  Bloomfield  mehrere  wichtige  unveröffentlichte  oder 
doch  erst  in  der  Veröffentlichung  begriffene  Texte  vollständig  ver- 
arbeitet hat:  insonderheit  das  Käthaka,  um  dessen  willen  er  1902 
eigens  nach  Wien  reiste,  und  das  dank  dem  bereitwilligen  Ent- 
gegenkommen   L.  V.   Schroeder's    in    der    Konkordanz    dieselbe    Be- 

45  handlung  wie  die  allgemein  zugänglichen  Texte  erfahren  hat. 


1)  Siehe  darüber  Bloomfiold's  Vorrede,  S.  IX. 


Oldenberg :  Bloornfield,  A    Vedic  Concordance.  141 

Katürlich  wird  nun  weiter  fortwährend  neues  Material  zu- 
strömen ,  ja  neues  Material  ist  inzwischen  schon  zugeströmt  —  es 
sei  auf  die  Rgveda-Apokryphen  hingewiesen ,  die  Scheftelowitz 
veröffentlicht  hat.  So  werden  von  Zeit  zu  Zeit  Supplemente  er- 
forderlich sein.  Die  werden  sich  an  den  großen  Grundstock  des  5 
vorliegenden   VA^erks  leicht  genug  anfügen. 

Bloornfield  druckt  die  Texte  durchweg  ohne  Akzente.  Er  wird 
daran  recht  getan  haben.  Die  Schwierigkeiten  und  Kosten  eines 
solchen  Drucks  zu  steigern  und  den  Zeitpunkt  der  Fertigstellung 
hinauszuschieben  war  in  der  Tat  kein  Bedürfnis.  Immerhin  kann  10 
man  nicht  übersehen,  daß  dadurch  Varianten,  die  eben  nur  den 
Akzent  betreffen,  verloren  gehen :  z.  B.  die  Akzentvariante  bei  dem 
asthürt  von  Rv.  VI,  15.  19,  über  die  Wackernagel  Gramm.  II,  239 
spricht.  Und  auch  sonst  wäre  vielleicht  gelegentlich  ein  kleines, 
übrigens  sehr  unschädliches  Versehen  vermieden  worden,  wäi'en  die  is 
Akzente  berücksichtigt.  So  steht  Rv.  V,  36.  4  nicht,  wie  an 
mehreren  in  der  alphabetischen  Ordnung  benachbarten  Stellen, 
•pradaksinlt^  sondern  ^:>7-«  dahsinit. 

Darf  ich  von  solchen  Kleinigkeiten  oder  Kleinlichkeiten  noch 
etwas  weiteres  anreihen,  so  ist  mir  nicht  klar,  nach  welchem  Prinzip  20 
Bl.    bei    der  Aufnahme    der    in  Brähmanas   und  Sütras  bekanntlich 
nicht  seltenen  Verse   von  belehrendem  u.  dgl.  Inhalt  verfahren  ist. 
Das    Aitareya    Brähmana    (VII,    9.    15)    beispielsweise    fühi't    eine 
y^yajnagäthä"'  an  über  ein  darzubringendes  SauträmanTopfer ;  das  Sata- 
patha  Brähmana  (XI,  5.  4.  12)  sagt  bei  der  Auseinandersetzung  über  25 
das  Upanayana :  tad  api  sloham  gäyanti  —  und  es  folgt  ein  Vers 
über  die  symbolische  Bedeutung  der  drei  Tage  zwischen  Upanayana 
und   Vortrag    der    Sävitri.     Beide  Verse    sind   in    der  Konkordanz, 
gewiß  mit  Recht,  aufgenommen.     Daß  es  nicht  in  Bloomfield's  Plan 
liegt,  solchen  Versen,  wenn  sie  in  Sütratexten  begegnen,  die  gleiche  30 
Berücksichtigung    zu    versagen ,    ist    an    sich  selbstverständlich  und 
bestätigt    sich    in    zahlreichen   Fällen.     Warum  ist  dann  aber  z.  B. 

T  .  .  .  .  .  .  ' 

der ,    wie   mir  scheint ,    gleichartige  und  gleichwertige  Vers  Säükh. 
Grhj^a    II,  16.  1    madhuiJarJ^e    ca   some   ca   nicht    aufgenommen? 
Warum    von   den  Versen   über  das  Upäkarana  ebendas.  IV,  5.  15  f.  35 
wohl  der  erste  (at/ätai/ämatäm),   aber  nicht  der  zweite  und  dritte 
(tasniät  shatkarmamti/ena  und  upälcarinani  co(sarge)  V 

Eine  andre  Gi-uppe  von  Fällen,  in  denen  vielleicht  Aufnahme 
von  Nichtaufgenommenem  hätte  gewünscht  werden  können,  betrifft 
die  Stellen ,  an  denen  ein  Ritualtext  einen  Vers  nicht  in  seinem  40 
AVortlaut  oder  mit  seinem  Pratlka,  sondern  nach  seiner  laufenden 
Nummer  anführt.  Sänkhäyana  (Sraut.  VI,  11,  9)  schreibt  vor,  bei 
einem  gewissen  rituellen  Anlaß  von  dem  im  Übrigen  verwandten 
Sükta  Rv.X,  81  den  vierten  Vers  auszulassen  {cahirthim  pari- 
häpya).  Äsvaläyana  (Grhya  III,  12.  7.  9)  läßt^j««cam?/<7  des  Liedes  i."> 
Rv.  VI,  75  den  Purohita  dem  zur  Schlacht  sich  rüstenden  König 
den  Köcher    reichen ,    saptamyä  dessen  Pferde  segnen  usw.     Diese 


142  Anzeigen. 

Erwähnungen  der  betreffenden  Verse  kommen  in  der  Konkordanz 
nicht  zur  Erscheinung.  Mir  scheint ,  ein  andres  Verfahren  wäre 
zweckmäßig  gewesen ;  um  so  mehr ,  da  zu  den  Zielen,  welche  die 
Konkordanz  sich  setzt,  auch  das  gehört,  die  rituellen  Verwendungen 
5  der  einzelnen  Elemente  der  Vedatexte  nachzuweisen.  „The  hyran 
or  prayer ,  and  the  ceremony  that  accompanied  it ,  often  serve 
mutually  each  as  a  commentary  on  the  other",  sagt  Bloomfield 
darüber  unzweifelhaft  mit  vollem  Recht  (S.  VIIT). 

Eine    besonders    wichtige    und    zugleich    besonders    schwierige 

10  Aufgabe  der  Konkordanz  war,  dem  Benutzer  die  Fälle  von  einander 
abweichender  Gestalten  vorzuführen,  in  denen  oft  derselbe  vedische 
Vers  oder  vielmehr  derselbe  Päda  vorliegt.  Wo  sind  da  nun  Ab- 
weichungen desselben  Textes  anzunehmen  und  wo  verschiedene 
Texte,  die  durch  irgend  welche  Ähnlichkeit,  irgend  welches  Zusammen- 

15  fallen  von  ein  paar  Worten,  vielleicht  eines  geläufigen  Ausdrucks, 
mit  einander  nur  oberflächlich  verbunden  werden?  Natürlich  sind 
die  Grenzen  flüssig.  Sicher  hat  sich  Bloomfield  unsern  Dank  da- 
durch verdient,  daß  er  eher  zu  viel  als  zu  wenig  verzeichnet  hat. 
Wo  die  verschiedenen  Gestalten  eines  Päda  durch  gleichen  Eingang 

tQ  in  der  alphabetischen  Ordnung  einander  nahe  gerückt  wurden,  war 

,es   ja   nicht   schwer  den  Zusammenhang  zu  bemerken.     Aber  Fälle 

wie   vrsct  ^ukram  duduhe  pisnir  üdhah  Rv.  IV,  3.  10  gegenüber 

sakrc  chukram  duduhe  prsnir  üdhah  das.  VI,  66.  1  konnten  sich 

leicht    der  Beachtung    entziehen  i).     Der  Benutzer   der  Konkordanz 

25  bemerkt  bald,  wie  Außerordentliches  daiün  geleistet  ist,  die  Über- 
einstimmungen auch  dieser  Art  aufzudecken-). 

Man    kann    das    verallgemeinern.     Bei    einer  Arbeit,    die  nach 

ihrem    ganzen  Charakter  und  in  ihrem  ungeheuren  Umfang  so  wie 

diese    auf  Schritt    und  Tritt  das  Unterlaufen  von  Versehen  nahezu 

30  unvermeidlich  machte,  ist  es  in  höchstem  Maße  bewundernswert  — 

ich    glaube    das    schon   jetzt    auf  Grund  vielfältiger  Beobachtungen 


1)  Man  sieht,  daß  Bl.  hier  als  Variante  einen  Fall  behandelt,  in  dem 
zweifellos  der  Verfasser  der  einen  Stelle  nicht  dasselbe  geben  wollte ,  wie  der 
der  andern ,  sondern  wo  er  in  der  Tat  einen  neuen  Vers,  in  sehr  starker  An- 
lehnung an  den  andern,  gemacht  hat.  Ebenso  z.  15.  itthä  grnanto  mahinasna 
ö'cmnan  und  itthä  grnanto  nialdnasya  sardhah  Kv.  VI,  33.  5-,  68.  8.  Mir 
scheint  Bl.  in  seiner  Behandlung  solcher  Fälle  durchaus  das  Richtige  getrofien 
zu  haben.  Es  galt  ja  nicht,  so  zu  sagen  die  Rechtsfrage,  was  ein  neuer  Vers 
ist,  zu  entscheiden,  sondern  ein  philologisches  Bedürfnis  zu  befriedigen. 

2)  Ein  paar  Fälle  solcher  Übereinstimmungen ,  die  ra.  E.  nachgetragen 
zu  werden  vordienen ,  verzeichne  ich :  rtasija  dhäman  ranayantu  cleväh  Kv. 
IV,  7.  7  und  rtasya  säman  ranayanta  cleväh  1,  147.  1.  —  mä  no  mitro 
varuno  aryamäyur  indra  röhuksä  ynarutah  jMi'i  khyan  I,  162.  1  und  te  no 
mitro  varuuo  aryamäyur  indra  rUmksä  maruto  jusanta  V,  41.  2.  —  r«- 
savyair  upa  gachatam  VI,  60.  14  und  siduisrair  upa  gachatam  VIII,  73.  14: 
sollte  man  in  dem  letzten  Fall  schwanken ,  so  entscheidet  zu  gunsten  der  An- 
nahme einer  Variante,  daß  es  sich  um  zwei  zweite  Pädas  handelt,  denen  beide- 
mal derselbe  erste  ä  no  gavyehhir  aiivyaih  vorangeht. 


Oldenberg :  Bloom fidd,  A   Vedic  Concordance.  143 

aussprechen    zu    dürfen   — ,    wie    gering    verhältnismäßig    die    Zahl 
solcher  Versehen  oder  Auslassungen  ist^). 

Ist  es   nötig,    zum  Schluß  von  dem  Nutzen  zu  sprechen,    den 
die  Konkordanz  allen  Richtungen  der  Vedaforschung  bringen  wird  ? 
Ich  darf  mich  da,  glaube  ich,  sehr  kurz  fassen;  jeder  Arbeiter  wird    5 
-  schon  wenn  diese  Zeilen   erscheinen ,    seine  eignen  Erfahrungen  ge- 
sammelt haben.      Natürlich  wird  das  Werk  vor  allem  der  Exegese 
ziigute  kommen.    Indem  die  einzelne  Stelle  in  die  Mitte  einer  Fülle 
verwandter  Stellen  tritt,  wird  sich  der  Weg  zu  ihrer  richtigen  Auf- 
fassung unter  den  Abwegen  hervorheben ;  eine  Flut  verfehlter  Einfälle  lO 
wird  von  vornherein  ferngehalten  werden.    Auch  der  Textkritik  wird 
ähnlicher  Nutzen  erwachsen;  wir  werden,  steht  zu  hofi'en,  weniger 
Konjekturen,  vielleicht  auch  reifere  Konjekturen  erhalten  als  manch- 
mal bisher.      Beispielsweise   ist  Rv.  V,  20,  1  überliefert  ydm  agne 
väjasätama  tvdm  ein  mdmjase  raylm,  tarn  no  glrbhik  sraväyyam  15 
devaträ  panayä  yujam.    M.  Müller  schlug  vor  väjasCUamam^  wie 
IX,  98,  1  väjasätamam  rayhn  steht.     Es  liegt  nah,  das  überlieferte 
auf  Grund  von  X,  21,  4   ydm    eigne   mdnyase  rayhn   sdhasävami 
amartya  zu  verteidigen.     Wird  diese  Verteidigung  aber  nicht  eine 
ganz  andere  Wucht  empfangen,  wenn  man  sich  durch  die  Konkordanz  20 
auf   die  Parallelstelle  Vs.  XIX,  64   hat   aufmerksam  machen  lassen : 
ydm  agne  kavyavähana  tvdm  ein  mdnyase  rayitn  etc.  ? 

Weiter  wird,  wie  ich  bereits  berührte,  die  Kenntnis  der  rituellen 
und  liturgischen  Verhältnisse  des  Veda  und  des  Zusammenhanges 
von  Ritual  und  literarischer  Produktion  wichtige  Förderung  erhalten;  25 
schon  Bloomfield  selbst  hat  hierüber  beachtenswerte  Andeutungen 
gegeben  (Preface,  S.  VIII).  Auch  die  Mythologie  wird  nicht  leer 
ausgehen.  Der  gemeinsame  Charakterzug  aber  aller  der  Fortschritte, 
die  zu  erhoffen  sind,  wird  der  sein,  daß  die  Forschung  in  immer 
höherem  Maße  dazu  in  den  Stand  gesetzt  und  dazu  erzogen  werden  so 
wird,  der  Lösung  des  einzelnen  Problems  die  ganze,  überall  her 
zusammen  zu  bringende  Fülle  der  Materialien,  die  für  jenes  in 
Betracht  kommen,  dienstbar  zu  macheu. 


1)  Ein  paar  von  ihnen  seien  hier  verzeichnet.  Zu  Rv.  VIII,  6.  10  me- 
dhäm  rtasya  jagrabha  fehlt  die  Variante  des  Sv.  jagraha.  —  Kv.  IV,  57.  5 
sunäslräo  imäm  väcam  jusethäm:  Taitt.  Ar.  läßt  jusethäm  aus.  —  Rv.  V, 
24.  2  achä  nalsi  dt/u7nattamam  rayim  däh:  Sv.  und  Ts.  haben  dijumattamo. 

—  Säiikh.  8raut.  XU,  10.  4  wird  (jedenfalls  nach  Hillebrandt's  Text)  nicht  pra. 
samräje  brhate  Rv.  VI,  68.  9,  sondern  pra  samräje  brhat  Rv.  V,  85.  1  zitiert. 

—  Liegt  Versehen  oder  prinzipielle  Absicht  vor,  wenn  nicht  verzeichnet  ist 
z.  B.  daß  Rv.  X,  29.  1  YSska  nicht  vä  yo  sondern  väijo ,  Rv.  I,  105.  18  der- 
selbe nicht  mä  salrd  sondern  mäsakrd  las?  —  Hier  sei  mir  gestattet,  einen 
Punkt  anzuschließen ,  wo  es  nicht  gilt  eine  Auslassung  zu  ergänzen ,  sondern 
einer  Ansicht  Bloomfield's  die  eigne  abweichende  gegenüberzustellen.  Wenn 
Av.  XIX,  72  als  Hindoutung  auf  alte  schriftliche  Überlieferung  des  Veda  hin- 
gestellt wird  (Preface  S.  VII) ,  so  muß  ich  meinen  entschiedenen  Unglauben 
äußern.  Jlir  scheint,  an  jener  Stelle  kann  Beziehung  auf  Handschriften  an 
sich  ebenso  gut  obwalten  wie  nicht  obwalten ;  da  nun  im  l'brigen  die  Sachlage 
ra.  E.  durchaus  gegen  das  Vorhandensein  von  Handschriften  zur  Zeit  jener 
Stelle  spricht,  schließe  ich  gegen  die  betreflende  Deutung. 


144  Anzeigen. 

Wem  das  am  Herzen  liegt,  der  wird  warmen  Dank  dem,  der 
lange  Jahre  seines  Lebens  in  entsagender  Mühe  diesem  "Werk  ge- 
opfert hat,  nicht  vergessen.  Seien  in  diesen  Dank  alle  Mitarbeiter 
und  Förderer  der  Konkordanz  eingeschlossen,  vor  allem  Lanman 
und  die  Harvard  University,  der  es  die  edle  Freigebisrkeit 
des  früh  hincfegangenen  Warren  ermösflicht  hat,  auch  diesen  crrößten 
Band  der  Oriental  Series  in  glänzender  Ausstattung,  auch  in 
finanzieller  Hinsicht  fast  als  ein  Geschenk,  den  Yedaforschern  dar- 

^^^^^^^*^"-  H.  Oldenberg. 


10  Monutnenta  Judaica.  Prima  i^ars.  Bibliotheca  Targu- 
niica.  Bd.  I.  Heft  1.  Aramaia.  Die  Targuinim  zum 
Pentateuch.  —  A Itera  j^cirs.  Monument a  Talmudica. 
Bd.  I.  Heft  1.  Erste  Serie :  Bibel  und  Bahel.  Heraus- 
gegeben von  August  Wünsche.  Wilhelm  Neumann.   Moritz 

15  Altschüler.     Im  Akademischen  Verlag.     Wien   und   Leipzig 

MDCCCCVL 

Der  Bibliotheca  Targumica  hat  der  Gesamtleiter  Dr.  Jakob 
F.  Hollitscher  einen  kurzen  orientierenden  Artikel  vorangeschickt 
über    „Plan    und    Prinzipien    der    Monumenta    Judaica".      Da    nur 

20  „wenige  Fachleute  diejenigen  Quellen ,  die  für  die  Erörterung 
religionsgeschichtlicher  Fragen  am  wichtigsten  sind  [sie] ,  nämlich 
die  alten  Quellen  der  AVissenschaft  des  Judentums,  heranzuziehen 
vermögen",  so  wurde  in  jüdischen  Kreisen  der  Gedanke  rege,  diese 
Lücke    durch   „eine    neue  Ausgabe    der    beiden  Talmude    mit    einer 

25  verständlichen  Übersetzung  ins  Deutsche"  auszufüllen.  Wollte  man 
sämtliche  Quellen  vorlegen ,  so  durften  auch  die  Targumim  nicht 
fehlen,  nicht  einmal  das  Targum  Onkelos,  „selbst  wenn  es  nichts 
Neues  und  Interessantes  mehr  in  sich  bergen  sollte".  Aber  gerade 
seine    Wertschätzung    ist    berechtigt;    denn    „die    Vermutung    liegt 

30  nahe ,  daß  in  dem  Momente ,  in  dem  uns  die  targumische  Über- 
tragung ganz  klar  wird,  auch  die  bezüglichen  Stellen  der  Bibel 
nunmehr  in  ihrem  ursprünglichen  [sie]  Sinne  uns  vor  Augen 
treten".  „Dies  fällt  für  viele  zweifelhafte  Stellen  des  alten  Testa- 
ments   schwer    ins    Gewicht."      Um    den    Talmud    zusänsrlicher    zu 

85  machen,  haben  die  Herausgeber  beschlossen,  sich  nicht  an  die  über- 
lieferte Reihenfolge  zu  halten,  sondern  ihn  nach  Themen  systematisch 
geordnet  mitzuteilen.  Jedes  Werk  ist  in  zwei  Hauptabteilungen 
gegliedert:  der  erste  Teil  enthält  den  Text  samt  der  Übersetzung, 
der  zweite  den  Apparat,   „in  erster  Linie  die  textkritischen,  exege- 

40  tischen  und  sonstigen  Anmerkungen  der  Herausgeber,  sowie  ferner 
diejenigen  selbständigen  Exkurse  der  Herausgeber  und  externen 
Mitarbeiter,  die  aus  sachlicher  Notwendigkeit  sich  an  den  Apparat 


Greßmann:  Wünsche,  Neumann,  Altschüler,  Monumenta  Judaica.  145 

anschliessen".  An  dem  "Werke  sind  nämlich  interne  und  externe 
Mitarbeiter  beteiligt,  die  durch  eine  höchst  komplizierte  Oi'ganisation 
zusammengehalten  werden.  Als  interne  Mitarbeiter  gelten  der 
Jude  Altschüler,  der  Protestant  Wünsche  und  der  Katholik  Keu- 
mann.  Der  erste  hat  den  Text  und  die  Übersetzung  anzufertigen.  5 
der  zweite  hat  die  Revision ,  der  dritte  die  Superrevision.  Der 
erste  hat  die  Anmerkungen  zu  machen,  die  sich  auf  „die  gesamte 
talmudische  und  jüdisch -orientalische  Literatur",  der  zweite  die- 
jenigen, die  sich  auf  die  „außerjüdisch-orientalische,  insbesondere 
die  assyrische,  arabische  und  syrische  Literatur",  der  dritte  die-  lo 
jenigen,  die  sich  auf  „die  Kirchenväter,  Septuaginta  und  Yulgata 
und  insbesondere  die  gesamte  in  Betracht  kommende  Archäologie" 
beziehen.  Als  externe  Mitarbeiter,  die  selbständige  Exkurse  bei- 
tragen können,  werden  u.  a.  genannt  Beer,  Feine,  Fiebig,  Geflfken, 
Kölscher,  Alfr.  Jeremias,  Knopf,  Margoliouth,  Nikel,  Sayce,  Sellin,  15 
Wiedemann,  Zielinski. 

Trotz    des    cruten  Zweckes    und    trotz    der    klangvollen  Namen 
ist  das  Unternehmen  wissenschaftlich  wertlos. 

Unwissenschaftlich  ist  schon  die  Einleitung,  die  Altschüler  dem 
Tarcfum  des  Onkelos  vorancrestellt  hat  und  die  er  mit  den  bezeich-  20 
nenden  Worten  schließt:    „Allerdings  habe  ich  später,    als  ich  mit 
den   Gelehrten ,    mit  den  Semitologen  und  mit  den  Orientalisten  in 
Berühruncr    kam ,    gleich    den  Untei'schied   zwischen  einem  im  Yer- 
ständnis    der   Tradition    Aufgewachsenen    und    den    Fernestehenden 
[sie]    wahrgenommen.     Aber  ich  erkannte ,    daß  es  nur  darin  liegt,  25 
daß    der   in    dem  Verständnisse  der  Tradition  Aufgewachsene   eben 
dieses  Verständnis  gewissermaßen  mit  der  Muttermilch  in  sich  auf- 
genommen    hat    und    nicht    aus   Grammatik,    Wörterbuch 
und  Literaturgeschichte  erst  in  späteren  Jahren  seine  Weis- 
heit   zu    schöpfen    gezwungen    ist.     Der    Jude    fühlt    diesen  Unter-  30 
schied   und  was  nicht  dem  richtigen  Verständnisse  der 
Tradition   entspringt  [sie],  lehnt  er  ab.    So  ist  die  ganze  neue 
Bibelforschung  ihm  ganz  unbekannt."     Was  bei  solcher  Traditions- 
gläubigkeit  herauskommt,  braucht  nur  angedeutet  zu  werden.     Als 
Entstehxmcrszeit    des  Targrum   Onkelos    wird    die  Zeit    des  Ezra    an-  35 
genommen    und    damit    begründet,     „daß    nicht    nur    das    Targum, 
welches    Onkelos    in    Palästina    nach    dem    Munde    [sie]  •  des    Rabij' 
Elijezar  und  des  Rabij  Jehosua  abfaßte,  im  Talmud  als  babylonisches 
Targum   bezeichnet    und    in  Rasij   und  Tosphoth    direkt  noch  heute 
Targum  bablij  genannt  wird,  sondern  daß  auch  Rabij  Elijezar  und  40 
Rabij    Jehosua    ihre    Tradition    von  .  .  .  Ezra    überliefert    erhalten 
haben".    Ja,  Altschüler  scheint  zu  glauben,  daß  das  aramäische 
Targum   —   wenn   auch   „im    einzelnen  ...  Ausdrücke  ...  der 
Zeit    nach    dem  Exil    angehören    und  daher  von  ihm  (Onkelos)  aus 
jüngeren  Überlieferungen   oder  aus  eigenem  hinzugefügt  sein  45 
müssen"   —  der  Hauptsache  nach  bereits  am  Sinai  gegeben,  später 
freilich   wieder   vergessen   sei.     Ich  sage ,    es  scheint  so ;    denn  mit 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  10 


246  Anzeigen.  .         . 

Sicherheit  wage  ich  seine  mir  zum  Teil  unverständlichen  An- 
schauungen und  Sätze  nicht  zu  uuaschreiben.  Oder  wem  ist  fol- 
gender Satz  klar:  ,Wie  immer  man  den  Wert  der  Schlußfolge- 
runcren ,  in  deren  Gestalt  die  zitierten  Stellen  es  als  Tradition 
5  Überliefern ,  daß  die  Thorah  auch  in  aramäischer  Sprache  <am 
Sinai>  gegeben  worden  sei,  veranschlagen  mag,  so  steht  doch  nach 
ihnen  fest,  daß  Traditionen  solchen  Inhaltes  tatsächlich  bestanden." 
Ebenso  unkritisch  und  phantastisch  ist  die  Wiederholung  der  schon 
von  Hausdorff  ausgesprochenen  Hypothese,  daß  Onkelos  und  Aquila 

10  identisch  seien,  daß  derselbe  Mann  erst  die  griechische  und  dann 
die  aramäische  Übersetzung  des  Alten  Testamentes  angefertigt  habe  I ! 
Unwissenschaftlich  ist  ferner  die  mechanische  Transkription 
des  Textes  mit  lateinischen  Lettern.  Die  Verdopplung  eines  Kon- 
sonanten,  der  Unterschied  zwischen  dem  stummen  und  vokalischen 

15  Schwa  werden  nicht  markiert ,  das  Kämes  chätüf  wird  ebenso  wie 
das  Kämes  mit  ä  umschrieben ,  das  Patach  furtivum  wird  hinter 
den  Konsonanten  gesetzt;  also  z.  B.  Gen.  7,  15 :  ud'älü  'im  noha 
[sie]  hthejbötha  (lies :  hihejhxdha)  tdrejn  tdrejn  (lies  beide  Male : 
ihdrejn).     mikäl  [sie]  hisdra    [sie]  ddbejh  rulia    [sie]  dahäjej  [sie]. 

20  Und  so  verstümmeln  die  Juden  ihre  eigene  Sprache  i  Dabei  wimmelt 
es  von  Druckfehlern,  besonders  in  den  Monumenta  Talmudica,  wo 
man  z.  B.  das  eine  Wort  r.T'"ii'n  in  drei  verschiedenen  Transkrip- 
tionen finden  kann:  ha'arüjöth  (S.  0,1.13),  he'aräjdth  (S.  3,  10), 
hä'äräjoth    (S.   10 ,  32)    usw.      Ein    unpunktierter    hebräischer    Text 

25  wäre  immer  noch  besser  und  verständlicher  und  wahrscheinlich 
auch  billiger  als  ein  solches  Transkriptionssystem  ! 

Hugo  Greßmann. 


Al-Battänl  sive   AI  -  Bateiiii  opus    astronamicum   ad  ftdem 

codicis  Escurialensis  arabice  editian,  latine  versum,  anno- 

30  tationibus    instructum  a   Carolo  Alplionso  Nallino.    Tres 

partes,  1899 — 1907.    {Piibblicazioni  dd  Reale  Osservatorio 

dl  Brera  in  Milano  XL.) 

Muhammad  ihn  Gäbir  ibn  Sinän  al-Battänl,  der  berühmte 
arabische  Astronom,  wurde  geboren  in  der  alten  Heidenstadt  Harrän, 

35  wo  die  griechische  Wissenschaft  eifriger  als  irgendwo  anders  ge- 
pflegt  wurde  und  aus  welcher  sehr  viele  bedeutende  Männer  hervor- 
gegangen sind.  Sein  Vater  Gäbir,  ein  verdienter  Instrumenten- 
macher,  siedelte  über  nach  Raqqa  am  Euphrat,  der  gewrihnlichen 
Residenz    des    Khalifen    Härün    ar-RasTd,    wo    ^Muhammad   Direktor 

40  (vielleicht  Besitzer)  der  berühmten  Sternwarte  wurde.  Er  verbrauchte 
einen  großen  Teil  seines  Vermögens  um  diese  zu  verbessern.  Nach 
eignen  Mitteilungen  an  den  jungen  Prinzen  (ia'far,  Sohn  des  Khalifen 


cle  Goeje :  Nallino,  Al-Battänl  sive  Al-Batenii  opus  astronomicum  etc.     147 

al-MoktafI,  fing  er  seine  Beobachtungen  i.  J.  264  (877  p.  Ch.)  an 
und  setzte  sie  fort  bis  306  (918  p.  Gh.).  Er  starb  i.  J.  317 
(929  p.  Gh.),  als  er  mit  einigen  Leuten  aus  Eaqqa  nach  Bagdad 
gereist  war,  um  daselbst  sein  Recht  zu  suchen,  was  in  jener  traurigen 
Zeit  kaum  zu  haben   war.  5 

Hauptziel  der  Beobachtungen  und  Studien  Battänl's  waren  der 
Lauf  der  Sonne  und  des  Mondes,  der  der  fünf  Planeten  und  einiger 
Fixsterne.  Er  hat  dabei  sehr  viele  Fehler  im  Almagest  von 
Ptolemaeus  verbessert,  oft  stillschweigend,  ohne  daß  dies  seine  große 
Bewunderung  für  den  griechischen  Gelehrten  beeinträchtigte.  Auch  lo 
hat  er  selbst  mehrere  Instrumente  erfunden.  Sein  astronomisches 
Werk  genoß  im  Orient  einen  wohlverdienten  Ruf.  Im  zwölften 
Jahrhundert  wurde  es  schon  zweimal  ins  Lateinische  übersetzt,  der 
große  Wert  seiner  Beobachtungen  wurde  aber  erst  Mitte  des  fünf- 
zehnten Jahrhunderts  durch  den  berühmten  Regiomontanus  ins  rechte  is 
Licht  gestellt,  so  weit  es  die  sehr  mangelhafte  lateinische  Über- 
setzung erlaubte.  Nach  ihm  haben  verschiedene  andere  Gelehrte 
Battäni  gebraucht,  von  welchen  ich  nur  Halley  nenne  (um  1700), 
der  seine  Arbeit  sehr  bewunderte  und  die  Fehler  in  der  Übersetzung 
zu  verbessern  suchte.  20 

Eine  wirklich  richtige  Beurteilung  Battänl's  ist  erst  jetzt 
möglich,  nachdem  wir  durch  Nallino  den  arabischen  Text  erhalten 
haben,  begleitet  von  einer  guten  lateinischen  Übersetzung  und  allen 
zum  A-^erständnis  nötigen  Erklärungen.  Das  konnte  nur  jemand 
leisten,  der  wie  der  gelehrte  Professor  von  Palermo  zugleich  ein  25 
gutgeschulter  arabischer  Philologe  ist  und  tüchtige  mathematische 
und  astronomische  Kenntnisse  besitzt.  Die  Gebrüder  Schiaparelli, 
die  ihn  veranlaßt  haben,  die  Ausgabe  zu  unternehmen,  haben  dadurch 
Anspruch  auf  unseren  Dank. 

Der  dritte,    zuerst  (1899)    erschienene   Band    enthält  den   Text  30 
nach    der    einzigen    z.  Z.  bekannten  Handschrift   im    Escurial.     Der 
Archetypus    dieser  Handschrift    war    weit   davon    entfernt  fehlerfrei 
zu    sein    und    war    zugleich    an    verschiedenen    Stellen    interpoliert, 
glücklicherweise  von  einer  unerfahrenen  Hand,  so  daß  es  dem  Heraus- 
geber   nicht    schwer    fiel,    die    falschen    Verbesserungen    und    Aus-  35 
füllungen  zu  erkennen.     Die  auf  uns  gekommene  lateinische  Über- 
setzung   des    Plato    Tiburtinus,     nach    einer    anderen,     doch    nahe 
verwandten  Handschrift    gemacht,    leistet    n\ar    wenig   Dienst.      Die 
Orthographie    der  Handschrift    weicht    beträchtlich  ab  von   der  des 
Autors.      Der  Herausgeber  hat  sie  gewöhnlich  stillschweigend  ver-  40 
bessert.     Die  magribinische  Schrift  der  Escurialhandschrift  hat  noch 
den  Nachteil,    daß  in  ihr  einzelne  Buchstaben   einen  anderen   Zahl- 
wert haben  als  in  der  orientalischen  Schrift.    Trotz  alledem  ist  es 
Nallino  gelungen  einen  brauchbaren  Text  herzustellen. 

Der    erste    Band,     1903    erschienen,    enthält    S.  1  — 150    die  45 
lateinische  Übersetzung   mit    den    zum  Verständnis  des  Textes,  der 
nicht    immer    so    klar    ist,    wie    es    äußerlich    den    Anschein    hat 

10* 


148  Anzeigen. 

(Praef.XLV),  nötigen  Erklärungen.  Dazu  werden  S.  151 — 327  höchst 
interessante  Erläuterungen  gegeben,  von  welchen  einige  von  der 
Hand  des  berühmten  Astronomen  Johannes  Schiaparelli  herrühren. 
.  Der  Band  fängt  an  mit  einer  Praefatio,  in  welcher  wir  alles  finden, 
5  was  über  Battäni's  Leben  und  Werke,  über  die  Übersetzungen, 
über  die  Handschrift  des  Escurials  usw.  zu  sagen  ist.  Die  letzten 
zehn  Seiten  enthalten  „Addenda  et  Emendanda'"  zu  der  Übersetzung 
und  den  Erläuterungen. 

Der  jüngst  (1907)   veröffentlichte  Band  hat  wahrscheinlich  dem 

10  Herauso^eber  die  meiste  Mühe  gekostet.  Er  enthält  S.  1 — 188  die 
Übersetzung  der  astronomischen  Tabellen,  deren  oft  verdorbene 
Ziffern  alle  kontrolliert  und  manchmal  verbessert  werden  mußten. 
Hierbei  gedenkt  Nallino  dankbar  des  Beistandes,  den  ihm  Johannes 
Schiaparelli  geleistet  hat.     Zu  diesen  Tabellen  erhalten  wir  S.  189 

15  bis  317  sehr  wichtige  Kommentare.  S.  319 — 358  finden  wir  ein 
Glossarium,  das  für  uns  Laien  eine  wirkliche  Wohltat  ist.  Ein 
einziges  Mal  hätte  ich  gewünscht,  daß  der  Autor  sich  nicht  so 
kurz  crefaßt  hätte.     Wenn  nämlich  die  Tabelle   des  Battäni   S.  247 

O 

angibt,  daß  ^^\  der  Name  des  Bootes  sei,  so  stimmt  das  nicht 
20  dazu,  daß  Schjellerup  S.  86flF.  sagt,  \^\  oder  ^ykW  y_J.  gehöre 
zu  Perseus,  was  wenn  ich  nicht  irre,  noch  heute  gelehrt  wird.  Es 
ist  darum  wahrscheinlich,  daß  entweder  3»iJl  in  t'ytJl  zu  ändern 
ist,  oder  daß  der  Text  des  Battäni  eine  Lücke  hat,  indem  der 
Abschreiber  von  ^^ilS  >^*.5  Li'  ^.~A,    zu    'J^,jO\    ^^^\tS  ,-j>ä.    überge- 

25  Sprüngen  ist.  Der  Algol  —  al-cjhrd  (Spuk)  oder  ras  al-ghfd  (Kopf 
des  Spuks)  —  genannte  Stern  ist  bekanntlich  in  seiner  Lichtstärke 
veränderlich.  Sollten  die  Araber  dies  schon  wahrgenommen  und 
daher  den  Namen  gewählt  haben  ?  Die  Eigentümlichkeit  des  ghül 
genannten  Spuks  ist  die   Veränderung  in   Farbe  und  Form. 

30  Auf  das  Glossar  folgen  ausführliche  Indices,  ein  geographischer, 

ein  historischer  und  ein  sachlicher.  Die  Praefatio  gibt  noch  ,Ad- 
denda  et  Emendanda"  zum  ersten  Band  und  zum  Text.  Zu  den 
letzten  will  ich  noch  eine  Verbesserung  hinzuf'Ü!?en,  nämlich  daß 
Text  S.  240,  Z.  6  v.  u.  zu   lesen  ist  _>^j   und  demnach  II,  S.  50 

35  Barahüd,  auch  oft  Barahut  geschrieben. 

Da  Battäni's  Buch  auch  einen  geographischen  Teil  hat  und 
unter  den  Tabellen  auch  historisch-chronologische  und  geographische 
sind ,  hat  Nallino  eingehende  geographische  und  historische  Unter- 
suchungen   zu    machen    gehabt,    deren    lehrreiche  Resultate    in  den 

40  Exkursen  niedergelegt  sind.  vf    t     i  „  n  ..  „  ,•  „ 

°      °  JVl.  J.  d  e  Goej  e. 


Ungnad:  Dhovme,  Choix  de  Textes  Religieux  Assyro-B ab yloniens.     149 

Le  P.  Paul  Dhorme ,  des  Freres  Prtcheurs ,  Choix  de 
Textes  Religieux  Assyro  -  Babyloniens.  Iranscription, 
traduction,  commentaire.  Paris,  Librairie  Victor  Lecoffre, 
1907.     XXXVII,  406  SS.     8^. 

Mit    dem    vorliecrenden  Buche    wendet   sich   der  Verfasser   vor    5 
allem  an  seine  Landsleute :  auch  unter  den  Gebildeten  französischer 
Zunge   hat  ja    die   Babel-Bibel-Bewegung   einen   starken  Widerhall 
gefunden.     Während  es  indes  in  Deutschland  dem  !Nichtassjriologen, 
der  sich  über  das  Verhältnis  von  Keilinschriften  zum  Alten  Testament 
klar  werden  wollte,  also  besonders  dem  Theologen  und  Historiker,  lo 
verhältnismäßig    leicht    gemacht   woi'den  ist,    sich  über  die  Grund- 
lagen des  Streites  eingehender  zu  unterrichten,   war   in  Frankreich 
bisher  nur  wenig  in  dieser  Hinsieht  getan  worden.     Dhorme's  Werk 
beabsichtigt,    diesem  Mangel    zum  Teil   abzuhelfen,    indem  es  zwar 
nicht  das  gesamte  für  die  einschlägigen  Fraoren  inbetracht  kommende  i5 
Material  bietet,  wohl  aber  die  wichtigsten  für  das  Verständnis  der 
babylonischen  Religion  grundlegenden  Texte.    Der  Verfasser  hat  es 
sich  zum  Grundsatz  gemacht,  selbst  keinerlei  Thesen  über  die  Be- 
ziehungen   der  Bibel    zum   alten  Babylonien  aufzustellen,    um  seine 
Leser    in    keiner  Weise    zu   beeinflussen ;    sein  Ziel  ist  es  vielmehr,  20 
die  religiösen  Texte  in  Umschrift  und  Übersetzung  in  einer  Weise 
zu  liefern,    die  es  dem  Relicrionscreschichtler  ermöglicht,  sich  selbst 
ein  Urteil  im  Streit  der  Meinungen  zu  bilden. 

Die  sehr  zu  rühmende  Übersichtlichkeit  des  Buches  dürfte 
gewiß  dazu  beitragen,  es  zu  einem  beliebten  Nachschlagewerk  zu  25 
machen.  Die  nötigen  Angaben  über  die  Editionen  der  Texte  und 
über  die  bisherigen  Übersetzungen  sowie  sachliche  und  sprachliche 
Anmerkungen,  durch  die  Dhorme  das  Verständnis  zu  erleichtern 
sich  bemüht,  sind  so  geschickt  angeordnet,  daß  man  mit  einem 
Blick  alle  diese  Faktoren  übersehen  kann.  30 

Den  Texten  selbst  geht  eine  Einleitung  vorauf,  die  kurz  und 
klar  zunächst  über  die  Texte  (Abfassungszeit,  Rezensionen  usw.) 
berichtet  und  sodann  die  Hauptpunkte  der  babylonischen  Religion 
zusammenstellt^).  Den  Hauptbestandteil  des  Buches  bilden  natur- 
gemäß die  Weltschöpfungslegenden  und  das  Gilgames-Epos  in  seinen  35 
verschiedenen  Rezensionen.  Adapa-  und  Etana-Mythus,  die  Höllen- 
fahrt der  Istar,  mehrere  Hymnen,  die  .(Sabbathgesetze",  die  Kultus- 
tafel von  Sippar  und  einige  „Sprichwörter"  kristallisieren  sich  um 
diesen  Kern. 

Der  Verfasser   hat   sein  Buch  lediglich  für   praktische  Zwecke  ^0 
geschrieben ;    eine    selbständige    Förderung    der    Wissenschaft    liegt 
nicht   in   seiner  Absicht      Er   schließt   sich   daher   in   seinen  Über- 
setzungen   im    wesentlichen    an    frühere  Bearbeitungen ,    namentlich 


1)  Disposition:  A)  Les  dieux,  B)  L'homme,  C)  Rapports  de  lliomme  avec 
les  dieu.x. 


150  Anzeigen. 


die  Jensen's,  an,  ohne  hierbei  indes  Mangel  an  eignem  Urteil  zu 
zeigen.  Allerdings  kann  man  ihm  da,  wo  er  seine  eignen  Wege 
geht,  bisweilen  schon  aus  rein  grammatischen  Gründen  nicht  bei- 
stimmen ;  da  in  solchen  Fällen  jedoch  auch  die  früheren  Uber- 
5  Setzungsversuche  in  den  Anmerkungen  mitcreteilt  werden,  wird  es 
dem  Leser  ermöglicht,  sich  selbst  ein  Urteil  über  den  Vorzug  oder 
Nachteil  der  crebotenen  Übersetzung  zu  bilden. 

Rein    wissenschaftlichen  Bedürfnissen   kommt    die  Angabe    der 
Varianten   der   einzelnen  Texte  entgegen.     Unpraktisch  ist  hier  die 

10  Einfücfuncf  derselben  in  den  laufenden  Text,  der  dadui'ch  oft  sehr 
an  Übersichtlichkeit  verliert :  sie  hätten  in  Anmerkungen  gegeben 
werden  sollen.  Bei  den  Zwecken,  die  Dhorme's  Buch  verfolgt, 
hätte  eine  geschickte  Auswahl  der  wichtigeren  Varianten  voll- 
kommen   genügt ;    wenn    aber  ein  umfassenderer  kritischer  Apparat 

15  geboten  wird,  so  muß  er  auch  vollständig  sein.  Abgesehen  davon, 
daß  die  verschiedenen  u,  su  usw.  nicht  unterschieden  werden,  fehlen 
öfter  auch  wichtigere  Vai'ianten,  während  bedeutungslose  aufgenommen 
worden  sind. 

Die  zugrunde  liegenden  Texte  sind  fast  ausnahmslos  sorgfältigst 

20  berücksichtigt  und  zitiert:  nur  K  14949  (=  CT  XIII,  24)  als  Parallel- 
text zu  K  3445  +  EM  396  (ib.)i)  sowie  NE  34  No.  18  2)  sind  wohl 
übersehen.  Zu  Nr.  XV  hätte  Macmillan's  Arbeit  in  BA  V  einige 
Ergänzuncren  creben  können,  und  zu  Nr.  XVI  konnte  King.  Mamc 
Nr.  9  etwas  ausgiebiger  verwendet  werden. 

25  Zu    S.    298  ff. ,    dem    altbabylonischen    Gilgamesfragment    des 

Berliner  Museums,  sei  bemerkt,  daß  nach  einer  Kollation  I,  Z.  10 
sicher  nicht  a-ta-al-ku-ma  ki,  sondern  wohl  mit  Meissner  a-fa- 
al-lu  ki  zu  lesen  ist.  II,  Z.  1  ist  la  in  it-ta-al-la-ka  von  Dhorme 
ausgelassen,    Z.  2    steht    a-ra-am-mu-su,    nicht   a-ra-am-mu-via 

30  (Meissner).  Die  Lesung  des  Namens  des  Sintfluthelden  U-ta- 
na-is-tim  ist  an  beiden  Stellen  völlig  sicher.  III,  12  scheint  mir 
zu  sehr  ungewiß :  ich  halte  das  Zeichen  eher  für  lu  ■'). 

Ein    sehr    dankenswerter  Index    der   Eigennamen    schließt    das 

^^^^  ^^-  ^        A.  Unanad. 


o 


1)  K  14949  Z.  Iff.  =  K  3445  etc.  Z.  C  tY.  K  14949  Z.  5  ist  daher  i-na  si-{ 
statt  i-nu  ali[  zu  lesen. 

2)  Dieser  Te.xt  ergänzt  wohl  Gilg.  VI,  11  Oft',  und  behandelt  die  Kntsendung 
des  Himmelstieres  durch  Anu  und  seine  Ankunft  in  Uruk.  Dem  ]ter-k{a  in 
Nr.  18  Z.  7  entspricht  wohl  ]tar-k[a  in  Nr.  16  Rs.  Z.  3  (=  Gilg.  VI  Z.  121, 
einer  Zeile,   die  übrigens  bei  Dhorme  versehentlich  ganz  ausgelassen  ist). 

3)  I  7   ist    e-eS   zweifellos  nicht  =  vulg.   arab.  i,i*-J^i    wie   Dhorme  an- 

>    c  - 
nimmt,  sondern  eher  =  altarab.  O^^*-. 


151 


Kleine  Mitteilungen. 

Magnün  „epileptisch".  —  mxC äiiad  „beglaubigt". 

—  In  den  mir  bekannten  Teilen  Marokko's  heißt  der  „Epileptische" 

.y^^i^  (in  Tanger,   Rabat   und  Casablanca   meznfm,    mznun .    von 

Ungebildeteren  und  Frauen  auch  viPznün.  in  Mogador  mzniln  aus- 

gesprochen).  Jackson,  Account  of  Marocco,  153  hat  ,-.-5^  in  der  5 
Bedeutung  , epileptisch"  i).  Daumas ,  La  vie  arabe .  421  gibt  als 
Namen  der  „Epilepsie"  .,^-L^  (ji3-/a^).  Besonders  auch  im  Hinblick 
auf  die  Persönlichkeit  des  Propheten  Muhammad,  der  ja  bei  einem 
Teile  seiner  mekkanischen  Landsleute  als  .,  yX:^  galt  (s.  z.  B.  Ibn 
Hisäm,  Sira  (vi,  8),  ja,  in  den  qualvollen  Monaten,  in  denen  er  sich  lo 
zur  Gewißheit  über  seinen  prophetischen  Beruf  durchzuringen  hatte, 
sich    vorübergehend    selbst   für    .^  »^Ls?  gehalten    zu    haben    scheint 

(Tabari,  Annales,  I,  Hö. ,  10),  und  der,    wenn  auch  wohl  nicht  an 
ausgesprochener  Epilepsie,  so  doch  sicher  an  allerlei  Nervenanfällen 
gelitten  hat,  deren  Symptome  denen  der  Epilepsie  z.   T.  recht  ahn-  i^'» 
lieh  waren  -) ,    scheint   es    mir   nicht    unwichtig ,    einmal    die  Frage 
aufzuwerfen,    ob    schon    das    altarabische    ^^^J^.    eigentlich    ,von 

Dämonen  besessen",  die  Spielai't  des  „Epileptischen",  „Katalep- 
tischen"  o.  ä.  mit  umfaßt  hat.  Auf  .Grund  der  folgenden  drei 
Stellen    glaube    ich    diese    Frage    bejahen    zu    müssen :    ».p    '^     Vjj  20 

^»   !s^l^   ^_»    xsJJ^,  J.P    U.!    s'wLiyi^    (M  r*--      '-^^    -^^■'    ysi-*-^*-^ 

1)  So  wenigstens  nach  Dozy,  Suppl.  s.  ,.wÄ>.  Das  Buch  ist  mir  momentan 
unzugäuglicli. 

2)  Vgl.  z.B.  Nüldeke,  Geschichte  des  Qon'ins,  18  fF.,  Sprenger,  Das  Leben 
und  die  Lehre  des  Mohammad,  I,  207  ft'.  u.  a.  Daher  erscheint  er  auch  bei  den 
Byzantinern  (Theoplianes,  Zonaras  etc.)  und  ebenso  in  der  —  für  ihn  natürlich 
nicht  eben  schmeichelhaften  —  christlichen  Muhammad-Legende  des  Mittelalters 
als  Epileptiker.  Kach  Hildebert's  Gedichte  „De  Mahumete"  ist  er  in  einem 
seiner  epileptischen  Anfälle  sogar  von  den  Schweinen  aufgefressen  worden  (wes- 
halb es  denn  auch  den  Muslimen  verboten  ist  Schweinefleisch  zu  essen  1);  vgl. 
Edelestand  du  Mtiril,  Podsies  populaires  latines  du  moyen-äge,   375. 


252  Kleine  Mitteilungen. 

2t.Ä^fc*w»   (IHisäm,    an    der    soeben   zitierten    Stelle).    %Jü:i   ^jLiJ^^Ji 


-    > 


Lw  ^^i=o   li!    ,J^^3.>aIL    ovL^I^   (QazTjim    I,  n.,    3    v.    u.)    und 

^,j.A'il  xx^  ib  ^y^l^  (Misbäh  des  Faiiüml  s.  ^^.ao).  Von  den 
bei  IHisäm  genannten  Merkmalen  des  ^.y,y^'-  Würgkrampf,  schlot- 

5  ternder  Gang-)  und  konfuses  Vorsichhinflüstern •^) ,  passen  zum 
mindesten  die  beiden  ersten  weniger  auf  den  eigentlichen  „Wahn- 
sinn" als  auf  Nem-osen  wie  Epilepsie,  Katalepsie  oder  Hysterie. 
In  dem  Zitat  aus  Qazijlnl  erscheinen  die  ^;;^JLs?  in  Gesellschaft  der 
..  5^»,Aava,    der   „Epileptiker"^),    man    hat    also    dabei    offenbar    an 

10  den  Epileptikern  verwandte  Kranke  zu  denken.  In  der  Misbäh- 
Stelle  endlich  wird  die  „Besessenheit"  {^.^yj^)  ganz  direkt  als  der 
Epilepsie  ähnlich  hingestellt.  Mit  diesem  Resultate  stimmt  über- 
ein,  daß  allerlei  Ausdrücke  im  Neuarabischen,  die  an  Stelle  des 
alten    .,^yi^  getreten  sind,  gleichfalls  nicht  nur  den  „Wahnsinnigen", 

15  sondern  auch  andere  Spielarten  des  „Besessenen",  darunter  auch  den 


1)  sc.  die  der  Paeonie. 

2)  Ich  verstehe  ^Ls^'  hier  im  Sinne  von  .icJL^',  besonders  weil  die  durch 
letzteres  hezeichnete  krankhafte  körperliche  Haltung  gleichfalls    auf  dämonische 

oE 

Einwirkung  zurückgeführt  wurde;  vgl.  Lane  s.  v.,  den  Vers  des  Garlr  c-Ä-^i» 
^1  .w=^  JJ'  tü>lS>^  ^  (Dluän  II,  (fl,  10  =  Hamäsa  ^*'.,  4,  Mofgenl. 
Forschungen  128,  8,  Les.x.  s.  ^J3»,  _iii  und  ^-y^)  "•  a.  Möglich  wäre 
vielleicht  auch  es  im  Sinne  von  „^^i>l  „Gliederzucken"  zu  verstehen;  vgl. 
_^lXi>^!  ^  Fleischer,  Kl.  Schriften  III,  204,  ZDPV.  VII,  97.  VIII,  84  u.  a. 
Dagegen  scheinen  mir  die  beiden  gewöhnlichen  Bedeutungen  von  .^^y-L^,  „un- 
entschieden, ungewiß  sein"  (s.  z.  B.  Zuhair,  ed.  Ahhv.,  '.,  1^)  bezw.  „hin-  und 
herreißen,  unruhig  machen"   (s.  Lane),  hier  ausgeschlossen  zu  sein. 

3)  So  ist  K,M<^^M»  hier  wohl  zu   übersetzen ;  oder  sollte  es  schon  in  diesem 
verhältnismäßig  alten  Texte  einfach  „Irrsinn"  bedeuten?    Vgl.  Dozy,  Suppl.  s.  vv.. 

lytyM»  und  '^M4y*^*\  Aränl  XXI,  fo,  3:  .,!  J>-V*  »-•♦■^  ••^'  o  L**"**** 
ii^A^i.  'si>~«Jli-  slOfc-M/o!  u.  a.  —  Daß  der  Prophet  unserer  Stelle  zufolge  diese 
drei  Merkmale  des  .,  ».>L>  gerade  nicht  gezeigt  haben  soll,  ist  eine  Sache 
für  sich,  die  mit  unserer  Frage  selbst  nichts  zu  tun  hat. 

o    - 

4)  ^  .aO  „Epilepsie"   z.  B.   QazuTnl  I,  Cf  i ,   12   v.   u.,   H.,   4   v.  u.  f.  u.   ö.; 
M.  J.  Müller,  Die  letzten  Zeiten  von  Granada,   15,  1. 


Kleine  Mitteilungen.  ]^53 

„Epileptischen",     bezeichnen,     so    das    ägyptisch-syrische  (y.,j„JU^), 

das    maghrebinische  ^.,»yw  (^.,,.»/!;    vgl.    iCÄj^Js,    Käjj-)  etc.)    und 

das  ägyptisch-mekkanische    \-   xaJLü'^)  o.  ä.  


1)  Vgl.  Dozy,  Suppl.   s.  V.:  Demoniaque,  possede;  —  qui  est  dans  un  etat 
d'exaltation  religieuse,  couvulsionnaire;  Spiro,  Vocabulary  s.  ,  v*.aJ:  rägil  malbus, 

man  possessed  by  an  evil  spirit;  Cameron,  Vocabulary  s.  .  j^^^ :  malboos  .  .  . 
inspired,  devotee;  mad,  epileptic;  Landberg,   Proverbes  et  dictons,  S.  48,  4  v.  u.: 

c   - 

(wj-JUs  |3«J>-.,  homme  fou  =  i^jM^^ij't.  —  Man  könnte  geneigt  sein  dieses 
(j«j.xL«  von  jwwaXjI   abzuleiten,  am  einfachsten   wohl  als  eine  durch  die  Wurzel 

jwvwaJ  beeinflußte  paretymologische  Bildung  (vgl.  andal.  ,  w*.1.aa)  und  w^»^ 
, besessen*  u.  a.  Dozy,  Suppl.  s.  .i*^,  ferner  Mul.iTt  al-Mulnt  s.  i-^  und 
Landberg  a.  a.   O.   zu  .v^aaIj    lAJ^    , Teufelskind ").     Richtiger  aber    wird  man 

es  auf  das  alte  Lijls  ;j*~*>J  ,er  verkehrte  intim  mit  jemand,  machte  jemand  zu 
seinem  vertrauten  Freunde"  zurückführen  (vgl.  die  Lex.x.;  Gloss.  Tab.;  Hamäsa 
ööö,  10  =  Kämil  f\f,  5;  Harirl,  Maqämät  ff,  4.  G.  v.  u.  etc.).  Es  wird  also 
eigentlich    bedeuten:    , einer,    den    (ein  Dämon)    zu  seinem  vertrauten   Genossen 

o    y 

gemacht  hat".  Vgl.  als  auf  derselben  Vorstellung  beruhend  schriftarab.  ^,^:^\*^iA 
(s.  die  Lexx.)  und  andal.  \^yj<\K2^  und  (_^>-Lci^  „besessen"  (s.  Dozy,  Suppl.), 
sowie  das  sofort  zu  erörternde  ..»_iw — ferner  Spiro,  Vocab.s.  .v^x*  :  libsoh  'afryt, 
a  devil  possessed  him  (=  rikboh  ^afryt,  ibid.  s.  ^--^.5^),  und  ^ä.s-Lj  ,  wwaäÜ 
, besessen,  epileptisch  sein"  (Dozy,  Suppl.;  ^ww^^Jö!  c.  V_J  pers.  „in  enge  Be- 
ziehung zu  jemand   treten"   z.   B.  auch  Maqqarl  II,  ff\'i  5   La.). 

2)  Vgl.   Beaussier,  Dictionn.  s.     .^rJl^:   Endiable,  enrage  und   epileptique, 

s.  KaJ-S:  Mal  caduc,  epilepsie,  haut-mal,  s.  ..^Js:  ^5»  vi^ojj  Es-tu  fou?;  Ben 
Sedira,  Petit  dictionn.  s.     .,  ».Ä/« :  epileptique,  s.  &.xj.J:  epilepsie,  s.     .,,i:  avoir 

une  attaque  d'epilep.sie;  Dombay,  Gramm.  S.  89:  Morbus  caducus  iüuJs;  Kuiz 
Orsatti ,  Gui'a  de  la  conversaciön  espanola-ürabe  marroqui  S.  65  :  epilepsia  .  .  . 
krina;  Dozy,  Suppl.  s.  vv.  u.  s.  f.  (im  Schriftarab. :  .,»-fiX!  .,L-2x.iXjt  .^_äj5 
^1    ^«.ä^Läj   "^    ^.,L>*.ibSb  TSA.  s.  V.). 

3)  Vgl.  Snouck  Hurgronje,  Mekka,  11,  S.  124:  „Die  echten  Zär  heißen 
.  .  .  theils  gewisse  Formen  des  Irrsinns,  theils  hysterische  Anfälle"  u.  s.  f. ;  Völlers, 
diese  Zeitschr.  XLV,  344:  „das  Volk  wendet  Bezeichnungen  wie  .':  ä.aJLc  oder 
;jsA.i;    »-•i^   auf  alle  epileptischen  Anfälle  an"   u.  a. 


154  Kleine  Mitteilungen. 

In  der  von  Rani  bearbeiteten  „Qissat  Mar  Elija"  (Leipz.  semitist. 
Studien  II,  3)  steht  fast  regelmäßig  i)  neben  dem  Namen  oder  Titel 
r...\rr>*\)  des  Apostels  Paulus  das  Epitheton  »',ovS^  ,  für  das  der 

deutsche  Text   ,(von  Gott)  gestärkt"   bietet.    Ich  habe,  als  ich  das 

5  Manuskript  und  später   die  Korrekturbogen    der  Arbeit    durchging, 

diese  Übersetzung  stehen  lassen ,    weil   ich    keine   bessere  zu  geben 

wußte.      Jetzt  möchte  ich    dafür    vorschlagen:    , beglaubigt".     Vgl. 

SAqaid  des  sOmar  an-Nasafl,  ed.  Cureton-),  t,  8f. :  Aj^I'  jw-J!   -».i> 
öij^ILj  und    zu   1-X.j»!!  die    Glosse   im    Kommentar    des    TaftäzänT: 
10  i(.;J'^  cj^'-iil  (^L  A.  Fischer. 


Zu  phönizischen  Inschriften.  —  Auf  der  2.  Zeile  der 
größeren  Inschrift  von  Narnaka  (Cypern)  können  die  Anfangsworte 
brarP""  ~:n  "012  t  b"':on  ihrem  Sinne  nach  kaum  etwas  anderes  be- 
sagen, als   „diese  Statue  bin  ich,  Yatonba'al" ;  und  ihr  Sinn  ist  auch 

15  wohl  von  niemandem  anders  aufgefaßt  worden.  Aber  über  die 
grammatische  Auffassung,  ja  sogar  über  die  Einteilung  der  Buch- 
staben in  Worte  herrscht  Zweifel. 

Ich  teile  die  Buchstaben  so  ab ,  wie  oben  angegeben,  und  er- 
kläre   •:;?:    als    *>;;("r!)72    das  was,    so  daß  der  Nominalsatz  wörtlich 

20  besagte:  , diese  Statue  (ist)  das  was  ich  (bin)".  Man  erinnert  sich 
hierbei  leicht  sranz  ähnlicher  vulgärdeutscher  Redewendungen. 

Entsprechend  lese  ich  auf  Zeile  7  'iiN  ■,:  "^7;  r"'N,  „das  was 
das  Antlitz  meines  Vaters  (ist)",  d.  h.  „(ich"  habe  aufgestellt)  die 
Büste,  oder  das  Portrait  meines  Vaters". 

25  Durch    diese  Erkenntnis    wird    auch    die   5.  Zeile    der  Tabnit- 

inschrift  berührt.  Ich  wage  für  die  vielumstrittenen  Worte  folgende 
neue  Deutung:  rbz"  tiT;  d:7d  bDT  y"in  p  -mN  -'S  rjos  ;,b  -n  ■'N'  2 
„denn  nicht  hat  man  mich  versehen  mit  Silber,  nicht  hat  man  mich 
versehen  mit  Gold;    und  alle  Beigaben   bestehen  in  Feigenkuchen". 

30  Wie  immer  Z'.12  etymologisch  zu  begründen  sein  mag,  und  was 
immer  es  im  Grunde  bedeuten  mag:  es  deutet  auf  die  Beigaben, 
die  dem  Toten  mit  ins  Grab  gelegt  zu  werden  pflegten.  So  auch 
Esmunazar  Zeile  5,  wo  gesagt  ist,  daß  dem  Toten  überhaupt  keine 
Beigaben  beigegeben  seien.  Dem  Sinne  nach  übereinstimmend  Tabnit, 

35  der  die  Wertlosigkeit  der  Beigaben  betont.       p    Pnetorius 


1)  Nämlich    2,  7.   23.    4,   19   und   7,   18.     Einmal,  5,9,  erscheint  dafür 

2)  Diese  Ausgabe  ist  freilich  schlechter  als  die  orientalischen. 


155 


Wissenschaftlicher  Jahresbericht 

über  die   morgenländisclien  Studien   im  Jahre   1907. 


Das   Semitische 

mit  Ausschluß  des  Sabäo-Minäischen  und  der  abessinischen  Dialekte 
sowie  der  alttestamentlichen  Studien. 

Von 

C.  Brockelmann. 

Allgemeines.  Einen  ausführlichen,  nach  bibliographischer  Yoll- 
ständicfkeit  strebenden  Jahresbericht  brinsrt  die  neue  Zeitschrift  der 
römischen  Orientalisten  aus  der  Feder  Teloni's,  Cluidi's  und 
N  a  1 1  i  n  0  's  ^).  Die  vergleichende  Grammatik  des  Referenten 
hat  in   Lieferungen  zu  erscheinen  begonnen  -).  f> 

Assyriologie.  E.  Meyer  sucht  an  der  Hand  des  archäolo- 
gischen Materials  zu  erweisen,  daß  nicht  die  Sumerer,  sondern  die 
Semiten  die  ältesten  Bewohner  Babyloniens  gewesen  seien ;  jene 
seien  erst  nach  diesen  ins  Land  gekommen  und  dann  semitisiert 
worden'^).  Thur  eau -D  angin's  Bearbeitung  der  sumerisch-akka-  lo 
dischen  Königsinschriften  (s.  Bd.  LXI,  247,  Nr.  5)  ist  nunmehr  auch 
in  deutscher  Sprache  erschienen*).  Derselbe  erörtert  den  Gebrauch 
der  Verbalpräfixe  im  Sumerischen  ^).  Das  gleiche  Thema  besprechen 
Langdon  mit  Seitenblicken    auf   eine    angebliche    sumerisch-indo- 


1)  Bollettino,  II.  —  Liiiguo  e  letterature  semitiche.  Estratto  dall;\ 
„Rivista  degli  Studi  Orientali"  pubblicuta  a  cura  dei  Professor!  della  Scuola 
Orientale  nella  R.  Universita  di  Roma  vol.  I,  S.  228 — 414. 

2)  C.  Brockelmann,  Grundriß  der  vergleichenden  Grammatik  der 
semitischen  Sprachen.  1.  Bd.  Laut-  und  Formenlehre,  Berlin,  Keuther,S:  Reichard, 
1907,     Lief.    1—3   (S.  1—384),  ä  Mk.  5,—. 

3)  Eduard  Meyer,  Sumerier  und  Semiten  in  Babylonion.  Mit  0  Tafeln. 
(Aus:  Abh.  Akad.  d.   Wiss.  Berlin.)     Berlin   lOOG.      4«.      Mk.    11,—. 

4)  F.  T  h  ur  eau  -  Dangi  n  ,  Die  sumerischen  und  akkadischen  Königs- 
inschriften. (Vorderasiat.  Bibl.,  1.  Bd.  Abt.  1.)  XX,  27ö  S.  Leipzig,  Hinriclis, 
1907.     Mk.  9,—  . 

5)  Derselbe,  La  syntaxe  du  verbe  sumerien.     (ZA.  XX,  380 — 404.) 


\qQ  Wissenschaftitcher  Jahresbericht. 

germanische  Verwandtschaft^)  und  Poebel'-).  Einen  Beitrag  zum 
sumerischen  Wörterbuch  liefert  Fossey  in  einer  Sammlung  von 
Ideogrammen,  die  Bmnnow  noch  nicht  aufgenommen  hatte  ^). 

Eine  übersichtliche  Einführung  in  die  Sprache  der  assyrischen 
5  Königsinschriften  mit  gelegentlicher  Rücksicht  auch   auf  altbabylo- 
nischen  Sprachgebrauch  liefert  Meißner^). 

Weber  will  Nichtfachleuten  eine  genauere  Bekanntschaft  mit 
dem  Geistesleben  der  Ostsemiten  vermitteln,  indem  er  ihre  epische 
Dichtung  in  ausführlichen  Inhaltsangaben  und  wörtlichen  Auszügen 

10  und  die  übrigen  Literaturgattungen  in  summarischer  Darstellung 
vorführt  ^). 

Neue  Quellen  zur  ältesten  Geschichte  ßabyloniens  hat  King 
erschlossen*')  Die  unter  Darius  geschriebene,  mit  Nabonassar  be- 
ginnende   sog.    babylonische    Chronik    hat    Delitzsch    auf   Grund 

15  der  zuerst  von  Pinches  bekannt  gemachten  Duplikate  neu  heraus- 
gegeben und  kommentiert").  Die  große,  dreisprachige  Inschrift  des 
Darius  von  Behistun  wird  uns  nach  neuen  Kollationen  von  King 
und  Thompson  unter  Mitwirkung  von  B  u  d  g  e  durch  das  Britische 
Museum    vorgelegt*).       Das    Berliner    Museum    veröffentlicht    seine 

20  historischen  Urkunden,  einschließlich  der  Grenzsteine  ^).     C.  F.  L  e  h  - 


1)  St.  Langdon,  La  syntaxe  du  verbe  sumerien.  (Babyloniaca,  publ. 
par  Ch.  Virolleaud,  1,  S.  1 — 83.)  —  Syntax  of  Compound  Verbs  in  Sumerian  (ebenda 
11,  65—101). 

2)  A.  Poebel,  Das  Verbum  im  Sumerischen.     (ZA.  XXI,  216—240.) 

3)  C.  Fossey,  Contribution  au  dictionnaire  sumerien-assyrien.  (Supplement 
k  la  Classifiod  List  de  Brünnow.)      2   fasc.     Paris   190G/7.     fr.  50. 

4)  Bruno  Meissner,  Kurzgefaßte  assyrische  Grammatik.  Leipzig, 
Hinrichs,  1907.  (Hilfsbücher  z.  Kunde  d.  alten  Orients,  3.  Bd.)  V,  80  S. 
Mk.  3, — ,  geb.     3,50. 

5)  Otto  Weber,  Die  Literatur  der  Babylonier  und  Assyrer.  Ein  Über- 
blick. (Mit  1  Schrifttaf.  u.  2  Abb.  Der  alte  Orient,  Ergänzungsbd.  II.)  Leipzig, 
Hinrichs,   1907.     XVI,  312   S.     Mk.   4,20,  geb.  5,—. 

6)  L.W.  King,  Chronicles  concerning  Early  Babyloniaii  Kings,  including 
Records  of  the  Early  History  of  the  Kassites  and  the  Country  of  the  Sea  (Studios 
in  Eastern  History  II.  III.).  Vol.  I.  Introductory  chapters.  1  pl.  XVII,  256  S. 
Vol.  II.     Texts  and  translations.      1   pl.     XI,   199   S.     kl.   8.     h  Mk.   8,50. 

7)  F.  Delitzsch,  Die  babylonische  Chronik  nebst  einem  Anhang  über 
die  synchronistische  Geschichte.  (Abb.  phil.-hist.  Kl.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  Leipzig. 
Bd.  XXV,   1.)     gr.   80.     46  S. 

8)  The  Sculptures  and  Inscription  of  Darius  the  Great  on  the  Rock  of 
Behistun  in  Persia.  A  new  Collation  of  the  Persian ,  Susian,  and  Babylouian 
Texts,  with  English  Translations,  etc.  London,  Brit.  Museum,  1907.  IG  pl., 
XL1V,223S.  Mk.20,—.  (Vgl.  Weißbach's  Anzeige  diese  Zeitschr.  LXI,  722£F.) 

9)  Vorderasiatische  Schriftdenkmäler  der  Kgl.  Museen  zu  Berlin,  hsg.  von 
der  Vorderasiatischen  Abteilung.  Heft  I.  Sämtlieho  in  sumerischer  und  semi- 
tischer (babylon.-assyr.)  Sprache  verfaßten  historischen  Urkunden  des  Berliner 
Museums  sowie  die  dort  vorhandenen  Kudurru  Inschriften  und  eine  Auswahl 
privatrechtlicher  Dokumente,  insgesamt  115  Texte,  autographiert  und  im  Inhalts- 
verzeichnis mit  erläuternden  Bemerkungen  versehen  von  L.  Messerschmidt 
und  A.  Ungnad.  XII,  96  S.  Leipzig,  Hinrichs,  1907.  Alk.  12,—.  Beiheft 
dazu:  Die  bildlichen  Darstellungen  auf  vorderasiatischen  Denkmälern  der  Kgl. 
Museen  zu  Berlin.     11  S.  u.  8  Taf.  in  Photolith.     Mk.  8,—  .     (Vgl.  S.  158,  Nr.  5.) 


Brockelmann,  Das  Semitische.  157 

mann-Haupt  legt  die  arcliäologisch-epigraphische  Ausbeute  seiner 
Reise  in  Armenien  vor,  einige  unterwegs  erworbene  Urkunden  aus 
der  Sargonidenzeit,  sowie  die  Inschriften  des  Tigristunnels  und  der 
Sardurburg  nebst  zahlreichen  Stücken  chaldischer  Kleinkunst^). 
Untersuchungen  über  die  altbabvlonische  Chronologie,  im  Anschluß  5 
an  die  von  King  erschlossene  Quelle,  lieferten  U  n  g  n  a  d  -),  P  o  e  b  e  T^) 
und  Thureau-Dangin*). 

Eine    neue  Ausgabe    der  Amarnatafeln  auf  Grund   einer    sorsf- 
fältigen    Kollation     sämtlicher    Originale    veranstaltet    Knudtzon 
zunächst  in  Umschrift  und  Übersetzung,  denen  eventuell  noch  eine  lo 
autographische  Reproduktion  folgen  soll  ^). 

Aus  dem  Gebiete  der  religiösen  Poesie  beschert  uns  Zimmern 
eine  Umschrift  und  Übersetzung  der  von  Kino-  in  Cun.  Texts  XV 
(1902)  veröflentlichten  sumerischen  Tamüzlieder'^),  die  zu  den  von 
Frazer")  jetzt  schon  in  2.  verm.  Aufl.  erläuterten  griechischen  i5 
und  römischen  Quellen  die  unentbehrliche  Ergänzung  bieten.  Perrj 
legt  einige  z.  T.  neue  Texte  aus  der  Liturgie  des  Slndienstes  vor'^). 
Eine  neue  Untersuchung  aller  auf  die  religiöse  Geltung  der  Sieben- 
zahl und  ihren  möglichen  Zusammenhang  mit  der  Sabbatinstitution 
bezüglichen  Daten  verdanken  wir  Hehn^).  Eine  Auswahl  reli-  20 
giöser  Texte  (Mythen,  Epen,  Hymnen,  Gebete,  Sprichwörter)  bietet 
Dhormeio). 

Seine    Studien    über    babylonische    Astronomie    und  Astrologie 
faßt  Kugler  in  einem  großen,  auf  vier  Bände  berechneten  Werke 


1)  C.  F.  Lehmann-Haupt,  Materialien  zur  älteren  Geschichte  Armeniens 
und  Mesopotamiens.  (Abh.  Ges.  d.  Wiss.  Göttingen,  phil.-hist.  Kl.,  N.  F.,  IX,  3.) 
Berlin   1906.      124  S.     4».     (Vgl.  S.  163,  Nr.  8.) 

2)  A.  Ungnad,  Die  Chronologie  der  Regierung  Ammiditanas  und  Am- 
misadugas.  (Beitr.  z.  Ass.  u.  sem.  Sprachw.  hsg.  v.  Fr.  Delitzsch  u.  P.  Haupt, 
VI,  3,  S.  1—54.) 

3)  A.  Poebel,  Das  zeitliche  Verhältnis  der  ersten  Dynastie  von  Babylon 
zur  zweiten  Dynastie  (ZA.  XX,  229 — 245),  und  Das  zeitliche  Verhältnis  der 
zweiten  Dynastie  der  größereu  Königsliste  zur  dritten  Dynastie  (ebenda  XXI, 
162—175). 

4)  Thureau-Dangin,  La  deuxifeme  dynastie  du  canon  royal  et  la  date 
de  la  fondation  du  royaumo  babylonien.     (Ebenda  XXI,  176 — 187.) 

5)  Die  El-Amarna-Tafeln,  bearbeitet  von  J.  A.  Knudtzon  (Vorderasiat. 
Bibl.  II.)     Leipzig,  Hinrichs.     Lief.   1—7  (S.  1—672)  ä  Mk.  2,50. 

6)  Heinrich  Zimmern,  Sumerisch-babylonische  Tamiizlieder.  (Abdr. 
a.  d.  Bor.  phil.-hist.   Kl.  sächs.   Ges.  d.  Wiss.   Leipzig,  Bd.   LIX,  S.  201—252.) 

7)  J.  G.  Frazer,  The  Golden  Bough.  A  Study  in  Magic  and  Religion. 
3.  ed.  Part  4.  Adonis,  Attis,  Osiris.  Studios  in  the  History  of  Oriental  Religion. 
2.  ed.  rev.  and  enlarg.     London   1907.     472  S.     Mk.   10,—. 

8)  E.  G.  Perry,  Hymnen  und  Gebete  an  Sin.  Mit  4  Taf.  in  Autographic. 
(Leipziger  sem.  Stud.   H,  4.)     Leipzig,  Hinrichs,    1907.      VI,  50  S.     Mk.  2, — . 

9)  J.  Helin,  Siebenzahl  und  Sabbat  bei  den  Babyloniern  und  im  Alten 
Testament.    Eine  religionsgeschichtliche  Studie.    (Eb.  II,  5.)    IV,  132  S.   Mk.  i, — . 

10)  P.  Dhorme,  Choix  de  textes  religioux  assyro-babyloniens :  transcription, 
traduction,  commontaire,  [Etudes  Bibli(iues.|  Paris,  Lecofl're,  1907.  XXXVII, 
406  S.     fr.    12.     (Vgl.   Ungnad's  Anzeige  oben  S.  149  f.) 


158  Wüsenschaftlicher  Jahresbericht. 

zusammen,  deren  1.  Band  die  Entwicklung  des  babyl.  Planeten- 
systems an  der  Hand  von  mehr  als  30  bis  ins  einzelne  interpretierten 
Texten  darstellt.  Untersuchungen  über  die  Chronologie,  über  Götter- 
typen und  Ki;ltformen,  sowie  über  astronomische  und  meteorologische 

0  Beobachtiuigen,  namentlich  über  Finsternisse,  sollen  folgen  ^). 

Reiches  Material  zur  Kenntnis  des  babylonischen  Kechtswesens 
erschließen  uns  die  Textausgaben  von  Ranke-),  Schorr^),  Lau*), 
der  eine  Liste  von  250  Urkunden  der  Dynastie  von  Ur  aus  den 
französischen    Ausgrabungen    in    Telloh    stammend ,    nebst    einigen 

10  Proben  vorlegt,  und  Ungnad^).  Den  Namenbüchern  von  Ranke 
und  Tallqvist  (Bd.  LX ,  256,  Nr.  8,  9)  schließt  sich  eine  Arbeit 
von  Hub  er  ^)  an  über  die  meist  sumerischen  oder  doch  sumerisch 
geschriebenen  Namen  aus  den  altbabylonischen  Tempelurkunden. 

Die  Nordwestsemiten  im  Altertum.  Eine  neue  handliche,  mit 
15  einigen  Faksimiles  und  mit  Anmerkungen  versehene  Ausgabe  der 
kanaanäischen  Inschriften ,  der  in  gleicher  Form  nach  und  nach 
alle  wichtigeren  aus  dem  semitischen  Altertum  erhaltenen  Texte 
mit  Ausnahme  des  Alten  Testaments  und  der  ostsemitiscben  Denk- 
mäler folgen  sollen,  beschert  uns  Li  dzbar  s  ki  als  eine  namentlich 
20  Dozenten  und  Studenten  hocherfreuliche  Gabe ").  Außer  mehreren 
z.  T.  sehr  interessanten  syrischen ,  zwei  assyrischen ,  zwei  Pehlevi- 
und  drei  hebräischen  Inschriften  veröffentlicht  Pognon"^)  eine  leider 


1)  F.  X.  Kugler,  Sternkunde  und  Sterndienst  in  Babel.  Assyriologische, 
astronomische  und  astralmythologische  Untersuchungen.  Buch  I.  Entwicklung 
der  babylonischen  Planetenkunde  von  ihren  Anfängen  bis  auf  Christus.  Münster, 
Aschendorf,   1907.     XVI,  292   S.  mit  24  keilinschr.   Beilagen.      Mk.  32,—. 

2)  H.  Ranke,  Babylonian  Legal  and  Business  Documents  from  the  time 
üf  the  first  dynasty  of  Babylon ,  chiefly  froin  Sippar.  (The  Babyl.  Expedition 
of  the  üniversity  of  Pennsylvania.)  Ser.  A  :  Cuneiform  Tests  ed.  by  H.  V.  Hilprecht. 
Vol.  VI,   1,     Philadelphia   1906.     IX,   79   (-r  10)  S.   71,  XIII  Taf.      4». 

3)  Moses  Sehorr,  Altbabylonische  Rechtsurkunden  aus  der  Zeit  der 
1.  bab.  Dynastie  (ca.  2300 — 2000  v.  Chr.)  (Sitzungsber.  Ak.  d.  Wiss.  Wien, 
Phil.-hist.  Kl.,  Bd.  CLV,  2.)      Wien,  Holder,    1907.     210  S.     Mk.  4,70. 

4)  R.  J.  Lau,  Old  Babylonian  Temple  Records.  (Columbia  Üniversity 
Oriental  Studies,  vol.  III.)  New  York,  the  Macmillan  Comp.,  190G.  XI,  89, 
41  S.  u.  35  Taf.     $  1,50  net. 

5)  232  neubabylonische  Kontrakte,  vorwiegend  Naturalien  betreffende 
Geschäftsurkunden  aus  der  Zeit  von  Nabopalassar  bis  Darius  II,  kopiert  und 
autographiert  von  A.  Ungnad.  (Vorderasiat.  Schriftdenkmäler  der  Kgl.  Mus. 
zu  Berlin,  Heft  III.)     IV,  68   S.     Leipzig,  Hinrichs.     Mk.  8,—. 

0)  Engelbert  II  üb  er,  Die  Personennamen  in  den  Keilsclirifturkunden 
aus  der  Zeit  der  Könige  von  Ur  und  Nisin.  (Assyriol.  Bibl.  lisg.  v.  Fr.  Delitzsch 
u.   P.  Haupt,  XXI.)     Leipzig,  Hinrichs,    1907.     208  S.      Mk.  36,—. 

7)  Altsemitische  Te.xte,  lisg.  und  erklärt  von  Mark  Lidzbarski.  Erstes 
Heft.  Kanaanäische  Inschriften  (Moabitisch,  Althebräiscli,  Phönizisch,  Puuisch). 
Mit  8  Abb.      Gießen,  Töpehnann,    1907.      64  S.     Mk.   2,—. 

8)  H.  Pognon,  Inscriptions  semitiques  de  la  Syrie.  de  la  Mesopotamie 
et  de  la  region  de  Mossoul.  II,  228,  42  pl.,  dont  5  phototypies  et  C  heliogravures. 
2  fsc.  in  2".  Paris  1907  — 8.  fr.  dO  (auf  Subskr.,  später  80.)  (Vgl.  N  öl  deke, 
ZA.  XXI,  S.    151  —  161,  375—388,  Lidzbarski  LZBl.    1908,  Sp.   5^2—585.) 


Brockelmann,  Das  Semitische.  159 

unvollständige  altaramäische  Inschrift  aus  dem  Ende  des  8.  Jahrb. 
V.  Chr.,  in  der  Zkr ,  König  von  Hamät  und  L's ,  dem  B^'el-S^mln 
für  einen  Sieg  über  Bar-Hadad,  Sohn  des  Haza'el,  König  von  Aram, 
der  ihn  in  seiner  Stadt  Hzrk  belagerte,  dankt.  0.  Rubensohn 
entdeckte  auf  der  Nilinsel  Elephantine  in  demselben  Raum,  aus  dem  5 
die  von  Sayce-Cowley  verööentlichten  Urkunden  (s.  Bd.  LXI,  250 
Nr.  1)  stammen,  ein  neues  Nest  aramäischer  Papyri,  die  neben  Auf- 
zeichnungen über  Gemeindeangelegenheiten  auch  Erzählungen  und 
Dichtungen  enthalten.  Die  drei  wichtigsten  Stücke  dieses  Fundes, 
zwei  Kopien  eines  Schreibens  der  jüdischen  Gemeinde  von  Jeb-  lo 
Elephantine  a.  d.  J.  408  7  an  Bagohi,  Statthalter  von  Judäa,  den 
sie  bittet,  ihr  die  Erlaubnis  zum  Wiederaufbau  ihres  schon  vor 
Kambyses  erbauten  und  vor  einigen  Jahren  auf  Betreiben  der 
Chnum-Priester  zerstörten  Tempels  zu  vermitteln,  hat  Sachau  ver- 
öflFentlicht  und  Fraenkel,  Smend,  Lidzbarski,  Nöldeke  und  15 
Barth  haben  Beiti-äge  zu  ihrer  Erklärung  geliefert  ^).  Nach  dem 
Vorbilde  der  Geschichten  von  Palmyra  und  Harrän ,  von  Grimme 
und  Mez,  haben  E  i  s  e  1  e  n  -)  und  Meyer  •^)  die  Geschichte  der  Städte 
Gaza  und  Sidon  dargestellt.  Auf  Grund  der  safaitischen  Inschriften 
schildert  Dussaud  ■^)  die  Kultur  der  vorislamischen  Araber  in  Syrien.  20 

Die  christlichen  Literaturen  des  Orients^).  Burkitt's  Vor- 
lesungen über  die  altsyrische  Kirche ,  ihre  Bibel ,  ihre  Theologie 
und  Gnosis  hat  Preuschen^)  übersetzt.  Eine  Monographie  über 
Afraates  liefert  Schwen^).  Graffin's  Patrologia  Syriaca  legt 
die  23.  Predigt  des  Afraates,  „Das  Buch  der  Länder",  zwei  Redak-  25 
tionen  vom  Martyrium  des  Simeon  Bar  Sabbä'e ,  die  Apokalypse 
und    den  Brief   des  Baruch ,    sowie    das  Testament  Adams    und  als 


1)  Eduard  Sachau,  Drei  aramäische  Papyrusurkunden  aus  Elephantine. 
(Aus:  Abh.  Ak.  d.  Wiss.  Berlin  v.  J.  1907.)  Berlin  1907.  46  S.  mit  1  Taf. 
40.  Mk.  2,50.  (Vgl.  Fraenkel,  Theol.  Litztg.  XXXII,  Nr.  24,  Sp.  657—659, 
Smend  ebenda  Nr.  26,  Lidzbarski,  DLZ.  1907,  3161  —  2,  Barth,  ZA. 
XXI,   188—194,    Nöldeke  ebenda   195—205,    Fraenkel  ebenda  241—244.) 

2)  Frederik  Carl  Eiselen,  Sidon,  A  Study  in  Oriental  History. 
(Columbia  University  Oriental  Studies  vol.  IV.)  VII,  172  S.  New  York  1907. 
Mk.  6,—. 

3)  Martin  A.  Meyer,  History  of  the  City  of  Gaza  from  the  earliest 
times  to  the  present  day.  (Columbia  University  Oriental  Studies  vol.  V.)  New 
York  1907.     XVI,  182  S.     Mk.  6,—. 

4)  Kene  Dussaud,  Les  Arabes  en  Syrie  avant  l'Islam.  Paris,  Leroux, 
1907.      178  pp.,  32  fig.     fr.  7,50. 

5)  Geschichte  der  christlichen  Littcraturen  des  Orients  von  C.  Brockel- 
mann  (syr.,  arab.),  Franz  Nikolaus  Fin  k  (arn.en.),  Johannes  Leipoldt 
(kopt.),  Enno  Littmann  (äth.).  (Die  Litteraturen  des  Ostens  in  Einzeldar- 
stellungen  Bd.   VII,  2.)     Leipzig,   Amelang,   1907.     VIII,  281   S.     Mk:  4,—. 

6)  F.  Crawford  Burkitt,  Urchristentum  im  Orient.  Deutsch  von 
Erwin  Preuschon.     Tübingen,  Mohr,   1907.      VIII,   160  S.     Mk.   3,—. 

7)  Paul  Scbwon,  Al'rahat,  seine  Person  und  sein  Verständnis  des 
Christentums.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Kirche  im  Osten.  (Neue  Studien 
z.  Gesch.  d.  Thcol.  u.  d.  Kirche,  hsg.  v.  N.  Bonwetsch  und  K.  Seeberg.  2.  Stück.) 
Berlin,  Trowitzsch  .^   Sohn,    1907.     VIII,   153  S.     Mk.  4,80. 


16Q  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

Anhang  die  Apotelesraata  des  Apollonius  ^)  vor.  Ephraem's  Hymnen 
über  die  Junsffrauenschaft  hat  Rahm  an  i  herauscrecreben -).  Der 
3.  Band  von  Bedjan's  Ausgabe  der  Werke  Jacob's  von  Sarug 
bringt  außer  5  schon  von  Zingerle   in  den  Monuraenta  Syriaca  und 

5  den  beiden  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  XXIV  und  XXIX  veröffent- 
lichten Gedichten  29  neue  Stücke ,  als  erstes  eine  Darstellung  des 
HexaSmeron •^).  Über  Vaschalde's  Ausgabe  zweier  dogmatischer 
Schriften  des  Philoxenus  und  B  r  o  o  k  's  Neubearbeitung  von  drei 
Monophysitenbiographien,  die  wir  schon  aus  Land's  Anecd.  III  und 

10  durch  Kleyn's  Ausgabe  kennen,  nebst  einem  Fragment  über  Petrus, 
den  Iberer,  wird  demnächst  eingehender  berichtet  werden*).  Aus 
einer  1894  in  Rom  aufgetauchten  Handschrift  veröffentlicht  S  ach  au 
drei  neue  Redaktionen  der  von  ihm  zusammen  mit  Bruns  i.  J.  1880 
hrsg.    Leges    Constantini    Theodosii    Leonis^).      Die    Predigten,    des 

15  Severus  von  Antioehia  in  der  Übersetzung  Jakob's  von  Edessa  legt 
Duval  vor^).  Die  große  Grammatik  des  Barhebräus  übersetzt 
Moberg  nach  einem  auf  neuen  Kollationen  beruhenden  Texte, 
dessen  Abweichungen  von  Martin  er  in  einem  Apparat  verzeichnet : 
in    einem  Anhange    gibt    er    ein   Glossar   der  Terminologie").     Drei 

20  Fellihllieder,  eine  Bearbeitung  eines  Hymnus  von  Glwargls  Wardä 
von  Gemäleddin  aus  Tellkef  nebst  dem  Original  sowie  zwei  Ge- 
dichte seines  Sohnes  Jausip,  teilt  Vandenhoff*)  mit. 

Aus    der    cliristlich  -  arabischen    Literatur    sind    diesmal    nur 


1;  Patrologia  Syriaca  .  .  accur.  li.  Gr  affin,  Pars  prima  ab  iiiitiis  usque 
ad  aunum  350.  Tomus  II.  Text.  syr.  voc.  siguis  instr.  lat.  vert.  notisque  illustr. 
J.  Parisot,  F.  Nau,  M.  Kmosko.  Parisiis,  Firmin-Didot,  1907.  1428  coli. 
fr.  30. 

2)  S.  Ephraemi  Hymni  de  Virginitate,  quos  e  cod.  Vat.  111  nunc  primum 
ed.  ill.  et  lat.  vertit  I.  Ephraem  II.  Rahmani,  Patriarcha  Ant.  Syr.  Typis 
patr.  ill  Sem.  Scharfensi  prope  Berytum.      XXIII,    141,   13G,   7   p.     Mk.   15, — . 

3)  Homiliae  selectae  Mar-Jacobi  Sarugensis  ed.  P.  Bedjan,  tom.  111. 
Parisiis,  Lipsiae,  Harrassowitz,    1907.     XIV,   914  S.     Mh.  26. — . 

4)  Philoxeni  Mabbugensis  tractatus  tres  de  trinitate  et  incarnatione.  Ed. 
et  interpr.  est  A.  Va  seh  aide.  Corp.  script.  Christ,  or.,  Script,  syri,  series  II, 
t.  XXVII.  Parisiis,  Lipsiae,  Harrassowitz,  1907.  271,  204  S.  Mk.  19,20. 
Vitae  virorum  apud  Monophysitas  celeberrimorum,  pars  prima.  Ed.  et  interpr. 
est  E.   W.  Brooks.     (Ser.  III,  t.  XXV.)     Ebenda   1907.     95,   CO  S.     Mk.   6.80. 

5)  Syrische  Rechtsbücher,  hsg.  und  übers,  von  Eduard  Saehau,  Erster 
Band.  Leges  Constantini  Tlieodosii  Leonis.  Berlin,  Georg  Reimer,  1907. 
XXIV,  224  S.     Mk.   16,—. 

6)  Les  homelies  cathedrales  de  Severe  d'Antioche,  traduction  syriaque 
iiiedite  de  Jacques  d'Edesse,  ed.  p.  R.  Duval.  (Patrologia  Orient.  IV,  1.) 
Paris,  Firmin-Didot,    1907.     94  S.     (hom.  LH  ä  LVH). 

T)  Bucli  der  Strahlen,  die  größere  Grammatik  des  Barhebräus,  Übersetzung 
nach  einem  kritisch  berichtigten  Texte  mit  textkritischem  Apparat  und  einem 
Anhang:  Zur  Terminologie  von  Axel  Moberg.  Leipzig,  Harrassowitz,  1907. 
Einleitung  u.  zweiter  Teil,  Traktat  IV.     XLIV,    101,   120  S.      Mk.    10,—. 

8)  Vier  geistliche  Lieder  in  syrischer  und  neusyrischer  Sprache  aus  den 
Berliner  Hss.  Saehau  188  u.  223  mit  erklärenden  Anmerkungen  hsg.  v.  Bernhard 
Vandenhoff.  Münster  i  W.  1907,  in  Komm,  bei  Harrassowitz,  Leipzig.  117  S., 
autogr.     Mk.   6, — . 


Brockelmann,  Das  Semitische.  Ißl 

Forget's  Neuausgabe  des  alexandrinischen  Synaxars^),  sowie  eine 
von  den  Damen  Lewis  und  6  i  b  s  o  n  veranstaltete  Sammlung  von 
Faksimiles    zur   christlich-arabischen  Paläographie  zu  verzeichnen'-). 

Arabien  und  der  Islam.  Unsere  Quellenkenntnis  ist  durch 
drei  neue  Handschriftenkataloge  erweitert.  Von  den  Leidener  Hand-  5 
Schriften  sind  die  Abteilungen  Kosmographie  und  Geschichte  =^),  von 
den  Tübinger  Geschichte,  Biographie  und  Literaturgeschichte^)  neu- 
bearbeitet; die  Manuskripte  der  Medrese  zu  Tlemsen  verzeichnet 
Cour  5).  Den  Ideengehalt  der  arabischen  Literatur  und  seine  Ent- 
wicklunwssfeschichte  will  Nicholson '0  darstellen.  lo 

Auf  dem  Gebiete  der  Poesie  veröffentlicht  K  r  e  n  k  o  w  ein 
Gedicht  aus  Asma'i's  Sammlung  mit  Ibn  al-Sikklt's  Kommentar ''). 
Unser  schon  sehr  reiches  Material  zur  Kritik  des  Diwans  von  al- 
Ahtal  vermehrt  Griffini  durch  eine  Reproduktion  einer  alten 
Handschrift,  die  mit  zahlreichen  anderen  literarischen  Seltenheiten  i5 
durch  die  verständnisvolle  Munifizenz  eines  italienischen  Grolikauf- 
mannes,  Herrn  Caprotti  zu  San'ä',  nach  Mailand  gekommen  ist;  einen 
vollständicren  Überblick  über  die  oranze  Sammlung  stellt  uns  Griffini 
in  baldige  Aussicht  *).  K  r  a  6  k  o  v  s  k  i  entwirft  ein  literarisches 
Porträt  des  Abul  'Atähija^).  20 

JJadlt  und  Fiqji.     Nach   fast   30  jähriger  Pause  wird  die  von 
Krehl    begonnene    Ausgabe    der    Traditionssammlu7ig    des    Bohäri 


1)  Synaxarium  Alexandrinum  ed.  I.  Forget.  (Corp.  Script,  clirist.  or., 
Script,  arab.,  ser.  III,   t.   18.)     Fsc.    1.     Textus  fr.   8,50.,  fsc.   2  fr.   10. 

2)  Forty-one  Facsimiles  of  Dated  Christian  Arabic  Manuscripts  with  English 
Text  and  Translation  by  A.  S.  Lewis  and  M.  D.  Gibson.  With  Introd. 
Observations  on  Arabic  Calligraphy  by  D.  S.  Mar  go  liou  th.  (Studia  Sinaitica 
XII.)     Cambridge   1907.     4,  XXII,  82   S.     Mk.   10,50. 

3)  Catalogus  codicum  arabicorum  Bibliothecae  Academiae  Lugduno-Batavao. 
Ed.  sec.  auct.  M.  J.  de  Goeje  et  Th.  W.  Juynboll,  Vol.  sec.  (pars  prior), 
Lugduni-Bat.,  Brill,  1907.     25G  S.     Mk.  7,50. 

4)  Verzeichnis  der  Doktoren,  welche  die  Philosophische  Fakultät  der  Kgl. 
Württembergischen  Eberhard-Karls-Universität  in  Tübingen  im  Dekanatsjahr 
1903 — 1904  ernannt  hat.  Beigefügt  ist:  Verzeichnis  der  arabischen  Hand- 
schriften der  Kgl.  Universitätsbibliothek  zu  Tübingen.  I.  Von  Christian 
Seybold.     Tübingen  1907.     VIII.  96  S.     4". 

5)  Catalogue  des  mss.  arabes  conserves  dans  les  principales  bibliothoiiuos 
algeriennos,  publie  par  ordre  de  M.  lo  Gouverneur  General  de  l'AlgiTie.  Medcrsa 
de  Tlemsen.    Par  Auguste  Cour.    Alger,  Jourdan,   1907.    71   S.    4**.    fr.   I,b0. 

C)  K.  A.  Nicholson,  A  Literary  History  of  the  Arabs.  (Library  of 
Literary  History.)  London  1907.  XXXI.  500  p.  with  1  col.  plate,  Lwdbd. 
gr,  8».     Mk.  13,—. 

7)  Tufail  al-CJanawT:  a  Poem  from  the  Asma'lyät  in  the  Reeension  and 
with  the'Comments  of  Ibn  As-Sikklt,  ed.  by  F.  Krenkow.  (JRAS.  1907, 
S.  815—877.) 

8)  Le  Diwan  d'al-Aljtal,  reproduit  par  la  photolithographio  d'apros  uii 
manuscrit  trouve  au  Yemen  avec  prefaco,  glossaires,  tables,  renvois,  varia7\tes 
et  notes  par  Eugenio  Griffini  (Milan).  Beyrouth,  Imprimerie  Catholicpio, 
1907.     36,  IIG  S.     gr.  8".     Mk.  16,—. 

9)  li.  KpanKOBCKifi,  no9Tn'iecKoe  Tnop-ieCTBO  Aöj-j-'Aiähin.  (3an. 
BOOT.  OTÄ.  HMii.  pyccK.  apx.  06111,.  XVIII,  73 — 112.) 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  11 


2ß2  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

nunmehr  von  Juynboll  fortgesetzt^).  Eins  der  Grundwerke  des 
mSlikitischen  Fiqh ,  die  Mudauicana ,  in  der  der  Imäm  Mälik  die 
Fragen  seines  Schülers  Ibn  al-Qäsim  beantwortet ,  die  daher  bald 
nach  dem  Lehrer,    bald    nach    dem  Schüler  benannt  wird-),    sowie 

5  die  Hauptquelle  für  die  Geschichte  der  Säfi'iten,  das  Klassenbuch 
des  Subkl-'),  haben  uns  die  Kairenser  Pressen  erschlossen.  Aus 
Algier,  wo  schon  vorher  das  dogmatische  Buch  des  Mahdl  der 
Almohaden,  Ibn  Tümart,  erschienen  war  (s.  d.  Zeitschr.  LVIII,  463  flf.), 
erhalten    wir    nun    auch    seine    Traditionssammlung ^).      Roberts 

10  liefert   eine  Darstellung  des  qor'änischen  Privatrechts  ^). 

Geschichte  und  Geographie.  Zwei  wichtige  Quellen  für  die 
spätere  Geschichte  des  Islams  sind  uns  zugänglich  geworden.  Von 
dem  Zeitspiegel  des  Enkels  des  Ibn  al-GauzT  ließ  Jewett  den 
Schlußband,    der    die  Geschichte    des  Orients  von  495  H.  bis  zum 

15  Tode  des  Verf.  654,  und  besondei's  ausführlich  die  Kämpfe  Nüral- 
Din's  und  Saladdin's  mit  den  Kreuzfahrern  darstellt,  reproduzieren^). 
Redhouse  hatte  eine  Übersetzung  der  ^Uqüd  al-luHiCija  des  al- 
HazragT  (gest.  812/1409)  —  einer  Geschichte  der  Rasüliden  —  nach 
der  einzigen  Handschrift  des  India  Office,  hinterlassen,  die  nun  durch 

20  den  Gibb-Fond  das  Licht  erblickt').  Für  denselben  veranstaltete 
de  Goeje  eine  Neuausgabe  von  Wright's  Ibn  Gubair**).  Hart- 
mann übersetzt  die  geographischen  Abschnitte  aus  al-Zähir's  mam- 
lukischem  Staatshandbuch  und  weist  nach,  daß  Ravaisse's  Ausgabe 
ebenso    wie   das  Berliner  Ms.  zwei  von  einander  unabhängige  Aus- 


1)  Le  recueil  des  traditions  mahonaetanes  par  Abou  Abdallah  Mohammed 
ibn  Ismail  el-Bokhäri  public  par  M.  Ludolf  Krehl,  continue  par  Th.  W.  Juynboll. 
Vol.  IV  (premiere  partie).     Leiden,  Brill,   1907.      252   S. 

2)  Kitah    ol-mudauicana  ah-kuhrä    li'1-imäm  Mälik  ibn  Anas  al-Asbal.iT, 
.  riwäjat    al-imäm  Sahnün  ibn  Sa'Id  al-Tanühi    'an  al-imäm  *Abd  al-Kal.imän    ibn 

al-Qäsim    'anhu  (mit    Ibn    Rusd,    Kitäb    al-muqaddamät    al-mumahhadät   usw.). 
4  Bde.     Kairo.     4.   8,   .3,  434;    10,   102;    8,J9.  476;  31,  512   S.     Mk.  4G,— . 

3)  Tag  al-Dln  al-Subkl,  Tahaqat  al-Säfi'lja  al-kuhrä.  6  Bde.  Kairo 
1324.     7,  301;  8,  322;  7,  314;  341,   11;  264;  268,  8   S.     Mk.  38,—. 

4)  Ibn  Tümart,  Al-muhaddat.     Algier   1325.     751   S.     Mk.   7, — . 

5)  Robt.  Roberts,  Das  Familien-,  Sklaven-  und  Erbrecht  im  Qorän. 
(Leipz.  semit.  Studien,  hsg.  v.  A.  Fischer  u.  H.  Zimmern,  II,  6.)  Leipzig, 
Hinrichs,   1907.     50  S.     Mk.  2,20. 

6)  Mir'ät  az-zamän  (A.  H.  495 — 654)  by  Sams  ad-din  Abu  '1-Muzaffar 
Yiisuf  ben  Qizughlü  ben  'Abdallah ,  commonly  known  by  the  suruame  of  Sibt 
Ibn  al-.Iauzi.  A  Fat-simile  Reproduction  of  Manuscript  Nr.  136  of  the  Landberg 
C'ollection  of  Arabic  Manuscripts  belonging  to  Yale  Uiiiversity,  ed.  with  Intro- 
duction  by  J.  li.  .Jewett,  Chicago    1907.     XIV,  529   S.     gr.   4*>,     Mk.   36,  —  . 

7)  The  Pearl-Strings :  a  History  of  the  Resüliyy  Dynasty  of  Yemen  by 
'Aliyyu  'bnu  '1-Hasan  "el-Khazrejiyy ;  with  Transl.,  Introd.,  Annot.,  Inde.\,  Tables, 
and  Maps.  By  the  late  Sir  J.  W.  Redhouse.  Ed.  by  E.  G.  Browne, 
R.  A.  Nicholson,  and  A.  Rogers.  Vol.  1.  ("E.  J.  W.  Gibb  Memorial" 
Series,  vol.  III,   1.)     Leyden-London   1906.      78,   XXVII.     32u  S. 

8)  The    Travels    of  Ibn   Jubayr    ed by  William  Wright.     See. 

ed.    rev.    by    M.    J.   de  Goeje,    ("E.  J.   W .    Gibb    Memorial"    Series,    vol.   V.) 
Leyden-London   1907.     53,  [*"H*'  S. 


Brockelmann,  Das  Semitische.  163 

züge  des  Grundwerkes  darstellen  ^).  Im  Auftrage  des  Fürsten 
Caetani  hat  Horovitz  in  Kairo ,  Damaskus  und  Stambul  nach 
neuen  Quellenwerken  zur  Geschichte  des  Islams  gesucht ,  und  er 
berichtet  nun  über  seine  Funde  -).  Die  allmähliche  Entstehung  der 
sunnitischen  'Ali-Legende  von  Ibn  Hisäm  bis  auf  Sibt  ibn  al-GauzI  5 
stellt  S  a  r  a  s  i  n  •^)  dar. 

Von  Caetani's  monumentalem  Werk  führt  Vol.  II  die  Ge- 
schichte des  Islams  vom  J.  7 — 12  H.  in  ausführlichen  Quellenaus- 
zügen mit  kritischen  Erörterungen  *) ;  unter  diesen  ist  namentlich 
der  Versuch  (II,  831  if.)  hervoi'zuheben ,  mit  Gründen  der  Geologie  lo 
Arabien  als  die  Urheimat  der  Semiten  zu  erweisen ,  das  während 
der  letzten  Eiszeit  noch  ein  sehr  günstiges  Klima  crehabt  habe  und 
erst  durch  die  seitdem  eingetretene  allmähliche  Austrocknungr  seine 
Bewohner,  und  so  zuletzt  die  Araber  nach  dem  Tode  des  Propheten 
auszuwandern  genötigt  habe.  Die  mannigfachen  Wechselbeziehungen  15 
zwischen  Christentum  und  Islam  auf  politisch-wirtschaftlichem,  wie 
auf  religiösem  Gebiet  legt  Becker  dar  ^).  (Weitere  Literatur  zur 
Geschichte  des  Islams  in  den  „Jahresberichten  der  Geschichtswissen- 
schaft"  §  62.) 

Reichen  Stoff  über  die  für  die  Geschichte  des  Mittelalters  so  20 
wichtigen,    aber    von    modernen    Reisenden    nur    selten    berührten 
Gebiete    des    alten  Moab,    der  Ammonitis    und  Edoms    hat  Musil 
gesammelt  und  verarbeitet*^).  Aus  Doughty's'')  Beschreibung  seiner 
Reisen  in  Arabien  ist  ein  Auszug  erschienen. 

F/pigvapkik  und  Archäologie.     Die    von  Lehmann    auf  seinen  25 
Reisen    in    Armenien    gesammelten    Inschriften,    meist    von    Bauten 
kleinerer    muslimischer  Dynasten    von    den  Merwäniden    bis   in    die 
Mongolenzeit,  hat  van  Berchem  bearbeitet "").    Mit  desselben. 


1)  Richard  Hartmann,  Die  geographischen  Nachrichten  über  Palästina 
und  Syrien  in  Halll  az-Zähirls  zubdat  kasf  al-mamälik.  (Diss.)  Tüb.  1907. 
IV,  96  S. 

2)  Josef  Horovitz,  Aus  den  Bibliotheken  von  Kairo,  Damaskus  und 
Konstantinopel.  (Arabische  Hss.  geschichtlichen  Inhalts.)  (Mitt.  Sem.  Or. 
Sprachen,  Berlin,  Westas.  Stud.,  Jahrg.  X,   1907,  Abt.  II,  S.   1 — 68.) 

3)  Wilhelm  Sarasin,  Das  Bild  Alis  bei  den  Historikern  der  Sunna. 
(Basler  Diss.)    1907.     70  S. 

4)  Leone  Caetani,  Annali  doli'  islam.  Vol.  II  dall'  anno  7  al  12  H. 
(Con  tre  carte  geograficho,  due  piante,  parecchie  illustrazioni  e  l'indice  alfabetico 
dei  volumi  I  e  II.)    Milano,  Hoopli,   1907.    Tomo  I  e  II.     LXXVIII,  1567  S.     4*^'. 

5)  C.  H.  Becker,  Christentum  und  Islam.  (Religionsgeschichtliche 
Volksbücher,  hsg.  von  F.  M.  Schiele,  III.  Reihe,  8.  Heft.)  Tübingen,  Mohr. 
1907.     56  S.     Mb.  —,50,  kart.   —,75. 

6)  Alois  Musil,  Arabia  Petraea.  Wien,  in  Kommission  bei  A.  Holder. 
1907.  I.  Moab,  Topographischer  Reisebericht  XXIII,  443  S.  mit  1  Taf.  u. 
190  Abb.  Mk.  15,60.  II.  Edom.  Topogr.  Reisebericht.  1.  Teil.  XII,  343  S. 
mit  1   Karte  u.    170  Abb.     Mk.   15,60. 

7)  Ch.  Doughty,  Wanderings  in  Arabia,  being  an  abridgement  of  Travels 
in  Arabia  Deserta,  arranged  with  introd.  by  E.  Garrett.  London  1907,  2  voll. 
Mit  Porträt  u.  Karte.     Mk.    17,50. 

8)  Max  van  Berchem,  Arabische  Inschriften  aus  Armenien  und  Diyär- 

11* 


254  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

sowie  Mittwoch's  Unterstützung  hat  Sa  vre  Erzeugnisse  islamischer 
Metallm-gie  aus  der  Münchener  Bibliothek  wie  namentlich  aus  seiner 
eigenen  Sammlung  behandelt^)-).  Die  Ruinen  von  Sämarrä  hat 
Herzfeld,  der  sie  in  den  J.  1903/04  dreimal,   leider  immer  nur 

5  kurze  Zeit ,  untersuchen  konnte ,  eingehend  beschrieben,  und  dazu 
hat  er  die  Nachrichten  der  arabischen  Historiker  und  Geographen 
über  diese  Stadt  übersetzt  und  erläutert'^).  Einige  kleine  Er- 
ffänzunsfen  zu  seinen  Aufnahmen  bietet  Beylie,  der  die  Stätte 
gleichfalls  nur  flüchtig  auf  der  Durchreise  besichtigen  konnte^). 

10  Aus    dem   Gebiete    des    Ädab    sind    wieder    einige    kleine  Ab- 

handlungen von  Gähiz  bekannt  geworden.  Außer  den  drei,  schon  von 
van  Vloten  herausgegebenen  kleinen  Schriften  sind  7  Rasä'il,  dar- 
unter zwei  besonders  wichtige  über  schi'itische  Sekten  und  über  die 
Klassen  der  Sänger,  in  Kairo  gedruckt  worden^).     Gähiz'  Abhandlung 

15  über  Physiognomik  und  Zeichendeutung  der  Perser,  die  Ibn  Qotaiba, 
'Ujün  II,  186  flf.  benutzte,  hat  Inost  ranze  ff  aus  der  Leid.  Hs. 
herausgegeben  und  ausführlich  erläutert  •"').  Von  den  'Ujün  ist  der 
IV.  Teil  erschienen '').  Jacob  macht  im  Zusammenhang  einer 
Geschichte    des    Schattentheaters    von    seiner    ostasiatisehen    Heimat 

-'0  bis  zu  seinen  modernen  Pariser  Ausläufern  ausführliche  Mitteilungen 
über  Muhammad  ibn  DänijTil's  al-Mutaijam  nach  der  neuen  von 
Horovitz  in  Stambul  gefundenen   Handschrift  ^). 

Für    die    Geschichte    der    islamischen    Philosophie    erschließt 


bekr.    (SA.  aus  C.  F.  Lehmann-Haupt,  Materialien,  s.  S.  157,  Nr.  1.)     3G  S.     Taf. 
IX— XIV.    40. 

1)  F.  Sarre  und  AI.  van  Berchem,  Das  Metallbecken  des  Atabek 
Lulu  von  Mosul  in  der  k.  Bibliothek  zu  München.  (Münch.  Jahrb.  d.  bild. 
Kunst,   1907.) 

2)  Sammlung  F.  Sarre.  Erzeugnisse  islamischer  Kunst,  bearbeitet  von 
F.  Sarre,  mit  epigraphischen  Beiträgen  von  E.  Mittwoch.  Teil  I.  Metall. 
Leipzig,  Hörschelmann,   1907.      VIII,   82   S,     4»,  mit   10  Taf.     Mk.   12,—  . 

3j  Ernst  Herzfeld,  Samarra.  Aufnahmen  und  Untersuchungen  zur 
islamischen  Archäologie.  Berlin,  Behrend  &  Co.,  1907.  VI,  92  S.  8  Taf. 
4«.     Mk.   16,—. 

4)  General  L.  de  Beylie,  L'architecture  des  Abbasides  au  IX.  siecle. 
Voyage  archeologique  ii  Samarra,  dans  le  bassin  du  Tigre.  (Rev.  arch.  IV.  ser. 
t.  X,  1907,  p.  1 — 18.)  Derselbe,  Prome  et  Samara  (so!).  Voyage  archeologique 
en  Birmanie  et  en  Mesopotamie.  (Publ.  de  la  soc.  fran9.  des  fouilles  arch.  I.) 
Paris,  Leroux.      14G  S.  avec  14  pl.  et  100  tig.  dans  lo  te.xte.    gr.  8*^.     Mk.   G, — . 

5)  Magmüat  rasä'il  li al-(';äl.iiz.     Kairo   1324,     190   S.     ^fk.  4,—. 

C)  K.  M  HOCTpaHneBb.    MaTepia.iu  nai.  apaöcKHXb  ucroHHiKOin.  a-i« 

Ky.iTypHOH  HCTopiii  cacanHÄCKOH  IlepciH.   IIpuMixu  h  noBipL«  l\.:Lx-l  ^'^ 

I  w^i   v_^tXv«      -JLc  xv^LäJ!.    ,:>-Jl.    (3aii.   boct.    otj.    iimii.   pycoK.  apx. 

o6m.  xviii,  1—120). 

7)  Ihn  Qutaiba's 'Ujün  al  alibär,  hsg.  von  Carl  B  r  o  e  k  e  1  ni  an  n.  Teil  IV. 
(ZA.,  Beiheft  z.   Bd.  XXI.)     StraÜburg   1908,  S.   393—496. 

8)  Georg  Jacob,  Geschichte  des  Schattentheaters.  Erweiterte  Neu- 
bearbeitung des  Vortrages  „Das  Schattontheater  in  seiner  Wanderung  vom 
Morgenland  zum  Abendland''.  Berlin,  Mayer  &  Müller,  1907.  VHI,  159  S. 
Mk.   4,-. 


Brockelmann,  Das  Semitische.  Iß5 

Horten  zwei  der  wichtigsten  Quellen  in  Färäbi's  Fusüs^)-)  und 
Ihn  Sina's  k.  al-sifa  ").  Asin  y  Palacios  weist  nach,  daß  das  Wort 
Tahäfut  im  Titel  der  beiden  berühmten  Werke  al-Gazäll's  und 
Ibn  Rusd's  nicht  als  „Zusammensturz"  zu  deuten,  wie  bisher  meist 
geschehen,  sondern  als  „precipitation  irreflechie"^).  Derselbe  gibt  5 
eine  Darstellung  der  Psychologie  des  Mystikers  Ibn  'Arabl^)  Al- 
Färäbi's  Aufzählung  der  Wissenschaften  erläutert  Wiedemann''). 
Derselbe  übersetzt  al-Färäbl's  Schrift  über  die  Notwendigkeit 
der  Alchemie,  sowie  den  Abschnitt  über  Alchemie  aus  al-SahäwI's 
Encyklopädie  und  erläutert  die  Grundanschauungen  der  arabischen  lo 
Gelehrten  über  die  Konstitution  der  Metalle  und  die  Metallver- 
wandlung ^). 

Aus  dier  jüdisch-arabischen  Literatur  veröffentlicht  Goldziher 
eine  anonynCie  neuplatonische  Psychologie,  die  in  der  einzigen  Pariser 
Handschrift  irrig  dem  R.  Bechaji,  Verf.  des  Buches  über  die  Herzens-  i5 
pflichten,  zugeschrieben  wird,  und  erläutert  ihre  Lehren  ausführlich 
an  der  Hand   der  islamischen  und  jüdischen  Philosophie  **). 

unsere  Kenntnis  der  neuarabischen  Dialekte  des  Ostens  er- 
weitern einige  von  Littmann  herausgegebene  Beduinenerzählungeu 
aus  Syrien,  die  zwar  in  der  halbliterarisch  gefärbten  Schriftsprache  20 
der  Städter  gehalten  sind,  aber  durch  den  Stoff"  wenötist  doch  auch 
manches  aus  dem  Sprachschatz  der  Wüste  anwenden;  ihren  für  die 
Volkskunde  sehr  wichtigen  Inhalt  macht  L.  auch  Nichtarabisten 
durch  eine ,  mit  instruktiven  Abbildungen  beduinischer  Geräte 
geschmückte    Übersetzung   zugänglich^).     Aus    dem   Westen    macht  25 


1)  M.  Horten,  Das  Buch  der  Kingsteine  Färäbis.  Mit  Auszügen  aus 
dem  Kommentar  des  Emir  Ismä  il  el-Hoseinl  el-Färänl.  (ZA.  XX,  16 — 48, 
303  —  54;  wird  fortgesetzt.) 

2)  Derselbe,  Das  Buch  der  Kingsteine  Färäbis  f  950  mit  dem 
Kommentaro  des  Emir  Ismä'Tl  el  Hoseini  el  Färänl  (um  1485)  übersetzt  und 
erläutert.  (Boitr.  z.  Gesch.  d.  Phil.  d.  Mittelalters,  hsg.  v.  C.  Bäumker  u. 
G.   V.  Hertling,  Bd.  V,  Heft  3.)     Münster   190G.     XXVHI,  510  S.     gr.  B". 

3)  Derselbe,  Avicenna,  Das  Buch  der  Genesung  der  Seele,  eine  philo- 
sophische Encyklopädie.  H.  Serie:  Die  Philosophie,  HI.  Gruppe,  13.  Teil: 
Die  Metaphysik,  enthaltend  die  Metaphysik,  Theologie,  Kosmologie  und  Ethik. 
übers,   und  erl.     Leipzig,  Haupt,   1907. 

4)  M.  Asin  y  Palacios,  Sens  du  mot  „Tehäfot"  dans  les  oeuvres  d'el- 
Ghazali  et  d'Averroes.     (Rev.   afr.     L,  S,    185 — 203.) 

5)  Derselbe,  Psicologia  segün  Mohidin  Abenarabi.  (Actes  du  XlVe 
Congr.  intern,   des  Orient.,  HI.     Paris   1907.     S.   79  —  191.) 

6)  Eilhard  Wiedemann,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Naturwissen- 
schaften. XI.  Über  al-F.äräbls  Aufzählung  der  Wissenschaften  (de  scientiis). 
(Sitzungsber.   d.   phys.-med.  Soz.  in  Erlangen,   Bd.   39,  S.   74  —  U»l.) 

7)  Derselbe,  Zur  Alchemie  bei  den  Arabern.  (Journal  f.  prakt.  Chemie, 
N.  F.,  Bd.  76.     S.  65—123.) 

8)  Kitäb  ma'änl  al-nafs,  Buch  vom  Wesen  der  Seele,  von  einem  Unge- 
nannten. Auf  Grund  der  einzigen  Hs.  der  Bibl.  nationale  hsg.,  mit  Anmerk. 
u.  Exkursen  versehen  v.  I.  Goldziher.  (Abb.  Ges.  d.  Wiss.  z.  Göttingen, 
Phil-hist.  Kl.,  N.  F.,  Bd.  IX,  Nr.  1.)  Berlin,  Weidmann,  1907.  Gl,  63  S. 
40.     Mk.  12,—. 

9)  Enno    Litt  mann,    Arabische  Beduineuerzählungen.      I.  Arab.  Text, 


1QQ  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

uns  Na  rbesbub  er,  der  lange  als  Arzt  in  Sfax  gelebt  hat,  mit 
dem  Dialekt  dieser  Stadt  bekannt  in  einigen  Scbildei'ungen  von 
Hochzeitsgebräuchen  und  Mitteilungen  aus  den  Gebieten  des  Aber- 
glaubens ;  Stumme  steuert  dazu  einen  Hochzeitssang  aus  Tunis 
bei^).  Eine  reiche  Sammlung  von  Volksliedern  aus  Blida  ver- 
öffentlicht Desparmet-).  Eine  grammatische  Skizze  und  ein 
Vokabular  des  südoranischen  Dialekts  liefert  M  e  r  c  i  e  r  •^). 


Die  abessinischen  Dialekte   und  das  Sabäo-Minäische. 

Von 

Franz  Praetorius. 

Die    im    Jahre    1907    zur    äthiopisch- amharischen    Literatur.^ 

Geschichte,  Sprach-   und  Landeskunde  erschienenen  Arbeiten  mögen 

10  ihrer  Zahl  nach  vielleicht  ein  wenig  hinter  den  in  früheren  Jahren 
erschienenen  zurückbleiben.  Die  nichtsemitischen  Sprachen  Abessiniens 
treten  diesmal  aber  ganz  zurück. 

Aus  der  Zahl  der  vorliesrenden  Arbeiten  hebt  sich   von  selbst 
heraus  die  zusammenfassende  Darstellung  der  äthiopischen  Literatur 

15  von  L  i  1 1  m  a  n  n  ^).  Hatte  Conti  Rossini  in  seinen  Note  per  la 
storia  letteraria  abissina  vor  7  Jahren  gesagt  „una  vera  storia 
letteraria  abissina  non  potrebbe  scriversi  oggi",  so  stellt  Littmann 
ein  gleiches  Bekenntnis  auch  jetzt  noch  an  die  Spitze  seiner  Arbeit,^ 
hiermit    auf  das    Bedürfnis    nach    mehr   Einzeluntersuchungen    hin- 

20  vs^eisend.  Freilich  hat  es  auch  an  solchen  nicht  gefehlt.  Die 
abessinische  Vollcsiioesie  und  Volksliteratur  hat  sich  uns  im  letzten 
Jahrzehnt  immer  deutlicher  enthüllt^).  Und  in  der  wichtigen  Frage 
nach  der  Herkunft  der  äthiopischen  Bibel  bringt  Rahlfs**)  ein 
weiteres     Argument     zugunsten    Ägyptens     (vgl.    Bd.    LX     dieser 

23  Zeitschr.  S.  262). 


VII,  58  S.,  II.  Übersetzung,  XI,   57   S.,  mit   IG   Abb.     (Schriften  d.  Wissensch. 
Ges.  in  Straßburg  2,   3.)     Straßburg,  Trübner,   1908.     Mk.    14,—. 

\)  Karl  Narbes huber.  Aus  dem  Leben  der  arabischen  Bevölkerung 
in  Sfax  (Regentschaft  Tunis).  Mit  einem  Beitrage  v.  Haus  Stumme.  (Ver- 
öffentlichungen d.  Stadt.  Museums  f.  Völkerkunde  z.  Leipzig,  Heft  2.)  Leipzig, 
Voigtländer,   1907.     44  S.     gr.  8".     Mk.   2,70. 

2)  J.  Desparmet,  La  poesie  arabe  actuelle  :i  Blida  et  sa  metrique. 
(Actes  du  XlVe    Congr,  int.   d.  Orient.   HI,  S.   437  — CCi2.) 

3)  L.  Mercier,  L'arabe  usuel  dans  le  Sud  Oranais.  (Actes  du  XlVe 
Congr.  int.  d.  orient.     III,  S.  283—393.) 

4)  Enno  Litt  mann,  Geschiclite  der  äthiopischen  Litteratur.  (Die 
Litteraturen  des  Ostens  in  Einzeldarstellungen,  Bd.   VII,  S.    186 — 281.) 

5)  IgnazioGuidi,  Strofe  e  brevi  testi  amarici.  (Mitt.  Sem.  Or.  Sprachen 
Berlin,  Westas.  Studien,  Jahrg.  X,   1907,  S.   1C7  — 184.) 

C)  Alfred  Uahlfs,  t'ber  das  Eelilen  der  Makkabäerbücher  in  der 
äthiopischen  Bibelübersetzung.     i;ZAT\V.   XXVIII,   lUdS,  S.   G3f.) 


Beer,  Alttestamentliche  Studien.  167 

Daß  die  Äthiopen  ihre  Sprache  doch  auch  zum  Gegenstand 
der  Betrachtung  gemacht  haben ,  wird  jetzt  immer  mehr  bekannt 
(vgl.  Bd.  LXI  dieser  Zeitschr.  S.  255,  ZI.  26  IT.).  Durch  Mondon- 
Vidailhet^)  erfahren  wir  nämlich  genaueres  über  die  ,samnä 
warq"  genannte  Wissenschaft,  von  der  bisher  eigentlich  nur  der  5 
Name  bekannt  war,  und  einige  Hymnen,  bei  denen  sie  zum  Ausdruck 
gelangte :  ein  C4emisch  von  absichtlicher  Zweideutigkeit  und  Un- 
verständlichkeit  des  Ausdrucks,  verbunden  mit  grammatischen  Ver- 
renkungen, von  welchen  letzteren  ja  auch  die  gewöhnlichen  Gedichte 
schon  einiges  bieten  (vgl.  Thorbecke ,  Ihn  Duraid's  Kitäb  alma-  lo 
lähin  S.  3  f.).  — 

Auf  dem  Gebiet  des  Sabäo-Mmäischen  dürfte  nichts  besonders 
hervorzuheben  sein. 


Alttestamentliche  Studien -). 

Von 

Georg  Beer. 

Allgemeines.     Nekrologe  über  Siegfried,    Stade  und  R.  Smith 
verdanken  wir  Baentsch^),   v.  GalH)  und  Stube  ^).     In  einer  is 
Zeit,  wo  über  Syllabus  und  Enzykliken  gegen  die  Modernisten  ge- 
stritten wird,  sei  hier  gedacht  der  Nestl  e 'sehen®)  Neubearbeitung 
der  Biographie    des    Oratorianers  Richard  Simon ,    der    durch    seine 
Histoire  critique  du  Vieux  Testament   1677/8   der  modernen  Bibel- 
wissenschaft die  Bahnen  bereitet  hat.     Die  vom  Verleger  Töpel-  20 
mann')    veranstaltete    Neuausgabe    der   Reden    und  Abhandlungen 
St  ade 's  enthält  folgende  Aufsätze:   1.  Über  die  Lage  der  evansfe- 
lischen    Kirche    Deutschlands,    2.    Die    messianische    HoÖ'nuncf    im 
Psalter,    3.  Über    die  Aufgabe    der  biblischen  Theologie  des  Alten 
Testaments ,    4.    Die    Entstehung    des    Volkes    Israel ,    5.    Das  Volk  25 
Javan,  6.  Der  Text  des  Berichtes  über  Salomos  Bauten,  1  Kön.  5 — 7, 


1)  C.  Mondon- Vidailli  ot,  La  rhttori<iue  ethiopienne.  Le  j^^^'^^  * 
(J[)(^^.     (Journ.  as.,  di.xieme  ser.,  t.   X,   1907,  S.   305  —  329.) 

2)  Umfassende  Übersichten  über  die  Literatur  für  1907  sind  zu  finden 
in  der  Theolog.  Ltztg.  1907  u.  1908  (soweit  erschienen),  der  ZATW.  1907  u.  1908 
und  in   dem  im  Laufe   des  Jahres  erscheinenden  Tlieol.  Jalires-Bericht. 

3)  B.  Baentsch,  Siegfried.  (Kealencylil.  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche'"' 
18,  320—323.) 

4)  Aug.  Frhr.  von  Gall,  Bernhard  Stade.     (ZATW.   27,  I-XIX.) 

5)  K.  Stube,  Smith,  W.  K.  (Kealeucykl.  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche' 
18,  451—459.) 

6)  Eb.  Nestle,  Simon.     (Ebenda   18,  3G1— 366.) 

1 )  B  e  r  n  h  a  r  d  S  t  a  d  e  ,  Ausgewählte  Akademische  Reden  u.  Abhandlungen. 
2.  Ausg.  Zum  Gedächtnis  des  Verstorbenen  in  Verehrung  u.  Dankbarkeit  ver- 
anstaltet vom   Verleger.     Gießen,  Töpelmann,    1907.     IV,  29G  S.     M/c.  2, — . 


1 68  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 


7.  Anmerkungen  zu  2  Kön.  10 — 14,  8.  Anmerkungen  zu  2  Kön. 
15 — 21,  9.  Beiträge  zur  Pentateuchkritik.  Gräfe ^)  will  schildern, 
wie  Jesus,  die  Apostel  und  ältesten  christlichen  Schriftsteller  das 
Alte  Testament  crebi'aucht  haben,  und  welche  verschiedene  Stellung 
5  sie  zu  ihm  einnehmen. 

Zur  Methode.  J  e  r  e  m  i  a  s  ^)  und  W  i  n  c  k  1  e  r  ^j  halten  ein 
Autodafe  mit  ihren  Gegnern  ab  und  stellen  eine  Art  babylonischen 
Index  auf.  Zugrleich  versucht  Jeremias  mit  dem  Panbabvlonismus 
die    ägyptische  Religion    aufzuhellen.     G  u  n  k  e  1  ^)  spricht  als  seine 

10  Überzeugung  aus,  daß  „eine  kommende  Schule  sich  gewiß  nicht 
etwa  als  Gegnerin  der  Wellhausenschen ,  sondern  als  ihre  lecritime 
Fortsetzerin  fühlen"  wird.  Auf  die  Bedeutung  der  von  Sachau»; 
herausgegebenen  aramäischen  Pajjyrusfunde  aus  Elephantine ,  wozu 
besonders  der  Aufsatz  von  Smend'')  zu  vergleichen  ist,   soll  hier 

15  nur  vom  Standpunkt  der  alttestamentlichen  Religionsgeschicbte 
gewiesen  werden.  Wenn  sich  aus  jüdischen  Flüchtlingen  nach  der 
Katastroj^he  über  Jerusalem  im  Jahre  586  in  Oberägj^pten  ein 
jüdisches  Gemeinwesen  gebildet  hat,  das  zur  Zeit  Darius'  IL 
(424 — 405)  eine  ansehnliche  Opferstätte  und  ein  eignes  Priestertum 

20  besitzt,  so  folgt  daraus,  daß  ein  Gesetz,  wodurch  aller  Gottes-  und 
Opferdienst  außerhalb  Jerusalems  als  illegitim  angesehen  wird,  für 
das  vorexilische  Israel  nicht  vorhanden  gewesen  sein  kann.  Sonst 
hätten  eben  jene  ägj'ptischen  Juden  sich  nicht  entschlossen ,  den 
Opferkult  Jahwe's    auf  fremdem  Boden  aufzunehmen.     Bekanntlich 

25  suchte  zuerst  das  kurz  vor  dem  Exil  promulgierte  Deuteronomium 
allen  Gottesdienst  auf  Jerusalem  zu  konzentrieren,  drang  aber  mit 
seinen  Forderungen  unter  dem  Einfluß  der  leitenden  Jerusalemer 
Priester  schließlich  nur  bei  der  babylonischen  Gola  durch.  Jene 
oberägyptische    Judengemeinde     hat     aber    die    vordeuteronomische 

öo  Kultpraxis  beibehalten,  wonach  überall  ein  Jahwealtar  gestattet  ist, 
wo  Israeliten  wohnen.  Dann  sind  aber  die  ägyptischen  Papyrus- 
funde eine  Art  inschriftlicher  Bestäticfunw  für  die  Richtigkeit  der 
von  Reuß  und  Vatke  begründeten  modernen  Hexateuchkritik.  Wie 
die  Entdeckung  des  Kodex  Hammurabi  zeigte,  daß  mit   Recht  das 

35  Bundesbuch  Ex.  21 — 23,  mit  dem  jener  Kodex  am  meisten  innei'lich 


I 


1)  Ed.  Gräfe,  Das  Urchristentum  und  das  Alte  Testament.  Tübingen, 
Mohr,   1907.     48  S.     Mk.   1,—. 

2)  Alfred  Jeremias,  Die  Panbabylonisten.  Der  Alte  Orient  und  die 
Ägyptische  Religion.  (Im  Kampf  um  den  alten  Orient  I,  1.)  Leipzig,  Hinrichs, 
1907.      G5  S.      Mk.  0,80. 

3)  Hugo  Wincliler,  Die  jüngsten  Kämpfer  wider  den  Panbabvlonismus. 
(Im   Kampf  um  den  alten  Orient  I,  2.)     Ebenda   1907.     79   S.      Mk.    1,—. 

4)  Hermann  Gunltel,  Neue  Ziele  der  alttestamentlichen  Forschung. 
(Christliche  Welt  21,  Nr.   4   u.  5.) 

5)  Eduard  Sachau,  Drei  aramäische  Papjrusurkunden  aus  Elephantine 
(s.  schon  oben  S.   159,  Nr.   1).     ML:  2,50. 

6)  R.  Smend,  Zu  den  von  E.  Sachau  herausgegebenen  aramäischen 
Papyrusurkunden  aus  Elephantine  (s.  schon   oben   S.    159,  Nr.  1). 


Beer,  Altteatamentliche  Studien.  169 

verwandt  ist,  von  der  Kritik  als  ein  Niederschlag  ältesten  israelitischen 
Gewohnheitsrechtes  angesehen  wurde ,  so  haben  die  ägyptischen 
Funde  nun  gelehrt,  daß  auch  mit  Recht  von  der  Kritik  das  System 
des  Priesterkodex  der  nachexilischen  Zeit  überwiesen  wurde.  Das 
Licht  kam  diesmal  nicht  aus  Babel ,  sondern  aus  dem  dunklen  5 
Kontinent !  Für  den  Betrieb  der  alttestamentlichen  Wissenschaft 
bedurfte  es  solcher  inschriftlicher  Bestätigungen  nicht  —  nun  sie 
uncfesucht  da  sind ,  sind  sie  aus  mancherlei  Gründen  willkommen. 
Durch  die  Funde  in  Ägypten  ist  nun  aber  auch  ein  von  Winckler 
selbst  oft  genug  gegen  die  Modernisten  in  der  alttestamentlichen  lo 
Wissenschaft  ins  Feld  geführtes  inschriftliches  Gericht  über  seine 
eigne  Darstellung  der  Zeit  Esra's  und  Nehemia's  ^)  vollzogen :  sie 
ist  ein  Phantasiebild  —  auch  dieser  Beweis  war  überflüssig!  Die 
Hoffnung  Clermont-Ganneau's-)  ist  nicht  zu  kühn,  daß  eines 
Tages  der  Boden  Ägyptens  uns  Urstücke  der  jüdischen  Bibel  be-  15 
schert  —  das  kann  für  manche  Forscher  peinlich  werden  I 

Versionen.      Rahlfs^)    sucht    aus    den    überlieferten    Hand- 
schriften zum  griechischen  Psalter  die  verschiedenen  Hauptrezensionen 
Origenes,    Hesych    und  Lucian  festzustellen  und  liefert  so  Material 
zur    Gewinnung    der    ursprünglichen    Septuaginta.     S  m  e  n  d  ^)    lobt  20 
das  Buch  als   „in  der  Septuaginta-Literatur  einzigartig"   dastehend. 
Nestle^)    sieht    sich    durch  das  Erscheinen  eines  ersten  Teils  der 
großen  Cambridger  LXX '')  veranlaßt,  sich  über  Zweck,   Einrichtung 
und  Benützung    dieser  Ausgabe    zu  verbreiten.     M  a  r  g  0 1  i  s  ")  ver- 
öffentlicht  Vorstudien    zu   einer  i'evidierten  Ausgabe  der  hebräisch-  25 
aramäischen  Äquivalente  in  der  Oxforder  LXX  Konkordanz.    Smend®) 
bespricht    eine    Reihe    Fälle ,    wo    der    syrische    Sirach    nach    dem 
Griechen    korrigiert    ist.      Helbing^)    beginnt    eine    Septuaginta- 
Grammatik  erscheinen  zu  lassen,    die  zugleich  auch  Hilfsmittel  zur 
Erforschung    der   griechischen  Gemeinsprache  und  der  Sprache  des  30 
Neuen  Testaments  ist.    Techen^^)  verarbeitet  das  in  seinem  Schul- 


D 


1)  H.  Zimmern  u.  H.  Winckler,  Die  Keilinschriften  u.  das  Alte 
Testament  (Berlin,   1902),  S.   285— 2'.19. 

2)  Clermont-Ganneau,  Jehovah  ;i  Elephantine.  (Le  Temps,  Mardi 
29   Octobre  1907.) 

3)  Alfred  Kalilfs,  Der  Text  des  Septuaginta-Psalters.  Nebst  einem 
Anhang:  Griechische  Psalterfragmonte  aus  Oberägypten  mit  Abschriften  von 
W.  E.  Cr  um.  (Septuaginta-Studien,  2.  lieft.)  Göttingen,  Vandenhoeck  &  Riip-t 
recht,  1907.     25C  S.     Mh.  8,—. 

4)  Theolog.  Ltztg.   1908,  Sp.   132. 

5)  Eberhard  Nestle,  .Septuagintastiidien  V.  (Wisseiiscli.  Beilage  2. 
Progr.  d.  Kgl.  \\'ürttb.  Ev.-Theol.  Sem.  Maulbronn.)  Stuttgart,  Veroins-Buch- 
druckerei,   1907.     23  S.  6)  S.  ZDMG.   61,  257. 

7)  M  ax  L.  Margol  i  s  ,  Studien  im  griechischen  alten  Testament.  (ZATW. 
27,  212—270.) 

8)  Smend,  Nachträgliches  zur  Textüberlieferuug  des  syrischen  Sirach. 
(Ebenda  S.  271—275.) 

9)  R.  Helbing,  Septuaginta-Grammatik,  Laut-  und  Wortlehre.  Göttingen, 
Vandenhoeck  &  Ruprecht,   1907.     Mk.   G,— . 

10)  L.  Techon,    Das  Targum    zu  den  Psalmen.     Wismar,    1907.     59    S. 


J70  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

Programm  1896  gebotene  Material  und  gelangt  zu  dem  Ergebnis, 
daß  das  Psalmentargum  nach  dem  hebräischen  Text  korrigiert  ist. 
Jedoch  sind  die  Korrekturen  nicht  gleichmäßig  in  die  von  T. 
benützten  3  alten  Ausgaben  des  Targums  (Bomberg'sche  Bibel- 
5  ausgäbe  1518,  Psalterium  des  Justinianus  1516  und  Antwerpener 
Polyglotte)  gedrungen. 

Hebräische  Grammatik.  Für  die  hebräische  Grammaaik  im 
Allt'emeinen  sei  hier  gewiesen  auf  die  neuen  Arbeiten  von  Barth ^) 
und  Brockelmann -)  und  die  Neuauflage  des  bewährten  Studenten- 

10  und  Gymnasiastenbuches  von  Strack-^).  Auf  eine  Anregung 
Nestle's*)  hin  äußern  sich  König,  Bacher,  Krauß  und  Marmor- 
stein ^)  über  die  hebräischen  Finalbuchstaben.  Neben  der  Vox 
memorialis  Y'?r'r?  ^^""^  ~-^  V-  (nach  Bacher  ""rii  '":,  nach  Krauß 
Tj-:'^  '?:  „von  deinen  Sehei-n")  existiert  auch  das  sinnlose  '^?Ji:;";  (Bacher). 

15  Für  das  Alter  der  Finalbuchstaben  erinnert  Marmorstein ,  daß  in 
den  ai-amäischen  Papyri  von  Assuan  bereits  die  Finalbuchstaben 
r,  ",  ~  vorkommen.  Ungnad'O  leitet  mit  Halevy  den  hebräischen 
Artikel  von  han  ab:  hal,  was  oft  als  Urform  angegeben  werde,  sei 
unmöglich ,    da  /  dem    folgenden  Konsonanten    zu  assimilieren  dem 

20  Hebräischen  widerspreche,  ri;?^  <1  iilkah  beruhe  auf  begrifflicher 
Ausgleichung.  Haupt')  führt  Fälle  an,  wo  Kb  Pleneschreibung 
für  emphatisches  b  =  assyr.  lü  sein  soll,  z.  B.  Ruth  2,  13  "r:J<l 
-;-rr;c"w  rriNr  tt^in  Nb  „wahrlich  ich  will  sein  wie  eine  deiner 
Mägde".     Zugleich  gibt  H.  ebenda  allerhand  Bemerkungen  zu  Amos; 

25  z.  B.  n^cbo  mb:;  cmb^n"b"  d.  i.  „weil  sie  eine  Schar,  die  in 
Frieden  kam,  gefangen  nahmen". 

Wortforscliumj  und  Textkritik.  Caspari^)  stellt  Be- 
trachtun gen  an  über  eine  Begriffsseschichte  des  Alten  Testaments. 
Haupt '*)   hält  für  möglich,    daß  Aram  etymologisch  ursprünglich 

somit  Edom  identisch  ist:  d  und  r  wechseln.  König  ^")  widerlegt 
die  Annahme  Wiuckler's,  daß  N"2:  Jes.  3,  2  u.  ö.  den  Sachwalter, 


1)  J.    Barth,     Sprachwissenschaftliche    Untersuchungen    z.    Semitischen. 
1.  Teil.     Leipzig,  Ilinrichs,   1907.     III,  .•)4  S.     Mk.   3,—. 

2)  C.    B  r  ock  el  m  ann ,    Grundriß    der    vergleichenden    Grammatik    der 
semitischen  Sprachen  (s.  schon  oben  S.    155,  Nr.   2). 

3)  H.  L.  Strack,  Hebr.   Grammatik  m.  Übungsbuch.     'J.  Aufl.    München, 
Beck,    10U7.     XII,   152,   128  S. 

4)  S.  ZATW.  27,   119  f. 

b)  Ed.  König,   W.  Bacher,    S.   Krauß,  A.  Marmorstein.  Zu  den 
hebräischen  Fiiialbuchstaben.     (ZATW.   27,   278—284) 

C)  A.   Ungnad,  Der  hebräische  Artikel.     (Or.  Litztg.   10,  Nr.   4.) 

7)  Paul  Haupt,    Scriptio    plena    des    emphatischen  la-  im  Hebräischen. 
(Or.  Lttztg   10,  Nr.   0.) 

8)  Wilhelm     Caspari,     Über     seinasiologische     Untersuchungen     am 
hebräischen  Würterbuche.     (ZATW.   27,   1 02—211.) 

9)  Paul    Haupt,    Die    Etymologie    von  Aram.      (ZDMG.   Gl,   194 — 195.) 
10)  Ed.   König,  Bezeichnet  der  Nabi'  in  Jes.  3,  2  usw.  den  ^Sacliwalter"? 

IZATW.   27,  CO— G8.) 


Beer,  AlUeslamentliche  Studien.  171 

d.  i.  den  Advokaten,  politischen  Agenten  u.  dgl.  bedeute.  Gramer^) 
glaubt  festgestellt  zu  haben ,  daß  Deuto-  und  Tritojesaja  bis  zu 
einer  gewissen  Grenze  in  dem  Gebrauch  von  npii:  übereinstimmen. 
Doch  kommt  bei  Jes.  56 — QQ  'x  auch  fast  schon  gleichbedeutend 
mit  -Werkcrerechtigkeit"  vor.  Nestle-)  beweist  aus  dem  Wort-  5 
spiel  Jer.  20 ,  3 ,  daß  Jeremia  Aramäisch  verstand  und  sprach ; 
ähnliches  folge  für  Jesaja  aus  Jes.  S,  3.  Textkritische  Arbeiten 
liegen  vor  von  Paton^j  und  Haupt  ^)  zu  Esther,  von  Torrey^) 
zu  Chronika,  Esra  und  Nehemia,  von  Bewer*»)  zu  Ob.  v.  16, 
Rieht.  2,  la  5  b.  Jes.  42,  5—9.  Jer.  2,  34.  Ps.  85,  2.  Hos.  5,  13.  lo 
10,  16  (n— '  ist  Abkürzung  von  c:?n-').  Hos.  c.  2,  Jes.  14,  28  und 
von  Fuchs")  zu  Jesus  Sirach.  H  o  u  t  s  m  a  *)  gibt  Verbesserangen 
zu  Jes.  6,  5.  31,  5.  Klageid.  4,  14.  Ps.  32.  4.  Neh.  2,  13.  10,  30 
und  zum  Schluß  eine  Erklärung  von  r^mr":. 

Metrik.     Sievers    und   Gut  he  3)    teilen  sich  in  die  Arbeit  i5 
über    Arnos     so ,     daß     letzterer     den     hebräischen     Text     metrisch 
bereinigt  vorführt,  und  ersterer  dann  den  Text  metrisch  transkribiert. 
Von  Sievers  stammen  die  Abschnitte  ,zur  metrischen  und  stilistischen 
Technik"     und     „zur    Vorgeschichte    der    Sammlung'  ;    von    beiden 
ofemeinsam    sind    die  Bemerkunc;en    ,zu  den  Texten  im  Einzelnen".  20 
Für    die    Metrik    ist    charakteristisch    die    häufige    Anwendung    des 
Enjambements,  d.  i.  des  Widerspruches  zwischen  syntaktischen  und 
metrischen  Abschnitten ^O).      Sievers^^)  gelingt,    wie  die  Genesis 
nun  auch  die  Bücher  Samuelis  metrisch  aufzuteilen.     S.  115 — 118 
gibt    er    eine  Übersicht  über    die  Quellenscbeidung.      Sie  ver  s' ^"-)  25 
alttestamentliche    Miszellen    betreifen    Metrisches    zu    Joel,    Obadia, 


1)  Karl  Cramer,  Der  Begriff  "p~::  bei  Tritojesaja.  (ZATW.  27,  79— 99.) 

2)  Eberhard  Nestle,  Ein  aramäisch-hebräisches  Wortspiel  des  Jeremia. 
(ZDMG.   61,   196—197.) 

3)  Lewis  Bayles  Paton,  A  Text-critical  Apparatus  to  the  Book  of 
Esther.  (Old  Testament  and  Semitic  Studies  in  memory  of  William  Rainey 
Harper,  vol.  II,  S.   1—52.) 

4)  Paul  Haupt,  Critical  Notes  on  Esther.     (Ebenda   113—204.) 

5)  Charles  Cutler  Torrey,  The  Apparatus  for  the  Textual  Criticism 
of  Chronicles-Esra-Nehemia.     (Ebenda  53 — 112.) 

6;  Julius  A.  Bewer,  Critical  notes  on  Old  Testament  Passages. 
^Ebenda  205— 22G.) 

7)  A.  Fuchs,  Te.\tkritische  Untersuchungen  z.  hebr.  Ecclesiastikus.  Das 
Plus  des  hebr.  Textes  des  Ecc.  gegenüber  d.  griech.  Übers.  (Bibl.  Studien 
XII,  5.)     Freiburg,   1907.     XII,   124  S. 

8)  M.  T.  Houtsma,  Textkritisches.     (ZATW.   27,  57—59.) 

9)  Eduard  S  i  e  v  e  r  s  und  H  e  r  m  a  n  n  G  u  t  h  e  ,  Arnos  metrisch  bearbeitet. 
(Abh.  phil.-hist.  Kl,  säch's.  Ges.  d.  Wiss.  XXIII,  Nr.  III.)  Leipzig,  Teubner, 
1907.     91   S.     Mk.  5,—  . 

10)  Vgl.  Theol.  Ltztg.   1907,   Sp.   312/3. 

11)  Eduard  Sievors,  Samuel  metrisch  hsg.  1.  Teil:  Text  (Metrische 
Studien  HI;.  (Abh.  phil.-hist.  Kl.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  XXIII,  Nr.  IV.)  Leipzig, 
Teubner,  1907.     118  S.     Mk.'i,bQ. 

12)  Eduard  Sievers,  Alttestamentliche  Miscelleu  G  bis  10.  (Ber.  phil.- 
hist.  Kl.  sächs.  Ges.   d.  Wiss.   Leipzig  LIX,  I.)      109   S. 


]^72  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

Zephanja,  Haggai  und  Micha.  Staerk^j  will  im  Anschluß  an 
Kittels  Biblia  Hebraica  „die  wichtigsten  Texte  aus  der  prophetischen, 
epischen,  Ijaischen  und  didaktischen  Dichtung  in  metrischer  Gestalt" 
veröffentlichen  und  macht  den  Anfang  mit  den  Dichtungen  Jesaja's. 
5  Haus  er  3)  denkt  als  Dichter  gering  über  die  bisherigen  Versuche, 
eine  Metrik  in  den  Psalmen  herzustellen  (S.  VIII) ;  schließlich 
bekennt  er  sich  aber  auch  zu  dem  System  der  Zählung  der  Hebungen 
(S.  13flP.).  Für  die  Gewinnung  eines  ki*itischen  Textes  zieht  er 
stark  die  LXX  herbei. 

10  Kommentare   und   Einzelexecjese.     C  h  e  y  n  e '  s  "•)   neues  Werk 

ist  eine  Art  Kommentar  zur  Genesis  und  zu  Stücken  des  Exodus. 
Mahl  er  5)  will  den  Namen  n^;'5D  für  das  Ägyptische  beanspruchen. 
Die  aufgestellte  Etymologie  leuchtet  aber  wenig  ein.  Violmehr 
entsjH'icht  ln;i3D?2  keilschriftlichem  Mannasu'').    M  e  s  s  e  1 ')  unterzieht 

15  das  Kapitel  über  den  „großen  Sühntag "  Lev.  16  einer  neuen 
kritischen    Analyse.      Die    Grundlage    bilden    16,  3  b.  5 — 10;    der 

2.  Stufe    gehören    an    2.   3  a.  4.   11    (12  b).   14— 16  a.   17—28;    an 

3.  Stelle  stehen  12  f.  16  b.  25;  den  Abschluß  bildet  die  Anfügung 
29 — 34a.      Noordtzij®)    sucht    wahrscheinlich    zu    machen,    daß 

20  2  Sam.  8,  3 — 6  sachlich  die  Fortsetzung  bildet  zu  2  Sam.  10, 15 — 19. 
Kamphausen")  bezieht  Jes.  22,  25  nicht  auf  Eljakim ,  sondern 
auf  Sebna  und  kann  so  für  den  ganzen  Abschnitt  Jes.  22,  15 — 25 
Herkunft  von  Jesaja  behaupten.  Giesebrecht^*^)  hat  seinen 
Jeremiakommentar    vom    Jahr  1894    in    literarhistorischer  Hinsicht 

25  stark  umgearbeitet  (vgl.  z.  B.  S.  XX/I  die  Quellenscheidung 
gegen  früher)  und  ihn  der  modernen  Metrik  angepaßt.  Corniin^) 
hält   gegenüber   Stade  ^-)   fest,    daß    Jer.  1,  5    "i-^nr:    C"'n5b   Nin: 


1)  W.  Staerk,  Ausgewählte  poetische  Texte  des  Alten  Testamentes  in 
metrischer  und  strophischer  Gliederung  zum  Gebrauch  in  Vorlesungen  und 
Seminarübungen  und  zum  Selbststudium.  Heft  1.  Die  Dichtungen  Jesajas. 
Leipzig,  Hinrichs,  1907.     IX,  34  S.     Mk.   1,—. 

2)  Vgl.  Theol.  Ltztg.    1907,  Sp.   660  1. 

3)  Otto  Hauser,  Die  Urform  der  Psalmen,  das  erste  Buch  des  Psalters 
in  metrischer  Umschrift  und  Übersetzung.  Großenhain,  Baumert  &  Ronge,  1907. 
XI,   187    S. 

4)  K.  Cheyne,  Traditions  and  Beliefs  of  Ancient  Israel.  London, 
Black,   1907.     XX,"  591   S. 

5)  Eduard  Mahler,   Zu  Genesis  XLI.      (ZDMG.   Gl,  625—629.) 

6)  Vgl.  Eduard  Meyer,  Die  Israeliten  1906,  S.  515. 

7)  N.  Messel,   Die  Komposition  von  Lev.    16.     (ZATW.   27,    1  —  15.) 

8)  Noordtzij,   2.  Samuel  8,  3—6.     (Ebenda  27,   IG— 22.) 

9)  Adolf  Kamp  hausen,  Sebna.  (Realencykl.  f.  protest.  Theol.  u. 
Kirche»   18,   107  —  110.) 

10)  Friedrich  Giesebr  echt ,  Das  Buch  Jeremia  übers,  u.  erkl.  2.  völlig 
umgearb.  Auti.  Mit  1  Abb.  Göttingen,  Vandenhoeck  &  Ruprecht,  1907.  XLII. 
259   S.     Mlc.  7,—. 

11)  C.  H.  Cornill,  Die  literarhistorische  Methode  und  Jeremia  Kap.  I. 
fZATVV.  27,  100—110.) 

12)  Vgl.  ZDMG.   61,  201. 


Beer,  Alttestamentliche  Studien.  173 

echter  Jeremiatext  ist.  Nach  B  r  u  s  t  o  n  ^)  wird  Jer.  1 ,  5  ein 
Plural  durch  Jer.  1,  8  D^'^:e';o  gefordert.  Doch  stößt  sich  B. 
mit  Stade  an  D"^i5  und  liest  dafür  Wi^  =  a'N-i.  Für  Nahum 
ist  zu  vergleichen  Haupt-).  Charles  Augustus  und  Emilie 
Grace  Briggs^)  beenden  ihren  Psalmenkommentar  ^).  Populär  5 
gehalten  ist  die  Psalmenerklärung  von  Boehmer^).  Ludwig^) 
behandelt  textkritisch  und  metrisch  die  Psalmen  2 ,  23 ,  29 ,  39, 
42/48,  46,  51,  67,  90,  107,  110,  146.  Spoer')  läßt  Ps.  18  aus 
den  zwei  selbständigen  Liedern  1 — 7  +  14  +  17 — 29  -f  31  und  30  + 
32 — 51  und  der  Einschaltung  8 — 13  +  15 — 16  bestehen;  davon  lo 
soll  sich  das  2.  Lied  auf  Johann  Hyrkan  nach  dem  Jahr  129  v.  Chr. 
beziehen.  Dijkema^)  deutet  Ps.  45  als  ein  auf  ein  gewöhnliches 
Bi'autpaar  gedichtetes  Hochzeitslied.  Die  Aufnahme  in  das  Gesang- 
buch verdanke  es  dem  Umstände,  daß  die  Gemeinde  sich  selbst  in 
dem  Bilde  des  Königs  erblickte.  Eine  neue  Einzelmonographie  zu  15 
dem  schon  oft  behandelten  68.  Psalm  bietet  Haupt  ^).  Haupt^^) 
deutet  mit  Olshausen  Psalm  137  auf  die  Makkabäerzeit ;  auch  gibt 
er  Übersetzung  und  Kommentar.  Populäre  und  apologetische  Zwecke 
verfolgt  Oettli^^)  mit  seiner  Erläuterung  des  Buches Hiob.  Haupt^-) 
veröffentlicht  eine,  von  einer  Einleitung  und  einem  sehr  eincrehenden  20 
Kommentar  umrahmte  neue  Übersetzung  des  Hohenliedes  nach  eicrner 
sachlicher  Ordnung.  ZapletaH^)  bekennt  sich  zu  der  Deutung 
des  Hohenliedes  als  carmen  epithalamium ,  nuptiale  (S.  30).  Der 
Frage  der  Verfasserschaft  will  er  (S.  58  Anm.)  eine  neue  Schrift 
widmen.  Löhr^')  hat  seine  Erklärung  der  Klagelieder  besonders  25 
in  metrischer  Hinsicht  revidiert.     Für  Esther ,    Daniel  (Klagelieder 


1)  Ch.  Bruston,  Jeremie  fut-il  prophete  pour  les  nations?  (ZATW. 
27,   75—78.) 

2)  Paul  Haupt,  The  Book  of  Nahum.     (JBL.  26,  1—53.) 

3)  Charles  Augustus  Briggs  and  Emilie  Grace  Briggs,  A 
Critical  and  Exegetical  Commentary  on  the  Book  of  Psalms  Vol.  II.  (The  Inter- 
national Critical  Commentary.)  Edinburgh,  T,  &  T.  Clark,  1907.  VIII, 
572   S.      10  6'.   6  d.  4)  Vgl.  ZDMG.   61,  261/2. 

5)  J.  Boehmer,  Das  Buch  der  Psalmen  ausgelegt  für  Bibelfreunde. 
Leipzig,  1907.     VIII,  476  S. 

6)  Carol US  Ludwig,  De  Psalmis  delectis  emendatius  ac  metrice  edendis. 
(Gothaer  Gymnasialprogr.)     Lipsiae,  Fock,  1907.     13  S. 

7)  Hans  H.  Spoer,  Versuch  einer  Erklärung  von  Psalm  18.  (ZATW.  27, 
145—161.)  8)  F.  Dijkema,  Zu  Psalm  45.     (Ebenda  27,  26—32) 

9)  Paul  Haupt,  Der  68.  Psalm.     (AJSL.   23,  220-240.) 

10)  Paul  Haupt,   Psalm    137.     (Or.   Lttztg.    10,  Nr.   2.) 

11)  S.  Oettli,  Das  Buch  Hiob  erläutert  für  Bibelleser.  (Erläuterungen 
zum  A.  T.,   1.  Teil.)     Calw  und  Stuttgart,   1907.      126   S. 

12)  Paul  Haupt,  Biblische  Liebeslieder.  Leipzig,  Hinrichs,  1907.  LVI, 
135  S.     Mk.  4,50. 

13)  Vincenz  Zaplotal,  Das  Hohelied  kritisch  und  metrisch  untersucht. 
Freiburg  (Schweiz),  Universitätsbuchhandlung  (Gschwend),  1907.  VII,  152  S. 
Mk.  4,—. 

14)  Max  Löhr,  Die  Klagelieder  des  Jeremias  übers,  u.  erkl,  2.  Autl. 
Göttingen,  Vandenhoeck  i<:  Ruprecht,  1907.     XVI,  32  S.     Mk.    1,—  . 


j^74  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

u.  Baruch)  und  Esra-Nehemia  vgl.    die  Arbeiten    von  Streane^). 
K  n  a  b  e  n  b  a  u  e  r  -)  und  N  e  t  e  1  e  r  •^). 

Literaturgeschichte.     G  a  u  t  i  e  r  ^)    bietet    eine  Einleitung  zum 
Alten   Testament,    die    dem  Gang    der    alttestamentlichen  Schriften 

5  folgt.  Auch  werden  die  wichtigsten  Pseudepigraphen  genannt. 
Den  Schluß  bilden  Bemerkungen  zur  „allgemeinen  Einleitung'". 
Der  Standpunkt  des  Werkes  ist  der  der  „gemäßigten  Bibelkritik 
auf  Wellhausen-Duhm'scher  Grundlage,  so  wie  er  um  1900  zum 
Durchsehnittsbesitz  geworden  ist"  ^).     Klost  ermann  **)  stellt  sich 

10  mit  seinen  aus  der  Neuen  kirchlichen  Zeitschrift  1894  ff.  wieder 
abgedruckten  und  durch  die  Abhandlung  über  das  „Sinaitische 
Bundesbuch "  ergänzten  Aufsätzen,  die  unter  dem  Titel  Pentateuch 
vereinigt  sind ,  in  bewußten  Gegensatz  zu  der  heiTSchenden  Hexa- 
teuchkritik.     Er  betont  stark  die  Unsicherheit  des  Textes,  der  der 

15  Quellenanalyse  als  Unterlage  dient.  Merx'j  gibt  eine  neue  Ein- 
führung in  den  Hexateuch.  Im  Rahmen  der  "Weltliteratur  entworfen, 
verfolgt  sie  besonders  den  Zweck,  eine  Geschichte  der  israelitischen 
Rechtsentwicklung  vorzuführen.  Nach  S.  143  hat  M.  bei  seiner 
Darstellung    beabsichtigt ,    den    Gegensatz    zwischen    Dillmann    und 

20  Reuß,  Graf,  Kuenen  u.  Wellhausen  auszugleichen.  P  ist  wohl  die 
jüngste  Quelle,  hat  aber  „ein  weit  älteres  Werk  mit  Stoffen,  die 
bis  zu  den  Höhenkulten  zurückreichen,  —  das  ist  das  Heiligkeits- 
gesetz —  in  sich  aufgenommen".  Grimme^)  weist  nach  Naviüe 
auf   die    ägyptische    Sitte    hin ,    in    die  Grundmauern    alter  Tempel 

25  Ritual-  oder  Rechtscodices  einzufügen  und  hält  mit  Naville  für 
möcflich,  daß  das  unter  Josia  aufgefundene  Urdeuteronomium  einst 
von  Salomo  in  die  Fundamente  oder  Mauei'n  des  von  ihm  ge- 
gründeten Jerusalemer  Tempels  eingelegt  worden  sei.  Einen  ur- 
kundlichen Hinweis  findet  G.  in  Deut.   29,  28:    „Das    ist    was   für 

30  Jahwe,  unseren  Gott,  versteckt  gewesen  war  und  für  uns  und  unsere 
Kinder    wieder    aufgedeckt    worden   ist,    damit  wir  auf  immer  alle 


1)  A.  W.  Streane,  The  book  of  Esther.  With  Introd.  and  Notes. 
(The  Cambridge  Bible.)     Cambridge,   1907.     XXXI V,   80   S. 

2)  J.  Knabenbauer,  Commentarius  in  Danielem  prophetam ,  Lamen- 
tationes  et  Baruch.     Paris,  Lethellieux,   1907.     530   S. 

3)  B.  Neteler,  Die  Bücher  Esdras  und  Kehemias  der  Vulgata  u.  des 
hebr.  Textes  übers,  u.   erkl.     Münster  i.  W.    1907.     VI,   105  S. 

4)  Lucien  Gautier,  Introduction  h  TAncien  Testament.  2  Bände. 
Lausanne,  Bridel  i   Co.,   1906.     XVI,   671,   642   S. 

5)  Vgl.  Theol.  Ltztg.    1907,  Nr.  26. 

6)  August  Klostermann,  Der  Pentateuch.  Beiträge  zu  seinem  Ver- 
ständnis und  seiner  Entstehungsgesch.  Neue  Folge.  Leipzig,  Üeichert,  1907. 
IV,  583  S.     Mk.   10,—. 

7)  Adalbert  Morx,  Die  Bücher  Moses  und  Josua.  Eine  Einführung 
für  Laien.  (Keligionsgesch.  Volksbücher  II,  3  Doppelheft.)  Tübingen,  Mohr, 
1907.      160  S.     Mk.   1,—,  karton.  Mk.   1,25. 

8)  Hubert  Grimme,  Die  Auffindung  des  salomonischen  Gesetzbuches 
unter  Josia.     (Or.  Lttztg.   10,  Nr.    12.) 


Beer,  Alttestamentliche  Shidien.  175 

Satzungen  dieser  Thora  befolgen".  Schmidt^)  behandelt  vom 
sagen-  und  mythenvergleichenden  Standpunkt  die  Vorgeschichte  des 
Jonamythus.  Er  stammt  aus  der  Fremde-).  Haupt  =^)  schält  aus 
Nah.  1—3  vier  Lieder  heraus,  wovon  das  1.  u.  2.  nach  161  v.  Chr. 
verfaßt  sind,  das  3.  nach  Beginn  der  Belagerung  Ninives,  also  etwa  5 
um  607,  das  4.  nach  dem  Fall,  etwa  606.  König^)  zieht  zum 
Verständnis  der  hebräischen  Dichtung  die  arabische  und  babvlonische 
Literatur  heran.  Kittel  ^)  behandelt  Einleitungsfragen  zu  den 
Proverbien :  Jesus  Sirach  ist  von  den  Proverbien  durch  einen 
erheblichen  Zeitraum   getrennt.  lo 

Archäologie.  B  e  n  z  i  n  g  e  r  '')  hat  die  neue  Auflage  seiner 
Archäologie  unter  die  von  Winckler  inaugurierte  Anschauung  vom 
alten  Orient  gestellt.  „Wer  hier  im  Orient  es  tagtäglich  mit 
Händen  greifen  kann,  daß  der  „Orient"  nicht  nur  ein  geographischer 
Begriff  ist,  sondern  eine  sehr  reale  Macht,  eine  gewaltige  Kultur-  i5 
weit,  die  vom  Nil  bis  zum  Euphrat  die  verschiedenen  Länder  und 
Völker  zusammenfaßt,  der  kann  sich  auch  den  alten  Orient  gar 
nicht  mehr  anders  vorstellen,  und  der  Gedanke  einer  gemeinsamen 
altorientalischen  Weltanschauung  und  altorientalischen  Kultur  ist 
ihm  ein  ganz  selbstverständlicher."  S.  121  heißt  es  indeß  von  der  20 
Beschneidung,  die  eine  Weihe  an  die  zeugende  lebenspendende 
Naturkraft  darstellte,  sie  paßte  „in  das  Schema  des  reinen  Gestirn- 
dienstes" nicht.  „Gerade  dieser  Gedanke  der  ewigen,  jedes  Jahr 
aufs  neue  sich  offenbarenden  Zeugungskraft  der  Natur  fand  im 
Unterschied  von  dem  babylonischen  reinen  Gestirndienst  eine  ganz  25 
besondere  Betonung  in  den  westsemitischen  „kanaanäischen"  Kulten" 
—  darnach  gibt  es  also  doch  auch  Unterschiede  innerhalb  der 
gemeinsamen  Kultur!  Das  durch  die  neuen  Ausgrabungen  gebotene 
Material  ist  von  B.  sehr  herangezogen.  Hingegen  sind  die  Fragen, 
die  in  die  eigentliche  Religionsgeschichte  gehören,  stärker  aus-  30 
geschieden.  V  i  n  c  e  n  t '')  orientiert  geschichtlich  und  geographisch 
über  die  Ausgrabungen  in  Palästina  seit  1890:  Tell-el  Chesi ,  T. 
Zakarija,  T.  es-Säfi ,  T.  Dschedeide,  T.  Sandachanna,  T.  Dschezer, 
T.  Ta'annak  und  Tell-Mutesellim.     Alsdann  beschreibt  er  mit  Unter- 


1)  Hans  Schmidt,  Jona.  Eine  Untersuchung  zur  vergleichenden 
Eeligionsgeschichte.  (Forsch,  z.  Heiig.  u.  Lit.  d.  A.  u.  N.  Test.,  hsg.  v.  Bousset 
u.  Gunkel,  Heft  9.)  Göttingen,  Vaudenhoock  &  Ruprecht,  1907.  VHI,  194  S. 
Mk.   6,—.  2)  Vgl.  dazu  ZDxMG.   Gl,   939—947. 

3)  Paul  Haupt,  Eine  alttestamentliche  Festliturgie  für  den  Nikanortag. 
(ZDMG.   Gl,   275— 'J97.1 

4)  E.  König,  Die  Poesie  des  Alten  Testaments.  (In:  Wissenschaft  u. 
Bildung.)     Leipzig,  Quelle  &  Meyer,   1907.      1G4   S.      Mk.  1.—,  geb.  Mk.  1,25. 

5)  Kittel,  Sprüche  Salomos.  (Kealoncykl.  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche^ 
18,  68G— G97.) 

6)  J.  Beuzinger ,  Hebräische  Archäologie.  (Grundriß  der  theol.  Wissensch. 
n,  2.)  2.  Autl.  Mit  253  Abb.  u.  einem  Plan  v.  Jerusalem.  Tübingen,  Mohr, 
1907.      XX,  450  S. 

7)  Hugues  Vincent,  Cauaan  d'apres  Te-xploration  rdcente.  (Etudes 
bibliques.)     Paris,   LecolYre,   1907.     XII,  495.     fr.   15. 


176  Wissenschaftlicher  Jahreshericht. 

Scheidung  der  geschichtlichen  Perioden ,  was  sich  auf  Grund  der 
Grabungen  sagen  läßt  über  1.  die  kanaanitischen  Städte,  2.  die 
Kultorte ,  3.  Idole  und  sonstige  Kultgegenstände ,  4.  die  Toten, 
5.  Keramik,  6.  Geologie  und  prähistorische  Archaeologie.  Ein  Schluß- 
5  kapitel  betrifft  die  Stellung  Kanaans  in  der  Weltgeschichte.  Das 
Ganze  ist  ein  erstes  Kompendium  der  modernen  Palästinagrabungen 
und  zugleich  ein  Vorbild  für  Einzelgrabungsberichte.  Der  schwächste 
Teil  ist  wohl  das  historische  Schlußkapitel.  Seilin  i)  faßt  das 
Resultat  seiner  neuen  Probegrabung  dahin  zusammen,  daß  dadurch 

10  der  Beweis  erbracht  sei,  „daß  die  Hügel  bei  der  Elisaquelle  das 
einst  von  den  Israeliten  zerstörte  Jericho  umschließen".  Auch  die 
BefestigunsTsart  der  Stadt  im  Norden  konnte  festgestellt  werden. 
Auf  dem  nördlichsten  Hügel  wurde  ein  Turm  mit  Burg  bloßgelegt; 
das  ganze   Gebäude  sei  das  am  besten  erhaltene,    das  bisher  durch 

15  Grabungen  bekannt  wurde.  Graf  von  Mülinen-)  schildert  auf 
Grund  persönlicher  Erfahrungen  den  heutigen  Karmel  und  seine 
Bewohner.  Für  den  Religionshistoriker  besonders  anziehend  sind 
die  Mitteilungen  über  das  religiöse  Leben  der  Mohammedaner, 
Christen  und  Juden  S.  148  tf.,    die  Reste  von  Totenopfern,  Ahnen- 

20  kult  und  die  Weihrauch-  und  Tuchschleiergelübde  (S.  192).  Kittel^) 
kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  b^'n  ^r  1  Kön.  1,  9  identisch  ist  mit 
dem  Hiobsbrunnen,  und  daß  ,rait  hoher  Wahrscheinlichkeit  der  beim 
Hiobsbrunnen  stehende  Stein  als  der  Schlangenstein"  rrnm  "pN 
anzusehen  ist.     SandeP)  berichtet  über  verschiedene  Touren,  die 

25  er  nach  dem  Toten  Meere  unternommen  hat,  z.  B.  Besuch  einer 
bisher  unbekannten  Höhle  im  Wädi  sder ;  ausführlicher  behandelt 
er  aber  eine  Ostern  1906  ausgeführte  12tägige  Segelfahrt  auf  dem 
Toten  Meer.  Eckardt,  Zicker  mann  und  Fenner^)  belehren 
populär    über    die   jetzigen    Zustände    von  Palästina.     Löhr'*)    be- 

30  schreibt  das  religiöse  und  kulturelle  Leben  im  heutigen  Palästina 
mit  Rücksicht  auf  die  Nachrichten  der  Bibel.  Kittel'')  führt  die 
Geschichte  des  jerusalemischen  Tempels  vor :  der  Bau  Salomo's,  der 
Tempel  Serubabel's  und  der  herodianische  Tempel.    Auch  beschx-eibt 

1)  Ernst  S ellin,  Kurzer  vorläufiger  Bericht  über  eine  Probeausgrabung 
in  Jericho.     (Mitt.  u.  Nachr.  d.  Deutsch.  Pal.-Ver.  1907,  65—71.) 

2)  £.  Graf  von  Mülinen,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Karmels,  (ZDPV. 
30,  117—207.) 

3)  Rudolf  Kittel,  Der  Schlangenstein  im  Kidronthal  bei  Jerusalem. 
Mit  8  Abb.     üniversitätsprogramm.     Leipzig,  Edelm.ann,   1907.     31   S. 

4)  G.  D.   Sandel,  Am  Toten  Meere.      (ZDPV.   30,  79  —  106.) 

5)  K.  Eckardt,  E.  Z  ick  ermann,  F.  Fenner,  Palästinensische  Kultur- 
bilder, Beiträge  zur  Palästinakunde.  Leipzig,  Wigand,  1907.  X,  260  S.,  mit 
C4  Abb.  u.   2   Stadtplänen.      Mk.  5,50. 

6)  M.  Löhr,  Volksleben  im  Lande  der  Bibel.  (Wissenschaft  u.  Bildung  7.) 
Leipzig,  Quelle  &  Meyer,  1907.  138  S.  mit  zahlreichen  Städte-  und  Land- 
schaftsbildern.    Mk.   1,—,  geb.  Mk.   1,25. 

7)  K.  Kittel,  Tempel  von  Jerusalem.  (Kealencykl.  f.  jirotest.  Theol.  u. 
Kirche-'   19,  488—500.) 


Beer,  Alttestamentliche  Studien.  177 

Kittel^)    die    Tempelgeräte :    Schaubrottisch ,    Leuchter ,    ehernes 
Meer  und  Wasserbecken  (Handfaß),  Kesselwagen.    Kittel-)  kommt 
zu    dem  Ergebnis,    daß    wohl    eine   Stiftshütte,    d.    i.    ein    Zelt    als 
Behausung    der  Lade  in  alter  Zeit  existiert  hat,    die  Beschreibung 
dieses  Zeltes  aber  in  Ex.  25  flf.  wenig  Anspruch  auf  Geschichtlichkeit    5 
habe.    Eine  gründliche  Beschreibung  der  pivr'  (pvXwaxriqiu  Mt.  23,  5 
gibt  Wünsche^).     Wilke^)    führt    die    Hebräerin    als    Mädchen, 
als  Braut,    als  Gattin,  Mutter  und  Hausfrau  vor  und  sucht   „einen 
Einblick  in  ihre  idealen  Charaktereigenschaften  zu  eröffnen"   (S.  4). 
V.  Orelli^)  klassifiziert  die  im  A.  T.  als  rein  und  unrein  geltenden  10 
Tiere,  svTcht  die  der  Unterscheidung  zugrunde  liegenden  Vorstellungen 
zu    ergründen    (vor  allem  die  natürliche  Abneigung) ,    und  erörtert 
sodann    das  Verbot   des  Blut-  und  Fettgenusses,    und  einzelne  Be- 
stimmungen über  Zubereitung  von  Speisen,     v.  Orelli'')  schreibt 
über  Entstehung   der  Leibeigenschaft,    Preis  eines  Sklaven,    Dauer  15 
der  Sklaverei  und  Behandlung  der  Sklaven.     Lotz')  bespricht  die 
einzelnen    biblischen    Sternnamen    und    verbreitet    sich    dann    über 
Sterndeutung    und   -dienst.     König  ^)    äußert  sich  über  Ursprung, 
Anwendung  und  Vollzug  der  Steinigung.    König ^)  zerlegt  die  bei 
den    Hebräern    üblichen    Spiele    in    solche ,    die    den    Verstand    be-  20 
schäftigen  (Spielen,  Eätselraten),  oder  das  Gefühl  (Singen)  und  den 
Willen  (Tanzen,   Wettlaufen,  mit  dem  Pfeil  schießen.  Steine  heben). 
Zehnpfund^^)  scheint  zu  meinen,  daß  Tanz  als  kultischer  Tanz 
nur    im  Volke ,    niemals    aber    in    der  offiziellen  Jahwerelifion  Be- 
deutung    gehabt    habe.     Erst    im    späteren  Judentum    sei  der  Tanz  23 
Bestandteil  des  Kultus  geworden.    Zehnpfund  1^)  beschreibt  die  in 
Palästina    anzutreffenden   Taubenarten    und    handelt   über    die  Ver- 
wendung der  Tauben  beim  Opfer  und  in  der  Poesie. 

Israelitisch-jüdische  Geschichte   und  Geographie.     Der,    wer 
weiß  wie  oft  schon  totgesagte  „Wellhausenianismus"   macht  immer  so 
weitere  Fortschritte.    Beweis :  das  Erscheinen  der  sechsten  Aus- 
gabe von  ,W  e  1 1  h  a  u  s  e  n  's  1 -)  Israelitischer  und  jüdischer  Geschichte. 
Spiegelbe rgi^)    deutet    i'n:;r    nach   Jer.  2,  6   „Beduine",    wozu 

1)  R.  Kittel,  Tempelgeriite.     (Ebenda   19,  500—504.) 

2)  Kittel,  Stiftshütte,     (Ebenda   19,  33—42.) 

3)  Aug.  Wünsche,  Tephillin.     (Ebenda   19,  510—513.) 

4)  Fritz   VVilke,    Uas  Frauenidoal    und    die  Schätzung    des  Weibes    im 
Alten  Testament.     Leipzig,  Weicher,    1907.      62   S.      Mk.   1, — . 

5)  V.  Orelli,    Speisegesetzo   bei    den  Hebräern.     (Realeneykl.    f.   protest. 
Theol.  u.  Kirche»  18,  003- G07.) 

C)  V.  Orelli,  Sklaverei  bei  den  Hebräern.     (Ebenda   18,  417—423.) 

7)  Wilhelm  Lotz,  Sterne.     (Ebenda   19,   10— IC.) 

8)  Ed.  König,    Steinigung  bei  den  Hebräern.     (Ebenda   18,    792  —  794.) 

9)  Ed.  König,  Spiele  bei  den  Hebräern.      (Ebenda   18,   633—636.) 

10)  Rudolf  Zehnpfund,  Tanz  bei  den  Hebräern.    (Ebenda  19,  378—380.) 

11)  Rudolf  Zehnpfund,  Tauben.      (Ebenda    19,  394 — 396.) 

12)  J.  Well  hausen,  Israelitische  und  jüdische  Geschichte.     6.  Ausgabe. 
Berlin,  Georg  Reimer,  1907.     V,  38G  S. 

13)  Wilhelm  Spiegelberg,  Der  Name  der  Hebräer.  (Or.  Lttztg  10,  Nr.  12.) 
Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  1'.' 


178  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

Littiuann  die  sprachvergleicbende  Rechtfertigung  gibt.  Wilke^) 
ist  der  Ansicht,  daß  der  Patriarch  Abraham,  in  dem  der  Christ 
den  ersten  Offenbarungsempfänger  sieht,  „wirklich  eine  historische 
Persönlichkeit  von  Fleisch  und  Blut  gewesen  ist"   (S.  48).    Volz-) 

5  beschreibt  die  nachmosaisch-vorprophetische  Religionsstufe  Israels 
und  schließt  daraus  zurück  auf  Mose  und  sein  \Verk.  Denn  von 
Mose  selbst  haben  wir  , keinen  einzigen  sicheren  Ausspruch"  (S.  102). 
Mose  verkündigte  bereits,  daß  Jahwe  sittlicher  "Weltgott  war;  auch 
vei'band    er    schon  Religion    und    Sittlichkeit.     Gegenüber    letzterer 

10  Tatsache  ist  unwichtig,  „ob  Mose  den  Dekalog  ausgab"  (S.  84). 
Mose  stiftete  eine  Religionsgemeinde ,  kein  Volk.  Was  ihn  zum 
Religionsstifter  machte,  war  das  eigne  religiöse  Erlebnis  (S.  96). 
Gegenüber  dem,  daß  Mose  die  -religiös-sittliche  Kraft  in  das  Volk 
Israel  und  damit  in  die  Menschheit  einführte",  sind  die  Propheten 

15  nur  Fortsetzer  seines  "Werkes,  keine  Jseuschöpfer  der  Religion  (S.  103). 
Das  gleiche  Thema  bearbeitet  R  e i n e r ^).  Orelli^)  hält  die  ganze 
Gestalt  Simson's  für  echt  hebräisch.  Baentsch^)  hat  nach  S.  172 
bei  seiner  Darstellung  „David  und  sein  Zeitalter"  den  von  "Winckler 
in    seiner    Geschichte  Israels  1895 — 1900    niedergelegten  Anschau- 

2oungen,  „soweit  sie  hier  Beachtung  verdienen,  nach  Möglichkeit 
Rechnuncf  cretrasren  und  den  Leser  wenicrstens  im  allgemeinen  da- 
mit  bekannt  zu  machen  sresucht".  Beachtenswert  sind  die  historisch- 
kritischen  Bemerkungen  von  C  o  o  k  *"')  zur  Geschichte  Saul's  und 
David's.     Salzberge  r")  beginnt   wertvolles  Material  zur  Salomo- 

25  sage  zu  veröff"entlichen.  S.  8  meint  er,  Koh.  1,  12  werde  bereits 
voraus ojesetzt  die  Leerende  von  dem  Sturz  und  der  Pilcrrimschaft 
Salomo's.  Erbf^)  entwickelt  eigenartige  Anschauungen  zu  dem 
Thema:  Elia,  Elisa,  Jona.  Ungnad^)  zeigt  an  Beispielen  wie 
Merodach-Baladan  mär-Jakin(i)  d.  i.  M.  B.    der   aus  Bit-Jakin  oder 

30  Ammiba'al  mär  Zamani  d.  i.  A.  der  aus  Bit-Zamani,  daß  so  auch  Jaua 
mär  Humri  bedeute :  Jehu  aus  Bit-Humri  (d.  i.  Israel).    Dazu  ver- 


1)  Fritz  Wilke,  "War  Abraham  eine  historische  Persönlichkeit?  Vor- 
trag.    Leipzig,  Weicher,   1907.     48  S. 

2)  Paul  Volz,  Mose,  Ein  Beitrag  zur  Untersuchung  über  die  Ursprünge 
der  israelitischen  Religion.     Tübingen,    Mohr,     1907.     VII,   115   S.     Mk.  3, — . 

3)  J.  Keiner,  Moses  und  sein  Werk.     Berlin,   1907,     78   S. 

4)  V.  Orelli,  Simson.  (Realencykl.  f.  protest,  Theol.  u.  Kirche*  18, 
371—374.) 

5)  B.  Baentsch,  David  und  sein  Zeitalter.  (Wissensch.  u.  Bild.  Nr.  IG.) 
Leipzig,  Quelle  &  Meyer,   1907,      172   S.     Mk.   1,—,  geb.  Mk.   1,25. 

6)  St.  A.  Cook,  Critical  Notes  on  Old  Testament  History.  The  Tradi- 
tions  of  Saul  and  David.     London,   1907.     XXVIII,   160  S. 

7)  G.  Salzberger,  Die  Salomo-Sage  in  der  semitischen  Literatur.  Ein 
Beitrag  zur  vergleichenden  Sagenkunde.  I.  Teil :  Salomo  bis  zur  Höhe  seines 
ituhmcs.     Berlin,   1907.      129   S. 

8>  Wilhelm  Erbt,  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  Hebräer.  Heft  I. 
Elia,  Elisa,  Jona.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  9.  u.  8.  Jahrh.  Leipzig.  Pfeifter, 
1907.     II,  88  S.     M/c.  4.—  . 

9)  A.   Ungiiad,  Jaua  mär  Humri.     (Or.  Lttztg.  9,  Nr.  4.) 


Beer,  Alttestamentllche  Studien.  179 

gleicht  Calice  (Or.  Lttztg.  10,  Sp.  334)  Jes.  37,  12  --rj  -:n  d.  i. 
die  Einwohner  von  Bit-Adini.  Die  mir  inhaltlich  unbekannte  Arbeit 
Schiffer's^j  möchte  ich  wegen  ihres  vielversprechenden  Titels 
nicht  unerwähnt  lassen!  Guthe"-)  schildert  nach  einer  Skizzierung 
der  äußeren  und  inneren  Zustände  des  8.  Jahrhunderts  die  Berufunsf  5 
Jesaia's  und  die  Anfänge  seines  Wirkens.  Wichtige  Etappen  sind 
ihm  dann  die  Jahre  735/4:  Jesaia  und  Ahas,  722  der  Fall 
Samariens  und  701  das  Läuterungsgericht  über  Jerusalem.  Eine  ori- 
gineile  Exegese  ermöglicht  ihm  bei  Jes.  7,  13 — 17  ohne  Streichung 
durchzukommen.  Die  Abschnitte  9,  1 — 6  und  11,  1 — 9  sind  als  lo 
Gedichte  über  den  „zweiten  David"  in  den  Anhang  gewiesen, 
worin  die  Gründe  für  und  gegen  die  Echtheit  erwogen  werden. 
M  e  y  e  r  ^)  führt  die  Geschichte  Gazas  von  der  ältesten  Zeit  bis  zur 
Gegenwart  vor.  S  e  1 1  i  n  ^)  beschäftigt  sich  mit  den  Fragen  :  wer 
war  der  Vater  Serubbabel's,  wie  steht  S.  zu  Scheschbazzar,  was  war  i5 
das  Ende  S. ?  Bertholet ^)  will  zeigen,  wie  nach  dem  Verfasser 
des  Danielbuches  durch  die  seit  Alexander  dem  Großen  für  den 
Orient  heraufgezogene  und  unter  Antiochus  speziell  für  das  Juden- 
tum akut  gewordene  griechische  Gefahr  das  Gericht  des  Himmels 
herausgefordert  wird.  Bei  der  Ausmalung  der  Katastrophe  von  20 
oben  bedient  sich  der  Verfasser  von  Daniel  vieler  fremder  orienta- 
lischer Stoffe.  Den  Menschensohn  ist  B.  creneisrt  auf  Michael,  den 
Schutzpatron  Israels,  zu  deuten  (S.  51).  Guthe^')  schreibt  über 
Land ,  Städte  und  Bauten  der  Phönizier ,  Name  und  Herkunft, 
Religion,  Geschichte,  Handel,  Kunst  und  Kultur.  Montgomery')  25 
stellt  quellenmäßig  das  Material  zusammen  über  die  Samaritaner 
und  versucht  ein  Bild  zu  liefern  von  der  äußereji  und  inneren 
Geschichte  dieser  Sekte  von  der  ältesten  Zeit  bis  zur  Gegenwart ''). 
0  0  r  t  ^)  liefert  mit  Wi  1  d  e  b  0  e  r  zusammen  für  Holland  einen  ähn- 


1)  S.  Schiffer,  Keilinschriftliche  Spuren  der  in  der  2.  Hälfte  d.  8.  Jahrh. 
von  den  Assyrern  nach  Mesopotamien  deportierten  Samarier  (10  Stämme).  (Bei- 
heft Nr.  I  d.  Or.  Lttztg.)     Berlin,  Peiser,  1907.     IV,  44  S.     Mk.  5,—. 

2)  Hermann  Guthe,  Jesaja.  (Keligionsgesch.  Volksbücher  H,  10.) 
Tübingen,  Mohr,   1907.      70   S.     Mk.  0,5ü. 

3)  Martin  Meyer,  Ilistory  of  the  City  of  Gaza.  From  the  earliest  times 
to  the  present  day  (s.  schon  oben  S.  109   Nr.  3). 

4)  S ellin,  Serubbabel.  (Realencykl,  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche'^  18, 
225—227.) 

5)  Alfred  Bert  holet,  Daniel  und  die  griechische  Gefalir.  (Keligions- 
gesch. Volksbücher  II,  17.)     Tübingen,  Mohr,  1907.     64  S.     Mk.  0,50. 

G)  Guthe,  Sidonier.  (Realencykl.  f,  protest.  Theol.  u.  Kirche^  18, 
280—302.) 

7)  James  Alban  Moutgomery,  The  Samaritans,  the  Earliest  Jewish 
Sect.  Their  History,  Thcology  and  Literature.  Philadelphia,  Winston,  19u7. 
XIV,  358  S. 

8)  Vgl.  Or.  Lttztg.    1907,  Nr.    12. 

9)  H.  Oort.  mot  medewerking  van  G.  Wilde boer,  Platen-Atlas  tot 
opheldcring  van  bijbelsche  Oudheden.  Amsterdam,  van  Kämpen  &  Zoou,  1907. 
54  Taf   u.   54  S.     //.   3,90. 

12* 


1QQ  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

liehen  Bilderatlas  zur  Bibelkunde  wie  1905  Frohnmeyer  und  Ben- 
zinger für  das  deutsche  Publikum  (vergl.  ZDMG.  LX,  269  270). 
Clauß^)  sichtet  die  geographischen  Angaben  der  Amarnabriefe, 
soweit  sie  Syrien  und  Palästina  angehen,  und  gibt  am  Schluß  eine 

5  Übersicht  über  die  Resultate  seiner  Untersuchung.  Guthe-)  kri- 
tisiert die  verschiedenen  biblischen  und  außerbiblischen  Überliefe- 
rungen über  die  Lage  des  Sinai.  Nestle^^)  weist  darauf  hin,  daß 
der  Sina  auf  arabisch  nicht  ras  es-safsäf,  sondern  r.  es-safsafe 
(Ez.  17,  5  nrirn^)  heiße.     Beer*)  beschreibt   die  Geographie  und 

10  Geschichte  Syriens,  letztere  von  der  aramäischen  Einwanderung  bis 
zur  Gegenwart.  Der  Geschichte  der  syrischen  Kirche  widmet 
Nestle 5)  einen  literaturreichen  Artikel.  Winckler'')  verteidigt 
o^egenüber  Ed.  Meyer  seine  Deutung  von  Suri  =  Syria.  Musil') 
gibt  in  Form  eines  Reisejournals  Bericht  über  die  von  1896 — 1902 

15  von  ihm  durchstreiften  Gegenden  von  Moab.  Das  ganze  enthält 
u.  a.  Material  zur  Identifizierung  moabitischer  Orte ,  die  in  der 
Bibel  und  bei  alten  Schriftstellern  genannt  werden.  Die  von 
demselben^)  gebotene  Karte  erstreckt  sich  von  Hesbon  bis  zum 
Älanitischen  Meerbusen,  von  Eaphia  im  Westen  bis  zum  37.  Grad 

20  östlich.  Außei-dem  gibt  derselbe^)  eine  Spezialkarte  der  Um- 
ffebuncf  von  Petra  bei. 

Israelitisch-Jüdische  Religionsgeschichte.  D  e  1  i  t  z  s  c  h  ^°)  be- 
leuchtet weiter  durch  babylonische  Streif-  und  Schlaglichter  die 
Kultur  der  alten  und  neuen  Menschheit.    Winckler^^)  sucht  u.a. 

25  zu  zeigen,  wie  die  alttestamentliche  Religion  sich  im  Zusammenhang 
mit  dem  Kulturleben  des  alten  Orients  entwickelte.  Marti  ^-)  hat  An- 


1)  H.  Clauß,  Die  Städte  der  El- Amarnabriefe  und  die  Bibel  (ZDPV. 
30,  1—79). 

2)  Guthe,  Sinai.    (Realencykl.  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche  ^  18,  381—385.) 

3)  E.  Nestle,  Der  arabische  Name  des  Sina.      (ZDPV.   30,   111.) 

4)  G.  B  eer,  Syrien.   (Realencykl.  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche  "  19,  281—295.) 

5)  E.  Nestle,  Syrische  Kirche.  (Realencykl.  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche'^ 
19,  295—306.) 

6)  Hugo  Winckler,  Suri.     (Or.  Lttztg.   10,  Nr.  6—8.) 

7)  Alois  Musil,  Arabia  Petraea.  I.  Moab.  Topographischer  Reisebericht 
(s.  schon  oben  S.  163   Nr.   6). 

8)  Derselbe,  Karte  von  Arabia  Petraea  nach  eigenen  Aufnahmen,  H«g. 
V.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  1:300000.  3  Blatt  von  je  50X65  cm  Bildfläche, 
Farbdruck.     Ebenda  1907.     Mk.  15,—. 

9)  Derselbe,  Umgebungskarte  von  Wädi  Müsa  (Petra).  1:200000. 
28,5X37,5  cm  Bildfläche.  Farbdruck.  Ebenda  1907.  Mk.  3,50.  (Vgl.  dazu 
Schürer,  Theol.  Ltztg.   1908,  Nr.   4.) 

10)  Friedrich  Delitzsch,  Mehr  Licht.  Die  bedeutsamsten  Ergebnisse 
der  babylonisch-assyrischen  Grabungen  für  Geschichte ,  Kultur  und  Religion. 
Ein  Vortrag.     Leipzig,  Ilinrichs,   1907.      64   S.  mit  50  Abb.      Mk.  2, — . 

11)  H.  Winckler,  Die  babylonische  Geisteskultur  in  ihren  Beziehungen 
zur  Kulturentwicklung  der  Menschheit.  (Wissenschaft  u.  Bildung.)  Leipzig, 
Quelle  &  Meyer.     15G  S.     Mk.   1,—,  geb.  Mk.   1,25. 

12)  Karl  Marti,  Geschiclite  der  Israelitischen  Religion.  5.  Aufl.  Straß- 
burg, Bull,   1907.     X,  358  S.     Mk.  4,40. 


Beer,  Alttestamentliche  Studien.  181 

deruncren  in  der  neuen  Auflache  seiner  israelisclieu  Relisrionsoreschiclite 
besonders  dem  Abschnitte:  „Altsemitische  Religion"  und  „Altisrae- 
litische Jahwereligion "  angedeihen  lassen.  Graf  Baudissin^) 
spricht  über  die  Beschaffenheit  der  Sonne,  ihren  Einfluß  auf  das  Ir- 
dische, die  Sonne  als  Zeitmesser  und  behandelt  dann  sehr  eingehend  5 
die  kultische  Verehrung  der  Sonne  bei  semitischen  Völkern  (Baby- 
lonier  und  Assyrer,  Kananäer  und  Phönizier,  Aramäer,  Südsemiten: 
Araber,  Nabatäer,  Südaraber,  Äthiopen  und  schließlich  die  Hebräer). 
Der  Artikel  ist,  wie  der  entsprechende  über  den  Mond,  ein  kleines 
Kompendium  vergleichender  semitischer  Religionsgeschichte.  Hehn  -)  10 
läßt  die  für  den  antiken  Kult  und  auch  sonst  bedeutsame  „Sieben- 
zahl" aus  der  Vierteilung  des  Mondumlaufes  und  nicht  aus  der 
Siebenzahl  der  Planeten  herrühren.  n2;ü  sei  Entlehnung  von  assv- 
rischem  sahattu,  das  selbst  als  qattnl-Form.  vom  Stamm  N^H'C  d.  i. 
yy^  anzusehen  sei,  so  daß  sahattu  „Fülle,  Sättigung,  Befriedigung,  i5 
Integrität,  Vollkommenheit"  (!)  bedeute  (S.  93).  Grimme-^)  erklärt 
r'JTTii  an  Ex.  34,  22  „das  Fest  der  Sieben"  d.  i.  der  Plejaden  oder 
des  Siebengestirns.  Daß  Aufgang  und  Untergang  der  Plejaden 
auch  sonst  Zeichen  für  Ernte  und  Pflügen  sind,  ist  bekannt.  Graf 
Baudissin^)  hält  Tammuz  und  Adonis  für  „verschiedene  Gott-  20 
heiten ,  die  aber  aus  einer  gemeinsamen  altsemitischen  Wurzel  er- 
wachsen sind".  In  beiden  Kulten  herrscht  gleichmäßig  der  Zug 
der  Trauer  vor.  Kautzsch^)  versucht  eine  Übersicht  über  die 
alttestamentlichen  Aussagen  von  einem  Eintreten  der  Gottheit  in  die 
Sphäre  des  menschlichen  Wahrnehmens.  Kittel*^)  zeigt,  wie  Hand-  25 
lungen  und  Worte  den  Segen  und  Fluch  vermitteln,  welchen  Per- 
sonen das  Segnen  und  Fluchen  zusteht,  und  welche  Wirkungen  damit 
verbunden  sind.  Graf  Baudissin')  hält  die  Teraphim  für  eine 
Art  Penaten ,  Bilder  von  Ahnengeistern ;  eine  etymologische  Er- 
klärung sei  vorab  nicht  möglich.  Trotz  dem  Verbot  den  Teufel  an  so 
die  Wand  zu  malen,  zeichnet  Wüns  che  "•)  die  Geschichte  des  Teufels 
vom  Alten  Testament  bis  in  die  jüngsten  Dogmatiken  herab.  W. 
meint:  „die  Vorstellung  vom  Teufel  ist  zu  den  Juden  von  Baby- 
lonien  gedrungen ,  sie  hat  aber  durch  Berührung  mit  der  Mazda- 
religion   Persiens    eine    weitere   Ausbildung    erhalten".     Wäre    dem  ^5 


1)  Wolf  Baudissin,  Soune  bei  den  Hebräern.  (Realencykl.  f.  protest. 
Theol.  u.  Kirche  3   18,  489—521.) 

2)  Johannes  Hehn,  Siebenzahl  und  Sabbat  bei  den  Babyloniern  und 
im  Alten  Testament  (s.  schon  oben  S.   157   Nr.  9). 

3)  Hubert  Grimme,  Das  israelitische  Pfiugstfest  und  der  Plejadenkult. 
(Studien  z.  Gesch.  u.  Kultur  d.  Altertums,  hsg.  v.  E.  Drerup,  H.  Grimme, 
J.  P.  Kirsch  I,   1.)     Paderborn,   Schöningh,  1907.     VHI,   124  S.     Mk.  3,60. 

4)  WolfBaudissin,  Tammuz.  (Realencykl.  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche'' 
19,  334—377.) 

5)  Kautzsch,  Theophanie.     (Ebenda    19,  663 — 668.) 

6)  Kittel,  Segen  und  Fluch.     (Ebenda   18,   148—154.) 

7)  Wolf  Baudissin,  Teraphim.     (Ebenda   19,  514—518.) 

8)  Aug.  Wünsche,  Teufel.     (Ebenda  19,  564—574.) 


132  Wisscnschaftlielier  Jaliresbericht. 

SO,  dann  müßte,  sobald  das  exotische  Nationale  des  Teufels  bekannt 
geworden  ist,  aller  Teufelsglaube  z.um  Teufel  fahren ;  er  sitzt  aber  zu 
tief  im  menschlichen  Gemüt,  nicht  bloß  im  babylonischen  oder 
persischen !      L  o  t  z  ^)    vergleicht    biblische    und    außerbiblische    Ur- 

5  geschichte.  G  r  e  ß  m  a  n  n  -)  sammelt  die  mythischen  Überbleibsel 
der  Paradiesgeschichte.  Böklen-^)  bringt 'Parallelen  zu  Adam  und 
Kain.  Caspari-*)  erörtert  Begriff  und  Geschichte  von  "nsr.  Über 
Prophetismus  vgl.  Stosch°).  Kautzsch^)  bestreitet,  daß  r?:  'Czi 
(Lev.  21,  11,    Xum.  6,  6)   „  Totenseele "   heißt,   und    bleibt  bei  der 

10  früheren  Deutung  , jemand  totes"  (Gesenius),  ,tote  Person"  (Oehler). 
P  e  i  s  k  e  r ")  untersucht ,  um  das  Wesen  der  Religion  Altisraels  als 
Yolksreligion  festzustellen,  die  Beziehungen  Jahwe's  zu  Nichtisi-aeliten 
auf  Grund  der  Aussagen  von  J  und  E  im  Hexateuch  und  der 
vordeuteronomischen  Quellen  von  Rieht.,  Sam.  und  Könige.    Er  kommt 

15  zu  dem  Resultat,  daß  Jahwe  in  naiver  Weise  als  Gott  der  Menschen 
gelte ,  was  ihn  aber  nicht  hindere ,  einen  Unterschied  in  der  Be- 
handlunsr  von  Nichtisraeliten  und  Israeliten  zu  machen ;  denn  an 
Israel  hat  nun  Jahwe  einmal  ein  besonderes  Interesse,  da  er  Israel 
zu  seinem  Volke  aus  der  Zahl  der  Völker  erwählt  hat  (S.  94/5).  Feld- 

20  mann^)  rührt  an  das  viel  mißhandelte  Thema  vom  Knecht  Jahwe's. 

Kachhibtisches  Judentum  und  Talmud.    Strack-^  findet  die 

älteste    Erwähnung    von    Synagogen    in  Ps.   74,   8,    den    er   aus  der 

Zeit    des    Artaxerxes  III.  Öchus    (359—338)    ableitet.     Stracki«) 

läßt    aus    den    „Ältesten"    zur    Zeit    Esra-Nehemia's    den    aristokra- 


1)  Wilhelm  Lotz.  Die  biblische  Urgeschichte  in  ihrem  Verhältnis  zu 
den  Urzeitsagen  anderer  Völker,  zu  den  israelitischen  Volkserzählungen  u.  zum 
Ganzen  der  Heiligen  Schrift.     Vorträge.     Leipzig,   1907.     IV,  73  S. 

2)  Hugo  Greßmann,  Mythische  Reste  in  der  Paradieserzählung.  (Archiv 
f.  Eeligionsw.   1907,    34.Ö — 367.) 

3)  E.  Böklen,  Adam  und  Kain  im  Lichte  der  vergleichenden  Mythen- 
forschung.   (L  Bd.  Heft  2/3   d.  Mytholog.  Bibliothek.)    Leipzig,  1907.     IV,   148  S. 

4)  W.    Caspari,    Studien    zur    Lehre    von    der    Herrlichkeit    Gottes    im 

Alten  Testament.  Die  Wortbedeutung  der  lautlichen  Verwandten  von  ~T23, 
dessen  Wortform,  Sprachgebrauch  und  vorherrschende  Auffassungen.  (Diss.) 
Erlangen,  1907.  106  S.  —  Daran  schließt  sich  an  Derselbe,  Die  Bedeutungen 
der  Wortsippe  1-2  im  Hebräischen.  Leipzig,  A.  Deichert  Nachf,  1908.  XI, 
171  S.     Mh.  4,—. 

5)  G.  Stosch,  Die  Prophetie  Israels  in  religionsgeschichtlicher  Würdigung. 
Gütersloh,   1907.     VII,  569   S. 

6)  Emil  K  a  u  t  z  s  c  h ,  Der  alttestamentliche  Ausdruck  nephesch  met. 
(Pliilotesia   für  Paul  Kleinert,    Berlin,    Trovritzsch  &  Sohn,   1907,  S.   85—101.) 

7)  Martin  Peisker,  Die  Beziehungen  der  Nichtisraeliten  zu  Jahwe 
nach  der  Anschauung  der  altisraelitischeu  Quellenschriften.  (Beihefte  zu  ZATW. 
Nr.  XII.)     Gießen.  Töpelmann,   1907.     95   S.     Mk.  2,50. 

8)  F.  Feld  mann.  Der  Knecht  Gottes  in  Jesaias  Kap.  40 — 55.  Frei- 
burg i.  B..  Herder,   1907.     VIII,  206  S.     MIc.  5,—. 

9)  H.L.  Strack,  Synagogen.  (Realencykl.  f.  protest.  Theo),  u.  Kirche^ 
19,  223—226.) 

10)  H.  L.  Strack,  Synedrium.    (Realencykl.  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche' 
19,  226—229.) 


Beer,  Alttestamentliche  Studien.  183 

tischen  Senat,  die  erst  unter  Antiochus  dem  Großen  erwähnte 
yiQovölci^  sich  entwickeln.  Mit  dieser  Gerusie  ist  identisch  das 
övviÖQiov.  Conard^)  bespricht  kurz  die  Literatur  der  Apokryphen 
und  Pseudepigraphen  und  behandelt  den  Stoff  unter  den  be- 
kannten dogmatischen  Kategorien :  Gott ,  Engel ,  Gott  in  seinem  3 
Verhältnis  zur  Welt ,  der  Mensch  und  die  Sünde ,  die  Ethik ,  die 
messianische  Erwartung  und  die  Eschatologie.  Er  ist  bemüht  ,den 
Nachweis  zu  führen,  daß  sich  die  Anschauungen  unserer  Literatur 
fast  durchweg  als  Weiterbildungen  der  alttestamentlichen  Ansichten 
erweisen  lassen ,  und  daß  es  deshalb  nicht  nötig  ist ,  zu  ihrer  Er-  10 
klärung  in  dem  Maße  auf  außerjüdische  Einflüsse  zurückzugreifen, 
wie  es  heutzutage  meistens  (vor  allem  von  Bousset)  geschieht"' 
(S.  VI).  Einen  neuen  Kommentar  zu  den  Makkabäerbüchern  pro- 
duzieren Cornely-),  Knabenbauer,  Hummelaue  r.  Stein- 
metzer^)  meint  in  dem  Text  des  Judithbuches  vier  aufeinander  15 
gelagerte  Schichten  unterscheiden  zu  können,  von  denen  die  älteste 

DO  " 

um  600  V.  Chr.,  die  jüngste  um  150  v.  Chr.  entstanden  sein  soll. 
Schmidt^)  macht  plausibel,  daß  die  Bilderreden  des  äthiopischen 
Henochbuches  (Kap.  37  ff.)  ursprünglich  aramäisch  verfaßt  waren, 
wofür  er  die  äthiopische  Wiedergabe  der  Menschensohnsteilen  als  20 
besonders  gravierend  ansieht  (S.  345  ff.j.  Die  äthiopische  Über- 
setzung sei  direkt  aus  dem  Aramäischen,  nicht  aus  dem  Griechischen 
geflossen.  Ja  es  habe  überhaupt  keine  griechische  Übersetzung  der 
Bilderreden  gegeben.  Nur  so  lasse  sich  die  Unbekanntschaft  der 
alten  christlichen  Schriftsteller  mit  den  Bilderreden  ei-klären.  23 
Bousset^)  verbreitet  sich  über  die  allmähliche  Entstehung  der 
Sibyllen  in  jüdisch-christlicher  Umarbeitung.  Schürer*^)  hat  den 
seit  der  3.  Auflage  (1898)  seiner  bekannten  neutestamentlichen 
Zeitgeschichte  zu  konstatierenden  Fortschritt  in  der  Erkenntnis  des 
Spätjudentums  besonders  in  den  Anmerkungen  gebucht.     Staerk')30 


1)  Ludwig  Couard,  Die  religiösen  und  sittlichen  Anschauungen  der 
alttestamentlichen  Apokryphen  und  Pseudepigraphen.  Gütersloh,  Bertelsmann, 
1907.     VIII,  248  S.     yUc.  4,—, 

2)  R.  C  0  r  n  e  1  y ,  J.  K  n  a  b  e  n  b  a  u  e  r ,  F.  M.  H  u  m  m  e  1  a  u  e  r ,  Cursus  Scrip- 
turae  Sacrae  Com.  i.  vct.  test.  pars  I — XI :  duo  libri  Machabaeorum.  Paris, 
Lethellieux,  1907.     448  S. 

3)  Franz  Steinmotzer,  Neue  Untersuchungen  über  die  Geschichtlich- 
keit der  Juditherzählung.  Ein  Beitrag  zur  Erklärung  des  Buches  Judith,  Leipzig, 
Haupt,  1907.     VII,   158  S.     Mk.   6,—. 

4)  Nathaniel  Schmidt,  The  Original  Language  of  the  Parables  of 
Enoch.     (Old  Testam.  and  Semitic  Studies  II,  327 — 350.) 

5)  Bousset,  Sibyllen  und  Sibyllinische  Bücher.  (Realencykl.  f.  protest. 
Theol.  u.  Kirche  =>  18,  205—280.) 

6)  Emil  Schürer,  Geschichte  des  Jüdischen  Volkes  im  Zeitalter  Jesu 
Christi.  4.  Aufl.  II.  Band.  Die  inneren  Zustände.  Leipzig,  Hinrichs,  1907. 
VI,  C80  S.     Mk.   14,—,  geb.  Mk.   16,25. 

7)  W.  Sta er k,  Neutestamentliche  Zeitgeschichte.  In  2  Bändchen.  (Samm- 
lung Göschen  325  u.  32G.)    Leipzig,  Göschen,  1907.     192,  ICS  S.  je  Mk.  0,80. 


184  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

behandelt  die  Geschichte  des  Judentums  im  neutestamentlichen 
Zeitalter  im  Rahmen  der  Weltgeschichte  von  Alexander  dem  Großen 
an  und  stellt  sodann  die  Religion  des  Spätjudentums  selbst  dar. 
Strack^)  hat  seine  1900  erschienene  3.  Auflage  seiner  Einleitung 
5  in  den  Thalmud  verkürzt  und  durch  neuste  Literatur  ergänzt. 
Strack-)  verweist  auf  das  1907  erschienene  Werk  ■^7:bu3"i''  nrabr 
i'ia  pbn  D''">ü"!p  ITD.  Der  Y.  Teil  des  Jerusalemitischen  Talmuds 
(Kodoschim)  herausgegeben  von  Rabbiner  Dr.  Salomon  Friedländer, 
Szatmarhegy    (Ungarn).      Traktate:    Chulin  -  Bechoreth.      Mit    An- 

10  merkungen  und  Erläuterungen  der  vorkommenden  Fremdwörter  von 
Salomon  Rüben  Szinerväralja  (lO-f-78+1+47  Bl.  gr.  Fol.).  Die 
Yerötfentlichung  ist  wichtig,  weil  sie  verloren  geglaubte  Teile  der 
palästinischen  G®mara  enthält.  Der  Text  ist  gedruckt  nach  einer 
vom   Jahre  1212  n.  Chr.    stammenden    Handschrift    des    Isaak    ben 

15  Joseph  aus  Barcelona ,  die  von  einem  gewissen  Abraham  Ha-levi 
aus  Lissabon  im  17.  Jahrh.  dem  Josua  Benveniste  in  Konstantinopel 
geschenkt  wurde,  bei  dessen  gegenwärtigen  Nachkommen,  zwischen 
Konstantinopel  und  Adrianopel  lebend ,  sich  Bruchstücke  wieder- 
gefunden haben.     Zunächst  sind  die  Traktate  Chullin  und  B^yoYod- 

20  ediert.  König^)  vergleicht  material  und  formal  den  Talmud  mit 
Altem  und  Neuem  Testament.  Nicht  im  Talmud,  sondern  im  Neuen 
Testament,  hat  sich  die  alttestamentliche  Religion  vollendet.  Rabin- 
son*)  verficht  die  These,  daß  das  rabbinische  Judentum  den 
Messias  sich  mehr  national,  die  Apokalyptik  ihn  mehr  übernatürlich 

25  sich  gedacht  habe.  Ganz  davon  zu  trennen  sei  die  Erwartung  einer 
künftigen  Seligkeit  des  Individuums  im  Himmel.  P  h  i  1  i  p  p  s  o  n  ^) 
führt  die  Geschichte  des  mittel-  und  westeuropäischen  Judentums 
vor  von  der  Revolution  bis  zum  Ausbruch  der  antisemitischen  Be- 
wegung (1875).     Er    will    darin    „der   unverwüstlichen,    ewig   sich 

30  frisch  erneuernden  Kraft"  seiner  „Stamm-  und  Religionsgemein- 
schaft" ein  bescheidenes  Denkmal  setzen  (S.  HI).  Abbott^)  er- 
zählt die  Geschichte  der  Juden  innerhalb  der  griechisch-römischen 
und  der  christlichen  Welt,  zum  teil  nach  Ländern  Europas  geordnet. 
Der  Faden  geht  bis  in  die  Gegenwart;    selbst    so  aktuelle  Themen 


1)  Herrn.  L.  Strack,  Talmud.  (Realencykl.  f.  protest.  Theol.  u.  Kirche^ 
19,  313—334.) 

2)  H.  L,  Strack,  Verloren  geglaubte  Teile  des  palästinischen  Talmuds 
wiedergefunden.     (Theol.  Ltztg.  32,  Nr.  5,  Sp.   129/130.) 

3)  Eduard  König,  Talmud  und  Neues  Testament.  (Bibl.  Zeit-  u.  Streit- 
fragen III,  8.)     Gr.-Lichterfelde-Berlin,  Runge,   1907.      5G   S.     MJc.  0,60. 

4)  Marcus  Kabinson,  Le  Messianisme  dans  le  Talmud  et  les  Mid- 
raschim.     Paris,  Leroux,  1907.     108  S. 

5)  Martin  Philippson,  Neueste  Gescliiclite  des  jüdischen  Volkes. 
Bd.  I  (Grundriß  d.  Gesamtwiss.  d.  Judentums.  Schriften  hsg.  v.  d.  Gesellsch. 
z.  Ford.  d.  Wissensch.  d.  Judent.).     Leipzig,  Fock,  1907.     VIII,  400  S. 

C)  G.  F.  Abbott,  Israel  in  Europe.  London,  Macmillan  and  Co.,  1907. 
XIX,  533  S.     10  s. 


Boeder,  Ägyptologie.  185 

wie  Antisemitismus  und  Zionismus  sind  erörtert.  Goldschmidt^) 
charakterisiert  das  seit  Harnack's  Wesen  des  Christentums  zeitgemäß 
gewordene  und  seitdem  schon  öfter  behandelte  Wesen  des  Judentums  -). 


Ägyptologie'^). 

Von 

Günther  ßoeder. 

Der  vorliegende  Beric4it  umfaßt  die  Zeit  vom  Herbst  1904 
bis  Ende  1906.  Sorgfältige  und  reichhaltige  Zusammenstellungen  5 
der  erschienenen  Bücher  und  Aufsätze  sind  für  das  gesamte  Gebiet 
gemacht  von  S  c  h  e  r  m  a n  ^) ,  andere  mit  Inhaltsangaben  von  Wi  e  d  e  - 
mann^)  und  Griffith*');  das  Wichtigste  ist  auch  am  Ende  jedes 
Heftes  der  Zeitschrift  für  ägyptische  Sprache  gegeben.  Ich  stelle 
nur  den  Gang  der  wissenschaftlichen  Arbeit  im  allgemeinen  dar,  lo 
damit  der  Fernstehende  die  wesentlichen  Fortschritte  und  die 
kritischen  Arbeiten  auf  unserem  Gebiete  erkenne ;  weitere  Einzel- 
ausfaben  sind  in  den  genannten  Literaturberichten  zu  finden. 

Ausgrabungen.  Mit  der  größten  Spannung  pflegen  die  wissen- 
schaftliehen Kreise  auf  die  zahlreichen ,  in  jedem  Winter  unter-  i5 
nommenen  Ausgrabungen  zu  blicken  und  so  soll  auch  hier  das 
Wichtigste  mitgeteilt  werden ").  Die  folgenden  Bemerkungen 
beruhen  aber  meist  nur  auf  knappen  Berichten;  gewissenhafte  und 
durchdachte  Publikationen  lassen  Jahre  lang  auf  sich  warten, 
manchmal  scheinen  sie  überhaupt  nicht  zu  kommen.  Für  den  20 
Egypt   Exploration    Fund^)    haben    Naville")    und    HalP^)    die 


1)  Goldschmidt,  Das  Wesen  des  Judentums.  Nach  Bibel,  Talmud, 
Tradition  u.  relig.  Praxis  kritisch  dargestellt.  (Religionswiss.  Bibl.  d.  Judeut. 
2.   u.   3.  Heft.)     Frankfurt  a.  M,   1907.     VIII,  223   S. 

2)  Vgl.  ZDMG.   60,  274/5.     61,  269. 

3)  [Verfasser  dieses  Teilberichts  weilt  z.  Z,  in  Nubien  und  hat  daher  nicht 
selbst  eine  Korrektur  lesen  können.  Der  Redakteur.] 

4)  Orient.  Bibliogr.  hsg.  v.  Lucian  Schermann,  Band  XVIII  (für 
1904)  u.  XIX  (für  1905).    Berlin,  Reuther  &  Reichard,  1905  u.  06.    je  Mk.  12,—. 

5)  Jahresber.  d.  Geschichtsw. ,  XXVII  (über  1904),  XXVIII  (über  1905). 
Berlin,  Weidmann,  1906 — 07  (darin  I,  1 — 24  bezw.  27  Ägypten  von  A.  Wiede- 
mann). 

6)  Egypt  Exploration  Fund.  London,  Eg.  Expl.  Fund,  a)  Memoir  26a: 
Roman  Ehnasya  (Herakleopolis  Magna)  by  M.  M.  F linders  Petrie.  1905. 
16  S.  40.  74  Taf.  35  s.;  b)  Memoir  27:  The  Temple  of  Deir  el  Bahari  by 
Edouard  Naville.  Part  V.  The  Upper  Court  and  Sanctuary.  1906.  12  S. 
fol.  Taf.  119  —  150.  30  s.;  c— d)  Archaeological  Report  edited  by  F.  LI.  Grif- 
fith.      1904—05.     84   S.     40.      1905—06.     85   S.     je  2   S.   6  if. 

7)  Bericht  über  1905    von  Rubensohn  in  Arch.  Anz.   1906,  124 — 144. 

8)  Oben  Nr.   6,  c  p.   1  —  10.     d  p.   1  —  7. 

9)  Compt.   rend.    1904,   451.   —  Nr.    IIG   p.   391—399. 

10)  Man   1904,  65.     1905,   119;   Jouru,  Soc.    of  Arts  53,  791;  Proc.  SBA. 
27,   173;  Globus  86,   140;  Beil.  Münchener  Allg.  Ztg.   1905.     II,  367. 


186  WissenscliaftUcher  Jahresbericht, 

Freilegung  des  Grabbaues  des  Königs  Mentubotep  III.  (Dyn.  11) 
zu  Der  el-Babri  durchgeführt;  der  quadratische  Totentempel  zeigt 
im  wesentlichen  eine  um  die  Pyramide  herumlaufende  Säulenhalle. 
Man    fand    gleichzeitige    Reliefs ,    deren    eines    den  König    mit  dem 

ö  Uräus  an  der  weißen  Krone  (der  bisher  älteste  Beleg)  zeigt.  Einige 
Statuen  des  Königs  Sesostris  III.  (Dyn.  12)  haben  nicht  ein  ideali- 
siertes Jünglingsgesicht,  wie  sonst  meist  ägyptische  Könige,  sondern 
das  wirkliche  Porträt  des  gealterten  Mannes.  Eine  Granitstele 
Sesostris'  III.    erklärt  das    Erscheinen    dieses    Herrschers;    er    hatte 

10  dem  Ortsgotte  Amon  und  seinem  toten  Vorgänger  Opfer  gestiftet.  — 
In  einer  Kapelle  der  18.  Dynastie  fand  sich  die  schöne,  über  2  m 
hohe  Kalksteinstatue  einer  Kuh ,  an  deren  Euter  ein  jugendlicher 
König  saugt,  während  ein  anderes  Bild  des  betenden  Herrschers 
unter    ihrem  Kopf  steht;    offenbar  ist  es  ein  wirkliches  Kultusbild 

ij  der  Freudengöttin  Hathor  und  als  solches  mit  besonderer  Sorgfalt 
gearbeitet.  Petrie  ^)  und  Currelly  haben  die  alten  Steinbrüche 
und  Bergwerke  auf  der  Sinaihalbinsel  durchforscht.  Viele  In- 
schriften und  Reliefs,  auch  aus  den  ersten  Dy'nastieen,  sind  zuver- 
lässig kopiert  und  werden  durch  Gardiner  veröffentlicht  werden. 

20  In  Sarbut  el-Chadera  wurde  ein  Tempel  der  12. — 18.  Dynastie  frei- 
gelegt, dessen  Aufbau.,  dem  abgelegenen  Wüstentale  entsprechend, 
kein  mustergültiges  Kunstwerk  ist.  —  Für  die  aus  dem  ,Egyptian 
Research  Account"  zur  , British  School  of  Archaeology"  um- 
gewandelte   Gesellschaft   hat    ihr   Leiter    Petrie-)    gearbeitet;    er 

25  suchte  in  verschiedenen  Stadtruinen  des  Deltas  Material  zu  gewinnen 
für  die  Fremdherrschaft  der  Hvksos  und  den  Aufenthalt  der  Israe- 
liten '^}.  Für  Theodore  M.  Davis,  den  für  die  thebanischen 
Königsgräber  interessierten  amerikanischen  Mäceu,  öffnete  der  Ser- 
vice   des    antiquites    durch    Q  u  i  b  e  1 H)    das    Grab    der  Eltern    der 

30  Königin  Tii ,  der  Mutter  des  Reformators  Amenophis  IV. ;  die 
beiden ,  Jua  und  Tua ,  sind  einfache  Leute,  denen  das  Glück  ihrer 
Tochter  eine  fürstliche  Beisetzung  verschaff'te.  Legrain^)  ist  bei 
den  Arbeiten  für  die  Wiederherstellung  und  Erhaltu.ng  des  Tempels 
von  Karnak  auf  ein  zweites  Magazin  gestoßen,  sodaß  nun  751  Statuen 

3.i  und    Stelen    und    gegen    17  000    Broncen    geborgen    sind;    die    un- 


1)  Oben  S.  185  Nr.  G,  c  p.  10—12,  ferner:  W.  M.  Flinders  Petrie, 
Researches  in  Sinai.  London,  Murray,  1906.  XXIV,  280  S.  18G  Abb.  21  .<?. 
Vgl.  Man   1Ü05,   113.   131.   183;  Globus  87,   IIG. 

2)  Oben  S.    185   Nr.   6,   d  p.   24.  30.  36. 

3)  Egyptian  Research  Account.  London,  Quaritch.  4".  IX.  The  Osiieioa 
at  Abydos  by  Margaret  A.  Murray.  1904.  21  S.  X.  Sakkara  Mastabas  I. 
by  M.  A.  Murray;  Gurob  by  L.  Loat.  1904.  30  s.  XIL  Hyksos  and 
Israelite  Cities  by  W.  M.  Flinders  Petrie.  1906.  4U  Tat".  25  S.,  mit  4^ 
extra  plates  45  s. 

4)  Oben  S.  185  Nr.  6,  c  p.  24—27:  auch:  Century  Mag.  71,  60;  Wochenschr. 
klass.  Phil.   22,  422;  Kunstchr.    16,  409. 

5)  Oben  S.  185  Nr.  6,  c  p.  22,  d  p.  21;  Rec.  de  trav.  27,  61;  28,  137; 
Globus  87.,  209;  Publikation  begonnen  in  Nr.   51 — n   aul'  S.    189   unten. 


Boeder,  Äguptologie.  137 

crewühnliche  Bedeutuncr  dieser  Funde  für  alle  Zweite  unserer 
Wissenschaft  läßt  sich  noch  nicht  näher  abschätzen.  Steindorff^) 
legte  etwa  50  Mastabas  neben  der  Cheops-Pyramide  bei  Gise  frei; 
neben  ihm  arbeitete  R  e  i  s  n  e  r  -)  in  ähnlicher  Weise  für  ameri- 
kanische Sammlungen.  Es  sind  Privatgräber,  die  durch  ihre  Anlage  5 
einen  neuen  Beleg  dafür  liefern ,  daß  die  Formen  der  Bestattuno- 
zuerst  für  den  König  erdacht,  dann  in  der  gleichen  Weise  auch 
bei  Privatleuten  angewendet  wurden.  Möller-^)  öffnete  in  einer 
z.  T.  für  anthropologische  Zwecke  unternommenen  Grabung  den 
Friedhof  der  1.  Dynastie  bei  Abusir  el-Meleq,  wobei  sich  ein  lo 
Kalksteingefäß  in  Form  eines  Kamels  fand;  dadurch  ist  die  Be- 
kanntschaft mit  diesem  Tier  für  die  Frühzeit  endwülticr  cresichei't. 
(Capart,  Primitive  Art  in  Egypt  p.  189  nennt  zwei  weitere  Kamel- 
köpfe.) Auch  Gräber  aus  der  Hyksoszeit  sind  gefunden.  In  her- 
vorragender Weise  verspricht  uns  eine  Unternehmung  von  Breasted-*)  i3 
für  die  Universität  Chicago  zu  fördern;  er  hat  alle  Darstellungen 
und  Inschriften  der  vorptolemäischen  Tempel  zwischen  Assuan  und 
Wadi  Haifa  photographisch  aufgenommen  und  undeutliche  Stellen 
selbst  kopiert.  Bei  der  Unzuverlässigkeit  der  alten  Publikationen 
ist  B.'s  Arbeit  außerordentlich  wichtig  für  alle  philologischen  und  20 
archäologischen  Studien  und  erweckt  immer  wieder  den  Wunsch 
nach  ähnlich  zuverlässigem  Material  für  die  Denkmäler  in  Ägypten 
selbst.  Ein  Schritt  zur  Verwirklichung  desselben  ist  sretan:  für 
das  von  den  deutschen  Akademien  herausgegebene  Wörterbuch  der 
ägyptischen  Sprache  hat  Set  he  5)  die  Inschriften  der  thebanischen  23 
Tempel  und  Gräber  und  viele  Texte  im  Museum  zu  Kairo  kopiert. 
Dadurch  sind  für  publizierte  und  unpublizierte  Inschriften  Lesungen 
gewonnen,  deren  seltene  Güte  die  in  den  „Urkunden  der  18.  Dynastie" 
veröffentlichten  Teile  erkennen  lassen. 

Pabltkatlonen  von  Ausgrabungen.  Erst  die  abschließenden  30 
Veröffentlichuncren  pflecren  durch  die  Vorlesfuncr  des  cranzen  Be- 
fundes  der  Wissenschaft  das  für  eine  kritische  Vei'ai-beituncf  nötisfe 
Material  zu  geben ;  nur  wenige  Arbeiten  dieser  Art  sind  erschienen. 
Unter  ihnen  zeichnet  sich  die  durch  v.  B  i  s  s  i  n  er '  s  Freisrebiekeit 
groß  angelegte  Publikation  **)  des  Sonnentempels  des  Nuserre  (Dyn.  5)  35 
aus ;  B  0  r  c  h  a  r  d  t  behandelt  in  vorbildlicher  Gewissenhaftigkeit  die 
Architektur    des  Baues    und    veranschaulicht  durch  großzügige  Re- 


1)  Bericht  von  Borchardt  über  die  deutschen  Ausgrabungen  in  Klio 
(Beitr.  zur  alten  Gesch.)  5,  410;  Steindorff,  Leipz.  111.  Ztg.  122,  814  (ill.); 
Or.  Lttztg.   8,  306. 

2)  Ann.  du  serv.  5,   105;  Records  of  the  Past,  May  1905. 

3)  Mitt.   Deutsch.  Orient. -Ges.,  Mai   1906,  Nr.   30. 

4)  The  Temples  ofLower  Nubia.  (Amer.  Journ.  Semit.  Lang.  Oct.  1906. 
64  S.     48  Abb.)  5)  Er  man,  Sitzb.  Berl.  Akad.   1906,  88. 

6)  Das  Re-Heiligtum  des  Königs  Xe-woser-re.  Hsg.  v.  Frdr.  Wilh.  v. 
Bissing.  1.  Bd.  Der  Bau."  Von  Ludwig  Borchardt.  Berlin,  Duncker, 
1905.  89  S.  fol.  6  Taf.  kart.  J//,\  100,— .  (Vgl.  G.  Roed  er ,  diese  Zeitschr. 
61,   7  42  ff.) 


\QQ  Wissenschaftlicher  Jahreshericht. 

konstruktion  das  frühere  Aussehen  der  Anlage.  —  Aus  der  Ver- 
ötfentlichung  des  Felsengrabes  der  Königin  Hatscliepsut  durch 
Carter  1)  sieht  man,  daß  der  größte  Teil  der  Grabausrüstung 
schon    im  Altertum    aus  Furcht   vor  Dieben  in  ein  Versteck  über- 

5  führt  worden  ist ;  so  blieben  uns  nur  Königssärge  und  -eingeweide- 
krüge  und  die  Grundsteinbeigaben.  —  Das  Institut  franyais  be- 
richtet'-) über  die  Freilegung  der  Privatgräber  aus  dem  mittleren 
Reich  bei  dem  alten  Letopolis;  zum  ei'stenmal  wird  eine  derartige 
Kekropole  bekannt.     Eines  der  Gräber  enthält  religiöse  Texte ,   die 

10  Varianten  zu  den  Pjramidentexten  und  denen  des  Harhotep  geben. 
Publikation  von  Denkmälern  in  Atjxipten.    Viele  Hände  regen 
sich,  um  endlich  Darstellungen,  die  seit  den  Anfängen  der  Ägypto- 
logie berühmt  sind,  in  zuverlässigeren  Nachbildungen  zugänglich  zu 
machen.     Von    den    memphitischen  Privatgräbern    des   alten  Reichs 

15  ist  ein  Band ,  nach  Zeichnungen  englischer  Damen ,  erschienen  ■^) 
und  weitere  in  sorgfältiger  linearer  Wiedergabe  werden  folgen. 
D  a  V  i  e  s ,  der  berühmte  Meister  dieser  Zeichenart,  hat  drei  weitere 
Bände*)  der  Privatgräber  in  Teil  Amarna  aus  der  Ketzerzeit  fertig- 
gestellt und  gleichzeitig  veröffentlichte  das  Institut  fran9ais  5),  aller- 

20  dings  nicht  so  zuverlässig,  andere  dieser  Gräber  sowie  Palast  und 
Grab  König  Amenojjhis'  IV.  Abweichend  von  dieser  Methode  hat 
V.  B  i  s  s  i  n  g  ")  ein  memphitisches  Grab  in  photographischer  Re- 
produktion vorgelegt,  welche  die  plastische  Wirkung  der  Reliefs 
deutlicher    erkennen    läßt;    Einzelheiten    sind    in    Linearzeichnung 

25  wiederholt.  Von  der  Na ville 'sehen")  Publikation  des  Toten- 
tempels der  Königin  Hatschepsut  zu  Der  el-Bahri  ist  der  5.  Band 
mit  Reliefs  nach  schattierten  Bleistiftzeichnungen  von  Carter  er- 
schienen. Die  Kopien  sind  sorgfältig,  doch  möchte  man  für  dieses 
wertvolle    und    abschließende    Werk    zuweilen    eine    genauere    Be- 

30  obachtung  wünschen;  z.  B.  sind  Überarbeitungen  des  ursprünglichen 
Textes  im  Stein  nicht  immer  erkannt.  Die  unter  de  Morgan's 
Leitung  begonnene  Veröffentlichung  des  Tempels  Kom  Ombos  aus 
griechisch-römischer  Zeit  ist  in  der  frühereu  Art  fortgesetzt-),  so- 


1)  The  Tonib  of  Hätshopsitü.  By  Theod.  M.  Davis,  Ed.  Naville, 
Howard  Carter.  London,  Constable  &  Co.,  1906.  112  S.  fol.  15  Taf. 
18  Abb.     42  s. 

2)  Chassinat-Gauthier-Pieron,  Fouilles  de  Qattah.  Le  Caire  1906. 
Impr.  de  l'Inst.  frau9.     77   S.      18   Taf.  3)   Oben  S.   186   Nr.   3,  X. 

4)  Archaeological  Survey  of  Egypt.  London,  Eg.  Expl.  Fund.  XIV.  XV. 
XVI:  The  Kock  Tombs  of  El' Amarna.  Part  IL  IlL  IV.  by  N.  de  G.  Davies. 
1904-06.     47,   40,  45   Taf.     je   25   S. 

5)  Mem.  Inst,  franr.  VIII.  Bouriant-L  egr  ain  -  J  eqii  ier ,  Monuments 
pour  servir  ä  l'etude  du  culte  d'Atonou  en  Egypte.  Le  Caire,  Inst,  frani;.,  1903. 
133  S.     65  Taf. 

6)  Frdr.  Wilh.  v.  Bissing,  Die  Mastaba  des  Gem-ni-kai.  1.  Bd. 
Berlin,  Duacker,   1905.     42   S.     fol.     33   Taf.      Mk.  50,—. 

7)  Oben  S.   185  Nr.   6.  b. 

8)  Catalogue  des  monuments  et  inscriptions  de  l'Egypte  antique.  I.  serie. 
Haute  Egypte.     Tome  III.     Kom  Ombos.     2.  partie,  fasc.  U.   par  J.  de  Morgan, 


Roeder,  Ägijptologie.  289 

daß  eine  Kontrolle  des  CTegebenen  wiederum  nicht  ermöglicht  ist. 
Miss  M  u  r  r  a  y  ^)  fand  in  Abydos  ein  Gebäude ,  welches  das  Grab 
des  Königs  Merenptah  (Dyn.  19)  zu  sein  schien;  da  dieser  aber  in 
dem  prächtigen  Felsengrabe  bei  Theben  bestattet  war,  haben  wir 
in  Abydos  ein  Kenotaph  vor  uns,  wie  es  sich  fromme  Leute  in  5 
der  heiligen  Stadt  des  Totengottes  erbauten.  Vom  Text  zu  Lepsius' 
^Denkmälern"  (erschienen  1849  if.)  ist  der  vorletzte  Band  „Mittel- 
ägypten",  von  Sethe  wie  die  früheren  zusammengestellt,  er- 
schienen -) ;  diese  und  Champollion's  Reisenotizen  bilden  zusammen 
mit  dem  ausgezeichneten  Baedeker")  für  die  Beschreibung  der  lo 
Bauwerke  immer  noch  unsere  Hauptquelle. 

Unter  den  Ergebnissen  der  Reise  von  W.  M  a  x  Müller  ^)  sind 
detaillierte  Abschriften,  die  bedeutungsvoll  sind  für  manche  inter- 
essante Beziehung  zwischen  Ägypten  und  Vorderasien ;  doch  sind 
die  Datierungen  von  pl.  1  und  2  auf  das  alte  Reich  Irrtümer.         15 

Museu7ns2niblikationen.  Das  große  Unternehmen  der  ägyptischen 
Regierung,  einen  abschließenden  wissenschaftlichen  Katalog  für  das 
Museum  in  Kairo  ^)  herauszugeben,  ist  wesentlich  gefördert  worden. 
Einzelne  Teile  sind  vorbildliche  Leistungen,  wenn  auch  nicht  alle 
Bände  in  gleicher  Weise  das  Ideal  einer  „archäologisch  und  philo-  20 
logisch  genügenden  Publikation"  erfüllen ;  aber  in  den  meisten  Fällen 
sind  Photographien  zur  Nachprüfung  beigegeben.  —  Die  ältere 
von  Grebaut  begonnene  Sammelpublikation  erlesener  Stücke  des 
Museums*^)    hat    Maspero    wieder    aufgenommen.      In    ähnlicher, 


U.   Bouriant,    G.   Legrain,  G.  Jequier,    A.   Barsanti,     Vienne  (Leipzig, 
Hiersemann),   1905.     S.   121—248.     A^.     Mk.   16,—. 

1)  Oben  S.   180   Nr.  3,  IX. 

2)  Leipzig,  Hinrichs,   1904.     261   S.     4».     Mh.  32,—. 

3)  Ägypten,    bearb.    von  G.  Steindorff.     6,  Aufl.      1906.     Mk.   15, — . 

4)  Egyptological  Researches.  Washington,  Carnegie  Institution,  1906. 
62   S.     40.      106  Tat". 

5)  Cat.  geuer.  des  antiqii.  egypt.  du  Mus.  du  Caire.  Erschienen  sind : 
a)  Die  demotischen  Denkmäler.  I.  Die  demotischen  Inschriften.  Von  W.  Spiegel- 
berg.  Le  Caire  (Leipzig,  Hiersemann),  1904.  IX.  100  S.  4^.  26  Taf. 
/"r.  31,10;  b — c)  Steles  ptolemaiques  et  romaines.  Par  Alimod-Bey  Kamal. 
Tome  I.  II.  Le  Caire,  Inst.  fran?.  (Leipzig,  Hiersemann),  1904 — 05.  284  S. 
40.  90  Taf.  /■;•.  120,— ;  d)  Graeco-Egyptian  Glass.  ByC.  C.Edgar.  Ebenda 
1905.  92  S.  40.  11  Taf.  /r.  20,75;  e—f)  Archaic  Objocts.  By  L  E.  Qu ib eil. 
Tome  I.  II.  Ebenda  1904—05.  367  S.  4<».  G6  Taf.  fr.  88,—  ;  g)  La  faune 
momifieo  de  l'antique  Egypte.  Par  Gaillard  et  Daressy.  Ebenda  1905. 
159  S.  4".  66  Taf  fr.  40,—;  h)  Graeco-Egyptian  Cofäns,  Masks  and  Por- 
traits.  By  C.  C.  Edgar.  Ebenda  1905.  136  S.  4».  48  Taf.  fr.  60,—  ; 
i)  Sarcophages  anterieures  au  nouvel  empire.  Par  P.  Lac  au.  Tome  II,  fasc.  1. 
Ebenda  1905.  76  S.  4».  fr.  20,—  ;  k)  Tables  d'offrandes,  Par  Ahmod- 
Bey  Kamal.  Tome  I  (planches).  Ebenda  1906.  4*>.  /"/•.  40,— ;  1 — m)  Statues 
de  divinitt's.  Par  G.  Legrai  n.  Tome  I.  IL  Ebenda  1906.  417  S.  40.  63  Taf. 
fr.  120, — ;  n)  Statues  et  statuettes  de  rois  et  de  particuliers.  Par  G.  Legrain. 
Tome  I.     Ebenda   1906.     89   S.      4".      79   Taf.     fr.   70,—. 

6)  Mus^e  egyptien.  Tome  II,  ler  fasc.  Le  Caire  1904.  4".  17  Taf. 
fr.  22,-. 


\QQ  WissenscJiaftlicher  Jahr esher leid. 

besonders  Archäologen  willkommener  Weise  veröffentlicht  Capart^) 
interessante  Stücke  aus  allen  Museen  und  Privatsammlungen.  Rein 
archäologischen  Zwecken  dient  die  Prachtpublikation  von  v.  Bissing - 
B  ruckmann-),  welche  die  wichtigsten  Statuen  und  Reliefs  jeder 

5  Art  und  aller  Zeiten  vorführt.  Die  erschienenen  60  Tafeln  zeigen 
endlich  die  altberühmten  Hauptwerke  bis  zum  neuen  Reich  und 
viele  neuo-efundene  Stücke  in  Wiedergaben,  die  auch  ihren  Kunst- 
wert  erkennen  lassen.  Das  Leidener  Museum  ^)  macht  uns  mit 
seinen    neuerworbenen   Denkmälern    des    alten  Reichs    bekannt ,    als 

10  Nachtrag  zu  der  großen  Leemans'schen  Publikation ,  aber  nunmehr 
in  moderner  Form  mit  ungewöhnlich  guten  Photographien  und 
ausgezeichneten  farbigen  Tafeln.  Die  ägyptischen  Werke  der 
Jacobsen'schen  Sammlung  zu  Kopenhagen  veröffentlichte  Ya  1  d  e  - 
mar  Schmidt  in  einer  Prachtpublikation *),  auch  in  einer  kleineren 

15  Ausgabe  mit  Beschreibungen  °).  Von  der  sorgfältigen  Veröffent- 
lichung der  Grab-  und  Denksteine  in  süddeutschen  Sammlungen 
sind  zwei  weitere  Bände  erschienen*^)").  Aus  dem  Wiener 
Museum  veröffentlicht  Wr  eszinski '')  Inschriften  in  neuen  Ab- 
schriften und  Dedekind^)  Photographien  der  Statue  des  Prinzen 

20  Nemarut  (Dyn.  22).  Newberry  ^ö)  sammelte  etwa  1300  Skarabäeu- 
inschriften  aus  Museen  und  Privatbesitz.  Verschiedene  hieratische 
Texte ^^)  hat  Möller  veröffentlicht:  späte  Hymnen  an  Götter  und 
Briefe  von  Beamten  der  6.  Dynastie;  die  letzteren  gehören  zu  dem 
wichtigen    Fund    in    Elephantine,    von    dem    Teile    nach  Straßburg 

25  und  in  das  Britische  Museum  gekommen  sind.  —  Den  Unter- 
suchungen über   ägyptische  Medizin  ,    die  im  wesentlichen  auf  dem 


1)  Jean  C apart,  Eecueil  de  monumeuts  egyptiens.  2^^^  serie.  Bruxelles, 
Vromant  &  Co.,  1905.     118  S.     4».     50  Taf. 

2)  Denkmäler  ägyptischer  Skulptur,  hsg.  v.  Fr.  W.  Freiherrn  von 
Bissing.     München,  Bruckmann,   1906.     Lief.   1 — 5   ä  ^Ik.  20, — . 

3)  A.  E.  J.  Holwerda,  P.  A.  A.  Boeser  und  J.  H.  Holwerda,  Die 
Denkmäler  des  alten  Reichs.     Leiden   1905.     fol.      16   Tat".     Test  23   S.     40. 

4)  La  Glyptotheque  Ny-Carlsberg.  IL  Les  monuments  etrusques  et  egj-p- 
tiens,     München,  Bruckmann. 

5)  Choix  de  monuments  egyptiens. 

6)  K.  Dyroff:  München.  Straßburg  i.  E.,  Schlesier  &  Schweikhardt,  1904. 
83  S.     40.     25  Taf.     Mk.  25,—. 

7)  A.  Wiedemann:  Bonn,  Darmstadt,  Frankfurt  a.  M.,  Genf,  Neuchatel. 
Ebenda  1906.  52  S.  4<^.  11  Taf.  Mk.  12,—.  Ferner:  Derselbe,  Ägyp- 
tische Grabreliefs  zu  Karlsruhe.     Ebenda   1906.     32   S.     7   Taf.     Mk.  7,50. 

8)  Walter  Wreszinski,  Ägypt.  luschr.  aus  dem  k.  k.  Hofmuseum  in 
Wien.     Leipzig,  Hinrichs;   1906.     215"  S.      5   Taf.      Mk.  25,—. 

9)  AlexanderDodekiud,  Photographische  Reproduktion  der  Inschriften 
der  Namarut-Statue.     Wien,  Frick,   1906.     fol.     8  Taf.     Mk.  4,—. 

10)  Percy  E.  Newberry,  Scarabs.  London,  Coustable  &  Co.,  1906. 
209  S.     8".     44  Taf.      116  Abb.      18  S. 

11)  Hieratische  Papyrus  aus  den  k.  Museen  zu  Berlin.  Heft  5 — 8:  Hymnen 
an  verschiedene  Götter.  Zusatzkapitel  zum  Totenbuch.  Leipzig,  Hinrichs,  1905. 
fol.  53  Taf.  Mk.  18,—.  Heft  9:  Scliriftstücke  der  6.  Dynastie  aus  Elephantine. 
Ebenda  1905.     fol.     25  Taf.     Mk.  8.—.     (Sämtlich  von  G.  Müller.) 


Roeder,  Ägyjytologie.  191 

Papyrus  Ebers  fußten ,  hat  R  e  i  s  n  e  r  ^)  den  ^Papyrus  Hearst"  er- 
schlossen ;  die  Ausgabe  ist  zuverlässig  und  durchgearbeitet,  bei  der 
Schwierigkeit  des  Stoffes  jedoch  ohne  Übersetzung.  Eine  Reihe 
von  Rezepten  sind  neu  hinzugekommen ,  andere  haben  wir  nun  in 
zwei  guten  Handschriften.  Von  einigen  Museen  sind  praktische  5 
wissenschaftliche  Kataloge  für  die  Benutzer  erschienen ,  die  auch 
fern  von  den  Originalen  wertvoll  sind;  aber  andere,  gerade  ältere 
Sammlungen ,  die  viele  berühmte  Stücke  unter  ihren  Schätzen 
haben,  bleiben  mit  brauchbaren  Verzeichnissen  arg  im  Rückstande. 

Die  „  Urkunden'^  -) ,  die  teils  als  Publikation ,  teils  als  Be-  10 
arbeitung  ihren  Wert  haben ,  sind  unter  den  Händen  ihres  augen- 
blicklich alleinigen  Bearbeiters  Sethe  für  die  18.  Dvnastie  zu 
einer  Sammlung  aller  historisch-biographischen  Inschriften  dieser 
Zeit  geworden ;  wegen  dieser  Vollständigkeit  ist  die  Arbeit  eine 
Fundgrube  für  jeden,  der  literarisches  Material  für  irgend  einen  15 
Zweck  verarbeiten  will.  Die  Texte  sind  in  den  besten  Lesungen 
gegeben,  die  bisher  überhaupt  veröffentlicht  wurden.  An  zerstörten 
Stellen  ergänzt  Sethe  nicht  nur  kleine  Lücken  sondern  auch  ganze 
Sätze ;  gelegentlich  hat  er  sogar  aus  kleinen  Resten  eine  große 
Inschrift  zusammengesetzt.  So  belehrend  es  auch  ist,  von  einem  20 
gründlichen  Kenner  der  Texte  Vorschläge  für  die  Auffassung  zu 
hören,  so  ist  diese  Methode  bei  prinzipieller  Verwendung  doch 
nicht  ohne  Gefahr.  —  Das  einzige  von  Schäfer  veröffentlichte 
Heft'^)  gibt  zuverlässige  Abschriften  der  Pianchistele  und  der 
Traumstele  in  vorsichtigerer  Form  der  Bearbeitung.  25 

Untersuchungen:  Siivache.  Die  schwierige  Feststellung  des 
wirklichen  Lautbestandes  der  "Worte  und  der  Zufall,  daß  die 
älteren  Agyptologen  in  lautlichen  Dingen  auf  falschen  Wegen 
waren ,  haben  die  Grundlagen  unserer  Wissenschaft  von  anfang  an 
etwas  kränklich  gemacht.  Auch  jetzt  noch  liegt  ein  prinzipieller  30 
Unterschied  vor  bei  sprachlichen  Arbeiten  im  Anschluß  an  Erman 
einerseits  und  denen  einer  orvoßen  Zahl  von  meist  ausländischen 
Gelehrten  andererseits.  Nachdem  die  letztvergangenen  Jahre  eine 
neue  Fundamentierung  der  Grammatik  durch  deutsche  Gelehrte 
gebracht  hatten,  wendet  man  sich  nun  mehr  dem  Ausbau  und  der  35 
Ausnützung  des  Gewonnenen  zu.  Die  Grammatik  von  Miss 
Murray^)  zeigt  das  Vordringen  dieser  Untersuchungen  auch  in 
weitere  Kreise.  Der  wichtigste  Fortschritt  ist  im  Verständnis  der 
Sprache     der    Tempel     aus     griechisch  -  römischer    Zeit     gemacht ; 


1)  George  A.  R  eisiier,  The  Hearst  RIedical  Papyrus.    Leipzig,  Hiuriclis, 
1905.     48  S.     40.     17  Taf.     Mh.  25,—. 

2)  Urkunden    der    18.   Dynastie,    bearb.    von    Kurt    Sethe.     Heft   1 — 8. 
Leipzig,  Hinrichs,    1005 — 06.     je  etwa  70  S.    je   Mk,  5, — . 

3)  Urkunden  der  älteren  Athiopenköuige.    Ebenda  1905.    79  S.    ^Ik.  5, — . 

4)  Margaret    A.    Murray,    Elementary    Egyptian    Grammar.      London, 
Quaritcb,   1905.      104  S.     C  8. 


\g2  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

J  u  n  k  e  !•  ^)  stellt  in  einer  C4rammatik  aller  Texte  des  Tempels 
von  Dendera-)  alle  die  interessanten  Abweichungen  zusammen,  die 
der  halb  geschraubten  Ausdrucksweise  dieses  Priesterkollegiums 
eigen  sind.  Eine  Fülle  von  sprachlichen  Beobachtungen  ist  zer- 
5  streut  in  den  Werken  aller  derer ,  die  sich  eingehend  mit  den 
literarischen  Quellen  belaßt  haben.  Auch  eine  Eeihe  von  philo- 
logischen Aufsätzen  hat  manche  Einzelfrage  geklärt:  Lautwerte  und 
Bedeutungen  von  Worten  wurden  bestimmt"^),  v.  Calice^)  be- 
obachtete   besondere   Schwierigkeiten   der  Formenlehre  und  Syntax. 

10  W.  Max  Müller^)  behandelte  die  schwierigen  Probleme  der 
Lautlehre  auf  phonetischer  Grundlage  mit  Berücksichtigung  der 
semitischen  Äquivalente  und  forderte  eine  Verbesserung  der  Um- 
schreibung. Einige  nicht  leicht  zu  deutende  Spuren  der  Wanderung 
von  ägyptischen  Worten  ins  Aramäische  *')  und  Griechische ')  unter- 

15  suchte  Spiegelberg.  Ein  großer  Teil  der  genannten  Unter- 
suchungen beruht  auf  dem  in  Berlin  unter  Er  man' s  Leitung 
für  das  Wörterbuch  der  ägyptischen  Sprache  ^)  gesammelten 
Material  und  mancher  anderen  Arbeit  sind  die  Erfahrungen  zugute 
gekommen ,    die    man    dort  gemacht  hat.     Daß  die  Durcharbeitung 

20  dieses  Materials  das  herrschende  L^rteil  über  jedes  Wort  neu  be- 
gründet, meist  aber  wesentlich  verändert,  ist  vielleicht  der  Grund  für 
die  allgemeine  Zurückhaltung  von  sprachlichen  Arbeiten  überhaupt. 
Demotisch.  Die  Schwieriofkeit  der  demotischen  Schrift  erlaubt 
das  Lesen    nur   nach  besonderem  Studium;    von  diesem  haben  sich 

25  die  meisten  Ägyptologen  (auch  der  Berichterstatter)  ferngehalten. 
Aber  eine  Reihe  von  vortrefflichen  Publikationen  ermöglicht  es 
jetzt,  die  Fülle  der  späten  geschäftlichen,  literarischen  und  vulgären 
Texte  zu  erschließen ,  die  sprachliches ,  historisches  und  kultur- 
geschichtliches   Material     von    der    größten  Wichtigkeit    enthalten. 

30  Von  der  Griffith-Thompson'schen  Herausgabe  des  großen  Zauber- 
papyrus ist  der  zweite  Band'')  erschienen,  der  eine  Nachzeichnung 
des  demotischen  Originales  von  Thompson's  Hand  bietet. 
Spiegelbe rg^")    veröfi"entlichte    mehrere  neue  Papyrus ,    die   für 

1)  Hermann  Junker,  Sprachliche  Verschiedenheiten  in  den  Inschriften 
von  Dendera.     (Sitzuugsb.   d.  Ak.  d.  Wiss.  Berlin   1905,  782,) 

2)  Derselbe.     Grammatik  der  Denderatexte.     Leipzig,  Hinrichs,   19ÖC. 
207  S.     40.     Mk.  24,-. 

3)  Gardiner,  Sethe,   Spiegelberg  u.   a.  in  den  Fachzeitschriften. 

4)  Ztschr.  äg.  Spr.  42,  137.  43,  149.  5)   Or.  Lttztg.  8,  313.  3G1.  413. 

6)  Ägyptisches    Sprachgut    usw.    (Orient.    Studien,    Festschr.    f.    Nöldeke, 
S.   1093—1115).     Giessen,  Töpolmann,   1906.     Sep.     Mk.  —,90. 

7)  Ztschr.  f.  vergl.  Sprachforsch.     N.  F.  41,   127. 

8)  Sitzungsber.  d.  Ak.   d.  Wiss.  Berlin    1905,   130.    1906,  88.   1907,  61. 
!•)    The    Demotic    Magical    Papyrus    of   London    and    Leiden.      Vol.    2    by 

Herbert   Thompson.      London,    Grevel,    1905.     Fol.     10    s.    6    d.      (Dazu: 
Rovillout,  Kev.  egyptol.   11,  178.) 

In)  Papyrus  grecs  et  demotiques  par  The  od.  Reinach  avec  W.  Spiegel- 
berg et  S.  de  Ricci.  Paris,  Lerou.x,  1905.  249  S.  17  Taf.  —  Ferner: 
Ztschr.  äg.  Spr.  42,  43. 


Roeder,  Ägyptologie.  193 

die  Kulturgeschichte  der  schon  halbgriechischen  Zeit  wertvoll  sind; 
ferner  demotische  Inschriften  des  Museums  zu  Kairo  ^)  und  zu 
Straßburg  i.  E.  -)  und  in  Ägypten  selbst  ^).  Das  Leidener  Museum 
publiziei'te  vorzügliche  Lichtdrucke  von  seinem  moralischen  Papyrus 
Insinger*),  den  Revillout^)  bearbeitete;  der  letztere  übersetzte  5 
auch  den  historischen  Roman  von  Petubastis^)  und  andere  literarische 
Texte").     Maspero^)  behandelte  einen  Teil  des  Setnaromans. 

Geschichte.  Seit  Lepsius'  systematischen  Arbeiten  ist  die  Er- 
kenntnis der  politischen  Geschichte  Ägyptens  nicht  so  gefördert 
worden  wie  jetzt  durch  Breasted  und  Eduard  Meyer.  10 
Breasted^)  hat  als  Ergebnis  langjähriger  Arbeit  eine  Übersetzung 
aller  historisch  interessanten  Inschriften  von  der  ältesten  Zeit  bis 
an  die  persische  heran  herausgegeben ,  sowohl  Staatsurkunden  wie 
Privatdenkmäler.  Auch  der  Kulturhistoriker  findet  in  ihnen  reiches 
Material;  überdies  vermag  das  sorgfältig  durchgearbeitete  Werk  15 
uns  als  Nachschlagebuch  für  die  Realien  und  für  die  Literatur- 
angaben zu  dienen.  Gleichzeitig  ist  eine  zusammenfassende  Dar- 
stellung der  ägyptischen  Geschichte  von  B  r  e  a  s  t  e  d  ^^)  erschienen ; 
sie  behandelt  auch  die  geistige  und  soziale  Kultur  und  vorzügliche 
Photographien  in  noch  nie  gebotener  Vielseitigkeit  beleben  die  an-  20 
schauliche  Schilderuug.  —  Die  glänzenden  älteren  Darstellungen 
von  Maspero^^)  sind  neu  herausgegeben.  Petrie's  Geschichte^-) 
ist  durch  den  bisher  fehlenden  Teil  für  die  19. — 30.  Dynastie 
beendet;  sie  fußt  besonders  auf  archäologischen  Tatsachen  und  ist 
durch  die  systematische  Aufzählung  der  Quellen  als  Handbuch  25 
wertvoll.  Die  komplizierten  Fragen  der  Zeitbestimmungen  hat 
Eduard  M  e  y  e  r  ^^)  in  einer  für  längere  Zeit  abschließenden  Weise 
zusammengefaßt;  er  gibt  mit  klarer  Beherrschung  der  histoi'ischen 
und  astronomischen  Vorai-beiten  die  chronologischen  Resultate.    Die 


1)  Oben  S.   189   Nr.  5,  a  und  Nr.   6,  Band  II,  pl.   8. 

2)  Rec.  de  trav.   2G.  3)  Ebenda  und  Ann.   du  serv.   6,  219. 

4)  Suten-;^eft,  le  livre  royal  =  livr.  34  der  Monum.  egypt.  du  Mus.  d'Ant. 
des  Pays-Bas  ä  Leyde.     Leiden   1905.     Fol. 

5)  Journ.   asiat.  ser.  X,  t.  5,  193.   G,  27.5;  vgl.   5,  409. 

6)  Revue  egyptol.    11,  115.  7)   Ebenda   11,34. 

8)  Unten  S.  198  Nr.  7,  p.  349—355.  G.  Maspero,  Le  debut  du  second 
conte  de  Satni-Kliäinois. 

9)  Jarnos  11.  Breasted,  Ancient  Records  of  Egypt.  Chicago,  Univ. 
Press  (Leipzig,  Harassowitz) ,  1906.  Vol.  I — IV.  1571  S.  Vol.  V.  Indices 
von  O.  A.  Tofteen.      203   S.     $.    17, — . 

10)  Derselbe,  History  of  Egypt.  London,  Hodder  &  Stougliton ,  1906. 
634  S.     200  Abb.     Ml:  20,—. 

11)  Hist.  anc.  des  peuples  de  l'Oriont.  7.  Aufl.  Paris,  Ilachette  &  Co., 
1905.  916  S.  175  Taf.  fr.  G,—.  Lectures  historiques.  4.  Aufl  Ebenda  1905. 
403  S.     ill.     fr.  5,—. 

12)  W.  M.  Flinders  Potrie,  A  History  of  Egypt.  Vol.  IIJ.  London, 
Methuen  &  Co.,   1905.     XX,  406  S.     (ill.)     6  s. 

13)  Ed.  Moyer,  Ägyptische  Chronologie.  (Abb.  d.  Ak.  d.  Wiss.  Berlin 
1904.)     212  S.     Mk.   11,50. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  13 


]^94  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

Einführung  des  Kalenders  rückt  nun  auf  4241  v.  Chr.  und  das 
Erscheinen  der  ersten  Denkmäler  mit  Inschrift  (König  Menes)  auf 
um  3315  V.  Chr.  Gleichzeitig  behandelte  GinzeP)  die  ägyptische 
Zeitrechnung  vom  Standpunkt  des  Mathematikers.     Außerdem  sind 

5  die  zur  Vorsicht  mahnenden  Abhandlungen  von  Borchardt-)  und 
dem  Astronomen  Brix'')  über  Sothis-  und  Neumonddaten  wertvoll, 
während  die  Mahler 'sehen  Auffassungen  ■*)  wenig  Anerkennung 
zu  rinden  scheinen.  Neben  den  großen  Werken  steht  eine  Reihe 
von    ergebnisreichen    Arbeiten    über    einzelne    Zeiten.       Chantre 

10  faßte  das  Material  über  die  Kultur  und  die  Fundstätten  der  noch 
literatm-losen  Frühzeit  zusammen''').  Naville")  stellte  Ursprung 
und  Frühzeit  der  Ägypter  dar;  er  erklärte,  z.  T.  in  Anlehnung  an 
die  jetzt  allgemein  herrschende  Ansicht,  das  Volk  für  Libyern  oder 
Berbern    ähnliche  Afrikaner,    über    die    sich    einst    von    Süden   aus 

15  arabische  Semiten  ergossen  haben.  Amelineau^)  beendete  seine 
weitschweifigen  Grabuugsberichte  über  die  alten  Königsgräber  in 
Abydos;  gleichzeitig  wurden  diejenigen  seiner  Funde,  die  in  das 
Museum  zu  Kairo  gekommen  sind ,  in  sorgfältigerer  Weise  von 
Q  u  i  b  e  1 1    katalogisiert  *).     Die    Königsfolge    dieser    Zeit    hat    nach 

20  Petrie  zum  ersten  Male  S  e  t  h  e  ^)  vom  philologischen  Standpunkt 
untersucht  und  mehrfach  berichtigt.  Gleichzeitig  belegte  S  e  t h  e '•*) 
den  etwas  später  vollzogenen  Übergang  in  der  Jahresdatierung : 
zuerst  werden  die  Jahre  wie  in  Babvlonien  nach  hervorragenden 
Ereignissen  mit  Eigennamen  benannt  (,Jahr  des  Schiagens  der  Ost- 

25  Völker"  oder  ,des  .  .  .  festes"),  dann  nach  den  Schätzungen  für  die 
Besteuerung  (,Jahr  des  4.  Males  der  Zählung"),  zuletzt  nach 
Regierungsjahren  des  Königs.  Die  Sonderung  der  Herrscher  in  der 
11.  Dynastie  ist  mehrfach  untersuchte'^).  Piepe  r^^)  ordnete  die 
etwa    175    Könige     und    Königlein    zwischen    dem    mittleren    und 

30  neuen  Reich,  darunter  die  Hyksos ;  in  ähnlicher  Listenform  stellte 
Wreszinski^-)  die  Hohenpriester  des  Amon  von  Theben  zusammen. 


1)  F.  K.  Ginzel,  Handbuch  der  mathematischen  und  technischen  Chrono- 
logie.    I.  Babyl.,   Agypt.  usw.     Leipzig,  Hinrichs,   1906.     584  S.     8*^. 

2)  Ztschr.  äg.  Spr.  41,  34.  .3)  Ebenda  41,   26.   36. 

4)  Or.   Lttztg.   7,  3.  45.     8,  6;  Proc.  SBA.  27,  255.  473.  535. 

5)  Ern  es  t  Ch  antre,  Recherches  anthropologique  dans  rAfriijue  Orientale: 
Egypte.  Lyon,  Key  &  Co.,  rjU4.  XVIII,  318  S.  4".  fr.  50,—.  Dazu:  Bull. 
Soc.  d'anthr.  Lyon  23,  p.  174flf. 

6)  Rev.  de  l'hist.  des  relig  ,  t.  52,  ."$57.  Zum  Thema  vgl.  Ankermann, 
Ztschr.   f.   Ethnol.    1905,  54 ff. 

7)  E.  Amelineau,  Les  uouvelles  fouilles  d'Abydos  (1897 — 98).  Paris, 
Leroux,  1904— Ü5.    742  S.    4<*.    fr.bO—.  8)  Oben  S,  189  Nr.  5,  e— f. 

9)  Kurt  Sethe,  Beiträge  zur  ältesten  Geschichte  Ägyptens.  2.  Hälfte. 
Leipzig,  Hinrichs,   1905.     S.   G5  — 147.     4».     Mk.   16,—. 

lOj   G  ar  di  n  er  ,  Proc.  SBA.  26,  75;  vgl.  Ann.  du  serv.  6,  284.    Breasted, 
Ainer.  Jo^irn.  Sem.  Langu.   21,    110.   163,     Sethe,  Ztschr.  äg.  Spr.   42,   131. 

11)  Die    Könige    Ägyptens    zwischen    dem    mittl.    u.    neuen   Reich.     (Diss.) 
Berlin  1904.     39  S. 

12)  Die  Hohenpriester  des  Amou.    (Diss.)    Berlin  1904.    62  -)-  Nachtrag  5  S. 


Koeder,  Ägyptologie.  195 

Xaville^)  schilderte  das  Leben  der  Königin  Hatschepsut  und  die 
Thronwirren  ihrer  Zeit;  seine  Auffassung  derselben  bleibt  im  Gegen- 
satz zu  der  von  Sethe.  Für  die  Spätzeit  hat  Schäfer  interessante 
früher  übersehene  oder  falsch  gedeutete  Züge  gesichert:  einen  Auf- 
stand von  Söldnern,  die  nach  Nubien  auszuwandern  drohen,  in  der  5 
26.  Dvnastie '-)  und  die  Verbrennung  einer  Verbrecherfamilie  in 
Nubien-^).  Mahaffy^)  stellte  das  Eindringen  des  Hellenismus  dar. 
Unsere  Kenntnis  von  ägyptischen  Beziehungen  zum  Ausland  ist 
wesentlich  bereichert.  Ein  Zug  nach  der  großen  Oase  in  der 
libyschen  Wüste  ist  für  Sesostris  I.  (Dyn.  12)  belegt^).  Die  Be-  lo 
kanntschaft  mit  Syrien  reicht ,  wie  es  scheint ,  bis  ins  alte  Eeich 
zurück*^);  in  der  18.  Dynastie  holte  ein  ägyptischer  Beamter  Zedern- 
holz vom  Libanon').  Wie  weit  das  Alte  Testament  sich  mit 
Ägypten  berührt,  ist  für  die  Ägyptologie  eine  mehr  historische  als 
religionsgeschichtliche  Frage.  Eduard  Meyer*^)  erkannte  das  15 
Fortwirken  vieler  ägyptischer  Elemente  in  der  hebräischen  Literatur; 
seine  überraschenden  Kombinationen  eröffnen  neue  Gesichtspunkte 
von  weittragender  Bedeutung.  Heyes  •^)  stellte  einen  ägyptologischen, 
für  Theologen  bestimmten  Kommentar  zu  Genesis  12 — 41  zu- 
sammen,  der  gelegentlich  die  nötige  Kritik  vermissen  läßt.  Eine  20 
Reihe  von  Beobachtungen  machte  Spiegelberg  ^•'),  der  auch  eine 
populäre  Darstellung  schrieb  ^^).  B  r  e  a  s  t  e  d  ^2)  erkannte  den  Namen 
des  Abraham  in  einer  hieroglyphischen  Liste  unterworfener  Syrer- 
stämme (Dyn.  22).  Auch  der  alte  Verkehr  mit  den  Mittelmeer- 
völkern ist  erörtert.  Mehrfach  wurden  ägyptische  Gegenstände  bei  25 
griechischen  Grabungen  gefunden  1-^);  H  a  1 1 1-')  stellte  das  ägyptische 
und  das  kretische  Labyrinth  neben  einander,  v.  L  ich  ten  be  r  g  ^^) 
behandelte  die  Erwähnungen  Cyperns  in  ägyptischen  Texten.  Die 
Bemühungen,    griechische    Philosophie    und    Keligion    aus   Ägypten 


1)  Sphinx  7,   95—106. 

2)  Klio  (Beitr.  zur  alten  Gesch.)   4,    152.  3)  Ebenda  G,  287. 

4)  I.  P.  Mahaffy,  The  Progress  of  Hellonism  in  Alexander's  Empire. 
Chicago,  Un.   of  Chic.  Press,    1905.      154  S.     5  s. 

5)  Schäfer,  Ztschr.  äg.   Spr.  42,   124. 

6)  Ermau,  Ztschr.  äg.  Spr.  42,   109. 

7)  Sethe,  Sitzungsber.  d.  Ak.   d.  Wiss.  Berlin    1906,  356. 

8)  Die  Israeliten  und  ihre  Nachbarstiinime ;  mit  Beiträgen  von  Bern- 
hard Luther.  Halle,  Niemeyer,  1906.  XVI,  576  S.  8"'.  (Vgl.  Sitzungsber. 
d.  Ak.   d.   Wiss.   Berlin   1905,   640.) 

9)  Herrn.  Jos.  Heyes,  Bibel  und  Ägypten.  Münster  i.  W.,  Asclicn- 
dorff,   1904.     286  S.     Mk.  9,—. 

10)  Agyptologische    Kandglosseu    zum    Alten    Testament.      Straßburg  i.  E., 
Schlesier  &  Schwoikhardt,   1904.     48   S.     8«. 

11)  Der  Aufenthalt  Israels  in  Ägypten.    Ebenda  1904.    55  S.    8*^.     12  Abb. 
Mk.  1,—. 

12)  Araer.  Journ.  Sem.   Langu.   21,  22. 

13)  Evans,  Archaeologia  59,  479.  536,     Sewell,  Proc.  SBA.  26,  258. 

14)  Journ.  Hell.  Stud.   24,  208. 

1 5)  Mitt.  Vordera.siat.  Oes.  1 1  Nr.  2 :  Beiträge  zur  ältesten  Goschichto  von 
Kypros. 


196  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

herzuleiten,  haben  wenig  Erfolg  gehabt^).  Die  Peters'sche  Ver- 
mutung von  ägyptischen  Minen  in  Rhodesia  ist  mehrfach  gründlich 
widerlegt'-)  und  nun  hoiFentlich  endgültig  beseitigt. 

Religion.  Um  die  Erforschung  der  ägyptischen  Religion  hat 
5  man  sich  in  der  verschiedenartigsten  Weise  ganz  besonders  bemüht. 
Capart'^)  begann  Jahresberichte  über  die  erschienenen  Publikationen 
und  Untersuchungen.  Wiedemann^)  stellte  den  Gang  der  Studien 
in  zusammenhängender  Form  dar;  beide  Arbeiten  enthalten  sorg- 
fältige Referate    über   neue  Aufsätze    und   zerstreute  Bemerkungen. 

10  Die  seit  langem  vorbereitete  Darstellung  von  E  r  m  a  n  ^)  fördert 
uns  durch  das  feinsinnige  Verständnis  des  altägyptischen  Denkens 
und  wird  einem  weiteren  Kreis  aucb  durch  ihre  harmonische  Aus- 
geglichenheit wertvoll  sein.  E.  hält  sich  zurück  von  der  theore- 
tischen   Behandlung    und    der  Vergleichung    mit    anderen  Völkern : 

15  er  schildert  den  Glauben  des  Volkes  ohne  „moderne  Theorien *■ 
unter  Anführung  zahlreicher  Übersetzungen  der  alten  Texte.  Stein - 
dorff's  Vorlesungen  in  Amerika ''')  stellen  einem  größeren  Publikum 
die  Anschauungen  über  Götter,  Tote  und  Kultus  dar.  Eine  Reihe 
von  Einzeluntersuchungen    hat    über    wichtige  Punkte  Klarheit  ge- 

20  bracht.  Mehrere  neue  Götter ')  und  Symbole  von  solchen  ^)  sind 
gesichert :  der  Gott  eines  römischen  Ortes  erwies  sich  als  ein  dort 
begrabener  König  der  Vorzeit^).  Schäfer^*')  erkannte  eine  alte 
Schilderung  des  Osirisdienstes ;  der  Kultus  spielte  sich  teils  im 
Tempel  teils  an  dem  von  einem  heiligen  Baume  beschatteten  Grabe 

25  des  Osiris  auf  dem  jenseitigen  Nilufer  ab.  Wiedemann^^)  unter- 
suchte die  Tierverehrung.    Gardiner^-)  schenkte  uns  einen  großen 


1)  Aless.  Chiap  p  el  li,  Atti  del  Congr.  Internaz.  di  scienze  stör.,  Roma 
1903,   11,  29.     Max  Jacobi,  Philos.  Jahrb.   15,  49. 

2)  V.  Luschan  und  Schäfer,  Ztscbr.  f.  Ethnol.  1906,  896;  Mac  Iver, 
Or.  Lttztg.   8,  467. 

3)  Revue  de  l'histoire  des  religions  51,  192 — 259  (über  1904  und  die 
ältere  Literatur).  53,  307 — 58  (über  1905).  Beide  auch  sep.,  Bruxelles,  Misch 
et  Thron,   1905   bezw.   1906. 

4)  Archiv  f.  Religionsw.  7,  471—86  (über  1903—04).  9,  481—99  (über 
1904—05). 

5)  Die  ägyptische  Religion.  Berlin,  Reimer,  1905.  261  S.  8«.  165  Abb. 
Alk.  4, — .  (Dazu:  Ztscbr.  äg.  Spr.  42,  106.)  Kürzer  in  ,Die  Kultur  der  Gegen- 
wart", hsg.  V.  Ilinneberg,  I,   3,   30—38.     Leipzig,  Teubner,   1906. 

6)  The  Religion  of  the  Ancient  Egyptians.  London  and  New  York,  Putnam. 
178  S.     6  Ä'.     Kürzer  in  Jahrbuch   d.  Freien  Deutschon  Hochstifts  1905,  132 — 79. 

7)Gardiner,Proc.  SBA.27,185.  Vgl.  S.  200 Nr.  10.  —  Recueil  de  mömoires 
(^Congr.  des  Orientalistes),  Alger,  Fontana,  1905,  p.  389 — 408:  E.  Lefcburo, 
Les  noms  d'apparenco  s^mitique  ou  indigfene  dans   le  pantheon  egyptien. 

8)  Ed.  Meyer,  Ztscbr.  äg.  Spr.  41,  97;  v.  Bissing,  Rec.  de  trav. 
27,  249. 

9)  Rubeusohn,  Ztscbr.  äg.  Spr.  42,  111.    Spiegelberg  ebenda  43,  84. 

10)  Die   Mysterien    des    Osiris    in    Abydos    unter    Sesostris    IIL      Leipzig, 
llinrichs,   1904.     4».      Mk.  9,60.     (Dazu:  Ztscbr.  äg.   Spr.  41,  107.) 

11)  Museon  6,  113. 

12)  Ztscbr.  äg.  Spr.   42,  12.  145. 


Roeder,  Ägyptologie.  197 

Amonhymnus  mit  wertvollem  sprachlichen  Material.  Schencke^) 
behandelte  in  einer  Monographie  über  Amonre  einige  Probleme, 
die  für  die  allgemeine  Religionsgeschichte  Interesse  haben.  G  e  r  - 
uandt's^)  Spekulationen  sind  wahnwitzige  Phantasien  nach  Art 
von  Athanasius  Kircher's  Hieroglyphendeutung.  Die  Bedeutung  5 
und  Entwicklung  des  Totenkultus  ist  geklärt  durch  Beobachtuncren, 
deren  Ti-agweite  Schäfer'^)  betonte:  die  Form  des  Grabes,  die 
Gegenstände  der  Darstellungen ,  die  Art  der  Beigaben  und  die 
Formeln  der  Totentexte  sind  ursprünglich  ausschließlich  für  den 
König  bestimmt  und  erst  allmählich  auf  den  Privatmann  übertragen,  lo 
Für  das  neue  Reich  wies  M  a  d  s  e  n  ^)  die  Totenfeier  im  Garten 
des  Verstorbenen  nach,  und  Boeser^)  und  Gardiner*')  erörterten 
die  Theorien  über  die  Totenfiguren.  Das  kühne  Unternehmen,  die 
rätselvollen  und  nur  in  verderbtem  Zustand  überlieferten  religiösen 
Bücher  zu  bearbeiten,  ist  mehrfach  in  Angriff  genommen.  Le  Page  lä 
Renouf's  Übersetzung  des  Totenbuches  ist  von  Naville  durch- 
geführt^); Budge*)  behandelte  das  „Amduat"  und  das  ,Pforten- 
buch",  Chassinat^)  das  „Amduat".  Magie  und  Zauberei  hat 
Wie  de  mann^")  dargestellt,  Astrologisches  behandeltenMissMurray^^) 
und  V.  Oefele  ^2).  20 

Die  Literatur.  Nun  ist  durch  Golenisch  ef  f^'^)  das  bisher 
nur  in  seiner  Übersetzung  zugängliche  Märchen  vom  Schiä"brücliigen 
(in  einem  Papyrus  des  mittleren  Reiches)  auch  im  hieroglyphischen 
Text  veröffentlicht;  es  erzählt  die  Schicksale  eines  treuen  Dieners 
seines  Herrn ,  der  nach  der  fernen  Weihrauchinsel  zu  einer  Göttin  25 
Schlange  verschlagen  wird.  Erman  erklärt  in  seiner  Über- 
setzung^*) dieses  Reisemärchen  nicht  für  volkstümlich,  sondern  für 
ein  Erzeugnis  der  höheren  Literatur.  Ein  paar  interessante  Be- 
obachtungen für  die  griechisch-römische  Zeit  machte  Junker^^): 
im  Tempel  von  Dendera  zeigt  ein  Lied  an  Hathor  Metrum  und  30 
Refrain;  ein  anderer  Text  ist  offenbar  aus  dem  Horustempel  von 
Edfu  entlehnt,  so  daß  wir  hier  einmal  in  den  literarischen  Ver- 
kehr   zwischen    den   Priesterkollegien    hineinsehen    können.      Unsere 


1)  Wilhelm  Sehen  cke,   Amon-Re.     Kristiania,  Cammermeyer ,   1904. 
VII,  367   S.     40. 

2)  C.  E,  Gernandt,  Lehrbuch  der  altägyptischen  Dogmatik.    Stockholm 
(Leipzig,  Hiersemann)   190C.     285  +  52  S.     Mk.  20,—, 

3)  Ztschr.  äg.  Spr.   43,  CG.  4)  Ebenda  41,  110.   43,  bX. 
5)  Ebenda  42,  81.                            6)  Ebenda  43,  55. 

7)  Le  Page   Kenouf,  The  Egyptian  Book  of  the  Dead.    London,  Soc.  of 
Bibl.  Arch.,   1904. 

8)  E.    A,    Wallis    Budge,    The    Egyptian    Heaven    and  Hell.     London, 
Kegan  Paul  Trench  Trübner  &  Co.,  1906.     3  vol.  ill. 

9)  Bull.   Inst,  franc;.   3,   129—63, 

10)  Magie  und  Zauberei  im  alten  Ägypten.  Leipzig,  Hinrichs,  1905.   Mk.  0,60. 

11)  Proc.  SBA.   28,33.  12)  Ztschr.   äg.  Spr.   41,  117. 

13)  Rec.   de  trav.   28,  73  ft'.     Vgl.  Maspero  ebenda  29,  106. 

14)  Ztschr.  äg.  Spr.  43,  I  tV.  ^    15)   Ebenda  43,  lOllV.,   127  fl". 


198  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

bisheri<,'en  Kenntnisse  von  der  ägyptischen  Literatur  hat  Erman^) 
in  einem  kurzen  Abriß  zusammengefaßt.  Von  M  a  s  id  e  r  o '  s  Uber- 
setzuugssamnilung -j  ist  eine  neue  berichtigte  und  erweiterte  Aus- 
gabe erschienen:  Wiedemann^  übertrug  die  Sagen  und  Märchen 
5  für  weitere  Kreise ;  ein  Teil  der  didaktischen  Literatur  ist  ins  Eng- 
lische übersetzt*).  Maspero  gab  die  Reiseerzählung  des  Sinuhe 
mit  Übersetzung  heraus^);  Teile  aus  diesem  und  anderen  litera- 
rischen Texten  übersetzte  auch  Breasted**)  in  seiner  Sammlung 
der  historischen  Urkunden.     Wiedemann    stellte   Zeusrnisse    über 

10  die  Anwenduncr  von  Pantomime  und  Drama  im  Kultus  und  Volks- 
leben  zusammen ").  Spiegelberg^)  vei'folgte  die  ägyptischen  und 
asiatischen  Spuren  der  Herodotischen  Erzählung,  die  sich  an  die 
Statue  eines  Königs  mit  der  Maus  anknüpfte.  In  einer  griechischen 
Erzählung    von    Nektanebos     erkannte     W  i  1  c  k  e  n  ^)     volkstümliche 

lä  äg3qitische  Elemente. 

Archäologie  und  Kunstgeschichte.  Leider  ist  ein  uns  so 
nötiges  Handbuch  der  Archäologie  immer  noch  nicht  bearbeitet. 
Eine  Fülle  wertvoller  Beobachtungen  und  Bemerkungen  hat  von 
Bissing  im   Text  zu    den   „Denkmälern    ägyptischer  Skulptur '' i*^) 

20  niedergelegt,  aber  sie  sind  schwer  auffindbar  und  wenden  sich  zum 
großen  Teil  an  den  künstlerisch  Empfindenden.  Die  für  weitere 
Kreise  bestimmte  Darstellung  von  Petrie^^)  spricht  nur  von  der 
Technik  des  Ausofrabens.  Für  die  Architektur  verdanken  wir 
Borchardt^-)  gründliche  Belehrung  über  die  Methoden  der  Bau- 

25  ausführung,  welche  die  alten  Baumeister  und  Ingenieure  anwandten ; 
er  löste  auch  die  Frage  nach  der  Aufrichtung  der  monolithen  Obe- 
lisken^-'). Die  komplizierte  Baugeschichte  des  gi'oßen  Tempels  in 
Karnak  hat  ebenfalls  B  or  ch  ar  d  t  ^•^)  klargelegt;  an  der  Hand  seiner 
Grundrisse  sieht  man  mit  Bedauern,  wie  jeder  mächtige  König  den 

30  Plan  seines  Vorgängers  durchkreuzte.  Auf  die  Darstellung  ge- 
fangener Barbaren  unter  den  Füssen  des  Pharao,  die  Borchardt^*) 


1)  Kultur  der  Gegenwart  I,   7,  28 — 39. 

2)  Los  contes  populaires  de  l'Egvpto  anc.     3.  ed.     Paris,  Guilmoto,    1905. 
LXXII,   276   S.      8«.     fr.   7,5(1. 

3)  Altägyptische  Sagen  und  Märcben.     Leipzig   1906.      153  S.     8^. 

4)  G.  Gunn,  The  Instruction  of  Ptahhotep  and  the  Instruction  of  Kegemni. 

5)  G.  Maspero,  Les  memoires  de  Sinouhit.     Kairo    1906. 
C)  Oben  S.   193  Nr.   9. 

1)  Melanges  Nicole  (Geneve,  Kündig  &  Fils,  1905.    671  S.    20  Taf.  /?•.  25), 
p.  561 — 577:  Wiedemann,  Die  Anfänge  dramatischer  Poesie  im  alten  Ägypten. 

8)  Ztschr.  äg.  Spr.  43,  91. 

9)  Melanges  Nicole,    p.    579 — 596:    Wilcken,    Der   Traum    des    Königs 
Nektanebos.  10)  Oben  S.   190  Nr.  2. 

11)  Methods  and  Aims  in  Archaeology.  London,  Macmillan  &  Co.,  1904. 
208  S.     66  Abb. 

12j  Oben  S.    187   Nr.   6. 

13)  L  u  d  w.  IJ  o  r  c  h  a  r  d  t ,  Zur  Baugeschichte  des  Amontempels  von  Karnak. 
Leipzig,  Hinrichs,   1905.     47   S.     21    Abb.      1    färb.  Blatt.     4".     Mk.   15,—. 

14;  Ztsclir.  äg.   Spr.   40,  142. 


Boeder,  Ägyptologie.  199 

als  Fassadenschrauck  beobachtet  hatte ,  wiesen  v.  B  i  s  s  i  n  g  ^)  und 
Jequier-)  hin  bei  Statuen  und  Türschwellen.  Für  die  bildende 
Kunst  behandelt  Walter  A.  Müller^)  das  Schamgefühl,  das  sich 
im  Grad  der  Entblößung  äußert,  und  erklärt  Entblößung  bei  Höher- 
stehenden als  Zeichen  der  Demütigung.  J  o  1 1  e  s  ^)  behandelte  die  5 
antithetische  Gruppe  als  Dekorationsmotiv  in  der  älteren  ägyptischen 
Kunst.  Die  von  Borchardt^)  vertretene  Auffassung,  daß  die 
Chefrenstatuen  späte  Nachbildungen  seien,  ist  durch  Schäfer*^) 
erschüttert.  Schäfer")  zeigte  ferner,  daß  die  Sitte,  Götterbilder 
auf  Stangen  als  Feldzeichen  zu  tragen,  in  Ägypten  einheimisch  ist;  lo 
von  dort  haben  die  Assyrer  sie  übernommen  und  auf  Umwegen 
auch  wir  erhalten.  Bei  dem  Nachweis  der  Fälschung  für  die  von 
Dr.  Carl  Peters  aus  Südafrika  mitgebrachte  Totenstatuette ,  den 
Schäfer^)  liefert,  lernen  wir  wertvolle  Beobachtungen  an  echten 
und  falschen  Altertümern  kennen.  Mit  feinem  Verständnis  würdigte  i5 
M  a  d  s  e  n  ^)  die  idealistische  und  die  realistische  Wiedergabe  der 
menschlichen  Gestalt  in  alten  Reliefs.  Cledat**')  fand  in  Gräbern 
bei  Cusae  Reliefs  in  realistischem  Stil  mit  einer  Kühnheit  der 
Zeichnung,  wie  sie  noch  nicht  bekannt  geworden  war.  Legge  ^') 
machte  eine  Sammlung  der  halbmondförmigen  Platten  aus  Elfen-  20 
bein ,  die  man  im  mittleren  Reich  als  Amulette  oder  für  Zauberei 
benützte;  derselbe  ^'^)  vervollständigte  seinen  Katalog  der  alten 
Schieferpaletten,  v.  B  i  s  s  i  n  g  '  3)  veröffentlichte  eine  Serapisstatuette, 
in  der  er  das  Bildhauermodell  zu  einer  berühmten  Kolossalstatue 
sieht.  E  r  m  a  n  '  ^)  macht  uns  wieder  mit  der  Persönlichkeit  eines  25 
Künstlers  bekannt,  diesmal  aus  dem  neuen  Reich ;  leider  haben  sich 
bisher  so  wenig  Meister  aussondern  lassen,  daß  an  eine  Gruppierung 
von  solchen  noch  nicht  zu  denken  ist.  Auch  eine  Reihe  von  Ge- 
brauchsgegenständen ist  genauer  bekannt  geworden.  Schaf  er  >^) 
bestimmte  Pflüge,  Joche,  Hacken  und  andere  Werkzeuge  des  Land-  30 
mannes.    Oskar  Nuoffer^")  untersuchte  den  Bau  der  erhaltenen 


1)  Ebenda  42,  83.  2)  Ebenda  43,  9G. 

3)  Nacktheit  und  Entblößung  in  der  altorientalischen  und  älteren  griech. 
Kunst.     (Diss.)     Leipzig   190G.      175   S.     8". 

4)  Jahrb.  kais.  deutsch,   archäolog.  Inst.    19,  27  ff. 

5)  Ztschr.  äg.  Spr.  3G,  1  ff. 
G)  Ebenda  41,  62.  87. 

7)  Klio  (Beitr.  z.  alten  Gesch.)  6,  393  ff. 

8)  Ztschr.  f.  Ethnol.   190G,  89Gff. 

9)  Ztschr.  äg    Spr.   42,  G5. 

10)  Bull.  Inst.  fran(,\  d'archeol.  Orient.  2,  41. 

11)  Prococd.  SBA.   27,  130.  297.   28,  159. 

12)  Ebenda  2G,  262. 

13)  Athen.  Mitteil.    1906,  55. 

14)  Ztschr.  äg.  Spr.  42,  128. 

15)  Annual.   IJrit.  School  at  Athens   10,  127. 

IC)  Der  Rennwagen  im  Altertum.    (Diss.)     Leipzig  1904.    86  S.    7  Tal".     S*». 


200  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

oder  abgebildeten  Wagen.  Schäfer  und  Baumeister  Kren cker') 
behandelten  eine  komplizierte  Art  des  Türriegels  und  -schlüsseis, 
deren  altägyptische  Spuren  S.  erst  dadurch  deuten  konnte,  daß  K, 
diesen  Verschluß    an    modernen  Häusern    in  Abessynien   beobachtet 

5  hatte. 

Kidturgeschichte.  Der  von  B  o  r  c  h  a  r  d  1 2)  herausgegebene 
Erlaß  des  Königs  Phiops  läßt  uns  einen  Blick  in  die  innere  Landes- 
verwaltung tun,  wie  er  uns  besonders  für  diese  alte  Zeit  öfter  be- 
schert   werden    möge.     Für    spätere  Zeit    lernen    wir    manches    aus 

10  den  auf  den  griechischen  Papyrusurkunden  beruhenden  Darstellungen 
von  Walter  Otto^)  und  Henri  Maspero*).  Die  antike  Messung 
des  Nilwasserstandes  ist  zum  ersten  Mal  gründlich  von  Borchardt^j 
untersucht;  er  hat  fast  alle  bekannten  Nilmesser  neu  aufgenommen 
und  kommt   unter  Berücksichtigung    der  modernen  Verhältnisse  zu 

15  dem  Ergebnis,  daß  die  Nullpunkte  derselben  in  einer  Gefällelinie 
liegen,  die  nicht  auf  Beobachtung  beruht,  sondern  theoretisch  be- 
rechnet sein  muß;  die  Alten  hätten  also  schon  auf  gi-oße  Strecken 
hin  zu  nivellieren  vermocht.  Gardiner*')  ist  es  durch  die  gründ- 
liche Analyse    einer  Grabinschrift    aus    der    18.  Dynastie    gelungen, 

20  einen  durch  fünf  Prozesse  sich  hinziehenden  Streit  um  Ackerland  klar- 
zulegen. G  a  r  d  i  n  e  r  ^)  behandelte  ferner  vier  Kaufverträge  aus  der 
18.  Dynastie,  die  auch  wegen  der  Zahlung  in  , Ringen"  interessant 
sind.  E  r  m  a  n  ^)  erkannte  einige  Erlebnisse  von  Leuten  des  niederen 
Volkes     in     vulgären    Texten.      Borchardt^)    belegte    den    Titel 

25  , Gottesvater"  für  den  Vater  und  Schwiegervater  des  Königs:  Emil 
Levy^")  untersuchte  die  Personennamen  des  neuen  Reiches,  die  mit 
Götternamen  zusammengesetzt  sind.  Die  schwierigen  Probleme  des 
ägyptischen  Kalenders  hat  Gardin ei^^)  um  ein  neues  Rätsel  ver- 
mehrt :    ein  Beamtentagebuch    des    neuen  Reichs    nennt  den  letzten 

so  Monat  des  Jahres,  den  Mesore,  als  den  ersten.  Über  die  Beziehungen 
zwischen  dem  makedonischen  und  dem  ägyptischen  Kalender  schrieb 
Smyly^-).  Der  Mathematiker  Simon^-^)  faßte  unser  Wissen  von 
den  mathematischen  Kenntnissen  der  Ägypter  zusammen. 


1)  Ztschr.  äg.  Spr.  43,  CO.  2)  Ebenda  4-_',  1. 

3)  Priester  und  Tempel  im  hellenistischen  Ägypten.    I.    Leipzig,  Teubner, 
1905.     418  S.     8«. 

4)  Les  finances  de  l'Egypte  sous  las  Lagides.     Paris   1905.     252  S.     8**. 

5)  Antike  Nilmesser  und  Wasserstandsmarken,  im  Anhang  zu   Abli.  d.  Ak. 
d.  Wiss.   Berlin,    190G.     55   S.     2G  Abb.     5  Taf. 

6)  AlanH.  Gardiner,  The  luscription  of  Mes.    Leipzig,  Hinrichs,  1905. 
54  S.     Mk.  9,60. 

7)  Ztschr.  äg.  Spr.  43,  27. 

8)  Ebenda  42,  100. 

9)  Ber.  Ges.  d.  Wiss.  Leipzig  57,  254. 

10)  Über    die    theophoren  Personennamen    der    alten  Ägypter  zur  Zeit  des 
neuen  Kelches.     (Diss.)     Berlin   1905.     59  S. 

11)  Ztschr.   äg.  Spr.  43,  13C. 

12)  llermathena   13,  3'.t3. 

13)  Verli.  III.  Internat.  Maih.-Kongr.  Heidelberg   1904,  526. 


Boeder,  Ägyptologie.  201 

Topographie.  Von  der  umfassenden  Landesaufnahme  dui'ch 
die  ägyptische  Regierung  unter  Major  L  y  o  n  s  i)  sind  eine  Reihe 
von  Blättern  erschienen,  die  uns  ausgezeichnete,  bis  ins  Detail  sorg- 
fältige Karten  geben.  Beadnell-)  gab  eine  ausführliche  Mono- 
graphie über  das  Fajjum ,  die  auch  für  die  schwierige  Frage  der  5 
Urbarmachung  dieser  interessanten  Pi'ovinz  wichtig  ist.  Schwein- 
furth  fand  einen  Tempel  auf  dem  Rand  der  libyschen  Wüste 
über  Theben^)  und  nahm  die  Gegend  von  Shagab  und  Elkab  neu 
auf*).  Stein dorff  gab  vorläufige  Mitteilungen  über  seine  Reise 
nach  den  Oasen  der  libyschen  Wüste  S).  lo 

Naturgeschichte  und  Prähistorilc.  Man  hat  geschwankt ,  ob 
die  an  einigen  Stellen  in  großen  Mengen  gefundenen  Feuerstein- 
stücke natürlich  entstanden  oder  von  Menschenhand  bearbeitet  sind ; 
Schweinfurth'*)  im  Einverständnis  mit  v.  Luschan')  ent- 
schieden sich  bei  den  thebanischen  Funden  ^)  dafür ,  daß  die  auf  15 
natürlichem  Wege  entstandenen  Kieselstücke  nachträglich  mehr  oder 
weniger  behauen  sind-^).  Die  flint  implements  des  Fajjum  und  in 
Theben  untersuchte  Seton-Karr  1^).  Der  Maler  Eugen  Bracht^^) 
nahm  an,  daß  die  Feuersteinwerkzeuge,  die  er  1881  im  Wadi 
Maghara  (Sinai)  bei  den  Türkisminen  gefunden  hat,  in  historischer  20 
Zeit  zum  Abbau  des  Gesteins  gedient  haben,  während  Petrie  sie 
für  prähistorisch  hält.  Auch  Blanckenhorn^-)  nimmt  für  die  in 
Syrien  gefundenen  Feuersteinwerkzeuge  den  Gebrauch  bis  in  die 
historische  Zeit  hinein  an.  Ähnlich  bearbeitete  Feuersteine  fanden 
sich  auch  bei  Marseille  1^).  In  einer  umfassenden ,  mit  vielen  Ab-  25 
bildungen  ausgestatteten  Publikation  faßt  Chantre^*)  zusammen, 
was  er  als  Anthropologe  auf  Grund  anatomischer  üntei-suchungen 
an  Mumien ,  Statuen  und  Reliefs  zu  sagen  hat  zu  der  Geschichte 
des  ägyptischen  Volkes  von  der  prähistorischen  Zeit  bis  ins  Mittel- 
alter.    Der    zweite  Teil    führt    die   jetzt   in  Ägypten ,    Nubien  und  30 


1)  Hsg.  V.  Survey  Department,  Cairo. 

2)  H.   I.  L.  Beadnell,     The    Topography    and    Geology    of    the    Fayum 
Province  of  Egypt.     Kairo,  Nat.  Print.   Departm.      101   S.     4".      24   Taf. 

3)  Ztschr.  äg.  Spr.   41,  22. 

4)  Ztschr.  Ges.  f.  Erdk.   1904,  574. 

5)  Durch  die  libysche  Wüste  zur  Amonsoase.    Bielefeld,  Velhagen  &  Klasing, 
1904.      163  S.      Mk.  4,—  ,    ferner  in  Petermanns  iMitteil.  50,   179  ff.      1    Karte. 

6)  Ztschr.    f.  Ethnol.   36,   766   (=  französ.    übers,    in  Ann.    du  serv.   6,  9) 
u.  37,  622. 

7)  Ebenda  36,  317. 

8)  Vgl.   Hall,   Man   1905,  33.   72. 

9)  Ähnliche  Auffassung  von  Beule,  rAnthropologie    16,257   u.   Bull.  Soc. 
anthrop.  Lyon  23,    152;  vgl.  Anthrop.  Journal   35,   337. 

10)  Ann.  du  serv.  5,  145.   C,    178.    185;  Man  1905,  87;  Kep.  U.  S.  National 
Mus.  for  1904,  p.  747. 

11)  Ztschr.  für  Ethnol.   37,    173. 

12)  Ebenda. 

13)  Compt.  rend.   1905,  423;  Voss.  Ztg.   1905  Nr.  415. 

14)  Oben  S.    194  Nr.   5. 


202  Wissenschaftlicher  Jahresbericht. 

dem  Sudan  lebenden  Volksstämme  der  Reihe  nach  in  ihrer  all- 
gemeinen Kultur  und  der  physischen  Beschaffenheit  vor.  Eine 
Reihe  von  Photographien  nackter  Eingeborener  veröffentlichte 
Fritschi).  Thomson  und  Mac  Iver^)  haben  etwa  1500 
5  Schädel  gemessen,  um  der  anatomischen  Bestimmung  der  ägyptischen 
Rasse  neues  Material  zuzuführen.  Nach  ethnologischen  Gesichts- 
l^unkten  gliederte  Ankermann'^)  die  afrikanischen  Kulturen; 
Schwein furth  und  Olshausen^)  behandelten  im  Zusammen- 
hang   mit    seinem    Standpunkt    das    Vorkommen    des    Eisens.      Für 

10  frühere  Zeit  suchte  auch  H  a  1 1  ^j  das  Eisen  in  Ägypten  nachzuweisen. 
Mumifizierte  Tiei'e  wurden  in  zwei  großen  Katalogen  mit  vielen 
Tafeln  veröffentlicht**).  Schwein  furth")  bestimmte  das  im 
mittleren  Reich  einem  Toten  mitsregebene  Getreide  als  die  Weizen- 
art    Emmer    (Triticum    dicoccum),    vermischt    mit    dem    Unkraut 

.16  Taumellolch  (Lolium  temulentum  L.).  *) 


1)  Gustav  Fritsch,  Ägyptische  Volkstypen  der  Jetztzeit.  Wiesbaden, 
Kreidel,   1904.     76   S.     52   Taf.      13   Bl.     Mk.  45,—. 

2)  Arthur  Thomson  and  D.  Randall  Mac  Iver,  The  Ancient 
Races  of  the  Thebaid.  London,  Frowde ,  1905.  142  S.  fol.  42  S.  (Vgl. 
Thomson,  Man    1905,   G5 ;  Pearson,   ebenda   116.) 

3)  Ztschr.  f.  Ethnol.   37,  54. 

4)  Ebenda  84. 

5)  Man  1905,  33.  72.  Vgl.  Diergart,  Mitt.  z.  Gesch.  d.  Med.  3,  81.  453; 
S.  Reinach,  TAnthropologie  15,  116;  Philologische  Bemerkungen  von  Spiegel- 
berg,  Rec.  de  trav,  26,   165. 

6)  Oben  S.  189  Nr.  5,  g  und  Lortet  und  C.  Gaillard,  La  faune 
momifiee  de  l'ancienne  Egypte.  Lyon,  Georg.  1. — 2,  serie  1903 — 05.  330  S. 
(Vgl.  Lortet,  Bull.  Inst,  egypt.  IV.  ser.  No.  6,.p.  43  und  Rev.  d.  deux 
mondes  27,  368.) 

7)  Ann.   du  serv.   5,   187. 

8)  [Der  indische  und  der  iranische  Jahresbericht  müssen  leider  wieder 
ausfallen.  Den  ersteren  wollte  Dr.  K.  Klemm  wieder  liefern  und  zwar  für 
die  beiden  letzten  Jahre;  leider  hat  ihn  sein  beklagenswertes  Ende  daran 
gehindert.  Der  Redakteur.] 


203 


Zu  Bd.  61,  873  f. 

Der  Artikel  über  ^Die  Mitte  der  Thora"  ist,  was  sein  Er- 
scheinen in  dieser  Zeitschrift  und  seine  Fassung  anlangt,  von  Herrn 
Professor  Nestle  in  einer  Weise  aufgefaßt  worden,  die  der  Verfasser 
nicht  voraussehen  konnte.  Wäre  das  der  Fall  gewesen ,  so  hätte 
er  eine  etwas  andere  Form  erhalten.  Im  besonderen  erklärt  der 
Verfasser,  daß  ihm  die  Absicht,  Herrn  Prof.  Nestle  zu  kränken, 
ferngelegen  hat.  Die  einleitenden  Bemerkungen  wollen  wesentlich 
das  relativ  späte,  durch  größere  Arbeiten  aufgehaltene  Erscheinen 
der  Abwehr  begründen.  t>    tt  i  1 1  p  1 


Erklärung. 

Meine  Herren  Kollegen  im  geschäftsführenden  Vorstande  unserer 
Gesellschaft  haben  mir  als  ihre  Ansicht  ausgesprochen,  daß  ich  mir 
als  Redakteur  der  ZDMG.  in  meinem  im  letzten  Hefte  ver- 
öffentlichten Aufsatze :  „Allerlei  von  J.  Barth  „verbesserte"  arabische 
Dichterstellen"  (S.  926 ff.)  im  Ausdruck  größere  Zurückhaltung 
hätte  auferlegen  sollen.  Man  muß,  wie  ich  glaube,  will  man  nicht 
ungerecht  gegen  mich  sein ,  den  Ton  meines  Aufsatzes  mit  dem 
Tone  vergleichen,  den  Herr  Professor  Barth  in  seinen  „Sprach- 
wissenschaftlichen Untersuchungen  zum  Semitischen",  I.  Teil,  S.  30  ff. 
gegen  mich  anzuschlagen  für  gut  befunden  hat.  Gleichwohl  nehme 
ich ,  für  den  Fall ,  daß  die  Ansicht  meiner  Herren  Kollegen  von 
der  Mehrzahl  unserer  Mitglieder  geteilt  werden  sollte,  keinen  An- 
stand mein  Bedauern  über  die  zu  große  Schärfe  meines  Ausdrucks 
auszusprechen.  A.  Fischer. 


204 


Albert  Socin-Stiflnng. 


Laut  Beschlusses  des  unterzeichneten  Kuratoriums  der  Albert 
Socin- Stiftung  vom  Juli  1906  ist  die  erste  Ausschreibung  des 
Stipendiums  für  den  Anfang  des  Sommersemesters  1908  festgesetzt 
worden. 

Die  auf  den  Zweck  der  Stiftung  und  die  Verleihung  des  Stipen- 
diums sich  beziehenden  Paragraphen  der  Statuten  lauten  folgender- 
maßen : 

§  1- 

Zum  Andenken  an  die  wissenschaftliche  Tätigkeit  Albert  Socins 
soll  eine  Stiftung  unter  seinem  Namen  begründet  werden.  Ihr 
Zweck  ist,  insbesondere  jüngeren  Kräften  in  erster  Linie  sprach- 
liche, literarische  und  ethnologische,  in  zweiter  geographische  und 
archäologische  Forschungen  an  Ort  und  Stelle  in  den  arabisch 
sprechenden  Ländern  des  Orients  mit  Bevorzugung  von  Syrien  und 
Palästina  zu  ermöglichen. 

§  4. 

Die  Stipendien  werden  verliehen  an  Deutsche  (Reichsdeutsche, 
Deutschösterreicher  und  Baltische  Deutsche)  und  Schweizer,  aus- 
nahmsweise auch  an  Angehörige  anderer  Nationalitäten.  Voraus- 
setzung der  Verleihung  ist  die  Promotion  in  der  philosophischen 
oder  theologischen  Fakultät  einer  mit  einem  etatsmäßigen  Lehrstuhl 
für  semitische  Philologie  versehenen  deutschen  oder  schweizerischen 
Universität,  und  zwar  für  Philosophen  in  semitischer  Philologie,  für 
Theologen  im  Fache  des  Alten  Testamentes.  Die  letzteren  haben 
außerdem  ein  Zeugnis  mindestens  eines  etatsmäßigen  Universitäts- 
lehrers der  semitischen  Philologie  über  ausgebreitetere  Studien  in 
dieser  Disziplin  beizubringen.  Von  beiden  Klassen  von  Bewerbern 
kann  das  Kuratorium  besondere  Nachweise  ihrer  Kenntnisse  im 
Arabischen  und  Hebräischen  verlangen. 

Von  der  Forderung  der  Promotion  kann  ausnahmsweise  ab- 
gesehen werden ,  wenn  der  Bewerber  durch  eingehende  Zeugnisse 
mindestens  zweier  etatsmäßiger  deutscher  oder  schweizerischer  Pro- 
fessoren der  semitischen  Philologie  seine  Befähigung  zu  erweisen 
imstande  ist. 


Albert  Socin- Stiftung.  205 

Das  Bewerbungsgesuch    ist   mit    einer    eingehenden   Darlegung 
der  wissenschaftlichen  Zwecke  des  Bewerbers  zu  begleiten. 

§  5. 
Die  Stipendiaten  sind  verpflichtet,  spätestens  drei  Jahre  nach 
Empfang  des  Stipendiums  einen  ausführlichen  Bericht  über  ihre 
Studien  im  Orient  an  das  Kuratorium  zu  erstatten .  der  »anz  oder 
im  Auszuge,  womöglich  in  der  „Zeitschrift  der  Deutschen  Morgen- 
ländischen Gesellschaft"  oder  in  der  , Zeitschrift  des  Deutschen 
Palästina- Vereins",  veröffentlicht  werden  soll. 

§  6. 
Die  Vergebung  des  Stipendiums  findet  in  jedem  vierten  Jahre 
in  der  Höhe  von  1600  Mark  oder  darüber  statt.  Die  Ausschreibung 
hat  jeweilen  im  Anfang  des  Sommersemesters,  die  Verleihung  späte- 
stens bis  zum  1.  Dezember  desselben  Jahres  zu  erfolc^en.  Sollte 
sich  später  das  Vermögen  der  Stiftung  erheblich  vermehren,  so  kann 
das  Kuratorium,  statt  eines  in  jedem  vierten  Jahre  zu  vergebenden 
Stipendiums,  die  zur  Verfügung  stehende  Geldsumme  auf  zwei  oder 
mehrere  Stipendien  verteilen  unter  der  Voraussetzung,  daß  ein  jedes 
davon  mindestens  1600  Mark  betrafen  muß. 


o 


Das  für  die  diesjährige  Verleihung  festgesetzte  Stipendium 
beträgt  1800  Mark. 

Bewerbungsgesuche  müssen  spätestens  bis  zum  1.  Oktober 
dieses  Jahres  eingereicht  werden  und  sind  an  Herrn  Professor  Dr. 
Emil  Kautzsch,  Halle  a.  d.  Saale,  Wettinerstr.  32  zu  richten. 

Das  Kuratorium  der  Albert  Socin-Stiftung : 

Dr.  Rudolf  Ernst  Brünnow,  Bonn. 

Dr.  August  Fischer, 

Professor  an  der  Universität  Leij^zig. 

Dr.  Emil  Kautzsch, 

Professor  an  der  Universität  Halle  a.  d.  Saale. 


206 


Verzeichnis  der  im  letzten  Vierteljahr  bei  der 
Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

(Mit  Ausschluß  der  bereits  in  diesem  Hefte  angezeigten  Werke.  Die  Redaktion 
behält  sich  die  Besprechung  der  eingegangenen  Schriften  vor;  Rücksendungen 
können  nicht  erfolgen.  Anerbieten  der  Herren  Kollegen,  das  eine  oder  andre 
wichtigere  Werk  eingehend  besprechen  zu  wollen,  werden  mit  Dank  ange- 
nommen.    Die  mit  *  bezeichneten  Werke  sind  bereits  vergeben.) 

Anthropos.     Bd.   III,  Heft  2.     Wien,  Mechitharisten-Buchdruckerei,  1908. 

Echos  d'Orient.      lie  annee,  no.  68:  Janv.  1908,  no.  69:  Mars  1908.    Paris. 

Rivista  degli  studi  orientali.    Anno  I.  —  Vol.  I.    Fase,  secondo.     Roma: 
E.  Loescher  &  C,  Lipsia:  O.  Harrassowitz,   1907.     l,  8. 


üieg,  E.  -  Verzeichnis  der  Bibliotheca  Indica  und  verwandter  Indischer  Serien 
nach  Werken  und  Nummern.  Sonderabdr.  a.  d.  , Zentralblatt  f.  Bibliotheks- 
wesen" Jahrg.  24,  1907,  Heft  11.  Leipzig,  O.  Harrassowitz,  1908.  23  S. 
0,80   M,  einseitig  gedruckte  Ausg.    1   il/. 


Mama   Varma  Kaja,  K.  -  Comparative  Studies.    Madras,  Higginbotham  &  Co., 
1908.     47   S.     8  d. 


Beihefte  zur  Zeitschrift  für  die  alttesta  nieutlic  he  Wissenschaf  t. 
XIII.  Beiträge  zur  Erklärung  und  Kritik  des  Buches  Tobit  von  Johannes 
Müller.  Alter  und  Herkunft  des  Achikar-Romans  und  sein  Verhältnis  zu 
Aesop  von  Jludolf  Sme7id.    Gießen,   A.  Töpelmann,  1908.    125  S.    4,40  il/. 

Inscriptions  semitiques  de  la  Syrie,  de  la  Mesopotamie  et  de  la 
region  de  Mossoul.  Par  H.  Pognon.  Paris,  J.  Gabalda  et  Cie,  1907. 
II,   228  S.,  XLIl  Taf.      fol. 

Legal  and  Commercial  Transactious  dated  in  the  Assyrian,  Neo-Baby- 
lonian  and  Persian  Periods  chiefly  from  Nippur.  By  Albert  T.  Clay. 
[The  Babyloiiian  E.xpedition  of  the  University  of  Pennsylvania.  Series  A: 
Cuneiform  Te.xts  ed.  by  //.  1'.  //iljirecht.]  Philadelphia,  publ.  by  the 
Department  of  Archaeology,  University  of  Pennsylvania,  1908.  85  S., 
72,  IX  Taf.      4". 

Leu:  11 ,  J.  -  Interpretation  dos  IV.  Abschnittes  des  paliist.  Talmud-Traktats 
Nesikin.  Heft  IV.  [In:  Jahres-Ber.  d.  jüd.-theol.  Seminars  Fraenckel'scher 
Stiftung.]     Breslau   1908.     S.    101  —  131. 

Harol,  j\l.  -  Menachem  bon  Simon  aus  Postjuieres  und  sein  Komuientar  zu 
Jeromia  und  Ezecliiol.  [Sonderabdr.  a.  d.  ,, Monatsschrift  f.  Geschichte  u. 
Wissensch.  d.  Judentums",  .01.  Jahrg. I  Berlin,  Mayer  u.  Müller,  1907. 
58  S.     2   M. 


V^ei'zeichnzs  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften.     207 

Elbogen,  J.  -  Studien  zur  Geschichte  des  jüdischen  Gottesdienstes.  [Schriften 
d.  Lehranstalt  f.  d.  Wissensch.  d.  Judenthums,  Bd.  I,  Heft  1.  2.]  Berlin, 
Mayer  u.  Müller,   1907.     VIII,   192   S.     5   M. 

Sources  syriaques.  Vol.  I.  MSiha-zkha  (texte  et  traduction).  Bar-Pen- 
kaye  (texte).  Par  A.  Mingana.  Se  veud  chez  O.  Harrassowitz,  Leipzig. 
XI,  271.  VIII,  *204  S,      30  M. 

Scher,  Addai  —  Kitäb  al-Alfäz  al-farisiia  al-muSarraba.  Beirut,  Jesuitendruckerei, 
1908.      194   S. 

Sechster  Band  des  Kitäb  Bagdad  von  Ahmad  ihn  abi  Tähir  Taifur.  Heraus- 
gegeben und  übersetzt  von  H.  Keller.  IL  Teil :  Deutsche  Übersetzung. 
Leipzig,  Harrassowitz,   1908.     XXVI,   126  S.      8  M. 

The  Irshäd  al-an'b  ilä  ma'rifat  al-adib  er  Dictionary  of  Learned  Men  of  Yüqüt. 
Edited  by  D.  S.  Margoliouth.  Vol.  I,  containing  part  of  the  letter  ]. 
["E.  J.  W.  Gibb  Memorial"  Series,  Vol.  VI,  1.]  Leyden :  E.  J.  Brill, 
London:  Luzac  &  Co.,   1907.     XVI,  431  S. 

The  Pearl-Strings;  a  History  of  the  Resüliyy  Dynasty  of  Yemen  by  'Aliyyu 
'bnu'l-Hasan  'el-Khazrejiyy;  translation  and  text  with  annotations  and  index. 
By  the  late  Sir  J.  W.  Redhouse.  Edited  by  E.  G.  Browne,  R.  A. 
Nicholson,  and  A.  Rogers.  Vol.  II,  containing  the  second  half  of  the 
translation.  ["E.  J.  W.  Gibb  Memorial"  Series,  Vol.  III,  2.]  Leyden: 
E.  J.  Brill,  London:   Luzac  &  Co.,   1907,     XXIV,  341   S. 

^Arabische  Beduinenerzählungen.  Von  Enno  Littmann.  I.Arabischer 
Text.  II.  Übersetzung,  mit  sechzehn  Abbildungen.  [Schriften  d.  Wissensch. 
Gesellschaft  in  Straßburg,  2.  3.]  Straßburg,  Karl  J.  Trübner,  1908.  VIII,  58. 
XI,  57   S.     8  u.   6  M. 

^Janssen,  Le  P.  Antonin,  des  Freres  Precheurs  -  Coutumes  des  Arabes  au  pays 
de  Moab.     [Etudes  Bibliques.]     Paris,  J.   Gabalda  &  Cie,   1908.     X,  448  S. 

Proverbes  abyssins  traduits,  expliques  et  aunotes  pur  Jacques  Fai'tlovitch. 
[Dissertation.]     Paris,   P.  Geuthner,   1907.     86   S. 


Beiträge  zur  Kenntnis  des  Derwisch-Ordens  derBektaschis  von 
Georg  Jacob.  Mit  einem  Anhang  von  Professor  Snouck  Hurgronje  .  .  . 
und  2  Tafeln.  [Türk.  Bibliothek.  Hrsg.  v.  Georg  Jacob.  9.  Bd.]  Berlin, 
Mayer  &  Müller,   1908.     X,   100  S,     3,60   M. 


Indian  Thought,  a  Quarterly  devoted  to  Sanskrit  Literature ,  ed.  by  G. 
Thibaut  and  Ganganatha  Jha.  Vol.  I,  No.  4,  Oct.  1907.  Allahabad 
(O.  Harrassowitz,   Leipzig).     Annual  subscription    15  s. 

Smith,  Vincent  A.  -  The  Early  History  of  India  from  600  H.  C.  to  the 
Muhammadan  Conquest  including  the  Invasion  of  Alexander  the  Great. 
See.  ed.,  revised  and  enlarged.  Oxford,  Clarendon  Press,  1908.  XII,  461  S. 
14  *■.  net. 

Sörensen ,  S.  -  An  Index  to  the  Names  in  tho  Mahabharata  with  short  ex- 
planations  and  a  concordance  to  the  Bombay  and  Calcutta  editlons  and 
P.  C.  Koy's  translation.  Part  I — IV.  London,  Williams  &  Norgate,  1904 — 
1908.     XLI,  224  S.      4".     7   s.   6  d.  net  each. 

Sjieyer,  J.  S.  -  Studies  about  the  KathäsaritsSgara.  [Verband,  d.  Koii.  Akad. 
v.  Wetensch.  te  Amsterdam.  Afd.  Lotterk.  Nieuwe  leeks.  Deel  Vlll. 
No.  5.]     Amsterdam,  Juli.   Müller,   1908.      ISO  S. 

Jahn,  Wilhel/n  -  Das  Saurapuräiiaui.  Ein  Kompendium  spätindiseher  Kultur- 
geschichte und  des 'Sivaismus.  Einleitung,  Inhaltsangabe  nebst  Übersetzungen, 
Erklärungen  und  Indices.  Straßburg,  K.  J.  Trübner,  1908.  XX VII,  2<I8  S. 
5,50  M. 


208     Verzeichnis  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Journal  of  the   Gypsy  Lore  Society-     New  series.     Vol.  I.  no.   3.     Jan. 
1908. 


Hirth,  Friedrich  -  The  Ancient  History  of  China  to  the  end  of  the  Chöu 
dynasty.  New  York,  the  Columbia  Uuiversity  Press,  1908.  XX,  383  S. 
$  2,50  net. 

Bork,  Ferdinand  -  Beiträge  zur  Sprachwissenschaft.  Teil  II.  Vorarbeiten  zu 
einem  Brahui-Wörterbuche.  [Wissensch.  Beil.  z.  Progr.  d.  städt.  Stein- 
daramer  Realschule  z.  Königsberg  i.  Pr.]      1908.     32   S. 

Bork,  Ferdinand  -  Beiträge  zur  Kaukasischen  Sprachwissenschaft.  Teil  I. 
Kaukasische  Miscellen.  [Wissensch.  Beil.  z.  Progr,  d.  Städt.  Steindammer 
Realschule  z.  Königsberg  i.   Pr]      1907.     31   S. 

B randstetter ,  Renward  -  Malaio-polynesische  Forschungen.  Zweite  Reihe. 
IV.  Mata-Hari  oder  Wanderungen  eines  indonesischen  Sprachforschers  durch 
die  drei  Reiche  der  Natur.     Luzern,  E.   Haag,   1908.     55   S. 

Thalhetmer,  A.  -  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Pronomina  personalia  und  possessiva 
der  Sprachen  Mikronesiens.    Stuttgart,  J.  B.  Metzler,   1908.    96  S.    2,20  M. 

Abgeschlossen  am  27.  V.    1908. 


209 


Das  Buch  Josua 
in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

Entdeckt  und  zum  ersten  Male  herausgegeben  von 

M.  Graster. 

Einleitung. 

I.  Geschichte  des  samaritanischen  Buches  Josua. 

§  1.  Der  hebräische  Text  des  Buches  Josua  in  samaritanischer 
Kezension  ist  keine  Lesjende  mehr.  Die  Existenz  desselben  kann 
nicht  länger  angezweifelt  werden.  Der  Text  ist  von  mir  entdeckt  5 
worden  und  erscheint  im  folgenden.  Von  der  Zeit  an,  wo  Scaliger 
am  Ende  des  16.  Jahrhunderts  zum  ersten  Male  mit  den  Samari- 
tanern  in  Verbindung  getreten  war  und  von  ihnen  einige  Hand- 
schriften erhalten  hatte,  taucht  die  Nachricht  von  einem  samarita- 
nischen Buche  Josua  auf.  Unter  den  Handschriften,  die  er  seiner-  10 
zeit  erhalten  hatte,  war  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  die 
arabische  Bearbeitung  des  Buches  Josua,  welche  Juynboll  1848 
herausofeweben  hat.  Scalic^er  suchte  nun  den  hebräischen  Text  auf- 
zutreiben.  In  ihrer  Antwort  vom  Jahre  1598  verweigei-n  die 
Samaritaner  rundweg  den  Verkauf  des  Buches  Josua  an  Nicht-  15 
samaritaner.  Seit  jener  Zeit  hat  das  Suchen  nach  dem  hebräischen 
Texte  des  Buches  Josua  bei  den  Samaritanern  aufgehört,  ja  man 
ging  soweit,  die  Existenz  dieses  Textes  zu  leugnen.  Man  deutete 
an  den  Briefen  der  Samaritaner  herum  und  erklärte  ihre  Hinweise 
auf  das  Buch  Josua  so,  daß  sie  damit  nur  die  arabische  Bearbeitung  -jo 
des  Buches  meinten.  Diese  Ansicht  wurde  noch  mehr  verstärkt 
seit  dem  Erscheinen  des  arabischen  Liber  Josuae  mit  der  scharf- 
sinniofen  und  eintjehenden  Untersuchuncr  von  Juvnboll,  der  auch 
p.  1  ff",  und  p.  70  ff',  die  Geschichte  dieses  Buches  eingehend  erörtert. 
Es  wäre  überflüssig,  an  dieser  Stelle  auf  die  Kontroverse  über  die  25 
Existenz  oder  Nichtexistenz  einer  samaritanischen  Rezension  des 
Buches  Josua  einzugehen.  Es  hätte  nur  noch  ein  psychologisches 
Interesse;  denn  das  Endresultat  der  Kontroverse  war,  daß  sich  die 
Überzeugung  festwurzelte,  daß  es  entweder  nie  einen  solchen  Text 
gegeben    habe ,    oder    wenn    es   je  einen  solchen  gegeben  hätte .    er  so 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXIl.  14 


210     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

schon  seit  mindestens  1000  Jahren  verloren  gegangen  sei.  Jeden- 
falls hätte  es  überhaupt  keinen  hebräischen  gegeben ,  sondern  nur 
einen  samaritanischen ,  trotz  der  entgegengesetzten  Behauptung  des 
Verfassers  des  arabischen  Liber  Josuae  (und  vielleicht  auch  des 
5  Abu'1-Fath),  der  ausdrücklich  erklärterer  hätte  einen  hebräischen 
Text  des  Buches  bearbeitet  („ex  Sermone  hebraeo"  lib.  Jos.  I. 
Juynboll  p.  130). 

§  2.    Alle  Forscher  (Vilmar,  Ivautzsch,  Cowley  und  als  letzter 
Montgomery,    ,The  Samaritans"    Philadelphia   1907  p.   301  ff.)  sind 

10  darin  einiff  daß  es  keinen  hebräischen  Text  sähe ,  und  ich  muß 
eingestehen,  daß  ich  auch  von  demselben  Wahne  befangen  war,  bis 
ein  glücklicher  Zufall  mir  den  Text  in  die  Hände  spielte.  Seit 
mehreren  Jahren  in  Verbindung  mit  den  Samaritanern ,  die  mich 
in  England  zweimal  besucht  haben    und   die  ich  im  April  v.  J.   in 

15  Schechem  aufgesucht  habe ,  bin  ich  allmählich  in  den  Besitz  von 
mehr  als  80  samaritanischen  Handschriften  gelangt.  Manche  dar- 
unter sind  sehr  alt ,  während  viele  moderne  Abschriften  sind ,  die 
auf  meinen  Wunsch  ansrefertio^t  wurden.  Es  gelang  mir.  den 
Samaritanern,  die  sich   in  einer  elenden  Lage  befinden,  einige  kleine 

20  Dienste  zu  erweisen.  Der  Hohepriester ,  Jacob  ben  Aron ,  schrieb 
daher  für  mich  eine  Thorarolle  nach  dem  Muster  der  Alten  in  der 
„Kinscha"  und  eine  Chronik,  die  er  mir  bei  meinem  Aufenthalte 
übergab.  Da  die  Samaritaner  wissen ,  daß  ich  mich  speziell  für 
ihre  Ausspi'ache  des  Hebräischen   interessiere ,    so  versehen  die  Ge- 

25  schickteren  unter  ihnen ,  die  für  mich  Abschriften  verfertigen ,  hin 
und  wieder  dieselben  mit  den  bei  ihnen  üblichen,  aber  selten  ver- 
wendeten Vokal-  und  diakritischen  Zeichen.  Das  hat  auch  der 
Hohepriester  in  der  Chronik  getan.  Unter  anderen  Handschriften 
kaufte    ich    auch    eine  Abschrift  vom  Buche  Josua,    aber  ich  legte 

30  kein  besonderes  Gewicht  darauf,  da  ich  glaubte,  es  sei  eine  Rück- 
übersetzung des  arabischen  Textes  oder  es  sei  der  arabische  Text 
in  samaritanischen  Buchstaben,  —  besonders  da  ich  dort  weder  eine 
Pergament-  noch  sonst  sehr  alte  Handschriften  dieses  Buches  sah. 
Erst  nachdem  ich  die  Handschriften    zu   katalogisieren  anfing ,    und 

35  jede  derselben  genau  durchlas,  erkannte  ich,  daß  es  ein  hebräischer 
Text  war  und  nicht  ein  arabischer  mit  samaritanischen  Buchstaben, 
und  durch  die  Vergleichung  mit  dem  arabischen  stellte  es  sich 
heraus ,  daß  es  nicht  nur  ein  von  diesem  unabhängiger  Text  sei, 
sondern  daß  ich  tatsächlich  den  hebräischen  Text  in  den  Händen 

40  hielt,  den  der  Anonymus  paraphrasiert  hatte  und  der  bisher  als 
nicht  existierend  bezeichnet  wurde.  Die  Freude  über  diesen  un- 
erwarteten und  hochbedeutsamen  Fund  wurde  bedeutend  vergrößert, 
als  ich  fand,  daß  die  Chronik  des  Hohenpriesters  ebenfalls  dasselbe 
Buch    Josua    enthielt,    wörtlich    genau    dem    anderen    Texte    ent- 

45  sprechend.  Die  Samaritaner  fingen  ihre  nachbiblische  Geschichte 
an  mit  dem  Einzüge  der  Israeliten  in  das  Land  Kenaan,  kopierten 
das    ganze  Buch  Josua   in  der  Form,    in  der  es  sich  bei  ihnen  er- 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     211 

halten  hat  und  setzten  dann  ihre  C4eschichte  bis  auf  den  Tao-  des 
Kompilators  fort.  So  hat  der  Verfasser  des  Lib.  Jos.  ed.  Juynboll 
gehandelt ,  so  Abu'1-Fath  und  so  der  gegenwärtige  Hohepriester 
Jakob.  Zu  unterscheiden  von  diesen  Chroniken  ist  die  chrono- 
logisch -  genealogische  Liste ,  von  den  Saniaritanern  El  Schelschelat  5 
(ribu:b\r)  =  Kette  (irrtümlich  von  Neubauer  ,E1  Tolidoth")  genannt. 
Die  Chronik  selbst  heißt  bei  ihnen  Sepher  Hajamim  oder  Tolidoth. 

IL    Gestalt  der  Handschriften. 

§  3.  Der  erste  Text,  Text  A,  cod.  Gaster  Nr.  864,  4 »  besteht 
aus  42  Seiten,  23  X  18  cm,  die  Schrift  14  X  10  cm,  je  28  Zeilen  lo 
pro  Seite  und  alle  von  gleichmäßiger  Länge  (die  nach  samaritanischer 
Schreibart  auch  künstlich  hergestellt  wird,  wo  wenige  Worte  auf 
die  Zeile  zu  stehen  kommen) ,  sehr  sorgfältig  mit  breiten  Rändern 
geschrieben,  in  samaritanischer  Kursivschrift,  von  den  Samaritanern 
„halbe  Buchstaben"  {„esi  Otiot^  m-^niN  *2:nj  genannt;  der  Text  in  i5 
Abteilungen  geteilt,  auf  die  ich  später  zurückkomme  und  die  den 
biblischen  ^essin"-  "p^p  entsprechen.  Die  Worte  sind  durch  Punkte 
voneinander  getrennt  und  häufig  so  arrangiert,  daß  dieselben  Worte, 
wenn  sie  in  den  folgenden  Zeilen  sich  wiederholen,  oder  auch  nur 
dieselben  Buchstaben ,  wo  ■  es  nur  möglich  ist ,  stets  untereinander  20 
geschrieben  werden ;  ein  Beweis,  daß  der  Abschreiber  sein  Original 
mit  peinlicher  Genauigkeit  abschreibt.  Diakritische  Punkte  und 
Zeichen  sind  äusserst  selten  und  die  Interpunktion  ist  ganz  archaisch. 
Der  Schluß  des  Verses  wird  selten  durch  den  Doppelpunkt  (:), 
den  ich  im  Druck  besonders  hervorgehoben  habe,  bezeichnet.  Am  25 
Schlüsse  jedes  Abschnittes  stehen  (-  • :  ).  Der  Abschreiber  nennt 
sich  im  Epilog  Abischa,  Sohn  des  Pinehas,  Sohn  des  Jizhak,  des 
Priesters,  des  Leviten,  Küsters  der  Synagoge  in  Schechem,  und  die 
Handschrift  hat  er  abgeschrieben  im  Jahre  1323  Hed.  (1905). 

Eine  Seite,  p.  37,  ist  von  einem  andern  und  zwar  von  Sadakah  :jo 
AI  Musnyi,  mit  Uncialbuchstaben  geschrieben  und  dieser  hat  einige- 
mal das  letzte  Wort  der  Zeile  abgekürzt.     Trotz  der  großen  Sorg- 
falt,   mit    der    die  Handschrift   geschrieben   ist,    ist  sie  doch  nicht 
frei    von    Fehlern.      Li    den    meisten    Fällen    sind    es   Auslassungen 
durch  Homoioteleuton.    Der  Schreiber  überspringt  eine  ganze  Zeile,  :!5 
und  wie  sich  nachher  durch  Vergleich  mit  der  zweiten  Handschrift 
ergibt,    schließen    beide    Zeilen    mit    demselben    Worte,     ein    ent- 
scheidender  Beweis,    daß    er   Zeile    für  Zeile    die    alte  Handschrift 
abschreibt.     Sonst   würde  es  nicht  immer  je  eine  ganze  Zeile  sein, 
die   er  ausläßt.     Und  wo  es  in  der  Mitte  geschieht,    fehlt  auch  je  40 
eine  ganze  Zeile,    denn   wie  oben    bemerkt   versucht    der  Schreiber 
dieselben  Worte    untereinander   zu    stellen,    und    das   Auge    gleitet 
leicht  von  der  oberen  z\ir  unteren  Zeile  ab. 

§  4.     Der  zweite  Text,  Text  B,  cod.  Gaster  Nr.  863.  S».  be- 
steht aus  151  Seiten,  20  X  12  cm,  die  Schrift  12X7  cm,  20  Zeilen  4ü 


212     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  liebräisch-samaritanischer  Rezension. 

pro  Seite .  äusserst  zierlich  gescbrieben ,  wie  überhaupt  die  Schrift 
dieses  Hohenpriesters  kalligraphisch  ausserordentlich  schön  ist.  Der 
Text  ist  auch  in  Abteilungen  geteilt,  genau  wie  Text  A,  die  Worte 
durch  Punkte  getrennt.     Der  Schreiber  versucht    hier   nicht,    ähn- 

5  liehe  Worte  wie  in  Text  A  untereinander  zu  setzen,  dagegen  ist  die 
Interpunktion  viel  ausführlicher  und  die  diakritischen  Zeichen  sind 
viel  zahlreicher  als  im  Text  A.  Doppelpunkt  bezeichnet  hier  häufig 
den  Schluß  des  Verses  im  Unterschied  von  Text  A. 

§  5.     Trotz   des  kalligraphischen  Aussehens    und  der  äusseren 

10  Sorgfalt  leidet  auch  dieser  Text  an  vielen  Auslassungen,  meist  aus 
demselben  Grunde  wie  in  Text  A.  Glücklicherweise  ergänzen  sich 
die  beiden  Texte ,  indem  die  Auslassungen  nicht  dieselben  sind, 
ein  Beweis,  daß  die  jeweiligen  Auslassungen  nur  den  Kopisten  zuzu- 
schreiben sind,  das  Original  also  vollständig  ist.     In  textlicher  Be- 

15  Ziehung  unterscheidet  sich  Text  B  von  Text  A  dadurch ,  daß  er 
alte  grammatische  Formen  und  hebräische  Worte,  besonders  in  Ge- 
beten und  in  sonstigen  Interpolationen,  durch  samaritanische  Worte 
und  spätere  Formen  ersetzt.  Über  einen  dritten  Text  C  (C  ')  (cod. 
Gaster  874),  der  mit  A  und  B  genau  übereinstimmt,  vom  Hohenpriester 

20  abgeschrieben  und  durchkorrigiert  und  mir  inzwischen  geschickt 
woi'den  ist ,  sowie  seine  weiteren  Nachrichten  in  Bezug  auf  den 
hebräischen  Text  des  Buches  Josua  bei  den  Samaritanern,  siehe  Nachtrag. 

III.    Inhalt  des  Buches. 

§  6.     cap.  I.     Moses  stirbt  im  Jahre  2794  der  Schöpfung  am 
25  1.   des    12.  Monats    (1);    Josua    zum    Heerführer    ernannt    (2 — 8); 
Musterung  des  Volkes  (8 — 14);  die  zweiundeinhalb  Stämme  ziehen 
mit  (14—21). 

§  7.     cap.  II.     Kundschafter   nach   Jericho    geschickt    (1 — 3); 
Rahab  (3—22);  Rückkehr  der  Kundschafter  (22—24). 
30  §  8.     cap.  III.     Bundeslade    zieht   voran  (1 — 7);    Gesang  der 

Priester  (7 — 25);    die  Wolke   steigt   auf  (25 — 30);   Überschreitung 
des  Jordans  (30 — 35). 

§  9.     cap.   IV.      Herausnehmen    der    Steine    aus    dem    Jordan 
(1 — 6);  das  Aufstellen  von  12  Steinen  im  Jordan  (6 — 8);  Hinauf- 
35  zug  vom  Jordan  am  10.  des  1.  Monats  (9). 

§  10.     cap.  V.      Gesang    des    Josua    und    der    Kinder    Israels 
(1—20):  Aufstellung  der  12  Steine  in  Gilgal  (20—25). 

§   11.     cap.  VI.    Das  Heraufsteigen  der  Wolke  war  im  1.  Monat, 
des  Jahres  der  Schemita    und   des  Jobeis  der  Kinder  Israel  (2794) 
40  (1 — 3);    Aufhören    des   Manna  (4 — 5);    der  Abgesandte  Gottes    er- 
scheint dem  Josua  (6 — 10). 

§  12.     cap.  VII.     Botschaft  des  Herrn;    Befehl  des  Herrn  an 
Josua    über    die  Einnahme  Jerichos  (1 — 6);    Josua  gibt  den  Befehl 
Gottes    den  Priestern    und    dem  Volke    kund  (t3 — 11);    Umzug  um 
45  .lericho  (11 — 20);  Einnahme  der  Stadt  (20 — 23);  A'erbrennung  der- 
selben ;  Errettung  der  Rahab  (23 — 25);  Fluch  Josuas  (26). 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebrälsch-samantanischer  Rezension.     213 

g  13.  cap.  Till.  Josua  schickt  3000  Mann  gegen  Ai,  die 
geschlagen  ins  Lager  zurückkehren  (1 — 5);  Klage  Josuas  (5 — 10); 
der  Herr  ex'scheint  ihm  und  gibt  ihm  den  Grund  für  die  Ver- 
sündigung Israels  an  (10 — 13);  Josua  versammelt  das  Volk  (13); 
der  von  Gott  zum  Feuertode  Verdammte  wird  mit  Hilfe  der  Ver-  5 
dunkelung  der  Steine  des  Hohenpriesters  in  der  Person  des  Ailan 
erkannt  (14 — 22):  das  gestohlene  Götzenbild,  im  Zelte  des  Ailan 
verborgen,  wird  gefunden  (22 — 24);  Vollstreckung  des  Urteils  an 
Ailan  (25) ;  der  Ewige  läßt  ab  von  seinem  Zorn  (26). 

§  14.  cap.  IX.  Der  Herr  erscheint  Josua  (1 — 3);  Josua  gibt  lo 
dem  Volke  den  Befehl  Gottes  zur  Einnahme  von  Ai  (3 — 8);  Ai 
wird  durch  List  genommen  (8 — 11):  Einnahme  von  Luzah  (12 — 13); 
Lagerung  in  Elon  More  (13);  Errichtung  des  Altars  auf  Gerisim 
(13 — 17);  Eleasar  schreibt  das  Gesetz  auf  die  Steine  (17 — 20); 
Segen  und  Fluch  auf  Gerisim  und  Ebal  (20 — 31);  Begrabung  der  i5 
Gebeine  Josephs  in  Elon  More  (31,  32). 

§  15.     cap.  X.     List  der  Gibeoniten  (1  — 15);    Josua   schließt 
mit    ihnen    einen    Bund    (15 — 17);    die  Kinder  Israels    kommen    in 
das  Gebiet  von  Gibeon,  erkennen  die  List  und  murren  gegen  Josua 
(17- — 26);    Josua  verschont  die  Gibeoniten,    indem  er  sie  zu  Holz-  io 
hauern  und  Wasserschöpfern  macht  (26,  27). 

§  16.  cap.  XL  Die  5  Amoriterkönige  bedrohen  Gibeon  (1 — 6); 
Josua  kommt  den  Bedrängten  zu  Hilfe  und  schlägt  die  5  Köniofe 
in  die  Flucht  (6 — 16);  die  5  Könige  werden  in  einer  Höhle  bei 
Makkedah  gefunden  und  getötet  (16 — 27);  Eroberung  der  Städte  25 
Makkedah,  Libnah,  Lachisch,  Gezer,  Eglon,  Hebron,  Debir  und  der 
umliegenden  Gebiete  (2S — 42);  Ende  des  Krieges  im  I.Monat  des 
2.  Jahres;  Entsündigiing  in  Gilgal  und  Rückkehr  nach  Bet  El;  Dar- 
bringung des  Passaopfers  (12 — 46). 

§  17.  cap.  XII.  Josua  zieht  gegen  die  Könige  von  Hazor  so 
und  Madon  und  Achschaf  und  der  umliegenden  Gebiete ,  die  mit 
den  Kenaanitern ,  Amoritern .  Hithitern ,  Perisitern  und  Jebusitern 
im  Bunde  waren,  und  schlägt  sie  in  die  Flucht  (1 — 16);  Einnahme 
des  ganzen  Landes  Gosen ;  alle  Städte  mit  Ausnahme  von  Gibeon 
dui'ch  Krieg  genommen  (16 — 21);  Vernichtung  der  Enakiter  (22,  23).  35 

§  18.  cap.  XIII.  Erbauung  der  Wohnstätte  für  den  Ewigen 
auf  dem  Berge  Gerisim;  Josua  richtet  das  Volk  (1 — 11);  Josua 
versammelt  das  Volk  und  verteilt  das  Land  Kenaan  durch  Los  an 
die  Stämme;  die  Reubeniten,  Gaditen  und  der  halbe  Stamm  Manasse 
erhalten  das  Land  östlich  vom  Jordan  angewiesen  (12 — 37).  40 

§  19.  cap.  XIV.  Verteilung  des  Landes  Kanaan  an  die 
9  ^j2  Stämme  durch  das  Los ;  der  Stamm  Levi  erhält  keinen  Erb- 
besitz, dagegen  die  Stämme  der  Söhne  Josephs:  Ephraim  und  der 
halbe  Stamm  Manasse  (1 — 6);  das  Los  für  den  Stamm  Juda  (6 — 11); 
Los  für  den  Stamm  Simeon  (12 — 15);  Los  für  die  Stämme  Benja-  i.i- 
min  und  Dan  (15 — 20);  Los  für  den  Stamm  Ephraim  (20—25); 
Los  für  den  halben  Stamm  Manasse  (25  —  29);  Los  für  den  Stamm 


214     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritaniscJier  Rezension. 

Issachar  (29 — 31);  Los  für  den  Stamm  Sebulon  (31 — 36);  Los  für 
den  Stamm  Ascher  (36—40);  Los  für  den  Stamm  Naplitali  (40  —  43); 
Zuflucbtsstädte  (43—46). 

§  20.    cap.  XV.    Josua  entläßt  die  Reubeniten,  Gaditen  und  den 

5  halben  Stamm  Manasse  in  ihre  Gebiete  jenseits  des  Jordans  (1  —  5); 

Josua    und  Eleasar    segnen   diese   Stämme  (6);    Nobah ,    zum  König 

dieser  Stämme  ernannt  (7),  schlägt  seinen  Wohnsitz  in  Kenat  auf  (8). 

§  21.  cap.  XVI.  König  Schobach  ruft  die  Könige  von  „Armenia'', 

Sidon,  Damesek    zusammen    in    Kimon  (1 — 5);    sie    schicken    einen 

10  Brief  an  Josua  (5 — 6) ;  Inhalt  desselben ;  Ankündigung  des  Krieges 
(6-11). 

§  22.  cap.  XVII.  Josua  empfängt  den  Brief  von  dem  Boten 
am  6.  Tage  (welcher  ein  Freitag  war)  der  7.  Woche  von  den 
7  Wochen  und  erfährt  den  Inhalt ;  der  Bote  ins  Gefängnis  genommen 

15  (1 — 8);  das  Fest  der  Wochen  wird  gefeiert  (S);  am  2.  Tage  der 
Woche  nach  dem  Fest  versammelt  Josua  die  Ältesten  des  Volkes 
und  macht  sie  mit  dem  Inhalt  des  Schreibens  bekannt  (8  — 11); 
die  Ältesten  sind  für  den  Kampf;  Josua  schi-eibt  ein  Antwort- 
schreiben an  Schobach  und  liest  dasselbe  den  Ältesten  vor  (11 — 15). 

20  §  23.     cap.   XVIII.     Inhalt    des    Antwortschreibens :    I.    Teil : 

Josua  l^eruft  sich  auf  den  Xamen  des  Ewigen  und  ofibt  eine  kurze 
Geschichte  des  Volkes  Israel   (das  ganze  Kajjitel). 

§  24.  cap.  XIX.  IL  Teil  des  Schreibens:  Josua  gibt  Scho- 
bach kund,  daß  er  seinen  Angriff  auf  den  Berg  Gerisim  innerhalb 

25  von  30  Tagen  nicht  abwarten,  sondern  ihn  innei"halb  von  3  Tagen 
in  seinem  eigenen  Lager  bekriegen  wird  (1 — 4);  er  und  die  Kinder 
Israels  seien  des  Sieges  zuversichtlich,  da  sie  auf  den  Ewigen,  den 
Gott  der  Götter,  vertrauen  (6 — 10). 

§  25.    cap.  XX.    Die  Kinder  Israels  beten  zu  Gott  und  preisen 

so  ihn  (1 — 12);  Rückkehr  des  Boten  in  das  Lager  des  Schobach  und 
dessen  Mitteilung  über  die  trostlose  Lage  seines  Volkes  (12 — 17); 
Bestürzung  des  Kriegsvolkes  des  Schobach  über  den  Inhalt  des 
Briefes  Josua  (17 — 21);  Schobach  beruft  alle  Zauberer  und  seine 
Muttei',  die  Zauberin.     Diese  sprechen  ihm  Mut  zu  (4 — 26). 

35  §  26.    cap.  XXI.     Josua  zieht  in  den  Kampf  gen  Elon  Kimon 

(1 — 4);  die  Männer  Israels  werden  in  Elon  Kimon  eingeschlossen; 
Josua  in  großer  Not;  sein  Gebet  zum  Herrn  (4 — 12);  Taube  erscheint; 
Josua  schreibt  an  Nobah  (13 — 15);  Inhalt  des  Briefes:  Bedrängte 
Lage,  sofortige  Hilfe  erbeten  (15 — 18);   Taube  fliegt  mit  Brief  zu 

40  Nobah  (18);  Wehklagen  des  Xobah  und  seiner  Leute;  sie  eilen 
zum  Entsätze  Josuas  herbei  (IS — 26);  Schobach  geschlagen;  Josua 
befreit  (26—30). 

§  27.  cap.  XXII.  Josua  versammelt  das  Volk  am  Berge 
Gerisim  vor  seinem  Tode  (1 — 6);  das  Volk  schwört  ihm,  nur  dem 

45  Ewigen  zu  dienen ;  Josua  schließt  einen  Bund  mit  dem  Volke  und 
gibt  ihm  Satzung  und  Recht  in  Schechem  (6 — 17);  Josua  schreibt 
diesen  Bund  in  ein  Buch,    das  er  den  Leviten  übergibt  (17);    Er- 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     215 

riclitung  des  Altars  am  Berge  Gerisim  (18 — 22);  Los  für  das 
Königtum  (22) ;  Josua  stirbt  und  wird  am  Berge  Gerisim  begraben 
(22—24). 

§  28.     cap.  XXIII.     Nethanel  König;  Eleasar  beruft  das  Volk 
vor  seinem  Tode  zusammen  (1 — 4);  erneutes  Bündnis  mit  dem  Volke    5 
(4 — 8);  Pinehas  Hohepriester  (8 — 14);  Pinebas  erneuert  den  Bund. 
Eleasar    stirbt    und    wird    gesfenüber   dem   beilicfen  Bergre  begraben 
(14 — 17);  Pinehas  Verfasser  des  Kalenders  (17 — 18). 

§  29.     cap.  XXIV.     Abischa,   der  Sohn  des  Pinehas,  schreibt 
die  Thorarolle,    die  sich  bis  auf  diesen  Tag  in  Schechem   befindet,  lo 
im  13.  Jahre  der  Niederlassung  des  Volkes.     (Epilog  I) 

IV.    Verhältnis  zu  den  arabischen  Versionen  des 

Buches  Josua. 

§  30.     Von    den    beiden    arabischen   Rezensionen    erwähne    ich 
zunächst  Abu'1-Fath,  den  ich  in  der  für  unseren  Zweck  srenücrenden  15 
Ausgabe  von  R.  Payne-Smith  (Heidenheim,  Vtljahrschrft  II,  304  ff.) 
benutze;    und    auch    meinen    Codex  Nr.  824    dieser    arab.    Chronik. 
Vilmar's  Ausgabe    stimmt    mit    diesen    ganz    überein.      Abu'1-Fath 
steht  nun  diesem  Texte  des  Sam.  Josua  unzweifelhaft  am  nächsten. 
Er   verkürzt   ihn   sehr,    soweit   es   sich   um  die  Geschichte  der  Er-  20 
oberung    des  Landes    handelt    (cap.  I — XIII) ;    cap.  XIV  fehlt  ganz. 
Dagegen    ist    die  Episode    von  Schobach    cap.  XVI — XXI  ganz  be- 
deutend vermehrt.    In  einem  einzigen  Punkte  hat  Abu'1-Fath  mehr, 
und    zwar   in    cap.    XI,    wo    auch    er    behauptet,    daß    Hagelsteine 
vom  Himmel    fielen.      Sonst    aber    stimmt    er   im  Ganzen    mit    der  25 
Erzählung  des  samaritanischen  Textes  überein. 

§  31.    Ganz  anders  verhält  sich  der  Kompilator  des  Chronikon, 
der  selbst  eingesteht,  daß  er  das  Original  ganz  frei  behandelt.     Mit 

O  /  DO 

großem  Scharfsinn  hat  Juynboll  (p.  74)  bemerkt,  daß  cap.  XI — XXV 
aus  dem  vermutlichen  (griechisch-samaritanischen)  Texte  des  Buches  30 
Jos.  genommen  sind  („et  Capite  ergo  IX  incipiens,  Liber  Samaritanus 
Capite  XXV  absolvebatur"),    die   übrigen    aber  späteren  Ursprungs 
seien.     Über    den  Umfang    des  Buches  Josua  hat  er  sich  doch  we- 
täuscht,    denn    die  Übereinstimmung  im   allgemeinen  erstreckt    sich 
bis  über  cap.  XXXVII  des  Chronikon.    In  Einzelheiten  stimmt  auch  35 
er  mit   dem    hebräisch- samaritanischen  Text    überein ,    aber    er    hat 
seiner  Phantasie  freien  Lauf  gelassen  und    sowohl    die  Gebete ,    als 
auch  die  Anreden  und  die  Briefe  etc.    in   schwülstiger  Weise   ver- 
größert.    Dagegen  läßt  auch   er    wie  Abu'1-Fath    das  Kapitel   über 
die  Verteilung  des  Landes  unter    die  9^o   Stämme    aus.     Es    hatte  40 
offenbar  für  beide  jede  Bedeutung  verloren.    Beiden  aber  bat  dieser 
Text,    wie  er  sich  erhalten  hat,    vorgelegen,    und  beide  haben  ihn 
als  Quelle  füi*  ihre  Chroniken  benutzt. 


216     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

V.  Verhältnis  zu  den  andern  Rezensionen  des  Buches  Josua. 

1.    Verhältnis    zum    hebräischen    Mass. 

§  32.     Aus    der    kurzen  Übersicht    des   Inhaltes    ersieht   man, 
daß    der  Sam.  den    geschichtlichen  Verlauf   des   Einzuges    und    der 
5  Eroberung  des  Landes  genau  so  beschreibt  wie  der  Mass.      In  der 
detaillierten  Beschreibung  der  einzelnen  Ereignisse  unterscheidet  er 
sich  aber  doch  ganz  bedeutend  von  Mass.,  a)  indem  er  alle  Wieder- 
holungen oder  was  einer  Wiederholung  ähnlich  sieht,  vermeidet; 
b)  durch  Auslassung  aller  Details,  die  als  Tadel  gegen  die  Vorfahren 
10  gedeutet  werden  könnten,   und  auch  der  Wunder,  die  Josua  zuge- 
schrieben   werden;    c)  durch  Ein  seh  üb    a)  von  Gebeten  und  Ge- 
sängen, ß)  von  historischen  Notizen,  die  den  samaritanischen  dogma- 
tischen Gesichtspunkt  zum  Ausdruck  bringen;  d)  durch  Ersetzung 
der    ausführlichen   Beschreibung    der  Verteilung    des  Landes    unter 
15  die  9^/2  Stämme  durch  ein  knappes  geographisches,  wohlgeordnetes 
Schema;  e)  durch  Zusatz  der  Sage  vom  Kampfe  Josuas  mit  Schobach. 

g  33.  Das  folgende  Schema  zeigt  dann  genau,  wie  viel  aus 
dem  Mass.  im  Sam.  sich  erhalten  hat,  wobei  bemerkt  werden  muß, 
daß  die  Übereinstimmung  der  beiden  Texte  in  den  meisten  Fällen 
20  fast  wörtlich  ist.  Diese  Übereinstimmung  erstreckt  sich  auch  auf 
seltene  Formen  und  Worte  wie  z.  B.  in  8  v.  23;  10  v.  4.  5; 
11  vv.  19.  20  u.  21  usw. 

In  den  Fällen,  wo  die  Übereinstimmung  nicht  ganz  genau  ist, 
wird  das  dadurch  angegfeben,  daß  der  Vers  durch  cf.  bezeichnet  wird. 
25  §  34.    Der  massoretische  Text,  soweit  er  sich  im  samaritanischen 

Text  erhalten  hat,  der  Reihenfolge  nach : 

Mass.  cap.  L  1,  2,  3,  4,  5,  7,  12,  13,  14,  15,  16,  17. 

cap.  IL  1,  2,  3,  4,  5,  6,  7,  8,  9,  10.  11,  12,  13,  14,  15,  16, 
17,  18,  21.  22. 
30  cap.  IIL  1,  2,  3,  4,  5,  6,  7b,  8,  cf.  12,  13,  14,  15a,  16,  17. 

cap.  IV.  4,  5,  6,  7,  8,  9,  14,  18  a,  19  a,  cf.  20. 

cap.  V.  1,  cf.  9,  cf.  10,  cf.  11,  12,  13,  14,  15. 

cap.  VL  2,   3,   4,   5,   6,   7,   8,   10,   11,   12,   cf.  13,  cf.  14,  15, 

16,  17,  18,  19,  20,  21,  22,  23,  24  a,  26,  27. 

35  cap.  VIL  1,  cf.  3,  4,  cf.  4—5,  6,  7,  8,  9,  10,  cf.  11,  cf.  15, 

cf.  16,  cf.  17,  cf.  19,  cf.  20,  22,  23,  24,  25  b,  26. 
cap.  VIII.  1,  3  b,  4,  5,  7,  cf.  30—35. 
cap.  IX.  1,  cf.  3,  4,  5,  6,  7,  8,  9,  10,  11,  12,  13,  14,  15,  16, 

17,  18,  19,  20,  21,  22,  23,  24,  25,  26,  27. 

40  cap.  X.  1,   2,   3,  4,  5,  6,  7,  8,  9,  10,  12,  cf.  15,  16,  17,  18, 

19,  20,   21,   22,   24,  25,  26,  27,  28,  29,  30,  31,  32,  33,  34,  35, 
36,  37,  38,  39,  40,  41,  42,  cf.  43. 

cap.  XL  1,   2,   3,   4,   5,  6,   7,   8,   9,    10,    11.  12,  13,  14,  15, 
16,  17,  19,  20  21,  22,  23. 

45           cap.  XIIL  7,   8,   9,   10,  11,   12,   13,  14,  15,  16,  17,  18,  19, 

20,  21,  22,  23,  24,  25,  26,  27,  28,  cf.  29,  cf.  30,  31,  32,  33. 

cap.  XIV.  1,  2,  3,  4,  5. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     217 

cap.  XXII.   1,  2,  3,  4,  5,  6. 

cap.  XII.  1—8,  9,  10,  11,  12,  13,  14,  15,  16,  17,  18,  19, 
20,  21,  22,  23. 

cap.  XXIV.  1,  2  b,  cf.  3  a,  cf.  6  a,  13,  15,  16,  17—18,  22,  25, 
26,  27,  29,  30,  33.  5 

§  35.  Eins ch übe  a)  von  Gebeten  und  Gesängen  und  agadischen 
Ausschmückungen  (Achan !) : 

1.  nach  cap.  III.  Mass.  v.  6  (Sani.  cap.  III,  7 — 25). 

2.  nach  cap.  IV.  Mass.  v.  19  (Sam.  cap.  V,  1 — 20). 

3.  nach  cap.  VII.  Mass.  cf.  1,  16,  17,  19,  20  (Sam.  cap.  VIII,  lo 
1,  13—21  inkl.); 

ß)  von  historischen  Notizen,  die  den  samaritanisch- dogmatischen 
Gesichtspunkt  vertreten : 

1.  nach  cap.  I.  Mass.  v.  7   (Sam.  cap.  I,  8 — 14). 

2.  nach  cap.  III.  Mass.  v.  8  (Sam.  cap.  III,  27 — 30).  i5 

3.  nach  cap.  V.  Mass.  cf.  v.  9  (Sam.  cap.  IV,  1 — 2). 

4.  nach  cap.  VIII.  Mass.  v.  7  (Sam.  cap.  IX,  8 — 10). 

5.  nach  cap.  X.  Mass.  v.  43  (Sam.  cap.  XI,  44 — 46). 

6.  nach  cap.  XV.  Mass.  v.  23  (Sam.  cap.  XIII,  1—11). 

7.  nach  cap.  XXII.  Mass.  v.  6  (Sam.  cap.  XV,  7 — 9).  20 

8.  nach  cap.  XXIV.  Mass.  v.  27  (Sam.  cap.  XXII,  20—23). 

9.  nach  cap.  XXIV.  Mass.  v.  30  (Sam.  cap.  XXIII,  1—16). 
10.  nach  cap.  XXIV.    Mass.  v.  33  (Sam.  cap.  XXIII,  17  und 

ganz  cap.  XXIV.). 

§  36.     Ersetzung  der  ausführlichen  Beschreibung  der  Ver-  25 
teilung  des  Landes  Mass.  cap.  XIV. — ca^o.  XIX.  inkl.  und  cap.  XXI. 
durch  Sam.  cap.  XIV. 

Einfügung  der  Schobachsage  Sam.  cap.  XVI — XXI  inkl. 

§  37.  Wenn  nun  diese  beiden  Rezensionen  miteinander  ver- 
glichen werden  im  Lichte  dieses  Schemas  mit  Ausschluß  der  Inter-  30 
polationen ,  so  erscheint  der  Sam. ,  als  ob  er  dem  Mass.  gegenüber 
eine  in  sich  abgeschlossene  Darstellung  der  Ereignisse  unter  Josua 
enthält.  Der  Sam.  hat  aber  denselben  Text,  den  der  Mass.  seiner 
Darstellung  zugrunde  gelegt  hat,  und  die  Frage,  ob  beide  auf  eine 
gemeinsame  Quelle  zurückgehen,  oder  ob  Sam.  von  Mass.  direkt  ab-  S5 
hüngig  ist,  wird  weiterhin  ausführlicher  behandelt  werden. 

§  38.  Es  wird  daher  am  passendsten  sein,  zuerst  festzustellen, 
soweit  es  unter  den  gegebenen  Umständen  möglich  ist,  in  welchem 
Verhältnis  der  Sam.  zu  den  LXX  steht,  und  dann  den  Spuren 
desselben ,  besonders  aber  der  Zusätze  und  Änderungen  in  der  40 
hellenistischen  und  rabbinischen  Literatur  nachzugehen.  Vielleicht 
dürfte  sich  dann  ein  positives  Resultat  für  das  Alter  des  Sam. 
ergeben. 

2.    Verhältnis    zu    den  LXX. 

§  39.     In    Anbetracht    der    Tatsache,    daß    der   samaritanische  15 
Pentateuch  soviele  Berührungspunkte  mit  den  LXX  zeigt,  worüber 


218     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräiscli-samaritanischer  Rezension. 

bis  heute  trotz  des  Scharfsinnes  sovieler  Gelehrten  keine  befriedigende 
Antwort  gegeben  worden  ist,  ist  die  Frage  des  Verhältnisses  des 
Josua  Sam.  zu  Josua  LXX  von  wichtigem  Belang,  besonders,  wenn  es 
sich  herausstellen  sollte,  daß  der  Josua  Saiu.  auf  hohes  Alter  Anspruch 
5  erheben  darf.  Das  Resultat  des  Vergleiches,  den  ich  nicht  bis  ins 
kleinste  Detail  durchgeführt  habe,  ist,  daß  der  Sam.  in  allen  entschei- 
denden Punkten  mit  dem  Mass.  gegen  die  LXX  stimmt.  Besonders 
hervorzuheben  ist,  daß,  während  die  LXX  die  Erbauung  des  Altars 
und  die  Segenssprüche  ei-st  nach  Mass.  IX,  1,  2    bringen  und  diese 

10  beiden  Verse  auf  Mass.  VIII,  29  folgen  lassen,  der  Sam.  im  Einklänge 
mit  dem  Mass.  dieses  Ereignis  unmittelbar  nach  der  Besiegung  von 
Ai  geschehen  läßt  und  die  beiden  Verse  Mass  IX,  1,  2  nach  Schluß 
des  cap.  VIII  Mass.  hat.  Die  geringfügigen  Varianten  habe  ich 
mich    besfnüsrt   mit    den  Verweisungen   bei  Kittel    in    dessen  Bibel- 

15  ausgäbe  zu  vergleichen  und  von  der  großen  Anzahl,  die  er  angibt,  ist 
fast  keine  wichtige  Variante,  wo  Sam.  mit  LXX  gegen  Mass.  geht. 
Sogar  in  dem  Falle  wie  cap.  VI.  Mass.  v.  24  a  und  26.  wo  die  LXX 
diese  Stellen  auslassen,  stimmt  Sam.  mit  Mass.  überein. 

§  40.  Die  acht  Stellen,  die  Juynboll  (p.  73)  gefunden  haben  will,  die 

20  ein  Zusammencrehen  des  Sam.  mit  LXX  cregen  Mass.  beweisen  sollen, 
zerfallen  in  nichts,  indem  die  Stellen  Mass.  Jos.  V,  1.  V,  4.  VIII,  2Sb 
überhaupt  im  Samaritanischen  nicht  vorkommen  und  auf  Rechnung 
des  arabischen  Kompilators  zu  setzen  sind,  der  noch  andere  Quellen 
benutzt   hat    (Abu    Said  etc.),    um    die    Geschichte    Josuas    auszu- 

25  schmücken,  während  Jos.  Mass.  IV,  9,  V,  10,  IX,  5.  VI,  3 — 5  der 
Sam.  mit  dem  Mass.  gegen  die  LXX  stimmt.  Bei  der  einen  Stelle 
VI,  3  Mass.  sagt  auch  Juynboll  nichts  positives  darüber. 

3.  Das  Verhältnis  des  Samaritaners  zum  massoretischen 
Text  vom  paläographischen  Gesichtspunkt. 

30  §  41.  Ich  habe  schon  oben  §  o  hingewiesen,  daß  der  samaritanische 

Text  in  kleinere  Abteilungen  abg-eteilt  ist.  Meine  Untersuchunsfeu 
über  diese  Abteilungen  im  Pentateuch  und  ihr  Verhältnis  zu  dem 
massoretischen  Petuchot  und  Setumot  —  worüber  ein  anderes  Mal 
ausführlicher  —  haben  mich  zu  der  Überzeusfuncr  geführt,  daß  sich 

35  darin  die  älteste  Form  der  Abteilungen  des  Bibeltextes  in  kleinere 
Perikopen  erhalten  hat  und  daß  diese  Abteilungen  auch  eine  kritische 
Bedeutung  für  die  Geschichte  des  Textes  haben.  Für  den  Pentateuch 
hat  die  Massora  mit  einiger  Sicherheit  diese  Abteilungen  festgestellt; 
für   die    anderen   Bücher    der  Bibel    ist    die  Tradition    schwankend. 

40  Es  findet  sich,  soviel  ich  weiß,  nirgends  eine  genaue  Zusammen- 
stellung dieser  Lektionen  (Petuchot  und  Setumot). 

§  42.  Es  wird  daher  von  nicht  geringem  Interesse  sein,  die 
Lektionen  der  beiden  Rezensionen  miteinander  zu  vergleichen.  Es 
ergibt    sich    daraus    das    äußerst   überraschende    Resultat,    daß  von 

a:,  37  Lektionen  des  Textes,  der  beiden  gemeinsam  ist,  30  genau  über- 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritaniscTier  Rezension.     219 


einstimmen  und  nur  3  nicht  übereinstimmen;  während  in  4  weiteren 
Stellen  durch  Textverschiedenheit  der  Vergleich  zweifelhaft  ist.  Ich 
lasse  hier  die  genaue  Liste  in  parallelen  Kolumnen  folgen,  wobei 
ich  diejenigen  massoretischen  Lektionen ,  die  mit  dem  Samaritaner 
nicht  übereinstimmen,  in  Klammern  setze : 


Sam. 

Mass. 

Sam. 

Mass. 

1,1 

1,1 

XI,  38 

X.  38 

11,1 

IL  1 

XI,  40 

(Xi  40)  (nicht) 

III,  1 

III,  1 

XII,  1 

XI,  1 

III,  25 

III,  7  L  Seder 

XII,  6 

XI,  6 

III,  30 

cf.  III,  12 

XII,  10 

XI,  10 

IV,  1 

IV,  4 

XII,  16 

(XI,  16)  (nicht) 

V,  19 

IV,  14 

XIII,  1.4.9  cf.(XXni,  7) 

VI,  7 

V,  13 

XIII,  12 

xxm,  15 

VII.  1 

VI,  2 

XIII,  28 

XIII,  24 

[VIII,  1] 

cf.  VII.  1 

XIII,  33 

XIII.  29 

IX,  9 

VIII,  1 

XIV,  1 

XIV,  1 

IX,  20 

cf.  VIII,  32? 

XIV,  6,  11 

(IX,  30 

cf.  XXIV,  32) 

XIV,  12, 

15 

X,  1 

IX,  1 

XIV,  20, 

25 

XI,  1 

X,  1 

XIV,  29, 

32 

XI,  24 

(X,  24)  (ni 

cht) 

XIV,  36, 

40 

XI,  28 

X,  28 

XIV,  43 

cf.  (XX,  8)  (nicht) 

XI,  29 

X,  29 

XV,  1 

XXU,  1 

XI,  31 

X,  31 

XXII,  1 

XXIII,  1 

XI,  33 

X,  33 

XXII,  6 

cf. 

(XXIV,  2  b) 

XI,  36 

X,  36 

XXII,  23 

XXIV,  29 

§  43. 

Hierzu  ist  noch 

zu 

bemerken,  daß. 

wie  sich  aus  Sam. 

10 


15 


20 


25 


III,  30  ergibt,    eine  Lektion    in  Mass.  bei  III,  12  begonnen    haben 
muß  und  nicht  bei  III,  9,  wie  jetzt  in  Mass.  30 

Ad  V,  19  ist  zu  bemerken,  daß  im  mass.  Texte  diese  Lektion 
aus  nur  einem  Verse  besteht,  im  sam.  Texte  dagegen  schließt  V,  1 
unmittelbar  an  Mass.  IV,  14  an  und  Mass.  V,  2 — 8  sind  ganz  aus- 
gelassen. 

Ad  Sam.  VII,  1,    welchem   Mass.  VI,  2  entspricht,    ist   zu    be-  35 
merken,  daß,  trotzdem  der  mass.  Text  v.  1  hat,   der  im  sam.  Texte 
fehlt,    der    mass.  Text   nichtsdestoweniger  in  Übereinstimmung  mit 
dem  Sam.  die  Lektion  mit  v.  2  beginnt. 

Sehr  überraschend  ist  die  Übereinstimmung  in  Sam.  XI,  28 — 36 
=  Mass.  X,  28 — 36,  wo  in  beiden  Texten  je  eine  Lektion  aus  einem  40 
Verse  besteht.     Die  Schwankung  in  Sam.  XXII,  6    erklärt  sich  da- 
durch,   daß  Mass.  XXII,  6— XXIV,  14    tatsächlich    fehlen    und    daß 
Sam.  XXII,  6  ungefähr  Mass.  XXIV,  2  entsprechen  würde. 

^  44.     Die  talmudische  Tradition  kennt  bestimmte  Vorschriften, 
nach  welchen  die  Kollen  des  Pentateuchs  geschrieben  werden  müssen,  «5 
und  besondere  für  die  poetischen  Stellen,  namentlich  für  die  beiden 


220     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

Gesänge  Moses  und  das  Lied  der  Deborah.  Ahnlich  diesen  letzteren, 
aber  doch  verschieden  heißt  es  dann  Jer.  Megilla  III,  58  fol.  74b 
unten  (vgl.  Mass.  Sofer.  XIII,  2  ed.  Müller,  p.  174):  „die  Listen  der 
10  Söhne  Hamans  und  der  Könige  von  Kanaan  (Jos.  XII,  9  ff.) 
5  werden  geschrieben  Balken  auf  Balken  und  weiß  über  weiß"  (ni'^v' 

wo  ich  nicht,  wie  bisher  alle  inkl.  Levy,  „Talmud.  Wörterb."  (s.  v. 
rr^lN),  das  Wort  nrnb  mit  Ziegel,  was  keinen  Sinn  gibt,  sondern 
mit  „weiß"  oder  „blank"  übersetze,  d.  h.   die  Namen  werden  unter- 

10  einander   geschrieben    in  2  Kolumnen ,    durch    einen    weißen   Eaum 

getrennt.    Cxenau  dieser  Vorschrift  entsprechend  sind  auch  die  Listen 

der  Könige  hier  im  Sam.  cap.  XVI,  10  ff.  =  Mass.  cap.  XII  ff.  in 

beiden  Hss.  in  je   2  Kolumnen  geschrieben  (s.  Faksimile  Tafel  I). 

§  45.    In  bezug  auf  die  Versabteilung  läßt  es  sich  schwer  fest- 

15  stellen,  ob  der  Hohepriester  einer  alten  Tradition  folgt  in  seiner  Ab- 
teilung der  Verse  und  in  seiner  Hinzufügung  des  diakritischen  Zeichens, 
welches  dem  Erkenn  (Gaster,  in  Xöldeke ,  Festschrift  p.  516 '517) 
entspricht  und  von  ihm  im  Reste  der  Handschrift  nicht  mehr  ver- 
wendet wird.      Frei  erfunden  ist  bei  den   Samaritanern  nichts ;    sie 

20  erlauben  sich  auch  keine  Willkür  in  der  Abschrift  der  alten  Texte. 
Nur  wird  die  Frage  dadurch  einigermaßen  kompliziert,  daß  cod.  A 
den  Akzent  Erkenn,  soweit  ich  sehe,  nirgends  benützt  und  den 
Doppelpunkt  {Afsak)  sehr  wenig  anwendet  und  auch  dann  selten 
an  das  Ende  des  Verses  setzt.      Dieses  entspricht  zwar  einer  alten 

25  Tradition  und  verdiente  eingehender  behandelt  zu  werden.  Der 
Vergleich  mit  dem  mass.  Texte  wird  aber  beweisen,  daß  sich  auch 
hier  eine  gewisse  Ähnlichkeit  in  der  diakritischen  Teilung  der  Verse 
herausstellen  wird.  Es  soll  dadurch  nur  das  eine  erschlossen  werden, 
daß  sowohl  Sam.  als  auch  Mass.  einer  gemeinsamen  Tradition  folgen, 

30  wenn  auch  die  Zeichensetzung  als  solche  einer  späteren  Zeit  an- 
gehört. Es  handelt  sich  hier  nur  um  die  Feststellung  eines  Pissxik 
Ta'amim  (3"^"?:?^  piDs),  einer  logischen  Satzteilung,  welche  nachher 
durch  Akzente  versinnbildlicht  wird;  denn  die  Interpunktion  ist  ja. 
auch  zugleich  die  erste  Interpretation  des  Textes. 

35  Das  genügt  momentan  für   den  Vergleich   zwischen  Mass.   und 

Sam.,  soweit  es  sich  um  Inhalt  und  äußere  Form  handelt. 

VI.    Das  samaritanisehe  Buch  Josua  und  Josephus 
(Antiqu.  V,  1—29  §§  1—119). 

§  46.  Ein  Blick  auf  Josephus  zeigt  uns,  daß  er  einen  Text 
40  des  Buches  Josua  vor  sich  gehabt,  der  mindestens  soviel  mit  der 
samaritanischen  Rezension  als  mit  der  massoretischen  überein- 
stimmt und  sogar  überwiegend  mit  der  samaritanischen.  Er  muß 
einen  Text  vor  sich  gehabt  haben,  der  der  judäischen  Tradition 
entsprach,  aber  viel  kürzer  gehalten  war  als  der  vorhandene  Mass.  — 
45  der  zwar  nichts  enthielt,  was  samaritanisehe  Tendenzen  fördern  würde, 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     221 

der  aber  in  der  geographischen  Verteilung  des  Landes  sich  absolut 
mit  der  samaritanischen  Rezension  deckt  und  sich  dadui'ch  wesent- 
lich unterscheidet  von  der  ausführlichen  massoretischen  Rezension. 
In  Anordnung  und  in  Umfang  läuft  Josej^hus  parallel  mit  dem 
Samaritaner  und  ist  im  Verhältnis  dazu  sogar  etwas  knapper.  Ein  5 
kleiner  Abschnitt  V,  1,  22  (§§  80 — 87)  genügt  für  die  Beschreibung 
der  Verteilung  genau  wie  ein  Kapitel  im  Sam.  (cap.  XIV),  während 
Mass.  viele  Kapitel  dazu  benutzt  (XIV,  6 — XXI  inkl.). 

§  47.  Die  Ordnung,  in  welcher  die  Stämme  aufeinanderfolgen, 
ist  systematisch.  Sie  beginnt  mit  dem  Erbbesitz  der  Stämme  im  10 
Süden  und  steigt  hinauf  nach  dem  Norden  und  zwar  in  dieser 
Reihenfolge:  Juda,  Simeon,  Benjamin,  Dan  (nur  Sam.  hier;  über 
die  Stellung  von  Dan  bei  Josephus  s.  unten),  Ephraim,  Manasse, 
Issachar,  Zebuion,  Ascher,  Xaphtali.  Soweit  die  Übereinstimmung 
zwischen  beiden.  Im  Mass.  ist  die  Ordnung  wie  folgt:  Juda,  15 
Ephraim,  Manasse,  darauf  nach  der  Rückkehr  der  Männer,  die  aus- 
geschickt waren,  das  Land  auszumessen,  Benjamin,  Simeon,  Zebuion, 
Issachar,  Ascher,  Naphtali  und  zuletzt  Dan.  Josephus  hat  nun  Dan 
an  letzter  Stelle  und  zwar  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  Dan 
in  späterer  Zeit  aus  seinem  ursprünglichen  Erbbesitz  zwischen  20 
Juda  und  Ephraim  hinausgestossen  wurde  und  seinen  Wohnsitz  im 
äußersten  Noi'den  Palästinas  einnahm.  Doch  geschah  dieses  nicht 
zu  Lebzeiten  Josuas  und  so  erklärt  sich,  aus  welchem  Grunde  Dan 
im  Buche  Jos.  Sam.  in  seinem  ursprünglichen  Erbbesitz  erklärt  wird. 

§  48.     Josephus   berührt  sich  auch  darin  mit  dem  Sana.,    daß  25 
er  alle  Wiederholungen  vermeidet  und  fast  in  derselben  Weise  den 
Verlauf   der  Ereignisse    erzählt,    wie  sie  im  Sam.  vorkommen.     Es 
seien    hier    noch    einige    Einzelheiten    erwähnt,    wo    Josephus    den 
Gebrauch  einer  Rezension,    die  dem  Sam.  sehr  nahe  stand,    verrät. 
So    erzählt  Josephus,    §  5  =  Sam.  II,  1,  2,    daß  die  Kundschafter  so 
Josua  Bericht  über  die  allgemeine  Lage  der  Kanaaniter  (in  Jericho) 
bringen  sollten.    Ferner  Josephus  §  15  =  Sam.  II,  26  erzählt  Josua 
dem  Hohenprieser  Eleasar  und  den  Ältesten  von  dem  Eid  (Bericht) 
der  Kundschafter,  wovon  nichts  im  Mass.     Ferner  erzählt  Josephus 
§  43  =  Sam.  VIII,  13,    daß  Josua    den  Hohenpriester  Eleasar   und  3i> 
die  Obersten  des  Volkes  beruft,  um  vor  ihnen  das  Los  zu  werfen, 
wovon  nichts  im  Mass.    Ferner  erzählt  Josephus  §  48  nichts  von 
dem  Schicksale    des  Königs    von  Ai,    welcher   nach    Mass.  VIII,  29 
aufgehäugt  wird  etc.,  davon  auch  nichts  der  Sam. 

§  49.  Auch  in  den  Fällen,  wo  der  Samaritaner  Details  aus-  -lo 
läßt,  wovon  noch  später  die  Rede  sein  wird,  stimmt  Josephus  mit 
ihm  überein,  so  z.  B.  Mass.  V,  2 — 8,  bei  der  ganzen  Geschichte  der 
Beschneidung  bei  Gilgal,  wie  er  überhaupt  über  Gilgal  in  ziemlich 
arger  Konfusion  ist.  Er  weiß  mit  Gilgal  nichts  rechtes  anzufangen 
und  erwähnt  Gilgal  erst  nach  der  Geschichte  mit  Ai.  Er  denkt  i.') 
also  an  ein  Gilgal.  das  in  der  Nähe  von  Ai  gelegen  ist.  also  an  das 
Gilgal  bei  Schechem  und  nicht  an  das,  das  in  der  Nähe  des  Jordan 


222     Gaster,  Das  Buch  Josuu  in  liebräiseh-samaritanischer  Rezension. 

gelegen  war.  In  derselben  Weise  gleitet  Josepbus  hinweg  in  der 
Abschiedsrede  des  Josua  (Josepbus  §§  115,  11(J)  über  das  Heidentum 
der  Vorfahren.  Er  unterdrückt  mit  Absicht  jede  Andeutung,  daß 
die  Vorfahi'en  fremden  Göttern  gedient  hätten.  Genau  dasselbe  tut 
5  der  Samaritaner  an  derselben  Stelle. 

§  50.  Dagegen  unterscheidet  sich  Josepbus  vom  Samaritanei' 
und  stimmt  mit  dem  Massoreten  überein  in  der  Beschreibung  des 
Altars,  den  die  2^/.,  Stämme  aufgebaut  hatten  (Joseph.  §§  100 — Hl), 
aber    er    schmückt    dieses  Ereignis  in  romanhafter  Weise  aus.      Es 

10  scheinen  um  jene  Zeit  also  schon  Legenden  sich  um  die  spätere 
Geschichte  der  2^/2  Stämme  jenseits  des  Jordan  und  über  die 
ersten  Richter  gebildet  zu  haben,  wie  die  Geschichte  von  Keniazus 
Josepbus  Ant.  V,  3  beweist,  woi'über  später  ausführlicher.  Josepbus 
§  61   erzählt  auch  das  Wunder  von  der  Verlängerung  des  Tages  = 

15  Mass.  X,  13,  14,  aber  sonderbarerweise  beruft  er  sich  zum  Beweis  für 

die  Wahrhaftigkeit  dieser  Erzählung  auf  „die  Bücher,  die  im  Tempel 

bewahrt  werden*.    Dieses  Wunder  fehlt  dem  Samaritaner  vollständig. 

§  51.     Schließlich    sei   noch  bemerkt,    daß  Josepbus  in  einem 

Punkte    von    beiden  Rezensionen    abweicht,    nämlich    in    §  68  läßt 

20  Josepbus  erst  im  5.  Jahre  nach  dem  Einzüge,  wo  das  Land  schon 
vollständig  erobert  war,  in  Schechem  den  Altar  aufbauen  und  die 
Priester  und  die  Hälfte  der  12  Stämme  stehen  auf  dem  Berge 
Ebal,  wo  der  Altar  aufgebaut  worden,  und  die  anderen  6  Stämme 
auf  dem  Berge  Gerisim.     Diese  Darstellung  widerspricht  in  jedem 

25  Punkte  der  ausführlichen  Darstellung  dieses  Ereignisses  Sam.  cap. 
IX,  14  if.  und  enthält  eine  Pointe  gegen  die  samaritanischen  An- 
sprüche. Nach  Mass.  VIII,  38  stand  die  Lade  in  der  Mitte,  unten, 
wie  es  auch  der  Talmud  erklärt,  und  je  6  Stämme  standen  auf  Ebal 
und  Gerisim.    Josepbus  hat  also  einen  Text  vor  sich  gehabt,  der  im 

30  wesentlichen  mit  dem  samaritanischen  übereinstimmte  und  der  auch 
eine  ähnliche  Tendenz  verriet,  üncrebührliches  über  die  Vercrangenheit 
abzuschwächen,  und  der  auch  nicht  frei  von  Legenden  war.  Denn 
da  der  Samaritaner  mit  Josepbus  in  diesem  letzteren  Punkte 
übereinstimmt,    so    ist    nicht    anzunehmen,    daß    beide    unabhängig 

35  in  derselben  Weise  mit  demselben  Texte  verfuhren.  Von  beiden 
muß  der  Samai-itaner  älter  als  Josepbus  sein.  Die  samaritanische 
Darstellung  ist  voller  und  läßt  sich  von  Josepbus  nicht  herleiten, 
noch  ist  daran  zu  denken,  daß  ein  griechischer  Text  dem  samaritanischen 
zugrunde  liegen  könnte.     Die  genaue  sprachliche  tibereinstiramung 

40  mit  dem  massoretischen  schließt  diese  Möglichkeit  absolut  aus. 
Ein  solcher  Te.xt,  wie  der,  den  Josephus  benutzt  hat,  ist  also  von 
den  Samaritanern  übernommen  und  in  ihrer  Weise  überarbeitet 
worden.  Sie  folgen  darin  denselben  Prinzipien,  die  sie  bei  der 
Übernahme  des  Pentateuchs  verfolgt  haben,  aber  mit  etwas  größerer 

•15  Freiheit.  —  Ich  gehe  nun  zu  den  Interpolationen  und  Zusätzen  und 
dogmatisch -tendenziösen  Änderungen  über. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     223 

VII.   Einsehübe  und  Zusätze,    ihr  Alter  und  Verhältnis  zur 
hellenistischen  und  rabbinischen  Literatur. 

§  52.     Nach  der  oben  §  5  gegebenen  Einteilung  zerfallen  die 
Einschübe  und  Zusätze  in  3  Gruppen : 

A.  Erweiterungen  des  Textes  und  ümdeutungen  des-    5 
selben     vom     Gesichts  i3  unkte     der     samaritanischen 
D  0  g  m  a  t  i  k  und  Polemik. 

Man  könnte  hier  alles  das  wiederholen ,  was  Gesenius ,  De 
Pentateuchi  Samaritani  origine ,  Halle  1825  unter  §§  9 — 16  aus- 
führlich erörtert  hat ,  wo  er  die  Andei'ungen  im  samaritanischen  lo 
Texte  in  ihrem  Verhältnis  zum  massoretischen  in  8  Gruppen 
behandelt  hat.  Das  samaritanische  Buch  Josua  bietet  Beispiele  für 
jede  dieser  Gruppen ,  natürlich  in  verhältnismäßig  beschränkterem 
Maße.  Ich  muß  es  mir  versagen  hier  Beispiele  dafür  anzuführen, 
da  eine  eingehendere  Untersuchung  einer  anderen  Zeit  vorbehalten  15 
werden  muß ,  besonders  da  ich  nur  solche  Stellen  angeben  will, 
wo  der  Samaritaner  einen  oder  mehrere  Verse  in  den  Text 
einschiebt.  Ich  lasse  hier  nun  die  Liste  der  Verse  aus  dem  Penta- 
teuch  folgen ,  die  der  Samaritaner  entweder  wörtlich  sanz  über- 
nommen  oder  für  seine  Zwecke  benutzt  hat.  20 

§  53.     Zitate  und  Anklänge  aus  dem  Pentateuch: 

Genesis:  47,  29  (=  Sam.  XXIII,  3) 

49,  26  (=  Sam.  XIII,  2) 
Exodus:  15,  3  (=   Sam.  VII,  16) 

32,  12  (=  Sam.  XXI,  7)  25 

32,  13  (=  Sam.  XXI,  10) 

35,  11—16  (=  Sam.  XIII,  10) 
Leviticus:         9,  24  (=  Sam.  IX,  16) 

9,  23.  24  (=  Sam.  IX,  27.  28) 
Numeri:  32,42  (=  Sam.  XV,  9)  so 

Deutoronom.:  3,  24  (=  Sam.  XXI,  8) 

4,  6  (=  Sam.  XXIII,  6  b) 

4,  28  (=  Sam.  XIX,  8) 

4,  34  (=  Sara.  XXII) 

11,  16  (=  Sam.  XXIII,  5  a)  35 

11,  29  (=  Sam.  XXIV,  6) 

12,11   (=  Sam.  XIII,  9) 

27,  4  (=  Sam.  IX,  18) 

27,  8  (=  Sam.  IX,  17) 

27,  11  (=  Sam.  IX,  18)  40 

27,  12  (=  Sam.  IX,  23) 

27,  13  (=  Sam.  IX,  22) 

27,  34  (=  Sam.  IX,  21) 
cf.  32,  27.  26  (=  Sam.  XVIII,  14.  15) 
,  34,  8  (=  Sam.  XXII,  24)  45 


224     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräiscli-samaritanischer  Rezension. 

§  54.  Von  diesen  Stellen  dienen  einige  dazu,  die  Erzählungen 
auszuschmücken.  Andere  dagegen  werden  für  docrmatische  Zwecke 
umgewertet,  so  besonders  die  Stelle  Deut.  XI,  29 if.,  die  von  ent- 
scheidender Bedeutung  für  die  Ansprüche  der  Samaritaner  ist,   die 

5  sie  in  bezug  auf  die  Heiligkeit  des  Berges  Gerisim  erheben.  Im 
Buche  Josua  wird  eben  dieses  Gebot  ausgeführt  und  das  Heiligtum 
in  Schechem  durch  Josua  und  Eleasar,  den  Hohenpriester,  errichtet. 
Alles  spitzt  sich  auf  diesen  Punkt  zu,  und  diesem  Bestreben  werden 
auch    alle    andere  Interessen    untex'geordnet.     Außer  den  biblischen 

10  Stellen    enthält    das    Buch    Josua    auch   Interpolationen ,    die    einen 


docfmatischen  Charakter  trafen,  und  zwar 


§  55.  a)  Heiligung  des  Berges  Gerisim.  Bei  jeder 
Gelegenheit  wird  der  Berg  Gerisim  hervorgehoben ,  dort  wird  der 
Altar  gebaut ,    dann  ein  Tempel  errichtet ,    von  da  aus  werden  die 

15  Segensprüche  erteilt,  da  ist  die  erwählte  Stätte  Bet  El  und  der 
Berg  Gerisim  ist  der  astronomische  Punkt,  von  dem  aus  der  Kalender 
berechnet  und  festgestellt  wird.  Die  meisten  der  Einschübe  ver- 
folgen den  Zweck,  sowohl  durch  Schriftbeweis  als  auch  durch  die 
historischen  Ereignisse ,    die  sich  dort  zuofetracfen  haben  sollen,  die 

20  Heiligung  des  Berges  Gerisim  in  das  Zeitalter  Josuas  zu  versetzen 
und  dadurch  den  Anspruch  der  Samaritaner  zu  bekräftigen ,  die 
wahren  Vertreter  der  unverfälschten  Lehre  und  die  Besitzer  des 
von  Mose  vorgeschriebenen  Heiligtums  zu  sein. 

Denselben  Zweck  verfolgt  auch  die  Beschreibung  der  Etappen, 

25  die  die  Israeliten  zurückgelegt  hatten ,  vom  Einzüge  bis  sie  nach 
Schechem  gelangten :  Jericho ,  Gilgal  nur  nebensächlich  erwähnt, 
Ai  (in  der  Nähe  von  Bet  El,  das  mit  Elon  More  und  Schechem 
identifiziert  wird)  und  Lusa  (dicht  bei  Schechem).  Ausdrücklich  sei 
bemerkt,  daß  Lusa  im  Massoreticus  fehlt.  — 

30  §    56.      b)    Chronologisches.      Hier    berühren    wir    einen 

der  Punkte,  in  denen  auch  die  jüdischen  Sekten  scharf  auseinander- 
gehen und  sich  auf  das  Heftigste  bekämpfen.  Einer  der  Haupt - 
unterschiede  zwischen  Pharisäern  und  Sadducäern  ist  die  Interpretation 
der  Stelle  rn^urt  r-irT?272.     Die  Sadducäer  verstanden  nämlich  unter 

35  Sabbat  nicht  den  1.  Festtag  des  Passahfestes  (Lev.  XXIII,  llj, 
sondern  den  Wochensabbat,  und  demgemäß  war  der  1.  Tag  des 
Wochen  festes  der  Sonntag  nach  Schluß  der  7  Wochen  (vgl. 
E.  Schürer,  Geschichte  des  jüd.  Volkes  II-,  p.  344).  Genau  so 
ist    auch    die    Auffassung    der    Samaritaner   und    wir   finden    daher 

40  Sam.  XVIT,  5 :  der  6.  Tag  der  7.  Woche  ist  Freitag ;  Sabbat  schließt 
die  7.  Woche  und  das  Wochenfest  wird  am  Sonntag  gefeiert.  Die 
Samaritaner  unterscheiden  zwischen  dem  Passahlamm  und  dem 
Gebote ,  das  ungesäuerte  Brot  zu  essen ,  und  l)ehaupten ,  daß  das 
Passahlamm    nicht    am  Abend  (n"irn),    sondern  in  der  Dämmerung 

45  (2"'n"i"*n  yn)  zu  essen  sei,  und  so  wird  auch  der  Vorgang  er- 
zählt Sam.  VI,  3 — 6  gegen  Mass.  V,  10 — 12,  und  aus  gleichem 
Grunde    wird    auch    hier    wie    in    dem    ersten    Falle    der    Wochen- 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension.     225 

Zählung    das  Wort    n-in?273   hier  in  beiden  Versen  Mass.  V,  11.  12 
ausgelassen. 

§  57.  Nach  samaritanischer  Chronologie  stirbt  Moses  (Sam.  I,  1) 
am  1.  des  12.  Monats  (für  den  sie  noch  keine  Benennung  haben) 
des  Jahres  2794  der  Schöpfung  (aera  creat.),  und  der  erste  Monat  5 
des  folgenden  Jahres  wird  als  der  Anfang  des  1.  Jahres  des 
7  jährigen  Zyklus  (Schemita)  und  auch  des  Jubeljahres  bezeichnet. 
Dieses  Datum  wird  mit  derselben  Genauigkeit  im  Josua  Lib.  cap.  XY. 
p.  147  und  von  Abu'1-Fath  in  seiner  Chronik  angegeben.  Es  wird 
sich  nachher  zeigen,  daß  darin  ein  bewußter  Widerspruch  zur  lo 
rabbinischen  Tradition  liegt. 

Die  Abfassung  des  Kalenders  selbst  wird  gegen  Schluß,  Sam. 
XXIII,  17,    dem  Pinehas    zugeschrieben,    der    ihn    damals    für    alle 
Zeiten     festgestellt     haben     soll ,     im     Widerspruch     natürlich     zur 
rabbinischen    Tradition ,    die    bis    zur    talmudischen  Periode    keinen  i5 
festen  Kalender  kannte. 

§  58.  c)  Abischa's  Rolle.  In  diesem  Buche  ist  die  Quelle 
zu  suchen  für  die  Behauptung  der  Samaritaner,  dass  sie  im  Besitze 
einer  Thorarolle  seien,  die  im  13.  Jahre  nach  dem  Einzusfe  in 
Kanaan  von  Abischa,  dem  Sohne  des  Pinehas,  geschrieben  worden  20 
sei  (Sam.  XXIV,  6).  Es  ist  oben  bemerkt  worden ,  daß  nach  der 
Angabe  des  Jos.  Sam.  diese  Eintragung  innerhalb  des  Pentateuchtextes 
gerade  an  der  Stelle  in  Deut.  XI,  29  Mass.  beginnt,  welche  hier  in 
Josua  wiederholt  wird,  ihrer  großen  dogmatischen  Bedeutung  wegen. 
Es  ist  die  strittige  Stelle  über  den  Berg  Gerisim.  25 

§  59.  d)  Königtum.  Schließlich  Sam.  XXII,  22  fällt  das 
Los  des  Königtums  auf  die  Kinder  Israels  d.  h.  die  Samaritaner. 
Soweit  die  Zusätze. 

B.    Auslassungen. 

§  60.     Aber  der  Samaritaner  läßt  auch  manches  aus,  wie  ich  30 
glaube ,    aus    denselben    apologetischen  Gründen ,    die    die  jüdischen 
Hellenisten    in    ihrer  Darstellung    der   jüdischen  Vergangenheit  be- 
einflussen und  die  auch  bei  Josephus  so  stark  hervortreten,  nämlich, 
nichts  zu  erwähnen,  was  als  Unglimpf  gegen  die  Vorfahren  gedeutet 
werden    könnte.      So    läßt    denn    Sam.    in    Übereinstimmunof    mit  35 
Josephus  den  ganzen  Bericht  von  der  Beschneidung  bei  Gilgal  fort 
(Mass.  V,  2 — 8),    ferner    läßt    er   in    der   Ansprache    Josuas    (Sam. 
cap.  XXII,  10.  11)  jede  Anspielung   an  den  Götzendienst  der  Vor- 
fahren   aus    (Mass.    XXIV,  2.  14).     Ferner    läßt    er    aus    die    ganze 
Geschichte     des    Altarbaues     der    2^/.,     zurückkehrenden     Stämme,  40 
der  fast  zum  Bruderkriege  geführt  hat  (Mass.  XXII),  und  die  auch 
Josephus    mit    romanhaften    Erweiterungen    hat    (s.  0.)     Auch    hier 
wollte  der  Samaritaner  auf  die   2^»  Stämme  nichts  kommen   lassen, 
und    er    hat    im  Gegenteil    statt    dessen    eine    verherrlichende  Sage 
über  diese  Stämme  (Schobachsage)  aufgenommen.    Endlich  fehlt  im  i.-> 
Samaritanischen  jeder  Hinweis  auf  das  Wunder  des  Stillstehens  von 
Sonne    und  Mond   und    der  Hinweis    auf   das    Buch  Jaschar  (Mass. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  I5 


226     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

X,  12b — 14).  Hier  liegt  der  Grund  vollständig  klar,  weil  in  die 
Worte  X,  14  Mass.,  „daß  es  keinen  vorher  oder  nachher  gegeben 
hat,  auf  dessen  Stimme  Gott  gehört  hätte,  wie  auf  seine  (Josuas)", 
eine  Beeinträchtigung  der  Größe  Moses  hineingedeutet  werden 
5  konnte.  Dieses  sind  so  ziemlich  alle  Änderungen ,  Zusätze  und 
Auslassungen  des  Buches  Josua,  die  ihre  Erklärung  in  dem  dogma- 
tischen Standpunkte  der  Samaritaner  finden. 

§    61.      Ehe    ich    an    die    Skizzierung    der    weiteren    Elemente 
herantrete ,    die    diesem  Sam.  Jos.    eigen    sind ,    will  ich  versuchen, 

10  den  Spuren  dieser  Zusätze  in  der  jüdischen  Literatur  nachzugehen 
und  so  vielleicht  einige  Daten  zu  gewinnen,  für  die  Zeit  der  Ent- 
stehung dieser  Rezension.  Nicht  alle  diese  Zusätze  und  Auslassungen 
gehören  derselben  Periode  an.  Die  polemische  Tendenz  muß  nicht 
als    synchronistisch    aufgefaßt  werden   mit  der  apologetischen.     Die 

15  letztere  ist  nicht  spezifisch  samai'itanisch ,  wie  die  Hellenisten  und 
Josephus  es  bezeugen.  Jene  können  recht  wohl  einer  späteren  Zeit 
gehören  und  können  ebensogut  dem  judäischen  Originale  angehört 
haben,  das  die  Samaritaner  in  dieser  Form  übernommen  haben,  und 
das  wird  auch  das  Wahrscheinlichere  sein,  denn  sonst  wäre  die  Über- 

20  einstimmung  zwischen  Samaritaner  und  Josephus  undenkbar.  Die 
polemischen  Stellen  können  aber  als  gleichzeitig  betrachtet  werden 
mit  den  ähnlichen  Anderuncren,  die  die  Samaritaner  mit  dem  Penta- 
teuch  voi'genommen  haben. 

§  62.    In  einem  Punkte  hilft  uns  die  hellenistische   Literatur 

25  die  Zeit  etwas  genauer  bestimmen.  Der  anonyme  Samaritaner, 
den  wir  auch  weitei'hin  bei  der  Schobachsasfe  benutzen  werden, 
(Pseudo-Eupolemos)  Eus.  pr.  ev.  IX,  17.  419  e,  Freudenthal,  „Hellen. 
Studien"  p.  224,  spricht  vom  Berge  Gerisim  als  dem  „heiligen"  und 
fügt  hinzu ,  das  Wort  bedeutet  „der  Berg    des  Allerhöchsten" :  .  .  . 

30  „Addit  insuper  eum  in  sacro  urbis  Argarize,  hoc  est  Altissimi  Monte 
susceptum  hospitio,  dona  simul  a  Melchisedeco  Dei  Sacerdote", 
„i,£VL6&fivai  re  avxbv  vno  nöleag  UQOv^AQyaQi^Lv,  o  eivat  i.i£&eQ^ir^- 
vevofisvov  oQog  vrjjiörov'^,  genau  so  Sam.  XXII,  16 — 18,  XXIII,  3  und 
XXIII,  16.  Also  schon  im  2.  Jahi-hundert,  dem  dieser  anon3^me  samarita- 

35  nische  Schriftsteller  angehört,  ist  dieser  Sprachgebrauch  vollkommen 
üblich  und  der  griechisch  schreibende  Samaritaner  gebraucht  den 
Ausdruck  genau  so,  wie  er  in  dem  Buche  Josua  vorkommt. 

VIII.  Parallelen  in  der  jüdischen  Literatur. 

§  63.  Wir  gehen  nun  zur  jüdischen  Literatur  über  und  wollen 
40  untersuchen ,  ob  sich  vielleicht  dort  Spuren  für  die  Bekanntschaft 
mit  diesem  Texte  werden  nachweisen  lassen.  Es  findet  sich  nun 
in  der  Mischna  Sotah  VIII  eine  ausführliche  Darstellung  des  Vor- 
ganges, wie  der  Segen  und  der  Fluch  auf  dem  Berge  Gerisim 
ausgesprochen  worden  ist,  der  mit  der  samaritanischen  Rezension 
45  in  ganz  merkwürdiger  Weise  übereinstimmt.  An  manchen  Stellen 
ist  der  Wortlaut  fast  derselbe.    Diese  Übereinstiiumunjr  wurde  von 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräwch-samaritanischer  Rezension,    227 

den  Tanaiten  herausgefühlt  und  in  der  Diskussion  im  Talmud 
erwähnt  einer  derselben  sein  Zwiegespräch  mit  den  Samaritanern 
gerade  über  diesen  Punkt  und  ein  anderer  geht  soweit,  den  ganzen 
Yoro-anof  rundwesr  abzuleugnen :  .nach  Schechem  und  zum  Berge 
Gerisim  wäre  Josua  überhaupt  nicht  gekommen ,  um  dort  den  5 
Fluch  auszusprechen"  (s.  ausführlichen  Text  und  Übersetzung  im 
Anhang  I).  Beachtenswert  ist,  daß  sowohl  im  Samaritanus  als  auch 
in  der  Mischna ,  Josua  keine  priesterliche  Funktion  ausübt.  Der 
Secfen  und  der  Fluch  werden  nur  von  Priestern  und  Leviten 
ausgesprochen,  nicht  so  im  Mass.,  wo  Josua  den  Altar  baut  (Mass.  lo 
VIII,  30),  die  Worte  auf  die  Steine  schreibt  (Mass.  VIII,  32)  und 
den  Segen  und  den  Fluch  ausspricht  (Mass.  VIII,  34.  35).  Dem 
Verfasser  in  der  Mischna  muß  also  die  judäische  Rezension  dieser 
Version  vorgelegen  haben. 

§  64.     Aber    auch    der    samaritanische  Kalender  und  die  An-  i5 
Setzung  des  1.  Jahres  des  Einzuges  als  das  erste  des  Jobel  scheint 
den  jüdischen   Gelehrten  bekannt  gewesen  zu  sein :  im   Seder  Olam, 
welches  Rabbi  Jose    zugeschrieben    wird    und  die  Autoritative    der 
jüdischen  Chronologie  enthält,  wird  im  cap.  XI  (ed.  Ratner  p.  45  flP.) 
zuerst  die  Geschichte  des  Überschreitens  des  Jordans,    Aufrichtung  20 
des  Altars  in  Schechem,  Segen  und  Fluch  etc.  erzählt,  fast  wörtlich 
übereinstimmend  mit  der  Mischna  Sotah,  —  aber  was  noch  viel  sonder- 
barer ist,    daran  schließt  sich  die  Erklärung,  daß  das  1.  Jobeljahr 
erst    nach    dem    14.  Jahre    des   Einzuges    angesetzt    wii'd;    7  Jahre 
sollen  die  Kämpfe  gedauert  haben  und  7  Jahre  die  Verteilung  des  25 
Landes ,    wofür   kein   direkter  Anhaltspunkt  in  dem  massoretischen 
Text    vorliegt.     Alle  Daten    überhaupt ,    die  sich  auf  diese  Periode 
beziehen,  schwanken  in  den  verschiedenen  Berichten,  auf  die  ich  hier 
nicht  eingehen  kann;  nur  eines  ist  zu  bemerken :  Comestor  in  seiner 
Hist.  Scholastica  ed.  Migne  col.  1262 — 1263  behauptet  in  Eusebius'  30 
Chronikon  gef^^nden  zu  haben,  daß  das  Jahr  des  Überschreitens  das 
Jubeljahr  war,  „secundum  hebreos",  was  genau  mit  dem  Samaritaner 
übereinstimmt.       In    der    Praep.    Ev.    erzählt    er    im    Namen    von 
Eupolemos,  daß  Josua  30  Jahre  geherrscht  haben  soll  (s.  Freudenthal, 
p.   225).     Daß    Juden    und  Samaritaner    das  Jubeljahr   verschieden  35 
ansetzen,  kann  seine  Erklärung  nur  in  der  bewußten  Opposition  der 
Einen    zu   den  Anderen    finden ,    und    die  Samaritaner    suchen    ihre 
Behauptung    durch    das    samaritanische  Buch   Josua    zu    begründen. 
Die  Erklärung  des  Berges  Gerisim  als  heilig  und  die  eigene  Berech- 
nung des  Kalenders  sind  die  wichtigsten  Momente  in  der  Differenz  40 
zwischen  Samaritanern  und  Juden.    Alles,  was  sich  darauf  im  samarita- 
nischen  Buche  Josua  bezieht,  gehört  unzweifelhaft  der  ältesten  Zeit  an. 

§   65.     Einer    viel    späteren  Zeit    muß    das   letzte  Kapitel  an- 
gehören',   wo    von    Abischa's    Rolle    gesprochen    wird.      Es    gehört 
eigentlich  gar  nicht  mehr  zum  wirklichen  Buche  Josua.    Es  scheint  10 
erst  spät  an  das  Buch  angeschlossen  worden  zu  sein.    Es  läßt  sich 
bis  jetzt  nicht  feststellen ,    wann  die  Samaritaner  zum  ersten  Male 

15* 


228     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

diese  Rolle  erwähnen.  Benjamin  von  Tudela,  der  im  12  Jahr- 
hundert die  Samaritaner  in  Schechem  besucht  hat,  erwähnt  wohl 
p.  33 ,  ed.  N.  Adler, .  daß  sie  auf  dem  Berge  Gerisim  einen  Altar 
errichtet  haben,  von  den  Steinen,  die  Josua  und  die  Kinder  Israel 

5  aufgestellt  (soll  wohl  heißen:  aus  dem  Jordan  genommen)  haben, 
wie  es  auch  im  Samaritanus  heißt .  aber  er  weiß  noch  nichts 
von  der  Abischa-Ilolle.  Das  ist  aber  kein  positiver  Beweis,  daß  die 
Samaritaner  damals  noch  nicht  im  Besitze  der  Rolle  wai'en  und 
ihre  Ansprüche  darauf  gestützt  haben.    Der  erste  unter  den  Sama- 

10  ritanern,  der  den  Cod.  kennt  und  die  Inschrift  wörtlich  mit  Sam. 
Josua  übereinstimmend  mitteilt,  ist,  soweit  ich  sehen  kann,  Abu'l- 
Fath,  der  aber  diese  Angabe  dem  Jos.  Sam.  wohl  entnommen  haben 
wird.  Eine  alte  Bibelrolle  mit  dieser  Inschrift  existiei-t  wohl,  und 
ich    selbst    habe    sie    gesehen.       Das    Chronicon    Jos.    Lib.    erwähnt 

15  weder  Rolle  noch  Inschrift. 

§  QQ.  Auch  philologisch  läßt  sich  diese  Schichtung  der  Inter- 
polationen ziemlich  genau  feststellen.  Während  biblische  Zitate 
mehr  oder  weniger  getreu  wiedergegeben  werden ,  zeigen  sich 
Samaritanismen    in    größerem  umfange    in    denjenigen   Stellen,    die 

20  jüngeren  Urspi'ungs  sind ,  und  der  größte  Unterschied  zeigt  sich 
gerade  im  letzten  Kapitel ,  wo  cod.  B  noch  besonders  häufig  von 
cod.  A  abweicht  und  ganze  Sätze  ausgesprochen  samaritanisch  hat, 
und  auch  cod.  A ,  der  sonst  archaischei-e  Form  erhalten  hat ,  auch 
schon  weit  von  dem  hebräischen  Sprachgebrauche  abweicht.     Doch 

25  davon  ein  anderes  Mal  ausführlicher. 

IX.  Liturgische  Interpolationen. 

§  67.  Von  den  dogmatischen  und  polemischen  gehen  wir 
nun  zu  den  liturgischen  Interpolationen  über:  zu  den  Gesängen 
und  Hymnen  Jos.  Sam.  III,  7- — 15.  dem  Hymnus  der  Priester,  und  Jos. 

30  Sam.  V,  1 — 20,  dem  Gesaug  Josuas  und  der  Kinder  Israels,  ferner  dem 
Gebet  Josuas  Jos.  Sam.  XXI,  6 — 12.  Die  ersteren  2  sind  rhythmisch 
und  strophisch  gehalten ,  in  parallelen  Gliedern ,  und  erweisen  sich 
als  die  ältesten  Bestandteile  der  Liturgie  der  Samaritaner.  Sie  sind 
aber ,    soweit    ich    aus    ihren  Gebetbüchern    sehen    kann .    nicht    als 

35  Gebete  in  ihre  Liturgie  aufgenommen  woi-den.  Dagegen  erscheint 
im  „Kenosch",  d.  h.  in  der  Sammlung  ihrer  ältesten  Liturgie  ein 
anderes  Gebet,  das  dem  Josua  zugeschrieben  wird.  Dieses  Gebet 
findet  sich  in  meinem  „Kenosch''  cod.  830,  fol.  3  b — 6  a  mit 
arabischer  Übersetzung,  wo  es  heißt ;  bNiUJi  "b^a  "p:  p  y'vUnr!"'  mbs: 

40  '.uibcn  Tib5'  'pi:-;-  ■''73"'n;  außerdem:  cod.  831,  fol.  9b — 12a,  eben- 
falls mit  arabischer  Übersetzung  und  von  Heidenheim  wahrscheinlich 
aus  einer  unkorrekten  Handschrift  abgedruckt  in  ,Bibl.  Sam."  p.  132. 
§  68.  Ohne  auf  die  Geschichte  der  Liturgie  bei  Juden  und 
Samaritanern  eingehen  zu  wollen,  genügt  es  für  unseren  Zweck,  fest- 

•1.')  zustellen,  daß  diese  Gebete  formell  und  inhaltlich  sich  an  den  Hymnus 
der  3  Jünglinge  der  apokryphen  Zusätze  zum  Buche  Daniel  anlehnen, 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     229 

die  ich  in  ihrer  aramäischen  Form  entdeckt  (Theodotion's  Additions 
to  the  Book  of  Daniel)  und  zum  ersten  Male  1894  herausgegeben 
habe,  namentlich  v.  28  ff.  Damit  stimmt  auch  zum  Teil  überein 
die  älteste  Form  des  Gebetes  "^^CNO  *;"^-,  von  welchem  ich  sehr 
alte  Varianten  aus  der  Genisa  besitze,  die  für  mich  wenigstens  den  5 
Beweis  bilden ,  daß  ein  inniger  Zusammenhang  zwischen  dem  Gesang 
der  3  Jünglinge  und  diesem  Gebete ,  dessen  Ursprung  unbekannt 
ist,  besteht  (s.  Anhang,  wo  diese  Texte  abgedruckt  sind).  Eine 
Legende  behauptet,  daß  es  von  den  Männern  der  großen  Gemeinde 
verfaßt  worden  sei,  ja  sogar  soll  es  vom  Himmel  in  einem  Briefe  lo 
heruntergekommen  sein  (s.  Landshut,  „Siddur  Hegjon  Leb"  Königs- 
berg 18-i5,  p.  23).  Ich  miiß  es  mir  versagen,  dieses  Thema,  welches 
ziim  Ki'eise  der  „Briefe  vom  Himmel''  gehört,  weiter  zu  verfolgen. 

§  69,  5.  Die  rabbinische  Tradition  weiß  auch  von 
einem  andern  Hymnus,  den  Josua  verfaßt  haben  soll  unmittelbar  1 5 
nach  der  Einnahme  Jerichos  und  zwar  das  Gebet  „Alenu  leschabeah", 
welches  sehr  alt  sein  muß,  da  es  mit  in  die  älteste  Formuliex'ung 
des  Mussafgebetes  für  Neujahr  aufgenommen  worden  ist  (s.  Landshut 
ib.  106).  Noch  interessanter  ist  die  Tatsache,  daß  sich  sogar  ein 
alter  Hymnus  erhalten  hat  in  dem  Sepher  ha-jaschar.  In  meinen  20 
„Chronicles  of  Jerahmeel"  habe  ich  den  Beweis  erbracht ,  daß  sich 
darin  Fragmente  der  ältesten  jüdischen  Apokryphen  erhalten  haben, 
wie  z.  B.  vom  Buche  Henoch,  dem  Buche  der  Jubiläen,  der  Geschichte 
Josephs,  den  Chroniken  Mose's  und  Arons,  und  Spuren  eines  deutero- 
kanonischen  Josua.  Fol.  135  b,  136  a.  ed.  Livorno  1846,  ist  nun  ein  25 
ganzer  Hymnus  abgedruckt,  den  Josua  gesprochen  haben  soll,  als 
er  die  Sonne  still  stehen  ließ.  Derselbe  Hymnus  ist  abgedruckt 
in  Heilperin,  Seder  Hadorot,  Warschau  1878,  p.  94.  Raschi  im 
Talmud,  Tract.  Abodah  Zarah.,  fol.  25  a  bemerkt,  daß  Josua  der  Sonne 
zugerufen  hätte,  sie  solle  schweigen  und  er  würde  inzwischen  Gott  so 
durch  ein  Lied  preisen.  Und  im  Talmud  Pessahim,  fol.  117  a 
wird  Josua  unter  denen  mit  aufgezählt,  die  die  Hallelpsalmen  gesagt 
haben  sollen,  als  die  Könige  von  Kanaan  cremen  ihn  aufstanden:  und 
ebenso  sollen  sie  die  3  Jünglinge  im  Feuerofen   besagt  haben. 

§  70.  Was  nun  das  Bußgebet  betrifft,  so  erinnert  es  an  die  35 
noch  heute  gebräuchliche  Liturgie  an  Fasttagen,  besonders  aber  die 
der  Hoscha'anot,  wo  neben  Aron  und  David  nur  noch  die  3  Patriarchen, 
Joseph  und  Moses  erwähnt  werden,  fast  mit  denselben  Epitheta  und 
Formeln,  welche  in  letzter  Instanz  auf  Mischna  Ta'anit  II.  4  zurück- 
gehen. Diese  Beispiele  genügen ,  um  zu  zeigen ,  daß  sich  in  dem  -lO 
samaritanischen  Josua  liturgische  Formen  erhalten  haben  können, 
die  in  sehr  alte  Zeit  hinaufreichen.  Nur  zeigen  sich  darin  deutliche 
Spuren  von  samaritanischem  Sprachgebrauch. 

X.  Agadische  Interpolationen. 

§  71.     Unter    die    weiteren  Zusätze    zählen    nun   agadi  s  ch  e  i.'> 
Ausschmückungen    des    Textes,    besonders    die  Episode    mit  Achan. 


230     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

Abweichend  vom  Massoretischen  heißt  hier  der  Mann,  der  vom  Ge- 
bannten genommen,  Ailan  oder  Airan  (oder,  nach  Abu'1-Fath,  Aidan). 
Seine  Sünde  besteht  darin  (Sam.  cap.  VIII,  1),  daß  er  in  den 
Götzentempel  gegangen  ist  und  ein  goldenes  Götzenbild  und  eine 
5  goldene  Zunge  und  (ibid.  22 — 23)  auch  Silber  genommen  hat; 
dacregen  wird  nichts  von  einem  Mantel  erwähnt  und  weiterhin 
(v.  13)  wird  genau  beschrieben,  in  welcher  Weise  der  Sünder  ent- 
deckt wurde;  und  zwar  wird  er  vor  den  Hohepriester  Eleasar 
gebracht,  der  die  ürim  und  Tumim  und  die  Edelsteine  trägt.     Der 

10  Sünder  wird  nun  ibid.  v.  17  dadurch  erkannt,  daß  der  Edelstein 
verdunkelt  wurde. 

§  72.  Josephus  weiß  nur,  wie  schon  oben  erwähnt,  davon, 
daß  die  Stämme  sich  vor  dem  Hohenpriester  versammelt  haben, 
nichts  aber  von  einer  Oifenbarung,    wie   der  Samaritaner  sich  aus- 

15  drückt.  An  einer  andern  Stelle  aber,  wo  Josephus  die  Kleider  des 
Hohenpriesters  beschreibt,  fügt  er  nachträglich  hinzu,  daß  die 
12  Steine  aufleuchteten  beim  günstigen  Bescheide  Gottes  (Jos. 
Antiqu.  III,  8.  9,  §§  214—219).  In  einem  andern  Buche  der 
jüdischen    Literatur ,    das    ähnlich    dem    Buche    Jaschar    apokryphe 

20  Elemente  aufgenommen  und  erhalten  hat,  nämlich  „Pirke  de  R. 
Elieser",  findet  sich  nun  eine  Beschreibung  der  Episode  mit  Achan, 
die  gerade  in  diesen  Punkten  mit  Sam.  auf  das  Genaueste  überein- 
stimmt. Dort  (Pirke  de  ß.  Elieser  cap.  38)  heißt  es  ausdrücklich,  daß 
Achan  in  einen  Götzentempel  gegangen  sei,  dort  die  Teraphim 

25  gesehen  und  das  Silber  und  die  goldene  Zunge  im  Munde  des 
Götzen  und  den  Mantel.  Es  gelüstete  ihn  danach ,  er  stahl  die 
Sachen  und  versteckte  sie  im  Zelte.  Er  wurde  herausgefunden  in 
derselben  Weise  wie  im  Sam.  durch  das  Verdunkeln  der  Steine 
auf  dem  Brustschilde  des  Hohenpriesters.    Genau  dieselbe  Version 

30  mit  arerincffü crimen  Varianten  wiederholt  sich  im  Midrasch  Tanhuma, 
Genes.  Sect.  Wajescheb  §  2;  vgl.  Jalkut  Schimeoni  II,  88.  Im 
Talmud  Sanhedrin  fol.  44  a  wii-d  zwar  die  Geschichte  von  Achan 
erzählt,  aber  dort  fehlen  gerade  diese  beiden  Punkte.  Nachnianides 
zu  Exod.   28,  30  erwähnt  auch,  daß  die  Buchstaben  auf  den  Steinen 

35  des  Brustschildes  aufleuchteten  oder  dunkel  blieben ,  je  nach  dem 
Charakter  der  Antwort. 

§  73.  Die  Übereinstimmung  zwischen  Pirke  de  R.  Elieser, 
Tanhuma  und  Sam.  ist  bedeutungsvoll,  besonders  da,  wie  Anhang  II 
nachgewiesen  wii'd,  an  denselben  Stellen  in  P.  R.  Elieser  und  Tanhuma 

40  über  die  Samaritaner  ausführlich  gehandelt  wird.  Diese  Legende  ist 
also  auch  ziemlich  alten  Ursprungs  und  stammt  wahrscheinlich  aus 
einem  alten  jüdischen  Midrasch,  denn  gerade  der  Schluß  des  Kapitels 
in  Pirke  de  R.  Elieser  und  Tanhuma,  wo  die  öttentliche  Verbannung 
der  Samaritaner  geschildert  wird,  gestattet  es  uns  nicht,  anzunehmen, 

45  daß  die  Verfasser  es  aus  einem  samaritanischen  (verbannten)  Texte 
genommen  haben. 

§  74.    Zum  Schlüsse  noch  sei  kurz  ei'wähnt,  daß  die  Episode 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     231 

von  dem  Hinscheiden  Eleasar's ,  die  sich,  ziemlich  genau  deckt  mit 
der  ähnlichen  Episode  vom  Hinscheiden  Mose's  im  Chronikon  cap.  X 
(Juynboll),  eine  ganz  genaue  Parallele  in  der  jüdischen  Legende  von 
dem  Hinscheiden  Arons ,  des  Vaters  des  Eleasar,  findet.  Er  geht 
auch  zu  seinem  Sterbeort  zwischen  Moses  und  Eleasar,  die  ihn  5 
weinend  becfleiten,  senau  so  wie  im  Sam.  Pinehas  und  die  Ältesten 
Eleasar  begleiten  (v.  Chronicles  of  Jerah.  cap.  49,  p.  130  ff.  und 
die  dazu  gehörige  Literatur,  ibid.  p.  XCI). 

§  75.  Das  bisher  gewonnene  Resultat,  abgesehen  von  einigen 
wenigen  später  hinzugefügten  Zusätzen  resp.  Umbildungen,  berech-  10 
tigt  uns  bestimmt,  das  Alter  des  Buches  höher  als  Josephus  an- 
zusetzen, ja,  man  könnte  es  mindestens  um  ein  Jahrhundert  früher 
datieren.  Alles  ist  altes  Gut  darin,  manches  älter,  manches  jünger, 
aber  noch  immer  aus  der  Zeit  vor  der  Zerstörung  Jerusalems. 

XI.    Die  Sehobaeh-Sage.  i5 

§  76.  Diese  Legende,  auf  die  ich  jetzt  zu  sprechen  komme, 
bestärkt  mich  in  der  Überzeugung,  daß  wir  es  mit  einem  alten 
Buche  zu  tun  haben,  wo  wir  den  Übergang  von  Bibel  zu  Agada 
noch  schärfer  verfolgen  können  und  das  uns  in  die  Atmosphäre  hinein- 
führt, welche  man  bisher  als  hellenistische  Phantasterei  bezeichnet  20 
hat.  Diese  midraschartige  Schriftstellerei  scheint  im  Gegenteil 
ihren  Ursprung  auf  dem  Boden  Palästinas  gehabt  zu  haben  und 
ist  von  da  aus  nach  Ägypten  verpflanzt,  dort  lokalisiert  und  weiter 
ausgearbeitet  worden. 

Wenn  man  bedenkt,  daß  Bücher  wie  Henoch,  die  Apokalypse  25 
Mose's   (Adambuch),    die    Testamente    der    12  Patriarchen    und  be- 
sonders   das  Buch    der  Jubiläen    in  Palästina  entstanden  sind,    von 
welchen   letzteres    in  Tendenz    und  in  romanhafter  Ausschmückung 
biblischer  Ereignisse ,    in    der  Beschreibung    der  Heldenkämpfe    der 
Kinder  Jacobs    mit    den  Sichemiten    und  den  verbündeten  Königen  30 
von  Kanaan  einen  ähnlichen  Gedankenwanw  wie  Jos.  Sam.  entwickelt 
und  sich  nicht  einmal  so  streng  wie  dieser  an  den  biblischen  Text 
hält-,  wenn  man  ferner  bedenkt,  daß  die  Geschichten  Mose's,  Arons 
und    anderer    biblischer  Heroen   sich  hebräisch  erhalten  haben,    die 
in  vielen  Punkten    mit  Artapanos,    Eupolemos  etc.  übereinstimmen,  35 
aber  von  diesen  unabhängig  sind  und  vollständiger,  wobei  sie  häufig 

<D     ~  0  7  O 

mit  Josephus  zusammentreffen;  wenn  der  trockene  Demetrius  mit 
Seder  Olara  Rabba  und  noch  überraschender  mit  Seder  Olam  Zutta 
besonders  in  der  Chronologie  der  Geburt  der  12  Söhne  Jacobs 
während  seines  Aufenthaltes  bei  Laban  übereinstimmt,  dann  wird  40 
es  nicht  unmöglich  erscheinen,  daß  eine  große  Sagenwelt  auf  dem 
Boden  Palästinas  entstanden  ist,  von  der  sich  in  jenen  Büchern  eben 
die  Reste  erhalten  haben.  Daher  erklärt  sich  auch,  warum  so  viele 
Agadas  sich  besonders  in  dem  sogenannten  palästinensischen  Targuni 
finden,  die  so  frappante  Ähnlichkeit  mit  den   „Phantastereien"   der  15 


232     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischef  Rezension. 

Hellenisten  haben,  und  ebenso  in  dem  Prophetentargum,  namentlich 
in  denjenigen  Kapiteln  die  als  Haphtaroth  dem  ötfentlichen  Gottes- 
dienst einverleibt  wurden.  In  denselben  werden  häuficf  die  Zücre 
von  einem  Helden  auf  den  andern  übertragen;  das  ist  das  Wesen 
5  der  Sage  in  ihrer  Weiterbildung.  Alle  diese  Sagen  scheinen  aber 
palästinensischen  Ursprungs  zu  sein  und  nicht  hellenistisch,  wie 
bisher  allgemein  angenommen  wurde.  Und  darüber  ist  man  sich  jetzt 
wohl  einig,  daß  Vieles  aus  dem  Hebräischen  ins  Griechische  über- 
setzt   wurde ,    aber    für    das    Entgegengesetzte    hat    bisher   niemand 

10  einen  stichhaltigen  Beweis  erbracht. 

§  77.  Die  apokryphen  Zusätze  zu  Daniel  und  Esther  sind  ein 
schlagender  Beweis  für  diese  ausschmückende  und  erweiternde 
Tätigkeit  in  Palästina.  Zu  dieser  Reihe  von  palästinensischen  Sagen 
gehört  auch  die  Schobachsage  im  samaritanischen  Buche  Josua.    Es 

15  ist  nicht  die  einzige  apokryphe  Sage,  die  sich  bei  den  Samaritanern 
erhalten  hat.  Ich  habe  bei  ihnen  eine  ziemlich  ausführliche  Mose- 
sage gefunden ,  ich  habe  ferner  die  Apokalypse  Mose's  (das  Adam- 
buch) in  samaritanischer  Sprache  und  auch  eine  Variante  der  Susanna- 
legende gefunden.    Die  Schobachsage  gehört  dem  Kj-eise  der  Eichter- 

20  sagen  an,  von  welchen  Josephus  eine  in  sehr  verkürzter  Gestalt  in 
der  Person  des  Kinesius  (Kenas)  erhalten  hat.  Eine  zweite  ist  die 
Schobach-  und  eine  dritte  die  Jephtasage.  Diese  Kenas-  und  Jephta- 
sagen  und  die  Vision  des  Kenas  habe  ich  in  hebräischer  Form 
entdeckt  in  den   „Chronicles  of  JerahmeeP. 

25  §  78.    Bei  Gelegenheit  der  Herausgabe  dieser  Chronicles  (London 

1889)  habe  ich  auch  von  der  Vision  des  Kenas  und  der  Geschichte 
des  Jephta  die  lateinische  Version  derselben  in  den  Antiquitates 
des  (Pseudo-)  Philon  Judaei,  Basel  1527  nachgewiesen.  Dieses  Buch, 
das  bisher  außer  von  mir  nur  noch  von  L.  Cohn  untersucht  worden 

30  ist,  gehört  dem  3.  oder  4.  Jahrhundert  an  und  beruht  auf  einer 
älteren  griechischen  Vorlage,  welche  auf  ein  noch  älteres  hebräisches 
Original  zuräckgeht  (Chron.  of  Jerah.  p.  XXXI — XLI,  Cohn,  ,Jew. 
Quart.  Rev.^  vol.  X,  p.  227—332).  Zu  gleicher  Zeit  habe  ich 
schon  damals  die  Vermutung  ausgesj^rochen,  daß  wir  es  mit  Sagen 

35  zu  tun  haben,  die  zu  dem  Kreise  der  samaritanischen  Schobachsage 
gehören  und  daß  sie  spätestens  dem  1.  Jahrhundert  angehören. 

§  79.  Parallelen  zu  den  einzelnen  Zügen  dieser  Sage  haben 
sich  in  der  rabbinischen  Literatur  erhalten,  manche  in  den  Sissera- 
legenden  und  viele  in  dem  Sagenkreis,  der  sich  um  David  gebildet; 

40  denn  Schobach  ist  ja  tatsächlich  der  Name  des  syrischen  Feldherrn, 
der  den  Ammonitern  zu  Hilfe  eilt  und  gegen  welchen  Joab  und 
Abischa  ben  Seruja,  die  P'eldhen-n  des  David,  kämpfen.  Im  Anhange 
teile  ich  die  ausführlichste  Version,  die  sich  in  einer  alten  orienta- 
lischen Handschrift  erhalten  hat,  mit.     Dort  spielt  auch  die  Taube 

45  dieselbe  KoUe,  wie  in  der  Schobachsage.  Sie  benachrichtigt  Abischa 
von  der  Gefahr,  in  welcher  David  schwebt,  der  der  Spielball  eines 
Kiesen    geworden    ist    (die  Mutter    des   Riesen    ist    auch    Zauberin). 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samarüanischer  Rezension.     233 

In  demselben  Kreise  der  Davidsagen  finden  sieb  merkwürdigerweise 
aucb  Parallelen  zn  der  Weiterentwicklung  der  Schobacbsase  in 
Abu'1-Fath  und  im  Cbronicon,  worauf  icb  aber  bier  nicht  einsfeben 
kann.  Diese  Dinge  gehören  der  vergleichenden  Sagenforscbungf  an. 
Außerdem  haben  sich  Spuren  dieser  Scbobachsage  erhalten  in  Pirke  5 
R.  EHeser,  wo  es  cap.  52  heißt,  daß  Josua  mit  Benutzung  des  heiligen 
Namens  den  Tag  auf  36  Stunden  verlängerte,  weil  er  sab,  daß  die 
Zauberer  den  Lauf  der  Planeten  beeinflußten  und  ihn  dadurch 
zu  bezwingen  drohten.  Und  ebenso  wird  im  Siphrei  Sect.  52  ed. 
Friedmann,  Wien  186-4  fol.  85b  (s.  Jalk.  Schimeoni)  Deut.  11,  25  lo 
so  gedeutet,  daß  „sogar  eine  Frau  mit  ihren  Zauberkünsten  gegen 
Josua  nicht  standhalten  konnte".  Die  arabische  Lesfende  kennt  auch 
den  Kampf  des  Josua  mit  zauberkundigen  Frauen,  genau  wie  Pirke 
E.  Elieser ,  bes.  Jakubi  (M.  Grünbaum ,  Neue  Beiträge  zur  sem. 
Sagenkunde,  Leyden  1893,  p.  185).  Ebenfalls  in  der  arabischen  i5 
Literatur  findet  sich  eine  Parallele  zu  Josuas  Einteilung  der  Zeit 
(Weil,  Bibl.  Legenden),  s.  auch  Juynboll,  p.  108.  In  der  Chronik 
von  Jerahmeel  ist  die  Mutter  von  Sissera  (Tamar)  eine  Zauberin 
(Chr.  of.  Jer.  p.  174).  Dieselbe  Legende  kennt  auch  Albo  in  seinem 
Buche  Ikkarim  und  wird  dann  von  Abarbanel  im  Kommentare  zur  20 
betreffenden  Stelle  zu  Richter  Y  und  Sal.  ben  Melech  in  seinem 
Michlol  Jophi  (Amsterdam  1685  p.  54  c)  zitiert. 

§  80.  Daß  sich  von  alter  Zeit  gewisse  Legenden  um  Schobach 
gesammelt  haben  müssen,  worin  er  als  gewaltiger  Riese  hingestellt 
wird,  geht  aus  einer  Stelle  in  Mischna  Sotah  cap.  VIII  hervor  25 
(v.  Anhang).  Dort  wird  nämlich  dem  Feldpriester  eine  Rede  in  den 
Mund  gelegt,  die  er  dem  Volke  vor  der  Schlacht  gehalten  haben  sollte. 
Nachdem  der  Vers  Deut.  20,  2  ff.  angeführt  und  aasgedeutet  worden 
ist,  fügt  die  Mischna  noch  folgendes  hinzu :  ,Jene  kamen  gestützt  auf 
Menschenkraft,  ihr  aber  kommet  gestützt  auf  die  Kraft  desso 
Herrn.  Die  Philister  kamen  gestützt  auf  die  Siegeskraft  des 
Goliath  und  was  war  sein  Ende?  Er  und  sein  Volk  fielen  durch 
das  Schwert.  Die  Ammoniter  kamen  gestützt  auf  die  Siemes- 
kraft  des  Schobach  und  was  war  sein  Ende?  Er  und  sein 
Volk  fielen  durchs  Schwert".  Daß  von  all  den  Königen  und  Feld-  35 
herrn,  mit  welchen  die  Israeliten  gekämpft,  gerade  Schobach,  der 
nur  zweimal  in  der  Bibel  zitiert  wird  (2.  Samuel  X,  16,  19),  heraus- 
gegriflen  wird  und  der,  nebenbei  bemerkt,  dort  von  David  getötet 
und  trotzdem  dem  Riesen  Goliath  gleichgestellt  wird,  findet  seine 
Erklärung  nur  in  der  Sage,  die  sich  im  samaritanischen  Josua  40 
erhalten  hat.  Es  muß  also  zu  jener  Zeit  diese  Sage  im  Munde 
des  Volkes  gelebt  und  Schobach  als  das  Sinnbild  der  scheinbar 
unüberwindlichen  Macht  gegolten  haben. 

§  81.    Der  Einwand,  daß  im  Sam.  Jos.  ein  König  von  Arme- 
nien   als  Bundesgenosse    des  Schobach    erwähnt    wird,    was    einen  45 
spätem  Ursprung  beweist,    ist   nicht   stichhaltig.     Schon    der   ano- 
nyme Sam.,  der  den  Berg  Gerisim  (s.  oben  §  62)  für  heilig  erklärt 


234     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

hat,  erzählt  an  derselben  Stelle  (Freudentbai  p.  224).  daß  , Abraham 
gegen  die  A  r  m  e  n  i  e  r  zieht ,  die  die  Phönizier  angegriffen  hatten, 
^AQ^Bviovg  eTttGQCizeiJGai  rotg  <Poivi^i,  in  deren  Mitte  er  lebte,  sie 
schlägt  und  die  Gefangenen,  die  jene  mitgenommen  hatten,  zurück- 
5  bringt,  wofür  ihm  Melchisedek  dankt".  Also  im  2.  vorchristlichen 
Jahrhundert  galten  die  Sj'rer  als  Armenier.  Die  Sache  erkläi't 
sich  ganz  einfach,  wenn  man  an  Aramäer  =  Syrer  denkt 
und  der  Übergang  (oder  Schreibfehler)  von  Aramäer  zu  Armenier 
kann  dann  nicht  mehr  befremden.  rrx'JiiM  ist  überhaujit  der  einzige 
10  Name,  unter  welchem  die  Syrer  gekannt  werden;  gegen  diese 
Aramäer  kämpft  auch  Abischai  in  der  Sage,  s.  Anhang.  Ja,  in 
einer  griechischen  Historienbibel,  die  spätestens  dem  9.  Jahr- 
hundert angehören  soll,  unzweifelhaft  aber  viel  älter  ist  und  nur 
als  eine   griechische  Überarbeituncr  des  Buches  Jaschar  orilt.  kommt 

O  O  O  ' 

15  auch  eine  merkwürdiofe  Geschichte  der  Richterzeit  vor.  Vassiliev 
druckt  zum  erstenmal  diese  griechische  Historienbibel  ab  (Anecdota 
Graeco-Byzantina  I,  Moskau  1893),  die  die  Grundlage  der  slavischen 
Palaea  ist.  Dort  wird  p.  262 — 263  eine  lange  Geschichte  erzählt  von 
einem  Richter  Aedör  (Ehud),  der  sich  anbietet  die  Juden  zu  befreien 

20  von  der  Herrschaft  des  Göt,  dem  Könige  der  Perser;  denn  nach  dem 
Tode  von  Josua  und  den  Altesten  wurden  sie  von  den  persischen 
Königen  anaem-iffen  und  ihnen  und  den  Chaldäern  unterwürfig 
gemacht.  Aedör  befreit  sie,  indem  er  in  derselben  Weise  den  Göt, 
König  der  Perser,  tötet  wie  Ehud  den  Eglon,  König  von  Moab,  an 

25  dessen  Stelle  jener  getreten  ist,  und  Aedör  kehrt  als  Sieger  zurück  nach 
Jerusalem  (!)  Genau  so  wird  die  Geschichte  erzählt  in  der  slavischen 
Paleya  (ed.  Popow.  Moskau   1881   p.  118/119). 

§  82.  Der  Briefwechsel  zwischen  Schobach  und  Josua  wird 
von  dem  ersten  Herausgeber  des  Juhassin,  Konstantinopel  abgedruckt 

30  ^aus  einer  Chronik  der  Samaritaner,  derzufolge  es  in  einem  Midrasch 
der  Juden  auch  erwähnt  sei".  Dieser  Text  ist  aber  aus  einer  arabi- 
schen Chronik  (Abu'1-Fatli  ?)  geflossen  und  nicht  aus  dem  Jos.  Sam., 
wie  der  Vergleich  zwischen  dem  Wortlaute  der  beiden  Texte  es 
augenscheinlich  beweist.    Als  entscheidend  dürfte  auch  das  Faktum 

35  gelten,  daß  der  König  der  2^  .3  Stämme  n^:"'  und  nicht  nn:  heißt. 
Nur  durch  die  Verwechslung  der  Punkte,  die  auf  den  Buchstaben 
stehen,  konnte  aus  einem  arabischen  ^^^ajö  die  Form  ,i?^Ai^  =  n":- 

entstehen.  Dieser  Briefwechsel  ist  in  alle  späteren  Ausgaben  des 
Juhassin  übergegangen  und  auch  in  Jachia's  Schalschelet  Hakabalah 
40  ed.  Ven.  96  b,  Amsterdam  78  a,  außerdem  Filipowski.  London  1865, 
p.  60 — 61,  Heilprin  Sed.  Hador.  p.  94  und  in  meinem  cod.  775, 
einer  modernen  Handschrift  persischen  Ursprungs,  fol.  142  b — 143  b. 

§  83.    Wie  die  Sage  jetzt  vorliegt,  kann  sie  wohl  dem  1.  oder 
2.  vorchristlichen  Jahrh.  angehören  und  als  Vorbild   credient  haben 
45  der  Davidsage,    die    zur    aggadischen  Ausschmückung    eines    Bibel- 
textes verwendet  wird,  während  die  Schobachsage  eine  selbständige 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     235 

Sage    ist   und    unabhängig   von    der  Interpretation    des   Textes    des 
Buches  Josua  ist. 

§  84.  Ein  einziger  triftiger  Einwand  gegen  das  hohe  Alter, 
das  ich  diesem  Texte  zuschreibe,  könnte  vielleicht  erhoben  werden 
durch  Hinweis  auf  einige  der  Städtenamen  bei  der  geographischen  5 
Verteilung  des  Landes.  Aber  auch  dieser  trifft  nicht  zu.  Denn 
1.  müßte  festgestellt  werden ,  daß  diese  Namen  die  ursprüng- 
lichen sind  und  daß  sie  nicht  wie  bei  Josephus,  in  den  Targumim 
und  in  den  arabischen  Versionen  des  Buches  Josua  von  den  jeweiligen 
Abschreibern  durch  neuere  ihnen  besser  bekannte  Namen  ersetzt  10 
worden  sind,  und  2.  wenn  es  festgestellt  werden  könnte,  daß  diese 
Namen  die  urspiäinglichen  sind,  so  gehören  auch  sie  dann  der 
herodianischen  Periode  an,  namentlich  Caesarea,  Tabris,  Nain  usw. 

XII.    Schlußfolgerung. 

§  85.     Fassen    wir    nun    kurz    das    Endergebnis    dieser  Unter-  15 
suchung,    die    nicht    den  Anspruch    erhebt,    das  Thema  vollständig 
erschöpft  zu  haben,  zusammen,  so  ergibt  sich,  daß  sowohl  Massoreticus 
als    auch    Samaritanus    auf    ein    gemeinsames,    sehr    altes    Original 
zurückgehen ,   mit  welchem  beide  fast  immer  wörtlich  genau  über- 
einstimmen.    Dieses  alte  Original  kann  leicht  rekonstruiert  werden  20 
aus    dem    übersichtlichen    Schema ,    das    ich    oben    §  34    angegeben 
habe.      Neben    dieser  Quelle   hat   dann  jede  Rezension  noch  andere 
Quellen    benutzt    zur  Vervollständigung    der  Erzählung.      In  dieser 
Fassung,  in  welcher  der  Samaritaner  jetzt  vorliegt,    gehört  er  un- 
zweifelhaft einer  Zeit  an,  die  lange  vor  Josephus  liegt,  und  diese  25 
jüdische    Eezension    muß    sich    von    Alters    her    einer    gewissen 
Autorität  erfreut  haben,  trotz  der  Tendenzen  oder  gerade  wegen 
ihrer   apologetischen    Tendenzen.      Die  Abfassung    dieser   Rezension 
gehört  ohne  Zweifel  jener  Periode  der  Sagenbildung    und  apologe- 
tischen Abschwächung  der  alten  biblischen  Berichte  an,  und  dieses  30 
Buch  ist  ein  Beispiel  und  eine  Erklärung  für  die  ähnliche  Tätigkeit 
der  Hellenisten.     Aus  diesem  Grunde  folgt  Josephus  diesem  Texte, 
den  er  gewiß  als  autoritativ  betrachtet  hat,    mit  Vorliebe  und  die 
Samaritaner  müssen  auch  von  der  Authentizität  dieses  Textes  über- 
zeugt gewesen  sein,    da   sie  ihn  unter  ihre  Schriften  aufgenommen  35 
und  ihn  dazu  verwendet  haben  ihre  Ansprüche  zu  stärken. 

Hätte  dieser  Text  keine  Autorität  gehabt,  so  würden  die 
Samaritaner  ihn  nicht  aufgenommen  und  die  Juden  dagegen  nicht 
polemisiert  haben.  Die  einzigen  Änderungen,  welche  die  Samaritaner 
in  dem  Text  angebracht  haben,  beschränken  sich  ohne  Zweifel  auf  40 
diejenigen  Stellen,  die  sie  gemäß  den  Änderungen  im  Pentateuch 
auch  hier  gemacht,  um  ihren  dogmatischen  Standpunkt  dadurch 
zu  beki-äftigen.  Alles  übrige  scheint  altes  jüdisches  Gut  zu  sein 
und  wurde  von  den  Juden  als  Agada  behandelt.  Daher  die  Parallelen 
in  der  jüdisch-agadischen  Literatur.  Aus  dem  Dunkel  der  Ver-  4,-. 
gaugenheit  taucht  jetzt  nach  2000  Jahren  ein  Buch  der  Bibel  wieder 


236     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanisclier  Rezension. 

auf,  das,  welcher  Ansicht  man  auch  sein  mag,  durch  sein  Alter, 
seine  Konstruktion,  seine  Ähnlichkeit  mit,  und  seine  Verschiedenheit 
von  dem  massoretischen  Texte  als  ein  neues  und  wichtiges  Element  in 
der  Geschichte  des  Bibel kanons  und  der  Bibelkritik  betrachtet 
5  werden  dürfte. 

XIII.    Herauggabe  des  Textes. 

§  86.  Als  Grundlage  für  die  Herausgabe  des  Textes  habe  ich 
cod.  A  genommen,  der  in  jeder  Beziehung  als  besserer  und  korrekterer 
gelten    darf.      Ich    drucke   ihn  Blatt  für  Blatt  und  Zeile  für  Zeile 

10  ab,  genau  so,  wie  er  in  der  Handschrift  vorliegt.  Die  Lektionen 
werden  wie  im  Original  durch  einen  gi'ößeren  Zwischenraum  zwischen 
denselben  getrennt.  Von  cod.  B  habe  ich  die  Vai'ianten,  die  eine 
bessere  Lesart  darbieten,  in  eckige  Klammern  []  in  den  Text  gesetzt 
neben   die  Lesart  von  cod.  A,    die  ich  dann  in  runde  Klammern  () 

15  eingeschlossen  habe.  Ebenso  bin  ich  mit  denjenigen  Stellen  verfahren, 
wo  codd.  B  und  C  Lücken  von  cod.  A  ausfüllen.  Sie  werden  von  mir 
in  den  Text  aufgenommen  und  in  eckige  Klammern  eingeschlossen. 
Varianten,  die  nur  verschiedene  Lesarten  oder  verschiedene  Schreib- 
formen von  B  und  C  gegen  A  sind,  habe  ich  als  Fußnoten  angemerkt. 

20  Die  Interpunktion  sowohl,  als  die  Vokalzeichen  und  sonstige  diakri- 
tische Zeichen  sind  ganz  von  codd.  B  und  C  übernommen.  Die  wenigen 
Stellen,  wo  cod.  A  Spuren  einer  Interpunktion  erhalten  hat,  sind  durch 
fetteren  Druck  hervorgehoben.  Am  Rande  sind  auch  die  Seiten- 
zahlen  von  cod.  B  angegeben.    Ich  habe  den  Text  dann  in  Kapitel 

25  und  Verse  geteilt ,  wobei  ich  mich  zunächst  von  den  ursprüng- 
lichen Abteilungen  in  den  MSS.  habe  leiten  lassen.  Um  aber  den 
Vergleich  mit  dem  Massoreticus  zu  erleichtern ,  habe  ich  häufig 
mehrere  Lektionen  in  ein  Kapitel  zusammengefaßt  und  die  Vers- 
abteilung so  eingerichtet,  daß  sie,  wo  es  nur  ging,  mit   der  masso- 

30  retischen  übereinstimmt.  Aus  demselben  Grunde  habe  ich  auch  die 
massoretischen  Verse  am  Rande  angegeben,  ferner  Nachweis  biblischer 
Zitate,  Parallelen,  wo  auch  der  Verweis  auf  die  Kapitel  in  Juynboll's 
Lib.  Jos.  (LJ.)  zu  finden  ist. 

In    der    Übersetzung    bin    ich,    soweit    es    tunlich    war,    der 

35  Kautzsch'schen  Bibel  gefolgt,  ohne  mich  sklavisch  an  den  Wortlaut 
derselben  zu  halten.  Im  Anschluß  an  Text  und  Übersetzung 
füge  ich  noch  einige  Anhänge  bei,  wo  ich  die  wichtigsten  Parallelen 
aus  der  rabbinischen  Litei'atur  im  Wortlaute  mit  Übersetzung  und 
Erklärung  hinzufüge. 

40  Ein    dritter  Text   (s.  Nachtrag)    konnte    glücklicherweise    noch 

für  die  Feststellung  des  Wortlautes  des  hebräischen  Textes  ver- 
werdet werden.  Ich  bezeichne  ihn  als  C,  und  die  Korrekturen,  Zu- 
sätze usw.  mit  C.  Wo  nichts  weiter  in  den  Fußnoten  bemerkt 
wird,    dort  stimmt  C  mit  B  überein.     Dagegen  wo  C  mit  A  geht, 

■i:.  wird  die   Fußnote  als  B   bezeichnet. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräüch-samaritanischer  Rezension.     237 


II.  Text. 

(1) 

Jos.  3Iass.  y-)N  b«  ii:  p  yu:Tn'' ' 

a-^roni  yaiNi  nra  mx?:  rnoi  n-'DbN  rr-^n  (I,  1) 
Tay  D"^:uJ  Tannn  ^nbiyn  nx-'inb  rrr:: 
•I.  L.  IX.  --"i;73  Q'^N'^^rn  ■ji-N  r"»:  'oinb  ~nj<n 

•:  ^rby  mr-p  mb-::  ni72y  12 
/,  i  -p:  p  yuiirr^  bN  rti!-;'^  t:n  v^-^TCn.  ryn  (2) 

5    PN  ^zy  c-ip  nnyi   ;r72  [nu:7a]  "^n^y  (3)   :nc72  r—^-;: 

bNi^yi  "im  bDi  rrnt?  riTr;  "|--i^r! 

3  '*Dip')0  b2  (4)     tb-b  -(n:  "^DrN  "^ttn  }— isn  bs 

tmn;  asb  in  brb^'i  qD  '^'mn  nowS 

4  :-p:nbm  -in-i'':n  p  (5)     trto^o  bx  "^nnm  TvTND 

bD     :n-i2  nn:  ^bns-  -in:r;  ^'lyi     t^nrn 
'^Nin^D  sbiijn  n-^n  nyi  ^a-^rnr:  V"^^" 

5  ii--i:Db  uJ^N  nir^-T^  Mb  (6)     •:  aisbin;  [rr^n-^]  o-ir:::: 

n-i:73  ay  ^-\"i^"ir!  -icto     :";-'-'n  "'73'^  ba 

7   .       pm  p^  (7)    t-jaTyN  Nbi  "^din  xb     •:  ^^y  rr-N 

[niit'':]  baa  miayb  nN''2  Tr^ab  ^^in'':  V"-^"' 

^lon  ^^^^  i-*inay  r;*>a?3  ']i:w  ics  r^-^rr, 

-T.  li.  XII.      --^jN  baa  b^iaori  p")2b     jbN^rrO)  [wsbi]  •,r-"'  [^'']  ^""''r: 

^"bN  N'np'^-i  (9)     :i:a  by  •J•::^•n,•^  ao-^i  (8)     t^b»^ 

PN  i-fps  (10)    :'T!DNb  an't«  lit-^i    .ayn  ■^tjio  1^-2. 

N]£^  ba  nby7:i  r!3\a  a-^n^ay  'a^a  bN-i'j-'  ':a 
jyujin"^  niü  T^UNa  [arix  nps-^i]  :ar't<  ^'^npsn  bwS-i"::^a  sa:; 

anoy  'p.^^  bNiö"^  •^:a  "^ips  ba  ^^i^^^  (11) 


cf.  Num. 
2(J,  1.2. 


*  n^sby.  -  B  add.  -jms.  ^  C  auf  Kasur:  aibcn  rby. 
"*  "isn.  ^  n"n  Olli.  "  anstatt  von  -;yi  :*■':.  "Com.  **  '  ^' om. 
*•  linnNn.  ^^  B  Nana.  ^^  B  :aa^-.  ^■-  B  %-T^in.  ^•'  cm. 
1'  nc73  ^lay.        ^5  j^^.        1«  -;-.        u  b  -b.        1«  C  np-. 


238     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension, 

(2) 

'Vs  "^rn  cn'r  -lEDW  (12)     ta'iuVujT  mNTo  rn^^i 

■^--T  (13)     :r|bN  n"^-i\ryi  n-ob;::  nbym  ^-n  p'^s 

■p:  -n  ^(nujir;-')  r-:;-r!'(i)  [r-!:->::;n]  -.nb^r:  c-^imn  -ihn 

cf.  i-2  -n'sbn  ^rn-x-nb  -,?:n"'t  (14)     :-:y:rr;  er-  -irann 

i5  ^riTn  -lann  TwN  -ni?  (15)  ^-•>:::'):n  un'^a  -^srnbi 

c:b  -(r:-!  nrrN  -^n^rTo  'ci^^nbN  n-r.-^  (16) 

li  'tz^lT^2^  'cde'lIt  ^c^'o:  (17)    trNTn  y^Nn  rx 

r;--^  -;3r  r;-:^':  erb  ir:  — :;n  ''v"'^-  "^■>^"' 

-:sb   '3-::'::n  T^srn    nrNT  (18)     i'-tt:  --rs 

^nrntri  b-^nn  [^ins]  ("^binrO  br  bxTCJ-'  "rn     :cr-^nN 

15  TC":"'"^!  nzo  ''cnb  mn-'  n"^:*'  "i^n  ■:;•  (19)  üpn 

üD-'nbN  riin-'  ion  "^'-iNn  pn     :'cr;  c:; 
-.ürr-o;^"^  "pNb  io[a-'N]  'cr2"::i  -pi-n  "^ar^    :cnb  in: 

16  niijy:  i:nii£  -•:;wS  bs     :-i?:Nb  y-iiir;-'  nN  iriJ"«!  (20) 

17  ^rr-;:-::  t::n  bs^  (21)    :-b:  i:nb">rn  -itJN  bs  bNi  p- 3- 
j.L.xni.  j/^^           P  ;..»^;^.  nViJ^i  (1)     i-:-;-^bs  rrc:  1=  nc::  "bN    II 

VJ-r^  -n-^-i"'  "i^i*  PN  ^•''iNa"'  ^-^ciSf^-)  (2)     •.•,i':D 

T?:  'cnb  qcN'^'  t»:;«  -^t:-  rr^u;:«     tC-icc^:]  (c-ix^a) 

p-'n.iNS-'i  iDb-^T  (3)    :-^^i  i^ib  in-'-si"!  n-^rrorn 

<2  '^•?:ü;^"i  (4)     :=■::  lasc^i     :::m  rT73U5i  ":it  nujM 

nb^bn  [rirh]  (r;:^)  -nsn  n"'':j:N  n:r;  ippT'  ^^^^b'^^ 

S  rbuj-'T  (5)  "pNn  pn  -lEnb  bN'^\U'^  -rnw 

:-i?:Nb  2n-;  bx  ^n-'-i"'  •fb'n 
n«::  ^-^n  ^^bx  s^Nzn  c-i^rNn  ^''pn  N^isin    (6) 
nNn  )'-!Nn  bs  pn  ^o-j^"-,  ,3  10-^,3  Tjj^ 

4  D'^bs-i'nn  n^^arNn  pn  rrcNn  npm    (7) 


^  om.      -  -tj:.      •■'  om.      ■*  b-^nr:.      ^' -i-w  b  a.  •^  CD^^rn. 

^   C*C"?:n.          *"  CI — ---1.  •'   om.           ^0   ('   ausradiert.  ^^   ""rb. 

12  c-'::2'>rn.           ^'^  -ipb.  ^*   B   t^-«-].           ^^  om.      C  am   Rande 

zugOKc-brieben.          ^*'  B   om.  '"   C   "jb":  bx.          ^^   om.  ^^  "^^piD. 
-0  B  lEnb. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension.     239 

(3) 

5  ^iNs:'^  *]tjn3  n-'-^iorNm    t^cnn  -nsob  -tr-»^"  •n-'i    (8) 

crf-iHiS  ^n":  icTn     nsbn  ^nrN  ■rrT'  Nbi 

6  '□:7:-L:n  ^naart  'anbyn  N-m  (9)     :[=r'N]  (E)^:i'^'w'r  3-3 

7  n'c:N-i  (10)     ::.:-  br  r;b  mr-rn  y^'n  (O'rcn 
1-^:10    -rem    m-iny?:r;   br   "(TT^r;   "j-n]      tirr^-rN    -r'-'n 

8  =nu  'nm  (11)     [C  :ür.'-rN  n^s^n-n  inj:^  tcns  ^-hn 
nrbr  X'm  ■pnD'i:"' 

£^  "in:  ^■'3  Ty-!"'  ^cnb  i":i«n  (12)  y^~  by  cn-^bs         p-  4. 

ty^Nf!  TN  csb  ^fn:  n^^msN  "^rtbK  ^mn-' 
bD  i^-Ji:  ^•z^  i°irbr    ^crn-^'N  ^nbc:  'sn 
10  t:;«  PN  irrrü  -^d  (13)     :z--:r:  "iwXn  ^n-:}!-» 

-itJN  [B  nrNn  ^rb^:]  jirbi     :Tin"^Db  -(-n^n  n^rn  -^cn 

ii  Nbi  iranb  dt:"^!  yc^rn  (14-)     cns  nr-^i-nn 

cr-nbN  i-r^Tr  ^-2  :[C3-]  (cr;)-^:E'7:  [cxa]  (-i^wxr)  m-i  -ir  ii-7:p 

y-iNn  bri  by?:?:  nr:\r:i  cnb^r:  ["^nb^]  wN-r: 

75    :cr-maN  -^ribN  [mn-^nj  ■'b  n;  irncn  nm  (15)     ;rnn73 

[:  lon  ■'^N  rr-a  "c'J  crN  ns  'nnv^ri]   --cn  er*:;'  -^n^-rr  ^d 
:n'}3N  mN  ib  nnn^T 

75  bD  TN  nnp-isi  [^ax]  (-nbN)  n-^n  ^'^^i^  'cn-Dicm  (16) 

CMjrNn  nn'iD-'i  (17)     :nr:r!  y:  nrnr^'c: 

74  rn£  (18)  -7:wSb  -imn  n-  br  rr^^n     tnrr 

TNTn  "p^n  TN  i:b  ir-'nbN  n-rr' 

75  m-nm  (19)     :n?:i<i  -icn  -j-^':::'  -.r'iijyT 

-,-'p2  nrr^a  ■'D  "pbnn  -rrr  bnnn 

76  -i^iNm  (20)     :rn'::i^  '-^N^n  mmm     tm^inn  p.  5. 
[~;i-n]  n'^Din(i)  'cra  i-^iyac^  p  iDb  mrin  cnb 

0^72-1  ri\Db'oa  -nn  ne  i^cnnnn     tCD-^inN 
icsDinb  i^iDbn  ^nsi  if'c-'En^^r:  r::  nr 

17  "iiniN  n-^Nip:  c^u::^«-  rr^bi«  -.-'rwS^-;  (21) 

18  (!)npu5n  Nb  üN  (22)     '.r.Twi-z-n  't:JwS  •^'rra-::'?: 

n:2  irmiin  icn  "pbnn  ■':'::  ^^^r^ 
-j-^bN  ^EDNn  '^''3N  n"'3  bD  nST 

1  C  -IT.  2  ;-t;j<i5.  3  ^..  f^r :  ^2.  ^  bwX  'cp-'brr;. 

^   llb   n-l'73N1.  ö   B   -jN   für:    ^"D. 

'•>  ruht:.     C  nb-.  1«  hat  b  a. 

1^  B  om.         1^  B  1:^52^.         15  B  2r3\L^:i 

getragen.  1^   l'zb. 


'   hat   b  a. 

^          om. 

11  .><■..« 

1-  B  -,'^. 

:i.           1''   omit. 

C'   nach- 

240     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

(4) 

21  ns  i-icpm  (23)     nsb-'i  cnb;m     trr-n  r^a-  '5.x 

n-'b^i'^^r;  n^\ü:Mr!  la^"-!  (24)     -.-pbnn  tc  ::in 

br  TN  ib  THEO"'!  "p:  p  ymn^  bx  iwNn-'i  (25) 

22  r:Db  ^a-'imn  r^x  iim-'i  (26)  nr'wS  nNirisn 

bs  ^rcbi  "irrsr!  "prtN  p  -iT^bN  'rcbi 
•:  bwN'-,-:;''  ^"jnc  -CN-i 

777, 1  ="jon^:  nrci  ^pnn  -p:  "p  r-:;-rp  nsa^i  (1)  III 

[irb-^i]  (i:b^i)  bwS-!«::^  ^ri  bri  N^n  •,-!-i''n  ^ly  ixa^i 
5  Tnnyi     :nr:''  n'v::b\:j  ^-^ipi:  Tfi  (2)     n-tn;"  a^D 

5     :  -i-oxb  nrn  pn  iiii^T  (3)  n:m:n  nnpn  [c^-"jr::-]  (n^-jEicn) 

D3-r:bi<  ri-n-'  n-'-in  •p^Ji  pn  n^^■T;N'^r) 

4  n-Ti'  p^m  -N  (4)  r-'ni«  srDbrri  cr?oip7:[7:]  i'-  ^■ 

bws  r!-''!:n  r7:c<  B^rbNs  ^^ran  'cDra 
^mn  PN  i:?-p  -i-cn  p'7:b  i'bN  inipp 

5  bi^PW  6^-,-3  'np-iar  «b  -s     :-a  isbp  -iCN 
-,^3  "3  r:;-iprr:  crn  bs  -p:  -p  rcT,-  -^^rM-^:]  (5)   t  irrba 

6  p  yc--^  'i7:i<-'T  (6)   :  [n*J<bc:  'cra-pn  n^'nbN  mr;'^  n-:;:'"' 

'rsb  "--inyn  mn"^  p-'-ia  itin  pn  in-:;  -^-rxb 

•irsb  isb-'i   mn''   p-^-in   --^s    pn   isc""!]     :^■r^^r>      '.zvr\ 
-i?:Nb  mn-^b  c^rnrn  --i"*::-i  (7)     [C  :arr: 

:^DibD  bn  n";a  x-n  •"':  bbnp'    (8) 

:  i°DiN''3  br;  br  ip-s;  "':  bbnp-'     (9) 

:  iipi'  b2  "rr:  N-.n  ■^■':  bb-p^  (10) 

tpr»  bD  N-in  TCN  N";n  ""c  bbnp-'  (11) 

tais::  ba  irti:-'.  ^^r\rir^  V2  bbrtP*'  (12) 

JG-N":  [iizz]  (T??73)  Nb  Nin  ■'"'2  bb^P"  (13) 

:r;iN":  sbi  72  Nb  N-;r:  r:  bb-P"^  (14) 

:cis^:  br  rr::y  a-r>  ''2  bbnp-'  (15) 

:n'':i-iNr:  •'mtn  a^nbwxn  --bN  bbnp^  (16) 

:n-m  -pNm  a-'^2"On  ^'^T^m  Dr.r^  r:  bb-p^  (17) 

[r;b">b-i  crn  wxnn  -■'2  pzpc]  (18) 

ti^p-NTnn  bD  xn'a  ""72  ^'bb-p-'  (19) 

:p-Kb3:n  ncr  '72  i«bbnp-  (20) 

^  "npujpi.      -  nn-^-im.      '^  bs  für  ny.      ■*  B  yp72.     ^  c  aa-^ryn 

irrai.  '^  om.      C'   add.  "   B  ir'b"^"i.  '^  om.  ^  a"!N73. 

'0  B  mbr.        11  mi<72.        ^■-  ß  om.        1=^  r-n-!.        ^^  B  -2-rv 

1=  piN-nar:.         ^"  C  b^np-'i. 


Gaster,  Das  Stich  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     241 

(3) 

VN  (22)     :a'rrTCm  nmxn  Nbs  r:    bbnr^^  (21)  p- 7. 
biow  Nbi     :2°iN5  BN  "d'  r:N3  Nbn  (23)     :i-nb::  -::• 
[r^ii-i-p  NbN]  OTip  [Nbi]    i  r.-Sy3  NbN  "jb"«::  Nbi   :  ib'c'?:  Nb.x 

!•:  nbirb  i?:"i3  '^T-iai  ^:7r»zj  ^-cipn-  (24) 

7  ^-^■Di'j^ii  bnn  nrn  Di-^n  r:;itTi  bx  rt-r;^  — :n'-  (25) 

■T«::;Nr  '2  irn-'  p"7:b  ^bNi'^"'     :  =nr  bD  ■'rrs 

8  '.yzy  rr-a  -r  ■'-i^y  n'^73  er  -r^r: 
r-'-in  "iTiN  'Nc:  c-rnrn  r.N  [n-iir]  (^i::'')  --'n-  (26) 

■'Na;  a^rnzn  bN  rairr^  -i72N^t  (27)     :iT:rr 

n^i:  Ti-ND  -p  rr:'^T  (28)     tn-r:"'  r^-^n  -p-N 

a'rnrn  db-'i  (29)     fp:  p  y.sir!-'  Y''^^  ^^^  """' 


j.  L.  XV  cll2  'erb  irp  (31)     :-i::Nb  arn  tn  y>:  jn  rcin^  :::'■:  (30) 

:::3':jd  ^  nrN  'c;-!«    nnN  "vT^n  -icr  ü';c 

io  *p-N  "^N^:  a'rnrr!  -b^n  mEa  m:a  9^,-.  (30) 

•jirr-r^  "Tn  ■''50  TTT^n  ^23°  mn-'  »-.■'^3 
nnN  (!)n:  ^^-n^^y^  nby^sb^a  ^^anT^n  i°ar:r: 

14  -i:f  ^'^"■nirr  rrir  ]t:n  "N'^:  N-aa  ^n'i  (33) 

15  TiiTiT     :a"':r;  nxpa  nbai::  [an]'b5-n  p-iTt 

i6'  nw-'i  (34)     rT'iirp  -^^r  ba  i*vrm5  ba  by  Nb-:  p- s. 

:i''ir;N  -:  ^^aip  r!by7:b7D  a-'TT'n  C"?::: 

n-Tor-'n  (36)   [in^T^  15:  i-ar  arm  :C']  :ima:n  rija'^  av:r:^  (35) 
17    'M02  DTnan 

I  (i'ibaa:  ■'b^'n  "j-^n  nr)  1  mn-  r-^-a  -(T^s 

bN^a"^  ar  bai  ^^a-'r-an  (37)     •.•\-n-'-    yr^  na-ira 

")iayb  "'13-  ba  ri'n  ncN  -r  rtaina  a^nar 

/F,  4  a-ra  ^'-"by  Ti:  -ja  roim  N-ip-'n  (1)  [-1 :]  -p-i--  PwN    IV 

5  ■i7:n"'i  (2)     :bN-io"'  •'ra?:  -•'■pan  -:cn  ^a-N  n'cz' 

:mn-'  -^rr^-ia  -piN  ■'rsb  mar  'anb 


*  DWi^n-'.      ^  :iri'N3  NbN.      •'  "j-iar^.      *  omit.  n.      ^  m:?. 
ß  om.       "m::.       M^  °~°  om.       ö^mT.      10  C  om.      ^^  C  a-rT^n. 

für  IHN.  17  gestriclien  iu  A.  '*  omit.  i'-*  B  b  für  br.    C  bN. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  16 


242     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanwcher  Rezension. 

(6) 

6  -pbN"::^  -^s     :-*c:3'^:25'3  mN  hnt  n-^nn  "■?:b    (3) 

:'nrb  nbNn  £':::Nri  n::    :^r:Nb  [-.m:]  (-n2)  n^^rn 
n-r;'^  r'-2  ii-n  ^rs^s  :C']  ^^i-i^n  ^■^"2  ^nn^D:  — >:;n  cr-i-;:NT    (4) 

8  rrrn  (5)    ;L:b^y  iy  bNi'::-'  -^rnb  iTni^n  ^nb^n 

lö'-ji:  i::'  r-ijin-'  [C  rS]  [mm-']  (nns)  n^::  t«2:nd  bN^-a^  ^::2  -p 

s-'pri)  i^a-'r^N  m-:::*  cn-j  in'::-'i  (6)    :rry  "p 

*p:  -2  ycirr^  ü^pn  n-^r^N  niar  ü-^roi    (7) 


•'N-äj:  s^rriart  "^bs-i  n::')3  nnn     t'ni^rt  "iins 


cf.  14  :  Ninn  nvn  (8)     : no  rrT^i     : iriir!i  rr^iz  ",i-iN  p-  9- 


'i: 


bD  •^r^ra  ":  •)-  ;'\r-r;-'  ^-^rü  mn^  ^'nsr 
iS"  c^rriDti  mbyn  -ri'^i  (9)    •.bN-io-'  'rz  mr 

:",TT^r!  ^ir":  n:n'^  n"'-:2  -ji-iN  -N*^: 
j.  L.  XVI.  iP«  -j-:  ib^'  cy-T  (10)     :'n';2ip';:b  T^T^rt  '■:  in^ü'^T 

N^nn  Ct'Z  (1)     :  ^■»'ir^jcx-r;  U3"i-b  -,-.ü:'2  pT^n  Y 
^^ri-n  -icN  nw2  n-i^':;rl  -i^^ji  [-ji:  -p]  y^üin-i  iTor 

bx^*::-'  -:a  bzT    :qno  [n-'  br]  (nrr^by)  a"'''s:n  iiin 
;;:-i:cS  rin'ws  rrbs  '-nsi  (2)     siw:? 

:mNmnn  wN-nn  t::n  bbrin-'    (3) 

:[r:s:-NrT:  n-'7:"::r!  is-s  -'c\x  bbnr-]    (4) 

:iörm^nNn  -b  -rri«  ^''bbnp^     (5) 

tnim-nr;  -^bN  Nin  'nusx  -obbnn-'    (6) 

:m73n  ib  [-pN]  (vr)  -i;aN  '-^bbnn''    (7) 

:nNbE:r!  r;'::y  -!•>::«  23y5;^p^    (8) 

:mnNn  Nb^  -,"^\x  -^bbnn''    (9) 

:myT?:r:  -rnr  Nb  ^,":;n  -^bbnn"'  (10) 

:nN2:'::r:  n::":n  -cn  ^'"bbnr-  (11) 


1  B  - 

-Nn 

,  C  — m. 

2  rnN.          ■'  V  br. 

■1  .  — , 1 

5  C  ad:  p2. 

«  B  '^72'?3,  C 

•^t: 

•"i:.         '  omit.         ^  "Nm. 

"  ad.  B  vn-, 

C  i:nnv 

10 

omit. 

11 

•pX  ^'Cr.        12  '"'  omit. 

^'^  zy^  für  ^l^«. 

^*  -^wS*r;. 

'5  N-«r:. 

lü       —J-                              17       ^-'      ^^^y 

1«  B  -cnpr^ 

für  bbnn-. 

'"  nwST. 

-0  B  -n-in-',  C  -üipnv 

21  -nbN. 

■-•2  b-rrv 

23  L'!:i"ir"'. 

•24     -V-..                 -25     ,^.;... 

-^  -::r-:;v 

Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     243 

(7) 

\r\-K.y^'nr:  bD  n-^mo  Tax  bbrin-^  (12) 
:n2'::rr:  rN  ^■'rx  t::«  ^bbnn-'  (13) 
:ni:ir/:-  br  -:23-cr  Nb  -iCN  ^bbnn-^  (11) 
z^z'2^zr^  TN  -^-j-^bin  nu;N  '73  ^bbrrn-'  (15) 
xyni'D  VN  "*::n    tü-nb^r:  Nin  r;r'N  (16)    tarrc::         p- i"- 
m:[i]7:nm  n'-,ry72ri  bD  pn  rr^r  N-)r;  nr^s  (17) 
binsn  yy::  ']-an-'  (18)     :mm-irTT  nr:i:£ym 
n^b     :nbiyb  ""::^p  duj  "i^'n  ^nri     :abirb 
i-:nnN   Nbx  ribN 

cf.  14  mbn:i'50  bN"ic^  bn-  bD  ^ryn  b'-'s  -p^  P  i'UJin'T  (19) 

^°mb",r)n  ^•^hv  oiwi"  -p  na73  a^K'^rsrn  -yn^ 
cf.  ^0  C':::sr!  —er  -r-::  tn  ürn  ",:5N-i  [T::'pr]  (TOp-^i)  (20) 

TOr  ür  n--"'  r!-,::^  ^-»rNb  ["nDT  :C']  bsbsn  mpi:3 

cf.  r,  jf        -r7:"::'^n  (21)     :TTn^-  nN  'tr\-2^"ß  "ryn  bN-r::"'  ^rn 

nN  bN-iTT"'  'ra  ^3r':n  p"a?:n  -b73  dn 

'r2ri5T  13  ü'inrTo  nyb  Tv^n-^i     t-pi-'r; 

bEm  (22)     j-;:7:7:  'cr^'^i  nrb  ^•,r>""'^^='  ^'''^  -i">2:nd 

r-^Jin^  bN  nitT^  'i7:n-'i  (23)     :nn!:T  n'':"'N  crr^by 

"ro  br  ^-NTT  '^"ins  pn  Tin:  riNn     :"p:  "p 

cf.  .9  "^7:?  bs  br7:n  ^VJ-i^  -^rN':::!  (21)     :ü'^7:rr:  bs 

CU5  PN  V-  P  '■"^"1!^"'  N-np-^T  (25)     :"=":  bs 

L.  XVII.  ->:3  br72  ■]:""  ^5r:T  (1)     :bab:.     i-:Nin'n  cip7:r:    YI  p- n. 

-:n  ^'.x  u:n"7  •p^D'JS-in  ainn  bx^u:*' 

i^rrn  --rN  (2)     :iob'nrm     :  r!-.:''r:jn  -^rob  bN-io"« 

C^rrm  rn-NT  roN73  y^'ujT  a-'EbN  n:uj 

cf.  V.  10  i-;'3iN3  -T-  -onnn  (3)     tcbn^^n  nN-^-inb'  nr:; 

'  p-ip  TN  r,yr  a^anrn  v^    '•i-''273  ni"'  '^'üy 

ei.  y.  11     »nrao  mi:^:  '*ibDN^  (4)     :in-'-i''  ^^mn^rn     inoEn 

'nbsNn   Nirin   nr'a   f:n  n3-::''i]   (5)   V"^^~   "nny:  C"«):-* 
i5     :T,r  n^ri  Nbi  [y-Nn  m3y7: 

:N-r:'n  r;:",rn  -^'-Nn  PN-i3n72  ibrN-'T    (ü) 

*'•  für  '  ^'^  Tbr  mn'  aib"«::.         '  prb.         *  B  pi:*,  ('  ausradiert. 
^  ']PNT>i.      10  B  ba-.       ^1  N^n.      '^  -:-.      ^^  B  p3-.      '*  ibrNi. 

IG* 


244      Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samarüanischer  Rezension. 

(8) 

F,  13  N'^'^T     :  i-^-i'a  -i:  p  j-^L"-'  r-.^nn  [t;^-:]  n-m 

b  a 

la-im  Tl.":  rN  ^c^x  -■)2V  n:m  nt't  n^:"!' 

-vrN  -,-:  p  >'":;in^  -jb^i  (8)     :n^3  nsib'j 

ü  -:7:i<iT  (9)  :[-r-j:7]  *(ir2C-N"-:)  [dn]  (im)  nn«  -^irbn  Vo  -i7:n'^t 

ht^^     :-rN3  nrr  -iri-'  n^i:  ^-lo  ■'rx  '2  [:J<'-]  0'-) 

;  '-rr,'»::-!!  -x-n  t:s  rr  ■,■:  p  r'^in-' 

-j-^Vi":  b^u  [ib  ^^:s*''T    :--n;'  bs  im?:  "^i-J«  ni:]  ib  -'rx-'i  (10) 
15     ü"~':r!  "^2  -^b:i"i  br?: 

;••:;■!"■'  c:*^"!     :  i<in  'iip  [r'iiN]  vbr  v:y  nrx  -i",rN  p-  i2- 

VI,  2  "T7:n  ns  "ji:  p  rct-'  bx  r;--^  -jNbio  "72X^1  (1)  TU 

jnNTn  Tr-  pn  -;-^n  ^rr:  n^*^  n-n-' 
5  :-!':•-  PN  'nnaci  (2)  ^'b^r-  ■'-nnri  nsb?:  tkt 

jTr-  TN  "q'pn  r:7:r;b7:r;  'CZwS  bz 
:2"'72"'  POTD  "i^rb  ncrr  -z     \:^^^^  [c:"'^]  (es) 

4  [B  't^n^']  (rn^i)  '^rrnrn  -t^n  ^rx  -^n-:::  n-rnrm    (3) 
DT'iaT  (4)     :  (□■'-:3r,rr:)  [a-^isicn]  pn  'nn^T^aT  nrn  ^r'sb 

:m-iDr::n  "'pp^  a-'rnDPn  ^-a^73y2  r;;'3":;' 

5  ^•^i:^'-)"'  -ist:;-  bip  p^  [b'^nrn . ']"c;i723]  C3r7r:;7;:2  n-'m    (5) 

■na."  mn-'  ^•^i-i7:i<  nbi-;;  nrTP  zrn  br 
T^yn  PTOin  p;bc:i     :r2a  mn-'  r.72r!b7:a 

6  N-ip"'T  (6)     :t;:.:  •::'N  zrn  ibrn     trr^prn 

'cn^bN  n7:N^i  z^rnsn  ^^pn  -p;  p  rein*' 
a-'rns  rtraoi     smrr^  p"'13  "-wS  pn  IvS-j 

■'rcb  n^bm-'  ci^sv»::  r;;"aa  -x;:;- 

7  i-nr  cm  bx  ^^72^;■^^  (7)     :n--^  p-^na  -p-x 
•p-ix  i^^rsb  -3"-'  [f'ibnm]  (-^-inm)  n-^yn  ^''PwS  ^abi 

ö  cm  bN  r-w-r;^  ["-wS]  n'jwXD  -Pfi  (8)     '.rr.rr  p-'-ia  i>-  is. 

:m")2r::3  "'pP'C']  a^rnrn  TinyT 
^^oni-iHN  "^bn  mn^  P'-:a  ii-x-     (D) 


^   1>   a.         -   oinit.         •■'   C'   i:bwNr;.         '   J>   -:'i:-t   wSb,   C   korrigiert 

in    :r-ixb.  ^  " "  -iCX2.  "  -!-:•".  ^   Z''';'.'^.  ^  omit. 

■'  B  m--'  p^^3  für  :^^-rjr..       ^^  B  i3-cp.        "  B  ra-j.       i-  om.     °. 
1='  JJ  in^T.       1*  B  -uS"-.       1^  bN.      1"  p:*.       ^''  C  add:  -::  =:t;. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  helräisch-samaritaniscTier  Rezension.     245 

(9) 

10  NDT  -lyi'^n  Nb  i':'7:Nb  r:i-rT"  i-r,:^  ürn  -«■'  (10) 

11  ni-irn  "jinN  rion  (11)     •.urr-^'^m  ir*^-!-  n^rnrn 

i;2  iN-^j'^T     :npr2  ^i:  ",n  r-:;-?-;"'  nr\ii^-  (12)     :n:n-:3 

cf.  7.3  ■irpn-^i  (13)     :  n-rr"  n^'^n  •p-N  tn  crnsn 

d.  14    bD  C"r  n-r-:;  ^—rr:  tn]  ii^D'^t  (14)  :iTi-;sria  crnzr: 
1')     -r-'3\rn  ÜV3  -n^i  (15)     :[r,nN  nrc  c-p 

i6'  r-^:nrr:  ■;:•'--  n-r'^-cn  zr'-rs  -r:-i  (16)     jn^'?:ys 

äsod.  15, 3.  -1125  mri"'     :  crr;  br  ipi'SfT  m"i£T::n 

bN  ro"--'  "i^cN^T     XTz-::  mr;^  r!-:nb73n 

a  b 


:-i^rir:  pn  ^mn-'  cd::  in:  "2 


:'■'■ 


I      U.«  I   I 


17  r-i-2  -fi'N  bsi  [N^n]  (■'r:-')  aVn  nxTn  i-rn  nrpr;i  (17) 

[— rj<]  bDi  N-n  [n^nr]  (n-nr)  nn-r;  ::n'n  pn     :  mrt^b 
c-^SNb7:r:  nx  "nr^sNanr:  -'s  rr^na  "pn 
J<S  nnN  p-i  (18)     :^r-r>  -i-yn  rx  b:;-ib  i:nb-j  —CN 

bNTXi-'  ri:n73  pn  'cp'!:*:;!     :  n-'nn  p  Tn'^ob         p- 1*- 

^.'^  rriT  "^bDi  qcD  -bn  (19)     :-pn  'cpir^i     :c-r,b 

20  srn  r-j-'i  (20)     tnirr^b  N-n  •cj'ip  b--,m     :P'vrn:i 

br^-'i     tn-'pnp  tTj^inn  btpi     :nbn:i  nriin 

T^rr:  pn  nsb-^i     m^:  \a^N  rrn^y-  cyn 

'27  *72"i  iü'N73     :T'rn  n':3N  bs  pn^  i'js-'^n-'i  (21) 

22  ^c^r-iübi  (22)     :ni'n  ■'cb  itohi     :r;'ji  ivj  -zVi  rriJN 

r-:;in''  -,?;n  -^'-np!  pn  cbi^^-isr:  n'-:::Np; 

'cc":  iN^i:ir:i  rtcxr:  p^n  iNi  ",--  "P 

cprn*:;;  -,cn-  p;5  '••^w  :-  pni  n\i\sr:  pn 

23  PN  -N^i:vi  p^nn  bx  iNn-'i  (23)     :nb 

PNI  r;'':N  pni  n-nx  ^^-^^  -j^.  ^ni 
54«  icn'uj  ^^rr:i  (24)  i^n\nnE;r':  b:  pni  [-^pn]  (n-nn) 

-2^'  [N-^Hn]  pyn  rv^-rt"»  rn'^u^i  (25)    :-3  -'^jwX  bn  "jjNn 

n\25i<  mr."'  ^rcb  -»u^np;  -iIwV     :-'':wXb 

PN  pntp:  ^^VTi  PN  ^-n:2i  n-p"' 

^  ^°  omit.  2B  .,,^.,^  3  (<  ^..,,2-^.p  i  Qjj^jj  5  Q  120^1 
—rn  Pn-^2C  C^-nrn.  "  B  a  b.  '  B  nP\S  Nnnn,  C  korrigiert 
nPNaPlP;   durch   Kasur  des  zweiten   N.  **  173~".  '-'   B   add:  "r^ür. 

"'  om.         11  c  :ptr,-.         1-^  -ja^i. 


246     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-saraaritanischer  Rezension. 

(10) 

27  •'^r^  -p:  p  y-o'-r  p'n  "n-rr  ■'H-'T  (26)     :ir,^-i^ 

cf.  VILl   bNT:;"'  ■'rn?:  üj'^n  nh-'t  (1)     [•iJ'-pNrt  brn  ir?:;«  A'III 

.3.L.22501ibr.  'Dbp\!:72    ^HT    iT^Iibl    3^7    cbo    npr 

T^\^rr  ;]N  -in^i  (2)     :bpa  n^-7N?:^  c-'sbN 
cf.  5, 4  "ii:  p  roin-'  nbuj^i  (3)     [i  •:]:bN-i":;-'  i;a  by 

in"'-)-^  "p:  la-^N  csbit  n'^b*::  crn  •,■»2 

^nujbü  TN  ^"STi  "i^:n  i;::-i5'^-i  -i'^i'n  bx 

^■\T.  "j3     :yu:ir:"i  nbo  t::n  ;a-^N  a""sbi< 

cf.  4,  5  'nx'ä  'ar!73  irr;  -^^  "■'yn  [-^^rrN]  ":£?:  [^Jnnn^T    (4) 

bN  "[i:  "p  yu:ir:^  bx  m-^D-'T  (5)     rou^s  a-'\ab'»yT 

6  bE-'-i     :m52  TN  Tüin^  ynpin  (6)     •:  r^zrrzn 

-:p't  bDi     :rm:'n  "p-ii*  "•'rsb  r;i:-iN  T'rs  br 

7  :[m]n^  ^-^riN  hn  y^rirr^  -i72N''T  (7)     :T:'y  bNT^-'  ^:a 

i:r's  rnb  p-i^n  rj«  riTn  nyn  rx  'nxnn  n':b 

8  •'■D  "^-i'nN  17:n  n72  (8)    n:T'72'^nb  "«-i7:Nr;  -rn 
0     iyi2^-\  (9)  :  [on-^a'^N]  (nn-'riwV)  -^rsb  n^r-inN  bs-i-:;^  ■';i  irbn 

^:^"'72'ür^b  irn  nnbi  p'ra  "pN-  ^n^r  bD  (!)rN 

iO         h':Nb]  -p:  p  y'^jirr  bj<  riirr^  -i7:n-it  (10)     J-^n-  72 

cf.  ii     bx-ia-'  N;::n  ^d  [n:]  cip  (11)   :"i'cN  b;'  b-:':  rtrx  n72b 

cf.  15    npb  -lUJN  [;i5^Nr!]  irrn  am  bN  "^b  (12)  :  a-nrt  ipz  m-p'^i 

:o"!b  ^'JN  ba  ^tni     :cn3  insT^an  annn  ■i72  p- le. 

•:  5^^1'::'n  "n^a:  na:'  "a 

j.  L.  xvm.  cf.  iö  t-':n72  ba  dn  iricx'i  'p:  p  y^ain"'  ap^T  (13) 

^n'bx  "^rrb  -!yr2  briwX  nrab  bx-iu;^  ^:a 

n:"i:'n  b:'  a^:3i<n  ^111:1  inar;  pnf<  p 

r;t:72  m::72r;]  m72;a  pn  "i::i"^i  (14)   :  B^72nrT  pnt  a^m^n  pnt 
17    [m72U5  DN  \a5-'i     :rmr;"^  '^t::i2  nby72ri  -nm     :n:a72 

nby72n  '"■'bam  (15)     :nnrf  :;a\a  rr;s":;-2 

o 

m?2yj  TN  laaii  :[C  "«n-iTn]  (^nnxn)  rnE;a7272 

n^a72  r!by72r;  ^"■'b^pn  (16)  T-iir:  ^^-:nE-a:3 

PN   '^cnpi   (17)     :a^-ia5b    [-^inT   p^a   nis   tüs-'t  C']  "^nar 
ao  br  pwNn 


*•  "'pa 

r^ 

Ü 

:  "ym . 

" 

:-:^ 

mf    t 

( . 

1 

cn 

5 

0-0 

oin 

«  B  cyn,  C 

kc. 

rrigiert 

"yn.       ' 

n;r  _ 

8 

um. 

PN 

u. 

1.: 

bai. 

9  b- 

— a 

'^  ^b>ppT. 

n  °    ° 

B  umit. 

Gatter,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     247 

(11) 

n::7:b  ■'nai  p  ■'7213  p  -jb^y  Nim  (18)     ','p^y 
d.  19  -p  ip^y  bws  ii:  p  yjin^  -i>:n^t  (19)     imnn- 

*^0D"^  -121  rNT  mNbsrm  m-irorn 

srn  ■'rsb  '»-^cr  n?:  ■'b  n:  ♦'T'sn     ;  51:7:73 

cf.  50  ■|(^)b^y  p^T  (20)     :8i:7:73  "inDr  bx     xr^^'n 

"•rNT  p^iisn  mn-i  (21)    :^-p:  p  i'oin-'  pn 

mrfb  TN;::n  ■'srN  ^ri:72N  n72N'^i     :rt;-i!i 

22  nbiü-'T  (22)     tTi^'cry  [hntdi]  rNT2(i)  bx-i;::^  -^nbN         p.  17. 

;r:bnNn  is:'"i'"'t  n-^^Nbi^  "ji:  p  r^airr' 
n^;i7:i!  "jrabm  nr^m  abo  ":m 

23  y;i;in^  bx  'aiN^s^i  (23)     '.n-Tinn  qo^m  nb-'sa 
^i  rfflirr-'  np-'i  (24)    trtin^  ■':2b  i^^apr-^i  -jis  p 

TN!     [:qDDn  tni  -pujbn  rNi  n'bon  tn] 

nrijs:  bs  nNi  i\-n:n  nNi  v:n  tnt  p^y 

^5''  bD  ün\s  TOS'n^i  (25)     nb  -i^tn  bs  nNi  ir-^a 

nn'N  i-:'io^T     '.D-^raNn  bN-i-ij^  ■'rn  [B  my]  brtp 

o  o 

26  nrr^by  i72[^]p"^i  (26)     r^jxn  i^(nnN  ist^-^t  n-^raNa) 

ann    :r!Tn  arn  ny  bns  a-":aN    iba 
!•:  iri<  •p"in73  ma^T    :ayn  by  mrf 

F7i/,  1  bi<[i]  N-iTi  bN  "p:  p  y^ain-'  bx  mn^  -)?:n"'t  (1)   IX 

bN  iiby  aipi  n73nb72n  --varN  np  (2)     :rr:n 
ba  riNi  ^yn  ^b72  pn  -51^3  Tin:  •'D  ■•yn 
•  3^  -p;  p  y^rin-i  -inn-^i  (3)    :ii:-iN  rxi  n7:y 

tnb-'b  anbuj^i     tu:*-»«  a-^cb«  irob^a  ayn  ipz 

4  ni<l  «i73Nb     ;"5n:  p  y;zjirT'  a»-iN  i::-'i    (4)  p- i«- 

Nb  ^--i^yn  •^inNi:  «n^yb  (Oa^yn-x  an« 

:B"':ia:  'aaba  'an-i-^m     :nN7:  ip'nin 

5  jT'yn  bN  nnp:  ^-li<  t»ün  ayn  bai  "»rNT    (5) 

^  -jb^y.      -  B  i<\  C  HN.      !5  B  J;,p_      4  ^o^p,,      5  B  vby. 
«  m^-.  '  nncn.  *  ^r.  "  B      '  omit.  i"  pj-'^-T. 

"  °"°  omit.  12  B   „-,^^5. 


248      Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

(12) 

irrNipV  "i^rn  -^^rrN  i.s::^  •=  n-^m    (6) 
7  'zr^-N?:  -N::n  T!:ipn  crN-  (7)    l-'zr-,^'.z-:  ^1:0:1 

:^ü2n^2  M'^nbN  [-•rr]  r::r:T     :-,-rr;  rx  'cr-r"!'im 

:*p:  "jn  r^Jin^  z-]:  "csr  'p  -cr^i    (8) 
r;rci  [•:;n:]  —-,•::■'■)  bN^c-  -;-2  --n^  rirn-^n    (9) 

Z'T— :i'^r;b  fip::  5^^,-  —;.-  pj^;^  (lO) 
-b""  (11)     Jnmr:  nNsb     :b'N  n^2  rrc  ^-^n 

ET-i;  Tii;  T^L'N  Trrh  ^"'r  bN  rein-' 

[nr  2-r--r;  zrn  br  tn  :C']  ['üPwS  B]  ']-■;   :b'N  r-z  x-n  — rN 

','^--:^  'z-12  -)\s\rr:  [xb^]  (xb) 

r.rr^  (13) 

"i-'S?  bis  Nin  — r.v  N-ir:  -ibNa  (i:n-^i) 

cf.  30        V'CiT,"'  -n^T  (14)     iz-::  -rr:  briN  rx  -c'ir'n     \'zz'6 

cf.  .51  bN-.-::-'  -^rn  rx  t^'Z'z  n^i:  -rrsr  Vn  r-^n 

'chv  ib:?i"i  (15)     :nTj:b"::  crnü  'r•r^^  -c  br 

Levit.  9, 24.  brNn     tn-r:^  ^rcr:  u;n  Ni:n  (16)     tcr^b-:;-:  nbr 

♦^Tinr'^T  bN-i\ü^  ^:z  nn'rc'^i     :nnr:r:  br 

tatT'nbi«  n-n-b  nbbnrm  mi"'":;"  -ps 

cf.  5^  N^u;:  larz'-i  (17)     :"l:!^3  ^na  nr:yr:  br':  — :;n 

•,r;rn  ■pr;«  -p  ^TrbN  s-ibn  -^N^'r: 
-N'2  -•:;":  n-nn  i-,2t  bs  ri<  n":nNr!  br 

I    t     ,   ,i    ii  iL.WU      I    t  mJ  ^      (    t   '^  .w^0(_-      «^        I    I 

'K^j^r  -,-!-i^r:  pn  CD^isrs  rr-i  (18)    :-;7:Nb 

-wN:  z'T-'^snns  nr\s  r:[^]piT  (19) 


Deut.  27,  8. 
Deut.  27,  4. 


ib.  V.  llff. 


^  B  c-::"!.        -  ".z'c.        '■'  zz^-r2.        *  B  bsi.        ^  C  add:  -;•:;«. 
•'  i3-;"'T.        '  B  j'na,  C  cnb. 


§ 


li"     ■">  1 


üeut.  27.  13. 


Deut.  27,  12. 


V.  SO 

35 
cf.  33 


Gaster,  Das  Buch  Josita  in  hebräisch-samaritanücher  Rezension,     249 

(13) 

-:n  rnr  bnp  b:  tn  -p:  -p  :->:;ir!^  brif>T  (20)  p-  20. 

ibnp-'i  [bx]  n-'::  cri^nn  V:::Nb  b^vr-^ 

in-ip-'T  (21)     :r2*Nn  STNcrt  -,7:  *in-  rn^non 

"''im  br;  pn  iN-ip"^!  c^ibr:  s^rrtrin 

-b^i^r;  "j2  •'■^HNT  (22)    tcrr'rTNn  m-r-  -so 

::rri  (23)  b:2^:^'  'in  br-  -iTJcr-i  nob-^-     :  ^'bncn 

■p-iNi  (24)     :  ^"'r'^:^'^r!  br  iT/^r^i  ^isb^i  ^^^rrm 


■^rnrn  ino«  a-'Nc: 


.  4- 


n 


1-<«»       b-.«  — n 


mr!"'  n-'-a 


.ev.9,23— 24. 


--rbs  bi-i:;r!  ",ri2n  ^crrrEbT  (25)     :S"'nbh 

•^rpT  b2i  '''>£ib':;r;  sn^br  'n7:r-N  ''rnNT 

ST'ns'-n  br  [a'^r-^n]  ''bTi:;  la^n-'i  (26)   :  rn"'-c:sri*i  bN-ra-' 

':3  b-p  bs  DN  'jjnpri  riirr^  Z'3'2.  b'x  rr'n 

'an-'br  r;oi2n  ^iian  [bs]  nx  nx^p-^n  (27)     tbwX-T^-' 

•p'iN  br  r-iTr;-'  m23  ^nT'i     :nnN  iD-ii^i 

by  ibE^i  i:^^T  um  bD  int^i  (28)     irmrrr 

■nr;  rNE  bN   [crrrE   pn  C'^ibn  i;e  p  nn^i  :C]  ZTriz, 
ba  PN  [iJNip-'T  (29)    tbn-'y 

^•wNr  [tn^n]  mipr:  -ied2  r;2iPrt-!  nbbpr:  ^-in 

-  • :  rT^73  riN  imni  n-is: 


p.  21. 


;f.  XXrV  am 

Schlüsse  des 
Buches 


•«ü-'N  bs  nrn  irb-^i  t-;bNn  s-'^mJn  ^hn  "r.'^i  (30) 
cf.  XX/F  V.  32    PN  T7=p-i  -p:  p  :-:;ir:-'  i:fi  (31)     :  ibnxb 

"p'n  -:p  n-rx  rn-r-  ppbnn  cjot'  nriir 

nid  "'SN  ^T/:n  •'rn  t^7o  ^pri  ir-^nx 

■jibNS  zh'::  tv  J<^m  (32)     tnü-'-^p  rtN^oa 

TtbN  b'N  TCO  Nnp-'i    :bN"i*a"' 
•:  bNTr"' 


^  p1N-|.        -    ■"  R  om.,   C'   iirtchgotrageii.       ^  C7:r. 
^  B  om.  ^  B  pnN  p  -•Jrp-Nl,  C  tuld:  "(Hrr:. 

3  HN-.^T.        1»  B  -PN  n:3. 


^  '    '  C  om. 


250     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

(14) 

j.  L.  XIX.  cf.  IX,  1  0^725'-  bs  TN  ^v^2'::  -bNn  c^-iain  -i-n  ti^i  (1)  X 

cf.  V.  5        iN-T'-'V-  ^cn-i-ip  bs  TNT  r.^z'6  n^r  n^M  (2)  «htV^ 
pNr:  •^cm-ip  ^cn-'-ip  ^2Dt^  in^-^t  (3)     :in7: 
y^in"^  bN  "pm^  ■'2';rv  ^c-73     :  -bx-  c-nrn  p-  22. 

■^rpT  b^  bNi  ^"-rn  iTrbN  bNT  ^ii:  -p 

4  «a-'b'a  n-'pan  iNn-'i  (4)     :r.7:-irn  bs-i^r"»  ^:n 

5  ^'nrsbci     :  ^□n-'bjj'-a  m^biu^oT  mb'n  [njibyrn    (5) 
:a^np:  "iä^  ['m^:^  nnb]  (m^icnb)  bri     :'nn^by  mb'a 

6  oT'bN  in72N^-i  -,i:  p  2"::-ir!^  bx  iNn^T    (6) 

[■fnN7:     :cyn  ■^-os-i]  br  bxn  fnbn  [iinx  p]  iTS-bx  bNi 
is^-ibN  i:n3  inpini 

7  yusin-'  'nn^bN  i-i7:n^i  (7)     Xr\-'^i  i:b  "iriib  nm 

«ayn  -»rpTi  ^"jnsn  pnN  p  -irrbNi  «"p;  p 

nsb  did:  "^ni  n^a-^ji^  ans  i:s-ipn  •'bnN 

8  n:n:N  npinn  -^^-iN?:  'cn^bs  ti72N^i  (8)     :r'-in 
^'cnN3  y^1■::^     t^anN  ■'72  'Err^bx  i-i725<^i     :^CDnny 

9  t'cr-^-nr  INI  1N72  rrpin-i  y-isr  i-i72S-'"i    (9) 

n^rr  n72   b^]   ^^^hz'::  -r.yiz'a  ■^z  'as-ribN   mn^     -:  ^acb 
[b-'"i2:723  nirr 

10      ■'-)72Nn  "Db72  [B  aob72n]  ■'rjb  ncr  t^jn   ^^b^  (10)  nsi  p-  23. 

:",i3"»::n  ']b72  [iin^cb]  (iiTicb)  «p-i^n  -lay:^  ^cn 

■jTDnn  'jb72  airbn  (^-paon  ']b72  ^lybi^^) 

ü  nrrpT  irbN  ti72N^i  (11)     :[-'y-nNn]  nnCnJcra  t:;n 

'aai^n  inp  o-i72Nb  nrit-iN  "»n'^^Ci]^  ban 

an-'bN  Bnn72NT     t'anN-ipb  labn     :-{'nnb  m'x 

i,8  n^  (12)  :r-'-ia  i:b  i'hma  rrn^T  i:n:N  aa-'nay 

ai-'a     n:^r372  iHwS  i:[n]^:aitr!  an  i:72nb 

H'm     x^dr  [Nin]  nrn  nryi     :aa^bN  nabb  irnNs 

13  n:Nb-'2  ncN  "j^^n  ms:  nb^n  (13)  ^■'a^ip: 

■ nm-ib72;ij  nb^i     nrparn  [la]  n:m     :B"'\ain 

^   C   arN— ip   korrigiert   :uis  BT^^p.  "^    •'   B   om.,   C   aT^^ip. 

^ -- ip-.       ^  ar!72-,.       "  mb72'c:T.       '  Bin-iaN.       ^  :'aa^T.      ^  aca'. 
"  °~''  :a-r72\:;72.      ^^  r.72  bai.      i-~i-  om.      i''  B  nnna.s.      i*  -n^p:. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  liehräisch-samaritanischev  Rezension.     251 

(15) 

14  D"';r:Nn  -inp-'i  (14)     :  Mn72  ^^^-\'^t\  n-i?:  V53  irby:i 

io  nnb  T^yi  (15)     :i5N">d  Nb  r:in^  -"s  rxi  •^:'aT'::73 

:^3nT'nb  n">-ia  -^irnD^i  ^mb;a  ]i:  p  r'oin-' 
16  Sn:i:p7:  tt^i  (16)     :mrr:  ■'N^-j:  'crtb  i[r]zb'-  p- 21. 


^p-'-ia  srib  '^irn's  -i":;n*'  ■'■inN  n-"):-'  r;rb;y 


'nn  ^'n::-ipm  ^'sn^bx  '.'l;-  C""m-ip  ■'D  [iy72c'iT  C]  "(i^a^^cn) 

17  bN  iNn-'i  bwsno^  ■'rn  ^ro^i  (17)     :[c-^ni::r]  (c-^nrc^) 

18  bN-iu:^  -^ra  mrn  Nbn  (18)     :'d^-i3'i  n^-ipn  «rin^n 
'^p  ^TybwST  «in:  p  rtain^  [b^TC"'  "^rn]  'onb  irauj:  -d 

:bNnu3'^  [TibN]  mn^i  ^rnrn  ^s-^üri  ^'(nsn  ^^pnN 
«a^N^;:;:n  br  mm  b^  irb"!  '^(ijj^-,.^;;^) 
i^  i:n:N  mit'r:  ba  bj<  n^N^crn  bD  Ti7:i<-'T  (19) 

nm     :bN-ic  -^nbi«  mn^n'  nnb  ir^a^a: 

^0  nnb  H'ijy:  Hmt  (20)     :':nn  *='y>:b  bDi:  Nb 

^::p  irbr  n^n"^  Nbi     icrN  [n-'nri]  (rr^nrn) 

21  i-i7:N^T  (21)     :2rib  i:yn*j:  iu;n  nria'cn  by 

-i'^rND     :niyn  b^b  D"^?:  "'3N;m  «a-^ir 
55  y^mrf  'cnb  N-ip^n  (22)     •/a^s"''»:::::  'anb  nn 

'Bn"'7o-i  n73b  «'n72Nb  'an-'b«  -lan-^i 

'bd7:  i:n:N  a-^pnn-i  i*^-i7:Nb  irr'x 

23  nnri  (23)     :a^nar  ^'irnnpn  an'si  nN73 

^'■^•^n::m     :nny  '*aa7o  ma-^  Nbi  'anx  a-'-nns 

54  t-^nbü  r^ab  a-7:  "^aNCi  a-'i:*  (24) 

\.-\'':^r<]  n:.r:  -a  ti70nit  y^^-'^  rx  iryi 

'^^rtbN  mn-i  [ms:  :C']  (-[li:)  -iCwX  tn  "^-^larb 

[aab  nn::i]  '^"nwxn  ba  dn  -<^aab  -^rinb  nnar  n"::73  n» 

[\"-iN3  a^a^üTT:]  "pi<n  -^-^aop  ba  rN  nr2Ujr!b(i) 

irm^szb  [:aa"':-]  amrc?: 


^  °~°  :'^-nn  mpin-i  •|72  i;-^b:i-i  by7:  ibn.  -  B  'anp-,  C  korrigiert 
wie  Text.  ^  B  'a-'is:7:.  ^  anb  n-iai.  ^  '^•p7:.  "  "  B  r-ian':. 
'   so  in  A  und  B,  in   C  aber  korrigiert.  ^  B  und  C  om.  aber  C 

nachgetragen.         •'  B  'aaa".        ^^  "33.        ^^  om.        ^'-  oni.        ^■''  B  y;i:b. 

"  i:in^T.      1^ -ajn7D.      '"  c -i-'DVib.      ^' a^m-ip.       i»  ß  mi,i  c  om., 

nicht  aber  C'.  1»  B  "jn?:!.  2°  B    und  C    Y-    -jn:,    aber  C 

korrigiert.  ^^   om. 


252     Gaster,  Das  Buch  Josua  vi  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

(16) 

25  :i-'n  *::-  nrri  (25)     Xr--  -z-n  rx  ^rr::yl^ 


) 


, ^    r^.w^     l-«'^      .w^j    .i^. 


26  ".-  "■":  =r\s  '^•^^^     x-(z  c-"':  er-:  (26) 

27  "r:  -jr  — 'nN*  (27j  '^^zr^'r,  nVi  '-n-:;^ 

-..-  «^wsci     \z"lv  ^^i'^n  ^V'::^r^^  nrs 

/  ^ 

cf.j.-L.  XX  x,l  rrr-rr;  -=  c-=-  fr:  r-rr-r  --"  (1)  XI 

allgemein!  ^,_,^     7'-^-.».    j-j^    y.j^-^    ,3.^^^    Pj<  p.  26. 

2         rr.^z  [nb:-:;]  (----'=)  — r  -r  -wN-:  n-^-t  (2)     :'=3^p2 

^«/il         f.        (t..|*1  Itil  .vi  «il.«'«'.--lt  ^ 

5  c:2^  -^b":  rbc-i  (3)     :3'--n;  r:-r:i<  bn 

^n":-' ^  "ib'-  -^"   "1""="  "-'-  ^'^ 

4  ^-jibsr  Y'^:  bsi   ^[C:  corr.  u;-=b]  crb-^  -r:  bNi 

ri<  r;=r  -:--"'t  -bN  -br  (4)  ''-•^rsb 

5  "p:  p  r^uir:"^  tn  -"rr::-  -=  ^rz:; 
153?^  -EZN-:  (5)     tbNTr'^  -:z  [er]  (zr-)  nNi 

(  »  I  ^  r    n      • 

I  ^  -~    ^w  1—       I  -'T-    rt     ;^-c\i  \    L  J— '  -    *  w  -n 

[■j-irz;  -:;:n  inb-:;-':  (6)  --br  ■7;nb-'-iJ 
^']^-!zrT  *^''-!"'  CT-r  bx     :  ^i-:'::Nb  •,--  'P  r-rin^b 

---.    ,1  II  i      _h»  ,      L       -'■^'  'J      —'  -    '•'     '•    '^     .^— i^-.      ^ 

_    1       ^     .  .     ,  .     ,    .     |Z    .,  _    1  1^    L.j,-'!       \i) 

7  zr  bz-  N-n  -rz-:r;  zip-rn  b's  r-z  ?.  27. 

:  b'rr;  '"iizi  bzi     :  '>:7;r  mrnb'rr! 

8  Nvr  bx  r-,:::-"'  bwS  rr-r  [-nV:  :C']  ^-r^x-^i    (8) 

T:r"i  Nb  ^■•z-rr:  '^i'^z  -z  'cn?: 
<^  r'^irr^  'zrrbN  nz-^i  (9)     :^^-:-':ez  [="'?:]  '»U'N 


lii       (ji_ti.C\C<.i       .i---.  «u--«*  Hill.  jj      ^ri'-. 

•1  ("  -!r7:b.         »•-  -^z.         '•'  r-.         "  B  -.zrr:.        ^^  B  y;E. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräiseh-samantanischer  Rezension.     253 

(17) 

10  'z•2^'^  7S-ia"'  -isb  T\^rr  C7:r;-'i  (10)     :[3NrE]  (crsr) 

:  '^r^'^'p'iz  -y^  npu*  ny  'ci;'i  (11)  ynr,  r'a 

Nir:  -f>:;N  r\s  n^ab  a-'?:  nt:  tcn 

12  mn^  -:sb  rci-'  -la--'  t.s  (12)     [C  i  •:]3"'r-i5-!n 

■«-i':xr!  r?«  \z'd]  'fiN  mn-'  (!)rN   ^>?i-r:  3T3 

^3572  PN  mn""  fr.iT  (18)     :bN'T::"'  ^:2  ':£b 

^ms^i  (14)     :bi<-io^  -^rn  [n-'n  Ninn]  am  n^rsn 

cf.  io  -p:  p  y^airr»  in'd-'i  (15)     :  -'n73  na-;  ni?: 

D"'-'^i;nn  =^bx    lim  -n^n  bx  i7£y  bNi-:;'  ':a  bai 

i6'  nb^n  D'ab72n  [n':;?:n]  -on  (16)     :-ir;n-:r;  3ip7:r: 

i7       [;'\rin"'b]  (y\:::r!^  bwS)  -5^i  (17)     :mp-:n  mi'7:2  isan-'i 

C'Nan:  a-ab7:[-]  r",:3^:n  1x^73:  ^7:sb 

18  D'rawX  ib:;  ^r^rm-'  -:72N"'i  (18)     :m];7:a  r:-r^:n 

[n^br]  (art'b:-)  iT-ps-Ci]  my7:n  [B  -^s  br]  ("sb)  ^^-v^i-j  p-  28. 

i5  i£n-i  n-!7:;T  bN  rrixi  (19)     :'nT/:-::b  a^-jrx 

N-ab  n(:)i:rn  bx  En\s  'cnar-i  ar^a^N 

''':aa^-'a  aa\-;bwN  mn-'  'a:r:  ^a     '.'anm*  b^ 

20  bNTj^  ■'rai  r^a-rri  mbaa  ■^n-'-  (20) 

"a^-i-i"om     Ta-^rr  -••  "if^?:  nbiis  "370  'amanb 

*n°^a7:  -^nr  bx  ixa^i  an7:  iti'-j 

i">a--^  bs  -:r;7:r;  bx  am  ba  ■'7a-::'i  (21) 

-2J  ':a[b]  -pr  wxb  aiboa  '<'ri-ip73  ■;::  p 

^^  -i7:x^T  (22)     :i:rcb  ^'rx  '»a'xb  b^— ^' 

iN-'irim  my73n  "s  rx  "ir'rs  r-win" 

ribsn  aob7:n  r":j7:n  TwX  'bj? 

*|73  nbwsn  a"'ab72n  ncrn  ps  'X-'im   :p  rrr-i]  n-ir-rn  7: 
«"iTian  "b72  ^-'rN  ^a-a^  -r-  ^"'"''^  [:r:n:":r; 

vc'ab  "^b7a  ^-pn  om73T'  "^b7:  i'pn 


2  °~°  B   p-ab.  ='  B   oni.  ■»  C  add:  las". 

"  B  aai-3.         '  B  a'n-\an-.         ^  ''~°  Tsca-rn  -i-r. 

1"  -73b.        11  B  om.        1-  pv        i=*  P'T.        11  C  P^. 


1  'aa^:. 

5 

"-^" 

9 

B 

iNa-'i. 

15 

B 

P"»:. 

254     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  Tiebrähch-samaritanischer  Rezension. 

(18) 

24  bN  nbNn  z^z-')27\  tn  'cN-^iiiriD  ■^n-'-i  (24) 

•.bN—:;'  w'N  bD  bx  r-:;-rT^  N'np'^T     :y::ir!"' 
'•z-^T^T.  ri'rnb^cr;  ■'•:;:n  ''-r::p  bwS  ^'5:t<^T 

crr^bs-i  -PN  rr:j"'T  in-ip-^i  r;bNn  CDbwr: 
55-  bN  :"j:ir:^  'cn^bx  -i?:}«"!  (25)     :'t:r-:-^^N^ii:  hv 

-D  "isf/iNi  npin  ^innr  bNi  in-it 
-PN  -cj«  'c~^2^N  brb  rrrr  rncr-*  nro 

26  — HN  :->r:r!'  'ü:-t  (26)     :srN  Z'-'nnht: 
[ü^irr]  (='i:r)  rr:;":-  br  s^"-!-!"«!  •*Dn-'73-'T.    :-p 

'.n'^V-  -v  c^irVrt  b:?  a^ibn  T^rr'T 

bi'-:  cinri  yjiri''  n^s:  o-jr'ijn]  (nr:\ür:)  **ni2  rrb  -rr^i  (27) 

27  (t  ■■^■r;'-''T'   a'ib''-'  '-ib''  1)  [c^::rr; 

:  'c'ij  iN^n:  -iCN  r-rv^zr\  bx  na-'V^-'T 
nnyorr  -d  br  rVn;  ^n-:nN  i?;\a"'T 

28  -:b  r-:-p:2  pnt  (28)     [i-:]:rTT!r!  m-'n  ci::^  i::? 

TN!  n"in  ^sb  'cs^T  Ni-n  CT^n  rusirr« 

n-cjN  "^s:-  bs  rxi     jür'N  cinr;  n^bw  bD 

inip?:  -\Vjzi)  -niv^-i    :n^-;j  n-'j^w-  Nb  rtn 

I-:  in-^T^  '^b'job  [nujr]  -iUJNs 

29  [-rnb  er  znb"'-.  :C']  nzab  mp7:73  r:i'  -;":;n  \^z^  y'::-)n*  lar-'i  (29) 

50  ^bN^ic^  i-:2  nr'N  a:*  riir;i  ■jn-'n  (30) 

bD  nNT  3in  -^^b  *ir^-  ^rtrb):  riNT  p.  30. 

"r'^'ü  mn  -fNUS"  ^Äb  -2  — :;n  "^TErr! 
•i^o-n-^i^  Y''-"'  ^">^^  "iU5eo  ^HDbwb  o:^"!! 
.5i  nrnb';:  tc?  bNT>a">  bsi  rc-^rr'  -^-r^i  (31) 

:r!3  cnb'T  n-'b:;'  ■n-'i  rtO'^b 
.55  n-rb'i  bN-r::-'  -"2  o-rb  pn  --n'  -jp-^:  (32) 

•:;E:n  bD  pnt  dt  -sb  -d'-i  -rcn  dvd 
•:  nrDbb  ^^r:\::;'  -i':;wXD  hd  -i'^'n 


^  "^"T.  ■'  "^    '   B  om.,  aber  C    naehgi'tragoii.  ■'  ITEPP. 

■IN  '^•".  ^   DPwS    Nbp-^T.  •■'   N1DD.  "   B   om.  ^  -"'T, 

om.  ^^  '~'  vv.   31 — 32  om.,  i.  e.  von   in*'"','^  bis  n\15y. 


Gastet;  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     255 

(19) 

33  T2  ■^j'^^b  PN  -irrb  -it5  Y'''^  ^a-'n  ^nbr  tn  (33) 

^-^bn  ir  i7:y  nxi  i">üirTi  ir:D"'T  -bNT:3'' 
54  bsT  i"::-r;'^  nnm  (34)     :i^'T>y  ^b  -:^\-rr! 

rr'br  i:n^T  ^nob^y  uj-Db«  to^  b^n*::"! 
35  nSa-^T  ^Niiiri  nvn  i-i'n^b-'n  (35)     trt^b:?  T7:nb^i 

nr2  r:n  "i'>rN  ^Vm  b^  pni     :n-in  ^sb 
-•:  \ü-^Dbb  n^'y  ^-inacD  -^c-nr;  Nirtn 

56  nrib^r-js  i'joy  ^bN^-::''  bsT  y^jirr^  br-^T  (36) 

37  '-^•2^^  n'nsb-'i  (37)    i-rVj  TOnb-'T  ^rr:i-;in 

!Ti"iy  b3  PNT  in^bi:  nNi     tü-'n  ■^sb 

-,-b5rb  rr^jr  t::n=i  t^o  ^■'Nu:r;  Nb]  i-!:^  icn  ■:3s:n  bD  nt<i 
•:[-•:  "2  ^CN  ujs'rri  bD  nxi  rrr'N  mn^T 

58  TOnb"^!  rriisT  -■:;'  bN-iu;-'  b^i  v•o^r^•'  •y::^i  (38) 

59  nNT  *3'nn  ■'cb  riiD-'T  nS-isb-'T  (39)     t-^by 

bo  PN  ■i'a'[i]n''T  ^n^ir  bo  nNi  n^bw 
*\üND  [^](n)-'^b  ^-N'^Dr;  Nb  nn  -;oi<  -cjVrr;  p-  3i. 

nDbwbn  r^^n-ib  rT:;y  [B  "irj^  -p  -pinnb  rr^jr 
•:  nribwbi  nmbb  rrry  ^wNdi 

40  -nm  n'i:!-:  -pN  b:^  tn  V'::^Tr  ^^'^^o^-\  (40) 

Nb  'cn^Dbw  bD  DNi  ^^m-i^rNm  r:bE\rr>i 

n-i-nnri  rrjr^jrr;  bD  nNi  i-it^  '^^N"rr: 

41  'z^z^^  (41)    :bN-io-'  ^Th^  nirt"'  nns:  t^JwSd 
bD  TiNT     :nT>'  nri  [yriD]  n:-i3  üip';:  r-vü^rr« 

4^  s-'Db'jsn  bD  nNT  (42)     xy^v-z'^  nri  fc'-i  -px 

nro  3-'ü;ir;-'  ndb  'cirnx  bD  ^-ni<i  nbwsn 

anb;  b^T^y  -»ribN  mn-'  -^d  rnN 

■p:  p  [r^mn-']  (b^nv:-')  ni:to  ■^n-'i  (43)    tbx-ic^b 

ci.43  n-^'iT     :  rt-^ioü^rj  ">rin  w\x-i3    (Os^^isy  cnbrrb 

~naw-  aipi^n  b« 


3  B  -jyb.        •»  C  C^^-.        ^  add.  *-vL>N. 

^  °~'   om.  '•   add:   D^n   'cb   C'C"!. 

1-  B  om. 


1 

B 

d^'n 

■2     c  — c 

om 

G 

B 

■  1 

:iD 

"^n. 

7    '-^ 

om. 

10 

1 

n 

11 

mb-i. 

256     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräiscli-samaritanischcr  Rezension. 

(20) 

Hnyb  n-Tcn  rr.'::-^  p  •)rj'i<-;r;  UTm 

'ar\'i2  "i":  -n  t"Z'rr  'y::^^  (44:)     :bN-i"v::'b  zrr: 

z-J  '•:z^  N-n  b^^sa  inn'rn  mp7:r:  bx  "iNnr: 

tD'i?:'^  rrnv:;  c-nb  cip?;'^  rnrnbrn 

y\i:nn'  i::r,n^i  •■■^y^ncn  -dt'  n-^ra  •'H^t  (45) 

TOy  Tn  -CN  r-;7:nb7:n  ■^•:::n  b^  ri<i  •-:  p 

„  J-  ^-  cm     :  mm  r:3  :N-L:r:n''T  'a-i":;a  br  rx  p-  32. 

Ende  von 
cap.XXIp.154 

cn-'i^n  1033^1  "^'ncn  Drai  ">:;';":;- 
bs—vT^  ^:'a  br  r»:::-'!  (46)     n---j:-'i  ::'":n 

X7,  i  5--JJ  nb'»::-'!     :'i-:i-  Y—  "r^"'  ^-^'^  ^n^i  (1)  XII 

"Y2'3  "bj<T  o-,n72'::   'Y'''3  'bNi  ^-p-i?:  "b?:  ''33v 
2  nna  -pri:':  -i-^rx  c-rbr-  bxn  (2)  :]-:;rs* 

mE:m  ''nb-'EOm  n-zs  nro     :r;n-y3T 
5  C":i  n-iTO73  ^:y:rn  (3)     :c"^7:  -.:! 

:-r;a  ■'Cin-m  ^'TnEm  «'rr;m  ^"-"xm 
y-iN3  •r:-in  rnn  rnm  (^nr:) 

4  'zi2-J  'cr!':n7o  b-i  'cn  [-]wSi:'i  (4)     :  n-:::":- 

^^3-b  DT!  rz'z  by  -\:.\s  b-nr  ^^n-  zv 

5  s-^Db?:-  b:::  ^^inn^T  (5)     :ix'':  [ir]  z-  nz-ni  ^-Z'.zi 

""73  bx  [B  mn"^]  ■nn-'T  irn^i  inh^t  nbx- 

cnbnb  si-": 
-•:  bx— w'  =r 


*   •'ay7:b.  -   B   avr;.  •'•   B   omit.  '   omit.  ^  ^^^^^n 

"  nnvb.       "  Y^'^b"!.       ^  B  qncrx,  v.  kon-ipert  :i"crs.       '•*  rtbEw3T. 
^^  binn  r:D  zr.        ^^  a-i.         *-  0"!C.         ^■'  nm. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension,     257 

(31) 

6  'wrriziz  N-i-^n  bN  ycin"  bx  mrt^  -i?3N-'i    (6) 
n^bbn  'sb'D  PN  ins  ^-^d^x  rx-r:  vvd  ^n73  ^D 

TNT     :-iprn  an^oio  nx  bN-ic  -rcb  p- 33. 

7  bsi  yain^  Nn-'i  (7)     :',:;N3  ?i-icn  'nn^mar-i?: 

jqttj:  ■'7:  -br  or^br  irr  nwnb^on  er 

8  .•bx^-::"'  ■t':^  r:in"'  nrn-^i  (8)  •'^cnn  ibE^i  Cwsrs 

tnn'iTO  r;si:?3  nrpn  nri  «-^73  msTc;72 
P  ^^T  (9)     tT"«^'"::  D!-:b  T'N"::::  -nbn  nr  'cd^t 

DN  mn-'  ib  '-,7os  "icns  •*:-^i-^  'c-b 

'nr:""rTiä2-,72  nsT  ^py  ^cr^oio 

•:  ^yNa  wIT:; 

10  nN  n^b^i  NTin  nra  '^r-:;!-^  •2'z^^  (10) 

11  ^•z^^  (11)     :r;bNr;  mDb7372n  bs  ujni  N-^r;  "n-rcb 

a^inn  ü-'n  "^cb  nn  'ncN  et':-  bD 
rcNn  riHTH  ^ii:n  nNi  riToc:  bo  '^m:  Nb 
i^  'cr!^Db72  [bD  C']  tlSt  ^nb^n  n^Db73r!  ■^'ir  bs  tni  (12) 

^nWn  ■'cb  'cn^i  -i;  "p  yc^irr  nab 

^5  Nb  abn  by  ^m7:yr;  [c^nrn]  (i^-nn)  bD^  (bs)  pi  (13) 

;mnb  -i::n  nN  Tbi;  bN'^;::'^  'nsTc 
J4  nbNn  a-''nyn  bb«::  bDi  (14)     :r*wir:"'  ^''q-i-c  p.  34. 

bNT:;"'  ^:n  ^^anb  lua  n72r!am 

^•^aT^7Dc-  -\'j     :a-'n  -^Db  im  aiNn  ^-ba  ^^pn 

i5  nii:  -cNa  (15)     '.r^iyzz  ba  T^^N\rn  xb  ar'wS 

m::  p  nar  [C'  n"ü7:]  (rain^)  pn  mn^ 


1  B   ^:n,  C'   korrigiert.  2  t,^^  .•;  ß   /-^  4  ß  q,,^ 

^  B  a-'Oiar;,   C'   korrigiert.  "  B  mn-.  ^  B  ■'rob.  ^  om. 

^  mn-'-iorr!.  10    -3^-.  11-11    "-"    B    om,    C'    nachgetragen. 

^-  B  ba  nNT.       ^'^  it.       i*  °^°  B  om,  C    nachgetragen.        ^^  '      B  om. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G      Bd.  LXII.  IV 


258      Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräiseh-saraaritanischer  Rezension. 

(22) 

■  Q  •  -  C  C 

16  ''i^r;  [b^  r.s]  rNTr;  "p^r:  bn  rN  y",rir!i  np-^i  (16) 

:3"jr;r;  -,'-n  b^  r^Ni  iy.-r,  ba  tni 
:bN'^'C''  -ri  ^^?^  «rii^-rn  tnt  ^r;bs":;n  tni 

17  «'—r-w  nb^'n  Spbnn  -nn  y:  (17)     :*-rbE\yi 

"-r;-  rnr  *,-i:abn  rrpn^  ■:;  bra  ~'J^ 

'ns-'i  (18)     :  [-Tirb]  (bisb)  cri^sb?:  bD  tnt  -(Tjc-in 

19  i-i^-^b-:;::  — cn  '-.^r  nn-in  Nb  (19)  'cr[']7:iT 

yz"2j.  ■'n-^T'  ■'inr:  ^Tbia     :bN— c  "^risb 
-20  rrin-i  TwNto  "^s  (20)     ;n?:r;b'?:n  inpb  brn  rx 

rT?:nb'/:r:  rs'-pb     :'c2b  tn  pvnb  nr-^n 

Tbiab  TO-i'^nn  -jr-cb     :bN— c^  ns 

c-"''?2"cn  ■ir'?:b  -d  r;:r;r  'nnb  rrr: 

21  'j-c'T>^  Nn^i  (21)    :nc7:  rx  rtirr'  nii:  -^cnd 

rnn^^y  tjy  p:y  -ii:  -m  -7:  ^-ji-zn  ■;?:         p-  35 

22  ti-^-p'.'j  ^r.T.  Nb  (22)     xyr.  •,:  r-win-'  ^z-^-nn 
[^T^-]  r-n":;Nm  [rss]  (-^a)  n-ra  p-     tbN-;:;-^  ':n  y-sn 

^5  "-iffiio  Y'nNn  b2  tn  i-cir:-^  np-'i  (23)     :i-nc: 

n^n.?  "'\i^"n"  t^"r^i     jitc^  ^n  ^"i^^  ^— t 
y-Nm  'crs-^Lincb  'nnpbTOn  bN-,\r''b 

■P 


■:  Tiizn-iizri  10-^— • 


r-wini  npb  r;bi<n  C'-a-in  "ir,N  -^m  (1)  XIII 

'-n:3"?:n  cip7:3  mr.^  •-•c:  rs  cpnb 

mn-"  rtii:  -w-wXd  b's  r-^n  c^r-^-s^n 

^inr2:ir;  rs  in'nD-'T  (2)      •:  TiZV  n-i"":  rx 


^     '"^     B     Om.  2     -I^Cn,  3     -.^;;  4     B     p'5._  5     p5n. 

6  B  r;-r-c.     ^  nn.     ^  b  om.     »  ct:^-.     1«  nb-jp-w.     "  ra-. 


Gen.  49,26. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  Jiebräisch-samaritanischer  Rezension.     259 

(23) 

TJcMp-^i  rirwS  nr-:;?:'^!  (3)     :nbiy  r;'S5  [rr.-::'\  {z'b) 


TN 


Ninn  -nr 


!-• 


J.L.  Ende 
.n  c.  XXIV 
p.  158. 


V.  Deut. 
12,11. 

V.  Exod. 
35,  12.  16. 


ip'^cr'^i     •.TOip'?:a  •^■'N  rN— c"'  "iin  i:n-n    (4) 
nb  rr^n  ^"c:N'mp7:3  c^n  bs  -^^b  ■'rn  p- 36. 

■ji:  -n  j":;:r;^  tt't  (5)     [  • :  ]  rr^zzi  bs*— c'^  -z'-w^t 
:"inrn  c^'  ins  ür  ü--:-^  rv^-ci  bsn  -i'!- 
nnN  CT'T  (6)     ;"jr!2r;  i-nN  -p  -TJ'bN  bn^rt 
nnN  nri  (7)     :n^:pTm  bi<— ,r^  ^:2  -^^rrn  er 
nnN  üi"'  nTc^'-'T  (8)     n"»-::!":;-!  crn  '^•ci<-  z;* 
■'-ani  ^nN-nb  r^^rrb  — rN  "i^-^:"';:2 
[•:]c-'7r  rnrbc  crn  rx  ■L;E':;bT  ^b°-p- 
bD'^i  riin-i  •'E  by  yr.  -p  rcin^  p-^T    (9) 
mp7:n  [N]"r;  -r  bN  r^a  t:n"''-.5'^n  ^n^  b^' 
aui"^"!  (10)     :  ^n'^rc;  iwuj  n«  p-^b  mn-»  i-nn  —ex 

■'bD  bs  TNT  nnnrcrt  bs  rxi     t^jccn  td'^q 

cf.  i5, 7  brrpn  N-nn  [rrn]  (nra)  (11)  [  • :  ]  r.-D  by  öint:  bs  -p-^?:- 

'J  '.-n"'::cri;i  nn-'^-jici  '□n-'cs-n  bz  rx  crn  ^bD  nN 

mr:'?:-  ^^nruir  br  "(rro  y-N  tn  ipbn-^i  (12) 
13  'nn-TinD^'job    tb'-.isn  nbwn  "<:2fn         p.  37. 

ab, 

cf.  8  i^nni"  rrojTa  t^  br  mn-'  n-i:  — cnd 

ir;  ^;yN  'nrbn:  inpb  irrorTo  ü3u:  "'^t'm 

tp^.-'rt  inrn    imn-'  las'  n^w  crtb 

ö  bn:  rc-::'  by  —ex  ^yyo  (14)  rin-TW 

bai  bn:n  "|irn  — ex  — «rm   -."jr-s 


bxTei  -ria  "i-i':,  C  om.  -^^r:.        ^  :'c'e.        '"'  briNn. 


""  om. 

13  "-' 


a  b. 


10    r^ 


y-Cj- 


11  C  a  b 


B    TN 

"   ''~°  om. 

1-  B  -:a-. 


•^rm. 


14 


n3. 


17* 


260     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

(24) 

10  i-ir  rr:  (15)     \'^^2r~  ";;*  [S3T"':]  — ic'^n 


rn-wH^  *:■:■:  — cn  i-^:Nr: 


I-  -   I 


11 


12 


13 


U 


^•''^r^rsn  h^1-^^  -rbsrin  (16)     '.yr.v  ':n  r-r;  -r 

-272  — wN  y::^-z  -j^tj  rDb?r:  rr  (17)     \-zzz 

-in"''?:  -Nw":  n--  ^r--S2-  m-[r]c:'2 

Tcmn  Nbi  (18)  c-w"-'"'!  rrc^:  '=-■•1     ta^xt-n 

c:3wr  --  (19)     :rN— w-'  "d-fi  -rrr'?:-;  *-rc:;  rc^T 

•-'rN  r;'r-;^  "cx     «.nbr:  "jr:  Nb  vb 

I  • :  ib  - --  — i\Nr  inbn:  Nin  bx— i-^ 


p.  38. 


15 


cf.  Deut.      7/? 
II  u.  III.     ^" 


^'zninEC"3b  "jn-.N-  ^:n  -L:':b  nc:  ir^i  (20) 
rz-c  br  —cN  -j'n;"o  bi2:in  'z-,  -n^i  (21) 
b2T  bn:n  "^inn  — ^wS  — 'rr;i  iz-s  bn: 
— CN  .n^-y  bri  'p^',:;-  (22)     :  Nn--'?:  bai  . -Tw'^'j::! 

i.9. 18    :n^:3':;i  -r'r— pi  (28)  '>r:'2?:T  r,^^2-•^•,^  [C  nirni]  ^.riirn^T 


i7 


20 


21 


«-li'D  r^m  (24)  p'-rrn  -r;2     t-n-wr!  r-::i 

■pn-'O  n^bw:  bri     t-vc'^on  --;•  bri  (25) 
TN     :-p-^:  -vN-:;:  [br]  rxi  'hr«  rr:;-:  -rn 

-wST    — -    nST    -■ iü:    PNI    C--    -i<T    i-lN 


22 
23 


nNi  (26) 


— Nn  ^-n-c"^  'pn-D  '-r^c:  yia-i 


•n^^^    •'^-s>—    -•->    V-'^-     •._>.•    (*)'^\       •  9 x^ h '-.'•>•- 


i>.  39. 


in— iin  ^"o'^-rm 


1  . 


om. 


2  "^rrr'rm. 


4  >, — 


^  ü^;^"^." 


13  -'b-. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebrimcTi-samaritanischer  Rezension.     261 

(25) 

24  :'nmnETr725     ;n5  ^'.-z  r'crzz  r-c^  •,r"i  (28) 

25  ^""  -=T  ^''T^'"'  biisn  'cnb  ttt  (29) 

5ö  triESfcn  TT:-!  -rj  -iincnTO"!  (30)   ^nn-  -^rc  ry  — cn 

^7  picrai  (31)     :-■ 'nib  bi::;  -ir  ü-^rn'^r:!     :=':ü2i 

;;:Tis:iri   ^r-;:Di   ^r-7::  r^2i     : ^a-n  r^z 

trtn-ra  ■-— n  -:2r  r-:D  n-^  nitp  ^r  binsi 
28  a-'-^rn  cmncc^b  -:;  ^rn  rbn:  n'KT  (32) 

^:3  L:n^  -^stnb  "^rr^T  C]  rrc:?:  ^■'rn  ::rc;  -^itnb  nc-^:  "jr-^i  (33) 
cf.  ^5     :'nmnE':;?2b  [n-:;:72 

5Ö         rsb'?:):  bs     :iu;3n  -ir  [a'^rn?:'?:]  (orr^rnTcr)  *bi2:i  ■^ni-  (34) 

31  yci.ZL  — i'N  -'N-^  r-n  ^bn  y:;nr;  [-br]  5iy 

«riTnr'c-ri  ^ni'biin  ■'Stm  (35)     :— '^  D-'CC 

"^r^b  'ycna  5i:'  r.Db^Ta  ^^v  ^y-n^i         p.  4o. 
:'cnnE"C":b  ^t-::  ^rn  •^irnb  rTi*:72  p  t^st:  (36) 
5^  -13^72     :2NTO  ra-rs  nc:  bn:  — cn  nbN 

33  ■'ibn  iiincbn  (37)     :r;n*.T7:  in"^-,-^  "iiT^b 

bNT>D"'  ■'nbN  r;in-'     •:  nbn:  -cto  "r:  Nb 
I  • :  Dnb  nm  ^cnd  'nnbna  Nin 

XVI,  1  ir:D  v"^'«^  ^^"-'  '-^   -":  "-''<  ^''Ni  (1)  XIY 

■}i:  p  yairn-'i  ■;r;Dn  --rbN  t:n\s  ibn:  — cn 

2  b'-.ian  (2)     :bN— c^  ■'rnb  n;::':n  r-2X  "ww^-t 

3  'rycrb  rrc":  n^n  n-n-'  nix  ^"cnd  'crbn; 

nL:)2n   ^r-c;   rbn:    rrc?:  -r:    -^r]  (3)  rr^)2T:  •'i:m   rrjTcn 
a-'nbbT     t-jT^^b  (-'ari)  [-a:-?:  r;L:'':n  -^irm 

4  rpv  "ra  T^rj  -a  (-4)     :'aaira  nbn:  -r-  ^'b 
^  ^nbn:  "ir:  xbi  B'^'^eni  ncr:     :r-j':  ^:c 

raiab  a^-r  a«  -^a  y-Na  a-^ibb  pbn 
:  ^°ar:pbi  an^rp^sb  ''an-"c-5'?:T 


^    C    -j-n.  2    (j    .^nr'n.  -    oin 


O     r>tin  **      r*"*" 


«  B  om.  7  Q  -.^.p  Vj5_  s  ^„^  >j  .-..  10  c  -.jj,. 


262     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

(26) 

5  -er  p  n-i"?:  nN  riirr^  nii:  ^Cwss    (5) 


cf.  c.  XV  ff. 


c.  XIX 

V.  40—48. 


c.  XIX 
V.   Iff.;  9. 


cf.  c.  xvrn, 
11  ff. 


C4-i"incc'?2b  rr^^T\''  '^'.'2.  T'^ii-i  b-i;r:  ^n-i    (6)  p.  4i. 
n7r  rNr7:i  (8)     :r-i:3  f'  niiip^o  :r.NE  "nn    (7) 
r;rj^-i  rNs?2T  (9)     :*pywo  i:n  ^^^''2  B]  ribr,:  bi25 
bina  !-;:is2J:  tns^ot  (10)     jü-'-iit?:  bin^i  -imion 
•:  n-'-i^'i  oin"     :L:r:"':n  ts  r\'jji2  nbn; 

: 'nmnc'i'rb  -jn  'rn  i-rcrh  biisn  '-^t  (11) 
rn-iNn  r—p  ^ry  nNsb  srbr;:  -"n 
•:  -"^-.r  bs  nxi  -(Tinn  2-,--'  ^-^n  -i-cn 

nrnncc^rb  ■]i3'72a  ■':n  n^Diob  b-nsn  -«stit  (12) 
nNEWT  (13)     :rnirf  ^:n  riL:':  rbn:  -i:-!p  ri<s^2 

min^  -:n  rrcz  nb-:  nriü:  rwsr:i  (14) 
[-^  C]  bsi  raw  "iNm     in-i-is'  bs  tni  riTJ'n 

•:  "TT! 

tcmns'i-'rb  c-":':^  ■'ra  r;::wb  b'iisr;  '^n-'T  (15) 
in7:ip7:  n^-y  br  nNi  oin-^  n?onp  rxc?: 

*nbn:  rirTs-^m  (16)     :*t  -rn  r;^:':  nbnrT 

nü'73  r.bn:  nr-Eüci     irmrr'  -;n  rr^->2 

t-n  n^:^  ",-  -:a  -'^12  nNcrn  (17)     tciCwS  ':n 

T\•.^l:l•^  (18)    :d:':n  [C  -^rn]  r;-^7:  nbn:  n^onpn 

■^nn     :r;T^-^  "^rn  nbn:]  nrirm  c-'-ien  ^;:2  t\z.12  ^nbn; 
r;:373  nbn:[i]  [ari^rn  ^:n  nbn: 

onn^  im  "ii-in  cs^n  (19)     :r!7o-'T  TOanp  oraNn  '-,-!  ^:3 


p.  42 


1    f 


C  om.         2  B  ora.         ^   tnüT'.         ■*  B  om,   C'   nachgetragen. 
^       °  B  om.  "   B  om.,   C    nachgetragen. 

vv.  17 — 18  gehi'iren   wohl   ursprünglich   zu  v.   II,    .Dan''    wo   alle 
Details  ausgelassen   und  hier  an   dieser  Stelle  angebracht   sind. 


Gaster,  Das  Buch  Jo^ua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     263 

(27) 

cmnEC^Db  D^-i2N  "':n  ri::?:":!  ^b-n5  ^rr'i  (20) 

n'^73i:3  bi35^o  ■jn^-'n  bn;  rrnp  tnsw 

r!7r  nNS73i  (21)     :  rTc:7D  i:a  nu^o  bin;  ny 

nNC72i  (22)     :in  "ra  n-j?;  biij  [-r]  (br)  nbTon  D" 

n::'':  nbn:"i  *,-  ■'^n  r;::?^  nbnD  r!:7:T 

Lin^y  ■'xn  nbns  rt:ii::T  (23)     •.c^-'a^rn  -:2 

T^yn  CDC  T'y  b-n:ir:  n-'ai  (24)     jnc":  -^rs 

t  • :  sn^ny  bD  tni  "p-i^^'c; 

rNE7:  n-:;ro  "irn  rT::":  ^s:nb  b-'isn  tt^t  (25)  p-  43. 

«a-'-E.s  ^:n  r!:;73  bia:i  *pn  "i-n^n  bn:  ^;72^p 

n?:-'  rNcri  ;i'iD'::"^i  "^rn  tnü72  bi25  "pm 

nbn:  n:72^n  nNS7:i  (26)     ^570-2^!  in  ny  c-^n 

nbn:  nriE:^  n.sr73i  (27)    :n-'"iEN  ■'zn  :^l:72 

2^:n  n::272  nbn:T  ^"piaT  ■'rn  r!::72 

^^rbn^T  oi-i-cp  n"^:73  ■'in  i-iy7:i  (28)     :id'0'^^ 

I  • :  an-'iy  bD  nNT  "^im 

^DmnE;y7ob  'la'.ü'c''  "^rn  rT072b  b-nar:  •'h-'t  (29) 
bms  "pa  •(Ttt:  bn;  n7onp  rND73 
■'rn  n:373  bms  'p^i  '^i^«:'«  "^sn  r;ü73 

o  o 

*")biaT  "^ra  n::':  bin:.  rr^-'T   ^"ibmi 
nnci:  nNs73  (30)     :r;\:;:72  -^la  r!::7:  biaai 

o 

n373in  [nNsToi]  (nN73i)  •'[C  -':;:73  -^ri]   s-::^:  v^nj 
ribnnT  -^rn  ['"^"3]  bin:o  ^nc:72  •'ra  T'cn  biza 

^:'inb:>  -i-'n  r,y.-^:,  T^y  b^ian  httot  (31) 

•:  V31  o-^:t 

'cmnEC7:b  "ibinT  "^ra  ni^Tob  b-nsn  ••n-'T  (32) 

^  -:ir;.  2  ^^^  3  q  p-^briyT  rr^-xo^p.  *  '~°  B  om. 

hier  in  A  eine  kleine  Lücke  offen  gelassen.  "       "   B   om. 


c.  xrx, 

V.  24fif. 


c.  XIX 
V.  32  ff. 


264      Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

(28) 

raz'2-)  ^iD-^inr:  c^i   o■j^^^^!  bn:  riizi-p  Duzr^  (33)  p-  44. 
^rtü'n  [nbn:]  J-;:iE:it  rNs?:T  ;in5?:n  Di  irn"» 
n;win  nNSTST  (34)    t^'w'«  ^rs  rtt:-?:!  r.^bnz:  -»rn 

I  • :  ni^y  bD  TN-  c-at:  ib-na  ^^y  -jt^t  (35) 

nmnE"::'ab  icn  im  rT:2?2b  b'msn  inii  (36) 

[;:N7om  ;;-ni:i  -^-p'iii:  nrrn  nNc^ri]  ;;nb'j:r:  c  rw  tnew 
nbn:  rrnnp  rNDW[i]  (37) 

•z-i  B]   [;:n7:r,:;  i-ir]^rt:iEi:  nNST:!  (38)  -brs:   -rn  n^w 
nt:7D  nbn:  [n;iEi:  -nNs^o 

jtl:')2  nbn:  rr^sip  nNE7:i  (39)  ->ibiaT  12:3 

I  • :  "bnc:  i^n 

jinr:  1-ii'  ibnt:  1:2  rr^'^rb  (b)b^v^r,  •''n^i  (40) 

rNE'7:i  (41)     :4^'n  -^rn  Ji::'?2  rbn:  n-^rip  tne-js 

i:n  i"iy  ■,'ai  (42)     :"]binT  [^rn]  ri::'a  nbn:  rt:'?3in 

I  • :  nni-iy  bs  nNT  v::npT  ^'-.Di:(i)  ^bnc: 


''c.''^xiii.^^  cf.  XX,  V.  2  -i^üN  oi^i'rt  \übu5  nN  i:bp72r!  i-iy  'nr:  mbNT  (43)  p.  45. 

iisrn  hiy]  (i^ir)  'cm  (44)    trrnTfT:  •,'Tiib  ^ny?: 

nbn:n  nrba  -i^yi  ^"imNi  -:2  ntiTo  nbn:n 

^i:n  ;!::•?:  nbn:^  ibis  ^i^r  (45)     :"!^  i:n  t-!ü72 

cf.  V.  7  Qi-iyn  u:b'>2:  nNi  (46)     ii^-oiiz  ::nb  i^Tn 

nbn:3  vo:np  ^iy  ^:cnTOu:  nbNi  ■)y:D  y-iNn 

nbn:3  -ȟTtprt  a^"::  ^brc:  '^:2  rf^i2 

nbn:n  -p-iian  i^r  ci^etn  ^1:2  n::?: 

I  -irrnni  1:2  r-r^i2 


cf.  j.  L.    XX77  1 


■•^      ^^'^T      ^ 


:t   rD5 


I '-    ) 


3  i'UJini  N-ipii  (1)  XT 


1:2  ^'üau:  i^rfibi  ^ns  *:2i  ^piNi 
br  PN  'cn^'?:o  cpn  cn^bN  -i?:«""!  (2)     •.rri?:'': 


^   B  om.,   C    nachgetragen. 


C  n^sr:^ 


'^    "li^T. 


om. 


om. 


6  c  nu?:. 


V.  39   wohl  Dittograjihie  von    v.  37. 


f.  ^  ü  >^ «  ^ 

t^  V,   rv  'f'   1^  >    ^ 


'  0 


^ 


tPv   (R 


^     » 


*       »f^-lfv    ""«1 


0     \/. 


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11     a      •• 


tP    t,    rv    JC  *'   V    »     '• 


'•  *'  i-  • 

tf^  <  1^  u  i, -3  .  r,  tiv 


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Q 


■* 
•* 


CO 


TS 

o 


266     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

(30) 

^^^r^  (4)  '.'crT^rn::-  'ün  c^r'r:-  [-p]  "iTO-'pn 
:nsD72  7n:2  :nN^:  -v  m  [-:r;^:]  cniNn^i 
•p:  "2  r'win-  bs  n^>N  nnr?:  -3-'>r  nnr"    (5) 

y'::M-r  bs  m:.sr;  rs  inb'^j-'i  (6)     tCc^sbr-) 
j.  L.  XXVII.  ^-cjx  Tr^^  bN  n^n  O'^T-'is-r;  bx  I7,:  -,n 

[:Nir:  rr/SD]      -inn  -mri^ 
[nx]  ^"»bN  D^[y]-!in7:-  Tnvr>  TwSt:    (7) 
:nb'v::n  'f^bz'i  -p:  -p  r-^itr« 

''^■v°'i-8^^'  '-^  "■'"'^     =^:r;rw\  hd?:  n'-x  'o  -1:^-°     (8) 

■^ri  (9)  ^irmrb?:m  i:-';::"ij«2  -^f^cr  "-iCN 
lin^o    am  (10)     :']b7:  a'Ujb^ri  r;':j'?2n  'r-^ar! 

"i  Y^?Dn  o-nE2£  p  pbn         i  (11) 

'jb?:  «nTO^-^         ^bw    (14) 

Y--:     [-pb;;-]  (--p-i^n)         ^b^o    (15) 
"^b?:  ^-ai  Y'^D   (16) 

^^b'^  (19)  4ab-i;'  Y-'^i]  nrisb  ^-iiz    (18) 

^273  (20)  ^rrrib  ^b^s 

^b?2  (21)  o^.sn  ibi2 

-;b':  (22)  .-i-^'b  -jb'^ 

'^b?^  (23)  --i::n  ■;b72 

"|b7o  (24)  ^:]'::dn  '^b?: 

^573  (25)  ^■n573  Y'""^ 

'-b72  (26)  nr:p^  -;b'2 

b  -m  -r: 

bsb  Q'ii  -b"    (27) 

^  °~°  B  om.       '^  -nnD.       ^  °'°  om.       '  '^"°  pT  i:72y  mny  n?:. 
^  -b733  pi.  «  V.  13 — 20  '•^'ß^.  '  om.  ^  C  UJB". 


^"i^-i72 

X7/,  i> 

r.^:.'- 

10 

r»]T"nn 

11 

v>n^Db 

12 

0^75 

13 

r>TT5 

14.15 

o"'*-' 

16 

omp73 

17 

,im3n 

18 

*^p^N 

19 

rt**~73 

20 

^■1T-73':j 

21 

^"]:yn 

22  [-^jnp]  {r:n-p) 

b73nDb 

23 

"iin  ^r.DS 

b; 

Tafel  II. 


4 


'^•jlf'^mif^'  /h'M^^f^'Jrf^S'ifJ!:'*J^^Ji'^' 
'^'pf^r  ■//'■r'mj  li/fff^^^^  f  f»'  ^ '^:J'0 


^         -    ^r 


Cod.  A  f.   30   =  Ch.   XVr,   3—27. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension.     267 

(31) 

2p3^^T  'nni'iy  PN  ipTo^m  (28)  rtit-^n  ^bi3 

a^'::-'n  i::ri  rtnrn  (29)     ^/Qj-i^^p-j^  ^^  p^^ 

a-'Nn  i:n:N  ^d  in  (30)    :']W3  'nrwp;  npsb 

^bD-'n  n?:[^]pr;  iujn  D-'t'^^^nn  bTO  n-^:7o 

a 

^nirm  (31)     t^^nbx  mr;-'  rx  -n^b  ^r^y 

^-iu:n  riTi  y^h^  Niias  n-'^o'^  rrijb^ 

•i'^'^bN  "inn- 

lü^N  Dy  TNT  n-:5NrT  nna^s  nN  inb'^zj^i  (1)  XYII 
nN  in^  8p  ^pj^  ^^2:^T  [bauj]  (oa-a)  byn  [tq:] 

T7ow^T  (2)     :bN-u:^  "b^o  yujir;'^  T^n  n-SNn 

y^ini  bN  Nn^T  Y^"""!     j'nn-^im  bs<  c^Nn 

•ohiz  NOD  by  n'5^  ^  1-^2:73^1  (3)     :ii:  -p 

",»n^i  (4)  ^*^rby  Ni^b  li:  i:?:73  ib  np^T 

■jn^i  (5)  [1:7373  ino:i  yiunn-^  --^  by  ipn] 

■)73  [■'Tuon  Dr  Niri  "n^^N]  -^ü^n  ai-^n  rbx  Nin^i  \^•bv  Niab]  i^  ib 

-|73  DT'  a-'yniNT  n;73u:  n-'n  i-[i]-2073i    (6) 

^*nnN  mn-'  ^^-^^t  iu3N  n""73Ti  T["^]'a73n 

anN  i2Db  bx-iuj"'  "^sn  173?  -s 

rujir:^  np^i  (7)    [•:]n'::73  nny  ^^t^  ^^by  niu:  bs         p.  49. 

i'inN  ^6it-p-,T  o-^Nri  T'73  nrD7:r!  rx 

nN  -i73iz:b  iJS-^i  IS  -i'CJN  bD  nwS  ri^i 

•^iis  inn\z:"'i  (8)     :nP373n  Na-;:  'j-^Nn 

i[5]n^i  "^y^n-«::!-:  nnuin  rx  bxic^ 

"'y^'CJi  nnujn  nn73a  mya;::-  an  pn 

aab  1r'^^  rTn7:ca  ^*^r!Tr; 

11  by  mni  [mi:]  '-'::wNa 

:^''T!ny    ^'1373 


1  -nPn.  2  B  nnan,  C  -awNi.  ^  c  D73ip73.  ^  B  a  b, 
C  ']:a"c73  i^by.  ^  ß  om.,  C  -ipm.  '^  -in«.  '  iz^v.  *  in. 
»  IN-.        10  °~°  om.        11  B  yn^a,  C  yacn.        1-  B  in5073  ^'::wS. 

1^  B   om.       1^  om.       ^^   B   om.       i''   Nnpi.        ^'   HP^.        ^'^  ""^   dafür 

B  u.  C:  n\d:t  o'N-  -i73;2:b  i^^t  ^y  'p  in-^oam  in  n73  bs  y-i^i 
i:'un  an-'  ny  aPD73n  nipoNi  :n:i33  la  i»«  y^üirr»  "i^an  ^a  apa73n 
i.-^n-'T  :5nr;T  p-'y-^a^n  paon  p-in73.       ^^  ab. 


cf.  Jos. 
I,  17.  18. 


268      Gaster,  Das  Buch  Josua  in  Tiebräisch-samaritanischer  Rezension. 

(32) 

[-i"'2iTi^]  ^y::-  cm  -piin  -i:  "n  roirr^  ns-a-'i  (9) 
^rnrncr:  :.n  in'72  Nin  TiTN  yi2cr:  ^Ta 
53  TN!  c;'n  'CNn  bD  nx  :]ON*^i  rh'::^-\  (10) 

bip  r'cjirri  rx  i:;'^i  (12)     :"p  br  "?:;•  ^n«  titcnp 
r!'"wr:[i]  i'^::^:  ir-^b«  n72Nn  -i":;n  br  ^nnx 

I  • :  ']-'Eb  -^-i?::  Nb 


bN  n3r::n  nn^?:  ru;ini  nnoii  (13) 
N-ip-'i  (14)     nnN  "T^yN  c^rb^rri  bNi     :-j3ro  ^''''^n 
■:2  -j^o  ^üN-i  bri  [B  mrn]  ":pT  b:  "^nNa  inN 
•:[--:s  -^rrii-i  B]  m  inns  [tcn]  ütt  (15)     :bi<T:j-' 
J-L.  XXIX.  mmi  (2)     :o^bTi;n  bi-:^  n-n^  c-v^a  (1)  XVIII 

;D'^-n::rr:  c^yair;  ns'?:  (3)     :nr:innr; 

y-£?:  (5)  amn^m  n^rT^tn  -dn?:  (4)  (^.-50  hat  a 

_  Schreiber 

'.n'^^nn  r-^w:  (7)    ts-^Ticrrt  'c:r*c  (o)    :B''rcN:n        falsch  ais 

paginiert,  v 

inrinn     :^r^p;n  iv  (9)     :  n^n^Ton  -ht:  (8)  '^^lem'Tr':!. 

korrigierer 

TL:b":;[i]  (11)     :s-^:T^brn  5:i"b72  N-m  (10)     :r;-j-i::: 
If'D^t*  inyilT  ^rnn  (13)     '.a^rN-^ir;  iN-^nCi]  (12)     :c'::;b':jn 

09    07    oc 

"'    '    ■  "^i-ia  (15)     :r;:iy?2  -^pin;::  in";N:ii[-!]  (14)     tcbny 

I  • :  nbirb  tc-::  '^iiai  Nnn 

-,-!;•  -p  -p:  p  ycm-'  ■'rN  ^p  ihn  (16) 

^b7:  -':;n     ::]c:"^  p  d-^-en  p  nbnr::  p 

n-N[-]2:t-;  'iTin  nr:bn  (17)     :  D"''-.!:'':  y:N  bs  by 

ni  by  mn"^  ncr  ncN  üT'ry  p  nc?3 

tn'^bns  c^r^r:!  r-n-wX  c-ijc"^  yiNn 

bsT:;-'  ^-i:  17:5'  pn  [:'c-:;':]  (nc")  w\[-]i:vi  (18) 


o — o 


om.         -  B  om.         ^  B  Ln^:nT2,   C  korrigiert.         '   bbrnN. 
5  m-.         "  om.         "  -inn.         »  3  -^^^^         y  .;^^  ij-. 


II 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension.     269 

(33) 

bNTJJ"'  "^rn  173^  -^HNnii  (19)     xz^'-  hy  n-"  ri< 
^n7oin  'nrib  a-^'j^m  (20)     tnirn-'n  wr-s  "^irn 
bs'T^u^  "^rn  isit'^T  (21)     :  cbNTo-:;'?:!  'n:["']':r3         p- 52. 

.a  b, 

n-^-ii:?D  Y^'^  n;-i2i  (22)     *:n5:2  D^7Dir^  er!  •,■50 

:n^'73[n]nm  Db':jn  ^'ny  [byi]  (bsi)  -hv  [•'^]  (bD)  ly-r  r^n^i  (23) 
D3°by  ^^nb'c:  Nb     :ri-:i7:m  nbbpn  ^cdV-^t 

Dil  a-'^bo  lim  -^bx  iNan  -s  cmf-  (1)  XIX 

nn'^15'1"  bi£N  *bx  ^iNsn  -^3  ani?:NT 

TN  "larx  T,üwS  N"n?o  iibN  mp73  [bs]     ;bs  r-^a 

[wx]in  ^D    T^rn-ip  TN  in  3^ip:T  ■i'^by  ^r;bN 

mp73    ;r;r3T25m  nbnrn  nn  (2)     -im^-inn  ^ri 

1-     :T;bN  n^a     :c"'-ci"nn  cobp'jo     JO-^oipr! 

'arr-i-i  Nibn  (8)     :ira'^b  yai^     nnbn: 

i^-'^ün  ibain  Nb  a-^'^ünpn  aip?:  n-  ■'D 

■n^oyn  «bi  ^rbN  iN-in  Nbi  ^ib 

Y-N  ^o-'d:«  a-''?:^  9r:u:b'j  -iiya  (4)    :rby 

''73y  i\üN  bisn^D'i  bnp  r;:n7Dn  (5)    taa-^bx         p- 53- 

nroy^o  brn  ir^nbN  rnrri  by  a-^n^n 

-i:^i:fi  [B  ba]  tn  imN-i^n-'b  i^a-^ii::?:  (6) 

irb-'i:-'  y-nb  bD73  Nin  "^a 

nraibs-i  ^^-n^T:  baioi 

nsy^cr  pii:73  ba^oT  (7) 

i3"'"iJS"'  m^n-L:i  ^^aa-i:-^  [in]  (p^)  ri^  Nin  ■'a  (8) 
Deut.  4,28.  "jiNTi  j<b  "i":;«     ta-^-ia:  a-'libwsb  a^-innc:  ^"arN 

{■jinn'^  Nb-  ^'pbaN^  xbi  «"iirToo"»  Nbn 
:n7oiNi3  lyn*'  «bi 

^  ixm.        *  pb  nnn.        •'  C  om.        '»ab.        5  Uj.^  -p^nV^T 
ina^'^oy  bD.  «  C  add.:  n73n-i  Nbi.  '  rr^-ni«  bt^  bwS  •pa-'b?. 

**  add.:  NnT2  "jibwX  aip"?:.  ^  n^ab-::.  ^°  ^r^s.         i'  —i-^:::?:. 


12. 


15. 


270     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samarüanischer  Rezension. 

(34) 

Vn  [Nnn]  -r  i-rb  ib  c■'^^^c:  i:r;:Ni  (9) 

j.  L.  XXX.  n-'inN    :c^r;rN2  v-^':  n^  ^-nsprn  "»ryw 

npy  h'z'!2^    nrpnTi  -lai  bra  Nim  (10)    mnb-n 
I    • :  inN^  mb-i2J  erb  -pNi     :  irr-^ujr 

::r-'!3  ■>'nm  br  ri<  b^-i-:;-^  ';=  [bnp]  iriro)  tn  (1)  XX 

•]i:  -p  roirr^  r:N-ip  T^üi«  rNTn  rr-^Nr:  p-  w- 

«i^73N-^i     :inN  bip  [ayn  bo]  irr-in  (2)     :L:r;'':TNn 

t'-*!)  ^12  bbnr^  (4)     t-ji'T^:  ^':n  r:  bbnr.^  (3) 
bDn'  -«^o  ^bbnn^  (5)     :[-in2b2]  {-^v-^r.-z)  n^^ann 
n:*^':;'«-!  nN  'riTo-n  (6)  ^"^NbEn  -^-rn 
nr^niri  0)nN  'ris'^^wSi  (8)     :i:-a:;b  pn  'rptm  (7) 
nN  "jTir-i     n:-i:[n]n2T  n^?  'nbn^Ni  (9) 
:nSn  ^-^b::::     n:-Nr*y  tn  'maN  (10)     x-r.'^i'D. 
I   •:-'iE  nN  i-i")3:  Nbi     :']b-,pb  "n:N  a-^rw^ü  (11) 

inbc  — >rN  "CJ^N'b  inrr::  rN  voi--^  '^p^-i  (12) 

ir'nb     :5>-iwm     tibn  '-jn:  bna:  Nim  '^b-'i  (13) 

bN— ,2:"^  -^rab  inN^'?:  nbis  m:n72 

m3-::i     :'cn-';n?2  tni  «cmim  [B  br]  pnt 

Nn^T  (14)    :nr[i]N:22:  br  tnt  ^anrbn 

2P5'a  TN  cnb  in-'T  (15)     :ibr:  b^N  imy  b« 

TN  'nnb  ^.co'T  (16)     tb^-AT"^  ^rn  n-i:;N 

:r:''rn  n^-i  -iüjni     tr?;'-::  -i'Ijn  c-^-imr;  ba 

][i]'::b3  rn-^  "pis:  'O'Nb  ']m;ö  Y^?::!  N^ip-'T  (17) 

^rib:2  Nb  nr  (18)  [cnb]  (cnb  b^)  -2--t     :nr;b  -rc-^T 

:rNTn  ni^Nn  nr^';:  tn  -'niptot: 


«  B  cnb-.         "  -;-a:.        **  '^'  B  bbsni^  -(N  nr.        '■'  B  n^p^o  -,73. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  TiebräiscJi-samaritaniscTier  Rezension.     271 

(35) 

i'-xx-'fii-  iDS^i  c-n  npys  ^n^m  n(i)bna  ■;:-!  -rj 

n'i73N'iT  (19)     :'c!T^n2:3  nN  irnp-'n     npr^r^i 

ribns  u:n:2     :i:b  'nv^jy  Hnt  r;72  "^nr:?  bx 

D'^^b'ar^  p  "^mia  hn-i  tni  (20)     nrnib-vün 

tJT'^T  (□■')ribNr;  c-^'^j^^'^^r!  nN  DrT':n'7:T 

TOr  TNT  'p:  p  ^'^Jirr»  ^:c72  -!'n72 

D^Toü^nn  b^  TN  N-ipii  nb^D^T  (21)     :bN-i\r-^  ■'ra 

„      a  b 

HT  br  i-i73wsn  r;7o  "^nr^D  'crr^bN  ^-„^j^,.  (22) 
^;^-nW£:  ^nin  ni  i::['i]b-:;r!  ^on  ^mn 
TN'a  iria-^HN  nr:;^'  nx  ii-i^t  xbi 

mmi^m  nTiETOn  p  ■^r^ijy  ^U3wx  bD  riNi 

']mu)  5pN    :  a^irui'-inri  irr^i  (23)     :mNbE:m 

bxi  mir^-in  iris  ^ün  n-^Db^^r;  ^nNT 

riTTi';  "ION  D'^uJi'Tori  r.N  in'it  iNi^n 

"iTONm  (24)     '.^rz-j  bNiuj^  '':s  bsbi  r^Jirr^b 

y-iyn  bNi  N-i-^n  bN     :-^;n  ^nrnb  ^nro  cn  p.  56. 

riN'nT  (25)     :iid  -p  y^irr^T  bN"i-:5"'  -^rn  ■^rc'jo 

■n:3N^->  'irr;:!  -^d    :[-7:lS]  (^Toy)  s■j^b  n-vijyn  r:73 

•:iTEnn  b^i  ^intt  b^  da-^rcb     :'BbD 

..xxxm.  bws^-c-'  ^:n  ^bri:  ^nn  -[i:  p  y;::in^T  (1)  XXI 

TN!  (2)     :n7:nb?2b  u:\n  qbx  T^yy  c^ro 

m-iüim  [;i:nprT  -^bDi]     jNinib  pDM  nTS'bN  p  cnr-^D 

b^T  ']nri:5  by  -iNait-^i  (3)  n^n  nri-nn 

iNn-^i  isb-'T  TCi*io  a-[D]Owx:n  c^Db7:n 

^  B  nn-iriNi,  C  ^n-^m.  ^  ^  b.  3  ^,2j^^_  i  B  ^^ 

'"  C  -rr^.        e  inN  ^ü:n.        '  nx  '-:a  bx.        ^  -pa.        »  bD  7:. 


J.  L.  XXXIV. 


7:Exod.32,12. 
8:  Deut.  3,24. 
9:  =  7 
10:  Ex.  32, 13. 


J.  L.  XXXV. 


J.  L.  XXXVI. 


272     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-saviaritanischer  Rezension. 

(36) 

N^n'r;  ü^p':":!  iNn  rrbn  (4)     :]TC"'p  iibxb 
'2ri'::nbn  n-^'c:":  C''?o::nnr!  cnb  -•:;:• 

bN-i-c-'  ^w^rwS  TJ-^  Nbi  (5)  NiWrt  sipws  ■^?:r 
[C  NbT   :-jib  mn  -72  -y-r']  Nb[n]  ■(TO-'p  -pb^n  n-'-i-.CN  cm  xbN 

r'::in"'  tjot  tn  (6)     s^wNinbi  rNs:b  ibr' 

^nrb-^i:"'  -y     :bN-i;:;-'  "^ribN  -mrr'b  bbcn-'T 

x'iiz'j  T-TN  crn  bsT  «in  nrnitn  rN773 

:-;i:3'b  nr-ir;  br  nnrnn  ^En  "iTin^o  mu:]  mm  ^:-;n  '^?:n"'1  (7) 

nN-inb  'nbnn  nnN  [mm  "^rnN  (8) 

r;p-nr:  "]t  tni  Y'^"'^  *nN(i)     t-j-iny  tn  p.  57. 

n-ar-'  Tw'N  yiNm  c^'r^ja  bN  173  -icn 

cnrm  [-En]  "i-nmo  nr^  (9)     t^-nmnsDT  X'^"^-- 

pnsfb  «rn'inNb  -.idt  (10)     .yz'jh  m-in  br 

:-n  'cnb  'r:^'n":j:  ncN  -)1^ny  npr^bi 

m^7:bi     :"i2-N  ^^iDv  '^n  mp-^nsrbi  (11) 

tC'^'iiDN  nn:?  "in  ^hn'i  (12)    :-n'3  'ps:  c^-rr  ^3 

rcin^  bc^i  (IB)     ;i:i73U373b  -jNb?:  i;b  nb-ci 

-172'y'm  '^bm  '"rDb  rr'zy  nr-«  r::m 

:2nD-^-  ;'oim  -imrn  (14)     tri^  ■":: 

^7:^'^!  -'-i'i  -jn  nn:b  r;^:iN  nr37: 

^'2r\^'ß  TN  '^N-ip':^  [r:*b]  (-rb)  na:  ^-^ra  [-n]  (15)  "ib 

^""pn72  [C'  n-^^n  -jm     ;']n:\r  "d  'yp-'N  i^^l  '■^"''~  '"  ^'~ 
•.-i^b^-i  br  i^-'7:'y 


:irrN  yi  "p  -■:;'    n-'T!  ",m 
:"i:ibN  ^'-70  ^-^5!^  'n"''^n  ",m 
Nic^  ^:n  "iTN  ^^bD  PNI  •'rx  -^-d  ^'^y•',^  (16) 


1  B  :NiDNbi. 


p^Tsrn. 


^  --m  5wS.       •'  T:»-. 


^  PN. 
"  B  -wn:t. 


3  C  -2^nN  ip  HwN.  1"  "P""'--  "  B  mp.  , 

^'^  B  om.,  C  nachgetragen.     '^  B  om.,  C  nachgetragen. 


8  rrs-n. 

^1  14  :  7^  ■ 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  Tiebräisch-samaritanischer  Rezension.     273 

(37) 

r^uirr«  cc^t  (17)     :p?3^p  "VrNn  br-n  •)■:  m-^p 

[-■«biün]  (:«''b':;n)  r:p  "r^rb  r:.":jr:  r:ii3i  (18)     '.'op^\^ 

'yn^'t-  riN  Nn^T  (19)     :nn:  p^nn  m:.N-  2»n-'a  rN  p- 58. 

N":;^i  (20)     :i3  TwN  n-^'in-r;  bs  rj<  N-ip^T  inrcii 

[rrnlTia  po  E">ü^t     : ■.Tnb'a":)  3?-ip-i  -jz^t  nbip  tn 

oL~--]"3  -i'7:^5"'i  (21)    :  -^'2  -V  TrriZ-i    :  r;bn5  riprs:  prsc-^T 

i^iy]  ^;ü:n  bD  TN  ly^^^ü^T  (22)    r-^r  -^rn  [C  r;N]   ^ri-n^^ 
':o  [":;:n  bD  nN  iy72'C3"'T 

bD  TN  i^bN  lECS-^T  (23)     :'-::';:r!  -^^irii  r^rcriT^ 

Nb  nb-:.  npri:  "i^'n     :r;':nb-:-  "^"«rrN 

nn;  cn-'bN  -7:n-^i  (24)     ibN-r^r-n  'rr-iz  n-^n 

'ü-i-^iSN  abs  TOS?  t:;n  [wxnirm]  (nn^im)  rujirr^ 

■jTü-'p  -,-bj<n     jbT-in  m-i^p  nrn-,:;  "|:n2 

:^:2-;r;  pn  nn:  it:  Nnirr;  ■'o:n  rjiz-X)  tni  (25) 

"pbN  [-y  ii^rrj]  yiN  bN  -iNn-'T  irb^i  Tinf:^i  nTn 

-b'^n  er  nb-n  r.'-izr-hn  ^rsr-i-;  (26)    :[r;]^rT':n  -r-'P 

nn3  ;i;bn'^i  (27)     n'oy  tcn  a'^Db7:r;  ZiV\  fnv^ 

n-'n  ■'cb  CD""!  wr  bs  tiNt  ^-nr::  nx  p.  59. 

-iTybN  -p  Dn:^3  ^bx  '-i'7:w\-'t     tnz:  ^s-ip-'T  (28) 

bx-i^r:  m-i-^p  nx  lo-n-^n  ünn  nrprr^i  (29) 

"irr^T  (30)     :o^N  'cr:^:  npsr  xb     tcib-^ua  i7:r  — :;n 

s-i\DN  bs  PNI  '^nvo  PwS  fi^inn  cm  ---" 

•:bN-!\üt  n^a  -,'7:y 

cf.  XXIII,  V.  i     n-'zn   -i-inN     tc^n-n   n*'?:-^   yp^:   ^n^T   (Ij    XXII 
^  IT.  2  B  om.    C'  nachgetragen.  '^  nar"'!.         *   C  r\::in'^ 

^  'j-pr\^.        »  -::wsn3.         '^  om. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  18 


274     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanisclier  Rezension. 

(38) 

"-:  '-2  vc-rr^  (2)     :n^2D?2  arfn^N  0273 

c.  XXIV,  1  b-D  TN  r^iri-i  riDNii  (3)  c^r^  sn  ^'-pT 

■^rVf  -=*-  N-p'i  (4)  -n723"0  bN-io-'  [':=]  -i:!-:; 

z'-,i2-  7N  T^rwS  V::y"'i  (5)     :'ün^— cic"';! 

-S''  'zrwS     :-ii:  •-  v::'--  z-'bx  ^-^s^-  (6)    p- e«- 

cf.  5«        [-CN]  Vr  TN  zr:'-;^  crs-  (7)     :=3^:[i2-:  fr'-i  r70 
cf.  6"'  TN  j<'::wvi  (8)     :':=t  n---  --:• 

«rrin:;:  r-nvn-:  nr^ir\r,  -'iii  or;72nb7om 
:  ncn'2  q-c  C"  [C  -^:]  r.x  ---^rm   ^--'r-;  cn^7:21 
c.  XX/F  V.  i5  'crr;"  nd  -res  -pN-  TwS  ^^^"^  -p-^-j  (9) 

:nr;2  •'^n^-viT-     :ür->:2  Nr  -'CwS  Z'~^J~^     :-2 

ü  DD^nbN  ~^-'  PwS  -.x^-'  nrr'T  (10)     :  i'rrx 

15  y•^  ENI  (11)     n-zr     :zz-r:rwS  n^r;-  r.x  =n  -: 

Cz^nbN  rrrr  tn  -zrb  [z2-:-;-z]  (cz'rz'':) 

mn"  nN  zn     :-jT;zyp  [-:]  (-•:)  Z"-  zzb  --nz 

/  ^  /  - 

:Z(;  i:b  [nb^b-]  (nb^bn)  io^':n't  zr-  bz  'J-jy^n  (12)         I 


1  ■"  yjirr'  ip;  'z  -n-.       -  B  om.      '^    "    «cyn.    •  ^  C  -bxT. 
5  -^b,   C   korrigiert.  "   ("   "irTr.  "   R    ^"i-Z-.  *»  "nm. 

'■>  B  iry^T.        10  B  in::-. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     21b 

(39) 

21  ^Nin  ^D    :-i;':  irnbN  mn-'  "d  (13)    ::"ir:N 

^^  yTüiri^  ^72N^T  (14)     -MrmnN  ^ribNT  irnbi< 

'cn^.na  cnN  -^d     :'23a  ::p'n  [ü-^ty]  (a-'nny)  nr-  bN 

:a"^iy  i^^oN-iT  (15)     ^:-ir'N  nnrb  r^irr  m  'czb 

<85  [Njin-  nv2  nyb  n^^^     t^iis  p  y■01'r^''  ^\nz^^  (16) 

n73b-'-i  b'x  n^i  c^n:;  'i^(b)  nnn^o  [x-^n]  TvTN 

5ö  :^sDn  ribsn  Bi-imn  nx  nnD^i  (17)     :-JS'::7:n  nod 

^zn-'bN  "iTONr     fib  -im  cm--  bN  irn-^i 

nnpiT     nn'wS  'nn'i73'vaT  ntn  ^-ison  tn  -npb 

nb-^Nn  rnn  '^3",^  n"'2''p"'T  ribiis  px 

:mn^  [\r-)p7:]  (^np)  aip^  D^T"''n:i  "nti  -riD^n  ^":;n 

27  PNTn  pwsr:  -:-     :  arn  bx  yiüirr^  ^7:n^t  (19)  p-  62. 

n-n  n3T73  'cc:  ■ji^i  (20)     tmrb  im  rrnn 

i3^-ip"^i  "jN^n  ^D  inN  b^N  r,p^i  in- 

bx-io-'  ■'rn  nr-iD  ^U5i<  'rirrt  r-"i:2n  by 

■i:  -3  r'":;in"^  ^nn  p  nnNi  (21)     -iTOy 

bNT::"'  "rn  ■'N^r:  p  n-^'o:  -lay  n^ro 

biis  cn^br  ^Y'^''^^'^  (22)     :::n->rb  -;r;N  cn 

cip^on     ;";!-;rn  pnN  p  '^T^bs  'c  br 

r^^r;^  ■'rsb     :bN  n^s  a^T^"i."  ^n  "irn*:" 

TC>j  C'sb  Cj    •ibNnuj'^  ':n  br  m3b72r!  [b-n:.]  bi2;  Ni:'i 
[sbNT^D"'  ^:2  br  ia^b?:^T  nnn^  üinwo  nbs  ^nN  p  bxrn: 

29  y^ir^-'  r-':'!     tnbwxrt  a-'^mrt  -r^N  ^'n  (23) 

;a'^:\:j  Tv^yi  hnid  p  mn^  nny  "p:  p 
50  bTC  wsm  ION  "r;y2,"3  -pn  ^-lap-  (21) 

:bN  r"«!  a"^"-'-)^  -n  'in37:n  aip?3n 
bN'iü"'  ^:n  irN  ^an"'^     :n"iD  [C  n:^:n3]  (n:n?:n) 


1  B  T->ii-r.       - '  °  om.       "  B  -jib.       *  pb  t:ni  !-:-i^b  -jib  pyTi. 

IS* 


5  ß  ri^inn  nso.        •*  c  mrc.        '  om.       ^  B  -'b-.       "'  B  ny- 


276      Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritaniscTier  Rezension. 

(40) 
Deut.  34,  8.  • '.  in'^^D   r:"!    TOiTiT      :  Di"^   2'"abu3 


Gen.  47,  29. 


Deut.  11,  16. 


Deut.  4,  6. 


rrj'jo'n  abD  ■'HN  -p  Nim  T;p  -p  bN:r:T  (1)  XXIII  p-  es. 

nrcn  -n^T  (2)     tbN-ic  'rn  '"iv  yyn  min-^  -rs 

^T^bN  rm  T:p  -p  b^rr:  ^-''^b  rT^r-^air! 

CTüTsn  -r:r!D  ■^5:1  br  'nn     •.■r:rr;  -j-riN  -p 

:bN  n^n  n-'-'-i:;  ':"  nn:27:-  ciprcn  n:"C 

bi^b  N-!pii  nTOb  T^^:-!  irip  'r  -rr^i  (3) 

bNTC'  ^i~-  brbi  c^bn  c-:n2T! 

■j-rr:  -i-rbx  -^e  br  ibr-'T  (4)     tcr^i  nn^ 

:bN  r.13  a^T^^i:;  '^n  "inarr;  -cip72b 

tcranb  nrs^  -jd  [B  nab]  Tn^">r-     tcn-^bx  -tt^n^i  (5) 

n-^ü'/o  n::nN  n^i:  -,\13n  "-ni-i  -,72  'cn-ioi 

b3  riN  TiTo-sü  (6)     :mn^  -^d  hv  ^-'-in^  -12" 

n^rrarr;  N-'r;  ^d  opN'-r;  n-iinr;  ■'"im 

imon  Nbi  (7)     :z"i2yr^  ^bz>  -^rrb  'nrrr-'m 

iT^bN  np-^T  (8)     :bN7:'i5T  "p?:^  n?:Nr;  br73 

n-i-or;  n-  bi'  'p-ip  -a^-ip-^T  ^^wS'  b-^N 

nnrar;  -^rsb  ■'inn-^ü^T  (9)     :  [mn-']  nnTTo  by         p-  64. 

■^Sb'^T  T^nsn  TN  iii'-iiE-'i  rmm  --,-in  ■'rsbi 

br  "^b-'T  •/ü'C'::  Nit^i  (10)     n:n  cnrs  pn  nriwS 

■^rn  ■'N'":::  b::i  «a"'ibti    tn^rnsm  orb:\"i 

ny  •ibN):;^  byn  i:"''):-'  by     :bN-i\ö"' 

b:3  ^-<1lV''^  (11)     :r:nn?:y  n-'-pb  i5^':5r! 

t'-il:!-:;!  cm  -:pT  b^T  "^ib  •'ra  ü^rnrn 

nnD-'bn  t.-z  onr^Ei  (12)     :i^:sb  rcN-n 

TQ  bTn  my72im  i(^)ri:-'  by  [nV:?]  rt^n 


^  C  1rc^<^^;::  -n^T,  B  om. 


-r>^z-2. 


Olli. 


om. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension,     ^^ill 

(41) 

a^u:y  nrnsr;  n^a  bsi  (13)     niiax  p-iD  by  ^i^ry 

nr:::i  rx  rotan  iy  abD  iDb-ii  (14)     :i^cr7:D 

«-i72Nb  n^i-n  'c;72r  'c-:j  -d-r^^i  i:n  Dnro 

nbrn  -jD     :2nnN  □■'nbN  imrn  -js  'nab  i^'?:'^:^!  (15) 

DN  "'S  -^iN-in  -HcN  ^ü-p7ori  bDa  'L:r^-nby 

"la  niaN  bx  n-«n  ü'^r-irt-in  n-n  Di-":a 

•^t'DUJ  TO'iD  TN  piüb  ^C3'nbN  mn^  -ina 

cf.  XXIV  \.  33    :r3y  bN  qcN-'i  r72^i     :^T3?bN  [yis^^i]  (ya^^i)  (16)  p- 65. 

-in  br:  i:n  onrs  n^aria  in'j«  i-inp">n 

tr^v^:),  in  mr;i  iinn  i'iJN  aip^^n  üVpn 

MTnn  i:n  anr-^s  ■jriD-'T     :bN  rr^a 

^inj«  nc;  rrc-o-p  p'^nn  "nriD  "iiüN  Nirn  (17) 

■[■^•on  Nim     :bN  r^a  a^T-^-is  in  isni  by 

n^i^n  m?3::  ]:3;zDn  by     :a-'U3nnn  -CwS-i 

üinyi73r;  'wr  yiinr  i:w3  ■^n     :07:'"0m 

•:a-':t::m    tD'^oinm 

"inzn  -jinN  p  -in'bN  p^on^^s  nbvT  (1)  XXIV 

T'DiTn  r':3-aNi  (2)    ty^^isN  touj  nx  Nip-^i 

bNT::^  ■'rn  -üy73b  i-^y  rr^jbuj  rr-vün 

^^-i"»::!'  n;ubr:  n-u3  N-^n  icn  p':3  '^*nN 

-iinn  nsDon  pn  2nr(i)  T^-^n  ■^73"'b 

nri:^  ^^y  p\2::d:2  ^-N^7::n  ncnpn 

,:r!Tn  nrn  ny  ^-^nrnrn  n-na  rT>::npn 

a^T-'-is  inn  nra7;n  r.7  nram  (3) 

Nbn  rjoro  Nb^  ii  Ni:7373  ibip^m]  iyi73  bnx  nncn  bx  n^n 
^^Timyi  (4)  [r-i:.^2 

in-'-ip-'  tt;  itas  a"'72b\z5n  nnx  ^^-^-ny  173 

Nim  (5)  na-Tor;  by  bnpn  rx'anN 

mniN3   rrmm   -^lai   V-J   nnr^yrt  "^inn  mm^a  bpon?^ 
[a"'ii73yn  -jina  a^ynn?: 

t-".29.  -iCwS  fwX'a^  ^i:  n^m  p  ^•'Vnpuj?:!  (6) 

1  nr-iy.      ^  jj^p^^.     s  om.     ■*  -m.     ^  om.     •'  C  in.     "  nc:. 
^  '^°  om.  ^  -sb.  ^°  om.  ^^  °  °  *,■':  ^i-oy  nobo  r:\:;m 

n:\ö^*nujy  '>rbu:2  yuj'^aN  n;  -b-i72.  i-  N::7r:r!  n-sunp  n-ico  PwX. 

13  o-"  ,^1^  ,,3  a-^rnan  n^n.         ^-^  tt.         ^^  om.         i"  -ijm. 


p.  66. 


278     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritaniseJier  Rezension. 

(42) 

•p  cn:-E  -p  i'-::-'3i«  ^:n  (8) 

h**«^^         MaV*^         ^tlMI»  «h^*^^         «^taHW>         M*>  ^«Nt^^ 

rrijn  :n  r^s  Zi^r^'j,  -ina  irro  brtN 

•:  riin*'  nN  rrnN 

^T23N  nD'-i2''2T  ■r3'i2'?2  ir-'by  S'^-^rj"  mn-' 

^na^:n  mpT^n  pdi::'?:!    nnrc^  znsn  ^\i;n 
^•:-j7:n  ■jt:^;!-:  ü^dw  b722>:n  ^7:N  rby  arm  ^ujn 


T^by  rTi:7o  -ir-i-N  m',a'::  r-::^-'^ 

n:ni:n  r;^7:T'  TiuJirn  p:     5nb     :Nin 
y5nn  "To     :d     :i!-;i     :nrN  -ied:";  r:-;r;i 

■^mrbN  -j-rba  Nnpr^:-  "^ron 
-ic^T  fi'^rc'  DIN?:  üjb"::i  r]bN  nrj  yc 
la^rt  T^  br     :-i5r:  -^ria  n3b7:?:b 
;"ü:'2N  -j— irr;  bnn  "'rem 
pDri  pnit"!  in  onrc  -p 
a^onp"  Dip?2  ^wuj  -»ibr: 
■jin  Nicn  bD  ^b  nbo"*  ■'-ito 
mNLin  "j::  nb  rfn'^-;  rrci 
n-NST  r!":;b'0  br^a  niDis  r:5E: 
(D^r!bN)n  c-'N  rr:;?:!  qovT 
■i':n  ]?:n  ttos 

•:  Dini  mn'i  cnn'n 


^  '^^  Ina.  -  B  ibipcra  aira  n-ih  •'•72,  C  'na  mns  r.73. 

3    '-« 


om. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     279 
Kolophon    von    Kodex    C. 

ncb'^j  n:uj  ^"av  nnN  "^j-in 

y3c:i  mN72  •:;-'7:m  a^^sb« 

bNTc:i  '1:3  laoiTob  n-'ri'nNT 

VSOTorT  T«  by  -rrD  -pNb 

nbc  "j-^r;  -p-wS  -n  npr^ 

.■|72N 

(Siegel  des 
Hohen  Priesters.) 

"isrn  bn:in  aisnn  T'p^n 

17:^^1  r:n  br'i  i-iby  ^^in^ji 
.•jTCi«     .•7:n  T^:n  ^Ti  T'in 

(Schluß  folgt.) 


280 


Zu  Musil's  zwei  arabischen  Inschriften  aus 
Arabia  Petraea. 

Von 

A.  Fischer. 

A.  Musil  hat  von  seinen  so  außerordentlich  ergebnisreichen 
Forschungsreisen  in  Ai'abia  Petraea  auch  zwei  kürzere  arabische 
Inschriften  mitgebracht,  die  er  in  dem  letzten  verausgabten  Hefte 
der  WZKM.  (Bd.  XXII,  Heft  1,  S.  81—85)  in  Text  und  Übersetzung 
5  mitteilt.  Die  nachstehenden  Bemerkungen  sollen  das  Interesse  be- 
kunden, mit  dem  ich  seinen   tretflichen  Aufsatz  gelesen  habe. 

Zu  Inschrift  I.     Z.  3 — 4.     Die  Wendung  xaJJ>   ,.yA  j.lXäj  '»/s 
_?-.j   w*»,  die,   wie  M.  richtig  angibt,   aus  Süra  48,  2  stammt,   be- 
sagt m.  E.  nicht:    „was  vorangegangen  ist  von  seinen  Sünden  und 
10  was    davon    kommen    soll^)",    sondern:     „seine    früheren    und 
späteren,  d.  h.  alle  von  ihm  begangenen  Sünden".    Vgl.  die  Qorän- 

Koramentare  zu  Süra  48,  2  (z.  B.  Kassäf:  ^J5Lix!  _b  j  L«  «.-^^  lXj  j 
ixl!   ' — PAxj   U.    X.AJIP..S.  ,i   -u\.ÄJ    L/s   .\JliU  rvC»)  Baidäüi:  tu...ts>- 

,        )        t      «      _       « 

A^J^   ^jji.'S    .,1   *^^A:iJ  U^   yivÄx  _l?.s    Lx,  al-Häziu,  Lubäb  at-ta'^il: 

^  -.  ~  .  .  i  ,_ 

IT)  ii)Lo3   i^-j^    *Aäj    U)   e5vjU    -b,s    U    «^4.:?-    cvL'l   (^    J^i^^    Ä.jb.'!     ^Jtx, 


«.    t 


;?J!  -.;-Axj  ^_c**T^  -=^-^  '-*3  sj-*-i-^'  J^  ic^**H  ^-  '''•"))  ^i"<3  '^''-''i"  'illeni 
die  ^VeIldung  ^>L;  ^3  j.3^äj  U  öÄi>!  Tabarl,  Annales,  II,  I.a^,  9, 
die  im  Hadlt  in  der  Gestalt  cjA>  '.x.  |.Ai  U  6Äi>!  erscheint  und 

\)   \'oii   mir  t^osporrt. 

2)   L'ntur  dou  mir  niomcntan  zugängliclicn  Qorän-Kommentatoreii  versteht 

nur  Tabnrl  die  Worte  j>Lj  Lc»  von  zukünftigen  Sünden  (Tafslr  XXVI,  i^l 
oben).  Sein  Kommontftrwerk  steht  über  al.s  philologische  Leistung  nicht 
•ehr  hoch  —  Hinsichtlich  der  theologischen  Verwertung  der  Qorän-Stelle  vgl. 
2.  D.  StÄtio  (luint»  et  scxtu  .  .  .  lil.ii  Mevakif,  od.  Soerensou,  rt*'f ,  10  v.  u. 


Fischer,  Zu  MusiVs  zivei  arab.  Inschriften  aus  Arabia  Petraea.     281 

nicht  anders  gedeutet  werden  kann  als:  „altes  und  neues,  d.  b. 
schwere  Sorge,  bemächtigte  sich  seiner^)".  Der  Ausdruck  bildet 
also  ein  Beispiel  für  die  Eedefigur  des  ftf^KT^ud? ,  der  Bezeichnung 
des  Ganzen  durch  seine  Teile.-) 


o  • 


gibt  hierzu  die  Übersetzung:  „und  bestimme  Verbindung  zwischen 
ihm  und  seiner  Nachkommenschaft  in  dem  sicheren  Orte  deiner 
Onade".    De  Goeje,  Gloss.  Tab.  s.  ._•-£,  hat  den  genau  entsprechenden 

Satz     xÄÄ:;*    ^    ^^^i^»     ^^iV-"     (^^LM)    OrC^j    übersetzt:     nofitiam^ 
famüim'itatem   inter  nos  faciat  Deus.      Ich   möchte  die  Deutung  lo 
wagen:     „und    bestimme    ihm    zusammen    mit    seinen    Nachkommen 
(einen    Platz)    an    einem   Euheorte    deiner  Gnade".      Der  Ausdruck 

Or^    dürfte  sich  nämlich  an  die  Qorän-Stelle  Vsi^  &,a.s-  ^i].i>Aj. 

^  ^    o  -  ,    o  ^ 

^j^   (Süra  47,  7)  anlehnen,  und  ^^  .  .  .   ^^j ,  bezw.  »  .  .  .  qa^^)» 
das    bekanntlich    nicht    nur    trennende,    sondern  ebenso  häufig  ver-  i5 
bindende  Kraft    hat,    nimmt    zuweilen    direkt  die  Bedeutungen  an: 

„sowohl  ...  als    auch"     (vgl.    das    Beispiel    ^j    ,.^aj    \.a     ^Je'-^ 


l5' 


iij  i'Ä<?7-e  came  to  me  hofJi  rieh  and  poor  Wright  a.  a.  0.  S.  181  A), 
.  .  .  zusammen  mit"   o.  ä.  (vgl.  Kassäf  zu  Süra  30,  26 :    .^aj  JO^j 


'iLc:^   j^    „gezeugt  wird  von  einem  gebrechlichen  Greise  zusammen  -'o 

mit  einer  Unfruchtbaren").  —  _äÄ.^/a  als  Ruheort  der  Insassen  des 
Paradieses  Süra  25,  26.  die  Vereini^uncr  des  Frommen  mit  seinen 
Kindern  bezw.  allen  seinen  Ancrehöriwen  im  Paradiese  Süra  52,  21. 
13,  23. 


1)  Vgl.  Les.x.  s.  ÖcX>-  und  *iJK.'i,   GIoss.  Tab.  s.  j»lXJs,    ILuIrl's  Durra 
ö!,  1  und  IlaSis  olo,  ult. 

2)  De  Goeje    hat   bereits  Gloss.  'j'ab.  a.  a.  O.  als    verwandte   Ausdrucks- 

weisen  namhaft  gemacht  Wendungen  wie  lAxJ   L«^    '^y*   ^      c-^^-^^    rgi^öl^o 

Angst  ergrilY  mich"  (s.  aueli  Gloss.  Tab.  s.  V_J,j)  s^xit^  X/a'JJi  La  ,eino 
ernste  Sache,  Kummer  o.  ä."  (s.  ibid.  s.  (»vi,  ferner  Lano  und  Dozy,  Suppl..  s. 
lAxi    1  und  IV,  llamadänT,  Maqämät,  ed.  Bairüt  1889,  f  1 ,  4,  Kämil  f\^,  4  u.  a.). 

3)  Wright,  Grammar'' II,  S.  180  C.    Weitere  Möglichlveiten  s.  Heckeudorf, 

Syntakt.  Verhältnisse,  230  f.  und  Nöldeke,  Zur  Grammatik,  S.  5Gf.  (»i  ,  ,  .'»aJ 
im  Verszwang  z.  B.  auch  SahrastänT  ff.,  6). 


282     Fischer,  Zu  Musil's  zicei  arab.  Inschriften  aus  Arabia  Petraea. 

Z.  7—8:  .  .  .  J^l^  c^j^  [^  xl]%-  Ich  möchte  auf  M.'s 
erste,  von  van  Berchem  gebilligte  Lesung  Joi\^  zurückgreifen,  freilich 
unter  Verwandlung  des  bloßen  _b.5!.  in  i),\c  sd^JiW:  „und  laß  ihn 
(am  Tage  der  Auferstehung)  als  einen  der  ersten  zur  Zisterne  ]\Iuhammad's 
5  gelangen".  J^-s  „vor  andern  zur  Tränke  gelangen"  ist  ja  nichts 
weniger  als  selten  (s.  die  Lexx.;  Qutäml  11,  ^f  =  IHisäm,  Sarh 
Bänat  Su:äd,  ed.  Guidi,  öl,  11;  Kitäb  al-Addäd  f1,  1  =  Lexx.  s. 
J.-^'-.r,  und  ^1=  und  IlaSIs  II,  11;  läqüt  I,  1(1,  1  u.  a.)  und  findet 
sich  verhältnismäßig    oft    auch  in  Verbindung  mit  c.c?jJ=>  (vgl.  den 

10  Hadlt  {_>i?vii  Ji^  fS^Ji  'wJi  Lane  und  Nihäia-)  s.  _bj,  Kitäb  al- 
Addäd  ft,  2,  IHisäm,  Sarh  Bänat  Suiäd  öl,  7,  Kämil  v.o,  14  etc., 
und  die  Dichterstelle  y«;LJJ!  {j£i\ysA  ^^*  läq^^t  III,  vi.,  22). 
Auch  dieses  jkijj^  dürfte,  seine  Richtigkeit  vorausgesetzt,  durch 
eine  Qorän-Stelle  beeinflußt  sein,    nämlich    durch    das  den  Götzen- 

15  dienern  angedrohte  ^.,  Ja  äx  j«^U  .UJ!  ^^     ,1,  *_>  ^  (Süra  16,  64), 

das  doch  wohl  besagt:  „Sicherlich  ist  das  Höllenfeuer  ihr  Teil  und 
•wei-den  sie  eilends  (hinein)  geschickt  werden"  (s.  die  Qorän-Kommen- 
tare  z.  St.,  die  Lexx.  s.  J^^,  Kitäb  al-Addäd  fo,  6  v.  u.,  IHisäm,  Sarh 

Bänat  Suiüd  ol,  3  u.  a.-^)).  —  Der  o^^:^  i<s»s^  begegnet  als  (j^^yss^ 
20  ^y^J^  schon  in  einem  Gedichte   des  Abu  '1-As^ad  ad-Du'all  (diese 
Zeitschr.  XVIII,  239,  5). 

Zu   Inschrift  II.     Hier    nur    eine  Kleinigkeit:  S.  85,11   1. 
*Aii-   für  pAÜ    (3   Ai^iJ"):   „er  wechselte  in  den  Ämtern". 


1)  Oder     J!    'U. 

2)  Vgl.  liior  niicli:    (j^wä^oU-!     «bLs  ^.,  ^j^xlil»  ül     (viAJiAii     x-L*^) 
•1          ,  .    ,  £ 

LS»^'=-     (C-j     S-fi^* -    ("«^riior    Kämil  v.ö,  2.  12:  Ac      .,  »^jjj\»     JLs 

3)  Vgl.  auch  ßüra  30,  71:  f»-U->  ^!  U^'  qJ^-'  ^>y«»  (z"e» 
Verse  weiter  wird  dnsselbo  oi-V**  '*'o»  den  Schniiroii  der  in  das  Paradies  ein- 
({cJiüikIuii  Si-lii.'.Mi   ausgesagt),  52,  13:  LtO    ,*-St>    n^  J'      .^  »j:uX.j  etc. 


283 


Zum  semitisch-griechischen  Alphabet. 

Von 
Fr.  Praetorius. 

Die  Umwertung  der  phönizischen  Gutturale  N,  ri,  y,  n  in 
griechische  Vokale  wird,  soviel  ich  sehe,  allgemein  als  ein  Akt  reiner 
Willkür  angesehen ;  kein  Band,  das  die  phönizischen  Werte  mit  den 
griechischen  verknüpfe,  ist  m.  W.  gefunden  worden.  Vgl.  A.  Gercke, 
Zur  Geschichte  des  ältesten  griechischen  Alphabets,  im  41.  Bande  5 
des  Hermes  S.  545  3.  Abs.  a.  A.;  ferner  S.  556  „Das  Beilegen  des 
Laut  wertes  |  [für  T]  beruhte  auf  einem  einmaligen  Akte  der 
Willkür,  wie  die  ältere  Umwertung  von  B  und  8  =  0". 

Ich   möchte  aber  die  Umwertung  des  phöniz.  D  in  ^  so  lange 
nicht  in  Parallele  zu  der  Entstehunsr  der  sfriechischen  Vokalbuchstaben  lo 
setzen,    als  wir  ersteren  Vorgang  so   beurteilen  wie  es  Gercke  tut, 
und  wie  er  m.  W.  fast^)  allgemein  beurteilt  wird. 

Ich  habe  bereits  auf  S.  10  meiner  Schrift  „Über  den  Ursprung 
des  kanaanäischen  Alphabets"  kurz  den  Weg  angedeutet,  der  die 
phöniz  Gutturale  gerade  zu  denjenigen  Lautwerten  hingeführt  hat,  is 
die  ihnen  im  griech.  Alphabet  eigen  sind.  Der  Name  des  Gutturals 
war  es,  der  für  den  jedesmaligen  vokalischen  Wert  maßgebend 
wurde.  Da  die  Griechen  aXq)-),  ickcpa  nicht  für  den  Kehlkopfver- 
schluß gebrauchen  konnten  oder  zu  gebrauchen  verstanden,  so  ver- 
schwand natürlich  (mindestens  im  Bewußtsein  der  Sprechenden)  -'O 
auch  der  Kehlkopfverschluß  am  Anlaut  des  Buchstabennamens.    Und 


1)  Abgesehen  von  dem  verfehlten  Versuche  Lagarde's,  Jlitteihmgon  4.  Bd. 
S.  370  ff.,  hat  Ilalevy  im  Journ.  asiat.  Nov.-Dec.  1002  S.  352  t".  unter  Beziehung 
auf  die  Form  des  §  in  den  etrurischen  Alphabetreihen  eine  Entwicklung 
des  D  zum  ^  angedeutet.  —  Ob  es  sich  bei  B  =  C  um  eine  Umwertung ,  und 
nicht  vielmehr  um  eine  Umformung  handelt,  seheint  noch  nicht  sicher. 

2)  Über  diese  älteste  Nameusform  s.  Nöldeke,  Beiträge  zur  semit.  Sprach- 
wissenschaft S.  12Gf. 


284  Praetorius,  Zum  semitisch-grieclnschen  Aliyhabet. 

da  ihnen  somit  der  Isame  mit  a  anlautete,  war  es  nur  natürlich 
und  dem  sonstigen  Verhältnis  zwischen  Lautwert  und  Buchstaben- 
namen  entsprechend,  daß  diesem  Buchstaben  der  vokalische  Wert 
cc  von  selbst  zufiel.  Und  welche  anderen  vokalischen  Werte,  als 
5  die  von  e-Lauten,  hätten  die  Zeichen  H^  und  Het  annehmen  sollen, 
wenn  man  sie  nicht  für  h  gebrauchen  wollte?  Wenn  diese  bei  a 
e  )]  so  nahliegende  Erklärung  bisher  übersehen  zu  sein  scheint,  so 
mag  dies  daran  liegen,  daß  sie  bei  o  zunächst  versagt.  Und  in 
diesem  einen  Falle  macj  vielleicht  wirklich  nur  ein  Akt  der  Willkür 

10  vorliegen,  d.  h.  man  mag  y  =  o,  ov  angesetzt  haben,  bloß  weil  man 
ein  Zeichen  für  diesen  vokalischeu  Wert  suchte.  Für  mindestens 
ebenso  wahrscheinlich  halte  ich  es  aber,  daß  der  Buchstabennamen 
wie  '■iiin  klang,  entspi-echend  pausalem  yy^);  so  daß  also  auch  hier 
der  Name,  nach  Abwurf  des  den  Griechen  unbrauchbaren  gutturalen 

15  Anlauts,  die  Richtung  für  den  vokalischen  Gebrauch  ange^viesen  hätte. 

Wenn  somit  aber  auch  Grund  zu  der  Annahme  voi'liesrt,   daß 

die  Umwertung    der   phönizischen  Gutturale   in   griechische  Vokale 

sich  ganz  oder  fast  ganz  automatisch  vollzogen  hat,  begünstigt  durch 

die  Lautverbältnisse  der  griechischen  Sprache,    so  wird  doch  nicht 

20  in  Abrede  zu  stellen  sein,  daß  bewußte  Geistesarbeit  sich  von 
Anfang  an  dieses  Vorgangs  bemächtigt,  vielleich  den  Anstoß  zu  ihm 
gegeben,  seine  Entwicklung  gefördert  hat.  Schon  die  ältesten 
griechischen  Inschriften  haben  vollständig  mit  der  unklaren,  viel- 
deutigen Silbenschrift    der  Phönizier   gebrochen;    bereits   in    diesen 

25  ältesten  Inschriften  erscheint  —  zum  erstenmal  in  der  AVeit  — 
das  konsequent  augewendete,  jede  einfache  Silbe  in  ihre  beiden 
Bestandteile  zerlegende  Alphabet:  kein  allmähliches,  zögerndes 
Werden  und  Wachsen,  sondern  eine  plötzliche,  bewußte  Tat.  Nur 
r  sehen  wir  noch  im  Übergang  begriffen.    Daraus  folgt  aber  nicht, 

30  daß  auch  bei  Nnr  ein  Übergang  stattgefunden  haben  müsse.  — 
Die  Tat  der  Griechen  war  es,  den  Vokal  aus  der  Silbe  zu  isolieren, 
und  die  Vereinigung  des  isolierten  Konsonanten  mit  dem  isolierten 
Vokal  zum  Grundsatz  der  Schreibung  zu  erheben.  Erst  jetzt  war 
die  Silbensclirift  übcrwund.'n.  und  das  Alphabet  erfunden. 

35  Zu    einer  Zeit,    da    die   Aspiratae    /■•''  und  j^   noch    durch  die 

Zusammensetzungen  KB.  ^B  b-/.  dB  ausgedrückt  wurden,  schrieben 

1)  Bei  dem  Hlton.  dopiiolkonsoiiantiÄch  ttiisj{üln.'iidou  cJqr  wäre  die  Aimalirao 
einer  Au*»prnc'ho  alf  mehr  als  unwahrschciulich. 


Praetorius,  Zum  semitisch-griechischen  Alphabet.  .    285 

die  Griechen  für  t^  bereits  einfaches  0^).  Nur  sehr  vereinzelt 
kommt  für  t^''  auch  die  zusammengesetzte  Schreibung  ®B  vor;  und 
ich  vermute,  daß  diese  vereinzelte  Schreibung  nicht  auf  gleiche 
Stufe  mit  KB,  9Bj  HB  zu  stellen,  sondern  als  Pleonasmus  (=  t^-\-h) 
aufzufassen  sein  wird,  wie  ähnliche  pleonastische  Schreibungen  ja  5 
auch  bei  anderen  zusammengesetzten  Konsonanten  in  griechischen 
Inschriften  vereinzelt  vorkommen.  —  Auch  wird  nie  etwa  TB  für 
t^  geschrieben  (Larfeld,  Handbuch  der  griech.  Epigraphik  1.  Bd. 
S.  363);  sondern  T  als  nichtaspiriertes,  ®  als  aspiriertes  t  sind 
von  Anfang  an  bei  den  Griechen  gesondert..  lo 

Es  kann  keine  Rede  davon  sein,  daß  das  phöniz.  Tet  der  griech. 
Aspirata  0  lautlich  entsprochen  habe;  denn  nach  allem  was  wir 
wissen,  ist  das  semit.  Tet  gerade  umgekehrt  so  aspirationslos  wie 
mögflich  —  abgesehen  von  anderen  Unterschieden.  Man  hat  freilich 
eine  gewisse  lautliche  Gleichheit  von  phöniz.  Tet  und  griech.  &  i5 
durch  die  Annahme  zu  erweisen  gesucht,  daß  in  Lehnwörtern  älterer 
Zeit  phön.- hebräisches  'i2  durch  griech.  &  wiedergegeben  werde. 
Aber  die  Beispiele  die  hierfür  angeführt  werden,  sind  nur  wenig; 
und  alle  sind  sie  mehr  als  zweifelhaft:  dbli  =  ^ud9r],  "pIllN  = 
öd-ovr],  yn-p  =  k6&cov.  OoQTtccQ;  wenn  =  pd-l:,  sieht  wie  junge  Um-  20 
Schrift  aus  (mit  &  am  Ende  für  n  !).  Man  erwartete  freilich  roQCfccd ; 
doch  mag  die  Aspiration  vom  (p  auf  den  Anlavit  geworfen  sein, 
zur  Dissimilierung  von  dem  gleich  folgenden  Schluß-0'-).  Als  einziges 
scheinbar  sicheres  Beispiel  bliebe  noch  der  Name  des  Buchstabens 
selbst :  r^r:  =  ■&fjra.  Aber  auch  diese  Gleichung  beweist  nicht  das  25 
Geringste  für  Lautgleichheit  von  ::  und  d:  Denn  bei  der  Bildung 
des  griech.  Buchstabennaraens  kam  es  nicht  darauf  an,  den  ent- 
sprechenden phöniz.  Namen  möglichst  genau  wiederzugeben,  sondern 
darauf,  einen  Namen  zu  haben,  der  akrophonisch  den  Lautwert  des 
griech.  Buchstabens  anzeigte.  So  daß  also,  wenn  ::  in  einem  dem  so 
phöniz.  Zeichen  fremden  Lautwerte  von  den  Griechen  übernommen 
wurde,  dieser  nichtphönizische  Lautwert  auch  in  dem  griech.  Buch- 
stabennamen anzunehmen  wäre. 


1)  Weshalb  vorsucht  worden  ist,  die  jüngeren  Aspirateiizoiclien,   />  und  (1), 

von  der  Form  der  alten  Aspirata  Qy   herzuloiton. 

2)  Ries,  Quae  res  et  vocabula  a  gontibus  semiticis  in  Graeeiam  porvenerint 
(Dissert.),  Vratislaviao  1890  und  Heinr.  Lewy ,  Die  semit.  Fremdwörter  im 
Griechischen,  Berlin  1895,  sind  über  das  was  Aug.  Müller  im  1.  Hd.  von 
Bezzenberger's  Beiträgen  S.  282  tV.  zusammengestellt  hat,  und  worauf  man  sich 
immer  bezieht,  in  diesem  Punkto  nicht  herausgekommen. 


oöß  Praetorius,  Zum  semüisch-griecliischen  Alphabet. 

Der  Gedanke,  daß  ®  schon  aus  der  phöniz.  Heimat  den  Wert 
des  aspirierten  t  mitgebracht  habe,  ist  also  abzulehnen. 

Wenn  man  bedenkt,  daß  die  Griechen  von  den  beiden  phönizischen 
k-Buchstaben  K  (asp.  KB)    vor    a,  e,  /,  9  (asp.  ?B)    dagegen    vor 

5  0,  M  anwandten,  und  daß  diese  Differenzierung  unmittelbar  aus  der 
semitischen  Artikulation  der  beiden  k-Buchstaben  heraus  ihre  Be- 
sründuns  findet,  so  sollte  man  erwarten,  daß  bei  T  und  ®  eine 
oranz  gleiche  Differenzierung  hätte  Platz  greifen  müssen.  Denn 
zwischen  beiden  Buchstaben  besteht  im  Semitischen  dasselbe  Artikula- 

10  tionsverhältnis,  wie  zwischen  K  und  9-  ^^^'^  sollte  also  erwarten, 
T  (asp.  TB)  vor  a,  e,  /,  0  (asp.  0B)  vor  o.  u  anzutreffen. 
Statt  dessen  finden  wir  bei  den  beiden  iDhönizischen  ^Buchstaben 
im  Griechischen  eine  ganz  andere  Differenzierung,  die  in  der 
semitischen  Artikulation  der  beiden  Buchstaben  nicht  im  mindesten 

15  begründet  ist,  die  wir  vielmehr  eher  in  umgekehrter  Weise  erwarten 
sollten:  nämlich  daß  0  als  nichtaspiriertes,  T  dagegen  als  aspiriertes 
t  von  den  Griechen  hätte  aufgenommen  werden  sollen  (wenn  auch 
in  alter  Zeit  die  beiden  phönizischen  ^ Buchstaben  nach  dieser  Seite 
hin  noch  nicht  so  stark  voneinander  abwichen,  wie  später). 

20  Wenn    sich    also    kein    innerer  Grund    erkennen  läßt,    weshalb 

0  v<>n  den  Griechen  als  Aspirata  aufgenommen  Avorden  ist,  so 
müßte  lediglich  Zufall  oder  Willkür  bei  dieser  AVertung  gewirkt 
haben.  Aber  vielleicht  läßt  sich  doch  noch  der  Weg  erkennen,  der 
das  phönizische  aspirationslose  Tet  in  die  griechische  Aspirata  ^ijra 

25  umgewandelt  haben  könnte:  die  Gestalt  des  Buchstabens.  0  (O) 
konnte  leicht  als  formale  Variation  des  Hauches  B  (D)  erscheinen,  das 
innei-e  Kreuz  als  eigentliches  Zeichen  für  t;  so  daß  das  ganze  Zeichen 
0  als  Zusammensetzung  aus  t -\-  h  aufgefaßt  werden  konnte.  Nicht 
durchweg    erscheint  ja    0  rund,  B  eckig;    vielmehr    erscheint  0 

80  hie  und  da  auch  eckig,  B  hie  und  da  auch  rund.  So  ist  im 
ümbrischen  B  die  herrschende  Form  für  B  geworden;  und  die 
2.  Tafel  bei  Kirchlioff,  Studien*  zeigt  mehrfach  völlig  eckige  Formen 
des  0.  (ielogentlich  wird  man  noch  allerlei  Variationen  antreffen 
können;   so    füllt    mir  das  sehr  längliche,    fast  eckige  0  der  540. 

85  (tberilischen)  Inschrift  des  12.  Bd.  der  Inscr.  graecae  auf. 

Im  seiner  Eingangs  genannten  Abhandlung  Iteschilftigt  sich  Gercke 
auch  mit  einigen  von  mir  vorgetragenen  Ansichten,  die  er  z.  T. 
nicljt    richtig    wiedergibt.       , Andere    Buchstaben,    wie    F  .  .  .    will 


Praetorius,  Zum  semitisch-griechischen  Alphabet.  287 

Praetorius  .  .  .  aus  einem  den  Safäinschriften  zugrunde  liegenden 
Alphabete  herleiten"  (S.  544  Anm.).  Das  ist  nicht  meine  Ansicht. 
Auf  den  Kopf  gestellt  aber  wird  das  von  mir  Vorgebrachte  durch 
Gercke's  Worte  (S.  553  Anm.)  „Am  wenigsten  würde  ich  das  hohe 
Alter  von  0  =  w  auf  die  These  von  Praetorius  stützen,  daß  5 
daraus  die  Form  des  griechischen  F  herstamme". 

Ich  sehe  die  Urform  des  griechischen  Digamma  in  dem 
cyprischen  Zeichen  für  ?re:  I  (Ursprung  des  kan.  Alphabets  S.  13  f.). 
Aus  dieser  Urform  erklärt  sich  sowohl  die  Form  des  griech.  F,  C 
samt  seinen  lokalen  Variationen,  wie  die  des  0  {w)  des  süd-  10 
semitischen  Schriftzweiges.  Und  schon  bevor  ich  auf  das  cyprische 
I  gestoßen  war,  hatte  ich  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  58  S.  461  f. 
das  südsemitische  0  dem  griech.  F,  C  auch  der  Form  nach  gleich- 
gesetzt. Aber  keineswegs  hatte  ich  die  Form  des  griech.  F  von 
0  abgeleitet,  sondern  umgekehrt  0  von  F.  Im  übrigen  verweise  15 
ich  auf  die  beiden  angezogenen  Stellen,  denen  ich  nichts  Erhebliches 
zuzufügen  hätte  ^);  auch  nicht  nach  Clermont-Ganneau's  Zweifel  in 
Eev.  arch.  4.  serie,  t.  4,  S.  142. 

In  dieser  Zeitschrift  Bd.  56,  S.  676  ff.  hatte  ich  auf  die  Über- 
einstimmung der  griech.  Zusatzbuchstaben  mit  lautentsprechenden  20 
Zeichen  der  Safäinschriften  hingewiesen,  nicht  ganz  sicher  ob  hier 
täuschender  Zufall,  oder  ob  Entlehnung  seitens  der  Griechen  vor- 
liege. Entlehnung  in  der  anderen  Richtung  anzunehmen,  war  von 
vornherein  ausgeschlossen.  Die  frappante  Übereinstimmung  auf 
beiden  Seiten  wurde  zunächst  von  Lidzbarski  so  rückhaltslos  zu-  ^5 
gegeben,  daß  mir  trotz  Lidzbarski's  Zweifel  ein  Zufall  immer  mehr 
ausgeschlossen  erschien;  vgl.  Bd.  58,  S.  725.  Nun  sagt  auch 
Gercke  a.  a.  0.  S.  552  Anm.  „AVenn  Praetorius  Recht  hätte,  wäre  mit 
einem  Schlage  die  Herkunft  von  (|)  =  i«,  X  und  NJ/  =  Hauchlaute 
und  Y  =  Zischlaut  erklärt".  Gercke's  nächstes  Bedenken  ist,  „das  so 
arabische  [gemeint  kann  nur  sein  das  Safa-JAlphabet  müßte  fast  ein 
Jahrtausend  hindurch  die  Formen  unverändert  bewahrt  haben,  was  mir 
schwer  glaublich  scheint".  Und  hieran  knüpft  Gercke  dann  be- 
sondere Bedenken  gegen  das  hohe  Alter  von  semit.  0.  M^,  X  Y. 
Demgegenüber  kann  einfach  darauf  hingewiesen  werden,  daß  wir  für  80 


1)  Nur  möchte  ich  Bd.  5G,  S.  G7  7  n.  E.   duhin  verbessern,  daß  man  wolil 
griech,   '/>,  /  als  Dubletten  betrachten  kann,  aber  nicht  zugleich  auch   T. 


288  Praetorkis,  Zum  semitiscTi-griechischen  Alj)habet. 

die  meisten  Buchstaben  des  ja  auch  das  Safäal23habet  einschließenden 
südsemitischen  Schriftzweiges  nicht  nur  eine  fast  tausendjährige, 
sondern  eine  fast  dreitausendjährige,  noch  heut  nicht  abgeschlossene 
Lebensdauer   nachweisen    können,    bei   ganz   oder  fast  ganz  gleich- 

5  bleibenden  Formen.  Man  sehe  namentlich  die  Zeichen  N,  -;,  n,  ■', 
-,  Z,  C,  r,  p.  Auch  bei  ®  und  Vl^  ist  dies  ohne  weiteres  klar 
(Bd.  58,  S.  719.  726).  Für  Y  und  X  können  wir  eine  so  lange 
Lebensdauer  und  ein  so  hohes  Alter  freilich  inschriftlich  nicht 
nachweisen,    da  Y  im   Südarabisch-Äthiopischen    erloschen  (Bd.  58, 

10  S.  722),  und  der  dem  X  lautlich  und  formal  entsprechende  Buch- 
stabe im  Südarabisch-Äthiopischen  eine  etwas  abweichende  Ent- 
wicklung genommen  hat  (Bd.  58,  S.  722). 

Die    hohe    Wahrscheinlichkeit    einer    Entlehnung    der    griech. 
Zusatzbuchstaben  aus  dem    (Prä-)Safäalphabet,    oder    einer    anderen 

15  südsemitischen  Schriftart  (Bd.  58,  S.  725)  scheint  mir  nicht  er- 
schüttert zu  sein. 


289 


Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 

übersetzt  von 

Hermann  Jacobi. 

Als  Gegenstück  und  Folge  zu  meiner  Übersetzung  von  Änanda- 
vardhana's  Dbvanyäloka  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  LVIf.  lege  ich 
jetzt  die  Übersetzung  von  Ruyyaka's  Alamkarasarvasva  vor.  Wie 
der  Dbvanyäloka  das  grundlegende  maßgebende  Werk  über  die 
ästhetischen  Prinzipien  der  Poetik  war  und  blieb ,  so  behauptete  5 
auf  dem  ältesten  Gebiete  der  Poetik,  der  Lehre  von  den  poetischen 
P'icruren,  das  Alamkarasarvasva  eine  ähnliche  Stellung  bis  zur  Mitte 
des  17.  Jahrb.,  als  Jagannätha  Pandita  denselben  Gegenstand  mit 
noch  größerer  Schärfe,  Gründlichkeit  und  Gelehrsamkeit  in  seinem 
Rasagangädhara  behandelte  ^).  Konstruktive  Originalität  besitzt  lo 
weder  Änandavardhana  noch  Ruyyaka;  denn  ersterer  erklärt  nur 
die  in  den  Kärikä's  schon  vollständig  enthaltene  Lehre  vom  dkvam, 
und  auch  Ruyyaka  fand  seinen  Stoff  fast  vollständig  im  Kävya 
Prakäsa-)  und  älteren  Werken  vor.  Die  Stärke  beider  Autoren 
liegt  in  der  Exposition:  der  Gegenstand  wird  eingehend  diskutiert  15 
und  die  Begriffe  und  Ideen  so  analysiert,  daß  keine  Unklarheit 
zurückbleibt,  alles  einwandfrei  und  stichhaltig  {ksodaksama)  er- 
scheint. Beide  Autoren  bedienen  sich  nämlich  des  wissenschaft- 
lichen Stiles,  der  in  der  scholastischen  Philosophie  ausgebildet 
zur  adäquaten  Ausdrucksweise  für  das  streng  begriffliche  Denken  Jto 
der  Inder    wurde.     Daß  Änandavardhana    in    diesem    Stile    schrieb, 


1)  Der  Rasaj^angädhara  behandelt  zwar  das  ganze  Gebiet  der  Poetik, 
aber  auf  die  Lehre  von  den  Figuren  kommt  doch  der  Löwenanteil.  Die  Aus- 
gabe in  der  Kävyamälä  hat  522  Seiten,  die  ersten  156  handeln  über  rasa  und 
was  damit  zusammenhängt,  die  übrigen  36G  über  die  SinnJiguren.  Und  dabei 
ist  das  Werk  nur  fragmentarisch  oder  doch  so  überliefert.  Es  fohlen  die  letzton 
Sinnfiguren,  die  Lauttiguren  und  das  ganze  Kapitel  über  die  dosa's ,  wenn 
letzteres  überhaupt  beabsichtigt  war. 

2)  Colonel  Jacob's  Zweifel  an  dieser  Tatsache,  JRAS.  1897  p.  30G ,  ist 
unberechtigt,  lluyyaka  zitiert  aus  dem  Kävya  l'rakäsa ,  ohne  ihn  zu  nennen, 
die  Kärikäs  II,  10  (p.  3),  IV,  15  cd,  16ab  (p.  102),  X,  28  (p.  183);  er  rügt  die 
Fassung  von  X,  55  (p.  204)  und  nimmt  Bezug  auf  die  Frkläruiig  dos  Kommeutars 
zu  X,  13   (p.  107).     Siehe  die  IJemorkungeu  zu  den  betreuenden  Stellen. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  liXII.  1^ 


oQQ  Jacohi,  Itu>/yaka's  Alamkärasarvasva. 

war  in  der  Natur  seines  Gegenstandes  begründet;    denn    er    führte 
eine  neue  philosophische  Disziplin,  die  Ästhetik  in  ihrer  Beziehung 
zur  Poesie,  in  den  Kreis  der  alten  anerkannten  Wissenschaften  ein. 
"Wenn  aber  Ruyyaka  auf  die  Lehre  von   den  Figuren,  die  ursprüng- 
5  lieh  eine  technische  Disziplin  war,    den  wissenschaftlichen  Stil  an- 
wandte,   so    hatte    das    die  Bedeutung,    daß   er  für  seine  Disziplin 
Gleichberechtigung    mit    den    strengen  Wissenschaften  in  Anspruch 
nahm.    Er  brachte  damit  eine  Bewegung  zum  Abschluß,  die  schon 
lani^e    im   Gänse    war:    der  Lehre  von    den  Figuren  hatte  sich  das 
10  Interesse    der  Gelehrten    in    immer   wachsendem    Maße    zugewandt; 
nun   erhielt  sie  mit  der  Form  den  Wert  einer  exakten  Wissenschaft 
—  wenigstens  für  die  Inder.     Voraussetzung  für  einen  dergleichen 
Erfolg    ist    aber    auf  Seiten    des    Schriftstellers    eine    hervorragende 
Begabung.     Mit  Recht    nennt    ihn    sein   Kommentator  (p.  67)    vai- 
15  dum/a^ülin,  bei  dem  tatsächliche  Widersprüche  nicht  denkbar  seien. 
Er  gewann   daher  klassisches  Ansehen   und  großen  Einfluß  bei  den 
späteren  Alamkäraschriftstellern.     In  der  Ekävall  folgt  Yidyädhara 
(gegen  1300)  fast  sklavisch  dem  Alamkärasarvasva  hinsichtlich  der 
Lehre  von  den  Figuren.    Jagannätha  behandelt  im  Rasagangädhara 
20  die  Sinnfiguren    in    der  Reihenfolge,    die   Ruyyaka    aufgestellt    hat. 
Seine  Ansichten  findet  man  vielfach   berücksichtigt  selbst  noch  bei 
den    spätesten    Autoren ,    nicht    nur    wo    sie    ausdrücklich    dagegen 
polemisieren ,    sondern    auch  wo  sie  uneingestanden  dieselben  adop- 
tieren.    So    hat  Jayadeva    im  Candräloka   V,  97    die    von    Ruyyaka 
25  zuerst  aufgestellte  Figur  Vikalpa  fast  mit  dessen  Worten  gelehrt'); 
so  lehrt  Viövanätha  im  Sähityadarpana  X,  41  ff.  die  Einteilung  der 
ütpreksä   in    zahlreiche  (88)  Arten  -)    nach    Ruyyaka's  Einteilungs- 
prinzip,   und    beim  Adhyavasäya  X,  47    gibt    er    die   von  Ruyyaka 
(p.  66)  aufgestellte  Fünfteilung '^). 
30  Allerdings  darf  man  nicht  übersehen,    daß  Ruyyaka  nicht  am 

Aufbau  der  Lehre  von  den  Figuren  beteiligt  ist,  kaum  noch  am 
Ausbau  *).  Denn  die  Materie  der  Disziplin  lag  ihm  im  Kävya 
l'raküöa  schon  beinahe  abgeschlossen  vor.  Er  betätigt  sich  als 
Kritiker  an  der  Prüfung  und  Festsetzung  des  Details.  Nur  ein 
36  Verdienst  prinzipieller  Bedeutung  hat  er:  die  Gruppierung  der 
Figuren ;    denn    dabei  handelte  es   sich  um  die  Auffindung  höherer 

\)  Siohe  unten  p.  \bi>  und  die  zugehörige  Note. 

5!)  MorkwUrdif^or  Weise  vorreclinet  er  sich  ahor  arg  dahei.  Denn  im 
Sütra  lehrt  er  (v.  41,  42,  4:5 u),  diiÜ  die  vdci/ä  und  die  praüi/amdfiü  je 
3'J  Arten  hat;  im  Kommontnr  aber  nimmt  er  an,  daß  biido  zusiunmen  32  Arten 
habiMi ,  und  üpriilit  dnhi>r  von  den  16  Arten  der  väcyä,  die  er  dann  weiter 
einteilt.      Koclmet   man   niieli    Kuyjaka's  Angaben,   .so   kommen    128  Arten   heraus. 

3)  Daß  dic»i<  Kinteilungun  von  Huyjnka  ausnolien ,  ergibt  sich  daraus, 
daO  nie  lui  Kävya  Prukä.sa  (und  auch  im  Siirnsvatikaiithäbharana)  gar  nicht 
oder   noch    nicht  »o   (hei   der  Atisayoktij   vorkommen. 

4)  über  dio  Kntwickluntr  der  I.eliro  von  den  Alamkära's  werde  ich  in 
einem  bexundoron  Aufsalzü  haniluln.  Dur  Gegenstand  ist  zu  umfangreich,  um 
hier  dargCHtollt  zu  worden,   wie  ich  ursprünglich   beabsichtigte. 


Einleitung  des   Übersetzers.  291 

Gesichtspunkte.  Zwar  hat  Ruyyaka  ein  systematisches  Prinzip  der 
Einteilung  nicht  gefunden,  und  macht  sein  Versuch  mehr  den  Ein- 
druck eines  Notbehelfs  —  aber  die  Inder  sind  in  diesem  Punkte 
nicht  darüber  hinaus  weitergekommen. 

Das  über  unsern  Autor  Bekannte^)  stelle  ich  zur  bequemeren  5 
Übersicht  hier  zusammen.  Räjänaka  Ruyyaka  (oder  Rucaka)  aus 
Kaschmir  war  der  Sohn  des  Räjänaka  Tilaka-),  des  Verfassers  des 
Udbhataviveka  (oder  °vicära).  Er  war  der  guru^)  des  Dichters 
Mankhaka,  der  unter  Jayasirpha,  König  von  Kaschmir  (1128 — 1149 
n.  Chr.),  lebte.  Dem  Ruyyaka  werden  folgende  Werke  zugeschrieben:  lo 
1.  Alamkärasarvasva,  2.  Alamkäränusärinl.  Kommentar  zu  Jalhana's 
Somapälaviläsa,  3.  Kävyaprakäsasamketa,  4.  Srlkanthastava,  5.  Sahr- 
dayalilä,  6.  Sähityamlmämsä,  7.  Harsacaritavärtika,  8.  Vyaktivive- 
kavicära,  9.  Alanikäramanjarl.  Von  diesen  Werken  ist  das  Alamkära- 
sarvasva mit  der  VimarsinI,  in  der  Kävyamälä  Nr.  35  herausgegeben;  i5 
ferner  ist  die  kleine  Abhandlung  SahrdayalTlä  zweimal  heraus- 
gegeben, zuerst  von  Pischel  (Rudrata's  ^rngäratilaka  and  Ruyyaka's 
SahrdayalTlä,  Kiel  1886)  und  von  Durgäprasäda  in  der  Kävyamälä 
part  V,  S.  157  ff.  Aus  dem  Srlkanthastava  gibt  Ruyyaka  einige 
Verse  als  Beispiel  des  Punaruktavadäbhäsa  (unten  p.  19).  Der  20 
Kävyaprakäsasamketa  wird  nach  Kapitelunterschriften  des  von  Petersen 
gefundenen  Manuskript  (S.  14)  als  gemeinschaftliche  Arbeit  von 
Mammata,  Alaka  und  Rucaka  bezeichnet,  aber  wie  schon  Petersen 
vermutet,  ist  Rucaka  allein  Verfasser  des  Kommentars.  Dieser 
wird  ihm   in  der  VimarsinI  p.   102   ausdrücklich  zugeschrieben.  25 

Das  Hauptwerk  Ruyyaka's,  auf  das  sich  sein  Ruhni  als  Alain- 
käraschriftsteller  gründet,  ist  sein  Alamkära  Sarvasva.  Über  seinen 
Inhalt  brauche  ich  mich  nach  dem  oben  gesagten  nicht  zu  ver- 
breiten; nur  dies  möchte  ich  hervorheben,  daß  Ruyyaka  sich  zwar 
meist  an  den  Kävya  Prakäsa  enger  anschließt ,  daß  er  aber  in  so 
vielen  Einzelheiten  älteren  Autoritäten  zu  folgen  oder  eigene  Wege 
zu  gehen  sich  nicht  scheut.  Dagegen  ist  über  die  Überlieferung 
des  Textes  selbst  noch  einiges  zu  bemerken.  Der  Kommentar  sagt 
nämlich  zweimal  (S.  67  u.  107),  fast  mit  denselben  Worten,  es 
gelte  als  Tatsache,  daß  dieses  Werk  nach  der  Zeit  des  Autors  von  S5 
einigen  auf  Zettel  [patrikä)  geschrieben  worden  sei.  Ich  denke 
mir ,  daß  sie  dies  taten ,  um  die  einzelnen  Figuren  von  einander 
gesondert  zu  haben  und  leichter  jede  finden  zu  können,  als  es  in 
einem  gewöhnlichen  Manuskript    möglich    ist ,    vielleicht  auch ,    um 


1)  Siehe  Bühler's  Kasmir-Report,  p.  G8;  Petersen,  Report  1884.  p.  17  f. 
Fischöl,  GGA.  1885,   S.  7G5ft'.;  Colonel  Jacob,  JRAS.  1897,  p.  308. 

2)  Siehe  Colophon  der  SalirtinyiilThl.  Er  wird  in  der  VimarsinI  p.  115, 
12  4,   205   genannt. 

3)  Siehe  Srikanthacarita  XXV,  2Ü— 30,  135  ft".  Dali  Ruyyaka  der  eigent- 
liche und  hauptsächliche  guru  ^Ia^lkhaka'^s  war,  ergibt  sich  aus  der  letztgenannten 
Stelle.  Denn  dort  hält  er  in  der  Versammlung  der  Gelehrten  eine  Lobrede 
auf  Mankhaka   und  sein   Work,  worauf  lotzteror  dasselbe  vorliest  (,136  — 142). 

19« 


292  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 

Erklärungen  oder  sonstige  Bemerkungen  zum  Gebrauche  beim  Unter- 
richt je  an  passender  Stelle  hinzuzufügen.  Der  Kommentar  beruft 
sich  auf  diese  Art  der  Textüberlieferung,  um  an  erster  Stelle  (p.  67) 
einen  widerspruchsvollen  Passus  als  Zusatz,  an  zweiter  Stelle  (p.  107) 

5  das  Fehlen  der  als  gegeben  angekündigten  Beispiele  durch  Ausfall 
eines  Zettel  zu  erklären.  Damit  hat  er  ohne  Zweifel  recht.  Wir 
müssen  also  die  Annahme  machen,  daß  der  Codex  archetypus  aus 
einem  solchen  verzettelten  Exemplar  geflossen  sei.  Und  das  ist 
durchaus    wahrscheinlich;    denn    ein    derartiges  Exemplar,    das    ein 

10  Gelehrter  und  Lehrer  des  Alamkära  zum  eigenen  Gebrauche  an- 
gefertiort  hatte,  genoß  natürlich  ein  viel  höheres  Ansehen  als  ein 
gewöhnliches  Manuskript,  weil  es  von  einem  Kenner  dui'chgesehen 
und  verbessert  war.  Aber  wir  werden  nun  auch  bei  anderen  ver- 
dächtigen Stellen  prüfen  müssen,  ob  es  sich  nicht  um  Glossen  und 

15  Zusätze  handelt,  die  leicht  auf  den  ursprünglichen  Zetteln  bei- 
geschrieben worden  sein  konnten.  Der  Kommentar  hat  auch  einige 
Widersprüche  bemerkt,  nur  daß  er,  wie  nun  einmal  Kommentatoren 
sind,  sie  nicht  als  Widersprüche  gelten  läßt,  sondern  sie  weginter- 
pretiert,   allerdings  ohne  für  uns  überzeugend  zu  sein.     So  glaube 

20  ich  eine  ganze  Reihe  von  längeren  oder  kürzeren  Stellen ,  die  ich 
durch  Einklammerung  kenntlich  gemacht  habe ,  als  Zusätze  eines 
Späteren  ansehen  zu  müssen,  nämlich  p.  47  f.,  52,  67,  69,  86  tf.,  90, 
91  ff.,  98  f.,  107,  126,  129,  147  f.,  156,  166,  174,  198  f.,  200.  und 
ebenso  glaube  ich,  daß  Apahnuti  und  UUekha  ihre  Stelle  vertauscht 

25  haben.  Meine  Gründe  habe  ich  je  an  der  betreffenden  Stelle  dar- 
gelegt und  muß  ich  die  Entscheidung  dem  nachprüfenden  Leser 
tibei-lassen. 

Von  Kommentaren  zum  Alamkarasarvasva  besitzen  wir  in   der 
Ausgabe  in   der  Kävj^amälä  die  VimarsinI  des  Jayaratha^).  auf  die 

30  ich  gleich  zurückkomme.  Außerdem  kennen  wir  dem  Namen  nach 
eine  Samjlvanl  eines  ungenannten  Autors;  diese  hat  Mallinätha  in 
seinem  Tarala  genannten  Kommentare  zu  Vidyädhara's  Ekävali  (BSS. 
Nr.  63)  fünfmal  zitiert,  während  er  die  VimarsinI  weder  nennt,  noch, 
soviel    ich    sehen   kann,    berücksichtigt.     Ein  anonymer  Kommentar 

3.'.  Räjänaka  Alaka's  wird  in  Ratnakantha's  Särasamuccaya  genannten 
Kommentar  zum  Kävya  Praküs^a  zitiert.  Ist  vielleicht  Alaka  der  Ver- 
fasser der  Sainjlvanl?  Für  uns  kommt  von  den  genannten  Kommen- 
taren nur  die  ViiuarsinT  in  Betracht,  ein  in  jeder  Beziehung  vor- 
zügliches Werk.     Denn  Jayaratha  ist  nicht  nur  ein  ausgezeichneter 

40  Kommentator,  der  alles  von  seinem  Autor  Gesagte  oder  auch  nur 
Angedeutete  zu  klarem  Verständnis  zu  bringen  sucht,  sondern  auch 
ein  Alarjikara-Scliriftsteller  von  selbständiger  Bedeutung,  der  sach- 
liche Ergänzungen  und  Berichtigungen  beibringt,  wo  es  ihm  nötig 
erscheint.     Zu   di'-sm  Vorzügen   kommt  noch,  daß  Jayaratha  nur  um 


1)  D»ß  so  und   nicht  Javadriitha.  wie  öflors    Kosihricbon  wird,  der  Namo 
iKiitet,  orj{il>l  >icli   nun  dorn  vorletzten   Verse  um  Schlüsse  seines  Werkes. 


Einleitung  des   Übersetzers.  293 

etwa  ein  Jahrhundert  jünger  ist  als  sein  Autor.  Bühler  (1.  c.  S.  81) 
sagt  nämlich  von  Jayaratha,  dem  Verfasser  des  Viveka,  des  Kommen- 
tars zu  Abhinavagupta's  Tanträloka :  "He  gives  his  pedigree^at  great 
length  1),  and  says  that  bis  great  great  grandfather's  brother  Sivaratha 
(1.  c.  V.  21)  was  the  minister  of  King  JJclichala,  AD.  1101 — 1111,  3 
and  that  bis  father  (Srngäraratha)  and  he  bimself  lived  under  the 
protection  of  one  Räjaräja  (ibid.  vv.  28 — 34).  As  four  generations 
intervene  between  the  minister  of  Uchchala  and  Jayaratha,  he  must 
have  written  about  the  beginning  of  the  13th  Century."  Hiergegen 
hat  Pischel,  GGA.  1885  S.  765  folgende  Bedenken  erhoben.  1.  In  lo 
der  Vimarsini  wird  mehrmals  ein  Alamkärasära  zitiert.  Nun  besitzen 
wir  ein  Werk  dieses  Namens  von  Bälaksrna,  der  ein  Anhänger  Valla- 
bhäcärya's  ist  und  den  Kuvalayänanda  „im  10.  Ulläsa  kopiert".  Da 
nun  Vallabhäcärya  im  Anfang  und  Appayadlksita  am  Ende  des 
16.  Jahrb.  lebten  (was  allerdings  Pischel  damals  noch  als  unsicher  i5 
betrachtete),  so  müsse  Jayaratha  ein  junger  Autor  sein.  2.  Er  wird 
von  keinem  andern  Poetiker  zitiert,  welche  Behauptung  aber  jetzt 
auf  die  älteren  Poetiker  einzuschränken  ist,  denn  er  wird  oft  von 
Jagannätha  im  Rasagaiigädhara  -)  und  von  Ratnakantha  in  seinem 
Kommentare  Särasamuccaya  zum  Kävyaprakäsa  zitiert.  Ersterer  20 
schrieb  um  die  Mitte  des  17.  Jahrb.  und  letzterer,  der  bekannte  Ur- 
heber des  Codex  archetypus  der  Räjataraiigini,  schrieb  nach  A.  Stein, 
Kalhana's  Chronicle  of  the  Kings  of  Kaömlr,  introduction  S.  46,  zwischen 
1648  und  1686  n.  Chr.  —  Zunächst  steht  fest,  daß  der  Verfasser  des 
Viveka  und  der  Vimarsini  dieselbe  Person  sind.  Denn  sowohl  in  25 
den  Schlußversen  der  Vimarsini  als  in  denen  des  Viveka  nennt  der 
Verfasser  als  seinen  Vater  Srngära(ratha),  Minister  des  Königs  Räja- 
räja. Ferner  bestätigt  die  Räjataraüginl  VIII,  111,  daß  Uccala  den 
Sivaratha  zur  Annahme  des  Ministerpostens  nötigte  Qiatliüt  sarvä- 
dhj/akso  vyadlnyata.  cf.  Viveka  v.  22:  adhikäram  yrähitah  sa  dO 
vidvän  Ucchala{s\c)bhübhuja).  Diese  Tatsache  steht  also  fest. 
Endlich  können  wir  auch  den  Patron  Srngära's  und  Jayaratha's 
identifizieren:  es  ist  nämlich  der  König  von  Kaschmir,  Räjadeva, 
über  den  Jonaräja  in  der  2.  Räjataraüginl  v.  79 — 91  handelt,  und 
der  von  1203 — 1226  n.  Chr.,  also  im  Anfang  des  13.  Jahrb.,  wie  Bühler  35 
erschlossen  hatte,  regierte.  Daß  Jonaräja  ihn  Räjadeva,  Jayaratha 
aber  Räjaräja  nennt,  darf  uns  nicht  beirren;  denn  in  der,  von 
Jonaräja  wahrscheinlich  zitierten,  Strophe  112'')  wird  auch  für  Räma- 
deva  die  Form  Rämaräja  gebraucht.  Hiernach  erweisen  sich 
Pischel's  Bedenken  als  hinfällig.  Es  ergibt  sich,  daß  Bälakrsna  nicht  4o 
der  Verfasser  jenes  Alarnkärasära  sein  kann,    der  in  der  A'imarsini 


1)  Appx.  II,  p.  CLIX. 

2)  Auf  S.  ;513f.  le.sen  wir  oino  lan};o  mit  nan/cls  tu  —  ity  apt  vodnnti 
eingefaßte  Stelle,  in  der  sich  eine  Horufung  auf  den  Vimar^inikSra  findot.  Wenn, 
wie  es  den  Anschein  hat,  die  fragliche  Stelle  ein  Zitat  ist,  so  hätten  wir  damit 
einen  noch   früheren  Meleg  aus  einem  allordings  anonymen  Alainküraschriftstollor. 

3)  In  Püterson's  Ausgabe,  sie  fehlt  in   der  Calcuttaer. 


294  Jacohi,  Ruyijaka's  Alamkarasarvasva. 

erwähnt  wird,  sondern  nur  eines  gleichnamigen  Werkes.  Daß  zwei 
Werke  diesen  Namen  trugen,  braucht  uns  nicht  Wunder  zu  nehmen, 
da  es  auch  zwei  Alarnkärasarvasva  gibt,  das  alte  von  Ruyyaka,  und 
ein  modernes  von  Keöavamisra  (siehe  Pischel  1.  c.  S.  767).  Das 
5  zweite  Bedenken  Pischel's  war,  daß  Jayaratha  von  keinem  (alten) 
Poetiker  zitiert  wird.  Die  Tatsache  ist  auffällig,  und  verleitete  auch 
mich,  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  56,  S.  405,  den  Jayaratha  als  , einen 
vielleicht  nicht  besonders  alten 'Schriftsteller"  zu  bezeichnen.  Die 
Vimarsini    hat    offenbar    lange  Zeit    nicht    die  verdiente    allgemeine 

10  Beachtung  gefunden,  die  ihr  erst  spät  gezollt  wurde.  Aber  —  habent 
sua  fata  libelli;  in  unserem  Falle  mag  noch  dazu  kommen,  daß  noch 
ein  anderer  alter,  vielleicht  älterer,  Kommentar  zum  Alamkarasar- 
vasva vorhanden  war,  und  dieser  mag  der  frühzeitigen  Verbreitunor 
der  Vimarsini  im  Wege  gestanden  haben.     Wie  sich  dies  auch  ver- 

15  halten  möge,  jedenfalls  müssen  wir  die  Lebenszeit  Jayaratha's  — 
Anfang  des  13.  Jahrhunderts  —  als  durchaus  gesichert  betrachten. 

Wenn  ich  meine  Bemerkungen  einleitete  mit  dem  Hinweis 
darauf,  daß  Anandavardhana  und  Ruyyaka,  jeder  in  seinem  Gebiete, 
eine  Stellung  eintrenommen,  die  der  des  anderen  nichts  nachgab,  so 
20  kann  ich  sie  mit  einem  äußerlichen  Momente  der  Vergleichung  be- 
schließen :  beide  haben  frühzeitig  einen  ihrer  durchaus  würdisren  Aus- 
leger  gefunden,  der  zufällig  auch  in  beiden  Fällen  ein  bedeutender 
Lehrer  der  Saiva- Philosophie,  des  Pratyabhijnädarsana,  war,  Anan- 
davardhana in  Abhinavagupta  und  Ruyyaka  in  Jayaratha. 

25  Über  meine  Übersetzung  habe  ich  nichts  vorauszuschicken  als 

daß  ich  bei  ihr  nach  denselben  Grundsätzen  wie  bei  derjenigen  des 
Dhvanyäloka  verfahren  bin.  Bezüglich  der  Beispielsverse  bemerke 
ich,  daß  ich  deren  Ursprung,  wo  ich  ihn  auffinden  konnte,  ange- 
geben habe.    Colonel  Jacob's  Liste  (1.  c.  307)  ist  natürlich  zur  Ver- 

30  Wendung  gelangt,  jedoch  konnte  ich  noch  eine  kleine  Nachlese  halten. 
Dagegen  habe  ich  es  nicht  für  nötig  gehalten,  anzugeben,  ob  und 
von  welchem  anderen  Alainkära-Schriftsteller  dasselbe  Beispiel  ge- 
geben  worden  ist. 


Alamkarasarvasva. 

s&  Indem   icli  die  transzendente  Väc  (Sprache)  verehre,  die  sich  in   1 

drei  Munifestationen  (nämlich  als  PasyantI,  Madhyamä  und  Vaikharl) 
substanzialisiert,  erkläre  ich  durch  den  Kommentar  meiner  eigenen 
Alauikarusütnis  (deren)  wahren   Sinn. 

Dif  älteren  l'neliker,  wie  Bhämalia,  Udbhata  usw.  sind  der  3 
40  Ansicht,  daß  der  unausgesprochene  Sinn  als  zur  Ausstattung  des 
ausgesprochenen  dienend  in  der  Lehre  von  den  Figuren  enthalten 
sei.  Denn  sie  lehren,  daß  in  den  Figuren  Paryäyokta,  Aprastutapra- 
torpsä,  Samäsdkti,  ;\ksopa,  Vyäjastuti,  Upameyopama,  Ananvaya  usw. 
das     (unau.sgesprocheno ,     aber    dennoch)     verstandene     sachliche 


Einleitung  des  Autors  p.  1 — 7.  295 

Element^),  als  zur  Ausstattung  des  ausgesprochenen  Sinnes 
dienend  analog  (der  für  die  Laksanä  geltenden  Regel  von  Kävya- 
prakäsa  IL  10) : 

(die  Metapher  besteht  darin,  daß)  ein  Wort,  um  im  Zusammenhang 
einen  Sinn  zu  haben,  ein  anderes  Wort  suppliert  ^),  oder  seine  eigene    5 
Bedeutung  aufgibt,  um   einer  anderen  (von  dem  Zusammenhang  ge- 
forderten) zum  Ausdruck  zu  verhelfen-^). 
bald    in    der    ersten,    bald    in    der    zweiten   Weise    enthalten    sei*). 

5  Eudrata  aber  hat  (außerdem  nach  obigem  Prinzip)  die  Figur  Bhäva 
als  zweifach  dargestellt 5).     In  den  Figuren  Rüpaka,  Dipaka,  Apa-  lo 

6  hnuti,  Tulyayogitä  usw.  wird  eine  andere  Figur:  Vergleich  usw.  als 
zur  Ausstattung  der  ausgesprochenen  Figur  dienend  gelehrt'').  Es 
wird  aber  (eine  Art  der)  Utpreksä  selbst  als  unausgesprochen  be- 
zeichnet ').  In  den  Figuren  Rasavat,  Preyas  usw.  wird  Stimmung, 
Gefühl  usw.  als  Grund  der  Schönheit  des  ausgesprochenen  Sinnes  i5 
gelehrt.  So  haben  (die  alten  Poetiker)  die  drei  Arten  des  Un- 
ausgesprochenen als  Bestandteil  poetischer  Figuren  behandelt. 

7  Indem  aber  Väraana  lehrt,  daß  die  auf  Ähnlichkeit  beruhende 
Übertragung  die  Figur  Vakrokti  ausmache,  hat  er  eine  Art  des 
-Tones"  als  Figur  bezeichnet.  Jedoch  hat  er  als  Seele  der  Poesie  20 
den  Stil  bezeichnet,  welcher  in  der  durch  die  „Vorzüge"  {(juna) 
ausgezeichneten  Zusammenfügung  der  Wörter  bestehen  soll.  Dagegen 
haben  Udbhata'')  und  andere  die  , Vorzüge"  und  die  , Figuren"  in 
eine  Linie  gestellt ,  insofern  sie  ihre  Verschiedenheit  nur  in  (die) 
ihres  Anwendungsgebietes  setzen  und  (beide)  als  Eigenschaften  der  35 
Diktion  betrachten. 


1)  Die  beiden  andereu  Arten  des  unausgesprochenen  Sinnes:  poetische 
Figur  und  Stimmung  werden  nachher  besprochen. 

2)  kuntäh  pravimnti,  d.  h.  kuntasamyoginah  purusäh  pravisanti. 

3)  gangäyäin.  ghosah,  d.  h.  (gaügä)tire  ghosali. 

4)  z.  B.  in  Paryäyokta  und  Samäsokti  liegt  die  erste,  in  Aprastutapra- 
samsä  die  zweite  Art  vor. 

5)  Kävjälamkära  VII,  .38  ff.  —  Unsere  Ausgabe  beginnt  mit  „Kudratona" 
einen  neuen  Absatz,  wodurch  der  Leser  zu  der  Meinung  verleitet  wird,  als  ob 
dieser  Abschnitt  über  Uudrata  liandele.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall.  Denn 
Rudrata  lehrt  nicht  die  pratryumänS  Utpreksä  noch  die  Figuren  Kasavat 
Preyas  usw.  Es  wird  vielmehr  auch  hier  von  den  alten  Poetikern  im  all- 
gemeinen gehandelt  und  zwar,  nachdem  mit  der  Bemerkung  über  Uudrata  das 
vastumätra  abgetan  ist,  über  alainkära  und  rasädi  als  die  beiden  anderen 
Arten  des  vyaiigya,  das  die  Alten  nur  als  väcijopaskäraka  erkannt  hätten. 

6)  cf.   Dhvanyälüka,  p.  108. 

7)  d.h.  als  eine  unausgesprochene  Figur,  die  zur  Ausstattung  des  aus- 
gesprochenen Sinnes,  nicht,  wie  in  dem  vorhergehenden  Falle,  einer  anderen 
ausgesprochenen  Figur  dient. 

8)  Heraacandra  im  Viveka  zu  seinem  Kävyänusäsana  S.  17  zitiert  folgenden 
Ausspruch  Udbhata's  im  Bhämahavivaraiia:  tasmäd  gadarikäprttvnhena  gunä- 
larnkärabliedn/i.  —  Es  ist  beachtenswert,  daß  Daiidin  derselben  Ansicht  gewesen 
zu  sein  scheint,  Kävyäd.  II,  3. 


296  Jacobi,  Rurjyaka's  Alamkarasarvasva. 

So  geht  also  die  Ansicht  der  Alten  dahin,  daß  in  der  Poesie 
die  Figuren  die  Hauptsache  ausmachen^). 

Nun-)    hat    der    Autor    des    Yakroktijivita    die    gar    mannig-  8 
faltige  Vakrokti    (dichterische  Ausdrucksweise),    welche    in   der  auf 

5  geistreichen  Wendungen  beruhenden  Diktion  besteht,  als  das  Leben 
der  Poesie  bezeichnet,  insofern  es  das  Wichtigste  in  ihr  ist;  und 
er  hat  anerkannt,  daß  die  schaffende  Tätigkeit  =^)  (des  Dichters)  die 
Hauptsache  in  der  Poesie  sei ;  die  Figuren  seien  gewisse  Arten  des 
Ausdruckes ;  wennschon  es  drei  Arten   des  Unausgesprochenen  gebe, 

10  so  sei  doch  die  in  jener  Tätigkeit  bestehende  Diktion  das,  was 
die  Dichter  erstrebten.  So  hat  er  mit  (seinen  Begriffen)  Über- 
tragung, indirekter  Ausdruck**)  usw.  das  ganze  Gebiet  des  „Tones" 
sich  zu  eigen  gemacht,  nur  daß  (nach  ihm)  das  Leben  der  Poesie 
die  Mannigfaltigkeit  des  Ausdruckes  sei,  nicht  der  unausgesprochene 

15  Sinn.     Das  sind  die  Grundzüge  seiner  Lehre. 

Bhattanäyaka    aber,    der    die    Funktion    der    Andeutefähigkeit  9 
(zwar    nicht    begrifflich    bestimmte ,     aber)    in    divinatorischer   Aus- 
drueksweise  ^)    als    eins    der    (drei   konstituierenden)    Elemente    der 


1)  Die  alten  Poetiker  haben  nicht  das  Wesen  des  dhvani  erkannt;  soweit 
sie  ihn  erkannt  haben ,  haben  sie  ihn  unter  den  Figuren  behandelt ,  und  wenn 
sie  einen  ättnan  der  Poesie  erkannten,  haben  sie  ihn  anderswo  als  im  dhvani 
gesucht. 

2)  Jetzt  werden  diejenigen  Lehren  besprochen,  welche  über  das  Wesen 
der  Poesie  handeln,  das  der  Dhvanikära  richtig  erkannt  hat.  Die  drei  außer 
diesem  genannten  Autoren  sind  nach  der  V'imarsinl  S.  12  jünger  als  jeuer.  Über 
den  Vakroktijivitakära  und  seine  Lehre  cf.  ZÜMG.  56,  S.  400,  GN.  1908,  S.  10 f. 
Bhattanäyaka  hat  an  Dhvanyäloka  I,  1.3  Kritik  geübt,  siehe  Abhinavagupta  ad. 
1.  c,   er  ist  also  später  als  der  Dhvanikära. 

3)  d.  h.  die  durch  die  produktive  Einbildungskraft  {j^ratihha)  des  Dichters 
bestimmte  (ulliJchttit)  Aktion  {kai'maii).  Hiernacii  ist  also  die  Erfindungsgabe 
des  Dichters  der  Hauptfaktor,  aber  man  beachte,  daß  es  dabei  weniger  auf  die 
Erfindung  und  Gestaltung  des  Stoflfes,  als  vielmehr  auf  die  der  sprachlichen 
Eurni  abgesehen   ist. 

4)  Ein  Zitat  im  Kommentar  läßt  etwas  tiefer  in  den  Gedankengang  sehen: 
,das  soll  indirekte  Ausdrucksweise  (vakratä),  die  hauptsächlich  in  Übertragung 
(upacfira)  besteht,  heißen,  wo  aus  etwas  eine  ferner  liegende  Übereinstimmung 
itiamniii/ti)  niotaphorisch  verstanden  wird  {upac(t)\t/ate)  und  worauf  die  Figuren 
Metapher   usw.   mit  ihrer  stinimungsvollen   Darstellung  beruhen". 

5)  Nach  dem  Kommentar  ist  Bhattanäyaka  der  Repräsentant  derjenigen, 
welcliü  den  »Ton"  als  undefinierbar  betrachten;  cf.  Dhvanyäloka,  p.  2,  9.  Ich 
gobo  eine  L'ber.Mitzuiig  der  Haupt>tolle  über  BhuUanäyaka  in  dessen  eigenen 
Wurlon  :  AbhihHVBgupta  zu  Dhvanyäloka,  p.  67  (vgl.  Kävya  Prakäsa  und  Pradlpa 
zu  IV,  4,  ti).  E»  handelt  sich  darum,  daß  die  Stimmung  nicht  wahrgenommen 
wird  (pratili),  noch  cntjitoht  (utjuitti),  noch  ausgelöst  wird  (aö/iivi/akfi).  „Wenn 
die  .Stiniinuiig  aln  einer  anderen  Person  gehörig  wahrgenommen  würde,  so  würde 
man  .^^•ll»^t  nicht  persönlich  von  ihr  berührt.  Aber  sie  wird  auch  nicht  als 
einem  üclhst  gehörig  aus  dem  über  Käma's  oder  Anderer  Taten  handelnden  Ge- 
diclil  wnhrgenumineii.  Nähme  man  sie  wahr  als  einem  selbst  gehörig,  so  wäre 
dnmit  zugegeben ,  daß  die  Stimmung  in  einem  selbst  entstände  Das  ist  aber 
iiin;eri>imt,  weil  für  den  Zuhörer  nichts  da  ist,  was  als  „Faktor"  wirken  könnte. 
Man  »iige  nicht,  daß  «Ho  iiUen  gemeinsame  Vorstellung  einer  Geliebten,  welche  in 
un»  achlummorndo  Godftcbtniskeime  weckt,  bewirke,  daß  ein  Faktor  als  solcher 


Einleitung  des  Autors  |?.  5  u.  0.  297 

Poesie  anerkannte ,  bezeichnete  die  (schaffende)  Tätigkeit  (des 
Dichters),  die  sich  Worte  und  Vorstellungen  dienstbar  macht ^),  als 
die  Hauptsache.  Außerdem  aber  erkennt  er  noch  über  die  Funk- 
tionen der  Aussagefähigkeit  {ahhidhä)  und  der  bhävanä-)  hinaus 
eine  in  dem  Empfinden  der  Stimmung  bestehende  ,  Genuß  (bhoga)  5 
genannte  Funktion  als  hauptsächliche  an ,  mit  der  der  ganze  Vor- 
gang seinen  Abschluß  finde. 


funktioniere;  denn  wie  träfe  dies  bei  der  Schilderung  einer  Gottheit  und  ähn- 
lichem zu!  Auch  kommt  die  Erinnerung  an  die  eigene  Geliebte  nicht  als  ver- 
mittelndes Glied  zum  Bewußtsein.  Und  wie  könnten  solche  Faktoren,  wie  die 
Überbrückung  des  Ozeans  seitens  übermenschlicher  Helden  wie  Bäma  usw.  zu 
der  Eigenschaft  gelangen,  allen  gemeinsam  zu  sein?  Auch  erinnert  man  sich 
nicht  des  heldenhaften  Käma's ,  weil  man  ihn  ja  nicht  vorher  wahrgenommen 
hat.  Die  Stimmung  entsteht  nicht,  wenn  man  jenen  aus  einer  sprachlichen 
Komposition  kennen  lernt,  ebensowenig  wie  wenn  man  durch  direkte  Wahr- 
nehmung ein  liebendes  Pärchen  kennen  lernt.  Js'immt  man  die  Entstehung  der 
Stimmung  an,  so  würde  folgen,  daß  man  nicht  zum  zweiten  Male  in  ein  Trauer- 
spiel ginge ,  insofern  man  Schmerz  empfindet  infolge  der  Hervorbringung  der 
traurigen  Stimmung.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall.  —  Die  Entstehung  ist  aber 
auch  nicht  Auslösung  (vi/akti)'  denn  wenn  die  potentialiter  vorhandene 
erotische  Stimmung  usw.  ausgelöst  würde,  so  würde  sie  in  verschiedenem  Grade 
ihr  Feld  in  Besitz  nehmen  können.  Zudem  ergeben  sich  dieselben  Schwierig- 
keiten wie  oben,  wenn  man  fragt,  ob  die  Stimmung  ausgelöst  wird  als  einem 
anderen  oder  einem  selbst  gehörig.  Darum  wird  die  Stimmung  vermittelst  des 
Gedichtes  nicht  wahrgenommen,  noch  auch  entsteht  sie,  noch  wird  sie  aus- 
gelöst; sondern  die  sprachliche  Komposition,  welche  ein  Gedicht  ausmacht,  ist 
total  verschieden  von  allen  anderen  sprachlichen  Darstellungen  dank  ihren  drei 
Elementen.  Von  diesen  bezieht  sich  die  Aussagekraft  auf  das  Ausgesprochene, 
die  verwirklichende  {bhävakciiva)  auf  Stimmung  usw.,  die  genießende  auf  den 
empfänglichen  Zuhörer,  womit  wir  drei  Funktionen  haben,  welche  die  drei 
Elemente  (der  Dichtersprache)  bilden.  Wäre  nun  das  Element  der  Aussage 
für  sich  allein  (ohne  die  beiden  anderen  da) ,  würden  sich  dann  die  poetischen 
Figuren  älesa  usw.  (wesentlich)  von  Lehrsätzen  usw.,  was  die  Methode  der 
Wissenschaften  ausmacht,  unterscheiden;  oder  würde  die  durch  die  verschiedene 
Bedeutungen  (eigentliche  und  übertragene)  bewirkte  Mannigfaltigkeit  irgend 
etwas  ausmachen;  oder  das  Vermeiden  von  schlechtem  Klang  usw.  einen  Zweck 
haben?  Darum  gibt  es  eine  zweite  Funktion,  welche  , Verwirklichung  der  Stim- 
mung" {rasabhävana)  heißt;  kraft  derselben  ist  die  Aussagetlihigkoit  nur  eine 
Übertragung  (d.  h.  das  Ausgesprochene  wird  zur  Grundlage  für  die  Stimmung, 
wie  das  Wort  für  die  metaphorische  Bedeutung).  Und  diese  verwirklichende 
Kraft  {bhnvakatva),  die  dem  Gedichte  zukommt,  bewirkt,  daß  die  .Faktoren"  usw. 
allen  Zuhörern  gemeinsam  worden.  Nachdem  dio  Stimmung  verwirklicht  ist, 
tritt  der  Genuß  ein.  Dieser  ist  von  Wahrnehmen,  Erinnern,  Erkennen  durchaus 
verschieden,  wird  als  Erweichung,  Erweiterung  und  Durchdringung  (des  Geistes 
cf.  Kävya  Prakäsa  VllI,  3  tV.)  bezeichnet,  besteht  in  dem  höchsten  Grade  der 
Afi'ektionslosigkeit  {nivrtti)  als  dem  ursprünglichen  Wesen  des  eigenen  Geistes, 
der  da  reines  sattva,  nicht  getrübt  durch  rvjas  oder  tdTuas  ist,  verwandt  dem 
Anschauen  des  höchsten  brahma.  Dies  ist  das  wichtigste  Element:  es  ist  das 
präformirte  {siddhiril2)(i);  die  ästhetische  Bildung  ist  |,damit  verglichen)  das 
Nebensächliche". 

1)  Ersteres  ist  das  Gebiet  des  k'ästra ,  letzteres  das  des  Hkluiäna;  der 
dichterischen  Funktion  sind  aber  sabda  und  (irtlui  subordiniert.  Damit  ist  dio 
bhävanä  gemeint,  diejenige  Funktion,  durch  welche  die  Stimmung  usw.  ins 
Dasein  gerufen  wird. 

2)  Siehe  vorhergehende  Note. 


298  Jacohi,  Ruyyahä's  Alamkarasarvasva. 

Der  Dhvanikära  dagegen  stellt  folgendes  fest:  Weil  die  An- 
deutefähigkeit   {vyanjana),    die  auch   mit  dhvanana ,    dyotana  und 

-  ähnlichen  Wörtern  bezeichnet  wird,  als  eine  Funktion  (sui  generis) 
neben  und  außer  den  drei  Funktionen :  Aussagefähigkeit,  Intention 
5  des  Sprechenden  {tätparya)  und  Übertragung,  anei'kannt  werden  10 
muß,  und  weil  eine  Funktion  (i.  e.  die  Andeutefähigkeit)  nicht  den 
Satzsinn  {väkyärtha)  ausmachen  könne,  so  bildet  letzterer  in  Form 
des  Unausgesprochenen ,  das  die  Hauptsache  ist ,  insofern  ihm  die 
Charakterarten    (guna)    und  Figuren    (nur)    zur  Ausrüstung  dienen, 

10  die  Seele  (der  Poesie),  da  mit  ihm  der  ganze  Vorgang  (beim  Lesen 
und  Verstehen    eines    Gedichtes)    seinen  Abschluß    findet.     Da   nun 
eine  Funktion    nur    durch    das  Objekt   ihrer  Betätigung  in  die  Er-  11 
scheinung  tritt  und  somit  (nur  indirekt)  die  Hauptsache  sein  kann, 
insofern    (das  Objekt)    die  Hauptsache    ist,    und  da  sie  an  und  für 

15  sich  nicht  zur  Empfindung  gelangt,  so  beruht  eben  auf  diesem 
Objekt  alles  (was  bei  der  Frage  nach  der  , Seele"  in  Betracht 
kommt).  Darum  muß  man  dieses  Objekt,  das  das  Unausgesprochene 
genannt  wird,  als  das  Leben  (der  Poesie)  bezeichnen.  Ihm  kommt 
seine    souveräne    Stellung    zu    als    Besitzer    (oder    Eigentümer)    der  12 

20  Schönheit,  die  von  den  Charakterarten  und  Figuren  erzeugt  wird. 
Stimmungen  usw.,  die  das  Leben  (der  Poesie)  ausmachen,  darf  man 
nicht  als  Zierden  (alamkära)  bezeichnen,  weil  letztere  zum  Schmuck 
dienen ,  die  Stimmungen  usw.  aber  als  die  Hauptsache  das  sind, 
was  geschmückt  wird.    Darum  stimmen  die  Leute  von  Geschmack, 

25  welche  über  den  Satzsinn  zur  richticren  Erkenntnis  jjelano-t  sind  ^), 
der  Ansicht  zu,  daß  das  Unausgesprochene,  das  zum  (wahren)  Satz- 
sinn wird,  das  Leben  der  Poesie  sei.  Denn  niemand  kann  leu<7nen, 
daß  es  eine  Andeutefähigkeit  gibt,  und  wenn  man  eine  solche  an- 
nimmt,   lassen  sich   andere  Theorien  als  die  unsrige  nicht  aufrecht 

30  erhalten. 

Wenn  aber  der  Vyaktivivekakära-)  sagt,  daß  das  Ausgesprochene 
als  syllogistisches  Merkmal  bezüglich  des  Unausgesprochenen  fungiere, 
und  daß  darum  die  Andeutefähigkeit  im  Schlüsse  (cmumäna)  mit 
einbegriffen    sei,    so    ist    das    eine    unüberlegte    Behauptung,    weil 

35  zwischen  Ausgesprochenem   und  Unausgesprochenem  nicht  das  Ver- 
hältnis der  Identität  {tädätmya),  noch  das  der  Kausalität  {tadutpatti)  13 
obwaltet^).    Doch  dies  (Argument),  dessen  Klarlegung  haarscharfen 

1)  välcifärthavUl.  Damit  sind  nicht  Anhänger  einer  bestimmten  Philo- 
»ophio  wio  |i.  fi7  mit  väkiiarül  die  MTniäinsükii  gemeint,  denn  weder  diese 
nocli    dio   Niiiyilyika    erkennen    die  vi/(nijaii<l  iils   eine   Funktion   sui   genoris  an. 

'^)  Hierzu  bemerkt  der  Kommentar:  ,der  Vyaktivivekakära  ist  später  als 
der  Dhvanikära;  durum  wird  seine  Lehre  nncli  derjenigen  des  Dlivanikära  an- 
KcfUhrt.  Wenn  auch  dio  Verfasser  des  VakroktijTvitu  und  des  III  dayudarpunii 
»päler  -lind  als  der  Dhvanikära .  so  sind  docli  deren  Lehren  vor  der  seinigen 
»ngenihrl  worden,  weil  .lie  sich  den  Ansichten  der  älteren  l'ootiker  anschließen". 
Über  den   Vyoktiviveka  siehe  JUAS.    l".t()8. 

.3)    K»   ist_  beachtenswert,   diiß  Kuyyaka  hier  der  buddhistischen  Logik   folgt 
%volcho  dio   r;/äj,ti  auf  Idthttmi/n   und   liuhitpatti  zurückfiilirt.      Siehe  p.  14G. 


Einleitung  des  Autors  p.  9—15.  299 

Verstand  erfordert,  soll  hier^)  nicht  weiter  ausgeführt  werden,   weil 
es  gar  zu  verwickelt  ist. 

Es  gibt  also  eine  Funktion  Andeutefähigkeit,  die  in  dem  Un- 
ausgesprochenen ihren   Sitz  hat.     Je  nachdem  das  Unausgesprochene 
die   Hauptsache  ist  oder  nicht,   handelt  es  sich  um  die  zwei  Arten    .5 
der    Poesie :    den    ,Ton'    oder    die    Poesie    mit    subordiniertem    Un- 
ausgesprochenen.   Wenn  das  Unausgesprochene  nicht  deutlich  (nicht 

14  klar  beabsichtigt)  ist,  dann  liegt  die  dritte  Art  der  Poesie  vor,  die 
,Bild'  heißt  und  auf  dem  Vorkommen  von  Figuren  beruht. 

Der    ,Ton'    ist    die    höchste    Poesie      Je    nachdem    er    auf   der  lo 
Übertragung  oder  der  Aussagefähigkeit  beruht-),  liefen  zwei  Arten 
(des  jTones')  vor,  1)  bei  dem  das  Ausgesprochene  nicht  gemeint  ist, 
2)  bei  dem  es  zwar  gemeint  ist,  aber  auf  etwas  anderes  hinausläuft. 
Die    erstere  Art    ist    wiederum    zwiefach,   je  nachdem  a)  das  Aus- 
gesprochene   seine    Bedeutung    etwas    abändert    oder  b)    vollständig  i5 
verliert.     Die    zweite  Art    ist    ebenfalls    zwiefach ,   je    nachdem  der 
Hergang    (wie    das    Unausgesprochene    zum    Bewußtsein    gebracht 
wird)  a)  sich  unbemerkt  vollzieht,  oder  b)   erkennbar  ist.     Der  auf 
Übertragung    beruhende    (1  a,   1  b)    beruht    auf   der  Bedeutung    der 
Wörter  und  hat  ein  inhaltliches  Elemement  zum  Unausgesprochenen  -.'O 
(vastud/ivam) ;    der,    bei    dem    der  Hergang    sich    unbemerkt    voll- 
zieht   (2  a) ,    beruht    auf    der    Bedeutung    des    Inhaltes    und    hat 

15  Stimmung  usw.  zum  Unausgesprochenen  {rasädidhvani)'^);  der,  bei 
dem  der  Hergang  bemerkt  wird  (2  b) ,  beruht  auf  der  Bedeutung 
der  Wörter,  des  Inhaltes  oder  beider  und  hat  zum  Unausgesprochenen  25 
ein  inhaltliches  Element  oder  eine  Figur  ^).  Der  Ton,  der  die  Stim- 
mung usw.  zum  Unausgesprochenen  hat,  ist  (von  mir)  in  der 
Alamkäramanjarl  dargestellt  worden,  da  in  der  Poesie  die  erotische 
Stimmung  die  wichtigste  ist;  das  übrige  ist  ebendaselbst,  wie  sich 
Gelegenheit  bot,  behandelt  worden.  Die  Poesie  mit  subordiniertem  :!0 
Unausgesprochenen  nach  ihren  Arten,  z.  B.  wo  das  Unausgesprochene 
etwas  Ausgesprochenem  subordiniert  ist  ^) ,  ist  je  an  seiner  Stelle 
bei  der  Samäsokti  usw.  dargelegt"). 

Das  ,Bild'    aber    ist    nach    der  Natur  von   Wörtern ,    Sinn  und 
Figuren  von  gar  mannigfacher  Art;  denn  35 


1)  Weil,  nach  dem  Kommentar,  der  Verfasser  es  in  dem  Vyaktiviveka- 
vicära  getan  hat. 

2)  Dieser  Grund  der  Einteihing  ist  dem  Dhvanyäloka  fremd;  nach  Dhv. 
p.  56  dürfte  Änandavardhana  denselben  abgelehnt  haben.  Mammata  (K.  I'r.  4,  U 
hat  ihn  bereits. 

3)  So  nach  der  Verbesserung  des  Herausgebers  7,u  lesen. 

4)  Im  Te.Kte  ist  die  Interpunktion  irrig  und  nach  meiner  Übersetzung  zu 
verändern. 

5)  Es  scheint  damit  die  Stelle  K.  Pr.  15,  1  aj^arasyängam  gemeint  zu  sein. 
G)  Nach    der    VimarsinT    vom    Dhvanikära    mit  Berufung    auf  Ohv.    1,    14. 

Die  Einteilung  des  guiühliJltaviioiigiid  findet  sich  aber  erst  in  der  foigi-nden 
parikdra-^tro^hü  v_i/ai)gi/atii/n  pratihhäniätve  väcijärtlinnugame  'j>i  vö ,  na 
dhvanir,  yatra  vä  tasija  2'>rädliäiiyui!i  na  prath/ate. 


300  Jaeoli,  Ruyyaka's  Alamharasarvasva. 

Hierbei    sind    die   Wiederholung    des    Sinnes,    des  16 
Lautes,  und  des  Lautes  und  des  Sinnes  die  dreiArten 
der  Wiederholung. 

Im  Anfange  werden  die  Arten  der  Wiederholung  genannt,  um 
5  die  Einteilung  der  gleich  zu  besprechenden  Figuren  vorzubereiten. 
Obschon  die  Laute  vor  dem  Sinn  beim  Verstehen  i)  in  Betracht 
kommen,  so  wird  doch  zuerst  eine  auf  den  Sinn  bezügliche  Eigen- 
schaft behandelt,  damit  die  ,scheinbare  Wiederholung'  nach  dem 
feststehenden  Gebrauch  der  Alten  zuerst  beschrieben  werde.  Das 
10  Wort  iha  (im  Sütra)  bedeutet:  in  dem  Abschnitt  über  Lautfiguren; 
das  Wort  iti  dient  zur  Angabe  der  Arten ;  das  Wort  drei  stellt 
die   Vollständigkeit  der  Anzahl  fest. 

Unter    diesen    ist  die  tatsächliche  Wiederholung 
desSinneseinPehler. 
15  Die  Wiederholung  ist  zwiefach,  je  nachdem  sie  tatsächlich  ist 

oder  nicht.  Das  zu  meidende  wird  zuerst  genannt,  damit  man  in 
Gedanken  zu  dem  zu  wählenden  fortschreite  und  dabei  bleibe.  Das 
Wort  taira  (unter  diesen)  deutet  die  Auswahl  aus  den  dreien  an.  Tat- 
sächlich heißt  die  Wiederholung,  wenn  sie  nicht  aufhört  als  solche 
20  zu  erscheinen. 

Was  nur  anfänglich  als  Wiederholung  erscheint,  17 
das    ist    scheinbare   Wiederholung. 

Das  Wort   , anfänglich"   ist  gesetzt,  um  anzudeuten,  daß  man 
schließlich    es    anders   ansieht  (d.  h.  als  keine  Wiederholung).      Der 

25  zu  definierende  Name  (^Junaruktavadäbhäsam)  ist  ins  Neutrum  ge- 
setzt, um  anzudeuten,  daß  im  Unterschied  von  gewöhnlichem 
Schmuck  (wie  Halskette,  Armbänder  usw.)  die  poetischen  Zierden 
ikäiyäluivküras)  in  Abhängigkeit  von  dem,  was  geschmückt  wird 
(daher    in    grammatischer    Kongruenz    mit    kävya)    stehen-).      (Die 

30  genannte  Figur)  ist  eine  Sinnfigur,  weil  sie  sich  auf  den  Sinn  be- 
zieht, da  es  eine  Wiederholung  des  Sinnes  ist.     Die  verschiedenen 
Arten    werden    aber    hier  aus  Furcht  vor  Weitläufigkeit  nicht  auf-  19 
gezählt.     Beispiele   bietet  mein  Srikanthastava,  z.  B. : 

,Ich  verehre  den  HERRN,  Pärvatl's  Genossen,  der  Armbänder" 
36  ,aus  den  Umschlingungen  (va/at/a,  nicht  Armband)  des  Leibes  des" 
./■waltigen  (alüna,  nicht  ahi'-ina,  Schlangenfürst)  Schlangenfürsten" 
,tr.«^'t,  den  ersten  der  Berge  [sailädi,  nicht  Sohn  des  Silüdi,  i.  e." 
.Nalidin)  und  Nandin  beschreitet,  Amors  Stolz  demütigt,  einen  vor-" 
.züglichen  (puiiyaia,  nicht  Stier)  Stier  zum  Wahrzeichen  hat." 
40  .drei  (si/ihin,  niclit  Feuer)  feurige  Augen  hat  und  von  Sarva  und" 


1;  Stall  apidtitHV  lies  jiratUäv ,  wio  auch  der  Kommentar  gelesen  zu 
htbun  Bchoint. 

'i)  Diu  Rowolinliclifn  Schmucksncheu  sind  mit  dem  Körper  verbunden 
{aainyognsavibaifllui),  die  Figuren  nher  inliäriercn  dem  Gedichte  (samaväya- 
tainbanilha),  cf.  UN.  lOCö,  S,  3. 


Punaruktavadabhasa,   Chehanupräsa  p.  16 — 20.  301 

,Mangalä  (einem  der  11   Eudras  und  einer  Form  der  Durgä)  be-" 
„gleitet  isti)." 

„Schützen    möge  euch  das  i'einigende  (pävaka ,    nicht  Feuer)" 
„Feuer,    das    gewaltige   {däru7iah,    nicht  abl.  von  däru)  aus  dem" 
„Holz  entstandene,  die  Entstehung  {bküti,  nicht  Asche)  der  Asche"    5 
„bewirkende,   höchste,  wie  Blut  (j-akta ,  nicht  rot)  rot  strahlende" 
„äußerst  heiße." 

Hier  handelt  es  sich  (nur)  um   Nomina ,  es  gilt  aber  auch  bei 
Verben,  wie  ebendaselbst : 

r  f 

„Der  das  Herz  bezaubernde  {Iiara,  nicht  Siva)  Siva,   der  Ohr-"  lo 
„ringe  (kundala,  nicht  Schlange)  aus  Schlangen  trägt,   dessen  heller" 
„Mond  klar  leuchtet  {subhrätusu,  nicht  Mond)  wie  Sandel  (sasin." 
„nicht  Mond),  möge  immerdar  vor  Leide  (nicht  sadä päi/ät,  immer" 
„schützen)  schützen  alle  Welten." 

Wiederholung    der    Laute    ist   Wiederholung    voni5 
Konsonanten  (Alliteration)  oder  von  Konsonanten  mit 
Vokalen  2). 

Sofern    es    sich    um    Schmuck    der    Rede    handelt,    zählt    die 
Wiederholung    von  Vokalen    allein  (Assonanz)    nicht    mit,    weil    sie 
keine  Schönheit  besitzt.     Darum  gibt  es  nur  zwei   Arten :   (Wieder-  20 
holung   von  Konsonanten)  und  Wiederholung  von  Konsonanten   mit 
Vokalen  ■^). 
20  (Erstere    heißt)    Chekänupräsa,     wenn    durch    den 

Numerus  (die  Zahl  der  Konsonanten)  festgesetzt  ist*). 

Es  ist  die  mehr  als  einmal  eintretende  Ähnlichkeit  von  zwei  25 
Gruppen    von   je  zwei  Konsonanten,     sainkhyäniyamapürcam  be- 
zieht sich  auf  vyarijana  und  samudäya,  z.  B. 

„Warum  doch ,   0  Frosch ,  gemeiner  Geselle ,  preßt  du  deinen" 
„Leib  Abends    und    machst    ein  Lärmen    wie    vor  Wut?     Schämst" 
„du    dich    denn    nicht,    wenn    du    das    ohrentzückende    lustige  Ge-"  so 
„schnatter  der  Enten  hörst  ^)  ?" 

Hier  ist,    wenn   man  nur  auf  die  Ähnlichkeit  des  y  sieht,    in 
dem  Worte    säyani    diese  Figur  mit  dem  Vrttyanupräsa  vermischt 


1)  sasai-oamaiigalam;  die  scheinbare  Tautologie  liegt  wohl  darin,  daß 
samaügald  und  sarvamaiigala  gleichbedeutend  wären.  In  Wortspielen  gelten 
s  und  .s'  als  gleich 

2)  In  unserer  Ausgabe  nicht  als  Siitra  bezeichnet;  als  solches  zu  erkennen, 
weil  es  im  folgenden   Siitra  vorausgesetzt  wird. 

;$)  Im  gedruckten  To.\te  ist  ri/aiijcinamäti'apaunaruhti/am  ausgefallen. 

4)  Lies  saiukht/änii/amapiirvdm  im  Sütra  und  Kommontur,  und  sotzo  im 
Kommentar  die  Interpunktion  davor.  —  Nur  der  Dual  bezeichnet  oiiie  bestimmte 
Zahl;  denn  der  Singular  kann  auch,  bei  einer  Jäti ,  eine  unbestimmte  Vielheit 
bezeichnen.      Daher  ist  hier  mit  samkhyäniiiama  die  Zweizahl  gemeint. 

5)  Hier  linden  sich  mehrmals  gleiche  Gruppen  von  zwei  Konsonanten: 
(hirdura  duradhiiavasä ;ia  säyam  Icuruse  ruseva  etilnl  kelirasitäni  sitac- 
chädanäm  äkarnya  karna°. 


QQw)  Jacohi,  Rmjyaka^s  Alamkarasarvasva. 

(samkara),  insofern  (beide  Figuren)  in  derselben  Phrase  auftreten  i). 
Cheka  heißt  soviel  wie  vidagdha. 

Andernfalls     aber    liegt    der    Vrtty  an  upr  äs  a    vor. 
Der  andere  Fall  liegt  vor,    wenn  derselbe  einfache  Konsonant 
5  (ein    oder    mehrmals)   wiederkehrt,    eine  Gruppe  von  (zwei)  Konso- 
nanten   einmal  wiederkehrt,    drei  und  mehr  Konsonanten   (ein  oder 
mehrmals)  wiederkehren.     Vitti  ist  eigentlich  eine  Funktion,  welche 
die  Stimmung  zum  Gegenstand  hat;  hier  wird  so  eine  Lautgebung 
genannt,  welche  diese  Funktion  enthält.     Und  diese  {vrtti)  ist  drei-  21 
10  fach,  je  nachdem  sie  aus  rauhen,  zarten  oder  mittleren  Lauten  be- 
steht.   Durch  diese  {vHti)  wird  dieser  Anupräsa  gekennzeichnet-).  — 
z.  B.3). 

„Wenn  auch   die  Muse  des  Dichters  durch  vollem  Klang  auf 
„den    ersten  Anblick    sich    zu  wiegen   scheint,    so  erfreut  sie  doch* 
15  ,nicht  mein  Herz,  wenn  nicht  Stimmung  darin  ist,  die  vorbereitet" 
, durch    Figuren     von    kräftigen     schönen    Vorzügen    einem    Gusse" 
„flüssigen  Lebenselixiers  gleicht." 
Oder 
„Ertragen    kann    man   die  von  Schlangen  angeblasenen  Feuer-" 
20  „flammen  oder  Reihen  von  Pfeilen,  die  giftträufelnden  Strahlen   des" 
„Vollmondes  oder  die  Winde  der  Regenzeit,  nicht  aber  der  Gazellen-" 
„äugigen  stolzerfüllte  {i.  e.  schmollende)  Blicke,   die  grade,  schwarz" 
„und  weißleuchtend,  seitwärts  gewandt,  träge,  voll  Ausdruck,  oder" 
„voll  Trunkenheit  sind." 

25  Wenn  eine  Gruppe  von  Konsonanten  mit  den  Vokalen 

wiederholt  wird,  so  heißt  diese  Figur  z/a/«aÄ;  «(künst- 
licher Reim). 

Dabei  geben   beide  Gruppen  entweder  einen  Sinn,  oder  keinen 
Sinn,    oder    die    eine    gibt  einen   Sinn,    die  andere  nicht*);  danach 
so  gibt  es  also  kurzweg^)  drei  Arten,  z.  B. 

„Jedem ,    der    ihre    leuchtende    wie  Lotus(blütenblättei-)    lange"  22 
^{rucire   vanajüyate)  Augen  sieht,    hat  kein  Gefallen  mehr  {rucir^ 
„eva  na  jäyate)  an  den  Augen  einer  andern." 

1)  cf.   p.   199,  202  f.     Ks  ist  niimlich  in  dem   ersten  Halbvers  ein  Vrttya- 
Diiprä.sa  durch   das   inelirfiiclie   Vorki)Himen   von    //. 

2)  upalaktiita ,    d.  h.    die    vrtti   ist    nicht    das  spezifische  Merkmal  dieses 
AnupriUa,  Nondcrn   kommt  nur  einem  Teil  desselben  zu. 

;i)  .^rükaiithitcarila  II,  49. 

4»  IJiiumirtliutfu  \\\\i\  (ibhinnärtJiiitva  bedouten  niirthalcatva  und  nirar- 
t/iakatvii,  wio  iiius  di-m  Konimeniar  hi-rvorm-ht.  Denn  or  crwälmt  für  die  Worte 
kfacülek(nii/äu(irt/ial,atr(itn  ojuiravi/a  särtfiakatvam  die  Lesart:  kvacit  särtha- 
katvam  kvaciu  uirarthalatvam  und  bemerkt  dazu,  daß  „bei  dieser  Lesart  nur 
dio  btiidi-n  or^t^•n  Arten  (genannt  wären,  nicht  aber  die  letzte".  Wie  hliinnär- 
t/iittva  zur  Itedeutunj;  vttw  narthakalra  kommt,  ist  nicht  klar;  sollte  es  heißen 
Hodeutiinmkeit  dos    (reimenden)   Teiles? 

6)   Vlolo  I'ootikor  sind  niimlich  gerade  über  die  yamakas  sehr  ausführlich. 


Vrttyanupräsa,    Yamaha ,  Lätanuprasa  p.  21 — 24.  303 

Hier  geben  beide  Gruppen  einen  Sinn.  So  auch  die  beiden 
andern  Arten  ^). 

Vollständige  Wiederholung  von  Wort  und  Sinn 
ist  ein  Fehler. 

Das  Wort  „vollständig*  ist  gebraucht  um  anzudeuten,  daß  die    5 
gleich   zubesprechende  Spezies  davon  verschieden  ist.     Es  wird  ge- 
lehrt 2):  Wiederholung  von  Wort  und  Sinn  ist  Tautologie,  wenn  es 
sich  nicht  um  einen  Anuväda  handelt. 

23  Wenn    aber    die  Intention   verschieden  ist  (trotz- 
dem    dasselbe    Wort     in     derselben    Bedeutung     ge-io 
braucht  ist),  so  heißt  diese  Figur  Lätanuprasa. 

„Intention"  bedeutet  „auf  etwas  anderes  hinaus  laufen."  Dies 
ist  verschieden,  nicht  aber  die  Laute  oder  die  begriffliche  Bedeutung 
des  (wiederholten)  Wortes,  z.  B. 

„Dann    erst   hat    man  Vorzüge,    wenn  Kenner    sie    würdigen:"  i5 
„erst    wenn    sie  von  den  Sonnenstrahlen  geküsst  werden ,    sind  die" 
„Lotusse  (wirklich)  Lotusse^)." 

„Was    soll    ich    viel    reden?      Höre    dies:    Verzieh    hier    ein" 
„Weilchen ,    so  gut  du  vermagst ,  schließend  die  Augen ,  o  du  mit" 
„Augen  wie  Lotusblätter;  wenn  ich  den  goldenen  Lotus,  o  Schöne,"  20 
„dem   Götterfeinde  eiligst  geraubt,  bin   ich  gleich   wieder  hier*)". 

Abschon  hier  in  den  Worten  abjapatranayane  nayane  niml- 
lya  usw.  die  Kasusendung  usw.  nicht  wiederholt  ist,  so  liegt  doch 
ein  Lätanuprasa  vor ,  da  der  Hauptsache  nach  das  Wort  und  die 
Bedeutung  wiederholt  wird  •'').  25 

„Schön  sind  die  Riedgräser  wie  Riedgräser  (nur  sein  können)," 
„und  die  Seen  wie  Seen;  das  Herz  der  Jugend  haben  erobei-t  die" 
„Ströme  wie  Ströme'^')." 

24  In    dergleichen  Fällen    findet    nicht    die  „Vermischung  in   der- 
selben Phrase"   statt  zwischen  den  Figuren  Lätänupräsa  und  Anan-  30 
vaya  (p.  30),    weil  beide  einen  verschiedenen  Wirkungskreis  haben, 


1)  Der  Kommentar  bemerkt,  daß  eine  notwendige  liedingunt;  für  die 
yamakas  sei,  daß  sie  an  bestimmter  Stelle  des  Verses  ständen,  wie  das  ja  auch 
bei  anderen  Poetikern  teils  ausge.sprochen  ist,  teils  aus  den  Beispielen  hervor- 
geht. Unser  Autor  sjigt  es  nicht  ausdrücklich;  aber  wenn  er  nicht  diese  An- 
sicht gehabt  hätte,  würde  sein  Beispiel  für  den  chckänupräsa  ebensogut  für 
die  yamakas  pjissen  (und  zwar  für  die  2.  und  3.  Art  dieser  Figur).  Wenn 
aber  an  beliebigen  Stellen  des  Verses  drei  Silben ,  oder  nur  ein  paar  Silben 
wiederholt  werden,  so  ist  das  kein  yamaka,  sondern   rrttyanuprasa. 

2)  Nyäyasütra  V,  2,  14.  Anuväda  ist  die  Wiederholung  einer  Vorschrift 
oder  des  Vorgeschriebenen,  wenn  dies  zu  bestimmten  Zweck  geschieht,  z.  B.  bei 
einer  Erklärung  ib.   II,  1,  (U. 

3)  Aus  Ännndavardliana's  Visamabänalllä.   —  cf.   Dlivanyäloka,   p.  G'-'. 

4)  Navasälia.sänka  X,  G9. 

5)  Der  Kummontar  bezweifelt,  und  zwar  mit  guten  Gründen,  daß  hier 
der  Lätänupräsa  vorliegt,  weil  das  erste  nayane  kein  selbständiges  Wort,  sondern 
nur  ein   Bestandteil  eines  anderen,  nämlich  abjapatranayane  sei. 

6)  Udbhata,  Alanikärasaingraba  I,  IG. 


304  Jacohi,  Ruyyaka'^s  Alamkarasarvasva. 

insofern    erstere    ihren    Sitz    in   Wort    und    Sinn,    letztere    im   Sinn 
allein  hat^). 

Im  Ananvaya    ist    die  Gleichheit  der  Wörter  eine  akzidentelle 
Folge,  die  abhängt  von  der  Angemessenheit-),  in  diesem  Lätänupräsa 
5  aber  ist  sie  ein  notwendiger  Faktor. 

So    gibt    es    bei    der    Wiederholung    vier    Figuren. 

Ohne  weiteres  klar. 
Wenn     die    Buchstaben    Veranlassung     geben     zu 
Figuren,   z.  B.    eines    Schwertes,    so    heißt    dies  „Bild" 
10  {citra). 

Da  in  diesem  Abschnitt  von  „Wiederholung"  die  Rede  ist,  so 
wird  das  „Bild"  erwähnt,  das  in  der  Wiederholung  von  Buchstaben 
besteht,  die  an  bestimmten  Stellen  mehrfach  gelten.  Wenn  auch 
die  geschriebenen  Buchstaben  in  Form  eines  Schwertes  usw.  an- 
15  geordnet  sind,  so  gilt  doch  diese  Figur  als  von  wirklichen  Lauten, 
weil  die  Leute  geschriebene  Worte  von  den  aus  Sprachlauten,  25 
welche  der  Luft  inhäriei-en ,  bestehenden  nicht  unterscheiden. 
Das  ,z.  B."  im  Sütra  soll  Padmabandha  und  andere  Figuren,  deren 
Wesen  im  Namen  ausgedrückt  ist,  einschließen ;  z.  B. : 

20  bhäsate  2^^'<^f^ibhäsära  rasähhätähatävibhä 

bhüvüätmäsubhäväde  deväbhä  bata  te  sabhä'^). 
„(0  du  geistvoller  (Fürst)!  dein  Hof  glänzt  durch  Geschmack" 
„erleuchtet,  von  ungeminderter  Macht,  GOTT  erkennend,  gewandt" 
„in  der  Diskussion,  göttergleich.)" 

2:,  Hier  haben  wir  die  Figur  eines  achtblättrigen  Lotus.     Da  man 

in  den  horizontalen  und  vertikalen  Blättern  von  der  Mitte  zum 
Rande  und  von  dem  Rande  zur  Mitte  creht,  so  crelten  dort  die 
Silben  doppelt,  in  den  schrägen  Blättern  einmal,  die  Silbe  im 
Fnichtboden  mehrfach. 

80  Wenn   Ding  und  Bild  gleiche  Eigenschaften  haben, 

(so  gibt  es  mehrere  Möglichkeiten);  wenn  ihre  Ge- 
trenntheit undNichtgetrenntheit  sich  die  Wage  hal- 
ten, f  s  f .  h  f  i  ß  t  die   Figur)  Vergleich,  ü  p  a  m  ä. 

1;  Laut-  und  Siniilitjuren  sind  also  vollständig  voneinander  getrennt, 
sodnü  eine  .VormiscIiunK"  (»(imkara)  nicht  möglich  ist,  nur  eine  Verbindung 
(t(niisrfti),  cf.  p.  li)7. 

ü)  Im  Ananviiyii  können  auch  für  dieselbe  Sache  zwei  Synonyma  gebraucht 
werden,  aber  es   ist   nioist   i)assondcr,   dasselbe   Wort  zweimal   zu   gebrauchen. 

.3}  cf.  Kftvyn  Prakfisa  IX,  8.  Man  zeichne  eine  Blume  mit  8  Hlättern, 
in  die  Mitte  »chreibo  man  bfiii,  in  das  HIatt  zur  Kochten  säte  von  der  Mitte 
HUKgühcnd,  in  das  nach  unten  folgondo  prati  vom  Kando  aus,  in  d.ns  folgende 
tiiirii  von  d.T  Mitte  aus,  dann  in  das  michsto  tii/id  von  der  Mitte  aus.  in  das 
Blatt  zur  Linken  trlvi  vom  Rande  aus  usw.  Man  liest  dann  von  der  Mitte 
Busgohend.  indem  man  in  der  angogobonen  Keihenfolge  weitergeht,  in  den  senk- 
rechten und  horiiontalen  Blättern  einmal  von  der  Mitte  zum  Hände,  dann  vom 
Uando  nach  der  Mitte,  diese  immer  mitnehmend,  wenn  man  an  sie  kommt. 


Citra,   Upamä  p.  24—27.  305 

Es  folgt  der  Abschnitt  über  Sinnfigui-en.  —  Die  Worte  ,Ding 
und  Bild"  im  Sütra  haben  den  Zweck,  ein  anstößiges^)  Ding  oder 
Bild  auszuschließen.  Gleichheit  der  Eigenschaften  ist  auf  dreierlei 
Weise  möglich:  1.  Die  Verschiedenheit  (von  Ding  und  Bild)  wird 
betont,  wie  bei  der  Figur  Vyatireka  usw.  2.  Die  Nichtverschieden-  5 
heit  wird  betont,  wie  bei  der  Figur  Metapher  usw.;  3.  beides  hält 
sich  die  Wage  wie  im  vorliegenden  Falle  (beim  Vergleich).    So  sagt 

25  man  ja,  daß  es  sich  dort  um  Ähnlichkeit  handele,  wo  einiges  ge- 
meinsam und  anderes  verschieden  sei.  Wir  behandeln  den  Vergleich 
zuerst,  weil  er  wecfen  der  Mannigfaltigkeit  seiner  verschiedenen  lo 
Formen  das  principium  verschiedener  Figuren  ist.  Die  Alten  haben 
die  Vergleiche  eingeteilt,  je  nachdem  sie  komplett  oder  defekt  sind-). 
Sehen  wir  davon  ab,    so  kann    das  tertium  comparationis  entweder 

27  (nur  einmal)  als  in  identischer  Form  (Ding  und  Bild)  angehörig  aus- 
gesprochen werden,  oder  (zweimal,  für  das  Ding  und  für  das  Bild)  je  i5 
besonders  als  Etwas  und  sein  Gegenstück;  in  letzterem  Falle  können 
(die  beiden  Erscheinungsformen  des  tertium  comparationis)  entweder 
(nur  sprachlich  verschieden  sein,  indem  zwischen  ihnen  nur  die  Be- 
ziehung auf)  ihr  Substrat  eine  Verschiedenheit  (des  Ausdrucks) 
bewirkt^),  wie  bei  der  Prativastüpamä,  oder  (sachlich  verschieden),  20 
indem  zwischen  ihnen  das  Verhältnis  von  Original  und  Konterfei 
obwaltet,  wie  beim  Drstänta. 

Wir  geben  die  Beispiele  in  der  (angedeuteten)  Reihenfolge: 

„Wie  durch  ihre  hellleuchtende  Flamme  eine  Lampe,  wie  durch" 
„die  Gangä  des  Himmels  Pfad,    wie  durch  geschulte  Sprache  ein"  20 
„Weiser,  so  war  durch  sie  (PärvatI)  er  (der  Himalaja)   rein  und" 
„geziert*)." 

„Das  Mädchen  mit  den  langen  Wimpern  hat,  wie  sie  daherging" 
„und  ihr  Köpfchen  auf  oft  wendendem  Halse  wie  einen  Lotus  auf" 
„drehendem  Stengel  trug,    ihre    mit  Nektar   und  Gift   getränkten"  30 
„Blicke  mir  tief  gleichsam  ins  Herze  gebohrt^)." 

Hier  ist  „wendend"  und  „drehend"  verschieden  nur  mit  Rück- 
sicht auf  ihr  Substrat  (Hals  und  Stengel);  aber  zwischen  dem,  wo- 
von sie  Attribute  sind  (nämlich  Hals  und  Stengel) ,  besteht  das 
Verhältnis  von   Original  und  Konterfei.  35 

„Der  Päiulyakönig  hier,  der  eine  lange  Halskette  über  seine" 
„Schultern  gehängt  und  mit  rotem  Sandel  seinen  Leib  gesalbt  hat," 


1)  apratita.  Das  Bild  (upamäna)  ist  anstößig,  wenn  es  z.  B.  in  eiiiom 
andern  Genus  steht,  das  Ding  {upaineiia),  wenn  es  ungezioinond  ist  es  zu  nennen. 

2)  d.  h.  ob  die  zu  einem  Vergleich  nötigen  Bestandteile  vollständig  aus- 
gesprochen werden,  oder  der  eine  oder  andere  verschwiegen  wird.  Die  vier 
Bestandteile  sind:  Ding  (upi(nie//a) ,  Bild  {upamüna),  tertium  comparationis 
{sädhärana  dharnut)  und  Ausdruck  der  Vorgloielmng  {apamapniUpäduka 
pada). 

3)  Dieselbe  Wendung  in  umgekehrter  Anwendung  p.  8'2. 

4)  Kumarasambhava  I,  28.  5)  Mälatim.   1,  27. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bil.  LXII.  20 


306  Jacohi,  Ruyyaka's  Alamharasarvasva. 

„strahlt   wie  der   Gebirge  König,    dessen  Gipfel    die  Morgensonne" 
„rötet  und  von  dem  ein  Wasserfall  hervorbricht  i)." 

Hier  werden  Wasserfall  und  Morgenrot  als  Konterfei  von  Hals-  28 
kette  und  Leibessalbe  dargestellt. 
5  Wenn    ein    und    demselben    Gegenstand    das    Ver-30 

hältnis    von    Ding    und    Bild    zukommt,    (so    heißt    die 
Figur)  Ananvaya. 

Hinsichtlich  des  Dargestellten  (nicht  objektiv)  versteht  sich  hier 
das  obige  Verhältnis  (d.h.  die  Ähnlichkeit).  Daß  man  aber  einer 
10  Sache  zwei  einander  widersprechende  Eigenschaften  (sowohl  Ding  als 
auch  Bild  zu  sein)  beilegt,  bezweckt,  eine  gleichwertige  zweite  zu 
negieren.  Und  darum  ist  die  Bezeichnung  Ananvaya  auch  etymo- 
logisch zutreifend. 

,Arjuna  wie  Arjuna  im  Kampfe  berühmten  Mutes,  und  Bhlma"  31 
15  „wie  Bhima    schrecklich    wütend    gegen    die  Feinde    begaben  sich" 
.ehrerbietig  wie  um  ihn  zu  höhnen  zum  Führer  der  Kurus  unter" 
„dem  Banianbaurae." 

Wenn    dasselbe    (Verhältnis    von    Ding    und    Bild) 
zwischen    zweien    umschichtig   besteht,    (so  heißt  die 
20  Figur)  Upameyopamä. 

Das  Wort   „dasselbe"    bezieht  sich  auf  das  Verhältnis  von  Ding  32 
und  Bild.     „Umschichtig"  bedeutet:  nicht  gleichzeitig.     Darum  tritt 
diese  Figur  in  zusammengesetzten  Sätzen  auf.     Und  sie  ist  zwiefach, 
jenachdem  das  tertium  comparationis  ein  Woi't,  oder  als  etwas  und 
25  sein  Gegenstück  dargestellt  ist.     Ersteres  in  folgender  Strophe : 

„Das  Wasser  ist  wie  der  Himmel,  der  Himmel  ist  wie  das" 
„Wasser,  der  Schwan  wie  der  Mond,  der  Mond  wie  der  Schwan," 
,die  Seelilien  wie  die  Sterne,  die  Sterne  wie  die  Seelilien." 

Letzteres  in  folgender: 
30  „Dort    prangen    mit    strahlenden   Lotussen    als   Antlitzen    die" 

„Wasserbassins    wie    Weiber,    und    mit    strahlenden    Antlitzen    als" 
„Lotussen  die  Weiber  wie  Wasserbassins." 

Wenn    die    Wahrnehmung    von    etwas    Ähnlichem 
die    Erinnerung    an    eine    andere    Sache    erweckt,    (so 
35  heißt  die  Figur)  Smaranam. 

Die  andf-re  Rache  ist  eben  (der  ersteren)  ähnlich.  Es  ist  kein 
Schluß  {anuinan(i\.  weil  dabei  keine  Concomitanz  {avinähhäva)  vor- 
liegt.    Z.  B. : 

„Sehe    ich  den  Knaben,    dein  Ebenbild,    der  die  Macht  der*  33 
*o  .Götter  und  Asuren  übertrilft,  so  gedenke  ich  des  RaglmSprößlings," 
„wie  er  di-ii  Bogen  handhulite  l)ci   der  Vernichtung  der  Feinde  des" 
„Opfers  und   des  Sohnes  Ku.siku's." 

1;  KaKhuvaip>B  VI,  Gü.    Lies  mit  Mullinütha  haricandanena  stntt  nava°. 


Ananvaya,    Upamayopama,  Smarana,  R^tpaka  p.  27 — 35.         307 

Eine  Erinnerung    nicht    auf   Grund    einer  Ähnlichkeit    bedingt 
aber  nicht  diese  Figur,  z.  B. : 

,Ich  erinnere  mich,  wie  ich  hier  an  der  Godä  zurückgekehrt" 
„von    der  Jagd   durch  den  Luftzug  von  dem  Wellenspiel  her  von" 
„meiner  Ermüdung  erleichtert  in  trauter  Einsamkeit  meinen  Kopf    5 
„in  deinen  Schoß  lege  und  in  den  Väniralauben  schlafe^)." 

Hier  ist  übrigens    nicht    ganz   in   Ordnung,    daß  die  Attribute 
des  Subjekts,    die  ja  dem  Zustand,    dessen  man  sich   erinnert,    an- 
gehören, bezogen   sind  auf  den  (gegenwärtigen)  Zustand  dessen,  der 
sich  erinnert-).  —  Die  Erinnerung  ferner-^),  die   durch  eine  andere  lo 
Veranlassung    als  Ähnlichkeit    geweckt    wird,    füllt    ins  Gebiet    der 

34  Figur  Preyän,  z.  B. :  „Ach,  auch  im  Zorn  ist  ihr  Antlitz  lieblich." 
Und  dort  ist  es  der  Fall,  wenn  sie  durch  die  Faktoren  usw.  ange- 
kündigt wird,  nicht  wenn  sie  nur  durch  die  Nennung  ihrer  selbst 
mitgeteilt  wird,  wie  in  letzter  Strophe  und  ähnlichen.  15 

„Diejenigen  welche  dicb^)  sahen,  wie  du  mit  der  Wurfspeer-" 
„wunde  auf  der  Stirne  und  vornen  gerötet  von  Strömen  geronnenen" 
„Blutes  in  der  Schlacht  die  Feinde  niedermähtest,  die  haben  kein" 
„Verlangen  mehr  nach  dem  Anblick  des  Smarafeindes,  strahlend" 
„von  der  Flamraenmasse  des  Augenfeuers,  welches  hervorbrach  bei"  20 
„der  grausigen   Verbrennung  Käma's." 

In  diesen  und  ähnlichen  Versen,  wo  die  Wahrnehmung  eines 
ähnlichen  anderen  Gegenstandes  dargestellt  wird,  handelt  es  sich  um 
die  Figur  Visesa,  in  der  das  Wesentliche  ist,  daß  eine  unmögliche 
andere  (als  die  zu  erwartende)  Sache  gemacht  werde.  Ein  solches  25 
Machen,  d.  h.  der  Begrifl'  von  Tätigkeit  überhaupt,  ist  auch  im 
Sehen  (worum  es  sich  in  unserem  Verse  handelt)  enthalten.  Nach 
anderer  Ansicht^)  liegt  aber  die  Figur  Kävyalinga  vor. 

So  haben  wir  diejenige  Figuren  behandelt,  bei  denen  auf  Ähn- 
lichkeit   beruhende    Verschiedenheit    und    Nichtverschiedenheit    ein-  30 
ander  die  Wage  halten.    Wir  besprechen  jetzt  diejenigen,  bei  denen 
die  Nichtverschiedenheit  betont  wird. 

Wenn  die  Nichtverschiedenheit  betont  wird,    (so 
entstehen  ebenfalls  mehrere  Figuren;)  und  wenn  eine 
Gleichstellung  stattfindet,  ohne  daß  das  Objekt  der-  35 
selben    negiert    wird,     (so    heißt    die    Figur)    Rüpaka 
(M  e  t  a  p  h  e  r). 

35  Insofern  die  Nichtverschiedenheit  (nur)  betont  wird,  bleibt  die 
Verschiedenheit  in  Wirklichkeit  bestehen.     Etwas  au  die  Stelle  von 


1)  Raghuvanisa  XIII,  3.'». 

2)  Dieser  grammatische  Vorwurf  trilVt  allerdings  zu;  aber  mit  liecht  sagt 
der  Kommentar,  daß  das  Urteil  darüber  den  Leuton  von  Gesfhmack  zustehe 
sahrdayä  ent  praniänain.  Durrh  die  gewagte  Aus<lrucksweise  soll  oü'enbar 
die  Erinnerung  als  eine  besonders  lebhafte  und  deutliche  hingestellt  werden. 

3)  tusabdas  cärthe. 

4)  Nach   dem   Kommentar  ist  Jayäplda  (etwa   780 — 811    n.Chr.)  gemeint. 

5)  Nach  Udbhata,  Alainkärasaingialia  VI,  IC,  wie  der  Kommentar  bemerkt. 

20* 


3Q8  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 

etwas  anderem  setzen  heißt  Gleichstellung  (äropa),  da  diese  auf  dem 
Objekt  und  seinem  Korrelat  i)  beruht.  Wenn  das  Objekt  negiert 
wird,  so  liegt  (die  Figur)  Apahnuti  vor;  andernfalls  aber,  insofern 
das  Korrelat  dem  Objekt  seine  Form  (rüpa)  verleiht,  das  Eüpaka. 
5  Es  waltet  aber  zwischen  beiden  Ähnlichkeit  ob.  So  sagt  (Dandin): 
,Ein  Vergleich,  bei  dem  die  Verschiedenheit  übersehen  wird,  ist  36 
eine  Metapher"  (Kävyäd.  II,  66).  Weil  die  Identifizierung  inten- 
siver ist  als  die  Gleichstellung,  so  werden  die  auf  ersterer  be- 
ruhenden Figuren  später  erörtert. 

10  Diese  (Metapher)  ist  dreifach,    nämlich:    1.  einfach,    2.  spezia- 

lisiert, 3.  verkettet-).  Die  erste  ist  zweifach:  1.  a)  einmalig,  b)  mehr- 
malig; die  zweite  ebenfalls:  2.  a)  in  allen  Punkten  durchgeführt,  b)  nur 
teilweise  durchgeführt.  Die  dritte  ist  zunächst  zweifach,  jenachdem 
sie  durch  zweideutige  oder  nicht  zweideutige  Wörter  hervorgebracht 

15  wird,  und  jede  dieser  beiden  Arten  (ist  es  wiederum),  jenachdem  sie 
einmalig  oder  mehrmalig  ist,  (so  daß  diese  Metapher)  vierfach  ist. 
So  gibt  es  also  acht  Arten  der  Metapher.  Außerdem  lassen  sich 
die  einzelnen  einteilen,  je  nachdem  sie  durch  einen  Satz  (i.  e.  ein- 
zelne Wörter)    oder  ein  Kompositum    dargestellt   werden ,    worüber 

20  man  sich  anderwärts  belehren  möge^).  Wir  geben  die  Beispiele  nach 
obiger  Reihenfolge. 

„Ein  Fußtritt  des  Herrn  gehört  sich  für  den  Sklaven,  der  sich"   37 
, vergangen  hat:  darum  also,  o  Schöne,  macht's  mir  keinen  Kummer;" 
»aber  daß  dein  Fuß  sich  verletzen  möge  an  den  stachelichten  Keim-" 

25  , spitzen  des  (bei  mir)  eintretenden  intensiven  Härchensträubens," 
,muß  ich  das  nicht  besorgen?" 

„Eine  neue  Nektarquelle  der  Götter,  eine  Sichel  zum  Abmähen" 
,der  Finsternis,  ein  Lotusstengel,  entfallen  dem  Schnabel  einer" 
„betrübten  Gans  der  himmlischen  Gaiigä,  eine  Doublette  von  Amor's" 

30  „Bogen,  und  auch  ein  Hoönungsstrick  derjenigen,  welche  sich  gegen" 
„ihre  Herzgeliebte    vergangen    haben,    so    kommt    nach  dem   Neu-" 
.mondstage"*)  die  Gestalt  des  Schneestrahlers  zum  Vorschein." 
2.  a)  vistüra^älini'^). 
b)    „Nachtgleich  erscheint  dein,  des  Fürsten  (zugleich  „Berges")" 

86  „dichter  Tamälawaldstreifen ,    das  Schwert,   allwo  der  frische  Mut" 


1)  Objekt  (L'/paya)  bozoichiiot  dio  Suche,  uiu  die  os  sich  handelt,  Korrelat 
(vifayin)  die  von  dem  Dichter  zur  Vergloichung  usw.  mit  ihr  in  Verbindung 
Kubrachto. 

'i)  Wenn  sich  nämlich  aus  einer  Metiiphor  liio  andere  bez.  ihre  Berech- 
tit(un|;  ergibt. 

3)  d.  h.  bei  ällortMi  roetikorn ,  /,.  H.  Daihliii.  Das  bedingt  aber  kein 
raicttryam ,  d.  h.  os  beruht  nicht  auf  einer  Vor.schiodonlieit  der  vicchittrs, 
widcho  <li.«   Fi^'iircn  und   ilir»  Unterarten    als   solche  konstituieren,  cf.  GN.    1908 

S.  cir. 

4)  pnttijxiil  ist  eigentlich   dio  mit  Neumond  beginnende  Tilhi. 

5)  Der  Text  dieser  .StroiOie  ist  nicht  in  Ordnung.  Kh  muU  sie  daher 
uniiborttotzt  las.son. 


Rüpaka  p.  35—38.  309 

„gewaltsam    im  Kampfe   den  mit   dem  Mond  wetteifernden  Euhm" 
„deiner  Feinde  zusammenzutreiben  sich  vergnügt^).* 

Hier  ist  das  Wort  ksitibhrt  doppelsinnig.  —  Verkettet: 

38  3.    a)   „Macht  er  nicht  auch  der  Pracht  des  (oder:    dem  Ge-" 

„fallen  am)  roten  Lotus  ein  Ende  ?  ist  er  nicht  auch  eine  Aucren-"    5 
„weide?  verhilft  er  nicht  auch  durch  seinen  Anblick  allein  Amor" 
„zur  Herrschaft?     Wenn    trotz    des    Mondes    deines  Antlitzes    ein* 
„zweiter  Mond  emporkommt,  so  möchte  es  Stolz  auf  seinen  Nektar" 
„sein;  doch  ist  auch  der  auf  deiner  Lippe." 

Hier  wird  der  Mond  mit  dem  Antlitz  ohne  Grundangabe,   der  lo 
Nektar  mit  dem  Lippenseim  durch  ein  doppelsinniges  Wort  gleich- 
gestellt. 

b)  „0  Herr  und  bester  Held,  du  Schwan  auf  dem  Mänasasee," 
„dem  Geist  der  Weisen,  du  Sonne,  bei  der  das  Nichtschließen  der" 
„Lotusse  die  Vernichtung  des  Glückes  deiner  Feinde  ist,  du  Siva,"  i5 
„dessen  Aufsuchen  der  Durgä  ein  Nichtaufsuchen  von  Festungen" 
„ist,  du  Feuer,  dessen  Besitzergreifung  von  Brennholz  ein  Erkiesen" 
„von  Schlachten  ist,  du  Daksa,  dessen  Unfreundlichkeit  gegen  Sati" 
„deine  Begeisterung  für  die  Wahrheit  ist,  du  Bhima,  dessen  An-" 
„ciennität  über  Arjuna  dein  Eher-sein  als  der  Sieg  ist,  übe  ein"  20 
„Jahrhundert  Brahma's  die  WeltheiTSchaft  aus-)." 

Hier  hat  die  Gleichstellung  von  Du  und  Schwan  die  von  münasa 
(Geist)  und  Mänasasee  zur  Folge ;  darum  liegt  eine  mehrmalig  ver- 
kettete Metapher  vor. 

c)  „Mit  Gedanken,  Worten,  Werken  nehme  ich  meine  Zuflucht"  25 
„zu  dem    barmherzigen  Herrn    der  Welt;    Hara's  Fußpaar  ist  das" 
„Bot  zum  Übersetzen  über  den  Ozean  von  Geburt,  Alter  und  Tod." 

d)  „Es  siegt  in  der  Schlacht  des  Mrdaver-Indra's  Schwert,  eine" 
„Bank  für  ßäjalaksml,  eine  smaragdene  Woge  des  Ozeans  der" 
„Tapferkeit,  ein  Streifen  des  zusammengeronnenen  Brunstsaftes  des"  30 
„gewaltigen  Sieg-Elefanten,  der  Feinde-Geschlechter  (=  Rohre)  zer-" 
„bricht,  eine  dunkle  Regenwolke  für  (i.  e.  forttreibend)  den  Ruhmes-" 
„Schwan  des  Muralakönigs,  der  in  Schlachtenfurcht  sich  ängstigt," 
„ein  Haremswächter  der  Erde." 

Hier  ist   „Haremswächter  der  Ei*de",    obgleich  eine  verkettete  35 
Metapher,  defekt'').    Dem  analog  sind  auch  andere  Varietäten  spuren- 
weise angedeutet. 

Die  (Metapher)  tritt  auch  zutage  auf  Grund  von  ünähnlich- 
keit,  z.  B. : 


1)  Nach  dem  Kommentar  wollen  andere  in  diesem  Verse  eine  Samösokti 
sehen,  darum  pibt  der  Kommentar  ein  einwandfreies  Beispiel  für  Ekadesavivarti 
Küpaka. 

2)  Vgl.  Kävyapradlpa,   S.  388. 

3)  Komplett  würde  sie  sein,  wenn  gesagt  wäre:  Kammerher  der  Erde  = 
Serail.  Verkettet  ist  die  Metapher,  weil  die  von  König  =  Kammerherr  die 
von  Erde  =  Serail  nach   sich  zieht. 


3JQ  Jacohi,  Ruyyaka's  Alamharasarvasva. 

„Wenn  in  diesem  eisernen  Zeitalter  Menschen  in  eitler  Hoff-"  39 
,nung  einem  Könige  dienen,  jener  Wüste  für  das  Wasser  des" 
, Wohlwollens,  jener  Luft  um  edle  Taten  drauf  zu  malen,  jener" 
„Neumondsnacht  für  den  Mondschein  der  Tugenden,  jenem  Hunde-" 
5  „Schwänze  für  das  Annehmen  von  Gradheit,  so  ist  deren  Dienst-" 
.fertickeit  nur  unnütze  Kunst  in  Anbetracht  Sivas,  der  nur  durch" 
„Liebe  leicht  zu  gewinnen  ist." 

In  der  Metapher  kann  das  Korrelat,  obschon  es  als  ein  Ding 
seinen  stehenden  Charakter  hat,  den  ihm  eo  ipso  nicht  zukommenden  40 

10  Numerus  des  Objektes  bekommen,  weil  es  den  einzelnen  (Objekten) 

crleichorestellt  wird ;  z.  B.  „an  einzelnen  Stellen  waren  die  Waldbrände 

Kapilas  (braun),    die  Haarflechten  und  Bast  sich  zu  eigen  gemacht 

hatten".     Denn  der  Weise  Kapila  ist  nicht   in  Mehrzahl  vorhanden. 

„Das  aus  der  Schlangen- Wolke  entstandene  Wasser  (und  Gift)" 

15  „verursacht    in  hohem   Grade  Umherirren,   Unlust,    Herzschwäche," 

„Ohnmacht,    Bewußtlosigkeit,    Umneblung  der  Sinne,    Verfall  des" 

„Körpers  und  Tod   bei  Mädchen,  die  vom  Liebsten  getrennt  sind." 

Hier  empfindet  man  eine  Doppelsinnigkeit  in  dem  Worte  visa 

(Flüssigkeit  und  Gift)  mit  dem  Begrifi"e  Gift,  welche  durch  gewisse 

20  Wirkungen  von  bestimmter  Zahl  vorbereitet  ist.  Das  Wort  „aus 
der  Wolkenschlange  entstanden"  bringt  die  Metapher  zum  Abschluß; 
denn  ohne  die  fertige  Metapher  kommt  (der  Doppelsinn)  nicht  zu- 
stande. Es  ist  aber  nicht  eine  auf  (jener  ersten  Metapher  beruhende) 
„verkettete"  Metapher  mit  Doppelsinn  im  Worte  visa;  darum  nimmt 

25  man  hier  die  Figur  Doppelsinn  (Slesa)  an^). 

Wenn  das  Korrelat  zum  Zustandekommen  der 
darzustellenden  Sache  dienlich  ist-),  dann  (heißt  die 
Figur)  Parinäma   „Umwandlung". 

Weil  das  Korrelat    in    der  einfachen   Metapher   nicht  zum  Zu- 

30  Standekommen  der  darzustellenden  Sache  (Objekt)  mitwirkt,  so  ist 
dabei  seine  Bestimmung  nur,  diese  auszuschmücken;  in  der  Um- 
wandlung aber  wirkt  das  Korrelat  mit  in  der  Gestalt  (oder  als  Teil) 
dessen,  was  dargestellt  wird,  weswegen  sich  das  Objekt  zum  Korrelat 
umwandelt.     Diese  Umwandlung    unterscheidet  sich  von  derjenigen  41 

85  der  Sämkhyas  durch  das  Fehlen  der  bekannten  Bestimmungen:  Hinzu- 
treten (neuer  Attribute),  Subsistenz  (des  identischen  Dinges)  und 
Aufhören  (früherer  Attribute). 

Die  Utnwandlung  ist  zwiefi^ch,  je  nachdem  Objekt  und  Korrelat 
in  demselben   oder  verschiedenem   Kasus  stehen.     Ersteres  z.B.: 

*o  „Nachdem  jener  (Uänia)  selbdritt  über  den  Götterstrom,  den" 

„Kranz   auf   Siva's  Haupt,    hinübergesetzt    war    und    dem   Schiffer" 

]|  Sii'lio  Dlivnnyüloka  p  '.t7.  I>io  VimarsinI  bogründot  aber  Redenken 
gogeti  diuHi!  Aimiclit. 

2)  Man  kann  prakrtopai/ot/fi  so  douton :  mitwirkt  in  Gestalt  des  Objekts. 
Roidd  Mii^'liclikxitnii  diKkutiert  .)ii|;aiiii:itliH ,  um  die  Dnriclitigkoit  der  im  Sütra 
XL'gcbuiicii    Dolinitiun   zu   zuiguii.      KuMigaiigildliura,   S.  '251. 


Parinäma,  Samdeha  p.  39 — 43.  311 

„(Guha)  Saumitri's  Freundschaft  als  Fahrgeld  entrichtet  hatte,  brach" 
,er  eiligst  auf  nach  dem  Berge  Citraküta,  während  die  Sabarafrauen* 
„mit  ihren  nur  von  ausgebreiteten  Armen  zu  umfassenden  Busen," 
,den  Blick  neugierig  aufrichtend,  ihm  nur  mühsam  Schritt  hielten  i)." 

Hier  ist  das  Objekt  „Saumitri's  Freundschaft"  in  gleichem  Kasus    5 
wie  das  Korrelat,  und  ist  (in  dieses)  in  der  Form  des  Fahrgeldes-) 
umgewandelt,  weil  dasselbe  in  Gestalt  der  Freundschaft  zum  Zustande- 

42  kommen  der  darzustellenden  Sache  mitwirkt.  Wie  nun  bei  der 
Samäsokti  das  Korrelat  zum  Zustandekommen  der  darzustellenden 
Sache  mitwirkt  und  dabei  in  der  Form  des  Objektes  der  Gleichstellung  lo 
auftritt,  weshalb  ihm  (dem  Objekt)  das  Verhalten  des  (Korrelates) 
imputiert  wird,  ebenso  verhält  es  sich  hier;  nur  wird  dort  (in  der 
Samäsokti)  das  Objekt  allein  dargestellt,  weil  das  Korrelat  hin- 
zugedacht wird.  Hier  aber  werden  beide  ausgesprochen ,  und  weil 
beide  wesenseins  sind,  verwandelt  sich  das  eine  in  das  andere.  15 

Die  zweite  Art,  z.  B.  in  folgender  Strophe : 

„Zuerst  beschenkte  er  den  König  mit  ausgereiften,  gefühlvollen," 
„zum  Munde  sich  drängenden  Woi'ten,  darauf  mit  Rossen  usw." 

Beim  Zusammentreffen  mit  einem  König  ist  ein  Geschenk  an- 
gebracht.    Und  da  dies  hier  die  Gestalt  der  Worte  hat,  so  wandeln  20 
sich  diese,  obschon  in  anderm  Kasus  stehend,  zu  dem  Geschenke  um. 

Wenn    das    Objekt    in    Zweifel    gestellt   wird,    so 
(heißt  die  Figur)  Samdeha   „Zweifel". 

D.  h.  wenn  außerdem  die  Nichtverschiedenheit  betont  wird  und 
eine  Gleichstellung  stattfindet.  Objekt  ist  die  in  Rede  stehende  Sache,  25 
auf   Grund    deren  ^)    die    hineingezogene    in    Zweifel    gestellt    wird. 
Bezieht    sich    der  Zweifel  auf  letztere'*),    so  wird  auch  das  Objekt 

43  in  Zweifel  gestellt.  Bei  einem  durch  die  Ehibildungskraft  des 
Dichters  geschaffenen  Zweifel,  beziehe  er  sich  nun  auf  die  in  Rede 
stehende,  oder  die  hineingezogene  Sache,  liegt  die  Figur  „Zweifel"  so 
vor.  Derselbe  ist  dreifach:  rein,  eine  Lösung  einschließend  und 
mit  Lösung  am  Ende.  Rein  ist  er,  wenn  es  beim  Zweifeln 
bleibt,  z.  B.: 

„Ist    hier    diese    ein    saftiges   junges   Reiß,    entsprossen    dem" 
„Baume  Jugend,  ist  sie  eine  Welle  des  anmutig  wogenden  Schön-"  35 
„heitsmeeres,  oder  ist  es  der  leibhaftige  Unterrichtsstock  des  Gottes" 
„zarter  Triebe,  der  nun  der  Ruhe  genießt,  nachdem  er  sehnsüchtigen" 
„Seelen  seine  Lehre  beigebracht  hat^)?" 

Eine  Lösung    einschließend  ist  diese  Figur,    wenn  Zweifel  am 
Anfang,  Lösung  in  der  Mitte  und  wiederum  Zweifel  am  Ende  steht:  40 

„, Ist  dieser  Helios?    Doch  der  fährt  mit  einem  Siebengespann!" 
„Ist's  der  Feuergott?     Aber  der  geht  ja   nicht  immerfort  unstet" 


1)  Anargharäghava  V,  2.  2)  Lies:  °ätararüpatvena. 

3)  Wörtlidier:   iudem  sie  der  liiueiiigezogeuen  zur  Folie  dient,  wird  diese 
in  Zweifel  gezogen. 

4)  Lies:  ajjrakrtasmidehe.  5)  Von  Baudhu  nach  Sbh.   1471. 


3X2  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamhärasarvasva. 

„allerwärts^)!  Ist's  der  leibhaftige  Todesgott?  Doch  der  reitet" 
„auf  einem  Büffel.'  So  überlegen  lange  bei  deinem  Anblick  in" 
,der  Schlacht  die  feindlichen  Krieger." 

Mit    der    Lösung    am    Ende    ist   derjenige    (Zweifel),    welcher 

5  zweifelnd  anhebt  und  mit  der  Lösung  schließt,  z.  B.: 

„Ist's  der  Mond;  wo  ist  dann  der  Flecken?    Ist's  ein  Lotus;" 
,wo   ist   dann   das  Wasser?     An    den    zierlichen    koketten  Reden" 
„erkenn  ich  hinterdrein,  o  Rehäugige,  daß  es  (dein)  Antlitz  ist." 
Zuweilen  erscheint  (diese  Figur)  so,  daß  die  Kon-elate  auf  ver- 

10  schiedene  Substrate  verteilt  auftreten,  z   B.: 

„Hat  das  Dunkel  die  Bäume  und  Felsen  männiglich  gefärbt," 
„hat  es  den  Himmel  gesenkt,  hat  es  ihn  verdeckt,  hat  es  die" 
„Unebenheiten  der  Erde  ausgefüllt,  hat  es  die  Himmelsgegenden" 
„fortgeschafft-)?" 

15  Hier    wird  mit  dem  Dunkel,    dem   Objekt    der  Gleichstellung,  44 

das  Färben  usw.  als  auf  die  Bäume  usw.  die  verschiedenen  Sub- 
strate verteilt  gleichgestellt.  Einige  erklären  dies  als  eine  Art 
des  Zweifels,  die  auf  Identifikation  beruht.  Andere  dagegen  für  eine 
Art  der  Utpreksä,    weil  das  Wort  nu  gebraucht  ist,    das  ein  Ver- 

20  muten  ausdrückt. 

Wenn  eine  andereSache  (statt  der  in  Rede  stehen - 
den)  auf  Grund  ihrer  Ähnlichkeit  (mit  dieser)  wahr- 
genommen wird,  (so  heißt  die  Figur)  Bhr äntimän 
„Getäuscht". 

25  Diese  Figur  wird  direkt  nach  dem  Zweifel  definiert,    weil  sie 

mit  ihm  L^nrichtigkeit  der  Erkenntnis  als  gemeinschaftliches  Merk- 
mal hat.  Täuschung  ist  eine  Eigenschaft  des  Geistes;  eine  Wendung, 
in  der  sie  sich  findet,  heißt  „Getäuscht".  Eine  durch  Ähnlichkeit 
bewirkte  Täuschung  bildet  den  Gegenstand  derselben,  z.  B.: 

30  „,Haltet    (unsere)  Lippen  nicht   für  Bimbabeeren,    die  Locken" 

„nicht  für  reife  Jambüfrüchte,  den  Rubin  des  Ohrschmuckes  nicht" 
,für  einen  Granatapfel!'  Also  von  den  in  der  Wüste  ermattenden" 
„lotusäugigen  Dämchen  immer  wieder  zurecht  gewiesen,  sanken" 
„plötzlich  vor  Durst  zusammen,  o  König,  des  Gürjarakönigs  zahme" 

35  „l'apageion." 

Eine  durch  lebensgefahrliche  Verwundung  usw.  hervorgerrufene 
Sinnestäuschung  bildet  nicht  den  Gegenstand  dieser  Figur,  z.  B.: 

„Der  Ringer  Cänüru.  dem  Krsna  mit  Faustschlägen  die  ganze" 
„Brust  bearbeitete,  erblickte  hundert  Monde  am   Himmelszelt." 

■•u  (Jemeint    ist    aber    auch    nur  diejenige  durch  Ähnlichkeit  ver- 

ursaclite  Täuschung,  welche  der  Dichter  wegen  eines  poetischen 
Iteizes  mit  seiner  Einbildungskraft  hervorbrachte,  wie  in  obigem 
Beispiel,    nicht  aber  eine  rc  ij>sa   hervorgebrachte,  wie   bei   der  für 


1)  Lle»  nurväh  für  mkfät,  wie   Kftvyiiprftdrpii,  S.  382. 

2)  Kirütllrjuiiiy»  I.\,  \b. 


Bhrantiman,   Ullekha  p.  43—48.  313 

Silber    gehaltenen    Perlmutter.     Das    gilt    auch    von    dem    Zweifel: 
ist  jenes  ein  Pfahl  oder  ein  Mensch? 

Wenn  ein  und  dieselbe  Sache  aus  bestimmter 
Veranlassung  verschieden  angesehen  wird,  (so  heißt 
die  Figur)    Ullekha   ,S  chil  der  ei".  » 

47  Wo  eine  Sache  verschiedentlich  angesehen  wird,  da  liegt  der 
Ullekha  vor,  weil  jene  in  der  Mannigfaltigkeit  ihrer  Formen  ge- 
schildert wird.  Aber  es  ist  nicht  lediglich  eine  unmotivierte 
Schilderung,  sondern  Veranlassung  zu  ihr  ist  der  Umstand,  daß  die 
Sache  mit  verschiedenen  Eigenschaften  ausgestattet  ist.  Laune,  per-  lo 
sönliches  Interesse,  Bildung  sind  die  Motive,  wie  es  sich  gerade 
macht.    So  heißt  es  (in  Utpala's  Isvarapratyabhijnä,  Pandit  IIT,  p.  95): 

^Nach  der  Laune,  nach  dem  persönlichen  Interesse,  nach  der" 
„Bildung  variiert  der  subjektive  Eindruck  ein  und  derselben  Sache," 
,die  man  durch  kombinierendes   Denken  als  identisch  erkennt."  15 

So  wenn  es  im  Har.sacarita  ^)  bei  der  Beschreibung  des  Landes 

'  '  .  . 

Srikantha  heißt:  „das  von  Asketen  für  einen  Büßerhain,  von  Hetären 
für  Amor's  Tempel,  von  Schauspielern  für  einen  Konzertsaal  (ange- 
sehen wurde)".  Hier  wird  nämlich  ein  und  dasselbe  Land, 
Srikantha,  mannigfach  als  Büßerhain  usw.  dargestellt,  weil  es  die  20 
betreifenden  Eigenschaften  hat.  Laune,  persönliches  Interesse  und 
Bildung  können  gewöhnlich  einzeln  oder  gesamt  in  Betracht  ge- 
zogen werden.  ["^)Aber,  könnte  eingewandt  werden,  in  derselben  Stelle 
kommen  Rüpakas  vor,  z.  B.  ,für  einen  Stahlzwinger  von  den  Schutz- 
suchenden ,  für  eine  Asurahöhle  von  Erzsuchern  -)",  wie  kann  also  25 
diese  Figur  Ullekha  darin  vorliegen?  Ganz  recht;  aber  in  den 
Partien  „Büßerhain"  usw.  liegt  wenigstens  kein  Rüpaka  vor,  weil 
hier    (dem  Objekte,    nämlich  Srikantha)    wirklich  (und  nicht  durch 

48  poetische  Gleichstellung)  der  betreffende  Charakter  zukommen  kann. 
Wo    aber     ein    Rüpaka     tatsächlich    vorhanden    und    trotzdem    die  30 
in  Rede    stehende   Auffassung    zulässig    ist,    da   möge  Vermischung 
beider    Figuren    (Sainkara)    sein ;    dadurch    läßt    sich    aber    unsere 
Figur  nicht  cränzlich  ableugnen.     Und  somit  ist  unsere  Darstellung 
einwandsfrei.       »Nun,     dann     habe     in     solchen    Fällen    die    Figur 
Bhräntimän  statt,   weil  sie  darauf  beruht,  daß  etwas  in   einer  Form  35 
angeschaut  wird,   die  es  nicht  hat."     Das  trifft  nicht  zu,  weil  der 
Figur  Bhräntimän  jene  spezifische  Eigentümlichkeit  nicht  zukommt, 
daß    etwas    verschiedentlich    angesehen    wird,    und    weil    dies 
eben    das   ist,   worauf  unsere  Figur   beruht.     Wir  haben  aber  zu- 
gegeben, daß  eine  Vermischung  (hier  des  Ullekha  mit  Bhräntimän)  4o 
statthaben     könne.       »Nun,     dann    möge     hier     diejenige    Art    von 


1)  S.  97   der  Nirnaya  S.  P.  Ausgabe.    Es  ist  übrigens  daselbst  von  Sthän- 
vTsvara  die  Rede. 

2)  "ivätikair  vivaravt/asanibhir  ricäri/aih,    cf.  Zachariae,    Boitr.  z.  iiid. 
Lexik.   S.  73f. 

3)  Durch  Weglassung    der    eingekhimmorten  Stelle  bekommt  das  folgende 
Beispiel   »Als  Näräyana  usw."   richtigen  Anscliluli. 


314  Jacohi,  ■Ruyyahä's  Alamkarasarvanva. 

Hyperbel  (Atisayokti)  sein,  bei  welcher  etwas,  das  in  Wirklichkeit 
nur  eins  ist,  als  verschieden  dargestellt  wird.*  Darin  liegt  kein 
Bedenken.  Weil  nämlich  (in  dieser  Art  von  Hyperbel)  eine  viel- 
seitige Schilderung  nach  der  Einteilung  des  Gegenstandes,  die  auf 
5  der  Verschiedenheit  der  Beobachter  beruht,  liegt,  und  eben  dies 
einen  speziellen  (der  Hyperbel  an  sich)  fremden  Reiz  ausmacht,  so 
kann  diese  (Art  von  Hyperbel)  unbedenklich  auch  hierhin  gestellt 
werden.]     Z.  B. : 

„Als  Näräyana  betrachten  ihn   die  alten  Weiber,  als  Gefährten" 

10  ,der  Sri  die  jungen,  die  Mädchen  aber  betrachten  ihn  neugierig," 
gSO  wie  er  gerade  erscheint^)." 

Ähnlich  hat  man  andere  Fälle  zu  bem-teilen,  z.  B. :  „breit  (ein  49 
Prthu)    auf  der  Brust,    weiß  (ein  Arjuna)  an  Ruhm-)"  usw.;    doch 
besteht  der  Unterschied,    daß  in  dem  vorletzten  Beispiele  die  viel- 

15  seitisre  Schilderungr  auf  der  Verschiedenheit  der  Beobachter  beruht, 
hier  aber  auf  der  im  Objekt  selbst  liegenden  Verschiedenheit. 
„Liegt  aber  nicht  bei  der  vielseitigen  Schilderung  in  Ausdrücken 
wie  guru  ein  Wortspiel  [slesa)  vor  und  wie  kann  man  dabei  eine 
andere  Figur  statuieren?"      Ganz  recht!     Aber  weil  hier  die  Viel- 

20  seitigkeit  (der  Schilderung)  einen  speziellen  Reiz  veranlaßt,  so  be- 
wirkt das  Wortspiel  nur,  daß  derselbe  zur  Empfindung  gelangt;  er 
fehlt  aber  nicht  an  sich.  Und  auch  darum  ist  es  eine  andere 
Figur  (als  dlesa),  weil  in  solchen  Fällen  wie  oben  jener  spezielle 
Reiz    sich    zeigt,    obschon    in    ihnen    kein   Wortspiel    enthalten   ist. 

25  Darum  ist  in  dergleichen  Fällen  der  üllekha  in  seinem  Rechte. 
Ebenso  läßt  sich  belegen,  daß  diese  Figur  sich  auf  den  speziellen 
Reiz  auch  noch  anderer  Figuren  stützen  kann. 

Bei  Ablehnung  des  Objektes  die  Äpahnuti:  50 

Ergänze  '^) :  „wenn  eine  andere  Sache  vorgestellt  wird."  Dies 
30  wird  zur  Unterscheidung  von  der  eben  behandelten  (bedingten)  Ab- 
lehnung gesagt,  insofern  es  sich  hier  um  eine  Gleichstellung  handelt. 
Die  Äpahnuti  genannte  Figur  tritt  also  ein,  wenn  das  Objekt  der 
Gleichstellung  abgelehnt  und  das  Korrelat  derselben  vorgestellt 
wird.  Sie  zeigt  sich  in  drei  Arten:  1.  erst  Ablehnung,  dann  Gleich- 
3ö  Stellung;  2.  erst  Gleichstellung,  dann  Ablehnung;   3.  die  Ablehnung 


1)  Nach  dem  Kommentar  liegen  hier  der  Keiho  nach  als  Motiv:  Bildung, 
porsöuliclies   Interesse  und   Laune   vor. 

2)  Harsacarita  S.  99.  Die  beiden  Phrasen  folgen  dort  aber  nicht  direkt 
aufeinander. 

3^  Au»  dorn  vorletzten  Sütra.  Kinigo  nehmen  deshalb,  wie  der  Kommentar 
•agt,  an,  daß  der  Abschnitt  über  Ullekha  an  falscher  Stelle  eingeschoben  sei; 
er  gohöro  eigentlich  hinter  den  über  die  Atisayokti.  Der  Kommentur  zeigt, 
daß  letztere»  nicht  niögüch  i>t.  Aber  nichts  steht  im  Wege  iiiizunelimen,  daß 
der  Ab»chiiitt  iibcr  rilcklni  hititcr  dein  über  die  Apaliniiti  t;estundi<n  habe. 
l)onii  0»  ist  doch  eine  unbefriedigende  Krklärung,  wenn  der  Kommentar  sagt, 
daß  auch  beim  Ullekha  oino  v/mtvanlnrapratiti  in  Hetracht  komme.  Denn 
nicht  darauf  kommt  es  an,  sondern  darauf,  daß  sie  dMbei  ausdrücklich  genannt 
Werde;   und   das  ist   nicht   der   Fall,  .nondern   beim   Hhrüritimän. 


Apahnuti  p.  48—52.  315 

wird  ausgesprochen  durch  Wörter:  wie  „unter  dem  Scheine  von" 
usw.,  welche  die  Nichtwirklichkeit  (des  Objektes)  ausdrücken.  In 
den  beiden  ersten  Arten  ist  der  Satz  zusammengesetzt,  in  der  letzten 
nicht.     Die  erste  Art  in  folgender  Strophe : 

51  »Das  was  im  Monde  aussieht  wie  ein  Wölkchen,  das  nennen"  5 
,die  Leute  ein  Häschen ;  das  scheint  mir  nicht  recht.  Ich  meine" 
„vielmehr,  daß  des  Mondes  Körper  markiert  ist  durch  die  ver-" 
„Darbten  Brandwunden,  welche  die  verlassenen  Schönen  deiner" 
„Feinde  mit  den  Fakeln  ihrer  verliebten  Blicke  ihm  beigebracht" 
„haben."  10 

•Doch  dies  Beispiel  ist  nicht  einwandsfrei ;  denn  nachdem  die 
Ablehnunng  des  Hasen  im  Monde  vorausgeschickt  ist,  paßt  die 
Gleichstellung  des  Mondes,  der  mit  der  Narbe,  dem  Korrelat  des 
Häschens,  versehen  ist,  nicht  in  die  Konstruktion  des  Satzes.  Gut 
ist  folgendes  Beispiel:  15 

„Am  Himmelsi'aum  geht  jetzt  nicht  auf  die  in  lichtem  Glanz" 
„leuchtende  Scheibe  des  Vollmondes  von  gesättigter  Schönheit,  um" 
„die  Welt  zu  erobern,  sondern  von  der  Abendschöne  ist  jetzt  auf-" 
„gespannt  der  weiße  Sonnenschirm  des  (Herrschers)  Mära,  dessen" 
„Hauptleidenschaft  darin  besteht,  die  Einbildung  im  Stolz  sich  über-"  20 
„hebender  Personen  zu  zerstören." 

Die  zweite  Art  in  folgender  Strophe: 

„Kumära,  der  immerdar  über  den  durch  Askese  unterworfenen" 
„Beten  blauer  Lotusse :  den  Augen  anmutiger  Götterfrauen  thront," 
„nicht  der  auf  dem   Pfau  mit  buntem   Schweife  reitet,   möge  euch"  25 
„das  Glück  der  Keuschheit  verleihen." 

Die  dritte  Art  in  folgender  Strophe : 

,In  Gestalt  von  Perlen  gelöst  von  den  reinen  Halsketten,  die" 
„auf  dem  bebenden  Busen  der  umher  irrenden,  flüchtigen  Gürjara-" 

52  ^weiber  schaukelten,  entfielen  Jasminknospen-große  Schweißtropfen"  so 
„deinem   Ruhme,    der    zugleich    mit    deinen  Feinden    in  der  leeren" 
„Wüste  umherschweifte,  0  Bäjamrgänka !" 

[Wenn  hier  anstatt  des  Wortes  4ünye  (leer)  manye  (mein'  ich) 
gebraucht  wäre,  so  wäre  es  eine  Utpreksä  mit  einer  Ablehnung 
vereint  (eine  Figur,  deren  Berechtigung  unten  p.  61  festgestellt  s."» 
werden  soll);  es  wird  aber  (unten  p.  G-i)  gezeigt  werden,  daß  (im 
ersten  Verse)  in  den  Worten  aham  tv  indum  mam/e,  trotzdem  das 
Wort  inanye  gebraucht  ist,  keine  Utpreksä  vorliegt. ')] 

Auch   bei  dieser  (dritten)  Art  lassen  sich  zwei  Unterarten  unter- 
scheiden ,   jenachdem  die  Ablehnung  oder  die  Gleichstelhmg  zuerst  40 
steht;    aber  weil  dies  nicht  eine  Besonderheit  hervorruft,    wird    es 
trotzdem  nicht  als  ein  tatsächlicher  Unterschied  angesehen.    Ein  Bei- 
spiel dafür,  daß  hierbei  die  Gleichstellung  auf  die  Ablehnung  folgt, 


1)  Ich  vermute,  daß   diese  Stelle,  die  ich  in  Klaminorn  setze,  eine  Glosse 
ist.     Denn    hinter    ihr    würden    die  Worte  etasininn  aj^i  bhede  unverständlich. 


»' 


316  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 

haben  wir  eben  gegeben ;  dafür,  daß  sie  vorausgeht,  bietet  folgende 
Strophe : 

,Die  Hexe  Nacht,  weiß  durch  das  Einreiben  mit  dem" 
„Mondlichtstaub,  als  Knochen  Sterne  tragend  und  der  Sucht" 
, frönend,  alles  verschwinden  zu  lassen,  schweift  von  Land  zu" 
,Land,  in  dem  Mond  als  HexenschädeP)  Zauberpulver  in  Gestalt" 
„des  Fleckens  mit  sich  führend." 

Zuweilen    aber    wird   die  Unwirklichkeit  (des  Objektes)  durch 
ein  Wort  wie  Körper  usw.  begründet,  welches  ausspricht,  daß  jenes 
10  die  Form  einer  anderen  Sache  hat,  z.  B.: 

„Sicherlich  stürzte  von  Siva  verbrannt  Amor  in  der  Gazellen-" 

„äugigen  breite  Hüftenpartie,    den  Nektarsee  von  Schönheit,    weil" 

„sich  diese,  das  Verglimmen  der  Kohlen  seiner  Glieder   andeutende" 

„Rauchsäule  an  der  Nabelhöhle  zu  (wörtlich:  in  den  Körper)  einer" 

15  „Haarlinie  verwandelt." 

Nachdem  er  die  eine  Gleichstellung   enthaltenden  Figuren  be-  54 
schrieben    hat,    beschreibt    er   jetzt    die    eine  Identifizierung-)    ent- 
haltenden,   bei    denen    ebenso    das    Hauptgewicht    auf    die    Nicht- 
verschiedenheit  fällt. 

20  Hier  55 

bei  einer  Identifizierung  2),  wenn  das  Haupt- 
gewicht auf  den  Vorgang  (des  I  d  en  tif  i  z  i  e  r  e  ns)  fällt, 
(haben  wir  die  Figur)  Utpreksä. 

Identifizierung   besteht   darin,    daß    das    Korrelat    durch    voll- 

25  ständige  Einverleibung  des  Objektes  als  von  diesem  nicht  ver- 
schieden vorgestellt  wird.  Dieselbe  ist  zweifach:  1.  noch  nicht 
vollzogen  und  2.  vollzogen.  Noch  nicht  vollzogen  ist  sie,  wenn  das 
Korrelat  als  nicht  wirklich  vorgestellt  wird.  Diese  Nichtwirklich- 
keit    (besteht)    insofern    als,    wenn    ein    dem    Korrelat    zugehöriges 

30  Attribut  dem  Objekte  beigelegt  wird,  es  als  bei  dem  Korrelat  tat- 
sächlich und  bei  dem  Objekt  nicht  tatsächlich  vorgestellt  wird. 
Dieses  Attribut  ist  entweder  eine  Eigenschaft  oder  eine  Tätigkeit : 
wenn  dasselbe  nun  (einerseits)  als  tatsächlich  und  (anderseits)  als 
nicht    tatsächlich    vorgestellt   wird,    so  wird  das  Substrat  der  Tat- 

35  sächlichkeit  (i.  e.  das  Korrelat)  in  jenem  (dem  Objekt)  als  nicht 
absolut  unwirklich  und  das  andere  (i.  e.  das  Objekt)  als  absolut 
wirklich  vorgestellt.  Während  das  Unwirkliche  (das  Korrelat)  als 
wirklich  vorgestellt  wird,  ist  die  Identifizierung  noch  nicht  voU- 
ZdgfH.     Und  darum   ist  dabei  der  Vorgang  (des  Identifizierens)  die 

40  Hauptsache.  Vollzogen  ist  sie,  wo  das  Korrelat,  obgleich  tatsäch- 
lich  unwirklich,  als  wirklich  vorgestellt  wird.     Diese  Wirklichkeit'') 

1)  inudnlkajntla.  cf.   Udüliarniiacaiiilrikä  zu   K5vyftpr.idTpa,  S.  385. 

2)  iiil/ti/iiniKili/ii, 

8)  Ulo  AiixKiilju  «niirkiiTt  hier  oiiio  kloino  Lücko.  Es  ist  vielleicht  sam- 
hhäviinä  zu  iT^'ünzf-n  und  mit  pürviiLdfu/d  zu  koiiiponioron.  Das  Wort  (des 
durch  Aiiiiahiiiu  iniruduziurtt-nj  wäre  dann  ubhiingig  von  salyatvain. 


UtpreJcsä  p.  53—58.  317 

57  besteht,  insofern  der  Grund  für  die  Nichtwirklichkeit  fehlt.  Und 
darum  ist  dabei  das  Identifizierte  die  Hauptsache.  Wenn  nun  die 
ünvollzogenheit  uns  bewußt  ist  und  das  Hauptgewicht  auf  den 
Vorgranor  fällt ,  so  wird  diese  Identifizierung  mit  Wörtern  wie : 
Annahme,  Vermutung,  Auslegung,  Deutung^)  usw.  bezeichnet.  So-  5 
mit  liegt  also  die  Utpreksä  vor,  wenn  die  in  Rede  stehende 
Sache  durch  eine  andere  vorgestellt  wird,  weil  sie 
zu  einer  Eigenschaft  oder  Tätigkeit  jener  andern  in 
Beziehung  steht. 

Die  Utpreksä  heißt  ausgesprochen  (väcya),    wenn  Wörter  wie  lo 
„gleichsam"   usw.  gebraucht  werden;    wenn  nicht,    so  heißt  sie  un- 
ausgesprochen   (prath/amänä).     Und   sie    ist  vierfach,   je  nachdem 
die    zur   Identifizierung    herbeigezogene  Sache    ein  Genus-),    Eigen- 
schaft, Tätigkeit  oder  Individuum  ■^)  ist.     Obschon  dieselbe  Einteilung 
auch    auf  die  ,in  Rede  stehende  Sache"  paßt,    so  bedingt  sie  doch  15 
keine    Besonderheit    und    wird    deshalb    nicht    angerechnet.       Und 
weil    nun   jede    dieser    Arten    doppelt    zu    nehmen    ist,   jenachdem 
etwas  Positives  oder  Negatives  fingiert  wird,  kommt  eine  Achtheit 
heraus.     Und  jenachdem  die  Veranlassung  (zur  Identifizierung)  eine 
Eigenschaft  oder  eine  Tätigkeit  ist,  gibt  es   16  Arten;  und  jenach-  20 
dem    diese  Veranlassung    ausdrücklich    angegeben    wird   oder  nicht, 
32  Arten.      Und  jenachdem  die  Vermutung  (die  zum  Identifizieren 
führt)  sich  auf  den  Grund,  die  individuelle  Natur,  oder  den  Zweck 
bezieht,    ergeben    sich    96  Arten.     So  verhält  es  sich  bei  der  aus- 
gesprochenen  Utpreksä.     Da    aber    bei    einem  Individuum  die  Ver-  2f> 
mutung  sich  meist  auf  seine  individuelle  Natur  bezieht,  so  sind  die 
Arten   Utpreksä,  die  sich  auf  Grund  und  Zweck  beziehen,  dabei  in 
Abzug  zu  bringen.     Wenn  auch  die  unausgesprochene  Utpreksä  in 
abstracto  ebensoviele  Arten  (haben  könnte),   so  ist  es  bei  ihr  doch 
nicht    angängig,    die  Veranlassung    nicht  anzugeben,    weshalb  diese  30 
Abteilung  um  die  betreffenden  Arten  ärmer  ist.     Denn  wenn  „gleich- 

58  sam"  usw.  nicht  gebraucht  wird  und  die  Veranlassung  nicht  aus- 
gesprochen ist,  so  ist  eine  Vermutung  unbegründet'*).  Und  meistens 
ist  bei  ihr  auch  die  Utpreksä  bezüglich  der  individuellen  Natur 
nicht  möglich.  Darum  sind  von  der  unausgesprochenen  Utpreksä  s."» 
so  viele  Arten  aufzuführen,  als  bei  ihr  möglich  sind^).  Obgleich 
sie  auf  dem  Inhalt  beruht,  so  wird  sie  doch  zuweilen  durch  ein 
das  Attribut    (des  Korrelats)    angebendes  doppelsinniges  Wort  ver- 


1)  Die  deutschen  Wörter  sollen  nicht  eine  Übersetzung  der  einzelnen 
Sanskritwörter  sein:  samhhävana ,  abhimäna,  tarka,  üha,  utpreksä.  —  sam- 
bhävanam  wird  KävyapradTpn  TlkS,  S.  380  erklärt  als  zum  Objekt  eines 
Zweifels  machen,   bei   dem   die   eine  Alternative,   das   Hild,  prävalicrt. 

2)  d.  h.  was  durch   ein   nomen   appollativuin   bezeichnet   wird. 

3)  Was  durch   ein  nomen  proprium   bezeichnet  wird. 

4)  Und  kann  daher  sich  gar  nicht  einstellen. 

5)  Nämlich  48,  wie  nach  dem  Kommentar  Kucaka  in  der  AlainkärS- 
nuäärinl  sagt. 


32g  Jacobi,  Jluyyaka's  Alamkarasarvasva. 

anlaßt.  AVas  sich  dem  Wortsinn  nach^)  wegen  des  Aussprechens 
einer  Ähnlichkeit  als  ein  Vergleich  anläßt,  erscheint  zuweilen  kraft 
der  Intention  des  Satzsinnes  in  dem  Maße,  wie  die  Fiktion  des 
Dichters  sich  klarer  entfaltet,  schließlich  als  Utpreksä.  Zuweilen 
5  wenn  Wörter  wie  „unter  dem  Scheine  von"  angewandt  sind,  haben 
wir  eine  Utpreksä  vereint  mit  einer  Apahnuti.  So  bekommt  dann 
die  Utpreksä  durch  die  Mannigfaltigkeit  der  genannten  und  noch 
zu  nennenden  Arten  eine  unendliche  Vielseitigkeit.  Jetzt  aber  geben 
wir  Beispiele  für  sie  nur  zur  allgemeinen  Orientierung. 
10  Eine  Jätyutpreksä  liegt  vor  in  folgender  Strophe : 

„Schützen  möge  euch  der  wie  ein  junger  Lotustrieb  gekrümmte" 
„Mond,  der  auf  dem  flammroten  Haupte  Sivas  angebracht  leuchtet" 
„wie    ein    von    dem    krystallhellen,    täglich    mit    dem    Wasser    der" 
„strömenden  Mandäkini    begossenen  Schädel  getriebener  Schößling." 
15  Weil  Schößling  ein  nomen  appellativum  ist,    betrifft  die  Ver- 

mutung hier  ein  Genus.  —  Eine  Kriyotpreksä : 

„Das  Dunkel  salbt  gleichsam  die  Glieder  ein,  der  Himmel" 
„regnet  gleichsam  Augenschminke." 

Hier  betritit  die  Vermutung  die   Handlungen  des  Salbens  und 
20  Regnens  als  von  dem  Dunkel  und  dem  Himmel  ausgeübt.     Aber  in 
der  zweiten   Hälfte : 

„Wie    der  Dienst  bei  schlechtem  Herrn  ist  die  Sehkraft  ver-" 
„geblich  geworden" 
liegt  ein  Vergleich  und  keine  Utpreksä  vor.  —  Eine  Gunotpreksä: 

2h  „Dies  ist  der  Ort,  wo  ich  auf  der  Suche  nach  dir  auf  dem  Boden" 
„deine  verlorene  Fußspange  erblickte,  die  wie  aus  Kummer  über" 
„die  Trennung  von  deinem  Lotusfuße    in  Schweigen  sich  hüllte  -'j." 

Hier  ist  Kummer  die  Eigenschaft.     Eine  Dravyotpreksä:  59 

„In    dem  Gedanken,    daß    diese  Unterwelt  des  Mondes,   jener" 
30  „Augenweide,  entbehre,  brachten  die  Frauen  unter  dem  Scheine  ihrer" 
„Gesichter  am  Himmel  eine  Mondschöpfung  hervor-')." 

Weil  der  Mond  nur  einmal  vorhanden  ist,  gilt  er  als  Indi- 
viduum {dravi/(i). 

In    den    bisherigen   Beispielen    wurde    etwas  Positives  fingiert; 
35  etwas  Negatives  wird  fingiert  z.  B.: 

„Ihre  beiden  Wangenflächen,  ach,  nachdem  sie  kaum  so  ge-" 
»worden,  magerten  so  sehr  ab,  wie  weil  sie  einander  nicht  sehen" 
.konnten*)." 

Hier  wird  die  Negation  einer  Handlung  mit  den  Worten  „weil 

40  sie    einander    nicht    sehen    konnten"    fingiert.     So   hat    man  es  sich 

auch    bei    dem   „Genus"   usw.  zurechtzulegen.     Eine  Eigenschaft  als 

Veranlassung  (zum   Identifizieren)  ist  in  dem  obigen  Beispiel:    „wie 


1)  LioB    mit  Kli.   j)a(l(irthaiiriii/iiveläi/(iiu ,    wie    aus    dem   Kommentar  zu 
p.  Cl   hervorgeht. 

2)  K»(;liiivni;iAii   XIll,  'i:\.  3)   Navasähosaiika  XIV,  23. 
i)   Udbhnia  111,  7. 


Utpreksä  p.  58—61.  319 

ein  junger  Lotustrieb  gekrümmter"  die  Gekrümmtheit;  eine  Hand- 
lung in  ^magerten  so  sehr  ab"  das  Abmagern.  In  diesen  beiden 
Beispielen  ist  die  Veranlassung  angegeben;  sie  ist  nicht  angegeben 
in  „das  Dunkel  salbt  gleichsam  die  Glieder  ein".  Die  Vermutung 
betrifft  den  Grund  in  „wie  aus  Kummer  über  die  Trennung  in  5 
Schweigen  sich  hüllte";  sie  betrifi"t  die  individuelle  Natur  (der 
Sache),  z.  B.: 
60  „Als    der  Glutstrahler    seine  Zeit    nicht  innehaltend  sich  auf-" 

„machte ,    die  dem  Kuvera  liebe  Himmelsgegend    zu  besuchen ,    da" 
, stieß    die  südliche  Himmelsgegend  den  duftigen  Wind  aus  ihrem"  10 
„Munde  aus  wie  einen  Schmerzensseufzer  ^)." 

Sie  betrifft  den  Zweck : 

„Des    aus  Furcht    vor   jenem    fliehenden  Colakönigs  Stirnhaut" 
„ritzten  die  stachelichten  Wälder,  als  wollten  sie  die  (vom  Schick-" 
„sal  geschriebenen)  Worte  sehen,  was  er  jetzt  weiter  noch  erfahren"  15 
„sollte  2)." 

Hiermit  haben  wir  orientierende  Beispiele  für  die  ausge- 
sprochene Utpreksä  gegeben;  —  die  unausgesprochene  z.B.: 

„In    deinem    von    tausend  Frauen  erfüllten  Herzen,    0  Glück-" 
„lieber,  keinen  Platz  findend,  tut  sie  Tag  für  Tag  nichts  anderes,"  20 
„als  ihren  dünnen  Leib  noch  dünner  zu  machen "')." 

Hier  ist  „nicht  Platz  findend"  i.  e.  „gleichsam  nicht  darin 
seiend"  als  Grund  für  das  Sichdünnmachen  angenommen.  So  muß 
man  es  auch  bei  den  andern  Arten  auslegen.  —  Verursacht  durch 
ein  doppelsinniges  Wort,  z.  B. :  25 

„Der  berühmt  auf  Erden  war  als  freigebig,  der  dastand  ohne" 
„Gleichen,  der  war  die  Zielscheibe  der  wetteifernd  einschlagenden" 
„Pfeile  Amors." 

Denn  hier  ist  das  Wort  märgana  (Pfeil  und  Bitten)  doppel- 
sinnig auf  das  Attribut  (des  Korrelats)  bezogen^).  30 

Eine  Utpreksä,  die  sich  als  ein  Vergleich  anläßt,  z.  B. : 

„Heil  mögen  dir  spenden  die  Strahlen   von   Siva's  Halse,  die* 
„auf  der  breiten  Stirne    der  Devi  Moschustilaka-gleich,    in    ihrem" 
„Lotusantlitz  bienengleich,  auf  ihrem  Haupte  Tamälaknospenkranz-" 
„gleich,  an  ihrem  Ohre  Lotusblumen-gleich,  an  ihren  Brüsten  und"  35 
„dem  Schöße  Aloeflecken-gleich  sich  vei'halten^)." 

Indem  an  das  das  „Bild"  bezeichnende  Wort  kvip  angetreten 
ist  nach  dem  Värtika  (zu  Pänini  III,  1,11   in  S.  K.)    „an  die  Präti- 


1)  Kuii).  S.  III,  25.  Eine  ein^oliondo  Diskussion  der  Figuren  in  dieser 
Strophe  gibt  Mallinätha  zu  dieser  Steile. 

2)  Viliramäiiliadovacarita  I,  116. 

3)  Iläla   182. 

4)  Diu  unausgesprochene  l'tpreksä  ist:  die  Pfeile  {märgana)  Amors  kainoa 
zu  ihm,  weil  er  als  Freigebiger  zugänglich  für  die  Bitton  (inärgnud)  war. 

5)  Die  Worte,  die  ich  mit  „  x  x  x  -  gleich  sich  verlialten"  übersetze, 
sind  im  Original  Dünoniiiiativa,  gebildet  durch  Antritt  der  Personalondungeii 
an  den  Stamm  (prätipadika  Stamm,  an  den  das  Suffix  Icvip  angotretoa  ist,  das 
aber  stets  abfiillt). 


320  Jacobi,  Ruyyakd's  Alamkarasarvasva. 

padika's  tritt  koip'^ ,  versteht  man  zwar  zunächst  einen  Vergleich 
dabei;  weil  aber  das  Bild  (Moschustilaka  usw.)  an  sich  geeignet  ist, 
der  in  Rede  stehenden  Sache  (Stirn  usw.)  beigelegt  zu  werden,  so 
kommt,  wenn  diese  Beilegung  eintritt,  zuletzt  eine  Utpreksä  heraus. 
5  Oder  wie  bei  der  Schilderung  der  Trennung :  „die  Armbänder  ver- 
hielten sich  wie  Oberarmspangen"  ^)  und  anderswo.  Und  diese 
Utpreksä  zeigt  sich  auch  da,  wo  alle  Elemente  eines  Vergleiches 
gegeben  sind,  wie  in  dem  Harsacaritavärtika  und  der  Sähityaml- 
mämsä  an  den  betreffenden   Stellen    mit  Beispielen  belegt  ist,    hier 

10  aber  nicht  ausgeführt  werden  soll,  weil  wir  befürchten  müßten,  zu 
weitläufig  zu  werden.  —  Mit  einer  Apahnuti  wird  die  Utpreksä 
verbunden  z.  B. : 

,Dort  wo  die  Siprä  unter  dem  Scheine  glänzender  Schaum-" 
, streifen  gleichsam  ein  helles  Gelächter  aufschlägt,  wenn  die  Bürger-" 

15  ,mädchen  bei  der  Berührung  mit  einem  Fisch  bestürzt  zum  Ufer" 
,  eilen-)." 

Hier  gelangt  eine  Vermutung  kraft  des  Wortes  „gleichsam", 
eine  Leugnung  durch  die  Anwendung  des  Wortes  „Schein"  {chala) 
zur  Wahrnehmung ;  dasselbe  gilt  bei  Anwendung  von  Wörtern  wie 

20  chadma.  —   (Nehmen  wir    die  Stelle    im  Anfang   der  Kädarabarl) : 
„wie    ein    zweiter    Indra"  ;    wenn    das    Wort    „ein    zweiter"    fehlte, 
wäre  es  ein  Vergleich ;  wenn  es  aber  steht  und  der  fragliche  König 
als  Indra  aufgefaßt  wird,  so  ist  es  eine  ütprek.sä.     Fehlte  das  Wort  62 
,wie'  {ivä),  so  wäre  es  eine  Hyperbel,  weil  dann  die  Identifizierung 

25  vollzogen  wäre.  Fehlte  überdies  das  Wort  „ein  zweiter",  so  wäre 
es  eine  Metapher. 

Von  der  nach  den  genannten  Arten  mannigfach  erscheinenden 
Utpreksä  (betrachten  wir  die  hetu- ,  svarüpa-  und  ^Äa/a- Utpreksä 
eingehender).     Bei  ersterer    (d.  h.  derjenigen  Utpreksä,  bei  welcher 

30  sich  die  Vermutung  auf  den  Grund  bezieht)  wird  dasjenige  mit  der 
in  Rede  stehenden  Sache  verknüpfte  Attribut,  für  welches  ein  Grund 
vermutet  wird,  infolge  der  Identifizienang  als  (von  dem  Attribut 
der  supponierten  Sache)  ununterschieden  (angenommen)  und  als  Ver- 
anlassung   der    Deutung    {utpreksä)    in    Anspruch    genommen;    und 

85  dasselbe  mul!»  wirklich  ausgesprochen  sein,  weil  man  sonst  nicht 
wüßte,  für  was  das  Betreffende  der  Grund  sein  sollte.  So  in  dem 
Beispiele:  „wie  weil  sie  einander  nicht  sehen  konnten";  hier  wird 
das  Nichtsehenkünnen  als  Grund  gedeutet  für  das  Abmagern,  das 
als  mit  dem  in  Kedestehenden,  den  Wangen,  verknüpft  ausgesprochen 

40  ist;  und  die  Wirkung  des  Grundes,  das  Abmagern,  ist  die  Veran- 
lassung (der  Utpreksä).  Ebenso  in  dem  Beispiele:  „die  wie  aus 
Kuiiiiucr    über  die  Trennung    von  deinem    Fuße   sich  in   Schweigen 

1)  d.h.  dio  Arini«  dos  vorlossoiicn  Müdehons  werden  so  dünn,  daß  die 
Armbänder  hi»  zum  Obfrarm  liornufrutsclioii.  Dio  Worte  bilden  den  Anfang 
einer  SfirdulavikrMita-Strojtho,  die  icb  aber  nirj^'ends  vollständig  linde.  Von 
hier  Hind   dio    Worte   in   Siibitya   I)arj).   Com.    X,  \'>    übort;egangen. 

'ij    NaviiHMnisfiiikn    I,  .'i'.'. 


ütpreksä  p.  61— 6i.  321 

hüllte".  Hier  erkennt  man  das  Betrübtsein  als  Grund  für  das  der 
FußsjDange  beigelegte  Schweigen,  und  eben  dieses  Schweigen  ist  die 
Veranlassung  der  Annahme  des  Grundes^).     Und  so  überall. 

Bei  der  Svarüpotpreksä  (d.  h.  derjenigen,  bei  welcher  sich  die 
Vermutung  auf  die  individuelle  Natur  bezieht),  wo  eine  Sache  für  5 
eine  andere  Sache  genommen  wird,  wird  das  die  Veranlassung  bil- 
dende Attribut  zuweilen  genannt;  so  ist  in  dem  Beispiele:  „Schützen 
möge  euch  der  wie  ein  junger  Lotustrieb  gekrümmte  Mond"  das 
Gekrümmtsein  wirklich   genannt;    in    „wie    die  Flutzeit  des  Liebes- 

63  meeres"  ist  aber  das  Aufruhrverursachen  in  Gedanken  zu  ergänzen.  10 
Wo  aber  ein  Attribut  als  einer  andern  Sache  zukommend  angenommen 
wird,  auch   da  haben  wir  zwei  Arten,  je  nachdem  die  Veranlassung 
genannt  ist  oder  nicht.     Ein  Beispiel  für  erstere  Art : 

„Als  er  nach  seiner  Krönung  gegen  die  Feinde  ziehen  wollte," 
„da  erbebte  in  ihren  Grundfesten  zitternd  die  Erde  wie  von  Furcht"  is 
„befallen." 

Hier  ist  für  die  Annahme  (utpreksa)  eines  Attributs  viz.  das 
Vonfruchtbefallensein,  das  der  Erde  beigelegt  wird,  die  Veranlassung, 
das  Erbeben  usw. ,  genannt.  Ein  Beispiel ,  wo  sie  nicht  genannt 
ist  (hatten  wir  oben) :  „das  Dunkel  salbt  gleichsam  die  Glieder  20 
ein".  Hier  ist  für  die  Annahme,  daß  das  Dunkel  der  Agens  der 
Handlung  des  Einsalbens  sei,  die  Veranlassung,  das  vollständige  Be- 
decken, in  Gedanken  zu  ergänzen.  Wenn  aber  letzteres  das  eigent- 
liche Objekt  der  ütpreksä  wäre,  dann  müßte  die  Veranlassung  noch 
gesucht  werden.  Es  geht  aber  nicht  an,  daß  das  eigentliche  Objekt  25 
in  Gedanken  bleibe ;  denn  es  verdient  als  die  in  Rede  stehende 
Sache  ausgesprochen  zu  werden ,  weil  es  die  Grundlage  für  das 
Vermutete  (z.  B.  das  Einsalben)  abgibt^).     Darum  ist  es  so  richtig, 

64  wie  wir  es  dargestellt  haben. 

Bei  der  Phalotpreksä  (d.  h.  derjenigen,  bei  welcher  sich  die  Ver-  so 
mutung  auf  den  Zweck  bezieht,)  ist  das  Veranlassung,  was  das  Mittel 
(kärana)  zu  diesem  (Zwecke)  ist;  wenn  dieses  nicht  angegeben  wäre, 
was  wüi'de  dann  als  Zweck  davon  genannt  sein  können  ?  Darum 
findet  sich  hier  immer  die  Angabe  der  Veranlassung;  die  andere 
Art  (ohne  Angabe   der  Veranlassung)  fehlt.     Z.   B. : 


1)  VimarsinT:  „Das  Abmagern  ist  ein  doppeltes:  (in  Wirklichkeit)  durch 
Askese  verursacht  und  (vom  Dichter  fingiert)  durch  das  Nichtsehenkönnen  ver- 
ursacht. Beide  worden  infolge  der  Identifizierung  als  ununterschiodon  betrachtet. 
Darum  ist  ein  und  dasselbe  Attribut  Veranlassung  und  Wirkung.  Tatsächlich 
ist  jedoch  das  durch  Askese  voranlaßto  (Abmagern)  die  Veranlassung,  das  andere 
aber  erscheint  als  die  Wirkung  des  Grundes.  Darum  liegt  keine  Diallelo  vor, 
weil  beide  doch  unterschieden  sind". 

2)  Dies  scheint  gegen  Manimata  gesagt  zu  sein  (K.  Pr.  10,  G) ;  doch  ist 
Letzteres  Ansicht  schon  die  von  Daintin  (Kävyäd.  2,  233).  Aber  die  Höflichkeit 
der  Widerlegung  läßt  ein  persönliches  Verhältnis  zwischen  dem  Autor  und  dem  zu 
Widerlegenden  vermuten.  Jagannätha  stimmt  RIammata  bei  (Kasagaugädhara  297) 
und  stellt  ausdrücklich  eine  amipättavLsatjä  ütpreksä  auf. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  21 


322  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamkärasarvasva. 

, Gleichsam  um  die  bisherigen  Pferde  seines  Wagens  zu  wechseln," 
,brach  Helios  auf  gen  Norden,  das  Heimatsland  edler  Rosse  i)." 

Hier  ist   das  Gehen    nach  Norden    das  Mittel    für  den  Zweck, 
das  Wechseln  (der  Pferde),  (und  dieses  Mittel  ist)  die  Veranlassung, 
5  die  angegeben  ist. 

Vorstehende  Einteilung  des  Begriffumfanges  der  Utpreksä,  ob- 
schon  er  reichlich  in  der  Literatur  zu  belegen,  ist  hier,  weil  schwer 
erkennbar,  [nicht]-)  ausführlich  dargelegt. 

Die  Wendung  ,mein'  ich"  {manye)  bringt  die  Utpreksä  ebenso- 
10  wohl  zum  Ausdruck  als  Wörter  wie  «gleichsam"  {iva).  Aber  wenn 
die  (übrigen)  notwendigen  Bestandteile  für  eine  Utpreksä  fehlen, 
so  drückt  „mein'  ich"  eine  einfache  Überlegung  aus,  wie  in 
dem  Beispiel  oben  (p.  51):  „ich  meine  vielmehr,  daß  des  Mondes 
Körper"  usw. 
15  Nachdem  (der  Verfasser)  gezeigt    hat,    daß    die  Utpreksä  vor-  65 

liegt,  wenn  die  Identifizierung  noch  nicht  vollzogen  ist,  definiert 
er  jetzt  die  Atisayokti  (als  vorliegend) ,  wenn  (die  Identifikation) 
vollzogen  ist. 

Die  Atisayokti  (liegt  vor),  wenn  das  Resultat  der 
20  Identifizierung,  (das,  womit  identifiziert  worden  ist), 
die  Hauptsache  bildet. 

Bei  der  Identifizierung  gibt  es  dreierlei:  1.  sie  selbst,  2.  das 
Objekt,  und  3.  das  Korrelat.  Wenn  nämlich  das  Korrelat  das  Objekt 
ganz  in  sich  aufnimmt,  da  kommt  die  Identifizierung  als  solche  zu- 

25  stände ;  wenn  diese  unvollzogen  ist,  so  bildet  sie  selbst  (d.  h.  der 
Vorgang  an  sich)  die  Hauptsache ;  wenn  sie  vollzogen  ist,  dann  bildet 
das  Resultat  der  Identifizierung  die  Hauptsache.  Bei  der  Identi- 
fizierung kann  das  Objekt  nicht  die  Hauptsache  bilden.  Wenn  das 
Identifizierte  die  Hauptsache  bildet,   dann  liegt  die  Atisayokti  (Hy- 

30  perbel)  vor.    Und  von  der  gibt  es  fünf  Arten :  Es  wird  dargestellt  66 
1.  verschiedenes  als  nichtverschieden,  2.  nichtverschiedenes  als  ver- 
schieden, 3.  unzusammengehöriges  als  zusammengehörig,  4.  zusammen- 
gehöriges als  unzusammengehörig,    5.  die  Wirkung  als  nicht  nach 
der  Ursache  eintretend  (sondern  als  gleichzeitig  oder  vorausgehend). 

35  Verschiedenes  als  nichtverschieden,  z.  B. : 

,Ein   Lotus,    wo    doch    kein   Wasser  ist,    an  dem  Lotus    zwei" 

.    ,Nyniphäen,    und   diese  drei  auf  einem  goldenen  Stengel,    und  der" 
,zart  und  lieblich:  was  ist  das  für  eine  Kette  von  Wunderdin^i-en  !•*)" 

liier   sind  Antlitz  usw.,   obschon   von  Lotus  usw.  verschieden,  67 

40  als   nicht   verschieden   dargestellt').      T'mgckehrt  z.B.: 

.Anders   ist  ihre  Zartheit,    anders   ihre  herrliche  Anmut:    bei" 

1)  VikrntiiAi'ikndovncnrita  VII.  (i.  2  Streich  na. 

3)  Vom   SiiiikiirnKiinii   imcli   Slili.    1.0 IC. 

4)  IliiTmi  knüpft  der  KoinniciitHr  scino  kriliscUcii  IJcmorkungen   über  die 
Unorlithuit  dor  p.  Co   fulKondon  oingokinmmcrton  Stolle. 


uitiäayohti  p.  64—68.  323 

, dieser  jungen  Schönen^)    gehört  auch   kein  Strich  dein  gemeinen" 
„Schöpfer." 

Die  Verschiedenheit  der  an  sich  nicht  verschiedenen  Zart- 
heit 2)  usw.  wird  hier  als  ein  Anderssein  dargestellt.     Oder  wie: 

^Als  Näräyana  betrachten  ihn   die  alten  Weiber,  als  Gefährten"    5 
,der  Sri    die   jungen,    die  Mädchen    aber  betrachten  ihn  neugierig" 
„so  wie  er  gerade  erscheint." 

Hier  wird  (Krsna),  obgleich  in  sich  nicht  unterschiedlich,  als 
verschiedentlich  dargestellt  nach  der  im  Objekt  selbst  liegenden  Ver- 
schiedenheit ^).  10 

Zusammengehöriges  als  nicht  zusammengehörend  wird  dar- 
gestellt, z.  B. : 

„Die  Verschwendung  von  Schönheitsmaterial  hat  er  nicht  ver-" 
„anschlagt,  sich  eine  große  Arbeit  aufgeladen,  glücklich  lebenden" 
„Leuten  hat  er  das  Feuer  der  Sorge  entflammt,  und  auch  sie,  die"  15 
„Ärmste,  ist  geschlagen,  weil  ihr  kein  Freier  ebenbürtig  ist :  welchen" 
„Zweck  hatte  der  Schöpfer  wohl  im  Sinn,  als  er  der  Lieblichen" 
„Leib  erschuf?-')" 
68  Obgleich  hier  die  „Verschwendung"  mit  dem  „Schönheitsmaterial" 

in  Verbindung  steht,  ist  es  doch  nicht  so  dargestellt,  damit  gezeigt  20 
werde,    daß    die  Schönheit    der  Schlanken    einen  hohen  Grad  habe. 
Oder  z.  B. : 

„War,  als  sie  geschaffen  wurde,  der  Mond  der  Schöpfer,  der" 
„sie  mit  Glanz  ausstattete  ?  war  (der  Schöpfer),  der  nur  auf  Liebe" 
„bedacht  war ,  der  Liebesgott  selbst ,  oder  der  Monat  der  Blüten-"  25 
„fülle  V  Wie  vermöchte  auch  der  uranfängliche  Muni,  der  im  Veda-" 
„Studium  verknöchert  und  gegen  die  Sinnenwelt  gleichgültig  ist," 
„solch'  ein  liebliches  Wesen  zu  schatfen? '')" 

Obgleich  hier  eine  Beziehung  zur  Schöpfung  des  urantanglichen 
Schöpfers  besteht,    so    ist   sie  doch   als  nicht  bestehend  dargestellt.  30 
Das  Umgekehrte  z.  B. : 

„Wenn  eine  (weiße)  Blume  auf  einem  jungen  Triebe  wüchse," 
„oder  eine  Perle  auf  einer  grellen  Koralle  säße,  so  gliche  das  ihrem" 
„reinen  Lächeln,  dessen   Glanz  sich  auf  roter  Lippe  ausbreitet")." 

Hier  wird  die  Beziehung    durch    eine  Annahme  (Fiktion)  her-  35 
gestellt.     Oder  z.  B. : 

„Eine  Glut,  um  eine  Handvoll  Wassers  zu  kochen,  reichliche" 
„Tränen,    um    in  Rinnen    abzufließen,    Seufzer,    um    helle  Lampen-" 


1)  syämä,  eigentlich  „Brauue",  ist  Bezeichnung  von  IGjährigen  Mädchen, 
cf.  die  Erklärung  dieser  Strophe  im  Kommentar  zu  Kävyapradipii  10,  14  und 
UdäharaiiacandrikS. 

2)  d.  li.  OS  handelt  sich  hier  um  den  Begrifi  von  Zartheit,  der  einheitlich 
ist;  und  doch  wird  hier  gesprochen,  als   wenn  es  zwei  solche  Begrifte  gäbe. 

3)  vimyavibhägenu  cf.  p.  49   i-isuyaUudena. 

4)  Von  Dharmakirti  cf.  Dhvanyäloka  p.  2  IG. 

5)  Vikramorvasi    I,  9. 

6)  KumSrasambhava  1,  44. 

2 1* 


324  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamkärasarvasva. 

„flammen  flackern  zu  machen,  der  Leib  in  Weiße  eingetaucht  —  und" 
,.was  soll  ich  sonst  noch  sagen  —  die  ganze  Nacht  weicht  sie  nicht" 
,von  dem  Fenster,  von  dem  aus  sie  dich  kommen  sieht,  und  schirmt" 
„sich  mit  der  Hand  vor  des  Mondes  Glanz')." 
5  Hier  wird  die  Glut  usw.,  die  mit  der  Handvoll  Wassers  usw.  69 

nicht  in  Verbindung  steht,  doch  als  faktisch  mit  ihr  in  Verbindung 
stehend  dargestellt. 

Die  Aufhebung    des  Nacheinander  von  Ursache    und  Wirkung 
ist  entweder    die  Umkehrung    des    zeitlichen  Verhältnisses  oder  die 
10  Gleichzeitigkeit  2).     Die  Umkehrung  z.  B. : 

,Von  dem  Herzen  der  Mälatl  nahm  zuerst  Besitz  der  Gott  mit" 
„Blumenpfeil  und  -bogen,  zuletzt  d  u ,  o  Liebling  der  Schönen,  in-" 
„dem  du  in  den  Bereich  ihrer  Augen  kamst  ■^)." 

Gleichzeitigkeit  z.  B. : 
15  „Gekommen  ist  die  Zeit,  wo  eilende  Wolken  in  Fülle  erscheinen" 

„und  der  Waldwind  von  Kutaja ,    Arjuna  und  Nlpa-Blüten  duftet," 
„und  ach,  gestorben  sind  die  Frauen  der  Reisenden  *)." 

Wenn  in  diesen    fünf  Arten    (der  Hyperbel)    das  Verschiedene 
als    nichtverschieden    usw.    dargestellt    wird ,     so     rückt    dabei    der 
20  Gegenstand  über  die  gemeine   Wirklichkeit  hinaus  ^). 

[Und^)  hierbei  bezieht  sich  die  Identifizierung  auf  das  so- 
genannte Hyperbolische,  welches  der  beabsichtigte  Zweck  und  damit 
als  das  eigentlich  Maßgebende  die  Veranlassung  (für  die  Verwendung 
dieser  Figur)  ist.  Denn  in  Fällen  wie  „ein  Lotus,  wo  doch  kein 
25  Wa.sser  ist",  wo  ja  das  Antlitz  usw.  von  Lotus  usw.  verschieden  ist, 
da  ist  die  Identifikation  der  tatsächlichen  Schönheit  mit  der  vom 
Dichter  hinzugedichteten  die  Veranlassung  dafür,  daß  das  Verschie- 
dene als  nichtverschieden  dargestellt  wird.  Und  dabei  ist  das 
Resultat  der  Identifizierung  die  Hauptsache,  weil  die  Identifikation 
30  vollzogen  ist.  Nicht  aber  darf  man  es  so  auffassen,  als  ob  das 
Antlitz  usw.  mit    dem  Lotus  usw.   als   ununterschieden  identifiziert 

1)  Vifldliasälablianjika  II,  21,  mit  mehreren  abweichenden  Lesarten. 

2)  Vgl.  p.  128,  wo  diese  beiden  Arten  der  Hyperbel  ausführlicher  be- 
sprochen  werden. 

3)  Kultanimata   102. 

4)  Kiidrata    VII,  (id. 

r)j  lokuliknlntfujocard.  Für  die  Alton  ist  dies  {lokaslmätivartin'i  Dandin, 
lokaHhnntirrttii)  das  Cliaraktoristischo  der  Hyperbel. 

•i(  l)i()  oingokianiniorto  Stolle  ist  nach  dem  Kommentar  zu  p.  G7  später 
eiiit:«jsitioboii;  sie  widiTspiicIit  dem  dort  von  Uuyyaka  gesagten  (pürräpoj'a- 
jHtriili(ita)  und  ist  großtonteils  Unsinn  {(isumnTijatiirprüi/a) ,  was  einem  Autor 
von  Bdichom  Wissen  {vaidtifi/mfäliu)  nicht  zuzumuten  sei.  Der  Kommentar 
logt  trotzdem  mit  violom  Scharfsinn  den  Oedaiikcngaiig  des  Intorpolators  dar 
und  »»hlicßl  mit  den  Worten  n/tim  a^ymngatdfjrantliärthod'iranena.  Er  sagt 
hi<T  wio  p.  I(i7  mit  heirinh  gleichen  Worten:  Es  ist  allgemein  bekannt,  daß 
nach  dem  Lohen  des  VerfM.ssiir»  einige  Gelehrte  dieses  Huch  in  Zetteln  ge- 
■chrioben  haben.  Hier  wttr«  denn  ein  falscher  Zettel  dazwischen  geraten ,  an 
der  anderen  Stolle  p.  K»?  wiire  einer  verloren  gegangen.  Einschübo  nehme  ich 
ferner  an   auf  p.  8C,  90,  fUl);   98. 


Tulyayogita  p.  68 — 71.  325 

würde ;  weil  diese  Auffassung  auf  die  andern  Arten,  wo  das  Mcht- 
verschiedene  als  verschieden  dargestellt  wird  usw.,  nicht  anwendbar 
sein  würde.  Denn  in  Fällen  wie  „anders  ist  ihre  Zartheit"  ist  die 
hyperbolische  Zartheit,  welche  die  Veranlassung  (für  die  Verwendung 
der  Figur)  ist,  das  als  nicht  verschieden  Identifizierte.  Dasselbe  5 
ofilt  auch  in  den  andern  Fällen.  Mit  Hinsicht  hierauf  ist  das  Resultat 
der  Identifikation  die  Hauptsache.] 

Diejenige  Art  (der  Atisayokti),  welche  auf  dem  Verhältnis  von 
Ursache  und  Wirkung  beruht,  wird  bei  Gelegenheit  der  Figuren,  die 
70  auf  diesem  Verhältnis  beruhen  (p.  128),  ausführlich  dargelegt  werden,  lo 
Nachdem  diese  zwei  auf  der  Tdentifiziei'ung  beruhenden  Figuren 
dargelegt  worden  sind,  werden  nun  diejenigen  dargelegt,  welche 
auf  einer  unausgesprochenen  Ähnlichkeit  beruhen.  Und  da  diese  in 
zwei  Klassen  zerfallen,  jenachdem  (die  unausgesprochene  Ähnlich- 
keit) auf  der  Wortbedeutung  oder  dem  Satzsinn  beruht,  so  werden  15 
zunächst  zwei  Figuren  dargelegt,  bei  denen  sie  in  der  Wortbe- 
deutung liegt. 

Wenn  die  Ähnlichkeit,  ohne  direkt  ausgesprochen 
zu  sein,  in  einer  Wortbedeutung  liegt  und  Gegen- 
stände, die  entweder  in  den  Zusammenhang  gehören  20 
oder  nicht  gehören,  durch  ein  gemeinschaftliches 
Attribut  verbunden  werden,  so  (heißt  die  Figur) 
Tulyayogita. 

Die  Ähnlichkeit  ist  nicht    direkt  ausgedrückt,    wenn  iva  usw. 
nicht  gebraucht  werden.     Insofern   dabei  Dinge,    die  entweder  zum  25 
Thema  gehören  oder  nicht  gehören,  durch  eine  gleiche  Eigenschaft 
oder  Handlung  verbunden  sind,    so  ist  die  Benennung  Tulyayogita 
(Verbundensein  durch  Gleiches)  sinngemäß.  —  Z.  B. : 

„Geziert  durch  die  Menge  bereitgehaltener  Sonnenschirme  (bez." 
„wohlgediehener  Blätter),  zur  Schau  tragend  geöflhete  Pätalablüten*  30 
„(bez.  grelle  Röte),    entfaltet    durch    die  Kraft   der  Sonnenstrahlen" 
.belangten  zu  Wachstum   die  Tage  und  die  Lotusse." 

Weil  hier  die  Jahreszeit  beschrieben  werden   soll,    gehören  die 
Tage  und  die  Lotusse  zum  Thema  und  das  Zum-Wachstum-gelangen 
ist  die  (gemeinsame)  Handlung  ').    Ebenso  bei  einer  Eigenschaft;  z.  B.:  33 
71  „Wenn  das  Yogatuch,  die  Flechtenfülle,  das  Bast(gewand)  und" 

„das  Antilopenfell  deinen  Gliedern  angemessen  sind,  so  sage  es." 
Das   Angemessensein    ist    die   Eigenschaft.     Nicht    zum  Thema 
gehörige  Dinge  (werden  verbunden)  z.  B. : 

„Von  dem  Antlitze  des  geschlagenen  Gürjarakönigs  wischte"  40 
„den  in  der  Schlacht  deiner  rennenden  Rosse  gefallenen  (bez.  ver-" 
„nichteten)  Staub  irgend  eine  Schöne  von  Körper  zart  (bez.  gleich-" 
„gefärbt)  wie  die  Blätter  des  aufgeblühten  blauen  Lotus  und  seinen" 
„(ebensolchen)  Ruhm  deine  (ebensolche)  Schwertklinge." 


1)  Dio  übrigen  Attribute  kommen  bior  nicht  in  Betracht;  sie  konstituieren 
einen  SIesa. 


326  Jacohi,  Rwjyaka's  Alamkarasarvasva. 

Hier  gehören  mit  Bezug  auf  den  Gürjara  weder  die  Geliebte 
noch  die  Schwertklinge  zum  Thema  und  die  Handlung  ist  das 
Wischen.  —  Eine  Eigenschaft,  z.  B. : 

„Wem,    der    Deines    Leibes    Zartheit    sieht,    erscheinen    nicht" 
5  ,  J  a  s  m  i  n  ,  Mondsichel  und  Banane  als  h  a  r  t  ?  i)" 

Hier  ist  die   Härte  die  Eigenschaft. 

So  sind  die  vier  Arten  (der  Tulyayogitä)  erklärt. 

Nachdem    gezeigt    ist,    daß  die  Tulyayogitä    eintritt,    wenn  es 
sich  um  Gegenstände    handelt,    die   in    den  Zusammenhang  gehören 
10  oder  außer  ihm  stehen,  wird  jetzt  das  Dipaka  behandelt,  bei  dem 
beide  Arten  Gegenstände  zugleich  vorkommen. 

Werden  Gegenstände,    die  in    den  Zusammenbang 
gehören,    und    solche,    die    außer    ihm    stehen,    (durch 
ein  gemeinsames  Attribut  verbunden,  so  (heißt  diese 
15  Figur)  Dipaka. 

„Wenn  die  Ähnlichkeit  nicht  direkt  ausgedrückt  ist"  gilt  (aus 
dem  vorigen  Sütra)    fort.     Das    gemeinsame  Attribut,    das    zu  dem 
einen  der  beiden   Gegenstände,  von  denen   der  eine  zum  Thema  ge-  72 
hört,  der  andere  nicht,  gesetzt  wird,  tut  nebenher  auch  etwas  anderem 
20  Dienst,  beleuchtet  es  gewissermaßen  analog  einer  Lampe  (dijjo)  und 
bringt  so  die  Figur  Dipaka  hervor.    Weil  dabei  die  Wörter  iva  usw. 
nicht  gebraucht  werden,  so  ist  das  Verhältnis  von  Bild  und  Gegen- 
stand   nicht    direkt    aussredrückt.     Und  dies  Vei'hältnis  ist  ein  tat- 
sächliches,  während  es  bei  der  vorigen  Figur,  wo  es  sich  um  entweder 
2.S  nur  zum  Thema  gehörige  oder  nur  zum  Thema  nicht  gehörige  Gegen- 
stände handelt,    durch  die   Absicht    des  Redenden   zustande  kommt. 
Weil  in  der  vorliegenden  Figur  das  Verhältnis  von  Bild  und  Gegen- 
stand in  dem  zum  Thema  gehörigen  und  dem  nicht  dazu  gehörigen 
seinen  Sitz  hat  und  mehreres  durch  eine  einzige  Handlung  in  Ver- 
30  bindung  gesetzt  ist,    so  sagten  wir  passend,    daß   (die  Ähnlichkeit) 
in  der  Wortbedeutung  ruhe.     Da  es  sich  aber  in  AVirklichkeit  um 
den    Satzsinn    handelt    und    das    (gemeinsame)    Attribut    im    ersten, 
mittleren  oder  letzten  Teilsatze    stehen  kann,    so  ergeben  sich  drei 
Arten  :  Anfangs-,  Mitte-  und  End-Dipaka.    Beispiele  der  Reihe  nach  : 
3,'.  „Es  glänzt   durch  die  Sonne  der  Himmel,  durch  die  Stimmung* 

„ein  Gedicht,    durcli  die   Liebe  die  Jugend,    durch  den  Nektar  der" 
, Ozean-)  und  durcli  dich,  Herr,  die  Erde." 

„Nachdem  sie  alle  Himmelsrichtungen  durch  ihren  Wandel" 
„gereinigt  hatte,  .scJiickte  sich  am  Tagesende  an  zur  Ruhe  zu" 
40  »gehen  die  wie  junge  Spros.sen  rote  Lichtfülle  .  der  Sonne  sowie" 
„die  (ebenso  sich  verhaltende)  Milchkuh  des  Muni"')." 

„Den  Schutz  von  Geizhälsen,  den  Kopfedelstein  von  Schlangen,"  73 

1)  LMIilmla    V,  IL'. 

2)  dhnn'i(Uiaiulo  _     (l/uinirulffia .''     Wcnen  lUidnilo  su<ho  DesTkosa  V^  57. 
.1)    Ungliuviufi^H   II,  \'>. 


Dipaka,  Prativastüpama  p.  71 — 75.  327 

„die  Brüste    vornehmer  Frauen,    wie    könnte    man   dies   vor   deren' 
„Tode  berühren  I" 

So    sind    die    drei  Arten  des  Dipaka,   bei    denen   ein  Verbum 
gebraucht    ist,    auseinander    gesetzt.      Und    wie    wir    nun    hier    ein 
Dipaka  haben,   bei  dem  ein   Verbum  sich  auf  mehrere  flektierte    5 
Nomina  bezieht,  so  gibt  es  auch  ein  Dipaka,   wobei  ein  flektiertes 
Nomen   sich  auf  mehrere  Verba   bezieht,  z.B.): 

„Den  Guten  zu  nützen,  Glück  zu  haben,  durch  die  Luft  zu" 
„fliegen  und  die  Geschichte  edler  Männer  zu  hören,  wessen  Sinn* 
„stände  nicht  danach"?^)"  lo 

74  Hier  ist  der  als  „begierig"  bezeichnete  „Sinn"  gesetzt  als  der 
Agens  mehrerer  Handlungen,  wie  Nützen  usw.  —  Das  Mälädipaka 
aber,  das  noch  einen  besonderen  Reiz  hat,  wird  bei  anderer  Gelegen- 
heit'') besprochen  werden. 

Wenn  (die  unausgesprochene  Ähnlichkeit)  in  dem  i5 
Satzsinn  liegt   und  die  gleiche  Eigenschaft  in  jedem 
der  beiden  Sätze  besonders  ausgedrückt  ist,  (so  heißt 
die  Figur)  Prativastüpama. 

Da  der  Satzsinn  sich  aus  den  Wortbedeutungen  zusammensetzt, 
so  werden  nach   den  Figuren,  die  auf  der  Wortbedeutung  beruhen,  20 
diejenigen  behandelt,  welche  auf  dem  Satzsinn  beruhen.     Wenn  bei 
Verwendung  von  iva  usw.  die  gemeinsame  Eigenschaft  nur  einmal 
ausgedrückt    ist,    so    liegt    ein    Vergleich    vor,    ebenfalls    wenn    es 
mehrmals    ausgedrückt    ist    als    etwas   und  sein  Gegenstück.     Wird 
aber  bei  fehlendem  Iva  usw.    das  gemeinsame   Attribut  nur  einmal  25 
ausgedrückt,  so  liegt  entweder  Dipaka  oder  Tulyayogitä  vor.    Wird 
aber    die    gemeinsame  Eigenschaft    dann  mehrmals  ausgedi'ückt,    so 
kann    der    srleiche  Besfrifi"    rein    gegeben  werden    oder  wie  Original 
und  Konterfei.     Die  erstere  Art   ist  die  Prativastüpama.     Denn  da 
hier    das  Wort  vastu  Satzsinn   bedeuten    soll,   so    (bedeutet  prati-  30 
vastüpamä):  Satzsinn-  für  -Satzsinn-  Üpamä  {=  Ähnlichkeit),  und  ist 
also    der  Name    sinngemäß    gebildet.     Jedoch  wird    nach   dem  fest- 
stehenden  Gebrauch  der  Dichter  (die  gemeinsame  Eigenschaft)  durcli 
Synonyma  mehrfach  ausgedrückt.    Mit  Zugrundelegung  der  zweiten 
Art  wird  der  Drstänta  gelehrt  werden.     So  also  beruht  die  Prati-  35 
vastüpamä  auf  einer  Ähnlichkeit.     Z.  B. : 

„Die  Cakorl's    sind    geschickt   im  Trinken   des  Mondlichts,'' 
„die  Schönen  von  Avanti  sind  gewandt  im  Liebesspiel ! '*)" 

75  Hier  ist  die  gemeinsame  Eigenschaft,   die  Geschicklichkeit,  in 
dem  Satze,   der  das  „Ding"  enthält,  durch  das  Wort  „gewandt"  aus-  40 
gedrückt.     Nicht  nur  bei  Gleichartigkeit,  sondern  auch  bei  Ungleich- 
artigkeit    (kann    diese    Figur    bestehen);    so    wenn    der   zweite   Satz 


1)  Harsac.  3.  U.  (p.  83);  daselbst  steht  drastum  statt  dhartum. 

2)  Nämlich  bei   don  auf  Verkettiiug  beruhenden  Figuren,  p.  141. 

3)  BälarämSyana  XI,  82. 


328  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 

folgendermaßen  gewendet  würde:  , außer  denen  von  Avanti  sind 
keine  Schönen  geschickt  im  Liebesspiel". 

Wenn  auch  sie  ausgedrückt  wird  nach  dem  Ver- 
hältnis   von    Original    und    Konterfei,    so    (heißt    die 

5  Figur)  Drstänta. 

„Auch  sie",  d.  h.  nicht  nur  Ding  und  Bild ;  mit  dem  Wort  „sie" 
ist  die  gemeinsame  Eigenschaft  gemeint.  Auch  diese  Figur  ist  zwei- 
fach, jenachdem  sie  auf  Gleichartigkeit  oder  Ungleichartigkeit  be- 
ruht.    Erstere  z.  B. : 

10  „Die  Helden  der  Aifen    haben    über   den  Ozean  gesetzt,    aber" 

„seine  Tiefe  kennt  nur  der  Quirlberg,  dessen  gewaltige  Masse  bis" 
„in  die  Unterwelt  hineindrang;  viele  dienen  der  göttlichen  Muse," 
„aber  die  wahre  Kraft  der  Rede  kennt  gründlich  nur  der  Dichter" 
„Muräri,  der  sich  abmühte  im  Hause  seines  Lehrers  ^)." 

15  Wenn    hier    auch    ein    und    dieselbe   Eigenschaft,    das  Kennen, 

gesetzt  ist,  so  soll  doch  nicht  auf  Grund  derselben  die  Ähnlichkeit  76 
ausgedrückt    werden.     Sondern    auf  Grund  wessen    sie   ausgedrückt 
sein    soll ,    nämlich    das    Übersetzen    über    den    Ozean    usw. ,    davon 
ist  das  Verehren    der    göttlichen  Muse  usw.    das  Konterfei.  —  Die 

20  zweite  Art  z.  B. : 

„Zum  Stolze  neigtest  du  dein  Herz  und  so  —  was  des  wei-" 
„teren  —  waren  unsere  Feinde  geschlagen ;  so  lange  hält  das  Dunkel" 
„stand,  bis  die  Sonne  den  Eand  des  Horizontes  krönt." 

Hier   hat   das  Geschlagensein    per   contrariura    in    dem  Stand- 

25  halten  sein  Konterfei  (das  Zum-Konterfei-machen). 

Wenn  die  Abspiegelung  zum  Verständnis  gelangt 
durch    einen    sachlichen    Konnex,    der    möglich    oder 
unmöglich  sein  kann,   so   (heißt  die  Figur)  Nidaröanä. 
Diese  Figur  wird   hier  beschrieben,   weil  von  dem  Abspiegeln 
30  die   Rede    ist.     Hierbei    ruft    zuweilen    ein    sachlicher  Konnex,    der 
möglich  ist,  kraft  seiner  Tragweite  das  Verhältnis  von  Original  und 
Konterfei  hervor,  zuweilen  wird  die  Abspiegelung  nahegelegt  durch 
einen  sachlichen  Konnex,   der  an  sich  nicht  möglich  ist,   (aber  an- 
genommen wird),   weil  sonst  der  Sinn  des  Satzes  ausbliebe.     Diese 
35  Figur,    wenn    der    sachliche    Konnex    möglich    ist,    zeigt    folgendes 
Beispiel  : 

„Der  (Untergangsberg)    trägt    den  herbeigekommenen  Sonnen-" 
.gütt  auf  seinem  Haupt  wie  ein  Kronjuwel,  indem  er  dadurch  den" 
„Hausherrn    zu  wissen    tut,    daß   man    den   Guten  Gastfreundschaft" 
40  .erweisen    soll." 

Da    liier    hodhui/an    (indem    er  zu  wissen   tut)  gebraucht  wird  77 
als    ein   Causativuni    in   der  Bedeutung,    das  zu  tun,    was  imstande 

1)  gurukuliiklii^la.  Du  Avir  von  den  i)ersöiiliclion  Verliältiiissen  Muräri's 
niclitH  wistüiMi ,  so  iniiÜ  dio  l'bcr.setzun>{  unsiclior  liloilien.  l'nser  Vers  findet 
»ich  in  <)iniK«n  Munuskri|il«n  do»  AnarKlmrÜKliavii ,  siehu  p.  19,  Note  der  Aus- 
gabe Kftv^ttinuiü  Nr.  lt.     Kinn  Stroplio  uns  dicM'iu  Drama  ist  oben  p.  41   zitiert. 


Drstanta,  Nidarsana  j):  75—78.  329 

ist,    die  Handlung    des  Simplex    zu    veranlassen^),    so    ist    hier  ein 
sachlicher  Konnex  vorhanden. 

Eine  Nidarsana.  trotzdem  kein  sachlicher  Konnex  besteht,  zeigt 
folgendes  Beispiel : 

„Beschützen  möge  euch  der,    dessen  Haarflechten  schürzt  der"    5 
„Schlangenfürst ,    der    auf    seinem    Haupte    einen    Edelstein    trägt," 
„dessen  Strahlen  gleichsam  belecken  beide  Spitzen  der  Mondsichel," 
„welche    von  Natur    geschweift    die  Grazie  von  Amors  gespanntem" 
„Bogen  streift^)." 

Da  die  Grazie  von  Amors  Bogen  durch  den  Mond .  einen  lo 
heterogenen  Gegenstand ,  nicht  in  Wirklichkeit  gestreift  wird ,  so 
gibt  (das  Streifen)  eine  Grazie  zu  verstehen ,  die  der  genannten 
Grazie  ähnlich  ist;  in  dieser  Weise  ist  die  Abspiegelung  aus- 
gesprochen, weil  (die  Ähnlichkeit)  nicht  zu  weit  abliegt  (d.  h.  asso- 
ziert  ist  mit  der  ähnlichen  Eigenschaft).  —  Auch  diese  (zuletzt  15 
beschriebene  Nidarsana)  ist  zweifach , .  je  nachdem  sie  auf  der  Be- 
deutung eines  Wortes  oder  auf  dem  Satzsinn  beruht.  Die  erste 
haben  wir  eben  an  einem  Beispiel  illustriert :  die  auf  dem  Satzsinn 
beruhende  zeigt  folgende  Strophe : 

.Deine    rubin bleichen    Fußnäcrel    mit    Lack    einzureiben    wäre"  20 
„gerade  so,  als  wenn  man  den  Mond  mit  Sandelsalbe  weiß  machen" 
„wollte  3)." 

Einige-*)  sagen,  daß  hier  die  Figur  Drstanta  vorliege;    das  ist 
falsch.     Denn  wenn    zwei  von  einander  unabhängige  Gedanken,  die 
durch  zwei  Sätze  ausgedrückt  sind,  im  Verhältnis  von  Original  und  25 
Konterfei    stehen ,    so    liegt    ein  Drstanta    vor.     Wo    aber  einem  in 
den  Zusammenhang  gehörenden  Gedanken  ein  anderer  gleichgestellt 
wird ,  indem   er  als   Prädikat  mit  letzterem  verbunden  wird,  da  ist 
nicht  ein  Drstanta  am  Platze,    sondern   eine  Nidarsana,  die   darauf 
beruht,    daß    ein    tatsächlicher    Konnex    (beider    Satzinhalte)    nicht  30 
statthat  ^).     Und  ebenso  : 
78  „Wenn    eine  Schönheit,    wie    sie  nicht  leicht  in  einem  Serail" 

„sich  findet,   ein  Eremitenmädchen  hat,  dann  sind  wahrlich  Garten-" 
„blumen    von    den  Blumen   des  Waldes  in  den  Schatten  gestellt'')." 

1)  nicas  tatsamarthäcarane  praijogah.  cf.  Pat.  zu  III,  1,  26  vSrt.  2. 
Der  Berg  bez.  Horizont  spricht  zwar  nicht  eine  Lehre  aus,  soudern  tut  was 
dem  gleichwertig  ist,  indem  er  selbst  die  Sonne  als  seinen  Gast  aufnimmt. 
Dieser  Gebrauch  des  Causativums  ist  durch  die  Grammatik  sanktioniert,  darum 
besteht  zwischen  dem  „er  tragt  den  Sonnengott  auf  seinen  Haupf  und  „man 
soll  den  Guten  Gastfreundschaft  beweisen*  ein  sachlicher  Konnex,  durch  den 
der  eine  Gegenstand  als  ein   Abbild   dos  Andern  hingestellt  wird. 

2)  Navasähasiuika  1,  1 . 

3)  Vikramänkad.   VIII,  lt. 

4)  Nach   dem  Kommentar:  Mammata  usw, 

5)  Sondern  es  wird  ein  Konnex,  der  in  der  Ähnlichkeit  besteht,  erst  von 
dem  Dichter  hergestellt,  worin  oben  das  Wesen   der  Nidarsana  beruht. 

6)  Sakuntalä   I,  15. 


330  Jacobi,  Ruyyakd's  Alamkarasarvasva. 

Hier  darf  man  auch  nicht  glauben,  daß  man  einen  Drstänta 
vor  sich  habe ,  weil  es  sich  nach  dem  erörterten  Prinzip  um  eine 
Nidarsanä  handelt.  Diese  wird  gemeiniglich  so  gelehrt,  daß  ein 
Attribut    des    Bildes    der    Sache    in  Wirklichkeit    nicht    zukommen 

5  solle:  es  kommt  aber  auch  vori),  daß  das  Attribut  der  Sache  in 
AVirklichkeit  dem  Bilde  nicht  zukommt;  denn  in  beiden  Fällen  ist 
der  Konnex  gleicherweise  imaginär.     Z.  B. : 

„Die  bleiche  Farbe,  welche  die  Wangen  verlassener  Bengalinnen" 
, zeigt,  sah  man  an  dem  Blütenstaub  der  Dattelpalmen." 

10  Hier    gehören    die    „Wangen"    in    den    Zusammenhang-).      Da 

nun  deren  Attribut,  die  bleiche  Farbe,  in  Wirklichkeit  dem  Bliiten- 
staub  der  Dattelpalmen  nicht  zukommt-'),  so  muß  man  eine  Ähn- 
lichkeit (beider  Attribute)  dabei  verstehen.  Diese  Art  (der  Nidarsanä) 
kommt  auch  in  Form  der  Verkettung  vor,  z.  B.  *)  ... 

1.Ö  Mitunter  wird  erst  etwas  negiert,  wo  dann  erst  dessen  Dasein  79 

involviert  wird,  und  da  dessen  Konnex  (mit  der  in  Rede  stehenden 
Sache)  nicht  der  Wirklichkeit  entspricht  (weshalb  man  eine  Ähn- 
lichkeit konstruiert),  ergibt  sich  eine  Nidarsanä,  z.  B.: 

^Als    du    zornentbrannt    nur    einen    kleinen  Vonstoß  machtest," 

20  „da  gab  nicht  nur  der  Gürjarakönig  aus  Furcht  sein  Land  auf," 
„sondern  sogleich  auch  die  Füße  seiner  in  die  Wüste  geflohenen" 
.Schönen  den  Gang  der  Gänse,  ihr  Antlitz  die  Schönheit  des" 
.Mondes  und  ihre  welken  Brüste  die  Pracht  der  Stirnbuckel  wilder" 
.Elefanten." 

25  Hier  enthalten  die  Worte  „gab  auf"  eine  Negierung;  weil  diese 

sonst  nicht  denkbar  wäre,  so  involviert  sie,  daß  die  Füße  den  Gang 
der  Gänse  hatten,  und  da  derselbe  tatsächlich  ihnen  nicht  zukommen 
kann,  so  muß  man  dabei  eine  Ähnlichkeit  verstehen.  So  haben 
wir  also  eine  Nidaröanä,    die  ihren  Grund  hat  in  einem  sachlichen 

so  Konnex,  der  nicht  in  Wirklichkeit  besteht. 

Wird  die  Verschiedenheit  betont  (so  ergeben  sich 
folgende  Figuren): 

Vyatireka  (heißt  die  Figur),  wenn  die  Sache  das 
JJild  übertrifft  oder  umgekehrt. 
85  Jetzt  werden  die  Figuren  behandelt,  bei  denen  die  Verschieden- 

heit vorwaltet.  Verschiedenheit  ist  soviel  wie  Unterschiedlichseiu. 
Und  das  findet  in  zweifaclier  Weise  statt,  indem  die  Sache  das 
Mild    nn  Vorzüglichkeit   übertrifit,    oder  umgekehrt,    d.  h.  an  Vor- 

1)  Ich  folRo  hier  und  uiiton  der  Lesart  von  Kh.  (iomoint  ist,  daß  das 
der  Sache    7.uj;oscliriobone  Attribut  des  Hildes  ihr  in  Wirkliclikcit  nicht  zukommt. 

2)  Niicli  dum  Kommentar  (iühörl  hi-idos  zum  Tlicma,  der  Scliihierung  des 
FrUhlinK«. 

3;   Lesart  von   Kh. 

4)  Der  I'rükrittezt  dioüor  Strophe  lindet  sicli  nur  in  Kh.  und  ist  sehr 
vordorhon;  in  A.  ist  eine  SanskritülxTsetzun^;,  deren  Sinn  mir  aber  nicht  so 
verständlich   ist,   daÜ   ich   ihn   wiederzugeben   wagen    möchte. 


Vyatireka,  Sahoktip.78—81.  331 

zücrlichkeit    hinter    ihm    zurücksteht.      In    dieser  Reihenfolge   sieben 
wir  zwei  Beispiele: 

80  „Die  Scharen  der  Bienen  verlangten  das  entzückende  Wimpern-" 
„spiel    deiner    tausend    Augen    zu    sehen    und    fanden    daher    kein" 
„Gefallen  mehr  an  den  Wasserbassins,   wo  Beete  blauer  Lotusse  in"    5 
„Blüte  prangten." 

„So  oft  der  Mond  auch  abnimmt,  so  oft  nimmt  er  auch  wieder" 
„zu;  das  ist  wohl  wahr.  Schmolle  nicht,  sei  wieder  gut,  oh" 
„Schöne;  die  Jugend  kehrt  nicht  wieder,  wenn  sie  einmal  vor-" 
bei  ist^)."  10 

Hier  übertreffen  die  Wimpern  der  tausend  Augen  an  Vorzüg- 
lichkeit die  blühenden  Lotusbeete,  und  die  Jugend  steht  hinter  dem 
Monde  an  Vorzüglichkeit  zurück,  weil  sie  im  Gegensatz  zum  Monde 
nicht  wieder  zurückkehrt. 

81  Wenn    eins,    sei    es    das    Bild    oder    die  Sache,    als  i5 
das  Vorzüglichere    hingestellt   werden   soll,    und  das 
andere    durch    einen  Ausdruck  der  Begleitung  damit 
verbunden  wird,   (so  nennt  man  diese  Figur)  Sahokti. 

D.  h.  wenn  die  Verschiedenheit  vorwalten  soll.    Das  Vorwalten 
der    Verschiedenheit    beruht    hier    auf   dem  Verhältnis    von  Neben-  30 
Sache  und  Hauptsache,  welches  durch  den  Ausdruck  der  Begleitung 
realisiert    wird.     Das    Verhältnis    von    Bild    und    Sache    (d.   h.    die 
Ähnlichkeit)  ist  dabei  (keine  tatsächliche,  sondern)  wird  nur  durch 
die  Absicht  (des  Dichters)  bewirkt'^).     Denn  da  beide  entweder  zum 
Thema  gehören  oder  nicht  dazu  gehören,  so  bewirkt  die  Tragweite  20 
des  Ausdrucks  der  Begleitung,  daß  beide  unter  denselben  Gesichts- 
punkt   fallen.     Dabei  muß   das  im  Instrumental  stehende  Wort  als 
die  Nebensache  das  Bild,    und  ergo  das  andere  als  die  Hauptsache 
die  Sache  nennen.     Das  Verhältnis  von  Neben-   und  Hauptsache  ist 
rein   sprachlicher  Art;    in  Wirklichkeit  aber  kann  auch  das  umge-  :;o 
kehrte  Verhältnis  obwalten. 

Dieser  Figur  liegt  notwendigerweise  eine  Hyperbel  zugrunde ; 
die  Hyperbel  besteht  entweder  in  der  Aufliebung  des  Verhältnisses 
von  Ursache  und  Folge,  oder  in  der  Anerkennung  der  Ununter- 
schiedenheit  (zweier  verschiedener  Dinge).  Letztere  gelangt  ent-  :ir> 
weder  durch  ein  Wortspiel  zur  Darstellung  oder  auf  andere  Weise: 
und  dabei  ist  die  Begleitung  verschiedener  Art,  je  nachdem  sie  sich 
auf  den  Agens  oder  anderes  bezieht. 

Ein  Beispiel    (für    eine  Sahokti,    der    eine  Hyperbel   zugrunde 
liegt),    die    auf  der  Aufhebung  des  Verhältnisses  von  Ursache  und  40 
Folge    beruht,    ist:     „Gewaltig    steigert   sich   zusammen   mit  deinen 


1)  Rudrata  VII,  90. 

2)  Vdivaksiht  im  Gegensatz  zu  i^ästava,  cf.  p.  72,  ähnlich  wird  kavi- 
jiratibhotthäpita  p.  43  gebraucht,  wo  der  Kommentar  als  Gegensatz  svaraso- 
tthäpita  gebraucht. 


332  Jacoli,  Kuyyaka's  Alarnharasarvasva. 

Vergehen  ihr  Kummer"  i).  Obgleich  die  Vergehen  der  Grund  des 
Kummers  sind,  so  werden  hier  doch  beide  als  gleichzeitig  dar- 
gestellt. 

Ein    Beispiel    (für    ein   Sahokti,    der    eine  Hyperbel    zugrunde  82 
5  liegt),    die    auf   der  Anerkennung    der  Ununterschiedenheit  (zweier 
Dinge)  beruht  und  durch  ein  Wortspiel  zur  Darstellung  gelangt,  ist 
folgendes : 

, Unterging  die  Sonne  zusammen  mit  den  Feinden:  die  Truppen" 
, sollen  sich  zurückziehen-)." 
10  Hier   ist   das  Untergehen  doppelsinnig,    weil  astavi  beide  Be- 

deutungen hat  (des  Unsichtbarwerdens  bei  der  Sonne,  und  des  Ver- 
nichtetwerdens bei  den  Feinden).  — ■  Dieselbe  Art  der  Sahokti  auf 
andere  Weise  (ohne  Wortspiel):  „Zugleich  mit  den  weißen  Lotus- 
blumen lösen  sich  jetzt  die  Cakraväkapärchen"^);  denn  hier  ist  das 
15  Sich-Lösen  nicht  wirklich  doppelsinnig,  sondern  nur  verschieden 
je  nach  der  Natur  dessen,  worauf  es  angewandt  wird*). 

Ohne     das     angegebene    Merkmal     (einer     zugrunde    liegenden 
Hyperbel)    ergibt    sich    nur    eine    sahokti   (i.  e.  Ausdruck    der  Be- 
gleitung), keine  poetische  Figur,  z.  B.:  „Mit  ihm  zusammen  wandle 
20  an  den  Gestaden  des  Meeres  beim  Eauschen  der  Cocushaine  ^)." 

Die    angeführten  Beispiele  zeigen  Begleitung  des  Agens.     Be- 
gleitung des  Objektes  findet  sich  z.B.: 

-Der    in    der    Schlacht    gegen    Täraka    durch    seinen    Boten" 
„namens  Discus    die  Himmlischen    zusammen    mit   dem  Todesgott" 
25  „befriedigte«)." 

Hier    sind    die    Himmlischen    und    der    Todesgott    Objekt    des 
Verbums  „befriedigen". 

Diese  Figur  findet  sich  auch  reihentörmig  angewandt,  z.  B. : 
„Er  wurde  emporgehoben  zusammen  mit  Visvämitra's  Härchen," 
M  „hinabgebogen  mit  den  Häuptern   der  Fürsten,  er  quietschte  auf')" 
„zusammen    mit   Janaka's  Herzensangst,    wurde    mit  Macht   ange-" 
.zogen  zusammen  mit  Sitä's  Herz  und   dann  gebrochen  zusammen"  83. 
„mit    dem    kräftig    emporgeschossenen    Hochmut   Bhärgava's,    der" 
„Bogen  Siva's*')." 
35  Nun  beschreibt  er  als  Gegenstück  der  Sahokti  die  Vinokti: 

Wenn   ohne  das    eine    ein   anderes  als  seiend  oder 


1)  Rudra(<i  \'1I,  IG. 

2)  Veiil.snijilirini  V,  3C. 
•A)   KiKlriUii   VII,  18. 

4)  cf.  p.  21,  wo  uiiiKokohrt  derselbe  Betriff  verschieden  ausgedrückt  wird, 
wi'nii  vr  \u  Ziisnmmbiiliaii^  mit  ver.scliiodeiiun   Dinpcii   pebrniiclit  wird. 

5)  Uii^liuviiipsii  \°I,  67. 
0)    Uiihlmlii    V,  ;((•. 

7)  8aiii(in]i/iiililain.     AVcmi   dor  /iismninoiigodrückto  Hogeii  iu  die  Üse  der 
Behno  finüpriiiKt.  »iiannt  dies«  sich   plützlicli  mit  klatschenden  Geräusch. 

8)  Iliinumiiniifttukit  1,  'J.'J.      Hoinbay    188C;    die  Ausfiabe,  liest   durnadena 
»intt  kiindalciKi. 


VinoM,  SamasoJcti  p.  81—84:.  333 

nicht     seiend     dargestellt     wird^),     so    ist    das    eine 
V  i  n  0  k  t  i. 

sattva  =  sobhanatva  (Schönheit),  dessen  bhäva  =  sobhana{tva)- 
tva,  ebenso  das  Gegenteil.  Wo  diese  beiden,  Schönsein  oder  Nicht- 
schönsein,  als  in  Abwesenheit  eines  andern  eintretend  dargestellt  5 
werden,  da  liegt  die  Vinokti  vor  (und  zwar)  in  zwei  Formen.  In 
ihr  soll  gesagt  werden,  daß  etwas  schön,  bez.  nicht  schön,  wirklich 
ist;  es  wird  aber  auf  Grund  einer  Negation  zum  Ausdruck  ge- 
bracht, um  zu  verstehen  zu  geben,  daß  die  Negierung  des  Schön-, 
bez.  Nichtschönseins  abhängig  ist  von  der  Negierung  einer  andern  lo 
Sache,  und  daß  ebenso  jenes  gesetzt  (bejaht)  wird,  wenn  die  (andere 
Sache)  nicht  negiert  wird  -). 

,Was  ist  Reichtum  ohne  Bescheidenheit,  was  die  Nacht  ohne" 
,Mond,  was  Beredtsamkeit  ermangelnd  guter  Poesie  ?" 

Hier  wird  ausgesprochen,  daß  (der  Reichtum)  nicht  schön  sei,  i5 
und  zwar  auf  Grund  der  Annahme,  daß  er  überhaupt  nicht  da  sei, 
sofern  Bescheidenheit  nicht  anwesend  ist.  Auch  ohne  die  Präposition 
„ohne*  kann  der  irgendwie  ausgedrückte  Begriff  des  Beraubtseins 
diese  Figur  ins  Dasein  rufen,  ebenso  wie  der  Begriff  der  Bearleitunsr 
die  Sahokti ;  z.  B. :  20 

84  „Vergeblich  war  des  Lotus  Leben,  der  nicht  den  vollen  Mond" 

„gesehen,    umsonst    auch  war   des  Mondes  Aufgang,    der  nicht  die" 
„Lotusblüte  sah." 

Hier  liegt  eine  Vinokti  vor,  weil  der  Sinn  ist,    daß  ohne  den 
Mond  gesehen  zu  haben  der  Lotus  kein  schönes  Dasein  gehabt  hat.  25 
Eine    derarticfe    Vinokti    crefällt    ganz    besonders ,    wenn    sie    so    ge- 
wendet  wird,  daß  eine  reziproke  Vinokti  herauskommt,  wie  in  obigem 
Beispiel. 

Für  die  zweite  Art  der  Vinokti  gilt  folgendes  Beispiel : 

„Ohne  die  Gazellen  äugige  brilliei'te  der  Prinz  durch  sein  Her-"  30 
„voi'treten    in    der  Gesellschaft    bei  allen   Gelegenheiten ,    und  ohne" 
„seinen  Freund  leuchtete  sein  edler  Sinn  wie  der  Mond^)." 

Hier  wird  durch  eine  Wendung,  die  einen  schönen  Gegenstand 
hineinzieht,  ausgesprochen,  daß  das  Nichtschönsein  nicht  da  ist.  — 
Das  wäre  also  die  zwiefache  Vinokti.  35 

Jetzt  werden  zwei  Figuren  beschrieben,  die  auf  dem  spezifischen 
Reiz  der  Attribute  beruhen.  Zunächst  nennt  er  die  Sauiäsokti,  die 
auf  der  Gleichheit  der  Attribute  basiert: 

Die  Samäsokti  entsteht,   wenn  durch  die  Gleich - 


1)  Im  Te.xt  ist  sadasattvahhävo  zu  lesen,  wie  sich  aus  dem  Kommentar 
ergibt. 

2)  Lies  mit  h  tadanivrttnu  oder  verbessere  tadanyanivrtldu. 

3)  cf.  Udäharaiuxcandrikä  zu  KävyapradTpa  X,  27.  l>ort  wird  der  „Frouiid" 
als  ein  schlechter  erklärt.  Damit  läßt  sich  aber  nicht  das  6W>Äf7nay>arf(Tc</m 
in  unserm  Text  vereinigen.  Man  muß  daher  imnelimen,  daß  er  vor  seiner  Ge- 
liebten  und  seinem  Freunde  in   den   Hintergrund   trat. 


334  Jacohi,  Rui/yaka's  Alamkarasarvasva. 

heit    der    Attribute^)    eine    nicht    in    den    Zusammen- 
hang gehörige  Sache  zur  Kenntnis  gelangt. 

Zuweilen  sind  Dinge,  die  in  den  Zusammenhang  gehören,  und 
solche,  die  nicht  hinein  gehören-),  ausgesprochen,  zuweilen  sind  sie 

5  unausgesprochen ;  das  ergibt  zwei  Arten.  Ausgesprochen  sind  sie 
entweder  durch  eine  doppelsinnige  Wendung,  oder  indem  sie  beide 
einzeln  genannt  sind  ^) ;  das  ei'gibt  wieder  zwei  Arten.  Diese  beiden 
Arten  finden  sich  auch  bei  der  Figur  Doppelsinn.  Wenn  nun  das  in 
den  Zusammenhang  gehörige  (unausgesprochen  und  daher)    zu  sup- 

10  pliei'en  ist,    so   handelt  es  sich    um  eine  Aprastutapra^amsä ;    wenn  85 
man  aber  das  nicht  in  den  Zusammenhang  gehörige  (supplieren  muß), 
so  handelt  es  sich  um  eine  Samäsokti.    Bei  letzterer  ist  maßgebender 
Faktor  die  Gleichheit  der  Attribute  (des  i^rastuta  und  des  aprastutd)^ 
da  die  Figur  Doppelsinn  {slesa)  am  Platze  ist,  wenn  auch  die  beiden 

15  Subjekte,  (denen  jene  Attribute  beigelegt  werden.)  gleich  (d.  h.  durch 
dasselbe  doppelsinnige  Wort  gegeben)  sind.  Denn  das  durch  die 
Gleichheit  der  Attribute  zur  Erkenntnis  gelangte  Ding,  das  außer 
dem  Zusammenhange  steht,  wird  erkannt  als  etwas,  w^as  das  in 
den  Zusammenhang  gehörige  näher  charakterisiert.     Dieses  Charak- 

20  terisieren  besteht  in  der  Übertragung  des  Verhaltens,  nicht  der  Form. 
Bei  der  "Übertragung  der  Form  ergibt  sich  die  Metapher  {rüpaka) ; 
denn  dann  erscheint  die  in  Rede  stehende  Sache  ganz  in  der  Form 
der  andern  (apraJcrfa),  weil  letztere  sie  vollständig  deckt.  Da  nun 
die  Attribute  gleich  sein  können,  weil  sie  doppelsinnig  oder  (beiden 

25  Dingen)  gemein  sind  oder  eine  Ähnlichkeit  einschließen,  so  ergeben  sich 
drei  Arten.     Ein  Beispiel  für  doppelsinnige  Attribute  ist  folgendes*): 

upodharägena  vilolatärakatn 
tathä  cjrhitain  s'asinä  nisämiikham  \ 
yathä  saniastam  timirämSukam  tayä 
so  puro  'pi  rägäd  galitam  na  laksitam  \\ 

,Der  Mond    in    der    (durch  seinen  Aufgang  bewirkten)    tiefen" 

,Röte  erleuchtete  so  die  anbrechende  Nacht  mit  ihren  szintillierenden" 

»Sternen,    so  daß    nicht    einmal   bemerkt    wurde,    wie  die  von  ihr' 

»durchsetzte  Mischung  von  Dunkel  und  Licht  im  Osten  nach  dem" 

35  »Abendrote  schwand." 

(Die  Attribute  in  der  zweiten  Bedeutung  ergeben  folgende 
Übersetzung  derselben  Strophe:) 

,Der  Mond    in  voller  Glut    ergriff   so    das  Antlitz    der  Nacht" 

»mit  ihren  zitternden  Augensternen,  daß  sie  in  ihrer  Liebesglut  nicht" 

40  »merkte,   wie  auch   vornen    ihr  ganzer  Dunkelheitsschleier  entglitt." 


l)  <i.  li.    wenn    tl»s»olbo  Attribut    sowohl    auf   das  prastuta  als  das  apra- 
ntuta   imÜt. 

'ij  jiratiluta  und  apraatula. 

3)  Mit   jtrt/idffujiätläuerui    ist    wolil    auf    diis    in    der  Definition   des  Slesa 
p.  9C  stehondo  ilvtii/ur  vöpäcLlncna   Hczu^'  j,'i'nunmici). 

4)  cf.  Dhvanjaloka  }>.  \ib. 


Samäsoktt  p.  84-  87.  335 

Hier  versteht    man  infolge    der  doppelsinnigen  Attribute,    daß 
sich    der  Mond    und    die  Nacht    wie    ein  verliebtes  Paar  verhalten, 
86  weil  man  erkennt,  daß  der  Mond  und  die  Nacht  charakterisiert  sind 
durch  die  Eigenschaften  des  Liebhabers  und  der  Geliebten,  ohne  dabei 
aber  ihre  individuelle  Natur  aufzugeben.  5 

Die  Attribute  sind  gemeinsam  in  folgendem  Beispiel : 
„Die  schlanke,  liebliche,  junge  (Maid)  mit  muntern  Augen  und" 
„blühendem   Lachen,    o  Glücklicher,    erblüht,    wenn  sie  dich  auch" 
„nur  sieht." 

Hier  erkennt  man,  daß  die  Maid  mit  munteren  Augen  sich  ver-  lo 
hält  wie  eine  Pflanze,  weil  die  Attribute :   schlank  usw.  gleich  sind 
(d.  h.  auf  beide  bezogen  werden  können) :  die  Veranlassung  (zu  dieser 
Erkenntnis)    gibt  aber  die  Übertragung  einer  Eigenschaft,    nämlich 
das  „Erblühen",  welche  (strikte)  nur  auf  eine  Pflanze  bezogen  werden 
kann;    denn    ohne    dies,    nur  auf  Grund  gleicher  Attribute,    würde  i5 
das  Verhalten   einer  Pflanze  nicht  mit  Notwendigkeit  erkannt  werden 
können.     Das  Erblühen  muß  man  bei  dem  eic^entlichen  Gegenstand 
(der  Maid)    metaphorisch    auffassen.     Dasselbe  gilt  auch,    wenn  die 
Handlung  (nicht  also  wie  eben  eine  Eigenschaft)  (des  aprakrta  auf 
das  pi-akrta)  übertragen  wird.     Diese  Samäsokti  ist  nicht  so  deut-  20 
lieh  wie  die  erste. 

Die  Attribute  schließen  einen  Vergleich  ein,  z.B.: 
„Das    Mädchen    mit    den    Gazellenaugen    war    mit    der    Zähne" 
Glanz  wie  mit  Blumen   bedeckt,  mit  den  Händen  wie  mit  Zweigen" 
geziert  und  wohl  kostümiert  mit  den  Haarsträhnen  wie  mit  einer"  25 


1» 


"ö 


o 


„Bienenschar"   (cf.  Udbhata  II,  23). 

Hier  faßt  man   unter    dem  Eindruck  der  Worte    „wohl  kostü- 
miert" (das  Kompositum  dantaprahhäpuspa-)  als  ein  einen  Vergleich 
einschließendes  Kompositum  :  „mit  der  Zähne  Glanz  wie  mit  Blumen" ; 
und  indem  man  nachher  sich  das  Kompositum  anders  zurecht  legt,  30 
nämlich :   .mit  Blumen  wie  mit  der  Zähne  Glanz",  gelangt  man  kraft 

~  Joe 

der  Gleichheit    des  Attributs   zur  Vorstellung   des  Verhaltens  einer 
Pflanze. 

[Wenn  ^)  (statt  suvesä :)  paritä  „versehen  mit"  gesetzt  wird,  so 
entschiede  nichts,  ob  ein  Vergleich  oder  eine  Metapher  (in  dem  35 
Kompositum  dantaprabhäpuspa)  vorliegt,  und  man  geht  in  der 
Auffassung  von  einem  Samkara  (cf.  p.  200)  aus  -) ;  darauf  wird  man 
87  wie  in  dem  vorhergehenden  Falle  durch  andere  Auffassung  des  Kom- 
positum '^)  zur  Vorstellung  einer  Pflanze  gelangen.    Wenn  man  aber 


1)  Die  eingeklammerte  Stelle  scheint  ein  Einsehub  zu  sein;  in  ihr  wird 
das  Bestehen  einer  ehudeiiavivartini  upamä  geleugnet,  aber  p.  92  f.  wird  es 
ausdrücklich  gelehrt.  Der  Kommentar  gibt  sich  vergeblicbo  Mühe,  den  Wider- 
spruch weg'/Aiintorpretieren. 

2)  Man  hat  also  die  Wahl  zwischen  upamä  und  rUpaka:  das  ist  ein 
samdehasamkara . 

3)  Nämlich  als  upamä  ,mit  Hlumen  wie  mit  der  Zähne  Glanz''.  Mau 
beachte  die  Künstlichkeit  der  Deutung:    zuerst    zweifelt    man,    ob    man   upamn 


Qßg  Jacobi,  Ruyyaha^s  Alamkärasarvasva. 

bei    der  Auffassung    des    Kompositum    statt   eines  Vergleiches    eine 

Metapher   zu  Gmnde    legt,    so  ist  zwar    auch  ein  gleiches  Attribut 

da,    ohne  daß    durch  dasselbe   aber  eine   Samäsokti  bedingt  würde; 

denn  letztere  wäre  nicht  am  Platze,  da  man  schon  durch   ein   eka- 

5  desavivarti  rüpaka  ^)  zum  Verständnis  des  zweiten  Sinnes  gelangt. 

Dieselbe  Ai't  der  Erklärung   läßt  sich  aber    nicht  auch  auf  Upamä 

und  Sainkara  anwenden,  weil  diese  Figuren  nicht  ekadesavivartin  sind. 

Das  ekadedavivarti  rüpakam  ist  doppelter  Art,  je  nachdem  es 

ohne  Wortspiel  oder  durch  ein  Wortspiel  zustande  kommt-).    Ersteres 

10  wie  folgt: 

„Als  nächtlicher  Weile  die  Wolke  mit  ihren  Blitzaugen  das" 
„Antlitz  der  Dirne  betrachtete,  lärmte  sie  kläglich:  habe  ich  mit" 
„den  Regenschauern  den  Mond  da  ausgeschüttet-^?)" 

In  der  Metapher  „mit  ihren  Blitzaugen"  wird  angemessen  dem 
15  Erblicken    die  Wolke    als    eine    sehende    Person    metajDhorisch    dar- 
gestellt*),   und    dies    gibt    dann    die  Vei-anlassung    zu    einer  unaus- 
gesprochenen Utpreksä,    die  in  den  Worten   „lärmte  kläglich"  liegt. 
„Im  Comptoir  Amors  gleichsam  seine  Schreibkunst  betätigend" 
„mit    geschnörkelter    Zeichnung    (Schrift),    deren  Tintenstriche    die" 
20  „Bienen    auf  großen  Jasminblättern  (oder  Foliobogen)    aufgetragen" 
„sind,  und  dadurch  jeden   noch  Lebenden  (oder  Schreiber)  zur  Ver-" 
„zweiflung  treibend,    berechnete  der  Lenz  Gewinn  und  Verlust  an" 
, Seelen  getrennter  Liebenden  ^)." 

Hier  ist  in  den  Wörtern:    „Blätter,    Zeichnung,    noch   lebend"  88 

25  eine  auf  Doppelsinn  beruhende  Metapher,  welche  durch  die  in  den 

Wörtern:    „deren  Tintenstriche  die  Bienen  sind"   liegende  Metapher 

veranlaßt  wird.     Dieses    ekadedavivarti  rüpakam    findet    sich    sehr 

oft  angewandt;  man  verwechsle  es  daher  ja  nicht  mit  der  Samäsokti.] 


oder  rüpaka  wählen  soll ;  das  ist  die  erste  Figur  sanidehasainkara,  dann  wählt 
man  upamä  wirklich,  und  dann  hat  man   eine  zweite  Fignr:  upamä. 

1)  d.  h.  eine  Metapher,  die  nur  zum  Teil  ausgeführt  ist  und  im  übrigen 
ergänzt  werden  muß,  siehe  oben  p.  3G. 

2)  Diese  Untersuchung  ist  hier  nicht  am  Platze;  sie  müßte  oben  p.  36, 
wo  von  dem  ekade^avivarti  rüpaka  gehandelt  wurde,  stehen.  Das  dortige 
Heispiel  abhält  usw.  ist  von  unserer  zweiten  Art;  aber  aus  dem  Kommentar 
ergibt  sich,  daß  einige  darin   eine  Samäsokti  sehen  wollten. 

3J  Von  Piliiini   nach  Sbh.   1943. 

4)  Das  Ganze  ist  so  weit  ein  ekade«avivarti  rüpakam,  das  aber  nur  in 
den   Worten  niriksj/a  ludi/uimayaiiair  ausgesprochen  ist. 

.0)  isrlkanthncnritii   ^'I,  70.     Lies  mit  der  Ausgabe  vicakila  für  nivakila. 

(Fortsetzung  folgt.) 


337 


Puranische  Streifen. 

Von 

A.  Blau. 

I.   Der  Itihäsa  von  Saranyu  in  seiner  Fortbildung 
durcii  die  Puräna. 

Wenn  man  annehmen  muß,  daß  die  uns  vorliegenden  Puräna 
ihrem  wesentlichen  Inhalte  nach  auf  eine  gemeinsame  Quelle,  ein 
Ur-Puräna  zurückgehen,  da  sie  in  ihren  echtesten  Partien  eine  mehr  5 
oder  minder  große  Übereinstimmung  miteinander  zeigen,  so  ist  es 
für  das  Verständnis  und  die  Beurteilung  eines  puranischen  Textes 
offenbar  von  Wichtigkeit,  auch  die  etwa  vorhandenen  verwandten 
Darstellungen  anderer  Puräna  zur  Vergleichung  hei'anzuziehen.  Und 
so  hat  schon  der  treffliche  H.  H.  Wilson,  dem  bis  auf  den  heutigen  10 
Tag  das  meiste  unseres  Wissens  von  dem  Inhalt  der  Puräna  zu 
verdanken  ist,  ausgesprochenermaßeu ')  mit  seiner  Übersetzung  des 
Visnu-Puräna  zusrleich  eine  Art  Konkordanz  zu  den  Puräna  erstrebt 
und  geleistet,  die  freilich  noch  vollständiger  und  genauer  auszuführen 
sein  wird.  Denn  so  wenig  die  Massenhaftigkeit  der  puranischen  15 
Produktion  und  der  z.  T.  höchst  unerfreuliche  Inhalt  dieser  Literatur 
zu  näherer  Beschäftigung  mit  ihr  einladen  mögen,  so  ist  es  vielleicht 
gerade  darum  um  so  wünschenswerter,  daß  das  Ursprüngliche  und 
Alte  in  den  einzelnen  Puräna  herausgehoben  und  miteinander  ver- 
glichen werde.  Es  wird  sich  so  allmählich,  abgesehen  von  der  zu  -jo 
erzielenden  Erkenntnis  der  echtesten  Form  der  puranischen  Über- 
lieferungen, auch,  soweit  es  noch  nicht  feststeht,  ein  bestimmteres 
Urteil  über  den  Charakter  der  einzelnen  Puräna  und  ihr  Verhältnis 
zueinander  gewinnen  lassen.  Und  noch  auf  eines  möchte  hingewiesen 
werden.  Um  die  Textbeschaffenheit  unserer  Puräna  ist  es  im  großen  25 
und  ganzen  recht  übel  bestellt,  und  auch  die  neueren  Ausgaben 
lassen  vielfach  im  Stiche'-).  Da  können  denn  oft  die  überein- 
stimmend verlaufenden  Abschnitte  anderer  Puräna  wie  Handschriften 


1)  The  Vishmi  Punuia.     Triuisl.     Ed.   by  F.  Hall.  1,  S.  CXVI. 

2)  Um  ein  Beispiel  anziifülireii,  so  ist  das  unter  die  ältesten  zu  rechnende 
Väyu-Pur.  auch  in  der  Änandäsrama-Ausgabe,  die  viele  Fehler  der  Calcuttaer 
Ausg.  beseitigt  hat  und  eine  dankenswerte  variotas  lectionis  enthält,  stellenweise 
ganz  unlösbar. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXH.  22 


Qßg  Blau,  Puranische  Streifen. 

oder  Rezensionen  eines  jeweilig  vorliegenden  Textes  zu  Hilfe  ge- 
nommen, und  ein  Text  durch  den  anderen  verbessert  werden.  — 
Die  sicherste  Grundlage  für  solche  vergleichende  Betrachtung  wird 
man  aber  freilich  erst  gewinnen,  wenn  man,  soweit  es  möglich  ist, 

5  die  ältere  Überlieferung  heranzieht;  erst  die  Kenntnis  der  alten 
Anschauungen  von  einem  gegebenen  Stoffe  wird  den  richtigen  Stand- 
punkt abgeben  zur  Beurteilung  seiner  puranischen  Fassung,  ein 
Hilfsmittel,  dessen  Wilson   z.  T.  noch  entraten  mußte. 

Daß  eine  dei-artige  Behandlung  eines  puranischen  Stückes  nicht 

10  unlohnend  sei,  möchte  die  nachfolgende  Untersuchung  erweisen. 
Ihi-en  Gegenstand  bildet  die  puranische  Gestalt  des  alten  Itihäsa 
von  der  Göttin  Saranyü  und  ihrem  Gemahl,  dem  Sonnengötter  es 
sollen  die  Darstellungen  der  Puräna  auf  ihre  Verschiedenheit  unter- 
einander   und    auf   ihr  Verhältnis    zu    der   alten  Überlieferung  ver- 

15  glichen  werden. 

Die  alte  Sage  ist  in  den  vielbesprochenen  Versen  des  Rgveda 
X,  17,  1.  2^)  in  mehr  nur  andeutender  oder  änigmatischer  Form  be- 
rührt. Den  Itihäsa  haben  Yäska  im  Nirukta  und  Saunaka  in  seiner 
Brhaddevatä"^)  überliefert.     Die  beiden  Erzählungen  seien,    um  der 

20  Vollständigkeit  und  der  Bequemlichkeit  der  Vergleichung  willen, 
hier  vorausgeschickt. 

Nir.  12,  10: 
In  Bezug  hierauf  erzählen  sie  einen  Itihäsa.  Die  Tvastr-Tochter 
Saranyü  gebar  von  Vivasvat,  dem  Sonnengotte,  Zwillinge.  Sie  setzte 
25  eine  Andere,  eine  von  gleichem  Aussehen^)  an  ihre  Stelle,  nahm 
Roßgestalt  an  und  lief  davon.  Er,  Vivasvat,  der  Sonnengott,  nahm 
ebenfalls  Roßgestalt  an,  folgte  ihr  und  begattete  sich  (mit  ihr). 
Davon  wurden  die  Asvin  geboren.  Von  der  Gleichen  (wurde)  Manu 
(geboren). 

80  Brh.-D.  6,162  —  7,7: 

Dem  Tvastr  ward  ein  Zwillingspaar  geboren,  Saranyü  und 
Triöiras.  Er  gab  Saranyü  von  selbst  dem  Vivasvat  in  die  Ehe. 
Alsdann  wurden  von  Saran3'ü  dem  Vivasvat  Yama  und  Yami  ge- 
boren.   Diese  waren  ebenfalls  beide  Zwillinge ;  der  ältere  aber  unter 

35  ihnen  war  Yama.  (VII,  1.)  Saranyü  aber  schuf  hinter  dem  Rücken 
des  Gatten  ein  ihr  ähnliches  Weib,  übergab  diesem  ihr  Zwillings- 
paar, ward  zu  einer  Stute  und  entwich.  Vivasvat  aber  zeugte  aus 
Unkenntnis  mit  diesem  Weibe  den  Manu ;  der  ward  ebenfalls  ein 
königlicher  R.si,  an   Glänze  dem   Vivasvat  gleich.     Da  er  (Vivasvat) 

40  aber  erfuhr,  daß  Saranyü   in  Roßgestalt  entwichen  war,  ward  er  ein 


J 


1)  S.  bos.  dio  oiiiKol'oiide  Erürterunf;  M.  Bloomtiolds:  The  Marriage  of 
Saranyü,  Tva-sjar'!«  Hannlitur,  in:  Jüiirn.  Am.  Or.  Soc.  15.  1893,  S.  172 — 188, 
dio  aucli  dio  hpaturu  L'lK-rliufuruiiK  in  Hotniclit  /.iolit,  und  auf  dio  wuiterliiii 
öftor  Heznt;  zu   nulimun  »uin   wird. 

2)  Lituratur  bui   Mucdunoil,   Hrh.  1).   II,  S.  2öl. 

3)  Savaryäj  dorn  Hloomüold  oinon  Doppolsinu  unterlegt,  a.  a.  O.  S.  173.  178. 


Blau,  Puranische  Streifen.  339 

Hengst  mit  gleichen  Merkmalen  und  machte  sich  eilends  auf  nach 
der  Tvastrtochter.  Haranyüs  ca  vivasvantam  viditvä  hayarüpinam 
viaithuriayopacakräma  tum  ca  taträruroha  sah  \  tatas  tai/os  tu 
vegena  sukrarn  tacl  apatad  bhuvi  upäjiyhrac  ca  sä  tv  asvä  tac  cku- 
kram  garbhakämyayä  |  äghi'ätamäträc  chukrät  tu  kumärau  sam-  5 
babhüvatuh  näsafyas  cawa  dasras  ca  yau  stutüv  asvinäv  iti. 

Die  Puräna  nun,  in  denen  ich  eine  Wiedergabe  unserer  Legende 
gefunden    und    deren  Darstellungen    ich  zur  Vergleichung  herange- 
zogen habe,  sind  diese  (in  den  Anm.  sind  die  weiterhin  gebrauchten 
Abkürzungen,    die  Nrn.  der  in  Betracht   kommenden  Kap.  und  die  lo 
benutzten  Ausgaben  angegeben):   1.  Väyu-P.  ^),  2.  Brahma-P. -),  denen 
sich  3.  der  Harivaiusa'^)  anschließt.    Diese  bieten  die  offenbar  alter- 
tümlichste   puranische   Version   in   überwiegend  übereinstimmendem 
Woi'tlaut.     Am    allernächsten    stehen    sich    der  Text   des  Har.   und 
der  des  Br.,  die  auch  besser  überliefert  sind ;  am  lesbarsten  ist  der  is 
des  Har.,    doch   durch    einige  Einschiebsel  entstellt.     Der  Text  des 
Vä.  ist  sehr  fehlerhaft,  weist  aber  ab  und  zu  beachtenswerte  Eigen- 
heiten auf.     4.  Das  Siva-P.  ^),    dessen  Fassung  der  des  Br.  ähnlich 
ist.     5.  Das  Märkandeya-P.  ^),  das  unsern  Stoif  sogar  in  zwei  inhalt- 
lich   wenig    verschiedenen,    im    Wortlaut    öfter    übereinstimmenden  20 
Darstellungen  behandelt,  gibt  im  wesentlichen  dieselbe  Version  wie 
1 — 3.     Es  ist  ungefähr  von  gleicher  Ausführlichkeit  wie  jene,  ab- 
gesehen von  größeren  eigenen  Zutaten.    6.  Das  Bhavisya-P.")  schließt 
sich,  meist  auch  im   Wortlaut,  dem  Vä.,  hin  und  wieder  auch  dem 
Mark,  an,  ist  aber  außerdem  durch  einige  Zusätze  späteren  Gepräges  25 
charakterisiert.    Sein  Text,  wie  auch  der  des  Siv.,  ist  oft  von  sehr 
schlechter  Beschaffenheit.     7.  Das  Visnu-P.'')  bringt  eine  sehr  kurze 
Erzählung,  die  einiges  im  besondern  mit  der  des  Mark,  gemein  hat. 
8.  Matsya-P.^)  und  9.  Padma-P.-')    haben  eine  und  dieselbe,    durch 
spätere  Züge  vergröberte,   Version,   und  wesentlich  dieselbe  gibt  in  30 
Verkürzung   10.    das    Linga-P.i'')    wieder.    —    Endlich    ist   noch    zu 
erwähnen  die  Erzählung  des  Sämbavijaya^^),  die  einiges  Eigentüm- 
liche aufweist.  • — -  Agni-^-),   Kürraa-^'^),    Bhägavata-P.^'*)  begnügen 
sich  mit  der  Anführung  der  Genealogie. 

1)  (Vä.)  84,  32  ff.  (Pooia   lOOf))   (Calc.  Ausg.   11,22). 

2)  (Br.)   6,     (Pooiia   1895.) 

3)  (Har.)    v.   548—612;   (Calc.    Ausg.    dos    Mahäbh.,    vgl.    mit    ed.   Bomb. 
1891.      1,  9). 

4)  (Siv.)   Dharmasamhitä  59.     (Calc.    1890.) 

5)  (Mark.)   77.  78  u.  IOC— 109.     (Calc.    18G2.    —    Transl.     By  F.   E,  Par- 
giter  [Parg.].     Calc,    1904.)  G)  (Bhav.)    1,  79.      (.Bomb.    1897.) 

7)  (Vi.)   in,  2,  2—14.     (Bomb.    1887.) 

8)  (Mat.)   11,2—39.     (Calc.   187G.) 

9)  (Päd.)  5,8,36—74.      (Pooiia    1893—94.      Vol.   3.) 

10)  (Ling.)   65,2  —  17.      (Calc.    1890.) 

11)  (Sämb.)  in:    Weber,  Über  zwei  Parteischriften  zu  Gunsten  der  Mnga  .  .  . 
<In:  Monatsber.  d,  Ber).  Ak.    1880,  S.  27—78)  S.  72—76. 

12)  273,1—4.     (Poona   1900.)  13)    1,20,1—4.     (Calc.    1890.) 
14)   6,  6,  40f.;  8,  13,  8—10;   9,  1,  11.     (Bomb.    1904.) 

22* 


3^Q  Blau,  Puranische  Streifen. 

Der  nachfolgendeu  Übersetzung  ist  aus  dem  oben  angegebenen 
Grunde  der  Text  des  Har.  zugrunde  gelegt;  über  die  bemerkens- 
werten Abweichungen  der  nächst-  ^^nd  nahestehenden  Fassungen 
wird  überall  das  Nötige  gesagt  werden.  Weiterhin  wird  sich  die 
5  Übersetzung  der  als  später  gekennzeichneten  und  sektarisch  gefärbten 
Version  des  Mat,  und  Päd.,  sowie  eine  Erörterung  der  puranischen 
Erzählung  überhaupt  anschließen. 

Har.  545—612. 

(545)  Vivasvat  ward  gezeugt  von  Kasyapa  mit  der  Daksa- 
10  tochter^).  Seine,  Vivasvats,  Gattin  war  Samjnä,  die  Tvastrtochter, 
die  Göttin,  (6)  als  Surenu  -)  bekannt  in  den  drei  Welten,  die  schöne  •^). 
Sie,  die  Gattin  des  erhabenen,  edlen  Märtanda,  (7)  war  nicht  zu- 
frieden mit  des  Gatten  Gestalt,  sie,  die  (selbst)  Schönheit  und  Jugend 
besaß,  Samjnä,  verbunden  mit  der  heißen,  hellflammenden  (Gestalt 
15  des  Gatten)*);  (8)  denn  des  Äditya  Gestalt  war,  durch  den  starken 
Glanz  der  Scheibe  an  den  Gliedern  verbrannt,  nicht  eben  gar  lieb- 
lich^). (9)  , Nicht  ist  ja  tot  dieser  im  Ei  Befindliche',  hatte  aus 
Liebe  Ka^yapa  in  Unkenntnis  gesagt  •') ;  und  darum  wird  er  Märtanda 


1)  Die  Bezeichnung  der  vom  Erzähler  angeredeten  Person  lasse  ich  allent- 
halben aus.  Es  sei  bei  dieser  Gelegenheit  bemerkt,  daß  das  Vä.  überhanpt 
sehr  sparsamen  Gebrauch  von  Anreden  macht. 

2)  Im  Vä.  erscheint  das  Verhältnis  der  beiden  Namen  richtiger:  surenur 
Üi  vikhyäta  puruih  sainjJieti  viärutä.  Mark.  u.  Vi.  haben  nur  den  N.  Samjnä. 
—  Bhav.  nennt  zwei  Frauen:  RäjiTl  und  Niksubhä  und  identifiziert  mit  der 
ersten  die  N.  Surenu,  Samjnä,  Dyo,  Tvästrl,  Prabhä,  während  ihre  Chäyä 
Isihsuhhä  sä  malümayi  ist. 

3)  Nllakantha:  bhäniiTÜ  kojianä  bhnvinlti  päthe  äuddhacitteti. 

4)  Der  2.  Halbv.  v.  547  fehlt  im  Vä.,  wohl  mit  Recht;  die  Wiederholung 
des  N.  Samjnä  mit  näma  ist  höchst  anstößig.  Die  La.  der  ed.  Bomb.:  sam- 
jnänä  stri  »lutnjiasä  dlplcneha  samanvitä  ist  noch  sonderbarer. 

5)  Bomb.  u.  Br. :  äditi/asya  hi  lad  rüpam  mandalasya  sutejasä  gätresu 
paridagdhn/n  vai  iiätikäntam  ivähhavat.  Vä. :  .  .  ,  rüpam  märtandasya  hi 
tej<t»ä  gätres-u  praüruddhcmt  vd  ....  Bhav.:  na  tu  täm  nararüpena  süri/o 
bkdjfiti  vai  purä  üditi/a^ye/Ki  fad  rüpam  mahatä  svena  tejasä  gätresv  apra- 
tirüpciiu  .  .  .;  in  diesem  apratir"  u.  in  dem  märtandasya  des  Vä  steckt 
vielleicht  die  richtige  Überlieferung.  (Vgl.  das  unten  S.  354  f.  Gesagte.)  — 
Nliak.:  tadrüjinin  tasyäh  sarnjhäyäh  (!)  rüpam  moiid^lasthasya  tejasä 
gätrefu  iltigdlinm.. 

C)  (übt  keinen  befriedigenden  Sinn,  man  wollte  denn  ajhänät  auf  die 
durch  den  Ausruf  bekundete  vorausgegangene  Unkenntnis,  den  Glauben,  daß 
der  garf'ha  tot  sei ,  beziehen.  Aber  als  Ursache  des  Namens  wäre  doch  auch 
ein  effirmiitiver  Satz  zu  erwarten.  Man  könnte  den  Satz  als  Frage  auffassen, 
oder  über  .statt  iki  Ic/kiIv  ayinn  lesen  sa  kh°.  —  Die  Hrsg.  des  Br.  wollen 
da.H  auch  hier  üborlicferto  nirto  'ndaxtha  (godr.  °sya)  in  mrtänfF'  ändern;  u. 
natürlich  mußte  mrln  urspr.  von  dorn  nuda  ausgesagt  sein.  —  Das  Wort 
miirtduda  war  rocht  dazu  angetan,  erklärende  Geschichten  hervorzurufen.  Das 
Vi.  berichtet  die  zu  dem  obigi-ii  Ausrufe  Kasyapas  führenden  Umstände  kurz 
vorher  in  den  z.  T.  mir  unvorständliclion  Versen  2(1  —  2it,  die  besagen,  daß 
Tva.s{r  da.H  Ei  gespalten  hatte,  und  Kasyapa  fürchtete,  daß  der  garbha  zerstört 
■ol.  (Es  i.st  V.  2t;  wohl  zu  losen:  cirotpamunn  anirbhinnam  st.  cirotpanna- 
matir    bhintunn;    2H    ita    khalv   ayam  .  .  .  vielleicht  als  Antwort  Tvastis  auf- 


Blau,  Puranische  Streifen.  341 

geheißen.  (550)  Übermäßig  aber  war  beständig  der  Schein  Vivas- 
vats,  womit  er,  Kasyapas  Sohn,  die  drei  Welten  brannte.  (1)  Drei 
Kinder  zeugte  mit  Samjiiä,  der  trefflichste  der  Scheinenden,  der 
Äditya,  eine  Tochter  und  zwei  Geschöpfeherren i).  (2)  Manu  der 
Vivasvatsohn  (ward)  zuerst  (geboren),  der  Gott  des  Totenmahles,  5 
der  Geschöpfeherr ;  Yama  und  Yamunä  -)  wurden  als  Zwillinge  ge- 
boren. (3)  Die  dunkelfarbige-^)  Gestalt  Vivasvats  aber  sehend  und 
nicht  eintragend,  schuf  Samjnä  darauf  ein  Abbild  von  sich,  eine  von 
gleichem  Aussehen.  (4)  Als  eine  trughafte  ^)  Samjnä  erstand  dieses 
ihr  Abbild;  mit  zusammengelegten  Händen  sich  verneigend,  sprach  lo 
das  Abbild  zu  Samjnä :  (5)  Sage,  was  ich  zu  tun  habe,  du  heiter 
Lächelnde;  ich  stehe  zu  deinem  Befehle,  gebiete  mir,  Schöne. 
(6)  Samjnä  sprach^):  Es  ergehe  dir  wohl.  Ich  werde  in  das  eigene 
Haus  meines  Vaters  gehen.  Du  mußt  mir  ohne  Veränderung'')  hier 
im  Hause  bleiben  (7)  und  mir  diese  beiden  Knaben  und  dieses  i5 
Mädchen  mit  schöner  Leibesmitte  hegen ")  und  niemals  dem  Er- 
habenen dieses  sagen.  (8)  Das  Abbild  sprach:  Bis  daß  ich  an  den 
Haaren  gepackt  werde,  o  Göttin,  bis  daß  ich  verflucht  werde,  werde 
ich  niemals  dein  Vorhaben^)  sagen.     Gehe,  o   Göttin,    nach  deinem 


zufassen?)  Eine  andere,  längere  Erzählung  bietet  Mark.  105 :  Der  Aditi  ward 
auf  ihre  Bitte  vom  Sonnengott  die  Gnade ,  daß  der  Strahl  Susumna  in  ihren 
Schoß  einging  und  als  Märtanda  von  ihr  geboren  wurde;  den  Namen  empfing 
er,  weil  Kasyapa  zur  Gattin  gesagt  hatte:  leim  märayasi  garbhändam  .  .  . 
nitiiopaväsini.  —  Nilak.  bringt  eine  Geschichte  von  einem  über  Aditis  Leibes- 
frucht ausgesprochenen  Fluche  herbei  (vgl.  MBh.  12,  13219)  und  erklärt  dann  die 
obigen  Worte :  ayam  khalu  iti  niscayena  na  mrtah  ajn  tu  andastha  evästlti 
tasmäd  aditer  (!)  ojnänät  mama  andam  mrtam  ity  evainrüpät  viparltajnänät 
ayam  mä'tanda  ity  ucyate.  —  Vgl.  auch  Bhäg.-P.  5,  20,  43 f.,  u.  s.  unten 
S.  354. 

1)  Schlecht  Vä. :  dtMU  sutau  tu  mahaviryau  kanyuin  kälindim  (!)  eva  ca. 

2)  Mark.  77,  3  ff .  läßt  Yama  {prajäsamyamana)  und  Yamunä  infolge 
eines  Fluches  Vivasvats  geboren  werden.  —  Der  echte  N.  Tami  am  Ende,  an 
dieser  Stelle  im  Vä.,  Mark.   106,  4  und  Vi. 

3)  Calc.  u.  Br. :  ^yämnvarnam\  Bomb.:  vivarnam,  von  Nilak.  mit  visa- 
mavarnam,  erklärt.  Keines  von  beiden  wird  richtig  sein,  wenn  auch  zum  ersten 
V.  502  stimmt,  der  aber  einem  Einschiebsel  angehört.  Vä.  hat  sätovavnam, 
womit  nichts  anzufangen  ist.  Dagegen  scheinen  mir  die  La.  von  Siv.  sam- 
vartulam  und  Mark,  goläkürani  den  Sinn  der  ursprünglichen  Überlieferung 
wiederzugeben  (s.  S.  .355).  —  Nebenbei  sei  bemerkt,  daß  Mark.  77,  9  wohl  zu 
1.  ist  naisi/ati  st.  nesynti. 

4)  Mäyämayl  Ilar.  u.  Br. ;  Vä. :  mahlmayt  tu  sä  närJ  „ein  irdenes  Weib", 
das  Richtige,  in  Hinblick  auf  udmjnä  pärthiv'i  564  u.  Mark.  106,  16  (wo  Parg. 
übersetzt   „queen  S.");  inäy°  war  dem   Pauränika  geläufiger. 

5)  Die  Einführung  dos  Redenden  ist  hier,  wie  sonst,  im  Vä.  in  den  Vers 
aufgenommen. 

6)  nirvikärayä ;  Vä.  u.  Br. :  nirviäaükayä\  jenes  wohl  bosser. 

7)  Das  Präd.  fehlt  im  Vä. 

8)  matam  tubhyam:  s.  Speyer,  Ved.  u,  Skr.-Synta.\  46,  Anm.  —  Vä.: 
äSnyam.  naiva  st.  ä  mpän  naiiHi\  —  Mark.  77,  14  (von  Parg.  mißverstanden) 
sagt  Chäyä-Saiiijnä:  Bis  daß  ich  an  den  Haaren  gepackt  werde,  o  Göttin,  und 
bis  daß  ich  verflucht  werde,  werde  ich  dein  Wort  befolgen;  ich  werde  das 
Geschehene  aber  sagen,  wenn  ich  vorüucht  und  gezaust  werde. 


3^2  Blau,  Puranische  Streifen. 

Belieben  1).  (9)  Nachdem  sie  die  ihr  Gleiche  beauftragt  und  von 
ihr  die  Zusage  empfangen  hatte-),  ging  sie  zu  Tvastr,  wie  eine 
Beschämte,  als  Asketin  ^).  (560)  Zum  Vater  aber  gekommen,  ward 
sie  vom  Vater  gescholten^).     Und  wieder  und  wieder  aufgefoi'dert : 

5  ,Gehe  zum  Gatten',  (1)  ward  sie,  ihre  Gestalt  verhüllend,  eine  Stute 
und  o'ing,  die  untadelige;  zu  den  nördlichen  Kuru^)  ging  sie  und 
aß  Gräser^).  (2)  Mit  der  zweiten  Samjfiä  aber,  sie  für  Samjnä 
haltend,  zeugte  der  Äditya  einen  ihm  selbst  gleichen  Sohn  sodann  '). 
(3)  ,Dem  erstgeborenen  Manu  ist  dieser  ähnlich',  (sagte)  der  Herr^); 

10  Manu  ward  er  mit  Namen  und  Sävarna  wird  er  geheißen  ^).  (4)  In 
ihrem  zweiten  Sohne  hat  man  Sanaiscara  zu  erkennen  ^*^).  Die  irdene  ^^) 
Sarnjnä  aber  erwies  alsdann  ihrem  eigenen  Sohne  ^-)  (5)  mehr  Liebe 
als  den  erstgeborenen  (Kindern)  ^•^).     Manu  verzieh  ihr  dieses,  Yama 


1)  yathäsukham ;  Vä. :  svam  älayam. 

2)  In  beiden  Ausg.  fälschlich  uktvä  st.  uktä. 

3)  vriditeva  tapasvini:  st.  dieses  tap°  wird  wohl  ursprünglich  etwas 
anderes,  etwa  yasasvini  gestanden  haben,  wie  es  Mark.  77,  11  und  Bhav. 
etwas  später  vorkommt. 

4)  Vä. :  Als  der  Vater  sie,  die  Gekommene  sah,  da  sprach  er  erzürnt  zu 
Samjnä:  Gehe  du  zum  Gatten,  verabscheue  nicht  den  Tagmacher.  Also  nun 
vom  Vater  angeredet  und  wieder  und  wieder  aufgefordert,  wohnte  sie  doch 
tausend  Jahre  in  des  Vaters  Hause.  Und  so  Bhav.  Mark.  77,  18 — 21  fordert 
Tvastr  die  Tochter  in  sehr  liebevollen  Worten  zur  Rückkehr  in  das  Haus  des 
Gatten  auf. 

5)  Diese  auch  genannt  in  der  Darstellung  der  NTtimafijari  (Rig-Veda- 
Samhitä.  Ed.  by  F.  Max  Müller.  2.  ed.  Vol.  4,  S.  5),  Säyanas,  Einl.  zu  RV. 
10,  17,  und  vom  Komm,  zum  Nirukla  12,  1,  10  (Ausg.  der  Bibl.  Ind.  Vol.  4, 
S.  267).  6)  trnäni  cacära.     Mark.  77,2.3:  tapa^  cacära. 

7)  Nur  den  einen  Sohn  erw.  Siv.  Den  beiden  Söhnen  fügen  eine  Tochter, 
TapatT  hinzu  Mark,,  Vi.,  Bhav.   und  Mat.  usw. 

8)  Bomb,  fügt,  üffenbar,  um  die  harte  Kürze  zu  vermeiden,  ein:  savar- 
natvän  nianor  bhäi/ah  sävarna  iti  coktavän.  —  Das  ursprünglich  gemeinte 
Verhältnis  zwischen  den  N.  SSvarna  und  Savarnä  („der  Ähnlichen")  war  ver- 
gessen ,  daher  diese  sonderbare  Herleitnng  des  N.  Übrigens  bemerkt  Nllak. 
ausdrücklich:  pürvasi/a  Lhrätuh  stnnänacanintvnd  ai/ani  sävarna  ity  ukto 
na  tu  savarnäi/ä  ajiati/atväd  üy  arlhah.  (Vgl.  ui.ten  S.  35.3 ,  Änm.  5.)  — 
Die  Form  Sävariii  haben  (Vä ),  Mark.,  Siv.,  Bhav.,  Mat.,  Liiig. 

9)  Oder:  ein  Manu  ward  er  u.   Säv.   mit  Namen   .  .  . 

10)  5C2  b — 564  a  lauten  im  Vä. :  ädityo  Janayämäsa  puträv  äditya- 
varcasau  |  jiürvajasya  nuinos  tulyau  sadrs'yena  (!)  tu  tau  2}>'aljlmli  sruta- 
tlravaju  tu  d/iarmftjntim  ifrutakaj-tnänam  cva  ca  \  Srutaäravä  mamih  so  'j«' 
auvarnir  vai  bhavi§yali  srutakarmä  tu  vijheyo  graho  vai  yah  iSanaiscarali  \ 
manur  eväbhavat  sa  vai  sävarna  iti  ludliyatf\  und  so  Bhav.  Die  beiden 
hier  vorkommenden  N.  sind  wohl  deshalb  hereingebracht  worden,  weil  der 
Pauräiiika  daran  Anstoß  nahm,  daß  die  beiden  Söhne  schon  von  Anfang  nn 
als  die  InlinbcT  ilirer  zukünftigen  Stellung  benannt  sein  sollten.  Die  Tradition 
ist  oflunbur  an  dieser  Stelle  in  einer  gewissen   Verlegenheit. 

11)  Nllak.:  prthivUi  pürvoktä  surenur  tva  sainjnäkhyä  tasyä  iynm 
prakrtdi  pitrlliivi  drit'ii/it  sdinjhä  arii/c  tu  c/iäyänipätena  j>rthivyä  utthitatvät 
pilrt/iirity  rihnh.      (Vgl.  oben   S.  .{41,  Anm.  4.) 

12)  Im  Sing,  stimmen   Har.,  Br.,    VR.  Uberein. 

13)  Mork.  77,  25 f.:  c/iäyilstinijnä  tv  apatyc.su  yathä  sveßv  ativatsalä 
tat/iä   na   sauijnukanyayätn   pulrayoif  cünvavurtata    |    lälanädyupabhogesu 


Blau,  Puranische  Streifen. .  343 

verzieh  es  ihr  nicht  ^).  (6)  Aus  Zorn  und  kindischem  Wesen,  infolge 
der  Gewalt  dessen,  das  da  geschehen  mtiß-),  drohte  der  Vivasvat- 
sohn  Yama  Samjnä  mit  dem  Fuße'').  (7)  Darauf  verfluchte  ihn  in 
ihrem  Zorne  die  heftig  sich  kränkende  Mutter  Sävarnas :  Dieser  Fuß 
soll  dir  abfallen  ^).  (8)  Yama  aber  berichtete  mit  zusammengelegten  5 
Händen  dies  alles  dem  Vater,  heftig  in  Angst  wegen  des  Fluches, 
erschreckt  5)  durch  die  Worte  Sarnjfiäs.  (9)  Dieser  Fluch  möge  zu 
nichte  werden^),  sprach  er  da  zum  Vater.  Eine  Mutter  muß  allen 
Söhnen  Liebe  erweisen;  (570)  diese  hier  setzt  uns  hintan  und  hat 
(nur)  den  jüngeren  ^)  lieb.  Wider  sie  habe  ich  den  Fuß  erhoben, 
ihn  aber  nicht  auf  ihren  Leib  niederfallen  lassen;  (1)  ob  aus  kin-  lo 
dischem  Wesen  oder  aus  Verwirrung,  so  wollest  du  es  verzeihen. 
,Dieweil  du  dich  gegen  mich,   die  zu  ehren  du  schuldig  bist,    ver- 


viäesam  anuväsaram  manus  tat  ksäntavän  asi/ä  .  .  .  Überaus  zärtlich  aber 
wie  die  Chäyä-Samjnä  zu  ihren  eigenen  Kindern  war,  nicht  ebenso  benahm  sie 
sich  gegen  die  Tochter  der  Samjnä  und  (deren)  beide  Söhne.  Den  Unterschied 
in  der  Anwendung  von  Liebkosungen  Tag  für  Tag  verzieh  ihr  Mann  .  .  .  (Oder, 
da  so  tat  nicht  passen  würde,  °kanij°  und  putrayos  wären  noch  als  abhängig 
von  ativatsalä  zu  denken,  und  anvavartata  mit  visesam  als  Obj.  zu  verbinden.) 
In  der  Übers,  dieser  Stelle  ist  Parg.  infolgedessen,  daß  die  Wörter  samjnä  und 
hany°  getrennt  gedruckt  sind,  arg  entgleist:  Now  the  Shadow-Sanjnä  was  very 
affectionate  to  the  other  children  just  as  to  her  own;  Sanjnä  did  not  use  to 
show  special  attention  to  her  daughter  and  two  sons  daily  by  caresses  and  other 
marks  of  pleasure.  Manu  accepted  that  affection  (!)  from  her  .  .  .  Ebensowenig 
glücklich  ist  seine  Übers,  der  Parallelstelle  106,  16  f.,  wo  klärlich  sneham  st. 
snehän  zu  lesen  ist,  und  wo  er  unter  der  samjnä  pärthivl  die  wahre  S., 
„queen  S."   versteht. 

1)  Im  Vä.  folgt:  bahuso  yasya  mänas  tu  (die  Änand.-Ausg.  setzt  ver- 
bessernd in  Klammer:  avamänitas  ca  hahusah)  säpatnyäd  atiduhkhitali.  Das 
Eichtigo  hat  ohne  Zweifel  Bhav.  bewahrt :  bahusO  yätyamänas  tu  jiüith  patnyä 
sudulikhitah.  Hiernach  wäre  denn  auch  das  sinnlose  yäcyainänas  in  dem 
sonst  mit  diesem  gleichlautenden  Halbv.  des  Mark.  106,  18a  zu  verbessern,  den 
Parg.  freilich  ohne  Bedenken  übersetzt:  Now  being  sorely  distressed  when  his 
father's  wife  used  to  beneech  him  frequently  .  .  . 

2)  bhävino  'rthasya  balät:  ein  beliebter  puranischer  Ausdruck  für  Schick- 
salsnotwcndigkeit. 

3)  yadä   st.  padä   Bomb.  u.  Bhav. 

4)  Vä.  u.  Mark.:  padä  tarjayase  yasmät  pitrbhäryäm  gar'iyaslm 
tasmüt  tavaisa  caranah  patisyati  na  samsayah ,  welcher  Satz ,  mit  geringer 
Verschiedenheit,  in  unserem  Te.xte  unten  von  Yama  der  Jluttcr  in  den  Mund 
gelegt  wird. 

5)  Hier  gibt  es  in  den  Te.xten  eine  große  Verschiedenheit  des  Ausdruckes. 
—  Vä.  hat  Eingangs  dieses  Satzes  einen ,  bei  ihm  überllüssigen ,  Halbv.  mehr 
und  die  Erwähnung,  daß  Yama  im  Verein  mit  Manu  handelte;  ebenso  Mark., 
dem  aber  mit  Kecht  dafür  508  b  fehlt.  Dagegen  ist  die  folgende  Rede  Yamas 
im  Vä.  verstümmelt  überliefert, 

6)  Diese  Eingangsworte  des  Ilar.  und  Br.  fehlen  in  Mark.,  Siv.  und  Bhav., 
gewiß  mit  Uecht;  sie  sind  hier  unangebracht,  denn  der  Fluch  wird  erst  zuletzt 
erwähnt;  sie  sind  wohl  dadurch  in  den  'l'ext  gekon\mcn,  daß  die  Worto  „Yama 
sprach  zum  Vater"  zu  einem  Halbv.  ausgefüllt  wurden ,  während  ursprünglich 
yama  uväca  außerhalb  des  Verses  gestanden  hatte.  Wie  schon  erwähnt,  ist 
das  Hereinnehmen  dieser  Ausdrücke  in   den   Vers  mehr  dem   Vä.  eigen. 

7)  Nur  Mark,  hat  den  Dual. 


3J.4  .  Dluu,  Puranische  Streifen. 

traueren  hast,  mein  Sohn,  (2)  darum  wird  dir  dieser  Fuß  ohne  Zweifel 
abfallen^)',  (also)  bin  ich  von  der  Mutter  verflucht  worden,  o  Welt- 
herr, tretf liebster  der  Scheinenden-).  (3)  Vermöge  deiner  Gnade 
falle  der  Fuß  mir  nicht  ab,  o  Herr  der  Herden.  (4)  Vivasvat 
5  sprach:  Ohne  Zweifel,  mein  Sohn,  wird  dafür  eine  gewichtige  Ur- 
sache sein^^),  daß  Zorn  dich  ergriflen  hat,  den  Kenner  des  Rechten, 
wahr  Redenden*).  (5)  Es  ist  mir  aber  nicht  möglich,  das  Wort 
deiner  Mutter  unwahr  zu  machen^).  Würmer  werden,  nachdem 
sie  das  Fleisch  von  deinem  Fuße  genommen  haben,  auf  den  Erd- 
10  boden  fallen,  (6)  du  Hochweiser;  darauf  wirst  du  (wieder)  Wohl- 
behagen finden  '•).  So  wird  das  Wort  deiner  Mutter  wahr  gemacht 
sein,  (7)  und  du  wirst  durch  die  Umgehung  des  Fluches  beschützt 
sein.  Der  Äditya  sprach  alsdann  zu  Samjnä '') :  Weshalb  (8)  er- 
weisest du  unter  den  (doch)  gleichen  Söhnen  (einem  einzigen  ^))  mehr 


1)  Diese  Worte  der  Mutter  fehlen  in  den  übrigen  Texten;  s.  aber  S.  343, 
Anm.  4.  Die  ed.  Bomb,  hat  ferner:  ajmtyam.  durajMtyam  syän  nämbä 
kujananl  hhavet.  Ähnlich  Märlc. :  vigunesv  api  putresu  na  mätä  vigunä 
Ihavet. 

2)  Die  entsprechende  Stelle  des  Mark.  (106,  24)  lautet:  mpto  ^ham  täta 
kopena  jananyä  tanayo  yatah  tato  namasye  jananlm  imäm  vai  tapatärn 
vara;  und  Parg.  übers.:  I  have  been  cursed,  dear  father,  by  my  raother  in 
her  anger.  Since  /  am  her  son ,  verily  tberefore  I  revere  her,  my  mother  (O 
best  of  ascetics).  Abgesehen  von  dem  Passus  selbst ,  ergibt  sich  die  Unmög- 
lichkeit' dieses  Sinnes  aus  dem  Zusammenhang  mit  dem  Folgenden.  Es  ist  aber 
leicht  zu  helfen:  man  hat  nur  das  überlieferte  namanye  zu  ändern  in  na  manye, 
und  alles  ist  in  Ordnung;  Weil  ich,  o  Vater,  als  ihr  Sohn  von  der  Mutter  im 
Zorne  verflucht  worden  bin,  deshalb  halte  ich  diese  nicht  für  meine  Mutter. 
Und  der  Sonnengott  wird  angeredet  als  „der  beste  derer  die  da  scheinen". 
—  In  der  Parallelstelle  77,  32  besagen  die  Worte:  yathä  nianur  raamäcaste 
neyain  mätä  tnthü  mama  m.  E.,  daß  Yama  für  die  Meinung,  daß  Chäyäsainjfiä 
nicht  seine  rechte  Mutter  sei,  sich  auf  Manu  als  Gewährsmann  beruft,  wiewohl 
yathä-tathä  mir  Bedenken  macht  (etwa  brachylogisch :  wie  M^  mir  sagt,  so  ist 
68,  sie  ist  nicht  meine  Mutter?);  keinesfalls  können  sie  bedeuten,  was  Parg. 
übersetzt:  Sho  is  not  mother  to  mo  in  the  samo  way  as  Manu  calls  her  his 
t/iother. 

3)  asnmäayain  putra  maliad  hhavLsyaty  atra  käranam :  Fut.  der  Wahr- 
scheinlichkeit; der  Vater  beurteilt  das  Vergehen  des  Sohnes  mit  Nachsicht. 
Dagegen  übers,  Parg.  die  bis  auf  idam  st.  mahad  gleichlautende  Stelle  Mark. 
100,  27:  Witliout  doubt,  my  son,  this  curse  must  take  effect  here,  since  anger 
enterod   into  thee.  .  .  . 

4)  Mark.  u.  Bhav.  fiigen  hiernach  hinzu:  sarvesam  eva  tläpänäiti  pra- 
tig/iüto  hi  ridyale  nti  tu  malräbhimptCinäm  kvacic  chäpanivartanavi  (Bhav. : 
hvacin  viokfo  ö/iared  Hut). 

!>)  Mark.  u.  Bhav.  fiigen  hiernach  ein:  kimcit  tava  (Bhav.:  te  ^hain) 
vitUiÜJiyntiii  jnilrdiMUuv.:  jutrt-Htu-hdd  tinugniham. 

•;;  .  .  .  tavd  pddän  mahCipräjna  tatas  tvain  präpsyase  snlham.  V5. : 
tatall  padain  inak  punali  KainprCipuiiase  sukharn;  aber  der  Fuß  selber  geht 
j»  doch  nicht  verloren.  Die  Hnderon  Texte  haben  diesen  llalbv.  nicht.  (Vgl. 
unten   S.  3.'i*i.) 

1 )  c/iayäm  »t.  sn/iijniim   Mark  ,  Siv.,   Bhav. 

8)  .  .  .  (ihhyadhikali  (\'il.,  Mark.:  a/ty  adh°)  mieha  ekasmin  (oder  ekatra) 
kriyate  Iniya;  das  hauptsächliche  e/.v»*mm  hat  nur  Har.  nicht;  es  war  oflfenbar 
anstößig  erscliiuneii. 


Blau,  Puranische  Streifen.  345 

Liebe  ^)  ?  Sie  aber,  ausweichend,  sagte  es  Vivasvat  nicht.  (9)  Seinen 
Geist  kraft  innerer  Vertiefung  konzentrierend,  erschaute  er  die 
Wahrheit.  Und  willens,  zu  ihrem  Verderben^)  sie  zu  verfluchen, 
packte  der  Erhabene  (580)  sie  an  den  Haaren;  da  aber  die  Be- 
dingung-^) überschritten  war,  erzählte  sie  nun  alles,  wie  es  geschehen  5 
war,  dem  Vivasvat.  (1)  Als  nun  Vivasvat  das  vernommen,  ging  er 
zornig  zu  Tvastr.  Tvastr  aber  ehrte  den  Glanzreichen  nach  Gebühr 
(2)  und  besänftigte  ihn  dann,  der  in  seinem  Grimme  ihn  Lust  hatte 
zu  verbrennen.  (3)  Tvastr  sprach :  Diese  deine  Gestalt,  die  mit  allzu 
großem  Glänze  behaftet  ist,  nimmt  sich  nicht  schön  aus.  Und  sie  lo 
nicht  ertragend,  streift  Samjnä  in  einem  grasigen  Walde  ^).  (4)  Du 
wirst  diese  deine  Gattin  noch  heute  sehen,  die  Gutes  übende,  be- 
ständig der  Askese  obliegende,  Stutengestalt  tragende,  .  .  .  ^)  (6)  preis- 
liche, mit  der  Kraft  der  Vertiefung  versehene  ^)  —  mit  Anwendung 
von  Vertiefung,  o  Herr  der  Herden.  Wenn  dir,  o  Gott,  aber  diese  i5 
meine  Absicht  angenehm  wäre"),  (7)  so  bringe  ich  dir  jetzt  eine 
liebliche  Gestalt  zustande^),  o  Feindebezwinger.  Es  war  aber  die 
Gestalt  Vivasvats  in  der  Breite  und  Höhe  gleich  0);  (8)  mit  dieser 
Gestalt  war  der  Gott,  der  Glanzi-eiche,  versehen^'').  Darum  schlug 
er  Tvastrs  Rede  hoch  an^^),  der  Geschöpfeherr,  (9)  und  gab  Tvastr  20 


1)  Hiernach  im  Mark.  (106,  32)  noch:  nünam  naisäni  tvam  janarü 
samjnä  käpi  tvam  ügatä  vigunesv  apy  apatyesu  katJiam  mätä  mpet  sutam. 

2)  näääya  Har.  u.  Vä.;  Br. :  nämpat.  Die  1.  Hälfte  v.  580  (worin  das 
Präd.)  ist  im  Vä.  ausgefallen. 

3)  Die  V.   558   grenannto. 

4)  Wenn  im  Mark.  77,  38  Tvastr  den  Bescheid  gibt:  ägataiveha  me 
veäma  bhavatah  presitä  {iti  rat) ,  so  bedeutet  das  natürlich :  Sie  kam  hierher 
in  mein  Haus  und  wurde  (von  mir)  zu  deinem  (Hause  zurück)  gesandt  {veinna 
gehört  zunächst  zu  me,  dann  auch  zu  bhavatah;  iti  schließt  die  Worte  Tvastrs. 
Parg.  aber  übers.:  She  came  indeed  here  to  my  house ,  saying  she  had  been 
verily  sent  by  thee. 

5)  Der  noch  mit  übers.  2.  Halbv.  von  584  und  v.  585  fehlen  nicht  nur 
im  Vä..  sondern  auch  im  Br.  und  sind  die  abgeschmackte  Zutat  eines  Dichters, 
der  sich  nicht  genug  darin  tun  kann ,  Samjnä  als  fromme  Asketin  ins  rechte 
Licht  zu  setzen;  585 :  parnähäräm  kr.sä7>i  tllnäm  Jatilän  brahmacärinlm 
hastiha.stapari/.li.ytäm  vijäkuläia  padmiiüm  Iva. 

6)  yofjabalopetüvi .  so  auch  Br.  Gewiß  besser  Vä.:  yauvananampannäm. 
Hier  hat  vielleicht  das  folgende  yogain  änthäya  die  Änderung  des  urspr.  Aus- 
druckes nach  sich  gezogen. 

7)  Im   Vä.   verdorben. 

8)  Ich  lese  mit  Br. :  nirvartayämy  st.  nivart°.  —  Mark.  (106,  38)  u. 
Bhav.  lassen  Tvastr  sich  auf  oin  Wort  Brahmans  berufen.  Nach  diesen  Stellen 
und  Mark.  77,  40  war  ein  solches  rUpa  des  Gottes  eben  aucii  der  Zweck  von 
Samjnäs  tapas,  und  diesen  merkend,  ersucht  er  von  sich  aus:  sätanam  tejaso 
me  ''dya  kriyatnm. 

9)  587  b — 589  a  fehlen  im  Br.  —  Ed.  Calc. :  tiryag  firdhvam  samam 
na  vai;  Vä. :  .  .  .  ürdhram  adhas  tathä.  Es  ist  mit  Bomb,  zu  1. :  ...  ilrdhra' 
samam  tu  vai.  Mark.  106,  3'J  hat  statt  dessen:  yato  hi  bhäsvato  rüpam 
präg  äs'it  parimandalam.     Vgl.  das.   105,  27;    lOG,   6  u.   s.  unten  S.   354  f. 

10)  sainb/irto;   Vä.:  rrldito. 

11)  Im  Vä.   entstellt. 


3^ß  Blau,  Puranische  Streifen. 

die  Erlaubnis,  daß  eine  (schönere)  Gestalt  zuwege  kämei).  Alsdann 
stellte  Tvastv  mit  Einwilligung  Märtandas  Vivasvats  (590)  diesen 
seinen  Glanz  2)  auf  die  Drehscheibe  und  behieb  ihn.  Darauf  ward 
die  Gestalt  zur  Erscheinung  gebracht  =^)  dadurch,  daß  der  Glanz 
5  nicht  (mehr)  zusammengeballt  war  4);  (1)  und  lieblicher  als  lieblich 
zu  sehen  ^),  nahm  sie  sich  nunmehr  überaus  schön  aus.  .  .  .^)  (598) 
Alsdann  erschaute  er,  Vertiefung  anwendend,  seine  Gattin  als  Stute, 
die    durch    Glanz ^)    und    Gelübde'')    für    alle    Wesen    unnahbare'-*). 


1)  samanujnätavämä  caiva  tvastäram  rüpasiddhaye.  Vä. :  anujnätas 
tatas  tvastä  rnpanirvartanäya  tu. 

2)  iejah ;  Nilak.  las  rüpam,  und  dies  wäre  das  Richtige.  —  Nach  Mark. 
(106,  40)  und  Bhav.  fand  das  Ereignis  in  Säkadvipa  statt;  Sämb.  läßt  die  ab- 
gefallenen Stäubchen  nach  demselben,   dem   6.  dv'ipn  gelangen. 

3)  nirbhüsitam ,  wie  Kllak.  mit  Recht  erkl.,  =  prakafikrtam ,  nicht 
„erhellt",  wie  die  Petersb.  Wbb.  übersetzen. 

4)  Ed.  Bomb.:  tejasä  samhrtena;  Calc.  u.  Hr.:  t°  samhatena;  Vä. :  t° 
apahrtrna;  Siv.:  t°  samvrtena;  Bhav.:  t°  praJcrtena.  Ich  lese  mit  Nilak., 
der  samhrtena  als  v.  1.  anführt:  osarnluitena.  Die  Gestalt  war  gegliedert,  der 
ihr  anhaftende  Glanz  nicht  mehr  eine  zusammengeballte  kugelförmige  Masse. 

5)  Der  Inf.  drastum  steht  wohl  zu  Recht  wegen  der  eigeutl.  Bed.  von 
känta  , begehrt*.     St.  drastum,  Siv.  u.  v.  1.  des  Br. :  rüpam,  Bhav.:   bhütvä. 

C)  591b — 597  sind  ein  nur  dem  Hariv.  angehörendes  höchst  ungereimtes 
Einschiebsel,  dessen  barbarisches  Sanskrit  dem  Inhalt  angemessen  ist;  es  be- 
ginnt: mukhe  nirvartitarn  rüpam  tasya  devasya  gopateh  \  tatah  prahhrti 
devasya  mukhavi  äslt  tu  lohitam  mukharägam  (!)  tu  yat  pürvarn  mörtan- 
dasya  niukhacyutam  \  ädityä  dvädaiiaiveka  sambhütä  muk/iasambhaväh 
(unter  deren  Namen  denn  nun  auch  Vivasvat  und  Tvastr  aufgeführt  werden!)  .  .  .; 
der  Anschluß  an  die  weitere  Erzählung  ist  entsprechend  ungeschickt. 

Den  Dichter  von  Mäik.  106 ff.  dünkte  eine  so  wundersame  himmlische 
Aktion  wie  das  Drehen  auf  der  Scheibe  und  Beschneiden  des  Glanzes  des 
Sonnengottes  ein  besonderer  Verherrlichung  würdiger  Gegenstand.  So  schildert 
er  die  Umwälzung  und  Wirrnis,  die  das  bhraiiunia  des  Gottes  in  der  Welt  zur 
Folge  hat,  und  läßt  während  des  sätuna  die  Götter  und  andere  himmlische 
Wesen  und  den  Vollzieher  der  Operation ,  Visvakarman ,  selbst  ihm  mit  Preis- 
gesängon  huldigen.  Auch  im  ersten  Bericht  (7  8)  ist  ein  Hymnus  eingefügt.  — 
Zwei  Stellen  in  106  möchte  ich  mit  Rücksicht  auf  Parg.'s  t'bers.  nicht  un- 
be.sprochen  lassen.  43:  viksiptasalüäh  sarve  l.abliüvu^  ca  tathärcisah  übers, 
er:  And  all  creatures  also  were  scattered  about  with  the  waters  out  of  tlie 
oeean,  indem  er  mit  der  ed.  Bomb,  nhdliitiih  st.  arcisah  liest.  Das  geht  nicht 
an;  der  Sinn  (,.  .  .  wurden  solche,  deren  Wasser  zerstreut  war")  erfordert,  dünkt 
mich,  als  Subj.  abdhaytih.  Auch  in  der  Wiedergabe  des  ligd.  v.:  dhruvü- 
dfiäräny  asesüui  dhisyyrmi  munisattania  irutyadrasviinibaiidhäni  adho 
jagnnili  snhasradali ,  ist  Parg.  nicht  glüiklich:  The  siipports  of  the  pole,  all 
tho  nstcrisms,  .  .  .  with  their  bands  and  foiindations  si>litting,  went  downwards 
in  Ihousands:  dio  Gestirne  haben  Dliruva  zum  Iliilter  und  sind  durch  i'dtaras- 
inaycili  mit  ihm  verbunden  (s.  Vi.  II,  12.  Vil.  51.  52);  diesen  ,Lultbäudern" 
cntitprcchen  wohl  hier  dio   ,Strahlenhiindcr". 

7)  tfjuKCt  ed.  Bomb.,  Vä.,  Bhav.;  sonst  taiMsä.     Vgl.  Anm.  9. 

8)  iiiyutneiKi;  s.   d.   (Igd.  Anm. 

9)  adhr.^ijiivr,  Vfi.  u.  Bhav.:  adriiyäni,  und  das  dürfte  dio  bessere  Überl. 
»ein:  sie  war  sonst,  wenn  man  nicht  Yoga  brauchte,  Tür  alle  Wesen  unsichtbar. 
Man  darf  nn  <lio  Worte  des  vcdischen  Dichters  (UV.  10,  17,  2)  denken:  „Sie 
vorbnrgi-n  die  IJiistcrbliclie  vor  den  Sterblidien".  ><t.  adfir.syriiii  sarvdbliütänäm 
tejanu  iiiytmiejKi  ea  bietet  Bhav.:    adrilyiiin  s'  tejasä  svcna  sa7nvrtäjn,   und 


Blau,  Furam'sche  Streifen,  347 

(9)  Die  in  Stutengestalt  Streifende,  von  nirgend  her  Gefährdete  i) 
berührte-)  er,  der  Erhabene,  in  der  Gestalt  eines  Hengstes  am 
Munde,  (600)  da  sie  aus  Besorgnis,  daß  es  ein  fremdes  männliches 
Wesen  sei'^),  gegen  die  Begattung  sich  sträubte*).  Sie  spie  den 
Samen  Vivasvats  durch  die  Nasenlöcher  aus  5).  (1)  Es  wurden  die  5 
Götter  von  ihr'')  geboren,  die  beiden  Asvin,  die  trefflichsten  der 
Ärzte,  Näsatya  und  Dasra,  genannt  die  zwei  Asvin.  (2)  Märtandas 
Söhne  sind  diese  beiden,  des  achten,  des  Geschöpfeherren ").  Ihr  aber 
zeigte  sich  der  Leuchtende  in  seiner  lieblichen  Gestalt.  (3)  Und 
sie  freute  sich,  als  sie  den  Gatten  sah'').  Yama  aber,  durch  jene  lo 
Handlung  ö)  heftig  gepeinigt  in  seinem  Herzen,  (4)  beglückte  durch 


so  oder  dergl.  mag  wohl  die  ursprüngl.  Lesung  gewesen  sein.     Es  hat  sich  zu- 
erst niyamena  eingestellt,  und  dies  dann  tapasä  st.  tejasä  nach  sich  gezogen. 

1)  Der   1.  Halbv.  nicht  im  Vä.,  mit  Recht;  es  ist  eine  ganz  müßige  Zutat. 

2)  samabhävayat.     Nllak. :  sautgam  akarot. 

3)  Ed.  Bomb.,  Vä. ,  Siv. :  parapunisopasankmjä  (=  ''pumsa  upa^°)\ 
Calc:  parapürusas'ank'^;  Br. :  °puinso  'vasa)ik°;  Mark.  u.  Bhav.:  ^pumso 
visank°. 

4)  maithunäya  vicestantim  1.  ich  mit  ed.  Cale.  u.  Br.,  nicht  ^tantl,  wie 
Bomb.  u.  Vä.  haben;  es  enthält  den  Grund,  weshalb  er  mukhe  samaLhävayat 
(s.  auch  die  flgd.  n.).  Der  Dat.,  den  die  Texte  in  Übereinstimmung  bieten,  ist 
höchst  anstößig;  es  sieht  fast  so  aus,  als  sei  er  aus  dem  alten  Berichte,  wo  es 
hieß :  maühunäi/ojiacakräma,  trotz  der  nunmehr  entgegengesetzten  Darstellung 
mechanisch   übernommen  worden. 

5)  niravaniac  chukram  näsikäyäm ;  Br.  (richtig):  nasikähhyäm;  Vä.: 
niradhamac  ch°  näsikäbhyäm;  Bhav.:  sukram  nüsätihyäm  samadhärayat; 
Siv.:  mukhato  näsiknyäm  tu  iukram  tan  nyadadhat.  —  Das  Mark.  (108,  8 ff. 
u.,  mit  Auslassung  zweier  Halbv.,  78,  22  f.)  erzählt  das  Ganze  so:  sä  ca  drstvä 
tarn  äyäntam  parapumso  visaiikayä  jagänia  samniukhe  (78,  22:  °kham) 
tasya  prstharaksanatatparä  \  tatas  ca  näsikäyogam  tayos  tatra  sametayoh  | 
vadaväyäm  ca  tat  tejo  näS'käfjhyäi/i  vivasvatah  |  .  .  .  Den  letzten  Halbv. 
übers.  Parg. :  and  his  glory  (tejo  ist  natürlich  =  salraml)  passed  from  the 
Sun's  two  nostrils  into  the  mare.  Aber  ein  Präd.  wie  px^ssed  könnte  unmöglich 
fehlen.  Der  Text  ist  offenbar  nicht  in  Ordnung;  es  wird  wohl  in  vadaväyäm 
ca  etwas  stecken  wie  vadavädhatla.  oder  dg).  Dies  würde  sich  dann  den  oben 
angeführten  Losungen  von  Siv.  und  Bhav.  zur  Seite  stellen.  Unser  niravamnt 
steht  aber  dem  -Sukram  tad  apatad  bhuvi  der  Brhadd.  näher;  zu  ihm  fiigto 
sich  übrigens  leicht  der  Nom.  vicestaiitt.  —  Dieser  ganze  Zug  der  Geschichte 
soll  natürlich  das  Verhalten  der  Samjnä  ins  Moralische  rücken  und  außerdem 
durch  näsikä{hh)yäm  noch  sinnfälliger  auf  den  N.  Näsatya  hindeuten,  als  der 
alto  Itihäsa  durch  das  äghräna  schon  getan  hatte. 

6)  tasyäm;  besser  Vä. :   tasmäd. 

7)  astamasya  prajäpateh:  so  in  allen  drei  nächstvcrwandton  Texten.  Er 
ist  der  achte  Äditya.  Aber  die  L.  ist  unmöglich;  Mark,  hat  dafür  das  sinn- 
gemäße (DiVarvpadharosya  hi.  Und  wahrscheinlich  wird  ein  Ausdruck  mit 
asva  zu   Grunde  liegen,  der  die  Entstehung  des  N.  Asvinau  hervorhoben  sollte. 

Mark.  (78,  24,  108,  1 1  f.)  u.  Vi.  schließen  an  die  Zeugung  der  Asvin  die 
eines  siebenten  Sohnes,  des  Revanta  an,  zugleich  den  N.  erklärend:  retaso  ^iite 
revantah  .  .  .  samudZ/hitta/i]  Bhav.  erkl.  ihn  anders  und  erzälilt  zu  dem  Endo 
e.  eigene  kleine  Geschichte. 

8)  Mark.  u.  Vi.  berichten  hiernach,  daß  der  Sonnengott  Sanijnä  in  seine 
Behausung  zurückführte. 

9)  Vä.  II.  Mark.:  i<äpe>ia-,  und  beide  haben  diesen  Halbv.  schon  vorher 
bei  der  Erzählung  der  Vortluchung  (Vä.   84,  50,  Mark.    IOC,  21).  —  Nllak.   be- 


g^g  Blau,  Puranüche  Streifen. 

Gerechtigkeit  diese  Geschöpfe  als  ,der  König  der  Gerechtigkeit' i). 
Vermöge  dieses  guten  Werkes  erlangte  der  Glanzvolle  (5)  die  Ober- 
herrlichkeit über  die  Väter  und  die  Welthüterschaft.  Jener  Manu 
Sävarna   aber  war    ein  Geschöpfeherr,    der  askesereiche-);    (6)  ihm 

5  ist  bestimmt,  der  Manu  zu  sein  in  jenem  zukünftigen  Sfivarnika- 
Zeitalter.  Auf  dem  Eücken  des  Meru  übt  jetzt  noch  der  Herr 
furchtbare  Askese  3).  (7)  Und  dessen  Bruder  Sanai^cara  erlangte 
die  Planetenschaft.  .  .  .*)  (8)  Tvastr  aber  bildete  aus  jenem 
Glänze    die  Wurfscheibe   Visnus,    (9)    die    im  Kampfe   unwidersteh- 

10  liehe,  aus  Verlangen,  die  Dänava  zu  vernichten^).  Die  aber  die 
jüngere  war«),  die  erlauchte  Tochter  Yaml,  (610)  sie  ward  der 
"trefflichste  der  Ströme,  die  die  Welt  fördernde  Yamunä.  .  .  . ') 

Hat.  11,  2—39  (=  Päd.  5,  8,  36—74). 
(2)  Vivasvat  war  vordem   ein  Sohn  Kasyapas   von  Aditi.     Er 
15  hatte   drei  Gattinnen,  nämlich  Samjnä,  Räjnl  und  Prabhä.    (3)  Rai- 
vatas  Tochter  RäjüT  gebar-  den  Revata,   Prabhä  gebar  den  Prabhäta 
und  die  Tvastrtochter  Samjnä  den  Manu;  (4)  Yama  aber  und  Ya- 
munä wurden    als  Zwillinge    geboren^).     Alsdann   schuf  die  schöne 


merkt  sonderbarer  Weise:  tena  hhrätuh  mätriäpajaldeiiena  inamäpy  evarn. 
mä  hhüd  Üi  dharmam  eväsrayad  ity  arthah;  in  Einklang  hiermit  finde  ich 
nur  die  falsche  L.  der  ed.  Bomb.  v.  567:  sävarnam  jnnant  st.  sävarriaj°. 

1)  Ed.  Cale.,  Hr.,  Siv.:  dharmena  ranjayämäsa  dharmaräja  iniäh 
praj(ih\  Bomb.:  ^räja  iva;  Vä  :  °räjas  tu  sah;  Bhav.:  °räjas  tatah  smrtah; 
Mark. :  dliarmo  'bhirocate  yasmüd  (Uuirmarujas  tatah  smrta/i.  Räjan  von 
ranj,  ist  die  stehende  Ableitung  in  den  Pur.  Im  Mark,  heißt  es  noch  (7  8,  29. 
108,  17  f.):  dharmadrstir  yataS  cäsau  samo  niitre  tathähite  tato  niyogam 
(108,   18:  °ge)  Uiin  yaraye  cakära  timiräpahah.     Vgl.  Mahäbh.  III,   16. 

2)  sa  tapodhaniih  ed.  Bomb.,  Br.  {nävariii/t),  Siv. ;  Vä. :  6'«  mahäyasäh 
(Mark.:  Siitnalc'),  was  vorzuziehen  wäre;  Calc. :  sa  tadocyate. 

3)  \'ä  :  inerupi'tithe  suramye  vai  adyfqii  carate  jn'abhuh. 

4)  Ausgelassen  sind  zwei  Halbv.,  die  mit  Uecht  in  Br.  und  Vä.  fehlen: 
nnsatyau  yau  sainnkhyätau  svarvaidyiiu  tau  bahhävatiili  \  sevato  (1.  revato\) 
''jn  tathä  rrijaun  aiivänäm  säntido  'bhavat.  (Ähnlich  Mark.  78,  30 f;  die 
Bez.  ääididali  auch  im  Bliav  ).  Von  Kovanta  (s.  S.  347  ,  Anm.  7)  ist  in  den 
drei  gleichlautenden  Texten  sonst  nirgends  die  Rede. 

5)  diinavuntacilärsnyä  llnr.  u.  Br. ;  Vä. :  dänavapratit-äranam  (die 
bessere  v.  1.  st.  ^^i,it).  —  Mark,  und  Vi.  lassen  Tvastr  aus  dem  abgehauenen 
Glänze,  der  nach  dem  ersten  ^'/m ,  nach  dein  zweiten  '/g  des  ganzen  betrug, 
auch  die  Wiiflen  der  anderen  Götter,  das  Bhav.  die  Bhoja  schatVen;  nach  dem 
8fimb.  verwandelt  sich   der  Abfall  in  Brahmaneii. 

6)  yariyniil  lu  yiipy  iivld;  ed.  Komb.  u.  Vä. :  yav°  tayor  yä  tu,  als  ob 
vorher  von  Yama  und  dem  älteren  Manu  und  nur  von  diesen  die  Rede  gewesen 
wäre;  dies  weist  auf  eine  ältere  Form   der  Erzählung  zurück. 

7)  Folgt  nocli  eine  Wiederholung,  betr.  Manu  Sävarna  und  Sanaiseara, 
und  die  MraroiKijiUidul.ti. 

H)  Ks  .'iciiMi  liii'r  die  übrigen  mir  bekannten  bez.  Angaben  noch  angemerkt. 
JÄürja-  (vio  wdhl  st.  tatliäpiirarn  zu  1.  °parä)  und  Agni-P.  stimmen  in  der 
Aufnihrung  der  (Sattiiincn  und  Kindur  Vivasvuts  mit  Mat.-Pad.  überein,  ebenso 
da»  Kürinu  1*. ,  nur  dalj  dieses  Cliäyil  von  vornhorein  als  vierte  Gattin  nennt. 
Im  IJIiag.-P.  rnid(<n  wir  cininal  ( Ci ,  6,  4(1  f.l  als  Kiiulor  der  Sunijnä  und  der 
<'liu}u   die  l'itrsonon  aufgeführt,  die  im  Har.   usw.   vorkommen,  nebst  der  Tapati; 


Blau,  Puranische  Streifen.  349 

Tvastrtochter,  nicht  ertragend  die  glanzvolle  Gestalt  Vivasvats, 
(5)  aus  dem  eigenen  Leibe  ein  untadeliges^)  Weib  von  gleicher 
Gestalt-)  mit  Namen  Chäyä.  (6)  Zu  dieser,  die  mit  den  Worten: 
,Was  soll  ich  tun?'  vor  sie  trat,  sprach  sie:  Chäyä,  liebe  du  meinen 
Gatten,  Schönantlitzige,  (7)  und  hüte  meine  Kinder  mit  mütterlicher  5 
Liebe.  So  will  ich  tun,  sprach  diese  und  ging  zu  dem  Gotte^), 
pflichtentreu.  (8)  Und  der  Gott  hinwiederum  liebte  sie  aus  Rück- 
sicht dessen,  daß  er  Samjnä  in  ihr  sah,  und  zeugte  mit  ihr  einen 
Sohn ,  der  die  Gestalt  Manus  hatte :  (9)  und  wegen  des  gleichen 
Aussehens  mit  Manu  Vaivasvata  (ward  er)  Sävarni  (genannt).  Darauf  lo 
zeugte  Sani  und  Tapati  und  Visti  der  Reihe  nach  (10)  mit  Chäyä, 
in  der  Meinung,  sie  sei  Samjnä,  der  Sonnengott.  Chäyä  bewies 
alsdann*)  ihrem  eigenen  Sohne  Manu  mehr  Liebe.  (11)  Der  erste 
Manu  ertrug  das,  nicht  aber  Yama;  zoi'nerfüUt,  drohte  er  ihr^), 
den  rechten  Fuß  erhebend.  (12)  Und  Chäyä  verfluchte  Yama:  Voller  i5 
Wunden '^),  von  Würmern  heimgesucht  wird  dieser  eine  Fuß  sein, 
mit  Eiter-  und  Blutfluß  behaftet').  (13)  Dharma*),  zoniig  über 
den  Fluch''),  meldete  dem  Vater:  Ohne  Grund  bin  ich,  o  Gott,  von 
der  Mutter  im  Zorne  verflucht  worden;  (14)  aus  kindischem  Wesen 
habe  ich  einmal  ^*^)  ein  wenig  den  Fuß  erhoben.  Obgleich  von  Manu  20 
zurückgehalten,  sprach  sie  den  Fluch  ^i)  auf  mich,  0  Herr.  (15)  Wahr- 
scheinlich ist  das  nicht  meine  Mutter,  weil  ich  (von  ihr)  mit  dem 
Fluche  getroff"en  worden  bin^'-).  Der  Gott  erwiderte i-^)  Yama:  Was 
soll  ich  tun,  du  Hoch  verständiger  ?  (16)  Wem  erwüchse  nicht  aus 
Torheit  Leid  oder  aus  der  Verkettung  der  Werke  ^*)?  (Die)  ist  ja  25 
selbst   für   Bhava   unab wehrbar,    geschweiafe    denn    für   andere  Ge- 


an  einer  späteren  Stelle  (8,  13,  8 — 10)  werden  zwar  dieselben  (beide  Male  auch 
die  alte  ^Yaml")  genannt,  hier  aber  die  Asvin  als  Söhne  einer  („nach  einigen") 
dritten  Gattin,  der  Vadavä  bezeichnet.  —  Der  Sämb.  sagt,  daß  Samjnä  mit 
anderem  N.  Prabhä  hieß.  —  Vgl.   oben  S.  340,  Anm.  2. 

1)  aninditäm;  Päd.:  °tä. 

2)  tvästrisvarüpena  nämnä  chäyeti  (metr.  schlecht).  Fad. :  tvästrl  sva- 
rüparüpena  ch°.     Etwa:  sarüpäm  riipcna,  oder  svarftpnrnn'i 

3)  hkäpi  (?)  suvratä.     Päd. :  kämäya  s',  was  zu  dem  flgd.  paßt. 

4)  tadä  mit  Päd.  zu  1.  st.  tathä. 

5)  St.  sanitär  ja  i/ämäsa  mit  Päd.  zu  1. :  täm  tarß. 

6)  saksatah;  Päd.:  savranah. 

7)  püya^onitavisravah:  als  adj.  Comp,  unmöglich.  Etwa  °visrai'atli'i  — 
Dor  Sämb.  hat  in  Hinsicht  der  Verfluchung  eine  von  den  anderen  Horichten 
abweichende  Version :  Aus  einem  bestimmten  Anlaß  entsteht  Eitersucht  zwisclien 
Dharmaräja  und  Sani;  die  Mutter  tiucht  Yama:  hilmäsapädas  tvavi  vicara- 
sva,  und  dieser  wieder  dem  Sani,  dor  s'djxilah  pädak/ianjo  'öhut;  das  letzte 
erklärt  sich   durch   den  N.   des    „langsam  Wandelnden"   zur  Genüge. 

8)  Päd. :  yamali. 

9)  äüpäd  amar§itah.     Päd. :  äöpena  dharsitah. 

10)  St.  sakrt  Päd.:  kvacit  (mit  v.  1.  wie  Mat.). 

11)  niama  Mpam  adäd;  Päd.:  mäin  äampa  viadäd. 

12)  ä(lj)enä/ia7n  yato  hata/i;  Päd.:  asamä  siiehato  yatah. 

13)  äha  bhüyalri 

14)  Päd.:   säukhyät  kasya  na  duhkhain   syad  athavä  karmasamtatih. 


350  Blau,  Puranische  Streifen. 

schöpfe.  (17)  Ein  Hahn,  den  ich  dir  geben  werde ^),  wird  die 
Würmer  fressen  und  Fäulnis  und  Blut  fortnehmen,  mein  Kind. 
(18)  Also  beschieden,  gab  sich  der  hochberühmte  Yama  strenger 
Kasteiung  hin  in  dem  Wallfahrtsorte  Gokarna,  aus  Überdruß  an  der 

h  Welt,  Früchte,  Blätter  und  Wind  essend  O-  (19)  Er  mühte  sich 
um  Mahfidevas  Gunst  während  Myriaden  von  Myriaden  von  Jahren. 
Endlich  schenkte,  befriedigt,  Mahädeva  der  Spießträger  ihm  einen 
Wunsch^).  (20)  Er  wählte  die  Welthüterschaft,  den  Herrschersitz 
in  der  Väterwelt  und  die  Prüfung  (dieser)  Welt,  deren  Wesen  Recht 

10  und  Unrecht  ist^).  (21)  Also  erlangte  er  von  dem  Spießträger  ^) 
die  Welthüterschaft  und  die  Oberherrlichkeit  über  die  Väter  und 
über  Recht  und  Unrecht **).  (22)  Als  nun  Vivasvat  das  Tun') 
Samjnäs  erfahren  hatte,  ging  er  zu  Tvastr  und  sagte  (es)  ihm  voll 
Zornes.     (23)  Darauf  sprach  zu  ihm,   ihn  beschwichtigend,   Tvastr: 

15  Deinen  starken,  finsternisverscheuchenden  ^)  Glanz,  Erhabener,  nicht 
ertragend,  (24)  kam  sie  in  Gestalt  einer  Stute  hierher  zu  mir.  Aber 
ich  wehrte  ihr  (aus  Furcht  vor  dir)'^),  o  Tagmacher:  (25)  Weil  du 
ohne  Wissen^*')  (des  Gatten)  zu  mir  hergekommen  bist,  darum  darfst 
du  in  mein  Haus  nicht  eintreten.     (26)  Also  beschieden,    ging  die 

20  Untadelige  nach  dem  Lande  der  Maru;  in  Gestalt  einer  Stute  weilt 
sie  (jetzo)^*)  auf  der  Erde.  (27)  Darum  sei  mir  gnädig;  wenn  ich 
deiner  Huld  mich  erfreuen  darf,  will  ich  deinen  Glanz  fortnehmen, 
ihn  auf  (mein)  Werkzeug  stellend,  o  Tagmacher.  (28)  Eine  Gestalt 
will  ich  dir  machen,    die  der  Welt  Wonne  bereitet,    o  Herr.     Als 

25  der  Sonnengott  sagte :  so  sei  es,  stellte  er  den  Tagmacher  auf  die 
Drehscheibe  (29)  und  löste  seinen  Glanz  ab.  (Daraus)  bildete  er 
die  Wurfscheibe  Visnus  und  den  Dreizack  Rudras  und  den  außer- 
ordentlichen   Donnerkeil    Indras,    (30)    des   Vernichters    der   Daitya 

1)  krkavälcur  mayä  datto  yah  krmtn  bhaksayisyati.  Päd.:  krkaväkus 
tava  pacle  sa  kniün  lh°. 

2)  Päd. :  vairägyät  pushire  tlrthe  phalaphenäniläsanah.  —  Das  Liiig. 
geht  einen  Schritt  weiter  und  läßt  Yama,  ohne  heim  Vater  Hilfe  zu  suchen, 
s()t;leich  nach  Gokarna  gehen  und  von  Siva  außer  den  anderen  Dingen  säpa- 
mvksam  erlangen. 

i\)  Päd.:  pilämalunp  samärüdhya  yävad  vur§asatam  punah  tapah- 
jirabhavdd  devcb'a/i  naintu^tah  padmusambhavali. 

4)  VAd.-.pärlokam  tuthäksayam  dhnrinädharmätmalcasyäsyajagatas...; 
dieses  iiHya  habe  ich   aufgonomuien. 

b)   l'iid. :   agdiniit  padinasiDnbluivät. 

6)  ä/iartniidhdimanyd  cünagha:  man  würde  dazu  wieder  ein  Wort  wie 
partktiatiain  erwarten;  auch  piißt  die  Anrede  anaglia  nicht,  da  der  Sota 
mehreren  Ksi  erzählt  (23:  dvijotUniml,);  Iroilich  sind  unpassende  Anreden  in 
den  Pur.  liäulig  genug,  bei  deren  oft  liederlicher  Kompilation  Stücke  aus  einem 
andern  Zu>aminonhang  so,   wie  sie  waren,  herübergononimen  wurden. 

7)  eamjtiüyäh  karviaceftilum:  oder  karma  v°? 

8)  Wohl   be.ssor   Päd.:   tumunadu. 

9)  tvayä  caira  des  Mat.  gibt  keinen  Sinn;  Päd.:  tvadbluiyena.  SSmb.: 
tava  bhiyil, 

K»)  avijndtalciytl;  Pud.:  ariJüataiU(iH<l[h). 

11)  St.  aaiiiprutivfhitä  des  Mat,  liat  Päd.:  sanqyrali  athitä. 


ßlau,  Puranische  Streifen.  351 

und  Dänava.  Und  dem  Tausendstrahligen  ^)  machte  Tvastr  eine 
unvergleichliche,  große  Gestalt,  ohne  Füße;  (31)  er  konnte  dann 
das,  was  die  Form  von  Füßen  hätte,  beim  Sonnengott  nicht  wieder 
sehen-).  Daher  soll  niemand  auch  an  heiligen  Bildnissen-^)  je  Füße 
anbringen  lassen.  (32)  Wer  (solche)  macht,  der  erfährt  ein  gar  5 
schlimmes,  schimpfliches  Los;  die  Aussatzkrankheit,  die  schmerz- 
volle^), bekommt  er  in  dieser  Welt.  (33)  Und  darum  möge  nie 
jemand,  den  es  nach  Tugend  und  nach  Genuß  verlangt,  auf  Ge- 
mälden und  (an  Bildwerken)  in  Tempeln  Füße  des  weisen  Gottes 
der  Götter  anbringen  lassen.  (34)  Alsdann  ging  der  Erhabene,  der  lo 
Oberherr  der  Unsterblichen,  nach  der  Erdenwelt  und  liebkoste,  von 
Liebe  gequält,  (Samjiiä)  am  Munde,  der  Tagmacher,  (35)  in  die 
Gestalt  eines  Hengstes  und  großen  Glanz  gehüllt.  Und  Samjnä 
verfiel  in  Unruhe  des  Gemütes,  von  Furcht  ergriffen.  (36)  Sie  gab 
durch  die  Nasenlöcher  (seinen  Samen)  von  sich  ^)  aus  Besorgnis,  es  i5 
möchte  ein  Fremder  sein.  Aus  diesem  Samen  wurden  die  beiden 
Aövin  geboren,  so  steht  es  fest.  (37)  Die  beiden  Dasra  (heißen  sie) 
als  solche,  die  infolge  Herausgeflossenseins  entstanden  sind,  die  beiden 
Näsatja ,  weil  sie  aus  der  Nasenspitze  (entstanden  sind)  ^).  Und 
endlich  ihn,  den  Gott  erkennend,  empfand  (Samjöä'))  die  höchste  20 
Zufriedenheit  und  fuhr  froh  mit  dem  Gatten  im  Luftwagen  zum 
Himmel.  (38)  Manu  Sävarna  weilt  noch  jetzt  auf  dem  Meru,  reich 
an  Askese  ^).  Sani  aber  erlangte  dann  durch  die  Kraft  seiner  Askese 
gleiche  Stellung  mit  den  Planeten.  (39)  Yamunä  und  TapatI  hin- 
wiederum wurden  beide  Ströme.  Visti'*)  erscheint  als  die  Furchtbare  25 
wegen  ihrer  Schwärze. 

Der  alte  Itihäsa  ist,  wie  wir  sehen,  in  der  puranischen  Über- 
lieferung durch  mannigfache  Züge  bereichert  und  zu  einer  umständ- 
licheren Erzählung  ausgestaltet  worden.  Wir  erfahren  hier,  warum 
Samjnä  den  Sonnengott  verließ,  wie  ihr  Geheimnis  an  den  Tag  kam,  30 


1)  Iin  Text:  sahasrakiranätmakam  (rüparri).     Päd,:  prasantiakir° . 

2)  ?  Oder:  man  konnte  .  .  .?  Der  Text  lautet:  na  äa^äkätha  tad  dra- 
stum  pädarvjiam  raveh  2}u>iu/i. 

3)  arcäsv  api.     Päd.:  adijäpi. 

4)  Ich  1.  mit  Päd. :  duhkhasamyutam  st.  °//ufah. 

5)  utsrstam,  u.  im  flgd.  Ilalbv. :  tndretasas  tato\  Päd.:  titksijttam  .  .  . 
tasyätha  reUisto.  Aber,  wenn  schon  tayä ,  so  könnte  retas  bei  utsrßtam 
natürlich  nicht  fehlen  ;  es  ist  etwa  zu  1.   tadretctii  ca  tato  .  .  . 

6)  Mat. :  dasrau  nutatvät  samjätau  näsatyau  näsikägratalf^  Päd.:  d^ 
^rutitiiät  (!)  ...  Es  ist  natürlich  zu  1.  srutattHit ,  das  der  Herleitung  des  N. 
Dasra  dienen  soll.  Übrigens  würde  der  anzunehmende  Sinn  sich  einlacher 
ergeben,  wenn  es  etwa  hießa:  dasrau  srutatväd  äkhi/ätau  näsatyau  näsiLä- 
sraviit. 

7)  St.  tarn  devaiit  Päd.  besser:  aä  ti°. 

8)  Päd.:  (idi/äj)i  tapcde  tapah. 

9)  Im  Bhav.  IV,  117,  1  ft'.  heißt  es  von  ihr:  .  .  .  vislir  blutdreti  cocyate  .  .  . 
sutä  mürtandadevasya  chäyayä  janitä  purä  i'anaiscarasya  so<laryä  lihnginy 
atibhayainkarl  |  sd  jätamäträ  bhuranam  grastuin  sumupacakrame  kr?uä 
harälavadanä  .  .  . 


I 


3^2  Blau,  Puranische  Streifen, 

wie  es  möglich  wurde,  daß  sie,  nach  der  Geburt  der  A^vin,  sich 
mit  dem  Gatten  versöhnte  i).  Auch  der  in  der  Geschichte  vor- 
kommenden Personen  sind  mehr  geworden.  Abgesehen  von  Tvastr, 
der    nun    eine    so    bedeutende    Rolle    darin    sjoielt,    ist    die   Familie 

5  Vivasvats  schon  in  der  älteren  Darstellung  zahlreicher  geworden, 
und  die  anderen  Texte  fügen  noch  einige  Namen  hinzu.  Dort  sind 
genannt  als  Kinder  der  Samjnä  Manu,  Yama  und  Yami  und  die 
Asvin,  als  Kinder  der  Pseudo-Saipjnä  Manu  Sävarni  und  Sanaiscara; 
die  Gesamtzahl  wird  vom  Vä.  ausdrücklich  als  sieben  angegeben-). 

10  Den  Kindern  der  Vertreterin  gesellen  Mark.  usw.  TapatT  (die  ihr 
Name  wohl  recht  geeignet  dafür  machte,  für  eine  Tochter  des 
Sonnengottes  zu  gelten),  wahrscheinlich  zu  dem  Ende,  die  zweite 
Mutter  mit  einer  ähnlichen  Kinder-Dreizahl  auszustatten  wie  die 
erste,    während    sie    als    später    geborenen    Sohn    der   Sainjnä    noch 

15  Revanta  aufführen.  Endlich  geben  Mat.  usw.  der  Tapati  noch  eine 
Schwester,  Visti.  Und  statt  der  einen  Samjnä  und  ihres  , Abbildes' 
hören  wir  am  Ende  von  vier  Frauen. 

Die    Heldin    der    Legende    führt    in    den    die    ursprünglichere 
Überlieferung  vertretenden  Texten   die  beiden  Namen  Surenu-^)  und 

20  Samjnä.  Der  erste,  dem  alten  Namen  Saranyü  entsprechende,  ist 
in  Mark.,  Vi.,  Mat.  usw.  über  dem  zweiten  ganz  vergessen  und  wird 
auch  im  Har.  usw.  nur  eben  zu  Anfang  erwähnt.  Für  die  Savarnä 
der  alten  Sage  hat  sich  allmählich  der  Name  Chäyä  festgesetzt,  ein 
Wort,  das  zuerst  nur  als  Appellativum  gebraucht  war;  in  der  älteren 

25  Darstellung  wird  sie  bezeichnet  als  die  Savarnä,  die  irdene  Samjiiä, 
die  zweite  S.,  die  Chäyä,  die  Chäyä-Satpjnä^).  Aber  es  gibt  hier 
eine  Anzahl  Stellen  •^),  wo  sie  schlechthin  Samjnä  genannt  wird,  die 
offenbar  die  vorausgegangene  Geltung  dieses  Namens  bewahrt  haben. 
Ferner  muß  es  auffallen,   daß  trotz  der  vorherigen   Erwähnung  des 

30  Sanaiscara  mehrfach ")  von  Manu  Sävarni  als  alleinigem  Sohne  der 
Chäyä  die  Rede  ist;  dazu  stimmt  aber  allerdings  die  Art  der  Er- 
wähnung der  beiden  Söhne  im  Har.")  und  Br.,  wo  die  nachträgliche 

ly  iJonn  dio  Gescliichte  niinmt,  wie  ein  indisches  Schauspiel,  ein  glück- 
liches Ende.  Daß  Vivasvat  die  (iattin  mit  sich  heimführt,  ist  zwar  in  den 
Texten,  dio  die  kltcste  Fassung  bieten,  nicht  zu  lesen,  entspricht  aber  durchaus 
der  Tendenz  der  Krzähluntj. 

2)  84,  31;  gewiß  in  Hinblick  auf  die  sieben  Roße  und  die  sieben  Strahlen 
Süryas. 

3)  Irrtümlicher  Weise  heißt  es  bei  Faush^U,  Indian  mythology  according 
to  tho  Mahribliärata.  London  lito.i,  S.  7Cf.  von  Sürya:  „Ilis  wife  is  called 
in  I,  '.i.'»'J'.»  7'vtltitrt  viu/avänljxtdhärmi  (so)  .  .  .  His  sister  Surenu  is  married 
to  Miirtiuiila  (Hariv.  /ilC)". 

4)  Die  letzte  Bez.  im  MUrk.  u.  Vi.;  Rntnnparbha  erkl.  sie:  chäyaiva 
samjnnrvpeiia  slhiltl.  Und  clulyä  ist  wohl  in  beiden,  wie  ders.  Komm,  für 
da»   Vi.   bo/ciim,  uppoll. 

b)  Har.  ."iOCJ.  6ti8.  .OT?  (wo  Mark.,  Siv.,  liliav.  den  ilinoii  anstößigen  N. 
mit  chüi/ä  vertauscht  haben)  u.  dio  entspr.  Stelion  der  beiden  Parallelteste  und 
MUrk.   IOC,  i;t. 

(.,  Hur.   [>IM.  Ü70.  578.  7)  Har.  5G2— 504. 


Blau,  Puranisehe  Streifen.  353 

Einfüfifuno-  Sanaiscaras  klar  ersichtlich  ist.  Diese  Zeugnisse  verraten 
also  einen  früheren  Stand  der  Überlieferung,  der  Samjnä  als  die 
Vertreterin  Surenus^)  und  als  Mutter  nur  des  Manu  Sävarni  kannte. 
Was  den  nichtssagenden  Namen  Samjnä  betrifft,  so  könnte  man 
vermuten,  daß  die  Vertreterin  durch  ein  das  Wort  samjnä  ent-  5 
haltendes  Kompositum  bezeichnet  worden  wäre,  wie  etwa  ,Samjnä- 
Surenu',  ,die  nur  dem  Namen  nach  Surenu  ist';  als  die  Bedeutung 
der  Zusammensetzung  dem  Bewußtsein  geschwunden  war,  konnte 
,Samjiiä'  allein  als  Name  in  der  Bedeutung  des  Komp.  gebraucht, 
anderseits  wegen  seiner  Verbindung  mit  dem  Namen  Surenu  als  lo 
mit  diesem  gleichwertig  empfunden  werden.  Wie  es  indessen  sich 
auch  mit  der  Entstehung  des  Namens  verhalten  möge,  seine  Geltung 
ist  m.  E.  im  wesentlichen  bedingt  durch  die  Stellung  seiner  Trägerin 
in  der  Sage  als  der  Mutter  Manus. 

Nach  Yäska  und  Saunaka  zeugt  Vivasvat  mit  der  Savarnä  den  is 
(einen)  Manu.  In  den  Puräna  hingegen  finden  wir  Manu  Vaivasvata 
als  erstes  der  Kinder  Surenus,  als  erstgeborenen  Sohn  der  Chäyä  den 
Manu  Sävarni.  Manu  mit  diesen  Beinamen  (der  erste  als  Vivasvat 
im  Rgv.)  kommen  in  der  vedischen  Literatur  vor;  und  Bloomfield-) 
hat  es  wahrscheinlich  gemacht,  daß  Manu  unserer  Sage  vom  An-  20 
beginn  angehörte  und,  wie  er  einmal  Vivasvatsohn  genannt  wurde, 
so  durch  das  Metr.  Sävarni  in  Beziehung  gesetzt  wurde  zur  Savarnä-^). 
Nun  ist  aber  Manu,  ursprünglich  eine  Parallelschöpfung  zu  Yama*), 
als  Stammvater  der  Menschen,  im  Laufe  der  Zeit  in  seiner  Bedeutung 
gewachsen ;  zumal  im  System  der  Puräna  spielen  die  Manu  und  20 
Manvantara  ja  eine  hervorragende  Rolle.  Dies  hatte  zur  Folge, 
daß  man  seine  Abkunft  von  der  untergeschobenen  Gattin  Vivasvats 
als  seiner  nicht  würdig  und  anstößig  empfand.  Dem  Bestreben  aber, 
ihn  dem  Kinderpaare  der  echten  Gattin  ebenbürtig  zu  machen,  ließ 
sich,  ohne  daß  der  Charakter  der  Savarnä  als  Mutter  eines  Manu  ^0 
angetastet  wurde,  dadurch  Genüge  tun,  daß  aus  dem  einen  Manu, 
den  die  Überlieferung  unter  zwei  Beinamen  kannte,  zwei  verschiedene 
Manu  wurden,  deren  erster  dem  Geschwisterpaare  Yuma  und  YamI 
nicht  nur  zur  Seite,  sondern  sogar  als  Erstgeborener  Surenus  voran- 
gestellt  wurde,  während  der  Savarnä  der  Manu  Sävarni  verblieb^),  "is 


1)  Dazu  stimmt  die  lexikof;rapli.  AuffiihrunK  von  sam'fnasuta  als  Hez. 
des  Pianoteii  Saturn.  Daß  Samjnä  die  savarnä  ist,  hat  auch  Hloomtiold  ge- 
sehen (a.  a.  0.,  S.  170).  2)  A.  a.  Ö.,   S.  178—180.  187. 

3)  Wenn  Bloomfield  Uocht  hätte  mit  seiner  Vermutung,  dal3  diis  Patr. 
des  Manu  Sänivarani,  der  Väl.  3,  1  in  gleicher  Weise  iu  Beziehung  zu  Indra 
gesetzt  wird  wie  4,  1  Manu  Vivasvat,  eine  Entstellung  von  Sävarni  sei,  so  wäre 
das  gewiß  eine  starke  Stütze  seiner  Anschauung.  Die  woitorgohondo  Annahme 
Bl.'s,  die  dem  Manu  Sävariji  den  primären  Charakter  zuweist  und  durch  seine 
Anwesenheit  in  der  Sago  erst  die  savarnä  hineingezogen  sein  läßt,  bleibt  für 
uns  hier  außer  Betracht. 

4)  S.  Roth,  Die  Sage  vom  Dschomschid,  in  ZDMG.  4,  (S.  417—33)  S.  430. 
Macdonell,   Vodic  mythology,  S.  139. 

5)  Die  Pur.  wissen  von  der  otlenbar  ursprünglich  vorhandenen  Beziehung 
zwischen    den  N.  Savarnä  und   Sävarni   nichts  mehr  oder  weisen  sie .    wenn   wir 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  2  3 


^PvA  Blau,  Puranische  Streifen. 

Diese  Absonderung  des  Manu  Vaivasvata  erklärt  denn  wohl  auch 
zur  Genüge,  wieso  die  Überlieferung  in  der  Anwendung  des  Namens 
Saipjnä  schwankend  werden  und  schließlich  diese,  die  ursprüngliche 
Savarnä  und  Mutter  des  einen  Manu,  für  identisch  mit  Surenu  aus- 

5  weben  konnte,  da  ja  Manu  Vaivasvata  der  wirkliche,  jetzt  herrschende 
Manu  ist. 

Den  Grund,  weshalb  Surenu  den  Gemahl  verließ,  gibt  die  ältere 
puranische  Erzählung  mit  den  Worten  an:  ,sie  war  nicht  zufrieden 
mit    des    Gatten    Gestalt'.     Diese    Motivierung   ist,    wie  Bloomfield 

10  bemerkt  ^),  im  Sinne  der  alten  Sage ;  sie  wurzelt  in  jedischen  Über- 
lieferungen von  der  Unebenbürtigkeit  des  achten  Aditya  als  Mär- 
tändas "-).  Besonders  kommt  hier  in  Betracht  die  Märtända  betreffende 
Erzählung  des  Sat.-Br.  (III,  1,  3  f.),  die  auch  weiterhin  noch  heran- 
zuziehen sein   wird: 

15  3.    Der   Söhne  Aditis   waren    acht.     Aber    derer,    die   sie    ,die 

Götter,  die  Aditisöhne'  heißen,  sind  nur  sieben.  Den  achten,  Mär- 
tända, brachte  sie  als  einen  ungestalteten'^)  hervor;  ein  Klumpen 
war  er,  so  breit  wie  hoch ;  einige  aber  sagen,  er  war  von  der  Größe 
eines  Mannes.     4.  Jene  nun,    die  Götter,    die  Aditisöhne  sprachen: 

20  Was  nach  uns  geboren  ward,  soll  nicht  verloren  sein;  auf,  laßt 
uns  ihn  gestalten.  Also  gestalteten  sie  ihn,  wie  dieser  Mensch  ge- 
staltet ist'*).  Aus  den  Fleischstücken,  die  sie  (von  ihm)  abschnitten 
und  auf  einen  Haufen  niederwarfen,  entstand  der  Elefant.  Darum 
sagt  man,  man  solle  einen  Elefanten  nicht  (als  Geschenk)  annehmen, 

25  denn  der  Elefant  stammt  vom  Menschen.  Den  sie  nun  also  ge- 
stalteten, das  war  Vivasvat,  der  Äditya;  von  ihm  stammen  diese 
Geschöpfe  •'). 

Daß  die  Sage  von  der  Unform  Märtändas  auch  unserer  pura- 
nischen  Erzählung   zugrunde  liegt,    ist  zwar  an  der  Stelle,   die   wir 


NTlak.  glauben  wollen  (s.  oben  S.  342,  Anm.  8),  stillschweigend  ab.  Sie  lassen 
Manu  Säv.  so  genannt  sein  wegen  seiner  Ähnlichkeit  mit  dem  erstgeborenen 
Manu.  Nun  erklärt  Ratnagarblia  zu  Vi.  111,  2,  13:  piirccijasi/a  sräddhacle- 
vasyd  savarjKili  mauur  üi  suniändvarnatvät  süryaputratvät  tulyarüpatväd 
vä,  gibt  also  in  erster  Linie  die  .Gleichheit  an  Kaste'  als  Ursache  an.  Dürfen 
wir  hiernach  dieselbe  Bedeutung  für  denselben  Ausdruck,  sumänavarnati'ät, 
NllakHiithiis  anneiinien,  so  erscheint  jene  puran.  Herleitung  des  N.  in  anderem 
Liclite;  sie  wird  vielleicht  im  Sinne  der  Komm,  zurückgehen  auf  einen  Stand 
der  Geschichte,  der  noch  von  keinem  erstgeborenen  Manu  wußte.  Und  wenn 
die  Erzähler  damals  betonten,  daß  Manu  dem  Erstgeborenen,  nämlich  Yama, 
ebenbürtig  sei,  >ü  war  das  wohl  der  erste  Schritt  dazu,  ihn  auch  wirklich  eben- 
bürtig zu  machen  dadurch ,  daß  man  ihn  unter  die  Kinder  der  echten  Gattin 
vorsolzte. 

1)  A.  a.  O.  8.  177. 

2)  Säy.  zu   KV.   X,  72,  '.t :  inrtäd  vi/rddltdd  aijdüj  jütiiiu  märtändanä- 
mänayi  tfüryam.      Vgl.   Muir,  ()r.  Skr.   Te.xts  IV'-,  S.  13;  V,  S.  41t. 

3)  Muir,  a   a.  O.   IV-,  S.   14,  nach  dem  Komm.:    dostitute  of  any  modifi- 
cations  of  »hape  (without  hands  and   foet,  etc.). 

•1)   Man  wäre  versucht  zu   sagen,   daß   hier  die  Sage  selbst  uns  die  Anthro- 
pomorjjliose   der   Sonne    veraiisehiiulicht. 

b)   Zu   der  Stelle   vgl.   auch   Eggeling   in   seiner   (  bers.   des  Sat.-Br. 


mau,  Puranische  Streifen.  355 

oben    zunächst   im  Auge  hatten   (Har.   547  f.  usw.),    durch  die  vor- 
liegende Gestalt  der  Texte  z.  T.  verdunkelt,  kommt  aber  anderwärts  ~ 
deutlich  genug  zum  Ausdruck.    Die  Beschreibung  des  S.-Br. :  yävän 
evordhvas  täväms  tiryaii  kehrt  fast  so  in  Har.  587  und  Vä.  84,  70 
wieder;    im  Mark.   105,27    heißt    es:    kadambapuspavad   bhäsvän   5 
adhas    cordhvam   ca    rasmibhih    vrttägnipindasadrso    dadhre   nä- 
tisphurad^)    vapuh;    und    Bhav.   1,   79,  21:    anispannesu   gätresu 
golam  drspvä  .  .  .  .^)    Mit  dieser  Vorstellung  aber  von  einer  kugel- 
förmigen, ungegliederten  Gestalt  Vivasvats  verbindet  sich,  wie  wir 
gesehen  haben,  schon  in  den  älteren  puranischen  Fassungen  die  von  lo 
seinem  übermäßigen  Schein,  den  Surenu  nicht  ertragen  konnte.     Und 
dies  wird  denn  weiterhin  die  ausschließliche  Motivierung  ihres  Fort- 
gehens.    Das  Verhältnis    der   beiden  Hauptpersonen  zueinander  hat 
sich  eben  dem  Pauränika  geändert:  die  Göttin  steht  nun  nicht  mehr 
einem   Unebenbürtigen    gegenüber,    sondern    der  Sonnengott   ist    in  15 
seiner  Majestät   über   sie   hinausgewachsen.     Anderseits  brachte  die 
überlieferte  Ursache  die  Moral  der  Surenu  in  ein  übles  Licht.    So 
setzte  sich  die  neuere  Begründung  ihrer  Flucht  fest,  die  der  Würde 
des    Gottes    angemessener   wie    dem   Charakter    der   Gattin    vorteil- 
hafter  war.  20 

An  die  Stelle  der  sieben  Aditya,  die  in  der  Sage  des  Sat.-Br. 
den  Sonnengott  zu  einer  gegliederten  Gestalt  zurechtschneiden,  ist 
in  der  puranischen  Erzählung  Tvastr  oder  Visvakarman  ^)  getreten, 
den  ja  auch  seine  mythologischen  Funktionen  ■*)  zur  Ausführung 
dieses  Geschäftes  durchaus  geeignet  erscheinen  lassen  mußten.  Zu-  25 
folge  der  eben  gekennzeichneten  veränderten  Anschauung  aber  ist 
es  nunmehr  nicht  die  Gestalt,  sondern  das  tejas  Vivasvats,  das  auf 
der  Drehscheibe  des  göttlichen  Handwerkers  beschnitten  wird.  Diese 
Operation  ermöglicht,  wie  schon  gesagt,  die  fernere  Zufriedenheit 
der  Göttin  mit  dem  Gemahl^).  Während  im  Sat.-Br.  aus  den  ab-  30 
gehauenen  Stücken  der  Elefant  entsteht,  finden  hier  die  Schnitzel 
andere  passende  Verwendung**). 

Wenn  die  bisher  besprochenen  Bestandteile  unserer  Erzählung 
auf  dem  Boden  alter,  aus  der  vedischen  Literatur  nachweisbarer 
Überlieferung  erwachsen  sind,   so  läßt  sich  nicht  das  gleiche  sagen  36 


1)  Schwerlich  richtig,  da  man  ja  106,  5  liest:  yat  tejo  ''bhi/adhikain 
tasija:  es  ist  wohl  zu  verbossoru  in  so  'ti.'i2^h°  oder  auch  Ntrili\sph°. 

2)  S.   auch  oben  SS.  .'J40,  Anm.  f) ;  a41,  Anm.  3;  345,  Aiim    9. 

3)  Die  N.  werden  promiscue  gebraucht  außer  im  Mark.  (vgl.  Macdonell, 
Ved.  myth.  S.  117)  auch  im  Vi.,  Bhav.,  Vä.,  in  diesem  zwar  nicht  im  Verlauf 
des  hier  in  Betracht  kommenden  Stückes,  aber  kurz  vorher  (84,  16  tV.).  Und 
der  Komm,  zum  Nir.  12,  1,  11  sagt:  tvastä  tievo  visvakarmä  yam  purCina- 
vido  vadanti. 

4)  S.  Macdonell  a.  a.  O.,  S,  116. 

,'j)  S.  oben  S.  352.  Im  Sfimb.  fordert  Sainjuä  als  Bedingung  ihrer  Uück- 
kohr,   (laß   ihr   Vater  die   Gestalt   des   Gomahlos  für  sie   ortragbar  mache. 

G)  S.  oben  S.  348,  Anm.  5.  —  Tvasti-  fertigt,  im  KV.,  den  Donnerkeil 
Indras  u.  a.     (Macdonell  a.  a.  O.) 

23* 


356  Blau,  Puranische  Streifen. 

von  der  Rolle,  die  Yama  in  der  Geschichte  zugewiesen  ist,  ins- 
besondere seiner  Verfluchunof  durch  die  Stiefmutter.  Daß  Yama  dem 
jüngeren  Stiefbruder  Manu  seine  Erstgeburt  hat  abtreten  müssen, 
ist  schon  oben  bemerkt  worden.  Aber  auch  sonst  erfährt  er  Herab- 
5  Setzung^)  im  Gegensatz  zu  Manu.  So  läßt  das  Mark.  (77,  3 f.)  seine 
Geburt  die  Folge  eines  vom  Vater  über  Samjiiä  ausgesprochenen 
Fluches  sein,  um  die  später  übliche  Etymologie  des  Namens  des 
finsteren  Totenrichters  anzubringen.  Wenn  er  sich  gegen  die  Stief- 
mutter vergeht  aus  Zorn  über  ihre  ungerechte  Behandlung,  so  erträgt 

10  der  tugendhafte  Manu  diese  mit  Geduld,  sucht  (nach  Mat.  und  Päd.) 
Chäyä  vom  Fluche  zurückzuhalten,  begleitet  (nach  Vä.  und  Mark.) 
Yama  zum  Vater  ^). 

Was  nun   die  Vei-fluchung  Yamas   und  sein  endliches  Los  an- 
geht,    so    begegnen  wir    in  der  Geschichte    einem    gewissen  Wider- 

1.5  sjDruch  >^),  indem  nämlich  zwar  der  Vater  ihm  über  die  Folgen  des 
Fluches  hinweghilft*),  Yama  aber  gleichwohl  das  schlimme  Icarman 
durch  dharma  seinerseits  tilgen  muß.  Wenn  aber  einerseits  die 
Verknüpfung  der  Verfehlung  Yamas  mit  seiner  späteren  Stellung 
in  dem  älteren  Bericht  etwas  gequält  und  verlegen  erscheint,  ander- 

20  seits  im  Ling.  die  Hilfe  des  Vaters  weggefallen  ist,  so  haben  wir 
darin  Anhaltspunkte,  die  uns  gestatten,  wie  mir  scheint,  die  Ent- 
wicklung des  Motives  uns  folgendermaßen  vorzustellen.  Als  es  sich 
darum  handelte,  der  Geschichte  einen  bestimmten  Zug  einzufügen, 
wodurch  Chäyä  als  die  falsche  Sarnjnä  erkannt  würde,  wurde  Yama 

2.T  zum  Träger  der  Rolle  des  sich  auflehnenden  Sohnes  gegenüber  der 
ungerechten  Stiefmutter  gewählt,  sei  es  nur,  weil  seine  Stellung 
schon  herabgedrückt  oder  nach  der  Übeln  Seite  verschoben  war, 
oder  in  Anschluß  an  eine  sonst  vorhandene  (mir  nicht  bekannte) 
bestimmte  ähnliche  Tradition^).    Wir  sahen,  daß  der  Vater  sich  auf 

30  Seite  des  Sohnes  stellt  und  ihn  von  der  Wirkung  des  Fluches  be- 
freit; und  vollends  nach  einem  Zusatz  in  Har.  und  Vä.  wäre  damit 
die  Sache  abgetan,  und  Yama  bekam  wohl  am  Ende  seine  Würden 
wie  die  anderen  auch.  Aber  dann  besann  sich  der  Pauränika  auf 
das  karman.  dessen  nachwirkende  Kraft  auch  ein  Machtspruch  Vivas- 

35  vats  nicht  aufzuheben  vermag,  und  so  muß  Yama  als  dharmaräja 
oder  durch  lange  Kasteiungen  sich  einen  Überschuß  guten  Werkes 


1)  So  daß  inuii  siigen  kann:  die  Krziihlung  selbst  spielt  gegenüber  Yama 
die  Uüllo,  die  sie  der  Stiefmutter  übertragen   hat. 

2)  8.  auch  oben  S.  344,  Anm.  2. 

3)  Der  bes.  in  Mat. -Päd.  fv.  1(!)  zum  Ausdruck  kommt  in  dem  Hinweis 
auf  die  karmutianitati/i  (niii'äri/ä  lihaivinjiäpi. 

4)  In  der  Älteren  Darstellung  durch  eine  spitzlindige  Auslegung  dos 
Fluches,  die  dann  entweder,  weil  nicht  mehr  verstanden,  oder  bewußt  vom 
Mat.   usw.   in   eine  Kröbero  Form   umgeändert   worden   ist. 

.'>)  \N'i'nn  Lf.xikonitiiilicn  die  Ausdr.  n'iriHtjuidii  u.  äir>i(lii(jliri  als  N. 
Ynmas  üljorliefern  ,  utid  ein  (iedicbt  (Höhtlingk,  Ind.  Spr.  I*,  2049)  ihn  saru- 
jap'iflti  nennt,  so  vordanken  diese  Bezeichnungen  viell.  nur  eben  unserer  puran. 
Legende  ihren   Ursprung. 


Blau,  Puranischc  Streifen.  357 

erwerben,    kraft  dessen  er  dann  in   den  Genuß  seiner  Würden  ein- 
treten kann  ^). 

Der  Charakter  des  Ganzen,  um  darüber  noch  ein  Wort  zu  sagen, 
ist   gekennzeichnet    durch    das  Bestreben,    das  Betragen   der  Heldin 
mehr    und    mehr    mit    den  Forderungen    der  Moral  in  Einklang  zu    5 
bringen.     Und  in  der  Tat,    eine  Geschichte,    die  eine  Frau,    sei  sie 
auch  eine  Göttin,  dem   Gatten   davongehen  läßt,  nur  weil  ihr  seine 
Gestalt  nicht  gefällt,    konnten  die  Pauränika  unmöglich  unveredelt 
weitererzählen.     Wie  schon  die  geänderte  Be^ründuncr  dazu  diente, 
ihr  Fortgehen  in  milderem  Lichte  erscheinen  zu  lassen,    haben  wir  lo 
oben  gesehen.    Vater  Tvastr  schilt  doch  die  Tochter  aus  und  weist 
sie  von   seiner  Schwelle.     Nun  stellt   sich  aber,    fast  von  ungefähr, 
ein   Zeugnis    ihrer    Tugend    ein,    in    der    ältesten  Darstellung    noch 
spärlich,    dann  immer  ausgesprochener-):    das  ist  die  Askese.     Zu- 
nächst stiehlt  sich  wohl  nur  ein  derartiger  Ausdruck  an  Stelle  eines  i5 
älteren :    es  wird  etwa  aus  der  yaSasvini  eine  tapasvinl^  aus  einer 
yauvanasampannä  eine  yogabalopetä ,    aus  einem  adrsyäm  sarva- 
bhütänäyi  tejasö.  vibhavena  ca    oder   (nach  dem  Bhav.)    tej°  svena 
samvrtäm    ein   .  .  .  tapasä   niyamena    ca.     Aber    weiterhin    nimmt 
die  Erwähnung   des  tapas    immer  mehr  überhand.     Wenn  in  Har.,  20 
Br.,  Vä.  die    zum    festen  Bestand    der  Sage    gehörige   V^erwandluns; 
in    eine   Stute    gewiß    auch    schon    in    diesem  Sinne  gedeutet  wird, 
da    ausdrücklich    hinzugefügt  wird:    trncini  cacära,    so    steht  statt 
dieser  Worte  im  Mark.  (77,  23)  geradezu:  tapas  cacära  und  (106,  12) 
tepe  tapah  sädhvi  nirähärä;   106,  36   heißt  es:   vane  carati  tapah.  25 
Und    das  Vi.  (III,  2,  3)    faßt    sich    kurz:    .  .*.  chäyäm   yuyoja  vai 
bhartuh  sudrüsane 'ranyam  svayain  ca  tapase  yayau'^).    Das  Mark. 
verrät    uns    auch,    welches  Ziel  Saipjiiä    mit  ihrem  tapas  verfolgte 
(106,  37  =  Bhav.  1,  79,  69):  rUpartham  bhavafo  'ranyc  caranfiin 
sumahat  tapah,    und  ganz    genau  (77,  39  f.):    tapas  carantlm  da-  so 
dr4e  .  .  .  saumyamürtih  subhäkäro  marna  bhartä  bhaved  iti  |  ablii- 
samdliim  ca  tapaso  bubudhe  ^syä  diväkarah. 

Noch  sei  kurz  hingewiesen  auf  die  tugendhafte  Vorsicht  der 
Göttin  bei  ihrem  Wiederzusammentreflen  mit  dem  Gemahl,  darauf, 
daß  im  Mark.  (77,  15)  auch  von  Tvastr  gesagt  wird:  tapasä  dhüta-  35 
Icalmasam,  wie  im  Mat.  usw.  Yama  sich  mit  tapa^  müht,  wie  der 
Sonnengott  yoya  zu  Hilfe  nehmen  muß,  um  die  Gattin  aufzufinden. — 
Genug,  wir  sahen,  wie  die  alte;  Sage  mehr  und  mehr  in  die  pm-a- 
nische  Atmosphäre  eintaucht. 

1)  Ich  kann  es  mir  nicht  versagen,  hier  auf  gewisse  tibetische  und  mongo- 
lische buddhistische  Überlieferungen ,  so  fernab  sie  zu  liegen  scheinen ,  hinzu- 
weisen, die  man  bei  Schorman,  .Materialion  z.  Gesch.  d.  Ind.  Visionslitt,  S.  8Gfl'. 
verzeichnet  findet,  denen  zufolge  Yama  erst,  nachdem  er  früher  begangene 
Sünden  gebüßt  oder  die  Lehre  Buddhas  angenommen  hatte,  zum  Beherrscher 
der  Unterwelt  bestellt  wurde. 

2)  Nicht  im  Mat. -Päd.,  wo  das  Interesse  an  der  Heldin  überhaupt  etwas 
zurücktritt.  3)  S.   auch  oben  S.  345,  Anm.  5. 


I 


358 


Von 

Heriuaun  Jacobi. 

J.  Hertel  hat  oben  S.  113  ff.  mit  Berufung  auf  TT^T^^^, 
das  bedeuten  soll:  „einer  der  einen  Pfau  vortäuscht",  wahrscheinlich 
zu  machen  versucht,  daß  die  bekannte  Fabel  von  der  Krähe,  die 
sich    mit    Pfauenfedern    schmückt ,    Phaedrus    1,3,    in    wesentlich 

5  orleicher  Fassung;  bereits  im  4.  Jahrh.  v.  Chr.  in  Indien  bekannt 
gewesen  sei,  und  R.  Schmidt  stimmt  Hertel's  Deutung  von  M  ^<^^^ 
bei  (ebendaselbst  S.  119).  Mir  scheint  Hertel's  Versuch  verfehlt. 
Meine  Gründe  sollen  folgende  Zeilen  darlegen. 

Ruyyaka^)    bespricht,    Alarnkärasarvasva    p.    200,    die    beiden 

10  möglichen  Auflösungen  von  Komposita  wie  '<=(^'^^  nämlich  1.  als 
«1^  ^^  Tj^  d.  h.  als  u/jamäsamäsa  nach  Pän.  II,  1,  56  ("3''?"MTfT 
^T5nf^*?:  ^Tm^'^TlT'^ft'r)  und  2.  als  ^^^  '^^'  d.  h.  als 
rüpakasamäsa  nach  Pän.  II,  1,  72  (T^T^^^T^'^rg).  üa  Pänini 
letztere  Art    der  Komposition    nicht   ausdrücklich   lehrt,    so  mußte 

15  für  sie ,  nachdem  sie  durch  die  Dichtersprache  Kurs  bekommen 
hatte ,  das  erwähnte  Sütra  bez.  der  damit  gemeinte  Gana ,  die 
Berechtigung  hergeben:  eine  Verlegenheitsausflucht-).  Denn  jener 
Gana  ist  eine  Zusammenstellung  unregelmäßiger,  liTu-list  sonderbarer 
und   interessanter  Komposita,  von  denen  nur  ^'^'^^^^  und  WT"^" 

20  öq^^  (im  Ganaratnamahodadhi  2,  115  noch  e^'^öQ^SR)  sich  so  auf- 
lösen lassen,  wie  Ku3'yaka  es  will. 

Ob  nun  seine  Erklärung  zulässig  ist  oder  nicht,  jedenfalls 
haben  andere  i'oetiker  sie  angenommen,  unter  diesen  auch,  worauf 
es    hier    besonders    ankommt,    Heraacandra.      Denn    in    seinem 


1)  Anfang  dos    1 2.  Jiilirh. 

2)  Sarii.svulikui4liriblinrana  IV,  27  (p.  353  NSP.)  versucht  auch  eine 
aiiiluro  F.rkläruii^; ,  diu  nbc-r  vur  den  Augen  der  Grammatiker  niclit  Gnade  ge- 
funden zu   habun   sclieint. 


Jacohi,  Mayuravyamsaka.  359 

Kommentar  zu  seinem  Kävyänusäsana  p.  250  erklärt  er  M*1ftm^T 

als   '^^^    ^fTT^T,    und    fügt    hinzu    TTfT^^^Tf^T^ITS^^^ 

^'IT'^^     Wenn    er    also    in    der    von    Hertel    angezogenen  Strophe 
Parisistaparvan  III,  78,  sagt : 

so  müssen   wir  annehmen,    daß  er  auch  hier  an  keine  andere  Auf- 
lösung des  Wortes  als  T^T   "5^   ^^^I  bedacht  habe. 

Doch    die    Frage    ist :    was    bedeutet    T^T°^^^    eigentlich  ? 
Eine    befriedigende  Erklärung  gibt  Vardhamäna  (1140  n.   Chr.)  im  lo 
Kommentar    zu    Ganaratnamahodadhi    2,  115.     Nachdem    er    zuerst 
^^^   als   f^flT   "^^T   ^^   erklärt   und  demgemäß  eine  offenbar 
erdichtete^)  Deutung    unseres  Wortes    gegeben   hat,    fährt  er  fort: 

■'S'^fT  I  „Oder:  Ein  Betrüger  =■  ein  abgerichteter  Pfau  der  Jäger, 
der  andere  Pfauen  betrügt;  so  nennt  man  einen  Betrüger".  Danach 
wäre  also  ursprünglich  T^'^ög^SR  ein  zahmer  Pfai;,  dessen  sich 
die  Jäger  bedienten,  um  wilde  Pfauen  einzufangen,  ähnlich  wie  es 
ja  auch  unsere  Taubenliebhaber  beim  Taubenfang  machen.  Das  20 
Wort  ist  offenbar  volkstümlicher  Präffuncf-  daher  die  Unresfelmäßi^- 
keit  seiner  Zusammensetzung.  Der  als  Lockvogel  dienende  Pfau 
wurde  das  Sinnbild  besonders  niederträchtiger  Betrüger,  da  er  ja 
das  Vertrauen  von  seinesgleichen  mißbraucht ,  um  sie  in  Knecht- 
schaft zu  bringen;  und  T^?^^^^  bezeichnet  daher,  wie  Vardha-  25 
mäna  angibt,  einen  Betrüger.  Das  war  schon  zu  Patanjali's 
Zeit  der  Fall;  denn  er  sagt,  ^  in  jenem  Sütra  (II,  1,  72)  bedeute 
1^^,  d.  h.  die  in  dem  Gana  genannten  Wörter  seien  nur  in  der 
gegebenen  Form  zulässig,  nicht  aber  als  Glieder  von  Komposita; 
weshalb  man  ^^^tM  JJ^T^ö^^^  sagen  müsse ,  (und  nicht  etwa  »0 
''JT'T*'^^**)-  Daraus  ersieht  man ,  daß  Patafijali  unser  Wort  in 
übertragener  Bedeutung,  etwa  „Betrüger",  kannte;  denn  nur 
dann  scheint  das  Attribut  „höchster"  (ärgstei*)  überhaupt  anwendbar. 
In  dieser  übertragenen  Bedeutung  hat  es  offenbar  Hemacandra  in 
dem    oben    zitierten    Verse    gebraucht ,    und    hat    man    daher    nicht  ;t5 


1)  Dieselbe  Erklärungswoiso  ist  bei  chattraviiamsaha  und  chältravi/am- 
saka  ganz  unmöglich  und  wird  daher  von  Vardhamäna  auch  gar  nicht  versucht. 


3ß0  Jacobi,  Mnyuravyarnsaka. 

nötig  mit  Hertel  anzunehmen,  ,daß  Hemacandra  die  Fabel  (von 
der  Krähe,  die  sich  mit  Pfauenfedern  schmückt)  in  einer  ursprüng- 
licheren Fassung  kannte,  als  sie  in  den  beiden  buddhistischen 
Rezensionen  vorliegt". 

5  Ich    ziehe    das    Fazit   aus    vorstehender   Darlegung.      Die    von 

Vardhamäna  überlieferte  Erklärung  von  ^^^^^,  die  sich  mit 
der  Auffassung  Ruyyaka's  und  anderer  Poetiker  von  der  Auflösung 
dieses  Kompositums  aufs  Beste  verträgt,  ist  dui'chaus  einleuchtend 
und  ungezwungen;    sie    macht  Hertel's  Erklärungsversuch,    wonach 

10  jenes  Wort  aus  einer  uralten  Fabel  stammen  soll,  überflüssig  und 
unwahrscheinlich. 


361 


Beiträge  zum  Sanskritwörterbuch  aus  Hemacandra's 

Parisistaparvan. 

Von 
Johannes  Hertel. 

Bei  der  Ausarbeitung  meiner  teilweisen  Übersetzung  des  Pari- 
sistaparvan^) bin  ich  auf  eine  Reihe  teits  unbelegter,  teils  nur  aus 
Lexikographen  belegter  Wörter  gestoßen,  zu  denen  sich  eine  Anzahl 
zweiter  Belege  zu  bisherigen  uTCa'E,  eiqiq^iva  oder  schwach  belegter 
Wörter  gesellen.  Die  von  mir  untersuchten  Teile  des  Pari^ista-  5 
parvan  sind:  I,  92  bis  258,  II  und  III  vollständig,  VI,  22  bis  187, 
VII,  20  bis  138,  VIII,  194  bis  IX,  54.  Diese  Wörter  führe  ich 
im  folgenden  auf.  Die  neuen  sind  unbezeichnet,  die  aus  Lexiko- 
graphen belegten  sind  am  *  kenntlich  (ich  füge  die  Belege  aus 
PW.  in  eckiger  Klammer  bei) ,  die  bisherigen  cmaE,  siQtmiva  oder  lo 
sonst  schwach  belegten  Wörter  sind  als  solche  besonders  bezeichnet. 

^T^  am  Ende  eines  Kompositums  *Schmiich  III,  235.    [H.  an.  2,  i 

'V{^J■  Med.  k.  16   ^XITJ. 
^^r^^    Wahrheit  {an.  hq.)  III,  253. 

*^«T1TT  m.  ein  Einsiedler.^  der  sein  Haus  vei-lassen  hat.    [H.  76].  i5 
II,  690. 

^•T^   oder    ^•T^'t,,    unaufhaltsam    (vom    Pferd),    bisher    nur    aus 
vedischen  Texten  belegt,  II,  21. 

■^^^Tf^l  nicht    „nachsprechend"  (pw. ,    Nachtr.  2  mit  Bezug  auf 
unsere    Stelle),    sondern    wiederholend    VIII,    334    (vgl.    pw.  äo 
*^^^m  Wiedei'liolung  des  Gesagten  [AK.  1,  i,  .<>,  i«.  H.  274J). 

^•ü'^li   „Insel"  (2  Beisp.  pw.  Nachtr.  1);  weitere  Belege  111.  67; 
II,  399  ist   ■^'rTlft^   statt  ^nT^^   einzusetzen. 


1)  Ausgewählte  Erzählungen  aus  Heinacandras  Parisistaparvan.  Leipzig, 
Verlag  von  Wilhelm  Heims  1908.  (=  Hibliothek  morgenläudischer  Erzähler. 
Band  1). 


362      Hertel,  Beitr.  z.  Skr.-Wb.  aus  Hemacandrä's  Pariäistaparvan. 

*W-^^  in  m^'f^  Fuß  f  es  sei  IX,  4  ['^^«R  =  ^'1  1.  AK. 
2,  8,  2,  y.  H.  1229.  Unter  "^'^  in  PW.  als  ^Fußkette  für 
den  Elefanten"    und   „  Frauensckmuck'^    nach    H.  an.   2,  223.] 

■gfffj^cRT   =   TTTH   ohne    diminutiven    Sinn    TI,  262;    vgl.    II,  260. 
5  pw.    nui'    einen    und    zwar    vedischen    Beleg:    ^IM^^T    f.    1) 

Mütterchen  YS. 


^^»nn  II,  317.  Die  Strophe  lautet:  ■JTT^TIT^W^F^T  WF^ 
^T»T  cT^  ^  I  ^^»TT^^  TnrTTW^TfTf^g^Tirm  II  ,  Mannig- 
faltig (vielgewandt,  erfinderisch)  in  der  Entfaltung  des  Truges 

10  war  seine  Mutter,  Bahulä  mit  Namen,  der  kein  großes  Gemüt 

angeboren  war,  wie  arthamätr."'  Im  Nachtrag  zu  5  gibt  pw. 
für  ^^^TfTJ  mit  Bezug  auf  unsere  Stelle  die  Bedeutung 
„eine  Muttei-  mit  zutreffendem  Namen'^ .  Diese  Bedeutung 
ist    des    folgenden    T^    wegen    unmöglich.      Nach    pw.    s.    v. 

15  '^^  19  wird    ■^^    ,personif.  als  Sohn  des  Dharnia  und  der 

Buddhi  Bhäg.  P.  4,  1,  51  \  Unter  ^^*TTfT  ist  also  '^fl" 
ZU  verstehen,  „ScKlaulieif^ ^  wozu  die  Epitheta  unsei-es  Sloka 
trefflich  passen. 

■^11  ^f^^   einer,  dei-  Rosse  zu  behandeln  versteht  III,  124. 

20  "=*il^<4^.    vgl.    -^I^J^T^,    nicht    nur    „ein   best.    Spruch'^ .    sondern 
eine  mit  ihm  besprochene    Waffe  II,  439  (?T«T^l?^lff IM *l  M  <,). 

"^fH^,    pw.  „ein  geschlagenes  musik.  Instrument".    Daß  es  sich 
um  ein  trommelartiges  Instrument  (Pauke,  Tambourin)  handelt, 
zeigt  I.   196  im  Vergleich  mit  I,  203  f.,  wo  dafür  das  Syno- 
86  nymon    ^^    gebraucht   wird.      Den    Ton    des    Wcft^    malt 

sehr  schön  der  Sloka  VIII,  264  (Vergleich  mit  dem  dumpfen 
Hufschlag  eines  Pferdes). 

^^^M^   *das   zum    Sturz    bringen    [Sabdac.  im  SKDr.]  VIII,  468. 

*^^^■^   .  -   ^^^    ,  lUid^   [P.  3^  3^  ,0.  AK.  2,  6,  3,  23]  II,  403. 
30  ^f>lfzftf5ricji   dienend   III,   126.  137.  140.    (in    diesen  Stelleu  vom 
kartnan,  das  zur  Stellung  eines  Dieners  führt);  VI,  132  (dienst- 
bare Gottheiten).     Anders  pw.  im   Nachtrag  zu   2. 

^^   statt   'JSfm    III.  ;)3.  95  und  öfter. 

"^nf^^T   *eine  ehrentoerte  Frau  [Vop.  4.  7.  SK1>k.|   \1.  157. 
85  "^^fH   in.   Patron,  von  l.t.sabha  [H.  692]  II,  74  usw. 


Hertel,  Beitr.  z.  Skr.-  Wh.  aus  Hemncandra's  Paribistaparvan.      363 

W^    Umschreiten.     II,  44.     Vgl.  VIL  1-30. 

*^^^^T!I   n.  Zuckerröhricht  [fehlt  in  FW.]  II,  27. 

^W^^   sehr  III.  194.  226.     [Zwei  Belege  in  pw.,  Nachtr.   7]. 

*^Wfn^  m.   Tanz  bei  Gelagen  [H.  281]  VIII,  357. 

^tI^    Gläubige!'  [an.  üq.']  VII,  57.  5 

^tTTTW  das  Darbieteni:^)  (von  Salz)  III,  55.     Vgl.  II,  149. 

■^(^TZ   das  Ausgerauftwerden  II,  141    (pw.  Nachtr.  2  mit  Bezug 
auf  unsere  Stelle  fälschlich   „das  Abgeschnitfenwei'den'^). 

-^^W^   n.    (^T^^1»l)    Schöpfen  III,  138. 

^^1    Widerwille  (gegen  eine  Speise)  I,  151.  lo 

^tRjf  Pflege  (^ft^^^TtTW^)   III,  272. 

^^^TTf'T"^  höfliche  Anrede,  Höflichkeitsformel  I,  166. 

«^T^»    metr.   für    *^'R^T«    III,  236. 

^'^fT^<W'l^  oberer  Ausgang  (^^fT^W'TT  „von  oben  herab'*)  III,  256. 

Wnt^T  Fingerring  (bis  jetzt  nur  aus  der  Räjatar.  belegt)  II,  252  ff.  i5 

'^^fT'H^   einmal  erhitzt  oder  nur  {voi'her)  abgekocht  III,  64. 

^^^   =:    efi^H^   Hochzeitsschnur  {un.  eIq.  Nachtr.  3)  II,  162. 

^iftfT   =   Statue    (vgl.    pw.    «fi^l'cT   1  c)  III,  6. 

^^T   Mondscheibe  VI,  69  (so  auch  im  Tanträkbyäyika). 

Sfi^m  Büschel,  belaubter  Zweig  VI,  36.  20 

^T^   metr.  statt   W^   II,  358. 

*^Tf^T^'^^^   Beiname    Yamas  [H.   185]  II,  205. 

^'TTT   Junggeselle  [im  geschlechtlichen  Sinn]  II,  269. 

cfif^^^  schlechter  Gedanke,  H intei-gedanke  (zu  T^=n'?M  1  i  *Denken 
[H.  1370  Schol.])  Vm,  466.  25 

^^f'^T^  fem.  VI,  160. 

^■^^   Nachtlotus  («7t.  üq)  II,  116. 

^^W   (=  *^^^f»T   behautes  Land  [Wils.])  II,  358. 

*s11Uns    mis  Zucker  bestehend  I,  143. 

1^f^^TIlTf%   Kselinnenreis;  eine  Keissorte  VIII,  369.  3« 


364     Hertd,  Beitr.  z.  Skr.-  Wb.  aus  Hemacandra's  Farisistaparvan. 

'R  sprechen  (wie  öfter  im  Jaina- Sanskrit)  III,  191.  VI,  83.  Vgl. 
Vf.  WZKM.  XVIIL  S.  65  nebst  Anm.  2. 

^flT^^WnW^  Abwässer  III,  261. 

If^rT^  Abwässer  II,  686. 

r 

.r,  "^TT^iZ   etwa  Dorfschulze  [der  Vornehmste  im  Dorfe,    ein  Südra. 
THk.  2,  10,  1.  Här.  131]  III,  108. 

^^^EI'^TTT^  onom.  zur  Bezeichnung  des  gurgelnden  Zorneslautes 
des  Affen  II,  732  (pw.  '^^T^^  Geschnaufe  usw. 
Bälar.  228,  5). 

10  xj«i«4qT  die  vier  Mondwechseltage  VI,  186. 

^^  Kaus.  (Salbe)  auftragen  lassen  (vgl.  die  übrigen  Verba  an 
dieser  Stelle)  III,  86. 

f^^cfH   VII,  90  (statt  9,  Jacobi,  Preface  S.  9). 

^■^    rein  (von  Kleidern)  VII,  50. 

u,  ^[^{^WK  =  ^^^f^f«!^  I,  217.  pw.  verzeichnet  nur  das  letztere 
Wort  mit  den  Bedeutungen  Dugong  oder  Krokodil  Harsac. 
185,  13.  Da  ich  die  Ausgabe,  nach  welcher  Böhtlingk  zitiert, 
nicht  besitze ,  so  kann  ich  die  Stelle  des  Harsacarita  nicht 
kontrollieren.     Von    vornherein    ist    es    unwahrscheinlich,    daß 

20  unter  dem  ^M^f^'t^  ein  Krokodil  gemeint  ist,  da  nicht  dieses, 

wohl  aber  der  Dugong  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dem 
Elefanten  besitzt  (Größe  3 — 5  m..  Haut,  plumper  Körper  und 
herdenweises  Weiden).  Die  Hemacandra-Stelle  beseitigt  wohl 
jeden  Zweifel  darüber,  daß  wir  den  Dugong  darunter  zu  ver- 

25  stehen    haben ,    da   bei    diesem    die    große   Anhänglichkeit   der 

Familienglieder  aneinander  bekannt  ist,  auf  der  der  Vergleich 
hei  Hemacandra  beruht. 

äftxft^TT.  verdorben  habend  (Kleider)  VII,  59. 

^^^'f^   ' Ubens mittel,  Speise  [Un..  Seh.  H.  an.  Med.]  II,  369. 

•M  '>■<\T^^^  als  Verbalsuffix  in    ^f^HÜ-rtTT^   VT.  108. 

rTM<*    Schloß   an    einem   Korb  (pw.  ^Türschloß  fH.  1005.  Vyutp. 
137J)  VIII,  456. 

cTT'^^ffT   mit  einem  Schloß  veisch ließen   \111.  450. 

cTTf^'T^T  ?TT^^^'\    (ÜVr.  kiy.).     11,  422. 


Hertel,  Beitr.  z.  Skr.-  Wb.  aus  Hemacandrä's  Parisistaparvan.      365 

?ft^   =.    %m   III,  81;  =  *vulva  im  Slesa  II,  332. 

HT^raiT  mit  hamsa- Federn  gestopftes  Kissen.  II,  20  (pw.  eine 
mit  Baumwolle  gefüllte  Matratze). 

^:    Verwechselung    von   ^3^   und   "^^   I,   185.   234.    II,    29.   55. 
III,  69    (s.    auch   Jacobi,   Preface  S.  9    und  Vf.  ZDMG.  LXI,    5 
499,  6).  —  ^   darbieten  (Salz)  II,  149.    (Vgl.  III,  55).  — 
^^^    ^ii^o.i>steigen    11,  385.    —   "RTfT    Kaus.    hinhalten    (mit 
Ausreden)  VII,  56. 

^f^  geschenkt  (ein  Sohn)  II,  261. 

f^^TTl'f^  heimatloser  Asket  I,  108.  10 

T^^T'^T  Zug  nach  verschiedenen  Himmelsi'ichtungen  {un.  eiQ.) 
II,  270.  VI,  43  (in  beiden  Stellen  handelt  es  sich  um  weife 
Handelsreiseyi). 

f^^T^f?!  *  Barbier  I,  184  (auch  Tanträkhyäyika  Buch  V,  Erz. 
III:   Schmidt,  Srlvaras  Kathäkautukam   S.   VI).  15 

^^TmffT'i;  aus  der  Ferne  schießend,  —  treffend  [H.  773]  II,  739. 

*^T^nj   Dürvä-Wald  II,  67. 

?ST^   Parabel  II,  215. 

^^^  Schwaiigerschaftsgelüste  eines  Baumes  I,  246.    Das  Beispiel 
zeigt,    daß    die  Definition    des    pw.    s.  v.  zu  eng  ist,    insofern  20 
sich    das  Gelüste    auch    auf  etwas  anderes  beziehen  kann ,    als 
auf  die  Berührung  einer  schönen  Frau.     Siehe  die  Bemerkung 
zu  der  Stelle  in  des  Verfassers  Übersetzung. 

>^fWTW   Haarflechte  der  Männer  II,  143.  III,  85.  218. 

^"<\Wfn,    Abstr.    zu   ^f^W   ""Zugtier    [AK.    2,  9,  65.    H.    1262]  25 

VI,  71  (^^:^TFrf^»^Ti'yTtWfTT). 

^   Kaus.  bringen   {'^'^^fK)    H,  231. 

^   Schlauheit  III,  230. 

•rfZfT,  ptc.  caus.  von  T^  „tanzen  lassen'^  IX,  VI  Das  Bild  ist 
dem  Marionettentheater  entlehnt.  Die  ^TT^fT'nTT  ist  die  30 
^■^^ÜTT^.  Danach  ist  auch  I,  172  zu  erklären;  Jnfolge  des 
Kostens  der  Süßigkeiten  verlangte  es  ihn ,  nach  Potanu 
zu  gehen ,  nachdem  ihn  die  herben ,  kratzenden  Bilva-, 
Ämalaka-     und    anderen    Früchte    (bisher    am    Faden)    hatten 


366      llertel,  Beitr.  z.  Skr.-Wb.  aus  Hemacandra's  Parisistaparvan. 

tanzen  lassen",  d.  i.  „genarrt  hatten".  (pw.  Nachtr.  zu  5 
gibt  nur  die  zweite  Stelle :  „wohl  überdrüssig",  unter  Hinweis 
auf  Häla  S.  27). 

^öft^   Mec-  {an.  hq)  VII,  138. 

5  ^Tf*^  Gott  VI,  133.     Auch  Amitagati,    Subh.  IX,  27.     Weitere 
Belege  im  PW. 

fH!!^  Münze  (pw.  Hemädri  1,  5S4,  i9.)  II,  250.     (Auch  im  Komm, 
zum  Dasakumäracarita,  ed.  Parab.  S.   144.) 

*^TTf^^   HöUenbewohner  [H.   1858,  Seh.]  VI,  110. 

10  f«n$^    Gescldclite  (nicht  nur  in  der  Dramatik)  II,  272. 

f^n^wur  =  TTW^m  VI,  143. 

^^    Halbe  (in  der  Mitte  des  Kompositums)  III,  84. 
trzH^  (pw.  Sis.  1,  18,  5fl)  II,  238. 

tlTf^^^  Abstr.    zu    2    m«R    5).    (pw.  kennt  nur  ein  *^Tf^'T^  m. 
15  Nom.  abstr.  zu  1   ^T?R)  II,  365. 

tJTZ^   *Dorf  [=  ^Z^TnTT   Med.  k.  115]  II,  649. 

"tl^^iTT^tf^     II,    27.      pw:    Bez.    bestimmter     Wolken.       Apte: 

an    e2jifhet   of  a    class    of  clouds   said   to   cause   dearth  or 

famine.     Maliin  ätha    erklärt    zu  Meghadüta   6:    M <=ti*^T^T- 

20  ^<t^T^  ^f^^m^t  Wr:,  die  SäroddhärinI  (bei  Pathak, 

S.    2)    xp^    t|T^'^^^T^<i^f7T    ^^T^T»t    Tjf^^t    H^^fTT: 

•'       vj  ^  <i 

Mall,  zu  Kumäras.  II,  50  g^TT^T^<f^T^  ^"mT^^t.  Apte's 
Erklärung  ist  —  wie  unsere  Hemacandra-Stelle  zeigt,  jedenfalls 
ebenso     falsch     wie     die     Malli  n  ätha's.       Zu     Hemacandra 

25  stimmt  dagegen   Wilson's  Erklärung  zu  Megh.  6 :  According 

to  the  original,  "Descended  from  the  celebrated  line  of 
Pushrardrarfacas" ,  translated  in  a  prose  Version  of  this 
passage,  "Diluvian  Clouds";  see  Colebrooke,  on  iSansci-it  and 
J'racrit  prosody,    Asiatic  Researches,   Vol.   10.     Clouds,  agree- 

30  ably  to  tlie  Bruhmd'uda  Furdiia  are  divided  into  three  classes 

according  to  their  origin  from  fire,  the  breath  of  Buahm.\,  or 
the  wings  of  the  mountains ,  which  were  cut  oll'  by  Indba 
(^■^l.  These  latter  are  also  called  ^"*ti<,T'^T^^  being  espe- 
cially   tlic   reccptacles  of  water,  thus  in  the  Purdiia  Sarvasiua, 

35  ^^TT^Tfl?T*T^T^^fT?n^*T?T^TT:     I    tr^?:T^TT5fiT%^^TT%- 


Hertel,   Beilr.  z.  Skr.-  Wb.  atis  Hemacandra's  Parisistaparvan.     367 

%^I|[T«^f!T.'  11^).  "The  name  Picskcard  is  applied  to  those 
Clouds  which  are  swoUen  with  abundant  water,  and  which 
are  on  that  account  termed  Pushcardvartaca,  {ox  receptacles 
of  that  fluid)."  Gildemeister  schließt  sich  im  Wörter- 
verzeichnis zu  seiner  Auss;abe  des  Meghadüta  dieser  Erklärunjr  5 
an,  indem  er  auf  Wilson  7A1  Yishnu  Pur.  pag.  230  und  zu 
Meghadüta  6  verweist. 

TfhfVTlTT  Fasthaus  VI,  183.  186. 

ITTtf  Luftwurzel  II,  207. 

IT'RI'TT   Verlangen  (allgemein)  VIIT,  461   (auch  im  Tanträkhyäyika).  lo 

*'^^T   Speiseüberbleibsel  [AK.  2,  9,  56.  H.  427]  III,  260.  268. 

fV  Baiich'^  m,  53. 

^TfT^^  Indien  II,  643. 

^flim^   Kellermeister'}  III,  123. 

^IT    nin  a  better  or  superior  manner'*   (Apte)  II,  392.  15 

'^^^CH!^  nicht  nur  Zioillingsb rüder  (pw.),  sondern  Zxoillings- 
bruder  und  -Schwester  II,  230  (an  der  im  pw.  verzeichneten 
Stelle)  254.  269. 

T^^T^fT  (v.  1.  ^^^*)  ümschreitung  des  Hochzeitsfeuers  II,  155. 

^'Tt'^  das  Herz  kennend  III,  228.  20 

^TT^   eine    Art    Gans,    Ente    oder    Schwan.      11,  144.  239    und 

öfter  (ktt.  hq). 

'TTH^f   Hochzeitshalle  II,  152. 

**TT^IITf^fT  dumm,  einfältig  [H.  352.  Halfiy.  2,  181J.  II,  368 
(pw.   verweist  auf  unsere   Stelle  s.  v.  IJT^  9)  c)  „angewiesen").  25 

^TfTrW    Größe  (^f^^^nfTfiJITf )  VlII,  383. 

^^irr   .      -^cT   VIII,  365 ;  vgl.  374. 

^TT^I^T'TT   Sänfte  {cm.  bIq.  pw.  Nachtr.  7)  III,  286. 

T^TT  *  Perlenschmuck  [AK.  3,  1, 11,  >s-.j.  H.  an.  Med.  Haläy.  5, :,]  II,  310. 

TtT  arm  VIII,  291.     Im  pw.  ist  "^T  zu  streichen  und  unser  erstes  so 
Zitat  statt  13,  291  einzusetzen. 


1)   So  Wilson. 


368     Hertel,  Beitr.  z,  Sh-.-  Wb.  aus  Hemacandra's  Paris'istajmrvan. 

^\  mit    ^^   Kaus.   liebkosend  sagen  II,  72.  293    (pw.    unrichtig 
liebkosen  mit  Bezug  auf  unsere  zweite  Stelle). 

^r^^  mit   ^.    Kaus.    liebkosend   erziehen    (^^m^(^(0  II,  682; 
bocken  (vom  Esel:  ^^^^«ft)  III,  117. 

5  ^f  ^  Schwanz  (in  afr^T^^'^nr: )  II,  731   (auch  Tanträkhyäyika, 
erster  Druck  Zeile  1478  und  SP.  Z.  1001). 

ffTT   *  Ameise  [H.  an.  Med.]  II,  393. 

^«fiTTTT!   ;im  Anfang  eines  Kompositums  auch  IX,  6. 

*^=^  (J^T^T^)   in   ^^f^fW:  VIII,  452. 

10  ^S    scheint    an    folgenden    Stellen    Stein    zu    bedeuten:    II,   732 

'^^TWcT:    entspricht   in    731    äf^TT    ^T^^^'T),    738    fwo 

^H'^T^^  dem  Affen  der  Kopf  klafft),  III,  63.    Vgl.  ^^^Tft 
^•l,  steinigen    (pw.).     Die    Stelle    steht   bei  Telaug,    Mudrärä- 

ksasa  S.  131,  Z.  8:  t^t'^^^T^^'^^  ^^f?T^%%^  ^S^TTfi 

15  W^T*.,  und  ^<TJ  bedeutet  in  ihr  getötet. 

4lft   =   •qiT   Bambu^^ohr  VIII,  348.  349. 

^■^'ft^^   Metew  II,  105. 

^^   liotang  II,  429. 

'^'^die  Neuvermählte  (Wintermti,  Hochzeitsrituell  S.  lUO)  II,  158 
20  (vom  Verfasser  konjiziert) ;  Schwiegertochter  473.  493  usw.  VI,  86. 

Tff   Mauer  II,  104.  105.  III,  262  (dafür  "RT^TT  TU.  270). 

*^TTfir  (pw.   s.   V   ^TT^)  I,  186.  (A  var.  lect.  '^^^T^)  VIII,  206 
grobes   Gewand  [Jatädh.  im  SKDr.]. 

^^r^    weiß   (pw.  ^^«r^,  ciit.  dq.)  II,  724. 

^:.  f^  *Maus  [Trik.  3,  3,  i04.  H.  an.  Med.  Här.  228]  VII,  128.    (Vgl. 
die  Maus,    die  den  Fuß  der  Gazelle  benagt,  MBh.  ed.  Protap 
Chundra  Roy  1,142,29;    ed.    Krishnacharya    und  Vyasacharya 
I,  153,  :iy.).    Wo  es  sich  um  fleischfressende  W^,  ^[^^'  ^^ 
n.  ;i  Nager  handelt,  dürfte  die  Übersetzung  Ratte  vorzuziehen  sein. 
80  f^VXtfSf  abiocnden  von,  hindern  an  M.  113. 
fq^M     Verzweigung   VIT,  83. 
^'^fz^T    lirtdlmgel  {in.  a>.)  II,  726. 

mit    ^    innkrcisen.    S.  oben  W^TW-     Vll,  130. 


^ 

« 


Hertel,  Beitr.  z.  Skr.-  Wb.  aus  Hemacandrä's  Parisistaparvan.      369 

^^^  sich  tummeln  lassen  (ein  Roß)  III,  63.  (Vgl.  Apte  ^^^  to 
go,  move  .  .  .  move  about). 

*^55^  in  ^^T^^^^  III,  78  (s.  Vf.  Von  Pänini  zu  Phaedrus, 
diese  Zs.  LXII,  1 1  6  f.). 

^T^rf   *  Himmelsraum  [Sabdärthak.]  VI,  181.  5 

t%^^f%^   =   flT^T^^   Erdharz  II,  744. 

^T   (f%)  gehe7i  III,  97   (Apte  fo  go,  approach,  move  towards). 

^fTm  Verbindung .^  Mittelstück  zwischen  zwei  Knoten  (^f^)  des 
Zuckerrohrs  VII,  122. 

*^^^^H^T   Erde  [H.  938,  Schol.  Haläy.  2,  i]  VII,  81.  lo 

^^W   *Arhat  [H.   25.  H.  an.]   II,  113. 

^TJTT^TT^   auch  VI,  145. 

f%TT    ßtrom   VII,  82. 

^^TTT'Tr   der  Liebe  des   Gatten  sicher  II,  684. 

^^   mit  ^"T   nachlaufen  III,  121.  15 

^'^^^   Pantoffelheld  VII,  53.     Vgl.  ^TH^. 

^T'^CT^   Amazonenstaat  (in  übertragener  Bedeutung)  II,  722. 

^T  mit  mT  Kaus.  verbrauchen  II,  434  (pw.  wohl  unrichtig  „uow 
sich  geben'^ ;  vgl.  ^T  mit  f'T  I,  83  pw.  richtig  „aus  der 
Hand  gefalleii^   und  f'I^T  Ende^    Untergang).  20 

fli^^  III,  96  (Böhtlingk,  Levi,  Apte  »ij,  aber  Apte  auch  *'^). 

Nachträge. 

Zu  ^TT^Z  bemerkt  Zachariae:  „Das  Wort,  neben  maha- 
ttara  auf  Inschriften  vorkommend:  Fleet,  Ind.  Ant.  8,  us,  n.  97.  — 
Ep.  Ind.  6,  30,  iti.  292,  58.  7,  39,  42.  188,  70;  und  sonst  oft.  Zu  be-  25 
achten  Ep.  Indica  7,  i83.  222.  Cfr.  auch  Kämasütra  289,  9.  Ferner 
gümauda  =  grdmapradhäna  Hem.  De^.  II,  89 ;  Sarasvatlkanthä- 
bharana  ed.  Borooah  p.  14,  1«.  Die  Bedeutung  ar77i  zu  MT  verdanke 
ich  Zachariae,  welcher  zum  Beleg  folgende  Stellen  notiert:  Hem., 
De§.  7,  11  (T^);  Abh.  des  Leydener  Congr.  III,  2,  11 1,  n.  1;  Räjatar.  30 
V,  15  =  Ind.  Spr.  5497.  Subhäsitävali  16(i0  =  Srikanthacar.  6,  ij 
(hier  =  Armut?);  PäiyalacchT  35  (=  <^r<^  etc.);  Prabandhu- 
cintämani  p.  74,  10  (die  Glosse  ^fl[^) ;  Haravijaya  43,  3.  45  59.  24s. 

Zeitschrift  der  D.  M,  ü.     Bd.  LXII.  24 


370 


Einfluß  der  altbuddhistischen  Kunst  auf  die 
Buddhalegende 

^'on 

Dr.  T.  Bloch. 

In  seinem  bahnbrechenden  Werk  über  die  altbuddhistische 
Kunst  Indiens  bespricht  Herr  Professor  Grünwedel  den  Typus  der 
Mutter  Buddha's ,  Mäyä,  wie  sie  in  den  zahlreichen  Relief  bildern 
der  Geburt  Siddhärtha's  im  Lumbini- Garten  dargestellt   wird.     Die 

5  rechte  Hand  faßt  kokett  den  herabhängenden  Zweig  eines  Säl-Baumes; 
die  linke  ist  auf  die  Hüfte  gesetzt.  Das  rechte  Bein  ist  gebogen, 
so  daß  der  Fuß  mit  den  Zehen  den  Boden  berührt.  Grünwedel 
bemerkt  hierzu  (auf  Seite  112  der  englischen  Übersetzung):  "an 
ancient  Nike    type    has    supplied    the    prototype    for   the    figure    of 

10  Mäyä". 

Ich  glaube ,  daß  hier  griechische  Vorbilder  mit  Unrecht  zur 
Erklärung  herangezogen  sind,  abgesehen  natürlich  von  dem  azecpavog^ 
den  Mäyä  in  einigen  dieser  Reliefs  von  den  Griechen  erhalten  hat. 
Die  Haltung  des  Körpers,    die  Stellung    der   Arme    und    Beine    ist 

15  echtindisch.  Sie  entsprechen  dem  weiblichen  Schönheitsideal ,  wie 
es  indische  Künstler  seit  Alters  auffaßten  und  darzustellen  pflegten. 
Ich  erinnere  an  die  zahlreichen  weiblichen  Gestalten ,  die  wir  in 
der  entsprechenden  Körperstellung  an  den  Pfeilern  von  Sanchi  und 
Bharhut    abgebildet    finden.      Die    Pose    muß    den    Indern    gefallen 

:iO  haben ,  und  es  kann  uns  nicht  wundern ,  wenn  ihre  Dichter  uns 
das  schöne  Geschlecht  gern  in  solchen  Beschäftigungen  vorführen, 
bei  denen  uns  sofort  jene  zweiggreifenden  Mädchen  von  Bharhut 
oder  Sanchi   vor  die  Augen  treten. 

Was    aber    viel   wichtiger    ist,    und    weshalb    ich    jenen  Typus 

2.^  hier  anführe,  ist  dies:  jener  Zug  der  Buddhalegende,  wonach  Mäyä, 
,als  ihre  Zeit  erfüllet  war",  einen  Zweig  eines  Sälbaumes  in  ihrer 
Nahe  ergritt",  ist  von  der  bildenden  Kunst  her  in  die 
dichterische  Gestaltung  der  Sage  eingedrungen. 

Dieser   Satz    wird    vielen    gewiß    allzu    apodiktisch    erscheinen, 

30  und  muri  wird  mit  Rochl  weitere  Iklego  dafür  verlangen.  Soweit 
nun  analoge  Beeinflussungen  der  buddhistischen  Legende  durch  die 
bildende   Kunst    als  Belege    angesehen    werden    können  —  und   das 


Bloch,  Einfluß  der  altbuddh.  Kunst  auf  die  Buddhalegende.     371 

können    sie    doch    sicherlich!    —    soweit    also    herrscht  crerade  kein 
allzu  empfindlicher  Mangel. 

Ich  greife  nur  ein    paar  analoge  Fälle    heraus ,    ohne  den  An- 
spruch zu  erheben,  daroit  das  interessante  Thema  erschöpft  zu  haben. 

In  den  Mah  äbh  ini  sk  r  am  ana -Reliefs  von  Gändhära  be-  5 
merken  wir  bisweilen  neben  dem  Tor  von  Kapilavästu ,  aus  dem 
Prinz  Siddhärtha  hinausreitet,  eine  weibliche  Gottheit,  die  durch 
ihre  Stadtkrone  (corona  muralis)  deutlich  als  die  Nagarädhide- 
vatä  gekennzeichnet  wird,  von  der  uns  die  Texte  erzählen,  daß 
sie  dem  heimlich ,  bei  Nacht  entfliehenden  Prinzen  Siddhärtha  das  lo 
Stadttor  geöffnet  habe.  Hier  kann  an  dem  griechisch-römischen 
Vorbild  der  Figur  kein  Zweifel  obwalten  i).  Ich  glaube  aber,  daß 
wir  getrost  einen  Schritt  weiter  geben  können.  Die  Nagarädhi- 
devatä  ist  aus  den   Gän  dh  ära  -  Re  1  ief  s  in  die  Texte   ^e- 

o 

kommen,    und    ihr    letzter    Ursprung    in    den    Reliefs    waren    die  i.-> 
Stadtgottheiten,  die   auf  Darstellungen  römischer  Triumphzüge  ent- 
weder dem    ins  Feld    ziehenden  Imperator  das  Geleit    gaben ,    oder 
dem    siegreich    heimkehrenden    vor    dem  Tore    der  Stadt  den    fest- 
liehen Empfang  bereiteten. 

Buddha's  Auszug  aus  Kapilavästu  war   ja    für    den  Inder  von  20 
jeher  ein  Auszug  zum  Digvijaya,  allerdings  zu  einem  unblutigen, 
zu  einem   ^dhammavljaya'^  ,    wie  Asoka    sich   ausdrückt.     Was  lag 
also  für  jene  Künstler  in  Gändhära  näher,  als  sie  vor  die  Aufgabe 
gestellt  waren,  diesem   erhebenden  Augenblick  einen  würdigen  Aus- 
druck im  Bilde  zu  verleihen  —  was   lag  da  für  sie  näher,  als  das  25 
Bild    eines    in    den    Krieg    ziehenden    antiken    Feldherrn    zu    ihrem 
Modell    zu    nehmen ,     das    damals    im    hellenisierten    Orient    sicher 
ebenso    bekannt    gewesen    sein    muß,    wie  etwa  in  Deutschland  die 
Bilder  unserer  siegreichen  Generale   aus  dem  Ki-iege  von  1870 — 71. 
Von    Interesse    ist    für    uns   jedoch    hauptsächlich    dies,    daß    jene  30 
bildenden   Künstler,    als  sie  den  Typus  des  Mahäbhini  skramana 
Buddha's  schufen,   die  dichterische  Gestaltung  der  Legende  zugleich 

1)  Griechische  Münzen  mit  Stadtgottheiten  waren  gegen  Ende  der  Zeit 
vor  Christi  Geburt  und  unmittelbar  nachher  in  Indien  natürlich  häuäg  im  Kurs. 
Von  griechischen  Münzen  sind  auch  dii'  Darstellungen  griechisclier  Flußgott- 
heiten unter  dem  Hilde  eines  Stiers  mit  dem  Kopte  eines  bärtigen  Mannes  ent- 
lehnt, die  sich  schon  in  den  Reliefs  von  Bliarhiit  und  Snnchi  finden;  siehe 
Grünwedel-Burgess,  S.  50.  Es  wiire  interessant,  zu  wissen,  was  sich  jene  in- 
dischen Künstler  wohl  unter  diesen  Wesen  vorstellten,  die  sie  den  ihnen  be- 
kannton Münztypen  nachbildeten.  Ein  analoges  Kuriosuni  aus  Neuindien  sind 
die  Bilder  englischer  Soldaten,  in  der  Uniform  der  Zeit  der  East-India-Company, 
aus  der  ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts,  die  heutzutage  die  Stelle  der 
alten  drärapälas  an  den  Eingängen  zu  den  Palästen  indischer  Edelleute  ver- 
treten. Merkwürdigerweise  ist  dieser  Typus  stabil  geblieben.  Aus  dem  alten 
Musketier  der  East-India-Company  ist  noch  kein  moderner  „Tommy  Atkins" 
geworden,  trotz  Hudyard  Kipling's  Verborrlicbung  und  seiner  gewiß  nicht  zu 
unterschätzenden  Vorzüge.  Er  würde  wahrscheinlich  für  den  indischen  Ge- 
schmack sich  noch  immer  nur  zur  Darstellung  eines  bösen  Wesens  eignen, 
etwa  eines   Räksasa,  oder  ähnlicher  Gestalton. 

24* 


372    Bloch,  Einfluß  der  altbuddh.  Kunst  auf  die  Buddhalegende. 

um  einen  nicht  unwichtigen  Zug  bereicherten ;  die  Nagarädhidevatä^), 
die  dem  aus  Kapilavästu  ausreitenden  Prinz  Siddhärtha  das  Stadttor 
öflnete,  kommt  auf  das  Konto  der  Künstler  von  Gändhära. 

Mehr    anhangsweise    darf    ich    vielleicht    hinzufügen,    daß    im 
5  Laiita vistara    in    der    Beschreibung    des    Mahäbhiniskramana 
einige  göttliche  Wesen    erwähnt  werden ,    die    den  aus  Kapilavästu 
ausreitenden  Prinzen  Siddhärtha   begleiten,    indem  sie    ,mit  halben 
Körpern"    {ardha-häyaih)  in   der  Luft  schweben.     Hier  können  nur 
die    Reliefs    von    Gändhära    uns    klar    machen,    Avas    der    Verfasser 
10  meinte.     Er    dachte    dabei    offenbar    an   jene  nur  zur  Hälfte  sicht- 
baren ,    im   oberen  Felde   der  Gändhära-Reliefs  angebrachten ,    halb- 
göttlichen  Wesen,  die  zu  dem  Gefolge  des  ausreitenden   Siddhärtha 
gehören.      Aber    die    Gesetze    der    Perspektive    waren    jenem ,    fast 
kindlich-naiven  Poeten  noch  fremd;    die  altindische  Kunst  zeigt  ja 
15  meist  jeden  Körper  voll  und  ganz,  unbekümmert  darum,  ob  andere, 
davor  stehende  Wesen  ihn  für  den  Beschauer  halb  oder  dreiviertel 
verdecken    müßten.     Wesen   jedoch ,    die    nur   zur  Hälfte    auf   dem 
Bilde  sichtbar  waren,  waren  sicher  für  den  naiven  Beschauer  jener 
fremdartigen  Bildwerke  in   Gändhära  ein   Gegenstand  des   Wunders, 
20  und  Wunder  ereigneten  sich  genug,    als  jener  Säkyaprinz  in  jener 
Nacht  auszog,    um    die  königliche  AVürde  gegen  das  Gewand  eines 
Mönchs  einzutauschen. 

Die  Gändhära-Künstler  wurden  wieder  umgekehrt  durch  speziell 
indische  Motive  in  nicht   geringe  Verlegenheit    gebracht,    wie    dies 
25  z.  B.    deutlich    die    Behandlung    des    V  a  j  r  a    in    der    Hand    Vajra- 
päni's  zeigt. 

Zum  Schluß  noch  zwei  weitere  Kleinigkeiten. 
Das    moderne  Wort    ypiahaut^ ,    mit   dem    man  heutzutage    in 
Indien    den  Lenker    eines   Elefanten    bezeichnet ,    ist    nicht    aus    sk. 
30  mahämätra  abzuleiten,  wie  wir  auf  S.  60  lesen,  sondern  aus  mahä- 
putra.     Noch  heutzutage   ist  dieser  Herr  in   den  Augen  des  Inders 
ein  Gentleman ,    etwa  wie  in  Europa  ein  herrschaftlicher  Kutscher. 
Einen  Elefanten  sich  zu  halten ,    ist    noch    immer   ein    kostspieliges 
Vergnügen ,    es    kann    uns    nicht    wundern ,    wenn    der  Elefant    von 
35  jeher  in   Indien    zu    den    äußeren  Abzeichen  fürstlichen   Ranges  ge- 
hörte.    Zum  Lautübei-gange    von    ma/iaut   aus  mahäputra    ist    das 
moderne  raut  zu  vergleichen ,    das    in  Zentralindien  einen  "village- 
headman"    bezeichnet,    und    durch    die  Präkritform   räutta  aus    sk. 
räjttjiufm   entstanden    ist. 
40  Zu    der   Hesjjrechung    des    in    der    indischen    Kunst    so    außer- 

ordentlich beliebten  Motivs  eines  Löwen,  der  über  einen  Elefanten 
springt  (S.  TiS),  möchte  ich  als  Kuriosum  erwähnen,  daß  diese  Figur 
hout/.iita>/e  öfters   von   den  Imlcrii  eedcuti't  wird  als  eine  Darstellunsf 


o 


I)  OeIo(;ontlicli  fiixlon  wir  für  diese  Gottheit  in  den  Texten  die  Rezeich- 
minj;  dväniHi/n  dfUiiiitn'fita,  ein  doutlichor  Heweis  dafür,  wie  wenig  die  Inder 
mit  diesem   fruindartigen   Wesen   aii/.unuigen   wußten. 


'FBOM  SWfl 

Gändhära-Ivelief  der   Maliäbhiiüskraiiiuiui  S^cno 
mit  der  Nagarädhidevatä  am  Stadttore  von  Kapilavästu. 


Bloch,  Einfluß  der  althuddh.  Kunst  auf  die  Buddhalegende.     373 

der  brahmanischen  Philosophie,  die  über  die  plumpe,  schwerfällige 
Philosophie  der  Buddhisten  einen  ebenso  leichten  Sieg  davon  trägt, 
wie  der  Löwe,  oder  besser  der  Tiger  über  den  Elefanten.  Be- 
kanntlich suchen  die  meisten  Elefanten  das  Weite,  wenn  sie  einen 
Tio-er  in  der  Nähe  wittern.  Zweifelsohne  ist  man  in  Indien  von  5 
jeher  um  ähnliche  Deutungen  jener  mannigfachen  dekorativen  Figuren 
in  der  Kunst  nicht  verlegen  gewesen.  Bei  der  eben  erwähnten 
Deutung  des  Tigers  oder  Löwen  über  dem  Elefanten  bleibt  es  nur 
auffällig,  daß  das  Motiv  von  buddhistischen  Künstlern  ebenso  oft 
und  gern  verwendet  wurde,  wie  von  brahmanischen.  Aber  warum  lo 
auch  nicht?  Für  die  waren  eben  die  brahmanischen  Philosophen 
der  schwerfällige  Elefant,  und  ihre  eigenen  Logiker  der  behende 
Löwe. 


Im  Anschuß  an  diesen  Artikel  lege  ich  noch  die  Photographie 
eines  Gändhära-Reliefs  der  Mahäbhiniskramana-Szene  mit  der  Nagarä-  15 
dhidevatä  am  Stadttore  von  Kapilavästu  stehend  vor.  Es  ist  die  beste 
Darstellung  jener  Figuren ,  die  ich  kenne ,  und  dasjenige  Relief, 
das  mir  im  Sinne  lag,  als  ich  meinen  Artikel  schrieb.  Über  die 
Herkunft  des  Reliefs  kann  ich  nur  soviel  sagen,  daß  es  zu  den 
Figuren  gehört,  die  der  vor  einigen  Jahren  verstorbene  Mr.  H.  E.  Caddy  20 
1895  oder  1896  in  der  jetzigen  Frontier  Province  für  das  Indian 
Museum  in  Calcutta  gesammelt  hat. 

Das  von  Foucher  auf  S.  357  (Fig.  182)  veröffentlichte  Relief 
—  wohl  die  beste  Darstellung  des  Mahäbhiniskramana ,  die  es 
gibt  —  zeigt  oben  links  vom  Beschauer  neben  dem  Schwertträger  25 
ein  weibliches  Wesen  mit  gefalteten  Händen,  und  auch  dieses  trägt 
eine  corona  maralis,  was  leider  auf  der  Abbildung  bei  Foucher 
nicht  zu  erkennen  ist^).  Also  hier  ist  die  Nagarädhidevatä  schon 
ganz  zu  einer  bedeutungslosen  Nebenfigur  geworden,  ihr  eigentlicher 
Platz  wäre  am  Tore  gewesen,  neben  dem  Schirmträger.  30 

Interessant  sind  die  beiden  Yaksas ,  die  die  Füße  des  Pferdes 
tragen.  Daß  sie  aus  den  Repräsentanten  der  unterjochten  Völker- 
schaften zu  Füßen  des  Imperators  entstanden  sind,  liegt,  meine  ich, 
auf  der  Hand.  Also  auch  hier  ein  weiterer  Beweis  für  die  Ent- 
stehung derMahäbhiniskramana-Reliefs  aus  römischen  Triunii)hbildern,  «ö 
und  gleichzeitig  ein  Beispiel  dafür,  wie  die  indogriechischen  Künstler 
die  klassischen  Vorbilder  ihrer  Kunst  ins  Indische  zu  übersetzen 
wußten. 

1)  Ich    habe    mich    von    der  Richtigkeit    dieser    Behauptung    eben    wieder 
durch  Augenschein   überzeugt. 


374 


Anzeigen. 

P.  J ensen.  Das  Gilgamesch-Epos  in  der  Weltliteratur.  Erster 
Band:  Die  ürs/yrürtge  der  alttestamentlichen  Patriarchen-, 
Propheten-  und  Befreier-Sage  und  der  neutesfamentlichen 
Jesus- Sage.      Mit    drei  Abbildungen    im    Text    und   drei 
5  Übersichtskarten.    —     Straßburg,     K.    J.    Trübner,     1906. 

XVITI  und   1030  S.  —  Mk.  40,—. 

Das  AVerk,  von  dem  hier  der  erste,  allein  schon  ungewöhnlich 
umfangreiche  Band  angezeigt  werden  soll,  ist  zweifellos  die  Frucht 
gewaltiger  Arbeit,  bewundernswerten  Porscherfleißes.     Nicht  minder 

10  groß  ist  aber  auch  die  Aufgabe,  deren  Lösung  es  dienen  soll.  Es 
handelt  sich  um  nichts  Geringeres,  als  um  den  Nachweis,  daß  das 
uralte  babylonische  Gilgameschepos ,  daß  der  in  ihm  verkörperte 
Gilgameschmythus  die  Wurzel  gewesen  sei,  aus  der  eine  Fülle  von 
Sagengebilden    hervorwuchs,    nicht    bloß  innerhalb  des  der  babylo- 

15  nischen  Urheimat  des  Epos  blutsverwandten  Teils  der  Völkerwelt, 
sondern  weit  darüber  hinaus  westwärts  und  ostwärts.  Schon  die 
Verweisungen  in  den  Fußnoten  auf  das ,  was  der  zweite  Band 
bringen  soll,  lehren  den  Leser,  daß  das  Wort  , Weltliteratur"  im 
Haupttitel  des  Werkes  wirklich  ernst  gemeint  ist,  daß  der  gelehrte 

20  Verfasser  im  Begriff  ist,  vor  unseren  erstaunten  Augen  den  Quell 
aufzudecken,  aus  denen  Altgriechenland  seine  herrlichsten  Mythen- 
und  Sagengebilde  geschöpft,  aus  dem  Ströme  sagenbildender  Kräfte 
auch  nach  Altindien  hin  und  sonst  in  die  weite  Völkerwelt  ge- 
flossen  sein  sollen.     Es  handelt  sich  also,    wie  man   sieht,  um  das, 

25  was  man  neuerdings  als  „Panbabylonismus"  bezeichnet,  und  zwar 
im  umfassendsten  Sinne  des  Wortes. 

Prinzipiell  und  methodisch  kann  man  dies  Werk,  auch  wenn 
es  seinen  besonderen  Weg  geht,  nicht  von  jenem  astralmythologischen 
Habylonismus     absondern ,     als     dessen     eigentlichen     Träger    man 

30  H.  Win  ekler  betrachten  darf.  Nur  scheint  mir  Jensen  in  seinen 
Ergebnissen  oder  Schlü.ssen  ein  gut  Teil  radikaler  zu  sein,  als  es 
wenigstens  Wincklci-  und  seine  Freunde  sein  wollen.  Wären 
diese  Ergebni.sse  oder  ScliUlsse  wirklich  unerschütterlich,  so  müßten 
die  Worte  richtig  sein,  womit  er  sein  Vorwort  schließt,  die  Idole, 

35  von    denen    sein   Werk    befreien  solle  —  und  zu  diesen  Idolen  ge- 


J.  W.  Rothstein :  Jensen,  Das  Gügamesch-Epos  in  der  Weltliteratur.   375 

hört    unter    anderen    auch  der  Glaube   an   die  Geschichtlichkeit  der 
Person  Jesu  und  seines  Wirkens  — ,    seien    tot    und  würden  nicht 
wieder  leben,  ob  man  auch  noch  so  laut  schreien  möchte,  daß  sie 
in    aller  Ewigkeit    nicht    stürben.     Er    spricht    ebenda  (S.  XV)  die 
Überzeugung    aus ,    daß    das ,    was  er  uns  zu  zeigen  sich  anschicke,    5 
die  Wahrheit  sei,  und  sie  werde  leben ,  fügt  er  hinzu,  ob  man  sie 
auch  mit  Knüppeln  totschlägt  oder  mit  heimlichem  Gifte  vergiftet 
oder  mit  steinernem  Schweigen  niederschweigt.     Indes,  ich  fürchte, 
J.    ist    zu    siegesgewiß.     Ich    begreife    wohl    die    Zuversichtlichkeit, 
mit  der  er  auf  die  Ergebnisse  hinblickt,  die  er  in  zweifellos  ernster  lo 
vieljähriger  mühevoller  Arbeit  gewonnen  hat.     Aber  damit  ist  nicht 
ohne    weiteres    ausgeschlossen ,    daß    nüchterne    Nachprüfung    seiner 
mühseligen  Arbeit  und  der  Wege ,    die  er  dabei  eingeschlagen  hat, 
seine  Ergebnisse  nicht  stichhaltig  findet.     Jedenfalls  ist  eine  Nicht- 
anerkennung derselben  nicht  notwendig   ein  Ausfluß  der  Boshaftisr-  15 
keit,    die    er    in    jenen  Worten    des    auch  sonst  eine  starke  innere, 
von    irgend    welcher    Seite    provozierte    persönliche    Erregung    ver- 
ratenden Vorworts    geißeln    will.     Und  wenn    er  S.   112    die  Hoff- 
nung ausspricht,  nach  einem  Menschenalter,  wenn  die  lästige  Pflicht 
in  Wegfall   gekommen    sein  werde,    einem  unbequemen  Lebenden  20 
Gerechtigkeit  und  Achtung   zu    erweisen ,    werde  kein  Verständiger 
mehr  leugnen,  daß  die  von  ihm  hier  in  seinem  großen  Werke  sre- 
botenen  Erkenntnisse  und  Urteile  richtig  seien,  so  fürchte  ich,  diese 
Hoffnung    wird    sich    nicht    erfüllen.     Ich    glaube    nicht,    daß    man 
auch   nach  einem   Menschenalter  sein  Werk   andei's  beurteilen  wird,  25 
als    es    heute    geschehen    kann.     Man  wird  zweifellos  vieles  in  ihm 
dann    wie    heute    anerkennen    und    festhalten,    wahrscheinlich    aber 
gerade  zu  dem,    was  ihm  besonders  am  Herzen  liegt,    ebenso  viele 
und    kräftige  Fragezeichen    setzen ,    wie    es    nüchterne  Nachprüfung 
auch    heute    tun    muß.      Ich    bekenne ,    daß    ich    mich    stets    gerne  30 
gerade  von  J.  belehren  lasse ;    ich  bekenne  ebenso  gerne,  daß  auch 
dies  große   Werk  mir  viel,    sehr  viel   Belehrung   geboten  hat,    was 
ich  auch  nachher  nicht  zu  verleugnen  beabsichtige.     Aber  ich  habe 
mich ,    obwohl    ich     mich    der    nicht    gerade    leichten    Arbeit    des 
Studiums  seiner  verwickelten  Untersuchung  mit  aller  Sorgfalt  unter-  3.'> 
zogen   habe,  nicht  zu  der  Überzeutruntr  creführt  gesehen ,  daß  er  in 
seiner  Beurteilung  der  von  ihm  behandelten   biblischen  Erzählun"s- 
Stoffe  auf  rechtem  Wege  wandele,   daß  seine  Endurteile  unbedingt 
zwingend  seien.     Leider  erlaubt  die  gebotene  Einschränkung  dieser 
Anzeige  nicht,    meine  ablehnende  Stellung,    soweit    ich   eine  solche  40 
einzunehmen    mich    genötigt    sehe,    durch    wirkliches  Eingehen    auf 
die    Darlegungen    im    einzelnen    ausreichend    zu    motivieren.      Dazu 
wäre  jedenfalls  viel  Raum  nötiar.    Ich  hoft'e  aber  doch  so  viel  sagen 
zu  können,    um   wenigstens  andeutend   mein   abweichendes   Urteil   zu 
begründen.     Freilich    muß    ich    fürchten ,    indem    ich    mich  so  zum  i.> 
Gegner  seiner  Hauptthese  mache,  dem  harten  Verdikt  zu  verfallen, 
das  J.  einmal  (S.   751)    allerdings   mit  Bezug  auf  einen  besonderen 


Q^A  Anzeigen. 

Stoff  über  die  gefällt  hat,  die  nicht  einsehen,  was  er  eingesehen 
zu  haben  meint,  die  er  darum  als  solche  kennzeichnet,  die  , reli- 
giöser oder  wissenschaftlicher  Fanatismus,  Starrköpfigkeit,  Hochmut 
oder    Eitelkeit    mit    unheilbarer    Blindheit    geschlagen    habe".      Ich 

5  fühle  mich  hier  wenigstens  frei  von  all'  diesen  bösen  Eigenschaften 
und  glaube  mit  gutem  Gewissen  sagen  zu  können,  daß  ich  bemüht 
gewesen  bin,  mit  möglichster  Nüchternheit  des  Herzens  und  des 
Geistes  die  Dinge,  die  mir  in  diesem  Werke  vorgeführt  werden, 
anzusehen,  und  gerade  dabei  ist  es  mir  unmöglich  geworden,  mich 

10  von  der  zweifellos  stark  ausgeprägten  Energie  der  Beweisführung 
fortreißen  zu  lassen.  Mir  steht  fest,  J.'s  Werk  ist  reich  an  Ver- 
dienstlichem und  Wertvollem,  aber  nicht  minder  groß  scheint  mir 
das  Maß  von  Irrtümlichem  zu  sein. 

Sehr  wertvoll  ist  der  erste  Teil  des  Werks  S.  1—124.     Hier 

15  führt  J.  uns  zunächst  S.  1  —  54  das  Gilgameschepos  in  dem  inhalt- 
lichen Zusammenhang  vor,  wie  er  ihn  aus  den  uns  aus  dem  Schöße 
der  Erde  wieder  geschenkten  Trümmern  mit  unverdrossenem  Fleiße 
und  großem  Scharfsinn  erarbeitet  hat,  und  man  hat  alle  Ursache, 
ihm  hier  dankbar  zu  folgen.     Er    setzt   naturgemäß    seine  Ausgabe 

20  und  Übersetzung  in  Band  VI  der  Keilinschriftlichen  Bibliothek  und 
den  dort  beigegebenen  eingehenden  philologischen  Kommentar  voraus, 
läßt  uns  aber  auch  erfahren,  wo  er  inzwischen  seine  frühere  Meinung 
geändert  hat,  also  nach  seiner  Überzeugung  in  seinem  Verständnis 
des  erhaltenen  Textmaterials    fortgeschritten   ist.     Ich  erwähne  nur 

25  dies.  S.  33  ff.  Anm.  3  zeigt  er  gegenüber  der  bisher  geläufigen, 
auch  von  ihm  selbst  früher  vertretenen  Meinung  in  überzeugender 
Weise,  daß  die  große  Reise  des  Gilgamesch  von  Erech  zur  , Mün- 
dung der  Ströme",  zum  Aufenthalt  des  unter  die  Götter  versetzten 
Xisuthros  nicht  in  südöstlicher  Richtung  gegangen  sei,    sondern   in 

30  westlicher.  Die  Wüste,  die  G.  durchwandern  muß,  ist  die  syrisch- 
arabische ;  das  Gebirge  mit  dem  Bergtor  haben  wir  in  dem  Berg- 
system des  Libanon  und  Antilibanos  zu  suchen,  und  das  phönikische 
Küstenland  ist  der  Wundergarten  am  Meere,  zu  dem  G.  nach  Durch- 
schreitung jenes  Tores  gelangt.     Das  große  Meer,  über  das  er  so- 

35  dann  mit  Xisuthros'  Steuermann  zur  Erreichung  seines  Zieles  dahin- 
fuhren  maß,  ist  das  Mittelmeer.  Die  Wasser  des  Todes  sind  der 
Okeanos  jenseits  der  Enge  von  Gibraltar,  und  im  äußersten  Westen 
ist  endlich  das  selige  Land ,  in  dem  der  gesuchte  Xisuthros  weilt. 
Mir   scheinen    die  Gründe ,    die  J.    für   diese   seine  Auffassung  und 

■40  gegen  die  bisherige  vorbringt,  wirklich  ausreichend  und  durch- 
schlagend zu  sein. 

Von  entscheidender  Bedeutung  erweist  sich  diese  Auffassung 
hernach  für  die  kosmische  oder  astralmyfhologische  Deutung  des 
GilganieschejjOs  S.   77 — 112.     Das  Ergebnis  der    mittels    einer  bei- 

tr>  gegebenen  Himmelskarte  leicht  zu  verfolgenden  interessanten  Aus- 
führungen dieses  Abschnitts  faßt  J.  selbst  S.  109  in  diese  Worte 
zusammen:    ,i>as  Gilgameschepos    bietet   in  seinem  Kern  eine  Dar- 


J.  W.  Rothstein:  Jensen,  Das  Gilgamesch-Epos  in  der  Weltliteratur.  377 

Stellung  der  bemerkenswertesten  Ereignisse  des  Sonnenjahres  und 
des  Sonnentages  am  Himmel  und  auf  der  Erde  unter  Anlehnung 
an  das  scheinbare  Lokal  und  die  Richtung  des  tätlichen  Sonnen- 
laufs".  Es  ist  ursprünglich  vom  Himmel  abgelesen.  Die  einzelnen 
Personen  und  Vorgänge  im  Epos  verkörpern  gleichsam  Gestirne  5 
und  Konstellationen  am  Himmel ,  die  dem  Sonnenheros  auf  seiner 
himmlischen  Bahn  begegnen.  J.  hat  m.  E.  recht ,  wenn  er  meint, 
seine  Erklärung  bringe  Licht  in  das  Epos.  Sie  ist  im  ganzen  an- 
gesehen so  einfach  und  einleuchtend,  daß,  je  öfter  man  sie  auf  sich 
wirken  läßt,  auch  wenn  noch  die  eine  oder  andere  Schwiei'igkeit  lo 
unausgeglichen  zu  bleiben  scheint ,  dennoch  der  Eindruck  immer 
stärker  wird,  sie  biete  wirklich  den  ursprünglichen  Sinn  des  Mythos. 
Die  beiden  Abschnitte  (S.  1 — 54  und  77 — 112)  dürfen  jedenfalls 
von  niemandem  übersehen  werden,  der  das  Gilgameschepos  zu  ver- 
stehen sucht.  1.5 

Sehr  beachtenswert  sind  dann  auch  die  je  zwei  Anhänge,  die 
J.  diesen  Abschnitten  beigegeben  hat.  Es  sind  Beigaben ,  die  um 
ihres  Inhaltes  willen,  aber  auch  darum  sorgfältige  Beachtung  fordern, 
weil  ihr  Inhalt  hernach  in  seiner  Behandlung  der  biblischen  Stoffe 
eine  bedeutende  Rolle  spielt.  20 

Der  erste  Anhang  (S.  55 — 74)  soll  den  Nachweis  bringen, 
daß  in  der  altbabjlonischen  Urgeschichte  dem  großen  Flutgericht 
schon  sieben  Plagen  vorausgegangen  seien ,  durch  die  die  sünd- 
liche Verderbnis  der  Menschheit  gestraft  und  aufgehalten  werden 
sollte ,  aber  nicht  aufgehalten  wurde ,  so  daß  die  SintÜut  nötig  25 
wurde.  Die  Züchtigung  wird  vollzogen  1.  durch  einen  Löwen  (mit 
dem  aber  eine  Wasserschlange  in  wunderbarer  Vei'bindung  steht), 
2.  durch  einen  „wilden  Hund"  ,  3.  und  4.  durch  Hungersnöte, 
5.  durch  eine  Seuche,  6.  wieder  durch  eine  Hungersnot  und  7.  durch 
den  Würgeffott  Ira.  Anlaß  zu  dieser  Untersuchung  bot  J.  der  Um-  30 
stand,  daß  in  der  Sintfluterzählung  des  Gilgameschepos  der  Gott  Ea 
von  Plagen  spricht,  durch  die  Bei  die  Sünder  hätte  strafen  sollen, 
statt  durch  die  alle  vernichtende  Sintflut.  Allerdings  kann  man  aus 
Ea's  Worten  nicht  entnehmen ,  daß  solche  Plagen  schon  einmal 
über  die  Menschen  gekommen  seien,  aber  das  schließt  die  Richtig-  35 
keit  der  Darlegungen  auf  Grund  anderen  Quellenmaterials  nicht  aus. 
—  Eine  wichtige  Ergänzung  hierzu  bietet  der  andere  Anhang  I 
(S.  113 — 116),  der  vom  Löwenkampf  und  der  Wasserschh\nge  im 
Kosmos  handelt  und  die  astralmythologische  Bedeutung  der  Er- 
scheinungen in   der  ersten   Plage  herauszustellen  bestimmt   ist.  10 

Nicht  minder  wichtig  sind  auch  die  beiden  Anhänge  II  : 
S.  75 — 76  handelt  vom  Babylonier  Xisuthros  und  identifiziert  — 
vielleicht  mit  Recht  —  diesen  mit  Adapa,  dem  Helden  des  be- 
kannten Mythos;  S.  117 — 124  hat  Xisuthros  und  die  Sintflut  im 
Kosmos  zum  Gegenstand.  Hier  wird  Xisuthros-Adapa  mit  Marduk  •»:> 
in  Parallele  gesetzt  und  wie  dieser  als  ursiniiiiglioher  Lichtgott 
aufgefaßt.     Die    von  Marduk,    dorn    Lichtgott,    alltäglich    uml    all- 


378  Anzeigen. 

jährlich    ausgehende ,    siegreich    die    Mächte    der   Finsternis    nieder- 
werfende Lichtflut  soll  in  der  Niederwerfung  der  den   Göttern  ver- 
haßten   sündisren    Menschheit    durch    die    Sintflut    ihr    Gegenstück 
haben  usw. 
5  Bis    dahin    sind  J.'s   Ausführungen,    wie    mir    scheint,    in    der 

Hauptsache  von  bleibendem  Werte  und  überzeugender  Kraft.  Aller- 
dings fehlt  es  bei  der  bröcklichen  Natur  des  Quellenmaterials  sicher 
nicht  an  Stellen,  bei  denen  eine  scharfe  fachmännische  Kritik  ein- 
setzen   kann.      Die    Haui^tergebnisse    scheinen    mir    aber    gesichert 

10  zu  sein. 

Anders  muß  ich  mich  nun  aber  zu  den  mit  S.  125  beginnenden 
Untersuchungen  zum  alten  Testamente  stellen.  Als  Alttestamentler 
habe  ich  natürlich  an  ihnen  ein  besonderes  Interesse  und  glaube 
auch  als  solcher  berechtigt  zu  sein ,    hier    ein  wirklich  begründetes 

15  Urteil  in  Anspruch  zu  nehmen.  Auch  bin  ich  an  das  Studium 
dieser  Ausführungen  J.'s  nicht  herangegangen  in  der  geistigen  Ver- 
fassung, die  er  mit  den  oben  erwähnten  scharfen  Worten  hat  brand- 
marken wollen.  Vielmehr  glaube  ich ,  obwohl  es  einem  durch  die 
besondere  Art  der  Argumentation  und  durch  die  starken  Zumutungen 

20  an  unseren  geschichtlichen  Verstand  sehr  schwer  cremacht  wird, 
ruhiges  Blut  zu  bewahren,  wirklich  mit  nüchternem  und  ruhigem 
Blick  angeschaut  zu  haben ,  was  er  mir  vor  Augen  führt  Aber 
ich  habe  erfahren ,  ein  ruhiges  klares  Auge  verbunden  mit  natür- 
lichem   geschichtlichen  Sinn    kann    die  Argumentation  J.'s    und  die 

25  von  ihm  gezogenen  Schlüsse  unmöglich  als  richtig  anerkennen,  weil 
das  von  ihm  verwertete  literarische  Tatsachenmaterial ,  um  seiner 
These  zu  entsprechen,  sich  in  zu  weitgreifendem  Umfange  Deutungen 
gefallen  lassen  muß,  auf  die  niemand  von  selbst  kommen  kann,  vor 
allem  aber  weil  der  geschichtliche  Wert  der  alten  Quellenschriften 

30  auch  da,  wo  man  nicht  den  geringsten  Anlaß  hat,  an  der  wesent- 
lichen geschichtlichen  Treue  ihres  Berichts  zu  zweifeln,  gänzlich 
mißachtet  und  ihr  Inhalt  völlig  verflüchtiort  wird.  Es  ist  an- 
gesichts  des  m.  E.  wohlbegründeten,  allgemein  geteilten  Urteils  über 
den  geschichtlichen  Wert  z.  B.  der   Berichte  über  David  in    2  Sam. 

35  Oft",  und  1  Reg.  1.  2  äußerst  charakteristisch,  was  J.  S.  566  zum 
Beginn  eines  Salomo  behandelnden  Anhangs  sagt:  „Die  Analyse 
der  treuherzig  geglaubten  Geschichte  Israels  ist  jetzt  schon  so  weit 
von  uns  gefördert,  daß  diese  sich  bis  zum  Tode  David's  fast  restlos 
in    mythischen  Dunst   auflöst^     Die   Ergebnisse    der   alttestament- 

40  liehen  Quellenkritik  bleiben  fast  ganz  unberücksichtigt;  jedenfalls 
wird  nirgendwo  wirklicher  Ernst  mit  ihi-cr  Berücksichtigung  ge- 
macht oder  doch  meist  nur  da,  wo  sie  der  Durchführung  der  Haupt- 
these von  Nutzen  zu  sein  scheinen.  Im  ganzen  (Ausnahmen  fehlen 
freilich  nicht)   vollzieht  sich  die  Argumentation  an  der  überlieferten 

«5  (iestalt  der  Bücher  und  der  Beihenfolge  der  Erzählungen,  wie  sie 
uns  vorliegt,  während  der  Konipositionscharaktcr  gerade  der  älteren 
geschichtlichen  IJücher    unzweifelhaft    feststeht.     Ich   meine  jedoch. 


I 


J.  W.  Rothstein:  Jensen,  Das  Gilgamesch-Epos  in  der  Weltliteratur.  379 

ehe  man  die  ganze  alte  Geschichte  so  weit  hinab ,  wie  es  bei  J. 
geschieht,  in  , mythischen  Dunst'  aufzulösen  beginnt,  müsse  man 
zunächst  die  verschiedenen  Quellen  besonders  untersuchen  und  das 
Maß  der  Geschichtlichkeit  ihres  Erzählungsinhalts  prüfen;  erst  dann 
könne  die  Frage  aufgeworfen  werden,  inwieweit  es  sich  bei  diesem  5 
Inhalt  oder  auch  der  Form,  in  die  er  gekleidet  ist,  um  ferner 
liegende  literarische  oder  auch  sagengeschichtliche  Abhängigkeit 
handle.  Der  Weg ,  den  J.  eingeschlagen ,  ist  ni.  E.  methodisch 
jedenfalls  sehr  bedenklich  und  mußte  zu  einer  Vergewaltigung  der 
Überlieferung  führen.  Das  muß  ich  hier  vorweg  erklären,  obwohl  10 
ich  damit  nicht  sagen  will,  daß  alles,  was  J.  vorgebracht  hat, 
wirklich  gegenstandslos  sei.  Sicher  hat  er  manche  bleibend  be- 
achtenswerte  Beobachtung  gemacht. 

J.  behandelt  mit  Mose  beginnend  eine  Fülle  von  Lebensbildern 
alttestamentlicher  Pei'SÖnlichkeiten ,  als  letztes  das  von  den  drei  1.5 
synoptischen  „Mythographen"  und  dem  „Mythographen"  Johannes 
verfaßte  Lebensbild  Jesu  von  Nazaret.  Überall  findet  er  Gilga- 
meschsagen,  Nachtriebe  oder,  wie  er  es  gerne  ausdrückt,  Reflexe  des 
altbabylonischen  Gilgameschepos.  Es  ist  eine  bunte  Reihe  von 
alttestamentlichen  Gestalten,  die  er  uns  vorführt:  Mose-Aaron  (ich  20 
greife  nur  einige  Hauptnamen  heraus),  Josua,  Jakob-Esau,  Josef, 
Abraham,  Isaak,  Simson,  Saul-Samuel,  David,  Elisa-Elia-Ahab,  Gideon, 
Jephta,  Tobias-Tobit  usw.,  endlich  Jesus.  Aber  die  Reihenfolge 
ist  ottenbar  mit  Absicht  gewählt,  denn  die  späteren  Untersuchungs- 
bilder müssen  vielfach  dazu  dienen ,  für  die  früheren  neue  Auf-  2.5 
Schlüsse ,  neue  Bestätigungen  früherer  sagengeschichtlicher  Urteile 
beizubringen ,  und  ei'st  am  Ende  des  letzten  ist  man  gewiß  ,  daß 
man  nun  alles  erfahren  hat,  was  bis  zum  Tag  des  Abschlusses  des 
Werkes  der  Verfasser  zur  Analyse  und  Beurteilung  all'  der  in  die 
Verhandlung  hineingezogenen  Stoffe  im  Sinne  seiner  These  beizu-  30 
bringen  gehabt  hat.  Das  unaufhörliche  Zurückgreifen  auf  frühere 
Stücke  soll  offenbar  den  Leser  nötigen,  sich  immer  fester  in  den 
Gedankengang  und  die  Auffassum?  des  Verfassers  hineinführen  zu 
lassen,  aber  es  hat  viel  dazu  beigetragen,  daß  die  Arbeit  einen  so 
großen,  m.  E.  unnötigen  Umfang  angenommen  hat,  was  aber  das  3.-) 
Schlimmste  ist,  es  ermüdet  den  Leser  aufs  äußerste,  und  ich  kann 
mir  denken ,  daß  mancher  Leser  schon  darum  vorzeitig  den  Mut 
verliert,  sich  durch  das  Ganze  hindurchzuarbeiten.  Aber  was  will 
J.  nun  dartun? 

Er  will  durch  Analyse  jener  alttestamentlichen  Geschichtsbilder,  10 
wie  gesagt,  dartun,  daß  wir  in  ihnen  in  Wahrheit  nichts  als 
isi-aelitische  Gilgameschsagen  vor  uns  haben.  Die  in  ihnen  auf- 
tietenden  Personen  und  die  Vorgänge,  die  mit  ihnen  im  Zusammen- 
hang stehen ,  reflektieren  nach  seiner  Meinung  die  Personen  und 
Vorgänge ,  von  denen  uns  das  alte  babylonische  Gilgameschepos  i:. 
erzählt.  In  dem  Aufriß  der  alttestamentlichen  Erzählungen  fliulet 
er  einen  in  den  Hauptepisoden,  zuweilen  sogar  im  Wortlaut,  meist 


380  Anzeigen. 

genauen  Pai'allelismus  zu  den  verschiedenen  Episoden  des  Gilga- 
meschepos.  Hie  und  da  fehlt  es  allerdings  nicht  an  Abweichungen 
und  Verschiebungen ,  die  aber  nicht  zu  ernstlicheren  Bedenken 
Anlaß  geben  sollen.  Allerdings  kommen  bei  der  vergleichenden 
5  Analyse  der  alttestamentlichen  Erzählungsbilder  sonderbare  Dinge 
vor.  Dieselbe  Persönlichkeit  spiegelt  bald  Gilgamesch,  bald  Eabani, 
bald  Xisuthros  oder  auch  noch  andere  Figuren  des  Epos  wieder, 
zuweilen  sosfar  mehrere  zugleich.  Schließlich  erlaubt  J.  feststellen 
zu    dürfen ,    es    sei    gerade    für    die    israelitischen    Gilgameschsagen 

10  charakteristisch ,  daß  vor  allem  die  Gestalten  des  Gilgamesch  und 
Eabani  zusammengefallen  seien ,  oder  daß  das ,  was  das  Epos  von 
dem  einen  erzähle ,  hier  auf  den  andern  übertragen  werde.  Aber 
damit  wird  die  erstaunliche  Durcheinanderwirrun g  der  ancreblichen 
Reflexe ,    vor  die  man  sich  so  häufig  gestellt  sieht,    nicht  beseitigt. 

15  Die  Psychologie  der  Mythen-  und  Sagenbildung,  der  Verschlingung 
mannigfaltiger  Motive  in  ihr,  zumal  wenn  dazu  ein  Übergang  in 
eine  andere  Geisteswelt  hinzukommt,  ist  gewiß  eine  komplizierte, 
schwer  faßbare  Größe.  Es  ist  darin  viel  möglich,  was  bei  wii-klichen 
geschichtlichen    Erinnerungsgebilden    ausgeschlossen    scheinen    mag. 

20  Aber  was  uns  hier  als  möglich  anzusehen  zucremutet  wird,  über- 
schreitet  doch  wohl  die  Grenze  des  Zulässigen.  Ganz  besonders 
gilt  das  m.  E.  von  der  Deutung  der  alttestamentlichen  Ereignisse 
und  Vorgänge  als  Teilen  von  Gilgameschsagen.  Jedenfalls  bedai-f 
es  meist  einer  sehr  leistungsfähigen  Phantasie,  in  dieser  oder  jener 

25  alttestamentlichen  Episode  sei  es  eine  Chumbabakampfepisode,  sei 
es  eine  Sintflut-  oder  Sintflutbergepisode  oder  den  Reflex  irgend 
einer  anderen  Episode  das  Gilgameschepos  zu  erkennen.  Von  selbst 
käme  in  den  weitaus  meisten  Fällen  schwerlich  jemand  zu  einer 
solchen    Parallelisierung ,    wenn    es    ihm    nicht    von    J.    vorgemacht 

30  würde.  Wer  würde  z.  B.  in  Kämpfen  der  altisraelitischen  Geschichte 
und  in  den  niedergekämpften  Feinden  einen  Reflex  der  Sintflut 
und  der  durch  sie  vernichteten  Menschheit  erblicken?  Aber  das 
sollen  wir  nach  J.  tun.  Allerdings  fällt  ihm  eist  spät  die  Mög- 
lichkeit einer  Erklärung  dieses  sonderbaren  Parallelismus  ein.    Am 

35  Ende  des  Abschnittes  über  Jephta,  S.  764,  erinnert  er  daran,  daß 
das  mörderische  Wüten  und  Toben  der  Sintflutwogen  in  der  baby- 
lonischen Sintfluterzählung  mit  einem  Schlachtsturm  und  einem 
Kampf  verglichen  (!)  werde,  und  er  schließt  daraus  ohne  weiteres, 
die    israelitischen    ,  Sintflut -Kämpfe"    wurzelten  also  in  der  Ursage. 

10  Das  scheint  mir  doch  ein  recht  bedenklich  kühner  Schluß  zu  sein. 
Ich  habe,  je  weiter  ich  in  der  Lektüre  des  Werkes  vordrang,  das 
Gefühl  nicht  loswerden  können ,  die  hier  uns  gebotene  Auffassung 
und  Deutung  jener  alttestamentlichen  Geschichtsbilder  nach  dem 
Sehemu    des    Gilgameschepos    schließe    doch    zu    viel    Willkür    und 

i.--.  Kün.stlichkeit  in  sich,  um  richtig  sein  zu  können.  Der  l'arallelisnuis 
ist  m.  E.  selbst  du.  wo  er  nach  J.'s  Deutung  dorn  Leser  deutlicher 
in    die   Augen    fallen    will,    doch   in   Wahrheit  nur  ein  scheinbarer, 


J.  W.  Rothstein:  Jensen,  Das  Gügamesch-Epos  in  der  Weltliteratiir .   381 

kein    wesenhafter.     Wie    weit  ich  allenfalls  auch  einen  solchen  zu- 
gestehen zu  dürfen  meine,  werde  ich  nachher  sagen. 

Auch    die    o-roße    Menge    von   Gilgameschsagen ,    die    im    alten 
Israel  und  Juda  nach  J.'s  Auffassung  vorhanden  gewesen  sein  soll, 
macht  bei  ruhiger  Überleorung  stutzig.     Es  ist  doch  höchst  seltsam,    5 
daß    die    ganze    alte  Zeit    bis  tief  in  die  Königszeit  hinein ,    soweit 
sie  in  Israels  Erinnerung  fortcfelebt  haben  soll ,    tatsächlich  nur  in 
der  Gestalt  von  Gilgameschsagen  fortlebte.    Das  ist  doch  wohl  J.'s 
Ansicht,  denn  sonst  versteht  man  das  oben  schon  mitgeteilte  Urteil 
nicht,  seine  Analyse  habe  die  ganze  alte  Geschichte  Israels  bis  zum  lo 
Tode    David's    fast    restlos    in    mythischen    Dunst    aufgelöst.      Die 
weiteren  Ausführungen  lösen  dann    aber    auch  die  Geschichte  noch 
weit    über  David's  Tod   hinaus  ebenfalls    in   mythischen   Dunst  auf. 
Selbst  Jesus  samt  all  den  Persönlichkeiten  und  Begebenheiten,  von 
denen  uns  die  Evangelien   berichten,    sollen  wir  als  gleichen  Dunst  i5 
auffassen.     Ja ,    die   Gilgamesch- Jesussage    soll  —  das  ist  natürlich 
konsequent  —  längst  vor  der  Zeit  vorhanden  gewesen  sein,  in  die 
wir    Jesus    von    Nazaret    zu    versetzen    gewöhnt    sind.      Nun    wird 
freilich    die    große  Anzahl    dieser  Sacren    einicrermaßen  verständlich 
gemacht    durch    die  Annahme ,    daß    sie    ihre    besondere  Heimat  in  2ü 
den  verschiedenen  Stämmen  gehabt  hätten,  denen   ihre  Hauptperson 
d.    h.    ihr  Gilgamesch    angehört    habe    (vgl.    dazu    S.   790).     So    ist 
denn  die  Sage  von  Mose  die   GilgameschsaCTe  im  Stamme  Levi,  die 
von  Josua    in  Ephraim ,    die    von  Abraham    und  Isaak  in   Südjuda, 
die  von   Saul- Samuel  in  Benjamin,  die  von  David   in  Nordjuda,  die  25 
von    Elisa-Ahab-Elias    in    Manasse   usw. ,    die    von   Jesu    endlich    in 
Sebulon   (Nazaret  liegt  in  Sebulon).     Man  muß  also  wohl  schließen, 
das    alte  Israel  in  allen  seinen  Stämmen  ist  so  vollkommen  in  der 
Gewalt  des  Gilgameschmythos  gewesen,  daß  es  seine  Geschicke  und 
Geschichte    gar    nicht    anders    festzuhalten    vermochte    als    in    dem  30 
Gewände   dieses  Babylonien  entstammten  Mythos  oder,  daß  es  sogar 
seine  wirkliche  Geschichte  vergaß  und  dafür  die  Gilgameschgeschichte 
ins  Gedächtnis    aufnahm,    allerdings  indem  es  ihm  geläufigere  per- 
sönliche ,    sachliche,  geschichtliche  und  lokale  Namen  an   die  Stelle 
der  babylonischen  setzte,  aber  mit  mancherlei  überaus  wunderlichen  35 
Verwechslungen   und  Änderungen   in   den  Einzelzügen.     Ist  das  alles 
wirklich    so?     Kann    es    so    sein?     Natürlich    kann  man   nicht  von 
vornherein  die   Möglichkeit  leugnen,  daß  der  Gilgameschmythos,  ja, 
das  Gilgameschepos    in   Altisrael   Eingang    gefunden.     Die  schon  in 
ziemlich  früher  Zeit  vorhandene  Bekanntschaft  mit  der  Sintflutsage  .m 
scheint   das  ja  ohne  weiteres  v.n  beweisen.     Aber  es  ist  doch  noch 
nicht    sichergestellt,    ob    auch    diese    Bekanntschaft    schon    in    den 
ältesten    Perioden    des    israelitischen    Geisteslebens    vorhandeh    war, 
ob    nicht    auch    diese    erst   von  einer  jüntjeren  geschichtlichen   Zeit 
an  datiert  werden  muß.     Wir  geraten  durch  J.'s  Hypothese  m.  E.  1.-, 
in    eine  Vorstellung  von   Israels  geistesgeschichtlicher  Entwicklung, 
die  außerordentliche   Schwierigkeiten  in  sich  birgt,    ia,  einfach  un- 


382  Anzeigen. 

möglich  ist.  Ist  es  wirklich  denkbar ,  daß  die  Erinnerungsbilder, 
wie  sie  das  alte  Testament  selbst  für  die  ältesten  Zeiten  bietet, 
nur  so  oberflächlich ,  wie  man  nach  J.  annehmen  muß ,  an  dem 
realen  Boden ,    auf   dem    sie  sich  bewegen ,    hafteten ,    daß  man  sie 

5  tatsächlich  nur  für  , mythischen  Dunst"  halten  muß?  Sollten  sie 
sich  haben  bilden  können  ohne  einen  positiven  Anhalt  an  der  wirk- 
lichen Geschichte  ?  Vielleicht  gibt  uns  J.  in  dem  für  Band  II 
verheißenen  Abschnitt  über  , Mythos  und  Geschichte"  klare  Ant- 
wort auf  diese  Frage.     Die  Antwort ,    die  wir  uns  auf  Grund  von 

10  Band  I  greben  müssen ,  kann  nicht  zweifelhaft  sein.  Ich  könnte 
wohl  zugeben ,  daß  der  Gilgameschmythos ,  seitdem  er  in  Israel 
bekannt  geworden ,  auf  die  Ausgestaltung  der  geschichtlichen 
Erinnerungsbilder  in  formaler  Hinsicht  eingewirkt  habe ,  daß  ge- 
wissermaßen das  poetische  Gewand,    in  das  sich  die  Erinnerung  je 

15  länger  je  mehr  einkleidete ,  auch  Farben  von  dorther  in  sich  auf- 
nahm ,  sich  also  daher  mancherlei  Ähnlichkeiten  mit  dem  Gilga- 
meschepos  erklären  würden ,  so  weit  man  von  solchen  überhaupt 
reden  dürfte ,  aber  das  ist  jedenfalls  —  oder  ich  müßte  mich 
gewaltig    täuschen  —  nicht  J.'s  Auffassung.     Indes ,    er   wird    sich 

20  dazu  ja  noch  äußern ,  und  wir  müssen  abwarten ,  wie  er  das  im 
Vorausgehenden  angedeutete  Problem  löst. 

Den  Eindruck  nüchterner  Ruhe  des  Urteils,  die  dem  Geschichts- 
forscher eignen  muß ,  gewinnt  man  auch  nicht ,  wenn  einem  zu- 
gemutet wird  zu  glauben,  die  Kriege  David's  seien  nur  ein  erborgter 

25  Abglanz  der  Kriege  Salmanassar's  IL  (S.  492  Anm.  2;  551  ff.)  oder 
der  Bericht  über  den  Aufstand  Sebna's  habe  sein  Vorbild  wohl  in 
der  Behistuninschrift  (S.  542  f.)  oder  die  ganze  Herrlichkeit  Salomo's 
sei  kaum  etwas  anderes  als  ein  .wesenloser  Aberlanz"  der  crlanz- 
vollen   Regierung  Tiglath-Pileser's  III.    (S.   566 ff.),   ja,    Salomo  sei 

30  kein  Sohn  David's  gewesen,  es  „laufe  einem  be.stimmten  Sagenschenia 
zuwider",  daß  er  ein  Sohn  David's  war  (vgl.  S.  578).  Auch  sonst 
wird  das,  was  das  alte  Testament  berichtet  und  man  bisher  erlaubte 
für  geschichtlich  richtig  haiton  zu  dürfen ,  nicht  ganz  selten  um 
des  Sagenschemas  willen   auf  den   Kopf  gestellt,  vgl.  z.  B.  den  Ab- 

35  schnitt  Elisa,  Ahab  und  Elias  S.  57i»ff.  Wie  man  Jesus  aus  der 
Geschichte  streichen  und  in  der  von  den  Evanarelien  berichteten 
Lebensgeschichte  Jesu  nur  Gilgameschmythen  erblicken  kann,  wird 
auch  wohl  nicht  mir  allein  unbegreiflich  sein.  Bisher  hat  die 
Negierung  der  Existenz  Jesu,  woran   es  ja  nicht  gefehlt  hat,  immer 

40  nur  Kopfschütteln  hervorgerufen,  und  mir  scheint,  es  wird  der 
neuen  Methode,  Jesus  vom  Boden  der  Geschichte  loszureißen  und 
ihn  im  lelzten  Grunde  zu  einem  altbnbylonischen  Soniiengotte  zu 
machen,  sicher  nicht  besser  eigehcn.  Allerdings,  hätte  J.  recht, 
wäre  Jesus   in  W  alirheit  nichts  anderes  als  der  Held  der  Gilgamesch- 

i.'i  sage  des  Staninios  Sebulon,  dann  könnte  auch  Paulus,  wie  er  erzählt, 
unmöglich  einen  Bruder  .lesu,  Jakobus,  in  Jerusalem  gesehen  haben; 
dann   hätte  er  ulso  entweder   kalllilülig  die  Unwahrheit  ^esat^t  oder 


J.  W.  Rothstein:  Jensen^  Das  Gilgamesch-Epos  in  der  Weltliteratur.   383 

er  hätte  sich  bei  seiner  Anwesenheit  in  Jerusalem  arg  mystifizieren 
lassen  (S.  1028).  Der  Gilgamesch- Jesus  hatte  natürlich  in  Paulus' 
Zeit  keinen  Bruder  Jakobus.  Gerade  die  letzten  Blätter  seiner 
Ausführungen  über  die  sog.  Gilgamesch-Jesussage  zeigen  besonders 
deutlich ,  wie  vollkommen  J.  den  Boden  der  Geschichte  und  einer  5 
exakten  Geschichtsforschung  unter  den  Füßen  verloren  hat.  Ich 
fürchte,  das  ist  auch  in  nicht  geringerem  Maße  in  den  früheren 
Abschnitten  geschehen.  Nüchterne  Erforschung  und  Beurteilung 
der  Quellen  wird  nach  meiner  Überzeugung  sich  stets  im  Wider- 
spruch   mit  den   vermeintlichen  Ergebnissen  seiner  Arbeit  befinden,  lo 

Damit  will  ich  nun  freilich  seiner  zweifellos  mühevollen  Ai'beit 
auch  in  ihrem  alttestamentlichen  Teile  nicht  jeden  Wert  abspi-echen. 
Ich  leugne  sogar,  wie  schon  gesagt,  die  Möglichkeit  nicht,  daß  in 
die  altisraelitischen  Erinnerungsbilder  auch  astral -mythologische, 
also  auch  dem  Gilgameschmythos  entstammende  Motive  hineingewirkt  i5 
haben.  Ich  halte  es  auch  für  ein  wirkliches  Verdienst,  daß  J.  uns 
das  Auge  geschärft  hat  für  die  häufigen  und  oft  recht  auffälligen 
Parallelismen  innerhalb  der  verschiedenen  alttestamentlichen  Er- 
zählungen selbst.  Unbekannt  war  dergleichen  ja  selbstverständlich 
nicht ,  aber  so  systematisch,  wie  es  hier  geschehen  ist,  war  bisher  20 
meines  Wissens  diese  Sache  denn  doch  noch  nicht  verfolgt  worden. 
Allerdings  darf  man  bei  der  Beurteilung  dieser  Parallelismen  nicht 
vergessen,  daß  die  wirkliche  Geschichte  einzelner  Persönlichkeiten, 
Stämme  und  Völker  auch  oft  genug  in  ihrem  Verlaufe  solche 
Parallelismen  als  Tatsache  zeiget.  Es  cribt  eben  nichts  Neues  unter  25 
der  Sonne.  In  dem  Sinne ,  wie  dies  Qoheleth  beobachtet  hat, 
stimmt  das  Wort  auch  heute  noch.  Und  wenn  in  den  Erinnerungs- 
bildern Altisraels  so  viel  Ähnlichkeit  in  den  einzelnen  Zügen  des 
Verlaufs  der  geschichtlichen  Ereignisse  beobachtet  wird,  so  ist  gewiß 
möglich ,  daß  hier  eine  schematische  Beeinflussung  von  den  einen  30 
auf  die  andern  stattgefunden  hat,  aber  damit  ist  die  geschichtliche 
Grundlage  nicht  ohne  weiteres  zweifelhaft.  Und  wo  wirklich 
Parallelen  auch  zum  Gilgameschepos  vorzuliegen  scheinen,  da  braucht 
noch  lange  nicht  zugleich  auch  nicht  bloß  formale,  sondern  auch 
sachliche  Abhängigkeit  im  Sinne  J.'s  vorzuliegen.  —  Ich  bekenne  35 
zuletzt  auch,  in  sehr  großer  Anzahl  Einzelbeobachtungen  angetroffen 
zu  haben,  die  ich  für  sehr  wertvoll  halte  und  deren  kritische  Ver- 
wertung ich  nur  wünschen  kann.  Einzelnes  hervorzuheben ,  muß 
ich  unterlassen.  Muß  ich  auch  gegenüber  der  Hauptthese  J.'s  mich 
ablehnend  verhalten,  so  möchte  ich  doch  wünschen,  daß  seine  müh-  -lo 
same  Arbeit  nicht  unbeachtet  bliebe.  Abgesehen  von  dem  ersten 
m.  E.  bedeutsamsten  Teile  wird  man  auch  von  den  alttestamentliche 
Stoffe  behandelnden  Abschnitten  nicht  ohne  mancherlei  Gewinn 
scheiden,  wenn  freilich  auch  ohne  Bekehrung  zu  den  Urteilen  des 
Verfassers.  Vielleicht  dürfen  wir  weitere  Aufklärung  und  eine  45 
nüchternere  Betrachtung  der  Dinge  vom  zweiten  Bande  und  dem 
darin    zu    erwartenden    Abschnitte    über   „Mythos    und    Geschichte" 


I 


Qg^  Anzeigen. 

erwarten.  Erst  dann  wird  man  natürlich  auch  in  die  Lage  versetzt 
sein,  entscheidende  Stellung  zu  seiner  Position  zu  nehmen.  Aller- 
dings ob  diese  Stellung  eine  wesentlich  günstigere  sein  wird,  als 
sie  mir  wenigstens  durch  den  vorliegenden  Band  aufgenötigt  wird, 
das  ist  eine  andere  Frage.  j_  ^y^  ßothstein. 


Michel  Eevon,  Le  Shinnto'isme.  I'"'^  partie.  {Aus :  Revue 
de  VMsfoire  des  religions  1904 — 1907.)  475  S.  mit  Appendice 
und  Index.     Paris  1907. 


Der  Verfasser    stellt    zu  Beginn    seiner  Arbeit    die  These    auf, 

10  daß  im  Gegensatz  zu  der  Meinung  vieler  europäischer  und  selbst 
japanischer  Kritiker  der  Shintoismus  sehr  wohl  eine  Religion  sei, 
eine  regelrechte  Reliofion  von  einem  bekannten  und  verbreiteten 
Typus:  es  ist  eine  primitive  Religion.  Er  tritt  dann  in  die  syste- 
matische Untersuchung  ein,  indem   er  zuerst  seine  theoretische  und 

15  hierauf  seine  pi-aktische  Seite  prüft,  d.  h.  einerseits  die  (lötter  des 
Shinto,  und  andrerseits  den  shintoistischen  Kultus.  Der  erste  Teil 
ist  schon  vollständig  erschienen  in  der  Revue  de  l'histoire 
des  religions  (10  Artikel  1904—1907).  In  diesem  ersten  Teil 
behandelt  er:   1.  den  Ursprung  der  Götter;  2.   die  Welt  der  Götter, 

20  a)  die  Naturgötter,  b)  die  Geistergötter,  c)  die  mythische  Lehre 
(mythische  Synthese);  3.  die  Natur  der  Götter;  4.  den  Aufenthalt 
der  Götter;  5.  die  Geschichte  der  Götter:  6.  das  Leben  der  Götter; 
7.  das  Ende  der  Götter. 

Im  ersten  Kapitel  analysiert  der  Verfasser  sorgfältig  das  sub- 

25  jektive  Element  des  Shintoismus  —  den  japanischen  Geist  mit 
seiner  besonderen  Art  zu  fühlen  und  zu  denken  —  und  er  bemüht 
sich  namentlich  den  Grad  der  Intensität  des  relio;iösen  Gefühls 
festzustellen,  indem  er  den  Bet^rüf  des  Kami  ^enau  bestimmt, 
welcher  nur  eine    ganz   relative   „Obergewalt"   ausdrückt.     Dies  ist 

80  der  Hauptkeim ,  den  man  im  Laufe  der  Arbeit  sich  entwickeln 
sieht  und  der  die  Leichtigkeit  der  Vergötterung  bei  den  Japanern, 
die  ViellUltigkeit  und  die  Verschiedenheit  der  Götter,  ihre  so 
menschliche  Natur  usw.  erklärt.  Er  prüft  hierauf,  wie  dieses  sub- 
jektive Element,    auf  seinen  Gegenstand  angewendet,  dem  Japaner 

sr.  die  ihn  umgebende  Welt  erklärt,  und  dabei  findet  er  namentlich 
in  dem  primitiven  Shintoismus  eine  positive  Bestätigung  der  Hypo- 
these von  Albert  Reville  (Religions  des  peuples  non-civi- 
lisi^'S,  II,  225  und  passim):  daß  die  ersten  angebeteten  Götter 
diejenigen   des  Lichtes  und  der  Nahrung   waren. 

40  Im  zweiten  Kapitel  zeigt  der  Verfasser,  im  Gegensatz  zu  der  all- 

gemeinen Meinung  der  englischen  Philologen  (E.  Satow,  B.  H.  Cham- 
berlain  usw.),  daß  der  Shintoismus  nicht  ein  Ahnenkult  ist,  auf 
den   eine  Naturreligion  gepfropft  wäre,    sondern    ganz  im   Gegenteil 


Macler:  Revon,  Le  Shinnto'isme.  385 

eine  wesentlich  natürliche  Religion,  an  die  sich  nach  und  nach  ein 
Kultus  dex'  Vorfahren  anschloß ,  der  erst  unter  dem  chinesischen 
Einfluß  herrschend  ward.  Diese  Theorie,  die  er  weitläufig  in  Bezug 
auf  den  Sonnenkultus  entwickelt  (Rev.  hist.  des  relig. ,  mai- 
juin  1904),  ist  avich  seitdem  von  W.  G.  Aston  verteidigt  worden  5 
(Shinto,  London  1905).  Nächst  der  Göttin  der  Sonne  studiert 
der  Vei'fasser  nacheinander  den  Gott  des  Mondes,  die  Sternengötter 
(hier  stellt  er  auf  Grund  der  alten  Dokumente  fest,  daß  Aston, 
Florenz,  der  Verfasser  der  vorzüglichen  deutschen  Übersetzung  des 
Nihongi,  und  die  andern  Japanisten  im  allgemeinen  der  Ver-  lo 
götterung  der  Sterne  bei  den  ältesten  Japanern  nicht  genügend 
Rechnung  getragen  hatten),  den  Gott  des  Meeres  und  des  Sturmes 
(den  „Verräter"  der  japanischen  Mythologie),  die  Götter  der  fried- 
lichen Winde  (, Pfeiler"  der  Welt),  die  verschiedenen  meteorolo- 
gischen Phänomene,  besonders  den  Blitz  (dabei  findet  er  „ein  i5 
Brockengespenst"  in  einer  alten  Legende  des  Kojiki  wieder), 
dann  den  Gott  des  Feuers  (Vater  des  Donners  in  der  japanischen 
Mythologie ,  welche  ihm  Gelegenheit  bietet  zu  interessanten  Ver- 
gleichen mit  den  erklärenden  Mythen  über  den  Ursprung  des  Feuers 
bei  andern  primitiven  Völkern  [p.  111,  N.  3],  und  auch  mit  der  20 
hindustanischen  Zauberei,  die  zum  Zweck  hat  es  zu  bändigen). 

Nach  diesen  Göttern  des  Himmels  und  der  Atmosphäre  studiert 
der  Verfasser  die  Götter  des  Meeres ,  der  Ei'de ,  der  Berge ,  der 
Wasserläufe ,  der  Straßen  und  schließlich  den  Gott  der  Erdbeben. 
Schon  diese  Aufzählung  würde  gentigen  den  naturalistischen  Cha-  25 
rakter  des  wahren  Shintö  —  des  Shintö  vom  Kojiki,  vom 
N  i  h  0  n  g  i ,  von  den  N  0  r  i  1 0  —  kurzum  der  ältesten  Dokumente 
vom  8. — 10.  Jahrh.  zu  beweisen. 

Darauf  prüft  der  Verfasser  die  Vergötterung  der  organischen 
Welt ,  der  Pflanzen  und  Tiere ,  und  bei  dieser  Gelegenheit  zeigt  so 
er,  daß  sich  in  den  japanischen  Dokumenten  keine  Spur  vom 
Totemismus  findet.  Victor  Henry  hat  seinerseits  dasselbe  für 
Indien  festgestellt  (La  magie  dans  l'Inde  antique,  1904, 
p.  XXIV  ff".).  Diese  Resultate  sind  der  Theorie  von  Robertson  Smith, 
welcher  aus  dem  Totemismus  eine  allgemeine  und  notwendige  Phase  35 
der  religiösen  Bewegung  in  der  Menschheit  hat  machen  wollen, 
nicht  günstig. 

Nach  all  diesen  Göttern,  welche  aus  dem  naturalistischen  Keim 
geboren  sind,  studiert  Revon  die  Götter,  die  aus  dem  aniniistischen 
Keim  hervorgegangen  sind ,  die  Göttergeister :  Geister  der  Natur  10 
(Typus:  die  Götter  der  Nahrung),  der  Kunstprodukte,  der  mensch- 
lichen Handlungen,  der  lebenden  Menschen  (zuerst  des  Kaisers)  und 
der  Verstorbenen.  Er  erklärt  hierauf,  wie  die  primitive  Idee  der 
unter  sich  wechselnden  Existenzen ,  indem  sie  den  Glauben  an  die 
Metamorphosen  hervorbringt  (alle  in  den  alten  Dokumenten  er-  ir. 
wähnten  Fälle  präzisiert  und  klassifiziert  er),  an  den  Fetischismus 
grenzt;    und    er    studiert    alsdann    die    verschiedeneu    Formen    des 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  25 


386  Anzeigen. 

japanischen  Fetischismus,  die  Amulette,  die  Talismane,  endlich  die 
eigentlichen  Fetische,  die  er  als  „ Taschen götter "  ,  belebte  Zauber- 
gegenstände definiert:  Fetische  mineralischen,  vegetabilischen,  anima- 
lischen ,  menschlichen  Ursprungs ,    Fetische ,    deren  Geist  in  Kunst- 

5  Produkten  wohnt,  besonders  in  glänzenden  Dingen,  wie  der  geheiligte 
Spiegel ,  Säbel  und  Edelstein ,  welche  die  drei  Zeichen  der  kaiser- 
lichen Macht  werden.  Er  zeigt  endlich,  daß  dieser  primitive 
Fetischismus  in  dem  Shinto  nur  darum  nicht  zur  Abgötterei  ge- 
führt hat,    weil    diese   besondere  Entwicklung  zum  Stillstand  kam, 

10  da  die  Vervollkommnung  der  plastischen  Künste  in  Japan  gerade 
mit  der  Einführung  des  Buddhismus  zusammentraf. 

Nachdem  er  so  alle  die  shintoistischen  Gottheiten  bis  ins 
kleinste  studiert  hat,  die  Götter  der  Natur  und  die  Geistergötter, 
faßt    Revon    endlich    das     ganze    japanische    Pantheon     zusammen, 

15  um  die  „mythische  Synthese"  wieder  herzustellen.  Er  analysiert 
und  klassifiziert  zuerst  die  verschiedenen  Gruppen  der  Mythen,  welche 
man  darin  unterscheiden  kann :  erklärende  Mythen  für  physische 
Phänomene  (z.  B.  warum  die  Sonne  und  der  Mond  nicht  zu  gleicher 
Zeit  leuchten) ,  organische  (z.  B.  wai'um    der  Schwei'tfisch    ein    ge- 

20  spaltenes  Maul  hat),  menschliche  (z.  B.  warum  der  Mensch  sterblich 
ist),  die  Ursprünge  der  Welt  (kosmogonische  Mythen  des  Kojiki, 
die  er  mit  dem  des  Nihongi  vergleicht,  um  die  chinesischen 
Ideen  daraus  auszuscheiden) ,  der  Geschichte ,  der  Gebräuche ,  der 
Sprichwörter,  der  Namen  der  Sachen,  der  Personen,  der  Orte  (dabei 

25  erklärt  der  Verfasser  die  etvmologischen  Legenden  der  alten  Doku- 
mente),  endlich  die  rein  heroischen  und  romantischen  Mythen,  welche 
ihm  zu  Vergleichen  mit  den  griechischen  Mythen  von  Perseus  und 
Andromeda,  Jason  und  Medea ,  Eros  und  Psyche  usw.  Gelegenheit 
bieten. 

so  Alles  zusammengenommen,  besteht  eine  der  originellsten  Seiten 

dieser  Arbeit  darin  ,  bewiesen  zu  haben ,  daß  zahlreiche  japanische 
Mythen,  welche  die  früheren  Philologen  als  aus  China  entlehnt  an- 
sahen, in  Wirklichkeit  universelle  Mythen  sind.  Dann  zeigt  der 
Verfasser,    wie    diese    mythischen  Gruppen   sich    organisiert    haben, 

35  indem  sie  einem  Gesamtplan  folgten,  durch  die  kombinierte  Wirkung 
des  intellektuellen  Elements,  welches  die  unzusammenhängenden 
Teile  der  Erzählung  in  Harmonie  zu  bringen  strebte,  und  des  sen- 
timentalen Elements,  welches  die  großen  Familien  veranlaßte  sich 
berühmte    Vorfahren    zu    suchen ,    indem    diese    menschliche    Arbeit 

4ü  ihrerseits  einen  sonderbaren  Widerhall  in  der  himmlischen  Hierarchie 
hervorruft,  welche  sich  nach  und  nach  präzisiert,  je  nach  der  ver- 
hältnismäßigen Wichtigkeit  der  irdischen  Familien,  und  vollendet 
wird  durch  eine  Reiht'  von  „Promotionen"  ,  die  den  Göttern  zu- 
geschrieben werden. 

*^  'm    dritten    Kapitel    untersucht    der    Verfasser    eingehend    die 

physische  und  moralische  Natur  der  Götter  des  Shinto.  Er  stützt 
sich    haujitsUchlich    auf   den   japanischen  Begrift'   der  Mehrheit    der 


Macler:  Revon,  Le  Shinnto'isme.  387 

Seelen  bei  einem  einzigen  Individuum ,  sei  es  menschlich  oder 
göttlich  (typisch  ist  die  Geschichte  des  Gottes  Oh-Kouni-Xoushi,  der 
einem  seiner  Doppelgänger  gegenübersteht,  ohne  ihn  zu  erkennen 
[p.  15,  N.  1  des  9.  Art.]),  und  auf  die  Vielfältigung  der  Götter 
durch  Spaltung  (scissiparite),  welche  die  Folge  davon  ist.  Endlich  5 
fragt  er,  ob  ein  Dualismus  in  dem  Shinto  besteht,  und  verneint 
diese  Frage,  ein  Beweis  für  die  angeborene  Güte  der  Japaner,  deren 
heiterer  Optimismus  nur  wohlwollende  Götter  geschaffen  hat. 

Im     vierten     Kapitel     beschreibt     Revon     den     verschiedenen 
Aufenthalt  der  einheimischen  Götter:    Himmel,  Erde,  Hölle.     Den  lo 
Mythus    der   Niederfahrt   von    Izanagi    in    die    Hölle    vergleicht    er 
eingehend  mit  anderen  ähnlichen  Legenden  (Orpheus  und  Eurydike). 

Im  fünften  Kapitel  zeigt  der  Verfasser,  daß  die  Geschichte 
der  Götter  uns  in  einem  größeren  Maßstabe  die  der  Menschen 
enthüllt  und  daß  gerade  die  shintoistischen  Texte  es  sind ,  welche  i5 
am  besten  das  große  Problem  des  Ursprunges  der  Japaner  erklären 
können.  Dieser  Ursprung  ist ,  nach  ihm ,  gleichzeitig  festländisch 
und  malaiisch ,  wie  die  zahlreichen  Mythen  ozeanischen  Charaktex'S 
zu  beweisen  scheinen,  die  er  hier  und  da  in  seiner  Arbeit 
vorbringt.  Diese  Lösung ,  gegründet  auf  eine  genaue  Unter-  20 
Scheidung  der  verschiedenen  Legendenkreise ,  welche  man  in  dem 
Kojiki  unterscheiden  kann,  ist  zu  gleicher  Zeit  das  einzige  Mittel, 
die  zahlreichen  sich  widersprechenden  Charaktere  zu  versöhnen, 
welche  die  Anthropologie ,  die  Psychologie ,  die  Soziologie ,  die 
Archäologie  des  ältesten  Japans  darstellen;  und  besonders  die  so  25 
eigenartige  Originalität  der  japanischen  Sprache,  welche  Cham- 
berlain ,  Anhänger  des  rein  mongolischen  Ursprungs  der  Japaner, 
für  unerklärbar  hielt,  erklärt  sich  im  Gegenteil,  wenn  man  die 
sehr  wahrscheinliche  Umformung  eines  alten  altaischen  Grundstocks, 
der  dem  koreanischen  ähnlich  ist,  zuläßt,  welchen  die  Einwohner  30 
der  Hauptinsel  des  Archipels  gesprochen  hätten  und  welchen  Er- 
oberer ,  vom  Süden  kommend ,  alsdann  angenommen  und  ihren 
eigenen  Bedürfnissen  angepaßt  hätten. 

Im    sechsten  Kapitel    betrachtet    der  Verfasser   im   besonderen 
das  Leben    der    Götter,    was    ihm    erlaubt,    die    materielle,    soziale  35 
und  moralische  Existenz  der  ältesten  Japaner  zu  rekonstruiei'en. 

Endlich  im  siebenten  Kapitel  beschreibt  er  das  Ende  der  Götter 
des  Shinto ,  die  nach  und  nach  durch  den  Buddhismus  absorbiert 
worden  sind. 

Im  ganzen  erscheint  uns  die  Arbeit  Revon's  als  ein  gewissen-  10 
haftes  und  vertieftes,  auf  minutiöser  Durcharbeitung  der  alten 
Dokumente  begründetes  Werk,  welches  zu  gleicher  Zeit  durch  ge- 
naue Vergleiche  mit  den  anderen  primitiven  Religionen  erhellt  ist, 
und  in  welchem  die  Nationalreligion  der  Japaner  zum  ersten  Mal 
auf  eine  systematische  und  vollständige  Art  dargestellt  ist.  45 

F.  Macler. 

25* 


388  Anzeigen. 

Corpus  scriptorum  cliristianoi'um  orientalium  curantibus  J.-B. 
Chabot  ^    I.    Guidi^    H.    Hyvernat,    B.    Carra    de    Vaux. 
Sci'iptorcs  Syri,  ISeries  secunda,  Tomus  XX  VII.   Philoxeni 
Mahbiujensis  tractatus  de  trinitate  et  incarnatione ,    ed.   et 
5  interpretatus  est  A.    Vaschalde.     271,  204  S.     19,60  Mk. 

Series  tertia.,  Tomus  XXV.  Vitae  virorum  apud  Mono- 
pliysitas  celeberrimorum,  ed.  et  interpr.  est  E.  W.  Brooks. 
95 ,  60  S.  6,80  Mk.  Parisiis ,  G.  Poussielgue.  Lipsiae, 
0.  Harrassowitz  1907. 

10  Von  den  Werken  des  leidenschaftlichen  Verteidigers  des  Mono- 

physitismus  Philoxenus  (Xenäiä)  von  Mabbug  waren  uns  außer 
mehreren  Briefen,  die  Martin,  Guidi,  Pi-othingham  und  Vaschalde 
veröffentlicht  haben ,  und  einisfen  Frasmenten  seiner  Bibelrevision 
hauptsächlich    die    Moralpredigten    bekannt    geworden ,    die    Budge 

15  heraussrecreben  hat.  Jetzt  erhalten  wir  drei  Abhandlungen  über 
die  Dreieinigkeit  u.nd  die  Fleischwerdung  aus  einer  nitrischen  Hand- 
schrift der  Vaticana,  die  i.  J.  564,  also  etwa  40  Jahre  nach  dem 
Tode  des  Autors  geschrieben  ist.  Auch  diese  Schrift  trägt  die 
deutlichen    Merkmale    des    philoxenianischen    Stils.      Nicht    ruhige 

20  Darlegungen  einer  wissenschaftlich  zu  begründenden  Ansicht,  sondern 
persuasio  des  Glaubensgenossen,  contritio  des  Gegners  sind  die  Ziele, 
denen  er  nachstrebt,  die  er  in  eindringlicher,  oft  zu  langen  Anapher- 
ketten sich  steigender  Variation  der  wenigen  Grundarcfumente  zu 
erreichen    sucht.      Unstreitig    wendet   er    sich    zunächst   an    mono- 

25  physitische  Leser,  nicht  an  Nestorianer,  wie  Assemani  annahm  auf 
Grund  der  Stelle  176,  25,  wo  er  nach  der  jedenfalls  irrigen  Über- 
lieferung (,£ofca*3  für  ^oifca.»I5)  diese  allerdings  anzureden  scheint. 

Dem    Alter   der    Handschrift   entsprechend    ist    der  Text,    ab- 
gesehen   von    dem  Verlust  zweier  Blätter  am  Anfang  und  von  der 
30  ünleserlichkeit    der   letzten  Seiten,    vorzüglich   überliefert,    so  daß 
für  den  Herausgeber  wenig  zu  tun  übrig  blieb.     Seine  Übersetzung 
ist    bis    auf   einige    Kleinigkeiten    sehr    gut    gelungen.      S.    14,   25 

;S^  ^  Ojüöl  ^jjt  JJ  heißt  nicht:  „Bona  eius  ab  extra  non 
p(  tuntur*",  sondern  „B.  e.  non  mutua  ab  alio  accepta  sunt".    S.  78,  21 

35  Jl^«-./  ^  q\2jj  heißt  nicht:  ,a  scientia  defecerunt",  sondern 
„intellectu  non  consecuti  sunt",  wie  oj'^liQD  ^  ^\2jj  «spe  frustratus 
est".  Acta  mart.  ed.  Bedjan  VI,  382,  16,  Anecd.  Syr.  II,  50,  2, 
Chron.  min.  195,  1  |u,j  ^  \i2iJ  ,victoriam  non  adeptus  est", 
Titus  v,  Bostra  68,  IS^j!  o'^vt  ^  ""^aj    „regnum  amisit",  Mich. 

40  Syr.  I,  364,  b  19  oj^j  ^  '^Oii  ,gradum  amisit"  eb.  158,  c  12, 
Synodicon  ed.  Chabot  74,  1<'>,  Barhebr.  ehr.  eccl.  1,  115  u.  aq  'j 
O^i^jO  dass.  Sähdönä  513,  1.    S.  85,  11   ist  zwar  im  Text  jf^,^ 


BrocTcelmann :   Vaschalde  et  Brooks,   Corp.  ser,  ehr.  or.  389 

mit  Recht  in  JjN^.»^^  emendiert,  aber  in  der  Übex'setzung  S.  68,  9 
nocli   „per  creationem  suam"   beibehalten.     S.  111,  12  brauchte  das 

überlieferte   ojCs    ^)ii    ^X>vCV>  J**n;5;2»J  JjxX   JaD-,/      .OOi   |uo^   ,Jo 
nicht   in     v>-CY>  jv„>_20j   geändert   zu   werden,    was  V.  übersetzt: 
„Si    intellectualis    sit,    quomodo    oculi    in    corpore    positi   per  eam    5 
videre  possunt" ;    es  heißt:    „Wie  sind  dann  leibliche  Augen  durch 

es  zu  sehn  imstande";  zu  )q^wDd  „bereit,  imstande",  s.  Acta  mart. 
ed  Bedjan  VI,  235,  1,  Julianos  45,  15.  S.  136,  25  zieht  die 
Emendation  von  JJ>qqd  in  jjOQQO  auch  die  von  ^oj  in  o6)  nach 
sich.     S.   229,  24   |.W\o   das  neben   JtscyjNft    und  j,o-^\    als  Teil  lo 

eines  Gebäudes  genannt  wird,  übersetzt  Y.  durch  „fulcimenta"  ohne 
nähere  Begründung.  Da  es  ein  solches  Wort  m.  W.  nicht  gibt, 
so  wage  ich  die  Vermutung,  daß  |    N^       darin  stecke,  das  Num.  3, 

26,  4,  26  zur  Übersetzung  von  ':2:r;r;  ■^ybp  dient,  und  das  BA.  2883 
und    BB.  492    teils    als   „Stricke",    teils    als   „Vorhänge",    teils   als  15 
„Stangen,    an    denen  Vorhänge   befestigt  sind"   deuten.     S.  238,  9 
LJQÄ   neben  joj^L,  v.   „curiositas",  1.  |*^ct2>    „voluptas". 

Für  das  Lexikon  ist  natürlich  aus  einer  solchen  Schiift  nicht 

viel   neues    zu    gewinnen.     Trotz    des    abstrusen  Gegenstandes   hält 

sich    der  Autor  von  den  bei  den  Späteren  in  solchen  Darlegungen  20 

sehr  beliebten  Neologismen  im  ranzen  frei,  von  solchen  wären  nur 

♦      o^)  /    „incorporatus   est"    129,  28  und     •      otv»    „incorporatus" 

258 ,  26 ,  wofür  er  ebenso  gut  auch  ;  o>)y  und  ; ,  o»p>  hätte 
sagen   können,    sowie   jju/   Lv^    „Weib"    146,  25  zu  nennen,    das 

sich  auch  Rechtsbücher  I,  124,  26,  Chr.  min.  210,  9,  Nestorius  (ed.  03 
Kampflfmeyer  bei  Loofs)  378,  25  findet.  Kaum  mit  Recht  hat 
V.  82,  1  für  das  überlieferte  j'^Q3  „Beryll"  das  nur  aus  dem 
A.  T.  bekannte  Jio^Zi  eingesetzt,  jene  Form  (vgl.  jüd.  aram.  Nbiin) 
kann  sehr  wohl  daneben  existiert  haben.  Sehr  interessant  war  mir 
auch  der  mir  wenigstens  bisher  unbekannte  Gebrauch  des  Wortes  30 
j>,C>->^)     „Güte"    als    Gegensatz    zu   Jx»o    „Natur"    zur  Bezeichnung 

des  Adoptivverhältnisses ,  wie  87,  16  jxoj  w6t  fc^\.  ^^  ^^^^ 
JLQl^-^J  jxi2)  ÜOQ^QD  J1O)   fcOOJOl/   Vgl.    132.   5     JXJ3J    ^ö)?    jilZL./ 

jio  \si.  )a.QDLL  Jlo::»^?  jjojo  JIcli^j  Joojl  und  148.  20  j^o/ 
Jlozulj.     Damit    erklärt    sich    nun    der    Ausdruck    Jlo^J^i    J;^  35 
„Adoptivsohn",    Rechtsbücher  I,  160,  24,    den   Sachau   beanstandet 


390  Anzeigen. 

und    für    den    ich    daher    LZBl.    1907,    1651    mit    Unrecht    j-^ 
JLq^^jSoj  konjiziert  hatte. 

Brooks  legt  fast  nur  bereits  bekannte  Texte  vor,  aber  in  einer 
nach  neuen  handschriftlichen  Quellen  verbesserten  Gestalt,  nämlich: 

5  1.  das  Leben  des  Mönches  Jesaias  von  Zachai'ias  Scholasticus,  das 
Land  Anecd.  Syr.  III,  346  sq.  aus  einer  Handschrift  des  Brit.  Mus. 
herausgab,  mit  Benutzung  einer  Berliner  Handschrift,  2.  ein  bisher 
unbekanntes,  leider  nur  5  Zeilen  langes  Bruchstück  des  Lebens  des 
Petrus  Iberus  von  demselben,   nach  derselben  Berliner  Handschrift, 

10  3.  die  anonyme  Geschichte  vom  Tode  des  Theodosius  von  Jerusalem 
und  des  Mönches  Romanus,  die  Land  Anecd.  III,  341  ff.  irrig  dem 
Zacharias  zuschrieb,  aus  denselben  Handschriften,  4.  das  von  Kleyn 
in  seiner  Dissertation  1882  herausgegebene  Leben  des  Johannes 
von  Telia,    von  seinem  Schüler  Elias,   den  Kleyn  ohne  Gnind  mit 

15  Elias  von  Dara  identifiziert  hatte ,  aus  denselben  Handschriften, 
sowie  einer  zweiten  Londoner. 

Auf  Grund    der  Berliner  Handschrift   ist    es  Brooks   gelungen 

mit    der  Kritik    und  Erklärung    dieser  Texte    mehrfach    über  seine 

Vorgänger    hinauszukommen ,    seine    Übersetzung    bietet    nur   noch 

20  wenige  Anstöße.  S.  6,  14  j^jOovÄ  |ju*J,  übersetzt  ,passionum  salu- 
tarium",  besser  „salvatoris" ;  wie  hier  so  wird  nicht  selten,  namentlich 
im  jüngeren  Syrisch  der  Genitiv  durch  das  Beziehungsadjektiv 
ersetzt,  vgl.  Jü^^iio/  jN,;nv>  fldas  Heer  der  Frösche"  KalTla  w 
Dimna  ed.  Wright  236,  17,   j-,o^\    jiQjLoi    ,das  Zeichen  des  Alef 

25  Barhebräus,  Gramm.  I,  193,  16;  es  ist  das  gewissermaßen  ein  ata- 
vistischer Rückfall  in  eine  ursemitische  Ausdrucksweise,  vgl.  Philippi, 
Status  constr.  192,  Ref.  Grundr.  I,  460.  Die  ganz  reguläre  Kon- 
struktion S.  7,  7  ff.  ^o  ooo)  yfvn)^  Ji}JL  ^  >äJj  ^j  )KsP° 
Jooi  )QCQ:::ilis^  ^oo^AiD  mit  Voranstellung  des  psychologischen  Sub- 

30  jekts  brauchte  (Vers.  7  n  1)  doch  nicht  als  „contra  grammaticam" 
bezeichnet  zu  werden.  Da  man  von  einem  Maße  jfCSnü^  schwerlich 
sagen  kann,  daß  es  zur  Ruhe  gekommen  sei  fs^^-t! )  /,  so  ist 
S.  63,  1  dafür  vielleicht  J)S\^^  im  Sinne  von  „Bewegung"  ein- 
zusetzen ;    diese    spezielle  Ableitung  der  ungemein  häufigen  Wurzel 

35^1  „sich  regen,  bewegen"  ist  allerdings  m.  W.  bisher  nur  bei 
Elias  Nisib.  (ed.  de  Lagarde  29,  44)  in  der  Bedeutung  „Schaukel" 
belegt,  sie  kann  aber  so  gut  wie  jN.>c>-0  , Auferstehung"  JfcsjrtSO) 
-Wendung"  u.  a.  sehr  wohl  auch  eine  abstr.  Bedeutiinor  trehabt 
haben.    In  der  Übersetzung  von  Jj:2)01i  ch^OJ  ü»-»— I.  o^iSlt  ^^>2D*»o 


Brochelmann:    Vaschalde  et  Broolcs,   Corp.  scr.  ehr.  or,         391 

80  u  als  ,seque  sub  barba  beati  contraxit "  hat  B.  sich  etwas  zu 
eng  an  Kleyn:  ,en  pakte  zieh  met  alle  ruwheid  samen  onder  den 
baard  van  den  zalige"  angeschlossen;  es  heißt  einfach :  ,  er  fuhr  ihm 
unter  den  Bart"   (wir  würden  sagen   , unter  die  Nase"). 

Die  Ausbeute  für  das  Lexikon  ist  aus  diesen,  ja  meist  schon  5 
lansre  bekannten  Texten  nicht  sehr  erheblich.  Beachtenswert  ist 
das  Wort  \:^a:^  „Gurt"  48,  7,  wofür  Kleyn  Jo>>^  25,  1  las,  es 
ist  eine  Nebenform  zu  jn^O*^  BA.  Nr.  4674,  BB.  col.  884,  sowie 
zu  lajtVD  BB.  eb.,  Acta  Mart.  ed.  Bedjan  VII,  399,  6  und  jruto'^O 
BA.  Nr.  4882,  4674.     S.  70,  17  übersetzt  Brooks  Jbow-,  das  sonst  lo 

nur  , Hebamme"  bedeutet,  durch  „puerpera"  (Kleyn  LXI  ,kraam- 
vrouw");  in  der  Tat  würde  „Wöchnerin"  hier  sehr  gut  passen,  da 
es  kurz  vorher  heißt,  daß  die  Frau  in  den  zwei  Tagen  gebar,  da 
der  Heilige  unter  Bedeckung  ins  Haus  kam  (ungenau  Bi-ooks, 
Versio  45,  14);  da  aber  aus  dem  Zusammenhang  nicht  hervorgeht.  15 
daß  die  Gebärende  in  ihrem  eigenen  Hause  war,  so  ist  auch  die 
Annahme  zulässig ,  daß  sie  ihre  Niederkunft  bei  einer  Hebamme 
abwartete ;  bis  auf  weiteres  wird  man  also  jene  neue  Bedeutung 
noch  nicht  ins  Lexikon  aufnehmen  dürfen.  Meine  Vermutung,  daß 
}*»0Oji  in  Sachau's  Kechtsb.  I,  76,  21  gleich  dem  neusyr.  rirnöiö  -m 
„Gendarm"  nicht  wie  sonst  „Soldat",  sondern  einen  Sicherheits- 
beamten  bezeichne  (LZBl.  07,  1651)  wird  durch  78,  25  bestätigt, 
wo  die  I..Ä0V  (B.  Romani,  Kleyn  LXIX  Romeinen)  Stöcke  tragend, 
den  Angeklagten  aus  dem  Gefängnis  dm-ch  die  Menge  hindurch 
vor  den  Richter  führen.  Das  Wort  j^jj^  90,  17,  das  Br.  „festi-  25 
vales"  übersetzt,  ohne  diesen  Begriff  näher  bestimmen  zu  können, 
läßt  sich  doch  nur  mit  Kleyn  LXXXIII  als  „geestelijken"  fassen. 
da  es  zwischen  Bischöfen,  Chorbischöfen,  Periodeuten  einerseits  und 
Mönchen  andrerseits  steht ;  man  wird  es  aber  nicht  mit  beiden  von 
JlJA.  ableiten  dürfen ,  sondern  als  eine  ältere  Bildung  von  Jl.«X  :50 
„Kirche"  statt  des  jüngeren  j^L^Sk  ansehn  müssen,  in  der  nach 
altsemitischer  Regel,  wie  im  syrischen  noch  in  |„Jj»y^  u.  a.  die  f. 
Endung  vor  der  des  Beziehungsadjektivs  geschwunden  ist.  Für  die 
Grammatik  interessant  wäre  die  Form  jxi*  , schwöre"  86,  1  in 
einem  in  den  Londoner  Handschriften  und  daher  bei  Kleyn  fehlenden  35 
Sätzchen;  da  es  kein  Pa^^el  sein  kann,  hätten  wir  eine  Parallele  zu 
JL  , komme"  und  \6\JLl  „bereue" ;  dem  Zeugnis  der  einen  Hand- 
schrift wird  man  aber  wohl  noch  nicht  vertrauen  dürfen  und  des- 
halb einstweilen  lieber  das  gewöhnliche  s*2D^  oder  »^>ql.  dafür 
«i^s«^^*^"-  C.  Brock  el  mann. 


392  Anzeigen. 

Sieben  Bücher  Anatomie  des  Galen.    ^Avcao^iy.&v    iyyciQi]a£cov 
ßißUov  d-—Te,  zum  e^'sten  Male  veröffentlicht  nach  den  Hand- 
schriften einer  arabischen  Ubet'setzung  des  9.  Jahrh.  n.  Chr., 
•ins  Deutsche  Übertrafjen  und  kommentiei-t  von  Max  Simon 
5  Dr.  med.      I.   Band.      Arabischer    Text.    Einleitung   zum 

Sjrrachgebrauch ,  Glossar,  mit  zwei  Faksimile  -  Tafeln 
LXXXI,  362  SS.  //.  Band.  Deutsche)-  Text,  Kommentar, 
Einleitung  zur  Anatomie  des  Galen,  Sach-  und  Namen- 
register.   LXVIII,  366  SS.     Leipzig,  J.  C.  Hinrichs.    36  Mk. 

10  Von    den    15    Büchern    der   Anatomie    des   Galen    sind    die    7 

letzten  im  srriechischen  Urtext  verloren,  aber  in  einer  arabischen 
Übersetzung  in  einer  Londoner  und  einer  Oxforder  Hds.  erhalten. 
Wer  diese  Übersetzung  angefertigt  hat,  ist  nicht  mit  Sicherheit 
festzustellen.     Zahlreiche  kritische  Randglossen  rühren  von  Hunain 

ir>  b.  Ishäq  her,  der  Fihrist  und  b.  al-Qifti  aber  schreiben  die  Über- 
setzung seinem  Keifen  Hubais  b.  Hassan  zu :  wahi'scheinlich  lieferte 
dieser  den  Grundstock  der  Arbeit,  den  Hunain  dann  revidierte. 
Dabei  standen  ihm  drei  griechische  Texte,  und  außerdem  noch  eine 
syrische  Übertragung   zu  Gebote.     Die  Übersetzung   muß  als  recht 

20  geschickt  bezeichnet  werden ;  sie  bindet  sich  nicht  sklavisch  an  den 
Text,  gibt  aber  seinen  wesentlichen  Inhalt  vollständig  wieder.  Zur 
Veranschaulichung  der  Arbeitsmethode  des  Übersetzers  stellt  der 
Herausgeber  den  noch  griechisch  erhaltenen  Anfang  des  9.  Buches 
der    arabischen  Übertragung    gegenüber.      Ist    schon    der   Text    des 

25  Galen  in  seiner  Verbindung  von  deskriptiver  und  topographischer 
Anatomie  mit  der  Sektionslebre  außeroi'dentlich  weitschweifig,  so 
wird  es  die  Übersetzung  noch  mehr;  aber  gerade  diese  Umständ- 
lichkeit war  für  den  Kulturkreis,  dem  sie  die  Kenntnis  der  ornechischen 
Medizin    vermitteln    wollte,    gewiß    ein  Vorzug.      Der  Herausgeber 

30  hat  sich  durch  seine  Bearbeitung,  die  eben  nur  ein  arabistisch 
geschulter  Mediziner  unternehmen  konnte,  ein  großes  Verdienst  um 
die  Geschichte  der  Medizin  erworben,  und  seine  Arbeit  wird  sich 
für  die  Kenntnis  Galen's,  wie  für  die  der  arabischen  Medizin  gewiß 
sehr  fruchtbar  erweisen. 

3.0  Aber   auch    die    arabische  Philologie  wird  aus  dieser  Aussfabe 


(' 


'rheblichen  Gewinn  ziehen.  Die  Übersetzung  ist  nämlich  nicht  in 
banalem  Scliularabisch  geschrieben,  sondern  offenbar  in  der  Umgangs- 
sprache des  Übersetzei-s,  die  in  vielen  Punkten  der  heutigen  Vulgär- 
sprache schon  näher  steht  als  dem  klassischen  Muster.     In  richtiger 

40  Erkenntnis  dieser  Tatsache  hat  der  Herausgeber  sich  wohl  gehütet, 
die  iberlieforung  der  Hd.ss.  nach  den  Regeln  des  Nabu  einzurenken, 
und  in  einigen  Fällen,  in  denen  er  anfangs  doch  sich  dazu  hat  ver- 
leiten lassen,  erkennt  er  in  der  Einleitung  die  Berechtigiuig  der  Über- 
lieferung an.      Hier  schildert  er  nach   diMii  Vorbild  von  A.  Müller's 

4:<  Arbeit  über  Ibii  ab!  Usaibi'a  die  sprachlichen  und  stilistischen 
Eigentümlichkeiten    seines    Textes.      Vielleicht   wäre    es   ei'wünscht 


Brockelmann:  Simon,  Sieben  Bücher  Anatomie  des  Galen.        393 

gewesen,  wenn  er  den  unter  der  Überschrift  „Orthographie  und 
Wortbildung"  zusammengefaßten  Stoff  in  zwei  Kapitel  zerlegt  hätte, 
da  so  die  wirklich  sprachlichen  Eigentümlichkeiten  sich  von  bloßen 
Schreibgewohnheiten  schärfer  gesondert  hätten.    So  ist  die  vuloräre 

Form   ^.^    „zeigen"    doch  anders  zu  beurteilen  als  die  Schreibung    5 

■j^  für     ij.     Auch  der  Dual    .yAjLi>l    „zwei    andere"    wäre    besser 

nicht    in    einem  Alinea    mit  der  Form   ,.vajLj^    .zwei  Gänsfe"   und 

LT-— ^  .      1  o 

der  Schreibung  L^iJtXs>l  zu  erwähnen.  Der  erste  beruht  auf 
einer  Vermischung  der  drei  f.  Endungen  tf  if  ö;  charakteristisch 
ist  das  beständige  Schwanken  der  Handschriften  zwischen  der  älteren  lo 
Form  .y^'SLs>\  und  der  jüngeren  ^Aj_i>!;  im  zweiten  Falle  handelt 
es  sich  um  eine  Neubildung  des  Duals  direkt  vom  Sg.  mit  Beibe- 
haltung des  für  diesen  charakteristischen  ä  und  mit  i  als  Gleitvokal 

wie    in    LjLj    für    (^Lj.       Die    Form     LiA.«.Jlx/)    „unsere    Lehrer" 

(S.  XXIII)  ist  übrigens  nicht  durch  haplologische  Silbenellipse  ent-  15 
standen,  sondern  ist  ein  auch  vom  klassischen  Standpunkt  aus  völlig 
korrekter  St.  cstr.  PI.  vor  Suff.     Mit  Unrecht  entschuldigt  sich  der 

Herausgeber    (S.  XXII,  1)    in    Formen    wie    oJs^»,    ci*.-i-^i^    tlas 

„phonetisch  willkürliche  und  unschöne"  Tesdid  gesetzt  zu  haben, 
das  „wohl  jetzt  nur  von  den  wenigsten  Ai'abisten  gebilligt  werde",  20 
Arabisten  haben,  wenigstens,  wenn  sie  ihre  Aufgabe  wissenschaftlich 
auffassen,  überhaupt  nichts  zu  billigen,  da  sie  ja  nicht  als  Mitglieder 
einer  Accademia  della  Crusca  fungieren,  sondern  nur  Tatsachen  fest- 
zustellen. Diese  Assimilation  nun  findet  sich  nicht  nur  im  Qor'än, 
sondern  ist  auch  in  allen  neueren  Dialekten  so  vollständig  durch-  25 
geführt,  daß  der  Herausgeber  sie  mit  Recht  auch  bei  seinem  Autor 
voraussetzen  durfte.  Sehr  dankenswert  ist  die  Übersicht  über  den 
syntaktischen  Sprachgebrauch  des  Übersetzers ;  daß  es  S.  dabei  ver- 
einzelt begegnet  ganz  gewöhnliche  und  normale  Konstruktionen  als 
Eigentümlichkeiten  seines  Autors  anzusehen,  ist  im  ganzen  weniger  -m 
seine  Schuld,  als  die  der  namentlich  in  syntaktischer  Beziehung 
noch  immer  recht  unvollkommenen  landläufigen  arabischen  Gram- 
matiken. So  verzeichnet  er  S.  XXV  als  auffällig  die  Konstruktion 
von  L^A^  mit  dem  Perfekt  mit  eingeschobenem  Bedingungssatz,  der 
nicht  nur  in  dem  letzten  von  S.  zitierten  Beispiel,  sondern  in  allen  ;ir. 
mir  erinnerlichen  Fällen,  so  vermutlich  auch  in  dem  2.  von  ihm 
zitierten  vorliegt,  den  ich  leider  nicht  kontrollieren  kann,  da  das 
angegebene  Zitat  nicht  stimmt.  In  Fällen  nun  wie  ^^^.xlz'i  13!  L4.AJ' 
;fv.Jl   cj.Iii   K.Lc:i*Jt  282,  4.  5  ist  das  2,  Perf.  auch  nach  klassischem 


og^  Anzeigen. 

Sprachgebrauch  durchaus  erforderlich,  da  \j>\  mit  Perf.  im  Nachsatz 
unbedingt  ein  Perf.  erfordert  auch  an  Stelle  eines  Impf.;  so  tritt 
unendlich  oft  das  Perf.  im  Nachsatz  eines  Satzes  mit  \3\  für  das 
Impf,  mit  .,li'  im  Sinne  von  , pflegen"  ein;  vgl.  nur  die  Beispiele, 
5  die  Nöldeke  z.  Gr.  §  88  als  Belege  für  die  Personalattraktion  an- 
führt. Ganz  regulär  ist  auch  das  Beispiel,  das  S.  ebenda  für  die 
Vermischung  von  Indikativ  mit  Konjunktiv  und  Jussiv  anführt 
l^jotj  äj!  o.jiJ^  ,die  Venen,  welche  ernähren",  nur  ist  natürlich 
»jsAj    zu    schreiben.      Die  Kombination   uäa5"    .,!   ist    kaum    bizarr 

10  zu  nennen  (S.  XXX) ;  sie  findet  sich  zur  Einführung  indirekter 
Fragen  ja  auch  schon  in  klassischer  Sprache,  z.  B.  Agh.  VI,  73,  11: 
LJLäs  ..y^  Oi-Ai"  .,1  ÜJLw,  wie  ja  auch  sonst  |  nicht  selten 
gerade  so  wie  *r  und  ^  zur  Einführung  direkter  Rede  dient.  Auf 
einem  Mißverständnis  beruht  die  Angabe,  daß  bei  u^^-J  das  Subjekt, 

15  nicht  das  Prädikat  mit  v_J  eingeführt  werden  könne.  Von  den 
angeblich  zahlreichen  Beispielen,  von  denen  mir  bei  der  Lektüre 
keins   besegnet    ist,    führt  S.  leider   nur  ein  einziges  an,    und  dies 

ist  falsch  verstanden.     Der  Text  162,  13 ff.  lautet:    K/iLcjw 


^!  üxiLäiil  iOcLiüIi.  Simon  übersetzt:  „Die  Zusammenlagerung 
der  Haut  mit  dem  unter  ihr  liegenden  ist  nämlich  an  dieser  Stelle 

25  nicht  so,  wie  sich  die  Haut  des  Hodens  mit  den  übrigen  unter  ihr 
liegenden  Teilen  zusammenlagert.  Sondern  von  wegen  dieses  Ganges 
und  des  venösen  Gefäßes,  aus  welchem  sich  häufig  das  Blut  ergießt, 
ist  die  Haut  hier,  meine  Freunde  (wörtl.  „Ihr  Männer"-^)),  von  dem, 
was  unter  ihr  liegt,   frei.     Und  ihre  Anlagerung  an  das,    was  hier 

ao  unter  ihr  liegt,  nennt  man  die  „Hintere  Anlagerung" ".  Es  ist  aber 
zu  übersetzen:    „Darin,  daß  die  Haut  an  dieser  Stelle  sich  an  das, 

1)  OL  J>j»aftj,  Simon  J.uli>Lj. 

2)  OL  so  in  einem  Wort,  Simon      ^»^   LjI»    X^^. 

3)  Aber  einen  PI.  von  »^1  gibt  es  bekanntlicli  nicht. 


Broclcelmann :  Simon,  Sielen  Bücher  Anatomie  des  Galen.       395 

was  unter  ihr  ist,  anlegt,  ist  nichts,  wodurch  sie  sich  auszeichnete 
vor  ihrer  Anlegung  an  das,  was  unter  den  anderen  Teilen  der 
Hodenhaut  liegt.  Aber  wegen  dieses  Ganges  und  des  venösen 
Gefäßes,  aus  welchem  sich  häufig  das  Blut  ergießt,  würde  man 
erwarten  (eig.  befehlen),  daß  die  Haut  hier  von  ihrer  Unterlage  frei  5 
sei"  usw.  Für  das  Lex.  ist  aus  dieser  Stelle  der  Gebrauch  des 
Wortes   jti\   zu  buchen  i). 

Zur  Herstellung  und  Erklärung  des  Textes  seien  mir  noch  ein 
par  Anmerkungen  gestattet.     S.  3,  12   cj4^   »^_J^\   lAi    -^S  ^^yiP' 
^.^ocxi!.  übersetzt  , eines  .  .  .  Tieres  .  .  .  das  Hunger  und  Erschöpfung  lo 
getroffen   haben",  1.  xj   ytol  ,geschädigt  haben".  S.  25  u.,  87, 14  u.  ö. 
ändert  S.  das  überlieferte    ,<j.^!   ol^ö  in  ;tj.^!   oUuXJt.    Er  über- 
setzt   es     „Vier    Hauptarten    der    Tiere"     und    bemüht    sich    im 
Kommentar  Nr.  71  vergeblich  zu  dieser  angeblichen  Einteilung  der 
Tiere    in    vier  Hauptarten ,    die    sich    in  früheren  Schriften  Galen's  15 
nicht    ipsis    verbis    finde,    wenigstens  Analogien    aufzuweisen.      Die 
Überlieferung    ist    aber  in  der  Ordnung  und  bedeutet  einfach    ,die 
mit    den    vier"   d.  h.   „die  Vierfüßler",    das   ja  schon  Freytag  ver- 
zeichnet.     S.  32,  12  ist   ^.JJC^"  in    cUAj!    J,t    UsjI    ^JSSt    ^*a^i 
^!   *L^*i!   KJ^  wv.lX^'  Jö  ^jJiX« ,  übersetzt :  ,Wir  nehmen  nun  20 
auch  jetzt   wiederum   an,    daß  das  Gehirn  entblößt  ist,    indem  die 
darum  befindKchen  Knochen  entfernt  worden  sind",  durch  das  von 

L.  gebotene  vi>uk^  als  u>JC.i='  zu  ersetzen.  S.  73,  8  für  U-ijJjCj  L. 
L^^jOIXj  ist  LplIiXj  zu  setzen.  S.  80,  4  war  es  nicht  erforderlich 
den  von  den  Handschriften  gebotenen  Subj.  sji.>aj  ^.,(  durch  den  25 
Ind.  zu  ersetzen.  S.  83, 1  ist  nicht  J^>  „Zusammenfassung"  sondern 
J^.4.i»  „Inhaltsangabe"  eig.  „Summen"  zu  lesen.  S.  85,  6  ist  für 
.,  yo^  zu  lesen  .,y«5.-)  und  zu  übersetzen:  „Die  Ringer  suchen 
oft  einander  an  diesem  Teile  (dem  Kehlkopf)  zu  packen"  usw.  Simon: 
„Bei  den  Ringern  wird  oft  einer  vom  andern  geworfen,  wenn  der  so 
diesen  Teil  packt"  usw.     S.  88,  6  liegt  dem  überlieferten  L.   LLi:"! 


1)  Oder  ist  für  .,^-*Lj  etwa  .^yOiij  ^mit  Notwendigkeit  folgern*  zu 
lesen  (vgl.  ü^jI  J  *./«J!  convaincre  B.  bei  Dozy)?  An  einfach  herübergenommenes 
i^Oj    ist  wohl  nicht  zu   denken. 


ogg  Anzeigen. 

0.  Ja^-'i  das  von  Dozy  besser  bezeugte  ^-a^'l   «icli  gehe  vorüber" 

näher  als   das  von  S.  gewählte   ^^:>-^-     S.  89,  15   ^^^  Li^  jS'3\ 

übersetzt:  „Ich  erinnere  aber  daran  meine  Freunde"  1.  ^'^jS>  "wj  t.J'öl 
.Erinnei-t  euch,  meine  Freunde".  S.  121  u.  und  122,  3  oLj^.>.il 
5  .,^:^"  '^\  «die  schleichenden  Tiere"  l-j.^',  OL.  nur  mit  falschen 
Punkten  JL^.  S.  132,  6.  146,  17  brauchte  das  überlieferte  oUa;^ 
„Fleischstückchen"  (von  Drüsen)  nicht  in  oU;^  geändert  zu  werden, 
wenn  jenes  Deminutiv  auch  bisher  von  den  Lexx.  noch  nicht  ge- 
bucht ist.     S.  135,  9  entspricht  die  Einsetzung  des  v_s  in    U    '^li> 

10  ü.i5.js:u.LLi:x5  (j^LÜI  ^]  »Ü  ^*sO  ^Ääj  Xi  „außerdem,  was  ich 
bereits  vorher  den  Leuten  zum  Abschreiben  übergeben  hatte",  zwar 
dem  klassischen  Sprachgebrauch,  doch  kann  der  Übersetzer  sehr 
wohl  das  einfache  Impf,  als  Absichtssatz  gebraucht  haben,  wie  er 
auch  ol.l   mit  einfachem  Impf,  verbindet  s.  XXV  (ebenso  b.  a.  Us., 

15  dieser  auch      xo.,    '^!  und  ^Jlo  s.  Müller's  Glossar).  S.  187,9  durfte 

das   überlieferte  0.    Lx*w».xi    L.    Ij^X::.^^   d.  i.  Mvaia   nicht  in    LajJs^'s 

••  ^  ••  ^  ... 

KamcadoKia  geändert  werden,  wenn  Galen  auch  in  einer  Parallel- 
stelle (s.  Kommentar  Nr.  335)  sagt,  daß  die  hier  besprochene  Ver- 
schneidung der  Säue  (so!)  nicht  nur  in  Asien,  sondern  auch  bei 
20  den  benachbarten  Völkern  bis  nach  Kappadozien  vorkomme ;  ebenso- 
gut kann   er  hier  sagen:    „Das  geschieht  bei  uns  in  verschiedenen 

Ländern,  in  Mysien  u.  a.".     S.  164,  16  u.  s.  o.  ist  falsch   Jü  statt 

Jü  punktiert.    S.  165,18  ^}^j»  kann  schwerlich  „wird  hängend"  (vom 

Penis)  bedeuten.    1.    Lij..    S.  200,  12  u.  s.  ist  für  :<iIi:J!   als  Über- 

25  Setzung    von    Thymus  &.iycj(    eig.    „Maulbeere"    zu   lesen,    wie    de 

Koning,    Trois    traites    d'anatoraie    arabe    S.  815    richtig   schreibt. 

S.  264,  16,  17  ist  für  ^,i  der  Inf.   b"  c-yi.    „Geröchel"   zu  setzen. 

Das  Glossar  zerfällt  in  drei  Abschnitte:  1.  Anatomische  und 
allgemein    medizinische   Benennungen,    2.  Orientierung    am   Körper, 

30  3.  Instimmente.  Simon  stellt  hier  den  arabischen  Ausdrücken 
jedesmal  die  galenischen  und  die  modernen  Termini  gegenüber.  Ein 
großer  Teil  des  in  diesem  Glossar,  das  gar  nicht  in  erster  Linie 
lexikalischen ,  sondern  niedizin  -  historischen  Zwecken  dienen  soll, 
gebuchten  Wortschatzes    ist    allerdings    schon    aus    de   Koning    und 

85  sonst    bekannt.      Damit  ist  aber  der  Gewinn,    den  dieser  Text  für 


Langdon :  Thureau-Dangin,  Die  Sumer.  u.  Ahle,  KönigsinscTir.  397 

das  Lex.  abwirft,  noch  lange  nicht  erschöpft.  Ich  kann  aber  darauf 
verzichten,  mich  hier  auf  weitere  Einzelheiten  einzulassen,  da  der 
Herausgeber  sich  freundlichst  bereit  erkläi't  hat,  für  das  von 
Schultheß  und  mir  schon  seit  längerer  Zeit  vorbereitete  Supplement 
zu  den  arab.  Wörterbüchern  nicht  nur  diesen  Text,  sondern  auch  5 
die  gesamte  sonst  erreichbare  medizinische  Literatur  zu  verarbeiten. 

So  kann  ich  mich  damit  begnügen,  auf  das  interessante  Wort  ,  ^Jj 
aBrustbein"  (84,  14  und   sonst   sehr   oft)    hinzuweisen,    das    an    die 

Stelle  des  klass.  ij^jj  (Garlr  157,  6,    Gähiz  Haia^än  II,  10,  7)  ge- 
treten ist,    und  das  m.  W.   das   erste  arabische  Beispiel  für  die  in  lo 
in.  Grundr.  I,  §  88  im  Äth.,  Hebr.,  Altaram.  und  Ass.  naühgewiesene 
Dissimilation  von  emphatischen  Lauten  darstellt. 

C.  Brockelmann. 


Die    Sumerischen    und  Akhadischen  Königsinschriffen.      Von 
F.  Thureau-Dangin.  {Vorderasiatische  Bibliothek^  Band  I.)  i5 
Leipzig,  J.  C.  Hinrichs'sche  Buchhandlung,  1907.     S*'.    XX, 
238  S.     (Mit  Verzeichnis    der  Eigennamen   und  wichtigsten 
Kultgegenstände  von  St.  Langdon.) 

This  book  includes  all  the  royal  inscriptions  of  the  various 
Sumerian  and  Semitic  dynasties  which  ruled  in  lower  Mesopotamia  20 
until  Hammurabi  finally  subjected  the  ancient  land  of  Sumer  and 
Akkad.  For  the  sake  of  completeness  the  author  has  included  the 
Semitic  dynasties  of  Larsa  pp.  206 — 220  (in  part  contemporaneous 
with  the  so  called  first  Babylonian  dynasty  before  Hammurabi) 
and  of  Uruk  p.  220  f.  (also  contemporaneous  or  later  (?)  than  the  first  25 
dynasty). 

Recent  publication  of  contracts  from  the  Museum  of  the  Univ. 
of  Pennsylvania  and  of  historical  texts  from  the  British  Museum 
has  made  clear  the  fact  that  the  so  called  second  Babylonian  dynasty 
was  partly  contemporaneous  with  the  first  and  that  the  early  3ü 
kings  of  As^ur  ruled  before  Hammurabi.  New  data  now  place 
the  date  of  Hammurabi  at  about  21o0  BC.  with  some  certainty, 
and  the  founding  of  the  dynasty  at  about  2230  or  later').  Adding 
to  this  225  years  for  the  dynasty  of  Isin  and  117  for  the  Ur- 
engur-Dungi  dynasty  of  Ur  we  arrive  at  the  time  of  the  successor  35 
of  Gudea,  Urningirsu,   i.  e.  about  2600  BC.     Gudea  then  ruled  at 


1)  See  Th.-Dangiu    in    ZA.   XXI,    176 — 187    and    in  Journal    des  Savants 
April  1908. 


398  Anzeigen. 

the  end  of  the  27  th  Century  probably  not  earlier  than  2650.  This 
is  the  earliest  trustworthy  date  that  can  be  fixed  from  the  material 
at  our  disposal.  According  to  the  historical  sketch  of  Th.-D. 
p.  XIV  and  p.  161  note  2    the    earliest    dynasty    in    the    Valley    of 

5  Mesopotamia  of  which  we  have  any  direct  Information  is  that  of 
U-tug  and  Mesilim  in  Kis.  At  what  date  we  should  place  this 
early  civilization  as  well  as  that  of  Urnina  at  Lagash  and  his 
predecessors  is  as  yet  a  matter  depending  upon  historical  conjecture 
and    epigraphical    evidence.     The    date    of   Sargon    founder    of   the 

10  Semitic  dynasty  at  Akkad  can  hardly  be  placed  much  before  3000 
from  the  evidence  of  material  now  at  our  disposal.  According  to 
Th.-D.  p.  61  Urbau  followed  at  not  a  great  interval  the  dynasty 
of  Agade  and  Nammahni  son-in-law  of  Urbau  according  to  p.  67 
note  1  preceded  Gudea  by  a  short  period.    Estimating  then  100  years 

15  between  Urbau  and  Gudea  we  might  place  Urbau  at  about  2750. 
From  Urbau  to  Naramsin  and  the  patesi  Lugalusumgal  (p.  59)  we 
have  scarcely  any  material  for  even  a  conjecture.  A  gap  here  of 
500  years  is  scarcely  to  be  assumed  from  epigraphical  evidence, 
cf.  the    introduction    of  the    same   author's    Tablettes    Chaldeennes 

20  inedites.  There  is  therefore  much  in  favor  of  supposing  that  the 
reckoning  made  by  Nabopolassar  by  which  Naramsin  was  placed 
at  3750  BC.  is  a  mistake  of  exacth^  1000  years  and  that  Sargon 
is  rather  to  be  i^laced  at  about  2800. 

Now  accoi-ding  to  p.  161  note  6  the  Semitic  dynasty  of 
25  Kis  [Semitic  cf.  p.  160,  no.  6  Vare  B.  a7?a(!)]  is  slightly  earlier 
than  Sargon.  Here  between  the  Semitic  dynasty  of  Urumus  and 
the  Sumerian  of  Urzage  who  calls  himself  king  is  an  absolute 
gap  as  between  the  Semite  Sargon  and  the  Sumerian  conqueror 
of  Lagash  Lugalzaggisi  and  the  succeeding  Sumerian  dynasty  of 
30  Uruk  under  Lugalkisalsi  whose  stele  was  discovered  by  Gudea 
(s.  p.  259). 

Semites  then  began  to  make  their  influence  feit  in  northern 
Babylonia  certainly  as  early  as  3000  BC.  Urukagina  last  of  the 
kings  of  Lagash  might  possibly  be  placed  at  3200  BC.    The  kings 

35  of  the  Urnina  dynasty  six  in  number  pp.  3 — 43  ma}-  possiblv  take 
US  back  to  a  pe'riod  ^3400— 3000  BC. 

It  must  however  be  remembered  that  we  have  probably  not 
yet  found  the  traces  of  the  oldest  Sumerian  civilization  as  at  Eridu, 
ür  and  Uruk.    The  book  which  lies  before  us  contains  no  material 

40  from  the  principal  religious  centres  [Nippur  excepted]  of  the  ancient 
Sumerians.  We  know  from  the  book  itself  that  the  cult  of  Ea 
at  Eridu  had  great  intiuence  at  Lagash.  Of  the  earlier  cult  of 
the  sun  at  Larsa  and  the  moon  at  Ur  we  have  as  yet  no  local 
information. 

4.'.  At   just   what    period  Semitic    intiuence    began    to   be    feit  in 

Mesopotamia,    when    and    where    they    came   into  conflict  with  the 


Langdon:  Thureau-Dangin,  Die  Sumer.  u.  Akh.  König sinschr.   399 

Sumerians  can  not  be  settled  with  much  certainty  from  the  material 
in  Th.-D.'s  book.  The  inscriptions  of  Uinimus  king  oi  Kis  pp.  160  f. 
contain  two  Semitic  words  a-na  and  enu.  His  successor  Manistüsu 
has  a  Semitic  name  =  viannu-isdudsu  [so  Hoschander,  ZA.  20,  246] 
and  the  Obelisk  of  M.  is  pure  Semitic.  The  last  important  empires  5 
of  ancient  Sumer,  Ur  and  Isin  were  appai'ently  Sumerian.  In  the 
inscriptions  of  Dungi  occurs  one  Semitic  word  a-na  p.  192,  o). 
With  Gimil^ySin  we  have  at  least  one  Semitic  inscription  p.  200,  a). 
In  the  dynasty  of  Isin  occur  occasional  semiticisms.  Compare  at 
least  the  n.  pr.  Isme-dagan,  Sin-ma-gir  and  Lipit-Istar.  The  lo 
strongest  argument  in  favor  of  the  Sumerian  character  of  the  Ur 
and  Isin  dynasties  are  the  proper  names  now  collected  and  published 
by  Dr.  Huber ,  Die  Personennamen  in  den  Keilschrifturkunden 
aus  der  Zeit  der  Könige  von  Ur  und  Nisin.  These  are  names 
of  common  people  no  one  of  which  bears  any  ti-ace  of  Semitic  i5 
influence,  whereas  proper  names  of  people  who  lived  in  Semitic 
centres  of  the  same  period  Babylon ,  Sippar ,  Uruk  are  generally 
Semitic.  Sumerian  must  have  been  spoken  in  the  days  of  Ham- 
murabi  and  probably  did  not  die  out  in  Sumer  until  long  after 
that  ancient  race  had  renounced  all  pretension  of  ruling  "the  dark  20 
headed  people". 

Since  the  appearance  of  this  book  Dr.  Messerschmidt  has 
published  in  Heft  I  of  Vorderasiatische  Schriftdenkmäler  der 
Königlichen  Museen  zu  Berlin  a  few  inscriptions  which  belong 
to  this  epoch.  No.  3  a  variant  of  Eannatum  Brick  A,  p.  26  has  25 
the  following  variants;  i,  4  bur  omitted,  5,  6  has  kar-sag-ga  ü 
due  to  lack  of  space  and  for  the  coiTect  writing  ü-ga  cf.  Kaw. 
IV,  28  no.  4  Rev.  5  etc. 

No.  4  is  an  inscription  of  the  brother  of  Eannatum,  i.  e.  Enan- 
natum  I.  It  reads  Col.  I:  [en-an^na-tüm  i^a-te-si  sir-hur-la-ki  m 
[sag-jyad-da']  '^nina  pa-te-si  ^nin-gir-su-ka  [u-]tud-da-[na'^)]; 
Col.  II:  dumu  a-kur-gal  pa-te-si  sir-hur-la-{ki)-ka  ses  ken-ag 
e-an-na-tihn  pa-te-si  sir-hur-la-{ki)-ka-ra  (sie!)  uda  '^lugal-tiru- 
{ki)-ge  en-an-na-tilm-ra  {nam-jia-te-si}  sir-l>ur-la-{ki)-[(]e]:  Col.  III: 
mu-na-sum-ma  uda  en-an-na-tum  me  ^ininna-ra  Ib-gal  mu-na-dü  35 
e-an  kur-kur-ra  mu-na-diriga  guskin  azag  bnr-bar-ra  su-mu-na-ni- 
tag  mu-ni-tiim-ma-a  ud-ba  [Gis-Thi-Iki  [na-ru-a'^']  me-[silim]  ni- 

[pad-a'^];  Col.  IV: 4  gu^skin 5  titi-mu-[na]-ni-fag  6  mu- 

ni-ttim  7  pii edin  S  dul-Gisgid{?)-ka  0  mu-na-dü  10  ''dul')- 


1)  Written,  Su,  to  my  knowledge  everywhere.  It  is  hazardous  there- 
foro,  unless  it  can  be  shown  tli.it  the  dynasty  was  Semitic  to  say  with  certainly 
that    the    name    was  pronounced  other  thaii  Su-^sin. 

2)  For  dependent  suftixed  conjugation  cf.  VVriter's  Si/ntaa'e  p.  218  unloss 
some  other  restoration  making  a  neun  =  "created  oue  of  Ningirsu"  be  possible. 
In  that  case  cf.  Su-bi-a-ge  Iml-dib-bi  lii-lu-a  =  dreadful  evil  of  his  body 
Raw.  IV,  7  a,  37. 

3)  KEC  439  =  Br.  6964. 


400  Anzeigen. 

gesten-ra    11 had-ka-ni   12  mu-na-dü.     Enannatum    patesi 

of  Lagash,  chosen  one  of  the  heart  of  Nina,  patesi  whom  Ningirsu 
hath  created,  son  of  Akui'gal,  patesi  of  Lagash,  beloved  brother  of 
Eannatum ,  patesi  of  Lagash  ^).  When  Lugaluru  gave  unto  Enan- 
5  natum  the  priesth'  and  kingly  power  of  Lagash  and  when  I  Enan- 
natum had  built  Ib-gal  for  Nana,  had  adorned  and  enriched  {tum 
=  abälu  bring  to)  Eanna,  that  by  the  countries  is  fiUed  (with 
oiferings),  with  pure  gold  and  silver,  at  that  time  Gis-Hu  (?)  which 
had  removed  the  boundary   inscription    of  Mesilim(?)   [I  defeated:]. 

10 with  gold  I  adorned  and  enriched,  the  fountain edin 

I  built,  for  Dul-gesim{?)  the?  of  bis  (her)  wall  I  built. 

Nos.  5  a  and  b  \uda]  enannatum  jjatesi  sirburla-hi  mupadda 
^ininna-ha-ge  (sie !)  Ib-gal  mu-dä{a)  e-an-na  hur-hur-ra  mu-na- 
dirig-ga-a  [su-vm-na-ni-taga^  ud-ba  lumma-tur  duniu  enannatum 

\h  patesi  sirburla-{ki)-ka-ge  kib-dim-dim-mu  e-an-na-ge  mu-na-dug. 
"When  Enannatum,  patesi  of  Lagash,  elected  of  Nana,  had  built 
Ibgal  and  had  [adorned]  Eanna  which  is  filled  by  the  countries, 
then  Lummatur,  son  of  Enannatum  patesi  of  Lagash  was  proclaimed 
the  kibdimdim  of  Eanna. 

20  No.  9.    '^ningirsu  gan-zid  urukagina-ka  mu-bi,    Its   name   is 

"Ningirsu    is    the    gan-zid   of  Urukagina".     For  (jan-zid  cf.  Gudea 
Cyl.  A,  17,  26. 

No.  13.  '^pa-sag  lugal-a-ni gude-a  pa-te-si  sir-bur-la-{ki)-ge 
S-a-ni  mu-nu-dü,  To  Pasag  bis  lord,  Gudea  patesi  of  Lagash,  has 

25  built  his  temple. 

No.  15.  gu-de-a  patesi  sirp\irla-(Jci)-ka  galu  ^-[ninnu]  ^nin- 
gir-sii-ka  in-dü  kd-gal  kd-mr-[ra']  igi-ü-[di'-ba]-)  gan-su-uJIJJH. 
Gudea  patesi  of  Lagash,  who  built  Eninnü  for  Ningirsu,  the  great 
gate  of  the  Kaiurra,  exciting  the  admiration 

30  No.  18.  ^mn-gir-su  ur-sag-h'g-ga  '^en-lil-ld  lugal  ba-ga  lugal- 

a-ni   gu-de-a  pa-te-si  slr-bur-la-{ki)-ge\\\\\\.      Ningirsu    champion 
of  Enlil,  lord  of  the  Baga  Gudea  patesi  of  Lagash//////. 

No.  20.  %a-u  sal  sdg-ga  dumu-an-na  nin  ui-u-azag-ga  nin- 
a-ni  gu-de-a  pa-te-si  sir-bur-la-(ki)-ge  ^  uru-azag-ga-ka-ni  mu- 

30  na-dü.  To  Bau  the  propitious  lady  daughter  of  Änu  niistress  of 
Uruazag,  bis  lady,  Gudea  patesi  of  Lagash  has  built  her  temple 
in  Uruazag. 

This  collection  of  the  inscriptions  of  the  classical  period  of 
Sumerian  marks  an  epoch  in  the  science  of  Assyriology.    It  places 

40  before  the  seholar  those  sources  whieh  are  of  prime  importanee 
for  studying  Sumerian  as  a  language  and  much  of  the  material  is 
here  studied  for  the  first  time.  The  work  has  been  done  with 
that  caution  and  extreme   care  which  have   ahvays  been  character- 


1)  ra    in    tho    toxt(!)    indicates    a    divine    namo    at    the    top    cf.    Col.    I. 
According  to  Mosscrsclunidt  nothing  iü  omitted(?). 

2)  cf.   Üudea,  C>l.  A.  20,  G. 


Langdon:  Thureau-Dangin,  Die  Sumer.  u.  Akk.  Königsinschr.    401 

tistic  of  Th.-D.'s  work.  No  one  would  be  more  ready  than  he  to 
recognize  the  provisory  nature  of  many  interpretations.  The  texts 
he  treats  are  the  most  diffieult  in  all  Cuneiform  literature.  With 
rare  exceptions  he  has  brought  to  bear  upon  obscure  passages,  words 
and  ideograms  all  that  the  science  of  Assyriology  has  to  offer  at  5 
the  present  moment.  At  least  in  the  main  the  students  of  history 
and  religion  may  depend  upon  the  translations.  The  historical 
results  obtainable  from  this  material  he  has  epitomized  in  the  in- 
troduction. 

The  texts  however  offer  much  more  important  Information  for  lo 
the    study    of   religion.     From    this    point    of   view   we    have    here 
truly    a    lifting    of  the    veil   into    the  secrets  of  the  beginnings  of 
Babylonian  and  Hebrew  religious  traditions.     The  important  features 
of  Babylonian  religion ,    the  religious  vocabulary  and  technical  cult 
terms  are    in    large  part    all  widely  used  Sumerian    words:    cf,    in  15 
the  index,  abrakku,  abkallu,  antasurrii,  [in  CT.  17,  32,  7  a  vessel 
for  holy  water),  the  legend  of  the  sacred  ki.skanu-tvee  whose  place  is 
in  the  pure  abode  into  whose  shadow  no  one  enters  [CT.  16,  46,  194], 
lahamu  dragon  of   the  deep  whose    head   is  the  head  of  a  serpent 
[CT.  17,  42,  15],  makurru  the  sacred  ship  (ark)  for  the  procession  20 
of    the    gods    and    cf.    the    bright    boat   into  which  Enlil  enters  in 
K.  2605  [Gray,  Samas] ,  mi-ib  the  weapon  of  Nin-Ib  and  its  fre- 
quent    occurence    in    the  Hymns    to  JSiin-Ib    published  by  Hrozny, 
also   the  sar-ur  [cf.  K.  38 ,    Obv.  19  in  Hrozny]    which    speaks    to 
Nin-Ib.     "oh    hero    as    a    strong    steer    will    I    stand    at    his    side",  25 
ASKT.  80,  27,  Rev.  14. 

The  influence  of  Sumerian  literary  forms  is  particularly  evident 
in  the  royal  inscriptions  of  the  last  kings  of  Babylon  Nabopo- 
lassar  etc. ;  devout  worshippers  of  everything  that  had  been  handed 
down  from  ancient  Sumer  and  Akkad ,  the  Babylonians  revealed  30 
to  the  last  those  profound  influences  which  distinguish  Babylonian 
art,  literature  and  religion  from  those  of  all  other  oriental  peoples. 
The  real  nature  of  this  contemplative  and  deeply  religious  people 
whose  language  was  propaged  as  the  conveyance  of  everything 
holy  in  ritual  and  beautiful  in  prayer ,  the  author  of  this  book  35 
has  understood  as  no  one  eise. 

The  rapidly  advancing  science  of  Assyriology  scarcely  allows 
any  one  to  be  able  to  bring  to  bear  upon  obscure  points  all  the 
Information  at  our  disposal.  I  give  here  some  additional  notes  on 
a  few  passages.  The  weapon  Gin^  Br.  11906,  so  frequently  used  u» 
in  the  phrase  Gin-sü  ne-sig  is  left  untranslated  by  Th.-D.  I  rayseif 
can  not  agree  with  the  translation  "with  the  battle  ax"  for  M  is 
never  used  in  the  instrumental  sense  in  the  inscriptions.  The  In- 
strument in  K.  4378,  I,  27 — 34  is  used  by  the  band,  by  a  barber, 
a  doctor,  farmer  [correct  la  to  apin] ,  for  a  sword ,  Stylus  and  is  45 
translated  by  c?m^//////,  AL=\  p.  86.  In  the  name  Gihjamei,  SAI. 
4035  (]ii-Gin  is  pronounced  gilya. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXU.  26 


4Q2  Alizeigen. 

nig-ha-a  p.  52,  12,  17  =  dä-'-iku  murderer,  CT.  16,  46,  162. 

gar-kar-ra  p.  66,    St.  B.  i,  11,    akal  tumri  baked  cakes.     In 

CT.  17,  6,  7   gar-izi  gar-har-ra  =  akal   tumri.     Here   gar-izi   is 

glossed    by   gar-har    i.  e.    baked    cakes   =  divination    cakes    {akul 

b  simti);    cf.    SAI.  3151.      Page  69,  5,  1 — 11;    cf.    end    of  Ishtar's 

Decent  to  Hades,  ßaw.  IV,  31,   Rev.  56  —  58. 

d-tuk  p.  72,  7,  43  =  basü  K.  126,  1   [Bez.  Cat.]. 

100, 10, 6  zag-mi-ni-kes  cf.  zag-kes  =  kissu  rage,  CT.  16,  25,  48. 

100,  10,  lO' nig-öu  =  eteru  spare,  CT. 'l6,  15,  V,  43. 
10  100,  10,  16  ki-im-ma-ni-gar  =  he  placed  [the  tiras\  the  form 

can  not  be  passive. 

100,  11.1  1   sag-kal,    an    argument    for    reading  sag-kal  is  the 
variant  sag-7na-al  CT.  15,  10,  Obv.  10  [Br.  3619].   Br.  3620  =  kattilu 
the  destroyer  is  to  be  read  sag-Ub,  Raw.  IV,  24,  57. 
15  100,  11,  22  ui-d-dir,  cf.  d-dir  =  lä  masil,  now,  straightway, 

ZA.  IX,  161,  18. 

104,  14,  11  d-dam  gar-ra-na   cf.  CT.  13,  37  fragment  at  end 
d-dam    ki-mu-un-gar-e ,    namussü    istakan,    he    introduced    living 
creatures. 
20  104,  14,  12  gis-bar,  the  meaning,   tax,  is  doubtful,  cf.  Schorr, 

Alt.  Bab.  Urkunden  and  for  "measure"  Gray,  Samas  16,  56  sabit 
gis-bar  and  parallel  passage  1.  54  sabit  ztbaniti,  who  handes  the 
measure  and  the  scales.  A  variant  is  mus-bar{gu)  a  vase  Gudea, 
Cyl.  A.  20,  13. 

25  108,  17,  27  d-ba,  arkänu  and  then,  variant  ot  a-ba  Br.  11367 

and  cf.  CT.  I,  96—4—4,  2,  Obv.  16. 

108,  17,  29  zgi  +  §ü  =  läUru,  cf.  Jensen,  KB.  VI,  1,  p.  386, 
where  on   basis  of  Br.  8947  gig-R-na  and  »— <  ^=  sun  =  läbii-u  and 
Br.  9437  R.  =  S2*(n?)  supposes  R.  =  sun;  two  words  for  old  must 
30  have  existed  one  sun,  sin  and  one r. 

110,  20,  21    ew  =  priest,    more    specially   the   äsipu   priest, 
CT.  16,  6,  233. 

\\2,21,  18  sag-kes,  reservoir,  cf.  es-kes-ag  reservoir  for  fish(':') 
CT.  15,  11,  24;  kima  siri  kima  siri  sag-kes-as-am,  like  a  serpent, 
35  like  a  serpent  in  the  water-pool. 

112,-22,  20  dugud  =  miktu  falling  fire ,   perhaps  also  comet. 

114,-2,2,15  ki-a-nag  dingir-ri-ka;    ki-a-nag   used    in  passage 

with  kisigya  [Br.  9685]  place  where  the  kispu  or  ritual  of  offering 

ku-sapu    cakes    for    the    dead    was    performed ,    refers  to    the  place 

40  where  the  water  was  poured  out  for  the  dead,   cf.  K.  3928,   Gray, 

SamaS-Texts,  pl.  7.    In  CT.  17,  37,  1   the  dead  are  called  the  ilcmi 

kanuiti.      It    is    likely    that   dingir-ri  refers   here  to  the  dead  and 

thut  we  are  to  translate,   "place  of  oilering  water  where  the  divine 

spirits  drink",  cf.  Raw.  IV,  13a,  28. 

^b  116,-25,  1  gis-gar-ra,  the  loan   word  iskaru ,    shows  that  the 

Sum.  word    was    isaar.      Zimmern ,    KAT''.   649   -—  -^CwN    tribute, 


Langdon:  Thureau- Dangin,  Die  Sumer.  u.  Akk.  König sinsehr.  403 

borrowed  also  in  Sjriac,  cf.  Jensen  in  Brockelmann  )•,*■>•/.    Jahuda, 

Inaugural- Dissertation  =  ä.LX^  a  benefice  whicli  is  cultivated  for 
a  priviledged  person ;  Schorr,  Alf.-Bab.-Privatreclitsurkunden^  p.  35 
land  belonging  to  the  chnrch:  cf.  CT.  II,  50  a  garden  itti  iskärim 
sa  Satnas  here  certainly  land,  garden   etc.  5 

118,  26^  24  {mus)sa-tur^  saturru^  serpent,  a  loan  word  Br.  8011, 
syn.  oi  basmu  Raw.  IV,  26  No.  2,  14  f.  basmu  acc.  to  KB.  VI,  310 
=  Eidechs,  Molch;  cf.  Leander,  Lehnwörter,  No.  225. 

118,  -27,  10  se-ir-zid  =  namru  CT.  16,  37,  10,  cf.  28,  1. 

120,27,21  id-edin,    ou  Edin    as    a    legendary    and    mystical  lo 
place  cf,  CT.  17,  14,  K.  8386,  1  where  the  divine  edin-na  is  glossed 
by  Eridu  and  Surpu  9,  1  the  divine  edin  where  the  gi^sinig  and 
gi^As  grow. 

124,  5,  14  uh-da  tubku  without,  on  the  out  side,  CT.  16,  31, 119. 

126,  6,  20  pad-de-da,  ana  pakädi  CT.  16,  5  note  6.  15 

136,  16,  19  if.  for  similar  description  of  the  feast  of  Ningirsu 
when  Bau  supplicates  him  cf.  K.  133,  17  ff. 

136,  17,  4  ur-kil  akälu  eat  (so  correctly  Th.-D.)  cf.  ur-in-da- 
kü-kü  =  itakkal,  Raw.  IV,  5,  25. 

In  regard  to  the  translation  of  the  dates  pp.  224 — 238  it  20 
will  be  noticed  that  the  author  has  avoided  the  inconsistencies  of 
the  French  edition.  For  example  in  the  French  edition  p.  336, 
third  year  of  Gimil-sin  he  translated  ba-hul  by  'he  devastated", 
but  cf.  the  German  edition  p.  234  "verheert  wurde".  On  the 
translation  of  dates  cf.  Syntaxe  du  Verbe  sumerien  p.  241.  Both  25 
Th.-D.  and  myself  have  since  the  completion  of  his  French  edition 
deduced  the  principles  of  verbal  prefixes  to  more  accuracy^).  My 
note  above  cited  left  out  of  consideration  the  fact  that  a  form 
which  has  no  object  expressed  but  which  has  the  indirect  case 
Standing  either  alone  or  preceded  by  a  subject  may  be  passive  :io 
since  the  indirect  case  can  express  Instrument  or  in  case  of  agent 
with  da  (ta)  there  postpositions  may  be  left  out.  So  ba-de  or  with 
subject  mu-ba-de  may  mean  "he  told  him"  or  "it  was  told  by 
him"  i.  e.  with  da  omitted.  The  latter  translation  is  supported 
by  the  variants  ma  and  ba  in  ha-ina-abbi  and  ha-ba-ab  =  likkabi  3r> 
may  it  be  spoken ,  AL.^*  136,^8  =  SBH.  53^  Rev.  50.  When 
dealing  with  these  forms  ba-dü,  ni-pad  etc.  where  the  force  of  the 
indirect  ba  (ma)  may  be  ethical  dative,  indirect  object,  ablative  of 
instrument  or  agent  (with  da  omitted)  or  when  only  subject  is 
expressed  as  in  ni-pad  unless  the  previous  structure  of  the  sentence  40 

1)  I  must  say  here  that  Poobel's  thesis  in  ZA.  XXI,  216—236  in  wbich 
an  attempt  is  mado  to  find  temporal  relations  in  tlie  prefixes  seoms  to  nie 
uuwarranted  and  based  upon  too  little  matorial.  For  Suinoriau  modal  forms  tlie 
existence  of  which  P.  seems  to  deny  [p.  217]  soo  Si/ntaxe  234 — 5  somo  of 
which  priuciplos  were  long  ago   oxposed  by  Tb. -Dangin. 

26* 


^Q^  Anzeigen. 

allows  one  to  complete  the  verb  with  certainty  the  translation 
must  always  be  doubtful.  Some  of  the  translations  violate  Sumerian 
orammar;  thus  p.  230  date  15  mu  Ubara-ki  M-hi  ha-ab-gi  can 
not  be  passive  for  ah  is  clearly  the  object  for  hi  i.  e.  ha-hi 
5  assimilated  to  ha-ah  and  can  only  mean ,  "year  when  he  restored 
—  Uhara  —  its  place'.'  i.  e.  year  when  he  restored  Ubara  to  its 
place.  The  author  is  however  consistent  with  this  principle  in 
mu-un-ba-ld  "he  dug  it"  p.  237  [here  ba-la  is  the  verb]. 

For  ba  subject  the  author  p.  237  note  1),    cites    the  variants 

10  in-dib  and  ba-an-dib ,  ba  in  this  case  must  be  instrumental  with 
subject  omitted  and  could  hardly  be  called  an  exact  variant. 

Page  150  su-hur-ru  is  translated  by  suruppak^  s.  RTC.  In- 
troduction  II.  The  ideogram  aratta  Br.  9052  is  also  translated 
by  Surruhbak  CT.  16,  36,  7.     On  '^sukun-uda  cf.  p.  269;  cf.  ^su- 

15  kur-ru  dumu-nun  zu-ab  =  märat  rabiiti  BA.  5,  619,  18  therefore 
a  goddess.  Since  Kes  was  a  neighboring  city  of  aratta  =  Sur- 
ruppuk  and  Ninharsag  was  worshipped  in  Kes .  it  may  be  that 
'^sukurru  =  Ninharsag  (!). 

In    regard    to    the  Verzeichnis    pp.  241 — 275    some    new    and 

20  important  notes  may  be  added.  en-zu  p.  250,  cf.  the  recent  expla- 
nation  of  Sin  as  the  time  (en)  reckoner  {zu)  LSS.  II,  5  p.  60.  im- 
gig  p.  255  ,  this  bird  often  figured  on  the  arms  of  Lagash  as  an 
eagle  is  identical  with  the  2w-bird  which  stole  the  tablets  of  fate 
Raw.  IV,  14,  16  and  in  the  Etana  legend  is  called  nairu  eagle. 

25  immei'  p.  255,  acc.  to  CT.  11,  45,  Obv.  9    the  Sum.    reading 

for  Ramman  is  iskur ;    cf.  also  Hrozny ,  ZA.  20 ,  425  who  cites  a 
gloss    i'skur    K.    2100.      If    Meissners    reading    SAI.    4007    is  = 

rigmu   be   correct  one  may  perhaps  explain  the  word  ^H"^  iskur 

as  "mountain-crier".     It  is  propable    that   diskur  is  a  Westsemitic 

80  deity  whose  name  was  translated  into  Sumerian. 

lugal-uru  p.  260  patron  deity  if  the  Ürnina-Entemena  dynasty 
is  probäbly  identical  with  lugal-iir-ra  CT.  14,  16;  K.  93084,  Rev.  6, 
a  deraon  here. 

Ninharsag,   acc.   to   king   Hain.   111,201,44  =  «'^"  nin-mah 

35  which  acc.  to  BA.  5,  644,  7  =  Gula.  Another  writing  for  Ninharsag 
is  nin-tnd  p.  266  who  in  CT.  17,  42,  1 — 13  is  described  as  having 
the  body  of  a  dog  [line  10].  Since  Gida  =  Ninkarrak,  Building 
Insrrips.  of  New- Bah.  Empire  p.  106  var.  14  and  the  dog  was 
sacred  to  CJula  and  Ninkarrak  1.  c.  p.  110,    it    is    evident  that  all 

40  these  deities  are  local  manifestations  of  the  same  principle. 

Nin-Ib  p.  264  read  by  Jensen,  Nimrod  may  perhaps  be  simply 
nin-ih,  cf.  Br.  5168  where  the  plant  '>'i^^  Ninlb  =  nikihtu  and 
cf.  Rin.  367,  Obv.  11,  and  nig  Br.  11965  =  Nin  i.  e.  nig(k) 
10989,  therefore  Nikih{?)  pa-sag  dingir  .^  fyj-  this  deity   in  Ihe  time 

15  of  Gudea  see  above  VAth.  2339,  Schrift- D<mk.,  no.  13. 


Langdon :  Thureait-Dangin,  Die  Sumer.  u.  AJch.  König sinschr.   405 

susgallu  p.  270,  after  Ninharsag  insert  14  i.  e.  14,  i7,  15.  For 
susgal  of  Nin-Ib  see  K.  131,  7. 

tarkuUu^  cf.  SBH.  53,  Obv.  65  Ishtar   the  tarkul  of  Babylon. 

The  editors  of  the  Vordertisiatische  Bibliothek^  Winckler  and 
Jeremias  had  planned  to  have  a  concise  dictionary  at  the  end  of  5 
each  volume.  But  Sumerian  philology  is  not  yet  far  enough 
advanced  to  allow  us  to  compose  a  dictionary  in  transcription. 
Prof.  Haupt  has  given  a  short  one  in  ASKT.  The  only  plan 
feasable  for  Sumerian  at  present  is  to  use  the  Script  in  which  its 
literature  is  written  and  to  accompany  it  by  a  transcribed  dictio-  lo 
nary  so  far  as  our  knowledge  allows  us  to  make  such  transcriptions. 

Addition  s. 

Page  40,  4,  10  a-e  ni-mi-e  =  süpü  v.  SBH.  104,  6  a  var.  of 
FÄ-UD-Dül.  1(!). 

66  B.  2,  5    mu-gil-sa  "everlasting    name".     In  SBH.   101,  44  i5 
a  syn.  of  busü.     Cf  OB.  I,  68,  II,  4  mu-Li  <jil-sa. 

82  F.  5,  5  u-nu-tur-tur  is  an  epithet  of  the  goddess  of  Isin, 
SBH.  81,  9  -=  "the  attentive". 

96,  6,  15  e-sag  =  eiritu  sanctuary,  SBH.  37,  8. 

120,55,  7  bdd-si-an-na :  bdd-siis  a  place  for  doves,  SBH.  80,  19.  20 

126,  6,  4  gar-ud-du  a  kind  of  bread,  cf  Labartu  IV,  E.  55  b,  29 
and  as  an  offering  Nbk.  49,  8:  v.  also  CT.  U,  27  date. 

98,  P,  18  an-zag-ta  cf  an-zag-bi-M,  CT.  IV,  3  b,  7. 

In  Cyl.  B.  12^  1  and  14,  26  the  name  of  the  fish  Hl-iuhur 
is  to  be  read  du-suhur  after  da-sukur,  CT.  15,  26,  15.  25 

Page  150,  II,  2  a-al  city;  Meisser  in  OLZ.  1908,  Sp.  184  argues 
from  the  long  ä  for  an  Vr  root :  cf.  also  BA.  V,  675,  24. 

Page  50  no.  0)  Th.-D.  assimilates  REC.  284  to  Br.  8192  which 
had    a    Sumerian    value    hubur ,    CT.  XII,  19  b,  16;    in    Bab.  Miscl. 
pl.  11,  V,  7  mu-ud  =  R  =r  hubu[ru].      An    assimilation    to    lahtan  30 
Br.   8185,    Bab.  Miscl.  ibid.  6,    which    is    also   a    vessel   Delitzsch, 
HW.  375b,  is  not  excluded. 

Page  102,  13,  2  s\g-udu  gdn-na-kam  su-a  mi-ni-gar-gar  = 
one  who  makes  wollen  garments  by  band;  for  gdn  =  subätii  v. 
ga-an-na,   CT.  XVI,  35,  20.  '  35 

Page  132,  12,  21  dag-gana-bi  cf  ddg-ga-na,  CT.  XV,  18, 
Rev.  12  =  Chamber. 

St.  Langdon. 


I 


40G 


Kleine  Mitteilungen. 

Einige  Bemerkungen  zu:  „Kahle,  Zur  Geschichte  der 
hebräischen  Accente".  —  Im  LV.  Bande  dieser  Zeitschrift, 
p.  193,  spricht  Kahle  die  Vermutung  aus,  daß  die  „ständigen  Diener 
der  D"^"?;*"::  den  C'^'70'':::  selbst  allmählich  bestimmte  Melodien  gegeben 

5  haben,  und  zwar  im  besonderen  die  Servi,  die  den  Li-''n'"^  unmittelbar" 
vorangehen.  K.  zieht  diesen  Schluß  aus  der  angeblichen  Tatsache, 
daß  man  „in  den  Büchern  r]12H  zwei  Arten  von  Silluk"  unterscheide. 
K.'s  Gewährsmann  ist  Baer  in  Thorath  Emeth  p.  4  in  der  Anmerkung. 
An    der    angegebenen    Stelle    findet    sich    die    gereimte  Abhandlung 

10  Ben-Aser's  über  die  nrN  i'^Dr::,  die  früher  von  Dukes  (in  Kontres 
hammassoreth)  und  später  von  Baer-Strack  (in  Dikduke  ha'teamim 
als  §  18)  veröffentlicht  wurde.  Ben-Aser's  Worte  lauten:  nrvTi^" 
-iTiEWT^)  bibn  a-^ico  nu:b;2::3  ,-iin:  hdd  -nnsD  j-^^n  n:i--zr2r>.  Dazu 
bemerkt  Baer:  -i')3Ni in-ni:  '>::":>   ^Tin   N-iprn   ,pV5on  Nnn 

pibon  -pa:  n;rN  n^^.zü  ^Ncn  Nbi  , t n d ' 7: :  -^  n n n i  ihip  c "^ '^ "^  o 
^  1 70  :  b  T  p  T  b  ~  ^).  Das  kann  doch  unmöglich  etwas  anderes  heißen, 
als  daß  die  Melodie  des  pibo  der  rn'zii  "»lED  hohe  und  tiefe  Töne 
enthalte ,    also    einen    großen    Tonumfang    besitze ,    wohingegen    die 

20  Melodie  des  pibo  der  Q-'-iEO  N'b  aus  kleinen  Intervallen  bestehe. 
Es  ist  also  hier  nicht  von  einem  pibc  in  hoher  Tonlage  und 
einem  anderen  in  tieferer ,  sondern  von  einem  pibo  mit  sowohl 
hohen,  als  auch  tieferen  Tönen.  Daß  unsere  Auffassung  die  richtige 
ist,  bestätigt  Baer  selber  (a.  a.  0.  p.  8):   ...  piDE"  qiD  Nin  pibo 

25  D-'-itD  "|'\s  piboTo  nrrc^a  piocn  ^^•^::^7^  nN-'an  oa  ms:::  "jn  ,.  .  .  . 
D^iED  -"nd  m:73T  1172:  iDi;::s  bnp  t:2"'N  n"73Nn  n:i5:  "^d 
n^73"'y:73  OT^n  my^u  itost  i) -  n  "^ :  ^  -ij  d  m p  t n  72  ■> :• :  a  -b r -^   «b n 

") C-'-n7;T72n    nT'70N3    2''pr!m72n    a-^rrnn    ms.      Trotzdem    K. 

für  seine  Behauptung  mehrere  Beweise  zu  haben  andeutet  (,cf.  zum 

30  B  e  i  s  p  i  e  P)  Baer") ,  haben  wir  keinen  Hinweis  auf  die  „Tatsache" 
finden  können.  Die  Behauptung  Kahle's  muß  also  als  unerwiesen 
und  unbeweisbar  angesehen  werden ;  damit  werden  aber  auch  alle 
aus  der  Behauptung  gezogenen  Schlüsse  bez.  der  Einwirkung  der 
Servi    auf   die   Kantillation    des  Textes   hinfällig.  —  Auch  das  von 

3&  Azla,  dem  speziellen  Servus  des  GereS,  Gesagte  hat  keine  zwingende 
Bewei.skraft,  denn  Meliui)))ak,  der  spezielle  Servus  des  nicht  in  den 
nzii  "nzc  vorkoinnienden  Pa^ta,  kommt  sehr  häufig  in  n7:N  "'"^O  vor, 
z.  T.  sogar  unmittelbar  vor  dem  C3-l;.  I.   Katzen  st  ein. 

1)   Von   mir  licrvorgehoben.  2)  Vgl.   p.  37,    N    plE. 


Kleine  Mitteilungen.  407 

Zu  phönizischen  Inschriften.  —  Auf  ZI.  5  der  Opfer- 
tafel von  Marseille  hat  man  in  NL:'7CiL:Nn  schon  längst  ein  griechi- 
sches Wort  vermutet.  Es  ist  ■2.  ^  avx6iiuxo{v):  ,Bei  einem  Kalbe, 
dessen  Hörner  von  selbst  (von  Natur)  im  Fehlen  sind".  Vgl.  Payne 
Smith,  Thesaurus  syriacus,  Sp.  131.  —  —  5 

Anders  als  die  meisten,  namentlich  die  neueren  Erklärer,  glaube 
ich  in  *|5"i  auf  ZI.  19  der  Inschrift  Esmünazar's  doch  den  Namen 
des  Gottes  Dagon  sehen  zu  müssen.  Der  Zusammenhang  des  Textes 
scheint  diese  Auffassung  zu  verlangen.  Denn  Esmünazar  will  in 
seiner  Grabschrift  nicht  von  seinen  Verdiensten  um  den  sidonischen  10 
Staat  reden ,  sondern  lediglich  vor  Grabschändung  warnen ,  unter 
Hinweis  auf  den  Zorn  der  Götter. 

Deshalb  hat  der,  den  zweiten  Teil  der  Inschrift  (ZI.  13  ff.)  be- 
ginnende Satz  den  Sinn  :  D  e  n  n  ich  und  meine  Mutter  haben  Astarte, 
Esmün  und  alle  Götter  der  Sidonier  zu  Dank  verpflichtet  durch  15 
das,  was  wir  für  ihren  Kultus  getan  haben.  Und  daran  reiht  sich 
der  Schlußsatz  der  Inschrift :  Auf  daß  diese  heiligen  Götter  die 
Grabschänder  nicht  preisgeben. 

Aber  der  Zwischensatz  auf  ZI.  18 — 20  nbyb  ürnitb  ....  in"^  li'T 
würde  in  seiner  bisherigen  Deutung  diesen  Zusammenhang  unterbrechen !  20 
—  "in  knüpft  in  erster  Linie  den  Gott  Dagon  an  die  sidonischen 
Götter  an  :  Der  Großkönig  hat  uns  ferner  die  D  a  g  0  n  s  länder 
verliehen.  D.  h.  auch  Dagon  ist  ein  sidonischer  Gott  geworden, 
der  die  Grabschänder  bestrafen  wird;  auch  auf  Dagon  bezieht  sich 
„diese  heiligen   Götter".  25 

Die  Worte  nb^D  "0::n  nTa:^^  m^^b  sind  noch  nicht  sicher  ge- 
deutet; aber  aus  »""n^y  geht  hervor,  daß  Esmünazar  vieles  oder 
großes  geleistet  hat,  um  auch  Dagon  seinen  Gott  nennen  zu  können. 
Und  durch  diese  Leistung  glaubt  er,  auch  Dagon  zu  Dank  ver- 
pflichtet zu  haben.  F.  Prae torius.  '° 


Zu  oben  S.  80  —  82.  —  Zu  dem  in  Betreff  der  Grund- 
form des  hebräischen  Artikels  von  Barth  und  Brockelmann 
contra  U  n  g  n  a  d  geführten  Streit  möchte  ich  nur  daran  erinnern, 
daß  U  n  g  n  a  d  für  seine  Ableitung  des  hebräischen  Artikels  aus 
*han  außer  auf  den  von  ihm  selbst  Or.  Litt.-Ztg.  1907,  Sp.  211  35 
zitierten  H  a  1  e  v  y  sich  auch  auf  N  ö  1  d  e  k  e  berufen  kann  ,  der 
Semit.  Sprachen-  1899,  S.  50  sagt,  daß  der  hebräische  Artikel 
„eventuell  auch  einmal"  lian  gelautet  haben  „könnte".  Da 
weder  Ungnad  (Or.  Litt.-Ztg.  1907,  Sp.  210/11  und  ZDMG.  LXII, 
80 — 82)  noch  seine  Gegner  Barth  (Sprachwissensch.  Unters,  z.  40 
Semitischen  1907,  I,  S.  47— 53)  und  Brockelmann  (Grundriß 
d.  vergl.  Gramm,  d.  sem.  Spr.  1907,  S.  316  —  nicht  317,  wie 
Ungnad  S.  80  falsch  angibt)  auf  Nöldeke's  Ansicht  Bezug  nehmen, 
ist  ein  kurzer  Hinweis  darauf  ans  mancherlei  Gründen  vielleicht 
nicht  ganz  unangebracht.  G    B  e  e  r  ''^ 


408 


Albert  Socin-Stiflimg. 


Laut  Beschlusses  des  unterzeichneten  Kuratoriums  der  Albert 
Socin-Stiftung  vom  Juli  1906  ist  die  erste  Ausschreibung  des 
Stipendiums  für  den  Anfang  des  Sommersemesters  1908  festgesetzt 
worden. 

Die  auf  den  Zweck  der  Stiftung  und  die  Verleihung  des  Stipen- 
diums sich  beziehenden  Paragraphen  der  Statuten  lauten  folgender- 
maßen : 

§  1. 
Zum  Andenken  an  die  wissenschaftliche  Tätigkeit  Albei't  Socins 
soll  eine  Stiftung  unter  seinem .  Namen  begründet  werden.  Ihr 
Zweck  ist,  insbesondere  jüngeren  Kräften  in  erster  Linie  sprach- 
liche, literarische  und  ethnologische,  in  zweiter  geographische  und 
archäolocrische  Forschungen  an  Ort  und  Stelle  in  den  arabisch 
sprechenden  Ländern  des  Orients  mit  Bevorzugung  von  Syrien  und 
Palästina  zu  ermöglichen. 

§  4. 

Die  Stipendien  werden  verliehen  an  Deutsche  (Reichsdeutsche, 
Deutschösterreicher  und  Baltische  Deutsche)  und  Schweizer,  aus- 
nahmsweise auch  an  Angehörige  anderer  Nationalitäten.  Voraus- 
setzung der  Verleihung  ist  die  Promotion  in  der  philosophischen 
oder  theologischen  Fakultät  einer  mit  einem  etatsmäßigen  Lehrstuhl 
für  semitische  Philologie  versehenen  deutschen  oder  schweizerischen 
Universität,  und  zwar  für  Philosophen  in  semitischer  Philologie,  für 
Theologen  im  Fache  des  Alten  Testamentes.  Die  letzteren  haben 
außerdem  ein  Zeugnis  mindestens  eines  etatsmäßigen  Universitäts- 
lehrers der  semitischen  Philologie  über  ausgebreitetere  Studien  in 
dieser  Disziplin  beizubringen.  Von  beiden  Klassen  von  Bewerbern 
kann  das  Kuratorium  besondere  Nachweise  ihrer  Kenntnisse  im 
Arabischen   und   Hebräischen  verlanjren. 

Von  der  Forderung  der  Promotion  kann  ausnahmsweise  ab- 
gesehen werden ,  wenn  der  Bewerber  durch  eingehende  Zeugnisse 
mindestens  zweier  etatsmäßiger  deutscher  oder  schweizerischer  Pro- 
fessoren der  semitischen  Philologie  seine  Beföhigung  zu  erweisen 
imstande  ist. 


Albert  Socin- Stiftung.  4(39 

Das  Bewerbuncfscresuch    ist   mit    einer    eincrehenden   Darlesfuncf 
der  wissenschaftlichen  Zwecke  des  Bewerbers  zu  beorleiten. 

§  5. 
Die  Stipendiaten  sind  verpflichtet,  spätestens  drei  Jahre  nach 
Empfang  des  Stipendiums  einen  ausführlichen  Bericht  über  ihre 
Studien  im  Orient  an  das  Kuratorium  zu  erstatten ,  der  ganz  oder 
im  Auszuge,  womöglich  in  der  „Zeitschrift  der  Deutschen  Morgen- 
ländischen Gesellschaft"  oder  in  der  „Zeitschrift  des  Deutschen 
Palästina-Vereins",  veröffentlicht  werden  soll. 


Die  Vergebung  des  Stipendiums  findet  in  jedem  vierten  Jahre 
in  der  Höhe  von  1600  Mark  oder  darüber  statt.  Die  Ausschreibungr 
hat  jeweilen  im  Anfang  des  Sommersemesters,  die  Verleihung  späte- 
stens bis  zum  1.  Dezember  desselben  Jahres  zu  erfolsfen.  Sollte 
sich  später  das  Vermögen  der  Stiftung  erheblich  vermehren,  so  kann 
das  Kuratorium,  statt  eines  in  jedem  vierten  Jahre  zu  vergebenden 
Stipendiums,  die  zur  Verfügung  stehende  Geldsumme  auf  zwei  oder 
mehrere  Stipendien  verteilen  unter  der  Voraussetzung,  daß  ein  jedes 
davon  mindestens   1600   Mark   betragen  muß. 

Das  für  die  diesjährige  Verleihung  festgesetzte  Stipendium 
beträgt  1800  Mark. 

Bewerbungsgesuche  müssen  spätestens  bis  zum  1.  Oktober 
dieses  Jahres  eingereicht  werden  und  sind  an  Herrn  Professor  Dr. 
Emil  Kautzsch,  Halle  a.  d.  Saale,  Wettinerstr.  32  zu  richten. 

Das  Kuratorium  der  Albert  Sociu-Stiftung  : 

Dr.  Rudolf  Ernst  Brünnow,  Bonn. 

Dr.  August  Fischer, 
Professor  an  der  Universität  Leipzig. 

Dr.  Emil  Kautzsch, 
Professor  an  der  Universität  Halle  a.  d.  Saale. 


410 


Verzeichnis  der  seit  dem  Erscheinen  des  letzten  Heftes 
bei  der  Eedaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

(Mit  Ausschluß  der  bereits  in  diesem  Hefte  angezeigten  Werke.  Die  Redaktion 
behält  sich  die  Besprechung  der  eingegangenen  Schriften  vor;  Rücksendungen 
können  nicht  erfolgen.  Anerbieten  der  Herren  Kollegen,  das  eine  oder  andre 
wichtigere  Werk  einteilend  besprechen  zu  wollen ,  werden  mit  Dank  an- 
genommen.) 

Echos  d'Orient.      lie  annee,  no.  70:  Mai   1908.     Paris. 

Babyloniaca.  Etudes  de  philologie  assyro-babylonienne  publiees  avec  le 
concours  de  Maximilian  Streck  et  Steijhen  Langdon  par  Ch.  Virolleaud. 
Tome  11  —  Fase.   3.     Paris,  P.   Geuthner,    1908. 

Oltnstead,  A.  T.  -  Western  Asia  in  tho  Days  of  Sargon  of  AssjTia  722 — 705 
B.  C.  A  Study  in  Oriental  History.  [Cornell  Studies  in  History  and  Political 
Science,  Vol.  II.]  New  York,  Henry  Holt  &  Co.,  1908.  VI,  192  S.  (Zu 
beziehen  durch  Messrs.  George  Bell  &  Sons,  York  House,  Portugal  St., 
Lincoln  Inn,  London.) 

The  Ritual  of  Kldad  ha-Dani  reconstructed  and  edited  from  Manuscripts  and 
a  Genizah  Fragment.  With  notes,  an  introduction  and  an  appendi.x  on  the 
Eldad  legends  by  Max  Schloessinger.  Leipzig  u.  New- York,  Rud.  Haupt, 
1908.      132   S.      10,  geb.    12   M. 

Davidson,  Israel  —  Parody  in  Jewish  Literature.  [Columbia  University  Oriental 
Studies,  Vol.  II.]  New  York  1907,  in  Komm,  bei  0.  Harrassowitz,  Leipzig. 
XXII,  292   S.      10   M. 


Berichtigung  zu  S.   157,  Z.  6. 

Die  Arbeit   von  Ungnad    knüpft   nicht   an  King's  Chronicles, 

sondern     an     zwei     zum    ersten    Male    edierte    Texte    des    Berliner 

Museums  an.  n    «         i     i 

C.  B  r  0  c  k  e  1  m  a  n  n. 


411 


Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 

übersetzt  von 
Hermann  Jacobi. 

(Fortsetzung) 

So^)  gibt  es  denn  von  der  Saraäsokti  folgende  Arten:  eine, 
welche  durch  doppelsinnige  Attribute  bewirkt  wird;  (die  zweite,) 
welche  durch  gemeinsame  Attribute  bewirkt  wird,  enthält  zwei  Unter- 
arten, jenachdem  Eigenschaften  oder  die  Tätigkeit  (des  aprahrta) 
übertragen  wird;  (die  dritte,)  welche  durch  ein  einen  Vergleich  5 
involvierendes  Attribut  bewii'kt  wird,  enthält  ebenfalls  zwei  Unter- 
arten, jenachdem  das  Kompositum  als  Vergleich  oder  als  Samkara 
aufgefaßt  wird.  Wenn  es  aber  als  Metapher  aufgefaßt  wird,  gehören 
89  beide  Fälle  nicht  in  das  Gebiet  der  Saraäsokti.  So  ergeben  sich 
also  fünf  Arten  der  Saraäsokti.  Dieselbe  ist  nun  überhaupt  drei-  10 
facher  Art,  je  nachdem  lediglich  eine  Tätigkeit  übertragen  wird 
oder  die  Attribute  gleich  sind  oder  beides  zutrifft.  Bei  der  Gleich- 
heit der  Attribute  haben  wir  fünf  Arten  unterschieden.  In  allen 
Fällen  aber  ist  die  Übertragung  des  Verhaltens  der  springende  Punkt. 
Es  kann  nun  1.  auf  eine  der  Wirklichkeit  angehörende  Sache  das  15 
Verhalten  einer  ebensolchen,  oder  2.  auf  eine  der  Wissenschaft  an- 
gehörende Sache  das  Verhalten  einer  ebensolchen,  oder  3.  auf  eine 
Sache  der  ersten  Art  das  Verhalten  einer  Sache  der  zweiten  Art, 
oder  4.  auf  eine  Sache  der  zweiten  Art  das  Verhalten  einer  Sache 
der  ersten  Art  übertragen  werden;  so  ist  die  Samäsokti  (wiederum)  20 
vierfach.     Überhaupt  ist  sie  also  gar  mannigfaltiger  Art. 

Lediglich  eine  Tätigkeit  wird  übertragen  in  folgendem  Beispiel: 

„Der  Khadirastrauch  zerkratzt  arg  ihre  Brüste,  faßt  fest  ihre" 
„Haare,    zeichnet  ungeschickte  Schnörkel  auf  ihr  liebliches  Antlitz" 
„und  reißt  ungestüm  von  den  Hüften  das  Kleid  den  Frauen   deiner"  -ib 
„Feinde,  0  König,  auf  ihrer  Flucht  in  der  Wüste." 

Hier  denken  wir  uns  wegen  der  Übertragung  einer  Tätigkeit : 
„Zeichnen  von  Schnörkeln"  usw.,  den  Khadira  als  ungestümen  Lieb- 
haber.   Beispiele  für  den  Fall,  daß  die  Attribute  gleich  sind,  haben 


1)  Der  Kommentar  hat  eino  jyratlkä:   asi/ä  {ityndi;  asyä^  ca  yathopa- 
jwditiin  hhedän   samkalayati).     In    unserm  Toxto    fohlen    die    entsprechenden 

Worte. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  27 


^22  Jacoli,  Ruyyaha's  Alamkarasarvasva. 

wir   oben    angeführt  i).     Beides    (Übertragung    einer   Tätigkeit   und 
Gleichheit  der  Attribute)  trifft  in  folgender  Strophe  zu: 

,Sie  haben   ihre  Haare  zerzaust,    ihre  Brust  aufgerissen,   ihre" 

„ganze  Lippe  geschunden,  ihr  Ohr  beschädigt  und  ihr  lotusgleiches" 

5  „liebliches  Auge  verwundet:  was  haben  nicht  alles  die  rohen,  stach-" 

„lichten  Bäume    den    mit  eilig   unsicheren  Schritten  in  der  Wüste" 

„irrenden  Schönen  deiner  Feinde  zugefügt!" 

Hier    haben    wir    in    „roh"    und    „stachlicht"-)  Gleichheit    der 
Attribute,  und  in   „sie  haben  die  Haare  zerzaust"  usw.  Übertragung 
10  der  Tätigkeit. 

Jetzt  sollen    der  Reihe   nach    die  vier  Arten  der  Übertragung 
des  Verhaltens  illustriert  werden.     Nämlich  (1.): 

„Es  umschlang  das  Firmament,  küßte  der  Himmelsgegenden"  90 
„Antlitz,  bestrich  mit  seinen  Strahlenspitzen  die  Mondsichel,  den" 
15  „Himmel  verhüllend  (er  ritzte  mit  seinen  Nägeln  mondsichelförmiges" 
„Mal,  weil  das  Kleid  sich  nicht  löste),  was  tat  nicht  alles  in" 
„übermächtiger  Glut  das  jugendliche  Feuer  seines  (Stirn-) Auges," 
„welches  (Feuer  nämlich)  den  Liebesgott  schon  in  sich  geschlungen 
hatte  !^y 
20  Die  je  nach  der  Stimmung  verschiedenen  Arten  von  der  Wirk- 

lichkeit angehörenden  Sachen  möge  man  sich  selbst  überlegen. 

„Diejenigen,  welche  dich  (o  HERR)  als  von  gleicher  Form  in" 
„allen  Dingen  (bez.  in  allen  Wortverbindungen)  als  unwandelbar" 
„(bez.  indeklinabel)  und  sonder  Zahl  (bez  Numerus)  auftx'etend  be-" 
•25  „trachten  und  die  Unterschiedlichkeit  deiner  selbst,  des  Absoluten," 
„leugnen  (bez.  den  Schwund  der  Kasusendung,  welche  die  Beziehung" 
„zu  einem  andern  Wort  enthält,  vorschreiben),  die  haben  wahrlich" 
„nach  meiner  Ansicht  dich  richtig  definiert"*)." 

Hier    wird    auf   einen    aus  der  heil.  Schrift  bekannten  Gegen- 
30  stand  ein  aus  der  Grammatik  bekannter  übertragen. 

„Das  nicht  in  den  Wirkungskreis  der  Augen  gekommen  ist" 
„(nicht  pratyaksa),  das  nicht  mit  einem  andern  (seinem  lihgd)  ver-" 
„bunden  ist  (kein  anumäna),  das  nicht  von  der  Rede  erreicht  wird" 
„(kein  sabdd),  das  ohne  Analogie  ist  (kein  Kjjamäna),  das  sich" 
35  „nicht  eo  ipso  ergibt  (keine  arthäpatti),  und  das  nicht  ein  ,nicht'  ist" 
„(kein  abhüva  oder  anvpalahdhi),  dies  etwas  in  den  Gazellenäugigen.' 
„das  über  alle  Erkenntnismittel  {i)ramänas)  geht  und  den  Geist  in" 
„Staunen  setzt,  die  Schönheit,  lebe  hoch !" 

Hier  wird  auf  einen  der  Wirklichkeit  angehörenden  Gegenstand 
40  ein    aus    der  Mimämsä,- Philosophie'')   bekannter   (die  Q  prainänas) 

l)  i>.  8.0:   „diT  Mond  in  voller  Glut"   usw. 

'i)   Übcrtrajjoii   otwii    , widerborstig". 

3)  .Srlkuntliiicurita  V,  23;   lies  nach  der  Ausgabe  ruildJumthnrain . 

A)  CT.  Süliityadarpaiia  ed.  Nirn.  S.  Press,  10,  5G  und  die  Erklärung  Dur- 
gSprasüd.'i  Dviveda's. 

.0)  Nach  dem  Kommentar  ist  die  Uttarii-MimäinsS  gemeint  Doch  erkennen 
auch  die  Hhiittas  die  gciiHiintfn   C  prainniins  an. 


Samäsohti  p.  89—91.  4]^3 

übertragen.     ■^)[In  ähnlicher  Weise   gilt  auch  die  Übertragung  von 
Gegenständen  aus  dem  Tarka,  der  Medizin,  der  Astronomie. 

„Indem  der  Kokila  die  Überlegenheit  Amor's  zeigte,  dessen" 
,WafFe  zugerüstet  war  durch  das  spielende  Klappen  der  Schwingen" 
„jenes  (bez.  dessen  Grund,  hetu ^  unterstützt  wurde  durch  die"  5 
„spezielle  Natur  seiner  , Sache'  paksa),  bewies  er  seine  vollständige" 
, Geschicklichkeit  (bez.  Gelehrsamkeit)  in  der  Beseitigung  des  Liebes-" 
„grolls  aller  Jünglinge  (bez.  in  der  Widerlegung  ihres  Beweises)"  (Sri- 
kanthacai-ita  VI,  16.) 

Hier  wird  ein  aus  dem  Tarka  bekannter  Gegenstand  übertracren.  lo 
In  Bezug  auf  den  gemeinten  Gegenstand  (den  Kokila)  ist  das  Wort 
pänditya  durch  Übertragung  zu  erklären. 

„Mattes  Feuer  gaben  die  Rubinen  und  die  Finsternis  zeigte" 
„Schwellen;  das  Sehen  hatte  den  durch  Finsternis  entstandenen" 
„Fehler  (bez.  die  Augen  hatten  den  Star)  in  Abwesenheit  des  Mondes"  10 
„(bez.  des  Arztes)-)." 

Hier  wird  ein  aus  der  Medizin  bekannter  Gegenstand  übertracren. 

„Indem  du  die  brünstigen  Elefanten  in  ihre  Wange  trilfst  {yoga : " 
„ganda),  das  Land  des  Vidhrti-^)  schützest  {yoga:  vaidlirta),  be-" 
„ständig  Feldzüge  gegen  die  Läta's  unternimmst,  deine  frühere"  20 
i'l  „(bez.  östliche"*))  glückbringende  Stellung  nicht  aufgibst  und  dir" 
„huldigen  läßt,  wächst  dein  Siegesglanz;  was  diente  wohl  nicht" 
„den  Glücklichen  zum  HeiP)." 

Hier  wird  ein  aus  der  Astronomie  (oder  Astrologie)  bekannter 


Gegenstand  übertragen.  2 


o 


1)  Die  eingeklammerte  Stelle  scheint  ein  Einschiib  zu  sein,  ähnlich  wie 
der  auf  p.  G9  (siehe  die  Note  daselbst).  Es  sollen  vier  Arten  der  Samäsokti 
der  Reihe  nach  durch  Beispiele  illustriert  werden.  In  den  drei  voranstehenden 
Strophen  sind  die  drei  ersten  Arten  illustriert  worden,  ein  Beispiel  für  die  vierte 
Art  folgt  auf  die  eingeklammerte  Stelle.  Man  beachte  nun ,  daß  in  der  An- 
kündigung der  (eingeschobenen)  Beispiele  evam  tarkäijurveduj^iotihtiästrapra- 
siddhavastu>>amürüpah  ein  adi  hinter  mstra  fehlt;  wozu  die  Ankündigung, 
die  ungenau  ist,  da  ja  noch  ein  viertes  Beispiel  für  Bharatäiiisästra  gegeben 
wird?  Auffällig  ist  auch,  daß  nur  das  letzte  Beispiel  im  Text  erklärt  ist,  die 
vorausgehenden  hätten  einer  Erklärung  ebensogut  bedurft.  Übrigens  liegt  die 
weitläufige  Erklärung  gar  nicht  in  der  Art  unseres  Autors ,  der  sonst  die  Bei- 
spiele nur  soweit  erläutert,  als  das  theoretische  Interesse  es  erfordert.  Foriier  sind 
in  der  Erklärung  zwar  die  termini  gebraucht,  aber  sie  sind  i.icht  in  dem  richtigeti 
Zusammenhang,  wie  er  von  der  in  einer  folgenden  Note  zitierten  Stelle  des 
K.  Pr.  gefordert  wird,  ländlich  sind  die  drei  ersten  Verse  im  Kommentar  voll- 
ständig übergangen.  Sind  sie  vielleicht  erst  nach  diesem  in  unsern  Text  ge- 
kommen? 

2)  Srlkanthacarita   10,  10. 

3)  Eines  Nachkommen  Kusi's(?). 

4)  Der  zunehmende  Mond  steht  östlich  von  der  Sonne. 

5)  In  diesem  Verse  wird  das  Tun  des  Fürsten  mit  dem  des  Mondes  zu- 
sammengestellt. Dies  erkennt  man  an  den  Ausdrücken,  die  auch  auf  den  Mond- 
lauf Anwendung  linden.  Doch  muß  ich  mich  unfähig  bekennen,  alle  gebruuchton 
Wendungen  richtig  mit  Bezug  auf  den  Mondlauf  zu  deuten,  was  ja  eigentlich 
gefordert  wird. 


^2^^  Jacohi,  Ruyyaha's  Alamkarasarvasva. 

„Denen,  welche  die  Intention  (des  Redenden)  anerkennen,  oder" 
„welche  alles  als  Schluß  auffassen  wollen,  unerkennbar;  frei  von" 
„enwer  Beschränkung,  von  den  weisen  Meistern  als  in  einer  nicht" 
,von  anderem  geteilten  Weise  wirkend  (bez.  Funktion  sui  generis)" 

5  „anerkannt,  nicht  auszusprechen  noch  anzudeuten  ist  die  Fülle  deiner" 
„Vorzüge,  die  nur  von  Feingebildeten  gewürdigt  wird." 

Hier  wird  ein  aus  dem  Bharata  usw.  bekannter  Gegenstand 
übertragen.  Man  denkt  sich  dabei  nämlich  das  Verhalten  der  ero- 
tischen   Stimmung   usw.    als    der   Fülle    der   Vorzüge    zukommend. 

10  Denn  die  Stimmung  ist  nicht  durch  die  Funktion  der  Intention 
{tätpariia)  erkennbar,  noch  ist  sie  Gegenstand  eines  Schlusses,  noch 
wird  sie  durch  Wörter  kraft  der  Aussagefähigkeit  zum  Ausge- 
sprochenen gemacht,  noch  fällt  sie  in  die  Sphäre  der  Übertragung ; 
sondern  sie  ist,  weil  dabei  kein  anderes  Erkenntnis  zum  Bewußtsein 

15  gelangt^),  in  ihrem  Subjekt  ohne  dessen  individuelle  Beschränkung 
enthalten,  und  weil  sie  das  Objekt  einer  Funktion  sui  generis, 
nämlich  der  Andeutefähigkeit  ist,  hat  sie  ihren  Sitz  nicht  in  der 
dargestellten  Pei'son  noch  dem  Darsteller  derselben,  (sondern  in 
Feingebildeten);  so  wird  durch  die  Wendungen:    „die  nur  von  Fein- 

20  crebildeten  gewürdigt  wird",  „welche  die  Intention  anerkennen"  usw. 
die  Stimmung  zum  Verständnis  gebracht.]  In  ähnlicher  Weise  hat 
man  es  auch  sonst  zu  erklären. 

„0  HERR    (bez.  Fürst),    wenn  du    in  trautem  Spiel    mit  der" 
„o^öttlichen  Parä  (bez.  hohen  Fürstin)  innig  vereint  bist,  wobei  die" 

25  „PaäyantT  (bez.  Dirne)  sich  gleichsam  aus  Scham  im  Innern  ver-" 
.birgt,  auch  die  Madhvamä  (nicht  unerfahrenes  Frauenzimmer)  zu" 
„schänden  wird  in  ihrem  Verlangen  liebliche  Laute  hervorzubringen," 
„wie  sollte  da  die  äußere  Sprache  es  wagen  können,  Schmeicheleien" 


«zu  sagen?" 


30  Hier  ist  auf  einen  aus  der  Schrift  bekannten  Gegenstand-)  ein 

solcher  der  gemeinen  Wii-klichkeit  übertragen.  ■')  [Oben  wurde 
schon  gesagt,  daß  das  Verhalten  eines  Gegenstandes  der  Wirklich- 
keit je  nach  der  Stimmung  usw.  sehr  mannigfaltig  sei.  Indem 
man  bei  dem  Übertragen  der  einfachen  Tätigkeit  diese  metaphorisch 

35  als  ein  Attribut  auffaßt,  so  ist  (in  dem  Sütra)  die  Bestimmung 
„durch  die  Gleichheil  der  Attribute"  in  die  Definition  aus  Rück- 
sicht auf  ältere  Werke  (über  Poetik)  aufgenommen  und,  so  gut  es 
geht,  zurechtzulegen^).     Hier  aber 


\)  Wet;on  der  tcchnisclioii  Bedeutung;  der  liior  gebrauchten  Ausdrücke 
vgl.  K.  l'r.  IV,  5,  die  Darlegung  der  Lehre  Abhiuavagupta's,  sowie  Sähitya 
Darp.   III.  2,  18. 

2)  Es  handelt  sich  um  das  .^ahdahralivia  und  die  vier  Stufen  der  Väc: 
vgl.   meine   Übersetzung  des   Dhvanyäloka  \\.  199   Anra. 

3)  Die  fiiigcklanimcrto  Stelle  ist  wenigstens  verdäclitig. 

4)  Das  klingt  sonderbar  genug  im  Munde  dessen,  dÄ  selbst  die  Definition 
gemacht  hat,  und  ebenso  sonderbar,  daß  er  seine  eigenen  Worte  ungenau  zitiert 
vi«e?ana8ami/fiil  iti  liier,  und  im  Sütra  viSesanänäm  sämi/äd. 


SamasoJcti  p.  91.  92.  415 

92  ^Die  Herbstzeit,  die  auf  weißem  Wolkenbusen  den  Regenbogen" 

„wie  eine  frische  Nagel  wunde  trägt,  macht  den  Mond  heiter  trotz" 
„seines  Makels  und  steigert  die  Glut  des  Helios^)." 

In  dieser  Strophe-)  erkennt  man  ja,  daß  Mond  und  Helios  Lieb- 
haber sein  sollen ;  woher  dies  aber,  da  doch  hier  nicht  die  „Gleich-    5 
heit  der  Attribute"  ist?     Man  könnte  nun  sagen:    „da  man  wegen 
der  Gleichheit  des  Attributs  ,sie  macht  den  Mond  heiter  trotz  seines 
Makels'   die  Herbstzeit  als  die  Geliebte  auffaßt,   so  faßt  man  dem- 
gemäß jene  beiden  durch  eine  Samäsokti  als  Liebhaber  auf".     Hier- 
gegen würde  man  die  Frage  erheben:   .wie  kann  denn  das  Attribut  lo 
,die  den  Regenbogen  wie  eine  frische  Nagelwunde  trägt'  als  ein  (für 
die  Herbstzeit  und  die  Geliebte)  gleiches  Attribut  gebraucht  sein?" 
Es  wird  aber  anderseits  nicht  eine  Figur  ,nur  teilweise  ausgeführter 
Vergleich'  ^)  gelehrt,  kraft  deren  man  hier  erkennte,  daß  jene  beiden 
Liebhaber  sind.     Wie  verhält  sich  also  hier  die  Sache?     Wir  ant-  i5 
Worten  folarendermaßen :  Wenn  der  .nur  teilweise  ausgeführte  Ver- 
gleich'    nicht    ausdrücklich    gelehrt    wird,    wer    leugnet    ihn    denn? 
Da  nun  diese  Figur,  die  aus   dem  generellen  Merkmal  (der  Upamä) 
abzuleiten  ist^),  auch  hier  vorliegt,  so  wird,  obschon  hier  nicht  ein 
wirklicher  Liebhaber  als  ,Bild'  verstanden  wird,  dennoch  von  Mond  20 
und  Helios  das  Verhalten  von  Liebhabern  verstanden,  weil  sie  hier 
Liebhaber  sind.     Wenn  daher  auch  hier  ausgesprochen  ist,    daß  in 
den  Worten    ,wie  eine    frische  Nagelwunde'    das  Bild  enthalten  ist, 
so  ist  es  nach  Lage  des  Sachverhaltes   auf  den  Regenbogen  umzu- 
deuten,   weil   man  versteht:    ,die  eine  Nagel  wunde  wie  den  Regen- 25 
bogen  trägt'  —  wie  in  dem  Ausspruch :  ,er  opfert  mit  ^lolken'  die 
Vorschrift  auf  die  Molken  zu  deuten  ist  ^) ;  so  haben  wir  hier  eine 
Samäsokti,  die  von  einer  Upamä  Leben  empfängt. 
Hier  aber  wiederum : 

„Allerorts   prangen    die    schönen    Seen    mit    blauen   Lotussen"  30 
„wie   mit  Augen,    mit   roten  wie  mit  Antlitzen,    und  mit  Enten-" 
„pärchen  wie  mit  Busen  ^).'' 


1)  Von  Päi.iiui  nach  Sbh.   1815. 

2)  Man  beachto  den  Pleonasmus  i/ia  tu . .  .  ity  atra,  der  gleich  wiederkehrt. 

3)  Udbhata,  wie  der  Kommentar  zu  p.  87  gesagt  hat,  leugnet  die  ikadesinl 
upamä,  und  Kudrata  lehrt  sie  ausdrücklich  Kävyälanikära  VIII,  29.  31.  Es  ist 
doch  wolil  undenkbar,  daß  sich  Uuyyaka  so   direkt  unrichtig  ausgedrückt  habe. 

4)  Trotzdem  Kudrata  sie  detiniert  hat?! 

5)  Die  Vorschrift  {vidhi)  oder  Sinn  und  Zweck  der  Vorschrift  ruht  ge- 
meiniglich im  Verbum;  wenn  aber  das,  was  das  Verbum  vorschreiben  kiinnte. 
schon  durch  eine  friiliero  oder  allgemeinere  Kegel  gegeben  ist,  so  liegt  Sinn  und 
Zweck  der  Vorschrift  nicht  im  Verbum ,  sondern  in  dem  zu  ihm  gehörigen 
Substantivum ,  das  somit  zum  „logischen  Prädikat"  {vidhi)  wird,  während  das 
Verbum  zum   „logischen  Subjekt"   (inuvädd  herabsinkt. 

C)  Dieser  Vers  ist  dem  Udbhata  I,  4  2  entkilint.  Doch  lautot  im  Original 
der  3.  Päda  taruin/ci.  iva  biiünti  sind  statt  j)ade  pade  vihlutnti  sma.  Diese 
Veränderung  ist  hier  eingeführt,  weil  nach  der  ursprünglichen  Lesart  der  Vers 
eine  gewöhnliche  Upamä  enthält,  hier  aber  eine  ekadeiit(vivartinl ,  die  ja  Udbliat!» 
nicht  gelten  läÜt,  gegeben  worden  soll. 


^1Q  Jacohi,  Ruyyalca^s  AlamTcärasarvasva. 

In   dieser  Strophe  erkennt  man  in  den  schönen  Seen  Mädchen  93 
nicht  infolge  einer  Samäsokti,  weil  keine  gleichen  Attribute  gegeben 
sind.    Weil  also  hier  das  Mädchen  als  ,Bild',  nicht  aber  das  Wesen 
eines  Mädchens  als  Eigenschaft   der  schönen  Seen  verstanden  wird, 

5  so  ist  hier  ein  ,nur  teilweise  ausgeführter  Vergleich'  anzunehmen, 
da  es  keine  andere  Möglichkeit  gibt.  Wenn  aber  von  einigen  ein 
solcher  Vergleich  nicht  gelehrt  wird,  so  ist  er  (in  ihrem  Sj^stem) 
nachzutragen  i). 

Wenn  aber   (in  der  Strophe  p.  86)    in  den  Worten  kesapäsä- 

10  livrndena  usw.  ein  Vergleich  in  dem  Kompositum  enthalten  ist  und 
dann  durch  eine  andere  Auflösung  des  Kompositum  sich  die  Gleich- 
heit der  Attribute  hineinbringen  läßt,  da  liegt  eine  Samäsokti  vor, 
die  durch  ein  eine  Ähnlichkeit  enthaltendes  Attribut  zum  Ausdruck 
gebracht    wird.     Somit    liegt    kein    Widerspruch    (mit    der   obigen 

15  Stelle)  vor  2).] 

Und  diese  Samäsokti  kommt  zuweilen  durch  einen  Arthänta- 
ranyäsa  (Illustration)  zustande,  indem  sie  sich  entweder  in  dem- 
jenigen Teile  befindet,  welcher  erläutert  werden  soll,  oder  in  dem- 
jenigen,   welcher    die    Erläuterung    enthält.      Der    Eeihe    nach    in 

20  folgenden  Strophen : 

„Als  der  Mond  von  der  Herbstzeit  umschlungen  war,  ging*" 
„von  dannen  die  Regenzeit,  deren  Blitzblicke  (bez.  blitzende  Blicke)" 
„erloschen  waren;  welche  Frauen,  deren  Brüste  eingefallen  sind" 
„(bez.  Wolken  schwanden),  büßen  nicht  ihre  Beliebtheit  ein?" 

25  «Ehe  der  Edele  seinem  Streben  zu  siegen  genügt  hat,  denkt" 

„er  nicht    an  Frauen;    ohne  sich   der  ganzen  Welt  bemächtigt  zu" 
„haben,  nimmt  Helios  nicht  von  der  Dämmerung  Besitz'^)." 

Hier  erkennt  man  wegen  der  Attribute  „umschlungen",  „deren 
Blitzblicke  (bez.  blitzende  Blicke)  erloschen  waren"  von  Mond  und 

ao  Herbstzeit  das  Verhalten  von  Liebhaber  und  Geliebten;  der  in  dieser 
Samäsokti  enthaltene  spezielle  Gedanke  wird  durch  den  in  dem  all- 
gemeinen Gedanken  liegenden  Arthäntaranyäsa  erläutert.  Und  der 
allgemeine  Gedanke  kommt  hier  durch  das  Wortspiel  (in  iiaijodhara) 
zum    Ausdruck.     Das    Attribut,    welches    die    Ähnlichkeit    enthält, 

35  däntataditkatälcfia.  wird  durch  (die)  andere  Auflösung  des  Kompo- 
situm ein  gemeinsames.  —  In  der  zweiten  Strophe  aber  wird  ein 
allgemeiner  Gedanke  —  denn  durch  die  cenerelle  Bedeutung  des 
Wortes  Frau  wird  nur  der  Begriff  ,Frau'  ausgesprochen  —  erläutert 
durch    einen    speziellen    Gedanken,    die    Handlung    von  Helios    und 

40  Dämmerung,  denen  das  Verhalten  zweier  Verliebten  angedichtet 
winl    durch    eine  Samäsokti,    die  zustande  kommt    durch  das  Aus- 

1)  Lies  upasamkhyei/rnvn. 

2)  Ist  CS  doim  koiii  Widerspruch,  wenn  der  Autor,  wer  er  auch  sein  möge, 
oben  \i.  87  die  ekadcünvartinl  iipcnnä  (mit  Udbhata)  leugnet,  hier  aber  (mit 
Rudrat«)  nnerkenntV 

3)  Auch  in  RüiatarangiiiT  IV,  441,  cf.  Zachariae ,  Epilegomena  zu  der 
Ausgabe  des  Maiikhal^osa  S.  3'.M. 


Parikar a  p.  93.  94.  417 

sprechen  der  Handlung  (i.  e.  der  Besitznahme),  das  die  Angabe  des 
speziellen  Geschlechtes  (beider:  der  Helios,  die  Dämmerung)  enthält. 
94  „In  Gestalt  gleichsam  des  umgewickelten  Häutungsbandes  des" 

„Leibes  des  Schlangenfürsten  (Väsuki).  welches  durch  das  wuchtige" 
„Ziehen  abgegangen  war,  haftete  Mandäkini  lange  am  abschüssigen"    5 
„Gestade    (bez.  an  den  Füßen)    des   Ozeans,    wie  um  den  Schmerz" 
„zu  lindern,  der  bei  der  Quirlung  entstanden  war^)." 

Hier  wird  die  Mandäkini  vermittelst  einer  Apahnuti  auf  das 
Häutungsband  übertragen  und  ihr  tatsächliches  Haften  am  ab- 
schüssigen Gestade  infolge  eines  Wortspieles  hyperbolisch  mit  dem  lo 
Haften  an  seinen  Füßen  identifiziert.  Diese  Identifikation  gibt  dann 
Veranlassung  zu  der  Utpreksä  „um  den  Schmerz  zu  lindern,  der 
durch  die  Quirlung  entstanden  war",  und  diese  schließt  die  Samä- 
sokti  in  sich ,  welche  das  Verhalten  von  Ozean  und  Mandäkini  als 
Mann  und  Frau  zum  Gegenstand  hat.  Und  so  finden  Utpreksä  und  i5 
Samäsokti  zur  selben  Zeit  statt. 

Ebenso  ist  (in  Kum.  S.  III,  29):  „Die  hochroten,  in  ihrem" 
„Kiiospenzustand  wie  die  Mondsichel  gebogenen  Paläsablüten  er-" 
„schienen  wie  die  frischen  Nägelwunden  der  Wälder,  welche  mit" 
„dem  Lenze  sich  vereinigt  hatten"  das  Verhalten  der  Wälder  als  20 
Mädchen  der  Grund  zu  einer  Samäsokti,  welche  einen  integrierenden 
Teil  einer  Utpreksä  ausmacht-).  Nach  diesen  Andeutungen  möge 
man  selbst  weiter  ausführen,  wie  diese  Samäsokti  unzählicre  Varie- 
täten  hat. 

Wenn    die    Attriljute    mit    einer   bestimmten    Ab-20 
sieht  gewählt  sind,   (so  entsteht  die  Figur)  Parikara. 

Diese  Figur  wird  in  diesem  Zusammenhang  aufgeführt,  da  es 
sich  um  den  den  Attributen  beiwohnenden  Reiz  handelt.  Die  Attri- 
bute sind  dann  mit  Absicht  gewählt,  wenn  sie  noch  einen  unaus- 
gesprochenen Gedanken  einschließen.  Darum  handelt  es  sich  hier  00 
nicht  um  den  ,Ton',  da  die  Wörter  an  sich  klar  und  bedeutsam 
sein  sollen'^).  Und  so  ist  die  Bezeichnung  Parikara  (Gefolge)  sinn- 
gemäß, weil  das  unausgesprochene  Element  zu  dem  ausgesprochenen 
Sinn  gewissermaßen  aufschaut  (/.  e.  ihm  dient).     Z.  B. : 

„Vor  Duryodhana,  dem  hochmütigen  bogenbewatiheten  König,"  »r. 
„in  Gegenwart  des  Freundes  der  Kurus,  Angesichts  Karna's  und  Salya's" 
„trank  ich   jetzt   aus  der  mit  scharfen  Nägeln  aufgerissenen  Brust" 


1)  Ich  weiß  nicht  reclit  ä&'ic  zu  douten.  Der  Übersetzer  des  SShityadar- 
pana,  S.  440,  hat  love-quick.  Da  aber  auch  das  ij<ts>ja  Schwierigkeiten  macht, 
insofern  es  neben  aiitburäiieh  überflüssig  ist,  so  vermute  ich  darin  einen  Fehler 
für  üsugasiia,  was  einerseits  auf  die  schnellen  Strömungen  dos  Ozeans  bezogen 
wäre,  anderseits  auf  den  s  c  h  n  e  1 1  e  n  Wanderer,  dem  nachher  die  Füße  massiert 
werden.  — 

2)  Es  handelt  sich  hier  eigentlich  um  einen  Sankara  und  zwar  als  xViigäi'igi- 
bhäva;  man  sieht  nicht  recht  ein,  warum  diese  Ausführungen  hier  stehen. 

3)  Beim  „Ton"  aber  ist  die  Bedeutung  der  Wörter  dem  unausgesprochenen 
Sinne  subordiniert. 


^j^g  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 

,das    lauwarme    Blut  jenes    noch    lebenden    (Duhsäsana),    der    des"  95 
„Panda vaweibes  Haare  und  Kleider  zauste^)." 

Hier  sind  die  Wörter  „des  Königs"  etc.  klare  und  bedeutsame 
Wörter,  die  voller  Ironie  sind.    Ebenso  verhält  es  sich  in  der  Stelle 

5  (am  Ende  des  dritten  Aktes) :  „König  von  Anga,  Feldmarschall,  Lieb- 
ling des  Königs,  Verspotter  Drona's,  o  Karna,  jetzt  schütze  vor 
Bhima  diesen  Duhsäsana!" 

Wenn  auch  der  Gegenstand  (nicht  nur  die  Attri- 
bute)   gleich    ist    oder    beide    (Gegenstände)    genannt 

10  sind,  so  hat  der  Slesa  (die  Figur  Wortspiel)  statt. 

Die  Gleichheit  der  Attribute  allein  ist  bei  der  Samäsokti  be- 
sprochen ;  in  Anbetracht  der  Gleichheit  der  Attribute  in  Verbindung 
mit  ihrem  Gegenstand  gilt  obige  (Definition).  Wenn  zwei  Dinge-), 
von  denen  beide   in  den  Zusammenhang  gehören,    oder  beide  nicht 

15  in  den  Zusammenhang  gehören,  oder  von  denen  eins  in  den  Zu- 
sammenhang gehört  und  das  andere  nicht,  durch  doppelsinnige 
Wörter  dargestellt  werden,  so  heißt  diese  Figur  Slesa.  Die  beiden 
ersten  Arten  finden  statt,  wenn  sowohl  die  beiden  Gegenstände  als 
auch    ihre  Attribute  (verhallter)    gleich    sind,    die    dritte  Art  aber, 

20  wenn  nur  die  Attribute  es  sind.  Wenn  (bei  der  dritten  Ai't)  auch 
die  beiden  Gegenstände  gleich  wären  und  durch  den  Sinn,  Zusammen- 
hang usw.  sich  ergäbe,  was  der  ausgesprochene  (und  was  der  un- 
ausgesprochene) Sinn  sein  sollte,  so  läge  (nicht  diese  dritte  Art), 
sondern  ein  Fall  des  Tones  vor,  der  auf  dem  zweiten  Sinne  bemht^). 

25  In  den  beiden  ersten  Arten    aber   gelten    der  erste  und  der  zweite  96 
Sinn  als  ausgesprochen.     Darum  sagt  er:  „oder  wenn  beide  Gegen- 
stände   genannt    sind" ;    dies    ist    gesagt    mit    Beziehung    auf    die 
dritte  Art.     Dagegen    beziehen    sich    (die  Worte):   „wenn  auch  der 
Gegenstand    gleich   ist"    auf   die    andern  zwei  Arten.     Beispiele   in 

30  obiger  Reihenfolge : 

yena  dhvastam  ano  ''bkavena  hali-jlt  käyah  purä  sinkt  fo 
ijas  CO  'dvritabhujangaltä  ravalayo  'gain  gäin  ca  yo  'dhärayat  | 
yasyä  "huh  ^asimath-dt'ro-hara  iti  stutyam  ca  nämä  ^maräh 
päyät  sa  svayam  Andhaka-ksaya-Jiaras  tväm  sarvado  Mädhavah  |j 

35  „Schützen  möge  dich  der  alles  verleihende  Ansiedler  (oder  Ver-" 

„nichter)  der  Andhakas  Müdhava,  der  Ungeborene,  der  den  Wagen" 
„zertrümmerte  und  einstens  seinen  die  mächtigen  (Dänavas)  be-" 
„siegenden  Leib  zum  Weibe  machte,  der  die  böse  Schlange  tötete," 
„der  im  Laute  wohnt,    der    den  Berg  (Govardhana)    und  die  Erde" 

1)  VenTsamliära  IV,  1. 

2J  Noch  unentschieden  ob  es  Gegenstände  oder  ihre  Attribute  sind. 

'.\)  Es  wird  nämlich  der  (irdci/ärt/iti  durch  die  vnaTijanU.  zur  Erkenntnis 
gebracht,  cf.  K.  I'r.  2,  14.  Der  zweite  Sinn  ist  also  v;/ciugi/a.  Nach  dem 
Dhvanyäioka  p.  95  würde  dies  dennoch  ein  Slesa  sein;  der  „Ton"  würde  erst 
dann  vorliegen,  wenn  der  erste  und  der  zweite  Sinn  durch  eine  hinzugedachte 
Figur  (z.  H.  Vergleich)  in  inneren  Zusammenhang  gebracht  würden,  ib. 


Slesa  2).  95.  96.  419 

, hielt,    dem  die  Götter  den  preiswürdigen  Xamen  ,Enthaupter  des" 
„Mondfeindes"  (Rähu)  gaben." 

(Anders  aufgelöst:) 
yena  dhvastamanobhavena  Balijithäyah  purä  'strlhrto 
yas  CO  \lvrttabhujangahäravalayo   Gangäm  ca  yo  'dhärayat  \  3 

yasyä  ^'kuh  sasimat  siro  Hara  iti  stutyam  ca  nämä  \7iaräk 
päyät  sa  svayani  Andhakahsayakaras  tväm  sarvado  ^inä-dhavak  \\ 

„Immerdar  möge  dich  schützen  der  Gemahl  der  Umä,  der" 
„Andhakatöter,  der  Vernichter  des  Liebesgottes,  der  einstens  des" 
„Balitöters  Leib  zum  Pfeile  machte,  der  schwellende  Schlangen"  lo 
„als  Halskette  und  Armbänder  trägt  und  die  Gaiigä  (auf  dem' 
„Haupte)  hielt,  dessen  Haupt  die  Götter  mondbekränzt  nannten" 
„und  dem  sie  den  preiswürdigen  Namen  ,Hara'  gaben." 

mtänäm  rdcuVibhävam  luhdhair  bhürisülmukhaih  \ 

sadrse  vanavrddhänäm  kamalänätn  tadlksane  ||  i5 

„Ihre  Augen  waren  ähnlich  im  Walde,  bez.  Wasser,  aufge-" 
„wachsenen  Gazellen,  bez.  Lotussen,  welche  in  Verwirrung  gesetzt" 
„waren  durch  Jäger  mit  vielen  Pfeilen,  bez.  durch  viele  gierige" 
„Bienen." 

svecchopajätamsayo  'pl  na  yäti  vaktum  20 

delil  Ui  märyanasatais  ca  cladäti  duhkham  \ 
mohät  samäksipati  jlvanam  apy  akände 
kastam  manobhava  ivesvaradurvidagdhah  |  ^) 

„Ach,  wie  Amor  ist  ein  törichter  Fürst;  (denn)  obgleich  sich" 
„ihm  nach  Wunsch  sein  Wirkungskreis  (Objekte)  bietet,  kann  man"  25 
„ihn  doch  nicht  bekörpert  nennen,  und  er  bereitet  einem  Leid  durch" 
„hundert  Pfeile,  durch  Verblendung  verkürzt  er  willkürlich  das" 
„Leben;  bez.  obgleich  ihm  nach  Wunsch  die  Mittel  zur  Verfügi^ng" 
„stehen,  so  nützt  es  doch  nichts,  zu  ihm  zu  sagen  ,gib',  und  er" 
„bereitet  einem  Leid  durch  hundert  (Fehl)bitten ;  in  seiner  Torheit"  so 
„verkürzt  er  einem  ohne  Grund  den  Lebensunterhalt-)." 

In  dem  ersten  Beispiel  bilden  Visnu  und  Siva  das  Thema  und 
im  zweiten  die  Lotusse  und  Gazellen,  aber  nicht  weil  sie  Vergleichs- 
gegenstand sind,  im  dritten  bildet  der  Fürst  das  Thema,  Amor  aber 
nicht.  Diese  (drei  Arten  des  Slesa)  sind  wiederum  dreifach,  je  nach-  33 
dem  (die  Zweideutigkeit)  im  sprachlichen  Ausdruck,  im  Inhalt  oder 
in  beiden!  ihren  Sitz  hat. 


1)  Harsacarita  2.  U.  (p.  54): 

2)  In  der  Tikä  zu  Sah.  D.  10,  12  (p.  465),  wo  der  letzte  Pfula  lautet: 
kastain  pi'a.sil navtsikhafi  j^^d^fiur  alpahuddliih,  wird  na  i/üti  im  zweiton  Falle 
mit  ris(iyä7i  nä  ''nubharati  erklärt,  was  etwas  gewaltsam  ist,  und  dehiti  zum 
folgenden  gezogen,  was  loiehtor  wäre.  Im  Kommentar  zum  Ilarsac,  dessen  Kr- 
klärung  im  übrigen  meine  Übersetzung  wiedergibt,  wird  Isodritdarvidagtllui 
auch  noch  auf  Älduobhava  gedeutet  liivara  =  Hara,  durvidagdha  =  dushi- 
tväd  viSesena  dagdhah.  Was  dann  aber  das  iva  bedeuten  soll,  wird  nicht 
gesagt. 


^20  Jacobi,  Rwjyaka's  Alamkarasarvasva. 

Wenn  dei-  (äußerlich  gleiche)  sprachliche  Ausdiaick  doch  hin- 
sichtlich der  Betonung  als  Akutus  usw.  oder  der  Artikulation  ver- 
schieden ist,  da  liegt  Sabda^lesa  ("Wortspiel)  vor,  wobei  meistens 
die  Wörter  verschieden  abzutrennen  sind^);  Arthaslesa  (Zwei- 
sdeutigkeit  findet  statt,  wo  Verschiedenheit  des  Akzentes  usw.  nicht 
vorliegt,  wo  also  die  Wörter  nicht  verschieden  abgetrennt  werden 
müssen.    Durch  Verbindung  beider  entsteht  der  Ubhayaslesa;  z.B.:  97 

raktacchadatvam  vikacä  vahanto 
nälam  jalaih  samgatam  ädadhänäh  \ 
10  nirasya  jnifpesu-ruciin  samagräm 

2)admä  virejuh  sramanä  yathai  ^va  \\  ~) 

„Die  Lotusse  prangten  weit  geöffnet  mit  roter  Blumenkrone  und*" 
„ihrem  vom  AVasser  umspülten  Stengel,  jedes  Gefallen  an  (andern)" 
„Blumen  vernichtend,  gerade  wie  Mönche  in  rotem  Gewände,  kahl" 

1.5  „geschoren    und    nicht   hinlänglich  Bekanntschaft   mit  dem   Wasser" 
„pflegend^)  und  jede  Neigung  zu  Amor  abtuend." 

Hier  ist  ein  Arthaslesa  in  raktacchadatvam  usw.,  ein  Sabda- 
slesa  in  nälam  usw.**)  Doch  ich  befürchte,  zu  eingehend  zu  werden, 
wollte  ich   dies  im  einzelnen  ausführen. 

20  Da    nun    der  Slesa    nicht    zur  Anwendung    kommt,    ohne    daß 

wleichzeiti"  andere  Figuren  auftreten,  so  benimmt  er  diesen  die 
(selbständige)  Geltung^)  und  bewirkt  (nur),  daß  sie  miteraijfunden 
wei'den").  Einige  argumentieren  folgendermaßen:  Da  der  81esa,  wie 
sich  an  dem  obigen  Beispiel  yena  dhvastamanobhavena  und  andern 

25  zeigt,   sein  Feld  für  sich  hat,   so  besteht  mit  nichten  die  (von  den 


1)  Der  vedische  Akzent  gilt  im  klassischen  Sanskrit  nicht  mehr;  darum 
heißt  es  K.  Pr,  2,  19  ausdrücklich  vecla  iva  Jcävi/e  na  svaro  visesaprafäikrt. 
Trotzdem  gelten  zwei  nur  durch  den  vedischen  Akzent  unterschiedene  Wörter 
nicht  als  gleich ,  wenn  auch  nur  theoretisch ,  da  die  Poetiker  ja  Grammatik 
studiert  hatten.  Die  Erwähnung  von  svara  ist  durch  die  bekannten  Verse, 
welche  die  Ermittelung  der  Bedeutung  eines  Wortes  lehren,  veranlaßt:  mnnyogo 
viprayogas'  ca  mhacaryam  rirodhitä  \  arthah  j)rakaranam  Ungarn  sabdasyü 
^uyasya  sannidhili  ||  sümarthyaia  aucitJ  desah  kälo  vyaktih  svarädoyah 
si/ödürthasyä  ^ivivacchede  risesasmrtihetatvuh  ||  1.  c.  Übrigens  ist  die  oben 
zitierte  Erklärung  des  K.  Pr.  nicht  ohne  Widerspruch  geblieben.  Zunächst  dient 
nach  Sarasvatikai.ithübharaiia  2,56  svara,  was  nur  durch  pluta  exemplitiziert 
wird,  zum  nrthaviAesn;  dann  aber  rechnet  Govinda  im  Kävyapradlpa  zu  obiger 
Stelle  udättädi  dazu  und  gibt  ein  Beispiel  davon.  Aber  das  sind  natürlich 
nur  gelehrte  Schrullen. 

2)  Von  Sakavrddhi  nach  Sbh.   1817. 

3)  Fast  wörtlich,  aber  natürlich  nicht  wie  bei  uns  ironisch  gemeint. 

4)  In  zwei  MSS.  steht  hierhinter:  „Bei  Verknüpfung  beider  der  Ubhaya- 
slesa* eine  oflcnbare  (ülosso;  denn  da  die  von  Uuyyaka  gegebene  Strophe  ein 
udd/itiraiiam  dos  Ubhayaslesa  ist,  so  könnte  er  nicht  fortfahren:  griintfiagau- 
rarabhnyüt  tu  prthun  no'dährtttm  (es  müßte  übrigens  dann  auch  udährtah 
heißen). 

5)  Es  gilt  der  Grundsatz:  wenn  eine  Regel  überall,  wo  sie  angewendet 
worden  könnte,  mit  andern  Kegeln,  die  ein  weiteres  Gebiet  der  Geltung  haben, 
in   Küiitlikt  gerät,  so  setzt  sie  letztere  außer  Geltung. 

C)   Dies  ist  nach  dem  Kommentar  die  Lehre  Udbhata's. 


Slesa  p.  96—98.  421 

Gegnern  behauptete)  Unmöglichkeit  seines  selbständigen  Auftretens 
und  darum  benimmt  er  den  andern  (Fisfuren)  nicht  ihre  Geltuncr, 
sondern  es  hat  eine  Vermischung^  (des  Slesa)  mit  andern  Figuren 
statt.  Andere  sagen :  weil  der  Slesa  nicht  schwächer  ist  (als  die 
andern  Figuren) ,  so  wird  er  von  diesen  nicht  um  seine  Geltung  5 
gebracht^).  Die  erstgenannte  Ansicht-)  ist  folgendermaßen  zu  ver- 
stehen. Diese  Figur  (der  Slesa)  hat  (zwei  oder)  mehrere  Gedanken 
zum  Gegenstand,  welche  entweder  zum  Thema  gehören,  oder  nicht 
98  dazu  gehören,  oder  teils  dazu  gehören,  teils  nicht.  In  den  beiden 
ersten  Fällen  liegt  eine  Tulyayogitä  (p.  70)  vor,  in  dem  dritten  lo 
haben  wir  ein  Dipaka  (p.  7 1 ) ;  da  also  von  diesen  beiden  Figuren 
das  cranze  Gebiet  des  Slesa  vollständig  eingenommen  wird  und  auf 
Grund  der  beiden  noch  andere  als  sekundäre  Ei'scheinungen  auf- 
treten^), so  hat  er  (der  Slesa)  gar  kein  eigenes  Gebiet  für  sich. 
Folglich  werden  die  andern  Figm-en,  da  ihnen  die  selbständige  Geltung  i5 
entzogen  ist,  nur  nebenher  mitempfunden.  In  dem  Beispiel  iiena 
dlivastamanobhavena  wird  eine  Tul3"ayogitä  mitempfunden,  insofern 
als  beiderlei  Inhalt  als  den  Gegenstand  ausmachend  erscheint. 

[Da^)  nun  das  Verhältnis  zwischen  dem,  was  schmückt  (Figur), 
und  dem,   was  geschmückt  wird  (Ausdruck  oder  Gedanke),   so  ge-  20 
dacht  werden  muß  wie  das  gemeinverständliche  Verhältnis  zwischen 
der  Grundlage  und  dem,  was  auf  ihr  enthalten  ist,  so  liegt  in  rakta- 
cchadatvam  eine  Sinnfigur  vor,  weil   sie  auf  zweierlei  Sinn  beruht, 
in  nälam  aber  eine  Wortfigur,  weil  sie  auf  zweierlei  Ausdruck  be- 
ruht.    Nach  dem  Grundsatz :   „wo  der  Sinn  verschieden  ist,  muß  auch  i'5 
der  Ausdruck  verschieden  sein''  ^),  beruht  zwar  in  Fällen  wie  rakfa- 
cchadatvam    die  Figur    ebenfalls    auf   dem  Ausdruck;    da   aber  die 
Verschiedenheit    des    Ausdrucks    erst   durch    Reflexion    erkannt    ist, 
während    der    direkte  Eindruck   ihn  als  einheitlich    erscheinen  läßt, 
so    besteht    doch    keine   Verschiedenheit    des  Ausdrucks.     In  Fällen  30 
wie  nälam  aber  wird  die  Verschiedenheit  des  Ausdruckes  durch  den 
direkten  Eindruck  gewährleistet,  da  dabei  (bei  nälam  und  na  alam) 


1)  So  nach  dor  durch  das  Pratika  gewährleisteten  Lesart  l>äd/i>/atvam. 
Die  Erklärung  des  Kommentare  ergibt  aber  gerade  das  Gegenteil :  weil  der 
Slesa  schwach  und  die  anderen  P'i'^ureii  stark  sind  (setzt  er  sie  nicht  außer 
Geltung). 

2)  Udbhata's  und  seiner  Scliulo. 

3)  Nämlich  die  Upamü,  da  für  Tulyayogitä  und  DTpikä  Voraussetzung  ist 
aupami/asya  gamyalvam. 

4)  Die  eingeklammerte  Stelle  scheint  wieder  von  einem  oin^'escbaltoten 
Zettelchen  herzurühren ,  nachdem  Jemand  eine  Untersuchung  angestellt  liat. 
weshalb  in  raktacchadutram  ein  tirthitSlesd  und  in  ndlmn  ein  ,<  fbilniilesd 
vorliegen  solle ,  wie  Kuyyaka  kurz  angegeben  hatte.  Violleicht  ist  es  die  Er- 
klärung, die  Ruyyaka  einem  Schüler  auf  dessen  Befragen  gegeben  und  dieser 
aufgeschrieben  hatte.  Daß  diese  Untorsucluing  mit  dem  unmittelbar  Voraus- 
gehenden und  Folgenden  in  keinem  Zuj^ammonhang  steht,  ist  klar.  Durch  ihre 
Streichung  wird   erst  der  Zusammenhang  hergestellt. 

5)  Der  Kommentar  zitiert  den  Vers  ijürantd  evani  artJiäli  s;/uli  i<(ibdi'i'' 
tävanta  eva  In. 


^22  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamlärasarvasva. 

verschiedene  Artikulation  usw.  vorliegt.  Darum  also  ist  im  ersteren 
Falle  doppelter  Sinn  mit  einem  Ausdruck  zusammengewachsen,  wie 
zwei  Beeren  an  einem  Stiel,  während  im  zweiten  Falle  (der  Aus- 
druck) selbst  zusammengewachsen  ist,   wie  das  Holz  und  sein  Lack- 

5  (Überzug).  (Man  könnte  nun  folgendermaßen  argumentieren) :  in 
dem  ersten  Falle  liegt  eine  Wortfigur  vor,  weil  (der  Doppelsinn) 
auf  dem  Ausdruck  beruht,  insofern  er  besteht  wenn  jener  Ausdruck 
da  ist,  und  fehlt  wenn  jener  Ausdruck  fehlt  (i.  e.  durch  einen  syno- 
nymen   ersetzt  wird);    das    bestreiten    wir,    denn  wovon    etwas    ein  99 

10  Schmuck  sei,  das  beruht  auf  dem  allbekannten  Verhältnis  zwischen 
Grundlage  und  dem  auf  ihr  Enthaltenen^).] 

Und  so  bedingt  in  Fällen  wie :  sakalakalam  puram  etaj  jätam 
samprati  sudhamsuhimham  iva'-)  die  Gleichheit  des  Ausdruckes 
nicht,  daß  es  ein  Vergleich  sei,  wie  die  Gleichheit  der  Eigenschaft 

15  oder  der  Handlung  tun  würde,  vielmehr  muß  man  hier  einen  Slesa 
erkennen,  der  bewirkt,  daß  ein^  Vergleich  mitempfunden  wird^). 
Wenn  aber  eine  Metapher  einen  Slesa  in  sich  schließt,  dann  kommt 
der  Slesa  auf  Grund  der  Metapher  zum  Bewußtsein,  in  dritter 
Instanz-')  aber  empfindet  man  es   definitiv    als    eine  Metapher;    aus 

20  diesem  Grunde  wird  durch  die  Metapher  der  Slesa  außer  Geltung 
gesetzt.  Und  ebenso  setzt  die  Samäsokti  derjenigen  Art,  bei  der 
die  Gleichheit  der  Attribute  auf  Wortspiel  beruht,  da  das  (nicht 
in  den  Zusammenhang  gehörige)  Substrat  derselben  zu  supplieren 
ist^),  den  Slesa  außer  Geltung.    (Betrachten  wir  folgende  Strophe): 

25  «Daß  Vivasvat,  obgleich  bekannt  in  der  Welt  als  tray'imaya^Y 

„(oder  vedenfest),  zur  väruni  (Westen  oder  Wein)  ging,  dai'um," 
„mein'  ich,  stürzte  er  vom  Astaberge  und  drang  deshalb  eben,  um" 
,sich  zu  reinigen,  in  das  Vadavafeuer  ein." 

In  dieser  Strophe  (werden)  dem  Vivasvat  das  Stürzen,  was  so- 
so viel  ist  wie  die  Verbindung  mit  einem  tiefer  gelegenen  Orte,  und 
das  Eindringen  in  das  Vadavafeuer  (beigelegt),  was  beides  dem  tat- 
sächlichen Vorgang  gemäß  ist;  diese  beiden  werden  nun  mit  einer  auf 
dem  Slesa  beruhenden  Hyperbel  als  nicht  verschieden  identifiziert  mit 
Kastenverlust  und  Scheiterhaufenbesteigung,  die  ihrerseits  begründet 

35  sind  in  der  verbotenen  Handlung,  nämlich  zum  Weine  gehen,  in  Ver- 


1)  Nicht  aber  auf  dem  logischen  Verhältnis  von  anvaya  und  vyatireka, 
wodurch  das  Kausalverliältnis  bedingt  wird. 

2)  Eino  Aryäzeile:  jetzt  ist  diese  Stadt  voller  Lärm  {su-kalalcalam)  ge- 
worden, wie  die  volle  {sakala-kalam)  Mondscheibe. 

3)  Uns  Folgende  ist  gegen  Udbhata  und  seine  Schule  gerichtet,  nach  der 
ein  Slesa  überall  dort  die  maßgebende  Figur  ist,  wo  er  mit  andern  Figuren 
zugleich   auftritt. 

4)  Zuerst  eniptindot  man  die  Metapher,  zu  zweit  den  Slesa,  zu  dritt  und 
letzt  die  Metapher.  Als  IJeispicl  nennt  der  Kommentar  vidvidimäninniliaiiinii, 
oben  p.  38. 

5)  Vgl.  p.  81  f.     Das   Heispiel  des  Kommentar  ist  upodha rügend  p.  85. 

6)  trnyuiuiya  ist  ein  Keiwort  der  Sonne,  Apte  s.  v. 


Sleßci  p.  9S—W2.  423 

bindung  stehend   mit  der  Vedenfestigkeit.    Diese  (Identifikation)  be- 

100  steht  in  der  Beilegung  andersgearteter  Handlungen  \) ;  auf  letztei'er 
beruht  die  Utpreksä  in  den  Worten  „mein'  ich",  , deshalb  eben 
um  sich  zu  reinigen".  Derjenige  durch  die  Figur  Virodha-)  ge- 
schmückte Bestandteil  des  Inhaltes,  aufweichen  mit  „deshalb  eben"  5 
Bezug  genommen  wird,  wird  als  Grund,  und  „um  sich  zu  reinigen" 
als  Zweck  gedeutet.  Somit  liegt  also  eine  Utpreksä  sowohl  des 
Grundes  als  auch  des  Zweckes  vor.  Die  Figur  Virodha  besteht  in 
der  Scheinbarkeit  des  Widerspruches.  Darum  tritt,  während  der 
Schein  des  AViderspruches  (in  obiger  Strophe)  besteht,  die  (doppelte)  10 
Utpreksä  des  Grundes  und  des  Zweckes  ein;  nachher  aber  die  Auf- 

101  lösung  des  Widerspruches.  Weil  nun  der  Slesa  alle  andern  Figuren 
außer  Geltung  setzt,  so  bewirkt  er  hier,  daß  die  Figur  Virodha  nur 
mit  empfunden  wird. 

Nunmehr  soll  untersucht  werden,    ob  da,    wo  zwar  der  ganze  15 
Satz    dazu    dient,    die    in  Rede  stehende  Sache  (darzustellen),    aber 
kraft    eines   doppelsinnigen  Wortes    eine    in    dem   auszusprechenden 
Gedanken   enthaltende  Andeutung,  die  auch  Suggestion  (iqja/i.s-cjm) 
heißt,  besteht,  ob  da  der  Slesa  oder  der  Ton,  der  auf  der  Bedeutung 
der  Wörter  beruht,  vorliegt.    Es  ist  jedenfalls  kein  Slesa;  denn  der  20 
doppelte  Inhalt    soll   ja    nicht    dargestellt  werden    als   das  wirklich 
Ausgesprochene,  das  aus  der  Konstruktion  des  Satzes  folgt  •').    Noch 
auch    der  ,Ton';    denn    da    der    suggerierte  Inhalt   nicht  ohne  Ver- 
bindung (mit  dem  direkt  ausgesprochenen  ist),  so  kann  auch  nicht 
zwischen    ihm    (und    dem    andern)    ein  unausgesprochener  Vergleich  20 
beabsichtigt   sein.     Eine    andere   Möglichkeit   (als   Slesa   und  ,Ton') 
gibt  es  nicht.     Was  ist  da  also  zu  machen  ?    Ich  will  es  sagren ;  es 
ist  sicher,    daß  in  dem  genannten  Falle  der  ,Ton'  vorliegt,    da  der 
Slesa  aus  dem  ancreofebenen  Grunde  nicht  statthaben  kann.    Nämlich, 
bei   dem  ,Tone',    der  auf  der  Bedeutung  der  AVörter   beruht,    wird,  :;o 
weil  der  andei'e  Sinn    (mit  dem  ausgesprochenen)   unverbunden  ist, 
um    eine  Verbindung    herzustellen,    ein   Vergleichsverhältnis  substi- 
tuiert; wenn  aber  die  Verbindung  auf  andere  Weise,  ohne  Zuhilfe- 
nahme des  Vergleichsverhültnisses,    bt\gründet  werden  kann,  warum 
sich  dann  gerade  auf  diesen  ,Ton'   mit  unausgesprochenem  Vergleich  30 
kaprizieren?     Auch    der    ,Ton'    mit    unausgesprochenem    sachlichen 
Element  ist  bei  ihm  (dem  auf  der  Bedeutung  der  Wörter  beruhenden 
Tone)  berechtigt.     Darum   (heißt  es  im   Kävyaprakäsa  4,  lo): 

102  »Wo  eine  Figur  oder  ein  sachliches  Element  als  das  Haupt-** 
„sächliche  auf  Grund  des  Ausdrucks  zum  Bewußtsein  gelangt,  da"  40 
„ist  der  ,Ton',   der  auf  der  Bedeutung  der  Wörter  beruht,   anzu-" 
„erkennen,  (und  zwar)  als  von  zweifacher  Art." 


1)  atotJcni/äi/oga. 

2)  Der  scheinbare  Widerspruch  zwischen  traymioi/dh  und  väittuhn  j)r<ity 
agnmat. 

3)  Das  scheint  mir  mit  dem  anvitatvena  ahhidheijatayä  gemeint  zu  sein. 


424  Jacohi,  RurjyaTca's  Alamharasarvasva. 

Hier  ist  also^)  ausgesprochen,  daß  der  auf  der  Bedeutung  der 
Wörter  beruhende  ,Ton'  zweifacher  Art  ist.  Und  so  muß  man  auch 
in  dem  vorliegenden  Falle,  wo  die  Funktion  des  Andeutens  auftritt, 
den  ,Ton'  mit  unausgesprochenem  sachlichem  Element  als  auf  der 
5  Bedeutung  der  Wörter  beruhend  annehmen.  Betrachten  wir  folgende 
Strophe : 

„Das  Reich  des  Äthers  verlassend,  weil  sich  Kauöika's  (Indra's," 
,der  Eulen,  und  Visvämitra's)  Himmelsgegend  auftat,  im  Bast-" 
„gewand   der    grauen  Farbe-)    ging  der  Räjan  (Mond  und  Kt)nig)'' 

10  „sofort  zum  Astaberge;  und  auch  seine  Geliebte,  die  Nacht,  das" 
„mit  lauten  Bienenschwärmen  klagende  Lotusbeet  wie  einen  Sohn" 
„besänftigend,  eilte  davon." 

Hier-^)  in  der  Geschichte  Hariscandra's  wird  der  Schilderung 
des  Tagesanbruchs  gemäß  angedeutet,  daß.  als  der  durch  das  Wort 

15  räjan  benannte  Mond  zum  Untergang  gelangt  war,  der  König 
Hariscandra  in  Begleitung  seines  Weibes  Usinari  und  seines  Sohnes 
Kamens  Rohitäsva  wegen  des  ihm  von  Visvämitra  bereiteten  Un- 
gemachs morgens  sein  Reich  verließ  und  nach  Benares  zog.  Und 
so  bedeutet  das  Wort  Kausika  in  dem  ausgesprochenen  Zusammen- 

20  hange  Indra  oder  Eule,  aber  auf  den  angedeuteten  Gedanken  bezogen 
Visvämitra.     Durch   (die  Worte)  ,Bastgewand'  und   ,Sohn'   soll  aber 
das  Vergleichsverhältnis    ohne  Rücksicht  auf  den  angedeuteten   Ge-    103 
danken    lediglich    durch    die    faktische    Ähnlichkeit   zum    Ausdruck 
gelangen.    Weil  also  der  angedeutete  Gedanke  mit  dem  des  direkten 

2.5  Zusammenhanges  in  einer  Verbindung  steht,  so  haben  wir  in  obiger 
Strophe    den  auf  der  Bedeutung  der  Wörter  beruhenden  ,Ton'  mit 
unausgesprochenem  tatsächlichem  Element. 
(Betrachten  wir  folgende  Strophe): 
„Der  zuerst  die  LockenfüUo  mit  festem  Gritf  an  sich  reißend" 

30  „mit  seinem  Mund  an  meinem  Munde  und  seinem  Hals  an  meinem" 
„Halse  sich  eng  an  meine  Brüste  preßt,  dann  an  meinem  Hintern" 
„sich  anklammernd  zuletzt  mir  zu  Füßen  fällt,  ein  solcher  ist  mir" 
„lieb!     ,Kind,    du    hast   keine  Scham   mehr!'     Nicht  doch,   nicht" 

1)  nyüi/i(lhuranaliandhe7ui  lasse  ich  in  der  Übersetzung  weg,  weil  seine 
genaue  Bedeutung  unklar  ist. 

2)  Wörtlich:  graue  Farbe  als  Hastgowand  tragend. 

3)  Manmata's  Beispiel  ist  durchaus  zutrelYend:  „Wanderer,  hier  ist  keine 
Idee  von  Bt-iutreu  auf  dem  steinigen  Boden  des  Dorfes;  wenn  du  nach  Anblick 
der  aufziehenden  Wolke  (oder  des  üppigen  Busens)  hier  bleiben  willst,  so  bleibe!'' 
penn  der  zweite  Gedanke ,  den  das  zweideutige  Wort  u>jiia(ij)iio7i(ir(i?n  verrät, 
ist  durchaus  vom  ausgesprochenen  verschieden  und  es  besteht  auch  zwischen 
beiden  keine  Älinliclikeit.  Aber  bei  Riiyyaka's  Beispiel  liegt  die  Sache  viel 
vcrwickeltor.  Zwischen  den  Naturvorgängen  am  Morgen  und  der  Handlung 
Ilariscandra's  besteht  in  der  Tat  eine  .\hnlichkoit.  Doch  ist  es  dem  Dichter 
nicht  um  diese  .Ahnlichk.'it  zu  tun,  sodaß  alles  in  letzter  Linie  auf  einen  un- 
ausgesprochen Vergleich  hinausliefe,  was  man  als  die  iLsrünti  bezeichnet,  sondern 
die  Ähnlichkeit  dient  nur  dazu,  den  unausgesprochenen  Sachverhalt,  das  Ilaris- 
candracaritrn,  erraten  zu  lassen.     Und  insofern  handelt  es  sich    hier  um  vastu- 

(IhcdUl. 


I 


1 


Aprastitta2')rasamsa  p.  102 — lOi.  425 

„doch,  du   Einfalt!      Warum    sollte    ich    mich    des    Überwurfes^)" 
,  schämen?" 

Man  glaube  nicht  etwa,  daß  in  dieser  Strophe  der  Slesa  mit 
Ausschluß  anderer  Figuren  vorliege ;  denn  wir  haben  hier  eine 
Apahnuti  (p.  50).  Wenn  man  sagt,  daß  hier  nicht  die  Figur  Apah-  3 
nuti  bestände,  weil  tatsächlich  die  Ablehnung  nur  {mätrd)  um  die 
Ähnlichkeit  (zu  zeigen)  auftritt,  so  widersprechen  wir.  Denn  die 
Apahnuti  ist  auf  beiderlei  Weise  möglich:  als  Ablehnung,  die  auf 
eine  Ähnlichkeit  hinausläuft,  oder  eine  Ähnlichkeit,  die  auf  eine 
Ablehnung  hinausläuft,  weil  sich  in  beiden  die  Ablehnung  einer  lo 
wirklichen  Sache  findet.  Der  Kern  der  Frage  (ist  in  folgendem 
Verse  ausgesprochen) : 

„Wo  um  eine  Ähnlichkeit  erkennen  zu  lassen  die  Ablehnung" 
„statthat,    da    liegt   eine  Apahnuti  vor;    und  wo  um  etwas  abzu-" 
„lehnen,  die  Ähnlichkeit  gezeigt  wird,  auch  da  liegt  eine  Apahnuti"  i5 
„vor  2)." 

Die  erste  Art  wurde  an  ihrem  Orte  (p.  50  fi".)  durch  Beispiele 
belegt ;  die  zweite  aber  habe  ich  jetzt  aufgezeigt.  Somit  steht  fest, 
daß  der  Slesa  nicht  ein  Feld  für  sich  mit  Ausschluß  anderer  Figuren 
habe  und  daß  er  darum  alle  übrigen  Figuren  außer  Geltung  setzt.  20 

Oben  behandelten  wir  die  Samäsokti,  die  statt  hat,  wenn  man 
aus  dem  in  den  Zusammenhang  gehörenden  das  nicht  hineingehörende 
versteht,  jetzt  wollen  wir  im  geraden  Gegensatz  dazu  die  Aprastuta- 
prasamsä  behandeln,  die  statt  hat,  wenn  man,  umgekehrt,  aus  dem 
nicht  in  den  Zusammenhang  gehörenden  das  in  ihn  gehörende  versteht.  25 
104  Aprastutaprasamsä  ist,    wenn  man  aus  dem  nicht 

in  den  Zusammenhang  gehörenden  das  in  ihn  ge- 
gehörende versteht,  wobei  zwischen  beide m  das  Ver- 
hältnis vom  Allgemeinen  und  Besondern,  von  Ursache 
und  Wirkung    oder    das    der   Gleichartigkeit    besteht.  30 

Das  nicht  in  den  Zusammenhang  gehörende  zu  schildern  ist 
unpassend,  weil  es  eben  nicht  in  den  Zusammenhang  gehört;  aber 
wenn  es  auf  das  in  ihn  gehörende  abzielt,  kann  es  unter  Umständen 
doch  passend  sein.  Doch  könnte  man  dieses  nicht  aus  jenem  ver- 
stehen, wenn  keine  Beziehungen  zwischen  beiden  bestehen,  weil  sonst  35 
eben  alles  möglich  wäre ;  bei  einer  vorhandenen  Beziehung  aber  tritt 
ein  solches  Verständnis  ein,  doch  nur  auf  Grund  einer  der  drei 
genannten  Beziehungen,  weil  diese  als  Ursache  dafür  gelten  können, 
daß  man  dazu  komme,  eine  andere  Sache  zu  denken.  Diese  drei 
Beziehungen  sind:  das  Verhältnis  vom  Allgemeinen  und  Besonderen,  10 
das  Verhältnis  von  Ursache  und  Wirkung,  und  die  Gleichartigkeit. 
Beim  Verhältnis  vom  Alloremeinen    und  Besonderen   kann   aus  dem 


1)  colalca  oin  langes  bis  auf  dio   Füße  roicliendes  Frauengowand. 

2)  Cf.  Kfivya  PradTpa  zu  X,  32,  wo  dieser  Vers  mit  etwas  abweichendem 
Wortlaut  zitiert  und  von  dem  Kommentar  Vaidyanütha  Tatsat  den  Udbhatädi- 
matäuusäriual.i  zugeschrieben  wird. 


426  Jacoli,  RuyyakcCs  Alamkarasarvasva. 

Allcremeinen  das  Besondere  und  aus  dem  Besonderen  das  Allcremeine 
verstanden  werden;  also  zwei  Fälle.  Beim  Verhältnis  von  ürsaclie 
und  Wirkung  eingeben  sich  in  derselben  AVeise  zwei  Fälle.  Bei  der 
Gleichartigkeit  gibt  es  nur  eine  M()glichkeit.  So  ergeben  sich  fünf 
5  Arten  dieser  Figur.  Bei  der  auf  Gleichartigkeit  beruhenden  Art 
gibt  es  zwei  Fälle :  Ähnlichkeit  und  Kontrast.  Der  Inhalt  ist  drei- 
fach, je  nachdem  er  möglich,  unmöglich,  oder  teils  das  eine,  teils 
das  andere  ist. 

Wenn  aber  doppelsinnige  Wörter  gebraucht  werden,  so  unter- 
10  scheidet  sich  unsere  Figur  vom  Slesa  dadurch,  daß  in  ihr  der  zweite 
Inhalt  nicht  ausgesprochen  wird.  Denn  wir  haben  erklärt,  daß  beim 
Slesa  der  mehrfache  Inhalt  ausgesprochen  ist. 

Ein  Beispiel  dafür,  wie  aus  dem  Allgemeinen  das  Besondere 
verstanden  wird : 

..^) 

Hier  ist  das  Besondere,  der  Tod  Prahasta's,  das,  was  in  den  Zu-   105 
sammenhang  gehört,  aber  ein  allgemeiner  Gedanke  ist  ausgesprochen. 
Ein  Beispiel    dafür,    wie  aus   dem  Besonderen  das  Allgemeine 
verstanden  wird: 
20  „Was    du    aus  jenes  Munde  (hörtest),    will  nicht  viel  sagen;" 

„daß  nämlich  jener  Tor  einen  Wassertropfen  auf  einem  Lotusblatt " 
„für  eine  Perle  hielt;  höre  noch  mehr  als  dies:  als  er  ihn  sachte "^ 
„ergriff  und  dieser  durch  die  leichte  Bewegung  der  Fingerspitze *■ 
„zerstob,  da  jammerte  er  unablässig:  ,wohin  ist  er  davongeflogen?'" 
25  rUnd  er  findet  keinen  Schlaf  aus  Herzeleid." 

Der    allgemeine   Gedanke,    daß    sich  Toren   um   Nichtiges    ab- 
mühen, ist  das  Intendierte ;  aber  ein  besonderer  Fall  wird  erzählt-). 
Ein  Beispiel    dafür,    wie    aus    der  Ursache    die  Wirkung    ver- 
standen wird : 
30  «)Wir  wollen  sehen,  was  sie  jetzt  anfängt',   so  denkend  hielt" 

„ich  mich  steif,  ,0b  der  Elende  mich  wirklich  anredet',  so  denkend^ 
„geriet  sie  in  Zorn.  In  dieser  eigentümlichen  Situation,  die  durch" 
„.unsere  beiderseitigen  verlegenen  Blicke  noch  pikanter  wurde," 
„lachte  ich  unter  irgend  einem  A'orwande,  sie  aber  ließ  eine  Traue" 
35  „fallen,  die  ihre  Festigkeit  brach  I-^)" 

Hier  ist  das  Intendierte  das  Resultat :  wie  „ist  ihr  auf  die  Spitze 
getriebener  verliebter  Streit  beigelegt?"  Ausgesprochen  ist  die  Ur- 
sache der  Beilegung  desselben. 

Ein  Beispiel    dafür,    wie    aus    der  Wirkung    die  Ursache    ver- 
40  standen   wird,  ist  folgende  Strophe : 

„Der  Mond  ist  wie  mit  Collyrium  bestrichen,  der  Blick  der" 
„Gazellenweibchen    gleichsam    gläsern,    die  Koralle    gleichsam  von" 


1)  Die  Prakritstrophe  ist  so  verdorben,    daß   nichts  damit  zu  machen  ist. 

2)  Bhallftta  94,  wo  in  b  (ik<i8inä<l  npi ,  in  c  tutas  statt  samiis ,  in  d 
v>nme°  statt  Imhe^  stobt.  Abliinavagupta  zu  übvanyäloka  p.  42  gibt  auch  dieses 
Heispiel  für  unsere  Figur. 

3)  Bhalliita  42. 


Ajn-astutapraiiarnsä  p.  104 — 106.  427 

„verblichener  Röte,  das  Gold  gleichsam  schwarz,  für  Rauheit  halte" 
„ich  sozusagen  den  Gesang  in  den  Kehlen  der  Kokilaweibchen,'" 
„und  vor  Sita  sind,  ach,  der  Pfauen  Schweife  gleichsam  tadelhaft  i)." 

Hier    wird    aus    der   fingierten    Bestreichung    des   Mondes    mit 
Collyrium  usw.,  was  als  Wirkung  erscheint  und  das  Intendierte  ist,    5 
die  übermenschliche,  große  Schönheit  des  Antlitzes  usw.  (der  Sita), 
was  die  Ursache  von  jenem  und  das  Nichtintendierte  ist,  verstanden. 
Darum  haben  wir  hier  eine  Aprastutapra^amsä. 
106  Man  könnte  folgendes  Bedenken  erheben:  Wenn  eine  Aprastuta- 

prasamsä  dort  angenommen  wird,  wo  aus  der  Wirkung  die  Ursache  lo 
verstanden  wird,  dann  würde  auch  in  den  beiden  folgenden  Strophen, 
die  anerkannte  Beispiele  des  Paryäyokta  sind,  die  Aprastutaprasamsä 
angewandt  sein,  nämlich  (Udbhata  IV,  13): 

„Der  die  Ursache  war,  daß  die  Frauen  Gajäsura's  ihre  Haare" 
„lang  hängen  ließen,  Tränen  vergossen,  mit  ihren  Händen  die  Brüste"  i5 
„blutig  schlugen  und  ihre  Armbänder  zerbrachen-)" 
und: 

„(Visnu),  der  durch  das  Gewaltwort,  das  seines  Diskus'  Schlag" 
„sprach,  die  Weiber  Eähu's  beim  Liebesgenuß  auf  das  Küssen" 
„beschränkte  und  sie  um  der  Umarmungen  Ungestüm  brachte."        ^o 

Denn  hier  wird  aus  dem  Hängenlassen  der  Haare  und  den 
andern  Umständen  bei  den  Frauen  Gajäsura's,  also  aus  der  Wirkung, 
die  Ursache:  die  Tötung  Gajäsura's,  erkannt,  und  ebenso  wird  aus 
der  besonderen  Art  des  Liebesgenusses  der  Frauen  Rähu's  die  Ur- 
sache dei'selben :  die  Enthauptung  Rähu's  verstanden.  Dasselbe  gilt  25 
auch  bei  anderen  Fällen  des  Paryäyokta.  Somit  würde  für  das 
Paryäyokta  kein  Feld  übrig  sein,  da  dasselbe  von  der  Aprastuta- 
prasamsä eingenommen  ist.  (Wir  erwidern:)  das  verschlägt  nichts. 
In  diesem  Falle,  wo  aus  der  Wirkung  die  Ursache  verstanden  wird, 
da  gibt  es  zwei  Möglichkeiten:  die  Wirkung  kann  erstens  das  Inten-  so 
dierte,  zweitens  das  Nichtintendierte  sein.  Wo  die  Wirkung  das 
Intendierte  ist,  weil  sie  ebenso  wie  die  Ursache  geschildert  zu 
werden  verdient,  da  wird  vermittelst  der  Wirkung  die  Ursache 
durch  Umschweif  ausgesprochen ;  das  ist  also  die  Figur  Paryäyokta. 
Da  hat  nämlich  die  Wirkung  eine  größere  (poetische)  Schönheit  ^^ 
als  die  Ursache,  und  darum  wird  sie  geschildert,  wie  das  in  den 
beiden  Beispielen  der  Fall  ist.  Denn  in  dem  ersten  ist  auch  das 
Schicksal  der  Frauen  Gajäsura's,  weil  es  durch  die  Macht  des  Er- 
habenen (Siva)  verursacht  ist,  das  Intendierte;  und  ebenso  verhält 
es  sich  mit  dem  Schicksal  der  Frauen  Rähu's.  Darum  liegt  dabei  •»» 
keine  Aprastutaprasainsä  vor.  Wo  aber,  obgleich  die  Intention  auf 
die  Ursache  geht,  die  nicht  intendierte  Wirkung  geschildert  wird, 
da  ist  handgreiflich  eine  Aprastutaprasamsä  wie  in  dem  Heispiel : 
„Der  Mond  ist  gleichsam  mit  Collyrium  bestrichen"  usw.  und  andern. 


1)  BSlaramayana  I,  42   (auch  Mahänätaka  V,  6G). 

2)  Was  alles  die  Witwen  tiui. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Ud    LXIl.  28 


428  Jacoli,  RuyyahcCs  Alamkarasarvasva. 

Denn  hier  gehören  der  Mond  und  die  übrigen  Dinge  offenbar  nicht 
7Air  Sache,  weil  es  ihre  Vorbilder,  das  Antlitz  usw.,  tun.  Darum 
wird  hier  aus  der  nicht  intendierten  Wirkung,  der  Bestreichung 
des  Mondes  mit  Collyrium  usw.,  das  Intendierte,  die  Schönheit  des  107 
h  Antlitzes  usw. ,  als  das ,  was  Leuten  von  Geschmack  gefällt ,  ver- 
standen, weshalb  eben  es  eine  Aprastutaprasamsä  ist.  Und  in  gleicher 
Weise,  wo  der  ausgesprochene  Gedanke  einen  andern,  der  auch  aus- 
gesprochen werden  sollte,  dadurch,  daß  er  zu  des  letzteren  Aus- 
stattung dient,  ihn  veranlaßt,  dem  ersteren  zuzustimmen  (oder  zu 
10  bestätigen)  ^),  da  liegt  Paiyäyokta  vor.  Wo  hingegen  der  Gedanke, 
weil  er  nicht  intendiert  ist,  selbst  in  einem  andern,  der  intendiert 
ist,  ganz  aufgeht,  da  liegt  die  Aprastutaprasamsä  vor.  Das  ist  die 
genaue  Unterscheidung.  Nach  diesem  Grundsatz  erkennt  man  in 
folgender  Strophe  ein  Paryäyokta -) : 

15  ,, König,    die  Prinzessin  läßt  mich  nicht  sprechen,   und  auch" 

„die  Königinnen  stehen  stumm  da;  Buckelige,  gib  mir  zu  essen;" 
„noch  immer  nicht  speisen  der  Prinz  und  seine  Begleiter.'  Also" 
„sprach  in  deiner  Feinde  Palast  der  von  Wanderern  aus  seinem" 
„Käfig  befreite  Papagei  in  dem  leeren  Gemache  zu  den  einzelnen" 

20  „(genannten  Personen),  als  er  sie  auf  den  Gemälden  sah." 

Andere^)  aber  führen  aus,  daß  hier  eine  Aprastutaprasamsä 
zu  Recht  besteht;  denn  weil  die  Ursache,  der  Gedanke:  „als 
deine  Feinde  erfuhren ,  daß  du  zu  einer  Strafexpedition  dich  an- 
schicktest, flohen  sie  eilig  davon"  das  Intendierte  ist,  so  ist  der  (aus- 
2.1  gesprochene)  Gedanke,  die  Wirkung,  nicht  intendiert;  da  das  Ver- 
halten des  königlichen  Papageien  nicht  die  Intention  des  Dichters 
ausmacht,  so  geht  es  in  dem  intendierten  Gedanken  ganz  auf. 
Jedenfalls  steht  fest,  daß  die  Verteilung  des  Gebietes  zwischen 
Paryäyokta  und  Aprastutapi-asamsä  richtig  dargestellt  ist. 
30  Dies  sind  Beispiele  für  (Gleichartigkeit  bei)  Ähnlichkeit^). 

Per  Contrarium  folgendes : 

„Glücklich  sind  die  durch  Berührung  der  Wasserlilien  kühlen"    108 


1)  ügüruyati  (auch  p.  121),  der  Ausdruck  ist  vom  Cigur  hergenommen, 
worüber  Aitar.  Br.  2,  28  und  Haug's  Anmerkungen  zu  der  Stelle  zu  ver- 
gleichen ist. 

2)  Hiermit  übt  Ruyyaka  Kritik  an  Mammata ,  der  diese  Strophe  als  ein 
Beispiel  für  die  Aprastutaprasamsä  anführt  K.  Pr.  X,  13.  Sie  selbst  steht  in 
der  Khai.i'laprasasti    119  (Pandit  V,  p.  Gl). 

3)  Kävya  PrakSsa  1.  c.  heißt  os  nur:  ^atra  prasthänodi/atam  hhavantam 
juätvä  Sd/mudivd  tvaddrayah  paläyya  gatä  tti  Icnraiie  jinistute  käryam 
uktcnn'^.  In  unserm  To.xte  kehren  zwar  diese  Worte  zum  Teil  wieder,  es  ist 
aber  ein  neuer  Gesichtspunkt  eingeführt.  Wem  diese  erweiterte  Erörterung 
angehört,  ob  sie  von  Huyyaka  lingiert,  oder  einen  Schüler  Mammata's  zum  Ur- 
heber hat,   laut  sich   nicht  entscheiden. 

4)  Da  aber  keine  gegeben  sind,  so  muß  ein  Zottel  verloren  gegangen 
sein,  wie  der  Kommentar  sagt.  Es  müßten  viele  Beispiele  gewesen  sein,  weil 
diese  Art  besonders  häufig  sei.  Daß  es  wenigstens  drei  waren,  zeigt  schon  der 
Plural  etäiii. 


Arthantaranyasa  p.  107 — 109.  429 

„Waldwinäe,    die    angebindert  den  wie  Nymphäen   dunkeln  Räma" 
„berühren  (dürfen)." 

Hier  wird  aus  dem  nicbt  intendierten  Cledanken :  „die  Winde 
sind  glücklich"  der  intendierte  ,icb  bin  unglücklich"  durch  Kontrast 
verstanden.  5 

Wenn  das  Ausgesprochene  möglich  ist,  dafür  sind  die  ange- 
führten^) Strophen  Beispiele;  bei  dessen  Unmöglichkeit  folgendes 
Beispiel-): 

„,Wer  bist  du?'  „Ach  ich  will  es  dir  gestehen;  wisse,  ich" 
-bin  ein  vom  Schicksal  creschlacfener  Säkhotakabaum!"  ,Du  scheinst"  lo 
„das  aus  Lebenüberdruß  zu  sagen!'  „Recht  bemerkt!"  ,Warum?'" 
„Ich  will  es  dir  sagen.  Zur  Linken  steht,  ein  Feigenbaum;  der" 
„wird  von  allen  Wanderern  bereitwillig  aufgesucht,  aber  ich,  ob-" 
„schon  am  Wege  stehend,  habe  noch  nicht  einmal  Schatten,  um" 
„damit  anderen  zu  nützen."  i5 

Hier  ist  das  Ausgesprochene  unmöglich,  weil  eine  Unterredung 
mit    einem    leblosen    Dingre    nicht    denkbar    ist.      Und    doch    ist    es 

O 

zweckmäßig,    weil    es    auf   das    Intendierte    abzielend    gleich    beim 
ersten  Eindruck  durch  Übertragung  auf  dieses  verstanden  wird. 

Beiderlei  (mögliches  und  unmögliches)  kommt  vor  in  folgender  20 
Strophe : 

„Innen  viele  Löcher  und  außen  viele  Dornen,  warum  hat  die" 
„der  Lotusstengel?  Damit  man  die  guna'fi  (Tugenden  und  Fäden)" 
„nicht  knicke"^)." 

Hier  findet  sich  in  dem  Ausgesprochenen  Beiderlei:  die  Dornen  25 
sind  beim  Knicken  als  Grund  möglich,  die  Löcher  aber  nicht. 
Aber  es  ist  durchaus  passend,  weil  man  es  als  auf  das  Intendierte 
abzielend  durch  Übertragung  auf  dieses  versteht.  Somit  ist  alles 
in  Ordnung.  Dasselbe  Beispiel  kann  auch  für  diese  Figur  mit 
angebrachtem  Slesa  dienen.  30 

109  Wir    hatten    fünf  Arten    auforestellt  nach  dem   Verhältnis  vom 

Allgemeinen  und  Besondern,  von  Ursache  und  Wirkung,  und  dem 
der  Gleichartigkeit.  Wenn  von  diesen  beide:  das  Allgemeine  und 
das  Besondere,  bezw.  die  Ursache  und  die  Wirkung  ausgesprochen 
sind,  so  tritt  der  Arthantaranyasa  zutage;  wenn  beide  gleichartige  35 
Dinge  ausgesprochen  sind,  der  Drstfinta;  wenn  das  Nichtintendierte 
ausgesprochen  und  das  Intendierte  erraten  wird,  so  ist  es  eine 
Aprastutaprasamsä.     So  ist  die  Unterscheidung  (dieser  Figuren). 

Da  durch  die  eben  ausgesprochene  Regel  die  Rede  auf  den 
Arthantaranyasa  gekommen  ist,  so  definiert  er  ihn.  lo' 

D  i  e  B  e  g  r  ü  n  d  u  n  g  e  i  n  e  s  v  0  r  g  e  b  r  a  c  h  t  e  n  ,  z  u  m  T  h  e  m  a 
gehörenden  Gedankens  nach  de  m  Verhält  nis  vom  All- 
ere meinen  und  Besondern  oder  dem  von  Ursache  und 
Wirkung  heißt  A  r  t  h  ä  n  t  a  r  a  n  y  ä  s  a. 


1)  Nämlicli   dio  durcli   Verlust  des  Zettels  ausgetrtllenen. 

2)  Cf.   Dlivanyäloka  p.  210.  3)   Bhalhita  2;j. 

28* 


430  Jacohi,  Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 


Des  vorgebrachten  d.  h.  dargestellten  begründenswerten 
zum  Thema  gehörigen  Gedankens,  vor  oder  nach  dem  Be- 
gründenden, vorgebrachten  Gedankens  Begründung,  Motivierung, 
nicht  aber  dessen  logisches  Besri-eifen  als  etwas  ganz  Neues,  das  ist 

5  der  Arthäntaranyäsa.  Jenachdem  das  Allgemeine  das  Besondere 
begründet  oder  das  Besondere  das  Allgemeine  gibt  es  zwei  Arten; 
und  jenachdem  die  Wirkung  die  Ursache,  oder  die  Ursache  die 
Wirkung  begründet,  gibt  es  wieder  zwei  Arten ^).  Da  nun  bei 
jeder    dieser    vier    Arten    die  Ähnlichkeit    oder    der   Kontrast    zwei 

10  Unterarten  bedingt,  so  gibt  es  im  Ganzen  acht  Arten.  Wenn  nun 
auch  der  Gebrauch  oder  das  Fehlen  des  Wortes  „denn"  (oder  weil, 
nämlich),  sowie  die  Stellung  des  Begründenden  am  Anfang  oder 
Ende  weitere  Unterarten  möglich  macht,  so  macht  diese  Einteilung 
auf   Leute    von    Gescbmack    keinen    Eindruck,    weil    sie    nicht    auf 

15  innerer  Verschiedenheit  beruht.  So  haben  wir  denn  hier  acht  Arten 
aufgestellt,  der  Reihe  nach  wie  folgt: 

„Welchem  (Himalaja),  dem  Ursprünge  endloser  Kostbarkeiten,"  110 
.der  Schnee    nicht  zur  Verminderuncr  seiner  Beliebtheit  trereichte :" 
,denn  ein  einziger  Fehler  verschwindet  in   der  Fülle    der  Vorzüge'" 

20  ^wie  der  Flecken  des  Mondes  in  seinen  Strahlen-).'* 

„Ein  über  das  Gewöhnliche  erhabener  Wandel  verleiht  die'" 
„Stellung  (in  der  Welt);  das  Geschlecht  der  Männer  ist  nicht  der" 
„Grund  ihrer  Vornehmheit:  der  Heilige,  der  den  Vätäpi  vernichtete," 
„ward  aus  einem  Kruge  geboren,    aber    seine    kecke  Tat    war  das" 

25  „Austrinken   des  unvergleichlichen  Ozeans." 

„Man    tue    nicht    übereilt    eine    Tat,    Urteilslosigkeit    ist    der" 

„Boden  für  die  größten  Unfälle:   denn  das  Glück,  auf  Vorzüge  er-" 

„picht,  erwählt  selbst  sich   den  mit  Überlegung  handelnden  Mann-')." 

Für  die  Ursache,   nämlich  nicht  übereilt  zu  handeln  und  mit 

30  Überlegung  zu  handeln,  ist  die  Wirkung,  daß  das  Glück  ihn  wählt, 
das  Begründende  durch  Ähnlichkeit.  Konträr  dieser  Wirkung  jener 
Ursache  ist  das  Boden-für-das-Unglück-sein,  was  die  per  contrarium 
begründende  Wirkung  der  Urteilslosigkeit  ist,  die  ihrerseits  konträr 
dem  nicht-plötzlich-Handeln  ist. 

S")  «Erde,    sei  fest!    Schlange,  trage  sie!    Du,  Schildkrötenkönig." 

„halte  diese  Beiden!    Weltelefanten,    strebet    alle    drei    zu    tragen:" 
„Räma  spannt  eben  Siva's  Bogen*)." 

Hier  wird  das  Spannen  von  Siva's  Bogen,  die  Ursache  für  die 
Aufforderung  an  die  Erde  fest  zu  sein,  als  das  Begründende  genannt. 

4"  Das    Verhältnis    vom    Allgemeinen    und    13esonderen    per    con- 

trarium angewandt: 

„Ach    und    weh!    Das    Leben    hat    sich    arg    gegen  mich  ver-"   111 
„gangen'''),  daß  ich  ein  solches  hartes  Wort  muß  sagen:   glücklich" 

1)  Der  Kävyaprakäsa  erkeunt  diese  letzten  zwei  Arten  nicht  an. 

2)  Kura.  S.  I,  3.  3)  Kirät,  II,  30. 

4)  Mahänätuka  1,21.  5)   Lies  ojiaräddham. 


ParyäyoHa,  Vyajashdi  p.  109—112.  431 

flSind  die  untergegangen    sind,    ehe    sie   hienieden   die  Demütigung" 
ihrer  Freunde  sehen." 


n 


Hier  ist  dem  Unglüoldichsein ,  das  dadurch  nahegelegt  wird, 
daß  sich  das  Schicksal  gegen  den  Betreffenden  vergancjen  hat,  das 
Glticklichsein  konträr,  das  durch  das  dem  Leben  entg-ecren besetzte  5 
Untergegangensein  bedingt  ist,  und  dies  ist  hier  in  der  Foi'm  eines 
Allgemeinen  als  das  Begründende  ausgesprochen.  Ein  Beispiel  für 
das  Verhältnis  von  Ursache  und  Wirkung  per  contrarium  haben 
wir  oben  gegeben.  Andere  Unterarten,  wie  die  durch  den  Gebrauch 
oder  das  Fehlen  von  ,denn'  usw.,  bedingte  möge  man  sich  selbst  lo 
zurechtlegen.  Wegen  des  Mangels  größeren  Reizes,  der  ihnen  inne- 
wohne, werden  sie  hier  nicht  aufgezeigt. 

Nachdem  wir  den  Arthrintara(nyäsa)  auf  Veranlassung  der 
Aprastutaprasamsä  besprochen  haben,  wird  jetzt,  da  von  dem  was 
erraten  wird,  die  Rede  war,  das  Paryäyokta  besprochen.  15 

Paryäyokta  ist,  wenn  auch  das  zu  Erratende 
durch  eine  andere  Wendung  ausgesprochen  wird. 

Wie  kann  ausgesprochen  sein,  was  erraten  werden  soll?   Weil 
auf  eine  andere  Weise   nicht  ausgesprochen    werden    kann,  was  er- 
raten werden  soll  —   denn  dieselbe  Sache  kann  nicht  zu  derselben  20 
Zeit  in  derselben  Fassung  sowohl  erraten  als  ausgesprochen  werden  — , 
so  wird  sie   indirekt    durch    die  Wirkung  usw.  ausgespi'ochen,  weil 
die  Wirkung  usw.  dabei  als  etwas  Intendiertes  geschildert  zu  werden 
verdient.    Dadurch  unterscheidet  sie  sich  von  der  Aprastutaprasamsä. 
Dies  ist  ausführlich,  als  von  der  Aprastutaprasamsä  die  Rede  war,  25 
dargelegt  worden,  und  mag  man  sich  dasellost  darüber  informiei'en. 
Ein  Beispiel: 
112  „Dessen  (Hayagrlva's)  Krieger   im   Nandanahain  geringschätzig" 

„die  Sprossen  des  Pärijätabaumes  anfaßten,  welche  der  Genuß  von" 
„Sacl's  Haaren  verwöhnt  hatte."  30 

Hier  wird  vermittelst  der  Wirkung  HavagrTva's  Eroberung 
des  Himmels  geschildert  und  es  wird  seine  Machtfülle  g-ezeigt,  wie 
aus  der  Ursache  so  auch  aus  der  Wirkung.  Darum  soll  auch  die 
Wirkung  geschildert  werden,  und  somit  ist  dies  ein  Fall  des 
Paryäyokta.  ;^5 

Da  von  dem  Erraten  als  dem  Reiz  der  Wendung  die  Rede  ist. 
so  nennt  er  jetzt  die  Vyäjastuti. 

Vyäjastuti  liegt  vor,  wenn  aus  einem  L  o  1j  Tadel, 
oder  aus  einem  Tadel  Lob  verstanden  wird. 

Wo  etwas,  das  als  Lob  ausgesprochen  wird,  aus  einem  triftigen  40 
Grunde  diesen  Charakter  einbüßt  und  auf  einen  Tadel  hinauskommt, 
da  liegt  wegen  der  Unwahrheit  ein  Scheinlob  vor;  so  angesehen 
haben  wir  eine  Art  von  Vyäjastuti.  Wo  aber  durch  den  Wortlaut 
ein  Tadel  zum  Ausdrucke  gehingt,  der  aber  ebenso  wie  vorhin 
gesagt  seinen  Charakter  einbüßt  und  auf  ein  Lob  hinauskommt,  i.'. 
da  liegt  eine  zweite  Vyäjastuti  vor,  indem  man  das  Wort  erklärt: 


432  Jacohi,  Ruyyaha's  Alamhurasarvasva. 

vyäjena  zum  Scheine,  was  (zuerst)  wie  Tadel  aussieht,  stutl  ein  Lob. 
Dadurch,  daß  hier  ein  besonderer  Reiz  der  Wendung  in  der  Form 
von  Lob  und  Tadel  da  ist,  unterscheidet  sich  diese  Figur  von  der 
Aprastutaprasamsä.  Beispiele  für  sie  in  derselben  Reihenfolge  sind: 
5  „He  Ozean,    der    du    mit    Leichtigkeit    einen    Bodhisattva  be-"   113 

„schämst,  wozu  weitläufiger  Reden?  Kein  Andex'er  hat  wie  du  sich" 
.zur  Aufgabe  gemacht,  Andern  Gutes  zu  tun,  weil  du  aus  Mitleid" 
„der  Wüste  hilfst  die  Last  der  Schande  zu  tragen,  die  ihr  die" 
„Abneigung,    dürstenden    Wanderern    Beistand    zu    leisten,    einge-" 

10  „bracht  hat." 

Hier  versteht  man  durch  die  progressio  ad  contrarium  das 
Gegenteil  des  Gesagten. 

„Der  Flecken  des  Mondes,  der  Hals  des  Tripurabesiegers," 
„Muräri,  die  von  Brunstsaft  geschwärzten  Backen  der  Weltelefanten" 

15  „zeigen  sich,    o  Zierde  des  Erdkreises,    noch    heute    mit    Schwärze" 
„getüncht;  sage,  was  ist  denn  weiß  geworden  von  deinem  Ruhme ^)?" 
Indem  die  Lückenhaftigkeit  des  Gebietes  des  Ruhmes,  der  Ur- 
sache der  Weiße,  aufgezeigt  wird,  wird  nach  dem  Grundsatze   „Bei 
Verbot  von  Einzelnem  ist  das  Übrige  ex'laubt"  verstanden,  daß  der 

20  Königsruhm  mit  Ausnahme  von    einigen  Gegenständen  alle  Dinge 
weiß  färbt. 

„Was  sollen  die  Geschichten,  die  sich  in  fremden  Häusern" 
„zutragen?  Aber  ich,  von  Natur  schwatzhaft  als  Südländer,  kann" 
„den  Mund  nicht  halten:  Haus  an  Haus,  auf  den  Märkten,  auf  dem" 

25  „Platze,    in    der    Kneipe,  treibt   sich  herum  wie    eine  Tolle    deine" 
„Geliebte,  juchhei    die  Gloria-)." 

Hier  ist  ein  in  Angriif  genommener  Tadel,  der  auf  ein  Lob 
hinauskommt,  durch  die  Wendung  „juchhe,  die  Gloria"  gebrochen, 
sodaß  er  sich  nicht  voll  auswächst.    Dies  ist  ein  unreines-')  Beispiel. 

80  Indem    er    das    Erraten    betrachtet    als    Gelegenheit    für    (das   114 

Hervorheben)  einer  ^besonderen  Eigenheit  des  Intendierten*),  nennt 
er  jetzt  die  Figur  Aksepa  (Zusatz). 

Wenn  etwas  zum  Thema  gehöriges,  das  entweder 
ausgesprochen    ist    oder  noch  ausgesprochen  werden 
35  soll,  scheinbar  negiert  wird,    damit   man  eine  beson- 
dere   Eigenheit    desselben    erkenne,    so    ist    das    ein 
Ä  k  .s  e  p  a. 

Eine  zum  Thema  gehörige  Sache  ist,  gerade  weil  sie  zum 
Thema  gehört,  beabsichtigt,  gesagt  zu  werden;  eine  solche  (mithin) 


1)  Von  Räjasekhara  nach  Sbh.  25G3. 

2)  Von  Mätaiigadiväkara,  Sbli.  254  4. 

,S)  Da  Aljhinavaguptii  zu  Dhvany5loka  p.  44  diese  Strophe  als  Beispiel 
der  riihjiisluti  nibt,  so  sieht  der  Kommentar  in  dem  Ausdruck  unrein  slista, 
der  eigentlich  besage,  daß  dies  gar  kein  Beispiel  für  unsere  Figur  sei,  einen 
gegen  Abhinavagupta  gerichteten  Tadel. 

4)  Ich  verbessere  prahrta-. 


li 


Aksepa  p.  113—115.  433 

der  Darstellung  würdige  Sache  zu  negieren  (oder  unterdrücken)  ist 
nicht  angängig.  Wird  nun  die  Negierung  ausgesprochen,  so  ver- 
liert sie  ihre  eigentliche  Bedeutung  (qua  Negierung)  und  wird  zu 
einer  scheinbaren  Negierung.  Eine  solche  (scheinbare  Negierung) 
wird  gebraucht,  um  eine  besondere  Eigenheit  als  in  dem  Inten-  5 
dierten  liegend  zum  Verständnis  zu  bringen;  ohne  dies  wäre  es  so 
töricht,  als  wenn  man  einen  Elefanten  waschen  wollte.  Diese 
scheinbare  Negierung  richtet  sich  entweder  gegen  etwas  schon  Aus- 
gesprochenes  oder  gegen  etwas,  das  im  Begriffe  ist,  ausgesprochen 
zu  werden,  insofern  seine  Darstellung  schon  eingefädelt  ist.  So  10 
ergeben  sich  hinsichtlich  des  Aksepa  (Zusatz)  zwei  Wege.  Wenn 
sein  Gegenstand  ausgesprochen  ist,  ist  der  Aksepa  eine  Überlegung, 
die  nach  dem  Motiv  (der  Negierung)  fragt;  wenn  der  Gegenstand 
erst  noch  auszusprechen  wäre,  dann  ist  der  Aksepa  eine  Voraus- 
ankündigung i)  in  der  Form  eines  Herbeiziehens.  Nach  dieser  Be-  15 
deutungsverschiedenheit  des  Wortes  äksejia  gibt  es  zwei  Äksepa's; 
also  sagt  man.  Bei  der  Art  dieser  Figur,  wo  ihr  Gegenstand  aus- 
gesprochen ist,  hat  dasjenige,  welches  als  das  Beabsichtigte  negiert 
115  wird,  den  Zusatz"-);  wo  aber  ihr  Gegenstand  noch  auszusprechen 
wäre,  wird  das  Beabsichtigte  negiert,  aber  etwas  mit  diesem  in  20 
Verbindung  stehendes  Allgemeineres  hat  die  besondere  Eigenheit. 
Darum  (weil  aksepa  in  zwei  verschiedenen  Bedeutungen  gebraucht 
wird)  ist  das  Charakteristikum  dieser  Figur  in  zweifachem  Sinne 
zu  verstehen.  Die  besondere  Eigenheit  muß,  weil  sie  nicht 
mit  Worten  gegeben  wird,  erraten  werden.  Bei  dem  Aksepa,  wo  25 
dessen  Gegenstand  ausgesprochen  ist,  wird  zuweilen  eine  Sache 
negiert,  zuweilen  das  Aussprechen  derselben;  das  ergibt  zwei 
Arten.  Wo  aber  sein  Gegenstand  noch  auszusprechen  wäre,  da  wird 
nur  das  Aussprechen  desselben  negiert.  Das  aber  geschieht  mit 
Hinsicht  auf  das  Allgemeine-^),  indem  es  negiert  wird,  zuweilen  als  so 
in  der  Besonderheit  beruhend,  zuweilen  aber,  nachdem  ein  Teil 
(des  Allgemeinen,  das  negiert  wird)  schon  ausgesprochen  ist,  als  in 
dem  andei'en  Teile  beruhend;  das  ergibt  wieder  zwei  Arten.  So 
gibt  es  von  dieser  Figur  vier  Arten. 

Da  man  von  einem  Verhältnis  von  genus  und  species  ausgeht,  35 
das  durch  die  sprachliche  (nicht  sachliche)  Gleichheit  (des  Merkmals 
beider  Arten)  bedingt  ist,  so  ist  das  Verhältnis  von  Art  und  Varietäten 
nur  ein  fingiertes.     Belege  in   derselben  Reihenfolge  wie  oben: 

„Junger  Mann,    ich  bin  keine  Botin;    ich    habe   es  nicht  ge-" 
„macht,    daß    sie    dich    liebt.      Ich    tue    pichts    als    meine    heilige"  40 
„Pflicht,   wenn    ich    sage:    sie    stirbt    und   dich  trifft  die   Schande." 

„Ich  möchte  sagen:    „sei    wieder  gutl"    aber    es  paßt    nicht," 
„wo  du  nicht  zürnst;    und    sagte    ich:    „ich    will    so    etwas   nicht" 


1)  ägürana.     Siehe  oben  p.  107   note   1. 

2)  aksepa,  nach  dem  Kommentar  =  visesa. 

3)  Lies  p)V(////irt;/(7  mit  dem  Kommentar. 


434  Jacohi,  Ruyijakd's  Alamkarasarvasva. 

„mehr  tun",   so  wäre  es  ein  Eingeständnis,    und    sagte    ich;    „ich"   116 
,hab'  mir  nichts  vorzuwerfen",    so    würdest    du    das    auch  anders" 
, ansehn.    Was  ich  in    diesem  Falle    sagen    kann,  weiß    ich    nicht," 
„Geliebte." 
5  „Liebchen,  zögere  ein  Weilchen,  bis  ich  mein  ob  der  Trennung" 

„erschüttertes    Herz    beruhigt    habe    und    dir    etwas    sagen    kann." 
„Doch  nein,  geh  nur  fort,  was  soll  ich  reden." 

„Der  Mondschein  ist  Dunkelheit,  des  Kuckucks  Schlag  Säge-" 
„(ton),  der  Tau  Ätzsalz,  Armbänder  aus  Lotusfasern  sind  des  Todes-" 

10  „gottes  Zähne:  alles  dies  ist  jetzt  unheilsschwanger,  und  sie,  die" 
„zart  ist  wie  eine  Sirisablüte,  wird  vermutlich,  ach  —  doch  wozu" 
„das  verdammte  Reden." 

In  den  beiden  ersten  BeisjDielen  liegt  der  Äkse^ja  vor,    dessen 
Gegenstand  ausgespi'ochen  ist,    und  zwar  der  Reihe  nach    der,    wo 

15  eine  Sache,  und  der,  wo  ihre  Aussprache  negiert  wird.  Hier  wird 
vermittelst  der  Negierung  des  Ausgesprochenen,  des  Botinnen- 
dienstes, eine  besondere  Eigenheit,  daß  sie  die  Wahrheit  spricht^), 
usw.  (zu  verstehen  gegeben);  und  ebenso  wird  vermittelst  der 
Negierung    der   zum  Ausdruck    gelangenden    (Idee    der)  Verzeihung 

20  eine  besondere  Eigenheit  (zu  verstehen  gegeben),  daß  sie  nämlich 
durch  Unterdrückung  der  zornigen  Erregung  gewährt  werden  müsse. 
In  den  beiden  letzten  Beispielen  liegt  der  Äksepa  vor,  dessen 
Gegenstand  noch  auszusprechen  wäre,  und  zwar  wird  der  Reihe 
nach  1.  in  Gestalt  des  Allgemeinen  (des  Sprechens  überhaupt)  das 

25  Beabsichtigte,  und  2.  nach  Ausspi'ache  eines  Teiles  der  andere 
Teil  in  klaren  Worten  auszusprechen  negiert.  Und  dabei  kommt 
dem  Beabsichtigten,  das  auszusprechen  wäre  und  mit  den  Worten 
,dir  etwas  sagen  kann"  ^)  schon  angekündigt  ist,  die  besondere 
Eigenheit    zu,    daß    es    starken    Unwillen  erregen    wird,    usw.    und 

30  ebenso    (im    nächsten  Beispiele),    nachdem    bereits    ein    Teil    ausge- 
sprochen ist,    kommt  der  andere  noch    auszusprechende  Teil,    näm- 
lich  „stirbt",  die  Besonderheit  zu,   daß  er  unaussjjrechbar  ist.     So  117 
kommen    also    folgende    vier    Momente    beim   „Zusatz"   vor:    1.   die 
beabsichtigte  Sache,   2.  deren  Negierun»,    3.  ob  der  Unzulässisfkeit 

35  der  Negierung  ihre  Unvvirklichkeit,  4.  die  Mitteilung  einer  besonderen 
Eigenheit.  Es  ist  also  nicht  die  Aussprache  einer  Negierung,  noch 
die  Negierung  von  etwas  Ausgesprochenem,  sondern  der  Zusatz 
einer  Aussage  durch  eine  Negierung,  insofern  die  Unwirklichkeit 
der  Negierung  in  der  Position  resultiert.    Als  eine  (verwandte)  Art 

•io  (dieser  Figur)  wird  (gleich)  die  Negierung  durch  Position  gelehrt. 
So  liegt  im  Harsacaritra  in  der  Stelle  „, angemessen  der  Königin', 
das  wäre  Eigenlob",    und    in    der   andern")    ,,Ich    gehe',    das    ent- 

1)  Ich  lese  wie  Hasagangädhani  p.  426,  vastuväditvädir  statt  västavait- 
vädir.     Letztere  Lesart  gibt  auch  einen  Sinn,  nur  ist  das  ädi  überflüssig. 

2)  Lies  bhdinnsam  iti  für  bhaniltsamani  iti. 

3)  p.  HC  der  Nirii.  Sag.  Ausgabe. 


Aks^a  p.  116—119.  435 

118  spräche  nicht  meiner  Liebe",  ein  Äksepa  vor,  dessen  Gegenstand 
ausgesprochen  ist.  Jedoch  in  der  Stelle^)  „wenn  (du  denkst),  ,er 
ist  noch  ein  Kind',  so  darfst  du  mich  erst  recht  nicht  verlassen, 
oder  ,er  muß  gehütet  werden'  so  ist  das  Asyl  deiner  Arme  meine 
Hut"  ist  nicht  an  den  Äksepa  zu  denken.  Denn  hier  soll  nicht  5 
das  Gesagte,  daß  er  nämlich  ein  Kind  sei,  negiert  werden,  vielmehr 
versteht  man  es  so,  daß  seine  Kindheit  der  Grund  ist,  weshalb  das 
Verlassenwerden  negiert  werde.  Darum  ist  es  kein  Äksepa. 
Welcher  Art  Reiz  ist  dann  in  dieser  Figur?  Es  ist  die  zweite 
Art  von  der  Vyäghäta  genannten  Figur,  die  wir  später  (p.  139)  lO 
besprechen  werden.     Der  Kernpunkt  der  Sache  ist: 

„Der  Grund  für  die  Bezeichnung  als  Äksepa  ist,  daß  das" 
„Beabsichtigte  negiert  werde;  aber  es  gilt  nicht  als  Negierung," 
„wenn  sie  geschieht,  damit  etwas  anderes  {i.  e.  das  Gegenteil)  um" 
„so  leichter  getan  werden  könne."  lö 

Betrachten  wir  folgende  Beispiele: 

„Ihr  Dichterfürsten,  hütet  den  Nektar  der  Poesie,  der  entsteht" 
„bei  der  Quirlung  des  Ozeans  der  Dichtkunst;  denn  ihn  zu  rauben" 
„sind  Plagiatoren  den  Daityas  vergleichbar  wie  geschaffen.  Oder" 
„mögen  sie  nur  nehmen  soviel  ihnen  beliebt,  für  die  Dichterfürsten"  20 
„ist  das  keinerlei  Verlust:  so  viele  Schätze  ihm  die  Unsterblichen" 
„auch  entnommen,  das  Meer  ist  noch  heute  die  Schatzkammer" 
„(ratnäkara)  -)." 

„Schließet    mit    Felsplatten    die    Tore    der    Felsgrotten    im" 
„Sandelgebirge!    Endlich   soll  einmal    der  Wind,    der    Quäler   ver-"  25 
„lassener  Mädchen,    den    Kerker    kennen  lernen!    Mit  einem  Pfeile" 
„seine  Gazelle^)    tötend,    haltet    den    Zug    des    Südwindes    auf;    so" 
„bittet  den  großen  Häuptling  der  Sabaras,    der    da    in    der   Höhle" 

119  „des  Sandelgebirges  w^ohnt.     Doch    nein,    umsonst!    Es  unterbleibe" 
„die  Demütigung  (vor  dem  Wilden);  denn  die  Kiräten  wollen  keine'"  so 
„Feindschaft  mit  Marut,    der  ja  bei  ihrem  Liebesgetändel  die  Er-" 
„hitzung  der  Sabarafrauen  lindert'*)." 

Hier  ist  nicht  an  einen  Äksepa  zu  denken.  Denn  wir  haben 
hier  die  Negierung  von  etwas  Ausgesagtem,  und  das  ist  noch  kein 
Äksepa,  [weil  dieser,  wie  wir  sagten,  beim  Aussprechen  einer  35 
Negierung  (i.  e.  wo  diese  die  Aussage  bildet)  eintritt  5).  Der 
poetische  Reiz  wird  hier  durch  die  Negierung  selbst  verursacht, 
aber  sein  Vorhandensein  allein  genügt  nicht,  daß  man  die  Figur 
für  einen  Äksepa  halte.] 


1)  Ib.  p.  184.    Ausführlicher  bespricht  unser  Autor  diese  Stelle  uuteu  p.  139. 

2)  Vikramänkad.  I,  11.  12. 

3)  Väyu  wird  auf  einer  Gazelle  reitend  dargestellt.  vätaharinTs  erwähnt 
Harsac.  p.  95.  4)   Vikramänkad.  VII,  S,  10,  11. 

5)  Dies  stimmt  nicht  zu  dem  oben  p,  117  Gesagten:  (ena  na  nhedha- 
vidhili,  na  vihitani^edhah;  kirn  tu  ni.^edheiui  vidlier  äk^ejndi.  Wenn  man 
also  nicht  annehmen  will ,  daß  der  Autor  selbst  sich  so  inkorrekt  ausgedrückt 
habe,  müßte  die  im  Text  eingeklammerte  Stelle  wieder  eine  kroiUipatrilcä  sein. 


436  Jacohi,  Ruyyaka's  Alainkarasarvasva, 

Dieser  Aksepa  findet  sich    auch    als    suggerierte  Figur;    z.  B.: 

„Freund,   vertraue  nicht  den  Hetären!    Welches  Unheil  richten" 
„sie  nicht  an  in  ihrer  ausschließlichen  Liebe  zum  Geldel" 

Denn  bei  diesen  AVorten  einer  Hetäre,  wo  von  ihren  Fehlern 
5  die  Rede  ist,  versteht  man  (als  Hintergedanken):  ich  bin  keine 
Hetäre.  Aber  es  liegt  keine  Negierung  (direkt)  vor,  weil  nur 
gegen  die  Hetäre  gesprochen  wird,  insofern  ihr  die  Stellung  einer 
Hetäre  wirklich  zu  kommt.  Die  vorliegende  Negierung,  deren 
Annahme  auf  Hindernisse  stößt,  wird  dadurch  zu  einer  scheinbaren 
10  und  kommt  auf  eine  besondere  Eigenheit  hinaus,  nämlich  daß  die 
Sprecherin,  die  Hetäre,  wegen  ihrer  reinen  Liebe  gleichgültig  gegen 
das  Geld  ist  usw.  So  ist  dies  ein  suggerierter  Äksepa,  dessen 
Gegenstand  ausgesprochen  ist. 

Aber    als    Beispiel    eines    Aksej^adhvani    darf    man    nicht    den 
15  Vers  anführen^): 

„Der   vermag    sämtliche   Vorzüge    Hayagriva's    auszusprechen,*" 
„wer  mit  Wasserkrügen  die  Größe  des  Ozeans   zu  messen  vermag." 

Denn  hier  muß  man  die  Negierung  selbst  erraten ,  nicht  aber 

ihren   Schein.     Der  Satzsinn  ist  hier,    daß    die  Vorzüge    nicht    aus- 

20  gesprochen    (oder   aufgezählt)    werden    können ;    dadurch    wird    hier 

der  poetische  Reiz  bewirkt,  nicht  durch  den  Schein  einer  Negierung, 

weshalb  dabei  nicht  an  einen  Aksepadhvani  zu  denken  ist. 

Jedenfalls  bleibt  bestehen,  daß  der  Schein  einer  Negieruug, 
der  zu  einer  Position  inkliniert,  das  Wesen  des  Äksepa  ausmacht. 
25  Nachdem  so  der  Äksepa  als  auf  der  Negierung  eines  Beabsichtigten  120 
beruhend  dargestellt  worden  ist,  nennt  er  jetzt  als  unter  denselben 
Begriff  fallend  den  Äksepa,  der  auf  dem  Geheiß  von  etwas  Nicht- 
beabsichtigtem  beruht : 

Und    ein    scheinbares    Geheiß    von    etwas    Nicht- 
30  beabsichtigtem    ist    ebenfalls    ein    Äksepa. 

Wie  die  Negierung  von  etwas  Beabsichtigtem,  eben  weil  es 
beabsichtigt  ist,  widersinnig  ist,  ebenso  ist  das  Geheiß  von  etwas 
Nichtbeabsichtigtem  widersinnig,  weil  es  eben  nicht  beabsichtigt 
ist;  und  wenn  es  doch  geschieht,  so  stößt  seine  Annahme  auf 
35  Hinderaisse  und  kommt  so  auf  eine  Negierung  hinaus.  Und  aus 
diesem  Geheiß  (ergibt  sich)  eine  Negierung,  die  (einem  bestimmten 
Zwecke)  dienlich  ist ;  somit  bringt  das  Geheiß  eine  Nesrierung  her- 
vor,  die  auf  eine  unerwünschte  Besonderheit  hinauskommt.  Weil 
(diese  Figur)  eine  Negiernng  ankündigt,  ist  sie  ein  Äksepa.  l^ei- 
40  spielsweise: 

„Geh !  Wenn  du  gehst,  Geliebter,  so  seien  deine  Pfade  glück-*" 
„lieh!  Möge  ich  selbst  dort  wiedergeboren  werden,  wo  du  dich" 
„befindest  2)." 


1)  Wie  Änandavardliaua  Dlivauyäloka  p.  111    gotaii  bat. 

2)  Kävyädaisa  II,  141. 


AJcsepa,   Virodha  2^.  119—122.  437 

Hier  billigt  Eine  die  Reise  ihres  Geliebten,  obschon  sie  ihr 
unerwünscht  ist,   durch  Nichtwidersprechen;    aber    das  Geheiß  der- 

121  selben  ist  unpassend,  weil  sie  unerwünscht  ist.  So  kündigt  also 
dies  Geheiß,  dessen  Annahme  auf  Hindernisse  stößt,  die  Nesfierunor 
an.  Und  der  Zweck  ist,  die  unerwünschte  Reise  als  etwas  durchaus  5 
zu  vermeidendes  darzustellen,  was  aber  nicht  auf  allgemein  so  ver- 
standenen Wörtern  beruht^).  Und  das  wii'd  durch  das  Ausspi-echen 
des  Wunsches  „möge  ich  selbst  dort  usw.",  das  auf  etwas  uner- 
wünschtes hinauskommt,  zu  verstehen  gegeben. 

Oder  folgendes  Beispiel:  10 

„Es  ist  nichts  mehr  zu  sagen!  Deinesgleichen  sind  so  stolz." 
„Mögen  deine  Pfade  glücklich  sein!  Was  würde  mein  Flehen  be-" 
„deuten?  Aber  dies  will  ich  sagen:  denke  an  die  kühlen  von" 
„Schwänen  belebten  Wellen  der  GodävarT,  die  das  Erschlaffen  vom" 
„fortgesetzten  Liebesspiel  uns  benahmen!"  15 

Wenn  hier  die  ja  nicht  gebilligte  Reise  des  Geliebten  auf  den 
ersten  Anblick  als  zugestanden  erscheint,  so  ist  doch  dies  Geheiß 
von  etwas  Unerwünschtem,  indem  es  zu  etwas  nur  Scheinbarem 
wird,  das  (charakteristische)  Moment  des  Äksepa  -) ;  durch  die 
Worte  „denke  an  usw."  wird  die  Unterlassung  der  Abreise  stärker  20 
betont 

Deshalb  habe  ich  auch  diese  Art  des  Äksepa  wegen  seines 
gleichen  Pi'inzips  als  eine  neue  aufgeführt'^). 

Beim  Äksepa  kommt,  insofern  in  der  Negierung  des  Er- 
wünschten wie  in  dem  Geheiß  des  Unerwünschten  etwas  Unzu-  i>ö 
lässiges  liegt,  ein  Element  des  Widerspruches  hinein.  Im  Zu- 
sammenhang damit  wird  nun  die  Klasse  von  Figuren  dargestellt, 
die  einen  Widerspruch  in  sich  bergen.  Zunächst  wird  die  Figur 
Virodha  (Widerspruch)  definiert. 

Virodha  ist  der  Schein   des  Widersprechenden.       30 

122  Wenn  von  den  vier  Kategorien  (in  welche  die  Wortbedeu- 
tungen zerfallen)  Species  usw.  eine  mit  einer  widersprechenden 
gleichartigen  und  ungleichartigen  in  Verbindung  steht,  so  ist  das 
ein  Widerspruch,  und  der  ist  ohne  Hebung  ein  schlimmer  Fehler, 
Wird  er  aber  gehoben,  so  ist,  weil  es  nur  auf  den  ersten  Anblick  35 
(als  ein  Widerspruch)  erscheint,  ein  scheinbarer  Widerspruch. 
Species  in  Widerspruch  mit  allen  vier  Kategorien  ergibt  vier 
Arten,  eine  Qualität  mit  den  drei  letzten  drei  Arten,  eine  Tätigkeit 
mit  einer  Tätigkeit  und  einem  Einzelding*)  zwei  Arten,  ein  Einzeldiug 


1)  Ich  konjiziero  asamvijnata° ;   ob  ich  den  Sinn  richtig  gotrofl'en  habeV 

2)  Dies  scheint  der  Sinn  der  Stelle  zu  sein ,  in  der  vielleicht  eine  Ver- 
derbnis steckt. 

3)  Der  Kommentar  sagt,  daß  die  Neuheit  mit  Bezug  auf  Daiuliu  gelte, 
von  dem  das  erste  Beispiel  entnommen  ist ,  aber  in  anderer  Weise  gedeutet 
werde.     Übrigens  habe  schon  Bhojadeva  diese  Art    des  .\ksopii  richtig  erkannt. 

4)  dravya  ist  ein  Ding  sui  generis,  von  dem  es  kein  zweites  Exemplar  gibt. 


438  Jacohi,  Ruyijakä's  Alamkärasarvasva. 

mit  einem  Einzelding   eine  Art;    im    Ganzen    also    zehn    Arten    des 
Virodha. 

Die  Beispiele  nur  zur  Orientierung: 

,Ein    alles    Maß    überschreitender,    mit  allen  Wörtern  unaus-" 

5  „sprechbarei*,  in  diesem  Leben  nicht  zum  zweiten  Male  empfundener," 

.wecren  Schwindens  der  Urteilskraft  von  voller  Yerwirrun»  erfüllter" 

, Affekt  macht  mich  innerlich  erstarren  und  versetzt  mich  in  Glut^)." 

Hier    wird    der  WidersiDruch  zwischen  den  beiden  Tätigkeiten 

des  Erstarrenmachens  und  in-Glutversetzens  durch  die  Schönheit  des 

10  Gegenstandes-)   gehoben. 

Ferner : 

„"Weil    er    der    einzige  Vorrat    des  Wassers    oder    weil  er  die" 
„Schatzkammer  (ralnäkara)  ist,  wenden  wir    uns  zum  Ozean,  wir, 
„deren  Herz  von  Durst  (und  Gier)  verzehrt  wird.    Wer  weiß  dies : 

15  „der  Heilige  (Agastya)  wird  ihn  in  dem  Eaume  seiner  hohlen" 
„Hände  haltend  Üugs  auftrinken,  sodaß  Walfisch  und  Delphin  in" 
„seiner  Hand  zappeln")." 

In    dem    Gedanken:     der    Ozean    wurde    getrunken,     lies;t    ein   123 
Widerspruch  zwischen  dem  Einzelding  und  der  Tätigkeit,  der  durch 

20  die  Machtfülle  des  Heiligen  gehoben  wird.  Ahnlich  hat  man  auch 
andere  Fälle  zu  erklären. 

Da  man  diese  Ficjur  findet,  wo  sie  ihr  Feld  für  sich  hat,  so 
meint  die  Schule  Udbhata's,  daß,  wo  sie  einen  Slesa  enthält,  dieser 
bewirke,    daß    der  Virodha    nur   nebenher    mit    empfunden    werde. 

25  Nach  der  Ansicht  Anderer  liegt  (in  genanntem  Falle)  ein  Samkara 
vor  z.  B.:  saninihitaväländhiikära  (sie,  die  von  dem  Dunkel  ihrer 
Haare  begleitet  war,  oder  die  von  der  jungen  Finsternis  begleitet 
wai')  bkäsvamnürtis  ca  (die  von  leuchtender  Gestalt  war,  oder  die 
die  Gestalt  der  Sonne  hatte);   in  solchen  Fällen  sind  beide  Glieder 

30  des  Widerspruches  doppelsinnig,  dagegen  nur  eins  in  solchen  Fällen 
wie  Ixupatim  api  (obschon  einen  schlechten  Gatten,  oder  den  Herrn 
der  Erde)  kalatravallabham  (den  treuen  Freund  seiner  Gattin). 
Diese  Figur  läßt  man  dort  gelten,  wo  die  beiden  einander  wider- 
sprechenden Attribute    ein    und    demselben  Dinge  zukommen ;    sind 

35  sie  aber  auf  zwei  Dinge  verteilt,  so  handelt  es  sich  um  Asamgati 
und  andere  Figuren,  wie  seines  Orts  gezeigt  werden  soll. 

Nachdem  so  der  Virodha  behandelt  worden  ist,  sollen  jetzt 
die  auf  einem  Widerspruch  beruhenden  Figuren  dargestellt  werden, 
und  zwar  von  diesen    zunächst    diejenigen,  welchen    das  Verhältnis 

40  von  Ursache  und  Wirkung  zugrunde  liegt,  von  denen  er  zuerst  die 
Vibhävanä  nennt: 


1)  Mälatim.  I,  28. 

2)  Ich  lasse  ajyräptiparyavasänena  unüborsetzt;   vielleicht  apräptci^  die 
die  kein   Ende  fmdelV 

3)  JShiilluta   108. 


Vibhävanü  p.  122—125.  439 

124  Wenn  trotz  des  Fehlens  der  Ursache  die  Wirkung 
eintritt,  so  (ist  diese  Figur)   die  Yibhävanä. 

Hier  ist  nun   die  Wirkung    ohne    die    Ursache    nicht   möglich, 
weil    sie    diese    zur    notwendigen    Voraussetzung    hat;    würde    die 
Wirkung  anders  dargestellt,    so  wäre    ein  Widerspruch  unausbleib-    5 
lieh.    Wenn  aber  durch  irgend  eine  Wendung  es  doch  so  dargestellt 
wird,  dann  haben  wir  die  Figur  Vibhävanä,  weil  dann  die  Wirkung 
in    besonderer    Weise    stattfindet^).      Und    jene    Wendung    ist    die 
Darstellung  des  Fehlens  einer  speziellen  Ursache.    Der  Widerspruch 
wird  dadurch  behoben,  daß  eine  nicht  benannte  Ursache  tatsächlich  lo 
vorhanden    ist.     Und    da    das    Fehlen    der  Ursache    vorausgeschickt 
wird,    so    empfindet    man  die  Wirkung  als  stark  in  Frage  gestellt, 
nicht   aber   durch    diese    das    Fehlen   der  Ursache;    dadurch    unter- 
scheidet   sich    unsere    Figur    von    der    des    Virodha,     welche    der 
segenseiticreu  Infrasrestellung  ihr  Leben  verdankt.     So    ist    bei   der  i5 
Visesokti    durch    das  Fehlen   der  Wirkung  das  Dasein  der  Ursache 

125  als    in    Frage    gestellt    zu    erkennen,  wodurch    auch    sie    von    dem 
Virodha  unterschieden  ist  -). 

Wenn  auch  in  dieser  Definition  von  Andern  ^)  anstatt  des 
Wortes  kärana  (Ursache)  kriyä  (Aktion)  gesetzt  wird,  so  haben  20 
wir  doch  das  Wort  kärana  absichtlich  gewählt ;  denn  nicht  Alle  *) 
geben  zu,  daß  die  Wirkung  ausschließlich  das  Resultat  einer  Aktion 
{kriya)  sei,  weil  nur  die  Grammatiker  dies  annehmen.  Darum  ist 
ohne  Rücksicht  auf  diese  Differenz  von  dem  allgemein  anei'kannten 
Standpunkt  aus  das  Wort  kärana  gesetzt.  25 

Zum  Beispiel : 

„Da  trat  sie  nach  der  Kindheit  in  das  reifere  Alter,  einen" 
„nicht  zubereiteten  Schmuck  des  schlanken  Leibes,  ein  nicht  Wein'' 
„genanntes  Mittel  der  Berauschung,  eine  Waffe  Amors  verschieden" 
„von  seinen  Blumenpfeilen  ^)."  30 

Auch  in  Abwesenheit  des  allbekannten  Rauschmittels  mit 
Namen    Wein    wird    hier    im    zweiten     Päda    die    Berauschung    als 


1)  Dies  soll  die  etymologische  Erklärung  von  vibhävanü  als  viäistatayä 
bhävanUt  sein. 

'2)  Der  Kommentar  erklärt  diis  folgende  für  eine  sclileclite  Lesart  der  Ab- 
schreiber. Es  müsse  heilien:  so  ist  bei  der  Visesokti  durch  das  Dasein  der 
Ursache  das  Fehlen  der  Wirkung  als  in  Frage  gestellt  zu  erkennen.  Das  sei 
die  Ansicht  des  Käjänaka  Tilaka,  der  unser  Autor  meist  folge.  Vidyädhara,  der 
in  der  Ekävali  meist  genau  dem  Kuyyaka  folgt  und  dessen  Gedanken  mit  etwas 
andern  Worten  ausdrückt,  hat  übrigens  hier  die  Lesart  „der  Abschreiber" 
wiedergegeben,  ebenso  Mallinätha  in  seinem  Kommentar.  Beide  kennen  ja,  wie 
in   der  Einleitung  gesagt,  die  Viniarsini   nicht. 

3)  So  Udbhata ,  wie  der  Kommentar  bemerkt.  Udbhata  folgt  Vämana 
IV,  3,  13,  und  der  Kävyaprakäsa  X,21  folgt  dem  Udbhata.  Anders  Kfivyri- 
darsa  II,  199. 

4)  z.  B.  die  Bauddhas,  Kommentar. 

5)  Kum.  S.   I,  31. 


440  Jacobij  Ru>/yaka's  Alamlcarasarvasva. 

durcli  die  Jugend  verursacht  dargestellt.  Und  obschon  es  zwei 
Arten  von  Berauschuno-  cribt,  selten  sie  doch  durch  völlige  Identi- 
fikation  hyperbolisch  nur  als  eine  einzige.  Trotzdem  somit  eine 
Hyperbel  von  unserer  Figur  unzertrennlich  ist,  so  gelangt  sie  nicht 

5  unter  Beiseitesetzung  jener  zur  Geltung,  sondern  indem  sie  von  ihr 
das  Leben  empfängt. 

Diese  Vibhävanä  ist  nun  wie  die  Vi^esokti  doppelter  Art, 
jenachdem  der  Grund  genannt  ist  oder  nicht.  Ersteres  ist  in 
obigem  Beispiel  der  Fall,  letzteres  in  folgendem: 

10  ,Sie,  die  da  einen  ohne  Saffransalbung  gelben  Leib  und  ohne"   126 

„Lackschmückung  rote  Lippenlinie  hatte  ^).'' 

Hier  ist  der  Grund:  das  Angeborensein  zu  erraten. 
[Bei  -)  Gelegenheit  der  Stelle :  „ein  nicht  zubereiteter  Schmuck 
eine   Waffe  Amors    verschieden    von    seinen    Blumenpfeilen"  werden 

1.T  verschiedene  Ansichten  ausgesprochen.  Einige  sagen,  es  sei  eine 
Vibhävanä.  Andere-^)  sagen,  es  sei  dies  ein  Irrtum*),  weil  Zube- 
reitung für  den  Putz  und  die  Blumen  für  die  Pfeile  nicht  als 
Ursache  gelten  könnten ;  es  sei  vielmehr  eine  Visesokti ,  die  bei 
dem  AVecfbleiben  einer  Eicrenschaft  eines  Dinges  eintritt^).    Wieder 

20  andere*^)  sagen,  es  sei  ein  Rüpaka,  in  dem  eine  besondere  Eigen- 
tümlichkeit (des  betr.  Dinges)  hervorgehoben  werde.  Die  ^)  Neueren 
sagen,  es  sei  ein  Parinäma  insofern  das  Koi'relat  (der  Metapher)  der 
darzustellenden  Sache  möglich  ist.] 

Nachdem  er  die  Vibhävanä  definiert  hat,  definiert  er  jetzt  die 

25  Vise.sokti,  die  das  Gegenteil  von  jener  ist. 

Das    Ausbleiben    der   Wirkung    beim    Vorhanden- 
sein aller  Ursachen  heißt  Visesokti. 

Es  ist  eine  feststehende  Regel,    daß  die  vollzähligen  Ursachen 
notwendig    die  AA^irkung    hervorbringen,  weil    andernfalls    die  Voll- 

30  zähligkeit  nicht  vorhanden  wäre.  Wenn  sie  aber  trotz  ihrer  Voll- 
zähligkeit die  Wirkung  nicht  hervorbringen,  so  ist  das  die  Visesokti, 


1)  Udbhata  II,  21. 

2)  Der  Kommentar  sagt,  diese  Stelle  sei  von  den  Abschreibern  irrtümlich 
hierhin  gesetzt;  sie  schließe  direkt  an  die  obige  an,  die  in  der  Übersetzung  mit 
, Leben  empfängt"  endet.  Mir  ist  wahrscheinlicher,  daß  der  ganze  Passus  von 
einer  Kroijapatrikä  herrührt.  Auch  der  Kommentar  erklärt  den  letzten  Satz 
für  einen  Zusatz  eines  Abschreibers.  Man  beachte,  daß  es  sich  nur  um  die 
Erklärung  von  Kum.  S.  I,  31   handelt. 

3)  Die  Anhänger  Vämana's  cf.  dessen  Kävyäl,  IV,  3,  23. 

4)  Ich  lose  Ihrüntinn  statt  des  sinnlosen  väntam. 

ö)  Wobei  die  übrigen  übereinstimmenden  Eigenschaften  um  so  mehr  Ge- 
wicht bekommen;  Vämana's  Heispiel  ist:  bharanti  ijatrausadhayo  rajumjäm 
ataüapürüh  suratapradlpüh  (Kum.  S.  I,  10). 

6)  Die  Anliängor  Udbhata's. 

7)  Nach  dem  Koinincntar  ist  dieser  Satz  ein  Zusatz  eines  Absclireibers. 
Beim  I'arinüma  (p.  -lO^  huiulülo  es  sich  um  ujxii/oga,  und  nicht  um  samlih'tca. 
Und  so  erklärt  es  auch  Mallinätha,  der  die  den  Neueren  zugeschriebene  Ansicht 
in  seinem  Kommentar  zu   Kum.  S.   I,  in  vertritt. 


Vi^esohti  p.  125-  128.  441 

127  die  angewaudt  wird,  um  eine  besondere  Eigenheit  bemerklich  zu 
machen.  Sie  ist  doppelter  Art,  jenachdem  der  Grund  genannt  ist 
oder  nicht.  In  letzterer  ist  diejenige,  in  welcher  der  Grund  uner- 
findlich ist,  eingeschlossen ;  denn  das  Nichtgesagte  ist  doppelt :  was 
gedacht  werden  kann  und  was  nicht.  5 

Die  Beispiele  in  der  genannten  Reihenfolge : 
,Ihm,  der  wie  Kampfer,  wenn  auch  verbrannt,    sich  kraftvoll" 
, zeigt  bei  jeglichem  Menschen,  Verehrung  dem  Blumenbogenbewaff-" 
,neten  von  unwiderstehlicher  Gewalt^)." 

„Obschon    von    seinen    Gefährten    gerufen    der  Wanderer    jich"  lo 
,komme'  antwortete,  obschon  er  aus  dem  Schlummer  erwachte  und" 
„obschon  er  aufbrechen  wollte,  löste  er  sich  doch  nicht  aus  seiner" 
,kauei-nden  Stellung-)." 

, Allein  besiegt  Amor  die  drei  Welten,  er,  dem  Siva  den  Leib" 
.,nehmen  konnte,  nicht  aber  zugleich  auch  seine  Macht."  i5 

Obgleich  hier  in  Form  des  Verbrennens  die  komplette  Ursache 
gegeben    ist,    so    wird    doch    das  Nichteintreten    der  Wirkung,  der 
Kraftlosigkeit,  durch  eine  jener  nicht  widersprechende  Eigenschaft, 
nämlich    die    Kraft    selbst,   dargestellt;    und    mit    dem  Worte  „von 
unwiderstehlicher  Gewalt"  ist    der  Grund  angegeben.     In  ähnlicher  20 
AVeise    sind    Anrufen    usw.    die    Ursachen    für    das    Aufgeben    der 
kauernden    Stellung;    trotz    des    Vorhandenseins   jener    tritt    dieses 
nicht  ein  und  was  der  Grund  dafür  ist,   die  erträumte  Zusammen- 
kixnft  mit  der  Geliebten,  ist  zwar  nicht  gesagt,  aber  kann  gedacht 
werden.     Und    ebenso    ist    bei    dem    Nichteintreten    der    Wirkunsr:  25 
des    Benehmens    der    Macht,    trotz    Vorhandenseins    der    Ursache: 
Nehmens  des  Leibes,    der  Grund  nicht  genannt  und  auch  nicht  zu 
erdenken,  weil    er   über   unser  Verstehen    hinausgeht.     Das    Nicht- 
eintreten   der  Wirkung    wird    zuweilen    dargestellt    durch   das  Ein- 
treten   einer    widersprechenden    Wirkung-^),    gerade     wie     bei     der  -io 
Vibhävanä   das  Fehlen  der  Ursache  durch  das  Vorhandensein  einer 
widersprechenden   Ursache  zuweilen  gezeigt  wii'd. 
Bei  solchem  Sachverhalt  ist  in  der  Strophe: 
„Der  mich  zur  jungen   Frau  machte,    der    ist    noch  mein  Ge-" 
„liebter;  gleich  geblieben  sind  die  Frühlingsnächte  und  die  üppigen"  35 
128   „Kadambawinde,    duftend    von    blühendem    Jasmin,    sind    noch    die" 
„gleichen,  und  auch  ich  bin  noch  dieselbe;  jedoch  sehnt  sich  mein" 
„Herz  nach  dem  tändelnden  Liebesspiel  unter  dem  Vetasibaum  am" 
„Ufer  der  Revä  *)." 

eine  zweifelerregende  Vermischung  (snmdehasanikara)  zwischen  -lo 
einer    Vibhävanä    und    einer    Visesokti.      Es    ist    eine    Vibhävanä, 

1)  Bälarämäyana  III,  11,    der  Text    der  Ausjjabo    hat    lirngärab'ijäija    für 
aväryavlrijäyd,  wie   au  unserer  Stolle  yeloson  worden  muß. 
'  2)   Von  Bhasou  Sbh.    1838,  cf.   DlivanySloka  ;i8. 
;3)  Die  Kkävali  p.  283  umschreibt  krnv/(ivinuUUnis/(l(l]ii?nu/chena, 
4)  Von   Siläbhattärika  nach   Säri'igadliarapaddhati  37 GS. 


^^2  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamharasarvasva. 

insofern  die  Ursache  der  Sehnsucht  (das  Fernsein  des  Geliebten) 
widerspruchsvoll  mit  den  Woi*ten  „der  mich  zur  jungen  Frau 
machte  usw."  dargestellt  ist;  und  es  ist  eine  Visesokti ,  inso- 
fern im  Widerspruch  mit  der  Ursache  (des  Zufriedenseins),  die  in 
5  den  Worten  „der  mich  zur  jungen  Frau  machte  usw."  ausgesprochen 
ist,  die  Wirkung,  nämlich  die  Sehnsucht,  in  den  Worten  „jedoch 
sehnt  sich  mein  Herz"  dargestellt  ist.  Weil  (das  Fehlen  der  Ur- 
sache bezw.  der  Wirkung)  durch  das  Gegenteil  (der  Ursache  bezw. 
Wirkung)  dargestellt  ist,  so  kommt  die  Negierung  der  Ursache 
10  bezw.  Wirkung  nur  nicht  deutlich  (zu  Bewußtsein)^).  Und  da  sich 
(für  keine  der  beiden  Figuren)  ein  Beweis  pro  oder  contra  findet, 
so  ist  es  eine  zweifelerregende  Vermischung-). 

( Vämana)  definiert  die  Visesokti    als    eine  Figui-,  bei  der  das 

Ausfallen  einer  Eigenschaft  fingiert  wird,  um  die  Übereinstimmung 

15  der    übrigen    desto    mehr    zu    erhärten;    aber    diese    Figur    gilt    in 

unserem  Lehrgebäude  als  eine  Art  von  Metapher  und  wird  darum 

nicht  besonders  gelehrt. 

Obgleich  die  Hyperbel  bereits  erörtert  ist,  so  wird  doch  eine 
Unterart  derselben  hier,  wo  von   dem  Verhältnis  von  Ursache  und 
20  Wirkung  die  Rede  ist,  nachgetragen: 

Bei  der  Gleichzeitigkeit  von  Ursache  und  Wir- 
kung oder  bei  Umkehr ung  ihrer  natürlichen  Aufein- 
anderfolge ergibt  sich  eine  Hyperbel. 

Das  charakteristische  Merkmal  von  Ursache  und  Wirkung,  daß 
25  erstere  notwendig  zeitlich  vorausgeht  und  letztere  notwendig  zeit- 
lich folgt,  steht  ja  allgemein  fest.  Wenn  aber,  um  eine  besondere 
Eigenheit  zur  Kenntnis  zu  bringen,  von  dieser  Form  Abgang  ge- 
nommen wird,  so  ist  das  eine  Hyperbel.  Und  da  das  Abgehen 
von  dieser  Form  sowohl  auf  Gleichzeitigkeit  (beider)  als  auch  auf 
30  der  Umkehrung  des  zeitlichen  Verhältnisses  beruhen  kann,  so  ist  129 
es  zweifach  und  macht,  daß  es  auch  zwei  solcher  Hyperbeln  gibt. 
Die  Beispiele  in  genannter  Reihenfolge : 

„Während  die  Fürsten  mit  vor  unwiderstehlichem  Staunen" 
„weit  sich  öffnenden  Augenlotussen  •'^)  zuschauten,  da  haben,  o  Krön-" 
35  „Juwel  der  Ritter,  Gloria  und  Fortuna  des  Feindes,  indem  sie" 
.gleicher  Zeit  auf  dem  feinen,  scharfen  Wege  deiner  Schwert-" 
„schneide  spielend  gleichsam  die  eine  aus-,  die  andere  einzog,  sieh" 
„nur,  ein  Kunststück  ausgeführt^)." 

„Auf  jedem  Wege   der   wie    Papageienschnabel    schöne   Glanz" 

40  „der  Sprossen,  in  jeder  Himmelsgegend  der  Wind,  der  die  Sträucher" 

„tanzen    läßt,    auf  jeden   Mann   schüttet   schnell    seine    Pfeile    der' 


..u 


1)  d.    li.    wir    wissen    nicht,    ob    dio    Ursache    oder    die    Wirkung    negiert 
worden  soll. 

2)  Vergleiche  unten  p.  200. 

3)  Lies  netrotiialam  statt  nllotpalam. 

4)  Lies  cärur  (lfjh(l°  mit  Subhäsitaratnabhäiu.lägära. 


k 


Atuayokti,  Asamgati  p.  128 — 130.  443 

„Liebesgott,   und  in  jeder  Stadt  hat  das  schmollende  Grübeln  der' 
-Schönen  aufcrehört." 

In  dem  ersteren  Beispiel  ist  in  dem  mit  dichterischer  Kühn- 
heit erfundenem  Gegenstande  der  Einzug  des  Glücks  des  Feindes 
die  Ursache  des  Auszuges  ihres  Ruhmes ;  diese  beiden,  die  also  nicht  5 
gleichzeitig  sind,  werden  als  gleichzeitig  dargestellt.  Im  letzteren 
Beispiele  hat  das  Aufhören  des  Schmollens  zur  Wirkung  das  Sctießen 
von  Amors  Pfeilen ;  das  Nacheinander  dieser  beiden,  wie  es  natur- 
gemäß sein  sollte,  ist  aber  in  umgekehrter  Reihenfolge  dargestellt^). 
Die  besondere  Eigenheit,  die  zu  Bewußtsein  gebi-acht  wird,  ist  das  lo 
schnelle  Eintreten  der  Wirkung. 

Wenn   jene  beiden  an  verschiedenen  Orten    sind, 
(heißt  die  Figur)  Asamgati. 

Die  beiden,  nämlich  Ursache  und  Wirkung.  Denn  an  welchem 
Orte  die  Ursache  ist,  an  demselben  Orte  sieht  man  auch  die  15 
Wirkung;  denn  das  in  der  Küche  befindliche  Feuer  erzeugt  nicht 
den  auf  dem  Bei-ge  befindlichen  Rauch.  Wenn  aber  die  Ursache 
als  an  einem  Orte,  die  Wirkung  als  an  einem  andern  befindlich 
dargestellt  wird,  da  haben  wir  die  Figur  Asamgati  wegen  der  Auf- 
hebung der  naturgemäßen  sanigati  (Zusammensein).  Sie  wird  von  20 
dieser  Stelle  besprochen,  weil  von  widerspruchsvollem  Kausalitäts- 
verhältnis die  Rede  war;  z.  B. : 

„Meistens  sind  die  Fürsten  nach  ihrer  Charakteranlage  dem" 
„Zuträglichen  abgeneigt  und  der  Sinnenlust  ergeben ;  (aber)  die" 
„makellosen  Minister  befällt  das  mächtige  Fieber:  der  Tadel  der"  25 
130  „Welt.  Aufs  höchste  zu  verehren  sind  diejenigen  von  preis  würdiger" 
„Tugend,  welche  im  Walde  innere  Zufriedenheit  finden.  Besser  ist" 
„ein  (solcher)  außenstehender  Verehrer  (Diener) ;  in  jeder  Beziehung" 
„pfui  über  die  Minister!" 

Hier   befindet    sich    das   Vom- zuträglichen -absreneiortsein,    der  30 
Grund  für  das  Opfer- des- Fieber-Tadel-seins,  an  einem  anderen  Orte 
(als  dieses) ;  daher  die  Asamgati.     Oder  : 

„Sie  ist  ein  Kind,   ich  spreche   bescheiden;  sie  ein   Weib,  ich" 
„ängstlich ;  sie  trägt  zwei  schwellend  erhabene  Brüste,  ich  bin  von" 
„einer  Last  bedrückt;    sie    ist    gehemmt    von   schwerer  Hüfte,    ich"  35 
„kann    nicht    gehen;    durch    Fehler  Anderer     bin    ich    ungeschickt" 
„geworden;  ach   welches  Wunder-)!" 

Das  durch  die  Jugend  veranlaßte  bescheidene  Sprechen  ist  eins 
und  das  durch  die  Liebe  veranlaßte  ein  anderes,  beide  werden  aber 


1)  Ich  habe  in  der  Übersetzung  tulijatvenu  ausgelassen,  das  auch  iu  der 
sonst  allerdings  unannehmbaren  Lesart  von  K  fehlt.  Wahrscheinlich  hat  ein 
Leser  in  unserer  Strophe  einen  Fall  von  Gleichzeitigkeit  zu  sehen  geglaubt, 
wie  es  wohl  auch  vom  Dichter  gemeint  war.  Aber  die  Koihenfolge  der  Schilde- 
rung kann  auch  als  Nacheinander  der  Vorgange  gefaßt  werden.  Übrigens  wurde 
bereits  p.  G'J  auf  die  hiesige  Darstellung  vorwiesen,  und  das  dortige  licispiel 
aus  Ku{tanimata  ist  jedenfalls  besser  gewählt. 

2)  Amaruka   34. 

ZeiUchrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  29 


444  Jaeobi,  RuyyakcCs  Alamkarasarvasva. 

hier  völlicr  identifiziert.     Ähnlich   verhält    es    sich  auch  in  anderen 


Fällen. 

Die  Entsteh uncr  einer  heterogenen  Wir kunof  oder 

o  o  o 

eines    Nachteiles    und    die    Zusammenfügung    zweier 
5  heterogener  Dinge  heißt  Yisama. 

18'^eil  von  Widerspruch  die  Rede  ist,  wird  diese  Definition 
gegeben.  Wenn  entgegen  der  Regel,  daß  die  Wirkung  den  Eigen- 
schaften der  Ursache  gemäß  ist,  eine  heterogene  Wirkung  sich 
zeigt,  so  ist  das  ein  Visama.  Und  ebenso,  wenn  Jemand  sich  um 
10  einen  bestimmten  Zweck  bemüht,  diesen  aber  nicht  nur  nicht  er- 
reicht, sondern  überdies  noch  einen  Nachteil  sich  zuzieht,  so  ist 
das  ein  zweites  Visama.  Wenn  zwei  heterogene  Dinge,  deren  Zu-  131 
sammenfügung  durchaus  unangemessen  ist,  zusammengefügt  werden, 
so  ist  das  ein  drittes  Visama^).  Denn  eine  unangemessene  Ver- 
ls bindung  ist  etwas  Unebenes  (visama).  Beispiele  in  der  genannten 
Reihenfolge : 

, Sobald  sie   in  Berührung  kam  mit  seiner  Hand,    da  erzeugt," 
„0  Wunder,  seine  Schwertklinge,  blau  wie  Tamäla,  in  jeder  Schlacht" 
,der  Dreiwelt  Schmuck  den  Ruhm,  weiß    wie    der    Herbstmond  -)." 
20  ,An  anderen  Wallfahrtsorten  geben  die  Menschen  ihren  schmutz-" 

, behafteten  Leib  auf,  um  einen  himmlischen   zu  bekommen:  bei  dir," 
„0  Benares,  soll  aber  der  Gewinn  für  die,  welche  ihren  Leib  auf-" 
, geben,  sein,  daß  auch  die  Grundlage  (des  weltlichen  Daseins)  das" 
„Nichtwiedergeborenwerden  erlangt." 
25  »Wie   kommen  nur  zusammen    die  Waldregion  hier  und  diese" 

, Gazelle  mit  goldener  Kette,  wie  das  Perlenhalsband,  dieser  Vogel," 
,das  Mädchen,  die  herrliche  Tochter  des  Schlangenfürsten  und  wir:" 
„ganz  uns  verborgen  läßt  der  Schöi^fer  seinen  Plan  reifen-^)." 

Hier  sind  die  Entstehung  von  etwas  Weißem  aus  etwas 
30  Schwarzem,  der  Eintritt  eines  Nachteils  in  Gestalt  des  gänzlichen 
Einbüßens  des  Körpers,  die  gegenseitige  Verbindung  von  absolut 
heterogenen  Dingen  wie  der  Waldregion  usw.  in  dieser  Reihenfolge 
zu  erkennen.  Nur  kommt  das  Eintreten  des  Nachteils  hier  auf  eine  132 
Vyäjastuti  heraus ;  drum  muß  man  ein  reines  Beispiel  suchen  ^). 
35  Folgende  Strophe  ist  hier  als  Beispiel  anzuführen. 

„Als  du  das  Herz  eines  anderen  suchtest,  hast  du  dein  eigenes" 
„verloren^).  Ach,  des  Gewinnes  wegen  ist  auch  das  Kapital  ver-" 
„loren    (wörtlich    von    der    Wurzel    aus    Abschneidung   geschehen)." 

Das  Gegenteil  davon  ist  Sama. 


1)  Es  gibt  also  drei  Visama's  und   nicht   drei  Arten   eines  Vi>amii. 

2)  NavasShasSiika  I,  62. 

3)  Naviisäliasfuika  5,  81. 

4)  Der  Kommentar  findet  aucli  die  beiden  ersten  Strophen  nicht  sachgemali. 

5)  Ich  lese  maggantii  hüriam\   in    der  zweiten  Zeile  ist  das  erste  Wort 
awollahassa  wahrscheinlich  in  avvo  lähassd  zu  verbessern. 


I 


Visama,  Sama,   Vicitra  p.  ISO — 133.  445 

Im  Gegensatz  zum  Visama  wird  dies  hier  behandelt.  Wenn 
auch  drei  verschiedene  Visaraas  genannt  wm-den,  so  wird  hier  mit 
dem  Wort  „dies"  auf  die  letzte  Art  als  einzig  mögliche  Bezug 
genommen,  weil  das  Gegenteil  der  beiden  ersten  gar  keine  Figur 
ergibt.  Das  Gegenteil  der  letzten  Art  aber  ist  wegen  seiner  5 
Schönheit  eine  Figur,  nämlich  Sama.  Und  diese  ist  zweifacher 
Art,  je  nachdem  sie  sich  auf  schöne  oder  unschöne  Dinge  bezieht. 
Erstere  z.  B.: 

,Du  bist  von  solcher  Schönheit  und  er  ist  mit  solcher  Lieb-" 
Jichkeit  vertraut  i);  ihr  beide  nehmet  den  höchsten  Gipfel  aller"  lo 
, Kunstfertigkeiten  ein;  mithin  ei,  o  Schöne,  seid,  dem  Himmel  sei" 
,Dank,  ihr  beide  ein  passendes  Paar;  Avenn  dann  auch  noch,  was" 
,noch  fehlt,  hinzukäme,  dann  triumphierte  hienieden  der  Begriff" 
,von  Vergnügen." 

Hier  wird    die    passende  Vereinigung    eines  Paares  Verliebter,  i5 
von  etwas  Schönem,  in  Aussicht  genommen. 

Die  zweite  Art  z.  B.: 

„Wunder  über  Wunder,  ei  ei,  ein  großes  Wunder,  wunderbar!" 
„Durch  glückliche  Fügung    hat    der    Schöpfer    eine   passende  An-" 
133    .ordnuncf  getroffen:   daß  die  Fülle  reifer  Früchte  der  Nimbabäume"  20 
„unschmackhaft  (lies  asvädanlya)  ist  und  daß  das  Krähenvolk  sich" 
„auf  die  Kunst  versteht,  sie  zu  verzehren!" 

Hier  wird  das  Zusammenkommen  von  Nimbas  und  Krähen, 
von  etwas  Unschönem,  in  Aussicht  genommen.  Wegen  der  Harmonie 
die  Bezeichnung  Sama.  25 

Er  definiert    das    auf  einem  Widerspruch  beruhende  Vicitra: 

Wenn  das  Bemühen  um  die  Hervorbringung  eines 
Resultates,  das  seiner  (Ursache)  entgegengesetzt  ist, 
(geschildert  wird,  so  ist  das  die  Figur)  Vicitra. 

Wenn  das  Resultat  demjenigen,  welches  zu  der  Ursache  gehört,  so 
entgegengesetzt  ist,  dann  ist  die  von  Jemand  zur  Hervorbringung 
des  ihm  entgegengesetzten  Resultates  gemachte  Bemühung  bezw. 
Anstrengung  (das,  was  bedingt)  die  Figur  Vicitra,  weil  sie  (die 
Bemühung)  der  Grund  ist,  daß  man  Verwunderung  empfindet.  Es 
ist  dies  aber  nicht  die  erste  Art  der  Figur  Visama,  weil  man  durch  35 
die  Negierung  ihrer  selbst'-)  erkennt,  daß  es  sich  umgekehrt  verhält. 
Dagegen  liegt  in  jener  Figur  die  Negierung  infolge  der  Erkenntnis 
des  Gegenteiles,  wie  in  der  Stelle  oben  „blau  wie  Tamäla  (erzeugt 
deine  Schwertklinge)  der  Dreiwelt  Schmuck,  den  Ruhm,  weiß  wie 
der  Herbstmond".    In  i;nserer  Figur  empfindet  man  es  aber  anders:  40 

1)  Nach  der  Csindrikä  zu  Kävyapradlpa  p.  257  soll  paricita  soviel  wie 
toilliaftig  {sambandhin)  bedeuten.  Nach  Kämadhenu  zu  Vfimana  III,  2,  13 
Worte  der  KämandakT  zur  MälatT. 

2)  sva,  womit  2)/u(l(( ,  die  natürliche  Wirkung  der  Handlung  gemeint  ist. 
Man  versteht  nicht,  warum  er  die  Lippe  losläßt,  wenn  er  sie  erfassen  will,  und 
dadurch    erkennt    man,    daß    die   Wirkung    die  der  natürlichen  entgegengesetzte 

29* 


446  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 

„Um  sie  zu  erfassen  wird  die  Lippe  losgelassen,  anderswohin *■ 
„wendet  sich  der  Blick,  um  (dasselbe)  zu  sehen,  um  zu  umfassen, *■ 
„lockern  sich  die  Arme,  um  zu  genießen,  ruht  man  im  Genüsse^)." 

Hier  werden  von  dem  Loslassen,  Wenden,  Lockern  und  Ruhen 
5  der  Reihe    nach    das    Erfassen,    Erblicken,  Umfassen  und  Genießen, 
die  widersprechenden  Wirkungen    als  Zweck  der  Anstrengung  dar- 
gestellt.    Oder  z.  B.: 

„Um  sich  zu  erhöhen,  erniedrigt  er  sich  vor  dem  Herrn;  um"  134 
„das  Haus  des  Herrn  zu  sehn,  bleibt  er  draußen  stehen;  er  ver-" 
10  „ausgabt  sein  Vermögen,  der  Einfalt,  in  der  Hoffnung  auf  künftigen" 
„Gewinn;  um  zu  leben  opfert  er  das  Leben  in  der  Schlacht;  er" 
„quält  sich  im  Verlangen  nach  Genüssen:  er  tut  von  Allem  das" 
„Gegenteil,  der  von  Gier  verblendete  Diener!" 

Hier  erkennt  man  leicht  die  Anstrengung  zur  Hervorbringung 
15  eines  ihr  widersprechenden  Resultates. 

Die  Unangemessenheit  zwischen  dem  Behälter 
und  dem  darin  Enthaltenen  (bedingt   die   Figur)  Adhika. 

Sie  wird  hier  genannt,  da  vom  Widerspruch  die  Rede  ist, 
weil    die    Unangemessenheit    einen    Widerspruch    hervorruft.      Und 

20  diese  Unangemessenheit  findet  statt,  entweder  weil  das  Enthaltene 
zwar  klein ,  der  Behälter  aber  groß ,  oder  dieser  zwar  klein ,  jenes 
aber  groß  ist.     Die  Beispiele  in  genannter  Reihenfolge: 

„An  einer  Stelle  von  ihm  hat  der  Himmel  seinen  Sitz,  an" 
„einer  andern  dehnt  sich  die  Hölle  aus,  und  wieder  an  einer  andern" 

25  „befindet  sich  die  vom  Ringgebirge  und  dem  Ozean  begrenzte  Erde." 

„All  dies  Immense,  was  macht  es  aus,  o  Raum,  der  du  auch  so  von" 

„solchen  Dingen  nicht    nur    nicht    ausgefüllt    wirst,    sondern    auch" 

„nicht    einmal    die  Bezeichnung  ,Die  Leere'   darum    verloren    hast." 

„Das  sich  beim  Zerbrechen  des  von   (Räma's)  Arm  gespannten" 

30  „Bogen  Siva's    erhebende    ki-achende    Getöse,    (gewissermaßen)    das" 
„Pauken-Präludium    zu    des  edlen  Jünglings  Heldentaten ,    es    (das' 
„Getöse),    dessen    zusammengeferchtes    Ungestüm    im    Bauche    des"  135 
„Welteies  wie  in  einer  flugs  geschlossenen  Schachtel  umherirrt,  wie" 
„kommt  es  noch  immer  nicht  zur  Ruhe?-)" 

3.5  In  dem  ersten  Beispiele  ist  die  Geringfügigkeit  der  enthaltenen 

Dinge,  Himmel  usw.,  trotz  der  Größe  des  Behälters,  des  Raumes, 
die  Ursache  der  Schönheit;  in  letzterem  aber  die  Kleinheit  des 
Welteies  trotz  der  Größe  des  Inhaltes,  des  krachenden  Getöses. 


ist.  Dagegen  beim  \'isama  erkennt  raan  zuerst,  daß  die  Wirkung  (der  weiße 
Kulimi  der  Ursaclie  (dum  dunkeln  Schwert)  entgegengesetzt  ist,  und  gelangt 
so  zur  Negiorung  der  Ursache,  d.  li.  man  erkennt,  daß  sie  nicht  die  natür- 
liche ist.  Der  Kommentar  sagt:  der  handgreifliche  Unterschied  sei  der,  daß 
bei  dem  Visama  die  der  Ursache  widersprechende  Wirkung  von  selbst  eintrete, 
beim  Vicitra  aber  durch  eine  bewußte  Anstrengung.  Der  Autor  liabe  aber  jenen 
nur  bei  scharfer  Analyse  bemerkbaren  Unterschied  genannt,  um  einen  besonderu 
Zug  recht  zu  betonen. 

\)  Lies  uharo  anuatto  und  suroammi.  2)  Mahävlracarita  I,  54. 


I 


Adhika,  Anyonya,   Vüesa  j}-  i33 — 137.  447 

Bei  orecrenseitigemErzeuoren  einer  Handlung  (er- 
gibt  sich  die  Figur)  Anyonya. 

Auch  sie  wii'd  hier   genannt,    da    vom  Widerspruch    die  Rede 
ist;  denn  gegenseitiges  Erzeugen  ist  etwas  Widersprechendes.    Wenn 
die    crecrenseitisre    Hervorbrinsrung    sich    auf   die    Handlunof    bezieht,    5 
nicht  auf  die  beiden  Dinge  selbst,  weil  ja  von  diesen  so  zu  reden 
widersinnig  wäre,  da  findet  sich  die  Figur  Anyonya,  z.  B.: 

„Ihr  durch  den  Busen  gehobener  Hals  und  die  glatte  Perlen-* 
„Halskette  verschönerten  sich  gegenseitig,  sodaß  der  eine  wie  die" 
„andere  schmückte  und  geschmückt  wurde  ^).''  lo 

136  Hier  bezieht  sich  das  gegenseitige  Erzeugen  deutlich    auf   das 
Verschönern. 

Wenn    ein    Inhalt     als     ohne    Behälter,    wenn     ein 
einzelnes  Ding  als  vielfach  vorhanden,  und  wenn  die 
Hervorbringung    einer    unmöglichen    andern     Sache  is 
(als    der    erwarteten)    dargestellt    wird,    so    sind    das 
(drei  verschiedene)  Visesa. 

Wenn  trotz  der  Regel,  daß  es  keinen  Inhalt  ohne  Behälter 
cribt,  mit  Umcrehuncr  derselben  ein  Inhalt  dargestellt  wird,  so  ist 
das  ein  Visesa.  Wenn  ein  endliches  Ding  als  vielfach  vorkommend-)  20 
dargestellt  wird,  so  ist  das  ein  zweiter  Visesa.  Und  wenn  einer, 
der  irgend  etwas  unternimmt,  eine  undenkbare  andere  Sache  hervor- 
bringt, so  ist  das  ein  dritter  Visesa.  Diese  Figur  wird  hier  genannt 
aus  Anlaß  des  Widerspruchs,  der  in  der  Umgehung  der  Ange- 
messenheit   liegt.  —  Die  Beispiele    in    der    genannten  Reihenfolge :  25 

„Wie  sollten  nicht  die  in  den  Himmel  gegangenen  Dichter" 
„uns  ehrwürdig  sein,  deren  an  zahlreichen  Vorzügen  reiche  Muse" 
„bis  zum  Ende   des  Kalpa  die  Welten  entzückt!"')" 

137  „In  dem  Palaste  Sie,  an  allen  Orten  Sie,  hinten  Sie,  vornen  Sie," 
„auf  dem  Lager  Sie,  auf  jedem  Wege  Sie.     Für  mich,  den  durch"  so 
„Trennung  Gequälten,  gibt  es,  ei,  keine  andere  Wesenheit  als  diese:" 
„Sie,  Sie,  Sie,   Sie,  Sie,  Sie  in   der  ganzen   Welt:    was  ist  das  für" 
„ein  Monismus'')!" 

„Wenn  du  auch  nur  einen  Augenblick  in  einem  sündlosen" 
„Herzen  Stand  faßest,  0  Sambhu,  was  richtest  du  dann  nicht  aus!"  35 

Obgleich  die  Dichter,  die  Behälter,  nicht  vorhanden  sind,  bleibt 
der  Inhalt,  ihre  Muse,  bestehen;  da  visaj/a  bedeutet:  „nicht  davon 
verschieden  sein",  so  sind  sie  (die  Dichter)  Behälter  (für  die  giras), 
ihr  visaya^){?);  ebenso  befindet  sich  die  eine  Frau  gleichzeitig  im 

1)  Kuin.  S.  I,  42. 

2)  Und  zwar  gleichzeitig,  wie  bei  der  Besprechung  des  Faryäya  p.  150 
bemerkt  wird.  J)  liudrata  IX,  G. 

4)  Amaru  102.  Ich  lese  in  dorn  dritten  P5da  mit  Arjunavarmadeva  me 
statt  te  und  übersetze  nach  seiner  Erklärung. 

5)  Ich  übersetze  nach  der  Lesart  von  K;  es  scheint  dies  zur  Rechtfertigung 
der  Wahl  unseres  Beispieles  gesagt  zu  sein,  die  bestritten  wurde,  weil,  wie  der 
Kommentar  sagt,  girüm  atra  kaviscaihüvCid  anijatra  bhüvali. 


448  Jacobi,  liui/i/aka^s  Alarnkarasarvasva. 

Palast  usw.;  und  ebenso  wird  etwas  Übernatürliches  zustande  ge- 
bracht, obgleich  es  sich  um  das  Standfassen  im  Herzen  handelt: 
dies  ist  der  Keihe  nach  (in  den  drei  Beispielen)  der  Gedanke. 

Wenn    auf  dieselbe  Weise,  wie  (von  einem  etwas) 
5  gemacht  war,  von    einem    andern    etwas  ganz  anderes 
gemacht  wird,  so  ist  das  (die  Figur)  Vyäghäta. 

Wenn  Jemand  mit  irgendwelchem  besondern  Mittel  etwas 
hervorgebracht  hat,  und  dann  irgend  ein  Anderer,  mit  jenem  riva- 
lisierender,   mit  genau  demselben  Mittel  etwas  anderes  macht,  so  ist  138 

10  das,  weil  es  die  Aufhebung  der  hervorgebrachten  Sache  bewirkt, 
ein  Vyäghäta.     z.  B. : 

,Die  den  durch  (Siva's)  Auge  verbrannten  Amor  mit  ihrem* 
,Auge  beleben,  die  Schönäugigen  preise  ich,  die  Siegerinnen  über" 
„  den  Unförmlichäugigen  ^). " 

15  Hier  hat  Hara    mit    einem    Mittel,    nämlich    dem    Blick,    den 

Amor  zum  Objekt  des  Verbrennens  gemacht;  die  Rehäugigen  hin- 
gegen machen  mit  ebendemselben  Mittel  dessen  Belebung,  und  das 
ist  das  Gegenteil  vom  Verbrennen.  Darum  ist  dies  die  Figur 
Vyäghäta.     Sie  tritt  hier  als  Grund  eines  Vyatireka  auf;  denn  die 

20  beiden  Wörter  ,Unförmliehäugig'  und  ,Schönäugig'  schließen  einen 
Vyatireka  ein,  und  das  Wort  Siegerinnen  spricht  ihn  aus.  Wie 
bisher  ist  der  Gegenstand  der  Behandlung  im  Allgemeinen  (nämlich 
der  Widerspruch)  (Veranlassung  für)  die  Definition. 

Dieselbe    Figur    findet    sich    auch    auf    andere    Art,    weshalb   139 

25  er  sagt: 

Und  eine  der  (vorgestellten)  Wirkung  wider- 
sprechende Handlung,  die  sich  wie  von  selbst  ergibt, 
ist  auch  ein  Vyäghäta. 

Wenn  irgend  etwas  vorgestellt  wird  als  die  Ursache  von  einer 

30  bestimmten  Wirkung,  aber  so  dargestellt  wird,  daß  es  etwas  jener 
Wirkung  Widersprechendes  hervorbringt,  so  ist  auch  das  ein 
Vyäghäta,  weil  es  die  Aufhebung  der  vorgestellten  Wirkung  ver- 
ursacht. Und  das  Eintreten  des  der  vorgestellten  Wirkung  Wider- 
sprechenden   ist    ganz  einfach  (oder  leicht)  im  Vergleich  mit  jener 

35  AVirkung,  weil  jene  Ursache  ihm  durchaus  gemäß  ist.  Dabei  hört 
aber  das  als  Wirkung  vorgestellte  nicht  auf,  eine  (mögliche)  Wir- 
kung zu  sein,  weil  das  ihr  Widersprechende  viel  leichter  als 
Wirkung  eintritt.  Darin  liegt  der  Unterschied  von  dem  zweiten 
Visama  (p.  117  f.).     Dort  tritt  nämlich   die  Wirkung  nicht  ein  und 

40  es  ergibt  sich  ein  Nachteil.  Hier  aber  wird  die  (vorgestellte) 
Wirkung  nicht  eine  Nicht -Wirkung,  weil  eben  das  ihr  Wider- 
sprechende, sei  es  ein  Nachteil  oder  ein  Vorzügliches-),  leichter 
eintritt. 


1)  ViddhasälablianJikS   I,  2 

2)  imarthanya  ri/atirehi{io  'j)i. 


li 


Vyaghata,  Karanaviäla,  Ekarali  x>.  137 — 141.  449 


z.B.:  im  Harsacarita  (p.  184),  was  Sriharsa  zu  Räjyavardhana 
spricht:  „Wenn  du  denkst:  ,er  ist  noch  ein  Kind',  so  darfst  du" 
„mich  erst  recht  nicht  verlassen;  oder  ,er  muß  gehütet  werden'," 
„so  ist  das  Asyl  deiner  Arme  meine  Hut^)." 

Die  Jugend,  ^die  Schutzbedürftigkeit  usw.,  was  Räjyavardhana    » 
als  Gründe,  den  Sriharsa   nicht  in  den  Feldzug  mitzunehmen,  vor- 
gestellt hatte,  wird    hier    von   Sriharsa    dem  Räjyavardhana  gegen- 
über  vielmehr    als  Gründe    ihn    mitzunehmen    und    als    leicht    zum 
Ziele  führend  dargestellt;  darum  ist  es  die  Figur  Vyäghäta. 

Nachdem   die    auf  dem  Widerspruch  beruhenden  Figuren   aus-  lo 

140  einander  gesetzt  sind,  werden  jetzt  diejenigen  Figuren  beschrieben, 
die  durch  eine  Kettenbildung  geschmückt-)  sind. 

Wenn  das  je  Vorangehende  der  Grund  für  das  je 
Folgende  ist,  (so  ist  das  eine)  Käranamälä. 

Wenn    das   je  Vorhergehende   der  Reihe  nach  für  das  je  Fol-  i5 
gende  zum  Grunde  wird,  dann  ist  das  die  Figur  Käranamälä.    z.  B. : 

„Sinneszüglung  ist  die  Ursache  der  Bescheidenheit,  aus  der" 
„Bescheidenheit  gehen  hohe  Vorzüge  hervor,  wegen  hoher  Vorzüge" 
„wird  man  vom  Volke  geliebt,  aus  der  Liebe  des  Volkes  entsteht" 
„das  Glück."  20 

Hier  bewirkt  die  Reihenfolge  von  Wirkung  und  Ursache  die 
Schönheit. 

Wenn    das   je  Folgende    als  Attribut   dem  je  Vor- 

141  angehenden    hinzugesetzt   oder    weggenommen    wird, 
soistdasdieEkävall.  25 

,  Wo    dem   je  Vorhergehenden   gegenüber   der   Reihe    nach    das 

>  je    Folgende    als    dessen    Attribut    erscheint,    da    liegt    die    Figur 

Ekävall  vor: 

Durch   Hinzufügen  : 

„Wo  in  den  Häusern    edle  Frauen,    der    Frauen    Leiber    mit"  so 
„Schönheit  geziert  waren,    ihre  Schönheit  Liebreiz   entfaltete  und" 
„dieser  Liebreiz  Amors  Waffe  war!"'^) 

Hier  gelten  die  Frauen  als  das  den  Häusern  zukommende 
Attribut,  und  ebenso  die  Schönheit  als  das  der  Weiber,  und  so  fort. 

Durch  Wegnahme:  35 

„Da  war  kein  Wasser  ohne  schöne  Lotusse,  kein  Lotus,  in" 
„dem  nicht  Bienen  saßen,  keine  Biene,  die  nicht  lieblich  summte," 
„kein  Gesumme,  das  nicht  das  Herz  entzückte*)." 

Schöne  Lotusse  zu  besitzen  gilt  hier  als  das  dem  Wasser  durch 
Nes;ierung  beigelegte  Attribut,  ebenso  die  drinsitzenden  Bienen  als  i« 
das   der  Lotusse. 


1)  Vgl.   oben   p.  118. 

2)  Lies  ^oj}acitrttä  statt  °opacitä. 

3)  Navasähasäiika  I,  22. 

4)  Bhattikävya  II,  19. 


450  Jacoli,  Ruyyaka's  Alamkarasarvasva. 

Wenn  das  je  Vorangehende  dem  je  Folgenden 
einen  Vorzug  verleiht,  so  ist  das  ein  Mälädlpaka. 

Wenn  das  je  Folgende  dem  je  Vorhergehenden  Vorzüglichkeit 
verschafft,  so  ist  das  eine  EkävalT;  umgekehrt,  wenn  das  je  Vor- 
5  angehende  dem  je  Folgenden  Vorzüglichkeit  verschafft,  ein  Mälädl- 
l^aka.  Mit  Rücksicht  auf  den  besondern  Reiz,  der  in  der  Verkettung 
liegt,  haben  wir,  als  vom  Dipaka  gehandelt  wurde,  die  Gelegenheit  142 
vorbeigehen  lassen  und  geben  die  Definition  hier.  Vorzüge  verleihen 
heißt  soviel  wie  Vorzüglichkeit  verursachen,  z.  B. : 
10  „Als  du  auf  dem  Schlachtfeld  angelangt  den  Bogen  spanntest," 

, Majestät,    höre,  was    alles  sich  mit  wem  im  Nu  vereinigte:    mit" 
„dem   Bogen  die  Pfeile,    mit  den  Pfeilen  des  Feindes  Haupt,  mit* 
„dem  der  Erdkreis,  mit  dem  du,  mit  dir  unvergleichlicher  Ruhm," 
„und  mit  dem  Ruhm   die  Dreiwelt  ^).'' 
15  .         Hier  verschaffen  der  Reihe  nach  der  Bogen  usw.  den  Pfeilen  usw. 
Vorzüglichkeit.     Veranlaßt    durch    die    (gemeinsame)  Handlung   des 
Vereinigens  findet  sich  hier  ein  Dipaka,  wobei  die  Objekte  der  ge- 
meinsamen  Handlung,  jedes  mit  dem  folgenden,  verknüpft  sind. 
Die  Auszeichnung    des   je  Folgenden  (vor    dem   je 
20  Vorangehenden)  ist  Udära  (oder  Sära). 

Wenn  das  je  Folgende  im  Verhältnis  zu  dem  je  Vorangehenden 

als  ausgezeichnet  dargestellt  wird  -),  so  ist  das  die  Figur  Udära,  z  B. : 

„Beim  Gewinn  der  Erde  ist  die  Stadt  das  Beste,  in  der  Stadt" 

„das  Haus,    und  in  der  Wohnfing  ein  einziger  Ort,    an    dem  das" 

25  „Bett,   im  Bette  ein  schönes  Weib  mit  Juwelen  geschmückt,  das" 

„ist  das  Beste  der  Königsfreuden'')." 

Hier  muß  man  so  auslegen:  Verglichen  mit  der  Erde  hat  die   143 
Stadt    den  Vorzug,  verglichen    mit    der    Stadt    ein    Teil    derselben, 
das  Haus  usw.     Ferner: 
30  „Beim  Königtum  ist  das  Land  das  Beste,  im  Lande  die  Stadt," 

„in  der  Stadt  der  Palast,  im  Palast  das  Bett,  auf  dem   Bette  ein" 
„schönes  Weib,  Amors  höchstes  Gut^)." 

Hier   muß    man    so    auslegen:  Verglichen    mit   dem  Köniortum 

DO  O 

hat  das  Land  den  Vorzug,  verglichen   mit  dem  Lande  in   Teil  des- 
35  selben,  die  Stadt  usw. 

Die  Figuren,  bei  denen  der  Reiz  in  der  Verkettung  liegt, 
haben  wir  gelehrt;  nun  werden  zwei  Figuren  genannt  mit  Rück- 
sicht auf  die  Grundzüge  des  Tarka;  von  diesen 

Kävyalii'iga    (poetische  Motivierung),    wenn    der   Grund 
40  i  m   Satzsinn   oder  in   Wortbedeutungen   liegt. 

Wenn    der    Grund    in    Gestalt   der  Ursache    als  syllogistisches  144 


1)  Khandaprasasti   CO,  nach  Sbh.  {'2513)  von   Mayüra. 

2)  Ich  konjiziore  upanihandhanatvam,  wie  der  Kommentar  auf  der  folgen- 
den  Soito  unten   liest. 

3)  BrhatsamhitS   74,  1.  4)  Rudrala  K.   A.   VII,  97. 


MalädÄpaka,   Udara,  Kävyalinga,  Anumana  p.  Ml — iM.        451 

Merkmal  dargestellt  wird,  sei  es,  daß  er  in  dem  Satzsinn,  sei  es, 
daß  er  vermittelst  eines  Attributes  in  einer  Wortbedeutung  liegt, 
so  ist  das  Kävyalinga.  Zum  Unterschied  vom  Tarka  ist  hävya  in 
dem  Namen  hinzugefügt.  Denn  hier  kommen  vyäpti,  paksadharmatä^ 
upasamhära^)  usw.  nicht  vor.  Wenn  er  in  dem  Satzsinn  liegt,  5 
dann  ist  das  in  dem  Gesagten  dargestellte  der  Grund  (d.  h.  Ur- 
sache), sonst  unterschiede  sich  diese  Figur  nicht  vom  Arthäntaranyäsa. 

Beispiele  in  der  genannten  Reihenfolge: 

„Der  blaue  Lotus,  der  mit  deinem  Auge  die  Schönheit  teilt," 
,ist  im  Wasser  untergetaucht;  von  Wolken  ist  verhüllt,  o  Ge-"  lo 
„liebte,  der  Mond,  der  deines  Antlitzes  Glanz  nachahmt;  und  auch" 
„die  Schwäne,  die  ihren  Gang  deiner  Gangart  nachbilden,  zogen" 
„von  dannen  :  das  Schicksal  gönnt  mir  nicht  einmal,  auch  nur  an" 
„einer  Ähnlichkeit  mit  dir  mich  zu  ergötzen.-)" 

145  ,Die  Gazellenweibchen,  vernachlässigend    das   junge   Darbha-"  i5 
„gras,  gaben  mir,  der  nicht  wußte,  wohin  du  gegangen,  Auskunft," 
„indem    sie  ihre  von  erhobenen   Wimpern  bekränzten  Augen  nach" 
„dem   Süden  richteten." 

In  dem  ersten  Beispiel    ist    der    Sinn    der    drei    ersten    Pädas, 
also  mehrere  Satzinhalte,  als  Grund  ^)  für  den  Sinn  des  vierten  Päda  20 
gesetzt;  im  zweiten  ist  die'')  Wortbedeutung   „indem  sie  richteten" 
in    Gestalt    eines    Attributes    der  Gazellenweibchen    als  Grund  aus- 
gesprochen. 

So  wird  das  Kävyalinga  auch  als  in  einem  Satzinhalt  be- 
findlich exemplifiziert,     z.  B. :  2^ 

„Es  gibt  doch  beliebte  Hausgötter;  wie  paßt,  0  Kind,  die" 
„Buße  zu  deinem  Körper!  Die  zarte  SirTsablume  erträgt  wohl  den" 
„Fuß  der  Biene,  nicht  aber  den  eines  Vogels^)." 

„Mein    Herz,    das    in    ihrer    Nähe    von    Staunen    starr,   jedes" 
„andern  Gefühles    bar,    vor  Freude    festgebannt   war    als  wie  mit"  30 
„Nektar  übergössen,  das  liegt  jetzt  wie  von  glühenden  Kohlen  be-" 
„rührt  in  Qualen^)." 

146  In  dem  ersten  Beispiel  ist  der  Inhalt  des  Satzes  „es  gibt  doch 
beliebte  Hausgötter"  usw.  als  Grund   für  das  Vei'bot  der  Buße,  die 
durch  die  Erlangung    des  Geliebten  begründet    ist,    ausgesprochen;  35 
im  zweiten  dagegen  ist  es  die  Wortbedeutung   „von  Staunen  starr" 
als  Attribut  für   „jedes  andern  Gefühles  bar". 

Wenn  der  Beweis  für  das  zu  Beweisende  ausge- 
führt wird,  so  ist  das  Anumäna  (Schluß). 


1)  Gemeint  ist  wpanaya. 

2)  Von  Yasovarman  nacli  Suvrttatilaka,  Kävyaniäla  p.  47. 

3)  Lies  mit  K.  caturthrpädärthe. 

4)  anekali  ist  in  der  Übersetzung  ausgelassen.  Es  soll  wohl  sagen ,  daß 
außer  vyäpärainmtyah  noch  andere  Wörter  in  Hotracht  kommen,  die  aber  nicht 
einen  Satz  bilden. 

5)  Kum.  S.  V,  4. 

6)  Mälatimadhava  I,  17. 


452  Jacohi,  Ruyyaka's  Alarnkarasarvasva. 

Wo  durch  ausdrückliche  "Worte  der  Beweis  mit  positiver  oder 

negativer  Konkomitanz    des  Attributes   der  Sache  ^)  zur  Erkenntnis 

des  zu  Beweisenden  ausgeführt  wird,  da  liegt  die  Figur  Anuraäna 

vor.    (Jedoch)  muß  noch  ein  anderer  Reiz  hinzukommen,  weil  sonst 

ö  kein  Unterschied  von  dem  logischen   Beweise  wäre.     z.  B. : 

„Da  die  Höhlung    des  Himmels   der  Rauch  flüchtiger  Wolken*" 

, bedeckt,  und  da  die  Levichtkäfer  das  Aussehen  von  Funken  haben," 

,und  da  der  Himmel  rings  lichterloh  ist  von  dem  Aufflammen  der*" 

„Blitzflammen,    so  meine  ich,    daß  der  Liebesbrand  den   Wald  der*" 

10  „Wanderer   ergriften  habe'-)." 

Hier  sind  Rauch,  Funken,  roter  Himmel  syllogistische  Merk- 
male des  Feuers  und  lassen,  da  sie  den  drei  Anforderungen  ge- 
nügen •^),  das  dui'ch  das  Wort  Brand  mitgeteilte  Feuer  erschließen ; 
darum  ist  es  ein  Anumäna.  Von  dem  logischen  Schluß  unter- 
15  scheidet  sich  dieser  durch  den  Zusatz  eines  bestimmten  Kolorits 
infolge  der  Verquickung ■^)  mit  einer  andern  Figur,  in  Gestalt  einer 
zugrunde  liegenden  Metapher. 

Zuweilen  kommt  diese  Figur  aber  auch  rein  vor.  147 

„Wohin  sie  mit  Blicken,  unstät  wie  AVellenspiel,  ihi-e  Brauen '" 

20  „richten,    da    schlagen    unaufhörlich    ein   jene    herzdurchbohi-ende" 

„  Pfeile ;    also    läuft  wahrhaftig   immer  vor  ihnen   her  ihr  Knappe. " 

„der  zornige  Amor,  der  in  geschäftiger  Hand  den  auf  gespanntem"* 

„Bogen  aufgelegten  Pfeil  hält." 

Denn  hier  ist  für  das  zu  Beweisende :  daß  nämlich  Amor  vor  den 
25  Frauen  einhergeht,  und  das  Beweismittel:  das  Einschlagen  der  Pfeile 
infolge  der  Tätigkeit  der  Brauen  jener;  es  ist  von  keiner  andern 
Figur  begleitet  und  daher  liegt  ein  reines  Anumäna  vor.  Es  wird 
schön  durch  den  Zusatz  eines  bestimmten  Kolorits,  insofern  es  in 
einem  Gedanken  liegt,  der  ledisrlich  durch  eine  kühne  Wendung 
30  (des  Dichters)  zustande  kommt. 

[Folgendes  ^)    ist   der  Kernpunkt  der  Sache.     Es  gibt  ein  Be- 


1)  paksaclharmänvayavyatirekavat  sädhanatn. 

2)  Von  Muktäkaiia  nach  Suvrttatilaka,  Kävyamälä  II,  p.  44. 

3)  Trairäpyam  j^unar  liügasya:  anumeye  sattvam  era,  sapaksa  ei^a 
satli  am,  asajyakse  cä  'sattvam  eva  niscitam.  Nyäyabiudu  2.  Das  ist  buddhi- 
stische Logik,  siehe  oben  p.  12  Note  2.  Ursprünglich  aber  auch  bei  den 
Vaisesika:  yad  anumeyena  sambaddham  prasiddham  ca  tadanvite  \  tadabhäve 
Ca  nüsty  eva  tal  Ungarn  anumäpakam  \\  Prasastapäda  p.  200,  wo  auch  p.  204 
der  Ausdruck  trirnjiayn  liiigam  gebraucht  wird. 

A)  Statt  hhaiiglkärena  ist  es  besser  garbh'ikCirena  zu  lesen,  welches  Wort 
der  Kommentar  gebraucht.  Ich  übersetze  vicchitti  mit  Kolorit.  kavipi'(tti- 
hhätmakaricchütivise?a  im  Kommentar  p.  144. 

5)  Die  eingeklammerte  Stelle  ist  oftonbar  wieder  ein  Kroilapatra;  denn 
es  ist  undenkbar,  daß  der  Autor  hier  eine  Krklärung  gibt,  die  seine  frühere 
Delinition  des  Artiiäiitaranyiisa  über  den  Haufen  wirft,  sich  dabei  auf  die  Autorität 
Udbliata's  und  dessen  Definition  des  Kävyaliiiga  berufe,  welche  seiner  eigenen 
Definition  dieser  Figur  widerspricht,  und  zu  guterletzt  den  Widerspruch  mit 
ziemlich  leeren  Worten  zu  beseitigen  rät,  wozu  der  Kommentar  selbst  bemerkt 
na  imnar    vastutali    samUiavali.     Anumäna,   Kävyaliiiga  und  ArthSntaranyäsa 


Anumäna  p.  146—148.  453 

weisverbältnis  und  ein  Begründungsverhältnis ;  ersteres  liegt  vor, 
wenn  etwas  noch  nicht  Anerkanntes  zur  Anerkennuncr  gebracht 
wei'den  soll,  letzteres,  wenn  etwas  Anerkanntes  zu  (mehrerer)  An- 
erkennung gebracht  werden  soll.  Beim  Beweisverhältnis  haben  wir 
das  Anumäna.  Beim  Begründungsverhältnis  (muß  man  unter-  5 
scheiden);  A.  Die  Wortbedeutung  ist  der  Grund;  wo  sie  als 
Grund  ausgesprochen  ist,  wie  Kum.  S.  I,  36  „wegen  der  Rauheit 
148  ihrer  Haut  waren  die  Rüssel  der  Elefanten  (nicht  mit  ihren  Schen- 
keln zu  vergleichen)",  da  liegt  keine  Figur  vor;  wo  aber  der  ge- 
wählte Ausdruck  zur  Begründung  wird,  wie  in  obigem  Beispiel  lo 
p.  145  „die  Gazellenweibchen,  vernachlässigend  das  junge  Darbha- 
gras",  da  liegt  Kävyalinga  vor.  B.  Der  Satzsinn  ist  der  Grund: 
wenn  die  Darstelluncr  selbst  zur  Bes^ründuncr  dient,  ohne  daß  die 
Begründung  durch  ein  spezielles  Wort  angezeigt  ist,  so  ist  das  ein 
Kävyalinga^);  wenn  aber  das  als  selbständig  (oder  beziehungslos)  i5 
Hingestellte  der  Grund  ist,  dann  ist  es  ein  Arthäntaranj^äsa.  Bei 
dieser  Betrachtungsweise  könnte  nur  ein  Kävyalinga  herauskommen, 
wenn  Ursache  oder  Wirkung  als  Satzsinn  den  Grund  bilden ;  weil 
der  begründende  Satz  eine  Beziehung  (sei  es  als  die  Ursache  oder 
als  die  Wirkung)  hat  und  somit  nicht  beziehungslos  ist^).  Daher  20 
bliebe  nur  das  Verhältnis  vom  Allcremeinern  und  Besondern  als 
Feld  des  Arthäntaranyäsa.  Wenn  aber  gesagt  wurde,  daß  die  Be- 
gründung des  Arthäntaranyäsa  auch  im  Verhältnis  von  Ursache 
und  Folcre  liege,  so  creschah  das  ohne  Rücksicht  auf  die  genannte 
Definition  des  Kävyaliiiga,  weil  die  Anhänger  Udbhata's  diejenige  25 
Definition,  welche  jenes  Verhältnis  als  Feld  des  Kävyalinga  bean- 
sprucht, nicht  anerkennen  '■').  Legt  man  aber  die  (von  R.  gegebene) 
Definition  zugrunde,  so  muß  man  den  Widerspruch  beseitigen, 
(indem  man  sagt:)  in  solchen  Fällen  wie  dem  Beispiel  p.  144  ist 
ein  ihm  gehöriges  Feld  des  Kävyalinga  verschieden  "*)  vom  Arthän-  so 
taranyäsa  aufgezeigt,  und  vorher  ist  für  diesen  das  Begründungs- 
verhältnis von  Ursache  und  Wirkung  gezeigt  worden.] 

Nachdem  so  zwei  auf  einem  logischen  Prinzip  beruhende 
Figuren  besi^rochen  sind,  werden  jetzt  die  auf  Prinzii)ien  der 
Satz(ökonomie)  beruhenden  Figuren  behandelt.  35 

in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis  bilden  einen  viel  diskutierten  Gegenstand  für 
die  Poetiker,  vgl.  Ekävall,  p.  299  ft".;  besonders  Trivedi's  Anmerkungen  zu  dieser 
Stelle  p.  G7  7  ff. 

1)  Man  erinnere  sich,  daß  es  zwei  Arten  von  Kävyalinga  gibt,  je  nachdem 
das  Begründende  padärtha  oder  väki/ärtha  ist. 

2)  Besser   wäre    gesagt:    säpeksatvena    tätasthyähhävät ,    und    Uuyyaka 
I            würde  auch  so  geschrieben  haben. 

3)  Nach  ihnen  beruht  das  Kävyalinga  im  jtadärtha. 

4)  Ich  konjiziore:  arthäntarati//äsäd  dar&'ita  üi. 

5)  Lies  välcya°  für  km^i/a°,  cf.  Ekävall  VIII,  GO,  ebenso  p.  164  für  bä/u/a'. 
Es  ist  allerdings  nicht  recht  einzusehen ,  wie  sich  die  betreffenden  Figuren  aus 
dem  väki/anyäya  ergeben  sollen. 


454  Jacoli,  Ruyrjakci's  Alamkarasarvasva. 

Wenn   vorgeführte  Dinge    der  Reihe    nach  wieder 
aufgeführt  wer  den,  so  (ist  das  die  Figur)  Yathäsamkhya. 

Vorgeführt  =  vorher  aufgeführt;  Avieder  aufgeführt  =  nach- 
her   aufgeführt.     Und    diese    Wiederaufführung    betrifft    selbstver- 

5  ständlich ^)    andere     Dinge;   und    dabei     ergibt    sich    die    Beziehung   149 
aus  dem  Satzsinne  -).    So  besagt  unsere  Definition :  wenn  vorher  auf- 
geführte Dinge    zu    nachher    aufgeführten    Dingen    der    Reihe    nach 
in  Beziehung  stehen,  so  ist  das  ein  Yathäsamkhya.     Andere  ^)  aber 
haben   diese  Figur  mit  dem  Namen  Krama  belegt. 

10  Das  Yathäsamkhya  ist  zweifacher  Art;    ausgesprochen   und  zu 

erraten.  Ausgesprochen  (säbda)  ist  es,  wenn  die  einzelnen  nicht  kom- 
ponierten Wörter  zu  anderen  desgleichen  begrifflich  in  Beziehung 
stehen ,  weil  man  da  die  in  der  gleichen  Reihenfolge  bestehende 
Beziehuncr  als  zu  Tagre  liegend  erkennt.     Zu  erraten  (ärtha)  ist  es 

15  aber,  wo  die  Wörter  in  zwei  Composita  verbunden  sind:  da  ist 
zwar  die  Beziehung  der  einen  Gruppe  zur  andern  ausgesprochen, 
aber  durch  Überleguncr  beim  Auffassen  des  Sinnes  erkennt  man  die 
in  der  gleichen  Reihenfolge  bestehende  Beziehung  (der  Glieder), 
daher  denn  in  diesem  Falle  das  Yathäsamkhya  zu  erraten  ist. 

20  Ein  Beispiel  für  die  erste  Art  ist: 

,Als,  0  König,  der  Schöpfer  dich  der  Schönheit  Heim,  der  Herr-" 
„lichkeit  mit  Kraft  paart,  das  Haupt  der  Freigebigen,  dessen  Arm" 
„der  Erde  Bürde  tragen  kann,  hervorgebracht  hatte,  warum  wurde" 
„da    der  Mond   hergestellt,  warum    diese    Sonne    gemacht,   warum" 

25  „der  Stein  der  Weisen  hervorgebracht,  warum,  ach,  vergeblich" 
„jene  Hauptgebirge  geschaften  ? "  ■*) 

Da  man  hier  die  in  der  gleichen  Reihenfolge  bestehende  Be- 
ziehung vom  „Heim  der  Schönheit"  usw.  zu  „Mond"  usw.  als 
klarzutageliegend  erkennt,  so  ist  es  ein  ausgesprochenes  Yathäsamkhya. 

30  Das  andere  Beispiel : 

„Die  Ruß-,  Schnee-  und  Goldfarbigen,  auf  dem  Suparna,  Stier" 
„und  Schwan  reitenden,  auf  dem  Ozean,  Berg  und  Lotus  thronenden" 
„Hax'i,   Hara  und  Brahman  mögen  euch  Heil  spenden^)." 

Hier    sind    Ruß  usw.  mit  Suparna  usw.  verbunden    und  diese 

35  mit  Ozean  usw.  und  diese  mit  Hari  usw.;  diese  Verbindung  unter- 
einander") wird  beim  Hören  (oder  Lesen  der  Strophe)  als  in  den 
einzelnen  Gruppen  liegend  erfaßt;  aber  indem  man  der  Entsprechung 
der  Bedeutung  nachgeht,  erkennt  man,  daß  die  Beziehung  der 
Glieder  (der  einzelnen  Gruppen)  zueinander  in  der  gleichen  Reihen- 

40  folge  besteht;  daher  ist  hier  das  Yathäsaiukhya    „zu  erraten". 


1)  iirthfJt;  denu  wenn  dieselben  Dinge  zum  zweiten  Male  genannt  würden, 
so  wäre  es  Tautologie. 

2)  Kiiniörthyät   =    väki/apari/älocaiiabairit:    damit    der    Satz    einen    be- 
l'riedigenden  Sinn  ergebe,  muß   man  die  betreffende  Beziehung  annehmen. 

3)  z.   B.   Vfimana  IV,  3,  17. 

4)  Khaiidapra.sasti   V,  IQj.  b)   Kudrata   VII,  36. 
C)   Lies  saliaHamhandhl  für  miha  saniLatulhu. 


Yathasamkhya,  Paryäya  p.  148—151.  455 

150  Wenn  der  Reihe  nach  eins  in  mehreren  oder 
mehre  res  in  einem  (statt  hat),  (so  heißt  die  Figur) 
Paryäya. 

Dies  wird  hier  vorgetragen,  weil  von  Reihenfolge  die  Rede  ist. 
Wenn  ein  Inhalt  in  mehrfachem  Behälter  sich  befindet,  so  ist  das  5 
eine  Art  des  Paryäya.  Man  könnte  einwenden :  in  der  obigen 
(p.  136)  Definition  der  Figur  Viscsa  hieß  es:  „wenn  ein  einzelnes 
Ding  als  vielfach  vorhanden  (dargestellt  wird)";  warum  wird  dann 
hier  dies  gesagt?  Einem  solchen  Einwurf  zu  begegnen  wird  hier 
gesagt  „der  Reihe  nach".  Und  weil  hier  die  Reihenfolge  ausdrück-  lo 
lieh  genannt  ist,  so  ist  selbstverständlich  dort  die  Gleichzeitigkeit 
zu  verstehen.  Dadurch  hat  unsere  Figur  ein  von  jener  ver- 
schiedenes Feld. 

Ebenso,  wenn  in  einem  Behälter  ein  mehrfacher  Inhalt  ist,  so 
ist  das  eine  zweite  Art  des  Paryäya  ^).  Man  könnte  einwenden :  15 
„hierfür  wird  die  Figur  Samuccaya  gelehrt  werden".  Aus  dem 
Grunde  muß  „der  Reihe  nach"  hinzugesetzt  werden.  Darum  wird 
in  der  Definition  das  Samuccaya:  „die  Gleichzeitigkeit  von  mehreren 
Eigenschaften  bezw.  Handlungen  heißt  Samuccaya"  (p.  159)  die 
Gleichzeitigkeit  hervorgehoben.  Insofern  ist  die  Bezeichnung  Paryäya  20 
sachgemäß-),  weil  es  sich  um  eine  Reihenfolge  handelt.  Da  dabei 
das  Tauschen    fehlt,    so    ist    unsere   Figur   von    der    Parivrtti    ver- 

151  schieden;  denn  als  deren  charakteristisches  Merkmal  wird  (gleich) 
das  Tauschen  genannt  werden. 

Das  Mehrfache  kann  vereinzelt   oder  zusammenhängend  •')  sein,  25 
ist  also  von  zweierlei  Art;  und  diese  Zweiheit  betriift  sowohl  den 
Behälter  als  den  Inhalt,  woraus    sich  vier  Arten  ergeben,    für    die 
wir  der  Reihe  nach  Beispiele  geben : 

„Wer    hat,    0    Kälaküta,    dir    das    Gesetz    deines  Wohnens   in" 
„immer  höherem  und  höherem  Sitze  gelehrt :  zuerst  im  Herzen   des"  30 
„Ozeans,    dann  in  Siva's  Halse,    jetzt  wohnst    du  in  der  Rede  der" 
„Bösen  4)." 

„Die  schminkeberaubte  Lippe  und  den  von  des  Busens  Schminke" 
„geröteten   Spielball  meidend  ist  jetzt  deine  Hand  mit  ihren  durch" 
,das  Pflücken    der  Kusahalme  wunden  Fingern  vertraut   geworden"  35 
,mit  dem  Rosenkranze  ^)." 

„Zur    Nachtzeit    wird    die    Hauptstraße,    welche     einst    ver-* 
„liebte  Mädchen  mit  glänzenden  klingelnden  Fußspangen  passierten." 


»^ 


1)  Im  Test  irrtümlich  als  Sütra  gedruckt. 

2)  Der  Kommentar  bezieht  sich  auf  Päii.  III,  3,  38,  um  die  Bedeutung 
Reihenfolge  für  pari/äya  herausziibekoramon.  Es  bedeutet  aber  oigontlit'h  etwas 
anderes:  das  Nichtüberspringen  dessen,  der  an  der  Keihe  ist,  z.  B.  tar<i  par- 
yfiyah  „du  bist  an  der  Keiho*.  Mallinfitha  zu  Ekävall ,  p.  305,  erklärt  2^<^''- 
yäya  ^=^  paryäyavän  nach  Pän.  V,  2,  127. 

3)  samhatarüpa  =  sainghätarüpa. 

4)  Khallata  4. 

5)  Kum.  "S.  V,  11. 


456  Jacohi,  Ruyyaha's  Alamhärasarvasva. 

„von  Schakalinnen    durchwandert,    die    bei    dem  Feuerschein    ihres" 
^heulenden  Rachens  Beute  spähen  ^).^ 

„Einst  war's  ein  Fest  für  meinen  Mund,  zu  sagen :  Liebliche," 
, Schlanke,  Liebe,  Schätzeben ;  jezt  kommen  durch  Schicksalsfügung" 
6  ,aus  ihm  die  Worte:  Gattin,  Frau." 

Im  ersten  Beispiel  ist  das  eine  Kälaküta  dargestellt  als  der 
Reihe  nach  sich  in  mehreren  einfachen  „Behältern"  aufhaltend;  im 
zweiten  die  eine  Hand  als  in  mehreren  Zusammenhängenden  der 
Reihe  nach  seiend,  weil  Lippe  und  Spielball  durch  den  Gebrauch  des 

10  Wortes    Meiden,    (von    dem    beide    abhängig    sind)    als    zusammen- 
hängend sich  ergeben ;  im   dritten  sind   die  verliebten  Mädchen  und 
die  Schakalinnen ,  mehrfache  Naturen,    aber  nicht  mit  einander  zu- 
sammenhängend, in  einem  „Behälter",  der  Hauptstraße,  nach  einander;   152 
im  vierten   Beispiel  ist  in  dem  Munde  -)  als  einem  „Behälter"  ein 

15  mehrfacher  (Inhalt):  die  Wortklasse  „Liebliche"  usw.,  und  die 
Wortklasse  „Gattin"  usw.,  die  als  Klassen  zusammenhängender 
Natur  sind,  als  der  Reihe  nach  statthabend  dargestellt. 

Wenn  Gleiches,  Geringeres  oder  Besseres    gegen 
Gleiches,  Besseres  oder  Geringeres  eingetauscht  wird, 
20  (so  heißt  diese  Figur)  Parivrtti. 

Eintauschen  bedeutet  hier,  daß  man  etwas  gibt  und  etwas 
anderes  nimmt.  Für  ein  Gleiches,  i.  e.  von  ähnlichen  Eigenschaften, 
das  man  gibt,  nimmt  man  etwas  ihm  Ahnliches;  für  ein  Besseres, 
/.  e.  von  vorzüglicherer  Qualität,  das  gegeben  wird,,  eignet  man  sich 
25  etwas  Geringeres,  i.  e.  an  Qualität  niedrigeres  an;  ebenso  für  etwas 
Geringeres  i.  e.  von  niedrigerer  Qualität  das  gegeben  wird,  nimmt 
man  etwas  von  besserer  Qualität  i.  e.  Vorzüglicheres.  So  hat  die 
Parivrtti  drei  Arten.  Weil  hier  auch  die  Vorstellung  einer  Reihen- 
folge statthat'^),  so  wird  diese  Figur  gleich  nach  dem  Paryäja 
30  definiert.     Die  Parivrtti  von  Gleichem,  z.  B. : 

„Der  in  dem  nach  dem  Tode  Hiranyäksa's  benannten  Kämpfen" 
„seine  Brust  den  Götterfeinden  bot  und  dafür  Ruhm  mitsamt  dem" 
„Sieg  dahinnahm ')." 

Hier  sind  Brust  und  Ruhm  von  gleicher  Qualität.  Ein  Ver- 
35  tauschen  von  Besserem  : 

„Warum  hast  du  die  Schmucksachen  abgelegt  und  in  der* 
„Jugend  das  Bastgewand,  das  das  Alter  ziert,  angelegt?  Sag,  ob" 
„am  Abend,  wann  Mond  und  Sterne  leuchten,  die  Nacht  sich  dem" 
„Aruna  paaren  soll^)?" 

Hier  wird  für  etwas  von  vorzüglicher  Qualität,  die  Schmuck- 
Sachen  ,  das  Bastgewand ,  etwas  Minderwertiges,  umgetauscht.  Ein 
Vertauschen  von  Geringerem : 


10 


1)  Kiißhuvainsa   XVI,  12. 

2)  Lies  liulane  statt  nuane. 

3)  Lies  pralihhäaasamihavät  nach  Anleitung  des  Pratika:  2)?v7<iMä«e<z. 

4)  Udbhala  V,  32.  5)  Kum.  S.  V,  44. 


Parivrtti,  Parisamkhyä  p,  151 — 154.  457 

,Wai'um  trauern  doch  die  Weisen  um  jenen  uralten  in  den" 
, Himmel  aufgenommenen  Jatäyus,  der  durch  Hingabe  des  gebi'ech-" 
„liehen  Leibes  Ruhm,  strahlend  wie  Mondesglanz,  erkaufte?" 

153  Hier  wird  um  etwas  Minderwertiges,    den  Leib,    etwas  Wert- 
volles, der  Euhm,  eingetauscht.  5 

„Indem  du  deinen  Anblick  botest,  hast  du,  o  Schöne,  mein" 
„Leben  gekauft;  aber  daß  du  mein  Herz  nimmst  und  mir  dafür" 
„Liebesqual  gibst,  ist  arg^)!" 

Hier  ist  in  der  ersten  Hälfte  Vertauschen  von  Gleichem,  in 
,der  zweiten  von  Geringerem.  lo 

Wenn  eins  auf  mehre  res  anwendbar  ist,  aber  auf 
eins  beschränkt  wird,  (so  ist  das  die  Figur)  Parisam- 
khyä (Restriktion). 

Dies  wird  hier  vorgetragen,  weil  von  Einem  und  Mehrerem 
•  die  Rede  war.  Wenn  eine  Sache  als  auf  Mehreres  gleichzeitig  zu-  i5 
treffend  (oder  ihm  angemessen)  gedacht  wird,  dann  aber  auf  Eins, 
worauf  man  nicht  von  selbst  verfällt,  mit  Ausschließung  eines  zweiten 
beschränkt  wird,  so  ist  das  eine  Parisamkhyä-).  pari  m  der  Be- 
deutung des  Ausschließens :  mit  Ausschließung  von  etwas  irgendwo 
Aufzählen  {samkhyäna)  i.  e.  als  etwas  Darzustellendes  Rechnen,  ist  20 
parisamliliyä.  Diese  erscheint  nun  entweder  als  Antwort  auf  eine 
Frage  oder  auch  in  anderer  Form,  und  ist  also  zunächst  zweifach; 
und  da  nun  in  beiden  Fällen  die  Ausschließung  (des  Andern)  aus- 
gesprochen oder  aus  dem  Sinne  zu  ergänzen  sein  kann,  so  ergeben 
sich  vier  Arten.     Beispiele  dafür  der  Reihe  nach :  25 

154  „Was  ist  ein  dauerhafter  Schmuck?  Der  Ruhm  und  nicht" 
„ein  Juwel!  Was  soll  man  tun?  Das  von  Edlen  geübte  Gute," 
„nicht  die  Sünde!  Was  ist  ein  ungehindertes  Auge?  Der  Verstand," 
„nicht  das  Sehorgan!  Wer  anders  als  du  weiß  recht  und  falsch" 
„zu  unterscheiden?"  30 

„Was  sollen  Männer  hochhalten?  Die  reine  Nähe  des  Himmels-" 
„flusses!  Worüber  soll  man  ausschließlich  sinnen?  Über  die  Füße" 
„Visnu's!  Was  soll  man  Zugewinnen  streben?  Tugend  (und  Ver-" 
„dienst)!  und  was  soll  man  begehren?  Mitleid!  Als  welchen" 
„Dingen  ergeben^  die   Seele  zu  endloser  Befreiung  fähig  wird."  35 

„Liebe  zu  Siva,  nicht  zum  Reichtum;  Enthusiasmus  für  die" 
„Wissenschaft,  nicht  für  Amors  Waffe,  die  Mädchen;  Sorge  für" 
„den  Ruhm,  nicht  für  den  Leib:  das  findet  man  meistens  bei" 
„großen  Männer." 

„Kruramheit    wohnt    in    deiner   Locken  Fülle,  Röte  (Leiden-"  40 

1  1)  Rudrata   VII,  78. 

I  2)  Ich  lese  mit  Benutzung  der  Lesart  von  Kh. :  pari  varjane:  k-asi/acid 

varjanena ,  das  Pratika:  apa  varjana  iti  scheint  versehentlich  aus  dem  vom 
Kommentar  zitierten  Sütra  1,4,88  apaparl  iiarjane  entstanden  zu  sein.  Es 
soll  hier  natürlich  die  etymologische  Erklärung  der  Bedeutung  von  parisam- 
khyä gegeben  werden. 


458  Jacobi,  Ruyyaka^s  Älamkarasarvasva. 

„Schaft)  in  deinen  Händen,  Füßen  und  Lippen,  Härte  in  deinen" 
„Brüsten  und  Unstetigkeit  in  deinen  Blicken^)." 

Da  nun  hierbei   die  Wahl  einer  außerordentlichen-)  Sache  auf 
den  Ausschluß    der    andern   Sachen  hinausläuft,    so    steht    es    nicht 
5  a  priori  fest,    ob    die    ausgeschlossene    andere    Sache   ausgesprochen 
werden    oder    aus    dem    Sinne    zu    ergänzen    sein    solle-').      Um    die 
Sache  als  eine  außerordentliche  erscheinen   zu  lassen,  wird  die  Dar- 
stellung zuweilen  mit  einer  Frage  eingeleitet^). 
In  Beispielen  wie   den  folgenden : 
10  »(UjjayinT)    wo    nur     der    Koketten    Augenlotusse    das  sruti-'^ 

„vartina  (Pfad  des  Gehörs  oder  der  Offenbarung)  übertreten,  und" 
„wo  allein  der  Halbmond  auf  Mahäkäla's  Haargeflecht  Krumm-'' 
„heit  zeigt  ^).'' 

„Nur  in  Malereien  fand  sich  varnasamkara  (Farbenmischung" 
15  ,und  Kastenvermischung),    bei    den    Asketen    dandagrahana    (Er-" 
„greifen  des  Pilgerstabes  und  Anwendung  der  Strafgewalt)*')" 
bewirkt  die   Verbindung    mit    dem   Wortspiel  eine  außerordentliche   155 
Schönheit  dieser  Figur. 

Damit  man  hierbei  nun  nicht  die  bei  den  Exegeten '')  geltende 
20  Definition  von  niyama  und  ^^ama/HÄVi^/ö  ^)  in  Betracht  ziehe, 
werden  in  unserer  Definition  Beschränkung  {niyaniana)  und 
parisaitddiyä  als  Subjekt  und  Prädikat  ausgesprochen.  Darum  ist 
hier  auch  die  jiäksikl  prüpti  (Alternative)  gemeint,  weshalb  eigent- 
lich nur  die  Majorität  der  Fälle  berücksichtigt  ist  (wenn  oben 
25  gesagt  wurde:  „Wenn  eine  Sache  als  auf  mehreres  gleichzeitig  zu- 
treffend gedacht  wird"). 

(Schluß  folgt.) 

1)  Rudrata  Vil,  81. 

2)  alaukika,  durch  deu  Dichter  dazu  erhoben. 

3)  Ich  lese  mit  Kh.  riistvantaram  liähdam  ärthain  veti. 

4)  Die  Absicht  dieser  Bemerkungen  ist  zu  zeigen,  daß  durch  jene  Unter- 
schiede nur  Unterarten  bedingt  werden,  nicht  aber  zwei  oder  vier  verschiedene 
Figuren ,  die  wegen  ihres  ähnlichen  Schemas  mit  demselben  Namen  bezeichnet 
werden,  wie  dies  der  Fall  ist  z.  B.  bei  den  drei  Vi^amas  und  Visesas,  den 
zwei  Vyäghätas  und  Paryäyas  usw. 

5)  Navasähasäiika  1,  46. 

6)  Die  erste  Phrase  steht  KädambarT  ed.  Petersen ,  p.  G  Z.  11  bei  der 
Schilderung  von  Südraka's  Regierung. 

7)  väkijarid  i.  e.  die  Mimämsakas. 

8)  nii/amavidlii  ist  eine  Vorschrift,  die  von  zwei  Möglichkeiten  eine 
obligatorisch  macht,  z.  B.  vrihln  avahanti.  Für  das  Opfer  soll  nämlich  der 
Reis  durch  Stampfen  in  einem  Mörser  enthülst  werden ,  nicht  etwa  mit  den 
Nägeln,  jitirindj/ik/iifä  ist  eine  Vorschrift,  die  etwas  zuläßt,  nicht  um  es  obliga- 
torisch zu  machen,  sondern  um  alle  andern  Möglichkeiten  zu  verbieten,  z.  B. 
pahca  j)(inC(inakh(i  hhaksyiilt.  Man  darf  gewisse  fiinfzoliige  Tiere  essen,  aber 
man  muß  sie  nicht  essen;  man  soll  aber  keine  andern  essen,  niijumandlii  hat 
also  eine  positive,  jj^rinainkhi/ä  eine  negative  Tendenz.  Bei  ersterer  ist  das, 
was  vorgeschrieben  wird,  2)ak.se  'jrriipta;  und  es  hat  dann  päksikl  ■präpti, 
wobei  es  sich  also  um  zwei  einander  ausschließende  Möglichkeiten  handelt; 
cf.    Kasagai'igüdhara  p.  48'.2f.,  487. 


459 


Vedische  Untersuchungen  ^). 

Vou 

H.  Oldenber?. 

24.  camü. 

Ein  HaujDtzug  —  vielmehr  der  Hauptzug  — -  der  Unter- 
suchungen Bergaigne's  über  den  rgvedischen  Wortschatz  besteht, 
mit  seinen  eignen  Worten  zu  sprechen,  in  den  „protestations  contra 
la  multiplication  exageree  des  sens  d'un  meme  terme"  (Journ.  asiat.  5 
VIII,  2  [1883],  473).  Für  die  Vedaforschung  ein  schwerer  Ver- 
lust, daß  seine  in  diesem  Sinn  unternommene  Revision  des  Rgveda- 
Wörterbuchs  nur  für  den  Buchstaben  a  vorliegt.  Wer  mit  den 
Schwierigkeiten  eines  in  andre  alphabetische  Gegend  gehörenden 
Worts  kämpft,  wird  oft  seufzen :    finge  doch   dies  Wort  mit  a  an !  lo 

Ich  will  hier,  soweit  mir  möglich,  die  entsprechende  Arbeit 
für  das  Wort  camu  tun,  dessen  einheitliche  Geltung  ebenso  in  der 
eingehendsten  wie  in  der  neuesten  ihm  gewidmeten  Behandlung,  in 
Hillebrandt's  Vedischer  Mythologie  I,  164 ff.  und  in  Geldner's 
Glossar  60,  mir  scheint  mit  Unrecht,  in  Abrede  gestellt  wird.  i5 

Wer  die  Belege  überblickt  —  ich  nehme  an,  daß  sie  dem 
Leser  vor  Augen  stehen  — ,  dem  treten,  meine  ich,  folgende  Haupt- 
züge entcrecren.  Das  Wort  steht  fast  ausschließlich  im  Lokativ  und 
zwar  aller  drei  Numeri.  Es  pflegt  gesagt  zu  werden,  daß  der  Soma 
darin  gepreßt  ist,  sich  dahinein  begibt,  sich  darin  niederläßt  {sidatt  so 
und  ähnlich),  sich  darin  reinigt.  Also  offenbar  ein  in  der  Einzahl, 
Zweiheit,  Mehrheit  beim  Somaopfer  erscheinendes  Gefäß,  dessen 
Wesen  genauer  zu  bestimmen  dann  versucht  werden  muß. 

HiUebrandt  zieht  für  einen  Teil  der  Belege  dieselbe  Folge- 
rung; er  identifiziert  da  das  Wort  —  das  Recht  dieser- weiteren  25 
Annahme  prüfen  wir  später  —  mit  den  Grahapätra  der  Ritualtexte. 
Aber  nach  ihm  „springt  ein  deutlicher  Unterschied  ins  Auge  zwischen 
dem  Singular-Dual  einer-  und  dem  Plural  andrerseits"  (S.  168).  Im 
Singular  und  Dual  tritt  neben  die  angegebene  Bedeutung  eine  andre, 
nie  für  den  Plural  giltige :  ein  zum  Zerstoßen  der  Soniapflanze  ge-  so 

1)  Fortsetzung  zu  Bd.  Gl,  S.  836. 
Zeitschrift  der  D.  M.  O.     Bd.  LXII.  30 


^.gQ  Oldenberg,   Vedüche  Untersuchungen. 

brauchter  Mörser.  Denn^)  neben  dem  Loc.  pl.  steht  siebenmal  sad 
(vom  Soma  gesagt),  das  neben  dem  Singular  überhaupt  nicht  vor- 
kommt. Der  Singular  hat  dafür  fünfmal  sutd  neben  sich;  dies 
tritt  —  wenigstens  nach  H.  (s.  dagegen  unten)  —  nirgends  neben 

5  dem  Plural  auf.  An  den  Stellen  mit  sutd  muß  also  das  Wort 
etwas  Anderes  bedeuten,  als  Grahapätra;  durch  1,28,9-),  einen 
Vers  des  Mörserliedes,  läßt  sich  H.  zu  dem  Bedeutungsansatz  „Mörser" 
führen  —  mir  scheint,  mit  keiner  sehr  starken  inneren  Notwendig- 
keit, denn  natürlich  kann  auch  im  Mörserlied  irgend  ein  beliebiges 

10  andres  Utensil  der  Somabereitung  als  gerade  der  Mörser  genannt 
sein,  wie  ja  in  demselben  Verse  pavitra  und  Eindshaut  erwähnt 
wird.  Wie  diese  Dinge  offenbar,  gleichviel  ob  der  Soma  mit  dem 
Mörser  gestoßen  oder  mit  den  Steinen  geschlagen  wird,  hier  das- 
selbe sind  wie  sonst,    warum  sollen   es  die  camü  nicht  auch  sein? 

15  Da    ist    also    die   „multiplication    des  sens  d'un  meme  terme", 

gegen  die  Bergaigne  kämpfte  und  gegen  die  zu  kämpfen  auch  heute 
so  notwendig  ist  wie  damals. 

Man  überblicke  die  Fülle  der   so    entstehenden  Unwahrschein - 
lichkeiten. 

20  Diesen  doppelten  Sinn    soll    ein  technisches  Eitualwort  haben, 

auf  dessen  einheitliches  Wesen  schon  das  in  allen  drei  Numeri 
hervortretende  Herrschen  des  Lokativs  hinweist'^).  Die  eine  der 
beiden  Bedeutungen ,  nach  H.  an  neun  Stellen  in  sieben  Mandalas 
vorliegend,    soll    auf    die    Somabereitung    vermittelst    des   Mörsel-s 

25  Bezug  haben,  die  im  Übrigen,  so  viel  ich  sehe,  nur  als  Unikum  in 
dem  durchaus  eigenartigen  Lied  I,  28  vorliegt*)  und  die  nun  plötz- 
lich durch  den  ganzen  Rgveda  ihre  Spuren  zu  verbreiten  schiene: 
aber  immer  eben  nur  in  den  Worten  camu  und  camvoh ,  also 
o-erade  in  Worten,  denen  auch  H.  noch  einen  andei-n,  von  der  Be- 

30  Sonderheit  des  Mörserrituals  unabhängigen  rituellen  Sinn  zuerkennt 
und  zuerkennen  muß.  Da  soll  denn  also  der  Dual  camvoh  auf  den 
Mörser    gehen,    der    doch    ein    singularisches  Ding   ist 5),    oder    als 


o"- 


1)  Ich  gebe  nur  die  Hauptniomeiite  der  Argiimeiitatioii  II. 's  S.  lG8ff. ; 
die  vollständigen   Details   sehe  man   dort. 

2)  Wo  übrigens  zwar  canivhh  aber  nicht  camvo/i  sutdk  steht;  ein  Indizium, 
die  Steile  dieser  und  nicht  der    vorigen  Gruppe    zuzurechnen,    linde    ich    nicht. 

3)  Die  Frage,  wie  bei  dieser  so  befremdenden  Zerspaltung  die  eine  Be- 
deutung mit  der  andern  sich  vermittelt,  wird  von  H.  (171)  dahin  beantwortet, 
daß  die  grahajmtra  nach  den  Kommentuien  ausgesehen  hätten  wie  Mörser. 
Wir  werden  unten  wahrscheinlich  zu  machen  suchen  ,  daß  die  camil  gar  nicht 
die  grahapätra,  sondern  andere  Somagefäßo  sind. 

4;  li.  IG.'}  stellt  dahin  noch  die  vielfach  dunkeln  Verse  X,  101,  10.  11, 
für   mich   nicht   überzeugend. 

5)  II.  171  gewinnt  der  Vorstellung  des  Mörsers  Dualität  ab  durch  die 
Wendung  „der  durch  zwei  schenkolartig  in  die  Höhe  geführte  Seitcnstücko  oder 
Handhaben  chnraktorisiorto  Mörser".  Übrigens  will  er  iS.  1G2.  17  1)  in  I,  28 
noch  einen  zwiMten  diialisclien  Ausdruck  für  den  Mörser  linden:  v.  2  >/dtra 
dvdv  iva  jaglKtntidliisardinii'i  hrtti  \  nach  Ausweis  von  I.  1G4,3.S  müsse  (?) 
camvoh  dasselbe  sein  wie  adhi$avairijii .      Drängt  sich   denn  nicht  auf,  daß   die 


Oldenberg,    Vedische  Untersuchungen.  461 

elliptischer  Dual  auf  Mörser  und  Stößel:  aber  die  heißen  doch 
sonst  ulükhalamusale ;  ein  idükhale  kenne  ich  nicht ^)  —  und  hat 
man  wirklich  cresacrt ,  und  nicht  einmal,  in  allenfalls  denkbarer 
Entgleisung,  sondern  immer  wieder  gesagt,  daß  der  Soma  ,in  Mörser 
und  Stößel"  gepreßt  wird?  Und  zu  alldem:  Wenn  uns  hier  der  5 
Dual  in  Schwierigkeiten  verwickelt,  ist  es  nicht  merkwürdig,  daß 
gerade  auch  im  Dual ,  und  in  demselben  Kasus  des  Duals ,  eine 
lanore  Reihe  von  Belecrstellen  daneben  liegt,  die  H.  selbst  zu  der 
andern ,    vom  Mörservorstellungskreis  losgelösten  Bedeutung  stellt  ? 

Ich  berühre  damit  schon  die  Rolle,  die  das  Auftreten  der  ver-  lo 
schiedenen  Numeri  in  der  Frage  spielt.     H.  spricht,    wie  erwähnt, 
von  dem  deutlichen  Unterschied  zwischen  dem  Singular-Dual  einer- 
seits, dem   Plural  andrerseits.     Aber  bleibt  von  diesem  Unterschied 
viel  übrig ,    wenn  wir  zunächst  sehen ,    daß  den  Stellen  mit  plura- 
lischem   camusu    stdati,    camüsv    a    ni  sldasi  wenn  auch  zufällig  i5 
nicht  singularisches,  so  doch  dualisches  —  und  H.  stellt  den  Dual 
ja  mit  dem  Singular  zusammen   dem  Plural    gegenüber  —  camvor 
dsadat  zur  Seite    steht?     Weiter,    daß    neben    dem    singularischen 
camu  sutdh  und  dem  dualischen  camvok  sutdk    es    auch    mit  dem 
Plural  heißt  VIII,  82,  7    7/d  indra  camasesv  ä  sömas  camüsit  te  20 
sxddh'i  —  denn  weshalb  hier  camusu  von  sutdh   abzuti-ennen  sein 
soll  (H.  169  Anm.  5),  sehe  ich  nicht  ein.     Man  halte  sodann  etwa 
den  Singularbeleg  VIII,  4,  4   ämusyä  sötnam  apibas  camu  sutdm 
neben  den  Pluralbeleg  III,  48,  4  ämusyä  somam  apibac  camusu. 
Wie  der  zweite,  so  spricht  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  der  25 
erste   vom  Trinkabenteuer   des    iungen    Indra    bei  Tvastar:    werden 
wir  wirklich  diesen  Stellen,  deren  Ausdrucksweise  doch  offenbar  nur 
leicht  variiert,  weil  das  eine  Mal  Tristubh-  das  andre  Mal  Jagatl- 
ausgang  verlangt  war ,  mit  H.  zwei  verschiedene  Bedeutungen  von 
camu  zuteilen?    Die  Singularstelle  IX,  107,  18  punänds  camu  hat  so 
schon  H.  selbst  (S.  169)  neben    die  Pluralstelle  IX,  97,  46  pavate 
camusu  gestellt  und    anerkannt ,    daß   jener  Singular    dasselbe    be- 
deutet wie  dieser  Plural.     Ergiebt  sich  aus  alledem  nicht,  daß ,  so 
wie  punänds  camti  neben  pavate  camusu  gesagt  wurde ,    es    eben 
nur  auf  Zufall  —  oder  vielleicht  auf  der  metrischen  Konvenienz  —  30 
beruhen  kann ,    daß    camusu  sldati  kein  singularisches  Gegenstück 
hat?    In  der  Tat  ist  camu  sldati  oder  sidati  camu  oder  catnu  ä 
nf  .sidati  metrisch    unmöglich    oder    unbequem ,    wähi-end    camusu 
sldati^  cam,üsv  ä  ni  sldasi  ungemein  bequem  ist.    So  ist  auch  das 


mit  den  dcmi  jaghdna  verglichenen  adhißavanya  das  sind ,  wofür  Säyana  sie 
erklärt:  uhhß  adhisavanaiihalahef  Man  sehe  deren  Beschreibung  bei  Cal  and - 
Henry  I,  103. 

1)  Allerdings  gibt  es  ein  aulfikhalau  „Mörser  und  Stößel"  (Maitr.  Samh., 
s.  H.  170).  Wenn  ich  recht  sehe,  bedeutet  das  aber  wörtlich:  die  beiden  dem 
Mörserapparat  angehörigon  (gräran).  Denn  ulii/.liald  und  mu.^ala  werden  in 
diesem  Zusammenhang  als  zwei  grävan  vorgestellt.  Vgl.  Sat.  Br.  I,  1,  4,  7.  Ui, 
und  aulükhalä  grcivänah  Äpastaraba  MB.  II,  20,  34:  Sämaveda  MB.  II,  2,  10. 

30* 


i 


462  Oldenberg,   Vedische   Untersuchungen. 

bequeme  kaldsesu  sidati  (sidasi,  sdtta)  häufig,  während  mit  dem 
an  sich  ebenfalls  häufigen  kaldde  gerade  jene  Verbalformen  nicht 
verbunden  werden  ^) :  sollen  wir  schließen,  daß  kaldsa  in  den  Formen 
kaldse  und  kaldsesu  Verschiedenes  bedeutet  ?  Und  wenn  das  fünf- 
5  malige  caniü  sutdh  {sutdra,  sutäh)  nach  H.  kein  pluralisches  Gegen- 
stück hätte  —  aber  wir  haben  ein  solches  Gegenstück  VIII,  82,  7 
in  der  Tat  aufgewiesen  —  könnte  nicht  auch  jene  Ungleichmäßig- 
keit  auf  der  gewohnheitsmäßigen  Wiederholung  einer  metrisch  be- 
quemen Wendung  beruhen? 

10  Das  camü  in  camü  sutdh  muß,  sagt  H.  (169),    „mit  der  Soma- 

pressung  selbst  in  einem  Zusammenhang  stehen".  Gewiß.  Aber 
dafür  brauchen  wir  nicht  den  Somamörser.  Sondern  dem  genügt 
auf  das  ungezwungenste  auch  die  Bedeutung,  die  in  camusu  sidati 
vorliegt :  dort  wie  hier  ist  die  camu  ein  Gefäß,  in  das  der  gepreßte 

15  Soma  hineingelangt,  ganz  so  wie  kaldsa  ein  solches  Gefäß  ist,  so- 
wohl wenn  es  heißt  IX,  67,  15  7'dsö  ''sarji  kaldse  sutdh,  wie  wenn 
es  IX,  84,  4  und  öfter  heißt  kaldsesu  sidati.    Natürlich  ist  in  camu 
sutdh  Lokativ  des  Zieles  (Delbrück,  Ai.  Syntax  121)    anzunehmen. 
Was  für  ein  Gefäß  das  ist,  welches  allein  wir  unter  Ablehnung 

20  jeder  andern  Bedeutung  in  camu  erkennen ,  fragen  wir  sogleich. 
Vorher  muß  von  G  e  1  d  n  e  r  's  (a.  a.  0.)  Behandlung  unsres  Wortes 
die  Rede  sein.  Neben  dem  Gefäß  für  die  Grahas  (1)  erkennt  auch 
er  darin  noch  ein  Zweites:  im  Dual  nämlich  (2)  die  beiden  Bretter 
der  Somapresse,    dann    in    weiterem  Sinn    den  ganzen  Apparat  zur 

25  Somabereitung.  Beim  Gedanken  an  die  Bretter  ist  ihm  —  wie 
auch  fi'üheren  Forschern  —  offenbar  Säyaiia  maßgebend  gewesen, 
der  an  einer  Reihe  von  Stellen  camvuh  mit  adhisavanaphalakayoh 
umschreibt.  Daß  diese  Autorität  über  derartiges  nicht  entscheidet, 
habe  ich  oft  betont  und  komme    hier    nicht    darauf   zurück.     Viel- 

80  mehr  prüfe  ich   die  betreffende  Ansicht  an  den   Stellen  selbst. 

Nur  für  einige  von  diesen  sagt  Geldner,  welcher  Bedeutung 
er  sie  zurechnet.  Hätte  er  es  für  alle  getan,  würden  sich  die  An- 
griffspunkte an  seiner  Auffassung  vielleicht  vermehrt  haben.  Aber 
auch  jetzt  treten   Bedenken  genugsam  hervor. 

35  Wieder,  wie  bei   H. ,  werden  Stellen,    die  offenbar  zusammen- 

gehören, auseinandergerissen  —  natürlich  hier  meist  andere  als  dort. 
Die  Bedeutung  „Becher"  wird  für  VIII,  82,  7  angenommen,  und 
sie  oder  eine  ähnliche  muß  da  wohl  angenommen  werden ,  denn 
neben  camüsu  steht  caniasesu.     Können   wir  aber  das    camusu    te 

40  sutdh  dort  von  dem  häutigen  camvoh  sutdh  {sutdm  etc.)  trennen, 
jenes  von  Bechern ,  dieses  von  Brettern  verstehen  ?  Oder  will  G. 
die  Stellen  mit  camvoh  sutdh  von  den  übrigen  Belegen  des  Duals 
ablösen  ,  um  sie  auf  zwei  Becher  zu  deuten  V  Seltsam  dann ,  daß 
die  Dualität,    die    durch    die   Bedeutung   , Preßbretter "    in  den  Ge- 


1)    Allordiiips    mit    Acm    Akk.    fmdon    wir  IX,   '.»7,   4    //  sidati  kaldsam, 
IX,  Kiü,  7   </'  kaldmiii  sutlith. 


Oldenberg,    Vedische   Untei'sitchungen.  463 

brauch  von  camii  eingeführt  wird ,  auch  noch  unabhängig  davon 
durch  eine  zweite ,  ganz  verschiedene  Bedeutung  eingefühi-t  würde. 
Soll  camvor  äsadat  IX,  72,  5,  wo  G.  die  beiden  Bretter  versteht, 
von  den  vielen  Stellen  mit  camüsu  sidati  und  ähnlichem  getrennt 
werden,  an  denen  C4.  offenbar,  da  kein  Dual  vorliegt,  „Becher*  5 
übersetzen  wird?  Wie  verhält  sich  der  von  Gr.  zur  Bedeutung  2. 
gestellte  Vers  IX,  107,  10 

d  soma  suvänö  ddribhis  Uro  väräny  avydyä  \ 
jdno  nd  puri  camvor  visad  dhdrih  sddo  vdnesu  dadhise  1| 

zu  der  nicht  dualischen  Stelle  IX ,  92 ,  2  dcchä  nrcdksä  asarat  lo 
pavitre  .  .  .  sidan  köteva  sddane  camüsu'}  Können  wir  camvoh 
püydmänah  IX,  97,  48  (von  G.  ausdrücklich  zu  2.  gestellt)  von 
pavate  .  .  .  camusu  IX,  97,  46  (in  demselben  Trca!)  und  von  punä- 
nds  camtb  .  .  .  sidan  vdnesu  IX,  107,  18,  und  wiederum  diesen  Vers 
von  IX,  72,  5  pavate  .  .  .  ver  nd  drusdc  camvor  äsadat  trennen?  15 
Wenn,  wie  vermutet  werden  kann,  IV,  18,  3  tcdstur  ijrhe  apibat 
sömam  indrah  .  .  .  camvoh  sutdsya  von  G.  zu  den  andern  Dual- 
belegen  gestellt  wird ,  soll  dies  von  III  ,48,4  tvdstäram  indro 
jamlsähhibhtiyämiisyä    sömam    apibac    camüsu    getrennt    werden? 

Das  Band    zwischen    den    Bedeutungen   „Becher"    und    „Preß-  20 
brett"    bildet  nach  G.  die  von   ihm    angenommene  Grundbedeutung 
von  camü   „Holz".    Doch  die  ist  offenbar  nur  ad  hoc  aufgestellt; 
weder  finde  ich  eine  Stelle ,  wo  camü  das  heißt ,    noch  eine  dahin 
weisende    Etymologie.      Nach    G.    bedeutet    camüsdd    IX,  96,  19; 
X,43,4  dopiDelsinnig    „im  Holz(becher) ,    auf   dem  Baum  sitzend".  25 
An  jenen  Stellen    werden    die    in    den    camü    sitzenden  Somas   mit 
den    auf   dem  Baum    sitzenden    Vögeln    verglichen.     Der  Vergleich 
erhält  seine  Pointe  daher ,    daß  die   camü  als  hölzern   den  Bäumen 
verwandt,  in  mystischem  Sinn  mit  ihnen  identisch  sind  (vgl.  unten 
S.  466).   Aber  darin  liegt  offenbar  nicht,  daß  das  Wort  camü  „Baum"  so 
oder  „Holz"  bedeutet  hätte,  wie  wohl  auch  IX,  78,  2  die  ddcä  hdra- 
yas  camüsddah  kaum  auf  dem  Baum  sitzende  Pferde  sein  werden. 

Nach    all    dem    lehne    ich    Geldner's    wie    Hillebrandt's    Zer- 
schneidung der  Bedeutungen  von  camü  ab.     Meinerseits   aber  darf 
ich  mich  nicht  der  Aufgabe  entziehen ,  die  einheitliche   Bedeutung,  35 
von  der  ich    überzeugt    bin ,    nunmehr    nach  Möglichkeit    näher    zu 
präzisieren.    Wir  haben  die  Materialien,  mit  denen  geai'beitet  werden 
muß,  noch  nicht  voll  ausgeschöpft.    Um  die  Belege  von-c«/««,  mit 
denen  wir  uns  bis  jetzt  allein  beschäftigt,  liegt,  von  jenen  aus  in 
verschiedenen  Richtungen,  andres :  rgvedische  Äußerungen  über  ver-  40 
wandte    Utensilien    und    die    mit    ihnen    zusammenhängenden    Ver- 
richtungen, dann   die  massenhaften  Details  des  späteren  Rituals,  die 
uns  vor  die  Frage  stellen,  ob  sie  in  irgend  welchen  Zügen  mit  der 
dem  Rv.  zu  entnehmenden  Charakteristik  der  camü  zusammenfallen. 
Eine  Untersuchung  des  Worts,    die    diese  Anknüpfungspunkte    un-  45 
benutzt  läßt,  ist  offenbar  unvollständig. 


464  Oldenherg,   Vedische   Untersuchungen. 

Das  Bild ,    das    der  Rgveda    von    den    hier    für   uns  wichtigen 
Phasen  der  Somabereituug  und  den  dabei  benutzten  Gefäßen  ergiebt, 
scheint  mir  in  seinen  Hauptzügen   —  natürlich  versuche   ich  nicht 
alle  Details  zu  erschöpfen  —  das  folgende^). 
5  Vor  allem  kommen  drei  Gefäße  in  Frage,  in  denen  der  Soma 

verweilt  oder  die  er  durchläuft;  er  ist  trisadhasthd  VIII,  94,  5-). 
Welche  Gefäße  das  sind,  sagt  IX,  103:  v.  2  tri  sadhdsthä  punändh 
hrnute  hdrih,  v.  3  pdri  ködam  madhusctitam  avydye  väre  arsati. 
V.  4  pdri  netd  matinäm  .  .  .  sömah  jjunänds  canivor  visad  dhdrih. 

10  Schon  Hillebrandt  (S.  190  Anm.  5)  denkt  an  die  Möglichkeit,  daß 
der  Singular  von  v.  3  und  der  Dual  von  v.  4  zusammengenommen 
die  Dreizahl  von  v.  2  erklären.  Das  ist,  meine  ich,  in  der  Tat  der 
Fall.  Denn  es  kann  kaum  Zufall  sein,  daß  den  Daten  von  IX,  103 
sich  genau  IX,  96,  20  vergleicht  vfseva  yüthCi  pdri  kösam  drsan 

15  Icdnikradac  camvor  ä  vivesa.  Das  Nebeneinanderstehen  und  die 
Zusammengehörigkeit  von  kösa  und  camü  bestätigt  sich  auch  VIII, 
2 ,  8  trdyah  kösäsa  scotanti  tisrds  camvah  stipürnäh :  da  wird 
wohl  nicht  dieselbe  Dreiheit  des  einen  kösa  und  der  beiden  camü 
hinter  einander  als  die  drei  köda.,  die  drei  camü  bezeichnet,  sondern 

20  es  handelt  sich  um  einen  Apparat,  der  zur  Bereitung  von  trdya 
indrasya  sömäh  (v.  7"))  gehört. 

Der  eine  köda  und  die  beiden  camü  nun  sind  zunächst  darin 
unterschieden,  daß  der  Soma  mit  dem  ersteren  oÖenbar  in  wesent- 
lich vorübergehendere  Berührung  kommt  als  mit  den  letzteren     Den 

25  kösa  umströmt  er  wie  er  die  Schafhaare  umströmt  oder  durchströmt; 
in  die  camü  strömt  er  hinein ,  offenbar  um  zunächst  in  ihnen  zu 
bleiben.  Ein  Blick  auf  den  betreifenden  Artikel  bei  Graßmann 
zeigt,  wie  pdry  arsati  zwei  stehende  Objekte  hat,  varam  {vüräni) 
und  kösam;    überhaupt   ist,    wie    schon  Hillebrandt  (185)    gesehen 

30  hat,    für    den    kösa    die  Präposition  j^dri  charakteristisch.     In  den 
camü  dagegen  läßt  er  sich  nieder  und  verharrt  dort:  IX,  72,  5  V('r 
nd  drusdc  camvor  dsadad  dhdrih;  oft  wird  er  camüsdd  genannt. 
Eine  weitere  ebenfalls  schon  von  Hillebrandt  bemerkte  Eigen- 
schaft des  kösa.,  die  ihn  von   den  camü   unterscheidet,  ist,  daß  er 


1(  Eiiie  Hauptsclnvicrigkeit  beim  Entwerfen  dieses  Bildes  berulit  darauf, 
daß  die  Texte  sich  oft  von  der  Reihenfolge  der  einzelnen  Vorg.änge  emanzipieren. 
Wenn  es  z.  B.  IX,  86,  20  vom  Soma  heißt  gali  hriiväno  inrnijam  .  .  .  juiri 
vciram  arßati ,  darf  daraus  so  wenig  gefolgert  worden,  daß  er  beim  Durch- 
fließen des  Siebes  schon  den  Milchbeisatz  hat,  wie  man  etwa  aus  IX,  109,  lö 
gööM/i  irltdsyu  nrliliih  snt(is>/a  entnehmen  könnte,  daß  ihm  dieser  Beisatz 
schon  im  Moment  der  Pressung  beiwohnt. 

•J)  fi(!lit  hierauf  auch  der  triprsthd  trivandhurd  rälha  IX,  G'J  .  IT,  in 
dem  Soma  einherfiilirtV 

3)  Hillebrandt  209  Anm.  2  denkt  dabei  an  den  Soma  mit  den  drei  Bei- 
sätzen von  süßer,  saurer  Milch,  Gerste.  Mir  scheint  eine  derartige  Deutung 
im  Prinzip  durchaus  zutrclVeiid,  aber  warum  sollen  wir  uns  nicht  an  v.  9  halten 
und  entsprechend  an  unverraischten  Soma  und  an  solchen  mit  süßer  resp.  saurer 
Milch   denken? 


Oldenberg,    Vedische   Untersuchungen.  465 

stehend  madhusctU  heißt  (s.  die  Materialien  bei  H.  189;  vgl.  243). 
Im  Unterschied  von  H.  glaube  ich,  daß  dabei  mddhu  als  poetische 
Bezeichnung  von  Wasser  zu  verstehen  ist.  Wie  ganz  der  Honig 
für  den  Veda  —  abgesehen  etwa  vom  Asvinkult  —  im  Hintersrund 
steht ,  hat  H.  selbst  zutreffend  ausgeführt.  Es  bedarf  aber  kaum  5- 
der  Bemerkung,  daß  man  es  liebte  das  Wasser  als  mddhu  zu  ver- 
herrlichen (man  vergleiche  etwa  das  auf  die  Einholung  des  Wassers 
zum  Somaopfer  bezügliche  Lied  X,  30;  mddhu  ksaranti  shidhavah 
I,  90,  6  usw.).  Das  jmvan  kösam  madhiisciUam  IX,  12,  6,  neben 
dem  samudrdsyadhi  vistdpi  steht,  vergleicht  sich  dem  nadyb  ajinvat  lo 
IX,  9,  4.  Daß  der  kosa,  der  madhusciit  heißt,  die  Stätte  der  Ver- 
mischung des  Soma  mit  Wasser  ist,  hat  H.  selbst  (S.  186)  hervor- 
gehoben. Wir  werden  weiter  unten  den  kosa  dem  ädhavamya, 
dem  Wassermischungsgefäß  des  späteren  Rituals ,  vergleichen :  nun 
halte  man  die  mit  dem  Namen  des  Ädhavanlya  sich  zusammen-  15 
schließende  Wendung  i)  mddhäv  a  dhcwatä  mddhu  IX,  11,  5  {mddhau. 
meine  ich ,  auf  Wasser  bezüglich ,  mddhu  auf  den  Soma)  neben 
apsü  dhiltdh  IX,  62,  5,  vgl.  X,  104,  2-),  em  enam  apsii  dhävata 

VIII,  1,  17,  etdd  vä  apäm   nämadheyam   gühyam   ydd   ädhävah 
Ts.  III,  3,  4,  1,  mädhvisu  (offenbar  zu  erg.  apsü)  te  sukra  sukrdm  20 
d  dhünomi  das.^  III,  3,  3,  1,  iäsv  (seil,  apsu)  adhvaryav  ädhäven- 
dräya  somam  Sänkh.  Sr.  VI,  7,  10:    wenn    zu    diesem   Spruch  die 
Variante    vorliegt   täsv    adhvaryo   indräya  somam  sota  usw.  (Ait. 
Br.  II,  20),  so  ergibt  sich  wohl  als  Bild  des  Herganges  dies,  daß 
der  Soma  gleich  anfangs  in  das  Wasser  gelangte,  in  dem   das  üdha-  25 
vana  stattfand  (vgl.  ddrayas  tvä  hap^ati  gor  ddhi  tvacy  äpsti  tvä 
hdstair   duduhur  mamshxali  IX,  79,  4,    tdm  tvä  hastlno  mddhu- 
mantam    ddribliir   dididnty    apsü   vrsablidm    ddsa   Icsipah  80,  5). 
Ich   verweise  noch  aui  apo  vdsänah  2)dri  kosam  arsati  IX,  107,  26; 
vfseva  yäthä  2^dri  kosam  arsasij  apam   updsthe    vrsabhdh    kdni-  30 
kradat  IX,  76,  5 ;  vgl.  H.  186. 

Der  eben  beschriebene  Vorgang  nun  geht  der  Reinigung  des 
Soma    in    der  Schafhaarseihe    voran.     Hierfür    ist    eine  Hauptstelle 

IX,  74,  9  adbhfh  soma  paprcändsya  te  r'dsö  'iv/o  caram  vi  para- 
müna  dhävati.    So  wird  auch  IX,  17,  3  dtyürmih  .  .  .  pavitre  arsati  35 
dahin  zu  verstehen  sein,  daß  der  Soma  erst  die  Wasserwogen  durch- 
schi-eitet,  dann  zur  Seihe  gelangt.     Dies  Ergebnis    wird    man   dann 
leicht    in    andern    Stellen    wiederfinden ,    die    bei    der   Neiuunf    der 

1)  Vgl.  Käty.  Sr.  IX,  5,  G  ädhavanl iie  'vad/tä)/ädh>i//o. 

2)  Vgl.  über  ä-dhäv  und  dliTdd  Hillebrandt  s".  2  IG  f.  Seine  Los- 
lösung des  dhvta  (ein  Teil  der  jüngeren  Vodate.xtc  sagt  dafür  dhautd)  von 
a-dhär  kann  ich  nicht  annehmen.  Das  Verb  ä-dhäv  steht  regelmäßig  neben 
su\  genau  so  dhiltd  neben  sutd.  Wie  ä-dhär  so  hat  auch  tlhiitä  den  Lokativ 
apsü  neben  sich.  Man  vergleiche  das  Nebcnoiiuiiulor  VIII,  1.  17  von  sikd ,  a 
.  .  .apsü  dhdmla,  gavi/a  väslreva  räsdijanttilj  mit  IX,  G2,  b  apsü  dhiitd/j, 
sutdh ,  svädanti  gdvali.  Wenn  da  und  anderwärts  das  dhvtdli  dem  sutah 
voransteht,  darf  darauf  in  Anbetracht  dos  S.  4G4  Anni.  1  Bemerkten  kein  Ge- 
wicht gelogt  werden. 


456  Oldenberg,   Vedische  Untersuchungen. 

vedischen  Dichter  zur  ungenauen  Behandlung  der  Zeitfolge  für  sich 
allein  nichts  beweisen  würden :  so  IX ,  86 ,  7  ^^aV«  komm  arsati, 
vfsä  pavüram  dty  eti,  v.  8  nadyo  vi  gähate^  apam  ürmim  sacate 
.  .  .  ctdhy  asthcit  sänu,  vgl.  auch  daselbst  v.  3 ;  IX,  2,  5;   78,  1; 

5  85,  10;  92,  4;  96,  13;  100,  7.  Ungenaue  Ausdrucksweise  (oder 
vielleicht  andre  Gestalt  der  betreffenden  Verrichtung?)  scheint  mir 
an  den  Stellen  vorzuliegen,  die  Entgegengesetztes  ergeben  würden: 
IX,  23,  4;  36,  2;  66,  11. 

Von    der  Seihe    weiter    läuft    der    Soma    in    Gefäße ,    die    bald 

10  kald^a^  bald  camü  heißen,  und  ruischt  sich  dort  mit  Milch. 

Auf  die  Berührungen  der  Termini  camü  und  kalcisa  hat  schon 
H.  S.  187  hingedeutet.  Sie  gehen  in  der  Tat  sehr  weit.  Dem 
häufioren  camü  sutdh,  camvoh  sutdh  steht  zur  Seite  kaldse  sutdh 
IX,  67,  15,  vgl.  63,  3.    Wie  es  vom  Soma  oft  heißt  camüsu  smati 

15  und  ähnlich,  heißt  es  ebenso  stehend  kaldscsu  s'idati:  von  den 
Belegstellen  dieser  Wendung  nennt  eine  zugleich  die  camü:  IX,  86,  47 
ydd  gobhir  indo  camvbli  samajydsa  ä  sufändh  soma  kaldsesu 
sidasi.  Der  Cipürnah  kaldsah  III,  32,  15  vergleicht  sich  den  cam- 
vah  siipürnah  VIII,  2,8.     Zu  kaldsäh  a  vivesa  IX,  96,  22  (vgl. 

20  62,  19)  vgl.  camvor  d  vivesa,  camvhr  a  vUa  96,  20.  21. 

Vor  allem  stimmen  kaldsa  und  camü  auch  darin ,  daß  der 
Soma  sich  gereinigt  hat,  wenn  er  in  sie  hineinläuft,  in  ihnen  sich 
niederläßt.  In  Bezug  auf  den  kaldsa  wird  das  mehr  oder  weniger 
ausdrücklich  gesagt  IX,  8,  6;  18,  7;  60,  3;  68,  9;  86,  6.  9.  19.  22; 

25  92,  6;  96.  23;  97,  4;  106,  7;  vgl.  auch  12,  5;  17,  4.  In  Bezug 
auf  die  camü:  IX,  62,  16;  72,  5;  92,  2;  96,  21  ;  97,  37;  99,  6.  8; 
103,  4;  107,  10;  vgl.  auch  36,  1;  97,  2.  46.  48;  107,  18.  Weiter 
herrscht  auch  darin  Übereinstimmung ,  daß  in  kaldia  wie  cam.ü 
Mischung  mit  Milch  stattfindet;    vgl.  für  kaldsa  IX,  8,  6;  62,  19; 

30  72,  1;  85,  5;  93,  2;  97,  22  (danach  86,  16  zu  verstehen) i) ,  für 
camü  IX,  86,  47 ;  93,  3. 

Ich  füge  einige  Stellen  an,  aus  denen  hervorgeht,  daß  es  ein 
Holzgefäß  ist  oder  daß  es  Holzgefäße  sind ,  in  die  der  Soma  aus 
der  Seihe  läuft  und  in  denen  er  sich  mit  Milch  mischt :    IX,  7,  6 ; 

35  45,  5;  62,  8;  78,  2;  86,  31;  89,  1;  95,  1;  98,  2;  107,  10.  18;  bei 
den  beiden  letzten  Stellen  steht  ausdrücklich  camü.  camvoh  dabei. 
So  gewinnt  die  beliebte  Vergleichung  des  in  den  ca7nü  oder  in 
den  kaldsa  sich  niederlassenden  Soma  mit  einem  im  Wald,  auf  einem 
Baum  sich  niedei'lassenden  Vogel  verstärkte  Bedeutung. 

40  Weiter    fühi*e    ich    zur    Bestätigung    der    hier    angenommenen 

Reihenfolge  der  Vorgänge  noch  einige  Stellen  an,  welche  die  Älischung 
des  Soma  mit  der  Milch  als  das  spätere  teils  gegenüber  seiner  Ver- 


1)  Diese  Stollen  zeigen,  wie  IX,  t)C,  22  aufzufassen  ist.  Wenn  C8,  9;  06,  14 
beim  kaldsa  Wasser  und  Milch  als  mit  dem  Soma  vereint  erwähnt  werden, 
braucht  nicht  gemeint  zu  sein ,  daß  das  Wasser  erst  im  kahi^a  beigemischt 
wurde. 


Oldenberg,    Vedische  Untersuchungen.  467 

einigung  mit  dem  Wasser,  teils  gegenüber  der  Eeinigung  in  der 
Seihe  behandeln:  IX,  2,  4;  14,  1—3;  24,  1—2;  26,  1  —  2;  66,  13; 
107,  18.  —  IX,  8,  5;  64,  13;  107,  8-9. 

Der  bisher  von  uns  beobachteten  Übereinstimmung  im  Auf- 
treten von  camü  und  kalcisa  steht  nun  aber  ein  in  die  Augen  5 
fallender  wesentlicher  Unterschied  beider  Begriife  gegenüber :  kaldsa 
erscheint  allein  im  Singular  und  Plural^),  bei  camü  dagegen  ist 
der  Dual  sehr  häufig.  Wenn  mehrfach  Himmel  und  Erde  als  die 
beiden  camü  benannt  werden,  zeigt  sich  der  Nachdruck,  der  auf 
diesen  dualischen  Zug  fällt.  Die  Annahme,  daß  an  der  betreifenden  10 
Stelle  des  Ritus  von  den  Einen  zwei  (oder  event.  mehrere)  camü, 
von  den  Andern  etwa  mehrere  haldsa  verwandt  wären,  ist  unzu- 
lässig; IX,  86,  47  sehen  wir  die  beiden  camü  und  die  kaldsa  in 
derselben  Prozedur  erscheinen. 

Der  Punkt  der  Untersuchung,  an  dem  wir  dieser  Frage  gegen-  15 
übertreten,  ist  vielleicht  der  richtige,  von  der  bisher  eingehaltenen 
Eichtung  abgehend  nunmehr    die   Daten    des   jüngeren  Rituals    mit 
den  rgvedischen  zu  konfrontieren. 

Der  kaldsa  des  Rv.,  sofern  er  in  der  Einzahl  und  in  der  hier 
betrachteten  rituellen  Umgebung  auftritt ,  stellt  sich ,  meine  ich,  20 
von  selbst  zum  dronakalasa  der  Jüngern  Veden,  in  den  der  Soma 
durch  das  darüber  gebreitete  Pavitra  rinnt,  wie  es  IX,  86,  22  heißt 
•pdvasva  soma  .  .  .  srjänd  indo  kaldse  pavfira  ä.  Die  Ritualtexte 
setzen  häufig  kaldsa  für  clronakalasa  (Caland-Henry  I,  XXX) ;  der 
Rv.  selbst  sagt  in  demselben  Vers  (IX,  67,  14)  vom  Soma  a  kaldsesu  25 
dhävati  und  abJu  drönä  kdnikradat.  Auf  die  Übereinstimmiing 
der  bei  dröna  und  kaldsa  erscheinenden  Verba  weist  Hillebrandt 
192  hin.     Auch  Geldner  (Gloss.)  erklärt  k°  als  dronakalasa. 

Die  camü  finden  sich  bekanntlich  unter  diesem  Namen  in  den 
späteren  Texten  nicht  wieder.  Es  liegt  nahe,  zu  erwarten,  daß  sie  30 
es  doch ,  in  größerer  oder  geringerer  Identität  des  Alten  und  des 
Neueren,  der  Sache  nach  tun  werden.  Man  hätte  offenbar  zu  fragen, 
ob  der  jüngere  Veda  Somagefäße  kennt,  die  in  nächster  Nähe  des 
Dronakalasa  in  charakteristischer  Zweizahl  erscheinen :  wo  dann 
weiter  in  Frage  käme ,  ob  der  Plural  von  camü  und  von  kaldsa  35 
etwa  jene  beiden  Gefäße  und  dazu  den  Dronakalasa  bezeichnet. 

Diese  Fragestellung  scheint  die  Antwort  geradezu  aufzudrängen: 
der  Ädhavanlya  und  Pütabhrt  der  jüngeren  Texte.  Es  heißt  Maitr. 
Sanih.  IV,  5,  9  (p.  77,  12.  13):  mürdha  dronakalasdh  kuksf  kald- 
dau,  wo  Hillebrandt  (187)  —  ohne  an  die  camü  zu  denken  — -lo 
mit  Recht  den  Parallelstellen  und  der  Kommentarliteratur  entnimmt, 
daß  die  kalddau  Ädhavanlya  und  Pütabhrt  sind-). 


1)  Der  einzige  Dualbeleg  VI,  G9,  2,  wo  das  Götterpaar  Indra   und    Visiiu 
kaliiiSä  somadhiinä  genannt  wird,  ist  irrelevant. 

2)  So  sagt  auch  der  Kommentar  zu  Käty.  Sr.  IX,  2,  20.  21  ^  pritalihrtsam- 
jnakam  mahäkcdasam,  ädhuviimyasanijtiakam  dritlyiim  mahnkalaiioin.    Auf 


468  Oldenberg,    Vedische   Untersuchungen. 

Ich  greife ,  um  die  stehende  Wiederkehi"  dieser  Zusammen - 
Ordnung  von  Ädhavaniya  und  Pütabhrt  und  dann  dieser  beiden  und 
des  Dronakalasa  zu  veranschaulichen ,  aus  der  großen  Masse  der 
Materialien  noch  ein  paar  Stellen  heraus. 

5  Man    blickt    an    einer    bestimmten  Stelle    des    Opfers  Pütabhrt 

und  Ädhavaniya  an  mit  dem  Sprach  dvau  samudrau,  den  Drona- 
kalasa mit  dem  Spruch  dve  dradhasi  (Äpastamba  Sr.  XII,  18,  17.  18 ; 
Ts.  III,  2,  2,  1.  2):  darin  tritt  ebenso  die  Beiordnung  aller  drei  Ge- 
fäße   wie    die  Zusammenschließung    von  Pütabhrt    und  Ädhavaniya 

10  zu  einer  engeren  Gruppe  zu  Tage.  —  Vs.  XIX,  27  werden  neben- 
einander dronakalasa  und  amhhriuiii  (vgl.  Sat.  Br.  IV,  5,  6,  3.  4) 
genannt:  daß  die  in  diesem  Dual  zu  engerer  Einheit  zusammen- 
gefaßten Gefäße  Ädhavaniya  und  Pütabhrt  sind ,  ergibt  sich  aus 
Käty.    Sraut.  IX,  7,  13    (vgl.    Caland-Henry  I,  122  Anm.).  —  Vs. 

15  XVIII ,  21  erscheinen  nebeneinander  imtablift  und  üdhavamya, 
vorher,  durch  einige  Zwischenglieder  von  ihnen  getrennt,  der  drona- 
kalasa. —  Äpastamba  XII,  2,  10.  12  wird  vorgeschrieben,  die  drei 
Gefäße    hinzustellen    mit   drei  Teilen  eines  Spruches  (Ts.  III ,  1 ,  6, 

1.  2),  welche,  jeder  mit  demselben  Wort  yundjmi  anfangend,  nach 
20  einander  Erde,  Luftreich  und  Sörya  nennen.  —  Ts.  III,  2,  1,  2.  3: 

dronakalasa  ädhavanlyah  imtahhrt ,  tun  ydd  dgrhitvopäkuryät 
pdvamänam  vi  chidyeta;  es  folgen  Sprüche  für  ihre  Berührung. 
Trotz  dieser  Tatsachen  glaube  ich  doch,  daß  gegen  die  hier 
in  Betracht  gezogene  Identifizierung  von  Ädhavaniya  und  Pütabhrt 
25  mit  den  beiden  caniu  die  rituelle  Verwendung  jener  Gefäße  ernste 
Bedenken  erweckt.  Wir  sahen ,  daß  in  die  camü  der  Soma  nach 
seiner  Reinigung  kommt.  Dies  trift't  auf  den  Pütabhrt  zu,  nicht 
auf    den  Ädhavaniya.     Budradatta    sagt    zu   Äpastamba    §raut.  XII, 

2,  12:   apfdah  somo  yasmin  samhhriyate  sa  ädhavaniyah,  pütam 
30  j/o  hibharti   sa  pütabhrt.     Damit    ist    der  Tatbestand    des  Rituals 

zutreflend  wiedergegeben;  man  sehe  den  Spruch  Maitr.  Samh.  II,  11,  5 
pütahhfc  ca  mA  ''pTitahlirc  ca  me',  wo  Väj.  Sainh.  XVIII,  21  für 
apütabhft  ädhavaniyali  setzt,  und  man  vergleiche  die  Angaben  von 
Hillebrandt  198.200,    Rituallitteratur  129,  Caland-Henry 

35  1,1 58  ff.  Den  Ädhavaniya  kennzeichnet  schon  sein  Name  als  für 
die  Behandlung  des  Soma  mit  dem  Wasser  in  Betracht  kommend '). 
Wir  haben  oben  gesehen ,  daß  im  Rgveda  das  hierfür  verwandte 
Gefäß  der  kösa  ist,  den  die  auf  ihn  bezügliche  Phraseologie  von 
den    camü    und    dem    kald^a    durchaus    trennt.      Auch    darin    sind 

40  Ädhavaniya  und  Pütabhrt  von  den  camü  unterschieden  ,  daß  jene 
minmayau  sind  (Rudradatta  a.  a.   0.),  diese  hölzern. 

So  bleilit,  meine  ich,  nichts  andres  übrig  als  zwischen  rgvedischem 
und  späterem  Zustand  eine  Verschiedenheit  anzunehmen,  wie  sie  ja 

dig  Drcihoit    von   Dronakalaia  PQtabliit  AdliavanTya    nimmt  Säyana    in    der  Er- 
klärung von   VIII,  2,  8   Hozuj;  (s.   auch   Ilillebr.    185   Anm.  2). 
1)  Vgl.  Hillobrandt   198.   2 13  f. 


Oldenherg,    Vedische   Untersuchungen.  469 

in  derarticren  rituellen  Verhältnissen  und  der  auf  sie  bezücrlichen 
Tex'minologie  (man  denke  etwa  an  den  Wandel  der  Bedeutung  von 
svciru)  vielfach  begegnet.  Ohne  mir  zu  verbergen  ,  daß  hier  über 
Vermutungen  nicht  hinauszukommen  ist,  versuche  ich,  mir  von  der 
betreffenden   Verschiebung  etwa  folgendes  Bild  zu  machen.  5 

Zur  rgvedischen  Zeit  wurde  der  gepreßte  Soma  zuerst  im  Kosa 
mit  Wasser  behandelt;  dann  lief  er  durch  die  Seihe  in  zwei  offen- 
bar einander  gleiche  oder  sehr  ähnliche  Holzgefäße  camü  ^),  wo  er 
mit  Milch  versetzt  wurde,  um  dann  im  Verlauf  des  Opfers  in  andern 
Gefäßen  seiner  weiteren  Bestimmung  zugeführt  zu  werden.  Eine  lo 
allgemeinere  Bezeichnung  für  Gefäße  verschiedener  Art  war  kalcisa. 
So  konnte  man  sagen,  daß  der  gereinigte  Soma  in  den  kaldsa  (Sing.) 
oder  in  die  kaldsa  (Plur.)  gelangte ,  während ,  wenn  man  speziell 
an  die  beiden  zunächst  in  Betracht  kommenden  und  wichtigsten 
dieser  Gefäße  dachte  ,  man  nicht  von  zwei  kaldsa  sprach ,  sondern  15 
die  jenen  eigentümliche  Bezeichnung  camü  (Dual)  wählte  -) ,  die 
dann  auch  im  Plural ,  wie  der  Plural  von  kaldsa ,  für  die  ganze 
Masse  der  zur  Verwendung  gelangenden  Gefäße  gebraucht  werden 
konnte. 

Dann  verschob  sich  dieser  Zustand,  indem  man  —  wir  können  20 
natürlich  nicht  sagen  aus  welchen  Gründen  —  die  eine  der  beiden 
camü  nicht  mehr  der  andern,  sondern  dem  kösa,  der  jetzt  Ädha- 
vanlya  hieß,  ähnlich  machte.  So  bildeten  unter  den  drei  Gefäßen 
auch  jetzt  zwei  ein  Paar,  aber  in  andrer  Kombination  als  früher. 
Der  Name  camü ,  dessen  beide  Träger  jetzt  nicht  mehr  einander  25 
glichen ,  verschwand.  Die  eine  camü ,  die  nach  wie  vor  hölzern 
blieb,  wurde  dronakaldsa  genannt,  die  andere,  jetzt  irdene,  pütabhft. 
Die  gleichartige  Verwendung  dieser  beiden,  in  der  sie  sich  als  die 


1)  Hat  diese  Zweiheit  etwas  mit  verschiedener,  etwa  auf  «67V-13eimiscliung 
beruhender  Beschaffenheit  des  Soma  in  den  beiden  (Gefäßen  zu  tun?  Ich  er- 
innere an  die  drei  camvah  und  die  drei  verschiedenen  Somas  VIII ,  2  ,  7 — 9 
(oben  S.  4G4  Anm.  3).  Gehört  es  hierher,  wenn  später  der  im  Dronakalasa 
befindliche  Soma  den  Namen  ^aJcra  fuhrt  und  nach  bestimmten  Regeln  seine 
Rolle  gegenüber  der  des  Soma  im  Pütabhrt  abgegrenzt  ist  (Kätyäyana  Sr.  IX, 
5,  19;  Caland-Honry  I,  206)?  DaÜ  Droiiakala.'<a  und  I'ütabhrt  den  alten  beiden 
camü  entsprechen,  yorsucho  ich  sogleich  wahrscheinlich  zu  macheu.  Bezieht 
sich  IX,  4G,  4  b  auf  Füllung  der  beiden  camV  mit  verschiodeuera  resp.  zu  ver- 
schiedener weiterer  Behandlung  bestimmtem  Soma? 

2)  Die  Gesamtheit  unserer  Ausfüiirungen  ergibt,  daß  die  Stelle  des  Opfer- 
apparats, auf  die  wir  bei  der  Untersuchung  von  caniA  geführt  werden,  nicht 
die  ist,  an  die  Hillebrandt  dachte.  Dieser  (S.  165)  entnahm  dem  Vers 
X,  91,  15,  daß  caniTi  ein  Gefäß  zum  Opfern  des  Soma  sei,  und  dachte  daher 
an  die  Grahapätra  des  spätem  Rituals.  Aber  wenn  es  dort  heißt  äliäri/  agne 
h/ivir  äsi/c  le  sruch'a  ghrtdni  camvlva  sömah,  so  braucht  das,  wie  nun  ein- 
mal rgvedische  Vergleiche  aussehen,  für  camü  nicht  zu  ergeben,  daß  der  Soma 
damit  geopfert  wurde;  es  genügt,  wenn  er  sicli  darin  befand.  Die  Zeugnisse 
über  camü  scheinen  mir  weitaus  entschiedener  auf  die  Zubereitung  als  auf  die 
Opferung  des  Soma  hinzuweisen.  Wenn  Indra  bei  Tvastar  den  Soma  aus  den 
cauid  trank,  so  wird  das  ein  Gowaltstreich  dos  Jungen  Gottes  gewesen  sein,  wie 
wenn  man  Wein  aus  dem   Faß   statt  aus  dem   (Jlase  trinken  wollte. 


470  Oldenberg,   Vedische   Untersuchungen. 

Nachkommen  der  alten  beiden    camä    zu    erweisen    scheinen ,    zeigt 
sich  im  Ritual  deutlich  i). 

Der  Wunsch  nach  vollkommener  Sicherheit  wie  nach  eleganter 
Einfachheit  der  Ergebnisse  bleibt  bei  dieser  Annahme  allerdings 
5  unbefriedicrt.  Vielleicht  kommen  Andere  weiter.  Soviel  aber  scheint 
mir  festzustehen ,  daß  die  gegen  die  Vervielfältigung  der  Wort- 
bedeutungen sich  richtende  Tendenz  auch  in  Bezug  auf  camu  sich 
bewährt.  Allein  Somagefäße  —  wie  sich  die  auch  zu  den  Soma- 
gefäßen  des  spätem  Rituals  verhalten  mögen  —  sind  uns  bei  dieser 
10  Untersuchung  begegnet,  nicht  Mörser  und  nicht  Preßbretter. 

25.    asa^cdt,    dsascat^    dsascusi. 

Über  diese  Worte  scheint  mir  auch  durch  Bergaigne  (Etudes, 
Journ.  asiatique  VIII ,  4 ,  508  f.)  nicht  volles  Licht  geschaffen  zu 
sein.      Es    ist    lehrreich    zu    beobachten ,    wie    hier    —    wenigstens 

15  der  Wahrscheinlichkeit  nach  darf  so  geurteilt  werden  —  B.'s  so 
berechtigtes  Streben  nach  Vereinfachung  des  Wörterbuchs  seine 
Schranken  findet. 

Zunächst  muß  m.  E.  entschiedener,  als  bisher  geschehen,  betont 
werden ,    daß    in    den  Belegen    der  Vorstellungskreis  von  Kuh  und 

20  Melken  auf  das  stärkste  hervortritt.  Wir  finden  in  diesen  Belegen 
dhemi,  dhenumdti  II,  32,  3;  VIII,  31,  4;  X,  69,  8;  pipynsi  pipdyat 
pdyasvaü  II,  32  ,  3 ;  III,  57,  6;  VI,  70,  2;  IX,  86,  18;'  das  Verb 
duh^  dühänä  sudiujhä  sabardJaik  II,  32,  3;  VI,  70,  2;  VIII,  31,  4; 
IX,  85,  10;  86,  18;  X,  69,  8;  dharä  bhüridhära  iatddhära  sahd- 

25  tn-adhära  III,  57,  6 ;  VI ,  70 ,  2 :  IX,  57,  1 ;  62 ,  28 ;  73,4;  74,6; 
86,  27. 

Weiter  ist  festzustellen,  daß  dsascat,  stets  im  Fem.  dsascantt 
vorliegend ,  und  dsasciisl  regelmäßige  Determinativkoraposita  des 
Partizips    mit    der    Negation    sind    (vgl.    Knauer,    KZ.  27,   19  f.). 

30  asascdt  dagegen  wird  durch  den  Akzent  (Wackernagel,  II,  295) 
deutlich  als  Bahuvrihi  gekennzeichnet  '^) ;  dazu  stimmt,  daß  es,  häufig 
in  femininischer  Verwendung  belegt,  doch  kein  Fem.  auf  ■^  bildet 
(dkenuni  asa^cdtam  u.  dgl.).  Daß  es  sich  bei  dsa^rat  und  asa^t  dt 
um  denselben  Vorstellungsinhalt  handelt,    zeigt    ein  Blick    auf   die 

35  Belege ;  offenbar  aber  ist ,  dem  Unterschied  der  Kompositenklasse 
entsprechend ,  dieser  Inhalt  beidemal  in  etwas  verschiedener  Form 
gefaßt. 

Das  Schlußglied  des  Bahuvrihi,  sa^cdf,  liegt  I,  42,  7  :  III,  9,  4 ; 
\ll,y7,  4  vor.     Daß    diese  Stellen    in    denselben  Vorstellungskreis 

40  wie  die  jener   negativen  Komposita    einzubeziehen    sind ,    wird    von 


1)  Ausbreitung  der  Seilio  über  dem  Droiiakalasii:  C'Hliiiid-IIenry  I,  15!>  etc.; 
über  dorn  Putiibliit:  dnsolbst  lC!t.  177  etc.;  gleicliurtigo  Funktion  beider  Gefäße 
neben  einander:  daselbst  '206.  235  f.;  Weber,  Ind.  Stud.  X,  384.  385.  387; 
yajnesvarusarman  bei   llillebrandt  199  Anm.  1. 

2)  Anders  Knauer  57,   Wackernagel  II,  21G. 


Oldenberg,   Vedische  Untersuchungen.  471 

Bergaigne  nicht  genügend  gewürdigt.  Es  scheint  doch  an  sich  klar 
und  wird  zum  Überfluß  durch  das  Auftreten  von  dti  sridhah  neben 
dti  sascdtah  III  ,9,4  —  vgl.  asridham  neben  yä  .  .  .  dsascusl 
IX,  86,  18  —  bestätigt. 

Längst  ist  das  zu    all    dem  gehörige  Verbum  finitum  in  VIII,    5 
51,7  kadä  cand  starir  asi  nendra  sascasi  däsüse  evkanut^).    Wie 
wir  für  den  Vorstellungskreis  jener  verneinenden  Zusammensetzungen 
dhemi  usw.  charakteristisch  fanden ,    so  erscheint  hier ,    genau  ent- 
sprechend, das  Gegenteil  von  dhemi,  stari,  mit  der  Negation. 

Ich  glaube  dem  hier  besprochenen  Kreise  von  Stellen  schließ-  lo 
lieh    noch    die    folgenden    zwei  —  nach    dem  Vorgang  von  Böht- 
lingk-Roth  bezw.  Job.  Schmidt  (Kritik  der  Sonantentheorie  64, 
KZ.   25,   71)   —   mit  Sicherheit    zurechnen    zu    dürfen:    I,  117,20 
ddhenum  dasrä  staryarn  visaktäm  dpinvatam  saydve  asvinä  gävi ; 
VI,  63,  8    dhenüm  na  isam  finvatam  dsakräm.     Die  Umgebung,  i5 
in  der  visaktäm  (das  danach  zu  sac  zu  stellen  ist)    und    dsakräm 
steht,    stimmt    in    der  Tat    auf  das  schlagendste  zu  derjenigen  der 
a^asca^Belege :    an    beiden  Stellen    haben    wir  die  Vorstellung  der 
dhenü  und  das  Y erh  pinv- ;  an  der  ersten  auch  stari  wie  VIII,  51,  7; 
an  der  zweiten  handelt  es  sich  um  die  is,  welche  IX,  86,  18  pipyüsl  20 
und  dsascusl  heißt  (vgl.  auch  die  üä  dhenumdü^  die  dsascantl  ist, 
VIII,  31,  4)-).    Caland,  den  ich  befragte,  ob  ihm  aus  der  Ritual- 
literatur hierher  gehörige  Ausdrücke  bekannt  sind,  antwortete  ver- 
neinend. 

Den  Eindruck  Bergaigne 's,    daß  dies    sas'casi    formell    mit  25 
dem  sonst  geläufigen  sascati  identisch  ist,  wird  man  in  Anbetracht 
der  Seltenheit  dieser  Präsensbildung  das    gebührende  Gewicht    bei- 
legen.    Aber  wie  ist  die  Bedeutung  zu  vermitteln? 

Bergaigne  denkt  bei  VIII,  51,  7   an    „tu  ne  te  mets  pas  ä  la 
suite'  du    sacrificateur"    in    dem   Sinn    von    „tvi  n'attends    pas    qu'il  30 
demande".    Daß  das  eine  Verlegenheitshypothese  ist,  sagt  er  selbst. 
Und    ich    glaube ,    die    bisherigen    Ausführungen    erweisen    deutlich 
genug    den    engen  Zusammenhang    der   betreffenden  Ausdrücke  mit 


1)  Darf  liierher  wegen  der  oben  hervorgehobenen  stehenden  Vorbindung 
dieser  Wortgruppo  mit  dharä  auch  Ts.  III,  3,  3,  2  diru  dhtira  iisdi'catd  ge- 
zogen werden?     Ich  glaube  nicht;   vgl.  Jlaitr.   Sainli.   11,7,  IG   (p.  100,4). 

2)  dslcra,  von  Joh.  Schmidt  a.  a.  O  und  Osthoff,  Arch.  für  Kel. 
VIII,  62  f.,  zu  sac  gestellt,  steht  III.  C,  4' in  auffallender  Niilie  von  Sabardüghe 
dhcnii.  Ich  sehe  doch  nicht,  wie  os  mit  den  hier  besiirochciicn  Ausdrücken  in 
Verbindung  gebracht  werden  kann;  es  drückt  etwas  Günstiges,  keine  Hemmung 
aus.  Wenn  auch  der  Akzent  befremdet,  wird  doch  dem  dreimal  überlieferten 
Wort  gegenüber  die  Vermutung  äsicra  ausgeschlossen  sein  (die  Variante  äskrä{/i) 
TB.  II,  8,  G,  3  ist  irrelevant).  Nicht  sicher  läßt  sich  ausmachen,  ob  die  ä.iakti, 
die  X,  85,  28  (mit  Parallelen  Av.  XIV,  1,  2G  und  in  der  Gihyaliteratur)  bei  der 
Hochzeit  vertrieben  wird,  hierher  oder  (wohl  wahrscheinlicher)  zu  ä-sduj  gehört; 
ich  verweise  über  den  betreftenden  Gebrauch  auf  Winternitz,  Altind.  Hoch- 
zeitsrituell G7  und  namentlich  Z  a  ch  ar  i  a  e  ,  WZKM.  XVH,  144  11'.  211.  Schwer- 
lich hierher  zu  ziehen  ist  säkmifiiiu  göh  Hl,  38,  7. 


472  Oldenberg,   Vedische  Untersuchungen. 

dem    Vorstellungskreis    des    Melkens   u.    dgl. ,    um    jene  Vermutung 
auszuschließen. 

Soll  man  vielleicht  bei  Wurzel  sac  hier  an  verfolgende ,  sich 
anheftende  böse  Wesen  denken  (vgl.  VII,  61,  5  ch-i'ihah  sacante 
.-,  dnrtä  jdnänäm  usw.)  ?  Damit  wäre  sascdt  und  asascdt  gut  er- 
klärt. Jenes  wäre  Bezeichnung  schädlicher  Mächte ,  die  sich  — 
ausschließlich  oder  vorwiegend  —  in  den  Kühen  einnisten  und  deren 
Milchproduktion  stören.  Daß  das  alte  Indien  an  Mächte  dieser 
Art  glaubte,  ist  selbstverständlich,  übrigens  auch  ausdrücklich  be- 

10  zeugt  (meine  Rel.  des  Veda  272).  asascdt  wären  dann  Kühe,  ihnen 
vei'wandte  Wesen ,  von  ihnen  ausgehende  Milchströme ,  die  von 
solchen  sascdtah  frei  sind.  Aber  man  gerät  in  Schwierigkeit  bei 
dsascantl ^  dsakrä'^) ,  sascasi.  Denn  der  Gebrauch  dieser  Worte 
zeigt  mit  großer  Wahrscheinlichkeit ,    daß  als  das  Wesen ,    welches 

ibsascati,  nicht  der  Kobold  zu  denken  ist,  sondern  die  Kuh,  ihr 
Milchstrom ,  oder  was  sonst  einherströmt  oder  Ströme  entsendet. 
Von  Indra,  sofern  er  nicht  stari  ist,  heißt  es  ja  nd  sascasi  VIII, 
71,  7;  dsascantl,  dsasciisi,  ctsakrä  ist  III,  57,  6  die  dhärä,  IX,  86,  18 
die  {s,  ebenso  VI,  63,  8  die  mit  einer  dhenü  verglichene  w,  VIII, 

20  31,  4  die  tlä  dhenumdü,  VI,  70,  2  die  als  Kühe  gedachten  rödasl. 
So  ist,  meine  ich,  für  sascasi  in  diesem  Sinn  die  Auffassung  als 
,du  stockst",  ,du  bist  versiegt"  oder  ähnlich  schwer  abzuweisen-). 
Daß  dies  aus  dem  geläufigeren  Sinn  von  sascati  durch  Vermittelung 
der  Vorstellung   des  Festhaftens,  Anklebens  u.  dgl.  herzuleiten  ist, 

25  möchte  ich  bezweifeln ;  der  betreflPende  Bedeutungsübergang  erseheint 
als  recht  gezwungen.  So  wird  schließlich  doch,  meine  ich,  Trennung 
von  jenem  sascati  das  Wahrscheinliche  bleiben,  wo  sich  dann,  wie 
längst  erkannt  ist ,  etymologische  Verknüpfung  mit  Worten  ver- 
wandter   Sprachen    von    der    Bedeutung    „trocken    sein,    versiegen" 

30  leicht  darbietet:  man  denke  an  lit.  s^kti  „versiegen,  vertrocknen", 
vielleicht  auch  —  doch  ist  dies  recht  zweifelhaft  —  an  griech. 
aOTceTog  (ursprünglich  „un versieglieh "  ??);  vgl.  Fick,  Vgl.  Wörterb. 
I*,  560,  Bartholomae,  IF.  7,  90,  Anm.  1.  Verwandtschaft  mit 
irisch  sesc  „trocken",  seisc   „unfruchtbare  Kuh"  (Pedersen,  KZ. 

35  38,  389)  scheint  minder  glaublich  (vgl.  Bartholomae,  KZ.  29,  525; 
Walde,  Lat.  etym.  WB.  unter  stccus).  Siehe  zu  der  Frage  auch 
Brugmann,  Grundriß  11-,  S.  130.  In  jedem  Fall  muß  dann 
weiter  sascdt  (vgl.  vahdt,  sravdt)  die  Stockung  oder  das  Versiegen 


1)  Dies  ist  offenbar  Karmadliäraya,  nicht  Bahuvnlii;  vj;l.  Knauor,  KZ. 
27,   47  f. 

2)  Oder  ist  denkbar,  daß  der  Gebraucli  von  xnc-  hier  im  iiirrthäia  sa- 
cantäm,  dstitä  sacunthni ,  Uinuisä  sacantäia  anzuschließen  wäre,  so  daß  es 
sich  um  Kühe  usw.  hnndolto,  die  einer  schädlichen  Wesenheit  anheiinpefallen 
sind  (also  ähnlich  wie  hei  der  vorher  erwähnten  Auflassung,  nur  in  umgekehrter 
Richtung  angesehen)  V  Diese  Wesenheit  wäre  stehend  (aus  abergläubischer  Uück- 
sicht?)  unbozeichnet  gohliobon.  sascät  wäre  dann  das  Anheimfallen  an  eine  der- 
artige Wesenheit.      Für  wahrscheinlich  halte  ich  das  Alles  nicht. 


Oldenberg,   Vedische   Untersuchungen.  473 

einer  Flüssigkeit,  speziell  der  Milch  i-esp.  der  mit  ihr  verglichenen 
Güter  sein;  wie  gut  das  besonders  VII,  97,  4  paßt,  ist  klar,  asascdt 
ist,  wer  mit  solchem  Schaden  nicht  behaftet  ist ').  Wenn  in  zwei 
ÄprTstellen  (I,  13,  6;  142,  6,  unter  einander  so  nahe  stehend,  daß 
sie  als  ein  Beleg  gerechnet  werden  können) ,  die  göttlichen  Tore  5 
so  heißen ,  bedenke  man ,  daß  gleichfalls  in  ÄprTliedern  von  eben 
diesen  gesagt  wird  VII,  2,  5  sisum  nd  mätdrä  rihäne  ^  I,  188,  5 
diiro  ghrtüny  aksaran.  asascdtah  sind  auch  die  himmlischen  Ströme 
IT,  25,  4.  M.  E.  mit  Unrecht  aber  beziehen  Einige  auf  die  Ströme 
IX,  73,  4;  74,  6;  85,  10.  An  der  letzten  Stelle  werden  als  Subjekt  lo 
ausdrücklich  die  venäh  genannt,  und  die  genaue  Übereinstimmung 
des  Ausdrucks  läßt  keinen  Zweifel,  daß  eben  diese  Genien,  männ- 
lich bezw.  weiblich  gedacht,  auch  an  den  beiden  andern  Stellen 
gemeint  sind. 

26.  isti^    esa.  i5 

Es  handelt  sich  bei  t'sti  darum,  Zugehörigkeit  zu  ydjati,  icchdti 
oder  isyati  {isnäti)  zu  ermitteln;  gegen  das  letztgenannte  Verb 
entscheidet  nicht,  daß  bei  ihm  Äe^ Wurzel  vorliegt. 

Auf    icchdti    deutet    zunächst     die    klare    Zugehörigkeit    von 
gdvisti  (dsvamisii,  pdsvaisti)  zu  diesem  Verb.     Man  bemerke,  daß  20 
bei    isti    wie    bei   gdvisti   Neigung    zum    Dativ    hervortritt-).      Mit 
IX,  108,  10  jinvä  gdvistaye  dhiyah  vergleicht  sich  I,  112,  2  yäbhir 
dhtyö  ^vathah  kdrmann   istdye'-^). 

Von  der  letzterwähnten  Stelle  wird  Niemand   die    unmittelbar 
benachbarte    trennen    I,  112,  1    lle  .  .  .  agmm   gharmdm    surilcam  25 
yämann  istdye^  und  mit  dieser  wiederum  gehört  zusammen  V,  44,  4 
prd  va  ete  suyiijo  yümann  istdye  niclr    annismai  yaviya    rtävf- 
dhah,  suydntubhih  sarvasüsair  abhisuhlüh  Icrfvir  namäni  pravam'' 
7nusäyati.     Ehe  wir  auf  diese  Stellen  näher  eingehen,  machen  wir 
dafür,  daß  bei  yCvmann  istdye  an   icchdti  oder  doch  jedenfalls  nicht  so 
an  isnäti  zu  denken  ist,  die  bestätigende  Pai'allele  IX,  88,  3  geltend 
väyur  nd  yo  niyutväri  istdyämä:  andernfalls  hieße  es  *isitdyämä. 
Neben  dieser  Stelle  sei  hier  auch  gleich  VIT,  92,  3    erwähnt  prd 
yäbhir  yclsi  däsvamsam  dcchä    niyudbhir    väyov    isfa'yc   duronS: 
wie  IX,  88,  3  sind  hier  die  Elemente    väyu,   niyiit ,  yä  und  istd-  35 
resp.  istdye  mit  einander  vereint,  so  daß  über  die  Trennung  dieses 


1)  Nach  dem  Ausgefülirten  bedarf  Geldner's  (Glossar)  Übersetzung  von 
sascät  „Hemmnis,  Schwierigkeit,  Klippe,  Gefahr"  und  seine  von  „nicht  ver- 
weigernd" resp.  „sieh  nicht  sperrend"  (Gloss.  S.  218)  ausgehende  Bedeutungs- 
anordnung für  die  von  ihm  untereinander  gleichgesetzten  Worte  asar^cat  und 
(isfii^Cdt  keiner  näheren   Prüfung. 

2)  Es  überrascht,  beläufig  bemerkt,  daß  das  nicht  auch  von  dem  vielmehr 
den  Loc.  pl.  bevorzugenden  divinti  gilt.  Man  wird  die?  doch  nicht  von  gänsti 
trennen. 

3)  Auch,  mit  einem  andern,  weiterliin  zu  erörternden  Kompositum,  Vlll. 
86,  2  dhiijmii  dadat/iur  vdsymsta ye. 


474  Oldenberg,    Vedische  Untersuchungen. 

isfdye  von  isndti  und  docli  wohl  auch  über  seine  Zugehörigkeit  zu 
icchdti  kaum  Zweifel  bleibt.  Wir  schließen  aus  der  Vergleichung 
von  VII,  92,  3,  daß  in  der  Benennung  Väyu's  IX,  88,  3  als  istdyäniä 
daß  ydman  auf  sein  Einherziehen  (er  ist  ja  auch  dyutddyämä 
6  VI,  94,  4),  nicht  auf  Bittgänge  der  Frommen  geht.  Väyu  fährt 
mit  seinem  Vielgespann  um  für  den  Frommen  Güter  zu  erstreben 
{ydsi .  .  .  istdye) ;  daher  ist  er  istdyämä  d.  h.  eine  Fahrt  tuend,  die 
sich  auf  das  istdm  richtet,  man  könnte  auch  sagen  die  istdye 
geschieht^).     Väyu    wird    auch    sonst    noch    zur    isti    in    Beziehung 

10  gesetzt.  Man  ruft  Soma  an  IX,  97,  42  tndtsi  väydm  istdye  rädhase 
ca:  diese  von  Väyu  zu  betreibende,  neben  rädhas  genannte  istt 
ist  offenbar,  mit  einem  weiterhin  zu  besprechenden  Ausdruck,  eine 
vdsyaisti.  ein  Suchen  nach  der  Erlangung  vdsvah  .  .  .  radhyasya 
(X,  77,  6).     In  dem   oft  wiederholten  Verse  Av.  VII,  4,  1   wird  zu 

15  Väyu  gesagt:  mit  deinen  vielen  Rossen  istdye  .  .  .  vahase.  Der- 
selbe Gott  ist  krandddisti  Rv.  X,  100,  2,  wohl  „unter  Gebrüll  sein 
Suchen  betreibend"  (vgl.  I,  36,  8  krdndad  dsvo  gdvistisu;  ich  ver- 
weise über  dies  Wort  und  über  bhandddistl  auf  Wackernagel, 
Ai.   Gramm.  II,  292.  319).     Das   hier  überall  gemeinte   Suchen  des 

20  Gottes  nach  Gütern  natürlich  im  Interesse  des  Menschen  (vgl.  z.  B. 
VII,  102,  1  von  Parjanya:  sd  no  ydoasam  icchatu)  kann  offenbar 
auch  mit  gleichartigem  Suchen  des  Menschen  selbst,  welches  der  Gott 
begünstigt,  alternieren.  Es  hieße  pedantisch  allzu  enge  Schranken 
setzen,  wollte  man  die  Anerkennung  der  einen  Auffassung  zur  Aus- 

25  schließungr  der  andern  machen.  So  werden  wir  an  der  noch  übrig 
bleibenden  Stelle  über  Väyu  X,  92,  13  /»ra  nah  püsä  cardtham 
visvddevyo  ^pavi  ndpäd  avatu  väyiir  istdye  kein  Bedenken  tragen, 
Väyu  als  den  Begünstiger  des  Beters  bei  dessen  Suchen  nach  Gütern 
zu  verstehen  '^). 

30  Wir  kehren  nach  Erledigung  dieser  Stellen  zu  I,  112,  1    und 

V,  44,  4  zurück.  I,  112,  1  verstehe  ich,  daß  der  Sänger  Agni 
preist  „damit  er  auf  seiner  Fahrt  (nach  Gütern)  suche".  Dunkel 
ist  die  zweite  Stelle :  bei  ihrer  Zugehörigkeit  zu  dem  schlimmen 
Lied  V,  44  kein  Wunder.    Ich  gebe  kurz  meine  Vermutung,  deren 

05  Unsicherheit  ich  nicht  verkenne.  „Vorwärts  für  euch  (L)at.  ethicus 
des  ZDMG.  LIX,  362  besprochenen  Typus)  mögen  diese  wohhm- 
geschirrten ,  auf  ihrer  Fahrt  um  (nach  Gütern)  zu  suchen ,  jenem 
die    sich    abwärts    bewegenden ,    das    Recht    mehrenden    Zwillings- 


1)  Hier  sei  auf  Ts.  lll ,  2,  8,  4  ütcna  yamann  äiiuitini  jahätu  scdj  liiu- 
gewiesen. 

2)  Geldnor,  Vod.  Stud.  Jll,  117  übersetzt:  „Uiiseni  Wojj  soll  .  .  .  Väyu 
nach  Wunsch  bohüten" ;  ^ißldi/e  wohl  :=  kttmUi/a* .  Ich  denke,  die  i^ti  ist 
nicht  der  Wunsch  nach  (göttlichem  Schutz,  sondern  die  liowenung  des  Suchens, 
die  auf  dem  f;ott(^cschützten  Wege  vorwärts  gehen  wird.  —  Der  Vers  geht  weiter 
ütniiinain  r^iniju  ablii  luitcun  arcata  tdd  ah-iitä  sufuwä  ijumani  Nrutam. 
Da  haben  wir  diflit  hinteroinuiidor  zwei  der  mit  isiäi/e  stellend  zusammcn- 
gehöreoden   Vorstellungen;  man  denke  an  vdaya'tstdi/e  und  yamann  üliiye. 


Oldenberg,    Vedische   Untersuchungen.  475 

Schwestern  (bringen)".  Die  nlclr  .  .  .  yamya  rtavfdhah  sind  offenbar 
die  Wasser.  Dann  liegt  es  nahe  amüsmai  vom  Soma  zu  verstehen 
und  der  Bemerkung  Ludwig's  (IV,  210)  Recht  zu  geben:  „Die 
Strophe  behandelt  wohl  das  aponaptriyam ;  die  s^iyujah  sind  die 
Priester"  ^).  Diese  sind  mit  angeschirrten  Rossen  verglichen :  ihr  5 
Gang  ist  entsprechend  ein  yüman.  Dazu  stimmt ,  meine  ich ,  in 
der  zweiten  Vershälfte  krivih ,  das ,  was  auch  die  Wortbedeutung 
sein  mag  (an  „Schlauch"  oder  dgl.  glaube  ich  nicht),  sehr  wohl 
auf  Soma  gehen  kann  (vgl.  IX,  9,  6,  wo  ebenfalls  von  Soma's  Ver- 
hältnis zu  den  Wassern  die  Rede  zu  sein  scheint.  pravanS  paßt  lo 
gut  zu  diesem  Vorstellungskreis ,  vgl.  IX .  69,  7) :  wird  vom  Soma 
gesagt ,  daß  er  den  mit  ihm  sich  mischenden  Wassern  den  Namen 
raubt,  d.  h.  diese  in  solcher  Vermischung  aufhören  Wasser  zu  heißen? 

Kann  nun   vielleicht  das  Band,    daß    alle  diese  Materialien  an 
icchdti  vielmehr  als  an  ydjati  bindet,  lose  scheinen,  so  werden  zu  seiner  i5 
Verstärkung  die   nunmehr   zu   betrachtenden  Verhältnisse   beitragen. 

Zu  den  besprochenen  beiden  Stellen  von  I,  112  stehen  in  einer 
Nachbarschaft,  welche  Loslösung  als  gewaltsam  erscheinen  läßt,  die 
folgenden  beiden  von  I,  113:  Usas  hat  alle  Wesen  erweckt,  v.  5 
äbhogdya  istdye  räyd  u  tvam^  v.  6  istdye  tvam  drtham  iva  tvavi  20 
ityai.  In  v.  5  wird  istdye  dem  icchdti  zugewiesen  durch  die  Parallele 
aus  derselben  Hymnengi'uppe  I,  110,  2  äbhogdyam  prd  ydd  icchdnta 
aitana.  In  v.  6  paßt  das  artliam  ifyaf  evidentermaßen  zur  gleichen 
Auffassung.  Es  ist  klar,  daß  da  mit  istdye  gemeint  ist,  was  auch 
—  wir  berührten  dies  Kompositum  schon  oben  —  vdsyaistaye  20 
heißt  (drei  Belege,  sämtlich  mit  dem  auch  für  isti  charakteristischen 
Dativ).  Dies  Wort  seinerseits  wird  —  doch  dessen  bedürfte  es  ja 
nicht  —  mit  2ccZ((77i  zusammengehalten  durch  I,  109,  1  vdsya  icchdn 
(auch  Av.  VII,  103,  1).  Im  Vorübergehen  sei  auf  die  in  prähisto- 
rische Zeit  zurückführende  Übereinstimmung  dieses  vdsyaistaye  mit  30 
dem  avestischen  istäe  vanhanliqm  Yasna  60 ,  4  (auch  der  Kasus 
derselbe !)  hingewiesen. 

Außerhalb  der  dativischen  Belege  ist  für  die  Zugehörigkeit 
von  isti  zu  icchdti  noch  bezeichnend  1,62,3  indras]jä iigirasäm 
cesUni  viddt  sardniä  tdnayäya  dhäsim;  vid  „finden"  ist  ja  das  35 
stehende  Korrelat  von  is  „suchen".  Mit  dieser  Stelle  dürfen  wir 
VI,  11,  3  zusammenordnen,  wo  gleichfalls  die  Angiras  neben  dem 
Loc.  istaii  genannt  sind:  vt^pistho  diigirasäm  ydd  dha  vipro  mddhu 
chando  bhdnati  rebhd  istati. 


1)  Daß  auf  die  Spliäro  dos  Ojifers  sidi  auch  die  vorangehenden  Verso 
beziehen,  ist  bei  all  ihrer  Dunkelheit  doch  höchst  wahrscheinlich.  Der  nächst- 
folgende Vers  (5)  scheint  mir  bei  genau  denselben  Vorstellungen  zu  verweilen, 
die  wir  hier  für  v.  4  annehmen.  Es  ist  darin  die  Kedo  vom  sutegrih  und  den 
dhäravälcä,  dem  Priester,  der  in  dem  gepreßten  Soma  die  Grahns  sehöiift,  und 
den  Litaneien  bei  dessen  llcrabströmen,  dann  von  den  cittägdrhhäh,  den  jnUnl/i, 
denen  er  (Soma)  beim  Opfer  eiitgegunwächst,  d.  h.  den  Wassern,  deren  Leibes- 
frucht (Agni)  hell  sichtbar  ist. 

Zeitschrift  der  D.M.  Ct.     Bd.  I.XII.  31 


476  Oldenberg,   Vedische  Untersuchungen. 

Bei  so  vielen  Anknüpfungen  des  istC  an  icckdti  nun  wird  man, 
sofern  nicht  starke  Hinweisungen  auf  Andres  vorliegen,  sich  dem 
Versuch  zuneigen,  mit  dieser  einen  Deutung  des  Worts  überall  aus- 
zureichen. Die  Natur  der  Sache  schließt  ja  absolute  Gewißheit  aus. 
5  Erhebliche  Wahrscheinlichkeit,  glaube  ich,  kommt  dieser  Auffassung 
doch  zu.  Um  so  mehr,  als  für  das  Derivat  der  Wurzel  yaj ,  auf 
die  einige  Stellen  hinzuweisen  scheinen  könnten,  die  jüngeren  Veden 
die  Gestalt  fsti  ergeben,  die  denn  auch  im  Rv.  zweimal  (I,  166,  14; 
X,  169,  2),  ungezwungen  auf  Wurzel  yaj  beziehbar,  vorliegt. 

10  Von  jenen  Indizien,  die  für  sich  allein  betrachtet  bei  einzelnen 

Belegen    von    isti   auf  Wurzel   yaj    deuten  würden,    finde    ich    die 
folgenden. 

II,  1,  9  todm  agne  pitdram  isttbhir  ndras  tcäm  bhrätraya 
sdmyä  tanürücam.    Man  erinnert  sich  der  häufigen  Parallelität  der 

15  Verba  yaj  und  dam.  Im  Übrigen  indessen  genügt  Anknüpfung  an 
icchdti  durchaus. 

Das  Kompositum  sadhadisti  kann  man  mit  yajndsya  sädha- 
nah ,  yajnasddh  usw.  zusammenstellen  wollen.  Die  Möglichkeit 
bleibt,    in  dem   -istt  vielmehr  isti  als  istt  zu  sehen.     Der  Gesamt- 

20  eindruck  der  rcfvedischen  Materialien  deutet  doch  eher  auf  istf. 
Und  nichts  hindert  dies  als  „Suchen"  zu  verstehen.  Vgl.  VI,  56,  5 
gave.mnam  .  .  .  sisadho  gandm. 

I,  125,  3  äyam  adyd  sukftam  prütdr  icchdnn  isteJi  putrdm 
vdsumafä  rdthena.    In  Folgenden  wird  der  prndn  verherrlicht,  der 

25  zugleich  ijänd  und  /jalcsydmäna  ist  (v.  4 ;  vgl.  das  Kompositum 
istäpürtd.^  dessen  erster  Bestandteil  ja  ohne  jeden  Zweifel  zu  Wurzel 
yaj  gehört).  Das  in  jedem  Fall  eigentümliche  isteh  putrdvi  werden 
wir  dadurch  doch  nicht  gehindert  zu  icckdti  zu  stellen.  Das  Leit- 
motiv des  Suchens  kommt  in    dem  Vers    auch    durch    icchdn    (vgl. 

30  X,  117,  4)  zum  Ausdruck.  Ist  isteh  putrdh  ein  Sohn,  der  dem 
Suchen,  Verlangen  der  Eltern  zuteil  geworden?  Gehört  hierher 
IV,  6,  7  na  mätdräpifdrä  nu  cid  istaü?  —  sodann  mdnasä  putrdm 
icchdntl  Av.  XI,  9,  8,  putraisanä  Sat.  Br.,  yam  nv  imam  putram 
icchanti  Alt.  Br.  VII,  13? 

35  Alle   übrigen   Materialien    fügen    sich    ohne    weiteres    der  An- 

knüpfung an  iccluiti,  ohne  ihrerseits  zu  dem  betreftenden  Nachweis 
beizutragen.     Nur  über  Einzelnes  einige  Bemerkungen. 

Sehr  dunkel  ist,  einem  Agnilied  angeliörend ,  X,  115,  4  vf 
ydsya  te  jrayasändsyujara  dhdicsor  nd  vätäh  pdri  sdnty  dcyutäh, 

•10  d  ranväso  yui/udhayo  nd  satoandin  tritdm  nasanta  prd  sisdnta 
i.stdye;  vgl.  Macdonell,  JRAS.  1893,  445.  Ich  vermute,  daß 
im  zweiten  Hemistich  von  den  Flammen  Agni's  {oiitäh  gehört,  meine 
ich,  dem  Vergleich  an)  gesagt  ist:  ,die  erfreulichen  haben,  wie 
Kämpfer  einen  Kriegshelden,  den  Trita  erreicht,  ihn  anweisend  zum 

•i:.  Suchen".  Ich  muß  darauf  verzichten,  Konkretes  zu  ermitteln,  und 
mich  damit  begnügen,  zu  den  Worten  prd  ditidnta  i'yfdye  I,  145,  1 
(von  Agni)  zu  stellen :  tdamin  santi  pradfsas  tdsminn  i.stdyah. 


Oldenberg,    Vedische  Untersuchungen.  477 

Unter  einander  gehören  zusammen  I,  30,  12  (an  Indra)  tdtkä 
krnu  ydthä  ta  usmds'istdye^  I,  129,  4  asmäkam  va  indram  usma- 
sistdye,  V,  74,  3  (an  die  Asvin)  vaydm  oäm  usmasistdye:  vgl.  zu 
den  Stellen  Wolff,  KZ.  39,  494  f.';  Delbrück,  AiV  Syntax  424. 
Der  Beter  richtet  an  den  Gott  seine  Wünsche ,  damit  dieser  zu  5 
seinen  Gunsten  vdsydisti  oder  dergleichen  betreibe. 

Wieder  untereinander  gehören  zusammen  VI,  70,  4  (von  Himmel 
und  Erde)    te    kl   vtprä    llate    sumndm    i'stdye ;  X ,  36 ,  6    (an    die 
Asvin)  yajndm  asmäkam  .  .  .  jlrddhvaram  hrnutam  sumndm  istdye. 
Ich  verstehe :  ihr  (bezw.  euer)  Wohlwollen  zu  erstreben ;  vgl.  etwa  lo 
I,  107,  1  yajno  devdnäm  -prdty  eti  suTnndm. 

Wenn  mehreremal  gesagt  wird  jusetam  {jusethäm)  yajndm 
istdye  V,  72,  3;  78,  3:  VIII,  38,  4,  so  scheint  mir  das  zu  heißen, 
daß  das  Wohlgefallen  der  Götter  am  Opfer  die  isti  der  Menschen 
oder  der  für  sie  wirkenden  Götter  fördern  soll^).  —  X,  49,  9  (Indra  i5 
spricht)  yudhd  vidam  mdnave  gätiim  istdye:  ist  gemeint,  daß  der 
Gott  für  den  Menschen ,  für  dessen  Suchen  (nach  gätü) ,  den  gätu 
findet  (vgl  die  häufige  Wendung  gätmn  icchd-  ,  G  e  1  d  n  e  r ,  Ved. 
Stud.  I,  161  f.),  oder  daß  er  ihm  den  gätil  findet  für  sein  Suchen 
(nach  Gütern  u.  dgl.)  y  20 

Die  übrigen  Belegstellen  von  istf  und  seinen  Zusammensetzungen 
dürfen,  denke  ich,  übergangen  werden.  Nur  sei  über  den  Vokativ 
iste  auf  ZDMG.  LV,  296  verwiesen ;  jedoch  wird  vielmehr  , Streben" 
(resp.  personifiziert  , Strebender")  als  „Antrieb"  zu  übersetzen  sein; 
so  wird  ja  aruch  II,  6,  2  Agni  als  dsvamiste-)  angerufen.  EndHch  25 
istäsvah  I,  122,  13  scheint  im  Hinblick  auf  dsvamisti  nicht  eiwent- 
lieh  zu  bedeuten  „dessen  Rosse  seinem  Wunsch  entsprechen",  sondern 
„der  (mit  Erfolg)  sein  Streben  auf  Rosse  gerichtet  hat" ;  entsijrechend 
istdrasmih. 

Anhangsweise  sei    die  Frage    aufgeworfen ,    ob    nicht    wie    isti  30 
auch  esa  (vgl.  das  avestische  aesa)  überall  zu  icchdti  zu  stellen  ist. 

Bei  gdvcLm  ese  X ,  48,  9  wird  man  wegen  gav^sana  usw.  das 
nicht   bezweifeln,    und  räyd  <ise  V,  41,  5.  8'^)   davon  abzulösen  ist 
kein  Grund  vorhanden.   Auch  über  die  Zusammeusetzuntren  handhvesS 
V,  52,  16,  sravaese  V,  66,  5  kann  kein  Zweifel  sein.    Allein  übrig  35 
bleibt  V,  66^  3  =  86,  4  tu  väm  ese  rdthänäm  usw.     Isoliert  be- 


1)  Geldner,  Glossar  s.  v.  isti  g\ht  diesen  Stelion  die  Bedeutung  „Auf- 
suchen, Besuchen"  und  läßt  den  Akk.  von  ist(h/e  abhängen.  Ich  meine,  er 
hängt  von  Jusethäm  ab,  vgl.  jusethäm  i/ajn(hn  II,  .'50,  0;  VI,  69,  1  und  öfter. 
Und  die  oben  gegebene  Deutung  von  ishii/e  scheint  mir  durch  die  übrigen 
Materialien  mehr  empfohlen  zu  werden,  als  die  Vorstellung,  daß  die  Götter  sich 
das  menschliche  Opfer  suchen.  Die  des  „Besuchens*  scheint  mir  in  jedem 
Fall  fern  zu  halten;  sie  liegt  nicht  in  icchdti.  Wenn  von  Indra  gesagt  wird 
sutäsomam  icchnn  V,  30,  1,  so  heißt  das  doch,  daß  er  sich  einen  Somaopferer 
sucht,  nicht   daß   or  ihn   besucht. 

2)  Daß  das  nicht  zu  isyati  gehört,  zeigt  VIII,  Gl,  7. 

.-})  Vgl.  das  Yajus  istä  rdyah  etc.;   s.   Caland-Henry  I,  64. 

31* 


478  Oldenberg,    Vedische  Untersuchungen. 

trachtet  würde  hier  ese  mit  I,  34,  10  rdtham  .  .  .  isyati  in  Ver- 
bindung zu  stehen  scheinen.  Ich  möchte  doch  dies  esa  von  dem 
vorher  aufgewiesenen  nicht  trennen.  Schon  daß  dieses  wie  jenes 
in  allen  Belegen  im  Lokativ  erscheint,  ist  bezeichnend.  Der  daneben 
6  stehende  Genitiv  verstärkt  die  Ähnlichkeit  mit  gdväin  ese^  räyd 
ese.  Besonders  gewichtig  aber  scheint  mir,  daß  von  den  fünf  Be- 
legen des  ersten  ese  vier  in  das  fünfte  Mandala  fallen .  und  daß 
demselben  Mandala  die  beiden  Belege  von  t'se  rdthänäm  angehören, 
einer  von  ihnen  sogar  dem   nämlichen   Sükta  {&&)  wie    einer   jener 

10  andern  Belege.  Man  könnte  dabei  rdiliänäm  zum  Gen.  subjectivus 
machen  wollen;  die  Wagen  streben  nach  dem  Preis.  Aber  schließ- 
lich wird  man,  meine  ich,  auch  in  dieser  Hinsicht  die  gleichartige 
Auffassung  von  gdväm  ese  und  ese  rdthänäm ,  überall  mit  Gen. 
objectivus,  natürlich  finden,  wenn  man  die  Verbindung  von  raihajit 

15  und  gojit  (IX,  78,  4),  rathayu  und  gavyu  (I,  51,  14),  rathaya 
und  gavyd  (VIII,  46,  10),  rdthavat  und  gomat  (VII,  27,  5  und 
öfter)  in  Betracht  zieht.  Mit  dem  so  verstandenen  ese  rdthänäm^) 
kann  auch  istasva,  istdrasmi  zusammengehalten  werden  (oben 
S.  477). 

20  Von  dem  bunten  Mosaik  der  Behauptungen  Säyana's  über  esa  ^j, 

der  sogar  weiß,  wie  Verschiedenes  an  den  beiden  identischen  Stellen 
V,  66,  3  und  86,  4  der  eine  und  der  andre  Poet  sich  gedacht  hat, 
weichen  diese   Auffassungen  leider  ab. 

27.   Zum   vedische  n    Quantitätswechsel    auslautender 
25  Vokale. 

An  Arnold's  Vedic  Metre  108 ff.  anknüpfend  hatte  ich  oben 
Bd.  LX,  115  ff.  Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand  vorgelegt. 
Ihnen  hat  Arnold  Bd.  LX,  593  ff.  in  einer  Reihe  von  Punkten  wider- 
sprochen.    Die  Wichtigkeit  des  Gegenstandes  für  Si^rachgeschichte, 

30  Metrik ,  Textkritik  sowie  die  Hochschätzung ,  die  den  Äußerungen 
des  um  seine  Erforschung  so  verdienten  Gelehrten  gebührt,  macht 
es  mir  zur  Pflicht,  auch  meinerseits  auf  jene  Meinungsvei'schieden- 
heiten  zurückzukommen. 

Meine  Hauptthese  war  die  Annahme  mittelzeitiger  Vokale,  die 

35  im  rgvedischen  Vers  nach  Bedürfnis  verlängert,  möglicherweise  auch 
verkürzt  werden  können.  So  wird  verständlich,  daß  es  dort  neben 
verlängerbaren  Schlußvokalen  nichtverlängerbare  gibt,  und  daß  jene 
auch ,    wo  sie  nicht  verlängert   sind ,    von    der    metrischen  Technik 


1)  Über  diis  esaisi/fl  cid  ralfi//(l  des  Mudj;alalicdes  (X.  1(12,  11)  wage  ich 
keine  Ansicht  auszusproelHMi.  Nur  das  liebe  idi  als  walirsclioiiilich  liervor,  daß 
ratliyü  nicht  NeiUr.  ))!.  ist,  sondern  Instr.  von  railii  (vgl.  v.  2).  Vgl.  zu  der 
Stelle  V.  Uradke,  ZDMG.  XLVl,  4ti4;  Geldner,  Ved.  Stud.  II,  IT);  Wacker- 
nagel,  Ai    Gramm,,  11,  147;  v.   Scbrooder,  Mysterium   und  Mimiis  3ä9. 

2)  Siehe  Goldner,  Ved.  Stud.,  II,  290  und  dazu  Oldenberg,  ZOMG. 
LIV,  0U8. 


Oldenberg,   Vedische  Untersuchungen.  479 

andei'S  behandelt  werden  als  diese.  Indem  die  Überlieferung,  wo 
Mittelzeitigkeit  vorliegt,  etwas  andres  als  die  Länge  gibt  (jahi 
rdksah  gegenüber  jahi  cikitvah)^  bewahrt  sie  Echtes,  das  die  Kritik 
Arnold's  verwischen  will.  Freilich  indem  die  Überlieferung  die 
Mittelzeitigkeit  als  Kürze  gibt,  verwischt  sie  wiederum  ihrerseits  5 
das  Echte. 

Erkennt  Arnold  jetzt  meine  These  von  den  mittelzeitigen 
Vokalen  an  ?  Mir  scheint  er  zu  schwanken.  „It  is  unnecessary  to 
postulate  vowels  of  'middle  quantity'",  sagt  er  (S.  604),  und  findet 
(S.  595),  daß  „the  whole  System  of  Vedic  verse  is  built  upon  the  lo 
diiferentiation  of  short  and  long  vowels,  which  is  carried  out  on 
a  rigid  System  which  may  very  well  have  differed  greatly  from  the 
natural  pronunciation  of  the  words".  Dann  aber  begegnen  minder 
entschiedene  Äußerungen.  Das  , rigid  System"  hat  sich  S.  603  ge- 
mildert zu  einem  „almost"^)  absolutely  rigid  System  in  which  long  15 
and  short  syllables  constitute  two  sharply  contrasted  classes.  To  this 
rigid  System  the  variant  final  vowels"  —  gerade  um  die  handelt 
es  sich  ja  —  „present  the  only  important  exception".  Und  speziell 
über  Schlußsilben  wie  die  von  yena  bemerkt  er  (S.  602  f.),  daß  sie 
vielleicht  ,three- quarters  short"-)  gewesen  seien;  die  Dichter,  nimmt  20 
er  an ,  hätten  sie  mit  Vorliebe  an  die  quantitativ  indifferenten 
Stellen  des  Verses  gesetzt,  so  daß  sie  sich  nicht  zu.  einer  bestimmten 
Auffassung  über  ihre  Quantität  zu  bekennen  brauchten;  hätte  man 
sie  darüber  befragt,  hätten  sie  vielleicht  erwidert  „that  it  was  a 
hard  question  to  answer".  Ich  denke,  da  haben  wir  auch  nach  A.  25 
recht  ausgeprägte  mittelzeitige  Vokale  nicht  allein  in  der  Sprache 
des  täglichen  Lebens,  sondern  in  den  Versen  der  Rsis. 

Damit  ist  A.,  wenn  ich  mich  nicht  täusche,  meinem  Standpunkt 
doch  einen  wesentlichen  Schritt  näher  gekommen.  Er  untersucht 
hier  einen  Fall ,  in  dem  gewisse  Schlußvokale  im  Vedavers  bald  30 
lang,  bald  kurz  überliefert  sind,  und  er  erkennt  als  solcher 
Erscheinung  zugrunde  liegend  eine  diesen  Vokale  eigne  Mittel- 
zeitigkeit ^). 

Offenbar  werden  wir  fragen :  wenn  in  andern  Fällen  uns  in 
der  Überlieferung   eine    ähnliche  Doppelgestalt    von   Schlußvokalen,  35 

1)  Von  mir  gesperrt. 

2)  Das  bedeutet  natürlich  nicht  ^l^  einer  Kürze  und  mithin  unterkurz, 
sondern  zwischen  Länge  und   Kürze,  aber  der  Kürze  wesentlich   niilier  stehend. 

3)  Ahnlich  stellt  er  es  S.  &99  als  seine  und  meine  übereinstimmende  An- 
sicht über  die  Schluß  vokale  der  Imperativtypen  bhavä  bhavatä  hin,  „that  theso 
vowels  occupy  a  position  intermediate  between  long  and  short  vowels".  Freilich 
verstand  er  im  „Ved.  Metre",  wenn  ich  recht  sehe,  das  Wesen  dieser  Zwischen- 
stellung anders  als  ich:  für  ihn  handelte  es  sich  um  Vokale,  die  - —  aus  welchem 
Grund  auch  immer  —  hier  Längen,  dort  Kürzen  sind;  daß  sie  im  einzelnen 
Fall  noch  etwas  andres  als  jenes  oder  dieses,  nämlich  etwas  in  der  Mitte  Liegen- 
des sein  konnten,  wurde  nicht  in  Betracht  gezogen. 


480  Oldenberg,    Vedlsche  Untersuchungen. 

sei  es  auch  mit  etwas  stäi-kerem  Überwiegen  der  Lauge,  entgegen- 
tritt ,  ist  es  dann  nicht  die  natürliche  Annahme ,  daß  auch  diese 
Vokale  mittelzeitig  —  vielleicht  der  Länwe  etwas  näher  stehend  — 
gewesen  sind?  Wie  ich  S.  119  gesagt  habe:  wenn  sich  in  der 
5  Überlieferung  Eingänge  wie  jahi  cikitvah  und  jahf  rciksah  genau 
so  typisch  gegenüberstehen  wie  ydträ  rdthena  und  ydtra  gävah 
{-l  resp.  -ä  vor  Kürze,  -i  resp.  -a  vor  Länge),  wird  man  nicht  die 
zweite  Doublette  in  demselben  Sinn  wie  die  erste  als  korrekt  über- 
liefert anerkennen '?     Und ,    füge    ich    hinzu ,    wird    nicht ,    wer    die 

10  zweite  auf  Mittelzeitigkeit  zurückführt,  auch  über  die  erste  ebenso 
urteilen  ?  Arnold ,  wenn  ich  ihn  recht  verstehe ,  denkt  darüber 
anders.  Er  liebt  es,  die  Erscheinungen  unter  fest  von  einander 
getrennte  Rubriken  zu  verteilen,  etwa  wie  er  in  einem  Sükta,  das 
ich  beschreiben  würde  als  eine  Anzahl  nachlässig  gebauter  Pentaden- 

15  Zeilen  enthaltend,  seinerseits  die  Bezeichnungen  „Virätsthänä", 
„catalectic  BhärgavT  verse",  „GautamT"  auf  die  einzelnen  Zeilen 
verteilt  (Zeitschr.  LX,  752).  Das  Sichaneinanderreihen,  Ineinander- 
fließen benachbarter  Möglichkeiten ,  die  von  der  einen  zur  andern 
führenden  Übergänge  zu  beobachten  ist  vielleicht  nicht  überall  die 

20  starke  Seite  seiner  Forschungs weise. 

Doch  von  diesen  allgemeinen  Eindrücken  wende  ich  mich  zu 
den  einzelnen  Faktoren  des  Problems. 

Für  viele  der  mit  wechselnder  Quantität  überlieferten  Schluß- 
vokale operiert  Arnold  nicht  wie  ich  mit  Mittelzeitigkeit,    sondern 

25  mit  Länge.  Nach  ihm  hieß  es  im  Rv.  durchweg  vidmu,  räsvä,  in 
den   meisten   Fällen  bhavä  und  bhavatü. 

Das  ist  natürlich  zu  prüfen  mit  den  Materialien  der  Sprach- 
geschichte, der  Überlieferung,  der  metrischen  Statistik. 

AVas  das  Sprachgeschichtliche  anlangt^),  möchte  ich  mir  nicht 

30  ganz  den  Ausdruck  aneignen,  mit  dem  er  meinen  Gedanken  wieder- 
geben will:  „that  writers  on  comparative  linguistics  assign  short 
value  to  the  primitive  voweis  which  are  represented  by  the  Vedic 
-wä,  -svä" .  Gerade  bei  -mä  ist  durchaus  möglich,  daß  eine  grund- 
sprachliche Form  mit  der  Länge  da  war ;  man  bedenke  die  germa- 

35  nischen  Formen.  Für  den  Imperativ  auf  -sva  aber  fehlt  es  wohl 
außerhalb  des  indisch-iranischen  Gebiets  an  Parallelen ,  und  Iran 
versagt  für  diese  Frage.  In  der  Tat  aber  kommen  für  andre  der 
betreffenden  Formen  Materialien  in  Betracht,  die  doch  nicht  damit 
abzutun  sind,  daß    „the  theories  of  comparative  linguistics"  in  allzu 

40  weitem  Umfang  aul'  dem  Padapätha  des  Rv.  beruhen,  um  für  dessen 

1)  Arnülil  (b'd'i)  findet,  daß  auf  dieses  mein  vorliorrscliondos  Interesse  ge- 
riebtot sei,  während  das  seinige  auf  die  inotrisclie  Technik  der  IJsis  gehe:  daher 
hätten  die  einzelnen  Argumente  für  ihn  und  für  mich  so  verschiedenes  Gewiclit. 
Wo  wirklich  solche  Einseitigkeit  vorhanden  sein  sollte,  worden  wir  uns  von  ihr 
befreien  müssen.  Die  Wahrheit  ist  doch  nur  eine,  nielit  eine  andre  für  den 
SprachhistoriKor,  eine  andre  für  den  Metriker. 


Oldenberg,    Vedische   Untersuchungen.  481 

Kritik  viel  auszumachen  (S.  596).  Wir  werden  doch  nach  der 
Grundgestalt  des  Imperativausgangs  auf  -a,  der  2.  Plur.  auf  -ta, 
der  Form  auf  -dhi^  der  1.  Sing.  Perf.  auf  -a  nicht  fragen,  ohne  an 
griecb.  qiiqi^  got.  bair,  an  griech.  (pio^xe,  got.  bairij>,  die  altsla vischen 
Formen  auf  -te.  an  xAvOt  und  altslav.  vizdi,  an  olöa  und  got.  vdit  5 
zu  denken.  Und  die  da  vorliegenden  oder  zugrunde  liegenden 
kurzen  Auslautvokale  stimmen  mit  altindisehen  Kürzen  des  nach- 
rgvedischen  Zeitalters  überein.  Innerhalb  der  rgvedischen  Sprache 
selbst  liegt  neben  den  von  Arnold  angenommenen  Längen  des 
aoristischen  -s^cä  oder  des  -diu  von  srudki  die  überwiegende  Kürze  lo 
anderer  Imperative  auf  -sva,  -dht,  -hi.  An  die  Seite  der  Formen 
auf  -ta  stellen  sich,  doch  wohl  als  eine  Erweiterung  jener,  die  auf 
-tafia.  Ist  es  übertrieben,  da  von  sprachgeschichtlicher  Wahrschein- 
lichkeit zu  reden,  die  den  Längen  Arnold's  entgegensteht?  Mittel- 
zeitige Vokale  in  diese  Umgebungen  geschichtlich  einzuordnen  ist  lö 
ein  Problem,  das  der  Rgvediker  dem  Linguisten  übergibt  und  das 
dieser,  denke  ich,  zu  lösen  imstande  sein  wird  i).  Aber  lagen  Längen 
vor,  nach  welchen  Gesetzen  sind  sie  in  der  Folgezeit  verkürzt 
worden,  wo  doch  andre  Längen,  allem  Anschein  nach  unter  gleichen 
Bedinsfuncren.  nicht  verkürzt  wurden  ?  Indessen  Arnold  will  schließ-  20 
lieh  —  man  möchte  vermuten  mit  Rücksicht  eben  auf  die  von  ihm 
doch  so  skeptisch  betrachtete  sprachgeschichtliche  Sachlage  —  selbst 
gar  nicht  annehmen,  daß  die  betreffenden  Vokale  in  der  lebendigen 
Sprache  der  Vedazeit  lang  waren,  sondern  nur,  daß  sie  „were 
regarded  as  long  vowels  by  the  poets" ;  „that  such  a  value  was  25 
possible  for  the  poets  it  seems  to  me  hard  to  deny  in  the  face  of 
the  usage  of  the  Zend  Gäthäs ,  where ,  as  is  well  known ,  all  final 
vowels  become  long"  (S.  596).  Ich  kann  es  verstehen,  daß  eine 
orthographische  Grille ,  vielleicht  auch  feierlich  priesterlicher  Vor- 
trag alle  Auslautsvokale  unterschiedslos  als  Längen  gab.  Aber  daß  so 
ohne  Anhalt  an  der  wirklichen  Sprache  Poeten  und  Rezitatoren 
gerade  die  in  Rede  stehenden  Vokale  herausgegriffen  hätten ,  um 
sie,  die  in  der  lebendigen  Rede  nicht  lang  waren,  für  den  Vers  als 
lang  zu  behandeln,  und  das  mit  solcher  Konsequenz  und  in  solchem 
Unterschied  gegenüber  andern ,  in  der  lebendigen  Sprache  jenen  3.0 
gleichwertigen  Vokalen,  und  doch  andrerseits  wieder  in  der  Über- 
lieferung   so    seltsam  ähnlich    dem  Fall   von  tena  usw.  erscheinend, 

1)  Daß  dabei  die  Rücksicht  auf  den  Akzent  eine  Rolle  spielen  wird,  kann 
ich  nur  für  wahrscheinlich  halten.  Schon  Zubaty,  WZKM.  III,  153.  295: 
IV,  G  führt  auf  diesen  den  Unterschied  in  der  Hehandlung  von  porfoktischen  und 
andern  Formen  auf  -laii ,  von  thematischen  und  unthematischon  Formen  auf 
-sva,  von  p;iroNytonierten  Adverbien  auf  -Ira  und  oxytonierten  auf  -irii  zurück. 
Die  i'bereinstimmung,  die  in  all  dem  herrscht,  kann  doch  kaum  Zufall  sein. 
Weniger  überzeugend  ist  mir  die  Vermutung  desselben  Forschers  (a.  a.  O., 
111,87,  Anm.  1),  daß  die  Quantitätsverschiodcnhoit  dos  arischen  a  =  idg.  o 
liier  im  Spiel  ist.  Warum  erscheint  dann  z.  15.  das  -ia  der  2.  pl.  (mit  idg.  -e) 
so  oft  mit  Länge,  das  -ta ,  -a{n)ta  der  3.  sg.  pl.  med.  (mit  idg.  -0)  so  selten? 


482  Oldenherg,   Vedische  Untersuchungen. 

bei  dem  ja  auch  A.  meiner  Auffassung  mindestens  sehr  nahe  kommt : 
das  Alles  zusammengenommen  stellt  an  meine  Fähigkeit  des  Glaubens 
Anforderungen,  vor  denen  ich  versage. 

Nun  7,um  Wert  der  Überlieferung  als  solcher.  Arnold  zollt 
5  mir  Anerkennung ,  daß  ich  in  andern  Fällen  —  nur  gerade  jetzt 
nicht  in  diesem  —  unbefangener  als  Andre  mich  von  deren  Schwächen 
zu  emanzipieren  gesucht  habe.  Kann  ich  mir  sein  Lob  aneignen  ? 
Gewiß  strebe  ich  mich  vom  ünfehlbarkeitsglauben  an  die  Über- 
lieferung frei  zu  halten,  von   dem  Bemühen  sie  coäte  qvJil  coute  zu 

10 retten.  Aber  je  länger  ich  mich  mit  ihr  beschäftige,  um  so  viel 
stärker  wird  doch  mein  Gefühl  von  ihrem  sehr  hohen  Wert  überall 
da,  wo  nicht  Grammatikerweisheit  einer  selbstgeschaifenen  Regel  zu 
Liebe  sie  gefälscht  hat;  um  so  viel  entschiedener  wird  meine  Zurück- 
haltung   dagegen ,    sie    mit  Änderungsvorschlägen    zu    überschütten. 

15  Ungleichmäßigkeiten,  die  sie  bietet,  haben  meist  große  Chance  echt 
zu  sein.  Um  vor  Gleichmacherei  zu  Avarnen,  bezog  ich  mich  (S.  141 
Anm.  1)  auf  den  Upäcarita  Samdhi.  Arnold  (S.  604)  schiebt  den 
—  mir  scheint  im  Ton  einer  gewissen  Geringschätzung  —  als  ,un- 
important  Sandhi"  bei  Seite  und  meint,  daß  ich  für  ihn  kaum  die 

2oRsis  werde  verantwortlich  machen  wollen.  Ich  weiß  nicht,  warum 
dieser  Samdhi,  wenn  auch  zufällig  dem  Metriker  gleichgiltig,  un- 
wichtiger ist  als  die  Quantität  von  Schlußvokalen ;  auch  kann  das 
an  sich  Unwichtigste  —  vielleicht  gerade  dieses  besonders  —  als 
Maßstab    für    den  Wert    der  Überlieferung    wichtig    w'erden.      Und 

25 wenn  ich  in  Fällen,  wo  die  historische  Grammatik  mit  Hilfe  ihrer 
den  indischen  Überlieferern  durchaus  fernliegenden  Gesichtspunkte 
eine  Kontrolle  inöglich  macht  (z.  B.  in  der  Abgrenzung  von  -an 
und  -äv  vor  Vokal) ,  den  Text  bemerkenswert  gut  der  Prüfung 
standhalten  sehe,  so  werde  ich  auch  Dinge  wie  die  Behandlung  des 

30  Upäcära,  ohne  auf  jede  Einzelheit  zu  schwören,  doch  im  Ganzen 
durchaus  als  echt  hinnehmen ;  wenigstens  —  was  beim  Upäcära 
doch  wohl  zutrifft  —  sofern  von  Diaskeuastenhänden ,  die  den 
Text  einer  selb.sterfundenen  Regel  angepaßt  haben ,  keine  Spur 
sichtbar  ist. 

35  Zeigt  sich  nun  solche  Diaskeuastenspur  in  der  Behandlung  der 

Schlußvokale V  Ich  denke  durchaus:  sie  zeigt  sich  nicht,  oder  sie 
zeigt  sich  höchstens  in  ganz  engen  Grenzen^).  Vielmehr  zeigt  sich 
eine  Unregelmäßigkeit,  ein  Überschüttetsein  mit  Ausnahmen  von 
den  vorherrschenden  Tendenzen,    das  da,   wo  es  rein  grundlos  sein 

40  sollte,  wenigstens  den  Wert  hat,  die  Abwesenheit  künstlicher  Gleich- 
macherei zu  erweisen.  Zuweilen  aber  ist  es  nicht  grundlo.«;,  sondern 
es  scheinen  grammatische  oder  sprachgeschichtliche  Kausalitäten 
durch,  die  uns,  meine  ich,  die  Echtheit  dieser  Überlieferung  auf 
das  deutlichste  bestätigen.     Ich  erinnere  an  die  besondere  Behand- 


1)  Ich   denke  liior  z.   1?.  au  die  M  <)  rU  c  li  k  c  i  ten    in   Bezug    auf  die  Bo- 
liandlung  von  luiporativen  aiif  Ji/\  -d/ii,  die   Hd.  LX,  S.  I4'Jf.   erörtert  sind. 


Oldenberg,    Vedlsche   Untersuchungen.  483 

lung  der  Imperative  auf  -a  {-a)  in  GT  2^)  (S.  126.  152),  an  die 
skalaartisre  Abstufung  der  Verlan  crerungsfähigkeit  verschiedener 
Vokale  in  T^  7,  die  mit  Details  der  sonstigen  Behandlung  derselben 
Vokale  im  Einklang  steht  (S.  137),  vor  allem  aber  an  die  in  der 
Überlieferung  zur  Erscheinung  kommenden  langsamen  zeitlichen  5 
Verschiebungen,  von  denen  ich  S.  143  ff.  gesprochen  habe.  Wenn 
bei  yäd^  in  T  2-  die  älteren  Partien  des  ßv.  stets  -i  geben,  die 
jüngeren  überwiegend  -i  (S.  144),  wie  das  jenem  Vordringen  des 
yddi  in  der  jüngeren  Rgvedazeit  entspricht ,  das  unabhängig  von 
der  überlieferten  Quantität  aus  den  von  den  Dichtern  gewählten  lo 
Stellungen  des  Woi'ts  erschließbar  ist:  sehen  wir  da  nicht  —  so- 
fern  wir  die  allerdings  schmale  statistische  Basis  für  ausreichend 
halten  dürfen  —  mit  wie  vorzüglicher  Überlieferung  wir  es  zu  tun 
haben?  Wie  steht  das  letzterwähnte  unscheinbare  und  doch,  glaube 
ich ,  bedeutsame  Faktum  im  Einklang  mit  A.'s  Ansicht  (S.  598),  i5 
der  vorliegende  Text  sei  auf  Grund  einer  metrischen  Theorie  zu- 
recht gemacht ,  die  z.  B.  in  der  Stellung  T  2  -  keine  Vorliebe  für 
die  Länge  anerkannte  -)  und  die  alten ,  in  der  neueren  Zeit  kurz 
gewordenen  Längen  da  zu  beseitigen  liebte ,  wo  man  das  Bewußt- 
sein von  ihrer  metrischen  Bevorzugung  verloren  hatte  ?  Hätte  20 
solche  Umgestaltung  nicht  eine  geschichtliche  Differenz  wie  die 
eben  erwähnte  zwischen  den  älteren  und  jüngeren  Partieen  des  Rv. 
nivellieren  müssen  ?  Oder  soll  die  Wirkung  einer  solchen  metrischen 
Theorie  auf  den  ursprünglichen  Text  gerade  z.  B.  yddi  nicht 
betroffen  haben  ?  Hat  sie  nur  in  einzelnen  der  von  A.  kon-  25 
struierten  Fächer,  in  die  er  die  Schlußvokale  verteilt,  gewirkt,  in 
andern  nicht? 

Mit  der  hier    bezeichneten  Anschauung    vom  Wert    der  Über- 
lieferung   prüfe    ich    nun    die    speziellen    von  A.  besprochenen  drei 
Katefforieen  von  Schlußvokalen.     Ich  kehre  die  von   ihm    gewählte  30 
Reihenfolge  um. 

Für  den  Typus  yena  habe  ich  schon  konstatiert,  daß  A.,  wie 
er  selbst  ausspricht,  mit  mir  im  wesentlichen  einverstanden  ist;  auch 
er  sucht  die  Erscheinungen  jetzt  auf  Grund  der  Annahme  mittlerer 
Quantität  des   -a  zu  verstehen.  35 


1)  Die  Bezeichnungen  der  verscliicdonoii  metrischen  Stelluugon  sind  nach 
ZDMG.  LX,   118,  Anm.  2   zu  verstehen. 

2)  Arnold  spricht  von  „an  imporfect  metrical  theory,  which  recognised 
preforence  for  a  long  vowol  .  .  .  not  in  tlio  positions  T  2-,  T"*  4  and  T»  7". 
Insonderheit  in  Bezug  auf  T"  7,  über  welche  metrische  Stellung  sich  die  An- 
schauungen der  jüngeren  Zeit  durchgreifend  geändert  haben ,  wäre  ja  Eintiuli 
einer  solchen  Theorie  auf  den  Text  an  sich  begreiflieb.  Aber  wie  wenig  stimmt 
dazu  doch  das  tatsächliche  Aussehen  der  (Überlieferung  mit  den  verhältiiismäliig 
vielen  „verlängerten"  Vokalen  in  dieser  Stellung  und  vor  allem  mit  der  schon 
oben  erwähnten  Abstufung  in  Bezug  auf  die  Behandlung  der  Schlußvokale  ver- 
schiedener Wortkategorieen. 


484  Oldenherg,    Vedisclie  Untersuchungen. 

Bei  den  Typen  bhava ,  hliavata  nähert  er  sich  mir  ehenfalls 
und  spricht  von  „a  position  intermediate  between  long  and  short 
vowels".  Aber  er  weicht  darin  von  mir  ab,  daß  er  in  den  Stellungen 
T  2-,  D  2-,  T*4,  T*7  „a  considerable  presumption  in  favoiir  of 
5  long  quantity"  annimmt.  Er  wiederholt  dafür  zunächst  die  Argu- 
mentation seines  Buchs.  Der  Gebrauch  der  betreffenden  Schluß - 
vokale  steht  dem  der  Längen  näher  als  dem  der  Kürzen ;  jene 
metrischen  Stellungen  begünstigen  die  Länge:  „it  is  therefore  the 
safer  assumption ,    for  the  purposes  of  metrical   investigation ,    that 

10  the  vowels  and  the  positions  have  in  these  cases  their  more  usual 
treatment".  Dieser  Schluß  setzt  doch  aber  voraus,  daß  wir  es 
allein  mit  der  Alternative  von  Länge  oder  Kürze  zu  tun  haben ; 
er  trifft  also  an  der  Eventualität,  daß  das  Problem  von  der  An- 
nahme der  Mittelzeitigkeit  aus  zu  lösen  sei,  vorbei  ^).    Dann  freilich 

15  (S.  600  Mitte)  faßt  A.  eben  diesen  Gesichtspunkt  ins  Auge  und 
stellt  zu  seiner  Prüfung  (S.  601)  eine  sehr  dankenswerte  Statistik 
auf:  ich  kann  ihr  nur  entnehmen,  daß  ich  mit  meiner  Hvpothese 
mittelzeitiger  Vokale  das  Richtige  getroffen  habe.  A.  untersucht 
nämlich    dreisilbige ,    mit    zwei    Kürzen    anhebende    Worte ,    a)   mit 

20  sicher  langem  Schlußvokal  (Typus  dcasa) ,  b)  mit  dem  eben  hier 
der  Untersuchung  unterliegenden  Schlußvokal  (Typus  bhovatä), 
c)  mit  sicher  kurzem  Schlußvokal  (Typus  rariina).  Es  ist  ein 
interessantes  Ergebnis,  daß  von  je  100  Belegstellen  jedes  der  drei 
Typen  ungefähr    der    gleiche  Prozentsatz  der  Stellung  T*  7   zufällt, 

25  obwohl  bekanntlich  die  Silben  T"  5 — 7  die  Messung  -  ■-  -  viel  mehr 
begünstigen  als  -  ^  -.  Die  Notwendigkeit,  Worte  wie  varuna  oder 
tdmasi  irgendwo  unterzubringen,  und  die  große  Schwieriofkeit  sie 
anderswo  unterzubringen  (im  Wesentlichen  kam  als  Ausweg  nur  in 
Betracht,    daß    man    durch  folgende  Konsonantengruppe  oder  Kon- 

30  traktion  die  dritte  Kürze  beseitigte)  hat  zu  jenem  Ergebnis  geführt : 
wobei  zu  bedenken  bleibt,  daß  diese  Statistik  uns  das  natürlich 
nicht  sagen  kann,  wie  viel  öfter  vielleicht  die  Rsis  die  Worte  --■- 
gebraucht  hätten,  wäre  ihrem  rhythmischen  Gefühl  nicht  dabei  doch 
eine  gewisse  Überwindung  zugemutet  worden-).    Von  den  Prozent- 

aö  Ziffern  der  Tabelle  aber  ist  für  unser  Problem  bedeutsam,  daß  der 
Prozentsatz  der  Stellungen  entschieden  geforderter  Länge  („T  8, 
occasionally  also  T  10  and  6  6")  bei  bhavata  usw.  merklich  hinter 


1)  Selir  bezcichneml  tritt  das  in  seiner  Argumentation  S.  GOO  liervor. 
Er  fragt,  ob  X,  35,  14  ^avathä  or  avalha  (avatha)'^  das  Wahrsclieinlicliere  ist. 
In  der  Heantwortung  dieser  Frage  aber  ist  ^avaihä'^  vergessen  und  es  werden 
nur  die  liöhcren  Ansprücbe  von  aimtliä  gegenüber  avatlia  be.sprochen. 

2)  Hier  und  da  können  wir  uns  übrigens  auch  liiervon  wolil  eine  gewisse 
Vorstellung  verscliafl'en.  Man  vergloiclie  etwa  in  M.  Müllers  Wortinde-x  die 
Häufigkeit  des  Vok.  im  Vergleich  zu  Nom.  oder  Akk.,  einerseits  bei  vi'truua, 
andrerseits  bei  indra  oder  agnt:  man  wird  ein  entschiedenes  Zurücktreten  des 
ersterwähnten   V'okntivs  konstatieren. 


Oldenberg,    Vedische  Untersuchungen.  485 

dem  von  doasä  usw.  zurückbleibt  (34  gegen  47).  Die  Überlieferung 
gibt  in  jenen  Stellungen  bekanntlich  bJiavatä ,  also  die  gleiche 
Prosodie  wie  nvasä.  Wenn  trotzdem  für  Verwenduno-  in  diesen 
Stellungen  eine  mindere  Vorliebe  herrschte ,  empfand  man  die 
Messung  bhavata  doch  vielleicht  als  etwas  nicht  vollkommen  Un-  5 
gezwungenes  ?  Oder  beruht  es  darauf,  daß  andre  Möglichkeiten  bei 
hliavata  konkurrierten ,  die  für  dvasä  ganz  oder  annähernd  fort- 
fielen '?  Zunächst  nämlich  wird  von  der  Verlängerung  durch  folgende 
Konsonantengruppe  beim  Typus  bhavatä  ein  merklich  stärkerer 
Gebrauch  gemacht  als  beim  Typus  dvasä  (8  gegen  1).  Sodann  lo 
findet  sich  für  jenen  ein  wenn  auch  geringer  Prozentsatz  von 
Stellungen  geforderter  Kürze ,  der  bei  diesem  vollständig  fehlt  (6 
gegen  0).  Eben  diese  Tatsachen  aber  biüngen  meiner  Annahme  des 
mittelzeitigen  Vokals  eine  Bestätigung ,  wie  sie  sich  erwünschter 
kaum  finden  konnte:  die  Längenkriterien  der  Schlußsilbe  prägen  15 
sich  bei  hliavata  usw.  schwächer  aus  als  bei  dvasä  usw.  Kürzen- 
kriterien treten  dort  auf  —  freilich  lancre  nicht  so  stark  wie  bei 
entschiedenen  Kürzen  — ,  die  hier  fehlen. 

Nun  bleiben  von  den  Typen,  die  A.  besiorochen  hat,  noch  vidmä 
und  räsvä^  dazu  die  Partikel  smä.  20 

Bisher  fanden  wir  die  Überlieferung,  die  außer  der  Länge  der 
von  uns  betrachteten  Endvokale  noch  einen  zweiten  Wert  kennt, 
durch  außer  ihr  liegende  Daten  bestätigt.  Nur  insofern  mußten 
wir  sie ,  wie  erwähnt ,  preisgeben ,  als  sie  für  die  Mittelzeitigkeit 
keinen  eignen  Ausdruck  besitzt ,  sondern  mittelzeitige  und  kurze  25 
Silben  vermischt.  Jetzt  komme  ich  auf  die  schon  oben  berührte 
Fragestellung  zurück:  wenn  vidmä  und  smä  im  überlieferten  Text 
neben  dem  später  allein  herrschenden  vidmd  und  sma  stehen .  ist 
OS  irgend  wahrscheinlich,  daß  der  Wert  dieser  Überlieferung  und 
die  Paktoren,  auf  denen  sie  beruht,  prinzipiell  anders  zu  beurteilen  so 
sind  als  bei  dem  Nebeneinander  von  tenä  und  dem  später  allein - 
herrschenden  tena  ?  Daß  dort  überall  die  Länge  zu  schreiben,  die 
Kürze  aber  auf  Einschleiipung  jüngerer  Wortgestalt  in  die  durch 
das  Metrum  nicht  geschützten  Stellungen  zurückzuführen,  also  aus 
dem  Text  zu  entfernen  ist,  während  hier  —  mit  Annahme  eines  35 
in  absolut  andrer  Figur  sich  darstellenden  Sachverhalts  —  die  Kürze 
bezw.  die  in  ihr  OJewand  sich  kleidende  Mittelzeitigkeit  historisch 
und  kritisch  berechtigt  sein  soll  und  die  Läncre  als  A'erläncreruno: 
vietri  causa  aufgefaßt  wird  ? 

Den  Unterschied  zwischen  dem  Fall  von  Unä  tena  und  dem  40 
von  vidmä  vidmd  begründet  nach  A.  die  Statistik.  Und  da  ist  es 
nun  richtig ,  daß  die  Indizien  der  Verwendbarkeit  als  Kürze .  die 
sich  dort  fanden ,  hier  fehlen.  Die  Schlußvukale  dieser  Gruppe 
stehen  nur  oder  fast  nur  in  Stellungen  geforderter  oder  zugelassener 
Länge.  Aber  dieser  Sachlasce  ^enücrt  doch  auch  die  Annahme  der  4:1 
vielleicht  in  diesen  Fällen  besonders  entschieden  zur  Länge  neigenden 
Mittelzeitigkeit:  welche  Annahme  den   Vorzug    hat,    einerseits    den 


^gg  Oldenberg,    Vedische   Untersuchungen. 

Unterschied  dieser  Vokale  von  wirklichen  Längen  in  der  Weiter- 
entwicklung jener  zur  Kürze  (s7iia,  während  mä,  tvä,  vä  blieben) 
verständlich  zu  machen ,  andrerseits  zur  Doppelgestalt  der  Formen 
in  der  Überlieferung  den  Schlüssel  vermittelst  der  an  tena  be- 
5  währten  Erklärungsweise  zu  bieten.  Man  beachte,  daß  gegenüber 
den  Typen  b/tava,  bhacata  und  sogar  gegenüber  tena.,  yena  usw, 
die  jetzt  in  Rede  stehenden  Wortgruppen  numerisch  verhältnismäßig 
schwach  vertreten  sind,  und  daß,  wie  ich  in  meinem  früheren  Auf- 
satz zeigte,  für  die  Gruppe  von  vidma  wegen   der  häufigen  kurzen 

10  Penultima  {cakrma  usw.)  nur  in  noch  viel  engeren  Grenzen  die 
Mösrlichkeit  o-ecreben  war,  daß  die  Schlußsilbe  als  geforderte  Kürze 
hätte  stehen  können,  sma  aber  als  einsilbiges  Wort  war  immer 
bequem  so  unterzubringen ,  wie  es  seiner  prosodischen  Natur  ent- 
sprach.     Und  daß  diese  die  gleiche  war  wie  bei  ca   oder    ha,    auf 

15  deren  abweichende  Behandlung  mich  A.  597  verweist,  behaupte  ich 
ja  gar  nicht.  Auch  mir  steht  fest,  daß  sma  als  mittelzeitig  den 
Kürzenstellungen  widerstrebte ,  wahrscheinlich  energischer  wider- 
strebte als  die  Schlußsilben  von  tena  oder  bhavata.  So  enthalten, 
scheint  mir,  die  statistischen  Verhältnisse,  die  aufgewiesen  zu  haben 

üü  das  lebhaft  anzuerkennende  Verdienst  Arnold's  ist,. keinen  Antrieb, 
die  aus  der  Behandlung  der  früher  besprochenen  Fälle  sich  er- 
gebenden Wahrscheinlichkeiten  für  die  ietzt  in  Rede  stehenden  bei 
Seite  zu  schieben. 

Ich  schließe  mit  der  Bemerkung ,    daß ,    wenn    wir   mit  Recht 

25  in  die  prosodische  Betrachtung  des  Rv.  den  Begriff  mittelzeitiger 
Vokale  eingeführt  haben,  sich  offenbar  die  Frage  aufdrängt,  ob  nicht 
auch  für  andre  als  wortschließende  Vokale  Mittelzeitigkeit  erweisbar 
ist.  Mit  dieser  Frage  hat  es,  wiederum  auf  Beobachtungen  Arnold's 
fußend,  der  nächste  Abschnitt  dieser  Untersuchungen  zu  tun. 

30  28.  Die  Vokative  auf  -an,  -man,  -van. 

Nach  Andern  sprach  ich  Prolegomena  424  f.  aus,  daß  im  Rgveda 
die  traditionelle  Verdopplung  des  -n  nach  kurzem  Vokal  vor  folgen- 
dem A'^okal  durch  das  Metrum  nur  da  bestätigt  wird,  wo  ursprüng- 
liches   -nt    {-nts)    vorliegt,    während    bei    ursprünglichem   -n  —  es 

35  handelt  sich  um  Lokative  und  Vokative  —  nach  Ausweis  des 
Metrums  die  einfache  Konsonanz  herzustellen  ist.  Arnold's  Prüfung 
des  Sachverhalts  (Ved.  Metre  142)  führte  ihn  dazu,  diese  Her- 
stellung für  Lokative  wie  djman ,  tdsmin  und  „usually"  auch  für 
Vokative  auf  -an  und  -in  anzuerkennen:    „but  the  final  syllable  of 

40  ma()havann  is  always  long  by  position,  and  pu.sann,  räjann,  rr.sann 
and  aahaaävann  usually".  Wie  das  hier  ausgesprochen  ist,  wird 
es  einen  Grammatiker  stark  befremden.  Hat  der  Rgveda  —  der 
mit  Hilfe  des  Metrums  liinter  der  Diaskeuase  erkennbare  Rgveda  — 
den  Unterschied    von    -n    und    ursprünglichem    -nt  im  Übrigen  be- 

•15  wahrt,   woher  soll   es  kommen,  daß  bei  einigen  Worten  —  übrigens 


Oldenherg,    Vedische   Untersuchungen. 


487 


umfassen  gerade  diese,  vom  Fall  des  -in  abgesehen,  den  weitaus 
größten  Teil  der  Materialien  der  betreffenden  Vokativtypen  —  die 
Grenze  verwischt  ist?  Bei  maghavan  an  Einfluß  der  -?Ym^Stämme, 
bei  rüjan  der  -an^- Partizipien  zu  denken  geht  nicht  an ;  die  -vant- 
Stämme  liegen  ja  gerade  im  Vokativ  (auf  -vdh)  weit  ab,  und  jene  5 
Partizipien  bilden  im  Rgveda  kaum  einen  Vokativ.  Andrerseits  stellte 
sich  mir  doch  alsbald  heraus,  daß  der  Scharfblick  und  unermüdliche 
Beobachtungseifer  Arnold's  sich  nicht  einfach  getäuscht  hatte.  Die 
Sachlage  eingehender  darzulegen  scheint  nicht  überflüssig. 

Durch  seine   Quantitäten   ist   maghavan    für    die  Stellung    un-  lo 
mittelbar  hinter  der  Cäsur  der  Tristubh  (JagatT)  pi'ädestiniert.    Ich 
finde  nur  6  Belege  andrer  Stellung:  bei  ihnen  fällt  die  Schlußsilbe 
in  T  4,  T  5   und  viermal  in  G  6 :    stets  folgt  Konsonant.     Auf  die 
Cäsur  folgt  das  Wort  131   mal,  und  zwar  ■ —  mit  a  bezeichne  ich 
den  Fall  der  früheren,  mit  b  den  der  späteren  Cäsur  — •  a  66  mal  i5 
vor  Konsonant,  23  mal  vor  Vokal;  b   26  mal  vor  Konsonant,   16  mal 
vor  Vokal.     Da  in  der    dritten   Silbe    hinter    der  Cäsur  Länge    bei 
a  begünstigt,  bei  b  annähernd  gefordert  wird,  erweckt  die  Häufig- 
keit folgenden  Vokals  in   der  Tat  das  entschiedenste  Bedenken  da- 
gegen, in  solchen  Fällen  das  überlieferte  -ann  als  Kürze  zu  verstehen.  20 
Ich  gebe  zur  Vergleichung  Zählungen  über  andre  dreisilbige  Worte, 
die  ebenfalls  zuerst  zwei  Kürzen    haben    und    in    der    dritten  Silbe 
vor  schließendem  Konsonant  entweder  (A)  unzweifelhaft  kurzen  oder 
(B)    unzweifelhaft    langen    Vokal    oder    (C)    den    Ausgang    -an    mit 
ursprünglich  folgendem   -t  {-ts).     Nur  die  Belege  mit  Stellung  un-  2.5 
mittelbar  hinter  der  T-Cäsur,    die  überall  die  Mehrzahl,   meist  die 
sehr  große  Mehrzahl  bilden,  sind  berücksichtigt.    K  bedeutet  folgen- 
den Konsonanten,  V  folgenden  Vokal  ^). 


B. 


Wort 

a 

b 

K 

V 

K        V 

ainftah 

am  f  tarn 

harivah 

abharat 

jnniman 

vdriman 

4 
12 
17 
2 
3 
1 

1 
1 

4-) 

7 
19 
15 

5 

1 

2 
0 

2 

Wort 

a 

b 

K 

V 

K 

V 

am,ftäh 

7 

1 

2 

12 

mddhumän 

2 

3 

1 

7 

sumdnäh 

• 

5 

6 

3 

10 

prthivhn 

24 

3 

5 

16 

Summe: 


39  I   6    I  47 


Summe:   1  38     13     11     45 


1)  Bei  vokalisch  anlautenfion  Worten  sind  liier  und  im  Folgenden  clio 
Fälle  nicht  berücksichtigt,  wo  der  Anlaut  durch  Kontraktion  oder  Abhinihita 
Sandhi  modifiziert  ist,  für  das  Metrum  also  kein  Wort  von  der  Form  ^.^ü  vorliegt. 

2)  In  allen  4  Fallen  liegt  dio  stehende  Wendung  i^driniavn  ü  vor,  deren 
Einsetzung    zur  Abweichung    von    der    sonstigen    metrischen  Praxis  geführt  hat. 


488  Oldenberg,   Vedische   Untersuchungen. 

C. 


a 

b 

K 

V 

K          V 

3.  PL  Typus       ^^        g         g-     23 

apunan  ^) 
Ptcp.  Typus         ^         3  5       11 

janayan  -)  \ 

Summe:       17         9        14       34" 

Vergleicht  man  die  oben  über  maghavan  gemachten  Angaben 
mit  diesen  Zahlen,  so  veranschaulicht  die  Tabelle  A,  wie  viel  ent- 
schiedener, läge  in  jenem  Wort  kurze  dritte  vor,  nachfolgender 
konsonantischer  Anlaut  vorherrschen   müßte.     Haben   wir   nun  aber 

,-)  maghavan  mit  apunan  auf  eine  Linie  zu  stellen,  wie  Arnold  will? 
Mir  scheint  auch  dies  ausgeschlossen.  Konsonant  hinter  maghavan, 
nicht  häufig  genug  für  die  Annahme  von  kurzem  -van,  ist  doch 
viel  zu  häufig  für  langes  -van.  Das  Verhältnis  der  Fälle  b  K  :  b  V, 
bei  maghavan  26  :  16,  erscheint  in  Tabelle  C  als  14  :  34,  in  Tabelle 

10  B  sogar  als  11  :  45.  Mit  diesem  in  den  Tabellen  B  und  C  zu 
beobachtenden  auffallenden  Überwiegen  von  bV  ofegenüber  bK 
werden  wir  uns  weiter  unten  (S.  490  ff.)  eingehender  beschäftigen, 
weitere  Zähinngen  darüber  vorlegen.  Für  jetzt  schließen  wir:  war 
die    Schlußsilbe    von    maghavan    auch    vor    folgendem    Vokal    lang, 

15  wäre  nach  Ausweis  der  Tabellen  B  und  C  mindestens  für  die  Fälle 
b  das  Folgen  von  Vokal  viel  häufiger,  das  von  Konsonant  seltener 
zu  erwarten. 

So  erhalten  wir,  scheint  mir,  ein  Ergebnis  dem  ähnlich,  das 
wir   in    früheren    Untersuchungen    für    gewisse    auslautende  Vokale 

20  fanden :  die  Schlußsilbe  von  maghavan  ist  mittellang.  Das  kann 
schwerlich  an  dem  -n  liegen ,  das  nach  Ausweis  anderweitiger 
Materialien  für  sich  allein  so  wenig  Position  macht  wie  irgendein 
andrer  Schlußkonsonant.  Aber  warum  kann  in  der  abstufenden 
Flexion  dieser  Stämme  das  -a-   nicht  im  Vokativ  einen  AVert  gehabt 

25  haben ,  der  über  die  Kürze  hinausginor ,  ohne  doch  die  Länge  zu 
erreichen  V 

Das  muß  natürlich  an  den  andern  Vokativen  auf  -an  weiter 
geprüft  werden. 

Von  denen  auf  -van  ist    außer    maghavan    der    einzige    etwas 

.•;o  häufigere  der   schon    von  Arnold    herangezogene    sahasävan.     Geht 

1)  (iozählt  ist  npunun  ajuvan  atarun  anaytm  nhharan  abliaran  ama- 
diin  avadim  avalian  a.'<adnn  arrjan  anican  (isrjanjiiju^dn  totanan  imnuddan 
aruhan  avidan  dhuudynn  mn/mi/an  ranaijan  janayan  iiuyavan  krnavan 
lirnavan  anajan  yunnjan. 

'_')  üeziihlt  i.st  Jaiiciydu  isäyan  2irathdyan  mahdyan. 


Oldenherg,   Vedisehe   Untersuchungen.  489 

er  auf  Kürze  aus,  so  ist  die  durch  folgende  Parallelen  veranschau- 
lichte Behandlung,  deren  Motive  auf  der  Hand  liegen,  zu  erwarten^): 


Wort 

a 

b 

K 

V 

K    .      V 

maghdvänam 
mddhumantam 

4 

7 

1 

'     6 
13 

In  der  Tat  aber  hat  sahasäcan  n  i  e  Cäsur  b  vor  sich  -),  sondern 
immer  Cäsur  a;  4  mal  folgt  Konsonant'^),  5  mal  Vokal*).  Mit  Kürze 
des  -van  ist  das  offenbar  schwer  vereinbar.  Eher  mit  Länge :  will  5 
man,  was  natürlich  mißlich  ist,  auf  diese  kleinen  Zahlen  Gewicht 
legen ,  können  die  4  Fälle  des  folgenden  Konsonanten  doch  für 
Annahme  der  Länge  etwas  zu  viel  scheinen  (s.  die  Tabelle  unten 
S.  491).  Im  Licht  der  vorher  besprochenen  und  der  gleich  zu 
besprechenden  Verhältnisse  wird  auch  hier  Mittelzeitigkeit  wahr-  lo 
scheinlich  sein.  Es  bleiben  nämlich  noch  ein  paar  fast  durchgängig 
nur  in  je  einem  Beleg  vertretene  Vokative  auf  -van  ^  und  diese 
liefern  zwei  Fälle  des  -van  mit  folgendem  Vokal  an  Stellen  metrisch 
geforderter  Kürze  {asvadäoan  V,  18,  3;  somapävan  I,  55,  7)^): 
eine  Warnung,  in  der  Annäherung  des  -van  an  eine  Länge  nicht  15 
zu  weit  zu  gehen.  Denn  hier  einen  Unterschied  machen,  für  diese 
Worte  die  Kürze  anerkennen ,  für  sakasävan  aber  die  Länge  be- 
haupten ,  hieße ,  meine  ich,  sich  dem  Unbegreiflichen  in  die  Arme 
werfen. 

Die  Vokative  auf  -man  geben  sehr  spärliches  Material*').  Wir  20 
haben  aryaman  einmal  nach  Cäsur  a,  einmal  nach  Cäsur  b,  immer 
vor  Konsonant;  je  einmal  puruhanman ,  oisvasäman  und  zweimal 
vr.suhirman  mit  folgendem  Vokal ,  die  Schlußsilbe  in  Stellungen 
geforderter  Kürze  fallend,  einmal  vtdhanaan  mit  folgendem  Konso- 
nant gegen  die  Norm  lange  fünfte  Gäyatrisilbe  ergebend  ,  endlich  25 
einmal  vidvakarman  nach  der  Cäsur  a   mit    folgendem  Vokal :    der 


1)  Auch  liier  schien  es  unwesentlich  die  wenigen  Fälle  mit  andrer  Stellung 
als  unmittelbar  nach   der  Cäsur  zu   berücksichtigen. 

2)  Man  sagt  sich  leicht,  wie  bequem,  kurze  letzte  angenommen,  sich  Pädas 
wie  etwa,  wenn  ein  selbstverfaßter  hier  stehen  darf,  *tvdm  antdriksum  saha- 
sävan  ttpräh  dargeboten  hätten. 

3)  So  auch  bei  dem   einen  Beleg  von  liavasävan. 

4)  Dazu  sechstens,  mit  unregelmäßigem   Metrum,  1,  91,  23. 

5)  Die  spärlichen  übrigen  Belege  können  als  indifferent  angesehen  werden 
{jfuvan  ,  arvan,  svadäran,  sradhävan,  {ivai/ävan,  vasudävan,  sati/anatvan, 
saträdävan ,  suta^iävan).  Der  Ithythmus  von  VI,  47,  0  {satävan)  scheint  un- 
regelmäßig. 

6)  Als  indilVerent  sondere  ich  ab  (iriiaman,  soweit  es  am  Pädaendo  oder 
vor  Cäsur  a  steht,  einen  Beleg  von  vtb'rakarman  im  Eingang  von  T",  dann 
l^urunäman,  hrahman,  satyakannan,  sudäman ,  .si^adhaitnan  mit  zusammen 
6  Belegen. 


490  Oldenherg,   Vedische   Untersuchungen. 

letzte  Fall  eher  auf  Länge  deutend,  das  Übrige  mit  Kürze  bequem 
vereinbar  oder  auf  sie  deutend  —  Alles  in  Allem  kein  sicheres 
Ergebnis. 

Es    bleiben    die  Vokative    auf   -an.     Außer    einer  vereinzelten 

5  Stelle  mit  parijman  kommen  gerade  nur  die  von  A.  als  positions- 
lang aufgeführten  Formen  räjan,  püsan.  vrsan  in  Betracht.  Meine 
Aufzeichnungen  erstrecken  sich  nur  auf  die  Stellen  im  Pädainnern 
vor  Vokal  (also  mit  überliefertem  -ann) ;  für  den  vorliegenden 
Zweck  wird  das  hinreichen.     Ich    finde    die  Endsilbe    in    folgenden 

10  Stellungen:  Gay.  5^:  5;  2-:l\  5:  3;  4:  11;  5:3  {j^üsan  III, 
62,  7;  VIII,  4,  17;  parijman  I,  6,  9).  —  Tr.  Jag.  ^-:  2;  a4:  5; 
b  5:  9.  Die  drei  Fälle  geforderter  Kürze  (G  5)  verdienen  Beachtung; 
daß  sie  gerade  auf  2y((^ij'nan  und  püsan .  nicht  auf  räjan  und 
vrsan  fallen,  kann   doch  wohl  nur  Zufall  sein.    Aber  wäre  das  -an 

15  entschieden  kurz,  ließen  sich  solche  Stellen  in  G  5  vielleicht  häufiger 
erwarten,  dazu  ferner  in  T  9.  Andrerseits  wäre  das  -an  entschieden 
lang,  würde  nicht  die  Schlußsilbe  von  räjan  und  püsan  in  T'^  8, 
die  von  vrsan  in  G  6,  J  10  erscheinen?  Kann  auch  bei  der 
schmalen  Basis    dieser  Statistik    von    sicheren  Resultaten    nicht  die 

20  Bede  sein,  glaube  ich  doch,  daß  der  Tatbestand  der  naheliegenden 
Ausdehnung  der  für  -van  gewonnenen  Hyiiothese  der  Mittelzeitig- 
keit  auf  diese  Formen  nicht  im  Wege  steht.  Mit  dem  allen  ist 
die  befremdende  Sonderstellunor  in  der  einisfe  Worte  bei  Arnold 
erscheinen,  wohl  beseitigt'). 

25  Die  Frage  liegt  nah,    wie    sich  die  Vokative  auf  -in  und,    in 

Anbetracht  der  Gleichartigkeit  der  -n-  und  der  -/--Deklination,  die 
auf  -ar  verhalten.  Ich  habe  zwei  häufige  Vokative  dieser  Typen 
vajrin  und  savitar  untersucht  und  keinerlei  Anhalt  gefunden,  an 
der  Geltung  der  Schlußsilben  als  gewöhnlicher  Kürzen  zu  zweifeln. 

30  Die  Verschiedenheit  des  Verhaltens  von  vajrin  gegenüber'  räjan, 
von  savitar  gegenüber  maghavan  trat  bei  dieser  Untersuchung  sehr 
deutlich  zu  Tage. 


Bei  den  S.  487  mitgeteilten  Zählungen  fällt  auf,  wie  stark 
hinter  den  Worten  vom  Typus   sumdnäh ,  prthivim ,    wo    sie    nach 

35  der  späteren ,  nicht  aber  wo  sie  nach  der  früheren  Cäsur  stehen, 
vokalischer  Anlaut  vorherrscht.  Dies  weiter  zu  verfolgen,  habe  ich 
nachstehende  Zählungen  vorgenommen.  Ich  habe  im  Gäyatriabschnitt 
IX,  1 — 60  und  im  Jagatlabschnitt  (mit  wenigen  eingemischten 
Tristubh)  IX.  68— 86  für  die  Schlußsilben   mit  langem   Vokal  und 

40  diesem    IVil.^renden  Konsonanten    (z.  B.   -ah,    -am,    -oh)    verzeichnet, 


1)  Vokativo  ftuf  wurzelhaftes  -an  [z.  K.  vrtrahan)  werden  als  grammatisch 
anders  j^oartot  ihren  einnou  Wog  gehen  können.  Die  Materialien  aber  sind 
spärlich  und  scheinen  mir  nicht  auf  Länge  des  -an  zu  deuten.  Eher  auf  Kürze, 
doch   ist  auch   Mittoizoiligkoit  denkbar. 


Oldenberg,   Vedische  Untersuchungen. 


491 


wie  oft  ihnen  konsonantischer ,    wie  oft  vokalischer  Anlaut  folgt  ^). 
Es  fand  sich  für  IX,  1— 60-): 


Stellung  der  betr. 
Länge  im  Päda 


Konsonant 
folgt 


Für  IX,  68—86  fand  sich: 


Stellung  der  betr. 
Länge  im  Päda 


Konsonant 
folgt 


Vokal 
folgt 


1 

4 

6 

2 

29 

36 

3 

13 

19 

4 

11 

38 

5 

1 

1 

6 

11 

35 

Vokal 
folgt 


1 

6 

2 

2 

22 

25 

3 

8 

10 

a4 

18 

17 

b5 

29 

22 

a7 

6 

4 

a8 

1 

13 

b8 

5 

36 

10 

7 

Berücksichtigt  man ,  daß  konsonantischer  Wortanfang  an  sich 
viel  häufiger  ist  als  vokalischer,  so  ergeben  diese  Tabellen  ein  sehr  5 
ausgesprochenes  Hervortreten  des  vokalischen  hinter  einem  Auslaut 
der  in  Rede  stehenden  Beschaffenheit:  eine  Erscheinung,  die  bei 
gewissen  Stellungen  jenes  Auslauts,  wie  in  G  4.  6,  T  8.  10,  besonders 
entschieden  ausgepi'ägt  ist.  Um  so  gewisser  offenbar  sind  wir  nicht 
durch  bloßen  Zufall  getäuscht  worden,  als  wir  in  den  beschränkten  lo 


1)  Aus  dem  Plan  dieser  Zählung  ergibt  sich,  daß  die  Fälle  mit  dem  im 
Sandhi  unsichtbar  gewordenen  Visarga  (z.  B.  in-athamd  agrbhnata)  mitgezählt 
sind ;  ebenso  der  Auslaut  auf  -äti,  ferner  solcher  durch  Kontraktion  entstandener 
Auslaut  wie  47,  2  hrtanit.  Entsprechend  der  oben  formulierton  Fragestellung 
wurde  —  was  allerdings  prinzipiell  nicht  gerechtfertigt  scheint  —  sclilioßendcs 
-äi,  -äu  nicht  berücksichtigt;  infolge  davon  auch  nicht  die  Sandhigostalten  jenes 
Auslauts  -Ö',  -äv.  Es  ist  doch  unzweifolhaft,  daß  ein  andres  Verfahren  für  das 
Resultat  keinen  wesentlichen  Unter.scliied  herbeigeführt  hätte.  Die  Fälle  des 
Pädaschlusses  sind  selbstverständlich  unberücksichtigt  geblieben. 

2)  Dazu  im  Jagatlpäda  CO,  3  ein  Fall  der  vierten  Silbe  vor  früher  Cäsur; 
Konsonant  folgt, 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  32 


492  Oldenherg,   Vedische  Untersuchungen. 

Materialien  der  ebenfalls  vor  Vokal  lang  auslautenden  Typen  a2)unan 
und  jandyan  hinter  der  6-Cäsur,  also  bei  Stellung  des  -an  in  T  8, 
starkes  Vorherrschen  folgenden  Vokals  bemerkten  (oben  S.  488). 
Und  wir  hatten  Recht,  für  Bestimmung  der  fraglichen  Quantität 
s  des  -an  in  viagkavan{n)  vor  Vokal  das  Kriterium  anzuwenden,  ob 
dies  Wort  wie  die  Gruppen  ajjunan  usw.  hinter  sich  vokalischen 
Anlaut  bevorzugt. 

über  all  das ,    denke  ich ,    kann  kein  Zweifel  sein ,    wohl  aber 
über  den  Grund  der  Erscheinung. 

10  Zunächst  wird  man  —  mir  wenigstens  ging  es  so  - —  auf  die 

Annahme  verfallen,  es  hätte  den  Liedverfassern  widerstrebt  —  und 
zwar  besonders  in  dem  rhythmisch  strenger  geregelten  Pädaausgang 
— ,  eine  ohnedies  starke  Länge  wie  -äh ,  -im  durch  Folgen  eines 
Konsonanten  noch  mehr  zu  überlasten.     Dabei  würde  sich   beiläufig 

15  ergeben ,  daß  für  die  Rsis  -ä  vor  stimmhaftem  Konsonanten  noch 
fühlbar  verschiedene  prosodische  Geltung  gehabt  haben  müßte ,  je 
nachdem  es  ursprüngliches  -ä  oder  vom  Sandhi  betroffenes  -äh 
war ;  für  den  ersten  Fall  hätte  das  Bedenken  nicht  gegolten ,  das 
im  zweiten  bestand. 

20  Bei  näherer  Prüfung  scheint  mir  das  Alles    im   Vergleich  mit 

den  sonstigen  Verhältnissen  vedischer  Verstechnik  doch  zu  subtil, 
um  vollkommen  glaublich  zu  sein.  Die  Sache  wird  anders  zu- 
sammenhänoren. 

Die    sehr    häufigen    Worte    mit    kurzer    vokalisch    anlautender 

25  erster,  mit  langer  zweiter  Silbe  {abhfivan  u.  dgl.)  sind  außer  im 
Pädaeingang  nicht  ganz  leicht  unterzubringen.  Stellun»  nach  voka- 
lischem  Auslaut  wird  schon  durch  die  Abnei^un^  ^eofen  den  Hiatus 
erschwert,  Stellung  nach  konsonantischem  Auslaut  mit  vorangehen- 
dem   kurzen  Vokal    durch    die    für    die    meisten    Stellen    des    Päda 

30  geltende  Abneigung  gegen  zwei  aufeinanderfolgende  Kürzen,  Stellung 
nach  der  Cäsur  durch  die  Quantität  der  zweiten  Silbe.  So  neigen 
diese  Worte  dazu,  vor  sich  konsonantischen  Auslaut  mit  langem 
Vokal  davor,  oder,  was  dem  gleichwertig  ist,  den  Ausgang  -aim 
zu  haben  ^).     Und    da    ihre  eigne  Prosodie  Stellung  ihrer  Anfangs- 

35  silbe  z.  B.  in  T9  begünstigt,  so  kommen  TJ-Ausgänge  zustande 
wie  bhäramänä  abhijnü,  däivä  abhüvan,  brliaür  dnünäh,  abkavann 
filhistai/nh.  Ähnliche  Gründe  lassen  in  der  GäyatrI  Worte  wie 
ddhi,  minder  entschieden  auch  konsonantisch  auslautende  wie  /'sah 
dem   Heihenende  zustreben,  wo  dann  ebenfalls  konsonantischer  Aus- 

40  laut  hinter  langem  Vokal  vorangehen  muß ,  also  Reihenausgänge 
wie  pythiviü  ddhi,  sahasrhiir  fsah  sich  ergeben.  Man  sieht  leicht, 
wie  analoge  Verhältnisse  sich,  weim  auch  meist  schwächer,  an 
andern    Stellen    der  Verse    geltend    maehen -').      Danach    stillte    man 

1)  Danobon  kommt  dniin   natürlich  noch  dio  Möglichkeit  in  Betracht,  z.  B. 
avindah  in   die   Verbindung  ihiv  arind<ih   treten  zu  lassen. 

2)  OlVunbar  nicht,   wenn  Auslaut  und  Anlaut    auf   die  Stollen  T"  7    und   H 


Oldenberg,   Vedische  Untersuchungen.  493 

vielleicht  genau  genommen  nicht  sagen,  daß  der  Ausgang  -äh,  -Ih, 
-ann  vokalischen  Anlaut  hinter  sich  erstrebt.  Vielmehr  erstreben 
zahlreiche  Fälle  von  vokalischem  Anlaut  vor  sich  einen  Ausgang 
wie  -üh,  -ih,  -ann:  womit,  denke  ich,  eine  ausreichende  Erklärung 
der  hier  zur  Spi'ache  gebrachten  Tatsachen  erreicht  ist. 

fallen.  Ta  8  verlaugt  Lauge,  uud  da  ist  nun  kein  Grund  dafür,  daß  gegenüber 
der  Kombination  von  der  Form  ^jr^Azüm  visvddhüyäh  die  Form  2]rthivlm, 
antdriksam  sich  besonders  hervordrängen  sollte.  Denn  Worte  wie  antäriksam 
lassen  sich  leicht  auch  auf  andre  Weise  unterbringen.  So  begreift  sich  der 
Unterschied  im  Verhältnis  der  K-Formen  und  der  V-Formen  in  den  Tabellen 
ßa,   Ca  gegenüber  den  Tabellen  ßb,  C^^  (oben  S.  487  f.). 


32* 


j 


494 


Das  Buch  Josua 
in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

Entdeckt  und  zum  ersten  Male  herausgegeben  von 

M.  Gaster. 

Übersetzung. 

Dieses  ist  das  Buch  der  Tage.  Darin  werden  gefunden  die 
Worte  der  Tage  (Chronik)  seit  der  Ankunft  des  Josua,  des  Sohnes 
Nun's,  in  dem  Land  Kanaan  und  bis  auf  den  heutigen  Tag. 

5  I.       1.    Im    Jahre    2794    seit    der    Schöpfung    der    Welt    im 

12.  Monat  am  ersten  des  Monats  stai'b  der  Herr  der  Propheten, 
Moses,  der  Sohn  Amram's,  der  Friede  des  Herrn  sei  über  ihn. 
2.  Zu  jener  Zeit  sprach  Gott  zu  Josua,  dem  Sohne  Nun's,  dem 
Diener  Moses':    3.  Mein  Knecht  Moses  ist  gestorben,  und  nun  brich 

10  auf  und  ziehe  über  diesen  Jordan,  du  und  alle  Kinder  Israel's, 
in  das  Land,  das  ich  ihnen  gebe:  4.  Jede  Stätte,  die  eure  Fuß- 
sohle betreten  wird,  habe  ich  euch  gegeben,  wie  ich  zu  Moses  ge- 
sprochen habe.  5.  Von  dieser  Stätte  an  und  diesem  Libanon  bis 
an    den    großen   Strom,    den    Euphratstrom,    das   ganze    Land    der 

15  Hethiter,  bis  zum  großen  Meer^)  im  Westen  soll  euer  Gebiet  sein. 
6.  Niemand  wird  vor  dir  Stand  halten  können  dein  Leben  lang. 
Wie  ich  mit  Moses  gewesen  bin,  will  ich  auch  mit  dir  sein;  ich 
will  meine  Hand  nicht  von  dir  abziehen  und  dich  nicht  im  Stich 
lassen.     7.  Sei  nur  fest  und  eifrigst  darauf  bedacht,  pünktlich  ge- 

20  maß  dem  ganzen-)  Gesetze,  das  mein  Knecht  Moses  dir  anbefohlen 
hat,  zu  handeln;  weiche  davon  nicht  ab,  weder  nach  rechts,  noch 
nach  links,  damit  du  weislich  handelst  in  allem,  was  du  unter- 
nimmst. 8.  Und  Josua  saß  auf  seinem  Thron.  9.  Und  er  rief  die 
Amtsleute    des   Volkes    und    befahl   ihnen    also:      10.    Mustert    die 

25  Kinder  Israel's  von  20  Jahren  und  darüber;  alle  die  heerespflichtig 
sind  in  Israel,  sollt  ihr  mustern;  und  sie  nmsterten  sie,  wie  Josua 
befohlen  hatte.  11.  Und  es  waren  alle  die  Gemusterten  der  Kinder 
Israel's  von  20  Jahren  und  darüber  bis  zu  50  Jahren,  601730. 
12.  Und  die  Zahl  des  Stammes  der  Leviten,  von   einem  Monat  an 

1;  H  C  nintormeer.  2)  li  allen  Geboten  des  Gesetzes. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     495 

und  darüber,  war  23  000.  13.  Und  es  geschah  nach  diesen  Sachen 
[und  es  hörte]  Josua,  der  Sohn  Nun's,  das  Wort  (?)  mit  dem 
Kanaaniter^).  14.  Und  er  sprach  zu  den  Rubeniten,  Gaditen  und 
dem  halben  Stamme  Mannasse:  15.  Seid  eingedenk  jenes  Wortes, 
das  euch  Moses,  der  Knecht  Gottes,  befohlen  hat,  wie  folgt:  5 
16.  Der  Ewige,  euer  Gott,  schafft  euch  Ruhe  2)  und  gibt  euch 
dieses  Land.  17.  Eure  Weiber,  eure  kleinen  Kinder  und  eure 
Herden  sollen  in  dem  Lande  bleiben ,  das  euch  Moses ,  der  Knecht 
Gottes,  gegeben  hat,  jenseits  des  Joi-dan's.  18.  Und  ihr  sollt  kampf- 
gerüstet vor  euren  Brüdern  einherziehen,  sämtliche  streitbaren  lo 
Männer,  und  ihnen  Hilfe  leisten.  19.  Bis  daß  der  Ewige  ihnen 
gerade  so  wie  euch  Ruhe  geschaffen  hat  und  auch  sie  das  Land 
eingenommen  haben,  welches  der  Ewige,  euer  Gott,  ihnen  gibt  jen- 
seits des  Jordan's;  dann  sollt  ihr,  jeder  von  euch,  in  das  Land  eures 
Besitzes  zurückkehren.  20.  Da  erwiderten  sie  Josua  also:  Alles  i5 
was  du  uns  befiehlst,  wollen  wir  tun,  und  wohin  du  uns  ziehen 
heißt,  dahin  wollen  wir  ziehen.  21.  Ganz  wie  wir  Moses  gehorcht 
haben,  wollen  wir  auch  dir  gehorchen. 

IL     1.   Und   Josua,    der   Sohn   Nun's,    sandte    von  Schittim^) 
Männer  als  Kundschafter,   auszuspähen  das  Land  Kanaan.     2.  Und  20 
er  befahl  ihnen ,    daß  sie  in  die  Stadt  Jericho  gehen    und  erfahren 
sollten  die  [Anzahl  *]  der  Einwohner,  und  wer  sich  mit  ihnen  ver- 
bunden hätte  von  den  Lagern  ^),  und  daß  sie  ihnen  Antwort  brächten. 
3.  Da  cringen  sie  und  kamen  in  das  Haus  einer  Gastgeberin,  Namens 
Rahab ,    und    legten  sich  dort  schlafen.      4.  Da  wurde  dem  Könige  25 
von  Jericho  berichtet:   Es  sind  da  heute  Nacht  einige  Männer  von 
den    Israeliten    hergekommen,    um    das    Land    auszukundschaften. 
5.    Da    schickte    der  König    von    Jericho    zu    Rahab    und    ließ    ihr 
sagen:     6.  Liefere  die  Männer  aus,  die  zu  dir  gekommen  sind,  die 
in  dein  Haus  gekommen  sind,    denn    sie    sind  gekommen,    um    die  30 
ganze    Gegend    auszukundschaften.      7.    Das   Weib    aber   nahm    die 
Kundschafter  und  versteckte  sie.    Dann  sprach  sie:  Allerdings  sind 
die  Männer  zu  mir  gekommen,    aber    ich    wußte    nicht,  woher    sie 
waren.     8.  Und  als  das  Tor  geschlossen  werden  sollte  bei  Anbruch 
der  Finsternis,    da   gingen  die  Männer   fort  in  der  Finsternis,  und  35 
ich  weiß  nicht,  wohin  die  Männer  gegangen  sind;  jaget  ihnen  doch 
schleunigst  nach,    so    werdet  ihr  sie  gewiß  einholen.     9.  Sie  hatte 
sie    aber    hinauf    auf    das    platte    Dach    geführt    und    unter    ihren 
Flachsstengeln  versteckt,    die    sie    für    sich    auf  dem  Dache  ausge- 
breitet hatte.     10.  Die  Leute  aber  jagten  ihnen    nach    [C  auf  dem  40 
Wege    des  Jordan's   bei    den  Führten ,    und    das   Tor    schlössen    sie 
hinter  ihnen,  nachdem  die  Verfolger  ausgezogen  waren].    11.  Bevor 
sich  aber  jene  schlafen  legten,    kam   sie    zu    ihnen   hinauf   auf  das 

1)  Diese  Stelle  ist  in  beiden  Rezensionen  korrumpiert.    Soll  wohl  heißen: 
Er  erfuhr  die  Lage  der  Kanaanitcr,   cf.  Josephus,  Antiq.   V,  1,2  (§  5). 

2)  B   C  liat  euch   in  Besitz  gesetzt.  3)  B  C  den  Stummen. 

4)  A  Wälle  oder  Befestigungen.  5)  d.  h.   feindlichen  Lagern. 


496     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritaniscJier  Rezension. 

Dach.  12.  Und  sie  sprach  zu  ihnen:  Ich  weiß  wohl,  daß  der 
Ewige,  der  Gott  eurer  Väter,  euch  das  Land  gegeben  hat  und  daß 
uns  ein  Schrecken  vor  euch  befallen  hat  und  daß  alle  Bewohner 
des  Landes  vor  euch  verzagen.  13.  Denn  wir  haben  davon  gehört, 
5  daß  Gott  das  Wasser  des  Schilfsmeers  vor  euch  vertrocknen  ließ, 
als  ihr  aus  Ägypten  wegzogt,  und  was  ihr  angetan  habt  den  beiden 
Königen  der  Amoriter,  jenseits  des  Jordan's,  dem  Sichon  und  dem 
Og,  daß  ihr  den  Bann  an  ihnen  vollstreckt  habt.  14.  Und  als 
wir  das  vernahmen,  da  schmolz  unser  Herz  und  jedermann  entsank 

10  der  Mut  vor  euch;  denn  der  Ewige,  euer  Gott,  ist  Gott  droben 
im  Himmel  und  hernieden  auf  Erden.  15.  Schwöret  es  mir  des- 
halb bei  dem  Ewigen,  dem  Gott  eurer  Väter,  daß,  weil  ich  euch 
Gutes  erwiesen  habe,  auch  ihr  meiner  Familie  Gutes  erweisen  wollt, 
und    gebt    mir    ein    wahres  Zeichen,      16.    Daß    ihr    meine  Familie 

15  retten  werdet  und  vor  dem  Tode  bewahren  wollt.  17.  Da  schlössen 
die  Leute  mit  ihr  einen  Bund  und  sagten:  18.  Wenn  uns  der 
Ewige  dieses  Land  zu  Teil  werden  läßt,  so  wollen  wir  dir  Gutes 
erweisen  und  Treue  halten.  19.  Hierauf  ließ  sie  sie  an  einem 
Seile     durch     das    Fenster    hinab,     denn    ihr    Haus    stand    in    der 

20  Ringmauer  und  an  der  Mauer  wohnte  sie.  20.  Und  sie  sprach 
zu  ihnen:  Besrebet  euch  ins  Gebirge:  sonst  könnten  auf  euch  treffen 
eure  Verfolger,  und  haltet  euch  dort  im  Gebirge  drei  Tage  lang 
verborgen,  bis  die  Verfolger  wieder  heimgekehrt  sind.  Hernach 
könnt    ihr    eures  Weges    ziehen.      21.    Da  sprachen    die  Männer  zu 

25  ihr:  Wir  sind  frei  dieses  deines  Schwures,  den  du  uns  hast 
schwören  lassen ,  22.  Wenn  du  nicht  die  rote  Schnur  an  das 
Fenster  knüpfest,  durch  das  du  uns  hinabgelassen  hast,  und  deine 
ganze  Familie  in  dieses  Haus  versammelst  zu  dir.  Und  hierauf 
entließ  sie    sie    und    sie  gingen  von  dannen.     Und  sie  knüpfte  die 

30  rote  Schnur  an  das  Fenster.  24.  Und  die  Kundschafter  kehrten 
zurück  und  kamen  zu  Josua,  dem  Sohne  Nun's,  und  erzählten  ihm 
alles  was  ihnen  begegnet  war.  Und  sie  berichteten  all  diese  Sachen 
vor  ihm  und  Eleasar,  dem  Sohne  Aharon's,  dem  Priester,  und  allen 
Häuptern  der  Stämme  Israel's. 

35  in.     1.  Josua  aber  machte  sich  früh  auf,   und  sie  zogen  von 

Schittim  und  gelangten  an  den  Jordan,  er,  nebst  allen  Kindern 
Israel's,  und  sie  brachten  die  Nacht  dort  zu,  bevor  sie  übersetzten, 
2.  Und  es  war  nach  Verlauf  von  3  Tagen,  da  zogen  die  Amts- 
leute ^)  und  sie  befahlen  dem  Volke  also:    Wenn    ihr   erblicket  die 

40  Bundeslade  des  Ewigen,  eures  Gottes,  und  die  levitischen  Priester 
tragen  sie,  so  sollt  ihr  aufbrechen  von  eurem  Standorte  und  ihr 
folgen.  4,  Nur  laßt  einen  Zwischenraum  zwischen  euch  und  ihr 
von  etwa  2000  Ellen  nach  dem  Maße  —  kommt  ihr  nicht  zu  nahe! 
—  damit  ihr  den  Weg  wisset,  den  iln-  ziehen  sollt;  denn  ihr  seid 

■1''  den    Weg    noch    nicht    gezogen,    weder    gestern    noch    vorgestern. 


1)  A  Richter. 


Gaster,  Das  BucTi  Josua  in  Tiebräiscli-samaritaniscTier  Rezension.     497 

5.  Und  Josua,  der  Sohn  IS'un's,  sprach  zu  dem  Volke:  Reiniget 
euch,  denn  morgen  wird  der  Ewicre  Wundertaten  unter  euch  ver- 
richten.  6.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  sprach  zu  den  Priestei-n 
folgendes:  Nehmet  die  Bundeslade  des  Ewigen  und  ziehet  an  der 
Spitze  des  Volkes  hinüber.  7.  Da  stimmten  die  Priester  dem  5 
Ewigen  ein  Loblied  an:  8.  Gepriesen  sei  er,  der  vor  allem  war. 
9.  Gepriesen  sei  er,  dessen  Herrlichkeit  über  alles  ist.  10.  Ge- 
priesen sei  er,  dessen  Herrlichkeit  vor  aller  Zeit  war.  11.  Ge- 
priesen sei  er,  der  alle  Zeit  geschaffen.  12.  Gepriesen  sei  er,  dem 
alles  zu  willen  ist.  13.  Gepriesen  sei  er,  dem  niemand  gleich-  lo 
kommt.  14.  Gepriesen  sei  er,  außer  dem  nichts  ist.  15.  Gepiüesen 
sei  er,  der  alles  gemacht.  16.  Gepriesen  sei  der  Gott  der  Götter, 
der  Herr  der  Herren.  17.  Gepriesen  sei  er,  dem  Himmel,  die 
Erde  und  das  Meer  gehorchen.  18.  Gepi-iesen  sei  er,  der  Tag 
und  Nacht  geschaffen.  19.  Gepriesen  sei  er,  der  alle  "Wesen  ge-  i.ö 
schaffen.  20.  Gepriesen  sei  er,  der  alle  Wunder  getan.  21.  Ge- 
priesen sei  er,  der  die  Zeichen  und  Wunder  offenbart.  22.  Es 
gibt  keinen  außer  ihm.  23.  Es  gibt  keine  Erhabenheit  wie  seine 
Erhabenheit,  keine  Herrschaft  wie  seine  Herrschaft,  keine  Macht 
wie  seine  Macht.  24.  Heilig  ist  er,  gepriesen  sei  sein  Name  in  20 
Ewigkeit.  25.  Und  der  Ewige  sprach  zu  Josua:  Am  heutigen 
Tage  will  ich  anfangen,  dich  vor  den  Augen  von  ganz  Israel  zu 
verherrlichen,  damit  sie  erkennen,  daß  ich  ebenso,  wie  ich  mit 
Moses  war,  mit  dir  bin!  26.  Und  befiehl  du  den  Priestern,  die 
die  Bundeslade  des  Ewigen  tragen:  Wenn  ihr  an  den  Eand  des  25 
Wassers  des  Jordan's  kommt,  sollt  ihr  am  Rande  stehen  bleiben. 
27.  Und  Josua  sagte  es  den  Priestern,  welche  trugen  die  Bundes- 
lade des  Ewigen.  28.  Und  sie  taten,  wie  es  der  Ewige  dem  Josua, 
dem  Sohne  Nun's,  befohlen  hatte.  29.  Und  die  Priester  zogen  aus, 
als  die  Wolke  sich  hob,  und  sie  ließen  einen  Zwischenraum  vom  30 
Lager,  wie  ihnen  der  König  Josua  befohlen  hatte.  30.  Und  Josua, 
der  Sohn  Nun's,  befahl  dem  Volke  also:  31.  Nehmet  euch  12  Männer, 
je  einen  von  jedem  Stamm.  32.  Und  es  wird  geschehen ,  sobald 
ruhen  werden  die  Fußballen  der  Priester,  welche  die  Bundeslade 
des  Ewigen  tragen,  im  Wasser  des  Joi'dan's,  wird  das  Wasser  des  35 
Jordan's  abgeschnitten  werden,  das  Wasser,  das  von  oben  zufließt, 
wird  stehen  bleiben  wie  ein  Wall.  33.  Und  es  war,  als  die  Träger 
des  Ewigen  zum  Jordan  kamen  und  ihre  Füße  benetzt  wurden  am 
Rande  des  Wassers  —  und  der  Jordan  war  voll  über  all  seinen 
Ufern  die  ganze  Erntezeit  — ,  34.  Da  hielt  das  Wasser,  das  von  «o 
oben  zufloß,  inne  und  stand  aufrecht  wie  ein  Wall,  imd  das 
Wasser  (das  Bett)  wurde  trocken  und  abgeschnitten.  35  [C  Und 
das  Volk  zog  hinüber  gegen  Jericho].  36.  Und  die  Priester,  die 
die  Bundeslade  des  Ewigen  trugen,  standen  mitten  im  Jordan  still 
im  Trockenen.  37.  Und  die  Priester  und  das  ganze  Volk  Israel  4."; 
zog  hinüber  im  Trockenen,  bis  das  ganze  Volk  die  Überschreitung 
beendigt  hatte. 


498      Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samantanischer  Rezension. 

IV.  1.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  rief  die  zwölf  Männer, 
die  er  aus  den  Kindern  Israel's  bestellt  hatte.  2.  Und  er  sprach 
zu  ihnen:  Gehet  vor  der  Bundeslade  des  Ewigen,  eures  Gottes, 
einher,    mitten  in   den  Jordan   hinein    und    hebet,    ein  jeder,  einen 

5  Stein  auf  die  Schulter  entsprechend  der  Anzahl  der  Stämme  der 
Kinder  Israel's:  3.  Damit  dieses  ein  Zeichen  sei  für  euch  nach 
eurer  Überschreitung,  wenn  eure  Söhne  künftig  (morgen)  euch 
fragen  sollten:  Was  haben  diese  Steine  für  eine  Bedeutung  für 
euch?      4.    So    sollt    ihr    ihnen    sagen:     Die,    daß  das   Wasser    des 

10  Jordan's  sich  geteilt  hatte  [C'  vor  der  Bundeslade  des  Ewigen,  als 
sie  durch  den  Jordan  zog ,  sich  das  Wasser  des  Jordan's  geteilt 
hatte],  und  diese  Steine  sollen  den  Kindern  Israel's  zum  Andenken 
dienen  auf  ewige  Zeiten.  5.  Und  die  Kinder  Israel's  taten ,  wie 
der  Ewige  Josua,    dem    Sohne  Nun's,    geboten    hatte.     6.  Und   sie 

15  nahmen  12  Steine  mitten  aus  dem  Jordan  und  das  Volk  legte  sie 
nieder.  7.  Und  Josua  richtete  mitten  im  Jordan  12  Steine  auf 
auf  dem  Platze,  wo  die  Füße  der  Priester,  die  die  Bundeslade  des 
Ewigen  sretracren  hatten ,  gestanden  hatten ,  und  sie  blieben  dort. 
8.  An  jenem  Tage    verherrlichte    der  Ewige  Josua   in    den  Augen 

20  der  ganzen  Gemeinde  der  Kinder  Israel's.  9.  Und  als  die  Priester, 
die  die  Bundeslade  des  Ewigen  trugen,  von  der  Mitte  des  Joi'dan's 
heraufstiegen,  kehrte  das  Wasser  des  Jordan's  an  seine  frühere  Stelle 
zurück.  10.  Und  das  Volk  kam  aus  dem  Jordan  herauf  am  10. 
des  1.  Monats. 

25  V.     1.  An  jenem  Tage  stand  Josua,  der  Sohn  Nun's,  auf  und 

sang  den  Gesang  Moses',  welcher  ist:  „Daraals  sang  Moses  und  die 
Kinder  Israel's",  welchen  Moses,  der  Fürst  der  Propheten,  und  die 
Kinder  Israel's  mit  ihm  am  Schilfmeere  gesungen  hatten.  2.  Nach- 
dem er  ihn  beendet  hatte,  sang  er:     3.  Gepriesen  sei  er,    der    die 

30  Wesen  geschaffen.  4.  Gepriesen  sei  er,  der  Himmel  und  Erde 
geschaffen.  5.  Gepriesen  sei  er,  der  einzig  ist.  6.  Gepriesen  sei 
er,  der  der  Gott  der  Geister  ist.  7.  Gepriesen  sei  er,  dem  nichts 
gleich  kommt.  8.  Gepriesen  sei  er,  der  die  Wunder  getan.  9.  Ge- 
priesen   sei    er,    der  die  Zeichen  offenbart   hat.     10.    Gepriesen    sei 

85  er,  den  kein  Wissen  erkennen  kann.  11.  Gepriesen  sei  er,  der 
alles  Bestehende  hervorgerufen  hat.  12.  Gepriesen  sei  er,  der 
allen  Raum  umfaßt.  13.  Gepriesen  sei  er,  der  die  Dunkelheit  er- 
leuchtet. 14.  Gepriesen  sei  er,  den  alle  ßäumlichkeiten  nicht  um- 
fassen.    15.    Gepriesen    sei    er,    der    die  Sterne    im  Himmel   leitet. 

40  16.  Du  bist  Gott,  dem  keiner  gleichkommt.  17.  Du  hast  alle 
Werke  und  Bilder  und  AVesen  und  Geister  geschaffen.  18.  Ge- 
priesen sei  dein  großer  Name  in  Ewigkeit  und  immerdar.  Ge- 
priesen sei  dein  heiliger  Name,    es   gibt   keinen  Gott  außer  einem. 

19.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  wurde  verherrlicht  in  den  Augen 
45  der  ganzen  Gemeinde   Israel,  wie  gepriesen   wurde  Moses,  der  Sohn 

Amram's,    der    Fürst    der    Propheten;    auf    ihm    sei    der    Friede. 

20.  Und  die  Häupter  des  Volkes  errichteten  die  12  Steine  an  dem 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     499 

Orte  Gilgal,  [C  zur  Erinnerung]  an  das,  was  der  Ewige  seinem  Volke, 
den  Kindern  Israel's,  getan  hatte  zur  Zeit  ihrer  Überschreitung  des 
Jordan's.  21.  Und  es  hörte  der  König  von  Damessek  von  der 
Überschreitung  des  Jordan's  durch  die  Kinder  Israel's  und  daß  er  aus- 
getrocknet wurde  zur  Zeit  ihrer  Überschreitung  und  daß  er  nach-  0 
her  zurückflutete,  wie  er  am  Anfange  war,  nachdem  sie  herauf- 
kamen. 22.  Und  es  fiel  auf  sie  Angst  und  Schrecken.  23.  Und 
der  Herr  sprach  zu  Josua,  dem  Sohne  Nun 's:  Siehe  ich  habe  den 
Schrecken  und  die  Angst  vor  dir  allen  Völkern  eingeflößt. 
24.  Und  habe  von  dir  und  deinem  Volke  jedwege  Plage  wegge- 10 
nommen.  25.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  nannte  den  Namen 
dieses  Platzes  Gilgal. 

VI.     1.    Und    die  Wolke    hob    sich    von    den  Kindern   Israel's 
am  ersten  Monat  des  Jahres,  welches    der  Anfang    war   des  Jahres 
der  Schemita  und  des  Jobel  der  Kinder  Israel's.     2.    Und    das    ist  15 
das  Jahr  2794  seit  der  Schöpfung  der  Welt.      3.  In  jenem  Monat 
am  14.  Tage  des  Monats  in  der  Abenddämmerung  brachten  sie  das 
Passahopfer  in  den  Städten  Jericho's.    4.  Und  sie  aßen  7  Tage  un- 
gesäuerte Brote    von    dem  Ertrage   des  Landes.     5.    Und    es    hörte 
das  Manna  auf  an  dem  Tage,  an  welchem  sie  von  dem  Ertrage  des  20 
Landes  aßen,  und  es  gab  keines  mehr.    6.  Und  sie  nährten  sich  von 
dem  Ertrage  des  Landes  in  jenem  Jahr.     7.  Und  es  geschah,   daß, 
als  Josua,  der  Sohn  Nun's,  sich  vor  Jericho  befand,  er  aufschaute 
und    sah,    wie    ein    Mann    mit    gezücktem  Schwerte  ihm  arecrenüber 
stand.     8.  Und  Josua  ging  auf  ihn  zu  und  sprach  zu  ihm :  Gehörst  25 
du  zu  uns  oder  zu  unseren  Feinden?      9.    Und    er   sprach  zu  ihm: 
Wohl  bin  ich  ein  Heerführer  des  Ewigen.    Eben  bin  ich  bekommen. 
Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  warf  sich  zu  Boden  auf  sein  Angesicht, 
und  verneigte   sich.      10.  Da  sprach  er  zu  ihm:  Was  beflehlt  mein 
Herr  seinem  Diener?     Und  er  antwortete  ihm:  Ziehe  deine  Sandalen  30 
von  deinen  Füßen,  denn  die  Stätte,   auf  der  du  stehest,  ist  heilige 
Stätte.     Da  tat  Josua  so. 

VIT.     1.   Und  der  Engel  des  Herrn  sagte  zu  Josua,  dem  Sohne 
Nun's:    So  spricht  der  Herr:    Siehe,   ich  überliefere   diese  Stadt  in 
deine  Hand    nebst    ihrem   König    und   seinen  Kriegsherrn.     2.  Und  35 
ihr  sollt  um  die  Stadt  ziehen,    alle  die  Kriegsleute,    rings  um  die 
Stadt  herum  einmal.     So  sollst  du  der  Stadt  tun   6  Tage  hindurch. 
3.  Und  die  Priester,  welche  die  13undesUide  tragen,  sollen  dem  Volke 
voranziehen  und  in  ihren  Händen  die    Trompeten    halten.     4.    Und 
am    7.   Tage    sollt    ihr    die    Stadt    sieben    Mal    umziehen    und    die -lo 
Priester  sollen  in   die  Trompeten  blasen.     5.  Wenn   aber  das  Jubel- 
horn  geblasen  wird,  sobald  ihr  den  Trouipetenschall  hört,   soll  das 
gesamte  Volk  ein  lautes  Kriegsgeschrei    erheben    und    rufen:    „Der 
Ewige    ist   ein   Kriegsheld,    der    Ewige    ist    sein    Name".     So    wird 
dann   die  Mauer  der  Stadt  in  sich  zusammenstürzen,  und  das  Volk  •»:> 
soll  hinaufsteigen,  jeder  vor  sich  hin.    G.  Da  berief  Josua,  der  Sohn 
Nun's,  die  Priester  und  sprach  zu  ihnen :  Ihr  sollt  die  Bundeslade  des 


500     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

Ewigen  tragen.  Und  7  Priester  sollen  7  Trompeten  des  Jobel  vor 
der  Bundeslade  des  Ewigen  tragen.  7.  Und  er  sprach  zu  dem 
Volke:  Gehet  und  ziehet  um  die  Stadt  herum,  und  die  Gewappneten 
sollen    vor    der    Bundeslade    des    Ewigen    einherziehen.      Als    nun 

5  Josua  dem  Volke  den  Befehl  gegeben  hatte,  da  zogen  die  Priester 
und  stießen  in  die  Trompeten.  9.  Und  die  Bundeslade  des  Ewigen 
zog  hinter  ihnen  einher.  10.  Und  Josua  befahl  dem  Volke:  Er- 
hebet kein  Kriegsgeschrei  und  machet  keinen  Lärm  bis  zu  dem 
Tage,  wo  die  Priester  euch  gebieten  werden,  das  Kriegsgeschrei  zu 

10  erheben;  dann  sollt  ihr  es  erheben.  11.  Und  er  ließ  die  Bundes- 
lade einmal  rings  um  die  ganze  Stadt  herumtragen  und  sie  kehrten 
in  das  Lager  zurück  und  übernachteten  im  Lager.  12.  Josua  aber 
machte  sich  früh  auf,  und  die  Priester  trugen  die  Bundeslade  des 
Ewigen.     13.    Und  die   Priester  stießen    in  die    Trompete.     14.  So 

15  zogen  sie  um  die  Stadt  herum  6  Tage  hindurch,  jeden  Tag  einmal. 
15.  Am  7.  Tage  aber  brachen  sie  mit  Morgenanbruch  auf  und  zogen 
um  die  Stadt  7  mal  herum.  16.  Beim  7.  Male,  da  stießen  die 
Priester  in  die  Trompeten  und  das  gesamte  Volk  rief:  „Der  Ewige 
ist   ein   Kriegsheld,    der   Ewige   ist   sein   Name."      Und    da    sprach 

20  Josua  zum  Volke:  Erhebet  euer  Kriegsgeschrei,  denn  der  Ewige 
hat  euch  die  Stadt  überliefert.  17.  Diese  Stadt  aber  mit  allen, 
was  darin  ist,  sei  ein  Bann  dem  Ewigen.  Nur  die  Gastgeberin 
Rahab  soll  leben  bleiben ,  sie ,  nebst  allen ,  die  bei  ihr  im  Hause 
sind,  weil  sie  die  Boten,  die  wir  aussandten,  die  Stadt  auszukund- 

25  schaffen,  versteckt  hat.  18.  Nehmet  euch  wohl  vor  dem  Gebannten 
in  Acht.  Ihr  würdet  dadurch  das  Lager  Israel's  unter  den  Bann 
bringen  und  es  ins  Unglück  stürzen.  19.  Vielmehr  sollen  alle 
silbernen  und  goldenen  und  ehernen  und  eisernen  Gerätschaften 
dem  Ewigen  geweiht  sein.     20.  Da  erhob  das  Volk  ein  gewaltiges 

30  Kriegsgeschrei;  da  stürzte  die  Mauer  in  sich  zusammen,  und  das 
Volk  stieg  in  die  Stadt  hinauf,  jeder  Mann  gerade  aus,  und  sie 
nahmen  die  Stadt  ein.  21.  Und  sie  vollstreckten  an  allem,  was 
sich  in  der  Stadt  befand,  an  den  Männern,  wie  an  den  Weibern, 
an  den  Rindern,  an  Schafen  und  Eseln  den  Bann  mit  dem  Schwerte. 

35  22.  Den  beiden  Männern  aber,  die  das  Land  ausgekundschaftet 
hatten,  befahl  Josua,  der  Sohn  Nun's:  Begebet  euch  in  das  Haus 
jenes  Weibes  und  führet  das  Weib  nebst  all  ihren  Angehörigen 
von  dort  hinweg,  wie  ihr  es  ihr  zugeschworen  habt.  23.  Da  be- 
gaben sie  sich  in  das  Haus  und  führten  hinweg  Rahab  nebst  ihrem 

40  Vater  und  ihrer  Mutter  und  ihren  Brüdern,  nebst  ihrer  gesamten 
Familie.  24.  Die  Stadt  aber  und  alles  was  darin  war,  brannten 
sie  nieder.  25.  Zu  jener  Zeit  sprach  Josua  folgenden  Fluch  aus: 
Verflucht  vor  Gott  soll  der  Mann  sein,  der  auftritt,  um  diese 
Stadt  Jericho    wieder   aufzubauen.      2ü.    Und    der    Ewige    war    mit 

45  Josua,  dem  Sohne  Nun's,  und  sein  l?uf  verbreitete  sich  durch  das 
ganze  Land. 

VIII.      1.  l'nd  es  kam  ein  Mann   von   den   Söhnen  Israel's  und 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension.     501 

ging  in  einen  der  Götzentempel  der  Stadt  Jericho  und  nahm  ein 
goldenes  Götzenbild  und  eine  goldene  Zunge,  deren  Gewicht  2200 
Schekel  war.  2.  Da  entbrannte  der  Zorn  des  Ewigen  gegen  die 
Kinder  Israel's.  3.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  sandte  von  Jericho 
aus  3000  Mann  gegen  Ai;  die  Einwohner  von  Ai  schlugen  jedoch  0 
die  3000  Mann,  die  Josua,  der  Sohn  Nun's,  gesandt  hatte.  4.  Und 
sie  flohen  vor  den  Männern  von  Ai,  denn  sie  erschlugen  von  ihnen 
36  Mann.  5.  Und  sie  kehrten  zurück  in  das  Lager  zu  Josua,  dem 
Sohne  Nun's.  6.  Da  zerriß  Josua  seine  Kleider  und  warf  sich 
auf  sein  Angesicht  zu  Boden  vor  der  Bundeslade,  er  und  die  10 
Ältesten  der  Kinder  Israel's  mit  ihm.  7.  Und  Josua  sprach:  Herr, 
Gott!  Warum  hast  du  dieses  Volk  über  den  Jordan  ziehen  lassen, 
um  uns  den  Amoritei'n  zu  überliefern,  um  uns  zu  vernichten? 
8.  Was  soll  ich  sagen,  nachdem  die  Kinder  Israel's  vor  ihren  Feinden 
haben  rückwärts  gehen  müssen?  Wenn  das  alle  Bewohner  des  i5 
Landes  Kanaan  erfahren,  werden  sie  uns  umzingeln  und  uns  vom 
Erdboden  vertilgen.  10.  Und  der  Ewige  erwiderte  Josua  also: 
Wozu  liegst  du  doi't  auf  deinem  Angesicht?  11.  Stehe  doch  auf, 
denn  Israel  hat  sich  versündigt,  und  sie  haben  von  dem  Gebannten 
genommen.  12.  Gehe  zum  Volke,  und  denjenigen,  der  von  dem  20 
Gebannten  genommen,  sollst  du  verbrennen  im  Feuer  nebst  allem 
was  ihm  angehört,  denn  er  hat  eine  Schandtat  in  Israel  becjansfen. 

13.  Da    stand  Josua,    der  Sohn    Nun's,    auf  und   versammelte    das 
ganze  Lasfer  der  Kinder  Israel's    vor    der   Tür    des  Stiftszeltes    vor 
Eleasar,  dem  Sohn  Aharon's,  des  Priesters,  mit  den  ßeiheu  der  Edel-  25 
steine    auf   seinem   Brustschilde    und    den    Urim   und    den    Tumim. 

14.  Da  ließ  er  herantreten  die  Namen  der  Stämme,  Stamm  für 
Stamm.  Der  Schuldige  war  vom  Stamme  Juda;  da  ließ  er  heraus- 
treten die  Namen  der  Familien  des  Stammes  Juda.  15.  Da  wurde 
der  Schuldige  offenbart  von  der  Familie  Sarchi  ^).  Da  ließ  er  her-  so 
austreten  die  Namen  der  Familie  Sarchi.  IG.  Da  wurde  der 
Schuldige  offenbart  vom  Hause  Sabdi.  Da  ließ  er  heraustreten  die 
Männer  des  Hauses  Sabdi.  17.  Da  wurde  der  Stein  verdunkelt  bei 
dem  Namen  Allan  ^).  18.  Und  das  war  der  Sohn  Karrai's,  des 
Sohnes  Sabdi's  vom  Stamme  Juda.  19.  Da  sprach  Josua,  der  Sohn  35 
Nun's,  zu  Allan:  Oh,  Sohn,  mein  Sohn!  Wisse,  daß  der  Schöpfer 
des  Himmels  und  der  Erde  alle  Geheimnisse  kennt  und  alles 
Verborgene ,  und  nichts  kann  vor  ihm  verheimlicht  werden.  Sage 
mir  doch  in  Gegenwart  dieses  Volkes,  was  Du  getan  hast.  Ver- 
hehle  uns  nichts.  20.  Und  Airan •')  antwortete  Josua,  dem  Sohne  in 
Nun's:  21.  Der  Ewige  ist  gerecht,  und  ich  bin  der  Frevler;  und 
er  sagte:  Ich  habe  mich  in  Wahrheit  an  dem  Ewigen,  dem  Gott 
Israel's,  versündigt;  das  und  das  habe  ich  getan.  22.  Und  Josua, 
der  Sohn  Nun's,  sandte  Boten,  und  sie  liefen  in  das  Zelt.     Da  er- 


1)  A  Achri.  2)  Abul-Fatli:   Aidan. 

3)  In  A  Ail(r)an,  r  in  /  korrigiert  oder  umgekehrt. 


502     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritaniseher  Rezension. 

gab  ^ich,  daß  das  goldene  Götzenbild  und  die  Zunge  verborgen 
lagen  in  seinem  Zelte  und  das  Silber  darunter.  23.  Und  sie 
brachten  es  zu  Josua,  dem  Sohne  Nun's.  Und  er  legte  sie  nieder 
vor  Gott^).  24.  Josua  nahm  das  Götzenbild  und  die  Zunge  und 
5  das  Silber  und  Allan  und  seine  Söhne  und  seine  Töchter  und  alles, 
was  zu  ihm  gehörte.  25.  Und  die  ganze  versammelte  Gemeinde 
der  Kinder  Israel's  bewarfen  sie  mit  Steinen  und  verbrannten  sie 
im  Feuer.  26.  Und  sie  errichteten  über  ihnen  einen  großen  Stein- 
haufen bis  auf  den  heutigen  Tag.    Und  da  gereute  es  dem  Ewieren 

10  über  das  Volk,  und  er  ließ  ab  von  seinem  heftigen  Zorn. 

IX.  1.  Und  der  Ewige  sprach  zu  Josua,  dem  Sohne  Nun's: 
Sei  ohne  Furcht  und  unverzagt.  2.  Nimm  Kriegsleute  und  ziehe 
hinauf  gegen  Ai,  denn  ich  will  den  König  von  Ai  und  sein  ganzes 
Volk   und    sein  Land   in    deine  Hand   geben.     3.    Und   Josua,    der 

15  Sohn  Nun's,  wählte  vom  Volke  3000  Mann  und  sandte  sie  des 
Nachts  ab.  4.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  befahl  ihnen  wie 
folgt:  Habt  Acht:  Ihr  sollt  euch  gegen  die  Stadt  und  zwar  im 
Rücken  der  Stadt  in  den  Hinterhalt  legen.  Entfernt  euch  nicht 
zu  sehr  und  seid  insgesamt  bereit.     5.  Ich  aber  und  alle  die  Leute, 

20  die  ich  bei  mir  habe,  wollen  gegen  die  Stadt  anrücken.  6.  Und 
wenn  die  Leute  der  Stadt  uns  entgegentreten,  so  werden  wir  vor 
ihnen  fliehen.  7.  Ihr  aber  sollt  dann  aufstehen  und  hervorbrechen 
von  eurem  Hinterhalt  und  euch  der  Stadt  bemächtigen ;  der  Ewige, 
euer  Gott,  wird  sie  in  eure  Gewalt  geben.     8.  Und  sie  taten,  wie 

25  ihnen  Josua,  der  Sohn  Nun's,  geboten  hatte.  9.  Und  der  Ewige 
gab  sie  in  die  Gewalt  Israel's,  und  sie  verbrannten  sie  und  alles,  was 
darin  war,  wie  es  Josua  geboten  hatte.  10.  Und  diese  Stadt  liegt 
vor  dem  Berge  Gerisim,  dessen  Name  Bet  El  ist,  an  dessen  östlicher 
Seite.     11.  Und  Josua  ging  zur  Stadt  Lus,  welche  auf  dem  Berge 

30  Gerisim  ist,  das  ist  Bet  El.  Und  er  erschlug  sie,  ohne  einen  ein- 
zigen entrinnen  zu  lassen.  12.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  befahl 
dem  Volke  also:  13.  Daß  sie  sich  lagern  sollten  in  Ebne  Moi-e, 
welches  nahe  der  Stadt  Schechem  liegt,  und  sie  stellten  dort  das 
Stiftszelt    auf     14.  Und  Josua,    der  Sohn  Nun's,    errichtete    einen 

35  Altar  von  Steinen  auf  dem  Berge  Gerisim,  welcher  Bet  El  ist,  wie 
Moses  den  Kindern  Israel's    befohlen    hatte    auf  Befehl    des  Herrn. 

15.  Und  sie  brachten  auf   ihm    dar  Brandopfer  und  Friedensopfer. 

16.  Und  ein  Feuer  kam    hervor    von    dem   Ewigen    und   verzehrte, 
was    auf   dem  Altare   war.     Und    die    Kinder  Israel's    freuten    sich 

•10  und  sie  sangen  viele  Loblieder  und  Lobpreisungen  dem  Ewigen, 
ihrem  Gotte,  der  sie  unter  allen  Völkern  ausgewählt.  17.  l'nd 
der  erste  der  Fürsten  der  Leviten,  der  Eleasar,  Sohn  Aharon's, 
des  Priesters,  schrieb  auf  die  Steine  das  Gesetz  Moses'  deutlich 
und  sorgfältig,  wie    es  Moses   in  dem  Buche  des  Gesetzes  befohlen 

■I.-)  hatte,  indem   er  sagte:     18.  „l'nd  es  soll  geschehen,  wenn  ihr  hiii- 

1)   B   C  Und   er  schrie. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     503 

"überziehet  über  den  Jordan,  sollt  ihr  diese  Steine,  gemäß  dem, 
was  ich  euch  gebiete,  auf  dem  Berge  Gerisim  aufrichten  und  mit 
Kalk  übertünchen."  19.  Und  sie  errichteten  sie  auf  dem  Berge 
Gerisim,  wie  der  Ewige  Moses  befohlen  hatte.  20.  Und  Josua,  der 
Sohn  Nun's,  versammelte  die  ganze  Gemeinde  der  Kinder  Israel's  5 
in  der  Nähe  des  Berges  Gerisim  Bet  El,  und  sie  versammelten 
sich  rings  um  den  Berg  herum  von  allen  vier  Seiten.  21.  Und 
die  Priester,  die  Leviten,  traten  heran,  und  sie  lasen  alle  Worte 
des  Gesetzes  laut  vor.  22.  Sie  schieden  nachher  ab  die  Stämme 
Rüben,  Gad,  Ascher  und  Sebulon,  Dan  und  Naftali,  und  sie  gingen  lo 
und  standen  auf  dem  Berge  Ebal.  23.  Und  die  Stämme  Simeon, 
Levi,  Jehuda,  Isachar,  Josef  und  Benjamin  gingen  und  standen  auf 
dem  Berge  Gerisim.  24.  Und  die  Bundeslade  des  Ewigen  war  mit 
ihnen  und  die  Priester,  die  Leviten,  trugen  sie.  25.  Und  vor 
ihnen  stand  der  Hohepriester  Eleasar,  der  Sohn  Aharon's,  des  i5 
Priesters,  auf  ihm  sei  der  Fi'iede,  und  sein  Sohn  Pinehas  und  sein 
Bruder  Ithamar,  auf  ihnen  sei  der  Friede,  und  alle  Ältesten  Israel's 
und  ihre  Richter.  26.  Und  es  segneten  die  Ältesten  der  Priester 
auf  dem  Berge  Gerisim  Bet  El  im  Namen  des  Ewigen,  des 
Heiligen,  die  ganze  Gemeinde  der  Kinder  Israel's.  27.  Und  sie  20 
lasen  alle  Worte  des  Segens  über  sie  und  sie  segneten  sie,  und 
die  Herrlichkeit  Gottes  erschien  auf  der  Bundeslade.  28.  Und 
das  ganze  Volk  sah  es  und  sie  jauchzten,  und  sie  fielen  auf  ihr 
Angesicht  [C  Und  nachher  wendeten  die  Leviten  ihr  Angesicht] 
gegen  Ebal.  29.  Und  sie  lasen  alle  Worte  des  Fluches,  welche  in  25 
diesem  Buche  der  Lehre  geschi'ieben  stehen,  wie  es  der  Ewige  dem 
Moses  befohlen  hatte.  30.  Und  es  geschah  nach  all  diesen,  da  ging 
jedermann  aus  dem  Volke  in  sein  Zelt.  31.  Und  Josua,  der  Sohn 
Nun's,  befahl,  und  sie  begruben  die  Gebeine  Josefs  auf  dem  Feld- 
stücke ,  welches  unser  Vater  Jakob  von  den  Söhnen  Chamor's ,  des  30 
Vaters  Sichem's,  um  100  Kesita  erworben  hatte.  32.  Und  dieser 
Platz  liegt  bei  Schechem  in  Elon  More  an  der  Stelle ,  wo  Jakob 
Israel  einen  Altar  gebaut  hatte  und  seinen  Namen  genannt  hatte : 
El  Elohei  Israel. 

X.     1.  Nach  diesen  Begebenheiten,  als  alle  Völker  und  Nationen  35 
vernahmen,  daß  Josua,  der  Sohn  Nun's,  und  sein  Volk,  die  Kinder 
Israels,    erobert   hatten  Jericho,    Ai    und    Lus,     2.  Und   die  Stadt 
Schechem  und  all  ihre  Gehöfte  (?)  —  und  sie  fürchteten  sich  sehr  — 
3.  Da  kamen  die  Einwohner  der  Gehöfte  (?  Kirjatajim),    die  in  der 
Nähe  dieser  Städte  waren,    darunter   die  Bewohner  von  Gibeon  zu  40 
Josua,  dem  Sohne  Nun's,  und  zu  Eleasar,   dem  Priester,  in  listiger 
Weise.     4.    Und    sie  kamen  mit  abgenutzten   Säcken.      5.    Und  mit 
alten  und  geflickten    Sandalen    an    ihren    Füßen    und    abgenutzten 
Kleidern  auf  sich.     Und  alles  Brot,  das  sie  als  Mundesvorrat  mit- 
nahmen, war  vertrocknet  und  schimmelig.     6.   So  begaben  sie  sich  ■1.') 
zu  Josua,  dem   Sohne  Nun's,  und  sprachen  zu  ihm  und   zu  Eleasar, 
dem    Sohn    Aharon's,    des    Priesters,    und    zu    allen    Häuptern    des 


504     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

Volkes:  Aus  fernem  Land  kommen  wir,  und  nun  schließt  mit  uns 
einen  Bund.  7.  Da  sprachen  zu  ihnen  Josua,  der  Sohn  Xun's,  und 
Eleasar,  Sohn  des  Aharon's,  des  Priesters,  und  die  Ältesten  des  Volkes 
also:  Vielleicht  wohnt  ihr  mitten  unter  uns,  und  wie  können  wir 
5  da  einen  Bund  mit  euch  schließen?  8.  Da  sprachen  sie  zu  ihnen: 
Aus  fernem  Lande  sind  wir,  eure  Knechte.  Und  da  sprachen  sie 
zu  ihnen:  Wer  seid  ihr  und  woher  kommt  ihr?  9  Da  antworteten 
sie:  Von  sehr  fernem  Lande  kommen  wir,  deine  Knechte,  um  des 
Ruhmes  des  Ewigen ,  eures  Gottes  willen ,  denn  wir  haben  seinen 
10  Ruhm  gehört,  sowohl  alles,  was  der  Ewige  in  Ägypten  getan  hat, 

10.  Als  auch  alles  das,  was  er  getan  hat  den  beiden  Königen  der 
Amoriter,  welche  jenseits  des  Jordan's  wohnten,  Sichon,  dem  König 
von  Hesbon,  und  Og,  dem  König  von  Basan,  zu  Astarot  in  Edrei. 

11.  Da    geboten    uns    unsere  Ältesten    und    alle  Bewohner  unseres 
15  Landes  und  sagten :    Versorget    euch    mit  Zehrung    für    die    Reise 

und  ziehet  ihnen  entgegen  und  sprechet  zu  ihnen:  Wir  wollen  eure 
Knechte  sein,  und  nun  schließet  einen  Bund  mit  uns.  12.  Hier 
ist  unser  Brot:  wir  haben  es  noch  warm  als  Zehrung  aus  unseren 
Häusern  mitgenommen  an  dem  Tage,  wo  wir  auszogen,  zu  euch  zu 

20  kommen;  und  nun  ist  es  vertrocknet  und  schimmelig  geworden. 
13.  Und  diese  Weinschläuche,  sie  waren  neu,  als  wir  sie  füllten, 
und  nun  sind  sie  geborsten,  und  diese  unsere  Kleider  und  Schuhe 
sind  abgenutzt  infolge  der  weiten  Reise.  14.  Da  nahmen  die 
Männer  etwas    von    ihrem  Mundvorrat;    aber    den  Bescheid  Gottes 

25  holten  sie  nicht  ein.  15.  Und  Josua  machte  mit  ihnen  Frieden 
und  schloß  mit  ihnen  einen  Bund,  sie  am  Leben  zu  lassen,  und 
die  Fürsten  der  Gemeinde  schwuren  ihnen  zu.  16.  Und  es  geschah 
nach  Verlauf  von  3  Tagen,  nachdem  sie  mit  ihnen  den  Bund  ge- 
schworen hatten,    hörten    sie,  daß   sie  aus  der  Nähe  waren  und  in 

30  ihrer  Mitte  wohnten.  17.  Da  brachen  die  Kinder  Israel's  auf  und 
gelangten  am  3.  Tage  zu  ihren  Ortschaften,  und  ihre  Ortschaften 
waren  Gibeon,  Kizah  und  Sitah  und  Kirjat  Jearim.  18.  Und  die 
Kinder  Israel's  taten  ihnen  nichts  zu  leide,  denn  Josua,  der  Sohn 
Nun's,  und  Eleasar,  der  Sohn  Aharon's,  des  Priestei's.  und  die  Fürsten 

35  der  Gemeinde  hatten  vor  dem  Ewigen,  dem  Gott  Israel's  zuge- 
schworen. Da  murrten  die  ganze  Gemeinde  gegen  die  Fürsten. 
19.  Da  spi-achen  alle  Fürsten  zu  der  ganzen  Gemeinde:  Wir  haben 
ihnen  bei  dem  Ewigen,  unserem  Gotte,  zugesehworen ,  und  nun 
dürfen  wir  sie  nicht   antasten.     20.    Folgendes    wollen    wir    ihnen 

40  antun  und  sie  am  Leben  erbalten,  daß  über  uns  kein  Zorn  komme 
wegen  des  Eides,  den  wir  ihnen  zugeschworen.  21.  Da  sprachen 
die  Fürsten  zu  ilmen:  Sie  sollen  am  Loben  bleiben  luid  sie  sollen 
Holzhauer  und  Wasserschöpfer  für  die  ganze  Gemeinde  sein,  wie  die 
Fürsten  ihnen  gesagt  liatten.     22.    Da    ließ    sie    Josua    rufen  und 

45  sprach  zu  ihnen  also:  Warum  habt  ihr  uns  getäuscht  und  gesagt: 
Wir  wohnen  sehr  weit  von  euch  entlrnit,  während  ihr  doch  unter 
uns  wohnt?     23.    Darum    sollt    ihr    vertlucht    sein    und  nicht  auf- 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     505 

hören,  Sklaven  zu  sein  und  Holzhauer  und  Wasserschöpfev  für  das 
Haus  meines  Gottes.     24.    Da  erwiderten    sie  Josua  und  sprachen: 
Es    wurde    deinen  Knechten    berichtet,    was    der   Ewige    dein  Gott 
durch  seinen  Knecht  Moses  befohlen  hat,  euch  das  ganze  Land  zu 
geben,    und    daß    er    auch    befohlen  hat  alle  Bewohner  des  Landes  5 
vor    euch    zu    vertilgen ,    (und    da    fürchteten    wir    uns)    urn    unser 
Leben ,    und    darum    handelten    wir  so.     25.  Nun  aber  sind  wir  in 
deiner  Gewalt.    Verfahre  mit  uns,  wie  es  dir  recht  und  gut  dünkt. 
26.  Da  verfuhr  Josua  mit  ihnen  so ,    und    er   errettete  sie  aus  der 
Hand    der    Kinder   Israel's,    und   sie    töteten    sie    nicht.      27.    Und  lo-'^ 
Josua  machte  sie  nachher  zu  Holzhauern  und  Wasserschöpfern  für 
den  Altar  des  Ewigen  an  der  erwählten   Stätte  am  Berge  Gerisim. 
XL     1.  Als  aber  der  König  von  Jebus  vernahm,  daß  die  Be- 
wohner von   Gibeon  mit  den  Israeliten  Frieden  gemacht  hätten  und 
unter  ihnen  wohnen  geblieben  seien,    2.  Da  fürchtete  er  sich  sehr,  i5 
denn    es    war    eine    große    Stadt,    wie    nur    eine    der    Städte    des 
Reichs,  und  sie  war  größer  als  Ai  und  all  ihre  Männer  sehr  tapfer. 
3.  Da  schickte  der  König   von  Jebus    zu    dem  König   von  Hebron, 
dem    König    von    Jarmut ,    dem    Könior    von    Lachisch    und    dem 
König    von    Eglon    und    ließ   ihnen   sagen:     4.  Kommt  zu  mir  und  20- 
helft   mir,    daß    wir  Gibeon  schlagen,    denn    sie   haben  Frieden  ge- 
schlossen mit  Josua,    dem    Sohne    Nun's,    und    mit   dem  Volke  der 
Kinder  Israel's.    5.  Da  versammelten  sich  die  5  Könige  der  Amointer 
und  zogen  heran:  der  König  von  Jebus  und  der  König  von  Hebron 
und  der  König  von  Jarmut,  und  der  König  von  Lachisch  und  der  25 
König  von  Eglon,    sie    mit    ihrem    ganzen   Heer,    und    sie    lagerten 
vor    Gibeon    und    begannen    die    Feindseligkeiten    gegen    dasselbe. 
6.  Da  schickten  die  Einwohner    von  Gibeon  zu  Josua,    dem  Sohne 
Nun's,  und  sagten:   Laß   deine  Knechte  nicht  im   Stich!    Komm  uns 
schleunigst  zu  Hilfe  und  rette  uns,   denn  es  haben  sich  gegen  uns  30 
zusammengetan    alle  Könige    der    Araoriter,    die    auf   dem    Gebirge- 
wohnen.     7.  Da  zog  Josua,    der  Sohn  Nun's,    vom  Berge  Gerisim, 
Bet  El,    der  erwählten   Stätte,  und    mit  ihm  die  ganze  Streitmacht 
und  alle  Tapferen.      8.  Und  der  Ewige    sprach    zu  Josua:    Fürchte 
dich  nicht  vor  ihnen,  denn  ich  habe  sie  in  deine  Gewalt  gegeben;  36 
keiner  von  ihnen  soll  vor  dir  Stand  halten  können.    9.  Und  Josua 
überfiel    sie    plötzlich.      10.    L"nd    der    Ewige    brachte    sie    in  Ver- 
wirrung vor  den  Kindern  Israel's.    Da  brachten  sie  ihnen  bei  Gibeoii 
eine  schwere  Niederlasre    bei    und    verfolsften    sie    in    der  Richtung 
der  Steige  von  Bet  Horon  und  schlugen    sie   bis  nach  Asekah  und  10 
Makkedah.     11.  Und  dieses  liegt    im  Westen  von  Bet  El,  welches 
der  Berg  Gerisim  ist.     12.    Damals  sprach  Josua  vor  dem  Ewigen 
an  jenem  Tage,    wo  der  Ewige,    der  Herr,    dort  die  Amoriter  den 
Israeliten  preisgab.    13.  Und  der  Herr  gab  die  Amoriter  an  jenem 
Tage   in    die    Gewalt   der    Kinder   Israel's.     14.   Und    sie    brachten  i'. 
ihnen  eine  sehr  schwere  Niederlage  bei.     15.  Darauf  kehrte  Josua, 
der  Sohn  Nun's,    mit    den    gesamten  Kindern  Israel's    zurück  nach 


506     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebrälsch-samaritanischer  Rezension. 

Bet   El,    nach    dem    Berge    Gerisim,    nach    der    erwählten    Stätte. 
16.  Jene  5  Könige  aber  flohen  und  versteckten  sich   in  einer  Höhle 
in    Makkedah.      17.    Da    wurde    Josua    berichtet    wie    folgt:    Die 
5  Könige  halten  sich  in  der  Höhle  bei  Makkedah  versteckt.     18.  Da 
5  sprach   Josua:   Wälzet    große    Steine    vor    den    Eingang    der  Höhle 
und  stellt  Männer  bei    ihr    auf,    sie    zu    bewachen.      19.  Ihr  selbst 
aber  laßt  euch   nicht  aufhalten.     Verfolgt   eure    Feinde    und    tötet 
ihre  Nachhut.     Lasset  sie  nicht  in  ihre  Städte  gelangen,  denn  der 
Ewige,    euer  Gott,  hat  sie  in  eure  Gewalt  gegeben.     20.  Als  nun 
10  Josua    und    die  Kinder  Israel's    sie    vollends    geschlagen  und  ihnen 
eine  sehr    schwere    Niederlage  beigebracht  hatten,    sodaß    sie    fast 
aufgerieben  waren  —  was  noch  von  ihnen  übrig  war,  war    in  die 
festen  Städte  entronnen  — ,    21.  Da  kehrte  die  gesamte  Mannschaft 
wohlbehalten  zurück  zu  Josua,  dem  Sohne  Nun's,  in  das  Lager  bei 
15  Makkedah.    Da  wagte  niemand  gegen  die  Kinder  Israel's  seine  Zunge 
zu  spitzen.    22.  Und  da  befahl  Josua:  Öffnet  den  Eingang  zur  Höhle 
und  holt  mir  jene   5   Könige  aus  der  Höhle  heraus.     23.   Da  taten 
sie  so  und  holten  jene  5  Könige  aus  der  Höhle  heraus,  den  König 
von  Jebus ,    den  König  von  Hebron ,    den  König   von  Jarmut ,    den 
20  König  von  Lachisch,  den  König  von  Eglon.    24.  Als  man  nun  jene 
Könige  zu  Josua  herausgebracht  hatte,  rief  Josua  alle  israelitischen 
Männer  herbei,  und  er  befahl  den  Obersten  der  Kriegsleute,  die  mit 
ihm  gezogen  waren:  Tretet  heran  und  setzet  eure  Füße  auf  die  Hälse 
dieser  Könige !    Da  traten  sie  heran  und  setzten  ihre  Füße  auf  deren 
25  Hälse.     25.  Und  Josua  sprach  zu  ihnen:    Fürchtet   euch  nicht  und 
seid  unverzagt!    Seid    fest    und    tatkräftig;    denn    ebenso    wird    der 
Ewige    mit   allen    euren    Feinden    verfahren,    mit    denen    ihr  Krieg 
führt.     26.  Hierauf  schlug  sie  Josua  und   tötete    sie    und    ließ    sie 
auf  5  Bäumen  aufhängen;  so  hingen  sie  an  den  Bäumen  bis  gegen 
30  Abend.     27.  Als  aber   die    Sonne    eben    untergehen    wollte,    befahl 
Josua,  sie  von  den  Bäumen  herabzunehmen,    und  man  warf  sie  in 
die  Höhle,  in  der  sie  sich  versteckt  hatten,  und  legte  große  Steine 
vor  den  Eingang    der    Höhle    bis   auf  diesen  Tag.     28.  Und  Josua 
eroberte    am    selben    Tage    Makkedah    und    erschlug    sie    mit    der 
35  Schärfe  des  Schwertes  und  insgesamt  mit  seinem  König,  er  bannte 
sie  und  alle  Menschen,    die  darin  waren,  und  ließ  niemanden  ent- 
rinnen, und  verfuhr  mit  dem  Könige  von  Makkedah,  wie  er  mit  dem 
Könige  von  Jericho  verfahren  war.    29.  Hierauf  zog  Josua  mit  allen, 
die  bei   ihm  waren,  von  Makkedah  nach  Libnah  [C  und  er  bekriegte 
40  Libnah].     30.  Und  der  Ewige  gab  es  in  die  Gewalt  von  Israel,  es 
und  ihren  König ;  und  sie  schlugen  es  mit  der  Schärfe  des  Schwertes 
und   alle  Menschen,  die  darin   waren.    Er  ließ  niemand  entrinnen  und 
er  verfuhr  mit   ihrem   Könige,  wie  er  mit  dem  Könige  von  Jericho 
verfahren  war.     31.    Hierauf   zog    Josua    mit   dem   gesamten  Israel 
45  von   Libnah    nach  Lachisch    und    er    belagerte  es  und  bekriegte  es. 
32.    l'nd  der  Ewige  gab  Lachisch    in    die  Hand  von  Israel  luid  er 
('ro))erte  es  am   nächsten  Tage  und  er  erschlug  es  mit  der  Schärfe 


Gaster,  Das  Buch  Josuu  in  hebräisch- samarüanisch er  Rezension.     507 

des  Schwertes  und  alle  Menschen,  die  darin  waren,  ganz  so  wie  er 
mit  Libnah  verfahren  war.  33.  Da  kam  Horam,  der  König  von 
Geser,  herangezogen,  um  Lachisch  zu  retten  aus  der  Gewalt  Israel's, 
und  Josua  brachte  ihm  und  seinem  Volke  eine  Niederlage  bei. 
sodaß  keiner  \^on  ihnen  entkam.  34.  Hierauf  zog  Josua  mit  dem  5 
gesamten  Israel  von  Lachisch  nach  Eglon ,  und  sie  belagerten  es 
und  bekriegten  es.  35.  Und  sie  nahmen  es  noch  am  gleichen  Tage 
ein  und  schlugen  es  mit  der  Schärfe  des  Schwertes,  und  alle 
Menschen,  die  darinnen  waren,  bannte  er  an  demselben  Tage,  ganz 
so  wie  er  mit  Lachisch  verfahren  war.  36.  Hierauf  zog  Josua  10 
mit  dem  gesamten  Israel  herauf  von  Eglon  nach  Hebron,  und  sie 
bekriegten  es.  37.  Und  sie  nahmen  es  ein  und  schlugen  es  mit 
der  Schärfe  des  Schwertes  und  seinen  Köniff  und  alle  Ortschaften 
und  alle  Menschen,  die  darin  wai'en,  sodaß  niemand  entkam,  ganz 
so  wie  er  mit  Eglon  verfahren  war.  Und  er  bannte  es  und  alle  15 
Menschen,  die  darin  waren.  38.  Hierauf  wandte  sich  Josua  mit 
dem  gesamten  Israel  gegen  Debira  und  bekriegte  es.  39.  Und  sie 
eroberten  es  und  schlugen  es  mit  der  Schärfe  des  Schwertes  und 
auch  dessen  König  und  alle  seine  Städte  und  sie  bannten  alle 
Menschen,  die  darinnen  waren,  sodaß  keiner  entkam;  wie  er  mit  20 
Hebron  verfahren  war,  ebenso  verfuhr  er  mit  Debira  und  seinen 
König  und  wie  er  mit  Libnah  und  seinem  Könige  verfahren  war. 
40.  Und  Josua  schlug  das  ganze  Land;  das  Südland,  das  Bergland, 
die  Niederung  und  die  Bergabhänge  ^)  und  alle  Könige  derselben, 
sodaß  niemand  entkam,  und  alles,  was  lebendig  war,  bannte  er,  wie  25 
der  Ewige,  der  Gott  Israel's,  befohlen  hatte.  41.  Und  Josua  schlug 
sie  von  Kadesch  Barnea  bis  Gazah  und  das  ganze  Land  Goschen 
bis  Gibeon.  42.  LTnd  alle  jene  Könige  und  all  ihr  Land  eroberte 
Josua  mit  einem  Schlage;  denn  der  Ewige,  der  Gott  Israels,  kämpfte 
für  Israel.  43.  Und  das  Ende  des  Krieges  des  Josua,  des  Sohnes  30 
Nun's,  war  am  Neumonde  des  8.  Monats,  und  er  kehrte  zurück  zu 
der  erwählten  Stätte  am  1.  Monat  des  2.  Jahres  nach  dem  Einzüge 
der  Kinder  Israel  in  das  Land  Kanaan.  Denn  der  Ewige,  der  Gott 
Israel's,  kämpfte  für  Israel.  44.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  bevor 
er  zurückkehrte  zu  der  gewählten  Stätte,  verweilte  in  Gilgal  mit  3:> 
seiner  gesaraten  Kriegsraannscbaft  an  einer  besonderen  Stelle 
7  Tage.  45.  Und  am  Abend  des  7.  Tages  wuschen  Josua  und  die 
gesamte  Kriegsmannschaft,  die  mit  ihm  war,  ihren  ganzen  Körper, 
und  sie  entsündigten  sich  mit  dem  Wasser  der  Entsündigung  am 
2.  Tage  und  am  7.  Tage,  und  sie  wuschen  ihre  Kleider  in  Wasser  40 
und  sie  wurden  rein.  46.  Und  alle  Kinder  Israel's  brachten  an 
diesem  Monate  das  Passahopfer  zur  festgesetzten  Zeit  an  der  er- 
wählten Stätte  am  Berge  Gerisim,  Bet  El,  in  Freude  und  großer 
W^onne  dar. 

XII.      1.  Als  nun  Jabin,    der  König  von  Hazor,    davon  hörte,  4:. 

1)  B   C  die  Gefilde. 
Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Hcl.  LXII.  33 


508     Gaster,  Das  Bttch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

schickte  er  an  Jobab,  den  König  von  Madon ,  und  an  den  König 
von  Schimron  und  an  den  König  von  Achschaf  2.  Und  an  die 
Könige,  die  im  Norden  wohnten,  im  Berglande,  und  in  der  Ebene, 
südlich  von  Kinnerot  und  in  der  Niederung  und  in  Naphot  Dor 
5  im  Westen,  3.  An  die  Kanaaniter  im  Osten  und  Westen  und  die 
Amoriter  und  Hethiter  und  Perisiter  und  Jebusiter  auf  dem  Ge- 
birge und  die  Hiwiter  am  Fuße  des  Hermon  im  Lande  Mizpah. 
4.  Und  sie  zogen  aus  mit  ihrem  gesaraten  Kriegsheer,  eine  Volks- 
menge,   so    zahlreich  wie  der  Sand  am  Ufer  des  Meeres,    und  mit 

10  sehr  vielen  Rossen  und  Streitwaffen.  5.  Und  alle  jene  Könicre 
trafen  miteinander  Verabreduncr  und  zogen  hin  und  lagerten  sich 
miteinander  am  Gewässer  Merom,  um  mit  Israel  zu  kämpfen. 
6.  Da  sprach  der  Ewige  zu  Josua:  Fürchte  dich  nicht  vor  ihnen,  denn 
morgen  um  diese  Zeit  lasse    ich    sie  alle  erschlagen  vor  Israel  da- 

15  liegen:  Ihre  Rosse  sollst  du  lähmen  und  ihre  Streitwagen  verbrennen 
im  Feuer.  7.  Da  geriet  Josua  mit  seiner  ganzen  Streitmacht  beim 
Gewässer  Merom  unversehens  über  sie,  und  sie  warfen  sich  auf 
sie.  8.  Und  der  Ewige  gab  sie  in  die  Gewalt  Israel's,  und  sie 
schlugen  sie  und  verfolgten  sie  bis  Zidon,    der  großen  Stadt,    und 

20  bis  zu  Misrephot  Majim  (Naphthaquelle)  und  bis  in  die  Talebene 
von  Mizpah  im  Osten,  und  sie  schlugen  sie,  sodaß  keiner  von  ihnen 
entrann.  9.  Und  Josua  verfuhr  mit  ihnen,  wie  ihm  der  Ewige 
geboten  hatte;  ihre  Rosse  lähmte  er  und  ihre  Streitwagen  ver- 
brannte   er.      10.    Zu   jener    Zeit    kehrte    dann    Josua    um    und  er- 

25  oberte  Hazor  und  erschluar  dessen  Könitj  mit  dem  Schwerte; 
Hazor  war  nämlich  vormals  die  Hauptstadt  aller  jener  König- 
reiche. 11.  Und  sie  erschluaren  alle  Menschen,  die  darin  waren, 
mit  der  Schärfe  des  Schwertes,  bannten  sie.  Kein  lebendes  Wesen 
blieb    übrig    und  Hazor   verbrannte  er.      12.  Und  alle   Städte  jener 

30  Könige,  nebst  ihren  Königen,  erol)erte  Josua,  der  Sohn  Nun's,  und 
erschlug  sie  mit  der  Schärfe  des  Schwertes,  bannte  sie,  wie  Moses, 
der  Knecht  Gottes,  befohlen  hatte.  13.  Nur  alle  jene  Ortschaften, 
die  auf  ihren  Erhöhungen  standen,  brannten  die  Israeliten  nicht 
nieder,    mit    einziger    Ausnalime    von  Hazor.      14.    Und    alle    Beute 

35  aus  jenen  Ortschaften  sowie  das  Vieh  nahmen  die  Kinder  Israel's 
für  sich;  dagegen  alle  Menschen  erschlugen  sie  mit  der  Schärfe 
des  Schwertes,  bis  sie  sie  ausgerottet  hatten.  Sie  ließen  kein 
lebendes  Wesen  übrig.  15.  So  wie  der  Ewige  seinem  Knechte 
Moses    befohlen ,    so   hatte  Moses  Josua    befohlen ,    und    so    verfuhr 

10  Josua;  er  unterließ  nichts  von  dem,  was  der  Ewige  Moses  befohlen 
hatte.  16.  Und  Josua  nahm  dieses  yanze  Land  ein,  das  tjiinz^ 
Bergland,  das  ganze  Südland,  das  ganze  Land  Goschen  und  die  Niede- 
rung und  die  Ebene  und  das  Bergland  von  Israel  und  die  dazu 
gehörende  Niederung.      17.   Von    dem    kahlen  Gebirge,    das    gegen 

45  SeTr  ansteigt,  bis  nach  Baal  Gad  im  Tale  des  Libanon  am  Fuße 
des  Beiges  Hermon  und  alle  ihre  Könige  bekam  er  in  seine  Ge- 
walt.     18.  Und    er    schlug    sie    und    tötete  sie.     19.  Es  gab  keine 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  liehräisch-samaritanischer  Rezension.     509 

Stadt,  welche  mit  den  Kindern  Israel's  Frieden  schloß,  ausgenommen 
die  Hivviter,  die  Bewohner  von  Gibeon;  alles  eroberten  sie  durch 
Krieof.  20.  Denn  vom  Ewigen  war  es  so  srefücft,  daß  er  ihr  Herz 
verhärtete,  sodaß  sie  sich  auf  den  Krieg  mit  Israel  einließen,  um 
sie  zu  bannen,  damit  ihnen  keine  Begnadigung  zu  Teil  werde,  5 
sondern ,  damit  sie  ausgerottet  würden ,  wie  es  der  Ewige  Moses 
befohlen  hatte.  21.  Zu  jener  Zeit  zog  Josua  aus  und  rottete  die 
Enakiter  aus  vom  Gebirge  von  Hebron,  von  Debir,  von  Anak,  und 
Josua  bannte  sie  sowie  ihre  Städte.  22.  Es  blieben  keine  Enakiter 
im  Lande  der  Kinder  Israel's  übrig,  nur  in  Asah  (Gaza),  in  Gat  lo 
und  Aschdod  blieben  welche  übrig.  23.  Und  Josua  nahm  das 
ganze  Land  ein,  wie  der  Ewige  zu  Moses  gesprochen  hatte,  und 
Josua  gab  es  als  Erbbesitz  an  Israel  entsprechend  ihren  Abteilungen 
nach  ihren  Stämmen;  und  das  Land  ruhete  vom  Kriege. 

XIII.     1.  Und  nach  diesen  Begebenheiten  unternahmen  Josua,  15 
der  Sohn  Nun's,  und  Kaleb,  der  Sohn  Jephune's,  einen  Ort  voi'zu- 
bereiten,    um    aufzurichten    den  Wohnsitz    für    den  Ewigen  an  der 
erwählten    Stätte ,    auf   dem    Berge  Gerisim ,    Bet    El ,    wie    es    der 
Ewige  Moses  befohlen  hatte.     2.    Sie  ebneten    den  Hügel  auf  dem 
Gipfel  des  Berges  Gerisim,    der    genannt    wird  „der  ewige  Hügel".  20 
3.  Und  sie  salbten    ihn    und    sie    errichteten  darauf    den  Wohnsitz, 
das  Allerheiligste,    und  Josua,    der    Sohn  Nun's,    baute    einen  Hof 
(Palast)  auf  jenem  Berge  an  der  Nordseite.    4.  Und  die  Kinder  Israel's 
lagerten  sich  jeder  an  seiner  Stätte,  und  die  Leviten  verbreiteten  sich 
in  die  Stätten ,  die  jedem   einzelnen  von  ihnen  angewiesen  wurden,  25 
und  Israel  wohnte  in  Ruhe.     5.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  weis 
jedem  der  7  Tage  eine  bestimmte  Arbeit  zu.     Einen  Tag  unterhielt 
er   sich  mit  Eleasar,    dem  Sohne  Aharon's,    dem  Priester.     6.  Und 
einen  Tag    mit   den  Weisen    der  Kinder  Israel's  und  den  Ältesten. 
7.  Und  einen  Tag  mit  den  Häuptern  des  Volkes  und  dessen  Amts-  30 
leuten.      8.    Und  einen  Tag  widmete  er  seinen  eigenen  Angelegen- 
heiten ;  und  3   Tage  widmete  er  sich  der  Kontrolle  der  Gemeinde- 
leute (B  den  jungen  Männern  unter  den   Kindern  Israel's),  um  das 
Volk  zu  richten.     9.    Und    Josua   errichtete  das  Gebäude  dem  Be- 
fehle Gottes  gemäß,  und  er  vollendete  es  auf  der  Spitze  des  Berges  35 
Gerisim,  Bet  El,  denn  das  ist  die  Stätte,  welche  der  Ewige  gewählt 
hatte,  um  seinen  Namen   dort  wohnen  zu  lassen      10.    Und  er  stellte 
da  hinein  das  Stiftszelt  und  die   Bundeslade    und  den   verhüllenden 
Vorhang  und  alle  die  Altäre  und  alle  Geräte  der  Wohnstätte,  jedes 
einzelne  auf  seinem  Gestelle.     11.    Zu   jener    Zeit    versammelte    er  40 
das    ganze  Volk    mit    seinen   Häuptern,    Amtsieuten    und    Pichtern. 
12.  Und  sie   verteilten    das    Land    Kanaan    durch    das    Los    an    die 
9  Stämme    und    den  halben   Stamm    nach    ihren   Geschlechtern,   wie 
es  der  Ewige  dui'ch  seinen  Knecht  Moses  befohlen  hatte.     13.  Denn 
der  Stamm   der  Reubeniton   und   der  Gaditen   und  der  Iialbe  St^imni  ir. 
Manasse    hatten    ihren    Erbbesitz    empfangen,    welchen    Moses,    der 
Knecht   Gottes ,    denselben    östlich    vom    Jordan    angewiesen    hatte. 


510     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hcbräisch-samarüanischer  Rezension. 

14.  Von  Aroer    an,    das    am  Ufer  des  Arnonflusses  liegt,    und  der 
Stadt    mitten    im    Tale ,    dazu    die    ganze    Ebene    —    Medebah    bis 
Dibon.      15.    Sowie    sämtliche    Städte    des    Amoriterkönigs    Sichon, 
der    zu    Heschbon     herrschte ,     bis     zur     Grenze     der     Ammoniter. 
5  16.  Ferner  Gilead  und    das  Gebiet  der  Geschuriter  und  Maachatiter 
sowie    das    ganze    Herrn ongebirge    und    ganz    Baschan    bis    Salchah. 
17.  Das  gesamte  Königreich   Og   in  Baschau,  der  zu  Aschtarot  und 
Edrei  herrschte.     Derselbe    war    von    den    Überresten    der  Refaiter 
übrio-  creblieben  und  Moses  schlug  diese  und  vertrieb  sie.     18.  Da- 
10  gegen    vertrieben    die    Kinder    Israel's    nicht    die    Geschuriter    und 
Maachatiter  und  die  Geschuriter  und  Maachatiter  blieben  unter  den 
Israeliten  wohnen.      19.    Nur    dem    Stamme    der  Leviten   verlieh  er 
keinen  Erbbesitz;    die  Feueropfer   des  Ewigen,    des   Gottes   Israel's, 
sind  sein  Erbbesitz,  wie    er    ihm  verheißen  hatte.     20.  Und  Moses 
15  gab  dem  Stamme  der  Reubeniten  nach  ihren  Geschlechtern.     21.  Und 
zwar  war  ihr  Gebiet  von  Aroer,  das  am  Arnonflusse  liegt,  und  die 
Stadt    mitten    im    Tale    und    die    ganze  Ebene    und  ganz  Medebah, 
22.   Hesbon    und    alle    zugehörigen    Städte,    die    in    der  Ebene    vor 
Dibon  liecren,  und  Bamotbaal  und  Bet  Baalmon.     Und  Jahzah  und 
20  Kedemot   und  Mefaat     23.  Und  Kirjatajim    und  Sibmah  und  Zeret 
Haschachar    auf   dem    Berge    Amek     24.    Und    Bet    Peor    und    die 
Abhänge  von  Pisgah  und  Bet  Hajeschimot.     25.   Ferner  alle  Städte 
in  der  Ebene  und*  das  ganze  Königreich  des  Amoriterkönigs  Sichon, 
der    zu    Hesbon    wohnte,    den    Moses    geschlagen    hatte,    ihn    samt 
25  den  Fürsten  der  Midjaniter,    den    Ewi    und    den    Rekem    und  den 
Zur  und  den  Chur    und    den  Reha,    den  Fürsten   Sichon's,    die    im 
Lande  ansässig  waren.     26.  Auch  den  Wahrsager  Bileam,  den  Sohn 
Beor's,  hatten  sie  mit  dem  Schwerte  getötet  zu  den  von  ihnen   Er- 
schlao-enen.    27.  Und  die  Grenze  der  Reubeniten  bildete  der  Jordan, 
30  und  das  ist  die  Grenze  des  Erbbesitzes  der  Reubeniten  nach  ihren 
Geschlechtern    mit    den    Städten    und    ihren    Gehöften.      28.    Und 
Moses    gab    dem    Stamme    der    Gaditer    nach    seinen  Geschlechtern. 
29.  Und  zwar  war  ihr  Gebiet  Jaaser  und  sämtliche  Städte  Gilead's 
und    die    Hälfte    des    Landes    der   Ammoniter    bis    Aroör,    welches 
35  vor    Rabbah    liegt.      30.    Und    von    Hesbon    bis    Ramraat    Mizpeh 
und    Botnira    und    von    Machanajim    bis    zum    Gebiete    von    Debir. 
31.  Ferner  in  der  Talebene  Bet  Haram  und  Bet  Nimrah  und  Sukkot 
und    Zafon,    der    Rest    des    Königreichs    Sichon's,    des    Königs    von 
Hesbon,     der    Jordan     und     das    Gebiet     erstreckte    sich    bis    zum 
40  Ende  des  Sees  Kinneret,  jenseits  des  Jordan's  im  Osten.     32.   Das 
ist  der  Erbhesitz  der  Gaditer  nach   ihren  Geschlechtern,  die  Städte 
mit  ihren   Gehöften.      33.  Und   Moses  gab  dem   halben  Stamme   der 
Kinder  Manasse  (C  und  es  gehörte  dem  halben  Stamme  der  Kinder 
Manasse)  nach   ihren  Geschlechtern,    34.  Und  zwar  war  die  Grenze 
•15  von   Machanajim    an    bis    zum   Basclian    das    ganze   Königreich   Og's. 
das  Konigreicli   Basan's    und  alle  Zeltdurfer  Jair's .    die    in   Basclian 
liegen,  60  Städte.     35.  Und  die  Hälfte  von  Gilead    und  Aschtarot 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     511 

und  Edrei,  die  Städte  des  Königreichs  Og's  in  Baschan,  den  Söhnen 
Machir's,  des  Sohnes  des  Manasse,  der  einen  Hälfte  der  Söhne 
Machir's  nach  ihren  Geschlechtern.  36.  Diese  sind  es,  die  Moses 
als  Erbbesitz  verteilte  in  den  Steppen  Moab's  jenseits  des  Jordan's 
östlich  von  Jericho.  37.  Dem  Stamme  der  Leviten  gab  Moses  5 
keinen  Erbbesitz.  Der  Ewige,  der  Gott  Israel's,  der  ist  ihr  Erb- 
besitz, wie  er  ihnen  verheißen  hatte. 

XIV.      1.  Und  dies    sind   die   Gebiete,    die    die  Kinder  Israel's 
im  Lande  Kanaan  zum  Erbbesitz  erhielten,  wie  ihnen  Eleasar,    der 
Priester,  und  Josua,  der  Sohn  Nun's,   und  die  Familienhäupter  der  lo 
Stämme  der  Kinder  Israel's  verteilten.    2.  Durch  das  Los  erhielten 
ihren  Erbbesitz,  wie  der  Ewige  durch  Moses  befohlen  hatte  für  die 
Q'/g  Stämme.      3.    Denn    Moses    hatte    den   2^/^  Stämmen  Erbbesitz 
gegeben  jenseits   des  Jordan's,  und  den  Leviten  gab  er  keinen  Erb- 
besitz unter  ihnen.    4.  Denn  die  Söhne  Joseph's  bildeten   2  Stämme,  i5 
Manasse    und    Ephraim,    und    er    gab    den    Leviten  keinen  Teil  als 
Erbbesitz    im    Lande,    außer    Städte    zum  Wohnen    mit    den    zuge- 
gehöricren  Weidetriften    für    ihre    Herde    und    ihre  Habe.     5.   Wie 
der    Ewio^e    Moses    befohlen    hatte ,    so    taten    die    Kinder    Israel's 
und    verteilten    das    Land.      6.   Und    das    Los    fiel    für    den    Stamm  20 
der    Kinder    Juda    nach    ihren    Geschlechtern      7.  Und    dessen    Ost- 
seite   war    das    Meer    Kinneret  (?).      8.    Und    an    der  Westseite    das 
Gebiet    des  Erbbesitzes  des  Stammes    der  Kinder  Simon's.     9.  Und 
die     Südseite     war     die     Wüste     und     das     Gebiet     von     Ägypten. 
10.    Und    die    Nordseite    das    Gebiet    des    Erbbesitzes    des  Stammes  25 
Benjamin,  Jebus  und  dessen  Städte.     11.  Und    es   fiel  das  Los  für 
den  Stamm  der  Kinder    Dan    nach    ihren    Geschlechtern    und    zwar 
war  ihr  Erbgebiet  nach  der  Seite  (?)  diö  Stadt  Kirjat  Arba,  welches 
die   Stadt  Hebron  ist,    und  alle  ihre  Städte.      12.  Und  es    fiel    das 
Los  für  den  Stamm  der  Kinder  Simeon's  nach  ihren   Geschlechtern;  30 
die  Ostseite  das  Erbgebiet  des  Stammes  Juda.     13.  Die  Westseite, 
das    Meer   und    die    Südseite    das    Gebiet   von    Ägypten.      14.    Die 
Nordseite  war  der  Erbbesitz    des  Stammes  Juda  und   Asah  (Gazah) 
und  all  ihre  Städte  und  Beer  Scheba  und  bis  zum  Jordan.    15.  Und 
es    fiel    das  Los  für  den  Stamm  der  Kinder  Benjamin's  nach  ihren  35 
Geschlechtern,  die  Ostseite,  Jebus  und  alle  ihre  Städte  nach   Osten 
zu  bis  zum   Tale  des  Jordan's.     Und    nach  Westen  war  die  Grenze 
Kirjat  Jearim  und  das  Erbgebiet  des  Stammes  Dan.     16.  Und  nach 
dem  Süden    das  Erbgebiet    des  Stammes  Juda,   nach    dem    Norden 
das  Erbgebiet  des  Stammes  Ephraim.     17.  Und  die  westliche  Seite  10 
des  Stammes  Dan  ist  das  Meer  und  die  östliche    die    des  Stammes 
Benjamin.     18.   Und   im  Norden  das  Erbgebiet  des  Stammes  Ephraim 
und   der  Süden  das  Erbgebiet  des    Stammes    Juda,    und    so    waren 
der     Erbbesitz     von     Benjamin    und     der    Erbbesitz     des    Stammes 
Dan  als  Zwillinge  parallel  von   Osten  nach   Westen.     19.  Der  erste  15 
auf    dem    Gebirge    und    darauf    Jebus    bis    zum    Jordan    und    der 
zweite  bis  zum  Meere ,    und    dort   waren    die  Philister    und   Zorah. 


512     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samariUmischer  Rezension. 

20.  Und  das  Los  liel  für  den  Stamm  der  Kinder  Ephraim's  und 
zwar  im  Osten  die  Jordanebene  von  dem  Gebiete  von  Benjamin 
bis  zum  Gebiete  des  Stammes  von  Manasse.  21.  Und  im  Westen 
das  Salzmeer  (Mittelländisches  Meer)  bis  zur  Grenze  des  Stammes 
5  Dan.  22.  Und  im  Süden  das  Erbgebiet  des  Stammes  Dan  und 
des  Stammes  Benjamin.  23.  Und  im  Norden  das  Erbgebiet  des 
halben  Stammes  Manasse.  24.  Und  in  diesem  Los  findet  sich  die 
Stadt  Schechem  und  die  Stadt  Schomrom  und  all  ihre  Städte. 
25.  Und  es  fiel  das  Los  für  den  halben  Stamm  Manasse:  im  Osten 

10  das  Tal  des  Jordan's  zwischen  dem  Gebiete  des  Stammes  Ephraim 
und  dem  Gebiete  des  Stammes  Issachar  und  im  Westen  das  Meer 
bis  zum  Berge  Karmel.  26.  Und  im  Süden  der  Erbbesitz  des 
Stammes  Ephraim.  27.  Und  im  Norden  der  Erbbesitz  des  Stammes 
Zebuion    und    des  Stammes  Issachar.     28.  Und    unter    den  Städten 

15  der  Söhne  Manasse  war  Kessair  (Caesarea),  Atlit  und  Dora  und  all 
ihre  Städte.  29.  Und  es  fiel  das  Los  für  den  Stamm  der  Kinder 
Issachar  nach  ihren  Geschlechtern,  im  Osten  das  Tal  des  Jordan's 
von  dem  Gebiete  des  Stammes  Manasse  bis  zum  Gebiete  des 
Stammes  Sebulun   und  im  Westen  das  Gebiet  des  Stammes  Sebulun 

20  und  das  Gebiet  des  Stammes  Manasse.  30.  Im  Norden  das  Gebiet 
des  Stammes  (Manasse)  und  im  Süden  das  Gebiet  des  Stammes 
Manasse  und  das  Gebiet  des  Stammes  Sebulun.  31.  Und  zu  diesem 
Lose  gehört  die  Stadt  Genin  und  die  Stadt  Gilboa  und  Nures  und 
Nain.    82.  Und  es  fiel  das  Los  für  den  Stamm  Sebulon    nach   ihren 

2')  Geschlechtern.  33.  Im  Osten  die  Ebene  des  Jordan  und  das  ist 
Tabris,  im  Westen  das  Salzmeer  (Mittelländisches  Meei"),  im  Norden 
der  Erbbesitz  des  Stammes  Naphtali  und  des  Stammes  Ascher. 
34.  Im  Süden  der  Erbbesit^  des  Stammes  Issachar  und  des  Stammes 
Manasse.     35.  Und    von    den  Städten    seines  Loses    ist  Tabris    und 

30  all  seine  Städte.  36.  Und  es  fiel  das  Los  für  den  Stamm  der 
Kinder  Ascher  nach  ihren  Geschlechtern,  im  Westen  das  Salzmeer. 
37.  [Im  Süden  (?)  (Norden)  Sidon  und  Sor  und  Hamat] ,  im  Osten 
der  Erbbesitz  des  Stammes  Naphtali.  38.  Und  im  Norden  (?)  (Süden) 
[die  Städte  Schomer]  und    ebenfalls    im  Norden    der  Erbbesitz    des 

35  Stammes  Sebulun.  39.  Und  im  Osten  der  Stamm  der  Erbbesitz 
des  Stammes  Naphtali.  40.  Und  es  fiel  das  Los  des  Stammes  der 
Kinder  Naphtali  auf  die  Städte  des  Gebirges,  im  Osten  (?)  (Westen) 
der  Erbbesitz  des  Stammes  Ascher.  41.  Im  Süden  der  Erbbesitz 
des    Stammes    Sebulun.      42.  Und    unter   den    Städten    der   Kinder 

40  Naphtali's  war  Saphar  [Saphat]  und  Kedesch  und  alle  ihre  Städte. 
43.  Und  diese  sind  die  Zufluchtsstädte  zusammen  mit  den  3  Städten, 
welche  jenseits  des  Jordan's  im  Osten  sind.  44.  Und  zwar  die 
Stadt  Basir  im  Erbbesitz  des  Stammes  Reuben  und  Gilead  im 
Erbbesitz    des  Stammes  Gad.     45.  Und    die   Stadt   Golan    im    Erb- 

-•ö  besitz  des  hal))en  Stammes  Manasse.  46.  Und  3  Städte  im  Lande 
Kanaan ,  und  dies  sind  ihre  Namen :  die  Stadt  Kedesch  im  Erb- 
besitz des  Stammes  Naphtali ,    das   heilige  Schechem  im  Erbbesitze 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräiscli-samaritanischer  Rezension.     513 

des  Stammes  Ephraim,    und    die  Stadt  Hebron    im    Erbbesitze    des 
Stammes  Juda. 

XV.      1.  Und  Josua,  der  Sobn  Nun's,    berief  alle  Ältesten  der 
Eeubeniten,    Gaditen    und    des    halben    Stammes   Manasse.      2.    Und 
sprach  zu  ihnen:   Ihr  habt  alles  beobachtet,  was    euch    Moses,    der    5 
Knecht  Gottes,  befohlen   hatte,  und  habt  meiner   Stimme  gehorcht, 
in  betretF   alles    dessen,  was    ich    euch    befohlen    habe.      3.  Eine  so 
lange  Zeit  bis  auf  diesen  Tag  habt  ihr  eure  Brüder  nicht  verlassen 
und  die  Obliegenheit  des  Ewigen,  eures  Gottes,  treulich  beobachtet. 
4.  Nun  aber  hat  der  Ewige,  euer  Gott,  euren  Brüdern  Ruhe  ver-  lo 
schafft,  wie  er  ihnen  verheißen  hatte,    und    nun    wendet  euch  und 
kehrt    nach    euren  Zelten    zurück    in    das    Land    eures    Erbbesitzes, 
das    euch    Moses,    der    Knecht    Gottes,    gegeben    hat   jenseits    des 
Jordan.     5.  Nur  seid  eifrig  bedacht,    den  Geboten    und   der  Lehre 
nachzukommen,    die  euch  Moses,    der  Knecht  Gottes,  befohlen  hat,  i5 
den  Ewigen,    euren  Gott,    zu  lieben    und    in    all   seinen  Wegen  zu 
wandeln,  und  seine  Satzungen  und  seine  Gebote  zu  beobachten,  und 
ihm  anzuhangen,    und    ihm    zu    dienen    mit    eurem    ganzen    Herzen 
und    eurer   ganzen    Seele.      6.    Und    Josua,    der    Sohn    Nun's,   und 
Eleasar,  der  Sohn  Aharon's,  der  Priester,  segneten  sie.     5.  Und  sie  20 
nahmen    den  Nobah,    den  Sohn   des  Hefer,    des  Sohnes  des  Gilead. 
des  Sohnes  des  Machir,  des  Sohnes  des  Manasse,  des  Sohnes  des  Joseph, 
und  ernannten    ihn   zum  Könige  vor  den  Augen  der  gesamten  Ge- 
meinde der  Kinder  Israel's  über  die  2^'.,  Stämme,  und  sie  secneten 
ihn  und  entließen  ihn   zusammen  mit  seinen  Mannschaften.     8.  Und  25 
sie  zogen  fort  in  Frieden    in    das  Land    ihres    Erbbesitzes,  welches 
jenseits  des  Jordan's  liegt  östlich  von  Jericho.     9.  Und  er  herrschte 
als  Richter  über  die  2^o  Stämme  in  der  Stadt  Kenath,  die   er  nach 
seinem  Namen  Nobah  nannte. 

XVL     1.  Und  es  war  nach  all  diesen  Begebenheiten,   da  trat  30 
ein  neuer  König  auf;  dessen  Name  war  Schobach,  Sohn  des  Hamam, 
Sohn   des  Räuwan.     2.    Unter  seinem  Befehle  standen  nun  ein  sehr 
großes    Heer    und    Rosse    und    Streitwagen    und    Reiter.      3.    Und 
Schobach    sandte    und    rief   zusammen    die   übrigen  Kanaaniter  und 
sandte    Boten    [zum    großen    Armina    (Armenien)    und    Boten]    zum  35 
kleinen   Armina   und    zu    dem    Könige    von  Sidon    und  Sor  und  zu 
dem   Könige  von   Damaskus  und  Schobach  sammelte  sie    in  Kimon. 
Diese   Könige    und    ihre    Lager      4.    Und    ihre    Heerscharen    waren 
sehr  groß,  zahllos.     5.  Und  Schobach  schrieb  einen  Brief  an  Josua, 
den   Sohn   Nun's ,    nach    seinem   Befehle    und  nach  dem  Befehle  der  10 
Könige,    die  mit  ihm    in   Kimon  waren.      G.   l'nd  sie  schickten  den 
Brief  zu  Josua,  dem  Sohne  Nun's,  zum  Berge  Gerisim,  Bet  El,  und 
dies  ist  der  Inhalt:     7.  Von  dieser  Versammlung,    die    sich    eewen 
dich  versammelt  hat,  0  Josua,  Sohn  des  Nun's,  Friede  sei  mit  dir  I 
8.  Wir  haben  erfahren,  daß  du  ein  reißender  Wolf  bist;  wir  haben  lö 
auch  erfahren,  was  du  an  unseren  Fürsten  und   Königreichen   voll- 
bracht   hast     9.  lind    daß    du    35  Könige    getötet   hast.      10.  Und 


514     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samuritanischer  Rezension. 

zwar  Sichon,  den  König  der  Amoriter,  und  Og,  den  König  von  Basan. 

11.  Und  Balak,    den    Sohn    Sipor's,    und    die    Könige    von  Midian. 

12.  Und  den  König  von  Jericho  und  den  König  von  Ai.    13.  Und 
den  Könior  von  Jebus   und    den  König    von  Hebron.      14.  Und  den 

5  König  von  Jarmut  und  den  König  von  Lachisch.  15.  Und  den 
König  von  Eglon,  den  König  von  Geser.  16.  Den  König  von  Debir, 
den  König  von  Geder.  17.  Den  König  von  Hormah,  den  König 
von  Arad.  18.  Den  König  von  Libnah  [den  König  von  Adulam]. 
19.    Den    König    von    Makedah:    den    Könicj    von    Lusa.      20.    Den 

10  König  von  Tappuach ,  den  König  von  Hefer.  21.  Den  König  von 
Afek,  den  König  von  Lascharon.  22.  Den  König  von  Madon,  den 
König  von  Hasor.  23.  Den  König  von  Schimron ,  den  König  von 
Achschaf.  24.  Den  König  von  Taanach,  den  König  von  Megiddo. 
25.  Den  König  von  Kedesch,    den    König  von  Jokneam.      26.  Den 

15  König  von  Karmel,  den  König  von  Dor  in  Naphat  Dor.  27.  Den 
König  von  Gojim  in  Gilgal,  den  König  von  Tirzah.  28.  Und  du 
hast  ihre  Städte  gebannt  und  all  ihre  Stätten  verbrannt.  29.  Und 
nun  wollen  wir  Rache  für  sie  an  dir  nehmen.  30.  Wisse,  daß  wir 
zu    dir   kommen,    um    dir  eine  Schlacht    zu    liefern    an    der    Stätte 

20  Elon  More,  gegenüber  vom  Berge  Gerisim ,  wo  du  deinen  Tempel 
errichtet  hast,  um  dort  dem  Ewigen,  deinem  Gotte,  zu  dienen. 
31.  Und  nach  30  Tagen  kommen  wir  zu  dir,  und  das  ist  es,  was 
wir  dir  mitzuteilen  haben." 

XVII.      1.    Und    sie    schickten    diesen    Brief  durch  einen  ver- 

25  ständigen  und  einsichtsvollen  Mann  und  befahlen  ihm,  den  Brief 
in  die  Hand  des  Josua,  des  Königs  von  Israel,  zu  übergeben. 
2.  Der  Mann  gehorchte  ihrem  Befehle  und  er  ging  und  kam  zu 
Josua,  dem  Sohne  Nun's.  3.  Und  er  fand  ihn  sitzend  auf  seinem 
königlichen  Throne,    und   er  holte  sich  von  ihm  die  Erlaubnis,  vor 

30  ihm  zu  erscheinen.  4.  Und  er  übergab  ihn  in  die  Hand  des  Josua 
und  er  nahm  den  Brief  entgegen.  5.  Und  er  gab  ihm  die  Er- 
laubnis, zu  ihm  zu  kommen,  und  er  kam  zu  ihm  am  6.  Tage 
[welches  der  Freitag  war]  der  7.  Woche  von  den  7  Wochen. 
6.  Und  es  war    der  48.  Tag  der  50  Tage,  welche    der   Ewige    den 

.•J5  Kindern  Israel  befohlen  hatte,  in  jedem  Jahre  zu  zählen.  5.  l'nd 
Josua  nahm  den  Brief  entgegen  von  der  Hand  des  Mannes  und 
las  ihn  und  merkte  alles  was  darin  stand,  und  er  befahl,  den  Mann, 
der  den  Brief  gebracht  hatte,  im  Gefängnis  zu  halten.  8.  Und  die 
Kinder  Israel's   ruheten  um   7.  Sabbath,    und  sie    feiertön  das  Fest 

40  der  Wochen  an  dem  auf  diesem  Sabbath  folgenden  Tage  \)  in 
Freuden  und  frohem  Mute,  wie  es  der  Ewige  durch  seinen  Knecht 
Moses  befohlen  hatte.     9.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  stand  zeitig 

\}  15  C:  und  er  iialiin  Keiiiitiiis  vom  Inbalto  und  er  vt-rheimliclite  ilin  vor 
dem  Volke  und  er  befahl  den  Mann ,  der  den  IJrief  t;ebriiclit  batto ,  einzu- 
kerkern, denn  Josua  erkannte,  daß  er  ein  klufjer  Mann  war,  und  er  versteckte 
den  Brief  bis  auf  den  zweiten  Taj^  (Montag)  nach  dem  7.  Sabbath  und  dem 
Fest,  und  sie  feiorten  das  Fest  mit  Freudon  usw. 


Gaster,  Das  Buch  Josxm  in  liehrälscli-samaritanisclier  Rezension.     515 

auf  am  Morgen  des  [erwähnten]  2.  Tages  der  Woche  nach  dem 
Fest  der  Wochen.  10.  Und  er  schickte  und  rief  zusammen  alle 
Häupter  des  Volkes  und  alle  Ältesten  und  Amtsleute  und  las  vor 
ihren  Ohren  vollständig  den  Brief  des  Schobach  und  der  Könige, 
die  mit  ihm  waren.  11.  Und  als  er  diesen  Brief  vollständicr  zu  5 
Ende  gelesen  hatte,  da  sprach  er  zu  ihnen:  0,  mein  Volk,  was 
saget  ihr  dazu?  Und  sie  antworteten  mit  einer  Stimme:  Was  du 
uns  befehlen  wirst,  werden  wir  befolgen  und  tun,  wir  werden 
deinem  Befehle  nicht  widerspenstig  sein.  13.  So  schrieb  Josua 
ein  Antwortschreiben  an  Schobach  und  die  Könige ,  die  mit  ihm  lo 
waren.  14.  Und  er  las  den  Brief  vor  vor  den  Ohren  aller  Altesten 
der  Gemeinde  und  aller  Häupter  der  Stämme  der  Kinder  Israel. 
15.  Und  das  ist  der  Inhalt  des  Schreibens  wie  es  hier  fol^t: 

o 

XVIII.  1.  Im  Namen  des  Evvigfen,  des  Aller ofrößten,      2.  des 
Allbarmherzigsten,       3.     der     da     straft     die     ketzerischen    Frevler,  i5 
4.  der  da  vernichtet  die  Übermütigen    und   Mächtigen,      5.    der  da 
zerstreut  die  Versammelten,     6.  der  da  versammelt  die  Zerstreuten, 

7.  der  da  tötet  die  Lebendigen,  8.  der  da  belebt  die  Toten, 
9.  dessen  Hand  stark  ist  und  dessen  Arm  ausgestreckt  ist,  10.  der 
da  erhaben  ist  über  den  Erhabenen,  11.  der  da  herrscht  über  die  20 
Herrscher,  12.  der  der  Richter  der  Richter.  13.  Unter  seinen  Armen 
ist  die  Welt  14.  Und  seine  Herrlichkeit  in  den  Wolken  seiner 
Wohnstätte.  15.  Gepriesen  sei  er  und  gepriesen  sei  sein  Name 
immerdar.  16.  Nach  allem  diesen:  Ich  Josua,  der  Sohn  des  Nun, 
Sohnes  des  'Eden,  Sohnes  des  Schuteiah,  Sohnes  des  Ephraim,  Sohnes  25 
des  Joseph ,  der  über  das  ganze  Land  Ägypten  geherrscht  hat, 
17.  Schüler  des  Fürsten  der  Propheten,  Moses',  des  Sohnes  Amram's, 
durch  dessen  Hand  der  Ewige  Zeichen  und  ofroße  Wunder  im 
Lande  Ägypten  vollbracht  hat,  18.  Und  der  da  herausgeführt  hat 
von  dort  sein  Volk  Israel  mit  starker  Hand,  und  sie  geführt  hat  so 
auf  dem  Wege  des  Schilfmeeres,  und  seine  Hand  über  das  Meer 
ausgestreckt  hat,  19.  Und  sein  Volk,  die  Kinder  Israel,  zogen 
im  Trockenen  durch  das  Meer,  20.  Und  das  Wasser  bildete  einen 
Wall  zu  ihrer  Rechten  und  ihrer  Linken,  21.  Und  alle  Kinder 
Israel's  kamen  aus  dem  Meer  heraus  unversehrt ,  22.  Während  35 
Pharao,  der  König  von  Ägypten,  mit  seinem  ganzen  Heer,  mit 
seinen  Rossen  und  Streitwagen  darin  versank,  23.  Tue  eucli  nun 
kund ,  daß  auf  mir  und  meinem  Volke  der  Friede  und  die  Gnade 
ruht,  auf  euch  aber  der  Fluch  und  die  Plage,  und  ihr  werdet 
nimmermehr  Frieden   haben.  to 

XIX.  1.  Ihr  habt  erwähnt,  daß  ihr  zu  mir  innerhalb  von 
30  Tagen  kommen  werdet.  Und  ihr  habet  gesagt,  daß  ihr  kommen 
werdet  zum  Berge  Gerisim,  Bei  El,  zur  Stätte  Elon  Älore,  wo  ich 
meinem  Gotte  diene  und  wo  wir  seine  Opfer  darbringen,  und  das 
ist  der  Berg  der  Segnungen.  2.  Der  Berg  des  Erbbesitzes  und  tr. 
der  göttlichen  Wohnstätte,  die  Stätte  der  Heiligkeiten,  der  Zu- 
fluchtsort der  Wünsche,  das  Haus  meines  Gottes,    der  Berg  seines 


516     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

Erbbesitzes,  die  vorbereitete  Wohnstätte.  3.  Wisset  ihr  denn  nicht, 
daß  ihr  diese  heilis^e  Stätte  weder  berühren  noch  sehen  noch  darauf 
stehen    könnt?     4.  Innerhalb    von    3   Tagen    komme    ich    zu    euch, 

5.  Und    das    Heer    der  Gesamtheit    Israel's ,    welches    mit    mir   ist, 
5  vertrauend  auf  den  Ewigen,  unseren  Gott,  in    allen   unseren  Taten, 

und    wir    verti'auen    mit   unserem   ganzen  Wesen  auf  seine  Einheit. 

6.  Denn  er  wird  uns  von  allem  Druck  befreien  und  von  aller  Be- 
dräncfnis  erretten  7.  Und  aus  aller  Enge  heraushelfen  und  wird 
an  uns  tun,  wie  er  unseren  Vätern  getan.    8.  Denn  er  kennt  euren 

10  bösen  Sinn  und  die  Lauterkeit  unserer  Gesinnungen ;  denn  ihr  ver- 
ehret fremde  Götter,  welche  weder  sehen  noch  hören,  nicht  essen 
noch  riechen  noch  irgend  etwas  wissen.  9.  Wir  aber  beten  ihn 
allein  an,  denn  er  ist  der  Gott  der  Götter,  der  Geister,  der  da 
kennt  das  Verborgene  und  das  Offene,  der  da  erhöret  die  Un- 
is schuldigen ;  wir  glauben  an  keinen  andern  Gott  außer  an  ihn. 
10.  Und  er  wird  uns  in  allen  Sachen  helfen  und  er  wird  uns  von 
aller  Not  erretten;  euch  aber  gewährt  er  keinen  Frieden. 

XX.      1.    Als    die    Kinder    Israel's    die    Worte    dieses    Briefes 
hörten,    welche    ihnen    Josua,    der    Sohn    Nun's,    vorgelesen    hatte, 

20  2.  Da  antwortete  das  ganze  Volk  mit  lauter  Stimme  und  sagte: 
8.  „Gepriesen  sei  er,  der  deinen  Verstand  erleuchtet.  4.  Gepriesen 
sei  er,  der  dich  mit  aller  Einsicht  auscrezeichnet  hat.  6.  Du  hast 
unser  Haupt  erhoben,  7.  Du  hast  unsere  Herzen  gekräftigt, 
8.    Du    hast    unsere    Kraft    gefestigt,      9.    Du    hast    unseren    Kuhm 

25  vergrößert  und  das  Andenken  unserer  Kinder.  10.  Du  hast  unsere 
Feinde  vernichtet  ohne  Sehwert.  11.  Wir  gehorchen  deiner  Stimme 
und  wir  werden  deinem  Befehle  nicht  widerfahren."  12.  Und  Josua 
übergab  seinen  Brief  dem  Manne,  den  Schobach  geschickt  hatte, 
und  den  Männern,    die    er   mit    ihm    geschickt  hatte.      13.  Und  er 

30  zog  fort,  und  er  war  überrascht  im  Herzen  und  im  Wissen  und 
sehr  bestürzt  von  dem  Anblicke  der  Kinder  Israel's  und  ihrer 
Weise,  von  ihi'en  Lagern  und  ihrem  ausgezeichneten  Wandel  und 
von  all  ihren  Heerscharen.  14.  Und  er  kam  traurigen  Herzens 
zu  seiner  Gemeinde  zurück.      15.   Und  er  übergab  ihnen  den   Brief 

35  der  Kinder  Israel's.  16.  Und  er  erzählte  ihnen  alles,  was  er  gehört 
und  mit  eigenen  Augen  gesehen  hatte.  17,  Da  rief  der  König 
Schobach  einen  kundigen  Mann,  der  da  verstand  die  hebräische 
Sprache,  und  er  las  ihnen  den  Brief  vor  und  erklärte  ihnen  und 
sprach  zu  ihnen  (zu  ihren  Herzen).     18.    Aber   bevor    er  mit  dem 

40  Lesen  des  Briefes  zu  Ende  war,  erhob  das  Volk  ein  lautes  und 
mächtiges  Geschrei,  und  sie  weinten  und  schrieen  und  zerrissen 
ihre  Kleider.  19.  Und  sie  sprachen  zu  Schobach:  Was  hast  du 
uns  getan?  Du  hast  uns  in  ein  großes  Feuer  hineingeworfen. 
20.  Und  als  Schobach  diese    Sachen    von    den  Königen    und  ihrem 

45  Heer  sah,  fürchtete  er  sich  sehr  vor  Josua,  dorn  Sohne  Nun's,  und 
seinem  Volke,  den  Kindern  Israel's.  21.  Da  schickte  er  und  rief 
alle  Zeichendeuter  und  Zauberer,   die    sich    in    seinem   Königreiclie 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräiscTi-samaritanischer  Rezension.     517 

befanden,  und  auch  seine  Mutter,  die  eine  Zauberin  war.  22  Und 
Scbobach  sprach  zu  ihnen:  Was  saget  ihr  zu  dieser  Sache,  für 
Avelche  wir  unser  Leben  eingesetzt  haben  und  haben  uns  nicht  er- 
innert an  die  Taten  unserer  Feinde,  seitdem  sie  aus  Ägypten 
herausgegangen  sind  bis  auf  diesen  Tag,  und  an  all  die  Wunder  und  5 
Zeichen  und  Merkwürdigkeiten,  die  sie  vollbracht  haben.  23.  Da 
antworteten  die  Zeichendeuter  dem  Sehobach  und  den  Königen, 
die  mit  ihm  waren:  Stehet  fest  und  fürchtet  euch  nicht  und  sehet 
die  Taten,  die  wir  an  Josua  und  allen  Kindern  Israel's,  die  mit 
ihm  sind,  vollziehen  werden.  24.  Und  da  sprach  die  Mutter  des  lo 
Schobach  zu  ihrem  Sohne:  Fürchte  dich  nicht  und  verzage  nicht  vor 
den  Kindern  Israel's  und  vor  Josua,  dem  Sohne  Nun's.  25.  Und  sieh, 
was  deine  Mutter  ihnen  tun  wird ,  denn  sie  werden  alle  rasch  vor 
euch  zu  Grunde  gehen.     26.  Füi'chtet  euch  nicht  und  verzasret  nicht ! 

XXI.      1.  Und  Josua,  der  Sohn  Nun's,  wählte  von  allen  Kindern  i5 
Israel's  12  000   Mann  zum  Kriege     2.  Und  auch  Pinehas,  der  Sohn 
des  Priesters    Eleasar,    zum    Kriegsdienst    und    die    heiligen  Geräte 
und  Trompeten    für    das  Kriegsgeschrei.      3.  Und   sie  rüsteten  sich 
gegen  Schobach  und  die  Könige,  die  mit  ihm  waren,  und  sie  zogen 
fort  und  kamen  zu  Elon  Kimon.     4.  Als  sie  an  iene  Stätte  selanart  20 
waren,    da    vollführten    die    Zauberer    ihre  Geheimkünste,    und    sie 
schlössen  Josua  und  alle  die  Männer,    die    bei  ihm  waren,    ein    an 
jenem  Orte.     5.    Und    die    Männer    Israel's    wußten    nicht    (wohin), 
denn  sie  waren  eingeschlossen    in  Elon  Kimon   und  konnten  weder 
hinaus  noch  hinein.      6.    Da    stand    Josua    auf   und    flehte    zu    dem  25 
Ewigen,   dem  Gotte  Israel's,    daß    er  ihn  befreien   sollte   aus  dieser 
Not,  ihn  und  das  ganze  Volk,  das  mit  ihm  war.     7.   Und  er  sprach: 
0  Herr,    Ewiger!    Laß  ab  von   deinem  heftigen  Zorn  und  laß  dich 
das  Unheil  gereuen,    das    du  deinem   Volke  zugedacht  hast.      8    0, 
Herr,    Ewiger!    Du  hast    nun   bereits  deinem  Knechte  gezeigt,  wie  so 
groß    du    bist    und    wie  stark  deine   Hand  ist;    wo  ist  im  Himmel 
oder  auf  Erden  ein  Gott,  der  solche  Werke  und  gewaltigen  Taten 
verrichten  könnte  wie    du?      9.  Laß   ab  von   deinem  heftisfen  Zorn 
und  laß  dich   das  Unheil  gereuen,  das  du  deinem  Volke  zugedacht 
hast.     10.  Gedenke  deiner  Diener  Abraham,  Isaak  und  Jakob,  denen  35 
du   bei    dir   selbst   zugeschworen  hast,     11.  Und   der  Frömmigkeit 
meines  Vaters  Joseph,    deines    Geliebten,    und   Moses',    des    Sohnes 
Amrara's,     des    Vertrauten     deines    Hauses.       12.    Sieh,     wir    sind 
jetzt    eingeschlossen;    durch    deine    Hilfe   rette   uns    aus    der    Hand 
unserer  Feinde  und  schicke  uns   einen  Engel,    der   uns    beschützen  10 
soll.     13.  Und  Josua  fiel  nieder  und  i)lützlich,  da  stand  eine  Taube 
vor    ihm,    und    sie    ging    und    setzte    sich    zwischen    seine    Hände. 
14.   Und    Josua    schrieb   nun    einen    Brief    an    Nobach ,    den    Sohn 
seines    Onkels,    und    er    sprach    zu    ihm:      15.    Mein    Sohn  Nobach, 
zur  Zeit,  wo  du  diesen   meinen  Brief  liest  —  solltest  du   wach  sein,  •»■'> 
dann  stehe  auf  deinen  Füßen,  und  solltest  du  stehen,  dann   komme 
zu   uns,    und    solltest    du    kommen,    dann    eile    zu    uns.     IG.  Und 


518      Gaster,  Das  Buch  Josua  in  liehräisch-samarüanischer  Rezension. 

wisse,  sowohl  ich  als  auch  die  gesamten  Kinder  IsraeFs,  die  mit 
mir  sind,  sind  eingeschlossen  in  sieben  eiserne  Mauern  in  Elon 
Kimon.  17.  Und  Josua  tat  diesen  Brief  in  den  Sehnabel  der 
Taube,  und  sie  floi?  davon.  18.  Und  in  einem  Aucrenblick  erreichte 
5  sie  die  Stadt  Kenath,  und  sie  warf  den  Brief  in  den  Schoß  des 
Nobach.  19.  Und  als  er  den  Brief  sah,  ötfnete  er  ihn  und  las  alle 
Worte,  die  darin  waren.  20.  Und  er  erhob  seine  Stimme  und 
weinte,  und  er  zerriß  seine  Kleider,  tat  ein  härenes  Gewand  um 
seine  Lenden  und  wehklagte  sehr  laut  und  bitterlich.     21.  Und  er 

lü  sagte:  Eilet,  eilet,  Kinder  meines  Volkes!  22.  Und  es  hörten  alle 
Männer  seiner  Stadt  und  alle  Männer  der  2^/.2  Stämme.  23.  Und 
es  versammelten  sich  zu  ihnen  alle  Kriegsleute,  und  es  war  ein 
ofroßes  Wehklagen,  wie  noch  nie  dergleichen  in  Israel  gewesen 
war.     24    Und  Nobach  sprach  zu  ihnen:   Eilet  meine  Brüder,  eilet 

15  meine  Brüder,  stehet  nicht  stille,  denn  Josua,  der  Sohn  meines 
Onkels,  und  das  ganze  Heer,  das  mit  ihm  ist,  sie  sind  eingeschlossen 
von  sieben  eisernen  Mauern  in  Elon  Kimon.  25.  Und  als  die 
Heerscharen  die^e  Sache  von  Nobach  erfuhren,  beeilten  sie  sich, 
und  sie  zogen  fort,    und    sie  kamen  rasch  in   das  Land  Kanaan  zu 

üo  Elon  Kimon.  26.  Und  sie  lieferten  eine  große  Schlacht  dem 
Schobach  und  den  Königen,  die  mit  ihm  waren.  27.  Und  Nobach 
schwächte  den  Schobach  und  seine  gesamte  Mannschaft  und  er 
schlug  sie  mit  der  Schärfe  des  Schwertes.  28.  Und  Nobach  rief 
den  Pinehas,    den  Sohn  des  Eleasar,  des  Priesters,    und  sprach  zu 

2.5  ihm:  Stoße  in  die  Trompeten  des  Kriegsgeschreis,  welche  in  deiner 
Hand  sind.  29.  Und  sie  stießen  in  die  Trompeten,  und  die  eisernen 
Mauern,  die  rings  um  sie  waren,  zerschmolzen,  und  Josua  kam 
mit  seinen  Mannschaften  heraus  unversehrt.  Es  fehlte  von  ihnen 
kein  einzig-er.    30.   Und  der  Ewige   gab  an  ienem  Tage  den  Schobach 

30  und  alle,  die  mit  ihm  waren,  in  die   Gewalt  von  Israel. 

XXII.  1.  Und  es  war  nach  Verlauf  einer  langen  Zeit,  nach- 
dem der  Ewige  den  Kindern  Isi'ael's  vor  allen  ihren  Feinden  ringsum 
Ruhe  verschafi't  hatte ,  2.  Und  Josua ,  der  Sohn  Nun's ,  alt  und 
hoch    betagt    war,     3.    Da    versammelte    Josua    alle    Stämme    der 

35  Kinder  Israel's  nach  Schechem.  4.  Und  er  berief  alle  Ältesten  der 
Kinder  und  ihre  Oberhäupter  und  ihre  Richter  und  ihre  Amts- 
leute. 5.  Und  sie  zogen  hinauf  zu  der  auserwählten  Stätte  nach 
dem  Berge  Gerisim,  Bet  El,  und  sie  stellten  sich  vor  Gott  auf  am 
Eingange  des  Stiftszeltes.     G.  Und  Josua,    der    Sohn    Nun's,    sagte 

40  zu  ihnen:  Ich  sterbe  und  ich  gehe  von  euch  fort!  8.  Und  ihr 
wisset  alle,  was  der  Ewige  für  euch  getan  hat.  8.  Und  daß  er 
eure  Väter  aus  dem  Lande  Ägypten  herausgeführt  hat,  mit  Zeichen 
und  Wundern  und  mit  Krieg  und  mit  starker  Hand  und  mit  aus- 
gestrecktem   Arm    und    mit    erstaunlicher    Gewalt,    und    ihr    über- 

■15  schrittet  das  Scliilf'meer  im  Trockenen.  9.  Und  er  verlieh  euch 
das  Land,  um  das  ihr  euch  nicht  bemüht  hattet,  und  die  Städte, 
die  ihr  nicht  gebaut   hattet   und  nähmet  doch  Wohnung  in  ihnen; 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension.     519 

AVeinberge  und  Olivenbäume,  die  ibr  nicbt  gepflanzt  battet,  genießet 
ibr.  10.  Und  nun,  so  fürcbtet  den  Ewigen,  eui-en  Gott,  und  dienet 
ibm  mit  ganzer  Kraft  und  mit  Aufricbtigkeit  und  Treue  und  scbaflPet 
wesf  die  fremden  Götter  aus  euerer  Mitte  und  dienet  nur  dem 
Ewio-en,  eurem  Gotte,  allein.  11  Und  wenn  es  eucb  mißfällt,  dem  5 
Ewigen,  eurem  Gott,  zu  dienen,  dann  wäblt  eucb  beute,  wem  ibr 
dienen  wollt,  ob  den  Göttern  der  Völker,  in  deren  Lande  ihr  euren 
Wobnsitz  babt.  Aber  icb  und  mein  Haus  wollen  nur  dem  Ewigen, 
unserem  Gotte,  dienen.  12.  Da  antwortete  das  ganze  Volk  und  spracb: 
Fern  sei  es  von  uns,  daß  wir  den  Ewigen,  unseren  Gott,  verlassen  lo 
sollten,  um  anderen  Göttern  zu  dienen.  13.  Vielmehr  wollen  wir 
dem  Ewigen,  unserem  Gotte,  dienen,  denn  er  ist  unser  Gott  und  der 
Gott  unserer  Väter.  14.  Und  Josua  sagte  zum  Volk:  Ibr  seid  Zeugen 
gegen  eucb  selbst,  daß  ibr  eucb  gewählt  babt  den  Ewigen,  um  ibm 
zu  dienen.  15.  Und  sie  spi'acben :  Zeugen  (sind  wir)!  16.  Und  Josua  i5 
schloß  einen  Bund  mit  dem  Volke  an  jenem  Tage,  und  gab  ihm 
Satzung  und  Recht  in  der  heiligen  Stadt  Schecbem,  die  unterhalb 
des  Berges  Gerisim,  Bet  El,  ist  und  die  er  zum  Sitze  des  Gerichtes 
ernannt  hatte.  17.  Und  er  schrieb  diese  Worte  in  ein  Buch,  und 
er  übergab  es  den  Priestern,  den  Söhnen  Levi's,  und  er  sprach  zu  20 
ihnen:  Nehmet  dieses  Buch  (Gesetzbuch)  und  hütet  es  sorgfältig. 
18.  Und  sie  nahmen  einen  großen  Stein  und  er  richtete  ihn  dort 
auf  unter  der  Eiche,  die  sich  befand  unten  am  Fuße  des  Berges 
Gerisim,  der  Stätte    des  Heili^tumes    des  Ewigen.      19.  Und  Josua 

7  00 

sprach   zu  dem  Volke:    Wohlan,  dieser  Stein  soll  Zeuge  gegen  uns  20 
sein.     20.  Und  er  baute  dort  einen  Altar  unten  am  Berge,  und  er 
nahm  einen  Widder    von    den  Schafen    und  brachte    ihn   als  Opfer 
für  diesen  Bund,  den  die  Kinder  Israel's  mit  ihm  geschlossen  hatten. 

21.  Nachher    wählte    Josua,    der  Sohn  Nun's,   12  Fürsten  von  den 
Fürsten    der    Kinder    Israel's,    je    einen    Mann    für    einen    Stamm,  so 

22.  Und  er  ließ  das  Los  werfen  von  Eleasar,  dem  Sohn  Aharon's, 
des  Priesters,  an  der  auserwählten  Stätte,  dem  Berg  Gerisim,  Bet 
El,  vor  dem  Ewigen,  und  das  Los  des  Königtums  über  die  Kinder 
Israel's  [C  fiel  auf  Nethanel,  Sohn  des  Bruders  des  Kaleb  aus  dem 
Stamme  Juda,  und  er  wurde  zum  Könige  ernannt].  23.  Und  es  3^ 
geschah  nach  diesen  Begebenheiten,  da  starb  Josua,  der  Sohn  Nun's, 
der  Knecht  des  Ewigen,  110  Jahre  alt.  24.  Und  sie  begruben  ihn 
auf  dem  Hügel,  gegenüber  der  erwählten  Stätte,  dem  Berge  Gerisim, 
Bet  El,  in  Mattenat  (Timnat)  Serab.  Und  die  Kinder  Israels  be- 
weinten ihn  30  Tage.  Erst  dann  war  die  Zeit  des  Weinens  um  40 
ihn   voll. 

XXIII.  1.  Und  Nethanel,  der  Sohn  des  Kenas,  der  Bruder- 
sohn des  Kaleb  aus  dem  Stamme  Juila,  war  König  über  die  Kinder 
Israel's.  2.  Und  im  4.  Jahre  des  Königs  Nethanel  starb  Eleasar, 
der  Sohn  Aharon's,  des  Priesters.  Und  all  die  Tage  seines  Priester-  i.'> 
tums  an  der  erwählten  Stätte  am  Berge  Gerisim,  Bet  El,  waren 
50  Jahre.     3.  Als  es  nun  mit  ihm  zum  Sterben  ging,  da  berief  er 


520     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräüch-samaritanischer  Rezension. 

alle  Priester,  die  Leviten  und  alle  Ältesten  Israel's  zur  heiligen 
Stadt  Schechem,  und  die  Häupter  des  Volkes  versammelten  sich 
insgesamt  in  Schechem.  4.  Und  auf  Befehl  Eleasar's,  des  Priesters, 
zogen  sie  herauf  zur  erwählten  Stätte  des  Berges  Gerisim,  Bet  El. 
5  5.  Und  er  sprach  zu  ihnen:  Seid  wohl  auf  eurer  Hut,  daß  sich 
euer  Herz  nicht  betören  läßt  und  ihr  abweicht  von  dem  Wege, 
den  euch  Moses,  der  Knecht  Gottes,  auf  Befehl  des  Ewigen  geboten 
hat.  6.  Beobachtet  alle  Worte  dieser  Lehre;  denn  das  ist  eure 
Weisheit   und    Klugheit    in    den   Augen    aller  Völker.     7.  Weichet 

10  nicht  von  der  Wahrheit  ab,  weder  nach  rechts  noch  nach  links. 
8.  Und  Eleasar  nahm  einen  Widder  und  brachte  ihn  als  Opfer  für 
dieses  Bündnis  dar.  9.  Und  er  verbeugte  sich  vor  dem  Altai-e 
und  vor  der  Bundeslade.  Und  er  zog  seine  Kleider  aus  und  be- 
kleidete damit  seinen   Sohn  Pinehas.      10.  Und  er  zog  von  da  hin- 

15  aus  und  er  ging  zu  Fuß,  und  die  Priester,  die  Leviten  und  alle 
Fürsten  der  Kinder  Israel's  zu  seiner  Rechten  und  zu  seiner  Linken, 
bis  sie  zur  Stadt  'Amarta  sfelansften.  11.  Und  alle  Priester,  die 
Söhne  Levi's,  und  alle  Ältesten  des  Volkes  und  dessen  Amtsleute 
und  Häupter    standen  vor  ihm.      12.   Und  Pinehas,  sein  Sohn,  sein 

20  Nachfolger,  stand  zu  seiner  Rechten  und  die  Tränen  flössen  aus 
seinen  Augen  über  das  Verscheiden  seines  Vaters.  13.  Und  das 
ganze  Haus  der  Priester  tat  desgleichen.  14.  Und  sie  gingen 
alle ,  bis  sie  zu  dem  Hügel  seines  Sohnes  Pinehas  gelangt  waren. 
Und  dort  erneuerte  er  mit  ihnen  den  Bund  und  sprach:     17.  Hütet 

2.5  euch,  daß  ihr  andern  Göttern  nicht  dienet  und  daß  ihr  eure  Opfer 
nicht  an  jeder  Stätte  darbringet,  die  ihr  sehet,  sondern  nur  an 
dieser  Stätte,  dem  Berg  Gerisim,  Bet  El,  den  der  Ewige,  euer 
Gott,  erwählt  hat  als  Wohnsitz  für  seinen  Namen.  16.  Und  Eleasar 
verschied  und  starb  und  wurde  versammelt  zu  seinen  Stammes- 
so genossen.  Und  sie  begruben  ihn  auf  dem  Hügel  seines  Sohnes 
Pinehas  gegenüber  dem  heiligen  Berge,  der  Stätte,  die  der  Ewige 
erwählt  hat,  dem  Berge  Gerisim,  Bet  El,  und  sein  Sohn  Pinehas 
war  Priester  an  seiner  Stelle.  17.  Er  ist  es,  der  die  wahre  Be- 
rechnung (Kalender)  verfaßt    hat    und   nach  der  Breite  des  Berges 

35  Gerisim,  Bet  El,  (nach  dem  Meridian)  ausprobiert  hat.  18.  Und 
das  ist  die  Berechnung  des  Neumondes  nach  der  Berechnung  der 
Konjunktion  von  Mond  und  Sonne,  denn  dadurch  werden  festgestellt 
die  Festtage,  die  Monde  und  die  Jahre. 

XXIV.     1.  Und  Pinehas,  der  Sohn  des  Eleasar,  des  Sohnes  des 

10  Aliaron,  des  Priesters,  zeugte  einen  Sohn  im  Jahre  des  Einzuges  der 
Kinder  Israel's  in  das  Land  Kanaan,  und  er  nannte  ihn  Abisohah. 
2.  Und  dieser  Abischah  im  \'6.  Jahre  nach  dem  Einzüge  der  Kinder 
Israel  in  das  Land  Kanaan,  welches  das  13.  Jahr  seines  Lebens- 
alters war,  schrieb  die  heilige  Thorarolle,  welche  sich  bis  auf  diesen 

•15  Tag  in  der  heiligen  Stadt  Schechem  vorfindet  in  dem  Hause  der 
Priester.  3.  Und  er  schrieb  diese  Rolle  auf  dem  Borge  Gerisim, 
Bet  El,    am  Eingange  des  Stiftszeltes,   und  das  Datum  findet  sich 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräiseh-samaritanischer  Rezension.     52 1 

darin  ohne  irofend  welchen  Zusatz.  4  Und  die  Felle  sind  von  den 
Fellen  der  Friedensopfer,  welche  die  Gemeinde  am  Altare  als  Opfer 
darzubringen  pflegte.  5.  Und  das  Datum  ist  durch  Buchstaben 
auso-edrückt  innerhalb  der  Kolumnen  [aus  den  Worten  der  Thora 
selbst  durch  Buchstaben,  die  deutlich  erkennbar  sind  innerhalb  der  5 
Kolumne].  6.  Und  dieses  akrostichische  Datum  beginnt  mit: 
„Und  wenn  der  Ewige,  dein  Gott,  dich  bringen  wird"  (Deuter.  11,  29), 
welches  nach  der  Sektion  (Kizza)  „Höre,  o  Israel"  steht.  Und  das 
ist  der  Inhalt  dieses  akrostichischen  Datums:  8.  „Ich,  Abischah, 
Sohn  des  Pinehas,  Sohnes  des  Eleasar,  Sohnes  des  Aharon,  des  Priesters,  lo 
auf  welchen  das  Wohlwollen  und  der  Ruhm  des  Ewigen  sei,  habe 
dieses  heilige  Buch  beschrieben  am  Eingange  der  Stiftshütte  auf 
dem  Berge  Gerisim,  Bet  El,  im  13.  Jahre  der  Niederlassung  der 
Kinder  Israel's  im  Lande  Kanaan.    .Ich  preise   den  Ewigen." 

Möge  der  Ewige  uns  gewähren  seinen  Segen  und  von  dem  i5 
Segen  desjenigen,  der  (Moses'  Rolle)  mit  seiner  heiligen  Hand  ge- 
schrieben hat,  und  den  Segen  der  Wohnstätte  des  Namens  des 
Ewigen,  an  deren  Eingang  es  geschrieben  wurde,  und  den  Segen 
der  erwählten  Stätte ,  wo  es  geschrieben  wurde  durch  das  Ver- 
dienst Moses',  des  Vertrauten.     Amen  20 

Beendet  wurde  dieses  Buch,  welches  genannt  wird  das  Buch 
des  Josua,  des  Dieners  unseres  Herrn  Moses,  auf  ihm  sei  der 
Frieden,  am  Abend  des  5.  Tages  (Donnerstag),  des  34.  der  50  Tage, 
die  uns  der  Ewige  befohlen  hatte  zu  zählen,  und  das  ist  der  20. 
des  1.  Monats,  welcher  im  Arabischen  heißt  „AI  Muharram"  des  25 
Jahres  1322  (1904)  der  Herrschaft  der  Hagarener,  durch  den  armen, 
elenden  und  bedürftigen  Diener  Abischah,  den  Sohn  des  Pinehas, 
des  Sohnes  des  Isaak,  des  Priesters,  des  Leviten,  des  Küsters  der 
Stätte  der  Heiligkeiten.  Möge  der  Herr  ihm  verzeihen  alle  Sünden 
und  Verbrechen  und  Vergehen  und  möge  er  seine  Seele  frei  von  so 
Sünden  halten  durch  das  Verdienst  der  drei  Tugendhaften  und  des 
Josef  und  des  Moses,  des  Mannes  Gottes. 

0,  du,  der  du  alle   Wünsche  erfüllst ! 

Kolophon  von  Kodex  C. 

Beendet    wurde    die    Abschrift    dieses    heiligen    Buches    am  35 
Mittwoch  den  19.  des  elften  Monats  des  Jahres  3547  seit  der  Nieder- 
lassung   der  Kinder  Israel's   im   Lande  Kanaan ,    durch   den    armen 
Jakob,  Sohn  Aharon's,  des  Priesters.    Möge  der  Ewige  ihm  verzeihen, 
durch  das  Verdienst  des  Moses,  des  Vertrauten.      Amen. 


522     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  helräisch-samaritanischer  Rezension. 


Anhänge. 

In  diesen  Anhängen  beschränke  ich  mich  zunächst  darauf 
Parallelen  aus  der  rabbinischen  Literatur  zu  einigen  der  wichtigsten 
Interpolationen  beizubringen. 

5  I. 

•nnb  iNm  -,-T^n  ns  b^—c-'  Ti3y\!5  "Jt^d    :ii:''D  mbbpi  nD-in 
-i?:n:-ü  n-iTO  "»ribN  bi:^  cr-c  -ii:^*:;  pT73r::i!0  bi'j  ^-  bwsn  a-^T'^na 

"iiN-ib  iby  d-'lJ^o  r;u:u3     .(-;) "ist  -pn-^n  "^^yn  nwn   Nb- 

Ti'^Nm  a-'ibm  n'^rnr-m   .bin^:-  -:n  -cN^^b  iby  n'^::2-«D  riO">25T  dt-i^  -in 

"1-  ^cbr  zmz  iDcn  ;  "t:^  bx^-c"^  h•D^  ^?2n:o  ."p-^'ci  ■:""?:  bx'^O"'  bai 
.T?3N  D1-I70NT  T^rr  nb-^Ni  ib-^N  i^m  "i:;i  ^d^n-  "Tj-i-in  .n^-^n  i-nci  □■'t^-:. 
ib-'N  Tim  "i5i  ">:;-'Nn  -n^x  .nbbpn  nnrsT  bn-i'  in  •'cbD.  "iH^rr  ircn 
:D"n5<")     .(n)  :mbbpT  ma-in  ■j"^^72i5'w;  ^r     ."jton  □i-i'nwNT  ■j-'rnT  ib-^xn 

15  bD  nx  nn-'br  innsi  n^oa  anoT  nnra"  tn  i:m  cr^Nn  PwX  ^N-^nn 
c-'r^N-  TN  ib:i::i   .•2X2^Tx  "n^n  -i^oxrc  "iTüb  D-'yaujn  pn-h  n-iinn  "^-la-; 

•  (':i  nr-w'?:  'i  n::-o)     :pip'?02  irbi  i^m 
"-1  ■'-1:2-  cman  i^ao  bn'^r  --i  cv-'-ia  in  n-   .n-iTo  -^rnb^  bjrx 
imN3  "iDbn  b-''70  D-'-iiay-!  nx'n  nnn-'  "1-  n-riy-  br min*« 

20  cn2''"'T     .n^-iia  "«-cicb  ti-^to:  -j-iy?:"^  "^n  -T:-bN  ")"n trvn 

biTN  .CDn-nrn  annnsn-c  .z-hz  CD""532:yb  anbrin  xbi  aanmn 
Vu:-m  ani<  ■,-'xa   xbx  az^   Nin-cj  y^'-^^'  Nbm     .aa-::  niTC  ^:ibwS 

.nT>!J  n"^^7:ib 
ni'tuy   ralN   -irxb  nnrn  T-^r.sr-c  ni<-::  ba  -':x  bwsr-:-::-'  "n 

25  ma-ia  i-on:  Nb  nmiam   .ipb'n;::  raai  laa'^ao  rac    .:-7:wX:  n:"ü 
(:":.  :Na  r-  n::iD  "i-')  :n:"c;  n—:::'  ra-vN  -n.sb  NbwS  nbbpi 

II. 

Tljinb   -niüra   ",ni'n   -p:   nbr  arm    (:j<'^  pns  nan  ab^r  na) 
D'^rnan  "^bs-i  31:73  rnn  ain-'rm  a-ra.x  a"-^  "pnTa  cnb  -b-j:-!  ')r:;Nin 
80  n-iT7:   njTpa   b:;b:;a   a-n-^rm   a->:aN    a"-'   "|-— -n    p:   --,;•    cnb  nbain 
ba-y   -in   ^si  a*'*"-:.  -n   b.s   -,nb   -.sa   ■ji-rn  po   ibrva    "i^a   in-^-i-» 
'."^^^  n72n  xbn  — '^n:*:;     .nn72  -nbwS  bi:Naw   ca\a   -;j:a\a  r-i'^oac 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     523 

OnN  rriS'iJ  i7:r)  "ncn  by  aiT'-öm  mbbpi  miDin  bN-iüJ'^  ";-i72M 
n-i-n-  p-'by  nnnDi  Tion  tt>!:i  nnra  i::3t  ....  "i:n  2Db  iN-^^  .iWNb 
.TüN^o  D'»::  ibsNi  D"i''Dbo  innTi  "i5i  nnm  .TaNiu;  m:iTub  D''y:2\i:n 
.  .  .  "»Dnn^i  r:bny:3  nbnn  b^io-'  nn-^^nr:  n^u:  nniNa  ."^'^^  nnn-i 
3'nu:T  T>::3D"::  yniD  ip  b:ibaa  bN-i;z:"^  r*i:y;a  nsu:  -nujy  nya-N  ....  5 
rry^i;  rimi^n  "i5i  nb-'O  bN-i'X"'  •^;:3  my  bD  ibrip^i  ^d  inNi  ipbn-c 

jmbnT^bT  n-^ro-^^rab  mi^uy^sb  m;7:b  nb-'nr- 

Mischnah  jer.  Sotah  VI.  §  3  (fol.  21b). 

I.     „Die  Segnungen    und    die   Flüche    (werden    in    hebräischer 
Sprache  ausgesprochen).    Wie  läßt  sich  das  beweisen :  Als  die  Israe-  10 
liten  den  Jordan  überschritten  hatten  und  kamen  zum  Berge  Gerisim 
und  zum  Berge  Ebal,  welches  in  Schomrom  ist,  dicht  bei  Schechem, 

nahe  am   Elone  More §  4.    Da  stiegen   sechs  Stämme 

hinauf  zum  Gipfel  des  Berges  Gerisim    und    sechs   Stämme    gingen 
hinauf  zum  Gipfel  des  Berges  Ebal  und  die  Priester  und  die  Leviten  15 
standen  unten  in  der  Mitte,  die  Priester  standen  im  Kreise  um  die 
Lade  herum  und  die  Leviten  um  die  Priester  und  ganz  Israel  dies- 
seits und  ienseits Da  wendeten  sie  ihr  Gesicht  cremen  den 

Berg  Gerisim  und  fingen  an   mit    dem   Segensspruch :  Gesegnet    sei 

der  Mann Und    diese    und   jene    antworteten    darauf   und  20 

sprachen:  Amen.     Und  sie  wendeten   ihr  Gesicht    gegen    den  Berg 

Ebal  und  fingen  an  mit  dem  Fluche :  Verflucht  sei  der  Mann 

Und  diese  und  jene  antworteten  und  sprachen:  Amen,  bis  sie  alle 
Segenssprüche  und  Flüche  beendet  hatten.  §  5.  Nachher  brachten 
sie  die  Steine  und  bauten  den  Altar  und  bestrichen  ihn  mit  Kalk  25 
und  schrieben  darauf  alle  Worte  dieses  Gesetzes  in  •  70  Sprachen, 
wie  es  heißt  sorgfältig  erläuternd ;  und  sie  nahmen  hierauf  die 
Steine  und  gingen  und  übernachteten  an  ihrer  Lagerstätte."  So- 
weit Mischna  jer.  und  babyl.  VII.   §  5. 

Im  Talmud  versuchen  die  Gelehrten  diese  Mischna  zu  erklären.  30 
Ich  hebe  nur  einige  der  Punkte  aus  der  weitläufigen  Auseinander- 
Setzung  hervor:  ibid.  (fol.  21c): 

Rabbi  Jehuda  erklärt  ausdrücklich,  daß  es  sich  auf  die  Stätte  be- 
zieht, welche  bei  den  Kuthäern  ist.  Und  nach  der  Ansicht  des  Rabbi 
Jehuda  haben  sie  eine  Strecke  von  120  Mil  an  einem  Tage  zurück-  35 
gelegt.  Rabbi  Eleasar,  der  Sohn  des  Rabbi  Schinieon,  sagt:  Ich  habe 
den  kuthäischen  Schreibern  gesagt:  Ihr  liabt  die  Bibel  gefälscht  und 
ihr  habt  euch  dadurch  nicht  genützt.  Ihr  habt  in  eurer  Thora 
geschrieben :  Bei  Elone  More  Schechem  (also  das  Wort  Schechem 
wiu-de  hinzugefügt  zu  Deuter.  XI,  30),  aber  das  ist  ja  bekannt,  daß  to 
Elone  More  Schechem  ist,  nur  erschließt  ihr  es  nicht  durch  Schluß 
der  Wortanalogie.    [Im   babylonischen  Tahnud  Sotah  (fol.  83  b)  sagt 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd    LXII.  34 


524      Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

er:  Auch  wir  stimmen  darin  überein,  daß  Elone  More  Scbechem 
ist.]  Und  es  wird  weiter  ausgeführt  im  Namen  von  R.  Ismael, 
der  behauptet,  daß  der  Einzug,  der  in  der  Bibel  erwähnt  wird, 
sich  auf  die  Zeit  nach   14  Jahren  bezieht.    Sieben  Jahre  waren  sie 

5  mit  der  Eroberung  beschäftigt  und  sieben  mit  der  Verteilung,  und 
ebenso  sind  die  Segenssprüche  und  Flüche  erst  nach  14  Jahren 
ausgesprochen  worden. 

Im  Anschluß  daran  muß  bemerkt  werden ,    daß    gerade  dieser 
Stelle,  die  Rabbi  Eleasar  als  gefälscht  bezeichnete,  von  den  Sama- 

10  ritanern  eine  entscheidende  Bedeutung  beigefügt  wurde,  die  so  weit 
ging,  daß  sie  sie  als  10.  Gebot  an  die  Gebote  Exod.  XX  an- 
geschlossen haben ,  welche  sie  als  neun  zählen.  Dort  findet  sich 
auch  in  der  Tat  der  Zusatz  „Mul  Scbechem"  crc  b":,  den  Eleasar 
als  eine  zwecklose  Fälschung  bezeichnete   unmittelbar   hinter  Elone 

15  More.  Im  Talmud  erhebt  Rabbi  Elieser  Widerspruch  gegen  die 
Verlegung  des  Segens  und  Fluches  in  das  Land  der  Kuthäer,  und 
er  geht  so  weit ,  daß  er  behauptet ,  es  sei  weder  in  Gilgal  noch 
in  Elone  More  geschehen  und  man  habe  zwei  Hügel  mit  dem  Namen 
Gerisim    und  Ebal    benannt ,    um    dort    den  Segen    und    den  Fluch 

20  auszusprechen.  Vgl.  außerdem  Jer.  Targum  zu  Deut.  11,  29.  30  und 
ib.  27,  V.  15. 


Seder  'Olam  Rabbah  (edid.  Ratner  1897  c.  XI,  p.  45). 

IL     L^nd  das  Volk  stieg  vom  Jordan  herauf  am  10.  des  ei-sten 
Monats,  und  sie  nahmen  von  außerhalb  12  Steine  und  legten  sie  an 

25  der  Stätte  nieder,  wo  die  Füße  der  Priester  gestanden  hatten,  und  dann 
nahmen  sie  noch  andere  12  Steine  vom  Jordan  und  legten  sie  nieder 
in  Gilgal  an  der  Ostseite  von  Jericho.  Als  sie  vom  Jordan  herauf- 
zogen, kamen  sie  zum  Berge  Gerisim  und  zum  Berge  Ebal,  welches 
in  Schomron  ist,  dicht  bei  Scbechem,  bei  Elone  More,  wie  es  heißt: 

30  Sind  sie  doch  jenseits  des  Jordan 's  auf  dem  Wege  des  Unterganges 

der  Sonne  usw (Deuter.  XI,  30).    Und  die  Israeliten  sprachen 

aus  die  Segenssprüehe  und  die  Flüche  der  Reihe  nach,  wie  er  ihnen 
befohlen  hatte,  nämlich:  Nehmt  euch  jeder  einen  Stein  usw.  (Jos. 
IV,  3.  9.  20).     Und  sie  bauten  einen  Altar  und  bestrichen   ihn  mit 

35  Kalk  und  schrieben  darauf  die  Thora  in  70  Sprachen  ....  und  sie 
opferten  Friedensopfer  und  aßen  dort.  Und  von  jener  Stunde  an 
fing  die  Verpflichtung  an  für  Hallah  (Num.  15,  20),  Urlah  (Lev.  19,22) 
und  Hodesch  (Lev.  23,  14)  ....  14  Jahre  haben  die  Israeliten  in 
Gilgal    gewohnt,    sieben  Jahre    bis    zur  Eroberung  des  Landes  und 

40  sieben  Jahre  bis  zur  Verteilung  desselben.  Erst  nachher  versammelte 
sich  die  ganze  Gemeinde  der  Kinder  Israel's  in  Schiloh  (Jos.  X\'lll,  1). 
Und  von  jener  Stunde  fingen  sie  an  die  Jahre  zu  zählen  für  die 
Abgabe  des  Zehnten  (Deut.  14,  22.  Num.  18,  24),  für  den  sieben- 
jährigen Nachlaß  (Deut.  15,  1  fi".)  und  für  das  Jubeljahr  (Lev.  25,  2.  8) 

•15  (cf.  Ratner's  Noten  und  s.  auch  ed.  J.  Meyer  p.  372 — 375). 


1 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samantanischer  Rezension.     525 

III. 

■!7:m  T'sn  nns  nn-  "jriübn  rrDb  rrons  r;n-'rT»u  rmNr:  tnt  vrcb 
irra  byw  "n^rN  ibvü  byi  .■\br\n  ^^inn  a:7:::T  cnpbi  *]bm  .labn  amN. 
....  T^nra  PN  y-ipi  3?"^ir!i  Y^"''  •  •  •  •  n"'p"'i^  D-i-y^b^ri  n^^  T'by  5 
n-'33N  -iu:y  n^ran  y;ain-^  nx-i  ....  rtnpn  ib  n::'!:!  rrnr^an  opm 
nn-'n  iT^n  rn::?3  n-n^ii  ;:::2'ij  bsi  □^::nu:  a''-^  n:i:D  p-c  bin:*  pD  b-o 
nn-'S'ö  nn-Ti  Nb  n-i-^nr  ^m  iTn  rr^no  uDnvu  bsn  rrmN  nn-':;?: 
.-!WN:'vU  p?  nDb:T  mb-n^  b-^zm  D-na  byo  mirf  L^auju:  i'T^i    .miN 

(:n"b  p-ic  ^-yibis  "m  ""pns)     :"i3i  '7313  p  pr  iDb-iT  10 

Pirke  de  Rabbi  Bliese r,  cap.  38  Mitte. 

III.  Wie  groß  die  Macht  des  Bannes  ist,  kann  man  aus  dem 
Banne  ersehen ,  den  Josua ,  der  Sohn  Nun's ,  gegen  Jericho  aus- 
gesprochen hatte  und  gegen  alles,  was  darin  war,  und  das  er  ver- 
brannte. Achan,  der  Sohn  Karmi,  sah  den  Götzen  (Teraphim)  und  15 
das  Silber,  das  sie  ihm  als  Opfer  darbrachten,  und  den  Mantel,  der 
vor  ihm  ausgebreitet  war,  und  die  goldene  Zunge,  die  er  im  Munde 
hatte,  und  es  gelüstete  ihn  danach  und  er  nahm  sie  und  versteckte^) 
sie  in  seinem  Zelte  und  durch  dieses  Vergehen  verursachte  er  den 
Tod  von  36  frommen  Männern,  wie  es  heißt :  Und  die  Männer  von  20 
Ai  erschlugen  von  ihnen  36  Mann :  Und  Josua  ging  und  zerriß 
seine  Kleider  und  fiel  auf  sein  Angesicht  nieder  vor  der  Bundes- 
lade  des  Ewigen  und  bat  um  Verzeihung.  Und  der  Ewige  nahm 
seine  Reue  gnädig  auf  und  er  sprach  zu  ihm:  Israel  hat  sich  an 
dem  Banne  vergangen,  wie  es  heißt:  Israel  hat  gesündigt  usw.  25 
Darauf  blickte  Josua  auf  die  12  Edelsteine  des  Hohenpriesters,  die 
den  12  Stämmen  entsprechen,  denn  sobald  ein  Stamm  ein  Gebot 
erfüllt  hatte ,  da  leuchtete  dessen  Stein ,  hatte  er  aber  gesündigt, 
da  strahlte  kein  Licht,  und  so  erkannte  er,  daß  der  Stamm  Juda 
sich  an  dem  Banne  vergangen  hatte ,  und  darauf  warf  er  das  Los,  so 
und  es  fiel  auf  Achan,  wie  es  heißt:  Und  Achan,  der  Sohn  Karmi's, 
wurde  ergriffen.  —  Eine  genau  entsprechende  Parallele  hierzu  findet 
sich  im  Midrasch  Tanhuma  sect.  Wajescheb  §  2.  Da  heißt  es: 
„Und  Achan  streckte  seine  Hand  aus  gegen  den  Bann  und  nahm 
den  Mantel  und  die    goldene  Zunge    des  Götzen    von   Jericho,    auf  35 

welchem    der    unreine    Name    einijegraben    war Und    Josua 

blickte  auf  die  12  Steine,  die  die  Steine  des  Ephod  waren  auf 
der  Brust  des  Hohenpriesters,  und  er  sah,  daß  der  Stein  des  Juda 
dunkel  war;  denn  das  war  die  Natur  des  Brustschildes,  daß  der 
Stein    des    Stammes ,    welcher    ein    Gebot    erfüllt    hatte ,    leuchtete,  10 


1)  NB.  nicht   „begrub". 

34* 


526     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension, 

und  Licht  ausstrahlte,  während  der  Stein  eines  sündigen  Stammes 
dunkel  wurde". 

In  der  Parallele  im  Talmud,  wo  die  Geschichte  des  Treu- 
bruches von  Achan  erzählt  wird,  fehlen  gerade  die  charakteristischen 

5  Momente ,  das  Götzenbild ,  das  Verbergen  (nicht  Vergraben)  im 
Zelte  und  das  Aufblitzen  oder  Verdunkeln  der  Steine.  Kimchi  im 
Kommentar  zur  Stelle  Josua  (Jos.  VII,  17)  erwähnt  diese  letztere 
Legende.  Merkwürdig  ist,  daß  sowohl  die  betreffenden  Kapitel  im 
Midrasch  Tanhuma    als   im  Pirke  R.  Elieser  mit  einer  polemischen 

»0  Beschi-eibung  des  L'^rsprungs  der  Samaritaner  endigen ,  auf  die  ich 
hier  nicht  weiter  eingehen  kann  und  die  damit  schließt ,  daß 
die  Samaritaner  in  feierlichster  Weise  mit  300  Trompeten  und 
300  Priestern  usw.  von  Esra  in  Bann  getan  wurden. 

IV. 

.13170  n-'n  lü-npn  -jiusbn  n^'n  bN  nmw^  riyuji  tranb'n  nv^'jo 

15  .D^wy  '^binn  DD'^~bN  "-  -^r "^:^^  \i^-\-^^   y^air   nn-b^   itowSi 

DTiTübD    .mpTo  bu:  i:ini:3n  a-^Nn  Dni<i  du  "i;::a  b;y  i2ini;:3  v^n  '- 

.i703>  nbc:i  annn  bc;  qiDb     .noo  "■'n  rr^o     .n-ibs  b'^  iriniirn  ixa 

3ina  bc:  qiob     .isio  r>-'7\   mtd    .'^m;::  bü:  ^:^^:i::3  iwX3  '{my  •'in 

.D373y    ']binn    C3"»-bN    "n    -^d      .p    cpn    '.s    cpn-i     .Tny    ibsn 

20  (.'j<  nr-v^TO  'n  nüio)     .Dsb  cnbnb 

Mischna  Sotah  VIIL  §  1. 

Der  Feldpriester  hält  eine  Ansprache  an  das  Volk  in  hebrä- 
ischer Sprache,  wobei  er  die  Worte  der  Verse  Deuter.  20,  3.  4  ge- 
braucht, die  ausführlich  erklärt  werden,  und  dann  fügt  er  laut 
Mischna  hinzu:   „Jene  kommen  gestützt  auf  menschliche  Sieges- 

25  kraft,  wir  kommen  gestützt  auf  die  Siegeskraft  des  Herrn.  Die 
Philister  kamen  gestützt  auf  die  Macht  des  Goliath,  und  was  ge- 
schah ?  Er  fiel  durchs  Schwert  und  sie  mit  ihm.  Die  Ammoniter 
kamen  gestützt  auf  die  Macht  des  Schobach ,  und  was  war  sein 
Ende?     Er  fiel  durchs  Schwert  und  sie  mit    ihm.     Nicht    aber   so 

so  ist  es  mit  euch;  denn  der  Ewige,  euer  Gott,  zieht  mit  euch,  um 
mit  euch  zu  kämpfen."  —  In  der  Parallele  der  Mischna  jer.  Sotah 
VIll,  1  fehlt  der  Hinweis  auf  Schobach. 

V. 

Nb    -nrM   nnN   '^i-in   (-n::-^n   b)D   ncon'Jo  •'"i  nnN  '^iia  1     A. 
nnnTo   ("^^iNa  nnc*)  '^i-im  by?3W  D^^ioon  nnN  ("ji-^  2     n-'ip  •\^^)■2? 
s.--)  ....  372   -j^on-^  .  .  nb"'b3    nnN    ("|Ti3t    Dr)3  ....  3   nrx   -jTn3    3 
1113  5   D^'n;ün  (mi:p  bD3)  nnx  11131  "'-133  nd3  br  (nrx  "113)  4 
nnusj  -ii-:3  G     yiNr:    'cen   b:r3   nnN   (lii3i   "jonpio   n''3)3   nrj« 


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Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension.     527 

"iraa  nrN  ("i'i^)  7  (ü^)oi"ip  bnpn  nr.x  -jT^m  mT/O  (^^xbra 
D'^T/Oiyn  minn  nnN  -n^  8  c^'Nt  ('?  D'^'^'^r;)  brn  nnx  -^-im  bx-tc"' 
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Nan  nbiyn  rtrN  "riTiüi  r:T-  cb^yn  -rN  '^i-a  10  (^:)TbiN:;  -^^rn 
m3"inn  bra  rirN  "-rrn  TT?:«:  "niuf«  msinn  b:n  nr^s  -jinm  11  s 
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:rnnw  -pNn   by   rirN   "i-im  bywn  d'^touj'to  nrN  ']Tn3  1     B. 

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D-'7r>i!n  mitp  bD2  nrN  ^^-i-^i  -mna  ndd  by  nnN  is  3  .  .  .  ?by 
■^DNb'jon  N  a  5     "^'-Nn   -^oen  bsn  nn«  '^i-im  "i;::n-?2  r-'nz  n  n  4  lo 

qy   Nb   nnN   '^n-a  7     n  3  6     □■'•^rTip   bnpn   n   m   diito 

n''U5"i'''n  T^aTo  nrN  ^^T-in  8  -,o^  Nbi  m;-'  Nb  nrN  -i-ai  y^-i  Nbn 
•-oizj  u\>W2  3  9  (n^n^)  -tc;n  mpT:  y''m7o  hpn  -i-'ni  r-^-inN  (  ) 
N  n  10  raiiy  b^  .  .  is  .n..?n  i-y  nnN  -jinm  (i"'wv)-i-'b  2iü 
:Qbiyb  T^ip  1013'^  Nb  -i'>:3N  r;rN  ^iin  n^pim  a-^i  yix  ■'■;i:p  ba   .?n'D  is 


Lobgesang,  Fragment  von   der  Genisah:  codd.  Gaster:  A. 

1.  Gepriesen  seiest  du,  o  Herr,  die  Zuflucht  (aller  Schöpfung). 
Gepriesen  seiest  du ,  der  (nicht  zu  schänden  werden  läßt  alle ,  die 
auf  ihn  hoifen).  2.  (Gepriesen  seiest  du)  im  Himmel  oben  und  ge- 
priesen seiest  du  (auf  der  Erde)  unten.    3.  Gepriesen  seiest  du 

und  gepriesen  seiest  du am   (Tage  und    gepriesen)    seiest    du  20 

in  der  Nacht wenn  es  dunkel  wird.    4.  Gepriesen  seiest  du  auf 

dem  Throne  deiner  Herrlichkeit  und  gepriesen  seiest    du (in 

den  Ecken)  des  Himmels,  4.  und  gepriesen  seiest  du  (in  deinem  Heilig- 
tume)  und  gepriesen  seiest  du  an  allen  Enden  der  Erde.  6.  Gepriesen 
seiest  du  (von  den  Engeln)  der  Höhe  und  gepriesen  seiest  du  in  25 
der  Gemeinde  der  Heiligen.  7.  Gepriesen  seiest  du  von  den  Kindern 
Israel's.  Gepriesen  seiest  du  von  allen  (Seen)  und  Inseln.  8.  Gepriesen 
seiest  du  durch  die  jetzt  bestehenden  Geschlechter  und  gepriesen 
seiest  du  unter  den  zukünftigen  Geschlechtern.  9.  Gepriesen  seiest  du 
in  den  Tagen  unseres  Exils  und  gepriesen  seiest  du  in  den  Tagen  so 
unserer  Erlösung.  10.  Gepriesen  seiest  du  in  dieser  Welt  und  gepriesen 
seiest  du  in  der  zukünftigen  Welt  11.  und  gepriesen  seiest  du  mit 
allen  Segnungen,  die  schon  ausgesprochen  worden  sind,  und  gepriesen 
seiest  du  mit  allen  Seirnungen ,  die  noch  in  der  Zukunft  aus- 
gesprochen  werden,  12.  denn  dir  geziemet  Preis,  Lob,  Segnung  usw.  35 

Der  Text  ist  außerordentlich  lückenhaft,  da  ein  großer  Teil 
der  oberen  linken  Ecke  zerrieben  ist.  Ich  habe  diese  Lücken,  so- 
weit möglich,  mit  Hilfe  von  cod.  B  auscjefüUt. 


528     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

Cod.  B.    1.  GeiDi'iesen  seiest  du  im  Himmel  oben  und  gepriesen 

seiest  du  auf  der  Erde  unten.    2.  Gepriesen  seiest  du  am  Tage 

und  gepriesen  seiest  du  in  der  (Nacht),  wenn  es  dunkel  wird.  3.  Ge- 
priesen seiest  du  auf  dem  Throne  deiner  Herrlichkeit  und  gepriesen 
h  seiest  du  an  allen  Ecken  des  Himmels.  4.  Gepriesen  seiest  du  in 
deinem  Heiligtume  und  gepriesen  seiest  du  an  allen  Enden  der  Erde. 
5.  Gepriesen  seiest  du  von  den  Engeln  der  Höhe  und  gepriesen 
seiest  du  von  der  Gemeinde  der  Heiligen.  6.  Gepriesen  seiest  du 
7.  gepriesen  seiest  du,  der  nicht  ermattet,  noch  ermüdet, 

10  und  gepriesen  seiest  du,  der  nicht  schlummert  und  nicht  schläft. 
8.  Gepriesen  seiest  du,  der  am  Anfange  das  Ende  verkündet,  und 
gepriesen  seiest  du ,  der  vorher  verkündet  (was  nachher  eintrifft). 
§.  Gepriesen  seiest  du,  der  gut  belohnt  diejenigen,  die  ihn  fürchten, 
und    gepriesen    seiest dessen    Macht ?    und    alle    die- 

15  jenigen,  die  ihn  verlassen  (gehen  zu  Grunde?).  10.  Gepriesen  seiest 
du  von  allen  Enden  der  Erde  und  von  entfernten  Seen.  Gepriesen 
seiest  du ,  der  diejenigen ,  die  auf  ihn  hoffen ,  nicht  zu  schänden 
werden  läßt. 

VI. 

:bNr:",2;'n  noET  riN'nna  nmi*  (f.  240a — 252b). 

"t:         •  :-;  't         t;  •••t:'  •  "t:»:*  tt';  t-t 

^■'DN  Ni'm  N'yL-n;'^  ysht  nN73  nbn  b^pn^:  n^rsio  b^rn^ai  Nn^i'^5 

•-  :  it:-'-:-  t:         t:        -'t:-  •••  't:-  t:i' 

N^'np  N^icb  ■.in-'Tin  innri     :nT^  n^  bt3p72b  ^7:nt  Nmr;  •'p^rnirN 

TT';  TT~;       '  •*:"  t:  »t  t         t';*:  i-t  tt-         '•*:;• 

nn  niM     :5i:2  *'nu,-'i  bN^üJ-^-  N3b70  ■^a    -n  htm  N-ins  p'n  nr  t~ 

■t  :         •;*:  ••t;*;         t;-  t»         -  't         t-t'**         .i.. 

Nir;     :bN'ib-'n   Nn'ip  '&''-\  '•x:^   -in  n^n   ■'nbn'iNi   ■>Nn'c;bc"'n  Ninp 

vt:-:  tt':  •■         t*  -  "t  •:-;■:         ••t:;-  tt': 

t-t::*;        -•:         t-      •-:        -•:  tt        :         'tt        t-        t-t*  ••         i    ••  x 

N'-.T  n:a  ^'yä''  rr^^a-^y-i  Nnn  v^ts  ■'rribä-i  ninn^o'n  rb^::p  nN73  T'Jin 

t;  :         ■:•  ■••:  t-'t:-         •  :-  :•;'••':  i:        ••:- 

'•  t:         ':-:■;         »t         t  ;         •;*         tt  -;  *:-:•:  •-  "t 

NTn  nrn  "^r;  N7:i-'  ^brt73  N'72d  Din':    n;-i{<  v^  ~\-t'  c-ki   "^riir'n"! 

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Nj'^N  yi2  r:in    D-'^Ni]   N7:i'T7D  •^7:"cjb   ^"n^z^y  ripii  r:^D^73  b-'m   nin 

T   :  -       '  •  "t  "t  :■*         T         :         •■    :  •  •  "i  :  ■•     •  ••  t         •  t 

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Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     529 

rn-';,ui  ^isn-cbc-  ■,i-^D-'Ni  bN'nir-'^  "lin^c^N  Nm  NTm  N73i-i73  -'iz-'äh 
'i-,'^  jriTiibitn  ^73N  lp^  i:nn72i  -^rii  •^b:i73i  i'tjj73i  t^- ny  v~  siip 

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^ribüS   biyp  'i7:'np    Nir^i    n^^5    CN   n^biD   N73by^    rT«;ia-^^   :N-'n'i73 

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■niTN  7\'ci2'^  Nn-^'TiN  iton  n^PD  virn  Nb  ■^•i-  "in  htm  ir-'b  r;-i72NT 

V  -;  V       :         T  :  T  T  ;  *  •:'•*:   T         t         t  •         -  *  t  ■•  t  :  t  : 

■|373ni  Tinn73;^i  ^Tni  T^ry  -1^3  ijipt  nr:i',ä  npi  Nbn  n-isc  N'-^-  Nb 
Si-a  ■'i^uJtb  T'^yc"!  äir:"'nN  -ni  '^b^^'^r'^'i  ''ri'i:^  v:~5  ""^'Pro 
""äbN   'n73^73b    "in   ■n^-DN   'ti73iD   ;nNT    Nis-^büpN   -iTn    ■'T'   by  ■p-i7:Ni 

T  Tv:         It  ••:-         IT  't:  tt-:':-  -t         ••:  -       '     '  :  t  : 

T<n  N73i'-i  Nbupn-'Nb  DPnnN  "i^-^n  173  Nm  "ir^äN  p-^n  'öe:  bbn  ^piao  15 

'••  T  tt'-;*;  t-:*        't*        -:  t:       '         t  *•  •••■.*  •  ;  •         - 

N'nn  ^i  -ppibN   Sirj-^PN  n::  "i7b73-'PNb   -inp-cn   Nbi   "ifby  b-^ap  Nb« 

T-  -'"TV  •  -:         -        IV  V     •  -i-  T  T    :   •  T    :        It-  ■■ '-         i    • 

biüp-'T  N-'rp^  Pi^-'i-n  Pin  Nbi  n^ni:  -in  ■'u:''5n  ■^p^'^-i  -iP-'äN  ra-^72ci 
nynu;  nr  rr^b  i72n  i5i  i;y     :^p7:"'N  ny  rrib   ^73Nt   Nn^P73     :r^^p■' 

T    ;  -  -  ••  T  -       '  *• :        "T  «TV         -  ••  T  -T  T      •   ;  "t 

'nb-'T  Nä-ip  i'^T^o  iäb  byi  pp:i  n-^d^p-i  by  Dpi  ■^rriby  bapi   ;v'T^ 

I    :  •  :  T  t':        ••  :     •  :       t  :  i  :  t  -    •    :        -        't:        •       -:        ..i-;        '     -r 

^mbbN  n-'p^  pi-iäc  nsnt  nih  i73  .-i72N  pi  "^ry  nba  ■^ac"'  ntp  "irn  20 

:t  "t  -i:         tt:  '-  t-'--:       -t  :         •:•        tt         -: 

n-'l:^  xT^-h  -173NT  "i-n  "^iy  «.Ny^Nb  n::273  xb   T^-^b■^nD1  N-73'i5'n   Nciy 

T   ;   T  ••  T  -  ■»■  •  T        "T  ■»■:-;  I    ;  t  ••  :      •  ;  t-    :    ■  t 

p-'p-'bD  -im    :(!)'üP^  ^pibi:  Nbi  ^t\^xi-::  "ifpTOMpb   r^'^T,^^-:  nn  N'?:byn"; 

•':••-      't:  ^-^Itt        •         :         t:        •      •■-        it        t'-:  '-t:        -  t:t:" 

N73byb   ■11173   Na-1    n*73u;    ^rr^    N"'73by   ib73   nip    -^pibi:    pbnppNi 

t:t:         I-t:  i-  ••:  ••:  t-:t         i-t  t't  •  ;  -  t  '-   :   •  : 

mit  N'^piPi  Npy-rn  Pia  •."fjiibtDp'^i  ■'•i^n  'i.r\^  1073^1     :N"^73by  i73bybi 

t:  •-  i;t:  t  It    •-':•:        •■       iir        i:-:  t-:t         "ct; 

pn  ni-i  rr^biD   N73by'n   rr'iia'^i   p73Ni    npsp   NPmi:n  'Nb?    bN-i^ins  20 

•T  •■  t;t;  ••  •  T-T  t;-  t; :         t;-  •.••;- 

"'b  riPi  nyD  bi:2pp73  j<73byn  f-'N"!  Nin  bx-i-b-i  N2b73  Nn"'C73  •'*>:;"' 
NP73T1   113   N-'iiu    N^ptn    Npyc2    rrT2    :  r:"'p-'    n-^ysNT    b-'T-'NT    iir-' 

tit:  t         t-  •-  t;-;  -  "t  ••:*:  ••.*:  : 

Nim   ri'ipi:  ->n  "^'ö^iNb    N-c'^ipi   j«ni-ia  N7;iP-:  "niyiim  lyTyiTN 

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nN73   ya-iNi   nN73'iN   ny   vn-ip   "i^ny   Nim   rtNiriN   p*'PC732   "^-it: 

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pa^^  NP735rin  n-^bn  n^ip:;  nn  "^"«^p^nN  nip^  ^"^'P^^^P.l  ^r^'^b  N^'p-j 
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TT  t:t:  :•:  t;-  -t:  t:-:  "'t  -  t:  t         t*: 

ms'JD  ujäbi  n-^i-ii:  pn  "i^ij-'äN  ap    n-^ph  Npycn  r:n    jp-s  b::pp73 

"T  t;  t  :  -  T-'  't  •-  t:t:  t  t  ..(-;. 


530     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  liebräisch-samaritanischer  Rezension. 

"-""zrn-N-    "■'';?"'■    NPi-nir    br    5"'r'ii    rr-^r-^-    ':n/:2    ip^nN"    'rr'i^'i 
wSnNi  ::rt^i  r^'n-;  nxi:  ys-^N  n^-in    n^b    ni:cri    •,'tid:;')   vd-';    n^a 

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ibN^ir^'^  i<ni5b73  n'  ■'ctiTi  Nbi  Nnnp  Nn^Nb  N27J-'y 

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Targum  zu  2  Sam.  cap.  XXI,  15  ff.  (Haphtai-a  für  den 

7.  Tag  Pesach). 

15  Und    die    Philister    hatten    wieder    Kriecr    mit    den    Israeliten. 

Und  es  zog  herab  David  und  seine  Knechte  mit  ihm  und  sie 
kämpften  mit  den  Philistern  und  David  ermattete.  Und  Jischbi 
Benob  war  von  den  Söhnen  der  Riesin  Urpha,  und  das  Gewicht 
seines     Speeres    war    300    Sela    Erz ,    und    er    hatte    einen    neuen 

20  Harnisch  umgeschnallt  und  er  gedachte  David  zu  töten.    Und  David, 

Co  ' 

der  Sohn  Jischai's,  der  Koni?  von  Israel,  und  Jischbi  Benob  stiegen 
beide  gleichzeitig  hinunter  auf  den  Kampfplatz  um  miteinander  zu 
kämpfen.  David,  der  Sohn  Jischai's,  König  von  Israel,  kam  von 
den  Kampfreihen  von  Israel  und  Jischbi  Benob  kam  von  den  Kampf- 

2.5  reihen  der  Philister.  Und  David,  der  Sohn  Jischai's,  der  Heeresführer, 
ermattete.  Das  ist  David,  der  Sohn  Jischai's,  der  schön  war  von 
Ansehen  und  hübsch  von  Gestalt,  klug  in  Weisheit,  verständig  in 
Rat,  das  Haupt  der  Helden.  Wenn  er  in  die  Trompete  stieß,  er- 
schütterte   er    die  Frevler    und    half   den    Demütigen.      Mit    einem 

'■^0  Schlage  legte  er  800  Getötete  zu  seinen  Füßen.  Mit  ihm  kämpfte 
Jischbi  Benob ,  aber  er  (David)  konnte  ihm  nicht  beikommen  und 
ermattete.  Als  nun  Jischbi  Benob  sah,  daß  David  ermattete,  stieg 
er  von  seinem  Streitwagen  hinunter  und  schleuderte  ihn  gen  Himmel 
eine  Tagereise.    Und  als  dies  David  sah,  fürchtete  er  sich  vor  ihm 

35  und  hob  seine  Augen  zum  Himmel.  Da  kam  eine  Wolke  und  um- 
hüllte den  David,  den  Sohn  Jischai's,  den  König  von  Israel,  und 
trug  ihn  hinauf  gen  Himmel.  Und  er  sprach:  0,  Herr  der  Welt, 
möge  dein  gx'oßer  Name,  mit  welchem  unsei'e  Väter  benannt  werden, 


I 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanisclier  Rezension.     531 

nicht  entweiht  werden  und  rette  mich  von  der  Hand  dieses  un- 
beschnittenen Philisters.  Und  der  Herr  der  Welt  erhöi'te  ihn  durch 
das  Verdienst  der  Väter  und  befreite  ihn  von  seinen  (Jischbi's) 
Händen ,  und  sein  großer  Name  wurde  durch  ihn  geheiligt.  Zur 
selben  Zeit  erhob  David  wieder  seine  Augen  zu  den  himmlischen  5 
Höhen,  und  er  sah  die  Engel  der  Israeliten  kämpfen  mit  den 
Engeln  der  Philister,  und  er  fing  an  und  betete  und  weinte  und 
flehte  und  spi'ach  also  in  seinem  Gebete:  0,  Ewiger,  mein  Gott 
und  der  Gott  meiner  Väter,  Gott  meines  Vaters  Jischai,  überliefere 
mich  nicht  in  die  Hände  dieses  unbeschnittenen  Philistei'S ,  daß  er  lo 
mich  töte,  und  daß  er  dann  gehe  und  sich  rühme  im  Tempel  seines 
Götzen  Dagon  und  sage :  Mein  Götze  hat  ihn  in  meine  Hand  aus- 
geliefert,  und  ich  habe  ihn  getötet,  und  mache,  daß  er  unter  keiner 
Bedingung  sagen  kann :  Es  gibt  keinen  Gott ,  der  errettet  Israel 
und  Juda.  Und  rechne  mich  nicht  unter  diejenigen,  die  die  Priester  15 
getötet  und  ihren  Tod  gewünscht  haben.  0,  Herr  der  ganzen  Welt, 
wenn  es  dein  Wille  ist,  laß  mein  Gebet  und  mein  Flehen  zu  dir 
hinaufsteigen  und  sende  mir  einen  Erlöser  und  lasse  eine  Stimme 
erschallen  unter  meinen  Kindern  und  meinen  Verwandten,  und  lasse 
einen  der  Söhne  von  Zerujah  kommen  und  mir  helfen.  In  der-  20 
selben  Stunde  antwortete  der  heilige  Geist  und  sprach  zu  ihm:  0, 
David,  Sohn  Jischai's,  steht  es  denn  nicht  geschrieben  in  den  Büchern 
der  Lehre  des  Moses  (Deuter.  10,  17):  „Denn  er  kennt  keine  Partei- 
lichkeit und  nimmt  keine  Bestechungen".  Erheb'  doch  deine  Augen 
und  sieh  die  Seelen  von  85  Priestern,  die  Söhne  von  Ahimelech, ->ö 
des  Sohnes  des  Ahitob,  die  da  helfen  dem  Jischbi  Benob  und  sagen : 
Durch  David  sind  wir  getötet  worden.  Und  dein  eigener  Mund 
zeugt  gegen  dich,  denn  dn  selbst  hast  gesagt  (1  Sam.  XXII,  22): 
,Tch  bin  schuldig  an  allen  Menschenleben  deiner  Familie"  und  nun 
ist  dein  Urteil  besiegelt ,  daß  du  an  diesem  Tage  sterben  sollst.  30 
Nun  nimm  über  dich,  daß  (von  dir  auch  nur  ein  Sohn  bleibt),  wie 
von  Ahimelech,  dem  Sohn  des  Ahitob,  auch  nur  ein  Sohn  geblieben 
ist,  namens  Ebijatar,  und  dann  wird  Abischai,  der  Sohn  des  Zerujah, 
kommen,  der  nicht  mit  im  Anschlage  gegen  die  Priester  war,  und 
wird  diesen  töten.  Darauf  antwortete  David  und  sprach :  Wann  35 
soll  dies  erfüllt  werden?  Und  (die  Stimme)  antwortete  und  sprach 
zu  ihm :  Nach  sieben  Geschlechtern.  Und  er  nahm  es  an.  Und 
da  saß  er  wieder  auf  seinem  Streitwagen  und  stieg  auf  den  Kampf- 
platz herunter.  Als  ihn  Jischbi  Benob  sah,  sagte  er:  Ist  das  der 
Mann,  von  dem  ich  geglaubt  hatte,  daß  die  Vögel  des  Himmels  10 
ihn  aufgegessen  haben ,  da  sein  Körper  nicht  heruntergefallen  ist 
zur  Erde.  Darauf  antwortete  David  und  si)raoh :  0 ,  du  größter 
aller  Narren.  Als  ich  zu  dir  kam,  war  ich  ein  Narr  und  hatte 
nicht  gebetet.  Jetzt  aber  bin  ich  hinaufgestiegen,  und  mein  Gebet 
ist  von  dem  Könige  der  Welt,  dessen  großer  Name  gepriesen  sei  15 
in  aller  Ewigkeit,  erhört  worden,  i;nd  er  wird  dich  in  meine  Hand 
ausliefern    und    er    wird   dich  töten.     In   jener    Stunde    schrie    der 


532     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  TiehräiscJi-samaritanischer  Rezension. 

Encrel  Gabriel  mit  lautem  Geschi'ei  und  saorte:  0  Herr  der  ranzen 
Welt!  David,  der  Sohn  Jischai's,  der  Messias,  der  König  von  Israel, 
der  jetzt  in  der  Welt  ist,  (ist  in  Gefahr)  getötet  zu  werden. 
Erlaube  mir,  daß  ich  gehe  und  ihm  beistehe.  Zu  jener  Stunde 
s  bewegten  sich  die  Berge,  und  die  Hügel  ei'zitterten  und  durch  den 
heiligen  Geist  wurde  die  Sache  kund  getan  dem  Abischai,  Sohn 
des  Zerujah,  der  da  lagerte  im  Lager  der  Aramäer  und  der  da 
Krieg  führte  mit  den  Aramäern,  400  Parasangen  weit  (von  David); 
und  das  ereignete    sich    an  einem  Freitag,    und    die    Zeit    war    ein 

10  Drittel  nach  der  neunten  Stunde,  und  Abischai  war  gerade  dabei, 
sich  den  Kopf  zu  waschen.  Da  kam  eine  Taube  zu  ihm,  das 
Symbol  der  Kenischta  de  Israel,  und  stand  vor  Abischai,  dem  Sohn 
des  Zerujah,  (und  sagte):  0  du  Kluger  in  Weisheit  und  Tapferer 
in  Heldenmut!    Warum   bleibst   du    hier    in  Ruhe,  während  David, 

15  der  König  von  Israel,  in  Lebens»efahr  schwebt?  In  derselben  Stunde 
erhob  sich  Abischai,  der  Sohn  des  Zerujah,  legte  seine  Waffen  an, 
nahm  seine  Eüstung ,  ritt  auf  seinem  Maultier,  mit  welchem  er 
Wunder  und  Heldentaten  vollbracht  hatte,  und  die  Entfernung  der 
400  Parasangen  verkürzten  sich  in  einem  Augenblick,    und  er  lief 

20  und  er  kam  gleich  unter  das  Heer  der  Philister  und  half  dem 
Könige  David  und  er  schlug  den  Jischbi  Benob,  den  Philister,  und 
tötete  ihn.  Aber  bevor  er  starb,  sagte  er  zu  ihnen :  Zu  dir,  David, 
Sohn  des  Jischai,  und  zu  dir,  Abischai,  Sohn  des  Zerujah,  spreche 
ich :    Fürwahr ,    ihr    seid    doch    die    Helden    Israel's ,    und    Helden 

25  seid  ihr  genannt;  wo  ist  nun  eure  Heldenkraft,  daß  beide  junge 
Löwen  mich  töten  ?  Darauf  antwortete  Abischai,  Sohn  des  Zerujah, 
und  sprach:  Ich  allein  töte  dich  und  schleudere  dich  hinunter  in 
die  Unterwelt.  Gehe  und  berichte  deiner  Mutter  ürpha,  der  sünd- 
haften,  in  dem  Grabe,  in  welchem  sie  in   Scheol   wohnt,  und  sage 

30  ihr:  Zwei  Helden  Israel's  haben  mich  getötet,  aber  David,  der  Sohn 
Jischai's,  wurde  vom  Himmel  unterstützt;  denn  du  hast  gewünscht, 
daß  man  dir  noch  eine  Stunde  gewähre,  und  dann  hättest  du  ihn, 
den  David,  den  König  von  Israel ,  getötet.  Deshalb  heißt  es  auch 
in  dem  Verse  ausführlich :  Und  Abischa,   Sohn  des  Zerujah,  half  ihm 

35  und  er  schlug  den  Philister  und  er  tötete  ihn,  und  die  Männer  des 
David  schwuren  ihm  zu  also :     Du  darfst    fortan   nicht  mit  uns  in 
den  Krieor  ziehen,  daß  du  nicht  auslöschest  das  Köni'ftnm  in  Israel. 
So  weit    diese  Legende    aus    einer    alten    orientalischen   Hand- 
schrift in  meinem  Besitze  (No.  1020),   von  der  ich  die  wichtigsten 

40  Agadas  abgeschrieben  habe. 

Eine  Variante  dazu,  die  viel  verbreitet  ist,  enthält  noch 
allerlei  Details,  z.  B.  daß  Jischbi  den  David  zuerst  unter  seinen  Sitz 
gedrückt  und  sich  dann  daraufgesetzt  und  gesagt  hätte :  er  würde 
zuerst  essen   und  trinken  und    dann   David    töten ,    und    daß    durch 

45  ein  Wunder  die  Erde  unter  David  nachgegeben  und  er  vom  Zer- 
drücktwerden gerettet  wurde,  mit  Hinweis  auf  2  Sam.  XX,  37. 
Fenier,  daß  Abischai  die  Urpha,  die  Mutter  des  Jischbi,  mit  ihrer 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräiscli-samaritanischer  Rezension.     533 

eigenen  Riesenspindel  erschlagen  hat,  und  besonders,  daß  Jischbi, 
als  er  sah,  daß  Abischai  David  zu  Hilfe  kam ,  seinen  Spieß  in  die 
Erde  steckte ,  David  30  Parasangen  hoch  schleuderte ,  damit  er 
auf  den  Spieß  herunterfalle.  Letzterer  Text  findet  sich  in  den 
„Exerapla  of  the  Rabbis",  die  ich  1896  herausgegeben  habe  (Nr.  5 
155a,  p.  111—113). 

Genau  so  im  Talmud,  Trakt.  San  he  drin  (f.  95  a),  ferner  in 
der  Sammlung  von   Legenden,    ed.  Aben  Atar,  Nr.  5,  fol.  4b,    ein 
wenig  verändert.  Cf.  Midrasch  Haggadol.  Deut.  Sect.  Ki  Tese.,  Bi-.  Mus.    ■ 
cod.  Or.  1483  fol.  113  a  und  eine  kurze  Anspielung  in  W.  H.  Green-  lo 

bürg    ,The  Haggadah Rite    of  Yemen"    etc.     Diese    Sage   ist 

nachher  in  modernen  Sammlungen  häufio-  wieder  abofedruckt  worden, 
SO  im  Jalkut  Schimeoni  II,  §  155  zur  betr.  Stelle  in  Sam.  und  in 
der  älteren  Sammlung  Haggadot  Hatalmud ,  Konstantinopel  1511 
fol.  111c.  d  etc.  Auch  für  die  weiter  auscfeschmückte  Leerende,  i5 
wie  sie  bei  Abu'l-Fatli  erscheint ,  finden  sich  genaue  Parallelen  in 
der  jüdisch-agadischen  Literatur.  Ich  kann  aber  weder  hier  aus- 
führlicher darauf  eingehen,  noch  auf  andere  Parallelen  in  der  ver- 
gleichenden Sagenliteratur.  Für  den  Augenblick  genügt  dieses  zum 
Vergleich  mit  dem  samaritanischen  Buche  Josua.  20 


Nachtrag. 

Zur  Frage  der  Echtheit  des  samaritanischen  Buches  Josua. 

Herr  Professor  Fischer  hatte  die  Güte,  mich  auf  den  Vortrag 
aufmerksam  zu  machen,  den  Herr  Dr  A.  S.  Yahuda  auf  dem 
Kopenhagener  Orientalistenkongreß  im  Anschluß  an  seinen  Aufsatz  2.t 
„Über  die  Unechtheit  des  samaritanischen  Josuabuches"  (Sitzungsber. 
d.  Berliner  Ak.  d.  Wiss.  1908,  XXXIX,  887 flf.)  gehalten  hat,  und 
er  schickte  mir  auch  letzthin  die  nachstehend  abgedruckte  Notiz 
des  Herrn  Dr.  Kahle.  Dr.  Yahuda  wollte  den  Beweis  erbringen, 
daß  das  Buch  eine  Übersetzung  aus  dem  Arabischen  sei,  Dr.  Kahle  30 
aber  bringt  die  verblüffende  Nachricht,  daß  der  jetzige  Hohepriester 
Jacüb  ben  Aaron  behauptet ,  dieses  Buch  vor  sechs  Jahren  an- 
gefertigt zu  haben,  und  er  fügt  hinzu,  daß  es  sehr  leichtsinnig  war, 
ein  Werk,  dessen  älteste  Handschrift  das  Datum  von  1905  tratre, 
als  altes  Buch  herauszugeben,  ,ohne  sich  auch  nur  nach  einem  3.-. 
Originale  erkundigt  zu  haben".  Ich  will  mich  nun  bestreben,  so- 
wohl Herrn  Dr.  Kahle  als  auch  anderen  Kritikern  kurz  und  bündio- 
Rede  zu  stehen.  Vielleicht  kommen  sie  alsdann  zu  einem  andern 
Schlüsse. 

Hätte   Dr.  Kahle    seine    Notiz    noch    einmal    durchgelesen    und  10 
dieselbe  Vorsicht  angewendet,  die  er  von   mir  erwartet,  so  hätte  er 
sein  Mißtrauen  ,  das  am   Schlüsse  der  Notiz  so  deutlich  hervortritt, 
auch  auf  die  Behauptung    des  Hohenpriesters    ausgedehnt,    und    er 


534     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

hätte  ihm  weniger  Glauben  geschenkt  als  er  getan.  Die  Unzuver- 
lässigkeit  der  Samaritaner  ist  eine  von  allen  anerkannte  Tatsache, 
die  je  mit  ihnen  in  Verbindung  gestanden  haben.  Ihren  Ver- 
sicherungen ist  nicht  zu  trauen,  und  ich  werde  späterhin  Bei- 
5  spiele  dafür  anführen,  wie  wenig  man  auch  ihren  Behauptungen 
trauen  darf. 

Zunächst  ihre  Behauptung,  sie  hätten  mir  die  Chronik  + 
Buch  Josua  nicht  als  altes  Buch  verkauft.  Alle  Handschriften,  die 
ich  von  ihnen  erworben  habe,  ohne  Ausnahme,  sind  moderne  Ab- 

10  Schriften  alter  Bücher,  und  als  eine  solche  Abschrift  einer  alten 
Chronik  erwarb  ich  auch  diese  Handschrift.  Dies  wäre  sonst  die 
einzige  Ausnahme  gewesen ,  und  es  wäre  sonderbar ,  daß  sie  mich 
nicht  darauf  aufmerksam  gemacht  hätten.  So  erwarb  ich  die  Tolidoth, 
Schilschelah,  Gebetbücher,  Wörterbuch,  Apokryphen,  magisch-kabba- 

15  listische  Dokumente,  Ketuboth  usw.  Keiner  der  Samaritaner 
erhob  den  Anspruch  Verfasser  zu  sein ,  und  der  Hohepriester  be- 
merkte aiisdrücklich,  daß  er  die  Chronik  „bis  auf  diesen  Tag"  weiter 
geführt  hätte.  Ich  sah  darin  natürlich  das  „Sepher  hayamim",  auf 
welches  sich  alle  Chronisten  berufen,  von  den  Tolidoth  an,  worauf 

20  sie  in  ihrer  Korrespondenz  im  Laufe  der  Jahrhunderte  anspielen 
und  das  der  jetzige  Hohepriester  als  eines  der  Werke  der  Samari- 
taner in  hebräischer  Sprache  zitiei"t  in  seinem  Briefe  vom  Jahre  625 
aerae  creat.  sam.  (den  Rosenberg  in  seinem  ,  Lehrbuch  der  sam. 
Sprache  und  Literatur",  Wien  1901   abdruckt),  ohne  den  Anspruch 

25  zu  erheben,  der  Verfasser  zu  sein.  Mit  keiner  Silbe  erwähnten  sie, 
daß  das  Buch  Josua  darin  enthalten  war.  Ich  habe  deshalb  am 
Platze  selbst  beim  Ankauf  nach  einem  älteren  Kodex  nicht  nach- 
geforscht. Aus  Erfahrung  wußte  ich,  wie  schwer  es  überhaupt  ist, 
bei  ihnen  eine  alte  Handschrift  außer  Bibelhandschriften  aufzutreiben. 

30  Es  hat  viele  Monate  gedauert,  ehe  ich  eine  alte  Ketubah  auftrieb, 
und  diese  sowohl  als  auch  ein  magisches  Dokument  aus  dem  Jahre 
1324  erwarb  ich  erst  5  Minuten  vor  meiner  Abreise  und  für  einen 
sehr  hohen  Preis.  Monatelang ,  ja  länger  als  ein  Jahr ,  hatte  ich 
danach  gesucht  und  bekam  stets  die  stereotype  Antwort,    es    gäbe. 

35  keinen  alten  Text.  Genau  so  ging  es  mir  und  geht  es  mir  noch 
mit  dem  Buche  Josua.  Ich  muß  mich  auf  das  nachdrück- 
lichste dagegen  verwahren,  daß  ich  leichtsinnig  vorgegangen 
sei ;  umgekehrt  habe  ich,  sobald  ich  das  Buch  Josua  in  der  Chronik 
entdeckt  hatte,  alle  Hebel  in  Bewegung  gesetzt,  ich  habe  weder  an 

»0  Zeit  noch  an  Geld  gespart,  um  ein  altes  Original  aufzutreiben  und 
mir  überhaupt  Klarheit  über  den  Ursprung  dieses  Buches  bei  den 
Samaritanern  zu  verschaö'en.  Die  Samaritaner  selbst  haben ,  wie 
Herr  Dr.  Kahle  bezeugt,  eingestanden ,  daß  ich  stets  nach  einem 
Originale  geschrieben  habe,  imd  bis  heute  haben  sie  mir  gegenüber 

15  nur  Ausflüchte  gebraucht  und  sich  dabei  in  stete  Widersprüche  ver- 
wickelt. Auf  meine  Anfrage  nach  einem  alten  Original  schrieb  mir 
der  Hohepriester,  sie  hätten  keine  alte  Handschrift.    Daraufhin  ver- 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     535 

langte  ich  das  Original,  das  ihm  für  seine  Abschrift  vorgelegen  hat. 
Darauf  bekam  ich  keine  Antwort.  Zugleich  -bestellte  ich  eine  neue 
Abschrift  des  Buches,  indem  ich  schrieb,  daß  die  Handschriften,  die 
ich  besäße,  mir  lückenhaft  vorkämen,  und  ich  wünschte  daher  von 
ihm  eine  vollständige  Handschrift  zu  bekommen.  Daraufhin  erhielt  5 
ich  die  Handschrift  =  cod.  C,  die,  wie  die  Leser  dieser  Zeitschrift 
sich  überzeugen  können ,  genau ,  bis  auf  geringfügige  lexikalische 
Abweichungen ,  sich  den  Codices  A  und  B  anschließt  und  nicht 
irgend  einem  arabischen  Buche  Josua.  Zu  gleicher  Zeit  schrieb 
mir  der  Hohepriester,  wobei  er  das  Buch  als  „heiliges"  bezeichnet,  10 
und  er  schreibt  wörtlich  (15.  Hadar) :  bnpn  y2  naN  n^anz^on  br>-i 
■^nNs:?:  n^abDi  ib  in-iTri  n?3wsn  by  nns'^o  "jb  ^^pny  '.c^ann  'cb^ 
ipn-'  T-'iryi  qny  ■tot  ^ton  yü  13  d.  h.  „Alle  Hss.  in  der  Ge- 
meinde sind  neu.  Ich  habe  dir  eine  wahre  Abschrift  gemacht 
und  habe  sie  nochmals  durchgesehen  und,  was  zuviel  oder  zu  wenig  15 
war,  korrekt  hergestellt."  Also  er  hätte  alle  Handsch^-iften  in 
fremden  Händen  kollationiert  und  als  Resultat  wäre  diese  Hand- 
schrift entstanden.  Er  hat  auch  in  der  Tat  einige  Radierungen 
und  bessere  Lesarten  vorgenommen  und  einige  Sätze  mit  roter 
Tinte  zwischen  den  Zeilen  oder  am  Rande  nachgetragen.  Wie  konnte  20 
er,  wenn  er  der  Verfasser  wäre,  überhaupt  von  Kollationierung  von 
Texten  schreiben?  Am  5.  Nisan  schreibt  er,  er  hätte  einen  alten 
arabischen  Text  des  Buches  Josua  gefunden  und  bietet  mir  die 
Handschrift  zum  Kaufe  an.  Am  21.  Nisan  preist  er  diese  Hand- 
schrift wieder  und  schreibt:  NbT  ''-1:23?  Nb  n;  TOD  Tir  va  NISW  Nbi  25 
13-iy  „In  meiner  Gemeinde  gibt  es  kein  Buch  wie  dieses,  weder 
hebräisch  noch  arabisch".  Er  bietet  sich  an  das  Buch  für  mich  zu 
übersetzen  und  fügt  zum  ersten  Male  hinzu:  "^pro^^in  "iCN  2r~?3n  "iD 
ibo  n-ib  w^ii  TTZiiü  173  inN  „Denn  das  Buch,  welches  ich  vor 
sechs  Jahren  übersetzt  habe,  ist  nicht  vollständig".  Mir  kam  diese  so 
etwas  zweideutige  Bemerkung  sehr  verdächtig  vor,  denn  aus  der 
Korrespondenz  hatte  ich  mich  überzeugt,  wes  Geistes  Kind  der 
Hohepriester  sei,  und  daß  er  offenbar  überhaupt  keinen  korrekten 
hebräischen  Satz  schreiben,  geschweige  denn  ein  Werk  wie  das 
Buch  Josua  in  dieser  Weise  „bearbeiten"  konnte.  Um  mir  Klarheit  sä 
zu  verschaffen  und  um  mich  noch  genauer  zu  überzeugen,  was  die 
Samaritaner  leisten  könnten,  bestellte  ich  die  Übersetzung  des  Kitäb- 
al-Käfi  des  Jusuf  el-Askari,  von  dem  sie  mir  eine  Abschrift  in 
samaritanischen  Buchstaben  gemacht  hatten^).    Am  13.  lyar  schreibt 


1)  Die  Sprache  dieses  Werkes  ist  einfach  und  mit  dem  Inhalte  ist  er  als 
Hohorpriester  sehr  gut  vertraut.  Kr  zog  nun  —  wie  er  in  dorn  Kolophon  zu 
der  Übersetzung  (jetzt  mein  cod.  878)  angibt  —  drei  der  golelirten  Mitglieder 
seiner  Gemeinde  (D'^II^S)  zu  IliHo.  Und  hier  ist  ein  alles  besagendes  Spe- 
cimen  von  dem  Uosnltate  der  gonieinsainen  Leistung  dor  „gelehrten"  Samaritaner: 

^^N  bb:a  iMoa-2   uj^s   bD   br    yn^on   ni   m-^nb   bban   idt:    i-'^bn 


536     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischcr  Rezension. 

der  Hohepriester:  "^ai^'n  T?o  ai^in"  m"Cp*  m--n  nb~5  r'T'  N^n 
i-i2"'n  bx,  ich  soll  also  dafür  schwer  zahlen  und  jener  arabische 
Josua  sei  viel  besser !  Auf  meine  Anfrage  bezüglich  ihrer  andern 
Bücher ,  die  ich  noch  nicht  erworben ,  vergißt  er ,   daß  er  mir  das 

5  ü"?3"'n  il^~  verkauft  hat  und  schreibt  am  9.  Tammuz  dai'über,  als 
ob  es  arabisch  wäre,  und  fragt  an,  ob  ich  eine  Übersetzung  dieses 
Buches  verlange,  natürlich  gegen  einen  sehr  hohen  Preis  —  als  ob 
es  nicht  stets  als  hebräische  Schrift  von  ihnen  erwähnt  und 
zitiert  worden  sei.    Sie  wollten   mir  also  die  Abschrift  ihrer  alten 

10  Chronik  als  ihre  eigene ,  nagelneue  Übersetzung  verkaufen ,  denn 
sie  verlangen  in  solchen  Fällen  einen  bedeutend  höheren  Preis  als 
für  einfaches  Kopieren,  und  dann  fügt  er  hinzu,  daß  er  mir  das 
Original  "ipN  des  Josua ,  den  er  vor  sechs  Jahren  übersetzt  haben 
will,    schicken    würde:    W"'.^    ritJ'iJ    U^'Cß    ib    T725^n    '",u:n.      In- 

15  zwischen  erfahren  die  Samaritaner ,  daß  das  Buch  für  mich  von 
großem  ^erte  ist,  und  da  ich  keine  alte  Handschrift  davon  gesehen 
hatte ,  so  fxmgen  auch  andere  an ,  sich  als  Verfasser  aufzuspielen, 
denn  am  11.  Tammuz  erhielt  ich  ein  Schreiben  von  einem  andern 
Samaritaner,  einem  gewissen  Abraham  ben   Pinehas  ha-Cohen,    der 

20  behauptete,  der  Hohepriester  hätte  gelogen,  wenn  er  sich  als  Über- 
setzer ausgäbe.  Der  wirkliche  Übersetzer  sei  sein  Vater  Pinehas 
gewesen ,  der  auch  eine  arabische  Chronik  abgeschrieben  habe  und 
der  nun  schon  seit  11  Jahren  tot  sei.  Er  schreibt:  a"'7D"'n  "^.20 
-;r,N  b:iN  z'^n'^'n  ied  nr  TwSi:^:  ....  -p:  p  r-::in-'  ■«Tsr:  i:bi:s  -i\aN 

25  n:o  -i"c;y  thn  mp  '{c  ttdt  ■'3N  onrc  ci:i-in  i73  Nim  ^-lb^p  ■':S73. 
Der  Hohepi'iester  erfährt  davon ,  und  sechs  Tage  nach  dem  letzten 
Brief,  in  dem  er  behauptet,  der  Verfasser  zu  sein,  schreibt  er  ärger- 
lich über  meine  Korrespondenz  mit  Ci'*:  und  fügt  hinzu:  ün^TOT 
-n-^b  iDN  -^rNic^D  -^r^-^-pz  nriaTo  z-^itjz  ^v::  ■^:7273  '^^-\^  npb  n^x  y•::^T\'' 

30  •c'^'ö  by,  also  er  habe  das  Buch,  das  ich  zweimal  bekommen,  nun 
genau  untersucht  und  gefunden,  es  sei  wertlos.  So  schreibt  er  acht 
Tage  später,  nachdem  er  es  wieder  angepriesen  und  sich  als  Verfasser 
gebrüstet  hatte !     Letzteres  vergißt  er  also ,    und   er  will    mir    den 


Nin  "j'-ia  C"cn  hnt:  i5  ny^^  n-cN  r!?:r:r;  rxr.-D  p^o  :-::w73  onpnN 
yp-n"^  Nb  =N-  :r-2-  c--  aro7:  pi  :  nr^-^  'b-x  -ib  VP^-^  -otot 
my  ypTi-'  Nb  ClXt  :n-iu:a  br  inN  ^unb^n  !i:.nr;  bx  ht  pnrn"« 
nnri  hv  ly  —cn  ynTon  riT  ■'bbs  i?2t  t-'^3  bwS  y^^m  n;  prrn'' 
:-n"''ay  yz  -b-r-n  "ybr^  -icm-;  :3T22-  -ip'^ra  inbiT  bs'T  ■'bN-OTi 
yinirii  nn'cz  a-'::-  ■^73  -^br.-  --wN-  --^in  ry-is  bb:  rr^L^y  icnt 
n:m    :-i73N  d-'^?:  -la-m  rT:;npn  r^-i-^vz  N3  — :;n'2  C"'^?:  -mn  pa 

5  r'*"",2E73  D'^'",73.  Ich  habe  dieses  Beispiel  deshalb  horausgegriflen ,  weil  der 
arabische  Text  in  Europa  zunäiifiliiih  ist,  lierausgegeben  von  N.  Cohn  (Zaräath- 
Gesetzo ,  Frankfurt  1809,  p.  I)  und  somit  leicht  verfjliclien  wer<lon  kann.  Es 
genügt,  glaube  ich,  um  die  absolute  T.atsacho  zu  konstatioron ,  dali  die  Jetzigen 
„Gelehrten"  der  Samaritaner  vom  Hebräischen  wirklich  keine  Ahnung  haben 
und  daß  etwaige  Ansprüche,  die  von  anderer  Seite  gemacht  werden ,  von  vorn- 
herein abzuweisen  sind. 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     537 

alteii  arabischen  Text  verkaufen,  und  daher  soll  jetzt  jener  gar  nichts 
mehr  taugen,  und  er  erhebt  keine  weiteren  Ansprüche  darauf  der  Ver- 
fasser zu  sein.  Nun  kommt  es  noch  bunter.  Am  22.  Tammuz^j 
schreibt  er:  ■j^y-'r;  i'\:;^^■^  nniD?:  ^3  i^Nr-^i  iianN  y2  ai::n  -idtit 
-SD  •73  1-ipN  Nin  -jb::«  Tw'N  n:i-!n7om  :ib  ci5-in  inN  Nb  nTn  5 
3.'U;in"'  "iDO  yo  i2''N  D^WTi,  also  es  möge  unter  meinen  Freunden 
und  Feinden  bekannt  gemacht  werden,  daß  Niemand  das  alte  Buch 
Josua  übersetzt  habe  und  die  Übersetzung ,  die  in  meinem  Besitze 
ist,  gehöre  ui'sprünglich  der  Chronik  au  und  sei  nicht  dem  (alten 
arabischen)  Buche  Josua  entlehnt.  Der  Hohepriester  hat  also  die  lo 
ganze  Zeit  hindurch  einfach  gelogen,  und  wenn  er  so  etwas  tun 
konnte ,  was  kann  man  erst  von  andern  Samaritanern  in  niederen 
Stellungen  erwarten  ?  Die  Wahrheit  wird  aber  doch  allmählich 
hei'auskommen  und  unbedingt  zu  der  Tatsache  führen ,  daß  mein 
Buch  Josua  eine  moderne  Abschrift  des  alten  d^'T^T!  "^nm  ist,  welches  i5 
mit  zu  den  ältesten  Monumenten  der  samaritanischen  Literatur 
zählt,  und  daß  es  alt  und  echt  ist. 

Das  als  Antwort  für  Herrn  Dr.  Kahle,  der  der  Behauptung 
des  Hohenpriesters  augenscheinlich  vollen  Glauben  schenkt.  Man 
beachte ,  daß  er  diesen  erst  gesprochen  hat ,  nachdem  diese  Korx'e-  20 
spondenz  zwischen  uns  vor  sich  gegangen  war.  Daß  die  Samaritaner 
ihr  Versprechen  mir  zu  schreiben,  das  sie  Herrn  Dr.  Kahle  gaben, 
nicht  gehalten  haben,  brauche  ich  nicht  hinzuzufügen. 

Auf  die  Beteuerungen   der  Samaritaner  etwas  zu  geben,  darauf 
habe  ich  längst  verzichtet;  ich  kenne  sie  eben  ganz  genau.    Schon  25 
das  Faktum ,    daß  Abischa    eine  Kopie    des    Buches  Josua  {cod.  A) 
genau  in  derselben  Weise  abschreibt  wie  andere  alte  Handschriften, 
die  ich  von  ihm  erworben  habe,  ohne  im  mindesten  darauf  hinzu- 
weisen, daß  es  eine  Abschrift  eines  modernen  Textes  sei,  hat  mich 
an  der  Wahrheit  der  Behauptungen  des  Hohenpriesters  gleich  zweifeln  30 
lassen.    Wie  konnte  ein  anderer  ohne  weiteres  ein  Werk  des  Hohen- 
priesters abschreiben  und  bessere  Lesarten  haben    als    das    vermut- 
liche   Original    des   Hohenpriesters ,    und    wiederum ,    wie    kam    der 
Hohepriester    dazu,    das  Werk  Anderer   abzuschreiben  und  es  dann 
als  eigenes  auszugeben,  es  sei  denn,  daß  sie,  wie  ich  vermute,  auch  35 
in  diesem  Falle    eine  alte  Handschrift   gemeinsam    benutzten ,   die 
jeder  von    ihnen    nach  Belieben    abschrieb.      Sie    spielen    sich    gern 
als  Gelehrte  auf,  wo  sie  glauben  es  ungestraft  tun  zu  dürfen,  und 
schi-ecken    auch    vor    keiner    absichtlichen  Täuschung    zurück.     Ein 
schlagendes    Beispiel    dafür    dürfte    genügen.      Vor    einigen    Jahren  40 
erwarb  ich   von  ihnen    zwei  l'entateuchhandschriften ,    die  die    „Ge- 
lehrten"   unter  ihnen  angefertigt  haben  sollten  und    die    mir  durch 
ihre  Eigenartigkeit    sehr    imponierten,      Sie    enthalten    nämlich    auf 


1)  Voriges  Jahr  war  bei  den  Samaritanern  ein  Sclialtjahr.  Infolgedessen 
stimmen  die  Monate  nicht  mit  den  jüdischen  überein  und  Tammiiz  Sam.  ist 
ungefähr:  August! 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanücher  Rezension. 

jeder  Seite  die  beiden  Rezensionen  des  Pentateuchs ,  die  samarita- 
nische  und  die  massoretische ,  die  in  zwei  Kolumnen  sich  gegen- 
überstehen und  deren  Plus  und  Minus  durch  leere  Räume  kenntlich 
gemacht    werden.     Die    kleineren  Varianten    sind    mit    roter    Tinte 

5  geschrieben  Die  Samaritaner  gaben  diese  Handschrift ,  wie  oben 
bemerkt,  als  ihre  eigene  Arbeit  aus,  eine  nicht  unbedeutende  Leistung, 
wodurch  sie  ursprünglich  mein  Vertrauen  gewonnen  hatten.  Wie 
ofroß  war  daher  mein  Erstaunen,  als  ich  vorigres  Jahr  in  der  Kinscha 
an  dem  Gottesdienste  teilnahm  und  auf  meinen  Wunsch,  eine  Bibel 

10  zu  erhalten,  um  dem  Vorlesen  aus  der  Thora  zu  folgen,  eine  alte 
Handschrift  in  die  Hände  bekam ,  die  genau  so  wie  meine  Hand- 
schriften in  parallelen  Kolumnen  beide  Rezensionen  enthielt.  Als 
ich  daraufhin  die  Samaritaner  zur  Rede  stellte,  wie  sie  dazu  kämen, 
Abschriften  als  eigene  Arbeiten  zu  verkaufen,  lachten  sie  und  sagten, 

15  es  käme  nicht  gleich  jeder  in  ihre  Kinscha ,  um  an  ihrem  Gottes- 
dienste teilzunehmen  und  dem  Vorlesen  der  Thora  aus  ihren  Hand- 
schriften zu  folgen.  Daran  erinnerte  ich  mich  auch,  als  ich  jetzt 
hörte,  daß  der  eine  oder  andere  der  , gelehrten"  Samaritaner 
sich  als  Verfasser  oder   Übersetzer  dieser  Chronik  inkl.  des  Buches 

20  Josua  aufspielt.     Siehe  jetzt  auch    , Times"    5.  Okt.   1908. 

Ich  gehe  jetzt  zu  der  Arbeit  des  Herrn  Dr.  Yahuda  über, 
der,  nach  dieser  zu  urteilen,  noch  weniger  ein  Recht  hat,  in  samari- 
tanischen  Sachen  mitzusprechen  als  die  unzuverlässigen  Samaritaner. 
Er  teilt    mit    ihnen    die.  Charakteristik    der  Unklarheit,    und    wenn 

25  diese  wenigstens  in  ihrer  eigenen  Literatur  gut  bewandert  sind,  so 
muß  Dr.  Yahuda  das  gleiche  erst  noch  beweisen,  und  wenn  ferner 
jene  vielleicht  Abschriften  alter  Chroniken  und  Fortsetzungen 
derselben  als  eigene  Arbeit  in  Anspruch  nehmen  und  dadurch  un- 
bewußt sich  und  andere  täuschen ,    so  hat  man   das  Recht ,    an  die 

30  Leistung  eines  Mannes,  der  auf  wissenschaftliche  europäische  Durch- 
bildung Anspruch  erhebt ,  einen  andern  Maßstab  anzulegen.  Zu- 
nächst erwartet  man  von  ihm  eine  gründliche  Durchforschung  aller 
Quellen  und  mindestens  die  Kenntnis  von  allem,  was  von  mir  zum 
Buche  Josua  bisher  noch  anderweitig  (in  „Times"  und  „Journal  of  the 

85  Royal  Asiatic  Society")  veröÖentlicht  worden  ist.  Auf  höflichen  Ton 
kann  ich  verzichten,  aber  auf  Kenntnis  der  einschlägigen  Literatur 
und  Klarheit  in  der  Darstellung  muß  ich  bestehen.  Ich  hätte 
diese  Arbeit  vollständig  ignoriert ,  die  durch  innere  Widersprüche 
und    vage  Behauptungen    den   Leser    nur    verwirrt    und    tatsächlich 

40  kein  abschließendes  Resultat  bietet,  wenn  der  Nestor  der  semitischen 
I'hilologie ,  Herr  Professor  Nöldeke ,  nicht  Patenstelle  bei  ihr  ver- 
treten und  die  Akademie  der  Wissenschafton  ihr  nicht  die  Ehre 
erwiesen  hätte,  ihr  einen  l'latz  in  ihren  Verhandlungen  zu  gewähren. 
Hätte    der  Verfasser    auch    nur    darauf   gewartet,    meinen  Vortrag, 

45  der  schon  in  der  Julinuramer  des  Journal  of  the  Royal  Asiatic 
Society  p.  795 — 809  erschienen  ist,  zu  lesen,  dann  hätte  er  ge- 
funden,   daß    ich    die    literarhistorischen   J'robleme,    von    denen    er 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  liehräisch-samaritanischer  Rezension.     539 

keine  Ahnung  zu  haben  scheint,  eingehend  erörtert  habe.  Ich 
habe  dort  zvierst  konstatiert,  daß  wir  es  mit  einer  Chronik  zu 
tun  haben ,  in  welcher  das  Buch  Josua  nur  die  ersten  Kapitel 
bildet,  daß  das  einzige  Verdienst  der  Samaritaner  bisher  in  getreuer 
Abschrift  ihrer  alten  Dokumente  zu  suchen  ist,  daß  das  in  allen  5 
Chroniken  und  Schriften  zitierte  „Dibrei  Hajamim"  ,  von  welchem 
das  Buch  Josua  nur  einen  Bestandteil  ausmacht,  das  einzige  Buch 
zu  sein  scheint,  welches  mit  Ausnahme  des  Pentateuchs  sich  bei 
ihnen  hebräisch  erhalten  hat,  daß  sie  seit  Jahrhunderten,  ja, 
mindestens  seit  einem  Jahrtausend  nichts  Selbständiges  geleistet  lo 
haben  und  daß  ihre  historische  Literatur  darauf  hinausläuft, 
daß  jeder  nachfolgende  Schreiber  wörtlich  das  Werk  seiner  Vor- 
gänger ausschreibt,  ohne  sie  zu  nennen,  um  dann  am  Schlüsse  noch 
Eicrenes    hinzuzufügen.       Daß    die    Samaritaner    nie    positiv    be- 

o  O  ■*- 

hauptet  haben,  das  Buch  Josua  in  hebräischer  Sprache  nicht  zu  i5 
besitzen,  daß  sie  im  Gegenteil  in  ihrem  Briefe  an  Scaliger  von  1590 
rundweg  ablehnen,  es  herauszugeben,  muß  als  bester  Beweis  dafür 
gelten,  daß  sie  es  besessen  haben.    Ich  habe  ferner  auf  den  innigen 
Zusammenhang  hingewiesen   zwischen  diesem   Samaritanus    und    den 
arabischen  Versionen  und  das  Verhältnis  zu  denselben  eingehend  er-  20 
örtert;  ich  habe  auch  den  tiefgehenden  Unterschied  zwischen  beiden 
nachgewiesen  und  auch  die  Zwecklosigkeit  einer  Rückübersetzung 
ins    Hebräische.      Seit    Jahrhunderten    hat    kein    Mensch    nach 
dem    hebräischen    Josua    gefragt,    und    als    sie    ein    unvollständiges 
Exemplar    an  Luncz    verkauften    (vgl.  meine  Erklärung  in  J.  of  R.  25 
A.  S.  p.  797)    und    mir    ein    Exemplar    und   eine    Chronik,    da   be- 
handelten   sie    diesen    Text    mit    der    größten  Gleichgültigkeit    und 
legten  ebenso  wenig  Gewicht  darauf  als  auf  die  andern  Abschriften, 
die  sie  mir  verkauften.     Merkwürdig  jedenfalls,  daß   wenn  es,  wie 
Yahuda  p.  908    behauptet,    durch   die  Nachfrage   von  europäischen  so 
Gelehrten  entstand,  es  bis  jetzt  geheim  gehalten  worden  ist.     Wie 
wurde  d  a  durch  der  Nachfrage  der  Gelehrten   Genüge  getan  ?    Alles 
das    und    noch    mehr    steht    in    meinem    Vortrage    und    macht    die 
historischen    Argumente    von    Dr.  Yahuda    hinfällig.     Am    30.  Juli 
1908    läßt  Herr  Yahuda   seine  Arbeit  der  Berliner  Akademie  vor-  35 
legen  und  wiederholt  in  eigenem  Namen  dieselben  Argumente,  aber 
mit    veränderter  Tendenz.     Diese    zu    widerlegen ,    lohnt  sich  nicht 
der  Mühe.     Ich  will  nur  ganz  besonders  hervorheben ,    daß  er  mit 
mir    darin    übereinstimmt,    daß    er  die  heutigen  Samaritaner  nicht 
für  fähig  hält  ein  solches  Buch  zu  kompilieren,  daß  das  Buch  eine  10 
Chronik  sei  und  daß  Abschreiber  im   Laufe  der  Zeit  späte  Formen 
und  Arabismen  eingeführt  haben  können.    Aber  darin  unterscheidet 
er   sich    von  mir,    daß  er  das  Buch  als  eine  Übersetzung  aus  dem 
Arabischen    beti'achtet   und    in    ganz    unbestimmter  Weise    die  Zeit 
der    Abfassung    zuerst    durch    die    Erwähnung    der  Abischarolle    zu  15 
bestimmen    sucht    und    dann  durch  die  Notiz  des  Schallum  im   Ju- 
hassin.     Seinen  Ausführungen  gemäß  könnte  man  glauben,  daß  ich 

Zeitschrift  der  D  MG.     Rd    LXII.  35 


540     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanischer  Rezension. 

die  arabischen  Texte  icrnoriert  hätte,  während  ich  nicht  nur  darauf 
hingewiesen ,  sondern  sogar  im  Text  selbst  regelmäßig  am  Rande 
das  entsprechende  Kapitel  des  ältesten  arabischen  Josuabuches  an- 
gemerkt habe.  Es  ist  doch  jedenfalls  sonderbar,  daß  Herr  Yahuda 
5  dieses  verschwiegen  und  sich  nicht  die  geringste  Mühe  gegeben 
hat,  ein  Buch  aufzutreiben,  das  noch  heute  auf  dem  Markt  ist  und 
für  6 — 7  Mk.  gekauft  werden  kann ,  ungleich  den  Kosten  und  der 
unendlichen  Mühe ,  die  ich  den  Samaritanern  in  Nablus  gegenüber 
aufgewandt    habe.     Dagegen    hat   Herr  Yahuda    seinen    angeblichen 

10  Nachweis  einer  ganz  modernen  arabischen  Kompilation  als  direktes 
Original  des  Buches  Josua  als  eine  große  Entdeckung  aufgebauscht. 
Es  genügt  nicht  in  einer  Fußnote  zu  sagen :  „Aus  Mangel  an  hand- 
schriftlichem Material  muß  ich  von  einer  Quellenuntersuchung  über 
die    Chronik    des    Pinehas    absehen"   p.  895   (NB.  Pinehas    war    nie 

15  Hohepriester,  wie  Herr  Yahuda  behauptet).  Wenn  er  wenigstens  die 
moderne  Abschrift  des  Pinehas  mit  Abu'1-Fath  allein  —  von  der 
älteren  Chronik  ed.  Juynboll,  die  ihm  doch  gewiß  wenigstens  in 
der  hebräischen  Übersetzung  von  Kirchheim  „Carme  Schomron"  zu- 
gänglich war,  zu  schweigen  —  verglichen  hätte  (denn  es  gibt  kein 

20  anderes  handschriftliches  Material),  dann  hätte  er  sich  nicht  zu  der 
Behauptung  verstiegen  (p.  903):  „Nachdem  wir  die  absolute  Ab- 
hänoficrkeit  des  samaritanischen  Josua  von  den  Annalen  des  Abu'l- 
Fath  und  anderen  vom  erwähnten  Pinehas  ben  Ishäq  benutzten  arabi- 
schen Chroniken  erwiesen  und  auch    seine    große  Unselbständigkeit 

25  im  übersetzen    zur   Genüge    charakterisiert    haben" Welche 

Chroniken  sind  das  denn  eigentlich  ?  Denn  Yahuda  zitiert  ja 
nur  die  Chronik  des  Pinehas,  und  alle  dieser  entnommenen  ara- 
bischen Zitate ,  die  er  dem  samarit.-hebr.  Josua  gegenüberstellt, 
beweisen    nichts,    gar    nichts.     Sie    stimmen  mit  dem  Hebr.  nicht 

30  überein,  und  dieser  Text  kann  daher  nicht  als  Quelle  für  Sam.-Hebr. 
gelten.  Nicht  Pinehas'  ungenaue  Abschrift ,  sondern  Josuae  Lib. 
stimmt  viel  genauer  mit  Sam.  Jos.  überein.  Und  zwar:  p.  899, 
cap.  III ,  9  ff.  findet  sich  ausfühi'licher  und  voller  und  dem  Hebrä- 
ischen  genauer  entsprechend  in  Jos.  Lib.  cap   XV,  Ende,  und  ebenso 

35  stimmt  cap.  V,  3  ff.  näher  mit  Jos.  Lib.  cap.  XVI  als  mit  Pinehas, 
mit  dem  das  Hebr.-Sam.  von  18  Versen  nur  in  vier  oder  fünf 
Halbversen  übereinstimmt.  Weiter:  cap.  XIII,  5  ff .  findet  sich 
wörtlich  genau  in  Jos.  Lib.  am  Schluß  von  cap.  XXIV,  findet  sich 
aber  nicht  in  Abu'1-Fath,  ebensowenig  als  die  andern   bisher  zitierten 

40  Stellen.  Nur  cap.  XVI,  5  stimmt  Pinehas  genauer  mit  Abu'1-Fath 
überein  (Heidenheim,  DVJ.  II,  p.  330 — 331).  Wie  wenig  aber 
diese  Stelle  dem  Hebräischen  entspricht,  davon  weiter  unten.  Cap. 
XVIII ,  1  ff.  ist  Pinehas  eine  Abkürzung  von  Jos.  Lib.  cap.  XXIX, 
den  er  wörtlich  abschreibt.    (Sogar  die  fehlerhaften  Lesarten  im 

45  Arabischen,  die  Juynboll  korrigiert,  sind  dieselben  im  Pinehas  und 
Jos.  Lib.)  Ferner  ist  cap.  XIX,  1  ff.  eine  wörtlich  genaue  Ab- 
schrift von  Juynboll,  Jos.  Lib.  arabischer  Text,  p.  29  Zeile  4 — 12, 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanisclier  Rezension.     541 

und  wie  die  Punkte  in  dem  Zitate  aus  Pinehas  (ibid.)  andeuten, 
hatte  auch  er  große  Teile  mehr  und  unterscheidet  sich  dadurch 
prinzipiell  vom  hebräischen  Text.  Und  schließlich  cap.  XX,  1  ff . 
stimmt  Pinehas  mit  Abu'1-Fath  p.  438  Zeile  4 — 9  wiederum  überein. 
Die  Gegenüberstellung  bei  Yahuda  ist  also  dazu  angetan,  Leser,  die  5 
des  Arabischen  nicht  mächtig  sind,  irre  zu  führen,  denn  zumeist 
laufen  sie  nur  in  kleinen  Teilen  inhaltlich  parallel.  Von  einer  wört- 
lichen Übereinstimmung  und  daher:  „Übersetzung"  ist  keine  Rede 
und  das  cranze  Buch  Josua  hätte  in  derselben  Weise  abgedi'uckt 
werden  können.  Aber  dann  hätte  es  sich  noch  deutlicher  gezeigt,  lo 
daß  wir  es  mit  zwei  verschiedenen  Texten  zu  tun  haben.  Wie  ver- 
halten sich  nun  diese  arabischen  Texte  zu  den  samaritanisch-hebrä- 
ischen?  Wie  ist  also  nach  Yahuda  das  Verhältnis  des  samarita- 
nischen  Josua  zu  den  angeblichen  arabischen  Versionen  des  Josua- 
buches  ?  15 

Das  Buch  ist  nach  Yahuda  p.  898  eine  Übersetzung  aus  dem 
Arabischen,  mit  der  Einschränkung  (p.  895),  daß  nur  Jene  Zusätze 
des  samaritanischen  Josua  aus  dem  Arabischen  übersetzt  sein  müssen." 
-Nur  kann  nicht  sein  ganzes  Material  den  Annalen  des  Abu'1-Fath 
entstammen"  (ibid.).  „Er  hat  noch  eine  ältere  arabische  Quelle  20 
benutzt"  (ibid.)  —  und  diese  findet  Herr  Yahuda  in  der  Chronik 
des  Pinehas,  der  18  9  5  gestorben  ist !  (ibid.).  Außerdem  „steht  die 
Abhängigkeit  des  Samaritanus  vom  Massoreticus  fest"  (p.  904), 
und  angeführte  Beispiele  sollen  zeigen,  „mit  welcher  Vei'ständnis- 
losigkeit  der  Verfasser  des  samaritanischen  Josua  dem  massoretischen  25 
Texte  gegenüberstand"  (ibid.).  „Es  ist  ein  Kompilator,  dem  nicht 
einmal    die    Qualifikation    eines    guten    Abschreibers    zugesprochen 

werden  kann.    Er  folgt  blindlings  seinen  Quellen und  benutzt 

den    massoretischen  Text   nur  subsidiär"    (905).      „Das  Abschreiben 
vom    Hebräischen   kostet   ihm    weniger    Arbeit,    als    den   ara-30 
bischen    Chronisten    die    Übersetzung    ins    Arabische"    (p.  906). 
„Aus  Bequemlichkeitsgründen"    (ibid.)  schmückt  er  sogar  bestimmte 
Vorgänge    aus    —    trotz  Verständnislosiffkeit    und    blinden    Folgens 
der  Quellen  —  und   die  Übereinstimmung    mit   Josephus    (§  48 ff.) 
erklärt    Yahuda    so,    daß    „beide,    Josephus    sowohl    als    auch    die  35 
Samaritaner ,    ihre    gemeinsamen   Quellen  in  alten  jüdischen   Midra- 
schini    und    mündlichen    Legenden    haben"    (p.    911).     Wo    ist    die 
uralte  Quelle,  die  beiden  zugänglich  war,  dem  Josephus  im  ersten 
Jahrhundert    und  dem  samaritanischen  verständnislosen  Kompilator 
im    17.   Jahrhundert    resp.    später?      Demselben    Zeitalter    werden  10 
wohl    auch  die  andern  Quellen  angehören ,    für  die  Yahuda   keinen 
Nachweis    liefert.      Er    schaltet    aus    seinen    Untersuchunofen    alles 
aus    mit    Ausnahme    der  Schobachlegende    und    einiger    liturgischer 
Hymnen.     Diese    seien    direkt    aus   dem  Arabischen    übersetzt    und 
in    ein  Buch    eingeschoben    und    damit   verquickt  worden ,    welches  43 
ein    verständnisloser,    unwissender    Mensch    aus    dem    Massoreticus 
zusammengestoppelt    hat,    der   nach    der    Annahme    Yahuda's    nur 

35* 


542     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

durch  Willkür  und  das  Prinzip  der  Bequemlichkeit  in  der  Aus- 
wahl des  rein  massoretischen  Bestandteiles  des  Buches  Josua  ge- 
leitet worden  sein  kann.  Eine  direkte  Vorlage ,  die  diesem  Teil 
der  Chronik  wörtlich  genau  entsprechen  würde,  kann  sogar  Yahuda 

5  nicht  nachweisen,  und  seine  ganze  Argumentation  beschränkt  sich 
auf  jene  Interpolationen,  die  ursprünglich  arabisch  verfaßt  sein 
sollen  und  erst  nachträglich  in  unbestimmter  Zeit  stümperhaft 
übersetzt  worden  sind.  Er  gibt  zwar  die  Möglichkeit  zu ,  daß 
manche    der    sog.    Avabismen    von    unwissenden    Abschreibern    her- 

10  rühren  könnten.  Trotzdem  soll  dieser  Teil  einen  arabischen  Cha- 
rakter tragen ,  so  daß  Yahuda  die  ganze  Abfassung  der  Schobach- 
sage ins  11. — 12.  Jahrhundert  verlegt,  sie  mit  arabischen  Ritter- 
romanen vergleicht  und  behauj^tet ,  man  könne  manche  Stellen 
daraus    nicht    verstehen    ohne    eine  Rückübersetzung  ins  Arabische, 

15  ja ,  an  einigen  Stellen  soll  der  Übersetzer ,  von  dem  man  doch 
mindestens  Kenntnis  des  Arabischen  voraussetzen  sollte,  sogar 
den  arabischen  Text  selbst  nicht  verstanden  (wie  z.  B.  die  Stellen 
p.  896 — 897)  und  grobe  Schnitzer  in  der  Übersetzung  gemacht 
haben.     Welches    ist    nun    das  richtige  Verhältnis?     Haben  wir  es 

20  hier  mit  einer  hebräischen  eklektischen  und  fehlerhaften  Über- 
setzung aus  dem  Arabischen  zu  tun,  wie  es  Yahuda  annimmt  und 
es  doch  nur  für  die  Interpolationen  mit  aller  Schärfe  vertritt,  oder 
ist  die  arabische  Version  des  Buches  Josua,  die  sich  in  dem 
Chronikon  in ,  soweit  bekannt ,    ältester  Form  erhalten  hat ,    umge- 

25  kehrt  aus  dem  Hebräischen  ins  Arabische  übersetzt,  wie  ich  es 
behaupte,  so  daß  sich  die  Übereinstimmung  zwischen  dem  Hebräi- 
schen und  Ai'abischen  daraus  am  leichtesten  erklären  würde  ? 

Mit  dieser  Frage  weiß  Yahuda  nichts  anzufangen.     Er  spricht 
von  angeblichen  arabischen  Versionen,  erklärt:    „die  Zweifel  an 

30  der  Existenz  eines  echten  alten  hebräischen  Josua  erweisen  sich  als 
richtig"  (p.  909)  und  meint,  daß  in  der  Schobachsage  „hetzerische 
Redensarten"  und  „wilder  Ton"  vorkommen,  ja  sogar  Koranverse 
würden  zitiert  Er  vergißt  aber  zu  bemerken,  daß  sich  im  hebräisch- 
samaritanischen    Josua    keine   Spur    von  Koi'anversen    und    wildem 

3.5  Ton  etc.  findet,  und  zitiert  p.  911  wiederum  Shallura ,  wonach 
diese  ganze  Sage  „einem  alten  jüdischen  Midrasch  entnommen 
worden  sei".  Man  müßte  denn  voraussetzen,  daß  ein  jüdischer 
Midrasch  einmal  in  arabischer  Sprache  abgefaßt  worden  sei,  andernfalls 
würde    dieser  Hinsweis    schon    allein   orenügeu ,    um  dem  arabischen 

40  Ursprünge  der  Schobachsage  den  Garaus  zu  machen.  Aber  von 
entscheidender  J^edeutung  ist  die  Behauptung  des  Verfassers  des 
Clironicon  J.  L.  ed.  JuynboU,  das  Yahuda  unglücklicherweise  weder  in 
Berlin  noch  sonstwo  einsehen  konnte  (während  er  doch  darauf  p.  908 
verweist),  daß  er  die  Geschichte  Josua's  aus  dem  Hebräischen  ins 

45  Arabische  übersetzt  habe,  und  alle  orientalischen  Forscher,  die 
Juynboll  p.  14  aufzählt,  sind  einstimmig  derselben  Meinung,  daß 
der    Text    direkt    aus    dem    Hebräischen    geflossen    ist.     Wenn    wir 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.    543 

uns  nun  hier  die  Sprache  genauer  ansehen ,  so  zeigt  sich  dieselbe 
merkwürdige  Tatsache,  die  Yahuda  für  Abu'1-Fath  konstatiert,  daß, 
„wo  Abu'1-Fath  den  Berichten  der  Bibel  folgt,  er  sich  vom  Ein- 
fluß der  hebräischen  Sprache  nicht  ganz  frei  machen  kann" ;  während 
er  in  den  andern  Erzählungen  gutes  Arabisch  schreibt  (p.  894/895).  5 
Nun  muß  man  aber  wissen,  daß,  wie  de  Sacy  bereits  bemerkt  und 
Juynboll  nach  ihm,  .Abu'1-Fath  vollständig  abhängig  vom  Jos.  Lib. 
ist.  Und  unter  seinen  Quellen  nennt  Abu'1-Fath  auch 
ausdrücklich  ein  Buch  Josua.  Gegen  die  Insinuation  des 
Herrn  Yahuda  (894),  daß  ich  nur  deshalb  die  betr.  Stelle  im  Abu'l-  lo 
Fath  nicht  gesehen  hätte ,  w^eil  Vilmar  sie  in  der  Einleitung  un- 
übersetzt  gelassen,  muß  ich  energischen  Einspruch  erheben. 
Bei  Payne-Smith  ist  diese  Stelle  auch  korrekter  übersetzt,  als  von 
Yahuda ,  wohl  weil  Yahuda  diese  Stelle  nicht  versteht.  Das  ara- 
bische CsX;^  heißt   „eingebunden",  und  der  Ausdruck  bedeutet  i5 

nur ,  daß  zusammen  mit  dem  Buche  Josua  eine  Chronik  mit  ein- 
gebunden war,  die  in  arabischer  Sprache  und  Schrift  abgefaßt  war. 
Jedenfalls  existierte  ein  Buch  Josua  vor  Abu'1-Fath  und  dieses 
Buch  Josua  ist  aus  dem  Hebräischen  übersetzt.  Es  ist  doch 
ein  merkwürdiges  Zusammentreffen ,  daß  sowohl  in  den  arabischen  20 
Versionen  als  auch  in  dem  samaritanischen  Josua  die  Sprache  nicht 
einheitlich  ist  und  die  verschiedenen  Teile  genau  in  demselben  Ver- 
hältnis zu  einander  stehen.  Würde  es  sieh  hier  um  eine  späte 
moderne  Rückübersetzung  ins  Hebräische  handeln ,  so  müßte  die 
Sprache  doch  einheitlich  sein,  und  eine  solche  sprachliche  Scheidung,  25 
die  bis  auf  die  kleinsten  Verse  sich  erstreckt,  könnte  unmöglich 
von  einem  verständnislosen  Kompilator  herrühren ,  der  mit  solch 
einer  Genialität  aus  dem  massoretischen  Josua  einen  verküi'zten 
herausschält,  der  den  letzten  Resultaten  der  höheren  Bibelkritik 
entspricht,  und  dann,  trotzdem  er  nicht  einmal  die  Qualifikation  ao 
eines  guten  Abschreibers  haben  soll,  aus  den  entlegensten  und  bisher 
nicht  nachgewiesenen  Quellen  Incidente  schöpft,  große  Erzählungen 
kürzt,  kurze  ausschmückt  und  so  ein  Machwerk  konstruiert,  ,das 
der  Vergangenheit  des  Unvolkes  von  Sichern  sich  würdig  anschließt". 
Offenbar  muß  das  hebräische  Buch,  das  dem  Chronikon  J.  L.  usw.  3» 
zugrunde  lieo-f .  genau  denselben  Umfang  gehabt  haben  imd  kann 
nicht  in  einheitlicher  hebräischer  Sprache  abgefaßt  gewesen  sein ; 
sonst  ließe  sich  nicht  erklären ,  wieso  es  kommt ,  daß  bestimmte 
Kapitel  in  der  arabischen  Version  sich  so  eng  an  den  hebräischen 
Sprachgebrauch  anschließen,  während  andere  davon  abweichen.  Hätte  lO 
sich  uns  der  hebräische  Text  in  einheitlicher  Sprache  erhalten ,  so 
wären  Zweifel  an  seiner  Echtheit  berechtigter  als  jetzt,  wo  die 
Sprache  der  Interpolationen  sich  eher  den  neuhebräischen  und  ara- 
mäischen Formen  anpaßt  als  derjenige  Teil ,  der  auf  derselben 
Grundlage  beruht  wie  der  Massoreticus.  ii> 

Wie  ist  nun  tatsächlich  der  sprachliche  Charakter  der  arabischen 


544     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hehräisch-samaritanücher  Rezension. 

Versionen,  socfar  in  den  Teilen  der  Schobachsacje  ?  Ich  beschränke 
mich  auf  die  wenigen  Zitate ,  die  Yahuda  verötfentlicht  hat.  Und 
da  muß  ich  an  das  Urteil  anerkannter  Arabisten  appellieren ,  die 
sich  in  dieser  Frao-e  vollständicfe  Unbefancrenheit  bewahrt  haben. 
5  Von  solchen  Arabisten  hier  ist  mir  einstiramisr  eesasrt  worden,  daß 
überall  der  hebräische  Text  durchschimmert,  und  das  ist  ja  auch 
das  entschiedene  Urteil  Juynboll's  und  aller  anderen  Orientalisten, 
worauf  ich  schon  vorher  hingewiesen  habe.  Die  Wendung  in  dem 
Briefe  von  Josua  (p.  902,  cap.  XIX,  2  meines  Textes)  ist  nicht  nur 

10  ein  Satz,  der  in  dem  wichtigsten  Gebete  der  Samaritaner  in  ihrem 
Glaubensbekenntnis  vorkommt  (nnn'J^n  mp'?2n  bN  "'icn  ^ni:cnN- 
.'^nnü;b  •id'js  nr'^S'cm  r;bn:~T '  nm:?or!  "■-  rr-ib  bs  rr^a  a"'7''"i5  nr; 
'ai),  sondern  er  wird  schon  im  4.  Jahrhundert  von  Markah  ausführ- 
lich kommentiert  (mein  cod.  825  f.  123  u.  125  a).     V.  8  b  aus  dem- 

15  selben  Kapitel  ist  ein  direktes  Zitat  aus  Deut.  IV,  28 ,  und  in 
demselben  Briefe  finden  sich  noch  andere  direkte  Anklänge  an  das 
uralte  Gebet.  Welcher  von  beiden  Texten  wird  demnach  wohl  das 
Oricfinal  sein?  Der  arabische  Text  kann  nur  aus  dem  Hebräischen 
übersetzt  sein ,  und  wenn  sich  darin   Samaritanismen  finden ,  so  er- 

20  klärt  es  sich  leicht  daraus,  daß  die  Abschreiber  den  Text  an  die 
ihnen  geläufigen  Formen  angepaßt  haben,  so  die  einzelnen  Formen, 
die  p.  907  angegeben  werden.  Zu  '.b  i:."'wn,  s.  Zitat  aus  Schallum 
p.  907  y^-\y  5"'"ü:i,  und  zu  n-^J^ip:  =  c^^p:  bemerke  ich,  daß  sich 
dieselbe  Lesart  im  Pentateuch  findet,  an  den  beiden  Stellen,  wo  das 

25  Wort  vorkommt  und  zwar  Gen.  44,  10  und  Num.  32,  22.  Zu  (903) 
biEN  bN  vgl.  das  Zitat  in  Anhang  I:  bl^CMno.  n^^lD  ist  aramäisch. 
Und  so  läßt  sich  für  alle  diese  arabischen  Texte  nachweisen, 
daß  sie  nicht  im  arabischen  Geiste  geschrieben,  sondern  dem  hebrä- 
ischen Texte  angepaßt  sind.   Ist  z.  B.  ii.Äc.ö^  v^^.^^'  oder  ^^j  t'jü  JÖ'Ls 

30  überhaupt  gutes  Arabisch  ?  Warum  darf  die  Bibel  schreiben  2wS7 
qT^::-^  „ein  Wolf,  der  zerreißt"  (Gen.  49,  27)  und  a^/'S  2T  „lauern- 
der Bär"  (Klagel.  3,  10)  und  Josua  nicht  nr?:  3"-  XVI,  8  (p.  892)? 
Muß  es  arab.  ^JS\ü  sein  ?  Ist  das  ein  arabisches  Bild  ?  —  Warum 
ist    .,..wJ  ..yc  besser  als  hebr.  rt  br  XVI,  1   (ibid.)?    Wenn  Verf. 

35  n;iu;b  by  geschrieben  hätte,  dann  wäre  es  anders  gewesen,  ir^yxa 
(p.  901)  ist  ein  uraltes  samaritanisches  Wort  und  ist  =  hebr. 
ircN-ia  =  „unsere  Häupter,  Ersten",  so  Markah  (f.  271a):  "^-w'S 
D"^aN  Nm~T.  Das  aber  weiß  Yahuda  nicht  und  korrigiert  schnell 
"ir-^it-Sln.     Er    ist    überhaupt    rasch    bei    der  Hand    im    Korrigieren 

40  und  zeigt ,  wie  wenig  er  von  allem  versteht.  So  wenn  er  rr^inn 
gar  nicht  kennt  und  p.  909  n-'wS-r  (I)  daraus  macht,  obschon  es  so 
in  der  Ketubuli  und  Markah  (ed.  Bancth,  22.  Buchst,  p.  22)  usw.  vor- 
kommt. So  soll  (p.  898)  -xr.  nach  ihm  -iniwNj  sein  Aber  Markah 
hat   f.  126b    cb-'irn    nwN:in    -nrN.     c^r-nn^:n  p.  901    ist  natürlich 

4.',  samaritanisch  iür  n^nrirrjon ,  wie  ny^i,  da  v  nicht  ausgesprochen 
wird,   und  bedeutet:   „die  sich  versammelt  haben"   und  hat  selbst- 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Reze-nsion.     545 

verständlich  nichts  mit  n^yilir;  =    „die  sich  zu    erkennen    geben" 
(Yahuda)  zu  tun.     P.  889  (I)  soll  T^by  'r>  mb'»::  arabisch  sein,  weil 
es  bei  den  Arabern   auch  vorkommt.    Yahuda  weiß  aber  nicht,  daß 
diese  Formel  sich  schon   auf  den  jüdischen  Grabinschriften  in  Süd- 
italien   findet,    die    bis    vor    das  5.  Jahrhundert  hinaufreichen   (vgl.    5 
E.  Diehl,  Lat.  christl.  Inschriften,  Bonn   1908,  Nr.  231),    wo  der 
Name  Gottes ,    wie  auf  allen  alten  Grabinschriften ,  ausgelassen  ist. 
Über  nriN  NbN  nbN  rT'b,  das  schon  bei  Markah  vorkommt  (ed.  Baneth 
p.  304,  häufig    in    meinem    cod.  825)  und  schwerlich  von  späteren 
Kopisten  eingetragen  worden  ist,  ließe  sich  viel  schreiben  und  der  lo 
Beweis  erbringen,    daß  dieser  Ausruf,    der    nur  zweimal  im  Koi'an 
vorkommt  und  dann  nur  nebensächlich,  wohl  auf  die  Bibel  zurück- 
gehen kann  und  zwar  auf  Deut.  4.  39,  vgl.  7,  9  (s.  auch  Jer.  Targum 
ad  loc),  und  einen  Bestandteil  des  wichtigsten  samaritanischen  Gebetes 
bildet.     P.  890  n-'^a'^  .  .  .  th",  n;!j:5>b  .  .  npb  usw.  sind  gewöhnliche  15 
Konstruktionen  und  kommen  im  Hebräischen  sowohl  als  im  Syrischen 
und  Mandäischen  vor    und  beweisen    absolut  Nichts  (vgl.   Gesenius- 
Kautzsch  1902,    §120;    Nöldeke ,  Mand.  Gramm.,   p.  442).     nv^^s 
wie  bT5N  usw.  sind  einfache  Samaritanismen,  die  in  jeder  sam.  Hs. 
vorkommen.     N  und  n  und  ;•  und  n  und  p    gelten   als  ein  Laut,  20 
und  es  ist  ein  Wunder ,    daß    in    diesem  Texte    verhältnismüßig   so 
wenige    Fehler    darin    gemacht    worden    sind.       Der    samaritanische 
Pentateuch  ist  voll  gerade  von  solchen  Fehlern.     M'2.  ^'Z'Z^  soll  aus 
dem  arab.  LLj  S^iaLi^tj  herkommen.    Hätte  Yahuda  den  Mass.  nach- 
gesehen, so  hätte  er  an  dieser  Stelle  (7,  9)  gefunden:  i:"'b5'  120:1.25 
Es  ist  nicht   unmöglich ,    daß    im  Sam.  die  beiden  Worte  als  eines 
gelesen  werden  sollen    und    zwar    i:i33Ci,    was    einen    vorzüglichen 
Sinn  gibt  und  besser  ist  als  Mass.     Warum  muß  CTNsn  =  arab. 
c^Lg.:>-  sein  (ibid.)?     Num.  24,  17   haben  wir  SNTO  tnd,    das  von 

dem  Sam.  als  Plur.  stat.  constr.  gelesen  wird.     Absolutus  ist  dann  30 
richtig    c^rNs.      Ibid.    XIX,  1    DniDT:    Die    Samaritaner   lesen  = 
nn"3TN,  und  das  ist  =  Hiphil.     In  vielen  Fällen   fällt  das  prothe- 
tische  n  =  N  fort  und   wird  in  modernen  Abschriften   häufig  durch 
einen  Strich  ersetzt  =  Dpist'.     Das  ist  also:    „Ihr  habt  erwähnt!" 
Ibid.  IX,  13    bnN    rx    inirri   soll    arabisch   sein;    im  sam.  Targum  35 
Gen.  12,  8  lesen  wir  genau  entsprechend:    bs    p'D   ^irD'CTO  aii:"!. 
XIX,  6.     inN~"'n"'b  c-'-irr'JD:    „vertrauen"    und   „anbeten"  ist  ein   ge- 
wöhnliches samaritanisches  Wort,  vgl.  Heid.,  B.  S.,  p.  140  (Markah?) 
. . .  rTsyp  i:n  . .  TT'irsa  oder  p.  136  Nnn3\nn  . .  -i^rs . .  üapa  TT^i::a. 
XVI,  7.     G-ib;::n  '^■'byi :  der  Friedensgruß    soll   arabisch    sein.     Hat  4o 
Yahudah  gar  keinen  alten   Brief  gelesen?     Wie    schließen    die  ein- 
leitenden Formeln  in  den  Briefen  in  der  Bibel?     Ezra  4,  17:  cba 
nry^i,  in  dem  Briefe  des  Königs  an  die  Samaritaner,    und    in 
ihrem  Briefe    an    Darius ,    ibid.  5,7:    Nb3    NiDb'C    Nob'^o    'c:T'"nb. 
XXIII,  12.     incbn    „Nachfolger"    ist    nicht    ur8]iriinglich    arabisch.  i:> 
Es  findet  sich  so  schon  in  Ben  Sira  und   wahrscheinlich  schon  Jjob, 


546     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritaniselier  Rezension. 

aber  auch  häufig  bei  Markah  mit  genau  derselben  Bedeutung ;  so  im 
Gebete  Josua's  (s.  §  67)  "jnao;  nnfbm  n-m  -":•'  "-d.  Die  Partikeln 
-y,  lin  und  tn  sind  samaritanisch  und  brauchen  vom  Arabischen 
gar  nicht  abhängig  zu  sein.  Der  Gleichlaut  hat  dann  dazu  bei- 
5  getragen  ihnen  eine  dem  Arabischen  ähnliche  Bedeutung  zu  geben. 
XIII,  8.    m^nnb  ist  mN"r;b  =  mx-rnb  zu  lesen  und  die  Variante 

T    ••     • 

-ra  "'"li'D  TN  ist  die  ältere  und  richtigere  und  bedeutet:  „sich  mit  den 
Jünglingen  unterhalten".      Warum  Ji^^J   besser  und  ursprünglicher 

sein  soll ,  muß  erst  bewiesen  werden.     Inhaltlich  vgl.  Jer.  Targum 

10  zu  Deut.  32,  4.     X,  3.     Warum  soll  D"'r"'-ip,    das  doch  eine  Stadt 

der  Gibeoniter  ist,  falsch  sein?    Der  Araber  hat  eben  den  Namen 

der  Stadt  mißverstanden  und  ,^-ftii  übersetzt.    XIII,  10.    D^N?:  bD 

bedeutet  stets  bei  Markah  „etwas"  und  ist  gewiß  älter  als  Markah. 
Als  Übersetzung  von  i.^  hätte  es,    da    es  nach  Yahuda  im  Hebr. 

15  „nichts"  bedeutet,  gar  keinen  Sinn.  Markah  (mein  cod.  825 f. 
112a):  -jb  ■'73T'  Nb  mf<72i  .m72^^*72  bs  n-i-r.  V.  14  mrisTo  soll 
ai-ab.  cj'JÜCx  sein.  Yahuda  hat  übersehen,  daß  es  Plur.  von  *p37D 
(Exod.  Fem.  nriD'?:)  „Sitz,  Platz"  usw.  ist.  XII,  10.  riwS  ist  als 
Interjektion  im  Hebräischen  gar  nicht  bekannt:  so  Yahudah  p.  893. 

20  Es  erscheint  aber  Jos.  7,  7;  Rieht.  6,  22  usw.  in  der  Form  nrrN, 
die  der  Samai'itaner  doch  nur  als  i^N  auffassen  konnte.  VIII,  147 
(p.  896)  nbywr;  soll  der  Samaritaner  nur  nach  dem  arab.  ÄJ^Ai* 
„Schuld"  zum  Fem.  von  b'"^  umgeformt  haben.  Wie  steht  es  um 
das  Neuhebr.  ?     Vgl.  r:b^y?2,    welches    gerade    als  Term.  techn.  für 

25  diese  Art  von  „Sünde"  ausschließlich  gebraucht  wird.  VIII,  1: 
TN  ■":bo  ri-'n?:.  Hier  stört  das  pn  und  Yahudah  erklärt,  daß  -rbo 
von  einem  späten  Abschreiber  nach  arabischem  Vorbild  mit  der 
Fera.-Plur.-Endung  rN  versehen  wurde.  Mindestens  eine  sonderbare 
Erklärung!     Die  Partikel  ns   wird  in  diesem  Texte  in   einer  sonst 

30  nicht  vorkommenden  AVeise  gebraucht.  XIII,  2  (p.  897)  soll  der 
Übersetzer  das  arabische  Wort  ,p-.M*^  nicht  verstanden    und   nniD""! 

dafür  gesetzt  haben,  trotzdem  er  es  gleich  darauf  im  nächsten  Verse 
mit  inC70"'l  übersetzt !  Also  anstatt  daß  der  Berggipfel  abgeschnitten 
d.  h.  geebnet  wurde,  um  darauf  den  Tempel  zu  errichten,  soll  Josua 

35  ihn  zweimal  gesalbt  haben !  So  Yahuda.  Es  liegt  aber  wohl  in 
dem  Ausdruck  eine  Anspielung  auf  die  Volksetymologie  des  Namens 
n'^T'^~5  von  y  --j  =  „der  abgeschnittene  oder  stumpfe  Berg".  Zum 
Schlüsse  noch  ein  Wort  über  T^rs ,  von  dem  (p.  900)  Yahuda  sagt : 
„Auch  dieses  ist  arabisch".     So  aber  schon  Targum,  Priestersegen 

10  Num.  6,  25:  "^n^b  r=N  mn^  n^:-  Cod.  810 f  246  b  und  Jer.  Targ. 

-~:i ;  so  bei  Ben  Manir,  der  ein  Gebet  beginnt:  nb  bu  i"^:?:  ~";:a 

(H.  Bd.  II,  p.  194)  und  unzähligemal  in  den  Gedichten  des  Markah. 

Ein  Verdunkeln  des  Problems  wird,  wie  ich  hofl'e,  Yahuda's 

Schrift  nicht  herbeiführen,  und  er  hat  auch  nicht  einen   zwingenden 

15  Beweis  für  ein  arabisches  Original   dieses  Josua    erbracht.     Daß 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     547 

die  Samaritaner  den  arabischen  Josua  kennen,  steht  außer  Zweifel, 
und  daß  Abschreiber  hin  und  wieder  diesen  Text  aufgefrischt  haben 
möofen,  ist  nicht  aussfeschlossen.  Aber  merkwürdicr  bleibt  es  doch, 
daß  sich  kein  einziges  unzweifelhaft  arabisches  Wort  in  unserm 
Texte  findet,  trotzdem  doch  so  viele  arabische  Wörter  sogar  in  ihr  5 
Targum  eingedrungen  sind.  —  Den  genauen  Nachweis  aller 
Parallelen  bei  Markah  und  in  der  älteren  Liturgie  halte  ich  bereit 
zur  eventuellen  Veröffentlichung. 

Auf  die  Note  über  die  Abischarolle  p.  913,  die  eine  elementare 
Unkenntnis  der  Literatur  und  der  vorhandenen  datierten  Rollen  lo 
bezeugt ,  gehe  ich  überhaupt  nicht  ein.  Es  genügt  zu  bemerken, 
daß  sie  schon  in  den  Tolidoth,  die  1148  verfaßt  wurden  und  eine 
der  Quellen  von  Abu'1-Fath  sind,  ausdrücklich  und  ausführlich  er- 
wähnt wird  (ed.  Neubauer  p.  11).  Ich  schreibe  sowohl  darüber  als 
auch  über  den  alten  Wunsch  der  Samaritaner  ein  Buch  Josua  von  i5 
ihren  vermeintlichen  Brüdern  in  Europa  zu  erhalten  ausführlicher 
in  der  Oktober-Nummer  des  Journ.  R.  Asiat.  Soc.  p.  1148 — 56. 

Aber  noch  eins  muß  konstatiert  werden ,  nämlich  daß  die 
Samaritaner  ein  hebräisches  Buch  Josua  noch  bis  nach  1688  besessen 
haben  müssen.  Sie  schreiben  wörtlich  an  Ludolf :  NbN  N'^p:  Nbi  20 
•ja  j^'-cin-i  IDO  T.^yJ^  xb^-)^-^  bo  ■'S-iyb  bs  n^":;N-3  "■'3  rr^inn 
D^rrnri'r:  D-^^n:  "i-ieO  N-p:  sbi  it2  „Wir  lesen  nur  die  Thora 
von  Anfang  bis  zu  Ende.  Und  wir  besitzen  auch  das  Buch  Josua 
des  Sohnes  Nun  und  wir  lesen  nicht  die  Prophetenbücher  der  Juden." 
Hier  ist  nicht  von  arabischen,  sondern  nur  von  hebräischen  Werken  25 
die  Rede,  und  unter  diesen  zählen  sie  auch  das  Buch  Josua  auf! 
Von  1688  bis  heute  kann  es  unmöglich  bei  den  Samaritanern  ver- 
loren gegangen  sein. 

Die  maßvolle  und  sachliche  Kritik  des  Herrn  Prof.  S.  Fraenkel 
in    der    „Theolog.  Literaturzeitung "    vom    15.  August   1908    sticht  so 
wohltuend  ab  von  der  Behandlung  des  Buches  Josua  durch  Yahuda. 
Als    eine  Übersetzung    aus    dem  Arabischen  scheint  Herr  Professor 
Fraenkel  das  Buch  nicht  anzusehen.^)    Ihn  befremdet  nur  die  Sprache 
und    der  Gedankengang    in    zwei   Hymnen    und    der  enge   Anschluß 
an    den    Massoreticus.     Hier    muß    ich    wieder  auf  Markah  zurück-  35 
'  greifen ,    dessen    Gedichte    und    Werke    sich    inhaltlich    mit    diesen 
Hymnen    decken ,    so  daß    letztere  auf  ein  höheres  Alter  Anspruch 
erheben  dürfen  als  ihnen  wegen  ihrer  Ähnlichkeit  mit  mohammeda- 
nischen und  hobr.  mittelalterlichen  Gedichten   zuerkannt  wird.    Auch 
sie    sind    nicht    die  Schöpfer    der  Gedanken,    die    sie   poetisch  zum  -lo 
Ausdruck  bringen.    Daß  Gott  die  Welt  umfaßt  und  nicht  die  Welt 


1)  Seine  geistreiche  Gleichung:  "pV  =  .^IXac  =  "p"*"  scheitert  au 
der  Tatsache,  daß  der  Name  stets  mit  hobräiscli-siunaritainschen  Buchstaben 
geschrieben  wird,  wie  fast  alle  biblischen  Namen,  uiul  die  Form  bei  Abu'l-Fatl.i 
p.  U  auch  "[""^N  dt!"'??)  ist,  sowohl  mit  "1  als  auch  '~\  .  J.  L.  'jb"'«  mit  b. 
Clp    =    ar.    *Ji  ist  verschrieben  aus  M^J)   und  so  lautet  auch  Massoreticus. 


548     Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension. 

ihn ,  steht  schon  im  Targum  ,  und  der  Gesang  der  dx*ei  Jünglinge 
im  Feuerofen ,  auf  den  ich  hingewiesen  habe ,  gibt  ein  genügendes 
Vorbild.  Die  späten  Sprachformen  in  den  Intei'joolationen  sind, 
wie  Prof.  Fraenkel    auch  richtig  auffaßt  und  wie  ich  oben  gezeigt 

5  habe,  meist  samaritanischen  Ursprungs.  Es  sind  merkwürdiger- 
weise zumeist  dieselben  Beispiele,  die  bei  Yahuda  den  Beweis  eines 
arabischen  Ursprungs  erbringen  sollen.  Der  enge  Anschluß 
an  den  massoretischen  Text  läßt  eine  andere  Erklärung  zu ,  als 
Herr  Prof.  Fraenkel  vermeint.    Tatsächlich  beruht  ja  der  Pentateuch 

10  auch  auf  einem  Text,  der  nur  in  unwesentlichen  Punkten  von  dem 
Massoreticus  abweicht,  und  als  Morinus  ihn  zum  ersten  Male 
herausgab,  behauptete  Capellus,  daß  er  direkt  vom  massore- 
tischen abgeschrieben  sei,  daß  —  wie  dies  jetzt  bei  Josua  be- 
hauptet    wird     —    Interpolationen     dogmatischen    Chai'akters     ein- 

15  geschoben  und  daß  er  von  unwissenden  Abschreibern  korrumpiert 
worden  sei.  Ich  will  jetzt  auf  die  Geschichte  des  samaritanischen 
Pentateuchs  nicht  weiter  eingehen.  Ich  berühre  sie  nur ,  um  auf 
eine  Tatsache  hinzuweisen,  die  den  Bibelforschern  unbekannt  sein 
dürfte.     Die  ältesten   Handschriften   der  Samaritaner,  Rollen  sowohl 

20  als  Buchformen,  soweit  ich  mich  überzeugen  konnte,  mit  Ausnahme 
der  Abischarolle,  gehen  nicht  über  das  10.  Jahrhundert  zurück,  sind 
also  jünger  als  die  massoretischen  Codices  und  wurden  nicht  mit 
derselben  Sorgfalt  abgeschrieben  wie  die  letzteren.  Es  ergibt  sich 
nun    aus    der    eingehenden    Untersuchung,    die    ich    in    dieser    Be- 

25  ziehunor  vor  mehreren  Jahren  angestellt  und  seitdem  fortgesetzt 
habe: 

1.  daß  die  Samaritaner  mit  bestimmten  Vorschriften  der  hala- 
chisch-massoretischen  Tradition  genau  übereinstimmen,  und 

2.  was    noch  viel  wichtiger  ist.    daß,    je  älter  eine  samarita- 
30  nische  Handschrift    und   je    sorgfältiger    sie    geschrieben  ist ,    desto 

geringer  die  Unterschiede  zwischen  ihren  Lesarten  und  denen  des 
Massoreticus  werden.  Das  zahlreiche  häufige  Abschreiben  hat  also 
beim  Pentateuch  korrumpierend  auf  den  Text  gewirkt.  Wenn  man 
nun    den  Josua ,    wie  ich  voraussetze ,    nur  als  einen   Teil  der  pro- 

35  fanen  Literatur  behandelte,  die  keinen  Platz  im  Gottesdienste  hatte 
und  daher  selten  abgeschrieben  wurde,  so  ist  es  nicht  unmöglich, 
daß  sich  infolge  davon  der  Text,  den  man  vielleicht  noch  später 
übernommen  hat  als  den  Pentateuch ,  in  einer  besseren  Form  er- 
halten   hat.     Die  Samaritaner    sind    eben    sehr  sorgfältig  beim   Ab- 

40  schreiben  ihrer  Handschriften,  besonders  bei  einem  Texte,  der 
äußerst  selten  abgeschrieben  wurde.  Ich  habe  Gelegenheit 
gehabt  ein  Gedicht  von  Markah  (meinen  cod.  830,  der  vor  einigen 
Jahren  geschrieben  worden  ist)  mit  dem  ältesten  Gebetbuch  der 
Samaritaner,  das  sich  erhalten  hat  (im  Brit.  Mus.  Orient.  5034  aus 

45  dem  Jahre  1266),  zu  vergleichen  und  habe  die  beiden  Texte  so 
überraschend  ähnlich  gefunden ,  daß  man  kaum  einen  Altersunter- 
schied    von     mindestens     600    Jahren     zwischen     beiden     vermuten 


I 


Gaster,  Das  Buch  Josua  in  hebräisch-samaritanischer  Rezension.     549 

würde.  Analog  könnte  der  Fall  mit  dem  Buche  Josua  sein,  welches, 
auch  wenn  es  lexikalisch  den  Erwartungen  einer  bestimmten  Schule 
der  Bibelforschung  nicht  entspricht,  die  im  Text  andere  Lesarten 
voraussetzt  (wie  geringfügig  sind  übrigens  die  Varianten  zwischen 
Massoreticus  und  den  LXX,  kaum  nennenswert!),  doch  der  Quellen-  5 
forschung  einen  Beitrag  liefern   dürfte. 


Inhaltsverzeichnis. 

Einleitung. 

I.  Geschichte  des  samaritanischen  Buches  Josua  (§§   1 — 2). 

II.  Gestalt  der  Handschriften  (§§  3,  4,  5). 

III.  Inhalt  des  Buches  (§§  6—29). 

IV.  Verhältnis  zu  den  arabischen  Versionen    des  Buches  Josua 

(§§  30,  31). 
V.  Verhältnis  zu  den  andern  Rezensionen  des  Buches  Josua. 

1.  Verhältnis  zum  hebräischen  Mass.  (§§  32 — 38). 

2.  Verhältnis  zu  den   LXX  (§§   39,  40). 

3.  Das  Verhältnis  des  Samaritanei'S  zum  massoretischen  Text 

vom  paläographischen  Gesichtspunkt  aus  (§§  41 — 45). 
VI.  Das  samaritanische  Buch  Josua  und  Josephus  (§§  46 — 51). 
VII.  Einschübe  und  Zusätze,  ihr  Alter  und  Verhältnis  zur  helle- 
nistischen und  rabbinischen  Literatur  (§  52). 

A.  Erweiterungen  des  Textes   und  Umdeutungen   desselben 

vom  Gesichtspunkte  der  samaritanischen  Dogmatik  und 
Polemik  aus  (§§  53,  54). 

a)  Heiligung  des  Berges  Gerisim  (§  55). 

b)  Chronologisches  (§§  56,  57). 

c)  Abischa's  Rolle  (§  58). 

d)  Königtum  (§  59). 

B.  Auslassungen  (§§  60—62). 

VIII.  Parallelen  in  der  jüdischen  Literatur  (§§  63 — QQ). 

IX.  Liturgische  Interpolationen  (§§  67 — 70). 

X.  Agadische  Interpolationen  (§§  71  —  75). 

XL  Die  Schobach-Sage  (§§  76—84). 

XIL  Schlußfolgerung  (§   85). 

XIIT.  Herausgabe  des  Textes  (§  86). 

Text. 

Übersetzung. 

Anhänge. 

Nachtrag. 


550 


Zum  hebräischen  Buch  Josua  der  Samaritaner. 

Von 

P.  Kahle. 

Zu  dem  von  Gaster  p.  209 — 279  in  diesem  Bande  der  ZDMG. 
veröffentlichten  und  besprochenen  „Buche  Josua  in  hebräisch-samari- 
tanischer  Rezension"  habe  ich  zweierlei  zu  bemerken:  1.  ist  der 
Text  nicht  von  ihm   entdeckt,  noch  auch  von  ihm  zum  ersten  Male 

5  herausgegeben  worden.  In  der  in  Jerusalem  erscheinenden  Zeit- 
schrift „Jerusalem,  Jahrbuch  zur  Beförderung  einer  wissenschaftlich 
genauen  Kenntnis  des  jetzigen  und  des  alten  Palästinas,  heraus- 
gegeben unter  Mitwirkung  von  Fachmännern  im  heiligen  Lande 
und    außerhalb    desselben    von    A.  M.  Luncz"   in  Band  VI,  Heft  2 

10  und  3  (1902  bezw.  1903)  hat  Herr  David  Yellin  dieses  Buch 
p.  138 — 155  veröffentlicht  und  p.  203 — 205  in  sehr  besonnener 
Weise  die  sich  daran  knüpfenden  Fragen  erörtert;  2.  aber  ist, 
trotz  aller  Bemühungen  Gaster's  das  Gegenteil  zu  beweisen ,  nun 
doch  unleugbar,  daß  das  hebräische   ,Buch  Josua  der  Samaritaner" 

15  ein  modernes  Fabrikat  ist.  Als  ich  in  diesem  Jahre  am  11.  Juli 
zu  einem  längeren  Aufenthalte  nach  Nablus  kam ,  wurde  mir  von 
englischen  Freunden  eine  Nummer  der  „Times  weekly"  gezeigt,  in 
der  Gaster  in  einer  Zuschrift  an  den  „Editor"  von  seiner  Ent- 
deckung spricht,  und  das  Erscheinen  des  Buches  in  einer  deutschen 

20  orientalischen  Zeitschrift  in  Aussicht  stellt.  Eine  Notiz  darüber  ent- 
hielt auch  eine  Nummer  des  „Spectator",  die  mir  gleichfalls  gezeigt 
wurde.  Ich  stellte  darauf  sogleich  die  Samaritaner  zur  Rede.  Sie 
gaben  zunächst  unumwunden  zu,  daß  dieser  hebräische  Josua  nicht 
alt,  sondern  vor  sechs  Jahren  von  dem  jetzigen  Hohenpriester  Jakub 

25  ihn  Harun  angefertigt  sei.  Und  zwar  unter  Benutzung  von  Abu'l- 
Fath ,  dem  arabischen  Buche  Josua ,  dem  hebräischen  Buche  Josua 
der  Juden  und  dem,  was  sonst  an  Chroniken  und  Werken  bei  ihnen 
vorhanden  ist.  Auf  meine  Vorhaltuncfen  darüber,  wie  sie  denn 
Gaster  so  hätten  hinters  Licht  führen  können  ,    erwiderten  sie  mir, 

30  daß  es  ihnen  gar  nicht  eingefallen  sei,  dies  „Buch  Josua"  als  alt 
zu  verkaufen.  Gaster  habe  es  eben  mit  andern  Handschriften  ge- 
kauft, und  er,  der  Hohepriestef,  habe  dann,  auf  Gaster's  Bestellung 
hin,  noch   eine  neue  Handschrilt  dieses  Buches,  Gaster's  Handschrift 


Kahle,  Zum  hebräischen  Buch  Josua  der  Samaritaner.  551 

C,  deren  Unterschrift  dies  ja  auch  besonders  besagt,  angefertigt. 
Gaster  schreibe  immer  nach  einer  alten  Handschrift 
dieses  Buches,  eine  solche  könne  es  natürlich  nicht  geben,  und 
sie  wollten  dies  an  Gaster  schreiben.  Ich  schärfte  ihnen  noch  ein, 
doch  ja  an  Gaster  zu  schreiben,  daß  der  samaritanische  Josua  ganz  5 
neuen  Datums  sei ,  und  sie  versprachen  mir  feierlich ,  das  zu  tun. 
Ich  habe  diesen  Bemerkungen  nichts  weiter  hinzuzufügen.  Ich 
bedaure  die  Mühe,  die  Gaster  auf  dies  moderne  Elaborat  vei'wendet 
hat.  Ich  kann  ihn  freilich  von  dem  Vorwurf  nicht  frei  sprechen, 
daß  es  sehr  leichtsinnig  war,  ein  Werk,  dessen  Alter,  wie  er  meinte, 
doch  über  2000  Jahre  betragen  sollte,  nach  drei  Handschriften  zu  10 
veröffentlichen,  deren  älteste  aus  dem  Jahre  1905  stammt,  ohne 
sich  auch  nur  nach  einem  „Original"  erkundigt  zu  haben.  Wer 
die  Samaritaner  ein  wenig  genauer  kennt,  wird  wissen ,  wie  be- 
sonders notwendig  das  gerade  hier  ist. 


552 


Quadrapnkis. 

Von 

W.  E.  Crum. 

Den  verschiedenen  Kirchen  Roms  wurden  bekanntlich  von  den 
Päpsten  des  8.  und  9.  Jahrb.  reichliche  Schenkungen  an  Textilstoffen 
(Altardecken ,  Vorhänge  usw.)  gemacht ,  deren  Aufzählung  einen 
wichtigen  Zug  der  gleichzeitig  verfaßten  Abschnitte  des  „Papst- 
5  buches"  bildet.  Unter  den  vielen  noch  immer  dunkeln  Benennungen 
solcher  kostbaren  Erzeugnisse  ermangelt  keine  mehr  einer  passen- 
den Erklärung  als  das  die  Überschrift  dieses  Aufsatzes  bildende, 
ausschließlich,  soweit  ich  sehe,  im  Papstbuche  vorkommende  Wort^). 
In  der  Vita  Hadrian's  (772 — 795),  sowie  in  der  Paschalis' I. 

10(817—824)  und  (Jregor's  IV.  (827—844)  liest  man  wiederholt: 
vestem  de  quadrapulo ,  periolisin  de  q. ,  velum  ornatum  de  q., 
vela  omata  de  fundato  atque  q. ,  cortinam  holosiricam  de  q.  et 
fundato ,  vela  de  fundato  de  stauraci  et  q. ,  rotas  ornatas  de  q., 
sowie  adjektivisch :  de  'jpallüs  quadrapidis^  von  Geschenken,  welche 

15  die  Stadtkirchen  vom  Papste  bekamen. 

Handschriftlich  scheint  das  Wort  beständig  als  quadrapulus, 
resp.  quadrapolus  überliefert  zu  sein ,  was  ältere  (auch  neuere) 
Herausgeber  in  quadruplus-),  unter  Heranziehung  des  ebenfalls  dort 
vorkommenden    octapulus'^),    umzudeuten    bestrebt    gewesen    sind. 

20  Darin  haben  dann  einige  einen  der  beti'effenden  Gewebeart  ent- 
nommenen   Stoflfnamen    gesehen  ^) ,    andere    einen    Hinweis    auf   die 


1)  Li/jer  Fontificalis ,  ed.  Duchesne,  I,  499,  II,  55,  61,  76,  77  u.  ö. 
Eine  längere  Liste  der  bezüglichen  Stellen  bei  Du  Gange  (nach  der  Ausgabe 
Fabroti's,    1649),  s.  v. 

2)  Fabroti  a.  a.  O.,  109.  Vgl.  B  eissei,  Bilder  a.  d.  Gesch.  d. 
altchr.  Kunst,   1899,  269. 

3)  Von  Duchesne  stets  ohtajiulus  gelesen-,  vgl.  B eissei  a.  a.  O. 

4)  Beissel  a.   ii.  O. 


Crum,   Quadrapulus.  553 

Form,  bezw.  die  Anzahl  der  darauf  gearbeiteten  Ornamente  *).  D  u 
Gange  bekennt  sich  zum  Nichtwissen,  indem  er  auf  jede  Etymologie 
verzichtet. 

Im  Verlaufe  meiner  Bearbeitung  der  koptischen  Handschriften 
der   nunmehr  Ry  1  and s 'sehen  ,    vormals    Cra  wf  or  d'schen  Sanim-    5 
lung  stieß  ich  auf  ein  höchst  interessantes  Verzeichnis  textiler  und 
sonstiger  Gegenstände,  welches  Nr.  243  meines  demnächst  erscheinen- 
den Katalogs    bildet.     Die    betreuende  Handschrift    stammt    angeb- 
lich aus  Aschmunen ,  im  unteren  Sa'id,  ist  aus  Papier  und  gehört, 
nach  dem  Schrifttyi^us  zu  urteilen-),  etwa  dem   10  — 11.  Jahrh.  an   lo 
Der   Text    ist    ungewöhnlich    reich    an    arabischen ,    mit    koptischen 
Buchstaben     umschriebenen     Ausdrücken.       Darunter     finden     sich 
folgende  zwei  Passus:    oyi^ppi-xe,  ».y  oyii&.A'Ae^ce  ne^-i'^^.c?',    ^y 
OYÄkAKA-TpevnoY<VAi,   cyniuptg   ne^'x'^nek(5'  —  o'ye<'Aj>Ai(3'A>p   ne«.'AKdw- 
'x-pekHo-y^VAi ,    d.  h.    „ein  Mantel    (ttj»  J5)    und    eine    Mütze    Cx^As    i5 
ö^-^Jls)  aus  Brokat  (^LxjJs.in,  und  ein  [Kleid  von  ?]  Kat)'abbul-Sto& 
(resp.  -Arbeit),  eine  Decke  aus  Brokat  (^Laj^XÜ)"  —  „ein  Kopftuch 
( ..^il)  von   KafrabbulStoS  (resp.  -Arbeit)'. 

Mir  scheint,  an  der  Deutung  des  uns  hier  interessierenden  Wortes 
ist  kaum   zu  zweifeln.     Auch  glaube  ich  nicht  zu  irren,  wenn  ich  20 

-i  -  o     J 

im  lat.  quadrapulus  das  lautgetreue  Seitenstück  zum  arab.  Aj.iis'^) 

ei'blicke.  Es  ist  mir  allerdings  noch  nicht  gelungen,  im  Ai'abischen 
eine  genau  entsprechende  Anwendung  dieser  Adjektivbildung  aus- 
findig zu  machen,  die  nur  in  Bezug  auf  eine  Weinart  'Iräk's  belegt 
zu  sein  scheint*).  25 


1)  Fr.  Michel,  Recherches  I,  10,  11  (den  F.  Bock,  Lit.  Gewand. 
I,  6,  wörtlich  zitiert,  doch  ohne  ihn  zu  nennen!),  Acta  SS.,  Maii  III,  394. 
Dagegen  Gr  e  gor  o  viu  s  ,  Gesch.,  II*,  390  Anm.  (diesen  Hinweis  verdanke  ich 
G.  F.  Hill)  und  II.  Grisar,  Gesch.,  I,  37  7,  wagen  keine  Erklärung.  Die  von 
P.  Blanchet  (Tissues  33)  zitierten  Nouvelles  Barbier  de  Montault's 
sind  mir  unzugänglich. 

2)  Er  ähnelt  dem   der  9.  Klasse  Zoega's. 

3)  So  nachJäliüt  IV,  133,  wo  auch  die  Aussprache  Ä^a/araÄÄM/ gegeben 
wird.  Daß  im  Koptischen  das  Teschd'id  an  anderer  Stelle  steht,  ist  wohl  nicht 
wesentlich.  Es  scheint  Name  des  an  den  Nordwesten  Bagdäd's  angrenzenden  Unter- 
bezirks „  ».Aw-ia  zu  sein  (,vgl.  Lo  Strange,  Eastern  CalipJuite '1  ^) .  OlVonbar 
Fremdname  (so  auch  Jäküt);  G.  II  offmann,  Auszüge  41,  Anm.,  schlägt 
„Nikatoropolis"  vor.  Eine  Stadt  gleichen  Namens  lag  in  DySrbekr  (Jäküt 
a.  a.  O.). 

4)  Richardson,  Dicüonarji ,  1137,  ohne  Helegstolle.  Kiirabacok, 
Mittelalt.   Gewebe  (1882),  nennt  das  Wort  nicht,  doch  bespricht  or  (SS.  6,  28) 


554  Crum,   Quadrapulus. 

Erwägt  man  den  Zeitraum ,  in  welchem  unser  Wort  in  Rom 
geläufig  (oder  doch  wenigstens  bekannt)  gewesen  zu  sein  scheint 
(etwa  770  bis  850),  so  ergibt  sich,  daß  wahrscheinlich  die  Ver- 
fertigung von  Kafrabbul-QtoS  in  der  Landschaft  gleichen  Namens 
6  doch  weiter  zurück  als  die  Gründung  Bagdäd's  (762)  geht.  Über 
Export  von  Mesopotamien  nach  dem  Westen  zu  jener  Epoche  habe 
ich  freilich  nichts  hierher  bezügliches  ermitteln  können ;  doch  ist 
anzunehmen,  daß,  entweder  über  Ägypten  oder  direkt  über  Syrien, 
die  Fabrikate  Persiens  und  der  Zweistromländer  schon  bedeutend 
10  früher  auch  in  Alt-Rom  zur  Berühmtheit  gelangt  waren. 


andere  Textilprodukte  Bagdäd's.  Siehe  auch  den  Rainer-Führer  (1894),  Nr.  738. 
Auch  von  den  Beschreibern  des  Sancta  <SfmciorMm-Schatzes  wird  es  nicht 
erwähnt  (s.  P.  Lauer,  Fond.  Piot,  Monum.  XV,  109,  113,  H.  Grisar  in 
Civil.    Cattol.   1907,   169). 


555 


The  Pahlavi  Text  of  Yasna  LXVI,  LXVIII  (Sp.  LXV, 
LXYII)  with  all  the  MSS.  collated"). 

By 
L.  H.  MiUs. 

To  the  Ahurian  One  of  Ahura. 

1  Pavan  ahürayih}  barä  yehabünam^**)  denä  zöharak-^***)  i 
höm{-äö-)mand^  i  bisrai/ä{-äö-)mand  l  hadnapäh{-üö-)mand  i^ 
pavan  aharäyih  lälä  yeliahiini^\) 

2  av    Iah  ahüränih^  ahurakya-j-f)  5 

3  pavan  inäyemtärih  l  Aüharmazd^  \i  räye(-äö-)mand'-  l 
gadä(-äö-)mand  va]  (^)•^  ameiasj^endän  va*  srös  l  aharüv^  va^ 
ätays'  l^  Aüharmazd  va"^  rat  i  buland  man  (f)^^  aharä- 
yih .  .  .^'ttt). 

Yasna  LXVII  (Sp.  LXVI).  lo 

This  chapter  is  included  within   other  sections. 

Yasna  LXVIII  (Sp.  LXVII). 

Prayers  for  Frienship,  Health  and  Happiness. 

1  Äetön^  Iah-  ahuränih'''  ahnrahya**f)  at  pavan  zag^  {i) 
alyyärlh  yehabünam.  is 

2  man^  am  lak-  bes'it  [havct  (?  haväf)  kolä  ««]•'  besit'  ycga- 
vimunet  aeyas*  denä  milayä^  dast  bar'thä  gfift]  hanä  zöhar 
nie' im  av'^  lak  yeJiemtünät    [ccgön  güff]'. 


*)  B^or  translations  with  paraphiase  and  commentary  sec  JRAS.  for  July  1907. 
**)  So  A,  B.  ***)  So  A. 

t)  Pavan  ahuräyth  lälä  yehobunt  sliows  that  aSai/a    was    not    personified. 
tt)  Written    in  Av.   char.  in   H ,  E    solving    tho    obscurity ;    or    was    tliis    form 
accidental,  though  recurring;  but  in  any  caso  *-a/(e'  should  not  bo  pronounccil ; 
the  Word  is  '-ahya\ 
ttt)  See  Yasna' VII,    IG  — 51   (Sp.)-,  Yasna  XXII,   24— .33  (Sp.)  otc. 
*t)   B  here  roverts  to   the  usual  Puhlavi  signs. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd    LXII.  36 


556  ^fil'is,  The  Pahlavi  Text  of  Yasna  LXVI,  LXVlll. 

3  av     laJc^    ahüränih-    almraltya^*)    r*    hüm{-äö-)m.and    i    his- 
rayä{-äö-)mand  l  hadnajjäk{-äö-)mand; 

4  /  slrlnih^  va   carpihr    lio^**^    \many^   zöt'    [havani]^    me'im 
yehemtünät  ***). 

5     5  pavan  durüstlh  va  ^  beiüzenesnih-  fn'hdakesnik'^  va^  väresn- 

2/ehaLünesnih^f)  hüa^ülh^ff)  (sie)  va  aharäv'ih'  va^  hüsrövih  va 
yäprüvänih  va  peröz{c)ganh  va  freh-dätar^  l  gfhänih^^  (or  '-as'). 

Interior  Sincei'ity  in   the  Sacrifice. 

6  Yezheyünam  Iah  ahüränili  ahurahi/a^ff-f)  2:)afan  zag  i  sap'ir- 
10         menesnlg"'  zöhar; 

7  yezbeyünam    lak    ahürCmili    ahürahya^-\^-\)    va-  pavan   zag 
i'^  saplr  gövesn    zöhar; 

8  yezbeyünam     lak     ahüränih     ahurahya^fff)    pavan    zag    l 
(naßä)-  sapnr'-''  künesn    zöhar, 

ij     9  pavan  rösan  menesn'tli  va  pavan^  rösan  gövesnih  va  pavan- 

rösan    küncsmh'^  [cive-gümänlh^  l  pavan  mindavam  l^  yazatän']. 

10  hüayüih^*-f)  i  rüvän    va-  freh-dahesnih  l  gehün    av  "^  hüayü- 

ih^*-\)  l^  aharüv'th  {min  zag)^. 

For  Heaven,  and  for  a  Good   OÖ'spring  heie. 

20  11  yehabün^*jj)  av   li  ahüränih-  ahürahya'''*-[-\-\)  lag^  l^ pährüm 

a/vän    i^  aharüvän    i  rösan    l  hamäk^-yvär'ih; 

12  ?/eÄaö«m'^*tt)    (^^    li  ahüränih-   ohurahya*-f jj)    zag'^   i^  ga- 

brään    zag  (?)  asnütalc    (asn'tak'^)  farzand^j*). 

*)  B  here  again  reverts  to  the  usual  Pahlavi  signs:    see    below.      Did    he 
usü  tho  fuller  Avesta  forms  owiiig  to  the  doejier  soiitiment  at  times  präsent  V 

**)  B's  lakic  would  be  a  strikiug  blander  with  Jiavain-,  did  15  mean  zagici] 
llc  (so)  first  cortifiod   for  us  mävai/acu  as  =   '  to  inc'. 

***)  1  must  correct  my  ovor»ight  in  JKAS.  584  note  G  in  not  having  foliowed 
the  Avesta  text  of  B ,  which  reads  correctiy  Janii/ät ;    this    pahlavi  i/ehemtünät 
in   E  al»o  seems  to  point  to  a  iieeded  correction  o{  Jaiui/u. 
t)  C  translated  jmsii  for  väre.hi,  thro\vin;r  much  light. 
tt)  C  also  decides  the  question  as  to  havaiiluli;    a  'f'  has  fallen  out;  see 
nlk-sähiü'i  here,  and  lük-aj^ni  at  Yasna  X[,  20. 

tttj  So  B  at;ain  writes  in  fiill,  but  we  sliould  ahvays  read  -ahyu ,  nover 
-tihe  as  gen.  sg.  masc,  or.  neut. 
*t)  See  above. 
*■;■•; )  B  has  yehairin  in  1 1  and  1  2  ;  but  A  has  iielKihünlh  in  1 1  and  [leltaLrinih 
in  12;  see  the  forms  in  -ih  elsewliore  inipuratively  used.  This  apparontly  similar 
use  of  iieluibrnJU  anl  i/e/iafjiin  in  two  iinpi)rtrtnt  MSS.  is  forroborative  proof 
of  thüir  equivalencü   olsewhero. 

*ttt)   K  again  revorts  to  tho  Pahlavi  signs  in    11;  so  a;;ain  in    12. 

t')  Notice  tliat  the  smaller  sign   in   'fnrlnid'  uuist   niu.il  '£',    the  reading 
'd'  is  fatuous. 


I 


Mills,  The  Pahlavi  Text  of  Yasna  LXVI,  LXVIII.  557 

13  man    zag    l  U  frä^üenäf-  man    va  vis'^  va    zand   va*    matä 
va^  röstäk^*). 

14  Lak  ahüränih  i/ezbe^ünam ;  zreJi^  l^  frä^ükart'^  yezbeyünarn  . 

To  the  Mythic  Sea,  the  Caspian(?),  or  — V 

15  Harvisp  mayä  yezbeyünarn  man^  pavan  damig  me'im,'^  va'^    5 
zagte  i  armest'  m,aya*  va   zagic^    l    fräz-tacäk    mayä^    va    zagic 

V  pavan  yän    [va^  bun    yän]  va  zagic  i  girän-^**),  tacesn^^  va 
katasig^^***)  va  j^dfiuk'^'-i;)  va  vürcmtg^'-^^f) 

16  pavan  zic    ('?  so)  zag  (l)  yazesn    va  niyäyesn 

17  segön    valäsän    [apänY    alt    datlhätüm'  \bayen  tan    l  mar-  10 
tümän     man     yehabündak'^^    va    yazesn     va   niyäyesn     va    min 
aharäyth  l^  pährüm  [i-egön  min  den   petäk^ 

18  Mayä    l    sa/m'    i^  pährüm    i-  Aüharmazddät    i^    aharüv  * 
yezbeyünarn ; 

19  apänic  l  saplräri   yezbeyünam;  15 

20  strlnih  va'  carplh  yezbeyünarn, 

21  i^    viin-    tacesri    r^   mayä^    va    vaysesn     l^    aürvar    [barü, 
yehabünt  •'  yegavimünet'']. 

Repulsions;  tbe  Müs,  the  Asemaoy. 

22  Äz    i  sedayän  yehabünt'^  liamestärlJi'^  räi,  20 

23  zag  müs  zag  parig^  rät-, 

24  aväj-fj-f)  astesnlJi  rät  [aey  vadas-  vinäs  al'^  tüvänenät  * 
kartan^  havet  (havät?)  aeton  aväyüt'  güftan  zag^  müs  i  jjarlg'] 
layvär  nasenesnlh^  räl  [aey  vadas"^  pavan  ac  barä  avasi-lied^'^]*j) 
layvär  barä^^  iarpesnih^'^*-f-f)  räi  [aey  vad  akär^'-^  barä  yeli-  25 
vänäf  ^*  (B  om.  this ,  and  ins.  aey  zag  l  bayen  ras  yegav'imünät 
havät  Layvär  {barä)  yehvünät'^^)]  va  pattrak  rasesnih  ic  (so)  l 
bes  räZ^"  [aey  vad  min  bun    barä  lä  säfünätY', 

25  va    aharmökänic    l^    anaharüvän    rät    va'^    säsfäric'-^  'i  pür- 
marg^  räi  [aey  vad^  l  anäk'ihic^    V  min^   valäsän     layvär  yay-  30 
senünät*^\ 


*)  So  the  Pors.  but  transhites  va  deh\  but  H  reads  rödnstäk  (sie). 
"*)   Persian  translates  guhiJu]  B  has  (ßrän. 
***)  Persian  translates  Icärcz  (so). 
t)  Persian  transhitos  bdtf. 
tt)  So   the   Pers.   bärän.    For  notes  upon  15  see  JRAS.,  July,  l'JOT,   p.  586. 
ttt)  This   24    is    erroueously    referred    by    the  Palil.   transiator    to    the   Mn^ 
Fairika. 

*t)   B  seems    moant   for    näst-hed,    (sie),    but    possibly    an    initial    'a'    has 
fallen  out. 

*tt)  B  lias  tarj)eä)üh,  but  it  may  well  be  read  tarvesnlh. 

36* 


558  Mills,  The  Pahlavi  Text  of  Yasna  LXVI,  LXVIII. 

26  pavan  zag  (^)  aväj  astesnlh  i  zag^  }  sedän-  bes,    va  zagic^ 

l  min  ansütään*  [i^  vätak']. 


Reiterations,  Invocations. 
27  NiyöksiJi  *)  zag  l  lanä  yazesn^  ahüränih  ahurahya^**)  hüsnüt 


5 


havih^  pavan  zag  i  lana  yazesn    ahuranih^  ahurakya''**), 

28  va^   me'im   zag   ^-   lanä  yazesn    yetibünih'-''   [aey  gös  ya^se-  I 
nüniM***).  I 

29  zag  l'^  lanä  yeJiemtrinät'--f)    av    alyyär'ih  pavan^    kabed^-\\) 
(=  asa  (arsa))  yazesnih^   [¥'   zöharän    pavan    inarak]    va  yßp 

10        yazesnih'  \%^  zöharän   pavan  nirang^]    va   ^up    fräz    baresnih  i 
zöharän    [min  mindavam  l  naßä]. 

Rewards  to  the   Faithful  and  Punctilious. 

30  Man     lelcüm    maya^    l    sap'ir    yezbe^ünät' ^    ahüränih    ahü- 
rahya*-\jf) 

15  31  pavan  zag  l  pährüm  zöhar^  \l  törään'^]  pavan  zag  v'  nevalc 

zöhar  va^  pavan  zag  l  dähmän  niklrlt'^  zöhar  [ait   man    dähmän 

pälüt   yemalelünet  ] 

32  av^    valä*^)    ral^   va^   gada    va^    av     valä^    tän    durüsüh*' 

rövesnih'*j"\), 

20  33  av    valä^*-f)  tan-  zivarih^  av    valä  tan  perözgarih*, 

34  av    valä^*f)  Ist^  l  püryvär'ih  [yvästak'^], 

35  av    valä^*-[)    zag-    i    asnütak'    (asnfak?)    farzand-^*ff\)    av 
valä*  zag  l  der  va  der-zlvesnth^, 


*)  The  form  in  A  is  niyülcäesii ,  as  if'  an  infin.  for  tlie  imperative  had 
beeil  intended  .  Notice  the  certified  imperative  force  of  the  forms  in  -ih\  see 
also  the  forms  in  -nili  in   28. 

**)   B  here  reverts  to  tlio  Pahlavi  signs,  so,  twice. 
***)  In  B  at  28  a  rubric  is  found;  zöhar  levatd  III  +  XÄX  (?)  Mnehi  ; 
otherwise  dig  (7)   lak  (?)  for  III  -\-  XXX.     Tho  first  impression   made  by  the 
signs  is  's-k-ö-r-k;  sad'  is  not  probable. 

t)  yehemtiiniit  seems  orroncous  for  jamyä;  or  did  tho  pahl.  translator 
here  conceive  of  an  cmendation;  recall,  however,  the  supposed  3rd.  singulars 
in  a  =  -äs  in   Av.  and  in  the  Kk. 

tt)  Notice  that  Av.  aS  is  here  correctly  explained  as  kabed;  as  (as  I  hold) 
is  aäa,  or  better  arsa-^  s  with  inhorent  a,  cp.  the  eqiiivalont  Av.  forms  in  <irs-\ 
see  the  notes  in  JllAS.   at  the  place-,  see  also  AJP. 

ttt)  It  seems  natural   to  connoct  here  with  i/ehemtÜ7iüt,  falso  free  or  changed 
from   i/ami/ii-,  but  it  should  properly  be  correlated  to  av    valä. 

"i)  C,  the  Tors.  MSS.  has  the  interesting  variant  ronian  =  lana  =  our 
riches  and   glory;  so   below   in   .3;j,   ;J4,    'ib. 

*tt)  rövesnih  apparently  rofors  to  the  siiftix  ätem,  to  i,  äe. 
*ttt)   Notico  tho  smaller  sign   in  farhtnd.  for  'i'   in  A,  M   as    '-rZ'    would   bo 
fatuous. 


Mills,  The  Pahlavi  Text  of  Yasna  LXVI,  LXVIII.  559 

36  av  valä^  l'^  zag  l  pährüm^*)  a'/vän  l^  ahariivän  i^  rösan 
l  hamäh^-yväriJi' . 

37  yehabünet' **)  zag  i  saplr  mayä  av  li  man  zöt  yastär'^ 
havam  {-väm  ?)  — 

Response  to  the  Attending  Worshippers.  5 

38  va^  av  lanöüo  man-  rnazdayast'^  l  fräz*  yastär^  havem  va 
döstän    ham/äkän^, 

39  va  aerpatän^  va  hävistän'^  va^  zakarän  va  nairlgCm^  (nair-) 
va  aperenäyugün  ^  {apür-)  va  kanigän    ic^  i  kärvarzitärän , 

40  man    saplr  aharäy'ih^  räl-  fräz  menend^  [aey^  män^  kirfak'  lo 
yehvUnät  ^'\  pavan  barä  tarvenesnih^  l^  tanglh  va^  me'im  pavan^^ 
tarvenesmh  V'^  hes^'^  va^'^  barä  hen    [vebedänd^*]  va  vöiy'^^  [va^*^ 
ränenltär;  löit***)  m,indavam^^  as\  va^^  barä^^  zag  i-'^  adöstän'^^ 
i"  besiiär, 

The  Straightest  Path.  i5 

41  zag  l  rajistak  '  ras  bavikünesn"^  va  väzesn'-^  (is  it  vaedesn'^?) 
man'^  alt  zag  i'^  rajistak''  l^  aharäylh  zag  l  pährüm^  ayvän^^ 
zag^^  V'  aharüvän    i  ro§an    Z^^  hamäk  yvärlk. 

The  Priest  Resumes  —  Home  Amenities. 

42  —  l^  hümnnesnlh-  va  rämesn  -mänesnlh'^  va  der  mänesnth  av  20 
valäsän     harvisp*    vis    äfrlnmam^    man     min    (valäsän)    denä 
zöhar  [barä  yansegünänd] ; f) 

43  hümänesnih  va  rämesn  -mänesnih  va  der-mänesnlh  av'^  har- 
visp   vis-  l  maldayastän^  äfrlnenam* ; 

44  hübaresnlh'    va    nevak    baresnlh-    va''^    aiyyär-baresmh*    av  25 
ätays  äfrlninam^ 

45  yüp  -yaiesnlh  av^  lak  ahüränih    ahFtrahya-ff)    äfrlnrnam ; 
4t)  rämesn^  yvärüm  av    valäään    inatään'^  äfrlnenam'\ 

47  durüstlh  va  bcsäzcfinih  äfrlnenam    man    leküm  dältm  gabrä 

l  ahariw,  :jo 

48  i'  harvisp-gön-  gabrä'^  f^  aharüv^  äfrlnenam*^. 

*)  Is  the  supposed  p^f/tr??;?»  or  iHihlilm  simply  n  'veh  'iim'  {or  'veh' tum'? 
or  has  it  somo  referenco  to  Parthiaiis  (sie)?  or  possibly  tlio  '/•'  or  '  l'  iiiny  havo 
conie  over  froiii   a  coniparative. 

**)  A's  -7ict  in  37   should  express  a  second   pl.  =  iläijata. 
***)   See  JUAS.,  July   07   p.  590,  note  4. 
t)  A  corrected  to  //(insegiint. 
tt)  Not  in  B. 


560  ^lill^-  The  Pahlavi  Text  of  Yasna  LXVI,  LXVIII. 

49  man    alt'  saplr  V  ahariiv    V-  andarg  damig  va  asmänic'^*); 

50  pavan  ray    besäzesnlh  va^  bevar  besäzesnih^*). 

A  Gloria  to  Ahura. 

51  pavan  IcamaU   l  laU  Aiiharmazd  pavan  nevahili^  püiysalüli- 
5         i^   yvadigän*    dämmt    aey^  pavan^    nevaklh    aetön     iallta^    barä 

vebedün^**)  .  .  .  [äetön    cegön  nljn'st    vad  'di-vatö  stöls'''^***). 

52  aetön   yehemtünät    cegön  man    äfrlnenlt    [cegön  man  güft\ 

53  hümatan^    va^   hüytün     va'-^   hüvarstän    {aey*    latamä     ac^ 
dalic^n    afas  pavanic  zag  l  zagäl  dahesn  aeyas  latamä  va  tamä'c^ 

10         nevaklh  alas',  etc.f) 

54  zagic  l^  saplr  dahesn    l  latamä  va-  zagio  it)'^  saplr   tarsä- 
käslh^  [i  tamä}. 

55  zagic    V    yemaJelünam    [benafsa^   va^   barac]   yemalelünam 
[av    aisän'*']. 

15  56  Pavan  afzünlg'^  äyüzam,^    [äfrlnenam'^    ^^j^}    aetön    yezbe- 

yünam  va  mln^  leküm  man^  .saplr  {Jiavtt''^  mayä^  zai(d)yam-' jf) 
lanä^^  afmän^^  yeha/mnet  leküyn^'^  man  [sajfirl^^  salltä  havet 
rät  va  gada  [barä  yehabünet].  [(mm  vahuhinäm  vad  vä  srl- 
sämiimtlg^*  fff)  gövesn  ^ ^)]. 

20  57  mayä  yehal'ünet    av^  lanäkän-*-\)  zag  nevaklh'^  zli nun  min 

leküm  pesic  man*  fräz  vindlt  ^  [(pacan  yast'  V'  pavan  ütays 
röesä  gäft  man  pavan  yast    l'  pavan  mayä  bun    güfi^)]. 

Praises   to  Ahura   and  His  Leading  Creatures.     Here   in  Dialogue. 

58  nemäz     av     Aüharmazd    [Aüharmazd^   fj^^fi     <^^/'    nlyäyesn 
25         av    li  valä  kart'   yehvünet-   man    sajm'än'^    fravartärtüm*    va^ 

sarltärän    zadärtum*^]. 

59  nemäz    av    Amesaspendän^*-\-\)    [Amesaspendän     guft    aey 


«♦»\ 


*)  B  is  as    foUows    from  .  .  .  usviünic  •;•  hazanrem  •:•  m<ii/ä   huijen   kü- 
neiin  •:•  bdemniim  (sie)  •:•  mayä  haijen  zühar  künesn  •:•  baevare  ♦:•  mayä  bayeii 
küniin  •'•  baeSazandm  •:•  mayä  buyen  zö/iar  künesn  ♦  hazär  •:•  beSäzeSnlh  •:• 
va  bevar  •;•  besäzesnlh. 
*)  B  vebediiuänd. 
*)  See  Yasna  VIII,   10—18   (Sp.). 
t)  See   Yasna  XXXV,   4,   G    in  ZDMG.,    Jan.    1905,    and    in   JUAS.,  Jan. 
1905,  p.  50. 

tt)  Nutico  this  curiuus  division  for  ja idlmJia  =jaiSyamana ;  also  '  i'  is  Pahl. 
'v/'  with  inherent  vowel,  or  doos  this  Pahl.  to.\t  iiidicate  a  desirablo  emendation? 
•itt)  A   writes  III  bär  fjiiftati;  B  has  mayä  yehabiJiirt'  av    (C  has  hig  (V) 
here,    sie)    lanäkän   zag  nevaklh  zlnuin    .   .  . ;  so  C,  savo  at  zag  for  av  . 

*t)  A  has  .  .  .  yehabänct'  ar    lanä  yän  1  zag    av    (H  om.   this  av    höre) 
m'vaklh  zlinän  ;  see   ü  und   E. 
*f\)  A   ora.   to   60. 


60 


Mills,   The  Pahlavi  Text  of  Yasna  LXVI,  LXVIII.  561 

ntyäyesn    av    lanä  valä  Icart'   yehvünet'    man    patmämg'^   vasta- 
miinet    va   patmänig  yaysenüvet    (va)    kolä   mä    min  pafmänig-^ 
{haräy  gabrä  pardazef'^*)  {parhezet')  av    sapirän   va  arzänigän 
yehabünet]^ 

nemäz^  av    mitr    l  freh-gäöyölt**)  {-gaoyaoit)  mitr-  l  freh-    5 
gäöyöit'-^  {-gaoyaoit)  güft    aey  nlyäyesn    av    li   valä    kart'   yeh- 
vünet'  man    mitr    rüvän    l  nafsä  i  lüp  {nevak)  däret*  mä  amafas 
miir'^  l  rüvän    l  nafsä  i*^  yvp   nevak'  däst  yehvünet  as  hamäk' 
dam  i   Aüharmazd  yiip    däst  ^  yehvünet^], 

61  nemäz    av   yyarysei  i  arvand-asp  ^  \;/varisei'^^'^'^)  l  arvan-  lo 
dasp    güft    aey  nlyäyesn    av    li  valä  kart'  yehvünet'  man  ranz  '^ 
{röz,  röd\))  i*   j^^^'^''^    kär^    va    kirfali  kartari  mekadlünyen    lä 
pavan  ranz    (röz,  röc -f))  yaysenunef    mä    lic^  pavan    denä    ras 

i  yäityünam^W)     (?    yätünam)     va     vazlünam    lä    pavan    ran) 
(rö(;S?t))  yayseniinam-\^-\)'\,  i5 

62  nemäz    av  ^    döisar    l  Anharmatd   \^dolsar*\)    i  Aüharmald 
(jüft'    aey    nlyäyesn,     av     {li}-   lalä   kart   yehvünet    n<an'  hamäk 
däm  l  Aüharmald  pavan  hücasmih  me'im  -  niglret    va  hid*  a'is 
pavan  düscasmlh  mt^ini  lä  niglret], 

63  nemäz     av     törä    va   nemäz    av    gayökmart  ^*-f-\)  va  nemäz   -'O 
av    zartüst    l  sp'itämän    i  aharüv'-  fravähar, 

64  nemäz    av    harvisp'^  lag  l  aharüvän    sti  man    alt  va  man 
ii)  yehvünt'  havand  {havändil))  va  man    io  yehvUnd, 

65  sä2fir    am^    vay^stnlh'^*-\\-\)  menesn'^  l  yvatäl{-tiyä'i)   [aeyam 
frärüntar  barä  vebedüvyen*]  va^  man  ic  aharäy'ih  \]cär  va  kirfak'  i'ö 
zim  kart'  yegaiümünet]  nevaklhic^  av    tan    am  yehabün'^, 

66  denä  rüvän    av    zag  i    rösanlh  (i)-  bälist'-^  bälenäni*-f*)  (sie) 
[aeyam  rüvän    av    [yvaryset'  päyak'^  yehemtünät], 


*)  B  marks  a  ' d'  ia  a  jyardazet;  C  seems  a  par'ized  which  might  be 
meant  for  a,  j)urhezad\  cp.päzand  farzid(tSiiig<ir  (sie)  lor  parjascisnignr  (sie)  = 
'accumulative'.  I  no  longer  read  a  'frtiyazcd'  or  '-zW.  C's  translation  seems 
p<ir7z)id. 

**)  A  om.  to   61.  ***)   B  om.  to   62. 

•;•)  Is  it  ranz,  ranj,  or  röz  (röc);  see  JliAS.  at  the  place. 
tt)  So  B;  G  jänünam  =  ijehvUnami^);  B  seems  ijmti/iinfnn;  Pers.  translation 
büSad;  Sp.  yätüntini. 

ttt)  B  seems  again  altered    to  ya^senunom,   so  C   traoslates   dännn.     Sp. 
must  mean  dävem  (?). 
*t)  A  om.   to   63. 
*tt)  ^  manuscript  translates  vd   Gäv  u   Gayömard  guft  niyäyisn  meh  iJ 
zyädah  pazlrdd  leih  meh  midur  kih  u  leih  tiudtir  meh  guzln  dCinnd  kurdon. 
*itt)  A   seems  vaji^senlh  (or  '-«'^');    so  C  translates.    See  Yasna  XXXIII,  10; 
various  citations  foUovc. 

t*)  Or  htdcnandl  (so  indeed  marked  in  B;  —  was  it  meant  for  a  raero 
huland  denominativoly  expressed?  (i/eheniliinäni  followinfjj  /j(ili''ii(hü,  at  ä7,  '23, 
seems  to  introduce  the  idoa  of  '  motion  '. 

In  Visp.  22,  6  we  have :  biilüit  min  häliatdn  for  burezi^tem  barezimiiam 
(sie,  should  read  bnrezayainanam). 


562  ^^M-^,  The  Pnhlavi  Text  of  Ynsna  LXVl,  LXVIII. 

67  jjavan    lalc    tneHm   afziinic)    menavad    vartein     yehemtünat' 

[inin^  sarltarlh  av    sapirih-  tan    l  pasin]. 


In  Tasna  36,  15  we  have  text:  ima  raocä  barezistem  b(irezemanum\ 
so  A ;  the  Pahl.  of  A  is :  ['denä  rüvän]  av  zag  röSanih  ballst  [jnin  zag  l 
pavan  casm  petäk]  bälenäni  (or  '-änd').  The  Pahl.  of  B  is:  [denä  rüvän] 
av  zag  röSanih  I  bälist'  [min  zag  i  payan  casm  pjetäk]  bälenend  (?).  The 
Pahl.  text  of  C  is:  [7-nbän]  an  zak  rösanl  baiist  [az  an  (i)  pavan  casm  pcdälc] 
bälenand  (?)  (or  'brdenad'  (?j);  the  translation  of  the  Pahl.  of  C  is:  [rüvän 
an]  an  (J)  rüSan't  i  buland  [az  an  (i)  pah  casm  pedä]  buLand  (so  for  text 
bälenand  (?)  (or  '-nad')). 

For  the  text  of  A  at  Yasna  57,  23  we  have:  ima  (B  imä  (?))  raoca 
barezistem  barezinianäm  (so  B  also  here,  sie,  for  ^harezayamanäm,',  'e'  is 
Pahlavi  y  with  inherent  '«'  ='?/«');  we  have  the  Pahl.  translation  of  this  in 
A :  [denä  rüvän  (sie ;  so  D)]  av  zag  l  bälistän  (so  D)  bälist'  yehemtünvnd 
(so,  corrected?  to  fhis,  irom  yehemtünänd,  but  ^Qvh&^s  ms&nmg  yehemtünenänd 
(sie);  see  this  form  in  B  below)  zag  barä  ^varset  güft'  aey  rüvän  barä  av 
iamä  yehemtünat.  For  this  in  B  we  have:  dena  rüvan  av  zag  J  rüsan 
bälistän  bälist'  yehemtünenänd  aey  zag  barä  j(^varset'  päyah  güft'  aey  man 
rüvän  barä  tamä  yehemtünat;  for  C,  text:  güman  (=  denä)  rübän  an  zak 
rösan  bälistän  bälist'  Jämtünhend  (=  yehemtünänd)  äy  zak  banä  (barä) 
^ürsed  []  güft  äy  man  rübän  banä  (=  barä)  tamä  jämtünäd  (yehemtünäd); 
translation:  In  rüvän  an  an  rüsan  bälistän  bälist  rasäd;  kü  an  bih  ^varsed 
guft  kü  man  rübän  banä  (sie  pro  '  bih ")  tamman  (sie  pro  änjä)  bäd 
(hardly  'yäd^). 

In  Yasna  67,  66  for  ima  raocä  barezistem  barezimanäm  (barezayama- 
nävi),  so  A;  B  barezemanäm('f).  We  have  the  Pahl.  text  of  A  denä  rüvän  av 
zag  (i)  rösan'ih  i  (?)  bälistän  bälenäni  (or  -änd) ;  for  B  we  have  the  Pahl. : 
denä  rüvän  av  zag  rösan'ih  bälist'  bälenand.  For  C's  text:  güman  (denä) 
rübän  an  zak  (i)  rösanl  bälist  bälenhand  (=  bälenand)  äyam  rüban  banä 
(sie)  an  (=  av)  ^varsed  päyä  jämtünäd  (;yehemtünäd);  Persian  tanslation: 
7n  rüvan  an  an  rüsanl  bälist  buland  (sie,  NB.  for  bälenand)  .... 


! 


f 


563 


I 


Miszellen. 

Von 

C.  F.  Seybold. 

1.  Sudan  =  soudan,  soldan  =  sulfan,  suliän. 

Brockelmann  fragte  neulich  im  Liter.  Zentralblatt  1908,  Nr.  25, 
Sp.  808  bei  Besprechung  von  Jorga,  Geschichte  des  Osmanischen 
Reichs  I,  Gotha  1908:  ,  Warum  wird  S.  310  fg.  der  mamlukische 
Herrscher  Agyi^tens  ständig  Sudan  genannt?"  Die  im  älteren  5 
Fi'anzösisch  so  geläufige  Verderbnis  und  Kontraktion  soudan,  soldan 
ist  hier  von  Jorga  einfach  ins  Deutsche  übernommen  als  „Sudan" 
(vgl.  an  der  genannten  Stelle  das  übrigens  nicht  stimmende  Zitat 
aus  den  Notices  et  Extraits,  die  im  ganzen  Buch  immer  als  Notes 
et  Extraits  angeführt  werden!).  Ob  auch  sonst  das  ältere  französische  lo 
soudan  ins  Deutsche  übernommen  ist,  kann  ich  augenblicklich  nicht 
bestimmen;  die  Form  , Soldan"  glaube  ich  schon  gelesen  zu  haben. 
Für  das  Französische  siehe  nur  z.  B.  D'Herbelot  s.  v.  solthan :  c'est 
aussi  de  ce  mot  qu'est  venu  par  corruption  celui  de  Soldan  et  de 
Soudan,  que  nos  Historiens  donnent  aux  Princes  Mamelucs.  Ebenso  i5 
Hatzfeld-Darmesteter- Thomas,  Dictionnaire  general  de  la  langue 
fran^aise :  Sultan :  Etym.  Mot  d'origine  arabe  qui  se  presente  dans 
les  auciens  textes  fran(,'ais  sous  la  forme  de  soldan,  soudan,  con- 
servee  jusqu'au  siecle  dernier  et  appliquee  specialement  aux  souverains 
de  l'Egypte.  Godefroy,  Dictionnaire  de  l'ancienne  langue  fran(,^aise  20 
setzt  das  Wort  nur  voraus  und  fügt  die  Ableitungen  davon :  souda- 
nerie ,    soudaniere,    soudanin    bei.      Soudan    bringen    selbst    unsere 

7  7  O 

kleineren  französischen  Handlexika,  auch  der  kleine  Larousse ,  das 
Dictionnaire  encyclopedique  illustre  Armand  Colin,  und  definieren  es 
immer  als  einstige  Bezeichnung  der  mohammedanischen  Beherrscher  25 
von  (Syrien  und)  Ägypten;  Sachs-Villatto  definiert  ganz  schief: 
Soudan  Soldan  (Sultan)  ehemaliger  Titel  der  Kalifen;  Thibaut 
definiert  Soudan:  Saladin,  Soldan,  Sultan  von  Ägypten  und  bringt 
es  somit  direkt  mit  Saladin  in  Verbindung ,  mit  falscher  Volks- 
etymologie, aber  mit  einiger  sachlicher  Berechtigung,  da  ja  seit  30 
dem  großen  Kreuzzugshelden ,  dem  „Sultan  Saladin",  dieser 
Titel  für  den  mohammedanischen  Oberkönig  dem  Abendland  geläufig 
und  derselbe  an   den  Ejjuhiden   und  Mamluken,  den  mächtigen  und 


564  Seyhold,  Miszellen. 

glänzenden  Beherrscheni    von   Syrien    und  Ägypten,    hängen    blieb, 
wie  er  zuvor  von  den  türkischen  Gaznewiden  (Mahmud  ihn  Sebuk 
tegln  soll  ihn  zuerst  erhalten  haben)  und  Seldschuken ,    später  von 
den  Osmanen,  den  Nachfolgern  der  Mamluken  in  Syrien  und  Ägypten, 

5  vorzüglich  getragen  wurde.  Vgl.  Soldanus  Aegyptius ,  Iconiensis, 
Persarum,  im  Index  des  Recueil  des  historiens  des  Croisades  (oeci- 
dentaux)  1,2,  III  und  italienisch  soldano,  spanisch  soldan ,  portu- 
giesisch soldao,  neben  den  modernen  Formen  sultano,  sultan.  Mit 
dem  Sudan  :=  Nigri ,  Nigritia,    hat    der  Titel    „Soudan"    natürlich 

10  ebensowenig  zu  tun,  wie  das  mittelalterlich-lateinische  soldanus  (wie 
Soldat  von  solidus)  =  syndicus  bei  Du  Gange. 

2.   Tül  kamt,  nicht   Tür  al  karam. 
Oben  S.  22  betont  Goldziher  mit  Recht  in  seinem  meisterhaften 
Überblick    über   Hervortreten   und  Bedeutung    der   fanatisch -intole- 

15  ranten  Richtung  im  Islam  seit  den  Tagen  Ahmed  ihn  Hanbal's 
(t  241  =  855)  bis  heute  (s.  S.  1—28),  daß  die  häufigen  Nisben 
berühmter  Hanbaliten  gerade  auf  Syrien  und  speziell  auf  das  Gebiet 
von  Näbulus  (Sichem,  Neapolis),  das  alte  Samaritergebiet,  hinweisen, 
so   „al  Kar a ml    (aus   Tilr    al   Jcaram    bei  Näbulus)".     Ein  Tür  al 

20  karam  ist  mir  aber  unbekannt ,  dagegen  finden  wir  auf  der  eng- 
lischen Karte  und  in  den  Name  lists  194  „Tül  keram  ^S  ^J:}  the 
long  (place)  of  the  vineyard",  auf  Fischer- Guthe's  Karte  Tül  karm, 
halbwegs  zwischen  Näbulus  und  Kaisärijje  (Caesarea);  dies  muß 
auch  hier  gemeint  sein  und  daher  wird    al  Karmi    zu    lesen    sein. 

25  3.  Saffärin,  nicht  Safärin. 

Oben  S.  22,  4  „al  SafärInT  (gleichfalls  bei  Näbulus)".  Die  englische 
Kai-te  und  Name  lists  190  geben  nur  .^j  Lä^  und  Sefärln ,  nord- 
westlich von  Näbulus.  Da  aber  der  in  geographicis  in  seinen 
wichtigen    Mustadrakät    so    genaue  Verfasser    des  Tag  al  'arüs  III, 

30  271,  3  V.  u.  extra  betont  ^jL^.:^  j^j.U^,  so  ist  Saffarln ,  wie 
i'iabbärln    (zu    sprechen),     das     einzig     richtige     und     festzuhalten: 

^\  ^;j^s   ^^"^   J^^    r^   cr^   ^-^^'   er-    -^^^   ''•^-   ^"^ 

LiJ     J;w:>!»   xj.j.^.     Vtjl.  dazu  noch  ZDMG.  LXT,  72-  und  seine 

35  Biographie  bei  MurädT,  Silk  al  durar  IV,  31  f ;  hier  u.  a.   Kj-äj   tXi. 


Seybold,  Miszellen.  565 

4.  Dumüh,  nicht  Damweh. 

Oben  S.  28,  3  wird  die  altverehrte  , Moses-Synagoge  in  Damweh  bei 
Gizeh"   erwähnt  (das  dabei  zitierte  Jewish  Quartex'ly  Review  XV,  74 
ist  mir  nicht  zugänglich).    Woher  die  falsche  Aussprache  „Damweh" 
stammt,  ist  mir  unklar.    Jedenfalls  fixiei't  Jäqüt,  Mostarik  182  die    5 
Aussprache  für  drei  ägyptische  Ortschaften  ganz  genau  als  Dumüh : 

Ä.AJLi>  i'.P»   J\y\\   ^y^*i   f*.AlU  !S^J'^\   ^*i2J  und    führt    an    zweiter 

Stelle  auch  das  hier  gemeinte  Dumüh  mit  der  Moses-Synagoge  (hier 

Mesgid)  an:  ^s^aJIc:     .*h».a   uX.js^>*^x   U-as»   'i.j^/.*.^   s .  «^  q»   ä-j-s   »ysJij 

J^LLi^Äil   ^^   ^*~a\       Ic   "^y^y^    ^^^.  (.^-vv^ii-     Ebenso    hat  Ihn  10 
al  Gl 'an  vier  ägyptische  Dumüh,   p.  144,  7  unseres  der  Provinz 
al  Gize ;  auch  de  Sacy  hat  im  Etat  (cf.  Relation  de  l'Egypte  p.  625) 

«fcy«w>  Domouh.     Auch  Ibn  Dukmäk  4,  136,  6  hat  ein  s^/to 

5.  Zorkäni,  nicht  Zarkänl. 

Oben  habe  ich  bei  Sajfärin  auf  die  Wichtigkeit  der  wertvollen  15 
Nachträge  des  Sajjid  Murtadä  al  Huseinl  al  ZebldT 
(t  1206/1791)  zu  seinem  Tä(j  al  'arüs  hingewiesen,  besonders  auch 
für  geographische  Notizen.  Ich  selbst  habe  nach  Brockelmann 
II,  84.  318  u.  a.  in  DLZ.  1908,  Nr.  11,  650  den  Lapsus  begangen, 
die  ägyptische  mälikitische  Gelehrtenfamilie  Zerkänl  zu  nennen.  20 
Mein  Freund  Mohammed  Bencheneb ,  Professor  an  der  Medersa  in 
Algier,  macht  mich  gütigst  darauf  aufmerksam,  indem  er  mir  schreibt 
(Alger,  le  2  Avril  1908):    „Brockelmann    s'est  trompe,    c'est  bleu 

o  > 

Zorqani  ^Lä, ;   qu'il  faut  lire :  je  Tai  toujours  ainsi  entendu  et  puis 
en  vous  reportant  a  Tag  al  'Arüs  s.  v.  ^  •   VI,  p.  369  1.  30  vous  25 
lirez    ce    qui    suit :    L^^    li^\s>j>    <Xi*    .j^^    xj,2    ^.,Uixi'  ^m^>J» 

,t  »LXiU  ei, Li  Ll:>vax;  :^\.j<;j^  -'LAil  lXxx;  >a.^-s^  «j!  1\_5\J>-  *La'bSI 
'-  ^      j  v^  ••(_>•         •  y        ■        r 

ÜH'  X.Ä>w  .^.•.j»  ^  .i.A.ü*'.  Nur  ist  hier  im  TA.  in  der  Jahreszahl 
1122/1710  der  Sohn  Mohammed  Ibn  'Abd  al-Bäkl  gemeint,  da  der 
Vater  1U99/1688  starb,  vgl.  beide  ßrockelmann  11,318.     Bei  Ibn  so 

al    Gi'än  105,  7   gehört    .^Lä.;  zu  XASyLii   Al^c^'I,    vgl.    auch    Etat 

o  > 

p.  653    „  ')^^)\  ^orkan**. 


566  Seybold,  Miszellen. 

6.  Damafjüh,  nicht  Datntanü. 

Ebenso  hat   der  Verfasser    des  TA.  in  IX,  387,  1    das    falsche 
v>Uv*o  des  Ibn  al  Gl 'an  77,  24  und  des  Etat  638  l.jJ08->  Damtanou 

richtig  so  bestimmt:  ^^  ä-^Sj^-^S  ^^.,^.5^*^»  f^*X\*  ^\ösl\  ^Xäj  ^j-aä/j^ 

5  LajO.^i    (Ai^    Ä.^j*-!i    Q'»  ^*^   ^Jt»   m-^^^^-     Vorzüglich    für  sein 

Vaterland  Ägypten ,  aber  auch  für  ganz  Nordafrika ,  auch  Spanien 
und  die  östlichen  Länder,  bietet  Mohammed  Murtadä  gutes  geo- 
graphisches  Material ,  welches  für  die  arabische  Geographie  noch 
ausgebeutet  werden  muß.  Ibn  Dukmäk  5 ,  72  ult.  ist  für  «...^/c^ 
10  offenbar  unser  »j.xxXl>  zu  lesen,  vgl.  ebd.  89  antepenult.  ^aä/jJ  leg. 
?5^a;CaiJ,  und  106,  5  V.  u.  »j.aä.*j. 

7.  Dh'jla  kJL:>J>    immer  ohne  Artikel! 

Oben  auf  S.  5  Anm.  1  findet  sich  der  nicht  ganz  seltene  Lapsus 

KJL>cX.i!,    wie  es  nur  in  ganz    schlechten  Handschriften    vorkommt; 

15  die  zitierte  Stelle  hat  übrigens  richtig  iCJL>o  (Dahabl,  Haidaräbäd). 

Gut  und  bezeichnend  ist  die  Stelle  in  der  Encyclopedie  arabe  (Däii'at 

al  ma'ärif)  VII,  643  über  den  Tigris,    die  ich  deshalb  hier  zitiere, 

weil    das   Werk    in    Europa    wenig   verbreitet    ist:    i^Läj    ^^    ä.JL>-> 

y>     •       -^  J  ^     .  -  ^     1^  .  j  ^  ..  V,       . 

20  i^.xJt    \^\jS    X^=>\    ...1    -xc    ,j.J!    Kxi       \c    s.aI'Äj»    JääJÜ!      -ic 

J.x>ü!    ^   ^3Läj   U.5"  K.i.^J>.      Uer    Vergleich    mit    Euphrat    (immer 

al  Furät)  und  Nil  (immer  al  Nil)  ist  ganz  angebracht  und  verleitet 
25  eben    leicht    /u    falscher  Artikelsetzung    auch  bei  Difßa.     Herzfeld 
hat  im  Memnon  I,  135  »,  *xJl   *.JL>J^JI  statt  t-\,^\   kJi^o  ' 

8.  sun'a  nicht  „öffentliche  Züchtigung",  sondern  „üble  Nachrede, 

Ruchbarkeit". 

Zu  S.  2,  7  f.  oben  möchte  ich  die  Übersetzung  von  o'-x.wJt   &.sL^ 

30  Ä.*>LiJ!»    „aus  Furcht  vor  dem  Schwert  und  der  öffentlichen  Züchti- 
gung"  als    hinsichtlich    des    letzten-ii    ungenau    beanstanden,    selbst 


Seyhold,  Müzellen.  567 

wenn  man  so  etwas  paraphrastisch  hineinlegen  und  implicite  mit- 
denken wollte.  Eine  wirkliche  köi'perliche  Züchtigung,  also 
Auspeitschung,  verberatio,  flagellatio,  heißt  sun'a  niemals;  es  darf 
zunächst  nur  an  eine  geistige  castigatio,  Beschimpfung.  Bfandmarkung, 
ein  an  den  Pranger  stellen,  infamia,  ignominia,  outrage,  fletrissure,  5 
gedacht  und  so  übersetzt  werden,  wie  es  S.  4,  19  mit  ,dem  all- 
cremeinen  Hohn  aussetzen"  richtiger  wiedergegeben  erscheint:  es 
heißt  sun'a  eben  nur:  öffentliche  Schande,  üble  Nachrede,  die  mala 
fama  und  nota ,  das  haftenbleibende  odium ,  von  einer  schlechten 
oder  in  der  Öffentlichkeit  als  schlecht  geltenden  und  verurteilten  10 
Handlung,  Tat,  Gemeinheit,  deren  notoriete  und  publicite  in  malam 

partem,  notoriousness ,  notoi'iety ,  publicity,  wie  ».i^  ursprünglich 
auch ;  erst  sekundär  geht  der  Begriff  dann  in  den  allgemeinen  von 
Stadtbekanntheit,  Berühmtheit,  (bona)  fama  über,  vgl.  schon  Dozy, 
ZDMG.  XX  (1866),  616.  15 


9.   Mukabasa   „gelehrte  Unterhaltung,  philosophische  Sitzung* 
fehlt  in  unsern  Wöi'terbüchern. 

S.  2  ff .  hätte    das    durch    die   103   (Catalogus  Codicum  orienta- 
lium,  Lugduni  Batavorum  III,  p.  315,  2,  104)  colloquia  docta  oder 
disputationes  philosophicae  des  Abu  Hajjän  al  Tauhldi  (f  kurz  nach  20 
400    =    1 009) :    kitäh    al   mukäbasät    längst    bezeugte ,    in    allen 
arabischen    Wörterbüchern    fehlende    muJyäbasa    für    ein    künftiges 
Supplement     unsrer     arabischen     Lexika     (nach     Dozy 's 
Supplement  aux  dictionnaires  arabes)  notiert  werden    können.     Ein 
erster  Band  von  al  Tauhldl's  al  isärät  al  ilähijje  wal  anfäs  al  rühänijje  25 
findet  sich  in  Damaskus;  vgl.  Hablb  al  Zajjät  S.  49.    Brockelmann's 
Angaben  I,  244^)  sind  mehrfach  zu  berichtigen  und  zu  ergänzen,  vgl. 
jetzt  S  üb  kl 's  Tabakät  al   Säfi'ijje  4,  1  f . ;  hier  und  Kratft  11 
(nicht  9)  heißt  er  'Ali  b.  M.  b.  al  'Abbäs,  nur  zu  dem  Auszug  Berlin 
2818  (nicht  2819)  wird  er  'Ali  b.  M.  b.  A.  b.  al  'Abbäs  genannt;  ;!0 
vgl.  noch  de  Boer,  Geschichte  der  Philosophie  im  Islam  115;  zur 
indischen  Lithographie  Brill,  Catalogue  periodique   Nr.  745.     Ob  die 
philosophischen  Mukäbasät  „vielleicht"  Harlrl  als  Vorbild  zu  seinen 
doch    mehr    nur    belletristischen    Maqämät    „gelehrten    Sitzungen" 
gedient  haben .  wie  HH.  VI,  45  vermutet ,    müßte  noch  untersucht  sr. 
werden. 


10.  O.t^  toarata  (III  von  ö.»  loarita)  fehlt  unsern  Wörterbüchern. 

Ebenso    hätte    für    ein    künftiges    Supplement    wärata,    zumal 
gleich  im  Passiv ,    neben    näkaha  (vgl.  Dozy,  Supplement)  aus  Ihn 

1)  In  der  Enzyklop<ädie  des  Islam  I,  93 — 94  (1908)  gar  nicht  berücksichtigt: 


568  Seybold,  Miszellen. 

Teimijje's    Rasäil    markiert    werden    können    in    der    bezeichnenden 

Wendung  gegen  die  Ketzer:  Li«'»j  bS^  L^'^i^LÄj  "^  sie  sollen  vom 
Konnubium  und  Erbrecht  ausgeschlossen  sein ! 

11.  Zu  maijnün   „epileptisch*    und   muajjad  „beglaubigt". 

6  Zu  »ia()nän  „epileptisch"  S.  151 — 153  oben  wären  noch  die  ver- 

wandten    Worte    .^».jC.vww«  besessen    und  l-J^3.^  extatique,    convul- 

sionnaire ,    aliene ,    auch  v^^xi^     ljJi.vw^x  mente    captus  und    *.^^ 

«..^\.i.!     k.^>\X:ka  toll,  vo;l.  hebr.  Z':rd^:,  in  Betracht  zu  ziehen. 

Zu  muajjad  „beglaubigt"  S.  154:  eigentlich  confirmatus  be- 
10  stätigt,  wie  ein  Gesandter,  ambassadeur,  envoye  accredite  durch  eine 
lettre  de  creance,  Beglaubigungsschreiben,  berechtigt,  bevollmächtigt, 
autorise ,  plenipotentiaire ,  welcher  von  Gott  plein  pouvoir,  Voll- 
macht, l^ovßiav ,  potestatem ,  bekommen  hat,  welche  sich  auch  in 
Wundern  kund  tun  kann,  daher  crem  mit  dem  Betriff  Wunder  ver- 

15  bunden,  vgl.  Beidäwi  zu  Sure  71,  13    .^   »i-^j^j  ''••*  vi5^i-3   «.ajI   *i 

^'ws^t  '^L.j'-  Paulus  besonders  als  der  außer  der  Reihe  hinzu- 
gekommene Heidenapostel  kann  leicht  als  der  nachträglich  b  e  - 
glaubigte,  bestätigte,  begnadigte  bezeichnet  werden,  wie 
er  ja  selbst  immer  die  göttliche  yccQig  hervorhebt,  die  ihn  wie  durch 

20  ein  Wunder    zum    auserwählten    (,^*^jU1)    Rüstzeug    machte:    vgl. 

Rom.  1,  5  6i  ov  ikaßoutv  '/äoiv  v.ul  unoQxol.^v,  1  Kor.  15,  10  yÜQiri 
öe  &tov  el^i  0  ei^i;  Gal.  1,  1  TluvXog  änoötolog,  ova  an  ai'&QcänMv 
ovöh  6t  av&QCOTTov,  akka  öia  h]6ov  XqiGtov  kcu  &eov  TVccxQÖg  '/..  r.  A. 
Gal  2,  7 — 9  u.  a.  Durch  Gottes  wunderbare  und  wunderwirkende 
25  Gnade  ist   er    speziell    rechtmäßiger,    legitimer  Apostel  J\.uii.   }y^s 

geworden,  der  dann  auch  gewaltig  wirkend  (Mt.  7,  21  vjg  i^ovalccv 
i'xcov  J.J  .,LIaJl^  U5 )  auftreten  konnte.  Der  arabische  Begriff 
muajjad  scheint  überhaupt  vom  neutestamentlichen  Sprachgebrauch 
und  von  der  christlichen  Terminologie  beeinllußt. 


569 


Anzeigen. 

R{udolf)   Geyer,  Altarabische  Diiamhen.    Leipzig  und  New- 
York  1908.     (Rudolf  Haupt,  Verlag.)    VIII  +  113  +  r.1  S. 

Diese    Edition    altarabischer   Regezverse    war    ursprünglich    als 
Ergänzung  zu  Ahlwardt's  , Sammlungen  alter  arabischer  Dichter" 
II.  und  III.  geplant  und  angelegt.     Sie    wuchs    zu  einem   Sammel-    5 
bände  an,  in  welchem   Geyer  die  erhaltenen  ürgüzen  der  Dichter 
Du-r-rummah,    Garir  und   as-8ammäh  vereinigt,    dann    aber   jene 
Gedichte    des    Poetenpaares  al-'A<j<jü<'i    und    Rübah    ediert,  welche 
in  Ahlwardt's  handschriftlichen  Vorlacren  fehlten.    Fragmente  und 
Einzelverse,  die  in  der  Adab-Literatur  verstreut  sind,  wurden  diesem  lo 
Sammelbande  nicht  einverleibt;  Geyer  gedenkt  sie  in  der  WZKM. 
zu    publizieren,    als    eine  Folge    seiner   , Beiträge  zur  Kenntnis  alt- 
arabischer  Dichter".     Vielleicht    wäre    es    besser    gewesen,    sie    als 
„Anhang"  den  „Diiamben"  anzuschließen;  je  weniger  die  Materialien 
zur  Kenntnis  einer  Literaturgattung  zersplittert  sind,  um  so  größeren  i5 
Vorteil  kann  die  Forschung  aus  ihnen   ziehen.     Wenn    es    in   Bälde 
möglich    sein    wird,   wenigstens    eine    solche  Gruppe    innerhalb    der 
altarabischen     Literatur     vollständig    zu    übersehen,     ihr    Werden, 
Wachsen    und    Versiegen    zu    verfolgen,    so    kann    dieses  Verdienst 
zwei  Männern    nicht    hoch    genucr   ancrorechnet  werden,  welche    das  20 
Studium  der  altarabischen  Poesie    zu    ihrer  Lebensaufgabe   gewählt 
haben:   W.   Ah  1  war  dt  und  R.  Geyer. 

Äußerlich  ist  Geyer's  Ausgabe  ähnlich  den  von  Ahlwardt 
herausgegebenen  Diwanen  des  al-'A<j(jiuj  und  liäbah  angelegt. 
Dem  Texte  gehen  Vorbemerkungen  zu  den  Dichtern,  Analysen  der  25 
einzelnen  Gedichte  und  der  kritische  Apparat  voran ;  selbstredend 
auch  der  Bericht  über  die  benützten  Handschriften.  Grundsätzlich 
weicht  Geyer  in  Einem  Punkte  vom  Greifswalder  Meister  ab:  in 
der  Wertschätzung  araliischer  Kommentare.  Der  Ansicht  bin  ich 
zwar  auch,  daß  es  nicht  bloß  schlechte,  nachlässige  Scholien  fi[ibt;30 
doch  eine  harte  Schule  der  Geduld  sind  sie  alle  insofern,  als  sie 
einen  stets  im  Stiche  lassen,  wenn  man  sie  am  drinirendsten 
braucht;  besonders  pHegt  die  Ausbeute  an  Realien,  die  landläufigen 
Kommentaren  zu  entnehmen  wäre,  nicht  sehr  groß  zu  sein  ^) ;  dafür 


1)  p.  iV   Vers  13  wird   ein  FremdwDrt  durch   ein   zweites  erklärt;  wie   dns 
Spiel  aber  gespielt  wurde,  erfahren  wir  aus  dem   Scholion   nicht. 


570  Anzeigen. 

wiederholen  sich  gewisse,  ohnehin  bekannte,  lexikalische  Erklärungen 
und  grammatische  Regeln  immer  wieder^).  Vielleicht  wäre  mit 
einer  Auswahl  aus  den  Schollen  der  Sache  am  besten  gedient. 
Doch  sie  könnte  nur  nach  subjektivem  Ermessen  erfolgen;  das  wird 

5  wohl    nebst    dem,  was  Geyer  -p.  11    und  26    der  Einleitung  sagt, 

auch  der  Grund  sein,  warum  er  seine  Glossen  vollständig  wiedergibt. 

Sie  sind  dem  Leser  durchaus  nicht  unnütz;  wenn  nämlich  die 

Hauptschwierigkeit  in  der  Erklärung  arabischer  Gedichte  überhaupt 

eine  lexikalische  ist,  so  gilt  dies  ganz  besonders  von  den  ürgüzen. 

10  Ohne  Kommentar  wäre  man  stellenweise  genötigt,  jedes  Woi't  im 
Li  San  oder  Tag  nachzuschlagen.  Übrigens  muß  ich  bemerken,  daß 
einzelne  Kommentare,  die  Geyer  benutzen  konnte,  ganz  ausge- 
zeichnet sind,  was  er  auch  selbst  hervorhebt  (p.  89).  Daß  der 
Textzustand    solcher  Glossen    oft   kein    tadelloser    ist-),  weiß   jeder 

15  Herausgeber.  Geyer  hat,  wie  p.  12  betont  wird,  nur  in  Fällen 
äußerster  Not  geändert.  Er  hätte  vielleicht  stellenweise  radikaler 
vorgehen  können,  z.  B.  p.  "t^'  Z.  3  den  Belegvers  nach  Note  2  emen- 
dieren  sollen. 

Auch    im  Text    ist    an     „dunkeln    Stellen"    kein    Mangel;    daß 

20  selbst  einem  Kenner  der  altarabischen  Poesie,  wie  es  Geyer  ist, 
vieles  unsicher  blieb  (p.  44,  55,  71,  99),  daran  sind  nicht  bloß  der 
Zustand  der  Handschriften  und  die  Kommentare  schuld,  sondern 
auch  die  Eigenart  dieser  Gedichte.  Mir  mögen,  als  ich  die  Kor- 
rekturbogen dieser  Arbeit  las,    noch    viel   mehr  Stellen  dunkel  ge- 

25  schienen  haben  als  dem  Verfasser,  dessen  Belesenheit  in  altarabischen 
Dichtern  nur  ganz  wenige  besitzen.  Immerhin  konnte  ich  dem 
Herausgeber  einige  Vorschläge  zur  Verfügung  stellen,  wenn  auch 
in  viel  geringerem  Ausmaße,  als  man  aus  Geyer's  Worten  p.  VI 
Z.  12  ff.  schließen  möchte.     Ich  erwähne    dies    nur  zur  Beruhigung 

30  meines  Gewissens    und    um   eine  Bemerkung    anzufügen:    sollte   je- 


mandem   die    Lesung   v_„ajrJ  (iV  Vers   13)    mißfallen,    so    trifft    die 

Schuld  mich  allein  (vgl.  p.  92  zur  Stelle).    Ich  möchte  jetzt  selbst 

lieber    bei    der  Vokalisation    der  Petersburger  Handschrift    bleiben. 

Eine  Besprechung    aller   kontroversen   Stellen   würde  über  den 

3f>  Kahmen  einer  Anzeige  zu  einer  Bearbeitung  der  Texte  anwachsen. 
Diese  ist  zwar  dringend  erwünscht;  ihr  müßte  aber  als  Vorarbeit 
die  vollständige  Übersetzung  vorangehen.  Die  grassierende  Scheu, 
altarabische  Gedichte  zu  übertragen,  begreife  ich  nicht  und  be- 
dauere,   daß  Geyer    seine  Übersetzung   der  vorliegenden  Urgüzen. 

40  von    welcher    er  p.  13 f.  berichtet,    nicht    ausgefeilt    und    mit    An- 

i)  Koiiiiiiciitaro ,  in  den  uns  erhaltenen  Kedaktionon ,  gehen  meist  auf 
K(jllegienhüfto  zurück.  iJa  mußte  Bekanntes,  längst  schon  Gesagtes,  wiederholt 
werden.     Aber  muß   es  auch  immer  von  Neuem  ediert  werden? 

2)  Ist  eine  kommentieito  IInndsclirirt  nachlässig  geschrieben,  so  ist  der 
Kommentar  fast  stets  um  ein  beträchtliches  nachlässiger  behandelt   denn  der  Text. 


Rhodohanakis :  Geyer,  Altarabische  Dnamben.  571 

merkungen  veröffentlicht  hat.  Ich  konnte  Einsicht  in  sie  nehmen; 
bei  der  Lektüre  der  Texte  war  sie  mir  während  des  Druckes  eine 
gute  Stütze,  die  andere  leider  beim  Studium  nun  entbehren  müssen. 
Sehr  dankenswert  ist  Geyer's  Einleitung,  welche  sich  mit 
dem  metrischen  Charakter  dieser  Poesie  beschäftigt  und  ihre  literar-  5 
historische  Stellung  bestimmt.  Während  des  Druckes  änderte  sich 
Geyer's  Ansicht  von  der  altarabischen  Metrik  überhaupt  gründ- 
lich, so  daß  zu  Einleitung  p.  7  jetzt  Vorwort  p.  IV  nachzutragen 
ist.  "Was  aber  Geyer  daselbst  (Einleitung  6 — 10)  vom  diiambischen 
Charakter  der  Regezverse  sagt,  bleibt  von  jener  grundsätzlichen  lo 
Änderung  seiner  Auffassung  unberührt. 

Geyer   läßt    eine    besondere  Versbetonung    im   altax^abischen 
Verse  nicht  mehr  gelten ;  beim  Vortrage  kam,  wie  er  jetzt  annimmt, 
ausschließlich    der  Wortakzent  zur  Geltung.     Dieses  ist  meine  An- 
sieht  auch^),    daß  ein  Vers   als  Sprechvers    eben  nach  dem  Sprach-  i5 
akzente    und    mit    Sprech  pausen  rezitiert  wurde.     Ich  kann  aber 
Geyer  darin  nicht  folgen,  wenn  er  den  metrischen  Akzent  über- 
haupt   aus    der  Betrachtung    ausscheiden    will  -).     Frei- 
lich, daß  die  alten  Araber  ein  feines  Gefühl  für  Silbenlänge  hatten, 
daß  die  Beachtung  auch  der  Quantitäten  in  der  arabischen  Metrik  20 
nicht  umwanden  werden  kann,  ist  richtig:  aber  damit  allein  findet 
man  das  Auslangen    nicht   und   ,die  Tatsache  der  strengen  Einhal- 
tung der  Quantitätsgesetze    durch    die   altarabischen  Dichter"   kann 
man,    glaube    ich,    selbst    nach    Geyer    nur    mit   einem  Vorbehalt 
gelten    lassen.      Seine  Argumentation    beruht    hauptsächlich    darauf,  25 
daß  im  Regez    „diiambus"    der  zweite  Jambus  -  -  stets  unverändert 
bleibt  •'').     Solchen  Tatsachen  komme  man  mit  der  Betonungsmetrik 
nicht  bei.     Mit  ihr  allein  freilich  nicht;  aber  auch  mit  der  strengen 
Quantitätsmetrik  nicht  der  anderen  Tatsache,  daß    im   Regezscheraa 
nach  der  üblichen  Bezeicbnuncr  ^  _  -^  ^  und   -  -  ^  -  neben  -  -  -  -  und  so 
"---  möglich  sind.     Diese    und    ähnliche  Widersprüche,    die    sich 
aus  der  bisherisren  Auffassung  der  arabischen  Metrik,  aus  der  Dar- 
Stellung  der  Versfüße,    sowie    der  Gliederung    der  Verse  selbst  er- 
gaben,   führten    S.   Guyard    dazu,    seine    „theorie    nouvelle    de    la 
metrique    arabe"    aufzustellen    (Journ.    as.     1876  f.),    deren    Haupt-  :!'• 
ergebnisse    Ed.    S  ach  au     in    seinen    arabischen    Volksliedern    aus 
Mesopotamien  p.  4  f.  so    klar   und  übersichtlich  darstellt.     Scheidet 
man  die  Versbetonung,  wie  Guyard    sie    fordert,    aus,    so    bleibt 
für  den  altarabischen  Vers,  der  auch  nicht  silbenzählend  ist,  weder 
Gesetz  noch  Regel.     Es  kann  daher  kaum  mit  Geyer  ohne  weiteres  10 
behauptet  werden,  daß  die  grundsätzliche  Analogie  der  griechischen 

1)  Ich  habe  sie  schon  ZDMG.  LXI  (1907),  p.  430,  Anm.  3  ausgosprochon. 

2)  Vorwort  p.  V. 

3)  Im  modernen  Re^ez  nicht  nJohr.  Vgl.  Sa c hau,  Arab.  ^'olkslieder 
aus  Mesopotamien,  p.  18  f.  (Abbandlungen  der  Kgl.  prouß.  Akad.  der  Wiss.  zu 
Berlin   1889.) 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd.  LXII.  -i^ 


572  Anzeigen. 

Metrik  mit  der  altarabischen  keines  Beweises  bedarf^),  und  am 
besten  wird  man  vielleicht  tun ,  in  Sachen  arabischer  Metrik  Aus- 
drücke wie  Jambus,  Trochäus  nicht  zu  gebrauchen  oder  nur  so, 
daß  man  sich  ihres  Doppelsinnes  stets  bewußt  bleibt.  —  Natürlich 
5  stimmt  auch  im  Altarabischen-)  der  Versakzent,  wie  Guyard  ihn 
ermittelt  hat,  nicht  immer  mit  dem  Sprachakzente  überein.  Wie 
Sprach-  und  Versakzent  sich  im  Altarabischen  zu  einander  verhalten, 
ersieht  man  bei  Guyard,  1.  c.  VII,  8,  p.  304—315  (1876).  Die 
Verschiebungen    wie     die    Übereinstimmungen     ei'klären    sich    z.  T. 

10  daraus,  daß  die  metrischen  Akzente  zwar  oft  auf  einer  langen 
(arabisch:  geschlossenen)  Silbe  liegen  (G  uyard,  1.  c.  passim),  aber 
nicht  bloß  auf  einer  solchen  liegen  können  (vgl.  1.  c.  VII,  7  (1876), 
p.  548)  und  daß  der  Wortakzent  zumeist  der  „Quantität"  folgt, 
oder    wie     Brockelmann    es    ausdrückt:     „daß     wenigstens     bei 

15  Gesang  und  Rezitation  der  Druck"  (expiratorischer  Akzent)  „sehr 
stark  vom  Ton"  (musikalischer  Akzent)  „überschattet  war"  (Grund- 
riß §  43  aa). 

Ein  Verdienst    Geyer's    ist    es,    daß    er    mit    Nachdruck    auf 
den  Unterschied  hinweist  zwischen  der  Urgüza  und  der  im  Regez- 

20  metrum  abgefaßten  distichoiden  Qaside.  Jene  bildet  eine  eigene 
Gattung  in  der  altarabischen  poetischen  Literatur  und  hat  ihre 
Vei'treter,  von  denen  zwei,  al-'A(j(ja(j  und  sein  Sohn  Räbah,  sie 
allein  gepflegt  haben  ■^),  vpährend  bei  anderen  UrgQzendichtern, 
Du-r-rummah,   Garlr,  as-Sammäh,  diese  nur  einen  Bruchteil  ihrer 

25  auf  uns  gekommenen  Werke  bilden.  In  der  Behandlung  des  Verses 
und  des  Reimes  steht  die  Urgüza  dem  dem  Sag'  entsprungenen 
freien  Regez  näher  als  die  distichoide  Regezqasida.  Inhaltlich 
jedoch  geht  die  Urgüza  denselben  Weg,  den  wir  in  der  typischen 
altarabischen   Qasida  überhaupt  vorgezeichnet  finden.      Diese ,    auch 

30  wenn  im  Regez  gedichtet,  kennt  nur  Vers-  bezw.  Halbverspaare; 
Sinn  und  grammatische  Konstruktion  greifen  über,  vom  ersten  zum 
zweiten  Hemistich  hin;  so  auch  in  der  distichoiden  Regezqasida, 
von    welcher    Geyer    im    Diwän    des    Imrulqais    zwei    Fragmente 


,   O    J 


nachweist  (Ahlw.  Nr.  53  f.).      Hier    überbrückt   ein  Wort  (oLs-äxx 

35  53,  3)  die  zwei  Vershälften,  oder  es  ist  lXä  54,  2  von  seinem 
Verbum  durch  die  Halbvei'scäsur  sretrennt.  Danach  richtet  sich 
natürlich  auch  der  Endreim.  Die  Urgüza  hingegen  besteht  aus 
Einzel- Regezversen,  deren  jeder,  in   der  Form  selbständig,  ein  Tndi- 

1)  VrI.  Guyiird,  1.  c.  VII,  7  (1870),  p  452.  Sachan,  I.  e.  p.  .O.  Das 
ist  natürlich  kein  Ar).;uiiiont  K^K«»  <iio  vielfach  vertretene  Moinuii};;,  dnß  die 
altanihUfliü  Mi^rik  unter  griechischem  Einflüsse  stehen  könnte.  Kein  Volk 
übernimmt  ein  Fremdes,  ohne  es  dorn  ei{!;eiK'n  Genius  anzupassen;  es  wäre  denn, 
daß   es  keinen   besitzt. 

2)  \kI.   vSievers,   Metr.  Stud.   I,  §20f.,  43ff.,   71,    109,    16811'. 

3)  KinijjM  Vnrso  in  größeren  Metren  spricht  Alilwiirdt,  Sammlungen  II, 
p.   XXXV  mit  Ueclit  dum   ^Atjijiuj   ab. 


RhodokanaMs:  Geyer,  Altarabische  Diiamben.  573 

viduum  darstellt  und  auch  dem  Inhalt  nach  darstellen  soll.  Es 
findet  seinen  Abschluß  in  sich  selbst  durch  den  Endreim,  der  nicht 
erst  in  einem  abklingenden  Korrelat  fällig  wird ,  wie  bei  der 
distichoiden  Qasida.  Der  Halbvers  ist  hier,  wie  im  freien  Regez, 
vollwertiger  Vers.  Und  wenn  dem  Sinne  nach  ein  Übergreifen  auf  5 
den  folgenden  stattfindet,  so  gilt  das  als  verpöntes  tadmln  ebenso, 
wie  in  der  Kämil-  oder  TawilqasTda.  (Ahlwardt,  Samm- 
lungen II,  p.  LI.) 

Geyer  unternimmt  den  Nachweis,   daß  die  von  ihm  edierten 
Urgüzen,  insoweit  die  Bemessung  nach  dem  Qasidenschema  sie  als  lo 
unvollständig    zeigt,    nicht    etwa    als   Fragmente    gedichtet  wurden, 
sondern    höchstens    als    solche    überliefert    sind    (p.   3),    auch    dann, 
wenn  sie  den  Charakter   der  Improvisation  deutlich  auf  der  Stirne 
tragen  (4 f.)  1).     Er  befindet  sich  darin  mit  Ahlwardt  (1.  c.  p.  LI) 
in    vollster   Übereinstimmung.     Ist    damit    der    Typus    der    Urgüza  i» 
auch  ihrem  Inhalte    nach    eindeutig  bestimmt,    darf    diese    nur    als 
ein  Ganzes  aufgefaßt    werden,    zusammengeschweißt    aus  den  über- 
lieferten   Bestandteilen     der    landläufigen    Qa.sida,    so    kann    damit 
nicht    etwa    gesagt    sein,    daß    zu    ihrer    Blütezeit  (50 — 150  d.  H., 
Geyer  p.  5)  nicht    auch    irgendwo  von    dem    und   jenem    „Frag-  20 
mente"    im  Regez  gedichtet  worden  sind,  d.   h.  kurze  Improvi- 
sationen   (ohne    Einleitung    mit    Liebe,    Kameel     und    Wüste), 
poetische    Ausrufe,    für    welche    dies    Metrum    in    ältester   Zeit  die 
Regel  wai\     Es  m  u  ß    da   eine  ununterbrochene  Tradition  von  den 
allerfrühesten  Zeiten  bis  auf  unsere  Tage  führen;  die  impi'o visierten  "-5 
Zaioämil  der  Hadramiten  sind  im  Regezmetrum  verfaßt-),  ein  ur- 
altes Regezmaß   finden    wir    einem    neuarabischen    Trauerruf,    einer 
Art  Mdrtiya ,  zugrunde  gelegt  ■^) ;    'omanische  Kriegslieder  bewegen 
sich    in    seinem    ernsten   Marschtempo  *) ;    überhaupt    ist    Regez    das 
übliche  Metrum  für  kurze  Gedichte,  Kampfrufe^),    Spott-,  Scherz-,  so 
Marsch-  und  Kriegslieder ^). 

Diese  kurzen  isolierenden  Versmaße  sind  aber  für  die  breiten 
Schilderungen  und  den  mannigfachen  Inhalt  der  Qa-Sida  eine  wahre 
Zwangsjacke.  Als  diese  inliaUlich  ihre  volle  Form  erlangte,  war 
sie  auch  schon  formell  dem  Urmetrum,  wie  dem  ürverse  Regez  "» 
entwachsen.  Dieweil  also  'A(j<)ü(j,  Rübah  und  Genossen  Urgüzen 
dichteten,  gössen  sie  neuen  Wein  in  alte  Schläuche.  Eigentlich 
war  auch  der  Wein  nicht  sonderlieh  neu ;    war    doch  das  QasTden- 


1)  Der  Nachweis  gelang  besonders    gut    aus    dum    vertieften  Studium    der 
Eahmeiierzälilung  im   Dlwän  ai-Saminä]}!s. 

2)  Laudberg,    Etudes    sur    les    dialcctcs    do    l'Arabie    meridioiuilo,    I. 
Hadramoiit  p    143  ff. 

3)  Kbda.   202. 

4)  Ebda.    14.5   oben;   lioinhurdt,  p.  4181V. 

5)  A.  Musil,  Arab.   Petr.  III,  383  ff. 

6)  Landberg,    Arab.  111,4.0.     Socin,    Diw.    aus    Contralarabieii,    Ein- 
leitung §§   23  d.   37. 

37* 


574  Anzeigen. 

Schema  nicht  in  ihrer  Gedankenpresse  gekeltert.  In  der  Verbindung 
dieser  Form  mit  diesem  Inhalt  lag  immerhin  das  Ungewohnte 
—  und  der  ästhetische  Mißgriff  zugleich.  Denn  beide  waren  ein- 
ander   so    wenig    anpassungsfähig    als    möglich.     Daher    auch  das, 

5  was  ich  die  angeborenen  Mängel  der  Urgüza  nennen  möchte  ^),  ihre 
stilistischen  Risse ;  die  zu  Gedankensplittern  zerfetzten  Perioden, 
die  sich  über  lange  Versreihen  ziehen;  jene  zu  nichtssagend,  um 
selbst  zu  sein,  diese  nicht  mählich  sich  abrundend:  bei  jedem 
Foi'tscbritt  des  Gedankens  spürt  man  einen  Ruck;  die  Einschiebsel, 

io  die  lästigen  Wiederholungen  —  hie  und  da  ein  Wortspiel  — ,  die 

sicher  mehr  dem  Wortschwall  zugute  kamen  als  der  Gedankenfülle. 

Als  aber  die   Verbindung    des    alltäglichen   Inhaltes    mit  einer 

möglichst    inadäquaten,    aber    altehrwürdigen  Form    vollzogen    war, 

sah    man    darin    eine    Neuerung.     Das    gilt   nicht    so    sehr  von  as- 

15  Sammäh,  wenn    auch    seine   Urgüzen    mit    zu    den  älteren  gehören 

* 

(Geyer  p.  5);  auch  nicht  von  Garir.,  dessen  Regezstücke  meist 
im  alten  Hitjatone  gehalten  sind  (ebda.  3)  und  gleich  denen  as- 
Sam7näk's  meist  improvisiert  zu  sein  scheinen  (ebda.  4),  d.  h.  Merk- 
male   des    alten,    freien    Regez    tragen;    auch    bilden    die  Urgüzen 

20  dieser  Dichter  nur  einen  Bruchteil  ihrer  Gedichte.  Wohl  eher 
kann  man's  begreifen,  wenn  'Ayj^äy  für  einen  Neuerer  gilt-), 
während  Rübah  in  den  Fußstapfen  seines  Vaters  wandelt  und  diesen 
Du-r-rummah  bestiehlt.  Es  wäre  literarhistorisch  von  der  aller- 
größten Wichtigkeit,  wenn    sich    mit    Sicherheit    feststellen    ließe, 

25  was  al-'A(/(jä<j  und  Genossen  bewog,  sich  bei  ihrer  poetischen 
Produktion  nur  des  Regezmetrums  zu  bedienen.  Ich  glaube,  die 
Frage  läßt  sich  mit  aller  Bestimmtheit  beantworten.  Obwohl 
weder  Ahlwardt  noch  Geyer  das  Argument  benützen ,  das  ich 
als  entscheidend  in  den  Vordergrund  rücken  möchte,  gelangen  doch 

30  beide  zu  einem  ähnlichen  Schluß.  Ahlwardt  macht  des  'Ay(jä</ 
Lebensgang  dafür  verantwortlich  (p.  XLIII  1.  c),  daß  er  bei  der 
, altgewöhnten  Weise"  verblieb;  Geyer  folgt  wohl  demselben  Ge- 
dankengange, wenn  er  (pag.  5)  von  der  , echten  Karaelreiterdichtung* 


II 


1)  Ahlw.,  1.  c.  XLlVff. 

2)  Von  az-Z(ifajän ,  dem  Zeitgenossen  des  'Aggäg,  wissen  wir  viel  zu 
wonig,  und  ob  der  noch  ältere  al-Aglab  nur  Urgüzen  gedichtet  hat,  steht 
dahin.  Wenigstens  ist  es  aus  Ibii  Qotei'ia,  ed.  de  Goeje,  p.  r^Ai  nicht  zu 
ersehen;  vgl.  auch  Ahlw.,  1.  c.  Xljf.  nl-'Aggng  nennt  .sich  (Ahlw.  p.  v'l)  den 
wiedererstandenen  al-Aglab;  vifllcieht  bedeutet  das,  daß  er  eine  unterbrochene 
Tradition  wieder  aufnimmt.  Übrigens  ist  hier  die  Krage  nach  der  Priorität 
nebensächlich ,  wie  wichtig  auch  diese  von  den  altarabischen  Literarhistorikern 
behnndolt  wurden.  Was  ich  weiterhin  von  den  ästhetischen  Momenten  in  der 
Dichtung    dos   al-'Ai'gä/j    sage,    gilt   gleich,    ob    er    der    Erste    war    oder    nicht, 

..yA  j.l,  wie  der  durch  häufigen  Gebrauch  entwertete  Ausdruck  der  Alten 
lautet.  Es  gilt  dann  eben  von  den  anderen,  wio  von  ihm.  Neben  'Aggüg  und 
Jln'iah  sind  Um  (loteihii  f"vf — (^'aI  noch  andere  Dichter  mit  dem  IJoinamon 
iJi-l-j!   zusammengestellt. 


RhodoTcanaTcis :  Geyer,  Altaralische  Diiamlen.  575 

spricht.  'Ägyäij  dichtet  eben  nicht  bloß  im  Regezmetrum ,  er 
dichtet  Urgüzen,  und  ausschließlich  solche.  Das  ist  ein 
gewaltiger  Unterschied,  wie  oben  dargelegt  wurde.  Der  Form 
nach  stand  die  Urgüza  dem  uralten,  im  Sag'  entsprungenen  freien 
Eegez  näher  als  die  distichoide  Regezqasida ;  hätte  'A(j<jäg  nur  5 
Vorliebe  oder  Eignung  für  dieses  Metrum  besessen,  warum  dichtet 
er  nie  in  Verspaaren,  warum  dichtet  er  eben  unter  erschwerenden 
Eeim-Ümständen  nur  Urgüzen?  Es  kann  bloß  eine  bewußte 
Rückkehr  zum  alten ,  ja  zum  Ältesten  gewesen  sein ;  eine ,  wie 
immer  angenommene,  Vorliebe  für  das  Überwundene,  Urwüchsige,  lo 
scheinbar  Primitive  in  der  Form,  die  auch  seine  Sprache  beein- 
flußt, sie  ins  Krause  und  Wirre  verzerrt  (Ahlw. ,  1.  c.  XI,  XIII, 
XLIV).  Wir  können  jetzt  schon  an  al-'Aygwj  das  gleiche  literar- 
historische Phänomen  beobachten ,  wie  an  den  altertümelnden 
Dichtern  der  'Abbäsidenzeit,  gegen  welche  sich  die  wahren  i5 
Neuerer,  etwa  Abu  Nowcis,  wendeten.  Auch  al-'Ayyäg  wurde  ob 
seiner  Weise  gering  geachtet  und  angegriffen  (Ahlw. ,  1.  c.  XL). 
Der  wesentliche  Unterschied  jedoch  zwischen  ihm  und  den  s^Däteren 
lag  darin,  daß  diese  den  althergebrachten  Inhalt  ihrer  Verse  ver- 
teidigen mußten,  al-'Aygäy  hingegen  ihre  äußere  Form,  ihr  Maß.  20 
Daher  können  bei  ihm  auch  nicht  jene  Beweggründe  mitgewirkt 
haben,  welche  Goldziher  für  die  'abbäsidischen  Nachbeter  der 
Alten  bloßgelegt  hat:  religiöse  und  politisch-nationale  Triebfedern: 
der  Wahn  von  der  fortschreitenden  Verschlechterung  der  Welt  und 
die  Hochhaltung  der  heidnischen  Muruivioa ;  das  waren  Rücksichten  25 
auf  den  Inhalt  der  Poesie,  welche  die  Philologen  als  allmächtige 
Kritiker    unselbständigen    Geistern     diktierten.      Diese    Erwäfunofen 

'-'  DO 

werden  al-'Ayyäy,  der  als  Inhaltskünstler  ganz  im  Beduinentume 
wurzelt,    nie    Sorgen    gemacht    haben,    auch    wenn    er's    auf    das 
Kommentiertwerden  durch  die  Philologen   abgesehen  hatte.     Tawil,  30 
Kämil    und    wie    die    übrigen  Metra   alle    heißen,  waren   ebensogut 
vormohammedanisch  und  beduinisch  wie  das  nicht  distichoide  Regez, 
wenn  auch  jünger  denn    dieses.     Was    ihn    also    trieb,    vom    Alten 
und    Gebräuchlichen,    in    der    Form    wenigstens,    auf   noch   Älteres 
zurückzugreifen     und     diesem     zur    Alleinherrschaft     verhelfen     zu  35 
wollen,  kann  nur  die  Meinung  oder  künstlerische  Überzeugung  von 
seiner  Eignung  —  vielleicht    sogar  bessei-en  Eignung  —  als  Form 
gewesen  sein;  nicht  etwa  bloß  Neuerungssucht,  oder  der  Wunsch 
aufzufallen  allein;    denn    er    war    vielleicht    nicht    der  Erste   und 
blieb  sicher  nicht  der  Einzige :    und    daß    die  Urgüzendichtung  bis  10 
zu    einem    gewissen    Grade    Schule    gemacht    hat,    zeugt    für    eine 
„herrschende  Meinung"  ;  eine  Meinung  allerdings,  die  nicht  nur  die 
objektive  Betrachtung    als  irrig    erweisen    muß,    sondern    auch    die 
Praxis,    die    Tatsachen    der  Literaturgeschichte    als    irrig    erwiesen 
haben.     Die  Anpassung    des    henostichischen    Regez    an    die  QasTda  i5 
gelang  nicht.     Wäre   der  Stil   eines  'Ayyäy  oder  Rübah  durchge- 
drungen  und  herrschend  geworden,    so    hätte    das   ein  einzigartiges 


576  Anzeigen. 

Beispiel  der  Rückkehr  zum  überwundenen  Standpunkt  abgegeben : 
keinen  Fort-,  sondern  einen  Rückschritt :  technisch  wie  formell, 
und,  durch  das  Technische  bedingt,  auch  inhaltlich.  Und  damit 
bleibt  nichts  übrig,  als  über  den  Formkünstler  'A(/gä<j  als  Form- 
5  verdei'ber  den  Stab  zu  brechen. 

Das  taten  schon  Dichterkollegen  (Ahlw.  XLI,  XLIII,  XLVI) 
zu  seinen  Lebzeiten  und  spätere  Sprachgelehrte  auch  (ebda.  XL). 
Gegen  jene  wehrte  sich  al-'Ay(jä<j  in  echt  arabischer  Weise  mit 
Schimpfredeu  und  selbstüberhebender  Prahlerei.     Er  hätte  sie  durch 

10  eine  Qasida  in  einem  anderen  Metrum  bald  zum  Schweigen  ge- 
bracht: aber  dieses  Argument  verschmähte  er,  wohl  da  es  ein  Auf- 
geben  seiner  ästhetischen  Prinzipien  bedeutet  hätte,  einem  Einge- 
ständnis seines  Unrechts  gleichgrekommen  wäre.  Daß  er  nicht 
fähig  gewesen,  ein  anderes  Metrum  zu  gebrauchen,  ist  nicht  an- 

15  zunehmen ;  was  soviel  andere,  minderwertige,  zuwege  gebracht, 
kann  doch  ihm  und  seiner  Sprachgewalt  nicht  unmöglich  ge- 
wesen sein. 

Doch  seine  Kritiker  behielten  Recht,  sie  erwiesen  sich  als  die 
besseren  Ästhetiker.    Ein  Phänomen  innerhalb  des  Regez-Phänomens 

20  der  arabischen  Literaturgeschichte  ist  es,  daß  Vater  und  Sohn, 
'A(j('jä(j  und  Rühah^i  dastehen  als  die  Hauptrepräsentanten  einer 
Dichtungsform.  Um  sie  gruppiert  sich ,  wenigstens  in  der  alt- 
arabischen Anschauung,  was  an  Regezdichtern  vor  und  nach  ihnen 
da  war.     Sie    sind    nach    außen  gewissermaßen    die    offiziellen  A^'er- 

2.')  treter  eines  Typus,  der  wohl  auch  Anklang  fand,  nicht  nur 
Nörgler  (A  h  1  w  a  r  d  t  p.  XXXVIIT,  XL).  Darum  hat  Geyer  Recht, 
wenn  er  von  ihm  als  von  einem  , Modegebiete "  jener  Zeit  spricht 
(p.  3),  dem  selbst  Qasldendichter  von  Profession,  wie  Du-r-rummah, 
ein  Opfer  brachten,  indem  sie  auch  Urgüzen  dichteten.     Nur  blieb 

30  es  eben  eine  Mode  und  eine  kurzlebige,  auf  wenig  Dichter  be- 
schränkte obendrein.  Denn  wenn  auch  Geyer  noch  auf  einen 
Urgüzendichter  in  der  'Abbäsidenzeit^)  hinweisen  kann,  so  läßt  er 
doch  —  und  das  ist  ein  sehr  richtiges  Urteil  —  gleich  Brockel- 
mann-)  die  Blütezeit  der  Urgüzendichtung  mit  der  Herrschaft  der 

35  Omay3'aden  zusammenfallen;  sie  starb  eines  frühen  Todes  an  ihren 
„angeborenen  Defekten";  als  eine  Eintagsfliege,  wenn  man  die  lang- 
lebige, in  ihren  Elementen  und  ihrem  Aufbau  unausrottbare  typische 
QasTde  zum  Vergleiche  heranzieht,  die  in  den  Köpfen  neuarabischer 
Poeten  noch   immer  spukt.     Diese  bedienen  sich,  und  nicht  ungei^n, 

4»  des  Regezmetrums  auch  zu  längeren,  altertümelnden  Gedichten  •■^) ; 
doch  schon  durch  die  Art  des  neuarabischen  Reimes  stehen  diese 
der  distichoiden  Regezqa.slde  näher  denn  der  wirklich  toten  Urgöza*). 


li    al-'Umäni,  A^'.   XVII,  78  fl";    inhaltlich    schon    ein    modernor  Dichter, 
wie  Aöil  Noioüh;  vj;1.  A-i.,  1.   c,  «If.  2)  Litoratiirpesch.   I,  .Mi. 

3)  Socin,    I)iw.    aus    Ceiitralar.    und    Laiidborg's  Sainiiiluiigeii   passiin. 
V(^l.   auch   Nr.   XVI II   inciiior   Ijfartexto. 

4)  S  (I  c  i  II ,  1.   c.   Kiiilüituii);  §  25. 


Boeder:  v.  Bissing,  Denhmäler  ägyptischer  Skulptur.  577 

Ich  habe  im  Vorliegenden  versucht,  von  den  "Wandlungen  der 
Regezdichtung  eine  kurze  Übersicht  zu  geben,  die  Bekanntes  viel- 
leicht in  eine  neue  Beleuchtung  rückt.  Zu  einem  abschließenden 
Urteile  fehlen  uns  allerdings  noch  die  Sammlungen  der  übrigen 
Regezdichter,  wie  die  Nachrichten  über  sie;  ich  tat  es  aber,  um  5 
den  Dank,  den  wir  Geyer  für  seine  mühevolle,  von  reichen  Kennt- 
nissen getragene  Arbeit  schulden,  in  den  jetzt  begreiflichen  Wunsch 
kleiden  zu  können,  daß  er  uns  die  noch  fehlenden  Fragmente 
(Vorwort  IIT)  und  Dichter  bald  gebe  und  dann  eine  großzügige 
Geschichte  der  Regezpoesie  folgen  lasse,  zu  welcher  er  ja  das  lo 
Material  in  Händen  hat.  Es  wäre  eine  würdige  Ergänzung  seiner 
hier  besprochenen   Arbeit.  ^_  Rhodokanakis. 


Denkmäler  ägyptischer  Skulptur,  herausgegeben  und  mit  er- 
läuternden Texten  versehen  von  Fr.  W.  Freihe)~rn  von 
Bissinq.  München,  Verlagsanstalt  F.  Bruckmann  A.-G.  15 
1906—1907,  -Großfolio.  Vollständig  in  12  Lieferungen 
ä  Mk.  20.  (Preis  des  ganzen  Werkes  nach  Erscheinen  der 
letzten  Lieferung  Mk.  300.)  Erschienen  Lieferung  1 — 6 
(Herbst  1907). 

Der  Münchener  Ägyptologe  Freiherr    von  Bissing    hat  sich  20 
im  Einverständnis    mit    der    durch    gute  Reproduktionen   bekannten 
Verlagsanstalt  Bruckmann  entschlossen,  ein  auf  144  Tafeln   berech- 
netes   Werk    herauszugeben,    das    die    typischen    Beispiele    aus    der 
ägyptischen  Skulptur  vorführt;  sie  veröffentlichen   eine  Auswahl  der 
besten  Statuen,  Tempel-  und  Grabreliefs  aller  Zeiten  in  Großfolio-  2.-> 
Heliogravüren    nach    den  Originalen.     Die  Tafeln  sind  insbesondere 
zum  Gebrauch  in  Vorlesungen  bestimmt.    Ihr  Wert  für  die  Allgeraein- 
heit  liegft   darin,    daß  weitere  Kreise    die  altberühmten  Werke  der 
ägyptischen  Bildhauer  endlich  in  großen  Photographien  kennen  lernen 
können ;  bisher  kamen  meist  nur  kleine  Nachbildungen  in  die  Öffent-  30 
lichkeit  und  sie  tragen  einen  Teil  der  Schuld  an  der  herrschenden 
Vorstellung,    daß    auch    die  Meisterstücke  von   kalter  schematischer 
Steifheit  seien.     Nun  ist  Gelegenheit  gegeben,    sich  eines  Besseren 
belehren   zu  lassen. 

Bei  der  Auswahl  der  Stücke  war  einerseits  die  Absicht  ent-  3.-) 
scheidend,  von  jedem  besonderen  Typus  ein  Beispiel  zu  geben ;  ferner 
sollten  nur  Arbeiten  von  künstlerischem  Wert  aufgenommen  werden, 
nicht  handwerksmäßige;  endlich  sollte  die  Sammlung  all  die  bekannten 
Hauptwerke  enthalten,  auch  wenn  sie  früher  schon  verötientlicht 
waren.  Da  eine  solche  Publikation  noch  nicht  gemacht  ist  und  es  id 
an  zusammenlassenden  Handbüchern  über  den  Gegenstand  völlig 
mangelt,    war    die  Auswahl  fast  ganz    dem  persönlichen  Urteil  des 


578  Anzeigen. 


Herausgebers  überlassen.  Natürlich  hätte  ein  anderer  an  vielen 
Stellen  andere  Stücke  gewählt,  doch  ist  ein  Abweichen  von  dem 
zu  Erwartenden  oft  durch  äußere  Schwierigkeiten  herbeigeführt 
worden.  Das  Tafelwerk,  das  wir  durch  die  Bemühungen  von  Heraus- 
5  geber  und  Verlagsanstalt  erhalten,  ist  für  die  Geschichte  der  ägyp- 
tischen Kunst  eine  der  wichtigsten  Quellen;  um  so  mehr  als  die 
bisherigen  Publikationen  zwar  oft  die  Details  in  einer  für  den 
Archäologen  genügenden  Genauigkeit  zeigten,  aber  selten  den  Wert 
des  Gegenstandes  als  Kunstwerk  erkennen  ließen. 

10 

Wie  mannigfaltig  die  dargebotenen  Typen  sind,  möge  die  folgende 
Zusammenstellung  zeigen  ^). 

I.  Frühzeit  und  altes  Reich. 

A.  Reliefs  (z.  T.  archaisch). 
15  1.  von  Königen 

a)  Grabstein:  Taf.  1. 

b)  Relief  (der  König  als  Sieger):  Taf.  2.  33^  T. 
2,  von  Privatleuten 

a)  Grabrelief:  Taf.   18.   18  T.   5  T. 
20  b)  Scheintür:  Taf.  14.  15  und  16  (mit  Reliefs).  17.  17  T. 

B.  Statuen. 

1.  König 

a)  sitzend:  Taf.  9.  9  T  (Elfenbein).   10  T. 

b)  stehend:  Taf.  12b  (Bronze). 

25  c)  nur  Kopf:  Taf.  10.   10  A.   13  (Bronze). 

2.  Privatleute  (z.  T.  archaisch). 

a)  Mann    sitzend:    Taf.  3.     stehend:    Taf.  5a.   11.   12a. 

hockend  schreibend  bezw.  lesend:  Taf.  7.  8. 

b)  Frau  stehend:  Taf.  5  b.  5  T. 

30  c)  Ehepaar  sitzend :  Taf.  4.  4  T.  stehend :  Taf.  6. 

IL  Mittleres  Reich. 

A.  Reliefs. 

1.  von  Königen:  Tempelrelief  Taf.  33 ^  34. 

2.  von  Privatleuten 

35  a)  Grabrelief:  Taf.  35.  34  T. 

b)  Grabstein:  Taf.  32.  33. 

B.  Statuen. 

1.  König 

a)  sitzend:  Taf.   19  ab.   20.   24.   28.   28  T. 
10  b)  stehend:  Taf.  30. 

c)  nur  Kopf:  Taf.  27.  56  T. 

d)  als  Sphinx :  Taf.  25.  26.  38  ^  T.  25  T. 


1)  T  hinter    der  Ziihl    bedeutet:    im  Te.xt    zu    der  botr.  Tafel;    es  handelt 
sieh   um   kleine  Autotypien. 


Boeder:  v.  Büsing,  Denkmäler  ägyptischer  Skulptur.  579 

2.  Königin 

a)  sitzend:  Taf.  22.  21  T. 

b)  nur  Kopf:  Taf.  21. 

3.  Privatmann 

a)  sitzend:  Taf.  23.  3 

b)  stehend:  Taf.  31.  31  T. 

c)  hockend:  Taf.  29  T. 

4.  Ringergruppe  :  Taf.   29. 

III.  NeuesReich. 

A.  Reliefs  (fast  nichts  erschienen).  lo 

B.  Statuen. 

1.  König 

a)  sitzend :  Taf.  36.  39  b.  40.  45  (mit  Königin).  48.  49. 

55.  48  T. 

b)  stehend:  Taf.  39 a.  54.  56.  39 aT.  45  T.  48  T.  54  T.  15 

c)  nur  Kopf:  Taf.  45  ^T. 

d)  Gruppe:  König  und  Gott:  Taf.  46.  46  ^  55^  (Figuren 

freistehend). 

e)  als  Sphinx:  Taf.  37.  38 ^  37  T. 

2.  Königin :  sitzend  Taf.   38.  20 

3.  Prinzessin :  nur  Kopf  Taf.  45  ^. 

4.  Privatleute 

a)  Mann :  hockend  lesend :  Taf.  44.    hockend  im  Mantel : 

Taf.  51.  52.  51  T.    stehend  :  Taf.  44  T.    mit  Götter- 
bild: 55  T.  62  T.  65  T.  25 

b)  Frau :  stehend:  Taf.  43.  47.  43  T.   nur  Kopf:  Taf.  43  T. 

c)  Ehepaar  sitzend:  Taf.  41.  42. 

5.  Gott 

a)  sitzend:  Taf.  46 ^T. 

b)  stehend:  Taf.   53.   57.  53  T.  30 

c)  mit  dem  König :  vgl.   1  d. 

IV.  Spätere  Fremdherrschaften. 
A.  Reliefs  (fast  nichts  erschienen). 
ß.  Statuen  (nur  z.  T.  erschienen). 

1.  König  ;!3 

a)  sitzend:  Taf.  60  T. 

b)  stehend:  Taf.  58  T  (Bronze). 

c)  knieend :  Taf.  60  T  (Bronze). 

d)  nur  Kopf:  Taf.   60.   61. 

2.  Königin:  stehend:  Taf.  64.  47  T.  48  T.  64  T.  10 

3.  Privatleute 

a)  Mann:    stehend:  Taf.   67  T.    knieend   mit  Götterbild: 

Taf.  65.  QQ.    nur  Kopf:  Taf.  62.  63.  67.  67  T. 

b)  Frau  stehend:    Taf.  59  (Bronze).    59  T.    67  T  (Holz). 

4.  Gott  stehend:  Taf.  58.  45 


580  Anzeigen. 

Unter  den  aufgezählten  Typen  gibt  oft  jedes  Beispiel  eine  neue 
Variante,  deren  Eigenart  der  Erfindungsgabe  des  Bildhauers  ent- 
stammt;  der  Künstler  hatte  für  fast  jede  Arbeit  ein  ihm  überliefertes 
Schema,  aber  er  hatte  auch  die  Freiheit,  dieses  nach  seinem  Ge- 
5  schmack  oder  dem  seines  Auftraggebers  auszugestalten.  Es  ist  ein 
reichhaltiges  Bild,  das  sich  aus  dem  voi'liegenden  Tafelwerk  ergibt, 
wenn  auch  natürlich  bei  weitem  nicht  für  jede  typische  Art  der 
Ausführunor  ein   Beleg  beigebracht  werden  konnte. 

Was    nun    die  von  v.  Bissing    getroffene  Auswahl    der  Bei- 

10  spiele  anlangt,  so  geben  diese  zwar  im  allgemeinen  eine  genügende 
Vorstellung  von  der  typischen  Art  der  Darstellung  und  auch  meist 
die  künstlerisch  wertvollsten  Stücke,  die  uns  erhalten  sind;  doch 
sind  mehrfach  auffallende  Abweichungen  zu  bemerken.  Von  den 
Grabsteinen    der    alten  Könige    aus    Abydos    zeigt  Taf.   1    einen    in 

15  minderwertiger  Arbeit;  ähnlich  bei  dem  hockenden  Schreiber  (Taf.  7). 
Für  beide  Tj^pen  besitzt  der  Louvre  berühmte  Beispiele,  von  denen 
gute  Publikationen  zwar  gemacht,  aber  schwer  zu  erlangen  sind. 
Auch  für  die  übrigen  Privatstatuen  der  Frühzeit  und  des  alten 
Reiches  hätte  ein  Fernstehender  durch  andere  Beispiele  eine  günsti- 

20  gere  Vorstellung  von  dem  künstlerischen  Vermögen  der  Bildhauer 
erhalten.  Ferner  hätte  man  gern  einen  Repräsentanten  der  Statuen 
von  Dienern  und  Handwerkern  gesehen,  etwa  den  Zwerg  Chnem- 
hotep  (Kairo).  Aber  für  die  gleichzeitigen  Königsstatuen  sind  die 
schönsten  Werke  ausgewählt  und  die  Reproduktionen  sind  vortrefi"- 

25  lieh  gelungen.  Es  ist  freilich  bei  der  photographischen  Aufnahme 
von  hohen  Statuen  schwer  zu  vermeiden,  daß  das  Gesicht  ziemlich 
klein  und  von  unten  gesehen  erscheint;  v.  B.  hat  diese  Verzeich- 
nung mehrfach  durch  nochmalige  Wiedergabe  des  Gesichtes  allein 
ausgeglichen    und  gerade  diese  großen  Köpfe  sind  die  prächtigsten 

30  Tafeln  der  ganzen  Publikation.  Bei  den  Reliefs  aus  Privatgräbern 
ist  dui'ch  die  Wiedergabe  von  Stücken  aus  v.  Bissing'schem  Privat- 
besitz nicht  die  günstigste  Wirkung  erzielt.  Das  „archaische  Relief 
(Taf.  14)  zeigt  mehr  grobe,  der  Detailausführung  entbehrende  Technik 
als  gerade  Archaismus.     Die  Scheintüren  Taf.   15- — 16  geben  nicht 

35  das,  was  für  sie  typisch  ist  (wie  Taf.  17  richtig),  sondern  sie  tragen 
Darstellungen,  die  zu  den  Reliefs  der  Grabwände  gehören.  Die 
eigentlichen  Grabreliefs  sind  auf  eine  einzige  Tafel  beschränkt  (18), 
und  leider  fehlt  ein  Beispiel  der  Darstellungen  des  Volkslebens  und 
von  Tieren    in   den   berühmten  Gräbern,    die  zu  den  Meisterwerken 

40  ägyptischer  Bildhauer  gehören. 

Bei  den  Grabsteinen  des  mittleren  Reichs  greift  v.  B.  durch 
Abbildung  (Taf.  32)  einer  Stele  im  „Volksstil"  aus  eigenem  Besitz 
über  von  den  künstlerisch  wertvollen  Stücken  auf  die  rein  archäo- 
logisch interessanten :  sie  ist  als  Kunstwerk  wertlos ;  die  Arbeit  hat 

-i.T  nur  ein  wissenschaftliches  Interesse,  indem  sie  die  (irobheit  der 
Provinzialtechnik  zeigt  im  Gegensatz  zur  sicheren  Stilbildung  der 
Hau[)tstädte.  —   Um  so  Schöneres  sehen  wir  bei  den  Königsstatuen 


Boeder:  v.  Bissing,  Denkmäler  ägyptischer  Skulptur.  581 

des  mittleren  Reichs.  Der  Wirkung  kommt  es  hier  zu  statten,  daß 
gegen  Ende  der  12.  Dynastie  die  Sitte  aufkommt,  dem  Herrscher 
nicht  wie  früher  ein  idealisiertes  Jünglingsgesicht  zu  geben,  sondern 
seine  wirklichen  Züge  mit  allen  Unregelmäßigkeiten  und  den  Falten 
des  reifen  oder  gealterten  Mannes  nachzubilden.  Zu  den  merk-  5 
würdigsten  Statuen  dieser  Art  gehören  auch  die  seit  Mariette  als 
„Hyksos"  bekannten  Figuren,  die  v.  B.  als  Chonspriester  (Taf  30, 
die  „Hyksos''büste  aus  dem  Fajjam)  deutet  oder  einer  späteren  Zeit 
zuweist  (Taf.  56,  die  ^Fischträger").  —  Etwas  als  Plastik  Seltenes 
zeigt  Taf  29 :  eine  Gruppe  von  zwei  sich  umfassenden  Ringern,  lo 
voll  lebendiger  Bewegung,  leider  grob  im  Detail.  Das  Thema  ist 
aus  gleichzeitigen  Malereien  bekannt;  die  Gruppe  als  Statue  gehört 
zu  den  alten  Dienerfiguren. 

Unter  den  Königsstatuen  des  neuen  Reichs  sind  vier  Bilder 
von  Thutmosis  III.  (Taf.  38^ — 40),  nach  denen  man  sich  eine  i3 
Vorstellung  von  den  Zügen  des  großen  Eroberers  machen  kann. 
Andererseits  lehren  sie  aber  auch,  wie  viel  an  den  meist  kolossalen 
Bildwerken  handwerksmäßig  ist,  und  wie  viel  von  dem  wirklich 
Persönlichen  durch  schematisierendes  „Verschönern*  verloren  gegangen 
ist.  Auch  von  der  mit  bewußter  Manier  bildenden  Plastik  Ameno-  20 
phis'  IV.  in  Teil  el  Amarna  sehen  wir  zwei  der  schönsten  Beispiele 
(Taf  45.  45  A). 

Die  Gravüre  ist  gewiß  die  beste  Reproduktion,  wenn  man  ein 
Kunstwerk  als  solches  wirken  lassen  will;  unter  den  Tafeln  sind 
denn  auch  viele  ungewöhnlich  schöne  Blätter.  Bei  manchen  stört  25 
ein  zu  scharfes  Licht,  das  zwischen  hell  und  dunkel  wenig  ver- 
mittelt und  die  Details  beinahe  verschwinden  läßt.  Aber  es  war 
natürlich  nicht  in  allen  Museen  möglich,  schwere  Stücke  für  die 
Aufnahme  anders  aufzustellen.  Es  ist  auch  selbstverständlich,  daß 
bei  dem  Reproduktionsverfahren  etwas  von  der  Schärfe  der  photo-  so 
graphischen  Aufnahme  zu  Gunsten  der  plastischen  Wirkung  verlören 
geht  und  darin  ist  es  begründet,  daß  Photographien  und  auch 
Lichtdrucke  oft  mehr  von  den  Einzelheiten,  die  dem  Archäologen 
vt^ichtig  sind,  erkennen  lassen  als  die  Tafeln  der  „Denkmäler". 

Mehrfach  hat  v.  B.  eine  Statue  oder  einen  Kopf  en  face  und  ;i.^, 
en  profil  abgebildet.  Dieses  ist  gelegentlich  sehr  willkommen,  auch 
als  Grundstock  zu  einer  Ikonographie  wertvoll,  aber  in  4 — 5  Fällen, 
wo  zwei  Tafeln  dadurch  verbraucht  werden,  doch  nicht  lohnend. 
Eine  geschickte  Aufnahme  hätte  genug  gelehrt  und  der  übrige 
Raum  wäre  für  andere  wichtige  Werke  verfügbar  gewesen.  10 

Der  T  e  X  t.  Zu  diesem  Tafolwerk  hat  v.  Bissing  für  jedes 
Blatt  einen  besonderen  Text  geschrieben,  der  nach  der  Ankündigung 
„außer  den  unerläßlichen  äußeren  Angaben  über  den  Ursprung  und 
jetzigen  Aufenthalt,  den  Erhaltungszustand,  die  Maße  und  das 
Material  der  Bildwerke  eine  kurze  kunstgcschiclüliche  Würdigung  45 
bringen    soll,    sowie    die    hauptsächlichston    Parallelbildwerke    und 


582  Anzeigen. 


Literaturangaben,  jedoch  mit  Ausschluß  der  nur  auf  die  Inschriften 
bezüglichen".  Der  Text  ist  nicht  einheitlich  und  nicht  jeder  Be- 
nutzer der  Tafeln  wird  in  ihm  das  Gewünschte  finden.  Ein  aus- 
gedehnter Teil    macht    keinerlei   wissenschaftliche  Voraussetzungen ; 

5  aber  gerade  die  wertvollen,   inhaltreichen  Abschnitte  sind  nur  dem 
engsten  Fachkreise  verständlich. 

Zunächst  sei  der  Charakter  der  für  einen  gi'ößeren  Kreis  be- 
stimmten Bemerkungen  angedeutet,  v.  B.  führt  in  die  Behandlung 
der  ägyptischen  Kunst  zum  erstenmal  in  größerem  Maßstabe  einen 

10  Standpunkt  ein,  der  aus  anderen  Kunstwissenschaften  bekannt  ist. 
Er  gibt  nämlich  nicht  in  erster  Linie  eine  sachliche  Beschreibung 
der  Skulpturen,  sondern  schildert  ausführlich  den  Eindruck,  den  die 
Kunstwerke  in  ihren  einzelnen  Teilen  auf  den  Beschauer  machen ; 
wir  hören  also  oft  nicht  so  sehr  eine  ai'chäologische  Besprechung  des 

15  Interessanten,  als  eine  eingehende  Schilderung  der  ästhetischen 
Wirkung  aller  dieser  Dinge  auf  ein  modernes  Gefühl. 

Einige  Beispiele  mögen  v.  B.'s  ästhetische  Betrachtungsweise 
veranschaulichen :  Text  zu  Taf.  9  (Statue  des  Königs  Chefren) :  „Der 
nicht    sehr    große  Kopf  wirkt    durch    das  abstehende  Kopftuch  fast 

20  eckig.  Die  Nase  tritt  kräftig  und  nur  leise  gebogen  aus  dem  Gesiebt 
hervor.  Der  dicke  Mund  ist  fast  gerade.  Die  Ohren  sitzen,  wie  oft 
bei  den  Ägyptern,  etwas  hoch.  Die  Augen  sind  wohlproportioniert, 
das  obere  Lid,  mit  einer  Falte  gebildet,  vereinigt  sich  am  äußeren 
Augenwinkel  mit  dem,  wie  gewöhnlich,  etwas  vernachlässigten  untern 

23  Lid  und  beide  setzen  sich  dann  in  einem  breiten  erhabenen  Schmink- 
strich fort.  Ganz  ähnlich  sind  die  geschwungenen  Augenbrauen 
behandelt,  die  oberhalb  des  Nasenansatzes  endigen."  —  zu  Taf.  10 
(andere  Statue  desselben  Königs) :  „Im  ganzen  will  mich  die  Arbeit 
an  der  großen  Statue  etwas  schärfer,  schneidiger  dünken.    Der  obere 

30  Umriß  der  Kopfhaube  ist  fast  dreieckig,  die  große  Zehe  steht  zu 
den  anderen  weiter  ab,  am  oberen  Augenlid  ist  die  Falte  mit  großer 
Schärfe  angegeben.  Aber  auch  hier  ist  mehr  Fleisch  modelliert  als 
das  Knochengei'üst  gegeben:  die  Wange  ist  vortrefflich  ihrem  wech- 
selnden,   durch  das  Material  begünstigten  Spiel  der  Oberfläche,  die 

35  etwas  gebogene,  kräftige  Nase  hat  stark  entwickelte  Nasenflügel, 
der  Mund  ist  oben  dick  und  aufgeworfen,  das  fleischige  Ohr  ähnlich 
vernachlässigt  wie  bei  der  Statuette."  —  zu  Taf.  11  (der  , Dorf- 
schulze"): „Die  Bewegung  des  linken  Arms  mit  dem  Spiel  der 
Muskeln,  die  Schultern  und  die  Art,  wie  der  Hals  den  Kopf  trägt, 

40  nötigen  uns  Bewunderung  ab."  —  ferner  zu  Taf.  67 — 68:  „Die 
Gebundenheit  seiner  (des  Künstlers)  Kunstwerke  entbehrte  der  inneren 
Notwendigkeit,  sie  war  wie  eine  Maske,  die  seine  Schöpfungen  an- 
crelegt  hatten  und  unter  der  immer  wieder  das  neckische  Antlitz 
frischen  Lebens  hervorlugte." 

45  Unter    diesen    ästhetischen  Beobachtungen    sind   viele  wichtige, 

z.  B.  über  die  Form   des  Auges,  über  die  Gestalt  und  die   Stellung 
der  Ohren  u.  a.  ra.;  andere  sind  wertvoll,  weil  eben  nur  ein  fein- 


Roeder :  v.  Bissing,  Denkmäler  ägyptischer  Skulptur.  583 

fühlender,  mit  dem  ägyptischen  und  mit  anderen  Kunststilen  ver- 
trauter Beobachter  sie  machen  konnte.  Doch  sie  verlieren  an  der 
Stelle  und  in  der  Ordnung,  in  der  sie  jetzt  stehen,  viel  von  ihrem 
Wert  und  können  nur  neben  guten  Abbildungen  anschaulich  sein ; 
erst  eine  zusammenfassende,  inhaltlich  D-eofliederte  Behandlung  würde    5 

'  CO  o 

hierin  die  wissenschaftliche  Betrachtung  wirklich  fördern. 

In  den  nicht  ästhetischen,  sondern  kunstgeschichtlichen 
Bemerkungen  ist  ein  Fortschritt  die  starke  Betonung  der  Motive. 
Durch  die  Sonderung  und  Gruppierung  der  oft  wiederholten  Typen 
wird  es  leichter,  das  mannigfaltige  Bild  zu  übersehen,  das  die  ägyp-  lo 
tische  Kunst  uns  darbietet ;  wer  hierin  Ordnung  zu  schaffen  sucht, 
leistet  eine  dankenswerte  Vorarbeit. 

Kleine  archäologische  Exkurse  bei  fast  jeder  Tafel,  angeregt 
durch  irgendwelche  Details,  die  sich  auf  ihr  finden,  behandeln  die 
verschiedensten  Themen  aus  der  ägyptischen  Kunst.  Hier  lesen  wir  i5 
Angaben  über  die  Einzelheiten  der  Tracht  des  Königs,  den  Schurz, 
den  Schwanz,  die  Frisuren,  die  verschiedenen  Kronen,  die  Uräus- 
schlange  an  der  Stirn  usw.  Dort  hören  wir  über  das  Aufkommen 
gewisser  Gruppenkompositionen  als  Statuen  oder  in  Relief  Dort 
werden  die  verschiedenen  Gesten  der  Betenden,  dort  Sargformen,  20 
dort  Künstlerpersönlichkeiten  gesondert  u.  a.  m.  Aber  leider  sind 
alle  die  Beobachtungen,  die  das  Ergebnis  jahrelanger  Sammelarbeiten 
sind,  regellos  nach  zufälligen  Berührungspunkten  über  den  ganzen 
Text  zerstreut  und  mit  andersartigen  durchsetzt.  Ein  Teil  wird 
naturgemäß  an  mehreren  Stellen  wiederholt,  ein  anderer  setzt,  da  25 
die  Tafeln  im  wesentlichen  chronologisch  geordnet  sind,  frühere  fort. 
Für  wissenschaftliche  Verwertung  sind  sie  sämtlich  schwer  zugän«'- 
lieh ;  es  ist  nur  bei  ungewöhnlichem  Gedächtnis  möglich,  eine  be- 
stimmte Erörterung  wiederzufinden,  und  wer  alle  Bemerkungen  über 
einen  Punkt  zusammenfassen  will,  muß  unverhältnismäßige  Mühe  so 
aufwenden.  Dieser  Zustand  ist  um  so  bedauerlicher,  als  die  Exkurse 
eine  Fülle  von  Angaben  enthalten,  die  sonst  nicht  veröffentlicht 
sind.  Sie  könnten  in  geeigneter  Zusammenstellung  fast  als  archäo- 
logisches Handbuch  dienen;  jetzt  wird  nur  ein  sehr  guter  Index 
sie  benutzbar  machen  können.  35 

Die  „äußeren  Angaben"  sind  sehr  sorgfältig  gemacht.  Auf- 
fallend ist,  daß  oft  die  Museumsnumraern  fehlen,  auch  wenn  sie 
bekannt  sind.  Wenn  in  einem  nach  dem  Aufenthaltsort  geordneten 
Verzeichnis  aller  gegebenen  Stücke,  das  auch  aus  anderen  Gründen 
wünschenswert  ist,  das  jetzt  Fehlende  nachgetragen  würde,  wäre  40 
der  Mangel  ausgeglichen.  Die  Angaben  der  Barallolbildwerke  und 
die  Sammlung  der  Literaturangaben  sind  vollständiger  als  sie  sonst 
meist  gegeben  werden ;  zahlreiche  Hinweise  auf  ähnliche,  auch  un- 
veröffentlichte Stücke  machen  die  betreffenden  Abschnitte  zu  außer- 
ordentlich wertvollen.  Aber  auch  alle  diese  Aiigalien  stehen  zerstreut  ■!:• 
als  gelegentliche  Bemerkungen  zu  dieser  oder  jener  Tafol,  oft  au 
versteckter   Stelle    und    zwischen  Andersartigem.     Wenn    nicht   ein 


584  Anzeigen. 

sorgfältiger  ausführlicher  Index  sie  leicht  zugänglich  macht,  werden 
viele  von  ihnen  verloren  gehen. 

Von  dem  Standpunkt,  den  v.  B.  in  anderen  ägyptologischen 
Fragen  als  den  rein  archäologischen  einnimmt,  seien  nur  zwei  Punkte 
5  erwähnt.  Bei  der  Wiedergabe  altägyptischer  Eigennamen  bedient 
V.  B.  sich  oft  solcher  Formen,  die  nicht  gültig  sind  und  die  die 
hierin  herrschende  Verwirrung  steigern  statt  ihr  abzuhelfen ;  er  lehnt 
sich  im  allgemeinen  an  griechische  Vokalisierungen  an,  auch  wenn 
sie  nicht  gebräuchlich  sind.     Einige  Gleichungen  (wie  Uenephes  für 

10  König    ^^    und  Athotis  für  Narmer)    sind  nicht  so  gesichert,    daß 

man  sie  in  weiteren  Kreisen  in  Gebrauch  wissen  möchte.  —  v.  B.'s 
Chronologie  lehnt  sich  für  die  ältere  Zeit  an  die  französisch -englische 
Auffassung  an  im  Widerspruch  gegen  Eduard  Meyer  und  Breasted ; 
V.  B.  kommt  für  die  1.  Dynastie  auf  4500  v.  Gh.,  was  um  mindestens 
15  1000  Jahre  zu  früh  angesetzt  zu  sein  scheint. 

Günther  Boeder. 


A  History  of  India  hy  A.  F.  Rudolf  Ho  er  nie  and  llei-hei-t 
A.Htark.  Cuttack:  Orissa  Mission  Press,  1906.  14.  VIIT, 
232,  16  S.     80. 

20  Es  ist  sehr  zu  begrüßen,   daß  ein  Gelehrter  wie  Hoernle,  auf 

den  verschiedensten  Gebieten  der  indischen  Altertumskunde  als 
Spezialist  tätig  und  bewährt,  sich  der  mühsamen  Aufgabe  unter- 
zogen hat,  ein  kurzes  Lehrbuch  der  indischen  Geschichte  für 
indische  Schulen    zu    schreiben.     Natürlich    mußte    dabei    auch    die 

25  neuere  Zeit  bis  zur  Gegenwart  herab  berücksichtigt  werden,  doch 
soll  auf  diesen  für  indische  Leser  gewiß  besonders  interessanten 
und  wichtigen  Teil  des  Werks,  der  nicht  von  H.  selbst,  sondern 
von  seinem  Mitarbeiter  H.  A.  Stark  in  Calcutta  herrührt,  hier  nicht 
eingegangen    werden.     Von    Hoernle    ist    nur    der    ältere    Zeitraum 

30  der  indischen  Geschichte  bis  1525  n.  Chr.  auf  85  Seiten  behandelt, 
wozu  in  der  neuesten  (3.)  Auflage  noch  eine  dankenswerte  Ein- 
leitung über  „The  Pbysical  Features  of  India"  hinzukommt.  Be- 
kanntlich hatte  schon  früher  Haraprasad  Sastri  eine  recht  lesbare 
„School  History  of  India"   geboten,  gegen  die  aber  das  vorliegende 

35  Werk,  auf  den  neuesten  Forschungen  beruhend,  besonders  in  den 
Datierungen  und  dann  auch  in  dem  freieren  Standpunkt  des 
europäischen  Gelehrten  einen  entschiedenen  Fortschritt  repräsentiert. 
Mit  V.  A.  Smith's  weit  umfangreicherer  „Early  History  of  India" 
traf    unser   Werk    zeitlich    beinahe    zusammen,    erschien    aber   noch 

40  um  einige  Monate  früher :  der  Plan  beider  Werke  ist  ein  völlisr 
verschiedener. 

Es    liegt    an    dem    Charakter    dieser    Geschichte     Indiens    als 
Schulbuch,    daß    manche    Annahmen,    namentlich   was    den  ältesten 


JoUy:  Hoernle  and  Stark,  A  History  of  India.  585 

Zeitraum  betriiFt,  weit  apodiktischer  ausgesprochen  werden  mußten, 
als  es  dem  dermaligen  Stand  der  Forschung  entspricht.  So  wenn 
H.  bis  auf  die  Indogermanen  zurückgeht  und  dieselben  nach  Süd- 
rußland  versetzt,  so  steht  dieser  besonders  durch  Schrader  ver- 
tretenen Annahme  doch  wohl  die  Theorie  der  Germanisten,  welche  5 
auf  die  noi'ddeutsche  Tiefebene  als  Ursprungsland  zurückgehen, 
ebenbürtig  zur  Seite,  um  von  so  vielen  anderen,  ebenso  möglichen 
Hypothesen  zu  schweigen.  Auch  die  Annahme  einer  doppelten 
arischen  Einwanderung  in  Indien,  die  H.  früher  in  einem  aus- 
führlichen Referat  über  Grierson's  Linguistic  Survey  mit  linguisti-  10 
sehen  Argumenten  zu  erweisen  gesucht  hat,  ist  doch  wohl  noch 
nicht  als  feststehende  historische  Tatsache  zu  betrachten.  Daß 
Buddha  die  12  Nidänas  nur  seinen  vorgerückteren  Schülern  gelehrt 
habe,  läßt  sich  auch  leichter  vermuten,  als  beweisen.  Betreffs  der 
Vase  von  Piprava  hält  H.  daran  fest,  daß  sie  Reliquien  von  Buddha  15 
selbst  enthält  und  setzt  die  Inschrift  um  483  v.  Chr.  Das  wichtige 
Datum    der  Thronbesteigung   des  Königs  Kanishka    wird    auf   zirka 

DO  O 

125   n.   Chr.  fixiert,    was   zwar  nicht  den  Ergebnissen  R    G.  Bhan- 
darkar's  in    seinem    „Peep    into    the  Early  History    of  India*    ent- 
spricht (278  n.  Chr.),    aber    der  Wahrheit    ziemlich    nahe  kommen  20 
dürfte.    Da  Begründungen  aus  Rücksicht  auf  den  Raum  nirgends  bei- 
ffefücrt  werden  konnten,  so  ist  auf  vier  Seiten  eine  recht  brauchbare 
„List  of  Recent  Writings  on  the  Early  History  of  India"   gegeben. 
Daß  in  einer  so  gedrängten  Darstellung  die  entfernteren   Pro- 
vinzen wie  Kaschmir,  Nepal,  auch  die  Insel  Ceylon  nur  gelegentlich  25 
gestreift    werden    konnten ,    war    wohl    unvermeidlich.     H.  hat  sich 
jedenfalls  bemüht ,    ein  möglichst  vollständiges  Bild  der  politischen 
nicht    nur ,    sondern    auch    der    kulturellen    und    literarischen    Ent- 
wickelung  zu  bieten,    und  man  hat  den  Eindruck,    daß  jeder  Satz 
sorgsam  überdacht  ist,  wenn  auch   die  Verteilung  der  Haupterzeug-  30 
nisse  der  Sanskritliteratur   unter    die    einzelnen   von  H.  statuierten 
Perioden  der  indischen  Geschichte  manchmal  etwas  anfechtbar  sein 
mag.    Der  Ton  der  Darstellung  ist  ein   warmer,  sympathischer  und 
steht    in    angenehmem  Kontrast    zu    älteren    englischen    Geschichts- 
werken ,    wie  etwa  das  bekannte  Werk  von  James  Mill  (Vater  des  35 
Nationalökonomen) ,    der    mit  seiner  hausbackenen  Strenge  unserem 
gleichzeitigen  F.  Chr.  Schlosser  ähnelt,  oder  selbst  das  vielgelesene 
und  immer  neuaufgelegte ,    aber  doch   wohl  schon   der  Anlage  nach 
veraltete  umfangreiche  Werk  von  Elphinstone.  Unter  den  33  Illustra- 
tionen   sind    die    zahlreichen    Abbildungen    von    Münzen    besonders  40 
wertvoll,    deren    geschickte   Auswahl    den   gewiegten   Numismatikei' 
zeigt ,    wie    überhaupt    die    numismatischen    Studien    des   Verfassers 
ihm    sehr    zu    statten    gekommen  sind.     Das  am   Schluß  beigefügte 
„Glossary  of  Indian  Terms"    ist  keineswegs  unnötig,  da  Ausdrücke 
wie  Batta,   Guddeo,  Jagir,  Nizamat,  Patta,  Sirdeshmukhi,  Tliana  u.  a.  ir> 
auch  vielen  Indologen  nicht  ohne   weiteres  verständlich  sein   werden. 
Der  Index  ist  sehr  reichhaltig.  j_  Jolly. 


586  Anzeigen 


{Sammlung  F.  Sarre.)     Erzeugnisse  islamischer  Kunst.     Be- 
arbeitet  von    Friedrich  Sarre',    mit   epigraphischen  Bei- 
trägen von  Eugen  Mittwoch.      Teil  I:  Metall.     Mit  zehn 
Tafeln  und  54  Textabbildungen.    Berlin  1906 ;  Kommissions- 
5  Verlag  Karl  W.  Hiersemann  in  Leipzig.      X,  82   Seiten  fol. 

12  Mark. 

Mit  Recht  bedauert  Sarre  in  seinem  „Vorwort  für  den  Ge- 
samtkatalog",  daß  man  bis  vor  kurzem  die  künstlerischen  Erzeug- 
nisse   des    muslimischen  Vorderasiens    nicht    ihrer    Bedeutung    ent- 

10  sprechend  geschätzt  hat,  trotzdem  jene  sich  mit  den  abendländischen 
Arbeiten  ähnlicher  Art  in  künstlerischer  und  technischer  Hinsicht 
wohl  messen  können.  Man  scheine  vergessen  zu  haben,  daß  orien- 
talische Luxusgegenstände,  vor  allem  textile  Erzeugnisse,  die  deko- 
rative  Pormenwelt  des  Abendlandes  teilweise  bestimmt    haben    und 

15  z.  B.  auf  die  künstlerische  Entwickelung  der  italienischen  Malerei  von 
bedeutendem  Einfluß  gewesen  sind.  An  anderer  Stelle^)  weist 
Sarre  auch  darauf  hin,  daß  die  muslimische  Kunst  in  ihrer  Farbeu- 
freudigkeit,  in  ihrer  ornamentalen  Gi'öße  vor  allem  auch  geeignet 
ist,    dem    modernen    Kunstschaffen    neue    Wege    zu    weisen.     Aber 

20  selbst  bei  diesem  hohen  Allgemeininteresse  war  es  sogar  dem 
Orientalisten  von  Fach  in  Deutschland  bis  in  die  letzten  Jahre 
hinein  sehr  erschwert,  sich  auf  diesem  Gebiete  gründliche,  auf  dem 
Augenschein   beruhende  Kenntnisse  anzueignen. 

England  und  Frankreich  sind  infolge  ihrer  jahrhundertelangen 

25  Beziehungen  zum  Orient  besser  daran ;  dort  sind  die  staatlichen 
Museen  im  Besitze  von  hervorrasrenden  Schätzen.  Neuerdings 
wendet  sich  auch  in  Amerika  der  private  Sammeleifer  der  Kunst 
des  muslimischen  Orients  zu.  Weitere  Kreise  wurden  hauptsächlich 
damals    interessiert,    als    im    Jahre   1903    die    „Exposition  des  Arts 

30  Musuhnans"  die  reichen  Schätze  aus  dem  Pariser  Privatbesitz  zu- 
gänglich machte.  In  Deutschland  hat  man  dagegen  diesem  Kunst- 
zweige weniger  Beachtung  geschenkt.  Erst  Julius  Lessing  hat  im 
Berliner  Kunstgewerbemuseum   eine  reiche  Sammlung  orientalischer 


i 


Stoäe  und  türkischer  Wandfliesen  zusammengebracht.  Was  sonst 
35  im  Besitze  der  Museen  ist,  lagert  zum  größten  Teile  in  den 
Magazinen  und  ist  dem  Studium  nur  schwer  oder  überhaupt  nicht 
erreichbar.  Schuld  daran  tragen  z.  T.  allerdinors  die  lokalen  Ver- 
hältnisse,  z.  B.  der  Platzmangel  in  der  bis  jetzt  nur  provisorisch 
untergebrachten  Vorderasiatischen  Abteilung,  von  der  nur  wenige 
40  wissen,  daß  sie  auch  hierhergehörige  Gegenstände  enthält  (selbst 
Sarre  vergißt,  sie  zu  erwähnen).  Dabei  wird  die  Gefahr  immer 
größer,    daß    durch    das    kaufkräftige    Interesse    curojiäischer    und 


1)   „Kunst  und   Künstler"    1904,  S.  22, 


I 


J\fann :  Sarre,  Ei'zeugnisse  islamischer  Kunst.  587 

amerikanischer  Privatsanimler  die  Preise  so  sehr  steigen ,  daß  bei 
noch  längerem  Warten  die  muslimische  Kunst  Vorderasiens  und 
Persiens  in  dem  geplanten  großen  Asiatischen  Museum  Deutschlands 
zu  schlecht  wegkommt.  Eine  vorläufige  Unterkunft  hat  Wilhelm 
Bode  für  die  gesamten  Kunsterzeugnisse  der  islamischen  Kultur  im  5 
Anschluß  an  die  Prachtfassade  von  Mschatta  im  Kaiser  Friedrich- 
Museum  geschaffen.  Das  heißt,  vorläufig  sind  dort  weniger  Gegen- 
stände aus  Museumsbesitz  aufgestellt:  den  eigentlichen  Kern  bildet 
vielmehr  die  Sammlung  Sarre,  welche  der  Besitzer  leihweise  über- 
lassen hat.  Wir  sind  Professor  Friedrich  Sarre  überaus  dankbar,  lo 
daß  er  auf  diese  Weise  seine  prächtige  und  reiche  Privatsammlung 
unserem  Studium  zugänglich  gemacht  hat,  zumal  auch  damit  dem 
eignen  Sammeleifer  unsei'er  Museumsverwaltung  ein  mächtiger  An- 
stoß gegeben  ist. 

Sarre  hat  seit  1895  zu  wiederholten  Malen  Persien  und  das  is 
ganze  CTebiet  der  islamischen  Kultur,  von  Indien  und  Turkcstan 
bis  nach  Spanien  bereist.  Wenn  ihm  dabei  auch  die  muslimische 
Architektur  im  Vordergrund  des  Interesses  stand,  so  hat  er  bei 
der  Gelegenheit  doch  eine  solche  Fülle  von  Beispielen  älterer 
Kunstfertigkeit  gesammelt,  daß  sie,  durch  Erwerbungen  auf  dem  20 
europäischen  Kunstmarkt  ergänzt,  einen  guten  Überblick  über  die 
Gesamtentwicklung  gewähren.  Schon  im  Frühjahr  1899  veranstaltete 
Sarre  im  Berliner  Kgl.  Kunstgewerbemuseum  eine  Sonderausstellung, 
welche  die  Ergebnisse  seiner  Reisen  in  Kleinasien  und  Persien, 
sowie  Aufnahmen  und  Erwerbungen  von  Kunstcfegfenständen  um-  25 
faßte.  Nachdem  nun  im  Kaiser  Friedrich-Museum  (zumal  im  Erd- 
geschoß Saal  10)  seiner  Sammlung  ein  dauerndes  Heim  geschaften 
ist,  hat  Sarre  es  zu  unserer  großen  Freude  unternommen,  in  einem 
ausführlichen  illustrierten  Kataloge  die  ausgestellten  Gegenstände 
zu  beschreiben.  30 

Der  Katalog  zerfällt  in  drei  Teile;  der  erste  behandelt  das 
Metall,  der  zweite  die  Keramik,  der  dritte  Glas,  Miniaturmalerei 
und  Textilkunst.  Nicht  nur  Beschreibung  eines  jeden  Gegenstandes, 
sondern  auch  Vergleichsmaterial  und  Literaturnachweise  enthält  der 
Katalog,  der  sich  zu  einem  Handbuche  der  persisch -islamischen  35 
Kunst  erweitert;  sehr  wichtig  ist  auch,  daß  Eugen  Mittwoch  sich 
der  Entzifferung  des  inschriftlichen  Materials  unterzogen  hat  und 
somit  jedesmal  Text  und  Übersetzung  der  Inschriften  mitgeteilt 
werden  konnte. 

Bis   jetzt    ist    nur    der    erste    Teil    erschienen:    „Metall".      Er  10 
beschreibt  203  Stücke  aus  der  Sammlung').     Die  hervorragendsten 
sind  auf  besonderen   Tafeln,    ein    großer    Teil    der  Gegenstände    isl 
im  Text  wiedergegeben    worden ;    dabei    hat  Sarre    die  Stücke  teil- 


1)  Einige  wenige  Gegenstände  sind  ausgestellt,  ohne  daß  ich  sie  im  Katalog 
finden  konnte;  andererseits  sind  ,uis  Raummangel  manche  beschriebenen  Stücke 
vorliiiilig  in   Scin-änkon   untergobriicht. 

Zeitschrift  der  n.  M.  ü.     Hd.  LXU.  38 


588  Anzeigen. 


weise  zeichnen  lassen,  um  charakteristische  Dekorationsfornien  und 
Details,  Meistermarken  usw.  klarer,  als  es  auf  mechanischem  ^Yege 
möglich  wäre,  zum  Abdruck  zu  bringen.  Im  Ganzen  53  Abbildungen 
im  Text  und  zehn    auf  das  sorgfältiofste  ausgeführte  Tafeln.     Wer 

DO  O 

5  die  Schwierigkeiten  kennt,  die  sich  bei  der  mechanischen  Wieder- 
gabe von  Metallstücken  zeigen,  wird  die  Sorgfalt  bewundern,  mit 
welcher  zumal  auf  den  Tafeln  einige  der  prächtigsten  Stücke  re- 
produziert sind.  Den  einzelnen  Gruppen  sind  kurze  Einleitungen 
vorausgeschickt,    welche     allgemeine     Bemerkungen     über    Technik, 

10  Herkunft  und  besondere  charakteristische  Merkmale  enthalten.  Die 
einleitend  verzeichnete  Literatur  hat  neuerdings  eine  wichtige  Be- 
reicherung erfahren  dm-ch  das  , Manuel  d'art  musulman",  welches 
1907  in  Paris  erschienen  ist,  Librairie  Alphonse  Picard  et  fils ; 
dort    zumal  Bd.  II   „Les   arts  plastiques  et  industriels"   par  Gaston 

15  Migeon  (conservateur  des  objets  d'art  du  moyen  lige  au  musee  du 
Louvre). 

Die  ersten  vier  Stücke  der  Sammlung  sind  vor -islamische 
Arbeiten.  Vgl.  zu  dem  prächtigen  Feldzeichen  Nr.  1  Klio,  Beiträge 
zur  alten  Geschichte,    Bd.  VI,  wo  H.  Schäfer  über   „assyrische  und 

20  ägyptische  Feldzeichen"   handelt. 

Nr.  5 — 13  sind  früh  -  islamische  Arbeiten  mit  Gravierung  und 
Reliefschmuck,  doch  ohne  Tauschierung :  meist  gegossene,  seltener 
getriebene  Arbeiten  schwerer,  einfacher  Form,  vor  allem  aus  Tur- 
kestan.  —  Ni'.  15 — 17  Arbeiten    des    12.- — 18.  Jahrb.    mit    Relief- 

2.')  schmuck.  Gravierung  und  spärlicher  Tauschierung  in  Kupfer  und 
Silber;  vor  allem  senkrecht  geiippte  Kannen  mit  in  hohem  Relief 
herausgearbeiteten  Löwen  und  Vögeln.  Die  frühesten  bekannten 
Arbeiten  scheinen  nicht  in  Mossul,  sondern  auf  dem  armenischen 
und    nordpersischen    Hochlande    gefertigt    zu    sein.    ■ —   Nr.   18 — 43 

30  Arbeiten  des  13.  — 14.  Jahrh.  mcsopotamischer  oder  persischer 
Herkunft  mit  Gravierung  und  Silbertauschierüng ;  auf  die  voll- 
ständig mit  Silber  ausgelegten  Buchstaben  sind  häufig  Menschen- 
köpfe und  Figuren  eingezeichnet.  Der  Atabek  Lu'lu'  von  Mossul 
(1233 — 1259    n.  Chr.)    scheint    die    künstlerische    Entwicklung    be- 

3.5  sonders  gefördert  zu  haben.  —  Nr.  44 — 58  Arbeiten  des  14.  Jahr- 
hunderts persischer  Herkunft  mit  Gravierung,  Silber-  und  Gold- 
tauschierung;  mit  figurenreiclien  Kompositionen  und  kleinblättrigem 
Pflanzenwerk. 

Nr.  59 — 78 a  Arbeiten  des   14. — 15.  Jalnh.  syrischer  und  ägyp- 

10  tischer  Herkunft  mit  Gravierung  und  Silbertauschierüng.  Das 
Betonen  des  Omamentalen  und  der  Schrift  charakterisiert  diese 
Zeit  in»  Gegensatze  zum  Figürlichen.  Die  suinntischo  Reaktion 
hat  eben  schon  durch  Watl'engewalt  unteistützt  iiu-  Haupt  erhoben. 
Das    Anbringen    europäischer    AVappcnschilder     beweist,     daß    man 

J5  sclion  für  Europa,  besonders  für  Venedig,  arbeitete.  —  Nr.  79 — 95 
Arbeiien  des  16. — 18.  Jahrh.  persischer,  zentral- asiatischer  und 
ägyptischer  Herkunft,  mit  Gravierung  und,  in  seltenen   Fällen,  mit 


Mann:  Sarre,  Erzeugnisse  islamischer  Kunst.  589 

Tauschieruüg.  —  Nr.  96 — 101  Arbeiten  des  15.  und  16.  Jahrb., 
von  Orientalen  oder  unter  orientalischem  Einfluß  in  Venedig  ge- 
arbeitet; zumal  von  Mahmud  el  Kurdi  und  den  Meistern  Käsim 
und  Muhammed ;  ohne  figürliche  Darstellungen  oder  Inschriften ;  in 
Linienführung  und  in  der  äußeren  Form  zeigt  sich  allmählich  5 
europäischer  Einfluß. 

Nr.  102 — 140  indische  Arbeiten.  Die  muslimischen  Inder 
verwenden  Kupfergeräte,  während  die  Hindus  messingartiges  Gelb- 
kupfer vorziehen.  Es  entwickelt  sich  die  Kuft- Arbeit  und  die 
Bidri-Arbeit  als  besondere  Techniken ;  charakteristische  Gefäßformen  lo 
sind  die  Huka  und  die  Lota.  —  Nr.  141 — 169  Metallarbeiten  ver- 
schiedener Technik  und  Bestimmung,  teils  für  den  christlichen 
Kult,  teils  als  Schmuck-  und  Gebrauchsgegenstände  in  Kleinasien, 
Persien  und  Zentralasien  dienend.  —  Nr.  170 — 203  geben  zum 
Schluß  Waffen  kaukasischer,  persischer,  türkischer,  indischer  und  i5 
zentralasiatischer  Herkunft,  wobei  Sarre  auf  die  Sammlung  des 
Kgl.  Zeughauses  in  Berlin  verweist,  welche  eine  erschöpfende  Über- 
sicht über  die  Entwicklung  der  orientalischen,  speziell  der  i^ersischen 
und  türkischen  Waffen  gibt. 

Seite  67 — 82  folgt  ein  sehr  nützlicher  und  mit  aller  Sorgfalt  20 
ausgearbeiteter  Epigraphischer  Anhang  von  Eugen  Mittwoch.  Hier 
werden  die  Inschriften  im  Zusammenhang  besprochen.  Zuerst  von 
den  Gefäßen  für  Herrscher,  dann  von  denen  für  hohe  Würden- 
träger; Segenswünsche  und  Ruhmesworte;  Inschriften  in  Versen; 
Inschriften  religiösen  Inhalts;  Künstlernamen.  25 

Der  ganze  Katalog  bietet  uns  auf  diesem  so  wenig  bearbeiteten 
Gebiete  ein  äußerst  wertvolles  Hilfsmittel  unsers  Studiums.  Hoffen 
wii-,  daß  die  folgenden  Teile  auch  recht  bald  erscheinen. 

Anhangsweise  sei  es  mir  gestattet,  bei  dieser  Gelegenheit  einen 
dringenden  Wunsch  auszusprechen,  den  ich  schon  lange,  zumal  der  30 
Berliner    Museumsverwaltung    gegenüber,    auf    dem    Herzen    habe. 
Wir  brauchen  für  die  orientalischen  Sammlungen  die  Unterstützuntr 
weiterer  Kreise.     Damit  aber  das  Interesse  in  geeisfneter  Weise   ore- 
weckt  werde,  dazu  würden   in  allererster  Linie  knappe,  verständlich 
geschriebene    Führer    durch    die    einzelnen    Museumsgebiete    dienen,  35 
die  zudem    illustriert    sein    müssen.     Die    ägyptische  Abteilung  hat 
solch    ein    „Ausführliches   Verzeichnis    der    ägj'ptischen    Altertümer 
und    Gipsabgüsse"    mit   83  Textabbildungen;    aber    der    Preis    von 
3  Mk.  ist  für  den  Museumsbesucher  zu  hoch.     Was    aber    soll   der 
Nichtfachmann     mit    den    etwas    abseits     liegenden    Kunstgebieten  10 
machen,  wenn  er  im  Hauptführer    nur    zwei    oder   drei  Seiten  mit 
ein  paar  allgemeinen  Worten  findet?    Das  Britische  Museum  bietet 
in    seinen    für    1  s.    käuflichen    Guides    gute  Vorbilder.      Übrisjens 

,,0  O 

hat   auch  Sarre  diesen  tlbelstand    wohl    schon  empfunden;  denn  er 
läßt    in    seiner  SamniluiiLr    zu  dem   annfcmessenen   l'reise   von   1  Mk.  •».'■. 
einen   mit   15  z.  T.  farbigen  Illustralionon   und   einer  farbigen  Tafel 

38* 


590  Anzeigen. 


I 


ausgestatteten  Sonder  -  Abdruck  aus  der  Zeitschrift  ,  Kunst  und 
Künstler"  1904  unter  dem  Titel  ,  Persisch -arabische  Kunst"  ver- 
kaufen. Es  ist  sehr  zu  wünschen,  daß  auch  unter  den  offiziellen 
Publikationen  bald  solche  Hefte  erscheinen,  die  zu  mäßigem  Preise 
5  zugleich  dem  Fachmanne  eine  Erinnerung  an  das  Gesehene,  dem 
Fremdlinge  aber  eine  gute  Einführung  in  das  Kunstgebiet  gewähren, 
aus  dem  ihm  das  Museum  die  besten  Proben  vorführen  will. 

Traugott  Mann. 


I 


V. 


591 


Kleine  Mitteilungen. 

Note  on  the  Ändhra  king  Candasäta.  —  The  histoiy 
of  the  Ändhras  has  been  discussed  by  Mr.  Vincent  Smith  in  this 
Journal  for  1902  and  1903  and  later  on  in  his  Early  History  of 
India-  pages  194  seq.  The  last  but  one  of  the  kings  of  the 
dynasty  is  here  given  as  Candra  in  accordance  with  the  Visnu  5 
Puräna,  and  in  his  History  (p.  202)  the  author  remarks  that  "the 
real  existence  of  Candra  Sri  is  attested  by  the  discovery  of  a  few 
leaden  coins  bearing  his  name",  referring  the  reader  to  his  Gata- 
logue  of  the  Coins  in  the  Indian  Museum,  Calcutta  (Oxford  1906, 
p.  209).  The  coins  here  referred  to  are  very  well  known.  Mr.  lo 
E.  Thomas  {Indian  Antiquary  IX,  64)  describes  three  copies,  and 
gives  the  legends  as  \rä\rio  VasifJio{tht)putasa  siri-Gatkdasatasa. 
[rci\no  sii'i-Cathda,  and  rario  siri-Cafndasatasa,  respectively.  Sir 
A.  Cunningham  {Coins  of  Ancient  India,  London  1891,  p.  110, 
PL  XI,  13.  14)  has  two  copies.  He  reads  the  legends  räjna  Vasi-  i5 
thiputasa  siri-  Vadasatasa  and  räjna  siri-  Vada<ia\tasa\  respectively. 
The  Indian  Museum  in  Calcutta  possesses  only  one  example  which 
Mr.  Smith  (1.  c.)  reads  sar[i^  Cadasäfa[kani].  At  the  same  time 
he  informs  us  that  Professor  Rapson  iö  his  unpublished  Britisli 
Museum  Catalogue  of  Ändhra  coins  points  out  that  Gada  and  not  20 
Vada  is  the  proper  form  of  the  name.  That  this  is  so,  is,  I  think, 
evident  from  the  published  facsimiles.  In  Mr.  Smith's  Catalogue, 
it  is  true ,  the  reproduction  of  the  Cada  coin  has  been  forgotten 
in  the  plate.  But  the  legends  on  the  two  coins  illustrated  by 
Cunningham    are    clearly   rano    V[ä\s[i]th['i]putasa   s[i ])-[i ]- Gada-  25 

sätasa  and  [ra]no  sir[i\-Ca(ia respectively.     As    far    as   can 

be  made  out  from  the  coins,  the  proper  form  of  the  name  of  this 
king  is  accordingly  Cadasäta,  and  I  am  unable  to  See  why  Mr.  Smith 
prefers  the  form  Candra.  The  forms  of  the  name  given  in  the 
Puränas  are  not  at  all  in  favour  of  this  supposition.  Candra^  it  30 
is  true,  occurs  in  the  Vi.snu  and  Bhfigavata  Puräna,  but  the  Matsya 
has  Ganda  and  the  Vayu  Danda^),  and  this  last  form  cannot  well 
be  explained  as  a  corruption  of  Candra.  I,  therefore ,  think  lliat 
Ganda  is  the  correct  form  of   the    word.     Canda  was  of  course  a 

1)  I  qiioto  from  151i!iii(larkiii-'s  noto  in    Gozetlecr  of  the  Bomhaii  Presi- 
dency,  Vol.  I,   Part  11,  Bombay    18'JG,  p.  1G4. 


592  Kleine  Mitteilungen. 

Sätakarni,  but  this  fact  does  not  justif'y  us  to  make  the  Cadasäta 
of  the  coins  stand  for  Catici  Sätakani,  though  it  inight  be  urged 
that  consideratioji  of  Space  would  make  such  an  abbreviation  quite 
natural.    I  am,  however,  able  to  quote  an  instance  where  the  form 

5  Cadasäta  has  been  used ,  though  no  such  consideration  existed.  I 
am  indebted  to  Mr.  A.  Rea,  to  whose  zeal  and  acuraeu  we  owe  so 
many  important  archaeological  discoveries,  for  this  Information. 

At  Kodavolu  near  Chandurti  in    the  Pittapur    taluk ,  Kolanka 
Estate ,  Godavari  Distriet ,  Mr.  Rea  found    on   a  hill  called  dänam 

10  di'bba  or  "mount  of  wealth"  some  structural  remains  which  he 
thinks  are  a  Buddhist  stüjja  and  perhaps  other  buildings.  Close 
to  the  mount  were  three  rectanguhxr  wells  cut  in  the  solid  rock. 
They  were  filled  with  earth  to  within  a  few  feet  from  the  surface. 
The  local  tradition  is  that  these  wells  were  used  for  storing  water 

15  or  grain.  On  the  inner  side  of  one  of  them  is  an  inscription  in 
BrähmT  characters.  The  estarapages  and  photographs  I  have  seen 
do  not  make  it  possible  to  read  the  whole  with  certainty,  but 
eveiything  of  importance  can  be  made  out. 

The  inscription  covers  a  space  21"  X  18  ",  and  the  height  of 

20  the  individual  letters  is  Vj.." — 4"  (a).  The  aiphabet  is  of  the 
same  character  as  in  the  Näsik  inscriptions,  and  may  be  assigned 
to  the  end  of  the  second  or  the  beginning  of  the  third  Century  A.  D. 
The  language  is  Präkrit.  The  palatal  s  occurs  in  1.  5.  The  in- 
scription  is  distributed  over  six  lines  and  it  runs, — 

25  1.     sidham  rano  Vasitlfi- 

2.  putasa  sämi-siri- 

3.  Cadasätasa  \savachd\re 

4.  10  3(?)  he  pa  3  diva  [dasame'>] 

5.  amacasa  \hhu]m{ve^o  [dhamend] 
30                           6.  thäpito. 

Success.  In  the  13th('?)  year  of  the  king  svämin  ^7-Cada- 
säta,  the  son  of  Vasithi,  in  the  third  fortnight  of  winter,  on 
the  tenth(?)  day,  the  earth-dwelling  of  the  minister  was  rightly 
established. 

.35  The  term  hlmmiveia  is  not  known  from  other  sources.    I  have 

asked  Mr.  Rea  if  the  wells  found  by  him  can  be  graves,  and  he 
thinks  that  quite  possible.  It  is  however  better  to  suspend  judgment 
tili  the  site  has  been  excavated. 

The  inscription  here   mentioned   has  been  found    in    the  Goda- 

40  vari  Distriet,  and  as  far  as  I  know,  all  the  coins  of  Cadasäta  have 
been  discovered  in  the  same  neighbourhood.  It ,  therefore ,  seems 
necessary  to  infer  that  he  belonged  to  the  eastern  branch ,  and 
we  have  no  indication  tliat  he  ever  ruled  in  the  western  Andhra 
country.  g^en  Konow. 


Kleine  Mitteilungen.  593 

Die  Säinkhy  asütras.  ■ — ■  R.  Garbe  bat  bewiesen,  daß  die 
Sämkbyasütras  ein  modernes  Werk    sind    (die   Sämkhya-Pbilosophie 

5.  69 f.;  Säipkbya  und  Yoga  —  im  Grundriß  —  jd.  8).  Ich  glaubte 
annehmen  zu  müssen,  daß  es  zwar  eine  moderne  Kompilation,  aber 
mit  Benutzung  alter  Bestandteile  sei  (Gott.  gel.  Anz.  1895,  S.  210  f.).  5 
Ein  Argument  zur  Entscheidung  der  Frage,  und  zwar  zu  Gunsten 
der  Garbe'schen  Ansicht,  läßt  sich  der  üpamitibhavaprapaficä  kathä, 
welche  von  Siddharsi  906  n.  Chr.  vollendet  wurde,  entnehmen.  Ich 
lege  dasselbe  im  Folgenden  vor. 

Im  4.  Prastäva  seines  Werkes  gibt  Siddharsi  eine  Skizze  der  lo 
sechs  Darsanas.  Das  Nyäyasystem  beschreibt  er  durch  möglichst 
wörtliche  Anführung  der  wichtigsten  Sütra,  ebenso  das  Vaisesika- 
system ,  wobei  jedoch  einige  Definitionen  aus  dem  Prasastapäda 
Bhäsya  gegeben  werden.  An  dritter  Stelle  steht  der  Särakhya- 
darsana-samksepartha.  (S.  meine  Ausgabe  in  der  Bibl.  Ind.,  S.  667.)  i5 
Obschon  nun  die  einzelnen  Sätze  genau  wie  Sütras  aussehen ,  ist 
doch  kein  einziger  in  den  Sämkhyasütras  enthalten.  Wir  müssen 
nun  folgendermaßen  schließen.  Hätte  ein  Sämkhyawerk  in  Sütras 
vorgelegen,  so  würde  Siddharsi  es  sicher  benutzt  haben,  wie  er  es 
beim  Nyäya  und  Vai^esika  getan  hat.  Wären  ferner  die  Sämkhya-  20 
sütras  mit  Benutzung  eines  älteren  Sütrawerkes  entstanden ,  so 
wüi-den  sicher  einige  der  grundlegenden  Sätze  aus  diesem  in  jene 
übergegangen  sein  und  sich  bei  Siddharsi  finden.  Da  dies  aber 
nicht  der  Fall  ist,  so  sind  auch  die  zu  diesem  Schluß  führenden 
Voraussetzungen  wenigstens  unwahrscheinlich.  25 

Siddharsi  hat  also  wohl  jene  Sütra-ähnlichen  Sätze  selbst  s:e- 
bildet,  wobei  er  einigemale  Haribhadra's  Saddarsanasamuccaya  be- 
nutzt hat,  wie  man  sich  durch  Vergleichung  der  vorzüglichen  von 
Dr.  Suali  besorgten  Ausgabe  dieses  Werkes  in  der  Bibl.  Ind.  über- 
zeugen kann.  30 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  noch  oivvähnen,  daß  das  von 
Garbe  in  der  Preface  p.  VIII  zu  Sä.mkhya  Sütra  Vrtti  angeführte 
Indizium  für  das  Alter  Aniruddha's,  nämlich  Aniruddha's  Benutzung 
des  Wortes  vyatihlieda  in  ufpdlapatrasatavjiiifibhcdavaf ,  das  erst 
aus  dem  Sä,hitya  Darpana  bekannt  war,  hinfällig  ist;  denn  derselbe  ;!r. 
Ausdruck  utpaladalasatainjatibhcdavat  findet  sich  schon  im  Nyäya- 
värtika  p.  37  der  Ausgabe  in  der  Bibl.  Ind.  und  geht    also  in  das 

6.  Jahrhundert  zurück.  tj  t         i  • 

Her  ni  a  ii  n  Jacob  i. 

Zu  S  u  1 1  a  n  i  p  ä  t  a  4  4  0.  —  Der  J?odhisattva  .  M  ära's  Ver- 
suchungen  zurückweisend   und  zum  Komi)f  gegen  seine  lloerschaaren  .m 

entschlossen,  saaft: 

esa  muvjam  parihare  dhir  atthu  idlia  jivitam  1 
samgämc  nie  mafam  seyijo  yan  ce  jlre  paräjifo  \\ 
Ich  wiederhole  hier  nicht,    was    der  einlieimischo   Kommentar. 
Windisch,  xMära  und  Ikuldlia,  17f.,  ich,  ZDMCi.   LH,  663   Anni.  i.-> 


594  Kleine  Mitteilungen. 

über  die  schwierigen  drei  ersten  Worte  gesagt  haben.  Zuletzt  hat 
sich  mit  ihnen  Pischel  in  seinem  inhaltreichen  Aufsatz  „Ins  Gras 
beißen",  Berl.  Sitzungsber.  1908,  459  tf.,  beschäftigt i).  Er  über- 
setzt:   „Ich    verschmähe   das   Schilfrohr";    es    handle  sich  um   „das 

5   Bild    des  Kriegers ,    der    sich    in  Lebensgefahr    des    Schilfrohrs    zur 

Rettung  bedient"  (nämlich  als  Zeichen,  daß  er  um  sein  Leben  bittet). 

Mir  scheint  für  die  Erklärung  der  Worte  den  Weg  zu  zeigen, 

daß  die  beiden  charakteristischen  Elemente  der  Stelle,  pari-hr  und 

muvja,    in    vedischen    Texten    mehrfach    nebeneinander    erscheinen, 

10  stehend  genug,  um  diesen  Parallelstellen  entscheidendes  Gewicht  zu 
verleihen.     Ich  führe  an: 

Gobhila  II,  10,  37  trih  prodahnnam  munjamekhaläm  pariharan. 
Kätyäyana  Sraut.  11,  7,  1   munj ayoktrena  trivrtä  pariharati. 

Vgl.  Hillebrandt,  Neu-  und  Vollmondsopfer  59,  Anm.  5. 
15  Satapatha   Brähm.    III,  2,  1,  10    atha    mehhaläm  par  iharate. 

§  13  munj avalsenänvastä  bhavati.     §14  tarn  pariliarate. 

Die  Sammlung  würde  sich  wohl  leicht  vermehren  lassen.  Aber 
schon  diese  Stellen  scheinen  mir  genügend  zu  erweisen,  daß  es  sich 
im  Suttanipäta  um  einen  »iMwya-Gürtel  handelt,    und    daß  pari-hr 

20  nicht  „vermeiden",  „verschmähen",  sondern  „(den  Gürtelj  umlegen" 
bedeutet. 

Der  umgelegte  Gürtel  konnte  dem  Umgürteten  mystische  Kraft 
mitteilen.  Die  untereinander  eng  verwandten ,  aus  dem  profanen 
Dasein    mystisch    herausgehobenen  Zustände   des  Brahmanenschülers 

25  und  des  Opferers  resp,  seiner  Gattin  wurden  eingeleitet  u.  A.  durch 
Umlegen  eines  Gürtels,  der  am  Schlüsse  der  weihevollen  Zeit  ab- 
genommen bezw.  ziu'  Tilgung  des  ihm  innewohnenden  Fluidnms  ins 
Wasser  geworfen  wurde  -).  Noch  näher  an  die  im  Suttanipäta  vor- 
liegende Situation  führt  heran,  daß  es  für  Abhicärahandlungen  eine 

.■io  Diksä  gibt,  bei  der  ein  Hauptritus  darin  besteht,  daß  der  Verrichter 
des  Zaubers  sich  einen  Gürtel  umbindet  (Kausika  Sütra  47,  14  if., 
Caland,  Altindisches  Zauberritual  160  ti'.),  welcher  im  zugehörigen 
Atharvantext  (Av.  VI,  133,  2)  als  fsinäm  dyudham  ,  als  vlrag/ini 
bezeichnet    wird;    der  Zaubernde    sagt    in  Bezug  auf  diesen  Gürtel 

35  und  auf  seinen  Feind  an<h/aina7n  melchalayä  sinämi.  Es  wäre 
von  Interesse,  die  KoUe  des  Gürtels  sowie  die  des  Schilfgrases 
(murrja)  im  indischen  Glauben  weiter  zu  verfolgen.  Für  jetzt 
unternehme  ich  das  nicht  und  begnüge  mich,  die  hier  betrachteten 
drei  Worte,  die  der  Bodhisattva  spricht,  zu  paraphrasieren :    „Möge 

•10  er  (Mära)  immer  seinen  Mufijagürtel  unniehmen ,  der  im  bevor- 
stehenden Kampf  ihm  Sieg  bringen  soll".       jj    Oldenberi^- 


!!>• 


1)  S.  dort  auch  dio  Losiirten  von  Lalitiivistani  und  Maliävastii, 

2)  i'ber  Verwandtschaft  der  Gowoihtheit  des  Opferos  und  Schük>rs  sielio 
meine  „Uoligion  des  Vedji"  400.  Dio  Zoupnisso  der  Ivitualliterntiir  über  dio 
UmKÜrtiing  und  das  Abtun  (h's  fJürtol/.aubors  sowie  dio  Sprüche  über  dio  Zaubor- 
kraft  des  Gürtels  dürfen  als  bekannt  vorausgesetzt  werden. 


595 


Verzeichnis  der  im  letzten  Vieiteljahr  bei  der 
Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

(Mit  Ausschluß  der  bereits  in  diesem  Hefte  angezeigten  Werke.  Die  Redaktion 
behält  sich  die  Besprechung  der  eingegangenen  Schriften  vor;  Rücksendungen 
können  nicht  erfolgen.  Anerbieten  der  Herren  Kollegen,  das  eine  oder  andre 
wichtigere  Werk  eing'eliend  besprechen  zu  wollen ,  werden  mit  Dank  an- 
genommen.    Die  mit  *  bezeichneten  Werke  sind  bereits  vergeben.) 

Echos  d'Orient.    lie  annee,  no.  71:  Juillet  1908;  no.  72:  Sept.  1908.    Paris. 

Rivista  degli  studi  orientali.  Anno  I.  —  Vol.  I.  Fase.  3.  4.  Roma: 
E.  Loescher  «&  C,  Lipsia:  O.  Harrassowitz,    1908. 

*Universite  Saint-Joseph  lieyrouth  (Syrie).  Melanges  de  laFaculte  Orien- 
tale, in,  Fasel.  Paris:  P.  Geuthner,  London:  Luzac  and  Co.,  Leipzig: 
O.   Harrassowitz,    1908.     479   S.,   7   Taf.      22   fr. 


'^ Brockelmann,  Carl  —  Grundriss  der  vergleichenden  Grammatik  der  semitischen 
Sprachen.  In  zwei  Bänden.  I.  Band :  Laut-  und  Formenlehre.  Berlin, 
Reuther  &  Reichard,    1908.     XV,   665   S.     gr.   8«.     32,  geb.   34,50   M. 

^ BrocLehnann,  Carl  —  Kurzgefasste  vergleichende  Grammatik  der  semitischen 
Sprachen.  Elemente  der  Laut-  und  Formenlehre.  (Porta  Linguarum  Orien- 
talium  XXI.)     Berlin,  Reuther  &  Reichard,   1908.     XII,  314   S.     8  M 

L'Astrologie  Chaldeenno.  Fase.  3.  Le  Livre  intitule  «enuma  (Anu) 
ilu  Bei*  public,  transcrit  et  traduit  par  Ch.  Virolleaud.  Te.xte  cuneiforme, 
Ishtär.     Paris,  P.  Geuthner,    1908.     66   (+    2)  S.     gr.  8". 

The  Book  of  Exodus  with  Introduction  and  Notes  by  A.  H.  Mc  Neile. 
London,  Mothuen  &  Co.  (1908).  (In:  Westminster  Comuientaries ,  ed.  by 
Walter  Lock.)     CXXXVI,  247  S.      10  s.  6  d. 

Baraitha  di-Mlecheth  ha-Mischkan.  Tannaitischer  Kommentar  zu  den 
Vorschriften  über  den  Bau  des  Heiligtumes  .  .  .  Kritisch  beleuchtet  und 
erläutert  von  Af.  Fi'iedmann.  (In :  XV.  Jahresbericht  d.  israel. -theolog. 
Lehranstalt    in  Wien    f.   d.  Schuljahr   1907/1908.)      Wien    1908.     V,  98  S. 

Thomsen,  Peter  -  Systematische  Bibliographie  der  Palästina-Literatur.  Auf 
Veranlassung  des  Deutschen  Vereins  zur  Erforschung  Palästinas  bearbeitet. 
I.  Band:  1895 — 1904.    Leipzig  u.  New- York,  Rud.  Haupt,  1908.  XVI,  204  S. 

Rosanes,  Salomon  A.  -  Geschichte  der  Juden  in  Türkei  [sie]  vom  Jahre  1300 
— 1520  nach  gedruckten  und  handschriftlichen  Quellen,  nebst  einem  Ver- 
zeichnisse der  hebr.  Bücher,  welche  bis  1520  in  der  Türkei  gedruckt 
wurden,  von  N.  Borges  mit  Ergänzungen  von  A.  Afarx  und  vom  Ver- 
fasser. (Hebräisch.)  Ilusiatyn,  in  Komm,  bei  L.  Schwager  v>c  I).  Fränkel. 
1907.      234   S.      6  M. 


596      Verzeichnis  der  hei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Studia  Syriaea.  Fase.  II.  Apocryphi  Hypomnemata  Domini  Nostri  seu 
Acta  Pilati  aiitiqua  versio  syriaea  quam  nunc  primum  edidit  latine  vertit 
atque  notis  illustravit  Ignatius  Ephraem  II  Rahmcmi  patriarcha  Anti- 
ochenus  Syrorum.  Typis  patriarch.  in  Seminario  Scharfensi  in  Monte  Libano. 
MCMVIII.     23,   38  S.     (Zu  beziehen  durch   O.  Ilarrassowitz,  Leipzig.) 

*The  Nakä'iil  of  Jarlr  and  al-Farazdak  edited  by  Antliong  Ashley  Bevan. 
Vol.  II.     Part  I.      P.   öfl— vSa   +    VI  S. 

Sechster  Band  des  Kitäb  Bagdad  von  Ahmad  ihn  fibi  Tähir  Taiftir.  Heraus- 
gegeben und  übersetzt  von  H.  Keller.  I.  Teil:  Arabischer  Text.  Leipzig, 
O.  Ilarrassowitz,   1908.     382   S.  autogr.      12   Af. 

Armbruster ,  C.  H.  -  Initia  Amharica.  An  Introduction  to  spoken  Amharic. 
Part  I.  Grammar.  Cambridge,  üniversity  Press,  1908.  XXIV,  398  S. 
12  s.  net. 

Acta  raartyrum.  Ediderunt  [et]  Interpretati  sunt  I.  Balestri  et  H.  Hi/vernat. 
(Corp.  Script,  chäst.  orient.  —  Spriptores  coptici,  ser.  III,  t.  1,1.)  Parisiis: 
C.  Poussielgue,  Lipsiae:  O.  Harrassowitz ,  1907  u.  1908.  252  u.  152  S. 
13,20    +    6   M. 

Charpentier,  Jarl—  Studien  zur  indischen  Erzählungsliteratur.  I.  Paccekabuddha- 
geschichten.  (Uppsala  Universitets  Arsskrift  1908.  Filosofi,  Sprakvetenskap 
...   4.)     Upsala   1908.     IX,    174  S. 

Bacher,  Wilhelm  -  Zwei  jüdisch-persische  Dichter  Schahin  und  Imrani.  (Sonder- 
ausg.  a.  d.  Jahresber.  d.  T^andes-Rabbinerschule  in  Budapest  f.  d.  Schuljahr 
1908/9.)     Strassburg  i.  E.,  K.  J.  Trübnor,    1908.     S.  125—206.      1,80   M. 


Gihh,  E.  J.    W.  -  k  History  of  Ottoman  Poetry.    Vol.  V.    Edited  by  Edward 
G.   Broume.     London,  Luzac  &  Co.,   1907.      VIII,  251   S.      15  s.  net. 


Hellenismus.  Monatliches  Organ  des  griechischen  National- Vereins  ,Helle- 
nismos"  hrsg.  von  den  in  Deutschland  und  Oesterreich  lebenden  Griechen. 
Verantw.  Redakteur  S.  Mora'itis.  1.  Jahrg.,  1.  Heft.  Leipzig,  G.  Kreysing, 
1908.     Abonnement  jährlich   6    M. 

Kasasis ,  Neokles  -  Griechen  und  Bulgaren  im  neunzehnten  und  zwanzigsten 
Jahrhundert.     Autoris.  Übersetzung.     Leipzig,  B.  Liebisch,   1908.      139   S. 

Inscriptions  ot  pieces  de  chancellerie  chinoises  de  l'epoque 
mongole.  (Seconde  serie.)  Par  Edouard  Charannes.  E.xtrait  du  »T'oung- 
pao^,  S^rie  II,  Vol.  IX,  No.  3.    Leiden,  E.  J.  Brill,   1908.    134  S.  u.  30  Taf. 

The  Journal  of  the  Siam  Society.  Vol.  IV.  (Part  I.  II.  III.)  Bangkok 
1907.     (Leipzig:   O.  Harrassowitz.)     Jahrg.   25    M. 

Bingham,  Hiram  -  A  Gilbertese-English  Dictionary.  Boston,  American  Board 
of  Commissioners  for  Foreign  Missions,   1908.      V^III,   179   S. 

Abgeschlossen  am  5.   XI.   1908. 


597 


Ruvvaka's  Alamkarasarvasva. 

übersetzt  von 

Hermann  Jacobi. 

(Schluß.) 


156  Wenn  nach  der  Analogie  vom  Stock  und  Zucke r- 
plätzchen  sich  eine  bestimmte  Sache  von  selbst  er- 
gibt, (so  ist  das  die  Figur)  A r  t h  ä p a 1 1  i  (selbstverständ- 
liche Annahme). 

^)[Der  Zustand  von  einem  Stock  und  einem  Zuckerplätzchen  5 
heißt  dandcqnqnkä  ^  gebildet  mit  dem  Taddhita- Suffix  aka  f.  ikä 
(vun)  nach  Pän.  V,  1,  133  dvandvamanojnudibhyas  ca,  wobei  das 
Wort  nicht  Vrddhi  nimmt  als  unter  den  gana  prsodaradi  fallend, 
wie  in  ahamahamikä  usw. ;  so  sagen  einige.  Andere  aber  erklären : 
dandä2mpikä  heißt  diejenige  Maxime,  in  welcher  danda  und  apüpa  10 
vorkommen;  wie  ahamahamikä,  in  der  Bedeutung  „daß  ich  es  ver- 
möchte, daß  ich  es  vermöchte!",  ist  es  mit  dem  besitzanzeigenden 
7m,  ika  (fhan)  gebildet  (cf.  Pän.  V,  2,  115  f.).  Andere  erklären, 
dandäpüpikä  sei  „wie  danda  und  apüpa'^^  und  nehmen  nach  Pän. 
V,  3,  96  ive  p>ratikrtau  das  Suffix  kan  an].  i.'> 

Hier  ergribt  sich  nämlich  aus  dem  Benagen  eines  Stockes  durch 
eine  Maus  als  selbstverständlich,  daß  das  bei  jenem  liegende  Zucker- 
plätzchen (von  ihr)  gefressen  worden  sei;  diese  Maxime  wird  mit 
dem  Namen  dandäpüpikä  belegt.  Und  wie  sich  hier  aus  dem 
Benagen  des  Stockes  das  Fressen  des  Kuchens  als  selbstverständlich  20 
ergibt,  ebenso  folgt,  wenn  eine  Sache  eingetreten  ist,  eine  andere 
Sache    aus    der   Sachlage,    die    darin    besteht,    daß    derselbe  Modus 

157  zugrunde  liegt 2):  das  ist  Arthäpatti.  Und  das  ist  kein  syllogistischer 
Schluß,  weil  die  Gleichheit  des  Modus  keine  (tatsächliche)  Vor- 
bindung (zwischen  hetu  und  sädhya)  ist,  und  ohne  eine  solche  kein  25 


1)  Die  eingeklammortü  StoUo  ist  liandgroiflich  eine  Glosse.  (Jrixmniiitischo 
Erörterungen,  dazu  so  lange,  wirre  und  lahme,  sind  nicht  in  der  Art  unseres 
Autors;  vollends  vor  der  Saclierklärung  ist  sie  nicht  am  Platze.  Im  Te.xt  ver- 
bossero  dimndva  für  danda,  ahamahamikädäv  für  ahamahamüi/ädäv,  jvati- 
hrtau  für  pi-okrtait. 

2)  D.  h.  nach  demselben  Grundsatz,  nach  dorn  die  eine  Sache  konstatiert 
ist  {siddhi),  ist  es  auch  die  andere.     Komm. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.     Bd    LXII.  39 


598  Jacoli,  Ruyyahct's  Alamharasarvasva. 

Schluß  statthat.  —  Weil  die  Arthäpatti  ein  Modus  der  Exegeten 
ist,  so  wird  sie  wegen  ihrer  Gleichartigkeit  mit  diesem  hier  be- 
spi'ochen. 

Die    Arthäpatti    ist    nun    zweifach .    jenachdem    aus    etwas    in 
5  den    Zusammenhang  Gehörigem    sich    etwas    nicht    Hineingehöriges 
ergibt,  oder  umgekehrt.     Erstere  -wie  folgt. 

„Auch  dem  Siva  vei'gingen  mit  Mühe  jene  Tage  in  Sehnsucht" 
„nach  Vereinigung  mit  der  Tochter  des  Bei'ges;  welchen  Sklaven" 
,der    Sinne    sollten   nicht  jene  Zustände  erregen,    wenn  sie  selbst" 
10  ,den  HERRN  beeinflussen  V^)" 

Hier  gehört  das  Erlebnis-)  Sivas  in  den  Zusammenhang  und 
suggeriert  ein  solches  der  Menschen,  das  nicht  in  den  Zusammen- 
hang  gehört,  als  selbstverständlich.     Ein  Beispiel  der  zweiten  Art : 

-Daß  die  Berore  sich  nicht  beulen,  wenn  du  Starkarmiger  den*" 
15  „Bogen  spannst,    ist  wunderbar.      Was    soll  man  reden  von  jenen" 
„elenden  Krähen,  die  Feinde  heißen V*^)" 

Hier    ^ehört    der  Vorcrancr    mit    den  Bergen   nicht  in  den  Zu- 
sammenhanCT    und    er    sus^sreriert  den  mit  den  Feinden,    der  in  den 
Zusammenhanop  aebört,  als  selbstverständlich. 
20  Zuweilen   wird  der  Grund  für  die  Gleichheit  des  Modus  durch 

ein   Wortspiel  angedeutet,  z.  B. : 

„Sein  Schmuck  ein  furchterregender  Menschenschädel,  seine" 
„Gesellschaft  Bhriigin  mit  dem  zerfallenen  Leibe *),  seine  Habe  ein" 
„einziger  alter  Stier:  das  ist  der  Zustand  selbst  des  Siva,  des  Herrn" 
2.5  „aller  Götter,  obschon  die  Mondsichel  auf  seinem  Haupte  thront" 
„(wenn  das  Schicksal  widrig  ist  über  unserem  Haupte),  was  be-" 
„deutei4  dann  wir  Armen!" 

Hier    ist    in    vidhau  vakre  ein  Wortspiel.     Aus  dem  nicht  in 
den  Zusammenhang  gehörigen  Vorgang  mit  Siva  ergibt  sich   die  in 
30  den  Zusammenhang  gehörige  andere  Sache. 

Der  Gegensatz  von  zwei  gleich  mächtigen  Sachen  15.'^ 
ergibt  die  Figur  Vikalpa  (Alternative). 

Wenn  zwei  einander  widersprechende  Sachen ,  die,  weil  von 
derselben  Berechtigung,  gleich  mächtig  sind,  bei  ein  und  derselben 

O  O'      O  o  ' 

ar.  Gelegenheit  Anwendung  (oder  Zulassung)  gleichzeitig  fordern,  Gleich- 
zeitigkeit aber  wegen  ihres  gegenseitigen  Widerspruchs  nicht  möglich 
ist,  so  ist  das  ein  Vikalpa  (Alternative). 

Schön  ist  er,  wenn  sich  unter  ihm  eine  Ähnlichkeit  verbirgt. 
Z.  B. :    „beugt  die  Häupter  oder  die  Bogen  (beim  Spannen  derselben), 

40  legt  an  eure  Ohren  meine  Befehle  oder  eure  Bogensehnen"  usw.  ^). 
Hier  liegt  bei  dem  von  gegnerischen  Königen  auszuführenden  Beugen 

1)  Kum.  Sarnbli.   VI,  ü.'i. 

2)  Lies  vrltiinUih  für  vrltah. 

3)  Harsac.   7.   U.  (p.  202). 

4)  Lies  ris/riKliif/o  mit  Kävyaprailiixi  \i.  348. 

5)  Harsacarita   N.  S.   1'.   ed.   p.  1'.I4. 


Arthapatti,   Vihalpa  p.  157 — 159.  599 

der  Häupter  und  Bogen  die  gleiche  Berechtigung  vor.  Auch  Frieden 
und  Krieg  sind  hier  in  derselben  Reihenfolge  gleichberechtigt,  da 
hinsichtlich  des  gegnerischen  Königs  jeder  von  beiden  ausschließliche 
Beachtung  beansprucht.  Und  da  nun  die  beiden  (Frieden  und 
Krieg)  einander  widersprechen,  so  können  jene  beiden  (Beugen  der  s 
Häupter  und  Bogen)  nicht  gleichzeitig  stattfinden^).  Es  kommen 
aber  (Frieden  und  Krieg)  hier  gleichzeitig  in  Betracht,  weil  eine 
andere  Eventualität  undenkbar  ist.  Es  liegt  also  hier  ein  richtiar 
begründeter  Yikalpa  vor.  Da  in  dem  Beugen  die  Ähnlichkeit  jener 
beiden  liegt,  so  ist  es  auch  eine  poetis che  Figur-).  Und  ebenso  lo 
muß  man  es  sich  bei  „legt  an  eure  Ohren"  und  in  andern  Fällen 
zurechtlegen. 

Und  da  diese  Figur  eine  Ähnlichkeit  in  sich  birgt,  so  erscheint 
sie  zuweilen  mit  Benutzung  des  Wortspieles  z.  B. : 

159  »Die  Blicke  in  Liebe  Ergebener  entzückend,  mit  dem  blauen"  i5 

„Lotus  wetteifernd,  von  den  der  Versenkung  obliegenden  zum  Objekt" 
„der  Meditation  gemacht  zur  Erlangung  des  Heils  (bezw.  des  Er-" 
„wünschten-^)),  ein  Schatzhaus  der  Schönheit,  Gefallen  den  Augen" 
„der  Laksmi  bereitend,  möge  das  Augenpaar  oder  der  Leib  Hari's" 
„euch  des  Weltlebens  Leid  lindern^)".  20 

Hier  ist  „das  Augenpaar  oder  Leib"  eine  Alternative,  und  da 
sie  das  Erhabenste  sind,  so  kommt  ihnen  gleiche  Berechtigung  zu  ^). 
Und  hier  steht  das  Wort  „oder"  nicht  im  Sinne  von  „und"  ;  denn 
wenn  auch  dieser  Ausweg  an  sich  möglich  wäre,  so  ist  doch  ein 
solcher  Gebrauch  den  guten  Dichtern  fremd.  Man  könnte  sagen :  ^:> 
die  Alternative  beruht  auf  einem  Gegensatz;  wie  ist  aber  hier  ein 
GesrensatzV  Das  trifft  nicht  zu.  Da  die  Augen  zum  Leib  gehören, 
so  dürfen  sie  nicht  besonders  genannt  werden ,  oder  wenn  sie 
genannt  werden,  so  gibt  das  eine  Rivalität  zu  erkennen,  und  Rivalität 
ist  Gegensatz.  Denn  wenn  man  den  Sinn  so  faßt :  die  beiden  ;io 
Augen  oder  der  Q-anze  Leib ,  dann  ist  der  Gegensatz  deutlich  zu 
sehen.  Hier  ist  die  Alternative  mit  einem  Wortspiel  verquickt, 
weil  Genus  und  Numerus  hier  doppelsinnig  erscheinen. 

Somit    ist    die  Figur  Vikalpa    das  Gegenteil    vom  Samuccaya; 
und  es  ist  zu  bemerken ,  daß  diese  von  früheren  Autoren  in  ihrer  :ir> 


1)  Ich  übersetze,  als  wenn  im  Te.\to  stände  etwa  yugapatprai'rttijasam- 
hhavah.  Die  Lesart  der  Ausgiibo  provrltiin  ist  sinnlos,  und  scheint  die  Stelle 
verderbt. 

2)  Denn  ohne  diesen  Zug  der  Ähnlichkeit,  wodurcli  die  beiden  Dinpe  in 
Vergleich  treten,  läge  nur  eine  Redefigur  vor,  wie  z.  B.  in  Bhartrhari  Nltis.  74 
nindantu  lütmipunä/i . 

3j  nUe  hita^  auf  netre,  iütä  ihitaP  auf  tanus  bezogen. 

4)  Von  Ami  tadatta  cf.  Zachariae,  Epilegomena  zu  der  Ausgabe  des  Mankha- 
kosa  (Sitzungsbor.  Ak.  d.  W.,  Wien  CXLI)  p.  3S.  JKAS.  1894,  p.  G49,  1807. 
p.  283. 

5)  JagannfUha,  Hasagaugädhara  p.  488  f.,  verwirft  die  technischo  Erklärung 
unseres  Autors  und  nimmt  vä  im  Sinne  von  iva. 

39* 


(300  Jacohi,  Iluyijaka''s  Alamharasarvasva. 

Besonderheit  nicht  erkannte  Figur  (von  uns  zuerst)^)  hier  dargestellt 
worden  ist. 

Die  Gleichzeitigkeit  von  (mehreren)  Eigenschaften 
bezw.    Tätigkeiten    heißt    Samuccaya    (Kumulierung). 
5  Das   gleichzeitige  Vorhandensein   von  Eigenschaften   wie  Rein- 

heit usw.,  desgleichen  von  Tätigkeiten  ist  die  Figur  Samuccava. 
Er  stellt  sich  dar  als  das  Gegenstück  zum  Vikalpa.  Der  Reihe  nach 
wie  folgt : 

„Die  Schar  aller  deiner  Feinde  zersprengend  wurde  dein  Heer" 
10  ,hier  flugs  heiter  ixnd  finster  wurden,  o  König,    die  Antlitze  der" 
,  Bösen  2)". 

„Diese  schwer  zu  ertragende  Trennung  von  der  Geliebten  traf"    160 
„plötzlich    ein    und  es  mußten  die  Tage  angenehm  werden  durch" 
„ihre  Kühle  infolge  des  Heraufziehens  frischer  Wolken-^)". 
15  Diese  Beispiele  zeigen  den  Samuccaya  auf  zwei  getrennte  Subjekte 

verteilt,  er  kommt  aber  auch  so  vor,  daß  er  in  einem  Subjekt  seinen 
Sitz  hat.     Z.  B. : 

,Was  sie,  in  ihrem  Herzen  den    von  dir  zugefügten  frischen" 
„Stachel,  genannt  Liebe,  tragend  in  ihrem  Schmerze  tut,  das  ver-" 
20  „nimm,    o  Guter:    sie  liegt  darnieder,    verdorrt,  vergeht,  schwatzt" 
-allerlei,    verwelkt,    zittert,  taumelt,  wälzt  sich,  schwindet  dahin," 
„fällt  um,  kommt  wieder  zur  Besinnung  und  geht  aus  den  Fugen.  ^)" 
Ein    ähnliches    Beispiel    wäre    auch    für    den    Samuccaya    von 
Eigenschaften  zu  geben. 
25  Einige  sagen,  daß  der  Samucca  nicht  nur  entweder  von  Eigen- 

schaften oder  von  Tätigkeiten  aufti'ete,  sondern  auch  von  beiden 
zusammen ;  z.  B. : 

-Niederofeschlacren,  zusaramencreknifl^'en,  himmelnd,  lachend,  aus-" 

„drucksvoll,  halbgeschlossen,    geöffnet,    sich   erweiternd,    huldvoll," 

30  „geschlossen,  verliebt,  zitternd,  stier,  mit  erhobener  Braue,  unstet," 

„schielend,  weitoffen, und  tränenerfüllt  ist  unter  dem  Ein-" 

„fluß  des  Affektes  ihr  Auge,  das  eine  immer  anders  tätig  als  das" 
„  andere  °)". 

Hier    sind    äJcekara    usw.    Eigenschaftswörter,    nyancat    usw. 

35  Tätigkeitswörter;  hier  ist  also  die  Gleichzeitigkeit  von  Eigenschaften 

sowohl  als  von  Tätigkeiten  in  Kombination.  In  prasüdi,  saprema  usw. 

ist  nach  dem   Grundsatz,  daß  in   Kompositen  und  Wörtern,  die   mit 


1)  Der  Komm,   sngt:   anenüsi/a  granthalcrdupajnatvam   eva   dar^itam. 
^^  Diese  Figur  findet  sich  daher  nocli  nicht  im  Kävyaprakäsa,  sie  wird  aber  ebenso 

definiert  von  Jayadeva,  Candräloka  V,  9G. 

2)  Kudruta   VII,  28. 

3)  VikramorvasT  73   (IV,  6), 

4)  Ind.  Sprüilio  44GO. 

/))  Bälarämiijana  II,  19.  Ob  ich  alle  Attribute  richtig  wiedergegeben  habe, 
sei  dahingestellt.  Titaljallardi'ifjottnrum  verstehe  ich  nicht.  Lies  kanipram, 
U(l/Jirii  mit  dem  Te.xt  der  Ausgabe. 


Samuccaiia  p.  159 — 162.  601 

Krt-  bezw.  Taddhita-Suffixen  crebildet  sind,  die  Yerbinduncr  aus- 
gedrückt  sei,  die  Verbindung  ausgesprochen,  und  insofern  sie 
etwas  Abgeschlossenes^)  ist,  (bedeuten  jene  Wörter)  Eigenschaften, 
darum  findet  wegen  des  Eigenschaftwortes  Gleichzeitigkeit  der 
Eigenschaften  statt.  5 

161  So  ist  dieser  Samuccaya  dreifach.  Xachdena  der  eine  in  drei 
Arten  zerfallende  Samuccaya  definiert  worden  ist,  wird  jetzt  der 
zweite  definiert : 

Und    wenn,    obschon    ein    Ding    als    Ursache    des 
Erfolges  da  ist,  (auch)  ein  anderes  denselben  bewirkt,  lo 

so  ist  das  ein  Samuccaya.  Wenn  ein  Ding  als  Ursache  der 
Vollenduno-  irgend  einer  Aufgabe  auftritt ,  dann  auch  ein  anderes 
mit  jenem  konkurrierend  die  Vollendung  herbeiführt,  so  ist  das  ein 
anderer  Samuccaya.  Und  dei'selbe  ist  nicht  in  der  Figur  Samädhi 
einofeschlossen  -.  wo  nämlich  das  eine  Ding  schon  an  sich  vollständicf  is 
Sfenücrt ,  um  den  Zweck  zu  erreichen ,  das  andere  sich  aber  unver- 
Sehens  behufs  desselben  Zweckes  einstellt,  für  diesen  Fall  wird  der 
Samädhi  belehrt  werden.  Wo  aber  viele  Ursachen  sich  zusammen 
einstellen  wie  Tauben  auf  der  Tenne,  da  liegt  unser  Samuccaya  vor. 
Somit  ist  ein  großer  Unterschied  zwischen  diesen  beiden  Figuren.  20 
Dieser  unser  Samuccaya  hat  drei  Formen :  das  Zusammenkommen 
von  guten ,  von  nicht  guten ,  von  zugleich  guten  und  nicht  von 
cruten  Dingen.  Etwas  Gutes  i.  e.  Vorzügliches  mit  einem  hinzu- 
kommenden  Guten  i.  e.  Vorzüglichem  verbunden  z.  B. : 

„Makelloses   Geschlecht,    hehre  Gestalt,    gründlich    gebildeter"  25 
„Geist,  hinlängliche  physische  Kraft,  glänzender  Reichtum,  unge-" 
„schmälei'te  Macht:  das  sind  wahrhaft  herrliche  Gaben;  durch  sie*" 
„verfallen  die  Menschen  leicht  in  Hochmut:  für  dich  aber,  0  König," 
„sind  eben  dieselben  Zügel-)'". 

162  Hier  findet   eine  Komplikation  der  ^lakellosigkeit  des  Vorzug-  30 
liehen  Geschlechtes  mit  anderen  vorzüglichen  Dingen  wie  Gestalt  usw. 
statt,  von  denen  jedes  für  sich  Hochmut  zu  erzeugen  imstande  (ist 
und)  als  mit  jenem  konkurrierend  dargestellt  wird. 

„Amors  Pfeilen  nicht  zu  wehi-eu,  der  Liebste  fern,  das  Herz** 
„voll  Sehnsucht,  die  Liebe  tief,   die  Jugend  grün,  das  Leben  zäh,''  35 
„die  Familie  ehrbar,    unser  Geschlecht  so  schwach,   die  Jahreszeit '' 
„der  Liebe  hold,  das  Schicksal  hart,  die  Freundinnen  nicht  gewandt:" 
.wie  kann  ich  eine  so  niederträchtise  Trennung  tragen!'')" 

Hier    findet    eine  Komi^likation    der   Pfeile   Amors,    die  wegen 
ihrer  Unwiderstehlichkeit  etwas  Schlimmes  sind,  mit  andern  Dingen  10 
von  gleichem  Charakter  wie  Ferne  des  Geliebten  usw.  statt.    Wenn 
auch  die  frische  Jugend  usw.  an  sich  etwas  Gutes   ist,    so    ist    sie 

1)  sidclha  im  Gegensatz  zu  mdhjid. 

2)  Cf.  Sbh.  2507,  wo  die  zweite  Hälfte  etwas  anders  lautet. 

^)  In    den  Anthologien    wird    diese    Strophe    dem    Bhatta    iSai'ikuka    bezw. 
Saükuka  Rlajiirasünu  zugeschrieben. 


002  Jacohi,  Ruyyaha's  Alamkarasarvasva. 

hier  doch  in  ihrem  Verhältnis  zur  Trennung  als  etwas  Schlimmes 
anzusehen. 

Ein   zugleich  Gutes   und    nicht  Gutes    mit    einem    ebensolchen 
verbunden : 
ö  „Der  Mond  am  Tage  fahl,    eine  Geliebte   verblüht,  ein  Teich" 

„der  Seerosen  bar,  eines  stattlichen  Mannes  Mund  ohne  Beredsam-" 
„keit.  ein  Herr  aufs  Geld  erpicht,  ein  Guter  stets  im  Elend,  ein" 
, Schurke  am  Fürstenhof:  das  sind  sieben  Stacheln  in  meinem" 
,  Gemüt  1)". 

10  Hier    ist  der  Mond    an    sich    etwas  Vorzügliches,    aber   wegen 

seiner  Fahlheit  am  Tage  etwas  nicht  Vorzügliches :  dai'um  findet 
hier  die  Komplikation  eines  zugleich  guten  und  nicht  guten  Dinges 
mit  andern  von  gleichem  Charakter  wie  der  verblühten  Geliebten 
statt.     Aber    man    darf   sadasadyoga   nicht  so  ei'klären,    als  ob  in 

1»  der  Komplikation  das  eine  Ding  gut,  das  andere  nicht  gut  wäre. 
Man  könnte  nun  einwerfen :  der  Schurke  am  Fürstenhof  ist  etwas 
nicht  Gutes,  die  übrigen  Dinge  aber  sind  (an  sich)  gut  -) ;  wie  findet  also 
hier  die  Verbindung  des  kumulierten  Guten  mit  einem  nicht  Guten 
statt?     Das   trifft  nicht  zu.     Denn    „der  Schurke  am  Fürstenhofe" 

20  ist  vielmehr    ein  Verstoß    gegen    die  richtige  Exposition  •^),  bewirkt 
aber    keine  Schönheit,    weshalb    es    hier    nicht  in  Betracht  kommt. 
Darum  haben  andere^)  gesagt,  daß  in  dergleichen   Fällen  der  Sinn-    163 
fehler  saliacarabhinna   vorliege.     In  unserem  Falle  hat  man  es  so 
zu  deuten,    daß  das  Gute  in  dem  Aufenthalt  am  Fürstenhofe,    das 

25  Nichtgute  in  der  Schurkigkeit  liege.  Es  waren  die  Subjekte  als 
gut,  die  Prädikate  als  nicht  gut  aufgeführt ;  hier  aber  (bei  dem 
Schurken)  verhält  es  sich  anders;  darum  ist  die  Sache  nicht  ganz 
fehlerfrei.  Warum  ist  hier  nicht  wie  in  dem  vorausgehenden  Beispiel : 
„Amors    Pfeilen    schwer    zu    wehren"   usw.  die  gleiche   Verbindung 

30  von  Gutem  und  nicht  Gutem?  Hier  soll  gesagt  werden,  daß  etwas 
an  sich  Gutes  nicht  gut  sei,  dort  daß  es  überhaupt  nicht  gut  sei; 
das  macht  den  Unterschied  zwischen  beiden  aus.  Darum  wird  hier 
auch  alles  zusammengefaßt  mit  den  Worten:  ,das  sind  sieben 
Stacheln   in  meinem  Gemüt",  weil  das,  was  als  schön   in  es  einge- 

35  drungen  ist,  Schmerz  verursacht.  In  der  anderen  Strophe  aber 
(wird  mit  Worten:)  „wie  kann  ich  ertragen"  (alles  zusammengefaßt) 
in  dem  Gedanken,  daß  jene  Dinge  in  jeder  Hinsicht  nicht  gut  seien. 
So  hat  jede   der  drei  Formen  ihr  abgegrenztes  Feld. 

Wenn    durch    Hinzutreten    einer    andern   Ursache 

■10  ein  Produkt  leicht   zustande  kommt,   so  ist  das  Samädhi. 

Wenn    die    von   jemand  in  Angriff  genommene  Aufgabe  durch 

1)  Bhartrlinri  Nltis.   45,  cf.  Iml.   Spr.   C434. 

2)  Lies  tu  liobluinü  ili,  wie  auch   aus  dem   Komm,   orliellt. 

3)  priikrainabhaiigd. 

4)  Kfivysipnikäsrt  VII,  9.      Der    (jeiiannto  Fehler    besteht    darin,  daß  hete- 
rogene Dinge  wie  homogene  beliandelt  worden. 


Samadhi,  Prati/amka,  Pratlpa  j)-  ^ö2 — 165.  603 

das  Hinzutreten  einer  andern  Ursache  leicht  zustande  kommt,  so 
heißt  das  Samiidhi  wegen  samyag  (richtiger)  ädhäna  (Hervor- 
bringung).  Diese  Figur  wird  unmittelbar  nach  dem  Samuccaya 
wesfen  ihrer  Ähnlichkeit  mit  ihm  behandelt :  ihre  Verschiedenheit 
von  ihm  ist  oben  gezeigt  worden.     Beispiel:  5 

„Als  ich  mich  ihr  zu  Füßen  werfen  wollte,  um  ihren  Zoi'n" 
„zu  besänftigen,  da  erhob  sich  glücklicherweise  dienstfertig  dieses" 
„  Donnergerolle  ^) " . 

Die  Ursache  für  die  beabsichtigte  Besänftigung  des  Zornes  ist 
164  der  Fußfall;  um  diese  Aufgabe  leicht  auszuführen,  wird  eine  andere  10 
Ursache,    das  DonnergeroU,    hinzugefügt;    und    daß    das  Ziel    leicht 
erreicht  werde,  erhellt  aus  dem  Worte    „dienstfertig"    {upakäräyd). 

Nachdem  so  die  auf  einem  Prinzip  der  Satzökonomie  -)  beruhenden 
Figuren  gelehrt  worden  sind,  werden  jetzt  die  auf  einem  Prinzip 
des  praktischen  Lebens  beruhenden  Figuren  genannt.  15 

Wenn  bei  der  Unfähigkeit,  den  Gegner  zu  schädigen, 
ein  ihm  Angre  höriger  geschädigt  wird,  so  heißt  das 
Praty  anlka. 

Wenn  ein  Schwacher  seinem  starken  Gegner  nichts  anhaben 
kann  und  er  dann,  um  ihm  zu  schaden,  einen  ihm  angehörigen  20 
Schwachen  schädigt,  so  heißt  das  Pratyanika.  Das  Substitut 
{pratinidhi)  des  Heeres  {anlka)  wird  praii/anlka  genannt.  Wegen 
ihrer  Ähnlichkeit  damit  heißt  diese  Figur  Pratyanika.  Wie  nämlich, 
wenn  das  Heer  angegriffen  werden  soll,  und,  weil  man  dazu  nicht 
imstande  ist,  etwas,  das  als  dessen  Substitut  gelten  kann,  angegriffen  25 
wird,  ebenso  wird  hier,  wo  der  Gegner  besiegt  werden  sollte,  ein 
ihm  angehöriger  Schwacher  geschädigt;  das  ist  die  Bedeutung.  Der 
Zweck  ist,  die  Stärke  als  in  dem  Gegner  liegend   zu  verherrlichen. 

1^-5  „Rähu,  unvermögend  dem  Visnu  etwas  anzvihaben,  in  Feindschaft"  no 

„ob  der  erlittenen  Leibessti'afe,  bedrängt  noch  jetzt  eifrig  den  Mond," 
„dessen  Form  seinem  lieblichen  Antlitz  ähnelt")". 

Hier    ist    Rähu    gegenüber    der  HERR    ein    mächtiger  Gegner, 
und    der  ihm  kraft  der  Ähnlichkeit  mit  seinem   Antlitz  angehörige 
Schwache  der  Mond ;    aus  dessen  Schädigung  erkennt  man  die  Er-  35 
habenheit  des  HERRN. 

Wenn  der  Vergleichsgegenstand  getadelt  wird 
oder  man  ihn  zum  v  e  i*  g  1  i  c  h  e  n  e  n  Gegenstand  macht, 
so  ist  das  ein  1* r a 1 1 p a. 

Wenn    der  Vergleichsgegenstand    durch    die    Fra^e   nach   seiner  10 
Berechtigung  getadelt  d.  h.  untersucht  wird,  sofern  der  verglichene 
Gegenstand  das  leisten  kann,   was  der  Vergleichsgegenstand  leisten 
sollte,    so   ist    das    ein  Pratlpa.      Der  verglichene  Gegenstand   wird 


1)  Küvyädarsa  II,  299. 

2)  Lies  väki/a^  für  liähi/a\  c(.  Note  .0  zu  S.  i'>:i  oben. 

;j)  sisup.  xiv,  78. 


g()4  Jacobi,  RnuyahcCs  Alamhärasarvasva. 

als  "pratlpa  bezeichnet,  weil  er  sich  zu  dem  Vergleicbsgegenstand 
gegensätzlich  verhält.  Wenn  man  einen  Yergleichsgegenstand .  der 
als  solcher  gang  und  gäbe  ist,  zum  verglichenen  Gegenstand  macht, 
um  ihn  in  der  Achtung  herabzusetzen ,  weil  man  einen  andern 
5  (würdigeren)  Vergleichsgegenstand  aufstellen  möchte,  so  ist  das  ein 
zweites  PratTpa,  insofern  auch  hier  der  oben  ausgesprochene  Gesichts- 
punkt (für  seine  Benennung)  zur  Geltung  kommt. 

Der  Reihe  nach  wie  folgt: 

(Die  Beschreibung  Srikantha's  in  Harsac.  p.  98):    „wo  das  Auge   166 
10  der  Frauen   ihr   angeborener  Mundamälä-Schmuck.    die  Kränze  aus 
blauen  Lotusblnmenblättern  aber  nur  eine  Last  war*"   usw. 

[Oder   wie   in    der  Strophe    (oben  p.  149):    „Als  der  Schöpfer 

dich,    0  König,    der  Schönheit  Heim"   usw.      Oben   wurde    gezeigt, 

daß  hier  auch  ein  Yathäsainkhj-a  vorliegt]  ^). 

15  „Ei,  komm  doch,  Schöne,  leih  dein  Ohr,  höre  deine  Schande  :*• 

„mit  deinem  Antlitz,  o  Schlanke,  vergleichen  die  Leute  den  Mond." 

Hier  wird  der  als  Vergleichsgegenstand  gang  und  gäbe  Mond, 
um  ihn  herabzusetzen,  zum  verorlichenen  Gegenstand  gemacht.     Der 
Grund  ist  hier,  daß  man  das  Antlitz  als  Vergleichsgegenstand  (d.  h. 
20  daß  mit  ihm  der  Mond  verglichen  werde)  hinstellen  möchte. 

Zuweilen  ist  eine  sreläufige  Ähnlichkeit  der  Grund  zur  Herab- 
Setzung,  z.  B. : 

„Warum,  Liebe,  bist  du  so  unerträglich  stolz  auf  deine  zwei"    lüT 
-Augen?      Sind  denn  nicht  wie  sie  überall  in  den  Teichen  blaue" 

TT  O 

25  „Lotusse?-)" 

Hier  bewirkt  die  Aufstellung  als  Vergleichsgegenstand'')  die 
Herabsetzuncf  von  etwas  ganz  Vorzüaflichem  ■*).  Nach  dieser  Norm 
gilt  als  PratTpa ,  wenn  etwas  wegen  seiner  ganz  hervorragenden 
Eigenschaften  nicht  als  verglichener  Gegenstand  fungieren  kann,  nun 

30  aber  als  Vergleichsgegenstand  5)  behandelt  wird.     Z.  B.: 

„Brüste  dich  nicht,  liebes  Hfilähala,  du  seiest  Herr  und  Haupt" 
„der  Schlimmen:  sind  nicht  deinesgleichen  reichlich  hier  auf  Erden" 
„die  Reden  der  Bösen?" 

Hier  wird  das  Hälähala,  dessen  Fehler  so  groß  sind,  daß  es 
35  als  vei-glichener  Gegenstand  nicht  gedacht  werden  kann,  als  Ver- 
gleichsgegenstand  dargestellt. 

Die  V  e  r  d  e  c  k  u  n  g  einer  Sache  durch  eine  andere 
heißt  Mllita. 


1)  Die  eiiigoklammerto  Stolle  scheint  ein  Zusatz  zu  sein.  Denn  da  die 
beiden  Pratlpa's  kramOKt  belegt  werden  sollen,  so  hätte  es  keinen  Sinn ,  zwei 
Beispiele  für  die  erste  Art  anzuführen.  2)   Kudrata  VUI,  7>>. 

'A)  Lies  ujxtniänatvajn'iidurbhära,  wie  sich  aus  dem   Komm,   ergibt. 

4)  Nämlich :  netrai/ufjalafii/a,   Komm. 

.O)  Ich  verändere  hier  den  Te.\t  nach  den  zur  Erläuterung  des  Beispiels 
gegebenen  Worten.  Dem  Komm,  scheint  allerdings  schon  unsere  entschieden 
verderbte  Lesart  vorgelogen  zu  haben. 


Milüa,  Sämanya  p.  166—170.  605 

AVenn  ein  Ding  ein  anderes  durch  eine  ihm  eigentümliche  oder 
auch  zufällige  Eigenschaft  verdeckt,  dann  wird  das  der  Sache  ent- 

168  sprechend  Mllita  genannt.  Und  das  ist  nicht  die  Figur  Sämanya. 
Denn  diese  besteht  darin,  daß  wegen  einer  gemeinsamen  Eigenschaft 
der  Unterschied  (zweier  Dinge)  nicht  wahrgenommen  wird ;  hier  5 
aber  wii'd  ein  Ding  von  geringerer  Qualität  durch  eines  von  höherer 
in  den  Schatten  gestellt.  Somit  ist  ein  großer  Unterschied  zwischen 
diesen  beiden  Figuren. 

Durch  eine  dem  Dinge  eigentümliche  Eigenschaft  z.  B. 

„Die  Augen  in  ihren  Außenwinkeln  unstet,  beim  Sprechen"  n) 
„liebliche,  undeutliche  Laute,  der  Gang  schleppend  und  voll  An-*" 
„mut,  das  Antlitz  äußerst  lieblich:  so  präsentieren  sich  aus  eigener*" 
„Anlage  die  zarten  Körper  der  Gazellenäugigen  derart,  daß  hier" 
„die  Wirkung  des  Rausches,  obgleich  er  sich  zeigt,  nicht  bemei'kt" 
„wird".  lö 

169  Hier  wird  durch  die  Beweglichkeit  der  Augen,  eine  natürliche 
Eigenschaft,  die  durch  die  Wirkung  des  Rausches  erzeugte  Beweg- 
lichkeit  der  Augen  verdeckt. 

Dux'ch  eine  zufällige  Eigenschaft  z.  B. : 

„Auch  ein  Kenner  würde  nicht  bei  deinen  Feinden  mit  ihrem"  -20 
„zitternden,  schauernden  Leibe,    da    sie   immer   in  Schluchten  des" 
„Himäla3"a,  besorgt  vor  deinem  Hereinbrechen,  willenlos  leben,  die" 
„Furcht  erkennen  können". 

Die  aus  dem  Aufenthalt  in  den  Schluchten  des  Himälaya  sich 
ergebende  Kälte  bringt  als  Akzidenz  Zittern  und  Schauern  („Gänse-  23 
haut")    hervor,    welche    die    durch    die  Furcht    bewirkten    gleichen 
Symptome  verdeckt.    Und  wegen  des  Yerdeckens  hat  die  Bezeichnung 
Mllita  statt. 

Wenn  eine  in   den  Zusammenhang  gehörige  Sache 
mit    einer    andern    wegen    der  Gleichheit    der   Eigen-  ;!o 
schaffen  durchaus  gleich  wird,  (so  ist  das  die  Figur) 
S  ä  m  ä  n  y  a. 

Wenn  eine  in  den  Zusammenhang  gehörige  Sache  mit  einer 
nicht  hinein  wehörigen  wegen  des  Besitzes  gemeinsamer  Eigenschaften 
als  durchaus  gleich  d.  h.  wegen  Nichtbemerkens  des  Unterschiedes  s.t 
als  wescnseins  geworden ,  dargestellt  wird ,  so  ist  das  wegen  des 
Besitzes  gleicher  (samäna)  Eigenschaften  die  Figur  Sämänj'a.  Und 
es  ist  das  keine  Apahnuti,  weil  nicht,  indem  etwas  geschildert  wird, 
es  als  etwas  anderes  dargestellt  wird.     Z.B.: 

„Die  Leiber  mit  Sandelpulver  gepudert,  mit  blanken  l'erl-'"  n» 
„schnüren  geschmückt,  die  Gesichter  leuchtend  von  schneeweißem" 
„Elfenbein- Ohrschmuck,  in  leuchtend  reinen  Gewändern:  so  gehen" 
„jetzt,  da  der  Mond  in  weitem  Glänze  die  Erde  weißt,  unbomerk-" 
„bar  geworden,  munter  und  sonder  Furcht  /.u  ihres  Liebsten" 
„Wohnung  die  lockeren  Mädel".  i-'' 

170  Hier    wird    die    Nichtwahrnehmung    der    Verschiedenheit    des 


606  Jacobi,  Ruyyalca's  Alamkarasarvasva. 

Mit-Sandel-pulver-gepudertseins  usw.  von  dem  Mondschein  durch 
die  Worte   „unbemei'kbar  geworden"   angezeigt. 

Unter  Aufgabe  der  eigenen  Eigenschaft  An- 
eignung  einer  höheren  (heißt)  Tadguna. 

5  Wo    ein  Ding   von    nicht  hervorragender  Eigenschaft  sich  die- 

jenige eines  ihm  nahen  vorzÄiglichen  Dinges  aneignet,  da  liegt  die 
Figur  Tadguna  vor,  so  benannt  vreil  „des  vorzüglichen  Dinges 
Eigenschaften  in  ihm  sind".  Und  das  ist  kein  Milita.  Denn  in 
letzterem  wird    das    in   Rede    stehende  Ding   als    durch  ein  anderes 

10  verdeckt  aufgefaßt,  in  unserer  Figur  aber  wird  das  in  Rede  stehende 
Ding,  dessen  eigenes  Wesen  unverborgen  bleibt,  als  durch  die  Eigen- 
schaft eines  andern  koloriert  aufgefaßt.  Dadurch  unterscheiden  sich 
beide  voneinander.     Z.  B. 

„Wo     (i.    e.    auf    dem    Aufgangsberge)     die     wie     Bambus-" 

15  „sprossen  dunkeln  (Smaragden)  mit  ihrem  rings  erstrahlenden  Glänze" 

„die  Sonnenrosse,  die  durch  die  Morgenröte  ihre  Farbe  verändert" 

„hatten,    zum  Wiederannehmen    ihres  eigenen  Glanzes  brachten^)". 

Hier    eignen  sich  die  Sonnenrosse  die  Farbe  Aruna's  an,    und 

diese  den  Glanz  der  Smaragde;    somit    findet   sich    hier    das  Merk- 

20  mal  des  Tadguna. 

Wenn  ein  Ding,  obschon  Veranlassung  dazu  wäre, 
nicht  sich  den  Eigenschaften  (eines  andern)  angleicht, 
(so  ist  das  die  Figur)  A tadguna. 

Bei  Gelegenheit  des  Tadguna  wird  dessen  Gegenteil  Atadguna 

25  besprochen.     Hier  wäre  es  berechtigt,   daß  ein  Ding  von  mindei-er 
Eigenschaft  sich  diejenige  eines  vorzüglicheren  auf  Grund  von  dessen 
Nähe  aneignete ;  wenn  aber  trotz  der  Veranlassung  dazu,  nämlich  der 
Nähe  des  Dinges  von  hervorragender  Eigenschaft,  Nichtangleichung   171 
an  dessen  Wesen:    die  hervorragende  Eigenschaft,   d.h.  Nichtuach- 

30  ahmunar  durch  das  Ding  von  minderer  Eigenschaft  stattfindet,  so 
ist  das  die  Figur  Atadguna.  so  benannt  weil  „des  vorzüglichen 
Dinges  Eigenschaften  nicht  in  ihm  sind".  Oder  wenn  Nichtan- 
gleichung  an  das  Wesen  eines  hinzugezogenen  Dinges  (überhaupt) 
trotz  der  Veranlassung  dazu  statthat,  so  ist  auch  das  ein  Atadguna, 

35  so  benannt  weil  „des  hinzugezogenen  Dinges  Eigenschaften  nicht 
in  ihm  sind".     Der  Reihe  nach  wie  folgt: 

„Obschon  du  ein  dhavala-)  bist,  o  Schöner,  so  hast  du  doch" 
„mein  Herz  gerötet  (oder  erobert);  wenn  auch  aufgenommen  in" 
, meinem    von    Röte    (oder    Liebe)    erfüllten    Herzen    wirst    du,    o" 

40  „Liebenswürdiger,  doch  nicht  rot  (oder  verliebt)-')." 

„Das  Wasser  der  Gangä  ist  weiß,  das  der  Yamunä  rußfarbig:" 
„in  beiden  tauchend,  o  Schwan,  wird  diese  deine  blendende  Weiße' 
„nicht  erhöht  und  niclit  vermindert')". 

1)  Sisup.  IV,  14. 

2)  Ein  Vorzüglicher  (DK.  V,  67  =  yo  yanijäiii  jätilv  uttamali)  uiul  ^weiß". 

3)  Ilüla  ÜÜ7,  4)  Ind.' Sprüche  '.'101. 


10 


Tadguna,  Atadguua,  Uttara,  STiksma  j).  170 — 173.  ßQT 

lu  dem  ersten  Beispiele  wird  der  mit  dem  Ausdruck  dhavala 
bezeichnete  Geliebte  trotz  der  Berübi'ung  mit  dem  sehr  roten  Herzen 
nicht,  wie  doch  zu  erwarten  wäre,  rot;  es  liegt  also  ein  Atadguna 
vor.  In  dem  zweiten  tritt  trotz  der  Berührung  mit  dem  Wasser 
der  Gangä  und  Yamuuä  nicht  deren  Wesen  ein ;  also  durchaus 
Atadguna.  Weil  aber  hier  auf  das  Verhältnis  von  Ursache  und 
Wirkung  kein  Gewicht  gelegt  ist,  so  findet  die  Figur  Vi>ama  darauf 
keine  Anwenduncr. 

172  Wenn  aus  einer  Antwort  die  Frage  erraten  wird 
und  wenn  mehrmals  eine  unerwartete  Antwort  sre- 
geben  wird,  (so  ist  das  die  Figur)  Uttara. 

Wo  eine  nicht  ausgesprochene  Frage  aus  der  ausgesprochenen 
Antwort  erraten  wird,  liegt  ein  Uttara  vor:  und  das  ist  kein 
Anumäna,  weil  (die  technischen  Erfordernisse  eines  Schlusses  wie) 
pahmdharmatä  usw.  nicht  gegeben  werden.  Und  wo  auf  eine  15 
Frage  eine  unerwartete  Antwort  folgt,  und  zwar  nicht  nur  einmal, 
weil  uns  das  an  sich  keine  Schönheit  würde  empfinden  lassen,  also 
wenn  es  mehrmals  hintereinander  gresetzt  wird,  da  liewt  ein  zweites 
Uttara  vor.  Und  das  ist  keine  Parisamkhyä,  weil  es  hier  nicht 
darauf  abgesehen  ist,  daß  eins  (das  in  der  Antwort  Gegebene)  alles  20 
andere  (als  Antwort  mögliche)  ausschließe.    Der  Reihe  nach,  wie  folgt: 

„Da  ich  in  unserem  Hause  allein  als  junge  Frau  bin  und  der" 

173  , Hausherr  verreist  ist,  wen  kannst  du  hier  um  Herberge  bitten!" 
,Ist  nicht  meine  arme  Schwiegermutter  blind  und  taub,  du  törichter" 
,Wanderer?^)"  25 

„Was  ist  furchtbar?  Der  Gang  des  Schicksals.  Was  ein" 
„Gewinn?  Wenn  jemand  (unsere)  Vorzüge  anerkennt.  Was  Wonne?" 
,Ein  braves  Weib.     Was  Leid  ?     Die  bösen  Leute". 

Im  ersten  Beispiel  errät  man  aus  der  Antwort  die  Frage :  kann 
ich  hier  Herberge  haben  -)  ?    Im  zweiten  wird  paarmal  nacheinander  -m 
auf  eine  Frage  eine  Antwort  gegeben,  die  unerwartet  ist,  weil  man 
auf  »Gang  des  Schicksals"  usw.  nicht  so  leicht  verfällt. 

Des  weiteren  werden  Figuren  definiert,  bei  denen  es  sich  um 
das  Verständnis  eines  verborgenen   Sinnes  handelt. 

Wenn    eine    ganz    feine    Sache    erkannt   und    dann  35 
kund  getan  wird,   so  (ist  das  die  Figur)  Süksma. 

Wenn  eine  feine,  von  Leuten  mit  grobem  Verständnis  nicht 
erkennbare  Sache  von  Scharfsinnigen  aus  einer  Gebärde  oder  dem 
Habitus  erkannt  wird  \ind  dies  dann  einem  Schlauen  kund  getan 
wird,  so  ist  das  die  Figur  Süksma.     Aus  einer  Gebärde  z.  B. :  10 

„Als  die  schlaue  Dirne  merkte,  daß  der  Galan  die  Zeit  zum" 
„Stelldichein  wissen  wollte,  schloß  sie  ihre  Lotusblume,  wobei  ihr" 
-lächelndes  Ausre  ihm  die  Absicht  verriet". 


o 


1)  Rudrata  VII,  41. 

2)  Sonderbar  ist,  daß   der  Text  den  Imperativ  (tii/atäni  liat,  und   der  Satz 
doch  als  Frage  bezeichnet  wird. 


ß()3  Jacobi,  Ruijyaha's  Alamkurasarvasva. 

Hier  wird  die  auf  die  Zeit  zum  Stelldichein  o-erichtete  Absicht 
durch  die  Gebärde  des  Galan  wie  Bewegung  der  Brauen  erkannt 
und  durch  das  zur  Nachtzeit  stattfindende  Schließen  der  Lotus- 
blume kundgetan. 

5  Aus  dem  Habitus,  z.  B. :  17-4 

„Als  eine  sah,  daß  am  Halse  ihrer  Freundin  der  Safran  von  einer" 

, Reihe  aus  dem  Antlitz  geträufelter  Schweißtropfen  verwischt  war," 

„da  zeichnete  sie  lächelnd  in  ihre  Hand  die  Figur  eines  Schwei-tes," 

, damit  ausdrückend,  daß  die  Schlanke  wie  ein  Mann  getan  hatte". 

10  Hier  wird  aus  dem  Habitus,  nämlich  ^)  aus  der  von  den  Schweiß- 

troijfen  bewirkten  Verwischung  des  Safrans,  coitus  inversus  erkannt 
und  dadurch  kundgetan,  daß  die  dem  Manne  anstehende  Schwert- 
klinge  in  die  Hand  gezeichnet  wird. 

Wenn    eine    offenbar    gewordene    Sache    verdeckt 

15  wird,  (so  ist  das  die  Figur)  Vyäjokti. 

Wenn  eine  verborgene  Sache  aus  irgendwelchem  Grunde  offenbar 
geworden,  d.  h.  an  den  Tag  gekommen  ist  und  dann  durch  Vor- 
schützen  einer  andern  plausibeln  Sache  verdeckt  d.  h.  geleugnet 
wird,  so  heißt  die  Figur  Vj'äjokti,  weil  darin  ein  Vorwand  (vi/äja), 

20  nämlich  das  Vorschützen  einer  andern  Sache,  ausgesprochen  wird 
{vacanam).     Z.  B. : 

„Schützen  möge  euch  Siva,  wie  er,  verwirrt  durch  den  Wonne-*" 
„schauer,  der  ihn  beim  Ergreifen  der  Hand  der  ihm  vom  Gebirgskönige" 
„zugeführten  PärvatT  überlief,  und  erregt  über  seine  gestörte  Hin-" 

25  „gäbe  an  die  ganze  Handlung  sagte :  „ei  wie  eisig  sind  die  Hände" 
„des  Schneeberges",  wobei  ihn  die  Weiber  Himavats,  die  Götter-" 
„mütter  und  die  Ganas  verschmitzt  ansahen". 

Hier  wird  die  verliebte  Empfindung,  die  der  Wonneschauer  usw. 
verriet,  durch  das  Vorschützen  von  Kälte  verleugnet.    Wenn  es  auch 

30  zunächst  abgelehnt  und  dann  durch  die  Erwähnung  des  Lächebis 
als  offenbar  geworden  aufgezeigt  wird,  so  wird  doch  bei  der  Dar- 
stellung unserer  Figur  nur  die  Ableugnung  ins  Auge  gefaßt.  -)[„Ist 
nun  nicht  in  der  Stelle  über  die  Apahnuti  festgesetzt  worden :  wie 


1)  Der  Te.\t  ist  nicht  in  Ordnung;  icli  übersetze,  als  wenn  hhinnatva- 
rüpena  dastände.  Obgleich  diese  Verbesserung  für  "rüjxibJnimena  als  Kon- 
jektur gewagt  ist,  so  kann  doch  darüber  kein  Zweifel  sein,  daß  dem  Sinne  nach 
etwas  derartiges  im  Text  gestanden  hat. 

2)  Die  eingeklammerte  Stelle  halte  ich  für  eine  Glosse.  Denn  die  beiden 
Arten  der  Apahnuti  werden  nicht  in  dem  Abschnitt,  der  über  die  Apahnuti 
handelt,  sondern  iu  demjenigen  über  Slesa  genannt.  Zudem  kann  die  Stelle 
auch  inhaltlich  nicht  von  unserm  Autor  herrühren.  Denn  welcher  Autor  würde 
eine  solche  Erklärung  abgeben :  oben  habe  ich  etwas  gesagt,  und  jetzt  sage  ich 
etwas  dem  Widersprechendes.  Oben  bin  ich  dem  Udbhata  gefolgt,  hier  aber 
nicht!  Der  letzte  Satz,  den  ich  nicht  zur  Glosse  rechne,  würde  in  dem  Zu- 
sammenhang, in  dem  er  steht,  ganz  albern  sein;  denn  er  würde  besagen:  weil 
CS  eine  Vyäjokti  gibt  etc.  Aber  es  sollte  doch  erst  bewiesen  werden,  daß  es 
eine  gibt.  Ihre  lierechtigung  ist  aber  vom  Autor  ausgesprocheu.  Denn  npal'qM 
ist  etwas  anderes  als  ojia/nuiiKi.     In   dem   Sinne  sagt    der  Kommentar:   „in  der 


Vyajokti,   VakroUi  p.  174:—176.  ■  609 

die  Ablehnung  zum  Zwecke  einer  Ähnlichkeit  ein  Apahnuti  ist,  so 
ist  auch  die  Ähnlichkeit  zum  Zwecke  einer  Ablehnung  eine  Apahnuti  ? 
In  der  Vyajokti  findet  sich  die  letztere  Art.  Wie  kann  sie  also 
hier  als  eine  besondere  Figur  genannt  werden".  Ganz  recht.  Was 
an  jener  Stelle  gesagt  wurde,  wurde  auf  Grund  der  Lehre  Udbhata's  5 
gesagt.  Denn  nach  dessen  Ansicht  gibt  es  keine  Figur  namens 
175  Vyajokti.]  Weil  aber  hier  diese  (d.  h.  die  Ableugnung)  da  ist,  so 
ist  unsere  Figur  als  eine  besondere  aufgeführt,  da  ja  die  Apahnuti 
etwas  anderes  ist. 

Wenn     ein     in     bestimmtem    Sinne    gesprochener  lo 
Satz    durch  Betonung    oder    Slesa   in    anderem    Sinne 
genommen   wird,  (so  ist  das  die  Figur)  Vakrokti. 

Wegen  der  gleichen  Benenniing  als  eine  xikti  wird  diese  Figur 
unmittelbar  nach  der  Vyajokti  erklärt.  Wenn  ein  von  einem 
Sprecher  in  einem  Sinne  gesprochener  Satz  von  einem  andern  Sprecher  15 
unter  Anwendung  der  Betonung  oder  des  Slesa  anders,  d.  h.  mit 
Hineinlegung  andern  Sinnes,  genommen  wird,  so  ist  eine  solche  Rede 
eine  Vakrokti. 

Durch  Anwendung  der  Betonung,  z.  B. : 

„Abhängig    vom  Vater  (giiru)    im  Begriff  in  ein  fernes  Land"  20 
,zu  gehen,  Freundin,  wird  jener  nicht  kommen  zur  Frühlingszeit," 
„die  lieblich  ist  durch  Bienenschwärme  und  den  Kuckuck !('?)" 

Hier  wird  dieser  Satz  von  der  Geliebten  im  Sinne  einer  Ver- 
neinung seines  Kommens  gesprochen,  von  der  Freundin  durch  An- 
wendung der  Betonung^)  bejahend  gewendet.     Infolge  der  Betonung  25 
bekommen  Bejahung  und  Verneinung  umgekehrte  Bedeutung. 
17(3  Der    Slesa    ist    dreifach:    ohne    oder    mit  Worttrennung,    oder 

mit  beiden.     Auf  Grund  des  Slesa  ohne  Worttrennung,  z.B.: 

„Ach,  wer  hat  dir  einen  so  grausamen  (däruna)  Sinn  {buddhiy 
„gegeben?    Die  Buddhi  besteht  aus  den  drei  Guna's,  niemals  aber"  :!0 
„aus  Holz!" 

Hier    ist    därimä  zuerst    als  Nominativ    genommen    und    wird 
dann  durch  Slesa  als  Instrumental  gedeutet. 

Auf  Grund  des  Slesa  mit  Worttrennung,  z.  B. : 

„Du,  Ti'äger  des  Hälähala,  betäubst  meinen  Sinn,  wenn  ich"  30 
„dich  umanne".  „„Ich  habe  keinen  Wein  {hcda)  noch  einen  Pflug" 
^{hala);  Einfalt!  wie  wäre  ich  ein  Pflüger "?""  „In  Wahrheit  bist" 
„du  doch  ein  Pflüger,  dieweil  du  (jovühana  (dein  Reittier,  den" 
„Stier,  und  Antreiben  der  Ochsen)  liebst.  Der  so  in  der  Vakrokti" 
„von  der  Tochter  des  Schneegebirges  übertroflene  und  darob  lachende"  -lo 
„Hara  schütze  euch-)." 


Apahnuti  wird,  um  dio  hiiizugehörigo  Sache  zu  orhoheii,  dio  hoi'beigezojjeno  fiuf- 
genommen  ;  hier  nber  wird  die  schon  olVonkundige  hinzugehöriye  Sai'ho  durcli 
eine  herbeigezogene  andere  versteckt". 

1)  Durch   fragende  Betonung  dos  Wortes   „nicht". 

2)  Uiitnäknra's  VakroktipancäMkä  v.  2,   Kävyainälä  part  I,  p.  102. 


610  Jacohi,  lluiiyahci's  Alamkarasarvasva. 

Auf  Grund   des  81esa  mit  und  ohne  Worttrennuncr  wie  foloft: 

„')Vijayä,  zu  geschickt  ist  Tryaksa  (Siva),  ich  kann  mit  ihm" 
„nicht    spielen".      ««Zum   Siegen    bin    ich  geschickt,    aber  ich  habe" 
„nicht  drei  Würfel   {tryaksa);   zwei  Würfel  sind  in  meiner  Hand!"" 
5  „Was  soll  mir  das  Würfelsjiiel?"     „„Dann  gehe  er,    wenn  du" 

„den  Ganesa  (=  mediirodara)  nicht  magst !""  „Wer  haßt  denn  den" 
„Vinäyaka?"  Die  Schlangenwelt,  weißt  du  das  nicht,  (haßt  den" 
^vi-nm/alia,  Fürst  der  Vögel,  Garuda)"". 

„Wenn    ich    den  Mond    nicht    kriege,    hab    ich  keine  Freude;"   177 
10  „warum  hintergehst  du  mich  soV"     „„Wenn  es  der  Devi  so  beliebt," 
„dannj  Nandin,  rufe  den  Rähu  (=  ca7idragrahana)\^'^ 

„Ach,    wem   machte    wohl  Freude  die  Gegenwart  Rähu's    des" 

„scharfzahnigen,    des    schreckenerregenden  ?"     „„Wenn  du  sie  nicht" 

„magst,    dann    lege    ich    sofort  ab  die  Halsbandschlange  {härähi).'"' 

15  „Was  wäre  das  für  ein  Spiel  mit  dir,  dem  schätzelosen,  schämst" 

„du  dich  nicht?" 

„„Was  sollen  denn  die  Vasus?  siehst  du  nicht  dort  die  Götter" 
„und  Asuren  sich  yerneigen '?"" 

„Was    gebrauchst    du    als    Siegel-)?    ich   kenne  dein  Wappen* 
20  „{anka)  nicht".     „„Nachdem  du  tausend  göttliche  Jahre  (auf  meinem" 
„Schöße  anka)  gesessen  hast,  dürftest  du  das  nicht  sagen"". 

„•') Während  Pa^upati    gegen    sie    zweideutige  Wendungen  ge-" 
„bi'aucht    wie    zarte  Schlingen,    da    flackerten    freudig    die  Augen-" 
„Sterne  in  Bhaväni's  Antlitz,  und  so  möge  sie  euch  schützen-^)." 
25  Das  Wort  vakrokfi  bedeutet  zwar  auch  poetische  Figur  über- 

haupt, wird  aber  hier  als  Bezeichnung  einer  speziellen  Figur  gebraucht. 

Die     treue     Schilderung     einer    feinen     Eigenart 
eines   Dinges  heißt  Svabhävokti. 

Nicht    jede    Schilderung    der   Eigenart    eines    Dinges    ist    eine 
30  poetische  Figur,  weil  in  dem  Falle  jedes  Gedicht  eine  Figur  wäre. 
Denn   es  gibt  kein  Gedicht,  in  dem  nicht  die  Eigenart  eines  Dinges 
geschildert  würde.     Darum  ist   „fein"   zugesetzt.     Fein   ist,  was  nur 
der  Poesie    zugänglich    ist.      Darum    ist    die   treue,    d.  h.  nicht  zu 
wenig  und  nicht    zu    viel    gebende ,  Schilderung   nur   einer   solchen 
35  Eigenart  eines  Dinges,  welche  nur  von  einem  Poeten  aufgestellt  ist,   178 
die  Figur  Svabhävokti.      Sie    wird    hier   behandelt,    da   es  sich  um 
Redewendungen  handelt,  die  als  ukii  bezeichnet  werden.    Ihr  Unter- 
schied   von    den    beiden    Figuren    Bhävika    und    Rasavat    wird    bei 
Gelegenheit  des  Bhävika  festgestellt  werden.     Z.  B. : 
•10  „Das    bei  der  Anordnung  der  Haartracht  der  Schönen   durch" 

„das  Ki-atzen  der  schnabelförmig  zusammengelegten  Nägel  gebildete" 


Ij  Von  Sriinayürii  iincli  Sbh.  123 — 120.  (T.  Lüders,  Das  Würfebpiel  im 
alten  Indien  p.  G6. 

2)  viutlhä  ist  wulil  verlesen  aus  viudrfun.  Die  Situation  ist  wohl  die. 
dftO    Pürvatl   Sivu's  Sie^jolrinj;  hesulien   will. 

3^  Ich  übersotzo  nach  der  Lesart  in  Sbh.    12'.'   itthaiu  j)a'<upati  . 


Svabhavohti,  Bhuvika  21.  l'il — 1~^>.  611 


n 


, Knacken  gemischt  mit  ihrem  Sit-Laute  möge  sein  ein  Ohi'en-'' 
„schmaus  des  Glücklichen,  dei-  seine  Augen  halb  schließt  bei  dem" 
„Nektavbade  der  Umarmung,  die  auf  ihrem  Rücken  sich  an-" 
schließend  von  der  Fülle  der  vollen  Brüste  (gewissermaßen)" 
„überfloß!)."  5 

Wenn  vergangene  oder  zukünftige  Dinge  gleich- 
sam leibhaft  vor  Augen  treten,  so  ist  das  die  Figur 
B  h  ä  V  i  k  a. 

Wenn  vergangene    oder  zukünftige,    d.  h.  gewesene  oder  noch 
bevorstehende  Dinge,  insofern  sie  als  nicht  in  der  Sphäre  des  All-  10 
täglichen    liegend    besonders    merkwürdig    sind    und    dazu    in   einer 
von    verzwickter    Konstruktion    freien    Sprache    dargestellt    werden, 
gleichsam  leibhaft  vor  Augen  treten,  so  ist  das  die  Figur  Bhävika. , 
Das  ist:    des  Dichters  hhüva^    d.  h.  Gedanke,   hat  seinen  Reflex  in 
dem  Gemüt  des  Hörers ;    oder  bhüva  bedeutet  bhävanä ,    das  fort-  15 
171»  gesetzte  Bewußtmachen  (oder  Festhalten)  derselben  Vorstellung,  und 
das  findet  bei  dieser  (Figur)  statt. 

Diese    Figur    ist    nun    nicht    identisch    mit    dem    Bhräntimat 
(cf.  p.  44),    weil   in  ihr  das  Vergangene  bezw.  Zukünftige   doch  als 
vergangen    bezw.    zukünftig    (und  nicht  irrtümlich  als  gegenwärtig)  -lo 
erscheint.      Noch    ist   sie    (Mitteilung)    einer    bloßen    Tatsache    wie 
„einst  war  Räma";    denn    man   bemerkt  in  dem  Vergangenen  bezw. 
Zukünftigen  eine  deutliche  hinzutretende  Eigenschaft  wie  klar-vor- 
Augen-stehen  usw.-).    Noch  ist  sie  eine  Atisayokti  (cf.  p.  <J5),  weil 
man  nicht  eine  Sache  für  etwas  anderes  ansieht.    Denn  man  sieht  das  26 
Vergangene  bezw.  Zukünftige  nicht  an  für  etwas  Nichtvergangenes 
bezw.  Nichtzukünftiges,    oder  umgekehrt,    auch  nicht  etwas  Wahr- 
nehmbares {2))'i(ti/aksa)   für    etwas  Nichtwahrnehmbares ,    oder    um- 
gekehrt.   Denn  die  Wahrnehmbarkeit  (oder  Augenfälligkeit)  ist  nicht 
lediglich  Eigenschaft    des   Dinges    als    solches,    weil    sie    demselben  :'.o 
zukommt  im  Verhältnis  zu  seiner  Erkenntnis.     So  heißt  es :  Etwas 
ist  Gegenstand  der  Wahrnehmung,    dessen   Vorhandensein   und  Ab- 
Wesenheit  dem  Vorhandensein  und  der  Abwesenheit  der  entsprechen- 
den Vorstellung  genau  entspricht"'^).    Allein  bei  der  Wahrnehmbar- 
keit   des  Dinges    wirken    die  im  Beobachter  ruhenden   Bedingungen  3.-> 
mit.     Diese  bestehen  bei    der    gemeinen  Erfahrung    in    den   Sinnes- 
Organen,  Auge  usw. ;  bei  der  Erkeimtnis  übersinnlicher  Dinge  seitens 


1)  Ob  ich  (He  Strophe  riclitig  vorstiinden ,  ist  mir  zweifelhaft,  Iti  der 
dritten  Zeile  habe  ich  verbessert  pr^phasliHiiadaiHvmanantanabharotsekjia.  Die 
Situation  denke  ich  mir  foljjcndermalJon  :  Sic  sitzt  auf  seinem  Schöße  (n/'//i"0^'ä/7) 
und  er  brin^jt  mit  seinen  Näj^eln  ilire  /.erwiiiilten  Ilaare  in  Ordnunj^,  ehe  ein 
Kamm  angewandt  werden  kann;  wimiu  er  ihr  dabei  weil  tut,  macht  sie  Sit. 
d.  h.  sie  zieht  die  Luft  durch  die  aufeinandergebissenen  Ziihne  ein. 

2)  Tilge  galasija  hinter  j)ratiiaksatradi. 

3)  Diese  Definition  scheint  aus  buddhistischer  CJuelle  zu  stammen;  etwas 
inhaltlich  genau   Entsprechendos   lindet  sich   Ny:iyabinduprakarana   1,  13. 


612  Jacohi,  Ruyyaka's  Alamharasarvasva. 

der  Yogins  bestehen  sie  in  der  bhävanä^)^  und  seitens  der  Erfinder 
dichterischer  Stofi^e  in  dieser  allein.  Und  diese  bhävanä  wird  (bei 
den  Dichtern)  veranlaßt  durch  die  dem  Gegenstand  zukommende  -) 
besondei'e  Merkwürdigkeit,  weil  besonders  merkwürdige  Dinge  mit 

5  Aufmerksamkeit  im  Gemüt  festgehalten  werden. 

Auch  darf  man  nicht  sagen,  daß  unsere  Figur  darum,  weil  in 
ihr  der  Begriff'  von  „gleichsam"  enthalten  ist ,  insofern  vergangene 
bezw.  zukünftige ,  also  nicht  wahrnehmbare  Dinge ,  gleichsam  als 
wahrgenommene  •')    angeschaut    werden ,    eine   unausgesprochene  Ut- 

10  preksä*)  sei,  weil  diese  in  der  Identifizierung,  einer  Art  von  Dafür-  180 

halten  ^) ,    besteht.     Denn    das    Nichtwahrnehmbare    wird    nicht    für 

Wahrcrenommenes  gehalten,  sondern  von  den  Erfindern  dichterischer 

Stoffe  als  etwas  Wahrgenommenes  angeschaut.     Auch    bedingt    der 

•im  Gegenstand  selbst  liegende  Begriff"   von    .gleichsam"    nicht    eine 

15  Utpreksä,  weil  diese  vielmehr  als  ein  Dafürhalten  Eigenschaft  des 
Auffassenden  ist  .  .  .  .''').  Im  Gebiete  der  Poesie  ist  aber  der  An- 
wender (einer  Vorstellungsform)  zugleich  der  Auffassende. 

Auch  läßt  sich  nicht  deshalb ,  weil  aus  der  Anschauung  der 
besonders  merkwürdigen  Sache  sich  die  Empfindung  direkten  Wahr- 

20  nehmens  von  Vei-gangenem  bezw.  Zukünftigem  ergebe,  behaupten, 
daß  es  ein  Kävyaliiiga  wäre.  Denn  die  Auffassung  hat  nicht  die 
Form  von  Grund  und  Folge,  sondern  man  schaut  (den  Gegenstand) 
nach  Art  der  Yogin's  als  direkt  wahrgenommen   an. 

Auch  kann  man  nicht  deshalb,  weil  man  etwas  als  vor  Augen 

25  stehend  mit  ästhetischem  Genuß  anschaut,  behaupten ,  daß  es  die 
Figur  Kasavat  sei ").  Denn  diese  findet  da  statt,  wo  man  als  Mensch 
(d.  h.  als  eins  mit  der  Menschheit,  auf  Grund  eines  Gemeinsinnes) 
die  Gemütsvorgänge  Liebe  usw.  und  auf  Grund  derselben  auch  die 


1)  Bei  den  Yogin's  also  in  fortgesetztem  Festbalten  derselben  Vorstellung, 
bei  den  Dichtern  läuft  dies  auf  die  produktive  Einbildungskraft  hinaus. 

2)  Ich  übersetze,  als  wenn  im  Te.xte  vastugatä°  stände.  Zur  Not  ließe 
sich  rastugaljjä  beibehalten:   „soweit  der  Gegenstand  in  Betracht  kommt". 

3)  Lies  pratyahsdtaye'va. 

4)  Vgl.  oben  p.  57. 

5)  Lies  ab]ümäna°\  das  folgende  rüpälchya  scheint  nicht  ganz  in  Ordnung 
zu  sein. 

G)  Das  hier  folgende  Zitat  kann  ich  nicht  identifizieren.  Ich  glaube,  daß 
yoJctir  in  yoktur  {==2)rayo}ciur)  verändert  werden  muß,  und  dliarma  in  dharmali. 

7)  liier  kommen  zwei  termini  vor,  die  genauer  bestimmt  werden  müssen, 
als  es  durch  die  Übersetzung  möglich  ist.  hrdayasamväda  ist.  wie  der  Komm, 
p.  181  erklärt,  zweifach:  1.  auf  äußere  Dingo  bezüglich,  wenn  jeder  von  dem 
geschilderten  Gegenstand  sich  sagt:  ja  so  ist  er!  2.  auf  Gemütsvorgängo  bezüg- 
lich, wenn  sie  so  geschildert  worden,  daß  der  Leser  oder  Hörer  sie  gewisser- 
maßen als  seine  eigenen  mitempiindet  und  von  der  betreffenden  Person  sich 
sagt:  ja  das  geht  in  ihr  vor!  aäd/iäraiii/a  ist  das  Mitomiitiiulen  (auch  tanmajil- 
Ijhavana  genannt,  Candrikä  zu  DlivaiiyTiloka  p.  27),  wobei  der  Unterschied 
zwischen  einem  selbst  und  der  geschilderten  Person,  sowie  Kaum  und  Zeit  auf- 
gühoben  sind.  Vgl.  auch  diese  Zeitschrift  LVI,  S.  395.  —  Dem  sädhärainjena 
wird  im  folgenden  Satze  tätanthyena ,  und  ftjihutatvena  dem  hrdayasnmrädi- 
tuyü  cntgcgengosotzt. 


Bhävika  j).  180—182.  613 

Faktoren  usw.  als  wahr  (d.  h.  mit  der  inneren  Erfahrung  überein- 
stimmend) empfindet  ähnlich  wie  bei  der  Erkenntnis  der  trans- 
cendentalen  Einheit  {advaita).  In  unserer  Figur  aber  schaut  man 
als  objektiver  Beobachter  Vergangenes  und  Zukunft  klar  und  deut- 
lich an,  wie  eine  allwissende  Person.  Wenn  aber  nach  dieser  deut-  5 
liehen  Anschauung  allgemeinmenschliches  Empfinden  eintritt,  so 
kann  dann  auf  Grund  der  deutlichen  Anschauung  nachträglich  die 
Fissur  Rasavat  statthaben. 

Auch    ist    unsere  Figur    nicht    darum ,    weil    darin    das    wahre 
Wesen  eines  schönen  Dinges  beschrieben  wird,  mit  der  Svabhävokti  lo 
identisch.    Denn  in  ihr  wird,  wenn  die  feineren  Eigenschaften  eines 
Gegenstandes   unserer  Erfahrung  geschildert  werden ,    die   Wahrheit 

181  auf  Grund  des  Gemeinsinnes i)  anerkannt;  in  unserer  Figur  aber 
werden  transcendente  Dinge  vom  objektivem  Standpunkt  aus  als 
klar  und  deutlich  angeschaut^).  Wenn  aber  in  gewissen  Fällen  i» 
auch  Gegenstände  unserer  Erfahrung  klar  und  deutlich  an  beschaut 
w^erden ,  so  liegt  eine  Komplikation  von  Bhävika  und  Svabhävokti 
vor^).  Auch  stimmen  die  Figuren  Svabhävokti  und  Rasavat  nicht 
durch  die  Anerkennung  der  Wahrheit  an  sich  {hrdayasamväda- 
mätrena)  überein ;  denn  Svabhävokti  besteht  in  der  Wahrheit  20 
(samväda)  des  Gegenstandes  und  die  Figur  Rasavat  in  der  Über- 
einstimmung des  Gemütsvorganges*).  Wo  beide  Arten  von  Wahr- 
heit (oder  Übereinstimmung)  aufti-eten,  da  liegt  eine  Komplikation 
vor;  wo  feinere  Eigenschaften  des  Gegenstandes  geschildert  werden, 
die  Svabhävokti ;  im   andern  Falle  die  Figur  Rasavat.  2.5 

182  Auch  ist  unsere  Figur  nicht  darum,  weil  in  ihr  der  Inhalt 
infolge  der  nicht  verwickelten  Ausdrucksweise  sofort  zur  Kenntnis 
gebracht  wird ,  mit  der  Charakterart  ,Klarheit'  identisch.  Denn 
diese  besteht  in  dem  sofoi'ti^en  Zurkenntniscjelangfen  als  einer  Eig-en- 
Schaft  des  Ausgesprochenen,  sei  dies  nun  klar  ucd  deutlich  oder  so 
nicht,  unsere  Figur  aber  darin,  daß  man  das  sofort  zur  Kenntnis 
Gebrachte  ^)  klar  und  deutlich  anschaue. 

Somit    ist    unsere  Figur    von   allen  übi-igen   verschieden.     Und 
in  der  Literatur  findet  sie  reichlich  Verwendung,  z.  B. 

„Heil  dem  heil'gen  Fürst  der  Yogin's,  dem  erhabenen  Krug-*"  35 
„gebornen,    der   in    einer  Handvoll  Wassers  Fisch  und  Schildkröt" 
„sah,  die  Götter." 

Oder  wie  im  Anfang  des  Harsacarita  in  der  Versammlung  bei 


1)  Dann  geht  also  der  Leser  oder  Hörer  gewissermaßen  im  Gegenstande 
auf  und  vergißt  seine  eigene  Person ,  wälirend  er  bei  dem  Bhävilta  sich  als 
Beobachter  fühlt. 

2)  Lies  pratlteh  und  ergänze  im  Folgenden  pratltau  hinter  S2ihutatrena. 

3)  Als  Verbindung  oder  als  Mischung,  cf.  p.  192   und    197. 

4)  Siehe  letzte  Anm.   auf  voriger  Seite. 

5)  Statt  samarpakasi/a  muß  wohl  samarpitasiiu  gelesen  werden.  Siehe 
den  Komm,  zu  unserer  Stelle:  jhagitij  arthasamarpmjnm  prasädah,  jliurjiti 
sajnarpitasiiüi'thasya  sphutatrena  i)ratltir  bh  äv ikam. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXII.  40 


QX4:  Jacohi,  RuyyalcoCs  Alamharasarvasva. 

Brahman    in    der  Schilderung    der  Göttin^);    denn  dabei  sieht  man 
leibhaft    ihre  Erscheinung    klar    und    deutlich.     Und  ebendaselbst'-) 
in    der  Schilderung    des  Zornes    des  Muni    und   in  der  Schilderung 
des  Pulinda-'). 
5  Hierbei    ist    aber    folgende    kleine  Untersuchung  angebracht^). 

Zuweilen    tritt    nämlich    das    Geschilderte    infolge    der    Schilderung 
(dem  Leser)  vor  Augen,  zuweilen  aber  wird  das  vor  Augen  Tretende 
geschildert ;  ersteres  wie  oben  mit  Beispielen  belegt,  letzteres  z.  B. : 
„Auch   ohne  Sonnenschirm  wird  er  wie  von  weißen  Sonnen-" 

10  „schirmen  umgeben  erblickt,  auch  ohne  Wedel  wird  dieser,  wer" 
„es  auch  sei,  wie  von  einem  wirklichen  Wedel  der  Anmut  ge-" 
„fächelt  5)." 

Unsere  Figur  fällt    in    das  Gebiet    der  ersteren  Art,    nicht  in   183 
das    der    anderen;    denn    die   vom  Dichter  (dem  Stoffe)  verliehenen 

15  Eigenschaften  geben  eine  Figur  ab,  nicht  die  in  dem  Gegenstande 
selbst  liegenden,  wie  die  Schönheit  des  Mondes  usw.  Und  weiter^): 
in  Bhämaha's  Definition  „.  .  .  und  die  nicht  verwickelte  Ausdrucks- 
weise nennen  sie  als  die  Ursachen  dieser  Figur"  sowie  in  derjenigen 
Udbhata's   „. ...  bei  Nichtverwickeltheit  der  Sprache  hat  das  Bhävika 

20  statt"  (gilt)  die  Darstellung  in  einer  von  verzwickter  Konstruktion 
freien  Sprache  als  das ,  was  uns  die  Anschaulichkeit  gibt ;  wie 
könnte  das  diese  Wirkung  haben ,  wenn  in  den  im  Gegenstande 
selbst  ruhenden  Eigenschaften  '^)  das  Bhävika  läge  ?  Demgemäß  ist, 
weil    in    den  Fällen    der    obigen  Art  die  dem  Gegenstande  an  sich 

25  zukommende  Vorzüglichkeit  geschildert  wird,  das  nicht  diese  Figur. 
Wenn  aber  eine  im  Gegenstande  selbst  liegende  Schönheit,  die  vom 
Dichter  oder  einer  von  ihm  eingeführten  Person  so  geschildert 
wird,  daß  sie  zum  Gemeingut  der  Nachfolger  wird,  nach  Art  der 
Svabhä,vokti    als  Figur    hingestellt    wird,    dann    ist  auch  diese  Axt 

30  nicht  gar  zu  schwer  unterzubringen.  Darum  aber  wird  von  andern  ^) 
das  Bhävika  auch  nur  so  definiert:  „wo  vergangene  bezw.  zukünftige 
Dinge  gleichsam  sichtbar  gemacht  werden,  da  ist  das  Bhävika". 
Weil  diese  Figur  mit  der  Svabhävokti  eine  gewisse  Ähnlichkeit 
hat,  wird  sie  direkt  nach  letzterer  behandelt. 


1)  Lies  clevi  statt  veda.     Gemeint  ist  p.  8 f. 

2)  p.  9  f.  3)  p.  231  f. 

4)  Nach  dem  Komm,  hat  keiner  vor  unserm  Autor  sie  angestellt,  während 
die  vorausgehenden  Erörterungen  cirantanoktanltijü  seien. 

5)  Navasähasäiika  IV,  31. 

G)  Cf.  JKAS.    1897,  p.  285.      Die  vollständigen   Verse  lauten: 
citrodrMädhhutärthatvain  kathäi/dh  srabhinltatä  \ 
sabdänälculatä  ceti  tasifd  hetiin  jn-acaksate  \\ 
2ir(it)i(dcs(t  Iva  i/atnlrthii  dräi/diite  hluitabliävinali  \ 
(ttyadbhutiih  syüt  tad  väcäni  anäkrdyeiui  väcihnn  || 
cf.   EkäviilT,  Notes   \i.  710. 

7)  Lies  nannivcbud/iarjua  für  Hannivesadharmi. 

8)  Kfivyaprakäsa  X,  28.  Hier  ist  nämlich  nicht  von  sabdänäkulatvit 
dio  Kcdo,  wodurch  Fälle  von  der  zuletzt  heschriobenen  Art  in  die  Definition 
mit  einbogrillbn  worden. 


I 


Udätta,  Jiasavat,  Preyas,    Urjasvin,  Samahita  p.  1S2 — 185.      615 
Die    Schilde  runcf     einer     orroßarticren    Sache    ist 

o  O  O 

Udätta. 

In    Svabhävokti   und    Bhävika    wird    die   Sache    der  Wahrheit 
gemäß   geschildert ;    im  Gegensatz  dazu  ist  für  das  Udätta ,    das  in 

184  einer    erdichteten  Sache    besteht,    Gelegenheit   gegeben.     Wenn   ein    5 
mit  unerdenkliche i'  Herrlichkeit  aussferüstetes  Ding  oreschildert  wird 
auf  Grund  der  Einbildungskraft  des  Dichters,  so  ist  das  ein  durch 
Reichtum  charakterisiertes  Udätta.     Z.   B.: 

„Wenn  in  den  Wohnungen  der  Gelehrten  die  Perlen  der" 
„beim  Spiel  zerrissenen  Halsbänder  morgens  vom  Besen  au  den''  lo 
„Hofrand  zusammengekehrt  und  von  der  Lackschminke  der  Füße" 
„schlendernder  Knaben  gerötet  von  zahmen  Papageien,  die  sie  von" 
„weitem  für  Körner  von  Granaten  halten,  verschleppt  werden,  so" 
„hat  das  König  Bhoja  mit  seiner  Freigebigkeit  getan." 

Und    wenn    Begebenheiten    sf roßer    Männer    einen  i5 
untergeordneten    Bestandteil    (der    Schilderung)    bilden, 
(heißt  die  Figur  Udätta)i). 

Wegen    der  Gleichheit    des  Namens  Udätta    wird    sie  hier  ge- 
nannt.    W^enn  Beofebenheiten   crroßer  Männer  von  berühmten  Taten 
als  Teil    eines  Gegenstandes ,    der   als  das  Ganze  zu  betrachten  ist,  20 
dargestellt    werden ,    so  ist  das  ein   Udätta ,    weil  die  Taten  großer 
Männer  etwas  udätta,  Berühmtes  sind.     Z.  B. : 

„Dies  ist  jener  Wald,  in  welchem  Räma  weilend  in  dem  Be-" 
„streben,  das  Versprechen  Dasaratha's  zu  verwirklichen,  nur  mit" 
„Hilfe  seiner  Arme  die  Vernichtung  der  Räksasa  bewirkte-)."  2.5 

Hier,  wo  der  Wald  beschrieben  werden  sollte,  sind  die  Taten 
Räma's  als  ein  untergeordneter  Teil  beschrieben. 

185  Wenn  Stimmung,  Gefühl,  deren  Schein  und  deren 
Erlöschen    zur  Darstellung    gelangen,    (so   ergibt  das 
der    Reihe    nach    die    Figuren)    Rasavat,    Preyas,    Ur-30 
jasvin  und  Samahita. 

Da  im  Udätta  die  Begebenheit  eines  großen  Mannes  als  Vor- 
stellung '■')  erscheint ,  und  da  Stimmung  usw.  doch  nichts  anderes 
als  bestimmte  Gemütsvorgänge  sind,  so  ist  hier  der  Ort,  von 
diesen  (Stimmungen  usw.)  als  Figuren  zu  handeln.  Darum  sind  35 
auch  ihrer  vier  gleichzeitig  definiert.  Der  durch  Faktoren,  Effekte 
und  Konkurrenten  ^)  manifestierte  bestimmte  Gemütsvorgang  wie 
Liebe  usw.  heißt  Stimmung  (rasa),  der  durch  Effekte  und  Kon- 
kurrenten verwirklichte ,  wie  Verzagen  usw.  in  ihren  33  Formen  ^) 
heißt  Gefühl  (bhävä),    und    ebenso  Liebe  usw.,    wenn    auf    einen  to 

1)  Rudrata  nennt  diese  Figur  Avasara.      K.   A.   VII,  103. 

2)  Rudrata  VII,  104. 

3)  cittavrtti,  Flu.\ion  der  Denksubstanz,  bozoiclinet  bekanntlich  alle  geistigen 
oder  Bewußtseinsvorgäiifjo. 

4)  Vgl.  diese  Zeitschrift  LVI,  S.  394. 

5)  Siebe  Bharata  Vll.      Dasariipa  IV,  7.     Kävyaprakäsa  IV,  31lV.   etc. 

40* 


626  Jacohi.  Iluyijakas  Alamkarasarvasva. 

Gott  usw.  gerichtet.  Deren  Schein  ist  scheinbare  Stimnaung 
und  scheinbares  Gefühl ;  der  Schein  besteht  in  der  Unangemessen- 
heit infolge  der  Richtung  auf  ein  unpassendes  Objekt.  Deren 
Erlöschen  bedeutet  den  Zustand  des  Schwindens  als  ein  Aufhören 

5  der    genannten  Arten  ^).     Da    nun    unter    diesen  bei  der  Stimmung 
als    Erreichung    des    Klimax-)    ein    Zustand    des    Schwindens    nicht 
möglich  ist,  so  kommt  letzterer  nur  den  beiden  übrigen  Arten  (Ge- 
fühl   und    deren   Schein)    zu.     In  der  Reihenfolge,    wie  diese  (vier)   186 
dargestellt   werden ,    ergeben    sie    die    (vier)    Figuren   Rasavat  usw. 

10  Wo  im  Darstellen  als  einer  Tätigkeit  Stimmung  ist,  das  ist  Rasavat. 
Ähnliches  gilt  von  Preyas  {=^  priyatara)  als  darstellender  Tätig- 
keit. Ebenso  wo  ürjas  Gewalt  ist,  da  ist  die  Darstellung  ürjasvin. 
Weil  sie  in  ünangemessenheit  sich  betätigt,  so  ist  sie  gewaltsam. 
Samähita    ist   Beilegung  (parihära)^    und    diese.... ■^)    betriift    die 

ij  (beiden  oben)  genannten  Arten,  als  ein  Synonym  von  Prasama. 

In  demjenigen  Systeme  ^),  in  dem  die  als  Satzsinn  auftretenden 
Stimmungen  die  Figuren  Rasavat  usw.  sind,  da  lieart  in  dem  zweiten 
Falle,  wo  es  sich  um  Stimmungen  usw.  handelt,  die  (dem  Satzsinn) 
subordiniert  sind,  die  Figur  Udätta  vor. 

20  Nach   der  (andern)  Ansicht'^)  finden   die  Figuren  Rasavat  usw. 

statt,  wenn  es  sich  um  Stimmungen  handelt,  die  etwas  anderm  sub- 
ordiniert sind;  weil  aber  das  übrige  Gebiet  vom  rasad/ivani  (Stim- 
mung als  ,Ton''j  eingenommen  ist ,  ist  keins  mehr  für  die  Figur 
Udätta    (in    dem    oben    genannten  Sinne)  übrig.     Dessen  Gebiet  ist 

20  ja  von  dem  Rasavat  usw.  eingenommen. 

Ein  Beispiel  für  Rasavat: 

„Was  lachst  du?  Nicht  wirst  du  mir  aufs  neue  entrinnen,"  187 
„da  ich  dich  nach  so  langer  Zeit  wieder  zu  sehen  bekommen  habe." 
„Woher,  Hartherziger,  deine  Reiselust?  Wer  treibt  dich  von  hier" 
30  „fort?"  Also  redeten  im  Traume,  als  sie  den  Geliebten  zu  um-" 
„halsen  wähnten,  und  weinten  dann  laut,  als  sie  mit  leeren  Armen" 
„erwachten,  die  Frauen  deiner  Feinde." 

Dies  Beispiel  paßt  zu  beiden  Lehrmeinungen:  den  Satzsinn 
bildet  die  traurige  Stimmung,  subordiniert  ist  die  erotische :  Liebes- 


1)  Lies  uhta^iralcäränäm.  Im  Komm,  wird  von  rasa  als  uJdapraJcära 
gesprochen. 

2)  parai-iäränti,  Höhepunkt,  Endziel,  Selbstzweck. 

3)  Hier  lasse  ich  prakrtuträd  unübersetzt.  Der  Kommentar  sagt  dazu: 
, Darum  ist  der  GeduiiUc:  hier  ist  ein  anderer  Gegenstand  das  prakrta'^ .  Wie 
aber  diesen  Sinn  in   den  Ausdruck   legen? 

4)  Die  den  ^Ton"  (Ihvcrni  leugnei\,  nach  dem  Komm.  Dahin  gehört  Dai.idin 
Kävjädarsa  H,  2  7f)ff. 

.'))  Streiche  das  zweite  rasiiradiJdf/dliniikärali.  Die  Hercchtigung  dieser 
Veränderung  ergibt  sich  aus  den  Ausfülirungen  des  Komm.  p.  188  zu  etanmata- 
diaya  üi. 

G)  toniiudc:  liiervor  muß  etwas  ausgefallen  sein  des  Inhaltes  'icmin  tu 
l'üvyätmdbh iilä  rasädtii/fis. 


Rasavat,  Preyas,   Urjasvin,  Samahita  p.  186 — 190.  617 

schmerz  ^).  So  wären  auch  Beispiele  für  die  übrigen  Stimmungen 
anzuführen.  Bei  den  übrigen  Figuren  Preyas  usw.  geben  wir  Bei- 
spiele ohne  Rücksicht  auf  den  Unterschied  (ob  Hauptsache  oder 
subordiniert). 

Die  Figur  Preyas  z.  B.:  5 

189  ^Als  sie,  die  während  des  Zusammenpressens  ihres  üppigen" 
-Busens  bei  der  ungestümen  Umarmung  ein  Wonneschauer  über-" 
,lief,  und  der  die  Hülle  des  herrlichen  Hintern  herabglitt  im" 
«Übermaße  heftiger  Neigunof,  mit  dünner  Stimme  hervorstammelte :" 
„,nein ,  nein,  Unwiderstehlicher,  nicht  zu  sehr,  nicht  zu  arg  .  ." !"  lo 
, schlief  sie  da,  oder  verschied  sie,  oder  verschmolz  sie  mit  meinem" 
„Gemüte,  oder  schmolz  sie  dahin  ■^)?" 

Hier  ist  bei  dem  Frauenzimmer  die  Konkurrente  namens 
Freude. 

Ferner:  15 

„Wo  soll  mein  durch  den  Nektartrank  deines  Antlitzes  ver-" 
„wöhnter  Blick  noch  Genügen  finden;  w^oher  noch  ein  Gegenstand" 
„für  meine,  nur  deine  Eeden  zu  hören  aufmerksame  Ohi'en  kommen;" 
„wie  sollen  diese  meine ,  von  deiner  Umarmung  ganz  erfüllten" 
„Glieder  ruhen?  Ach,  durch  die  Trennung  von  dir  sind  wir  jetzt"  20 
„in  elende  Lage  geraten  •^). 

Hier  ist  das  Begleitgefühl ,  trübe  Gedanken.  Es  ist  das  die 
(auch)  Bhäva  genannte  Figur.  Das  Gefühl  wird  als  bestehend  ge- 
schildert; als  erlöschend  oder  auftauchend  soll  es  nachher  be- 
handelt werden.  25 

Ein  Beispiel  von  Urjasvin : 

„Nachdem  mir  zu  Gehör  gekommen^)  wie  ein  betörender" 
„Zauberspruch  um  mich  von  fei'n  herbeizulocken ,  der  Name  von" 
„ihr,  ohne  die  mein  Sinn  keinen  Moment  Ruhe  findet,  wann  wird" 
„wohl  mir,  dem  an  arsr  creschlafrenen  liebeskranken  Gliedern  Leiden-"  so 
„den ,  die  Wonne  sie  zu  fassen  zu  teil  ?  Davon  habe  ich  keine" 
„klare  Kunde." 

Hier  machen  sich  der  begehrliche  Liebesschmerz  des  Rävana 
(als  Stimmung)  und  seine  Sehnsucht  als  Begleitsgefühl  unange- 
messen  creltend.  35 

Ein  Beispiel  des  Samahita: 

„Die  Röte  deiner  Augen  von  deutlichen  Tränen  getrübt  ist" 
.(geschwunden,  und  beruhifft  hat  sich  zut,fleich  mit  dem  Verziehen" 

190  „der    Brauen    das    Zucken    der    Unterlippe:     obschon    dein    Zorn," 


1)  Nach  der  Ansicht  derer,  welche  den  „Ton"  leugnen,  ist  hier  die  traurige 
Stimmung  die  Figur  Rasavat,  der  Liebesschmorz  aber  Udätta,  nach  der  gemeinen 
Ansicht  aber  ist  die  traurige  Stimmung  Jiasadhvani ,  und  der  Liebesschmerz 
die  Figur  Rasavat.     So  der  Komm. 

2)  Amaruka  40.  Ich  übersetze  nach  der  Lesart  sneha  für  sveda  in  der 
Ausgabe  Kävyamälä  Nro.   18. 

3)  Sänigadliarapaddhati  3501   anonym.,  mit  einigen  Varianten. 

4)  Lies  i/ätc  für  Jäte,  und  i/ä7)i  für  yä. 


618  Jacobi,  Ruyyaka's  Alamhurasarvasva. 

^0  Leidenschaftliche,  vergangen  ist,  so  läßt  er  doch  wegen  seiner" 
„argen  Zwerghaftigkeit  ^)  ein  anderes  Gefühl  bei  dir  nicht  zur" 
„Herrschaft  gelangen." 

Hier   handelt   es  sich  um  das  Erlöschen  des  Zornes.     In  ähn- 
5  licher  Weise  ist  auch  sonst  zu  exemplifizieren. 

Das  Auftauchen  eines  Gefühls,  der  Widerstreit 
zweier  und  die  Verkettung  mehrerer  Gefühle  sind 
besondere  Figuren. 

(bliävodaya)  der  Zustand  des  Auftauchens  ist  udaya,  des  Ge- 
10  fühls  (bhäva),  wie  es  oben  (p.  185)  definiert  wurde;  sandln  ist  die 
Darstellung  zweier  widei'streitender  Gefühle  als  miteinander  rivali- 
sierend,  sabalatä  ist  die  Darstellung  vieler  in  der  Weise,  daß  jedes  191 
das  vorhergehende  aufhebt.  Diese  sind  besondere,  von  Rasavat  usw. 
verschiedene  Figuren. 
15  Dies    wird    gelehrt-),    weil  Udbhata  und  Andere  sie  nicht  als 

besondere  Figuren  aufgeführt  haben ,  andererseits  um  sie  als  ver- 
schieden von  „Verbindung"  und  „Vermischung"  zu  zeigen.  Alle 
diese  (bisher  behandelten)  Figuren  sind  für  sich  in  ihrer  Reinheit 
Figuren  für  sich;  darum  wird  jede  als  von  allen  übrigen  unter- 
20  schieden  gelehrt.  Denn  die  „Verbindung"  und  die  „Vermischung" 
bestehen  in  der  Verknüpfung  von  Figuren;  die  Verschiedenheit 
von  diesen  beiden  wird  also  hier  gelehrt. 

Ein  Beispiel  für  das  Auftauchen  eines  Gefühls : 
„Bei    der  Anrede    mit  dem  Namen  einer  Nebenbuhlerin   dreht" 
25  „die  auf  demselben  Lager  ruhende   Schöne  dem  Geliebten  plötzlich" 
„im   Zorn    den    Rücken;    ungeachtet    er   ihr    Schmeicheleien    sagt," 
„achtet  sie  ihn  nicht  in  ihrer  Erregung;  als  er  sich  still  verhielt," 
„da   befürchtete    sie,    er    möchte  eingeschlafen    sein,    und    sah   ihn" 
„wieder  mit  schneller  Wendung  des  Halses  an'"), 
so  Hier  handelt  es  sich  um  Auftauchen  der  Sehnsucht. 

Ein  Beispiel  für  den  Widerstr-eit  zweier  Gefühle: 
„Mit   der   linken  Hand    den  Tränenstrom    aus   seines  Weibes" 
„Augen,    mit    der   rechten  die  Schwertklinge  abwischend  war  ein" 
„Krieger  in  Verlegenheit,  was  zu  tun." 
35  Hier  ist  das  Zuneigung  genannte  Gefühl  Liebe  in  Verbindung  192 

mit  der  Kampfbegierde. 

Ein  Beispiel  für  die  Verkettung  der  Gefühle : 
„Es    ist    etwas  Verbotenes  (1)    und  ich  bin  ein  Mitglied  des" 
„Mondgeschlechtes;    könnte    ich    sie    doch   noch  einmal  sehen  (2)!" 
40  „Die  eigene  Weisheit  wehrt  mir  Fehltritte  (3);  ach,  selbst  im  Zorn" 


1)  Soll  das  nur  bodouten,  daß  noch  ein  kleiner  liest  übrig  ist,  oder  ist 
dubci  auch  ein  llintergodaiiko  an  die  Hosliaftigkeit  der  Zwerge?  Da  die  Strophe 
sonst  nicht  üborliefort  ist,  so  ist  der  Wortlaut  nicht  über  iillen  Zweifel  erhaben. 
Man  könnte  den  Anfang  auch  übersetzen:   in  deinen  Aiigoa  sitzt  noch  die  Kote  etc. 

2)  Nämlich  alle  drei  Figuren  auf  einmal. 

3)  Amariika  22.     (Ind.   Sprüche   1379.) 


Bhavodaya,  Bhavasandhi,  Bhavasabalata,  Samsrsli  p.  190 — 195.     619 


„war  ihr  Antlitz  lieblich  (4).  Was  werden  die  makellosen  weisen" 
„Männer  sagen  (5)?  Auch  im  Traum  kommt  sie  nicht  zu  mir  (6)." 
,Herz,  ermanne  dich  (7)!  Welcher  wahrhaft  glückliche  Jüngling" 
„wird  ihre  Lippe  kosten  (8)^)? 

Hier    findet    sich   Verkettung    von    1.    vitarka,    2.    autsukt/a,    s 
3.  matt,  4.  smrtt,  5.  sankä,  6.  daini/a^  7.  dkrti,  8.  cintä-). 

Hiermit  sind  die  auf  Gemütsvoi-gänge  bezüglichen  Figuren 
behandelt. 

Jetzt  wei'den  zwei  Figuren  gelehrt,  die  durch  die  Verknüpfung 
aller    bisher    crelehrten    Fio-uren    hervororerufen    werden.      Die   Ver-  lo 

o  o  o 

knüpfung  ist  dabei  zwiefach,  entweder  nach  Art  der  Verbindung, 
oder  nach  Art  der  Inhärenz.  Die  Art  der  Verbindung  liegt  da  vor, 
wo  die  (verknüpften  Figuren)  deutlich  getrennt  bestehen,  die  Art  der 
Inhärenz  doi't,  wo  sie  nicht  deutlich  getrennt  sind.  Wenn  sie 
deutlich  getrennt  sind,  so  verhalten  sie  sich  wie  Reis-  und  Sesam-  15 
körner,  andernfalls  wie  Milch  und  Wasser.  Wir  tragen  sie  der 
Reihe  nach  vor: 

We  nn  bisher  gelehrte  Figuren  wie  Reis-  und 
Sesamkörner  gemischt  sind,  so  liegt  die  Verbindung 
(Samsrsti)  vor.  20 

Wenn  von  den  (bisher)  gelehrten  Figuren  einige,  wie  es  sich 
gerade    trifft ,    in    derselben    zusammenhängenden  (Stelle)  gebraucht 

193  werden,  (so  fragt  es  sich),  ob  jede  für  sich  nur  ihrem  eigenen 
Zweck  dient,  oder  ob  daraus  eine  neue  Figur  entsteht.  Das  steht 
jetzt  zur  Untersuchung.  Wie  Schmucksachen  aus  Gold ,  Edel-  25 
steinen  usw.  zwar  jedes  für  sich  eine  Schönheit  hei'vorrufen  ,  aber 
durch  deren  Kombination  eine  Schönheit  besonderer  Art  entsteht, 
ebenso  empfinden  wir  eine  Schönheit  besonderer  Art,  wenn  mehi'ere 
Figuren  miteinander  in  Verbindung  treten.  Somit  steht  fest ,  daß 
(dui'ch  die  Kombination  mehrerer  Figuren)  eine  neue  Figur  ent-  30 
steht  und  daß  jene  nicht  jede  für  sich  ihrem  eigenen  Zweck  dienen. 

195  Und  wenn  auch  eine  neue  Figur  entsteht,  so  erkennt  man  (die 
einzelnen  Komponenten)  entweder  nach  Art  der  Verbindung  deut- 
lich getrennt"^),  oder  nach  Art  der  Inhärenz  nicht  deutlich  ge- 
trennt^), sodaß  zwei  Arten  (unterschieden  werden  müssen).  Im  3:. 
ersteren  Falle  liegt  die  Verbindung  (Sajpsrsti)  vor,  im  letzteren 
die  Vermischung  (Sarnkara).  Darum  bringt  das  Verhältnis  von 
Reis-  und  Sesamkörnei-n  und  dasjenige  von  Milch  und  Wasser  beide 
ihi'em  Wesen  nach  zur  Anschauuii<Tf. 

Die    Verbindung,    die    nach    dem    Verhältnis    von    Reis-    und  10 
Sesamkörnern    besteht ,    ist   von   dreierlei  Art ,   je  nachdem  sie  auf 


1)  Vgl.  Dhanj-rdokii  p.  1C6.     Übersetzung,   Note   1. 

2)  Der  Komm,  erklärt ,  diiL^  die  gegebenen  drei  Beispiolo  imssou ,  wenn 
man  nicht  den  dhvani  gelten  lasse,  für  die  Anbänger  der  dlivani-Yjühv^  gibt 
er  andere  Beispiele. 

3)  Oder  für  sich  bestehend. 


620  Jacobi,  Ruiiyakci's  Alamkarasarvasva. 

Lauttiguren,  auf  Siunfiguren  und  auf  beiderlei  Figuren  beruht.     Die 
Verbindung  von  Lautfiguren,  z.  B.: 

„Eine  Andere,  reizend  in  ihrer  Ängstlichkeit  vor  den  Bienen," 
-die  vom  Wohlduft  ihres  Mundes  angezogen  sie  uraschwirrten,  mit" 
5    , Augen,  welche  ihre  Locken  verwirrten,  brachte,  wie  sie  sich  hin" 
,und  her  wandte,  ein  süßes  Geklingel  des  Gürtels  hervor^)." 

Hier    ist    eine    Verbindung    zwischen    den    beiden    heterogenen 
(Lautfiguren)  Alliteration  und  Vollreim,  und  ebenfalls  zwischen  den 
homogenen  Vollreimen  {a,)lakalo-lakah{\a)  und  halola-kalola. 
10  Die  Verbindung  von  Sinnfiguren  z.  B.: 

„Herrin,    es    weicht  die  Nacht,    öffne  schnell  dein  Auge  mit" 
„seiner  lebhaften  Pupille  wie  die  Lotusstaude  ihre  Blüte  mit  der" 
„(darin  gefangenen)  Biene;  sieh,  glanzlos,  gleichsam  beraubt  durch" 
„deines  Antlitzes  Pracht,  verschwindet  jetzt  der  Mond  vom  Himmel!" 
15  Hier    liegt  eine  Verbindung  von  Vergleich  und  Utpreksä  voi-,  197 

die  gleichartig-)  sind. 

„Das    Dunkel    salbt    gleichsam    die  Glieder    ein ,    der  Himmel" 
„regnet  gleichsam  Augenschminke;   wie  der  Dienst  bei  schlechtem" 
„Heirn  ist  die  Sehkraft  nutzlos  geworden"  Kävyäd.  11,  362). 
20  Hier    liegt    die  Verbindung    von  Vergleich   und  L'tpreksä  vor, 

die  ungleichartig  sind. 

„Möge  Gelingen  mir  verleihen  Ambikä's  Lotusfuß,  entzückend" 
„durch  liebliches  Spangengeklirr,  den  sie  mit  Wucht  auf  das  Haupt" 
„Mahisäsura's    setzte ,    während    der    wonnestrahlende    Indra    seinen" 
25  „Kranz  ihr  zuwarf-')." 

Hier  ist  eine  Verbindung  von  Vergleich  und  Alliteration.  Daß 
Lotusfuß  (jjädämbuja)  als  Vergleich  (nicht  als  Metapher)  zu  nehmen 
ist,  beweist  seine  Verbindung  mit  dem  Worte  „Spangengeklirr", 
die  eine  Metapher  (Fußlotus)  unmöglich  macht,  und  verhilft  dem 
30  Vergleich,  als  der  einzig  übrigen  Möglichkeit,  zur  Anerkennung-*). 
So  hätten  wir  denn  die  drei  Arten  der  Verbindung  festgestellt. 

Jetzt  wird  die  Mischunor  nach  der  Art  von  Milch  und  Wasser 
vorgetragen. 

We  n  n    aber    wie    ]\1  i  1  c  h    und    Wa  sser,     so    liegt    die 
35  Ve  r  m  i  s  c  h  u  n  g  (S  a  m  k  a  r  a)  v  o  r 

/.  e.  gemischt  sind.  Vermischung  liegt  vor,  wenn  die  Getrennt- 
heit nicht  deutlich  oder  die  Nichtgetrenntheit  deutlich  ist ,  und 
zwar  können  die  Figuren  so  gemischt  sein,  daß  die  eine  der  andern  198 


1)  Mägba  6,  14,     Der  Vers  lautet  dort: 
vadana8aur(iljh(dohhapin-ihhr(tinadbhramin-ati(tinhhiam(isa>nbhrlasohh(iijä  | 
calitayä  vkUidhe  kulameklndäkalakalo  'lakcdoladrm  'ni/ai/ä  \\ 

2)  sajCUuja  soll  hier  wolil  heißen,  die  demselben  Zweck  dienen,  indem 
sie  dieselbe  Suclio,  das   Weichen  der  Nacht,  illustrieren. 

?i)  Pafieastavl  111,  1,  Kävyamäla  1897.    Im  Text  manthara  statt  sundaru. 

4)  prasädayati.  Vielleicht  muß  man  j)ramdhai/ati  lesen,  wie  auf  der 
folgenden  Seite  in  gleichem  Sinne  jiramdhika  gesagt  wird ;  dann  wäre  zu  über- 
setzen: und  stempelt  es  zu  einem   Vergleich. 


Samsrsti,  Samhara  p.  196 — 198.  621 

subordiniert  ist,  oder  daß  es  zweifelhaft  ist,  welche  Figur  vorliegt, 
oder  daß  in  demselben  Passus  ihrer  zwei  stecken;  nach  welchen 
drei  Möglichkeiten  drei  Arten  der  Vermischuncr  entstehen.  Der 
Keihe  nach  wie  folgt : 

,Die  Finsternis    mit    seinen  Sti'ahlen ,    wie  schwellende  Haare"    5 
.mit  den  Fino-ern,  zurückdrängend  küsste  der  Mond  gleichsam  das" 
, Antlitz  der  Nacht,  die  ihre  Lotusaugen  schließt^)." 

Der  Vergleich   „wie  mit  den  Fingern"   stempelt  den  Ausdruck 
sarojalocana    zu    einem    Vergleich,      rajaniniukhani    (Anfang    der 
Nacht  =  Antlitz    der    Nacht)    ist    eine    auf   Wortspiel    beruhende  lo 
Hyperbel,  weil  hyperbolisch  die  beiden  Bedeutungen  (von  mukha): 
Anfang  und  Gesicht,   ununterschiedlich  genommen  sind.    So  stehen 
beide    (Hyperbel    und    Vergleich)    im   Verhältnis    vom    Ganzen    zu 
seinen  Teilen.    [Und  in  gleicher  Weise  (haben  wir)  eine  im  ganzen 
Verse  ausgesprochene  Samäsokti] -).     Die  von  Vergleich  und  Woi't-  i5 
spiel    unterstützte    Hyperbel     unterstützt     ihrerseits     die     mit    den 
Worten     „küßt    gleichsam"     ausgesprochene    ütpreksä,    weil    diese 
kraft  jener  zur  Entstehung  gelangt.     Und  indem  sie  (so)  zur  Ent- 
stehung   gelangt,    verleiht    sie   jenen,    die  ihr  zur  Entstehung  ver- 
helfen ,    ihren  Eeiz ,    wodurch   das  Verhältnis  des  Ganzen  zu  seinen  20 
Teilen  begründet  ist. 

^)[Oder  wie: 

„Daß  Vivasvat,  obgleich  bekannt  in  der  Welt  als  trayhnaya'^ 
„(oder  vedenfest),    zur   värunl  (Westen  oder  Wein)   ging,    darum" 
„mein'  ich,  stürzte  er  vom  Astabei-ge  und  drang  deshalb  eben,  um"  25 
„sich  zu  reinigen,  in  das  Vadavafeuer  ein." 

Hier  liegt  in  der  ersten  Vershälfte  ein  Wortspiel  vor,  das 
dem  Widerspruch  zur  Entstehung  verhilft.  Nach  anderer  Ansicht 
sind  Widerspruch  und  Wortspiel  zwei  besondere  Figuren ;  davon 
wird  in  der  zweiten  Vershälfte  die  durch  die  Worte  „mein'  ich"  30 
ausgedrückte  Utpreksä  unterstützt.  Somit  besteht  hier  das  Ver- 
hältnis des  Ganzen  zu  seinen  Teilen.  Denn  was  als  Ursache  hier 
vermutet  wii'd ,  darin  ist  das  den  Widerspruch  bedingende  Wort- 
spiel angebracht,  und  in  der  Wirkung,  welche  die  Veranlassung  zu 
der  Utpreksä  ist,  sind  das  Fallen  und  Sich -Ins -Feuer -Stürzen,  35 
obgleich  es  in  Wirklichkeit  anders  ist  (nämlich  „Untergehen" 
und  „Im-Ozean- Verschwinden"),  mit  dem  Andersseienden  (nämlich 
mit   „Fallen"    und   „Sich-Ins-Feuer-Stürzen")    als    ununtei*schiedlich 


1)  Kum.  S.  VIII,  63.  Im  Suvrttatilaka  p.  51  ausdrücklich  dem  KälidRsa 
zugeschrieben. 

2)  Ich  habe  diese  Stelle  eingeklammert ,  weil  ich  sie  für  eingeschoben 
halte.  Denn  sie  läßt  sich  mit  dem  tolgcndon  in  keinerlei  Zusammenhang  bringen, 
da  nur  von  der  Utpreksä  die  Rode  ist. 

3)  Die  eingeklammerte  Stolle  halte  ich  für  einen  Zusatz,  weil  die  Strophe 
schon  oben  p.  99  gegeben  und  diskutiert  wurde.  Wie  könnte  übrigens  eine 
Vermischung  von  Virodha  und  Slesa  vorliegen,  wenn  durcJ»  den  Slesa  der  Virodha 
außer  Geltung  gesetzt  wird? 


622  Jacohi,  RuyyaJca's  Alamharasarvasva. 

indentifiziert.     Darum  ist  hier  die  Vermischung  nach  dem  Verhält-  ] 

nis    des  Ganzen   zu  seinen  Teilen.     Eine  auf  diesem  Verhältnis  be-  j 

ruhende    Vermischung    besteht    nun    nicht    in    dem   Wortspiel,    das  < 

dem  Widerspruch  zur  Entstehung  verhilft,  zwischen  dem  Woi'tspiel 
5  und  dem  Widerspruch,  und  ebenfalls  nicht  zwischen  der  Utpreksä  199 
und  der  Hyperbel,  die  in  der  Veranlassung  (zur  utpreksä,)  enthalten 
ist ,  weil  beide  Figuren  (das  Wortspiel  und  die  Utpreksä)  nicht 
ohne  jene  beiden  (Widerspruch  bezw.  Hy^jerbel)  eintreten;  w'eil  sie 
also    ohne   letztere    nicht  möglich  sind ,    benehmen  sie  letzteren  die 

10  Geltung  1),  (hier  als  selbständige  Figuren  gerechnet  zu  werden). 
Man  muß  nun  nicht  glauben ,  daß ,  weil  das  Wortspiel  auch  ohne 
den  Widerspruch  vorkomme ,  es  deshalb  eine  Möglichkeit  seines 
Vorkommens  gäbe,  (die  du  eben  bestrittest).  Denn  wir  sagen 
nicht,  daß  es  ohne  Widerspruch  kein  Wortspiel  gibt;  sondern  weil 

15  es  nie  ohne  andere  Figuren  auftritt,  so  benimmt  es  ihnen  die 
Geltung,  weil  es  sonst  keine  Möglichkeit  seines  Vorkommens  hätte ; 
und  da  unter  jenen  auch  der  Widerspruch  ist,  so  verliert  auch  er 
seine-)  Geltung.     So  ist  alles  in  Ordnung.] 

So    haben    wir    die  Vermischung   von  Sinnfiguren  vorgetragen. 

20  Die  Vermischung  von  Lautfiguren  aber  wird  von  einigen  folgender- 
maßen exemplifiziert: 

rajati  tau  ''yam   abluhata-dä  na  va  räsätipäti  särä  vanadä  \ 
(jajatü  ca  yiitham  avirata-dä  na  va  rä  sä  ti pä  ti  sä  rä  va  na  da  \\  ■') 

„Herrlich  ist,  o  Verhinderer  des  Schlachtgeschreis  der  Dänaver," 

2.5  „dieses  Ufer,  an  dem  der  tosende  Bach  vorbeieilt,  und  es  schützf" 
„die  feste  Wälder  vernichtende  Elefantenmasse,  ausgezeichnet  durch*" 
„steten  Brunstsaft,  die  Herde". 

Hier  sind  die  Lautfiguren  Vollreim  und  anulomapratiloma  mit 
einander  in  Vermischung  nach  dem  Verhältnis  des  Ganzen  zu  seinen 

30  Teilen ,  weil  sie  in  ffesfenseitiser  Abhängigkeit  stehen.  Jedoch  ist 
das  nicht  recht  befriedigend ,  weil  zwei  Lautfiguren ,  ebensowenig 
wie  zwei  Lautgruppen ,  einander  beeinflussen  können  und  darum 
nicht  im  Verhältnis  des  Ganzen  zu  seinen  Teilen  stehen.  Darum 
ist   hier    die    (Annahme    einer)    Verbindung    von    zwei    Lautfiguren 

35  vorzuziehen,  wde  früher  ausgeführt.  Oder  es  liegt  die  dritte  Art 
von  Vermischung  vor,  insofern  zwei  Lautfiguren  in  ein  und  der- 
selben Stelle  auftreten. 

So    ist  die  eine  Art  dargelegt;    die  zweite  Art  aber  heißt  die 
Vermischung,  wo  ein  Zweifel  (obwaltet).     Wo  ein  positiver  Grund 

40  weder  für  noch  gegen  die  Annahme  einer  von    zwei  Möglichkeiten 


vorhanden  ist,  da  besteht  der  Zweifel  zu  Recht ;  daher  ist  hier  die 
Vermischung   durch  Zweifel.     [Z.  B. ') : 


1)  Siehe  oben  p.  97,  2)  Tilge  na.  3)  Harnvijaya  V,  137. 

4)   Die  eingeklammerte  Stelle  scheint  ebenfalls  ein  Zusatz  zu  sein,  da  Bei- 
spiel   und    Erklärung    schon    oben    p.    128    gegeben    waren.      Die    Erklärung   ist 


Samkara  p.  199—201.  623 

200  »Dei'    mich   zur  jungen  Frau  machte,    dei'selbe  ist  noch  mein" 

„Geliebter ,    gleich    geblieben    sind    die    Frühlingsnächte ,    und    die" 
„üppigen  Kadambawinde,  duftend  von  blühendem  Jasmin,  sind  noch" 
„die  gleichen,    und  auch   ich  bin  noch  dieselbe:  jedoch  sehnt  sich" 
„mein  Herz    nach    dem   tändelnden  Liebesspiel    unter   dem  VetasI-'"    0 
„bäume  am  Ufer  der  Revä^)." 

Hier    ist    eine    zweifelerregende    Vermischung    zwischen    einer 
Vibhävanä,  und  einer  Visesokti.     Nämlich  eine  Yibhävanä,  insofern 
Sehnsucht  entstehen  soll,  obschon  die  Ursache  derselben  fehlt,  was 
mit  den  Worten  „der  mich  zur  jungen  Frau  machte"  als  ein  "Wider-  10 
Spruch    mit    der  Ursache    stehend    ausgesprochen    ist.     Und   ebenso 
liegt    eine   Visesokti    vor ,    insofern   Freiheit   von  Sehnsucht  -)  nicht 
eintritt,    obgleich    die    Ursache    für    die    Freiheit    von    Sehnsucht-) 
durch  (den  Umstand  gegeben  ist,    der  ausgesprochen  wird  mit  den 
Worten)    „der  mich  zur  jungen  Frau  machte";  und  dieses  Nichtein-  i5 
treten    wird    in   „mein  Herz    sehnt    sich"   durch    das   Eintreten    des 
Gegenteils    ausgesprochen.     Und    darum  wurde  oben-^)  gesagt,    daß 
beide  Figuren    hier    undeutlich    sind.     Und    da    sich    für  keine  der 
beiden  Figuren  Beweis  pro  oder  contra  findet,  so  ist  es  eine  zweifel- 
erregende Vermischung.]  20 
Oder  z.  B.: 
.Auf  dessen  Antlitz-Mond  die  frische  Jugend  unter  dem  Scheine" 


«■' 


-des  Bartes  hinschrieb  Amors  Beschwörungsformel,  die  das  Siegel" 
„hartnäckigen  Schmollens  loser  Dirnen  schmelzt." 

Hier  ist  man  im  Zweifel,  ob  ein  Vergleich  vaktram  candra  25 
iva^  oder  eine  Metapher  valctram  eva  candra  vorliegt"*),  weil  das 
Kompositum  (vaktracandrä)  beides  bedeuten  kann.  Nach  der  Regel 
Pän.  2,  1,  56:  „v?/äghra  usw.  werden  mit  dem  Verglichenen  kompo- 
niert, wenn  das  tertium  comparationis  nicht  ausgesprochen  ist", 
enthält  das  Kompositum  einen  Vergleich ,  weil  vi/äghra  usw.  ein  ;)0 
ährtigana  ist.  Das  Kompositum  enthält  aber  eine  Metapher,  wenn 
man  es  unter  maywravyamsaha  usw.  (2,  1,  72)  bringt;  weil  auch 
Tnayüravyamsaka  usw.  ein  ährtitjana  ist.  Da  also  hier  ein  Grund 
pro  oder  contra  fehlt,  so  liegt  eine  zweifelerregende  Vermischung  vor. 
201  Wo   aber   ein  Grund  ^^ro  oder  contra  bezüglich  der  Annahme  3.5 

einer  bestimmten  Figur  voi'liegt,  da  ist  die  betreffende  Ainiahme 
notwendig.  Grund  j^ro  ist  was  dafür  spricht ,  Grund  contra  was 
dagegen  spricht.     Grund  i^ro^  z.  B.: 

dort  klarer  und  ist  an  jener  Stelle  wohl  auch  deshalb  die  ursprüngliche ,  weil 
hier  auf  sie  Bezug  genommen  wird. 

1)  Siehe  oben  p.  127  f.  2)  Verbessere  anntkaiithn. 

3)  Siehe  p.  128.  Übrigens  wird  im  Kävyaprakäsa  zu  I.  4  unsere  Strophe 
als  Belog  für  Kävya  in  Ermangelung  eines  sphulalamkärtt  angeführt;  nach  dem 
Pradlpa  ist  der  Samkara  hier  as2)hut(i,  weil  die  beiden  vormischten  Figuren 
es  an  sich  auch  sind, 

4)  V.ämana  IV,  3,  G  leugnet  aber  solche  riij^aka's  ausdrücklich:  mukha- 
candrädlnam  tu  'jy/imäficwinsäiiä/n  rfipakiitva)))  na  yuktam.  Er  scheint  mit 
dieser  Ansicht,  wie  mit  so  manchen  allein  zu  stehen. 


624  Jacobi,  liuyyalcd's  Alainkürasarvasva. 

„Verehrung  dem  Samkara-Milcbozeane,  dem ^),  dem" 

„aus  Nektar  bestehenden,  dem  unendlichen  Lichte!" 

Das  Aus-Nektar-Bestehen  ist  ein  Grund  pro.  daß  eine  ]\Ietapher: 

Samkara-Milchozean,  vorliegt;  weil  es  für  Milchozean  passender  ist 

5  als  für  Samkara.     Aber  es  ist  kein  Grund  contra  einen  Vergleich, 

weil  es  übertragen  gedacht  auch  auf  Samkara  passen  würde.     Oder 

wie  z.  B.: 

, Diese  dem  Avantikönig-Paradiesbaume  entsprossenen,  mond-" 
„weißen  Ruhmes-Blumen,   sehet,  flechte  ich  jetzt  zu  Kränzen   für" 
10  „die  Himmelsgegend -Weiber  ^) !" 

Weil    hier    das  Flechten    auf   die  Blumen  paßt,   so  ist  es  ein  202 
Grund  2)^0  bei  der  Annahme'^)  einer  Metapher. 
Ein  Grund  contra,  z.  B.: 

„Auf    dem   Vindhya-Ozean  sperrten  vom  Schlafe  erwacht  die" 
15  „Löwen    ihren    Rachen    auf   (bezw.    gähnte    vom    Schlafe    erwacht" 
„Visnu)  beim  Eintritt  deines  Bogenklanges  wie  des  Herbstes"*)." 

Hier  ist  das  tertium  comparationis :  vmidrajrmbliitaharih  ein 
Grund  contra  bei  der  Annahme  des  Vergleiches  vindhya  udadhir 
iva;  weil  es  nach  der  Regel:  ,;vyäghra  usw.  werden  mit  dem  Ver- 
20  glichenen  komponiert,  wenn  das  tertium  comparationis 
nicht  ausgesprochen  ist"  gegen  ein  Kompositum,  das  einen 
Vergleich  enthält,  spricht.  Daher  verbleibt  als  einzige  Möglichkeit 
die  Annahme  einer  Metapher.  Aber  der  Vergleich  wie  (beim  Ein- 
tritt des)  Herbstes  ist  nicht  als  Grund  für  (die  Annahme  eines) 
25  Vergleiches  anzusehen.  Denn  „ohne  den  Letzten  wird  nicht  das 
halbe  Hundei-t  voll"  ^).  Auch  ist  es  nicht  der  Ukas  eines  Königs, 
daß  man  die  Figur,  mit  der  man  begonnen  hat,  vollständig  durch- 
führe; das  ist  auch  nicht  der  Ausspruch  eines  Gesetzgebers.  Auch 
ist  es  nicht  eine  Kunstregel:  denn  wenn  man  eine  Steiweninfr  der 
3u  Ähnlichkeit  zum  Ausdruck  bringen  will ,  ist  es  passend ,  den  Ver- 
gleich ,  mit  dem  man  begonnen ,  fallen  zu  lassen  und  mit  einer 
Metapher  zu  schließen,  während  das  umgekehrte  Verfahren  fehler- 
haft ist,  z.  B.  „wodurch  der  Mond  zu  Feuer,  zu  Gift  der  Sandel, 
und  wie  ein  Beil  die  Halskette  wird")".  Im  vorliegenden  Falle 
35  muß  man  also ,  weil  das  Aussprechen  des  tertium  comparationis 
gegen  einen  Vergleich  spricht ,  eine  Metapher  anerkennen ,  indem 
man   sich   für    eine  Metapher    nach  dem  Muster  mai/Uravyamsaha 


1)  prasaradbindunüdäiia  lasse  ich  unübersetzt,  weil  ich  es  nicht  zu 
deuten  weiß;  cf.  Haracaritaciiitämani   13,200. 

2)  Navasähasäiika  I,  IG. 

3)  Lies  °parigrahe. 

4)  Navasähasäiika  II,  23. 

5)  ö.sesena  ist  Iblilerliaft,  aber  ob  aäeseini,  oder  ä  äesät  zu  vorbessern 
ist,  mag  dabingestollt  sein.  Der  Sinn  ist  klar:  wie  nicht  von  einem  lialben 
Hundert  diu  Kedo  sein  kann,  ehe  der  Fünfzigste  da  ist,  nur  weil  dazu  der  An- 
fang gemacht  ist,  ebensowenig  kann  man  eine  ganze  Strophe  als  Vergleich  be- 
zeichnen,  weil  sie  mit  einer  Vergleichung  beginnt. 

fi)  jjfTfZa  irgend  einer  Särdülavikrldita- Strophe. 


Samkara  p.  202—204.  625 

entscheidet,^  das  ja  einen  äkrtigana  bildet.  Ebenso  verhält  es  sich 
mit  (dem  Sloka)  bhäsyäbdhih  kaü  'tiganibhlrak,  und  anderen  Bei- 
spielen. Wenn  aber  ein  Grund  j^ro  oder  contra  fehlt,  dann  liegt 
eine  zweifelerregende  Vermischung  vor ,  wie  in  den  obigen  Bei- 
spielen. 5 

Die  dritte  Art  aber  wird  durch  gleichzeitiges  Auftreten  (mehrerer 
Figuren)  in  einem  Passus  chai-akterisiert ,  d.  h.  wo  in  demselben 
Passus  (wirklich)  mehrere  Figuren  stecken ,  und  nicht  ein  Zweifel 
besteht,  (ob  die  eine  oder  andere  beabsichtigt  ist),  z.  B.: 

203  „Auch  auf  dein  Haupt  wahrlich  wird  fallen   die  Schneide  des"  lo 
„Diskus  wie  die  Gangä,  die  von  Muräri  ausgeht  und  den  Narakäsura*" 
„bekämpft  (bezw.  der  Unterwelt  zuströmt)." 

Hier  sind  ein  Vergleich,  der  durch  das  gemeinsame  Attribut 
„die  von  Muräri  ausgeht",  begründet  ist,  und  ein  Woi'tspiel,  das 
durch  das  doppelsinnige  Attribut  narakaparipantJiinl  veranlaßt,  i5 
bewirkt ,  daß  man  einen  Vergleich  mitempfindet ,  in  demselben 
Passus  vereinigt ,  weil  er  beiden  Zwecken  dient.  Wie  die  Ver- 
mischung eines  Vergleiches  mit  einem  Arthaslesa,  so  findet  sich 
auch  die  mit  einem  Sabdaslesa.     Z.  B. : 

„In  dieser  (Stadt)  erfreuten  sich  die  Gazellenäugigen  am"  20 
„Schauspielhaus  wie  am  Wasser  des  Parkbassins,  das  geziert  ist" 
„durch  die  von  schönen  Männern  strahlende  Bühne  (bezw.  die  von" 
„guten  Menschen  strahlenden  Wellen),  und  worin  ein  lautes  Kon-" 
„zert  von  Trommeln  aufgeführt  wird  (bezw.  die  Bambusrohre  laute" 
„musikalische  Töne  hervorbringen)."  ^i:^ 

Hier  kommt  dui'ch  die  Worte  „sie  erfreuen  sich  am  Schau- 
spielhaus wie  am  Wasser"  ein  passender  Vergleich  zustande ,  der 
mit  dem  Sabdaslesa :  satjMrusadyotäaramja  in  ein  und  demselben 
Passus  vereinigt  ist^). 

Die  Vermischung    zweier  Lautfiguren ,    sofern    sie    in    ein   und  so 
demselben  Passus  erscheinen,  ist  oben  an  rcijati  tau  'yam  usw.  er- 
läutert worden.     Hier  sind  beide  durch  Auftreten  in  ein  und  dem- 
demselben  Passus    miteinander    vermischt.     Darum    ist    der    in    der 

204  Definition  von  andern-)  gebrauchte  Ausdruck  vi/avasthäa  (indivi- 
duelles Dasein  haben)  nicht  notwendig-'').  Die  von  Bbattodbhata  s.'i 
gelehrte  Vermischung  zweier  Figuren  (eines  Verses),  die  in  dem 
Sinne  und  in  den  Lauten  liegen,  haben  wir  als  „Verbindung" 
klassifiziei-t:  darum  werden  hier  nur  drei  Arten  der  Verinischuno' 
gelehrt. 


o^ 


So   haben    wir   in  knapper  Form  diese  Lautfiguren,  u» 
Sinnfiguren    und    Figuren    von    beiderlei    Charakter 
dargestellt. 

1)  Im  Text  ist  iirmnstä  ausgofjillon.  ärnhdhamrddiigarädija  ist  aucli 
doppelsinnig;  aber  es  ist  ein  arthaslesa  und  kein  salidtiiSlc^a ,  weshalb  es  in 
der  Erklärung  nicht  erwähnt  ist. 

2)  Kävyaprakäsa   10,  öf). 

3)  Aber  auch  gerade   kein  Fehler,   wie  der  Koniin.   liinzufügt. 


626 


Jacobi,  Rmjyaka's  Alankarasarvasva. 


,80"  bezieht  sich  auf  die  früher  ausgesprochene  Art  und 
Weise;  „diese"  nämlich,  diejenigen,  deren  wahres  Wesen  dargelegt 
wird;  „dargestellt,"  d.h.  durch  Alarnkärasütra's  gezeigt,  in  knapper 
Form  gelehrt. 

5  Die  Lautfiguren  sind  Yamaka's  usw.,  Sinnfiguren  Vergleich  usw., 

Figuren    von   beiderlei  Charakter  der  Lätänupräsa  usw.,    weil   auch 
einige  Arten    der  Verbindung    und  Vermischung^)    zu    letztrer  Art 
gehören.     Wie  bei  gewöhnlichen  Schmucksachen,  so  bestimmt  auch  205 
bei  den  Figuren  das,   worin  sie  ihren   Sitz  haben  (d.  h.  das,  woran 

10  sie  angebracht  sind),  ob  sie  Figuren  (Schmuck)  dieser  oder  jener 
Art  (d.  h.  Laut-  oder  Sinnfiguren)  sind.  Daß  aber  ihr  Dasein  steht 
oder  fällt  mit  dem  Vorhandensein  oder  Fehlen  ihres  (Substrates), 
ist  nur  maßgebend  dafür,  daß  sie  Produkt  (oder  Wirkung)  des- 
selben (Substrates   als    ihrer  Ursache)  sind,    nicht  aber  dafür,    daß 

15  sie  Schmuck  desselben  (d.  d.  Laut-  oder  Sinnfiguren)  sind-);  denn 
wenn  es  dafür  maßgebend  wäre ,  so  müßte  auch  die  Srautopamä 
(der  Vergleich,  wo  „wie"  durch  ein  selbständiges  Wort  ausgedrückt 
ist)  eine  Lautfigur  sein  (weil  ihr  Dasein  an  das  Vorhandensein 
dieses   „wie"   geknüpft  ist).     Deshalb    haben    wir,   der  Ansicht    der 

20  alten  Autoritäten  folgend,  das  Verhältnis  von  Ding  und  Substrat"') 
zugrunde  gelegt.     Und  so  möge    „Ende  gut.  Alles  gut"    sein. 

Ende  des  Alamkärasarvasva. 
Werk  des  edlen  Räjänaka-Ruyyaka. 


1.  Verzeichnis  der  Figuren  in  der  Reihenfolge 

bei  Ruyyaka. 

(Die    Titel    der  Einteilung    finden    nicht   auf   alle    darunter    angeführten   Figuren 
Anwendung,    weil    einige    Figuren    nur    wegen    einer    äußerlichen    Ähnlichkeit 

hinter  andern  behandelt  werden.) 


A.  Sabdalamkaras  und  Sabdar 

thänulankäras. 
\.  Punaruktavadäbhäsa 

2.  Chekänupräsa 

3.  Vrttyanupräsa 

4.  Yamaka 

5.  Lätänupräsa 

6.  Citra 


p.  17 
p.  20 


P- 
P- 
P- 


20 
21 
23 


p.  24 


B.  Arthälaipkaras. 

1.  Sädrsya. 
a)  bhedäbhedatulyatva. 

7.  Upamä  p. 

8.  Ananvaya  -ji. 

9.  Upameyopamä  p. 

P- 


10.   Sniarana 


25 
30 
31 
32 


1)  Dies  aber  nur  nacli   Ansicht  des  Udbhatn,  wie  er  oben  sagte. 

2)  Die  erstore  Bestimmung  bevorzugt  Alaka  in  Kävyiiprakäsa  10,-  hü\  docli 
kennt  er  auch  <liü  von  unserm  Autor  vertretene  Ansicht  und  setzt  sich  mit  ihr 
auseinander. 

3)  d.  h.  das  Schmückende  und  Gescliraückto.  Vgl.  die  Diskussion  in  der 
Stelle  p.  88,  die  ich  als  Einschub  bezeichnet  habe. 


Jacobi,  Ruyyaha's  Alamharasarvasva. 


627 


b)  abJiedapradhäna. 
a)  äropagarbha. 

11.  Rüpaka  p.  34 

12.  Parinäma  p.  40 

13.  Samdeha  p.  42 

14.  Bbräntimat  p.  44 

15.  Ullekha  p.  46 

16.  Apahnuti  p.  50 

ß)  adhyavasäyagarbha. 

17.  Utpreksä  p.  55 

18.  Atisayokti  p.  65 

y)  gamyamänaupaniyäsraya. 

19.  Tulyayogitä.  p.  70 

20.  Dipaka  p.  71 

21.  Prativastüpamä  p.  74 

22.  Drstänta  p.  75 

23.  Nidarsanä  p.  76 

c)  bhedapradhäna. 

24.  Vyatireka  p.  79 

25.  Sahokti  p.  81 

26.  Vinokti  p.  83 

2.  Gamyatva. 

27.  Samäsokti  p.  84 

28.  Paiikara  p.  94 

29.  Slesa  p.  95 

30.  Aprastutaprasaipsä  p.  104 

31.  Arthäiitaranyäsa  p.  109 

32.  Paryäyokta  p.  111 

33.  Vyäjastuti  p.  112 

34.  Aksepa  p.  114 


4.  Srnkhalabandha. 


3.  Virodha. 


35.  Virodluibhasa 

36.  Vibhävanä 

37.  Viöesokti 

38.  Atisayokti 

39.  Asamorati 

40.  Visama 

41.  Sama 

42.  Vicitra 

43.  Adhikam 

44.  Anyonya 

45.  Visesa 

46.  Vyäghäta 


121 

124 

126 

128 

129 

130 

132 

133 

p.  134 

p.  135 

p.  136 

137.  139 


P- 
P- 
P. 
P- 
P- 
P- 
P- 
P- 


47. 

48. 
49. 
50. 


51. 
52. 


53. 
I  54. 
55. 
56. 
57. 
58. 
59. 
60. 


61. 
62. 
63. 
64. 
65. 
QQ. 
67. 


68. 
69. 
70. 
71. 
72. 
73. 


74. 
75. 
76. 

77. 
78. 
79. 
80. 
81. 
82. 


Käranamäla 

Ekävall 

Mälädipaka 

Üdära 

5.  Tarkanyäya. 

Kävyalinga 
Anumäna 

6.  Väkyanyäya. 

Yatbäsamkbya 

Paryäya 

Parivrtti 

Parisamkhyä 

Artbäpatti 

Vikali^a 

Samuccaya 

Samädbi 

7..  Lokanyäya. 
Pratyanika 
Pratlpa 
Milita 
Säraänya 
Tadguna 
Atadcfuna 
Üttara 


p.  140 
p.  141 
p.  141 

p.  142 

p.  143 
p.  146 

p.  148 
p.  150 
p.  152 
p.  153 
p.  156 
p.  158 
p.  159 
p.  163 


p.  164 
p.  165 
p.  167 
p.  169 
170 
170 
172 


8.  Gudhartbapratiti. 

Süksma  p.  173 

Vyäjokti  p.  174 

Vakrokti  p.  175 

Svabhävokti  p.  177 

Bbävika  p.  178 

üdätta  p.  183 

9.  Rasädayas. 

Rasavat  p.  185 

Preyas  p.  185 

Ürjasvin  p.  185 

Sainähita  p.  185 

Bhävodaya  p.  190 

Bbävasandhi  p.  190 

Bbävasabalatä  p.  190 

Sarnsrsti  p.  192 

Sanikara  p.  197 


628 


Jacobi,  Ruyyaka's  Älamlcärasarvasva. 


2.  Alphabetisches  Verzeichnis  dei*  Figuren. 


Atadguna 

Atisayokti 

Adhika 

Ananvaya 

Anumäna 

Anyonva 

Apahnuti 


65 


170 

128 

p.  134 

p.  30 

p.  146 

p.  135 

p.  50 


Aprastutaprasamsa 

p.'  104 
Arthäntaranyäsa 

P 
Arthapatti 
Asamsati 


Äksepa 

üttara 

ütpreksä 

Udätta ' 

Udrira 

Upamä 


109 

156 

129 

114 

172 

p.  55 

p.  183 

p.  142 

p.  25 


Upameyopama  p.  31 

Ullekha 

XJrjasvin 

Ekävall 

Käranamälä 

Kävyalinga 

Citra 

Chekänupräsa 

Tadcruna 

Tulyayogitä 


p.  46 
p.  185 
p.  141 
p.  140 
p.  143 

p.  24 

p.  20 
p.  170 

p.  70 


P 
P 
P 
P 

P 
P, 


71 

75 
76 
94 
40 
152 


Dipaka 
Drstänta 
Nidarsanä 
Parikara 
Parirrima 
Parivrtti 
Parisamkhyä    p.  153 
Paryäya  p.  150 

Paryäyokta      p.  111 
Punaruktavadäbhäsa 
p.l7 
Prativastupama  p.  74 
PratTpa  p.  165 

Pratyanika  p.  164 
Preyas  (auch  Bhäva) 
p.  185 
Bhävasabalatä  p.  190 
Bbävasandhi  p.  190 
Bhävika  p.  178 

Bhävodaya  p.  190 
Bhräntimat  p.  44 
Mälädlpaka  p.  141 
Mllita  p.  167 

Yathäsamkhya  p.  148 
Yamaka  p.  21 

Rasavat  j).  185 

Rüpaka  p.  34 

Lätänupräsa  p.  23 
Yakrokti  p.  175 


Yikalpa 

Yicitra 

Yinokti 

Yibhävanä 

Virodhäbhäsa 

Vii§esa 

Yisesokti 

Visama 

Yittyanupräsa  p.  20 

Yyatireka  p.  79 

Yyäghätap.137,139 


p.  lös 
p.  133 
p.  83 
p.  124 
p.  121 
p.  136 
p.  126 
p.  130 


Vyajastuti 

Vväjokti 

Slesa 

Saipsrsti 

Sarakara 

Samdeha 

Sama 

Samädhi 

Samäsokti 

Samähita 

Samuccaya 

Sahokti 

Sämänya 

Süksma 

Smarana 

Svabhävokti 


p.  112 
p.  174 

p.  95 
p.  192 
p.  197 

p.  42 
p.  132 
p.  163 

p.  84 
p.  185 
p.  159 

p.  81 
p.  169 
p.  173 

p.  32 
p.  177 


629 


Zur  neubabylonischen  und  achämenidischen 

Chronologie 

Von 
F.  H.  Weißbach. 

In    den    letzten  Jahren    hat   das  Material  zur  Bestimmung  der 
Regierungszeiten  der  babylonischen  und  der  achämenidischen  Könige 
eine    ansehnliche  Erweiterung    erfahren.     Durch  Clay's  Legal  and 
commercial   Transactions    (The   Babjdonian   Expedition    of  the  üni- 
versity  of  Pennsylvania,  Series  A,  Vol.  VIII,  Part.  1.    Philadelphia    5 
1908)    und   durch    die    von  Ungnad    in    rascher  Folge    verötfent- 
lichten  Hefte  III  bis  VI  der  Vorderasiatischen  Schriftdenkmäler  der 
Kgl.  Museen  zu  Berlin  (Leipzig  1907 — 8)  sind  uns  mehr  als  1000 
neue  datierte  Urkunden  zugänglich  gemacht  worden,  die  es  ermösf- 
liehen,  eine  Reihe  geschichtlicher  Daten  genauer  festzulegen.     Auch  10 
das  Pi'oblem  der  Chronologie  der  Bisutün-Inschrift,    das  früher  so 
verschiedene  Lösungen  hervorgerufen  hat,  ist  in  ein  neues  Stadium 
getreten,   seitdem  uns  der  glückliche  Wagemut  und  Fleiß  King's 
und  T  h  0  m  p  s  0  n  's  einen  vielfach  ergänzten  und  verbesserten  Text 
der   , Königin    der  Inschriften"    geliefert   hat^).     Unter  diesen  Um-  15 
ständen  scheint  es  mir  an  der  Zeit  zu  sein,    die  neu  zu  gewinnen- 
den Ergebnisse  aus  diesen  Arbeiten  zusammenzustellen,  um  so  mehr, 
da  die  Behandlung  dieses  Gegenstandes  durch  Clay  (a.  a.  0.  SS.  3 ff.; 
vgl.  meine  Besprechung  in  Berl.  philol.  Wochenschrift  1908,  Sp.  1212) 
keine  glückliche  war.  20 

O  V 

Die  älteste  Urkunde  aus  der  Zeit  Sama§-sum-ukin's,  die  bis 
jetzt  veröffentlicht  ist  (Vord.  Sehr.  IV,  No.  2),  hat  das  Datum  18.  XL, 
6.    Jahr.      Indessen    ist    darauf   hinzuweisen ,    daß    bei    Lehmann 

V  ' 

(Samas-sum-ukin  [2]  S.  106)  auch  eine  aus  dem  Antrittsjahr  und 
eine  aus  dem  2.  Jahr  erwähnt  werden.  Das  späteste  sichere  Datum  ■i^ 
aus  der  Zeit  desselben  Königs  findet  sieh  auf  der  Tontafel  81 — 11 — o. 
71  (veröffentlicht  von  Pinches  in  Transactions  of  the  Victoria 
Institute  26,163  0'.  1893),  nämlich  9.  X.,  19.  Jahr.  Indessen  hat 
Johns  (Proceedings  of  the  Soc.  of  Bibl.  Arch.  27,  99.  1905)  sehr 
wahrscheinlich  gemacht,  daß  das  etwas  beschädigte  Datum  vitn  Ihn.  ;u) 

1)  Vgl.  meine  Besprechung  in  dieser  Zeitschrift  I5d.  LXI,  SS,  72211". 
Zeitschrift  der  D.  AI.  G.    Bd.  LXII.  41 


630         Weißbach,  Zur  neuhahylon.  und  acliämenid.   Chronologie. 

IV,  93  (veröifentlicht  von  Strass  maier  Actes  du  VIII.  Congres 
international  des  Orientalistes  P.  2  Beilage,  No.  6)  anstatt  29.  II., 
Jahr  10  vielmehr  29.  IL,  Jahr  20  zu  lesen  ist.  Diese  üi-kunde 
würde  also  in  die  letzte  Zeit  des  Könisrs,  kurz  vor  der  Eroberunsf 
5  Babylons  durch  Asur-bani-apal,  gehören,  ebenso  eine  (wohl  unver- 
öffentlichte Steinurkunde ,  die  Lehman  n  (a.  a.  0.  [I]  S.  6 ;  [II] 
S.  106)  im  Handel  gesehen  hat. 

Von  Kandalanu  ist  das  früheste  Datum  bis  jetzt  6.  X.  des 
1.  Jahres  (Vord.  Sehr.  V,  No.  3),  das  späteste  23.  IX.  des  19.  Jahres 

10  (Strm.  a.  a.  0.,  No.  10).  Oppert  erwähnt  jedoch  (Revue  d'assyrio- 
logie  1,  3.  1884)  noch  eine  Urkunde  aus  dem  IL  Monat  des  21.  Jahres 
und  an  anderer  Stelle  (Comptes  rendus  de  l'Academie  des  Inscrip- 
tions  1898,  418)  auf  Grund  einer  Mitteilung  von  Pinches  sogar 
das  Datum    „Au    mois    de  Marcheswan ,    le  2^  jour,    Tan  22    aprfes 

15  Kandalan,  roi  de  Babylone". 

Die  älteste  Urkunde  aus  Nabu-apla-usur's  Zeit  datiert  vom 
14.  IL  des  2.  Jahres  (Vord.  Sehr.  VI,  No.  3),  die  späteste  vom 
IL  Monat  seines  21.  Jahres  (Strm.  Ztschr.  f.  Ass.  4,  S.  121,  No.  19). 
Dieselbe  Urkunde    beweist   zugleich,    daß  Nabu-kudurri-usur  II    im 

20  IV.  Monat  des  gleichen  Jahres  König  war,  und  zwar  bereits  in  der 
ersten  Hälfte  des  Monats,  da  Strm.  Nbk.  1  vom  14.  IV.  des  Ac- 
cessionsjahrs datiert  ist.  Das  letzte  Datum  des  Nabu-kudurri- 
usur  II  ist  jetzt  9.  V.  des  43.  Jahres.  Sein  Sohn  Amel-Marduk 
erscheint   für   uns   zum  ersten  Mal  am  26.  VI.  des   crleichen  Jahres 

25  (Evetts,  Ev.-M.  1),  zum  letzten  Mal  am  17.  V.  des  2.  Jahres 
(Clay,  Bab.  Exp.  VIII,  1,  No.  34).  Bereits  6  Tage  später  war  er 
durch  Nergal-sarru-usur  verdrängt  (ältestes  Datum  23.  V.  acc,  Vord. 
Sehr.  III,  No.  40,  spätestes  Datum  1.  IL  des  4.  Jahres).  Die  bis 
jetzt    bekannten  Urkunden    aus    der  Zeit  des  Labasi-Marduk  liegen 

30  zwischen  dem  12.  IL  und  dem  9.  III.  seines  Aeeessionsjahres  (Evetts, 
Lab.  2  und  Strm.,  Actes  du  VIII.  Congrös,  No.  15).  Die  Revo- 
lution, die  Nabuna'id  auf  den  Thron  brachte,  muß  bald  nach  dem 
Regierungsantritt  Labasi  -  Marduk's  begonnen  haben.  Am  15.  IL 
(Clay  a.  a.  0.,  No.  39)  befindet  sieh  Nabu-na'id  bereits  im  Besitze 

35  des  Ortes  Nasusakunä;  am  26.  III.  wurden  von  ihm  in  Sippar  im 
großen  Tore  des  Ebarra  6  Minen  Gold  als  „Zehnt"  abgeliefert 
(Strm.  Nbn.  2);  seine  erste  Urkunde  aus  Babylon  datiert  vom  20.  VI. 
(Strm.  Liv.  No.  13).  Es  ist  jedoch  zu  vermuten,  daß  Labasi-Marduk 
inzwischen    längst   beseitigt   war.     Das  letzte  sichere  Datum  Nabu- 

40  na'id's  ist  28.  VI.  seines  17.  Jahres  (Strm.  Nbn.  1052),  das  erste 
sichere  von  Kyros  24.  VIIL  seines  Accessionsjahres  (Strm.  Cyr.  2). 
Inzwischen,  am  16.  VIL,  hatte  sein  Feldherr  Ugbaru  Babylon  er- 
obei-t^),  am  3.   VIIL  war  der  neue  König  selbst  in  die  Hauptstadt 

1)  iJbor  dio  Daten  von  Strm.  Nbn.  1053 — 1055  und  vi.u  Strm.  Cvr.  1 
vgl.  ZDMG.  LV,  210  ff.  Zu  Strm.  Nbn.  1054  (jetzt  Br.  Mus.  74972)  ist  zu 
bemerken ,    daß    das    Monatsidoograinin    liöchst    unsiclier ,    aber  jedenfalls   nicht 


Weißbach,  Zur  neuhahijlon.  und  achämenid.   Clironologie.        631 


eingezogen.  Dieser  setzte  am  3.  I.  des  folgenden  babylonischen 
Jahres  seinen  Sohn  Kambyses  als  „König  von  Babylon''  ein,  während 
er  selbst  fortfuhr,  sich  als  „König  der  Länder"  zu  bezeichnen,  nahm 
aber  noch  im  Laufe  des  Jahres  aus  uns  unbekannten  Gründen 
seinem  Sohne  die  Unterherrschaft  wieder  ab.  Zu  den  Urkunden,  5 
die  diese  Tatsache  bezeugen,  ist  noch  hinzuzufügen  ein  Tontäfelchen 
aus  der  Sammlung  Revillout,  datiert  vom  21.  VIIL  und  von 
seinem  Besitzer  veröffentlicht  (Proceedings  of  the  Society  of  Bibl. 
Archaeology  9,  288f.  1887).  Außerdem  hatUngnad  vor  kurzem 
zwei  hierher  gehörige  Texte  veröffentlicht,  einen  vom  1.  V.  (Yord.  10 
Sehr.  VI,  No.  108),  und  einen  wahrscheinlich  aus  dem  VIIL  Monat 
stammenden  (daselbst  No.  328).  Das  späteste  sichere  Datum  von 
Kyros  ist  13.  V.,  9.  Jahr  (Clay  a.  a.  0.,  No.  74),  vielleicht  aber 
sogar  23.  V.  des  gleichen  Jahres  (Vord.  Sehr.  V,  No.  42),  das  früheste 
des  Kambj'ses  nach  seiner  definitiven  Thronbesteigung  12.  VI.  acc,  i5 
und  sein  spätestes  sicheres  23.  I    seines  8.  Jahres^). 

Damit  sind  wir  bis  an  die  Zeit  der  Usurpators  Gaumäta  ge- 
langt, der  sich  für  Smerdis  (bab.  Barzia),  den  in  Wirklichkeit  längst 
umgebrachten  Bruder  des  Kambyses ,  ausgab.  Aus  der  Regierung 
des  falschen  Smerdis  habe  ich  ZDMG.  LI,  511  f.  und  LV,  207  im  20 
ganzen  15  datierte  Urkunden  nachgewiesen.  Da  jedoch  meine  erste 
Liste  einen  Irrtum  enthielt ,  da  ferner  die  beiden  Philadelphia- 
Tafeln  jetzt  im  Keilschrifttext  vorliegen  und  die  von  P  e  i  s  e  r  erst- 
malig veröffentlichten  Berliner  Tafeln ,  um  eine  neue  vermehrt, 
nochmals  von  Ungnad  herausgegeben  worden  sind,  will  ich  das  ^5 
ganze  Verzeichnis  unter  Weglassung  der  jetzt  entbehrlichen  Nach- 
weise ,    aber    mit  Hinzufüo-ung    der  Orte ,    an    denen    die  Urkunden 

'  CO? 

ausgestellt  sind,  hier  wiederholen : 


■^o 


1.  Babylon,     — .  IL      des  Accessionsjahres. 

2.  „  6.  III.       „  „      (jetzt    auch    Vord.    Sehr.    IV,  30 

'  No.  85.) 


3. 

Hubadisu, 

19.  I. 

„    1.  Jahres 

4. 

23.  IIL 

D       n            » 

5. 

26.  III. 

j>      n          n 

6. 

23.  IV. 

n       y<            T» 

7. 

Babylon, 

27.  IV. 

n       «           T» 

8. 

4.  V. 

»       n            " 

9. 

Babylon, 

20.  V. 

n       »            » 

(Vord.  Sehr.  VI,  No    117). 

(jetzt    auch    Vord.    Sehr.     V, 
Nos.  57  und  58). 

Aralisamna  ist.  Strm.  Nbn.  Uiü.'j  (jetzt  I5r.  Mus.  74951)  ist  richtig  kopiert, 
soweit  ich  bei  einer  fiüchtigeu  Kollatiun  teststellen  konnte.  Bei  Strin.  Cyr.  1 
(jetzt  Br.  Mus.  60744)  ist  das  Monatsideogramm  wieder  undeutlich,  aber  weder 
Düzu,  noch   Sabatu,  sondern  vielloiclit  Tisritu  oder  Aralisamna. 

1)  Über  dio  Daten  von  Strm.  Camb.  410—412  vgl.  ZDMG.  LI,  004; 
LV,  208.  Das  Original  von  Strm.  Camb.  412  (jetzt  Br.  Mus.  74'J74)  scheint 
in  der  Tat  27.  XI.  des  8.  Jahres  zu  bieten;  doch  ist  es  schleclit  erhalten  und 
noch  nicht  gereinigt.    Auf  jeden  Fall  würde  dieses  Datum  ganz  vereinzelt  stehen. 

41* 


35 


o 


632         Weißbach,  Zur  neubabylon.  und  achämenid.    Chronologie. 

10.  Babylon,     10.  VI.    des  1.  Jahres  (jetzt    auch    Vord.    Sehr.    IV,. 

No.  86). 

11.  „  10.  VI.       ,  [  J      „        (Strm.,  Liverpool,  No.  22). 

12.  Nippur,       13.  VI.       ,    „       „        (Clay,  Babyl.  Exp.,  Vm.  1. 

No.  100). 

13.  —  15.  VI.       „    „       ,       (daselbst  No.  101). 

14.  Zazannu,     15.  VI.       „     ,       ,        (Str.,  Zeitschr.  f.  Ass.  4,  S.  150,. 

No.  7). 

15.  Babylon,     20.  VI.       „     , 

10  16.         „  1.  VII.      ,     „       „ 

Zu  No.  11  dieser  Liste  ist  zu  bemerken,  daß  ich  diese  Urkunde 
früher,  auf  Strassmaier's  Autorität  hin  (Actes  du  VI.  Congrfes 
international  des  Orientalistes  2  S.  576  und  Überschrift  zu  seiner 
Autographie  No.  22),    in    das    Accessionsjahr    des    Smerdis    verlegt 

15  hatte;  betrachtet  man  jedoch  den  Keilschrifttext  genauer,  so  zeigt 
sich ,  daß  zur  Ergänzung  von  ris  sarruf i  am  Anfang  der  ver- 
stümmelten Z.  20  kein  Raum  ist.  Von  der  Jahresangabe  ist  KAN 
erhalten,  dem  unbedingt  MU  mit  einer  Ziäer  vorheroregangen  sein 
muß;  diese  Ziffer  kann  wieder  keine  andere  als  1   gewesen  sein,  da 

20  Daten  aus  späteren  Jahren  des  Barzia  nicht  vorkommen  und  nicht 
vorkommen  können^).  Was  die  Daten  ohne  Ortsangabe  anlangt,, 
so  gehört  No.  13,  wie  sich  aus  dem  Context  der  Urkunde  und  aus 
ihrem  Fundort  ergibt,  nach  Nippur;  die  Täfelchen  Nos.  4 — 6  und 
8    stammen    aus  Abu  Habba    und    sind    sicher    in  Sippar    abgefaßt 

25  woi'den. 

Unter  den  16  Daten  sind  2  aus  dem  Accessionsjahr,  die  übrigen 
14  aus  seinem  ersten  Jahr,  keines-)  aus  einem  der  4  letzten  Monate 
des  Jahi-es.  Zwischen  dem  letzten  Datum  des  Accessionsjahres  und 
dem    frühesten    aus    dem    1.    Jahre    klafft    eine    Lücke    von    mehr 

30  als  10  Monaten.  Diesen  auffälligen  Umstand  hat  Oppert  durch 
die  Annahme  erklärt,  daß  hier,  bei  Barzia,  Accessionsjahr  und 
1.  Regierungsjahr  522/1,  also  identisch  seien.     Marquart  (zuletzt 


1)  So  richtig  schon  E.  Meyer,  Forschungen  zur  alten  Geschichte  2,  405. 
Halle   1899. 

2)  Das  von  mir  ZDMG.  LV,  209  zuletzt  besprochene  Tarzia-Fragment 
(jetzt  Br.  Mus.  74G35)  ähnelt  in  der  Tat  dein  Text  Strm.  Camb.  427  der.irt, 
daß  es  in  diese  Zeit  gehören  muß.  Es  bietet  nach  einem  unleserlichen  Zeilen- 
rest: (2)  [ina]  sat-tuk  Sa  aThuAraiisamna  (3)  .  .  .  .  ?«  mahri-tum  a-na  (4)  inTa- 
hiS-tlQu-la  nadi-ua  {':')  (l))  arhuArahmiima  uimi  XII<an  (C)  ina  (1)  satti  l^an 
mTar-zi-ia  (7)  sar  DIN-TIR-Kl  u  KUJt-KUJi.  Wahrscheinlich  hat  der 
Schreiber  den  ihm  ungewohnten  Namen  dos  Königs  verschrieben.  Das  Fragment 
stammt  aus  Sippar  (Sammlung  Abu  Habba  82 — 0 — 18,  .^GOa).  —  Die  von 
Ungnad,  Vord.  Sehr.  VI,  S.  IX  dem  Barzia  zugeschriebene  Urkunde  Nr.  116, 
dat.  ?  XI.  acc.  dos  [  ]-zi-ia ,  gehört  natürlich  in  das  Aceos.sionsjahr  des  [Kam- 
bu]-zi-ia.  Vgl.  Peiser,  Orient.  Lit.-Ztg.,  Beiheft  2  ,  S.  22,  Anm.  —  Endlich 
ein  von  Rovillout  (Proceedings  of  tho  Soc.  of  Bibl.  Arch.  9,  2;{811".)  zweifelnd 
dem  Barzia  zugewiesenes  Täfelchen  aus  dem  2.  Kegierungsjahr  gehört  vielmehr 
zu   Xorxes  (s.  nachher!). 


Weißbuch,  Zur  neubabylon.  und  achämenid.   Chronologie.        633 

Philologus  Suppl.  10,  128.  1905)  und  ich  haben  ihm  darin  zuge- 
stimmt. Dagegen  haben  E.  Meyer  (Forschungen  zur  alten  Ge- 
schichte 2,472flf.  Halle  1899)  und  Präsek  (Klio.  Beiträge  zur 
alten  Geschichte  1,32  ff.  1901;  ebenso  seine  Geschichte  der  Meder 
u.  Perser  1,  261  ff.  Gotha  1906)^)  die  beiden  Jahre  für  zwei  auf-  5 
einanderfolgende  gehalten.  Ihre  Erklärungen  decken  sich  im  übrisfen 
nicht,  da  Meyer  die  beiden  babylonischen  Jahre  522/1  und  521/0 
für  Barzia  in  Anspruch  nimmt,  während  Präsek  den  Usurpator 
schon  523/2  zur  Herrschaft  und  teilweisen  Anerkennung  gelangen 
und  522/1  enden  läßt.  x\uf  die  Schwierigkeiten,  die  Meyer 's  lo 
Deutung  mit  sich  bringt,  habe  ich  schon  ZDMG.  LV,  205  fi".  und 
219  f.  hingewiesen.  Vor  allem  sah  er  sich  genötigt,  die  Regierunors- 
zeit  des  Xerxes,  die  nach  allen  Zeugnissen  mehr  als  20  oder  direkt 
21  Jahre  umfaßte,  auf  wenig  mehr  als  19^/.2  Jahre  zusammen- 
zudrücken. l.T 

Diese  Skylla  hat  Präsek  glücklich  vermieden ,  freilich  nur 
um  in  eine  weit  ärgere  Charybdis  zu  geraten.  Seine  Annahme 
führt  zu  noch  viel  größeren  Schwierigkeiten.  Er  schließt  folgender- 
maßen: Gemäß  der  Blsutün  -  Inschrift  „erhob  sich"  der  Macher 
Gaumäta-Barzia  am  14.  üiiakna  (^=  Addaru,  XII.  Monat  des  baby-  20 
Ionischen  Jahres)  und  „ergriff  die  Herrschaft*  am  9.  Garmapada. 
Das  babylonische  Äquivalent  dieses  altpersischen  Monats  ist  nicht 
erhalten ;  doch  können  die  Monate  II  und  III  nicht  in  Betracht 
kommen ,  da  ihre  ]S^amen  bereits  feststehen  (II  =  Turavähara  ^ 
Aiiaru:  III  =^  Täigarcis  =  Simannu).  Soweit  ganz  logisch.  „Wenn  th 
aber  die  nach  Kambyses  datierten  Täfelchen  bis  in  den  Nisan" 
[=  I.  Monat]  „seines  VIII.  Jahres  hinaufreichen,  dann  ist  es  absolut 
unmöglich ,  den  Garmapada  dem  Nisan  gleichzustellen ,  und  folge- 
richtig kann  für  den  Garmapada  nur  der  Tammuz"  [=  IV.  Monat] 
„in  Betracht  kommen."  (Klio  1,  35)  und  nochmals  auf  der  folgen-  -.w 
den  Seite:  „Da  aber  das  Täfelchen  vom  23.  Nisan  des  VIII.  Kam- 
bysesjahres  die  Identität  des  letzteren"  [gemeint  ist  der  Monat 
Garmapada]  „mit  dem  Nisan  ausschließt,  so  kann  für  den  Garmapada 
bloß  der  Tammuz  in  Betracht  kommen".  Also  die  Existenz  eines 
Kambysestäfelchen  mit  dem  Datum  23.  I.  des  8.  Jahres  (522/1)  ,■!.-, 
macht  die  Annahme,  Gaumäta  habe  bereits  am  10.  I.  die  Herr- 
schaft ergriffen,  unmöglich.  Man  könnte  auch  dies  zugeben.  Aber 
was  geschieht  dann  mit  den  beiden  Täfelchen  vom  — .  iL  und  dem 
6.  III.  des  Accessionsjahres  des  Barzia  ?  Sie  schweben  vollständig 
in  der  Luft!  Denn:  Nimmt  man  an,  daß  das  Accessionsjahr  des  10 
Barzia  vom  10.  IV.,  dem  vermeintlichen  Tage  der  „Herrschafts- 
erklärung" Gaumäta's,  an  bis  zum  letzten  Addaru  dieses  Jahres 
läuft,  so  enthält  dieser  Jahresbnichteil  überliau[it  keinen  11.  und 
III.  Monat.     Rechnen    wir    aber    das  Accessionsjahr   vom  Tage  der 


1)    Vgl.    iuicli    Orient.    Lit.-ZtR.    11,   :{71ir.,    1908    und    dazu    meine    Be- 
merkungen daselbst  -185  tV. 


634         Weißbach,  Zur  neuhabylon.  und  achämenid.   Chronologie. 


, Erhebung",  dem   14.  XII.,  bis  zum  Schluß  des  Jahres,  so  wird  das 
„Accessioiisjahr"  noch  viel  kürzer;  es  besteht  nur  noch  aus  16  Tagen, 
und    für   den  IL    und    den  III.  Monat   ist  im   „Accessions jähr*  erst 
recht  kein   Platz, 
ö  Aber  noch  mehr!     Pnlsek  setzt  (Klio  1,44)  die   , Erhebung" 

Gaumäta's  in  das  6.  Jahr  des  Kamb3^ses  (524/3)  und  identifiziert 
des  ersteren  „  Accessionsjahr "  mit  dem  7.  Jahre  des  letzteren  (523/2). 
„Da  nun  ein  Täfelchen  aus  dem  Ijjar  des  Anfangsjahres  des  Barzia 
bekannt    ist,    so    ist    der  Rückschluß    berechtigt,    daß  Gaumäta    in 

10  einigen  Ostländern  und  insbesondere  auch  in  Babylon  bei-eits  im 
Ijjar  =  April/Mai  523  v.  Chr.,  also  vor  seiner  amtlich  erfolgten 
Proklamation,  als  König  anerkannt  worden  ist."  Wie  stimmt  dies 
zu  den  früheren  Worten  Präsek's  (a.  a.  0.  32):  „Bekanntlich  gilt 
als  „König  von  Babylon",  d.  h.  als  legitimer  König  von  Babylonien, 

15  nur,  wer  am  Feste  des  Jahresanfangs,  in  Esaggil,  dem  Haupttempel 
von  Babylon,  die  Hände  des  Gottes  Bel-Marduk  erfaßt  hat."  ?  Hat 
Barzia  dies  jemals  vorher  oder  nachher  getan  ?  Und  wie  stimmen 
die  beiden  Daten  aus  dem  Accessionsjahr  des  Bai'zia,  falls  dies  = 
523/2,    zu    den   Daten    der  Urkunden    aus  dem   7.  Jahre  des  Kam- 

20  byses?  Statt  einer  Datenkollision  —  die  übrigens  noch  dazu 
bestehen  bleibt  (s.  später)  —  mehrere  Dutzend ! 

Nein ,  dies  sind  Unmöglichkeiten ,  die  klar  und  deutlich  be- 
weisen ,  daß  die  vorgeschlagene  Lösung  der  Schwierigkeiten  voll- 
ständig    verfehlt    ist.     Ganz    anders    der    Weg,    den    Oppert    und 

2.5Marquart  betreten  haben.  Hat  sich  Gaumäta  am  14.  XII.  er- 
hoben, am  19.  Garmapada  die  Herrschaft  ergriffen,  und  wird  im 
IL  Monat  bereits  nach  seinem  Accessionsjahr  datiert,  so  bleibt  für 
den  Garmapada  kein  anderer  Monat  als  der  I.  übrig.  Allerdings 
ist  es  sonst  ohne  Beispiel,  daß  in  der  babylonischen  Chronographie 

30  Accessionsjahr  und  1.  Regierungsjahr  eines  Herrschers  identisch 
sind^).  Indessen  hier,  bei  Barzia,  ist  diese  Annahme  nicht  nur 
leicht  verständlich,  sondern  auch  notwendig.  AVer  nach  dem  Ac- 
cessionsjahr des  Barzia  datierte,  rechnete  seine  Herrschaft  eben  von 
dem  9.  I.  522/1,  dem  Tage,  da  der  Mager  „die  Herrschaft  ergriff", 

3.-)  und  wer  nach  seinem  1.  Jahre  datierte,  rechnete  sein  Königtum 
bereits  von  dem  Tage  seiner  „Erhebung",  dem  14.  XII.  523/2. 
Beide  hatten  Recht.  Oppert 's  Annahme  erklärt  ferner  auf  die 
natürlichste  Weise  von  der  Welt  den  Umstand,  daß  wir  wohl  16 
Daten    aus    den    ersten   7   Monaten ,    aber   keines   aus  den   letzten   5 

40  Monaten  des  Barzia-)  besitzen.  Barzia  war  eben  in  diesen  5  Mo- 
naten nicht  mehr  am  Leben.  Schließlich  hat  ja  Baizia  auch  nach 
den    übereinstimmenden    Zeugnissen    der    Griechen    nur    7    Monate 


1)  Erst  in  makedoniselier  Zeit  Hilden   \\\r  Amilogien   dafür. 

2)  Das  Barzia-Tiilelclien  vom  II.  \\\\.  des  I.  Jahres  bleibt  zweifelhaft. 
Ich  glaube  allerdings,  daß  es  in  die  gleiche  Zeit  gehört,  kann  aber  den  schon 
früher  (ZI)MG,  LV,  209)  geäußerten  Verdacht  nicht  unterdrücken,  daß  es  wegen 
Schreib-   und  anderer   Fehler  absichtlich   kassiert  worden  sei. 


I 


Weißbach,  Zur  neubahylon.  und  achämenid.   Chronologie.        635 

regiert  (s.  ZDMG.  LI,  511);  es  ist  mir  unerfindlich,  wie  man  aus 
den  klaren  Worten  Herodot's  III,  66  f.  noch  etwas  anderes  als  diese 
einfache  Tatsache  herauslesen  konnte.  Und  das  negative  Zeugnis 
des  Ptolemäischen  Kanons ,  wonach  Smerdis  kein  volles  Jahr  ge- 
hexTScht  haben  kann ,  besteht  auch  durchaus  zu  Recht.  Wenn  ,  5 
Präsek  dagegen  einwendet  (a.  a.  0.,  32),  ,daß  Dareios  das  An- 
denken des  Bardes  offiziell  ausgetilgt  hat",  so  steht  das  im  stärksten 
Widerspruch  zu  der  Tatsache,  daß  wir  gerade  Da rius  die  ge- 
nauen Daten  über  Barzia's  Glück  und  Ende  verdanken.  Daß 
die  babylonischen  Äquivalente  der  altpersischen  Monate  Garma-  10 
pada  u.  a.  einst  zerstört  werden  könnten ,  wodurch  den  Gelehrten 
einer  2V.,  .Jahrtausend  späteren  Zeit  recht  große  Verlegenheiten 
erwachsen  mußten ,  das  hat  der  Urheber  der  Bisutün  -  Inschrift 
schwerlich  vorausgesehen.  Er  hat  sein  Möglichstes  getan ,  um  das 
Andenken  an  das  Intermezzo  des  Gaumäta  auf  die  Nachwelt  zu  15 
bringen.  Es  bleibt  nun  nur  noch  die  Kollision  zwischen  dem 
spätesten  sicheren  Datum  nach  Kambyses  und  dem  frühesten  nach 
Barzia  zu  besprechen.  Hier  genügt  es,  auf  die  Verschiedenheit  der 
Orte  hinzuweisen,  an  denen  die  Urkunden  ausgestellt  sind:  In 
Hubadisu  wurde  am  19.  I.  bereits  nach  Barzia,  in  Sähirin  aber  20 
noch  am  23.  I.  522/1  nach  Kambyses  datiert.  Die  Anerkennung 
des  Magers  erfolgte  also  nicht  in  allen  Städten  des  Landes  an 
einem  und  demselben  Tage. 

Sein  Sturz    geschah    nach  der  Bisutün -Inschrift  am  10.  Bäora- 
iädis,  und  zwar  —  fügen   wir  hinzu  —  des  Jahres   522/1.      Da  er  25 
7   Monate  regiert  haben  soll,  muß   der   10.  Bägaiädis,  dessen   baby- 
lonisches Äquivalent  gleichfalls  verloren  ist,  7  Monate  nach  seinem 
Regierungsantritt  sein.    Es  fragt  sich  nur,  was  wir  als  Datum  seines 
Regierungsantritts  betrachten  wollen,    seine    „Erhebung"    oder  seine 
, Ergreifung    der   Herrschaft".     Rechnen    wir    vom   14.  Uiiakna    an  30 
7   Monate    weiter,    so    kommen    wir  zum   14.  Tisritu;    rechnen  wir 
aber  erst  vom  9.  Garmapada  (=  Nisannu)  an,  so  gelangen  wir  zum 
Arahsamna.     Der  Unterschied    in    den  Tageszahlen  ist  unerheblich  -. 
wir    behalten    also  für  den  Bägaiädis  die  Wahl   zwischen  dem   VII. 
und  dem  VIII.  Monat.     Damit  steht  im   Einklang,   daß  die   Barzia-  3» 
Daten  mit  dem   1.  VII.  abbrechen.     Darius'  Regierung  datiert  nun 
allerdings  vom  Todestag  des  Barzia  an,    aber  in  Babylonien  wurde 
er  noch  nicht  anerkannt.     In  Babylon   selbst  gab  sich  Nidintum-Bel 
für  Xabu-kudurri-usur,  Sohn  Nabu-na'id's,  aus.     Darius  verrät  uns 
das    genaue  Datum    dieser  Erhebung   nicht;    er   erzählt  sie  im  An-  lo 
Schluß    an    seinen  Bericht    über    den  Aufstand    des  Asina  in  Elam, 
der,  wie  die  Inschrift  ausdrücklich  meldet,  ausbrach,  nachdem  Darius 
den   Mager    getötet    hatte.     Dürften   wir  diese  Zeitangabe  auch  auf 
den  Aufstand    des  Nidintum-Bel    beziehen ,    so   wäre   allerdings  der 
Monat  Bägajädis,    wie    wir   bald    aus  den  Nabu-kudurri-usur- Daten  45 
erkennen  werden,  eindeutig  bestimmt,  und   zwar  als  VII.  Monat. 
Dies   ist    die  übereinstimmende  Ansicht   l»  p  p  e  r  t  's ,    M  a  r  q  u  a  r  t  's, 


636        Weißbach,  Zur  neuhahijlon.  und  achämenid.   Chronologie. 


Mever's  und  Prasek's;  sie  hat  in  der  Tat  die  höchste  Wahr- 
scheinlichkeit für  sich.  Folgen  wir  aber  zunächst  dem  Bericht  des 
Darius  weiter.  Der  Aufstand  des  Asina  wurde,  da  kein  Datum 
angegeben  ist,  anscheinend  alsbald  niedergeworfen.    Mit  Nidintum- 

5  Bei  traf  Darius  zuerst  am  26.  IX.  am  Tigris  zusammen,  schlug  ihn 
und  verfolgte  ihn  bis  nach  Zazannu  am  Euphi'at,  wo  er  ihn  am 
2.  X.  nochmals  besiegte.  Nidintum-Bel  floh  mit  wenigen  Leuten 
nach  Babel,  wohin  ihm  der  König  gleichfalls  folgte.  Bei  der  Ein- 
nahme der  Stadt  fiel  Nidintum-Bel  in  die  Gefangenschaft  und  wurde 

10  hingerichtet.  Das  Datum  dieser  Ereignisse  wird  nicht  angegeben. 
Aus  der  von  mir  1903  (Babyl.  Miscellen,  S.  48f.)  veröffentlichten 
und  besprochenen  Urkunde  ist  jedoch  zu  schließen,  daß  die  Er- 
oberung der  Hauptstadt  sehr  bald,  wahrscheinlich  noch  im  Tebetu 
(X.  Monat)  erfolgt  sein  muß.     Später  ist  Babylon  noch  einmal  von 

15  Darius  abgefallen ,  indem  sich  ein  gewisser  Arahu  empörte  und 
gleichfalls  für  Nabu-kudurri-usur,  Sohn  Nabu-na'id's,  ausgab.  Das 
Datum  dieser  zweiten  Empörung  gibt  Darius  nicht  an,  wohl  aber 
das  Datum  der  zweiten  Eroberung  der  Stadt ;  leider  ist  der  Monats- 
name  nur  in   elamischer  Form   erhalten:    22.  Markazanas.     Da  sich 

20  nun  unter  den  nach  Nabu-kudurri-usur ,  König  von  Babylon,  da- 
tierten Urkunden  solche  finden,  die  wegen  der  in  ihnen  genannten 
Personen  nicht  in  die  Zeit  Nabu-kudurri-usur's  11  gehören  können, 
vielmehr  sich  auf  einen  der  beiden  falschen  Nabu-kudurri-usur  be- 
ziehen müssen,  bezeichnen  wir  diese  als  N.  III  und  N.  IV. 

25  Ich  lasse  nun  ein  neues  Verzeichnis i)  dieser  Urkunden  folgen; 

die  Belege  für  die  beigeschriebenen  Personennamen  sind  jetzt  aus 
Tallqvist's  Neubabj'lonischem  Namenbuch  (Helsingfors  1905)  be- 
quem zu  entnehmen: 

1.     17.  VII.  Accessions- (Strm.Nbk.  3)  |  Itti-Marduk-balatu,  Sohn 

j  des  Bel-ahe-iddin,    Sohnes 
'  des  Egibi. 
Marduk-etir,  der  Schreiber. 


30     2. 

20.  VII. 

jähr 

(das. 

4) 

3. 

•?    VII. 

» 

(das. 

5) 

4. 

7.  VIII. 

« 

(das. 

7) 

5. 

10.  VIII. 

n 

(das. 

8) 

6. 

21.  IX. 

n 

(das. 

10) 

35      7. 

14.  VI. 

1.  Jahr 

(das. 

13) 

8. 

16.  VII. 

Vielleicht 

auch: 

(das. 

17) 

9. 

24.  VI. 

1.  .lahr 

(das 

15) 

10. 

27.  VII. 

n 

(das. 

18) 

■  wie  1- 


-o. 


\ 


Marduk  -  nasir  -  ajjlu ,  Sohn 
des  Itti  -  Marduk  -  balatu, 
Sohnes  des  Egibi. 

Samas-kasir  der  nldu. 
Uballit-Gula. 

40  Der  Umstand,  daß  diese  Daten  sich  auf  2  verschiedene  Jahre, 

Accessions-    und    erstes  Regierungsjahr,    beziehen,    hat    mir   früher 
arge  Schwierigkeiten  bereitet.    Oppert's  finfaclu^s  Auskunftsmittel, 


1)   Diis  vüii  mir  ZDMf!.   LI,  .'il.'J   gogoboiie  V'erzeiclmis  war  vcrbessorungs- 
Mud  orwoitoriitiKsbediirriij,'. 


Weißhach,  Zar  neuhahylon.  und  achämenid.   Chronologie.        637 

die  Daten  aus  dem  Accessionsjahr  Nabu-kudurri-usur  III,  diejenigen 
aus  dem  1.  Jahr  Nabu-kudurri-usur  IV  zuzuweisen,  wäre  mir  nur 
dann  als  annehmbar  erschienen,  wenn  beide  Jahre  unmittelbar  auf- 
einander folgten.  Letzteres  war  aber  weder  0  p  p  e  r  t  's  Meinung, 
noch  schien  es  mir  möglich,  wenn  ich  auch  den  Zeitraum  zwischen  5 
den  beiden  falschen  Nabu-kudurri-usur  erheblich  geringer  ansetzte 
als  Oppert.  Dagegen  hat  Meyer  (a.  a.  0.,  474 f.)  Arahu  genau 
ein  Jahr  später  angesetzt  als  Nidintum-Bel  und  gezeigt,  daß  das 
1.  Jahr  des  Darius  das  einzige  ist,  in  dem  die  Daten  des  Darias 
mit  denen  von  7  und  8  der  obigen  Liste  nicht  kollidieren.  Soweit  lo 
hat  er  mit  glücklichem  Scharfsinn  das  richtige  getroffen,  denn  jetzt 
wissen  wir  aus  der  Blsutün- Inschrift  selbst,  daß  alle  Empörungen, 
die  Darius  in  den  ersten  vier  Kolumnen  berichtet,  ,in  einem  und 
demselben  Jahre",  nachdem  er  König  geworden  war,  ausgebrochen 
sein  müssen  1).  Vergleichen  wir  nun  die  Daten  der  beiden  Präten-  15 
denten  mit  denen  der  Bisutün -Inschrift  und  den  nach  Darius  da- 
tierten Urkunden !  Die  Daten  des  Nabu-kudurri-usur  III  liegen 
zwischen  dem  17.  VII.  und  dem  21.  IX.  seines  Accessionsjahres; 
am  26.  IX.  und  am  2.  X.  wurde  er  von  Darius  geschlagen ,  bald 
darauf  gefangen  und  getötet.  Mit  dem  XL  Monat  des  Accessions-  20 
Jahres  (522  1)  setzen  die  Urkundendaten  des  Darius  ein.  Hier 
herrscht  vollständige  Harmonie.  Bei  Arahu  beschränken  sich  die 
sicheren  Daten  auf  den  VI.  und  den  VII.  Monat  des  1.  Jahres. 
Der  Markazanas ,  der  Monat ,  in  dem  der  Prätendent  fiel ,  könnte 
also  frühestens  der  VII.  Monat  gewesen  sein.  Wäre  es  sicher,  daß  2.-) 
ihm  auch  das  Datum  10  der  obigen  Liste  angehörte,  so  dürften 
wir  den  Markazanas  sogar  nicht  vor  dem  VIII.  Monat  ansetzen. 
Denn  diese  Urkunde  ist  vom  27.  VII.  datiert,  und  am  22.  Marka- 
zanas war  Arahu  bereits  gefangen.  Der  IX.  und  X.  Monat  kommen 
für  den  Markazanas  nicht  in  Betracht,  da  ihre  altpersischen  Äqui-  :iu 
valente  bereits  bekannt  sind  (IX.  =  Ä?iiädiia,  X.  =  Anämaka);  aber 
auch  der  XL  ist  ausgeschlossen,  da  in  Vord.  Sehr.  IV,  No.  89  eine 
Urkunde  vorliegt,  die  am  22.  X.  des  1.  Jahres  des  Darius  in 
Babylon  ausgefertigt  worden  ist.  War  aber  liabylon  bereits  am 
22.  X.  im  Besitz  des  Darius,  so  kann  die  Einnahme  der  Stadt  und  ;!.'< 
Gefangennahme  des  Arahu  nicht  erst  am  22.  XL  erfolsit  sein.  Für 
den  Markazanas  bleiben  demnach  nur  die  Möglichkeiten  VII.  und 
VIII.  Monat  übi-ig.  Wie  wir  es  vorhin  für  wahrscheinlich  erklären 
mußten,  daß  der  VIl.  Monat  =  Bägajädis  ist,  so  müssen  wir  jetzt 
die  Identifikation  des  Markazanas  mit  dem  VIII.  Monat  für  wahr-  10 
scheinlich  erklären. 

Die  Empörung  des  Arahu  war  die  letzte  von  denen,  die  Darius 
in  den  ersten  vier  Kolumnen  seiner  großen  Inschrift  berichtet.  Be- 
trachten wir  ietzt  die  vorhergegangenen!  Der  nächste  Aufstand 
nach  dem  des  Nidintum-Bel  ging  von  Martina  aus,  der  sich  in  Elani  ir- 


1)  Vgl.  ZDMG.   LXl.  7  24. 


638        Weißbach,  Zur  neubabylon.  und  achämenid.  Chronologie. 

empörte,  aber  alsbald  unschädlich  gemacht  wurde.  Ein  Datum  ist 
nicht  angegeben.  Gefährlicher  war  der  Aufstand  des  Meders  Fra- 
ijartis,  gegen  den  Darius  ein  kleines  Heer  von  Persern  und  Medern 
aussandte.  Die  Schlacht  bei  Märus  fand  bereits  am  27.  X.,  also 
ö  25  Tage  nach  der  Schlacht  bei  Zazannu.  statt,  eine  Leistung,  die 
der  Energie  des  neuen  Königs  alle  Ehre  macht.  Wenn  auch  der 
Erfolg  für  Darius  nicht  allzu  groß  gewesen  sein  wird ,  scheint  es 
doch  dem  Feldherrn  gelungen  zu  sein ,  die  Feinde  in  Schach  zu 
halten,  bis  der  König  selbst  von  Babylon  ausrückte.     Ehe  dies  ge- 

10  schah ,  waren  jedoch  noch  andere  Kämpfe  auszufechten ,  und  zwar 
auf  assyrischem  und  armenischem  Boden.  Die  Inschrift  drückt  sich 
hier  etwas  unbestimmt  aus;  sie  spricht  nur  von  dem  „Heer  der 
Empörer",  nennt  aber  weder  deren  Nationalität  noch  ihren  Ober- 
befehlshaber.    Man  hat  aus  dem  Umstände,  daß  diese  Kämpfe  von 

i.»)  Darius  zwischen  den  beiden  Schlachten  gegen  Fraijartis  berichtet 
werden ,  geschlossen ,  daß  sie  in  innerem  Zusammenhang  mit  dem 
medischen  Aufruhr  gestanden  haben.  Dies  war  jedoch,  wie  zuerst 
Marquart  (Philologus,  Suppl.  10,  167)  richtig  gesehen  hat,  keines- 
wegs   der  Fall.     Die  Feinde    waren  Armenier;    die  Bewegung    war 

20  national-armenisch.  Wenn  Darius  sich  über  ihren  Anführer ,  den 
sie  natürlich  gehabt  haben  müssen ,  so  vollständig  ausschweigt ,  so 
erklärt  sich  das  vielleicht  damit,  daß  dieser  Anführer  ihm  nicht 
oder  noch  nicht  in  die  Hände  fiel.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen, 
daß  der  Anführer  der  Armenier  kein  anderer  war,  als  der  uns  be- 

25  reits  bekannte  Arahu.  Man  hätte  nur  anzunehmen,  daß  es  diesem 
gelang,  aus  den  fünf  Schlachten,  die  gegen  ihn  geliefert  wurden, 
zu  entkommen  und  in  Bab3'lonien,  das  Darius  inzwischen  verlassen 
hatte,  die  Rolle  des  falschen  Nabu-kudurri-usur  zu  spielen.  Gegen 
die  Armenier  sandte  Darius  zwei  Heere  aus,  eines  unter  dem  Armenier 

30  Dädarsis,  der  am  8.  II.  bei  Züzu,  am  18.  IL  bei  Tigra  und  am  9.  HL 
bei  Uiamä  (oder  Ujavä  ?)  siegte.  Alle  3  Orte  liegen  in  Armenien. 
Die  Daten  beweisen,  daß  diese  Schlachten  erst  im  ersten  Jahre  des 
Darius  (521/0)  geschlagen  wurden.  Das  zweite  Heer  unter  dem 
Perser  Uaumisa  kämpfte  zuerst  am  15.  X.  bei  Izilä  in  Assyrien,  zum 

35  zweiten  Male  am  30.  IL  bei  Autiiära  in  Armenien.  Es  ist  auf- 
fällig, daß  Dai'ius  die  Absendung  des  Uaumisa,  erst  hinter  der- 
jenigen des  Dädarsis  berichtet.  Indessen  folgt  daraus  nicht,  daß  sie 
später  als  diese  stattgefunden  haben  müsse.  Xach  der  früher  all- 
gemein angenommenen  Textgestalt  der  altpersischen  Blsutün-lnschrift 

•10  mußte  man  diesen  Schluß  freilich  notwendiger  Weise  ziehen.  Seit- 
dem wir  aber  wissen,  daß  das  altpersische  pasäud  , darauf,  mit 
dem  früher  die  Berichte  über  die  Entsendungen  des  Dädarsis  und 
des  Uaumisa  eingeleitet  waren,  im  Original  an  beiden  Stellen  (II  21» 
und  4i>)  gar  nicht  steht,  fällt  jeder  Grund  zu  jener  Schlußfolgerung 

4:,  weg.  Die  Daten  allein  sind  entscheidend.  Sie  in  Verbindung  mit 
der  Angabe  d(;s  Darius,  daß  er  die  von  ihm  borichteten  Schlachten 
,in  einem  und  demselben  Jahre"   nachdem  er  König  geworden  war, 


Weißbach,  Zur  neubabijlon.  und  achämenid.    Chronologie.        639 

geliefert  habe .  zeigen ,  daß  die  Schlacht  bei  Izilä  noch  in  sein 
Accessionsjahr  (522/1)  gehört.  Wir  haben  uns  den  Hergang  also 
etwa  folgendermaßen  zu  denken.  Nach  der  Beseitigung  des  Gau- 
mäta  vervveicrerteu  die  Armenier  die  Anerkennung  des  Darius.  Dieser 
sandte,  noch  vor  der  Eroberung  Babylons,  den  Uaumisa  gegen  sie.  5 
Der  Feldherr  traf  bereits  in  Assyrien  auf  die  Feinde  und  lieferte 
ihnen  am  15.  X.  die  Schlacht  bei  Izilä.  So  erklärt  sich,  daß 
ap.  Bis.  §  21  bei  der  Aufzählung  der  Provinzen,  die  abtrünnig 
wurden,  während  sich  Darius  in  Babylon  befand,  Armenien  fehlt; 
es  stand  eben  bereits  unter  den  Waffen  ,  ehe  der  König  Babylon  lo 
eroberte.  Assvrien  dagegen,  das  hier  mit  genannt  ist,  mag  wirklich 
erst  nach  der  Eroberung  Babylons  sich  empört  haben.  Was  weiter 
folgte,  ist  bekannt. 

Nach  dem  Berichte  über  die  Schlacht  bei  Autiiära  (30.  IL 
521  0)  fährt  Darius  fort:  , Darauf  brach  ich  von  Babylon  auf  und  is 
zogf  nach  Medien."  Der  Aufbruch  nach  Medien  ist  also  nicht  vor 
Ende  Aiiaru  und,  da  Babylon  bereits  im  Ululu  in  den  Händen  des 
Arahu  war,  nicht  später  als  im  Abu  erfolgt.  Zur  Schlacht  mit 
Fraqartis  kam  es  am  25.  Adukan(a)isa  bei  Kundurus  in  Medien. 
Leider  läßt  sich  über  diesen  Monat,  dessen  babylonisches  Äquivalent  20 
cfleichfalls  fehlt,  nichts  genaueres  ermitteln.  In  Betracht  kommen 
für  ihn ,  nachdem  acht  Monate  des  altiDersischen  Jahres  bestimmt 
sind,  die  übrigen  vier,  d.  h.  der  IV.,  V.,  VI.  und  der  XL,  letzterer 
allerdingrs  mit  der  geringsten  Wahrscheinlichkeit.  Nach  der  Schlacht 
bei  Kundurus  floh  Frayartis  nach  Ragä ,  wurde  aber  hier  von  den  25 
Verfolgern  ergriffen  und  später  auf  Befehl  des  Königs  hingerichtet. 
Um  diese  Zeit  mag  auch  der  Aufstand  des  Sagartiers  Cifatakma. 
den  Darius  hier  einfügt,  niedergeschlagen  worden  sein.  Ort  und 
Datum  der  gegen  ihn  gelieferten  Schlacht  werden  nicht  angegeben. 
Der  Aufstand  der  Fraijartis  hatte  auch  nach  Parthien  und  Hyr-  30 
kanien  übergegriffen,  wo  des  Darius'  eigener  Vater  Hystaspes  Satrap 
war.  Dieser  lieferte  den  Aufständischen  eine  Schlacht  bei  Uispau- 
zätis  am  22.  XII.,  und  nachdem  ihm  sein  Sohn  von  Ragä  aus  Ver- 
stärkunfjen  creschickt  hatte,  eine  zweite,  entscheidende,  am  1.  Garma- 
pada  bei  Patigrabana.  In  welche  Jahre  gehören  diese  Daten  ?  Die  35 
Partei  des  Fraijartis  zu  ergreifen  hatte  für  die  Parther  und  Hyr- 
kaner  nur  so  lansfe  Sinn ,  als  Fraijartis  noch  am  Leben  und  un- 
besiegt  war.  Da  er  allerspätestens  am  25.  XL  des  1.  Jahres  des  Darius 
entscheidend  geschlagen  worden  war,  ist  die  Schlacht  bei  Uispau- 
zätis  nicht  später  als  diese  Zeit  anzusetzen.  Sie  muß  am  22.  XII.  10 
des  Accessionsjahres  stattgefunden  haben.  Für  den  \.  Garmapada. 
den  babylonischen  Neujahrstag  kann  aber  nun  nicht  etwa  das  1.  Jahi- 
des  Darius  in  Betracht  kommen  —  damals  befand  sich  der  König 
ja  noch  in  Babylon,  aber  nicht  in  Ragä  —  sondern  erst  das  2.  Jahr. 
520/19.  15 

Der    nächste    Aufstand ,    den    Darius    berichtet ,    war    der    des 
Margiers    Fräda;    er    wurde   am    23.  IX. ,    natürlich  5210,   nieder- 


(340         Weißbach,  Zur  neulahylon.  imd  achämenid.   Chronologie. 

geschlagen.  Schwieriger  war  der  Kampf  mit  dem  2.  falschen 
Smerdis .  dem  Perser  Uahiazdäta.  Der  gewen  ihn  ausgesandte 
Feldherr  Artaqai'diia  schlug  ihn  zum  erstenmale  am  12.  III.  521/0 
bei  Rakä,  entscheidend  aber  erst  am  5,  Garmapada  (5.1.)  520  19 
5  am  Berge  Parga.  Das  ist  die  späteste  Schlacht  aus  den  ersten 
^'ier  Kolumnen  der  Bisutün  -  Inschrift ;  denn  die  beiden  weiter- 
hin erzählten  müssen  schon  vorher  stattgefunden  haben.  Uahiazdäta 
hatte  nämlich  durch  eine  auscfesandte  Heeresabteilung  einen  Einfall 
nach     Arachosien     unternehmen     lassen.       Der     dortige     Statthalter 

10  üiqäna  kämpfte  mit  ihr  am  13.  X.  bei  Käpisakänis  und  am  7.  XII. 
bei  Ganduta^a;  die  Reste  des  feindlichen  Heeres  wurden  dann, 
wahrscheinlich  noch  vor  Ablauf  des  Jahres,  bei  Arsädä  völlig  ver- 
nichtet. 

Überblicken  wir  noch  einmal  unsere  Ercjebnisse !     Darius  ver- 

15  sichert  nicht  weniger  als  viermal,  daß  er  diese  Taten  in  einem  und 
demselben  Jahre  verrichtet  habe.  Sein  erstes  Heldenstück ,  das 
ihm  den  Thron  einbrachte,  war  die  Ermordungr  des  Magiers  Gaumäta. 
Wenn  wir  diese  mit  Recht  auf  den  10.  YII.  seines  Accessionsjahres 
ansetzen    dürfen ,    so    müßte    man    nach    den    eigenen    Worten    des 

20  Königs  erwarten,  daß  spätestens  am  9.  VII.  seines  1.  Regierungs- 
jahres die  letzte  Schlacht,  die  er  berichtet,  geschlagen  worden  sei. 
Dies  ist  nun  freilich  nicht  der  Fall;  sie  fand  fast  ein  halbes  Jahr 
später,  am  5.  I.  seines  2.  Regierungsjahres,  statt.  Richtig  ist  aber, 
daß    die  Empörungen    der    falschen  Könige    sämtlich    innerhalb  des 

25  1.  Jahres  seiner  Herrschaft,  ich  meine  in  dem  Zeitraum  vom  10..  YH. 
seines  Accessionsjahres  bis  zum  9.  VII.  des  folgenden  Kalender- 
jahres, ausgebrochen  sind  oder  doch  sein  können.  So  möchte 
ich  denn  auch  den  König  Darius ,  der  so  eindringlich  gegen  die 
Lüge  predigte,  nicht  gerade  einer  Lüge  zeihen :    aber  der  Vorwurf 

30  der  Übertreibung  kann  ihm  nicht  erspart  werden.  Hätte  er  sich 
dieser  nicht  schuldig  gemacht,  so  wäre  jedenfalls  die  wahre  Be- 
deutung der  Worte  hatnaliiälä  tarda  längst  gefunden  worden, 
übrigens  ist  und  bleibt  die  Bezwingung  dieser  Aufstände ,  von 
denen  einige,  wie  der  des  Fraijartis  und  der  des  2.  falschen  Smerdis, 

35  den  Bestand  der  eben  gewonnenen  Herrschaft  aufs  ernstlichste  be- 
drohten,  auch  wenn  sie  erst  in  1^.,  Jahren  gelang,  eine  sehr  re- 
spektable Leistung,  die  die  Tüchtigkeit  des  Königs  in  helles 
Licht  setzt. 

Als   Darius    durch    Bezwingunsr    dieser    Aufstände    sein    Reich 

40  genügend  befestigt  hatte,  beschloß  er,  die  denkwürdigen  Ereignisse 
in  Bild  und  Schrift  zu  verewigen.  So  entstanden  die  Reliefs  und 
die  ersten  vier  Kolumnen  der  Inschrift  am  Felsen  von  Bisutün. 
Der  König  bediente  sich  dazu  einer  nationalen  Schrift,  die  wahr- 
scheinlich erst  auf  seinen  Befehl  geschaflen  wurde,  ließ  aber  Über- 

i'<  Setzungen  in  die  beiden  anderen  Hauptsprachen  seines  großen 
Reiches  daneben  einmeißeln.  Wann  diese  Arljeit  ausgeführt  wurde, 
können    wir    aus    Mangel    an    Isaclnichten     nicht    feststellen:    doch 


Weißbach,  Zur  neubabylon.  und  achämenid.   Chronologie.        641 

werden  wir  kaum  fehlgehen,  wenn  wir  sie  so  früh  als  möglich, 
vielleicht  kurz  nach  der  Bewältigung  dez  zweiten  falschen  Smerdis, 
also  am  Anfang  des  2.  Regierungsjahres  des  Königs,  beginnen  lassen. 
Ihre  Vollendung  wird  mehrere  Jahre  beansprucht  haben.  In- 
zwischen nahmen  die  kriegerischen  Ereignisse  ihren  Fortgang.  5 
Darius  hat  sie  später  in  einer  V.  kurzen,  nur  altpersisch  abgefaßten 
Kolumne  beschreiben  lassen ,  aus  deren  Anfang  durch  Konjektiu' 
vielleicht  eine  Zeitbestimmung  zu  gewinnen  ist..  Der  Anfang  lautet 
gemäß  King  und  Thompson  nach  der  gewöhnlichen  Einleitung 
(Es  spricht  der  König  Darius :)  (Z.  2)  ima  |  t\ia  \  ada]m  \  dku\na-  lo 

uaml . .  .  .]  tiia  \  a[.  .  .]^[Z.  ^'\mca  \  [ -]   tardcmi  |  [*.  .  .pasäua 

id]t.ö,  I  Jcsäi'a{Z.  4:)tii'a  |  [ctbauam  d'c.].  Die  Notizen  der  Heraus- 
geber besagen :  ^  Platz  für  2  Zeichen  am  Ende  der  2.  Zeile ;  -  Platz 
für  ungefähr  5  Zeichen ,  das  erste  scheint  ^  oder  p  gewesen  zu 
sein;  ■"'  Spuren  des  1.  Zeichens  dieser  Lücke  ^11  ll-  i5 

Von  diesen  Worten  läßt  sich  ohne  Weiteres  übersetzen :    Dies 

ist's,   was  ich  tat Jahr,  nachdem  ich  König  geworden  war. 

In  der  noch    offen    o-elassenen   Lücke    vor    tardam  .Jahr"    hat    nun 
doch  vermutlich  ein  Ordinalzahlwort  gestanden,  und  zwar  entweder 
fMuätn  „das  3."  oder  *päcaviäin  „das  5.".     Rätselhaft  ist  nun  aber  20 
das    vorhergehende    mit    a    beginnende    und    auf  mca    oder    maca 
endigende  Wort,  in  dem  nur  2  Zeichen  fehlen  sollen.   Das  schließende 
ca  könnte  eventuell  aus  cä  „und"  vei'kürzt  sein ;    wir    hätten    dann 
ein    weiteres    Ordinale    darin    zu    suchen ,    und    zwar    das    um    eins 
niedrigere  als  das  folgende,  also  entweder  duuitiiümca  „das  2."  oder  25 
*turiiämca  .das   4.".      Beide  Ergänzungen  sind  zu  lanw,    außerdem 
enthalten    beide    nicht    das    von  K.  k  T.    gegebene  Anfansfszeichen. 
Indessen ,  wenn  einmal  eine  Konjektur  erlaubt  ist ,  würde  sich  die 
zweite  noch  am  ehesten  empfehlen ,    da    sie    nicht    nur  die  kürzere 
ist ,    sondern    auch   ein  Anfangszeichen   enthält ,    das    bei    schlechter  30 
Erhaltuno;    mit    dem    von    K.  &  T.    gegebenen    verwechselt    werden 
kann  (fff  statt  T\\)\  das  vorhergehende  Wort  böte  keine  Schwierig- 
keit; es  wäre  zu  der  Präposition  patii   zu  ergänzen.     Wir  würden 
also  erhalten:  (Z.  2)  ima  \  t\_ia     adii\ni  aku[nauam  pd\tii   t\uriia\ 
(Z.  2t)mca  I  p[äcamäni  \   ]    tardam  \   [pasäua  \  ia^^tä  \  Mäi'a{Z.  4)  35 
tüa  I  [abauam  (Oc.].      „Dies  ist's,  was  ich  tat  im  4.  und  5.  Jahre, 
nachdem    ich  Köniuf    geworden    war"    usw.     Ob   diese  Ersränzungen 
möglich    sind ,    müßte    freilich    erst    durch    eine  neue  Nachprüfung 
des  Originals  festgestellt  werden.    Wären  sie  sicher,  so  würden  sie 
die  Chronologie  der  weiterhin  berichteten  Ereignisse  (Aufstand  des  40 
-mamaita    in  Elam    und  Krieg    mit    dem  Sakenfürsten  Sakilka)  be- 
stimmen. 

Aus  den  späteren  Jahren  des  Königs  und  von  seinen  Nach- 
folgern besitzen  wir  keine  chronologischen  Inschriften  mehr.  Auch 
der   Reichtum    an    Privaturkunden    nimmt    nach  Darius  I  merklich  15 


642         Weißbach,  Zur  neubahylon.  und  achämenid.   Chronologie. 

ab,  was  aber  z.  T.  seinen  Grund  darin  hat,  daß  die  Schätze  des 
Britischen  Museums  noch  bei  weitem  nicht  alle  gehoben  sind.  Die 
von  Strassmaier  veranstaltete  Sammlung  babylonischer  Texte 
ist   leider    beim    23.   Jahr    Darius'  I    stecken    geblieben.      Indessen 

5  haben  Clay  und  Ungnad  durch  ihre  Veröffentlichungen  der 
entsprechenden  Tontäfelchen  von  Philadelphia  und  Berlin  schon 
einen  gewissen  Ersatz  geschaffen.  So  verdanken  wir  Ungnad 
nicht  nur  das  späteste  Datum  von  Darius  I  (Vord.  Schriftd.  IV 
No.  180  :  17.  VII,   36  Jahr:  anstatt   17   hat  vielleicht  ursprünglich 

10  sogar  27  dagestanden),  sondern  auch  das  erste  von  Xerxes  (22.  VIII., 
acc).  Beide  Urkunden  stammen  aus  Barsip.  Der  Thronwechsel 
ist  also  im  Herbst  486   erfolgt. 

Da    ein  Verzeichnis    sämtlicher    Xerxes-Daten    vielleicht    nicht 
unwillkommen    sein    wird ,     lasse    ich    es    hier    folgen.     Die    bunte 

15  Mannigfalticrkeit  in  der  Schreibung  des  Königsnamen  ist  auch 
philologisch  interessant;  sie  beweist,  welche  Schwierigkeiten  seine 
Aussprache  dem  babylonischen  Munde  verursachte. 

1.     Vord.  Sehr.  V,  No.  117.      Barsip  22.  VIII.  acc.  Ak-siia-ar-si 
sar  Babili^)  sar  matate-). 
20    2.     Strm.,  Stockh.  Kongreß,  No.  16.    7.  X.  acc.  Ah-su-mar-si-'  sar 
Babili  ^)  u  matate  '''). 

3.  das.  No.  17.    22.  X.  acc.  Ak-ki-is-ar-su  sar  Babili^)  u  matate^). 

4.  das.   Xo.   18.      27.  XL    acc.    Ak-si-ma-ar-su    sar    Babili-')    sar 

matate-)  p^- 
25     5.     Evetts,  Xerx.  1.     Bit  sa-hi-ra-a-an(?)    ?   ?   acc.   Ak-si-ak-ar-su 
sar  Babili  ^)  sar  matate  2). 

6.  Clay,  VIII,  1,  Xo.  119.      Babylon (?j  23.1.     I.Jahr  Ah-si- 

is-mar-ri-si  sar  Babili^)  u  matate"-). 

7.  Vord.  Sehr.  IV,   No.  191.     Barsip  3.  III.      1.  Jahr  Ak-si-ma- 
30  ar-su  sar  Babili^)  u  matate-). 

8.  das.  VI,  No.  179.     Babylon  y  III.     1.  Jahr  Ak  si-iaar-si  [sar 

Bab[ili')  u  matate'^)  ?•■ 

9.  Strm.,  Stockh.  Kongreß,  No.  19.    20.  V.    1.  Jahr  Ah-si-a-mar- 

su  sar  Par-su  Ma-da-a-a. 
35  10.     Vord.  Sehr.  IV,  No.  192.     17.  VI.     1.  Jahr  Ak-si-ia-ar-'-su. 

11.  das.  No.  193.     30.  VIII.     I.Jahr  Ak-si-ia-ar-su  sar  Par-su  u 

Ma-da-a-a  [sar  Babjili^)  u  matate^). 

12.  Br.   Mus.,    unveröffentlicht    (Ojipert,    Journ.  as.  VIII.  Serie 

17,544.   18"Jl):  (?)  X.      I.Jahr   des  Xerxes.    Königs    von 
•10  Persien   und  Medien,  Königs  von  Babylon  und   der  Länder. 

13.  Vord.  Sehr.  IV,  No.  194.    Sii-sa-an  3.  XIL     1.  Jahr  Ak-si-ar- 

sii   ^ar  Pa-ar-su  Mad-da-a-a  sar  Babili ■')  u  matate-). 

14.  das.  VI,  No.  180.      13.  XII       1.  Jahr  Ak  si-ar-ri-^u. 


Sclireibuii(,'üii :    1)  K  Kl.      'ji    KIK  KL'U.      .!)   DINTllMvI.      4)  KUR-Mli.S. 
5)  KA-DINGIK-UA-KI. 


Weißlacli,  Zar  neubabijlon.  und  achämenid.   Chronologie.        643 

15.  Evetts,  Xerx.  2.      Sippar  Vi.      2.  Jahr  Ah-si-ia-ar-sü    sar  ™^* 

Par-su  u  ™'*'  Ma-da-a-a  sar  Babili^)  u  matate-). 

16.  Vord.  Sehr.  YI,  No.  181.     14.  lil.     2.  Jahr  Ah-si-ri-ar-si  kr 

Par-su  u  ™Ma-da-a-a  sar  Babili  ^)  u  matate'-). 

17.  Revillout,  Proc.  of  the  Soc.  of  Bibl.  Arch.  9,  238.    15.  III.    5 

2.  Jahr  Ah-si-inar-su    sar  ^^'^Parsu  ^^^^Ma-da-a-a  Babili  ^)  u 
matate-)  i*^- 

18.  Br.  Mus.  92748    (Guide    to    the    Ass.  &   Bab.  Room ,  S.  193, 

No.  332),  2.  Jahr  (?  etwa  identisch  mit  22  ?). 

19.  Yord.  Sehr.  III,  No.  181.     22.1.     3.(?)  Jahr  Ha-si-i-ar-su  sar  lo 

matate  -) 

20.  Strm.,  Stockh.,  No.  20.     Babylon   2.  IL     3.  Jahr  Ah-si-ia-ar 

sar  Par-su  u  "^^^Ma-da-a-a  sar  Babili^)  u  matate-). 

21.  Evetts,  Xerx.  3.     1.  lY.     4.  Jahr  Ak-ka-si-ar-si  sar  Par-su  u 

Ma-da-a-a  sar  Babili^)   u  matate^).  15 

22.  das.  4.    Babylon  2.  lY.    5.  Jahr  Ah-si-ia-ar-su  sar  matate  -)  p'- 

23.  Zürich  (Oppert,  Melanges  d'areh.  egypt.  &  ass.  1,  23  ff.   1873. 

Boissier,    Zeitschr.    f.    Ass.    11,  83 f.)    Babylon    3.  IX. 
5.  Jahr  Ah-ha-ri-su  sar  Pa-ar-su. 

24.  Yord.  Sehr.  V,No.  118.      Dur- ,    25.  Ylb.      8.(?)    Jahr  20 

[     ]-ar-su  sar  ™^'Par-su  ™^'Ma-da-a-a  [     ]-KI  u  matate  *). 

25.  Br.  Mus.,  Bu.  88—5—12,  593  (Cun.  Tests,  P.  IV).     Babylon 

24.  YIII.     10.  Jahr  Ah-si-i-mar-su  sar  matate-)  p^- 

26.  Clay,  YIII,  1,  No.  120.  ""  Nippur  Q.C^)  X.     12.  Jahr  Hi-si-'- 

ar-[si]-'  sar   [matate].  25 

27.  Yord.  Sehr.  III,  No.  185.     Arahtum   26.  Y.      [1]6.  Jahr  Ak- 

si-ia-ar-si  sar  matate-)  p^- 

28.  das.   No.  186.     Arahtum  ?  Y.(?)      [1]6.  Jahr   A[k]-sri-a[r-su] 

sar  matate  -)  p'- 

29.  das.   No.  182.     Alu   essa   irat   abulli  Ea   pihat    Barsip    2.  YI.  30 

16.  Jahr  Ak-si-ia-ar-si  ^ ////////• 

30.  das.  No.  183.      Kar  Tasmetum    5.  YI.      IG.  Jahr   Ak-sii-ar-su 

sar  matate'-)  p^- 

31.  das.  No.  184.     Bitu  essu  10.  YI.      IG.  Jahr  Ak-sü-ar-su    sar 

matate  *).  3» 

32.  Strm.,  Stockh.  Kongr.,  No.  21.      Sippar  ?  III       •;'  Jahr  Ah-si- 

ar-[     ]  sar  Babili  '*)  sar  matate  -'). 

33.  Yord.  Sehr.  YI,  No.  801.     Arahtum  26.  Y.      V  Jahr  Hi-si-ia- 

ar-su  .... 

34.  Strm.,  Stockh.  Kongr.,  No.  22.    11.  IX.    V  Jahr  Hi-si-'-ar-si-'  .  .  u. 

sar  Babili-')  u  mat[atej. 

35.  Yord.  Sehr.  YI,  No.  182.    Barsip  '(  XI.    'V  Jahr  Ak-si-iaar-si 

sar  Babili^)  u   niatfatej. 

Hieraus  ergibt  sich,  dalj  noch  bei  weitem  nicht  alle  Kogierungs- 
jähre    des  Königs  Xer.xes    belegt    sind.     Es    fehlen   noch  das  6.,  7..  is 
9.('?),   11.,   13.,   14.,   15.   Jahr    und    die    letzten    vom    17.    an.      Die 


644         Weißbach,  Zur  neuhabylon.  und  achämenid.   Chronologie. 

Titel  wechseln  in  eigentümlicher  Weise.  Der  gewöhnliche  achä- 
menidische  Titel  „König  von  Babylon,  König  der  Länder"  wird 
20.  V.  des  1.  Jahres  durch  „König  von  Persien  und  Medien"  er- 
setzt, dem  aber  bald  darauf  (zuerst  am  30.  VIII.  des  1.  Jahres)  der 
5  frühere  Titel  noch  außerdem  hinzugefügt  wird.  Diese  volle  Form 
herrscht  bis  mindestens  zum  8.  Regierungsjahr,  vom  10.  an  wird 
sie  durch  das  einfache  „König  der  Länder"  abgelöst,  das  schon 
von  den  Vorgängern  des  Xerxes  fakultativ,  von  seinen  Nachfolgern 
aber  fortan  ausschließlich  verwendet  wird  ^).  Dieser  Wechsel  in 
10  den  Titeln  wird  nicht  ohne  Grund  erfolgt  sein .  wenn  uns  auch 
die  Veranlassungen  aus  Mangel  an  direkten  Nachrichten  noch  nicht 
bekannt  sind.  Wir  kennen  jedoch  die  Namen  mehrerer  Könige, 
die  ungefähr  Zeitgenossen  des  Xerxes  gewesen  sein  müssen  und 
wahrscheinlich  Usurpatoren  waren,  nämlich 

15  a)  Ak-si-ma-ak-su,  Vord.  Sehr.  VI,  No.  177,  dat.  11.  X.(?)  acc, 

ohne  Titel,  und  No.  178,  dat.  9.  XL  acc,  Titel  „König  von  Babylon 
und  König  der  Länder",  schwerlich  nur  eine  ungenaue  Schreibung 
des  Namens  Xerxes;  vgl.  Ungnad,  Orient.  Lit.-Ztg.,  Beiheft  2,  S.  25. 

b)  Bel-simanni  (vgl.  Ungnad,  Orient.  Lit.-Ztg.  10,  464  fl'.  1907.) 
20            1.  Urkunde   im  Besitz    des   Loi'd  Amherst,    dat.  Barsip  (10 

+  x).  V.  acc;  Titel:  „König  von  Babylon  und  der  Länder".  Pinches, 
XIII.  Intern.  Orient.-Kongr.  (Hamburg  1902)  S.  268. 

2.  Vord.  Sehr.  VI,  No.  331,  dat.  1.  VI.  acc;  Titel  „König  von 
Babylon". 
25  8.  daselbst  III,  No.  180,  dat.  Barsip  ?  ?  acc;  Titel   wie   1. 

c)  Samas-erba  (vgl.  Oppert,  Journ.  as.,  VIII.  Ser.  17,  543  ff.). 

1.  Vord.  Sehr.  III,    No.  178,    dat.  25.  VL  acc;  Titel  „König 
von  Babylon". 

2.  das.   No. .179,    dat.  Barsip    ?    VI.    acc;    Titel    „König    von 
30  Babvlon,  König  der  Länder". 

"3.  das.  V,  No.  116,  dat.  Barsip  21.  VIL  acc;  Titel  wie  1. 

4.  Strm.,  Zeitschr.  f.  Ass.  3,  157  f,  dat.  Babylon  22.  VII.  acc; 
Titel  wie  2. 

5.  Vord.  Sehr.  VI,  No.  178,  dat.  Barsip  23.  VII.  acc;    Titel 
85  wie  2. 

6.  das.  No.  174,  dat.   29.  VII.  acc;  Titel  „König". 

7.  das.  No.  175,  dat.  ?  ?  acc;  Titel  wahrscheinlich  wie  2. 

d)  Si-ku(?)-uS(?)-ti  (s.  Pinches,  a.  a.  0.  S.  268  f.),  Urkunde 
im  Besitz  des  Lord  Amherst,  dat.  21.  XII.  [Sattu]  re^  lugal-nam- 

4«  us(?)-hu  Si-ku(V)-us(V)-ti  Sar  Babili  §ar  matate. 

1»  Au>  (Jörn  Titol  wird  man  scliließeii  dürfon,  diiß  aucli  die  Urkunde  19 
der  obigen  Liste  nicht  aus  dem  3.,  sondern  frühestens  aus  dorn  12.  Jahre  des 
Xer.\os  stiuiiint.  —  Das  Fohlen  jedes  Titels  bei  10  und  14  ist  etwas  anffallif;, 
hat  aber  vielleicht  lieino  tiefere  Bedeutung,  da  auch  bei  dnn  früheren  Königen 
gelegentlich  der  Titel  fehlt. 


Weißhach,  Zur  neuhabylon.  und  achämenid.    Chronologie.        645 

Wahrscheinlich  wird  sich  diese  Liste  einst  noch  erweitern 
lassen.  Aus  den  in  ihren  Urkunden  genannten  Personennamen  ist 
ihre  Zeit  als  die  des  Xerxes  oder  die  letzten  Jahre  des  Darius  I 
annähernd  zu  bestimmen.  Zu  genaueren  Feststellungen  fehlen  noch 
die  Mittel.  0 

Da    die    letzten  Jahre    des  Xerxes    in    den   datierten  Urkunden 
nicht    belegt    sind ,    und    die   Daten    aus  Artaserxes'  Zeit    erst    mit 
dessen    1.  Jahr    (nicht  Accessionsjahr)    beginnen,    müssen   wir  nach 
anderen  Hilfsmitteln  Umschau  halten.    Da  bietet  sich  die  sogenannte 
achtzehnjährige    Liste    Sjj.  II  48  +  Sp.  TI  955,    veröffentlicht    von  10 
Strassmaier  (Ztschr.  f.  Ass.  7,  199  und  8,  106),  umschrieben  von 
E.  Mej-er  (Forsch.  2,  Tafel  zu  S.  457),  die  von   18  zu  IS  Jahren 
fortschreitend    eine    Anzahl    Regierungsjahre    von   Darius  I  an  fest- 
legt.    Durch  sie  erfahren  wir  u.  a. ,   daß  vom  27.  Jahr  des   Darius 
bis  zum  9.  des  Xerxes,  und  wiederum  von  diesem  bis  zum  6.  des  Arta-  15 
xerxes  I  je  18  Jahre  gerechnet  wurden.    Da  das  27.  Jahr  des  Darius  I 
=  495/4    ist,    ergibt    sich    als    sein  36.  Jahr  =  Accessionsjahr  des 
Xerxes  486/5,  als  dessen  21.  Jahr  =  Accessionsjahr  des  Artaxerxes  I 
465/4.      Auch     fernerhin    bewährt    sich    die    18jährige    Liste    als 
sicherer  Führer ,    nur    daß    sie    die  ßegierungszeit   des  Arses ,    Ale-  20 
xander's  d.  G.    und  des  Philippos  Arridaios    ganz    übergeht.      Arta- 
xerxes I  regierte  nach  ihr  41  Jahre.     Er  starb  424/3;   dies  ist  zu- 
gleich Accessionsjahr  Darius' II,   der  19  Jahre  regierte,  also  405/4 
starb.     Ihm    folgte  Artaxerxes  II    mit  46  Jahren ,    regierte  also  bis 
359/8,  ferner  Artaxerxes  III,  von   dessen   8.  Jahr   (351/0)  die  Liste  25 
unter   Übergehung    des    Arses    gleich    zum    3.  Jahr   des  Darius  III 
(333/2)  springt.    Bis  hierher  steht  die   18  jährige  Liste  vollständig 
im  Einklang    mit    dem   Ptolemäischen   Kanon ,    nur    daß    dieser    die 
Regierung  des  Arses  (Arogos)  natürlich  aufgenommen  hat  und  statt 
der  babylonischen  Kalenderjahre  ägyptische  Wandeljahre  bietet.         so 

Betrachten  wir  noch  die  datierten  babylonischen  Privaturkunden. 
Leider  haben  ihre  Schreiber  uns  die  Aufgabe,  die  von  Darius  und 
Artaxerxes  datierten  Täfelchen  chronologisch  zu  bestimmen ,  i-echt 
erschwert,  indem  sie  es  unterließen,  die  gleichnamigen  Herrscher 
durch  untei'scheidende  Zusätze  zu  chai'akterisieren.  Es  gibt  indessen  S5 
einige  Kriterien,  z.  B.  die  Regierungsjahre.  Eine  Tafel  vom  5  bis 
19.  Jahr  des  Darius  kann  natürlich  niöht  dem  III.  Herrscher  dieses 
Namens  zugeteilt  werden ,  da  dieser  nur  4  Jahre  regiert  hat ,  und 
Tafeln  aus  dem  20.  bis  36.  Jahr  des  Darius  müssen  aus  ent- 
sprechenden Gründen  dem  I.  angehören.  Hei  den  Jahren  21 — 41  40 
des  Artaxerxes  hat  man  noch  die  Wahl  zwischen  A.  I  und  A.  II, 
Tafeln  aus  den  Jahren  42  —  46  können  nur  dem  II.  zugesprochen 
werden').      Ferner    sind    die    Titel    zu    borücksichtiuen.      Während 


1)  Damit  erledigt  sich  die  von  U  n  r  11  n  d  ( Orient.  Lit.-Ztg.,  Hoilieft  2,  SS.  25  (.) 
angenommene  Artaxerxes-Ära.  Die  Urkunde  Vord.  Sehr.  VI,  No.  18G,  dat. 
Babylon   10.  VIII.   des  4G.  Jahres  Artaksatsu,  bezieht  sich  auf  Arta.xer.xos  II. 

Zeitschrift  der  D.M.  G.     Bd    1.XII.  42 


646        Weißbach,  Zur  neubahylon.  und  achämenid.  Chronologie. 

Darius  1  noch  fast  immer  als  „König  von  Babylon,  König  der 
Länder"  ,  selten  aber  als  „König  von  Babylon"  oder  „König  der 
Länder"  allein  bezeichnet  wird,  befestigt  sich  der  letztgenannte 
Titel   .Könicf  der  Länder",  wie  wir  gesehen  haben,    seit  etwa  475- 

5  derart  im  Gebrauch,  daß  er  von  da  an  ausschließlich  angewendet 
wird  und  ein  fast  untrügliches  Kennzeichen  für  die  spätere  Zeit 
abgibt.  Gelegentlich  kann  auch  ein  Schaltjahr  gute  Dienste  tun; 
doch  ist  das  Material  hier  noch  sehr  dürftig.  Ein  Beispiel  bietet 
aber    die    Urkunde  Vord.  Sehr.  IV  No.  196,  dat.  26.  XII  b.  10.  Jahr 

10  des  Dar-ia-mus ,  Königs  der  Länder.  Weist  schon  der  Titel  auf 
die  spätere  Zeit,  so  schließt  das  Schaltjahr  die  Regierung  Darius'  I 
vollends  aus,  da  dessen  8.  und  11.  Eegierungsjahr  als  Schaltjahre 
sicher  bezeugt  sind  und  zwischen  ihnen  unmöglich  noch  ein  Schalt- 
jahr   gelegen    haben    kann.      Ein    gutes    Mittel    bietet    ferner    das 

15  Studium  der  in  den  Urkunden  genannten  Personennamen.  Durch 
eingehende  Vergleichungen  ist  esHilprecht  und  Clay  gelungen, 
eine  große  Gruppe  von  Tafeln  mit  Daten  von  Artaxerxes  und 
Darius  der  Zeit  Artaxerxes'  I  und  Darius'  II  zuzuweisen  (Bab.  Exped. 
Vols.  IX  und  X)  ^).     Dabei    handelt    es  sich  fast  ausschließlich  um 

20  Urkunden  aus  Nippur.  Für  die  Urkunden  mit  dem  Namen  Arta- 
xerxes aus  anderen  Städten  ist  der  Versuch  der  chronologischen 
Aussonderung  noch  nicht  unternommen;  bei  der  Dürftigkeit  des 
Materials  wird  er  wohl   auch  schwierig  durchzuführen  sein. 

Ai-taxerxes'  I  letztes  Datum  aus  Nippur  (Bab.  Exp.  IX  No.  108) 
25  ist  12.  IX.  seines  41.  Jahres;  dann  folgt  noch  eines  aus  Hasbai 
vom  17.  XL  des  gleichen  Jahres  (424/3).  Inzwischen  finden  wir 
aber  bereits  (Bab.  Exp.  X  No.  1)  am  4.  XL  Darius  II  in  Babylon 
und  (daselbst  No.  2  und  3)  am  15.  XL  in  Nippur  anerkannt.  Höchst 
eigentümlich  sind  nun  die  Daten  der  3  Nippur-Tafeln  Bab.  E.xp.  X 
30  No.  3  und  4;  VIH  1   No.  127: 

■        ■  I  41.  Jahr,  Jahr   des  Regierungsantritts   des 
90  YTT    I  ^^^^'^^  [^^]i  Königs  der  Länder-). 

Diese  Daten  beweisen  wenigstens  das  eine ,  daß  die  kurzen 
35  Zwischenregierungen  des  Xerxes  II  und  des  Sogdianos  in  Babylonien 
nicht  anerkannt  wurden.  Dagegen  galt  Darius  II  spätestens  Anfang 
423,  frühestens  Ende  424  in  Babylonien  als  rechtmäßiger  Herrscher. 
Die  bis  jetzt  bekannten  Urkunden  aus  der  Zeit  des  Darius  II 
brechen  mit  seinem  13.  Jahre  ab.  Aus  der  oben  erwähnten 
40  18  jährigen  Liste  ersehen  wir  jedoch,  daß  sein  19.  Jahr,  sein  letztes 
(405/4),  dem  Acccssionsjahr  seines  Nachfolgers  Artaxerxes  II  ent- 
sprechen  muß ,    dem   bis  jetzt  nur  2   Privaturkunden ,  dat.  28.  VII. 

1)  Vol.  .\,  S.  2  f.   inaclit  Clay  wnlirsclieinlich,  daß  die  Urkunde  IX,  No.  1 
vielmehr  io   die  Zeit  Artn.xerxes'  II   goliört. 

2)  Ualtyl.   E.xp.  VIII,  1,  No.  127    hat    im   Original    irrtümlich   öl   statt  41 


Weißbach,  Zur  neubabylon.  und  achämenid.   Chronologie.        647 

des  1.  Jahres  und  10.  VIII.  des  46.  Jahres  zuzuweisen  sind.   Letztere 
führt  uns  in  den  Herbst  des  Jahres  359   v.  Chr. 

Sie    ist    wahrscheinlich    die   jüngste   Privaturkunde    aus    achä- 
menidischer  Zeit,  die  wir  besitzen.    Wenigstens  sind  meines  Wissens 
bis  jetzt  weder  von  Artaxerxes  III  i)  noch  von  Arses  und  Darius  III    & 
Privaturkunden    nachgewiesen.      Diese    setzen    erst    mit    Alexander 
dem  Großen  wieder  ein. 

Von  orroßem  Wert  sind  dagegen  die  asti'onomischen  Tafeln, 
vor  allem  der  sogenannte  Saroskanon  (veröffentlicht  von  Strass- 
maier  Ztschr.  f.  Ass.  10,  66 f.,  daselbst  8,  149 ff.  von  Epping  i» 
und  ihm  kommentiert),  außerdem  Sh.  81-7-6,111  (benutzt  von 
Strassmaier  a.  a.  0.  7,202)  und  Sp.  II,  901  (Kugler,  Stern- 
kunde VI.  Sterndienst  in  Babel  1,  80  ff.  Münster  1907).  Aus  ihnen 
erfahren  wir  freilich  nichts  näheres  über  die  Zeitpunkte  der 
Regierungswechsel ,  wohl  aber  eine  Fülle  einzelner  Daten,  die  sich  i5 
ohne  Schwierigkeit  in  julianischer  Zeit  ausdrücken  lassen.  So 
ist  z.  B. 

der  1. 1.  des  46.  (letzten)  Jahres  des  Artaxerxes  II  22.  April  359  v.  Chr. 

III  11.  April  358  , 

m  I.April  338  ,       20 

„   Arses  19.  April  337 

,       „  8.  April  336  , 

,   Darius  III  28.  März  335  , 

,         ,        „        III  12.  April  331  „ 

Hiermit    müssen    wir    uns    vorläufig    bescheiden ,    bis    weitere  25- 
Keilinschriften-Funde  genaue  Angaben  liefern. 


dgl. 

.        1. 

dgl. 

,    21. 

dgl. 

,      1- 

dgl. 

,      2. 

dgl. 

"      1- 

dal. 

•">. 

1)  Abgesehen  von  dem  fragmentarischen  Täfelchen  Strm,,  Stockh.  Kongr., 
No.  28,  datiert  aus  dem   14.(?)  Jahre  des  Artaxerxes  III. 


42* 


648 


Über  einige  bildliche  Darstellungen  altindischer 

Gottheiten. 

Von 

Dr.  T.  Bloch. 

Den  Ausgangspunkt  für  die  folgenden  Bemerkungen   bildet  ein 
bekanntes  Relief  aus  Jamälgarhl  im  heutigen  Distrikt  von  Pesbawar, 
das  sich  schon  seit  einer  langen   Reihe  von  Jahren  im  Museum  zu 
Labore   befindet.     Im  oberen,  etwas  beschädigten  Felde  zeigt  es  den 
5  zukünftigen    Buddha,    Prinz    Siddhärtha,    im  Genuß    des    ehelichen 
Glücks  ^).    In  sicher  beabsichtigtem  Kontrast  dazu  stellt  das  darunter 
befindliche  Feld   dar,  wie  derselbe   Prinz  Siddhärtha,  auf  das  Glück 
seines  Familienlebens  verzichtend,  sich  nächtlicher  Weile  von  seiner 
schlafenden  Gattin  hinwegstiehlt,  um  die  Häuslichkeit  mit  der  Haus- 
10  losigkeit  zu  vertauschen:   ägäräd  anägäratäm  gatah^  wie  man  da- 
mals   zu  sagen  pflegte.     Oben  auf  dem  Bilde  sieht  man  die  Köpfe 
von  fünf  Zuschauern,  die  über  ein  Gitter  hervor  gucken,  und  zwar 
in    der  Mitte    den  Kopf  eines  Tieres,  zu  beiden  Seiten  zunächst  je 
ein,    durch    den  Nimbus    als   göttlich  gekennzeichnetes  Wesen,  als- 
15  dann  noch  zwei  menschliche   Gesichter  ohne  den  Nimbus. 

Es  ist  jener  Tierkopf  in  der  Mitte,  dem  wir  unsere  Aufmerksam- 
keit hier  zuwenden  wollen.    Gi"ünwedel  sagt  (S.  130  flf.):  „Above,  from 
„a  balcony,  the  gods  look  down  :  Sürya  (the  sun)  to  the  right  and 
„Chandra  (the  moon)  to  the  left  of  a  bull,  that  is  the  sign  Taurus 
20  ^{Tävuri  or   Vaisäkha).     It  was  on  Tuesda}^,    at  the  fall  moon  of 
„Vaisäkha  in  the  Nakshatra  or  asterism  of  Vii^äkhä,   that  the  legends 
„say  Gautaraa  was  born,  and  this  representation  would  agree  with 
,that    date.     But  the  conception  and  renunciation  are  both  placed 
,at    füll    moons    of   Äshädha  (June-July)  in  the  Nakshatra  Uttarä- 
26  „Ashädhä,    when    the    sun    would    be   in  Karka  or  Cancer,    and  in 
„conjunction    with  Pushya  (Tishya)    „the    king  of  stars".     The    re- 
„presentation    then    seems    intended    to  show  the  sun  in  connexion 
„with   the  constellation  of  the  Bull,  perhaps  between  two  personi- 
„fied    „houses"   of  the  moon  in  the  month  Äshädha:    evidently  the^ 
30  »night    of   that    month    on    which    the  moon  was  füll  was  thereby 
„intended.      Perhaps    this    is    an    indication    of    the    date  when,    in 

1)  Sieho    die   Wiodorgubo  bei  Grünwedel-Burgess ,  Buddhist  Art  in  ludia. 
London    1901,  Seite    129. 


Bloch,   Über  einige  bildliche  Darstellungen  altind.   Gottheiten.     649 

,the  artist's  opinion,  Gautama's  flight  took  place:  but  it  does 
,not  aofree   vvith  the  tradition,  but  with  the  date  of  the  birth." 

Ich    möchte    glauben,    daß    diese    Erklärung    Grünwedel's    bei 
manchen    seiner  Leser  einen  ebenso  unbefriedigenden  Eindruck  zu- 
rückgelassen hat,    wie  bei  mir,  und  der  Zweifel  an   ihrer  Richtig-    5 
keit  wird  noch  erhöht,  wenn  man  eine  gute  photographische  Wieder- 
eabe^)  des  Reliefs  zu  Gesicht  bekommt.     Es  wird  nämlich  alsdann 
klar,    daß    der   angebliche    Stier    kein    Wesen    ist,    das    zur    gens 
bovina    gerechnet    werden    könnte,    weil    ihm    die  Hörner  fehlen, 
und  der  Kopf  viel  zu  länglich  und  zugespitzt  ist.     Dagegen  glaubte  lo 
ich    sofort    mit  Sicherheit  in  jenem  Tiere  einen  Eber  zu  erkennen, 
und  ein  mir  bekannter  Herr,  dem  ich  das  Bild  voi'legte,  entschied 
sich  crleicherweise  sofort  für  den  Eber.     Sein  Urteil  fällt  umsomehr 
ins  Gewicht,    als    er    vollständig    frei    von    irgend    welcher  Vorein- 
genommenheit war,    und  weder  das  Relief,    noch  irgendwelche  Ab-  is 
bildung  davon  vorher  zu  Gesicht  bekommen  hatte. 

Steht  es  nun  somit  so  gut  wie  fest,  daß  der  Gändhära  Künst- 
ler in  jenem  Relief  den  Kopf  eines  Ebers-)  abbildete,  den  er  — 
dies  macht  die  Stellung  jener  Figuren  sicher  —  als  Zuschauer  neben 
einigen  menschlichen  und  göttlichen  Wesen  gedacht  sein  wollte.  20 
so  wird  es  auch  ohne  weiteres  klar,  daß  wir  von  astronomischen 
Andeutungen  absehen  können,  die  ja  ohnehin,  wie  oben  angedeutet 
wurde,  kein  reinlich  und  glatt  aufgehendes  Rechenexempel  ergeben. 
Der  Eber  in  jenem  Relief  aus  Jamälgarhi  ist  nie- 
mand anderes  als  Vishnu,  der  mit  einigen  anderen  gött-  25 
liehen  Wesen  jenem  bedeutenden  Vorgang  als  Zuschauer  beiwohnt. 

Will  man  darüber  hinaus  noch  einen  tieferen  Sinn  in  jenen 
Figuren  suchen,  so  könnte  man  vermuten,  daß  der  Künstler  Vishnu 
zu  den  vier  Lokapälas  gezählt  hätte;  der  vierte,  Indra,  wäre  dann 
vielleicht  jene  Figur,  die  unten  links  vom  Beschauer  im  Hinter-  so 
gründe  des  Schlafgemachs  Gautama's  steht  mit  einer  Geste ,  die 
vielleicht  eine  Aufforderung  an  Gautama  besagen  könnte,  sich  nun 
endlich  bereit  zu  machen.  Indra-Vajrapäni  folgt  ja  dem  Gautama 
beständig  nach  des  letzteren  Auszug  aus  Kapilavästu ,  und  seine 
Stellung  imd  Geste  in  unserm  Relief  wäre  daher  durchaus  an-  3.-> 
gemessen.  Daß  die  buddhistische  Kunst  die  vier  Lokapälas  zu 
Begleitern  des  seine  Stadt  verlassenden  Bodhisattva  machte ,  kann 
uns    nicht    befremden.     Sie    wollte    damit   nur    den  Gedanken   zum 


1)  Das  Original  habe  ich  leider  noch  nicht  zu  selten  bekommen,  aber  die 
Photographie,  auf  die  sich  meine  Ausführungen  gründen,  ist  sicher  ebenso  deutlich, 
als  das  Original. 

2)  Leider  sind  die  Künstler  von  (Jändhära  höchst  niittolmüßige  Tiordar- 
stoller  gewesen,  wie  dies  schon  Foucher  hervorhebt.  Dr.  Vogel  teilt  mir  mit, 
daß  er  ein  Relief  dos  Labore  Museums,  welches  den  Abschied  des  Pferdes 
Kanthaka  von  Gautama  nach  seiner  Flucht  davstollt,  im  ofliziollen  Katalog  Jenes 
Museums  beschrieben  fand  als  „Huddha  meeting  a  rhinoceros" ! !  Hei  minder- 
wertigen Repliken  jener  Szene  dürfte  diese  Erklärung  prima  facie  kaum  un- 
begreiflich erscheinen. 


650     Bloch,   jjher  einige  hildliche  Darstellungen  altind.   Gottheiten. 

Ausdruck  bringen,  daß  jener  Königssohn  im  Begriffe  steht,  die  Welt 
zu  erobern.  Die  göttlichen  Herren  der  Welt,  die  Lokapälas,  ge- 
hören ja  schon  zu  seinen  Dienern ,  zu  seinem  Gefolge,  ähnlich  wie 
im    Kävya  die  Lokapälas    zu    zittern  anfangen,  oder  sonst  irgend- 

5  welche  Äußerungen  ihrer  Bestürzung  und  Angst  zu  erkennen  geben, 
sobald  ein  angehender  Cakravarttin  zum  digvijaya ,  zur  Eroberang 
der  Welt  auszieht. 

Wie  dem  aber  auch  sein  möge  —  und  ich  möchte  auf  diese 
Vermutung  kein  großes  Gewicht  legen  —  soviel  scheint  mir  sicher, 

10  daß  wir  in  unserm  Relief  die  Darstellung  Vishnu's 
als  Eber  für  das  zweite  oder  erste  vorchristliche 
Jahrhundert^)  belegen  können.  Damit  kommen  vnr  ein  gut 
Stück  weiter  hinaus  über  die  ältesten,  mir  bekannten  Darstellungen 
des  Vishnu-Varäha    in   Indien.     Wir   besitzen    davon    zunächst    den 

15  Eber  in  Eran  im  Distrikt  Sägar  der  Central  Provinces,  der,  wie 
wir  aus  der  Inschrift  an  seinem  Halse  wissen ,  im  ersten  Jahre 
Toramäna's  errichtet  wurde"-).  Toramäna's  Zeit  läßt ^  sich  annähernd 
dadurch  bestimmen,  daß,  wie  wir  aus  der  Mandasor  Inschrift^)  wissen, 
sein  Vater    Mihirakula '^)    von    dem    indischen  König  Yasodharman- 

20  Vishnuvardhana  besiegt  wurde.  Für  letzteren  steht  das  Datum 
Vikräma-Samvat  589  =  532  A.D.  inschriftlich  fest 5). 

Etwas  jünger  ist  der  Eber  von  Afsand  im  Distrikt  von  Gaj^a. 
Offenbar  wurde  er  auf  Befehl  Ädityasena's  von  Magadha  aufgesetzt, 
dessen  ausführliche,  dort  gefundene  Inschrift  leider  seit  langer  Zeit 

25  spurlos  verschwunden  ist**).  Aus  einer  kurzen  Weihinschrift  auf 
einem  Bilde  des  Sonnengottes  in  Shähpür ")  kennen  wir  für  Ädit3-a- 
sena  das  Datum  Harsa-samvat  'oQ  Märtj(ja-sudi  7,  das  etwa  dem 
Anfang  des  Jah)-es  672  A.  D.  entsprechen  dürfte.  Älter  hingegen, 
wenn  auch  nicht  beträchtlich,  dürfte  der  von  mir  in  VaisälT-Basarh 

so  gefundene  Siegelabdruck  des  Yaksavatsa  sein ,  auf  dem  das  Bild 
eines  Ebers  über  der  Legende  doch  wohl  kaum  anders  als  als  eine 
Darstellung  des  Vishnu-Varäha  gedeutet  werden  kann''). 

Überblickt  man  dieses  Material,  dessen  Spärlichkeit  hauptsäch- 
lich darin  ihren  Grund  findet,  daß  die  systematische  Durchforschung 


1)  Das  Relief  von  Jamälgarhi  steht  künstlerisch  sehr  hoch  und  gehört 
zweifelsohne  in  die  Hlütozeit  der  Gändhärakuiist,  die  man  jetzt  wohl  allgemein 
in  jene  Epoche  rückt.  Mau  beachte  z.  B.  die  getäfelte  Decke  in  den  beiden 
Bogen  neben  dem  Schlafgomach  Gautama's  im  unteren  Felde  des  Reliefs.  Hier 
sind  griechische  Vorbilder  unverkennbar.  Auch  die  Haltung  der  beiden  Diene- 
rinnen unten  rechts  vom  Beschauer  scheint  mir  klassische  Vorbilder  zu  verraten. 

2;  Siehe  Kleot,  üui)ta  Inscriptions,  Seite   158 — IGl. 

.'})   Ibidem,  Seite   148—150. 

4)  Der  Name  scheint  halb  persisch  {;mihira  „Soune''\  halb  türkisch  (kula 
=  y»/7   , Diener")  zu  sein.      Im   Sanskrit  würde  etwa  Sfiri/adäna    entsprochen. 

!>)   Siehu   Ivielhorn's  List  of  inscriptions  of  Northern   India,   Nr.  4. 

C)  Siehe   Kleet,   1.   c,   Seite  200—208.  7j   Fleet,  1.   c.  Seite   208 — 210. 

8)  Siehe  Archaeological  Survey  of  India:  Annual  Report,  1003 — 19o4, 
Seite    10!»,   Nr.  IH,   und   Tafel   XM,  15.    ' 


Bloch,   Über  einige  hildliche  Darstellungen  altind.   Gottheiten.     651 

der  alten  Trümiuerstätten  Nord-Indiens  sich  eben  erst  in  ihren 
Anfängen  befindet,  so  kann  es  uns  kaum  Wunder  nehmen,  daß  der 
Ormdhära-Künstler,  als  er  vor  die  Aufsrabe  crestellt  war.  Vishnu  ab- 
zubilden ,  dafür  das  Bild  des  Ebers  wählte,  unter  dem  Vishnu  da- 
mals in  Nord-Indien  wahrscheinlich  ziemlich  häufig  verehrt  wurde.  5 
Dieses  Bild  war  sicher  nicht  das  einzige  Tierbild,  das  man  damals 
in  Indien  zur  Darstellung  eines  cröttlichen  Wesens  verwendete.  Es 
hat  vielmehr  nach  dem,  was  wir  bis  jetzt  wissen,  den  Anschein, 
als  ob  die  Inder  von  der  symbolischen  Darstellung 
göttlicher  Wesen  erst  verhältnismäßig  spät  zu  ihrer  lo 
Vermenschlichung  übergegangen  sind,  zu  einer  Zeit, 
als  die  Griechen  ihre  Lehrmeister  in  der  Kunst  ge- 
worden waren. 

Vollständig  frei  sind  die  Inder  von  jener  primitiven  Symbolik 
bis  auf  den  heutigen  Tag  nicht  geblieben.     Ich   denke  dabei  keines-  is 
wegs  nur  an  jene  formlosen  Steine  und  Erdhaufen,  wie  man  sie  in 
jedem   indischen  Dorfe  antrifft,  bei  denen   oft  nur  ein  paar  Sti'iche 
roter    oder    weißer  Farbe  uns  erkennen  lassen,    daß  kindlich-naiver 
Volksglaube    in    solchen  Ungestalten    ein    numen    divinum  verehrt. 
Jene  rohesten  Formen  göttlicher  Symbolik  schwebten  oti'enbar  jenem  io 
alten  Gesetzgeber  vor   als  er  das  Gebot  ausgab,   „(die  Füße)  gegen 
eine  Gottheit  nicht  auszustrecken"  ^).     Die  symbolische  Form  erhält 
sich  für  viele  indische  Gottheiten  gerade  an   ihren  heiligsten  Kult- 
statten,  obgleich  die  bildende  Kunst  seit  Jahrhunderten  ihre  mensch- 
liche    oder     menschenähnliche    Gestalt    wiederzugeben    wußte    und  2.5 
wiedergegeben  hat.     So  wird  Vishnu  in  seinem  berühmten  Tempel 
zu  Gaya  unter  dem  Symbol  des  Fußabdrucks  verehrt,  den  er  dort 
zurückgelassen    hatte,   als  er  herabgekommen   war,  um  die  Mensch- 
heit   von    den    Plagen    des    Asura  Gaj^a    zu    befreien.     Es    ist    eine 
natürliche  Vertiefung    im    Felsen   —  der  Tempel    ist    auf   felsigem  30 
Grunde  erbaut,  —  in   der  man  selbst  bei  besserer  Beleuchtung,  als 
sie  jetzt  im  Inneren  des  Heiligtums  herrscht,  nur  mit  Zuhilfenahme 
eines  guten  Maßes  von  Einbildunoskraft  den   Abdruck    eines  Fußes 
erkennen  kann,  ganz  abgesehen  von  dem  Uinfang,  der  uns  bei  einem 
Gotte    wie   Vishnu    schließlich  doch  nicht  verwundern  dürfte.     Die  35 
Verkörperungen  Vishnu's    als  Jagaimätha .    und    die    seines  Bruders 


1)  Äpastamba,  Dli.  S.  1,  11,  30,  23:  ngit/iu  apo  brahinuijuni  gä  decutä 

mktivi3at/e  nahhiprasäraulta.     Getnoint  sind  jene  Erdhaufen,   wie  man 

sie  im  Dorfo  oder  am  Wojje  unter  einem  Haume  lu'iit/ntiif^e  zu  Tausenden  sehen 
Itann.  Ein  roter  oder  weiOer  Lappen  am  uberoii  Endo  einer  Uambusstanj^e  dient 
oft  als  iiutälca  und  kennzeichnet  den  Aufwurf  als  eine  devatä .  wie  solche 
primitive  Altäre  noch  heutzutage  aligemein  genannt  werden.  Natürlicli  Itonnte 
es  leicht  vorkommen,  daÜ  ein  Wanderer,  wenn  er  sicli  Mittags  im  Schatten  eines 
Baumes  ausruhte,  dabei  jener  derotd  mit  seinen  Eüßen  zu  nahe  kam.  Icli  habe 
in  gleicher  Lage  hin  um!  wieder  wohl  ein  Mal  micli  auf  solclie  Erdhaufen  ge- 
setzt, aus  Unwissenheit  und  weil  mir  jene  tViuere  Witterung  ihrer  waliren  Be- 
deutung abging,  bis  dann  ein  zarter  AVink  meiner  Hegleiter  mich  eines  Hesseren 
belehrte. 


652     Bloch,   über  einige  bildliche  Darstellungen  altind.  Gottheiten. 

Balaräraa  und  seiner  Schwester  Subhadrä^),  wie  sie  alljährlich  ein 
Mal  zu  Anfan«?  der  Regenzeit  das  Wacjenfest  in  Puri  in  Ürissa  selbst 
solchen  Augen  zeigt,  denen  das  Innere  des  Tempels  für  immer  ver- 
schlossen bleibt,  sind  plumpe  Holzklötze,  bei  denen  ein  paar  Pinsel- 
5  striche  menschliche  Gesichtszüge  mehr  andeuten,  als  zur  Darstellung 
bringen.  Es  gibt  in  den  ältesten  Inschriften,  die  sich  auf  die 
Grründung  des  Tempels  in  Puri  beziehen,  wie  mir  scheint,  noch  eine 
Andeutung  davon,  wie  jene  unförmlichen  Hölzer  dazu  kamen,  als 
Götterbilder    verehrt    zu    werden.     Es    wird  nämlich  in  den  darauf 

10  bezücrlichen  Stellen  der  Inschriften  besonders  hervorij;ehoben ,  daß 
Vishnu  mit  Lakshmi  im  Meere  gewohnt  hätte,  ehe  Anantavarman- 
Codaganga  ihm  einen  Tempel  gebaut  hätte-).  Also  wußte  man 
damals  offenbar  noch  etwas  von  dem  wahren  Ursprung  jener  Götter- 
bilder,   und    die    dichterische    Ausschmückung    dieses  Wissens    läßt 

15  vermuten,  daß  die  Bilder,  oder  etwas  ihnen  Ähnliches,  einmal  vom 
Meere  dort  ans  Land  gespült  waren,  wo  jetzt  der  heilige  Tempel 
Jagannätha's  steht,  dei",  wie  ich  wohl  kaum  zu  erwähnen  brauche, 
dem  Meere  so  nahe  steht,  daß  man  bis  vor  seinen  Mauern  das 
Rauschen  der  See  hören  kann.     Drinnen  im  Tempel,  so  glauben  die 

20  Leute,  ist  alles  ruhig,  denn  der  Gott  kann  das  einförmige  Geräusch 
der  Brandung  nicht  vertragen  und  wünscht  nicht  gestört  zu  werden  ••). 
Es  sind  vielleicht  Fischer  gewesen ,  die  jene  unförmigen  Bilder 
fanden,  als  das  Meer  sie  an  der  Stelle  des  heutigen  Puri  ans  Land 
gespült  hatte.     Es  ist  nur  zu  leicht  begreiflich,  daß  jene  einfachen 

23  Leute  darin  ein  Wunder  sahen  und  des  göttlichen  Ursprungs  jener 
Holzklötze  gewiß  wurden.  Das  Einzige ,  was  uns  in  solchen  und 
ähnlichen  Fällen  verborgen  bleibt  und  wohl  meist  immer  verborgen 
bleiben  wird,  ist  das:  woher  kommt  es,  daß  mit  einem  Mal  solche 
zufällig    entstandenen    göttlichen  Symbole ,  —  fast  möchte  man  sie 

30  „Augenblicksgottheiten"  nennen,  wenn  der  Ausdruck  nicht  schon 
in  anderem  Sinne  geprägt  wäre  —  woher  kommt  es,  daß  solche 
Symbole  so  populär  werden ,  daß  der  Inder  es  als  das  Hauptziel 
seines  Lebens  betrachtet,  die  oft  tausende  von  Meilen  weite  Pilger- 
fahrt   zu    unternehmen,    um   jene   Verkörperungen    der  Gottheit    zu 

3.0  sehen  und  anzubeten?  Aber  solche  Unterströmuusien  des  indischen 
Geisteslebens,  die  derartige  Wandlungen  und  Neigungen  hervorrufen, 
bleiben  .selbst  heutzutage  dem  eifrigen  Beobachter  zumeist  ein  Rätsel, 
geschweige  denn,  daß  der  Histoikei-  dazu  imstande  wäre,  den  Schleier 
zu  lüften. 

40  Das  ])ekannteste  Symbol,  unter  dem  seit  alters  und  heutzutage 


1)  Genau  cenoininen,    entspricht    diese   Dreilieit  natürlich  zunächst  Kiiina, 
Lakshiimna  und  Sltfi,  oder  bosser  noch   Krshiia,   IJahiräma  und  Subha>lrä. 

2)  Siehe  .Journ   As.  Soc.  of  Bongnl,  IS'tS,  Vol.  LXVII,  Part  I.  pp.  328— .531. 

3)  Trotzdem   erhellt  e.>i  ihm  so,    wie   Neapel   in   dem   Kückert'sclion   Verse: 

,Nupolis,  von   zweien   Meeren 
Stets  umgibt  dich   Woj^enbrand  : 
Drinnen  eins  von  Menschenheoren, 
Draulion   eins  um   bunten   Strand." 


Bloch,   Über  einige  bildliche  Darstellungen  altind,   Gottheiten.     653 

noch  ein  indischei'  Gott  verehrt  wird,  ist  natürlich  das  Bild  Siva's, 
das  Uiiga  oder  der  Phallus.  Ich  brauche  kaum  darauf  näher  ein- 
zugehen, und  möchte  nur  bemerken,  daß  man  dieses  Symbol  viel- 
fach dadurch  anthropomorphisiert  hat,  daß  man  oben  einen,  vier, 
oder  auch  fünf  menschliche  Köpfe  anbrachte ,  ähnlich  wie  es  die  5 
Griechen  mit  ihren  Hermen  taten.  Solchen  lihgas  mit  Köpfen  hat 
man  dann  Namen  wie  ekamuhha,  caturmukha,  pancamukha  bei- 
cfelest,  die  bis  auf  den  heutigen  Tag  gang  und  gäbe  geblieben  sind. 
Man  findet  heutzutage  solche  caumukha  Mahädevas  „vierköpfige 
Liügas"  in  großer  Anzahl,  und  der  Name  ^Mahädeva'^ ,  mit  dem  10 
man  jetzt  in  Nord-Indien  jedes  phallische  Symbol  bezeichnet,  zeigt, 
wie  eng  das  Symbol  mit  der  von  ihm  dargestellten  Gottheit  ver- 
schmolzen ist. 

Um  von  der  Gegenwart  in  die  älteste,  in  der  indischen  Kunst 
erreichbare  Vergangenheit  zurückzukehren,  so  sei  hier  auf  das  pracht-  15 
volle  Kapital  einer  Asoka- Säule  verwiesen,  welches  die  Ausgrabungen 
in   Sarnath  bei  Benares  zu  Tage  gebracht  haben  i).     Unter  den  vier 
Löwen,  die  ein  dhcirmacakra  trugen,  befinden  sich,  jedes  von  dem 
andern    durch    ein    Rad    getrennt,    die    Bilder    eines    Löwen,    eines 
Elefanten,  eines  Stiers  und  eines  Pferdes.    Ich  denke,  die  Symbolik  20 
dieser  Tierbilder    springt    ohne    weiteres    in    die  Augen,    abgesehen 
von  dem  Löwen ,  bei  dem  man  zweifeln  kann ,  ob  darunter  Durgä 
oder  Pärvati  zu  verstehen  ist,  deren  vähana  der  Löwe  ja  bekannt- 
lich   in    der    späteren  Kunst    ist.     Daß    wii-    in    dem   Elefanten  ein 
Symbol  Indra's ,    in    dem   Höcker-Stier    (humjjed    bull)    ein  Symbol  25 
Siva's-),    und  in  dem  Pferde  ein   Symbol  Sürya's  erkennen  müssen, 
daran  kann,    so  glaube  ich,  nur  eine  Hyperkritik  zweifeln,  die  von 
vornherein    darauf   verzichtet,    solche    alte  Tiex'bilder    überhaupt  zu 
erklären,   und  mit   dem  schönen  Namen  , Tierornamente "  oder  einem 
ähnlichen   Wort  sich   begnüoft,  als    ob  die  Inder  solchen  angeblichen  30 
, Ornamenten"    nicht  von  jeher  eine  symbolische  Bedeutung  unter- 
gelegt hätten   und  noch    immer    unterzulegen    nur  allzu  schnell  bei 
der    Hand    sind.     Das    Kapital    von    Sarnath    stellt    vielmehr    einen 
Gedanken    dar,    den    die    buddhistische   Kunst    auch    späterhin  gern 
zum  Ausdruck    brachte,    nämlich    die    indischen    tiütter    als  35 
Diener    B  u  d  d  h  a '  s     u  n  d     s  c  i  n  e  r    Lehre,     des    D  h  a  r  m  a  ^). 


1)  Siehe  Arcliaeological  Survey  uf  Iiurui,  Anmial  Keport,  1904 — 1905, 
Seite  G9   und  Plate  XX. 

2)  Für  die  Vereliniiig  Siva's  unter  dem  Bilde  eines  Stieres  ist  die  Sage 
von  dem  iieischl'rossendon  Stier  in  Girivrnja  (Ivajgir)  von  Wicliti(;keit,  den 
Krliadratlia  getötet  haben  soll;  siehe  Mahähliärata,  Sabhäparvan  ,  'Jl,  IG.  Daß 
damit  auf  MenseluMiopfer  angespielt  wird,  die  Jarfisandha  doin  Uudra  darzubringen 
pflegte  und  die  Krshna  ihm  zum  Vorwurf  machte  (^weiter  unten  'J2,  11  :  inanusair 
devam  yastum  icchasi  Saükaraia),  scheint  mir  ohne  weiteres  klar  zu  sein. 
Also  begegnen  wir  auch  liier  der  Verehrung  Siva's  unter  dem  Hilde  eines  Stieres. 

;i)  Das  Indiaii  Museum  in  Calcutta  besitzt  ein  kleines  Keliof  ans  dem  Ende 
der  buddhistischen  Zeit  in  Indien,  auf  dem  das  ganze  indiselie  Pantheon  in  zwei 
Keihen  zu   Füßen   Buddhas  oinherzieht,  ihm  seine   Ehrerbietung  erweisend. 


654        Bloch,   tj/jer  einige  bildliche  Darstellungen  cdtind.   Gottheiten. 

Dieser  Gedanke  berührt  sich  sehr  eng  mit  dem  oben  besprochenen 
Motiv  der  vier  Lokapälas  als  Gefolgschaft  Buddha  s,  und  man  könnte 
beinahe  sagen ,  daß  das  Kapital  von  Sarnath  die  älteste ,  künstle- 
rische Wiedergabe  dieses  Motivs  der  welterobernden  Macht  der 
5  Lehre  Buddha's  darstellt. 

Für  die  älteste  Form  der  Darstellunar  indischer  Gottheiten  sind 
natürlich  auch  die  Münzen  von  großer  Bedeutung.  Es  verdient 
daher  hier  erwähnt  zu  werden,  daß  in  dem  vor  einigen  Jahren  von 
Warwick  Wroth  bearbeiteten,  ausgezeichneten  Katalog  der  Arsacideu- 

10  Münzen  des  British  Museum  die  Figur  des  Höckerochsen  sich  auf 
der  Rückseite  einiger  Münzen  Phraates  IV.,  Mithradates  IV..  und 
wohl  auch  Volageses  V.  findet^).  Daß  diese  Münzen  in  den  Indien 
benachbarten  Teilen  des  Arsaciden-Reiches  geprägt  waren,  ist  zum 
mindesten  eine  sehr  nahe  liegende  Vermutung.     Man  bedenke  z.  B.. 

15  daß  die  ältesten  muhammedanischen  Fürsten  Indiens  nicht  nur  den 
damals  im  Nord-Westen  Indiens  im  Umlauf  befindlichen,  sogenannten 
„Bull  and  Horseman  Type"  ziemlich  allgemein  für  ihre  Münzen 
adoptierten,  sondern  daß  sie  sich  sogar  gelegentlich  dazu  verstanden, 
das  muhammedanische  Glaubensbekenntnis  auf  ihren  Münzen  in  die 

20  Sprache  des  Landes,  das  Hindi,  zu  übersetzen,  letzteres  vielleicht 
nicht  ohne  missionarische  Nebengedanken  ^).  Gleicherweise  war  das 
Bild  des  Höckerochsen  auf  ienen  Arsaciden-Münzen  offenbar  das 
damals  in  Indien  beliebte  Symbol  des  Gottes  Siva ,  und  Münzen 
mit    diesem   Sj^mbol    fanden    sicher  in  den  indischen  Bazaren  umso 

25  leichteren  Eingang,    als    man   von  jeher  in  Indien  geprägtes  Metall 


1)  Siehe  Warwick  Wroth,  Catalogue  of  the  Coins  of  Parthia,  Loiulon  1903, 
Seite  118  und  Plate  XXI,  IG;  Seite  220  und  Plate  XXXIII,  14;  Plate  XXXVI,  5, 
und  endlich  die  Münze  eines  .uncertain  king",  Seite  253  und  Plate  XXXVIII,  8. 

2)  Interessant  ist  die  Art  und  Weise,  wie  damals  auf  jenen  Münzen  die 
Kalimall  ins  Indische  übertragen  wurde.  Die  Übersetzung  lautet:  Ari/aJctani 
eJca  Muliatnmada  avatära ,  ^das  Undefinierbare  (sc.  Gott)  ist  ein  Einziges, 
Äluhammad  ist  (seinej  Inkarnation".  Die  Umschreibung  der  Worte:  La  iliiha 
tllä-lläh  befremdet  vielleicht  nicht  so  sehr,  denn  der  muhammedauis-chen  Gottes- 
idee entsprachen  damals  in  Indien  nur  solche  philosophische  Begriffe,  wie 
(ivytdcta  „undefinierbar"  und  ähnliche.  Sehr  interessant  ist  dagegen  die  Wieder- 
gabe des  arabischen  Wortes  für  „Gesandter",  „Prophet"  (rasnl)  mit  avatära 
„Inkarnation".  Also,  die  Vorstellung  des  Mensch  gewordenen  indischen  Gottes, 
wie  Vishiiu ,  war  nach  dem  Urteil  des  Übersetzers  die  am  nächsten  verwandte 
Idoe.    Freilich  hatten  jene  zentralasiatischen  Eroberer  Indiens  das  bekannte  Wort 

Muhammods:    „ich    bin    nur    ein  Mensch,    wie  ihr"    (,«.^JLix    ,J^      -.i!    L*j! ) 

wohl  schon  gründlich  vergessen,  und  es  kann  uns  daher  nicht  Wunder  nehmen, 
wenn  Miihammed,  und  dann  sehr  bald  auch  der  Heilige,  der  Pir,  bei  den 
indischen  Muliammodanern  direkt  mit  (.Jott  identifiziert  wird.  In  einer  im  so- 
genannten „Musulmän-HengälT"  geschriebenen,  poetischen  Lebensgeschichte  des 
berühmten  muhammedanischen  Heiligen  Shäh  .luläl  von  Sylhet  im  östlichen 
Bengalen  habe  ich  <len  Heiligen  sehr  oft  als  Vir  Khudä  bezeichnet  gefunden, 
wobei  sicher  die  beiden  Worte  pir  „Heiliger"  und  Ihudä  „Gott"  als  synonyme 
Appollativa   Shäh  fluläls  gebraucht  sind. 


Bloch,   Über  einige  bildliche  Darstellungen  altind.   Gottheiten.     655 

gern  als  Amulette  zu  verwenden  pflegte ,  wie  dies  z.  B.  aus  der 
doppelten  Bedeutung  des  alten  Sanskrit- Worts  nishka  „Schmuck'' 
und   „Münze"    zu  ersehen  ist. 

Zuerst    auf   den    Münzen    Kaiiishka's    tritt    vor    den    Stier    das 
Bild  desjenigen  Gottes,  den  er  symbolisch  verkörpert  hatte,  das  Bild    5 
Siva's    selbst.     Daß    wir   in    ihm   den  indischen  Dionysos  erblicken 
dürfen ,    dazu    berechtigt    uns    nicht    nur    die    bekannte    Stelle    des 
Megasthenes ,    wonach    die  Bewohner    der  Berge    den  Dionysos,  die 
der  Ebene  den  Herakles  verehrten^),  denn  Siva  ist  recht  eigentlich 
eine  Gebirgsgottheit,  und  der  angeblich  höchste  Gipfel  des  Himälaya  lo 
trägt  nicht  mit  Uni'echt  den  Namen:  Gaurisankar.     Man  kann  auch 
auf  sein  langes,  in  Flechten  gelegtes  Haar  und  sein  Tigerfell  ver- 
weisen, das  auffallend  an  das  Pantherfell  des  Dionysos  erinnert.     Es 
wird  uns  unter  diesem  Gesichtspunkt  jiuch  klar,  warum  die  Nändi, 
das  Eingangsgebet  des  indischen  Dramas,   gerade  an  Siva  gerichtet  15 
ist.     Das  indische  Drama ,    wie  die  griechische  Tragödie ,    spielt  ja 
am  Frühlingsfest,  und  die  alten  Bocksgesänge,  aus  denen  in  Griechen- 
land   der  Chor    der  Tragödie  erwuchs,    mögen  sicher  manche  Ähn- 
lichkeit   mit   jenen  orgastischen  Aufführungen  zu  Ehren  Siva's  ge- 
habt   haben,    von    denen    vielleicht  schon  der  Veda    berichtet,   und  20 
von    deren  Beschaifenheit   uns  der  ausgelassene  Mummenschanz  der 
Holifeier,    des  modernen  indischen   Frühlingsfestes-),    ein  vielleicht 
nicht  allzusehr  entstelltes  Abbild  erhalten  hat^).     Bei  dem  Herakles- 
Krishna    wird  man  etwa  an  die  Keule  denken  dürfen,    die  Vishnu- 
Krishna    vielleicht    von    ihm    erhalten,    sicher  mit  ihm   cremein  hat.  25 
Von  Wichtigkeit    scheint    mir    bei    solchen ,    alten  Vergleichen  und 
Benennungen  besonders  das  zu  sein,  daß  man  damals  die  Ähnlich- 
keit etwa  eines  Siva  mit  Dionysos  lebhaft  empfand,  und  die  Inder 
selbst  waren  wohl  nicht  weniger,  als  die  Griechen,  darin  geschickt, 
dergleichen  Ähnlichkeiten  und  Beziehungen  herauszufinden.     So  war  so 
die  Bahn  für  Übertragungen  und  Entlehnungen  von   vornherein  zu- 
recht gemacht. 

Auch  das  Bild  Buddha's  erscheint  bekanntlich  auf  den  Münzen 
Kanishka's.    Daß  damit  das  Datum  für  die  Entstehunaf  des  Buddha- 


1)  Siehe  .Jacobi,   das  Käinäyana,  Seite   02,  Note. 

2)  Das  Datum  der  Holl  ist  der  Vollmond  von  PliSlgiina.  ein  schon  für 
den  Veda  als  Frühlings-  und  Jahrosanfan«;:  belegter  Termin. 

3)  Es  ist  mir  natürlich  nicht  unbekannt,  daß  houtzutago  in  Indien  Kiishna 
der  Gott  dos  Holl-  oder  Frühlingsfostes  ist.  Das  liindort  aber,  glaube  ich,  nicht 
daran,  in  der  Art  und  Weise,  wie  jenes  Fest  begangen  wird,  ein  Abbild  einer 
älteren  Feier  zu  erblicken ,  in  der  Siva  im  Vordergrund  gestanden  haben  mag. 
Sicher  besteht  ein  Zusammenhang  zwischen  der  Holifeier  und  dem  indischen 
Drama,  und  daß  es  gerade  S  i  v  a  ist,  dessen  Schutz  die  AutTührung  des  indischen 
Dramas  wohl  so  ziemlich  allgemein  unterstellt  wurde,  berechtigt  mich  vielleicht 
dazu ,  seinem  Kult  einen  wichtigeren  Einfluß  auf  die  Entstehung  des  indischen 
Dramas  zuzuschreiben,  als  es  sonst  scheinen  könnte.  Oder,  mit  andern  Worten, 
es  scheint,  als  ob  in  Indien  von  dem  Kulte  Sivas  eine  ähnliche  Bewegung  aus- 
gegangen ist,  wie  die,  die  in  Griechenland  vom  Dionysoskult  aus  zur  Tragödie 
führte.     An  eine  gegenseitige  Beeinflussung  denke  ich   dabei   natürlicli   nicht. 


ß56     Bloch,   Über  einige  bildliche  Darstellungen  altind.   Gottheiten. 

bildes  gegeben  sei,  will  ich  ebensowenig  behaupten,  als  meine  vorigen 
Ausführuno-en  besagen  sollen,  daß  man  vor  Kanishka  kein  mensch- 
liches Abbild  Siva's  gekannt  hätte.  Wir  können  und  wollen  in 
solchen    Dingen    doch    nur    die    allgemeinen    Grundlinien    der    Ent- 

5  Wicklung  erkennen,  und  brauchen  und  sollen  nicht  nach  Jahres- 
zahlen haschen.  Von  Wichtigkeit  ist  für  mich  nur  die  Tatsache: 
das  Buddhabild  erscheint  in  Indien  erst  da,  wo,  und  erst  dann,  als 
griechischer  EinÜuß  sich  deutlich  fühlbar  machte.  Auch  die  Bud- 
dhisten   waren    mit    griechischen    Götterbildern    bekannt    geworden, 

10  als  sie  anfingen ,  Buddha  im  Bilde  nicht  nur  darzustellen,  sondern, 
was  noch  wichtiger  ist,  zu  verehren.  Auch  sie  kannten  ursprüng- 
lich keine  Bilder  als  Gegenstände  ihrer  Verehrung,  sondern  Symbole, 
und  zwar  zunächst  Symbole  nicht  des  Buddha  selbst,  sondern  seiner 
Lehre,  des  Dharma.     Daß  das  sogenannte  dharmacakra-Sjmhol  der 

15  Buddhisten,  „das  Rad  der  Lehre",  eine  Herübernahme  des  Sonnen- 
rades ist,  habe  ich  schon  anderswo  angedeutet.  Der  Siegeszug 
des  Dharma,  der  Lehre  Buddha's ,  gleicht  dem  Lauf  der  Sonne, 
„freudig,  wie  ein  Held,  zum  Siegen".  In  diesem  Zusammenhang 
ist  jene  Stelle  aus  dem  Milindapanho  von  Interesse,    die  Windisch 

20  vor  kui-zem  in  seiner  Abhandlung  über  Buddha's  Geburt^)  heran- 
gezogen hat.  Sie  besagt,  daß  Buddha  „nur  im  dlicmimaJcäi/a,  im 
Korpus  der  von  ihm  verkündeten  Lehre  existiere".  Daher  dürfe 
man  nur  seine  Reliquien  verehren.  Sicherlich  sind  mit  jenen 
Reliquien  nicht  nur  solche  säriraka-dliätu' s  gemeint,  wie  sie  z.  B. 

25  der  Stüpa  von  Pipräwä  vor  etwa  zwölf  Jahren  wieder  ans  Licht 
gebracht  hat.  Zu  dem  dhammaiccn/a  dürfte  der  Verfasser  des 
Milindapanho  zweifelsohne  auch  solche  Symbole,  wie  das  Rad,  ge- 
rechnet haben,  dessen  weitverbreitete  Verehrung  in  den  letzten, 
vorchristlichen   Jahihunderten    durch    die    Reliefs    von    Sanchi    und 

30  Bharahat  ja  zur  Genüge  bekannt  geworden  ist.  Wir  werden  also 
auch  im  Buddhismus  auf  einen  alten  Symbolismus  geführt,  der  erst 
sehr  spät  der  Bilder-Verehrung  Platz  machte ,  und  zwar  zu  einer 
Zeit,  als  die  griechische  Kunst  auf  ihre  viel  geringere  indische 
Schwester  anregend  und  fördernd  gewirkt  hatte-). 

35  Ich  hoffe,  daß  diese  Ausführungen  genügen  werden,  um  wenig- 

stens in  etwas  den  Gedanken  zu  begründen,  auf  den  es  mir  dabei 
zumeist  ankommt:  auch  die  indischen  Götter  können  im  Hinblick 
auf  ihre  Vergangenheit  von  sich  sagen:  „oUni  tnincus  eraiii,  ficul- 
nuA-,  inutäc  Ilijnuiii".    Ihre  Menschwerdung  in  der  Kunst  verdanken 

40  sif  den    (Jriccheii. 

1)  Al>)i:iiidlun(;(>ii  <ler  idiilolo^iscli-historiscliou  Klasse  der  Siichsisclien  Ge- 
sollscliiil't  <lor   WissunsL-huttüii,   Hand  XXVI,  No.   II,  Seite   199   und  Anin.  2. 

2)  Welche  Änderiuifjen  ein  solcher  Einlluß  in  der  biidilhistischen  Letzende 
hervorbringen  konnte,  sieht  man  z.  H.  danuis,  daß  in  dem  Keliof  von  Hliarahat 
der  lOn^'ül  Arahu(;iitta  den  Tusliitudovas  die  Absicht  des  Hodhisattva  verkündet, 
als  Miiddha  j;eboron  zu  worden,  während  in  dem  Iveliet"  des  Amrävati  Stüpa 
(etwa  2.  Jahrh.   n.  Chr.)   der  Hodhisattva  selbst  diese  Mitteilung  macht. 


657 


Das  Grab  Abu'l-Fida's  in  Hama. 

Von 

Dr.  E.  Oraf  von  Mnlinen. 

Als  ich  im  Frühjahr  1906  von  Beirut  aus  eine  Reise  durch 
das  Orontestal  antreten  wollte,  teilte  mir  Herr  Generalkonsul  Dr. 
Schröder,  der  erfahx-ene  Kenner  Syriens,  seine  Vermutung  mit,  daß 
in  Hamä  das  Grab  Abu'l-Fidä's ,  des  als  Geschichtschreiber  tmd 
Geographen  bekannten  Fürsten  von  Hamä  aus  dem  Stamme  der  5 
Eyyübiden,  noch  erhalten  sei.  Seine  Annahme  beruhte  auf  eigener 
Wahrnehmung  gelegentlich  eines  früheren  Besuches  von  Hamä  und 
der  dortigen  Schlangenmoschee,  bei  dem  ihm  jedoch  die  Zeit  mangelte, 
eine  genauere  Untersuchung  anzustellen. 

Am  30.  April  traf  ich  in  der  an  mittelalterlich-arabischen  lo 
Bauten  und  Inschriften  so  reichen  Stadt  Hamä  ein ,  und  in  den 
Nachmittagsstunden  des  1.  Mai  begab  ich  mich  zu  der  Schlangen- 
moschee (Dschämi'  el-hayäyä;  hayäyä  ist  vulgärarabischer  Plural  von 
hayye.  Baedeker  hat  ungenau  Dschämi'  el-Haija) ;  dieselbe  liegt 
zwischen  zwei  Straßen  und  den  das  Orontesufer  schmückenden  i5 
Gärten.  Man  betritt  das  an  drei  Seiten  durch  Mauern  umgebene 
Grundstück  durch  ein  Tor;  vor  sich  hat  man  den  gepflasterten 
leeren  Moscheehof,  links  den  eigentlichen  Betsaal,  rechts  ein  kleineres 
Gebäude  und  daneben  ein  Minaret  (Abbild.  1  ,  von  der  entgegen- 
gesetzten Seite  aus  aufgenommen).  so 

Die  Moschee  entspricht  nach  Dimension  und  architektonischem 
Schmucke  den  Mitteln  eines  kunstliebenden  kleineren  Fürsten  in 
der  Provinz;  sie  ist  ein  kuppelbedeckter  länglich  rechteckiger  Bau. 
dessen  Langseiten  nordwärts  auf  den  Moscheehof,  südwäi'ts  auf  die 
Gärten  sehen.  Über  der  Pforte  steht  auf  einem  eingesetzten  Steine  -'5 
folgende  Inschrift  in  zwei  Zeilen : 

Erneuert  hat  diese  gesegnete  ....  (fehlt)    der   hoho   Standort  (Titel 
eines  hohen  Staatsamtes,    etwa   unserem  Wirklichen  Geheimen   Rat  so 
entsprechend)    el-Meleki    en-Nüri    (d.   h.    der    ehemalige    Sklave    des 


658  Graf  von  Mülinen,  Des  Grab  Ahii'l-Fidii's  in  Hama. 

Königs  Nur  ed-din)^),  der  Pflegesohn-)  des  verewigten  'Imädi 
(Günstling  des  'Iraäd  ed-dln) ,  welchen  Gott  in  Seine  Barmherzig- 
keit eingehen  lassen  möge;  in  den  Monaten  des  Jahres  740  (= 
1339/40  n.  Chr.). 

ö  Das    Datum    ist    schwer    zu    entziffern ;    immerhin    scheint    die 

Lesuno-  740  die  wahrscheinlichste.  Alsdann  wäre  der  Restaurator 
ein  ehemaliger  Sklave  des  Fürsten  el-Melik  el-Afdal  Nur  ed-dln  'Ali 
und  Pflegesohn  des  Sultans  el-Melik  el-Muayyad  'Imäd  ed-din  Ismä'il 
oder  eines  nach  letzterem   benannten  Günstlings  gewesen. 

10  Im  Innern    des   Betraumes    wird    die    Südseite    durch    Fenster 

eingenommen,  durch  welche  man  auf  die  Gärten  blickt.  Hier  be- 
findet  sich  am  Fenster  links  vom  Mihräb  ein  Säulenpaar,  das  aus 
einer  Meno-e  einzelner  gewundener  und  in  einander  verschlungener, 
Schlangen  vergleichbarer  Säulchen  besteht,    wie    man    sie  auch  am 

1:')  Felsendom    in  Jerusalem    beobachten  kann  (Abbild.  2).     Von  ihnen 
hat  die  Moschee  den  volkstümlichen  Namen. 

Auf  den  Seitenwänden  im  Innern  des  Betraums  ziehen  sich 
breite  Jnschriftenbäuder  hin,  welche  den  Thron vers  (Ayet  el-kursT, 
Qur'än  Sure  II,  256)  enthalten. 

20  Beim  Eintritt  erblickt  man  ferner  an  den  Säulen  ein  in  ^lannes- 

kopfhöhe  angebrachtes,  etwa  13  cm  breites  Inschriftenband,  aus 
welchem  kurz  nach  dem  Anfang  ein  etwa  30  cm  langes  Stück 
fehlt.     Die  Inschrift  lautet: 

SSl\  ^.^^L^l\  ^jLU  (.  .  .  .  fehlt  ,  .  .  .)  5^111   \\§>  --i^Uxj  /^ 
,y*^\    e^U!     ^\    Oy*.:^    (^^-Sl     ^ÄJ'  jÄ^iJ    >iSil!    ^    (sie)    ^^ 

.xjL«    ^am>    .•yj-Av.£»    «.A^M    i^Ä^w    \y^^    i3    ^'-^yr'}    i'r^' 

Befohlen  bat  den  Bau  dieser  Moschee  (fehlt  .  .  .  [Titel]  .  .  .  ?) 
30  Sultan  el-Melik  el-Muayyad  'Iraäd  ed-dunyä  wa'd-din  Israä'Il,  Sohn 
des  Melik  el-Afdal  Nur  ed-dln  'Ali,  Sohnes  des  Melik  el-Muzaftar 
Taqiyy  ed-din  Mahnnld ,  Sohnes  des  Melik  el-Mansür  Näsir  ed-dln 
Muhammad,  Sohnes  des  Melik  el-Muzaftar  Taqi3'y  ed-dTn  'Omar, 
Sohnes  Schähinschäh's,  Sohnes  Eyyüb's.  In  den  Monaten  des  Jahres 
3.^.  727  (=  1327  n.  Chr.). 

1)  Zur  Mamlukeiizeit  bezeichneteu  sii-li  die  angokaiiften  Sklaven,  die  als 
Günstlinge  holior  Herron  Karriere  machten  und  froigelassen  wu'-aen,  später  gern 
nach  doni  Namen  ihrer  Gönner,  indem  sie  letzterem  die  Nisbe  anhän;,'ten.  (.Vgl. 
bei   den    Körnern   diii   Adoptiveiidung  anus,  z.   H.   Aemiliainis.) 

2)  welr.d  (.Sohi\)  bezieht  sich  in  den  Inschriften  der  Mainliikcnzeit  nicht 
auf  die  Ab.stainniiing,  sundcrn  auf  ein  I'llogosohn Verhältnis;  die  leibliche  Deszendenz 
wird  durch  ihn  wiedorgegobon. 


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Graf  von  MüUnen,  Das  Grab  Abu'l-Fida's  in  Hama.  659 

Das  kleinere  Gebäude  an  der  Nordseite  des  Moscheehofes  neben 
dem  Minaret  (Abbild.  3)  ist  eine  Turbe  (Mausoleum),  die  nur  einen 
steinernen  Sarkophag  umschließt.  Letzterer,  etwas  mehr  als  1  m 
hoch,  nicht  ganz  1  m  breit  und  zirka  2  m  lang,  muß  zerfallen  ge- 
wesen sein,  denn  er  zeigt  Spuren  einer  ungeschickten  Reparatur  5 
(Abbild.  4).  Auf  dem  flachen  Deckel  befinden  sich  Platten  mit 
Bruchstücken  von  einer  Inschrift,  die  aber  z.  T.  verloren  gegangen, 
z.  T.  in  der  Anordnung  durcheinandergewürfelt  worden  sind.  Zu 
lesen  sind  einzelne  Sätze  des  Thronverses,  sowie  von  dem  Datum 
die  Worte:  lo 

Ä.jLa    if.-KM4»,   ^-»j^^iXt»    «.XAw   ä,1a«   )J~r^   ^   ti>J03   f-^.y^^ 

...  des  Gnadenreichen ,    und    dies  in  den  Monaten  des  Jahres  727. 

An  den  Wänden  des  Sarkophages  steht  auf  der  dem  Mausoleuras- 
tor  zugekehrten  Schmalseite  sowie  an  beiden  Langseiten  in  einem 
Inschi-iftenband  wieder  der  Thronvers.  i^ 

Auf  der  dem  Tore  abgekehrten  Schmalseite  erblickt  man  folgende 
dreizeilige  Inschrift : 

j«.j,Ki5   iiwJ ,   N.*.5=-.     J\  jAääj!   -AaxÜ  f^-f°   '^^ 
l-Vj!  (-yj  sL/i^ÄPLi  Q.J  ,*ü  Q.J  lX.*^  qJ  ^fc*:^  qJ  i^^  qJ  J^-v*-*"*"^ 

XjL/3    ^--i-^^     rrr^T'^^i     «.AA«    )Lkw     \yrf^    ij>     l--*^  20 

Dies  ist  das  Grab  des  Knechtes,  welcher  der  Barmherzigkeit  seines 

Herrn,  des  Gnadenreichen,  bedürftig  ist, 
Ismä'll,  Sohnes  'Alfs,  Sohnes  Mahmüd's,  Sohnes  Muhamraad's,  Sohnes 

'Omars,  Sohnes  Schähinschäh's,  Sohnes  Eyyüb's. 
Erbaut  in  den  Monaten  des  Jahi-es  727  (=  1327  n.  Chr.).  25 

Die  Inschrift  in  der  Moschee  und  diejenige  auf  dem  Sarkophage 
beziehen  sich  auf  die  gleiche  Persönlichkeit.  Namen,  Herrschertitel 
und  die  genaue  Genealogie  pasäen  einzig  auf  den  Fürsten,  welcher 
der  Nachwelt  unter  dem  Beinamen  Abu'1-Fidä  bekannt  ist. 

Dieser  Fürst,  nach  seiner  eigenen  Angabe  geboren  im  Dschumädä  I  :>o 
672  H.,  starb  nach  dem  Zeugnis  der  Historiker  am   23.  Muharram 
732  H.    (=    26.    oder    27.   Oktober    1331    n.  Chr.);    die    von    ihm 
verfaßten    Annalen    gehen    bis    zum    Jahre    729    H.      Mit    den    an- 
geführten, bisher  nie  beanstandeten  Daten  scheint  der  Wortlaut  der 
Sarkophaginschrift  allerdings    in   Widerspruch    zu    stehen ,    der    das  35 
Jahr  727  H.  (=  1326/27  n.  Chr.)  ergibt,    wobei   noch   die  eigen- 
artige,  unbestimmte  Form   „erbaut  in  den  Monaten  des  Jahres 
727"   auffallen  muß.     Ein   Irrtum   in   der  Lesung    der  Inschrift    ist 
ausgeschlossen ,    da  die  gleiche   Wendung  an    drei  Stellen ,    nämlich 
einmal  in  der  Moschee  und  zweimal  auf  dem  Sarkophag ,    deutlich  m 
wiederkehrt. 


660  Graf  von  Mülinen,  Das  Grab  Abu'l-Fida's  in  Hama. 

Unter  diesen  Umständen  drängt  sich  ein  Zweifel  darüber  auf, 
ob  die  sonst  bei  Grabinschriften  natürliche  Voraussetzung,  daß  das 
angegebene  Datum  sich  auf  den  Tod  des  Bestatteten  bezieht ,  in 
unserem  Falle  auch  wirklich  zutreffe.    Vielmehr  liecjt  die  Vermutuncr 

5  nahe ,  der  Herrscher  habe  selbst  noch  bei  Lebzeiten  in  Erwartung 
seines  bevorstehenden  Hinscheidens  die  Errichtung  des  Mausoleums 
und  der  Moschee  befohlen  und  damals  den  Bau  datieren  lassen. 
Das  wäre  nichts  Unerhörtes ,  denn  derai-tigen  Anordnungen  kann 
man    im  Orient    auch    sonst    begegnen.     Allerdingrs  erwähnt    Abu'l- 

10  Fidä  in  seinen  Annalen  diesen  Bau  nicht,  jedoch  registriert  er  häufig 
nur  Ereignisse  der  äußeren  Politik.  Zu  beachten  ist  ferner,  daß 
er,  wie  bekannt,  von  der  Ahnung  erfüllt  war,  er  werde  das  sechzigste 
Lebensjahr,  dem  er  sich  im  Jahre  727  durch  Erreichung  des  fünf- 
undfünfzigsten bereits  näherte,  nicht  überschreiten,   und  daß  diese 

15  Idee  bestärkt  werden  mochte  durch  die  Todesfälle  eines  geliebten 
Bruders  und  eines  Nefien,  deren  er  zum  Jahre   726  gedenkt. 

Eine  Bestätigung  unserer  Annahme  dürfte  in  der  Inschrift 
selbst,  ganz  abgesehen  von  dem  ausdrücklichen  Vermerk  „erbaut" 
vor    dem    Datum ,    in    zwei    Redewendungen    zu    finden    sein.       Die 

20  demütige  Formel  .Grab  des  Knechtes,  welcher  der  Barmherzigkeit 
seines  Herrn,  des  Gnadenreichen,  bedürftig  ist"  läßt  sich  ungesucht 
aus  dem  frommen  Sinn  eines  noch  Lebenden  erklären ;  eine  posthume 
Grabschrift  für  einen  Fürsten  würde  nach  islamischem  Brauche 
damaliger  Zeit  pompöser  ausgefallen  sein.    Außerdem  muß  der  Bau 

25  von  Mausoleum  und  Moschee  längere  Zeit  beansprucht  haben,  wo- 
durch der  Ausdruck  ,in  den  Monaten  des  Jahres  727"  bedingt 
ward ;  stammte  die  Inschrift  von  den  Hinterlassenen ,  etwa  von 
Abu'l-Fidä's  Sohn  und  Nachfolger  Melik  el-Afdal  oder  von  dessen 
Minister ,    so    würde    die    genaue    Todesdatieruncr    mit   Ansrabe    des 

30  Monates  und  Tages  nicht  fehlen. 

Es  wird  daher  die  Ansicht  nicht  von  der  Hand  zu  weisen  sein, 
daß  die  sogenannte  Schlangenmoschee  und  die  dabei  befindliche 
Turbe  von  Abu'1-Fidä  selbst  und  zwar  im  Laufe  des  Jahres  727  H. 
errichtet  wurden. 


661 


Über  den  Stil  der  philosophischen  Partieen  des 

Mahäbhärata^). 

Von 

Otto  Stranß. 

Wenn  ich  heute  über  den  philosophischen  Stil  des  Mahäbhärata 
einiores  beibringren  möchte,  so  soll  es  sich  weder  um  eine  rein  ästhe- 
tische  Würdigung  noch  um  eine  grammatisch  -  syntaktische  Be- 
trachtung handeln.  Vielmehr  habe  ich  den  weiteren  Sinn  des 
Wortes  Stil  im  Auge,  der  sich  in  der  äußeren  Formung  des  Ge-  5 
dankens  und  in  der  inneren  Struktur  desselben  manifestiert.  Die 
Bedeutung  einer  solchen  Stilforschung  liegt  auf  der  Hand.  Was 
für  den  Veda,  speziell  für  den  Rgveda,  in  dieser  Beziehung  geleistet 
worden  ist,  bleibt  für  das  Mahäbhärata  noch  zu  tun.  Denn  es  gilt 
hier  eine  Gefahr  abzuwenden,  die  jedem  Forscher  der  Mahäbhärata-  lo 
Philosophie  bekannt  ist.  Mit  der  Rubrizierung  der  mannigfaltigen 
Anschauungen  ist  es  nicht  getan,  wägen  ist  auch  hier  nötig.  Und 
dazu  müssen  wir  uns  klar  sein,  welches  Maß  von  gedanklicher 
Schärfe  den  epischen  Denkern-)  zuerkannt  werden  kann,  wo  die 
unteren  und  oberen  Grenzen  ihres  Darstellvmgsvermögens  liegen.  i5 
In  der  Darstellung  des  Gedankens  tritt  aber  auch  die  Natur  des 
Denkens  selbst  zu  Tage:  So  erlangen  wir  einen  Einblick  m  das 
Innere  der  Maschine ,  dadurch  allein  werden  wir  ihre  Produkte 
richtig  würdigen  können. 

Was  ich  hier  darüber  sagen  kann,  ist  nur  ein  Bruchteil  dessen.  20 
was  "esaat  werden   müßte.     An  anderer  Stelle  hoffe  ich  die  heutigen 
Andeutungen  zu  einem  Ganzen   zu   vervollständigen. 

1)  Dieser  Vortrag  wurde  in  der  indischen  Sektion  des  XV.  InternationiiUn 
Orientalistenkongresscs  zu  Kopenhagen   j^elialton. 

2)  Wenn  hier  von  , epischen  Denkern",  ,,epischen  Diiiskeuasten"  usw. 
gesprochen  wird,  so  soll  damit  nicht  Resagt  sein,  daß  es  sich  um  einen  zeitlich 
oder  individuell  bestimmten  Kreis  von  Verfassern  handelt.  Da  aber  über  die 
Zuteilung  der  einzelnen  idiilosopliischon  IMahälihärata-Ahschnitte  an  bestimmte 
Zeiten,  Schulen  usw.  bis  jetzt  nicht  einmal  begründete  Vermutungen  bestehen, 
so  mußte  in  dem  engen  Uahmen  dieser  Andeutungen  vorläufig  die  ganze  Masse 
philosophischer  Stücke  ins  Auge  gefaßt  werden.  Kine  solche  Uetrachtungswoise 
wird,  weit  entfernt  von  dem  Vorurteil,  eine  Kinhoit  finden  zu  wollen,  einer  weiter- 
gehenden Forschung  vielmehr  die  Mi'iglichUeit  vorbereiten ,  durch  allmähliche 
Ditl'erenzierung  zur  Erkenntnis  von  Stilgruppeu  vorzudringen. 

Zeitschrift  der  D.M.  G.    Bil.  LXII.  ^^ 


662     i^trauß,   Über  den  Stil  der  philos.  Partieen  des  Mahuhhurata. 

Die  Darstellungsform  der  philosophischen  Partieeu  des  Mahä- 
bhärata  ist  bekanntlich  die  Dialogforni.  Doch  trift't  dieser  Aus- 
druck im  prägnanten  Sinne  nur  auf  einen  ganz  kleinen  Teil  zu, 
die  große  Masse  der  Sarnvädas  kann  nur  ganz  äußerlich  als  Dialog 

5  bezeichnet  werden.  Es  scheint  dem  Geiste  dieses  Zeitaltei's  noch 
unerträglich  zu  sein,  die  Darlegung  eines  philosophischen  Systems, 
einer  moralischen  Belehrung  einfach  um  ihrer  selbst  willen  hinzu- 
stellen. Man  sucht  nach  irgend  einem  Rahmen,  der  die  Belehi'ung 
durch    eine,    wenn    auch    noch    so   geringfügige  Situation  motiviert 

10  und  ihre  Autorität  durch  die  Patenschaft  der  Götter  oder  berühmter 
Ksis  der  Vorzeit  steigert.  Um  diesen  einzelnen  Rahmen  schließen 
sich  dann  noch  mehrfach  größere ,  so  z.  B.  in  einem  großen  Teile 
des  Moksadharma  der  Dialog  zwischen  Yudhisthira  und  Bhlsma. 
Die    einleitenden    Fragen    des    engeren   Rahmendialogs    pflegen    sich 

15  in    ähnlicher  Weise    in  dem  äußeren  zu  wiederholen.     Wir  können 

auf   dieses  Verhältnis    hier    nicht    näher    eingehen  und  wenden  uns 

nunmehr    den  Fragen    zu ,    einerlei  in  welchem  Rahmen  sie  stehen. 

Die    einfachste    und    häufigste  Form    besteht  in  einer  direkten 

Frage  oder  Aufforderung,  mit  welcher  der  Belehningsuchende  ohne 

20  weiteres  an  den  Lehrer  herantritt.  ,0  Brahmane ,  gibt  es  viele 
Purusas  oder  nur  einen  ?  Und  welcher  unter  allen  ist  der  beste 
Purusa,  welcher  ist  als  ihr  Ursprung  zu  betrachten?"  (352,  1). 
Woher  ist  diese  ganze  Welt  des  Beweglichen  und  Unbeweglichen 
geschaffen    worden,    und   zu   wem  geht  sie  beim  Untergange  ein?" 

•^M276,  3)1). 

Neben  diesen  einfachen  direkten  Fragen  findet  sich  ein  weiterer 
Typus,  der  durch  den  Versuch,  die  Frage  zu  motivieren,  charakte- 
i'isiert  ist.  Diese  Begründung  besteht  teils  in  einer  Anknüiifung 
an   die  äußere  Situation,  teils  darin,  daß  von  einer  Lebensbeobach- 

30  tung  oder  von  einem  bekannten  philosophischen  Satze  ausgegangen 
wird.  Die  Anknüpfung  an  die  Situation  findet  sich  öfter  in  Fragen 
über  die  Beruhigung.  Der  Fragende  sieht  sich  einem  Weisen 
gegenüber,  dessen  moralisches  Verhalten  ihm  vorbildlich  erscheint, 
und    den    er    deshalb    bittet,    ihm    die  Mittel  zur  Erreichung  eines 

sr.  solchen  Verhaltens  zu  offenbaren.  So  nähert  sich  der  König 
Prahräda  einem  wandernden  Brahmanen  und  preist  seinen  erhabenen 
Gemütszustand:     ,l>n    verlangst    nach    Geschenken    und    bist    auch 

nicht    bekümmert,    wenn    man    dir  nichts  schenkt Während 

die    Geschöpfe    durch    den   Strom    des  Lebens    fortgerissen    werden, 

40  erscheinst  du  wie  einer,  .  .  .  der  über  das  Streben  nach  dharma^ 
käma,  arthd  erhaben  ist  ...  .  rnbekümmert  um  die  Sinnendinge 
gehst  du  dabin,  mulctas  carnsl  saksivat.  Welches  ist  deine  Weis- 
heit,   deine    Schriftgelehisamkcit  .    dein    Lebenswandel?"    (179.  ö  f.). 


Ij  Dio  Cber.sotzuiitjcii  und  (iic  .\(lliy;iya/.Hlilen  iiacl»  den  von  V.  Dousseii 
in  CJoinciii.scliaft  mit  mir  lioraus^efjebenoii  „vier  ijliilosophischeii  Texten  do.s 
Maliäliliürata".  Dio  Knpitelznlilen  oline  Parvunangiibe  beziehen  sicli  auf  den 
Mok>-adharmR. 


Strauß,   Über  den  Stil  der  phüos.  Partieen  des  Mahälharata.     663 

An  einer  anderen  Stelle  lesen  wir,  wie  Gott  Sakra  den  gestürzten 
Prahräda  anredet,  seine  reine  Heiterkeit  preist  und  ihn  nach  der 
Erkenntnis  fragt,  die  ihm  über  das  Unglück  seines  Sturzes  hinweg- 
geholfen hat  (222,  9  f.). 

Man   wird  den  Reiz  der  Lebendigkeit  und  Anschaulichkeit,  der    5 
solchen   Anreden    innewohnt ,    nicht    verkennen  und  desto  mehr  die 
Trockenheit  der  einfachen  meist  von  Yudhisthira  orestellten  Fragen 
empfinden.      Für    den    weiteren    Rahmen    des    Moksadharma    fehlte 
freilich    die    Situation ,    die    in    den   einzelnen  Geschichten  so  leicht 
auszumalen  war.     Und  wo  wir  eine  derartige  Andeutung  finden,  da  lO 
handelt  es  sich  um  entlehnte  Motive.    Wenn  Yudhisthira  z.  B.  sich 
im    zwölften    Buche  (277,  1)    über    die   Tötung    seiner  Verwandten 
Gewissensbisse  macht,  so  können  wir  darin  nur  eine  wenisf  crlück- 
liehe  Entlehnung  aus  der  Bhagavadgitä  erblicken.    Und  Yudhisthira's 
Hinweis  auf  das  von  Leichen  bedeckte  Schlachtfeld  (257,  1),  woran  i5 
er  Fragen  über  den  Tod  knüpft,  ist  sogar  direkt  aus  dem  siebenten 
Buche  (52)    entnommen.     Dort   ist    der    Hinweis    im    Anschluß    an 
die    kurz   vorangegangene  Schilderung  des  Schlachtfeldes ,    auf  dem 
wirklich    eben    noch  Abhimanyu   getötet  woi'den  ist ,    durchaus  an- 
gebracht und  lebendig,  während  der  Hörer  des  Moksadharma  diese  20 
Situation    längst    aus    dem    Auge    verloren    hat.      Die    Bedeutunsf 
solcher    Fakten    für    die    Kritik    der    Komposition    ist    augenfällig. 
Auch    die    naive   Sorglosigkeit    der  späteren  Diaskeuasten  tritt  hier 
hell  zutage. 

Außer    an    die  Situation   knüpft  der  Fragende  auch  häufig  an  -'5 
eine    allgemeine    Lebenserfahrung    an.      So    weist    Yudhisthira    auf 
Krda  hin  (175,  1),  der  den  Untergang  aller  Wesen  herbeiführt;  und 
in  der  zugehörigen  Beispielgeschichte  geht  der  Sohn   von  dem  Satze 
aus:    „kf.-qjram  hy  äi/ur  bhrasyate  viänavänäm'^ .     Häufiger    noch 
sind  es  philosophische  Lehrsätze,  an  die  sich  die  Bitte  um  weitere  .lo 
Erklärung  anschließt.     So  fragt  Yudhisthira  über  das  Werk,   welches, 
sei    es    gut    oder    böse ,    den  Purusa  durch  Bindung  an  die   Frucht 
fesselt   (222,  Ij.     Oder    BhTsma    gibt   als  Thema    der    gewünschten 
Belehrung  den  Lehrsatz  an :   , Erlöst  von   den  siebzehn  und  den  fünf 
rjrundstott'en,  sowie  von   den  acht  Sinnosobjekten   und  Gunas  gehen  35 
nicht    in    eine    abermalige  Geburt    ein    die  Munis,    die  ihr  Gelübde 
scharf    beobachten"    (280,  4 f.).      Manchmal    nimmt    der    Fragende 
auch    direkt    auf   den    Veda   Bezug.     So    erinnert    z.  B.  Janaka    an 
Aitareya-Upanisad ,    wenn    er    sagt:    „Was    einem   als  Kind  geboren 
wird,  das  ist  man  selbst,  wie  die  Sruti   lehrt.     Wie   kommt  es  nun,  40 
daß    der  Mensch,    da    er  doch  vom   Brahmanen  abstammt,    so  ver- 
schiedene Richtungen  eingeschlagen  hat?"   (298,  2). 

In  dieser  Frage  finden   wir  aber  auch  noch  ein  anderes  Moment, 
das    uns    von    besonderer    Wichtigkeit    scheint:    Dit>    Koflexion. 
Der    Fragende    weist    auf  Widersprüche    oder   Schwierigkeiten    hin,  4i 
deren  Lösung  er  erbittet.     Und  dieser  kritische  Zweifel  bleibt  nicht 
bei    den  Widersprüchen    zwischen  Veda    und   Leben  stehen ,    er  be- 

43* 


664     Strauß,   Über  den  Stil  der  phüos.  Partieen  des  Äluluihhirata. 
sjnüwt    sich    nicht   auf  Unstimmigkeiten,    wie  die   crleichzeiticre  Em- 

O  O  <D  '  ~  CD 

pfehlung  von  pravrtti  und  nivrtti  (Aktivität  und  Passivität)  hin- 
zuweisen, sondern  er  berührt  auch  das  metaphysische  Gebiet :  „Wenn 
keiner  nach  dem  Tode  ein  Bewußtsein  behält,  was  kann,  wenn  dem 
5  so  ist,  Nichtwissen  oder  Wissen  für  eine  Bedeutung  haben  ?  Dann 
steht  es  doch  fest ,  daß  alles  vernichtet  wird ,  und  bedenke  auch 
dieses,  welchen  Unterschied  es  dann  begründen  kann,  ob  einer  un- 
besonnen oder  besonnen  war"  (219,  2  f.).  Die  Bedeutung  dieser 
Zweifel    für    unsere   Untersuchung    liegt    darin ,    daß    sich    hier   ein 

10  kritischer  Geist  zeigt,  der  sich  im  Gegensatze  zu  einer  sehr  ver- 
breiteten Harmlosigkeit  des  Mahäbhärata-Hörers  nicht  alles  kritik- 
los  vorsetzen  läßt.  Aber  während  es  sich  hier  nur  um  kurze 
Fragen  handelt,  verdanken  wir  dieser  kritischen  Seite  des  philo- 
sophierenden Epos  einige  hochwichtige  Diskussionen,  in  denen  jeder 

15  der  Unterredner  in  ausführlicher  Weise  den  Gegner  angreift  bezw. 
seinen  Standpunkt  verteidigt  und  uns  dadurch  einen  unschätzbaren 
Einblick  in  die  geistige  Operationsfähigkeit  dieser  Denker  tun  läßt. 
Wir  werden  darauf  noch  zurückkommen.  Ansätze  zu  solchen  Dis- 
kussionen finden  wir  in  den  Einwürfen,  wie  sie  sich,  freilich  nicht 

20  allzu  zahlreich ,  in  einzelne  Belehrungen  eingestreut  finden.  So 
macht  Yudhisthira  gecren  die  Lehre  von  der  Ahimsä  den  Einwand: 
„Das  leibliche  Bedürfnis  und  Notfälle  erheben  Einspruch  gegen 
die,  welche  nicht  töten  wollen;  wie  kann,  ohne  daß  man  dergleichen 
unternimmt,     der     Unterhalt     des     Körpers     von     statten     gehen"?'* 

25  (266,  13).  Solche  Einwürfe  sind  neben  ihrer  Bedeutung  für  die 
geistige  Beweglichkeit  auch  ästhetisch  und  kompositionell  wichtig. 
Sie  beleben  die  Einförmigkeit  des  Vortrags  und  bringen  den  Ge- 
danken  von  neuem  in  Fluß ,  indem  sie  zu  weiteren  Auseinander- 
setzungen anregen.     Fragen,  die  diesem  Zwecke  dienen,  finden  sich 

30  zahlreich,  ohne  daß  sie  wie  die  erwähnten  Einwürfe  eine  besondere 
Gedankenarbeit  leisten. 

Wir  haben  bis  jetzt  die  Fragen  nur  als  solche  betrachtet. 
Erwägt  man  aber  die  im  ^'ergleich  zur  Antwort  unverhältnisraäßige 
Kürze  dieser  Fragen,  so  ergibt  sich  noch  eine  andere  Betrachtungs- 

Df)  möglichkeit.  Man  könnte  nämlich  die  Antworten  als  unabhängige 
Ausführungen  auffassen ,  zu  denen  dann  nachträglich  eine  Über- 
schrift erfunden  wurde,  die  sich  nun  in  der  Gestalt  einer  Frage 
präsentiert.  Unter  diesen  Gesichtspunkt  fällt  z.  B.  der  Versuch 
der  Verfasser,    die  Quintessenz    der    speziellen  Geschichte    auf  eine 

■10  allgemeine  Formel  zu  bringen.  So  finden  wir  zu  der  Geschichte 
von  Manki  (177),  der  sich  über  den  Vorlust  seiner  letzten  (Achsen 
mit  der  Erkenntnis  irdischer  Vergänglichkeit  tröstete,  folgende 
Einleitungsfrago  des  Yudhisthira :  „Wenn  einer,  nach  großen  Dingen 
strebend,    den   Reichtum    nicht    erlangt    und    doch    von   Durst  nach 

4r.  Heichtiim  hrlicrrscht  wird,  was  muß  ilri'  tun,  um  glücklich  zu 
werden?"  Oder  Yudhisthira  fragt  (223,  1):  „Wie  beschaften  ist 
das  Bewußt.scin,  mit   welchem   ein  Fürst,  der  aus  seiner  glücklichen 


Strauß,   Über  den  Stil  der  philos.  Partieen  des  JMahübharata.     665 

Lao-e  crestürzt  wurde ,  auf  der  Erde  lebt ,  nachdem  er  durch  die 
Schläge  des  Kala  zermalmt  ist?"  Eine  solche  Frage  kann  man 
nur  stellen ,  wenn  man  die  Geschichte  vom  gestürzten  Bali  kennt. 
Künstlerisch  ist  diese  Form  der  Frage  natürlich  ein  Unding,  aber 
wenn  wir  uns  nicht  an  die  Frageforra  klammern ,  wird  es  doch  3 
interessant  sein,  zu  sehen,  in  welchem  Maße  die  epischen  Diaskeuasten 
imstande  waren ,  die  Moral  der  Geschichte  in  einen  kui'zen  Vers 
zusammenzupressen.  Auch  sonst  finden  wir  in  den  Fragen  häufig 
gewisse  Richtlinien  für  die  Antwort.  So  lesen  wir:  „Welche  Fehler 
werden  durch  das  Manas  abgestreift,  und  welche  werden  durch  die  lo 
Buddhi  gelockert,  welche  stellen  sich  immer  wieder  und  wieder 
ein,  und  gegen  welche  ist  zufolge  der  Verblendung  das  Ankämpfen 
nahezu  fruchtlos?"  (212,  25).  Dieses  Streben,  für  die  Antwort 
gewisse  Kategorieen  bereitzustellen,  findet  seinen  Höhepunkt  in 
einer  Form,  in  welcher  Fraoe  und  Antwort  ganz  genau  aufeinander-  i5 
gepaßt  sind:  in  den  Rätselfragen.     Nur  ein  Beispiel: 

„Wovon  ist  diese  Welt  umhüllt  ?  Warum  erglänzt  der  Mensch 
nicht?  Warum  läßt  er  seine  Freunde  im  Stich?  Warum  kommt 
er  nicht  in   den  Himmel  ?" 

„Von  Nichtwissen   ist  diese  AVeit  umhüllt ,    wegen  der   Selbst-  20 
sucht  erglänzt  der  Mensch  nicht,  aus  Habgier  läßt  er  seine  Freunde 
im  Stich,  aus  Welthang  kommt  er  nicht  in  den  Himmel"  (301,  39  f.). 

Die  weite  literargeschichtliche  Perspektive,  die  diese  Rätsel- 
fragen eröffnen,    müssen  wür  hier  unberücksichtigt  lassen. 

So  eng  wie  bei  den  Rätselfragen  ist  die  Verknüpfung  von  25 
Frage  und  Antwort  selten.  Aber  wenn  auch  die  kurzen  Fragen 
die  Autwort  häufig  nicht  ganz  umfassen,  so  läßt  sich  doch  im  all- 
gemeinen  eine  erträgliche  Entsprechung  konstatieren.  Erstreckt 
sich  aber  die  Antwort  auf  mehrere  Adhyäyas ,  so  leiden  die  Be- 
ziehungen zur  Fracre  erheblich.  Diese  größeren  Samvädas  werden  30 
gewöhnlich  von  einer  Häufung  einfacher  direkter  Fragen  eingeleitet, 
was  ich  für  einen  Dispositionsversuch  der  Diaskeuasten  halte.  Ein 
kurzer  Blick  auf  den  Erfolg  dieser  Versuche  wird  zur  Beurteilung 
der  geistigen  Disziplin  dieser  Männer  nicht  unwichtig  sein. 

Die  große  Belehrung  Manus  (201  —  206)  wird  durch  eine  Reihe  35 
von  Fragen  des  Brhaspati  eingeleitet,  die  sich   bei  näherer  Betrach- 
tung   in    sieben    Punkte    einteilen    lassen.      Obgleich    nun    die    An- 
einanderreihung dieser  vielgestaltigen  Fragen  unzweifelhaft  nur  er- 
folgt, um   die  sechs  folgenden  Adhyäyas  zu  umfassen,  so  sehen   wir 
hei    sechs    Fracjen    von    den    sieben    ganz    deutlich ,    daß    sie    durcli  10 
Entlehnung    gewisser    Schlagworte    bestimmten    Versen    des    ersten 
Adhyäya    angepaßt    sind.      Daß    die    folgenden    Adhyäyas    trotzdem 
einigermaßen  passen,  liegt  an  ihrem  verschwoninuMU'n,    immer  wieder 
auf     Ähnliches     zurückkommenden     Gedankengang.       Bei     anderen 
solchen  Fragenhäufungen  läßt  sich  die  geringe  Fähigkeit,  die  Haupt-  1.". 
gedanken  herauszuerkennen,   noch  deutlicher  feststellen,  indem  be- 
deutende Kategorien  ausgelassen  sind,   wälirend   ausdrücklich   in  den 


Gß6     Strauß,   Üüer  den  Stil  der  'pldlos.  Partieen  des  Muhälharala. 

Fracren    hevorsrehobene    Punkte    nur    sjanz    kurz    (jestreift    werden. 
Handelt  es  sich  hier  nur  um  eine  gewisse  Sorglosigkeit  dem  Hörer 
gegenüber,    der    nicht    so    nachprüfen    kann?      Mir    Avill    es    mehr 
scheinen,  als  sei  Erstrebtes  nur  unvollkommen  erreicht   worden. 
5  Nach  diesen  Bemerkungen  über  die  Fragen  und  das  Verhältnis 

zwischen  Frage  und  Antwort  wenden  wir  uns  zur  Betrachtung  des 
Gedankenablaufs  in  den  Antworten.  Das  Stoffüfebiet  dieser  Vorträge 
umfaßt  im  wesentlichen  drei  Teile :  Erstens  Stücke  ethischen  Ge- 
halts,   die   teils  Regeln  der  Moral  oder  des  brahmanischen  Lebens- 

10  wandeis  darbieten,  teils  das  Verhalten  des  Grhastha,  des  Yogin  usw. 
schildern.  Diese  Stücke  enthalten  oft  nur  weniq-e  einfache  Gedanken, 
wodurch  eine  übersichtliche  ])arstellung  auch  bei  etwas  lockerer 
Disziplin  erleichtert  wird.  Andererseits  freilich  fehlt  bei  einer 
gewissen  Häufung  von  Regeln  bezw.  Eigenschaften  eine  traditionelle 

15  Aufeinanderfolge,  die  der  Darstelluno-  einen  Rückhalt  geben  könnte. 
Zweitens  Stücke  spezifisch  philosophischen  Gehalts ,  enthaltend 
Schöpfung  und  Vei'gang,  Psychologie,  Physiologie,  Erkenntnistheorie 
und  Metaphysik.  Diese  Stücke  besitzen  ein  gewisses  Rückgrat 
einmal    in    dem    natürlichen    Verlauf   von    Schöi^fung    zu    Vergang. 

20  dann  auch  in  dem  tatsächlichen  Zusammenhansr  der  darzustellenden 
Phänomene.  Auf  der  anderen  Seite  sind  die  Verhältnisse  aber 
schwieriger  als  auf  ethischem  Gebiet,  leichter  als  dort  entsteht  hier 
A''erwirrung ,  wenn  die  gerade  Linie  der  Darstellung  durch  Ab- 
schweifungen   verlassen    wird.      Als    dritter    Faktor    stellt    sich    die 

25  Vergeltungslehre ,  die  Lehre  vom  karman  dar.  Sie  steht  seltener 
allein ,  sondern  zieht  sich  als  roter  Faden  durch  die  meisten  Dar- 
legungen, denn  sie  ist,  sofern  sie  die  Ei-lösung  behandelt.  Zweck 
und  Ziel  des  Ganzen. 

Nach  dieser  allgemeineren  Charakteristik  versuchen  wir  einige 

30  Haupttypen  des  Gedankenablaufs  kurz  anzudeuten.  Die  einfachste 
Form  ist  hier  die  Aneinanderreihuncr  von  Keofeln  oder  Ei^en- 
schaffen ,  wie  sie  ethischen  Abschnitten  häufig  eignet.  Eine  be- 
stimmte Reihenfolge  besteht  nicht ,  Reflexionen  fehlen ,  nur  selten 
beleben    Bilder   den    trocken-lehrhaften    Ton.     Diesem   Typus    nahe 

35  verwandt  ist  der  spiralenförmige.  Die  gerade  Linie  des  Gedanken- 
ablaufs wird  hier  immer  wieder  zu  schon  behandelten  Problemen 
zurückgebogen.  Wenn  uns  der  Verfasser  von  den  Leiden  des  welt- 
lichen Lebens  zu  der  erlösenden  Tätigkeit  der  Buddhi  geführt  hat, 
dann    kehrt  sein  Denken  wieder  zur  verirrten   Buddhi  zurück,    um 

40  dann  von  neuem  zu  der  erlösenden  Erkenntnis  zu  gelangen  (205). 
Ähnlich  windet  sich  die  Betrachtung  zwischen  A'erstricktheit  und 
Befreiung  (212):  an  anderer  Stelle  ist  es  trsim ,  die  den  Lauf  des 
'iodankcns  immer  wieder  zurückwendet.  Die  hier  zutasre  tretende 
Sprunghaftigkeit   geht  aber  noch  viel  weiter,    indem   sie  sich   niclit 

4.'»  nur  auf  schon  IJehandeltes  bezieht,  sondern  von  einem  Punkt  zum 
anderen  verbindungslos  fortschreitet.  Auf  die  Schilderung  der 
Indriyas  nebst  öcila  (27G)  folgt  plötzlich  eine  Theorie  des  Traums, 


Strauß,   Über  den  Stil  der  iMlos.  Partieen  des  Mahabhurata.     ßßT 

au  eine  Betrachtung  über  das  i\Ianas  finden  wir  Bemerkungen  über 
das  Schenken  angefügt  (293),  auf  eine  Diskussion  über  karma, 
daiva,  svabhäva  folgt  plötzlich  eine  Preisung  des  Tapas  usf. 
Manchmal  glauben  wir,  die  Veranlassung  des  Gedankensprungs  zu 
erkennen :  Wenn  von  dem  schlechten  Guna  des  Tamas  die  Rede  5 
war,  liecft  der  Hinweis  auf  Bezähmung  nahe,  wird  von  den  Fesseln 
des  irdischen  Leibes  gesprochen ,  so  finden  wir  uns  durch  eine 
Assoziation  mit  dem  ii-dischen  Grundübel  der  Geschlechtslust  plötz- 
lich bei  einer  Theorie  der  Spermaentwicklung  usw.  Hiei-her  ge- 
hören auch  Abschnitte,  in  denen  eine  Anzahl  bestimmter  Gedanken  lo 
wie  Dominosteine  in  den  verschiedensten  Kombinationen  zusammen- 
gestellt werden.  Im  Anfang  des  Manu-Brhaspatisamväda  (201  ff.) 
sind  diese  Gedanken  die  folgenden:  Die  Natur  der  Seele,  die  Ver- 
gänglichkeit des  Leibes,  die  Erlösung  des  von  den  Sinnendingen 
sich  abwendenden  Weisen,  die  Verstrickung  des  Unweisen,  die  Ver-  15 
geltung,  das  höchste  Ziel.  Die  Zeit  gestattet  es  mir  nicht,  zu 
zeigeft ,  welch  buntes  Spiel  mit  diesen  Gedanken  getrieben  wird. 
Aber  schon  aus  dem  Gesagten  wird  klar,  was  diese  Vorträge  nicht 
sind :  nämlich  systematische  Belehrungen. 

Das    mangelnde    Bedürfnis    nach    Klarheit    und    Ordnung    der  io 
Gedankenfolge    hat    auch   zusammenhängenderen  Stücken  geschadet. 
Ein  eigentümliches  Beispiel  dafür  bietet  Pancasikhas  Vortrag  (219). 
Auf  den  ersten  Blick    sieht   man  nur  Unordnung.     Dann  aber  ent- 
deckt man  einen  zusammenhängenden  Gedankensfang,    die  Säilkhva- 
evolutionen  betreöend,  der  jedoch  durch  zwei  umfangreiche  Unter-  25 
brechungen  entstellt  ist,   nämlich  durch  eine  Betrachtung  über  die 
Erlösung  (14 — 19)  und  durch  eine  Gunaschilderung  (25 — 31).    Die 
erste  Unterbrechung  beruht  auf  der  schon  erwähnten  Neigung,  die 
Erlösung,  die  ja  natürlich  das  Ziel  der  ganzen  Belehrung  ist,  immer 
wieder    als  Hauptsache  in  Erinnerung  zu  bringen.     Die  zweite  ge-  so 
hört   an    sich    in    den  Zusammenhang,    aber  die  breite  Behandlung 
einer  Sache,  die  ihrem  Wert  fürs  Ganze  nach   nur  als  kurzer  Hin- 
weis   behandelt    werden    düi'fte ,    zeigt   einen  erheblichen   Mangel   an 
Kompositionsgefühl.     Noch  empfindlicher  sind  die  Unterbrechungen 
moralischer  Darlegungen  durch  medizinische  Digressionen,  die  eben-  S5 
falls    den    Charakter    des    Selbstzwecks    angenommen    haben    (333). 
Auf   das  Fehlen    dieser  medizinischen  Abschweifun£:en  in  dem  ent- 
sprechenden  Adhyäya  (209)  des  Vanaparvan,  ein  für  die  Textkritik 
sehr  wichticfes  Faktum,  kann  ich  hier  nicht  eingehen. 

Neben  diesen  Mängeln  der  Komposition  finden  sich  aber  auch  -lo 
gute  klare  Dispositionen  (176:  274  usw.),  die  freilich  an  Zahl 
hinter  den  mangelhafteren  weit  zurückstehen.  Und  was  sich  im 
größeren  Abschnitt  als  klare  Scheidung  zeigt,  das  leistet  im  kleineren 
Umfang,  ja  selbst  im  Einzelverse  die  antithetische  Darstellungsform. 
Diese  Kunstform  aber  hat  als  Ui'sprung  eine  Neigung,  die  häufiger  -i:. 
auf  die  Klarheit  des  Gedankens  ungünstig  gewirkt  hat,  ich  meine 
die  Neigung   zum  Gleichklang,    zum  Schema   und   damit  wiederum 


668     Strauß,   ilber  den  Stil  der  philos.  Partieen  des  Mahabhärata. 

zusammenhänsfend  zm*  Aufzählung  mit  und  ohne  Zahlen.  Diese  Denker 
glauben ,  die  Dinge  erkannt  zu  haben ,  wenn  sie  sie  nennen  und 
zählen  können.  Doch  auf  all  dies  muß  der  flüchtigste  Hinweis 
ofenücfen.      Wir    eilen ,    noch   einige  Worte  über  die   wichtigen  Dis- 

■"i  kussionen  zu  sagen,  die  uns  für  die  Erkenntnis  der  geistigen  Kapa- 
zität der  Mahäbhäratadenker  besonders  ergiebig  scheinen.  Der 
Standpunkt  der  sich  gegenüberstehenden  beiden  Unterredner  pflegt 
von  dreifacher  Art  zu  sein:  1.  Die  altvedische  Lehre,  die  das 
blutige  Opfer,  die  vier  Äsrama's  usw.  fordert.     2.  Der  vergeistigtere 

10  Upanisadstandpunkt,  der  auf  Gesinnung  und  Erkenntnis  einzig  Ge- 
wicht legt  und  3.  der  skeptische  Standpunkt  in  mehr  oder  minder 
rigoroser  Fassung.  Schärfe  der  Argumentation "  finden  wir  dabei 
wesentlich  auf  der  skeptischen  Seite,  zur  dialektischen  Verteidigung 
der    auf    dem    vedischen    Dogma    oder    auf    metaphysischen    Über- 

15  Zeugungen  ruhenden  Lehre  sind  die  epischen  Denker  noch  nicht 
i'eif.  Wenn  aber  auch  die  Meinung  der  Zweifler  zu  klarer  Dar- 
stellung kommt ,  so  sind  die  Verfasser  doch  stets  mit  dem  Herzen 
auf  der  anderen  Seite.  Aber  wie  wenden  sie  nun  ihrer  Seite  den 
Sieg  zu,  wenn  der  Gegner  sich  als  dialektisch  stärker  erwiesen  hat? 

20  Dies  bildet  eine  Hauptschwäche  der  Diskussionen.  Entweder  sucht 
der  Zweifler  sich  mit  dem  Orthodoxen  auf  einer  mittleren  Linie 
zu  verständigen,  oder  er  erklärt  sich  trotz  seiner  guten  Gründe  für 
besiegt  oder  —  und  das  ist  natürlich  das  Schwächste  —  der  Ver- 
fasser   entzieht    dem  Zweifler   einfach  das  Wort ,    sodaß  der  Ortho- 

2!'>  doxe  als  Sieger  hervorzugehen  scheint,  weil  er  unwidersprochen  das 
letzte  Wort  behält.  Hören  wir  nun  einige  Angreifer.  Bharadväja 
führt  Gründe  gegen  die  Existenz  des  Jiva  an  (186):  1.  Der  Prana 
bewegt,  atmet,  redet  —  also  ist  der  Jiva  unnötig.  2.  Das  Feuer 
erzeugt  Körperwärme    und    verdaut  • —  also    ist    der  Jiva    unnötig. 

30  3.  Nun  könnte  der  Jiva,  als  windartig  angenommen,  dem  Winde 
beigemischt  sein ,  dann  müßte  er  entweder  beim  Tode  mit  den 
Winden  den  Körper  vei'lassen,  —  das  tut  er  aber  nicht,  —  oder 
er  müßte  nach  dem  Tode  für  sich  fortbestehen,  wie  aus  dem  ^leere 
geschöpftes  Wasser,  das  durch  die  Trennung  auch  nicht  vernichtet 

3-">  wird,  sondern  als  ein  anderes  fortbesteht.  Daß  auch  dieses  nicht 
der  Fall  sein  kann,  ergibt  sich  aus  dem  von  Bharadväja  später  an- 
geführten Argument,  daß  man  bei  der  Zerlegung  des  toten  Körpers 
keinen  Jiva  findet.  In  der  stillschweigenden  Annahme  dieses  Argu- 
ments  liegt  schon  eine  Schwäche.     Aber  die   Kindlichkeit,    die  hier 

40  das  scharfe  Denken  immer  wieder  unterbricht,  wird  noch  deutlicher 
durch  die  anschließende  Betrachtung,  die  die  eben  noch  ernsthaft 
bekämpfte  Annahme  als  von  vornherein  sinnlos  hinstellt.  An  einer 
anderen  Stelle  erhebt  Yudhisthira  Einwendungen  gegen  die  Ewig- 
keit    und  Unverbrüchlichkeit    des   vedischen  Dharnia  (261).      Unter 

•»•''den  sechs  Argumenten,  die  ein  hohes  Maß  von  Folgerichtigkeit 
aufweisen,  lioljen  wir  zwei  hervor:  1.  Der  Begriti"  des  Dharma  be- 
1  iiht  auf  eiiKiii   /iikelschlul') .    denn   was  gut  ist,   ist  doch   erst  aus 


Strauß,   Über  den  Stil  der  j^hilos.  Partleen  des  Mahubharata.     669 


dem  Wandel    gewisser  Leute    gefolgert    worden.     Dharma    ist   also 
nicht  ewig.     2.  Nur  durch  die  Länge   der  Zeit  ist  Dharma  zu  einer 
scheinbar   ewigen    Norm    geworden  usw.     In    dieser  Beweisfühi-ung 
ist   srößei-e    Geschlossenheit    als    in    der    vorangehenden    zu  konsta- 
tieren.     Daß  diese  offenbar  der  leichteren  Faßlichkeit  des  Dharma-    5 
Problems    gegenüber    dem  Jiva-Problem   7Aizuschreiben  ist ,    scheint 
mir    für    die    Beurteilung    der    geistigen    Kapazität    bedeutungsvoll. 
Und    wie    sehen    nun    die    Reden    der    Angegriffenen    aus?      Bhrgu 
setzt  den  Argumenten  des  Bharadväja  nur  einen  bedenklichen  Ver- 
gleich für  die  Portexistenz  des  Jiva  nach  dem  Tode  entgegen.    Auf  lo 
den    berechtigten  Einwurf  Bharadväja's    aber  ei'widert  er  mit  einer 
Schilderuncr  vom  unverfänglichen  Wesen  des  Atman  —   und  damit 
ist   die  Diskussion    über    die  Existenz    des  Jiva   erledigt.     Der  von 
Yudhisthira    angegriffene  Bhlsma   aber   erwidert  mit  der  Erzählung 
von  der  Unterredung  des  Jäjali  und  Tulädhära  über  blutige  Opfer  lö 
und  Ahimsä,    sowie    über    die  Notwendigkeit  der  Asrama's  für  die 
Erlösung.     Hier    ist    der    Schlußadhyäya    für    uns    von    besonderem 
Interesse.    Dieser  stellt  nämlich  einen  Kompromiß  dar,  wie  er  auch 
in  den  üpanisad's  öfter  gewählt   ist,    indem  nämlich  sahdabrahna 
und   yat  param    unterschieden    werden.     Die   Darstellung    erweckt  20 
in  uns  freilich  Zweifel,  ob  diese  feine  Unterscheidung  dem  Sprecher 
so    recht    klar    geworden    sei.     Für    die    dritte  Art    der    erwähnten 
Schlußtypen  finden  wir  im  Vanaparvan  ein  gutes  Beispiel.     DraupadT 
leo-t    dort    dem   Yudhisthira    dar,    wie    die    Menschen    nur  Glieder- 
puppen    in    der  Hand  des  Isvara  seien ,    dieses  Verhältnis  aber  das  25 
ungerechteste  von  der  Welt  sei,   denn  entweder  müßte  der  Isvara, 
der  als  der  wirkliche  Täter  hinter  dem  willenlosen  Menschen  steht, 
die    schlechten   Werke    selbst   büßen,    was    aber   dem  Begriff  seiner 
Allmacht    widerstreitet;    büßt    er   sie  aber  nicht,    so  herrscht  eben 
einfach    die    sinnlose    rohe  Gewalt.     Gegen    diesen    scharfen   Angriff  ;io 
auf  eine  sittliche  Weltordnuug  weiß  Yudhisthira,  ebenso  wie  vorher 
lihrgu  und  Bhisma,    nur    mit    den  Behauptungen  der  überlieferten 
Lehre   zu  antworten.     Der  Höhepunkt  seiner  Ausführungen  ist  das 
matte  Argument,  daß  die  Pflichterfüllung  doch  ihren  Lohn  bringen 
müsse,   da   die    weisen  Rsis    der  Vorzeit    sie   sonst   nicht  betrieben  3.5 
hätten.     Was  entgegnet  aber  darauf  DraupadT '?     Weit  entfernt  sich 
auf  ihre  eben  l^ewiesene  dialektische   Schärfe  zu  stützen,    bittet  sie 
für   ihre    ketzerische  Auffassung  um   Verzeihung,    entschuldigt  sich 
mit  ihrer  trostlosen  Lage  und  schwenkt  zu  Yudhisthira's  Seite  über. 
Zum  Schlüsse  möchte  ich  noch  auf  einen  Adhyäya  (2 IS)  hinweisen.  10 
der,  ein  Unikum  im  Mabäbhärata,   verschiedono  Lohruieinungen  an- 
zudeuten   und   zu  widerlegen  unternimmt.     Aber  hier  ist  die  Dar- 
stellunor    so    eigentümlich    verschwommen ,    daß  man  trotz  einzelner 
scharfer  Gedanken  nicht  mehr  mit  Sicherheit  sagen   kann,    wo  eine 
Lehi-e    aufhört    und    eine  andere  beginnt.      Wir  stehen   hier  au  der  tr> 
Grenze    der  Leistungsfähigkeit  epischen  Denkens,    denn  eine  solche 
stilistische  Schwäche  scheint  mir  die  Unklarheit  der  Gedanken  not- 


(370     Strauß,   Über  den  Stil  der  pMlos.  Partieeu  der  Mahühharata. 

wendigerweise  vorauszusetzen.  Daß  aber  doch  ein  gewisses  Quan- 
tum geistiger  Konzentration  geleistet  wird ,  habe  ich  im  Voran- 
ofehenden  zu  zeigen  gesucht. 

Wie    ich    schon    am    Anfang    sagte ,    müssen    meine    heutigen 

5  Ausführungen  sehr  unvollständig  bleiben.  Besonders  über  die 
häufigen  kleinen  und  großen  Vergleiche  hätte  noch  Wichtiges  bei- 
ofebracht  werden  können.  Aber  der  Grundgedanke  ist  vielleicht 
doch  deutlich  geworden :  Die  Forderung  nämlich,  bei  jedem  Adhyäya 
und  jedem  Verse    nach    seinem    und   seiner  Umgebung  stilistischen 

10  Charakter    zu    fragen ,    ehe  man  ihn  als  Baustein  einer  Darstellung 
der  Mahäbhärataphilosophie  einfügt. 


671 


Die  Zeit  Kalidasa's. 

Von 

T.  Bloch. 

Daß  Krdidäsa  am  Hofe  eines  der  Gupta-Könige  von  Nord- 
Indien  gelebt  bat,  ist  eine  Ansiebt,  die  in  letzter  Zeit,  zuerst  wobl 
von  Bühler .  und  nacb  ihm  verschiedentlich  ausgesprochen  worden 
ist.  Es  sei  mir  im  folgenden  gestattet ,  auf  ein  paar  Stellen  aus 
den  ersten  Gesängen  des  Ragrbuvamsa  aufmerksam  zu  machen ,  in  5 
denen  man  kaum  umhin  kann ,  Anspielungen  auf  einige  Fürsten 
dieses  Geschlechts  zu  erblicken. 

Ich  beginne  mit  IV,  20.     Die  Stelle  lautet :  Iksu-cchäya-nisä- 
dinyas    tasya   goptur  yunodayavi    ä-kumära-kath-odghätam   säli- 
(jopyo   jcKjur    yasah.      Kälidäsa    liebte    idyllische    Motive    —    man  lo 
denke  nur  an  den  ersten  Akt  der  Sakuntalä  und  an  die  Schilderung 
der  Einsiedelei  Kautsa's  ')  am  Anfang  des  fünften  Sarga  des  Ragbu- 
vamsa  —  immerhin    befremdet  jedocb    das  Bild ,    das  Kälidäsa    in 
jener  Strophe  des  Raghuvamsa  entwirft,  besonders  bei  einem  Dichter 
wie    Kälidäsa,    dessen  Schilderungen    sonst    durchaus  den  Eindruck  is 
des  Anschaulichen   und  Natürlichen  hinterlassen.     Daß  Zuckerrobr- 
felder  neben  Reisfeldern  vorkommen,  hat  ja  nichts  auf  sich.    Aber, 
wenn    die  Feldbütei-innen    sich    dort    niederlassen ,    so   geschieht  es 
kaum ,    um    dort  Schatten    zu    suchen ,    sondern    höchstens    um    die 
weidende  Herde    von    dem   süßen   Rohre    fern    zu    halten .    oder    um  20 
für    sich    selbst    ein    paar  Stengel  abzuschneiden ,    deren   nahrhafter 
Saft    den  Hunger    verscheucht,    den    die   indischen  Hirten   zu  Kali- 
däsa's  Zeit    wohl    ebenso  empfunden   haben ,    wie  ihre  Nachkommen 
beutigen  Tages,    da    sie    sicher,    wie    diese,    bis    zum  Anbruch  der 
Nacht   auf   die    einzige    substantielle   Mahlzeit   warten   mußten ,    die  ■>:, 
sie  erhielten. 

Das  Gesuchte  und  Gekünstelte  an  dem  Bilde  läßt  uns  somit 
vermuten,  daß  Kälidäsa  jene  Situation  nicht  um  ihrer  selbst  willen 
geschatfen  hat ,  sondern  dem  AVortspiel  zu  liebe  ,  das  in  dem  Verso 
enthalten    ist.     Die    Gegenüberstellung    von    i/cftu    und   goptur    im  ao 


1)  Candragupta  II.  besuclito  dio  Iliililo  in  Udayagiri  in  /ontral-Indion  in 
Gemeinschaft  mit  dem  Kautsa  Säba,  ilor  audi  ^'lrnsona  liioli ,  einem  Dichter 
aus  Pätaliputra:  s.  Fleet,   Gupta  luNcriptions,  p.  3.'). 


ß72  BlocJi,  Die  Zeit  Kalidasa's. 

ersten  und  zweiten  Päda  ist  kaum  unbeabsichtigt.  Der  Vers  ent- 
hält ein  Kompliment  für  die  Gupta-Könige ;  denn  Kälidäsa  deutet 
darin  an ,  daß  die  Hirtenmädchen  —  dieses  Wort  trifft  sicher  den 
Gedanken  des  Dichters  besser,  als  etwa  „Feldhüterinnen",  wie  man 
5  säliijopyah  wörtlich  übersetzen  müßte  —  den  Ruhm  des  Gupta- 
Königs  ebenso  besingen,  wie  sie  früher  die  Vortrefflichkeit  Raghu's^ 
des  Fürsten  aus  dem  Geschlechte  der  Iksväkus ,  zum  Gegenstand 
ihrer  Preislieder  zu  machen  pflegten.  Das  Kompliment,  das  Käli- 
däsa   mit    dieser  Strophe    den  Gupta-Königen    macht ,    besteht    also 

10  darin,  daß  er  andeutet,  der  Ruhm  ihrer  Taten  sei  mit  dem  der 
Iksväku-Fürsten  gleichwertig.  Es  fragt  sich  hierbei  nur .  ob  nicht 
noch  eine  direkte  Anspielung  auf  einen  der  uns  bekannten  Gupta- 
Könige  in  den  Worten  Kälidäsa's  zu  finden  ist.  Man  könnte  zu- 
nächst  an  Kumäragupta  I.  denken ,    wegen    der  Worte :    ä-kumära- 

\ä  kath-odghätam,  im  Eingang  des  dritten  Päda.  Ich  möchte  jedoch 
vorziehen,  den  Vers  auf  den  Vater  jenes  Kumäragui^ta,  auf  Candra- 
gupta  IL  zu  beziehen,  wegen  des  zweiten  Päda:  tasya  gopiur  guvo- 
dayam.  Hier  enthält  das  letzte  Wort,  gunodaya^  eine  deutliche 
Anspielung    auf    den    Namen     Candragiq^ta    (candra    „Mond"    und 

io  udaya  „Aufgang"),  und  ich  denke,  das  Kompliment,  das  Kälidäsa 
damit  bezweckte ,  wird  so  noch  feiner.  Wir  dürfen  dabei  sicher 
auch  Candragupta's  Sohn,  Kumäragupta  I.,  mit  einbeziehen,  und  den 
Worten  im  dritten  Päda:  ä-humära-kath-odfihätam ,  den  aSl^eben- 
sinn    unterlegen ,    daß    die  Vorzüge  Candragupta's  in  seinem  Sohne- 

25  Kumäragupta  wieder  von  neuem  in  die  Erscheinung  treten. 

Ich  glaube  also  kaum  fehl  zu  gehen,  wenn  ich  sage:  Käli- 
däsa lebte  am  Hofe  Candraguptall. ,  dessen  In  Schriften 
von   401   bis  412  n.  Chr.  datiert  sind^). 

Ist  dem  nun  wirklich  so ,    so  steht  zu  erwarten ,    daß  sich  im 

30  Raghuvamsa  noch  weitere  Anspielungen  auf  Fürsten  und  Ereignisse 
aus  der  Gupta-Zeit  finden.  Leider  sind  wir  nun  über  Einzelheiten 
aus  der  Geschichte  jener  Zeit  äußerst  mangelhaft  unterrichtet,  und 
ich  zweifle  nicht  daran ,  daß  bei  besserer  Bekanntschaft  es  leicht 
fallen    würde,    eine    Anzahl    recht    auffälliger    und    deutlicher  An- 

s.")  spielungen  nicht  nur  im  Raghuvamsa ,  sondern  vielleicht  auch  in 
anderen  Gedichten  Kälidäsa's  zu  finden.  Eine  bemerkenswerte 
Kleinigkeit  der  Art  habe  ich  oben  schon  anmerkungsweise  hervor- 
gehoben ,  nämlich  die  inschriftlich  bekannte  Tatsache ,  daß  Candra- 
gupta  II.  bei  seinem  Besuch  des  Höhlentempels  von  Udayagiri  von 

lodern  Kautsa  Säba  begleitet  war-).  Es  fällt  schwer,  dabei  nicht 
an  den  im  fünften  Gesänge  des  Raghuvainsa  geschilderten  Besuch 
Raghu's  in  der  Einsiedelei  Kautsa's  zu  denken.  Es  gibt  jedoch, 
soviel  ich  sehe,   in   den  ersten  Gesängen  des  Raghuvamsa  noch  eine 

1)  Guiita-Samvat  82  bis  94  oder  Ofi;  siehe  Fleet,  1.  c,  Einloitung,  \>.  17, 
mid  Kielliorn,  Kp.  Ind.,  Vol.  \\\\.  Aiiiipiidix  I.  ji.  in.  KnmSragupt.i  I. 
regierte  von   etwa  41.')  —  4r)n   ii.  Chr. 

2)  Siehe  oben   S.  071.  Anni.  1. 


Bloch,  Die  Zeit  Kälidusd's.  673 

Alizahl  weiterer  Tatsachen,  die,  wie  mir  scheint,  eine  ziemlich  deut- 
liche  Sprache  reden. 

Ich  will  zunächst  auf  die  Geschichte  des  Raubes  der  rot- 
braunen (pätalä)  Kuh  DilTpa's  in  II,  29  kein  allzu  großes  Gewicht 
learen.  Wir  dürfen  zwar  mit  ziemlicher  Sicherheit  darin  eine  An-  5 
spielung  auf  Kämpfe  erblicken,  die  die  Gupta's  um  den  Besitz  ihrer. 
Herrschaft  über  Pätaliputra  zu  bestehen  hatten.  Im  Raghuvamsa 
ist  es  ein  Löwe ,  der  die  Kuh  DilTpa's  raubt ,  und  die  Vermutung 
liegt  nahe,  darin  eine  Anspielung  auf  den  Kampf  Samudragupta's 
mit  dem  Ksatrapa  Eudrasimha^)  zu  erblicken.  Es  gibt  viel  mehr  lo 
der  Art  und  viel  auffälligeres. 

Wenn  nämlich  in  obiger  Stelle  Samudragupta  mit  Dilipa 
sfleichgestellt  wii-d .  so  dürfen  wir  erwarten ,  daß  Kälidäsa  uns 
etwas  über  ein  Eoßopfer  zu  sagen  hat,  das  Dilipa  darbrachte ;  denn 
wie  bekannt,  hat  Samudragupta  dieses  größte  und  kostspieligste  i5 
aller  indischen  Opfer  gefeiert-).  Dies  geschieht  denn  auch  in 
extenso  im  dritten  Sarga  des  Raghuvanisa  von  Vers  38  bis  gegen 
den  Schluß.  Nun  kann  es  vielleicht  auffallen,  daß  sich  unmittelbar 
daran  im  vierten  Sarga  die  Schilderung  der  Kriegszüge  {digvijaya) 
ßaghu's ,  des  Sohnes  DilTpa's ,  schließt.  Man  könnte  sagen :  wenn  20 
Dilipa  den  Gupta-König  Samudragupta  darstellt,  so  hätte  Kälidäsa 
von  ihm  den  digvijaya  schildern  müssen :  wie  kommt  es,  daß  der 
digvijaya  seinem  Sohne,  Eaghu,  zufällt,  den  wir  oben  mit  Candra- 
gupta  IL  gleichgesetzt  haben  ?  Von  Samudragupta  wissen  wir  ja, 
daß  er  die  Herrschaft  seines  Geschlechts  über  einen  großen  Teil  25 
Indiens  ausbreitete ;  Candragupta  IL  dagegen  scheint  sich  im  ruhigen 
Besitz  des  von  seinem  Vater  eroberten  Reiches  einer  friedlichen 
Regierung  erfreut  zu  haben.  Ich  glaube  jedoch ,  daß  man  bei 
einem  solchen  Einwände  übersieht,  daß  Kälidäsa  nicht  die  Absicht 
hatte,  in  seinem  Raghuvainsa  bis  ins  einzelne  genau  die  Geschichte  30 
der  Gupta-Könige  unter  dem  Bilde  der  Raghuiden  darzustellen. 
Vor  solchen  Künsteleien  ,  wie  sie  spätere  indische  Dichter  liebten, 
bewahrte  Kälidäsa  sein  angeborenes,  künstlerisches  Empfinden.  Nur 
hier  und  da  streute  er  \'erse  ein,  die  Anspielungen  aiif  seine  Gönner, 
die  Fürsten  aus  dem  Gupta-Geschlechte ,  enthielten.  Seine  Zeit-  y.-) 
genossen  verstanden  solche  zarte  Andeutungen  sicher  ebenso  gut. 
wie  damals  die  Athener,  als  sie  bei  dem  Verse  des  Aeschylos: 
Ol'  )'«<)  öoKSiv  i'cQtövog  ojAA'  eivai  {HXfi,  unwillkürlich  auf  Aristides 
blickten.    Es  hieße  also  den  Worten  Kälidäsa's  Gewalt  antun,  wenn 


1)  Dies  ist  sicher  der  in  Zeile  21  der  .Mhiliiibad-Insclirirt  erwiihnte  König 
Kudradova;  Fl  00  t,  1.   c.   Seite   7. 

2)  Er  ließ  dafür  Goldmünzen  i)r;if;oii,  mit  dem  Bildnis  eines  Pferdes,  djis 
an  einen  Opferpfostt-ii  (//üpd)  anpichniuleii  ist,  von  denen  eine  Anzahl  auf  uns 
gekommen  ist;  siehe  Vincent  A.  S  m  i  t  li ,  ('(Ualogue  of  l/ie  Cuina  in  the 
Jndian  Museum.  O.xford.  1900,  Vol.  I,  Seite  101,  und  Plato  XV,  3.  Diese 
l\Iünzen  waren  als  daksinä  bestimmt,  ähnlich  den  heutzutage  nuzr  „Geschenk* 
(vom  Arabischen  .lX-j)  genannten  Goldmünzen  der  Moghul  Kaiser,  z.  B.  JahSngTrs. 


Q'J^  Bloch,  Die  Zeit  Kälidüsa^s. 

man  sie  bis  ins  Kleinste  historisch  ausdeuteln  wollte,  und  es  kann 
uns  daher  nicht  wundern ,  wenn  die  zwei  historisch  für  ein  und 
dieselbe  Person ,  Samudragupta ,  feststehenden  Tatsachen ,  nämlich 
des   asvamedha   und   des  digvijaya^   im  Rahuvairsa  Kälidäsa's  auf 

5  zwei  Könige,  Dillpa  und  Raghu,  verteilt  werden. 

Es  bleibt  ferner  zu  beachten ,  daß  sich  das  von  Raghu  im 
vierten  Sarga  des  Raghuvan.isa  eroberte  Reich  geographisch  ziemlich 
srenau  mit  dem  Gebiet  deckt ,  in  dem ,  wie  wir  aus  der  Allahabad 
Inschrift   wissen ,    Samudragupta    das  Panier   seiner  Herrschaft  auf- 

II)  pflanzte.  Der  eigentliche  Nordwesten  Indiens  bleibt  ausgeschlossen, 
dagegen  werden  die  Kämpfe  Raghu's  im  Süden  sehr  ausführlich 
beschrieben ,  ebenso  wie  in  der  AUahabad-Inschrift  Samudragupta's 
die  Liste  der  von  ihm  besiegten  südlichen  Fürsten  {dahsinäpatlia- 
räja-)    anderthalb    Zeilen  (19 — 20)    ausfüllt.     Auch  Bengalen    ((Sa- 

ib  matata) ,  Assam  (Kämarüpa) ,  und  Nepal  {Nepäla)  werden  in 
Zeile  22  der  AUahabad-Inschrift  ausdrücklich  erwähnt,  wie  im 
Raghuvamsa  (Vv.  35,  36)  die  Suhmas  und  Vangas,  ferner  späterhin 
die  Pärvatiyas  (V.  77).  und  der  König  von  Präijjyotisa  oder  Kä- 
marüpa  (Vv.  81   bis  84).     Überhaupt  erwecken   Kälidäsa's  Schilde- 

^0  runcren  der  von  Raghu  eroberten  Länder  und  ihrer  Produkte 
durchaus  den  Eindinick  genauei-er  Bekanntschaft,  die  am  besten 
von  uns  verstanden  wird ,  wenn  wir  annehmen ,  daß  jene  fernen 
Gegenden  durch  die  Feldzüge  Samudragupta's  den  Bewohnern  des 
nördlichen  Indiens    eben    erst    nahe    gebracht    waren.     So    verweise 

25  ich  auf  die  Betelplantagen  und  Kokospalmen  von  Kaiinga  (V.  42), 
noch  heute  für  die  indische  Ostküste,  etwa  Orissa  und  Ganjam, 
so  außerordentlich  charakteristisch.  Die  Pändyas  zahlen  Raghu 
in  Vers  50  ihren  Tribut  in  l'erlen,  die  vom  Meere  bei  J'ämraparul 
kommen.      Noch    heutigen    Tages    ist    die    Perlenfischerei    an    der 

30  Küste  Ceylons  ^)  ein  blühendes  und  einträgliches  Gewerbe.  Die 
Kälagurii-^'änme  in  Prägjyotisa.  und  die  devadarus  im  Himalaya, 
an  die  Raghu  seine  Elefanten  anbindet  (Vv.  81  u.  76),  sind  noch 
heutigen  Tages  für  die  Vegetation  jener  Landstriche  charakteristisch. 
Mit    ersteren    sind   offenbar    die    'India-rubber   trees'    gemeint,    von 

3.".  denen    das    Forest   Department    der    anglo-indischen    l^egierung    in 

Assam  mehrere   Plantagen   untei'hält,    eine  davon  nahe  bei  Tegbur. 

Man  hat  nun  gelegentlich  gegen  die  geographische  Genauigkeit 

der  Schilderungen   Kälidäsa's    den  Vorwurf  erhoben ,   daß  er  seinen 

Helden,  Raghu ,    von   dem   an  der  Westküste  Indiens ,    in  der  Nähe 

40  Bomjjay's  gelegenen  Lande  der  Ajiaränta  (V.  58)  und  dem  Triküfa- 
Berge  (V.  59),  mit  einem  Male ,  noch  dazu  auf  dem  Landwege,  zu 
den  Persern  (Päras'ikas,  V.  60)  und  Griechen  {Yavaiias ,  V.  61) 
führt.  Der  Sprung  scheint  gewaltig,  man  fragt  sich  unwillkürlich, 
weshalb   Raghu   die  Reise   von  Honibay   nadi  Persien   auf  dem  Land- 

1)  MiiHinätliii  erkliirt   Tiimrapariü  mit  nad'i   „Fluß"!    Kiiam  nliquamlo 
(loriiilt  MiiUiuatJins .' 


Bloch,  Die  Zeit  Külidasas.  675 

wege  zurücklegte;  der  Seeweg,  den  wir  heutzutage  einschlagen 
würden ,  wäre  doch  sicher  angenehmer  gewesen  ^).  Wir  müssen 
jedoch  bedenken ,  daß  zur  Zeit,  als  Samudragupta  seine  Herrschaft 
über  den  Westen  Indiens  ausdehnte ,  dort  wirklich  Fürsten  west- 
licher Abstammung  herrschten  und  von  ihm  unterworfen  wurden.  5 
die  er  in  der  Allahabad-Inschrift^(Zeile  23)  unter  den  Namen: 
Daivaputra ,  Hähi,  Sähänusälii,  Saka  und  Murunda  zusammen- 
faßt. Und  daß  Kälidäsa  von  diesen  fremdländischen  Fürsten  ein 
wenig  mehr ,  als  ihre  Namen ,  kannte ,  ersehen  wir  nicht  nur  aus 
Vers  63 ,  wo  er  auf  ihre  Sitte ,  Barte  zu  tragen  {tesäm  slrobhih  lo 
smasridaih)  anspielt,  sondern  ebenso  wohl  auch  aus  dem  folgenden 
Verse,  64,  wo  wir  von  ihnen  lesen,  daß  sie  zum  Zeichen  ihrer 
Unterwerfung  unter  Raghu  ihre  Helme  abnehmen :  apanita- 
sirastränäli.  Das  war  westliche  Sitte,  die  dann  später  wieder 
durch  die  Muhammedaner  in  Indien  auflebte.  Ich  glaube,  solchen  i5 
Einzelheiten  kann  man  sich  unmöglich  verschließen.  Kälidäsa  ent- 
warf seine  Schilderungen  der  von  Raghu  besiegten  Völker  und 
ihrer  Sitten  und  Gebräuche  auf  Grund  lebendiger  Anschauung, 
und  seine  Kenntnis  davon  verdankte  er  den  Kriegszügen  Samudra- 
gupta's ,  die  jene  ferneren  Länder  dem  eigentlichen  Aryävarta  und  -io 
und  seinen  Bewohnern  näher  gebracht  hatten. 

Die  Sage  von  Räma  enthielt  ja  schon  von  vorne  herein  einen 
Zug ,  der  sich  von  selbst  zum  Vergleich  mit  der  Geschichte  der 
Gupta-Fürsten  darbot.  In  der  Heirat  Räma's ,  des  Füi-stensohnes 
von  Ayodhyä,  mit  Sita,  der  Tochter  des  Königs  von  Mithilä,  finden  25 
wir  den  Westen  Aryävarta s^  jenes  Landstriches,  den  wir  heutzu- 
tage Hindüstän  nennen ,  mit  dem  Osten  unter  einem  Herrscher- 
Geschlecht  vereinigt.  Denn  Ayodhyä,  wie  ich  wohl  kaum  zu 
bemerken  brauche ,  entspricht  dem  heutigen  Oudh ,  und  Mithilä 
dem  heutigen  Darbhanga.  Gleicherweise  begründeten  die  Gupta-  so 
Könige  ihre  Herrschaft  damit,  daß  sie,  von  Patah'pntra  oder 
Ma<jadha  ausgehend ,  zunächst  ihre  Eroberungen  nach  Westen  hin 
ausdehnten ,  nach  Allahabad  zu  und  weiter  darüber  hinaus.  Was 
lag  also  näher,  als  in  der  ruhmvollen  Geschichte  dieses  Geschlechts 
ein  Abbild  jener  Zeit  zu  erblicken,  als  Dasaratha  und  Janaka  durch  35 
die  Hochzeit  ihrer  Kinder  zu  einander  in  das  Verhältnis  be- 
freundeter Bundesgenossen  traten.  Der  Stoff,  meine  ich,  bot  sich 
Kälidäsa  für  seinen  Zweck   wie  von   selbst  dar. 

Denn  ich  glaube,  Kälidäsa  verfolgte  mit  der  Abfassung  seines 
Raghuvanisa  wirklich  den   Zweck,  sich   damit  am   Hofe  und   in  der  lo 


1)  Ich  entsinne  niicli ,  diese  Frajjo  oinnial  wirklich  in  einem  von  einem 
bengalischen  Pandit  beai-beiteten  Hilfsbuch  zur  Eiiitührunf;  in  das  Studium  des 
Kivghuvaiiisa  gelesen  zu  haben.  Das  Buch  war  für  Studenten  der  Calcutta 
University  bestimmt,  die  den  H;iphuvainsa  für  eines  der  Universitäts-Kxamina 
studieren  müssen.  Die  Antwort  auf  diese  Frage  lautote,  dali  liaghu  sich  einer 
Übertretung  des  Dliarmasästra  schuldig  gemacht  hätte,  wenn  er  zur  See  nach 
Persien  gereist  wäre.      Das  mußte  Kälidäsa  natürlich   vermeiden. 


576  Bloch,  Die  Zeit  Külidasä's. 

Gunst  des  regierenden  Gupta-Königs  —  wie  wir  sahen,  war  dies 
Candragupta  IL  —  einzuführen.  Nur  so  verstehen  wir,  denke  ich, 
die  cuptatio  benevolentiae ,  die  Kälidäsa  seinem  Gedicht  voraus- 
schickt (I,  2 — 4).  Die  Aufgabe,  ein  Helden-  oder  Fürsten-Geschlecht 
5  der  Vorzeit  zu  besingen,  hätte  Kälidäsa  schwerlich  jenen  Ausdruck 
der  Empfindung  seines  eigenen  Unvermögens  entlockt ,  und  wir 
dürften  ihn  in  diesem  Falle  nicht  ohne  Grund  falscher  Bescheiden- 
heit beschuldigen ,  die  einem  großen  Dichter ,  wie  Kälidäsa  in  der 
Tat   einer   gewesen    ist,    übel    ansteht.     Was    er  mit  jenen  Versen 

10  bezweckte,  war  wieder  ein  Kompliment  an  die  Guptas.  ,Wie  kann 
ich  es  wagen,  ein  berühmtes  Fürstengeschlecht,  wie  das  der  Guptas, 
zu  verherrlichen?"  das  ist  der  Sinn,  den  jene  Verse  haben,  und 
ich  sollte  meinen ,  ein  solches  Kompliment  befremdet  selbst  bei 
einem  echten   Dichter ,    der  sich  höfischer  Gunst  erfreut ,    nicht  im 

15  geringsten. 

Zum  Schluß  noch  eines.  Bekanntlich  versetzt  die  indische 
Tradition  Kälidäsa  an  den  Hof  eines  indischen  Königs  Vikramäditya. 
Nun  wissen  wir  aber  von  Candragupta  II.  aus  seinen  Münzen,  daß 
er  den  Titel  Vikramädit3'a  führte.     Die  indische  Tradition  ist  also 

20  glänzend  gerechtfertigt;  nur  hätte  sie  —  den  Vorwurf  kann  ich 
ihr,  angesichts  der  verschiedenen  Vikramädit3-a's ,  die  es  in  Indien 
gegeben  hat,  leider  nicht  ersparen  — -  etwas  deutlicher  und  be- 
stimmter sein   können. 


677 


Über  „Stammabstufung'''  in  der  mala;jischen 
Wortbildung. 

Von  K.  Wulff. 

I.     Vortrag  gehalten  auf  dem  XV.  Internationalen 
Orientalistenkongreß   zu   Koi^enhagen,  am  18.  Aug.  1908. 

Als  ein  Charakteristikum  der  indonesischen  Sprachen  wird 
gewöhnlich  ihr  vorwiegend  bisyllabischer  Charakter  hervorgehoben, 
und  zwar  mit  Recht,  wenn  man  derartigen  Eigentümlichkeiten  5 
überhaupt  größere  Bedeutung  beimessen  will.  Wie  wenig  darauf 
zu  bauen  ist,  dafür  sind  freilich  eben  diese  Sprachen  lehrreich: 
denn  die  Erkenntnis  ist  nicht  neu,  daß  in  ihnen  die  zweisilbigen 
Wörter  oder  Wortstämme  zum  Teil  oder  »ar  durchwesr  sich  auf 
einsilbige  Wurzeln  zurückführen  lassen,  die  -erweitert  sind  lo 
teils  durch  Reduplikation  und  Komposition  —  letztere  scheint  eine 
viel  größere  Rolle  dabei  zu  spielen,  als  bisher  angenommen  —  teils 
durch  Prä-  und  Infigierung,  wohl  auch  durch  Suffiorieruncf,  wie  ich, 
im  Gegensatz  zu  Pater  Wilh.  Schmidt,  noch  glaube,  der  heute  die 
Berechtigung  einer  solchen  Annahme  bestreitet.  Große  Vorsicht  lä 
ist  gewiß  bei  diesem  Punkte  geboten,  und  eine  nicht  geringe  An- 
zahl der  hierfür  in  Frage  kommenden  Fülle  dürfte  der  Kategorie 
der  Komposita  zuzuweisen  sein ;  trotzdem  aber  muß  ich  an  der 
Suffigierung  noch  festhalten. 

Ist  somit  die  Stammbildung  der  indonesischen  Sprachen  schon  20 
an  sich  von  größter  ]3edeutung  für  die  Erkenntnis  ihres  Baues,  so 
wird  sie  durch  Wilh.  Schmidt's  Nachweis  einer  Verwandtschaft  der 
malajisch-polynesischen  Idiome  mit  mehreren  vorwiegend 
monosyllabischen  Sprachen  Hinterindiens  eines  der  wichtigsten  Pro- 
bleme unserer  Wissenschaft.  Zu  dessen  Lösung  beizutragen  bezweckt  s.-. 
eine  eingehende  Untersuchung  der  malajischen  Wortbildung,  die  mich 
seit  längerer  Zeit  beschäftigt;  und  über  die  wichtig.sten  Resultate, 
die  sich  mir  dabei  bisher  ergaben,  einige  vorläufige  Mitteilungen 
zu  machen,  ist  der  Zweck   meiner  houtitjron   Erörterunfien. 

Ihr  Gegenstand  sind  die   zweisilbigen,  auf  Konsonaten  an-   und  yo 
auslautenden  Wörter  im  Malajischen,  deren  mittlere,  intervokalische 
Konsonanz  ein  sogenannter  Halbvokal  ist,  d.  h.  ein  konsonantisches 
i  oder  u  oder  ein  /«,    und    denen    in   den   meisten  Fällen  auch  ein- 
Zeitschrift der  d.  m.  G.    Bd.  liXlI.  44 


678        Wulff,   Über  „Stam7nabstufung"  in  der  mal.    Wortbildung. 

silbige  Wurzeln,  bestehend  aus  Konsonant  +  ^'^okal  +  Konsonant, 
zur  Seite  stehen.  Früher  schon  hat  Brand  stetter  (Mal.-pol. 
Forschungen  II  p.  ol),  gestützt  auf  das  Verhältnis  zwischen  mal. 
tuioan  und  tun  „Herr",  malg.  ravinä  und  mal.  daun  „Blatt",  eine 
5  Stammabstufung  in  diesen  Sprachen  vermutet;  andere  Beispiele  als 
die  genannten  scheint  er  auch  später  nicht  gefunden  zu  haben,  und 
so  mußte  ihm  auch  die  vielgestaltige  Abstufung  der  Vokalisation, 
der  Reichtum  an  verschiedenen  „Ablautsstufen"  ■ —  um  diesen  Aus- 
druck vorerst  noch  beizubehalten  —  unbekannt  bleiben. 
10  Die  wichtigsten  Typen  dieser  zweisilbigen  —  „hochstufigen"  — 

Formen,  von  denen  die  meisten  in  dem  hier  vorzulegenden  Material 
vertreten  sein  werden,  sind  folgende : 

1.  mit  intervokalischem  -j-:  -aja-  (sajat  „abschälen");  -ajujo- 
(gajor    „ausgewachsen    sein");    -aji-    (rajis    „abwischen");    -oja- 

15  {sojat  „abstreifen,  abreißen");  -ujaj e  {yKJany  „hin  und  her  bewegen"); 
-uj'i^lo-  ((jujong  „baumeln",  bujuf  „zitternd");  -ij^^je-  {kijas 
„Besen");  -ijujo-  (sijut  „pfeifen"). 

2.  mit  intervokalichem  -w-:  aioa  (raiirmg  „brüllen");  -awulo- 
{^•avcoJi  „schreien");  aioi  {djaictk  „die  Lippen  schwarz  färben");  -owa- 

20  {gowak  „Krähe") ;  -  owe-  {howek  „oflfenlegen") ;  -uw^^  j e-  (buwat 
„tun ,  luachen") ;  -uwulo-  (fuwong  „Muße") ;  -  u lo i\e-  {suicit 
„pfeifen");  -ewa-  (gewang  „vor  sich  hin  tasten");  -iwa-  {djiicat 
„blinzeln");   -iwi-  {djiwii  „kneifen"). 

Jeder  von  diesen  Gruppen  schließt  sich  ein  Typus  an,  bei  dem 

25  an  Stelle  des  Halbvokals  -\-  Vokal  der  entsprechende  Vokal  {i  oder 
w)  silbisch  einem  a  folgt:  -ai-  (/mes  „kratzen")  und  -au-  (raung 
„heulen"). 

3.  mit  intervokalischem  -Ä- :  -aha-  {bahan  „Späne");  -oho- 
(gerohong  „durchlöchert");    -uhu>o-  (gukok  „schreiend  zurufen"); 

zo-cihujo-  (nahong  „beaufsichtigen");  -ahi-  {sahit  „abschälen"). 
Einige  weitere  Typen,  die  im  mal.  nur  selten,  in  anderen 
i  n  d  0  n  e  s.  Sprachen  zum  Teil  häutiger  vox-kommen ,  übergehe  ich 
hier,  und  wende  mich  zur  Vorführung  von  Beispielen  solcher  zwei- 
silbigen mit  den  entsprechenden  einsilbigen  Formen : 

35  lijang  „Öffnung,  Loch,  Grube",     luwang  „Kluft,  Hohlweg, 

Enge",  laioang  „Tür,  Eingang,  Vaginamund".  leioang  (men.) 
„Tür;  Trog".  Idhong  (raen.)  „Loch,  Öffnung".  —  Daneben  die  ein- 
silbige Form  in :  rrlung  „Höhlung",  palung  „Trog",  lolong  „Grube, 
Loch",      kolong    „Grube",    Höhlung",     bolong  „ausgehöhlt,    durch- 

40  löchert",  didang  „runder  Napf".  Vielleicht  auch  in  kiliing  „hohl, 
ausgehöhlt,  konkav".  kPlang  (raid. ^))  „löcherig"  (von  einem  Weg). 
kilcng  (batav-))   „Grübchen"   am  Körper  (s.  unten). 

Ij  Mit  in  id.  bozeicline  icli  die  „mittelmiilnjischoii"  Dialekte,  die  Helfrich 
in  seinen  sehr  wertvollen  ^IJijdra^en  tot  de  kennis  van  liet  Midden  Maloisch" 
(Biitftvia  1!M(4,  aus  don  Verli.  d.  Uiitav.  Genootscliap)  besclineben  hat;  die  Ortho- 
grapliie  Helfrich's  habe  ich  hier  etwas  vereinfacht. 

2)  Veranlaßt  durch  eine  Hemorkung,  die  in  der  auf  meinen  Vortrag  folgenden 


Wulff,   Über  „Stammabstufung"  in  der  mal.    Wortbildung.       679 

Von  dieser  Sippe  nur  durch  den  Anlaut  verschieden  ist  die 
folofende : 

raung  (men.)  „Höhlung,  Loch",  raioany  ,Loch,  Öffnung" 
und  ruwang  „Hohlraum",  beide  auch  „Raum  zwischen  den  Pfählen 
eines  Hauses",  perohong  „Loch,  Bresche",  gerohong  „durchlöchert".  5 
rahang  „Schlund,  Kehle".  —  Einsilbig  in:  djorang  und  tjorang 
„Hohlweg",  djurang  „Öffnung,  Durchgang",  rongrong  „durch- 
bohren, nagen";  hierher  gehören  wohl  rongga  „Höhlung,  Hohlheit". 
ronggi  „Loch"  (z.  B.  in  einem  Baum).  —  hh-ung  (kerong)  „Ein- 
schnitt; durchbohren"  und  tjengkerong  ,,\ertiehxng,  Hohlheit"  können  lo 
von  dieser  Wurzel  oder  —  mit  r-Infix  —  von  einer  bedeutuncfs- 
gleichen  Wurzel  -kimg-  {-kang-  etc )  gebildet  sein,  zu  der  auch  — 
mit  ^-Infix  —  kelung,  kPlang,  kelPng  gehören  können.  Ein  Kom- 
positum   dieser   beiden  Wurzeln   sehe  ich  in  rangkungan   „Kehle". 

sajat  „abschälen,  abziehen  (Fell,  Haut);  in  dünne  Scheiben  1 5 
oder  Streifen  schneiden",  sijat  „in  dünne  Streifen  oder  kleine 
Stückeschneiden;  aufschneiden  (ein  Buch) ;  zerreißen",  sojat  „ab- 
streifen (Fell  u.  iL),  auf-  oder  zerreißen",  sahit  =  sajat.  —  sotsot 
„reiben,  scheuern",  kesut  und  kengsut,  esut  und  engsut  „über  eine 
Fläche  hinschieben,  verschieben",  kinsut  „auf  dem  Hintersten  vor-  20 
wärts  rutschen".  kes{s)et  und  bes{s)et  „abstreifen,  reiben".  kPs{s)at 
„abfegen",  rosot  „heruntergleiten"  auf  einer  glatten  Fläche.  b<s{s)ut 
„Metall  von  Versetzung  reinigen".  —  Hiervon  nicht  zu  trennen  ist, 
da  im  indones.  dieselben  Wurzeln  häufig  sowohl  eine  Handlung 
als  das  dadurch  entstandene  Geräusch  bezeichnen :  25 

sijut,  Bezeichnung  eines  säuselnden  oder  pfeifenden  Geräusches. 
suwit  „pfeifen,  flöten";  auch  Bezeichnung  eines  durch  Ansengen 
eines  Haares  u.  ä.  entstandenen  Geräusches.  —  Daneben :  sut  und 
Sit,  Bezeichnungen  pfeifender  Geräusche  (auch  lesut,  iPsit).  leset  „fein 
flöten",     pelesit  „Pfeife;  Heuschrecke".  30 

Ähnliche  seraasiologische  Verhältnisse  zeigt  die  folgende  Sippe : 
kijas  „Besen",  kuvois  im  mid.  „fegen,  auffegen",  phigtiwis 
„Besen";  sonst  gewöhnlich  „wegstoßen,  abhauen",  kuwis-kaii  „aus- 
kratzen, ausschrapen".  kais  „kratzen,  scharren".  Die  Form  kuivas 
liegt  vor  in  den  Litensivbildungen  kuwas-kuiois  und  kuwas-kais.  35 
kojas  (mid.)  „enthülsen,  schälen".  —  kikis  „schrapen,  schaben, 
auskratzen",  lukis  „Buchstaben  einritzen,  schreiben",  fikiis  „Ratte, 
Maus",  beka^  nSpur,  Eindruck".  —  Dahin  gehören  gewiß  auch: 
kus,  dehus  Bezeichnung  eines  blasenden  Geräusches  (z.  B.  einer  Katze). 
kuskus  „Luft  ausblasen";  ferner:  kusu  „flüstern".  /irs(5)an  „Spur,  10 
Eindruck". 

In  Formen    wie    kesut    „über  eine  Fläche  hinschleifen",    keset 


Diskussion  fiel,  hebe  ich  noch  besonders  liervor,  daß  die  aus  dem  Diiilekt  von 
Batavia  angeführten  Beispiele  zum  Teil  Lehnwörter  sein  mögen;  der  Dialekt  ist 
bekanntlich  sehr  gemischt. 

-14* 


680        Wulff,   Über  „Stammahstufung"  in  der  mal.    Wortbildung. 

^abstreifen"  sehe  ich  Komposita  von  den  beiden  bedeutungsgleichen 
Wurzeln  von  Txijas  und  sijat^). 

Dieselbe  Bedeutung  liegt  vor  in: 

Icair  (mid.)  „scharren,  zusammenharken*^.    kuwar  „kratzen". 

hhuvcie  (men.  <;  *kuioir)  „Harke":  mancj-  „bei  Seite  schieben, 
wegjagen".  —  kukur  „schrapen,  ab-  oder  auskratzen",  pajii^/^io- 
„Hacke"  zum  Auskratzen  des  Sago  oder  (mid.)  zum  Bearbeiten 
der  Erde,  sungkor  „Erde  aufwühlen:  den  Kopf  kratzen",  kikir 
„Feile",     ukir   „einritzen,  einschneiden",     f/eker   „scharren",     tjakar 

10  „kratzen",  hamjkar  „Eindruck,  Spur",  singkir  „bei  Seite  stoßen 
oder  schieben". 

Ferner  ist  mit  den  vorausgehenden  bedeutungsgleich  die  folgende 
Sippe : 

r  u  w  IS  (m  i  d.)  „Streif,  Schramme",    r  aj is  „abwischen,  abfegen". 

15  —  {}i)urus  „Schramme,  Kerbe",  (jerus  „glätten,  polieren,  reiben". 
goris  „Streif,  Schramme,  Scharte",  garis  „schrapen,  kratzen". 
\h)iris  „abgeschnittenes  Stück;  zerschneiden",  pe)-es  (batav.)  ein 
Kornmaß  „glattstreichen",  turis  „eine  Linie  ritzen",  buras  „ab- 
wischen",     paras   „glätten".      Dazu  ras  (deras),    riis  (derus)  und 

20  rts  Bezeichnungen  rauschender  Geräusche. 

gajang  „wackeln,  taumeln",  gerajang  auch  „vor  sich  hin  tasten". 
gojang.  men.  auch  gujang  „hin  und  her  bewegen",  gujong  (mid.) 
„hin  und  her  bewegen,  baumeln",  gaicang  „mit  einem  Stock  vor 
sich  hin  und  her  schlagen"  (um  ein  Tier  von  sich  fern  zu  halten). 

2b  gewang  „vor  sich  hin  tasten"  (mit  einem  Stock).  —  lenggang 
„schwanken,  hin  und  her  bewegen",  unggang  (-unggit)  „Bewegung 
hin  und  her  oder  auf  und  nieder",  gmggang  (men.)  „hin  und  her 
bewegen". 

Dieser  Sippe  gleicht  bis  auf  den  Auslaut: 

30  gajak  (mid.),  auch  ghnajak   „schaukeln"    (wie  ein  Bretter- 

boden, auf  dem  gelaufen  wird,  oder  Gegenstände,  die  durch  Erd- 
beben bewegt  werden),  gujoh  (mid.)  „zittern,  beben",  „wankend, 
unsicher"  vom  Gang.  —  sengguh  (scnggok)  „nicken"  (beim  Ein- 
schlafen),    lenggok  „wackeln;  den  Körper  wiegen"  wie  beim  Tanzen. 

85  onggok  {-ongyal)  „wiegenden  Ganges  gehen"  (Tiger).  tanggok, 
anggok  und  cnggoh  „nicken",  {fjonggang-)  tjanggek  „up  and  down 
motion  " , 

kv.  wak.  „ein  Geräusch  machen  wie  kleine  Kinder,  Büffel,  Frösche". 
kijok;  „kakeln"  (auch  kh'ijuk).     Jch'ujuk  {kukakcrujiik)  „krähen", 

40  wozu  wohl  kujuk  „Hund"  („der  bellende")  die  Urform  ist.  kaick 
„schreien,  zurufen",  krwik  (mid.)  „Schrei  des  Habichts".  —  kukuk 
(kokok)  „krähen",  kakak  „kakeln",  kek,  kekek  „kicherndes  Geräusch". 
tokek  und  trkck  ,Gekko",    mckek  «unartikulieite  Laute  ausstoßen". 


1)  Mau  vorj^loicho  die  Fulinoto  Schmidt,  Mou-Klimer-Völker  p.  127  f. 
Wie  aus  nioinon  Ausoinandorsotzungoii  unten  p.  G84  hervorgehen  wird,  kann 
ich  Schmidt's  Argumentation  niclit  für  riclitig  lialton. 


Wulff,   Über  ,, Stammabstufung"  m  der  mal.    Wortbildung.       ßgl 

mjalcak  „laut  lachen",      (ji'lakak    ,zum   Ersticken   lachen".     Ternate 
(Clerq)  kak  „Krähe",  cf.  auch  kuku  „Girren"  der  Tauben. 

Daneben  mit  stimmhaftem  Anlaut: 

gukok  (mid.)  , schreiend  zurufen",    goicak  „Krähe",   guwak 
(mid.)  „schwatzen,  prahlen". — fjf^'^k  „Geräusch,  Lärm" ;  „verwirrt"    5 
von  Geräuschen,     gacjak  „Krähe",  im  m  i  d.  auch  „Gekko". 

ruwak  „anrufen,  zurufen".  7'awoh  (mid.)  „schreiend  zurufen". 
rijuh    „laut    schallend";    im    mid.    auch   „Leben,  Rumor,    Lärm". 

—  kh'oh.  und  bekoroh  „schnarchen,  grunzen",     geroh  „brüllen"  (von 
Elefanten);    „Schrei",     guroh  „schweres  Geräusch,  Gerase,  Donner".  i*> 
kereli  „chattering  of  monkeys".    kerah  „unordentlich,  rumormachend": 
„aufrufen,  zusammenrufen",    gerah  (mid.)  „zanken",  (men.)  „Scherz". 

Ebenso,  nur  mit  anderem  Auslaut: 

r  aiö  ang-2   „brüllen,   laut  schreien,    anrufen",     raiing  „lang 
gedehnt    heulen",      rijang-1    „Cikade".    —   garung    „aufschreien".  i5 
mmgerung    „heulen",     dering  „Brüllen    eines  Elefanten    oder    eines 
Menschen  in  Wut",    ngereng  (batav.)  „wiehern",    rang,  rung  und 
'ring  Bezeichnungen  schallender  Geräusche. 

Daneben  mit  anderem  Anlaut : 

laung,  im  mid.  auch   lawonr/  und   lohong  „lang  gedehnt  20 
heulen,  rufen;  a  resounding  roar".  —   lolong  (mid.)  mit  derselben 
Bedeutung,      lulung    „bellen",    mid.    lidong    „heulen,    wimmern". 
long  „rufen". 

pujok  (mid.)  „Schimmel".  —  ka2nik  „Schimmel,  Baumwolle". 
lapok  „Schimmel",     hapak   (batav.   hapPk)    „schimmelig ,    muffig",  25 

pijoh  „verdreht"  (ein  Arm,  Schlüssel);  „twisfed'^  (von  Wurzeln), 
im  mid.  auch  „auswringen";  dazu  vermutlich  papuioah  „wollig, 
wollhaarig".  —  lepoh  „gebogen,  verbogen".  h'p)oli  „in  verkehrte 
Falten  gelegt".  l<'p{p)eh  „umgebogen"  (wie  eine  Ecke  eines  Papier- 
blattes). 30 

pakif   „bitter".  —  sepat  (batav.  Sf'prf)   „herb,  bitter" i). 

rahang  „stinken,  verdorben  sein",     rawang  „l'fuhl,  Morast". 

—  sering  „scharf"  vom  Geschmack,    pcring  „stark  riechen"  (Harn). 
{h)armg   „stark,  intensiv  riechend,  stinkend",    pereng  „fetid  smell". 

rowang  „Genosse,  Gefähi-te"'-).  —  iring  „folgen,  begleiten".  3.") 
tjawaf  „zwischen  die  Beine  durchgezogener  Schurz".  7)irn — 
„zwischen  die  Beine  durchziehen".  —  kantjut  „Sarong  zwischen 
die  Beine  durchgezogen",  kntjat  „Schwanzbewegung  von  Tieren, 
die  in  Wut  geraten";  v.  d.  Wall  bemerkt  dazu,  daß  der  Büftel 
den  Schwanz  zwischen   die  lieine  steckt.  10 

Wahrscheinlich  gehören  hierher  tjuwat  „horizontal  oder  schräg 
vorgestreckt  sein",    tjuwit  „mit  der  Fingerspitze  berülu-en,  stechen". 


1)  Bemerkenswert    sind    die    Gleichungen    bei    Selnniilt,    Mon-Klimcr- 
Völker  p.  lf)7. 

2)  Das  Wort  soll  aus  dem  sund.  entlehnt  sein. 


682        Widff^,   Über  „Stammalstufung"  in  der  mal.  Wortbildung . 

vielleicht   tjerawat    und    tjeruivaf    „Rakete,    arrow    of  fire"^).    — 
mantjut  und  mantjit  „einen  Augenblick  oder  mit  Unterbrechungen 
emporspritzen".    Tetjet  „hervorschiessen".    tjeretjet  „spritzen,  durch- 
dringen"  (von  Flüssigkeiten),     letjut   „plötzlich  hervorspringen". 
.')  f?^'«iü «7  „kneifen". — pidjtt  ^{mit  der  Faust)  drücken,  kneifen"; 

wohl  auch  'pidjat  „Wanze,  Laus". 

kawok  (mid.)  „tiefliegend,  eingefallen"  von  den  Augen.  — 
lehoh  „Vertiefung,  hohl";  —  mala  „Augenhöhle",  lekak-lekoh 
„aushöhlen",      takok    „Kerbe,   Einschnitt",      tengkolc    „einen   Ein- 

10  schnitt  in  einen  Baum  machen,  damit  er  zur  bestimmten  Seite  falle". 
takek  „kerben".  takak  „schartig,  uneben",  tekak  „Wölbung, 
Gaumen",     kedengkik   „stark  abgemagert". 

haiüur  und  haur  „confusion,  indiscriminate  mixing  up  of 
things  which  should  be  kept  in  Order".  —  sahur  „vermischt,  durch- 

15  einander,  Gewimmel",  samhor  „durcheinander*,  kebur  „Brunnen- 
wasser umrühren ,  daß  der  Schmutz  sich  mit  dem  Wasser  ver- 
mischt"  (um  den  Brunnen  zu   reinigen). 

guwit  „mit  dem  Fuß  zur  Seite  stoßen".  —  sengyut  „mit  dem 
Ellbogen  oder  Knie  seitwärts  stoßen",    lenygut  „den  Koi:)f  seitwärts 

20  fallen  lassen". 

kuwit  „(einen  spitzen  Gegenstand)  hin  und  her  oder  auf  und 
nieder  bewegen",  kuwat  (mid.)  „eine  Fackel  hin  und  her  schwingen". 
—  djongkit  „einen  Balken  oder  ähnliches  an  einem  Ende  heben, 
indem  man  das  andere  Ende  herabdrückt",    djongkat  (auch  djongkat- 

25  djongkit)  „a  see-saw  motion".  ungkit  „heben"  ;  kursi  ungkang- 
ungkit  „Schaukelstuhl". 

p  Ute  ah  „Versammlung,  Haufe  von  Menschen;  Volksklasse, 
Familie".  romj)ijok  (batav.)  „Büschel,  Bündel",  herpajak  „in 
(unnötig)  großer  Menge",  —  tumpuk  {tonipok)  „Haufe,  Gesellschaft, 

30  Stapel",  rampok  „vereinigt,  einstimmig",  kolompok  „Haufe  lebender 
Wesen;    Büschel,   Menge  von  Gegenständen",     dempok   „dicht  bei- 


sammen". 


rujuh  „zufallen"  von  den  Augenliedern  (übertragen  von  der 
Sonne,  mata  hart,  „tief  sinken"),  ^r/;'«^^  (1^3^  tav.)  „fest  geschlossen 
35  sein"  von  den  Augen,  raliah  „Siesta  halten".  —  karipaii  (zu 
arip)  „Zufallen  der  Augen  durch  Schläfrigkeit".  {h)arip  „schläfrig 
sein",  sirap,  serap  „einschläfernder  Zauber",  (batav.  sirep  „ein- 
schläfern"). 

nahong  „beaufsichtigen,  bewachen". —  inang  „Kinderwäi-terin". 

40  ho  Jim  (w.  s.)  „Haufe,  Schaar".    i»/y'?<?i  (men.)  .viel:  in  t'ber- 

flul'j ,    in   Menge"    (meist    von    hängenden  Gegenständen    gebraucht). 

—    tamhun    und    tiinbun     „Haufe,    Stapel;    aufhäufen",      rimhun 

{riinhon)  „hoch   aufgehäuft;   blütterreich".     djn-ihnbnn  „aufgehäuft". 

bijavg    (mid.)    „Schwalbe".  —  tcrbang    „tliegeu".     kubung 


1)  Nttfli  WilkiiibDU  wären  iliose  Wiirter  Uinbildungeu  vuii  skt.  cukraval. 


Wulffs   über  „Stammahstufung"  in  der  mal.  Worthildunf).       683 

„fliegender  Hund '^.    (cf.  atjeh  bawjhanf)  „Schmetterling'".    Brand- 
stetter,  Prodromus  p.  39.) 

tebaj an(j  (mid.)  „Bloßgelegtsein  des  Zahnnervs  beim  Feileu 
der  Zähne".  —  dabung   „die  Zähne  feilen *■. 

bijas  „von  der  ursprünglichen,  gegebenen  Richtung  abweichen;    5 
aus  dem  Kurs  kommen'*.    —   babas    „aus  dem  Kux's   abgetrieben". 

buj'uf  „zitternd"  (von  Alter),  Wilkinson:  bojot  „flabbiness  of 
flesh".  —  gembut  „zucken,  surface  motion".  liambut  „beben". 
rembat  „hin  und  her  bewegen",  lembat  „swaying"  (von  Zweigen, 
aufgehängtem  Zeug  u.  ä ).    kelibat  „up  and  down  curving  motion".  lo 

buxoat  „machen,  tun,  verrichten".  — perabut  „Gerät,  Werk- 
zeug"^), djabat  „anfassen,  ausüben,  behandeln",  peboto  (batav.) 
^^=  tuhang^).  v.  d.  Walls  Etymologie  von  betapa  „warum"  aus 
buwat  -\-  apa  ,  die  von  v.  d.  T  u  u  k  verworfen  wird ,  dürfte  hier- 
nach doch  einigermaßen  das  richtige  treffen.  i5 

bawah  {=^  bawd)  „bringen:  weg-,  herbei-,  mitnehmen".  — 
ambik  (vulg.  =  ambel)  „nehmen,  holen".  umbuJc  „auf  Beute  lauern" 
(von  Dieben) ;  „trachten  etwas  zu  holen"  (z.  B.  eine  Frau  zur  Ehe). 

buiüal  „aufwallen:  emporspringen"  (von  Fischen  u.  ä.),  mid. 
kebuwal  „Backe*",  buhul  (w.  s.)  „Beulen  haben'".  —  sembid  „sich  20 
auf  einer  Fläche  erhebend,  hervortretend",  bubul  „Schwellung  an 
Händen  oder  Füssen",  tombol  „Knoten"  (z.  B.  am  Schnabel  einer 
Gans),  „Knopf",  tjembol  „Knopf  an  einer  Tür",  gembol  „warzen- 
artiger Auswuchs",  gembol  „Beule",  bol  „globular  masses  of 
water  bubbling  up  from  a  geyser".  iimbul  „an  der  Oberfläche  25 
(von  Wasser)  treiben,  heraufkommen",  tembel  „Bläschen  an  den 
Augenliedern",     imbcd  „rundlich",     djibul  „Haarwulst". 

bah  an  „Späne;  Abfall  (vom  Gold)".  —  suban  „Span,  Splitter"". 

Ich  schließe  hiermit  die  Reihe  der  Beispiele ,  die  sich  lange 
noch  fortsetzen  ließe,  um  noch  einige  Bemerkungen  über  eine  mög- 
liche Erklärung  dieser  eigentümlichen  Verhältnisse  anzuknüpfen.  In 
den  Mon-Khnier-Sprachen  und  im  Khasi  hat  Wilh.  Schmidt  be- 
kanntlich Tjildungen  nachgewiesen ,  die  mit  der  -ija-  und  -uwa- 
Klasse  des  Malajischen  ziemlich  genau  übereinstimmen-);  im  Cam 
liegen,  wie  ich  leicht  feststellen  konnte,  die  Verhältnisse  ähnlich  3s 
wie   im  Malajischen-^). 


30 


1)  Soll  aus  sund.  prahol  entlehnt  sein;  ebenso  soll  auch  ^'Z<o/o  Lehn- 
wort sein. 

2)  S.  Schmidt,  Grundriss  einer  Lautlehre  der  Mon-Khmer-Sprachen  §  199 ff. 
und  der  Khasi-Sprache  §  151  ff. 

3)  Hier  einige  Beispiele  aus  dcnj  Wörterbuch  von  Aymonnior  &  Cabaton: 
hnd'i;  „arracher,  enlever".  hnuc  „arracher,  retirer,  dcraciner".  bnic  ^arracher, 
degarer,  rotiror,  deraciner"  ;  daneben  buc  ,.attirer,  cahner".  —  kaut  „anuotor, 
noter"  neben  kiit  „noter,  prendre  note";  kat,  küt  ,.quoter,  noter".  —  kaiü 
„pontuation"  neben  JlUu  „pointer,  marquer",  —  khioi'n  „oser" :  khin  „oser". — 
hliio'ii  „vouloir,  desiror*^ :  kho'h  „vouloir".  —  /»//l  „allumer",  /"o'A*  „allumer"  : 
truk  (mit  i'-Intix)  „briiler,  se  consumer,  briller".  —  tnic  „allumer'":  trur 
„allumer".  —  2^/0'^  „regardcr  derritre  soi",  J^ieJc  „(se)  tourner":  jtlolc  (Z-Intix) 


684        Wtdf,   i'ber  „Stanwiahstufung"  in  der  mal.  Worthildung. 

Gestützt  auf  die  Tatsache,  daß  häufig  bedeutungsgleiche  Wurzeln 
sich  nur  durch  verschiedenen  Anlaut  unterscheiden  (von  den  obeu 
crenannten  z.  B.  lawang:  raicang;  kuwis:  ruwis:  kuwak:  guioak; 
raune/:    laung  usw.)    findet    er    in  diesen  Formen  ursprünglich  mit 

5  j-  und  w-  anlautende  Stämme,  an  die  Präfixe  angetreten  und  fest 
geworden  sein  sollen ,  so  daß  jedesmal  ein  neuer  Stamm  entstand, 
wobei  teilweise,  unter  nicht  ei'kannten  Bedingungen,  der  alte  halb- 
vokalische Anlaut  schwand.  Diese  Hypothese  ist  nun  um  so  be- 
stechender,   als    in    einigen    Fällen    die    halbvokalisch    anlautenden 

10  Formen  —  wie  etwa  mal.  awan,  uwap  u.  ä.  —  noch  neben  denen 
mit  .Präfix"  vorzulieg-en  scheinen.  Trotzdem  darf  man  sich  den 
großen  Schwierigkeiten  nicht  verschließen,  die  sich  hierbei  ergeben, 
wenigstens  soweit  das  Indonesische  in  Betracht  kommt. 

Denn    erstens    schwankt    der    Auslaut   nicht    weniger    als    der 

15  Anlaut ,  und  ganz  in  derselben  Weise ,  d.  h.  so ,  daß  an  lautliche 
Übergänge  nicht  zu  denken  ist^).  Ich  wähle  als  Beispiel  einige 
Wurzeln  mit  der  Bedeutung  ,abschälep,  abstreifen,  losreißen,  los- 
gehen"; es  gibt  da  zwar  kak"^)  (z.  B.  kuwak;  gelokak),  rak  (z.  B. 
mid.  raioak;    urak) ,   sak  (z.  B.  sojuwek,  sojak:    sik ,    sok) ,    lak 

•2o(mid.  kolujak;  Mak) ,  also  mit  Schmidt's  Theorie  in  guter  Über- 
einstimmung. Aber  neben  kak  findet  sich  kar  (kair  usw. ,  oben), 
kos  {kais  usw.,  oben),  kat  (mid.  kuj'at:  lokat);  neben  rak  auch 
ras  {rajis  usw.,  oben);  neben  sak  auch  sat  (sijat  usw.,  oben)  und 
sang   (sijang :    karosong) ;    ferner    noch  :   put    (m  i  d.  pajot ;  pepat) 

25  und  tjang  (z.  B.  tjaing,  tjuwang-.  jxnitjung).  Mit  demselben  Recht, 
womit  man  für  kak,  rak,  sak,  lak  Präfigierung  annimmt,  kann 
man  nun  für  kar,  kas,  kat  und  sak,  sang,  sat  usw.  Suffigierung 
annehmen ,  und  so  wird  es  notwendig  sein ,  jedes  Mal  sowohl  den 
konsonantischen  Anlaut  als  den  konsonantischen  Auslaut  als  wurzel- 

30  haft  anzuerkennen. 

Noch  schwerer  wiegt  aber  der  Umstand ,  daß  die  /- ,  u-  und 
Ä-Formen  (die  Erklärung  letzterer  ist  Schmidt  noch  zweifelhaft)'') 
bei  denselben  Wurzeln  ganz  unzweifelhaft  nebeneinander  hergehen, 
wie  in  vielen  von  den    oben    angeführten  Sippen.     Nach  Schmidt's 

35  Hypothese  wäre  es  also  notwendig,  unter  sich  identische  Stämme 
zu  konstatieren,  deren  ursprünglicher  Anlaut  abwechselnd  j- ,  ic- 
oder  h-  gewesen   wäre  —  was  natürlich  nicht  angeht^). 


,(se)  tourner,  changer  de  seiis".  —  b/'nk  „vrai ,  veritable;  vraiment'^;  bailc 
,donc,  bien,  vraiment;  vrai,  reel;  achevemeut,  conclusion".  biuiJc  ^^  mal.  Imioat: 
hak  „plein,  coinplet,  accompli,  rempH".  bek  „donc,  ainsi*.  —  baii  „lire, 
reciter"  :  bar,  bCu:  ,lire,  n'-citer,  i-tudier",  baran  , parier*  ;  bican  ^parole,  action 
de  parier,  discours,  language".  —  njo'r  ,arrachor  ii  poignees".  i-mü-  ^arracher, 
extirpor,  o.xtraire,  tirer,  casser".  njic  ^arraclier,  ixtraire,  elVeuiller,  iiettoyer". 
rnai  „arraclier  Ji  poignees"  :   rur   „couper,  tranchor,  arraclicr''. 

1)  Von  obigen  s.  u.  a.  kais  :  kair,  gajang  :  gnjak;  ruicah  :  raivang  usw. 

2)  Das  -a-  vortritt  liier  natürlich  <lon  scliwankendon  Wurzolvokal. 

3)  Siehe  Mun-Khmer-Völker   p.    123,  vgl.    Iö7. 

4)  Schmidt  führt  (Grd.  d.  Mon-Khmer-Spr.  p.  204  f.)  nur  wenige  Fälle  an, 


Wulff,    über  fjStammahstufuiig"  in  der  mal.  Wortbildung.       ß85 

Aus  diesen  Gründen  kann  ich  mich  von  dei-  Riehticrkeit  der 
scharfsinnigen  Erklärung  Wiih.  Schmidt's  nicht  überzeugen;  eine 
andere ,  sichere  an  deren  Stelle  zu  setzen  bin  ich  allerdings  heute 
noch  nicht  im  stände :  nur  mit  einicrem  Vorbehalt  wasfe  ich 
die  Vermutung  auszusprechen,  für  die  manches  spricht,  das  ich  5 
hier  noch  nicht  auseinandersetzen  kann :  daß  die  halbvokalischen 
Elemente  dieser  Formen  Infixe  sind,  wobei  die  Verschiedenheiten 
der  Vokalisation  sich  teils  aus  den,  ihrerseits  auch  noch  ganz  un- 
erkläi'ten ,  Vokalschwankungen  der  einsilbigen  Formen ,  teils  aus 
schwankender  Vokalfärbung  des  diphthongischen  Infixes  erklären  10 
würden.  Diese  Vermutung  liegt  auch  nicht  so  weit  ab,  als  es  auf 
den  ersten  Blick  scheinen  mag:  die  Nasal-  und  Liquidainfixe  sind 
im  Indonesischen  wie  in  den  festländischen  Sprachen  wohl  bekannt, 
und  zwar  mit  schwankender  Vokalisation;  infigierte  Verschlußlaute 
finden  sich  in  den  Mundä-Sprachen ,  einen  von  ihnen,  das  -^j  Infix,  15 
kennen  auch  einige  der  hinterindischen  Sprachen  (so  das  Khmer 
und  das  Cam) ;  und  es  scheint  fast,  als  ließen  sich  auch  im  Indo- 
nesischen Reste  dieser  Okklusiveninfixe  finden. 

Auffällig  ist  es  nun,  daß  Schmidt  den  Ä-Typus  in  den  austro- 
asiatischen  Sprachen  nicht  gefunden  hat;  ich  werfe  da  die  Frage  20 
auf,  ob  nicht  die  bei  ihm  als  unerklärt  stehen  gebliebenen  Aspiraten 
dieser  Sprachen  durch  Verbindung  der  anlautenden  Verschlußlaute 
mit  dem  A-Infix  entstanden  sein  sollten ;  ich  selbst  wage  nicht  sie 
zu  beantworten.  Jedenfalls  aber  sprechen  für  diese  Vermutung 
Formen  wie  S  t  i  e  n  g  tJü  .,oben"  =  B  a  h  n  a  r  höti\  denn  die  Infixe  20 
treten  —  wenigstens  im  Indonesischen  —  meist  auch  daneben  als 
Präfixe  auf;  unter  anderem  ist  das  häufig  bei  vokalisch  anlautenden 
Stämmen  der  Fall  (ich  erinnere  nur  an  das  präfigierte  um-  im 
indones.),  wozu  der  oben  besprochene  Typus  uira/j ,  aican  usw. 
stimmen  würde.  ao 

Bis  heute  sind  diese  Erklärungsversuche  nur  Hypothesen,  den 
Beweis  wird  erst  noch  eine  eingehendere  Untersuchuncr  dieser  Ver- 

O  O 

hältnisse  ermöcrlichen :    so    muß  ich  mich  vorerst  damit  bescheiden, 
auf  den  Zusammenhang  der  besprochenen  zweisilbigen  mit  den  ein- 
silbigen   Formen    hingewiesen    zu    haben ,    ein    Hinweis    der    gewiß  35 
gerade  heute  nicht  ganz  ohne  Interesse  sein  dürfte. 


IT.   Material. 

In  meinem  Vortrag    auf   dem  Orientalistenkongreß  konnte  ich 
naturgemäß  nur  eine  kleine  Anzahl  von  13eleijen  für  die  darin  auf- 
gestellten  Behauptungen    beibringen :    im    folgenden    lege  ich  daher  40 
noch    eine  weitere  Auswahl    meines  Materials   vor    (sie    umfaßt    im 


wo  solche  „enge  Boziehungen"  zwischen  _/-  und  ?ü-Stämmen  bestehen;  das  ist 
wohl  der  Gruiul ,  wanun  er  auf  diese  Schwierigkeit  nicht  aufmerksam  ge- 
worden ist. 


68()        Wulff',    Über  „Stammabstufung"  in  der  mal.  Wortbildung. 

ganzen  etwa  150  Wurzeln),  ohne  im  wesentlichen  die  im  Vortrag 
innegehaltenen  Grenzen  zu  überschreiten ,  d.  h.  ich  berücksichtige 
durchweg  nur  das  mal.,  und  die  auf  Konsonant  an-  und  aus- 
lautenden Wurzeln ,  von  diesen  ferner  nur  die  Fälle ,  wo  der  ein- 
5  fach  erweiterten  Wurzel  (der  Silbe  mit  einem  Infix)  keine  andere 
Silbe  folgt.  Ausgeschlossen  bleiben  also  vier  Typen,  die  ich  später 
zu  behandeln  beabsichtige:  1.  vokalisch  anlautende  wie  uwap,  awan, 
yctng,  ojap  usw.  2.  vokalisch  auslautende  wie  bawa,  tiuca ,  bija, 
saju    usw.      3.    Fälle ,    wo    die    Erweiterung    den    ersten    Teil    des 

10  Stammes  beti'iflft,  wie  suwasa ,  sijalang  (men.  suwalang)  usw.: 
hierher  gehören  vielleicht  die  Formen  wie  beharu  u.  ä.  4.  Doppelt 
erweiterte  Wurzeln  mit  zwei  halbvokalischen  Elementen  wie  buwaja, 
bijawak  usw.  Daß  hier  ähnliche  Verhältnisse  vorliegen,  mögen 
einige  Beispiele  zeigen:    Idüembuwai  =  hflnnbai  „eine  Muschel": 

15  mid.  kiaoatir  „Angst,  Sorge",  ketir  „ängstlich,  besorgt  sein"; 
jav.  duwegan  =  dPgan  „halbreife  Kokosnuß":  bat.  howajam  = 
ho-hojam-on  „gähnen";  bat.  bija(li)at  =  bahijat  „Tiger"  (auch 
babujut) ;  bat.  baioa^  ^^j'^i  baowa,  baj'owa,  Interjektionen  gleicher 
Bedeutung.  —  Auf   die  Frage ,    ob  Inngierung   vorliegt ,    hier  ein- 

20  zugehen ,  darauf  muß  ich  verzichten :  nur  darauf  möchte  ich  ver- 
weisen ,  daß  diese  Formen  mit  dem  halbvokalischen  Element  oft 
solchen  mit  r-  oder  Z-Suffix  gleichwertig  sind ,  man  vergleiche 
Tuuk,  Toba.  Sprk.,  p.  111  f.,  und  besonders  auch  bat.  nuwaeng  = 
numaeng    zu    naeng.     Der    oben    erwähnte  Typus  4.    spricht    nicht 

25  dagegen,  denn  auch  sonst  werden  oft  zwei  Infixe  mit  einander 
verbunden. 

Das  Material  ist  im  folgenden  alpabetisch  geordnet,  und  zwar 
nach  den  Konsonanten  ohne  Rücksicht  auf  die  Vokale;  oben  habe 
ich  mit  Rücksicht  auf  die  Auseinandersetzungen  p.  684  f.  eine  andere 

80  Anordnung  vorgezogen. 

bawali  „unter.  Unterteil".  —  lembah  „tiefliegendes  Land  am 
Fuß  einer  Anhöhe".  kalambaJi  (v.  d.  Wall  und  v.  d.  Tuuk,  w.  s.) 
.,unter,  unten",  rebah  „nieder- ,  herabfallen",  raboli  „herabfallen". 
roboh  „einstürzen,  niederfallen",     laboli  , fallen   (vom  Regen,  m  i  d.) : 

3j  herablassen  (ankern);  herabhangen",  simbah  „herabgießen",  rhnbah- 
rembeh  (von  Tränen)  „über  die  Wangen  herabfließen".  Hierher 
wohl  auch:  sembah    „ehrerbietig  grüßen". 

b  Ulli  ah  „Frucht,  Knospe,  Pocken"  (vergl.  malg.  roa  in  mehreren 
Komposita:    „Finne"),     butoeli    (buiri/t)    „Schaum,    Wasserblasen" 

40  (bat.  biiwe  =  mal.  buwah).  tambewah  „boveneinde  van  een 
zetboom;  de  druif  of  knop"  (Wall-Tuuk.  —  vergl.  bat.  buwa).  — 
fumbuh  , hervorsprossen,  zum  Vorschein  kommen:  ausbrechen  (von 
(!eschwün;n ,  Blattern  u.  ä.)" ;  mid.  ka-  -an  „Bocken",  tjainbah 
„sprouting".     tubnh  „Leib,  Rumpf".     (?)  cmbeh  „Äußeres,  Gestalt". 

4r.  (?)  bulnm  „Körper,  Rumpf",  omboh  „Kolben",  bidui  „Knoten, 
K'nopf".  Ferner  sind  zu  vergleichen:  Irbeh  „mehr",  iinboh  „Zu- 
galif".      tdiiibdli    „anwuchsen,    znncliinen.    beifügen",      djcbali    „voll" 


Wulff,   über  ,,Stammabstuftmg"  in  der  mal.  Wortbildung.       687 

(vom  Gesicht).  —  AVeiteres  bei  Brandstetter,  Prodromus  p.  55 f. 
Zur  Semasiologie  der  Sippe  vgl.  buwal  oben  p.  683  und  das 
folgende. 

Die  stark  differenzierte  Grundbedeutuncr  dieser  Wurzel  dürfte 
etwa  die  des  Strotzens,  des  massio-  Erhabenen,  Hervortretenden  sein :  5 
bajaJi  , unverhältnismäßig  dick"  (z.  B.  von  schwangeren  Frauen). 
hauk  „voll,  dick"  vom  Stück  zwischen  Kinn  und  Hals,  „Doppel- 
kinn", „Bart  unterm  Kinn  und  hinter  dem  Kiefer ;  Bart  von  Vögeln" ; 
im  sund.  „Bart-  oder  Körperhaare ",  bat.  „Backenbart",  bajuk 
„Bart",  bewok  (batav.,  wahrscheinlich  Lehnwort)  „mit  Backen-  lo 
oder  Knebelbart",  buhok  (mid.)  „Kropf,  Kropfgeschwür"  (tag. 
und  bis.  bohok  „Kopfhaar").  Daneben  buwak  und  (mid.)  sem- 
bo'aq  (heißt  wohl  sPmboicak)  „aufwallen,  überkochen;  in  dicken 
Wolken  aufsteigen  (Rauch)'.  —  tembok  „big,  of  the  mons  veneris". 
gabok  „schwer,  schwerfällig  von  Statur ;  kurz  und  dick".  (ge-)robok  is 
„Blasen  aufwerfen"  (von  siedendem  Wasser),  lembak  „aufbrausen, 
überkochen",  ombak  „Gewoge,  Wellen",  bak  „starke  Flut  des 
Meeres".  Man  vergleiche  noch:  bukornj  (mid.)  „mons  veneris". 
bukol  (mid.)  „Knoten  an  Bäumen",  bukit  „Berg,  Hügel",  begok 
„Kropfgeschwür",  tembxdokan^)  (mid.)  „Kropf  eines  Vogels",  usw.  20 
Belege  für  die  Bedeutung  „Haar,  Bart"  außerhalb  des  mal.  s. 
Brandstetter,  Prodromus  p.  41  ff.,  Schmidt,  Mon-Khmer- V. 
p.  141  No.  111;  vgl.  6 am  bauk  „enfler,  distendre,  tumefie  usw.". 
brauk   „enfler,  tumeur  usw.". 

bowek  (batav.)   „öffnen,  offen  halten",    bojak   „very  much  25 
opened,    as   the   ribs  of  a  beamy  shallow  boat".  —  kerabik   „aus- 
einander reißen,  erweitern  (ein  Loch)",     kerobak-kcrabik   „plucked 
to  pieces".     rombak  „auseinander  nehmen",  cf.  noch  buka{k). 

bojan  (mid.)  „stumpfsinnig".  —  rabun  „benebelt  (von  den 
Augen);  nicht  klar  sehen".     sPrban  „erstarrt,  gefühllos".  so 

bohong  (mid.  buhong)  „Lüge,  Unwahrheit".  —  sombong 
(man.)  „lügen",  simbang  „unzuverlässig,  falsch",  vergl.  sHubung. 
kelubung  „verdecken,  verschleiern ;  umnebeln  (vom  Verstand)". 

lembajung   „Name    einer   Pflanze    mit   purpurroten    Blüten" 
:=  limbajtmg  (men.);  letzteres  auch  „purpurfarbig,  karminrot".  35 
—  bang.^  bang-bang,  i'bang,  abang  „rot". 

b ajung  „heulen"  (cf  sund.  b/jang ,  bißing  „Ausruf  von 
Schmerz").  —  bung  {Ir-,  di'-)  „dumpfes  (ieräusch".  kctibung  „helles, 
schallendes  Geräusch";  vergl.  noch  fcrbaiig ,  men.  bariinbang  und 
das  folgende.  »i» 


1)  Das  Z-Iiifi.x  in  zweiter  Stammsilbe  ist  nichts  seltenes,  z.  IJ.  mal.  seng- 
hang  „was  zwischen  zwei  Gegenständen  anfjobrncht  ist ,  um  sie  jiuseinandor  zu 
halten",  selenlcang  „Sperrbaum,  (.^uorbalkeu",  acngkrlang  „Hiegel,  Sperr-,  Schlag- 
baum".  scnglivlit  und  .si'lengkat  „Tau  zum  Besteigen  von  Bäumen",  silipat 
und  s'cmiwlat  „schmutzig  sein",  krllpak  und  k(i)lak  (batav.)  ,mit  tlacher 
Hand  schlagen"  zu  keiialc.  batav.  tinggäng  „gefallen  sein",  tuvggah'ng  „um- 
geworfen sein",  usw. 


688        Wulffs   Über  „Sta7nmabstufung"  in  der  mal.  Wortbildung. 

hvioang  (mid.)  , Art  von  Hirschkäfer".  • —  hamhuntj  Qua. idiX. 
hanghuiig)  „großer  Käfer,  der  stark  brummt",     kunibang,  Sammel- 
name   für  verschiedene  Hummeln ,    Käfer  u.  ä.  —  gehört  wohl    zu 
bajung. 
5  hiijöng  (men.)  „mit  anderen  zusammen,  in  Strömen*.  —  ruhung 

„umschwärmen" ;  ke-  „sich  versammeln,  crowd".     bclcmbang  ,Bündel, 
Büschel,  Packen". 

Die  folgenden  5  Gruppen  (bis  bqj'ong  inkl.)   sind    schwer  aus- 
einander zu  halten,  da  es  überall  Übergänge  von  einer  zur  anderen 
10  zu  geben  scheint;    ich  gebe   daher  das  Material    nur  unvollständig: 
b  njong  (m i d.)  „rund ,    Zirkel",     bau ng  „krumm ,   gebogen ; 
concave  on  one  side,  convex  on  the  other".     buntar  bembajang 
„rounded,    roundish    with    quivering    or    wav}'    edge".    —    lunibong 
(lombong)  „concavity,  basin,  hollow  in  the  ground".     lembang  „flach 
1.5  ausgehöhlt  (Boden).  Loch,  Grube",     lobang  „Loch,  Grube",    tjembung 
„halbkugelig,  kuppeiförmig"  =  men.  tjambuaug  „Kumme". 

baing  (mid.)  „Mückenstich".  —  boinbuvg  {bumbung,  batav. 
bongbong)  „swelling  up,  rising  in  a  conical  mass :  roof,  the  ridge 
of  a  roof".  Ixf'mbung  und  gembung  „aufgeblasen,  Aufblähung". 
20  helPvibung  „anschwellen,  aufgeblasen  (auch  durch  den  Wind),  Blase 
auf  der  Haut",  gclrinbmig  „aufgeblasen,  Blase",  —  geb'vibang  und 
—  gPli'mbing.     bhnbung  „anschwellen,  aufgeblasen". 

Hierher  wohl  auch  bujung  „Wasserkrug  mit  engem  Hals,  dickem 
Bauch  und  weiter  Öffnung".  —  gumbang  „Topf  mit  weitem  Bauch 
25  und  engem   Mund"  (vgl.  men.  tj'ambuang  oben). 

bijang-bijut  „zigzag",  cf.  tonggeng- bujong  „schräg,  zur 
Seite  neigend"  und  bembajaug  (oben).  —  simbang-sijor  „zigzag". 
sumbing  „schartig,  gekerbt". 

b aj ang  - bangkil  (m id.)  „Beischlaf  ausüben".  h r  r aj a n g 
30  (mid.)  „wanken,  wackeln",  bajumig  (men.)  „unsicherer  Gang" 
(z.B.  eines  Rekonvaleszenten),  bojong  (w.  s.,  Wall-Tuuk)  „thea- 
tralisch gehen ,  die  Schultern  hin  und  her  bewegen".  —  ambung 
„baumeln,  Wellenbewegung",  embeng  und  ebeng  „den  Körper 
wiegen"  (z.  B.  beim  Tanz),  nmbaiig-ambinq  „schaukeln",  oinbaitg, 
ür>  nmbang-2  „schaukeln"  (auf  dem  Wasser),  griombnng  und  bclom- 
bang  „Gewoge,  Wellengang". 

buwang  „parieren,  einen  Schlag,  Stoß  abwehren".  —  sahung 
„Fechthahn".  s'nnbung  „Stoß  des  Hahnes  beim  Fechten",  tnnbung 
,einen  Schlag  abwehren,  mit  Stöcken  schlagen"  (AVall-Tuuk,  Wilk. : 
40  „to  obstruct  the  passage").  —  Es  gehört  wohl  zu  buwang  „weg- 
werfen, abschaffen,  verstoßen,  abdanken",  b  njong  „werfen",  vgl. 
bo/ong  „gefangen  werden,  das  Land  verla.sscn"  (aus  dem  Jav.  ?). 
biiuutr  „verschwenderisch,  freigebig".  —  (/t)((bi(r  „verschwen- 
den", zu  einer  Wurzel  *b9r^)   „ausbreiten,  ausstreuen",  z.  B.  fabur 

l)  Mit  3  Ijczcicliiio  ich  im  folgenden  dio  Voknlisatlon  der  Wurzeln,  ohne 
Uiu-ksiclit  auf  ilire   Fürbung  (t(,  ?',  e,  u,  o). 


Wulff,   über  „Stammabstufung"  in  der  mal.  Wortbildung.       689 

, ausstreuen,    säen",     amhur  „sich  zei'streuen".     tehar   „ausbreiten, 
streuen"  usw. 

h alias  „zum  Anschließen  bringen  (z.  B.  Planken  eines  Schilfes); 
to  be  brought  to  a  stop  by".  —  tambus  und  timhus  „füllen  (ein 
Loch),  mit  Erde  bedecken",     kambus  „ein  Loch  füllen,  stopfen*"         5 

b  oj  a  s  „dick  und  hervortretend  (z.  B.  Bauch  einer  Schwangeren), 
extreme  obesity".  —  busieli  (men.)  „dickbäuchig",  busony  „An- 
schwellung des  Unterleibes". 

dedajalx  {m\^.)  „sich  mühsam  fortbewegen,  wackelnd  laufen 
(wie  eine  Ente)".    • — •    tjeledang-tjPledok  „wiegenden  Ganges  gehen",  lo 
berdjalau  terkedeh-l    „wackelnd   gehen  (Ente)",    vgl.    kedek    „ge- 
bückt",    tjeledok  „vor  einem  kriechen,    sich    erniedrigen",     tunduk 
„sich  bücken,  den  Kopf  beugen",     runduk  „sich  verbeugen". 

dahan  „Zweig".  — -  tandan  „Stengel  im  Büschel  von  Früchten". 

berdujun  „auf  einander  folgend";  men.  auch  „haufenweise".  i5 

—  tandan.  tindau  und  fundun  „aufeinanderlegen,  aufgehäuft". 

dijany  „am  Feuer  wärmen,  rösten",  daing  „getrockneter 
Fisch".  —  dendeng  „Streifen  getrockneten  Fleisches",  rendamj 
„braten,  backen". 

dojong    (dujong)    „baufällig,    schief   stehen  (vorm  Umfallen),  20 
wackeln";  von  Vögeln,  ehe  sie  sich  setzen  „schweben".  —  tjondong 
(tjondprong  und  tjen-)  „zur  Seite  neigend",    tjendang  (m  e  n.)  „schief". 
sendeng  {sinding)  „neigend",  men.  =  sendang  „schief"  (auch  von 
den  Augen),     serendeng  „zur  Seite  neigend". 

dawar  „winden,  aufwickeln".  —  indar  „rotierende  Bewegung".  20 
idar  (edar)  „umdrehen,  winden,  Platz  wechseln",     cf.  bundar  „rund". 

du  war  (mid.)  „schweres  Geräusch"  wie    bei    einem  Erdsturz. 

—  dar,  dur  „Knall",     djedur  „knallen",     sendar  „schnarchen". 

djuwak  „mit  gehobenem  Arm  emporhalten,  Segel  hoch  ziehen". 

—  tadjuk  „was   heraussteckt,    Haarzierat",     tundjuk  „weisen    auf",  so 
{t'elundjuk  „Zeigefinger".)    nndjuk  „reichen",  tandjak  „emporstehend". 
iendjak  „sich  steil  erhebend",     lundjak  „sich  auf  den  Zehenspitzen 
erheben,  springen,  emporstreben",    (cf.  redjuk  „aus  kauernder  Stel- 
lung emporspringen".)     gondjak  „weisen   auf". 

djuwak  „einen  Hahn  zum  Kampf  aufreizen".  —  adjak  „auf-  ^5 
stacheln,  antreiben". 

guwal  „Klopfer";  (mid.)  „schlagen,  klopfen".  — gagal  {m\dk.) 
„schlagen,  klopfen". 

gajun  „sich  hin  und  lier  bewegen,  baumeln".  —  aiigguit 
„wiegen,  wackeln".  10 

gauäng  (men.  ^=  gaung)  „Höhle".  —  djigong  „Hohlweg,  Tal". 
garujgang  „weit  auseinander",  mid.  „Öffnung,  Hiß",  g'cronggang 
„hohl ,  leer",  ronggang  „weit  auseinander  stehend"  (Zähne),  n  ng- 
gang  „wide  Separation,  leakiness".') 


1)  Ob  das  oben  (p.  G79)  erwähnte  gcroliong  hierher  gohüron    kanu,    läßt 
sich  nicht  leicht  entscheiden,    so  lange  als  die  Hodoutung  des  Präti.xos  gr-  und 


690        Wulff',    über  „Stanunabstttfung"  in  der  mal.  Wortbildung. 

g ajung  , Ausfall,  Hieb,  Stoß"  (beim  Fechten).  —  sigung  „mit 
dem  Ellenbogen  seitwärts  stoßen",  singgung  „seitwärts  stoßen,  an- 
stoßen",    agung  „anstoßen". 

gajor  (mid.)  „den  Höhepunkt  des  Wachsens  erreicht  haben". 
5  te-    „außergewöhnlich ,    sehr ,    all    zu".  —  djenggar-djenggur    ,groß 
gewachsen,  lang"  (von  Kindern),     djagur  „körperlich  ungewöhnlich 
entwickelt",     hagur  „groß  gewachsen". 

galt  (=  kait)  „Haken  an  einem  Stiel,  Bootshaken".  —  senggot 
und  engget  (batav.)  „mit  einem  Haken  abpflücken". 
10  tekijak    (mid.)    „Nacken".    —    thigkok    und    (ni  i  d.)    tukok 

„Kacken"  1). 

kuwak  „auseinander  reißen,  zerreißen".  Tcowak  „auseinander 
gehen,  durchbrochen  werden"  (z.  B.  ein  Zaun),  kojak  „(zer-)reißen". 
mid.  „enthäutet,  losgegangen",  (kelqjak  „losgehen",  mid.  kPlu- 
ih  j akY).  kuJiak  (w.  s.  Wall-Tuuk)  „auseinander  ziehen",  kuo'' 
(men.)  „gähnen".  —  gelokak,  gPlokak  „losgehen",  bukak  „öffnen". 
kelf'kak  (mid.)  „enthäutet". 

kekmoak  (mid.)  „Faust".  —  kekok  (mid.)  „Faust". 
kail-2    (oder    ki'kail)    „a  sore    throat   accompanied  b}'  pain 
20  in  swallowing",  m  i  d.  „sich  verschluckt  haben".  —  sengkol  „Schwierig- 
keit des  Schluckens"  z.  B.  infolge  eines  wunden  Halses,    mengkelan 
„etwas   in    der  Kehle    steckend  haben",     hangkal  „stecken  bleiben". 
ke-  -an  „in  der  Kehle  festsitzen". 

kaul   (w.  s. ,   Wall-Tuuk)   „umringen,    umzingeln"  (bat.  haol 
25  „umai-men").  —  rungkid  (rangktd,  j  av.  ?)  „umarmen",    singkil  „um- 
gürten", mid.  „Halskette",    hidxol  „kraus"  (Bart),     ikal  „kraus".  — 


des  Z-Infixes  noch  nicht  klar  erkannt  ist;  bemerkenswert  ist  wenigstens  die 
Übereinstimmung  von  gT'rohong  mit  geronggang.  ronggang  und  r enggang 
werden  Komposita  der  Wurzelformen  von  raung  und  gatumg  sein;  diese  Kom- 
position von  bedeutungsgleichon  Wurzeln  ist  übrigens  ein  mit  der  Iteration  als 
stammbildendem  Mittel  ganz  paralleler  Vorgang. 

1)  Schwierig  ist  d;is  Verhältnis  von  ti'inja/.-  zu  dem  bodeutuugsgleichen 
ketijak  (mid.);  eine  Metathesis  von  /.•  und  t  anzunehmen  ist  schwerlich  be- 
rechtigt, sondern  es  liegen  wahrscheinlich  die  beiden  Wurzeln  *kdk  und  *tdk 
vor  —  letztere  auch  in  dem  mit  ketijak  bis  auf  das  /-Element  übereinstimmen- 
den m a.\ g.  Jiatokn  „Nacken";  vgl.  noch  cam  takiieij,  takijo'y,  takijai,  taknei 
„cou",  railo  kekiici  (hei  Aymonier-Cabaton).  Durch  Komposition  von  Wurzel- 
formen dieser  Stämme  könnten  tekijak,  tukok  und  tengkok  sich  nun  wohl  er- 
klären lassen;  das  erste  Element  von  ketijak  dagegen  kann  die  in  halikat 
„Schulterblatt"  vorliegende  Wurzel  *k9t  enthalten;  anderseits  ist  aber  auch  ganz 
wohl  möglich,  daß  tc{ng)-,  tu-  und  ke-  Präfixe  sind.  —  Nocli  andere  verwandte 
aber  auch  unklare  Bildungen  zählt  Marre,  Apervu  p.  9G  (Separatabz.  p.  42) 
auf.  —  Für  beide  Wurzeln  vormute  icli  als  ursprüngliche  Bedeutung  „das 
Hintere";  vgl.  ram  knolc ,  lakuk  ,  lakank,  likulc  und  tauk,  alle  mit  der  Be- 
deutung  „hinten"   oder   „Kücken". 

2)  Die  Zugehörigkeit  von  kelojak,  kelujak  zu  dieser  Sippe  ist  nicht  ganz 
sicher,  weil  es  auch  eine  Wurznl  *hk  mit  derselben  Bedeutung  zu  geben 
scheint,  vgl, //•/«/.•  „losgehen,  abfallen",  lokat  und  longkut  „losgehen";  es  wäre 
aber  hier  —  wie  auch  in  vielen  anderen  Fällen  —  möglii-h,  daß  eine  Kück- 
bildinig  von  den   Formen  mit  ^-Intix  aus  vorbige. 


Wulff,   Über  „Stammabstufung"  in  der  mal.  Wortbildung.       691 

kulit  ,das  Umhüllende"  (auch  „praeputium").  kidiip  ,um  einen 
Zylinder  aufgerollt"  (in  der  Bedeutung  ,unbeschnitten"  ist  es  nach 
Wilk.  Lehnwort  aus  dem  arab.).  kulüing  (keliling)  „umgebend, 
um  herum"  (cf.  bat.  kuling  „Haut,  Fell*)^).  bekilong  (mid.)  „Ring 
an  Büftelhörnern ;  in  der  Luft  kreisen  (von  Vögeln)",  helolc  und  5 
kaloh  „Spiralornament". 

kail  „Fisehhaken".  —  dongkol ,  dengkol,  dengkol,  sengkol 
„krumm,  gebogen"  (Büffelhörner).  kokol  (kukul)  „krumm,  gebogen, 
kauernd". 

kuwal-2  „sich  über  etwas  erhebend  in  Bewegung  sein"  (wie  lo 
z.  B.  der  Kopf  eines  Schwimmers).  —  tembakul  „Name  eines  Fisches, 
der  mit  dem  Kopf  über  Wasser  schwimmt".  —  Hierher  gehört 
wohl  kawul  (batav. ,  wohl  aus  dem  sund.  entlehnt)  „Zünd- 
schwamm an  Bäumen".  —  bongkol  „Knoten,  Buckel",  bcngkil  „er- 
haben" (wie  eine  Geschulst),    dengkel  „Blasen,  Geschwüre  am  Fuß".  i5 

kuwal  „sich  hin  und  her  bewegen,  schaukeln",  kijal  „sich 
angestrengt  bewegen".  -2  „sich  krampfhaft  bewegen".  —  kekel 
(kikiT)  „schütteln"  beim  Lachen.  (?)dongkol-2  „a  convulsive  disease, 
in  children"  (Wilk.,  anders  Wall-Tuuk).  küir  „einen  Gegenstand 
auf  einem  anderen  hin  und  her  bewegen",  mid.  =  küor  , (Messer)  20 
schleifen". 

kuwil  „mit  einem  Hebel  heben".  —  ungkil  „mit  einem  Hebel 
heben",  tjungkil  „mit  einem  spitzen  Gegenstand  etwas  entfernen, 
indem  man  es  von  unten  herausbricht;  herauskratzen",  dongkel 
(batav.)  „Brechstange,  Kuhfuß".  25 

kekaicang  (mid.)  „hin  und  her  bewegen",  kuwang -kuwit 
„to  move  a  finger  backwards  and  forewards  on  its  Joint".  —  ung- 
kang-ungkit  „see-saw  motion".     ankong-2  „baumeln". 

sengkuwang  „Gurgel,  Kehle".  —  rukung  „Gurgel",  (kr-) 
-an  „Kehle",     rengkong,  {kp-)rongkong  „Schlund,  Kehle".  so 

kait  (=  galt)  „Haken  an  einem  Stiel,  Bootshaken",  te-  (mid.) 
„an  etwas  hängen  bleiben",  kaut  „mit  den  Händen  oder  Armen 
zusammenscharren"  (vgl.  sund.  kaod.  „Harke  mit  krununen  Zähnen"). 
—  sanqkut  „Haken ,  hängen  bleiben",  kokot ,  kukuf  „hakenartig 
gebogen ,  krumm".  meng-  „mit  den  Fingern  zusammenharken".  35 
kih'ekut  „durch  Krankheit  gekrünmit  (Ai-m) ;  durch  Hitze  gekrümmt 
(Papier  u.  ä.)".  kerokot  (kh-ukut)  „zerknittert",  kihreket  „ganz  ge- 
schlossen" (Hand) ,  „zerknittert",  fjukif  „Gabel",  djangkit  „mit 
Dornen  gestochen,  durchbohrt;  hängen  bleiben",  djhujk/'f  , aufwärts 
gebogen",  sikat  „Egge,  Kamm ;  harken,  känunen".  djaugkat  „schräg  lo 
emporstehen". 

kujat  (mid.)  „losgegangen".  —  lokaf  „los-,  abgehen". 

k awit  „Verwandtschaft".  —  suku-sakat  „Familie"  (im  weitesten 
Sinne). 

1)  Dieser  Fall  von  Komposition  zweier  Wurzell'ormeu  ist  deshalb  besonders 
interessant,  weil  entsprechende  Formen  auch  im  austro-as.  mehrfach  vor- 
kommen; s.  Schmidt,  Mon-Khmer-V.  p.  151   Xo.  173. 


692        Wulff',   Über  „Stammahstufung"  in  der  med.  Wortbildung. 

Ixcruvyat  „Laus".  —  hutu  „Laus". 

luj'uh  „schläfrig",  djeluioih  „schwindelig,  verwirrt".  —  Jolah 
„matt,  müde,  kurzatmig",     keloli  und  loh  „außer  Atem  sein". 

law  ah  „großer  Zwischenraum;  ungehindert,  frei,  weit  (Blick)". 
5  —  djelah  „deutlich,  sichtbar,  ungehindert  (Blick)",     serelah  „sicht- 
bar, durch  nichts  verdunkelt",     vgl.  tjelah  „Zwischenraum",     belah 
„spalten"  usw. 

luwih  „der  letzte  im  Wettlauf,   am  entferntesten  vom  Ziel". 
—    leleh,    mid.    lilih    „langsam    fließen    oder   laufen",     mid.  auch 
10  „langsam,  träge:  viel  Zeit  zu  etwas  gebrauchen",     tjeleh  „träge". 

lijulx  Qijolx)  „den  Körper  biegen  und  winden,  sich  hin  und 
her  bewegen,  schwanken".  —  kolak-lialelc  „hin  und  her  schlagen, 
wackeln",  djalak  „wackeln,  wanken",  vgl.  noch  kelek  „den  Ober- 
körper biegen ,  seitwärts  bewegen"  (z.  B.  um  etwas  auszuweichen). 
15  ilak  „ausweichen".  kaloJc,  kelok  „Schlangenlinie".  {P^lok  „Krümmung 
eines  Kris".  telok  „Krämmung  der  Küstenlinie ,  Bucht",  Icalok 
„Hakenform,  Haken",  kelok  „Bogen ,  krumme  Linie",  kelok-kelek 
„Ausflüchte  suchen". 

2)  ('  {r)  Iah  an  „langsam",    la  u  n  „lange  Dauer,  langwierig"  (s  und. 
20  auch  „langsam,  sachte").  —  alun  „langsam,  träge",     landjut  „lang- 
wierig",     landjur    „dauernd".      lambat    „langwierig"    {lamhat  -  laun 
„langsam").      lembam    „träge,    langsam",      vgl.    landjar ,    landjomj, 
londjong,  landonxj  „lang". 

lain  „anderer,  anders",    lajan  „zur  Seite  stehen,  behülflich 
2.5  sein"  (sund.  „beisammen,  zusammengehen"),    law  an  „Gegeni^artei 
(im  Gespräch),  Gegner"  (sund.  „zu  etwas  gehörig,    Genosse,    Ehe- 
hälfte")^). —  Wohl  zu  salin  „wechseln"  (besonders  Kleider),  „tauschen, 
übersetzen". 

lijang-lijut  „taumeln",  ge-  „sich  winden"  (wie  eine  Schlange), 

so  ke-    (mid.)    „sich    krampfhaft   krümmen    und    winden"-),     lajoiuj 

m  i  d.    „horizontale    Bewegung    der    Hand    hin    und    her    über    dem 

Weihrauch ,    hin  und  her  fliegen".  —  y^l-^^y  „den   Kopf  schütteln". 

Icnggang  „schaukeln",     lenggok  „hin  und  her  bewegen ,  schaukeln". 

luwang  „nachlassen,  pausieren",   men.  „Raum,  freier  Platz". 

35  —  solang    und   lang  „Zwischenraum,    Pause",     linggang  „Pause"^'). 

kr iuioang  „fliegender  Hund".  —  kalung  „eine  dem  krluwang 

ähnliche  Fledermaus". 

lajur  „über  Feuer  sengen,    brennen,    rösten".   • —   sclar  „mit 
glühendem  Eisen  sengen ,  brandmarken",     fjelor  „in  heißer  Flüssig- 
40  keit  brühen". 

leicar  „in  Menge,    in  Haufen    fliegen  oder  laufen".  —  belar 
,to  creep  everywhere  in  great  numbers,  as  ants"  (Wilk.). 

1)  sund.  und  sonst  lij an  =  inR\.  lain.    Man  vgl.  noch  htm  lin  ,.union, 
iinir,  joiiidro,  rapproclior",  usw. 

2)  Vgl.  liior/u  gdjang  (p.  680)  und  krfcawang\  ferner  die  Kulinote  2  p.  690. 

3)  Die   Wurzel   ist  vielleicht    identiscli    mit    der    oben  (p.   678)   erörterten, 
mit  der  Hedeutuiig   „Holilhoit,   Loch". 


Wulff',   Über  „Stammabstufung"  in  der  mal.  Wortbildung.       ß93 

lijas  „invulnerability  b}'  causing  the  enemy's  weapons  to 
miss  their  mark".  pP-  „Zaubermittel  gegen  Projektile".  —  kelis 
, einem  Schlag  ausweichen". 

lawas  m\^  luwas  ,frei,  ungehindert,  weit,  geräumig,  oifen". 

—  lus  „frei,  ungehindert".     hang{e)las  „ungehindert,  frei,  weit,  leer".   5 
beliis  „frei,  ungehindert,  lose",    bulus  „kahl,  ohne  Äste  oder  Blätter, 
kinderlos". 

lij at  „lehmig,  zähe,  biegsam",  lijut  „zähe,  lederartig  (Speisen), 
schlüpfrig",  (lijat-lijuf  „sich  biegen  ohne  zu  brechen,  sich  winden"). 
lujut  „sich  herabbeugen"  (Zweige,  durch  das  Gewicht  der  Früchte),  lo 

—  selut   „zäher    Schmutz",    jjiduf    „klebrig,    Gummi".     bi'Iut  „sich 
biegen",     cf.  bellt  „Windungen  einer  Schlange". 

lewat  „Eile,  Hast".  —  kulut  (w.  s.)  „eilig",  mid.  „verworren" 
(Haar),     golot  „eilsam  verrichten". 

muwah    (men.)     „nadrukswoordje".     —    mali    und    nioh    =  i5 
viuinah  (m  en.). 

tjijah-mijah  „zwitschern,  wimmern".  —  kemak-kemik-  „kichern, 
mit  sich  selbst  plaudern",     memek  „wimmern,  weinen". 

njijah  (men.)  „weg,  verloren".  —  (r)njnh  „fort,  weg,  Ver- 
lassen"   {mrng-   -kan    „weg   jagen"),    men.  =  njijah.     Dazu    wohl  20 
sijuh  „Ausruf  womit  man  Tiere  verscheucht". 

njijur  „Kokos".  —  anjur  „Kokospalme". 

ngijot  (mid.)  „Bauchreißen".  —  rengut  „Zucken,  Krampf". 
rongat  „Bauchgrimmen". 

p  a  u  h  „Lende,   Schenkel,  Viertel".  —  paJia  „Schenkel,  Lende,  25 
Schinken,  Viertel". 

pawah  „Sold,  Lohn".  —  upah  „Lohn,  Kaufpreis",  thnpah 
„Geld  an  die  Hand  geben". 

puxoili  „zerbröckeln,  zerfallen".  —  rapoh  „sj^röde,  zerbrechlich, 
bröckelig",    rapih  „bröckelig,  Krume",     vtpeh  „zerbrechen,  bröckeln",  so 
puhi  „leicht  zerfallend",  (r'cput-)  =  {rtput-)  y)rA?</ (K  e  d  a  h ,  rrput- 
ropui  Riau.)^). 

paok  (m  i d.)  „Teich,  Reservoir,  wo  Wasser  für  Reisende  auf- 
gesammelt wird".  —  lopak  „Vertiefung  in  der  Erde .  wo  Wasser 
stehen  bleibt,  Pfuhl".  :ir> 

tempojak  „breiartige  Masse  von  eingesalzenem  Durian-Fleisch". 
tempujak  (mid.)  „saurer  Brei  von  Durian".  —  Icmpok  „in  Zucker 
gekochte  Früchte,  bes.  Durian".     iompek  „Brei  aus  Sago". 

pijal    „Kamm    oder    Kehlläppchen    eines   Hahnes",      pajlan 


1)  pchui  ist  schwer  verständlich;  man  könnte  sich  denken,  diiß  es  sowohl 
das  h-  als  das  ?i'-Infi.\  enthielte,  und  das  auslautende  -h  dissimilutorisch  po- 
schwunden  wäre ;  zwei  auteinanderfolt!;onde  h  in  einem  Wort  könne  ich  nur  in 
der  Interjektion  höh.  Es  kann  aber  auch  von  puhi  aus  gebildet  sein,  wobei 
die  Form  des  Infixes  {-i'-)  dieselbe  wie  in  gcrchak  wäre;  vgl.  Iciioik  (p.  GSli); 
-t'h-,  -ej-  und  -eio-  kommen  im  ajav.  häutiger  vor,  und  sind  wohl  mit  sund. 
•Öh-,  -öj-,  -öw-  identisch. 

Zeitschrift  der  1>.  M.  G.     lld.  LXU.  45 


694        Wulff,   über  „Stammabstufung"  in  der  mal.  Wortbildung. 

(mid.)^)  selbe  Bedeutung.  — genipul  , klumpig,  Auswuchs",    ampid 
^schwellen". 

pohon  {puhun)  „Ptianze,  Baum,  Stamm";    Numerativum  für 
Bäume    und    alle    Stengelgewächse.   ■ —   rumpun    „Stengel ,    Halm" ; 
5  Numerativum  für  „individual  plants",  wie  Gräser  u.  ä. 

pohon  ^inständig  bitten,  um  Urlaub  bitten,  höflich  Abschied 
nehmen".   ■ —   ampun  „Vergebung ,    Gnade",     vgl.  ^:>i'nfe(Ä:)  „bitten". 

paing   und  pahing   (mid.)  „Weisheitszahn,   Stoßzahn".  — ■ 
pinggah  (mid.)  „Zähne  wechseln",     ovipong  (batav.)  „zahnlos". 
10  ^^^m^^yar  „auseinander  stoben".  —  lampar  „ausgebreitet,  sich 

verbreiten".     {h)ampar  „ausbreiten". 

pahat  „Meissel". — puput  (batav.  und  men.)  „Brecheisen". 

pahut  und  paut  „fest  anfassen ,  festhalten  ,  an  sich  ziehen ; 
fest  eingeklemmt".  hVpijat  „ausgepreßte  Kokosnuß".  —  djemput 
15  und  djuput  „zwischen  dem  Daumen  und  einem  anderen  Finger 
fassen ,  wegnehmen".  sepit  „kneifen ,  eingeengt ;  Zange".  kepit 
„zwischen  Arm  und  Seite  klemmen ,  tragen",  sempit  „eingeengt". 
dempet  „fest  aneinander  gedrückt",  empet  {impit)  „aneinander 
drücken",  dompat  „dicht  aneinander"  pipit  (b  a  t  a  v.)  „Gerät  zum 
20  Auspressen  von  Kokosnüssen". 

pijut  „Enkels  Enkel",  pijut-pij at  „ferner  Nachkomme".  — 
mumjjat  (batav.)  „Neffe   vierten   Grades",     empat  „vier". 

rajali    „rauben,    plündern,    verführen".    —    djarah    „rauben, 
plündern". 
25  rijoh  (mid.)  „Mühe,  Last,  Sorge;  mühsam",    rajali  „alters- 

schwach". —  hereh  „mühsam",  mid.  „ermüdet,  geschwächt,  schlaff". 
djereh  „Mühseligkeit,  schwierige  Lage;  mutlos",    pereh  „erschöpft". 

ruwah  „auswerfen,  aus-,  übergießen".  —  tjoraJi  {tjurah)  „aus- 
gießen ,    ausschütten".      fjuroh    (m  i  d.)    begießen".      tjerah    (2}''rut) 
30  „starker  Durchfall". 

rijak  (batav.  reale)  „Schleim,  Speichel",  g'e-  „auf husten". 
gerehak  „Schleim  aufhusten"**).  —  srrak  „Schleim  in  Hals  und 
Brust". 

rojak  „größer   werden"  (Wunde,    Geschwür),     ruwak  „sich 
35  verbreiten,  größer  werden,  sich  mehren".  —  parik  „(Feuer)  schüren". 
tarak  „ausdehnen",      inarak  „aufflammen,  schüren". 

rawak  „schinden". —  urak  „lösen,  mausern.  Haut  wechseln". 

miirijam,  merjam''^)  „grobes  Geschütz,  Kanone".  —  Gehört 
gewiß  zu  den  Geräuschbezeichnunffen  runi,  ram   usw. 


'o^ 


Ij  Eigentümliche  Form  {j^ajl-nn),  die  jedoch  nicht  für  *j)ailnn  vorschrieben 
zu  sein  scheint  —  es  steht  zwisclien  pajan  und  ]iajoe;  ob  es  falsch  gehört  ist? 

2)  Über  grreluik  sielie  die  Fußnote  p.  G93. —  Die  im  batav.  bisweilen 
vorkommenden  Formen  mit  -ea-  und  entspr.  -eo-  (krcot)  sind  schworlicb  echt 
mal.;   wiihrsclieinlich   sind   sie   nus  -i/d-,  -iju-  hervorgegangen. 

.'ij  Formen  wie  inr-rjnm  sind  im  mal.  selten  (ich  kenne  noch  kopjor, 
vielleicht  gibt  es  noch  einige);  zu  vergleichen  ist  kcwik ,  gerehak  (Fußnote 
p.   693j    und    vor    allem    l.iricang   Tmen.    hiruicnng)    ^der    Malajenbär".      Das 


Wulff,   tjher  „Stammabstufung"  in  der  mal.  Wortbildung.       695 

niereeng  „mager" ^).  —  aritng  ,schlank,  schmächtig",  vgl. 
ranghau  (mid.)  »lang  und  schlank",  rangui'  (nien.)  „leidend, 
siechend",  ranggieng  (m  e  n.)  „mager".  —  Vielleicht  hierzu  (me-) 
rijang  „fieberhaft",     gering  ^Krankheit",  mid.  „fieberhaft". 

rewang  „gieren"  (Schifi").  —  serong  „schief,   von  der  graden    5 
Richtung  abweichend",     sereng  (men.)  „abweichen,    von   der  Rich- 
tung abgehen",     bei'ong  „schief,  falsch  gerichtet"  (Geschütz). 

beruwang  tugu  (mid.)  „Totenbahre".  —  {bö-)larong  „Sarg, 
Totenbahre",     lerang   „(Toten-)Bahre". 

rajap    (mid.)    „Menge,    viel",      ngerijap    „wimmeln".    —  lo 
kerap  „dicht  beisammen,  Häufigkeit".     larap  „multiplicity". 

sajih  (mid.)  „versorgen,  behüten,  großziehen".  —  asoh 
„pflegen ,  warten ,  großziehen",  peng-  „Kinderwärterin",  cf.  usah 
„behutsam,  Acht  geben". 

si'jah  „herumtoben".  —  rusoh   „Getobe,    Gerase",     me-  „üble  is 
Laune  bekunden",    resak  „übel  gelaunt,  aufgeregt",    lisah  {be-  und 
ge-)  „um-uhig,    aufgeregt"-),     keloh-kesah   „ungeduldig,    aufgeregt". 

sawah  „bewässertes,  unter  Wasser  gesetztes  Feld".  —  basah 
„naß,  mit  Feuchtigkeit  getränkt",     basoh  „waschen". 

sauk    „seufzen".    —    kesak    „tief    atmen,    seufzen".      esak  20 
„schluchzen". 

sijal  „Unheil  bekundend,  ominös,  unglücklich,  nicht  erfolg- 
reich", suwil  „widerwärtig,  Drangsal  bringend",  sewal  „Un- 
glück; ominös".  —  sesal  „Leidwesen,  Verdruß",  kesal  „Arger, 
Kummer,  Überdx'uß".  25 

saJiing  (w.  s.  Wall-Tuuk)  „Verschiedenheit,  verschiedene  Alten 
von".  —  masing  „einzeln,  jeder  für  sich". 

sawang  „Seichte".  —  gusung  und  busung  „Sandbank"  (im 
Wasser),  vgl.  suwang  „Bergsattel". 

{?)saioong  (jav.  suwung)  „wüst,  leer".  —  kosong  „leer".       30 

suicap  „Bissen;  einen  Bissen  vorhalten,  in  den  Mund  stecken". 
—   susop  (mid.)  „schlürfen,  küssen". 

sijar:  papan  —  „oberste  Planke  der  Schitfsseite".  —  pasir, 
jJf'Smr  „Seestrand",     siisur  „Saum". 

slJar    (mid.)     „Cikade".    -        gasir    (batav. ;    men.    gaste)  %b 
„Grillenart".     Gehört  zu    sir  ^    sar,    sur ,  Bezeichnungen    zischender 
Geräusche,  usw. 

tu  10 ah  „Glück,  Segen,  Gedeihen".  —  Wahrscheinlich  ist  hier- 
mit zu  verbinden  tuhan  „Gottheit,  Gott";  die  regelmäßige  Schreibung 

Wort  gehört  vielleicht  zu  ruwang  „Ilöhlo".  Häutiger  sind  sie  iui  «jav.,  aber 
es  fragt  sich,  ob  sie  von  den  z/V/-Formeu  ursprünglich  verschieden  sind.  — 
peterum  und  trrum  sind  wohl  entlohnt  („l'iitrone"),  und  letzteres  aus  ersterem 
hervorgegangen,  indem  j)'-  'i's  das  gewöhnliche  Präli.x  gelalit  wurde. 

1)  Auch  diese  Form  dürfte  schwerlich  echt  mal.  sein,  obwohl  sie  nicht 
als  entlohnt  bezeichnet  ist;  einige  ähnliche  Formen  könnt  das  men.,  ihre  Ent- 
stehung ist  nicht  sicher  bekannt. 

2)  Vgl.  mi  d.  hrlis  „lärmen,  rasen*  mit  belisah;  letzteres  aus  *biii^  -f-  tiah? 

45» 


696        Wulff,   über  „Stammahstufung"  in  der  mal.  Wortbildung. 

dieses  Wortes  mit  -//-  macht  es  unwahrscheinlich,  daß  es  zu  tuwan 
.Herr"  gehört,  wie  gewöhnlich  angenommen  wird.  Man  vergleiche 
noch  men.  ba-,  gebraucht  von  Amuletten,  die  dem  Besitzer  Glück, 
anderen  Unheil  bringen,  und  die  Formen  der  verwandten  Sprachen, 
5  z.  B.  bat.  mortuioa  u.  a.  , heilig  sein".  Weiter  ist  damit  vielleicht 
zu  verbinden: 

tajuli    „durch  Träume    zu    erfahren  suchen,    ob    ein  Wunsch 
erfüllt    werden    wird".    —    telah  „voraussagen",     telatah^)  „Zeichen 
was  einer  zu  tun  beabsichtigt,    ob   einer  schuldig  ist".     Vgl.  tHuh 
10  „Zauber"  (j  a  v.   ^unheilbringender  Geist"). 

tawaTc  „kupferner  Kübel  zum  Draufschlagen,  Art  von  (jcnu)'^. 
—  ketoh.,  ein  ähnliches  Instrument :  zu  den  Geräuschbezeichnungen, 
tak,  tik,  tuk.  tok  usw.     tukul  „schlagen". 

tu  weil  „Klotz,  Block,  kurz  geschnittener  Ast".  —  sintal  „kurz 
15  und  dick",     sintal  „dick",     kuntul  „stumpf". 

tajang  „in  der  Hand  halten".  —  tatan<j.  tenting  „in  der  Hand 
tragen",      tatimj    „mit    ausgestrecktem  Arm    in    der    Hand    halten". 
tanqan  „Hand.  Arm,  Ärmel",     tanqkap  „greifen,   fassen",     tungkai 
„Bein,  Pfote". 
20  tijang  „senkrechte  Stütze,  Säule,  Mast".  —  hatang  „Stamm, 

Stock,  Stiel",  tangkai  „Stengel,  Stiel",  tongkat  „Stütze,  Stab". 
tuvggul  „Stamm  ohne  Zweige",  tongga'  (men.)  „Pfahl,  Pfosten". 
tanggang  „stützen"-'). 

tijung  „gracula  religiosa"  (ein    schwarzer  Vogel    mit   gelben 
25  Hautlappen  an  den  Ohren,  Wall-Tuuk).  —  sunting  „einen  Schmuck- 
gegenstand (Blume  u.  ä)    hinter    dem   Ohr   tragen".     Vgl.    fjentong 
„Schopf"    einiger    Vögel.      tjetjintong    „Haarlocken    an    der    Stirn. 
Flechte". 

tijup    und    tijep    (mid.)    , blasen    (auch    auf  Instrumenten), 
30  wehen".  —  letup  „Blasinstrument",    dazu   bat.  ultop ,    gajo  htöp, 
jav.  tulup>  usw.  „Blasrohr",  ferner  die  Geräuschbezeichnungen  tup^ 
letup  usw. 

tawar  (mid.)  „Pocken".    —   tjatar  „Pocken",    men.  „Narbe, 


1)  telatah  wohl  <^  *tHah-tah;  die  Form  der  Iteration  ist  nicht  selten, 
z.B.  bat.  tarolc-tok  ,.die  Stelle  in  der  IJrust,  wo  das  Herz  klopft"  zu  tak,  tik, 
tuk,  ki'tok  usw.;  sund.  trrcugting  „schnell  hiufen";  trug  und  tung-triig  „laufen". 
p'-rrkpek    „unausgesetzt   schlagen",    peJc    „schlagen,    hacken,   hauen"    {pekprek 

„zerschlagen"),  tireptrp  und  tep  „brennenden  Schmerz  empfinden".  Im  mal. 
lindet  man  solche  Uildungen  niclit  so  leicht,  weil  die  weitgelienden  Konsonanten- 
assimiiationen  sie  wenig  durchsichtig  gomaclit  haben;  z.  H.  btrumhoug  (mid.) 
und  bumbüng  (mid.)  „Bambusdose  für  künstliche  Hahnensporen".  —  Als  eine 
Bildung  dieser  Art  fasse  ich  jav.  djaridji  zu  djari  „Finger",  das  Brand- 
stetter,  Prüd<>mus,  j).  ;}8  nicht  zu  erklären  weiß;  es  geluirt  zu  tnd'ju  „weisen 
auf",  vkI.  daj.  tiindjuk  „Finger",  mal.  tiliiin/juk  „Zeigefinger*-  neben  mal. 
tundjuk   „zeigen,   weisen   auf".      Weiteres  Material   bei   Brandstettor. 

2)  Schmidt:  Mun-Khmer-V.,  p.  i;{2,  No.  51  behandelt //a/«H,7  und  tangau 
als  von  einer  AVurzel  gebildet,  vielleicht  mit  Kocht.  Dann  gehören  auch  tajang 
und  tljaug  zusammen. 


Wulf,   über  „Stammabstufung"  in  der  mal.  Wortbildung.       697 

Fleck",    djuntur  „geschwollen"  (b  a  t  a  v.  c?/ojitor  „Ausschlag"),    hotor 
„Drüse,  Geschwür",     hutir  „Korn",  m  e  n.  butie  „Warze". 

fiiioi's  „mit   einem  Hebebaum    voneinander    stoßen",     tuioas 
„Hebebaum".  —  jnitus  „abbrechen".     tPtas  „losbrechen,  auseinander 
reißen",    betas  „avifgerissen,  auseinander  gegangen",    retas  „aufgehen,  5 
reißen",     gentas  „abbrechen,  abpflücken",     rentas  und  riuitas  „zer- 
reißen". 

k'etuioat  „AVarze".  —  bintit  und  bintat  „kleine  Schwellung, 
Bläschen,  Mückenstich",  untut  „Schwellung  am  Bein",  vgl.  kelentit 
„clitoris"  neben  ketot  (raid.)  „part.  pud.  fem".  lo 

tjawak  „Grübchen"  am  Körper.  —  rHjak  (i]'")  „Pocken- 
narben",    berfjak  „pockennarbig". 

tjijap  „Quantum,  das  man  mit  Daumen  und  Zeigefinger  um- 
spannt".   —    tjap  =  tjijap    vgl.    tjapai    „mit    der   Hand    fassen". 
tjipai  „greifen,    fassen";    anderseits:    tjubit  „Griff  mit  Daumen  und  15 
einem    anderen    Finger",      tjobek    „kleine    Masse    mit    zwei    Fingern 
aufgenommen". 

tjawis  „bereit,  fertig".  —  betjus  {hat ay.),  (ncjga-  „nicht  in 
Ordnung,  nicht  gut". 


698 


Die  biblisch-hebräische  Metrik. 

VortrasT,  gehalten  auf  dem  XV.  Internationalen  Orientalistenkongrreß 
in  Kopenhagen  (17.  Aug.  1908). 

Von 
Prof.  Dr.  P,  Myard  Schlögl. 

Obwohl  ich  bereits  im  Mai  1905  in  einer  der  besten  belletristischen 
Zeitschriften,  der  „  Gottesminne ",  die  Hauptergebnisse  meiner  neuesten 
Untersuchungen  über  die  biblische  Metrik  veröffentlicht  habe,  sind 
diese  leider  —  soviel  ich  weiß  - —  von  den  fachmännischen  Kreisen 
.')  unbeachtet  geblieben.  Jeden  Tag  fast  erscheint  eine  neue  Schrift, 
die  vom  hebräischen  Metrum  redet,  ohne  eigentlich  zu  sagen,  worin 
es  bestehe  und  was  sein  Wesen  ausmache.  Daher  kommt  es  denn 
auch ,  daß  die  Verwirrung  immer  größer  wird ;  spricht  man  doch 
vom  Metrum  der  Psalmen ,  vom  Metrum  des  Jesaja  usw.  usw.,  als 

10  ob  jedes  poetische  Buch  ein  eigenes  Metrum  hätte.  Wenn  jemand 
von  der  Metrik  Schillers,  Goethe's  usw.  oder  gar  von  der  Metrik 
einer  einzelnen  Ballade  Sehiller's  oder  Goethe's  sprechen  wollte, 
würde  er  gewiß  nur  verlacht.  So  gibt  es  im  Hebräischen  nur 
eine    Metrik ,    welche    allen    poetischen    Büchern    der    hebräischen 

15  Bibel  gemeinsam  ist.  Der  beste  Beweis  dafür  ist  das  Resultat 
meiner  soeben  angestellten  Untersuchung  sämtlicher  poetischen 
Bücher  und  aller  in  den  prosaischen  Büchern  enthaltenen  Lieder 
und  Verse.  Ich  ging  von  einer  textkritisch  sehr  gut  erhaltenen 
Stelle  des  Propheten  Jesaja  aus.    Um  nicht  irre  zu  gehen,  ließ  ich 

20  alle  bisherigen  Theorien  über  das  hebräische  Metrum  unberück- 
sichtigt und  untersuchte  im  masoretischen  Texte  die  Beziehung 
zwischen  der  Zahl  und  Quantität  der  Silben  einer-  und  dem  Wort- 
akzent andererseits,  um  so  die  Regeln  für  den  metrischen 
Akzent    zu    erforschen.      Zu    diesem    Zwecke    bezeichnete    ich    eine 

2.'.  Silbe,  bestehend  aus  Konsonant  +  kurzer  Vokal,  als  leichte  (-) 
und  eine  Silbe,  bestehend  aus  Konsonant  +  kurzer  Vokal  +  Konso- 
nant oder  Konsonant  +  langer  Vokal,  als  schwere  (-).  Hier 
möchte  ich  bemerken ,  was  auch  Sievers  längst  betont  hat,  daß  es 
sich  in   der  Metrik   niclit   wie   bei   der  Musik  um   rationale,  sondern 

so  um  irrationale  Zeilen  handelt.    Während  also  in  der  Musik  ^  =  J  J 


Schlögl,  Die  biblisch-hebräische  Metrik.  699 

ist,  entspricht  die  metrische  Länge,  wenn  man  die  Kürze  als  J  um- 
schreibt, etwa  ä-,  d.  i.  J  J  .  Zählt  man  mit  Grimme  Konsonanten 
und  kurze  Vokale  als  einmorig  und  lange  Vokale  als  zweimorig, 
dann  ist  wirklich  die  schwere  Silbe  gleich  anderthalb  leichten. 

Außer    diesen    beiden  Arten    von    einfachen   Silben    gibt  es    5 
im  Hebräischen  noch  zwei  Arten  zusammengesetzter  Silben  (Doppel- 
silben), nämlich   1.  die  sogenannte  geschlossene  Silbe  mit 
langem  Vokal,  welche  nur  am  Wortende  vorkommt  und  eigent- 
lich aus  einer  schweren  und  einer  leichten  Silbe  besteht,    nur  daß 
letztere    ihren  Vokal    schließlich    ganz    abgeworfen  hat,    wofür  der  10 
Vokal  der  ersteren  noch  mehr  gedehnt  wird,  die  einzige  Zerdehnung. 
welche     dem   Wesen    der    hebräischen    Sprache    entspricht    (gegen 
Sievers,  der  die  Zerdehnung  willkürlich  anwendet),  z.  B.  Di"'  jö-°-vi 
{iür  jaii-mu);    DT  'ä-"-7?i  (für  'ä-mu,  entstanden   aus  'i1m-mu),  ni?2 
mö-°-th    (für   mml-thu).     Während   in  diesen  Beispielen  der  Vokal  15 
der    ersten  offenen  Silbe  zerdehnt  wird ,    weisen  die  Dual-  und  die 
zerdehnten  Segolatformen    einen  Hilfsvokal    nach   der  geschlossenen 
ersten  Silbe  auf,  z.  B.  D'^b^'i  rilg-laj-im  (für  räg-lctj-mt),  "^bu  mäl- 
ä-kh    (für    mal-ku) ,    niw    mav-e-th    (für    maii-fhu) ,    ncD    sef-e-r 
(für   sz'f-ru) ,    '^7.p    kod-e-s   (für    kud-su);    2.  die   durch   das  so-  20 
genannte    Schwa    medium    geschlossene    Silbe,    welche 
eigentlich    aus    zwei  ganz  leichten  (flüchtigen)  Silben ,    nämlich  aus 
einem  doppelten  Schwa  mobile  besteht.    Während  das  zweite  Schwa 
fast  ganz  geschwunden  ist  (doch  beachte  das  Fehlen  des  Dages  lene 
bei  ncm^n),  ist  dafür  das  erstere  zum  Vollvokal  geworden:  z.  B.  2:, 
'ibüip  für  ib:;]?  und  ''12'Dn  für  ''iz'z'n. 

Um  aber  die  einfachen ,  leichten  und  schweren  Silben  richtig 
zu  unterscheiden,  muß  man  über  die  Quantität  der  Vokale 
im  Klaren  sein.  In  dieser  Beziehung  haben  die  hebräischen  Gramma- 
tiker des  Mittelalters  eine  große  Verwirrung  angerichtet,  indem  sie  ;ui 
Kames  für  langes  a.  Pathach  für  kurzes  a,  Sere  für  langes  e, 
Segol  für  kurzes  e  und  Cholem  für  langes  o  erklärten  und  die 
Regel  aufstellten,  daß  jede  offene  Silbe  langen  Vokal  habe.  Diese 
Regel  ist  aber  ganz  falsch;  alle  genannten  Vokale  können  bald 
lang ,  bald  kurz  sein.  Denn  die  hebräischen  Vokalzeicheu  be-  .ir. 
zeichnen  nicht  so  sehr  die  Quantität  als  vielmehr  die  Qualität,  die 
Klansfarbe.  Dies  hat  längst  Grimme  in  seiner  hebr.  Akzent-  und 
Vokallehre  nachgewiesen.  Man  komme  daher  ja  nicht  mehr  mit 
dem  Einwände,  daß  uns  die  Aussprache  des  Hebräischen  nicht  hin- 
länglich bekannt  ist.  Nicht  die  Qualität ,  sondern  die  Quantität  m 
ist  für  die  Metrik  entscheidend.  Ob  nun  die  Vokale  kurz  oder 
lang  sind ,  muß  in  jedem  einzelnen  Falle  die  Wortbildungs-  oder 
Flexionslehre  anheben.  Betreffs  der  Wortbildung  betrachtet  man 
am  besten  die  zugrundeliegende  Form  im  Arabischen  oder  im 
Assyrischen,   nur  hat  man  zu  beachten,  daß  der  hebräische  Wort-  i.'> 


700  Schlögl,  Die  billisch-hebräische  Metrik. 

akzent  in  der  Endsilbe  des  N  o  m  e  n  s  den  Vokal  dehnt  und  seine 
Klangfarbe  ändert  (vgl.  32^72  und  33^^73 ,  yn  und  ■'xn ,  ü^  und 
■m  usw.  usw.) .  Avährend  dies  in  der  geschlossenen  Endsilbe  der 
Verbalformen    nicht    der  Fall   ist.     So  z.  B.  enthält  b::p  nicht 

-  't 

.'.  zwei  schwere  (-  -) ,  sondern  eine  offene  leichte  (p)  und  eine  ge- 
schlossene (schwere)  Silbe  (bu:)  also :  -  - ;  ob::~  enthält  nicht  zwei 
schwere  und  eine  leichte,  sondern  zwei  leichte  (p  und  ::)  und  eine 
(durch  Ersatzdehnung)  schwere  Silbe  (nb  für  nb) ,  also :  -  -  - ; 
ferner  enthält  blip   scheinbar  nur  zwei  Silben  (eine  offene  und  eine 

10  zusammengesetzte  Silbe  der  ersten  Art),  die  aber  ursprünglich  drei 
waren  (-  -  -),  wie  das  arabische  käillu{n)  und  das  assyrische  käsi- 
du(m)  zeigen.  Da  die  Endsilbe  den  Vokal  abgeworfen  hat ,  wird 
der  Vokal  e  durch  die  Macht  des  Akzents  lang  und  zerdehnt 
{-te-^-l).      Für     die    Prosodie    ist    die    Silbe    aber    als    Doppelsilbe 

15  (schwer  +  leicht)  zu  rechnen.  Ebenso  ist  in  V5;::jp  die  scheinbar 
durch  Schwa  medium  geschlossene  Silbe  'c."^  als  doppelte  leichte 
("-)  zu  rechnen.  Bei  den  Verbalformen,  d.  h.  bei  den  kon- 
jugierten Formen  ist  die  geschlossene  Endsilbe  außer  Hiphil 
ind.  perf.  (:>-^X2'^li)  und  imperf.  (b-«::]:^)  usw.  immer  nur  eine  einfache 

20  schwere  Silbe  mit  kurzem  Vokal  (vgl.  den  arab.  Jussiv  jdk-tid). 
Mag  man  also  ji'ktöl  mit  oder  ohne  i  schreiben ,  mit  Cholem  oder 
Kames  chatuf  oder  Chatef  Kames  punktieren,  der  o -Vokal  ist  stets 
kurz.  Ferner  darf  man  sich  weder  durch  die  scriptio  plena  noch  durch 
die  scriptio  defectiva  irre    machen    lassen;    so  z.  B.  ist  /  in  'ipbrip 

2b  kurz,  das  1.  u  in  inbupp  lang.  iiz~  oder  nn-  als  Suffix  der  2.  pers. 
sing,  ist  eine  leichte  Silbe,  da  n  nicht  organisch,  sondern  Zeichen 
des  Wortendes  ist.  Ähnlich  ist  Kames ,  Sere  und  Cholem  in  den 
zweisilbigen  Segolatformen  und  den  von  solchen  gebildeten  Plural- 
formen   nicht    langer   Vokal.     Bei    diesen    ist    wieder   auf  die  ent- 

30  sprechende  arabische  oder  assyrische  Grundform  zu  sehen,  "br, 
ni73,  "SC,  ü;~ip  sind  bei  Pänultimabetonung  als  schwer  -f-  leicht 
(-  -) ,  bei  Ultiraabetonung  als  leicht  +  schwer  {-  -)  zu  rechnen ; 
bei  diesen  Formen  schwankt  nämlich  die  Betonung.  Im  ersten  Falle 
liegen   Formen   wie   vialkii ,    mauthu,  sifru,  kudsu  zu  gründe:    im 

3.-)  zweiten  Falle  die  Form  bLl"  (wobei  Schwa  aus  verschiedenen 
Vokalen  entstanden  sein  kann),  von  der  auch  gewöhnlich  der  Plural 
gebildet  wird.  Bei  den  Femininpluralformen  (der  Segolata  wie  der 
anderen  Formen)  ist  der  Vokal  der  vorletzten  Silbe  kurz ,  z.  B.  72 
in    ni-7:\:;"2,    r    in    ninrir,    s    in    nibsiTN.     Übrigens    möchte  ich 

■»<•  betreffs  der  Segolatformen  bemerken:  wie  immer  man  sie  aus- 
gesprochen und  betont  haben  mag,  sie  be.stehen  ursprünglich  aus 
einer  schweren  und  einer  leichten  Silbe ,  mögen  Origenes  und 
Ilieronymus  auch  y'nN  mit  i'.Qg ,  a'iS  mit  x^Q^ ,  "i!!!  mit  zor  und 
•j;rr    mit    thas  umschreiben    (gegen  Zorell ,    Bibl.  Zeitschr.  VI.  16). 


Schlögl,  Die  biblisch-hebräische  Metrik.  701 

Die  Umschreibung  deckt  sich  nie  ganz  mit  der  Aussprache,  man 
vergleiche  nur  das  polnisch-jüdische  sölem  mit  cibc  ! 

Dies    alles    vorausgesetzt ,    muß    mit  Rücksicht    auf  die  Macht 
der   hebräischen  Wort-Akzente   als  Hauptregel  für  die  Metrik  auf- 
gestellt   werden :    Jeder   Hauptton    muß   auch  metrischer    5 
Akzent  sein,  wenn  er  nicht  behindert  ist. 

Der    Hauptton    kann    nämlich    sogar   in    der    Prosa    behindert 
sein,    so    z.  B.   "tt't?:   rrn,    üib  -725«,   •>y"'N-b::p"'   usw.      In    solchen 

'  y  V  V         T  n  '  -  IT  '  •        T  ':r 

Fällen  tritt  regelmäßig  die  nesigä  ein ,  der  Ton  weicht  zurück. 
Dasselbe  Gesetz  gilt  umsomehr  für  die  Prosodie,  da  der  Wohlklang  lo 
in  der  Poesie  noch  weit  mehr  zur  Geltung  kommt  als  in  der 
Prosa.  Das  die  Hauptregel  einschränkende  Gesetz  lautet  also: 
Zwei  Hebungen  (c"o(j£ig,  Ai'sen)  können  nicht  unmittelbar 
aufeinander    folgen,    sondern  es  mviß  wenigstens  eine,    wenn 

auch  noch  so  flüchtige  Silbe  dazwischen  sein,  z.  B.  •y^C  Dl"'  (-  -  -  -).  15 
Natürlich  muß  man  bei  der  Rezitation  zwischen  beiden  Wörtern 
eine  Pause  machen,  wie  auch  in  Arndt's  Blücherliede  in  dem  drei- 
hebig  gebrauchten  „Feldmärschäll".  Ist  aber  die  Endsilbe  des 
ersten  haupttonigen  Wortes  offen  oder  einfach  geschlossen,  so  muß 
der  eine  der  beiden  Akzente  weichen,  seine  Silbe  gilt  metrisch  als  20 

nebentonig,  z.B.  bx  '173N,  CN  rT-'iN  ,  c'-'N-blip"'  usw.  Gewöhnlich 
weicht,  wie  in  der  Prosa,  der  Akzent  des  vorausgehenden  Wortes, 
in  welchem  Falle  der  Nebenton  mehr  hervortritt.  Es  kann  aber 
auch  der  Akzent  des  folgenden,  an  erster  Silbe -betonten  Wortes 
weichen;  dies  hängt  davon  ab,  auf  welchem  Worte  der  Nachdruck  25 

liegt ;  z.  B.  möchte  ich  danach  Prov.  6,  27   skandieren :  c^N   "»T^rT-J 

ijlTia  'CN;  möglich  wäre  nämlich  auch:  ipTi^  CN  C'N  Hnn-rr. 
Nun  ist  es  hier  wieder  wichtisf,  die  creschlosseuen  und  offenen 
Silben  zu  unterscheiden.  Dies  ist  nicht  so  leicht,  als  es  beim 
ersten  Anblick  scheint.  Daß  Silben  mit  quieszierendem  ^  und  '  30 
offen  sind,  ist  klar.  Daß  v  und  n  noch  als  silbenschließend  em- 
pfunden wurden,  zeigt  das  pathach  furtivum  der  Masoreten  vor  v 
und  ~  nach  langem  heterogenen  Vokal  sowie  das  dages  lene  und 
swa  quiescens  nach  r,  T\  vor  den  Verbalsuffixen,  z.  B.  "^rTTp-r, 
rr!S| ;  vgl.  auch  die  Umschreibung  To\ioo^a  für  ni":r.  Ob  aber  s.'i 
N  immer  wirklich  quiesziert,  ist  fraglich;  ich  habe  es  bei  meiner 
Untersuchung  anfangs  angenommen ,  bin  aber  schließlich  zur  ent- 
gegengesetzten Ansicht  gelangt,  da  bei  Annahme  dieser  eine 
große  Anzahl  von  Korrekturen  wegfällt,  die  bei  ersterer  Annahme 
nötig    wären.      So    möchte    ich    z.  B.  Eccl.  31,  13  a    als    metrisch  i» 

0  0  / 

korrekt  ansehen :  bx   Nric   yj  v^ :  sönt   ist  wie  kötel  zu  behandeln 


I" 

(cf.  21h^ui  =  N'^'^C). 


702  Schlögl,  Die  biblisch-hebräische  Metrik. 

Ferner  ist  noch  die  Frage,  ob  denn  nicht  auch  die  geschlossene 
Endsilbe  des  Verbums  so  zu  behandeln  ist,  wie  eine  Silbe  mit 
Schwa  medium,  also  als  doppelte  leichte  Silbe.  Ein  Blick  auf  das 
arabische  kdtäla  jdktiilU  könnte  irreführen.  Da  ist  es  für  uns  ein 
5  Glück,  daß  uns  altkananäische  Formen  überliefert  sind,  welche  uns 
nicht  im  Zweifel  lassen.  So  finden  sich  in  den  El-Amarna-Briefen 
kananäische  Verbalformen  nur  ohne  Endvokal ,  z.  B.  die  Perfecta 
sakan,  patar  ^  sapar .  istwppar  ^  kasad  usw.  Es  ist  also  die  ge- 
schlossene Endsilbe  des  Verbums  außer  den  Hiphilformen  als  ein- 
10  fache,  schwere  Silbe  zu  beti'achten. 

AVenn  es  einen  wohlklingenden  Rhythmus  geben  soll,  kann  es 
nicht  gleichgültig  sein ,  wie  viele  Silben  zwischen  den  einzelnen 
Hebungen  zu  sprechen  sind;  auch  kann  es  nicht  gleichgültig  sein, 
ob  die  in  der  Senkung  stehenden  Silben  leicht  oder  schwer 
15  sind.  In  dieser  Beziehung  habe  ich  folgende  Resultate  durch  meine 
genaue  Untersuchung  aller  poetischen  Bücher  und  Stellen  der  Bibel 
gewonnen. 

1.  Es  können  höchstens  vier  Silben  in  der  Senkung 
stehen,    und  zwar  darf  davon  höchstens  eine  Silbe  schwer  sein, 


20 


z.  B.  Jes.  1,  24 :  riTipiN"!   (-----).     Wenn  die  Masoreten  hier  und 

'  T  ':n  •  :     ^  ' 

in  ähnlichen  Fällen  das  Metheg  vor  dem  Schwa  mobile  setzen, 
deuten  sie  an ,  daß  dieses  als  Silbe  zu  gelten  liat.  Ja  wenn  die 
erste    von    vier    nebentonigen   Silben  schwer  ist,    kann  sie  Hebung 

werden;  z.  B.  Prov.  21, 28a  a-'n73--r  (-  -  --  -  ^);  ähnlich  Job  15, 21  a; 

25  20,  16a.  Da  es  viele  Verse  dieser  Art  gibt,  die  ohne  diese  An- 
nahme um  eine  Hebung  zu  wenig  hätten,  so  glaube  ich,  daß  dieses 
Gesetz  allgemein  gilt :  Ist  die  erste  von  vier  neben- 
tonigen Silben  schwer,  so  wird  sie  zur  Arsis.  Be- 
merkt sei ,    daß  es  nie    vier  volle   Silben  in  der  Senkiing 

30  gibt;  ein  Schwa  ist  regelmäßig  darunter,  meist  sogar  zwei.  Da 
das  Schwa  in  der  Prosodie  wahrscheinlich  nicht  zu  sprechen  ist, 
gibt  es  also  prosodisch  eigentlich  nur  höchstens  drei  volle  Silben 
in  der  Senkung.  Noch  einen  Fall  gibt  es,  wo  bei  vier  nebentonigen 
Silben    der  Nebenton   zur  Hebung  wird,    auch  wenn  nur  eine  der- 

s:,  selben  schwer  ist:  wenn  nämlich  am  Anfang  einer  solchen  Silben- 
gruppe eine  Silbe  mit  Schwa  medium  oder  kurze  offene  Silbe  + 
Schwa  mobile)  steht;  in  die.sem  Falle  bekommt  die  erste  Silbe  den 
metrischen  Akzent  ähnlich  wie  in  der  griechischen  und  lateinischen 
Prosodie    die    erste    der    beiden  Kürzen ,    die    an  Stelle    dor   langen 

40  betonten  Silbe  stehen;  z.  B.  in-"i:253  (---■"•^j  cf. -^---).  Natür- 
lich darf  iiiclit  unmittelbar  eine  einfache  Silbe  als  Arsis  voraus- 
gehen. Sobald  aber  unter  viir  nebentonigen  Silben  mehr  als  eine 
schwere  Silbe  sich   linden,   muß  jene  schwere  Silbe  Hebuns:  werden. 


Schlögl,  Die  hihlisch-hehräische  Metrik.  703 

•welche    den    stärkeren  Nebenton   trägt;    z.  B.  Jes.  1.  10:  nie  •':"'^~ 

Von  drei  nebentonicren  Silben  muß  die  mittlere  Hebuncr 

werden,    wenn    alle    drei  schwer  sind,    z.   B.   ir!Z"'V>yni  (- ^  - 1  _). 
Ist    die    erste    leicht    (-  -  ^) ,    bleiben    alle    drei    in    der    Senkung :   5 

■T^btrp^.     Ist   die    dritte    leicht,    dann    muß  die  erste  schwere  Silbe 
Hebung    werden ,    wenn    sie    nicht  behindei't  ist  und  den  Nebenton 

trägt,  z.  B.  ibu:~';  Nb  (-  -  -  -),  r!3|"i?£3  usw.    Doch  kann  der  Dichter 
in  solchem  Falle  den  Nebenton  auf  die  zweite  schwere  Silbe  legen 

und    alle    drei    in  der  Senkung   lassen:    r;^2'^'J23  (----),    inr-Tr*"  lo 
(_  ^  ^  1  _).     Ist   nur    die    mittlere    der    drei  nebentonigen  Silben 
leicht,  dann  wird  die  erste  (schweife)  Silbe  Hebung,  wenn  nicht 
etwa     unmittelbar     eine     einfache     Silbe    als     Hebung     vorausgeht, 

ß  0 

z.  B.  ^1N    ibys   (-  -^  -  -  ^).     Wenn  mehr  als  eine  leichte  Silbe  vor- 
handen sind,  stehen  alle  drei   Silben  in  der  Senkung.  i5 

Eine  Gruppe  von  zwei  nebentonigen   Silben,    mögen  sie 
schwer  oder  leicht  sein,  kann  nur  in  der  Senkung  stehen. 

Ob  der  ersten  Hebung  ein  Auftakt  vorausgeht  und  der  letzten 
eine     oder    mehrere    Senkungen     folgen    oder    nicht ,     ist    für    den 
Rhythmus  gleichgültig,  wenn  man  auch  den  hebräischen  Rhythmus  20 
mit  Sievers  am  besten  als  anapästisch  bezeichnet. 

Dies    sind    die   Hauptregeln    für    den    metrischen  Akzent ,    der 
also    auf   dem    Wortakzent    und    der  Quantität    der  Silben    beruht, 
weshalb    man    in    der    hebräischen    Poesie    nicht    blos    von    einem 
Rhythmus ,    sondern    mit  Recht    auch    von   einem  Metrum  sprechen  25 
kann  und  muß. 

Wenn  man  diese   Regeln  auf  das  Buch  Jesaj;i   anwendet,  so 
ergibt  sich,  daß 

von  27  Zweihebern  25  dem  Konsonantenbestand  nach   im 

masoretischen  Texte  unversehrt  erhalten  sind,  so 

413  Dreihebern     329,  d.  i.  79«/3  Proz.. 
„     2270  Vierhebern  1981,  d.  i.  871/3      «     , 
740  Fünfhebern    480,  d.  i.  64V...      » 

Am  schlechtesten  sind  also  die  fünfhebigen  Stücke  erhalten, 
weil  man  das  Gehör  dafür  verlor.  Daher  kommt  os.  daß  in  iünijeron  35 
Büchern  keine  Fünfheber  zu  finden  sind,  z.  B.  im  Jesus  Sirach. 
Übrigens  möchte  ich  bemerken ,  daß  die  Vierheber  lieliebig  kata- 
lektisch  sein  können ,  daß  sie  sogar  der  ^lehr/.ahl  nach  nur  drei 
Hebungen  aufweisen.  Ja,  es  kommen  größere  poetische  Stücke  vor, 
worin  nur  ein  oder  zwei  Verse  vier  Hebungen  aufweisen,  zugleich 40 
aber  so  beschaffen  sind,  daß  man  sie  textkritisch  nicht  korrigieren 


704  Schlag!,  Die  liilischhehräische  Metrik. 


zu  dürfen  scheint.  Ich  Inn  daher  am  Schlüsse  meiner  Untersuchung 
zur  Überzeugung  gelangt,  daß  für  das  hebräische  Ohr  Drei- 
heber und  Vierheber  eins  sind,  mag  man  die  Dreiheber  als 
katalektische  Vierheber    oder    umgekehrt   die   Vierheber    als    hyper- 

5  katalektische  Dreiheber  erklären:  und  zwar  orelancrte  ich  zu  dieser 
Ansicht,  obwohl  ich  Grimme,  der  sie  längst  hegte  und  lehrte,  nicht 
klauben  wollte.  Zählt  man  demtremäß  die  Dreiheber  und  Vier- 
heber  als  eine  Versart,  dann  ertfibt  sich  ein  noch  weit  günstigerer 
Prozentsatz  der  metrisch  unversehrten  Verse.    Ubrio-ens  ist  betrelfs 

10  Jesaja  zu  bemerken,  daß  einige  Kapitel,  die  ich  als  metrisch  rechnete, 

entweder  sehr  schlecht  erhalten  oder  besser  gar  nicht  als  poetische 

Stücke  zu  betrachten  sind.     So    sind   einmal   unter   15  Fünf  hebern 

.  nur  5,  ein  andermal  unter  20  nur  8  und  unter  13  nur  7   metrisch 

gut  erhalten.     Rechnet  man  diese  Kapitel  ab ,    so  ergibt  sich  auch 

15  für  die   crut  erhaltenen  Fünf  heber  ein  sünsticjerer  Prozentsatz. 

Ahnlich  ist  das  Ergebnis  der  üntersuchunsr  bei  allen  übrisren 
Büchern.  Bei  den  Psalmen  sind  von  783  Fünfhebern  500  metrisch 
unversehrt,  d.  i.  64-/3  Proz.  Von  3249  Vierhebern,  die  katalektisch 
sein  können,    3103  metrisch  richtig,    also  95 ^/o   Proz.     Wenn  man 

20  annimmt,  daß  die  Psalmen  12,  14.  19,  41  nur  akatalektische  Vier- 
heber enthalten,  sind  von  54  Versen  38  metrisch  richtig,  also 
70^/3  Proz.  Ebenso  habe  ich  bei  der  Untersuchung  die  Psalmen  117, 
118,  120,  127,  132,  135,  136,  138,  139,  142—144,  147—150 
als    rein    dreihebicj    ant^enommen    und    von    1599   Versen   1332    als 

25  metrisch  richtig  befunden,  d.  i.  83^ '3  Proz.  Doch  wie  gesagt,  am 
besten  rechnet  man  Dreiheber  und  A'ierheber  als  eine  Versart,  dann 
ist  der  Prozentsatz  der  metrisch  richtigen  Vierheber  noch  viel 
größer  als  95^/2  Proz.  Nur  zwei  Psalmen  könnte  man  als  aus 
Siebenern  im   Sinne  Sievers'  bestehend  betrachten,  nämlich  140  und 

30  141 ;  doch  sind  diese  Verse  nichts  anderes  als  regelmäßig  ab- 
wechselnde akatalektische  und  katalektische  Vierheber. 

Was  die  Klagelieder  anbelangt,  sind  die  ersten  vier  Kapitel 
fünfhebig.  Von  242  Versen  sind  162  gut  erhalten,  d.  i.  67  Proz. 
Merkwürdig  ist,  daß  jedes  folgende  Kapitel  besser  erhalten  ist,  als 

3.-)  das  vorausgehende.  Im  ersten  Kapitel  sind  von  66  Versen  35,  im 
zweiten  von  ebensovielen  48,  im  dritten  von  ebensovielen  51,  im 
vierten  von  44  Versen  30  gut  erhalten.  Im  fünften  Kapitel  sind 
von  44  Vierhebern  40  gut  erhalten,  d.  i.  fast  91  Proz.  (Betrachtet 
man   die  Verse  als  Dreiheber,    dann    sind   nur  37,    d.  i.  nicht  i^an/, 

jo  85   Proz.  metrisch  tadellos.) 

Bei  Jeremia  sind  von  686  Vierhebern  629,  d.  i.  mehr  als 
912',  Proz.  gut  erhalten.  Von  114  Fünfhebern  sind  77,  d.  i.  über 
67  Proz.  metrisch  richtig.  Bei  Ezechiel  sind  von  183  Vier- 
hebern  101,  d.  i.  fast  88  J'roz.  gut  erhalten.      Von   83   Fünf  hebern 

4.'^.  sind  47  richtig,  d.  i.  56,62  Proz.  Dabei  ist  zu  bemerken,  daß  in 
Kapitel  28  von  14  Fünf  hebern  nur  6  metrisch  richtig  sind.  Es 
ist    also    fraglich ,    ob    hier    überhaupt    metrische    Verse    intendiert 


Schlögl,  Die  hihlisch-hebräische  Metrik.  705 

waren.     Rechnet  man  dieses  Kapitel  nicht,  dann  sind  fast  60  Proz. 
der  Fünfheber  richtig. 

Bei  Hosea  sind  von  68  Fünf  hebern  49  richtig,  d.  i.  über 
72  Proz.  Von  434  Vierhebern  sind  382,  d.  i.  über  88  Proz. 
metrisch  unversehrt.  Von  10  Zweihebern  sind  alle  gut  erhalten.  5 
Bei  Joel  sind  von  210  Vierhebern  189,  d.i.  genau  90  Proz.  gut 
erhalten.  Von  5  Fünf  hebern  sind  4 ,  von  5  Zweihebern  sind  alle 
richtig.  Bei  Arnos  sind  von  412  Vierhebern  375,  also  fast 
90^/3  Proz..  und  von  34  Fünfhebern  sind  22,  also  über  64-/3  Pi'O'-'" 
richtig  erhalten.  Bei  Ob  ad  ja  sind  von  52  Vierhebern  46,  d.  i.  10 
fast  88^/.T  Proz.  korrekt,  von  9  Fünfhebern  sind  6  richtig.  Das 
Lied  bei  Jonas  Kapitel  2  besteht  aus  zwei  Stollen  von  je  6  fünf- 
hebigen  Versen  und  einem  Abgesang  von  3  Fünfhebern.  Von 
diesen  15  Fünfhebern  sind  14,  d.  i.  93^/3  Proz.  richtig.  Bei 
Micha  sind  von  250  Vierhebern  229,  d.  i.  fast  92  Proz.,  und  von  15 
61  Fünfhebern  45,  d.  i.  mehr  als  73-/3  Pi"oz.  metrisch  unversehrt. 
Bei  Nahum  sind  von  116  Vierhebern  106,  d.  i.  91^/3  Proz.,  von 
20  Fünf  hebern  16  crut  erhalten.  Bei  Habakuk  sind  von  170  Vier- 
hebern  144,  d.  i.  über  84^/3  Proz.,  und  von  8  Fünfhebern  6  gut 
erhalten.  Bei  Zephanja  sind  von  100  Vierhebern  83,  von  46  Fünf-  20 
hebern  32,  d.  i.  fast  70  Proz.  metrisch  richtig.  Bei  Hagrofai  sind 
von  29  Vierhebern  28  richtig  erhalten.  Bei  Zecharja  von  148  Vier- 
hebern 134,  d.  i.  mehr  als  90^/.^  Proz.,  und  von  19  Fünfhebern  17, 
d.  i.  891/.2  Proz.  Bei  Malach  i  von  117  Vierhebern  113,  d.  i.  über 
96^/2  Proz.  In  den  Gen.,  Ex.,  Num. ,  Deut.,  Jos.,  Rieht.,  1.  und  2.5 
2.  Sam.,  1.  Kön.  eingestreuten  Liedern  und  Versen  sind  von  635  Vier- 
hebern 585,  d.  i.  über  92  Proz.  gut  erhalten,  von  190  Dreihebern 
178,  d.  i.  93-/3  Proz.,  von  18  Zweihebern  alle. 

im  Spruchbuch  sind  von  1853  Vierhebern  1820,  d.  i.  über 
98  Proz.    nach  dem    masoi'etischen   Konsonantenbestande  richtig  er-  30 
halten;  im  Buche  Job  von  2124  Vierhebern  1963,  d.  i.  fast  92  Proz. 
In  Kapitel  42  Hnden  sich  am  Schlüsse  des  poetischen  Teiles  3  Fünf- 
heber (gut  erhalten).     Was  den   Prediger  anlangt,  so  kann  man 
zwar  das  erste  Kapitel  ganz  gut  skandiei-en,  unter  54   Versen  sind 
51  Vierheber,   3  Verse  könnte  man  durch  Streichung  je  eines  Wortes  ar. 
zu    Vierhebern    machen ,    allein    das    ganze    Kapitel    ist    besser    als 
rhythmische   Prosa  zu  betrachten.     Wirklich   metrisch  sind  nur  die 
im    Buche    eingestreuten    Sprüche:    2,  14:    4,  13:    5,  99:    6,  7.  9; 
7,1—11:    8,1a.  5;    9,7.8.17.18:    10,  l.*2.  8.  9.  11— 20 :   11,  1. 
2.  4.  6  a.  7  (drei  Zweiheber).  9  a«.  10a;    12,  1—8.  11—14.      Von  4u 
178  Vierhebern    sind    166    gut    erhalten,    d.  i.    93'/,   Proz.     Alles 
übrige    ist    mehr    oder    weniger    rhythmische  Prosa.      Im  H  0  h  e  n  - 
Hede  finden  sich  156  Viorhelior,  wovon  146,  d,  i.  über  93^/o  Proz. 
richtig  erhalten  sind ;   68  Zwciludjer,  wovon  59,  d.  i.  über  86-/3  Proz. 
richtig    sind    und    80  Fünfheber,    worunter    54,    d.  i.    67^/.,  Proz.  tr. 
metrisch  richtig  sind.     Endlich    liabe    ich    auch    den   aufgefundenen 
hebräischen  Sirnch   untersucht,  wie   ilm   Strack  und   Peters  ediert 


706  Schlögl,  Die  biblisch-hebräische  Metrik. 

luiben ,  und  o-efunden ,  daß  von  den  erhaltenen  2204  Vierhebevn 
(einige  Glossen  nicht  eingerechnet)  2125,  also  fast  96^2  P^'oz- 
metrisch  tadellos  erhalten  sind. 

Wenn  ich  zu  diesen  sehr   günstigen  Resultaten  noch  bemerke, 

5  daß  ich  anfangs  zu  viele  Verse  als  metrisch  mangelhaft  zählte, 
ferner:  daß  etwa  die  Hälfte,  wenn  nicht  zwei  Drittel  der  mangel- 
haften Verse  leicht  zu  heilen  sind,  indem  man  den  Artikel,  TN, 
" ,  er.  usw. ,  Schluß-Nun  (bei  pluralischen  Imperfektformen) ,  das 
Relativpronomen  Ti"N   usw.  ergänzt  oder  wegläßt,  ebenso  wenn  man 

10  in  mehreren  Versen  Sirach's  das  nach  Septuaginta  überflüssige  "^Da 
tilgt,  so  muß  jedermann  zugeben,  daß  das  geschilderte  metrische 
System  gewiß  nicht  dem  Texte  aufgezwängt,  sondern  im  Gegenteile 
dem  Texte  abgelesen  ist.  Dagegen  wäre  ein  Metrum,  das  wirklich 
zum  ganzen  masoretischen  Texte  paßte,  eben  dadurch  als  unrichtig 

15  erwiesen,  weil  der  masoretische  Text  absolut  nicht  durchweg  richtig 
erhalten  ist.  Auch  dürften  obige  Zahlen  klar  machen ,  daß  es  im 
Hebräischen  keine  Wechselmetra  gibt,  wie  Sievers  will  und  ich 
selbst  anfangs  annahm. 

Zum  Schlüsse  möchte    ich  noch  auf  einige  besonders  wichtige 

20  Dinge  aufmerksam  machen.  1)  ist  die  Frage  zu  beantw' orten : 
Welche  Wörter  sind  h  a  u  p  1 1  o  n  i  g  und  welche  neben- 
tonig'? Haupttonig  sind  sicher  alle  Substantiva  und  Adjektiva 
im  stat.  absolut.;  im  allgemeinen  auch  alle  Verbalformen,  nur  ist  mit 
Grimme  der  Imperativ  vor  dem  Vokativ  nebentonig  zu  nehmen,  z.  B. 

25  Jes.  1,  2:    -13'7    nirt:    -'S    "pN    ■'n?"l    Öt^pC  TJ12'Z   {--!'-•-    --^-    ^-- 

±  -  ±  -  ^  II  „  ^).  Jedenfalls  braucht  man  bei  dieser  Annahme 
weniger  Verse  zu  korrigieren  als  bei  der  entgegengesetzten.  Haupt- 
tonig sind  gewiß  auch  die  von  Substantiven  und  Adjektiven  ab- 
geleiteten Advei-bia.  Dagegen  sind  alle  Status-constructus-Formen, 
30  daher  auch  alle  Präpositionen,  Konjunktionen,  Negationen  und  anderen 
Partikeln ,  ebenso  die  l'ersonalpronomiiia  vor  den  entsi)rechenden 
Verbalformen  nebentonig.  Sonst  sind  die  Pronomina  haupttonig; 
nur  "^73  und  r;73   scheinen    stets    nebentonig    zu    sein.     —ciN   scheint 

T  "  :•     : 

als  Relativum  bald  haupttonig ,  bald  nebentonig  (bes.  Akkus.)  zu 
»•'■'  sein ,  ebenso  manche  Adverbia  wie  yz  ,  "N  usw.  Über  diese  und 
andere  Fälle  werde  ich  nochmals  eine  genaue  Untersuchung  an- 
stellen und  alle  diesbezüglichen  Textstellen  sammeln  und  vergleichen, 
um  zu  einem  ganz  sicheren  Resultate  zu  kommen. 

2)  möchte  ich  darauf  aufmerksam  machen,  daß  der  hebräische 

•i"  Dichter  die  Tonvei-schiebung  auch  dann   anwenden   kann,  wenn    nicht 

zwei  haupttonige  Silben  unmittelbar  nebeneinander  zu  stehen  kumnien. 

Nur  gelten  dann  die  oben   bctretts  nebentoniger  Silbengruppen  auf- 

gestellten  Regeln,  z.  15.  Ps.  !I4,  14  b:  zir;  nV  irVrr  ,  welcher  Vers, 

wie  unzählige  andere,  nur  zweiliebig  wäre,  wenn  man  ::;;•"  Nb  in~p:" 


Schlögl,  Die  biblisch-hebräische  Metrik.  707 

mit  der  gewöhnlichen  Betonung  ausspräche.     Interessant  sind  dies- 

/  /  / 

bezüglich    drei    Vei'se    des    Jesus    Sirach  15,  2a:    DN3    ir;n";'i~i, 

3a:  b-ia  nnb  isnnb-'rNrT;,  5a:  iny'^72  inn727:-T.  Übrigens  glaube 
ich,  daß  es  Fälle  gibt,  wo  zwei  Hebungen  scheinbar  unmittelbar 
nebeneinander  stehen:  5 

a)  wenn  auf  ein  emphatisch  zu  sprechendes  Wort  ein  vokalisch 

anlautendes  folgt,  z.  B.  Prov.  21.  31b:  (n?:nb7:  arb  •,ri?2  OiD) 
rtyrcnr;  mn*bi:  ähnlich  16,33  b;  24,20b; 

IT         :  -         V  :  -  ;     '  '  ' 

b)  wenn  der  Hiatus  zwischen  zwei  selbständigen  Sätzen  liegt, 

z.  B.   Job  6,  IIa;    bn;;N  "'S  ^ns-n?:;    hier    deuten    die    Masoreten  lo 
die  zu  machende  Pause  durch  das  Dages  lene  an.    Ebenso  Job  9, 12  a: 

Ich  holFe ,  in  einem  Jahre  eine  erschöpfende  Metrik  heraus- 
geben zu  können ,  in  der  ich  auch  die  Strophik  behandle .  und 
werde  mich  freuen,  wenn  Fachgenossen  in  diesem  oder  jenem  Punkte  is 
mir  zu  einer  richtisferen  Auffassung  verhelfen.  Denn  mir  ist  es 
nicht  darum  zu  tun,  daß  ich  recht  habe,  sondern  darum,  daß  wir 
alle  endlich  zu  einer  richtigen  Ansicht  vom  biblisch-hebräischen 
Meti'um  gelangen. 


708 


Zur  Frage  über  das  parasitische  h  des  Minäischeu. 

Von 

Fr.  Praetorius. 

Auf  Spalte  2564  der  Deutseben  Literaturzeitung  von  1906  ist 
auf  ein  eigentümliches,  häufig  im  Wortinnern  zutretendes  h  im 
Soqotri  hingewiesen  und  hierbei  an  das  vielbesprochene  sog.  para- 
sitische Ä  des  Minäischen   erinnert  worden.     Diese  Notiz,  sowie  das 

5  Soqotri  überhaupt,  ist  von  denen,  welche  sich  neuerdings  mit  dem 
/i-Problem  des  Minäischen  beschäftigt  haben,  wohl  übersehen  worden: 
Nielsen,  Der  Vokalbuchstabe  -  im  Minäischen  (Mitt.V.  As.Ges.  1906, 
S.  295 ff.);  derselbe,  Studier  over  oldarabiske  Indskrifter,  S.  185  ff. : 
O.Weber,  Der  Vokalbuchstabe  n  im  Minäischen  (Mitt.V.  As.  Ges.  1907, 

10  S.  87 ff.);  Ungnad,  Zur  südarabischen  Grammatik  (Or.  Litztg.  1907, 
Sp.  495 ff.);  Nielsen,  Zur  westsemitischen  Vokalbezeichnung  (Or. 
Litztg.  1908,  Sp.  116);  Nielsen  in  Or.  Litztg.  1908,  Sp.  252  ff".: 
0.  Weber  ebenda  Sp.  344.  - —  Ich  halte  für  sicher,  daß  jenes  li  des 
Soqotri  mit  dem  parasitischen  li  des  Minäischen  identisch  ist,    daß 

15  mithin  diejenigen  irren,  die  minäisches  h  in  gewissen  Fällen  als 
Vokalbuchstaben  auffassen  zu  müssen  glauben.  Die  von  ^lordtmann, 
D.  H.  Müller  und  mir  vertretene  Ansicht,  daß  auch  das  parasitische  // 
im  Minäischen  stets  Konsonant  ist,  wird  durch  das  Soqotri  als  richtig 
erwiesen.    Im  einzelnen  bleiben  freilich  noch  genug  Fragen  7.u  be- 

20  antworten  übrig.  Vielleicht  werden  wir  aber  über  Ursprung  und 
Bedeutung  dieses  li  durch  die  Soqotri-Grammatik  einst  sicheren 
Aufschluß  erlangen. 

Es  scheint  sicher  (trotz  Mordtmann,  Beitr.  min.  Epigr.  S.  54  f.), 
daß   das  Pronomen  •,73  im  Minäischen    mehrmals  auch  als  *n":  vor- 

2ft  kommt.  Hier  soll  dann  r\  Vokalbuchstabe  für  o  sein !  Nun  hat 
das  Soqotri  außer  der  von  D.  H.  Müller  in  seinem  2.  Bande  S.  373 
allein  angeführten  Form  mon  (man)  auch  noch  mJnm.  mhön:  z.  B. 
incni  vihun  df-nis  I,  60,  14  von  wem  bist  du  schwanger?. 
f'-mhmi    '<{7/fffiJi    II,  127,  1    wen    willst    duV,    miUßam    di-mhOn 

:io  I,  65,  25  der  Sohn  wessen?,  weiter  I,  62,  13;  68,  9;  152,  12; 
161,6;  n,  316,  18.  Dagegen  man  het  1,62,1  wer  bist  du?, 
mon  (leti  'dzeh  il,  63,  3U  wer  ist  diese  Frau?,  weiter  I,  62,  25: 


Praetorius,  Zur  Frage  über  das  paraslt.  h  des  Minäischen.      709 

83,23:  89,1;  109,1:  157,23:  11,100,31;  103.6:  105.9.16.31: 
106,5:  108,  6 ff.:  138,14:  150,23.25;  160,9. 

Will  man  die  Doppelform  des  Soqotri  mon,  mhon  anders  beur- 
teilen als  die  minäische  Doppelform  ■,":,  "rT?:?  —  Ob  im  Minäischen 
zwischen  "2  und  ",n?:  etwa  irgend  ein  syntaktischer  Unterschied  be-  5 
steht,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden,  da  das  Material  zu  dürftig 
und  unsicher  ist.  Jedenfalls  dürfte  in  •p.iz  bD  Eut.  25,  6,  Hai.  522, 
■JM?02  Hai.  253,  5  die  genitivische  Auffassung  sehr  nahe  liegen:  in 
-,?:  Hai.  259,  2,  Gl.  343,  3  (WZKM.  Bd.  2,  S.  210,  XX)  dagegen  die 
nichtgenitivische  ebenso  nahe.  Nun  beachte  man,  daß  nach  Ausweis  lo 
der  oben  genannten  Stellen  mhon  im  Soqotri  beständig  in  geni- 
tivischer Anwendung  vorkommt,  mon  dagegen  in  nichtgenitivischer. 
Abweichungen  sind  mir  nur  folgende  vorgekommen:  be-mon  11,  40. 14 
mit  wem?,  misset  mon  11,24,7.9  um  wessen  willen?,  wo 
also  die  alte,  unvermehi'te  (gemeinsemitische)  Form  als  Genitiv  steht.  i5 

Diese  Beobachtung  ist  deshalb  wichtig,  weil  durch  sie  das  h 
in  soqotri  mhon  (auch  in  min.  in?:?)  in  enge  Beziehung  gesetzt 
wird  zu  dem  minäischen  n  zwischen  Stamm  und  Suffix  und  dem 
minäischen  rr  am  Schlüsse  des  Status  constructus,  dessen  geni- 
tivischen Sinn  Mordtmann  in  seiner  bekannten  Abhandlung  erwiesen  20 
hat.  Die  Vermutung  drängt  sich  auf,  daß  mhon  (■jri'73)  aus  *monh 
(*nD'?3)  auf  lautlichem  Wege  entstanden  sei,  — 

Das  entsprechende  sächliche  Pronomen  wird  von  Müller  II,  373 
ebenfalls  nur  in  der  einen  Form  inem  angeführt,  während  Müllers 
Texte  daneben  auch  die  Form  mhem,  inekem  bieten.  Und  zwar  25 
sind  beide  Formen  ihrem  Gebrauche  nach  ebenso  geschieden,  wie 
m,on  und  mhon.  Man  beachte  z.  B.  ineni  es  I,  69,  19  was  wün- 
schest du?,  {nem  ^emers  1,69,22  was  sagtest  du?,  inim-sui 
1,70.  16  was  ist  bei  dir?  1,74,4.28:  75.1;  76,3;  79,8: 
80,14.21.23:  81,17;  82.5.23;  86,1.12:  89,  10;  96,  21 :  98.  so 
3.4.21;  103,11;  130,13;  133,26;  149,30;  151,22;  II,  85,6.17: 
88,  18.  Dagegen  men  inehem  I,  134,  1  durch  was?,  min  fnehem 
II,  110,  17:  191,  18  weswegen?,  beinehem.  b-mhem  I,  134,  10: 
150,1;  II,  116,24:  120,8;  124,22:  320,15  womit?,  Ifnehem 
II,  36,  2:  354,  2,  d-fnhem  II,  82,  10,  ken  fnhem  II,  311,  17.  An  ■>:. 
Abweichungen  finde  ich  nur.  daß  fnhem  oft  im  Sinne  von  w  a  r  i\  m  ? 
steht,  z.B.  11,38,17;  85,16:  165,22:  238,7.'  Man  sollte  hier, 
da  äußerlich  kein  Genitivverhältnis  vorliegt,  die  Form  ohne  h  er- 
warten; doch  mag  vielleicht  das  innerlich  vorliegende  (lenitivver- 
hältnis  für  die  Möglichkeit  der  /t-Form  entscheidend  gewesen  sein  ^).  i" 

Dieses   sächliche  Interrogativum  inem    scheint    der  Form  nach 


.&* 


=  L*Aj|  zu  sein.  In  den  Inschriften  ist  es  bisher  nicht  nach- 
gewiesen. Daß  die  Worte  r,^2:n  und  älinl.  (Mordtmann  a.  a.  O.  S.  5) 
mit  inem  zusammenhängen,  scheint  allerdings  möglich. 

1)  Eigentümlich  'cneM  'dserhen  11,  112,  13  zu  welcher  ZoitV 
Zeitschrift  der  D.  M.  G.     IUI.  LXII.  46 


710      Praetor ius,  Zur  Frage  über  das  parasit.  h  des  Minäischen. 

Das  pluralische  Deraonstrativum  zeigt  im  Soqotri  ein  h  zwischen 

Stamm  (?)   und  Endung  (?):  e/Ae,  elehe.  ilhe.     Aber  dieses  h  ist  für 

den  S3'ntaktischen  Gebrauch  des  Wortes  bedeutungslos ;  es  gibt  hier 

keine  Form  mehr  ohne  Ä,  so  daß  die  Ä-Form  in  jeder  Anwendung 

5  eintritt,  z.B.  elhe  'erehon  II,  73,12:  85,15  diese  Schafe,  elhe 

^lyiKj  II,  60,  o  diese  Männer,  ke-elke  'eyeheten  II,  163,  23  über 

jene  Weiber,  elhe  be-rinhem  II,  138,28  die  auf  dem  Meere. 

Das  pluralische  Belativum  dagegen  finde  ich  nur  in  der  Form  zY, 

z.  B.  elhr  ü  be-qder  II,  365.  2:  366,  3  diejenigen  welche  im 

10  Hause    sind;    elhe   il  be-rey    II,  329,4    diejenigen    welche 

auf   dem   Gipfel    sind;    tad  min  ü  ineheij    II,  195,  10    einer 

von  denen  welche  spielen. 

Wenn   wir    mit  jenem  ellie    das  minäische  Demonstrativ  rbriN 
und  das  minäische  Relativ  briN  vergleichen,  so  liegt  die  Vermutung 
15  sehr  nahe,  daß  in  diesen  beiden  Formen  das  li  erst  sekundär  in  den 
Stamm  hinein  umgesetzt  worden  ist  (aus  *rr;bN,  *nbN).     Vgl.  be- 
reits Mordtmann  a.  a.  0.  S.  95  oben. 

Im  Minäischen  lautet  die  Pluralendung  statt  -n   (stat.  determ.) 
häufig  "jnn ;   s.  Mordtmann  a.  a.  0.   S.  89  Nr.  4.     Nun  beachte  man 

20  im  Soqotri  von  ec^Hand  pass.  (Dual  idl  II,  142,  29:  143.  16)  den 
Plural  cdhaen  II,  11,  16;  26,  25;  142,  28:  143,  6.9.  Ferner 
'egehefen  Weiber  pass.,  der  Form  nach  wohl  zum  Singular  ^aig 
Mann  gehörig;  ^ebhefen  große  11,26,18;  247,5;  829,1  vom 
Sing.    'eb.  Haih-oh    schwarz    (fem.)    II,  238,5    (Dual    Jiaüwei'öti 

25  288,  3),  dazu  Plural  haurUten  II.  361,  19.22.  Tdyeh  Schaf 
II,  180,  17  (Dual  tayUi  ibid.  u.  ZI.  12),  dazu  Plural  tayh'ten  ibid. 
Heybaq  II,  236.20  Name  eines  Berges,  Plural  heiibaqhcten 
ZI.  14.  Thaffoh'RÄi%e\  II,  18,  29.  Plural  thdtiheten  11,  359  Über- 
schrift,   vgl.    Anmerkung.     Weiter    nefe'heten    Taten    II.    27,  4, 

30  menqaineheten  verrückte  I,  188,  67  u.  a.  m.  —  Ist  die  Singular- 
form bereits  mehrsilbig,  so  pflegt  das  h  ,  parasitisch '*  in  die  Wurzel 
einzudringen,  sobald  ihm  liquide  Laute  und  m  unmittelbar,  oder 
auch  wohl  mittelbar  vorhergehen.  Höchstens  vereinzelt  mag  dieses 
Eindringen  des  h  in  die  Wurzel  auch  bei  anderen  Lauten  vorkommen. 

sr.  Beispiele:  daleleh  Hexe  pass.  (Dual  daleliti n.  daleleti  II,  69,  8. 10. 
12.20;  113,30)  im  Plural  ddlheUten  pass.  aus  *dalelheten.  Von 
fahrir  Gazelle  der  Plural  fhdrhe^-eien  IT,  234,3;  von  sibh'eh 
saure  Dattel  der  Plural  sibhirefen  11,208,2;  von  iirireh  II, 
385,21    Flamme    wohl    der    Plural    si^rkereten  IT,  181,18:    von 

■10  JÖJj  Palnio  d/qhah'ten  11,84,2.  So  wird  vornuitlich  auch  ^oy- 
hönfcn  H,  240.  20  Augen  aus  .^^j^  +  hete^i  zu  erklären  sein  (Dual 
'ami  II.  216,  16:  213,  17V  rdi  nenne  weiter  sivherMen  IT,  85,10 
Fäden,  'i'bhah'frn  II.  171,  13.15;  199,  11  spitze  Steine, 
fi'rhcdettn  II,  202,  24  Vagabunden  von  mir  unbelegbaren  Singu- 


Praetor  ms,  Zur  Frage  über  das  parasit.  h  des  Minäischen.      711 

laren.  Kelhotten  Nieren  I,  169  Xr.  19  vom  Sing,  keloit,  Dual 
kehfti  (vgl.  II,  169,  Anm.  5),  'hnhedeten  II,  331,  18  Zeiten  vom 
Sing,  'emed   pass.;    vielleicht   'ddhebeten    I,  180   Nr.  47,    11,332,9 

Unglücksfälle  von  mir  unbekanntem  Singular. 

Ob  in  dem  auslautenden  en  dieser  Pluralendung  des  Soqotri  5 
eine  determinierende  Endung  zu  sehen  ist,  oder  die  enttonte  Plural- 
endung In  (wie  ich  —  ob  mit  Recht  ?  —  bei  der  Mehriendung 
-'ten  vei'mutet  habe:  vgl.  Deutsche  Litztg.  1906,  Sp.  2562 f.,  Brockel- 
mann, Yergl.  Grammatik  I,  S.  453/3)  kommt  für  unser  Problem  nicht 
in  Beti'acht.  10 


Aber  noch  eine  Reihe  anderer  Fälle  sehen  wir  im  Soqotri,  in 
denen  dieses  h  zwischen  Stamm  und  Flexions-  oder  Bildunofsenduncr 
erscheint.  Ich  wähle  hier  einige  derselben  aus.  Muqddrhen  Dattel- 
konfekt  II,  183,  14.  16. 18,  wozu  als  Singular  ibid.  muqdeyroh  an- 
geführt wird.  Vom  Zahlwort  'dder  zehn  II,  139,  23  kommt  oft  15 
der  Plural  'esdrhen  vor,  aber  nicht  etwa  in  der  Bedeutung  zwanzigr, 
sondern  z.B.  hemis  'esdrhen  II,  137,  6  fünf  Zehner  =-  50,  sele 
'esdrhen  II,  112,  21  =  50,  'örbeh  'esdrhen  II,  26,  8  =  40.  Ferner 
ge'dvhen  Wellen  II,  177,  18  vom  Sing,  ifereh  ZI.  13;  hezdrhen 
Zwischenräume  vom  Sing,  hdzreh  (Dual  hazrt-ti)  11,  183,  Anm.  2.  20 
''Almehin  Zeichen  II,  2,  25  vom  Sing,  'ahn  II,  313,  6;  shujehin 
Höhlen  II.  334,  Anm.  4  vom  Sing,  sörig.  —  Eindringen  des  h  in 
die  Wurzel  habe  ich  hier  nicht  gefunden.  Und  im  Hinblick  darauf, 
daß  grade  n  Wortauslaut  ist,  möchte  ich  die  Frage  aufwerfen,  ob 
nicht  h  selbst  vielleicht  erst  von  hinten  aus  in  das  Innere  ein-  25 
gedrungen  sein  könnte,  also  muqddrhen  aus  ^muqddrenh  ?  Ist  dieses 
{h)en,  {h)in  enttontes  pluralisches  mV  — ■ 

Bereits  ZDMG.  Bd.  58,  S.  784  ist  auf  die  Deminutivendung  en 
hingewiesen.  In  Wirklichkeit  erscheint  diese  Endung  aber  fast  immer 
als  hen,  so  ja  auch  in  den  beiden  a.  a.  0.  angeführten  Beispielen  30 
kardnn  von  kan  Art  und  rimfdehen  von  r/'mid  Asche.  Weiter 
q(('rhen  II,  76,  9  Scheide  (G  e  h  ä  u  s  e)  von  qa'r  H  aus:  meiSqhhin 
II,  361,  20,  mefreqcdddn  361,25  Stäbchen  von  niörqah;  '(lu- 
rebhen  11,324,1  kleiner  Rabe:  qei'ihcn  klein  pass.:  qaldlhen 
11,356,28  klein;  harrrhen  wenig,  kurz  pass.  Es  ergibt  sich  35 
auch  'oicgen  T.  49,  19;  58,  28  und  häufiger  -oiegehen  Sohn.  Knabe 

als  Deminutiv  von  'aiy  (Jvajü)  Mann.    Tebfbehen  von  tSbib  Speichel 

II,  171  Anm.  —  Auch  hier  wirft  sich  die  Frage  auf.  ob  das  h  nicht 
vielleicht  vom  Ende  aus  erst  in  das  Innere  des  Worts  eingedrungen 
ist.  Für  en,  in  als  Deminutivendung  böten  sich  ziemlich  naheliegende  u» 
Vergleichungen  im  Semitischen,  nicht  aber  für  lien,  hin.  Ohne  h 
erscheint  auch  das  Fem.  sing.,  z.  B.  qci'/noh  II,  181,3;  220,7; 
312,  11,  Dual  fem.  qei/noti  II.  211,  6:  'l52,  29  zum  Mask.  sing. 
qej/hen:  qdlalenoh  II,  317,  l!»  zum  Mask.  sing,  qaldlhen;  'rw(je)ioh 

4G* 


712      Praetorius,  Zur  Frage  über  das  parasit.  li  des  Alinäischen. 

pass.,  Du.  fem.  'ew(jen6tt  I,  46,  22;  47,  10  zum  Mask.  sing,  'oiegen, 
'olSgehen-,  dma'dnoh  II,  186  Anm.  kleine  Träne. 

In  den  gewöhnlichen  Plm-alformen   dieser  Deminutiva  erscheint 

das  Ä  ebenfalls  an  seiner  Stelle  zwischen  Stamm  und  Endung:  Mask. 

5  qeyhon  IT,  62,  17:  172,  20:  qaldlihon  I,  54,  21:  11.  314,  4:  Jmrirhon 

11,  359,  3;  'oiyujehon  I,  59,  9;  52.  23:  Fem.  qaUlheniteuli^  210,  7: 

166,  5;'  239,  6;  dmd'haniten  II,  186,  8.  — 

Ich  stelle  weiter  zusammen:  le-kol  'dserhen  II,  65,  10  zu  jeder 
Zeit  (dag.  de  be-'dser  II,  17,  5;  64,  1  zu  dieser  Zeit:  be-'dsar 
10  di . .  11,366,19  in  der  Zeit  von..);  Ikel  yavmhen  1,61,12: 
155,  4.  11,  Ikdl  ydmhen  II,  79,  11  an  jedem  Tage:  kal  fadhen 
II,  26,  24:  108,  11.  15:  217,  13  jeder  einzelne,  aber  kol-täden 
TL  23,  19    desgl.;    lü-kaJ  biUten    11,31,12   jeder  Angelegen- 

O  M  M 

heit;  kol  halfen  II,  6,  17  jeder  Ort.     Liegt  hier    ^.^r  Jsi^    Jj" 

15  j,^  vor?  — 

Wir  sehen  ferner  h  zuweilen  zwischen  Wurzel  und  Nisbeendung 
tretend,  z.  B.  dlbenhi  II,  152,  22  einer  au^s  Dibeni,  qadbhioh 
IL  208,  1  eine  aus  Qädub,  nigdhiyoh  II,  314,7  eine  aus 
Nogid,  hddbehiyoh  II,  123,11  ein  weiblicher  Erdgeist: 
20 /OT«^ÄAofi^e?i  IL  121,  10:  122,  9;  123,8  Plur.  Erdgeister,  sa<- 
bhoiten  11,217,17  Weiber  von  Sa 'ab. 

Schließlich  gibt  es  noch  eine  crroße  Reihe  von  Fällen,  in  denen  li 
„parasitisch"  in  die  Wurzel  selbst  eingedrungen  ist,  wie  es  oben  bei 
dem  h  der  Pluralendung  "i-n  zu  erkennen  war.    Während  wir  aber 

25  bei  solchen  Pluralformen,  wie  ddlheleten.  tljdrhereten  usw.  durch 
die  anhaftende  Pluralendung  deutlich  darauf  hingewiesen  wurden, 
von  woher  das  h  stammt  und  von  wo  aus  es  in  die  Wurzel  ge- 
drungen ist,  so  ist  bei  den  nun  zu  erörternden  Fällen  ein  solcher 
Hinweis  nicht  vorhanden.    Denn  es  handelt  sich  hier  um  endungslose 

'M  Singularformen,  häufiger  aber  noch  um  endungslose  Pluralia  fracta. 
L-nd  doch  läßt  sich  auch  bei  diesen  endungslosen  Formen  er- 
kennen,   daß   das  parasitische  h  einst  von   einer  mit  h  beginnenden 
Endung    aus    in    die   Wurzel    eingedrungen    sein    muß.     Denn  diese 
endungslosen  Formen    mit    dem  infigierten  h   gehen,    wie   die  betr. 

35  Pluralformen  mit  heten,  fast  ausschließlich  auf  Liquida  oder  m  aus. 
Es  waren  also  ebenfalls  bestimmte  lautliche  Voraussetzunaren .  die 
hier  wie  dort  zum  Eindringen  des  A  in  die  Wurzel  erforderlich 
waren.  Daß  es  aber  auch  die  Pluralendung  hcteii  gewesen  wäre, 
oder  wenigstens    daß  sie  es   überall    gewesen  wäre,    die  hier  ihr  // 

-10  in  die  Wurzel  verjifianzt  hat,  scheint  mir  wenig  wahrscheinlich :  ich 
denke  eher  an  das  minäische  h  des  Stat.  constr.  und  vor  Sufti.xen, 
das  hier  eine  Spur  hinterlassen  haben   könnte. 

Zunächst    Beispiele    von    Pluralia    fracta:    Tdincr    und    tfvireh 

pass.   Dattel,    l'alme,    dazu    Plur.    tfmchet\    Umhei-    II,   367,4: 

>5  368,  14  :  :'.<>9,  9:  qd^n-  pass.  Haus,  Plur.  qd'ihcr.  qdy^hci'  pass. :  gemÜ 


Pi'aetorius^  Zur  Frage  über  das  parasit.  h  des  Minätschen.      713 

11,  184,  1  Kamel,  Plur.  yemdhal  II.  45,  4:  (jhno/töl  I,  132,  23: 
qdber  II,  238, 9 ;  157, 9. 14  Grab ,  Plur.'  qöbehor,  qiibehor  II,  125, 26; 
367, 10;  sdtar  11,  79,  20  Korb,  Plur.  mfehor;  hesaleh  pass.  Stück, 
Anteil,  Plur.  hesehal  II,  69,  13;  318,  11;  sein,  sein  pass.  Name, 
Plur.  eshdino  II,  4,  21 :  qdder  II,  81,  24  Kochtopf.  Plur.  eqdohör  5 
II,  87,  12 ff.:  oben  II,  6,  3:  93,  12;  109,  7  Stein,  Plur.  ebehon, 
ibehon  II,  133,  16;  185,  22;  qonn  II,  370,  29  Name  eines 
Baumes,  Plui-.  fqrohoin,  {qrehom  II,  370,  30.  32;  371,  3.  5;  qomeh 
IT,  76,  10;  77,  12.  17;  319,  5  Tongefäß,  Plur.  eqmehom,  iqme- 
hom  II,  76,4;  77,  2;  147,  10;  'dser  pass.  Zeit,  Plur.  'isehör  lo 
II,  2,  25 ;  sehr  häufig  'ebehoi-  Brunnen,  nur  daß  diese  Pluralform 
in  Singularbedeutung  gebraucht  wird;  mosgir  II,  343  pass.  Netz. 
Plur.  mesegker  ZI.  4.  23;  misdereh  II,  178,  2.  4  Teppich.  Plur. 
mmäihir  ZI.  5;  II,  177,  20;  136,  27. 

Sodann  Beispiele  von  Singularen :  diqeJion,  diqjion  II,  145,25:  15 
345,3  Bart;  be-emhir  di-dlläk  II,  26,  4  a  u  f  B  e  f  e  h  1  G  0 1 1  e  s : 
qd'eher  II,  70,  15.  22  krank,  von  W.  g'r;  hdbehol  II,  218  pass! 
Strick;  mhCghil  II,  320,6  eilend;  Iflhe' l\,  85,19:  241,1; 
129,  10  Nacht;  sdteliän  pass.  Sultan,  aber  sataneh  II,  214,  2 
Sultanin;  htsehin  pass.  Eisen;  qdsihim  11,79,34;  80,4  (I,  70, -.«o 
28.30;  71,  3)  Frühstück,   von  V^^'.  qsm  II,  89  Anm.  2;    sdyhah 

pass.  Schmid    wohl  =  ^^Laa^.    —    Von    idlhen    II,  9,  19:    128,  5 

"■ — '  ** 
0  h  r    ist    auch    der  Plural   zu    belegen .    und  zwar  ebenfalls  mit  h: 

klehan  II,  363,  17  und  ideh&aten  II,  180,  18;    ebenso  m^thal  pass. 

Spruch,    Plur.  methcdeten.     Dagegen    steht   dem  Singular    fffher  25 

II,  63,  1()  Kralle  ein  Plural  ohne  h  gegenüber:  tifereten  II,  64,  14: 

219,  7. 

Nach    den    obigen   Zusammenstelluncren    wird   wohl    schwerlich 
jemand  behaupten  wollen,  daß  in  minäischem  •r;'':,  briN,  "tna,  rons, 
"t^rWrir,  an'^bo,  innnrN  u.  a.  m.  die  h  Vokalbuchstaben  sein  müssen,  30 
da    die   Sprachvergleichung    für    einen    Konsonanten  h    hier    keinen 
Platz  biete. 


714 


Miszellen. 

Vou 

C.  F.  Sejbold. 

1.  Nachträgliches  zu  S.  563 — 68  oben. 

Zu  1.  Sudan  S.  563  f.  Nach  Sanders,  Wörterbuch  der  deutschen 
Sprache,  1865,  und  Lexer,  Mittelhochdeutsches  Handwörterbuch  1876, 
erscheint  die   Form    soldän    als    die    allgemein    mittelhochdeutsche ; 

5  letzterer  gibt  reiche  Belege.  Mein  Schüler  Dr.  Richard  Hartmann, 
an  unsrer  Universitätsbibliothek ,  macht  mich  dazu  noch  auf  zwei 
bemerkbare  Stellen  aufmerksam,  wo  Soldan  eigentümlich  merkwürdig 
vorkommt.  In  einem  Lied  von  Meister  B  o  p  p  e  aus  Basel  um  1275 
(Minnesinger,  hg.  von  Fr.  Hr.  von  der  Hagen,  II,  383  b)  kommt  es 

10  in  einer  Aufzählung  Angehöriger  aller  möglichen  Nationen  vor: 

Ein  Tene,  ein  Swede,  ein  Bulger,  oder  ein  Soldan, 
ein  Tateier,  von  Tunischrich  ein  beiden, 
von  Marrock,  Granat,  von  Majurge,  Dores,  Salnekke, 
von  Matschouwe,  von  Arragun,  von  Portugal,  von  Hammameta, 
13       von  Niverne,  Kimelle,  von  Littouwe 

auf  deren  Identifizierung  ich  später  zurückkommen  möchte. 

In  der  1553  gemachten  und  später  beschriebenen,  oft  gedruckten 

„Reifs  zum  heiligen  Grab,   so  M.  Daniel  Ecklin  von  Araw   gehn 

Jex'usalem  gethan",  vgl.  Röhricht,  Bibliotheca  Geographica  Palaestiuae, 

20  S.  192,    wird    das    muslimische  Glaubensbekenntnis  folgendermaßen 

wiedergegeben : 

Ley  Label  La  Mahomet  Soldan : 

statt  La  iläh  iiralläh  Mohammed  rasül  alläh ,  wo  also  etwas  an- 
klingend statt  rasül  alläh  , Gesandter  Gottes"  der  spätere  weltliche 

üj  Titel  soldän  =  sultän  eingesetzt  ist.  Im  Koran  und  der  älteren 
arabischen  Literatur  der  ersten  Jahrhunderte  der  Higra  heißt  ja 
das  Lehnwort  aus  dem  Aramäischen  Sultan  nur  mehr  abstrakt: 
Herrschaft,  imperium,  potestas  und  ist  noch  nicht  persönlich  ge- 
wendet zu  Herrscher,    Imperator,    podestä.     Freilich    liegt  ja    eine 

■M  persönliche  Färbung  und  Wendung  wie  bei  magistratus,  Obrigkeit, 
Herrschaft  u.  a.  von  selber  naho .  wie  schon  beim  biblisch-aramä- 
ischen üoltän. 


Seybold,  Müzellen.  715 

H.  Lammens  bat  in  seinen  Remarques  sur  las  mots  fi-an^ais 
derives  de  l'arabe,  Beyrouth  1890,  S.  226  nur:  ^Sultan.  Vieux 
franQ.:  soudan  et  soldan  qu'on  trouve  encore  dans  Flechier.  „Un 
Religieux  de  St.  Franeois  du  couvent  de  Jerusalem  vint  depute  du 
Soldan  d'Egypte  vers  les  Rois  Catholiques".  Histoire  de  Ximenes,  n 
II,  p.  158."  Ausführlicher  ist  derselbe  in  Le  röle  des  langues 
oi'ientales  dans  l'etymologie  contemporaine  (additions  et  rectifications) 
(Extrait  des  Frecis  historiques ,  Bruxelles  1891)  p.  41:  ^Sidtan. 
Plus  d'un  ecrivain  europeen  confond  ce  titre  avec  celui  de  calife. 
Ce  dernier  nom  ne  peut  etre  applique  qu'aux  successeurs  du  Pro-  lo 
phäte,  depositaires  de  la  double  autorite  spirituelle  et  temporelle. 
Le  mot  Sultan  signifie  en  arabe  puissance  et  s'il  a  ete  dans  l'origine 
applique  au  calife  de  Bagdad  ^),  c'est  comme  equivalent  de  souverain. 
Mais  vers  la  fin  du  X^  siecle  de  notre  ^re,  lorsque  les  Abbassides 
eurent  ete  depouilles  de  la  puissance  temporelle,  et  qu'ils  furent  i5 
reduits  ä  la  puissance  spirituelle ,  le  mot  sultan  devint  le  titre 
exclusif  d'un  grand  feudataire  ou  de  l'emir,  qui  dominait  les  autres. 
Plus  tard  le  moindre  principule  prit  le  titre  de  sultan.  H  y  a 
plus:  „ä  Constantinople ,  on  donne  le  nom  de  sultan  ä  toutes  les 
personnes  ä_  qui  on  adresse  la  parole".  G.  de  Tass}'^".  Zu  letzterem  20 
vgl.  Samy-Bey  Fraschery,  Dictionnaire  turc-francais   51)3  b    „^LLJLw 

mon  eher  monsieur,  ma  chere  dame",  vgl.  übrigens  Barbier  de  Mey- 
nard,  Dict.  turc-fran9.  s.  v.     Kollege  P.  Ravaisse  in  Paris  schreibt 
mir:  „Pour  le  mot  souldan    .,LLJL.«,  il  y  a  tout  lieu  de  croire  qu'il  est 
devenu  soudan  par  analogie  avec  le  mot  soudard  contracte  de  souldard  20 
(XV^  s.).  —  Les  variantes  d'orthographe  sont  sozdant  et  soudanc{\y . 
Zu   2.    Tülkarm  S.   564    schreibt    mir    freundlichst    der    gute 
Palästinakenner,  unser  Genfer  Kollege  Lucien  Gautier:   ,Bei  Nr.  2 
sah  ich  mich  plötzlich    wieder    in    die   Vergangenheit    versetzt:    als 
ich    vor    bald   10  Jahren,  Anfang  Februar  1899,    von    Haifa    nach  30 
Jäfä  fuhr,  passierte  ich  Kfikün,  Kalansaweh  und  et  Tlreh,  und  mein 
Kutscher  (ein  Deutscher  aus  Haifa)  zeigte  mir,  zwischen  den  beiden 
erstgenannten  Lokalitäten,  zu  unsrer  Linken ,  in  nicht  großer  Ent- 
fei'nung,  das  ziemlich  ansehnliche  Dorf  Tulkerem,  Sitz  eines  Kajjim- 
makäms.    Es  liegt  an  der  Straße  von  Nablus  nach  Jäfä  (wenn  man  ^ä 
will,    auch  an  der  Straße  von  Nablus  nach  Caesarea,    aber  das  ist 
keine    eigentliche    „Straße",    jedenfalls    nicht    Yerkehrsstraße).      Es 
heißt,    wie  Sie  selber  richtig    bemerken,    nicht  Tur,    sondern  Tul. 
und  ohne  Artikel.    Ich  habe  aber  den  Namen   immer  mit  2  Vokalen 
sprechen  hören  KerPm   (nicht  Kann).    In  Guerin,  Samarie  II,  p.  o53.  ^« 
wo  die  Ortschaft  kurz  beschrieben  wird,  steht  auch  Thonlkerem-). 


1)  Comme  dans  Tiiban,  Bakri,  la  Cliaine  des  chronique^;  Edit.  lieinaud. 
S.  M.  le  sultan   de  TuKiiiie  rdunit  los  titros  de  califo  ot  de  sultan. 

2)  Thonlkerem  (•-.\J».x3,  village  considörable ,  assis  sur  le  sommet  d'une 
colliue ,  dont  les  pontos  sont  porci'es  de  plusieurs  citernos  antiiiues  on  bon  »''tat 
qui  fournissent  encore  de  l'eau  aux  besoins   des  habitauts.    Lo  nombre  do  ceu.K-ci 


716  Seyhold,  Miszellen. 

In  Baedekers  Palästina  ist  der  Ort  nicht  erwähnt,  aber  auf  der 
Karte  steht  Tulkeram  i).  Ich  hatte  später  noch  verschiedene  Male 
Gelegenheit,  den  Namen  in  Jerusalem  sprechen  zu  hören  (aus  An- 
laß einer  Liste  des  Kajjimmakämliks  in  dem  Mutesarriflik  Nablus) 
5  vmd  auch  als  ich  im  ephraimischen  Lande  herumritt ,  immer  Tul- 
kerem.  Guerin  rechnet  1  Stunde  10  Minuten  von  Kalansaweh  nach 
Tulkerem".  Für  Syrien  gibt  nun  Martin  Hai'tmann  im  Arabischen 
Sprachführer  unter  Weinberg  die  Aussprache  härm,  speziell  für 
Samaria  nennt  Dalman  im  Palästina- Jahrbuch  1906  S.  39  Icarvi  el- 

10  kelsch  (freilich  hier  in  enger  Genitivverbindung)  -).  Doch  wird  die 
segolatische  Form  kerem,  keram  in  Tulkerem  zu  gut  bezeugt"). 
Für  die  Nisbe  karami  ist  natürlich  daraus  nichts  zu  folgern;  sondern 
wenn  sie  vom  klassischen  karni  kommt,  heißt  sie  eben  karml  und 
nicht    karami,    wie    ich    denn    überzeugt    bin,    daß  Trilkar(a)m  im 

15  ersten  Bestandteil  nichts  mit  Tül  Länge  (oben  the  long  [place])  zu 
tun  hat,  sondern  eine  schon  ältere  lokalvulgäi-e  Kontraktion  aus 
Tür  elkarm  darstellt,  also  ,Weingartberg"  beißt,  wie  es  ja  auf 
einem  isolierten  Bei-g  hoch  über  der  Küstenebene ,  speziell  der 
Sa'räwijet    elgarblje    um  Käkün  gelegen    ist.     Vielleicht    hat  Gold- 

20  ziher  die  ältere  unkontrahierte  Form  für  sein  Tür  alkar(a)m  vor- 
gelegen ?  In  der  Histoire  des  Sultans  mamlouks  par  Makrizi, 
traduite  par  Quatrem^re  I,  II,  13  steht  Tour-kerm  j,,i  .i,  dazu  ist 
aber  S.  258  „Toul-kerem  ou  Thul-karm"  nach  Scholz,  Reise  und 
Berggren,  Reisen  verglichen. 

25  Zu  3.  SaifruTn^)  führe  ich  aus  dem  Gebiet  des  alten  Samarien 

nur    noch    die    bezeichnenden     analog     gebildeten    Ortschaftsnamen 

Gemmä'In  ^  rU-^,  Zemmärln  ..^j.Lo-,  Sabbärln    .yiXj^  an. 

Zu  4.  5.  t).  Dumüh ,  Zorqän ,  Damatjüh.  Inzwischen  konnte 
ich    das    längst   vergriffene   und    seltene    moderne    ägyptische  Orts- 

30  lexikon  ^jr-xill    -laüJÜ   ,31  jt>   (ry^^-'J  (Dictionnaire    geographique  de 

est  d'un  millier.     Leurs  maisons    sont    tres    soigneusement    bäties.      Ils  cultivent 
autour  de  leur  village  quel<iues  jardins  plantes  de  liguiers  ot  de  grenadiers. 

1)  Die  ersten  Auflagen  ]iaben  vielmehr  Telkeram ,    die  letzten  Tül  karm. 

2)  Ebenso  Löhr,  Der  vulgärarabische  Dialekt  von  Jerusalem  ^kann,  pl. 
Icurüm  Weinberg".  Baedeker"  Karm  esch  Scbcch  nordwestlich  von  der  Nord- 
ostspitzo  Jerusalems;  aber  S.  G8  Karem  es  Sajjäd  =  Viri  Galilaei,  Nordkuppe 
des  <  >lborgs. 

3)  Die  Name  lists  werden  wohl  einfach  Robinson 's  Palästina  folgen  (Hallo 
1842):  im   Register  Tül  keram  m^  6Jo. 

4)  Vgl.  Querin,  Samarie  II,  212:  A  trois  kilometrcs  l\  l'ouost  de  Hoit-Lid, 
sur  le  haut  d'uno  collino  rocheuse,  oü  Ton  no  parvient  quo  par  un  sentier  ctroit 

et  diflicile,    Sefarin,  .•yjXiuM,    a    une    population   de  600  nmes  (jui  passe  pour 

tr^s  fanatiquo.     Le  villago  est  environne  d'un  mur  d'enceinte. 


Seybold,  Miszellen.  717 

l'Egypte,  Büläk  1899.    941  S.)  von  Boinet  Bey  y5o  «J!^,  erwerben 
und  einsehen^). 

Auf   die   schon    von  'All  Bäsä  Mubärek    in    den  Hitat    gedide 

mehrfach  angedeutete  Gleichsetzung  von  ts^a^  mit  j>. j  ».»lo ,  8%*^, 
koptisch  täwJujuuio'Y' ,  womit  eben  auch  die  falsche  Aussprache  5 
Damweh  zusammenhängt,  werde  ich  hier  oder  andern  Orts  erst  ein- 
gehen, wenn  mir  Jewish  Quarterly  Review  XV  mit  Goldziher's  Ab- 
handlung über  die  Mosessj-nagoge  zugänglich  sein  wird.  Boinet  Bey 
cfibt  für  unser  Dumüh  der  Provinz  el  Gize  S.  437  und  911  nur 
die  Form  »5.*^-)  Tammoü,  ebenso  Baedeker,  Ägypten*^  auf  der  10 
französischen  Karte:  Le  Nil  I  Tammoü,  auf  den  Karten  der  Um- 
o-ebunsf  von  Kairo  Tamwe  und  Tamue ,  woraus  dann  eben  auch 
Damweh  konstruiert  wurde. 

Zorkän  findet  sich  auch  bei  Boinet  Bey  316,  901    .  La  :  Zorkän. 

Boinet  Bey  kennt  285  f.  und  846  nur  2  Dametiou  »».aä/ij  der  15 

Provinz  el  Behera ,  dagegen  1  Demetnou  »jjooo  der  Provinz  el 
(iarblje  287,  883,  941. 

Statt  »j^waxO  Ibn  Dukmäk  5,  72  ist  nicht,  wie  ich  S.  566   ver- 

3  3  ,  '    ., 

mutete,  sj-^ÄxiO,    sondern  einfach  »yoo  zu  lesen,  das    -'uaavo!  ^y^S") 

der  Provinz  al  Dakahlije,  worüber  bei  Dumüh  später.     Bei  Edrisi,  20 
L'Afrique  io^*,  2  ist  Damou  yoj  ebenfalls  dies  »yso;    hier    ist   auch 

statt  des  sonst  nirgends  existierenden  A^h  Tamäkh  natürlich  JlXIo 

Tannäh  zu  lesen.    Jäküt  I,  826,  874  ist  statt  Läj  offenbar  LIj  =  Jsh 
zu  lesen,    da  Uj"  Jäküt  I,  486,  12  und   Ibn   al  (li'än   104,  15  nur 
in  der  MenüfTje  bezeugt  ist.     Boinet  Bey  hat  auch   154,  899    nur  -T) 
LÖj  Teta    in    der  MenüfTje    (vgl.  Karte   „Le  Delta"    in    Baedeker*^: 

Tata  nördlich  von  Menouf);  und  437,  S71  Tanäli  J^jId  in  der 
Dakahlije,  vgl.  Baed.''  ebd.:  Tanah  östlich  von  Mansourah.  südlich 
von  Dekern^s. 

1)  Natürlich    gibt    es    nur    den    heutigen  Bestand    von   Orten    uml  Namen 
und  läßt  für  ältere  topographische   Forschung  nur  zu  oft  im   Stich. 

2)  »k..*.!:)    ist    natürlich    nur    Druckfehler.      Vgl.    übrigens    'raniauli    bei 
Quatremore ,    Memoiros    I,    133.     Natürlich    sind    dann    auch    noch    die    Formen 

^♦J      j^L«J3  =  O/ioOi'g  Thmuis  herbeizuziehen. 

3)  Boinet  Bey  868   „Damoü  el  Sebakh". 


17  10  Seybold.  Miszelltn. 

Zu  S.  568 :  Daß  die  hebräischen  Lexika  neuerdings  zu  hebr. 
tyc  einzig  nur  «^  vergleichen,  und  nicht  mehr  «^wii,  kann  ich 
trotz  Lagarde's  Donnerns  gegen  den  unregelmäßigen  Zischlautwechsel 
(Bildung  der  Nomina  201)  nicht  für  richtig  halten:  der  Begriff 
.toll"  deckt  sich  eben  in  letzterem  so  unmittelbar,  während  er 
bei   «.^  ziemlich  weit  hergeholt  ist  ^). 

Mit   ,_^'^kA    wechselt    natürlich    häufig    das    ganz    synonyme 


2.  Zu  Quadrapulus  552 — 54. 

10  S.   553    Mitte    ist    natürlich  •sj.^jlä  für   '-iy^iXi  bloßer    Druck- 

fehler.    Für   die  Form  *.<V.Rft:xpe^iioYAAi    mit  Doppel-'A    hätte    von 
Crum  die  durch  den  Kämüs  schon  bei  Freytag  bezeugte  Namensform 

Jo  bä  angeführt  werden  können.    Indessen  lassen  die  wenigen  Stellen 

des  Liber  Pontificalis  doch  noch  Zweifel,  ob  der  in  der  arabischen 
15  Überlieferung    eben    nur    wein  berühmte    Vorort    von    Bagdad    das 

abendländische    quadrapulus    abgegeben    hat,    so    bestechend    diese 

neue  Ableitung  zunächst  erscheint    (vgl.  tobt  von  ^^'-Äc,  Musselin. 

Saffian  u.  a.). 

S.  553,  9   „Aschmunen  im  untern  Sa'id"  :   nach  Jäküt  3,  392 
20  geht  der  obere  Sa'id      is^\  Ck^ju^\  von  Aswän  bis  gegen  Ihmlm, 

der   zweite  (mittlere)  von  diesem  bis  al  Behnesä  (Oxyrrhynchus) -). 

der   untere    (nächste)  ^Sf\  von    diesem    bis    in    die    Nähe    von    al 

Fostät;  somit  fiel  al  Usmünein  in   den  mittlem. 

S.  553  ■*).     Der  Wein    von  Katrabbul    ist    schon    bei   Freytag 
2,T  belegt    alkatrabhulija;    im  Mol.ut    al  Mohlt   aus    al  MutanabbT   aJ- 

katrabhuli. 

3.  Zu  S.  586  —  90. 

Traugott  Mann  in  seiner  Besprechung  von  S  a  r  r  e  :  Erzeugnisse 
islamischer  Kunst  I  hätte,  so  gut  orientierend  diese  im  Ganzen  ist, 
.■jo  auf   allerlei    schwierige  Einzelfragen ,  Lesungsversuche ,   Deutungen, 
Übersetzungen ,    Begriffe    eingehen    sollen ,    zumal    wir    solche    Er- 
klärungen   des    öftern    im    besprochenen   Buche    selbst    vermissen"'). 

1)  Nach  gütiger  Mitteihiug  von  KoU.  A.  Fischer  ist  in  der  mir  nicht  zu- 
gängliclien  14.  Auflage  von  Gesonius-Buhl  zu  3*'>">I3""-  jetzt  doch  mich  «^^.;C 
wieder  (nach  Tliosaurus  und  Nöldoke)  vorgliclien. 

*    ^  o  ^ 

2)  Ä.jvw.Ä,ixJi   zweimiil,  lies  mit  JäUüt  I,  771      -a*»-L^aJ|, 

3)  Sonst  könntin  wir  iillniiihlich  so  allgemeine  fiirhlosc  Anzeigen  bekommen, 
wie  sie  neuerdings  im  Journul   :isiutii|ue.  JKAS.   und   LZ.   beliebt  sind. 


Seybold,  Miszellen.  719 

Z.  B.  woher    der    Begriff   azziminista    kommt .    hätte    gerade    auch 
manchen  Orientalisten  interessiert  (von  'cujemln  =  Perser,  Arbeiter 

ä  la  persane  für  ^^-va.«^)  oder  Herkunft  und  Bedeutung  der  termini 

besonders    indischer  Kunstarbeit :    liuft   vom    persischen    kuften  = 
küften  schlagen  ^) ,  bidrl  von  der  Stadt  im  Dekkan  Bidar ;   warum    5 
huka  geschrieben  und  belassen  wird,  ist  nicht  einzusehen,  in  Indien 
wird,  wie  fast  überall"-),  das  arabische  Lehnwort  hukka  gesprochen;  das 

Hindüstäni  L'jJ   lötä  (a  pot,    a  pipkin)    sollte    erklärt  und  genauer 
als  mit  Iota  umschrieben  sein,  u.  a. 

4.  Zu    „Die    arabischen   Planetennamen    in  Wolfram'sio 
Parzival",  Zeitschr.  für  deutsche  Wortforschung  VIII,  147 — -151. 

Zur  Bezeichnung  des  Mars  als  .♦^-^f  »der  Rote"  schrieb  mir 
Kollege  Nallino  seiner  Zeit,  daß  diese  bei  maghrebinischen  astrono- 
mischen Schriftstellern  ziemlich  häufig   sei. 

Für  die  Bezeichnung  des  Merkur  als   „der  Schreiber"    ^^a-jÜCJ!  15 
ans  gewöhnlich  arir  verweise  ich  jetzt  auf  ZDMG.  18,  158. 

Wie  weit  etwa  babylonische  astrologische  Anschauungen  noch 
in  der  arabischen  ^Nomenklatur  z.  B.  der  Planeten  nachwirken,  speziell 
in  den  oben    und  a.  a.   O.  erwähnten ,    westlichen   Namen    für  Mars 

„der  Rote",    in  Saturn  (sonst  Zohal  ^.js»;)  als  Kämpfer  JöLüIi  (=  -^o 
Marduk) ,    in  Merkur    als  Schreiber  ,,^'LKJ! ,    auch  Jupiter  ^  'ä.^S 
als  Käufer  (Händler ,  Kaufmann) ,    wofür    sonst    mehr   Merkur    gilt, 
überlasse  ich  den  Assyriologen  zur  Entscheidung. 

5.  Kabb  Eljäs  (j*-UJ!  ^^  =  Kabr  Eljäs  y*,LJl   _ö. 
Wie  ich  oben   Tulkar(a)m  ^  S^ylo  als  vulgäre  Kontraktion  aus  25 
*,jC!l   »^  erklärt  habe,    so    ist    füi-  das  alte  ,  «Lxjt   .xs  die   vulgäre 

Aussprache  /wvLJl  1^^  aufgekommen    {kabb    aus    kabr  mit  Assimi- 
lierung des  7-,  wie  das  vulgäre  kadd  aus  kadr,  vgl.  kaddcs  ,  ioiAi 

1)  Daher  auch   in  Dozy,  Supplement  nach  Quatremero  falsch  kaft  \.:^^JiS  , 

2)  In  Tunis  ik.X5>  hukka ,  worauf  mich  Koll.  Stumme  mit  Verweis  auf 
seine  Tunisische  Grammatik,  S.  1G3,  und  in  Marokko  ij5s.£>  liukk ,  worauf  mich 
wieder  Koll.  A.  Fischer  gütigst  aufmerksam  macht. 


720  Seijbold,  Mlszellen. 

=  Xi,  lc\  .lX."*)-  Ich  habe  in  meinem  Verzeichnis  der  arabischen 
Handschriften  zu  Tübingen  I,  1907,  S.  51  und  DLZ.  1907,  1715 
darauf  hingewiesen,  daß  für  das  gute  alte  (j^LaÜ  -ö  (schon  z.  B. 
Jäküt  1,  699)^)  immer  mehr  falsche  Formen  aufkommen;  Kabb  Eljäs 

5  als  vulgäre  Form  für  Kabr  Eljäs  geht  ja  an,  aber  schon  das  viel 
häufigere  Kab  Eljäs  ist  irreführend,  wie  das  Qabeliäs  der  Beiruter, 
vgl.  Melanges  de  la  Faculte  Orientale  (Universite  Saint-Joseph)  I, 
Beyrouth  1906  p.  223,  oder  wenn  R.  Huber  auf  seiner  Carte  de 
la  Province  du  Liban  1906  Kab  Ellies  und  daneben  arabisch  v-jLi' 

10  (wvLol  schreibt.  Lassen  wir  also  das  altehrwürdige  Eliasgrab  im 
gräberreichen  Hochtal  Bik'äh  n>|;2!j  (Ezechiel  37),  arabisiert  pifiAÜ, 
unangetastet  Kabr  Eljäs  oder  wenigstens  in  der  korrekt  vulgär- 
assimilierten Form  Kabb  Eljäs;  vgl.  ZDMG.  16,  656.  Östlich  vom 
Litänl    haben    unsre    Karten    ein    Barr    Eljäs ,    im    älteren    Stieler 

15  auf  der  im  neuesten  ausgefallenen  Libanonkarte  Bir  Elias ,  etwas 
östlich  der  alten  Poststraße  Beirut-Damaskus :  Bedeutung  und 
richtige  Namensform  dieses  empfehle  ich  den  Beirüter  Gelehrten, 
besondei-s  P.  H.  Lammens,  zu  nähei'er  Erforschung.  Ebenda  haben 
wir  auch  noch  etwas  südöstlich  die  Ruinen  des  alten  Chalkis,  heut- 

20  zutage  'Angai-  -rs^c  kontrahiert  aus  ,il  ^J^^  'Ain  algarr  oder  aggarr : 

vgl.  Palestine  under  the  Moslems  by  Guy  Le  Sti-ange  p.  886;  vgl. 
'Aindära  und  'Andära  westlich  von  Kabr  Eljäs  auf  dem  Libanon 
(Melanges  oben  ibid.). 


1)  Guy  Le  Strange,  Palestine    under    tho  Moslems  p.  422    nur   „the  tomb 
of  IHyäs  (Elias)  ^ 


721 


Der  Name  Sanherib's. 

Von 

A.  IJugnad. 

Der  Name  des  Königs  Sanherib,  der  entweder  H'^^ISin-aTiheßneS. 
8U  oAer  iluSin-aTih&nes.^^^.^a  geschrieben  wird,  ist  bisher  als 
Sin-aM'^)-erba  transskribiert  worden,  wobei  man  e>'ba  als  Präteritum 
oder  Imperativ  einer  Wurzel  n-"'  „mehren"  ansah"-)  mit  dem  Ideo- 
gramm  SU.  5 

Auffällig  mußte  bei  dieser  Erklärung  vor  allem  zweierlei 
bleiben:  1.  daß  ^7"'  nur  in  Eigennamen  nachweisbar  ist 2),  2.  daß 
die  Form ,  in  der  uns  der  Name  des  Königs  im  Alten  Testament 
begegnet,  nämlich  i''"in:o,  nicht  auf  eine  Wm-zel  5'"',  sondern  i'^- 
weist.  Der  letztere  Einwurf  ließe  sich  nun  durch  eine  leichte  lo 
„Emendation"  (nTTiID)  entkräftigen,  wenn  nicht  das  angebliche 
assyr.  n*?"^  in  bilinguen  Texten  stets  als  ^^^,  erschiene ;  die  vor- 
kommenden Fälle  sind: 

1.  eis.  IT,  76  (No.  70)  wird    der   im  babylonischen  Texte  als 
SU-a  (bisher  Et-bä)  vviedergegebene  Name  in  der  aramäischen  Auf-  lö 
schrift  in'i"|i  geschrieben : 

2.  im  X.  Bd.  der  Babyl.  Exped.  of  the  Univ.  of  Penns.  No.  99 
erscheint  der  babylonische  Name  H^En-SU  (bisher  Bßl-ßriba  ge- 
lesen) als  :2'i'-)Nbn^); 

3.  ebendort,  Bd.  IX  No.  66a    ist    babylonisches  SU-a  (bisher  20 
Efibä  gelesen)  =  in"i-iN. 

Hieraus  folgt  mit  Notwendigkeit,  daß  eine  Wurzel  ni"^  in  all 
diesen  Fällen  nicht  vorliegt,  sondern  eine  Wurzel  n*^"".    Dem  wider- 
spricht   augenscheinlich    die    phonetische    Schreibung  .^^^ba,    das 
man  er-ba  liest.    Nachdem  aber  T  h  u  r  e  a  ii  -  D  a  n  "  i  n  nachgewiesen  25 
hat  5),  daß  -^ff  in    altbabylonischen  Texten    den  Lautwert  rl  hat, 


1)  Besser  ((lihr,  als  Plural  wio  im   hebr.  Ö'^HN  mit  vordoppcltom  [i. 

2)  Vgl.  Delitzsch,  Assyr.  Lesestiicke,  4.  Aufl.,  S.  103a:  „Siu,  mohrc 
die  Brüder";  dagegen  II.  Kanko,  Pers.  Namos ,  S.  227,  Anna.  3,  der  sowohl 
erba  als  auch  eriha  als  Präterita  erklären  will. 

3)  Auch  Streck,  Babyloniaca  II,  S.  232,  Auni.  2  ist  dieses  aufgefallen; 
über  31"'  in  der  Nabonid-Stele  (II,  13)  s.  unten. 

4)  Über  r!n"'~l  -  -:  Ri-hat  in  demselben  Te.\t  s,   unten. 

5)  Inscriptions  de  Sumer  et  d'Akkad.,  S.  240,   m.  Col.   II,  1. 


Y22  Ungiiad,  Der  Name  Sanherib's. 

wird  man  noch  einen  Schritt  weiter  gehen  und  annehmen  dürfen, 
daß  der  gleiche  Wert  später i)  noch  vorkommt:  der  Name  des  Königs 
ist  also  zu  lesen:  Sin-ahhc-riha. 

Dieses  gilt  nun  für  alle  Eigennamen,  die  mit  der  angeblichen 
5  Wurzel  :2"^   /Aisammengesetzt  sind.    Im  Altbabylonischen  fallen  dem- 
nach unter  die  Wurzel  n*'- : 

1.  ri-ha-am  und  ri-ih  in  Namen    wie  Ri-ha-ain-t-li    und  Ri- 
ib-Nii-nu-)', 

2.  ^))-Imi.  lies  ri-ba  in  Rt'-ba-Sin'^);  Ri-ha-Uras*)\  Sin-ri- 

10  ba-am^):  I-lf-rf-ha-am^)'. 

3.  i-ri-ba-am*')   in   Sin-i-ri-ba-arn ,    Upe-i-ri-ba-om:    I-U-i-ri- 
ba-am'):  I-ri-ib^): 

4.  e-ri-ba-am-')  und  eri-ib  m  l-T*-e-ri-ba-am\  Samas-e-ri-ba- 
am{?);  Sm-e-rl-ib,  Sin-e-ri-ba,  Sm-e-ri-ba-am:  E-ri-ib-Ea-,  E-ri- 

15  ib-Sm;  E-ri-ba-am-Sin:  E-ri-ba-am:  E-ri'-ba^^):  E-ri-ba-Uras^^); 
E-rt-ib-Uras^-);  hyp.  E-rl-ba-tum'^%  E-ri-U-ja^^): 

5.  ta-ri-ba    und    ta-ri-ba-um   in  Istar-ta-ri-ba  und  Aja-ta-ri- 
ba-am^^). 

Diese  Formen  erklären  sich  so,    daß    die   unter   1.  und  2.  an- 
20  geführten   Imperative ,    die    unter  3.  bis  5.  Präterita  sind.     Hierbei 
ist  noch  zweierlei  zu  beachten. 

a)  Ein  Wechsel  von  r!-baavi  und  e-ri-ib  findet  sich  in  CT. 
IV,  15  a,  wo  eine  Person  Z.  6  Sin-rf-ba-am .  in  Z.  12  aber  Sin-e- 
ri-ib  geschrieben  wird.  Auf  dieses  einzige  Faktum,  das  dafür 
25  sprechen  könnte ,  daß  man  statt  ri-ba-am  vielmehr  er-ba-am  zu 
zu  lesen  habe,  möchte  ich  jedoch  keinen  besonderen  Wert  legen, 
sondern  eine  Nachlässigkeit  des  Schreibers  annehmen^"); 

1)  Ob  »^yf  jemals  er  zu  lesen  ist,    ist  mir  zweifelhaft;    es    müßte    noch 

untersucht  werden. 

2)  lianke,  P.  N. ,   S.   1.39a;    S.   244  b    mit   eribam   verglichen    und    mit 
„increase"   übersetzt;  hypokoristisch  Ri-ba-ja  ebend.    Vgl.  auch  BE.  VI,  1,  S.  50. 

3)  Kankc,  S.  80b. 

4)  VS.  (Vorderas.  Schriftdcnkm.)  VII  (in  Vorbereitung),  54,  15. 

5)  Kanke,  S.  227  a  (unter  erba,  erbam)\  ferner  VS.  VII,  65,  10.  14  u.  ö. 
G)  Kanke,  S.  232  b. 

7)  VS.  VII,  63,  11;   155,  14. 

8)  Reisner,  Telloh,   209,  II,  5. 

9)  Kanke,  S.  227a. 

10)  VS.   VII,  183 

11)  VS.  VII,  97   (Siegel);   101,  6   u.  ö. 

12)  VS.  VII,  153,  10  u.  ö. 

13)  VS.   VII,  102,  5  u.  ö. 

14)  VS.  VII,  C4.  20  u.  ö. 

15)  Uanko,  S.  248,  Anm.  5;  lür  ein  anderes   liir/'/m  s.  unten. 

16)  Kino  Vorkürzung  von  criham  7.\\^ribam  im  Noubabylonischen  wäre 
nichts  AufTnüliges;  vgl.  Samas-bäri  neben  Saniait-aMri  (Tallqvist,  Namen- 
l)ucb,  S.  187  b).  Das  Ojoiche  in  CT.  IV,  15  a  anzunehmen,  ist  aber  nicht  ratsam, 
ila  solche   Vftrkürzungen  sonst  im  Altbabjidiiisehi'n   nicht  begegnen. 


Ungnacl,  Der  Name  SanlieriVs.  723 


b)  eribam  für  iribain  könnte  Bedenken  erregen :  aber  unter 
Einfluß  eines  r  geht  gern  ein  i  in  e  über^);  genau  unter  gleichen 
Akzentverhältnissen,  d.  h.  in  offener  Vortonsilbe,  begegnet  ein  Präfix 
€  für  i  bisweilen  im  Präsens  des  Verbs  ragäinu ;  vgl.  e-ra-ga-am 
CT.  n,  34,  15  (Sumu-la-el);  e-ra-ga-mu  CT.'  II,  37,  24  ;  50,  23 ;  u.  ö.  5 
neben  i-ra-ga-am  CT.  II,  9,  16;  22,  20;  28,  15;  u.  ö. 

Es  würde  zu  weit  führen,  alle  mit  rib,  erib  und  irib  gebildeten 
Eigennamen  anzuführen ;  es  sei  für  die  Kassitenzeit  auf  C 1  a  y , 
Babyl.  Exped.  XIV,  S.  43  und  XV,  S.  30 f.  verwiesen,  wo  überall 
statt  Erha  Riba-)  zu  lesen  ist;  für  tarib  vgl.  Ta-ri-ba-Gida'^)  lo 
(XIV,  10,45:  XV,  154,37;  198,37).  Für  neubabyl.  3^-  finden 
sich  Belege  bei  Tallqvist,  Namenbuch,  S.  317  unter  i—':  für 
tariba  vgl.  ebendort  die  Namen  Istar-ta-ri-ba^)  (oder  bl) ,  wofür 
sich  Istar-ta-SU  findet,  ferner   Ta-SU  (d.  i.    Tariba)- Istar. 

Was  bedeutet  nun  diese  Wurzel  n'^-  ?    Sie  ist  zweifellos  identisch  i5 
mit  dem  im  Kodex  Hammurapi's  sich  häufig  findenden  a^-i  „ersetzen". 
Über  diese  Wurzel  hat  Streck  sich  vor  kurzem  5)    eingehend  ge- 
äußei't  und    reichliches  Material  zusammengestellt,    dem  sich  kaum 
etwas    hinzufügen    läßt:    zum    medialen   Grundstamm    sei    noch  der 
assyrische  Name  Nabü-tar-ti-ba-usur  (VS.  1,99,2)  erwähnt,   der -'o 
von  Schiffer  im  1.  Beiheft  der  Orient.  Litt.  Ztg.  als  Nabä-kut- 
ti-ba-usur  verlesen  wurde  und    zu   weitgehenden  Folgerungen    ver- 
wendet ist.    Die  Grundbedeutung  dürfte  sein  „etwas,  was  man  auf 
Grund  einer  Verpflichtung   zu   geben    hat,    geben";    die  Bedeutung 
ist  dann  ähnlich  der  von  "in  im  Intensivstamm,  mit  dem  es  auch  25 
wechselt");    der  Name   Sin-ahM-riba  bedeutet  demnach:  ,Sin ,  gib 
zur  Belohnung  (für  meine,  des  Vaters  Frömmigkeit)  Brüder" ;  Namen 
wie  Sin-erlbam,  sind  zu  übersetzen  :  „Sin  hat  Belohnung  gegeben",  usw. 

Auch    in  Namen    wie  Nabü-tartiba-usur   (VS.  I,  99,  2)    oder 
Nabü-SU'')-nsur  liegen,  wie  schon  bemerkt,  Verbalformen  vor;  die  ^o 
Namen  sind  in  ihrer  Bildung  zu  vergleichen  mit  Namen    wie   Sin- 
takisa-bulUf,  Naba-taddannn   (bezw.  tattannu)-usur  u.  ä. :  sie  sind 
zu  übersetzen :  „Nabu,  schütze  den,  welchen  Du  als  Belohnung  gabst". 

1)  Vgl.   meine  Gramm,  t}  5  b  a. 

2)  Beachte  XIV,   19,  18:  Jr^yib-i[lu  .  .  .],  d.  i.  Ri-lf>.[.  .  .]. 

•i)  Für  Ta-ri-Le->Sm,   Tari-be-ilu  (XV,  S.  44)  lies  wohl   Ta-ri-bat. 

4)  Von  ^"1"'  könnte  tari-ba,  das  des  Ideogramms  wegen  schon  von  erib 
nicht  getrennt  werden   darf,  nicht  abgeleitet  werden. 

5)  Vgl.  Babyloniaca  II,  S.  228(1'. 

6)  So  i-ri-ba  tuk-te-e  parallel  ?<-//;•_(//-;«//-/«  (Stele  Jvabonid's  II,  13);  vgl. 
auch  die  Namen  Nabn-tuklii-riba,  Naba-tukte-tirri  {T a.\\<\\\st,  S.  335)  und 
Nabä-gimil-tirri  (S.  335  unter  "liri);  ferner  Bcl-tuk-te-e-  GUR  (=  tirri) 
VS.  VI,  204,  8.  13.  2G.  Hieraus  folgt,  daß  tuhtd  parallel  gimillu,  räbu  parallel 
turru  ist. 

7)  Lies  tartiba  oder  tariba. 


724  Ungnadj  Der  Name  Sanherib^s. 


Ableitungen  von  der  AVurzel  3^""  sind : 

1.  rihäiu  „Entgelt"^)  (so  richtig  schon  Macmillan,  BA. 
Y,  612),  Plural  von  ribtu:  dieses  Wort  begegnet  sehr  häufig  als 
neubabyl.  Name :  Rihätu ,    der   in    aramäischem  Gewände    als  rQ""" 

5  (Babyl.  Exped.  X,  99)  erscheint  2): 

2.  taribu  „Vergeltung" ;  so  in  dem  häufigen  altbabyl.  Namen 
Ta-ri-hu-um  mit  den  Ableitungen  Taribatum  und  Taribüiu7n. 
Man  könnte  diese  Namen  für  Kurznamen  nach  Namen  wie  Nabü- 
tariba-usur    (s.    oben)    halten;    aber    erstens    sind    derartige  Namen 

10  altbabvl.  nicht  belesrt,  zweitens  sind  Yollnamen  erhalten,  in  denen 
Taribxun  ein  Substantiv  sein  muß,  nämlich'^)  Ta-ri-ib-i-lt  „Ver- 
sreltuncr  der  Götter"  und  Ta-ri-ib-ir-si-tim-,  der  Genetiv  zeigt,  daß 
taribum  ein   Substantiv  ist ;  daneben  findet   sich  taribtu  ^). 

Wie  sich  also  gezeigt  hat,  existiert  eine  Wurzel  aT*  im  Babyl. - 
ir>  Ass3'r.    nicht:    alle    scheinbar    davon    abgeleiteten    Formen    gehören 
zur  Wurzel  n"!",  die  im  Grundstamm  und  im  Medium  , Vergeltung 
geben"  oder  „als  Vergeltung  geben"  bedeutet. 
Die  wichtigsten  Formen^)  sind: 

G :  Prät.  irib{am),  erib(am) ;  tarib{am)  (2.  mask.  und  3.  fem.) : 
20  Präs.  iriab    (Kod.  Hamm,    aus    *irujab ,    *irijab)    und    irdb;    Impr. 
rtb{am)\  Inf.  riäbum  (aus  *rajäbum^  *rijabum)^). 
Gt:  Prät.   irtib:   Opt.   Urtib'); 
rtbätum :  Entgelt : 
taribum :  Vergeltung. 
25  tartbtum :  Vergeltunof. 


1)  Im  guten  (Belohnung)  oder  bösem  Sinne  (Strafe) ;  in  ersterer  Bedeutung 
in  den  Eigennamen,  in  letzterer  an  der  von  Macmillan  behandelten  Stelle. 

2)  Fraglich  ist  es,  ob  auch  der  altbabylonische  F  r  au  en  name  i?<-Äa-/M7« 
(Ranke,  P.  N.,  S.  192;  BE.  VI,  1,  S.  59)  als  Ribätum  gefaßt  werden  darf. 
Wahrscheinlich  liegt  nur  die  fem.  Singulareudung  vor,  also :  liibattcm. 

3)  Ranke,  S.  1 G9. 

4)  Vgl.   Ta-ri-bat  Sin  und   ra-ri-bat-iU:  Clay,  BE.  XV,  S.  44. 

5)  S.  oben,  sowie  Streck,   a.   a.  O. 

6)  Hierher  wohl  auch  Li-DAN-Ellil  rr=  Li-rib-Ellil  ^Möge  E.  ver- 
gelten" :  VR  44,  IV,  33. 

7)  Vgl.  auch  Ir-ti-ba-üuSamaS  bei  Clay,  BE.  XV,   180,  14. 


725 


Studien  über  die  indische  Erzählnngsliteratur. 

Von 

Jarl  Charpentier. 

Unter  diesem  Gemeintitel  werde  ich  mehi'ere  kleinere  Studien 
über  Motivgeschichte,  Versähnlichkeiten  usw.  innerhalb  der  indischen 
Erzählungsliteratur  —  und  gelegentlich  auch  einzelne  kurze  Nach- 
weise über  indische  oder  den  indischen  ähnliche  Motive  in  der 
europäischen  Literatur  —  veröffentlichen.  Ich  mache  hier  den  An-  r> 
fang  mit  einem  Aufsatze  über  das  Hatthipälajätaka  und  damit  ver- 
wandte Texte.  Einige  größere ,  zusammenhängende  Studien  über 
ähnliche  Gegenstände  habe  ich  in  einer  größeren  Abhandlung  be- 
handelt, die  vor  kurzem  unter  dem  Titel  „Studien  zur  indischen 
Erzählungsliteratur.  I.  Pacceka- Buddhageschichten"  in  Upsala  er-  lo 
schienen  ist. 

1.  Das    Hatthipälajätaka. 

In  WZKM.  V,  111  ff.,  VI,  1  ff.  hat  E.  Leumann  unter  dem  Titel 
,Die  Legende  von  Citta  und  Sambhüta"  einen  Sagenzyklus  behandelt, 
der,  wie  er  selbst  sagt  (VI,  4),  einen  Teil  eines  ,Cyclus  von  Brahma-  i.'> 
datta-Sagen"  ausmacht.  Daß  die  Brahmadattasagen  einen  sehr  großen 
Raum  in  der  indischen  Erzählungsliteratur  einnehmen,  ist  sicher^), 
auch  hat  Leumann  durchaus  nicht  alle  dazu  gehörigen  Erzählungen 
behandelt,  was  ja  auch  der  Weitläufigkeit  des  Stoffes  wegen  kaum 
zu  erwarten  gewesen  wäre.  Hier  beabsichtige  ich  nur  ein  kleines  20 
Supplement  zu  Leumann's  Ausführungen  zu  geben ,  indem  ich  das 
Hatthipälajätaka  als  ein  Glied  dem  Zyklus  beifüge. 

Tu    WZKM.   VI,    12  ff.    spricht    Leumann    nämlich    von     dem 
XIV.  Kapitel    des  Uttarajjhayana ,    das    er    ohne  Zweifel   mit  Recht 


1)  Aus  gewissen  Gründon  ist  os  mir  sogar  glaublich ,  dnß  es  schon  iu 
selir  frühen  Zeiten  einen  ganzen  Brahmadattazylilus  gegeben  hat,  der  von  Süta'<i 
erzählt  wurde,  ebenso  wie  die  Sagen  der  Päiiduiden  usw.,  und  aus  dein  dann 
die  verschiedenen  Traditionen  geschöpft  haben.  Die  ungelieuvo  Popularität  des 
Namens  Brahmadatta  wird  Ja  durch  dio  .IiXtakaliteratur  bozougt.  Gerade  des- 
wegen glaube  ich  auch  mit  Recht  annehmen  zu  dürfen,  daß  dio  Hrahmadatta- 
epen  im  Osten  Indiens  zu  Hause  waren,  umsomehr  als  die  iiltoren  Teilo  des 
Mahabhärata,  die  ja  im  Westen  entstanden  sind,  soviel  ioli  weiß,  nichts  von 
Brahmadatta  zu  erzählen  wissen.  (ibor  alte  verschollene  Heldengedichte  in 
Indien  vgl.  besonders  Jacobi  in  Album   Kern  p.  .0311'. 

Zeitachrift  der  D.M.  G.     Bd.  LXII.  1«^ 


726       Churpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur. 

als  eine  im  Jaina-Canon  befindliche  Unterlegende  des  »roßen  Leerenden- 

O  O  o 

Zyklus    ansieht.     Er    bringt    es  zunächst  mit  einem   Stück  aus  dem 
Harivamsa^)  zusammen  und  behandelt  ausführlich  die  gegenseitigen 
Beziehungen  dieser  Partie  der  großen  Legende. 
5  Er  mag  im  Recht  sein ,    hat  aber   nicht  beachtet ,    daß  wir  in 

der  südlichen  Jätakasamralung  eine  teilweise  viel  näher  liegende 
Pai'allele  besitzen.  Diese  Parallele  ist  Hatthipälajätaka  (Jät.  509; 
Fausb0ll  IV,  p.  473 — 491).  Ehe  ich  zur  Auseinandersetzung  der 
Übereinstimmungen  des  Uttarajjhayanakapitels  und  des  Jätaka  über- 
10  gehe ,  gebe  ich  eine  kurze  Übersicht  über  den  Inhalt  der  beiden 
Texte  2). 

Uttai'ajjhayana  XIV  beginnt  mit  einigen  itihäsa -Versen  (vgl. 
darüber  Leumann,  WZKM.  VI,  14): 

1.  devä  bhavittäna  pure  bhavammi  kel  cuya  egavimänaväsl 
1.5       pure  puräne  Usuyäranäme  khäe  samiddhe  suraloyaramme. 

2.  sakammasesena  puräkaenam  kulesu  daggesu  ya  te  pasüyä 
nivvinnasamsarabhayä  jahäya  jinindamaggam  saraiiam  pavannä. 

3.  pumattam  ägamma   kumära  do  vT  purobio  tassa  Jasä  ya  pattl 
visälakittl  ya  taho'  suyäro  räyattha  devi   Kamaläval  ca. 

20  (1.)  „Einige,  die  in  einer  frühei'en  Existenz  in  derselben  Himmels- 

region   lebende  Götter  waren,  wurden  wieder  geboren  in  der  alten 
reichen  Stadt  Usuyära,  die  schön  ist  wie  die  Götterwelt. 

(2.)  Eines  Überbleibsels  ihrer  früheren  Verdienste  wegen  wurden 
sie  in  vornehmen  Familien  geboren ;    der  Welt  überdrüssig  und  aus 

25  Furcht  vor  dem  Samsära  suchten  sie  ihre  Rettung  auf  dem  von 
den  großen  Jinas  gezeigten  Wege. 

(3.)  Zwei,  die  als  Männer  geboren  waren,  blieben  Junggesellen, 
(ein  dritter)  der  Purohita,  (ein  vierter)  seine  Gattin  Jasä,  (ein 
fünfter)   der  hochberühmte  König  L^suyära  und  (ein  sechster)  seine 

so  Gemahlin  Kamalävai." 

Die  Verse  machen  den  bestimmten  Eindruck,  daß  sie  nur  einen 
Abschnitt  eines  längeren  Zyklus  einleiten,  der  aus  seinem  unmittel- 
baren Zusammenhang  losgelöst  worden  ist.  Nach  dieser  Einleitung 
wird  erzählt,  wie  die  beiden  Söhne,  erfüllt  von  Ekel  über  das  häus- 

35  liehe  Leben ,  zu  ihrem  Vater  gehen  und  ihm  ihre  Absicht  aus- 
einandersetzen, in  die  „Hauslosigkeit"  zu  ziehen,  was  sie  auch  trotz 
seinem  Widerstand  tun.  Nachdem  die  Söhne  fort  sind ,  zieht  der 
Brahmane  nach  einer  Unterhaltung  mit  seiner  Frau  auch  als  Asket 
weg ;    nach  einigem  Bedenken  folgt  ihm   die  Frau.     Der   König  will 

40  sich  jetzt  des  Eigentums  des  Purohita  Ijomächtigen,  wird  aber  von 
der  Königin  davon  abgehalten ;  schließlich  ziehen  aucli  diese  beiden 
in  die  „Hauslosigkeit".  Dies  ist  in  größter  Kürze  der  Inhalt  des 
XIV,  Kapitels  des  Uttarajjhayana. 

\)  1,  KJir. 

2)  Über  die  Kommentare  der  Jaina  usw.,  die  man  bei  Leuniann  angeführt 
findet,  referiere  ich   hier   niclit,  da  sie  für  mich   hier  kt-ine  IJedoutung  haben. 


Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur.      727 

Der  Inhalt  des  Hatthipälajätaka  ist  in  Kürze  folgender.  Der 
Könisf  Esukärl^)  in  Benares  und  sein  Purohita  sind  beide  ohne 
Kinder.  Sie  treffen  folgendes  Übereinkommen.  (Der  König  spricht:) 
^samma ,  sace  tava  gehe  putto  jrujissati  mama  rajjassa  säiniko 
b/mvissati,  sace  mama  putto  jciyissati  tava  gehe  bhogänam  sämiko  5 
hliavissati."  Einige  Zeit  darauf  zieht  der  Pm'ohita  nach  seinem  Dorf 
weg.  Dort  sieht  er  am  Wege  ein  Weib  mit  sieben  Söhnen;  auf  seine 
Frage,  wer  der  Vater  der  Knaben  sei,  antwortet  sie :  „sämi^  imesam 
pitH  nüma  nihaddho  natthi  —  etasmim  nigrodhe  adhivatthadeva- 
täya  santike  patthetvä  labhim,  etäya  me  puttä  dinnä."  Der  Puro-  10 
hita  geht  zum  Nyagrodha-Baum  und  droht  ihn  niederhauen  zu  lassen, 
falls  der  König  keinen  Sohn  erhält.  Die  Baumgottheit  erschrickt 
und  bewirkt  schließlich,  daß  Sakka  sich  der  Sache  annimmt.  Dann 
heißt  es:  ^pufinavanfe  catfäro  devaijutte  passi-),  te  kira  purima- 
hhave  Bäränasiyam  p)esakära  hutvä  tena  kammena  laddhakam  15 
panca  kotthäse  katvä  cattäro  koähüse  parihhivhjimsu,  pancamam 
gahetvä  ekato  va  dänam  dadimsii,  te  tato  cufä  Täoafimsahhavane 
nibhattimsu,  tato  Yämahliavane  ti  evam  anulomapatüomam  chasu 
devalokesu  sampattim  anuhhavantä  vicai-anti,  tadä  pana  nesam 
Tävaiimsabhavanato  cavitvä  Yämabhavanam  gamanaväro.  Sakko  20 
nesam  santikam  gantvä  pakkosifvcl  ^märisä  fumhehi  manussalo- 
kam  gantum  vaffatUi ,  £siikär/ranno  aggamaliesiya  kucchismim 
lübbattathä!^  ti  äha.  te  tassa  vacanam  sutva  „sädhu  deva,  gamis- 
süma,  na  pana  amhäkam  räjakulen  attho ,  purohitassa  gehe 
nibbattitvä  daharakcde  yeva  käme  pahäya  pabbajissämä'^  ti  va-  25 
dimsu.  So  werden  später  allmählich  dem  Purohita  vier  Söhne  ^) 
geboren,  die  Hatthipäla ,  Assapäla,  Gopäla  und  Ajapäla  genannt 
werden.  Um  zu  verhindern,  daß  sich  die  Söhne  dem  Asketenleben 
widmen ,  werden  alle  Asketen  aus  dem  Keiche  verbannt.  Als  die 
Söhne  älter  werden ,  verkleiden  sich  der  König  und  der  Purohita  30 
als  Asketen  und  besuchen  die  Knaben,  um  sie  zu  prüfen,  was  aber 
die  Folge  hat,  daß  alle  vier  wegziehen.  Hatthipäla  (der  Bodhi- 
sattva  ist)  wird  der  religiöse  Lehrer  der  übrigen  ,  und  eine  große 
Menge  Leute  schließen  sich  ihnen  an.  Später  ziehen  auch  der 
Vater  und  die  Mutter  weg;  der  König  will  sich  des  Eigenturas  3.5 
des  Purohita  bemächtigen'),  die  Königin  al)er  beschließt,  ihn  davon 

1)  Eine  Erklärung;  dos  Niunens  Usui/ära  oder  Esukärl  bei  Louinann, 
WZKM.  VI,  19  1'.,  der  ich  sclioii  aus  dorn  Grund  nicht  heistiminon  ktuin,  weil  es 
mir  dann  unbegreiflich  ist,  warum  auch  die  Stadt  Usn>/ära{j)ur(i)  heißt.  Ks 
worden  ja  vielmehr,  wie  wir  aus  den  Jätaka's  sehen,  die  Könige  nach  ihren 
Städten  benannt  („ein  König  Vidoha,  ein  König  Magadha"  usw.).  Nach  der 
Niry.  409  und  Sänt\ äcarya's  tlkä  4()',t  liegt  die  Stadt  Kiuujdiiavae.  EsukUrl 
kommt  auch  in  der  90.  Predigt  des  Majjh.  Nik.  vor;  Äisukuri  bei  l'Sii.  IV,  "J,  54. 

2)  Näml.  Sakko. 

3)  Die  Söhne  sind  hier  vier  —  in  Utt.  nur  zwei  —  entsprechend  den 
cattäri  goväladäragii  im  Anfang  der  Erzählung  von  Bambhadatta  (.lacobi, 
Ausg.  Erz.   p.  1).     Vgl.   Loumanu,   WZK:\I.    V,  141. 

4)  Vgl.   Utt.  XIV,  ;58   (s.   oben). 

47* 


728       Charpentier,  Studien  über  die  indUsche  Erzählungsliteratur. 

abzuhalten  und  handelt  deswegen  folofendermaßen :  sünato  mamsam 

äharäpetvä  räjangane  räsiin  käräpetvä   ujumaygam  jälam   pari- 

kkhipäpesi.   gijjhä  dürato  va  disvä  tass'  atthäya  otarimsu,  tattha 

sappanuä    jälam   pasüritarn    natvä    atibhärikä    huivä     „ujukam 

5  uppatitum  na  sakfiissämä'^  ti  attanä    khäditamamsam    chaddetvä 

jäLam  analllyitvä  vjukam  &>a  uppatitvä  (jamimsu,  andhabälä  pana 

teilt  chadditavamitam  kliäditvä  bhäriyä  hutvä  ujukam  uppatitaui 

asakkontä    gantvä    jäle    hajjhimsu.      atli     ekam    gijjham    äneivä 

deviyä    dassayimsu ,    sä    tarn  ädäya  ranno  santikam  gantvä  ^ehi 

10  täva  maharäja,  räjangane  ekam  kiriyam  passissämä''  ii  slhapaTi- 

jaram  vivaritvä  J.me  gijjhe  olokehi  maharäja'^  ti  vatvä  usw.     So 

belehi't  sie  den  König  über  den  rechten  Pfad  zum  nächsten  Leben, 

er  wird  erleuchtet  und  zieht  als  Asket  fort.     Schließlich  folgt  ihm 

auch  die  Königin  und  die  ganze  Bevölkerung  von  Benares.    Hatthi- 

15  päla  wird  allmählich  der  Lehrer  des  ganzen  Jambudvipa. 

Dies  ist  der  Hauptinhalt  des  Hatthipälajätaka  Man  könnte 
geltend  machen,  daß  wichtige  Verschiedenheiten  zwischen  dieser  Er- 
Zählung  und  der  iainistischen  Version  der  Sage  bestehen.  Gewiß, 
so  wie  die  Geschichte  mit  ihrem  Prosarahmen  dasteht^).  Prüft  man 
20  aber  die  Gäthä's  des  Jätaka  und  vergleicht  sie  mit  den  Strophen 
des  üttarajjhayana,  so  zeigen  sich  ganz  überraschende  Ähnlichkeiten, 
die  auf  enge  Zusammengehörigkeit  hinweisen. 

In    der    vierten    Gäthä    des    Jätaka    spricht    der   Purohita    zu 
Hatthipäla  folgendermaßen : 

25  adhicca  vede  pariyesa  vittam, 

putte  gehe  täta  patittha2:)etvä 
gandhe  rase  paccanubhutva  sabbara 
arannam  sädhu,  muni  so  pasattho. 

Und    im    9.  Vers    des   Uttarajjhayanakapitels-)    antwortet    der 
30  Purohita  seinen  Söhnen,  die  die  Vorzüge  der  Weltfiucht  preisen : 

ahijja  vee  parivissa  vippe, 
putte  padifthappa^)  gihamsi  jäyä 
bhoccäna  bhoe  saha  itthiyähini  *) 
ärannayä  hoha  munI  pasatthä. 

85  , Studiert  die  Vedas,  gebt  den  Brahmanen  Speisen,  setzt  Söhne 

(als  Hausväter)  in  euren  Häusern  ein,  o  meine  Söhne ;  nachdem  Ihr 


1)  Daß  der  Prosarahmen  und  die  Gäthä's  in  einem  Jätaka  nicht  ganz  zu 
einander  passen  —  was  freilich  liier  nicht  besonders  der  Fall  ist  —  ist  ja  öfters 
der  Fall.  Man  denke  z.  B.  an  DasarathajCitaka  (Jät.  4G1)  —  vgl.  Jacobi, 
Kämäyaiiu  p.  84fl'.;  Luders,  GN.  1897,  p.  126  tV.;  Winternitz,  Gesch.  d.  Ind. 
Litt.  1,  43;j  f.  —  und  an  (iliatdjütdica  (Jät.  454),   v^l.  Luders,  ZDMG.  LVIII,  087  IV. 

2)  Da  mir  keine  Ausgabe  des  Utt.  zugänglich  ist,  so  habe  ich  teils  den 
Text  Leumann's  WZKM.  ü,  27  fl".  gebraucht,  teils  eine  Abschrift  nach  einer 
Handschrift,  die  mir   Prof.  Jacubi    freundlichst  Hell. 

3)  jKirillliappn.   Leumann. 

4)  Vgl.  V.  lü  dlianain  2><i/'fiui/a>>i  saha  itthiijähiin. 


Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur.      729 

mit  Weibern  Genüsse  gekostet,  werdet  berühmte,  waldlebende  Ein- 
siedler!" 

Man  könnte  vielleicht  zweifeln,  ob  pariyesa  vittam  oder  j)(f'i'i- 
vissa  vippe  den  Vorrang  verdient;  jedoch  zeigt  v.  12,  daß  die  beiden 
Texte    hier    verschiedene    Anschauungen    und    Ausdrücke    auch    im    5 
folgenden  grebraucht  haben.     Es  heißt  nämlich  in  der  Antwort  der 
Söhne  Jät.  G.  5 : 

vedä  na  saccä  na  ca  vittaläbho, 

na  puttaläbhena  jaram  vihanti, 

o-andhe  rase   muccanam  ähu  Santo,  lo 

sakammanä  hoti  phalüpapatti. 

Und  Litt.  XIV,  12  lautet: 

veyä  ahiyä  na  havanti  tanam  ^), 

bhuttä  diyä  ninti  tamam  tamenam. 

jäyä  ya  puttä  na  havanti  tänam,  i5 

ko  näma  te  anumannejja  eyam. 

„Vedastudium  gibt  keine  Erlösung,  die  gefütterten  Brahmanen 
führen  ins  tiefste  Dunkel,  die  Geburt  von  Söhnen  gibt  keine  Er- 
lösung —  wer  möchte  dir  also  beistimmen?" 

Die  Wortfolge  tamam  tamenam  sollte  eher  umgekehrt  lauten:  20 
jedoch  kommt  auch  die  hiesige  Wortfolge  vor.    Man  vgl.  z.  B.  das 
häufig    belegte    majjham    majjhenam    (KS.,    Schubring's  KS.  usw.), 
suham  suhenarn  Ausg.  Erz.  p.  24,7;  46,  23  usw. 

Nachdem  Hatthipäla    diese  Antwort   gegeben  hat,    spricht  der 
König   die  G.  6  —  auch  um  ihn  dazu  zu  bringen,  von  seinem  Vor-  25 
satz  Abstand  zu  nehmen.     Die  Antwort  folgt  in  zwei  Versen,  wovon 
der  erste  (G.  7)  folgendermaßen  lautet: 

yass'  assa  sakkhi  maranena  räja 

jaräya  metti   naraviriyasettha 

yo  cäpi  jannä  [na]  marissam   kadäci  30 

passeyyu  tarn  vassasatam  arogam. 

ütt.  XIV,  27  sprechen  die  Söhne  des  Purohita  zum  Vater 
folgendermaßen : 

jass'   atthi  niaccunä  sakkhain  jassa  v'  atthi  paläyanain 

jo  jänai  ,na  marissämi"  so  hu  kainkhe  ,sue  siyfi".  ss 

,Der  Freund  des  Todes,  oder  wer  ihm  cnttliehen  kann,  oder 
wer  da  weiß:  .ich  werde  nicht  sterben',  der  möge  fürwahr  be- 
schließen: ,dies  soll  morgen  geschehen'." 

Die    zweite  Zeile  zeigt,  daß  man  im  Jütakaverse   i/o  jn  Jannä 
na    marissam    kadäci  oder  etwas  ähnliches  lesen  muß.     Die  Vor-  10 
schiedenheit    des    Schlusses    der   Strophen    beruht    darauf,    daß    die 
beiden  Strophen  Antworten  auf  verschiedene  Fragen  sind. 


1)  Vgl,  Jät.  543  G.  138a:  vcdn  na  taiiäi/a  fjharanti-r-assa. 


730      Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur. 

Zwei  Strophen ,  deren  Ähnlichkeit  nicht  augenblicklich  in  die 
Augen  fällt,    die  jedoch  sicher  zusammengehören,   sind  Jät.  G.  10 : 

ayam  pure  luddam  akäsi  kammam, 
sv-äyam  gahlto,  na  hi  mokkh'  ito  me. 
5  orundhiyä  nam  parirakkhissami 

mäyani  puna  luddam  akäsi  kammam 

und  Utt.  XIV,  20 : 

jahä  vayam  dhammam  ayänamäuä 
pävam  purä  kammam  akäsi  mohä, 
10  orubbhamänä  parirakkhiyantä, 

tarn  neva  bhujjo  vi  samäyarämo. 

„Das  Gesetz  nicht  kennend  haben  wir  früher  böse  Taten  in 
Verblendung  verübt;  jetzt  aber  zurückgehalten  und  (das  Gesetz) 
beobachtend  {pari-raks- ;  Jacobi  übersetzt  in  etwas  verschiedener 
15  Weise)  werden  wir  so  etwas  nicht  weiter  verüben." 

Obwohl  Pischel,  Pkt.  Gr.,  p.  360  gerade  diese  Zeile  vaijam  .  . . 
akäsi  als  Beispiel  für  den  Gebrauch  von  3.  sing,  als  1  plur.  an- 
zieht, scheint  es  mir  doch  zweifelhaft,  ob  die  Überlieferung  hier 
wirklich  richtig  ist.     Es  wäre  möglich  zu  lesen: 

20  iahä  avam^)   dhammam  avänamäne 

pävam  purä  kammani  akäsi  mohä 
orubbhamäne  pai'irakkhiyante 
tarn  neva  bhujjo  vi  samäyarämi. 

Jedoch  gebe  ich  zu,  daß  der  Plural  vielleicht  besser  begründet 
25  sein  kann  als  der  Singular,  da  sonst  überall  der  Plural  steht. 

In  dem  Gespräch  mit  seiner  Frau  äußert  der  Purohita  im 
Jätaka  folgenden  Vers: 

15.  säkhähi  rukkho  labhate  samannain. 
pahlnasäkham  pana  khänum  ähu, 
30  pahlnaputtassa  mam'ajja  hoti 

Väsetthi  bhikkhäcariyäya  kälo. 

Dem  entspricht  genau  l'tt.  XIV,  29 : 

pahlnaputtassa  hu  n'atthi  väso, 
Väsitthi  bhikkhäyariyäe-')  kälo, 
^■>  sähähi  rukkho  lahal  saraähiiii 

chinnähi  sähähi  tarn  eva  khänuiii. 

^I)as  häusliche  Loben  ist  dem  Kinderlosen  wertlos  —  jetzt, 
o  Väsitthi,  ist  es  (für  mich)  Zeit  Bettlermönch   zu   werden.     Durch 


1;  Sicli  auf  die  orsto  Person  bczüglicli  wie  aucli  a//am  im  Päligätha;  vgl. 
Hrugmatui,  Dem.  pron.  p.  •)(•.  Oder  man  könnte  nhcn/i  lesen,  was  zu  a/cüni 
stimmon  würde.     Vgl.   Pischel    1.   c. 

2)  Leumann  hat     iiarii/tli. 


Cliarpentier,  Studien  über  die  indische  ErzählungsUteratur.       731 

die  Zweige  ist  ein  Baum  wirklich  ein  Baum,  wenn  die  Zweige  ab- 
gerissen sind,  ist  er  nur  ein  Strunk." 

Die  Oi'dnung    der  Zeilen    sollte    wohl  umgeändert  werden ,    so 
daß  darin  Gleichheit  mit  der  Gäthä  erlangt  wird,  denn  das  ist  un- 
zweifelhaft des  Sinns  wegen  besser,    samähim  ist  wohl  unmöglich;    5 
vielleicht   könnte    man    lesen   samägkam^)  =  samäkhyäm  „Namen, 
Benennung". 

Weiter  spricht  die  Brahmanenfrau,  als  sie  Mann  und  Söhne  in 
die  „Hauslosigkeit"  ziehen  gesehen  hat,  in  der  16.  Gäthä  folgender- 
maßen :  _  _  10 
aghasmi  koncä^)  vä  yathä  himaccaye 

tantäni  jäläni  padäliya  hamsä'^) 
gacchanti  puttä  ca  pati  ca  mayham 
säham  katham  nänuvaje  i^ajänam. 

Und  in  Utt.  XIV,  36  heißt  es  so :  i5 

nahe  va  kuncä  samaikkamantä 
tayäni  jäläni  dalittu  hamsä^) 
palinti^)  puttfi  ca  paT  ca  majjham, 
te'harn  kahain  nänugamissam  ekkä. 

Die  Erzählung  des  Jätaka,  wie  die  Königin  zur  Belehrung  des  20 
Esukäri  Geier  fangen  läßt,  und  wie  sich  die  Vögel  verschieden  auf- 
führen, wird  durch  folgende  zwei  Gäthäs  abgeschlossen : 

17.  ete  bhutvä  vamitvä  ca  pakkamanti  vihaiigamä 

ye  ca  bhutvä  na  vamimsu  te  me  hatthattham  ägatä. 

18.  avaml  brahmano  käme,  te  tvam  paccävamissasi,  -ä 
vantädo  puriso  räja  na  so  hoti  pasarnsiyo. 

Dadurch  gewinnen  folgende  Verse  des  Utt.  XIV  ihre  Erklärung: 

44.  bhoge  bhoccä  vamittä  ya  lahubhüya  vihärino 
ämoyamänä  gacchanti  diyä  kämakamä  iva. 

„Die,    welche    gekostet    und  ausgespien  haben,    sind  beweglich  ao 
wie  der  Wind  und  gehen  wohin  sie  wollen,  wie  losgelassene  Vögel." 
Und 

45a.  ime  ya  baddhä   phandanti  mama  hatthajjam  ägayä, 

1)  S.  Pischel,  Pkt.  Gr.  p.  7G,  347. 

2)  Mit  fliegenden  Vögeln  werden  Mönche  verglichou  in  der  51.  Predigt 
des  Majjh.  Nik.  (ed.  I,  346  u.  passim)  u.  a. 

3)  Der  Jätakakominentar  hat  als  Erklärung  zu  diesem  Vors  die  Erzählung, 
daß  goldene  Gänse  sich  im  Winter  in  der  Kahcanaguhä  aufgehalten  und  eine 
Spinne  Namens  Unnanäbhi  {°väbhi?  vgl.  Äurnaväbhi,  aber  auch  "näblii  s.  BK ) 
ein  Netz  über  die  (XYnung  der  Höhle  gesponnen  hätte.  Zwei  junge  Gänse 
{dve  tariuiahanisä)  hätten  aber  das  Netz  zerrissen  und  die  übrigen  wären  dem- 
selben Weg  folgend  weggeflogen.  Ob  hier  wirklich  eine  alte  Erzählung  vor- 
liegt, weiß  ich   nicht.     Violleicht  ist  diese  Sage  auch  in   Dhp.   174  gemeint. 

4)  Die  gemeinsame  Vorlage  der  beiden  Texte  kannte  also  die  soeben  er- 
wähnte Geschichte. 

ö)  paleli,  Leumann. 


732       Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur. 

„Diese,  die  gefangen  sind  und  in  meiner  Hand  gehalten  werden, 
zucken  .  .  ." 
die  zusammen  zu  G.  17   gehören.     Zu   18  wieder  gehört 

38.  vantäsi  puriso  räyam  na  so  hoi  pasamsio 
5  mähanena  pariccattam  dhanaip  ädäum  icchasi. 

„Ein  Mann,  o  König,  der  Gespieenes  ißt,  wird  nicht  gelobt  — 
du  wünschest  die  Reichtümer ,  die  der  Brahmane  verlassen  hat.  zu 
erraffen." 

38  a  ist  ja  G.  18b  Wort  für  Wort  gleich.  Vielleicht  ist  des- 
10  wegen  die  Ordnung  der  Zeilen  in   38  zu  ändern. 

Schließlich  heißt  es  in  dem  Itihäsavers  G.  20  folgendermaßen: 

idam  vatvä  mahäräjä  Esukärl  disampati 

rattham  hitväna  pabbajji  nägo  chetvä  va  bandhanam. 

In  Utt.  XIV,  48   spricht  die  Königin  so  zu  ihrem  Gemahl: 

15  nägo  vva  bandhanam   chittä  appano  vasahim  vae, 

eyam  paccham  mahäräyam  Usuyäri  tti  me  suyam. 

„Wie  ein  Elefant,  der  seine  Fessel  gebrochen  hat,  gehe  zu 
deinem  eigenen  Ziele;  o  Großkönig  Usu3'ärl,  dies  ist  die  gute  Lehre, 
die  ich   gelernt  habe." 

20  So  zahlreich  sind  die  Ähnlichkeiten   der  Gäthä's  im  Hatthipäla- 

jätaka  und  des  Uttarajjhayana  XIV  i).  Abgesehen  davon ,  daß  es 
merkwürdig  ist,  solche  Ähnlichkeiten  in  Werken ,  die  von  einander 
so  weit  getrennt  sind,  zu  finden,  ist  es  auch  deswegen  interessant, 
weil    es   zeigt ,    daß  das  genannte  Jätaka  auch  zu  den  Erzählungen 

25  gehört ,  die  in  irgend  einer  Weise  dem  großen  Brahmadattazyklus 
angehören.  Übrigens  trägt  ja  ein  Vergleich  der  Strophen ,  wie 
oben  gezeigt,  zum  Verständnis  und  zur  Erklärung  besondex"s  des 
jainistischen  Textes  bei.  Da  die  beiden  Erzählungen  einen  etwas 
verschiedenen  Ausgangspunkt  haben,  kann  nicht  ausgemacht  werden, 

30  welches  der  beiden  Werke  die  urspiäinglichere  Überlieferung  er- 
halten hat. 


1)  Mit  anderen  Päliverson  finden  sich  in  dem  Uttarajjhayanakap.  mög- 
licherweise einige  Ähnlichkeiten.  So  geht  v.  15  a  imajn  ca  me  atthi  imani 
ca  n'atthi  möglicherweise  mit  Dhp.  G2  jnittä  ni'utthi  dhanam  m'atthi  auf 
eine  gemeinsame  Vorlage  zurück,  v.  32c-d:  läbhani  aläbfiam  ca  suharp  ca 
dukkham  |  scnrivikkhamürio  carissänii  inoijam  vergleicht  sicli  ein  wenig 
Jat.  329  G.  2  labho  aläbho  aijaso  yaso  ca  \  nindä  panamsä  ca  sukhaTi  ca 
dulckhain  ete  aniccä  manujesu  dhammü  \  mä  sorn  kini  socani  Potthapäda 
(vgl.  auch  WZKM.  XX,  30.')  f.;  übrigens  auch  Jacobi ,  Ausg.  Erz.  p.  38  u.  40 
riddhim  ariddhiiji  samujiehi ijH nain  Kdlingaräi/n  vi  siimikkha  dhammant). 
Dieselbe  Vorstellung  (ludet  mau  schlielJlicli  in  Utt.  XIV,  31  ab:  jahä  i/a  hol 
tanuyam  hhuijaiigo  \  uimmoyainm  hicca  pulei  mutto  (vgl.  ib.  XIX,  8G  mahä- 
nägo  vva  kfnicuyiD/i)  und  SN.  1  IT.  urago  jiiniam  iva  lacam  puräuain  (jahäti), 
auch  Jät.  491  ü.  15  tacayi  va  jiuiiuiit  urago  puräitain  (vgl.  JPTS.  1906—1907 
)).  71;  WZKM.  XX,  357)  und  Mrcch.  ed.  Stenzlor  p.  4G,  14:  nirmucyamäna  iva 
jlrnatanur  b/iujaiigah. 


Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzahlungsliteratur .      733 

Aus  den  Itihäsaversen  und  der  allgemeinen  Ähnlichkeit  der 
beiden  Erzählungen  geht  ja  ganz  deutlich  hervor,  daß  sie  aus  einer 
gemeinsamen  älteren  Quelle  geschöpft  haben;  es  finden  sich  aber 
in  der  Erzählung  auch  Verse  von  allgemeinem  Inhalt .  die  nicht 
notwendig  gerade  in  diesem  Rahmen  stehen  mußten,  und  die  sich  5 
tatsächlich  auch  anderswo  finden .  nämlich  die  Gespräche  zwischen 
dem  Purohita  und  seinen  Söhnen,  zu  welchen  man  Entsprechungen 
findet  in  dem  „Dialog  zwischen  Vater  und  Sohn"  in  MBh.  XII, 
6522—6561  und  9928—99661).  Wie  überhaupt  der  ganze  San ti- 
parvan  mancherlei  nichtbrahmanische  Anschauungen  und  Überein-  10 
Stimmungen  mit  Buddhismus  und  Jainalebre  in  sich  heo-t,  so  macht 
auch  dieser  y.pitäputrasamväda'^  in  seinem  entschieden  veda-  und 
brahmanenfeindlichen  Ton  den  Eindruck,  als  wäre  er  von  den 
, ketzerischen"  Lehren  beeinflußt.  Das  wird  jedoch  wohl  kaum  der 
Fall  sein  —  enthielt  doch  die  ursprüngliche  Anschauung  und  Lehre  15 
der  „brahmanischen"  Asketen  soviel  Nicht-,brahmanisches";  ja,  das 
Asketenleben  war  ia  in  sich  selbst  schlechterdincrs  eine  Leucmuncr 
des  geldgierigen,  an  Söhnen  und  Vieh  sich  ergötzenden  Brahmanen- 
tums.  Man  beachte  die  freilich  kurze,  aber  außerordentlich  treffende 
Bemerkung  über  diese  Dinge  bei  Winternitz,  Gesch.  d.  ind.  Lit  I  362.  20 

Ich  gebe  hier  eine  kurze  Übersicht  der  Versähnlichkeiten  in 
dem  MBh. -Kapitel  und  den  beiden  früher  geprüften  Texten ,  der 
ich  eine  Übersetzung  der  drei  Texte  —  üttarajjhayana  XIV,  die 
Gäthä's  des  Jät.  509  und  MBh.  XII,  6522—6561-^)  —  vorausschicke 
um  zu  zeigen,  daß,  wenn  auch  die  einzelnen  Worte  an  den  meisten  25 
Stellen  nicht  stimmen,  der  Sinn  immerhin  derselbe  ist. 

Die    Gäthä's    im    Hat  th  i  p  ä  1  aj  ätaka: 

(Der  König  Esukäri  und  der  Purohita  kommen  als  Asketen 
verkleidet  zu  Hatthipäla,  um  ihn  zu  prüfen.     Er  spricht  dann:) 

1.  „Endlich    erblicke    ich    einen    göttergleichen    Asketen    mit  so 
großer  Flechte ,    eine  Last    tragend ,    mit    schmutzigen  Zähnen    und 
bestaubtem  Kopf. 

2.  Endlich  erblicke  ich  einen  Asketen,  der  in  Rechtfertigkeit 
seine  Freude  findet,  in  gelbe  Kleider  gekleidet,  in  ein  Bastkleid 
gehüllt.  .  :i5 

3.  Nimm  Platz  und  Fußwasser  bei  uns,  0  Ehrwürdiger!  Wir 
bieten  dem  Ehrwürdigen  Nahrung  an,  möge  er  es  annehmen." 

1)  In  dor  Bombay,  ed.  losp.  XII,  17ü,  1  tV.  und  277.  1 IV.  Kurz  nachdem 
ich  selbst  zufälligcrweiso  die  Stellen  gesehen  hatte,  habe  ich  das  bei  Winternitz, 
Gesch.  d.  ind.  Litt  I,  360  Anm.  2  angedeutet  gefunden.  —  In  Mark.  P.  Kap.  10  tV. 
kommt  auch  ein  „Gespräch  zwischen  V:\tor  und  Sohn"  vor,  vgl.  Winternitz. 
Gesch.  d.  Ind.  Litt.  I,  4  69. 

2)  XII,  '.)928tr.  weicht  freilich  von  6ö22  IV.  ein  wonig  ab,  jedoch  kann 
das  bei  dem  Zweck,  den  ich  hier  verfolge,  von  keinerlei  Bedeutung  sein.  Denn 
OS  handelt  sich  nur  um  einige  Verschiedenheiten  in  Wortstellung  und  Wortlaut 
—   der  Sinn   bleibt  derselbe. 


734      Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungditeratur. 

(HatthiiDäla  sagt  darauf,  er  wolle  Eremit  werden ;  der  Purohita 
rät  ihm  davon  ab:) 

4.  „Lerne  die  Yeda's ,  suche  Erwerb ,  laß  Söhne  in  deinem 
Hause  heranwachsen,  koste  alle  Genüsse,  die  Geruch,  Geschmack  usw. 

5  bieten  —  dann  ist  der  Wald  schön,  der  Asket  lobenswert." 
(Hatthipäla  antwortet :) 

5.  „Weder  die  Veda's  noch  Erwerb  geben  die  Wahrheit,  durch 
Söhne  wendet  man  das  Alter  nicht  ab;  die  Weisen  sagen,  daß  es 
Erlösung   von  Geruch  usw.   gibt  —  seinen  Taten   gemäß  bekommt 

10  man  Lohn." 

(Der  König  spricht:) 

6.  „Wahr  ist  fürwahr  dies  dein  Wort:  seinen  Taten  gemäß 
bekommt  man  Lohn ;  deine  Eltern  sind  alt  —  mögen  sie  dich 
während  hundert  Jahren   gesund  sehen." 

15  (Hatthipäla  spricht:) 

7.  „0  König,  wer  mit  dem  Tode  Freundschaft  geschlossen  hat 
oder  mit  dem  Alter,  o  Menschenherr,  wer  da  weiß:  ,ich  werde  nie^) 
sterben',  der  möge  hundert  Jahre  in   Gesundheit  leben. 

8.  „Wie    ein  Mann    eine  Fähre    übers  Wasser    führt   und  zum 
20  anderen  Ufer    übersetzt,    so   führen   immerdar  Alter  und  Krankheit 

den  Menschen  in  die  Gewalt  des  Todes-)." 

(Assapäla  spricht  zum  Könige  und  seinem  Vatei*.  die  ihm  das 
Reich  anbieten :) 

9.  „Die  Sinnesgenüsse  sind  nur  Schlamm  und  Morast,  die  Be- 
25  gierden  sind  schwierig  zu  überwinden  und  gehören  dem  Tode;  die, 

welche    in    diesen  Morästen    stecken  bleiben ,    werden  verwirrt  und 
gelangen   nicht  zum  andei'en  Ufer." 

10.  „Früher  hab'  ich  viel  Scheußliches  getan,  jetzt  ernte  ich 
die  Früchte    davon  •')    und  kann  nicht  loskommen ;    jetzt  werde  ich 

30  aber  durch  Mauern  mich  selbst  bewachen,  so  daß  ich   nicht  weiter 
so  etwas  tue." 

(Gopäla  antwortet  seinem  Vater  und  dem  Könige :) 

11.  „Wie  ein  Mann,  der  durch  die  Wälder  irrt,  seine  verlorene 
Kuh  suchend,  so  ist  meine  Wohlfahrt  verloren  gegangen,  o  Esukäri 

35  —  sollte  ich  also  nicht  suchen?" 

(Gopäla  wird  ermahnt  seine  i^ahhalfä  zu  vertagen ;  er  wendet 
fiber  ein :) 

12.  „Morgen,  morgen",  sagt  der  Tor,  „am  nächsten  Tagel"  „Das 
Kommende  ist  nichts,"  so  weiß  der  Kluge  und  stößt  das  Gute,  das 

40  ihm   zukommt,  nicht  weg." 

(Ajapäla  spricht  zu  seinem   Vater  und   dein   Könige:) 

13.  „Öfters  seh'  ich  ein  zartes  Mädchen  mit  frohem  Lebens- 
mut, mit  Augen  glänzend  wie   Ket  aka  -  lilumen  —  so  kommt  der 


1)  S.  oben. 

2)  Diu  oii|;lischo   Übersetziuig  (IV.   p.  üil7)   ist   liier  irroleiteiid. 

3)  Komm.:   «rä//«m  galüto   ti  so  ayani.  tassa  kanivKissa  vi2niko  mayä 
rjnhito  Anders  die  englische  Übersetzung  (IV.   p.  208). 


Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur.      735 

Tod  und  zieht  das  Mädchen  fort,  ehe  sie  die  Genüsse  ihres  Jugend- 
alters gekostet. 

14.  Ein  edler,  schön  gewachsener,  herrlicher  Jüngling,  dunkel- 
farbig  mit  Bart  wie  Kusumbha- Blüten  —  ich  verlasse  die  Sinnes- 
cfenüsse    und    ziehe    in    die  Hauslosis^keit ,    o  König:    gehe   du  nach    ^ 
Hause  und  verzeihe  mir !" 

(Der  Purohita  zu  seiner  Gattin:) 

15.  „Von  den  Zweigen  erhält  der  Baum  seinem  Namen,  ohne 
Zweige  nennt  man  ihn  einen  Strunk  —  jetzt  bin  ich  ohne  Söhne, 
es  ist  für  mich  Zeit  Bettelmönch  zu  werden,  o  Väsetthi !"  lo 

(Die  Frau    des  Purohita,   nachdem  ihr  Gatte  fortgezogen  ist:) 

16.  ,Wie  die  Reiher  durch  die  Luft,  wie  die  Gänse  am  Ende 
der  Regenzeit ,  nachdem  sie  die  gesponnenen  Netze  zerrissen ,  so 
ziehen  meine  Söhne  und  mein  Gatte  fort  —  warum  sollte  ich  nicht 
auf  demselben  Wege  Erleuchtung  suchen  ?"  i5 

(Die  Königin  sucht  den  König  davon  abzuhalten ,  die  Güter 
des  Purohita  zu  plündern :) 

17.  „Die  Vögel,  die  genossen  und  das  Genossene  ausgespieen 
haben,  ziehen  fort;  die  aber,  die  es  nicht  ausgespieen  haben,  sind 
in  meine  Gewalt  geraten.  20 

18.  Der  Brahmane  hat  die  Begierden  aufgegeben;  du,  0  König, 
nimmst  sie  wieder  auf  —  ein  Mann .  0  König,  der  Gespieenes  ißt, 
wird  nicht  gelobt." 

(Der  König  Esukäi-i  antwortet:) 

19.  „Wie  ein  starker  Mann  einen  Schwächling,  der  im  Morast  25 
versunken  ist,  herauszieht,  so  hast  du  mich,  0  Königin  Pancäll,  mit 
deinen  schönen  Worten   herausgezogen." 

(Der  König  zieht  fort  (v.  20).  Monolog  der  Königin,  die  auf- 
gefordert worden  ist  (v.  21)  das  Reich  zu  übernehmen: 

22.  „Dem    hohen  Könige    gefällt  es  Asket  zu  werden,    indem  r.o 
er    sein  Reich    verläßt  —  so    will    ich    allein    in  der  Welt  herum- 
wandeln, indem  ich  die  sinnbetörenden  Genüsse  wegwerfe. 

23.  „Dem  hohen  Könige  gefällt  es  Asket  zu  werden,  indem 
er  sein  Reich  verläßt  —  so  will  ich  allein  in  der  Welt  herum- 
wandeln, indem  ich  alle  Genüsse,   welche  immer  sie  sind,  verlasse.  3.i 

24.  Die  Zeit  eilt  weg,  Nächte  schwinden  nach  Nächten,  die  Jugend- 
schönheit schwindet  allmählich  —  so  will  ich  allein  usw.  (wie  in  22). 

25.  Die  Zeit  eilt  weg  usw.  (wie  in  24)  —  so  will  ich  allein  usw. 
(wie  in  23). 

26.  Die  Zeit   eilt  weg,   Nächte  schwinden    nach  Nächten,  die  10 
Jugendschönheit   schwindet  allmählich   —  so  will  ich  allein   in  der 
Welt  herumwandeln,  aller  Begierden  frei,  indem  ich  jede  Verbindung 
(mit  der  AVeit)  aufgebe." 

Ich  lasse  dann  ITttarajjhayana  XIV  folgen,  wobei  ich  die  vv.  1 — 5 
und  51 — 53,  die  ohne  Belang  für  meinen  Zweck  sind'),   weglasse :  ■»•' 


1)  Vv.  1 — 3  sind  oben  wiedergegeben  worden. 


736      Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzahlungsliteratur. 

6.  Mit  Widerwillen  CTeoren  die  Genüsse,  die  menschlichen  sowie 
die  göttlichen,  verlangend  nach  Erlösung  und  von  Glauben  erfüllt 
gingen  sie  ^)  zu  ihrem  Vater  und  sprachen : 

(Die  Söhne.)     7,    „Wir  sehen,   daß  dieser  Aufenthaltsort  nicht 
5  ewig  ist,  daß  das  Leben  kurz  ist  und  voll  von  Widerlichkeit ;  des- 
wegen finden  wir  in  dem  häuslichen  Leben  kein  Vergnügen  —  wir 
verabschieden  uns  von  dir,  um  Mönche  zu  werden." 

(Der  Purohita.)     8.  Darauf  sagte  der  Vater,  um  diesen  beiden 
Mönchen  von  einem  asketischen  Leben  abzuraten :  „Die  Veda-Kimdigen 
10  sagen,  daß  es  keine  (andere)  Welt  für  die  Sohnlosen  gibt. 

9.  Studieret  die  Veda's,  gebet  den  Brahmanen  Speisen,  setzt 
Söhne  (als  Hausväter)  in  euren  Häusern  ein ;  nachdem  ihr  mit 
Weibern  Genüsse  gekostet,  werdet  bei'ühmte  waldlebende  Einsiedler!" 
10.  Den  von  dem  Feuer  der  Sorge,  das  aus  seinen  eigenen 
lö  seelischen  Eigenschaften  Nahrung  bekam  und  vom  Winde  der  Ver- 
blendung  heftig  aufflammte,  ganz  verbrannten  und  heftig  geplagten, 
manches  und  mannigfaches  schwatzenden, 

11.  sie  gradweise  zu  überzeugren  suchenden  und  allmählich  mit 
Geld    und  Siunesgenüssen    versuchenden   Purohita    sahen  die  beiden 
20  Jünglinge  und  (sprachen)  diese  Worte : 

(Die  Söhne.)  12.  „Vedastudium  gibt  keine  Erlösung,  die  ge- 
fütterten Brahmanen  führen  ins  tiefste  Dunkel,  die  Gebui't  von 
Söhnen    gibt    keine  Erlösung  —  wer   möchte  dir  also  beistimmen? 

13.  Die  Sinnesgenüsse  geben  nur  einen  Augenblick  Glück,  Un- 
25  glück  aber  in  langen  Tagen,  schweres  Unglück,  aber  geringes  Glück; 

sie  sind  ein  Hindernis  für  die  Erlösung  aus  dem  samsära  und  eine 
Grube  von  Widerlichkeiten. 

14.  Ein  Mann,  der  ohne  seine  Besrierden  zu  bewältigen  herum- 
wandelt,    der  Tag   und  Nacht  besorgt  ist,    weil  er  sich  um  andere 

30  Leute  kümmert  und  nach  Besitz  strebt,  erlangt  nur  Alter  und  Tod. 

15.  Einen,  der  sagt:  ,Dies  habe  ich,  jenes  nicht;  dies  soll  ich 
tun,  jenes  nicht"  und  in  dieser  Weise  schwatzt,  ziehen  die  Räuber-) 
fort  —  ach,  welche  Torheit  ist  dies  nicht!" 

(Der  Purohita.)  16.  „Großer  Reichtum  und  Weiber,  eine  Familie 
35  und  gi'oße  Genüsse  —  solcher  Dinge  -wogen  übt  die  Welt  Askese. 
Ihr  aber  könnt  das  alles  ohne   weiteres  haben." 

(Die  Söhne.)  17.  „Was  nützt  wohl  Reichtum  zu  Religions- 
übungen, was  eine  Familie  und  Sinnesgenüsse  V  Asketen  wollen  wir 
werden,  mit  vielen  Tugenden  ausgestattet,  als  hauslose  Bettler  herum- 
40  wandelnd." 

(Der  Purohita.)  18.  „Wie  Feuer  an  den  Reibhölzern  erzeugt 
wird,  wie  Butter  aus  Milch  und  Öl  aus  Sesamkörnern,  so  entsteht 
die  Seele  im  Körper  —  sie  nimmt  feste  Form,  sie  vergeht  und  ist 
nicht  ewitr." 


1)  Die  Sölino  des  Purohita  (Bliigu). 

2)  D.  h.   die  Zeit. 


Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur.       737 

(Die  Söhne.)  19.  „(Die  Seele)  kann  nicht  mit  den  Sinnen 
empfunden  werden  und  hat  keine  Form ;  was  aber  keine  Form  hat, 
ist  ewig.  Die  Fessel  des  Ewigen  ist  durch  die  schlechten  Eigen- 
schaften geschaffen  worden.  Diese  Fessel  nennt  man  die  Ursache 
des  samsära.  5 

20.  Das  Gesetz  nicht  kennend  haben  wir  früher  böse  Taten  in 
Verblendung  verübt;  jetzt  aber  zurückgehalten  und  (das  Gesetz) 
beobachtend,  werden  wir  so  etwas  nicht  wieder  verüben^). 

21.  Die  Welt  wird  heimgesucht  und  von  allen  Seiten  zurück- 
gehalten.   Die  Untrüglichen  ziehen  immer  fort;  deswegen  finden  wir  lo 
in  dem  häuslichen  Leben  kein  Vergnügen." 

(Der  Purohita.)  22.  „Von  wem  wird  die  Welt  heimgesucht, 
von  wem  ist  sie  zurückgehalten?  Wen  nennt  man  die  Untrüglichen? 
Ich  möchte  das,  o  Söhne,  sehr  gern  wissen." 

(Die  Söhne.)     23.  „Vom  Tode  ist  die  Welt  heimgesucht,   vom  10 
Alter  ist  sie  zurückgehalten ;  untrüglich  nennt  man  die  Nächte  — 
das  wisse,  0  Vater! 

24.  Die  Nacht,  die  vergangen  ist,  kehrt  nicht  wieder;  dem 
Ungerechten  oreben  die  Nächte  keinen  Lohn. 

25.  Die  Nacht,    die  vergangen    ist,    kehrt  nicht  wieder;    dem  20 
Gerechten  geben  die  Nächte  reichen  Lohn." 

(Der  Purohita.)  26.  „Nachdem  wir  in  einem  Platz  zusammen- 
gelebt haben  und  beide  Parteien  2)  Gerechtigkeit  erworben  haben, 
dann  werden  wir,  0  Söhne,  fortgehen  und  in  jedem  Hause  betteln." 

(Die  Söhne.)     27.  „Wer  mit  dem  Tode  Freundschaft  geschlossen  -20 
hat  oder  ihm  entrinnen  kann,    wer  weiß   ,ich  werde  nicht  sterben', 
der  möge  fürwahr  beschließen :  ,es  wird  morgen  geschehen'. 

28.    Nein,  heute  wollen  wir  die  Weihe  nehmen ;  nachdem  wir 
dies  getan,  werden  wir  nicht  wiedergeboren  werden.     Denn  die  Zu- 
kunft hat  für  uns  keine  Bedeutung.     Der  Glaube  wird  bei  uns  das  30 
Hängen  am  Leben  vertreiben." 

(Die  Söhne  ziehen  fort.     Gespräch  der  Eltern.) 

(Der  Purohita.)     29.   „Das  häusliche  Leben  ist  dem  Kinderlosen 
wertlos  —  jetzt,  0  Väsitthi,  ist  es  (für  mich)  Zeit,  Bettelmöiich  zu 
werden ;  durch  seine  Zweige  ist  ein  Baum  wirklich  ein  Baum ;   wenn  35 
die  Zweicfe  abtjerissen  sind,  ist  er  nur  ein  Strunk. 

30.  Wie  ein  Vo^el  ohne  Flüoel,  wie  ein  Köniif  in  der  Schlacht 
ohne  Diener,  wie  ein  Kaufmann  in  einem  SchiÖ"  ohne  Ladung,  so 
bin  ich  hier  ohne  Söhne." 


1)  Der  Übersetzung,  die  Jacobi  von  dieser  Strophe  gibt,  kann  ich  der 
entsprechenden  PäÜKätliä  wegen  niclit  beistimmen.  Ponn  die  Zeilen  omhhhn- 
mänä  parirakkhii/antn  tarn  neva  hliujjo  vi  sainäi/aräDiu  gehören  wie  der  l'Cü'i- 
vers  orundhiiiä  nnm  pariraklchissämi  mäyam  puna  luddam  akäsi  kammam 
zeigt,  siclier  zusammen. 

2)  So  nach  dem  Komm.,  s.  SBE.  XLV,  Of)  n.  2.  Nach  Piscliel ,  Pkt.  Or. 
p.  309f.  ist  duhao  =  dvidhätdf! ,  was  jodoch  kaum  richtig  ist.  Mein  Fach- 
geuosse,  Cand.  Smith,  weist  mieli  auf  uhltao  (Pkt.   IJr.  p.  90)  hin. 


738       Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur. 

(Die  Frau.)     31.   „Alle  diese  wünschenswerten  Gegenstände  hast 
du  zusammengebracht,  viele  sehr  liebliche  Dinge  hast  du  gesammelt ; 
laß  uns  also  durchaus  die  Genüsse  kosten  —  dann  werden  wir  den 
Weg  zur  Erlösung  betreten." 
5  (Der  Purohita.)     32.   „Die  Genüsse  haben  wir  gekostet,  Teuere, 

unser  Leben  geht  bald  zu  Ende;  des  (weltlichen)  Lebens  willen  ver- 
lasse ich  nicht  die  Genüsse.  Nachdem  ich  Gewinn  und  Verlust,  Glück 
und  Unglück  geprüft  habe,  gehe  ich  in  die  Hauslosigkeit  hinaus." 

(Die  Frau.)     33.    „Möchtest    du  dich  nicht  deiner  Brüder   (zu 
10  spät)  erinnern,  wie  die  alte   Gans,  die  gegen  den  Strom  schwimmt. 
Genieße    die    Freuden    zusammen    mit    mir,    denn    das  Leben    eines 
Bettlers  ist  unglücklich." 

(Der  Purohita.)     34.  „Wie  eine  Schlange,  o  Teuere,  die  (alte) 

Haut  abwirft  und  frei  herumkriecht,  so  verlassen  unsere  Söhne  die 

15  Genüsse  —  warum  sollte  ich,    der  Verlassene,   ihnen  nicht  folgen? 

35.  Wie  Rohita-Fische^)  ein  schwaches  Netz  durchbrechen,  so 
ziehen  ausgezeichnete  Männer,  die  weise  sind  und  ihrer  Askese  wegen 
Lob  ex'nten,  als  Bettler  fort." 

(Die   Frau.)      36.    „Wie    die    Reiher    durch    den    Himmelsraum 
20  fliegen,  wie  die  Gänse,  die  die  gesponnenen  Netze  durchbrachen,  so 
ziehen  meine  Söhne  und  mein  Gatte  fort  —  warum  sollte  ich.  die 
ich  allein  bin,  ihnen  nicht  folgen?" 

(Danach  folgt  das  Gespräch  der  Königin  mit  dem  König  üsuyära.) 

37.    Als  die  Königin    hörte,    daß    der  Purohita    mit  Frau  und 
25  Söhnen  fortgezogen  war,  die  Genüsse,  das  Haus  und  den  Reichtum 
verlassend,  sprach  sie  zum  König  folgendermaßen  : 

(Die  Königin.)     38.   „Einen  Mann,  o  König,  der  Gespieenes  ißt, 
lobt  man  nicht  —  den  Reichtum,  den  der  Brahmane  verlassen  hat, 
wünschest  du  zu  besitzen? 
30  39.  Falls  die  ganze  Welt  und  ihr  Reichtum  dein  wären,  genügte 

das  alles  nicht  und  würde  deiner  Erlösung  nicht  genug  sein. 

40.  Da  du   einmal,  o  König,  sterben  und  alle  diese  lieblichen 
Sinnesgenüsse    verlassen    wirst,    so  bleibt,    o  Herr,    nur  das  Gesetz 
für  deine  Erlösung  übrig  —  anderes  gibt  es  überhaupt  nicht. 
35  41.  Keine  Ruhe  finde  ich,  ebensowenig  wie  ein  Vogel  im  Käfig; 

ohne  Nachkommen  werde  ich  als  Nonne  herumwandeln,  arm,  auf- 
recht, ohne  Begierden,  ohne  Hängen  am   Besitz  und  ohne  Haß. 

42.  Wie  wenn  ein  Waldbrand  alles  verheert  und  die  Geschöpfe 
verbrennt,  die  andern  Geschöpfe  sich  freuen,  weil  sie  Liebe  und  Haß 

10  unterworfen  sind, 

43.  ebenso  verstehen  wir,  die  wir  betört  und  durch  die  Sinnes- 
genüsse verblendet  sind,  nicht,  daß  die  ganze  Welt  in  den  FhiinnuMi 
der  Liebe  und  des  Hasses  vergeht  -). 

1)  Cyprimis  Kohitu:  mit  ruhii/ä  macchil  vj.;!.  im  Skt.  rohitamatsya 
lieben  rohitd. 

2)  Die  Vorstellung ,  daß  die  ganze  Welt  „in  Flammen  steht"  ist  ja  auch 
dem   Buddhismus  eigentümlich;  vgl.   z.B.  Dhp.  140   usw. 


Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur.      739 

44.  Die,  welche  Genüsse  gekostet  und  verlassen  haben,  sind 
beweglich  wie  der  Wind  und  gehen,  wohin  sie  wollen,  wie  die  los- 
gelassenen Vögel. 

45.  Diese  ^),    die  gefangen  sind   und  in  meiner  Hand  gehalten 
werden,  zucken ;  uns  wird  es  ebenso  gehen,  die  wir  in  den  Begierden    5 
Sfefancren  sind. 

46.  Nachdem  wir  einen  vom  Köder  gefangenen  Vogel  und  einen 
nicht  sefanofenen  oresehen  haben-),  werden  wir  alle  Köder  vermeiden 
und  von  nichts  verführt  leben. 

47.  Weil  man  gelernt,  daß  die  Genüsse  die  Ursache  des  samsära  lo 
sind,    durch   das  Gleichnis  von  den  Geiern 3),   soll  man  bedachtsam 
sein,  wie  eine  Schlange  in  der  Nähe  eines  Suparna. 

48.  Wie  ein  Elefant  seine  Kette  zerbricht,  gehe  zu  deiner  Be- 
stimmung; 0  Großkönig  Usuyäri,  so  lautet  das  gute  Woi't,  das  ich 
gelernt.  i5 

49.  Verlasse  dein  mächtiges  Reich  und  schwierig  zu  verlassende 
Genüsse,  verlasse  die  Sinnesgenüsse  und  die  Lockspeisen,  sei  ohne 
Freundschaft  und  Besitz! 

50.  Lerne    das    Gesetz    durchaus,    vermeide    alle    die    schönen 
Freuden !     Übe  dann  die  gelobte  und  schwierige  Askese,  indem  du  20 
fest  in  deinen  Bestrebungen  bleibst')!" 

Schließlich  lasse  ich  hier  folgen  den  sogenannten  ^pitäputra- 
samväda^   in  MBh.  XII,  6521  ff.  (=  9928ff.5): 

„Yudhisthira    sagte :    ,"Wenn    diese   alle  Wesen   zum  Untergang 
führende  Zeit  vorübergeht,  wie  wird  man  besseres  erlangen  ?    Sage  25 
mir  das,  0  Großvater!' 

Bhlsma  antwortete :  ,Bei  dieser  Gelegenheit  erzählt  man  die 
alte  Geschichte,  die  man  ,Gespräch  zwischen  Vater  und  Sohn'  nennt. 
Höre  sie,  0  Yudhisthira  ! 

Ein  vedakimdiger  Brahmaiie  hatte,  0  Pärtha,  einen  verständigen  so 
Sohn,  der  mit  Recht  Medhävin  hieß.      (6525.)  Dieser  Sohn,  der  in 
Fragen,  die  auf  Erlösung,  Moral  und  praktische  Dinge  Bezug  haben, 
geschickt  war  und  die  quinta  essentia  der  Welt  verstand,  sprach  zu 
seinem  vedakundigen  Vater. 

Der  Sohn  sprach :  ,Sage,  0  Vater,  was  soll  wohl  der  Kluge  tun  ?  35 
Das  Leben  hat  ja  nur  kurze  Dauer ;  sage  mir  das,  0  Vater,  in  richtiger 
Ordnung,  damit  ich  nach  dem   Gesetz  wandeln  kann.' 

Der  Vater  antwortete :   , Studiere  als  keuscher  Schüler  die  Veda's, 


1)  Die  Vögel;  anders  die  Komm.,  die  oftbiibar  nicht  die  im  JStak.i  or- 
zälilte  Geschichte  kannten. 

2)  Jacobi's  Übersetzung  ist  mir  hier  iiielit  ganz  klar.  Wahrscheinlich  hat 
er  eine  andere  Lesart  benutzt.  Eine  Parallele  lindet  sich  in  MHli.  XII,  (;G46: 
snmisaiu  kuraram  drslvCi  vadhi/aniänaiu  nlrärnisnih  \  ämi-sasi/o  iMritnügat 
Icurarah  sukham  edhate\\.     Vgl.  dazu  Franke,  WZKM.  XX,  345  n.  1. 

3)  giddlia  ist  hier  nicht  „a  groedy  man",  sondern  „Geier",  wie  aus  dem 
Obigen  hervorgeht. 

4)  Ich  schließe  mich   bei   der  Erklärung  dieser  Strophe  Jacobi  an. 

5)  Übersetzt  bei  Winternitz,  Gesch.   d.   Ind.  Litt.   I,  3G01V. 


740       C'harpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur. 

0  Sohii,  wünsche  dir  dann  Söhne,  die  die  Manen  der  Väter  reinigen: 
dann  soll  man  —  nach  Anlegung  der  Feuer  und  Verrichtung  der 
Opfer  —  in  den  Wald  ziehen  und  Asket  werden.' 

Der  Sohn :    .Da    die  Welt    heimgesucht    und    von    allen  Seiten 
5  bedrängt    ist,    da    die    Unentrinnbaren    fortwährend    hinziehen,    wie 
kannst  da  du,  ein  Weiser,  so  reden '?' 

Der  Vater :   ,In  welcher  Weise  ist  die  Welt  heimgesucht  ?  Von 
wem  ist  sie  überall  bedrängt  ?    Welche  Unentrinnbaren  ziehen  hin  V 
Warum   erschreckst  du  mich  so?' 
10  (6530.)    Der  Sohn:  , Vom  Tode  ist  die  Welt  heimgesucht,  vom 

Alter  ist  sie  überall  bedrängt;  Tage  und  Nächte  ziehen  hm  —  ver- 
stehst du  das  nicht?     Unentrinnbar  sind  die  Nächte,  ewig  kommen 
sie    und    gehen   hin ;    wenn  ich  also  weiß ,    daß  der  Tod  nie  stehen 
bleibt,    wie  kann  ich  dann  warten,    da  ich  solches  w^ohl  weiß  V     Da 
15  das  Leben    mit   jeder    schwindenden  Nacht    kürzer  wird,    soll  doch 
der  Kluge  wissen,  daß  die  Tage  (unseres  Lebens)  zwecklos  sind;  wer 
könnte  Glück  finden  wie  ein  Fisch  in  seichtem  Wasser?     Der  Tod 
überrascht  den  Menschen,  ehe  denn  seinen  Begierden  erfüllt  sind  — 
den  Menschen,  dessen  Sinn  sich  mit  anderen  Dingen  beschäftigt,  als 
20  pflückte    er  Blumen.     (6535.)  Wie  eine  Wölfin   ein  Lämmchen,    so 
reißt  der  Tod  (den  Menschen)  fort  —   tu  also  heute,  was  nützlich 
ist,    so    daß   die  Zeit    nicht  hinschwindet!     Der  Tod  schleppt    (den 
Menschen)  fort,  ehe  er  seine  Arbeit  verrichtet  —  tu  also  heute  die 
Arbeit  des  kommenden  Tages,  am  Morgen  die  Geschäfte  des  Abends  I 
25  Nicht  kümmert  sich  nämlich  der  Tod  darum,  ob  eine  Arbeit  fertig 
ist  oder  nicht,  und  wer  weiß,  wessen  Todesstunde  heute  gekommen 
ist?    Schon  im  Jugendalter  soll  man  das  Gesetz  beobachten  —  das 
Ijeben    dauert   ja    nicht    ewig  —  tut  man    nämlich,    was  recht  ist, 
erntet  man  hier  Lob  und  im  nächsten  Leben  Glück.     Wer  in  Ver- 
30  blendung  eingehüllt  ist  und  der  Gattin  und  Kinder  wegen  arbeitet, 
der  sucht,  nachdem  er  Recht  oder  Unrecht  verübt  hat,  nach  Glück. 
(6540.)  Einen  Mann,  der  Söhne  und  Vieh  besitzt  und  darauf  seineu 
Sinn  einsetzt,   schleppt  der  Tod  fort  wie  ein   Tiger  eine  schlafende 
Gazelle.     Wer    sich    nur    mit    dem  Sammeln   A'^on  Reichtümern    be- 
35  schäftigt   und  der  Sinnesgenüsse   nie  satt  wird,    den  reißt  der  Tod 
hin,  wie  ein  Tiger  ein  Vieh  hinschleppt.     ,Dies  ist  getan,  dies  muß 
ich  tun,   jenes  aber  ist  nur  halb  getan'   —   einen  Mann,    der  so  an 
Begierden  und  Genuß  hängt,  macht  das  Schicksal  zu  seinem  Unter- 
tan.    Wer    die  Früchte    seiner  Taten    noch  nicht  geerntet   und  die 
40  Merkmale  des  karman  trägt,   wer  an  Ackerbau,    Handel  und  häus- 
lichem  Leben   hängt,  den  schleppt  der  Tod  fort.     Der  Schwächling 
und  der  Starke,  der  Held  und  der  Feigling,  der  Tor  und  der  Weise  — 
alle  schleppt  der  Tod  fort,  obwohl  sie  nicht  die  Friüllung  ihrer  Be- 
gierden erlangt  haben.     (6545.)  Da  Tod,  Alter,   Krankheit  und  alle 
45  Arten    von   Krankheit    an    dem  Körper    festhängen,    wie    kannst   du 
dann  glücklich  aussehen?     Von  Geburt  an  bis  zum  Ende  verfolgen 
'J'od  und  Alter  den  Sterblichen  —  mit  diesen  beiden  behaftet  sind 


Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur.      741 

beweu;liche  und  unbewegliche  Wesen.  Die  Freude  des  im  Dovfe 
Wohnenden  ist  fürwahr  die  Freude  ^)  des  Todes  —  der  Götter  Wohn- 
ort ist  der  Wald,  so  sagen  die  heiligen  Texte.  Die  Freude  des  im 
Dorfe  Wohnenden  ist  eine  bindende  Kette:  die  Guten  zerreißen  sie, 
die  Bösen  aber  nicht.  Wer  nicht  durch  Gedanken,  Worte  oder  5 
Handlungen  die  lebenden  Wesen  beschädigt,  der  wird  nicht  durch 
das  Lebensziel  hindernde  Handlungen  gebunden.  (6550.)  Keiner 
vermag  das  heranziehende  Heer  des  Todes ^)  zu  hindern;  denn  in 
der  Wahrheit  besteht  die  Unsterblichkeit.  Deswegen  soll  man  immer 
die  Wahrheit  reden,  sieh  immer  der  Wahrheit  wegen  abmühen,  der  lo 
Wahrheit  folgen  und  von  ihr  beherrscht  sein  —  so  wird  man  den 
Tod  besiegen.  Tod  und  Unsterblichkeit  sind  im  menschlichen  Köi-per 
verbunden  —  durch  Verblendung  kommt  der  Tod,  durch  Wahrheit 
die  Unsterblichkeit.  Ohne  jemand  zu  beschädigen,  Wahrheit  redend, 
außer  dem  Bereich  des  Zorns  und  der  Leidenschaft  befindlich,  gegen  i5 
Glück  und  Uncrlück  gleichgülticf  und  ruhig  werde  ich  wie  ein  Un- 
sterblicher  den  Tod  verhöhnen.  Die  Seelenruhe  ist  mein  Opfer,  ich 
bin  ein  zurückgehaltener  Asket,  der  in  dem  heiligen  Studium  fest 
ist;  durch  Sinn,  Wort  und  Tat  werde  ich  opfern. 

(6555.)  Denn  wie  konnte  ein  Mensch  wie  ich  blutige  Tieropfer  -'o 
darbrincren  —  konnte  wohl  ein  Weiser  wie  ein  Pisäca  todbringende 
Kriegeropfer-')  darbringen?  Wessen  Worte  und  Sinn  immer  voll- 
ständig auf  die  Versenkuno-  crerichtet  sind,  wer  Askese,  Entsagung 
und  Wahrheit  übt,  der  gelangt  zum  jenseitigen  Ufer  (nirväna  oder 
jlvanmuldi).  Es  gibt  kein  Auge  wie  das  Wissen,  es  gibt  keine  2i> 
Askese  wie  die  Wahrheit;  es  »ibt  kein  Unglück  wie  die  Leiden- 
Schaft  und  es  sfibt  kein  Glück  wie  die  Entsacruncr'').  Im  Selbst  vom 
Selbst  erzeugt  werde  ich  auch  ohne  Nachkommen  als  Selbst  fort- 
leben,  im  Selbst  werde  ich  existieren  —  keine  Nachkommen  brauchen 
mich  zu  retten.  Der  Brahmane  hat  keine  höheren  Schätze  als  diese:  .to 
Einsamkeit,  Gleichgültigkeit,  Wahrheit,  Tugend,  Standhaftigkeit. 
Milde  5),  Aufrichtigkeit  und  schließlich  Aufgeben  aller  Beschäfti- 
gungen. Was  nützt  dir  Reichtum  und  Verwandtschaft,  o  Brahmane, 
was  ein  WeibV  —  du  wirst  doch  sterben;  gehe  in  dich  selbst  ein 
und  suche  das  Verborgene  !    Wohin  sind  wohl  deine  Väter  tjeürancron  V  ."is 

Bhlsma  sprach :  ,Als  der  Vater  das  Wort  des  Sohnes  gehört, 
tat  er  danach  —  handle  du  (Yudhi:-thira)  auch  so,  die  Wahrheit 
und  das  Gesetz  an   die  erste   Stelle  setzend.'" 


1)  Der  Te.\t  in  99.')-.i :  mrtyor  vä  grliani  elad  rät  yü  gräme  vasato 
ralih  ist  offenbar  nicht  riclitig,  da  or  einen  schlechten  Sinn  ^\\)t, 

2)  Vgl.  ilnzu  Mhv.  III,  p.  457,  19  (u.  n) :  na  hi  na  samgdmam  tena  mahä- 
sainyena  mrtyunä,  Divyävad.  \\  (58.  20  (u.  n.):  dhunita  mrtyunah  sainynm 
nadägürain  ira  kunjarah  usw. 

3)  So  übersetze  ich  mit  Wintornitz ,  ulnvuhl  icli  in  den  Wörterbb,  dss 
Wort  hsetrayajha  nicht  finde. 

4)  Vgl.  zu  diesem   \'erso   Dlip.   vv.  202;  2öl. 

5)  Mit  dem  (hnKlanidhänain  vgl.  das  buddhistische  sabhesu  bhiitesu 
uidhäya  daijdam  in  Dhp.  und  SN. 

Zeitschrift  der  D.M.  G.    Bd.  LXII.  48 


742       Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur. 

So  lautet  dieser  Abschnitt,  dem  man  doch,  wie  Winternitz  mit 
Recht  bemerkt,  nicht  buddhistischen  Einfluß  zuschreiben  darf.  Es 
sind  vielmehr  die  im  Mahabhärata  so  häufig  vorkommenden  Lehren 
des  Sämkhya,  die  ja  auch  dem  Buddbismus  als  Unterlage  dienen, 
5  die  sich  hier  zeigen.  Und  überhaupt  wurzelten  wohl  diese  Lehren, 
die  ja  eine  reine  Verneinung  und  Zerstörung  der  Brahmanenkaste 
mit  sich  führen,  schon  von  grauer  Vorzeit  her  gerade  innerhalb 
dieses  selben  Brahmanentums.  Dies  aber  führte  allmählich  eine 
gänzliche  Neuschätzung    des  Lebens    mit    sich :    der  Brahmane    war 

10  nicht  mehr  das  vornehmste  Mitglied  der  Gesellschaft,  da  ja  die 
Opfer,  durch  die  er  seine  hohe  Bedeutung  bekam,  den  Verkündern 
der  neuen  Lehren  ganz  bedeutungslos,  ja  verwerflich  schienen ;  das 
Kastenwesen  wurde  überhaupt  in  seinen  Grundlagen  erschüttert : 
man  wird  ja  nicht  länger  als  Brahmane  geboren,  nur  durch  Eigen- 

15  Schäften  und  Ringen  um  Erlösung  wird  der  Mensch  —  welcher 
Kaste  er  auch  angehören  mag  —  ein  Brahmane.  Und  sicher  meint 
der  Sohn  in  dem  oben  angeführten  Stück  v.  6559: 

naitädrsam  brähmanasj^ästi  vittam  yathaikatä  samatä  satyatä  ca 
sllam  sthitir  dandanidhänam  ärjavam  tatas  tatas  coparamah  krijäbhj-ah 

20  mit  hrühmana  denselben  Brahmanen,  den  der  Erhabene  oder  seine 
Schüler  in  Dhp.  383 — 423  so  schön  geschildert  haben.  Rücksichts- 
los wird  auch  in  der  Rede  des  Sohnes  die  brahmanische  Lehre  von 
der  Notwendigkeit,  Söhne  zu  erzeugen,  die  der  Väter  Schuld  reinigen 
können  (v.  6527),  zurückgewiesen  durch  den  tiefsinnigen  Ausspruch 

25  in  V.  6558: 

ätmany  evätmanä  jäta  ätmanistho  "prajo  'pi  vä 
ätmany  eva  bhavi.syämi  na  mäm  tärayati  prajä. 

Denn  wozu  sollen  doch  Söhne  sein  —   weiß  man   wohl 
(6560.)    pitämahäs  te  kva  gatäh  pitä  ca? 

30  Schließlich  crehe  ich  dazu  über,  die  Versanklänge  an  das  Mahä- 

bhärata  und  die  beiden   andern   Texte  zu  zeigen. 

MBh.  XII,  6527: 

vedän  adhitya  brahmacaryena  putra 
puträ,n  icchet  pävanärthain  pitrnäm 
35  agnln  ädhäya  vidhivaccei^tayajno 

vanain  pravisyätha  munir  b\ibhüset. 

So  lautet  die  Antwort  des  Vaters  auf  die  erste  einleitende  Frage 
des  Sohnes.  Ein  Zusammenhang  mit  .Tat.  509,  G.  4  adhicca  vede 
2>ariy(;sa  vitUim  usw.  und  ütt.  XIV,  9  aliijja  cvc pariv'issa  vlppc  usw. 
40  ist  natürlich  nicht  zu  leugnen;  eine  gemeinsame  Vorlage  ist  ganz 
deutlich.  Da  aber  sowohl  die  Gäthä  wie  der  l^tt.-Vcrs  auf  einen 
Anfang  (tdliitt/a  vedän  weisen,  so  ist  klar,  daß  der  v.  9933,  der 
adlütya  ccdün  usw.  lautet,    den    ursprünglichen  Text  bewahrt  hat. 


Chariyentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur.      743 

Auf  die  Antwort  des  Vaters  folgt  der  Einwand  des  Sohnes  in 
den  vv.  6528—6530')  (6529  ist  eine  Frage  des  Vaters): 

putra  uväca :  evam  abhyähate  loke  samantät  parivärite 

araoghäsu  patantl^u  kiip   dhira  iva  bhäsase? 
pitoväca:  katham  abhyähato  lokah  kena  vä  pariväritah  5 

amoghäh  käli  patantlha  kirn  nu  bhisayasiva  mäni? 

putra  Ltväca:  inrtyunäbhyähato  loko  jarayä  pariväritah 

ahoräträh  patanty  ete  nanu  kasmän  na  budhyase? 

Diese  Verse,  zu  denen  sich  im  Hatthipälajätaka  keine  Entsprechung 
findet,  sind  mit  Utt.  XIV,  21—23  fast  Wort  für  Wort  identisch.    Dort  lo 
heißt  es  nämlich  folgendermaßen : 

putrau :  abbhähayammi  logämmi  savvao  pai'ivärie 

amohähim  padantlhim  gihamsi  na  raiin  labhe. 

pitä :  kena  abbhähao  logo  kena  vä  parivärio 

kä  vä  amohä  vuttä?  jäyä  cintävaro  hume.  15 

putrau:  maccunä  'bbhähao  logo  jaräe  parivärio 
amohä  rayani   vuttä  evam  täyä  vijäiiaha. 

Mit  der  letzten  Vershälfte  zeigt  sich  auch  eine  kleine  Ähnlich- 
keit in  MBh.  XII,  6531a: 

aniogliä  räfrayas  cäpi  nityam  äyänti  yänti  ca.  20 

Es  wäre  möglich,  daß  dasselbe  Vorbild  dem  Verfasser  von 
MBh.  XII,  6533  b 

(jüdhodoke  matsya  iva  sukham  vindeta  kas  tadä 

und  von  Utt.  35  a 

chindattu  jälam  abalam  va  rohiyä  2.t 

macchä 

vorgeschwebt  hat-).    Jedoch  gebe  ich  gern  zu,  daß  die  Ähnlichkeit 
nur  eine  zufällige  ist. 

Der  Vers  6537b  (=  *t941b): 

ko  hi  jänäti  kasyädya  mrtyukälo  bhavisyati  ao 

hat  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dem  Inhalt  in  Jät.  809,  Ct.  7  ifasii 
assa  sakkhl  viaranena  rüja  usw.  und  Utt.  27  jass  atthi  maccunä. 
sahkham  usw. 

Mit  v.  6542a  (=  9946a): 

idam  krtam   idain  käryam  idani  anyat  krtakvtam  :iö 

1)  Ebenso  in  91)34 — 9936.  Nur  ist  wie  Utt.  21  zeigt,  hier  wieder  eine 
bessere  Losart  bewahrt,  da  dort  in  9934  sarvatah  parwärite  (=  sahhao 
parivärie)  statt  G528  s(im<mtät  parirarite  steht.  S.  liioriiber  aucli  Franke, 
WZKM.  XX,  0211 IV.,  der  weitere  l'arallolou  zu   diesen  Strophen  boiyobraeht  hat. 

2)  Näheres  steht  SN.  62  :  sandaldi/itvänti  saini/ojanäni  Jälant  cn  bheträ 
saUVamhucärl  agglva  daddfuim  anivattamäno  eko  carc  khaggavisä uakaiypo . 
Vgl.  auch    Mhv.  I,  p.   458,'ü. 

4S* 


744      Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur. 

vergleiche  man  Utt.  15b: 

idam  ca  me  kiccaiu  idam  akiccam^) 

und  mit  6545  a  (=  9949b): 

mrtyur  jarä  ca  vyädhis  ca  usw. 

5  vergleiche  man  Jät.  509,  G.  8e: 

evam  pi  vyädhT  satatam  jarä  ca. 

Schließlich    kommt    der    in    dem  Mahäbhärata- Abschnitt    nicht 
ungewöhnliche  Yersschluß : 

mrtyur  ädäya  gacchati 
10  in  Jät.  509,  G.  13d: 

ädäya  maccu  vahate  kumäriin 
vor-^). 

Es  geht  also  aus  dem  oben  Ausgeführten  hervor,  daß  der  Mahä- 
bhärataabschnitt  im  großen  und  ganzen    mehr  mit   dem  Uttarajjha- 

15  yanakapitel  als  mit  den  Jätakaversen  übereinstimmt.  Wir  können, 
meine  ich,  für  den  epischen  und  den  Jainatext  ganz  sicher  eine 
o-rößere  sfemeinsame  Vorlage  annehmen.  Was  nun  zuerst  die  beiden 
Mahäbhärata-Versionen  betrifft,  so  geht  aus  zwei  Lesarten  ^j,  die  in 
dem  späteren  Abschnitt  mit  üttarajjhayana  übereinstimmen,  deutlich 

üo  hervor,  daß  das  Stück  9928  ff.  die  ältere  und  bessere  Textrezension 
darstellt.  Daraus  ist  dann  später  das  Stück  6523  ff.  abgeleitet 
worden.  Wir  können  aber,  glaube  ich,  noch  weitere  Schlußfolge- 
rungen ziehen.  In  9935  (=  6529)  steht,  wie  oben  angeführt, 
folgendermaßen : 

2:,  katham  abhyähato  lokah  kena  vä  pariväritah 

und  die  Antwort  lautet  in  9936  (=  6530): 

mrtyunäbhyähato  loko  jarayä  pariväritah. 

Es  ist  ja  nicht  zu  leugnen,  daß  katham  hier  wenig  am  Platz 
ist    —    man    erwartet   unwillkürlich   kena.     In  Ftt.  XIV,  22  u.  23 
30  heißt  es  ja  auch : 

kena  abbhäbao  logo  kena  vä  parivärio^) 


1)  Dieser  Vers    auch   in  Dhp.   Diitr.   de   Kli.   C'ro  35,    vgl.  Lüders.    GGA 
1899,  p.  40.5. 

2)  Der  Vers  6534  (::=  0939):  anavaptesu  kameßu  mrti/ur  abhijeti  ma- 
nacam  \  puspütüva  vicinvantam  anyatra  gatamänasam  stimmt  zu  Dhp.  47: 
pupphän'  eva  pacinantain  vyäsattamanasam  naram  '.  .suttani  gamaiji  maliogho 
va  miiccu  ädäya  gacchati  (vgl.  damit  teils  das  oben  angeführto  »irtyur 
ädäya  gacchati,  teils  9945:  su2)tam  vyäghram  mahäugho  rä  mrtyur  ädäya 
gacchati,  wo  vyäghram  wohl  nicht  gerade  paßt  —  es  erklärt  sich  vielleicht 
aus  Vermischung  mit  vyaghra  in  C54()  xuptani  ryäghro  mrgam  iva  m  ä.  g.) 
und  Dhp.  48:  jmpji/iän'  eoa  pacinantain  ryäsattaiittinanaiii  nuraiii  \  atittain 
yeva  käinemi  antaho  kiirute  vasain  (vgl.  G54:ib  hrtäulo  hurutc  vaäe). 

3)  adh'ttya  veduii  in  v.  9933   und  sarcatah  in  v.  9934. 

4)  Jfit.  538  Q.  Iü3  steht  auch:  kena-m-ahbJudiato  loko  Lena  ca  pari- 
i'ärito  (s.  Franko  a  a.  O.). 


Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur.      745 


und 

maccunä  'bbhähao  logo  jaräe  parivärio. 

In  der  Quelle  der  beiden  Texte  —  ■wahrscheinlich  einer  volks- 
tümlichen Spruchsamnilung  —  stand  also  sicher  *kena  abhyähato; 
dies  kann  ja  aber  nicht  in  einen  Sanskritäloka  eingefügt  werden,  in  5 
einen  Bhäsävers  geht  es  aber  ganz  gut.  Daraus  ist  m.  E.  der  Schluß 
nicht  allzu  kühn,  daß  die  gemeinsame  Quelle  i)  dieses  Teils  des  y^pitä- 
putrasamväda'^  -)  in  einem  Volksdialekt  abgefaßt  war. 

Weiter  ist  es  aber  auffallend,  daß  in  MBh.  und  ütt.  gerade 
ein  Stück  ganz  wörtlich  übereinstimmt,  das  sich  in  dem  Hatthipäla-  lo 
jätaka  nicht  findet.  Überhaupt  gibt  es  ja  zwischen  dem  epischen 
Stück  und  den  Päligäthä's  kaum  wörtliche  Übereinstimmungen  — 
der  Ausdruck :  mrtyur  ädäya  yacchati  resp.  ädäya  maccu  vahafe  usw. 
gehört  ja,  wie  Dhp.  47  zeigt,  zu  den  loci  communes  des  Pälikanons. 
Es  stellt  sich  also  als  wahrscheinliches  Kesultat  heraus,  daß  das  i5 
Uttarajjhayanakapitel  in  die  zur  Brahmadattasage  gehörige  Esukäri- 
geschichte  teilweise  Sprüche  eingefügt  hat,  die  anderswoher  geholt 
wurden.  Denn  als  der  ursprüngliche  Bestandteil  der  Sage  sind  wohl 
nur  die  Verse  zu  betrachten,  die  dem  Jätaka-  und  dem  Uttarajjha- 
yanastück  gemeinsam  sind.     Es  sind  dies  folgende''):  20 


Hatth  ipalajataka 

4.*)  adhicca  vede  pariyesa  vittam 
putte  gehe  täta  patitthapetvä 
gandhe  rase  paceanubhutva  sabbaip 
arannam  sädhu,  muni  so  i)asattho. 

5.  vedä  na  saccä  na  ca  vittaläbho 
na  puttaläbhena  jarain  vihanti 
gandhe  rase  muccanam  ähu  santo 
sakammanä  hoti  phalüpapatti. 

6.  yass'assa  sakkhl  maranena  räja 
jaräya  mettl  naraviriyasettha 

yo  cäpi  jafinä  [na]   marissam  kadäci 
passeyya  tani   vassasatam  arogam. 

10.  ayarn  pure  luddaiii  akäsi  kamman.i 
sv-äyam  gahlto  na  hi  inokkh'  ito  rae 
orundhiyii  nam  parirakkhissämi 
mäyam  puna  luddain  akäsi  kamman^i. 


Uttarajjhayana  XIV. 
9.^)  ahijja  vee  parivissa  vippe 
putte  paditthappa  gihamsi  jayä 
bhoccäna  bhoe  saha  itthiyähini 
äi'annayä  hoha  munl  pasatthTi. 

12.  veyä  ahiyä  na  havanti  tänain 

bhuttä  diyä   ninti  tamam  tamenani 
jäyä  ya  puttä  na  havanti  tänam 
ko  näma  te  auumannejja  eyarn. 

27.   jass'atthi  maccunä  sakkham 
jassa  v'atthi  paläyanam 
jo  jänai  „na  marissämi" 
so  hu  kamkhe  „sue  siyä". 

20.  iahä  vavam  dhammam  avänaniänä 
I  pävain  purä  kammani   akäsi  niohä 

orubbhamänä  parirakkhiyantä 
tarn  neva  bhujjo  vi  saniäyaräiiio. 


1)  Ich  siigo  „die  gemeinsame  Quelle'',  weil  ich  kaum  {ilaubo ,  ilali  iler 
Verfasser  dieses  epischen  Stückes  direkt  eine  jainistische  Quelle  benutzt  hat. 
Über  die  Entstehung  der  Jainaworko  vgl.   übrigens  Jacobi  in  SHE.  XLV   p.  XL. 

2)  Damit  bezoichno  ich  hier  der  Kürze  ■»vogon  sowohl  den  MHh.-  wie  den 
Utt -Abschnitt. 

3)  Ich  versucho  hier  auch  in  Kürze  eine  Kokonstruktion  des  alten  Itihiisa. 

4)  Zu  diesem  Vors  stimmt  wie  gesagt  MBh.  XII,  6527  =  9933. 


746       Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur. 


15.  säkhähi  rukkho  labliate  samaünam 
pahlnasäkham  pana  khänum  ähu 
pahlnaputtassa  inam'  ajja  hoti 
Väsetthi  bhikkhäcariyäya  kälo. 

16.  aghasmi  koficä  vä  yathä  himaccaye 
tantäni  jäläni  padälij'a  hamsä 
gacchanti  pattä   ca  patT  ca  mayham 
sähain  katham  nänuvaje  pajänarn. 

17.  ete  bhutvä  vamitvä  ca 
pakkamanti  vihaügamä 

3^e  ca  bhutvä  na  vamimsu 
te  nie  hatthattham  ägatä. 


18.  avami  Ijrähmano  käme 
te  tvam  paceävamissasi 
vantädo  puriso  räja 
na  so  hoi  pasamsio. 

20.  idam  vatväna  mahäräjä 
Esukari  disampati 
rattham  hitväna  pabbajji 
näoro  chetvä  va  bandhanam. 


29. 


36. 


pahlnaputtassa  hu  n'atthi  väso 
Väsitthi  bhikkhäyariyäe  kälo 
sähähi  rukkho  lahai  samähim 
chinnähi  sähähi  tarn  eva  khänuip. 

nahe  va  kuncä  samaikkamantä 
tayäni  jäläni  dalittu  hanisä 
palinti  puttä  ca  pal  ca  majjham 
te'  ham  kaham   nänucramissam  ekkä 


44 


bhoge  bhocca  vamitta  va 
lahubhüya  vihärino 
ämoyamänä  gacchanti 
diyä  kämakamä  iva. 

45  a.  ime  ya  baddhä  phandanti 
mama  hatthajjan.i  ägayä. 

38.  vantäsi  puriso  väyam 
na  so  hoi  pasamsio 
mähanena  pariccattam 
dhanam  ädäum  icchasi. 

48.  näoro  vva  bandhanam   chittä 
appano  vasahim  vae 
eyam  paccham  mahäräyam 
Usuväri  tti  me   suvam. 


Die   ursprüngliche   Itihasa. 

Des  Purohita  Bhrgu^)  (bei  König  Usuyära  —  Esukäii  in  Usu- 
yärapura  —  Bäränasi)  Söhne  wollen  Einsiedler  werden.  Sie  befragen 
ihren  Vater    über    das  Leben ,    das    sie  führen  sollen ;    er  antwortet 

5  ihnen:  „Studiert  die  Veda's"  usw.  (Jät.  G.  4,  Utt.  v.  9).  Die  Söhne 
aber  weisen  ihn  mit  ihren  Aussagen  (Jät.  G.  5, 6, 10,  Utt.  v.  12,  27,  20) 
zurück  und  ziehen  fort.  Der  Purohita  gibt  in  dem  v.  säkhähi 
rukkho  usw.  (Jät.  G.  15,  Utt.  v.  29)  seiner  Gattin  Yasä  (Utt.  v.  3) 
aus  dem  Gotra  des  Vasistha  (Jät.  G.  15,  Utt.  v.  29)  von  seinem  Ent- 
10  Schluß,  den  Söhnen  zu  folgen,  Bescheid;  die  Gattin  spi'icht  den 
V.  aghasmi  koncä  etc.  (Jät.  G.  16,  Utt.  v.  36)  und  zieht  auch  fort. 
Der  König  will  sich  den  Besitz  des  Pui-ohita  aneignen ;  die  Königin 
I\incäli  (Jät.  G.  19d)  belehrt  ihn  durch  das  Bild  von  den  Geiern-) 
und  dui'ch  die  vv.  ete  bhutvä  und  avanü  brähmano  (Jat.  G.  17  — 18, 

15  Utt.  44,  45a  u.  38).  Sie  ermuntert  ihn,  Einsiedler  zu  werden 
(Utt.  v.  48,  in  Jät.  G.  20  als  Itihäsaversj.  Beide  ziehen  dann  auch 
in  die  Hauslosigkeit  fort  (Utt.  v.  51  ff.). 

So  lautete,  glaube  ich,  in  größter  Kürze  die  ursprüngliche  Er- 
zählung, aus  der  die  beiden  Texte  geschöpft  haben.     Die  Erzählung 


1)  Komm,   zu  Utt.  XIV. 

2)  giddhovama  Utt.  v.  47. 


Charpentier,  Studien  über  die  indische  Erzählungsliteratur.      747 

in  Utt.  ist,  wie  ich  glaube,  in  der  Vorgeschichte  ursprünglicher  — 
die  lange  Erzählung  des  Jätaka  von  der  Geburt  der  Söhne  wird 
durch  keine  Gäthä's  gestützt  —  ebenso  darin,  daß  sie  die  beiden 
Söhne  von  selbst  zum  Vater  gehen  und  ihm  ihre  Absicht  kundgeben 
läßt.  Denn  die  weitläufige  Jätakaerzählung  von  den  Proben  der  vier  5 
Söhne  sowie  deren  einander  so  ähnliche  Namen  sehen  kaum  ursprüng- 
lich aus.  Auch  den  Monolog  der  Königin  im  Jätaka  GG.  21 — 26 
betrachte  ich  als  spätere  Einschiebung.  Dagegen  hat  der  jainistische 
Text  in  den  Gesprächen  zwischen  den  ursprünglichen  Gäthä's  viel 
mehr  aus  anderen  Quellen  eingeschaltet  als  der  Pälitext  und  auch  10 
an  einigen  Stellen  die  ältere  Ordnung:  der  gemeinsamen  Verse  ge- 
ändert. 


748 


Äthiopische  Etymologien  ^). 

Von 

Frauz  Praetorius. 

10.  A^^,  Präposition  und  Konjunktion  der  Zeit ,  findet  sich 
in  demselben  Sinne  und  derselben  Anwendung  bisweilen  im  Soqotri, 
z.  B.  loa-'dm  tey  ißm  Müller's  2.  Bd.,  S.  114,26;  142,  16  und 
eines  Tages;  wa-'dm  iey  ^eneh  Bd.  2,  S.  140,23  und  eines 
5  Jahres;  ica-'dm  igodihem  S.  118,  7  und  als  er  zurückkehrte. 
So  sehr  aber  auch  Laut-  und  Sinngleichheit  dafür  sprechen ,  daß 
wir  in  beiden  Sprachen  dasselbe  Wort  vor  uns  haben,  so  hilft  diese 
Erkenntnis  doch  nicht  zur  Erschließung  der  Etymologie.  Im  Gegen- 
teil kann  durch  die  für  das  Soqotri  angegebene  Form  'am  Zweifel 

10  entstehen ,  ob  im  Äthiopischen  nicht  ein  ursprüngliches  \JC^  an- 
zusetzen ist. 

Aus  diesem  Zweifel  helfen  die  von  Rhodokanakis  herausgegebenen 
Texte  im  Dialekte  von  Dofär  (8.  Bd.  der  Südarab.  Expedition).  Wir 
treffen  dort  das  entsprechende  Wort  in  größter  Häufigkeit  an,  und 

15  zwar  in  der  Form  yam^  seltener  yem,  ganz  selten  ein.  Z.  B.  yatn 
yom  S.  5,  24  eines  Tages,  ü-ydm  fi-lUyl  S.  10,  11  und  in  der 
Nacht;  ydm  yi{fun  S.  1,  9  wann  sie  kamen,  yam  1mm  fi-ttarig 
S.  38,  1  als  sie  auf  dem  Wege  waren;  yem  ,scfhä  S.  23,  24 
als  er  sie   sah;   em-<jäbet  S.  14,  18    neben   yam    ydhet.     Dieses 

20  yam  weist  auf  ursprüngliches  yöm ,  dessen  enttonte  und  partikel- 
haft gewordene  Form  yam.  yem  ist. 

Selten  kommt  das  Wörtchen  im  ISIehri  vor,  etwas  häufiger  im 
^hauri;  vgl.  Müller's  3.  Bd.,  S.  4,  10  am  (mehri),  en  (sh.),  S.  6,  19: 
10,  2  yem  (slj.). 

25  Aus  §  169  meines  Buches  ,Zur  Grammatik    der  Gallasprache" 

ist    ersichtlicli ,    wie    früh    uiul    wie    lief  nach  (^stafrika  hinein  das 


1)  ForUotzung  zu  Bd.  Gl,  S.  615  ff. 


Praetorius,  Äthiopische  Etymologien.  749 

semitische  yöi)i  als  Partikel  gedrungen  ist.  Vgl.  Beitr.  As.  Sera. 
Spr..  2.  Bd.,  S.  339.  Wir  erkennen  das  Wort  nun  auch  im  äthiop. 
A<^,  das  sich  zu  ^*?^  heut  verhält,  wie  'am  bezw.  ijam  zu 
yöm  Tag  im  Soqotri  bezw.  Dofärdialekt.  Daß  A<^  aber  nicht 
etwa  ein  später  Bestandteil  im  Äthiopischen  ist,  dafür  spricht  » 
namentlich  die  charakteristische  Endung  ä  des  Status  constructus. 
in  zweiter  Linie  auch  das  mit  diesem  n  wechselnde  e 

Ob  auch  das  bisher  =  L«!  gesetzte  äthiop.  7\C7^  wenn  hier 

anzui'eihen  ist  ? 

11.  (Sr^m,    (D'ifll   verschlingen,  amhar.  Till ,  stelle  lo 
ich  zu  dem  gleichbedeutenden  arab.  Jsj^,  an  das  auch  schon  Dill- 
mann gedacht  hat.    Auf  welchem  Wege  diese  Wurzel,  die  ursprüng- 
lich med.  w  ist,  im  Äthiopischen  prim.  lo  geworden  ist,  läßt  sich 
mit  Sicherheit  nicht  erkennen ;    nur  vermuten  kann   man ,    daß    ein 

Nomen  wie  Ö^>"J^  für  f^'^T'P  (wie  Ö^^hC  f^'n'  ""cl  »eben  i5 
f^^fllTC)  zu  dieser  Umbildung  der  Wurzel  den  Anstoß  gegeben. 
Daß  wirklich  ein  Nomen  mit  vorgesetztem  m  vorhanden  arewesen 
und  zu  Denominierung  einer  neuen  AYurzel  Anlaß  sregeben  hat. 
ersieht  man  aus  dem  hadramautischen  Joijo«!  sc  laisser  avaler, 
pouvoir  etre  avale;  s.  Landberg,  Hadramoüt  S.  717  und  die  jo 
daselbst  zitierte  Stelle.  —  Aber  es  sind  ja  auch  noch  andere  Mög- 
lichkeiten denkbar,  und  der  Wechsel  von  Wurzeln  med.  w  und 
prim.  10  ist  ja  überhaupt  nicht  ganz  selten  i). 

1 2.  In  J*l^iC  aufspringen,  anspringen;  fliegen  er- 
kenne ich  das  wohlbekannte    j,   dessen  gemeinarabische  Bedeutung  25 

^fliehen"  nunmehr  wie  eine  Spezialisierung  aus   jenen  Bedeutungen 
erscheint. 

Wir    finden     s  in    genau     denselben    Bedeutungen     „springen, 
fliegen",    aber    nicht    in    der    Bedeutung    „fliehen"    im    Mehri    und 
Soqotri    wieder;    s.    Jahns  Texte  und  Wörterbuch  S.  177a;    ferner  30 
Müllers  2.  Bd.  S.  1,  5;    59,  8:    65,  8;    3.  Bd.  S.  13.  13:    14,  1. 

1)  Merkwürdigerweise  wird  im  nofiirdialokt  _Ll*X  gebraucht,  wenn  die 
Schlange  den  Hals  vorstreckt,  um  ihre  Beute  zu  vorschlingen;  s.  Khodo- 
kanakis'    Texte    S.   8,  36;    0,   1.      IJald    hätte    mich    dieser    Gebrauch    vorloitot, 

(XX''/rri.  ™^'  CiQm  gemeinarabischen   _Ll*<*   „vorstrecken,    lang    machen"    zu- 
sammenzustellen. 


750  Praetorius,  Atldoinsche  Etymologien. 

Ebenso  im  Dofärdialekt ;  s.  ßhodokanakis'  Texte,  S.  3,  19;  14,  12; 
24,  21:  36,  31;  37,  3;  75,  20.  Auch  fräfir  Flügel;  ßhodoka- 
nakis S.  36,  18.  19:  nifrer:  Müller,  3.  Bd.,  S.  14,  9. 

In  Rhodokanakis'  Dofäi'texten    findet    man    den  Übergang   von 

5  f  in  /  in  großer  Fülle,  so  daß  ich  darauf  verzichte,  hier  Beispiele 

zu  bringen  (vgl.  Völlers,  Volkssprache  S.  9  f. ,  ZA.,  Bd.  22,  225 f.). 

Wenn  ich  gerade  bei   ,5  diesen   Wandel  in  *A  nicht    gelesen   habe, 
so  mag  das  Zufall  sein,  oder  indi-viduelle  oder  lokale  Eigentümlich- 
keit.    Aus  *,i  ist  äthiop.  t\Z^/^    hervorgegangen.     Vgl.  BASSpr., 
10  1.  Bd.,  S.  43,  Xr.  41. 

13.  fhUJ^^  häßlich  sein,  mißfallen  wird  von  Barth, 
Etyra.  Studien  S.  54  mit  A-ii~s>  „einen  mit  Worten  kränken,  be- 
schämt und  bestürzt  machen"  zusammengestellt.  Barth's  weiteren 
Vergleich  mit  hebr.  D':on  lehnt  Fraenkel,  BASSpr.,  Bd.  3,  S.  82  ab, 

15  während  er  fflUJi^  =  *-i:^5=-  zu  billigen  scheint.  „Das  hebräische 
Wort  scheint  aber  doch  wesentlich  den  BeCTvift"  der  Gewalt  auszu- 
drücken,  den  die  angezogenen  südsemitischen  Wörter  nicht  kennen". 

Das  ist  richtig;  und  die  von  Barth  für  AfhUJ^^  und  fhULhf^^ 

angesetzten  Bedeutungen  „Gewalt  antun,  Böses  zufügen"  bezw.  „bös- 
20  artig,  ungerecht"  erscheinen   allerdings  etwas  ausgesucht. 

Ich  bezweifle  aber  auch,  daß  fflUJ^^  =  (^J^:>-  ist.  In 
letzterer  Wurzel  liegt  die  Bedeutung  „schämen,  scheuen,  sich  er- 
regen" deutlich  zutage  (z.  B.  Stumme,  Tunisische  Märchen  und  Ge- 
dichte S.  50,  21).  Im  arabischen  Süden  ist  die  Wurzel  in  der 
2;-)  Bedeutung  „achten,  Ehrfurcht  haben"  weit  verbreitet;  s.  Moritz, 
Sammlung  arabischer  Schriftstücke  aus  Zanzibar  und  Oman  S.  21 ; 

V 

Müllers  Shauri-Texte  S.  2  pass.,  ^xi>=^ü«|  Rhodokanakis  Dofärtexte 
S.  30,  31 ;  31,  29  „sich  jemandes  annehmen".     Möglich  daß  tigrifia 

fflrt*-^  „Zurückhaltung  im  Geben,  im  Empfangen"  (de  Vito,  Voca- 
30  bolario  S.  10)  zu  ^.-^^5»  gehört.  Äthiop.  filLU<^  aber  stelle  Job 
zu  ^..iij:.  Schon  im  Schriftai'abischen  setzt  bei  ^xij.,  namentlich 
in  gewissen  Ableitungen,  die  Bedeutung  des  „tölpelhaften,  un- 
geschickten, linkischen"  ein,  die  in  dem  liäufigen  ^.xxi^  dann  herr- 
schend geworden  ist;  s.  Dozy,  Suppl. ,  Rhodokanakis'  Dofärtexte 
35  S.  11,  11.  Ich  glaube,  dieser  Bedeutung  steht  fhUhf^  häß- 
lii.li,    un gestalten,    schlecht,    flllUf^'^    Häßlichkeit, 


Praetorius,  Äthiopische  Etymologien.  751 

Schlechtigkeit  ganz  nahe.  Und  AflllU^-^  schlecht  han- 
deln,  schlecht   behandeln   ist  von  fh UJ'f^^ ,    (V\ UJf^'^ 

wohl  erst  denominiert ,  dem  arab.  ^JJ:*^  nicht  unmittelbar  gleich- 
zusetzen. Die  Wurzel  dürfte  also  ursprünglich  mit  h  als  "^WJ^^ 
anzusetzen  sein.  5 

14.  /il^7  trüben,  verfinstern  (Dillmann,  col.  80) 
dürfte  gleichfalls  ursprünglich  "^  als  Anlaut  haben,  denn  es  entspricht 
ohne    Zweifel    arab.    .s^*^-      Diese    dem    Schriftarabischen    fi'eilich 

nicht  sehr  geläufige    und    bei  Freytag   in    einigermaßen  abweichen- 
den Bedeutungen  angeführte  Wurzel  wird  von  Landberg,  Hadraraoüt  lo 
S.  477,  566  für  weite  Strecken  Südarabiens  in  genau  der  gleichen 
Bedeutung  „trüben"  angeführt,  die  das  äthiopische  Wort  zeigt.  • 

15.  ö^/n"?  gemäß.     Landberg,  Hadramout  S.  269    bringt 

vj5»~w.J!    ^3)1-^   irjj^    (bleibe    hier)    während   ich    nach    dem 
Markt    gehe,    was    äthiopisch    lauten    könnte:    C^ (TVi    (Af^^  ^^ 
^i)  :  ArhCD'C;  weiter  S.  88  j.L*iiJ;   ^jJo   ^JL^   nach   Maß- 
gabe  (der  Menge)   des  Getreides,    was  äthiopisch  ebenfalls 

durch  {Ci,  H\C^  :)  C^(M  \  7\^A  wiedergegeben  werden 
könnte.  Ebenso  Datinah  S.  86  Anm.  4  töhocj  emfi'rä'ah  teyncha 
min  emmiV  der  Kanal    nimmt   die    für    ihn  angemessene '-io 

Menge  Wassers  auf,  =  äthiop.  O^dX*!  :  S.  51  Wa  feyn 
emmifä  gemäß  der  Form  des  Backofens,  =  äthiop.  (0  )<^ 
m?  .'  (fi^(W{\  S.  57  nifäyin  el-ma  'ala  feyn  eJ-binn 
wir    bemessen     das    Wasser    nach    den    Kaffeebohnen 

=   fc^Si^l  :  J9P  :  C^iWi  :  n-^.     I.Iadramoüt  S.  269  wird  25 

(jJd  As.  =  .lXü  Ac  gesetzt,  und  S.  360  ist  neben  jjUa  JLc 
noch  xäaI^  As.  in  gleichem  Sinne  angeführt,  und  beide  Ausdrücke 
werden  ebenda  ins  Altertum  zurückverfolgt  ^). 

Das  seiner  Etymologie  nach  bisher  dunkle  äthiop.  <^{Tl  z 
dürfte  an  dieses  in  ganz  Südarabien  (Hadramout  S.  649)  verbreitete  so 

^J^.I^    anzuknüpfen    sein.      Es    bieten    sich    zunächst    zwei    Möglich - 


1)  Ob  auch   fanü  so  im   Sliiiuri    hierher    gehört,    lasse    ich    unentschieden 
(z.  B.  Müller's  3.  Bd.   S.  9,  10;    122,  17). 


752  Praetorius,  Äthiopische  Etymologien. 

o    - 

keiten  der  Anknüpfung:  aus  ^^Ua  U,  oder  aus  einem  einheitlichen 
Nomen  matän  oder  ähnlich.  Vielleicht  spricht  die  Tigreform 
0^ff\i  für  letztere  Möglichkeit:  vgl.  Reinisch,  Bilinwörterbuch 
S.  278,  WZKM.  Bd.  4,  S.  298. 

5  16.    jftCrfl    bedeutet  sich   abmühen,   müde,   kraftlos 

sein,  fl^rll  Arbeit,  Mühe,  Ermüdung.  Im  Tigrina 
(de  Vito,  Vocabolario  S.  41)  sowohl,  wie  im  Amharischen  (Guidi, 
Vocabolario  S.  154)  tritt  an  dieser  Bedeutung  die  Seite  der  Müdig- 
keit, Beschwerde  zurück,  die  Seite  der  Arbeit  dagegen  hervor: 
^0  |*lCffl  bezw.  1*1/^  bedeutet  hier  arbeiten,  herstellen, 
fabrizieren.  Ich  halte  die  im  Äthiopischen  ausgeprägte  Be- 
deutung für  die  ursprünglichere  — ,  wenn  ich  die  bisher  etymo- 
logisch ganz  unklare  Wurzel  richtig  mit  :  zusammenstelle.  Die 
Wurzel    bedeutet    im    Arabischen    vor    Müdigkeit    hinfallen, 

15  erschöpft    sein,    ^JLs*  ii>.£>:.    sein  Zustand    war   schwach, 

elend;  „se  dit  d'un  malade  qui  est  encore  trop  faible  pour  se 
lever,  ou  de  celui  qui  s'est  beaucoup  fatigue  en  marchant"  Dozy, 
Supplement.  Im.  Soqotri  ist  die  Wurzel  häufigen  fTebrauchs: 
s.  Müller's  2.  Bd.  S.  63,  4  „(ich  kann  nicht  weiter  gehen)  rdzahk" 
20  ich    bin    müde:    S.  133,  6 ;  158,  16;  250,  7.  9;  3.  Bd.  B.  14,  6. 

Vielleicht  ist  das  äthiopische  Verbum  erst  von  fl^fll  =  .-t;, 
denominiert.  Wenigstens  scheint  die  Lautumstellung  hier  am  leich- 
testen begreiflich.  Und  der  Wandel  von  z  in  den  entsprechenden 
tonlosen  Laut  hat  auch  wohl  keine  unüberwindlichen  Bedenken. 
25  Ist  es  dabei  vielleicht  von  Bedeutung,  daß  in  Müller's  Bd.  1,  S.  169 
Irizeh  er  ermüdet  durch  i«.<i«|  1  wiedergegeben  wird,  also  z 
durch  ^  (J*l)? 

17.  Ö^^A.I?--  <^^A.I?*  Waschbecken.  Wasser - 
Schüssel    gehört,    wie    schon    Dillmann    gesehen,    mit  arab.  jJL'i 

30  Flüssigkeit  in  ein  Gefäß  tun  zusammen;  vgl.  Fraenkel, 
Fremdwörter  S.  16  Anm.  Vgl.  noch  f^^^A,ii*  .'  ^^r'-fl  bei 
Bezold,  Kebni  Nagast  S.  XXV  b.  Es  macht  den  Eindruck,  als  sei 
OSi  erst  denominiert  von  ^^^'^^I^A.I?'-  —  .Vußer  stände,  eine 
sichere  Etymologie  von   CT^^^A.I,^'  zu  bieten,    kann  ich  hier  nur 

3&  bemerken ,    daß    das    auf   arabischem  Boden    bisher    vermißte   Wort 


r 

I 


Praetorius,  Äthiopische  Eti/mologien.  753 

jetzt  im  Dofärdialekt  nachgewiesen  ist ;  s.  Rhodokanakis'  Texte 
S.  25,  30  pl.  mgälid  =  <^J'AJ?'. 

18.  Es  scheint  ein  (mindestens)  zweifaches  r^ACD  angenommen 
werden  zu  müssen.  Zunächst  das  alte  J?AG)  =  bSo,  JJj,  das  sich 
aber  nicht  zum  Schöpfeimer,  sondern  zur  Wageschale  in  Beziehung  5 
gesetzt  hat.  Diese  Besonderheit  dürfte  schon  auf  voräthiopischer 
Grundlage  beruhen,  wenigstens  findet  man  auch  im  Soqotri  (Müller, 
Bd.  1,  S.  150,  13)  deles  oder  diJüwis  er  wog  es;  und  S®^HI^ 
der  hadramautischen  Inschrift  Osi.  29  hat  man  schon  längst  mit 
äthiopischem  ö'^J^/VT  Gewicht  zusammengestellt,  —  Aus  dem  lo 
Begriff  des  richtig  abgewogenen  (»l^A.QX')  m^ig  vielleicht  der  des 
angemessenen,   creziemenden  sich  denominativ  entwickelt  haben,  der 

SO  oft  in  JB^A*,  A^A(D,  'l'J^A  "■  a.  vorliegt  und  der 
sich  dann  noch  nach  verschiedener  Richtung  hin  weiter  ent- 
wickelt hat.  1» 

Besonders    zu    stellen    ist    aber    '1",^A(D    sich    zu    etwas 
rüsten,    vorbereitet,     in    Angriff   genommen    werden, 

Ah-f^^AO)  und  Ahi-.VAO)  act   (^ÄOr,  -t-.ip  A) 

Dies    ist    offenbar    identisch    mit    dem    von    Landberg,    Hadramoüt 
S.  497,  575  auch  in  der  Nebenform  J.o  gebrachten      Jj>  beginnen,  -.'o 
Beide  Bedeutungen  berühren  sich  dicht  und  gehen  in   einander  über. 
Auch  Datinah  S.  85,  16;  86,  10.  14,    z.  B.  daJIhjt   )hki  ich  be- 
gann   zu    weinen.      Das    Äthiopische    spricht    also    dafür,    daß 

Jo,    nicht  ^o  die  wahre  Form    ist  (vgl.  Landberg  a.  a.  0.).     Ist 
.JC'.  'V^AiD   an  ^j>  zeigen  anzuknüpfen?  25 


754 


Zum  samaritanischen  Josiia. 

Eine  Erklärung. 

Von  Dr.  A.  S.  Yahmla. 

Im  letzten  Hefte  der  ZDMG.  p.  533  flf.  hat  es  Herr  Dr.  Gaster 
als  notwendig  erachtet,  die  Frage  nach  der  Echtheit  des  von  ihm 
, entdeckten"  und  in  dieser  Zeitschrift  ,zum  ersten  Male  heraus- 
cjecrebenen"  samaritanischen  Josuabuches  von  neuem  aufzunehmen 
5  und  in  eingehender  Weise  zu  erörtern.  Hierbei  hat  er  in  erster 
Linie  meine  in  den  Sitzungsberichten  der  Königl.  Preuß.  Akad.  d. 
Wiss.  Bd.  XXXIX.  887—914  erschienene  Abhandlung  .lieber  die 
Unechtheit  des  samai'itanischen  Josuabuches"  einer  ganz  besonders 
scharfen  Kritik  unterworfen.  Obwohl  sich  meine  Abhandlung  von 
10  Anfang  bis  zuletzt  durchaus  in  den  Grenzen  der  strengen  Sachlich- 
keit hält,  die  in  wissenschaftlichen  Auseinandersetzungen  ein  Gebot 
der  Loyalität  ist ,  hat  es  Dr.  Gaster  für  richtig  gehalten ,  mich  in 
einem  sehr  gereizten  Tone  anzugreifen. 

Ich  müßte  ein  sehr  geringes  Maß  von  Urteilsfähigkeit  bei  den 
15  Lesern  dieser  Zeitschrift  voraussetzen ,    wollte    ich  es  unternehmen, 
die  von  Dr.  Gaster    gegen    meine  Abhandlung    aufgeführten    philo- 
logischen und  literarhistorischen  Argumente  ernstlich  zu  widerlegen. 
Muß  man  sich  schon  darüber  wundern,  daß  Dr.  Gaster  selbst  nach 
dem  Bekanntwei'den  des  noch  heute  lebenden  Verfassers  des  samari- 
20  tanischen    Josua    den    zweiten    Teil    seiner    Arbeit    mit    der     sehr 
mangelhaften  und  an  sich  nach  der  Übertragung   des  viel  umfang- 
reicheren  Liber  Josuae    durch    Juynboll    vollkommen    überflüssigen 
Übersetzung  nicht  zurückgezogen  hat,  so  ist  es  erst  recht  erstaun- 
lich,   daß    er  sogar  die  Echtheit  und  das  zweitausendjährige  Alter 
2.".  dieses  Werkes  noch  immer  durchaus  beweisen  will.    Die  Frage  ist 
für  die  wissenschaftliche  Welt  schon  längst  entschieden  und  dürfte 
für  einen  anderen  als  Herrn  Dr.  Gaster    kaum    von  Interesse    sein. 
Ich  erachte  es  aber  nicht  als  meine  Aufgabe  auch  Herrn  Dr.  Gaster 
von    der    Wertlosigkeit    seiner    Entdeckung    oder    besser    „Wieder- 
30  entdeckung"   zu  überzeugen.    Eins  wäre  allerdings  im  Interesse  der 
wissenschaftlichen  Wahrheit    geboten ,    nämlich    die    von   Herrn  Dr. 
Gaster  gegen  mich  und  auch  sonst  aufgestellten,  den  Tatsachen 
widersprechenden  Behauptungen    gebührend    zurückzuweisen.      Man 
wird  es  aber  begreiflich  finden,    wenn    ich    auch  hierauf  verzichte, 
sr»  Es  scheint  mir  nur  verwunderlich,  daß  Dr.  Gaster's  Nachtrag  über- 
haupt in  dieser  Zeitschrift  zum   Abdruck  gelangen   konnte'). 


1)    |Nacli    literftrischom  Uriiuche    stand    Herrn    Dr.    Gaster    dns    Recht    zu, 
seine  in  clor  ZDMG.   vorcifVontlidite  These  ebenda  noch    einmal    zu    verteidigen. 

Die   Kedaktion.] 


^00 


Anzeigen. 

Matei'ialien  zur  älteren  Geschichte  Armeniens  und  Mesopo- 
tamiens. Von  C.  F.  Leh m  ann-  Ha up  t.  Mit  einem 
Beitrage:  Arabische  Inschriften  aus  Armenien  und  Diyar- 
hekr  von  Max  van  B  er  ehem.  (=  Abhandl.  der  KgJ. 
Ges.  d.  Wiss.  zu  Göttingen.  Philol.-hist.  Klasse.  N.  F.  5 
Bd.  IX,  h'r.  3.)  Berlin  1907.  184  S.  in  4»,  92  Abbild., 
14  Taf.     20  Mk. 

Die  vom  Mai  1898  bis  gegen  Ende  1899  von  Lehmann - 
Haupt  und  W.  Belck  mit  staatlicher  und  privater  Unterstützung 
ausgeführte  Bereisung  Armeniens  und  Nordmesopotamiens  stand  in  10 
erster  Linie  im  Dienste  der  Epigraphik  und  Archäologie.  Beide 
Forscher  beabsichtigten,  die  Geschichte  und  Kultur  des  präarme- 
nischen Reiches  oder  Urartu's  (bibl.  'Ararat),  wie  es  die  assyrischen 
Keilinschriften  nennen,  an  der  Hand  einheimischer  Inschriften,  bau- 
licher Überreste  und  sonstiger  Fundobjekte  aufzuhellen ,  eine  Auf-  15 
gäbe,  die  nur  durch  Ausgrabungen  an  Ort  und  Stelle  entsprechend 
gelöst  werden  konnte. 

Diese  deutsche  armenische  Expedition  •  sah  ihre  Bemühungen 
von  den  schönsten  Erfolgen  gekrönt.  Die  wertvollste  Frucht  der 
Reise  bildet  ohne  Zweifel  die  über  alles  Erwarten  reichhaltige  Aus-  20 
beute  an  präarmenischen  Keilinschriften ,  die  zur  einen  Hälfte  in 
völlig  neuem  Materiale  besteht,  zur  andern  in  genauen  Neukollationen 
der  bisher  bekannten  Texte. 

Über  die  gesamten  wissenschaftlichen  Ergebnisse  dieser  Ex- 
pedition lagen  bisher  nur  zahlreiche ,  sich  gegenseitig  ergänzende,  -.'ö 
während  der  Reise  abgeftißte  Vorberichte  und  vorlüutige,  zusammen- 
fassende Rückblicke  vor,  die  bei  ihrem  i)rovisorischen  Charakter  zu 
einer  vollen  Würdigung  und  Verwertung  des  Gewonnenen  nicht 
genügten  und  deren  Benutzung  überdies  die  Zerstreuung  in  eine 
ganze  Reihe    von   Publikationsorganen    einigen  Abbruch    tut  ^).     Es  30 


1)  Dio  bis  inkl.  1000  an  vorschiedeiuMi  Orten  orscbiencnon  Berichte  zählt 
Lehmann  im  Jahresbor.  f.  Geschichtswiss.  für  l'JOl  I,  10  auf.  Über  dio  j^anzo 
Keise  orientiert  am  besten  Lehmann's  Abhandlung  in  WZKM.  XIV,  1 — 40;  dio 
inschriftlicbo  Ausbeute  wird  von  Belek  und  Lebmann  in  den  Sitzungsber.  der  llerl. 
Akad.  d.   Wiss.    1900,  No.  XXIX  (S.  Olü— 3:5)  verzeichnot. 


756  Anzeigen. 

ist  daher  sehr  zu  begrüßen,  daß  nun  das  eine  der  beiden  Expeditions- 
mitglieder ,  Prof.  L  e  h  m  a  n  n  -  H  a  u  p  t ,  mit  den  hier  angezeigten 
„Materialien  zur  älteren  Geschichte  Armeniens  und  Mesopotamiens' 
die  Publikation  der  wissenschaftlichen  Resultate  beginnt.  Der  er- 
f>  schienene  Quartband  behandelt  in  drei  Teilen  folgende  drei  größere 
Gruppen  von  Materialien  für  die  Geschichte  und  Kultur  der  durch- 
forschten Gebiete : 

1.  Die  Stein- ,  Fels-  und  Bauziegelinschriften  in  babylonisch- 
assyrischer Sprache  nebst  den  Skulpturen  der  babylonisch- assyrischen 

10  Periode. 

2.  Materialien  zur  Kunde  der  chaldischen  Kultur  und  der 
Herkunft  der  Chalder  (vgl.  zu  dieser  Benennung  unten  S.  763), 
vornehmlich  aus  den  Ausgrabungsfunden  von  Toprakkaläh  bei  Van. 

3.  Arabische  Inschriften,  bearbeitet  von  Dr.  Max  van  Berchem, 

1.5  Teil  I  (S.  1—64): 

Im  1.  Teile  bespricht  L.  die  neugefundenen  bezw.  zum  Teil 
neu  untersuchten  assyrischen  Texte  und  Skulpturen.  In  vortreff- 
licher photographischer  Reproduktion  sind  die  einzelnen  Objekte, 
zumeist  Inschriften,  wiedergegeben:  drei  der  letzteren^)  werden   in 

20  Autographie  mitgeteilt.  Von  den  Neufunden  der  Expedition  ist  ein 
Teil  inzwischen  in  den  Besitz  des  Berliner  Vorderasiatischen  Museums 
überwecranofen ,  dessen  Verwaltung  die  Publikation  der  betreffenden 
Inschriften  vorbehalten  blieb  -). 

An    altbabylonischen    Inschriften    erhalten    wir   zwei 

25  neue  Texte,  eine  Weihinschrift  des  Königs  Dungi  von  Ur  und  ein 
in  semitischer  Si^rache  abgefaßtes  Fragment,  das  vielleicht  von 
einem  der  letzten  Herrscher  der  Ur-Dynastie  herrührt.  Mit  Un- 
recht hält  L.'(S.  6  —  7)  noch  immer  an  seiner  Ansetzung  von  drei 
Dynastien    von    Ur    und    zweier    verschiedener    Herrscher.    Namens 

30  Dungi,  fest.  Scheil,  Winckler  imd  Thureau-Dangin  haben  den  über- 
zeugenden Nachweis  dafür  erbracht ,  daß  in  der  altbabylonischen 
Geschichte ,  soweit  dieselbe  bis  jetzt  urkundlich  ins  klare  gestellt 
ist,  nur  mit  der  Existenz  eines  einzigen  Dungi  gerechnet  werden 
kann-'),    eine  Auffassung,    welche    durch  die  Angaben  der  kürzlich 

3.'-)  von  King  veröffentlichten  babylonischen  Chronik  Br.  M.  No.  26472  ') 
und  die  von  Hilprecht  in  Babyl.  Exped.  vol.  XX,  part  I  mitgeteilte 
Liste  der  Könige   von    l'r  und  Nisin  ^)  vollauf  bestätigt  wird. 

1)  Weihiiischr.  Dunjji's  imd  dio  beiden  Tigristumiel-lnschr.  >"o.  II  und  IV 
(s.  Taf.  111   und   IV;. 

ü)  Diese  Texte  sind  jetzt  von  Ungnad  in  den  ziemlich  gloiclizoitiK  mit 
Lehmanns  Huche  erschienenen  \'orderasiatisehe  Schriftdenkmäler  der  Kj;l.  Museen 
zu   Berlin,   Heft    1,  Leipzig   1907    ediert  (Abk  :   VAS!).). 

."5)  Vgl.  auch  K.  Huber  in  „Die  Personennamen  in  den  Keilschrifturkunden 
;ius  der  Zeit  der  Könige  von  Ur  und  Nisin"   (Leipzig   11)07),  S.  5. 

4)  Studies  in   Kastern   History,   vol.   III  (London    1907),   1  IV. 

i))  \'gl.  Ungnad  in   dieser  Zeitschrift,   IUI.  lil,  714  11. 


Streck:  Lehmann- Hmq^t,  Materialien  z.  all.  Gesch.  Armeniens  etc.     757 

Im  Anschlüsse  an  die  beiden  altbabylonischen  Texte  reproduziert 
und  beschreibt  L.  (S.  8  —  12)  einen  sehr  merkwürdigen,  ungewöhn- 
lich großen  Siegelzylinder,  der  im  Jahre  1888  in  Gök-tepe,  südlich 
vom  Urmiasee ,  gefunden  wurde  und  sich  jetzt  im  Metropolitan- 
Museum  in  New- York  befindet.  Es  handelt  sich  nicht  um  ein  alt-  5 
babylonisches  Kunstwerk,  sondern,  wie  L.  offenbar  mit  Recht  an- 
nimmt, um  die  Reproduktion  eines  solchen^).  Die  Darstellung,  welche 
die  Anbetung  des  solaren  babylonischen  Nationalheros  Gilgames  zum 
Vorwurfe  hat,  berührt  sich  in  Stil  und  Formengebung  nahe  mit 
altbabylonischen  Motiven.  In  Einzelheiten  weicht  sie  aber  recht  lo 
erheblich  von  den  bisher  auf  altbabylonischen  Siegelzylindern  be- 
kannten, ähnlichen  Szenen  ab. 

Unter  den  drei  neuen  altassyrischen  Texten  (S.  12 — 16) 
ist  der  wichtigste  die  Inschrift  von  Yungalu  bei  Melasgerd,  welche 
Tiglathpileser  I  zum  Andenken  an  seinen  Sieg  über  die  Liga  der  i5 
Nairifürsten  (Prisma-Inschr.  col.  IV,  43  fiF.)  errichtete.  Beachtung  ver- 
dienen auch  die  beiden  Ziegellegenden  des  älteren  Königs  Tukulti- 
Ninib  I,  da  von  diesem  bis  vor  kurzem  nur  sehr  spärliches  in- 
schriftliches Matei'ial  bekannt  war-). 

Das  Gros    der   von  L.  edierten    und    besprochenen    Inschriften  20 
gehört  in  die  „assyrische  mittlere  Zeit "  (S.  19 — 47),  unter 
der  L.  die  Periode  von  Assurnasirpal  III  bis  Salmanassar  III,  also 
von  885—755   v.  Chr.,  versteht. 

An  der  Quelle  des  Dorfes  Babil  in  Mesopotamien  (25  km  süd- 
westlich von  CiazTrat-ibn-'ümar)  wurden    von   der  Expedition  sechs  2.5 
Fragmente  assyrischer  Königsstelen  aufgefunden,  die  sich  mindestens 


[1)  Gegen  Freih.  v.  Bissing's  Zweifel  an  der  Echtheit  (s.  Deutsche  Literat. 
Zeit.  1907,  Sp.  .^179)  vgl.  Lehmann  in  Berlin.  Philol.  Wochenschr.  1908,  Sp.  830.] 

2)  Vgl.  dazu  meine  Bemerkungen  in  ZA.  XVIII,  160 — 1G2.  Seitdem  haben 
sich  die  Urkunden  dieses  Königs  sehr  bedeutend  vermehrt.  L.  W.  King  publizierte 
in  seinen  records  of  the  reign  of  Tukulti-Ninib  I  (Lond.  1904)  die  in  London 
befindlichen  sogenannten  Annalen ,  genauer  die  mit  historischen  Notizen  ver- 
sehene Griindungsurkundo  der  Stadt  Kär-Tukulti-Ninib,  außerdem  drei  Fragmente 
einer  Schaleninschrit't ,  die  wahrscheinlich  sämtlich  von  diesem  Herrscher  her- 
rühren. Auch  teilt  King,  a.  a.  O.  60,  note  1  die  schon  von  mir  in  ZA.  XVIII,  161 
erwähnte  Inschrift  auf  Backsteinen  aus  Kujundschik  mit.  Einen  sehr  reichlichen 
Zuwachs  an  neuen  Tukulti-Ninib-Texton  haben  dann  die  Ausgrabungen  der 
Deutschon  Orientgescllschaft  in  Assur  geliefert;  dieselben  harren  noch  der  Heraus- 
gabe. Nach  den  Mittcil.  der  D.  O.  G.  wurden  bis  1007  folgende  hierhergehörige 
Inschriften  gefunden:  Ziegelstempel:  MDOG.  No.  20  (Assur  No.  37—38),  No.  22,  33. 
No.  26,  42—43;  63.  No.  28,  37.  —  Steintabletten  (As.sur  782.  788,  790,  806): 
a.  a.  O.  No.  21,  23;  No.  22,  36.  —  Bruchstücke  von  Alabastertafeln:  No.  21,  29; 
No.  32,  16.  —  18  zeilige  Inschrift  auf  einem  schwarzen  Stein  (A.  3062):  No.  26, 
25.  —  36zoiligo  Bauinschrift:  No.  31,  13,  sowie  eine  weitere  Bauinschrift: 
No.  28,  31,  außerdem  eine  für  die  Topographie  und  Baugeschichto  der  Stadt  Assur 
grundlegende  Tonbauurkunde  (A.  1337):  No.  22,  22 IV.;  7ölV.  —  Außerdem  ist 
zu  erwähnen  eine  Kiesel-Inschrift  (A.  5985):  No.  28,  23,  deren  Inhalt  sich,  wie 
es  scheint,  teilweise,  mit  dem  der  Londoner  , Annalen"  deckt.  —  Wahrscheinlich 
diesem  Könige  werden  auch  ein  rein  historischer  Text  (A.  4484):  No.  26,  60 
und   eine    1907    entdeckte  Tontafel:   No.   33,  16   zugeschrieben  werden   dürfen. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXH.  49 


758  Alizeigen. 

zu  zwei  Exemplaren  zusammenfügen  und  von  denen  drei  Fragmente 
zu  einer  und  derselben  großen  Stele  Assurnasirpal's  III  (885 — 860) 
gehören^).  Die  Vorderseite  der  letzteren  zeigt  das  wohlerhaltene 
Bild  des  Assyrerkönigs  und  trägt  eine  leider  arg  verstümmelte 
5  Inschrift.  Für  die  historische  Wichtigkeit  dieses  Monuments 
sprechen  auch  seine  bedeutenden  Dimensionen :  mit  der  Gesamt- 
höhe von  mindestens  drei  Metern  rangiert  es  unmittelbar  hinter 
dem  prächtigen  Monolith  Assarhaddon's  aus  Zengirli ,  der  größten 
aller  bisher  bekannten  assyrischen  Königsstelen  (3^/ß  m). 

10  Daß    von   Assurnasirpal    auch    eine  Inschrift    auf   den  Fingern 

einer  Faust  (Tatze?)  existierte,  wußten  wir,  was  L.  entgangen  ist, 
schon  aus  G.  Smith,  Assyr.  Discov.  76-);  vgl.  auch  Bezold,  Babyl.- 
assyr.  Liter.  72'^).  Die  Inschrift  selbst  war  bisher  unediert.  Nun 
teilt  L.  eine  solche  auf  einer  Tonfaust  mit,    die    ebenfalls  wie  das 

15  von  Smith  signalisierte  Exemplar  aus  Nimrud  (Kalhu)  stammt.  Ein 
in  den  Maßen  etwas  abweichendes  Stück  mit  gleicher  Aufschrift 
besitzt,  wie  schon  L.  hervorhebt,  auch  die  Vorderasiatische  Samm- 
lung in  Berlin  (VA.  3128)^).  Dieser  kurze  Text  ist  ebenso,  wie  die 
weiter  unten  (S.  26  ff.)  von  L.  publizierten  Backsteine  Salmanassar's  II 

20  von  speziellem  Interesse  für  die  Bau-  und  IJokalgeschichte  der  Stadt 
Kalhu.  Diese  letzteren,  die  von  der  Erbauung  {risiptu)  des  Stufen- 
turmes {zikkuratu)  von  Kallju  durch  Salmanassar  II  berichten,  sind 
in  sieben-,  fünf-  und  vierzeiliger  Redaktion  abgefaßt.  Das  von  der 
Expedition  in  Mösul  erworbene  fünfzeilige  Exemplar  ist  jetzt  Eigen - 

25  tum  des  Königl.  Museums  in  Berlin  (VA.  3214)  und  wurde  in- 
zwischen auch  in  VASD.  I,  No.  68  veröfientlicht.  Ein  Duplikat 
dieses  fünfzeiligen  Textes  befindet  sich  im  Archiv  der  Franziskaner 
in  Jerusalem  ^). 

Das  meiste  Interesse  unter  den  Salmanassartexten  beanspruchen 

30  die  historisch  bedeutsamen  vier  Inschriften  am  Ausgange  des  Tigris- 
tunnels (S.  31 — 44),  die  nun  zum  ersten  Male  in  zuverlässiger 
Edition  vorliegen.  Ein  ganz  besonderes  Verdienst  erwarb  sich  näm- 
lich die  Expedition  durch  ihre  eingehende ,  mit  außerordentlichen 
Schwierigkeiten  verknüpfte  Untersuchung  des  Tigristun  nels  bei 

3ö  Egil  (nördlich  von  Diärbekr)  und  der  dort  angebrachten  assyrischen 


1)  Dio  Zuweisung  der  drei  andern  Bruchstücke  (vgl.  über  sie  Lehmann, 
S.  5C)  bleibt  unsicher. 

2)  Audi  Ungnad  erwähnt  in  VASD.  I,  S.  IX  (No.  65)  die  Notiz  bei  Smith  nicht. 

3)  Es  handelt  sich  wohl  um  ein  für  dio  Sclintzkamnier  des  Tempels  be- 
stimmtes W'eihgeschenk  An  einer  andern  Stelle  spricht  Smith,  a.  a.  O.  252, 
von  zwei  weiteren  in  Nirarüd  entdeckten  „votive-hands"  aus  der  Zeit  Adad- 
nirari's  IV.  Man  vergleiche  damit  dio  kleinen  von  der  Expedition  aufgefundenen 
Hiinde  präarinonischer  Provenienz,  olVenbar  ^'otiv(',  die  I>.  auf  S.  81  abbildet; 
[siebe  noch  Nachtrag!). 

4)  Jetzt  ediert  in  VASÜ.  I,  No.  G5.  Im  Berliner  Exemplar  fehlt  am  An- 
fang von  ZI.  1   c-kal   , Palast". 

5)  Herrn  Pater  Dr.  Engclb.  Huber  verdanke  ich  eine  Abschrift  der  von 
ihm  im  Jahre    1900  kopierten   Hacksteinlegende. 


Streck:  Lehmann- Haupt,  Materialien  z.  alt.  Gesch.  Armeniens  etc.     759 

Königsinschriften.  Die  landläufige  Anschauung  ging  seit  Schrader's 
Ausführungen  1)  dahin,  daß  die  Quellgrotte  des  Sebeneh-Sü,  wie 
man  den  Tigristunnel  irrtümlich  auf  Grund  der  Angaben  früherer 
Reisender  zu  nennen  pflegte-),  mit  dem  Quellort  {res  eni)  des 
Subnat  identisch  sei,  wo  den  Assurnasirpaltexten  zufolge  die  Stelen  5 
Tiglathpileser's  I,  Tukulti-Ninib's  II  und  Assurnasirpars  aufgestellt 
waren.  Die  Folge  dieser  falschen  Identifikation  war  die,  daß  man 
die  vier  Inschriften  der  sogenannten  Quellgrotte,  von  deren  Existenz 
man  wußte,  den  erwähnten  drei  Königen  und  Salmanassar  II  zu- 
schrieb. Nun  handelt  es  sich  aber,  wie  die  genaue  Durchforschung  lo 
der  betrefi:enden  Lokalität  durch  die  beiden  Expeditionsmitglieder 
ergeben  hat,  gar  nicht  um  eine  Quellgrotte,  bezw.  einen  Quellort 
des  Tigris,  sondern  um  einen  Tunnel,  durch  den  ein  von  den  An- 
wohnern  Bylkalen  oder  Byrkelehi-Sü  genannter  Bach  fließt-).  Die 
Unmöglichkeit,  diesen  Tigristunnel  mit  der  Subnatquelle  zu  kom-  i5 
binieren,  hat  L,  schon  früher  in  verschiedenen  Zeitschriften  ein- 
gehend und  überzeugend  dargetan-'). 

Die  von  der  Expedition  vorgenommene ,  genaue  Untersuchung 
der  assyrischen  Inschriften  des  Tigristunnel- Ausganges  ergab  nun 
das  Resultat,  daß  dieselben,  entgegen  der  bisherigen  Annahme,  nicht  20 
von  vier,  sondern  nur  von  zwei  Assyrerkönigen  herrühren,  nämlich 
von  Tiglathpileser  I  und  von  Salmanassar  II.  Auch  fanden  sich 
statt  der  vermuteten  vier  insgesamt  fünf  Inschriften,  von  denen  vier 
Salmanassar  II  angehören ;  zwei  der  letzteren  waren  bisher  völlig 
unbekannt^).  Sämtliche  vier  Inschriften  des  genannten  Königs  25 
wurden  zum  Andenken    an    den    im   15.  Regiei'ungsjahre  g^gQn  die 


1)  In  der  Monographie  „Die  Keilinschriften  am  Eingange  der  Quellgrotte 
des  Sebeneh-Su"  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1885).  Auch  ich  schloß 
mich   seinerzeit  in  ZA.  XIII,  92  ff.   Schrader  an. 

2)  Der  Name  Sebeneh  oder  Zibbeneh-Sü  als  Bezeichnung  dieses  Baches 
ist,  wie  Belck  in  Zeitschr.  f.  Ethnol.  1899,  S.  2.52  konstatiert,  an  Ort  und  Stelle 
völlig  unbekannt.  Es  existiert  allerdings  in  der  Nähe  ein  Dorf,  Namens  Zibbenet. 
In  diesem  aber  das  altassyrische  Sub(p)nat  erkennen  zu  wollen,  dies  muß  denn 
doch  als  äußerst  unsicher  charakterisiert  werden.  Überdies  haben  wir,  wie  L. 
mit  Kecht  aus  der  Art  der  inschriftlichen  Erwähnung  erschließt,  die  Sub(p)nat- 
quelle  in  anderer  Richtung  zu  suchen,  wahrscheinlich  entspricht  ihr  mit  L.  (s. 
zuletzt  im  Jahresber.  d.  Geschichtswiss.  1901.  I,  33)  die  oben  S.  7ö7  erwähnte 
Quelle  bei  Babil. 

3)  Am  besten  orientiert  über  den  Tigristunnel  Lohmann's  zusammenfassende 
Abhandlung  in  Verh.  d.  Berl.  Anthrop.  Ges.  1901,  S.  22G— 41.  Eine  Dar- 
stellung des  Tigristunnels  würden  wir  auf  Schiene  J  der  Palasttore  Salmnnassar's  II 
von  Balawät  besitzen,  falls  es  sich  hier  tatsächlich  um  ein  Ereignis  des  15.  llegie- 
rungsjahres  handeln  sollte;  vgl.  die  l?eschroibung  der  Szene  durch  Billorboek 
in  BA.  VI,  No.  1,  58;   59. 

4)  Die  von  Schrader,  a.  a.  O.  dum  Tukulti-Ninib  II  zugeschriebene  In- 
schrift hat  sich  als  ein  Salmanassartext  (=  Lehm.,  Tigr.  No.  2)  entpuppt.  Von 
den  schon  bisher,  allerdings  nur  in  ungenügenden  Abschriften,  bekannten  In- 
schriften Salmanassar's  (=  Lehm.,  Tigr.  No.  3)  und  Tiglathpileser's  I  (-=  Tigr. 
No.  1)  bietet  jetzt  Lehmann  zuverlässige  Kopien;  die  letztere  siehe  bei  Leh- 
mann S.  17. 

49* 


760  Anzeigen. 

Nairivölker  (am  Südrande  des  avmenischeu  Hochlandes;  näheres  in 
meiner  Abhandlung  in  ZA.  XIII,  57  ft'.)  unternommenen  Feldzug 
eingemeißelt. 

Eine  historisch   recht  wichtige  Urkunde    stellt    die    von  L.    in 

5  Mösul  erworbene  Stele  aus  der  Zeit  Salmanassar's  III  (765 — 755) 
dar,  welche  den  Sieg  des  Turtans  Samsi-ilu,  der  als  Eponym  für 
das  Jahr  780  bezeugt  ist,  über  den  König  Argistü  I  von  Urartu 
verherrlicht.  Die  Inschrift  rührt  sehr  wahrscheinlich  von  Salma- 
nassar III  selbst  her,  von  dem  bisher  keinerlei  epigraphische  Denk- 

10  mäler  zum  Vorschein  gekommen  sind  ^).  L.  reproduziert  den  Test 
in  photographischer  Wiedergabe  und  umschreibt  und  übersetzt  einige 
historisch  besonders  wertvolle  Zeilen ;  bei  diesen  sind  jetzt  auf 
Grund  der  üngnad'schen  Autographie  des  Originaltextes-)  sehr  zahl- 
reiche Verbesserungen    zu    machen ,    die  L.  in    den  Nachträgen    auf 

15  S.  177  in  der  Hauptsache  selbst  schon  notiert  hat.  In  ZI.  3  wird 
id-lu  la  a-[di-ru\  zu  ergänzen  sein ;  ebda,  lies  rapsütu'^'  statt 
raijsüte*^ ;  TA.  12  lautet:  ']'P^-su  alämf'^-su-nu;  das  bei  L.  noch  da- 
hinter stehende  i.s-hat  ist  äußerst  unsicher. 

Die  aus  der  Sargoniden  epoche  stammenden  Keufunde  der 

20  Expedition ,  je  ein  Backstein  Sargon's  und  Sanherib's,  sowie  zwei 
Assurbauipal-Fragraente  besitzen  nur  einen  untergeordneten  Wert 
und  besagen  uns ,  von  einer  einzigen ,  gleich  zu  erwähnenden  Aus- 
nahme abgesehen ,  nichts  Neues.  Der  neue  Backstein  Sanherib's 
(S.   50)    liefert    uns    nämlich    eine    für    die  Beurteilung  der  Politik 

25  dieses  Herrschers  interessante  historische  Notiz  des  Inhalts,  daß 
der  als  Zerstörer  Babylons  bekannte  Assyrerkönig  die  Befestigung 
Borsippa's,  der  Schwesterstadt  Babj^lons,  erneuerte.  Der  neue  Sargon- 
ziegel  (S.  48)  befindet  sich  jetzt  im  Berliner  Museum  (VA.  3212) 
und  wurde  inzwischen  auch  in  VASD.  I,  No.  72  publiziert^).    Das 

30  Gleiche  gilt  von  der  sechszeiligen  Backsteinlegende  Sanherib's  (S.  51) 
=  VA.  3215,  nun  ediert  in  VASD.  I,  No.  74:  sie  stellt  ein  Duplikat 
zu  I  R  7,  No.  VIII,  C  dar. 

Von    der   schon    in    I  K  7 ,  No.  VIII ,   H  edierten    dreizeiligen 
Sanheribinschrift,  die  laut  Angabe  der  englischen  Herausgeber  von 

35  aus  ,Shamamok,  Hazeh,  S.  W.  of  Arbela"  herrührenden  Backsteinen 
kopiert  wurde,  bekam  L.  ein  weiteres  Exemplar  zu  sehen,  daß  sich 
im  Privatbesitze  in  Gwilr  am  linken  Ufer  des  oberen  Zäb  gegen- 
über dem  Negübtunnel  (nahe  bei  Nimrüd-Kalhu)  befindet.  Er  konnte 
den  Text    kopieren    und    abklatschen    und    bringt    davon  auf  S.  50 

40  eine  photographische  Abbildung  nebst  Umschrift.     Als  wahrschein- 


1)  Nach  einer  vorläufig  unkontrollierbaren  Nacliricht  sollen  drei  in  Assur 
gefundene  zigütui^  -.  T()iii)lialius)-Fragmento  (A.  576.5)  diesem  Herrscher  zuzu- 
schreiben  sein;  s.   MDüfi.   No.  28,21. 

2)  Die  Inschrift  ist  jetzt  Eigentum  dos  Berliner  Museums  (VA.  3295)  und 
findet  sich  in   VASD.  1,  No.  (>;t   ediert. 

3)  In  ZI.  2  ist  NU- Ali  =^  nüi{.s)(iJcku  (Briinnow  No.  197'.i;  Meißner,  SAI. 
No.  ll.')4)  sicher.    I^.'s  Lesung  nisSaklcu  mit  Doppol-tf  erscheint  ungerechtfertigt. 


Streck:  Lehmann- Haupt,  Materialien  z.  alt.  Gesch..  Armeniens  etc.     761 

liehe  Provenienz  ergibt  sieb  nach  L.'s  Ermittelungen  der  bedeutende 
Kuinenhügel  Teil  Gasyr  (Kasr),  südwestlich  von  Arbela^). 

Was  Shamamok  anlangt,  so  ist  die  Position  dieses  auch  in 
den  Namensformen  Shemamek,  Shomamok,  Schemamokh,  Schemamik, 
Schamamah  (so:  Bezold,  Liter.  101)  begegnenden  Platzes  nach  Kiepert's    5 
nouv.  carte  gener.  de  l'Empire  Ottoman  (Berlin,  2.  edit.,  1892)  als 
41  I/o    östl.    Länge    (Paris)    und    34^10'   nördl    Breite,  WSW.  von 
Arbela  zu  bestimmen-)    In  der  von  R.  Kiepert  bearbeiteten  Karte 
zu  Freih.   von  Oppenheim's  „Vom  Mittelmeer  zum  persischen  Crolf 
findet    sich    an   nabezu  der  gleichen  Stelle  ein  Schech  Ma'mar  ein-  lo 
getragen.    Es  unterliegt  m.  E.  keinem  Zweifel,  daß  Schech  Ma'mar 
=  Schemamokh  und  daß  Schemamokh,  wie  die  übrigen  Spielformen 
aus  Schech  Ma'mar  verstümmelt  sind ,  bezw.  auf  eine  vulgäre ,  die 
beiden  Bestandteile  des  Ortsnamens   kontrahierende  Ausspi'ache  zu- 
rückgeben.    Die  Euinenstätte  Machmür,  die  nach  L.'^)  neben  einer  i5 
andern  Örtlichkeit  (el-Besch)  für  die  Lokalisierung  der  assyrischen 
Stadt  Kakzi  in  Aussicht  zu  nehmen  ist,  deckt  sich  gleichfalls,  was. 
L.  nicht  erkannt  hat,  mit  Schech  Ma'mar  =  Schamamakb.    Layard, 
Niniveh  and  Babylon  223  if.  beschreibt  den    ,Kasr  of  Shoraomakh", 
den  Fundort    von    Sanheribziegeln    mit    der  Aufschrift  "'"   Kak-zu^  20 
ausdrücklich  als  Kuinenhügel.     Sollte  nun  das  Teil  Gasyr  (Kasr) 
L.'s  nicht  derselbe  Platz  sein  und  der  bei    der  Ortschaft  (!)  Schech 
Ma'mar    (Schemamakh)    sich    erhebende    Ruinenhügel    nicht    einfach 
schlechtbin    als  Kasr,    bezw.    Teil    Kasr    (Gasyr),    genauer    aber    als 
Kasr  von  Schech  Ma'mar  bezeichnet  werden  ?    Mir  scheint  es  höchst  25 
wahrscheinlich,  daß  es  sich  in  Layard's  wie  Lehmann's  Berichte  nur 
um  ein  und  dieselbe   Örtlichkeit  handeln  kann. 

Eine  wichtige  Frage  bildet  nun  die ,  wie  der  Stadtname ,  der 
in  ZI.  2  der  aus  Kasr  bei  „Schemamokh",  bezw.  aus  Teil  Gasyr 
stammenden ,  gleichlautenden  Backsteinlegenden  begegnet ,  zu  lesen  so 
ist.  Denn  in  ihm  ist  offenbar  die  altassyrische  Benennung  der  be- 
treffenden Ruinenstätte  zu  erkennen.  Die  Rawlinson'sche  Edition 
bietet  "^  Kak-zi-.,  nach  Bezold  stünde  aber  auf  dem  Original  in 
London  ^''  Al-se-^).  Auf  Grund  der  Rawlinson'schen  Lesung  identi- 
fizierte man  mit  Recht  die  in  den  assyrischen  Inschriften  mehr-  S5 
fach  begegnende  Stadt  Kak-.zi,  für  die  überdies  alle  Angaben  auf 
die  Nachbarschaft  Arbela's    wiesen''),    mit    dem  Trünunerhügel    bei 


1)  V^l.   dazu  L.   in  Verh.   d.  Horl.  Aiitliropol.   Ges.    1000,  S.  Gl 7. 

2)  Hiernach  ist  meine ,  das  Fohlen  Schemamok's  auf  unseren  Karten  bo- 
treftende  Bemerkung  in  OLZ.  IX,  2C4,  Anm.  3   richtig  zu  stellen. 

3)  Siehe   Verh.   d.   Herl.   Aiitln-op.   Gos.    ISOO,   S,  417. 

4)  Vgl.  Koilinsohrit'tl.  Hihi.  II,  114.  Im  Übrigen  hat  man  nach  der  Angabe 
in  I  R  7  anzunehmen,  daß  sich  im  Kritischen  Museum  mehrere  Exemplare  dieses 
Ziegels  befinden  oder  sich  wenigstens  zur  Zeit,  als  der  erste  Hand  des  englischen 
Inschriftenwerkes  zusammengestellt  wurde,  dort  befanden. 

5)  Die  für  Kakzi  bisher  in  der  Literatur  nachweisbaren  Helege  hibe  ich 
in  OLZ.  IX,  20211'.  gesammelt  und  besprochen.  Ij.  hat  diesen  meinen  Artikel 
oftenbar  übersehen.     KAK-ZI  wird    man    nicht    als  ideographische  Schreibung, 


762  Anzeigen. 

„Schemaraokh",  dem  Fundorte  des  Sanheribziegels.  L.  liest  auf 
seinem  Exemplar  Kak-zi;  und  dafür  scheint  mir  auch  die  bei- 
gegebene photographische  Reproduktion  des  Textes  zu  sprechen.  Da 
überdies,  wie  schon  oben  hervorgehoben  wurde,  Layard  in  dem  Kasr 
5  bei  Schech  Ma'mar  Ziegel  mit  der  Aufschrift  Kak-zu  fand,  so  halte 
ich  es  für  wahrscheinlich,  daß  auch  auf  dem  wohl  etwas  verwischten 
Stücke,  dem  Bezold  sein  Al-se  entnahm,  gleichfalls  Kak-zi  zu  lesen, 
bezw.  nach  den  eventuellen  Spuren  zu  ergänzen  sein  wird.  Von 
der  Existenz  einer  in  der  Nachbarschaft  von  Kakzi  zu  suchenden 
10  Ortschaft  AUe ,  die  ich  in  OLZ.  IX,  264  in  Erwägung  zog,  wii'd 
man  daher  vorläufig  am  besten  absehen.  Die  Identifizierung  von 
Kakzi  mit  Kasr  bei  Schech  Ma'mar  darf  als  gesichert  gelten^). 

Erfreulicherweise  gelang  es  L.,  die  lange  verschollen  gewesene 
Assarhaddon -Inschrift  vom  sogenannten  Negübtunnel,  die  V.  Scheil 

lö  1894  bei  den  Dominikanern  in  Mösul  wieder  entdeckt  hatte,  zu 
erwerben  und  für  das  Berliner  Museum  zu  sichern,  wo  sie  nun 
aufbewahrt  wird  (VA.  3315).  L.  macht  (S.  52 — 54)  Mitteilungen 
über  den  Negüb-Tunnel,  mittels  dessen  Assurnasirpal  III  einen 
Kanal    vom    großen  Zäb    nach  Nimrüd-Kalhu    leitete    und    welchen 

20  später  Assarhaddon  durch  einen  neuen  Durchstich  ersetzte ;  sein 
Bericht  wird  durch  eine  vortrettliche,  die  Gesamtanlage  des  Tunnels 


wie  L.  annimmt,  zu  beurteilen  haben,  sondern  ist  phonetisch  Kalc-zi  zu  lesen ; 
man  beachte  die  Sehreibung  Kal-zti  in  K  4286  (s.  Johns,  Deeds  II,  170),  sowie 
auf  Ziegeln,  die  Layard  fand  (s.  oben).  Man  gebrauchte  den  Ortsnamen  oftenbar 
zumeist  in  der  Genetivform ,  die  man  allerdings  als  solche  nicht  mehr  fühlte, 
falls  man  nicht  in  der  Spätzeit  die  Kasusendungen  in  der  Aussprache,  worauf 
manches  hindeutet,  geradezu  unterdrückte.  Ahnlich  schreibt  man  z.  B.  statt 
Kalhu  sehr  häufig  Kalhi. 

1)  L.'s  Ansicht  (S.  5(i) ,  daß  das  in  der  Fundnotiz  zu  1  U  7 ,  H  hinter 
Shamamak  erwähnte  Ilazeh  aus  (Teil)  Gasyr  verstümmelt  sei,  erscheint  mir  sehr 
unwahrscheinlich.  Ich  möchte  darin  den  Namen  eines  nahe  bei  Schech  Ma'mar 
befindlichen  Platzes  erkennen.  Sollte  dieses  Ilazeh  nicht  mit  der  uns  aus 
syrischen    und    arabischen  Quellen    bekannten    kleinen    Ortschaft  Hezzä  (so  syr., 

\\**\    vgl.  Payne-Smith ,   Thesaur.  1235)  oder  Hazza   (so  arab.,  »i^-;    vgl.  z.  13. 

Jäqüt  II,  263)  in  der  Nachbarschaft  Arbola's  identisch  sein?  Dieser  Ort,  der 
zeitweise  als  Hauptstadt  von  Hadjab  (Adiabone)  fungierte,  spielte  als  nestoria- 
nischor  Bischofssitz  eine  Rollo.    Die  umliegende  Landschaft  kennt  b.  Hauqal  145 

als  öy>-  vjj'wüw.;    der    Name    reicht  jedenfalls    ins  Altertum    hinauf;    denn    das 

Xu'^riVi\  Strabo's  (XVI,  736;  vgl.  auch  Stephau.  Byzanth.  s.  v.i  entspricht,  wie 
man  schon  seit  langem  gesehen  hat  (vgl.  schon  WieUelhaus  in  ZDMG.  V,  473), 
der  Gegend  mit  Ilazza  als  Mittelpunkt.  Über  Hazza  vgl.  noeli  Nöldeke,  ZDMO. 
XXXII,  401  und  G.  HolVraaiin,  Syr.  Akten  pers.  Märtyr.  2361V.  und  Anui.  Nu.  1883. 
Der  kürzlich  von  Herzfeld  in  Mcmnon  1,  123 — 124  vertretenen  Meinung,  daij 
Xu^r]vri  das  Gebiet  von  Mö.miI  bezeichne  und  mit  einer,  bereits  im  Mittelalter 
obsoleten  Benennung  Moduls,  Ilazzä  (Har  Bahlül),  zusammenhänge,  kann  ich 
schon  deswegen  nicht  bcipllichten ,  weil  mir  dieses  Hazzä  ^=  Mosul  zu  wenig 
bezeugt  ist.  Sollte  das  "i"'  IJa-^ii-u-it:  Johns,  Deeds  No.  81U  (^=  K  95G), 
Obv.    lu   mit  Xu'^i]vi\  zu   kombinieren  sein? 


Streck:  Lehmann- Haupt,  Materialien  z.  alt.  Gesch.  Armeniens  etc.     763 

zeigende  Abbildung  (Tafel  VI)  entsprechend  veranschaulicht.  Die 
Inschrift  selbst,  von  der  L.  eine  Photographie  gibt,  findet  sich  jetzt 
autographiert  in  VASD.  I,  No.  79. 

Besonders  dankenswert  erscheint  es,  daß  die  Expedition  sich 
der  keineswegs  leichten  Aufgabe  unterzog,  die  zuerst  von  Layard  5 
beschriebenen ,  berühmten  Felsskulpturen  von  Ma'altäjä  ^)  neu  zu 
untersuchen  und  zu  photographieren ;  denn  die  bisherigen  auf  Zeich- 
nungen beruhenden  Reproduktionen  bei  Place  und  Layard  konnten 
nicht  genügen.  L.  bietet  drei  photographische  Aufnahmen  (eine 
davon  auf  Tafel  VII)  mit  erläuternden  Bemerkungen  (S.  57 — 59).  lo 
Im  Jahre  1895,  also  wenige  Jahre  vor  Belck  und  Lehmann,  hatte 
diese  Skulpturen  Jacquerez  besucht,  von  dem  Scheil  in  ,lJne  saison 
de  fouill.  ä  Sippar"  (le  Caire  1902),  p.  16  einen  kurzen  Bericht 
bringt,  worauf  ich  hiermit  als  Ergänzung  zu  L.  hinweisen  möchte. 

Im  letzten  Abschnitte  des  ersten  Teiles  (S.  61 — 64)  gibt  L.  i5 
Abbildungen  von  fünf  der  sechs  bisher  bekannt  gewordenen  assy- 
rischen Inschriften  präarmenischer  Herrscher;  als  Neufund  der 
Expedition  ist  nur  eine  wahrscheinlich  von  Sardur  I  herrührende 
Inschrift  einer  Opfernische  auf  dem  Vanfelsen  hervorzuheben,  deren 
Inhalt  Opfergaben  betrifft.  20 

Teil  II  (S.  65—124). 

Im  zweiten  Teile  des  Buches  unternimmt  L.  den  ebenso  inter- 
essanten ,  wie  schwierigen  Versuch ,  ein  lebendiges  Bild  von  der 
Kultur  der  vorarmenischen  ,Chalder"  zu  entwerfen,  soweit  sich 
dieselbe,  abgesehen  von  den  epigraphischen  Zeugnissen ,  durch  eine  ->ä 
Beschreibung  der  mit  Sicherheit  dieser  Volksschicht  ziazuweisenden 
Denkmäler  der  Architektur  und  Skulptur,  sowie  anderweitiger  Fund- 
gegenstände  rekonstruieren  läßt. 

Ich    möchte    gleich    vorausschicken ,    daß    der    von   Belck    und 
Lehmann  als  Bezeichnung  für  die    präarmenische  Bevölkerung  oder  ;!o 
für    die  Urartäer    in    die  Wissenschaft    eingeführte    Name    Chaldcr 
rücksichtlich    seiner    Berechtigung    m.    E.    noch    einigermaßen    der 
Diskussion  unterliegt-).     In    den    einheimischen  Inschriften    ist  der 


1)  L.  schreibt  Maltaiya.  Die  genaue  arabische  Form  dieses  von  arabischen 
Autoren  des  Mittelalters  (vgl.  z.  B.  Jäküt  IV,  578)  mehrfach  erwähnton  Ortsnamens 

ist  Ma'altäjä  (LjLiijtx);  das  Wort  ist  aramäisch;  die  Syrer  schreiben  gewöhn- 
lieh  Ma'allthR  (jßoo.iD,  =^  Eingang,  Zutritt),  ab  und  zu  auch,  in  Anlehnung  an 

.7) ''..7     f 

die   arabische  Form,  Ma'alltliäjo    ( j^Oog^O).      Diese   Stadt   war    der   Sitz    t-inos 

wichtigen  nestorianischen  Kirchensprengols ;  s,  Guidi,  ZDMG.  XLIII,  412.  Vgl. 
über  sie  besonders  G.  Hoft'mann,  Syr.  Akt.  pers.  Miirtyr.  208 — 211.  Über  ihr 
Vorkommen  in  arabischen  Quellen  vgl.  Iloftmann,  a.  a.  O.  Anm.  No.  IG53; 
le  Strange,  the  lands  of  the  east.  Caliphato  (1005),  p.  03   und  ZDMG.   X,  469. 

2)  In  ZA.  XIV,  122  IV.  hatte  ich  die  Anschauung  Belck's  und  Lehmann's 
adoptiert;  inzwischen  sind  mir  die  oben  angedeuteten  Hedei\kon  gegen  dieselbe 
gekommen. 


764  Anzeigen. 

Name  eines  Volks-  oder  Landesiiamens  Chaldei',  bezw.  Chaldia  bisher 
nicht  nachzuweisen ;  vielmehr  heißt  in  ihnen  das  von  den  Prä- 
armeniern, den  Verehrern  des  Gottes  Haldise  (Behistun-Inschrift: 
Haldita)  ^)  beherrschte  Keich  immer  nur  Biaina.  Was  ferner  die 
5  XäXdoL  oder  Byzantiner ,  die  wahrscheinlich  mit  den  Xalöuioi  des 
Sophokles,  Xenophon  und  Strabo  identisch  sind ,  anlangt,  so  haben 
wir  ihr  Gebiet  (das  Land  XaXöia)  etwa  mit  dem  heutigen  Läzistän 
am  Pontus  gleichzusetzen ,  wie  der  Vergleich  der  spätgriechischen 
Nachi'ichten     mit     den     armenischen    und    türkischen    zur    Evidenz 

10  ergibt.  Diese  Landschaft  gehörte  aber  kaum  iemals  zu  dem  in- 
schriftlich  bezeugten  Reiche  Urartu,  als  dessen  Zentrum  das  Van- 
seebecken  galt;  auf  alle  Fälle  lag  es  an  der  alleräußersten  Peripherie 
des  präarmenischen  Kulturkreises.  Die  Annahme ,  in  den  XaX6oi 
den  letzten  Rest  der  später  nach  Norden  versprengten  Urai'täer  zu 

15  erblicken,  liegt  ja  gewiß  nahe;  aber  Beweise  für  eine  solche  Ver- 
schiebung sind  nicht  beizubringren.  Überdies  erscheint  es  gar  nicht 
ausgeschlossen ,  daß  es  sich  bei  diesen  XuIöol  um  ein  von  den 
Assyrerkönigen  aus  Babylonien  deportiertes  Bevölkerungselement, 
vielleicht    auch   um    eine    in  widrigen  Verhältnissen  freiwillig  nach 

20  Norden  ausgewanderte  Kolonie,  also  um  einen  Ableger  der  Xaldcdoi 
=  Kaldu ,  handelt ,  deren  Name  später  vielleicht  absichtlich ,  zur 
Unterscheidung  von  den  südlichen  Stammgenossen ,  als  das  Gefühl 
der  nationalen  Zugehörigkeit  bereits  erloschen  war,  in  XaXöoi  um- 
gemodelt wurde.     Die  Griechen  dachten  jedenfalls  bei  ihren  arme- 

2.i  nischen  Xcdöcaoi  an  einen  Zweig  des  babylonischen  Chaldäervolkes. 
Solange  die  Bezeichnung  Chalder  als  der  einheimische  Name  des 
präarmenischen  Volkes  nicht  direkt  inschriftlich  nachgewiesen  wird, 
dürfte  es  angezeigt  erscheinen ,  sich  der  Benennung  Präarmenier 
oder,  in  Anlehnung  an  die  Assyrer,  Urartäer  zu  bedienen. 

30  Ausgrabungen  konnte  die  Expedition  nur  in  Toprakkaläh,  der 

Felsenburg  bei  Van ,  vornehmen ,  die  seit  Tiglathpileser's  III  sieg- 
reichem Feldzuge  in  Armenien  (735  v.  Chi-.)  zur  Zitadelle  des  Reiches 
Urartu  ausgebaut  worden  war.  Schon  frühere  Schürfungen  der 
Engländer  hatten  einer  systematischen  Durchforschung  der  auf  jenem 

5;>  Felsenrücken  aufgehäuften  Schutt-  und  Erdmassen  eine  günstige 
Prognose  gestellt  und  die  beiden  deutscheu  Forscher  sahen  sich 
auch  in  der  Tat  in  ihren  Hoffnuncren  nicht  im  Mindesten  getäuscht. 
Von  den  interessantesten  Stücken  aus  der  großen  Zahl  von  Gegen- 
ständen, die  ihr  glücklicher  Spaten  an  Ort  und  Stelle  zutage  förderte, 

40  erhalten  wir  im  zweiten  Teile  des  Lehmann'schen  Werkes  eine  durch 
zahlreiche  Abbildungen  wirksam  unterstützte  Schilderung. 

Die  eigentümliche  Kultur  der  Präarmenier  tritt  uns  vor  Allem 
auf  fünf  Gebieten  greifbar  vor  Augen ,   die  L.  der  Reihe  nach  be- 

1)  Wenn  die  Urheber  der  Inschriften  sich  in  iiinon  .ils  Chaldi-ni ,  d.  h. 
nls  ,die  (Diener  oder  Vereliror)  des  (Gottes)  Chaldis"  bczoiclnien,  so  folgt  daraus 
noch   nicht,   dali  Chuldini  geradezu  als  Volksnanie  gebraucht  wurde. 


Streck:  Lehmann- Haupt,  Materialien  z.  alt.  Gesch.  Armeniens  etc.     765 

handelt,  nämlich  1.  im  Felsenbau,  2.  in  der  Steinbearbeitung,  3.  im 
Wassei-bau,  4.  in  der  Metalltechnik  und  5.  in  der  Keramik. 

Die  Herstellung  von  Anlagen  (Kammern)  im  lebendigen  Felsen, 
zu  denen  zum  Teil  sehr  seltsame  Treppen  führen ,  bildet  keine 
charakteristische  Eigentümlichkeit  der  Präarmenier,  sondern  ist  uns  5 
als  eine  auf  kleinasiatischem  Boden  mit  Vorliebe  gepflegte  bauliche 
Sitte  länofst  wohlbekannt.  In  diesem  Punkte  erscheint  also  die 
präarmenische  Kultur  als  eingegliedert  in  den  kleinasiatischen  Kultur- 
kreis. Hingegen  dürfte  die  Bevorzugung  der  Polychromie  in  der 
Architektur  eine  spezifisch  urartäische  Kunstgepflogenheit  bedeuten,  lo 
Man  liebte  eine  Art  von  Fußbodenmosaik,  d.  h.  man  suchte  durch 
die  Anordnung  verschiedenfarbigen  Gesteins  zu  geometrischen  Mustern 
(namentlich  konzentrische  Ringe)  eine  gefällige  Wirkung  zu  erzielen. 
Diese  Manier,  die  im  Baustil  der  armenischen  Kirchen  noch  heute 
nachwirkt,  crehört  vielleicht,  wie  L.  den  Kunsthistorikern  zu  er-  i5 
wägen  gibt ,  zu  jenen ,  wie  Strzygowski's  Untersuchungen  gelehrt 
haben,  zahlreichen  Motiven  des  orientalischen  Ornamentstromes,  der 
sich  im  Mittelalter  über  das  Abendland  ergoß '^j. 

Steinskulpturen  sicher  präarmenischer  Herkunft  sind  bis  jetzt 
nur  in  verschwindend  geringer  Zahl  aufgedeckt  worden.  Angesichts  20 
dieses  Umstandes  gebührt  dem  von  L.  auf  S.  76 — 80  eingehend 
beschriebenen  Torso  einer  männlichen  Figur  (Darstellung  eines  Gottes 
oder  Herrschers),  der  wohl  bis  zur  Stunde  noch  auf  dem  Burgfelsen 
von  Van  liegt,  erhöhte  Beachtung. 

Unter  den  auf  Toprakkaläh  gemachten  in  das  Gebiet  der  Stein-  25 
bearbeitung  einschlägigen  Funden  verdienen  außerdem  noch  besondere 
Hervorhebung:  eine  wohl  als  Weihegabe  bestimmte  Basaltplatte 
mit  einer  Darstellung  des  Blitzes  (S.  80),  sowie  ein  recht  merk- 
würdiges Steinrelief  mit  Metalleinlag.  Die  präarmenische  Vorliebe 
für  die  Mischung  von  Stein-  und  Metalltechnik  wird  auch  noch  so 
durch  andere  Stücke  beleuchtet  (s.  S.  98 — 99),  bei  denen  aber  das 
umgekehrte  Verhältnis  (Metall  das  Hauptmaterial  und  Gestein  die 
Einlagen  bildend)  obwaltet  -). 

Bewunderung  erregen  die  Leistungen  der  Urartäer  im  Wasser- 
bau  (S.  83);    das  Meisterstück   in    dieser  Beziehung  bildet  der  von  35 
Menuas  (ca.  800  v.  Chr.)  angelegte ,  noch  heute  unter  dem  Namen 
des  Semiramiskanals    existierende  Kanal    bei  Van ,    über    den   T;.  an 
anderen  Stellen  ausführlich  gehandelt  hat. 


[1)  Die  Zweifarbigkeit  ist  auch  ein  stilistisches  Kriterium  der  Bauten  von 
Pasargadä;  vgl.  E.  Herzfold  in  Klio   VIII,  33.] 

2)  Als  Anhang  zu  den  Stoinskulpturen  gedenkt  L.  auf  S.  83  eines  knöchernen 
Armringes  mit  der  Aufschrift  niat  Pa-la{\)-ia-lju-hi  (oder  /.?<?).  I>er  Name 
erinnert  einigermaßen  an  die  aus  den  Salmanassar-Toxten  bekannte  Landschaft 
mat  Pa-kar-hu-hu-nu  (Salm.  II,  Obel.  00)  oder  al  ra-kar-ru-uli-hu-ni  (Salui.  II, 
Monol.  I,  37;  40)  in  der  Nähe  von  Bit-Adini  (=  ']"iy~'':3)  am  mittleren  Euphrat 
in  Nordwestmesopotamien,  ia  in  Pdla-ia-Jjnbi,  statt  des  einigermaßen  ähnlichen 
Zeichens  ra,  könnte  recht  gut  auf  einem   Vorsehen  dos  Steinmetzen  beruhen. 


76ß  Anzeigen. 

Weitaus  den  größten  Raum  des  zweiten  Teiles  nehmen  die 
der  Metallurgie  und  der  Keramik  gewidmeten  Abschnitte  ein.  Unter 
den  Objekten  der  Metalltechnik  (S.  84  — 104)  befindet  sich 
eine  Anzahl  von  in  mehrfacher  Hinsicht  außerordentlich  beachtens- 

5  ^verten  Arbeiten.  So  ist  von  besonders  hohem  Werte  die  gleich 
am  Anfange  des  Kapitels  beschriebene  goldene  Platte  mit  der  Relief- 
darstellung einer  präarmenischen,  auf  einem  Sessel  thronenden  Göttin, 
vor  der  eine  Frau  mit  dem  bekannten  Orantengestus  steht.  Inhalt 
und  Technik  dieses  etwa  der  Wende  des  8.  Jahrhunderts  angehörigen, 

10  einzigartigen  Stückes  sind  höchst  bedeutsam :  wir  haben  hier  die 
erste  sichere ,  authentische  Wiedergabe  einer  präarmenischen  Gott- 
heit. Stilistisch  dokumentiert  sich  in  gewissen  Einzelzügen  deutlich 
ein  babylonisch-assyrischer  Einschlag,  im  übrigen  hält  sich  aber  die 
Darstellung  von  dem  assyrischen  Schema  der  Adorationsszenen  frei; 

15  hincreeren  dürfte  um  so  mehr  die  inhaltliche  und  technische  Ab- 
häncriffkeit  vom  Westen  als  gesichert  gelten.  Eine  zweite  Darstellung 
einer  w'eiblichen.  präarmenischen  Gottheit  besitzen  wir  in  dem  jetzt 
im  Berliner  Museum  aufbewahrten  Bronzeguß  der  geflügelten  Sonnen- 
scheibe,    die  von  einer  weiblichen  Büste  bekrönt  wird  (S.  87).     L. 

20  erörtert  die  Bedeutung  dieses  Fundstückes  in  größerem  Zusammen- 
hange unter  Vergleich  paralleler  Exemplare  aus  Armenien,  Griechen- 
land und  Italien ,  wozu  sich  jetzt  noch  analoge  Darstellungen  in 
den  Boghasköi-Tafeln  (s.  MDOG.  No.  35,  S.  53)  gesellen. 

Hoch  entwickelt  war  bei  den  Urartäern  die  Gold-  und  Silber- 

25  arbeit ,  wie  eine  in  Toprakkaläh  ausgegrabene ,  mit  einem  Gewebe 
von  Silberfaden  übersponnene  Silberbüchse  lehrt  (S.  89).  Die  in 
Europa  sogen.  Tulaarbeit,  welche  in  der  Würfelung  und  Musterung 
der  Silberoberfläche  durch  Belag  und  Behandlung  mit  dem  künst- 
lich hergestellten  Pulver  des  Schwefelsilbers  besteht,    wurde  schon 

30  im  alten  Armenien  gehandhabt  und  ist  vielleicht  geradezu  als  eine 
Errungenschaft  der  dortigen ,  vorindogermanischen  Bevölkerung  zu 
beurteilen. 

Eine  hohe  Stufe  technischen  Könnens  verraten  auch  die  Gegen- 
stände aus  Bronze,  unter  denen  in  erster  Linie  ein  außerordentlich 

35  schön  gearbeiteter  dreifüßiger  Kandelaber  (S.  93),  der  gewisse  An- 
klänge an  einen  etruskischen  Bronzekandelaber  zeigt  ^),  sowie  die  in 
vier  verschiedene  Sammlungen  zerstreuten  Bestandteile  eines  einzigen 
oder  mehrerer  Thronsessel  (S.  95 — 97)  namhaft   zu   machen  sind-). 


1)  Bezüglich  dor  Frage  über  die  oventuello  Herkunft  der  Etrusker  aus 
dem  Osten,  die  L.  9ö,  Anm.  1  kurz  streift,  verdienen  jetzt  auch  noch  die  zwei 
kürzlich  von  Ilommel  in  Memnon  I,  86 — 88;  211 — 212  aufgezeigten  , neuen  Binde- 
glieder zwischen  Etrurien  und  Kleinasien"  (Vergleich  einer  etrurischen  und  baby- 
lonischen ,  für  Wahrsagezweckc  bestimmten  Leber;  Gegenüburstpllung  eines 
hethitischen  Siegelzylindors  und  eines  etruskischen  „Rosenkranzes")  als  Material 
Berücksichtigung. 

2)  Anmerkungsweise  gedenkt  L.  (S.  92*)  eines  aus  Toprakkaläh  stammen- 
den Kultgerätes,  eines  kleinen  bronzenen  Wagens,  der,  wie  er  kurz  hinzufügt, 
Scitenstücko  im  Westen  (heiliger  Wagen  von  Gordion;   Kultusmodell  von  Knossos) 


Streck:  Lehmann- Haupt ^  Materialien  z.  alt.  Gesch.  Armeniens  etc .     767 

Die  schon  oben  erwähnte  eigentümliche  Verschmelzung  von 
Stein-  und  Metalltechnik  wird  durch  die  dem  Kerne  nach  aus  Bronze 
bestehende  Statue  des  sogen.  „Eunuchen"  im  Berliner  Museum 
(S.  98)  vertreten.  Ihr  Hauptwert  ist  für  uns  in  ethnographischer 
Richtung  zu  suchen :  sie  repräsentiert  nämlich  das  einzige ,  bisher  5 
bekannte  Beispiel  des  präai'menischen  männlichen  Typus. 

Die  Sitte,  Weiheschilder  in  Tempeln  aufzuhängen,  von  denen 
sich  noch  eine  Anzahl  nun  in  London  und  Berlin  befindlicher  Exem- 
plare (S.  99)  erhalten  hat,  teilten,  wie  schon  L.  (S.  122)  betont,  die 
Präarmenier  mit  den  Kretern,  bezw.  mit  den  Völkern  der  mykenischen  lo 
Kulturperiode  überhaupt^).  Vielleicht  eignete  den  Elamiten  die 
gleiche  Gepflogenheit.  Pater  Scheil  glaubt  wenigstens,  daß  in  dem 
von  ihm  in  de  Morgan's  Delegation  en  Perse,  tom.  IX  (text.  elam.- 
anzan.,  3.  ser.,  Paris  1907)  als  No.  126  edierten  anzanitischen  Texte 
{dl,,  a.  0.  112)  von  Weiheschildern  die  Eede  sein  dürfte.  Die  Inter-  i5 
pretation  der  fraglichen  Stelle  ist  aber  noch  recht  unsicher. 

Die  Präarmenier  müssen  schon  früh  mit  dem  Eisen  bekannt 
•geworden  sein :  die  in  den  härtesten  Fels  getriebenen  Zimmer, 
Treppen,  Tunnele  und  Terrassen  setzen  sehr  harte  und  widerstands- 
fähige Instrumente  voraus.  Eisen  diente  auch  tatsächlich,  wie  der  -20 
Befund  von  Toprakkaläh  lehrt,  als  hauptsächlichstes  Gebrauchsmetall 
für  Waften ,  Schneide-  und  Befestigungsgeräte.  Vielleicht  gebührt 
den  Präai'meniern  geradezu  der  Ruhm,  als  Erfinder  der  Eisen - 
bearbeitung  in  Vorderasien  zu  gelten,  welche  nach  der  griechischen 
Tradition  dem  Volke  der  Xäkvßsg  (Xcdvßoi)  zu  vei'danken  wäre  -).  ^5 
Den  Assyrern  mag,  wie  L.  (S.  101)  annimmt,  das  Eisen  aus  Armenien 
zugekommen  sein.  Im  Übrigen  darf  jetzt  auf  Belck's  Abhandlung 
über   ,die  Erfinder  der  Eisentechnik"   (Zeitschr.  f.  Ethnologie  1907, 


laesitzt.  Sollte  es  sich  hierbei  nicht  um  das  Modell  eines  fahrbaren  kultischen 
Wasserbeckens  handeln?  In  bejahendem  Falle  würde  dann  dieses  präarmenische 
■Gerät  seine  Analogien  an  dem  in  Larnaka  auf  Cyporn  aufgefundenen  phönikischen 
Kesselwagen  auf  vier  Rädern  (mitgeteilt  von  Furtwängler  in  Sitzungsber.  der 
Bayr.  Akad.  1899,  S.  411)  und  in  dem  von  Hommel  (Aufs.  u.  Abhandl.  226  ft'.) 
damit  verglichenen  Kesselwagen  des  salomonischen  Tempels  (niT'p,  1  Köu.  7,27  ff. 
=  mahänat  der  südarab.  Inschriften")  haben.  Beachte  noch  über  diese  Kessel- 
wagen: Stade,  Zeitschr.  f.  alttostamentl.  Wiss.  XXI,  14.Ö — 190;  Karro ,  Archiv 
f.  Kel.-Wiss.  VII,  Beiheft,  S.  54  ff,  [Vgl.  jetzt  auch  noch  K.  Kittel,  Studien  zur 
hebr.  Archäol.  u.   Religionsgesch.  (1908),  S.  189  ff.]     Siehe  ferner  den  Nachtrag! 

1)  Man  beachte  auch  das  aus  Kujundschik  stammende  Kelief  bei  Botta- 
Flandiu ,  monum.  de  Niniveh,  tom.  II,  pl.  141,  auf  welchem  der  mit  Weihe- 
schildern ausgestattete  Tempel  der  Stadt  Musasir.  des  Ilauptortes  eines  von  Prä- 
armeniern bewohnten  Staates  (vgl.  meine  Bemerkungen  in  ZA.  XIV,  128  ff'.),  dar- 
gestellt ist. 

2)  Über  die  Xdlv^tg  vgl.  Rijge  bei  Pauly-Wissowa,  RK.  III,  2099.  Die 
Angaben  der  Alten  über  ihre  Wohnsitze  sciiwanken  außerordentlich.  Doch 
weisen  die  meisten  Zeugnisse  auf  eine  Gegend  am  Pontus  liin.  Möt:lit'h,  dali 
diese  XäXv^sg  stammverwandt  oder  geradezu  identisch  mit  den  XäXdoi  waren, 
wie  L.  (S.  100)  behauptet.  Unter  Xenophon's  Xülv^tq  sind  wenigstens  bestimmt 
die  nördlichen  XaXdaioi  (==  Xccldoi)    zu    verstehen    [vgl.   noch    den  Nachtrag). 


768  Anzeigen. 

S.  334 — 381)^)  verwiesen  werden,  der  diese  wichtige  Frage  neuer- 
dings in  Fluß  gebracht  hat. 

Im  vorletzten  Kapitel  (S.  105 — 120)  behandelt  L.  die  Erzeug- 
nisse der  Keramik,  die  bekanntlich  für  die  Aufhellung  kulturhisto- 
f)  rischer  Zusammenhänge  ganz  besonders  maßgebend  zu  sein  pflegen. 
Abhängigkeit  von  Assyrien  läßt  sich  in  diesem  Punkte  sicher  bloß 
in  der  Verwendung  des  Tons  als  Schreibmaterial  konstatieren.   Bisher 
war    nur    eine    präarmenische    Keilschrift  -  Tontafel    bekannt;    der 
Expedition  glückte  die  Entdeckung  weiterer  Exemplare,  die  L.  auf 
10  S.  105 — 107   in  Photographie    mitteilt;    eines   davon    enthält    einen 
Brief  des  Königs  Rusas  II,  des  Zeitgenossen  Assarhaddon's,  an  Saga- 
staras,    den    Fürsten    eines    nördlichen   Vasallenstaates;    Fragmente 
zweier    anderer    mit    Zahlen    und    Maßbezeichnungen    beschriebener 
Tafeln  scheinen  Rechnungslisten  darzustellen-).    Die  Sitte,  die  Ton- 
is hülle  von  Kontrakten  mit  Siegeln  zu  stempeln  (S.  107),  wui'de  mit 
dem  Schriftwesen  aus  dem  Zweisti'omlande    importiert.     Unter  den 
ei'haltenen  Siegelabdrücken  ist  einer,  der  die  uns  aus  babylonischen 
Texten  geläufige  Prozession  eines  Schiöswagens  zeigt  ■^)    [siehe    aber 
jetzt  den  Nachtrag!],  besonders  wertvoll. 
20  Was    die    aus    Toprakkaläh    stammenden    Gefäße    anlangt ,    sa 

stimmen  sie  zum  Teil  in  Technik  und  Dekoration  mit  kleinasiatischen 
Funden  überein.  Einen  Begrifi'  von  der  großen  Leistungsfähigkeit 
der  Präarmenier  auf  keramischem  Gebiete  vei-mögen  besonders  die 
technisch  vollendeten  Riesentöpfe  zu  geben ,  von  denen  mindestens 
25  zw^ei  verschiedene  Typen  zum  Vorschein  kamen  (vgl.  S.  110 — 115), 
einmal  20 — 25  ungeheure  Pithoi,  von  denen  jeder  500  —  600  Liter 
faßt ,  dann  andere ,  gleichfalls  riesige  Tonkrüge ,  deren  Rand  mit 
Tierfiguren  oder  Raubtierköpfen  verziert  war  und  die  auf  dem 
Bauche  unter  einem  primitiven  Ornamentstreifen  eine  keilinschrift- 
30  liehe  Kapazitätsangabe  trugen').  Durch  den  Fund  solcher  Riesen- 
gefäße wird  nun  auch,  was  L.  entgangen  ist,  eine  Darstellung  auf 
den  bronzenen  Palasttoren  Salmanassar's  II  in  trefflichster  Weise 
kommentiert.  Auf  den  Reliefs  der  oberen  Reihe  der  Schiene  B, 
die  laut  Beischrift  den  Krieg  gegen  Urartu  schildern .  erscheint 
35  nämlich  als  Beutestück  ein  kolossaler  topfartiger  Krug.    Billerbeck 


[1)  Vgl.  ferner  Bclck  in  Zeitsclir.  f.  Ethnologie  1908,  S.  4;") — G9;  Belck 
und  IJertholet,  a.  a.   ().    1908,  S.  241— 253;   272— 27G] 

2 1  Zum  Vorschein  kam  auch  cino  Tafel ,  die  mit  einer  unbekannten,  den 
liethitischon  Hieroglyplien  älinlichen  Schrift  bedeckt  ist;  s.  die  Abbildung  auf 
S.    108. 

3)  Der  feierliche  Umzug  dos  Schiffswagens  (md-liu-ii)  Marduk's  bildete 
bekanntlich  eine  der  llauptzeromoiiion  des  babylonischen  Neujahrsfestes.  Das 
Prototyp  des  Carnaval  .Aliirduk's  dürfto  mit  Zimmern,  Sitzun{;sl)cr.  der  Sachs. 
Ges.  der  WiüS.  190(1,  S.  15G  in  dem  Praehtwagon  des  Gottes  Knlil  von  Xippur 
zu  suchen  sein.  Über  dio  Sitte  der  Ciötter-  oder  KiiderschifVo  vgl.  Hommel, 
Grundriß   311;   314«  und  meine  Ausführungen  in  OLZ.   VIII,  ST."}«". 

4)  Die  Maßbezoichnungen  nkarici  und  hirnsi  begegnen  auch  in  prä- 
armonischen  Inschriften. 


Streck:  Lehmann- Haupt,  Materialien  z.  alt.  Gesch.  Armeniens  etc.     769 

beschreibt  die  betreffende  Szene  folgendermaßen^):  „Ein  bärtiger 
und  bartloser  Assyrer  .  .  .  schaffen  ein  sehr  großes ,  doppelkegel- 
förmiges Gefäß  mit  Deckel (?)-)  herbei,  dessen  Bestimmung  nicht 
klar  ist  (enthält  es  ein  kostbares  Getränk?  oder  soll  es  ein  Sarg 
sein  ?).     Das  Geläß  liegt  auf  einem  großen ,   stark  gebauten  Block-    5 

wagen  mit  2  Achsen  (4  Eädern),  der  von  11  Männern mittels 

Seilen  gezogen  wird  ....  Hinten  helfen  3  Männer  mit  Hebebäumeu 
nach." 

Die  große   auf  S.  116  besj^rochene  Tonvase  (s.  dazu  Tafel  VIII) 
erregt  namentlich  wegen  der  aufgemalten  Vögel  Interesse ;  denn  ein  lo 
derartiges  Ziermotiv  ist    bis   jetzt,    wie  L.  betont,    nur    auf  Vasen 
der  archaisch-griechischen  Kunst  anzutreffen  ■'). 

Zuletzt  würdigt  L.  (S.  116 — 120)  die  mit  rotglänzendem  Über- 
zug oder  sogen.  „Firniß -Malerei"  versehenen  Gefäße,  von  denen  eine 
reichhaltige  Sammlung  zusammengebracht  wurde.  Diese  spezielle  15 
Art  von  Kunstübung  hat  in  Kreta  ihren  Ausgangspunkt  genommen. 
Die  nächsten  Verwandten  der  Toprakkaläh-Ware  sind ,  was  Her- 
stellungsweise und  Geschmack  betrifft,  in  den  keramischen  Funden 
aus  Gordion  zu  erblicken. 

Im  Schlußabschnitte  (S.  120^124)    untersucht    L.    die    schon  20 
am  Eingänge  des  zweiten  Teiles  (S.  66  ff.)  aufgeworfene  Frage  nach 
der  Herkunft  der  Urartäer,    indem  er  zur  Lösung  dieses  Problems 
die  Beobachtungen   verwertet,    welche    sich    bei    einer  Betrachtung 
der  Überreste  der  präarmenischen  Kultur  aufdrängen. 

Die  Urartäer  müssen  in  der  Zeit  zwischen  Tiglathpileser  I  und  25 
Assurnasirpal  III,  also  etwa  im   10.  vorchristlichen  Jahrhundert,  in 
ihre  späteren  Sitze  im  Bei'eiche  des  Vansees  eingewandert  sein.    Für 
eine  von  Westen  aus  erfolgte  Invasion  sprechen    die    mannigfachen 
Verbindungsfäden,  die  zwischen  präarmenischer  und  mykenisch-klein- 
asiatischer  Kultur  hin-   und    herlaufen.     Insbesondere    ergeben    sich  30 
ziemlich  ungez wunden  Berührunofen  mit  den  nichtgriechischen  Ele- 
menten  innerhalb  der  mykenischen   Kultur,    wie    sie    sich    am  aus- 
drucksvollsten in  den  Denkmälern  der  „Karer-Gruppe"   äußern.    Die 
Abhängigkeit    vom    Westen    liegt    besondei'S    klar    zutage    in     der 
keramischen  Technik  und  Formensprache,  sowie  im  Felsenbau.    Dazu  30 
gesellen    sich   die  Präarmeniern  und  Mykeniern  eigentümliche  Ver- 
bindung von  Stein-   und  Metallarbeit  zu  dekorativen  Zwecken,  sowie 
die  Ähnlichkeit  der  beiderseitigen  Burganlagen,  die  bei  einem  Ver- 


1)  In  dem  sooboii  orscbienenon  1.  Heft  der  IJeitr.  zur  Assyr.  VI,  1008, 
betitelt:  „A.  Billorbeck  und  Fr.  Delitzsch  ,  Dio  Pulasttoro  Sahnjiniissor's  II  von 
Balawat",  S.  11  —  12. 

2)  Das  Fragezeiclion  babo  ich  boit^ofiigt,  da  mir  das  Vorhandensein  eines 
Deckels  aus  der  Photographie  bei  Uircli  nicht  unzweideutig  borvorgeht;  was 
Billerbeck  für  einen  Deckel  ansieht,  kann  auch  bloß  ein  wulstartig  ausladender 
oberer  Kand  sein. 

[3)  Vorwandte  Darstellungen  begegnen  auch  in  der  susiseben  Keramik, 
worauf  Ilerzfold  in  Memnon  I,  2G.'j  und  Freih.  v.  Bissing  in  Deutsche  Liter.-Ztg. 
1907,  Sp.  830  aufmerksam  machten.] 


770  Anzeigen. 

cfleiche  der  Zitadelle  von  Van  mit  den  Palästen  zu  Phaistos  und 
Knossos  in  die  Augen  springt.  Auch  im  Kultus  der  Präarmenier 
läßt  sich  ein  westlicher  Einfluß  nicht  leugnen  (vgl.  die  Sitte  der 
Weiheschilde ;  die  Verehrung  des  Gottes  Teisebas  =  hethitisch  Tesub). 
5  Die  Stellung,  welche  die  präarmenische  Kultur  im  Kreise  der 

übrigen  vorderasiatischen  Kulturen  einnimmt ,  wird  auf  Grund  der 
bisher  bekannt  gewordenen  Monumente  und  sonstigen  Fundobjekte,^ 
bei  denen  leider  vielfach  die  so  wichtige  genauere  Datierungsfrage 
noch  ungelöst  bleiben   muß ,    etwa    also    präzisiert    werden    dürfen : 

10  Die  ürartäer  haben  im  Großen  und  Ganzen  nicht  eine  originale 
Kultur  ins  Leben  gerufen ,  sondern  an  verschiedenen  Sphären  ge- 
sogen und  so  eine  Mischkultur  erzeugt,  die  aber  in  Details  einer 
charakteristischen,  eigenen  Ausbildung  nicht  entbehrt.  Nicht  sklavische 
Nachahmung  einer  überkommenen  Routine  ist  zu  gewahren,  sondern 

15  verständnisvolle  Ausübung  der  von  den  Nachbarn  entlehnten  Technik 
und  glückliche  Verwertung  der  von  Westen  und  Osten  zugeflossenen 
Motive.  Der  von  Westen  ausgehende  Kulturstrom  erweist  sich 
hierbei  als  ungleich  mächtiger  als  jener  von  Babylon  und  Assyrien 
kommende.     Daran ,    daß  die  Ürartäer  sich ,    wie    es  scheint ,  nicht 

20  dazu  aufschwingen  konnten ,  unter  Verschmelzung  der  westlichen 
und  östlichen  Elemente ,  die  sich  in  ihrem  Reiche  dank  der  geo- 
graphischen Lage  kreuzen  mußten ,  einen  neuen ,  eigenartigen  Stil 
zu  begründen,  trägft  vielleicht  nur  die  verhältnismäßig  kurz  bemessene- 
Dauer  ihres  Reiches  schuld,  indem  dieses  nach  kaum  250 jährigem 

2.'.  Bestände  durch  den  Kimmeriersturm  hinweggefegt  wurde,  der  um 
die  Mitte  des  7.  Jahrhunderts  die  politischen  Gebilde  Vorderasiens 
in  allen  Fugen  erzittern  ließ. 

In   wie  weit  ferner  die  von  L.  (S.  123)  behauptete  A^erwandt- 
schaft    der   präarmenischen    Sprache    mit    dem    Idiom    der    zu    den 

30  Hethiterv()lkern  gehörigen  Mitanni  zu  Recht  besteht,  dies  wird  sich 
ofewiß  noch  bei  orenauerer  linguistischer  Durchforschunw  der  in- 
schriftlichen  Denkmäler  beider  Volksschichten  hei-ausstellen.  Antwort 
auf  diese  und  manche  andere  von  L.  aufgeworfene  Frage  dürfte  in 
erster  Linie    von    dem    im    vorigen  Jahre    in  Boghasköi  entdeckten 

3')  keilinschriftlichen  Archive  des  Hatti-Reiches  erwartet  werden,  das,. 
nach  den  vorläuflgen  IMitteilungen  zu  urteilen ,  so  recht  dazu  an- 
getan erscheint,  in  das  Dunkel  der  ethnographischen  Verhältnisse 
und  Vülkerschiebungen  Kleinasiens  im  frühen  Altertum  plötzlich 
wie  mit  einem  Scheinwerfer  hineinzuleuchten. 

40  Mag   auch    in    der    Zukunft    die    entgiltige    Lösung    der    ver- 

schiedenen von  L.  angeregten  Probleme  im  Einzelnen  vielleicht 
anders,  als  in  der  von  ihm  erwarteten  Weise,  ausfixllen ,  auf  alle 
Fälle  gebührt  L.  die  lebhafte  Anerkeniuing  und  der  uneingeschränkte 
Dank  aller  Forscher  für  seine  auf  eindringenden  Studien  beruhende 

4.'>  Sichtung  und  Beschreibung  des  gesaraten ,  zumeist  völlig  neuen 
Materials   für  die  Kultur  der  vorindogermanischon   Armenier. 


Streck:  Lehmann- Haupt,  Materialien  z.  alt.  Gesch.  Ai-meniens  etc.     771 

Teil  III  (S.  125—160). 

Der  dritte  Teil  des  Buches  enthält  das  von  der  Expedition 
ffesamraelte  Material  an  arabischen  Inschriften ,  deren  Bearbeitunor 
keinem  Kundigeren  als  dem  als  Autorität  auf  dem  Gebiete  der 
muslimisch-arabischen  Epigraphik  anerkannten  Genfer  Arabisten  5 
Dr.  Max  van  Berchem  hätte  anvertraut  werden  können,  der  die 
schwierige  Aufgabe  mit  gewohnter  Gründlichkeit  in  ausgezeichneter 
Weise  löste.  Es  sind  im  Ganzen  15  neue  Inschriften,  welche  die 
Expedition  nach  Hause  brachte :  8  stammen  aus  Majjäfuriqln,  3  aus 
Baiburt  (südlich  von  Trapezunt,  nordöstlich  von  Erzingän),  je  eine  lo 
aus  Ämid-Diärbekr ,  Harpüt ,  Salmäs  (westlich  vom  Urmiasee)  und 
Sö'ört  (Se'ert,  südwestlich  von  Bitlis).  Mit  Ausnahme  von  dreien 
betreffen  alle  Inschriften  Bauten;  zwei  Texte  (No.  1  und  15)  stellen 
Grabinschriften  dar ,  ein  leider  fragmentarisch  erhaltener  (No.  6), 
der  von  einer  Steueraufhebung  oder  Mai-ktpolizei- Verordnung  handelt,  i5 
ist  als  Dekret  zu  erklären.  Diese  Inschriften  besitzen  natüi'lich  in 
erster  Linie  ihren  Wert  als  monumentale  Quellen  für  die  Geschichte 
und  Topographie  der  betreffenden  Städte.  Ihre  Bedeutung  reicht 
aber  doch  über  die  bloßer  lokalhistorischer  Urkunden  um  ein  Beträcht- 
liches hinaus ,  da  sie  auf  die  Geschichte  kleinerer  muslimischer  20 
Staaten  Bezug  haben,  die  im  Allgemeinen  noch  wenig  bekannt  ist. 
So  konnten  aus  diesen  Inschriften,  unter  Heranziehung  handschrift- 
licher und  numismatischer  Zeugnisse ,  einige  sichere  Daten  für  die 
Geschichte  der  Marwäniden ,  Ortokiden ,  Ajjübiden  und  Selgükiden 
in  Majjäfäriqln,  Harpüt,  Araid  und  Baiburt  gewonnen  werden.  25 

Von  der  Dynastie  der  Banü  Marwän ,  die  gegen  Ende  des 
10.  Jahrhunderts,  das  Ei'be  der  Haradäniden  antretend,  ein  kleines 
Reich  mit  Diärbekr  als  Zentrum  in  Nordwestmesopotamien  be- 
gründete, waren  z.  B.  bisher  überhaupt  nur  3  Inschriften  bekannt, 
die  Niebuhr  im  Jahre  1766  von  der  Stadtmauer  von  Amid  ab-  30 
schrieb ;  zu  diesen  treten  jetzt  die  beiden  von  der  Expedition  in 
Majjäföriqin  ermittelten,  van  Berchem  stellt  in  dankenswerter  Weise 
alle  5  Marwäniden-Inschriften  zusammen ,  indem  er  anhangsweise 
(S.  130 — 132)  auch  die  drei  Ämidtexte  auf  Grund  der  für  ihre 
Zeit  recht  genauen  Niebuhr'schen  Kopien  behandelt.  35 

Die  älteste  der  mitgeteilten  Inschriften  ist  die  aus  Majjätariqln 
herrührende  Grabinschrift  (No.  1),  die  nach  dem  Stile  der  Buch- 
staben ins  3.  Jahrhundert  der  Flucht  zu  setzen  ist ;  das  Gros  stammt 
aus  dem  11.  und  12.  Jahrhundert  n.  Chr.,  die  späteste,  jene  von 
Sö'ört,  aus  dem  15.  oder  16.  Jahrhundert.  to 

Von  der  umfassenden  Gelehrsamkeit  des  Verfassers  zeugen  die 
zum  Teil  recht  ausführlichen  Noten,  in  denen  er  insbesondere  reich- 
haltige numismatische  Belege  für  verschiedene  in  den  Inschriften 
erwähnte  Herrscher  zusammenstellt  und  für  mehrere  Städte  eine 
Fülle  von  Literaturnachweisen,  die  sich  auf  deren  muslimische  Ge-  45 
schichte  und  Archäologie   beziehen,  aufspeichert.     Ich  hel»e  nament- 


772  Anzeigen. 

lieh  hervor  die  Notizen  über  Majjäfäriqin  (S.  133,  Anm.  3)  und 
die  auf  Grund  von  weit  zerstreuten  Nachrichten  festgestellte  Tabelle 
der  in  dieser  Stadt  vom  Jahre  515(1121) — 658(1260)  herrschen- 
den Fürsten,  ferner  den  Abschnitt  über  Harpüt  nebst  dem  Exkurs 

5  über  die  dortige  Ortokiden-Dvnastie. 

Die  Inschriften  besitzen  auch  paläographische  Bedeutung.  Die 
Mehrzahl  ist  in  dem  blühenden,  sogen,  fätimidischen  Küfl  oder  in 
dem  jüngeren,  schönen  Ajjübiden-NashT  ausgeführt;  ein  Text  (No.  2) 
erweckt  als  Probe  des  Übergangsstiles  vom  einfachen  zum  blühenden 

10  Küfl  Interesse.  Daß  die  Einführung  der  runden  oder  Nasblschrift 
in  Yorderasien  keineswegs  überall  ziemlich  gleichzeitig,  sondern  in 
Etappen  erfolgte,  lehrt  die  aus  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jahr- 
hunderts stammende  Inschrift  von  Harpüt  (No.  9),  die  noch  in  ein- 
fachem Küfl  abgefaßt  ist,  zu  einer  Zeit,  in  der  in  Nordsyrien  bereits 

15  das  Nash!  herrschte.  Ein  merkwürdiges  Unikum  stellt  die  Bau- 
inschrift No.  4  aus  Majjäfäriqin  dar  (s.  dazu  S.  137),  indem  sie 
sowohl  Zeilen  in  Küfl-  als  in  Nashl- Charakteren  aufweist. 

Vierzehn  der  besprochenen  Inschriften  sind  auf  sechs  vorzüg- 
lichen Lichtdrucktafeln   (Tafel  IX — XIV)    abgebildet,    die    sich    als 

20  charakteristische  Spezimina  für  das  Studium  der  arabischen  Paläo- 
graphie  eignen. 

Sorgfältige  Indizes   zu    allen    drei  Teilen    des  Buches    erhöhen 
die  Brauchbarkeit  der  gediegenen  Publikation.    Möge  uns  der  Ver- 
fasser recht  bald  mit  der  Hauptfrucht  der  Expedition,  dem  in  Aus- 
25  sieht  gestellten  Korpus  der  präarmenischen  Inschriften,  beschenken ! 

M.  Streck. 


Nach  t  r  a  g. 

O 


Seitdem  ich  vorliegende  Anzeige  niedergeschrieben  habe  (im 
März  dieses  .lahres)  erschien  in  der  Berliner  Philolog.  Wochenschr. 

30  1908,  No.  23—26  (Sp.  731—735,  763—767,  795—799,  828—830) 
ein  ausführliches  Keferat  über  einen  von  Lehmann  am  5.  Nov.  1907 
in  der  Berliner  Archäologischen  Gesellschaft  gehaltenen  Vortrag 
über  „Archäologisches  aus  Armenien".  Auf  ihn  sei  deshalb  noch 
speziell  aufmerksam  gemacht,  da  der  Verf.  dort  seine  Ausführungen 

35  in  den   „Materialien"   in  einigen  Punkten  ergänzt. 

S.  758,  Anm.  3.  Die  kleinen  präarmenischen  Hände  aus  Gips 
(s.  Materialien  S.  81)  dienten  vielleicht  als  Talisman  gegen  den 
bösen  Blick.  Unter  den  kleineren  Amuletten  von  Mumien  des 
ägyptischen    Museums    in    Berlin    befinden    sich    auch    eine    Hand 

40  und  eine  geballte  Faust  i).     Man  vgl.    ferner    das   bei  A.  Jeremias, 

1)  Siebe   das    „Ausfuhrl.    Verzeichn.    der    ägyptisch.    Altertümer   u.    Gips- 


Streck :  Lehmann- Haupt,  Materialien  z.  alt.  Gesch.  Armeniens  etc.     773 

Das  alte  Testament  im  Lichte  des  alten  Orients-  S.  101  abgebildete 
arabische  Amulett:  einen  Halbmond  mit  daran  befestigter  Hand. 
Meißner  weist  in  der  Besprechung  des  Buches  von  Jeremias  (in 
Deutsche  Literatur-Ztg.  1908,  Sp.  654)  z.  Stelle  mit  Recht  darauf 
hin,  daß  sich  eine  ausgestreckte  Hand  als  Standarte  oder  in  grüner  5 
Farbe  vielfach  im  Orient  an  die  Wand  gemalt  findet  und  daß  man 
dieses  Zeichen  heute  als  Symbol  der  fünf  Gebote  des  Islam  erklärt. 

So  wird ,  wie  ich  als  Ergänzung  zu  Meißner's  Bemerkung 
hervorheben  möchte,  z.  B.  in  Tunis  die  sogenannte  hcwisa^  K..^*i>, 
d.  h.  eine  bandförmige  Figur  auf  Türen,  über  Fenstern,  auf  Kästen  lo 
und  auf  den  Hinterbacken  von  Reittieren  angebracht.  Die  Beduinen- 
frauen tragen  solche  aus  Silber  gefertigte  hcimsas  als  Schmuck- 
gegenstände und  an  die  Fremden  verkauft  man  sie  als  „Hand  der 
Fätma"  (der  Tochter  des  Propheten  i).  Im  Übrigen  vgl.  man  über 
das  Symbol  der  aufgehobenen  geöfineten  Hand  und  über  die  Ver-  i5 
breitunsT  des  keineswegs  auf  den  Orient  beschränkten  Glaubens  an 
die  schützende  Kraft  der  Hand  die  interessanten  Darlegungen  von 
Erdmanns  in  Zeitschr.  f.  Assyriologie  IX,  295 — 302. 

S.  766,   Anm.  2.     Parallelen  über  Wagen  im    Kulte    bringt  L. 
noch    in    Berliner    Philolog.  Wochenschr.   1908,  Sp.  795— 796   bei.  20 
Auch  die  von  mir  auf  S.  768,  ZI.  18  im  Anschlüsse  an  L.  als  Schifis- 
wagen  gedeutete  Darstellung  gehört  hierher. 

S.  767,  Anm.  2  Belck  will  in  Zeitschr.  f.  Ethnologie  1908, 
S.  54  die  XdXvßsg  mit  dem  (Bit)-Halupe  der  Assurnasirpal-Texte 
kombinieren,  wobei  er,  da  Bit-Halupe  nur  in  Nordwestmesopotamien  25 
gesucht  werden  kann,  mit  einer  späteren  Veränderung  der  Wohn- 
sitze „der  Halupe" ,  wie  sie  für  die  Muski  und  Tabal  anzunehmen 
ist,  rechnet.  Diese  Identifikation  muß  aber  vorläufig  noch  als  sehr 
unsicher  bewertet  werden,  da  von  einem  Volke  der  Halupe  bisher 
in  den  assyrischen  Inschriften  keine  Spur  zu  entdecken  ist  und  30 
überdies  die  alleinige  Berechtigung  der  Lesung  Halupe  des  zweiten 
Bestandteiles  in  dem  Landschaftsnamen  Blt-Ha  LU-pi-e  statt  der 
sonst  ebensogut  möglichen  Hadippe  noch  der  inschriftlichen  Be- 
stätigung durch  eindeutige  Schreibungen   bedarf. 

S.  768,  ZI.  18.  Nach  H.  Schäfer,  dem  L.  sich  (in  Berl.  Philol.  .ss 
Wochenschr.  1908,  Sp.  795-796)  anschließt,  handelt  es  sich  nicht 
um  einen  Schittswagen,  sondern  um  einen  gewöhnlichen  Wagen,  auf 
dem  ein  heiliger  Baum  umhergeführt  wird.  Bestätigt  wird  diese 
Annahme  dadurch ,  daß  sich  auf  demselben  Tonfrai:fiiient  noch  ein 
anderer  Siegelabdruck  befindet,  in  welchem  dieser  Kultgegenstand  lo 
als  eine  Pflanze  im   Topfe  dargestellt   erscheint. 

abgüsse"  der  Kgl.  Muscoii  zu  licrlin,  l'  Aiill.  189'.»,  S.  '.J84.  Miin  boatlito  auch 
das  bei  A.  Erman,  Die  ägypt.  Religion  (Herl.  190f))  S.  Kia  abgebildete  Siegel, 
auf  dem   eine   Uniid   und   ein    Krekudil   diirgestellt  sind. 

1)  Vgl.  K.  Nnrbesliuber ,  Ans  dem  lieben  der  arabischen  Hovolkerniig  in 
Sfax  (Tunis)  S.  25  =  Verötlontl.  des  Museums  f.  Völkerkunde  zu  Leipzig,  1907, 
Heft  2. 

Zeitschrift  der  B.  M.  G.     Bd.  1-Xil.  •'JO 


"774  Anzeigen. 

S.  770.  ZI.  7.  Es  stellt  sich  immer  deutlicher  heraus,  daß  die 
ältesten  Kultvorstellungen  und  Gebräuche  der  Präarnaenier  im  Westen 
wurzeln.  Die  Verehrung  eines  heiligen  Baumes  und  einer  Trinität 
von  Pfeilern  hat,  wie  Herzfeld  in  Memnon  I,  267  betont,  ihre 
5  schlacrenden  Analogieen  im  kretischen  Kult.  Auch  auffallende  Be- 
rühruncfen  mit  Kilikien  lassen  sich  aufzeigen.  So  ist  der  einen  Stier 
überfallende  Löwe ,  der  sich  auf  einem  Gefäße  aus  Toprakkaläh 
findet,  speziell  ein  kilikisches  Wahrzeichen,  daß  als  Wappen  der 
Stadt  Tarsus  auf  deren   Münzen  begegnet^).  ^    Streck 


A  Supplementary  Cataloyue  of  Sanskrit,  Palt,  and  Prakrit 
Books  in  the  Library  of  the  British  Museum  acquired 
during  the  years  1892 — 1906.  Compiled  hy  L.  D.  Barnett. 
London  1908. 

10  Ein  wundervoller  Band  von   1095   Seiten,    dieser  Nachtrag  zu 

Cecil  Bendall's  ,Catalogue  of  Sanskrit,  Pali,  and  Prakrit  Books  in 
the  British  Museum"  !  Man  kann  eigentlich  nur  daran  aussetzen, 
daß  die  hier  verzeichneten  Schätze  dem  Draußenstehenden  unerreich- 
bar sind;  im  übrigen  müssen  die  Indologen   dem  Verfasser  für  seine 

15  mühevolle,  akkurate  Ai'beit  wärmsten  Dank  zollen,  daß  er  uns  ein 
so  übersichtliches  Bild  von  der  geistigen  Produktion  in  Indien 
während  anderthalb  Lustren  gibt.  Nur  in  Indien  ?  Nein !  Wir 
finden  bei  Barnett  auch  europäische  Publikationen  verzeichnet: 
z.B.  auf  S.  6if.  unter  dem  Stichwort   „ Academies",  sehr  praktisch 

20  nach  Städten  seordnet,  neben  den  bekannten  indischen  Zeitschriften 
auch  niederländische,  deutsche,  englische  usw. ;  daneben  endlich  — 
und  das  scheint  mir  aus  dem  Rahmen  des  Kataloges  herauszufallen 
—  Schriften  wie  Käthavate's  Report  on  the  Search  for  Sanskrit 
Manuscripts    in    the    Bombay   Presidency    oder  Aufrecht's  Neue 

25  Erwerbungen  aus  Bombay.  Das  sind  doch  keine  Sanskrit-Bücher ! 
Der  Stotf  ist  auf  den  ersten  890  Seiten  in  der  Weise  unter- 
gebracht, daß  immer  der  Name  des  Verfassers  als  Stichwort  dient, 
unter  Zugrundelegung  des  englischen  Alphabetes.  Auch  die  Heraus- 
geber sind  dort  namhaft  gemacht,  wobei   auf  die  betreffenden  Texte 

30  verwiesen  wird.  Dabei  ist  es  Barnett  passiert,  daß  er  mich  zum 
Herausgeber  der  Altindischen  Schelmenbücher  macht.  Das  stimmt 
nicht!  Ich  habe  nur  den  Index  zur  ersten  Nummer  angefertigt 
und  bei  der  Korrektur  geholfen. 


o^ 


1)  HcobHclitmiK  K.  Hcfiling's;  s.  »orl.  l'liilol.  Wochenschr.  lOOS,  Sp.  828. 
Auch  die  «uf  den  Skulpturon  von  Ma'iiltSjä  (s.  oben  S.  liVA)  vorkommende  Dar- 
stellung eines  auf  Vierfüßler  stehenden  Gottes  wird  von  Regling  (a.  a.  O.  Sp.  S.'IO) 
als  ein   Wahrzeichen   von   Tarsus  nachcewiosen. 


Schmidt:  Barnett,  A  Supplementär y  Catalogue  of  Sanskrit,  etc.     775 


Ganz  wesentlich  erleichtert  wird  die  Benutzung  des  Kataloges 
durch  den  Index  of  Oriental  Titles,  p.  890- — 1024,  der  in  der  will- 
kommensten Weise  den  wie  gesagt  nach  Autoren  geordneten  Haupt- 
teil ergänzt:  es  ist  wirklich  nicht  jedermanns  Sache,  zu  jedem 
Werke  sogleich  den  Autor  zu  nennen  oder  von  jedem  Autor  prima  5 
vista  alle  Schriften  aufzuzählen.  Aber  nicht  genug  damit.  Barnett 
ordnet  schließlich  den  Stoff  (wenigstens  der  Hauptsache  nach)  auch 
noch  nach  Fächern  in  dem  Select  Subject-Index ,  der  den  Schluß 
des  Ganzen  bildet.  Um  einen  Begriff  von  der  Reichhaltigkeit 
dieses  Verzeichnisses  zu  geben ,  sei  hier  Barnett's  Einteilung  der  lo 
Sanskrit- Literatur  mitgeteilt:  Adages  and  Proverbs.  Apologues, 
Ethics,  and  Polity.  Arts  and  Sciences.  [1.  Architecture.  2.  Astro- 
nomy,  Astrology,  Geometry,  and  Mathematics.  3.  Games.  4.  Gastro- 
nomy.  5.  Geography.  6.  Medicine.  7.  Military  Art.  8.  Miuera- 
logy.  9.  Music  and  Dancing.  10.  Occult  Arts,  Divination ,  and  i5 
Magic.  11.  Writing.  12.  Miscellaneous  Arts  and  Sciences.]  Gaste 
and  Ethnology.  Drama.  Erotic  and  Geni-e  Literature.  Fiction. 
History.  [1.  General  Historical  Narratives  and  Materials.  2.  Bio- 
graphies,  Family  Histories,  Genealogies,  and  Succession-lists.]  Law. 
Miscellaneous  Literature,  Bibliography,  *tc.  Philology.  [1.  Grammar.  20 
2.  Lexicography.  3.  Phonetics.]  Philosophy  and  Theology.  [1.  Äran- 
yakas  and  üpanishads.  2.  Advaita  Vedänta.  3.  Visishtädvaita  Ve- 
dänta.  4.  Pürva-mimämsä.  5.  Sänkhya.  6.  Yoga.  7.  Bhägavata, 
Bhakta,  Dvaita,  Nimbärka,  and  Päncharätra  Schools.  8.  Spanda, 
Säkta,  and  Srividyä  Schools.  9.  Nyäya  and  Vaiseshika.  10.  Mis-  25 
cellaneous  Schools.]  Poetry.  [1.  Religious  Poems:  I.  Buddhist. 
II.  Hindu.  III.  Jain.  2.  Narrative  Poeras.  3.  Ethical  Poems  and 
Anthologies.  4.  Miscellaneous  Poems.  5.  Champü  Compositions 
and  Ornate  Panegyric  Prose.]  Prosody  and  Metre.  Religion. 
[1.  Buddhism.  2.  Christianity.  3.  Hinduism :  I.  Vedic  Samhitäs  :io 
and  their  Literature.  IL  Ritual  Works  (Briihmanas  and  Post-Vedic 
writinws).  III.  Puränas.  IV.  Miscellaneous  Religious  Works. 
4.  Jainism.  5.  Sikh  Church.  6.  Theistic  Churches  (Arya  and 
Brahma  Samäj).     Rhetoric   (Alankära). 

Dankenswerte  Zugaben  sind  schließlich  noch  die  Transkription  '■'>'■> 
des    Burmanischen    und    die    Table    of   Transliteration ,    die    außer 
Nägarl   auch    noch    das    Alphabet    von    GujarätT,    Bengali,    Tamil. 
Telugu.  Kanaresisch,  Malayülam,  Grantha,  Singhalesisch  und  Birma- 
nisch-Päli  enthält.  ^^  i  c  h  a  r  d   Sc  h  m  i  d  t. 


5Ü* 


776  Anzeigen. 


Das  persönliche  Fürwort  und  die  Verbalflexion  in  den  cliamito- 
semitischen  Sprachen,  von  Leo  Reinisch.  Wien  1909. 
(Kaiserliche  Akademie  dei-  Wissenschaften.  Schriften  der 
Sprachenkommission.     Band  I.) 

5  Von    der  vergleichenden  Betrachtung  der  Verbalflexion  in  den 

nordostafrikanischen  Idiomen  ausgehend,  gelangte  E-einisch  zu 
ganz  neuartigen  Ansichten  über  den  Bau  des  Verbums  in  diesen 
und  in  den  semitischen  Sprachen ;  das  selbständige  Pronomen,  dessen 
Behandlung    den    größten  Teil    der    vorliegenden   Schrift    einnimmt, 

10  entpuppte  sich  als  ein  konstruiertes  Verbum ;  die  suffigierten  Pro- 
nominalforraen  als  Verschleifungen  der  selbständigen;  das  gramma- 
tische Geschlecht  endlich  und  der  Plural  erwiesen  sich  als  aus- 
gedrückt durch  die  bleichen  Elemente  und  das  flektierte  Nomen 
als    aus    denselben  Bausteinen    bestehend ,    die    in  der  Verbalflexion 

1.T  als  Exponenten  dienen  zur  Bezeichnung  der  Person,  des  Geschlechtes, 
der  Zahl,  der  Zeiten  und  der  Modi. 

Es  ist  Eine  Idee,  Ein  Gedanke,  und  zwar  ein  ganz  neuer  und 
eigenartiger,  der  durch  das  ganze  Buch  geht,  eine  großzügige  Ver- 
einfachung,  wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf,  ein  Bestreben  alles 

20  Werden  in  diesen  Sprachen,  alle  Formbildung  auf  zwei  ürzellen 
zurückzuführen ;  das  Ei  des  Columbus  fällt  einem  ein :  so  leicht, 
so  einfach  ergibt  sich  und  erscheint  alles ,  wenn  man  die  Grund- 
idee —  einen  genialen  Einfall  —  erfaßt  hat  und  zugeben  will : 
die  phonetischen  Veränderungen  sind  —  in  ihrer  Regelmäßigkeit  — 

25  das  einzig  Wechselnde,  fast  das  einzige,  wodurch  ein  Wechsel  aus- 
gedrückt wird ;  das  Konstruktionssystem  ist  das  gleiche,  feste ;  und 
fest,  konsequent  und  starr  hat  R.  diesen  Gedanken  durch  sein 
wanzes  Buch  geführt.  So  kann  er  —  mit  diesem  Zaubevstabe  in 
der  Hand  —   Ausschau    halten  über  das  engere  Gebiet    der    hami- 

30  tosemitischen  Sprachen  hinaus  nach  den  Sudan-  und  Bantuspracben 
und  in  crroßen  Zügen   den  Wew  und  die  Verzweigungen  von  Völkern 

CO  O  o  o 

und  Sprachen  zeichnen. 

Ich  will  versuchen  dieses  Bild  in  groben  Strichen  wieder- 
zugeben ;    auf  Einzelheiten    kann    ich    mich    nicht  einlassen  -.    wenn 

z;y  meine  Darstellung  die  Leser  veranlassen  sollte ,  R.'s  Buch  selbst 
zu  ergreifen,  um  mitzudeuten  und  mitzuarbeiten  am  großen  Problem, 
das  es  aufrollt,  so  ist  meine  Absicht  vollauf  erreicht. 

R.  geht  von  den  Verbalflexionen  im  Hamitischen  aus;  und 
zwar    speziell    in    den    (hochkuschitischen)    Agausprachen ,    den  von 

40  ihm  selbst  aufgenommenen  und  erforschten  Idiomen :  Biliii,  Chamir 
und  Quara.  Denn  die  verbalen  Flexionselemente  sind  da  am  deut- 
lichsten erhalten.  Es  ist  nicht  überflüssig  gleich  hier  auf  die 
Bedeutung  hinzuweisen,  die  diesen  modernen  Dialekten  als  sprach- 
wissenschaftlichem Material   zukoniinl  :   dir    nahe  Verwandtschaft  des 

•ir,  Sprachbaues    im    Hochkuschitischen    speziell    mit    dem   Babylonisch- 


Rhodokanakis :  Reinisch,  Das  persönl.  Fürwort  u.  die  Verhalflexiort.   777 

Assyrischen    wird    späterhin    als  Pfeiler  dienen  zur  Brücke,  die  R. 
vom  Hamitischen  zum  Semitischen  schlägt. 

Sieht  man  sich  das  Konjugationsparadigma  im  Präs.  und  Perf. 
der  genannten  drei  Sprachen  an,  und  zwar  zunächst  im  Singular, 
so  zerfällt  darin  das  flektierte  Verbura,  vom  unverändert  bleibenden  5 
Verbalstamme  abgesehen ,  in  zwei  Bestandteile ,  welche  eben  als 
Exponenten  fungieren  zur  Bezeichnung  der  Person  einerseits,  der 
tempora  und  modi  andererseits.  So  lautet  z.  B.  von  Bilin  loas 
„hören"  1.  sing.  präs.  was-a-kun ,  perf.  wäs-e-(jün;  2.  sing.  präs. 
wüs-ra-kü,  perf.  was-re-hü.  Beim  Wechsel  der  Person  verändert  lo 
sich  der  mittlere  Bestandteil:  hingegen  verändert  sich  der  dritte 
vom  präsentischen  kun^  bzw.  kit  zu  perfektischem  fjan  bzw.  hü, 
während  a'e  bzw.  rajre  (aus  ta)  für  die  1.  bzw.  2.  Person  in 
beiden  Zeiten  unverändert  bleiben.  Daraus  ergibt  sich  für  R. 
die  Notwendigkeit ,  den  pronominalen ,  die  Person  bezeichnenden  i5 
Exponenten  der  Verbalflexion  im  Hamitischen  und  weiterhin  im 
Semitischen  nicht  am  Ende,  in  der  ganzen  Endung  zu  suchen, 
sondern  in  der  Mitte,  d.  h.  zwischen  dem  Stamm  und  der  modale 
Färbungen  und  Zeitunterschiede  andeutenden  Endung.  Und  zwar 
gab  es  ursprünglich  nur  zwei  Bezeichnungen  für  das  Fürwort  im  20 
flektierten  Verbum :  a  ^=  ich:  ta  =  du,  er,  sie;  d.  h.  je  ein  De- 
monstrativum  für  das  Nähere  und  eines  für  das  Entferntere ,  die 
später  pronominale  Funktion  übernahmen,  und  einmal  dem  flektierten 
Verbum  eingekörpert ,  allerlei  lautlichen  Veränderungen  und  Ver- 
schleifunoren,  ia  socjar  dem  Ausfall  unterworfen  waren.  25 

Es  ist  einmal  das  Schicksal  aller  sprachlichen  Konstruktionen, 
daß  ihr  ursprünglicher  Sinn  verloren  geht:  so  kam  es,  daß  der 
dritte  Bestandteil  am  flektierten  Verbum,  der  ursprünglich  mit  der 
Personenbezeichnung  nichts  zu  tun  hatte ,  herangezogen  werden 
konnte,  um  den  Geschlechtsunterschied  in  der  Pei-son  an-  ;io 
zudeuten,  so  daß  einem  masc.  was-a-ku  ein  fem.  wäs-ati  entspricht. 
Was  ist  aber  das  Suffix  ki({n),  ü ;  und  die  übrigen  Formen,  die  es 
durch  lautliche  Voränderungen  erlangt,  worauf  gehen  sie  eigentlich 
zurück ?  Reinisch  führt  alle  auf  eine  AVurzel  zurück :  tun,  woraus 
sich  durch  Lautübergang  kim  usw.  gebildet  hat  (vgl.  semit.  "ji::),  S5 
in  der  Bedeutunar  ,sein"  :  das  verbum  s  übst  an  ti  vum ,  das 
im  ganzen  Bau,  in  der  Verbal-  wie  Nominalflexion  der  hamito- 
semitischen  Sprachen  eine  so  mannigtaltige  Rolle  spielt.  Das 
konjugierte  Verbum  ist  demnach  eine  Trias,  bestehend  aus  dem 
partizipialen  Hauptverbum ,  z.  B.  1  Person  was  , hörend",  dem  4o 
Pronominalintix  a  „ich"  und  dem  Hülfszeitwort  knn  im  Infinitiv 
also:  ,ich  höre"  =  „hörend  ich  sein".  Aus  der  einen  Zeit,  dem 
jetzigen  Präsens  der  Agausprachen ,  haben  sich  durch  lautliche 
Verschiebungen  im   dritten  Teile  des  Perf.  und   Fat.  abgezweigt. 

Der  Plural    unterscheidet    sich    vom  Singular  durch  größere  4r. 
Formfülle;    diese    offenbart    sich    beispielsweise    in   der   1.  Plur.  da- 
durch ,    daß    nicht    mehr    das  Urpronomen  a  zwischen  das  Verbum 


778  Anzeigen. 

im  Partiz.  und  das  Hülfszeitwort  tritt;  sondern  es  wird  dem  Verbum 
das  volle  absolute  Pronomen  angehängt;  also  wäs-anakün 
^  wäs-na-kün  „wir  hören"  gegen  Sing,  wäs-a-kün.  In  der 
zweiten  Plur.  ist  hingegen  der  dritte  Bestandteil,  das  verbum  sub- 
5  stantivum,  vollkommener  ei'balten  als  im  Sing.  u.  s.  f. 

Das  selbständige  Fürwort  selbst  ist  aber  ein  nach  diesem  selben 
Prinzip  konstruiertes  Verbum.  Hier  geht  R.  vom  Pron.  im  Bedauye 
einerseits  und  Ägyptisch-Koptischen  andererseits  aus.  Wie  wusakU, 
=  „ich  höre"  =  „hörend  ich  sein"  bedeutet,  so  ist  das  selbständige 

10  Fürwort  z.  B.  „ich"  ein  Verbum  und  Ägypt.-Kopt.  'an-ük,  Bedauye 
^an-i-Ji  aus  'an-a-ku  (vgl.  o7idkii,  irsrN)  heißt:  „existierend  ich 
sein  =  ich  bin".  Bei  der  Bildung  des  selbständigen  Pronomens 
lernen  wir  noch  eine  Reihe  von  Hüllszeitwörtern  kennen ,  welche 
mit    der  schon  bekannten  Gruppe  kicn-ticn    urverwandt  sind.     Zu- 

15  nächst  an-  =  'anio^),  Geez  UA(1)  '.  „sein",  kuschitisch  lianaio, 
amharisch  {Ji  ',  aus  hawn-a  usw.;  dies  führt  auf  kwn  zurück.  — 
Im  Bedauye  tritt  an  Stelle  von  an-  im  selbständigen  Pronomen 
auch  ha-  auf;  dieses  ba,  mit  lautlichen  Vei-änderungen  wie  fä,  pü 
usw.  auch  in  anderen  Sprachen  vertreten,  ist  eines  der  drei  Haupt- 

20  entwickelungsstadien  des  verbum  subst.  im  Hamito- Semitischen, 
nämlich  twn-kwn-pwn.  Aus  tun  entwickeltes  swn  (mit  Ver- 
schleifungen)  liegt  im  ägypt.  plur.  vor:  'an-t-sn  usw.  Die  Mehr- 
zahl unterscheidet  sich  von  der  Einzahl  im  vollen,  selbständigen 
Fürwort  durch  ein  eigenes  Pluralsuffix,  etwa  wie  beim  Nennwort; 

25  wo  dieses  fehlt,  weisen  die  Singularformen  gegenüber  jenen  der 
Mehrzahl  merkliche  Verschleifungen  ihrer  Bestandteile  auf.  Das 
eigentlich  die  Person  bezeichnende  Element  ist  aber  im  Pron. 
wie  im  Verbum  das  mittlere  -) ;  und  zwar  im  Singular  wie  im 
Plural    ursprüglich    a    für    die   1.,    ta  für  die   2.  und  3.     Die  Ge- 

30  schlechtsunterschiede  wurden  im  Laufe  der  Zeiten  durch  allerlei 
lautliche  Ditterenzierungen  ausgedrückt. 

Bei  dieser  Betrachtungsweise  wird  die  Bahn  für  eine  ver- 
gleichende Darstellung  der  haniito-semitischen  Konjugation  frei. 
Aus  ihr  erklärt  sich  aber  auch  die  Bezeichnung  des  grammatischen 

35  Geschlechtes  und  des  Plurals  im  Nomen.  Als  Ergebnis  gilt,  daß 
sich  das  Nomen  in  diesem  Sprachkreis  wie  das  Pronomen  aus  dem 
Verbum  herausgebildet  hat;  und  daß  das  Geschlecht  ursprünglich 
am  mittleren ,  die  Person  bezeichnenden  Bestandteil  des  Kompo- 
situms   durch    phonetische  Variationen  zum  Ausdruck  gelangte  wie 


1)  Dazu  kann    man  arab.    ..!       ..I      hebr.   ")" ,    Ht"    vergleichen,    welche 

nach   D.  H.   .Müller  (Orientiil.  Studien,   781  ff.)  zu  den  substnntiva  vcrbaliii   ge- 
hören  und   urspriinglicli    „sein",    ^Cäa-c*    bedeuten.      S.   weiter  unten   pag.  Tbl. 

2)  Im  semitischen  „ImiiiTrckt"  tritt  es  voran,  wie  überhaupt  im  zweiten 
Stadium  der  Temporal-  und  Mudalbildung.  Koinisch,  5;  lb8.  Danach  ist 
a-qlul  in  a-kun  von  wäa-a-kfm  vorgebildet. 


RhodokanaMs :  Reinisch,  Das  jK'rsönl.  Füricort  u.  die  Verbcdflexion.   779 


in  Bed.  ba-r-üs  „er  ist",  daan  „er"  gegen  ba-t-üs  „sie  ist",  dann 
einfach  „sie"  ;  wobei  das  Fem.  die  ältere  Form  {t  gegen  r  aus  t) 
bewahrt  hat.  Wie  beim  Verbutn  (s.  oben  pag.  777)  kann  aber 
auch  am  Pronomen  der  Geschlechtsunterschied  noch  durch  phone- 
tische Veränderungen  am  letzten  Bestandteil  des  Kompositums  5 
zum  Ausdrucke  gelangen ,  wenn  das  Bewußtsein  für  den  Sinn  der 
Komposition  in  der  Sprache  geschwunden  ist;  dann  steht  ägypt. 
3.  masc.  en-t-üf  „er"  das  fem.  en-t-üs  gegenüber.  Durch  Ab- 
schwächung  und  Verschleifuncr  derselben  zwei  Wortbestandteile  wie 
am  Verbum  und  Pronomen,  d.  h.  des  Urpronomens  und  des  verbuni  lo 
substantivum ,  ist  nun  auch  aus  dem  Verbum  das  Substantivum, 
nach  genus  und  numerus  differenziert,  hervorgegangen ;  auch  dieses 
stellt  ursprünglich  nicht  ein  einzelnes  Wort  dar,  sondern  einen 
ganzen  Satz:  das  fem.  hat  dem  masc.  gegenüber  auch  im  Nennwort 
die  älteren ,  volleren  Formen  bewahrt ;  der  Pluralexponent  ist  ein  i5 
je  nach  den  Sprachen  bald  deutlicher  zu  erkennendes,  bald  bis  zur 
Unkenntlichkeit  abgeschwächtes  Hülfszeitwort. 

So  beruht  nach  R.  der  Aufbau  sowohl  des  Verbums  wie  des 
Pronomens  und  Substantivs  auf  der  innigen  Verbindung ,  auf  dem 
Verwachsen  eines  Wortstammes  ^)  (Begriffswortes)  mit  einem  ür-  20 
pronomen  (eig.  einer  auf  näheres  [a]  bzw.  auf  entfernteres  \ta} 
hinweisenden  Partikel)  und  weiter  mit  einem  Verbum  substantivum 
„sein"  in  verschiedenen  phonetischen  Übergangs-  und  Erhaltungs- 
bzw. Verschleifungsstufen.  Vom  Wortstamme  abgesehen ,  entsteht 
nur  dm-ch  eines  der  in  die  Verbindung  tretenden  Elemente  an  sich  25 
eine  Unterscheidung,  nämlich  bei  a  für  die  1.,  ta  für  die  2.  und 
3.  Person ;  die  übrigen  Merkmale  für  die  Bezeichnung  des  Geschlechts, 
der  Zahl ,  bzw.  dieser  und  der  Tempora  und  Modi  beim  Verbum 
sind  sozusagen  akzidentiell ;  sie  haften  an  äußerlichen  phonetischen 
Modifikationen  teils  des  Verbuni  subst.,  teils  auch  des  Urpronomens.  30 
je  nach  Sprachen  und  dem  Sinne  der  Konstruktion  von  einander 
abweichend  und  sich  berührend.  Diese  aber,  Urpronomen  und 
Verbum  subst.,  sind  nach  R.  die  zwei  Urmotive,  auf 
denen  die  Nominal-  und  Verbaltlexion  und  -bildung  der  hamito- 
semitischen  Sprachen  aufgebaut  ist.  35 

Da  nun  weder  das  Urpronomen  a,  ta,  noch  das  Verbum  sub- 
stantivum im  Hamitischen  dem  Semitischen  (oder  umgekehrt)  ent- 
lehnt sein  kann ,  weil  man  sonst  auch  annehmen  müßte ,  daß  der 
gesamte  grammatische  Bau  in  einem  der  zwei  Sprachgebiete  un- 
selbständig ist,  —  ergibt  sich  die  Urverwandtsclinft  der  zwei  Haupt-  10 
gruppen ,  für  deren  gemeinsame  Zeit  K.  ein  Nebeneinander  von 
zwei-  und  dreiradikaligen  Wurzeln  annimmt.  Dreiradikalige  Wurzeln 
kennen  auch  die  isolierenden  Sprachen  des  Sudans;  und  nach  R.'s 
Analyse  war  auch  die  hamito-semit.  Ursprache  einst  isolierend. 
Die  Entstehung  der  Flexion   und  Formbildung  durch  das  enge  Ver-  •»"• 

1)  Beim  Pronomen  des  verbum  subst.  selbst. 


780  Anzeigen. 

wachsen  von  Stammwort,  Urpronomen  und  Copula  ist  der  Knoten- 
punkt, wo  sich  die  hamito-semitische  Ursprache  abzweigt.  —  Aber 
auch  südlich  des  Äquators ,  in  den  Bantusprachen  vermutet  R. 
ähnliche  und  urverwandte  formbildende  Elemente  und  Konstruktionen, 

5  Bildungsweisen ,  wie  sie  in  den  Idiomen  nördlich  des  Äquators 
bestehen.  Im  zentralen  Afrika ,  nahe  am  Erdgleicher  sei  die  Ur- 
heimat all  dieser  Völker  und  Sprachen  zu  suchen:  Die  Hamiten 
nahmen  nach  Nordosten  ihren  Weg,  besetzten  Abessinien,  das  Niltal 
und  die  Gestade  am  roten  Meere,  vom  indischen  bis  zum  atlantischen 

10  Ozean  sich  ausbreitend;  der  kuschitische  Zweig  der  Hamiten  ent- 
sendete Auswanderer  nach  Arabien :  dieses  wurde  zur  Heimat  der 
Semiten  ,  deren  erste  Ablagerung  in  Babylonien  relativ  früh ,  aber 
später  als  Ägypten  zu  hoher  Kultur  gelangte.  Nach  R.'s  Dar- 
legungen    weist    auch    das    Babylonische    unter    allen    semitischen 

15  Sprachen  die  nächsten  und  meisten  Berührungspunkte  mit  den 
kuschitischen  Idiomen  auf:  so  im  Permansiv,  das  genau  dem 
Präsens-Perfekt  der  AgausjDrachen  entspreche,  im  selbständigen,  wie 
im  abhängigen  Fürwort,  dessen  von  Schorr^)  aufgedeckte,  nach 
Dativ   und  Akkusativ    durch    si- .    bzw.   ti  unterschiedene  Form  im 

20  hochkuschitischen  Dialekt  von '  Quara  eine  Analogie  aufweise. 

Mit  dem  Buche  von  R. ,  das ,  auch  im  Titel  bescheiden ,  vom 
persönlichen  Fürwort  in  den  hamito-semitischen  Sprachen 
ausgeht,  ist  die  Diskussion  eröffnet,  die  eigentlich  auf  die  Er- 
schließung    eines     sehr    weiten    Gebietes     zielt :     es     soll     zunächst 

25  durch  Heranziehung  der  h  a  m  i  t  i  s  c  h  e  n  Idiome  die  vergleichende 
semitische  Sprachwissenschaft  fundiert  und  ausgebaut  werden. 
R.  pflegt  immer  wieder  zu  betonen,  daß  auf  spezifisch  semitischem 
Gebiete  Fi'agen,  wie  über  die  Entstehungf  der  Flexion,  des  gramma- 
tischen  Geschlechtes ,    des   Plurals ,    der   Bildung    des  Verbums  und 

30  Nomens  usw.  bisher  gar  nicht  aufgeworfen  wei-den  konnten ,  weil 
die  semitischen  Sprachen  einander  zu  nahe  stehen.  So  wächst  R.'s 
Buch  über  seinen  Titel  hinaus  zu  einer  vergleichenden  Grammatik 
der  semito-hamitischen  Idiome ;  zwar  behandelt  es  vornehmlich 
das  Pronomen    und    das  konstruktiv  diesem  parallele   Verbum ;    ein 

35  großer  Abschnitt  §§  175 — 215  analysiert  den  Bau  des  Zeitwortes 
in  sämtlichen  hamitischen  und  semitischen  Sprachen  und  Dialekten 
nach  Tempora  und  Modi,  überall  die  Wirksamkeit  derselben  Gesetze 
erkennend ,  welche  die  nachweislich  ältesten  Bildungen  (Agau  — 
babyl.-assyr.  Permansiv  —  semit.  Perf.)  beherrschen  oder  in  ihnen 

«vorgebildet  sind.  Eine  Prüfung  des  Nomens  auf  jene  Gesetze 
hin  ,  erweist  aber  denselben  organischen  Bau  :  gleiche  Elemente 
durch  dieselbe  syntaktische  Verbindung  verknüpft.  Das  macht  die 
Stärke  und  den  inneren  Halt  des  Buches  aus ,  in  dem  jede  These 
sich    auf  alle  anderen   stützt.     Freilich   wird  vom   Standpunkte   des 

45  Semitischen    gegen    einzelnes    Einspruch    erhoben   werden ,    so  z.  B. 


Ij  SHWAW.,   11107,   i;i81V. 


RhodokanaTcis :  Reinisch,  Das  persönl.  Fürioort  u.  die  Verbalflexion.   781 

gegen  die  Annahme  einei*  Partizipialbildung  durch  das  in  den 
Stamm  eindringende  Suffix  -äy  (K.  §  26),  wonach  kätib  hebr.  zit^in 
für  Ixätaib  stünde .  obwohl  das  Eindringen  von  l  oder  iy  {äy)  in 
die  Wurzel  sich  auch  sonst  belegen  läßt^);  oder  gegen  die  Er- 
klärung der  pluralen  Femininendung  ät  (hebr.  6()  aus  an-t-  {%  313).  5 
Doch  das  sind  Einzelheiten ;  und  in  sehr  viel  anderen  Fällen 
wiederum ,  da  man  zu  widersprechen  geneigt  wäre ,  wii'd  man  sich 
jedesmal  erst  die  Frage  vorlegen  müssen ,  ob  nicht  der  Wunsch, 
altes ,  liebgewordenes  Gut  zu  retten ,  die  Lust  zu  widersprechen 
weckt.  Jedenfalls  hat  R.  durch  die  Vergleichung  der  hamitischen  lo 
und  semitischen  Idiome  diesen  ein  Geheimnis  abgelauscht:  das 
Yerbum  substantivum.  Der  Einwand  gegen  den  abstrakten  Begriff 
„sein"  ,  welcher  in  der  Formbildung  eine  so  große  Rolle  spielen 
soll,  läßt  sich  durch  den  Hinweis  darauf  beseitigen,  daß  beispiels- 
weise "ji2  in  den  semitischen  Sj^rachen  auch  sehr  konkrete  Dinge  i5 
bezeichnet ;  freilich  entsteht  dann  von  selbst  ein  neuer  Einwand ; 
ob  denn  ein  Wort ,  ein  Stamm  mit  der  spezifischen  Bedeutung : 
„fest  stehen,  aufrecht  sein"  o.  ä.  in  urhamito-semitischer  Zeit 
kann  verwendet  worden  sein ,  um  Verbal-  wie  Nominalformen  im 
weitesten  Umfang  zu  bilden,  um  Geschlecht  und  Zahl,  Tempus  usw.  20 
im  Verbum  bzw.  im  Nomen  zum  Ausdrucke  zu  bringen.  Aber  da 
denkt     man     unwillkürlich     an     den     syntaktischen     Gebrauch     der 

^.,1^  o|^!,    etwa    an  J^^^   ^^?,   Ui,   ^^^  ^J^  ^^]^   jj^^ 

c:jLjj  die  ja  ursprünglich  einen  ganz  bestimmten  Zeitbegriff  be- 
zeichnen, der  in  der  syntaktischen  Verbindung  in  zweite  Linie  tritt;  2.5 
oder  an  ^j^ ,  'Zj'' ,  T\^a ,  überhaupt  an  die  mit  Suffixen  ver- 
bundenen „Substantiva  verbal ia "  :  •p:  ,  my-)  ■)— ,  an  welchen 
D.  H.  Müller  (Orient.  Studien  781  ff.)  alte  Zusammenhänge  und 
Berührungen  zwischen  Verbum  und  Nomen ,  Konstruktionen  im 
Sinne  des  verbum  substantivum  nach  Reinisch  erkannt  und  ao 
nachgewiesen  hat^).  Ein  vertieftes  Studium  der  südarabischen 
Idiome ,  wie  wir  es  demnächst  von  D.  H.  Mülle  r  zu  erwarten 
haben ,  wird  weitere  Belege  zu  dieser  Spracherscheinung  bringen. 
Ich  habe  schon  zu  Beginn  dieser  Darlegunsfen  hervorirehoben, 
daß  R.'s  Buch,  hervoi-gerufen  durch  seine  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  »& 
der  kuschitischen  Sprachen,  und  deren  natürliches  Resultat,  von 
der  ersten  Seite,  auf  welcher  uns  der  Verfa.sser  ohne  Eiiileitunor 
in  medias  res  zwingt,  bis  zum  Schlüsse  mit  staunenerregender 
Konsequenz     geschrieben     und    geschlossen    ist    im    Aufbau    seines 


1)  Vgl.  SoqotrT  Slhab ,  sildh  (aus  b'ifxibi),  ,dor,  die  Alte";  (los>;leielu>n 
Soqotn  igöhom,  tegöliam,  fem.  tgiliim  für  tegohoini  usw.  usw.  Dnun  liobr. 
•TirT^n,  fem.  '?ir]"'n  für  haytukl.     (D.  II.   Müller.) 

2)  Vgl.   oLc,  im  'Omänl   konjugiert,   im    IJfärl   mit  Suffixen  konstruiert. 

3)  Vgl.  auch  Soqotri  licr. 


782  Anzeigen. 

Grundgedankens.  Von  weitem  zeigt  er  uns  das  Ziel  und  geraden 
Weges  führt  er  uns  auf  dieses  zu:  ohne  Seitensprünge,  doch  mit 
genauer  Beachtung  und  Erwägung  all  dessen  ,  was  an  den  Seiten 
liegt:  so  ist  ja  das  ganze  wissenschaftliche  Leben  und  Wirken 
5  dieses  Mannes  beschaffen ;  wir  freuen  uns ,  denen  es  vergönnt  ist, 
seine  Krönung  zu  sehen. 

Anmerkung.  Folgende  wesentliche  Berichtigungen,  die 
sich  dem  Verfasser  bei  der  Revision  seines  Buches  ergaben ,  teile 
ich  nach  seiner  brieflichen  Mitteilung  vom  29.  IX.  1908  hier  mit, 
10  zu  Nutz  und  Frommen  -aller  Leser: 

Seite  76,  Note  2  ist  in  der  2.  Zeile  anstatt:  „koptischen 
Possessiv"    zu  lesen:    „Kopt.  Objektssuffix ". 

Seite  87,  Note  3  ist  der  Satz:  vgl.  'Af.  tssi  zu  streichen. 
Dieses  is-si  steht  anfänglich  für  t's-nl  aus  zssni  ins-nl  zusammen- 
15  gezogen;  vgl    Seite  241   ^229  Note  2. 

Seite  230,  Zeile  2  von  oben  sind  die  Worte :  „mit  Ausnahme 
der  prima  sing."   zu  streichen. 

Seite  248 ,  Textzeile  8  von  unten  hat  der  Satz  richtiger  so 
zu  lauten:  „für  die  1.  und  2.  Pers.  beider  Zahlen  werden  aber 
20  statt  der  in  §  234   aufgeführten  Formen,  meistens  folgende  usw. 

Seite  264,  Zeile  9  von  oben  ist  der  Satz  von:  „doch  ent- 
spricht hier"  usw.  zu  streichen;  denn  das  Suffix  -ä,  -ä  ist  identisch 
mit  dem  semit.  ya.  Beweis  hierfür  z.  B.  Bil.  yin-a  ""adarä  „uuser 
Herr".  Dem  Substantivum  nachgesetzt  sagt  man:  ^adarä  yin-Ci-hu. 
25  Diese  Form  deckt  sich  mit  tväs-ä-kü  im  Schema  auf  pag.  6  Relat.  I. 
3.  Pers.  masc. ;  'adärä  yin-d-hü  ist  wörtlich:  „Herr  —  uns  —  er 
—  ist",  -ä-  steht  für  ya  (vgl.  pag.  6  Note  3)  und  die  Länge  ä 
für  a  wegen  S.  7  Note  i.  j^t_  Rh  odokanakis. 


30 


'The  Yogasästrd',  etited  hy  Muni  Maharaja  Si'l  Dharma- 
vijaya;  vol.  /,  fasciculus  1;  Asiatic  Society  of  Bengal, 
Calcutta  1907. 


Es  sind  jetzt  34  Jahre  verflossen,  seitdem  Windisch  die  ersten 
vier  prakäsds  des  Yogaöästra  im  28.  Bande  dieser  Zeitschrift 
publizierte.     Seit  jener  Zeit  sind  die  jainistischen  Studien  so  weit 

35  vorgeschritten,  daß  die  mannigfaltigen  ScliwierigkoitiMi,  die  dem 
ausgezeichneten  Sanskritfurscher  im  Wege  standen,  nicht  niolir  die 
heutigen  Indianisten  zu  entmutigen  brauchen.  Windisch  fehlte  ein 
Kommentar,  mit  dessen  Hilfe  viele  ihm  dunkle  Stellen,  z.  B.  1,8, 
erst  vf'i-stäiidlich  werden. 

40  Durcli   Herrn   Geheimrat  Prof.  Jacobi   veranlaßt ,  hatte  ich  die 

kritische    Ausgabe    des    Yogasästra- Kommentars    {yocja^üstravrtti) 


BeLloni-Filippi:  Sri  Dharmavijaya,  The  Yogasastra.  783 

übernommen,  da  die  Jaina-dharma-prasäraka-sabhä,  Bbavnagai',  die 
mir  drei  HSS.  verscbaifte,  das  Bucb  zu  veröffentlichen  versprochen 
hatte.  Das  MS.  des  ersten  prakäsa  war  schon  druckfertig,  als 
plötzlich  die  Sabhä  ihr  Versprechen  zurücknahm,  weil  die  Asiatic 
Society  of  Bengal  dieselbe  Veröffentlichung  in  der  Bibliotheca  5 
Indica  durch  Sri  Dharmavijaya  unternommen  hatte.  Die  erste 
Lieferung  ist  denn  auch  bald  nachher  erschienen. 

So  um    die  Frucht   meiner  Arbeit    gebracht ,    Avill    ich ,    damit 
dieselbe  doch  nicht  vergeblich  gewesen  sei,  Sri  Dharmavijaya's  Aus- 
gabe des  ersten  prakäsa  einer  kritischen  Untersuchung  unterziehen,  lo 
Das  wird  arenügen,  um  die  Methode  des  Herausgebers  zu  beurteilen. 

Man  würde  die  Ausgabe  gut  ausgefallen  heißen,  wenn  dieselbe 
nur  kritisch  wäre.  Der  Herausgeber  erweist  sich  als  ein  erfahrener 
Sanskritgelehrter  und  die  Zahl  der  Druckfehler,  welche  einheimische 
Ausgaben  zu  entstellen  pflegt,  ist  hier  sehr  verringert.  An  kri-  15 
tischem  Sinne  mangelt  es  aber  dem  Herausgeber  oranz.  Zuvörderst 
ist  ihm  gar  nicht  eingefallen,  seine  MSS.  chronologisch  zu  ordnen, 
um  auf  die  ältesten  und  besten  seinen  Text  zu  gründen.  Von 
Rezensionen  des  Y.  S.  kann  man  zwar  nicht  sprechen,  weil  die 
Varianten  nicht  den  Inhalt,  sondern  nur  Wörter,   Wortformen  und  20 

ähnliches  betreffen ,    wie    folgende  Beispiele  zeigen  mögen :    '^*J«*h 

^^T^»  C,  Dh(armavijaya's  Ausgabe)  S.  2,  Z.  4  für  »^ti-T^iR«'   ABD ; 

^^^^'^  CD,Dh    S.  4,  Z.  17    für   ^T'T'^"  AB;    f^^  BD,Dh   S.  15, 

Z.  12  für  ^  AB;  ^^^  BD,Dh  S.  18,  Z.  20  für  ^S»  AC ;  U^- 

^^^^TW^  ^^^^  ^*T^cT:  C,Dh  S.  26,  Z.  5  für  Tl^  ^XT^^?ff-  25 

^TW^  ^H^  ^IirTfi:  AB ;  ?TTf  IT  ^^T^f^fTI  D,Dh  S.  33,  Z.  7  für 

TTTf^^  ^Tf^fl'l  ABC;    XJfTfi:  BCD,Dh  ib.  Z.  17  für  XJ^  A;   ^- 

^»1»  D,Dh  S.  49,  Z.  3  für  ^^H«  ABC:   ^^Tf^ff:  BCD,Dh  S.  55, 

Z.  22  für  ^mf^fi:   A:    »TTlftf'T^Tf^^T^  D,Dh   S.  68,  Z.  12  für 
»TTlftf^^Tf'^^TJl  ABC :    ^^T^  liCD.Dh  S.  83,  Z.  5  für  *T^Tf^  so 

A;   ■^^  TTWf^T^T  ^m  BCD,Dh  S.  103,  Z.  15  für   ^^'>  T^TWf^- 

^T^m  A;   ^T^JITf^^m:  Dh  S.  134,  Z.  14  für  VT^qT^T^:  ABCD. 

Aber  auch  in  diesen  Dingen  hätte  den  Herausgeber  eine  sorg- 
fältige Gruppierung  der  MSS.  leicht  das  Richtige  finden  lassen, 
während  er  meist  die  späteren  und  schlechteren  Lesarten  in  den  35 
Te.xt  gesetzt  hat.  Wahrscheinlich  hatte  or  nur  junge  Handschriften, 
worüber  sein  Bericht  nach  Beendigung  des  Textes  abzuwarten  sein 
wird.  Die  Palmblatthandschrift  des  Deccan  College  Library.  Samvat 
1260,  hat  er  nicht  benutzt,  weil  sie  noch  in  meinen  Händen  war, 
und  eine  zweite  aus  Samvat  1251,  die  Bühler  in  seiner  Abband-  40 
lung:  Leben  des  Hemacandra,  S.  85  erwähnt,  scheint  ihm  auch 
unbekannt  zu  sein. 


784  Anzeigen. 

Ich  hatte  4   MSS.  benutzt: 
A  ist  die  oben  genannte  Palmblatthandschrift    des  Deccan  College, 
siehe  Peterson's  3"^  Report,  S.  14. 
Die  folgenden  MSS.  sind  gewöhnliche  Papierhandschriften : 

5  B,  geliehen  von  Muniräj  VijayjT,  etwa  aus  dem  17.  oder  18.  Jahrh., 
scheint  Abschrift  einer  guten  alten  Handschrift  zu  sein ; 

C  und  D,  geliehen  von  V.  K.  Premchand.    C  datiert  Samvat  1667; 
D  modei'n,    auch  hinsichtlich  der  Schreibung  der  Diphthonge. 

In  den  3  letzten  MSS.  fehlt  es  nicht  an  schweren  Korruptelen, 
10  und  der  samdhi  ist  sehr  vernachlässigt. 

Ich  gebe  nun  eine  Liste  der  Stellen  des  gedruckten  Textes, 
die  mit  Hilfe  meiner  MSS.  sich  als  falsch  ergeben.  Die  Ausgabe 
bezeichne  ich  mit  Dh : 

S.  4,  Z.  10  liest  Dh  W^  und  wir  W^,  mit  unseren  HSS. 
15  Diese  letzte  Lesart  wird  wohl  jedermann  für  passender  halten,  in 
bezug  des  ^T"^   ^^^  ""^  <3es  folgenden   fT'^. 

S.  5,  Z.  2  ^^fil^T^f^^TTTf^^  li^fTT  H^%.  Einfacher  in 
unseren  HSS.:   ^mf^^T^^f^^T^  li^TTTf^^»T^^fi:. 

S.  7,  Z.  9  DhC  >I^T*l.  Emphatisch  und  stärker  die  in  ABD 
20  Überlieferte  Wiederholung  des  ISamens  ^T"?^'^. 

S.  10,  Z.  6  DhBCD  ^T^%^  f^fW^.  Ungleich  besser  die 
Lesung  von  A:    "^JT^f^^f^^f^^. 

Ib.  Z.  9  DhC  cTcT:  für  ^  t^:  ABD. 

S.  14,  Z.  18  ist  ^^T^  ABC  statt  ^^^T^  DDh  aufzu- 
2.5  nehmen. 

S.  20,  Z.  4  ist  die  fehlerhafte  Lesung  von  BD  f^^^^B;  auf- 
genommen  worden  statt  der  richtigen  T^^'!??^  AC. 

S.  24,  /.  13    ziehe    ich    unsere,    auf    den   ^T   sich  beziehende 

Lesart  U^^^   ABC,   jener  von   DhD  Tl^wft  vor,  indem  der  ^T- 
30  ^T'l^,     seiner    Erhabenheit    wegen,     von     den    Qualen     nicht    mit- 
genommen  war. 

S.  26,  Z.  7  ist  mit  unseren  HSS.  ^^fT'Tf^'f^cTT-^:  slatt  ^- 
'FtfTf^T^  Tf^TfT^:   ^n   losen. 

II..  Z.  9  ist  im  Einklang  mit  unseren  HSS.  ^fV^f^rT"  in 
30  ■=?lf^*Tf^rT®   /u   verbessern. 

S.  30,  /.  13  ist  das  f^^^fT»?:  unserer  HSS.  dem  ^f^'l 
vorzuziehen. 


Belloni-Fillppi :  Sri  Dharmavijaya,  The  Yogasästra.  785 

S.  40,  Z.  1  ist  rTr5^^TT^f^fcTT:  ABCD  statt  fTt^^^^ffaq:  an- 
zunehmen. 

S.  43,  Z.  22    bieten   ABC    die    unvergleichlich   bessere    Lesart 

N^^f^^TfTT*  statt  f^^ITTfTT^'I'T  DhD. 

S.  44,  Z.  17   wenn  man  f^^frTf'TT^nqT:    statt   f^^TfTf^^nq«»    5 
ABCD  liest,  so  ist  das  Bild  der  Lampe  verdorben. 

S.  46,  Z.  5  ist  mtW^W^^"^  A  (vgl.  Äd.  Car.  "^^iXinW^)  statt 
»qjfW^T^^  DhC  zu  lesen. 

S.  49,  Z.  15  ist  %^r%ti  DhD  durch  ^^^T^tj  zu  ersetzen. 

S.  67,  Z.  16  ist  5ITTf%€f^  ABCD  statt  5ilTf^m^  anzunehmen,  lo 

S.  68,  Z.  19  DhBCD   »H^.     Besser  A:   »^^^. 

S.  77,  Sil.  371—375  und  S.  79  sq.,  sll.  399—407  bieten  eine 
Interpolation ,  die  ein  vorsichtiger  Hei'ausgeber  hätte  verwerfen 
müssen,  da  sie  nur  im  uncrlaubwürdicren   D  enthalten  ist. 

S.  82,  Z.  13  ist  T  fITffr  'T  ^  f^5ft*T:   ABC,  dem  'T  ftTcftTT-  15 
TT^^TI  von   DhD  vorzuziehen. 

S.  92,  Z.  5  ist  wohl  mit  ABC  «^f^rtf  statt  «»^^Rt^  DDh 
zu  lesen. 

S.  104,  Z.  6  ist  das  %M^.  von  ABC  passender  als  das  '^^'T: 
von  DhD.  20 

S.  106,  Z.  7  ist  das  Kompositum  ^^^»rW^^^Tf^^T^^TT 
unzulässig.  In  unseren  HSS,  tritt  anusvära  an  das  schließende 
-a-  von  °aa'mvara,  was  aber  metri  causa  gleichfalls  unrichtig  ist. 
Man  muß  anusvära  dui'ch  avunäsika  und  blndu  durch  ardhacandra 
ersetzen:  ^^«C.  S.  Pischel's  Gramm,  d.  Träkrit-Sprache,  Straßburgas 
1900,  §§  179,  180  u.  350. 

Ib.  am  Fuße  der  Seite  ist  die  chäj/ä  zum  Fräkrit -Verse 
72  sqq.  in  ganz  phantastischer  Weise  ausgeführt.  80  ist  Z.  8  «RT- 
^^  und  Z.  10  T?^^^'\^Tflt  (\V(4il  ^^^^^Tff  /.u  lesen)  durch 
^fY^:  und  ^^f'f^^Tf*!^  (Erdameisen)  statt  ^'^^Tig:  und  f^^\-  30 
f^^fn^  wiederzugeben.  Und  mit  Z.  12  ^SST^^^ff  (wohl 
^^^T^^ff  zu  schreiben)  ist  nicht  'RT^Sfltf^:  (!!)  sondeni  ^^- 
^fTT^«  gleichwertig. 

S.  113,  Z.  3  ist  wohl  mit  unseren  H8S  ^^°  statt  T*^"  /u 
lesen.     Vgl.  Tattv.  S.  V,  24.  •t.'» 


736  Anzeigen. 

S.  114,  Z.  16  u.  21  sind  »^'WII»  und  ^'WT^t  durch  «^T- 
HT^"  und  ■^•T^^TTt  ABCD  zu  ersetzen,  indem  die  Eisrentümlich- 
keiten  der  Bindung  Art,  Dauer,  Kraft  und  Dimension  sind.  Vgl. 
Tattv.  S.  VII,  4. 

5  S.  118,  Z.  5    ist    metii    causa    mit    unseren    HSS.    ''^f^^^^ 

zu  lesen. 

S.  122,  Z.  9  ist  metri  causa  «^W^  durch  «>f^H^%^  ABCD 
ZU  ersetzen. 

S.  131,  Z.  11  besser  «»^^^r  ABCD,  wie  das  Wort  in  J.  M.  zu 
10  zu  lauten  pflegt. 

S.  132,  Z.  15  u.  16  wohl  »^f^»  und  m^^T  ABCD  statt 
'^*  und  m^^"^*   metri  causa  zu  lesen. 

S.  133,  Z.  14   ist   mit   unseren  HSS.  «^^^if  und   »^tj^^ 
zu  ersetzen. 
15  S.  136,  Z.  16  wohl  **^^«(   metri    causa    zu    schreiben,    nach 

dem  schon  Gesagten  mit  Bezugnahme  auf  die  S.  106,  Z.  7. 

S.  147,  Z.  20  ist  mit  ABC  ^'^^»^T^f^^'tT  ^T^  TJ^  zu 
tilgen,  indem  es  sich  vermutlich   um  eine  Glosse  handelt. 

Ib.  Z.  21    wohl    »f'ljfFT'?:   statt    «f^^frn:    trotz    allen   HSS. 
20  ZU  lesen. 

S.  150,  Z.  14  ist  wenigstens  mit  unseren  HSS.  ^tTTWT^T  in 
''am'^^^T^  zu  verbessern. 

Was    nun    die    im    Texte    vorkommenden    erheblichsten   Fehler 
anlangt,  so  werden  wir  die  bloßen  Druckfehler  von  denjenigen  unter- 
2.5  scheiden,    die    aus    einer    irrtümlichen    Auffassung   manches  Wortes 
herrühren.     Wir  wollen  mit  den  ersten  anfangen : 

S.  7,  Z.  8  ^^^fT^'^TI,  veib.  ^^  ^fT»  vgl.  Hern.  Sabdänus. 
11,  2,  39:  S.  21.  Z.  1  ^f^T:  ^T^l-  vorb.  ^^  flTT::^T^»l:  S.  32, 
Z.  3  f^  f^f^TT^,  verb.  f^fff^RrTJ^;;  S.  54,  Z.  IG  »f>:i#°.  verb. 
30  »fyx;?^»  ;  8.  64,  Z.  5  "^^^T.  vnb.  °^^^T(t:  S.  91,  Z.  J-'  °iTf=^fT°. 
vprb.  »TTf^rT»;  S.  93.  Z.  5  m^t^j^.  verb.  VjA  ^^ .  S.  !i5,  /.  11 
WT«rT  ^TT".  vorb.  %^T  m»  vgl.  S.  137.  Z.  11  :  S.  \H\.  '/..  5  %^m- 
T^,  verb.  ifTgmTir^:  S.  <.t7.  Z.  7  ^^  f^%,  vcrb.  ^^4^^%:  S.  100. 
Z.  22   «^ff^:   ^T«,   vor!,,  "^ff ^^T° :  S.  101,  ZZ.  14.  15.  18  u.  21. 


Belloni-Füippi :  Sri  Dharmavijaya,   The  Togasästra.  787 

S.  102,  ZZ.  2.  6.  12.  15  n.  20.  S.  103,  Z.  3.  S.  104,  ZZ.  14  n.  17. 
S.  105,  ZZ.  4  u.  17  ^^?rr.  ^T^^TT'I  usw.,  verb.  ^^TT  ^^^T^usw.: 
S.  111,  Z.  6  fTT^Wt,  verb.  cTT^r^ft:  S.  130,  Z.  14  ist  ^T^^^f*^?! 
vor  ■^t^{2rf3RT:%:  zu  ergänzen:  S.  133,  Z.  3  TTf^  IT^T,  verb. 
^Tf%li»;  S.  139,  Z.  4  »t^TTTT».  verb.  »t^W"  m.  c. :  S.  151,  Z.  18  5 
•frifTW,  verb.  ftT  T^. 

Von  den  Druckfehlern,  die  auf  Rechnung  des  Setzers  kommen, 
sehen  wir  ab ,  weil  das  Druckfehlerverzeichnis  dieselben  später  be 
richtigen  wird. 

Aus  einer  fehlerhaften  Auffassung  des  Textes  stammen  folgende  lo 
Versehen : 

S.  7,  Z.  7  fT^  ^TWr»,  verb.  fT^T^T^T«  (=  tad  qjTmtvä°: 
S.  36,  Z.  9  »^T^T^,  verb.  »^^  ^T^;  S.  76,  Z.  9  »^^Zt  TTT 
^ft,  verb.  »^m^TnT^ft;  S.  SO,  Z.  12  ist  ^W-  ebensowohl  als 
Z.  16  *'^^  aus  metrischen  Gründen  unzulässig;  S.  82,  Z.  10  i5 
^'^■^[^^eiT^,  verb.  "^T^^^ft;  S.  110,  Z.  7  ^tnjT^o  ^^^.^  ^qq-RT» 
trotz  allen  HSS.  Oft  vernachlässigt  ist  auch  der  samdhi,  vornehm- 
lich da,  wo  derselbe  die  Auffassung  der  einzelnen  Wörter  erschwerte. 
So  ist  S.  38,  ZZ.  13  u.  15—16  ^q^(?I  ^T^^Pt^I«  und  »q^T^  ■^«' 
statt  ^3q^(?IT*t5I*  und  *M<^((^1^  geschrieben .  um  das  Iiuiewerden  20 
der  Präp.  '^  zu  erhalten. 

Einem    gewiß    nicht    beabsichtigrten   Vercressen    sollen    wir    das 
Fehlen   der  chä//ä  zu  den  SS.  123,   128  u.  141   zuschreiben. 

Nun  hoffen  wir  bewiesen  zu  haben ,  daß  unser  lenie  festinare 
in  der  Herstellung  der  Texte,   worüber  etwa  die  Inder  sich  wundern,  25 
nicht    ohne   Grund  ist.     Unkritische  Ausgaben  bedeuten    eine  Zeit- 
vergeudung,  weil  die  Arbeit  noch  einmal  getan   werden   muß. 

Ferdinande    Belloni-Filippi. 


788 


Kleine  Mitteilungen. 

Zu    Ibn    SaSd    III,   1,  t^.jUlt.    und    Y,   tr.,   2,    und    zu 
ZDMG.  62,280  und  56  8.   —  Bezüglich    der   Stelle  ISaSd  III, 

1,  i^.,  ult.  il^\  xJ  Jot:>-3,    zu   der  De  Goeje  ZDMG.  59.  380  be- 
merkt   hatte:    „Die  Worte    sind    nicht    klar.     Eine  Anspielung    auf 
.')  Zaid's  Tod  als  Zeuge  kann   doch  kaum  darin  liegen ;    da    würde  es 

heißen  xxJ-li  »y^cisj^  ....  Ich  vermute  in  käII  den  Namen  eines 
Gutes  ....",  habe  ich  ibid.  452  als  meine  Ansicht  ausgesprochen, 
daß  mit  &.JLil  doch  wohl  das  Paradies  gemeint  sei.  Folgender  Passus 
in  IHisäm's  Sira,  (^.f,  3  v.  u ,  gibt  mir  Recht:  i-LiJ!  Ac  j^  ij**^5 
10  KaII  e5^JJvj  „und  er  versprach  ihnen  zum  Lohn  für  ti-eue  Erfüllung 
dieser  Pflichten  das  Paradies"  ^).  Vgl.  zu  dieser  Bedeutung  von 
J^jt>  Lane,  Lex.  s.  v. :  „  !lX5^  J^c  1  Ai  x!i  Jot=>  He  stipidated  with  him 
to  gwe  lihn  such  a  thln<j  for  [doincf]   such   a   thimj.     (K.)" 

Zu  ISa^d  V,  \^..  2  bemerkt  De  Goeje  ZDMG.  61,  457:   ^i^lL 
15  nach  Fischer    'in    diesem    geflügelten  Worte    nicht  länger  As.  ^^', 


sondern    ,j«^Ä^  *.**!'•      Ich    möchte    eher    einen    Schreibfehler    an- 

nehmen  und  ä.j<\JLL>  lesen".  Ich  darf  wohl  hier  knrz  konstatieren, 
daß  ich  den  betr.  Passus  meiner  Erstlingsschrift  längst  als  irrig 
erkannt  habe   und   daß   ich   De   Goeje   beistimme. 

20  im   Anschluß  an   meine  Ausführungen   zu  den  Worten   *l\äj  '-^ 

,3»Lj    ^.    XAJi  ,.vx  auf   der    ersten    der    zwei    von   Musil    veröffeut- 


^ 


<r 


1)  ^.,<^j^l  y}-^^^  y\^=r-  f-^^  KiySx^  ihid.  i^n,  1  l)edoutet  dagogon: 
„und  es  werden  Gürten  gleich  den  Ciirlcii  iK's  Jordiui  für  cuidi  bereitet  werden" 
(vgl.   ibid.  Z.  h.  !*'!'(*',    11    II.  s.  f.). 


Kleine  Mitteilungen.  789 

lichten    arab.  Inschriften    aus  Arabia  Petraea    oben  S.  280    möchte 
ich  noch  auf  die  Stelle  Buhärl,  ed.  Krehl-Juynboll  IV,  ffi,  2.  auf 

die    ich    kürzlich    gestoßen    bin ,    hinweisen :    c>^(>J    Lx      J    JisXb 

c>-iJL£^l»  ^jT-^^l^  CJ,i>5^  (Worte  des  Propheten).    Hier  ist  ganz  klar, 
daß  es  sich  nur  um  geschehene  Sünden  handeln  kann  (man  wird    5 
dem  Propheten,  besonders  Allah  gegenüber,  kaum  die  Worte  in  den 
Mund  legen  wollen,    daß    er    sich   allerlei  Sünden   für  die  Zukunft 

vorbehalten  habe)  und  daß  cJj3>1»   *i>.^LX.s,    ebenso    wie   das  damit 

verbundene  c>.>ijLct^   c:;..-«!,    nur    ein  Ausdruck    per  merismuni  zur 
Bezeichnung  sämtlicher  begangener  Sünden  ist.  lo 

Die    Ausdrücke    ,.,»X.v^,    i— j.Js.^,    w^aJi^,    ^jU^x,    5.^^~ü, 

^:fVÄl  und  ^.>v,ci-'«,  die  Seybold  oben  S.  568  zu  meiner  Notiz  über 

.,».;^  „epileptisch"  (ibid.  S.  151  —  3)  nachträgt,  waren  mir  an  sich 

nicht  unbekannt^),  wohl  aber  in  der  direkten  Bedeutung  , epileptisch", 
und  da  es  bei  meinen  Ausführungen  gerade  auf  diese  Bedeutung  15 
ankam,  so  hatte  ich  keine  Veranlassung  sie  zu  nennen.  Inzwischen 
habe  ich  bei  Beaussier,  Dict.  gefunden  :  .,jjC*^xi  Epileptique-,  possedS 
(und  Ä,!^^  Epilepsie,  mal  caduc ,  haut  mal).  Für  die  übrigen 
sechs  Ausdrücke  aber  kann  ich  die  Bedeutung  , epileptisch"  auch 
jetzt  noch  nicht  positiv  nachweisen.  20 


1)  Vgl.  die  Wörterbücher,  besonders  auch  Dozy,  Spiro  und  Beaussier,  und 
außerdem  au  .,j.5^.w.yc  ZDMG.  Gl,  231,  28,  Snouck  Hurgronje,  Mokka  II,  128, 
unt.,  Curtiss,  Ursemit.  Religion  im  Volksleben  d.  heutigen  Orients  107,  Anna.  1, 
267,  ob.,  ZDPV.  X.  17C,  Miisil,  Arabia  Potraea  III,  320,  ult. ,  324,8  v.  u., 
325,  pu.  und  Jaussen,  Coutumes  des  Arabes  5C,  12;  zu  \_^^JL»  HamSsa  l!^f,  10 
und  zu  iwjJL/^/i   1001   Nacht,  ed.  Habicht,  I,  ri!*",  ult.   —   Die  Zahl  der  arab. 

Ausdrücke  für   „besessen,    vorhe.xt,    von  Spukgeistern    bewohnt"   o.  ä.    läßt  sich 

> 
noch   vermehren;    vgl.  i^L>ciXi   Lexx.  s.   v.   und   vim   N'loten,   WZKM.   VII,  234; 

'w'kjAia^  Jaussen  u.  ».  O.  387,  Mitte;  .y:^.:>  und  _*i:ÄjS?  Lox.\.  s.  vv.,  HarirT, 
Maq.-  fio,  Schol.  4  v.  u.,  Näsif  al-IäzigT,  MagmaS  al-bahrain  (1856)  r^f,  Anm.  1, 
ZDPV.  X,  170.  ISO   iiii.l   Wellhausen,   Kesto-   151,  Anm.  4:    .  y-t-J^   Le.xx.  s.  v. 

und  s.  ^/«Lc  und  Wellhausen  a.  a.  ().  151,  Anm.  3;  _.iiJW  llarTrI,  Maq." 
fto,   9   u.   a. 

Zeitschrift  der  D.  M.  G.    Bd.  LXll.  51 


790  Kleine  Mitteilungen. 

Dagegen  kann  ich  jetzt  nocli  nennen  das  mir  freilich  nur  aus 
den  Wörterbüchern^)  bekannte  ^».i^  , besessen",  das  allem  An- 
schein nach  speziell  auf  epileptische  oder  kataleptische  Besessenheits- 


erscheinungen    geht :    vgl.    Lisan    s.    v. :    ^yk^X\*,    o  -aäj    ^\    %jl^„ 


c^^ciil.     Zu    .^  ,JL5^  selbst    läßt    sich  jetzt  noch  vergleichen  Musil, 

Arabia  Petraea  III,  319  ft".-)  Von  vorn  herein  hätte  ich  wohl  hin- 
weisen sollen  auf  van  Vloten.  WZKM.  YII,  232  ff.  und  Wellhausen, 
Keste-^155,  unt.  A.Fischer.  | 

1)  S.  schon  Freytag,  Einleitung  S.  169,  9   v.  u.  ^ 

2)  Vgl.  hier  auch  lähes  el-insi  320,  14  v.  u.  zu  meinen  Bemerkungen  über 
(  wfcxL«  ii.   a.   O.   153. 


791 


La  Fondation  De  Goeje. 

Lorsque,  ]e  16  juin  1906,  M.  le  professeur  M.  J.  De  Goeje 
quitta ,  pour  obeir  ä  la  loi ,  sa  chaire  d'arabe  ä  l'universite  de 
Leyde,  une  commission,  agissant  au  nom  de  nombreux  eleves,  amis 
et  collaborateurs  du  savant  septuagenaire ,  mit  ä  sa  disposition, 
comme  on  s'en  souvient  peut-etre,  une  somme  d'environ  14  500  florins 
hollaudais  (29  000  francs)  pour  lui  permettre  de  creer  une  fondation 
dont  les  revenus  pourraient  etre  employes,  ä  l'avenir,  ä  la  pro- 
pagation  des  etudes  qui  lui  etaient  les  plus  sympathiques. 

La  fondation  existe  depuis  quelque  temps  et  M.  De  Goeje  lui- 
meme  ainsi  que  les  autres  membres  du  conseil,  qui  la  dirigent, 
jugent  desirable  de  faire  connaitre  par  l'organe  des  principales 
revues  consacrees  ä  l'etude  des  langues  orientales  la  fa9on  dont 
eile  a  ete  constituee. 

En  voici  les  Statuts: 

Statuts  de  la  fondation  De  Goeje, 
fondee  le  28  juin  1907. 

Art.  1.  La  fondation  est  etablie  ä  Leyde :  eile  se  nomme  „Stichting 
De  Goeje"  (fondation  De  Goeje).  Elle  a  pour  but  de  favoriser 
l'etude  de  la  langue  et  de  la  litterature  arabes  ainsi  que 
Celle  d'autres  langues  orientales  et  de  leur  litterature. 

Art.  2.  Le  choix  des  moyens,  servant  i'i  atteindre  ce  but,  est  conlie 
ä  un  conseil,  qui  decide  ä  la  majorite  des  voix. 

Art.  3.  Les  fonds  de  la  fondation  deriveut  des  sources  suivantes : 
1.  le  capital  donne  par  M.  De  Goeje;  2.  les  contributions ; 
3.  les  successions,  legs  et  donations;  4.  les  inter^ts  des 
capitaux. 

Art.  4.  Le  conseil  est  compose  de  cinq  membres ,  dont  deux ,  de- 
meurant  a  Amsterdam ,  sont  nonimrs  par  la  section  des 
lettres  de  l'Academie  Royale  d'Amsterdam ,  et  trois  par  le 
Senat  de  l'universite  de  Leyde.  La  section  de  rAcadeniie 
ainsi  que  le  Senat  de  l'universite  ayant  consenti  ä  prt'ter 
leur  concours,  la  section  a  nomme  M.  le  docteur  H.  T.  Karsten 
et  M.  le  docteur  J.  A.  Sillem,  et  le  Senat  de  Leyde  a 
nomme  M.  le  docteur  C.  Snouck  Hurgronje  et  M.  le  docteur 


792  -^^  Fondation  De  Goeje. 

C.  van  Vollenhoven ,  tous  deux  professeurs  ä  Leyde.  Les 
membres  du  conseil  sont  nommesävie;  dans  leur  premifere 
reunion,  ils  designent  un  president  et  un  secretaire ;  M.  De 
Goeje  sera  tresorier.  En  cas  de  vacances  causees  j)ar  le 
decös ,  la  demission ,  ou  le  changement  de  domicile  des 
roembres  qui  doivent  habiter  Amsterdam ,  l'election  des 
nouveaux  membres  aura  lieu  aussitöt  que  possible  et  en 
tont  cas  dans  le  delai  de  trois  mois  ä  partir  de  la  date  oü 
la  vacance  s'est  produite.  Le  remplacement  des  membres 
Karsten  et  Sillem  sera  fait  par  la  section  des  lettres  de 
l'Academie  Royale ,  celui  des  autres  membres  sera  fait  par 
le  Senat  de  l'universite  de  Leyde. 

Art.  .^).  Le  conseil  represente  la  fondation  en  justice  et  hors  justice. 
Les  membres  du  conseil  ne  sont  pas  salaries.  Ils  se  reunieront 
au  moins  une  fois  par  an ,  pour  examiner  la  gestion  du 
tresorier.  Une  reunion  extraordinaire  aura  lieu  chaque  fois 
que  le  tresorier  ou  trois  membres  du  conseil  le  desirent. 

Ai't.  6.  Le  Capital  de  la  fondation  doit  etre  place  en  inscriptions 
sur  Tun  des  ^grootboeken  van  de  Nederlandsche  werkelijke 
schuld"  (grands  livres  de  la  dette  nationale  neerlandaise), 
au  nom  de  la  „fondation  De  Goeje".  Le  tresorier  seul  est 
autorise  ä  percevoir  les  rentes;  c'est  donc  maintenant 
M.  De  Goeje  et  ce  sera  aprfes  sa  mort,  le  membre  que  le 
conseil  designera  comme  tresorier. 

L'assentiment  et  le  concours  de  tous  les  membres  du 
conseil  est  requis  pour  vendre ,  en  tout  ou  en  partie ,  les 
capitaux  inscrits  au  grand  livre ;  d'autres  formalites  ne  sont 
pas  necessaires. 

Art.  7.  II  sera  permis  de  deroger  aux  articles  4,  5  et  6,    si,    dans 

deux    seances   successives,   le    conseil  declai-e   ä   l'unanimite 

des  voix  que    les  circonstances    necessitent  un  ecart  precise 

d'avance. 

Ajoutons  que  le  capital  de   la  fondation  se  monte  actuellement 

ä    19  500  florins    hoUandais    (39  000  francs)    et    que    M.  De  Goeje, 

quoique  reste  membre  du  conseil,  a  ete  remplace  comme  president 

par  M.  Snouck  Hurgronje  et  comme  tresoiier  par  le  secretaire  du 

conseil  M.  van  Vollenhoven. 


793 


Verzeichnis  der  im  letzten  Vierteljahr  bei  der 
Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

(Mit  Ausschluß  der  bereits  in  diesem  Hefte  angezeigten  Werke.  Die  Redalstion 
behält  sich  die  Besprechung  der  eingegangenen  Schriften  vor;  Rücksendungen 
können  nicht  erfolgen.  Anerbieten  der  Herren  Kollegen,  das  eine  oder  andre 
■wichtigere  Werk  eingehend  besprechen  zu  wollen ,  werden  mit  Dank  an- 
genommen.    Die  mit  *  bezeichneten  Werke  sind  bereits  vergeben.) 

Maulavi  Abdul  Muqtadir  —  Catalogue  of  the  Arabic  and  Persian  Manuscripts 
in  the  Oriental  Public  Library  at  Baukipore.  Persian  Poets :  Firdausi  to 
Hafiz.     Calcutta,  The  Bengal  Secretariat  Book  Depot,   1908.     X,   274  S. 


^Thompson ,  li.  Campbell  -  Semitic  Magic,  its  Origins  and  Development. 
[Luzac's  Oriental  Religions  Series.  Vol.  HI.]  London,  Luzac  it  Co.,  1908. 
LXVIII,  286  S. 

Letters  to  Cassite  Kings  from  the  Temple  Archivos  of  Nippur. 
By  Hugo  Radau.  (The  Babylonian  Expedition  of  the  University  of  Penn- 
sylvania. Series  A:  Ciineiform  Texts  edited  by  H,  V.  Hilprecht.  Vol.  XVII, 
Part  I.)  Sixty-eight  Plates  of  Autograph  Texts.  Twelvo  Plates  of  Halftone 
Reproductions.  Philadelphia,  Department  of  Archaeology,  University  of 
Pennsylvania,   1908.     XV,   174  S.     Groß-40. 

L'Astrologie  Chaldeenne.  Le  Livre  intitule  ■nenuma  {Anu)  Hu  Bei». 
Public,  transcrit  et  traduit  par  Ch.  Virolleaud.  Fase.  1.  Te.xte  cunei- 
forme,  Sin.  Fase.  8.  Transcription ,  Adad.  Paris,  P.  Geuthner,  1908. 
1909.     m,   60  und  35   S. 

Segal,  M.  TT.  -  Misnaic  Hebrew  and  its  Relation  to  Biblical  Hcbrew  and  to 
Aramaic.  A  Grammatical  Study.  [Reprintcd  from  the  Jewish  Quarterly 
Review  for  July,   1908.]     O.xford,  Horacc  Hart,   1909.     91   S. 

Poznanski,  Samud  _  The  Karaite  Literary  Opponents  of  Saadiah  Gaon.  London, 
Luzac  &  Co.,   1908.     VH,   104   S. 

Coole,  Stanleij  A.  -  The  Religion  of  Ancient  Palostino  in  tho  Socond  Millen- 
nium B.  C.  In  the  Light  of  Archa;ology  and  tho  Inscriptions.  [In :  Religions 
Ancient  and  Modern.]  London,  Arch.  Constablo  &  Co.  Ltd.,  1908.  Vlll, 
122  S.     1  s.  nrt. 

*j\Tusil,  Alois-  -  Kais.  Akad.  d.  Wiss.  —  Arabia  Petraoa.  I.  Moab.  Topo- 
graphischer Reisebericht.  Mit  1  Taf.  u.  190  Abbild,  im  Texte.  XXlll, 
443  S.  —  II.  Edom.  Topographischer  Roisobericlit.  1.  Teil.  Mit  1  Karte 
u.  170  Abbild,  im  Texte.  XII,  343  S.  —  2.  Teil.  Mit  1  Karte  u.  l.")2  Ab- 
bild, im  Texte.  X,  300  S.  —  III.  Ethnologi.schor  Roiseboricht.  Mit  62  Ab- 
bild, im  Texte.     XVI,  550  S.     Wien,  in   Komm,   bei  A.   Holder,    1907—8. 


794      Verzeichnis  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

The  IJistory  of  the  Governors  of  Egypt  by  Aöü  'Umar  Muhammad  ibn  Yösuf 
al-Kindi.  Edited  .  .  .  by  Nieholas  August  Koenig.  Part  I.  [Contri- 
butions  to  Oriental  History  and  Philology.  No.  II.]  New  York,  The  Columbia 
üniversity  Press,   1908.     V,   33,  33   S. 

The  Pearl-Strings;  a  History  of  the  Resüliyy  Dynasty  of  Yemen  by  'Aliyyu^ 
bnu  'l-Hasan  'el-Khazrejiijij;  Translation  and  Text  with  Annotations  and 
Index.  By  the  late  Sir  J.  W.  Redhouse.  Edited  by  E.  G.  Broione, 
R.  A.  Nicholson,  and  A.  Rogers.  Vol.  III,  containing  the  Annotations. 
["E.  J.  W.  Gibb  Memorial"  Series.  Vol.  111,3.]  Leyden:  Brill,  London: 
Luzac  &  Co.,   1908.     233   S. 

Horovitz,  S.  -  Ueber  den  Einfluß  der  griechischen  Philosophie  auf  die  Ent- 
wicklung des  Kalam.  [In:  Jahres-Bericht  d.  jüd.-theol.  Seminars  Fraenckel'- 
scher  Stiftung.]     Breslau   1909.      92   S. 

*Le  Comte  de  Landberg  -  Etudes  sur  les  dialectes  de  l'Arabie  Meridionale. 
Deusieme  volume.  Datinah.  Deuxieme  partie.  Commentaire  des  textes 
prosaiques.     Leide,  Brill,    1909.     XI  S.  u.  S.  281 — 1440. 


Otto  Böldlingk\  Sanskrit-Chrestomathie.  Dritte  verbesserte  und  vermehrte  Auf- 
lage herausgegeben  von  Richard  Garbe.  Leipzig,  H.  Haessel,  1909.  VII, 
416   S.      2,50  M. 

Miihäbhäsya  zu  P.  VI,  4,  22  und  132  nebst  Kaijata's  Kommentar.  Über- 
setzt, erläutert  und  mit  einem  Anhang  von  Bernhard  Geiger.  [Sitzgsber. 
d.  K.  Ak.  d.  Wiss.  in  Wien;  Philos.-Hist.  Klasse.  160.  Band,  8.  Abhdlg.] 
76  S.     Wien,  in  Komm,  bei  A.  Holder,   1908. 

Tho  Panchatantra,  A  Collection  of  Ancient  Hindu  Tales,  in  the  Recension, 
called  Pauchakbyanaka,  and  dated  1199  A.  D,  of  the  Jaina  Monk,  Purna- 
bhadra.  Critically  edited  in  the  original  Sanskrit  by  Johannes  Hertel. 
[Lanman's,  Harvard  Oriental  Series.  Vol.  11.]  Cambridge,  Mass.,  Harvard 
Üniversity,   1908.     XLVIII,   298  S.     6,30  M. 

Coplcston,  Reginald  Stejihen  -  Buddhism,  Primitive  and  Preseut,  in  Magadha 
and  in  Ceylon.  See.  edit.  Kew  York,  Bombay,  and  Calcutta,  Longmans, 
Green,  and  Co.,  1908.     XVI,  301  S.     10  s.   6  d.  net. 


A  History  of  Gujarat  by  M'ir  Abu  Turäb  Vall.  Edited  with  lutroduetion 
and  Notes  by  E.  Denison  Ross.  [Bibliotheca  Indica,  New  Series,  No.  1197.) 
Calcutta   1909.     XIV,  W.  S. 


Mehmed  Tevfiq,  Ein  Jahr  in  Konstantinopel.  Fünfter  Monat:  Die  Schenke 
oder  Die  Gewohnheitstrinker  von  Konstantinopel.  Nach  dem  Stambuler 
Druck  von  1300  h.  .  .  .  ins  Deutsche  übertragen  .  .  .  von  Theodor  Menzel. 
[G.  Jacob\  Türk.  Bibliothek.      10.  Bd.]     VI,   155  S.     4  M. 

Hellenismus.  .  .  .  Verantw.  Redakteur  <S.  Mora'üis.  1.  Jahrg.,  Heft  2.  3.  4. 
Leipzig,  G.   Kreysing. 

Einck,  Eranz  Nikolaus.  -  Die  Verwandtschaftsverhältnisse  der  Bantuspracheu. 
Göttingen,  Vandonhoeck  und  Ruprecht,   1908.     X,   138  S.      6  M. 


Mitteilungen  der  Kunstsektion  der  Österreichischen  Leo-Gesellschaft.  Prakti- 
scher Führer  auf  dem  Gebiete  christlicher  Kunst  in  Öster- 
reich....     1.  Hüft      Wien,   in   Komm,  bei   Gcrlach  ^^   Wiedling,   1908. 

Abgeschlossen  am    19.   II.    19(t9. 


795 


Autorenregister  ^). 


*Altschüler,  Jloritz  . 
*Barnett      .... 

•     • 

144 
774 
407 
782 
755 
577 
337 
671 
140 
392 
388 
123 
725 
552 
149 
788 
494 
569 
140 
1 
144 
361 
584 
597 
374 
584 
550 
406 
134 
203 
59) 
397 
755 
83 

Low,  Immanuel .     . 
Macler  .... 
Mahler       .      .      .      . 

.      .      .      . 

120 
384 

Beer,  Georg  .     .     . 
Belloni-Filippi    .      . 
^van   Berchem 

370 
155. 

1G7 

648 
388. 

33 

Mann,  Traugott  . 
Mills     .                 .      . 

.      .      .      . 

586 

555 

*Bissing,  Freiherr  von 

Blau,  A 

Bloch    .... 

*Mitt\voch  .      .     .      . 

Mülinen,  Graf  von 

*Nallino      .      .     .      . 

.      .      .      . 

586 
657 
146 

*Bloomfield,  Maurice 

Brockelmann 
*Brooks 

*Neumann,  Wilhelm 
Oldenberg 
Praetorius  154.  166. 
Preisigke  .      .      .     . 

.  140.   459, 
283.407.708 

144 

593 
74R 

Caland       .... 

111 

Charpentier    . 

Crum 

•     • 

*Reinisch    . 

776 

*Rovon 

384 

*Dhorme 

Rhodokanakis      .     . 
Roeder       .      .      .      . 

.      .      569. 
.      .       185. 

776 

Fischer      .... 

151. 

280. 
209. 

577 

Gaster 

Rothstein,  J.  ^^'.     . 

*Sarre 

Schlögl       .     .     .      . 

374 

*Geyer 

De  Goeje 

Goldziher 

586 
698 

Schmidt,  Richard    . 

Seybold     .      .     .      . 

*Simon 

.     .       119. 
.     .       563. 

774 

Greßmann      .     .     .      . 

714 

Hertel 

411 

113. 
134. 
593. 

39^ 

*lIoornle     

Jacobi   132.   289.   358. 
^Jensen       

*Sri   Dharmavijaya  . 
*Stark,  A 

Strauß,  Otto  .     .     . 

Streck        .      .      .     . 

782 
584 
601 

Jolly 

Kahle        .           .      .     . 

755 

"Thureau-Dangin 

Ungnad      .... 
■"Vaschalde 

.     80.    14  9. 

397 

Katzenstein    .      .      .      . 

721 

Keith 

388 

Kittel 

Woißbach       .      .      . 

629 

Konow 

^Wünsche 

144 

I^angdon 

*Lehinann-IIaupt 
Leumann 

.   29. 

wuitr 

Ytihuda      .      .      .      . 

677 
754 

Sachregister^). 


Abessinischeti  Dialekte,  Die,  und 

das  Sabäo-Miiiäische     .     .      .  160 

Abul-Fidä's,  Das  Grab,  in  Haraä  057 

Accente,  Zur  Geschichte  der  he- 
bräischen   406 

Ägyptologie 185 


Alphabet,  Zum  seinitisch-griechi- 

seiicn 283 

Alttestamontliche  Studien      .      .      167 
Artikels,  Diu  Grundform  dos  ho- 

briiiscluMi 8tt.   407 

*BattäiiI,  AI-,  sive  Al-Batonü  opus 


1)  *  bezeichnet  die  Verfasser  und  die  Titel  angezeigter  Werke. 


796 


ßachregister. 


astronomicum  ad  fidem  codicis 
Escurialensis  arabice  editum, 
latine  versum,  annotationibus 

instructum 146 

lÜestmilch 120 

Buddhalegende,  Einfluß  der  alt- 
buddhistischen Kunst  auf  die,     370 
CandasSta,  Note  on  the  Andhra 

King, 591 

^Catalogue,  A  Supplementary,  of 
Sanskrit,  Pali,  and  Prakrit 
Books  in  the  Library  of  the 
British  Museum  acquired  du- 
ring  the  yoars  1892—1906  .  774 
Chronologie,  Zur  neubabyloni- 
schen und  achämenidischen, .      629 

^Concordance,  A  Vedic,  being  an 
alphabotical  Index  to  every 
line  of  every  stanza  of  the 
published  Vedic  literature  and 
to  the  liturgical  formulasthere- 
of,  that  is  an  Index  to  the 
Vedic  Mantras,  together  with 
an  account  of  their  variations 
in  the  different  Vedic  books  140 
Erzählungsliteratur,  Studien  über 

die  indische, 725 

Etymologien,  Äthiopische,      .     .     748 

*Fürwort,  Das  persönliche,  und 
die  Verbalflexion  in  den  cha- 
mito-semitischen  Sprachen      .      776 

*Galen,  Sieben  Bücher  Anatomie 
des.  'AvaroaiY.üv  iy/biQrjGi:- 

av  ßtßliov  & — if,  zum  ersten 
Male  veröffentlicht  nach  den 
Handschriften  einer  arabischen 
Übersetzung  des  9.  Jahrh.  n. 
Chr.,  ins  Deutsche  übertragen 
und  kommentiert     ....     392 

Ganguli,  Pandit  Kisari  Mohau,  t      132 
*Geschichto  Armeniens  und  Me- 
sopotamiens,   Materialien    zur 

älteren, 755 

*Gilgamesch-Epos,  Das,  in  der 
Wellliteratur.  Erster  Band: 
Die  Ursprünge  der  alttesta- 
mentlichen  Patriarchen-,  Pro- 
jibeton-  und  Befreier-Sage  und 
der  neutestamentlicheit  Jesus- 
Sage 374 

De  Gocje,  La  Fondation,  .      790 

Gottheiten,  Über  einige  bildliche 

Darstellungen   altindischer,     .      048 

h  dos  Minäisehcn,  Zur  Frage  über 

das  parasitische, 7(i8 

Hanbalitischen  Bewegungen,  Zur 

Geschichte  der,  .  1.   5G4 


lbnSaSdni,l,S*'.,ult.undV,!^'.,2, 

Zu,  u.zuZDMG.C2,280u.  568     788 
*Inschriftcn,  Arabische,  aus  Arme- 
nien und   Diyarbekr     .  .     755 

Inschriften,  Zu  Musil's  zwei  ara- 
bischen ,    aus   Arabia  Petraea 

280.  788 

Josua,  Das  Buch,  in  hebräisch- 
samaritanischer  Rezension. 
Entdeckt  und  zum  ersten  Male 
herausgegeben  209.   494.  550.   754 

Kabb   Eljäs 719 

Kälidäsas,  Die  Zeit,   ....      671 
*Königsinschriften  ,    Die  Sumeri- 
schen und  Akkadischen,   .     .     397 

Magnün  „epileptisch"  151.  568.  789 

Mahäbhärata,  Über  den  Stil  der 

philosophischen  Partieen  des,     661 

iT^T^^^:      ....       119.   358 

*Medicine  of  Ancient  India,  Studies 

in  the.     Part  I 134 

Metrik,  Die  biblisch-hebräische,  698 
*jMonumenta  Judaica.  Prima  pars. 
Bibliotheca  Targumica.  Bd.  I. 
Heft  1.  Aramaia.  Die  Tar- 
gumim  zum  Pentateuch  — 
Altera  pars.  Monumeuta  Tal- 
mudica  Bd.  I.  Heft  1.  Erste 
Serie:   Bibel  und  Babel     .      .     144 

mu'aiiad  „beglaubigt"    .       151.  568 

PahlaviText,The,ofYasnaLXVI, 
LXVni  (Sp.  LXV,  LXVII) 
with  all  the  MSS.  collated    .      555 

Pänini,  Von,  zu   Phaedrus     .      .      113 
*Philoxeni  Mabbugensis  tractatiis 
de  trinitate  et  incarnatione.ed. 
et  interpretatus  est ....      388 

Planetennamen,  Die  arabischen, 

in  Wolfram's  Parzival  .     .     .     719 

Puranische  Streifen      ....      337 

Quadrapulus 552.   718 

Uuvyaka's  Alamkärasarvasva 

289.   411.   597 

Sabattu,  Tho  Derivation  of,  and 

other  notes 29 

Sabbat,  Der.  Seine  etymologische 
und  chronologisch-historische 
Bedeutung 33 

Sämkhyasütras,  Die,     ....      593 
*(,Samuihuig  F.  Sarre.)     Erzeug- 
nisse islamischer  Kunst.    Teil 
I:  Metall 586.   718 

Sanherib's,  Der  Name,     .     .  721 

Sanskritwortorbuch ,  Beiträge 
zum,  aus  Heniacaiidras  Pari- 
sistaparvan 361 

Schrift,  Eine  fremdartige,      .      .      111 


Sachregister. 


1^1 


Semitische,  Das,  mit  Ausschluß 
des  Sabäo-Minäischen  und  der 
abessinischen  Dialekte  sowie 
der  alttestamentlichen  Studien 

155. 
*Shinntoisme,  Le.     l^'"^  partie    . 

Sprachen  von  Ostturkestan  im 
frühern  Mittelalter,  Über  die 
einheimischen, 

„Stammabstufung",  Über,  in  der 
malajischen  Wortbildung  . 


410 

384 


83 


677 


Sütras,  Zur  Exegese  und  Kritik 

der  rituellen, 

Suttanipäta  440,  Zu 

*Textes  Religieux  Assyro-Babylo- 

niens,  Choix  de.  Transcription, 

traduction,  commentaire    . 

Vedische  Untersuchungen 

*Vitae  virorum  apud  Monopbysi- 

tas    celeberrimorum ,     ed.     et 

interpr.  est 

*Yogasästra,  The,  edited    . 


123 
593 


149 
459 


388 

782 


Druck  von  G.  Kreysing  in  Leipzig. 


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Druck  von  6.  Kreysing  in  Leipzig. 


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.  JAN  2  9  1968 


PJ 

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DA 
Bd.  62 


Deutsche  Morgenländische 
Gesellschaft 

Zeitschrift 


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