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Full text of "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin"

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WHITNEY   LIBRARY, 
HARVARD  UNIVERSITY. 


THE  GIFT  OF 


J,    D.    WHITNEY, 

-   *  Sturgis  Hooptr  Professor 


MÜSfcüM  OF  OOMPABATTVE  ZOÖLOGY. 


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ZEITSCHRIFT 


DER 


GESELLSCHAFT  FÜR  EROKUNDE 

ZU  BERLIN. 


ALS  FORTSETZUNG  DER  ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  ERDKÜNDE 

IM    AUFTRAGE    DER    GESELLSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

Professor  Dr.  W.  KONER, 

GEH.   RKGIKRUNGSRATH. 

REDACTWN  DER  KARTEN  VON  HEINRICH  UND  RICHARD  KIEPERT. 


NEUNZEHNTER   BAND. 

"MIT  VII  KARTEN. 


BERLIN, 
VERLAG  VON  DIETRICH  REIMER. 
C   1834. 


•■'••/ 


Inhalt  des  neunzehnten  Bandes. 


Aufsätze. 

(Für  den  Inhalt  ihrer  Aufsätze  sind  die  Verfasser  allein  verantwortlich.) 

Soito 

I.  Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  Ein 
Mahnwort  an  die  Kartographen.  Von  K.  Zöppritz.  (Hierzu 
eine  Karte,  Taf.  I) 1 

II.  Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  in  den 
Jahren  1562 — 1564.  Nach  amtlichen  Berichten  des  Adelantado 
und  General-Kapitäns  von  Costa  Rica,  Juan  Vazquez  de  Coronado, 
an  den  König  von  Spanien  und  anderen  Dokumenten.  Von 
H.  Polakowsky 24 

III.  Administrativ  -  Eintheilung  und  Bevölkerungsstand  der  neuen 
nördlichen    Provinzen    des    Griechischen    Königreiches.       Von 

H.  Kiepert.     (Hierzu  eine  Karte,  Taf.  II) 55 

IV.  Auszüge  aus  fünf  in  der  handschriftlichen  Ausgabe  der  Peking- 
Zeitung  vom  9.  September  1882  (Kuangsü,  8.  Jhr.  7.  Mt.  27.  Tg.) 
veröffentlichten  Berichten,  die  Neu- Organisation  der  Thienschan- 
Lftnder  betreffend 65 

V.  Tagebuch  einer  Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somäli 
und  Noli-Galla  nach  Harrär.  Von  John  Freiherr  von 
Müller 73 

VI.    Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatau  (Mai  bis  August  1883). 

Von  Kapitän  a.D.  L.  F.  M.  Schulze 81 

VII.  Tagebuch  einer  Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somäli 
und    Noli-Galla    nach    Harrär.      Von    John    Freiherr    von 

Müller.    (Schluss) 104 

VIII.  Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-  Gebietes. 
Von  Clemens  und  Gustav  Denhardt.  (Hierzu  eine  Karte, 
Taf   III) 122 

IX.    Das   alte  Bergsturzgebiet  von  Flims.      Von  Dr.  G.  Härtung. 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  IV) 161 

X.    Bemerkungen    zur    Originalkarte    des    unteren   Tana-Gebietes. 

Von  Clemens  und  Gustav  Denhardt.    (Schluss) 194 

XI.  Die  erste  Eroberung  der  Republik  Costa  Rica  durch  die  Spanier 
in  den  Jahren  1563  und  1564.  Nach  den  officiellen  Berichten 
des  Adelantado  und  General  -  Kapitäns  Juan  Vasquez  de  Coro- 
nado an  den  König  von  Spanien  und  anderen  Dokumenten. 
Von  H.  Polakowsky.    (Schluss.)    (Hierzu  eine  Karte,  Taf.  V.)    218 


IV  Inhalt. 

Seit« 
XII.    Höhenmessungen  im  Wilajet  Trapezunt 255 

XIII.  Begleitworte    zu    meiner    Karte    der    Insel    Mindanao.       Von 

F.  Blumentritt.    (Hierzu  eine  Karte,  Taf.  VI) 257 

XIV.  Geographie  der  Liu  -  kiu  -  Inseln.  Nach  japanischen  Berichten 
bearbeitet  von  F.  Qeorge  Müller-Beeck.  (Hierzu  eine 
Karte,  Taf.VH) 303 

XV.    Die    italienische    Bevölkerung    im    deutschen    Südtirol.      Nach 

amtlichen  Quellen  bearbeitet  von  W.  Kellner 316 

XVI.    Zur  Bestimmung  der  geographischen  Längen  auf  Reisen.     Ein 

Beitrag  von  Eugen  Gelcich,  K.  K.  Professor 319 

XVII.  Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.     Wanderungen  und  Studien 

von  F.W.Paul  Lehmann 332 

XVIII.  Die  Landesaufnahme  in  Russland  1883.  Nach  dem  officiellen 
Bericht  im  „Russischen  Invaliden"  von  Hauptmann  a.  D. 
Schellwitz 405 

XIX.    Seen-Tabelle.    Von  G.  A.  von  Klöden 416 

Litteratur. 

Übersicht  der  vom  November  1883  bis  dahin  1884  auf  dem  Gebiete 
der  Geographie  erschienenen  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne. 
Von  W.  Koner 424 

*  Karten. 

Tafel  I.    Afrika,  in  flächentreuer  perigonaler  Kegelprojektion.     Maasstab 
1  :  40,000,000.     Entworfen  von  K.  Zöppritz. 

/  „  II.  Übersicht  der  Administrativ-Eintheilung  und  der  Ortsbevölkerung 
der  neuen  nördlichen  Provinzen  des  Griechischen  Königreiches 
(Thessalien  und  östl.  Epirus).  Nach  dem  Gesetz  vom  81.  März 
(12.  April)  1883  zusammengestellt  von  H.  Kiepert.  Maass- 
stab 1:400,000. 
„  III.  Originalkarte  des  unteren  Tana- Gebietes.  Nach  eigenen  astro- 
nomischen und  geodätischen  Messungen  gezeichnet  von  Clemens 
und  Gustav  Denhardt.  Maasstab  1:500,000. 
„    IV.    Das  alte  Bergsturzgcbiet  von  Flims.     Maasstab  1 :  150,000. 

,     „      V.    Planta  de  la  provincia  de  Veragua.     (Ado  1620).    Veröffentlicht 
von  H.  Polakowsky. 

'     „    VI.   Die  Insel  Mindanao.     Von  F.  Blumentritt. 

.    „  VII.    Die  Liu -kiu -Inseln. 


WHITNEY 

MUS.  COMI 

No.  109. 


\( t=— > 

/i/t//      ZEITSCHRIFT 


DER 

GESELLSCHAFT  FÜR  ERDKUNDE 

ZU  BERLIN. 

ALS  FORTSETZUNG  DER  ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  ERDKUNDE 
IM    AUFTRAGE    DER    GESELLSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

Prof.  Dr.  W.  KOHEB. 
REDACTION  DER  KARTEN  VON  HEINRICH  UND  RICHARD  KIEPERT. 


NEUNZEHNTER  BAND.    ERSTES  HEFT. 


\ 


BERLIN, 
VERLAG  VON  DIETRICH  REIMER. 
C  1884. 


Mit  Gratisbeilage:  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde, 
.  1884.    No.  1. 


Inhalt. 

Seit* 
I.    Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.   Ein  Mahn- 
wort   an    die  Kartographen.     Von  K.   Zöppritz.      (Hierzu  eine 

Karte,  Taf.  I) 1 

II.  Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  in  den 
Jahren  1562 — 1564.  Nach  amtlichen  Berichten  des  Adelantado 
und  General  Kapitäns  von  Costa  Rica,  Juan  Vazquez  de  Coronado, 
an    den    König    von    Spanien    und    anderen    Dokumenten.      Von 

H.  Polakowsky 24 

III.  Administrativ-Eürtheilung  und  Bevölkerungsstand  der  neuen  nörd- 
lichen PrQvinzdto  den  Griechischen  Königreiches.   Von  IL  Kiepert. 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  II) 55 

IV.  Auszüge  aus  fünf  in  der  handschriftlichen  Ausgabe  der  Peking- 
Zeitung  vom  9.  September  1882  (Kuangsü,  8.  Jhr.  7.  Mt.  27.  Tg.) 
veröffentlichten  Berichten,  die  Neu- Organisation  der  Thienschan- 

Lander  betreffend 65 

V.    Tagebuch  einer  Reise  durch  das  Qebiet  der  Gadabursi-Somali  und 

Noli-Galla  nach  Harrar.     Von  John  Freiherr  von  Müller  .    .      73 

Karten. 

Tafel  I.  Afrika,  in  flächentreuer  perigonaler  Kegelprojektion.  Maasstab 
1:40,000,000.  Entworfen  von  K.  Zöppritz. 
„  II.  Übersicht  der  Administrativ-Eintheilung  und  der  Ortsbevölkerung 
der  neuen  nördlichen  Provinzen  des  Griechischen  Königreiches 
(Thessalien  und  östl.  Epirus).  Nach  dem  Gesetz  vom  81.  März 
(12.  April)  1883  zusammengestellt  von  H.  Kiepert.  Maass- 
stab 1  :  400,000. 


Der  neunzehnte  Band  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde  erseheint  1884  in  zweimonatlichen  Heften,  mit  Bei- 
gabe von  Karten  und  mit  der  Gratisbeilage:  „Verhandinngen 
der  Gesellschaft  für  Erdkunde,  10  Hrn."  Der  Preis  des  Bandes  von 
6  Heften  nebst  Gratisbeilage  ist  13  Mark.  Die  „Verhandlungen4* 
sind  auch  allein  zum  Preise  von  4  Mark  zu  beziehen. 

Die  Bände  I— IV  (1866—1869)  sind  zum  Preise  von  8  Mark, 
der  V— VIII.  Band  (1870—1873)  »um  Preise  von  10  Mark  und  der 
IX— XVIII.  Band  (1874—1883)  zum  Preise  von  13  Mark  pro  Band, 
complet  geheftet,  ebenso  die  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für 
Erdkunde,  1874—1883,  complet  geheftet,  zum  Preise  von  4  Mark 
pro  Band  zu  haben. 

Preis-Ermässigung. 

Die  Bände  I— VI  und  neue  Folge  I  — XIX  der  Zeitschrift  für 
allgemeine  Erdkunde  (1853—1865)  sind 

zusammengenommen  zum  Preise  von  3  Mark  pro  Band  und 

einzeln  zum  Preise  von  4  Mark  pro  Band 
durch  jede  Buchhandlung  zu  beziehen. 


Berlin,  im  Februar  1884. 

S.W.  AnhaltetrMie  No.  12. 


Die  Verlagshandlung  von 
Dietrich  Reimer 

(Rehner  &  H«efcr.) 


I. 

Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten. 

Ein  Mahnwort  an  die  Kartographen. 

Von  K.  Zöppritx. 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  I.) 


Unsere  Atlanten  and  Handkarten  sind  gegenwärtig  fast  aus- 
schliesslich beherrscht  von  der  Bonne'schen  Projektion.  Wenn 
man  absieht  von  den  Planigloben  und  den  meist  in  Merkators 
Projektion  ausgeführten  Abbildungen  der  ganzen  Erdoberfläche 
und  nur  die  eigentlichen  Länderkarten,  von  denjenigen  der  Erd- 
teile bis  zu  denjenigen  einzelner  Provinzen,  in  betracht  zieht, 
findet  man  fast  nur  Abbildungen  nach  jener  modifizierten  Kegel- 
projektion. Die  Herrschaft  der  Bonne'schen  Projektion  ist  ver- 
mutlich franzosischem  Einflüsse  zuzuschreiben,  denn  für  die  grosse 
vom  Depot  de  la  guerre  veröffentlichte  Karte  von  Frankreich  im 
Massstabe  von  1  :  80  000  ist  jene  Abbildungsart  schon  zu  einer 
Zeit  angewandt  worden,  als  in  allen  geodätischen  Dingen  Frank- 
reich unbestritten  tonangebend  war.  Bei  den  deutschen  General- 
stabskarten ist  man  jedoch  dem  Beispiel  Frankreichs  nicht  ge- 
folgt, sondern  hat  meist  Projektionen  gewählt,  die  entweder  über- 
haupt rationeller  sind  (d.  h.  auch  für  Frankreich  empfehlens- 
werter gewesen  wären),  wie  z.  B.  die  von  Gauss  für  Braun- 
schweig  und  Hannover  gewählte  konforme  Kegelprojektion,  oder 
solche,  welche  die  Einpassung  der  Detailaufnahme  in  das  Grad- 
netz und  die  Benutzung  rechtwinkliger  ebener  Koordinaten  be- 
sonders bequem  machten,  ohne  im  dargestellten  Gebiete  erhebliche 
Fehler  in  Winkeln  und  Flächenverhältnissen  zu  erzeugen,  wie 
z.  B.  die  Cassini-Soldner'sche  Projektion  für  die  süddeutschen 
Staaten,  und  die  Polyederprojektion  für  Preussen  und  Thüringen, 
welch'  letztere  die  Möglichkeit  preisgiebt,  ein  Bild  des  ganzen 
dargestellten  Gebietes  auf  einer  Ebene  zusammenzusetzen. 

Zeittckr.  a.  OMelkeh.  f.  Brdk.   Bd.  XIX.  1 


2  K.  Zöppritz: 

Während  also  die  praktisch  wie  theoretisch  meist  gleich  aus- 
gezeichneten Begründer  der  Landesaufnahmen  in  den  deutschen 
Staaten  die  Projektionen  für  die  Spezialkarten  selbständig  je  nach 
Bedürfnis  des  Falles  auswählten,  haben  diejenigen  Kartographen, 
welche  mit  ihren  Erzeugnissen  dem  Bedarfe  des  grosseren  Publi- 
kums an  Schulkarten,  Handkarten,  Atlanten  u.  8.  w.  entgegen- 
kommen, sich  fast  ausschliesslich  der  Bonne'schen  Projektion  in 
die  Arme  geworfen.  Diese  Abbildungsart  hat  gewisse  bestechende 
Vorzüge:  sie  ist  flächentreu,  symmetrisch  gegen  einen  geraden 
Mittelmeridian,  die  Parallelkreise  sind  konzentrische  Kreise,  deren 
Abstand  in  demselben  Verhältnisse  wie  auf  dem  Erdellipsoid  leicht 
aufgetragen  werden  kann;  die  Parallelkreisabschnitte  stehen  eben- 
falls in  demselben  Verhältnisse  zu  einander  und  zu  den  Meri- 
dianteilen, wie  in  Wirklichkeit.  Man  kann  deshalb  aus  jeder 
Tabelle  für  die  Länge  der  wahren  Meridian-  und  Parallelgrade 
alles  für  die  Konstruktion  des  Netzes  Notige  entnehmen,  hat  nur 
die  Multiplikation  mit  dem  Massstabsverhältnisse  auszuführen  und 
kann  dann  sofort  auftragen. 

Ich  glaube  nicht  zu  irren,  wenn  ich  voraussetze,  dass  nament- 
lich das  Bewusstsein  von  der  richtigen  Abbildung  der  längs  den 
Netzlinien  gemessenen  Strecken  die  Kartographen  bezüglich  der 
Vortrefflichkeit  dieser  Projektion  so  sicher  macht  und  sie  die 
kolossalen  Verzerrungen  mit  in  den  Kauf  nehmen  läset,  welche 
dieselbe  gegen  die  Kartenecken  hin  ergiebt.  Die  Bequemlichkeit 
der  Konstruktion  wird  von  derjenigen  anderer  Abbildungsarten, 
namentlich  der  eigentlichen  Kegelprojektionen  (mit  geradlinigen 
Meridianen)  übertroffen;  auch  haben  diese  den  Vorteil  überall 
rechtwinkligen  Schnittes  von  Meridianen  und  Parallelkreisen  vor- 
aus; trotzdem  sieht  man  sie  weit  weniger  benutzt  —  offenbar 
weil  leicht  zu  erkennen  ist,  dass  die  Abschnitte  auf  den  äusseren 
Parallelkreisen  in  etwas  grosserem  Massstabe  abgebildet  werden 
als  die  der  Mitte  näheren. 

Mit  der  Bevorzugung  der  äquivalenten  Bonne'schen  Projek- 
tion sind  die  Kartographen  ferner  in  scharfen  Gegensatz  getreten 
zu  den  Theoretikern,  namentlich  den  Mathematikern,  welche  seit 
Gauss'  berühmter  Arbeit  über  die  in  den  kleinsten  Teilen  ähn- 
lichen Abbildungsarten  die  Winkeltreue  als  Conditio  sine  qua  non 
jeder  rationellen  Abbildung  aufgestellt  haben.  Dieser  Gegensatz 
zwischen  Theorie  und  Praxis,  sowie  das  zähe  Festhalten  der 
praktischen  Kartographie  an  einer  offenbar  sehr  stark  verzerren- 
den Abbildungsart  sind  zweifellos  Folgen  des  unbefriedigenden 
Znstandes,  in  welchem  sich  bis  vor  Kurzem  die  Projektionslehre 
hinsichtlich  der  Frage  über  die  Wahl  einer  Projektion  befanden 
hat.      Es    scheint  den   meisten   Kartographen   entgangen   zu   sein, 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  3 

dass  wir  seit  4  Jahren  im  Besitze  von  weit  wirkungsvolleren 
Hilfsmitteln  zur  Entscheidung  dieser  Frage  sind  als  früher  und 
dass  mittels  derselben  über  die  Anwendbarkeit  und  Verwerflich- 
keit bestimmter  Projektionen  für  gegebene  Gebiete  und  zu  ge- 
gebenen Zwecken  ein  völlig  scharfes  Urteil  möglich  ist.  Diese 
neuen  Hilfsmittel  sind  von  A.  Tissot  geliefert  worden  in  seinem 
„Memoire  sur  la  representation  des  surfaces  et  les  projections  des 
carte8  gäographiques"  *).  Der  Inhalt  dieses  Werkes  würde  tref- 
fender zu  bezeichnen  sein  als:  Allgemeine  Theorie  der  bei  Ab- 
bildung von  krummen  Oberflächen  auf  anderen,  insbesondere  aber 
auf  der  Ebene,  eintretenden  Deformationen.  Die  neuen  Ideen,  die 
es  bringt,  sind  so  reich  und  fruchtbar,  dass  ich  mich  zu  dem  Aus- 
spruche berechtigt  halte,  seit  Lamberts  nunmehr  hundertjährigen 
„  Beiträgen  zum  Gebrauche  der  Mathematik tt  sei  durch  kein  Werk 
die  theoretische  und  die  praktische  Kartographie  so  gewaltig  ge- 
fordert worden  als  durch  dieses.  Was  damals  der  Deutsche  Lam- 
bert an  neuem  wissenschaftlichen  Material  den  Mathematikern 
und  Geographen  aller  Nationen  dargeboten  hat,  das  ist  für  den 
Teil  von  Frankreich  jetzt  von  Tissot  mit  reichen  Zinsen  zurück- 
gezahlt worden. 

Freilich  ist  es  etwas  zu  viel  gesagt,  wenn  man  behauptet, 
die  praktische  Kartographie  sei  durch  jenes  Werk  wesentlich  ge- 
fordert worden;  richtiger  ist  es  zu  sagen,  sie  wird  dadurch  ge- 
waltig gefordert  werden  und  vielfach  neue  Bahnen  aufsuchen 
müssen,  wenn  sie  den  Ruf  der  Wissenschaftlichkeit  beanspruchen 
will.  Tissot's  Arbeiten  sind  teilweise  ausser  dem  Bereich  des 
vollen  Verständnisses  seitens  der  Kartographen  gelegen;  hat  doch 
seine  elegante  Analyse  bei  ihrer  Knappheit  und  infolge  der  etwas 
ungewohnten  Betrachtungsweise  selbst  dem  Mathematiker  erst 
etwas  Fremdes.  Eine  gemeinverständliche  Darstellung  derselben 
und  ihrer  wichtigsten  Resultate  ist  deshalb  notwendige  Vorbedin- 
gung dafür,  dass  die  ausübende  Kartographie  Nutzen  daraus 
ziehe.  In  meinen  vor  Kurzem  in  Teubner's  Verlag  erschiene- 
nen „Leitfaden  der  Kartenentwurfslehre u  habe  ich  eine  solche, 
dem  Lehrzweck  entsprechend  vereinfachte  und  abgekürzte  Dar- 
stellung aufgenommen.  Um  aber  gleichzeitig  weiteren  Kreisen 
die  Kenntnis  jener  wichtigen  Untersuchungen  zu  vermitteln,  gebe 
ich  in  vorliegendem  Aufsatze  die  wichtigsten  Resultate  derselben 
und  ziehe  die  nächstliegenden  Folgerungen  für  die  praktische 
Kartographie. 


*)  Pari«,  Gauthier-Villars  1881;  337  ß.  Text  und  60  S.  Zahlentabellen. 
Der  Hauptteil  der  Arbeit  war  schon  in  den  Bänden  17,  18,  19  (1878  —  80) 
der  Nouvelles  Annales  de  Math^matique  (2«  s4rie)  erschienen. 


4  K.  Zöpprits: 

Über  eine  oben  schon  berührte  Vorfrage  kann  and  muss 
eine  Entscheidung  allerdings  anch  ohne  Rücksicht  auf  Tissot's 
Arbeiten  getroffen  werden;  über  die  Frage  nämlich,  ob  für  die 
zum  Handgebrauch  bestimmten  Karten  die  Winkeltreue  (Konfor- 
mität) oder  die  Flächentreue  (Äquivalenz)  die  wichtigere  Eigen- 
schaft sei.  Die  Forderung  der  Ähnlichkeit  in  den  kleinsten  Teilen 
der  Abbildung,  die  von  den  Mathematikern  als  selbstverständliche 
Bedingung  ihren  Untersuchungen  zugrunde  gelegt  zu  werden 
pflegt,  giebt  freilich  die  elegantesten  mathematischen  Entwicklungen 
und  bietet  die  fruchtbarsten  Beziehungen  zu  wichtigen  Problemen 
der  theoretischen  Physik*),  allein  für  die  geographischen  Bedurf- 
nisse ist  die  Winkeltreue  im  Allgemeinen  durchaus  nicht  von  der- 
selben Wichtigkeit  wie  die  Flächentreue.  Selbst  für  Verkehrs- 
karten und  andere  Karten,  bei  denen  es  darauf  ankommt,  dass 
man  von  jedem  Punkte  aus  die  Richtungsunterschiede  nach  anderen 
möglichst  genau  entnehmen  kann,  leistet  ja  eine  winkeltreue 
Karte  dies  nur  für  ganz  benachbarte  Punkte,  streng  genommen 
nur  für  unendlich  nahe  gelegene.  Die  nach  weiter  entfernten 
Punkten  gezogenen  Geraden  schliessen  dagegen  aueh  auf  der 
konformen  Karte  andere  Winkel  mit  einander  ein,  als  die  durch 
die  Punkte  des  Urbilds  gelegten  grossten  Kugel  -  Kreise  mitein- 
ander bilden  und  zwar  sind  die  Abweichungen  in  den  verschie- 
denen winkeltreuen  Projektionen  verschiedene.  Also  auch  bei 
solchen  Karten,  wo  es  auf  die  Richtungswinkel  besonders  an- 
kommt, bietet  die  konforme  Abbildung  keine  eigentlich  prak- 
tischen Vorteile  —  immer  vorausgesetzt,  dass  es  sich  um  Ge- 
biete von  solcher  Ausdehnung  handelt,  dass  die  Unterschiede 
verschiedener  Projektionsarten  merklich  werden.  Von  hervor- 
ragender Bedeutung  ist  aber  für  fast  alle  geographischen  Fragen 
die  Flächentrene  der  Abbildung  zum  Urbild.  Die  Flächenver- 
hältnisse innerhalb  des  Kontinents  zwischen  Wasser  und  Land, 
zwischen  Festland  und  Inseln,  zwischen  Rumpf  und  Gliedern,  die 
Areale  der  natürlichen  meteorologischen,  geologischen,  der  Floren-, 
Faunen-  und  Bevölkerungsgebiete,  der  Staaten  und  ihrer  Eintei- 
lung sind  ja  die  Fundamentalzahlen,  auf  welche  sich  jede  geogra- 
phische Untersuchung  aufbauen  muss;  und  wie  im  Grossen  so 
bildet  im  Kleinen  für  die  Regelung  der  Besitz-  und  der  Grund- 
steuerverhältnisse das  Flächenausmaass  die  erste  und  verlässlichste 
Grundlage.  Die  Erkenntnis  hiervon  hat  bewirkt,  dass  das  Plani- 
meter  in  der  Hand  des  Geographen  zu  einem  der  wichtigsten  In- 


*)  Vgl.  das  interessante  Werk  von  Holzmüller,  Einführung  in  die 
Theorie  der  isogonalen  Verwandtschaften  und  der  conformen  Abbildungen. 
Leipzig  (Teubner)  1882. 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  5 

strumente  geworden  ißt  und  dauernd  an  Bedeutung  gewinnt*). 
Es  kann  daher  nicht  bestritten  werden,  dass  für  die  Darstellung 
grosserer  Gebiete,  wie  Kontinente  oder  deren  grossen  Abtei- 
lungen, die  Flächentreue  eine  weit  wichtigere  Forderung  ist  als 
die  Winkeltreue. 

Tissot's  Untersuchungen  beziehen  sich  auf  stetige  Abbildungen, 
d.  h.  auf  solche,  bei  denen  jedem  Punkte,  bezw.  jeder*  Linie  des 
Urbilds  ein  Punkt  bezw.  eine  Linie  des  Abbilds  entspricht,  wovon 
eine  Ausnahme  nur  für  einzelne  Punkte  (Pole)  gestattet  ist,  — 
nur  mit  Abbildungen  dieser  Art  hat  man  es  in  der  Kartographie 
zu  thun  —  und  beginnen  mit  dem  ganz  elementaren  Nachweis 
eines  Fundamentalsatzes,  der  für  die  Abbildungen  jeder  krummen 
Oberfläche  auf  einer  anderen  gilt  und  folgendermassen  lautet; 
Bei  jeder  Abbildung  einer  Oberfläche  auf  einer  anderen  giebt  es 
ein,  und  nur  ein  System  von  rechtwinklig  sich  schneidenden 
Kurven,  das  in  der  Abbildung  seine  Rechtwinkligkeit  beibehält; 
ausgenommen  sind  die  winkeltreuen  (konformen)  Projektionen, 
bei  denen  alle  auf  der  ersten  Oberfläche  gezogenen  rechtwinklig 
sich  schneidenden  Kurvensysteme  auch  im  Bilde  diese  Eigenschaft 
haben«  Durch  jeden  Punkt  der  Karte  lassen  sich  also  2  recht- 
winklig sich  kreuzende  Kurven  ziehen,  welche  Abbildungen  zweier 
ebenfalls  rechtwinkligen  Kurven  des  Originals  sind.  Die  Rich- 
tungen dieser  ausgezeichneten  Kurven  nennt  man  die  Prinzipal- 
richtungen an  dem  betreffenden  Punkte. 

Schon  aus  diesem  ersten  Satze  lassen  sich  praktische  Fol- 
gerungen ziehen;  zunächst  dass,  wenn  in  einer  Karte  Meridiane 
und  Parallelkreise  sich  rechtwinklig  wie  auf  der  Erde  schneiden, 
was  z.  B.  bei  allen  ächten  Kegelprojektionen  der  Fall  ist, 
daraus  noch  nicht  die  Winkeltreue  dieser  Projektion  folgt.  Da 
spielt  eben  zufallig  gerade  das  Kurvensystem  der  Meridiane 
und  Parallelen  die  ausgezeichnete  Rolle,  und  der  Satz  gestattet 
den  Schluss,  dass  kein  anderes  Kurvensystem  dieselbe  Eigen- 
schaft rechtwinkligen  Schnittes  auch  in  der  Karte  bewahrt.  Anderer- 
seits aber  zeigt  der  Satz,  dass  auch  in  Karten,  worin  sich  Meri- 
diane und  Parallelkreise  schiefwinklig  schneiden,  wie  z.  B.  in  der 
Bonne'schen  Projektion,  doch  durch  jeden  Punkt  2  zu  einander 
rechtwinklige  Richtungen  gezogen  werden  können,  die  zwei  auch 
auf  der  Erde  rechtwinkligen  Richtungen  entsprechen. 

Aus  dem  Fundamentalsatze  folgt,  dass,  wenn  man  sich  um 
einen  Punkt    des   Originals    als  Zentrum   mit  dem   Radius  =3   1 


*)  Auf  diese  Seite  der  Frajje  hat  mit  besonderem  Nachdruck  Wiechel 
die  Aufmerksamkeit  gelenkt  in  dem  Aufsatze:  Rationelle  Gradnetzprojek- 
tionen.    Der  Civilingenienr.    Bd.  25,  S.  412.    Leipzig  1879. 


6  K.  Zöpprits: 

einen  kleinen  Kreis  gelegt  denkt,  dieser  in  jeder  nicht  winkel- 
treuen Abbildung  als  kleine  Ellipse  erscheint,  deren  beiden  Haupt- 
axen  die  Frinzipalrichtungen  haben,  nnd  in  ihren  halben  Längen  a 
und  b  die  grosste  nnd  kleinste  Veränderung  darstellen,  welche 
irgend  ein  Halbmesser  des  kleinen  Kreises  bei  der  Abbildung 
erfahrt.  Die  Zahlenwerte  von  a  und  b  sind  im  Allgemeinen  an 
jedem  Orte  der  Karte  verschiedene.  —  Nur  diejenigen  beiden 
Halbmesser,  welche  den  Halbaxen  der  Ellipse  entsprechen,  erfahren 
bei  der  Abbildung  keine  Richtungsänderung,  sondern  nur  Längenände- 
rung, alle  übrigen  Halbmesser  werden  auch  in  ihrer  Richtung  geändert, 
d.h.  der  Winkel,  den  sie  mit  einer  der  Prinzipalrichtungen  bilden,  wird 
ein  anderer,  und  zwar  wird  der  spitze  Winkel,  den  ein  Halbmesser 
mit  derjenigen  Prinzipalrichtung  bildet,  die  der  grossen  Ellipsenaxe 
entspricht,  verkleinert,  der  mit  der  anderen  Prinzipalrichtung  ver- 
größert. Eine  bestimmte  Richtung  des  Radius  erleidet  die  be- 
deutendste Änderung.  Sind  a  und  b  die  Halbaxenlängen  der 
Ellipse,  die  man  Indicatrix  nennen  kann,  so  lässt  sich  die  Rich- 
tung angeben,  die  am  meisten  geändert  wird;  es  ist  diejenige, 
deren  Winkel  U  mit  der  grossen  Axe  a  bestimmt  ist  durch  die 
Formel 


tang 


*-Vi 


und  zwar  wird  dieser  Winkel  in  einen  kleineren,   U1  verwandelt, 
der  durch  die  Formel 

tang   U'  =  y^ II 

bestimmt  ist  und  den  früheren  Winkel   U  auf  90°  ergänzt.    Setzt 
man  die  Änderung  des  Winkels,  also   U —  U1  =  «>,  so  ist  demnach 
[7=45°+^a>  IT' =  45°  —  %<*>  .     .     .     III 

und  die  Winkeländerung  selbst  ausgedrückt  durch: 

«  —  b 
sin  co  =  — — y IV 

a-f-  o 
Von  dem  betrachteten  Punkte  der  Originalfläcbe  lassen  sich 
zwei  Geraden  im  Winkel  U  gegen  die  Prinzipalrichtung  a  ziehen, 
welche  symmetrisch  zu  a  liegen.  Der  Winkel  beider  gegen  a 
wird  in  der  Abbildung  um  m  verändert,  folglich  der  Winkel  der 
zwei  Richtungen  gegeneinander  (also  2  £7)  um  2».  Derjenige 
Winkel,  welcher  die  Maximaländerung  durch  die  Projektion  er- 
leidet, wird  also  in  sein  Supplement  auf  180°  verwandelt,  denn 
da  [/+  U'  =  90°,  so  ist  2  U1  =  180°  —  2  U.  Die  Grösse  2  a> 
stellt  den  grosstmoglichen  Betrag  dar,  um  welchen  überhaupt  der 
Winkel  zweier  beliebigen  von  einem  Punkte  aus  gezogenen  Rieh- 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  7 

taugen  in  der  Projektion  geändert  werden  kann,  also  die  maxi- 
male Winkelverzerrung.  Dieselbe  kann  niemals  zwei  zuein- 
ander senkrechte  Richtungen  betreffen.  —  Zu  jeder  beliebig  ge- 
zogenen Richtung  lasst  sich  eine  zweite  angeben,  deren  Winkel 
gegen  jene  durch  die  Projektion  nicht  geändert  wird. 

Die  Anwendung  auf  eine  bestimmte  Klasse  von  Abbildungen 
wird  die  Bedeutung  dieser  Sätze  mehr  hervortreten  lassen.  Es 
giebt  eine  Gruppe  von  Projektionen,  bei  denen  sich  überall  ohne 
weiteres  diejenigen  beiden  Richtungen  angeben  lassen,  die  in 
Urbild  und  Abbild  senkrecht  zueinander  stehen.  Das  sind  die 
azimutalen  Zenital-Projektionen  des  Kugelnetzes  auf  die  Ebene. 
Zenital  heisst  eine  Abbildung,  wenn  alle  Punkte  der  Kugelober- 
fläche, deren  Zenitabstand  vom  Mittelpunkt  des  darzustellenden 
Gebietes  derselbe  ist  (deren  Lotlinien  also  mit  dem  Mittellot  den- 
selben Winkel  bilden),  in  der  Karte  auf  einem  Kreise  liegen, 
dessen  Zentrum  der  Bildpunkt  jenes  Mittelpunktes  ist.  Die  Kugel- 
kreise gleichen  Zenitabstandes  heissen  Almukantarats ,  und  man 
kann  also  kurz  sagen,  die  Almukantarats  bilden  sich  als  Kreise 
ab.  Wenn  nun  ausserdem  noch  alle  durch  die  Mitte  gelegten 
grossten  Kreise,  die  sogenannten  Azimutalkreise,  sich  als  gerade 
Linien  abbilden,  also  jeder  Punkt  auf  der  Karte  dasselbe  Azimut 
behält,  wie  auf  der  Kugeloberfläche,  so  nennt  man  die  Abbildung 
azimutal*).  Zu  dieser  Gruppe  von  Projektionen  gehören  z.  B. 
sämmtliche  perspektivischen.  Almukantarats  und  Azimutalkreise 
schneiden  sich  auf  der  Kugel  rechtwinklig  (im  Falle  die  Mitte 
des  darzustellenden  Gebietes  der  Pol  ist,  fallen  die  ersteren  mit 
den  Parallelkreisen,  die  letzteren  mit  den  Meridianen  zusammen). 
Ihre  Abbildungen  sind  konzentrische  Kreise,  bezw.  deren  Durch- 
messer; sie  schneiden  sich  also  auch  rechtwinklig.  Da  es  nun 
nach  dem  Fundamentalsatz  für  nicht  winkeltreue  Projektionen 
—  und  winkeltreu  ist  unter  den  azimutalen  Zenitalprojektionen 
nur  die  stereographische  —  ein  einziges  Paar  aufeinander  senk- 
rechter Richtungen  giebt,  das  sich  rechtwinklig  abbildet,  so  kann 
man  für  die  ganze  betrachtete  Projektionsklasse  die  Richtung  der 
Hauptaxen  der  Indicatrix  an  jedem  Punkte  sofort  angeben.  Die 
eine  Axe  ist  die  Richtung  zur  Kartenmitte,  die  andere  die  darauf 
senkrechte  Richtung  der  Tangente  des  durch  den  Punkt  gelegten 
Almukantarats.  Welche  von  beiden  Richtungen  die  längere,  welche 
die  kürzere  Axe  enthält,  hängt  von  der  besonderen  Art  der  Pro- 


*)  Es.  ist  streng  genommen  unrichtig,  wenn,  wie  meist  geschieht,  die 
Begriffe  azimutal  und  zenital  als  gleichbedeutend  gebraucht  werden. 
Wiechel  hat  im  „Civilingenieur"  Jahrg.  1879,  S.  412  eine  Zenitalprojektion 
vorgeschlagen,  die  nicht  azimutal  ist.  Die  Azimntalkreise  werden  darin  als 
S-formige  Kurven  abgebildet. 


g  K.  Zöppritz: 

jektion  ab.  Um  ein  ganz  bestimmtes  Beispiel  vorzunehmen, 
wollen  wir  die  orthographische  Projektion  oder  Parallelperspektive 
betrachten,  die  das  Kugeln etz  so  darstellt,  wie  es  von  einem  sehr 
entfernten  Punkte  ans  gesehen  wird.  Bei  ihm  erscheinen  bekannt- 
lich die  dem  Rande  benachbarten  Zonen  ungemein  verschmälert, 
während  die  Almukantarats  ganz  unverkürzt  abgebildet  werden. 
Hier  ist  also  die  längere,  oben  mit  a  bezeichnete  Axe  der  In- 
dicatorellipse  parallel  der  Tangente  an  den  Almukantarat,  die 
darauf  senkrechte  Radiusrichtung  ist  die  kürzere,  b.  In  diesem 
besonderen  Falle  ist  a  =  1,  weil  der  Almukantarat  unverändert 
abgebildet  wird ;  bei  anderen  Projektionen  derselben  Klasse  erhalten 
a  und  b  andere  Werte.  Bei  allen  aber  ist  (falls  nicht  eine  Polar- 
projektion vorliegt),  das  rechtwinklig  bleibende  Kurvensystem  eines, 
das  nicht  in  die  Karte  eingezeichnet  zu  werden  pflegt,  während  das 
einzuzeichnende  Kugelnetz  schiefwinklig  abgebildet  wird. 

Ist  C  Fig.  1  ein  beliebiger  Punkt  der  Karte,  LK  ein  Stuck 
des  durch  ihn  gelegten  Almukantarats  und  MR  der  durch  C  nach 
der  Kartenmitte  gezogene  Radius,  also  das  Bild  des  zugehörigen 
Azimutalkreises,  dann  liegt  die  grosse  Axe  CA  =  a  der  Ellipse 
auf  der  Tangente  FG,  die  kleine  CB  =»  b  anf  MR.  Will  man 
nun  diejenige  Richtung  finden,  welche  in  der  Karte  die  grosste 
Winkeländerung  gegen  die  Axe  a  erfährt,  die  also  auf  der  Kugel 
den  Winkel  U9  auf  der  Karte  den  Winkel  U1  mit  ihr  bildet,  so 
hat  man  von  C  aus  in  der  Richtung  nach  R  die  Länge  CA*  =  ^ä 
und  in  der  Richtung  nach  G  die  Länge  CB'  =  yb  aufzutragen. 
Ergänzt  man  das  Rechteck  CA'DB',  so  bildet  die  Diagonale 
CD  den  Winkel  DCB1  =  U  mit  der  Richtung  von  a,  denn  im 
Dreieck  B'CD  ist: 

lDg  U  B'C  fS 
wie  Formel  I  S.  6  vorschreibt.  Trägt  man  ebenso  CA"  =  Ya, 
CB"  =  y6  auf  und  konstruiert  das  Rechteck  Cß^DM",  so  er- 
hält man  den  Winkel  V  =  D'CA11,  in  welchen  U  bei  der  Pro- 
jektion übergeht.  Man  sieht,  dass  nicht  nur  nach  Vorschrift  von 
Formel  II: 

rTt       A"D*      VI 
tang   tf<  =  —  =_, 

sondern  dass  auch 

IP  =  A"CDl  =  A'CD  =  90°  —  U. 
Zieht  man  CE  symmetrisch  zu  CD,  d.  h.  gleichfalls  im  Winkel 
ECG  =  U  gegen   die   Axenrichtung  a,   und    CE1  symmetrisch  zu 
CD',  so  ist  DCE  derjenige  Winkel   auf  der  Kugeloberfläche,  der 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten. 


in  der  Karte  am  stärksten  verzerrt,  nämlich  in  D'CE1  verwandelt 
wird.  Seine  Veränderung  ist  2  (U —  U')  «=  2»,  wie  Formel  III 
verlangt.  Die  Grosse  von  »  wird  mittels  IV  durch  a  und  b  aus- 
gedruckt. 

Diese  Maximalwinkelverzerrung  kann  niemals  zwei  auf  der 
Kugel  senkrecht  zu  einander  stehende  Linien  betreffen.  Deshalb 
bietet  z.  B.  der  Winkel  zwischen  Meridian  und  Parallelkreis 
niemals  die  grosste  Verzerrung  dar,  die  an  dem  betrachteten 
Punkte  einer  Karte  verbanden  ist,  sondern  es  giebt  daselbst  zwei 
Richtungen  von  noch  stärkerer  Winkeländerung. 


Figur  1. 


Figur  2. 


F   *  f  G 


Sind  in  Fig.  2  wieder  CA  und  CB  die  Axenrichtungen  a  und  b 
der  Ellipse,  so  wird  jede  Richtung  CF  des  Urbilds  im  Abbild  in 
CF*  geändert.  Nach  dem  letzten  der  oben  aufgeführten  Sätze  giebt 
es  nun  immer  eine  zweite  Richtung  CG,  die  bei  der  Projektion 
um  den  gleichen  Betrag,  in  CG'  gedreht  wird,  sodass  also  der 
Winkel  der  beiden  Richtungen  CF  und  CG  gegeneinander  nicht 
geändert  wird,  d.  h.  FCG  —  F'CG*  ist.  Die  Richtung  der  Maxi- 
maländerung CD  liegt  immer  zwischen  diesen  beiden  Richtungen. 

Während  die  bisherigen  Sätze  sich  nur  auf  die  Richtungs- 
änderungen und  Winkelverzerrungen  beziehen,  haben  die  folgenden 
mit  den  Längenänderungen  zu  thun.  Wir  machen  dauernd 
die  Voraussetzung,  dass  auf  dem  Urbild  —  im  Falle  der  Karto- 
graphie also  auf  der  Erdoberfläche  —  um  einen  Punkt  herum 
ein  kleiner  Kreis  betrachtet  werde,  dessen  Radius  =  1  (z.  B.  = 
1  Meter  oder  1  Bogensekunde  oder  eine  andere  Einheit)  sei. 
Alle  Zahlen,  die  wir  finden,  sind  dann  in  dieser  Einheit  ausge- 
druckt, abgesehen  von  einem  konstanten  Faktor,  dem  Massstab 
der  Karte.  Die  Radien,  welche  die  2  Prinzipalrichtungen  haben, 
erhalten    bei    der  Projektion   in    der  Karte   die  Längen   a  und  6; 


10  K.  Zöppritz: 

irgend  ein  anderer  Radios,  der  ursprünglich  den  Winkel  u  mit  der 
Richtung  von  a  machte,  verwandele  sich  in  r.  Dann  ist  r  be- 
stimmt dnrch  die  Formel 

r2  =  a2  cos2  u  -f-  b2  sin2  u V, 

In  winkeltreuen  Abbildungen  bleibt  der  kleine  Kreis  in  der  Pro- 
jektion ein  Kreis  nnd  man  hat  stets  r  =  a  =  b. 

Nennt  man  r  nnd  ri  die  Längenverhältnisse  für  2  Radien, 
die  ursprünglich  rechtwinklig  zueinander  standen,  und  &  die 
Änderung,  welche  ihr  rechter  Winkel  bei  der  Projektion  erfährt, 
so  bestehen  die  Beziehungen: 

r2  +  rt*  =  a2  +  b2  rr±  cos  &  =  ab      .     .VI. 

Für  2  Richtungen  (wie  CF  und  CG  in  Fig.  2),  deren  Winkel 
ungeändert  bleibt,  ist  das  Produkt  ihrer  veränderten  Längen 
r  und  r2  unabhängig  von  dem  Winkel,  nämlich: 

rr2  =  ab VII. 

Für  jede  der  beiden  Richtungen,  deren  Winkel  gegen  die 
Axe  a  die  Maximaländerung  erfährt  (also  CD  und  CE  in  Fig.  1), 
ist  die  veränderte  Länge: 

r,  =  V^6 .     .  VIII. 

Wenn  die  Axenlängen  und  Richtungen  bekannt  sind,  so  ge- 
stattet die  Formel  V  die  Berechnung  der  Längen  Verzerrung  für 
jede  beliebige  Richtung,  die  mit  a  den  Winkel  u  bildet.  Als 
spezielle  Fälle  ergiebt  diese  Formel  bei  u  =  o  bezw.  u  =  90°  für 
r  die  Axenlängen  a  und  6,  welche  gleichzeitig  Maximalwert  und 
Minimalwert  sind,  welche  r  erreichen  kann.  —  Besonders  brauch- 
bar sind  die  Formeln  VI,  weil  sie  eine  direkte  Anwendung  auf 
die  Abbildung  des  Kugelnetzes  gestatten,  dessen  Kreise  sich  ja 
auf  der  Erde  rechtwinklig  schneiden,  wie  diese  Formeln  voraus- 
setzen. Aus  der  zweiten  derselben  ergiebt  sich  sofort  der  Winkel  #, 
um  welchen  die  Netzlinien  an  dem  betrachteten  Punkte  der 
Karte  von  der  Rechtwinkligkeit  abweichen.  —  Die  Formel  VIII 
ergiebt  die  Längenverzerrung  auf  den  beiden  ausgezeichneten 
Richtungen}  deren  Winkel  die  Maxi  mal  Verzerrung  erleidet. 

Ausser  Winkel-  und  Längenänderungen  sind  noch  die  Flächen- 
änderungen  bei  der  Abbildung  von  Wichtigkeit.  Das  Verhältnis 
der  Kartenfläche  zur  Originalfläche  wird  dann  —  abgesehen  von 
dem  Quadrate  des  konstanten,  den  Kartenmassstab  ausdrückenden 
Bruchs  —  dargestellt  durch  das  Verhältnis  der  Ellipsenfläche  äbn 
zur  Kreisfläche  vom  Radius  1,  welche  =  n  ist.  Mit  Weglassung 
des  gemeinsamen  Faktors  n  ist  also  das  Flächenänderungsver- 
hältnis : 

S  =  ab IX. 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  H 

Soll  die  Projektion  flächentreu  (äquivalent  nach  gewohnlicher, 
authalique  nach  Tissot' s  Bezeichnung)  sein,  so  muss  die  neue 
Fläche  der  alten  gleich,  also 

ab  =  1    oder   b  =  — X 

a 

sein.     Bei    flächen  treuen  Projektionen  ist  deshalb  auch  die 

maximale  Winkelverzerrung  (Formel  IV)  einfacher  definiert  durch: 

a2  —  1 

während  die  Formeln  I  und  III  hier  ergeben: 


t»"g  («°  +|)  -  «• 


Auch  die  Formeln  für  die  Längenänderungen  vereinfachen 
sich  in  diesem  Falle  erheblich ;  insbesondere  zeigt  die  Formel  VIII, 
dass  die  Längen  derjenigen  beiden  Radien,  deren  Richtungen  die 
maximale  Winkeländerung  erfahren,  ungeändert  bleiben,  weil 
yab=  1  wird.  Da,  wie  oben  schon  erwähnt,  die  Grossen  von 
a  und  b  von  Punkt  zu  Punkt  der  Karte  sich  ändern,  so  ist  dies 
auch  mit  a>  und  8  der  Fall,  was  niemals  ausser  acht  zu  lassen  ist. 

Aus  dem  bisherigen  geht  hervor,  dass  zur  Anwendung  dieser 
Formeln  vor  Allem  die  Kenntnis  der  Lage  und  Länge  der  Ellipsen- 
axen  a  und  b  notig  ist.  Wenn  irgend  eine  Projektion  bestimmt, 
d.  h.  das  Abbildungsgesetz  gegeben  ist,  so  ist  die  Aufsuchung  der 
Richtungen  und  Längen  der  Prinzipalaxen  eine  analytisch -geo- 
metrische Aufgabe,  welche  Tissot  nach  ganz  bestimmten  einfachen 
Regeln  losen  lehrt.  Es  ist  indessen  hier  nicht  der  Ort,  näher 
darauf  einzugehen,  zumal  da  Tissot  selbst  für  alle  bekannt  ge- 
wordenen Projektionen  die  Losung  gegeben  und  die  Werte  der 
Axen  und  Maximalwinkelverzerrungen  berechnet  und  in  zahl- 
reichen Tabellen  mitgeteilt  hat.  Es  kommt  hier  nur  darauf  an, 
einige  der  wichtigsten,  von  hergebrachten  Anschauungen  teilweise 
abweichenden  und  für  die  Wahl  der  Abbildungsart  entscheidenden 
Resultate  ziffermässig  vorzufuhren. 

Die  hier  teilweise  nur  auszüglich  abgedruckten  vergleichenden 
Tabellen  Tissot's  setzen  voraus,  dass  im  Mittelpunkt  der  Karte 
(Leine  Massstabsänderung  stattfindet,  das  zentrale  Flächenelement 
der  Karte  also  in  seiner  wahren  Grosse  abgebildet  wird;  d.h.  im 
Mittelpunkt  ist  immer  S  =  aÄ=l.  Die  Verzerrungen  werden 
charakterisiert  durch  die  grossten  Werte,  welche  innerhalb  des 
dargestellten  Gebietes  folgende  8  Grossen  annehmen  können: 
1)  die  Maximalwinkelverzerrung  2»,  2)  das  Verhältnis  a:b  der 
beiden  Hauptaxen   der   Indicatrix  und  8)  die  Flächenänderung  S. 


12  K.  Zöpprits: 

Der  Maximalwert  des  Verhältnisses  a:&,  der  in  der  Karte  vorkommt, 
soll  mit  (a)  bezeichnet  werden,  während  die  Maximalwerte  von  2  co 
und  S  nicht  durch  ein  besonderes  Zeichen  ausgedruckt  werden. 

Einer  der  wichtigsten  Vorteile  der  strengen  Sonderung  von 
Längen-  und  Winkeländerungen  ist  der,  dass  gewisse  Fragen 
nach  der  Projektion  geringster  Verzerrung  unter  gegebenen  Um- 
ständen in  aller  Strenge  beantwortet  werden  können.  Zunächst 
sieht  man  leicht  ein,  dass  eine  Abbildung  nicht  flächentreu  und 
winkeltreu  zugleich  sein  kann,  denn  die  erste  Eigenschaft  er- 
fordert ab  =  1,  die  zweite  a  =  b,  also  wurde  a  =  b  =  1,  d.  h. 
alle  Dimensionen  der  Figur  würden  unverändert  wiedergegeben 
werden,  die  Abbildung  würde  identisch  mit  dem  Original,  was 
natürlich  nur  auf  einer  gleichen  Oberfläche  (Kugel  auf  Kugel)  der 
Fall  sein  konnte.  Bei  der  Wahl  einer  Projektion  muss  man  sich 
also  über  diese  Grundeigenschaften  zuerst  entscheiden.  Ist  aber 
die  Entscheidung  getroffen,  so  lassen  sich  folgende  Fragen  beant- 
worten: 1)  Wenn  die  Winkeltreue  verlangt  wird,  welche  Abbil- 
dung giebt  innerhalb  des  darzustellenden  Gebietes  die  geringsten 
Flächenänderungen;  2)  wenn  Flächentreue  verlangt  wird,  welche 
Abbildung  giebt  die  geringsten  Winkel  Verzerrungen;  8)  wenn  eine  der 
beiden  Grundeigenschaften  verlangt  wird,  welche  Abbildungsart  macht 
die  grossten  Längenänderungen  möglichst  gering.  Tissot  hat  neben 
den  Ausdrücken  autogonal  (winkeltreu),  authalique  (flächentreu)  und 
automecoique  (längentreu,  was  aber  nicht  allgemein,  sondern  nur  für 
die  Abstände  von  der  Mitte  erreichbar  ist),  die  Bezeichnungen  peri- 
gonal  (von  möglichst  geringer  Winkelveränderung),,  perihalique  (von 
möglichst  unveränderter  Fläche),  perimecoique  (von  möglichst  ge- 
ringer Längenänderung),  eingeführt.  Projektionen,  die  weder  die 
Winkel  noch  die  Flächentreue  bewahren,  nennt  Tissot  aphylactique. 
Es  ist  dabei  noch  zu  bemerken,  was  sehr  einfach  aus  den  Grund- 
formeln folgt,  dass  unter  einer  Gruppe  von  autogonalen  Projek- 
tionen diejenige,  welche  für  ein  gegebenes  Stück  der  Erdober- 
fläche perihalisch  ist,  auch  perimekoisch  dafür  ist,  und  dass  ana- 
log unter  einer  Gruppe  von  authalischen  Projektionen,  diejenige, 
welche  perigonal  ist,  auch  perimekoisch  für  dasselbe  Gebiet  ist. 
Die  überall  hinzugefügte  Bedingung  „für  ein  bestimmtes  Gebiet 
der  Erdoberfläche tt  ist  sehr  wesentlich,  denn  da  die  Verzerrungen 
bei  allen  Projektionen  mit  Ausdehnung  des  dargestellten  Gebietes 
wachsen  und  bei  verschiedenen  Projektionen  in  verschiedenem 
Masse  sich  ändern,  so  werden  im  allgemeinen  für  verschieden 
grosse  Gebiete  auch  verschiedene  Projektionen  die  Eigenschaft, 
perigonal  bezw.  perihalisch  zu  sein,  besitzen.  Falls  kein  Zusatz 
bezüglich  des  Gebietes  gemacht  wird,  versteht  Tissot  unter  diesen 
Ausdrücken  die  Eigenschaften  für  die  Darstellung  einer  Halbkugel. 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  13 

Die  Kegelprojektionen  geben,  wie  bekannt,  im  allgemeinen 
weniger  verzerrte  Abbildungen  als  die  direkten  auf  die  Ebene, 
ans  dem  einfachen  Grande,  weil  eine  berührende  Ebene  nur  einen 
Punkt  mit  der  Kngeloberfläche  gemein  hat,  während  ein  berüh- 
render Kegel  eine  Linie  gemein  hat,  sodass  also  hier  ein  schmaler 
Streifen  desselben  Vorzugs  teilhaftig  wird,  den  dort  nur  ein 
Flächenelement  besitzt,  des  Vorzugs  nämlich,  dass  Urbild  und 
Abbild  daselbst  sich  decken.  Dieser  Vorzug  wird  aber  bei  den 
gebräuchlichen  Kegelprojektionen  durchaus  nicht  vollständig  aus- 
gebeutet, weil  der  Kegelaxe  noch  eine  bestimmte  Lage,  nämlich 
die  der  Erdaxe,  gegeben  wird.  Man  kann  der  Kegelaxe  meist 
eine  weit  gunstigere  Lage  geben,  verliert  aber  dabei  den  Vorteil 
bequemer  Abbildung  des  Kugelnetzes,  meist  auch  die  Symmetrie 
desselben.  Man  erreicht  z.  B.  für  Darstellung  einer  Kugelkappe 
die  geringsten  Verzerrungen  dann,  wenn  man  die  Kegelspitze  auf 
dem  verlängerten,  durch  den  Mittelpunkt  dieser  Kappe  gehenden 
Radius  annimmt.  Wenn  man  aber  die  Kegeloberfläche  dann  auf- 
schlitzt, um  sie  in  die  Ebene  auszubreiten,  so  ist  die  Darstellung 
durch  einen  leeren  Sektor  unterbrochen,  den  man  allerdings  aus- 
füllen kann,  indem  man  die  Abbildung  von  beiden  Seiten  her 
fortsetzt,  bis  zum  Zusammentreffen;  dann  ist  aber  ein  Teil  des 
Gebietes  doppelt  dargestellt  und  doch  eine  Unstetigkeitslinie  vor- 
handen, d.  h.  ein  Radius,  bei  dessen  Überschreitung  man  in  schon 
einmal  dargestelltes  Gebiet  gelangt.  Diese  Projektionsart  wird 
wegen  der  angeführten  Missstände  niemals  ausgedehnte  Anwendung 
finden.  Da  sich  aber  damit,  wie  aus  den  nachfolgenden  Tabellen 
hervorgebt,  die  geometrisch  besten  Abbildungen  erreichen  lassen, 
sind  sie  doch  für  genaue  Karten  grosserer  Gebiete  indem 
Falle  sehr  zu  empfehlen,  wenn  die  Unstetigkeitslinie  und  der 
Pol  selbst  in  eine  Gegend  verlegt  werden  können,  deren  zu- 
sammenhängende Wiedergabe  von  untergeordneter  Wichtigkeit  ist, 
wie  z.  B.  die  Polargegenden  oder  grosse  Meeresflächen.  Die 
ostliche  und  westliche  Hemisphären,  deren  Mittelpunkte  auf  dem 
Äquator  liegen,  kann  man  so  darstellen,  ohne  wichtige  Ge- 
biete zu  zerschneiden,  wenn  man  den  Schnitt  längs  dem  Mittel- 
meridian vom  Äquator  zum  Sud-Pol  fuhrt.  Es  werden  dann  nur 
Meeresflachen  durchschnitten.  Auf  jedem  Planiglob  stellt  sich  dann 
der  Äquator  als  eine  aus  2  geraden  Teilen  bestehende  gebrochene 
Linie  dar,  deren  nach  Norden  geöffneter  stumpfer  Winkel  im 
Falle  flächentreuer  perigonaler  Abbildung  etwas  über  127°  be- 
trägt. Der  ausfallende  (oder  durch  doppelte  Darstellung  aus- 
zufüllende) Sektor  beträgt  105°.  Für  Afrika  lässt  sich,  indem 
man  den  Pol  der  Kalotte  auf  den  Äquator  in  das  Meer  dicht 
vor    der    Gabun-Mündung    legt    und    die    Unstetigkeitslinie    nach 


14 


K.  Zöppritz: 


Westen  gehen  läset,  eine  den  Kontinent  völlig  zusammenhängend 
darstellende  Karte  entwerfen,  die  bezüglich  der  Verzerrungsver- 
hältnisse weit  über  allen  in  unseren  Atlanten  und  sonst  üblichen 
Darstellungen  steht.  Eine  solche  ist  diesem  Aufsätze  anf  Taf.  I. 
beigefügt;  ihre  nähere  Besprechung  folgt  unten.  Ebenso  günstig 
lässt  sich  Südamerika  abbilden,  wenn  man  den  Pol  auf  dem  süd- 
lichen Wendekreise  vor  der  Westküste  annimmt.  Je  kleiner  die 
darzustellende  Kalotte  ist,  um  so  flacher  wird  der  Kegel,  auf 
welchen  abgebildet  wird,  um  so  kleiner  also  der  beim  Auf- 
schlitzen ausfallende  Sektor. 

Nachfolgende  erste  Tabelle  von  Tissot  giebt  für  die  zu- 
sammenhängende Darstellung  einer  Halbkugel,  unter  Ausschluss 
der  konischen  Projektionen,  die  Maximalwerte  von  2  (0,  (a)  and  5, 
die  innerhalb  des  Planiglobs  auftreten.  Die  ausgewählten  Projek- 
tionen sind  die  günstigeren  Zenitalprojektionen,  beginnend  mit  der 
einzigen  winkeltreuen  unter  ihnen  und  schliessend  mit  der  einzigen 
flächentreuen.  Es  kommen  mehrere  externe  perspektivische  Pro- 
jektionen darunter  vor,  bei  denen  der  Abstand  D  des  Augpunktes 
vom  Kugel-Mittelpunkt  in  Teilen  des  Radius  der  Kugel  angegeben  ist. 


Stereographische  Projektion     .... 

Perspektive,  D  =  1,296 

Airy's  Projektion 

Perspektive  D=  1,361 

Perspektive  D  =  %  n 

Postel'8  äquidistante  Zenitalprojektion 

Perspektive  D  =  1,646 

Nicolosi's  Projektion 

Perspektive  D  =  2 

Lamberts  fl&chentreue  Zenitalprojektion 


Maximalwerte 

von 

2a> 

[      («) 

S 

0°    0' 

2,000 

4,000 

14°  48' 

1,772 

2,242 

14°  48* 

1,693 

2,213 

17°  36' 

1,735 

2,211 

25°  39' 

1,637 

lf706 

25°  39' 

1,571 

1,571 

28°  16' 

1,646 

1,570 

82°  47' 

1,787 

1,571 

38°  57' 

2,000 

1,125 

38°  57' 

2,000 

1,000 

Die  externen  perspektivischen  Projektionen,  welche  samt- 
lich aphylaktisch  sind,  finden  sich  hier  namentlich  deshalb  auf- 
genommen, um  zu  zeigen,  dass  man  den  Augpunkt  immer  so 
wählen  kann,  dass  entweder  die  Maximalwinkelverzerrung  oder 
die  grosste  Flächenänderung  übereinstimmend  wird  mit  derselben 
Veränderung  bei  irgend  einer  der  anderen  Projektionen.  Wenn 
aber  die  Winkeländerung  übereinstimmt,  so  wird  die  Flächen- 
änderung eine  andere  und  umgekehrt. 

Zieht  man  die  flächentreue  perigonale  Kegelprojektion  noch 
mit  in  betracht,  so  erhält  man  freilich  keine  Vollkreisfläche  mehr 
als  Bild,  sondern  einen  Sektor  von  255°  Öffnung,  allein  die 
3  Hauptwerte  der  Verzerrung  sind: 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten. 


15 


2a>=l9°45'     (a)=  1,414     S=l 
also   eine   geringere  Langen  Verzerrung,   als   bei  irgend   einer  der 
vorher  angegebenen  Abbildungsarten,  und  dabei  eine  sebr  massige 
Winkelverzerrung. 

Für  die  praktische  Anwendung  noch  wichtiger  ist  die  Ver- 
gleichung  der  Darstellungsarten  für  beschränktere  Gebiete,  zu- 
nächst für  eine  Engelkappe.  Die  nachfolgende  zweite  Tabelle 
von  Tissot  bezieht  sich  auf  3  Kalotten  von  25°,  40°  und  50° 
Halbmesser,  welche  eine  praktische  Wichtigkeit  haben,  weil  in 
einer  25  °- Kalotte  ganz  Europa  enthalten  ist,  falls  man  den  Mittel- 
punkt in  die  Gegend  von  Plock  in  Polen  verlegt;  eine  Kalotte 
von  40°  nmfasst  sowohl  Afrika,  als  auch  Nordamerika,  während 
für  Asien  eine  Kalotte  von  50°  Halbmesser  nötig  ist.  Südamerika 
ist  in  einer  solchen  von  33°  enthalten.  Da  man  diesen  Konti- 
nent, wie  auch  Afrika  in  aufgeschlitzter  flächentreuer  Kegelprojektion, 
ohne  Landflächen  trennen  zu  müssen,  darstellen  kann,  so  sind  in 
nachfolgende  Tabelle  auch  die  Deformationselemente  derjenigen 
flächentreuen  Kegelprojektionen  aufgenommen,  welche  für  die  be- 
treffenden Kalotten  perigonal  sind.  Es  muss  allerdings  bemerkt 
werden,  dass  wegen  der  Notwendigkeit,  den  Mittelpunkt  der  Pro- 
jektion ausserhalb  des  Küstenumrisses  zu  legen,  vder  Radius 
etwas  grosser,  für  Afrika  «=  48°,  für  Südamerika  =  87°,  gewählt 
werden  muss.  Ausser  der  stereographischen  sind  in  die  Tabelle 
noch  diejenigen  perspektivischen  Abbildungen  aufgenommen,  die 
für  die  betreffenden  Kalotten  perimekoisch ,  bezw.  perihalisch  sind. 
In  der  Tabelle  bedeutet:  St  die  stereographische  Projektion, 
K  die  für  die  betreffende  Kalotte  perigonale  flächentreue  Kegel- 
projektion, Po  Posteis  mittabstandstreue  Azimutalprojection,  Pm  die 
für  die  betreffende  Kalotte  perimekoische  Perspektive,  La  Lam- 
berts flächentreue  Zenitalprojektion ,  Pp  die  perihalische  Per- 
spektive. 


Pro- 

250-Bereich 

40°-Bereich 

50°-Bereich 

jektion 

2o> 

W 

S 

2(0 

W 

S 

2o> 

W 

S 

8t 

0°   0' 

1,049 

1,101 

0°  0' 

1,133 

1,282 

0°   0' 

1,217 

1,482 

K 

1°22' 

1,024 

1,000 

3°  34' 

1,066 

1,000 

5°  38' 

1,103 

1,000 

Po 

1°50' 

1,032 

1,032 

40441 

1,086 

1,086 

7°  27' 

1,139 

1,139 

Pm 

1°50' 

1,033 

1,033 

4°  47' 

1,087 

1,087 

7°  36' 

1,142 

1,142 

La 

2°  45' 

1,049 

1,000 

7o   71 

1,132 

1,000 

11°15' 

1,217 

1,000 

PP 

2°  46' 

1,050 

1,001 

7°  14' 

1,135 

1,003 

11°33' 

1,224 

1,008 

Der  Vergleich  zeigt  die  grosse  Superiorität  der  perigonalen 
flächentreuen  Kegelprojektion.  Wo  man  sie  nicht  anwenden  kann, 
wird  man   unter   den   flächentreuen  Abbildungen   die  Lambertsche 


16 


K.  Zöppritz: 


Zenitalprojektion  *)  wählen.  Wenn  es  auf  Flächentrene  minder  an- 
kommt, empfiehlt  sich  Posteis  Projektion  durch  geringe  Winkel- 
nnd  Längenverzerr ung  und  verhältnismässig  leichte  Konstraktion. 
Da  die  Kontinente  keineswegs  die  Kalottenflächen  ausfallen, 
in  welche  sie  sich  einpassen  lassen,  und  überhaupt  kein  Land  eine 
geometrisch  regelmässige  Umgrenzung  hat,  so  kann  man  keines- 
wegs sagen,  dass  die  vorgenannten  Projektionen  die  absolut  besten 
für  die  Kontinente  seien.  Vielmehr  giebt  es  sicherlich  Projek- 
tionen, die  .der  Gestalt  des  Gebietes  noch  besser  angepasst  sind; 
nur  wird  man  häufig  auf  einfache  Konstruktion,  meist  selbst  auf 
Symmetrie  zu  beiden  Seiten  eines  Mittelmeridians  verzichten 
müssen.  Unter  den  einfacheren  Projektionen  kommen  zunächst 
die  gewohnlichen  konischen  Projektionen,  auf  mit  der  Erde 
konaxiale  Kegel,  in  betracht.  Europa  ist  z.  B.  in  der  Zone 
zwischen  35°  und  75°  nördl.  Breite  enthalten,  welche  man  auf 
einen  konaxialen  Kegel  flächentreu  und  perigonal  abbilden  kann. 
Es  ergiebt  sich  dann  2o>  =  3°  34',  («)  =  1,032.  Die  Abbildung 
ist  also  von  stärkerer  Winkelverzerrung  als  die  Lambertsche  Zeni- 
talprojektion für  den  25° -Bereich,  hat  aber  nur  die  geringere 
maximale  Längenänderung,  die  die  Postel'sche  bietet.  Fragt  man 
nun  aber,  welche  Resultate  die  Bonn  e'sche,  diese  von  den  Kar- 
tographen so  ausschliesslich  gepflegte  Projektion  giebt,  so  erhellen 
sie  aus  folgender  Tabelle: 


Europa  .  . 
Asien  .  .  . 
Afrika .  .  . 
Nordamerika 
Südamerika  . 


Maximalwerte  i 

ron 

2 

a> 

(«)      J 

S 

6° 

23 ' 

1,118 

1,000 

26° 

10' 

1,585 

1,000 

12° 

28' 

1,244 

1,000 

22° 

34' 

1,487 

1,000 

8° 

16' 

1,155 

1,000 

Diese  Tabelle  enthält  das  Vernichtungsurteil  der  Bonne'schen 
Projektion.  Der  Vergleich  mit  der  vorigen  Tabelle  zeigt,  dass 
jede  der  dort  aufgeführten,  Projektionen,  und  insbesondere  die 
beiden  ebenfalls  flächentreuen,  weit  geringere  Winkel-  und  Längen- 
verzerrungen bieten  als  die  Bonne'sche.  Sehr  in  den  Vorder- 
grund tritt  die  Lambert' sehe  flächentreue  Zenitalprojektion,  welche 
für  Darstellung  der  Kontinente  jedenfalls  sehr  empfehlenswert  ist. 
Nur  fehlte  es  bisher  noch  an  Tabellen  für  die  Auftragung  der  Netz- 
punkte.    Lambert  hat  solche  für  die  Projektion  auf  einen  Meri- 


*)  Von  Breusing  sehr  zweckmässig  Chordal-Projektion  genannt, 
weil  der  Mittabstand  eines  Punktes  in  der  Karte  proportional  der  Sehne 
seines  Zenitabstands  vom  Mittelpunkt  auf  der  Erdoberfläche  ist 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  17 

dian  (gewöhnlich  sogenannte  Äquatorialprojektion)  berechnet*), 
die  man  auch  bei  Germain  und  bei  Gretschel  abgedruckt  findet. 
Hierzu  hat  Doergens  die  Berechnung  derselben  für  den  Horizont 
von  Berlin  gefügt**),  welche  für  die  Karte  von  Europa  passt. 
Ich  habe  jetzt  noch  die  Koordinaten  der  Netzpunkte  für  Asien 
(Mittelpunkt  auf  40°  n.  Br.)  berechnet***),  so  dass  für  die  Karten 
von  Afrika,  Europa  und  Asien  die  Elemente  zur  Auftragung 
wenigstens  in  10°-Intervallen  vorliegen. 

Tissot  giebt  auch  gewisse  Fingerzeige,  wie  man  durch  ein 
teilweise  mechanisches  Verfahren  für  bestimmte  Ländergebiete  noch 
bessere  Projektionsarten  ausfindig  machen  kann,  als  die  oben  ge- 
nannten, die  für  ganze  Kalottenflächen  die  geringsten  Deforma- 
tionen geben.  Da  diese  aber  für  Kontinente  und  Länderkomplexe 
von  ähnlicher  Ausdehnung  kaum  je  praktisch  werden  dürften,  so 
gehe  ich  hierauf  nicht  weiter  ein. 

Eine  höchst  wichtige  Untersuchung  hat  aber  Tissot  der  Dar- 
stellung von  Ländern  gewidmet,  die  nur  eine  beschränkte  Zahl 
von  Breite-  und  Längegraden  einnehmen,  wie  z.  B.  Frankreich, 
Spanien  oder  ähnliche.  Er  hat  dabei  die  praktische  Aufgabe  ins 
Auge  gefasst,  dass  von  einem  solchen  Lande  eine  sehr  genaue 
aus  vielen  Blättern  bestehende,  aber  in  ein  Tableau  zusammen- 
fügbare Karte,  also  z.  B.  eine  Generalstabskarte  herzustellen  sei. 
Denkt  man  sich  ein  solches  Gebiet  von  einem  Mittelparallel  und 
einem  Mittelmeridian  durchzogen,  so  erhält  man  4  Quadranten, 
worin  die  Abstände  irgend  eines  Punktes  vom  Mittelparallel  und 
vom  Mittelmeridian  in  halb  so  grossen  Grenzen  bleiben,  wie  die 
Ausdehnung  des  Gebietes  nach  Länge  und  Breite  beträgt.  Nehmen 
wir  mit  Tissot  Spanien  als  Beispiel,  das  sich  zwischen  36°  und 
44°  n.  Br.  und  in  einem  Längenintervall  von  etwa  12°  40 '  er- 
streckt, so  können  die  bezeichneten  Abstände  höchstens  4°  bezw. 
6°  20'  betragen.  In  Bogenmaass  berechnet  (worin  der  Vollkreis 
»271=6,2832    ist    und    der   Winkel,    dessen    Bogen  =  1    ist, 


*)  Lambert,  Beiträge  zum  Gebrauche  der  Mathematik.  Berlin  1772, 
Teil  III.  S.  175  ff.  Germain  (Tratte*  des  projections.  Paris  1866.  S.  378  u. 
379),  Gretschel  (Lehrbuch  der  Kartenprojektion.  Weimar  1873.  8.  236, 
237,  246)  und  Doergens  (s.  u.)  haben  dieselben  einschliesslich  eines  Fehlers 
abgedruckt,  den  ich  zu  verbessern  Gelegenheit  nehme.  In  der  Tabelle,  welche 
das  Azimut  v  als  Funktion  der  Länge  X  und  Breite  <j>  giebt,  mußs  es  für 
A==  10°  und  9  =  70°  heissen:   3°  37 '  statt  4°  2'. 

**)  Doergens,  Theorie  und  Praxis  der  geographischen  Kartennetze, 
I.  (einz.)  Teil,  Berlin  1870,  S.  40  u.  41.  Hier  sind  nur  von  allen  Azimuten 
und  Zenitdistanzen,  die  grösser  als  90°  sind,  irrtümlich  die  Supplemente  auf 
180°  angegeben. 

***)  Zöppritz,  Leitfaden  der  Kartenentwurfslehre.  Leipzig,  bei  Teubner, 
1884,  S.  68. 

Zeitechr.  d.  G«ellseh.  f.  Erdk.    Bd.  XIX  2 


lg  K.  Zöppritz: 

im  Gradmass  57°  18'  besitzt),  betragen  diese  Abstände  s=  l/l4 
und  bezw.  t=  1ji9,  sind  also  ziemlich  kleine  Bruche.  Diesen  Umstand 
kann  man  nnn  benutzen,  um  ganz  ohne  Rücksicht  auf  geometrische 
Anschauung  ein  mathematisches  Abhängigkeitsgesetz  der  Abbil- 
dung vom  Original  aufzustellen,  welches  die  Eigenschaft  hat,  die 
Deformationen  auf  einen  minimalen  Wert  zu  beschränken. 

Man  kann  sich  einen  Punkt  der  Karte  der  Lage  nach  durch 
2  rechtwinklige  Koordinaten  bestimmt  denken,  deren  Ursprang 
der  Schnittpunkt  des  Mittelmeridians  mit  dem  Mittelparallel  ist 
und  deren  eine  parallel  der  Richtung  des  Meridians  im  Mittel- 
punkt ist.  Die  Werte  dieser  beiden  Koordinaten  müssen  durch 
das  Abbildungsgefetz  als  Funktionen  von  Breiten-  und  Längen- 
unterschied, d.  h.  von  8  und  t  bestimmt  sein. 

Da  nun  alle  Funktionen  für  kleine  Werte  ihrer  Veränder- 
lichen durch  eine  nach  Potenzen  derselben  fortschreitende  Reihe 
dargestellt  werden  können,  und  die  höheren  Potenzen  eines  Bruchs 
wie  '/14  °dcr  !/18  rasch  verschwindend  klein  werden,  so  kann 
man  x  und  y  in  Fällen  wie  der  vorliegende  stets  durch  eine 
beschränkte  Anzahl  von  Gliedern  in  s  und  t  darstellen.  Mit 
Rücksicht  auf  die  Lage  des  Koordinatensystems  findet  man  fol- 
gende Ausdrücke: 

m  =  8  +4^**  +  i*'  —  B**t  +  &/»  +  !<• 
^  2r0         '3  ~  ^  3 

y  =  -t  +  ?**  +  As2t  —  Bst*  +  ?/», 

r0  ~  8      ~  ~  3    ' 

worin  l0  die  Breite  und  r0  den  Radius  des  Mittelparallels,  r  den 
Radius  des  durch  den  betrachteten  Punkt  gehenden  Parallelkreises 
und  A,  2?,  C  drei  noch  näher  zu  bestimmende  Grossen  bedeuten. 
Tissot  entwickelt  nun  eine  sinnreiche  graphisch-mechanische  Me- 
thode, um  für  irgend  ein  gegebenes  Land  diese  3  Grossen  so  zu 
bestimmen,  dass  die  Verzerrungen  möglichst  gering  werden.  Die 
vorstehenden  Formeln  haben  an  sich  schon  die  Eigenschaft,  dass 
die  Winkelverzerrungen  nur  von  derselben  Grossenordnung  sind, 
wie  die  dritten  Potenzen  jener  Brüche,  die  Längen  Verzerrungen  von 
der  Grossenordnung  der  zweiten  Potenzen.  Diese  letzteren  können 
nun  noch  durch  zweckmässige  Verfügung  über  die  Grossen  A,  B,  C 
ganz  beträchtlich  herabgemindert  werden. 

Welche  ausgezeichneten  Resultate  mittels  dieser  Methode  zu 
erreichen  sind,  erläutert  Tissot  an  der  Generalstabskarte  von 
Frankreich,  die  nach  der  Bonne'schen  Projektion  entworfen  und 
auf    den   Mittelparallel    von    45°    bezogen    ist.     Für  sie  ist   der 

Maximalwert  von  2a>  =  18',  die  Längenänderung  a  =  (a)  —  1  =  —-. 

380 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  19 

Hatte     man     46  ^°     als    Mittelparallel     gewählt,    so    wäre    nur 

2«  =  10^'  und  a  =  — -  geworden.     Tissot's   Formeln    mit  den 
650 

Zahlen  A  =  0,806;  B  =■  0,244;  C  =  —  0,868;  l0  =  46^° 
geben  dagegen  eine  Projektion,  worin  die  grosste  Winkelverzer- 
rung 2 co  =  25  Sekunden  und«  =  beträgt,  wobei  der  Pariser 

Meridian  den  Mittelmeridian  bildet. 

Wenn  das  Land  einigermaassen  symmetrisch  und  gerundet  ge- 
staltet ist,  so  lassen  sich  die  Ausdrucke  für  a  und  y  erheblich 
vereinfachen,  ohne  dass  die  Verzerrungen  viel  grosser  werden; 
sie  lauten  in  diesem  Falle: 

und  lassen  eine  sehr  einfache  geometrische  Deutung  zu.  Die  Pro- 
jektion ißt  nämlich  eine  Kegelprojektion  mit  geradlinigen,  konver- 
genten Meridianen  und  konzentrisch  -  kreisförmigen  Parallelen. 
Der  Radius  des  Mittelparallels  ist: 

R  =    r° 
0       sin  l0 

der  Winkel  zweier  Meridiane,  die  in  Wirklichkeit  um  m°  ver- 
schieden sind,  ist: 

M  =  m  sin  l0 
und   der  Radius  eines   um  den   Bogen  s  vom   Mittelparallel   ent- 
fernten Parallele: 

s* 

Diese  Projektion,  welche  man  mit  vollem  Recht  als  Tis  so  fache 
Kegelprojektion  bezeichnen  kann,  giebt  z.  B.  für  Spanien  nur 
4  Sekunden  Maximalwinkeländerung  und  0,00119  Längenver- 
zerrung. Sie  ist  vorzuglich  geeignet  für  Darstellung  ganzer  Zonen  und 
von  Ländern,  die  wie  z.  B.  das  asiatische  Russland  sich  zwischen 
2  Parallelkreisen  weithin  ausbreiten.  Die  Zone  zwischen  37  J^ 
und  52%°  n.  Br.,  welche  das  südliche  Central-Europa  um- 
fasst,  konnte    mit   einem   Maximal  winkelfehler  von    1 '   20 "    und 

einer  Längenverzerrung  von  — -  hiernach  abgebildet  werden,  wäh- 

280 

rend  die  Bonne'sche  Projektion  14°  40'  und  %  giebt.    Man  konnte 

ferner  ganz  Algerien  einschliesslich  Tunis  und  des  grosste n  Teils 

2* 


20  K*  Zöppritz: 

von  Marokko  mittels  dieser  Projektion  darstellen,  ohne  dass  die 
Winkel    um    mehr    als    8 ",   die  Langen   um   mehr  als  ver- 

zerrt würden,  während  die  Bonne'sche  Projektion  nur  in  Algerien 

allein  schon  11'  und  ——  ergäbe.      Auch    für    Deutschland,    das 
600 

am  genauesten  durch  eine  unsymmetrische  Projektion  wiederzu- 
geben wäre,  liefert  die  eben  besprochene  eine  recht  gute  Dar- 
stellung. 

Für  die    Abbildung   eines  Kugelzweiecks   zwischen    nicht 
weit  entlegenen  Meridianen  leisten  die  Formeln: 
x  =  s-{-  ^rm2  sin  l 
y  =  rm  (1  +  ^  «i2  cos  20, 

wo  l  die  Breite  des  Punktes  bedeutet  und  m  dieselbe  Bedeutung 
wie  zuvor  hat,  ähnlich  gute  Dienste,  wie  die  vorhergehende  für 
Zonen.  Für  ein  Zweieck  von  15°  Breite  sind  die  Maximalver- 
zerrungen   V  20"  und  -^7:9   während  die  Bonne'sche  Projektion, 

die  für  ein  so  gestaltetes  Gebiet  noch  relativ  günstig  ist,  doch 
Verzerrungen  von  7%°  und  %s  ergiebt.  Das  Nilthal  und  damit 
fast  ganz  Egypten  einschliesslich  des  Sudan  vom  9.  bis  zum  32. 
Parallel  kann  danach  in  einer  Ost- West-Erstreckung  von  5  Länge- 
graden mit  Fehlern  von  höchstens  5  "  und  abgebildet  werden, 

während  sich  nach  Bonne    25'   und  -— -  ergeben. 

Jedenfalls  sieht  man,  dass  auch  für  Länder  von  massigem 
Umfang  die  Bonne'sche  Projektion  weit  davon  entfernt  ist,  Dar- 
stellungen zu  liefern,  bei  denen  die  Verzerrungen  auf  ein  mög- 
lichst kleines  Maass  reduziert  sind.  Freilich  sind  die  neuen  von 
Tissot  vorgeschlagenen  Abbildungen  nicht  streng  flächentreu. 
Allein  da  die  grossten  Längen  Veränderungen  immer  sehr  klein 
bleiben,  so  bleiben  auch  die  Flächenveränderungen  immer  sehr 
klein,  denn  sie  können,  wie  leicht  zu  zeigen  ist,  höchstens  dop- 
pelt so  gross  werden  wie  die  grosste  Längenänderung.  Nach  unseren 
Grundbezeichnungen  ist  S  ==  ab  die  Flächenänderung  an  irgend  einer 
Stelle  der  Karte,  wo  der  im  Original  den  Halbmesser  =  1  besitzende 
kleine  Kreis  als  Ellipse  von  den  Axen  a  und  b  abgebildet  wird. 
Setzt  man  a=l=ba,  6=  l±/9,  so  sind  a  und  ß  die  sehr 
kleinen  Veränderungen,  die  der  Halbmesser  1  erlitten  hat.  Es 
wird  also: 

S  =  a6=ldbadb/y 


Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  21 

indem  das  Produkt  der  beiden  kleinen  Brache  a  ß  als  verschwin- 
dend klein  weggelassen  werden  kann.  Die  grösste  Abweichung 
dieses  Wertes  von  8  von  der  Einheit  tritt  dann  ein,  wenn  a  und  ß 
von  gleichem  Vorzeichen  Bind  und  beide  den  grosstmogliche  n  Wert 
der  Längenverändernng  erreichen,  der  oben  schon  mit  (a)  be- 
zeichnet worden  ist;  dann  wird  nämlich 

8  =*  1  ±  2  (a). 
Die  grosstmogliche  Flächenänderung  ist  also  doppelt  so  gross 
wie  die  grosstmogliche  Längen  an  derung.  Ist  letztere  nicht  grosser 
als  0,001,  so  ist  die  Abweichung  der  Projektion  von  der  Flächen- 
treue mittels  des  Planimeters  gar  nicht  mehr  nachzuweisen,  denn 
dieses  Instrument  arbeitet  in  geübten  Händen  nur  auf  etwa 
\  Prozent  oder  0,0025  genau.  Überdies  ist  nicht  zu  vergessen, 
dass  die  Maximalverzerrung  nur  in  ganz  beschränkten  Teilen  des 
Eartenblattes,  etwa  am  Rand  oder  in  den  Ecken  vorkommen 
kann.  Die  Abweichung  der  Tissot'schen  Projektionen  von  der 
Flächentreue  ist  deshalb,  wenn  sie  nicht  auf  allzugrosse  Gebiete  an- 
gewandt werden,  stets  sehr  unbedeutend.  Für  einzelne  Länder 
von  massiger  Ausdehnung  sind  diese  Projektionen  unbedingt  die 
empfehlenswertesten.  Lässt  man  die  im  allgemeinen  unsymme- 
trische erste  derselben  ausser  betracht,  so  bleibt  die  leicht  zu  ver- 
zeichnende konische  Projektion  (Formeln  8.  19)  für  Gebiete,  die 
vorzugsweise  in  Parallelkreisrichtung  gestreckt  sind,  und  die  folgende 
Projektion  für  meridional  sich  erstreckende  Länder  als  ausschliess- 
lich empfehlenswert  übrig. 

Für  grossere  Teile  der  Erdoberfläche  wie  Kontinente  u.  s.  w. 
sind  diese  Projektionen  ungeeignet.  Es  sei  zum  Schlüsse  hier 
noch  einmal  wiederholt,  dass  es  bei  solchen  Gebieten  vor  Allem 
auf  Flächentreue  ankommt  und  dass,  falls  man  geschlitzte  Ab- 
bildungen aus8chlie88t,  nur  2  Projektionen  gute  Resultate  geben: 
1)  Lambert 's  flächentreue  Azimutalprojektion  und  2)  die  perigonale 
flächentreue  Kegelprojektion  auf  einen  zur  Erde  konaxialen  Kegel. 
Letztere  ist  namentlich  empfehlenswert  für  Gebiete,  die  nach  Sud- 
westen und  Südosten  von  geringer  Erstreckung  sind,  wie  z.  B. 
Nord-Amerika*).    —    Die   Bonne'sche   Projektion    giebt    dagegen 

*)  Die  bekanntere  Lambert'sche  flächentreue  Kegelprojektion  steht 
hinter  der  perigonalen  nur  wenig  zurück.  Für  sie  habe  ich  in  meinem 
„Leitfaden  der  Kartenentwurfslehre"  die  Elemente  zu  den  Netzen  von 
Kordamerika  und  von  Südamerika  angegeben.  Ebenso  ist  darin  die  Lam- 
bert'sche Zenitalprojektion  besonders  berücksichtigt  worden  (vgl.  oben  die 
Anm.  auf  8.  17).  Diese  letztere  ist  im  Allgemeinen,  wie  auch  für  Asien 
speziell,  von  Coatpont  angelegentlichst  empfohlen  worden  (Bull,  de  la  soc. 
de  geogr.  de  Paris.  6"»«  se>.  T.  13.  p.  151  u.  T.  16.  p.  5);  sein  Vorschlag, 
dieselbe  ans  dem  stereographischen  Bild  zu  konstruieren,  wird  aber  prak- 
tisch wohl  kaum  ausgeführt  werden. 


22 


K.  Zöppritz: 


äusserst  ungünstige  Deformationsverhältnisse  und  ist  durchaus  ver- 
werflich. 

Bemerkungen  über  die  Konstruktion  der  beigegebenen 
Karte   von    Afrika. 

Diese  Karte  ist  in  flächentreuer  perigonaler  Projektion  auf 
einen  Kegel  ausgeführt,  dessen  Spitze  und  Schlitz  nach  den  S.  13 
angegebenen  Gesichtspunkten  gewählt  sind.  Zur  Verzeichnung  sind 
zunächst  die  zenitalen  Koordinaten  aller  Oradnetzpunkte  (hier  von 
10  zu  10°)  erforderlich,  die  man  aus  der  oben*)  schon  erwähnten, 
von  Lambert  berechneten  Tafel  entnehmen  kann.  Ist  ö  der  Zenit- 
abstand des  Kartenrandes,  so  ist  jedes  Azimut  v  der  Kugel  mit  cos  x£  ö 
zu  multiplizieren,  um  das  Azimut  z  in  der  Karte  zu  erhalten;  ferner 
ist  jeder  (für  den  Kugelradius  a=  \  berechnete)  Lambert9 sehe 
Tabellenwert  des  Mittabstandes  r  in  der  flächentreuen  Azimutal- 
projektion noch  mit  dem  im  gewählten  Massstab  p  verkleinerten 
Erdradius  R  zu  multiplizieren  und  durch  ycos^d  zu  dividieren, 
um  den  Polabstand  Q  in  der  vorliegenden  Projektion  zu  ergeben  ; 
Demnach  wird 

z  =  v  cos  %  o  Q  =  r. 


In    der    vorliegenden    Karte    ist    <?< 


Vcos^d 


40  000  00O* 

R=  6  370  000m.  Die  Logarithmen  der  Faktoren»  womit  die 
Tabellenwerte  von  v  und  r  zu  multiplizieren  sind,  ergeben  sich 
zu  1,98434  bezw.  2,21774  (letzteres  in  Millimetern  berechnet). 
Hieraus  lässt  sich  folgende  kleine  Tabelle  aufstellen,  worin  unter 
„  Länge a  der  Längenunterschied  gegen  den  Kartenmittelpunkt 
verstanden  ist: 


Breite 

Länge 

0° 

10° 

20° 

30° 

40° 

40° 

0 

10°  53' 

20°  39' 

112,9 

115,7 

123,6 

30° 

0 

15°  34' 

28°  311 

38°  1' 

85,45 

89,56 

100,7 

116,6 

20° 

{;= 

0 

23°  43' 

40°  18' 

50«  12' 

56°17' 

57,83 

63,75 

79,84 

100,7 

123,6 

10° 

{;= 

0 

41°  28' 

58°  22' 

65°  40' 

69«  29' 

28,80 

40,55 

63,75 

89,56 

115,7 

0° 

{;= 

0 

83°  44' 

83°  44' 

83°  44' 

83°  44' 

0 

28,80 

57,33 

85,45 

112,9 

*)  S.  erste  Anm.  auf  S.  17. 


Die  Wahl  der  Projektion  *für  Atlanten  und  Handkarten.  23 

Man  siebt  also,  dass  die  beiden  nach  links  nnd  rechts  von 
der  Mitte  laufenden  Zweige  des  Äquators  Winkel  von  83°  44' 
mit  dem  Mittelmeridian  bilden,  sodass  nach  dem  Aufschlitzen  nnd 
Aasbreiten  des  Kegelmantels  ein  Sektor  von  4.(90 — 83°  44') 
=  25°  4'  unausgefüllt  bleibt.  In  unserer  Karte  ist  die  Kegelspitze 
auf  9°  öetl.  L.  v.  Gr.  vor  die  Gabunmündung  verlegt  worden. 
Dieser  Meridian  ist  punktiert  eingetragen ,  *  seine  beiden  Teile 
bilden  einen  Winkel  von  2  .  83°  44'=  167°  28'  miteinander. 
Ausgezogen  sind  die  Meridiane  0  10  20  30  40  westl.  u.  ostl. 
Länge  und  jeder  10.  Parallelkreis.  Die  Karte  ist  so  gestellt, 
dass  die  Halbierungslinie  des  leeren  Sektors,  welche  die  Verlän- 
gerung der  rechten  Hälfte  des  Äquators  bildet,  horizontal  steht. 
Dieser  Sektor  ist  in  seinem  Hauptraum  zur  Aufnahme  des  Titels 
benutzt,  im  zentralen  Teile  der  Karte  ist  aber  die  Zeichnung 
beiderseits  in  den  Sektor  fortgesetzt,  sodass  die  Insel  S.  Thorne* 
zweimal  erscheint.  Zwischen  ihren  beiden  Bildern  geht  die  den 
Sektor  halbierende  punktierte  Unstetigkeitslinie  hindurch.  Die 
linke  Hälfte  des  Äquators,  längs  welcher  der  Kegel  aufgeschlitzt 
wurde.,  ist  naturlich  zweimal  vorhanden;  die  beiden  Zweige  begrenzen 
den  eigentlich  ausfallenden  Sektor.  Die  Unstetigkeit  in  dessen  Hal- 
bierungslinie giebt  sich  durch  das  winklige  Aufeinandertreffen  der 
Meridiane  kund. 

Der  Kontinent  selbst  wird  durch  diese  Projektion  in  der 
geringstmöglichen  Verzerrung  abgebildet.  Die  grosste  vorkom- 
mende Winkeländerung  beträgt  nur  etwa  4^°,  die  grosste  Längen- 
verzerrung noch  nicht  8  Prozent.  Die  Meridiane  sind  Kurven 
höherer  Ordnung.  Der  erste  ausgezogene  Meridian  rechts  von 
der  Mitte  sieht  einer  flachen  Hyperbel  sehr  ähnlich,  die  nächsten 
haben  eine  S-förmige  Krümmung;  sie  wenden  dem  Zentrum  einen 
Scheitel  zu,  um  dann  nach  Norden  und  Süden  konkav  zu  werden. 
Erst  die  entfernteren  Meridiane  werden  rein  konkav  gegen  die 
Mitte.  Die  Parallelkreisbilder  sind  dagegen  sämtlich  konvex 
gegen  die  Mitte.  —  Eine  Abweichung  von  allen  sonstigen  Dar- 
stellungen Afrika1  s  springt  sofort  in  die  Augen.  Es  ist  die 
flachere  Öffnung  des  Busens  von  Guinea,  die  Gestrecktheit  des 
ganzen  Kontinents  von  Nordwest  nach  Sudost.  Diese  rührt  nicht 
von  der  Eigentümlichkeit  der  Abbildung  auf  den  Kegelmantel  her, 
sondern  von  der  Ausbreitung  dieses  letzteren  in  die  Ebene.  Das 
Analoge  findet  bei  allen  Kegelabbildungen  statt.  Auf  jedem  zur 
Erde  konaxialen  Kegel  z.  B.  werden  bei  der  Ausbreitung  die 
Parallelkreise  gestreckt,  sie  gehen  in  Kreise  von  grosserem  Radius 
über;  die  beiden  Enden  des  Bogenstücks  eines  solchen  entfernen 
sich  also  von  einander.  Die  inneren  Deformationsverhältnisse 
werden   dabei  nicht  geändert.    Um    den   richtigen  Gesamteindruck 


24  H.  Polakowsky: 

des  Gebietes  zu  erhalten,  musste  man  eigentlich  die  Karte  wieder 
schlitzen  und  zum  Kegel  zusammenbiegen.  —  Diese  Thatsache 
setzt  einen  Vorteil  in  helleres  Licht,  den  die  Abbildungen  unmittel- 
bar auf  die  Ebene  vor  den  auf  abwickelbare  Flächen  voraus  haben, 
den  diese  aber  durch  im  allgemeinen  ungunstigere  innere  Defor- 
mationsverhältnisse erkaufen. 


IL 

Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier 
in  den  Jahren  1562-1564. 

Nach  amtliehen  Berichten  des  Adelantado  und  General-Kapitäns 

von  Costa  Rica,  Juan  Vazquez   de  Coronado,  an  den  König  von  Spanien 

und  anderen  Dokumenten. 

Von  H.  Polakowsky. 


Die  Geschichte  der  Entdeckung  und  Eroberung  des  Isthmus 
von  Amerika  zeigte  bisher  grosse  Lucken.  Was  speziell  Costa 
Rica  betrifft,  so  wurden  die  sehr  unvollkommenen  Angaben  über  die 
ersten  Einfälle  der  Spanier,  welche  Herrera,  Oviedo,  Juarros  u.  A. 
geben,  in  neuester  Zeit  nur  spärlich  erweitert  durch  die  Schriften 
des  Guatemaltecers  Felipe  Molina,  Gesandten  für  Costa  Rica  in 
Paris,  und  durch  die  Arbeiten  des  Herrn  v.  Frantzius.  Molina 
publicierte  in  seinem  Buche  über  die  Grenzstreitigkeiten  mit  Co- 
lumbien*),  welches  Buch  ich  (1875)  in  Costa  Rica  gelesen,  auf 
den  hiesigen  Bibliotheken  aber  vergebens  gesucht  habe,  einige 
interessante  Dokumente  aus  den  Archiven  von  Indien.  Erst  vor 
wenigen  Monaten  fand  ich  ein  Exemplar  dieser  interessanten  Schrift 
wieder  unter  dem  Nachlasse  des  Hr.  Prof.  v.  Frantzius,  der  mir 
von  der  Ges.  f.  Erdk.  zur  Bearbeitung  überlassen  worden  ist.  Sein 
anderes  Werk,  das  s.  Z.  mit  Recht  gerühmte  Bosquejo  de  Costa 
Rica  (Nueva  York,  1851)  ist  leider  in  Deutschland  und  Frankreich 
sehr  oft  bei  Publikationen  über  Costa  Rica  mehr  als  wünschens- 
wert bis  in  die  neueste  Zeit  benutzt,  resp.  einfach  abgeschrieben 
worden.  —  F.  Molina  kopiert  selbst  kritiklos  den  Juarros,  der 
noch  bis  in  die  neueste  Zeit  von  hispano-amerikanischen  Schrift- 
stellern   als   grosse    Autorität  für  die  Geschichte  Mittel- Am erika's 


*)  F.  Molina,   Costa  Rica  y  Nuera  Granada,  cuestion  de  limites.     Wash- 
ington 1852.     Engl.  Ausg.     1853. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562 — 1564.   25 

betrachtet  und  einfach  abgeschrieben  wird.  (s.  z.  B.  Levy,  Nica- 
ragua.) Das  Buch  des  Jnarros  (Comp,  de  la  histor.  j  geograf. 
del  reino  de  Guatemala.  Guatemala,  1808  y  18)  ist  in  fast  allen 
auf  Costa  Rica  bezüglichen  Teilen  resp.  Angaben  gänzlich  unrichtig. 
So  fahrt  Jnarros  (Tom.  II  Cap.  15)  einen  Bericht  des  Jose  de  Mies 
y  Ceballos  an  den  Ingenieur  L.  Diez  Navarro  ans  dem  J.  1744  ohne 
berichtigende  oder  tadelnde  Bemerkung  an  und  schildert  danach 
Costa  Rica.  Dieser  Bericht  ist  ein  Konglomerat  von  Fabeln  und 
Tborheiten.  Es  wird  darin  gesagt,  dass  Ceballos  versichere,  in  den 
Archiven  von  Cartago  (de  C.  R.)  Schriften  gefunden  zu  haben, 
deren  Datum  aus  dem  J.  1522  wäre,  und  Jnarros  macht  hier  die 
Bemerkung:  dies  beweise,  dass  die  Städte  Costa  Rica's  die  ältesten 
dea  Königreiches  (Guatemala)  seien. 

Weiter  schreibt  Jnarros:  „Man  sagt  (se  dice),  dass  die  ersten 
Eroberer  Costa  Rica's  Juan  Solano  und  Alvaro  de  A curia  gewesen 
seien  und  dass  George  de  Alvarado,  der  Bruder  des  Pedro  Al- 
varado,  des  Eroberers  von  Guatemala,  die  Gebiete  von  Turrialba 
und  Suerre  erobert  habe  und  ihm  und  seinen  Nachkommen  die 
Einnahmen  aus  dem  Gebiete  von  Turrialba  zugeschrieben  seien. 
Durch  Konigl.  Dekret,  welches  imArchive  von  Sevilla  aufbewahrt, 
sei  festgestellt,  dass  Diego  de  Artieda  y  Chirinos  der  erste  Gou- 
verneur   und  General-Kapitän    von  Costa  Rica   war*).  —  In   der 


*)  Faktisch  datiert  die  Kapitulation  zwischen  Philipp  II.  und  dem  D.  de 
Artieda  vom  1.  Dezember  1573  (del  Pardo).  Sie  ist  interessant,  weil  sie  die 
Grenzen  Costa  Rica's  genau  fixiert.  Es  wird  darin  gesagt:  Zuerst  geben  Wir 
euch  Erlaubnis  nnd  Vollmacht,  um  zu  entdecken,  zu  bevölkern  und  zu  unter- 
werfen die  genannte  Provinz  von  Costa  Rica  und  die  anderen  Gebiete  nnd 
Provinzen,  welche  sich  innerhalb  derselben  befinden,  d.  h.  zwischen  dem  Nord- 
und  Süd-Meere  in  der  Breite  nnd  in  der  L&nge  von  den  Grenzen  Nicojas  nach 
Nicaragua  zu  bis  zu  den  Thalern  von  Chiriqui  an  der  Provinz  Veragua  im 
Süden  und  im  Norden  von  den  Mündungen  des  Desaguadero  (heut  Rio  San 
Juan)  nach  Nicaragua  zu  das  ganze  Gebiet  bis  zur  Provinz  Veragua.  —  Dass 
der  Desaguadero  mit  zu  Costa  Rica  gehörte,  wurde  schon  im  Patente  des  Lieut. 
Cavallon  (1561)  gesagt.  Es  heisst  darin:  seine  (C.s)  Jurisdiction  reiche  vom 
Süd-  bis  sum  Nordmeere  bis  zum  Desaguadero  inclusive,  (y  desde  el  mar  del 
Sne  hasta  la  del  Norte,  hasta  el  Desaguadero  inclusive.)  —  8.  Manuel  M»  de 
Peralu,  £1  Rio  San  Juan  de  Nicaragua.  Madrid  y  Paris,  1882.  —  Was  den 
J.  Solano  und  A.  de  Acufta  betrifft,  die  zuerst  —  also  doch  vor  1522  —  in 
Costa  Rica  eingedrungen  seien ,  und  Cartago  im  genannten  Jahre  nach  Jnarros 
begründet  haben  sollen  —  so  existierte  Cartago  damals  noch  nicht,  der  Fuss 
keines  Spaniers  hatte  die  Mesa  de  Cartago  betreten,  die  beiden  genannten  Spanier 
waren  überhaupt  noch  nicht  geboren  und  werden  als  in  Costa  Rica  an- 
wesend erst  1579  unter  einem  ziemlich  wertlosen  Dokumente  angeführt  (Peralta, 
1.  c.  593  finden  sich  die  Namen).  Was  die  fabelhafte  Geschichte  vom  Zuge 
George  AIvarado*s  nach  Costa  Rica  und  bis  nach  Turrialba  betrifft,  die  leider 
auch  Molina  von  Jnarros  abschreibt,  so  ist  kein  Wort  an  derselben  wahr; 
George  Alvarado  hat  Costa  Rica  nie  gesehen  oder  betreten.  Peralta  schreibt 
nur  hierüber  (aus  S.  Sebastiano  d'EspaBa  vom  3.  Juli  1883):   „Es  absurdo  prc- 


26  H.  Polakowsky: 

fabelhaften  Ersählang  der  ersten  Beschulung  des  R.  San  Juan,  in 
der  geschichtlichen  Einleitung  zu  seinem  Bache  aber  Nicaragua, 
beruft  sich  P.  Levy  speziell  auf  Jaarros.  Danach  soll  der  Desa- 
guadero  seiner  ganzen  Länge  nach  1529  auf  Befehl  des  Pedr. 
Davila  vom  Kapitän  Machuca  befahren  sein,  er  soll  nur  eine 
Stromschnelle  gefanden  haben,  mit  demselben  Schiffe  nach  Nombre 
de  Dios  gelangt  sein  etc.  Wie  die  Sachen  faktisch  lagen,  werde 
ich  später  zeigen. 

Seit  ca.  drei  Jahren  bestrebt  sich  Costa  Rica  eifrigst  das 
Dunkel  über  seine  alte  Geschichte  zu  klären.  Zunächst  sind  es 
die  keiner  Republik  des  spanischen  Amerika  fehlenden  Grenz- 
streitigkeiten, welche  den  Gesandten  Costa  Rica's  in  Madrid  (früher 
in  London,  Washington  und  Paris),  Hrn.  Manuel  Maria  de  Peralta, 
bestimmt  haben,  die  spanischen  Archive  and  Bibliotheken,  sowie 
die  Bibliotheken  in  London  and  Paris  nach  Dokumenten  zu  durch- 
suchen, welche  Wert  für  die  Geschichte  seines  Vaterlandes  haben. 
Als  Fracht  dieser  Stadien  erschien  Ende  1882  die  schon  zitierte 
kleine  Schrift  aber  den  Rio  San  Juan  and  im  Februar  1884  der 
erste  Band  (Siglo  XVI)  eines  grossen,  aberaas  wertvollen  Werkes: 
Costa  Rica,  Nicaragua  j  Panama,  su  historia  y  sus  limites.  (Madrid 
y  Paris.  Jose*  d.  Ferrer,  Rue  de  Rennes.  Madrid,  M.  Murillo.) 
Zugleich  publiziert  seit  drei  Jahren  der  Licent.  D.  Leon  Fernandes, 
ein  Verwandter  des  jetzigen  Präsidenten  der  Republik,  des  Generals 
D.  Prosp.  Fernandez,  in  Spezial-Beilagen  zur  „Gacetta  ofic.tf.  welche 
als  „Colecc.  de  Document.  para  la  historia  de  Costa  Rica"  gesammelt 
werden  und  von  denen  jetzt  der  IV.  Teil  erscheint,  alle  ihm  erreich- 
baren alten  Dokumente  aus  den  Archiven  von  Cartago,  Guatemala 
etc.  Auch  eine  Übersetzung  von  W.  Gabb:  On  the  indian  tribes  and 
languages  of  Costa  Rica  (Philadelphia,  1875)  mit  sehr  wertvollen 
Anmerkungen  hat  Hr.  L.  Fernandez  ediert.  —  Auch  der  Bischof 
von  Costa  Rica,   ein  Deutscher,  Bernhard  August  Thiel,  beteiligt 

tender  que  George  de  Alvarado  penetrase  hasta  Turrialba,  cuando  nunca  eetuvö* 
en  Costa  Rica,  ni  se  la  hnbiera  permetido  Pedrarias  Davila."  Die  erste  von  den 
Spaniern  in  Costa  Rica  begründete  Stadt  war  Broselas  (1524)  und  die  zweite 
Badajoz  (1540).  In  diesem  Jahre  wurde  Juan  Solano  in  Trujillo  (Kstramadura) 
geboren,  im  März  1560  kam  er  nach  Amerika.  —  Die  Fabel  von  dem  1522 
gegründeten  Cartago  ist  aber  nach  den  angeführten  Quellen  immer  wieder  auf- 
getischt worden  und  durch  verschiedene  sogenannte  Konversations-Lexica  kon- 
serviert worden.  Meyers  Konversations-Lexikon  (III.  Aufl.,  4.  Bd.)  laset  Cartago 
im  Artikel  „Costa  Ricaa  zwischen  1514  und  1516  gegründet  sein,  beim  Artikel 
„Cartago"  selbst  wird  als  Jahr  der  Gründang  1522  angegeben!  —  Diese  Zahl 
1522  spielte  überhaupt  im  bisherigen  Wissen  über  Costa  Rica  ganz  unmotivierter 
Weise  eine  grosse  Rolle.  Schreibt  doch  selbst  Daniel  in  seinem  vorzüglichen 
Handbuche  der  Geographie  (S.  703):  „Costa  Rica  „reiche  Küste"  (weil  die 
1522  landenden  Spanier  von  den  Eingeborenen  mit  Gold  und  Silber  beschenkt 
wurden). u    Oder  meint  Daniel  vielleicht  den  Zug  Davila's? 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Bica  durch  die  Spanier  1562—1564.  27 

sich  mit  grossem  Eifer  und  glücklichem  Erfolge  an  der  wissen- 
schaftlichen Durchforschung  Costa  Rica's.  Er  veröffentlicht  die 
Vocabularien  der  heidnischen  unabhängigen  Indianerstamme  von 
Costa  Rica  (Talamasscas  6  Biceitas,  Terraba  y  Boruca,  Guatusos), 
und  ich  verdanke  Sr.  Emin.  ausser  diesen  einige  sehr  interessante 
Medicinal-Pflanzen  von  Costa  Rica. 

Durch  diese  Publikationen,  deren  Einsicht  mir  durch  die  Oute 
des  Hrn.  Peralta  zum  grossten  Teil  vor  ihrem  Erscheinen  ermöglicht 
wurde,  ändert  sich  die  Situation,  unsere  Kenntnis  der  Geschichte 
des  amerikanischen  Isthmus  betreffend,  bedeutend  und  wird  es  erst 
möglich,  eine  Geschichte  der  Provinzen  Nicaragua,  Costa  Rica  und 
Veragua  zu  schreiben.  —  Aus  den  reichen,  von  Peralta  auf- 
gefundenen und  zusammengetragenen  Schätzen  will  ich  hier  einige 
Dokumente  über  die  Thaten  des  ersten  wahren  Eroberers  des 
ganzen'  Gebietes  des  heutigen  Costa  Rica,  des  Juan  Vazquez  de  Co- 
ronado,  veröffentlichen.  Dieselben  sind  meist  von  ihm  selbst  ge- 
schrieben und  an  den  Konig  von  Spanien  gerichtet.  Wie  wenig 
diese  Thaten  bekannt,  geht  daraus  hervor,  dass  weder  bei  Juarros, 
noch  bei  Molina  und  ihren  zahllosen  Abschreibern  der  Name  des 
J.  Vazquez  de  Coronado  überhaupt  vorkommt.  —  Ich  schicke  den 
Dokumenten  zum  besseren  Verständnisse  und  zur  Berichtigung  resp. 
Ergänzung  der  bisherigen  Angaben  über  die  Entdeckung  von  Costa 
Rica,  eine  kurze  Übersicht  der  Geschichte  des  Landes  seit  dem 
Besuche  des  Colon,  so  wie  sich  dieselbe  jetzt  darstellt,  voraus. 

Was  den  Namen  des  Landes  betrifft,  so  nimmt  man  heut 
ziemlich  allgemein  (nach  Juarros)  an,  dass  derselbe  mehr  ironischer 
Weise  gegeben  worden  ist.  Auch  Herr  v.  Frantzius  kommt  in 
seiner  vorzuglichen  Arbeit  über  die  wahre  Lage  der  in  Costa  Rica 
vergebens  gesuchten  Minen  von  Tisingal  und  Estrella  (Zeitschr. 
d.  Ges.  f.  Erdk.  1869.  IV.  S.  1  f.),  in  welcher  alles  über  Tisingal 
gesagte  unbedingt  richtig  ist,  zu  dem  falschen  Schlüsse,  dass  die 
„Reiche  Küste"  ein  armes,  speziell  goldarmes  Land  gewesen  sei. 
Dutzende  von  Berichten,  die  das  direkte  Gegenteil  beweisen,  fuhren 
jetzt  Peralta  und  Fernandez  vor.  Ich  kann  hier  nicht  näher  auf 
die  Lage  der  alten  Goldminen  eingehen  und  will  nur  einige  Worte 
über  die  Entstehung  des  Namens  „Reiche  Koste"  sagen.  — 
v.  Frantzius-  sagt  (1.  c.  S.  28),  dass  es  ein  Irrtum  des  F.  Molina 
sei,  zu  behaupten,  Columbus  habe  das  Land  „ Costa  Rica"  genannt. 
Er  erzählt  weiter,  dass  Diego  Gutierrez  1541  bei  strenger  Strafe 
den  Namen  Nueva  Cartago  verboten  habe  und  dafür  sein  Gou- 
vernement als  Costa  Rica  bezeichnet  wissen  wollte.  Offiziell  komme 
der  Name  Costa  Rica  erst  in  einem  Schreiben  vom  J.  1561  vor, 
in  welchem  die  Krone  dem  Juan  de  Estrada  Ravago  Schutz  ver- 
spricht. Auch  in  dem  1574  für  Artieda  ausgeschriebenen  „Besitztitel* 


28  H.  Polakowsky: 

werde  die  Provinz  Nueva  Cartago  y  Costarica  genannt  So 
v.  Frantzius.  —  Aber  ans  den  Dokumenten,  die  Peralta  veröffent- 
licht, geht  hervor,  daas  schon  1539  der  Dr.  Robles  und  Hern  an 
Sanchez  de  Badajoz  sich  dieses  Namens  Costa  Rica  bedienten. 
Schon  zwei  Mitglieder  der  Expedition  des  Martin  Estete  zum 
Desaguadero  sprechen  in  ihren  Berichten  an  Pedrarias  (1529) 
davon,  dass  sie  bis  zu  einer  Suerre  genanten  Provinz  gekommen, 
welche  am  genannten  Desaguadero  und  im  sogenannten  Costa  Rica 
liege.  Die  Bezeichnung  „tierra  del  Desaguadero  &  Costa  Rica" 
kommt  schon  in  anderen  Dokumenten  vor  1529  vor  (Peralta). 
Man  muss  also  der  Ansicht  des  Molina  und  Peralta,  dass  die 
Küste  vom  Kap  Cornaron  (resp.  Gracias  ä  Dios)  bis  zur  Laguna 
de  Zorobaro  (heut  Chiriqui  Lag.)  schon  seit  der  Zeit  des  Colon  die 
volkstumliche  Bezeichnung:  „Costa  Rica"  trug,  ihre  Berechtigung 
anerkennen. 

Zuerst  betrat  bekanntlich  Colon  selbst  auf  seiner  vierten  Reise 
die  Nordküste  Costa  Rica' 8  an  der  heutigen  Chiriqui  Laguna*). 
(s.  Herrera,  Navarrete  u.  A.)  Die  Karten  über  die  vierte  Reise 
des  Colon  sind  leider  verloren  gegangen  (Kohl,  die  beiden  ältesten 
Karten  von  Amerika).  Auf  dem  Rückwege  von  Porto  Belo  landete 
Colon  bei  einem  Flusse,  den  er  Rio  Belen  nannte.  Ein  R.  Veragua 
(viejo)  befand  sich  in  der  Nähe,  der  Name  rührt  von  den  Ein- 
geborenen her  (Herrera).  Ihn  untersuchte  Colon,  hier  glaubte  er 
die  grossen  Reichtümer  Yeraguas  gefunden  zu  haben*  Von  Belen**) 
sagt  Herrera:  und  dies  war  die  erste  Ortschaft,  welche  die  Spanier 
auf  dem  Festlande   gründeten,   aber   sie   bestand   nur   kurze  Zeit. 

Es  folgt  Diego  de  Nicuesa,  1508 — 1513.  Von  den  traurigen 
Erlebnissen  dieses  ersten  Gouverneurs  des  heutigen  Costa  Rica 
erzählt  uns  Oviedo  (Tom.  II.  S.  468  f.).  Er  taufte  die  heutige 
Insel  Escado  de  veragua,  also  wegen  ihrer  schildförmigen  Gestalt  ge- 
nannt. Die  Ortschaft  Pueblo  Belen  am  R.  Belen  in  Veragua,  die  sein 
Lieutenant  Lope  de  Olano  zum  zweiten  Male  begründet  hatte,  hob 
Nicuesa  auf  und  schickte  den  Gouv.  de  Saya  aus,  um  einen  Platz 

*)  Auf  den  ältesten  Karten  sind  die  Inseln  der  Chiriqui-Lagtma  als  Yalaa 
de  cerebaro,  auch  Zerabora  oder  Carabaro  bezeichnet.  Hier  landete  Colon  (noch 
Hernando  Colon,  Sohn  des  Crist.  Colon,  der  die  vierte  Reise  seines  Vaters  mit- 
machte und  die  Vida  del  Almirante,  Venedig  1571,  heransgeg.  von  Alf.  üllovo, 
schrieb),  am  7.  Oktober  1502.     (Herrera,  Dec.  I,  Libr.  V  cap.  7.) 

**)  Auf  der  von  Kohl  publicierten  Karte  aus  dem  J.  1529  findet  sich 
das  Wort  bele,  was  als  Bio  Yebra  oder  Belen  erklart  wird.  Dieser  Fluss  und 
Ort  Belen  liegt  entschieden  ausserhalb  des  Gebietes  von  Costa  Rica.  Ich  will 
deshalb  auf  die  verschiedene  Lage  desselben  auf  den  verschiedenen  Karten  nicht 
eingehen,  sondern  führe  hier  nur  an,  dass  Man.  Ponce  de  Leon  und  Man.  M> 
Paz  auf  ihrer  Karte  des  Staates  Panama  (Bogota,  1864)  eine  Ortschaft  Belen 
am  R.  Palmar  ostlich  von  B.  Belen,  in  dessen  Nähe  der  R.  Veragua  (viejo) 
gezeichnet  ist,  anführen. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562—1564.  29 

für  die  Ansiedelang  an  der  Kaste  za  suchen.  Er  entschied  sich 
für  Nombre  de  Dios.  Herrera  (Dec.  I,  Lib.  VII  cap.  7)  erzählt  von 
der  Ernennung  des  Nicuesa.  Sein  Gebiet,  genannt  Castilla  del 
Oro,  reichte  vom  golfo  de  Uraba  bis  zum  Kap  Oracias  a  Dios. 
Die  weiteren  Thaten  und  Erlebnisse  dieses  ersten  spanischen  Be- 
herrschers unseres  Landes  schildert  Herrera  a.  a.  O.  in  den  Kap. 
11  und  16  und  im  Lib.  VIII  cap.  1,  welches  handelt:  Von  den 
Muhsalen,  Hunger  und  Verdruss,  welche  die  Spanier  in  Veragua 
erduldeten  und  wie  sich  Nicuesa  und  Lope  de  Olano  vereinigten 
und  zuletzt  Nombre  de  Dios  gründeten  und  bevölkerten  *). 
Nicuesa,  der  bald  darauf  (1513)  von  seinen  Leuten  mit  wenigen 
Begleitern  in  einer  elenden  Barke  ausgesetzt  wurde  und  auf 
dem  Meere  umkam,  hat  also  das  Gebiet  von  Costa  Rica  nur 
flüchtig  betreten.  Auch  Gomara  (Franc.  Lop.  de  G.,  Histor.  de 
las  Indias,  Cap.  LVI)  erzählt  vom  verunglückten  Zuge  des  Nicuesa 
und  sagt,  dass  Lope  de  Olano  begonnen  habe,  am  B.  Veragua 
(viejo),  also  in  der  Nahe  des  alten  Belen  des  Colon,  eine  Ort- 
schaft zu  erbauen. 

Die  Westküste  von  Costa  Rica  befuhren  zuerst  (1516 — 19) 
Espinosa  und  Castaneda.  (S.  Herrera,  Dec.  II,  Lib.  III  cap.  10; 
Oviedo  lib.  XXIX  cap.  18  u.  14,  Pasc,  de  Audagoya,  Narrat.  of 
the  Proceed.  of  Pedrar.  Davila,  Hakluyt  Soc.)  Sie  entdeckten 
den  Golfo  de  Osa  (heut  Golfo  dulce)  und  den  Golfo  de  San  Vi- 
cente  (Karte  v.  152.7),  den  heutigen  Golf  von  Nicoya,  den  er  Golf 
von  St.  Luzar  oder  San  Lasaro**)  nannte.  Nach  Gomara  (1.  c. 
Cap.  CXCIX)  wurde  diese  schone  Bucht  auch  Golfo  de  Ortina 
und  Golfo  de  GuStares,  nach  den  Indiern,  die  an  seiner  Ostseite 
wohnten,  genannt.  Auf  diesen  Reisen  und  der  folgenden  (1522) 
des  Gil  Gonzalez  de  Avila  (oder  Davila)  wurden  noch  entdeckt 
und  benannt:  die  Islas  de  S.  Maria  (heut  Los  Ladrones,  westlich 
von  Pta.  Burica),  die  Punta  de  San  Andres  (westliche  Spitze  des 
Golfo  dulce,  heut  Punta  Llorena  genannt)  und  die  in  der  Nahe 
gelegene  Isla  del  cano,  die  noch*  heut  denselben  Namen  tragt. 
Das  Cabo  de  Santa  Maria  des  Oviedo  ist  das  heutige  Cabo  Matapalo. 
Von  der  Gegend  an  der  Punta  burica  (oder  borica  oder  Punta  de 
borica)    der   ältesten  Karten   sagt  Andagoya,   dass   das  Land   sehr 

*)  Die  eingehendste  und  beste  Schilderung  der  furchtbaren  Erlebnisse  des 
Diego  de  Nicuesa  findet  sich  bei  Wash.  Irving.  (The  life  and  ▼oyages  of 
Christopher  Columbus  and  those  of  his  companions.  Philadelphia.  1872.) 
L.  Fernande«  hat  dieselbe  im  I.  Bande  seiner  „Documentos"  (p.  57 — 77  in 
der  Anmerk.)  übersetzt. 

**)  Auf  einigen  Karten  (z.  B.  b.  Herrera)  findet  sich  auch  der  Name  bahia 
de  salinas,  wohl  zu  unterscheiden  von  der  heutigen  unter  11°  nördlicher  Breite 
au  der  Westküste  zwischen  Nicaragua  und  Costa  Rica  gegegenen  Salinas-Bai. 
Auch  der  Name  Golfo  Dosa  kommt  für  die  Bucht  Ton  Nicoya  vor. 


30  H.  Polakowsky: 

frachtbar  und  reich  an  Fischen  und  Schweinen  sei,  die  in  grossen 
Netzen,  nequen  genannt,  gefangen  würden.  — 

Gil  Gonzales  landete  nordostlich  von  Burica  und  marschierte 
gen  Norden,  Nino  setzte  die  Fahrt  an  der  Küste  fort  und  um- 
schiffte zuerst  das  heutige  Cabo  Blanco,  auf  den  ältesten  Karten 
C.  dellfarallon  blanco  genannt  (Kohl).  Die  P.  de  S.  Lazaro  ist 
die  heutige  P.  Herradura. 

Der  erste,  der  Costa  Rica  zu  erobern  versuchte,  war  Pedrarias 
Davila.  Er  sandte  den  Franzisco  Hernandez  de  Gordova  ab, 
welcher  1524  die  Stadt  Bruselas*)  gründete.  Hernandez  ging 
bald  nach  Panama  und  liess  Bruselas  unter  dem  Befehle  des 
Ruy  Dias  und  des  Kapitäns  Andres  Garavito.  Aber  schon  Ende 
1525  nahm  Fr.  Hernandez,  der  sich  empört  hatte,  alle  Leute  aus 
Bruselas  fort,  um  dieselben  gegen  Pedrarias  zu  fuhren.  Garavito 
weigerte  sich,  den  Rebellen  zu  folgen  und  wurde  deshalb  von 
Hernandez  gefangen  gesetzt.  Verschiedene  andere  Offiziere  (dar- 
unter Hernando  de  Soto)  eilten  nach  Panama  und  teilten  dem 
Pedrarias  die  Thaten  seines  Majors  Hernandez  mit.  Obgleich 
krank,  brach  er  sofort  mit  grosser  Macht  nach  Nicoya  auf  (Januar 
1526)  und  landete  auf  der  Insel  Ghira  im  Golfe  von  Nicoya. 
Über  die  Besitznahme  dieser  Insel  (am  16.  März  1526)  publiciert 
Peralta  ein  langes  Dokument**),  dessen  Original  sich  im  Archivo 
de  Indias  findet  (Justicia  —  Autos  fiscales.  —  Residencia  de 
Pedrarias  Davila.  —  Ano  de  1527).  Hernandez  de  C.  wurde 
auf  der  plaza  von  Leon  de  Nie.  Mitte  1526  enthauptet.  —  Zur 
Neubesiedelung  von  Bruselas  schickte  derselbe  Pedrarias  1526 
den  Gonzalo  de  Badajoz  ab***)  ab.  1529  Hess  Pedrarias  den 
Desaguadero  durch  Estete  untersuchen.  Die  Expedition,  an  der 
sich  Hernan  Sanchez  de  Badajoz  beteiligte,  erschloss  nicht  den 
ganzen  San  Juan.  Fr.  Hernandez  de  C.  umschiffte  den  ganzen 
Nicaragua-See  zuerst  auf  einer  Brigantine,  die  er  am  Ufer  des 
Sees  bauen  liess,  und  schickte  den  Kapitän  Ruy  Diaz  zur  Unter- 
suchung abf).     Er  entdeckte   den  Desaguadero  (1525),  passierte 

*)  Bruselas  lag  am  Qolfo  de  Nicoya,  damals  auch  golfo  dubdoso  genannt, 
in  der  Nahe  des  heutigen  Puntarenas.  (Peralta)  Bericht  des  Pedrarias  vom 
10.  Februar  1527  bei  Peralta,  Costa  Rica  Nicaragua  y  Panama:  S.  715.  —  Nach 
L.  Fernandez  (Doc.  para  la  Hist.  de  Costa  Rica  III.  Prologo)  lag  Bruselas 
auf  der  Halbinsel  Nicoya;  diese  Ansicht  scheint  mir  die  richtige  zu  sein. 
**)  Peralta,  Costa  Rica,  Nicaragua  y  Panama  S.  707—714. 
***)  Bruselas  wurde  1527  durch  Diego  Lopez  de  Salcedo  zerstört.  — 
Zwischen  dem  Gouverneur  von  Tierra- Firme  6  Castilla  del  Oro,  Pedro  Bios,  und 
dem  Gouverneur  von  Nicaragua,  Pedrarias  de  Avila  (oder  Davila),  entstand 
Streit  wegen  der  Zugehörigkeit  der  Stadt  Bruselas.  Carl  V.  entschied  durch 
Dekret  aus  Toledo  (vom  21.  April  1529),  dass  dieselbe  zu  Nicaragua  gehöre. 
(Peralta.) 

t)  S.  Herrera   Dec.  III,   Lib  V  oap.  12.   —  Gil  Gonzalez  de  Avila,  der 


Die  erste  Eroberung  toxi  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562—1564.  31 

aber  nicht  Sbftr  die  ersten  Stromschnellen  hinaus.  Hernandez, 
hierdurch  ermutigt,  schickte  bald  darauf  eine  zweite  Expedition 
unter  Hernando  de  Soto  ab,  um  zu  erfahren,  ob  der  Desaguadero 
nach  dem  Meere  führe.  Soto  kam  nur  bis  Voto,  einem  Indianer- 
dorfe  am  rechten  Ufer  etwas  aufwärts  vom  Raudal  del  Toro  oder 
de  los  Sabalos.  —  Denselben  ungunstigen  Erfolg  hatte,  wie  schon 
gesagt,  Estete  (1529).  Vorher  schon  hatte  Diego  Lopez  de  Sal- 
cedo  den  Gabriel  Rojas  mit  der  Untersuchung  betraut,  die  Ex- 
pedition wurde  aber  nicht  angetreten.  Estete  landete  auf  seinem 
denkwürdigen  Zage  (1529)  bei  Voto,  marschierte  am  rechten  Ufer 
des  Stromes  weiter  und  erreichte  die  Provinz  Suerre  am  Nord- 
Meere.  Auf  diesem  Zuge  widerstanden  besonders  die  Offiziere 
Gabr.  Rojas,  Diego  Gastaneda,  Perez  de  Guzmann  und  Hernan 
Sanchez  de  Badajoz  tapfer  den  nachfolgenden  Indianern  und  retteten 
die  Expedition,  die  glucklich  Granada  wieder  erreichte.  Noch  im 
selben  Jahre  schickte  Gontreras  den  Kapitän  Diego  de  Gastaneda  ab. 
Derselbe  gründete  die  ephemerische  Stadt  Jaen*)  am  Austritte 
des  San  Juan  aus  dem  See,  musste  aber  bald  ohne  Erfolg  um- 
kehren, da  sich  seine  Leute  empörten**). 

Zuerst  befuhren  den  Desaguadero  der  ganzen  Länge  nach  die 
Kapitäne  Alonso  Galero  und  Diego  Machuca  de  Zuazo,  die  zu 
diesem  Zwecke  durch  Contreras  beauftragt  wurden  (Dekret  aus 
Leon  vom  3.  Oktober  1588).  Gontreras  erhielt  von  der  Königin 
aus  Valladolid  (vom  9.  September  1586)  den  direkten  Befehl, 
den  Desaguadero  genau  untersuchen  zu  lassen.  Über  die 
Reise  der  wahren  Entdecker  des  heutigen  San  Juan,  welche 
ihre  Reise  am  6.  April  1589  antraten,  war  bisher  sehr  wenig 
bekannt***).  Eine  der  wertvollsten  Entdeckungen  des  Manuel 
M.    de  Peralta   ist   der    im   genannten  Werke   S.  728—740   ge- 


den  Nicaragua-See  zuerst  1521  entdeckte,  nannte  ihn  Mar  dnlce.    Er  sah  nur 
den  Südteil  des  Sees  und  die  Inseln  von  Omotepee. 

*)  Über  diese  Stadt  sehreibt  Jnarros  (Comp.  Tom.  I  S.  53):  Hnbo  en 
esta  provincia  (Taguzgalpa,  park  Leon)  otra  dudad,  llamada  la  Nueva  Jaen, 
ritaada  entre  la  Lagnna  de  Granada  7  el  mar  del  norte  de  la  que  no  ha  que- 
d&do  mas  que  la  memoria  asi  como  la  villa  de  Braselas,  plantada  en  la  Costa 
de  Nicaragua.  —  Herrera  zeichnet  Jaen  in  der  Nahe  des  heutigen  Forts  von 
San  Carlos. 

**)  Herrera  (Dec.  VI,  Lib.  I  cap.  8)  erzahlt,  dass  Rodr.  de  Contreras  1534 
zum  Gouverneur  yon  Nicaragua  ernannt  sei  und  dass  er  den  Rio  San  Juan 
untersuchen  wollte.  Diesem  Unternehmen  habe  sich  der  Mönch  Bartolomeo 
de  las  Casas  widersetzt,  und  habe  er  die  Soldaten  aus  religiösen  Gründen  zum 
Ungehorsam  aufgereizt. 

***)  S.  Oviedo  Tom.  IV  Lib.  XLII  und  Herrera  1.  c.  Derselbe  sagt  nur : 
sie  passierten  die  Stromschnellen  (raudales),  die  es  im  genannten  Strome  giebt, 
mit  yieler  Mühe,  denn  oft  muasten  sie  die  Boote  auf  ihren  Armen  am  Ufer 
weiter  schleppen. 


32  H.  Polakowsky: 

gebene  ausführliche  Bericht  über  diese  Entdeckungsreise*)  an  den 
Konig. 

Oviedo  (Tom.  II  S.  481  f.)  erzählt,  wie  Felipe  Gutierrez  durch 
die  Vicekönigin  von  Indien,  die  Wittwe  des  Crist.  Colon,  zum 
Statthalter  von  Veragua  ernannt  wurde  und  dass  der  Rat  von 
Indien  und  der  Konig  diese  Ernennung  bestätigten.  Der  König 
hatte  die  Vicekönigin  auffordern  lassen,  Veragua  zu  besiedeln. 
Peralta  veröffentlicht  (1.  c.  725)  einen  an  den  Rat  von  Indien  im 
Namen  der  Vicekönigin  von  Indien,  Donna  Maria  de  Toledo,  ge- 
richteten Brief  des  Diego  Mendez.  Er  zeigt  einfach  an,  dass  die 
Vicekönigin  zum  Gouverneur  von  Veragua  den  Felipe  Gutierrez 
ernannt  habe,  und  bittet  den  Schreiber  weiter,  dass  der  Rat  von 
Indien  Befehl  erteile  zur  Ausrüstung  der  Expedition,  denn  sie 
(die  Vicekönigin)  wünsche,  dass  er  abreise**).  —  Durch  Kgl. 
Dekret  vom  24.  Dezember  1534  wird  speziell  anerkannt,  dass 
durch  diese  Ernennung  des  Felipe  Gutierrez  die  Ansprüche  des 
Luys  Colon  auf  Veragua  in  keiner  Weise  beeinträchtigt  werden 
sollen. 

Die  Erlebnisse  des  Felipe  Gutierrez  erzählt  Oviedo  sehr  genau, 
und  verweise  ich  hier  auf  denselben.  Nur  will  ich  nach  den  von 
Peralta  publicierten  Dokumenten  einige  Daten  richtig  stellen. 
Felipe  Gutierrez  verliess  den  Hafen  von  San  Lücar  de  Barrameda 
mit  der  Bestimmung  nach  der  Insel  Espanola  im  Juli  1535.  Im 
September  desselben  Jahres  verliess  er  mit  drei  Schiffen  San 
Domingo.  Oviedo  verlegt  die  Abreise  auf  den  September  1536. 
Aber  am  26.  Juli  1536  war  Felipe  Gutierrez  bereits  ganz  erschöpft 
und  arm  in  Panama  angekommen  (Brief  des  Pascual  de  Andagoya). 
Felipe  Gutierrez  landete  auf  dem  Festlande  an  der  Mundung  des 
R.  Relen  oder  des  Rio  de  Veragua  viejo  (==  R.  Concepcion) 
westlich  vom  R.  Belen***).  Hier,  und  zwar  am  R.  Concepcion, 
gründete  Felipe  Gutierrez  die  Stadt  Concepcion  (1535)  und  nicht 
am  Rio  Tilorio  (=  Changuene,  Changuinola  oder  de  la  Estrella), 
wie    noch  der  Licent.    Leon   Fernandez  (Docum.  Tom.  II.   S.  28 

*)  Der  Titel  des  Dokuments  ist:  Relation  de  lo  aue  ei  magnifico  aeffor 
Capitan  Alonso  Calero  ha  visto  y  descubierto  hasta  höy  dia  en  el  viaje  del 
descubrimiento  que  va  del  Desaguadero  por  el  muy  magnifico  seffor  Bodrigo 
de  Contreras,  Gobernador  y  Capitan  General  en  estas  provincias  de  Nicaragua 
por  su  Majestad.    (Origin.  im  Archiv,  gener.  de  Indias.  —  Sevilla.) 

**)  Auf  der  Bückseite  des  Briefes  steht  die  Antwort  des  Rates:  Que  se 
hagan  los  despachos  =  Man  mache  die  Ausfertigungen.  Madrid,  10.  November 
1534. 

***)  Beide  Flüsse  sind  auf  den  alten  Karten  von  Costa  Rica  vom  Kapitän 
Lafond  (Paris,  1851)  angegeben.  Vom  B.  Belen  sagt  0?iedo,  dass  ihn  einige 
B.  Grande  nennen  und  sich  ein  farallon  (Landspitze)  Ostlich  von  der  Mündnng 
desselben  befinde.  Diese  ist  auf  genannter  Karte  angegeben  (=  P.  Escribanos 
bei  Ponce  de  Leon  und  M.  Paz). 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562 — 1564.   33 

nota)  annimmt*).  Felipe  Gotierrez  hat  nie  den  Fuss  auf  das 
heutige  Costa  Rica  gesetzt,  sein  Gebiet  reichte  aber  bis  zum  Kap 
Gracias  a  Dios,  er  war  also  der  zweite  Gouverneur  des  heutigen 
Costa  Rica.  —  Carl  V.  belehnte  den  Luis  Colon  mit  Veragua 
(19.  Januar  1537)  und  bestimmte  ein  Quadrat  von  je  25  Leguas 
als  Umfang  desselben.  Aber  schon  1540  wurde  diese  Gunst 
teilweise  suspendiert  (Peralta,  1.  c.  727)  und  1556  trat  Luis  Colon 
Veragua  wieder  an  den  Eonig  ab.  Das  alte  Veragua  war  damals 
bereits  in  die  Provinzen  Nueva  Cartago  y  Costa  Rica  und  Veragua 
geteilt. 

Durch  Dekret  vom  29.  November  1540  erhielt  Diego  Gutierrez 
die  Stelle  als  Gouverneur  des  Theiles  von  Veragua,  der  der 
Krone  verblieb,  und  führte  seine  Provinz  den  Namen  Nueva  Car- 
tago. Sie  reichte  von  der  Bai  von  Zarabaro  bis  zum  Cap  Ca- 
maron  bei  Trujillo  in  Honduras.  —  D.  Gutierrez  versuchte  beim 
ersten  Einfalle,  vom  Rio  Saerre  (heut  Reventazon)  aus,  die  Stadt 
Santiago  (de  Cartago)  zu  gründen,  was  er  dem  Konige  durch 
Brief  vom  30.  November  1543  anzeigt.  Beim  zweiten  Einfalle  (1544) 
gründete  derselbe  am  4.  Oktober  dess.  J.  am  R.  Suerre,  80  Meilen 
von  seiner  Mundung,  die  Ortschaft  San  Francisco.  Beide  An- 
Siedlungen  existierten  nur  auf  dem  Papiere.  —  Über  die  Züge 
und  den  Tod  des  Diego  Gutierrez  berichten  Oviedo  (Tom.  III, 
Lib.  XXX)  und  Girol.  Benzoni  (Histor.  del  Mondo  Nuovo,  Venecia, 
1565),  und  verweise  ich  hierauf.  Ich  beschränke  mich,  wie  bei 
der  Geschichte  des  Felipe  Gutierrez,  auch  bei  der  des  Bruders  auf 
Richtigstellung  einiger  Daten.  Der  Kapitän  Diego  Machuca  de 
Zuazo  Hess  in  Leon  de  Nicaragua  am  25.  Juni  1545  die  fünf  ausser 
Espina  und  Benzoni  dem  Gemetzel  in  den  Urwäldern  von  Suerre 
entflohenen  Spanier  über  den  Tod  des  Diego  Gutierrez  vernehmen. 
Auszüge    aus    dem    Protokolle    veröffentlicht    Peralta.      Diego   G. 


*)  Es  ist  interessant,  dass  Peralta  den  Ausführungen  des  Hrn.  v.  Frantzius 
(s.  d.  Zeitschr.  a.  a.  O.)  über  die  Lage  des  alten  berühmten  Estrella-Flasses  nicht 
zustimmt,  t.  Frantzius  hält  nämlich  den  weiter  nördlich  liegenden  grossen 
Sizola  oder  Tiliri  für  den  alten  Estrella-Fluss.  (s.  hierüber  die  Karte  von 
Costa  Rica  in  Petermanns  Mittig.  1877  Tai.  18.)  Über  den  fabelhaften 
Reichtum  dieser  Gegend  siehe  z.  B.  den  Bericht  des  Ceballos,  den  ich  im 
XY11I.  Jahresber.  d.  Ver.  f.  Erdk.  zu  Dresden  publiciert  habe.  Den  Estrella- 
Fluss,  berühmt  durch  sein  Gold,  entdeckte  Juan  Vazquez  de  Coronado  — 
dessen  Name,  wie  gesagt,  weder  bei  Juarros,  noch  Molina,  .noch  v.  Frantzius 
vorkommt  —  zuerst  1564.  Dass  es  nicht  der  Tiliri  oder  Sixola  sei,  wie 
y.  Frantzius  glaubt,  sondern  der  Tilorio  oder  Changuinola  nach  Gabb,  Stieler 
(Handatlas)  und  Vivien  de  St.  Martin  (Nouv.  Diction.  de  Geographie  univ., 
Paris  1879)  sagt  Peralta  ganz  bestimmt  in  seinem  Werke:  Limites  de  Costa 
Rica.  Examen  historico  de  la  cuestion  de  limites  entre  las  Repüblicaa  de  Costa 
Rica  y  de  Columbia.  Madrid,  1883.  Dass  Peralta's  Ansicht  richtig,  werden 
wir  spater  sehen. 

Zeitschr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.    Bd.  XIX.  3 


34  H.  Polakowsky: 

kann  also  nicht  im  Juli  1545  erschlagen  sein,  wie  Oviedo  nach 
der  Erzählung  des  Juan  de  Espina  behauptet.  Nach  der  gericht- 
lichen und  beschworenen  Aussage  der  fünf  Zeugen  fiel  Diego  O. 
„vor  ungefähr  6  Monaten. u  Hierdurch  wird  die  Wahrheit  des 
Berichtes  des  biederen  Benzoni  bestätigt.  —  Herrera  (Dec.  VII, 
Lib.  IV.  Cap.  17)  erzählt  nur  wenig  von  Diego  G.  und  von 
Costa  Rica  überhaupt.  Er  sagt  zum  Schlüsse:  „Und  obgleich 
Diego  Gutierrez  eine  Ortschaft  errichtete  an  der  Küste  des  Süd- 
meeres*), die  er  Cartago  nannte,  hatte  er  kein  besseres  Glück  als 
Felipe  G.,  der  1585  beabsichtigte  Veragua  zu  besiedeln. a  (Die 
Erlebnisse  des  Felipe  G.  erzählt  Herrara  in  Dec.  V,  Lib.  IX. 
cap.  11   und  weiter  in  Dec.  VII,  Lib.  VI.) 

Dass  Oviedo  den  Todestag  des  Diego  Gutierrez  falsch  angiebt, 
zeigt  auch  ein  Brief  des  Bischofs  von  Nicaragua,  P.  Anton,  de 
Valdivieso,  aus  Leon  vom  8.  März  1545,  worin  er  den  Tod  des- 
selben an  den  Rath  von  Indien  meldet.  Die  Audiencia  von 
Guatemala  berichtet  an  den  Konig  hierüber  durch  Brief  vom 
20.  Juli  1545. 

„Nach  dem  Tode  des  Diego  Gutierrez  ernannte  die  Audiencia 
von  Tierra-Firme  den  Francisco  Gonzalez  de  Badajoz  zum  Nach- 
folger und  beauftragte  ihn  mit  der  Eroberung  von  Costa  Rica. 
Er  ging  von  Nombre  de  Dios  mit  Schiffen  und  Leuten  ab  und 
erbaute  ein  Fort  am  Nordmeere  in  einem  Thale,  welches  Coara 
genannt  wurde.  Er  blieb  hier  sechs  Monate  und  verhandelte  und 
handelte  mit  den  Indiern.  Er  gewann  hier,  dem  Gerüchte  nach 
(segun  fama),  über  200,000  Dukaten.  Als  dies  Hernando  de  Con- 
treras,  der  Gouverneur  von  Nicaragua,  erfuhr,  rüstete  er  eine 
Flotte  aus,  fiel  über  denselben  her  und  nahm  ihm  alle  seine 
Reichthümer  ab.a  —  So  erzählt  der  Licent.  Juan  de  Estrada 
Ravago  in  einem  Berichte  aus  dem  J.  1572  an  den  Mönch  Diego 
Guillen,  Mitglied  des  Raths  von  Indien,  den  L.  Fernandez  publi- 
ziert, die  Geschichte  des  Badajoz.  Diese  Geschichte  ist,  wie  fast 
alle  Angaben  des  Estrada,  voller  Unwahrheiten  und  grober  Fehler. 
Zuerst  sind  die  Namen  richtig  zu  stellen.  Sie  lauten  Rodrigo  de 
Contreras  und  Hernan  Sanchez  de  Badajoz;  zweitens  war  dieser 
H.  Sanchez  de  B.  vor  Diego  Gutierrez,  nämlich  1589,  in  Costa 
Rica.  Die  200,000  Dukaten  sind  ein  Phantasiegebilde  des  Estrada, 
der  überhaupt,  was  seine  Angaben  über  den  Goldreichthum  Costa 


*)  Diese  Behauptung  ist  unbegründet.  Diego  O.  ist  nie  in  die  Nähe  der 
Südsee  gekommen,  er  fiel  etwa  6  Leguas  südostlich  vom  heutigen  Cartago 
zwischen  dem  R.  Tnis  nnd  B.  Facnare.  (Siehe  die  folgenden  Berichte  des 
J.  Vazqnez  de  C.)  Über  die  heutige  Lage  dieser  Indianer  zwischen  dem  Re- 
ventazon  und  Chirripö*  s.  meinen  Aufsatz:  „Der  Bischof  yon  Costa  Rica  hei 
den  Chirriprf-Indianera  in  Costa  Rica  i.  J.  1882"  in  Feterm.  Mitteilungen  1883. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562—1564.  35 

Rica' 8  und  seine  Verdienste  um  die  Eroberung  des  Landes  be- 
trifft, fürchterliche  Unwahrheiten  und  Übertreibungen  begeht.  Das 
Original  des  famosen  Berichtes  hat  Herr  Peralta,  wie  er  mir  aus 
Madrid  unter  dem  26.  Mai  1888  schreibt,  in  den  Archiven  in 
Sevilla  vergebens  gesucht  und  nur  eine  Copie  im  Hydrographischen 
Bureau  (Depösito  bydrogräfico)  in  Madrid  entdeckt. 

Die  Audiencia  von  Panama  ernannte  den  Hernan  Sanchez  de 
Badajoz  im  Juli  1539  zum  General-Kapitän,  Adelantado  und  Mar- 
8chal  der  Provinz  von  Costa  Rica*).  Er  heiratete  im  Juli  1539, 
als  er  mit  Reichtumern  beladen  aus  Peru  zurückkehrte,  die  Tochter 
des  ersten  oidor  (Rat)  der  neuen  Audienzia  von  Tierra-Firme 
in  Panama  und  erhielt  durch  den  Einfluss  seines  Schwiegervaters 
sofort  und  ohne  Zustimmung  des  Königs  oder  des  Rates  von 
Indien,  das  Gouvernement  von  Costa  Rica. 

Am  15.  Februar  1540  schiffte  er  sich  mit  60  Spaniern  und 
über  100  Negersklaven  in  einer  Fusta  (Ruderschiff)  und  einer 
Galeone  nach  Costa  Rica  ein.  Zwei  Monate  wurde  er  durch  Stürme 
aufgehalten  ehe  er  die  Insel  Escudo  de  Veragua  erreichte.  Ende 
April  landete  er  an  der  Mündung  des  Tarire  (Tiliri  oder  Sicsola) 
und  nannte  den  Hafen  San  Marcos,  nach  dem  Heiligen,  der 
dem  25.  April  den  Namen  giebt.  An  den  Ufern  des  Tarire 
gründete  er  die  Stadt  Badajoz.  Er  sandte  den  Kapitän  Pablo 
Corzo  in  das  Innere  und  Hess  das  Thal  von  Coaco  im  Osten  des 
Tarire  bis  zur  Cordillere  durchforschen.  —  Zwischen  den  Anhohen 
(lomas)  von  Corotapa,  nach  der  Bai  des  Admirales  (Chiriqui-La- 
gune)  zu,  gründete  er  zwei  Monate  später  die  Festung  Corotapa  oder 
Marbella.  Dort  meldeten  über  60  Caziken  ihre  Unterwerfung 
an  und  brachten  Gold,  über  6000  Castellanos.  —  So  kolonisierte 
Badajoz  mit  grosserem  Glücke  als  alle  seine  Vorgänger,  und  war 
der  erste  spanische  Führer,  der  wirklich  Fuss  auf  costaricanischem 
Gebiete  fasste,  als  plötzlich  im  November  (1540)  der  eifersüchtige, 
goldgierige  Rodr.  de  Contreras  mit  100  Spaniern  und  200  In- 
dianern Corotapa  überfiel,  um  den  Badajoz  aus  dieser  reichen 
Gegend,  die  er  zu  seinem  Gouvernement  rechnete,  zu  vertreiben. 
Nach  vierzehntägiger  Belagerung  musste  sich  Badajoz  wegen  Mangel 
an  Lebensmitteln  mit  seiner  Besatzung  ergeben.  Contreras  nahm 
dem  Badajoz  4389  Goldpesos  fort,  setzte  ihn  gefangen  und  schickte 
ihn  als  Gefangenen  an  den  Rat  von  Indien  nach  einem  Er- 
kenntnisse, welches  aus  Doybabaru  in  der  Provinz  Tariaca,  west- 
lich vom  R.  Tarire  datierte.  H.  Sanchez  de  B.  wurde  in  Valla- 
dolid  gefangen  gesetzt  und  richtete  eine  Gegenklage  gegen  Contreras. 


*)  Die  Lebensgeschichte  des  H.  Sanchez  de  Badajoa  (geb.  1490  in  Eetra- 
madura)  giebt  M.  de  Peralta  (1.  c.  744)  in  grossen  Zügen. 


'm^9 


36  H.  Polakowßky: 

Die  von  Badajoz  eroberten  und  besetzten  Teile  von  Costa 
Rica  verblieben  unter  der  Herrschaft  des  Contreras  vom  15.  No- 
vember 1540  bis  Anfang  März  1541,  dann  kehrte  er  nach  Nica- 
ragua zurück.  Hier  erfuhr  er  bald,  dass  die  Provinz  Costa  Rica, 
die  er  so  eifrig  dem  Badajoz  entreissen  wollte,  dem  Diego  Gu- 
tierrez  gegeben  sei.  —  Von  interessanten  Dokumenten  über 
H.  Sanchez  de  B.,  welche  Peralta  publiciert,  hebe  ich  das  des  Dr. 
Robles,  des  Schwiegervaters  von  Badajoz  an  den  Rat  von  Indien 
(d.  d.  Panama,  19.  Juli  1539)  hervor,  das  von  der  Ernennung 
des  Badajoz  berichtet.  Am  Rande  des  Originales  befindet  sich 
eine  Bemerkung,  dass  diese  Ernennung  aufgehoben  werden  und 
Badajoz  nicht  nach  Veragua  gehen  resp.  von  dort  sofort  zurück- 
kehren solle.  Unter  dem  17.  Dezember  1539  untersagt  der  im  In- 
teresse seines  Schwiegersohnes  sehr  thätige  Dr.  Robles  im  Namen 
des  Kaisers,  und  als  Vorsitzender  der  Audiencia  von  Panama,  dem 
Contreras  den  Eintritt  in  Costa  Rica.  Aber  Kaiser  Karl  be- 
stätigte den  Badajoz  nicht,  billigte  dagegen  seine  gewaltsame  Ver- 
treibung. 

Contreras  verwüstete  auch  die  Provinz  von  Tariaca,  westlich 
vom  Rio  Tiliri  gelegen.  Das  Thal  des  Tarire  (Tiliri)  wurde  auch 
Thal  von  Coaca  genannt.  Der  Tarire  war  zugleich  die  westliche 
Grenze  vom  Gebiete  des  Duy,  dem  späteren  Talamanca  (Peralta). 
—  Durch  Königl.  Dekret  aus  Valladolid  (den  22.  Februar  1549) 
erhielt  das  Gouvernement  von  Cartago  der  Juan  Perez  de  Ca- 
brera.  Dem  P.  de  Cabrera  machte  aber  die  Audiencia  von  Gua- 
temala Schwierigkeiten,  er  kam  nicht  nach  Costa  Rica.  Und  so 
blieb  Costa  Rica  vom  Tode  des  Diego  Gutierrez  (1544)  bis  1560 
ohne  Gouverneur,  ganz  von  den  Spaniern  verlassen.  Durch  Cabi- 
netsordre  (real  cedula)  aus  Toledo  vom  23.  Februar  1560  ward 
dem  Licentiaten  Ortiz  anbefohlen,  nach  Costa  Rica  zu  gehen. 
Aber  schon  am  5.  Februar  1561  nimmt  Philipp  II.  durch  real 
cedula  aus  Toledo  diese  Ernennung  zurück  und  beauftragt  den 
Licentiaten  Juan  Cavallon  mit  der  Eroberung  und  Bevölkerung  von 
Costa  Rica.  Die  Audiencia  von  Guatemala  ernannte  denselben 
zum  Alcalde  major  der  Provinzen  von  Neu- Cartago  und  Costa 
Rica  durch  Dekret  vom   17.  Mai  1561. 

J.  Cavallon's  Begleiter  und  Compagnon  war  der  ehemalige 
Mönch  und  Licent.  Juan  de  Estrada  Ravago,  der  im  schon  citierten 
Bericht  an  den  padre  Guille'n  sagt,  dass  er  das  Geld  zur  Expe- 
dition gegeben  habe.  Er  sei  mit  4  Schiffen  von  der  Nordküste 
gekommen  und  Cavallon  von  der  Sudseite,  und  jeder  sollte  eine 
Ortschaft  gründen.  Ravago  klagt  weiter,  dass  Cavallon  ihn  allein 
zurückgelassen  habe  (in  Costa  Rica),  rühmt  aber  den  grossen 
Reichtum    des  Landes  an   Gold,    in    starker   Weise    übertreibend. 


Die  erste  Eroberimg  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562—1564.  87 

Wie  ich  schon  gesagt,  sind  die  Berichte  des  Ravago  mit  grosser 
Vorsicht  aufzunehmen.  —  J.  de  Estrada  Ravago  wollte  die  Stadt 
Castillo  de  Auetria  an  der  Bahia  de  San  Gerönimo  (oder  del 
m  Almirante)  gründen  im  Gebiete  der  Terbis-  oder  Terrebes-Indianer. 
Aber  bald  nach  der  Gründung  fehlte  es  an  Lebensmitteln  und  an 
der  notigen  Leitung  und  Ravago  musste  sich  an  der  Küste  bis 
zum  Desaguadero  zurückziehen,  wo  er  6  Monat  nach  seiner  Ab- 
reise (im  April  1561)  ankam.  —  Auf  Badajoz  lässt  Estrada  Ravago 
in  seinem  Berichte  über  die  Gonquistadoren  Costa  Rica's  den 
Capitan  Garavito  folgen,  und  Leon  Fernandez  (1.  c.  III,  pag.  5 
nota)  bemerkt  ernsthaft:  es  fehlen  die  Dokumente  über  die  Er- 
oberungen des  Garavito.  Faktisch  haben  dieselben  nie  existiert, 
weil  der  Capitan  Andres  de  Garavito  nur  Commandant  von  Bru- 
selas im  Jahre  1525  war  und  Ende  desselben  Jahres,  als  Fr. 
Hernandez  Bruselas  entvölkerte,  nach  Granada  ging,  wo  er  bald 
und  plötzlich  starb.  Es  ist  baarer  Unsinn  des  J.  de  Estrada  R., 
ihn  neben  Diego  Gutierrez  und  Badajoz  als  Conquistador  von 
Costa  Rica  zu  nennen.  Die  Nachkommen  des  Andres  de  Garavito, 
nämlich  eine  Schwester  Maria  de  G.  und  ein  Bruder  Pedro  de  G., 
reklamierten  die  Erbschaft,  d.  h.  die  Anrechte  des  Andres  de  G. 
an  dem  verstorbsenen  Bruselas  im  Jahre  1530.  Später  findet  sich 
keinerlei  Erwähnung  des  Namens.  —  Im  November  1560  zeigt 
Estrada  dem  Konige  an,  dass  er  die  Stadt  Castillo  de  Austria 
gegründet  habe  und  im  Berichte  an  den  Fray  Diego  Guillen  (1572) 
spricht  er  sogar  von  4  Ortschaften,  die  er  in  Costa  Rica  be- 
gründet habe*).  Er  sagt  aber  nicht,  dass  das  Castillo  de  Austria 
kaum  4  Wochen  existierte,  ^on  den  übrigen  3  Städten  existierten 
faktisch  nur  La  villa  de  los  Reyes  de  Landecho  (auch  einfach 
Landecho  oder  Espiritu  Santo  genannt)  und  la  villa  del  Castillo 
de  Garci-Munoz  oder  Nuova  Cartago  (in  der  Nähe  des  heutigen 
Alajuela),  welche  aber  Cavallon  begründet  hatte**).  —  Berichte 
wie  die  des  J.  de  Estrada  R.  sind  für  den  angehenden  Forscher 
sehr  gefährlich  und  verleiten  denselben  leicht  zu  falschen  Urteilen. 
Er  glaubt  nämlich  zuerst  den  feierlichen  Versicherungen.  Schreibt 
doch  z.  B.  Estrada:  und  man  glaube  mir  als  Christ  und  Priester, 
wenn  ich  mich  erkühne  zu  sagen,  dass  es  nicht  schwieriger  sein 
würde  in  dieser  Provinz  Goldschmieden  zu  unterhalten,  als  in 
Biscaya  Eisenschmieden***).  — 


*)  Er  sohreibt:    Eatan  poblados  cuatro  pueblos   de  espaffoles,  los  cuales 
pöble'  yo  y  edifique'  templos  y  los  adorno*  ä  mi  costo  etc.  —  Auch  diese  An- 
gabe über  die  Erbauung  der  vier  Kirchen  ist  unwahr. 
**)  Nueva-Cartago  im  März  oder  April  1561. 
***)  y  doime  fe*  como  cristiano  y  sacerdote,  que  me  atrevo  ä  decir  que  no 
serfa  mucho  haber  en  ella  herrerfa  de  oro,  como  en  Viscaya  de  hierro. 


88  H.  Polakowsky: 

Die  Wirksamkeit  und  die  Zuge  des  Coronado  in  Costa  Rica 
will  ich  zunächst  in  grossen  Zügen  schildern.  —  Juan  Vazquez 
de  Coronado  war  ein  Eroberer  ersten  Ranges  wie  Nunez  de 
Baiboa,  und  überragt  alle  seine  Vorgänger  und  Nachfolger,  die^ 
sich  um  die  Eroberung  Costa  Rica 's  bemühten,  weit.  In  zwei 
Jahren  unterwarf  er  das  besonders  im  südlichen  und  nordwest- 
lichen Theile  dicht  von  tapferen  Indianern  bevölkerte  Land  fast 
ohne  Blutvergiessen  mit  einer  geringen  Anzahl  Soldaten.  Er  und 
seine  Kapitäne  durchzogen  das  Land  von  der  heutigen  Salinasbai 
durch  Gaanacaste  bis  nach  Garci-Munoz,  gingen  von  da  über  die 
Candelaria  durch  das  Dota-Gebirge  nach  Quepo  und  Boruca  bis 
zum  Golfo  dulce  (Februar  bis  April  1563).  Dann  gründete  er 
das  alte  Cartago*)  im  Thale  des  Guarcö.  Im  August  1563  war 
er  wieder  in  Nicaragua,  blieb  daselbst  bis  zum  Dezember,  wo  er 
abermals  zu  Schiff  die  Reise  nach  Nicoya  antrat.  Er  fuhr  an 
der  Westküste  von  Costa 'Rica  bis  zum  Rio  Grande  de  Terraba 
herab,  den  er  Rio  Coronado  nannte.  Hier  landete  er,  vereinigte 
sich  mit  den  Truppen,  die  Diego  Caro  de  Mesa  aus  Garci-Munoz 
ihm  zuführte,  und  trat  den  denkwürdigen  Marsch  über  die  Cordilleren 
nach  der  Admiralitätsbai  und  durch  das  heutige  Talamanca  an. 
Er  eroberte  ganz  Talamanca,  entdeckte  die  Goldwäschereien  am 
Rio  de  la  Estrella  (heut  Changuinola) ,  so  wie  den  R.  Tarire 
und  marschierte  an  der  Ostküste  bis  zum  Rio  Chirripö  oder  Matina, 
den  er  Rio  Matine  nannte,  und  kehrte  dann  nach  Cartago  zurück. 
Garci-Munoz  war  inzwischen  eingegangen. 

Das  grosse  Geschick,  welches  J.  Vazquez  de  Coronado  beim 
Umgange  mit  den  Indianern  wie  mit  den  Spaniern  zeigte,  be- 
stimmten den  Eonig  Philipp  II.  —  nach  Einforderung  und  Prü- 
fung specieller  Informationen  —  ihn  (real  cedula  aus  Aranjoes 
vom  8.  April  1565  und  aus  dem  Bosque  de  Segovia  vom 
7.  August  desselben  Jahres)  zum  Gouverneur  der  Provinzen  von 
Nicaragua  und  Costa  Rica  und  zum  Statthalter  (adelantado)  von 
Costa  Rica  zu  ernennen.  —  Im  Jahr  1565  war  J.  Vazquez  de  C. 
selbst  in  Spanien  und  am  Hofe  und  war  vom  März  bis  Oktober 
eifrigst  für  die  Colonisation  und  Ausnutzung  seiner  wichtigen  Er- 
oberungen bemüht.  Leider  aber  kam  er  bei  der  Rückreise  nach 
Costa  Rica  mit  allen  seinen  Begleitern,  worunter  die  Blüte  der 
Jugend  seiner  Vaterstadt  Salamanca  war,  durch  Schiffbruch 
(Ende  1565)  ums  Leben. 


*)  Dasselbe  lag  in  der  Nähe  des  heutigen  Cartago,  welcheB  seit  1575 
auf  derselben  Stelle,  trotz  mehrfacher  Zerstörungen  durch  den  Vulkan  von  Car- 
tago (Jrazü),  steht.  Um  die  Erbauung  der  Stadt  machte  sich  besonders  Alonso 
de  Anguciana  de  Gamboa  verdient,  den  Vazquez  dafür  zum  ersten  Alcalden 
(Januar  bis  April  1564)  der  Stadt  ernannte. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Eica  durch  die  Spanier  1562 — 1564.  39 

Ich  komme  jetzt  zu  den  von  Peralta  publicierten  Dokumenten 
aber  die  Thaten  des  Coronado,  soweit  sie  sich  auf  Costa  Rica  beziehen. 

Das  erste  Schreiben  des  Coronado  an  den  Eonig*),  datiert 
aus  Leon  de  Nicaragua  vom  4.  Mai  1562  und  lautet:  Katholische, 
Königliche  Majestät!  —  Seit  einem  Jahre  diene  ich  Ew.  Maj. 
durch  Regierung  dieser  Provinz  von  Nicaragua  und  immer  habe 
ich  Ew.  Maj.  Nachricht  gegeben  über  den  Zustand  derselben,  wie 
ein  Vasall  und  Diener.  Vor  fünf  oder  sechs  Tagen  beauftragte 
man  mich**),  das 8  ich  zusammen  mit  dieser  Provinz  auch  die  von 
Nueva  Cartago  und  Costa  Rica  übernehmen  und  Ew.  Maj.  in  der- 
selben und  bei  der  Beruhigung  und  Besiedelung  jener  Gebiete 
dienen  sollte.  Ich  nahm  die  mir  erwiesene  Gnade  an,  und  begann  mit 
dem  Sammeln  der  Mannschaft  und  der  Beschaffung  von  Lebens- 
mitteln, Kleidern  und  anderen  für  die  in  jener  Gegend  wohnen- 
den Soldaten  bestimmten  Gegenstanden.  Diese  Soldaten  haben, 
wegen  des  grossen  Mangels,  den  sie  erleiden,  schon  begonnen 
einer  nach  dem  anderen  zurückzukehren.  (Von  dem  verunglückten 
Zuge  des  Cavallon  und  Estrada  ist  hier  die  Rede.)  Ich  werde 
bald  mit  möglichst  zahlreicher  Mannschaft  aufbrechen,  werde  die 
für  die  Dienste  Ew.  Maj.  passenden  Bestimmungen  erlassen,  und 
werde  in  dieser  Provinz  (Nicaragua)  einen  Lieutenant  (teniente) 
zurücklassen,  wie  man  mir  befiehlt. 

Ew.  Maj.  können  versichert  sein,  dass  es  in  Costa  Rica  keinen 
unterworfenen  Indianer  (indios  de  paz)  giebt,  und  dass  man  nur 
Ranchos  (leichte  aus  Bambus-  und  Palmblättern  erbaute  Hütten) 
nahe  bei  Nicoya  (Nicoya  lag  nach  Peralta  (1.  c.  S.  72)  auf  dem 
Festlande  4  Leguas  westlich  von  der  J.  Chira)  errichtet  hat,  und 
dass  die  Soldaten,  die  sich  angesiedelt,  im  Elende  sind.  Die  Reise 
bietet  deshalb  dieselben  Schwierigkeiten  als  wenn  sie  zum  ersten 
Male  gemacht  würde.  Ich  muss  auf  diese  Expedition  eine  grosse 
Summe  von  Gold -Pesos  verwenden.  Ich  werde  diese  Aufgabe 
zu  lösen  versuchen  bis  Ew.  Maj.  anders  beschliessen  und  ich 
werde  vom  Erfolge  Nachricht  geben,  damit  Ew.  Maj.  befehlen, 
was  am  dienlichsten  sei.  Gott  schütze  und  segne  die  Katholische, 
Königliche  Person  Ew.  Maj.  durch  Zuwachs  grosser  Königreiche 
und  Herrschaften ,  wie  es  Ihre  Vasallen  und  Diener  wünschen. 
Ew.  Maj.  Vasall  und  Diener,   der  Ihre  Königlichen  Fasse  küsst  ***). 


*)  A   la  Catolica  Real  Magested  del    Rey  Don  Phelipe,   Nuestro  Seffor, 
en  au  Real  Coneejo  de  Indios. 

**)  Die  Aiidiencia  von  Guatemala  ernennt  den  J.  Vazquez  de  C.  durch 
Dekret  vom  2.  April  1562  zum  Nachfolger  des  Cavallon  unter  denselben  Be- 
dingungen und  mit  denselben  Rechten. 

***)  Schon  dieser  Bericht  zeigt,   dass  es  eine  Unwahrheit  des  Estrada  ist 
wenn  er  behauptet,  dass  naeh  dem  Abzüge  des  Cavallon  (der  als  Fiskal  nach 


40  R  Polakowsky: 

—  Juan  Vazquez  de  Coronado.  Alcalde  major.  (Stadtober- 
richter). 

Das  zweite  Schreiben  *)  datiert  aas  Nueva-Cartago  vom  1 1 .  De- 
zember 1562  und  lautet:  Katholische,  Königliche  Majestät!**)  — 
Von  der  Provinz  Nicaragua  aus  benachrichtigte  ich  Ew.  Majestät, 
wie  ich,  beschäftigt  mit  der  Regierung  derselben,  den  Befehl  erhielt: 
die  Unterwerfung  und  Besiedelung  dieser  (Provinz)  von  Nueva- 
Cartago  y  Costa  Rica  zu  übernehmen,  bis  von  Ew.  Maj.  ander- 
weitig bestimmt  wurde;  wie  ich  einen  Stellvertreter  dort  (in  Ni- 
caragua) zuruckliess  und  mit  Leuten,  Lebensmitteln,  Vieh,  Waffen 
und  anderen  Dingen  zur  Hilfe  einiger  Soldaten,  die  hier  (in  Costa 
Rica)  geblieben  waren,  aufbrach.  In  Abwesenheit  des  Licent. 
Juan  Caval Ion  führte  ich  die  mir  erteilten  Befehle  mit  der  grössten 
Sorgfalt  aus ;  schon  begann  das  Land  von  den  Spaniern  verlassen 
zu  werden  und  es  wäre  ganz  entvölkert  worden,  wenn  ich  nicht 
den  Oberst  (maese  de  campo)  Juan  de  Ovalle  mit  fünfzig  gut  ausge- 
rüsteten Soldaten  nebst  Vieh  und  Lebensmitteln  vorausgeschickt  hätte, 
um  den  Mut  der  Spanier  im  Lande  aufzurichten,  bis  ich  mit  mehr 
Leuten  folgen  konnte.  Es  geschah  dies  mit  nicht  wenig  Mühe  und 
Kosten,  und  verliess  ich  die  Stadt  Leon  am  18.  August  zur  Regenzeit. 

Ich  kam  in  Nicoja  am  6.  September  an.  Von  hier  aus  Hess 
ich  die  Caziken  von  Cotau  und  Bagaci***),  Ortschaften,  welche  in 
diesem  Gebiete  liegen,  rufen,  und  brachte  sie  unter  die  Botmässig- 
keit  Ew.  Maj.  zusammen  mit  der  Insel  Celintinamen,  welche  mitten 
in  der  Lagune  von  Granada  liegt  f).  Als  ich  mich  zu  genanntem 
Zwecke  (zur  Eroberung  von  Celintinamen)  einschiffte,  kamen  die 
Caziken  und  unterwarfen  sich  Ew.  Maj.,  und  ich  befahl  dem  Stadt- 
richter (corregidor)  von  Nicoya,  dass  er  auf  sie  achte  und  nicht 
erlaube,  dass  man  anfangs  irgend  einen  Dienst  von  ihnen  fordere 
und  den  Vikar  (Estrada  Ravago?)  bat  ich,  dass  er  sie  uuterrichte. 

—  Ich  beschenkte  sie  (die  Indianer)  mit  Tauschwaren  (rescates) 
und  anderen  Dingen,  worüber  sie  sehr  befriedigt  waren. 

Mexiko  kam  und  so  dem  wohl  verdienten  Schicksale  des  Diego  Gutierres  ent- 
ging) ihm  allein  die  Last  der  Eroberung  von  Costa  Rica  zugefallen  sei.  Im 
Oktober  1562  verliess  Cavallon  Costa  Rioa,  im  November  desselben  Jahres 
erschien  J.  Vazquez  de  C.  und  schon  im  Januar  1563  ging  Estrada  cum 
zweiten  Male  nach  Nicaragua.  —  Estrada's  Verdienste  bestehen  in  Bemühungen 
um  die  Bekehrung  der  Indianer;  aber  er  war  ehrgeizig,  wollte  Bischof  oder 
Gouverneur  von  Costa  Rica  werden  und,  da  alle  seine  Kolonisationsversuohe 
missgluckten,  wurde  er  verbittert,  ungerecht  und  unwahr,  suchte  die  Verdienste 
seines  glücklichen  Nebenbuhlers  und  Nachfolgers  J.  Vazquez  de  C.  herabzusetzen. 

*)  Titel:    Sobre  la  expedicion   del  licenoiado  Cavallon  su  poco  efecto  J 
la  nueva  sumision  de  las  provincias  de  los  GaStares.    (Feralta,  1.  c.  760.) 
**)  Im  Original  nur:  „C.  R.  M.u  =  Catdlica,  Real  Mayestad. 
***)  heut  Bagazes  in  Guanacaste. 

f)  heut  Islas  de  Solentiname  in  der  Laguna  da  Nicaragua. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562 — 1564.  41 

Die  angeschwollenen  Flosse,  die  einen  Marsch  zu  Lande  ver- 
hinderten, hielten  mich  in  Nicoya  auf,  und  ich  musste  ein  grosseres 
Schiff,  welches  ich  beladen  in  Realejo  zurückgelassen  hatte  und 
welches  auf  der  zweiten  Fahrt  Mais  für  den  Unterhalt  des  Lagers 
geliefert  hatte,  erwarten.  Es  traf  am  7.  November  in  Nicoya  ein 
und  am  8.  schiffte  ich  mich  mit  der  ganzen  Mannschaft  nach 
Laudecho*)  ein,  welches  nur  dem  Namen  nach  eine  Ortschaft 
(pueblo)  ist.  Ich  fand  daselbst  nur  vier  Soldaten,  die  so  entschlossen 
waren,  das  Land  zu  verlassen,  dass  sie,  wenn  ich  ihren  Unmut 
nicht  durch  Geschenke  besänftigt  hätte,  mir  meine  Leute  aufgeregt 
hätten.  Ich  Hess  hier  zehn  Mann  und  einen  Lieutenant  zurück; 
drei  der  Leute  sind  verheiratet.  Ich  ging  weiter  nach  dieser  Ort- 
schaft oder  Stadt,  welche  ich  am  20.  desselben  Monats  erreichte. 
Ich  wurde  sehr  gut  aufgenommen  und  fand  die  Soldaten  sehr 
entblösst  und  notleidend.  Ich  unterstutzte  und  versorgte  sie,  so 
gut  ich  konnte,  und  haben  sie  nun  Zufriedenheit  und  Mut  wieder- 
gewonnen, um  diese  Reise  im   Dienste  Ew.  Maj.  zu  vollenden. 

Diese  Ortschaft  (das  alte  Garci-Munoz  nämlich)  liegt  unter 
dem  11.°  (nördl.  Br.)  zwischen  grossen  Ebenen.  Es  ist  ein 
kühles  Land  (tierra  fria)  mit  gutem  Klima  und  Boden.  Die  Ort- 
schaft liegt  von  der  Sudsee  acht  Leguas*)  ab.  Vom  Nordmeere 
schätzt  man  die  Entfernung  auf  ca.  dreissig  und  bis  zum  Desa- 
guadero  auf  ca.  zwanzig  Leguas.  Die  Saatfelder  liegen  von  der 
Stadt  entfernt,  es  gedeihen  dort  Getreide  und  Gartenpflanzen; 
Holz  ist  wenig  vorhanden.  Ich  werde  sehen,  ob  sich  nicht  eine 
bessere  Stelle  zur  Niederlassung  im  Gebiete  findet.  Die  Winde, 
welche  im  Sommer  wehen,  sind  sehr  heftig  und  fast  unerträglich. 
Das  Land  gehört  zu  den  besten,  die  ich  in  Indien  gesehen  habe, 
und  nach  meiner  Ansiebt  wird  es  von  dem  Neu-Spaniens  nicht 
übertroffen.  Vieh  aller  Art  gedeiht  gut.  Die  Einwohner  sind 
von  lebhaftem  Geiste,  kriegerisch,  von  stärkerem  Körperbau  als 
die  übrigen,  gut  gebaut,  und  ähneln  in  der  Freiheit  der  Umgangs- 
formen den  Mexikanern.  Sie  haben  sehr  gute  Baumwoll-Kleider, 
grosse  Mengen  Gold  von  verschiedenem  Gehalt.  Da  man  aber 
anfangs  grosse  Habsucht  «nach  demselben  gezeigt  hat  (Gavallon 
und  der  „ biedere a  Ravago  nämlich),  haben,  sie  es  jetzt  verborgen. 

*)  Nach  Peralta  ist  es  der  heut  verlassene  Hafen  von  Caldera.  —  Das 
Thal  Ewischen  dem  Rio  Grande  und  dem  R.  de  la  Barranca  am  Fasse  des 
Herradara  (s.  Gabb's  Karte  in  Mittin.  1877  tab.  18)  hiess  anch  Thal  von  Coyoche 
oder  Chorotcga  oder  Churuteca  oder  Landecho  und  wurde  mit  zur  Provinz  von 
Garsbito  gerechnet  (Peralta). 

**)  Diese  Angabe  stimmt  ganz  vorzüglich.  Die  Distanz  zwischen  Caldera 
und  Alajnela  beträgt  40 — 45  km,  was  geuan  acht  alten  Leguas  (a  5,5  km)  ent- 
spricht. —  Die  Entfernung  bis  zum  atlantischen  Ocean  aber  betragt  in  gerader 
Linie  nur  20     22  Leguas. 


42  H,  Polakowsky: 

Es  muss  Minen  in  grosser  Menge  geben,  and  weil  dieselben  nicht 
entdeckt  worden  sind,  verloren  die  wenigen  Leute,  die  der  Licent. 
Cavallon  hatte,  den  Mut,  nnd  wagte  er  es  niemals,  irgendwo  einen 
dauernden  Aufenthalt  zu  nehmen,  sondern  er  entdeckte  das  Land 
nur  oberflächlich,  im  Vorbeigehen  (de  paso).  Kurz,  Ew.  Maj. 
haben  hier  einen  der  schönsten  Winkel  Ihrer  Königreiche. 

Es  wird  notwendig  sein,  dass  Ew.  Maj.  befehlen,  dass  man 
mehr  Eifer  als  bisher  zeige,  denn  ich  habe  12  000  Pesos  aus- 
gegeben, ohne  dass  man  mich  in  irgendeiner  Weise  unterstützt 
hätte,  und  ich  werde  ausgeben,  soviel  ich  kann,  bis  Ew.  Maj.  die 
Befehle  erteilen,  die  Ihrem  Dienste  passen.  Ich  bin  durch  diese 
und  andere  Reisen  im  Dienste  Ew.  Maj.  sehr  verschuldet.  —  Als 
der  Licent.  J.  Cavallon  diese  Provinz  Verliese,  gab  es  keinen 
unterworfenen  Indianer.  Seit  ich  Leute  und  Lebensmittel  landete, 
begannen  einige  sich  einzufinden,  und  heut  sind  in  dieser  Ortschaft 
(poblacon)  achtzig  Indianer  von  neun  Dorfern,  deren  Gaziken  sie 
mir  gleich  nach  meiner  Ankunft  geschickt  haben,  indem  sie  sagten, 
dass  sie  wünschten,  Ew.  Maj.  anzuerkennen  und  meine  Freunde 
zu  sein.  Es  scheint,  als  ob  die  Gaziken  nicht  zu  kommen  wagen 
aus  Furcht  vor  den  Spaniern,  da  sie  im  Anfange  (s.  oben)  schlecht 
behandelt  wurden  und  man  ihnen  in  einigen  Dingen  nicht  Wort 
hielt.  Ich  habe  denselben  sagen  lassen,  dass  ich  sie  in  Frieden 
und  Freundschaft  in  ihrem  Gebiete  besuchen  werde  und  sie  sind 
damit  einverstanden.  Ich  werde  in  der  nächsten  Woche  zu  ihnen 
aufbrechen. 

Die  Ortschaften,  welche  .dienen,  heissen:  Pacaca,  Taribi, 
Acerri,  Puririci,  Corcos  (Quirco),  Coc,  Orocci,  el  Abra  und  To- 
yopan*).  —  Ich  habe  den  Eingeborenen  Tauschartikel  geschenkt 
und  gegeben  von  dem  was  ich  habe,  ohne  von  ihnen  das  geringste 
zu  fordern  oder  Habsucht  zu  zeigen,  und  ich  werde  bestrebt  sein, 
dies  auf  alle  mögliche  Weise  zu  thun.  Die  Indianer,  die  nach 
hier  kommen,  vertauschen  Decken  (mantas)  gegen  chaquira**) 
(Ketten  aus  Perlmutterschalen),  Nadeln  und  Leinwand.  Sie  ver- 
langen Scbeeren,  Macheten***),  Messer  und  Äxte.     Ich  habe  aber 


*)  Die  Ortschaften  Pacaca,  Accerri  und  Orocci  oder  Ororf  finden  sich 
noch  heut  (s.  Gabb's  Karte  1.  c).  El  Abra  oder  Abro,  auch  CurriravÄ  genannt, 
entspricht  dem  heutigen  Curridabat,  Toyopan  lag  (nach  Peralta)  in  der  Nahe  des 
hentigen  San  Jue\  Coo  oder  Cooc  ist  das  heutige  Cot  am  Abhänge  des  Irazü, 
Puririci  ist  das  heutige  Tucurrique,  Corcös  oder  Qaircö  ist  das  heutige  Quircot 
bei  Cartago.  Wo  Taribi  lag,  resp.  ob  es  das  heutige  Tobosi  südwestlich  von 
Cartago  ist,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

**)  S.  Näheres  bei  Oviedo  am  Ende  des  IV.  Bandes  im  Verzeichnisse  der 
indianischen  Namen. 

***)  kurze,  breite,  sabelartige  Messer,  heut  im  ganzen  spanischen  Amerika 
verbreitet. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562 — 1564.   43 

nicht  erlaubt  ihnen  dieselben  zu  geben,  bis  das  Gebiet  dem 
Dienste  Ew.  Maj.  unterworfen  ist. 

Der  gefahrlichste  für  die  Ruhe  dieser  Provinz  ist  ein  Cazike, 
genannt  Garabito,  der  zu  Anfang  die  Anerkennung,  die  er  Ew.  Maj. 
und  dem  Licent.  Cavallon  im  Namen  Ew.  Maj.  schuldete,  leistete. 
Danach  aber  empörte  er  sich  und  begnügte  sich  nicht  damit,  einen 
spanischen  Soldaten  zu  todten  (opfern),  sondern  er  ermahnte  und 
bedrohte  die  übrigen  Indianer,  Ew.  Maj.  nicht  den  schuldigen  Ge- 
horsam zu  leisten,  noch  Gott,  unseren  Herrn,  anzuerkennen.  Ich 
habe  ihm  deshalb  den  Prozess  gemacht,  er  ist  zum  Tode  ver- 
urteilt und  soll  ihm  der  Krieg  gemacht  werden  wie  einer  Person, 
die  sich  empört  hat. 

Ich  schickte  den  Oberst  Juan  de  Ovalle  und  den  Kapitän 
Francisco  de  Marmolejo  mit  neunzig  Soldaten  ab,  ihn  zu  ergreifen, 
und  beauftragte  sie,  mit  aller  Mässigung  vorzugehen,  als  wenn 
kein  Verbrechen  begangen  sei,  und  dass  sie  sich  bestreben  mögen, 
ihn  auf  friedlichem  Wege  zu  gewinnen.  Gelänge  dies  nicht,  dann 
mögen  sie  es  machen,  wie  sie  können.  Ich  hoffe  zu  Gott,  dass 
diese  Reise  eine  Grundlage  für  die  Folge  diesem  Gaziken  gegen- 
über schaffen  wird*).  —  Auch  beauftragte  ich  sie,  die  Provinz 
der  Votos-In dianer  zu  besuchen,  welche  an  die  von  Garabito  grenzt, 
und  sie  zu  ersuchen  und  ihnen  zu  raten,  sie  mögen  gestatten,  dass 
das  heilige  Evangelium  ihnen  gepredigt  würde,  und  dass  sie  Ew. 
Maj.  als  ihren  Konig  und  Herrn  anerkennen.  Durch  die  Dol- 
metscher, die  ich  mitschickte,  erkläre  man  ihnen  die  Blindheit, 
in  der  sie  sich  befinden,  und  das  Gute,  welches  ihnen  bevorstehe. 
Alles  solle  mit  Mässigung  und  im  Frieden  geschehen**). 

Von  den  Provinzen  von  Suerre  und  Turucaca  habe  ich  wich- 
tige Neuigkeiten  erhalten.  Suerre***)  liegt  am  Nordmeere  und 
Turucaca  f)  am  Südmeere.  Über  alle  Vorstellung  sind  die  An- 
gaben der  Indianer  über  die  Reichtümer  von  Turucaca,  welches 
höchstens  vierzig  Leguas  von  uns  entfernt  liegt.  —  Wenn  der 
Oberst  (J.  de  Ovalle)  zurückgekehrt  ist,  gedenke  ich  die  Reise 
nach    diesen   Provinzen    (Suerre   und   Turucaca)   selbst  zu    unter- 


*)  Man   ersieht  hieraus,   dass  J.  Yazquez  de   C.   das  Todesurteil  gegen 
Garavito  nicht  vollstrecken  wollte. 

**)  Das  Gebiet  des  Garabito  oder  der  Garabi  tos  lag  am  Golfe  von  Nicoya 
vom  Rio  Grande  bis  zum  Vulkan  voe  Barba.  Die  Votos  wohnten  südlich  vom 
San  Juan,  westlich  vom  Sarapiqui. 

***)  Die  Provinz  Suerre  lag  Östlich  vom  Sarapiqui  zwischen  dem  Desa- 
guadero  und  dem  R.  Reventazon,  der  noch  auf  den  Karten  von  Daily  (1846) 
als  R.  Surre,  auf  einer  Karte  des  Geograph.  Instituts  (Weimar)  1823  u.  A.  als 
B.  Suerre  bezeichnet  wird. 

f)  Das  heutige  Boruca;  es  lag  zwischen  dem  Rio  Grande  de  Terraba, 
der  Cordi]lere  und  dem  Golfo  dulce. 


44  H.  Polakowsky: 

nehmen,  und  wünsche  ich  zuerst  die  Seite  des  Nordens  zu  be- 
siedeln. Die  Produkte  des  Volkes  von  Nicoya  sind  sehr  wichtig 
für  diese  Reise;  ich  kaufte  mit  dem  Gelde  der  Königlichen  Kasse 
und  gab  für  Mais  über  900  Pesos  aus,  bis  der  Boden  uns  selbst 
Erträge  liefert.  Wenn  Ew.  Maj.  diese  Summe  für  diese  Reise 
schenken  würde,  wäre  dies  der  Anfang  einer  wahren  Hilfe. 
Würde  das  Gold  den  Soldaten  für  einige  Zeit  mit  einer  Abgabe 
vom  zwanzigsten  oder  fünfzehnten  Teile  zugesprochen*),  so 
würde  dies  die  Soldaten  ermuntern,  es  zu  suchen,  und  durch  solche 
Gunstbezeugung  Ew.  Maj.,  als  Anerkennung  ihrer  Dienste,  würden 
Mut  und  guter  Wille  derselben  gehoben.  Der  Cazike  von  Nicoya 
benimmt  sich  gut  bei  dieser  Reise  und  gab  er  mir  und  meinen 
Soldaten  alles  notwendige  für  unsere  Dukaten.  Ich  bedarf  der 
Priester,  und  es  wäre  wichtig,  dass  dieselben  wahrhaft  fromm 
seien;  ich  habe  hier  nur  den  Padre  Estrada,  welcher  diese  Reise 
gemacht  hat.  Weil  er  Mönch  gewesen  ist,  weiss  ich  nicht,  welcher 
Gesinnung  er  ißt**).  Ew.  Maj.  befehle,  eine  Person  zu  senden, 
welche  diese  Leute  unterrichte.  Gott  schütze  etc.  Juan  Vazqaex 
de  Coronado,  Euer  Alcalde  major. 

Über  die  Unterwerfung  der  Provinzen  von  Garabito  und 
Votos  (od.  Botos)  liegt  ein  aus  „  Garci-Munoz  (Nueva  Cartago) tt  vom 
5.  Januar  1563  datierter  Bericht  des  J.  Yazquez  de  C.  an  den 
Konig  vor.  (Peralta,  Costa  Rica,  Nicaragua  y  Panama,  S.  765). 
Ich  will  denselben  nur  im  Auszuge  mitteilen.  Der  Cazike  von 
Accerri  wird  als  treuer  Vasall  des  Königs  gerühmt,  der  freiwillig 
Indianer  zum  Dienste  in  das  spanische  Lager  geschickt  habe.  Er 
bittet  ihn  (den  Vazquez)  um  Hilfe  gegen  die  Provinzen  Quepo 
und  Turucaca  und  dieser  (Vazquez)  zeigt  dem  Konige  an,  dass 
er  diese  Hilfe  in  14  Tagen  leisten  wolle.  Dem  Caziken  von 
Accerri  gab  er  grosse  Geschenke  im  Werthe  von  200  Pesos  und 
behandelte  ihn  denkbarst  freundlich.  Die  Folge  war,  dass  auch 
die  Caziken  von  Orocci  im  Lager  erschienen  und  gleichfalls  be- 
schenkt wurden.  Der  Cazike  von  Pacara,  Coquiba  genannt,  er- 
schien am  1.  Januar,  am  2.  erschienen  zwei  Caziken  der  Pro- 
vinz del  Albra,  deren  Namen  Yuruc  und  Uxarraci  ***),  am  3.  Januar 


-3 


Die  gewöhnliche  Abgabe  an  die  Krone  war  ein  Fünftel. 

Das  Misstrauen  des  J.  Vazquez  de  C.  gegen  Estrada  war  —  wie  ich 
schon  gezeigt  —  nnr  zu  begründet.  Zur  selben  Zeit  sandte  dieser  Mönch  ganz 
unwahre  Berichte  nach  Spanien,  welohe  die  Verdienste  des  Vazquez  herabsetzten, 
ihn  selbst  verdächtigten,  so  dass  Coronado  sich  später  zur  Reise  nach  Spanien 
entschloss,  um  sich  zu  verteidigen. 

***)  Es  sind  dies  jedenfalls  die  Caziken  der  Provinzen  resp.  Ortschaften 
Tucurrique  und  Ujarras  und  fallt  hier  —  wie  so  oft  —  der  Name  der  Caziken 
mit  dem  der  Ansied  long  seiner  Tribus  zusammen,  oder  Vazquez  verwechselt 
dieselben. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562—1564.  45 

erschien  ein  Cazike  genannt  Tewiste  aus  der  Provinz  del  Quarco*), 
und  alle  kehrten  sehr  zufrieden  als  Vasallen  des  Königs  in  ihre 
Hänser  zurück. 

Franzisco  de  Marmolejo,  der  zu  den  Botos-Indianern  ge- 
gangen ,  wurde  dort  sehr  gut  durch  die  Cazikin  und  ihren  Ge- 
mahl empfangen  und  man  offerierte  ihm  Gold,  Cacao  und  Decken. 
Die  Spanier  nahmen  aber,  dem  strengen  Befehle  des  Yazquez 
folgend,  nur  Nahrungsmittel  an  und  erhielten  wilde  Schweine, 
Tapire  und  Mais.  Marmolejo  schenkte  der  Cazikin  und  dem 
Caziken  je  einen  Adler  von  Gold  und  sagte,  dass  er,  wenn  er 
die  Erlaubnis  erhielte,  eine  Ortschaft  bei  ihnen  gründen  wurde. 
Die  Cazikin  bat  um  Hilfe  gegen  den  Caziken  Garabito,  der  ihre 
Unterthanen  misshandelte  und  opferte.  „Die  Yotos-Indianer  — 
heisst»  es  weiter  wortlich  —  wohnen  am  Rio  Pocosol  (-Sarapiqu^) 
der  in  den  Desaguadero  fällt,  und  bis  zwei  Leguas  von  den  Votos 
können,  wie  ich  höre,  die  Fregatten  von  Nombre  de  Dios,  welche 
nach  Granada  fahren,  gelangen.  Das  Gebiet  der  Votos,  in  der 
Nähe  des  Nordmeeres,  liegt  25  Leguas  vom  Hafen  von  Lan- 
decho entfernt  und  ist  es  ein  kühles  und  gesundes  Land  mit 
vielen  Menschen  und  Lebensmitteln. tf  Vazquez  lenkt  die  Auf- 
merksamkeit des  Königs  darauf  hin,  hier  einen  kürzeren  und 
bequemeren  Weg  nach  Peru  anzulegen.  Er  hofft,  dass  bald  mehr 
Licht  ober  diese  Angelegenheit  entdeckt  werde  und  ein  kürzerer 
Weg  —  nämlich  für  den  Handelsverkehr  mit  Peru  —  gefunden 
werde  ••). 

Der  gegen  Garabito  gesandte  Pereyra  kam  am  5.  Januar  in 
Nueva-Cartago  wieder  an.  Garabito  hatte  versucht  den  Einfall 
der  Spanier  durch  Gesandte  abzuwenden  und  Vazquez  de  C.  hatte 
sich  mit  der  Unterwerfung  derselben  im  Namen  ihres  Herren 
Garabito  beruhigt.  Als  unterworfen  (provincias  de  paz)  führt 
J.  Vazquez  de  C.  in  diesem  Briefe  an:  Die  Provinzen  von  Pa- 
caca,  Accerri,  Botos,  del  Abra  und  del  Guarco  und  einen  grossen 
Teil  der  Provinz  von  Garabito,  ohne  dass  ein  Tropfen  Blut  ver- 
gossen sei  (sin  que  se  aya  derramado  gota  de  sangre).  „  Es  giebt 
in  diesen  Provinzen  über  15,000  Menschen  (hombres,  was  auch 
waffenfähige  Männer  bedeuten  kann).     Es   bleiben   noch  die  Pro- 

*)  El  Guarco  ist  du  fruchtbare  Plateau  des  heutigen  Cartago,  die  mesa 
de  Cartago.    (Peralta.) 

**)  Dende  loe  Botos,  questan  donde  digo,  hazia  la  mar  del  Norte,  al 
puerto  de  Landecho,  ahra*  veynta  7  cinco  leguas,  toda  tierra  fria  7  sana  (was 
allerdings  nicht  stimmt),  de  mucha  gente  7  oomida,  por  manera  que  es  rason 
este*  Vuestra  Magestad  advertido  de  este  caso  para  la  contratacion  del  Pirü, 
que  podria  ser  cosa  cömoda  por  esta  provincia  7  nage  mas  breve  7  mas  cer- 
cano  que  por  otra;  7  creo  se  descubrirA  adelante  mas  luz  en  esto  que  la  que 
agora  se  tiene,  7  camino  mas  breve. 


46  H.  Polakowsky: 

vinzen  von  Suerre,  Tnrrialba,  Atirro*)  und  Tarucaca,  die  ich  bald 
Ew.  Maj.  zu  gewinnen  denke. u  (Zu  Turncaca  scheint  Vazquez 
hier  auch  das  heutige  Tal  am  an  ca,  d.  h.  das  Gebiet  am  Nordmeere 
sudlich  von  Suerre  zu  rechnen.)  Vazquez  hofft  weiter,  hier  sicher 
reiche  Minen  zu  entdecken  und  bittet  um  Unterstützung,  um 
dieses  Land,  welches  sicher  der  beste  Winkel  Indiens  sei,  zu 
erobern.  Zum  Schlüsse  ersucht  er  wieder  um  Priester  und  sagt, 
dass  er  nur  den  Padre  Bonilla  bei  sich  habe. 

Es  folgt  jetzt,  datierend  aus  Garci-Munoz  vom  2.  Juli  1563, 
ein  langer  Bericht  an  den  Eonig  über  die  Expedition  nach 
Quepo**)  nnd  nach  dem  Thale  des  Guaymi***)  in  Chiriqui.  Über 
diesen  denkwürdigen  Zug  berichtete  J.  Vazquez  de  C.  bereits  am 
4.  Mai  1563  nach  Guatemala  an  den  Präsidenten  und  Gouverneur 
des  Gebietes  der  Audiencia  von  Guatemala  (audiencia  de  los 
Gonfines),  den  Licent.  D.  Juan  Martinez  de  Landecho,  Mitglied 
des  Staatsrates  Sr.  Majestät.  Dieser  schone  Bericht  und  ein  aas 
Quepo  selbst  vom  15.  Februar  desselben  Jahres  an  Landecho 
gerichtetes  Schreiben  des  Vazquez  publicierte  Peralta  (Costa  Rica, 
Nicarag.  y  Pan.  S.  227 — 242).  Diese  Dokumente  sind  bereits 
veröffentlicht  im  Bolet.  de  la  Socied.  geogräfica  de  Madrid, 
1882  S.  102  f.,  doch  weichen  diese  Schriftstücke  an  einigen 
Stellen  von  den  beglaubigten  Abschriften  f),  die  Peralta  publiciert, 
ab.  Ebenso  stimmen  die  in  der  Einleitung  gemachten  Angaben 
nicht  in  allen  Punkten  mit  den  Resultaten  der  Forschungen  des 
Peralta  überein,  enthalten  mehrere  entschieden  falsche  Angaben. 
Als  Autor  des  Artikels  im  Bolet.  (Descubrimientos  de  Jnan 
Vazquez  de  Coronado  en  Costa  Rica)  bezeichnet  mir  M.  de  Pe- 
ralta (Brief  aus  S.  Sebastiano  vom  3.  Juli  1888)  Herrn  Jimenec 
de  la  Espada.  Peralta  reklamiert  aber  das  Verdienst  der  Ent- 
deckung auch  dieses  Dokumentes  für  sich.  Im  August  1882,  als 
die  Publikation  des  Herrn  Espada  erschien,  waren  die  von  Pe- 
ralta entdeckten  Originale  bereits  für  sein  Werk  (Costa  Rica  etc.) 


*)  So  noch  hont  genannt. 
**)  Die  Provinz  Quepo  lag  südlich  von  der  Candelaria  am  stillen  Ocean 
nach  Peralta  unter  9°  30'  nördl.  Br. 

***)  Der  Rio  Guaymi,  den  Diego  de  Artieda  Chirinos,  der  Nachfolger  des 
J.  Vazquez  de  C,  mit  dem  Namen  Rio  de  Nuestra  Seffora  de  la  O  del  valle 
del  Guaymi  belegte,  führt  heut  den  Namen  Rio  Cbiricamola  und  entspringt 
auf  der  Cordillere  von  Chiriqui  und  mündet  in  die  Lagune  von  Chiriqui 
unter  81°  56'  westl.  Lange  von  Greenwich  oder  75°  42'  westL  Länge  von 
8.  Fernando  und  unter  8°  59'  nördl.  Br.  (Peralta  in  Los  Limites  de  Costa 
Rica). 

f)  Die  Copien  wichtiger  Documente,  welche  Peralta  genommen,  sind 
sämtlich  von  dem  Chef-Archivar  des  „Archivo  general  de  Indias"  in  Sevilla, 
Herrn  Carlos  Jime'nez,  durch  Siegel  und  Unterschrift  beglaubigt. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562  —1564.   47 

gedruckt  und  sprach  er  darauf  mit  Herrn  J.  de  la  Espada  über 
die  Angelegenheit.  — 

Es  wird  im  Aufsatz  des  Bolet.  de  la  Socd.  geograf.  de  Ma- 
drid in  der  Einleitung  gesagt,  dass  das  Innere  von  Costa  Rica 
erst  1562  durch  den  Licent.  Juan  Cavallon,  der  von  der  Audiencia 
zu  Guatemala  zum  Stadtoberrichter  (alcalde  major)  von  Nicaragua, 
Costa  Rica  und  Nicoya  ernannt  war,  z.  Tb.  untersucht  sei.  Er 
habe  die  Guetares-Indianer  unterworfen  und  die  Stadt  von  Castillo 
de  Garci  Munoz  gegründet  und  4  Leguas  von  der  Seeküste  die 
Stadt  von  Landecho  zum  Andenken  an  denselben  Gouverneur  und 
Präsidenten,  an  welchen  die  folgenden  Briefe  gerichtet.  Cavallon 
ging  als  Fiscal  später  nach  Guatemala  und  sein  Nachfolger  wurde 
Juan  Vazquez  de  Coronado.  Er  kaufte  seinem  Vorgänger  seinen 
Besitz  in  Nueva-Cartago  für  700  Gold-Pesos  ab  und  trat  mit 
130  Mann  seinen  Zug  nach  Costa  Rica  an.  Vor  Ende  1563 
kam  er  an  der  Küste  des  Nordmeeres  beim  R.  Guaimi  an,  den 
er  R.  Estrella  nannte.  (Einige  nennen  ihn  Rio  Vazquez*),  wie 
ich  auf  alten  Karten  sehe,  schreibt  der  Autor  des  Artikels  im 
Bolet.)  Durch  Dekret  von  8.  April  1565  wurde  Vazquez  Gou- 
verneur von  Costa  Rica  für  Lebenszeit  und  für  Nicaragua  auf 
3  Jahre.  Vazquez  de  C.  war  1564  selbst  nach  Spanien  ge- 
kommen und  als  er  mit  den  Patenten  seiner  Ernennung  zurück- 
reiste, kam  er  durch  Schiffbruch  um.  Er  hinterliess  einen  Sohn, 
Gonzalo  Vazquez  de  Coronado,  der  erst  1586  das  Werk  seines 
Vaters  fortsetzen  konnte,  in  welchem  Jahre  er  zum  Adelantado 
von  Costa  Rica  ernannt  wurde.  Dazwischen  regierten  diese  Pro- 
vinz Alonso  de  Casas,  ernannt  am  24.  Februar  1566,  Per  Afan 
de  Ribera,  der  5  Leguas  von  Couto  am  6.  März  1571  die  Stadt 
Nombre  de  Jesus  gründete,  Diego  de  Artieda  Chirinos,  der  die 
Ufer  des  Guaimi  bevölkerte  und  daselbst  am  8.  Dezember  1577 
die  Stadt  Artieda  gründete  und  die  Provinz  mit  dem  Namen: 
Nuevo  Reino  de  Navarra  taufte.    Soweit  der  Artikel  im  Bolet.**). 

Ich  kann  diese  an  Landecho  gerichteten  Berichte  hier  um  so 
eber    übergehen,    als  wir  bereits  seit   1871    einen   Bericht    über 


*)  Dieser  R.  Vazquez,  der  sich  schon  auf  der  Karte  des  Herrera  gleich 
südlich  vom  Deaaguadero  angegeben  findet,  ist  der  spätere  Estrella  oder  North- 
Biver. 

**)  Die  Geschichte  der  Verwaltung  und  Eroberung  von  Costa  Rica  nach 
dem  Tode  des  J.  Vazquez  de  C.  liegt  ausserhalb  des  Rahmens  dieser  Arbeit. 
Ich  will  mich  deshalb  darauf  beschranken  hier  die  obigen  Angaben  nur  dahin 
richtig  zu  stellen,  dass  sofort  nach  Empfang  der  Nachricht  vom  Tode  des 
J.  Vazquez  de  C.  der  König  (durch  Real  cedula  aus  dem  Bosque  de  Segovia 
Tom  19.  Juli  1566)  den  Perafän  de  Ribera  zum  Gouverneur  und  General- 
CapR&n  von  Costa  Rica  ernannte  und  dass  auf  diesen  Diego  de  Artieda  folgte. 
(R.  ced.  del  Pardo,  1.  December  1573)  (Peralta,  el  Rio  San  Juan  de  Nicaragua.) 


48  H.  Polakowsky: 

diesen  Zug  des  Vazquez  de  C.  nach  dem  Oolfo  dulce  von  Juan 
Davila  (aus  dem  Jahre  1566),  gerichtet  an  den  Consejo  de  In- 
dias,  besitzen.  Davila  hatte  den  Zug  mitgemacht*).  Als  inter- 
essant und  für  Vazquez  ehrenhaft  hebe  ich  hervor,  dass  Davila  als 
den  Hauptgrund  für  die  Rückkehr  vom  Golfo  dulce  angiebt,  „dass 
einige  Soldaten  sich  nicht  schämten  zu  sagen,  dass  Coronada 
den  Krieg  nicht  führe  wie  sie  wünschten,  „d.  h.  mit  Feuer  und 
Schwert tf  (que  era  a  fuego  y  a  sangre).  Davila  hebt  weiter  richtig 
hervor,  dass  jede  kleine  Ortschaft,  oft  aus  nur  einem  grossen 
Hause  bestehend,  einen  Caziken  hatte,  sich  gewissermassen  als 
eigene  Nation  gerierte.  Sehr  kurz  nur  (1.  c.  S.  340)  führt  er 
den  Zug  des  Coronado  nach  dem  Rio  de  la  Estrella  an.  Inter- 
essant ist  noch  der  Schluss  des  Berichtes,  in  dem  er  sagt,  dass 
Coronado  die  Anzahl  der  Indianer  in  Costa  Rica  auf  30,000  und 
an  der  Nordseite  (Suerre  und  Talamanca)  auf  40,000  schätze. 
Dies  sei  nach  seiner  Ansicht  viel  zu  hoch,  er  nehme  nur  5000 
und  2000  an.  —  Diese  Schätzung  ist  auf  alle  Fälle  viel  zu  niedrig. 

Ich  will  hier  den  Bericht  des  Coronado  über  diesen  Zug  an 
den  Konig,  zum  ersten  Male  durch  Peralta  publiciert,  nur  im 
Auszuge  anführen.  —  Um  nach  Suerre  zu  gehen,  begab  sich 
Vazquez,  wie  er  erzählt,  zunächst  nach  Abra  und  Accerri,  um  die 
Unterstützung  der  Caziken  dieser  Ortschaften  zu  erbitten  und  er- 
hielt er  Führer  und  Dolmetscher  und  wurde  sehr  freundlich 
empfangen.  Auf  die  Bitte  dieser  Indianer  beschloss  er  den  Zug 
nach  Suerre  aufzuschieben,  und  zunächst  seine  Verbündeten  vod 
den  feindlichen  Nachbarn  von  Quepo  und  Turucaca  zu  befreien. 
Mit  70  Soldaten  verliess  er  am  27.  Januar  Garci  Munoz  und 
schlössen  sich  ihm  in  Accerri  110  Indianer  an.  Die  Caziken 
Accerri,  Yurusti  und  ein  Bruder  des  Currerabä  nahmen  am  Zuge 
Teil.  In  der  Candelaria  erfuhr  man  von  einem  nach  dem  Haupt- 
quartiere gebrachten  Caziken,  dass  er  soeben  vier  Knaben  getödtet 
und  mit  seinem  verstorbenen  Bruder  begraben  habe  und  schreibt 
Coronado,  dass  dies  ein  bei  diesen  Indianern  sehr  gebräuchlicher 
Ritus  sei.  Er  verbot  dem  Caziken  diese  grausame  Sitte  für  die 
Folge,  und  versuchte,  ihm  durch  den  Dolmetscher  das  Schändliche 
derselben  klar  zu  machen.  — 

Von  hier  erreichte  man  nach  dreizehn  Tagen  Quepo.  Der  Weg 
ging  durch  unbewohntes  sehr  schwieriges  und  gebirgiges  Terrain**). 


*)  Publiciert  in  Torres  de  Mendoza,  Colecc.  de  documentos  inäditos 
relativ,  al  descubrim.  de  Ame*rica  y  Oceania.  Madrid,  Tom.  XVI,  8.  324  f. 
**)  In  dem  Bericht  an  Landecho  sagt  Coronado,  dass  sie  auf  den  „Wegen*4,  die 
sie  sich  sachten,  mit  Händen  und  Nägeln  sich  festklammern  mussten,  dass  dies 
wohl  der  schlechteste  Weg  in  ganz  Indien  sei,  und  dass  er  von  40  Pferden  20 
auf  diesem  Marsche  eingebüsst  habe. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562 — 1564.  49 

Coronado  nimmt  an,  dass  die  Indianer  ihn  absichtlich  diesen 
schlechten  Weg  geführt  hätten,  damit  er  mit  seinen  Soldaten  anf 
demselben  umkommen  solle,  denn  —  wie  ihm  der  Rückmarsch 
zeigte  —  gab  es  einen  besseren  Weg  nach  dieser  Gegend. 
50  Mann  and  einen  Fahrer  schickte  Coronado  der  Hauptmacht  einen 
Tag  voraus  nach  Qaepo  und  forderte,  dass  die  Indianer  die  Pre- 
digt des  Evangeliums  gestatteten,  sich  dem  Eonige  unterwürfen,  den 
Krieg  mit  den  Indianern  von  Accerri  aufgäben,  and  sofort  Lebens- 
mittel für  die  Truppen  senden  sollten.  Die  Indianer  nahmen  den 
Vazquez  und  seine  Begleiter  freundlich  auf,  gaben  Lebensmittel. 
Der  schone  Cazike  Corrohore*)  unterwarf  sich  dem  Konige, 
brachte  Oold  und  bat  um  Schatz  and  Hilfe  gegen  die  Indianer 
von  Coctu,  einer  25  Legaas  entfernten  Ortschaft,  welche  seine 
Schwester  und  verschiedene  Indianer  gefangen  hielten  und  ihn 
and  die  Seinen  immer  mit  Krieg  überzogen.  Coronado  sagte  den 
Beistand  zu.  —  Von  Quepo  sagt  derselbe,  dass  es  unter  10°  nordl. 
Breite  liege,  und  dass  diese  Provinz  über  1500  Menschen  in 
zwei  eingezäunten  Ortschaften  (en  dos  pueblos  palenques)  habe. 
Die  Provinz  liege  sechs  Leguas  von  der  Südsee  and  es  sei 
ein  Flass  in  der  Nähe.  (Der  Rio  Naranjo  oder  der  R.  Barn  auf 
Gabb's  Karte.)  Coronado  rühmt  die  Tüchtigkeit,  Tapferkeit  und 
Wahrheitsliebe  dieser  Indianer,  ihren  Reichtum  an  Gold,  Kleidern 
and  Nahrangsmitteln,  worunter  er  bereits  die  plätanos**)  anführt, 
und  die  Gesundheit  des  Klima' s  and  die  Fruchtbarkeit  des  Bodens.  — 
Am  13.  Februar  verliess  Coronado,  gefolgt  von  Corrohore  and  100 
seiner  Indianer,  Qaepo  and  trat  den  Marsch  nach  Coctu  an.  Der 
Weg  ging  zuweilen  dicht  an  der  Küste  der  Südsee  entlang.  Auch 
hier  schickte  Coronado  zuerst  eine  kleine  Abteilung  (22 'Mann)  mit 
derselben  Aufforderung  wie  bei  Qaepo  in  die  Ortschaft.  Sie  war 
von  dreifachen  Pallisaden  umgeben,  und  beim  Eintritt  in  dieselbe 
worden  die  Spanier  aas  den  Öffnungen  der  grossen  Häuser  mit 
Wurfspeeren  überschüttet  and  alle  verwandet,  sodass  sie  sich  zu- 
rückziehen mnssten.  Die  mit  Lanzen,  Stangen  (varas)  and  randen 
Schilden  aas  Tapirhaut  bewaffneten  Indianer  fochten  mit  grossem 
Mute«  Mühsam  verteidigten  sich  die  Spanier,  bis  ihnen  Coronado 
selbst  mit  der  Hauptmacht  zu  Hilfe  kam.  Er  versprach  den  Indianern 

*)  J.  Vazquez  de  C.  schreibt  von  ihm:  es  el  mas  lindo  yndio  quo  he 
bisto  en  Indias. 

**)  Bananen,  Früchte  von  Mnsa  paradisiaca  nnd  Sapientnm.  —  Zu  diesen 
Indianern  ist  die  Mnsa  jedenfalls  von  Fonseca  in  Cbiriqnf  aas  gekommen. 
Diese  Stadt,  welche  zuletzt  Benito  Hurtado  regierte,  wurde  1526  (März)  ent- 
völkert nnd  aufgehoben,  weil  Pedrarias  Davila  alle  Spanier  an  sich  zog,  um  sie 
gegen  den  Francisco  Hernandez  sn  führen.  Fonseca  lag  höchst  wahrscheinlich 
nicht  in  Costa  Rica,  deshalb  bin  ich  oben  auf  seine  Geschichte  nieht  einge- 
gangen.    Gegründet  wurde  diese  Ortschaft  1523. 

Zdtochr.  d.  GeMUMh.  f.  Brdk.  Bd.  XIX.  4 


50  H.  Polakowsky: 

Verzeihung  für  das  Geschehene  und  ermahnte  sie,  die  Predigt  des 
Evangeliums  zu  gestatten  und  sich  dem  Eonige  zu  unterwerfen. 
Aber  die  Indianer  lehnten  ab.  (Sin  embargo  destas  diligencias 
estubieron  rebeldes.)  Sie  öffneten  nicht  die  Thore  ihrer  Verschan- 
zung,  brachten  Weiber  und  Kinder  in  Sicherheit,  und  forderten 
Coronado  auf,  ihr  Land  zu  verlassen.  Die  Spanier  aber  erstürmten 
das  Dorf  leicht  im  ersten  Anlaufe,  und  es  verlor,  wie  Coronado 
hervorhebt,  auch  kein  Indianer  hierbei  das  Leben.  Die  Verwun- 
deten wurden  verpflegt  und  einige  der  Gefangenen  nach  den  Ca- 
ziken,  die  sich  mit  ihren  Leuten  in  die  Gebirge  gefluchtet,  aus- 
gesandt. Sie  erschienen  nach  drei  Tagen,  unterwarfen  sich  dem 
Eonige  und  schenkten  Gold. 

In  der  Ortschaft  Coctu  nahm  Coronado  Besitz  vom  Thale 
des  Guaymi,  welches  hier  beginnt  Durch  den  Caziken  von  Qaepo, 
Corrohore,  Hess  er  die  Caziken  und  Häuptlinge  der  Provinz  Tu- 
rucaca  rufen,  welche  mit  Lebensmitteln  und  Gold  erschienen.  Der 
Cazike  Xiriara  unterwarf  sich.  Die  Indianer  von  Coctu  beschenkte 
Cor.  reich  und  gewann  sie  so  für  sich;  der  Cazike  gab  dem  Ca- 
ziken von  Quepo  die  geraubte  Schwester  zurück.  —  Coctu  liegt 
in  einem  tiefen  Thale  und  bestand  aus  84  grossen  Häusern,  die 
zu  je  4  im  Quadrat  angeordnet  waren.  In  jedem  Hause  lebten 
25  Mann  mit  ihren  Weibern  und  Eindern,  was  ca.  400  Menschen 
in  einem  Hause  ausmacht.  Die  Eingeborenen  sind  sehr  reich 
und  fuhren  mit  ihren  Nachbarn  des  Goldes  wegen  Erieg.  Den 
Kriegsgefangenen  schneiden  sie  die  Kopfe  ab  und  bewahren  die- 
selben als  Trophäen,  die  Knaben  und  Mädchen  der  Feinde  machen 
sie^  zu  Sklaven  oder  opfern  sie  ihren  Götzen.  Stirbt  ein  Herr, 
so  werden  seine  Sklaven  getötet  und  mit  ihm  begraben,  welche 
Sitte  so  eingebürgert  wie  in  keinem  anderen  Teile  Indiens  ist 
(costumbre  mas  continuada  entre  estos  que  en  ninguna  parte  de 
Indias).  Diese  Indianer  zeigen  Lebensart,  sind  wahrheitsliebend 
und  kriegerisch.  Die  Feldarbeit  besorgen  die  Weiber,  die  alten 
Leute  weben.  Die  Weiber  gehen  mit  in  die  Schlacht,  reichen 
den  Männern  die  Stangen  (varas)  und  Lanzen  und  werfen  Steine, 
weshalb  die  Guetares  und  andere  Nationen  sie  Biritecas,  was 
dasselbe  als  Amazonas  ist,  nennen.  Fast  alle  Eingeborenen  sind 
mit  Wunden  bedeckt,  die  sie  in  ihren  fortwährenden  Kämpfen 
erhalten  haben.  Die  „auras"*)  genannten  Vogel,  welche  die 
Leichen  der  Erschlagenen  auffressen,  sind  so  zahlreich,  dass  sie, 
bei  jedem  Schlachtgeschrei  in  grosser  Menge  herbeieilend,  die 
Sonne   verdunkeln.     Die   Eingeborenen   schlafen   in   Hängematten 


*)  Es  ist  der  Cathartes  foetens   llüg,  der  heutige  Zapilote  oder  Zopilote 
gemeint. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562 — 1564.   51 

und  sitzen  auf  Feldstahlen  (campales),  da  sie  nicht  lieben,  sich 
auf  die  Erde  zu  setzen. 

Was  das  Gold  anbetrifft,  so  besitzt  jede  Ortschaft  (oder  Tribus) 
einen  Fluss,  dem  sie  das  Gold  entnimmt.  Dem  Vazquez  wurde 
von  einem  vier  Tagereisen  von  Coctu  entfernten  Flusse  erzählt, 
dessen  frühere  Bewohner  durch  die  Kriege  der  Nachbarn  des 
Goldes  wegen  ausgerottet  worden  seien.  Eine  Expedition  nach 
diesem  Flusse,  die  Coronado  aussandte,  kehrte  ohne  Resultat  nach 
zwei  Tagen  zurück.  Der  Gazike  von  Goctu  gab  einen  Adler  aus 
reinem  Golde,  der  ca.  15  Pesos  wog,  und  erklärte,  dass  er  das 
Gold  zu  noch  14  gleichwertigen  Stücken  aus  sechs  Lasten  Gold- 
sand, die  er  mit  acht  Indianern  in  acht  Tagen  aus  dem  Flusse  ge- 
wonnen ,  erhalten  habe.  —  Den  Schluss  dieses  wichtigen  Doku- 
mentes lasse  ich  in  fast  wörtlicher  Übersetzung  folgen.    Er  lautet: 

Diese  Provinzen  von  Turucaca  und  Coctu  liegen  am  Anfange 
des  Thaies  von  Guaymi  gegenüber  dem  Golfo  de  Osa  (heut  Golfo 
Dalce)  zwischen  den  Cordilleren  des  Nordens  und  Südens, 
18  Leguas,  wie  man  annimmt,  vom  Nordmeere  und  12  Leguas, 
die  ich  zurücklegte,  vom  Südmeere  in  den  Abhängen  der  Cor- 
dillere  des  Nordmeeres  nach  Süden  zu.  Die  Nachrichten,  die  ich 
über  die  Bevölkerung  erhalten  konnte,  berichten  von  über  80  Ort- 
schaften und  darunter  sieben  mit  einer  Einzäunung  (palenque)  nach 
Art  der  von  Goctu.  Von  diesen  sollen  drei  Ortschaften  so  gross 
und  volkreich  sein,  dass  man  zu  thun  hat,  dieselben  in  der  Zeit 
vom  Morgen  bis  zum  Mittag  zu  umgehen.  Diese  drei  Ortschaften 
heissen  Cia,  Xarixaba  und  Texbi.  —  Weil  ich  wenig  Leute  und 
darunter  viele  Verwundete  hatte,  und  mir  Munition  und  andere 
Dinge  fehlten,  auch  der  Winter*)  begann,  war  ich  gezwungen 
nach  dieser  Stadt  zurückzukehren,  um  Leute  und  das  Nötige  zur 
Bevölkerung  dieses  Gebietes  zu  beschaffen.  Auf  dieser  Reise  be- 
gleiteten mich  100  Indianer  von  Goctu  und  Turucaca  bis  nach 
Quepo.  Alle  Abend  kamen  Indianer  von  Turucaca  und  tauschten 
die  Soldaten  Gold  von  denselben  ein.  Der  Cazike  Corrohore  von 
Quepo  empfing  mich  sehr  gut,  er  gab  mir  Lebensmittel  und 
100  Indianer,  die  mit  mir  nach  dieser  Stadt  kamen.  Er  zeigte 
mir  einen  Weg  durch  die  Provinz  Pacaca,  der  —  obgleich  noch 
immer  rauh  —  sehr  gut  war  im  Vergleiche  zum  ersten  Wege, 
den  mir  Accerri  gezeigt.  In  Pacaca,  welches  ich  beruhigt  verliess, 
als  ich  nach  Turucaca  marschierte,  blieb  ich  drei  Tage.  Ich  hoffte, 
hier  gut  empfangen  zu  werden,  aber  das  Gegenteil  war  der  Fall; 
in   meiner  Abwesenheit  hatten  sich   die  Eingeborenen    empört**). 

*)  d.  h.  die  Regenzeit,  die  vom  Ende  April  bis  Ende  November,  mit  einer 
kleinen  Untersuchung  (veranillo)  im  Augast,  währt 

**)  Im   Berichte   an  Laudecho  (Peralta  1.  c  240)  hebt  Cor.   hier   hervor 

4* 


52  H.  Polakowsky: 

— -  Ich  erfuhr  von  einem  Volke  der  Mangues,  welches  der  Cazike 
Coqaiba  zu  Sklaven  gemacht  und  schon  zum  grossten  Teile  den 
Götzen  geopfert  hatte.  Von  den  ca.  400  dieser  Tribus  waren 
nur  noch  wenige  übrig.  Sie  (die  Mangues)  reden  die  Sprache 
von  Nicaragua.  Ich  sandte  eine  Abteilung  ab  und  forderte  im 
Namen  Ew.  Maj.,  dass  diese  Indianer  in  Freiheit  gesetzt  würden. 
Es  geschah  also,  und  erklärten  sich  die  Befreiten,  deren  Cazike 
mir  weinend  dankte,  bereit,  Christen  zu  werden  und  uns  nach 
unserem  Wohnsitze  zu  folgen.  Ich  schickte  den  Gaziken  der 
Mangues  mit  allen  seinen  Leuten  nach  dem  Hafen  von  Landecho, 
ihrem  alten  Wohnplatze,  den  sie  Ghoruteca  nennen. 

Ich  kam  in  dieser  Stadt  am  18.  April  an,  wurde  gut  von 
den  Einwohnern  und  Soldaten,  deren  wenige  waren  und  die  meine 
Abwesenheit  schmerzlich  empfunden  hatten,  empfangen.  Sie  freuten 
sich  über  die  günstigen  Nachrichten  über  das  Land,  die  Ver- 
wundeten genasen  und,  Gott  sei  gelobt,  Niemand  starb  und  nur  zwei 
Mann  blieben  hinkend.  Ich  fand  zugleich  das  Schiff,  welches  ich 
nach  Panama  geschickt,  mit  Pulver,  Kleidern,  Blei,  Eisenwerk 
und  anderen  Dingen  und  mit  Schuhen  aus  Pflanzenfasern  (alpar- 
gates)  aus  Nicoya  vor.  —  Ich  sandte  Juan  de  Yllanes,  meinen 
Major,  mit  60  Soldaten  nach  der  Provinz  von  Guarco,  wo  sich 
einige  Caziken  empört  hatten.  Ihm  kam  der  erste  Gazike,  Quitao 
genannt,  entgegen  und  sagte  ihm,  dass  er  mit  mir  über  den 
Frieden  verhandeln  und  mir  die  Gaziken  von  Atirro  und  Turriarba 
zuführen  wolle.  Der  Major  kehrte  nach  20  Tagen  nach  der  Stadt 
zurück  und  mit  ihm  kamen  alle  diese  Gaziken  und  200  Indianer. 
Ich  behandelte  sie  in  der  besten  Weise  und  teilte  ihnen  die 
Wünsche  Ew.  Maj.  mit,  welche  ihre  Rettung  bezweckten  und  die 
Lossagung  von  ihrer  falschen  Religion.  —  Nach  kurzer  Beratung 
erklärte  Quitao  im  Namen  der  Übrigen,  dass  er  sich  Ew.  Maj. 
unterwerfe.  Der  Major  und  die  Soldaten  sagten  mir,  dass  in 
diesen  Provinzen  ein  Thal  existire,  welches  das  passendste  in 
Indien  sei  zur  Gründung  einer  Stadt.  —  Als  die  Indianer  von 
Garabito  vom  Besuche  dieser  Gaziken  horten,  kamen  die  Häupt- 
linge derselben  und  erklärten  sich  zu  Diensten  bereit.  Der  Cazike 
(Garabito)  schickte  mir  einen  falschen  Garabito,  der  sich  Ew.  Maj. 
unterwarf.  Ich  behandelte  ihn  sehr  gut,  und  während  dieser  Zeit 
floh  der  wahre  Garabito  mit  der  Mehrzahl  der  Seinen.  Dieser 
Cazike  Garabito  und  ein  Bruder  des  Coquiba,  des  Caziken  von 
Pacara,    gen.   Quecarco,  regen  die  Nachbarn  auf,   weil  man  den 

dass  es  notwendig  sei,  die  Indianer,  die  seine  milde  Behandlang  verspotteten, 
energischer  anzufassen  (es  menester  mostrarles  mas  dientes  qne  hasta  aqui),  de 
zu  Dienstleistungen  nnd  Tribntzahlang  zu  zwingen,  weil  sonst  die  ganzen 
Eroberungen  yon  geringem  Werte  seien. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562 — 1564.  58 

Quecarco  cur  Zeit  des  Cavallon  ausgepeitscht  und  in  Ketten  ge- 
legt und  ebenso  einen  falschen  Garabito  behandelt  hat,  den  der 
wahre  abgeschickt  hatte,  um  die  Behandlung  kennen  zu  lernen, 
die  er  von  den  Spaniern  zu  erwarten  hätte.  Beide  entflohen  mit 
ihren  Ketten,  und  diese  Thatsache  ist  meinen  Unternehmungen 
sehr  hinderlich.  Aber  ich  hoffe  zu  Qott,  dass  auch  diese  Caziken 
sich  beruhigen  werden,  wenn  sie  von  der  guten  Behandlung  hören, 
die  ich  allen  Indianern  angedeihen  lasse. 

Am  12.  Juni  sandte  ich  den  Capitan  Antonio  Pereira  mit 
60  gut  bewaffneten  Soldaten,  280  Pferden,  40  Feuerwaffen  und 
vieler  Munition  zur  Besiedelung  des  Thaies  des  Guaymi  aus.  An- 
gesichts der  Nachrichten  über  die  günstige  Lage  des  Guarco  und 
angesichts  der  Mangel  der  Lage  dieser  Stadt  (Mangel  an  kultivier- 
barem Terrain,  ungunstige  Lage  abseits  vom  Verkehr  der  Ein- 
geborenen), beschloss  ich,  die  Gegend  zu  untersuchen  und  einen 
Platz  für  eine  Stadt  auszuwählen.  Ich  schickte  einen  einzelnen 
Soldaten  vorauf;  er  wurde  sehr  gut  von  den  Eingeborenen 
empfangen  und  kehrte  mit  12  Indianern  und  den  Mönchen  Pedro 
de  Betancos  und  Martin  de  Bonilla  zurück. 

Ich  habe  kein  schöneres  Thal  gesehen  und  ich  Hess  eine 
Stadt  abstechen  (trace)  an  einer  Stelle  zwischen  zwei  Flüssen*).  Das 
Thal  ist  S\  Leguas  lang  und  1^  Leguas  breit,  hat  viel  für  Ge- 
treide und  Mais  passenden  Boden**),  das  Klima  von  Valladolid 
und  guten  Boden.  Ich  nannte  die  Stadt  Cartago,  weil 
diese  Provinz  also  genannt  wird.  Hier  erzählte  mir  Quitao 
von  45  Provinzen  in  der  Gordill ere  an  der  Seite  des  Nordmeeres« 
Als  der  Stadtrat  (cabildo)  und  die  Einwohner  dieser  Stadt  von 
den  Vorteilen  horten,  welche  Cartago  vor  dieser  Stadt  bietet, 
baten  sie  um  Erlaubnis  nach  dieser  (Cartago)  überzusiedeln.  Ich 
gab  dieselbe,  erklärte  aber,  dass  zuerst  Maispflanzungen  angelegt 
werden  mussten,  um  sich  zu  ernähren.  Bisher  habe  ich  die  Lebens- 
mittel aus  Nicaragua  oder  von  anderen  Gegenden  eingeführt.  Das 
Thal  und  der  Platz  von  Cartago  ist  von  dieser  Stadt  7  Leguas  nach 
dem  Innern  des  Landes  und  dem  Nordmeere  zu  entfernt***)  und 
enthält  7 — 8000  friedliche  Indianer. 

Von   diesem  Platze  (Cartago)   sandte   ich   nach  dem  Caziken 

*)  Die  Namen  derselben  waren  und  sind  noch  hent  nach  Peralta:  Taras 
und  Toyogres,  die  ich  anf  keiner  der  mir  bekannten  Karten  angegeben  finde. 
**)  Dieses  Urteil  ist  sehr  richtig;  im  heissen  trockenen  Klima  von  Alajnela 
(=Garci-Moßo«,  Nneva  Cartago)  gedeihen  dieselben  dagegen  nicht,  obgleich 
der  Boden  an  sich  sehr  fruchtbar  ist  Über  die  heutigen  Vegetations- Verhält- 
nisse dieser  Gegenden  siehe  meine  pflanzengeographische  Arbeit  im  XVI.  Jahres- 
bericht d.  Ver.  f.  Erdk.  zu  Dresden  (S.  25—124)  mit  Karte. 

***)  Die  Entfernung  zwischen  Alajnela  und  dem  heutigen  Cartago  beträgt 
1%  Legnas. 


54  H.  Polakowsky: 

der  Provinz  Tayutic*),  welcher  im  Thale  von  Tayut  lebt,  wo 
Diego  Gutierrez,  ein  Capitän,  der  auf  Befehl  Ew.  Maj.  die  Unter- 
werfung dieser  Provinz  versuchte,  getötet  wurde.  Dieses  Thal  ist 
fünf  Leguas  von  Cartago  entfernt.  Der  Cazike  Hess  mir  sagen, 
dass  er  nach  dieser  Stadt  kommen  würde.  Ich  wünsche  ihn  über 
diese  Begebenheit  (den  Tod  des  Diego  G.)  auszufragen,  um 
Ew.  Maj.  genauen  Bericht  zu  erteilen.  Nachdem  ich  Ordnung 
und  Ruhe  in  Turucaca  und  Cartago  hergestellt,  werde  ich  nach 
Nicaragua  gehen  müssen,  um  mich  mit  Leuten,  Munition,  Vieh, 
Pferden,  Kleidern  und  anderen  Dingen  zu  versorgen,  und  um  dem 
Capitän  Pereyra  und  nach  dieser  Stadt  Leute  zn  schicken. 

Oanz  zum  Schlüsse  klagt  Coronado  wieder  über  die  grossen 
Geldopfer,  die  er  gebracht  und  berechnet  die  Anzahl  der  unter- 
worfenen Indianer  (indios  de  paz)  auf  20,000.  Von  unabhän- 
gigen Indianern  (indios  de  guerra)  an  der  Südseite  bei  Coctu  und 
an  der  Nordseite  des  Landes,  welche  er  —  so  Gott  wolle  —  in 
diesem  Sommer  zu  besuchen  gedenke,  gebe  es  neunzig  Ortschaften 
und  Provinzen  mit  vielen  Eingeborenen.  Und  überall  werde  Gold 
in  grosser  Menge  gewonnen.  Als  Beweis  für  die  Anwesenheit 
des  Goldes  in  den  Provinzen  Quepo,  Coctu  und  Turucaca  sandte 
Vazquez  an  den  Eonig  zwölf  Stücke  Gold,  welche  die  Einge- 
borenen unaufgefordert  und  so  leicht  verschenkt  hatten,  als  wenn 
es  Heu  wäre**).  —  Getreu  den  Befehlen  des  Königs  folgend, 
habe  er  von  den  Eingebornen  weder  Gold  noch  Lebensmittel 
mit  Gewalt  gefordert,  er  sei  aber  überzeugt,  dass  die  genannten 
drei  Provinzen  so  reich  seien,  dass  sie  sicher  über  100,000  Pesos 
Gold  geben  konnten,  da  die  Eingeborenen  es  in  grosser  Menge 
besäs8en.  Die  Verdienste  und  Bemühungen  des  Mönches  Pedro 
de  Betancos  um  die  Bekehrung  der  Eingeborenen  werden  ge- 
rühmt und  gesagt,  dass  die  Ansiedelung  Castillo  de  Austria  nicht 
so  lange  Zeit  gedauert,  als  die  Nachricht  gebrauchte,  um  nach 
Spanien  zu  gelangen,  da  jede  Grundlage  und  Leitung  für  dieselbe 
gefehlt  hätte.  Auch  die  Nachricht,  dass  z.  Z.  des  Cavallon  sich 
Caziken  unterworfen  hätten,  sei  unrichtig;  nur  ein  falscher  Ga- 
ravito  und  zwei  andere  Caziken,  die  gefangen  und  misshandelt 
worden ,  hätten  sich  unterworfen ,  und  als  Vazquez  in  die  Stadt 
(Nueva  Cartago)  kam,  seien  alle  Indianer  unabhängig  oder  feind- 
lich (de  guerra)  gewesen. 

Von  dem  bereits  öfter  zitierten  Berichte  des  Vazquez  an  den 
Licent.  Landecho  über  denselben  Zug  führe  ich  hier  die  Namen  der 
wichtigsten  Ortschaften  im  südlichen  Costa  Rica  an.    Es  sind  (Pe- 


*)  Wahrscheinlich  der  Bio  Tuis  der  heutigen  Karten. 
**)  con  tanta  facilidad  como  si  dieran  heno. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1562— -1564.   55 

ralta  1.  c.  S.  238)  von  Ortschaften  im  Thale  des  Guaymi  nach 
Süden  zu:  Quepo,  Conto,  Burucas,  Cia,  Uriaba,  Jarixaba,  Yabo, 
Duyba,  Cabara,  Barerto,  Tabicte,  Arobara,  Cabangara,  Quecaban- 
gara,  Coacua,  Quecuru,  Baricara,  Curubi  und  Terbi.  Bei  letzterem 
steht  im  Original  das  Zeichen  %  und  die  Bemerkung:  Es  pa- 
lenque.  Es  provincia  por  si,  hacia  el  Norte,  pasado  la  cordillera. 
(Es  ist  eine  eigene  nach  Norden  jenseits  der  Cordillere  gelegene 
Provinz.)  Von  diesen  Ortschaften  sagt  Vazquez  noch:  alle  haben 
Gold.  —  An  der  Nordseite  führt  er  an:  Ära,  Quriuca,  Tuaca, 
Catiara,  Tambia,  Cabaru,  Urubaru,  Quraru,  Araraca,  Tamari,  Tay- 
maru,  Tariaca  und  Suerre.  —  Von  diesen  Tribus  (pueblos)  sagt 
Vazquez,  dass  sie  nicht  in  palenques  wohnen,  Gold  besitzen 
nnd  Pfeile  führen. 

(Schluss  folgt) 


III. 

Administrativ-Eintheilung  und  Bevölkerungsstand  der 

neuen  nördlichen  Provinzen  des  Griechischen 

Königreiches. 

Von  H.  Kiepert. 
(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  IL) 


Als  im  März  v.  J.  für  den  Druck  einer  grosseren,  als  Bei- 
lage zu  Bädekers  Reisehandbuch  bestimmten  Auflage  meiner  Karte 
des  griechischen  Königreiches  die  erforderliche  Revision  ausgeführt 
wurde,  konnte  der  Angabe  der  bisherigen  Eintheilung  des  Landes 
diejenige  der  neuen  Provinzen,  welche  durch  europäischen  Schieds- 
spruch seit  1880  hinzugekommen  und  durch  eine  internationale 
Commission  1881  gegen  das  türkisch  bleibende  Gebiet  abgegrenzt 
waren,  in  Ermangelung  irgend  welcher  Auskunft  über  die  damals 
noch  schwebende  Frage  nicht  hinzugefugt  werden.  Allerdings 
wurden  die  lange  darüber  zwischen  Ministerium  und  Abgeordneten- 
haus geführten  Verhandlungen,  bei  denen  mannigfache  Privat- 
interessen anfanglich  eine  möglichste  Vervielfachung  der  neuen 
Amtsbezirke    durchzusetzen   gestrebt  hatten*),    wenig    später    ab- 

*)  Es  ging  die  Rede  von  der  projectirten  Errichtung  von  nicht  weniger 
als  fünf  neuen  Nomen  oder  Provinzen  (so  viel  wie  nach  der  bisherigen, 
unter  der  bäurischen  Verwaltung  eingeführten  Eintheilung  die  ganze  Pelo- 
ponnesoe  enthalt)  und  einer  entsprechenden  Zahl  von  Eparchien  (Unterpräfec- 
turen),  für  welche  nach  Analogie  der  bestehenden  Organisation  des  Königreichs 
die  beliebten  classischen  Benennungen,  einschliesslich  sogar  der  Wieder- 
belebung des  uralten  pelasgiachen  Namens  in  Vorschlag  gebracht  waren. 


56  H.  Kiepert: 

geschlossen:  die  vom  Konige  vollzogenen  Verordnungen  tragen 
das  Datum  des  29. — 81.  Mars  nnd  sind  am  2.  (nach  neuem 
Stile  15.)  April  1883  im  Regierangsblatte  (i<piu*6Ql$  vijg  xvfieQyipfsug) 
veröffentlicht:  so  dass  ich,  am  dieselbe  Zeit  von  Berlin  ab- 
gereist, erst  im  Juni  in  Athen  davon  Kenntniss  nnd  erst  nach 
meiner  Rückkehr  die  inzwischen  durch  Herrn  Dr.  Lolling's  Gate 
ans  Athen  mir  zugesandten  Druckbogen  erhielt.  Den  wesentlichen 
Inhalt  derselben  dem  sich  für  diese  Dinge  interessirenden  geo- 
graphischen Publikum  leichter  zugänglich  zu  machen,  wäre  sonach 
vor  einem  halben  Jahre  schon  thunlich  gewesen;  doch  war  dieser 
Zweck  nur  zu  erreichen  durch  Beigabe  einer,  das  nicht  leicht  zu- 
gängliche topographische  Detail  enthaltenden  Kartenskizze,  nnd  für 
diese  durfte  ich  hoffen,  bald  eine  sichrere  und  vollständigere  Grund- 
lage zu  erhalten  in  einer  Karte,  mit  deren  Ausarbeitung  man  im 
vergangenen  Sommer  im  griechischen  Kriegsministerium  eben  be- 
schäftigt war  und  deren  Vollendung  man  schon  für  den  Herbst 
desselben  Jahres  in   Aussicht  stellte*).     Da   aber,   wie   mir   nun 

*)  Dieselbe  soll,  unter  Leitung  des  durch  verschiedene  kartographische 
Arbeiten  rühmlichst  bekannten  Obersten  Kokkidis  aufgeführt,  die  einsige 
bisher  vorhandene  allgemeine  Landesaufnahme,  die  für  Morea  1829 — 30,  für 
Mittelgriechenland  seit  1840  ausgeführte  Karte  des  französischen  Geniecorps 
mit  vielfachen  Berichtigungen  und  mit  Vervollständigung  durch  alle  seit 
jener  Zeit  neuentstandenen  Ortschaften,  Strassenanlagen  u.  8.  w.,  so  wie  mit 
correcter  Nomenclatnr  in  griechischer  Schrift  reproduciren ,  natürlich  auch 
mit  nördlicher  Erweiterung  durch  das  neuerworbene  Terrain,  dessen  voll- 
ständige topographische  Aufnahme  in  einer  der  französischen  Arbeit  sich 
anschliessenden  Form  allerdings  erst  in  späterer  Zeit  wird  erfolgen  können, 
für  dessen  einigermassen  berichtigte  Verzeichnung  indessen  schon  jetzt  die 
zum  Zwecke  von  Eisenbahn-  und  anderen  Strassenbauten  gemachten  Ver- 
messungen, nebst  einigen  von  griechischen  Genieofficieren  ausgeführten 
Localrecognoscirungen  ein  nicht  unbedeutendes  Material  bieten.  Wie  noth- 
wendig  namentlich  der  französischen  Karte  —  ausserhalb  eines  kleines 
Theiles  von  Attika  bis  jetzt  der  einzigen  Grundlage  unserer  topographischen 
Landeskunde  —  eine  solche  Erneuerung  ist,  wie  lückenhaft  dieselbe  schon 
bei  ihrer  Entstehung  war  (sehr  entschuldbar  durch  die  ungünstigen  Umstände, 
unter  denen  jene  Arbeit  in  grosser  Eile,  zum  Theil  noch  während  der 
kriegerischen  Operationen  ausgeführt  werden  musste),  das  ergiebt  sich  aus 
einer  genauen  Vergleichung  ihres  Inhalts  an  Ortsnamen  mit  der  neuesten 
offiziellen  Liste  der  bewohnten  Ortschaften  (JErfmcrrtxj;  rtjs  cElXadog9  nbf- 
bvcftbi  1879,  tv 'A&rjvax  1881),  in  welcher  mehr  als  200  Dörfer,  einzelne 
mit  jetzt  bis  über  1000  Seelen,  enthalten  sind,  die  in  der  Karte  fehlen, 
obwohl  sie,  wenigstens  der  weit  grössten  Zahl  nach,  zur  Zeit  der  Aufnahme 
schon  vorhanden  gewesen  sein  müssen,  wie  aus  der  Sprache  vieler  ihrer 
Namen  —  slawische,  albanesische ,  sogar  einzelne  türkische  —  hervorgeht, 
während  die  wenigen  neu  angesiedelten  Ortschaften  natürlich  mit  dem 
griechischen  Idiom  angehörigen  Kamen  belegt  worden  sind.  Auch  für  die 
früher  sogenannten  ionischen  Inseln,  von  welchen  uns  die  halbhundert- 
jäbrige  britische  Oberherrschaft  keine  brauchbaren,  den  wirklichen  Zustän- 
den entsprechenden  Karten  hinterlassen  hat,  wird  die  neue  griechische  Karte 
endlich  diese  längst  schmerzlich  gefühlte  geographische  Lücke  ausfüllen. 


BevölkerungMtaiid  der  neuen  Provinzen  des  Griechischen  Königreiches.  57 

mitgetheilt  wird,  die  technische  Herstellung  dieser  Karte  im  militär- 
geographischen Institut  in  Wien  eben  jetzt  erst  in  Angriff  genommen 
worden  ist,  bis  zu  ihrem  Erscheinen  mithin  noch  längere  Zeit 
vergehen  dürfte,  so  schien  es  gerathen,  die  Wiedergabe  des  sta- 
tistischen Materials  nicht  länger  aufzuschieben,  wenn  auch  die 
beifolgende  Kartenskizze  weder  auf  grosse  Genauigkeit  (namentlich 
in  den  von  wirklichen  Beobachtern  noch  nicht  durchforschten  Ge- 
birgslandschaften des  Pindos  und  Othrys),  noch  auf  absolute  Voll- 
ständigkeit der  Ortslagen  Anspruch  machen  kann.  Eine  Anzahl 
von  Dorfern,  welche  den  früheren  europäischen  Besuchern  dieser 
Landstriche  entgangen  sind,  konnte  allerdings  aus  einer  neuesten 
Quelle,  der  stellenweise  auf  eigenen,  seit  der  Annexion  ausgeführten 
Localbeobachtungen  beruhenden  Karte  des  Herrn  Chrysochoos*) 
eingetragen  werden;  einzelne  in  der  offiziellen  Liste  genannte 
fehlen  aber  auch  in  dieser  Quelle,  sind  also  ihrer  genauen  Lage 
nach  vorläufig  noch  unbekannt.  Soweit  dieses  nur  Annexe  von 
Dorfern  betrifft,  in  deren  Seelenzahl  die  jener  zerstreuten  Par- 
cellen  ohne  nähere  Specialisirung  einbegriffen  ist,  konnten  sie  ohne 
Schaden  aus  unserer  Tafel  wegbleiben;  einige  wenige  aber  sind 
in  der  offiziellen  Quelle  als  selbständige  Ortschaften,  eines  sogar  als 
Mittelpunkt  eines  Gemeindebezirks  (Demos)  aufgeführt;  in  diesen 
Fällen  konnte  ich  mir  nur  durch  Andeutung  der  ungefähren 
Lage  mit  Hinzufügung  eines  ?  helfen.  Umgekehrt  ergeben  die 
älteren  Reiseberichte  und  Karten,  und  vielleicht  nur  auf  Grund 
von  solchen  auch  noch  die  eben  genannte  neueste  griechische  Karte 
eine  kleine  Zahl  von  Dorfern,  welche  in  der  Gensusliste  nicht 
enthalten  sind;  und  da  eine  zufällige  Übergehung  in  einer  solchen 
von  Staatswegen  ausgeführten  Arbeit  nicht  denkbar  ist,  bleibt  nur 
die  Annahme,  dass  es  sich  um  jetzt  verlassene,  vielleicht  erst 
in  den  kriegerischen  Ereignissen  der  letzten  Jahrzehnte  zerstörte 
Ortschaften  handelt,  deren  Namen  jedoch  im  Andenken  der  Nach- 
barschaft geblieben  und  demzufolge  auch  von  Herrn  Chryso- 
choos in  seine  Karte  aufgenommen  worden  sind.  Diese  örtlich- 
keiten, die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  unter  der  heutigen  Ver- 
waltung einer  Neubesiedelung  entgegengehen,  habe  ich  in  der 
Karte  durch  Einklammerung  der  Namen  bezeichnet,  um  etwaigem 
Missverständnisse  des  Fehlens  der  Ziffer  als  zufälliger  Auslassung 
zu  begegnen. 

Meine  Übertragung  der  fortlaufenden  Liste  des  griechischen 
Originals  mit  ihren  Seelenzahlen  der  einzelnen  Ortschaften  in 
kartographische  Form  wird   behufs  erleichterter  Übersicht  der 


*)  Ilivat  Tifc  fiiHTtipßQkVTJf  *HmiQOV  xal  tfs  &Mtaalkte9  txnovtj&ilg  vno 
M>x«*jk  XqvcoX6ov7  iv  'Atrirats  1881.     1 :  200,000.     8  Bl. 


58 


H.  Kiepert: 


Bevölkerungsverteilung*)  zweckmässig  befanden  werden ;  dagegen 
Hessen  sich  die  Summen  der  kleineren  und  grosseren  Verwaltungs- 
bezirke in  dieser  Form  nicht  wohl  ersichtlich  machen;  sie  folgen 
daher  in  nachstehender  Tabelle. 


Eparohie  Arta. 

Demos  Arta  ....  6207 
„  Peta  ....  2724 
»  Iraklia(Herakleia)  2872 
„       Tetraphylia  .     .     2813 


14616 

Eparohie  Tsumerka. 

.  5514 


4038 
5167 
1843 


Demos  Agnanda 

„       Pramanda 

„       Theodoria 

„       Kalarrytae 

16562 
Gesammtsumme   des  No- 

mos  Arta  ....     31178 

Eparohie  Trikkala. 

Demos  Trikka  (Trikkaei)  11281 


Paralithaei 
Pharkadon 
Pialia  . 
Aethikes  . 
Eothoni  . 
Athamanes 


4154 
5707 
5334 
3464 
3709 
8400 


87049 


Eparohie  Kalainbaka. 


Demos  Aeginion 

„  Chalkis     . 

„  Lakmön   . 

„  Kastanea 

„  Malakasion 

„  Oxynia     . 

„  Tymphaei 


4667 
4851 
1931 
2890 
2142 
2104 
2165 
20750 

Eparohie  Kardhitsa. 

Demos  Kardhitsa  .  .  10297 

„  Ithomi      .  .  .  7026 

„  Phyllos     .  .  .  8550 

„  Silana       .  .  .  4745 

„  Kierion     .  .  .  3566 

„  Gomphi    .  .  .  4553 

„  Ealliphonion  2786 

„  Titanion   .  .  .  6255 

„  Nevropolis  .  .  4975 

„  Itamos      .  .  .  2575 

„  Argithea  .  .  .  4888 

„  Menelais  .  .  .  2454 

„  Tamasion  .  .  1760 

59430 
Gesammtsumme  des  No- 

mos  Trikkala  .     .       117229 


*)  Eine  Ausnahme  gegenüber  der  im  Verhältniss  zur  Bevölkerungs- 
dichtigkeit des  bisherigen  Königreiches,  namentlich  in  der  thessalischen 
Ebene  ziemlich  spärlichen  und  durch  Auswanderung  vieler  Muhammedaner 
augenblicklich  wahrscheinlich  noch  weiter  geschwächten  Bewohnerzahl  bildet 
die  Berglandschaft  des  antiken  P  e  1  i  o  n ,  schon  seit  dem  vorigen  Jahrhundert 
die  Zuflucht  vieler  vor  türkischem  Druck  aus  den  ebenen  Nachbarlandschaften 
flüchtiger  Griechen,  welche  dort  eine  Anzahl  stark  bevölkerter,  in  fast 
republikanischer  Selbständigkeit  —  ähnlich  wie  auf  den  meisten  Inseln  — 
auch  unter  türkischer  Hoheit  bestehender  Gemeinden  bildeten;  daher  in 
diesem  Landstriche  die,  grossentheils  nur  aus  einer  einzigen  Ortschaft  be- 
stehenden Demen  umgekehrt  die  geringsten  Dimensionen  des  Areals  zeigen. 
Ähnliche  Bevölkerungsverhältnisse  bestanden  im  Anfange  unseres  Jahr- 
hunderts am  Nordabhang  des  Ossa,  über  dem  Tempe-Passe,  mit  der  damals 
blühenden  und  gegen  heut  die  vier-  bis  fünffache  Menschenzahl  fassenden 
Stadt  Ambeldkia  als  Mittelpunkt:  aber  hier  haben  die  letzten  kriegerischen 
Ereignisse  grösstenteils  nur  Ruinen  hinterlassen. 


Bevölkerungsstand  der  neuen  Provinzen  des  Griechischen  Königreiches.  59 


Eparohie  La 

riß 

sa. 

Demos  Eissos 

.     .     2486 

Demos  Larissa     .     .     .   14821 

r> 

Myresion 

.     .     3805 

„       Krannon  . 

8859 

n 

Mfleae 

.     .     4358 

„       Nesson 

2894 

Ji 

Dhrakia   . 

.     2637 

„       Ambelakia 

3057 

» 

Aeantion 

.     2100 

„       Sykurion  . 

2476 

r> 

Spalathra 

.     .     8731 

„       Onchistos 

1950 

n 

Aphetae    . 

.     .     2108 

„       Armenion 

.     3699 

y> 

Nilia    .     • 

.     .     3566 

„       Phakion    . 

1982 

v 

Sipias 

.     .     8274 

84238 

» 

Hagios  Lavrentios    1731 

Eparohie  Tyrnavos. 

56500 

Demos  Tyrnavos.     .     .     8118 

Eparohie  Halmyros. 

„       Gonni       .     .     .     1577 

Demos 

Halmyros   .     .     .4211 

„       Olympos  .     .     .     5278 

n 

Itonos    ....     905 

14968 

n 

Othrys*)     ...     603 

Eparchie  Agyia. 

» 

Platanos     .     .     .3188 

Demos  Dotion .     .     .     .     7852 

8907 

„       Kasthanaea    .     .     8369 

Eparohie    Dhomokös    und 

„       Evrymenae    .     .     1197 

Fharsalos. 

12418 

Demos 

Pharsalos       .     .     4149 

Eparchie  Volos. 

T» 

Evydrion 

.     3083 

Demos  Pagasae   .     .     .     5908 

J» 

Skotassa  . 

.     .     2287 

„       Ioikos       .     .     .     8053 

Ji 

Thavmaki 

.     4750 

„        Orminion       •     .     4179 

7i 

Xynias 

.     .     1608 

„       Makrynitsa    .      .     4304 

» 

Melitaea   . 

.     .     1713 

„       Vivi  (Boibe)      .     2152 

17590 

„       Pherae     .     .     .     2175 

Gesammtsumme  des  No- 

„       Zagora 

« 

4983 

mos 

Larissa 

144621 

Mit  früheren  Zählungen  lassen  diese  Zahlen  kaum  einen  Ver- 
gleich zu,  da  jene  zu  unglaubwürdig  überliefert  sind,  und  die 
angeblich  neuesten  offiziellen,  von  Herrn  Synvet  mitgetheilten 
sich  nur  im  ganzen  auf  ältere,  von  der  neuen  Grenze  vielfach 
durchschnittene  Localeintheilungen  beziehen.  Nur  die  noch  aus  der 
ersten  Hälfte  des  Jahrhunderts  herrührenden,  von  Herrn  Ara- 
vandinos  publicirten  Listen**)  geben  auch  die  damalige  Häuser- 

*)  So  lese  ich  zweifellos,  wegen  der  Lage  des  Ortes  Qura  am  Fusse 
des  wirklichen  hohen  Othrys  des  Alterthnms,  statt  des  "Oqqv&os  (Genitiv- 
form, wie  durchweg)  der  amtlichen  Liste;  es  ist  leider  nicht  der  einzige 
von  einer  überaus  nachlässigen  Correctur  zeugende  Druckfehler,  ein  Übel- 
stand, der  selbst  gegen  die  Authenticit&t  der  Ziffern  Misstrauen  erregen  kann. 
**)  Vgl.  meinen  Artikel  „zur  Ethnographie  von  Epirus"  in  dieser  Zeit- 
schrift Bd.  XIII.,  1878,  S.  253. 


00  H.  Kiepert: 

zahl  der  einzelnen  Ortschaften  des  epiro tischen  Antheil«:  nicht 
ohne  Lacken  and  schwerlich  ohne  einzelne  starke  Schreib-  oder 
Druckfehler,  da  die  im  Vergleich  zu  der  jetzt  con statinen  Be- 
völkerung vielfach  auffallend  niedrigen  Ziffern  sich  kaum  durch 
Annahme  eines,  far  ein  paar  Jahrzehnte  immerhin  ausserordent- 
lichen Anwachsens  werden  erklären  lassen,  selbst  wenn  man  mit 
dem  griechischen  Autor  das  von  ihm  aas  den  Lebensgewohnheiten 
der  dortigen  christlichen  Bevölkerung  erklärte  Maximum  von  zehn 
bis  zwölf  Seelen  auf  ein  Haus  zu  Grande  legen  wollte.  Keinenfalls 
aber  passt  dieses  Verhältniss,  sondern  eher  das  für  diese  Länder 
des  Orients  gewöhnlich  angenommene  von  1:5  bis  6 ,  auf  die 
einzigen  Städte  der  neuen  Provinz  Arta,  von  denen  die  Haupt- 
stadt Arta  selbst  jetzt  nur  4990*),  Kalarrytae  aber  1460  Seelen 
zählen  soll,  während  jene  älteren  Listen  950,  resp.  240  Häuser 
angeben.  Ebendann  sind  die  sämmtlichen  übrigen  Orte  des  Nomos 
Arta  mit  1645  Häusern  verzeichnet,  denen  nach  der  neuen  griechi- 
schen Zählung  (mit  Hinweglassung  von  fünf  bei  Aravandinos  über- 
gangenen Dorfern)  23370  Seelen  entsprechen  müssten:  ein  auch 
unter  Annahme  eines  erheblichen  Zuwachses  binnen  mehreren  Jahr- 
zehnten kaum  glaubliches  Verhältnis. 

Bezüglich  Thessaliens,  d.  h.  der  neuen  Nomen  Trikkala 
und  Larissa,  ist  die  Vergleichung  erschwert  durch  den  Umstand, 
dass  ein  in  dem  älteren  Verwaltungsbezirke  eingeschlossener  nord- 
licher Landestheil,  die  Berglandschaft  um  Alassona,  welche  un- 
gefähr ein  Zwölftel  des  Gesammtareals  enthält,  durch  die  neue 
Grenze  abgetrennt  und  in  türkischem  Besitze  verblieben  ist.  Für 
den  vollen  älteren  Umfang  rechnete  Aravandinos  (vor  den  kriege- 
rischen Ereignissen  von  1853  und  1877,  welche  einzelne  Landes- 
theil e  schwer  getroffen  haben),  allerdings  hier  auf  noch  weniger 
speziellen  Angaben,  als  für  Epirus  fussend,  325  000  Bewohner, 
(darunter  42  000  Muhammedaner) ,  Synvet  248  000,  denen  nach 
dem  Ergebniss  des  neuen  Census  (261  850  innerhalb  der  grie- 
chischen Grenze)  mit  Zurechnung  jenes  abgetrennten  Theiles  und 
einiger  tausend  bald  nach  der  Annexion  ausgewanderter  Muham- 
medaner etwa  eine  Zahl  von  275  000  bis  280  000  entsprechen 
dürfte.  Sehr  irrig  sind  demnach  jene  früheren  Schätzungen  nicht 
gewesen,  obwohl  auch  keineswegs  so  zuverlässig,  dass  sich  daraus 
irgend  ein  Schluss  auf  die  in  den  letzten  Jahrzehnten  stattgehabte 
Bevölkerungsbewegung  ziehen  Hesse. 

Die  zum  Zwecke  einer  geregelten  Verwaltung  nunmehr  durch- 


*)  Nach  Synvet  vor  einem  Jahrzehnt  noch  9600»  darunter  doch  kaum 
ein  Viertheil  Mohammedaner,  und  andere  als  solche  werden  seit  der  Ein- 
verleibung in  Griechenland  nicht  ausgewandert  sein« 


Bevölkerungsstand  der  neuen  Provinzen  des  Griechischen  Königreiches.  61 

geführte  Eintheilung  der  neuerworbenen  Landstriche,  *u  deren 
Veranschaulichung  unsere  Kartenskizze  ferner  dienen  soll*),  folgt 
natürlich  dem  von  der  ersten  Regierang  des  Königreiches  her- 
rührenden Schema,  welchem  die  französische  Einrichtung  als  Muster 
gedient  hat:  die  Nopoi  entsprechen  den  Departements,  die 'Efraggfat 
den  Arrondissements,  die  Jfjfioi  den  Cantons:  nur  das  System 
der  Nomenclatur  ist  ein  abweichendes.  Für  die  Demen  hat  man 
auchjüer,  wie  seinerzeit  in  den  zebn  alten  Provinzen  und  dann 
nach  der  Einverleibung  der  sogenannten  Ionischen  Inseln  mit  mehr 
oder  weniger  Consequenz  die  nicht  überall  ausreichenden  antiken 
Ortsnamen  herbeigezogen**).  Etwa  dreissig  davon  entsprechen 
bekannten  oder  wahrscheinlichen  alten  Stadtlagen;  dass  ebenso- 
wenig wie  in  den  älteren  Provinzen  alle  bedeutenderen  classischen 
St&dtenamen  Verwendung  finden  konnten***),  erklärt  sich  aus  der, 


*)  Daraus,  dass  rar  die  Abgrenzung  eben  nur  die  Ortsliste  als  Material 
zn  Grunde  liegt,  folgt  nothwendig  der  meist  gerade  oder  wenig  abgerundete 
Verlauf  der  in  unserer  Skizze  gezogenen  Grenzlinien;  den  von  der  Gestaltung 
der  Feldfluren  der  einzelnen  Ortschaften  abh&ngigen  speciellen  Lauf  derselben 
wird  natürlich  selbst  die  einheimische  Verwaltung  erst  dann  kennen  lernen, 
wenn  eine  vollständige  geometrische  Vermessung  der  neuen  Provinzen  —  für 
daa  laufende  Jahrhundert  sicher  nur  ein  frommer  Wunsch !  —  vorliegen  wird. 
**)  In  den  älteren  Provinzen  hat  diese  officielle  archaistische  Nomen- 
clatur auch  im  Gebrauche  des  gewöhnlichen  Lebens  schon  meistens  die 
mittelalterlichen  (grossentheils  slawischen  oder  albanesischen)  Localnamen 
der  Demenhauptorte  verdrangt;  in  den  neuen  Provinzen  wird  sich  diese  be- 
absichtigte Bückkehr  zu  classischen  Namensformen  erst  in  Zukunft  vollziehen ; 
vorläufig  sind  die  resp.  Hauptorte  unter  ihren  bisher  gewöhnlichen  Be- 
nennungen aufgeführt  und  in  der  Kartenskizze  durch  Unterstreichung  ersicht- 
lich gemacht.  Dafe  in  den  beiden  nordwestlichsten  Gebirgsgemeinden  der 
Eparchie  Kalambaka,  in  den  Demen  Lakmon  und  ChattcU,  je  zwei  solcher 
Sitze  der  Gemeindebehörden  angegeben  sind,  beruht  auf  einer,  wie  es  scheint 
den  klimatischen  Verhältnissen  angepassten  Einrichtung:  Krcmia  und  Chaliki 
beherbergen  die  Gemeinde- Verwaltung  ihrer  Demen  im  Sommer,  Klinovo  und 
Koturi  im  Winter;  eine  Vertheilung,  wie  sie  auch  schon  länger  für  einige 
Demen  in  Aetolien  und  Phthiotis  besteht. 

***)  Von  solchen  bekannter  Lage  sind  z.  B.  im  östlichen  Küstenlande 
(des  alten  Magnesia)  Mdiboea,  Metfume,  Demetrias,  am  Golf  von  Volo  das 
phthiotische  Thebae  und  Ealo$,  in  der  unteren  Peneios- Ebene  Gyrton,  JPha- 
fcmna,  Mrax,  in  der  oberen  Peiresiae  und  Pelinnaeon,  auf  den  Vorhöhen  des 
Pindos  Metropolis  und  Fhaloria  nicht  wieder  benutzt  worden;  einige  darunter 
wären  wohl  zweckmässiger  gewesen  als  mancher  der  factisch  eingeführten 
Namen.  Dass  nicht  noch  schwerere  Misgriffe  untergelaufen  sind,  hat  mitunter 
nur  ein  günstiger  Zufall  bewirkt,  wofür  uns  ein  treffendes  Beispiel  in  Athen 
mitgethetlt  wurde.  Der  mit  leichtfertigen  Hypothesen  sehr  freigebige,  aber 
als  erster  Pionier,  zumal  auf  epirotischem  Gebiete,  lange  als  maassgebend 
geltende  französische  Consul  Pouqueville  hatte  in  seinem  1822  erschienenen 
Reisewerk  die  Gegend  der  heutigen  Stadt  Kalambaka  als  Lage  des  alten  Jthome 
bezeichnet;  auf  diese  Autorität  hin  hatten  die  griechischen  Beamten  bereits 
diesen  Namen  für  den  entsprechenden  Demos  festgesetzt,  in  völliger  Unkenntniss 
des  Umstände»,  dass  eine  in  Kalambaka  noch  jetzt  vorhandene,  von  dem  be- 


62  H.  Kiepert: 

entsprechend  der  jetzigen  spärlicheren  Bevölkerung,  meist  gegen 
die  alten  Stadtgebiete  weit  grosseren  Ausdehnung  der  neuen  Ge- 
meindebezirke;  wo  wiederum  die  alten  Städtenamen  nicht  aus- 
reichten, hat  man  solche  von  Bergen,  wie  Olympos,  Titanion, 
Othrys,  Septas,  Lakmon,  oder  Ebenen,  wie  Nesson*),  Dotim, 
auch  von  Flüssen,  wie  Onchestos  und  Lethaeos  (in  dem  neugebil- 
deten naqaXfid-atoi) ,  doch  von  keinem  der  altb erahmten  Flusse 
des  Landes,  verwendet.  Manche  Namen  dagegen,  deren  antike 
Lage  überaus  unsicher  ist,  z.  B.  Aphetae  und  Aeantion  an  der 
SO.-Küste,  Phyllos,  Silana,  Oxyneia,  Pialia  im  oberen  Peneios- 
Thal,  Menelate  im  südlichen  Gebirge,  Argithea  und  Tetraphylia 
im  Aspropotamos-Thal ,  wären  zweckmässiger  durch  besser  be- 
glaubigte zu  ersetzen  gewesen.  Von  einzelnen  kann  man  mit 
Bestimmtheit  sagen,  dass  sie  sich  nicht  an  der  ihrer  antiken 
Existenz  entsprechenden  Stelle  befinden:  so  Herakleia  im  SW., 
welches  das  einzigemal,  wo  es  in  der  Kriegsgeschichte  erwähnt 
wird,  ebensogut  wie  Argithea  ein  Städtchen  der  Athamanen 
heisst,  einer  Völkerschaft,  die  sicher  im  Thalgebiete  des'  Inachos 
oder  oberen  Acheloos  einen  weit  grösseren  Raum  einnahm,  als 
ihr  die  jetzige  Verwendung  ihres  Namens  als  Demos  zugesteht. 
Sicher  an  unrichtiger  Stelle  steht  der  Name  der  Tymphaei^ds, 
das  Gebirge  Tymphe,  von  welchem  ihre  Landschaft  benannt  war,  nach 
Strabon  die  Quellen  des  Arachthos  (d.  i.  des  Flusses  von  Arta)  ent- 
hielt, also  noch  ausserhalb  der  neuen  Grenze  von  Griechenland  cn 
suchen  ist;  ebenso  höchst  wahrscheinlich  der  Gau  der  Aethikesy  dessen 
Lage  antike  Autoren  zwischen  den  Tymphaeern  und  Athamanen 
angeben**)  und  der  von  Chalkis  (zubenannt  nqbg  *A<Snq07X0%d\ki* 
zum  Unterschiede  von  der  gleichnamigen  euböischen  Stadt),  für 
welches  trotz  des  scheinbaren  Gleichklangs  die  schon  von  Leake 
gewagte  Identification  mit  dem  jetzigen  Dorfe  Chaliki  an  der 
Aspropotamos-Quelle  nicht  acceptirt  worden  ist,  während  die  antike 
Angabe    seiner  Lage    „an    den   Acheloos-Quellen  "   wahrscheinlich 


kannten  englischen  Reisenden  Leake  schon  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  copirte 
und  später  edirte  Inschrift  die  Identität  mit  dem  alten  Aegimon  beweist  und 
dass  der  Ort  seit  einem  halben  Jahrhundert  in  allen  wissenschaftlichen 
Werken  und  Karten  also  bezeichnet  wird ;  nur  durch  die  zufallige  Anwesen- 
heit eines  hesser  unterrichteten  deutschen  Beisenden  ist  diesmal  die  Bureau- 
kratie  vor  der  Prostituirung  ihrer  Unwissenheit  bewahrt  worden. 

*)  Vielleicht  ist  damit  nicht  sowohl  die  Sumpfebene  Nessonis  als  die 
angebliche,  nur  von  Steph.  Byz.  genannte  sehr  problematische  Stadt  Nesson 
gemeint. 

**)  Es  ist  uns  unverständlich,  warum  für  die  Neubenennungen  nicht  die 
aus  dem  Alterthum  wohlbezeugten  landschaftlichen  Namensformen  'Ad-aparia, 
Al&ixia,  Tv/uyala  statt  der  ethnischen  Plurale  'A&apaysg,  AUtucss,  TvpifaM 
angewendet  worden  sind. 


Bevölkerungsstand  der  neuen  Provinzen  des  Griechischen  Königreiches.  63 

vielmehr  sich  auf  den  ostlichen  Hauptarm  des  Aspropotamos  be- 
zieht, mithin  im  heutigen  Demos  Nevropolis  zu  suchen  sein  wird. 

Wo  endlich  die  ans  dem  Alterthum  überlieferten  Namen  für 
die  neue  Nomenclatur  durchaus  nicht  hinreichend  erschienen  (in 
manchen  Fällen  freilich  ohne  ersichtlichen  Grund),  hat  man  sich 
begnügt,  wie  bereits  früher  in  einigen  für  alte  Geographie  uner- 
giebigen Landstrichen,  z.  B.  Aetoliens  geschehen  war,  die  heutigen 
Ortsnamen,  zumal  wo  sie  ohnehin  einen  dem  griechischen  Ohre 
geläufigen  Klang  darboten,  einfach  beizubehalten  oder  wenig  um- 
zumodeln: so  für  sieben  der  nur  aus  einzelnen  grossen  Ortschaften 
bestehenden  Demen  des  Pelion-Gebirges,  für  Halmyros  und  Pia- 
ianos  am  Westufer  des  Volo-Golfes,  für  das  (ursprünglich  slawische) 
Tyrnavos  in  der  unteren  Peneios-Ebene,  Kardhitsa  im  Centrum 
der  oberen  thessalischen  Ebene*),  dann  in  der  Berglandschaft  des 
Pindos  Kalüphonion,  Tamasion  (aus  dem  vulgären  Tzamasi), 
Itamos  (eigentlich  Bergname),  Nevropolis  (Name  der  Thalebene), 
Kothoni,  Kastanea,  Malakasion;  endlich  in  dem  von  antiken  Namen 
am  meisten  entblossten  epirotischen  Antheile  Kalarrytae,  Agnanda, 
Pramanda,  Peta  und  sogar  der  Name  der  Nomoshauptstadt  Atta. 
Letztere  ist  zwar  längst  als  die  aus  den  Zeiten  des  peloponnesischen 
Krieges  und  des  Königs  Pyrrhos  berühmte  epirotische  Stadt  Am- 
brakia  allgemein  anerkannt,  diesen  längst  verschollenen  Namen 
in  sein  historisches  Recht  wieder  einzusetzen  aber  verhinderte 
ein  früher  begangener  Übereilungsfehler:  vor  fast  einem  halben 
Jahrhundert,  als  die  Möglichkeit  einer  einstigen  Erwerbung  dieses 
wirklichen  Ambrakia  noch  in  sehr  ferner  Aussicht  stehen  mochte, 
hatte  man  ihn  an  einer  falschen  Stelle,  auf  der  gegenüberliegen- 
den Südküste  des  nach  der  Stadt  benannten  Golfes,  in  der  Eparchie 
Akarnania  untergebracht,  um  dem  dort  besonders  empfindlichen 
Mangel  an  classischen  Namen,  als  Nothbehelf  zu  dienen,  und  dort 
scheint  er  seitdem  so  feste  Wurzel  gefasst  zu  haben,  dass  man 
jetzt  vor  der  zweiten  Inconsequenz  weniger,  als  vor  einer  aber- 
maligen Umtaufe  des  älteren  Demos  zurückscheut. 

Als  ein  weit  grosserer  Mangel  an  Gonsequenz  muss  jedoch 
die  Abweichung  von  der  bisherigen  Praxis  in  den  Gesammtbe- 
nennangen  der  Nomen  und  Eparchien  empfunden  werden,  für 
welche  einfach  die  Namen  der  Hauptstädte  eingeführt  worden 
sind**),  statt  der  im  ganzen  übrigen  Königreiche  wiederhergestellten, 

*)  Hierher  gehört  auch,  dass  zwar  für  den  Demos  die  antike  Namens- 
form  Trikka  hergestellt,  für  Stadt,  Eparchie  und  Nomos  gleichwohl  die  mittel- 
alterliche Umformung  in  Trikkala,  als  die  dem  Volke  jetzt  geläufige,  weil 
zugleich  bedeutsame,  beibehalten  worden  ist,  —  eine  der  vielen  Inconse- 
quenzen  in  dieser  ganzen  nicht  gründlich  genug  durchgearbeiteten  MasBregel. 
**)  Die  einzige  Ausnahme  bildet  der  für  die  Eparchie  Tmmerka  bei- 
behaltene albanesische  Landschaftsname. 


64  H.  Kiepert:  Bevölkerungsstand  der  neuen  Prov.  des  Griech.  Königreiches. 

wenn  auch  in  ihren  Umgrenzungen  vielfach  veränderten  antiken  Land- 
schaf tsn  amen.  So  ist  es  gekommen,  dass  abgesehen  von  der 
Unterdrückung  mancher,  wenigstens  den  gebildeten  Griechen  wohl- 
bekannter Namen,  wie  Magnesia,  Histiaeotis,  Athamania,  Dolopia, 
die  sich  zweckmässig  hätten  benutzen  lassen,  selbst  der  nie  ganz 
vergessene,  vor  wenigen  Jahren  aber  aus  jedem  Munde  wieder- 
hallende thessalische  Name  so  wenig  offizielle  Verwendung  ge- 
funden hat,  wie  der  epi rotische  für  den  kleinen,  für  jetzt  dem 
Königreiche  einverleibten  Theil  dieses  wenigstens  halbgriechischen 
Landes*).  Es  ist  zu  hoffen,  dass  solche  momentane  Inconsequenzen 
wieder  beseitigt  und  die  classischen  allgemein  verständlichen  Be- 
nennungen Ober-  und  Unter-Thessalien  statt  der  Nomen 
Trikkala  und  Larissa  noch  einmal  in  ihr  wohlbegründetes  Recht 
werden  eingesetzt  werden. 


*)  Der  im  Verhältniss  zn  den  beiden  Nachbarprovinzen  and  überhaupt 
allen  übrigen  Nomen  des  griechischen  Festlandes  so  auffallend  schmal  ge- 
rathene  Zuschnitt  dieser  Westprovinz  scheint  allerdings  von  vornherein  auf 
spateren  Zuwachs  berechnet,  da  die  nationalen  Strebungen  des  modernen 
Hellenenthums  sich  auf  die  Dauer  nicht  mit  einer  so  unnatürlichen  Grenze, 
wie  sie  der  Artafluss  jetzt  bildet,  begnügen  werden,  so  wenig  wie  mit  dem 
naturwidrigen  Ausschluss  des  nördlichsten  Theiles  des  thessalischen  Beckens. 
Die  Binnengrenze  der  Nomen  Arta  und  Trikkala  fällt  übrigens  vollständig 
zusammen  mit  der  der  unter  türkischer  Herrschaft  bestandenen  Verwaltungs- 
gebiete, ist  also  vielleicht  nur  als  eine  provisorische  Accommodation  su  ver- 
stehen. Gemäss  der  uns  bis  jetzt,  doch  nur  sehr  unvollständig  bekannten  Boden- 
gestaltung dieser  Pindoslandschaft  würde  man  eine  Zusammenlegung  des 
ganzen  Thalgebietes  des  Aspropotamos  und  Zutheilung  desselben  an  den 
Nomos  Arta ,  also  eine  über  den  Hauptrücken  des  Pindos  auf  der  Wasser- 
scheide des  Salamvrias  und  Aspros  verlaufende  Grenzlinie  natürlicher  gefunden 
haben.  Auf  diese  von  uns  vielleicht  zu  voreilig  nur  theoretisch  angenommene 
und  in  den  Karten  durch  Zeichnung  eines  steilen  und  hohen  Rückens  wahr- 
scheinlich allzuscharf  ausgedrückte  Scheidewand  nimmt  aber,  wie  ein  Blick 
auf  unserer  Karte  zeigt,  die  neue  Eparchien-Eintheilung  gar  keine,  die  Ab- 
grenzung der  Demen  nur  in  der  südlichen  Hälfte  Bücksicht,  während  die 
Demen  Aethikes,  Chalkis,  Lahmon  davon  durchschnitten  werden  und  Ortschaften 
beider  genannten  Stromgebiete  in  O.  und  W.  in  sich  fassen.  So  hätte  man  nicht 
verfahren  können,  wenn  der  Verkehr  zwischen  denselben  nicht  durch  weit 
mehr  gangbare  Pässe  erleichtert  wäre,  als  man  bisher  anzunehmen  geneigt 
war:  die  Vorstellung  einer  zusammenhängenden  Hochkette  des  Pindos  an 
dieser  Stelle  wird  wohl  nun,  da  die  Bereisung  dieser  hochinteressanten  Ge- 
birgslandschaft so  wesentlich  auch  privaten  Mitteln  erleichtert  ist,  bald  einer 
correcteren  Auffassang  der  speciellen  Terrainformen  weichen  müssen. 


Organisation  der  Thienschan-Länder.  $5 

Auszöge  aus  fünf  in  der  handschriftlichen  Ausgabe  der 
Peking-Zeitung  vom  9.  September  1882  (Kuangsü,  8.  Jhr. 
7.  Mt.  27.  Tg.)  veröffentlichten  Berichten,  die  Neu- 
organisation der  Thienschan-Länder  betreffend. 


1.  Bericht  des  Statthalters  der  Thienschan-Länder, 
Liu  Chint'ang,  und  des  General-Gouverneurs  von  Shensi 
und  Kansu,  Tan-Chunglin,  über  die  Neu-Organisation  der 
südlichen  Thienschan-Länder. 

Mit  Ausschluss  von  Turfan,  welches,  als  zu  der  Intendantur 
von  Chenti  gehörig,  jetzt  nicht  mehr  zu  dem  Süd-Thienschan -Gebiet 
gerechnet  wird,  giebt  es  in  letzterem  gegenwärtig  acht  städtische 
Kreise,  nämlich: 

a)  die  vier  ostlichen:  Eharaschar,  Khütscha,  Aksu  und  Usch; 

b)  die  vier  westlichen:  Yarkand,  Kaschgar,  Yingischar  oder 
Jengischehru  und  Khoten. 

Es  wird  nun,  und  zwar  zunächst  von  Liu-Chintang  (dem  sich 
aber  Tan-Chunglin,  teilweise  unter  Aufgabe  früherer  abweichender 
Ansichten,  jetzt  durchweg  anschliesst),  vorgeschlagen,  zunächst  die 
vier  ostlichen  Städte  unter  der  Leitung  eines  „Tautai  mit  mili- 
tärischen Vollmachten u,  welcher  in  Aksu  residieren  soll,  zu  einer 
Intendantur  zu  vereinigen.  Diesem  Tautai  von  Aksu  würde  unter- 
stellt werden:  eine  „Präfektur  zweiten  Ranges"  in  Eharaschar;  eine 
„Präfektur  zweiten  Ranges"  unter. einem  eben  solchen  Präfekten 
in  Khütscha;  eine  „Präfektur  zweiten  Ranges tt  unter  einem  des- 
gleichen Präfekten  in  Usch,  und  ein  „  Ghou-Distrikt  ersten  Ranges", 
welcher,  unter  Auffrischung  eines  althistorischen  Namens,  Wensu 
Cbou,  genannt  werden  und  unter  einem  *  Distriktsvorsteher tf  das 
engere  Gebiet  von  Aksu  umfassen  soll.  Diesem  letzteren  Beamten 
würde  schliesslich  noch  ein  „Stadtmagistrat"  mit  dem  Sitze  in  der 
Stadt  Bai  unterstellt  werden;  Bai  würde  dann  Hauptstadt  eines 
Hsien-Distrikts  (Distrikts  dritten  Ranges),  welcher  den  Namen 
Paich'eng  Heien  führen  würde.  Für  die  ganze  Intendantur  scheint 
der  Name:  „Die  vier  ostlichen  Städte tt  in  Aussicht  genommen  zu 
sein.  —  Daran  würde  sich  im  Westen  an  seh  Hessen  die  Intendantur 
der  „vier  westlichen  Städte u  unter  einem  „Tautai  mit  militärischen 
Vollmachten  a,  welcher  im  Muhammedaner- Viertel  der  Stadt  Kaschgar 
seinen  Amtssitz  haben,  und  zu  dessen  Gbliegenheiten  unter  anderm 
auch  die  Leitung  des  internationalen  Handels  gehören  würde, 
unter   diesem  Tautai  würde  das  engere  Stadtgebiet  von  Kaschgar 

Zetechr.  d.  G«Mlli«h.  t  Erdk.  Bd.  XIX.  5 


6$  Organisation  der  Thienechan-LÄnder. 

einen  „  Chou  -  Distrikt  ersten  Ranges*  unter  einem  „Distrikts- 
vorsteher44 bilden.  Dieser  letztere  Beamte  würde  in  dem  Chinesen- 
Viertel  der  Stadt  Kaschgar  residieren,  und  der  Distrikt  selber 
unter  Auffrischung  eines  althistorischen  Namens  den  Namen  Säle 
Chou  erhalten.  Eine  kleinere  Unterabteilung  des  Kaschgarischen 
Stadtgebiets  würde  unter  dem  Namen  Süfu  Hsien  einen  Distrikt 
dritten  Ranges  bilden.  Der  an  die  Spitze  dieses  kleineren  Distrikts 
zu  stellende  „  Stadtmagistrat tt  würde  in  dem  Muhammedaner- Viertel 
von  Kaschgar  residieren  und  dem  Distriktsvorsteher  von  Sule  Chou 
subordiniert  sein.  Aus  dem  Stadtgebiet  von  Yingischar  wäre  eine 
„Präfektur  zweiten  Ranges tt  unter  einem  „Präfekten  zweiten 
Ranges",  aus  dem  Gebiet  von  Tarkand  ein  „  Chou-Distrikt  ersten 
Ranges"  unter  einem  „  Distriktsvorsteher a  zu  bilden.  Dieser  letz- 
tere neue  Distrikt  würde,  unter  Wiederhervorsuchung  eines  alt- 
historischen Namens,  den  Namen  Shäche  Chou  oder  Soche  Chou 
erhalten,  und  der  Distriktsvorsteher  in  dem  Chinesen- Viertel  von 
Yarkand  residieren.  Eine  kleinere  Unterabteilung  dieses  neuen 
Yarkand- Distriktes  würde  unter  dem  Namen  Yi£h-ch6ng  Hsien 
einen  „Distrikt  dritten  Ranges"  bilden  und  einem,  zu  dem  Ressort 
des  Distriktvorstehers  von  Yarkand  gehörigen  „Stadtmagistrat1 
mit  dem  Amtssitz  im  Muhammedaner- Viertel  von  Yarkand  unter- 
stellt werden.  Das  Stadtgebiet  von  Malabasch  ist  zu  einer  „Prä- 
fektur zweiten  Ranges tt  unter  einem  „  Präfektur- Assistenten tt  aus- 
ersehen. Der  Grund  zu  diesem  Vorschlag  liegt  in  dem  Umstand, 
dass  Malabasch  die  von  dem  ostlichen  nach  dem  westlichen  Gebiet 
führenden  Strassen  beherrscht.  Das  Stadtgebiet  von  Ehoten  würde 
sich  zu  einem  „Chou-Distrikt  ersten  Ranges"  unter  einem  „ Distrikts- 
vorsteher "  eignen  und  Hoti'en  Chou  genannt  werden.  (Hoti'en  ist  die 
chinesische  Aussprache  von  Ehoten.)  Aus  dem  Stadtgebiet  von 
Eharakasch  endlich  würde  ein  zu  dem  Ressort  von  Ehoten  gehöriger 
Hsien-Distrikt  (Distrikt  dritten  Ranges)  unter  einem  Stadtmagistrat 
zu  bilden  sein.  Letzterer  Beamte  würde  in  Eharakasch  residieren, 
dieser  Distrikt  aber  den  althistorischen  Namen  Yüt'ien  Hsien 
erhalten.  (Yütcien  ist  der  altchinesische  Name  des  Khoten- 
Gebietes.) 

Obige  Vorschläge  würden  sich  also  durch  nachstehendes 
Schema  veranschaulichen  lassen. 

Thienshan  Nanlu  oder  die  Süd-Thienschan-Länder. 

a)  Intendantur  der  vier  östlichen  Städte  unter  einem 
Tautai.  Residenz:  Aksu.  Verwaltungsgebiet:  Kharaschar,  Ehütscha, 
Aksu  und  Usch,  mit  den  Unterabteilungen: 

I.    Die  Präfektur  von  Kharaschar  unter  einem  Präfekten 
zweiten  Ranges. 


Organisation  der  Thienschan- Länder.  (J7 

II.    Die   Präfektur  von   Khütscha   unter  einem   Präfekten 
zweiten  Ranges. 

III.  Wensu  Chou  oder  das  Stadtgebiet  von  Aksu,  unter 
einem  Distriktsvorsteher. 

Dazu:  Paich'eng  Haien  oder  das  Stadtgebiet 
von  Bai  als  Distrikt  dritten  Ranges  unter  einem  Stadt- 
magistrat. 

IV.  Die  Präfektur  von  Usch  unter  einem  Präfekten  zweiten 
Ranges. 

b)  Die  Intendantur  der  vier  westlichen  Städte  unter 
einem  Tautai.  Residenz:  Kaschgar,  Muhammedaner- Viertel.  Ver- 
waltungsgebiet: Yarkand,  Kaschgar,  Yingischar  und  Ehoten,  mit 
folgenden   Unterabteilungen: 

I.  SulS  Chou  oder  das  Stadtgebiet  von  Kaschgar 
unter  einem  Distriktsvorsteher.  Residenz:  Kaschgar, 
Chinesen- Viertel. 

Dazu :  Süf  u  Hsie  n  als  Distrikt  dritten  Ranges,  einen  Teil 
des  Stadtgebiets  von  Kaschgar  umfassend,  unter  einem  Stadt- 
magistrat.    Residenz:  Kaschgar,  Muhammedaner- Viertel. 
II.    Die  Präfektur  von  Yingischar  unter  einem  Präfekten 
zweiten  Ranges. 

III.  Shäche  Chou  oder  Söchä  Chou,  d.  h.  das  Stadt- 
gebiet von  Yarkand,  unter  einem  Distriktsvorsteher. 
Residenz:   Yarkand,  Chinesen- Viertel. 

Dazu:  Yie-cheng-hsien  als  Distrikt  dritten  Ranges, 
einen  Teil  des  Stadtgebiets  von  Yarkand  umfassend,  unter 
einem  Stadtmagistrat.  Residenz:  Yarkand,  Muhammedaner- 
Viertel. 

IV.  Die  Präfektur  von  Malabasch,  unter  einem  Sub- 
präfekten. 

V.    Hotien    Chou    oder    das    Stadtgebiet    von     Khoten 
unter  einem  Distriktsvorsteher.     Residenz:   Khoten. 

Dazu:    Yütien    Hsien     als    Distrikt    dritten    Ranges 

unter   einem  Stadtmagistrat   mit   der    Residenz    in   Khara- 

kasch. 

„Obigen    Vorschlägen    zufolge a,    sagen    die    Berichterstatter 

weiterhin,    „würde    die    Zahl    der    Verwaltungsbeamten    im    Süd- 

Thienschan -Gebiet    etwas    geringer    sein,    als    Tso    tsungtang    im 

Frühjahr    1880,    etwas   hoher,    als    der   eine    der    Berichterstatter, 

Tan   Chunglin ,    selber    in    einer   früheren   Eingabe    vorgeschlagen 

hatte."     Yerfasst  worden  ist  obige  Denkschrift  von  Liu  Chintang, 

ihre  Zustimmung  zu  derselben  haben  aber  nicht  nur  Tan  Chunglin, 

sondern    auch    der    Statthalterei  -  Assistent    Chang  Yao    und    der 

Reorganisations-Assistent  Yang-Chan g-chün    zu  erkennen  gegeben. 

6* 


68  Organisation  der  Thienschan-L&nder. 

2.  Bericht  von  Liu  Chint'ang  and  Collegen  (speziell 
von  Liu  Chint'ang  entworfen). 

Bisher  hat  es  in  den  Städten  des  Thienschan-Gebietes  anter 
dem  Titel  von  Akim  Beg's  und  dergleichen  einheimische  Beamte 
gegeben,  welchen  chinesischerseijs  die  Insignien  des  vierten  and 
auch  wohl  des  dritten  Ranges  verliehen  wurden.  Da  nun  die 
chinesischen  Beamten  —  Präfekten  zweiter  Klasse  u.  s.  w.  — ,  welche 
nach  den  im  Bericht  No.  1  enthaltenen  Vorschlägen  die  Stadt- 
gebiete der  Süd-ThienBchan-Länder  in  Zukunft  zu  verwalten  haben 
wurden,  keiner  sehr  hohen  Beamtenklasse  angehören,  so  wurde, 
wenn  man  das  einheimische  Beamtensystem  anverändert  bestehen 
lassen  wollte,  zu  befürchten  sein,  dass  „die  Zweige  sich  grosser 
als  der  Stamm  dünkten".  Deshalb  sollten  die  sämtlichen,  bisher 
von  einheimischen  Muhammedanern  verwalteten  Ämter  aufgehoben 
and  auch  die  Benennungen  Akim  Beg  u.  s.  w.  gänzlich  ab- 
geschafft werden.  Dagegen  sollte  man  für  die  Eingeborenen  eine 
Anzahl  von  Friedensrichterstellen  kreieren.  Diese  Friedensrichter 
würden  nicht  zu  den  eigentlichen  Beamten  gerechnet  werden, 
sondern  nur  eine  Art  von  Honoratioren  mit  gewissen  amtlichen 
Funktionen  vorstellen.  Als  Entgelt  für  die  Ausübung  der  ihnen 
zu  übertragenden  Obliegenheiten  würden  sie  Ländereien  zur  Nutz- 
niessung  angewiesen  erhalten. 

Ferner  sind  die  Turki's  der  Südgebiete  im  allgemeinen  un- 
gebildet und  stehen  ganz  unter  dem  Einfluss  der  Koranleser, 
welche  den  Leuten  viel  dummes  Zeug  vorschwatzen  and  dadurch 
schon  viel  Unheil  angerichtet  haben.  Schlimm  ist  es  auch,  dass 
die  chinesischen  Beamten  sich  mit  den  den  Tarki-Dialekt  redenden 
Eingebornen  bisher  nur  mit  Hülfe  der  Akim  Beg's  und  durch 
Dolmetscher  verständigen  konnten. 

Seit  Wiedereroberung  der  Thienschan-Länder  sind  daher  in 
den  verschiedenen  Städten  bereits  eine  Anzahl  chinesischer  Frei- 
schulen für  Muhammedaner  eingerichtet  worden.  Der  Erfolg  ist 
ein  guter  gewesen.  Die  Turki-Knaben  scheinen  intelligent  zu  sein, 
und  machen  gute  Fortschritte.  Es  würde  sich  deshalb  empfehlen, 
wenn  nach  Einrichtung  der  im  Bericht  1  vorgeschlagenen  Ver- 
waltungsbezirke in  den  bereits  vorhandenen  Schalen  offizielle  Lehrer 
angestellt  und  jährliche  Prüfungen  eingeführt  würden.  Der  Unter- 
richt hatte  sich  zu  erstrecken  auf  das  „Elementarbuch  des  Chahi", 
das  „Buch  von  den  Kindespflichten",  die  „Gespräche  des  Con- 
fucius",  die  „Werke  des  Mencius",  die  „grosse  Lehre",  die  „un- 
wandelbare Mitte",  das  „Buch  der  Lieder",  das  „Buch  der  Ver- 
wandlungentf  und  den  „Frühling  und  Herbst".  Wer  in  einem 
dieser  Bücher  die  erforderlichen  Kenntnisse  erworben  hat  and 
daneben   der  chinesischen  Umgangssprache  mächtig  ist,    hat  sich 


Organisation  der  Thienschan-Länder.  ß$ 

einer  Nachprüfung  bei  dem  Tautai  seiner  Intendantur  zu  unter- 
ziehen,  und  erhält  dann  durch  das  betreffende  Ministerium  in 
Peking  eventuell  das  Recht  zur  Anlegung  der  Abzeichen  eines 
der  niedrigeren  literarischen  Orade  und  dadurch  zugleich  die  An- 
wartschaft darauf,  wenn  er  das  notige  Alter  erreicht  hat,  eine 
Friedensrichterstelle  zu  bekommen.  Besonderer  Fleiss,  z.  B. 
wenn  einer  in  mehr  als  einem  der  obengenannten  Bucher  die 
obenerwähnte  Doppelprüfung  besteht,  kann  ohne  Rucksicht  darauf, 
ob  der  Betreffende  Friedensrichter  ist  resp.  gewesen  ist,  oder  nicht 
durch  die  Verleihung  höherer  Rangabzeichen,  bis  incl.  derjenigen 
der  sechsten  Beamtenklasse,  aber  im  allgemeinen  keiner  höheren, 
belohnt  werden.  Den  bisherigen  Akim  Beg's  der  dritten,  vierten 
und  fünften  chinesischen  Rangklasse  wurde  indessen  das  Weiter- 
tragen ihrer  Amtsabzeichen  incl.  der  Pfauenfeder  zu  gestatten 
und  ihnen  Friedensrichterstellen  zu  verleihen  sein.  Künftigen 
Friedensrichtern  dagegen  konnten  nur  für  ganz  besondere  dienst- 
liche Auszeichnung  auch  in  Zukunft  ausnahmsweise  durch  besondere 
Kaiserliche  Gnade  die  Insignien  der  dritten,  vierten  oder  fünften 
Rangklasse  zuerteilt  werden. 

3.  Bericht  von  Liu  Chint'ang  allein,  mittelst  dessen  er 
beantragt,  Hami,  die  Intendantur  von  Chenti  oder  Ch&nti  Tao 
(d.  h.  Barkul,  Turfan  und  Urumtsi),  sowie  die  sämtlichen  laut 
Bericht  1  neu  zu  kreierenden  Intendanturen,  Präfekturen  u.  s.  w. 
der  Süd -Thienschan-Länder  der  Provinz  Kansu  einzuverleiben. 
Der  Berichterstatter  ist  sich  wohl  bewasst,  sich  durch  den  oben 
formulierten  Antrag  mit  einem  früheren  Vorschlage  des  jetzigen 
General  -  Gouverneurs  von  Shensi  und  Kansu,  Tan  Chunglin, 
vom  3.  Mai  dieses  J.,  und  mit  einem  noch  früheren  Antrage  Tso 
Tsungtang's  vom  26.  Mai  1880,  welche  beide  die  Bildung  einer 
besonderen,  neuen  Provinz  aus  den  Thienschan- Ländern  ein- 
schliesslich Hami's  und  der  Intendantur  von  CbSnti  befürwortet 
hatten,  in  Widerspruch  zu  setzen.  Der  Berichterstatter  weist  in- 
dessen darauf  hin,  dass  ihm  eine  siebenjährige  persönliche  Er- 
fahrung zur  Seite  stehe,  und  dass  er  deshalb  keinen  Anstand 
nehme,  seiner  abweichenden  Meinung  Ausdruck  zu  geben.  Sie 
beruht  darauf,  dass,  wie  die  Wiedereroberung  der  Thienschan- 
Länder  gezeigt  habe,  diese  Gebiete  nicht  zu  halten  seien,  wenn 
der  General-Gouverneur  von  Shensi  und  Kansu  dieselben  nicht 
als  zu  seinem  Ressort  gehörig  betrachte.  Liu  Chintcang  beantragt 
daher,  nicht  nur  die  bereits  früher  zu  Kansu  gehörig  gewesenen, 
augenblicklich  aber  ihm  selber  als  Kaiserlichen  Statthalter  unter- 
stellten Gebiete  von  Hami  und  Barkul  -  Turfan  -  Urumtsi  wieder 
«a  Kansu  zu  schlagen,  sondern  auch  die  ganzen  Süd-Thienschan- 
Länder    der    Provinz   Kansu    einzuverleiben,    und    in   Verbindung 


70  Organisation  der  Thiensehan-Lander. 

hiermit  den  Posten  eines  Gouverneurs  von  Kansu  mit  dem 
Sitz  in  Urumtsi  neu  zu  kreieren.  (Bisher  gab  es  nur  einen  Ge- 
neral-Gouverneur von  Shensi  und  Kansu.)  Sein  Ressort  wurde 
die  gesamten  Nord-  und  Süd-Thienschan-Länder  umfassen,  ein- 
schliesslich Hami's.  (Er  wurde  also  in  der  That  Gouverneur  des 
äusseren  Kansu  sein.)  Als  Vorbild  für  die  im  allgemeinen 
nicht  übliche  Trennung  des  Sitzes  des  General-Gouverneurs  von 
dem  des  Gouverneurs  führt  Liu  Chintcang  das  General  -  Gouver- 
nement der  beiden  Kiang's  an,  wo  gleichfalls  der  General-Gou- 
verneur in  Nanking,  der  spezielle  Gouverneur  von  Kiangsu  aber 
getrennt  von  ihm  in  Souchu  residiert.  Diesem  Gouverneur  des 
äusseren  Kansu  wird  der  Nebenrang  eines  Kriegsministers  bei- 
zulegen sein,  damit  er  als  Oberbefehlshaber  der  gesammten  Truppen- 
macht jener  Gegenden  fungieren  und  mit  dem  Schutz  der  Grenze 
betraut  werden  könnte.  Dem  Gouverneur  wäre,  gleichfalls  mit 
dem  Sitz  in  Urumtsi,  ein  „  Schatzmeister  des  äusseren  Kansu a  bei- 
zugeben. Dem  Tautai  von  Barkul-Turfan-Urumtsi  wäre  (ähnlich 
wie  dem  Tautai  von  Formosa)  der  Nebenrang  eines  Provinzial- 
Oberrichters  beizulegen  und  ihm  die  oberste  Gerichtsbarkeit,  sowie 
die  Oberpostmeisterwürde  für  das  ganze  Thienschan-Gebiet  zn 
übertragen.  Der  jetzige  Chou-Distrikt  ersten  Ranges  von  Tihaa 
oder  Urumtsi  wäre  neu  zu  organisieren,  dergestalt,  dass  das 
engere  Stadtgebiet  von  Urumtsi  zu  einem  Hsien-Distrikt,  d.  h.  zn 
einem  Distrikt  dritter  Ordnung,  unter  dem  Namen  Tihua  Hsien 
erniedrigt,  dagegen  ein  neuer  Fu-Distrikt,  d.  h.  Distrikt  ersten 
Ranges  von  Urumtsi  unter  dem  Namen  Tihua  Fu  und  unter 
Leitung  eines  Präfekten  ersten  Ranges  gegründet  würde.  Dieser 
neue  Urumtsi-Distrikt  würde  seinerseits  wieder  in  fünf  Distrikte 
dritter  Ordnung,  nämlich  in  die  Hsien-Distrikte  von  Tihua  (Urumtsi), 
Ghangchi,  Sailai,  Fukang  und  Chitai  zerfallen.  Der  Präfekt 
des  ganzen  Distrikts  würde  seinen  Sitz  in  demjenigen  Quartier 
von  Urumtsi  haben,  welches  den  Namen  Tihua,  Ch£ng,  „Stadt 
Tihua«,  führt. 

„Dalli  jetzt  bereits  an  China  zurückgegeben  isttf  (erste 
Erwähnung  des  vollendeten  Faktums  in  der  Peking-Zeitung)  und 
auch  die  Grenzregulierung  bald  vollendet  sein  dürfte,  so  konnte  dann 
nach  Ernennung  des  Gouverneurs  des  Äusseren  „Kansu"  der 
Posten  eines  Kaiserlichen  Statthalters,  den  der  Berichterstatter 
jetzt  bekleidet,  ganz  aufgehoben  werden,  und  der  Berichterstatter, 
nach  Übergabe  der  Geschäfte  an  den  neuen  Gouverneur  und 
nach  Hebung  eines  Fussübels,  an  dem  er  jetzt  leidet,  endlich  die 
lange  gewünschte  Gelegenheit  finden,  Peking  zu  besuchen. 

4.  Fernerer  Sonderbericht  Liu  Chint'ang's  über  das 
Zusammenschmelzen   der   Bannertruppen    in   den    früheren,   söge- 


Organisation  der  Tbienschan-Länder.  71 

nannten  „  Mandschurischen  Lagern tt  im  Thienschan-Gebiet  und  die 
Unmöglichkeit,  dieselben  wieder  auf  ihren  früheren  Fuss  zu 
bringen.  Als  Beispiel  fuhrt  Berichterstatter  Outschen  und  Urumtsi 
an.  „ Als  seiner  Zeit",  schreibt  er,  „der  zum  Kommandanten  der 
Feldtruppen  von  Outschen  ernannte  Sheng  An,  von  Peking  kom- 
mend, Hami  passierte,  sagte  er  zu  mir:  Sehen  Sie  sich  einmal  das 
Mandschu-Lager  von  Outschen  an.  Die  Baulichkeiten  liegen  unter 
üppig  wucherndem  Grase  begraben;  Bannersoldaten  giebt  es  dort 
noch  keine  zwanzig  Mann.  Ich  musste  nun  eigentlich  hingehen, 
um  meinen  Posten  dort  anzutreten,  aber  es  sind  weder  Truppen 
da,  die  ich  kommandieren,  noch  ein  Haus,  das  ich  bewohnen 
könnte."  Ich  (Liu  Chintcang)  ermahnte  ihn  darauf,  sich  nur  mit 
dem  Bannergeneral  von  Ili,  Ghin  Shun,  und  mit  dem  Banner- 
Präfekten  von  Uramtsi,  Eung  Tang,  in  Verbindung  zu  setzen 
und  zu  sehen,  was  sich  machen  Hesse,  worauf  er  seufzend  nord- 
wärts über  den  Thienschan  ging.  Als  ich  im  Jahre  1876  Urumtsi 
eroberte,  fand  ich  das  Mandschu-Qaartier  in  Trümmern,  und  von 
Banner-Soldaten  keine  Spur.  Erst  als  ich  später  in  den  Süd- 
Thienschan-Ländern  von  Stadt  zu  Stadt  vordrang,  gelang  es  mir, 
eine  Anzahl  von  den  Rebellen  gefangen  mitgeschleppter  Banner- 
leute zu  befreien.  Diese  siedelten  sich  wieder  in  Uramtsi  an,  aber 
gross  ist  ihre  Zahl  nicht,  und  Eung  Tang,  ihr  Präfekt,  findet 
daher  in  Urumtsi,  obgleich  ihm  ausserdem  auch  noch  die  Ober- 
aufsicht über  die  Verwaltung  der  Intendantur  von  Barkue-Turfan- 
Urumtsi  zusteht,  doch  kein  angemessenes  Feld  für  seine  hervor- 
ragenden Talente.  Ähnlich  ist  es  in  Hami,  wo  auf  Antrag  des 
städtischen  Gouverneurs  Mingchun  die  beiden  Bannerlager  bereits 
aufgelöst  und  die  Leitung  der  muhamedani sehen  Angelegenheiten 
an  den  Subprafekten  von  Hami  übertragen  worden  ist.  So  haben 
sich  eben  die  Verhältnisse  geändert,  dass  die  städtischen  Gouver- 
neure, Kommandanten  der  Feldtruppen  und  Banner-Präfekten  in 
den  Tbienschan-Ländern ,  an  der  Spitze  spärlicher  Truppenreste 
stehend,  nur  noch  wenig  zu  thun  haben.  Dazu  aber  ernennt  der 
Hof  doch  nicht  seine  Beamten,  und  die  Beamten  selber  können 
in  solchen  Stellen  auch  keine  Befriedigung  finden.  Ich  schlage 
daher  vor,  falls  mein  Antrag  auf  Einsetzung  eines  Gouverneurs 
für  das  äussere  Eansu  die  Allerhöchste  Billigung  finden  sollte, 
demselben  in  Urumtsi,  seiner  künftigen  Residenz,  eine  Trappen- 
division nach  dem  Master  aller  anderen  Provinzen  beizugeben 
und  das  ganze  Militär-System  des  Thienschan-Gebietes  ganz  nach 
Analogie  der  übrigen  Provinzen  unter  Brigade-Generalen  etc.  neu 
zu  organisieren.  Der  jetzige  höchstkommandierende  Chinesen- 
General  von  Urumtsi  wurde  seinen  Sitz  in  Zukunft  in  Easchgar, 
als    dem     wichtigsten   Punkt  des  ganzen  Gebietes,    aufzuschlagen 


72  Organisation  der  Thienschan-L&nder. 

haben.  Die  sämtlichen  früheren  assistierenden  Gouverneur»-, 
städtische  Gouverneurs-  und  Feldtruppen-Kommandenrs-Posten  in 
Turfan  und  den  Sud-Städten,  sowie  die  sämtlichen  früheren  Banner- 
Präfekten-,  städtische  Gouverneurs-  und  Feldtruppen-Komman- 
deurs-Posten in  den  Städten  von  Hami  bis  Ili  konnten  dann 
grösstenteils  kassiert  werden.  Wenn  ferner  die  geringen  Reste 
der  Bannertruppen  in  Burkul,  Gutschen,  Urumtsi  und  Kurkara 
Ussu  in  ihrer  jetzigen  Zerstreuung  und  Zersplitterung  verbleiben, 
so  wird  man  nur  geringen  Nutzen  aus  ihnen  ziehen.  Ich  schlage 
daher  vor,  sie  sämtlich  in  dem  Mandschu-Lager  von  Ili  zu  ver- 
einigen und  dort  mit  der  Zeit  eine  Elite-Truppe  aus  ihnen  zu 
bilden.  In  Friedenszeiten  sind  bis  jetzt  die  gesamten  Thienschan« 
Länder  dem  Oberkommando  des  Bann  er- Generals  von  Ili  unterstellt 
gewesen,  während  der  Banner-Präfekt  von  Urumtsi  zugleich  die 
Oberaufsicht  über  den  ganzen  Kreis  von  Che'nti  (Burkul-Turfan- 
Urumtsi)  führte.  Wenn  jetzt  meinem  Vorschlage  gemäss  ein 
Gouverneur  für  das  äussere  Kansu  ernannt  werden  sollte,  so 
würden  nicht  nur  dem  Banner-Präfekten  von  Urumtsi,  sondern 
auch  dem  Bann  er- General  von  Ili  diese  ausserordentlichen  Voll- 
machten zu  nehmen,  und  letzterem  eine  Stellung  zu  geben  sein, 
wie  sie  die  Banner-Generale  in  allen  Provinzen  einnehmen. 

5.  Bericht  des  Statthalterei-Assistenten  ChangYao 
(der  Name  kann  auch  Ghang  Yu£h  gelesen  werden).  „Einer 
Mitteilung  des  Banner-Generals  Chin  Shun,  und  des  assistirenden 
Gouverneurs  Sheng  Tai  von  Ili  zufolge  ist  am  22.  März  d.  J. 
das  Kuldscha-Gebiet  wieder  in  chinesische  Verwaltung  überge- 
gangen. Eine  neue  Organisation  des  Militärs  in  den  Thienschan- 
Ländern  erweist  sich  nunmehr  als  eine  der  Angelegenheiten,  die 
unsere  Aufmerksamkeit  vor  Allem  zu  beschäftigen  haben.  Und 
zwar  hat  sich  das  Augenmerk  hauptsächlich  auf  drei  Punkte  zu 
richten :  a)  Vermehrung  der  Reiterei ;  b)  Ausrüstung  der  Troppen 
mit  den  besten  Feuerwaffen;  c)  Bechaffung  mobiler  Feldtruppen- 
korps. —  In  den  „Lagern  der  grünen  Flagge"  (d.  h.  bei  den 
chinesischen  Truppen  in  den  Provinzen)  herrschen  die  Soldaten 
zu  Fuss  vor,  Reiterei  ist  wenig  vorhanden.  In  den  Thienschan- 
Ländern,  wo  die  einzelnen  Städte  weit  von  einander  liegen, 
und  Wüstenstrecken  das  bewohnbare  Land  unterbrechen,  ist  eine 
starke  Reiterei  dringend  geboten.  —  Die  Überlegenheit  der  Feuer- 
waffen über  alle  andern,  und  wieder  die  neueren  Systeme  aber 
die  älteren,  wozu  erst  als  drittes  Moment  die  überlegene  Zahl  der 
verwendbaren  Feuerwaffen  kommt,  hat  sich  in  allen  unseren  neuer- 
lichen Feldzügen  erwiesen.  Die  Ausländer  legen  daher  auf  die 
Zahl  der  Truppen  viel  weniger  Gewicht,  als  auf  die  Vortrefflich- 
keit der  Ausrüstung   und   auf  die  Ausbildung   der  Leute  im   Ge- 


J.  v.  Müller:  Heise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somaii  nach  Harrir.  73 

brauch  der  ihnen  anvertrauten  Waffen.     Die  höheren  Kosten  des 
Ausrüstungs-  Materials    könne    grossenteils    durch    Ersparung    an 
Sold   in    Folge   geringeren   Truppenbestandes    wieder    eingebracht 
werden.  —  Die    mobilen   Feldkorps   endlich,    unter    dem    einheit- 
lichen Kommando    eines   höheren  Militärs,  würden   im  Gegensatz  j 
zu    den    nicht    zu   zahlreich   zu    bemessenden   ständigen   Stadtgar-  j 
nisonen,  die  Bestimmung  haben,  an  etwa  bedrohte  Punkte  gesandt  | 
zu   werden.     In  Zeiten   des  Friedens    wurde   es   ihnen  auch  nicht 
an   Beschäftigung   fehlen;   besonders    müssten    regelmässige    Feld-  | 
Manöver  an    der  Grenze   stattfinden.     Was  nun  die  Frage  anbe-  J 
trifft,  aus  was  für  Elementen  die  künftige  reguläre  Truppenmacht  I 
der  Thienschan-Länder  zu  bilden  sei,  so  kann  sich  Berichterstatter,  j 
„ganz    in    Übereinstimmung   mit  Liu  Chint'ang",    nar    dafür   aus- 
sprechen, dazu  die  besten  Leute  der  jetzigen  irregulären  Truppen  zu 
verwenden,  mittelst  deren  die  Ruckeroberung  der  Thienschan-Länder 
durchgeführt    worden    ist.      Ein    Teil    der    Soldaten    wurde    auch 
Felder  zum  Bebauen   erhalten    können.     AuCh  wurde  man  es  auf  j 
diese  Weise  vermeiden,  gar  zu  Viele  von  den  jetzigen  Irregulären 
entlassen  zu  müssen,  was  ein  grosser  Vorteil  sein  würde,  da  aus  ' 
solchen    entlassenen   Leuten    später    selten    etwas    Rechtes    wird. 
Am  besten  wäre  der  höchst  sachverständige  Liu  Chinfang  mit  der  , 
Durchführung  dieser  Umwandlung  der   irregulären  Korps  in  eine 
reguläre  Truppenmacht  zu  betrauen.                                                                                    j 

Alle  vorstehend  ausgezogenen  fünf  Berichte  sind  durch  Kaiser- 
liches  Edikt  vom  5.  September  zunächst  „zur  Begutachtung  an 
die  zuständigen  Ministerien"  überwiesen  worden. 


V. 

Tagebuch  einer  Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi- 
Somäli  und  Noli-Galla  nach  Harr&r. 

Von  John  Freiherr  von  Müller. 


Beim  Tagesgrauen  des  18.  März  1882  Verliese  ich  an  Bord  des 
englischen  Stahlbootes  „Operkullum"  den  Hafen  Massawas.  Schwere 
Regenwolken  gössen  ihren  Inhalt  auf  uns  herab,  die  See  ging 
hoch,  ein  feucht- warmer  Wind  heulte  in  den  Masten.'  Erst  auf 
der  Breite  von  Assab  klärte  sich  der  Himmel  auf,  doch  blieb  das 
Meer  unruhig;  erst  als  wir  am  Abend  des  19.  unfern  Perim 
ankerten,  horte  mit  einschlafendem  Wind  das  Rollen  und  Stampfen 


74  J-  ▼•  Müller: 

des  Dampfers  auf.  Aid  nächsten  Tag  kam  unter  strömendem  Regen 
Zei'la  in  Sicht.  Wir  gaben  Signale  eine  Seya  zu  senden,  doch 
verstand  man  uns  nicht,  und  so  blieb  uns  denn  nichts  übrig,  als 
sich  der  schwankenden  Schalupe  anzuvertrauen.  Ich  blieb  an  Bord, 
um  die  letzten  Angelegenheiten  zu  ordnen,  während  der  Commodore 
mit  einem  Officier  und  meinem  ersten  Dragoman  die  bei  der  hohen 
See  nicht  ungefährliche  Fahrt  nach  dem  an  10  Meilen  entfernten 
Zeila  antraten.  Am  Mittag  des  21.  März  näherte  sich  eine 
geräumige  Seya  dem  „  Operkullum " .  Die  Bagage  wurde  ein- 
geschifft, ich  selbst  ging  mit  den  Dienern  an  Bord,  und  während 
wir  bei  steifer  Brise  durch  das  milchgrüne  Korallenwasser  schnitten, 
setzte  sich  der  Dampfer  in  Bewegung,  seinen  Cours  nach  Aden 
nehmend.  So  war  ich  denn  wieder  auf  eigene  Kräfte  angewiesen ; 
vor  mir  lagen  die  gefährlichen  Savannen  der  Isa-  und  Gadabursi- 
Somalen.  Um  sie  zu  durchreisen,  musste  ich  den  unvermeidlichen 
Schutz  der  ägyptischen  Regierung  in  Anspruch  nehmen  —  und 
dieser  Schutz  war  mehr  wie  problematisch.  Am  Nil  gährte  es 
seit  Monaten  und  schon  plante  man,  die  Europäer  gänslich  zu 
vernichten;  in  Aden  wurde  im  Geheimen  gerüstet,  allerlei  Gerüchte 
von  ermordeten  Europäern  schwebten  in  der  Luft,  und  es  war 
daher  natürlich,  dass  man  mich  unter  solchen  Umständen  für  einen 
englischen  Spion  hielt.  War  ich  doch  mit  einem  englischen  Steamer 
von  Perinf  gekommen.  Auch  mein  vorzüglicher  Fermän  änderte 
nichts,  er  bestärkte  vielmehr  die  primitiven  Köpfe  der  Ägypter  in 
dem  Glauben,  dass  sie  es  mit  einem  besonders  hohen  Spion  za 
thun  hätten. 

Am  späten  Nachmittag  erreichten  wir  die  Stadt.  Wir  waren 
ca.  2  Meilen  im  Wasser  gewatet,  denn  die  Seya  konnte  der 
Ebbe  wegen  die  äusseren  Riffe  nicht  passieren;  unsere  Toilette 
war  gerade  nicht  die  eleganteste,  als  wir  unseren  Fuss  auf  das 
trockene  Land  setzten.  Ich  hatte  am  Tage  vorher  den  ersten 
Dragoman  mit  dem  Fermän  zum  Bascha  geschickt,  um  ihm  meinen 
Salam  zu  bringen  und  Quartier  zu  machen.  So  war  denn  Alles 
vorbereitet,  die  Einwohner  hatten  ihre  Feiertagskleider  angelegt, 
Abu-Bekr  Bascha  empfing  mich  auf  das  Zuvorkommendste  und 
führte  mich  in  sein  eigenes  für  mich  eingeräumtes  Haus  mit  luftiger 
Terrasse.  Man  schickte  orientalische  Süssigkeiten  und  that  Alles, 
was  irgend  zu  meiner  Bequemlichkeit  beitragen  konnte.  Am 
nächsten  Tage  kamen  der  Bascha  mit  dem  Wakil  und  anderen 
Würdenträgern,  um  mir  ihre  Aufwartang  zu  machen.  Ich  trag 
ihnen  gleich  meine  Absicht  vor,  Harrär  zu  besuchen,  und  die 
Länder  der  Somälen  kennen  zu  lernen.  Wie  ich  erwartet  hatte, 
fand  ich  energischen  Widerstand.  Es  hiess,  die  Savannen  seien 
in  Folge   der  vorgerückten  Jahreszeit  überschwemmt,    die   Gada- 


Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-SomAli  u.  Noli-Galla  nach  Harrdr.   75 

bursi  lagen  mit  den  Isa  nnd  Wersingerri  im  Kampf,  der  Verkehr 

mit  Harrar  sei  unterbrochen  and  die  Noli-Galla  ermordeten  jeden 

Fremden;    man  riet  mir  überhaupt,    schleunigst  nach    Aden    oder 

Massawa  zurückzukehren,   da  das  Klima  in  Zeila  sehr   gefahrlich 

sei.     Am  folgenden  Tage  wurde    ein    zweites  Schauri   abgehalten, 

in    welchem   ich  vom  Bascha  Mannschaft    und    Kamele    verlangte, 

und  Dank   meinem   bestimmten  Vorgehen  Zusage   erhielt.     Meine 

Abreise   wurde    auf    den    24.  März    festgesetzt,    Kamele    wurden 

gekauft    und    alles    für    den    Abmarsch    vorbereitet;    meine    zwei 

Dragomane  arbeiteten  tüchtig,  besonders  bewahrte  sich  der  Abes- 

sinier   Marcus   Germai,    dessen   vorzuglichen   Charakter   ich   schon 

im  Sudan  schätzen  zu   lernen  Gelegenheit  hatte.     Neben   meinen 

Abessiniern  nahm   ich   noch   zwei  Isa- Somali,    zwei    Frauen   vom 

Stamme  der  Gadabursi  und  einen  Kurden  in  Dienst.     Wir  waren 

gut   bewaffnet  und   hinlänglich    mit   Proviant   versehen.     Ehe    ich 

die  Küste  verlasse,  will  ich  einige  Worte  über  das  heutige  Zei'la 

und  die  politischen  Verhältnisse  der  Somali-Länder  vorausschicken. 

ZeTla  hat  sich  seit  dem  Besuche  Burtons  nur  wenig  verändert. 

Der  Hafen  ist  noch  genau  so  schlecht  wie  früher,    doch  hat  man 

einen   Damm  von  dem  Divän  des  Gumruk  in  die  hier  sehr  flache 

See  hinausgeführt;   bei  Ebbe  steht  derselbe  vollkommen   auf  dem 

Trockenen   und   nur  bei  Flut   erlaubt  er   die  Annäherung   flacher 

Barken.     Die  Stadtmauer  ist  geschleift,    nur   an   wenigen  Stellen 

erheben    sich    noch   Überreste.     Der  Divän    des    Bascha    ist    ein 

geräumiges  Gebäude,  dessen  Material  wie  bei  allen  übrigen  Häusern 

aus  Korallen- Blocken  besteht.     Wie  früher  sind  auch  noch   heute 

in  der  Regenzeit  die  Strassen  ZeTlas  unpassierbar,  während  in  der 

Trockenzeit  ein  brauner  dichter  Staub  alles  überzieht,  ähnlich  wie 

zur  Zeit  des  NO.- Sturmes  in  Kassala.     Militär  befindet   sich   zur 

Zeit  nicht  in  Zeila,  man  hat  sämtliche  wehrfähigen  Ägypter  nach 

Harrar  geschickt,  um  sie  in  den  Kriegen  mit  den  Galla-Stämmen 

zu  verwenden.     Es  ist  die  Absicht  der  Regierung,  das  Gebiet  der 

Isa  und  Gadabursi- Somali  gänzlich  zu  unterwerfen,  Militär-Stationen 

anzulegen  und  Tribut  zu   erheben.     Bis  jetzt  ist   dies   aber   nicht 

gelungen;   die  Ägypter  werden  überall    geschlagen,    wovon    eine 

zerstörte  Befestigung  auf   der  Route   nach   Harrar   Zeugnis  giebt« 

Das  Einvernehmen   zwischen   den   Divänen   in   Zeila    und   Harrar 

ist  durchaus  nicht   das   beste,    man    beschuldigt  Abu-Bekr  Bascha 

im  Geheimen  mit  Ankobär  in  Verbindung  zu   stehen,   von  Obock 

Waffen  dorthin  zu  dirigieren   und    in    allem    den   Kairiner   Ideen 

entgegenzuarbeiten.     Man  hat  jedoch  bis  jetzt   noch    nichts   gegen 

ihn  vermocht,  da  er  erster  Häuptling  der  Dankali  ist  und  bei  den 

Gadabursi    und  Isa  grossen    Einfluss   besitzt.     Auch   haben    seine 

zahlreichen  Söhne  alle  wichtigen  Posten  inne,  und  mehrere  Ver- 


76  J-  ▼.  Müller: 

eucbe,  ihn  durch  Gift  zu  beseitigen,  sind  bei  der  grossen  Vorsicht 
Abu-Bekrs  gescheitert.  Die  Herrschaft  Ägyptens  erstreckt  «ch 
nur  auf  die  Küstenplätze  Tadschurra,  Zei'la,  Bulhar  und  Berber« 
und  die  an  der  Grenze  der  Noli-  und  Meta-Galla  gelegene  Stadt 
Harrar.  Alles  zwischen  diesen  Plätzen  gelegene  Gebiet  ist  im  Besitz 
der  Somali-  und  Galla-Stämme. 

Es  existieren  nach  Harrar  zwei  Routen.  Die  von  Zella, 
teils  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi,  teils  durch  das  der  Isa  oder 
Eisa  führende  ist  die  besuchteste.  Es  kommen  hier  Plünderungen 
der  Karawanen  seltener  vor,  hauptsächlich  infolge  zahlreicher 
Geschenke,  welche  Nadi  Bascha  den  Häuptlingen  jährlich  spendet, 
sowie  infolge  des  Einflusses,  den  Abu-Bekr  Bascha  ausübt;  doch 
muss  man  vorsichtig  und  gut  bewaffnet  sein  und  niemals  versäumen, 
bei  Nacht  scharfe  Wachen  auszustellen.  Der  Somali  ist  Meister 
im  nächtlichen  Überfall,  auch  schleicht  er  gleich  dem  Leopard  an 
den  Kraal  heran,  springt  hinein  und  ebenso  schnell  an  der  andern 
Seite  heraus,  während  er  im  Sprung  dem  schlafenden  Gegner  die 
haarscharfe  Lanze  durch  den  Leib  stosst.  Verträge  existieren  in 
diesen  Gebieten  nur,  um  sie  nicht  zu  halten;  es  ist  daher  Regel, 
jeden,  der  sich  bis  auf  Schussweite  dem  Lager  nähert,  ohne 
weiteres  niederzuschiessen;  nur  durch  die  regste  Aufmerksamkeit 
und  das  grosstmogliche  Miastranen  kann  man  Unfällen  und  Dieb- 
stählen vorbeugen.  Auch  in  letzteren  ist  der  Somali  Meister. 
Er  salbt  zu  diesem  Zweck  seinen  nackten  Korper  über  und  über 
mit  Butter,  so  dass  niemand  ihn  fassen  kann,  schleicht  sich  dann 
an  das  Lager  des  Schlafenden,  diesen  so  lange  mit  einer  Feder 
kitzelnd,  bis  er  sich  so  gedreht  hat,  dass  die  Stelle  des  Lagers, 
unter  welcher  das  vermutete  Geld  verborgen  ist,  frei  wird  und  er 
den  Diebstahl  bequem  ausführen  kann.  — 

Am  Freitag,  den  24.  März  1882,  war  ich  marschbereit 
Es  sollte  schon  in  der  Frühe  aufgebrochen  werden,  doch  traten 
noch  verschiedene  unvermeidliche  Hindernisse  in  den  Weg,  so  dass 
es  3  Uhr  Nachmittags  wurde,  ehe  ich  fertig  im  Sattel  sass. 

Zeila  liegt  auf  einer  flachen,  nur  um  wenige  Fuss  über  der 
höchsten  Flutmarke  erhabenen  Halbinsel.  Im  Osten  glänzt  die 
blaue  Meeresfläche  des  Indischen  Oceans,  im  Westen  dehnt  sich 
die  ebene  Savanne  aus,  deren  Einförmigkeit  nur  in  der  Richtung 
nach  Tadschurra  durch  niedere  Hügelzüge  unterbrochen  wird. 
Über  diese  Strandebene  begann  ich  meinen  Marsch  in  südwest- 
licher Richtung  anzutreten.  Das  Terrain  ist  zeitweise  von  flachen 
Furchen  unterbrochen,  welche  an  einen  frischgepflügten  Acker 
erinnern;  dieselben  sind  der  Überbleibsel  des  ehemaligen  Meeres- 
boden. Noch  in  unseren  Tagen  wird  die  Umgebung  der  Stadt 
bei  besonders  heftigem  Monsun  unter  Wasser  gesetzt.     Die  Vege- 


Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadaburai-Somdli  u.  Noli-Galla  nach  Harrär.   77 

tation  ist  spärlich,  niedere  Hotum- Sträucher  bieten  die  einzigen 
Reprisentanten;  erst  bei  Worobod  tritt  Uscher  und  Dorngestrupp 
auf.  Bei  Sonnenuntergang  6  Uhr  Nachm.  erreichten  wir  diesen 
ersten  Lagerplatz  anf  der  Route  nach  Harrär.  Es  sind  hier 
Brunnengruben  in  einem  geringen  Chor  abgeteuft,  doch  ist  das 
Wasser  brakisch;  die  Zeila  mit  Trinkwasser  versorgenden  Frauen 
schöpfen  daher  dasselbe  weiter  westlich,  bis  wohin  sich  die  Infil- 
tration des  Meeres  nicht  mehr  erstreckt.  Worobod  bedeutet  Hyänen- 
Brunnen.  Einiges  Grün  belebt  die  einförmige  Landschaft,  das 
Terrain  ist  noch  immer  flach,  doch  treten  südlich  Dünenbildungen 
auf,  welche  in  der  Mittagsglut  von  Zeila  gesehen  bedeutend  hoher 
erscheinen.     Wir  lagern  hier  während  der  Nacht 

Samstag,  den  25.  März.    Die  vergangene  Nacht  war  durch 
den    beständigen    Regen,    welchem    wir    ohne   Schutz    ausgesetzt 
waren ,   sehr  lästig;    völlig  durchnässt  steige    ich   früh   um  4  Uhr 
55  Minuten  in   den  Sattel.     Direktion   der  Route  SW.     Die   hier 
schon    mit  hohem   Gras   bestandene   Savanne   ist    teilweise    über- 
schwemmt und   der  Boden   so   glatt,    dass   die  Kamele   beständig 
ausgleiten.     Gegen  Mittag  kommt  endlich  die  Sonne  zum  Vorschein, 
wir  lagern  um   1  Uhr  auf  einer  Bodenerhebung,   die   den   Namen 
Agar  Uine  trägt    Die  Kleidungsstücke  werden  getrocknet  und  aus 
den  Kamelmatten   eine    solide   Hütte    für    die   Nacht    konstruiert. 
Kaum  ist  dieselbe  fertig,  so  strömt  ein  sündflutartiger  Regen  aufs 
neue  hernieder.     Ich  verkrieche  mich  in  dem  jetzt  so   wertvollen 
Bau,  während  meine  Mannschaft  an  dem  niederen  Eingang  kauert 
and  sich  Geschichten  erzählt     Die  Tierfabeln  sind  auch  hier  wieder 
der  Mittelpunkt,  und  es  gelingt  mir  einige  interessante  Anekdoten 
zu  Papier  zu  bringen.     Mein  grosses  amerikanisches  Zelt  entbehre 
ich  sehr ;  des  etwas  schwerfälligen  Transportes  wegen  ist  dasselbe 
in  Massawa  zurückgeblieben.  —  Die  Kamele  der  Somali  sind  klein, 
mager  und  ohne  jede  Ausdauer,  das  Klima  ist  für  sie  zu  feucht; 
südlich  vom  40.°  N.-Br.  kommen  sie  nur  noch   kümmerlich  fort, 
leiden  an  Geschwüren  und  sind  schon  nach  geringer  Anstrengung 
unbrauchbar.     Eigentümlich  ist  die  Art,  in  welcher  der  So  mal  die 
Last  auf  dem  Kamel  befestigt.     Er  legt  zu  diesem  Zweck  8  bis  4 
höchst  solide,  aus  Steppengras  gefertigte  Matten,  deren  eine  Seite 
glatt,  die  andere  dagegen  so  geflochten  ist,  dass  sie  weichem,  lang« 
haarigen  Pelzwerk  gleicht,    auf  den    Rücken   des   Thieres,    damit 
dasselbe  nicht  gedrückt  werde  und  befestigt  auf  diesen  vier  solide 
Stangen,  welche  paarweise  zusammen  gebunden  den    eigentlichen 
Sattel  bilden.     Verletzungen  des  Kamels  durch  die  Last  sind  auf 
diese  Weise   ausgeschlossen,    doch   wird   das  Tier  sehr  an   freier 
Bewegung  gehindert;    auch    nimmt    die  Konstruktion    des  Sattels 
viel  Zeit  in  Anspruch.     Wird  gelagert,  so  dienen  die  Stangen  und 


78  J-  ▼•  Müller: 

Matten  zum  Aufbau  der  allerdings  sehr  kleinen ,  nur  2^  Fass 
hohen,  immerhin  aber  einen  genügenden  Schatz  bietenden  Hätte. 
Das  Dach  ist  vollkommen  wasserdicht  infolge  der  langhaarigen 
Matten,  an  welchen  das  Regenwasser  ab  flieset 

Erst  gegen  Sonnenuntergang  teilte  sich  das  dichte  Regen- 
gew 61k,  die  Savanne  stand,  so  weit  das  Auge  reichte,  anter  Wasser, 
einige  flache  Bodenerhebungen  ragten  aus  dem  Wasserspiegel 
hervor.  Ich  beschloss,  die  Nacht  hier  zuzubringen,  da  bei  solchen 
Umständen  ein  Weitermarsch  nur  unter  den  dringendsten  Gründen 
möglich  ist.  Der  Boden  besteht  aus  zähem  Schlamm,  dessen  Farbe 
sich  jedem  Gegenstand  mitteilt  Zwischen  den  einzelnen  Büschen  des 
hohen  Savannengrases  hat  das  Regen wasser  weissen,  quarzigen  Sand 
zusammengeschwemmt,  aus  dem  die  jungen,  grünen  Halme  hervor- 
schiessen;  fast  sieht  man  sie  unter  den  Einflüssen  des  fruchtbaren 
Bodens,  der  reichen  Bewässerung  und  der  feucht  -  heissen  Tem- 
peratur wachsen.  Unter  glorreicher  Pracht  sinkt  die  Sonne,  der 
ganze  Himmel  scheint  sich  in  ein  Glutmeer  aufzulösen,  jeder 
Gegenstand  scheint  Feuer  zu  strahlen,  und  selbst  diese  unendlich 
düstere,  melancholische  Überschwemmungsscene  mit  ihren  weiten, 
schlammigen  Wasserflächen,  den  nackten,  schirmförmigen  Mimosen 
und  pilzartigen  Termitenbauten  gewinnt  ein  eigenartiges  Leben. 
Kein  Laut,  nicht  das  geringste  Zeichen  von  animalischem  Leben 
macht  sich  bemerkbar.  Um  6  Uhr  ist  die  Sonne  verschwunden. 
Bis  6%  Uhr  dauert  in  der  Regenzeit  durchschnittlich  die  Dämmerung; 
die  Luft  ist  dann  derartig  mit  Wasserdunst  gesättigt,  dass  die 
Strahlen  viel  länger  von  der  Erdoberfläche  reflektiert  werden,  im 
Gegensatze  zu  dem  nördlichen  Afrika,  wo  die  Atmosphäre  stets 
ungemein  trocken  ist  und  mit  dem  Verschwinden  der  Sonne  auch 
die  Nacht  hereinbricht. 

Ich  lag  noch  lange  am  erlöschenden  Wachtfeuer.  Über  mir 
funkelten  die  Sterne  in  äquatorialer  Pracht,  der  Himmel  war  jetzt 
klar  und  wolkenlos  und  Hess  die  einzelnen  Sternbilder  unendlich 
hell  erscheinen.  Die  in  der  Luft  schwebenden  Dunstgebilde  wirkten 
gleich  einem  Yergrösserungsglas,  die  Aberration  muss  infolge 
dessen  sehr  bedeutend  gewesen  sein  und  ich  gedachte  der  Positions- 
bestimmungen in  den  Tropen  im  allgemeinen.  Ganze  Routenkon- 
struktionen basieren  auf  ihnen,  man  nimmt  sie  gewöhnlich  als  sicher 
feststehend  an,  trotzdem  man  weiss,  dass  die  Reise -Instrumente 
nach  einigem  Gebrauch  häufig  fehlerhaft  werden,  der  Beobachter 
ermüdet,  krank  oder  wenig  erfahren  ist,  dass  endlich,  und  dieses 
ist  die  Hauptsache,  durch  klimatische  Einflüsse  eine  noch  so  sorg- 
fältige Beobachtung  durchaus  unrichtig  ist.  In  der  Regenzeit  ist 
z.  B.  das  Einschneiden  eines  Sternes  mittelst  des  Faden-Kreuzes 
im  Theodolith- Fernrohr  öfters  unmöglich,   der  Stern  springt  bald 


Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somäli  u.  Noli-Galla  nach  Harrar.  7  9 

Dach  rechts,  bald  nach  links  heraus,  je  nachdem  sich  die  von  der 
feucht-heissen  Erde  aufsteigenden  Dunste  bewegen. 

Sonntag,  den  26.  März.  Um  7  Uhr  früh  wird  aufgesessen 
und  in  Richtung  SW.  weiter  marschiert.  Der  Boden  ist  ungemein 
schlüpfrig,  doch  hat  sich  während  der  Nacht  das  Wasser  verlaufen, 
und  bald  entsteht  eine  trockene  Schlammkruste,  welche  unter  der 
Einwirkung  der  brennenden  Sonne  vielfach  zerberstet.  Der 
Charakter  der  Landschaft  ist  noch  derselbe:  weite  mit  hohen 
Grasbüschen  und  zerstreuten  Mimosengruppen  bedeckte  Flächen, 
aus  welchen  stellenweise  kegelförmige,  hohe  Termitenbauten  hervor- 
treten. Es  ist  eigentumlich,  dass  diese  Bauten  häufig  sich  an 
Bäumen  und  Büschen  anlehnen  oder  um  dieselben  herumgeführt 
sind,  ohne  dass  letztere  absterben;  die  sonst  alles  zerstörende 
Termite  scheint  also  grünes  Holz  nicht  anzugreifen.  —  Schon  am 
Morgen  gewahrte  ich  im  W.  einen  niederen  Hügel.  Wir  hielten 
auf  ihn  zu,  es  war  der  Gebel  Manducha,  die  Landmarke  der 
zwischen  Zeila  und  Harrär  verkehrenden  Karawanen.  Um  12  Uhr  15 
Minuten  Nachm.  lagerten  wir  am  Fuss  dieses  aus  Eruptiv- Gesteinen 
bestehenden  und  dünn  mit  Mimosen  bewachsenen  Hügels.  Das 
Gebiet  nordlich  der  Route  gehört  den  Isa-  oder  Eisa- Somali, 
während  südlich  derselben  die  Abu  Tarbusch,  ein  sehr  wilder, 
vorzüglich  berittener  Unterstamm  der  Gadabursi,  ihre  Heerden 
weiden.  Die  Savannen  zwischen  dem  Salzwasserfluss  Henza  oder 
Hensa  and  dem  Meere  tragen  den  Namen  Henza. 

Einige  Isa  näherten  sich  dem  Lager.  Sie  brachten  Milch 
nnd  empfingen  dafür  ein  Gegengeschenk.  Eine  Pflanze  mit  suc- 
culentem  Stengel,  Merik  genannt,  wächst  hier  häufig,  ihr  Geschmack 
ist  schwach  säuerlich,  die  Eingeborenen  essen  sie  in  rohem  Zustand. 
—  Ein  äusseres  Unterscheidungszeichen  kennen  die  Gadabursi  und 
Isa  nicht.  Begegnen  sich  zwei  Männer,  so  bleiben  beide  auf 
etwa  50  Schritt  Entfernung  stehen,  rufen  sich  ihren  Namen  und 
den  ihres  Stammes  zu  und  gehen  gewöhnlich  in  grossem  Bogen 
am  einander  herum,  da  seitdem  sie  ihren  Stamm  verlassen  haben, 
möglicherweise  eine  der  häufigen  Fehden  ausgebrochen  sein  kann, 
von  welcher  der  eine  oder  der  andere  nichts  weiss.  Einem  ein- 
zelnen Somali  wird  man  in  der  Wildnis  fast  niemals  begegnen; 
es  thun  sich  stets  zwei  zusammen,  um  sich  so  gegenseitig  den 
Bücken  zu  decken.  —  Um  5  Uhr  15  Minuten  Nachmittags  wird 
vom  Lager  Manducha  abmarschiert  und  die  südwestliche  Richtung 
wieder  aufgenommen.  Vereinzelte  niedere  Hügel  machen  sich  im 
W.  und  N.  in  blauer  Ferne  bemerkbar;  wir  haben  somit  die 
unterste,  kaum  merkbar  zum  Innern  aufsteigende  Terrasse  betreten. 
Um  9  Uhr  Nachmittags  wird  auf  der  offenen  Savanne  Lager 
bezogen.     Während  der  Nacht  fällt  ein  feiner  Regen. 


80  J.  ▼•Müller:  Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somali  nach  Harrar. 

Montag,  den  27.  März.  Ich  verlasse  das  Lager  vom  26. 
um  6  Uhr  15  Minuten  Vormittags  den  Marsch  in  Direktion  SW. 
fortsetzend.  Um  9  Uhr  40  Minuten  wird  zur  Rechten  ein  Be- 
gräbnisplatz passiert.  Es  wurde  hier  vor  kurzem  ein  grosser 
Somali-Krieger  bestattet,  dessen  Grab  eine  an  Abessinien  erinnernde 
Kreuzform  zeigt;  die  aus  Basaltblocken  bestehenden  Arme  des 
Kreuzes  sind  mit  weissen  und  rosa  Quarzstucken  belegt,  wie  im 
Ost-Sudan.  Vor  dem  ostlichen  Arm  sind  mehrere  Sandsteinplatten 
aufgestellt,  wodurch  die  Anzahl  der  vom  Verstorbenen  erschlagenen 
Feinde  angedeutet  wird«  Um  9  Uhr  50  Minuten  Vormittags  wird 
das  Ufer  des  Henzet-  oder  Henza-  Salzwasser- Flusses  erreicht. 
Derselbe  entspringt  in  den  Savannen  des  Isa-Gebietes,  hat  zuerst 
eine  Richtung  von  N.  nach  S.,  biegt  hei  Henzet  in  die  Richtung 
von  W.  nach  O.  um,  und  mundet  zwischen  Bulhar  und  Zeila  in 
den  Indischen  Ocean.  Ich  erinnere  mich,  später  in  Harrar  gehört 
zu  haben,  der  Henzet  munde  in  den  Hawasch.  Das  Wasser  war 
heute,  da  in  der  vorhergehenden  Nacht  Regen  gefallen  war, 
schwach  salzig.  Als  ich  auf  der  Ruckkehr  den  Fluss  wieder 
passierte,  war  kein  Regen  gefallen  und  das  Wasser  völlig  ungenie&s- 
bar.  Die  Ufer  sind  mit  etwas  Vegetation  bestanden,  darunter 
vorherrschend  Nabak,  Ghersa  und  Tamariske;  auch  tritt  hier  schon 
vereinzelt  die  Flötenakazie  auf.  Ich  Hess  am  Ufer  Lager  schlagen. 
Bald  kamen  Gadabursi  in  grosserer  Menge  und  umkreisten  das 
Lager;  gern  wäre  ich  auf  einen  ca.  zwei  Meilen  entfernten  Hügel 
gegangen,  doch  war  meine  Lage  zu  unsicher,  und  ich 'hielt  es 
deshalb  für  das  Beste,  den  kommenden  Tag  hier  abzuwarten  und 
die  Eingeborenen  friedlich  zu  stimmen.  Durch  eine  längere  An- 
rede in  Arabisch  und  einige  Geschenke  entwickelte  sich  bald  ein 
gewisser  Verkehr,  doch  gelang  es  nicht,  ethnographische  Gegen- 
stände einzutauschen.  Die  Eingeborenen  waren  im  vollen  Kriegs- 
schmuck: viele  trugen  die  weisse  Straussfeder  im  frisch  gefetteten 
Haar,  die  langen,  vorzüglich  gearbeiteten  Lanzen  und  Dolche  waren 
scharf  geschliffen  und  glänzten  wie  Silber  in  der  Sonne.  Jeder  ver- 
heiratete, wehrfähige  Mann  trug  in  der  Linken  zwei  kleine  Lanzen 
mit  Widerhaken,  zum  Werfen  bestimmt.  In  der  Rechten  hielt  er 
die  grosse  Stosslanze,  ausserdem  einen  kleinen,  sehr  soliden,  mit 
Linien  -  Ornamenten  verzierten  Faustschild  aus  Elefantenhaut.  Im 
Gürtel  führte  ein  jeder  ein  breites  .Säbelmesser,  dessen  Horngriff 
mit  Blei  bei  den  Ärmeren,  mit  Silber  bei  den  Reicheren  eingelegt 
war.  Viele  waren  ohne  jedwelche  Bekleidung,  nur  wenige  hatten 
ein  aus  Surat  oder  Bombay  stammendes  Cottontuch  aus  roher  Baum- 
wolle, oder  das  Fell  des  Guereza  um  die  Lenden  geschlungen. 

(Schluss  folgt.) 


Verlagsbericht  von  Dietrich  Reimer  in  Berlin. 

188S. 

Adami-Kiepert'8  Schul-Atlas  in  27  Karten.  Vollständig  neu  bear- 
beitet von  Heinrich  Kiepert.  Achte  berichtigte  Auflage. 
Revidiert  von  R.  Kiepert.     Preis  nachliegend  cartonnirt  5  M. 

Admiralitätskarten,  Deutsche,  herausgegeben  von  dem  Hydro- 
graphischen Amt  der  Kaiserlichen  Admiralität.  Nr.  78.  Ostsee, 
nördlicher  Theil.  1  :  600,000.  Nach  den  neuesten  Vermessungen. 
(Commissionst- Artikel.)     Preis  2  M.  50  Pf. 

Ausführliches  Verzeichnis  nebst  Karten- Iudex  steht  gratis  zur  Verfügung. 

Attika,  Karten  von.  Auf  Veranlassung  des  kaiserl.  Deutschen  Archä- 
ologischen Instituts  etc.  mit  erläuterndem  Text  herausgegeben  von 
E.  C  u  r  t i us  und  J.  A.  K a  u  p  e  r  t.  Heft  II.  Inhalt :  Athen-Peiraieus, 
Athen-Hymmettos,  Kephisia,  Pyrgos.  Nebst  Text  von  A.  Milch- 
höfer.    Preis  der  4  Karten  (Fol.)  und  Text  (40.)  geheftet  16  M. 

&3T  Heft  I.     Inhalt:  Athen,  und  Peiraieus.    4  Karten  (Fol.)   in  Umschlag  nebst  Text 
(40.)  cart.,  Preis  13  M.,  ist  1881  erschienen. 

Bebaungsplan  der  Umgegend  Berlins.  17  Blätter.  Abtheilung  III 
und  VI.     Massstab  1  :  4,000.     Neue  Ausgaben.     Preis  ä  2  M. 

KIT  Von  den  einzelnen  Abtheilungen   dieses  Planes  erscheinen   fortlaufend  nach  Be- 
dürfnis neue  revidirte  Ausgaben. 

Globen.  Riesen-Erd- Globus  von  80  Cent.  (30  Zoll)  Durchmesser. 
Bearbeitet  und  gezeichnet  von  Prof.  Dr.  H.  Kiepert.  Neue 
vollständig  berichtigte  Ausgabe.  (Nr.  19  bis  22  des 
Globen -Verzeichnisses.)  Preis  je  nach  Ausstattung  mit  Em- 
ballage 210  M.  bis  396  M. 

KT*  Auch  die    Globen   von  34  Cent.    (13  Zoll)  Durchmesser  (Nr.  3   bis  7  des  Globen- 
Verzeichnisses)  sind  1883,  w»c  alljährlich,  in  neuen  revidirten  Ausgaben  erschienen. 

Kiepert,  H.,  Wandkarte  des  Deutschen  Reiches.  9  Blätter.   Massstab 
1:750,000.  Siebente  berichtigte  Auflage.  Preis  in  Umschlag 
10  M. ;  auf  Leinwand  in  Mappe  18  M. ;  auf  Leinwand  mit  Stäben  20  M. 
Kiepert,  H.,   Wandkarte  zur  Erläuterung  der  biblischen  Erdkunde 
alten   und  neuen  Testaments.     Zum  Schulgebrauch  bearbeitet. 
4  Blätter.    Massstab  1 : 3,000,000.    Neue  berichtigte  Ausgabe 
Preis  in  Umschlag  4  M. ;   auf  Leinwand  in  Mappe  7  M.;  auf 
Leinwand  mit  Stäben  9  M. 
Kiepert,  H.,  Wandkarte  von  Alt  Griechenland.    9  Blätter.    Massstab 
1  :  500,000.    Vierte  vollständig  umgearbeitete  Auflage. 
Preis  in  Umschlag  12  M. ;  auf  Leinwand  in  Mappe  20  M.;   auf 
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Kiepert,    K,    Wandkarte    von    Alt-Italien.      6   Blätter.      Massstab 
1  :  800,000.     Dritte  vollständig  umgearbeitte  Auflage. 
Preis  in  Umschlag  9  M.;   auf  Leinwand  in  Mappe   15  M.;   auf 
Leinwand  mit  Stäben  17  M. 
Kiepert,    H.,     Wandkarte    von    Palästina.      8    Blätter.      Massstab 
1  :  200,000.    Fünfte  vollständig  neu  bearbeitete  Auflage. 
Preis  in  Umschlag  8  M.;   auf  Leinwand  in  Mappe   15  M. ;  auf 
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Kiepert,  H.,  Volks-Schul- Wandkarte  von  Palästina.    4  Blätter.    Mass- 
stab    1  :  300,000.     Zweite    vollständig    neu    bearbeitete 
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8  M.;   auf  Leinwand  mit  Stäben  10  M. 
Kiepert,  H.,  neue  Handkarte  von  Palästina  für  Schulen.     Massstab 
1   ;  800,000.     Vierte    vollständig  neu  bearbeitete  Auf- 
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Kiepert,    H.»   physikalische  Schul- Wandkarten  Nr.  4:   Asien.     9  Bl. 
I    :  8,000,000.     Dritte  Auflage.     Preis  in  Umschlag    12  M.; 
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Kiepert,  H.,  Karte  der  Ruinenfelder  von  Babylon,  nebst  Begleit- 
worten. (Separat- Abdruck  aus  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde,  1883.)     Preis  geheftet  3  M. 

Kiepert,  H.,  Schul- Atlas  der  alten  Welt.  12  Karten  mit  erläuterndem 
Text.     Preis  geheftet  2  M. 

Kiepert,  H.,  kleiner  Schul- Atlas  für  die  unteren  und  mittleren 
Klassen  in  23  Karten.  AchtzehnteAuflage.  Preis  geheftet  1  M. 

Kiepert,  R.,  Schul -Wand-  Atlas  der  Länder  Europa's.  Lieferung 
V :  Stumme  physikalische  Schul- Wandkarte  von  Italien.  4  Blätter. 
Massstab  1  :  1,000,000.  —  Lieferung  VI:  Politische  Schul- Wand- 
karte von  Italien.  4  Blätter.  Massstab  1  :  1,000,000.  Preis  in 
Umschlag  ä  5  M.;  auf  Leinwand  in  Mappe  ä  9  M.;  auf 
Leinwand  mit  Stäben  ä  11  M.;  —  Lieferung  VIII:  Politische 
Schul -Wandkarte  der  Balkan- Halbinsel.  6  Blätter.  Massstab 
1  :  1,000,000.  Preis  in  Umschlag  7  M.  50  Pf.;  auf  Leinwand 
in  Mappe  13  M.  50  Pf.;  auf  Leinwand  mit  Stäben  16  M.  50  Pf. 

KT  Lieferung  VII.:   Balkan- Haldinsel  (physikalisch)  erscheint  1884,"  in  Vorbereitung: 
befinden  sich  ferner:  Deutschland,    6  Blätter,  Oesterreich,  6  Blätter. 

Kiepert.  K.,  Uebersichtskarte  von  Tong-king.  Massstab  i  :  2,000,000 
Nebst  Plan  von  Ha-noi  und  Umgebung,  Massstab  1  :  114,000 
und  Karte  des  Gebietes  zwischen  Ha-noi  und  Son-tai  nach  An- 
gabe der  dort  lebenden  Missionäre,  Massstab  1 :  225,000.  (Sepa- 
rat-Ausgabe  aus  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde, 
1883.)     Preis  etikettirt  60  Pf. 

Mittheüungen  der  Afrikanischen  Gesellschaft  in  Deutschland.  Unter 
Mitwirkung  des  Vorstandes  herausgegeben  von  Dr.  W.  Er  man. 
IV.Band.  Heft  1.  (Commissions-Artikel.)  Preis  geheftet  2  M.  80  Pf. 

W&-   I.   Band   (5  Hefte).    Preis  6  M.  —  II    Band  (5  Hefte).     Preis  6  M.  —  III.  Band 
4  Hefte)  Preis  10  M.,  sind  ebenfalls  von  uns  zu  beziehen. 

Mohn,  H.,  Grundzüge  der  Metereologie.  Die  Lehre  von  Wind  und 
Wetter  nach  den  neuesten  Forschungen  gemein  fasslich  dar- 
gestellt. Dritte  verbesserte  Auflage.  Mit  2$  Karten  und 
36  Holzschnitten,     gr.  8°.     Preis  gebunden  6  M. 

Verhandinngen  des  dritten  deutschen  Geographentages  zu  Frankfurt 
a.  M.  am  29.,  30.  und  31.  März  1883.  Mit  2  Karten.  Preis  geh.  5  M. 

B&"  Die  Verhandlungen  des   ersten   und  zweiten  Geographentages  zu  Berlin  und  Halle 
sind  1882  erschienen. 

Verhandinngen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin.  Heraus- 
gegeben im  Auftrage  des  Vorstandes  von  Prof.  Dr.  von  Bo- 
guslawski  1883.  X.  Band.  (10  Nummern).  Mit  Karte  der 
Veränderungen  in  der  Sunda-Strasse.    Preis  complet  geheftet  4  M. 

BST  Die  Nummern  werden  auch  einzeln  zu  erhöhten  Preisen  abgegeben. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  fnr  Erdkunde  zu  Berlin,  im  Auftrage 
der  Gesellschaft  herausgegeben  von  Prof.  Dr.  W.  Koner.  1883. 
XV11I.  Band  (6  Hefte).  Mit  9  Karten.  Nebst  Gratisbeilage 
(Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde,  1883,  10  Nrn.). 
Preis  complet  geheftet  13  M. 

Kataloge  nndProspecte:  Verzeichnis  empfehlensvverther  Kartenwerke 
für  Lehr- Anstalten.  März  und  September  1883.  —  Verzeichnis 
der  Erd-  und  Himmels-Globen,  .mit  Abbildungen.  October  1883. 
—  Prospect  über  Kieperts  Schul- Wand- Atlas,  Adami-Kiepert's 
Schul- Atlas,  Kieperts  Schul- Atlas  der  alten  Welt,  neue  Schul- 
Wandkarten,  Verhandlungen  des  dritten  deutschen  Geographen- 
tages. October  1883.  —  Grösseres  Verzeichnis  empfehlenswerther 
Kartenwerke,  Globen,  Bücher  etc.  November  1883. 

Für  die  Redaction  yerantwortlich:  W.  Kon  er  in  Berlin. 
Druck  Ton  W.  Pormetter  in  Berlin  C,  Nene  Grünstrasse  30, 


No.  110. 


-VTHTTNEY  LIBRABY, 

MO».  COMP.  ZOOL 


ZEITSCHRIFT 


DER 


GESELLSCHAFT  FÜR  ERDKUNDE 


ZU  BERLIN. 


ALS  FORTSETZUNG  DER  ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  ERDKUNDE 

IM    AUFTRAGE    DER    GESELLSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

Prof.  Dr.  W.  KONER. 
REDACTION  DER  KARTEN  VON  HEINRICH  UND  RICHARD  KIEPERT. 


NEUNZEHNTER  BAND.    ZWEITES  HEFT. 


BERLIN, 
VERLAG  VON  DIETRICH  REIMER, 
e  1884. 


Mit  Gratisbeilage:    Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde 

1884.    No.  2.  3.  ■ 


Inhalt. 


Seite 


VI.    Der  jüngste  Ausbrucfc  des  Vulkans  Krakatau  (Mai  bis  August  1883). 

Von  Kapitän  a.  D.  L.  F.  M.  Schulze 81 

VIL    Tagebuch  einer  Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somali  und 
Noli-Galla   nach  Harrär.     Von  John  Freiherr  von  Malier. 

(Schluss) 104 

VIII.    Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.    Von 

Clemens  und  Gustav  Denhardt.    (Hierzu  eine  Karte,  Taf.  III)    122 

Karten. 

Taf.  III.  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.  Nach  eigenen  astro- 
nomischen und  geodätischen  Messungen  gezeichnet  von  Clemens  und 
Gustav  Denhardt.    Massstab  1:500,000. 


Der  neunzehnte  Band  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde  erscheint  1884  in  zweimonatlichen  Heften,  mit  Bei- 
gabe von  Karten  und  mit  der  Gratisbeilage:  „Verhandlungen 
der  Gesellschaft  für  Erdkunde,  10  Nrn."  Der  Preis  des  Bandes  von 
6  Heften  nebst  Gratisbeilage  ist  13  Mark.  Die  „Verhandlungen" 
sind  auch  allein  zum  Preise  von  4  Mark  zu  beziehen. 

Die  Bande  I— IV  (1866—1869)  sind  zum  Preise  von  8  Mark, 
der  V— VIII.  Band  (1870—1873)  zum  Preise  von  10  Mark  und  der 
IX— XVIII.  Band  (1874—1883)  zum  Preise  von  13  Mark  pro  Band, 
complet  geheftet,  ebenso  die  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für 
Erdkunde,  1874—1883,  complet  geheftet,  zum  Preise  von  4  Mark 
pro  Band  zu  haben. 

Preis-Ermässigung. 

Die  Bände  I— VI  und  neue  Folge  I— XIX  der  Zeitschrift  ftr 
allgemeine  Erdkunde  (1853—1865)  sind 

zusammengenommen  zum  Preise  von  3  Mark  pro  Band  und 

einzeln  zum  Preise  von  4  Mark  pro  Band 
durch  jede  Bnchhandlung  zu  beziehen. 


Berlin,  im  Mai  1884. 

S.  W.  Anhaltetrasse  No.  12. 


Die  Verlagshandlung  von 
Dietrich  Reimer 

(Reimer  &  Hoefer.j 


VI. 

Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatau 
(Mai  bis  August  1883). 

Bearbeitet  für  die  Gesellschaft  für  Erdkunde  in  Berlin  von  ihrem  Mitgliede 
L.  F.  M.  Schulze,  Kapitän  a.  D.  in  Batavia. 


Geschrieben  im  Oktober  1883« 
Die  in  den  Monaten  Mai  bis  Augast  vorigen  Jahres  erfolgte 
Eruption  des  Vulkans  Erakatan  in  der  Sandastrasse,  welche 
so  entsetzliche  Verwüstungen  anrichtete  und  so  viele  Menschen- 
leben kostete,  bat  nicht  allein  im  ganzen  malayi sehen  Archipel 
Schrecken  und  Angst  verbreitet,  sondern  auch  für  die  Zukunft 
bange  Sorgen  hervorgerufen. 

In  keinem  Teile  der  Erdoberfläche  findet  man  auf  einem 
bezuglich  so  kleinen  Räume  eine  so  grosse  Anzahl  Ventile  des 
unterirdischen  Feuers,  als  in  dem  sogenannten  malayischen  Archipel. 
Derselbe  wird  durch  einen  Gürtel  von  Vulkanen  umgeben, 
der  im  Nordwesten  auf  den  Andaman- Inseln  anfangt,  über  die 
Nikobaren,  Sumatra,  Java,  die  kleinen  Sunda-Inseln,  die  Timor- 
sehen  und  sogenannten  Südwest-Inseln  läuft  und  auf  West- Neu- 
Guinea  endigt.  Der  Gürtel  bildet  beinahe  einen  regelmässigen 
Halbkreis,  während  von  den  Timorschen  Inseln  aus  sich  ein  ge- 
waltiger Zweig  nach  Norden  ausstreckt,  der  Pulu-Gunong  Api 
(nordlich  von  der  Insel  Wetta),  die  Banda-Inseln ,  Djilolo  mit 
Makjan,  Motir,  Tidore  und  Ternate,  das  nordliche  Gelebes,  die 
Sangir-  und  Talaut-Inseln,  sowie  die  Philippinen  berührt  und  in 
Japan  und  Kamtschatka  seine  nordliche  Grenze  findet.  —  Der 
ebengenannte  Hauptgürtel  steht  im  Nordwesten  in  Verbindung  mit 
Hinterindien,  wo  der  allgemeine  vulkanische  Herd  im  Gebirge, 
westlich  vom  Irawaddy-Strome,  seine  Ventile  hat. 

Im  Osten  schliesst  der  Continent  von  Neu- Guinea  die  Vulkan- 
reihe ab  und  scheinen  die  Vulkane  Neu-Britannia's  (nordlich  von 
Australisch- Neu-Guinea)  keine  Verbindung  mit  dem  einzigen  be- 
kannten Vulkan  genannter  grossen  Insel  zu  haben. 

ZeitMhr.  d.  G««Uieh.  t  Erdk.    Bd.  XIX.  6 


82  L.  F-  M-  Schulze: 

Im  Norden  der  Andaman-Gruppe  findet  man  den  vulkanischen 
Kegel  Narkondam,  woran  sich  südlich  der  Barren-Vulkan  schlieft 
Die  tertiären  Nikobaren  zeigen  wohl  keine  Krater,  rnhen  jedoch 
ebenso  wie  die  Andamanen  and  Sumatra,  auf  ein  und  derselben 
vulkanischen  Basis.  Im  Norden  Sumatra's,  im  Beiche  Atjeh,  hat 
man  den  Ounong  Samalangan,  südlich  davon  den  Batu-Gapit 
(2000  m  hoch),  im  Osten  des  Reiches  Langkat  liegend  den 
Dolok-Dsaut  (1625  m  hoch)  am  linken  Ufer  des  Taroh-Flusses 
im  Norden  der  Landschaft  Sibogha,  den  Dolok-Sibulabo-ali  im 
Süden  derselben  Landschaft,  und  den  Dolok-Labu-radja  (circa 
1000  m  hoch)  im  Distrikt  Mandaheling,  nördlich  von  Padang 
Sidempuan.  Hierauf  folgt  in  südlicher  Richtung  der  Vulkan  Seret- 
Berapi  (1786  m  hoch)  in  der  Landschaft  Angkola  und  ostlich 
davon  der  Boekit-Maleh    im   Nordwesten  des  Reiches  Siak. 

In  den  Distrikten  Ayer-Bangis  und  Rau  erhebt  sich  maje- 
stätisch der  2925  m  hohe  vulkanische,  terrassenförmige  Kegel  Ophir, 
auch  wohl  Gunong  Passaman  genannt,  der  die  Landschaft  Agam 
im  Norden  begrenzt,  während  die  Vulkane  Singalang  (3000m 
hoch),  Merapi  (2918m  hoch)  und  Sago  (1498  m  hoch),  zwischen 
Fort  de  Kock  und  Paja-Komba,  diese  Landschaft  im  Süden  gleich- 
sam abschliessen.  An  der  Südostseite  des  Vulkans  Merapi  liegt 
der  sehr  tiefe  Singkara-See ,  ungefähr  500m  über  dem  Niveau 
des  Meeres. 

Südlich  von  Solok  und  Muara-Panas  liegt  der  Vulkan  Talang, 
auch  wohl  Gunong  Salassi  oder  Soloasi  genannt,  der  circa  2500m 
hoch  ist. 

Im  Nordosten  der  Landschaft  Indrapura  (an  der  Grenze  von 
Korintji)  findet  man  den  3736  m  hohen  Vulkan  Indrapura,  um- 
geben von  den  Bukit-Patah-sembilan  und  Bukit-Tudju.  Die  Süd- 
seite dieses  mächtigen  Vulkans  durchschneidet  ein  Thal,  worin 
der  Sangkir-Fluss  in  südlicher  Richtung  nach  dem  See  von  Korintji 
strömt,  der  östlich  vom  Gunong  oder  Bukit-Raja  liegt. 

In  der  Landschaft  Benkulen  liegen  der  Vulkan  Ipu  im  Osten 
von  Moko-Moko,  südlich  davon  bei  Serampei,  der  Bukit-Seblat, 
und  in  der  Landschaft  Redjang  der  Ulumusi  oder  Bukit-besar. 

Im  Osten  des  Reiches  Palembang  in  dem  Paesumah-Lande, 
zwischen  Lematang  und  Ampat-lawang,  liegt  der  Vulkan  Dempo 
(3190  m  hoch). 

Im  Norden  des  Distrikts  Krohe  (Benkulen),  an  der  Grenze 
des  Palembang'schen  Ranoh-Gebietes,  findet  man  den  Vulkan 
Panjong,  auch  wohl  Bukit-Pujong  genannt,  ungefähr  1800  m 
hoch  (auf  5°  südl.  Breite),  an  dessen  Ostseite  sich  der  See  von 
Ranoh  befindet. 

Im  Westen   der  Lampong'schen  Distrikte,   dicht   bei   der  Se- 


Der  jüngste  Ausbrach  des  Vulkans  Krakatau.  £3 

mangka-Bai,  liegt  der  2280  m  hohe  Vulkan  Bukit-Radja-Tangkamas 
oder  Bukit-Semangka,  auch  wohl  Kaisers  Pic  genannt,  nördlich 
von  Snka-Bandjar,  an  dessen  Südostseite  sich  der  Bukit-Lampong 
oder  Telok,  Bukit-Ratai  und  Bukit-Tangka  anreihen. 

In  der  Semangka-Bai,  auf  der  Insel  Semangka  oder  Taboang, 
besser  Pulu-Tuboan  genannt,  findet  man  im  Süden  einen  vul- 
kanischen Kegel,  der  nach  Norden  zu  sich  in  einen  sanft  abfallenden 
Bergrücken  verläuft,  geradeso  wie  früher  der  Krakatau. 

Auf  der  östlichen  Halbinsel,  welche  die  Lampong-Bai  be- 
grenzt, in  der  Landschaft  Ampat-Marga,  liegt  dicht  bei  Ratimbang 
der  Vulkan  Radja-Bassa,  der  eine  Höhe  von  1340m  erreicht 
und  dessen  Krater  ein  Ventil  des  Feuerherdes  zu  sein  scheint, 
worauf  auch  die  in  der  Nähe  bei  Tandjong-Babi  (Schweinskap  — 
Varkenshoek)  liegenden  Inselchen  Sibuku  und  Sibessi  stehen. 
Beide  Inselchen  sind  vulkanisch,  und  von  Sibessi  weiss  man  nun 
sicher,  dass  es  einen  thätigen  Krater  hat.  östlich  von  Tandjong- 
Babi  dicht  bei  der  Lampong'schen  Küste  liegen  die  Zütphen'schen 
In  selchen  Rimau,  Kandang  u.  s.  w.,  während  die  Insel  Dwars  in 
de  weg  ungefähr  in  der  Mitte  der  Sundastrasse  im  engsten  Teile 
derselben  liegt.  Dwars  in  de  weg  zeigte  sich  vor  der  Eruption 
des  Krakatau  als  ein  kolossaler  stumpfer  mehr  oder  weniger  vier- 
eckiger Felsen  mit  üppiger  Vegetation.  Beinahe  als  sicher  ist 
anzunehmen,  dass  der  Vulkan  Krakatau  (auch  Rakata  genannt), 
südöstlich  von  Sibessi  in  der  Sundastrasse  liegend,  mit  letzteren 
Vulkanen  innere  Gemeinschaft  hat. 

Die  Insel  Krakatau  erhob  sich  ungefähr  250  m  hoch  steil 
aus  dem  Meere  und  hatte  die  Gestalt  eines  unregelmässigen  von 
Süden  nach  Norden  länglich  gestreckten  Vierecks;  mehr  nach 
Süden  zu  erhob  sich  circa  150  m  höher  der  Pic  von  Krakatau, 
während  der  Krater  mehr  nach  Norden  zu  auf  dem  sogenannten 
Rücken  des  Inselchens  lag.  Am  Nordkap  Krakatau's  lag  Pulu 
Pandjang  (lange  Insel),  eine  niedrige  Fortsetzung  des  Rückens, 
während  dicht  beim  östlichen  Strande  noch  vier  kleine  Inselchen, 
u.  a.  die  sogenannte  verlassene  Insel  sich  befanden. 

Seit  dem  Jahre  1680  war  Krakatau  ein  sogenannter  er- 
loschener Vulkan,  bis  zu  seinem  Gipfel  mit  einem  reichen  Pflanzen- 
kleide und  Urwald  bedeckt.  Während  der  Strand  von  spinifea 
squarrossu8,convolvulus  pes  caprae,  crinum  em'a/zcwn,  Pandanacaeen 
und  Margueriten  bedeckt  war,  zeigten  sich  nach  dem  Innern  des 
Inselchens  zu  üppige  Goodeniaceae,  Dodonaea's  und  Fagraeen, 
abgewechselt  von  Waru-la-ut-Gruppen  (Paritium  tiliäceum),  bis  das 
dunkle  Grün  des  höherliegenden  Urwaldes  nur  hin  und  wieder 
einzelne  Coryphaeen-Gebang-  und  Alang-alang-Felder  erkennen 
Hessen.  Wie  beinahe  alle  Inselchen  der  Sundastrasse   war  Krakatau 

6* 


34  L-  F»  M.  Schulze: 

auch  nicht  bewohnt,  nur  hin  and  wieder  wurde  es  von  Fischern 
der  Lampong'schen  Distrikte  oder  von  der  Bantam'schen  Küste 
besucht.  Verlassene  und  verwilderte  Pfeffergärten  waren  noch 
hier  und  da  zu  finden.  Wiewohl  die  Insel  Krakatau  gewöhnlich 
zum  Gebiete  Java's  gerechnet  wird,  kann  dies  doch  nur  relativ 
angenommen  werden.  Die  Sundastrasse  ist  verhältnismässig  nicht 
tief,  und  zeigen  die  Inselchen  Tampurung  (Toppershoedje),  Sunge- 
jan  (Dwars  in  de  weg)  und  die  Zutphen'schen  Eilande,  welche  im 
schmälsten  Teile  der  Strasse  liegen,  zwischen  dem  St.  Nikolas-Kap 
(Tandjong-Pudjuk  —  Java)  und  dem  Varkenshoek  (Tandjong- 
Tuwa  —  Sumatra)  deutlich  an,  dass  die  beiden  grossen  Inseln, 
Sumatra  und  Java,  in  früheren  Zeiten  auch  über  dem  Niveau  des 
Meeres  mit  einander  verbunden  waren.  (Zoologische  Beweise 
hierfür  lassen  wir  hier  ganz  ausser  Berücksichtigung.) 

Westlich  und  südwestlich  von  den  genannten  Inselgruppen  finden 
wir  die  vulkanischen  Inseln  Krakatau,  Sibessi  und  Sibuku.  Nicht 
sehr  unrichtig  dürfte  es  sein,  wenn  man  .annimmt,  dass  diese 
Inselchen  Eruptionskegel  eines  sehr  grossen  Vulkans  sind,  der 
in  früheren  Zeiten  in's  Meer  versunken  ist  und  dessen  ungeheurer 
Kraterrand  zwischen  Java  und  Sumatra  liegend,  jetzt  noch  an- 
gedeutet wird  im  Norden  durch  obengenannte  Inselgruppen  zwischen 
Tandjong-Tuwa  und  Tandjong-Pudjuk,  im  Osten  durch  Java's 
Küste  (Anjer  bis  Tjiringin),  im  Süden  durch  die  Pfeffer-Bai  und 
im  Westen  durch  Krakatau,  Sibessi  und  Sibuku. 

Einen  ähnlichen  Fall  finden  wir  bei  der  Banda-Inselgruppe, 
in  den  Molucken,  wo  die  jetzige  Rhede  von  Banda  über  dem 
Kraterboden  liegt,  während  die  Insel  Lonthar  (Gross-Banda)  und 
die  nördlicheren  Inselchen  mit  Neira  die  alten  Kratermauern 
bilden  und  Gunong-Api  nur  der  kolossale  Eruptionskegel  (Aschen- 
kegel) des  früheren  mächtigen  Vulkans  ist. 

Da  erwiesen  ist,  dass  die  Insel  Panai'tan  (Prinsen-Eiland), 
südlich  von  Krakatau  liegend,  auch  vulkanisch  ist,  dürfte  sich  der 
frühere  grosse  Krater  in  der  Sundastrasse  auch  vielleicht  noch 
südwestlich  von  der  Pfeffer-Bai  bis  zu  genannter  Insel  ausgestreckt 
haben  und  würde  der  Pic  von  Prinsen-Eiland  auch  nur  als 
ein  grosser  Eruptionskegel  anzusehen  sein.  Jedoch  wie  dem 
auch  sei,  als  sicher  ist  anzunehmen,  dass  der  Meeresboden 
der    Sundastrasse    im    allgemeinen    ganz    vulkanisch  ist. 

Werfen  wir  nun  einen  Blick  auf  die  Vulkane  Java's  und 
fangen  im  Westen  in  der  Landschaft  Bantam  an,  so  finden  wir 
im  nordwestlichen  Teile  derselben,  in  der  Nähe  der  Sundastrasse, 
zwischen  Anjer  und  Tjiringin,  die  Vulkane  Karang  (1900  m  hoch) 
und  Pulusari.  Nordwestlich  vom  Vulkan  Karang,  in  der  Richtung 
nach  Anjer  zu,  liegt  ein  schlammiger  See,  Danu  genannt,  der  nach 


Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatau.  85 

der  KÜ8te  einen  Bach  entsendet.  Dieser  Morastsee  wird  je  länger, 
desto  mehr  mit  Schlamm  gefüllt,  und  will  man  darin  auch  Wellen 
bemerkt  haben. 

Im  Südosten  Bantam's,  in  dem  Distrikte  Lebak,  strecken 
sich  in  südostlicher  Richtung  die  Sadjira'  sehen  und  Bong- 
kok'schen  Bergrücken  aus,  deren  Struktur  vulkanisch  ist,  ohne 
dass  jedoch  bis  jetzt  von  dem  Vorhandensein  eines  Kraters  etwas 
bekannt  geworden  ist. 

Zwischen  den  Landschaften  Batavia  und  den  Preanger-Di- 
strikten  liegt  der  2200m  hohe  Vulkan  Salak,  der  seit  1699  nicht 
thätig  gewesen  ist.  An  der  Westseite  des  Kegels,  nach  Perwakti 
zu,  findet  man  jedoch  noch  eine  Solfatara.  Bei  der  letzten 
Eruption  dieses  Vulkans  wurden  die  Erdbeben  in  den  Landschaften 
von  Batavia,  Preanger-Distrikten,  Bantam  und  in  den  Lampong'schen 
Distrikten  (Sumatra)  besonders  heftig  gefühlt.  —  östlich  vom 
Salak  liegt  der  8030m  hohe,  noch  stets  heftig  thätige  Vulkan 
Gedeh,  dessen  nördliche  Kuppe  Panggeranga  (der  erhabene)  ge- 
nannt wird.  Am  Plateau  von  Bandong,  ostlich  vom  Gedeh, 
liegen  die  Vulkane  Burangrang,  Tan-Kubanprahu  (1960  m  hoch), 
Bukit-Tunggul,  Tampomas  (1637m  hoch),  Patua  (2411m  hoch), 
Wajang  (2201m),  Malawar  (2300m),  Guntur,  einer  der  thätig- 
sten  Vulkane  (2177m),  Tjikorai'  (2800  m),  Papandajang,  Galung- 
gung  (1100m)  und  der  Schwefel- Alaun-See  Telaga  Bodas  (1720m 
hoch).  An  dieses  Vulkansystem  reihen  sich  der  Berg  von  Cheri- 
bon  (Tjeribon),  der  3055  m  hohe  Vulkan  Tjerma'i,  der  Berg 
von  Tagal  oder  der  Vulkan  Salamat  (3426  m)  und  das  an  Berg- 
seen und  Solfataren  reiche  Dieng- Gebirge.  —  Auf  Mittel- Java 
finden  wir  die  Vulkane  Sindoro  (3145m),  Sumbing  (3836m), 
Unarang,  der  seit  circa  400  Jahren  erloschene  Merbabu  (3100  m), 
der  Merapi  (2800m),  Lawu  (3270m),  Willis  (Dorowatti- Kuppe) 
(2580  m)  und  im  Norden  in  der  Landschaft  Djapara  den  Vulkan 
Mario. 

Im  ostlichen  Java  finden  wir  den  Vulkan  Klut  (1650m), 
Rawi  (2800m),  Selondo,  Ardjuno  (3860m),  Smeru  (3720m), 
Bromo  (2300  m),  das  Gumbar- Gebirge,  den  Lamongan  (1640  m), 
Aryapuro  (8000  m),  den  Bawun  und  Kakusan  (3000  m),  Buluran 
(Telaga  Wurong),  Idjin  (2860m),  Ringgit  und  Tjemorokendeng 
(2200  m). 

Ausser  obengenannten  Vulkanen  hat  Java  eine  Menge  Schlamm- 
und  Gasbrunnen,  kohlensaure  Stickhohlen  etc.  Die  Insel  Bali 
(ostlich  von  Java  liegend)  hat  drei  Vulkane,  nämlich  den  Gunong 
Batur  (Tambanan),  den  Agung  und  den  Seraja. 

Auf  der  Insel  Lombok  liegt  der  Vulkan  Rindjani  (Pic  von 
Lombok),  welcher  auf  circa  4000  m  Hohe  geschätzt  wird.    Hieran 


86  L«  F.  M.  Schulze: 

reihen  sich  der  Vulkan  Tambora  (circa  1800  m  hoch)  und  der 
Gunong  Api,  beide  auf  der  Insel  Sumbawa.  —  Die  Inseln 
Samba  und  Flores,  noch  wenig  bekannt,  sollen  nach  Berichten 
von  Eingeborenen  verschiedene  thätige  Vulkane  haben.  Nach 
den  letzten  eingetroffenen  Berichten  hat  ein  grosser  Ausbruch  des 
Gunong  Api -Reo  auf  Flores  (Südküste)  am  28.  August  1883 
also  Tags  nach  der  Krakatau-Katastrophe,  stattgefunden.  Im 
Norden  der  Insel  Lomblem  findet  man  den  Vulkan  Lobet.  Weiter 
hat  die  kleine  Insel  Semao  ein  paar  vulkanische  Kegel,  während 
im  Süden  der  Insel  Rotti  vulkanische  Hügel  von  nur  150  bis 
200  m  Hohe  liegen.  Die  Fortsetzung  des  Gürtels  nach  Neu- 
Guinea  zu  bilden  die  Vulkane  auf  den  Inseln  Damme,  Nila,  Serna 
und  Manuk.  Der  einzige  auf  Neu -Guinea  bis  jetzt  bekannte 
Vulkan  ist  der  Gunong  Arfuk  in  der  Nähe  von  Doreh  an  der 
Geelvinks-Bai. 

Nordlich  von  der  Insel  Wetta  bei  Timor  bildet  der  Vulkan 
Pulu  Api,  dessen  Gipfel  stets  in  Rauchwolken  gehüllt  ist,  weshalb 
man  ihn  auch  „  brennende  Insel tf  nennt,  die  Verbindung  des  nörd- 
lichen Zweiges  des  grossen  Vulkan-Gürtels.  Hieran  reiht  sich  der 
Eruptionskegel  Gunong  Api  bei  Banda,  den  wir  oben  schon 
näher  beschrieben,  worauf  die  vulkanische  Insel  Ambon  folgt, 
während  der  Zweig,  der  sich  von  hier  nach  Djilolo  wendet,  schein- 
bar unterbrochen  ist  und  erst  wieder  durch  die  Vulkane  Gamn- 
Camore  auf  Batutjind  (Djilolo),  Makjan,  Motir,  den  Pic  von  Ternate, 
Tidore  und  Moro  seine  Fortsetzung  sehen  lässt.  Vulkanische 
Spuren  wurden  auch  auf  der  Insel  Batjan  gefunden. 

Auf  der  nordlichen  Halbinsel  von  Celebes  in  der  Landschaft 
Menado  finden  wir  die  Vulkane  Kalabat,  Saputan  (ein  kolossaler 
Aschberg),  Tankoko,  Kumangan,  Lokan,  Empong,  Kimawang, 
Papelau-Panggan,  Senun,  Temporok,  Polirang  etc.  Endlich  schliesst 
sich  an  genannte  Halbinsel  die  vulkanische  Inselreihe,  gebildet 
durch  die  Siau-,  Sangir-  und  Talaut-Inseln,  deren  Hauptventil, 
der  Gunong  Awu  auf  der  Insel  Sangir,  hin  und  wieder  Lebens- 
zeichen giebt. 

Um  eine  Übersicht  zu  geben,  haben  wir  hier  allein  die 
vornehmsten  Vulkane  genannt,  doch  im  ganzen  malayi sehen  Archipel 
sowie  in  der  Nähe  des  mehr  erwähnten  Gürtels,  werden  noch  ver- 
schiedene weniger  belangreiche  oder  aber  sogenannte  erloschene 
Vulkane,  Solfataren  etc.  gefunden. 

Während  diese  lange  Reihe  von  Vulkanen  gleichsam  wie  ein 
Gürtel  das  ostliche  Sumatra,  die  in  der  Nähe  davon  liegenden 
Inseln,  die  grosse  Insel  Borneo  und  den,  südlichen  Teil  von  Celebes 
umschliesst,  finden  wir  noch  die  eigentümliche  Erscheinung,  dass  das 
Meer  zwischen    Borneo,    Java   und   Sumatra,    mit   Einschluss   der 


Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Erakatau.  87 

Sandastrasse,  flach  ist  und  beinahe  nicht  über  40  m  Tiefe  hat.  Aach 
der  südwestliche  Teil  Neu-Guinea's  ist  von  einem  derartigen  flachen 
Meere  umgeben,  wodurch  zwischen  Borneo  and  Java  im  Westen 
and  Neu-Guinea  im  Osten  eine  tiefe  Meeresstrasse  gebildet  wird, 
die  über  einer  bedeutenden  Kurve  in  der  Erdrinde  liegt.  Diese 
tiefe  Meeresstrasse  stellt  so  zu  sagen  die  Verbindung  des  Indischen 
und  Stillen  Oceans  dar. 

Nahmen  wir,  wie  oben  gesagt,  an,  dass  Java  und  Sumatra 
in  früheren  Zeiten  über  dem  Niveau  des  Meeres  verbunden  ge- 
wesen sein  müssen,  so  tritt  uns  die  Wahrscheinlichkeit  nahe,  dass 
Java,  Sumatra  und  Borneo  mit  den  dazwischen  liegenden  Inseln 
in  einer  noch  früheren  Periode  mit  dem  Süden  Asien's  ein  Ganzes 
ausgemacht  haben,  während  die  Reihe  der  sogenannten  kleinen 
Sundainseln  vielleicht  die  Pfeiler  einer  Brücke  zwischen  Asien  und 
Nord- Australien  (Arnhemsland)  gewesen  sein  mögen.  Dass  der 
grossere  Teil  der  Inseln  Java  und  Sumatra  vulkanischen  Ursprungs 
ist,  kann  wohl  nicht  mehr  bezweifelt  werden.  Sowohl  Erhebungen 
als  Senkungen  haben  in  verschiedenen  Zeiträumen  die  Gestalt 
dieser  Inseln  verändert.  Ebenso  sicher  ist  es,  dass  die 
übrigen,  ostlich  von  Java  und  in  dem  grossen  Vulkan- Gürtel 
liegenden  Inseln  ganz  oder  teilweise  ihre  Existenz  vulka- 
nischen Wirkungen  zu  verdanken  haben.  Asche,  Schlamm,  Lava 
and  Gestein,  in  ungeheuren  Massen  ausgeworfen,  formten  sogenannte 
Eruptionskegel ;  Krater  stürzten  ein  und  neue  Ventile  bildeten  sich, 
während  die  Wirkungen  des  unterirdischen  Feuers  die  oben  er- 
wähnten Erbebungen  und  Senkungen  hervorbrachten,  welche  die 
Gestalt  der  Länder  verändern  mussten,  Inseln  schufen  oder  vernichteten. 
Während  hier  tertiäre  Lagen  in  die  Höhe  gedrängt  oder  von 
eruptivem  Gestein  durchbrochen  worden,  sanken  an  anderen  Stellen 
Kalk-  und  Sandsteinlagen  in  die  Tiefe.  Wohl  stehen  neben 
diesen  Erscheinungen  die  Veränderungen  der  Länder,  die  auf 
alluvialem  Wege  entstanden,  jedoch  diese  können  im  Ver- 
hältnis za  den  ungeheuren  vulkanischen  Wirkungen  nur  als 
von  untergeordneter  Art  betrachtet  werden.  Beispiele  von  Sen- 
kungen und  Erhebungen  von  Land  im  grossen  malayischen 
Archipel  sind  hinreichend  vorhanden,  um  die  oben  geführten  An- 
schauungen zu  befestigen. 

Im  vorigen  Jahrhundert  fanden  bedeutende  Senkungen  im 
Drieng- Gebirge  auf  Java,  bei  Nusanioel  auf  der  Insel  Ambon, 
auf  der  Insel  Ai  bei  Banda  u.  s.  w.  statt,  während  vielleicht  vor 
nur  tausend  oder  weniger  Jahren  noch  in  der  geologischen  Periode 
die  Rhede  von  Banda,  so  wie  wir  diese  oben  bereits  beschrieben 
haben,  entstand. 

Das  Wegsinken  eines  Teiles    der   Insel   Krakatau    bei    dem 


88  L'  F-  M«  Schulze: 

jüngsten   Ausbrüche   des  Vulkans   ist    neben-  vielen    anderen    ein 
uns  vor  Augen  geführtes  Faktum. 

Mit  Bezug  auf  Erhebungen  des  Bodens  verweisen  wir  auf  ein 
sehr  frappantes  Beispiel,  das  noch  bemerkenswerter  geworden  ist 
durch  die  jüngste  Eruption  des  Krakatau.  —  Der  Berg  Pajong 
(Schirm),  welcher  das  sogenannte  Java-Hoofd,  das  südwestliche  Halb- 
inselchen Java's,  bedeckt,  tragt  deutliche  Zeichen,  dass  trachytische 
Gesteine  die  tertiäre  Formation  durchbrochen  haben.  Scharfe 
trachytische  Felsen  findet  man  selbst  dicht  beim  Strande  über  dem 
Meeresspiegel  hinausragen.  Der  ostliche  Teil  der  genannten 
Halbinsel  trägt  den  Charakter  von  neugeformtem  Seesandstein, 
vermischt  mit  Bruchstucken  von  Seemuscheln  und  Korallen,  welche 
in  Schichten  auf  bläulich  grauen,  tertiären  Sandsteinlagen  ruhen. 
Inwiefern  und  in  welchem  Umfange  der  vulkanische  Ausbruch 
Krakatau's  Einfluss  gehabt  hat  auf  Hebungen  und  Senkungen  des 
Bodens,  muss  noch  dahingestellt  bleiben.  Die  niederländisch- 
indische Regierung  hat  vorläufig  noch  zuviel  zu  thun,  um  genaue 
Messungen  vornehmen  lassen  zu  können.  Dass  aber  Hebungen 
und  Senkungen  stattgefunden  haben,  ist  sicher,  und  es  könnte 
vielleicht  der  Fall  sein,  dass  sich  diese  selbst  auf  ganz  Java  und 
Sumatra  erstreckt  haben.  (Im  J.  1822  wurde  in  Chili  ein  Flächen- 
raum von   12  000  Quadrat-Meilen    mehr  als    Im  emporgehoben.) 

Am  20.  Mai  d.  J.,  Vormittags  gegen  1 1  Uhr,  wurden 
die  Bewohner  des  westlichen  Java's  und  Sud-Sumatra's  er- 
schreckt durch  unterirdischen  Donner  und  eine  eigentümliche 
Erschütterung,  ein  Beben  der  Atmosphäre.  Gegen  Abend  nahm 
man  fernen  Kanonendonner  wahr,  der  mit  kleinen  Zwischen- 
räumen (^  bis  \  Stunde)  die  ganze  Nacht  hindurch  und  den 
folgenden  Tag  dauerte.  Von  Erdbeben  wurde  in  Batavia  keine 
Spur  wahrgenommen,  jedoch  war  die  Erschütterung  der  Atmosphäre 
so  gross,  dass  in  Batavia  (ca.  22  Meilen  ostlich  vom  thätigen  Vulkan) 
die  Mauern  verschiedener  Häuser  Risse  bekamen,  Lampenballons 
herunterfielen  und  Fensterscheiben  bersteten.  An  anderen  mehr 
von  der  Sundastrasse  entfernten  Orten  hat  man  jedoch  vertikale 
Erdbebenstosse  wahrgenommen,  u.  a.  in  Bandong,  auf  Mittel-Java, 
auf  der  Insel  Penang  (Malackastrasse)  u.  s.  w. 

In  Batavia  wusste  man  sich  den  Ursprung  der  Erscheinung 
nicht  zu  deuten.  Man  glaubte  an  einen  Ausbruch  des  Vulkans 
Salak  oder  Gedeh;  in  Buitenzorg  an  eine  Eruption  des  in 
Bantam    liegenden  Zwillingvulkans  Karang  und  Pulusari  u.  s.  w. 

Trotz  der  telegraphisch  eingezogenen  Erkundigungen  blieb 
man  noch  mehr  als  24  Stunden  total  im  Unsicheren,  und  es  wurden 
die  fabelhaftesten  Gerüchte  über  die  Erscheinung  verbreitet  Bndlich 
nach  2  Tagen  erfuhr  man  mit  Sicherheit,  dass  auf  dem  Inselchen 


Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatan.  89 

Krakatau,  das  von  dem  bei  weitem  grössten  Teil  der  Einwohner 
Ost-Indiens  für  eine  einfache  Felseninsel,  nicht  aber  für  einen 
Vulkan  angesehen  war,  ein  Ausbrach  stattfinde.  Seit  mehr  als 
200  Jahren  hatte  der  kleine  unansehnliche  Berg  sich  ganz  ruhig 
verhalten. 

Endlich  belehrten  die  Zeitungen  das  Publikum,  was  eigentlich 
stattfinde.  Inzwischen  watete  der  Vulkan  ruhig  weiter,  von  Zeit 
«u  Zeit  hörte  man  heftige  Donnerschläge,  und  die  Bewohner  der 
Kasten  der  Sandastrasse  genossen  das  schone  Schauspiel  eines 
unschuldig  thätigen  Vulkans.  Niemand  ahnte,  welch  entsetzliches 
Unglück  den  armen  Bewohnern  der  benachbarten  Küsten  bevorstand. 

Nach  and  nach  wurde  man  an  die  grossartige  Naturerscheinung, 
die  sich  so  friedlich  ansehen  Hess,  gewohnt.  —  Ein  Dampfer 
machte  eine  Vergnügungsfahrt  nach  Krakatan,  wodurch  25  bis  30 
Einwohner  Batavia's  veranlasst  wurden,  sich  die  Sache  ein- 
mal etwas  näher  anzusehen.  Geologen  etc.  machten  diese 
Reise  nicht  mit.  Ein  Mechanik us  des  Telegraphenwesens  (amateur 
photographe)  machte  dabei  von  seinem  Talente  Gebrauch,  einige 
recht  hübsche  photographische  Aufnahmen  des  Vulkans  vom  Schiffe 
aus  anzufertigen.  Man  fand  die  Insel  total  jeglicher  Vegetation 
beraubt,  Alles  war  verbrannt  und  dick  mit  vulkanischer  Asche 
bedeckt.  Nachdem  der  Vergnügungsdampfer  einmal  um  die  Insel 
herumgefahren  war,  kehrte  er  nach  Batavia  zurück,  und  so  kamen 
die  Vorgänge  in  Krakatau  beinahe  in  Vergessenheit. 

Drei  Monate  später,  am  26.  August  1883,  wurden  die  Donner- 
schläge des  Krakatau  wieder  stärker,  die  Atmosphäre  war  außer- 
gewöhnlich drückend,  die  Lufterschütterungen  nahmen  an  Stärke 
zu,  während  die  Strömungen  im  Meere  in  und  in  der  Nähe  der 
Sundastrasse  eine  besondere  Heftigkeit  hatten. 

Mittags  gegen  2  Uhr  telegraphierte  man  von  Batavia  nach 
Anjer  und  trug  nach  dem  Stande  der  Eruption.  Die  Antwort 
lautete,  dass  die  Luft  so  dunkel  sei,  dass  man  keine  Hand  vor 
den  Augen  sehen  könne,  und  dass  die  Insel  Krakatau  ganz  und 
gar  in  Rauch  gehüllt  sei.  Dies  war  der  letzte  Bericht,  den  man 
aus  dieser  anglücklichen  Stadt  erhielt. 

Den  ganzen  Tag  über  hörte  man  ein  unterirdisches  Rollen, 
unterbrochen  von  furchtbaren  Schlägen.  Der  Kampf  der  unter- 
irdischen Kräfte  schien  der  Krisis  zu  nahen,  die  Zwischenräume 
der  Wasserdampfschläge  wurden  kürzer,  das  Zittern  der  Luft  an- 
haltender. Ein  gegen  Abend  nördlich  der  Sundastrasse  vorüber- 
ziehendes Gewitter  wurde  von  der  Eruption  gänzlich  übertönt. 

Hoher  Wellenschlag  trieb  Abends  gegen  die  Küsten  der 
Sondastrasse  und  warnte  die  Bewohner  vor  der  bevorstehenden 
Katastrophe.      In    der    Lampong-Bai,    sowie    bei    Merak,    Anjer, 


90  L.  F.  M.  Schulze: 

Tjeringin  etc.  an  Java's  Küste,  stieg  das  Wasser  einige  Fass  hoch 
und  sank  darauf  schnell  wieder,  das  Toben  des  Meeres  wurde 
heftiger,  die  Kommunikation  von  den  Rheden  mit  dem  Lande  war 
vollständig  gestört.  Von  den  Boten  und  Küstenfahrzeugen  wurden 
Alarm-  und  Notsignale  gegeben,  doch  an  Hülfeleistung  vom  Lande 
konnte  nicht  mehr  gedacht  werden.  Der  Dampfer  London  der 
niederländisch-indischen  Dampfschiffahrt-Gesellschaft,  welcher  ver- 
sucht hatte,  Telok-Betong  zu  erreichen,  musste,  um  sich  zu  retten, 
schleunigst  die  Lampong-Bai  wieder  verlassen. 

Au  der  Küste  bei  Katimbang  auf  Sumatra,  im  Osten  der 
Lampong-Bai,  rollte  Abends  gegen  6  Uhr  eine  circa  7  Fuss  hohe, 
dunkle  Flutwelle  heran,  welche  die  Häuser  am  Strande  zerstörte; 
ungefähr  3000  Eingeborene  und  der  daselbst  stationierte  Regierungs- 
beamte mit  seiner  Familie  flohen  nach  einer  400  Fuss  hoch 
liegenden  Pondok  (Hütte). 

In  Telok  Betong,  der  Residenz  der  Lampong' sehen  Distrikte, 
wurde  ebenfalls  die  am  Strande  liegende  Häuserreihe  weggeschlagen, 
und  ein  kleiner  Regierungsdampfer,  sowie  ein  Kreuzkutter  auf 
den  Strand  geschleudert.  Auch  hier  flohen  schon  Abends  ver- 
schiedene Einwohner  nach  den  hinter  der  Stadt  liegenden  Hügeln. 
In  Anjer  eilte  ein  Teil  der  Einwohnerschaft  nach  dem  höher 
liegenden  Kampong  Tjilegon. 

Abends  gegen  8  Uhr  wurden  an  den  Küsten  der  Sundastrasse 
Erdbebenstosse  gefühlt,  die  sich  des  Nachts  noch  sechsmal  wieder- 
holten. Einer  der  Stösse  war  sehr  heftig.  Eigentümlicherweise 
wurde  hiervon  in  Batavia  nichts  wahrgenommen.  Dagegen  will 
man  in  Bandong,  in  den  Preanger  -  Distrikten ,  einen  sehr 
heftigen  Erdbebenstoss  gefühlt  haben,  worauf  ein  in  Ostindien  so 
seltener  Hagelschlag  folgte. 

Von  Buitenzorg  aus  sah  man  im  Westen  über  einer  starken 
Feuersglut  eine  riesenhafte  Rauchsäule,  aus  welcher  unaufhörlich 
Blitze  entsendet  wurden. 

Der  schon  beim  Beginn  der  Dämmerung  eingetretene  feine 
Aschenregen  wurde  anfangs  der  Nacht  stärker,  im  Katimbang'schen 
fiel  ein  heisser  Bimsstein-  und  Schlammregen,  wodurch  ungefähr 
1000  Eingeborene,  die  sich  nicht  zu  retten  wussten,  umkamen. 
Selbst  die  in  die  Pondok  Geflohenen  bekamen  schreckliche  Brand- 
wunden, der  obengenannte  Regierungsbeamte  musste  eines  seiner 
Kinder  in  der  heissen  Asche  begraben.  Eben  nach  Mitternacht 
schreckte  ein  aussergewohnlich  starker  Schlag  Alles  auf.  Die 
innere  Spannung  des  Vulkans  schien  endlich  gehoben  zu  sein,  und 
bis  gegen  den  Morgen  wurden  denn  nun  auch  die  elektrischen 
Entladungen  schwächer. 

Eine  eigentümliche  trübe,    drückende  Luft  infolge  der    dem 


Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatau.  91 

Krater  entweichenden  Schwefelwasserstoffgase  etc.  nnd  der  vom 
Winde  weitergeführten  vulkanischen  Asche  (Lava staub)  beängstigte 
am  frühen  Morgen  des  27.  August  die  Bewohner  von  West- 
Java  und  Sud-Sumatra.  In  der  Sundastrasse  herrschte  totale 
Finsternis.  Bin  Orkan  mit  Sturzwellen  und  Schlammregen  erhöhte 
das  Gefährliche  der  Situation.  Der  Dampfer  London  lag  in  der 
Nähe  der  Insel  Lagundi,  während  eine  englische  Barke  nnd  zwei 
andere  Segelschiffe  in  der  Sundastrasse  der  rebellischen  Natur 
Trotz  boten. 

Gegen  6  Uhr  Morgens  brauste  eine  mächtige  Flutwelle  in 
die  Lampong-Bai  hinein  nnd  vernichtete  verschiedene  Dorfer  und 
einen  Theil  der  Hauptstadt  Telok  Betong.  Was  sich  von  Menschen 
noch  retten  konnte,  floh  nach  den  Hügeln  und  Bergen,  die  europäi- 
schen Einwohner  der  Stadt  fanden  in  der  hochliegenden  Residenz- 
wohnung ein  sicheres  Obdach.  Die  telegraphische  Verbindung 
zwischen  den  Lampong- Distrikten  und  Java  war  zerstört.  Auch 
an  der  Küste  von  Java  wurden  verschiedene  am  Strande  liegende 
Ortschaften  schon  um  5^  Uhr  Morgens  überschwemmt.  Viele 
Einwohner  fanden  noch  Gelegenheit  sich  zu  retten,  eine 
grosse  Anzahl  aber  ertrank  schon  bei  dieser  Springflut.  Gegen 
7  Uhr  schlugen  sowohl  an  der  Sumatra-  als  an  der  Java- 
Küste  vier  circa.  30  m  hohe  Flutwellen  gegen  das  Land  mit  einer 
so  furchtbaren  Vehemenz,  das  Alles,  was  das  Wasser  erreichte, 
zerstört  und  weggespült  wurde.  Die  Verwüstungen  waren  schrecklich. 
In  der  Lampong-Bai  ertranken  mehr  als  12000  Eingeborene  und 
5  Europäer.  (Die  meisten  Europäer  hatten  sich  bei  Zeiten  nach 
der  auf  dem  Berge  liegenden  Residenzwohnung,  dem  Fort  und 
dem  Gefängnis  gerettet.)  M«o  zählte  in  Telok -Betong  1958,  in 
der  Abteilung  Katimbang  8837  und  in  Semangka  2247  vermisste 
Personen. 

95  Kampongs  (Dorfer)  waren  total  weggespült,  von  denen  9 
beim  Hauptplatze  Telok- Betong,  20  in  der  Umgegend  davon,  44 
in  Katimbang  und  22  in  Semangka  lagen.  Von  der  Stadt  Telok- 
Betong  war  nichts  übrig  geblieben,  als  die  oben  bereits  erwähnte 
Residenzwohnung,  das  Fort  und  das  Gefängnis.  Der  Dampfer 
Berouw  lag  2  Paal  weit  landeinwärts  in  der  Nähe  eines  Flusses, 
hinter  einem  Berge.  Nur  der  Vorderteil  des  Schiffes  und  eine 
Seite  des  Hinterdecks  waren  gedrückt,  die  Maschine  voll  Schlamm, 
doch  hatte  übrigens  das  Schiff  keinen  bedeutenden  Schaden  gelitten. 
Der  brave  Steuermann  und  der  Maschinist,  sowie  einige  javaische 
Matrosen  waren  nach  der  Springflut,  Abends  vor  dem  Unheil,  auf 
ihren  Posten  geblieben  und  hatten  ihre  Treue  mit  dem  Tode  gebüsst. 
Der  Kapitän  des  Dampfers  war  am  Abend  des  26.  August  zufällig  beim 
Residenten  zum  Besuche  und  sah  sein  Schiff  erst  als  Wrack  wieder. 


92  L.  F.  M.  Schulze: 

Der  Gouvernementskutter  war  spurlos  verschwanden.  Die 
Wohnung  des  Militär-Kommandanten,  in  der  unteren  Stadt  gelegen, 
war  ebenso  wie  alle  anderen  Gebäude  rasirt.  Eine  grosse  eiserne 
Geldkiste,  in  dem  Flur  der  Veranda  des  Kommandanten  ein- 
gemauert und  mit  eisernen  Ketten  verankert,  war  100  m  weit 
gegen  den  Hügel  geschleudert.  In  der  Kiste  befanden  sich  circa 
50  Mille  Gulden  in  Silber-  und  Papiergeld,  welcher  Schatz  anter 
einer  1  Fuss  dicken  Schlammlage  gerettet  wurde.  Auf  der  Rheede 
von  Telok-Betong  lag  auch  das  Segelschiff  „Maria"  von  der  Firma 
Landberg  &  Co.  zu  Batavia.  Nachdem  es  Abends  aufs  Land 
geschleudert  war,  kam  es  Morgens  bei  den  Sturzfluten  wieder 
flott;  es  war  von  seinem  braven  Steuerman  Stokhuyzen  und  einigen 
malayischen  Matrosen  nicht  verlassen.  Bedeckt  mit  Schlamm  und 
Bimsstein  und  umgeben  von  einer  auf  dem  Wasser  treibenden 
7  Fuss  dicken  Bimssteinlage,  bot  Stokhuyzen  mutig  allen  Gefahren 
die  Stirn  nnd  rettete  seiner  Rhederei  das  Schiff. 

Die  Lampong-Distrikte,  früher  ein  Sammelplatz  von  See- 
räubern und  schlechtem  Gesindel,  waren  seit  circa  25  Jahren 
von  der  niederländisch-indischen  Regierung  mit  besonderer  Sorg- 
falt verwaltet,  der  alten  schlechten  Regierung  der  eingeborenen 
Fürsten  und  Fürstchen  war  ein  Ende  gemacht,  und  europäische 
Beamte  hatten  die  Bevölkerung  an  Ruhe,  Ordnung  und  Arbeit- 
samkeit gewöhnt.  Alsbald  hatte  sich  dann  auch  ein  Wohlstand 
entwickelt,  der  bei  dem  Reichtum  der  Natur  einen  hohen  Aufschwung 
nahm.  Der  Eingeborene  von  Lampong  hatte  nun  den  Ruf,  reich 
zu  sein:  die  Pfeffer-  und  Kaffeekulturen  blühten  und  der  Wald 
lieferte  neben  verschiedenen  anderen  Produkten  reichlich  Getah- 
perdja  für  den  europäischen  Markt.  In  weniger  als  24  Standen 
war  dieser  Wohlstand  vernichtet,  Asche,  Schlamm  und  Bimsstein- 
sand hatten  die  Ernte  zerstört,  viele  Fischerdörfer  an  den  Flossen 
und  Bächen  waren  weggespült,  an  die  Stelle  von  Wohlstand  war 
verzweifelte  Armut  getreten.  Die  einige  tausend  Seelen  starke 
Einwohnerschaft  der  Insel  Sibessi  ist  ohne  Ausnahme  umgekommen. 
Die  Insel  ist  mit  einer  Im  dicken  Bimssteinlage  bedeckt. 

Auch  die  Landschaft  Krohe  (Kroe),  zur  Residenz  Benkaien 
gehörend,   hatte  durch   die  Seebeben   mehr  oder  weniger  gelitten. 

BeiTandjong  Rata  (flaches  Kap),  der  Südwestspitze  Samatra's, 
war  wohl  der  Leuchtturm  stehen  geblieben,  doch  der  unterste 
eiserne  Flur  wurde  von  den  Fluten  zerschlagen,  während  der 
Mechanismus  des  Lichtes  unbrauchbar  geworden  war.  Zehn  Arbeiter 
(Dwangarbeiter,  d.  i.  zu  Zwangsarbeit  verurteilte  Eingeborene), 
verloren  das  Leben,  und  nur  der  Aufseher  und  4  Arbeiter  wurden 
schwer  verletzt  aufgefunden.  Im  Kampong-Blimbing  und  Labaan- 
Blimbing  ertranken  34  Personen,  der  Strand  war  wie  rasiert.    Der 


Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatau.  93 

Hauptort  Krohe  hatte  dagegen  wenig  gelitten.  Die  Macht  der 
Flutwellen  war  durch  Tandjong-Rata,  Tambala  und  Karang-Pinggang 
schon  einigermassen  gebrochen.  Schrecklicher  waren  die  Ver- 
wüstungen an  der  Westküste  Java's. 

Die  vier  grossen  Sturzfluten,  gegen  7  Uhr  Morgens,  spulten 
die  Stadt  Anjer  vollständig  weg.  Allein  an  dem  einige  Fuss  hohen 
Stumpfe  eines  mächtigen  Baumes,  der  im  Fort  daselbst  stand 
(13  Personen  waren  notig,  um  ihn  zu  umspannen),  erkannte  man  den 
Platz,  wo  einst  Anjer  stand.  Dasselbe  Loos  der  Verwüstung  traf 
auch  Pamarayan,  mehr  landeinwärts  liegend,  und  andere  benach- 
barte Orte.  Der  Assistentresident,  der  Hafenmeister,  verschiedene 
Beamte,  Privatleute,  einige  Frauen  und  Kinder  und  tausende  von  Ein- 
geborenen wurden  von  den  Sturzwellen  weggerissen.  Nur  einzelne 
Personen  wurden  wie  durch  ein  Wunder  gerettet,  indem  sie  von 
einer  folgenden  Welle  mit  rapider  Schnelligkeit  aufgenommen  und 
auf  ein  hochliegendes  Terrain  geworfen  wurden.  Verwundete, 
halb  oder  ganz  entblosst,  flohen  nach  dem  hochliegenden  Orte 
Tjilegon.  Glücklicherweise  war  gerade  zwei  Monate  vor  dem  Unheil 
die  Besatzung  des  Forts  zu  Anjer  eingezogen  und  der  Garnison  von 
Serang  zugeteilt.  Von  dem  Fort,  dem  Hotel,  den  Beamtenwohnungen, 
der  Telegraphenstation,  den  Bureau's  u.  s.  w.,  ebenso  wie  von 
der  Stadt  selbst  und  den  dabei  liegenden  Kampongs  ist  nichts 
mehr  zu  finden,  an  deren  Stelle  aber  eine  kahle,  übelriechende 
Wüste.  Die  Kanäle  und  Wasserleitungen  sind  teils  deplacirt,  teils 
leer.  Ein  neuer  Kanal  hat  sich  nordlich  vom  alten  Hauptkanal 
gebildet.  Nördlich  vom  Platze,  wo  das  Fort  stand,  scheint  das 
ganze  Terrain  in's  Meer  versunken  zu  sein,  und  es  hat  sich  da  ein 
kleiner  Busen  gebildet,  so  dass  der  Platz  des  Forts  wie  auf 
einer  kleinen  Halbinsel  zu  liegen  scheint.  Hinter  Anjer  landein- 
wärts ist  ein  sumpfiger  See  entstanden,  der  durch  einen  Kanal  mit 
dem  Meere  in  Verbindung  steht.  Hier  und  da  findet  man  Bims- 
steinblocke von  4 — 5  m  Durchmesser. — Dasselbe  unglückliche  Loos 
traf  auch  den  ganzen  Küstenstrich.  Von  Tjeringin,  wo  ein 
AssistentreBident  stationiert  war,  ist  keine  Spur  mehr  zu  finden. 
Der  Assistentresident,  der  Kontroleur,  ein  Lieutenant  der  topogra- 
phischen Aufnahme,  der  Regent  der  Eingeborenen,  der  Pattie,  Unter- 
collecteur  und  der  Häuptling  des  Ortes  (Wedana  —  Bürgermeister) 
wurden  von  den  Sturzfluten  so  plötzlich  überfallen,  dass  sich  Niemand 
retten  konnte.  Das  Meer  brauste  mit  einer  so  grossen  Schnelligkeit 
und  Gewalt  gegen  die  hinter  dem  Orte  liegenden  Hohen  heran, 
dass  die  Kampongs  sozusagen  mit  einem  Schlage  den  GnadenstosS 
bekamen. 

Bis  zur  Mündung  des  Flusses  Liman  (Panimbang),  in  der 
Pfefferbai,  ist  die  Küste  total  rasiert.    Hunderttausende  von  Kokos- 


94  L-  F-  M-  Schulze: 

palmen  wurden  wie  Strohhalme  abgeschnitten  und  weggeführt. 
Allein  an  Kokospalmen  soll  der  angerichtete  Schaden  ungefähr 
3  Millionen  Gulden  betragen. 

Die  Anzahl  der  umgekommenen  Personen  in  der  Abteilung 
Tjeringin  wird  auf  10000  geschätzt. 

In  der  Pfefferbai  wollte  die  Einwohnerschaft  schon  früh 
Morgens  mit  ihrer  kostbarsten  Habe  nach  dem  Gebirge  entfliehen, 
doch  eine  4  m  hohe  Sturzwelle  ereilte  einen  Teil  der  Unglücklichen 
und  riss  sie  zurück.  Bis  auf  7  Paale  Abstand  landeinwärts 
wurde  Alles  in  einen  Sumpf  verwandelt.  Ganze  Wälder  wurden 
verwüstet,  verschiedene  Ortschaften  verschwanden  in  einem  Augen- 
blicke. Leichen  von  Menschen,  Haus-  und  wilden  Tieren  bildeten 
mit  angeschwemmten  Möbeln,  Trümmern  von  Hütten,  Baumstämmen 
etc.  ein  trauriges  Durcheinander.  Im  Norden  der  Sundastrasse, 
an  der  Java-Küste,  lag  ein  Etablissement  der  Bataviaschen  Hafen- 
arbeiten, Merak  genannt.  Man  brach  und  verarbeitete  dort  Bau- 
steine für  den  Hafen  Priok.  Auch  dieser  Ort  wurde  gänzlich 
verwüstet.  Während  der  Nacht  hatten  sich  schon  ein  paar  Hundert 
Handlanger  (Kuli's)  durch  die  Flucht  in's  Gebirge  gerettet.  Nach- 
dem bei  der  ersten  Sturzflut  das  chinesische  Viertel  weggespült 
war,  worauf  verschiedene  Einwohner  noch  nach  dem  Berge  flohen, 
rollte  Morgens  gegen  9  Uhr  eine  ungefähr  30  m  hohe  schwarze 
Sturzwelle  heran  und  spülte  den  Rest  des  Ortes  in  einem  Augen- 
blick weg.  Nur  ein  Europäer  und  zwei  eingeborene  Arbeiter  des 
Etablissements  entkamen  dem  Unheil.  Ein  Bergbau-Inspektor  mit 
Familie,  ein  Maschinist  mit  Familie,  ein  Aufseher  mit  Frau,  ein 
Magazinverwalter  mit  Kind,  ein  Unteraufseher,  ein  Telegraphist 
mit  Familie  und  ungefähr  100  eingeborene  Arbeiter  wurden  von 
den  Fluten  in  die  Tiefe  geschleppt.  Bäume  und  Wohnungen 
waren  vom  Boden  rasiert,  eine  Lokomotive  circa  300  m  weit  weg- 
geschleudert. Dampfkrahne  und  Maschinen  waren  wie  Blechwerk 
zusammengedrückt  oder  in  Stücke  zerrissen.  Bei  Merak  fand 
man  80,  bei  Bandjarnegara  52  Leichen.  Bei  Gedong-Pandjang 
waren  alle  schweren  Djatti-Holzbalken  von  einem  Bauplatze  weg- 
gespült. Auch  ganz  Karang-Antu  war  verwüstet,  nur  einzelne 
Reste  von  steinernen  Häusern  waren  stehen  geblieben.  An  einer 
Stelle  wurden  46  Leichen  beieinander  gefunden.  An  der  Brücke 
lagen  die  Trümmer  vieler  Fischerbote.  Von  zwei  Dorfern  mit 
80  Einwohnern  waren  nur  5  Personen  übrig  geblieben. 

Ausser  Anjer,  Merak  und  Tjeringin  wurden  noch  gänzlich 
vernichtet  die  Ortschaften  Labuan,  Tjerita,  Tjilurah,  Passa- 
Uran,  Siri,  Labuan-Ketjil,  Pengoreng,  Pulukali  und  verschiedene 
Gehöfte,  deren  Bevölkerung  auch  grösstenteils  umgekommen 
ist.     Kramat  bei  Tangerang  wurde   ebenfalls   von   dem  Seebeben 


Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatau.  95 

heimgesucht.  Mit  Ausnahme  von  einigen  Hausern  ist  die  ganze 
Ortschaft  verwüstet.  Verschiedene  Personen  wurden  unter  den 
Trümmern  der  einstürzenden  Häuser  begraben,  mehr  als  300  Leute 
ertranken.  Die  Kampong's  Muara,  Mouk-Ketäpan,  Kebonbaru, 
Toasia,  Tandjong-Kait  und  Tandjong-Passir  haben  auch  von  der 
Überschwemmung  schwer  gelitten.  Das  chinesische  Viertel  von 
Mouk  und  die  dicht  beim  Strande  liegenden  Ortschaften  Tjileles, 
Kendal-Krawang-Selatip  und  Lontar,  zum  Gute  Karang-Serang- 
Dalem  (Distrikt  Blaradja)  gehörend,  wurden  ebenfalls  überschwemmt 
und  litten  Schaden,  doch  ohne  Verlust  von  Menschenleben. 

Im  Distrikt  Tanara  kamen  ungefähr  700  Personen  durch  die 
Sturzflut  um,  im  Distrikt  Serang  circa  40.  Im  Ganzen  sind  in 
der  Landschaft  Bantam  mehr  als  21000  Menschen  umgekommen. 

Nachdem  die  Post-  und  telegraphische  Kommunikation  zwischen 
Serang,  der  Hauptstadt  der  Landschaft  Bantam,  und  Anjer  zerstört 
war,  versuchte  man  von  Serang  aus  Kundschafter  nach  Anjer  aus- 
zusenden, jedoch  selbst  gegen  hohe  Belohnung  war  Niemand  dazu 
zu  bewegen.  Die  Eingeborenen  beteten  zu  Allah  und  Mobamed 
und  erwarteten  ergeben  ihr  Schicksal,  „das  Ende  der  Welt". 
An  Infanterie-  oder  Kavallerie-Patrouillen  scheint  man  wohl  nicht 
gedacht  zu  haben. 

In  Serang  fühlte  man  schon  am  frühen  Morgen  des  27.  August 
heftige  vertikale  Bewegungen,  wodurch  verschiedene  Häuser  be- 
schädigt und  emporgehoben  wurden;  die  Atmosphäre  war  ge- 
schwängert mit  Schwefeldampf,  und  die  Luft  hatte  ein  graues, 
unheimliches  Aussehen.  Ein  dunkelgrauer,  langer  Streifen  zog 
sich  von  Westen  nach  Osten  am  Himmel  entlang,  die  Sonne  war 
nicht  zu  sehen.  Die  herrschende  Todtenstille  wurde  hin  und 
wieder  unterbrochen  durch  Schläge  des  Vulkans.  In  der  Ferne 
nach  Westen  zu  konnte  man  ein  unsicheres  Leuchten  des  Krakatau 
wahrnehmen.  Gegen  71/2  Uhr  Morgens  fing  es  an  dunkel  zu  werden, 
um  10  Uhr  war  es  total  finstere  Nacht,  während  ein  schwerer  Aschen- 
und  Bimssteinregen  fiel  und  ein  heftiger  Wind  zu  wehen  anfing. 
Kurz  nach  10  Uhr  Vormittags  erfolgte  der  heftigste  Schlag 
der  ganzen  Katastrophe.  Von  Telok  Betong  aus  sah  man  nach 
Süden  zu  ein  Meer  von  Flammen  und  Wetterleuchten,  es  war, 
als  ob  tausende  von  Raketen  die  Luft  durchzuckten,  so  dass  trotz  der 
Dunkelheit  die  Luft  minutenlang  kupferfarbig  erschien.  Dies 
dauerte  mit  kurzen  Zwischenräumen  mehr  als  eine  halbe  Stunde, 
worauf  der  Aschen-  und  Steinregen  heftiger  wurde.  Während  der 
Wind  heulte,  das  Meer  tobte,  fiel  ein  heisser  Schlammregen,  und 
in  Telok-Betong  stieg  das  Wasser  bis  an  die  Treppen  des  Residenz- 
hauses, worauf  Alles,  was  sich  dahin  gerettet  hatte,  nach  einem 
einige  hundert  Fuss  hohen  Hügel  floh. 


96  L«  F.  M.  Schulze: 

Der  Dampfer  London,  der  bei  Lagundi  auf  das  Ende  der 
Eruption  gewartet  hatte,  sachte  nun  wieder  die  offene  Sundastrasse 
zu  erreichen,  musste  jedoch  des  schweren  Stromes  wegen  auf 
15  Faden  Tiefe  wieder  vor  Anker  gehen,  und  da  man  fürchtete, 
dass  das  Fahrzeug  von  den  Strudeln  ergriffen  oder  von  den  Sturz- 
wellen auf  die  Seite  gelegt  werden  konnte,  dampfte  man  durch, 
vor  2  Ankern  liegend. 

In  Batavia  zeigte  die  Luft  schon  früh  Morgens  eigen* 
tümliche  Symptome.  Die  Stille  und  der  Druck  in  der  At- 
mosphäre prophezeiten  etwas  Ausserordentliches.  Gegen  9  Uhr 
wurde  es  dunkel,  ohne  dass  der  Himmel  mit  schweren  Wolken 
bedeckt  war.  Man  glaubte,  es  wollte  regnen,  suchte  aber 
vergebens  nach  einer  heranziehenden  Regenwolke.  Das  Hören, 
selbst  ganz  in  der  Nähe,  fiel  sehr  schwer,  man  glaubte  taub  zu 
sein,  die  Ohren  schmerzten.  Plötzlich  fiel  der  Thermometer  um 
einige  Grade,  während  leichte  Barometerschwankungen  wahrzu- 
nehmen waren.  Ein  feiner,  feuchter  Aschenregen  bedeckte  alsbald 
die  Häuser  und  Strassen.  Auch  kleine  Bimssteinstücke  von  der 
Grösse  einer  Erbse  waren  in  den  Staubregen  gemischt.  Gegen 
1/211  Uhr  Vormittags  war  es  so  dunkel  geworden,  dass  die  Lampen 
in  den  Häusern  angezündet  werden  mussten. 

Während  nun  der  Thermometer  68  —  70°  Fahrenheit  zeigte, 
schwankte  der  Barometer  zwischen  750 — 762.  Eigentumlicherweise 
geschah  das  Fallen  des  Barometers  meistens  langsam,  während 
das  Steigen  schneller  vor  sich  ging.  Der  Streit,  den  die  Luft- 
strömungen führten,  um  das  gestörte  Gleichgewicht  der  Atmosphäre 
wieder  herzustellen,  dauerte  bis  beinahe  1  Uhr  Mittags,  worauf 
der  Druck  der  Luftsäule  wieder  mehr  konstant  wurde. 

Schon  gegen  Mittag  war  das  Wasser  im  neuen  Hafenkanal 
über  2  Fuss  gestiegen,  Bote  trieben  in  den  Gunong  Saharie-Kanal 
hinein,  Fahrzeuge  schlugen  von  den  Trossen  und  folgten  hin  und 
her  der  Strömung.  Im  Hafenbassin  Priok  stieg  das  Wasser 
plötzlich  doch  ruhig  und  ohne  stärkeren  Wellenschlag,  bis  es 
den  Rand  der  Kai-Mauern  erreichte,  worauf  es  schnell  wieder 
ablief,  ohne  merklichen  Schaden  angerichtet  zu  haben.  Drei 
Flutwellen  wurden  im  Hafen  Priok  wahrgenommen,  die  erste  war 
die  höchste.  Vor  Antjol  stand  starke  Deinung  auf  dem  Meere, 
wodurch  ein  Fischerboot  aufs  Land  geschleudert  wurde.  Auf  der 
Rhede  von  Batavia  schwankten  die  Masten  der  Schiffe  hin  und 
her  und  drehten  die  Fahrzeuge  öfters,  als  ob  sie  in  Strudel  ge- 
raten wären.  Das  Wasser  in  den  Flüssen  stieg,  die  Kampongs 
in  der  Nähe  der  Altstadt  Batavia  wurden  überschwemmt.  Während 
die  Hadji's  (mohamedanische  Priester)  ihr  Allah  Illalah  zum 
Himmel  emporsandten,  flohen  die  Eingeborenen  nach  Tanuh-Abang 


Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatau.  97 

und  anderen  hober  liegenden  Teilen  der  Stadt.  Der  Telegraphen- 
kabel zwischen  Singapore  und  Batavia  war  zerrissen. 

Gegen  1  Uhr  Nachmittags  lief  die  Flut  in  den  Flüssen  in 
der  Altstadt  einen  Meter  höher,  als  der  gewöhnliche  mittlere 
Stand  war,  wodurch  die  niedriger  liegenden  Teile  der  Altstadt 
überschwemmt  wurden.  In  dem  Viertel  Passar-Ikan,  von  Chinesen 
bewohnt,  stieg  das  Wasser  so  plötzlich,  dass  ein  paar  Kinder  er- 
tranken. Der  alte  Hafenkanal  wurde  durch  die  Flut  schwer 
beschädigt.  Ein  kleines  Dampfschiff,  das  im  Kanal  lag,  wurde 
auf  den  Damm  gesetzt,  und  da  das  Wasser  plötzlich  wieder  fiel, 
blieb  es  dort  vor  der  bekannten  Stadt- Herberge  liegen.  Nach- 
mittags gegen  3  Uhr  hatte  die  Überschwemmung  in  der  Altstadt 
ihren  höchsten  Stand  erreicht,  der  Heemradenplatz  stand  dabei 
anter  Wasser.  Vier  Dämme  waren  durchbrochen,  verschiedene 
Eingeborene  hatten  alle  ihre  Habe  verloren,  doch  ihr  Leben  noch 
gerettet.  Die  bereits  Vormittags  gestörte  telegraphische  Verbin- 
dung zwischen  Batavia  und  Serang  wurde  Nachmittags  wieder 
hergestellt. 

In  Batavia  hielt  gegen  4  Uhr  Nachmittags  der  Aschenregen  an 
und  die  Luft  wurde  wieder  heller.  Auch  östlich  von  der  Rhede 
von  Batavia  hatten  die  Flutwellen  mehr  oder  weniger  grosse  Ver- 
wüstungen am  Strande  angerichtet.  Verschiedene  Kampongs  an 
den  Ufern  des  Tjitarum,  der  bei  Kap  Krawang  in's  Java-Meer 
fallt,  hatten  bedeutende  Verluste  erlitten.  Die  vor  der  Rhede 
von  Batavia  liegenden  Inselchen  hatten  durch  die  Flutwellen  eben- 
falls bedeutenden  Schaden  gelitten.  Auf  der  Insel  Onrust,  wo  sich 
ein  grosses  Marine-Etablissement  befindet,  rettete  sich  bei  dem  ersten 
Beben  des  Meeres  Alles  auf  die  Schiffe.  Der  Wasserstand  stieg 
2m  höher  als  gewöhnlich;  als  darauf  die  Flut  heranrollte,  fiel 
jedoch  das  Wasser  ebenso  schnell  wieder.  Der  Dampfer  „Königin 
Emma"  von  der  niederländischen  Mail  -  Dampfschiffahrtgesellschaft 
schlug  von  den  Trossen ;  auch  das  sogenannte  trockene  Dock,  worin 
das  Kauffahrteischiff  „Augusta"  lag,  schlug  los,  alle  ausgebrachten 
Trosse  rissen  wie  Bindfaden  durch,  doch  gelang  es  endlich,  so- 
wohl den  Dampfer  als  das  Dock  mit  der  ,, Augusta"  zu  retten. 
Der  Dampfer  „Siak"  wurde  beinahe  ganz  zerschmettert,  ein  Kreuz- 
kotter  sank  und  verschiedene  Menschen  verloren  das  Leben.  Auf 
dem  Inselchen  Amsterdam  schlug  das  Dock  auch  los  und  trieb 
soweit  weg,  dass  es  ausser  Sicht  kam.  Hülfe  konnte  unter  den 
obwaltenden  Umständen  nicht  geleistet  werden.  Ein  Kohlenschiff, 
„Marie",  auf  der  Insel  Knipertje,  wurde  von  der  Flut  aufs  Trockene 
gesetzt,  einige  Minuten  später  aber  wieder  flott  gemacht.  Die 
Dampfschaluppe  eines  hydrographischen  Fahrzeuges,  hinter  dem 
8chiffe  auf  Schlepptau  liegend,  wurde  von  einem  Strudel  ergriffen, 

Zduchr.  d.  GoMllMh.  t  Brdk.  Bd.  XIX.  7 


98  L.  F.  M.  Schulze: 

schlug  voll  und  sank  in  die  Tiefe.  Auch  das  norwegische  Boot, 
„  Vlet",  sank  und  verloren  dabei  ein  Maschinist  und  ein  Eingeborener 
das  Leben. 

In  der  Sundastrasse  wurde  gegen  1  Uhr  Nachmittags  das 
Meer  stiller,  der  Wind  legte  sich,  doch  der  Aschenregen  hielt  noch 
bis  gegen  4  Uhr  Nachmittags  an,  worauf  sich  die  Luft  ein  wenig  auf- 
klarte. Der  Thermometer  zeigte  72°  Fahrenheit,  Das  Game 
machte  den  Effekt  einer  eigentumlichen  Mondscheinbeleuchtung: 
während  das  Firmament  an  der  ostlichen  Seite  eine  helle,  gelbe 
Luft  zeigte,  war  der  westliche  Teil  noch  dunkel  wie  die  Nacht, 
einer  mächtigen  Gewitterwolke  gleich,  die  durch  Blitze  und  Donner 
einen  unheimlichen  Anblick  darbot.  In  der  Lampong-Bai  verhinderte 
eine  Bimssteinlage  von  6 — 7  Fuss  Dicke  das  Nahen  der  Kiste. 
Dasselbe  fand  in  der  Semangka-Bai  statt,  während  der  westliche 
Ausgang  der  Lagundistrasse  ebenfalls  durch  Bimsstein  geschlossen 
war.     (Erst  Mitte  Oktober  fingen  diese  Lagen  an  sich  zu  losen.) 

Der  grösste  Teil  der  Insel  Erakatau  war  verschwunden,  da- 
gegen war  zwischen  Erakatau  und  Sibessi  ein  grosses,  dampfendes 
Riff  entstanden.  Als  der  Dampfer  London  gegen  Abend  von 
Lagundi  nach  der  Küste  Java's  fuhr,  um  in  Anjer  von  dem  Vor- 
gefallenen Berichte  abzugeben,  fand  man  von  diesem  Platze  nichts 
mehr,  und  man  wusste  sich  an  der  verwüsteten  Küste  selbst  nicht 
zu  orientiren.  Der  Ausbruch  des  Vulkans  und  der  unterirdische 
Donner  wurden  nicht  allein  auf  ganz  Java,  Sumatra,  Malacka  etc. 
gebort,  sondern  auch  mehr  oder  weniger  in  Vorder-Indien 
(Madras,  Colombo  etc.),  auf  Celebes,  in  dem  moluckischen  Archipel 
und  in  Australien.  Ein  feiner  Aschenregen  erreichte  die  Preanger- 
Distrikte,  die  Landschaften  Krawang,  Cheribon,  Tagal  und  Peka- 
longan. 

In  Bandong  (Hauptplatz  der  Preanger-Distrikte)  fühlte  man 
Abends  gegen  6  Uhr  einen  heftigen  vertikalen  Erdbebonsto&s, 
ebenso  wurden  in  Samarang  an  der  Nordküste  Mittel-Java's,  in 
Cheribon,  Tagal  und  Pekalongan  leichte  Erdbeben  wahrgenommen. 
In  Penang  (Malackastrasse),  sowie  in  Sidney,  Adelaide  und  Hobart 
wurden  ebenfalls  leichte  Erdbeben  gefühlt.  An  der  Nordküste 
Java's  bis  Samarang  nahm  man  in  mehr  oder  minderem  Masse 
die  Luftschwankungen  wahr,  ebenso  in  Palembang  auf  Sumatra, 
in  Riouw,  Singapore  etc.  In  Tjilatjap,  an  der  Südküste  Java's, 
110  Marschstunden  oder  73  Stunden  linea  recta  von  Tjeringin 
lag  der  Dampfer  „Gelderland"  (Rotterdamer  Lloyd)  auf  der  Rhede. 
Das  Meer  wurde  plötzlich  so  unruhig,  dass  das  Schiff  von  den 
Ankern  schlug;  da  es  zufälligerweise  Dampf  disponibel  hatte, 
konnte  es  sich  dadurch  retten,  dass  es  nach  dem  offenen  Meere 
eilte.     Auch   der  Regierungsdampfer  Argus,   der   eine  Reise  nach 


Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Erakatau.  99 

der  Gasparstrasse  (zwischen  Billiton  und  Bangka)  machte,  wurde 
von  den  hohen  Fluten  ergriffen;  im  Kreise  herumgedreht,  schlug 
von  allen  Seiten  das  Wasser  in's  Schiff,  einen  Augenblick  glaubte 
man  verloren  zu  sein,  jedoch  der  herzhafte  Kapitän  verlor  seine 
Geistesgegenwart  nicht  und  machte  es  ihm  gelingen,  sein  Schiff 
im  Kurs  zu  halten  und  nach  einigen  Tagen  wohlbehalten  nach 
Batavia  zurückzuführen.  —  Während  man  in  Madras  ein  schnelles 
Steigen  und  Fallen  des  Wassers  beobachtete,  zeigte  sich  dies  mit 
grosserer  Kraft  an  der  Küste  Ceylon's.  In  Colombo  schlugen 
einige  Schiffe  von  den  Ankern,  wovon  eines  in  das  Brachwasser 
geriet.  Die  Flut  dehnte  sich  nach  Osten  zu  noch  weiter  aus. 
In  Ambon  und  Banda,  auf  der  Nordküste  Ceram's,  wurden  See- 
beben beobachtet  bei  übrigens  gewöhnlichem  Wasserstande.  In 
Perth  (West-Australien)  wich  das  Meer  plötzlich  ungefähr  100  Yards 
zurück,  worauf  eine  8  Fuss  hohe  Flutwelle  heranstürmte,  welche 
verschiedene  Bote  an's  Land  schleuderte.  Auch  in  Auckland  (Neu- 
seeland) wurde  an  der  Nordküste  bei  Patea  und  Wellington  ein 
Seebeben  gefühlt. 

Während  in  Fadang  an  der  Westküste  Sumatra's  am  26» 
und  27.  August  Lufterschütterungen,  Donnerschläge  und  Seebeben 
Alles  in  Aufregung  versetzten,  und  man  über  den  Ursprung  der 
mächtigen  Naturerscheinung  in  Zweifel  war,  wurde  im  Innern  der 
Insel,  in  den  sogenannten  Padang'schen  Boven-landen,  der  Vulkan 
Merapi  sehr  thätig.  Deutlich  konnte  man  wahrnehmen,  dass  bei 
jedem  Knalle  des  Krakatau  auch  helle,  runde  Dampfwolken  aus 
dem  Schlot  des  Merapi  emporgetrieben  wurden,  während,  wenn  der 
Krakatau  sich  zeitweise  ruhig  verhielt,  der  Merapi  auch  nur  schwarze 
Rauchwolken  aufsteigen  Hess.  Im  östlichen  Teile  des  malayischen 
Archipels,  auf  der  Insel  Sangir,  warf  der  Vulkan  Gunong  Awu 
am  27.  August  heisses  Wasser  aus,  während  auf  den  Banda-Inseln 
(in  den  Molucken)  ein  Ausbruch  des  Gunong  Api  stattfand;  Steine 
und  Asche  wurden  aus  dem  Krater  geschleudert,  während  ein 
Stück  der  Kratermauer  an  der  Südseite  einstürzte.  Auf  der  Insel 
Flores  fand  am  28.  August  ein  Ausbruch  des  Gunong  Api-keo  statt.  Am 
Vulkan  Merapi  auf  Mittel- Java  ist  beobachtet,  dass  sich  inner- 
halb circa  70  Tagen  an  der  Nordseite  des  Kraters  ein  neuer  Aus- 
bruchskegel von  ungefähr  500  (?)  Fuss  Hohe  gebildet  haben  soll, 
während  der  Vulkan  in  letzterer  Zeit  mehr  als  gewöhnlich  thätig  war» 

In  der  Nacht  vom  27.  zum  28.  August  wurde  noch  hin  und 
wieder  unterirdischer  Donner  wahrgenommen,  während  das  Meeres- 
wasser noch  einige  Male,  wiewohl  mit  sehr  massiger  Kraft,  stieg 
und  fiel.  Der  Schlot  zum  vulkanischen  Herde  war  durch  das 
Wegsinken  des  Vulkankegels  geschlossen.  Das  Meer  hatte  die 
Kraft  des  Feuers  gebrochen.    Da  auf  der  Stelle,  wo  der  Krakatau 

7* 


100  L-  F.  M-  Schulze: 

seinen  Krater  hatte,  das  Meer  ganz  still  geworden  war,  ist 
anzunehmen,  dass  die  feurigflüssige  Mineralmasse,  die  Gase  und 
Dampfe  einen  anderen  Ausweg  gefunden  haben,  wo  dieser  aber 
sein  soll,  muss  die  Zeit  noch  lehren. 

Die  Erhebung  des  Bodens  zwischen  Krakatau  und  der  Küste 
Sumatra' 8  und  das  dampfende  Riff  zwischen  Krakatau  und  Sibessi 
weisen  wohl  darauf  hin,  dass  in  dieser  Richtung  der  Ausweg  statt- 
gefunden haben  kann,  doch  mit  einiger  Sicherheit  lässt  sich  darüber 
noch  nichts  behaupten,  zumal  da  bei  einer  angestellten  Untersuchung 
auch  erwiesen  ist,  dass  der  Meeresboden  zwischen  Krakatau  und 
Java  verändert  ist.  Messungen  mit  dem  Senkblei  zwischen  Kra- 
katau, Dwars-in-de-weg  und  Java  ergaben  viel  geringere  oder 
grossere  Tiefen,  als  früher  vor  der  Eruption  festgestellt  waren. 
Als  am  28.  August  früh  6  Uhr  die  Sonne  sich  zeigte,  konnte 
man  erst  das  Feld  der  Verwüstung  übersehen.  In  Telok-Betong 
(Sumatra)  hatte  eine  1  Fuss  dicke  Schlammlage  alles  bedeckt,  bis  an 
die  Treppen  der  Residenzwohnung,  welche  37  m  über  dem  Niveau 
des  Meeres  liegt.  Alles  war  verwüstet,  selbst  von  den  Funda- 
menten der  meisten  Wohnungen  war  nichts  übrig  geblieben.  Ausser 
Leichen  und  den  schweren,  eisernen  Gouvernements-Geldkisten 
fand  man  nur  wenig  wieder.  Eigentümlicherweise  lagen  die  meisten 
Leichen  auf  dem  Bauche  mit  ausgestreckten  Händen  seewärts, 
beinahe  keine  auf  dem  Rücken  liegende  Leiche  wurde  gefanden. 
*  Das  Schiff  „Maria"  lag  unversehrt  auf  der  Rhede,  war  aber  von 
einer  Bimssteinlage  so  eingeschlossen,  dass  keine  Kommunikation 
mit  dem  Lande  ermöglicht  werden  konnte.  Das  Viehfutter  in  der 
ganzen  Umgegend  war  gänzlich  verdorben,  die  Brunnen  lieferten 
schwefeliges  Wasser,  für  die  geretteten  Einwohner  waren  keine 
hinreichenden  Lebensmittel  vorbanden.  Nicht  besser,  ja  noch 
elender  war  der  Zustand  in  Katimbang  und  Semangka.  Der 
Kontroleur  (Regierungsbeamte)  von  Katimbang  sandte  verschiedene 
Boten  nach  Telok-Betong,  keiner  jedoch  kehrte  zurück.  Bine 
enorm  grosse  Anzahl  Leichen  lagen  in  der  Nähe  von  Katimbong 
und  verbreiteten  einen  unerträglichen  Geruch.  In  Merak,  Anjer, 
Tjeringin,  sowie  in  den  Dorfern  an  der  Küste  Java's,  war  kein 
lebendes  Wesen  mehr  zu  finden.  In  Serang  (Bantam)  lag  Schlamm 
und  Asche  überall,  bis  zu  5  und  8  cm  Dicke  auf  den  Dächern  der 
Häuser ;  die  Äste  der  Bäume  bogen  sich  unter  der  schweren  Last, 
viele  Hütten  in  den  Ddrfern  waren  eingestürzt.  An  Viehfutter  und 
Trinkwasser  war  grosser  Mangel.  Die  Brunnen  waren  durch 
Schamm  und  Asche  für  einige  Tage  ganz  unbrauchbar  gemacht 
Auch  die  kleineren  Flüsse  enthielten  nichts  als  schmutziges,  un- 
geniessbares  Wasser. 

Am  29.  August  gegen  Abend  stieg  das  Wasser  im  Hafenkanal 


Der  jüngste  Ausbruch  de«  Vulkans  Krakatau.  101 

zu  Batavis  wieder  plötzlich,  sank  jedoch  ebenso  schnell.  Hin  und 
wieder  vernahm  man  noch  ein  unterirdisches  Grollen,  was  jedoch 
auch  in  den  folgenden  Tagen  beinahe  gänzlich  verstummte.  Am 
1.  September  zeigten  sich  auf  dem  Vulkan  Sibessi  Rauchwolken,  und 
es  scheint,  dass  dieser  Krater  vorläufig  eines  der  Sicherheits- 
ventile der  Sundastrasse  geworden  ist  Sowohl  bei  dem  St.  Nicolas- 
Kap,  als  längs  den  Kästen  der  Sundastrasse  trieben  in  der  ersten 
Zeit  nach  der  furchtbaren  Katastrophe  zwischen  einer  Menge 
Wrackholz  und  Bimsstein  tausende  Leichen  von  Menschen  und 
Tieren.  Die  Lampong-  und  Semangka-Baien  waren  so  durch 
dicke  Bimssteinlagen  verstopft,  dass  trotz  aller  Mühe  kein  Dampfer 
sich  durcharbeiten  konnte,  um  Erkundigungen  nach  dem  Zustande 
der  heimgesuchten  Ortschaften  einzuziehen.  Längs  der  Quala-Se- 
kampong  oder  Quala-Penat  und  weiter  über  Land  von  Osten  nach 
Westen  wäre  Telok-Betong  vielleicht  leichter  zu  erreichen  gewesen. 
Verschiedene  Versuche  wurden  gemacht,  um  nach  Telok-Betong, 
über  dessen  Loos  zu  Batavia  noch  nichts  bekannt  war,  zu  gelangen, 
doch  vergeblich.  Ein  Dampfer  legte  in  Katimhong  an,  wo  man 
den  Kontroleur  mit  seiner  Familie,  sowie  tausende  Eingeborene 
fand;  alle  hatten  eine  Hungersnot  ausgestanden  und  waren  froh,  dass 
man  ihnen  wenigstens  einige  Säcke  Reis  und  ein  wenig  Salz  verab- 
reichte. Die  meisten  hatten  schwere  Brandwunden  davon  getragen, 
der  Kontroleur  und  seine  Familie,  buchstäblich  bedeckt  mit  Brand- 
wunden, wurden  nach  dem  Militär-Hospital  zu  Batavia  transportirt. 
Am  2.  September  fiel  endlich  ein  erquickender,  schwerer  Regen, 
wodurch  die  Natur  sich  wieder  etwas  erholte.  Inzwischen  war 
per  Dampfer  ein  Vorrath  von  2000  Picols  Viehfutter  von  Batavia 
durch  die  Regierung  nach  Bantam  geschickt,  auch  der  bataviasche 
Opiumpächter  schickte  die  Dampfbarkasse  „Lucie"  mit  Futter  dahin, 
wodurch  der  ersten  Not  abgeholfen  wurde.  Von  allen  Seiten  half 
man  mit  milden  Gaben,  selbst  durch  sehr  hohe  Summen,  welche 
nicht  nur  der  Bevölkerung  der  heimgesuchten  Landstriche  sondern 
auch  den  unglücklichen  Europäern  und  Indo-Europäern,  die  alles 
verloren  hatten,  zu  Gute  kamen.  Das  Gouvernement  der  englischen 
Straits-Settlementa  stellte  auf  höchst  anerkennenswerte  Weise  eine 
Summe  von  25  000  Dollars  zur  Disposition  der  Notleidenden.  Viel 
Mähe  kostete  es,  so  schnell  wie  möglich  die  Leichen  und  Kadaver  der 
Tiere  zu  begraben.  Tausende  von  Eingeborenen  in  Bantam  wurden 
dazu  an  die  Arbeit  gestellt,  und  die  Regierung  belohnte  die  Leute 
mit  5  Gulden  für  jede  bestattete  Leiche. 

Wiewohl  der  eifrige  und  sehr  thätige  Resident  von  Bantam 
sich  sofort  Tags  nach  der  unglücklichen  Katastrophe  nach  den 
heimgesuchten  Distrikten  begeben  hatte,  bekam  man  doch  erst  am 
29.  August  sichere  Berichte  über  die  Verwüstungen  im  Tjeringischen. 


102  L*  F-  M«  Schulze: 

Von  Telok-Betong  horte  man  nichts,  erst  am  7.  September,  nach- 
dem man  verschiedene  fruchtlose  Versuche  gemacht,  gelang  es 
einer  Kommission  vom  Westen  der  Lampong-Bai  aus  (durch  die 
Ratai- Bucht)  Telok-Betong  zu  erreichen  und  Bericht  nach  BaUvia 
zu  senden.  Der  Resident  der  Lampong's  wurde  kurz  darauf  ans 
dem  Gouvernementsdienste  entlassen  und  musste  sofort  sein  Amt 
an  einen  Subalternbeamten  übergeben.  Es  scheint,  dass  die  Re- 
gierung nicht  zufrieden  war  mit  der  von  jenem  Residenten  gezeigten 
Thätigkeit  an  und  nach  den  Unglückstagen. 

Während  das  Telegraphenpersonal  bemüht  war,  die  tele- 
graphische Gemeinschaft  zwischen  Java  und  Sumatra,  sowie  mit 
Singapore  wieder  herzustellen,  wurden  verschiedene  grössere  und 
kleinere  Dampfschiffe  nach  der  Sundastrasse  dirigiert,  um  von  aussen 
kommende  Schiffe  vor  dem  unsicheren  Fahrwasser  zu  warnen  und 
eventuell  Hülfe  zu  leisten.  An  den  Minister  der  Marine  in  Holland 
und  die  verschiedenen  Konsulate  ausserhalb  Europa's  wurde  tele- 
graphiert über  das  veränderte  Fahrwasser  in  der  Sundastrasse  und 
das  Einstürzen  verschiedener  Leuchttürme.  Der  Kommandant  der 
indischen  Seemacht  Hess  sofort  das  Fahrwasser  in  der  Sundastrasse 
wieder  aufnehmen.  Die  Insel  Dwars  in  de  weg  fand  man  in 
fünf  Stücke  zerrissen,  Pulu-Temposa  und  andere  Inselchen  ver- 
sunken, die  Java-Küste  mehr  oder  weniger  verändert.  Während 
zwischen  Krakatau,  Dwarsindeweg  und  Merak  Bodenerhebungen 
konstatiert  sind,  sollen  nach  der  Sumatra-Küste  zu  16  vulkanische 
Erhebungen  gefunden  haben.  Zwei  niedrige  Inseln  (Steers  und 
Calmeyer)  waren  nördlich  und  nordöstlich  von  Krakatau  entstanden. 
An  der  Stelle,  wo  Krakatau' s  Krater  war,  fand  man  auf  800m 
keinen  Grund,  nördlich  davon  aber  auf  9 — 10  Faden  Tiefe.  Durch 
die  Bimssteinlagen  schien   alles  ein  Riff  zu  sein. 

Nachdem  die  indische  Presse  auf  die  Notwendigkeit  hingewiesen, 
dass  nun  wenigstens  nach  der  Katastrophe  noch  wissenschaftliche 
Untersuchungen  angestellt  werden  müssten,  befahl  der  Direktor 
des  Unterrichts,  Ehrendienstes  und  der  Industrie,  dass  ein  Minen- 
Ingenieur  (Bergbau-Beamter)  mit  dem  nötigen  Hilfspersonal  sich 
mit  Untersuchungen  über  die  Art,  Ausbreitung  und  Folgen  der 
vulkanischen  Ausbrüche,  deren  Centrum  Krakatau  war,  in 
beschäftigen  habe.  Ob  dieser  schwache  Versuch  genügenden  Erfolg 
haben  wird,  möchte  man  mit  Hinsicht  auf  das  Umfangreiche  des 
Auftrages  wohl  bezweifeln  dürfen.  Ein  nach  dem  Gipfel  des 
Vulkans  Merapi  (Mittel-Java)  entsandter  Beamter,  der  über  den 
neuen  Aschenkegel  nähere  Untersuchungen  anstellen  sollte,  kehrte 
halbwegs  unverrichteter  Sache  zurück,  worauf  einige  beherzte  Ein- 
wohner die  Tour  nach  dem  Krater  machten  und  teilweise  ziemlich 
unglaubliche  Nachrichten  über  denselben  und  den  neuen  Eruptions- 


Der  jüngste  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatau.  103 

kegel  brachten.  Nach  Lage  der  Umstände  waren  die  von  besagten 
Einwohnern  angestellten  Untersuchungen  naturlich  nicht  vom  wissen- 
schaftlichen Standpunkte  aus  geschehen.  Nach  den  letzten  Berichten 
soll  obenerwähnter  Beamte  jedoch  von  Selok  aus  den  Kegel  des 
Merapi  spater  noch  erstiegen  und  die  Nachricht  mitgebracht  haben, 
dass  noch  vor  Anfang  des  Februar  1884  eine  Eruption  des 
Vulkans  stattfinden  wurde. 

Wenig  oder  nichts  war  leider  auch  vor  der  grossen  Eruption 
des  Krakatau  gethan,  um  über  den  Stand  der  vulkanischen 
Wirkung,  die  doch  schon  im  Monat  Mai  begonnen  hatte,  unterrichtet 
zu  bleiben.  Wir  wollen  hiermit  Niemand  einen  Vorwurf  machen, 
jedoch  nur  auf  die  Zweckmässigkeit  hinweisen,  in  einem  so  par 
excellence  vulkanischen  Lande  stets  ein  wachsames  Auge  auf  die 
Ventile  der  unterirdischen  Glut  zu  halten. 

Am  23.  August  war  gegen  Abend  das  Wasser  in  der  Sunda- 
strasse vollständig  milchfarbig,  während  ein  dicker  Nebel  auf  dem 
Meere  hing.  Dieselbe  Erscheinung  trat  auch  am  24.  August  auf. 
In  der  Nacht  vom  25.  zum  26.  August  konnte  im  Norden  der  Sunda- 
strasse ein  aussergewöhnlich  starkes  Wetterleuchten  wahrgenommen 
werden. 

Am  26.  August  schien  Erakatau  durch  eine  feurige  Kette  mit  den 
Wolken  verbunden  zu  sein,  das  Senkblei  auf  80  Faden  Tiefe 
wurde  heiss  aus  dem  Meere  gezogen,  starker  Schwefelgeruch 
hinderte  das  freie  Athemholen,  während  St.  Helena-Feuer  an  den 
Mastspitzen  der  Schiffe  haftete.  Vielleicht  hat  man  alles  zu  gering 
geschätzt  und  die  Gewalt  eines  untermeerischen  Ausbruches  nicht 
genug  gekannt  Ratsam  wäre  es  naturlich  gewesen,  bei  so 
sicheren  Vorzeichen  die  unmittelbar  am  Strande  liegenden  Ort* 
Schäften  wenigstens  zeitweise  zu  räumen.  Allerdings  Hess  sich  eine 
so  furchtbare  Katastrophe  wohl  nicht  erwarten,  sonst  hätte  man 
ja  überhaupt  den  Strand  der  Sundastrasse  nicht  bewohnen  dürfen. 
Und  doch,  die  Zukunft  wird  es  beweisen:  ebenso  wie  der  Seemann 
sich  wieder  und  immer  wieder  dem  trügerischen  Meere  anvertraut, 
wird  auch  der  Javane  und  Sumatrane  wieder  nach  einiger  Zeit 
nach  dem  Strand  der  Sundastrasse  zurückkehren  und  seine  Hütten 
dort  aufbauen.  Wünschenswert  wäre  es  sicher  wohl,  dass  Fach- 
männer nun  den  Zustand  des  ganzen  Vulkangurteis  gründlich 
untersachten  und  der  wissenschaftlichen  Welt  Aufklärung  gäben 
über  die  vielen  noch  bestehenden  Fragepunkte.  Soweit  es  uns 
möglich  war,  die  Asche  des  Yulkans  Krakatau  zu  untersuchen, 
fanden   wir  Folgendes. 

Die  Asche  hatte  am  27.  August  eine  graue  Farbe  (einige 
Tage  später  wurde  sie  durch  unwillkürliches  Trocknen  hellgrau), 
und  war    hier    und   da    mit    kleinen,    weissen    Flecken    besetzt. 


104  J-  ▼•  Möller: 

Beim  Zerreiben  fühlte  sie  sich  wie  ein  feuchtes,  sandiges  Pulver 
an.  In  Salz-  und  Salpetersäure  loste  sie  sich  teilweise  auf.  Im 
Wasser  wurde  sie  zu  einem  dunkelgrauen  in's  bräunliche  über- 
gehenden Brei,  während  obenauf  kleine,  glänzende  Schilfereben 
schwammen.  Im  Schmelztiegel  bei  langsamer  Erhitzung  nahm  sie 
eine  in's  Grünliche  übergehende  Farbe  an,  während  die  Wasser- 
teile sehr  schnell  entwichen  und  die  Korner  sich  zu  einer  kom- 
pakten Masse  formten.  Vor  dem  Lotrohr  glühte  die  Asche  sofort 
und  transformierten  sich  die  Korner  zu  Staubblättchen.  Die  Haupt- 
bestandteile der  Asche  schienen  zu  sein:  Kieselerde,  Kalk, 
Schwefelsäure  und  Wasser.  In  welchem  Verhältnis  diese  standen 
und  welche  andere  Bestandteile  noch  vorhanden  waren,  war  bei 
dem  Mangel  an  genugenden  Hülfsmitteln  bei  der  Analyse  nicht  zu 
ermitteln.  In  Batavia  versuchten  einige  Baukundige  die  Asche 
als  Cement  zu  gebrauchen,  naturlich  mit  ungenügendem  Resultate. 
Mr.  Delaney  in  Paris  prophezeite  mit  Hinsicht  auf  den  Aus- 
bruch des  Krakatau  und  gestutzt  auf  eine  Reihe  von  Wahr- 
nehmungen auf  dem  Gebiete  vulkanischer  Eruptionen,  dass  Jars 
und  Sumatra  im  Jahre  1886  einen  noch  viel  schrecklicheren  vul- 
kanischen Ausbruch  zu  gewärtigen  haben  wurden.  Wie  gewagt 
eine  derartige  präcise  Prophezeihung  auch  ist  und  welche  Motive 
Herrn  Delaney  bei  seiner  Schlussfolgerung  auch  geleitet  haben 
mögen,  wollen  wir  dahingestellt  sein  lassen;  ratsam  aber  ist  es 
jedenfalls,  mit  allen  der  Wissenschaft  zu  Gebote  stehenden  Mitteln 
Nachforschungen  vorzunehmen.  Glücklicherweise  hat  Ostindien  nor 
wenig  so  gefährliche  Vulkane,  als  Krakatau  war.  Die  meisten 
erheben  sich  über  1000  m,  viele  über  2000  m  über  dem  Niveau 
des  Meeres,  wodurch  sie  schon  den  Bewohnern  Indiens  weniger 
gefährlich  sind. 

VII. 

Tagebuch  einer  Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi- 
Som&li  und  Noli-Galla  nach  Harr&r. 

Von  John  Freiherr  von  Müller. 
(Schluss.) 


Alle  trugen  Sandalen  aus  Elefantenhaut;  dieselben  waren 
besser  gearbeitet  wie  die  der  sudanesischen  Bedja,  doch  war  der- 
selbe Schnitt  nicht  zu  verkennen.  Die  Haarfrisur  war  bei  allen 
dieselbe;  einige  hatten  sie  mit  Kalk  und  Urin  braunrot  gefärbt, 
wodurch  die  schwarzen,  ausdrucksvollen  Gesichter  noch  mehr  ge- 
hoben wurden.     Die  meisten  hatten  tiefe  Narben  aufzuweisen.  — 


Beise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somali  u.Noli-Galla  nach  Harrar.  105 

Den  ganzen  Nachmittag  lagen  oder  standen  die  Eingeborenen  um 
das  Lager  herum.  Jede  meiner  Bewegungen  wurde  mit  den  Augen 
verfolgt  und  Bemerkungen  darüber  gemacht,  doch  wurde,  Dank 
unserer  Vorsicht,  nichts  entwendet.  Am  Abend  entspann  sich  ein 
kleiner  Streit  unter  den  Qadabursi  wegen  einer  weggeworfenen 
Konservenbuchse;  wir  fürchteten  das  schlimmste,  da  alle  nun  der- 
artige Buchsen  wünschten  und  ich  ihr  Verlangen  nicht  befriedigen 
konnte.  Die  Eingeborenen  entfernten  sich  unter  Drohungen,  und 
wir  brachten  die  Nacht  unter  den  Waffen  zu.  Der  Regen  strömte 
hernieder,  die  Feuer  erloschen  und  die  Lage  wurde  peinlicher. 
Ich  Hess  deshalb  wahrend  der  ganzen  Nacht  Schüsse  abfeuern, 
doch  verlief  dieselbe  ungestört,  und  nur  einmal  gewahrten  wir  bei 
dem  plötzlichen  Aufblitzen  des  Pulvers  Eingeborene,  welche  sich 
dem  Lager  näherten. 

Dienstag,  den  28.  März.  Oegen  Morgen  verzogen  sich 
die  Wolken,  der  Sternhimmel  kam  zum  Vorschein,  und  als  im 
Osten  ein  feiner,  roter  Streifen  den  nahenden  Tag  verkündete, 
Hess  ich  das  Lager  abbrechen.  Es  wurde  aufgesessen  und  in 
Richtung  SW  um  6  Uhr  35  Minuten  Vormittags  weiter  marschiert. 
Um  8  Uhr  10  Minuten  Vormittags  Hessen  wir  eine  Reihe  von 
Gräbern  zur  Rechten,  bei  denen  die  Ringform  überwiegend  war, 
doch  beobachtete  ich  auch  eigentümliche  Hufeisenformen.  Bei  den 
meisten  Gräbern  waren  die  obligaten  Sandstein-  oder  Basalt-Kegel 
aufgestellt,  welche,  wie  schon  angedeutet,  die  Anzahl  der  durch 
den  Verstorbenen  erschlagenen  Feinde  darstellen.  Es  befinden 
sich  diese  Gräber  auf  einer  Hammar  genannten  Ebene;  niedere 
Berge  umgeben  dieselbe;  die  Weidegerechtigkeit  gehört  den  As- 
wardik,  einem  Unterstamm  der  Isa  und  von  diesen  haben  auch  die 
Berge  den  Namen  Aswardik  erhalten.  Weihrauchbüsche  sind  hier 
sehr  häufig.  Der  Aufstieg  zur  zweiten  Terrasse  findet  nicht  plötz- 
lich statt,  sondern  wird  durch  kleinere  Terrassen  vermittelt,  welche 
ihrerseits  wieder  mit  langgestreckten,  Amba-ähnlichen  Hügelzügen 
von  durchschnittlich  800 — 1000  Fuss  Hohe  besetzt  sind.  Hat 
man  die  eigentliche  Terrasse  betreten,  so  windet  man  sich  zeit- 
weise zwischen  diesen  Hügelreihen  durch,  welche  kahl,  zerklüftet 
und  ohne  Quellen  ein  unwirtbares,  rauhes  Gepräge  tragen.  Es 
scheint,  dass  diese  Terrassen  an  ihrem  Rande  durch  Erosion  der- 
artig zerklüftet  wurden;  das  Wasser  kam  hier,  wo  das  Terrain 
sich  mehr  wie  in  der  Mitte  der  Terrasse  neigt,  wahrscheinlich  in 
schnellere  Strömung  und  bewirkte  dadurch  eine  Ausspülung  der 
Thäler.  Die  Formen  der  Plateauränder  erinnern  an  die  Post-oak- 
Regionen  am  Rio  Pecos  und  Rio  Grande  del  Norte  des  mittleren 
Texas.  Krystallinische  Schiefergebilde  sind  vorwiegend,  doch  sind 
auch  Urgesteine    vertreten,    und    es   spielt  der  Basalt  hier  eine 


106  J-  ▼•  Müller: 

wichtige  Rolle.  Grosse  Flächen  sind  mit  Quarz  and  quarzigem 
Glimmer  bedeckt,  welche  durch  die  Atmosphärilien  in  nusagrosse 
Stucke  zersprengt  sind  und  durch  ihre  weisse  und  rosa  Farbe 
diesen  öden,  durstenden  Regionen  ein  bizarres  Gepräge  verleihen. 
Die  Vegetation  ist  spärlich  und  wird  vorwiegend  durch  succulente 
Gewächse  repräsentiert,  doch  treten  neben  Cactus  und  Euphorbien 
der  Ghersabaum,  Mimosen,  Akazien  und  ächte  Weihrauchbäume  auf. 
Um  12  Uhr  30  Min.  Nachmittags  wird  am  Chor  Lassman 
gelagert;  derselbe  ist  ein  geringer  Zufiuss  des  vom  Daggagöje 
kommenden  Chor  Galla  und  fuhrt  nur  in  der  Regenzeit  Wasser. 
Seine  Ufer  sind  mit  Dom-Vegetation  umsäumt,  seine  Richtung  ist 
NW— SO.  —  Um  4  Uhr  80  Min.  Nachmittags  verlassen  wir  Chor 
Lassman.  Die  Marschrichtung  ist  westlich;  zwischen  niederen 
Hügelreihen  uns  hindurchwindend,  erreichen  wir  um  5  Uhr  Nach- 
mittags den  südlichen  Fuss  des  Daggagöje- Höhenzugs  und  folgen 
einem  Erosionsthal  in  Richtung  NW.  aufwärts.  Um  8  Uhr  10  Min. 
Nachmittags  ist  der  westliche  Ausläufer  des  Daggagöje  erreicht, 
wo  wir  in  dem  schmalen  OW.  streichenden  Thale  Ellamböchli 
lagern.  —  Das  Daggagöje- Hagelland  ist,  wie  ich  aus  der  Amba- 
formigen  Gestaltung,  aus  der  fast  gleichen  Hohe  der  einzelnen 
Hügel,  sowie  aus  den  Erosionsspuren  schliesse,  der  Rest  eines 
Plateaus,  welches  vermöge  seines  Wasserreichtums  einst  eine  viel 
reichere  Pflanzendecke  trug,  wie  in  unseren  Tagen.  Die  regel- 
rechte Erosion  der  Thäler  kann  nur  durch  beständig  fli essendes 
Wasser  erzeugt  sein.  Beständig  trifft  man  auf  kleine  Cheran, 
welche  durch  Wasser  polierte  Rollsteine  aufweisen,  und  überall 
treten  dem  Reisenden  unverkennbare  Spuren  einstiger  mit  Wasser 
gefüllter  See-  und  Flussbetten  entgegen.  Es  liegt  der  Schlnss 
nahe,  dass  die  Somali-Terrassen  ähnlich  wie  das  Samharr,  das 
Habab-  und  Beni- Am  er- Gebiet,  ja  der  ganze  östliche  Sudan  mehr 
und  mehr  der  Wüste  anheimfallen  dürften,  und  dass  der  momentane 
Wüstensteppen-Charakter  nur  ein  Übergangsstadium  zur  volligen 
Wüste  ist.  Das  verbindende  Glied  zwischen  dem  Sudan  und  den 
Somali-Regionen  bilden  die  Dankali-Länder;  hier  ist  der  Wüsten- 
charakter wohl  am  intensivsten  ausgesprochen.  Denken  wir  ans 
die  zahlreichen,  jetzt  beständig  leer  stehenden  Cheräne  des  Somali- 
Landes  mit  Wasser  gefüllt,  —  und  dass  dies  einst  der  Fall  war« 
darüber  kann  wohl  kaum  ein  Zweifel  existieren,  —  denken  wir 
uns  ferner  die  Mulden  und  Seebecken  wieder  funktionierend, 
welchen  Einfluss  müsste  eine  derartige  Umwandlung  auf  das  Klima 
der  umliegenden  Ländergebiete  ausüben.  Die  Kahlheit  der  abes- 
sinischen  Alpen  ist  sicher  nicht  allein  der  Wald  Verwüstung  zuzu- 
schreiben, als  Hauptfaktoren  dürften  in  diesem  Falle  wohl  die 
trockenen,  heissen  Winde  ans  dem  nordlichen  Afrika  gelten.   Da, 


Bebe  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somäli  u.Noli-Galla  nach  Harr ir.  107 

wo  die  abessinischen  Berge  das  centrale  Ost-Afrika  gleich  einer 
Maaer  schützen,  entwickelte  sich  infolge  des  Wasserreichtums  ein 
üppiger,  tropischer  Pflanzenwachs  (ich  erinnere  nur  an  Harrar, 
Schoa  und  Kaffa),  wo  aber  die  schützende  Mauer  nicht  existiert, 
vernichtet  der  trockene  Wüstenwind  mehr  und  mehr  die  Vegetation 
und  Knltnr.  Am  deutlichsten  tritt  diese  Erscheinung  in  den  Habab- 
Ländern  auf,  wo  in  den  von  N.  nach  S.  aufsteigenden  Thälern 
ein  viel  spärlicherer  Pflanzen  wuchs  kummerlich  vegetiert,  während 
in  den  in  umgekehrter  Richtung  streichenden  Thälern  die  Vege- 
tation sich  weitaus  üppiger  entfaltet.  Jener  verdorrende  Wüsten- 
wind hat  bereits  weit  nach  Süden  gegriffen :  in  Ost-Afrika  erreicht 
er  beinahe  den  Äquator,  überall  neue  Wüsten  erstrebend  und 
sich  durch  das  Neugeschaffene  ergänzend.  Auch  die  Savannen 
des  südlichen  Sennaar,  Dar-Noba,  Kordufan,  Dar-  For,  Wadai 
und  Baghirmi  geben  davon  beredtes  Zeugnis.  Wer  die  Mühe  nicht 
scheut,  wird  in  den  Berichten  der  Reisenden  eine  grosse  Anzahl 
von  Belegen  für  diese  Theorie  finden.  Im  Süden  Afrika's  wieder- 
holt sich  derselbe  Prozess;  auch  hier  ist,  wie  im  Norden,  die 
gleiche  Richtung  der  Winde  von  den  Sub-Tropen  zum  Äquator. 

Das  Daggagoje-Hügelland  entsendet  in  WO.- Richtung  den 
Chor  Galla;  derselbe  soll  zum  Indischen  Ocean  gehen,  nachdem 
er  zuvor  Chor  Lasmän  aufgenommen  hat.  Die  Vegetation  im 
Thale  Ellamböchli  ist  sehr  dürftig,  die  Berglehnen  sind  kahl  und 
dicht  mit  basaltischen  Trümmern  bedeckt,  welche  schwarz  oder 
rostbraun  gefärbt,  der  Landschaft  ein  düstres,  erstorbenes  Gepräge 
verleihen.  —  In  der  Nacht  brauste  ein  schwüler  Gewittersturm 
vorüber,  welcher  wenige  Minuten  hindurch  die  Erde  mit  Wasser 
überflutete,  von  den  Abhängen  rauschten  schlammige  Bäche  zur 
Tiefe,  doch  kaum  war  der  Himmel  klar  geworden,  so  war  von 
dem  Regen  kaum  noch  ein  schwaches  Rinnsal  zu  bemerken.  Wir 
lagern  hier  nordlich,  in  geringer  Ferne  vom  Chor  Galla;  derselbe 
soll  niemals  fliessendes  Wasser  haben. 

Mittwoch,  den  29.  März.  Um  10  Uhr  40  Min.  Vormittags 
wird  der  Marsch  in  WSW.-Richtung  wieder  aufgenommen.  Nach- 
dem Chor  Galla  überschritten  war,  wird  flaches  Hügel-  und 
Savannenland  passiert.  Um  12  Uhr  15  Min.  Nachmittags  zeigte 
sich  zur  Rechten  das  zerstörte  ägyptische  Fort  Samadu.  Aus  einem 
gedeckten  Raum  mit  Hof  bestehend,  erhebt  sich  dasselbe  auf  dem 
rechten  Ufer  des  hier  zwanzig  Schritt  breiten  Chor  Samadu,  dessen 
Richtung  hier  WO.  ist.  Im  Flussbett  befinden  sich  Brunnengruben 
der  Isa,  welche  in  einer  Tiefe  von  ca.  15  Fuss  gutes  Wasser 
geben.  Am  linken  Ufer  ist  eine  Dattelpalme  schön  emporgewachsen ; 
dieselbe  dürfte  wohl  der  ehemaligen,  ägyptischen  Besatzung  ihre 
Existenz  verdanken.     Es  wird  ohne  Aufenthalt  weiter  marschiert. 


108  J.  ▼•  Müller; 

Um  4  Uhr  20  Min.  Nachmittags  lagern  wir  an  den  Brunnengrnben 
des  Chor  Harausi.  Seine  Breite  beträgt  hier  ca.  30  Schritte, 
seine  Richtung  ist  NS.,  doch  schlägt  er  unfern  des  Lagers  eine  west- 
liche Richtung  ein,  und  soll  in  den  Savannen  der  Gadabursi  ver- 
laufen. Dieser  Chor  hat  niemals  fliessendes  Wasser.  TroU  der 
Regenzeit  ist  der  Himmel  klar  und  wolkenlos.  Seitdem  wir  die 
untere,  dem  Meere  nahe  gelegene  Terrasse  verlassen  hatten,  war 
Regenfall  selten  und  beschränkte  sich  nur  auf  kurze  Gewitter- 
sturme. Die  Küstenregionen  weisen  im  Gegensatz  zum  Innern, 
wo  Regen  selbst  in  der  nassen  Periode  verhältnismässig  selten  ist, 
grossere  Regenmengen  auf,  doch  nicht  in  plötzlichen  Gewitter- 
schauern, sondern  in  Form  von  feinem,  anhaltendem  Niederschlag. 
Die  Temperaturverhältnisse  sind  hier  gunstiger  als  in  den  Strand- 
gebieten; von  Sonnenauf-  bis  Sonnenuntergang  herrscht  allerdings 
eine  anhaltende  Hitze,  welche  in  den  Stunden  von  10  Uhr  Vor- 
mittags bis  3  Uhr  Nachmittags,  verstärkt  durch  den  Reflex  des 
nackten,  glühenden  und  dunkelgefärbten  Bodens,  die  Grenzen  des 
noch  einigermassen  Erträglichen  übersteigt;  Temperaturen  inner- 
halb der  vierziger  Grade  sind  noch  Regel,  dagegen  sind  die  Nächte 
mit  ihrem  klaren  Himmel,  ihrem  erfrischenden  Lufthauch  und  ihrem 
aromatischen  Duft  nach  Steppengras  ungemein  lieblich. 

Donnerstag,  den  30.  März.  Nachdem  wir  um  6  Ubr 
30  Min.  Vormittags  das  Lager  Harausi  verlassen  hatten,  wurde 
um  8  Uhr  30  Min.  eine  Hochebene»  welche  den  Namen  Hagaro 
führt,  passiert.  Das  von  ihr  abströmende  Wasser  wird  durch 
den  geringen  Chor  Dagoga  (Richtung  S.  zu  N.)  zum  Chor 
Harausi  geführt.  Durch  hügeliges  Savannenland,  welches  wie  das 
vorhergehende  einen  öden,  erstorbenen  Charakter  trägt,  wird  um 
12  Uhr  Mittags  am  Chor  Kaböba  Lager  bezogen.  Chor  Kaböba 
hatte  zur  Zeit  fliessendes  Wasser,  seine  Breite  differiert  zwischen 
60  und  70  Schritten;  zwischen  dichten  Akazien-  und  Mimosen- 
Wäldern  wälzt  er  seine  trüben,  schlammigen  Regenfluten,  aus  Süden 
kommend,  dem  Norden  der  Isa-Länder  zu.  Hier  soll  er  im  Sande 
versiegen,  anderer  Angabe  zufolge  aber  gegen  Ende  der  Regenzeit 
den  Hawasch  erreichen.  Es  laufen  hier  sechs  aus  den  Gebieten 
der  Isa,  Gadabursi  und  Noli-Galla  kommende  Wege  zusammen. 
Zwei  Wege,  ein  südlicher  und  ein  nordlicher,  führen  nach  Harrar. 
Ersterer  trifft  nach  drei  Tagereisen  mit  der  Route  Berbera-Harrar 
zusammen.  Den  nordlichen  wählte  ich  der  grosseren  Sicherheit 
wegen,  auch  kann  man  auf  dieser  Route  beständig  auf  Wasser  hoffen. 
Ich  blieb  hier  bis  nach  Mitternacht  liegen,  da  die  schwachen  Somali- 
Kamele  dringend  der  Ruhe  bedurften.  Wild  jeder  Gattung  ist  häufig« 

Freitag,  den  31.  März.  Nach  Mitternacht  um  2  Uhr  45  Min. 
wird    der  Marsch   von  Chor  Kaböba  in  SW.- Richtung  fortgesetzt. 


Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somili  u.  Noli-Galla  nachHarrar.  109 

Die  Acacia  fisttda  bildet  hier  ausgedehnte  Waldbestände;  sie  ist 
dieselbe  Akazie,  welche  Schweinfurth  am  Weissen  Nil  fand  und 
in  seinem  Werk  „Im  Herzen  von  Afrika"  beschrieb  und  abbildete 
(I.  8.  105).  Die  Gegend,  welche  wir  passieren,  trägt  immer  den- 
selben öden  Charakter,  der  Steppenwald  wird  etwas  dichter,  und 
es  zeigt  sich  infolge  dessen  auch  reicheres,  tierisches  Leben.  Um 
9  Uhr  20  Min.  Vormittags  lagern  wir  wegen  heftigen  Regens  in 
einem  Gadabursi» Kraal ;  die  Eingeborenen  sind  freundlich  und 
bieten  uns  Milch  an,  welche  ich  aber  zurückweise,  da  meine  Leute 
dringend  vor  Vergiftung  warnen  und  ebenfalls  die  Milch  unberührt 
lassen.  Um  4  Uhr  Nachmittags  steigen  wir  bei  klarem  Himmel 
in  den  Sattel  und  marschieren  in  südlicher  Richtung  weiter.  Um 
6  Uhr  80  Min.  Nachmittags  wird  unter  einer  grossen  Mimose  das 
Lager  bezogen.  Die  heute  durchwanderte  Savanne  heisst  Delamma 
oder  Delemälla,  sie  wird  von  Gadabursi  und  Isa  abwechselnd 
durchzogen.  Einige  niedere  kahle  Höhenzüge  nehmen  ihr  den 
ebenen  Charakter. 

Sonnabend;  den  1.  April.  Am  Morgen  6  Uhr  20 Min.  ver- 
lassen wir,  in  Richtung  W.  reitend,  das  Lager  in  der  Delämma- 
Savannne  und  passieren  6  Uhr  30  Min.  Vormittags  einen  von  W. 
nach  O.  streichenden  Chor  von  geringer  Breite,  dessen  Namen 
ich  nicht  erfahren  konnte.  Er  mündet  in  den  Chor  Göddo,  seine 
Ufer  sind  schwach  bewaldet.  Um  9  Uhr  Vormittags  kommen  wir 
zum  Chor  Göddo ;  derselbe  ist  von  beträchtlicher  Breite,  hatte  zur 
Zeit  fliessendes  Wasser  und  mündet  nach  langem  Lauf  und  nach 
Aufnahme  zahlreicher  Nebenflüsse  aus  den  Galla-Ländern ,  nach 
einstimmiger  Aussage  der  mich  begleitenden  Somali,  in  den 
Hawasch.  Die  Ufer  sind  mit  schönem,  hochstämmigem  Wald 
bestanden,  in  dessen  Schatten  Unterholz  und  liebliche  Grasplätze 
abwechseln.  Die  Luft  ist  mit  Wasserdünsten  gesättigt;  die  durch 
die  Kronen  der  Bäume  fallenden  Sonnenstrahlen  ziehen  lange 
Streifen  und  lassen  die  bunten  Blüten  der  Capparis  lieblich  vom 
dunklen  Hintergrund  abstechen.  Die  Nähe  des  Hochlandes  macht 
sich  an  zahlreichen  anderen  Blüten  bemerkbar;  der  Quolqual  ist 
noch  dürftig  klein  und  scheint  hier  nicht  zur  völligen  Entwicklung 
zu  gelangen,  da  er  häufigen  Regen  verlangt.  —  Um  8  Uhr  Nach- 
mittags wird  in  Richtung  W.  weiter  gezogen,  und  nach  wenigen 
Minuten  haben  wir  den  Vegetationsgürtel  des  Göddo  durchschritten 
und  befinden  uns  wieder  im  Dornbusch.  Um  5  Uhr  15  Min.  Nach- 
mittags werden  schmale,  langgestreckte,  mit  Basalten  und  schein- 
baren Laven  bedeckte  Felder  passiert;  die  Hitze  ist  hier  furchtbar. 
Bei  Sonnenuntergang  liegt  die  Delamma- Savanne  gleich  einem 
violetten,  wogenden  Dunstmeer  hinter  uns;  wir  haben  um  5  Uhr 
55  Min.    Nachmittags  den  Rand   des   sanft  abfallenden,    niederen 


HO  J-  v-  Müller: 

Wordschi-Plateaus  erstiegen,  welches  bei  den  Gerdäddu-Somäli 
Busa,  bei  den  Galla  Wordschi  heisst.  Um  7  Uhr  40  Min.  Nach- 
mittags lagern  wir  an  einer  mit  Wasser  gefällten  Bodensenkung 
in  der  Nähe  zahlreicher  Kraale  der  Gerdadda-Somali.  Wir  zünden 
keine  Feuer  an,  am  anbemerkt  zu  bleiben. 

Sonntag,  den  2.  April.  Um  6  Uhr  10  Min.  Vormittags 
sitzen  wir  wieder  im  Sattel.  Richtung  W.  za  S.  Es  werden  zahl« 
reiche  Gräber  passiert,  welche  dieselben  Formen  aufweisen  wie 
jene  am  Chor  Henza.  Das  Terrain  wird  mehr  hagelig,  die  Vege- 
tation üppiger,  doch  wechseln  noch  häufig  weisse  Quarzfelder  mit 
savannenartigen  Strichen  ab.  Um  11  Uhr  30  Min.  Vormittags 
Mittagsrast  am  Chor  Geresselai.  Das  Flussbett  ist  tief  ausgewaschen; 
zwischen  Waldgallerien  fliesst  das  Wässer  zur  Zeit  schlammig  und 
trübe  dahin.  Die  Breite  beträgt  80 — 40  Schritte.  Chor  Geresselai 
vereinigt  sich  einige  Stunden  unterhalb  dieser  Stelle  mit  Chor 
Göddo,  dessen  Richtung  hier  von  S.  zu  N.  ist  Aufbruch  vom  Chor 
Geresselai  4  Uhr  30  Min.  Nachmittags  in  westlicher  Richtung. 
Um  5  Uhr  kleiner  Chor  mit  heissen  Quellen  am  linken  Ufer; 
seine  Richtung  ist  N.  zu  S.,  er  mündet  in  nächster  Nähe  in  den 
Geresselai.  Mit  Hautkrankheiten  behaftete  Eingeborene  baden 
sich  hier,  ähnlich  wie  in  Ailet.  Der  Name  des  Chors  ist  Hain- 
Mam.  Um  6  Uhr  Nachmittags  passieren  wir  den  in  Richtung 
S.  zu  N.  fliessenden  und  in  den  Geresselai  mündenden  Chor  Geldesa. 

5  Uhr  40  Min.  Nachmittags  am  Chor  Geldesa,  dessen  Richtung 
hier  SO.  zu  NW.  ist.  Die  Ufer  sind  wohl  200  Fuss  hoch  und 
bewaldet.  Der  Platz,  auf  welchem  wir  lagern,  heisst  nach  dem 
Chor  Geldesa.  Die  Karawanen  wechseln  hier  ihre  Kamele  nnd 
Esel.  Der  Preis  eines  Kamels  beträgt  von  Harrär  2  Thh\,  der 
eines  Esels  1  Thlr.  und  von  hier  nach  Zeila  ebenso  9  und  5  Thlr. 
Nadi  Bascha  hat  hier  nahe  dem  Chor  zum  Schutz  der  Karawanen 
ein  Karawanserai  gebaut,  aus  einer  leicht  zu  verteidigenden 
Mauer  mit  Thor  bestehend.  Auch  befindet  sich  hier  bestandig 
ein  grosser  Ita-Kraal.  Chor  Geldesa  gehört  zum  Gebiet  der  Noli- 
Galla,  welche  nach  Harrär  Tribut  zahlen  und  bis  zu  dieser  Stadt 
in  einzelnen  Dorfern  und  Tokulen  zerstreut  wohnen.  Die  Somali 
zahlen  keinen  Tribut. 

Montag,  den  3.  April.*  Aufbruch  vom  Lager  Geldesa  um 

6  Uhr  10  Min.  Vormittags.  Man  folgt  dem  Chor  in  südlicher  Richtung 
aufwärts«  Der  Fluss  ist  hier  von  steilen,  hohen,  üppig  bewachsenen 
Wänden  aus  Granit  und  Gneis  mit  Konglomeraten  und  Nagelfluh- 
artigen  Gebilden  eingefasst.  Das  Wasser  fliesst  beständig  in  etwa 
3  Fuss  Tiefe.  Unter  den  zahlreichen  Eingeborenen  gleichen  die 
Männer  sehr  den  Dankali  und  Somälen;  die  Waffen  und  Bekleidung 
derselben  sind  die  der  Somälen;  die  Frauen  haben  viel  vom  Suaheli- 


Reise  durch  da«  Gebiet  des  Gadabursi-Somali  u.  Noli-Qalla  nach  Harrar.  1 1 1 

Typus.  Ihre  Bekleidung  besteht  ans  einem  dunkelblauen  Surati, 
welches  rockartig  nm  den  Leib  gewunden  wird,  die  Brust  aber 
frei  läset.  Die  Fasse  schätzen  Sandalen,  das  Kopfhaar  hält  ein 
blaues  Tuch  höchst  zierlich  zusammen.  Der  Scbmuck  dieser  Galla- 
W eiber  besteht  in  sehr  grossen  Ohrgehängen:  entweder  einem 
einen  Zoll  im  Durchmesser  haltenden  Ringe  und  einer  ebenso 
grossen  thalerformigen ,  verzierten  Platte  von  gediegenem  Silber 
oder  einer  Schnur  grosser  Perlen.  Nasenschmuck  wie  bei  den  Bedja 
existiert  nicht.  Um  den  Hals  werden  mehrere  Schnüre  dicker, 
bunter  Perlen  von  den  buntesten  Mustern  und  sonderbarsten  Formen 
getragen.  —  8  Uhr  30  Min.  Vormittags.  Der  Geldesa  nimmt 
hier  einen  von  S.  kommenden  kleinen  Chor  auf.  Richtung  des 
Gelde'sa  W.  zu  O.  Die  umliegenden  Gebirge  und  Plateaus  werden 
von  Noli-Galla  bewohnt  und  zwar  von  dem  Unterstamme  Schek- 
Schirbet.  Es  tragen  diese  Unterstämme  immer  den  Namen  des 
Häuptlings.  Um  8  Uhr  SO  Min.  Vormittags  verlassen  wir,  uns 
in  Richtung  SW.  wendend,  den  Geldesa.  Die  Route  führt  in 
Richtung  SW.  über  die  circa  2000  Fuss  hohen  Berge  des  Schek- 
Schirbet  und  beginnt  um  9  Uhr  Vormittags  ein  herrliches  Thal 
aufwärts  zu  steigen.  Um  10  Uhr  50  Min.  Vormittags  treffen  wir 
einen  reizenden  Wasserfall,  der  von  mir  in  Erinnerung  an  einen 
ähnlichen  Wassersturz  auf  Ceylon  „Dianenbad"  genannt  wird.  Das 
Thal  ist  von  wunderbarer  Schönheit,  die  Berge  sind  mit  dichtem, 
hochstämmigem  Wald  bedeckt,  in  den  Thälern  plätschern  klare 
Gebirgsbäche  von  dichten  Laubbäumen  beschattet.  Tamarhinden, 
Sykomoren  sowie  Eigelien,  mächtige,  die  Sykomoren  und  Adan- 
sonien  an  Grosse  überragende  Citronenbäume  laden  zur  Rast  ein. 
Um  11  Uhr  50  Min.  Vormittags  Rast  an  einem  Begräbnisplatz 
der  Galla  unter  mächtigen,  rauschenden  Bäumen;  die  Gräber  sind 
nur  von  geringer  Tiefe,  zu  Kopf  und  Füssen  derselben  liegen 
zwei  grossere  Steine,  während  die  Oberfläche  mit  kleineren  Steinen 
belegt  ist.  Wir  verlassen  das  Mittagslager  wieder  um  5  Uhr 
30  Min.  Nachmittags,  folgen  dem  sich  erweiternden  Thal  unter  sehr 
beträchtlicher  Steigung  aufwärts  und  lagern  um  6  Uhr  15  Min. 
Nachmittags  in  dem  Galladorf  Bellöa,  wo  uns  in  zuvorkommender 
Weise  ein  grosser,  geräumiger  Tokul  zur  Verfügung  gestellt  wird. 
Der  den  ganzen  Nachmittag  anhaltende  Regen  dauert  während  der 
Nacht  fort,  so  dass  ich  mich  mit  grosser  Befriedigung  in  dem 
trockenen,  bequemen  Tokul  einrichte  und  die  nassen  Kleider 
trockne.  Es  werden  uns  Bananen,  Früchte  des  Citronenbaumes, 
Milch  und  Eleusine  gebracht,  an  welchen  ich  und  meine  braven 
Leute  uns  laben.  Die  Eingeborenen  sind  ein  schöner,  anmutiger 
Menschenschlag  mit  gering  prognatem  Schädel,  wulstigen  Lippen, 
grossen,   schonen,   braunen  Augen,   krausem  Haar  und  von  tief- 


112  X  v.  Maller: 

schwarzer  Hautfarbe.  —  Während  draussen  der  Sturmwind  braust 
und  die  succulenten  Äste  der  Kandelaber  -Eupborbie  dröhnend 
zusammenschlagen,  liegen  der  Häuptling  von  Bellöa  nnd  ich  auf 
unseren  Fellen  am  prasselnden  Feuer  im  Tokul;  bei  einigen 
Cigarren,  welche  ich  rauche  und  er  kaut,  erzählt  er  mir  die  Ge- 
schichte seines  Stammes  und  seine  Unterwerfung  unter  Nadi.  Die 
Noli-Galla  sind  abessinische  Christen,  bekennen  sich  aber  öffent- 
lich zu  der  ihnen  von  den  Ägyptern  aufgedrängten  mohameda- 
nischen  Religion.  Ich  vermute  nach  verschiedenen  Äusserungen, 
dass  der  alte  abessinische  Schlangenkultus  und  Fetischdienst  sich 
hier  noch  teilweise  erhalten  hat.  —  Die  Sprache  dieser  Gaila- 
Stämme  ist  sehr  verschieden  von  den  Sprachproben,  welche  Krapf 
von  den  unter  dem  Äquator  hausenden  Galla  gesammelt  hat,  doch 
glaube  ich  eine  Verwandtschaft  in  verschiedenen  Sprachwendungen 
gefunden  zu  haben. 

Dienstag,  den  4.  April.  Am  Morgen  hatte  sich  der  Himmel 
aufgeklärt.  Es  bot  sich  mir  ein  entzuckend  schöner  Anblick,  als 
ich  aus  der  schmalen,  aus  einer  fast  fussdicken  Planke  gezimmerten 
Thür  des  Tokuls  hervortrat.  In  den  Schluchten  und  Thälern 
wallte  der  Nebel,  die  langgezogenen  Bergfirste  schwammen  wie 
Inseln  in  einem  Dunstmeer,  und  erst  als  die  Sonne  bei  höherem 
Stand  ihre  Strahlen  intensiver  herabsandte,  zerteilten  sich  die 
Nebelmassen,  flatterten  gleich  Schleiern,  vom  Morgenwind  getrieben, 
an  den  Waldgeländen  empor,  um  sich  fast  plötzlich  in  dem  schwarz- 
blauen,  äquatorialen  Äther  zu  verlieren. 

Die  Tokul-Thur  ist  den  Galla  heilig;  dieselbe  ist  schmal,  sehr 
solide  konstruiert  und  mit  starken  Lederriemen,  welche  an  Stelle 
der  Charniere  treten,  an  den  Tokul-Pfosten  befestigt  Wird  ein 
Dorfhöriger  von  dem  Häuptling  in  die  Acht  erklärt,  so  wird 
seine  Tokul-Thür  entfernt  und  ihm  dieselbe  erst  nach  Zurück- 
nahme der  Acht,  welche  durch  Zahlung  von  Feldprodukten  oder 
indischen  Stoffen  erfolgt,  wieder  zurückgestellt.  Der  Noli-  und 
Meta-Galla  schwort  bei  seiner  Thure,  Kreisende  beobachten  in 
der  Zeit  der  Geburt  die  Thür,  befestigen  während  eines  gewissen 
Zeitraums  die  Nabelschnur  der  Neugeborenen  an  derselben  and 
kratzen  mit  einer  Lanzenspitze  den  Schmutz  von  der  Thür,  um 
ihn  mit  Wasser  vermischt  dem  Häuptling  einzugeben.  Die  Thor 
stehlen,  heisst  ihrem  Besitzer  Namen,  Ruf  und  personlichen  Mut 
nehmen;  die  Thür  anzuspeien  wird  gern  gesehen  und  gilt  als 
Ehre  für  den  Besitzer.  Ich  habe  nirgends  Verzierungen  der  Thüren 
wahrgenommen.  —  Das  Leben  der  Galla  dreht  sich  um  Ackerbau 
und  Viehzucht.  Beide  sind  bei  dem  Reichtum  des  Bodens,  bei 
den  häufigen  Regen  nnd  dem  sorgfaltigen  Fleiss  lohnend  und 
garantieren   dem  Thätigen   eine   sorgenfreie,   behagliche  Existenz. 


Reise  durch  das  Gebiet  der  Qadabnrsi-Som&ii  u. Noli-Galla  nach Harrär.  Hg 

Ich  halte  die  Galla  für  ein  relativ  gutmutiges  und  der  Kultur 
zugängliches  Volk.  Ihre  Familienbande  sind  fest,  Vielweiberei  ist 
äusserst  selten.  Wie  wohlthuend  wirkte  auf  mich  der  Anblick  des 
häuslichen  Lebens,  welches  sich  vor  mir  am  Abend  eines  regen- 
reichen Tages,  dem  eine  noch  regenreichere  Nacht  folgte,  auf  dem 
Rückmarsch  abspielte.  Rechts  vom  Eingang  im  Innern  des  Tokuls 
brannte  auf  einem  Herd,  welcher  praktisch  und  feuerfest  aus  Lehm 
und  Steinen  konstruiert  war,  ein  prasselndes  Feuer.  Die  Flammen 
warfen  ihren  roten  Schein  auf  das  Innere  der  sonst  dunklen  Hütte; 
im  Hintergrund  auf  einem  aus  Erde  erbauten  Ruhebett  lag  auf 
einer  Leopardenhaut  der  Hausherr ;  er  spielte  das  Massango,  jenes 
Instrument,  welches  aus  einem  getrockneten  Kürbis  mit  Griffbrett 
und  sechs  Saiten  bestehend,  im  ganzen  tropischen  Ostafrika  ge- 
funden wird.  Zu  seinen  Füssen  ruhte  ein  reizendes,  kleines  Kind; 
die  Wände  zierten  sonderbar  gestaltete  Waffen;  Kühe,  Schafe  und 
Ziegen  lagen  malerisch  umher,  und  am  Herd  wirkte  die  junge, 
hübsche,  schwarze  Hausfrau.  Ihre  grossen,  braunen  Augen,  ihre 
klassischen  Züge  wurden  wirksam  durch  die  spielende  Flamme 
gehoben.  Draussen  prasselte  der  Regen  auf  das  Dach  des  Tokuls, 
der  Sturm  brauste  und  begleitete  mit  seinen  dumpfen  Accorden 
die  bald  düstern  und  bald  hellen,  melodischen  Tone  des  Massango. 
Ich  lag  auf  meiner  Decke  am  Feuer  und  betrachtete  mit  Entzücken 
dieses  liebliche  Bild.  War  ich  wirklich  im  Innern  Afrika's  und 
waren  das  die  wilden  Galla,  die  der  Kultur  und  Gesittung  so  fern 
stehen  sollten?  — 

Um  6  Uhr  30  Min.  Vormittags  schwang  ich  mich  in  den 
Sattel.  Die  Richtung  des  Marsches  war  jetzt  genau  westlich.  Wir 
stiegen  durch  Thäler  und  an  Abhängen  uns  hinwindend  steil 
empor.  Die  Vegetation  war  reich  und  üppig.  Der  Juniperus 
sandte  uns  seine  harzigen  Düfte;  gleich  einem  Freund  aus  der 
Heimat  ragte  er  aus  dem  dichten  Wald  empor,  und  sein  knorriger 
Stamm  wiegte  sich  in  den  kühlen,  balsamischen  Lüften.  Die 
Pflanzenwelt  ist  hier  so  mannigfaltig,  es  ist  hier  für  den  Botaniker 
ein  so  reiches,  gänzlich  un ausgebeutetes  Feld,  dass  ich  nur  dringend 
wünschen  kann,  dass  diese  Schätze  möglichst  bald  gehoben  werden. 
Viel  Neues  harrt  hier  einer  kundigen  Hand,  und  lebhaft  bedauerte 
ich,  dass  meine  Kräfte  nicht  ausreichten.  Besonders  reich  ist  die 
Pflanzenwelt  an  aromatischen  Gewächsen;  sollte  auf  diese  Gebiete 
die  romische  Regio  cinamomifera  oder  aromatifera  vielleicht  zu 
beziehen  sein  ?  —  Bald  über  Giessbäche  setzend,  bald  steile,  aber 
gut  gebahnte  Abhänge  erklimmend,  setzten  wir  den  Marsch  be- 
ständig durch  hochstämmigen,  unendlich  schönen  Wald  in  west- 
licher Richtung  fort.  Die  Gegend  war  gut  bebaut,  in  grüner 
Waldeinsamkeit  klebten  die  zierlichen  Tokuls,  von  rauschenden, 

Zeitachr.  d.  GaseÜMk  f.  Brdk.    Bd.  XIX.  3 


114  J.  v.  Müller: 

mit  Früchten  beladenen  Bananen  umstanden,  an  den  Gebirgs- 
abhängen;  die  Eingeborenen  grüssten  uns  und  brachten  Früchte. 
Um  8  Uhr  80  Min.  Vormittags  war  der  Rand  des  Harrari-Plateans 
erstiegen.  Noch  einmal  warf  ich  einen  Blick  zurück.  Die  Faltung 
des  Gebirges  entrollte  sich  vor  mir  gleich  einer  Karte.  Granit, 
Gneis,  Porphyr  und  Basalt  spielten  wieder  die  erste  Rolle,  and 
tiefe  Erosionsschluchten  durchkreuzten  das  Terrain  nach  allen 
Richtungen.  Von  den  Felswanden  flatterten  Kaskaden  gleich 
Schleiern  in  die  Tiefe.  Wald  und  Waldwiesen,  übergössen  von 
einer  farbenprächtigen  Beleuchtung,  gaben  der  Landschaft  den 
Charakter  tiefer,  menschenleerer  Einsamkeit,  aber  auch  zugleich 
unerschöpflichen  Reichtums  und  Froduktionskraft.  Nur  im  Osten, 
tief,  tief  unter  mir,  gähnte  in  violetter  Glut  die  Somali-Savanne.  — 
Diese  war  und  wird  noch  lange  der  Hemmschuh  sein,  welchen 
die  Natur  der  Entwicklung  der  reichen  Galla-Gebiete  angelegt 
hat.  So  lange  die  Lokomotive  nicht  die  Entfernung  von  Harrrfr 
nach  Zei'la  bis  auf  wenige  Stunden  reduziert,  wird  keine  Gesittung 
in  die  Berge  der  Noli  und  Meta  einkehren.  —  Der  Charakter 
des  Harrari-Plateaus  ist  durch  die  Formation  bedingt.  Sanfte, 
langgestreckte  Höhenzüge  umschliessen  liebliche,  mit  üppigem  Rasen 
bedeckte  Thäler,  die  Hohen  sind  mit  Juniperus  bewachsen,  überall 
entdeckt  man  Niederlassungen,  aus  welchen  der  Rauch  der  Feuer 
emporsteigt,  Herden  des  zentral-afrikanischen  Zebu,  deren  Leit- 
stiere grosse,  wohltonende  Glocken  aus  Eisen  gefertigt  um  den 
Hals  tragen,  zahlreiche  Pferde  und  Maultiere  von  abessinischer 
Makata-Rasse,  Herden  von  Ziegen  und  Schafen,  umschwärmt  von 
bellenden,  grauen  Hunden,  verleihen  der  Gegend  einen  idyllischen 
Charakter.  Der  Himmel  ist  unbeschreiblich  tiefblau,  die  Sonne  steht 
genau  im  Zenith,  nichts  wirft  Schatten,  doch  ist  die  Hitze  nicht 
drückend,  kühle  aromatische  Luft  stärkt  den  Korper. 

Auf  der  Hohe  des  Harrari-Plateaus  wird  unter  einer  han- 
duftenden Ceder  einen  Moment  gerastet.  Sie  ist  der  Baum,  unter 
welchem  vor  der  Annexion  Harrars  durch  Ägypten  der  übliche 
Tribut  den  Häuptlingen  der  Noli-Galla,  sowie,  dem  Steuereinnehmer 
des  Emirs  von  Harrär  gezahlt  wurde.  Noch  einmal  schweift  von 
hier,  dem  Rande  des  Plateaus,  der  Blick  in  die  zaubervolle  Natur 
der  Gebirgswelt.  Langgestreckte,  liebliche  Thäler  mit  dicht  be- 
waldeten Abhängen  bergen  in  ihrer  Sohle  klare,  plätschernde  Baehe, 
in  ihren  Wellen  spiegeln  sich  die  duftenden  Kinder  Flora's.  Ihre 
prangende  Farbe  mahnt,  dass  man  sich  in  dem  geheimnisvollen 
Innern  des  äquatorialen  Afrika  befindet.  Dort  giebt  ein  Toknl- 
Dorf  würdige  Staffage,  der  Rauch  steigt  in  die  klare,  reine  Luft 
und  vermischt  sich  mit  den  Nebeln  und  Wolken,  die  die  Kämme 
des  Gebirges  regenverkündend  umlagern« 


Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somali  u.Noii-GaUa  nachHarrär.  1 1 5 

Der  Noli-Galla  ist  ein  athletisch  gebauter  Bedja  mit  Übergang 
«um  Typus  des  Eingeborenen  vom  Victoria-Nyanza.  Sein  Haar 
ist  gleich  dem  Wamasai  geordnet,  and  es  fehlt  nicht  der  übliche, 
hübsch  verzierte  Holzspeiler,  der  ähnlich  dem  abessinischen  Haar- 
kamme, aas  drei  und  vier  Zacken  besteht.  Um  die  Lenden  hat 
er  das  Fell  des  Guereza  oder  das  ihm  durch  die  Händler  zu- 
gefahrte  indische  Baumwollentuch  geschlungen.  Die  Waffen  be- 
stehen aas  einer  Kriegs-  and  einer  Jagdlanze,  einem  grossen 
Schild  ans  Rhinoceros-  oder  Elefantenhaut,  sowie  einem  vor- 
trefflich gearbeiteten  Kriegsmesser  mit  reichem  Griff  und  Scheide. 
Künstliche  Arbeit  aas  Silber  and  zinnartigem  Metall  ist  häufig. 
Wie  alle  Afrikaner  salben  auch  sie  den  Korper  üppig  mit  Butter, 
doch  ist  ein  Missbrauch,  wie  derselbe  bei  den  ostlichen  Sudan- 
Stämmen  gewöhnlich  ist,  selten.  Der  Gesichtsausdruck  der  Männer 
ist  in  der  Regel  nach  europäischen  Begriffen  düster,  nur  bei 
kleinen  Kindern  sieht  man  oft  wahrhaft  engelschone  Züge.  Ein 
solcher  Gallaknabe  mit  Holzlanze  und  Strohschild  ist  eine  gar 
niedliche  Erscheinung.  Die  Sandalen  der  Noli-Galla  sind  solid 
und  durchaus  zweckmässiger  wie  die  der  Sudanesen.  Oberhaupt 
scheinen  mir  diese  Stämme  für  Kultur-  und  Civilisations versuche 
viel  zugänglicher  als  ihr  nordlicher  Nachbar.  Wird  der  euro- 
päische Einfiuss  erst  grossere  Fortschritte  in  diesen  Ländern  ge- 
macht haben  and  die  ursprüngliche ,  grosse  Wildheit  des  Galla 
durch  ihn  gedämpft  sein,  so  werden  ohne  Zweifel  die  endlosen 
Gebiete  zwischen  hier  nnd  der  Seenregion  einen  günstigen  Boden 
zu  einer  der  modernen,  der  indischen  gleichkommenden  Kultur  ab- 
geben. Augenblicklich  ist  noch  nicht  der  Zeitpunkt  dafür  ge- 
kommen. Das  ägyptische  Regiment  ist  noch  zu  kurze  Zeit  im 
Lande;  wird  die  Ruhe  des  Sudans  hier  erst  eingekehrt  sein,  so 
kann  man  nur  das  Beste  erwarten.  Alle  Erzeugnissse  der  kalten 
und  heissen  Zone  fänden  unter  den  günstigsten  klimatischen  Ver- 
hältnissen hier  einen  vortrefflichen  Boden.  Die  Kaffee-  und 
Bananenkultur  suchen  schon  jetzt  ihresgleichen. 

Ober  sanfte  Abhänge  mit  immergrünem  Baumwuchs,  über 
grüne,  blnmenbesäete  Wiesen  und  durch  die  reichen  Kulturen  der 
Galla  wurde  der  Weg  fortdauernd  in  südwestlicher  Richtung  fort- 
gesetzt. Das  Land  ist  reich  bevölkert ;  die  Eingeborenen  grüssten 
freundlich  und  boten  zu  wiederholten  Malen  die  goldgelbe  Frucht 
der  Banane  zum  Geschenk,  welches  dankend  angenommen  wurde. 
Auf  allen  Hohen,  in  allen  Falten  des  Terrains  standen  die  nied- 
lichen Tokuls,  bald  kleine  Dörfer  bildend,  bald  nur  einzeln  die 
Hohen  zierend.  In  ihrer  Nähe  rauschte  die  Ceder,  und  ein  der 
Sykomore  nahe  verwandter  Baum  spendete  den  spielenden  Kindern 
und  der   emsigen   Hausfrau   hinreichenden  Schatten.     Die  Frauen 

8* 


116  J.  v.  Müller: 

und  Madchen  tragen  einen  Kran«  von  wohlriechenden  Pflanzen 
im  schwarzen,  gekräuselten  Haar;  za  dem  eintönigen  Geräusch 
des  Sowarri- Stampfens  sangen  sie  ein  nicht  unschönes  Lied,  dessen 
Refrain  wiederholt  wurde.  Man  staunte  die  fremde  Gestalt  des 
Europäers  an,  belästigte  ihn  aber  nicht.  Die  Zuge  der  weiblichen 
Eingeborenen  sind  regelmässig,  ja  häufig  entschieden  schön:  die 
Nase  ist  fein  geschnitten,  den  Mund  entstellen  durchaus  keine 
wulstigen  Negerlippen,  und  wird  derselbe  lachend  geöffnet,  so 
kommen  Reihen  der  weissesten,  gesundesten  Zähne  zum  Vorschein. 
Die  jungen  Mädchen  tragen  das  Haar  lose,  oder  in  dünne  Strähnen 
geflochten  auf  den  Nacken  fallend,  während  die  verheirateten 
Frauen  ein  dunkelblaues  Tuch  um  dasselbe  gewunden  haben. 
Die  Zipfel  des  Tuches  sind  auf  der  Stirn  geknotet;  es  erinnert 
dieser  malerische  und  wirklich  schone  Kopfputz  lebhaft  an  den  der 
Elsasserinnen.  Grosse,  silberne  Ohrgehänge,  dicke,  silberne 
Spangen  an  Hand-  und  Fussgelenken ,  sowie  am  Oberarm,  eine 
bunte  Schnur  Perlen  geschmackvoll  geordnet  und  mehrmals  am 
den  Hals  geschlungen,  bilden  den  weiteren  Putz,  welcher  sich 
markierend  von  der  sammetweichen ,  tiefschwarzen  und  durch 
die  hohe  Temperatur  stets  feucht  gehaltenen  Haut  abhebt.  Die 
Füsse  der  Frauen  sind  nackt;  um  den  Leib  tragen  sie  einen  be- 
fransten ledernen  Rock,  der  fast  bis  zu  den  Knöcheln  reicht, 
während  die  Brust  gewöhnlich  unbedeckt  ist  und  nur  in  der 
Morgenkühle  mit  einem  indischen,  weissen  Baumwollentuch  um- 
hüllt wird. 

Die  Regenzeit  hatte  seit  etwa  einem  Monat  begonnen,  die 
meisten  Felder  waren  schon  bestellt,  nur  hin  und  wieder  gewahrte 
man  einen  Landmann,  der  emsig  die  ungestaltete,  aber  zweck- 
mässige Hacke  führte  oder  den  ungeheueren,  von  zwei  schonen, 
glatten  Zebu  gezogenen  Pflug  leitete.  So  unpraktisch  diese  Werk- 
zeuge auf  den  ersten  Blick  erscheinen,  so  muss  man  doch  ein- 
gestehen, dass  ein  europäischer  Pflug  in  dem  schweren,  ocker- 
haltigen  Boden  wenig  vermögen  wurde.  —  Die  rote  Farbe  des 
Terrains  mahnt  an  das  centrale  Afrika.  Stellenweise  geht  dieses 
von  Infiltrationen  von  Eisen-Oxydul  herrührende  Kolorit  in  Gelb 
und  entschiedenes  Violett  über,  wodurch  die  grossartigen  Per- 
spektiven auf  Gebirg  und  Thäler  an  Lebendigkeit  ausserordentlich 
gewinnen.  Die  dunkelgrünen  Kronen  der  Citronenbäume,  der 
Sykomoren  und  zahlreicher  anderer  immergrüner  Gewächse  heben 
sich  von  dieser  prangenden  Landschaft  gar  reizend  ab.  Sinkt  die 
Sonne,  so  wird  das  Schauspiel  grossartig,  da  alle  Farben  des 
Terrains  dann  an  Glut  gewinnen.  —  Um  10  Uhr  80  Min.  Vor- 
mittags wird  in  Zschaffiana,  einem  von  niederen  Hügeln  umgebenen 
Wiesenthal,  Rast  gemacht     Es  ist  hier  grosser  Sück  (Markt),  m 


Reise  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi- Somali  u.  Noli-Galla  nach  Har rar.  \  \  7 

welchem  die  Galla- Frauen  herbeigeströmt  sind,  um  ihre  eigenen 
Produkte  gegen  andere  umzutauschen.  Geld  kennt  man  nicht,  auch 
dürfen  Männer  den  Marktplatz  nicht  betreten.  Aufbruch  von 
Zschaffiäna  12  Uhr  40  Min.  Nachmittags. 

Über  Hügel  und  Thäler  mit  tief  eingeschnittenen  Baranka's 
wurde  um  3  Uhr  50  Min.  Nachmittags  Harrar  erreicht.  Schon 
lange  bevor  wir  uns  der  Stadt  näherten,  begannen  die  Gärten 
und  Felder  ihrer  Bewohner.  Die  Pisang-Haine  mehrten  sich  und 
die  Besiedelungen  der  Abhänge  wurden  dichter.  Zwischen  un- 
durchdringlichen Wänden  der  Kandelaber-Euphorhie,  mit  welchen 
die  Felder  eingefasst  sind,  zwischen  Hecken  blühender,  prächtig 
duftender  Strauchgewächse,  unter  welchen  die  äthiopische  Capparis 
häufig  ist  und  eine  weiss  und  rosa  gefärbte  Rose  heimatlich  her- 
vorleuchtet, wurde  der  Bach,  der  Harrar  umspült,  durchritten,  der 
Hügel,  den  die  Stadt  krönt,  wurde  erstiegen  und  das  nordliche 
Thor  erreicht.  Einige  Minuten  wartete  ich  hier  der  Diener,  dann 
ritt  ich  durch  das  Thor,  geführt  von  einem  sudanesischen  Soldaten, 
der  vom  wachthabenden  Offizier  beauftragt  war,  mich  zum  Divan 
zu  geleiten.  —  Sr.  Excellenz  Nadi  Bascha,  Gouverneur  von  Harrar, 
empfing  mich  auf  das  Zuvorkommendste,  liess  sofort  das  beste 
Quartier  für  mich  herrichten  und  stellte  mir  die  übliche  Ehren- 
eskorte zur  Verfügung. 

Harrar  mag  20  000  Einwohner  zählen ,  die  Stadt  liegt  auf 
einem  ca.  400  Fuss  hohen  Hügel,  ist  von  einer  Mauer  mit  fünf 
Thoren  umgeben  und  Sitz  des  Gouverneurs,  welcher  von  hier  aus 
die  von  Ägypten  neu  annectierten  Gebiete  beherrscht.  Die  Ge- 
bäude der  Stadt  bestehen  durchweg  aus  Stein,  haben  eine  vier- 
eckige Form  und  nur  ein  Geschoss  mit  einem  platten  Dach.  Die 
Gassen  sind  eng,  schmutzig,  winklig,  voll  von  Steinen  und  höchst 
unbequem,  da  keine  einzige  auch  nur  annähernd  wagerecht  ist. 
Zahllose  halbverhungerte  Bettler,  Kranke  und  Krüppel  liegen 
überall  im  Wege;  der  Anblick  der  von  Syphilis  und  Pocken 
Heimgesuchten  ist  ekelhaft.  Die  Armut  ist  so  furchtbar,  dass 
täglich  eine  nicht  unbedeutende  Zahl  von  Menschen  Hungers 
sterben.  Die  Schwachen  und  Wehrlosen  werden  des  Nachts  von 
den  äusserst  zahlreichen,  gefleckten  Hyänen  zerrissen,  ohne  dass 
auch  nur  ein  einziger  Eingeborener  zur  Hülfe  herbeieilte.  Mehrere 
Nächte  wurden  unter  meiner  Wohnung  am  Sück,  also  dem  beleb- 
testen Teil  der  Stadt,  Menschen  von  Hyänen  zerrissen.  Ich  horte 
das  entsetzliche  Schreien,  das  Krachen  der  Knochen,  das  widerliche 
Geheul  der  Bestien,  doch  als  ich  in  Begleitung  meiner  Diener  mit 
Windlichtern  herbeieilte,  war  das  Grässliche  schon  geschehen; 
mehrere  blutende  Kadaver  waren  das  Resultat  eines  einzigen  An- 
griffs der   Hyänen.     Ich  werde   das  entsetzliche  Aufschreien  der 


118  J.  v.  Müller: 

Unglücklichen,  das  Todesrocheln  der  Zerrissenen  niemals  vergessen. 
Fast  allnächtlich  wiederholten  sich  derartige  Scenen,  am  Morgen 
lagen  nur  noch  wenige  Überreste  umher,  welche  von  den  zahl- 
losen Hunden  bald  vertilgt  wurden.  Zwar  hat  die  Regierang 
Massregeln  gegen  diese  Not  ergriffen,  doch  mit  wenig  Erfolg;  die 
Zahl  der  Armen  ist  zu  gross. 

Von  meinem  Quartier  aus  übersah  ich  den  Markt.  Tom 
frühsten  Morgen  bis  zum  Nachmittag  ist  derselbe  bedeckt  von  Käufern 
und  Verkäufern.  Ausser  den  Landesprodukten,  die  zur  Nahrung 
dienen,  werden  hier  Baum  wollenfabrikate  indischen  und  einheimischen 
Ursprungs  umgetauscht.  Waffen  und  Scbmuckgegenstände,  sowie 
einiges  Vieh  finden  ebenfalls  Käufer.  In  den  den  Markt  umgeben- 
den Häusern  bieten  Händler  die  besseren  Waren  feil:  bunte  Perlen 
der  verschiedensten  Sorten,  Messer,  Spiegel,  bunte  Seiden-  und 
Baumwollen-Strähnen  ziehen  hier  den  Eingeborenen  an.  Lichter 
hiesigen  Fabrikats  bilden  einen  nicht  unbedeutenden  Handelsgegen- 
stand. Kaffee,  in  grossen  Mengen  aus  den  Gebieten  der  Ittu-Galla 
kommend,  Häute  und  Elfenbein,  letzteres  in  sehr  geringen  Mengen, 
sowie  durch  die  Ägypter  eingeführte  Gartenprodukte  ihres  Landes, 
die  hier  prachtvoll  gedeihen  und  auch  nicht  im  Entferntesten  an 
ihre  dürftige,  nordliche  Heimat  erinnern,  füllen  den  Markt.  Bananen 
sind  unglaublich  billig  und  von  vorzuglicher  Gute.  Bädingal  and 
Trung  sind  beliebte  Fruchte,  letztere  eine  Gitrone  im  kolossalsten 
Massstabe ;  getrocknete  Datteln  werden  aus  Yemen  eingeführt  Bei 
den  wenigen  griechischen  und  indischen  Händlern  finden  sich  einige 
verdorbene  Konserven,  Sonnenschirme  und  Kleidungsstucke.  Der 
Kaifeehandel  Harrär's  ist  berühmt  und  entspricht  seinem  Ruf. 
Ein  grosser  Teil  der  Eingeborenen  beschäftigt  sich  mit  demselben, 
auch  existiert  hier  eine  franzosische  Gompagnie,  welche  die  glän- 
zendsten Geschäfte  macht.  Dieselbe  hat  ein  grosseres  Gebäude 
in  der  Nähe  des  Divans  inne.  Etwas  weiter  befindet  sich  die 
franzosische  Lazaristen- Mission.  Dieselbe  existiert  erst  seit  einem 
Jahr,  ist  von  aus  Abessinien  vertriebenen  katholischen  Missionaren 
gegründet  und  hat  bei  der  hier  herrschenden  grossen  Armut  einigen 
Erfolg  zu  verzeichnen.  Der  Bischof,  Monsignor  Turier,  steht  dem 
Unternehmen  vor.  Zur  Zeit  war  derselbe  in  Zeüa,  doch  werde  ich 
von  seinem  Stellvertreter  zuvorkommend  empfangen.  Bei  einem 
Glase  des  vorzuglichsten  Taetsch,  abessinischem  Honigbiers,  wird 
ein  Stundchen  verplaudert  und  viel  politisiert.  —  Im  Centrum  der 
Stadt,  den  höchsten  Punkt  des  Harrar-Hügels  einnehmend,  erhebt 
sich  der  Divan,  ein  grosser  einstockiger  Bau,  in  seiner  Mitte  ein 
grosses  Viereck  umschliessend.  Durch  ein  breites  Thor  trete  ich 
ein,  die  Wache  salutiert,  und  der  wachthabende  Offizier  geleitet 
mich.     Wir    durchmessen   den   grossen   Hof.      Schwarze    Soldaten 


Reifie  durch  das  Gebiet  der  Gadabursi-Somali  u.  Noli-Galla  nach  Harrar.  1 1 9 

aus  den  Gebieten  des  Weissen  Nil  exercieren  in  demselben,  wilde 
Galla-Hänptlinge ,  welche  gekommen  sind,  dem  Bascha  ihre  Er- 
gebenheit anzuzeigen  und  Tribut  zu  bringen,  kauern  in  einer  Ecke, 
die  Regimentsmusik  hält  ihre  Übungen  —  das  Ganze  giebt  ein 
belebtes  Bild.  Die  Sonne  steht  genau  im  Zenith,  nichts  wirft 
Schatten,  man  erinnert  sich,  dass  der  Äquator  nahe  und  Ägypten 
fern,  fern  im  Norden  ist;  zugleich  bewundert  man  die  Energie 
und  die  Kraft,  welche  die  Nachkommen  Mohammed  Ali's  befähigten, 
ihre  Macht  auf  so  ungeheuere  Gebiete  auszudehnen.  Das  andere 
Ende  des  Hofes  ist  erreicht,  die  Wache  salutiert  wieder,  ein 
zweiter  Thor  weg  wird  durchmessen,  ein  zweiter  Offizier  giebt  mir 
das  Geleit,  während  der  erste  zurücktritt.  Ich  befinde  mich  jetzt 
in  einem  kleinen,  sauber  gehaltenen  Hofe  voll  grüner  Bosquets, 
um  welche  Civilbeamte,  Adjutanten  und  Offiziere  promenieren.  — 
Eine  Freitreppe  wird  erklommen,  wieder  tritt  in  der  grossen  Vor- 
halle die  Wache  in's  Gewehr  und  durch  eine  grosse  Thor  schreite 
ich  in  den  Empfangssaal  und  befinde  mich  eine  Minute  später 
an  der  Seite  Sr.  Excellenz  Nadi  Bascha's,  des  mächtigen  Gou- 
verneurs. Ich  lerne  in  ihm  einen  liebenswürdigen,  durch  seine 
Stellung  distinguierten  Ägypter  kennen;  sein  Gesicht  ist  dunkel- 
braun und  sonnenverbrannt,  seine  Figur  ausserordentlich  gross  und 
stark  korpulent.  Seine  Kleidung  ist  europäisch  und  für  diese  von 
den  Kultur-Gentren  weit  entlegenen  Gegenden  elegant.  Er  sitzt 
auf  einem  bunten  Divan,  vor  ihm  steht  ein  mit  rotem  Tuch  über- 
zogener Tisch  mit  Schriftstücken,  Tintenfass  und  Cigarrettendose. 
Der  Bascha  ist  den  ganzen  Tag  über  stark  beschäftigt,  selbst  die  am 
Äquator  übliche  Siesta  wird  vernachlässigt,  und  nur  während  des 
Diners,  welches,  wie  ich  mehreremals  zu  erfahren  Gelegenheit 
hatte,  von  einem  franzosischen  Koch  vortrefflich  zubereitet  wird, 
gönnt  er  sich  einige  Ruhe.  —  Der  beständige  Begleiter  des 
Bascha's  ist  der  Chef  des  Generalstabes,  Achmed  Ouadi  Effendi, 
ein  eleganter,  feiner  Herr,  der  vorzüglich  franzosisch  spricht  und 
einige  wissenschaftliche  Bildung  genossen  hat.  In  seiner  Wohnung 
hat  er  gute  Bücher  aufgespeichert.  —  Mehreremals  dinierte  ich 
im  Divan.  Se.  Excellenz  hat  die  Tafel  vorzüglich  arrangiert, 
selbst  die  obligaten  Blumen  fehlen  nicht,  sie  sind  nach  neuester 
Mode  zusammengestellt  und  erfüllen  mit  ihrem  Duft  den  Saal. 
Das  Diner  ist  vorzüglich,  nur  lassen  die  Weine  zu  wünschen  übrig : 
Mosel  und  Rhein  sind  gar  weit.  Nach  der  Tafel  wird  bei 
Kaffee  and  Cigarren  wacker  gezecht  und  politisiert.  Man  er- 
örtert die  deutsche  Kolonial-Politik ,  es  wird  von  einem  Vertrag 
zwischen  Deutschland  und  Abessinien  einerseits  und  Ägypten  ander- 
seits gesprochen,  doch  sind  die  Neuigkeiten  schon  Monate  alt;  ich 
soll  mich   über   die  Sache   auslassen,   doch   geht  es   mir  wie  den 


120  J*  v-  Müller: 

übrigen,  wir  merken,  dass  wir  schon  lange  Ten  Zeitungen  und  poli- 
tischen Streitigkeiten  abgeschnitten  sind. 

Gegen  Abend  bricht  ein  furchtbares  Gewitter  aus,  der  Regen 
rauscht  sündflutartig  hernieder,  die  Strassen  von  Harrar  sind  in 
brausende  Sturzbäche  verwandelt,  Krüppel  und  Verhungerte 
werden  von  den  Wellen  erstickt,  doch  die  trüben  Fluten  spülen 
die  zahlreichen  Kadaver  hinab  zum  Harrär-Thal,  wo  die  Hyäne 
sie  beseitigt  und  so  verheerenden  Epidemien  vorbeugt«  —  Die 
Natur  ist  erfrischt,  die  Luft  kühl  und  angenehm,  und  bei  pracht- 
vollem Wetterleuchten  kehre  ich  mit  meiner  Eskorte  in  mein 
Quartier  zurück.  Ich  finde  hier  Geschenke  von  herrlichen 
Früchten  vor,  blicke  noch  lange  auf  das  zu  meinen  Füssen 
im  klaren  Mondschein  schimmernde  Land  mit  seiner  entzacken- 
den Natur,  seinen  reichen  Bananenwäldern,  seiner  überflieesen- 
den  Üppigkeit  —  und  doch  so  grenzenlosem  Elend.  Man  denke 
sich,  welches  Paradies  hier  einst  geschaffen  werden  konnte,  wie 
Deutschlands  Auswanderer  jubeln  würden,  dürften  sie  ein  solches 
Land  das  ihrige  nennen.  Man  erstaunt,  wie  in  massgebenden 
Kreisen  noch  so  wenig  gethan  wird,  um  einem  schreienden  Übel- 
stand mit  geringer  Mühe  und  geringen  Mitteln  mit  einem  Schlage 
abzuhelfen.  Man  wundert  sich  weiter,  wie  man  nicht  nehmen 
kann,  was  nur  zu  nehmen  ist,  was  kaum  jemand  bei  gehöriger 
Energie  streitig  machen  würde,  denn  man  weiss  aus  eigener  An- 
schauung und  aus  den  Werken  vorzüglicher  Beisender,  dass  von 
Nord-Abessinien  an  bis  zum  Zambesi  und  Limpopo  noch  viel  herren- 
loses Gebiet  einer  Besetzung  harrt  —  denn  herrenlos  muss  man 
Länder  nennen,  die  nur  von  wilden  Häuptlingen  blutig  regiert 
werden.  Ob  Konig  Johannes  von  Habesch  in  diese  Kategorie 
gehört,  lasse  ich  dahingestellt. 

Das  Klima  von  Harrar  ist  das  denkbar  angenehmste,  die  Tempe- 
ratur steigt  niemals  über  22°  C.  und  sinkt  nicht  selten  unter  15°  C. 
Die  Regenzeit  beginnt  im  März  und  dauert  bis  Oktober,  doch  fällt 
von  Oktober  bis  März  genug  Regen,  um  die  üppige  Vegetation 
frisch  zu  erhalten.  Die  Umgebung  der  Stadt  gleicht  auf  viele 
Meilen  einem  einzigen  blühenden  Garten,  aus  dessen  dunklem 
Grün  die  sehn ee weissen,  von  Millionen  Blüten  übersäeten  Kaffee- 
Pflanzungen  hervorleuchten.  Der  Fernblick  von  der  Stadt  ist 
grossartig.  Die  langgestreckten  Gebirgszüge  der  Ittu-  und  Meta- 
Galla  ziehen  sich  bis  in  weite,  weite  Ferne;  die  eine  Kette  ist 
blauer  und  duftiger  wie  die  andere,  und  über  dem  zaubervollen, 
entzückend  schonen  Naturgemälde  giesst  die  äquatoriale  Sonne  ihre 
senkrechten  Strahlen  und  alles  strahlt  Wärme,  Licht  und  üppige 
Lebenskraft.  Wohin  ich  mein  Fernglas  wende,  überall  dasselbe 
Bild,  überall  die  dunkelgrüne  Farbe  der  Pisangwälder,  der  weisse 


Reise  durch  das  Gebiet  der  Qadabursi-Somali  u.  Noli-Galla  nach  Harrdr.  X  2 1 

Schimmer  der  Kaffee-Pflanzungen  und  die  zierlichen  Tokuls,  die  sich 
im  dichten  Wald  verstecken,  oder  die  grünen,  sanften  Abhänge  des 
Gebirges  zieren.  Fürwahr,  ich  habe  im  westlichen  Teil  des  Ge- 
biets des  indischen  Oceans  wenige  schönere  nnd  reichere  Gemälde 
kennen  gelernt.  —  Und  trotzdem  das  grauenvolle  Elend  in  den 
engen  Gassen  zu  meinen  Fassen.  Ich  erkundige  mich  hier  und 
dort  nnd  erfahre,  dass  seitdem  Harrar  von  Ägypten  besetzt, 
Ruhe  im  Lande  herrscht,  ein  grosser  Teil  der  Landbewohner 
zur  Stadt  strömt,  um  leichter  im  Dienst  der  Regierung  das  tägliche 
Brod  zu  verdienen  und  den  Erpressungen  der  kleinen  Häuptlinge, 
so  wie  den  immer  tobenden  Fehden  zu  entgehen.  In  den  Monaten 
der  grossen  Ernten,  wenn  Sowarri  und  die  abessinischen  Getreide- 
arten am  billigsten  sind,  kauft  die  Regierung  im  Einverständnis 
mit  den  grossen  arabischen  und  indischen  Händlern  sämtliche 
Vorräte  auf,  die  Preise  steigen  natürlich  infolge  dessen  von  Monat 
zu  Monat,  die  Regierung  und  die  Kapitalisten  haben  alle  Vorräte 
in  Händen  nnd  machen  die  Preise  nach  ihrem  Belieben,  un- 
bekümmert um  das  grausige  Elend,  welches  ihre  Handlungsweise 
hervorruft.  Meinen  Erkundigungen  zufolge,  welche  ich  von  ver- 
schiedenen Seiten  eingezogen  habe,  beläuft  sich  die  Zahl  der- 
jenigen, die  in  den  Strassen  verhungern,  auf  jährlich  2000 — 9000, 
eine  Zahl,  die  zuweilen  noch  überschritten  werden  soll. 

So  war  der  letzte  Tag  meines  Aufenthalts  in  Harrar  heran- 
gekommen. Ich  verabschiedete  mich  von  meinen  neuen  Bekannten 
und  machte  die  letzte  Visite  bei  Sr.  Excellenz,  welcher  die  Liebens- 
würdigkeit hatte,  mir  eine  zahlreiche  Eskorte  vorzüglich  berittener 
Baschi-Bozuks  mitzugeben.  Die  Kamele  gingen  schon  am  Mittag 
ab,  da  die  schlüpfrigen  Gebirgswege  für  die  schwerfälligen  Tiere 
schwierig  zu  passieren  sind«  —  Gleich  einem  roten  Feuerball  stieg 
am  folgenden  Morgen  die  Sonne  über  den  im  Nebel  ruhenden 
Bergen  der  Ittu-Galla  empor.  Die  Trompete  schmetterte,  im  Hof 
stampften  die  Pferde,  schnell  wurde  der  Kaffee  geschlürft,  dann  in 
den  Sattel  und  fort  durch  die  belebten  Strassen  Harrär's.  Auf 
dem  Hagel,  von  welchem  die  Stadt  zum  letzten  Mal  zu  sehen  ist, 
parierte  ich  meinen  Hengst,  noch  einmal  Hess  ich  den  Blick  über 
das  herrliche  Land  schweifen.  In  den  Thälern  wallte  noch  Nebel, 
während  die  Berge  schon  im  Sonnengold  lagen  und  bis  in  die 
weiteste  Ferne  blau  und  blauer  aufstiegen,  bis  sie  scheinbar  mit 
dem  wolkenlosen  Äther  zusammenflössen.  —  Jetzt  wird  die  Flagge 
auf  dem  Thor  gehisst,  dann  sinkt  sie  wieder  Halbmast.  Dreimal 
wird  das  Spiel  wiederholt  und  ich  erkenne  den  Bascha,  umgeben 
von  den  Stabsoffizieren,  der  mit  dem  weissen  Taschentuch  mir  den 
letzten  Grass  zuwinkt.  Ich  lasse  die  Gewehre  richten  und  dreimal 
donnert  die  Salve  hinüber  als  Gegengrass  —  als  letztes  Zeichen 


122  Cl.  u.  G.  Denhardt: 

der  Freundschaft.  Dann  die  Sporen  in  die  Weichen  and  fort  mit 
Windeseile.  —  Die  Erinnerungen  an  Harrar  werde  ich  stets  mit 
herzlicher  Freude  in's  Gedächtnis  zurückrufen,  möge  bald  die  er- 
lösende Civilisation  diesen  glucklichen  Gefilden  beschieden  sein. 


VIII. 

Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana- 

Gebietes. 

Von  Clemens  und  Gustav  Denhardt 
(Hierzu  eine  Karte,  Ta£  III.) 


I. 

Die  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes  gehört  zu  den 
Ergebnissen  einer  Forschungsreise,  welche  wir  während  der  Jahre 
1878  und  1879  im  äquatorialen  Ostafrika  ausführten.  Wir  be- 
schränken uns  hier  auf  eine  oberflächliche  Darstellung  dieser  Reise 
und  unserer  bezüglichen  Arbeiten  soweit  sie  die  Karte  betreffen, 
weil  eine  umfassende  Veröffentlichung  beabsichtigt  ist. 

Die  wissenschaftliche  Bearbeitung  der  Ergebnisse  unserer 
Reise  wurde  durch  eine  aus  Reichsmitteln  von  Seiner  Excellenx 
dem  Staatssekretär  des  Innern,  Königlich  Preussischen  Staats- 
minister Herrn  von  Boetticher  gewährte  finanzielle  Beihilfe  er- 
heblich gefordert;  wir  halten  uns  daher  für  verpflichtet,  auch  an 
dieser  Stelle  unserem  aufrichtigen  Danke  dafür  Ausdruck  zu  geben. 

Einige  Veröffentlichungen  über  die  in  Rede  stehende  Expedi- 
tion erfolgten  in  den  „  Mitteilungen  der  geographischen  Gesellschaft 
in  Hamburg"  (1878  u.  1879)  und  in  „Petermanns  geographischen 
Mitteilungen tt  (Jahrgang  1881);  man  wird  daselbst  vielfache  Er- 
gänzungen  zu   dem   nachstehend  Gegebenen  finden. 

Unsere  Reise  entsprang  dem  Wunsche:  die  Verhältnisse  des 
Tani-Osi- Gebietes  zu  erkunden,  welches  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  für  Deutschlands  Handel  und  Gewerbe,  sowie  für  dessen 
allgemeine  wirtschaftlichen  Interessen  von  weitgehender  Bedeutung 
werden  wird. 

Weil  der  deutsche  Handel  in  Sansibar,  der  Metropole  des 
äquatorialen  Ostafrika,  den  ersten  Rang  einnimmt  und  weil  alle 
Zustände  dort,  sowie  in  diesem  grossen,  reichen  Gebiete  ganz  be- 
sonders dazu  angethan  sind,  den  deutschen  Beziehungen  jeder  Art 
eine  sich  stetig  steigernde,  äusserst  lohnende  Wirksamkeit  zu  er* 
offnen,  wie  sie  in  anderen  leicht  erreichbaren  Theilen  Afrika' 8  sich 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        123 

nicht  bietet,  schien  es  uns  notwendig,  Aufklärung  über  den  un- 
bekanntesten, aber  wichtigsten  Teil  dieses  Gebietes  zu  schaffen 
und  dadnrch  die  Erkundigungen  und  Arbeiten  der  früher  im  äqua- 
torialen Ostafrika  tatig  gewesenen  hochverdienten  deutschen  Forscher: 
Krapf,  Rebmann,  Erhardt,  Freiherr  Carl  Claus  von  der  Decken 
und  K ersten,  zu  vervollständigen. 

An  dem  Letztgenannten  hatten  wir  einen  treuen  Ratgeber 
und  allezeit  opferbereiten,  tatkräftigen  Forderer  unserer  Bestre- 
bungen, der  mit  dem  reichen  Schatze  seiner  Reiseerfahrungen 
ungemein  anregend  auf  unsere  Absichten  wirkte.  Ihm,  sowie 
den  inzwischen  verstorbenen  Herren  Dr.  Erman,  Professor  an 
der  Universität  zu  Berlin,  und  Dr.  C.  Bruhns,  Professor  an  der 
Universität  zu  Leipzig  und  Direktor  der  dortigen  Sternwarte, 
verdanken  wir  hauptsächlich  die  Anleitungen  zu  unseren  mehr- 
jährigen Vorbereitungen  für  die  während  der  Reise  von  uns  voll- 
zogenen Arbeiten. 

Diese  erstreckten  sich  auf  Feststellung  der  Zustände  an  der 
Küste  in  der  Oegend  der  Flusse  Tana  und  Osi,  sowie  im  Gebiete 
dieser  Strome,  soweit  dieselben  zunächst  für  europäischen  Verkehr 
in  Betracht  kommen;  demgemäss  auf  astronomische  Bestimmung 
der  wichtigsten  Punkte  und  geographische  Aufnahme  des  von  uns 
durchzogenen  Landes,  um  eine  Karte  desselben  zu  geben;  auf 
Ermittelung  der  Abweichung  des  Magneten,  deren  Eenntniss 
für  die  ScbiffFahrt  und  zur  Aufnahme  des  Reiseweges  erforder- 
lich ist;  auf  meteorologische  Aufzeichnungen,  um  einigen  Anhalt 
für  Beurteilung  des  Klima's  zu  gewinnen,  —  und  auf  allgemeine 
naturwissenschaftliche  Untersuchungen. 

Unsere  Abreise  aus  Deutschland  erfolgte  am  19.  December 
1877  mit  dem  Segelschiffe  „Amanda  und  Elisabeth"  der  Herren 
Gebruder  Heinrich  und  Ludwig  Hansing  zu  Hamburg,  welche  in 
nicht  genug  anzuerkennender  Weise  uns  und  unser  gesammtes 
Expeditionsgepäck,  sowie  unseren  mit  dem  Schiffe  „Suaheli"  vor- 
ausgegangenen Reisegefährten,  Dr.  med.  G.  A.  Fischer  aus  Barmen, 
unentgeldlich  von  Hamburg  nach  Sansibar  überführten  und  uns 
durch  ihre  Vertreter  während  unseres  Aufenthaltes  in  Ostafrika 
mannigfach   unterstutzten. 

Nach  unserer,  am  3.  April  1878  erfolgten  Ankunft  in  Sansibar 
hatten  wir  dort  mit  der  Anwerbung  von  Eingeborenen  und  mit 
Beschaffung  von  Tauschwaaren  und  Ausrüstungsstücken  für  unsere 
im  Tan  a-Osi- Gebiete  auszuführende  Forschungsreise  mehrere  Wochen 
lang  zu  thun  und  unternahmen  auch,  da  sich  eine  Schiffsgelegenheit 
nach  unserem  Reiseziele  nicht  so  bald  fand,  einen  mehrtägigen 
Ausflug  nach  der  am  afrikanischen  Festlande  westlich  von  Sansibar 
belegenen  grossen  katholischen  Mission  zu  Bagamojo. 


124  Cl.  u.  <*•  Denhardt: 

Wir  fanden  daselbst  sehr  freundliche  Aufnahme,  worden  in 
zuvorkommendster  Weise  aber  alle  uns  interessirenden  einschlagigen 
Verhältnisse  informirt  nnd  auf  unseren  Jagdzügen  in  der  Umgegend 
mit  Rat  und  That  unterstutzt.  Das  bescheidene,  stille,  opferfreudige 
und  rationelle  Wirken  dieser  katholischen  Missionäre  und  Missiona- 
sch western,  ein  Wirken,  welches,  trotz  geringer  finanzieller  Bei- 
hülfe aus  der  civilisirten  Welt,  hier  so  Grossartiges  erzielte,  hat 
uns  hohe  Achtung  und  Anerkennung  abgenötigt;  wir  stehen  daher 
nicht  an,  besonders  die  Mission  zu  Bagamojo  als  eine  Muster- 
mission zu  bezeichnen  und  sie  der  Beachtung  unserer  protestan- 
tischen Missionäre  zu  empfehlen! 

Am  12.  Mai  1878  traten  wir  die  eigentliche  Forschungsreise 
an.  Auf  einem  gebrechlichen  Segelschiffchen  der  Eingeborenen, 
auf  einer  „Dan"  von  etwa  15  Tonnen  Tragkraft,  schifften  wir  uns 
an  jenem  Tage  ein  und  erreichten  unter  mancherlei  Fährlichkeiten 
am  25.  Mai  Malindi,  einen  wichtigen,  von  etwa  4000  Suaheli  und 
einigen  Arabern  bewohnten  Handelsplatz  an  der  afrikanischen  Ost- 
küste, der  auf  und  in  den  Ruinen  einer  Stadt  errichtet  ist,  die 
einstmals  viel  grosser  war,  bereits  im  13.  Jahrhundert  bestand 
und  im  Jahre  1498  von  Vasco  de  Gama  für  Portugals  Interessen 
gewonnen  wurde.  Heftige  Regengüsse  zwangen  uns,  unseren  Auf- 
enthalt dort  bis  zum  20.  Juni  auszudehnen;  dann  erst  konnten 
wir  gen  Norden  marschiren  bis  nach  Kipini,  einem  Suaheli-Orte, 
welcher  etwa  2000  Bewohner  hat  und  am  linken  Ufer  des  Osi, 
dicht  an  dessen  Mündung  in  den  Indischen  Ocean,  liegt.  Wir 
überschritten  bei  diesem  Marsche,  der  sich  in  der  Nähe  der  Küste 
und  an*  derselben  entlang  zog,  die  Flüsse  Sabaki,  Msmareni,  Kilifi, 
Tana  und  Osi  und  lagerten  an  den  Mündungen  der  drei  letztge- 
nannten, sowie  in  den  Suaheli- Ortschaften  Mambrui,  Gongoni, 
Gallitja  und  Maräräni.  Die  beiden  letzten  sind  nur  vorübergehend 
bewohnt;  die  erstere  von  beiden  ist  eigentlich  nichts  weiter  als 
ein  verlassenes  Suaheli-Haus,  in  dem  Jäger  und  Reisende  für 
kurze  Zeit  ihr  Quartier  aufschlagen;  die  letzte  besteht  aus  etwa 
20  Hütten,  die  den  Eingeborenen  zur  Zeit  des  Einsammelns  der 
Orsei'lleflechte  („Maräre")  als  Wohnungen  dienen.  Das  Trink- 
wasser ist  in  beiden  Orten  schlecht ;  in  Maräräni  war  es  ungenieß- 
bar, weil  der  Brunnen  sich  vom  Meerwasser  beeinflusst  zeigte.  — 
Mambrui  liegt  dicht  am  Meere  und  hat  ungefähr  1500  Bewohner, 
denen,  wie  in  Malindi,  ein  vom  „  Sultan a  von  Sansibar  eingesetzter 
Araber  als  „Walia  (etwa  Landrath  in  unserem  Sinne)  vorsteht. 
Dieser  Ort,  in  dessen  Umgebung  Ruinen  einer  alten  Suaheli-Stadt 
aus  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  sich  finden,  ist  wegen 
seines  an  Ackerbauprodnkten  reichen  Hinterlandes  für  den  ost- 
afrikanischen  Küstenhandel  von   Bedeutung.     Gongoni,    ungefähr 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        125 

120  Hotten  mit  600  Bewohnern,  wurde  von  Mambrui-Leuten  im 
Anfang  der  siebziger  Jahre  unseres  Jahrhunderts  angelegt,  um  den 
Ackerbau  ausdehnen  und  rationeller  betreiben  zu  können. 

An  der  ganzen  Küstenetrecke  zwischen  Malindi  und  Kipini  giebt 
es  weiter  keine  Ortschaften  als  die  genannten.  Unter  den  Flüssen 
sind  Sabaki,  Tana  und  Osi  für  Verkehr  und  Handel  bemerkens- 
wert; aber  nur  Tana  und  Osi  werden  von  den  Eingeborenen  als 
Handels-  und  Verkehrswege  benutzt.  Der  Tana  ist  der  grosste 
und  wichtigste  dieser  Strome. 

In  Kipini  trafen  wir  am  5.  Juli  ein.  Auch  dieser  Ort  ist 
verhältnissmassig  neuen  Ursprunges;  denn  erst  im  Jahre  1868  (?) 
siedelten  sich  einige  Bewohner  aus  anderen  Küstenplätzen  hier  an. 
Die  stetig  zunehmende  Bedeutung  desselben  für  den  von  hier  aus 
mit  den  Tanalandschaften  unterhaltenen  Handel  und  den  in  der 
Umgegend  betriebenen  Ackerbau,  veranlassten  den  „Sultan"  von 
Sansibar  sich  hier  Einfluss  und  eine  neue  Einnahmequelle  zu 
schaffen  durch  Einsetzung  eines  „Wali"  und  eines  Zollbeamten« 

Von  Kipini  aus  unternahmen  wir  Ausflüge  in  die  Umgegend« 
u.  A.  auch  nach  dem  Orte  Schagga,  welcher  von  einer  recht 
wohlhabenden,  Ackerbau  und  Handel  treibenden  Bevölkerung  von 
ca.  500  Seelen  bewohnt  wird.  Schagga  ist  wohl  so  alt  wie  Ma- 
lindi und  ist  allem  Anscheine  nach  einst  ein  bedeutender  Ort 
gewesen;  dafür  zeugen  die  vielen  Ruinen  von  Bauwerken,  die  in 
Form  und  Erhaltung  ganz  denen  des  alten  Malindi  ähneln.  Eben- 
solche Ruinen  finden  sich  bei  Ras  Schagga  und  dicht  bei  Kipini 
am  Meeresstrande.  Die  Ruinenstadt  bei  Kipini  tragt  den  Namen 
„Gongoamascha".  —  Unter  der  jetzigen  Kastenbevölkerung  sind 
über  diese  alten  Städte  mancherlei  Sagen  im  Gange«  deren  ge- 
naues Studium  wahrscheinlich  vielfach  Anhalt  zur  baugeschicht- 
lichen Datirung  der  Ruinen,  wie  überhaupt  zur  Klärung  der  Ge- 
schichte der  Küstenbevölkerung  Ostafrika's  geben  würde.  Wir 
glauben  nicht  fehl  zu  greifen,  wenn  wir  die  Entstehung  der  jetzt 
in  Trümmern  liegenden,  zum  Teil  noch  wohl  erhaltenen  Stadtbau- 
werke in  das  15.  und  16.  Jahrhundert  verlegen;  eine  Annahme  hin- 
sichtlich der  Zeit  ihrer  Zerstörung  erlauben  wir  uns  dagegen  nicht. 

Bei  Said  ben  Ali,  dem  Wali  von  Kau,  der  den  in  Geschäften 
abwesenden  Wali  von  Kipini  vertrat,  fanden  wir  eine  recht  kühle 
Aufnahme,  die  einen  schroffen  Gegensatz  bildete  zu  dem  freund- 
lichen Entgegenkommen  und  der  Forderung,  welche  uns  die  Ver- 
treter des  „Sultans"  von  Sansibar  in  Malindi  und  Mambrui  zu 
Teil  werden  Hessen. 

In  der  Befürchtung,  dass  durch  unsere  Reise  nach  den  Tana- 
Landschaüen  über  deren  Handelsreichthum,  über  die  von  ihm  mit 
flachwürdiger  Willkür  verübten  Bedrückungen  und  über  den  von  ihm 


126  Cl.  u.  G.  Denhardt: 

und  seinen  Getreuen  schwunghaft  betriebenen  Sklavenhandel  Be- 
richte nach  Sansibar  gelangen  würden,  welche  eine  Schädigung 
seiner  Interessen  herbeiführen  könnten,  hinderte  Said  ben  All  durch 
allerlei  Ränke  und  Lugen  unsere  Abreise  von  Kipini  bis  zum 
8.  August  1878.  Wir  siedelten  nun  nach  Kau  über  und  hatten 
auch  hier  einen  dreiwöchentlichen,  durch  Said  ben  Alfs  Ränke 
veranlassten  unangenehmen  Aufenthalt. 

Kau  ist  ein  elendes,  ungesund  liegendes  Suaheli- Stadtchen. 
Es  wird  etwa  500  Bewohner  haben,  die  cum  allergrossten  Teile  zwar 
wohlhabende  Leute,  aber  auch  die  gefürchtetsten  Händler  im  Tana- 
Osi-Gebiete  sind.  Die  mohamedanischen  Bewohner  von  Kau, 
Allen  voran  Said  ben  Ali,  der  Vertreter  des  „Sultans"  von  San- 
sibar, befolgen  am  Unterlaufe  des  Tana  ein  ganz  rationelles  Aua- 
beutungssystem :  die  arbeitsamen,  gutmütigen  Pokomo,  die  eigent- 
lichen Besitzer  des  Landes  an  diesem  Flösse,  sind  für  sie  nur 
Heiden  und  Sklaven,  deren  gesamter  Besitz  von  ihren  Bedrückern 
als  Eigentum  betrachtet  wird. 

Der  Verkehr  zwischen  den  Orten  am  Osi  und  Tana  wird 
mittelst  Kähnen  auf  diesen  Flüssen  bewerkstelligt;  man  hat  daher 
hier  im  Verhältnis  zu  anderen  Teilen  Ostafrika's,  in  denen  die 
Wege  zu  Fus8  oder  Esel  zurückgelegt  und  die  Lasten  von  Menschen 
getragen  werden,  eine  bequeme  Art  des  Reisens,  welche  wir  uns 
nicht  entgehen  Hessen.  Von  Kipini  ab  haben  wir  uns  fast  aus- 
schliesslich der  Boote  als  Reisemittel  bedient. 

Nachdem  wir,  trotz  der  Ränke  Said  ben  Ali's  und  seiner 
Freunde,  Kähne  und  Kahnführer  gemietet  hatten,  setzten  wir 
unsere  Reise  ohne  sonderliche  Schwierigkeiten  fort  Wir  fuhren 
von  Kau  im  Osi  hinauf  bis  zum  Belesoni,  einem  zwischen  dem 
Osi  und  Tana  bestehenden  Flutrinnsale,  welches  von  den  Pokomo 
auf  Veranlassung  der  Bewohner  von  Kau  zu  einem  Kanäle  erweitert 
worden  ist,  dann  durch  diesen  Kanal  in  den  Tana,  auf  diesem 
stromauf  bis  Massa,  von  dort  stromab  bis  zur  Tanamünduog, 
wieder  stromauf  bis  zum  Belesoni  und  durch  diesen  stromab  im 
Osi  bis  Kipini. 

Die  einzigen  Schwierigkeiten,  welche  sich  uns  bei  dieser  Reise 
nach  dem  Verlassen  von  Kau  in  den  Weg  stellten,  wurden  uns, 
wie  alle  früheren,  durch  Said  ben  Ali  bereitet.  Er  veranlasste 
nämlich  die  in  der  Umgegend  von  Kau  wohnenden  Bararetta-Galla 
uns  mit  hohen  Tributforderangen  in  Ngao  und  Engatana  aufsn- 
halten;  mit  einigen  Geschenken  wurde  aber  auch  dieser  Versuch, 
uns  an  der  Weiterreise  zu  hindern  und  uns  zur  Umkehr  zu  be- 
wegen, überwunden. 

In  Massa,  welches  wir  am  31.  October  1878  erreichten, 
schlössen    wir  unser  weiteres  Vordringen    ab    wegen  Mangel  an 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        127 

Tauschwaaren,  die  wir  s.  Z.  in  Sansibar  gar  nicht  and  in  Kipini 
und  Lama  nar  in  anzureichender  Menge  kaufen  konnten.  Eine 
andere  Veranlassung  zur  Umkehr  lag  nicht  vor;  wir  hätten  unsere 
Reise,  wenigstens  bis  zur  Grenze  der  Schiffbarkeit  des  Tana  and 
im  Gebiete  der  friedlichen  Pokomo  and  Galla,  ungehindert  fort- 
setzen können. 

Am  10.  November  1878  machten  wir  in  Massa  kehrt;  am 
22.  November  waren  wir  bereits  wieder  in  Kau,  schifften  ans 
dort  auf  einer  kleinen  Dan  nach  Malindi  ein  und  erreichten  von 
dort  aas  9  anter  Benutzung  einer  grosseren  Dan,  Sansibar  am 
3.  December  1878.  —  Dr.  Fischer,  der  sich  während  der  Expe- 
dition fleissig  mit  der  Anlage  von  zoologischen  Sammlangen  be- 
schäftigte, traf  einige  Wochen  später  in  Sansibar  ein,  weil  er  sich 
zum  Jagen  noch  einige  Tage  in  der  Umgegend  von  Kau  aufhielt. 
Hiermit  hatte  die  Reise,  welche  wir  zur  Erledigang  unserer  Haupt- 
aufgabe nach  dem  Tana-Osi-Gebiete  unternahmen,  ihren  Abschluss 
gefanden.  Die  Darlegung  der  sich  hieran  schliessenden  weiteren 
Unternehmungen  in  Ostafrika  wird  an  anderer  Stelle  erfolgen,  weil 
sie  den  Rahmen  des  hier  zu  Gebenden  aberschreiten  würde. 

Unser  Gesundheitszustand  war  während  des  grossten  Teiles 
der  Reise  befriedigend,  obschon  wir,  wie  das  bei  grossen  Strapazen 
und  schlechter  Ernährung  bei  Reisen  in  Afrika  wohl  nicht  anders 
sein  und  auch  nicht  befremden  wird,  von  Fieber  und  Dyssenterie 
nicht  verschont  wurden. 

Die  Eingeborenen  nahmen  uns  an  allen  Orten  freundlich  und 
zuvorkommend  auf«  Abenteuer  und  Gefahren  hatten  wir  bei  diesen 
friedliebenden  Menschen  nicht  zu  bestehen;  wir  brauchten  daher 
auch  nicht  um  unsere  Sicherheit  und  unser  Eigentum  besorgt  zu 
sein  und  konnten  uns  infolgedessen  um  so  mehr  unseren  Arbeiten 
widmen. 

Bevor  wir  über  dieselben  berichten,  wird  es  notwendig  sein, 
über  Bodengestalt  und  Bodenbeschaffenheit,  Pflanzen-  und  Tier- 
Welt,  sowie  über  die  Volker  der  Tana-Osi-Landschaften  Einiges 
mitzuteilen. 

Der  ganze  Küstenstrich  vom  Ras  Ngomäni  (3°  S.B.,  40°  13' 
O.L.  v.  Greenwich)  bis  Lamu  (2°  15,6'  S.Br.,  40°  58,5'  O.L.  v. 
Greenwich),  welcher  zunächst  hier  in  Betracht  kommt,  ist  ebenes, 
sich  nur  einige  Meter  über  die  Hochflutmarke  des  Meeres  erhe- 
bendes Land,  das  nur  am  Ras  Ngomäni  und  vom  Kilifl  bis  über 
Ras  Schagga  hinaus  von  höheren  Dünen-  und  Hügelzügen  gegen 
das  Meer  hin  abgeschlossen  wird.  Die  bedeutendsten,  bis  zu  80 
Meter  ansteigenden  Hohen  derselben  liegen  am  Ras  Ngomäni 
und  nahe  an  der  Tanamündung;  die  Küste  erscheint  daher  etwas 
gegliederter    und  erfreulicher  als  an  den   sonst    meist  niedrigen, 


128  CL  u.  O.  Denhardt: 

einförmigen  Stellen.  Der  Dünenzug  zwischen  Tana  nnd  Od  wird 
von  den  Küstenbewohnern  „Kitangatangani",  von  den  Galla  „Massa- 
dieratt-  genannt. 

Zwischen  Ras  Ngomani  und  Ras  Schagga  vertieft  sich  die 
Küste  auf  einer  Strecke  von  etwa  70  Kilometern  zu  einer  nach 
Ost  und  Sudost  geöffneten  Bucht,  deren  am  weitesten  zurücklie- 
gender Teil  sich  zwischen  dem  Kilifi  und  Tana  befindet  und  etwa 
25  Kilometer  von  der  Verbindungslinie  zwischen  den  genannten 
Vorgebirgen  absteht.  Diese  Bucht  wird  „Ungama"  und  auch  »For- 
mosa-Bay"  genannt.  So  viel  bis  jetzt  bekannt  geworden  ist,  bietet 
sie  gute  Ankergrunde  für  die  grossten  Segelschiffe,  welche  bei 
nordlichen  und  nordostlichen  Stürmen  in  ihrem  nordlichen  Teile, 
bei  südostlichen,  südlichen  und  westlichen  Stürmen  dagegen  in 
ihrem  südlichen  Teile  Schutz  finden.  In  dieser  Hinsicht  ist  sie 
besser  als  die  offene  Rhede  von  Sansibar. 

Der  Untergrund  der  gesamten  Küstenstrecke  wird  von  Korallen 
gebildet,  die  sich  meilenweit  ins  Meer  fortsetzen  und  in  der  Nahe 
von  Ras  Schagga  die  drei  Riffe  „Tanawi",  „Kinika"  und  „Siwain* 
formieren,  welche  selbst  bei  Hochflut  des  Meeres  zum  Teil  über 
Wasser  ragen  und  daher  dem  Schiffer  leicht  merkbar  werden. 

Das  ganze,  hier  in  Betracht  kommende  Land  hinter  den  Danen 
ist  eine  grosse,  allmälich  ansteigende,  fruchtbare  Ebene,  die  ihren 
Abschluss  gegen  S.,  W.  und  N.  in  den  Ausläufern  jenes  Gebirgs- 
zuges findet,  in  dem  der  Keniaberg  sich  weit  über  die  Schnee- 
grenze erhebt.  Nur  am  Sabaki  und  einige  Meilen  westlich  von 
der  Tanamündung  tritt  welliges  Land  auf;  in  demselben  sind 
die  etwa  100  Meter  hohen  Hügel  Masame  und  Weitju  die  grossten 
Erhebungen.  Man  kann  wochenlang  in  dieser  Ebene  reisen,  ohne 
auf  irgend  eine  nennenswerte  Bodenerhöhung  zu  stossen. 

Diese  grosse  Ebene  scheint  vorwiegend  aus  Lehm  zu  bestehen, 
der  —  wenigstens  am  Tana  —  grobkörnigen  Quarzsand  als  Unter- 
grund hat,  und  mit  einer  äusserst  fruchtbaren  Humusdecke  aber- 
kleidet ist.  Allem  Anscheine  nach  ist  der  Lehm  der  Ebene  ein 
Schwemmprodukt  der  zersetzten  Gesteine  vom  Keniabergzuge. 

Wir  fanden  am  Tana  die  Lehmdecke  8  Meter  tief  einge- 
schnitten, konnten  aber  auch  durch  tiefergehendes  Graben  ihre 
Mächtigkeit  nicht  feststellen.  An  den  Ufern  des  Tana  war  der 
Lehm  öfter  mit  Humusschichten  durchsetzt.  Besonders  auffallig 
war  das  bei  Kosi,  wo  in  der  2^  Meter  hohen  Uferwandung  drei 
je  26 — 40  Centimeter  dicke  Humusschichten  fast  wagerecht  lagern, 
die  wohl  durch  Ueberschwemmungen  entstanden  sind. 

Oberhalb  Kosi  durchschneidet  der  Tana  einige  Hundert  Meter 
lang  eine  graugrüne,  mergelige,  harte  Thonschicht,  deren  Ober- 
kante die  Hohe  des  mittleren  Wasserstandes  innehält.  —  An  den 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        129 

Mündungen  des  Tana  und  Osi  fand  sich  in  Hohe  des  mittleren 
Wasserspiegels  ein  feinkorniger,  glänzender  schwarzer  Sand  (Eisen* 
Band?)  in  Schichten  von  3 — -5  Centimeter  Dicke.  Bei  Kau  und 
Tjarra  lag  dieser  Sand  tiefer,  trat  aber  oberhalb  Munjnni  wieder 
zu  Tage  und  wurde  dann  fast  anunterbrochen  bis  Massa  beobachtet. 
Bei  den  Küstenbewohnern  findet  dieser  hübsche  Sand  Verwendung 
als  Streusand  für  Schriftstucke. 

Durch  die  geschilderte  Ebene  winden  sich  mehrere  Flusse,  unter 
denen  der  Tana  der  bedeutendste  nächst  dem  Juba,  also  der 
zweitgrösste  Strom  des  mittleren  Ostafrika  ist.  Soweit  wir  den 
Fluss  untersuchten,  hielt  er  einen  vorwiegend  südsüdostlichen  Lauf 
inne.  Oberhalb  des  Ortes  Massa  soll  er  noch  etwa  12  Tagereisen 
weit  schiffbar  sein.  Die  Küstenbewohner  nennen  diesen  Fluss 
„Tana",  die  Pokomo  „Tsana",  die  Oalla  „Galana  marrotf  und 
« Galana  dima",  die  Eamba  „Kiluluma".  Seinen  Ursprung  haben 
wir  im  Keniabergstocke  zu  suchen.  Darauf  weisen  sowohl  die 
Aussagen  der  Eingeborenen,  als  auch  Dr.  Krapfs  Berichte  hin, 
der  ihn  unweit  des  Kenia  sah. 

Der  Tana  kommt  angeblich  aus  einem  See,  welcher  am  Kenia 
liegt  und  den  Einige  „Taka  abajila"  nannten.  Als  Nebenflüsse 
wurden  angegeben:  „Dida",  „Kinjadi"  und  „Ludi",  welche  im 
Berglande  zuströmen. 

In  der  Gegend  der  Mündung  des  Tana  treten  Dünen  und  Hügel 
dicht  an  ihn  heran  und  bilden  seine  Ufer.  Weiter  stromauf  zwischen 
Tjarra  und  Manasamba  fanden  wir  die  Ufer  des  Tana  selten  höher 
als  1  Meter.  Bisweilen  konnten  wir,  sogar  bei  mittlerem  Wasser- 
stande, scharf  markirte  natürliche  Ufer  dort  nicht  unterscheiden;  wir 
sahen  nur  meterhohe,  von  den  Pokomo  errichtete  Dämme  mit  vielen 
Durchlässen,  mittelst  deren  die  Anwohner  ihre  Felder  vor  Ueber- 
schwemmungen  schützen  und  den  Wasserabfluss  nach  dem  Hinter- 
lande regeln. 

Von  Manasamba  bis  Engatana  steigen  die  Ufer  bis  zu  3  Meter 
an;  von  dort  bis  Doloni  sind  sie  jedoch  meistens  nur  1  Meter 
hoch.  Auf  der  Strecke  von  Doloni  bis  Massa  schwanken  die  Ufer- 
hohen zwischen  1  und  2  Meter  und  steigen  zuweilen  bis  zu  4 
Meter  an.  Auch  noch  einige  Tagereisen  stromauf  von  Massa 
sollen  sie  diese  Hoben  beibehalten  und  bis  zur  Grenze  der  Schiff- 
barkeit des  Flusses,  welche  bei  dem  Pokomo-Orte  Hameje,  12  Tage- 
reisen stromauf  von  Massa  liegt,  niedrig  bleiben.  Bei  Hameje 
werden  die  Tana-Ufer  felsig,  engen  das  Wasser  ein  und  machen 
es  unfahrbar.  Dort  wird  der  Fluss  von  den  Suaheli  „Gururuma" 
(abgeleitet  vom  Suaheliworte  „Gurumou  =  „Donner")  genannt. 

Die  Breite  des  Tana  hält  sich  von  der  Mündung  bis  Ngao 
(auf  einer  in  der  Luftlinie  gemessenen  Strecke  von  32  Kilometern) 

ZeitMhr.  d.  Gmal]*eh.  I  Brdk.    Bd.  XIX.  9 


ISO  cl-  u   <*•  Denhardt: 

innerhalb  30 — 40  Meter;  weiter  stromauf  vergrössert  sie  sich  zu- 
weilen bis  auf  100  Meter  und  mag  60  Meter  im  Mittel  betragen. 
Die  Tiefe  des  Flusses  ergab  sich  zwischen  der  Mundung  und 
Engatana  durchschnittlich  zu  4  Meter;  zwischen  der  Mündung  und 
Tjarra  warden  noch  bedeutendere  Tiefen  gelotet.  Von  Engatana 
bis  Massa  fand  sich  eine  mittlere  Tiefe  von  2  Meter.  Diese 
Ziffern  gelten  für  den  Wasserstand  am  Ende  der  Flutzeit,  welcher 
nicht  viel  hoher  ist  als  der  Wasserstand  in  der  trockenen  Jahres- 
zeit; in  dieser  wird  derselbe  etwa  \  Meter  niedriger  sein.  Das 
Bett  des  Tana  wird  durch  Sandbänke  einigemale  verflacht;  daraus 
erwächst  der  Bootfahrt  jedoch  kein  Hinderniss. 

Die  Geschwindigkeit  der  Strömung  beträgt  3 — 4  Seemeilen 
(5500 — 7400  Meter)  in  der  Stunde.  Eine  Stromgeschwindigkeit 
von  5  Seemeilen  (9260  Meter)  fanden  wir  nur  einige  Kilometer 
unterhalb  Engatana,  wo  der  Fluss  von  den  harten  Lehmufern 
eingeengt  wurde. 

Wir  sind  überzeugt,  dass  der  Tana  auch  in  der  trockenen 
Jahreszeit  von  der  Mundung  bis  weit  oberhalb  Massa  für  Fahr- 
zeuge von  1  Meter  Tiefgang  fahrbar  ist,  überhaupt  einen  seinen 
Verhältnissen  angepassten  Schiffsverkehr  bis  Hameje,  also  auf  eine 
(geradlinig  gemessene)  Strecke  von  etwa  400  Kilometern  zulässt. 

Zweimal  im  Jahre  hat  der  Tana  hohen  Wasserstand.  Der* 
selbe  hängt  von  den  Regenzeiten  in  seinem  Gebiete  ab.  Die  Ein- 
geborenen bezeichnen  die  erste  Flut,  welche  im  Mai  eintritt  und 
bis  Ende  September  anhält,  als  die  grosse,  die  zweite  Flut,  die 
gegen  Ende  Oktober  eintritt  und  bis  Dezember  währt,  als  die 
kleine.  Der  höchste  Wasserstand  zeigt  sich  im  ersten  Flutmonat; 
von  da  an  hält  sich  der  Stand  des  Wassers  ziemlich  hoch,  fallt 
dann  aber  im  letzten  Flutmonat  rasch.  Den  niedrigsten  Wasserstand 
hat  der  Tana  während  der  Monate  Januar  bis  einschliesslich  Mai. 

Zur  Zeit  der  Fluten  überschwemmt  der  Fluss  das  Land  meilen- 
weit da,  wo  die  Ufer  sich  weniger  als  1  Meter  über  den  mittleren 
Wasserstand  erheben,  also  auf  der  ganzen  Strecke  von  Doloni  bis 
Engatana  und  von  Ngao  bis  Tjarra.  Wo  die  Ufer  etwas  höher 
sind,  oder  wenn  die  Flut  die  Höhe  der  niederen  Ufer  nicht  über- 
schreitet, durchbrechen  die  Wassermassen  das  Ufer  fast  in  jeder 
scharfen  Krümmung  des  Flusses  und  bilden  an  solchen  Stellen 
Abflüsse  von  1 — 10  Meter  Breite,  deren  Tiefe  vom  Wasserstande 
abhängt.  Die  grösseren  dieser  Abflüsse  sind  bleibende;  sie  haben 
daher  von  den  Anwohnern  am  Tana  Namen  erhalten,  von  denen 
in  unserer  Karte  verzeichnet  sind:  Belesoni,  Asso,  Bellewele, 
Msisi,  Mahuru  und  Rafoma.  Vielfach  führen  die  Abflüsse  bei  fal- 
lendem Wasserstande  des  Flusses  das  Schwemmwasser  an  ihn  zurück 
und  stellen  sich  dann  als  Zuflüsse  dar.    Selbstständige,  aus  eigenen 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana- Gebietes.        131 

Quellen  gespeiste  Zuflüsse  scheint  der  Tana,  soweit  wir  ihn  unter- 
suchten, nicht  zu  empfangen.  Sind  die  gefundenen  Zuflüsse  nicht 
alle  von  der  geschilderten  Art,'  so  sind  sie  höchstens  Regenbäche, 
welche  wahrend  und  nach  der  Regenzeit  die  atmosphärischen  Nieder- 
schläge dem  Tana  zubringen. 

Im  Unterlaufe  des  Tana,  sicherlich  wenigstens  zwischen  En- 
gatana  und  Tjarra,  steht  das  Flutwasser  des  Tana  am  linken  Ufer 
mit  dem  Osi  in  Verbindung.  Anscheinend  wird  dieser  zur  Zeit 
der  Fluten  nicht  unbedeutend  vom  Tana- Wasser  gespeist.  Bei 
Tjarra  war  das  ersichtlich;  denn  auf  der  Nordseite  des  Belesoni 
bemerkten  wir  unübersehbare,  schilfbewachsene  Wasserbecken, 
welche  ihr  Wasser  vom  Tana  erhalten  und  es  an  den  Belesoni 
und  Osi  abgeben.  Wie  schon  gesagt  ist  der  Belesoni  ebenfalls 
ein  natürlicher,  aber  künstlich  erweiterter  und  vertiefter  Abfluss 
des  Tana-Wassers  zum  Osi,  welcher  in  der  Breite  von  Tjarra  dem 
Tana  bis  auf  3,7  Kilometer  nahe  kommt. 

Der  Belesoni  (von  den  Oalla  „Khoti"  genannt)  zweigt  sich 
dicht  unterhalb  Tjarra  in  einer  kurzen  Krümmung  des  Tana  an 
dessen  linken  Ufer  ab  und  schlängelt  sich  in  vielen  kleinen  Kurven, 
die  im  Allgemeinen  eine  gerade  Linie  bilden,  bei  einer  Breite  von 
1^ — 2  Meter  und  einer  Tiefe  von  ^ — lj^  Meter,  zum  rechten 
Osi-Ufer.  Nahe  am  Tana  beträgt  die  Geschwindigkeit  des  Wassers 
im  Belesoni  5 — 6  Seemeilen  in  1  Stunde,  bald  darauf  nimmt  sie 
aber  bis  auf  2  Seemeilen  ab;  sie  ist  ganz  von  der  Hohe  des 
Wasserstandes  im  Tana  abhängig.  Das  Land  zu  beiden  Seiten 
des  Kanals  ragt  nur  einige  Centimeter  über  dessen  Wasserspiegel 
empor;  es  ist  auf  mehrere  hundert  Meter  gegen  S.  hin  sumpfig; 
gegen  N.  war  es  vollständig  überschwemmt. 

In  der  trockenen  Jahreszeit  erhält  der  Belesoni  wenig  Wasser 
vom  Tana;  Schilf,  Binsen  und  andere  Sumpfgewächse  wuchern 
dann  im  Kanal  und  würden  ihn  bald  unpassirbar  machen,  wenn 
er  nicht  durch  den  Bootverkehr  offen  gehalten  würde. 

Das  Flutwasser,  welches  am  rechten  Tana-Ufer  in  der  Um- 
gebung von  Engatana  abströmt,  geht  zum  Teil  in  den  Schechababu 
(auch  „Schaggababu"  und  „  Aschakababo a  genannt),  einen  See, 
der  dicht  oberhalb  Ngao  sein  Wasser  an  den  Tana  abgiebt,  wenn 
dessen  Wasserspiegel  gegen  Ende  der  Flutzeit  zu  sinken  beginnt. 
Ein  anderer  Teil  dieses  Flutwassers  strömt  über  das  Land  und 
soll,  wie  die  Eingeborenen  behaupten,  mit  dem  Kilifi  und  Sabaki 
in  Verbindung  stehen,  so  dass  man  mit  Kähnen  in  drei  Tagfahrten 
von  Ngao  nach  dem  Sabaki  gelangen  kann.  Unterhalb  Ngao, 
namentlich  auf  der  Strecke  von  Djasoro  bis  Mangandu,  fliesst  das 
Flutwasser  am  rechten  Ufer  über  das  Land  in  den  Kilifi  und 
wahrscheinlich  auch  in  den  Msmareni  und  durch  diese  Küstenflüsse 

9* 


132  Cl.  u.  G.  Denhardt: 

zum  Meere.  Auch  bei  niedrigem  Wasserstande  gehen  bedeutende 
Wassermengen  durch  Abflüsse  vom  rechten  Tana-Ufer  zwischen  Ngao 
und  Tjarra  zum  Kilifi.  Dies  und  die  Kleinheit  des  Tana-Strombettes 
von  der  Mündung  bis  Ngao  lassen  vermuten,  dass  der  Kilifi,  vielleicht 
auch  der  Msmareni,  ein  Arm  des  Tana  sei,  oder  doch  zur  Zeit  der 
Fluten  als  solcher  angesehen  werden  darf. 

Der  See  Schechababu,  welcher  eigene  Quellen  haben  soll,  ist 
in  einer  flachen  langgestreckten  Landmulde  eingebettet.  Nahe  am 
Tana  ist  er  am  breitesten  und  tiefsten;  man  kann  dort,  je  nach 
dem  Standpunkte,  Abmessungen  in  der  Breite  bis  zu  2000  Meter 
finden;  bald  geht  die  Breite  jedoch  bis  auf  100  und  weniger  Meter 
herab.     Die  Tiefen  schwanken  zwischen  12  und  3  Meter. 

Angeblich  ergiesst  sich  der  von  dem  Weitju-Hohenznge  kom- 
mende Bach  Muhale,  welcher  den  kleinen  See  „Ganatt  bildet,  und 
noch  ein  anderer  Bach  der  Weitju- Hohen  in  den  Schechababu. 
Ausserdem  soll  der  Bach  Tarsaa  in  den  See  fliessen;  anscheinend 
ist  dieser  jedoch  nichts  weiter  als  ein  periodischer  Fiatarm  des 
Tana,  welcher  sich  einige  Kilometer  oberhalb  Ngao  in  der 
Landschaft  Tarsaa  abzweigt.  Auch  der  See  Oana  dürfte  sich 
schliesslich  als  ein  Tana -Arm  erweisen,  der  sich  oberhalb  von 
Tarsaa  in  der  Landschaft  Gana  am  rechten  Ufer  abzweigt,  see- 
artig erweitert  und  durch  den  Schechababu  in  den  Tana  einströmt 

Bis  zum  Jahre  1873  stand  der  Schechababu  nur  durch  einen 
kleinen  Ausfluss  mit  dem  Tana  in  Verbindung;  in  jenem  Jahre 
brach  jedoch  eine  auss  ergewöhnlich  hohe  Flut  dem  Tana  ein  neues 
Bett  und  leitete  ihn  durch  den  ostlichen  Teil  des  Sees. 

Neben  dem  Tana  kommt  zunächst  der  Osi  in  Betracht.  Wenn 
man  früher  beide  Flusse  für  einen  einzigen  hielt,  der  zwei  Mün- 
dungen mit  gesonderten  Namen  habe,  so  ist  das  nicht  ganz  falsch 
gewesen;  denn  wie  im  Voraufgehenden  gesagt  ward,  empfangt 
der  Osi  während  der  Flutzeiten  ganz  bedeutende  Wassermengen 
vom  Tana  und  fuhrt  dieselben  zum  Meere  ab. 

Tana  und  Osi  sind  zwei  ganz  getrennte  Flüsse.  Das  Wasser 
des  ersteren  ist  besonders  während  der  Flutzeiten  von  mitgeführten 
Lehmteilchen  rotlich  gefärbt  und  trübe,  hat  dabei  aber  stets  einen 
angenehmen  Geschmack;  das  Wasser  des  letzteren  hingegen  er- 
scheint dunkelgrünlich,  fast  schwarz,  ist  dabei  zwar  klar  nnd  durch- 
sichtig, schmeckt  jedoch  süsslich-sumpfig.  Wegen  dieser  dunklen 
Färbung  nennen  die  Galla  den  Osi  „Galana  guradja*  d.  i.  „ schwaner 
Fluss«. 

Der  Osi  hat  einen  viel  kürzeren  Lauf  als  der  Tana.  Die 
Angaben  über  seinen  Ursprung  weichen  sehr  von  einander  ab. 
Es  wird  erzählt,  er  sei  ein  Abfluss  der  kleinen  Seen  Djalu  nnd 
Gambi,  oder  auch  nur  des  letztgenannten.    Nach  anderen  Angaben 


*  Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietea,         133 

soll  der  See  Gambi  sein  Wasser  zum  Magogoni  senden.  Die 
genannten  Seen  sind  in  zwei  Tagemarschen  von  Kau  aus  er- 
reichbar. 

Man  sagte  uns,  der  Osi  habe  nur  einen  Nebenfluss,  nämlich 
den  bei  Kau  am  linken  Ufer  einmundenden  Magogoni,  welcher 
an  seinem  linken  Ufer,  dicht  bei  Kau,  den  Bach  Tumembamba 
aufnimmt,  der  sich  aus  den  Bachen  Schungi,  Kitoni  und  Kikoni 
zusammensetzt.  Das  Wasser  des  Schungi  soll  im  Oberlaufe  brackig 
sein,  weil  es  durch  salzhaltige  Erdschichten  fliesst.  Zwischen  Kau 
und  Kipini  strömt  dem  Osi  am  linken  Ufer  der  Regenbach  Kiri- 
mando  zu.  —  Die  Abmessungen  aller  dieser  Zuflüsse  sind  unbedeutend. 

Breite,  Tiefe  und  Stromgeschwindigkoit  des  Osi  sind  auf  der 
Strecke  von  Kipini  bis  Kau  ungefähr  dieselben  wie  beim  Tana 
zwischen  der  Mundung  und  Tjarra,  verringern  sich  dann  aber  be- 
deutend. Kähne  können  nur  noch  einige  Kilometer  weit  vor- 
dringen. Die  Mundung  des  Osi  ist  etwa  dreimal  so  breit  als  die 
des  Tana.  Dicht  oberhalb  von  Kipini  teilt  sich  der  Osi  in  zwei 
Arme,  welche  eine  Insel  umschliessen.  Der  rechts  fliessende  Arm 
heisst  „Sada".  Die  Ufer  sind  am  Osi  selten  hoher  als  1  Meter; 
daher  überschwemmt  er  mit  seinen  Nebenflüssen  in  den  Fint- 
zeiten das  Land  auf  weite  Strecken.  Flut  und  Ebbe  des  Meeres 
machen  sich  im  Osi  bis  zum  Belesoni,  im  Tana  hingegen  nur  bis 
halbwegs  Tjarra  bemerklich. 

Über  die  Kastenflüsse  Kilifi  und  Msmareni  konnten  wir 
wenig  erfahren.  Sollte  der  Erstgenannte  sich  nicht  als  ein  Arm 
des  Tana  erweisen,  so  wird  er,  wie  früher  bereits  gesagt,  doch 
einen  ganz  erheblichen  Teil  seines  Wassers  vom  Tana  während 
der  Flutzeiten  erhalten.  Ausserdem  wird  wohl  beiden  Küsten- 
flüssen etwas  Wasser  aus  den  Weitju-Hügeln  zufliessen.  Der  Msma- 
reni durfte  nichts  weiter  sein  als  ein  Regenbach. 

Der  Sabafci,  welcher  von  seiner  Mundung  an  einige  Kilometer 
weit  für  kleine  Fahrzeuge  schiffbar  sein  soll,  ist  etwa  an  Breite 
und  Tiefe  mit  dem  Osi  zu  vergleichen.  Er  kommt  hier  nicht  weiter 
in  Betracht,  weil  er  nur  zu  einem  kleinen  Teile  in  unserer  hier 
zu  besprechenden  Karte  liegt. 

Die  Pflanzendecke  der  Tana-Osi-Ebene  macht  im  Allgemeinen 
den  Eindruck  eines  grossen  Parkes,  dessen  Grundfläche  an  genügend 
feuchten  Stellen  mit  üppigen,  saftigen  Gräsern,  an  trockeneren 
Stellen  hingegen  mit  gröberen  und  härteren  bedeckt  ist,  während 
hier  und  da  Buschgruppen,  einzelne  Bäume,  umfangreiche  Wälder 
und  an  den  Flussläufen  zum  Teil  undurchdringliche  Wald-  und 
Buschdickichte  das  Ganze  durchsetzen.  An  weitab  von  den  Flüssen 
und  Gewässern  liegenden  trockenen  Stellen,  welche  die  zur  Er- 
nährung    des     Pflanzenwuchses     erforderliche    Feuchtigkeit    aus- 


134  Cl.  u.  G.  Denhardt: 

schliesslich  vom  Regen  beziehen,  hat  die  Landschaft  ein  steppen« 
artiges  Aussehen,  dessen  Einförmigkeit  nnr  durch  vereinzelt  stehende 
Mimosen  unterbrochen  wird. 

Die  Wälder  am  Tana  und  Osi  sind  meistens  nur  einige 
Hundert  Meter  breit  und  bestehen  da,  wo  sie  den  Flutungeu 
des  Flusses  ausgesetzt  sind,  gewohnlich  aus  hohen,  kräftigen 
Bäumen  zwischen  denen  Unterholz  und  Buschwerk  nicht  aufkommen 
kann.  So  weit  die  Flussufer  der  Flut  und  Ebbe  des  Meeres 
unterliegen,  wachsen  dichte,  schwer  zugängliche  Mangrovenwälder. 
An  höheren  Uferstellen  und  weit  ab  von  den  Flüssen  finden  sich 
prächtige  Urwälder,  die  von  einem  undurchdringlichen  Dickicht 
aus  Buschholz  und  Schlingpflanzen  durchsetzt  sind. 

Die  Waldungen,  welche  ausserhalb  des  Bereiches  der  Meer- 
flut liegen,  setzen  sich  hauptsächlich  zusammen  aus  den  grossen 
Bäumen  Alangosango,  Govi,  Mjahi,  Mkuju,  Mkuru,  Mubo,  Mudso, 
Muto  und  Mutu,  von  denen  einige  sich  in  ihrem  Äusseren  mit 
unseren  Buchen,  Rüstern  und  Linden  vergleichen  lassen.  Im 
Unterholz  derselben  dominiren  Mlonel,  Msambia  (auch  Mtochamwia 
genannt)  und  eine  Fiederpalme,  welche  als  „Kindu"  bezeichnet 
wird«  Borassus-Palmen  („Duleb"  der  Araber,  „Mtapa"  der  Ein- 
geborenen) treten  am  Unterlaufe  des  Tana  vereinzelt,  von  Bialini 
an  in  grossen  Beständen  auf.  Sie  bilden  mit  ihren  silbergrauen, 
säulenförmigen  Stämmen  einen  schonen  Schmuck  der  Landschaft 
Dum-Palmen  („Mkoma")  fanden  wir  sowohl  einzeln  und  gruppen- 
weise auf  den  Dunen,  als  auch  in  ganzen  Wäldern  bis  in  die 
Gegend  von  Ngao.  Weiter  stromauf  sahen  wir  diese  Palmen 
selten.  Cocos-  und  verschiedene  Oelpalmen  kommen  etwa  bis 
Ngao  vor,  Mango,  Limonen  und  Popai  noch  weiter  stromaufwärts; 
sie  gedeihen  jedoch  sämtlich  nur  als  Culturpflanzen.  —  Die  Adan- 
sonia  digitata  vermissten  wir  in  dem  von  uns  betretenen  Teile 
der  Tana-Osi-Ebene  schon  von  Maräni  ab. 

Die  Pflanzen  der  Wildniss  bieten  wenig  für  die  Ernährung 
des  Menschen  dar  (es  kommen  dafür  nur  die  Früchte  einiger 
Palmenarten  und  Buschgewächse  in  Betracht);  dagegen  sind  sie 
ihm  in  anderer  Hinsicht  äusserst  wertvoll.  Die  Gräser  allein 
bieten  ihm  die  Möglichkeit,  seine  Rinder,  Schafe  und  Ziegen  ia 
ernähren;  ferner  liefern  sie  ihm,  wie  „Manga",  „Wiansi", 
„Marura"  und  „Toto",  Material  zu  Hüttenbedachungen  und  Matten; 
die  Buschhölzer  „Mlonei"  und  „  Msambia a  geben  Speerschäfte  und 
Ruderstangen;  aus  dem  Holz  der  Bäume  „Mkuju"  und  „Mjahi4* 
werden  leichte,  aus  dem  des  „Guvi",  „ Mkuru a  und  „Mudso* 
schwere  Kähne,  Morser  und  verschiedene  Geräte  hergestellt;  die 
Mangroven  finden  bei  den  Küstenbewohnern  zum  Haus-  und 
Schiffbau  Verwendung,  u.  s.  w.  — 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana- Gebietes.        135 

Die  Tierwelt  des  auf  der  Karte  dargestellten  Gebietes  ist 
im  Verhältnis  zu  anderen  tropischen  Landern  arm  an  Arten  und 
prachtigen  Erscheinungen;  sie  ist  so  unscheinbar  wie  die  Pflanzen- 
decke, mit  der  sie  mehr  oder  weniger  in  engem  Zusammenhange 
steht. 

Die  grossen  Grasflächen  und  Buschwälder  geben  einem  be- 
deutenden Wildstande  Nahrung ;  man  trifft  daher  häufig  auf  Heerden 
von  Antilopen,  Büffeln,  Giraffen,  Zebras  und  Elefanten.  In  den 
Uferwäldern  haust  das  Rhinoceros;  Strausse  und  Hühnervögel 
beleben  die  Steppe,  und  Vogel  und  mancherlei  Getier  die  Wälder. 
Dieser  Wildstand  bietet  gunstige  Bedingungen  für  Gedeihen  der 
Raubtiere;  daher  sind  Löwen,  Leoparden,  Hyänen,  wilde  Hunde 
u.  s.  w.  reichlich  vorhanden. 

In  den  Gewässern  leben  zahlreiche  Fische,  Krokodile  und 
Hippopotami.  Giftige  Amphibien  und  Insekten  sind  nicht  häufig; 
dagegen  kommen  Mucken  in  unglaublichen  Mengen  an  den  Ge- 
wässern (abgesehen  vom  Meere)  vor  und  bilden  während  der 
Nachtstunden  eine  wahre  Plage  für  Menschen  und  Tiere. 

Haustiere  werden  nur  von  der  Küstenbevölkerung  gehalten; 
als  solche  sind  zu  nennen:  Pferde,  Esel,  Rinder,  Schafe,  Ziegen, 
Kamele,  Katzen,  Huhner  und  Enten.  Der  Hund  ist  hier  kein 
Haustier;  denn  er  wird  von  der  mohamedanischen  Küstenbevölke- 
rung  und  von  den  Eingeborenen  des  Binnenlandes  als  unreines 
Tier  behandelt  und  wird,  obschon  er  sich  in  den  Küstenplätzen 
in  halbwildem  Zustande  findet,  nur  äusserst  selten  von  einem 
Suaheli  zur  Jagd  abgerichtet  und  verwendet. 

Die  Galla  hingegen  züchten  Hunde  sowohl  zur  Jagd,  als 
auch  zur  Bewachung  ihrer  Rinderheerden  und  Niederlassungen. 

Die  Pokomo  (die  Bewohner  am  Tana)  halten,  abgesehen  von 
einigen  Hühnern,  keine  Haustiere. 

Pferde  und  Kamele  scheinen  vom  Klima  zu  leiden;  sie  werden, 
streng  genommen,  nicht  gezüchtet,  sondern  aus  Arabien  eingeführt. 

In  dem  Gebiete,  welches  auf  der  Karte  dargestellt  ist,  leben 
ausser  der  Küstenbevölkerung,  welche  sich  aus  Arabern,  Suaheli 
and  Indiern  zusammensetzt,  fünf  Volksstämme,  nämlich  Somali, 
Galla,  Pokomo,  Waboni  und  Wasaniä. 

Die  Araber  stammen  meistens  aus  Maskat  und  Hadramaut, 
die  Indier  aus  den  Küstenplätzen  Vorderindiens;  die  Kopfzahl  Beider 
wird  sich  schwerlich  höher  stellen  als  30  000.  Als  eigentliche, 
als  wirklich  sesshafte  Küstenbevölkerung  sind  die  Suaheli  anzu- 
sehen. Wahrscheinlich  sind  sie  ein  Mischlingsgebilde  von  Arabern, 
Persern  und  Indiern  mit  Eingeborenen  Ostafrika's,  welches  sich  im 
Laufe  der  Jahrhunderte  zu  einem  gewissen  Rassentypus  ausge- 
bildet hat,   der  aber  in  seinen  Einzeltypen  schwankt,  weil  stetig 


136  C1-  ^  G-  Denhardt: 

Kreuzungen  mit  Angehörigen  der  verschiedensten  Stamme  der 
Eingeborenen  Ostafrika' s  und  Vorderasiens  stattfinden.  Als  ältester 
Sitz  der  Suaheli,  gewissermaßen  als  Herd  ihrer  Entwrckelung, 
ist  die  Küstenstrecke  zwischen  l!/2  bis  4l/2°  S.  Br.  anzusehen. 
Dort  haben  einst  (auch  noch  vom  12.  bis  17.  Jahrhundert)  ihre 
blühenden  Städte  und  Niederlassungen  bestanden,  mit  denen  die 
Wohnplätze  des  jetzigen  Geschlechtes  gar  keinen  Vergleich  aushalten. 
Die  Suaheli  dehnen  sich  jetzt  an  der  afrikanischen  Ostkaste  und 
den  zugehörigen  Inseln  von  etwa  1°  bis  11°  S.  Br.  ans;  ihre  Kopf- 
zahl mag  sich  auf  5  Millionen  belaufen.  Sie  wohnen  in  Städten  nnd 
Dorfern,  welche  meistens  anmittelbar  am  Meere  liegen,  oder  von 
demselben  nicht  weiter  als  4  bis  5  Kilometer  entfernt  sind.  Tiefer 
im  Binnenlande  trifft  man  weder  Suahelistädte,  noch  Suahelidörfer. 
Diese  Küstenbevölkerung  bekennt  sich  zum  Mohamedanismus, 
nimmt  es  aber  mit  ihren  Religionsgesetzen  nicht  besonders  genau 
und  ist  gegen  die  Angehörigen  anderer  Beligionsgesellschaften 
ausserordentlich  tolerant.  Ihre  Sittlichkeit  steht  durchschnittlich 
auf  gleicher  Stufe  mit  ihrer  Religiosität;  im  Allgemeinen  sind  sie 
ein  verkommenes  Geschlecht.  Ganz  besonders  gilt  das  von  den 
Arabern. 

Als  Erwerbstätigkeit  tritt  bei  der  Küstenbevölkerung  Acker- 
bau und  Handel  in  den  Vordergrund;  Gewerbe  werden  in  ge- 
ringem Masse  betrieben;  Kunstgewerbe  oder  Künste  finden  bei 
ihr  gar  keine  Pflege. 

Der  Ackerbau  liegt  fast  ausschliesslich  Sklaven  ob,  die  wohl 
in  jedem  Hausstande  vorhanden  sind.  Ein  jährlicher  Reinertrag 
von  20  Mark  für  jeden  Sklaven  gilt  als  sehr  hoch.  In  schlechten 
Jahren  setzt  der  Sklavenbesitzer  noch  Geld  zu,  um  seine  Sklaven 
zu  ernähren  und  zu  kleiden.  Der  grösste  Teil  der  Feldfrüchte 
dient  der  Bevölkerung  zum  Lebensunterhalt;  als  wirklicher  Über- 
schuss  gelangt  verhältnismässig  wenig  zum  Verkauf.  Die  Feld- 
früchte, welche  in  den  grossen  Handel  kommen,  stammen  haupt- 
sächlich von  den  Besitzungen  einiger  reicher  Araber,  die  meist 
Regierungsbeamte  in  den  Küstenorten  sind. 

Die  Grundbesitzer  sind  fast  sämtlich  bedeutend  verschuldet; 
die  Grundstücke  sind  nur  nominell  ihr  Eigentum;  in  Wirklichkeit 
gehören  sie  (als  Pfandobjekte)  den  indischen  Händlern,  welche 
Gelder  zu  dem  allgemein  üblichen  Zinsfusse  von  12  pOt.  vorstreckten. 

Das  Staatswesen  der  Küstenbevölkerung  stellt  sich  als  eine 
Art  Monarchie  dar,  welcher  als  Oberhaupt  ein  „Seid*  („Herr*) 
—  von  den  Engländern  aus  guten  Gründen  „Sultan*  genannt  — 
vorsteht  Derselbe  entstammt  der  Familie  des  Imam  von  Maskat, 
der,  im  17.  Jahrhundert  von  den  durch  die  Portugiesen  hart  be* 
drückten  Suaheli  zu  Hilfe  gerufen,  es  verstand,  sich  Einflusa  und 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.         137 

Herrschaft  an  der  Ostkaste  Afrika's  zu  sichern.  Der  „  Sultan a 
wohnt  in  Sansibar,  der  grossten  Stadt  des  Suaheligebietes.  Die- 
selbe liegt  auf  der  nahe  am  Festlande  befindlichen  Insel  Sansibar 
und  ist  der  Sitz  der  Konsularbeamten  Englands,  Frankreichs  und 
Belgiens;  Amerika  und  Deutschland  haben  dort  nur  kaufmännische 
Konsulate.  Ihre  Einwohnerzahl  schwankt  zwischen  80  000— 
100  000  und  ist  abhängig  von  dem  Zuzüge  deT  fremden  Händler, 
welche  mit  dem  Nordostmonsun  kommen  und  mit  dem  Südwest- 
monsnn  gehen. 

Gedrängt  durch  England,  welches  seit  dem  Anfange  dieses 
Jahrhunderts  die  Entwickelung  der  Sansibarherrschaft  sorgsam  ver- 
folgte, um  auch  hier  seine  Interessen  in  den  Vordergrund  zu 
stellen,  beansprucht  der  „Sultan"  von  Sansibar  als  sein  Eigentum 
den  ganzen  Küstenstrich  von  etwa  3°  nordlicher  bis  zu  10°  sud- 
licher Breite  nnd  alles  dahinter  befindliche  Binnenland  bis  zu  den 
grossen  Seen,  wo  nur  irgend  ein  Suaheli  oder  Araber  sein  Lager 
bei  Sklavenjagden  und  Handelszügen  aufschlägt.  Zur  Geltend- 
machung dieser  seltsamen  Ansprüche  stehen  dem  „  Sultan tt  nur 
600  Sklaven  und  Freie,  von  einem  englischen  Marineoffizier  ge- 
drillt, nnd  600 — 800  halbnackte,  mit  erbärmlichen  Luntengewehren 
ausgerüstete,  aus  Arabien  eingewanderte  Leute  zur  Verfügung  — 
lauter  feige  Soldner. 

In  recht  drastischer  Weise  charakterisiert  der  „Sultan"  selbst 
seine  Macht  und  seine  Ansprüche  in  Bezug  auf  das  Tanagebiet 
dadurch,  dass  er  erklärt,  er  besitze  dort  gar  keinen  Einfluss. 
Diese  Thatsache  und  die  Befürchtung,  wegen  etwaigen  Ungemachs, 
welches  uns  während  unseres  Aufenthaltes  am  Tana  betreffen 
konnte,  von  uns  oder  von  unserer  Reichsregierung  verantwortlich 
gemacht  zu  werden,  drängte  ihn  auch  dazu,  den  deutschen  Konsul 
und  durch  diesen  uns  über  den  wahren  Stand  seiner  Macht  auf- 
zuklären *). 


*)  Dies  geschah  durch  ein  am  4.  November  1878  in  Massa  in  unseren 
Besitz  gelangtes  amtliches  Schreiben  des  deutschen  Konsuls,  welches  folgen- 
den Wortlaut  hat: 

Konsulat  des  Deutschen  Reiches  zu  Zanzibar. 

Zanzibar,  4.  Oktober  1878. 
Herrn  Clemens  Denhardt 
und'/  oder  Herrn  Dr.  Fischer 

z.  Zt.  Kau  am  Osiflnss. 
Der  Sultan  von  Zanzibar  hat  von  seinem  Gouverneur  in  Kau  die  Nach- 
richt erhalten,  dass  Sie  beabsichtigten  von  jenem  Platze  aus  weiter  ins  Innere 
vorzudringen,  der  Gouverneur  habe  Sie  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass 
dies  ein  gefahrliches  Unternehmen  sei,  Sie  scheinen  aber  auf  Ihrer  Absicht 
zn  beharren.  Infolge  dessen  ersucht  mich  der  Sultan  Ihnen  auch  meiner- 
seits die  Mitteilung  zu  machen,   dass  er  nur  Einfluss  nahe  der  Küste  habe 


138  Gl»  "•  ö-  Denhardt: 

Alles  Binnenland  hinter  der  Küste  des  äquatorialen  Ostafrika, 
vielfach  auch  die  Küste  selbst,  befindet  sich  im  Besitze  von  Völker- 
schaften, die. dem  „Sultan"  von  Sansibar  nicht  unterworfen  sind, 
ihn  nicht  anerkennen,  sondern  nur  wenige  seiner  Soldner  in  einigen 
Küstenorten,  wegen  des  Handels  dulden.  Fast  in  jedem  Jahre 
hat  der  „Sultan"  ernstliche  Streitigkeiten  mit  der  Küstenbe- 
völkerung auszufechten  und  namentlich  sind  es  die  Bewohner 
der  Küste  und  der  Inseln  zwischen  2°  und  5°  sudl.  Breite, 
welche  ihm  viele  Schwierigkeiten  bereiten.  Wenn  auch  äusserlich 
Ruhe  und  Frieden  zu  herrschen  scheinen,  so  wird  doch  im 
Geheimen  der  Aufruhr  wach  erhalten;  er  wird  nicht  künstlich 
erzeugt,  nicht  gepredigt,  er  ist  selbstverständlich:  er  ist  vom 
Vater  auf  den  Sohn  vererbt.  Mehr  als  früher  werden  jetzt 
unter  der  Küstenbevölkerung  die  Wunsche  nach  Beseitigung  der 
Sansibarherrschaft  laut;  es  bedarf  nur  einer  geringfügigen  Ver- 
anlassung oder  einer  Vorschubleistung  von  Europa  her,  um  diese 
Wünsche  zu  hellem  Aufruhr  anzufachen,  dessen  Folge  die  Ab- 
schuttelung  der  Sansibarherrschaft  und  die  freiwillige  Unterord- 
nung des  Volkes  unter  ein  europäisches  Staatswesen  wäre.  Bei 
sachgemässer  europäischer  Leitung  würde  die  Küstenbevölkerang 
sich  sehr  rasch  zu  guten  sozialen  Verhältnissen  emporarbeiten, 
das  ganze  mittlere  Ostafrika  würde  dadurch  endlich  in  befriedi- 
gender Weise  in  den  Welthandel  gezogen  und  für  die  civilisierte 
Welt  von  hoher  Bedeutung  werden. 

Im  nordlichen  und  nordwestlichen  Teile  des  äquatorialen 
Ostafrika,  vom  Gap  Guardafui  herab  bis  zum  linken  Ufer  des 
Tana,  lebt  das  grosse  Volk  der  Somal.  Es  ist  unter  denen,  die 
bei  unserer  Karte  in  Betracht  kommen,  das  mächtigste  und  bereitet 
der  Sansibarherrschaft  die  meisten  Unbequemlichkeiten.  Dieses 
Volk  ist  nur  in  wenigen  Städten  der  Küste  und  des  Binnenlandes 
sesshaft.  Die  sesshaften  Bewohner  sind  vorwiegend  Händler, 
während  das  Volk  im  Allgemeinen  ein  Hirtenvolk  ist  und  als 
solches  mit  seinen  ungezählten  Rinderheerden,  mit  Ziegen,  Schafen 
und  Kamelen  von  Weideplatz  zu  Weideplatz  zieht. 

Die  Somal  ähneln  in  Gestalt  und  Hautfarbe  den  Suaheli, 
sind  auch  Mohamedaner,  aber  nicht  so  tolerant  und  friedlich  wie 
diese,  sondern  fanatisch  und  kriegerisch.  Wild  und  roh  von  Sitten, 
unglaublich  stolz  und  unverschämt,   sind  sie    bei   allen   Stammen, 


und  dass  man  ihn  nicht  verantwortlich  machen  könne  für  etwaiges  Unge- 
mach, welches  Ihnen  weiter  im  Innern  vielleicht  zustossen  möge. 

Indem    ich   hiermit   dem  Wunsche    des    Sultans   nachgekommen   bin, 
verbleibe  ich  ergebenst 

der  Kaiserl.  Deutsche  Konsul 
gez.  Emil  Grallert, 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana- Gebietes.        139 

mit  denen  sie  in  Beruhrang  kommen,  verhasst.  Sogar  die  moha- 
medanischen  Suaheli  nnd  Araber  mögen  nicht  gern  mit  den  Somali 
verkehren  nnd  das  hat  zur  Folge,  daes  der  Handel  nnd  Verkehr 
zwischen  der  Küstenbevölkerung  nnd  den  Somal  sich  nur  auf 
wenige  Ortschaften  an  der  Kaste  nordlich  von  der  Tanamündung 
beschrankt.  Wahrend  Suaheli  und  Araber  der  Küste  alle  Teile 
des  mittleren  Ostafrika  zu  Handelszwecken  bereisen,  wird  von 
ihnen  das  im  Besitze  der  Somal  befindliche  Land  sorgsam  gemieden. 
Der  Tana,  welcher  die  Grenze  des  Somalgebietes  gegen  Süden 
bildet,  ist  zugleich  auch  der  Orenzweg  für  die  nach  dem  Binnen- 
lande handeltreibenden  Küstenbewohner.  Nordlich  von  Tana  führt 
kein  Handelsweg  der  Küstenbevölkerung  ins  Land;  daher  ist  das 
Somalland  dem  Verkehre  auch  so  wenig  erschlossen. 

Für  die  Kopfzahl  der  Somal  sind  nur  ganz  rohe  Schätzungen 
möglich ;  vielleicht  beziffert  man  sie  mit  6  Millionen  nicht  zu  hoch, 
davon  werden  im  Bezirke  unserer  Karte  aber  wohl  kaum  mehr 
als  20  000  leben.  Dies  Volk  zerfällt  in  viele  Stamme,  von  denen 
hier  zu  nennen  sind  die  Wabere,  Desarguta,  Barawa,  Elai, 
Tune  und  Kalalla.  Die  Angehörigen  dieser  Stamme  weiden  ihre 
Heerden  zwar  vorwiegend  in  der  Ebene  am  linken  Tana-Ufer,  in 
der  trockenen  Jahreszeit  überschreiten  sie  jedoch  mit  ihnen  den 
Tana  und  benutzen  die  gras*  und  wasserreichen  Niederungen 
zwischen  Tana  und  Sabaki  als  Weidegründe.  Bei  diesen  Zügen 
kreuzen  sie  den  Tana  gewöhnlich  dicht  unterhalb  Massa. 

Die  Somal  sind  der  Schrecken  der  Bewohner  am  Tana,  ins* 
besondere  der  Pokomo  und  Oalla.  Am  meisten  haben  die  Fokomo 
von  ihnen  zu  leiden  durch  Plünderungen  und  Menschenraub,  welche 
nun  schon  seit  einem  Jahrzehnt  an  der  Tagesordnung  sind.  Früher 
setzten  sich  die  Unterdrückten  energisch  zur  Wehr;  sie  entbehrten 
jedoch  einer  einheitlichen  Leitung,  waren  fast  stets  in  der  Minder- 
heit und  unterlagen  daher  in  den  Kämpfen.  Ihr  Mut  ist  nach 
diesen  Niederlagen  gesunken;  sie  halten  es  gar  nicht  mehr  für 
notig,  sich  zu  wehren,  sondern  fliehen  bei  dem  geringsten  An- 
zeichen vom  Nahen  ihrer  Feinde,  verlegen  wohl  sogar  ihre  Wohn- 
orte an  Plätze,  die  ihnen  gegen  Überfalle  der  Somal  ausreichen- 
den Schutz  gewähren. 

Hätten  die  Somal  Feuerwaffen,  so  würden  die  Tanaland- 
schaften  bald  entvölkert  sein;  glücklicherweise  beschränkt  sich 
ihre  Bewaffnung  aber  auf  Speere,  Keulen,  Messer  und  Schilde; 
Bogen  und  Pfeile  werden  nur  von  Wenigen  und  erst  seit  einigen 
Jahren  benutzt,  seitdem  nämlich  die  Somal  diese  Waffen  aus 
ihren  Kämpfen  mit  den  Pokomo  und  bei  den  in  den  Tanaland- 
schaften  zerstreut  lebenden  Jägervölkern  kennen  lernten. 

Seit   dem    Jahre  1874   ist  der  Tana  als   die   Südgrenze   des 


140  Cl.  ".  G.  Denhardt: 

Somallandes  anzusehen;  früher  lag  dieselbe  um  einige  Breiten- 
grade nordlicher:  am  Jubaflusse,  und  alles  Land  zwischen  diesem 
and  dem  Tana,  bis  hinab  zum  4.  Grade  südlicher  Breite,  war  im 
Besitze  der  Galla,  eines  einst  starken,  kriegerischen  Hirtenvolkes. 
Galla  und  Somal  sind  seit  uralten  Zeiten  Todfeinde.  In  mehr- 
jährigen, beiderseits  mit  grosster  Wut  geführten  Kämpfen  erlitten 
die  Galla  ganz  bedeutende  Verluste  an  Stammesangehörigen,  an 
Hab  und  Gut  und  wurden  schliesslich  in  den  sudlichsten  Teil  ihres 
Landes  gedrängt,  der  gegen  Nord  vom  Tana  begrenzt  wird. 

Am  linken  Ufer  des  Tana  finden  sich  nur  drei  Niederlassungen 
der  Galla  und  zwar  da,  wo  sie  von  Arabern  und  Suaheli  gegen 
die  Somal  beschützt  werden,  nämlich  unweit  Kau,  in  Kitumbini, 
Eisanga  und  Sidiama;  eine  vierte,  aber  nur  temporäre  Nieder- 
lassung, „Dibbe"  genannt,  befand  sich  nahe  bei  Ngao. 

Die  Gesamtzahl  der  Bewohner  dieser  4  Niederlassungen  wird 
nicht  grosser  als  etwa  600  sein,  und  das  ganze  sudlich  und  west- 
lich vom  Tana  lebende  Volk  der  Galla  zählt  schwerlich  mehr  als 
1  Million  Angehörige. 

Die  Galla  wären  wahrscheinlich  von  den  Somal  vollständig 
vernichtet  worden,  wenn  nicht  die  Araber  und  Suaheli,  insbeson- 
dere die  von  Lamu  und  Kau,  den  Frieden  vermittelt  hätten.  Das 
thaten  diese  in  ihrem  eigenen  Interesse;  denn  so  vorteilhaft  es  für 
sie  war,  die  stolzen,  herrschsüchtigen  Galla,  welche  ihnen  viele 
Unannehmlichkeiten  bereitet  hatten,  geschwächt  zu  sehen,  so  wenig 
angenehm  konnte  es  ihnen  sein,  sich  in  den  immer  mehr  er- 
starkenden und  anspruchsvollen  Somal  neue,  unter  Umständen 
vielleicht  noch  schlimmere  Nachbarn  zu  schaffen.  Bei  weiterer 
Vernichtung  der  Galla  wurde  auch  der  mit  den  Galla  betriebene 
Elfenbeinhandel  erheblich  geschädigt  worden  sein  und  damit  wäre 
eine  gute  Einnahmequelle  der  Kustenbevolkerung  versiegt* 

Durch  diese  erst  im  Jahre  1874  eingestellten  Kämpfe  sind 
die  Galla  verarmt;  von  ihrem  grossen  Reichthum  an  Rindern,  der 
den  Wohlstand  des  ganzen  Volkes  ausmachte,  ist  nur  noch  wenig 
vorhanden.  Die  Galla  sind  entmutigt,  in  mancher  Hinsicht  ganz 
verkommen;  sie  verharren  in  stumpfer  Gleichgiltigkeit,  glaubend, 
Gott  sei  von  ihnen  zu  den  Somal  gegangen  und  habe  diesen  Starke 
und  Sieg  verliehen  so  lange,  bis  weisse  Männer  zu  den  Galla 
kommen  und  sich  bei  ihnen  niederlassen  werden. 

Unstreitig  sind  jetzt  die  Galla  bei  weitem  besser  zugäng- 
lich als  früher;  es  hat  sich  infolgedessen  auch  der  Handel 
zwischen  der  Kustenbevolkerung  und  ihnen  gehoben,  und  die 
Sicherheit  der  Person  und  des  Eigenthums  ist  jetzt  bei  ihnen  so 
gross  wie  unter  der  Kustenbevolkerung.  Früher  wurden  Araber 
und  Suaheli  von  den  Galla  bloss  in  einigen  Kustenorten  und  dann 


Bemerkungen  znr  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        141 

auch  nur  unter  Entrichtung  von  Tribut  geduldet;  jetzt  jedoch  legen 
sie  ihnen  keine  Beschränkungen  mehr  auf. 

Wenn  in  einigen  Kuetenorten  allerdings  noch  Tribut  an  die 
Oalla  gezahlt  wird,  so  erscheint  derselbe  doch  bereits  mehr  als 
Geschenk,  und  auch  dies  durfte  voraussichtlich  in  nicht  allzuferner 
Zeit  wegfallen. 

Als  Hirtenvolk  sind  die  Galla  nicht  mehr  zu  bezeichnen ;  sie 
gewinnen  ihren  Lebensunterhalt  jetzt  aus  Erträgnissen  der  Jagd, 
verrichten  Dienste  bei  der  Küstenbevölkerung  und  treiben  an 
einigen  Orten  auch  Ackerbau«  Ihre  Bewaffnung  besteht  aus- 
schliesslich in  grossen  Speeren. 

Die  Oalla  teilen  sich  in  zwei  grosse  Stämme,  in  Eokawe 
und  Bararetta.  Der  erstgenannte  Stamm  ist  von  den  Somal  fast 
ganz  vernichtet  worden;  die  wenigen  Angehörigen  desselben 
hausen  am  Oberlaufe  des  Tana.  Unterschiede  in  Körperbau, 
Kleidung,  Sitten  und  Sprache  bestehen  zwischen  beiden  Stämmen 
nicht  Zu  ihren  in  den  sudlichen  Vorländern  Abessiniens  leben- 
den Stammesgenossen,  die  „Borani"  genannt  werden,  unterhalten 
sie  gute  Beziehungen;  dann  und  wann  schicken  sie  Gesandt- 
schaften zu  ihnen. 

Die  Bararetta  und  Kokawe  gliedern  sich  in  mehrere  kleine 
Stämme,  von  denen  aber  manche  durch  die  Somal  vollständig  ver- 
nichtet wurden.  In  unserer  Karte  sind  .davon  verzeichnet  die  Ais, 
Kofira,  Ramatta,  Baiesa,  Hamis  und  Rigu. 

Jedem  kleinen  Stamme  steht  ein  „Heiju"  vor  und  der  Haupt- 
stamm, Bararetta  sowohl  wie  Kokawe,  wird  von  einem  Heiju 
regiert,  dem  sich  die  Heiju  der  kleinen  Stämme  unterordnen.  Der 
Ober-Heiju  wird  gewählt;  er  darf  nur  7  Jahre  regieren  und  wird 
dann  durch  einen  anderen  ersetzt.  Zum  Amte  des  Ober-Heiju 
werden  nur  die  männlichen  Angehörigen  von  bestimmten  Familien 
zugelassen. 

Zwischen  den  Somal  und  Galla  leben  Waboni  und  Wassaniä, 
vereinzelte  Reste  von  Völkern,  die  wahrscheinlich  einstmals  das 
Land  inne  hatten  und  dann  von  den  Galla  unterdruckt  wurden. 
Waboni  und  Wassaniä,  welche  wohl  nur  einige  Tausend  Kopfe 
stark  sind,  ähneln  in  ihrem  Äusseren,  in  Sprache  und  Sitte  den 
Galla.  Sie  sind  Jägervolker,  die  mit  dem  Wilde  wandern  und 
nur  da  ständige  Wohnplätze  haben,  wo  das  Wild  zu  allen  Zeiten 
des  Jahres  in  genügender  Menge  vorhanden  ist.  Der  Hauptsitz 
der  Waboni  scheint  sich  ostlich  vom  Unterlaufe  des  Tana,  etwa 
in  2°  südlicher  Breite  und  40°  40'  ostlicher  Länge  von  Green- 
wich,  zu  befinden.  Dort  liegen  ihre  Dorf  er  Dadobaschora,  Safa- 
räni,  Dolo,  Balawa  u.  s.  w.  Die  Wassaniä  haben  ihren  Haupt- 
sitz am  Mittellaufe  des  Tana,  im  Gebiete  Korkoro.  — 


142  Ol.  u-  ö-  Denhardt: 

Beide  Stamme  stehen  in  einem  Abhängigkeitsverhältnisse  an 
den  Galla,  soweit  sie  im  Bereiche  der  Somal  wohnen,  auch  zu 
diesen.  Sie  haben  wenig  Eigentum,  weil  sie  alle  wertvollen  Er- 
trägnisse der  Jagd  an  ihre  Herren  abgeben  müssen. 

Als  Jagd-  und  Verteidigungswaffen  fuhren  sie  Bogen  und  Ter* 
giftete  Pfeile.  Eine  ausgeprägte  Regierungsform  haben  sie  nicht; 
ihre  einzelnen  Niederlassungen  unterstehen  älteren  Männern,  die 
durch  ihren  Lebenswandel  Ansehen  und  Vertrauen  gewonnen  haben. 

Viel  wichtiger  als  die  genannten  Volksstämme  ist  für  die  Er- 
schliessung des  Tana-Osi-Gebietes  das  Volk  der  Pokomo.  Es  ist 
allerdings  klein  an  Zahl,  dafür  aber  um  so  arbeitsamer,  friedlicher 
und  bescheidener  —  und  es  bildet  in  dieser  Hinsicht  einen  wohl- 
thuenden,  erfreulichen  Gegensatz  zu  den  bisher  genannten  Volkern. 

Die  Pokomo,  im  Ganzen  etwa  25  000 — 30  000  Kopfe  zählend 
—  wovon  in  dem  von  uns  bereisten  Lande  ungefähr  15  000 
wohnen  — ,  zeigen  wenig  Merkmale,  welche  auf  eine  Verwandt- 
schaft mit  den  Galla,  Waboni,  Wassaniä  und  Somal  schliessen 
lassen,  vielmehr  weisen  alle  Anzeichen  auf  eine  Verwandtschaft 
zu  den  Suaheli  hin.  Am  augenfälligsten  zeigt  sich  diöse  Verwandt- 
schaft in  den  Sprachen;  die  Ähnlichkeit  derselben  ist  so  gross, 
dass  man  die  eine  als  einen  Dialekt  der  anderen  ansehen  kann. 
Wahrscheinlich  sind  die  Pokomo  früher  als  alle  die  anderen  hier 
genannten  Volker  in  das.  Tana-Gebiet  gelangt,  und  mancherlei 
Anzeichen  sprechen  dafür,  dass  sie  einen  gewichtigen  Teil  haben 
an  der  Entstehung  der  Suaheli.  Vor  ihrer  Einwanderung  in  die 
Tanalandschaften  wohnten  die  Pokomo  in  einem  Gebirge,  dessen 
Namen  und  Lage  sie  heute  nicht  mehr  anzugeben  vermögen.  Man 
greift  vielleicht  nicht  fehl,  wenn  man  annimmt,  dass  die  einstige 
Heimstätte  dieses  Volkes  am  Keniaberge  oder  am  Kilima  Ndscharo 
lag:  am  Kilima  Ndscharo  heisst  noch  heute  ein  Landstrich  „Po- 
komo44 und  die  Wanika,  deren  Wohnsitze  früher  bis  zum  Tana 
reichten,  und  welche  mit  den  Pokomo  nahe  verwandt  sind,  werden 
von  den  Bewohnern  des  Kadiaroberges,  der  zwischen  dem  Wanika- 
lande  und  dem  Kilima  Ndscharo  liegt,  „Mbakomo*  und  „Amba- 
komoa  genannt. 

Auch  hinsichtlich  ihrer  Korperformen  unterscheiden  sich  die 
Pokomo  vorteilhaft  von  den  Angehörigen  der  benachbarten  Volker. 
Während  diese  meist  hager  und  —  wie  die  Waboni  —  klein  von 
Gestalt  sind,  findet  man  unter  den  Pokomo  vorwiegend  athletische 
Figuren,  die  bis  zu  2  Meter  hoch  und  wohlbeleibt  sind. 

Religiös  sind  sie  so  wenig  wie  die  Galla,  Waboni  und  Was* 
saniä;  sie  haben  wie  diese  einige  unklare  Vorstellungen  von  einem 
unsichtbaren  Wesen,  dem  alles  Sichtbare  seine  Entstehung  verdankt, 
und  sie  verhalten  sich   diesem   gottlichen  Wesen  gegenüber   ganz 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        143 

so  gleichgültig  wie  die  eben  genannten  Volker:  d.  h.  sie  verehren 
dasselbe  in  keiner  Weise  und  beeinflussen  auch  ihr  Thun  und 
Treiben  nicht  durch  religiöse  Vorstellungen. 

Abgesehen  von  den  Küstenbewohnern  ist  das  Volk  der  Po- 
komo  unter  allen  im  Tana-Osi-Gebiete  lebenden  Volkern  das  ein- 
zige, welches  wirklich  sesshaft  ist  und  welches  den  grossten  Teil 
seiner  Bedurfnisse  aus  den  Erträgnissen  einer  fleissig  betriebenen 
Landwirtschaft  deckt.  Die  Pokomo  sind  Bauern  im  wahrsten  Sinne 
des  Wortes;  Jagd  und  Fischerei  werden  nebenbei  von  ihnen  be- 
trieben, nur  am  Oberlaufe  des  Tana  liegen  die  Manner  mehr  der 
Jagd  ob  und  überlassen  den  Ackerbau  dem  weiblichen  Oeschlechte. 

Trotz  ihres  Fleisses  und  der  überaus  grossen  Fruchtbarkeit 
des  Landes  haben  es  die  Pokomo  zu  keinem  besonderen  Wohl- 
stande gebracht,  weil  sie  von  der  mohamedanischen  Küstenbevolke- 
rung,  die  mit  ihnen  lebhaften  Handel  unterhält,  in  der  unglaub- 
lichsten Weise  übervorteilt,  betrogen  und  unterdruckt  werden,  weil 
sie  ferner  sich  in  einer  fast  sklavischen  Abhängigkeit  von  den 
Gaila  befinden  und  weil  die  Somal  sie  so  oft  mit  Mord,  Raub 
und  Diebstahl  heimsuchen. 

Unter  diesen  Plagen  ist  jedoch  die  mohamedanische  Kusten- 
bevolkerung  die  schlimmste;  sie  währt  nun  schon  seit  Jahrhun- 
derten und  hat  einen  grossen  Teil  des  Volkes  so  entmutigt,  dass  es 
jede  Bedruckung  ohne  Murren  über  sich  ergehen  lässt.  Diese 
Ergebung  findet  man  bei  den  Leuten  bis  Munjuni;  die  weiter 
stromauf  wohnenden  Pokomo  dulden  dagegen  keine  Übergriffe  der 
mohamedanischen  Händler:  diese  sind  hier  nur  die  Geduldeten, 
nicht  die  Herrschenden.  Eine  unglaubliche  Gleichgiltigkeit  gegen 
die  harten  Bedruckungen  hat  unter  den  Pokomo  Platz  gegriffen, 
obschon  es  ihnen,  bei  der  Verhältnissen ässig  grossen  Zahl  kriegs-* 
tüchtiger  Mannschaft,  leicht  sein  musste,  die  frechen  Händler  in 
gebührende  Schranken  zu  verweisen.  Diese  Gleichgiltigkeit  geht 
so  weit,  dass  die  hart  bedrängten  Pokomo  nicht  einmal  die  Hilfe 
ihrer  unbedruckten  Bruder  anrufen. 

Die  Pokomo,  welche  am  unteren  Tana  bis  hinauf  nach  Mun- 
juni wohnen,  haben  so  gut  wie  kein  Eigentum;  denn  all'  ihre 
Habe  wird  von  den  mohamedanischen  Händlern,  besonders  von 
den  in  Kau  ansässigen,  als  deren  Besitz  betrachtet  und  behandelt. 
Für  diese  Leute  sind  die  Pokomo  nichts  anderes  als  „Kafir": 
Ungläubige,  die  ihnen  gegenüber  vollkommen  rechtlos  sind.  Man 
nimmt  ihnen  die  Ernten  ihrer  Felder,  die  Erträgnisse  ihrer  Ar- 
beiten, der  Jagd  und  Fischerei,  kurz  Alles,  was  nehmenswert 
erscheint  und  zwingt  sie  noch  obendrein,  die  Felder  der  Küsten- 
bewohner cu  bestellen  und  die  Händler  und  deren  sämtliche  Waaren 
stromauf  und  stromab   zu  fahren.      Eine  Vergütung  erhalten  sie 


144  Ol.  u.  G.  Denhardt: 

dabei  nicht;  sie  müssen  sich  sogar  bei  solchen  Dienstleistungen 
selbst  beköstigen.  Um  das  Mass  der  Bedrückungen  voll  zu  machen, 
hätten  die  mohamedanischen  Händler  nur  noch  notwendig,  die 
Pokomo  su  verkaufen  und  sie  dadurch  vollkommen  zu  Sklaven 
zu  stempeln.  Seltsamerweise  versteigt  sich  ihre  freche  Gewalt- 
tätigkeit nicht  so  weit;  sie  behandeln  wohl  die  Pokomo  in  deren 
Lande  wie  Sklaven,  fuhren  sie  aber  nicht  als  solche  ausser  Landes. 

Eine  Erlösung  von  diesen  unglaublichen  Bedruckungen  erhoffen 
die  Pokomo  einzig  und  allein  von  den  Europäern  (überhaupt  von 
den  Weissen);  sie  sahen  daher  in  uns  die  Boten  oder  Vorläufer 
der  heiss  ersehnten  und  erhofften  Befreier.  In  jedem  Orte  wurden 
wir  von  ihnen  aufs  freundlichste  aufgenommen;  überall  mussten 
wir  die  Klagen  über  die  Mohamedaner  hören  und  überall  worden 
wir,  unter  Zusicherung  aller  Dienstleistungen  und  Begünstigungen, 
dringend  gebeten,  im  Pokomolande  zu  bleiben  und  unsere  Landfl- 
leute  zur  Niederlassung  daselbst  zu  bewegen.  In  der  That  wurden 
einige  am  Tana  ansässige  Europäer  ein  sehr  wirksamer  Schatz 
gegen  deren  sämtliche  Feinde  und  Bedrücker  sein.  Man  konnte 
dadurch  leicht  und  ohne  nennenswerte  Kosten  ein  Volk  erbalten 
und  der  Kultur  zufuhren,  welches  für  die  Erschliessung  des  mitt- 
leren Ostafrika  von  höchster  Bedeutung  und  von  viel  grosserem 
Werte  ist,  als  sämtliche  anderen  Volker  dieses  Gebietes. 

Die  Pokomo  wohnen  nur  unmittelbar  am  Tana;  ihr  Land 
nennen  sie  „Pokomoni*  und  teilen  es  in  zwölf  Gebiete;  daneben 
bezeichnen  sie  das  Land  am  rechten  Ufer  des  Tana  als  „Bara- 
retta",  am  linken  Ufer  als  „Kokawe"  nach  den  beiden  grossen 
Gallastämmen,  die  einst  darin  heimisch  waren. 

Diese  zwölf  Gebiete  oder  „Muischo"  heissen  von  der  Mündung 
des  Tana  ab  bergwärts:  Kalindi,  Ngao,  Engatana,  Muina,  Ndera, 
Guano,  Kinakombe,  Ndura,  Subakini,  Malalulu,  Malakote  und 
Korkoro.  Malakote  zerfällt  in  die  Bezirke  Massa,  Tschewele, 
Bura,  Tuni  und  Kidori. 

Mit  Ausnahme  von  Kalindi,  welches  ganz  und  gar  seine  Selb- 
ständigkeit verloren  hat,  und  Ndura,  das  unbewohnt  ist,  weist 
jedes  Gebiet  einen  Hauptort  auf;  dies  sind  Ngao  (in  Ngao),  En- 
gatana (in  Engatana),  Kinjadu  (in  Muina),  Kosi  (in  Ndera),  Kin- 
jäni  (in  Guano),  Walimi  (in  Kinakombe),  Tschewani  (in  Subakini), 
Migironi  (in  Malalulu),  Massa  (in  Malakote)  und  Borurowua  (in 
Korkoro).  Der  Hauptort  von  Kalindi  scheint  Djasoro  gewesen 
zu  sein;  der  Hauptort  von  Ndura  hiess  Mangulo. 

Eine  scharf  ausgeprägte  und  nach  unseren  Begriffen  zu  klassi- 
fizierende Regierungsform  haben  die  Pokomo  nicht;  man  wurde 
dieselbe  vielleicht  als  Republik,  oder  als  eine  Reihe  von  Republiken 
bezeichnen    können.      Die  Regierung  —    soweit    man   von   einer 


Bemerktingen  znr  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        14  5 

solchen    sprechen    darf  —  wird    in    patriarchalischer  Weise  von 

älteren,    angesehenen,    durch  irgend   eine  gute  Eigenschaft   oder 

durch  Wohlhabenheit   aasgezeichneten  Männern  ausgeübt.      Jeder 

Ort  hat  einen  solchen  Ältesten  (»Mse"  wird  er  genannt)  und  die 

Ältesten  der  einzelnen  Orte  eines  Gebietes  unterstehen  dem  Mse 

des  ganzen  Gebietes.     Dieser  Mse  bat  nur  Befugnisse  in  seinem 

Gebiete;    er  wird  zwar  auch  in  allen  anderen  Gebieten  der  Po-  i 

komo  respektiert,  kann  jedoch  dort  keine  amtlichen  Handlungen 

vollziehen.     Unbeschränkte  Gewalt  hat  der  Mse  niemals;   er  darf 

Amtshandlungen  nur  mit  Hilfe  eines  Rates  von  Ältesten  vornehmen 

—  und  auch  dann  ist  nicht  er,  sondern  der  Rat  der  Ältesten  der 

Vollziehende.     Der  Mse   eines  Gebietes  der  Pokomo  ist  demnach 

der  Vorsteher  eines  Rates  der  Ältesten  seines  Volkes.  —  Trotzdem 

die  Vorsteher  der  einzelnen  Gebiete  kein  gemeinsames  Oberhaupt 

besitzen,  werden  die  Beschlüsse  irgend  eines  Mse  und  seines  Rates 

in  jedem  Gebiete  ohne  Schwierigkeiten  ausgeführt. 

Die  wenigen  religiösen  Ceremonien  und  die  Gerichtsbarkeit 
werden  von  den  Ältesten  ausgeübt  Sie  erhalten  dafür  Lebensmittel 
und  Kleidungsstucke  und  ihre  Äcker  werden  von  den  jungen 
Männern  bestellt.  Die  Gerichtsbarkeit  wird  in  einfachster  Weise 
nach  dem  Grundsatze  gehandhabt:  „Wie  Du  mir,  so  ich  Dir*. 

Die  Pokomo  teilen  sich  in  vier  Stämme,  die  nur  durch  leichte 
Abweichungen  in  der  ihnen  gemeinsamen  Sprache  äusserlich  kennt- 
lich werden.  Diese  Stamme  haben  folgende  Gebiete  ihres  Landes 
inne:  1)  Kalindi,  Ngao  und  Engatana;  2)  Muina,  Ndera,  Guano, 
Kinakombe,  Ndura,  Subakini  und  Malalalu;  8)  Malakote;  4) 
Eorkoro. 

Ein  weiteres  Unterscheidungszeichen  kann  vielleicht  auch  in 
der  Beschneidung  der  Stammesangehörigen  gefunden  werden.  Die 
Pokomo  des  ersten  Stammes  (Kalindi  bis  einschliesslich  Engatana) 
üben  die  Beschneidung  nicht  aus;  die  des  zweiten  Stammes  (Muina 
bis  einschliesslich  Malalalu)  beschneiden  nur  männliche  Personen; 
die  Angehörigen  des  dritten  und  vierten  Stammes  (Malakote  und 
Korkoro)  beschneiden  hingegen  beide  Geschlechter.  Die  Malakote- 
und  Korkoro-Pokomo  scheinen  in  dieser  Beziehung  den  Gebrauch 
der  unter  ihnen  wohnenden  Galla,  Waboni  und  Wassaniä  ange- 
nommen zu  haben,  oder  aber  dieser  Gebrauch  leitet  sich  aus  älterer 
Zeit  her;  denn  auch  die  ihnen  nahe  verwandten  Wanika  haben 
denselben. 

Auffällig  war  uns,  dass  in  Engatana,  welches  zum  ernten 
Stamme  gehört,  der  nicht  beschneidet,  sich  einige  Familien  be- 
fanden, an  deren  Angehörigen  die  Beschneidung  vollzogen  wird. 
Die  Leute  der  ersteren  Klasse  werden  „Watu  wa  burett,  die  der 
letzteren  „Watu  wa  kitsiwe"  genannt. 

ZmtMhr.  d.  GtMllMh.  f.  Brdk.  Bd.  XIX.  10 


146  Cl.  u.  G-  Denhardt: 

Die  Beschneidang  erfolgt  wenn  die  Betreffenden  das  sechste 
Lebensjahr  vollendet  haben;  sie  wird  bei  männlichen  Personen 
von  einem  Manne,  bei  weiblichen  von  einer  Frau  ausgeführt. 
Den  Operateuren  hat  der  Vater  der  Beschnittenen  ein  Stack  Baum- 
wollenzeug als  Belohnung  zu  zahlen. 

Die  Beschneidang  wird  von  sämtlichen  Bewohnern  der  Ort- 
schaft festlich  begangen,  d.  h.  es  findet  am  Vorabende  des  Be- 
schneid ungstages  bis  zum  Anbruche  des  Tages  grosser  Tanz  und 
grosses  Festmahl  statt,  zu  dessen  Kosten  ein  Jeder  nach  Kräften 
Lebensmittel  beisteuert.  Die  Beschnittenen  bleiben,  vom  Tage 
der  Beschneidung  ab  gerechnet,  einen  Monat  lang  in  der  Hütte 
der  Mutter.  Nach  Ablauf  des  Monats  dürfen  sie  die  Hütte  ver- 
lassen und  sich,  wie  vor  der  Beschneidung,  überall  frei  bewegen. 
Der  erste  Ausgang  der  Beschnittenen  wird  ebenfalls  von  den  Be- 
wohnern des  Ortes  durch  Tanz  und  gemeinsames  Mahl  festlieh 
begangen. 

Als  Stammeszeichen  der  Pokomo  ist  vielleicht  auch  das  Be- 
seitigen der  beiden  mittleren  unteren  Schneidezähne  und  das  Ta- 
tuiren  anzusehen;  uns  aber  wurde  wiederholt  erklärt,  dass  diese 
Operationen  nur  Schönheitsmittel  wären. 

Das  Beseitigen  der  beiden  Zähne  geschieht  bei  sämtlichen 
Pokomokindern  sobald  dieselben  das  achte  Lebensjahr  vollendet 
haben.  Die  betreffenden  Zähne  werden  mit  zwei  Beilen  ausge- 
schlagen ;  danach  brennt  man  sofort  die  Wundstellen  mit  glühendem 
Eisen  aus,  um  die  Zahnkeime  zu  toten.  Die  ausgeschlagenen 
Zähne  werden  meistens  in  den  Hütten  sorgsam '  aufbewahrt. 

Die  Tatuirung  wird  bei  Männern  und  Frauen  vollzogen  wenn 
sie  im  zwanzigsten  Lebensjahre  stehen.  Bei  den  Männern  erstreckt 
sich  die  Tatuirung  über  den  Bauch,  von  der  Brust  bis  einige  Centi- 
meter  unter  den  Nabel,  und  besteht  in  sechs  punktierten  Quer- 
streifen, welche  über  die  ganze  Bauchdecke  reichen,  und  in  zwei 
darüber  befindlichen  senkrechten  Doppelstreifen  von  je  5  Centi- 
meter  Länge.  Die'  Weiber  zeigen  zwischen  Brust  und  Schambein 
sieben  punktierte  Querstreifen  und  dicht  über  dem  Qesäss,  in  der 
Gegend  des  Kreuzbeines  vier  punktierte  Querstreifen.  —  Zar  Her- 
stellung der  Tatuirung  bedienen  sich  die  Pokomo  ihrer  Messer; 
besondere  Werkzeuge  sind  dazu  nicht  vorhanden. 

Zur  Kleidung  verwenden  die  Pokomo  auschliesslich  Baum- 
wollengewebe; sie  bekunden  in  dieser  Beziehung  einen  gewissen 
Fortschritt  gegenüber  den  Waboni  und  Wassaniä,  die  sich  vielfach 
noch  in  Felle  kleiden. 

Die  Tracht  ist  bei  Männern  und  Frauen  gleich;  es  wird  näm- 
lich nur  ein  4  Unterarmlängen  messendes  Stück  ungebleichtes 
Baumwollengewebe  um  die  Hüften   geschlungen.     Dasselbe  reicht 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        147 

vom  Schambein  bis  zu  den  Enieen;  die  übrigen  Teile  des  Korpers 
bleiben  unbekleidet.  Wohlhabende  Personen  hüllen  zuweilen  auch 
den  Oberkörper  mit  4 — 6  Unterarmlängen  desselben  Baumwollen- 
gewebes ein  und  verwenden  buntgewebtes  Baumwollenzeug  als 
Hüftschurz. 

Die  Kleidungsstucke  bleiben  weiss  und  werden  selten  mit 
Farben,  niemals  mit  Stickereien  verziert;  der  einzige  Zierrat  des 
Kleides  besteht  in  Fransen  oder  Quasten,  welche  man  an  den 
Schnittenden  des  Gewebes  aus  den  Kettenfaden  desselben  knüpft, 
nachdem  zuvor  die  Schussfaden  herausgezogen  wurden. 

Die  Kinder  bleiben  bis  zum  Eintritte  der  Pubertät  meistens 
unbekleidet;  nach  deren  Eintritt  umgürten  sich  die  Knaben  mit 
dem  Lendenschurze  wie  die  Erwachsenen,  die  Mädchen  hingegen 
begnügen  sich  bis  zu  ihrer  Yerheirathung  gewöhnlich  mit  einem  hand- 
grossen  viereckigen  Stück  Baumwollengewebe,  das  an  einer  um 
die  Hüften  gelegten  Glasperlenschnur  vor  den  Schamteilen  hängt. 

Fu8sbekleidung' und  Kopfbedeckung  trägt  kein  Pokemo;  aber 
auf  Schmuck  und  Putz  wird  bei  ihnen  gehalten,  namentlich  vom 
weiblichen  Geschlechte.  Sie  verwenden  daher  zuweilen  viele  Mühe 
auf  Frisieren  des  Kopfhaares,  schmücken  sich  mit  Ringen  aus  Blei- 
und  Messingdraht  an  Hand-  und  Fussgelenken,  Armen  und  Ohren, 
und  tragen  Kettchen  aus  Messing-  und  Eisendraht  um  den  Hals. 
Der  Halsschmuck  der  Weiber  ist  besonders  gross  und  schwer;  er 
besteht  aus  Eisenreifen,  die  mit  Messingdraht  umwunden  und  mit 
daran  hängenden  Scheiben  von  Achatina-Schneckenschalen  verziert 
sind.  Ausserdem  wird  von  fast  allen  weiblichen  Personen  als 
Hals-  resp.  Brustschmuck  das  „Goroscho"  getragen,  ein  viereckiges 
4  Centimeter  breites  und  60 — 70  Gentimeter  langes,  rot  gefärbtes 
Stück  Ziegenleder,  das  an  einer  aus  Palmenfasern  gedrehten  Schnur, 
die  um  den  Hals  gelegt  ist,  zwischen  den  Brüsten  hängt.  Das 
Lederstück  isf  an  seinem  oberen  Ende  mit  kleinen  roten  und 
weissen  Glasperlen  in  seiner  ganzen  Breite  und  in  S  Gentimeter 
Hohe  dicht  bestickt.  Das  übrige  Leder  hängt  in  2 — 3  Millimeter 
starken  Riemen  von  57 — 67  Centimeter  Länge  herab;  über  diesen 
sind  am  Unterrande  der  Perlstickerei  in  der  ganzen  Breite  des 
Leders  Glasperlenschnüre  von   15  Centimeter  Länge  angebracht. 

Einen  wichtigen  und  hochgeschätzten  Bestandteil  der  Toilette 
der  Pokomo-Mädchen  und  Frauen  bildet  das  „Ngäu",  eine  rote, 
anscheinend  Eisenoxyd  enthaltende  erdige  Masse,  die  aus  Indien 
eingeführt  wird.  Das  Ngäu  wird  in  einer  Schale  trocken  zu  feinem 
Pulver  gerieben,  dann  am  liebsten  mit  Butter,  oder  in  Ermange- 
lung derselben  mit  Hippopotamus-,  Büffel-  oder  Giraffen-Fett,  zu 
einem  dünnen,  flüssigen  Brei  gemischt  und  so  auf  den  Korper 
geschmiert  bis  derselbe  vom  Scheitel  bis  zu  den  Fusssohlen  blut- 

10» 


148  Cl.  u*  G-  Denhardt: 

rot  erscheint.  Ein  mit  dieser  roten  Schminke  bedeckter  Körper 
wird  nicht  eher  gereinigt,  als  bis  sich  der  letzte  Best  derselben 
abgetragen  hat.  Bei  festlichen  Gelegenheiten  darf  das  Ngäu  keiner 
Frau  und  keinem   Madchen  der  Pokomo  fehlen. 

Die  Vorliebe  für  das  Ngau  geht  so  weit,  dass  auch  die  Kleider 
und  Schmucksachen  damit  eingerieben  werden.  Bei  den  Knaben 
und  Männern  der  Pokomo  wird  das  Ngau  nur  selten,  weil  in 
teuer,  und  «war  nur  zur  Färbung  des  Lendenschurzes  verwendet 

Die  Frauen  nehmen  bei  den  Pokomo  nicht  die  sklavische 
Stellung  ein,  wie  bei  anderen  ostafrikanischen  Völkern  und  wie 
namentlich  bei  den  Mohamedanern.  Obschon  bei  den  Pokomo 
Vielweiberei  üblich  ist,  hat  der  Mann  doch  in  den  allermeisten 
Fällen  nur  eine  Frau.  Wir  trafen  selbst  bei  Männern,  die  nach 
den  Begriffen  ihres  Volkes  für  sehr  reich  galten,  nicht  mehr  als 
vier  bis  sechs  Frauen. 

Als  eine  Folge  der  Freiheit  und  der  guten  Behandlung,  welche 
die  Pokomofrauen  gemessen,  ist  es  wohl  anzusehen,  dass  viele 
Heiraten  aus  Neigung  erfolgen ;  trotzdem  .erscheint  die  Heirat  als 
Geschäft.  Der  Mann  kauft  gewissermassen  seine  Auserwählte 
von  deren  Vater,  insofern  er  demselben  eine  Entschädigung  giebt, 
die  sich  nach  dem  Vermögen  des  Heiratslustigen  und  nach  der 
Schönheit  des  Mädchens,  oder  danach  bemisst,  ob  dasselbe  viel 
umfreit  wird.  Die  Entschädigung  besteht  gewöhnlich  in  Honig- 
wein, Tabak,  mehreren  Fischen,  Fleisch  vom  Hippopotamus,  Büffel, 
Wildschwein  oder  Krokodil,  Reis,  Mais,  Zuckerrohr,  Bananen  und 
Butter,  sowie  Baumwollengewebe,  Blei-  und  Messingdraht  Die 
Mutter  des  betreffenden  Mädchens  und  dieses  selbst  werden  von 
dem  Freier  mit  buntem  Baumwollenzeug,  Butter  und  Ngäu  be- 
schenkt. 

Der  Preis  für  das  Mädchen  wird  nicht  immer  vollständig  an 
den  Vater  entrichtet;  er  wird  zuweilen  auch  teilweise  gegeben 
und  gestundet. 

Nach  Entrichtung  des  ganzen  Kaufpreises  oder  eines  Teiles 
desselben,  wird  das  Mädchen  in  die  Hütte  des  Freiers  geführt 
und  ist  von  diesem  Augenblicke  an  seine  Frau.  Er  muss  sie  got 
behandeln  und  darf  sich  nicht  von  ihr  trennen,  selbst  wenn  sie 
dazu  gegründeten  Anlass  geben  sollte. 

Die  Hochzeit  wird  von  sämtlichen  Bewohnern  des  Ortes,  io 
dem  sie  stattfindet,  festlich  durch  Tanz  und  Schmauserei  gefeiert 
Diese  Festlichkeiten  dauern  bei  der  Heirat  eines  wohlhabenden 
Mannes  bis  zu  zwei  Monaten,  finden  aber  meist  nur  in  den  Abend« 
und  Nachtstunden  statt,  um  die  Leute  nicht  am  Arbeiten  zu  hindern. 
Hat  ein  Mann  mehrere  Frauen,  so  muss  er  jeder  derselben  eine 
Hütte  überweisen. 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  def  unteren  Tana-Gebietes.        149 

Die  Mädchen  werden  selten  vor  dem  15.  oder  16.  Lebens- 
jahre verheiratet,  obschon  sie  im  10.  menstruiren.  Den  Eintritt 
der  Menstruation  feiern  die  Bewohner  des  Ortes  vier  Abende  und 
Nächte  hindurch  mit  Tanz  und  Festessen. 

Bei  der  Entbindung  einer  Frau  darf  deren  Gatte  nicht  zu- 
gegen sein;,  nur  eine  alte,  mit  der  Heilkunde  vertraute  Frau 
leistet  der  Schwangeren  oder  Wöchnerin  Beistand.  Dem  Vater 
wird  sein  Kind  erst  am  dritten  Tage  gezeigt  und  er  betritt  die 
Hütte  seiner  Frau  volle  5  Monate  hindurch  nicht.  So  lange  bleibt 
die  Frau  nach  der  Geburt  des  Kindes  in  ihrer  Hütte,  verlässt  die- 
selbe bloss  in  der  Nacht  und  empfängt  nur  die  Besuche  ihrer  Eltern 
und  Schwestern.  Die  Besuche  anderer  Leute  nimmt  sie  erst 
im  6.  Monate  nach  der  Geburt  entgegen. 

Das  Kind  erhält  gleich  nach  der  Geburt  einen  Namen,  den 
der  Vater  mit  seinen  Verwandten,  Freunden  und  den  Ältesten 
des  Ortes  beraten  hat.  Bei  der  Namengebung  bewirtet  der  Vater 
seine  Berater,  nimmt  aber  so  wenig  wie  die  Mutter  des  Kindes 
am  Festessen  Teil.  Tanz,  der  sonst  bei  keinem  Feste  der  Pokomo 
fehlt,  findet  hierbei  nicht  statt. 

Kurz  nach  der  Geburt  singen  und  tanzen  verheiratete  Frauen 
mit  dem  Vater  des  Kindes  vor  der  Hütte  der  Wöchnerin.  Anderen 
Männern   und  auch  Kindern  ist  nicht  gestattet  dabei  zuzuschauen. 

Die  Mädchen  bleiben  bis  zu  ihrer  Verheiratung  bei  der  Mutter; 
die  Knaben  hingegen  werden  etwa  im  zwölften  Lebensjahre  aus 
der  mutterlichen  Obhut  genommen  und  wohnen  dann  bis  *ur  Be- 
gründung eines  eigenen  Hausstandes  mit  sämtlichen  Junglingen 
des  Ortes  in  einer  besonderen,  grossen  Hütte. 

Die  Pokomo  lieben  ihre  Kinder  sehr  und  halten  sie  frühzeitig 
zur  Arbeit  an.  In  der  freien  Zeit  spielen  die  Knaben  mit  kleinen' 
Speeren,  Bogen,  Pfeilen,  Schilden,  Trommeln,  Kähnen  u.  8.  w., 
die  Mädchen  dagegen  mit  zusammengebundenen  Maiskolben  und 
Kürbissen,  welche  die  Stelle  von  Puppen  vertreten. 

Hat  ein  Ehebruch  stattgefunden,  so  schlägt  der  geschädigte 
Ehemann  den  Ehebrecher  und  zeigt  ihn  dem  Vorsteher  der  Ort- 
schaft an.  Der  Ehebrecher  wird  dann  zur  Zahlung  einer  Strafe 
an  den  Ehemann  verurteilt,  die  gewöhnlich  250 — 300  Armlängen 
Baumwollenzeug  beträgt  wenn  die  Frau  noch  kinderlos  war,  80 — 
100  Armlängen  Baumwollenzeug  dagegen,  wenn  die  Frau  bereits 
mit  ihrem  Gatten  Kinder  gezeugt  hatte. 

Ist  der  Ehebrecher  kein  Pokomo,  so  schlägt  ihn  der  Ehemann 
nicht,  sondern  nimmt  ihm  so  viele  Wertgegenstände  ab,  wie  er 
erhalten  kann. 

Gebiert  ein  Mädchen,  so  muss  der  Vater  des  Kindes  das 
Mädchen   heiraten  und   deren  Eltern  das  volle  Heiratsgut  geben, 


150  Gl.  u.  G.  Denhardt: 

welches  anderenfalls  bei  einer  Verheiratung  des  unberührten 
Mädchens  zu  erzielen  gewesen  wäre. 

Stirbt  ein  verheirateter  Pokomo,  mit  Hinterlassung  von  Kindern, 
so  geht  sein  Hans-  und  Landbesitz  an  seine  Kinder  über;  seine 
Frauen  und  die  Gerate  und  Kleidungsstucke,  welche  er  zu  seinem 
personlichen  Gebrauche  hatte,  werden  vom  ältesten  Bruder,  oder 
wenn  ein  solcher  nicht  vorhanden,  vom  nächsten  Verwandten  der 
Seitenlinie  übernommen.  Die  Kinder  des  Verstorbenen  bleiben  bei 
ihrer  Mutter  und  gehen  mit  dieser  in  das  Hauswesen  über,  wo  sie 
Aufnahme  findet;  der  Vorsteher  dieses  Hauswesens  erzieht  die  Kin- 
der, verheiratet  die  ^unterlassenen  Tochter  seines  Verwandten  und 
erhält  das  betreffende  Heiratsgeld.  Sind  keine  Kinder  als  Erben 
vorhanden,  so  fällt  die  Hinterlassenschaft  an  die  Bruder  des  Ver- 
storbenen oder  an  dessen  nächste  Verwandte.  Die  Hinterlassen- 
schaft der  Frau  fällt  an  den  Ehemann,  die  der  Kinder  an  die 
Eltern. 

Verstorbene  werden  am  Todestage  beerdigt,  falls  es  nicht  zu 
spät  ist.  Der  Leichnam  wird  vollständig  in  Baumwollengewebe 
gewickelt  und  zwar  so,  dass  die  Arme  zusammengebogen  und  mit 
den  Händen  nach  dem  Kopfe  des  Toten  gerichtet  werden,  die 
Handflächen  sich  decken  und  der  Kopf  des  toten  Mannes  auf  der 
Aussenseite  der  linken  Hand,  des  toten  Weibes  auf  der  Aussen- 
fläche  der  rechten  Hand  liegt. 

Die  Toten  werden  in  Wäldern  beerdigt,  die  eine  oder  zwei 
Wegstunden  von  der  Ortschaft  entfernt  sind.  Dort  wird  ein  Grab 
hergestellt,  welches  Länge  und  Breite  des  Leichnams  hat  Ist 
dasselbe  für  eine  männliche  Person  bestimmt,  so  wird  es  so  tief 
gegraben,  dass  der  Nabel  eines  darin  stehenden  Mannes  sich  in 
Höhe  der  Erdoberfläche  befindet;  wird  das  Grab  für  eine  weib- 
liche Person  hergerichtet,  so  muss  es  so  tief  sein,  dass  die  Brust- 
warzen einer  darin  stehenden  Frau  mit  der  Erdoberfläche  in  einer 
Ebene  liegen. 

Der  Leichnam  wird  ohne  jede  Unterlage  auf  die  Sohle  des 
Grabes  gebettet;  sodann  wird  das  ganze  Grab  mit  Erde  gefallt, 
die  man  fest  eintritt  und  mit  der  Erdoberfläche  abgleicht.  Tote, 
männlichen  Geschlechtes  werden  im  Grabe  mit  dem  Gesichte  gegen 
Osten,  Tote  weiblichen  Geschlechtes  mit  dem  Gesichte  gegen  Westen 
gelegt. 

Am  Begräbnisse  beteiligen  sich  die  erwachsenen  Bewohner 
des  Ortes..  Die  Verwandten  und  Freunde  des  Verstorbenen  halten 
nach  der  Rückkehr  vom  Begräbnisse  mehrere  Tage  lang  Toten- 
klage ab,  die  in  Trauergesängen  und  lautem  Preisen  der  Vorzuge 
des  Dahingeschiedenen  besteht.  Diese  Totenklage  wird  wiederholt, 
wenn  ein  Verwandter  oder  Freund,  welcher  bei  dem  Begräbnisse 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        15 1 

des  Verstorbenen  nicht  zugegen  war,  zum  ersten  male  nach  dem- 
selben die  Ortschaft  betritt. 

Alljährlich  findet  in  jedem  Pokomo-Orte  ein  Totenfest  statt, 
welches  von  sämtlichen  Bewohnern  gefeiert  wird  nnd  dem  An- 
denken aller  im  Vorjahre  Verstorbenen  gilt.  Zu  diesem  Feste 
sparen  die  Pokomo  das  ganze  Jahr  hindurch,  um  es  in  neuen 
Kleidungsstücken  und  schönem  Schmucke,  sowie  mit  guten  und  vielen 
Speisen  nnd  Getränken  feierlich  begehen  zu  können.  Das  Fest 
währt  zwei  Tage  und  zwei  Nächte;  auch  hierbei  spielen  Gesang 
und  Tanz  eine  grosse  Rolle. 

Gesang  und  Tanz,  bei  den  Pokomo  fast  immer  mit  einander 
verknüpft,  scheinen  in  vielen  Fällen  religiöse  Handlungen  zu  sein. 
Die  Kinder  werden  dazu  sorgsam  angeleitet. 

Die  Musik  zu  den  Tänzen  besteht  in  Gesängen,  taktmässigem 
Händeklatschen  und  Fussstampfen  der  am  Tanze  Teilnehmenden 
und  der  Zuschauer,  sowie  in  Trommelschlag. 

Die  Pokomo  sind  ein  sehr  arbeitsames,  afcer  auch  ein  sehr 
lustiges  Volk:  haben  die  Leute  des  Tages  über  gearbeitet  und 
sich  am  Abende  durch  Speise  nud  Trank  erquickt,  so  vergnügen 
sie  sich  während  der  trockenen  Jahreszeit  fast  allabendlich  durch 
Gesang  und  Tanz. 

In  diesen  Vergnügungen  halten  sie  Maass  und  Ziel,  so  dass 
ihre  Arbeiten  nicht  darunter  leiden. 

Besonders  angenehm  berührt  neben  dem  Fleisse  der  Pokomo 
ihre  Sittsamkeit,  Bescheidenheit  und  Ehrlichkeit.  Auf  Sittsamkeit 
wird  seitens  der  Eltern  und  Ältesten  viel  gehalten.  Verstösse 
gegen  gute  Sitten,  namentlich  dem  weiblichen  Geschlechte  gegen- 
über, werden  von  den  Ältesten  durch  Bestrafung  des  Schuldigen 
hart  geahndet. 

"Wie  bereits  gesagt,  sind  die  Pokomo  fleissige  Ackerbauer. 
Ihre  Felder  liegen  stets  unmittelbar  am  Tana  und  werden  mit 
Reis  bestellt,  soweit  die  Flussufer  niedrig,  daher  Überschwem- 
mungen ausgesetzt  sind  oder  in  einfachster  Weise  kunstlich  be- 
wässert werden  können.  Reisbau  findet  sich  bis  Doloni  im  Gebiete 
Muina.  Von  da  ab  liegen  die  Felder  zu  hoch,  sind  nicht  fencht  genug, 
deshalb  wird  Mais,  hin  und  wieder  auch  Mtama  (Sorghum  vulgare) 
gebaut.  Ferner  zieht  man  Erbsen,  Bohnen,  Melonen,  Zuckerrohr, 
Bananen,  Bataten  und  Maniok;  hin  und  wieder  kultiviert  man  auch 
Mango-  nnd  Popai-Bäume  (Carica  papaya).  Besondere  Pflege  wird 
daneben  dem  Anbau  von  Tabak  gewidmet. 

Reis  nnd  Mais  bilden  die  Hauptnahrung  der  Bevölkerung. 

Am  Ackerbau  beteiligen  sich  Männer,  Frauen  und  Kinder. 
Das  Ackergerät  ist  höchst  einfach ;  es  besteht  nnr  in  einer  Hacke 
zum  Lockern   der   Erde   nnd   in    einem   Messer  zum  Abschneiden 


152  Ol.  u.  G.  Denhardt: 

der  Halme;  allenfalls  kann  man  noch  ein  Beil  hinzurechnen,  mit 
dem  Busche  und  -kleine  Baume  abgeschlagen  werden,  wenn  Land 
urbar  gemacht  wird.  Grossere  Bäume  und  Busche  werden  dabei 
durch  Feuer  beseitigt. 

Die  Bestellung  der  Felder  findet  im  Niederlande  gleich  nach 
Verlauf  der  Flutwasser  des  Tana,  auf  hochliegenden  Stellen  gegen 
Ende  der  Regenzeit  statt.  Gewöhnlich  wird  zweimal  im  Jahre 
geerntet. 

Reis  und  Mais  werden  auf  den  Feldern  gedroschen,  d.  h.  man 
breitet  daselbst  Matten  und  darüber  die  Reisähren,  oder  die  Mais- 
kolben  aus  und  schlägt  dieselben  mit  Stöcken  bis  die  Kerne  her- 
ausgefallen sind.  Die  Kerne  werden  in  Säcke  gesammelt  und  in 
den  Hütten  der  Pokomo  aufbewahrt.  Besondere  Vorratsräume 
giebt  es  nicht;  denn  die  Ernte  wird  sofort  in  Kähne  verladen  und 
nach  der  Küste  geschafft.  Zu  diesem  Zwecke  haben  mohameda- 
nische  Händler  sie  entweder  gekauft  oder  einfach  weggenommen. 
Dass  nichts  von  3er  Ernte  verderbe  und  dass  die  Pokomo  nicht 
nötig  haben  Vorratsräume  herzustellen,  dafür  sorgen  die  moha* 
medanischen  Händler  in  der  einen  oder  anderen  Weise. 

Säcke  und  Matten  werden  von  den  Pokomo  aus  Grashalmen 
geflochten.  Ein  mit  Reis  oder  Mais  gefüllter  Sack  wiegt  etwa 
85  Kilogramm  und  gilt  als  eine  Trägerlast.  Grössere  Mengen  von 
Reis  und  Mais  kauft  man  gewöhnlich  sackweise,  ohne  Prüfung  des 
Inhaltes  der  einzelnen  Säcke;  nur  im  Kleinkauf  misst  man  ihren 
Inhalt.  Als  Maass  gilt  dabei  das  Kibaba;  4  Kibaba  bilden  das 
Kata;  10  Kata,  also  40  Kibaba,  soll  der  Sack  enthalten. 

Der  Reis  wird  nur  im  Kleinhandel  enthülst  verkauft;  solcher 
Reis  heisst  „Mte";  den  unenthülsten  nennt  man  „Mpunga". 

Das  Enthülsen  wird  gewöhnlich  erst  kurz  vor  dem  Gebrauche 
und  zwar  sowohl  bei  den  Pokomo,  als  bei  der  mohamedanischen 
Küstenbevölkerung,  von  Mädchen  und  Frauen  vorgenommen.  Zu 
diesem  Behufe  besitzt  jeder  Hausstand  einen  grossen  Mörser  ans 
hartem  Holze,  einige  armdicke,  glatte  Stampfhölzer  und  einige  ans 
Grashalmen  geflochtene  runde,  flache  Schalen,  welche  den  Futter- 
schwingen ähneln,  wie  sie  bei  uns  zum  Futterschütten  für  Pferde 
gebräuchlich  sind.  Der  Mpunga  wird  durch  Stampfen  im  Mörser 
enthülst  und  dann  auf  den  Schalen  durch  Werfen  von  den  los* 
gestampften  Hülsen  befreit.    Ebenso  verfahrt  man  mit  dem  Mais. 

In  denselben  Mörsern  bereiten  die  Pokomo  Mehl  aus  Reis 
oder  Mais  durch  Feinstampfen  der  enthülsten  Reis-  oder  Mais- 
Kerne* 

Das  Stroh,  welches  zu  Flechtarbeiten  und  zum  Hüttenbau 
keine  Verwendung  findet,  wird  auf  dem  Felde  verbrannt.  Düng- 
mittel gebraucht  man  nicht,  weil  die  Erde  ergiebig  genug  ist  und 


Bemerkungen  ssur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes,        153 

weil  in  der  Niederung  die  Ueberschwemmungen  sehr  fruchtbare 
Schlammschichten  auf  den  Feldern  zurücklassen.  Zeigen  sich 
hochliegende,  trockene  Felder  wenig  ergiebig,  so  bleiben  sie  einige 
Jahre  brach  liegen,  werden  dann  mittelst  Feuer  von  dem  darauf 
wuchernden  Unkraute  gesäubert  und  neu  bestellt. 

Einen  grossen  Teil  der  Zeit  verwenden  die  Männer  und 
Knaben  der  Pokomo  auf  die  Fischerei,  welche  sehr  lohnend  ist 
and  erhebliche  Mengen  Fische  für  den  Lebensunterhalt  des  Volkes, 
sowie  Fett  zur  Beleuchtung  und  für  den  Handel  liefert.  Zum 
Fischfange  bedienen  sie  sich  nicht  der  Netze,  sondern  grosser 
Reusen  und  Korbe,  die  aus  Ruten  hergestellt  sind  und  den  von 
unseren  Fischern  benutzten  ähneln.  Grössere  Fische  werden  an 
glatten  Eisenhaken  gefangen,  oder  vom  Kahne  aus  mit  einem 
Speere  aufgespiesst.  Das  Eisen  des  Fischspeeres  ist  nadelform  ig, 
im  Querschnitt  also  rund,  ohne  Widerhaken,  10 — 30  cm  lang  und 
5 — 10  mm  stark.  Der  zugehörige  Schaft  ist  aus  einem  1]^ — 2  m 
langen,  2 — 3  cm  dicken,  geraden  Zweige  einer  leichten  Holzart 
gefertigt 

Auch  bei  der  Jagd  bedienen  sich  die  Pokomo  der  Speere, 
seltener  der  Bogen  und  Pfeile.  Die  Jagdspeere,  welche  zugleich 
die  Hauptwaffe  der  Pokomo  bilden,  bestehen  aus  einem  etwa  2  m 
langen  Schaft  von  zähem,  leichtem  Holze  und  einem  darauf  be- 
festigten 36  cm  langen,  10  cm  breiten,  einigen  mm  dicken,  blattför- 
migen Eisen,  dessen  Ränder  scharf  geschliffen  sind.  Mit  solchen 
Speeren  werden  Büffel,  Elefanten,  Hippopotami  und  Krokodile 
erlegt. 

Die  Handhabung  dieses  Speeres  bei  Jagden  auf  die  drei  erst- 
genannten Tiere  setzt  grosse  Geschicklichkeit,  bedeutende  Korper- 
kraft und  vielen  Mut  voraus. 

In  der  Wahl  ihrer  Nahrungsmittel  sind  die  Pokomo  nicht  sehr 
sorgsam ;  sie  verspeisen  neben  Feldfruchten  das  Fleisch  aller  Fische, 
fast  aller  Säugetiere,  Vogel  und  Amphibien  in  frischem  und  fauligem 
Zustande.  Dabei  gilt  als  Regel:  Paviane,  ferner  Vogel,  welche 
sich  von  Aas  oder  Schlangen  nähren,  und  Schlangen  nicht  zu  essen. 
Fleisch  wird  stets  nur  gekocht  genossen. 

Mit  der  Herstellung  der  Topfe  befassen  sich  vorwiegend  alte, 
alleinstehende  Frauen.  Diese  kneten  den  Thon  sehr  sauber  zu 
Topfen  aus,  trocknen  sie  anfänglich  im  Schatten,  später  in  der 
Sonne,  schichten  sie  mit  Holz  zu  einem  Haufen  und  brennen  sie 
dann.  Mit  einer  Qlasur  versieht  man  die  Thongefässe  t nicht; 
wohl  aber  färbt  man  sie  teilweise  vor  dem  Brände  mit  Ngäu  und 
giebt  ihnen  dadurch  eine  rote  Farbe. 

Feuer  erzeugen  die  Pokomo  und  alle  ostafrikanischen  Volker 
durch  schnelles  Reiben  zweier  trockener  Holzstäbe. 


154  Cl-  n.  G.  Denhardt: 

Alkoholhaltige  Getränke  werden  nur  von  erwachsenen  Männern 
der  Pokomo  genossen;  Frauen  nnd  Kinder  enthalten  sich  derselben. 
Man  bereitet  solche  Getränke  ans  Honig,  sowie  ans  dem  Safte 
der  Borassus  und  einer  Fiederpalme. 

Ein  bei  Erwachsenen  nnd  grosseren  Kindern  sehr  beliebtes 
Genussmittel  ist  der  Tabak.  Er  wird  gekaut  und  geschnupft, 
selten  geraucht. 

Eigentliche  Handwerker,  Lente,  die  für  Andere  Lebensbe- 
durfnisse gewerbsmässig  anfertigen,  giebt  es,  ausser  Kahnzimmerern, 
unter  den  Pokomo  nicht;  sie  beziehen  daher  ihren  sämtlichen  Be- 
darf an  Metallgerätschaften,  Schmucksachen  und  Kleidungsstücken 
(Baumwollenzeug)  von  anderen  Volkern,  namentlich  von  den  moha- 
medanischen  Küstenbewohnern,  den  Galla  und  Wanika. 

Als  Wohnstätten  benutzen  die  Pokomo  bienenkorbformige 
Hütten  von  2- — 2^m  Durchmesser  und  ebensoviel  Hohe.  Den 
Bau  der  Hütte  besorgen  die  Angehörigen  des  Hausstandes.  Es 
werden  zu  diesem  Behufe  daumendicke,  ungefähr  dm  lange 
glatte  Stangen  in  etwa  50  cm  Entfernung  von  einander  senkrecht 
so  in  die  Erde  gesteckt,  dass  sie  den  Umfang  eines  Kreises 
bilden;  dann  werden  ihre  oberen  Enden  nach  der  Mitte  des 
Kreises  geneigt  und  zusammengebunden.  Dieses  Gerast  wird 
durch  wagerecht  darum  geschnürte  Stangen  verstärkt  und  schliess- 
lich mit  trockenem  Grase  sorgsam  abgedeckt.  In  der  Hütten- 
wandung  bleibt  als  Eingang  ein  Schlitz  von  etwa  50  cm  Breite 
und  1  m  Hohe  frei.  Einige  vor  diesen  Schlitz  gestellte  Blätter 
der  Kindupalme  dienen  als  Thüre. 

Im  Innern  der  Hütte  wird  aus  Ästen  ein  Gerüst  hergestellt, 
welches  mit  geglätteten  Blattrippen  der  Kindupalme,  deren  Enden 
mittelst  Pflanzenfasern  zusammengeknüpft  sind,  derart  überdeckt  ist, 
dass  sich  diese  Decke  als  wagerechter  Boden  in  50  cm  Hohe  über 
der  Erde  durch  den  ganzen  Hüttenraum  erstreckt  und  nur  zwei 
je  50  cm  im  Geviert  messende  Oeffnungen  am  Eingange  bleiben. 
Die  eine  dieser  Öffnungen  ermöglicht  den  auf  dem  Hüttenboden 
sitzenden  Personen,  ihre  Fasse  auf  die  Erde  zu  stellen,  die  andere 
hingegen  gestattet,  ein  kleines  Feuer  in  der  Hütte  zu  unterhalten; 
der  Rauch  desselben  zieht  durch  den  Hütten eingang  ab.  Das  Feuer 
wird  weniger  zum  Kochen,  als  vielmehr  zur  Erwärmung  der  Hütte 
und  zur  Vertreibung  der  Mücken  benutzt,  welche  nach  Sonnen- 
untergang sehr  lästig  werden.  Der  mit  Tierhäuten  oder  Matten 
bedeckte  Stabboden  der  Hütte  dient  als  Lagerstätte.  In  fast 
allen  Hütten  findet  man  rechts  vom  Eingange  eine  aus  Kindn- 
blattrippen  hergestellte  Wand,  welche  vom  Hüttenmantel  bis  zum 
Mittel  der  Hütte  und  hinauf  bis  zu  deren  Scheitel  reicht,  so  dass 
dadurch  ein  Teil  des  Raumes  unberufenen  Blicken  entzogen  wird. 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  de«  nnteren  Tana-Gebietes.        155 

Von  Massa  ab  bauen  die  Pokomo  grossere  Hatten  als  die 
soeben  beschriebenen;  sie  geben  denselben  einen  Durchmesser  von 
3 — 3!^m  und  ebensoviel  Hohe. 

Vereinzelt  wohnen  die  Pokomo  niemals;  stets  stehen  mehrere 
Hütten  bei  einander  und  bilden  eine  Ortschaft,  die  in  der  bereits 
angedeuteten  Weise  verwaltet  wird. 

Alle  Ortschaften  liegen  unmittelbar  am  Flusse,  so  dass 
wenigstens  eine  Seite  derselben  vom  Wasser  begrenzt  wird.  Die 
anderen  Seiten  des  Ortes  werden  ausnahmslos  von  dichtem  Walde 
umgeben  und  ausserdem  fast  immer  noch  von  einem  aus  glatten, 
senkrecht  in  die  Erde  gesetzten  Baumstämmen  hergestellten  3  bis 
4  m  hohen,  dichten  Zaune. 

Durch  diese  Lage  und  Umgebung  wird  Schutz  gegen  feind- 
liche Angriffe  und  Raubtiere  geschaffen. 

Nach  den  bei  uns  herrschenden  Vorstellungen  von  der  Wärme 
in  tropischen  Ländern  mag  es  befremdlich  erscheinen,  dass  hier 
vom  Heizen  des  Huttenraumes  gesprochen  wird;  die  Erwärmung 
desselben  ist  aber  namentlich  während  der  Regenzeit  und  besonders 
für  die  leicht  gekleideten  Eingeborenen  geradezu  notwendig,  denn 
die  Luftwärme  erniedrigt  sich  dann  bis  auf  18°  Celsius.  —  Im 
Allgemeinen  ist  das  Klima  auch  für  Europäer  recht  ansprechend, 
weil  die  Luftwärme  zwischen  18°  und  28°  Celsius  schwankt  und 
wohl  nur  während  der  heissen,  trockenen  Zeit  (Dezember  und 
Januar)  sich  um  3  bis   5°  erhobt.  — 

Entsprechend  den  beiden  Jahreszeiten,  der  trockenen  und  der 
nassen,  teilen  die  Pokomo  das  Jahr  in  zwei  Abschnitte:  in  Kilimo 
und  Muaka.  Dieselben  sind  von  ungleicher  Dauer  und  hängen 
von  den  beiden  vorherrschenden  Winden,  dem  Nordostmonsun  und 
Sudwestmonsun,  ab,  welche  den  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft  beein- 
flussen. 

Der  Erstere  weht  vom  December  bis  März,  der  Letztere  vom 
Mai  bis  Oktober;  die  Zwischenzeiten  werden  durch  wechselnde 
Winde  und  Windstillen  ausgefällt.  Die  zwischen  den  Monsunen 
wehenden  wechselnden  Winde  bringen  Regen;  der  meiste  Regen 
fallt  vom  März  bis  Mai  (dies  ist  die  „grosse"  Regenzeit);  die  zweite 
Regenperiode  (die  „kleine"  Regenzeit)  währt  vom  Oktober  bis  No- 
vember. 

Im  Grossen  und  Ganzen  hängt  der  Beginn  der  Regenzeiten 
an  jedem  Orte  von  den  Durchgängen  der  Sonne  durch  dessen 
Zenith  ab.  Die  hier  in  Betracht  kommenden  Orte  liegen  zwischen 
1°  und  3°  sudlicher  Breite;  die  Sonne  passiert  daher  deren 
Zenithe  gegen  Mitte  März  und  gegen  Mitte  September.  — 

Wie  überall,  so  werden  auch  im  mittleren  Ostafrika  die  am 
häufigsten  vorkommenden,  für  das  Land  charakteristischen  Krank- 


156  C1-  «•  <*•  Denhardt: 

heften  mehr  oder  weniger  von  den  Witterangsverhältnissen  beeinflusst. 
Als  solche  Krankheiten  sind  hier  zu  nennen:  Fieber  nnd  Rohr. 
Gewöhnlich  stellen  sie  sich  kurz  nach  Ende  der  nassen  Jahreszeit 
ein  und  befallen  zumeist  nur  schlecht  genährte,  grossen  Strapazen 
ausgesetzte,  oder  durch  ausschweifende  Lebensweise  geschwächte 
Personen.  Epidemisch  treten  diese  Krankheiten  nicht  auf  und  töt- 
lich  verlaufen  sie  nur  in  seltenen  Fällen.  Moglicherweise  werden 
beide  Krankheiten  von  Mikroorganismen  hervorgerufen,  welche 
in  der  feuchtwarmen  Luft,  die  gegen  Ende  der  Regenzeit  herrscht, 
besonders  günstige  Bedingungen  für  ihre  Entwickelung  finden  nnd 
zu  Anfang  der  heissen  Zeit  um  so  leichter  durch  Einatmung  öder 
auf  andere  Weise  in  den  menschlichen  Korper  gelangen,  weil  sie 
dann  mit  ihrem  Nährboden  eintrocknen  und  durch  die  geringsten 
Luftströmungen  verbreitet  werden. 

Das  Studium  dieser  Krankheiten  ist  eine  der  wichtigsten  nnd 
interessantesten  Arbeiten,  welches  der  wissenschaftlichen  Detail- 
forschung  vorbehalten  bleibt,  die  den  geographischen  Untersuchungen 
in  Afrika  möglichst  rasch  folgen  und  auf  deren  Errungenschaften 
basiert  werden  sollte. 

Tuberkulose  wurde  bei  den  Eingeborenen  des  Tana-Osi- 
Gebietes  nicht  beobachtet,  und  unter  der  mohamedaniscben 
Küstenbevölkerung  machten  sich  nur  einige  Fälle  bei  Arabern 
bemerklich. 

Andere  Lungenleiden  und  Krankheiten  der  Geschlechts- 
organe scheinen  vorwiegend  bei  der  mohamedanischen  Kästen* 
bevolkerung  vorzukommen.  Hydrocele  und  Elephantiasis  treten 
häufig  auf.  Letztere  ist  namentlich  unter  den  Küstenbewohnern 
und  den  zwischen  Tjarra  und  Munjuni  wohnenden  Pokomo 
verbreitet.  Als  Ursache  dafür  wird  vieles  Trinken  lehmhaltigen 
Wassers,  auch  Essen  von  Lehm,  oder  das  Betreten  einer 
Schlangenfährte,  sowie  das  lange  Sitzen  auf  den  schmalen  Kahn- 
rändern, welches  Kompressionen  in  Muskeln  und  Nerven  hervor- 
ruft, im  Volke  angesehen. 

Bei  Personen,  die  gewohnheitsmässig  Lehm  essen,  zeigt  die 
Haut  eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  der  Haut  von  Leuten,  die  im 
ersten  Stadium  der  Elephantiasis  stehen ;  solche  Menschen  sehen  auf- 
gedunsen aus  und  klagen  über  Schwäche  und  Schmerzen  in  den 
Beinen. 

Unter  den  Pokomo  ist  das  Lehm  essen  nicht  üblich,  dagegen 
soll  es  unter  den  Sklaven  der  Küstenbevölkerung  verbreitet  sein. 

Herr  Tappin,  der  Führer  des  Missionsdampfers  „  Highland 
Lassie  ",  welcher  den  Verkehr  zwischen  Sansibar  und  Mombasa- 
Frere-Town,  den  Stationen  der  Church  Missionar?  Society,  ver- 
sah, erzählte  darüber  Folgendes: 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana- Gebietes.        157 

Er  habe  wahrend  5%  Jahren  in  der  Zackerfabrik  des  Eng- 
länders Fräser  in  Eokotoni  auf  der  Insel  Sansibar  Gelegenheit 
gehabt,  gewohnheitsmassige  Lehmesser  zu  beobachten.  Von  700 
daselbst  beschäftigten  Sklaven,  die  monatelang  von  2  Uhr  nachts  bis 
9  and  11  Uhr  abends  hart  arbeiten  mussten,  ass  die  grossere  Hälfte 
Lehm  and  befand  sich  stets  wohl  dabei.  Frauen  mit  Säuglingen 
verspeisten  regelmässig  Lehm  nnd  stillten  mit  ihm  den  Hanger 
ihrer  drei-  bis  fünfjährigen  Kinder.  Es  wurde  stets  nur 
trockener  Lehm  gegessen ;  am  ihn  in  genügender  Menge  verfügbar 
zu  haben,  errichteten  die  Leute  kleine  Gestelle  und  trockneten 
darauf  den  zu  kleinen,  dünnen  Scheiben  oder  Strängen  geformten 
nassen  Lehm.  Wurde  ihnen  hierzu  keine  Zeit  gelassen,  oder  war 
anderweit  kein  trockener  Lehm  zu  erlangen,  so  verzehrten  sie 
Lehm  von  den  Hauswänden  und  beschädigten  dieselben  dadurch 
bedeutend,  so  dass  es  zuweilen  zu  recht  unerfreulichen  Auseinander- 
setzangen kam.  Erhielten  die  Leute  keinen  Lehm,  so  wurden  sie 
missmutig,  schwach  und  „krank  wie  Trinker a.  Die  von  einem 
Erwachsenen  im  Laufe  eines  Tages  verspeiste  Menge  Lehm 
schätzte  Herr  Tappin  auf  mindestens  1'  Pfund  und  gab  an,  dass 
die  Lehmesser  wenig  andere  Lebensmittel  zu  sich  nehmen  und 
selbst  dann,  wenn  sie  hungrig  sind,  den  Lehm  allen  anderen 
Speisen  vorziehen.  —  Während  der  auf  Sansibar  herrschenden 
Cholera-Epidemie  sind  von  diesen  700  Sklaven  nur  37  gestorben, 
während  in  den  rings  um  die  Fabrik  liegenden  Plantagen  die  Leute 
in  angezählten  Mengen  dieser  unheimlichen  Krankheit  zum  Opfer 
fielen.  Herr  Tappin  schrieb  diesen  geringen  Prozentsatz  an  Todes- 
fallen der  anter  den  Fabrikarbeitern  herrschenden  Gewohnheit  des 
Lehmessens  zu,  stellte  aber  bei  weiterer,  eingehender  Besprechung 
nicht  als  unmöglich  hin,  dass  die  Gaben  von  Morphium  und  Brannt- 
wein, welche  die  Sklaven  der  Fabrik  während  der  Cholerazeit  täglich 
erhielten,  deren  Widerstandsfähigkeit  gegen  die  Cholera  gemehrt 
haben  konnten. 

Die  Heilkunde  steht  bei  sämtlichen  Ostafrikanern  auf  sehr 
niederer  Stufe ;  sie  beschränkt  sich  auf  Heilung  von  Enochenbrüchen, 
auf  Anwendung  abführender  nnd  brechenerregender  Pflanzen,  sowie 
auf  Hervorbringnng  von  Nervenreizen  durch  Feuer  und  Messer. 

Im  allgemeinen  ist  das  Klima  im  Tana-Osi-Gebiete  als  ein  für 
den  Europäer  zuträgliches  zu  bezeichnen.  Da  die  Luftwärme  selten 
30°  Celsius  übersteigt  und  sich  während  der  Nacht  am  10 — 15° 
vermindert,  so  wird  der  an  das  Klima  der  gemässigten  Zone  ge- 
wöhnte Europäer  die  Lnftwärme  ganz  erträglich  finden  and  auch 
Arbeiten  im  Freien  verrichten  können« 

Trotsdem  das  mittlere  Ostafrika  viele  Vorteile  und  günstige 
Verhältnisse  für   das  Wirken  der  Europäer  bietet,   wurde  es  bisher 


158 


Cl.  u.  0.  Denhardt: 


von  diesen  nur  wenig  beachtet  und  erst  in  neuester  Zeit  in  den 
Weltverkehr  gezogen. 

Der  Grund  dafür  ist  wohl  darin  zu  suchen,  dass  die  Verkehrs- 
mittel nach  Ostafrika  ungenügend  waren  und  dass  über  die  ost- 
afrikanischen Handelsverhältnisse  äusserst  wenige  und  höchst  an- 
zuverlässige  Nachrichten  nach  Europa  gelangten« 

Deutschland  unterhält  erst  seit  den  vierziger  Jahren  dieses 
Jahrhunderts  Handelsverbindungen  mit  Ostafrika,  speziell  mit 
Sansibar,  und  doch  nimmt  es  bereits  unter  den  am  Ostafrika- 
Handel  beteiligten  Staaten  den  ersten  Bang  ein.  Die  hier  fol- 
gende Zusammenstellung  über  den  Wert  der  Einfuhr  und  Ausfuhr 
in  Sansibar,  nach  Berichten  des  deutschen  Konsuls  zu  Sansibar, 
kann  zur  Beurteilung  der  bezüglichen  Verhältnisse  wenigstens  einigen 
Anhalt  bieten. 


A.    Einfuhr  in  Sansibar. 

Jahr  1869: 

Deutschland  ....  1 520000 Mk. 

England 296000  „ 

Frankreich 786000  „ 

Amerika 1068000  „ 

Arabien, Indienu.A.  2064000   » 

Zusammen     5  684  000  Mk. 

Jahr  1871: 
Deutschland  ....  1974  000 Mk. 

England 1240000  „ 

Frankreich 1712000  » 

Amerika 1878000  „ 

Arabien,  Indien  n.A.  1848  000   „ 

Zusammen     8 152000  Mk. 

Jahr  1875: 
Deutschland  ....  8  541 148  Mk. 

England 1 841 600   „ 

Frankreich 286000  „ 

Amerika 1 592  000  „ 

Arabien, Indien  u.A.  4862000  » 

Zusammen  11 078  548  Mk. 


B.    Ausfuhr  von  Sansibar. 
Jahr  1869:   •• 
Deutschland  ....  1880  000  ML 

England 760000  „ 

Frankreich 1140000  „ 

Amerika 1800000  * 

Arabien, Indienu.A.  1 120000  , 

Zusammen     6  200000  ML 

Jahr  1871: 
Deutschland  ....  1844  000  Mk. 

England 1800000  , 

Frankreich 1280000  „ 

Amerika.  .....  3116000  , 

Arabien,  Indien  u.A.  1380000  , 

Zusammen     9  420  000  Mk. 

Jahr  1875: 
Deutschland  ....  1728  800 ML 

England 2624400  „ 

Frankreich 576000  * 

Amerika  ......  8070000  „ 

Arabien,  Indien  u.A.  2044000  » 
Zusammen  10043  200  ML 


Es  ist  hier  nicht  der  Ort  fiir  eine  handelsstatistische  Arbeit; 
wir  wollen  uns  daher  auf  die  Bemerkung  beschranken,    dass  die 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        159 

mitgeteilten  Ziffern  allem  Anscheine  nach  viel  zu  niedrig  und  nicht 
zuverlässig  sind;  man  wird  das  bei  einem  Vergleiche  derselben  mit 
den  bezüglichen  Berichten  der  Konsularbeamten  Englands,  Frank- 
reichs und  Amerika's  leicht  finden. 

Amtliche  Erhebungen  über  den  Handel  finden  in  Sansibar  nicht 
statt;  es  werden  daher  schwerlich  genaue  Angaben  über  Wert  der 
Einfuhr  und  Ausfuhr  zu  erlangen  sein.  Die  zuverlässigsten  Aus- 
künfte könnte  jedenfalls  der  Zollpächter  zu  Sansibar  geben;  denn 
seine  Beamten  führen  genau  Buch  über  Einfuhr  und  Ausfuhr. 

In  den  Eüstenorten  und  Inseln,  welche  der  „Sultan"  von 
Sansibar  als  Eigentum  beansprucht,  werden  5°/0  Eingangszoll  er- 
hoben vom  angegebenen  Werte  der  Waare.  Ausgangszoll  wird  nur 
für  Elfenbein  gezahlt  und  zwar  12^  Dollar  auf  1  Fraßila  (17^  Kilo- 
gramm). 

Andere  Abgaben  hat  der  Kaufmann  nicht  zu  entrichten. 

Diese  Zölle  werden  vom  „Sultan"  auf  mehrere  Jahre  an  einen 
Meistbietenden  verpachtet,  der  sodann  in  allen  bezüglichen  Orten 
seine  Zollerheber  fiir  eigene  Rechnung  arbeiten  läset,  oder  ihnen  die 
Zölle  der  Ortschaften  verpachtet. 

Im  Jahre  1875  zahlte  der  Generalpachter  900  000  Mark 
Facht  an  den  „Sultan".  Hiernach  muss  sich  die  Einfuhr  bedeutend 
höher  beziffern,  als  in  den  Berichten  des  deutschen  Konsuls  an- 
gegeben ist. 

£inen  „Freundschafts-,  Handels-,  und  Schiffahrtsvertrag"  haben 
die  deutschen  Hansestädte  mit  dem  „Sultan"  von  Sansibar  am  18.  Juni 
1859  abgeschlossen.  Derselbe  ist  im  Jahre  1869  durch  mundliche 
Erklärung  auf  den  norddeutschen  Bund  übertragen  worden. 

Sansibar  ist  der  Haupthandelsplatz  des  mittleren  Ostafrika;  alle 
Handelsverbindungen  desselben  laufen  hier  zusammen.  Von  hier 
aas  werden  die  Völker  bis  weit  hinein  ins  centrale  Afrika  mit  Er- 
zeugnissen europäischer  und  amerikanischer  Gewerbethätigkeit  ver- 
sehen, und  von  hier  aus  werden  die  angekauften  ostafrikanischen 
Produkte  nach  der  civilisierten  Welt  verschifft. 

Nur  in  Sansibar  sind  europäische  und  amerikanische  Kaufleute 
ansässig;  an  der  ganzen  Küste  zwischen  Cap  Guardafui  und  Mosam- 
bik findet  man  keinen  einzigen  europäischen  oder  amerikanischen 
Kaufmann,  dagegen  haben  sich  einige  Missionäre  in  der  Nähe  von 
Mombasa  und  Bagamojo  angesiedelt.  Dieses  Vernachlässigen  der  Küste 
Seitens  der  Kaufleute  beruhte  zumeist  auf  dem  Fehlen  guter  Ver- 
kehrsmittel zwischen  Sansibar  und  der  Küste,  sowie  zwischen  dieser 
und  Europa.  Da  Dampfschiffverbindungen  nach  Orten  zwischen 
Cap  Guardafui  und  Mosambik  nicht  existierten,  war  es  ungemein 
schwierig,  am  Festlande  eine  rationelle  kaufmännische  Thätigkeit  zu 
entwickeln;   dieselbe  beschränkte  sich  daher  auf  Sansibar  und  mehr 


160   Denhardt:  Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes. 

oder  weniger  ist  dadurch  diese  Stadt  der  Haupthandelsplatz  des 
mittleren  Ostafrika  geworden.  Wenn  die  grösseren  Eüstenorte  durch 
regelmässigen  Dampfschiffsverkehr  mit  Europa  in  Verbindung  ge- 
bracht werden,  so  wird  dies  ein  Aufblühen  des  Handels  am  Fest- 
lande zur  Folge  haben  und  Sansibar  wird  an  Bedeutung  für  den 
Handel  verlieren;  naturgemässer  wird  sich  dann  der  Schwerpunkt 
desselben  nach  dem  Festlande  verschieben. 

Eine  solche  Verbindung  ist  seit  einigen  Monaten  durch  die 
„  British  India  Steam  Navigation  Company "  hergestellt  worden,  welche 
ihre  Dampfer  sonst  nur  von  Aden  nach  Sansibar  und  Mosambik 
gehen  liess.  Diese  Dampfer  laufen  an  der  Kastenstrecke  nördlich 
von  Sansibar  jetzt  die  Städte  Lamu  und  Mombasa  regelmässig  monat- 
lich an;  es  ist  daher  dieser  wichtigste  Teil  des  mittleren  Ostafrika 
verhältnismässig  leicht  für  den  Europäer  zugänglich,  und  Kaufleute 
civilisierter  Nationen  können  dort  nunmehr  unter  mindestens  den- 
selben günstigen  Bedingungen  wie  in  Sansibar  thätig  sein. 

Umsomehr  muss  sich  nun  Deutschland  veranlasst  sehen,  zur 
Wahrung  seiner  Interessen  und  zur  Hebung  seines  Handels  im 
mittleren  Ostafrika  die  erforderlichen  Schritte  zu  thun.  Dabei  sind 
zunächst  die  Errichtung  eines  Berufs-Konsulates  in  Sansibar  und  der 
Abschluss  eines  Handelsvertrages  mit  dem  dortigen  Herrscher  als 
dringendste  Bedürfnisse  zu  berücksichtigen. 

Für  die  Erschliessung  des  Tana-Osi-  Gebietes  ist  die  neue 
Dampferverbindung  von  erheblicher  Wichtigkeit  und  sie  wird  wohl 
dazu  beitragen,  dass  man  sehr  bald  in  England  die  hohe  Be- 
deutung des  Tana  als  des  kürzesten  und  besten  Verkehrsweges  zu 
den  reichen  Ländern  am  Ukerewe  („Victoria-Njansa")  erkennt  und 
verwertet  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Thatsache,  dass 
das  für  den  Welthandel  so  überaus  wichtige  Quellbecken  des  Nil 
dem  Einflüsse  desjenigen  Staates  anheimfallen  wird,  welcher  in  der 
Küstenstrecke  zwischen  Lamu  und  Mombasa  seine  Interessen  am 
besten  zur  Geltung  bringt. 

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Leipzig,  Seeburgstr.  10.  |(.  F.  KoeMer'S  Antiquarium. 

April  1884.  x 

Für  die  Redaktion  rerantwortlich :  Professor  Dr.  W.  Kon  er  in  Berlin. 


Druek  von  W.  Pormetter  in  Berlin. 


No.  111.  mus.  comp!» 


ZEITSCHRIFT 

DER 

GESELLSCHAFT  FÜR  EROKUNDE 

ZU  BERLIN. 

ALS  FORTSETZUNG  DER  ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  ERDKUNDE 
IM   AUFTRAGE    DER    GESELLSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

Prof.  Dr.  W.  XONER. 
REMCTION  DER  KARTEN  VON  HEINRICH  |JND  RICHARD  KIEPERT. 

NEUNZEHNTER  BAND.    DRITTES  HEFT. 


BERLIN, 
VERLAG  VON  DIETRICH  REIMER. 
1 1884. 


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Mit  Gratisbeilage:  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunij 

1884.    No.4u.  5. 


Inhalt. 


IX.    Daa    alte    Bergsturzgebiet   von   Flims.     Von  Dr.  G.  Härtung. 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  IV) 161 

X.    Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.    Von 

Clemens  und  Gustav  Denhardt.     (Schluas) 194 

XI.  Die  erste  Eroberung  der  Republik  Costa  Rica  durch  die  Spanier 
in  den  Jahren  1563  und  1564.  Nach  den  oflßciellen  Berichten  des 
Adelantado  und  General  Kapitäns  Juan  Vasqnes  de  Coronado 
an  den  König  von  Spanien  und  anderen  Dokumenten.  Von 
H.  Polakowsky.  (Hierzu  eine  Karte,  Taf.  V).  (Schluss)  .  .  .  218 
XII.    Höhenmessungen  im  Wilajet  Trapezunt 255 

Karten. 

Taf.  IV.    Das  alte  Bergsturzgebiet  von  Flims.     Massstab  1 :  150,000. 
Taf.    V.    Planta  de  la  provincia  de  Veragua.     (Ano  1620).    Veröffentlicht 
von  H.  Polakowsky. 


Der  neunzehnte  Band  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft 
fttr  Erdkunde  erscheint  1884  in  zweimonatlichen  Heften,  mit  Bei- 
gabe von  Karten  und  mit  der  Gratisbeilage:  „Verhandlungen 
der  Gesellschaft  für  Erdkunde,  10  Nrn."  Der  Preis  des  Bandes  von 
6  Heften  nebst  Gratisbeilage  ist  13  Mark.  Die  „Verhandlungen" 
sind  auch  allein  zum  Preise  von  4  Mark  zu  beziehen. 

Die  B&nde  I— IV  (1866—1869)  sind  zum  Preise  von  8  Mark, 
der  V— VIII.  Band  (1870-1873)  zum  Preise  von  10  Mark  und  der 
IX— XVIII.  Band  (1874—1883)  zum  Preise  von  13  Mark  pro  Band, 
complet  geheftet,  ebenso  die  Verhandlungen  der  Gesellschaft  ftr 
Erdkunde,  1874—1883,  complet  geheftet,  zum  Preise  von  4  Mark 
pro  Band  zu  haben. 

Preis-Ermässigung. 

Die  B&nde  I— VI  und  neue  Folge  I— XIX  der  Zeitschrift  für 
allgemeine  Erdkunde  (1853—1865)  sind 

zusammengenommen  zum  Preise  von  3  Mark  pro  Band  und 

einzeln  zum  Preise  von  4  Mark  pro  Band 
durch  jede  Buchhandlung  zu  beziehen. 


Berlin,  im  Juni  1&84 

ß.  W.  Anhaltstrasae  Ho.  12. 


Die  Verlagshandlung  von 
Dietrich  Reimer 

(Reimer  &  Hoefer.) 


IX. 

Das  alte  Bergsturzgebiet  von  Flims. 

Von  Dr.  G.  Härtung. 
(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  IV.) 


Vom  Oberalppass  flies9t  der  Vorderrhein  in  einem  gewohn- 
lichen, tief  eingeschnittenen  Gebirgsthal,  das  keine  besonders  auf- 
fallende Erscheinung  bietet.  Von  Dissentis  bis  Ilanz  senkt  sich 
die  Thalsohle  bei  29  km  Entfernung  von  1150  bis  718  m  Meeres- 
hohe; von  Ilanz  aber  steigt  die  Poststrasse,  welche  bis  dahin  der 
allmählich  abfallenden  Thalsohle  folgte,  auf  der  linken  Seite  des 
Rheines  für  12  km  hoch  empor  nach  Flims,  um  von  da  aus  auf 
eine  Entfernung  von  11km  nach  Reichenau  sich  zu  senken.  Bei 
Fl  im  8  hat  sie  annähernd  wiederum  die  Meereshöhe  von  Dissentis 
erreicht  und  gleichzeitig  um  beinahe  5  km  von  der  Thalsohle  sich 
entfernt.  Allein  nicht  nur  bergauf  und  bergab,  auch  durch  eine 
eigenartige  Landschaft  fuhrt  dieser  Umweg. 

Von  Flims  aus  schweift  der  Blick  südwärts  gegen  den  Rhein 
bin  über  ein  kleines,  grossen  teils  bewaldetes  Bergland  mit  Thal- 
einsenkungen, sieben  kleinen  Seen  und  Höhen,  deren  kuppeiförmige 
Gipfel  bei  1247  und  1270  m  Meereshöhe  um  150  bis  200  m  über 
ihren  Umgebungen  emporragen.  Drüben  ist  dasselbe  begrenzt 
durch  die  rechtsseitige  an  der  Hochgebirgsmasse  entstandene 
mächtige  Thalwand,  die  mit  dem  Lauf  des  Rheines  von  WSW. 
nach  ONO.  streicht.  Hüben  hingegen  tritt  die  entsprechende 
linksseitige  Thalwand  ansehnlich  gegen  NNW.  zurück  und  um- 
rahmt jenes  Bergland  in  weitem  Halbkreise  mit  ihren  hoch  an- 
steigenden, steilen  oder  jähen  Gehängen.  Diese  werden  in  der 
Reihenfolge  von  W.  nach  O.  von  den  Thälern  der  Val  Buglina, 
des  Laaxer-,  Segnes-  und  Rusnabaches  durchbrochen.  Zwischen 
den  beiden  letztern  aber  ragt  die  Masse  des  bekannten  Flimser- 
stein,  der  nach  allen  vier  Seiten,  also  auch  gegen  das  kleine  sanfte 
Gebirge   mit  jähen  Wänden  abstürzt. 

2mtacbr.  «L  G«MllMh.  f.  Erdk.    Bd.  XIX.  1 1 


162  &  Härtung: 

Dieses  kleine  Gebirge  nun,  dessen  Bergformen  bereits  von 
ferne  inmitten  der  gross  angelegten  Hochgebirgsumgebung  die 
Aufmerksamkeit  des  Reisenden  rege  machen,  zeigt  in  unmittelbarer 
Nähe  höchst  eigenartige  Bodenverhältnisse.  Seine  Oberfläche  ist 
ungemein  rauh  durch  dicht  gedrängte  grubenartige  Vertiefungen. 
Mit  hügelartigen  Erhöhungen  wechseln  Einsenkungen,  die  mehr 
oder  minder  tief,  gross  oder  klein,  rund  oder  länglich,  gerade  oder 
gekrümmt  sind  und  mit  jenen  eine  unberechenbare  Mannigfaltigkeit 
der  äusseren  Gestaltung  hervorrufen.  Ob  das  Ganze  als  Unland 
nur  spärlich  mit  losem  Pflanzenwuchs  bekleidet,  ob  es  mit  zu- 
sammenschliessendem  Wald  und'  dessen  Boden  mit  dicken  Moos* 
polstern  bedeckt  ist,  ob  es,  mit  Rasen  überzogen,  als  Weide-  und 
selbst  Wiesenfläche  dient,  überall  gewahrt  man,  dass  es  seine 
Bodengestaltang  dem  Lagerungsverhalten  von  Trümmermassen  von 
feinem  Bergschutt,  von  kleineren  und  grösseren  bis  wahrhaft  riesen- 
grossen  eckigen  Blocken  verdankt.  Solche  Trümmermassen  zeigen 
sich  auch  in  Wasserrissen,  in  Runsen,  an  den  Klippen  der  tiefer 
eingeschnittenen  Bachbetten  und  am  Rhein  in  Wänden,  die  vom 
Wasserspiegel  bis  500  m  jähe,  stellenweise  sogar  senkrecht  empor- 
steigen. Noch  hoher,  um  617  bis  640  m,  überragen  den  Rhein- 
spiegel die  höchsten  Kuppen  des  Berglandes,  die  ebenfalls  aus 
Trümmern  gebildet  sind,  und  aus  alledem  erwächst  die  Vorstellung, 
dass  die  letzteren,  besonders  wenn  man  noch  die  unter  dem  Ein- 
fluss  des  Dunstkreises  stattgefundene  Fortfuhrung  von  Material 
berücksichtigt,  lose  oder  als  Breccie  fest  verkittet  bis  zu  höchst 
ansehnlicher  Mächtigkeit  angehäuft  wurden. 

Was  dann  die  räumliche  Ausbreitung  dieser  Trümmermassen 
der  sogenannten  Flimserbreccie  betrifft,  so  finden  sich  die  höchst 
gelegenen  Anfänge  nordlich  des  Rheines  im  oberen  Segnesthaie. 
Dieses  entsteht  auf  dem  Hochgebirge  aus  zwei  Gabelästen,  von 
denen  hier  nur  der  westlichere  in  Betracht  kommt.  Als  der  be- 
deutendere, tiefer  eingeschnittene  läuft  er  durch  und  nimmt  den 
anderen  auf.  An  dem  von  Elm  herüberführenden,  2625  m  hohen 
Segnespass  ist  sein  Anfang  gleich  einer  Sackgasse  gestaltet;  eine 
Thalstufe  von  im  Mittel  2450  m  umgeben  Kämme  und  Zacken  von 
2881  bis  3102  m  Meereshohe.  Schnell  vertieft  sich  dann  die  Sohle 
südwärts  bis  2100m,  wo  sie  gegen  SSO.  umbiegt  und  als  scharf 
ausgeprägte  Thalstufe  den  Segnes  sut,  einen  ebenen  Boden  von 
1^4  bis  2  km  Länge  und  300  bis  450  m  Breite,  bildet.  Auf  diesem 
rinnt  das  Wasser  in  zahlreichen,  hier  geteilten,  dort  wieder  ao- 
sammenströmenden,  im  Laufe  der  Zeit  veränderlichen  Adern  aber 
ein  ebenes,  breites,  nur  ganz  sanft  geneigtes  Geschiebebette. 
Wo  das  obere  Ende  des  Segnes  sut  an  der  vom  Segnespaas  steil 
herabkommenden  Thalsohle  scharf  absetzt,  bricht  in  ganz  geringer 


Das  alte  Bergstangebiet  von  Flims.  Jgg 

Hohe  aber  der  Geschiebeebene  anstehendes  Gestein  durch  die 
lose  Decke.  Diese  aber  bietet  in  den  Trummermassen,  welche 
von  hier  nach  aufwärts  ats  Schuttkegel  am  Fuss  der  jähen  Hoch- 
gebirgswände  angehäuft  sind,  weiter  keine  aussergewöhnlichen 
Erscheinungen;  erst  am  unteren  Ende  der  Geschiebeebene  des 
Segnes  sut  zeigt  sich  die  Trummerbreccie  als  der  am  höchsten 
und  weitesten  gegen  NNW.  gelegene  Anfangspunkt  der  Massen, 
die  tiefer  unten  im  Rheinthale  ihre  grosste  Ausbreitung  erlangen. 

Während  am  Segnes  sut  beiderseits  Kalkwände  emporsteigen, 
dämmt  denselben  gegen  S.  jene  Trummeranhäufung  ab,  welche 
die  Geschiebeebene  hier  halbkreisförmig  mit  einer  ungleich,  etwa 
10  bis  70  m  hohen  Wand  umfasst.  Die  Trummermasse  selbst  ist 
von  NNW.  nach  SSO.  l'^km  lang  und  erreicht  von  ONO.  nach 
WSW.  eine  Breite  von  1km.  Im  ONO.  und  WSW.  schiessen 
die  Kalkwände  unter  ihr  ein,  thalabwärts  im  SSO.  bildet  sie  einen 
Steilhang,  ruht  an  ein  paar  Punkten  ersichtlich  auf  dem  anstehen- 
den Gestein  des  Thalwegs  und  dessen  aufsteigender  Böschung 
und  muss  bis  zu  einer  Mächtigkeit  von  150  bis  200  m  anschwellen. 
Am  unteren  Ende  des  Segnes  sut  durchbricht  der  Gebirgsbach 
diese  Trummeranhäufung  so  hoch  sie  eben  das  Geschiebebette 
überragt,  wendet  dann  in  scharfer  Beuge  gegen  ONO.  herum, 
stürzt  schäumend,  ohne  eine  Schlucht  zu  bilden,  in  unbedeutender 
erst  weiter  unten  etwas  vertiefter  Runse  jählings  über  die  Breccie 
hinab  und  schwingt  nun  all  mahl  ig  herum,  bis  er  in  der  Richtung 
gegen  SSO.  aus  den  Trümmern  auf  anstehendes  Gestein  gelangt. 
Es  liegt  also  die  bei  weitem  grossere  Masse  der  erstem  auf  der 
rechten  Seite  des  Segneebaches,  der  durch  seinen  gewundenen 
Lauf  nur  einen  Bruchteil  der  mächtigen  zusammenhängenden  An- 
häufung absondert. 

Am  Segnes  sut  und  am  nördlichsten  Funkte  dieser  Anhäufung 
ist  der  Hochgebirgskalk,  der  im  Thale  ansteht,  zu  Schollen  zer- 
brochen. Stellenweise  scheinen  die  hausgrossen  Stucke  nur  durch 
mehr  oder  minder  weite  Risse  und  Spalten  getrennt,  aber  ver- 
hältnismässig wenig  aus  ihrer  Lage  gebracht  zu  sein.  Dann 
wieder  sind  sie  verschoben,  stärker  zertrümmert  und  wild  durch- 
einander geworfen.  Gleich  hier  oben,  noch  auf  der  linken  Seite 
des  Segnesbaches  ist  eine  riesengrosse  Gesteinsplatte  steil  auf- 
gerichtet und  ragt,  unten  fest  eingeklemmt,  kastellartig  so  hoch 
aus  der  Breccie  heraus,  dass  sie  den  Reisenden  von  der  Flims- 
llanzer  Poststrasse  aus  als  eine  kleine  Felszacke  sichtbar  wird. 
Im  Übrigen  herrschen  dieselben  bereits  früher  geschilderten  Boden- 
verhältnisse; auf  der  durch  grubenartige  Vertiefungen  ungemein 
rauhen  Oberfläche  spriessen  zwischen  und  selbst  auf  den  leicht  mit 
Erde  bedeckten  Trümmern  Kräuter,  am  Boden  mancher  grösseren 

11* 


164  O.  Härtung: 

Vertiefung  ist  ein  graner  Grasteppich  aasgebreitet  and  mehrere 
Abhänge  bedeckt  Gebüsch.  Im  Sommer  beziehen  die  Sennen  mit 
ihren  Herden  die  mitten  auf  der  Trümmeranhäufang  gelegene 
Alp  Platta. 

An  der  Alp  Platta  erreichen  die  Trümmermassen  eine  Meeres- 
hohe von  2100m,  and  von  da  aas  erstrecken  sie  sich  südsüdost- 
wärts  gen  Flims  durch  das  Segnesthai  herab.  An  diesem  sind 
die  obern  Ränder  der  jähen  Thal  wände  im  Mittel  2^,  tiefer  unten 
gegen  den  grossen  Flimser  Halbkessel  sogar  3  bis  3^  km  von 
einander  entfernt.  Links  ist  es  der  Flimserstein ,  dessen  oberen 
Rand  von  NNW.  nach  SSO.  die  Höhenpunkte  2568,  2066,  1949, 
1920  m  krönen,  rechts  beträgt  die  Höhe  der  Gipfel  des  gegenüber- 
liegenden Randes  2160,  2010,  1920,  1700,  1600m.  Dieser 
rechten  Wand  nähert  sich  der  Lauf  des  Segnesbaches  im  Mittel 
auf  %  der  ganzen  Entfernung,  und  auf  der  rechten  Seite  des 
Gebirgewassers  ziehen  die  Trümmermassen  herab.  Allein  diese 
lagern  hier  nicht  bloss  im  Thalweg  unterhalb  der  jähen  Thalwand, 
sondern  auch  oberhalb  derselben  auf  der  Wasserscheide  «wischen 
Segnes-  und  Laaxerthal. 

Ton  der  Alp  Platta  führt  ein  Sennsteig  gegen  W.  über  einen 
1980m  hohen  Pass  und  über  anstehendes  Kalkgestein  nach  der 
Alp  Nagiens.  Unmittelbar  südlich  dieses  Passes  besteht  der  be- 
reits oben  angeführte  2010  m  hohe  Gipfelpunkt  aus  der  Trümmer- 
masse,  welche  auf  der  Wasserscheide  weiter  nach  SSO.  sich  aus- 
breitet und  dieselben  mehrfach  erwähnten  Bodenverhältnisse  auf- 
weist. Eine  grubenartige  Vertiefung  reiht  sich  an  die  andere, 
eine  grossere  gestreckte  zieht  sogar  durch,  und  diese  Oberflächen- 
gestaltung wird  auch  hier  bedingt  durch  das  Lagerangs  verhalten 
der  Trümmer,  welche,  wild  durcheinander  geworfen,  in  ge- 
schlossener Gesamtmasse  im  O.  die  rechtseitigen  Abstürze  des 
Segnesthaies  krönen  und  im  W.,  scharf  abgegrenzt,  mit  steilen 
Böschungen  über  den  unter  ihnen  einschiessenden  Gesteinsschichten 
des  grossen  Laaxer  Hochgebirgsthalkessels  emporsteigen.  Wie  an 
der  Alp  Platta  lässt  sich  auch  hier  die  Mächtigkeit  der  Gesamt- 
masse nicht  durch  unmittelbare  Beobachtung  genau  bestimmen, 
wohl  aber  auf  60  bis  70m  schätzen.  Etwa  %km  breit  erstreckt  sich 
diese  Trümmeranhäufung  1km  weit  in  südsüdostlicher  Richtung; 
dann  zerstört  der  kleine,  durch  steile  Gehänge  gebildete  Kessel 
von  Scansinas  das  Bild  der  typischen  Bergsturzlandschaft,  indessen 
immer  noch  Trümmermassen  den  weiterhin  stark  verschmälerten 
Kamm  krönen.  Dieser  Kamm  erreicht  bei  1700  m  sein  südliches 
Ende  da,  wo  der  Laaxerbach  in  die  Flimser  grosse  Erweiterung 
des  Rheinthaies  tritt  und  bildet  hier  als  Grest  la  pligliusa  den  Eck- 
pfeiler zwischen  dem  oberen  Laaxer-  and  Segnesthaie.    Demselben 


Das  alte  Bergstarsgebiet  von  Flims.  165 

entspricht  südwärts  gegenüber  ein  anderer  zwischen  dem  oberen 
Laaxerthale  nnd  der  Val  Boglina  aufragender  Eckpfeiler,  welcher 
gegenwartig  das  Ostende  des  Crap  St.  Gion  darstellt.  Während 
nun  Crest  la  pligliasa  aus  anstehendem  von  Bergschutt  gekröntem 
Hochgebirgskalk  besteht,  ist  gegenüber  am  Ostende  des  Crap 
St.  Gion  der  etwa  noch  vorhandene  Rest  des  Felsengerüstes  voll- 
standig  unter  Trümmern  vergraben.  Den  Rucken  des  Crap  St.  Gion 
bildet  im  W.  auf  der  Hohe  anstehender  Verrucano;  bei  mehr  und 
mehr  abnehmender  Erhebung  folgen  nach  ostwärts  erst  Trümmer- 
massen von  Verrucano,  dann  solche  von  Hochgebirgskalk.  Hier 
ist  auf  dem  Kamm  und  an  den  nach  N.,  O.  und  S.  abfallenden 
Gehangen  kein  anstehendes  Gestein  aufgeschlossen.  Aus  dem 
durch  die  bekannten  Vertiefungen  und  Hervorragungen  ungemein 
rauhen,  vermoosten  und  überwachsenen  Waldboden  stechen  nur 
Kalktrümmer  und  zum  Teil  riesige  Kalkblocke  in  regellosem 
Durcheinander  heraus.  Diese  Anhaufungen  aber  trennt  kein  freier 
neutraler  Gürtel  von  jenen  der  tiefer  lagernden  weit  verbreiteten 
Fiimserbreccie,  vielmehr  verfliessen  und  verschmelzen  beide  voll- 
standig  in-  und  miteinander.  Weiter  nach  S.  senkt  sich  die 
Felsendecke  des  dem  Hochgebirgskalk  aufgelagerten  Verrucano, 
so  daas  auf  der  rechten  Seite  der  Val  Buglina  bereits  Trümmer 
dieser  Felsart  da  herrschen,  wo  anf  der  linken  Seite  noch  solche 
von  Hochgebirgskalk  verbreitet  sind,  indessen  die  letzteren,  wie 
später  gezeigt  werden  soll,  am  Fuss  des  unterhalb  Fellers  süd- 
wärts herabziehenden  Steilhanges  bis  über  das  Rheinthal  und  ausser- 
dem weit  nach  O.  hinüberreichen. 

Von  der  Alp  Platta  Hessen  sich  also  die  Schuttmassen  über 
die  Hohen,  über  den  Einschnitt  des  Laaxerbaches  hinweg  und 
am  Abhang  herunter  nach  dem  Flimser  Thalkessel  verfolgen. 
Wo  an  dem  1980  m  hohen,  nach  Alp  Nagiens  führenden  Pass 
anstehendes  Gestein  zu  Tage  tritt,  ist  die  lose  Decke  am  oberen 
Anfang  einer  Seitenrunse  augenscheinlich  fortgewaschen.  In  Be- 
treff dieser  Massen  und  ihres  Auftretens  herrscht,  abgesehen  von 
den  örtlichkeiten,  an  denen  sie  lagern,  kein  wesentlicher  Unter- 
schied im  Vergleich*  mit  denjenigen,  welche  von  der  Alp  Platta 
am  Boden  des  Segnesthaies  nach  dem  Thalkessel  herabreichen 
und  dort  unmerklich  in  die  eigentliche  Fiimserbreccie  übergehen. 
Ohne  durch  die  Erosion  jener  Seitenrunse  völlig  abgetrennt  zu 
sein,  ziehen  nämlich  die  Trümmeranhäufungen  von  der  Alp  Platta 
gegen  den  Rhein  hin  ununterbrochen  im  Thalweg  herab  und  sind 
da  unter  dem  Einfluss  des  Dunstkreises  zu.  rundlichen  hügelartigen 
Erhebungen  umgestaltet,  die  unten  ineinander  verfliessen  und 
an  die  rechtsseitige  jähe  Thalwand  sich  anlehnen.  Unter  ihnen 
tritt  im  Bette  des  Segnesbach   Hochgebirgskalk  zu  Tage,   dessen 


166  <*.  Härtung: 

Schichten  unter  Winkeln  von  10  bis  15,  ausnahmsweise  18  Oraden 
thalabwärts  und  sudlich  einfallen.  Allein  schon  bevor  der  Bach 
scharf  gegen  O.  umbiegt  und  in  den  grossen  Flimser  Halbkessel 
eintritt,  verschwindet  das  anstehende  Gestein  unter  den  Trümmer- 
massen,  welche  von  jener  Beuge  weithin  fächerförmig  sich  aus- 
breiten. Ihre  nordliche  Grenze  zieht  aus  der  Gemarkung  von 
Flims  unmittelbar  unterhalb  der  Poststrasse  nach  Trins.  Dieser 
Ort  liegt  schon  auf  anstehendem  Gestein,  das  Dorf  Digg  dagegen 
noch  auf  den  Trümmermassen,  welche  hier  auf  der  linken,  nicht 
jedoch  auf  der  rechten  Seite  des  Rheines  ihr  ostliches  Ende  er- 
reichen. 

Aus  dem  Segnesthai  läuft  ferner  die  Westgrenze  der  Schutt- 
anhäufungen zunächst  an  der  Mundung  des  oberen  La&xerthales  da 
vorbei,  wo  dasselbe  in  den  grossen  Flimser  Halbkessel  eintritt 
und  wo,  wie  bemerkt,  die  Trümmermassen  des  Ostendes  des  Crap 
St.  Gion  mit  ihr  sich  mischen ;  dann  verläuft  diese  Grenze  westlich 
des  Dorfes  Laax  und  der  im  Weichbilde  des  Ortes  aufragenden 
hügelartigen  Erhebungen  nach  südwärts  quer  durch  das  Rheinthal 
bis  zu  dessen  rechtsseitiger  hoch  emporsteigender  Gebirgswand. 
Wie  der  Segnesbach  unterhalb  der  Alp  Platte,  so  gelangt  auch 
der  Laaxerbach  unterhalb  II  Pleun  aus  Trümmermassen  auf  den 
unter  diesen  anstehenden  Hochgebirgskalk,  und  so  wie  dort  ver- 
schwindet auch  hier  der  letztere  bald  unter  der  grossen  Breccien- 
anhäufung,  die  im  wilden  Laazertobel  in  bedeutender  Mächtigkeit 
blossgelegt  ist. 

Seit  1882  ist  auch  auf  der  rechten  Seite  des  Rheines  von 
Ilanz  bis  Reichenau  eine  Poststrasse  fertig  gestellt,  die  zwar  nicht 
ganz  so  hoch  wie  die  ältere  linksseitige  hinauffährt,  aber  bei 
Versam  doch  eine  Meereshohe  von  909  m  überschreitet.  Von 
Kästris  im  W.  bis  Versam  im  O.  folgt  diese  Strasse  einer  lang- 
gestreckten Einsattelung,  welche  zwischen  den  rechtsseitigen  hoch 
ansteigenden  Felsenwänden  und  den  an  deren  Fuss  vorkommen- 
den Trümmerhügeln  nur  massig  tief  eingesenkt  ist  und  hier  gleich- 
zeitig die  Süd  grenze  der  grossen  Breccienanhäufung  andeutet. 
Jenseits  des  Versam  er  Tobeis  setzt  sich  die  Einsattelung  und  mit 
ihr  die  Südgrenze  der  Trümmermassen  ostwärts  bis  dahin  fort, 
wo  diese  mit  Steilhängen  zur  Ebene  von  Bonaduz  abfallen.  Auf 
dieser  erheben  sich  nur  einzelne  gesonderte  Hügel,  aber  noch 
weiter  nach  O.,  jenseits  des  Hinterrheines  und  südostlich  von 
Reichenau  bilden  Trümmermassen  wiederum  ein  kleines  Stück 
Hügellandschaft,  das  auch  hier  eine  Einsattelung  von  der  hohen 
rechtsseitigen  Thalwand  scheidet.  Zwischen  diesen  Ils  Auts  be- 
nannten zusammenschlie88enden  Hügelmassen  und  Chur  sind  dann 
nur  noch   einige  wenige  vereinzelte   und  unbedeutende  Trümmer* 


Das  alte  Bergsturzgebiet  von  Flims.  Iß 7 

häufen  vorhanden,  deren  ostlichster  dem  Orte  Ems  angehört. 
Von  NNW.  her  verhältnismässig  schmal  beginnend  nnd  nach  O. 
hin  ebenso  endigend,  bildet  also  die  Oberfläche  der  Trümmer- 
anhäufung innerhalb  des  Flimser  Halbkessels  ein  eigenartiges  bis 
9km  langes  und  5^km  breites,  vom  Rhein,  vom  Laaxer-  und 
Segnesbaeh,  vom  Carrera-  und  Versamtobel  durchschnittenes  Berg- 
land, auf  welchem  die  höchsten  Punkte  links  des  Rheines  1270 
sowie  rechts  desselben  1047  m  über  dem  Meere  und  in  der  Ver- 
längerung des  oberen  Segnesthaies  auf  einer  Linie  liegen,  von  der 
aus  die  Bodenerhebung  nach  WSW.  und  ONO.  mehr  und  mehr 
abnimmt. 

Eine  Deutung  dieser  grossartigen  Trümmeranhäufungen  giebt 
A.  Heim  in  seiner  meisterhaften  Darstellung  der  Olarner  Doppel- 
falte*). Er  betont  die  Oberflächengestaltung,  die  wellig  wie  bei 
einem  grossen  Bergsturz  ist  und  bei  ortlich  gehemmtem  Wasser- 
abfluss  sieben  kleine  Seen  entstehen  lässt.  Er  weist  sehr  treffend 
darauf  hin,  da s s  die  Trümmermassen  als  ein  in  das  Thal  hinein- 
geworfenes Haufwerk  von  Material  erscheinen,  das  schon  auf 
jeder  guten  topographischen  Karte  deutlich  und  wenigstens  ziemlich 
genau  umgrenzt  heraustritt.  Er  hebt  ferner  ganz  richtig  mit  be- 
sonderem Nachdruck  den  Umstand  hervor,  dass  der  Segnes-  und 
der  Laaxerbach,  dieser  nach  rechts,  jener  nach  links  der  Flimser- 
breccie  ausweichen  und  in  weitem  Bogen  deren  Hauptmasse  um- 
gehen, obschon  sie,  einander  ganz  nahe  gekommen,  naturgemäss 
die  letztere  in  vereinigter  Richtung  durchqueren  sollten.  Indem 
er  noch  an  die  innere  Zertrümmerung,  welche  die  Gesteine  bei 
der  Faltung  und  Umbiegung  der  Schichten  erlitten,  erinnert  und 
die  Möglichkeit  einer  gemischten  Entstehungsart  streift,  kommt  er 
schliesslich  zu  dem  in  folgenden  Worten  ausgedrückten  Ergebnis: 
„Die  sämtlichen  Beobachtungen  machen  es  fast  gewiss,  dass  die 
Flimserbreccie  das  Ablagerungsmaterial  eines  alten  Bergsturzes  ist". 

In  einer  späteren  Arbeit**)  spricht  sich  A.  Heim  dann  mit 
voller  Bestimmtheit  für  die  Bergsturznatur  der  Flimserbreccie  samt 
den  bis  Ems  vorgeschobenen  Massen  aus.  Alle  diese  Trümmer 
bilden  aber  nach  peiner  neuesten  Auffassung  keine  Übereinander- 
häufung  mehrerer  kleiner  Bergstürze,  sondern  es  ist  vielmehr, 
ähnlich  wie  bei  Elm,  die  ganze  Hauptmasse  von  ihrem  Abriss- 
gebiet aus  dem  obern  Segnesthai  mit  einem  Schlage  hernieder- 
gefahren. Den  ganzen  Kubikinhalt  des  Flimserschuttberges,  die 
seither  entstandenen  Ausspülungen  des  Rheines  und  der  Seiten- 
bäche    noch     ausgefüllt    gedacht,     berechnet     er    schätzend     auf 

*)  Untersuchungen  über  den  Mechanismus  der  Gebirgsbildung  I.  S.  203. 

**)  Der    alte  Bergsturz   von   Flims   (Graubündner  Oberland)   von  Prof. 

A.  Heim.    Jahrb.  d.  Schweizer  Alpenklubs  XVIII.  Jahrg.  1882-83.   8.  295. 


168  G.  Härtung: 

15  000000000  kbm  oder  15  kbkm  and  stellt  zum  Vergleich  daneben 
das  Material  des  Bergschlipfes  von  Goldau  mit  15000000,  sowie 
den  Berggeh utt  von  Elm  mit  10000000  kbm. 

Unter  dem  Einfluss  der  Erosion  sind  am  Rhein  Terrassen 
entstanden  und  anf  diesen  worden  an  verschiedenen  Punkten  Find- 
lingsblocke abgesetzt.  Da  nun  die  letzteren,  erst  nachdem  die 
ersteren  gebildet  waren,  an  jene  Stellen  gelangen  konnten,  nnd  da 
ferner  die  tiefe  nnd  breite  Einsenkung  des  Flimser  Halbkessels 
ausgewaschen  werden  musste,  bevor  der  Bergsturz  zu  Thal  fahren 
und  seine  Massen  da,  wo  sie  gegenwartig  sich  vorfinden,  ablagern 
konnte,  so  müsste '  diese  gewaltige  Katastrophe  jedenfalls  vor  dem 
Beginn  der  Eiszeit  eingetreten  sein  und  als  eine  vorweltliche  an- 
gesprochen werden.  Ein  vorweltlicher  Bergsturz  aber,  der  mit 
einem  Schlage  niedergegangen  ist  und  dessen  Schuttmasse  in  den 
Alpen  diejenige  des  grossten  geschichtlich  beglaubigten  Bergsturzes 
um  das  Tausendfache  an  Kubikinhalt  übertrifft,  wäre  ein  Ereignis 
von  solcher  Tragweite,  dass  es  angezeigt  ist,  das  oben  nur  in 
grossen  Zügen  angedeutete  Verhalten  jener  Schuttmasse  nun  auch 
im  Einzelnen  genauer  zu  betrachten. 

Abgesehen  von  den  riesengrossen  eckigen  Blocken,  welche, 
im  Schutt  steckend,  stellenweise  auf  den  ersten  Blick  als  anstehen- 
des Gestein  angesprochen  werden  konnten  und  erst  bei  näherer 
Betrachtung  als  lose  Felsstucke  sich  darstellen,  zeigen  sich  auch, 
wie  z.  B.  links  im  Grunde  des  wilden  Laaxertobel,  grossere  Felsen- 
partien unterhalb  der  Breccienobcrfläche.  Heim  erwähnt  solche 
Gesteinsmassen  am  Rhein  unterhalb  Versa m  an  der  neuen  Post- 
strasse, bei  der  Ruine  Wackenau,  bei  der  Türkenisla  und  der 
Isla  davoins.  Allein  das  sind  nach  seiner  Auffassung  nur  „ zu- 
sammenhängende Fetzen  von  Kalksteinschichten,  welche  ringsam 
in  dem  Brockenwerk  eingebettet  sind",  oder  »ganze  Stucke  eines 
Berges,  welche  herunterfuhren  ohne  dass  alles  in  kleine  Trümmer 
sich  auflosen  musste",  obgleich  „diese  grosseren  Schichtenfetsen 
von  Tausenden  von  Kluften  splitterig  rissig  sind,  so  dass  sie  beim 
Strassenbau  meistens  mit  dem  Bickel  bearbeitet  werden  konnten*1. 
Vom  Abrissgebiet  bis  unterhalb  Versam  und  nach  Wackenau 
mussten  diese  zusammenhängenden  Fetzen  eines  durch  und  durch 
zerklüfteten  Kalkgesteins  auf  eine  Entfernung  von  8  bis  10  km 
herabgeglitten  sein,  während  hinter  ihnen  und  um  sie  herum  die 
Massen  eines  und  desselben  Bergsturzes  zu  groben  Trümmern  bis 
zu  feinstem  Schutt  zerbarsten.  Welchen  Umfang  überdies  solche 
Stucke  eines  Berges  erreichen  mussten,  das  lässt  sich  von  vorn- 
herein schon  aus  Folgendem  abnehmen.  Auf  der  geologischen 
Karte  der  Schweiz  (2.  Auflage)  haben  Studer  und  Escher  die 
Flimserbreccie  wohl  angedeutet,  aber  von  Versam  bis  Wackenau 


Das  alte  Bergsturzgebiet  von  Fliras.  •  169 

anstehenden  Jurakalk  verzeichnet.  Welche  von  beiden  Auffassungen 
ist  die  richtige?  Um  diese  Frage  und  die  weitere,  ob  auch  noch 
an  anderen  Stellen  anstehendes  Gestein  innerhalb  des  Breccien- 
gebietes  aufragt,  zu  beantworten,  ist  es  geboten,  an  verschiedenen 
Punkten  die  Massen  der  steilen  bis  jähen  Seitenwände  des  Rhein- 
durchbruches in  nächster  Nähe  zu  untersuchen ;.  dazu  aber  bieten 
ausser  der  neuen  Strasse  unterhalb  Versam  die  Isla's  die  passendste 
Gelegenheit.  Als  Isla  bezeichnen  die  Anwohner  des  Rheines  kleine 
Stucke  Boden,  die  im  Grunde  des  Engpasses  am  Fuss  der  Ab- 
stürze gelegen  srnd  und  nur  wenige  Meter  oberhalb  des  Rhein- 
spiegels sich  erheben.  Manche  sind  mit  Wiesengrund  überzogen 
und  dienen  als  Maiensässe,  auf  einigen  werden  Feldfrüchte  gebaut, 
Türkenisla,  oder  eigentlich  Isla  da  Türk  (die  Insel  des  türkischen 
Weizen)  hat  von  der  Maiskultur  ihren  Namen  erhalten  und  Isla 
bella  ist  mit  Nadelholz  bestanden.  Zu  diesen  kleinen  Boden  führen 
nun  Fusspfade  herab  und  von  diesen  aus  ist  es  möglich,  hier 
nach  rechts,  dort  nach  links  zu  klettern  und  die  Lagerungsverhält- 
nisse zu  untersuchen. 

Von  Versam  führt,  wie  bemerkt,  die  alte  schmale  Strasse  in 
einer  kleinen  Thaleinsenkung  auf  der  Südgrenze  der  Breccie 
zwischen  dieser  und  den  steilen  Abhängen  der  Bündnerschiefer 
nach  Bonaduz.  Die  neue  Poststrasse  dagegen  zieht  an  der  Klippen- 
wand des  Rheins  entlang  und  gewährt  somit  die  Möglichkeit  die 
Massen,  aus  welchen  das  zwischen  jener  Strasse  und  dem  Rhein 
gelegene  Stück  besteht,  in  unmittelbarer  Nähe  zu  betrachten.  Von 
einem  Punkte,  welcher  der  Mündung  des  Segnesthaies  ungefähr 
gegenüber  liegt,  ist  die  Strasse  auf  eine  Entfernung  von  l3^  km 
dem  Felsen  abgesprengt.  Es  ist  ein  dunkel  blaugraues,  aussen 
mit  weisslicher  Verwitterungsrinde  bedecktes  Kalkgestein.  Inner- 
lich wird  dasselbe  nach  allen  Richtungen  kreuz  und  quer  derartig 
dicht  gedrängt  von  Klüften  durchzogen,  dass  abwitternde  oder 
abbröckelnde  Massen  einen  scharfkantigen  Grus  darstellen,  der 
bei  regelloser  Form  aber  annähernd  gleicher  Grosse  der  Bruch- 
stücke einem  Haufen  von  mit  der  Hand  geschlagenen  Strassenschotters 
gleicht.  Nur  mit  Mühe  gelingt  es  ein  grosseres  Handstück  her- 
zurichten, das  hart  behandelt  doch  in  Stücke  zerfallen  würde. 
Keine  klaffenden  Sprünge,  nur  haarfeine  Risse  durchsetzen  das 
compacte  schwarzblaue  Gestein,  das,  wenngleich  innerlich  zer- 
brochen, doch  fest  zusammenhält,  weil  seine  zahllosen  Theilstücke 
garnicht  oder  nur  höchst  unbedeutend  aus  ihrer  Lage  gebracht  sein 
können.  Denn  ohne  wahrnehmbare  Spur  von  Schichtung  bildet  es 
wie  aus  einem  Guss  hochragende,  jähe,  stellenweise  senkrechte 
Wände,  deren  Oberfläche  von  eckigen,  scharfkantigen  Zäckchen 
rauh  erscheint.     So  aber  macht  eine  derartige  Felswand  mit  ihrer 


170  G-  Härtung: 

hellen  Verwitterungskraste,  ans  einiger  Entfernung  betrachtet,  den 
Eindruck,  als  bestände  sie  aus  einer  gleichmassigen  Breccie,  in 
welcher  die  sonst  da  und  dort  immer  kenntlichen  grossem  Trümmer 
fehlen.  Das  ist  vorherrschend  der  Typus  der  ganzen  langen 
Felswand,  an  welcher  die  Strasse  entlang  zieht.  Ausnahmsweise 
bildet  das  Kalkgestein  aber  auch  bis  mehrere  Fuss  dicke  Bänke, 
die  unter  Winkeln  von  50  bis  70  Graden  südwestlich  einfallen. 
Zwischen  beiden  Arten  der  Struktur  ist  keinerlei  scharfe  Abgren- 
zung wahrzunehmen.  Der  Strassenbau  ging  hier  verhältnismässig 
leicht  von  Statten.  Im  Jahre  1881  sah  ich  wie  zwei  Männer,  auf 
Leitern  stehend,  das  innerlich  zerbrochene  Kalkgestein  mittels 
massiger  an  langen  Stielen  befestigter  Hämmer  bearbeiteten.  Unter 
gemächlichen,  durchaus  nicht  wuchtigen  Schlägen  rieselten  die 
scharfkantigen  Theilstucke  nieder,  Häufchen  wie  Strassenschotter 
bildend,  welche  andre  Arbeiter  über  den  Rand  der  Strasse  hinab- 
warfen. Bald  war  eine  herausragende  Wulst  beseitigt,  und  in 
dieser  Weise  wird  die  ganze  Strecke  mit  ihren  senkrechten  Seiten- 
wänden zum  überwiegend  grossten  Teil  aus  der  Felswand  heraus- 
geklopft worden  sein. 

In  jäher  Wand  stürzt  dieses  Kalkgestein  2 — 300  m  hoch  nach 
dem  Rhein  und  an  mehreren  Funkten  bis  zu  dessen  Wasserspiegel 
herab.  An  anderen  Stellen  lehnen  an  Steilhängen  Schuttkegel, 
von  denen  ein  paar  so  hoch  heraufreichen,  dass  die  Strasse  darüber 
hinwegzieht.  Allein  oberhalb  dieser  Schuttmassen  und  deren  Aas- 
gangspunkten setzt,  bis  auf  eine  Ausnahme,  wo  das  obere  Ende 
im  Wald  sich  verläuft,  die  Kalksteindwand  ersichtlich  ununter- 
brochen fort.  Diese  ist  wie  gewöhnlich  von  steil  herabziehenden 
Schrunden  durchfurcht,  doch  nirgends  in  Stucke  abgeteilt,  nirgends 
auch  sind  mit  Breccie  gefüllte  Spalten  von  nur  ein  paar  Fuss 
Breite  zu  entdecken.  Es  ist  vielmehr  hier  deutlichst  eine  zu- 
sammenhängende Felsmasse  von  l%km  L&nge  und  2  bis  300  m 
Hohe  biosgelegt. 

Von  der  neuen  Poststrasse  fuhrt  ein  gewundener  Fnsspfad 
nach  Isla  davoins.  Zuerst  schneidet  derselbe  das  anstehende  Kalk- 
gestein und  ein  paar  mit  Schutt  erfüllte  Schrunde,  oberhalb  deren 
Anfangen  die  Felswand  ununterbrochen  fortsetzt,  dann  zieht  er 
an  einem  bewaldeten  Schuttkegel  herab.  Die  Isla  davoins, 
wie  sie  auf  der  Karte  angegeben  ist,  oder  Isla  davos,  wie  sie 
eigentlich  heisst,  liegt  unten  am  Rhein  an  der  Ecke  zwischen 
diesem  und  der  Mündung  der  Rabiusa,  welche  hier  den  wilden 
Versamtobel  verlässt.  Bunte  Flussgerolle,  Sand  und  Grus  bilden 
teils  eine  öde  Oeschiebebank,  teils  ein  kleines  mit  Rasen  über- 
zogenes Vorland,  das  in  3  bis  4  terassenartigen  Absätzen  nur 
wenige  Meter    über  dem   Wasserspiegel  sich    erhebt«      Aus  dem 


Das  alte  Bergsturzgebiet  von  Flims.  171 

letztern  taucht  an  eider  Stelle  das  dunkle  Kalkgestein  als  Unter- 
lage der  losen  Decke  auf  und  ans  der  öden  Geschiebebank  steigt 
dasselbe  als  jene  Felswand  empor,  die  zwar  von  steilen  mit 
Schuttmassen  erfüllten  Schrunden  durchfurcht  ist,  aber  überall  als 
zusammenhangendes  Oanze  erkannt  werden  kann.  Auch  jenseits 
der  Rabiusa  bildet  das  anstehende  Ealkgestein  an  und  unfern  der 
Mundung  die  linke  Wand  des  Yersamtobels.  Oben  darüber  lagert 
Breccienmaterial,  das,  wie  Auswaschungen  zeigen,  fest  verkittet 
auch  in  steilen,  oben  auskeilenden  Massen  vom  Thalweg  herauf 
an  j&her  Felswand  lehnt.  Und  jenseits  des  Rheines  taucht  das 
dunkle  Kalkgestein  einesteils  an  der  Isla  bella  aus  dem  Wasser- 
spiegel als  Grundlage  der  losen  Decke  hervor,  wahrend  es  andern- 
teils,  wie  gleich  gezeigt  werden  soll,  als  weit  hinziehende  Fels- 
wand sich  erhebt.  Diesseits  des  Rheines  wieder,  nach  O.  von 
der  Stelle,  wo  die  neue  Poststrasse  der  Felswand  abgesprengt 
ist,  zieht  die  letztere,  zwar  mehrfach  von  Wald  und  Schutthalden 
bedeckt  aber  immer  deutlich  zu  verfolgen,  bis  zur  Ruine 
Wackenau  hin. 

Ganz  anders  dagegen  stellen  sich  an  der  Oberflache '  die 
Boden  Verhältnisse  des  Stückes  Hügelgebirge  dar,  welches  von 
jener  alten  Strasse  im  S.  bis  zum  Rhein  im  N.  etwa  l^km  in 
der  Breite  und  vom  Versamtobel  im  W.  bis  zur  Ebene  von  Bona- 
duz  im  O.  4  km  in  der  Lange  misst.  Hier  gewähren  die  be- 
waldeten hügeligen  Kuppen,  die  zwischenliegenden  Einsenkun- 
gen,  die  grubenartigen  Vertiefungen,  die  Blöcke  und  Trümmer- 
massen, welche  das  aus  dem  Pflanzenkleide  herausragende  Gestein 
bilden,  das  typische  Bild  einer  Bergsturzlandschaft.  Diese  Trümmer- 
anhäufung reicht  aber  nicht  herab  bis  zum  Bette  des  Rheines;  sie 
krönt  vielmehr,  wie  im  Segnesthai  auf  der  Wasserscheide  und  an 
der  Alp  Platta,  nur  eine  feste  Gesteinsunterlage. 

Dieselbe  feste  Gesteinsunterlage  wird  auch  auf  der  gegenüber- 
liegenden Seite  des  Rheines  von  demselben- dunklen,  zerklüfteten, 
splitterig  rissigen  Kalkgestein  gebildet.  Von  Türkenisla  im  O.  bis 
Isla  Casti  im  W.  lässt  sich  die  Felswand  gegen  4  km  weit  ver- 
folgen. An  ihr  lehnen  vom  Rheinspiegel  bis  zu  mehr  oder  weniger 
ansehnlicher  Hohe  herauf  ausgebreitete  Schutthalden,  die  sogar  an 
manchen  Stellen  durch  Schrunde  mit  den  obenauf  lagernden 
Trümmermassen  derartig  zusammenfliessen ,  dass  Felspartien  von 
einander  geschieden  werden  und  gesondert  aus  loser  Decke  zu 
ragen  scheinen.  Allein,  dass  diese  Trennung  nur  eine  oberfläch- 
liche, keine  tief  einschneidende  oder  gar  allseitige  ist,  davon  kann 
der  Beobachter  an  den  Wänden  sich  überzeugen,  die  an  der 
Mündung  des  Segnestobel  und  in  diesem  selbst  emporragen.  Denn 
wie   auf  die  Isla's  herab  führt  ein  Fusspfad  auch  in  diese  wilde 


172  &  Härtung: 

Schlucht  hinein,  während  überdies  hie  und  da  die  Wände  längs 
Wasserrissen  ersteiglich  sind,  wo  nicht  nur  in  allernächster  Nähe 
der  Einblick  in  den  Bau  des  Bergkörpers,  sondern  auch  mehrfach 
die  unmittelbare  Berührung  des  anstehenden  Gesteines  ermöglicht 
wird.  Trennen  nun  vom  Rhein  hoch  heraufragende,  mit  den  obern 
Trummermassen  zusammenfliessende  Schutthalden  in  der  Richtung 
von  NO.  nach  SW.  scheinbar  grossere  und  grosse  Felspartien,  so 
setzen  diese  ersichtlich  von  der  Mundung  in  den  Segnestobel  ohne 
Unterbrechung  weit  nach  NW.  fort.  Die  Wildheit  des  Tobeis 
verhindert  hier  die  Bildung  von  Schutthalden  beinah  vollständig; 
aus  der  engen  Thalsohle  und  meistentheils  vom  Oebirgsbach  be- 
spult schiessen  die  jähen  Kalkwände  bis  dahin  empor,  wo  die 
Trümmermasse  darauf  lagert,  und  nirgends  füllt  diese  von  oben 
herab  Spalten  von  auch  nur  ein  paar  Fuss  Weite. 

In  derselben  Art  und  Weise  wie  nach  ostwärts  von  der 
Mündung  des  Segnestobels  tritt  auch  nach  westwärts  von  dieser 
die  feste  Gesteinsunterlage  und  zwar  an  dem  Absturz  der  Terrassen- 
fläche  La  Ransun  zu  Tage.  Wie  dort  die  Turkenisla,  so  liegt 
hier'  die  Isla  bella  am  Fasse  des  Steilhanges  in  einer  Schlinge 
des  Rheines;  und  wie  jenseits  des  letzteren  an  der  Isla  davos,  so 
taucht  auch  diesseits  an  der  Isla  bella  das  dunkle  Kalkgestein 
5  bis  10  Fuss  hoch  als  Liegendes  der  losen  Decke  aus  dem 
Wasserspiegel  empor.  Aber  an  der  westlichen  Ecke  dieses  kleinen 
Vorlandes  wächst  die  sichtbare  Mächtigkeit  des  anstehenden  Kalkes 
derart  plötzlich  um  das  Dreifache  an,  dass  der  dadurch  entstandene 
Durchschnitt  einem  grossen  lateinischen  L  gleicht  Der  Winkel 
zwischen  dem  stehenden  und  liegenden  Balken  ist  mit  losen 
Massen  gefüllt,  der  letztere  als  ein  Teil  der  fortlaufenden  Kalk« 
Schicht,  der  erstere  als  die  Anschwellung  derselben  zu  denken, 
welche  nach  links  am  Ende  des  Vorlandes  bald  unter  Breccien- 
masse  verschwindet.  Zu  einer  Zeit,  als  der  Wasserspiegel  hoher 
stand  als  jetzt,  floss  der  Rhein  rechtwinkelig  zu  der  Ebene  des 
Papiers,  auf  welchem  das  L  verzeichnet  ist,  an  der  durch  dessen 
stehenden  Balken  angedeuteten  Klippe  entlang,  später  setzte  er 
daselbst  Geschiebe  ab  und  endlich  schlug  er,  immer  tiefer  herab- 
schneidend, die  durch  die  Ebene  des  Papiers  angedeutete  Richtung 
bis  dahin  ein,  wo  er  herumschwingend  nun  die  Schlinge  bildet. 
So  entstand  der  Durchschnitt,  in  welchem  als  Markstein  ein 
Überrest  des  einst  vom  Rhein  bespulten  Fusses  der  Kalksteinwand 
erhalten  blieb,  der  gegenwärtig  die  niedere  bewaldete  halbkreis- 
förmige Isla  bella  vorgelagert  ist. 

Im  Obigen  ist  also,  dem  rechtsseitigen  Ufer  des  Rheines 
entsprechend,  auch  auf  dem  linksseitigen  unterhalb  der  Trümmer- 
anhäufungen  die  feste  Gesteinsunterlage  von  jenseits  Digg  bis  com 


Das  alte  Bergstarzgebiet  von  Films.  173 

Westende  der  Isla  bella  auf  eine  Entfernung  von  mindestens 
3^ km  verfolgt  worden.  Bei  der  Türkenisla  im  O.  erhebt  sich 
Crestanlta  211,  westlich  der  Mündung  des  Segnestobel  der  Rand 
von  La  Ransun  165  m  aber  dem  Rheinspiegel  und  von  diesen 
senkrechten  Abstanden  entfallt  auf  die  Oesteinsanterlage  weitaus 
der  grossere,  auf  die  darüber  lagernden  Trümmermassen  nur  ein 
Bruchteil  des  Ganzen.  Westlich  von  La  Ransun  und  Isla  bella 
ist  dann  an  dem  Steilhang,  der  bei  Gon  etwa  380  ra  über  dem 
Rheinspiegel  sich  erhebt,  und  an  dessen  Fuss  Isla  Casti  gelegen 
ist,  noch  ein  ansehnliches  Stück  Kalkgebirges  entblosst  Das 
dunkle  durch  und  durch  splitterig  rissige  Kalkgestein  bildet  hier 
ohne  eine  wahrnehmbare  Spur  von  Schichtung  wie  aus  einem 
Gu8S  hochragende,  jähe,  pfeilerartige  Vorsprünge,  welche,  aus 
einiger  Entfernung  betrachtet,  mit  ihrer  weisslichen  Verwitterungs- 
krnste  durchaus  nicht  das  Ansehen  einer  compacten  Felsart  haben. 
Gleich  daneben  ist  dasselbe  nicht  durchweg  in  jener  Weise,  sondern 
vielfach  nur  in  weiteren  Abstanden  regelmassiger  von  Kluftflachen 
durchzogen  und  zwischen  solchen  soliden  Massen  sind  oft  zu 
Splittern  zerquetschte  Streifen  eingeschaltet,  aber  wie  drüben 
jenseits  des  Rheines  an  der  neuen  Poststrasse  ist  auch  hüben 
zwischen  dem  verschiedenartigen  Struckturverhalten  eine  durch- 
gehend scharfe  Abgrenzung  nicht  zu  verfolgen.  Von  dem  niederen, 
ebenfalls  in  einer  Schlinge  des  Rheins  gelegenen  Vorlande  der 
Isla  Casti  herauf  lehnen  zum  Teil  bewaldete  Schutthalden  an 
diesen  Felsen,  die  übrigens  in  bedeutendem  senkrechtem  Abstand 
nach  aufwärts  dem  oberen  Rande  von  Con  bis  auf  etwa  60  m  sich 
nähern.  Dort  in  der  Gegend  des  laufenden  Brunnens  krönt  die 
mächtige  Klippen  wand  eine  Anhäufung  grosser  und  grosster,  ja, 
mitunter  so  riesiger  Kalkblocke,  dass  die  Frage,  ob  hier  nicht 
etwa  doch  ein  Stück  Felsen  herausragen  könnte,  angeregt  wird, 
aber,  da  auch  anderwärts  solche  Felsstücke  lose  beobachtet  sind, 
nicht  mit  Sicherheit  bejaht  werden  kann. 

Von  den  Kalkfelsen  der  La  Ransun  ist  die  oberhalb  Isla 
Casti  aufragende  Felsklippe  durch  eine  Breccienmasse  geschieden, 
die  eine  noch  ansehnlichere  Breite  als  das  durch  sie  abgesonderte 
Stück  Kalkwand  einnimmt.  Diese  Breccienklippe  ist  zwar  un- 
ersteigbar, aber  doch  von  oben  und  von  den  Seiten  her  aus 
nächster  Nähe  zu  beobachten,  und  nirgends  tritt  da  in  den  steil 
niedergehenden  Schrunden  eine  Spur  anstehenden  Gesteins  zu 
Tage.  Ebenso  gestalten  sich  die  Verhältnisse  auch  weiter  nach  W. 
Von  den  Kalkfelsen,  an  deren  Fuss  Isla  Casti  liegt,  bis  zum 
Laaxertobel  ist  auf  eine  Entfernung  von  etwa  4  km  nirgends  an- 
stehendes Gestein  in  oder  unter  der  mächtigen  Breccienklippe 
aufgeschlossen.     Im  Laaxertobel  erst  fliesst  der  Bach  auf  der  ost» 


174  &  Härtung: 

liehen  Seite  ungefähr  500  m  an  einer  steilen  Felswand  entlang, 
die  bis  70  ra  hoch  über  der  Sohle  emporsteigt  und  thalabwärts  an 
Hohe  verliert.  Diese  sonst  rings  von  der  Breecie  umschlossene. 
Felswand  besteht  aber  nicht  mehr  aus  dem  dunklen  Kalkgestein, 
sondern  aus  grünlichem  Verrucano,  wie  er,  in  gerader  Linie  ge- 
rechnet, schon  ^km  weiter  westlich  anstehend  vorkommt. 

Einen  eigenartigen  Anblick  gewähren  nun  diese  Breccien- 
klippen,  welche  aus  der  Gegend  der  La  Ransun  hüben  und  drüben 
bis  gegen  die  Mündung  des  Laaxertobels  aus  der  engen,  vom 
Rhein  durchströmten  Thalsohle  emporsteigen«  Bei  Isla  Casti  ragt 
die  Wand  880»  westlich  davon  unter  Pleunca  bialla  500,  noch 
weiter  nach  W.  vor  Tuora  250  und  bei  Las  Foppas  nnr  noch 
150  m  über  dem  Rheinspiegel  auf,  während  gegenüber  die  ent- 
sprechende Klippe  annähernd  gleiche  Erhebungen  aufweist.  Den 
Gesamteindruck  bedingt  eine  hellleuchtende,  anscheinend  völlig 
ungeschichtete  Masse,  die  vom  Rheinspiegel  jäh  emporschieast  und 
oben  in  bewaldetem  Klippenrand  sich  verliert,  von  Schrunden 
und  Wasserrissen  durchfurcht  und  auf  den  zugeschärften  Zwischen- 
rücken hie  und  da  mit  thurmartigen  Zinnen  und  Zacken  gekrönt 
ist.  Erbsen-,  nuss-,  apfel-,  faust-  bis  kopfgrosse  eckige  Trümmer, 
denen  grössere  und  grosse  Steine,  jedoch  die  letzteren  nicht  ein- 
mal überall  beigemengt  sind,  bilden  das  Material,  das,  felsenfest 
verkittet,  jähe,  mehrfach  völlig  senkrechte,  stellenweise  sogar 
überhängende  Klippen  von  ansehnlicher  Höhe  zusammensetzt 
Beinah  ausschliesslich  lieferte  das  dunkelblaugraue  Kalkgestein 
die  Masse  dieser  Breccienwände,  denen  gegenwärtig  ein  herüber- 
gewaschener, durch  Verdunstung  entstandener  mörtelartiger  Über- 
zug eine  die  innere  Zusammensetzung  verschleiernde  Gleich- 
mässigkeit  der  äussern  Erscheinung  giebt,  so  dass  beim  ersten 
flüchtigen  Überblick  das  Ganze  wie  aus  einem  Guss  gebildet  dem 
Beschauer  entgegentritt.  Freilich  vermag  auch  eine  genauere  von 
verschiedenen  Punkten  aus  angestellte  Beobachtung  keine  eigent- 
liche Schichtung  an  den  beiderseitigen  Klippenprofilen  au  ent- 
decken, aber  immerhin  heben  sich  an  diesen  grosse  unregelmässig 
über  einander  lagernde  Massen  ab.  Das  Breccienmaterial  ist  nicht 
durchweg  zu  einer  compacten  Masse  fest  zusammengepackt.  An 
mehreren  Punkten  sind  die  eckigen  Kalktrümmer,  wie  im  Sool- 
hügel  bei  Schwanden  im  Ganton  Glarus,  derartig  mit  einander 
verkittet,  dass  überall  je  nach  Grösse  und  Lage  der  Bruchstücke 
zwischen  diesen  verschieden  gestaltete  Hohlräume  zurückblieben 
und  die  Breecie  löcherig  erscheint.  Auch  wechseln  Grösse  der 
Bruchstücke  und  Ansehen  der  Breccienmassen  hie  und  da  zonen- 
weise« Ohne  dass  eine  scharf  begrenzte  Schichtung  vorliegt, 
markiert  sich   doch   mitten   im   Absturz   nur   ein   Stück   weit  eine 


Das  alte  Bergstnngebict  von  Flims.  175 

Lage  mit  auffallend  grossen,  der  gleichmassiger  zusammengesetzten 
Breccie  eingelagerten  Blocken.  Das  ist  z.  B.  im  Laaxertobel  zu 
beobachten.  Ebendaselbst  ist  an  der  linken  Wand  ein  noch  be- 
deutsamerer Durchschnitt  blossgelegt.  Zwischen  der  hellaschgrau, 
beinah  weiss  gefärbten,  nur  spärlich  mit  etwas  grosseren  Steinen 
gespickten  Breccie  ist  ein  Stuck  auffallend  dunklerer  bräunlicher 
Schuttmasse  eingeschaltet,  das  vorwiegend  aus  grosseren  eckigen 
Trümmern  besteht,  besonders  nach  oben  scharf  abgegrenzt  ist*  und 
nach  N.  wie  S.  sich  auskeilt.  Oleich  nordlich  davon,  wo  die 
Klippenwand  schnell  und  ansehnlich  sich  erhöht,  steigt  in  der 
aschgrauen  Breccie  anhaltend  eine  gebogene  scharfe  Absonderungs- 
linie derartig  sanft  nach  N.  an,  dass  von  der  unteren  eine  obere 
Masse  entschieden  sich  abhebt,  während  in  der  letzteren  eine 
andere  noch  deutlich,  wenngleich  weniger  scharf  markirte  beinah 
wagrechte  Teilungslinie  sichtbar  ist. 

Auffallend  ist,  dass  die  hausgrossen  Riesenblocke,  welche  an 
nnd  nahe  der  Oberfläche  so  zahlreich  sind,  in  allen  jenen  tiefer 
herabschneidenden  Durchschnitten  fehlen.  Das  aus  grosseren  Steinen 
und  Blocken  bestehende  grobe  und  gröbste  Material,  welches  gerade 
durch  sein  Vorwiegen  die  typische  Bodengestaltung  der  Breccien- 
oberfläche  bedingt,  ist  hier  durch  die  herrschenden  stärker  zer- 
trümmerten Schuttmassen  zurückgedrängt.  Dieses  Verhalten  kenn- 
zeichnet die  Breccienmassen  auf  beiden  Seiten  des  Rheines.  Vom 
oberen  Rande  der  an  La  Ransun  entblössten  festen  Kalkfelsunter- 
lage zieht  die  gleiche  Anhäufung  mit  dem  vorherrschenden  groben 
Trämmermaterial,  das  an  der  Oberfläche  die  Bergsturzlandschaften 
bildet,  nach  westwärts  nicht  nur  über  das  bei  Isla  Casti  entblosste 
Stuck  Kalkwand,  sondern  Ober  die  ganze  ausgedehnte  Breccien- 
klippe  hinweg.  Je  weiter  nach  W.  umsomehr  wächst  die  Mächtig- 
keit dieser  Deckenschicht  bis  sie  jenseits  der  Oipfel-  oder  Kamm- 
linie wieder  allmählich  an  Dicke  einbüsst.  Die  Orenze  ist  nicht 
immer  eine  scharfe;  gelingt  es  überhaupt  nicht  überall  eine  solche 
zu  bestimmen,  so  hebt  sich  doch  im  Allgemeinen  deutlich  von  der 
unteren  eine  obere  Etage  durch  Färbung  und  Ansehn  auch  da 
noch  ab,  wo  eine  unmittelbare  Berührung  durch  Bewaldung  oder 
Steilheit  der  Klippe  ausgeschlossen  wird«  Auch  die  untere  mächtigere 
Etage  ist,  wie  schon  bemerkt,  wenn  auch  nicht  regelrecht  ge- 
schichtet, so  doch  ablagerungsweise  gegliedert.  An  ihr  giebt  es 
sogar  Punkte,  wo  die  Breccie  in  einzelnen  herausgeschnittenen 
zungenformigen  Lappen  mit  deutlicher  Schichtung  unter  Winkeln 
von  30  bis  40  Graden  gegen  die  Thalsohle  einfallt.  Erwähnt  ist 
auch  bereits,  dass  unfern  der  Mündung  des  Versamtobel  an  der 
Klippenwand  verkittete  Breccienmassen,  nach  oben  ausspitzend, 
an  den   Kalkfelsen  lehnen.     Nach  Zusammensetzung  und  Struktur 


176  <*•  Härtung: 

nicht  von  einander  zu  unterscheiden  sind  gegenwärtig  zu  Breccie 
verkittete  lose  Massen,  welche  im  O.  scfaiattkegelartig  an  den  Fels- 
wänden des  Bergkörpers  lehnen,  von  solchen,  die  im  W.  als 
Klippenwände  ans  dem  Rhein  emporsteigen.  Es  giebt  auch  Punkte, 
wie  z.  B.  im  Laaxertobel ,  wo  aus  Breccie  entstandenes  Schatt- 
haldenmaterial wiederum  eine  Verkittung  erfuhr.  Allein  an  der 
grossen  Masse,  die  unter  Pleunca  bialla  am  mächtigsten  emporragt, 
ist  es  schon  wegen  der  unnahbaren  Steilheit  der  Abstürze  nicht 
mehr  möglich  die  gegenwärtige  Breccie  in  ursprungliches  und 
sekundäres  Bergsturz-  und  Schutthaldenmaterial  zu  sondern. 

Ebendaselbst  sowie  weiter  nordwärts  an  den  1247  und  1270  m 
Meereshohe  erreichenden  Kuppen  des  Mutt  ist  es  freilich  nicht 
möglich  durch  unmittelbare  Beobachtungen  das  Dasein  eines  Berg- 
körperrestes nachzuweisen,  der,  sowie  weiter  ostwärts,  auch  hier 
bis  zu  einer  den  Verhältnissen  entsprechenden  Hohe  üb.er  der 
Sohle  des  Hauptthaies  sich  erhebt.  Wohl  aber  finden  sich  östlich 
und  westlich,  südlich  und  nördlich  dieser  Anschwellung  der  Berg- 
sturzmassen deutliche  Reste  der  anstehenden  Gesteinsunterlage, 
welche  Anhaltspunkte  für  die  obige  Annahme  liefern.  Auf  der 
rechten  Seite  des  Rheines  unterhalb  Versam,  an  der  Einsenkung, 
welche  die  Südgrenze  der  Breccie  bezeichnet,  ragt  aus  dieser  an 
der  Kuppe  von  988  m  Meereshöhe  eine  abbröckelnde  Wand  des 
zerklüfteten  und  zerrütteten  dunkeln  Kalkgesteins.  Das  letztere 
bildet  auch  oberhalb  Versam  an  der  1047  m  über  Meer  gelegenen 
Erta  Cresta  eine  gegen  WSW.  gekehrte  Felswand,  an  der  von 
unten  herauf  Schutthalden  lehnen.  Links  des  Rheines  ist  der 
Segnestobel,  wie  bereits  gezeigt  wurde,  in  dem  anstehenden  Kalk- 
gestein eingeschnitten.  Dieses  tritt  neben  nur  untergeordneten 
Schutthalden  im  unteren  Teil  der  Schlucht  entschieden  in  den 
Vordergrund,  im  oberen  dagegen  macht  sich  das  umgekehrte  Ver- 
hältnis geltend.  Hier  herrschen  die  Schutthalden  vor,  welche 
mit  den  obenauf  lagernden.  Trümmermassen  mehr  und  mehr  zu- 
sammen Mi  essen  und  dann  zwischen  inne  nur  noch  Stücke  der 
bröckelnden  Wand  frei  lassen.  Hier  könnte  der  Beobachter, 
welcher  nicht  von  S.  vordringend  den  Übergang  verfolgte,  sondern 
am  Nordrand  der  Schlucht  nahte,  zuerst  noch  an  lose,  von 
Trümmeranhäufungen  umschlossene  Felsstücke  denken.  Allein 
auch  hier  fassen  gleich  unterhalb  der  Pintrunbrücke  bis  etwa  15  m 
hoch  aufragende  Wände  des  dunkeln  Kalkgesteins  den  Gebirgs- 
bach  auf  beiden  Seiten  ein.  Oberhalb  dieser  auf  780  m  Meeres- 
höhe gelegenen  Brücke  ändert  sich  dann  der  Typus  der  Thal- 
bildung vollkommen ;  statt  eines  engen  Tobeis  ist  hier  die  Wiesen- 
fläche Prada  1^  km  von  S.  nach  N.  und  l1^  km  von  O.  nach 
W.  ausgebreitet.     Ähnlich  dem  im  Oberlauf  des  Thaies  gelegenen 


Das  alte  Bergstarsgebiet  von  Flims.  177 

Segnes  sät  ist  diese  auch  „Seeboden"  benannte  Ebene  nach 
südwärts  ganz  sanft  abgedacht,  aus  angeschwemmtem  Geröll- 
material gebildet  und  am  unteren  Ende  durch  eine  Trümmeran- 
häufung abgedämmt,  als  deren  Liegendes ,  wie  oben  bei  der  Alp 
Platta,  Kalkgestein  gleich  zu  Anfang  des  tief  eingeschnittenen 
Tobeis  zu  Tage  tritt«  Allein  während  im  N.  bei  Mulina  aller- 
dings das  Kalkgestein  mit  Sudfallen  unter  dem  Schwemmboden 
der  Prada  einschiesst,  ist  dieser  auf  beiden  Seiten  nicht  wie  der 
Segnes  sut  von  Felswänden,  sondern  von  Trümmermassen  ein- 
gefasst,  die  im  O.  bei  Digg  und  Las  Seaz  900  und  865,  im  W. 
am  Uaul  grond  930  bis  960m  über  dem  Meere  und  überhaupt 
65  bis  160  m  über  der  mittleren  Erhebung  des  Seebodens  empor- 
ragen. Westlich  der  aus  Trümmermassen  gebildeten  Bodenan- 
schwellung des  Mutt  ist  der  im  Grunde  des  Laaxertobels  an- 
stehende Verrucanofels  bereits  erwähnt  worden.  Reste  zerfallen- 
der Kalkwände  sind  auch  nordlich  davon,  wo  der  Segnesbach  in 
den  Halbkessel  von  Flims  tritt,  unterhalb  des  Falles  in  der  kleinen 
Schlucht  aufgeschlossen,  die  an  der  Poststrassenbrücke  unfern  Flims 
sich  öffnet. 

Bei  dem  Aufsuchen  derartiger  Bergkorperrestc  zeigt  sich 
wohl  "ein  Durchschnitt,  wo  es  den  Anschein  hat,  als  ob  die  zer- 
kleinerten Massen  das  compacte  Gestein  trügen;  allein  bei  näherer 
Betrachtung  ergiebt  sich,  dass  die  ersteren  als  feinere  Breccie  bis 
auf  ein  steil  abgeschnittenes  Stück  entfernt  und  dem  Fels  unten 
angelagert  sind.  Dann  vermeint  der  Beobachter  entschieden  das 
anstehende  zerklüftete  Kalkgestein  nur  mit  erweiterten  Fugen  in 
gelockertem  Zustand  vor  sich  zu  sehen,  wie  das  an  den  Aussen- 
teilen von  Kalkwänden,  die  längere  Zeit  dem  Einfluss  des  Dunst- 
kreises und  der  Schwerkraft  der  eignen  Massen  ausgesetzt  waren, 
gemeinhin  der  Fall  zu  sein  pflegt.  Aber  dicht  daneben  offenbart 
sich  an  dem  Durchschnitte  ebenso  klar  die  Brecciennatur  und  noch 
ein  kleines  Stück  weiter  ist  es  wieder  ein  Absturz  im  Abbröckeln 
begriffenen  Kalkgesteins.  Auch  dieser  Wechsel  ist  zu  erklären. 
Jähe  Kalkwände  sind  von  steil  niedergehenden  Schrunden  durch- 
furcht und  diese  mit  ebenfalls  steil  lagernden  Schuttmassen  erfüllt. 
Werden  nun  die  letzteren  im  Laufe  der  Zeit  zu  Breccie  verkittet, 
schneidet  dann  die  Erosion  rechtwinklig  zur  Richtung  der  Schrunde 
tiefer  herunter,  weiter  zurück  und  aus  dem  Ganzen  einen  Absturz 
heraus,  so  entstehen  ganz  naturgemäße  dergleichen  anscheinend 
rätselhafte  Durchschnitte.  Kurz,  alles  zusammengefasst,  lässt  sich 
das  anstehende  Gestein  deutlich  und  weit  genug  verfolgen,  um  zu 
dem  Schlüsse  zu  berechtigen,  dass  die  Flimserbreccie  nicht,  wie 
ihre  Oberflächengestaltung  anzudeuten  scheint,  eine  bis  zum  heu- 
tigen   fibeinspiegel  .oder  noch    ansehnlicher  vertiefte,    halbkessel- 

Zeitachr.  <L  GcMlbeh.  I  Erdk.  Bd.  XIX.  12 


178  Gk  Härtung: 

formige  Thalbildung  erfüllt,  sondern  vielmehr  einen  durch  Erosion 
herausgeschnittenen  and  stark  verkleinerten  Rest  des  Bergkorpen 
aberdeckt  and  teilweise  verhallt. 


Die  Flimserbreccie  liegt  im  Bereich,  ihre  Umgebangen  bilden 
einen  Teil  der  grossen  Glarner  Doppelfalte.  Wohl  sind  in 
neuester  Zeit  wiederum  Zweifel  erhoben  worden  gegen  die  Stich- 
haltigkeit dieser  Deutung  der  geotektonischen  Verhältnisse,  welche 
A.  Escher  v.  d.  Linth  zuerst  aufstellte  und  A.  Heim  in  seinem 
Werk  über  den  Mechanismus  der  Gebirgsbildung  ausführlich  be- 
handelte; allein  weder  kann  bislang  der  Gegenbeweis  als  end- 
gültig erbracht,  noch  können  die  anderen  mehr  angedeuteten  ala 
durchgeführten  Erklärungen  als  durchschlagend  gelten.  Zum  Ver- 
ständnis dessen,  was  Über  die  Flimserbreccie  zu  sagen  bleibt,  ist 
es  notwendig,  unter  Verweisung  auf  den  betreffenden  Abschnitt 
des  oben  genannten  Werkes,  hier  die  allgemeinen  Züge  dieser 
grossartigen  Lager ungs Störung  und  Überschiebung  der  Schichten- 
folgen in  Erinnerung  zu  bringen. 

Die  ältesten  Schichten  des  Gebietes  bestehen  ans  dem  Ver- 
rucano, aus  einer  Gruppe  sehr  verschieden  zusammengesetzter 
Felsarten,  die  einesteils  Breccien,  Conglomerate,  Sandsteine,  an- 
dern teils  halbkrystallinische  bis  krystallinische  Schiefergebilde  nnd, 
wie  die  Gesteine  der  Sparagmit- Etage  Norwegens,  die  ältesten 
Schichten  entschieden  sedimentärer  Entstehung  darstellen.  In 
den  Anthracitschiefern,  welche  vielfach  im  Verrucano  liegen,  sind 
etwa  20  km  westlich  von  unserm  Gebiet  am  Bifertengrätli  im 
Canton  Glarus  Pflanzenreste  der  Steinkohlenformation  aufgefunden 
worden*).  Während  daher  ein  ansehnlicher  Teil  des  so  aufge- 
fassten  Verrucano  der  carbonischen  Periode  angehört,  würden 
andere  Teile  desselben  als  Vertreter  älterer  wie  jüngerer  paläozoi- 
scher Perioden  anzusprechen  sein. 

Die  Bedeutung  des  Begriffes  Verrucano  wird  übrigens  sehr 
verschieden  aufgefasst.  Vacek**)  will  eine  mächtige  Gruppe  von 
Dolomiten,  Schiefern  und  Sernifiten,  „deren  Gliederung  noch 
lange  nicht  durchgeführt  ist*4,  als  „  Verr  ucanoreihe  tt  und  als  eine 
„Tiras-Rhät-Gruppe"  aufgefasst  wissen.  Rothpletz***)  scheidet 
ganz  sachgemäss  archäische,  silurische  and  carbonische  Äquivalente 


*)  A.  Rothpletz:  Die  Steinkohlenformation  und  deren  Flora  a.  d.  Oft* 
Seite  des  Tödi.     Abh.  d.  Schweiz,  geol.  Ges.    Bd.  6.    1879. 

**)  Vacek:  Über  die  Schichtenfolge  in  der  Gegend  der  Glarner  Doppel- 
falte.   Verh.  d.  k.  k.  Reichsanstalt,  Wien  1881.     No.  3,  S.  43. 

***)  A.  Rothpletz:   Zum  Gebirgsbaa  der  Alpen  beiderseits  des  Rheines. 
Zeitschr.  d.  Deutsch,  geol.  Ges.  XXXV.  (1883)  I.   S.  134. 


Das  alte  Bergsturzgebiet  von  Flims. 


179 


als  altere  Gebilde  von  den  Verrncanogebilden,  die  er  in  eine 
untere  dem  Rothliegenden  entsprechende  Verrucanostufe  nnd  in 
eine  obere  dem  Zechstein  sich  anschliessende  Dolomitstufe  sondert. 
Diese  Dolomitstufe  entspricht  der  Röthigruppe,  welche  Heim  auf 
den  Verrucano  folgen  lasst  nnd  ebenfalls  dem  Zechstein  der  per- 
mischen Formation  vergleicht,  so  dass  ein  Teil  des  darunter 
liegenden  Verrucano  das  Rothliegende  vertreten  würde.  Nach 
Heim  und  Vacek  bildet  der  Verrucano  die  concordante  Grund- 
lage der  Sedimente  der  jüngeren  Formationsreihen,  nach  Rothpletz 
liegen  die  unter  sich  concordanten  mesozoischen  Schichten  dis- 
cordant  auf  den  permischen,  nach  Allen  trägt  der  Verrucano,  wo 
er  normal  liegt,  als  älteres  Glied  die  Schichtenfolgen  der  jedesmal 
vorhandenen  jüngeren  Flötsformationen.  Wo  nun  aber  am  Vorab 
und  in  den  Einschnitten  des  Sether-,  Laaxer-,  Segnes-  und  Rusna- 
baches  das  Liegende  unter  dem  Verrucano  aufgeschlossen  ist,  da 
wird  es  nicht  von  den  älteren  Gesteinsmassen,  sondern  von  den 
jüngeren  Flotzformationen  gebildet.  Die  Überschiebung  der  Schich- 
tenfolgen, die  hier  stattgefunden  hat,  veranschaulicht  die  folgende 
schematische  Obersicht. 


Norden. 


GewölbeschenkeL 

E     O     C    E    N 
KREIDE 
JURA 

Gewölbe- 
bie- 
gung. 

Hittel- 
schenkel, 

VERRUCANO_ 
-VERRUCANO- 
J       ü       R       A 
KREIDE 

Gewölbe- 
kern.  — 

Mittel- 
schenkel. 

Mulden- 
kern. 

-E     0     C     E    N- 
E     0     C     E    N 

KREIDE 

JURA 

VERRUCANO               -J 

Muldenschenkel. 

Süden. 


Mulden- 
bie- 
gung. 


Die  durch  Überschiebung  entstandene  liegende  Sudfalte  der 
Glarner  Doppelfalte  ist  nicht  wagerecht,  sie  steigt  vielmehr  von  S. 
nach  N.  an,  es  fallen  in  ihr  die  Schichten  von  N.  nach  S.  ein 
und  ee  muss  demgemäss  das  Blatt  mit  der  schematischen  Über- 
sicht von  links  nach  rechts  überkippt  werden,  um  den  Sachverhalt 
richtiger  zu  veranschaulichen.  An  dem  Gewölbeschenkel ,  in 
welchem    die    Schichtenfolgen    normal    übereinander   liegen,    sind 

12* 


180  ö.  Härtung: 

Eocen,  Kreide  and  Jura  nicht  mehr  vorhanden;  gegenwartig  bildet 
hier  der  Verrucano  die  Oberfläche  von  Hochgebirg  und  Abhängen. 
Unter  ihm  sind  in  den  Thaleinschnitten  die  Schichten  des  Mittel* 
und  Mulden  Schenkels  bis  anf  dessen  Verrucano,  der  hier  nirgends 
entschieden  zu  Tage  tritt,  mehr  oder  minder  vollständig  auf- 
geschlossen. Da  wo  diese  Schichten  in  Folge  der  Faltung  empor- 
geschoben und  in  der  Maidenbiegung  nach  nordwärts  am-  and 
übergelegt  sein  müssen,  sind  einesteils  an  den  sichtbar  vorhandenen 
Resten  des  Bergkörpers  die  Kalkgesteine  in  der  früher  erwähnten 
Weise  durch  und  durch  zerklüftet,  gleichsam  zerschiefert,  sowie 
andernteils  die  bedeutendsten  Massen  der  Flimserbreccie  angehäuft. 
Nach  Rothpletz*),  der  als  Gegner  der  „Faltungstheorie*  die  Ur- 
sächlichen Lager ungsverhältnisse  durch  Verwerfungen  and  Ver- 
schiebungen zu  deuten  versacht,  wenden  sich  in  der  Südfalte  die 
Schichten  des  Perm,  des  Jura,  der  Kreide  und  des  Eocen  im  N. 
des  Vorderrheinthaies  C-formig  um,  so  dass  eine  grosse  liegende, 
nach  N.  offene  Mulde  entsteht.  In  der  oben  gegebenen  Schema- 
tischen  Übersicht  würde  sonach  dem  Muldenkern  die  nach  N. 
offene  Mulde,  dem  Mittelschenkel  mit  den  normal  und  in  um- 
gekehrter Reihenfolge  entwickelten  Schichten  aber  der  C-formig 
umgebogene  Muldenschenkel  entsprechen,  Ist  hier  schon  nicht 
der  Ort,  so  ist  es  überhaupt  nicht  einmal  notwendig,  behufs  einer 
Deutung  der  Entstehung  und  Ablagerang  der  Flimserbreccie  auf 
eine  Erörterung  der  beiden  genannten  Auffassungen  weiter  ein- 
zugehen. Welcher  derselben  der  Vorzug  schliesslich  eingeräumt 
werden  mag,  jedenfalls  müssen  in  dem  in  Frage  stehenden 
Gebiet  in  Folge  der  bedeutenden  Schichtenstorungen  sehr  an- 
sehnliche mechanische  Kraftäusserungen  auf  die  Gesteine  einge- 
wirkt und  deren  eigenartiges  Verhalten  in  hohem  Grade  beein- 
flusst  haben. 

Rings  um  die  Flimserbreccie  haben  die  Schichten  Südfallen. 
An  der  Nordgrenze  ragt  über  der  Breccie  empor,  schiesst  nnter 
ihr  ein  die  Hauptmasse  des  Muldenschenkels,  der  Malm  oder 
Hocbgebirgskalk  des  Oberjura.  Aus  Malm  besteht  ebenfalls  die 
Hauptmasse  der  Trümmer,  denen  indessen,  wie  später  gezeigt 
werden  soll,  auch  Bruchstücke  anderer  Felsarten,  an  gewissen 
Punkten  selbst  gruppenweise  beigemengt  sind.  An  der  Südgrense 
dagegen  ragen  über  der  Breccie  empor  und  fallen  von  ihr  weg 
die  Schichten  des  Bündnerschiefers.  Wie  das  beim  Verrncano 
der  Fall  ist,  so  ist  auch  die  Bedeutung  des  Begriffes  „Bündner- 
schiefer" noch  umstritten.  Als  graue  und  schwarze  Thon-  ssd 
Mergelschiefer,  die   durch  zunehmenden  Kalkgehalt  in  mehr  oder 

•)  A.  a.  O.  a  162. 


Das  alte  Bergsturzgebiet  von  Flims.  lg l 

weniger  reine  Kalkschiefer  übergehen,  aber  auch  stärker  durch 
Kieselgehalt  verkittet  sind  und  durch  Aufnahme  von  Glimmer 
selbst  dem  Glimmerschiefer  ähnlich  werden,  die  mit  dunkelgrauem 
Kalk,  mit  kieseligem  Sandstein  und  Sandstein  schiefern  wechseln, 
unterscheiden  sich  die  mächtig  und  weit  nach  S.  wie  auch  nach 
NO.  über  das  Prättigau  verbreiteten  Bundnerschiefer  petrographisch 
von  den  Massen  der'  Breccie.  Vacek  mochte  die  Bundnerschiefer 
als  eine  mächtige  Ealkthonphyllitformation  als  Basis  der  von  ihm 
als  Tria8-Rhät-Gruppe  aufgefassten  Verrucanoreihe  hinstellen.  Heim 
schliesst  sich  der  Annahme  der  Forscher  an,  welche  die  Bundner- 
schiefer als  Lias  oder  Unterjura  ansprechen;  als  solche  sind  sie 
nach  ihm  hier  „an  der  Sudgrenze  der  Glarner  Doppelfalte  von 
dieser  ganz  unverrückt  an  ihrer  Stelle  gelassen  worden a.  Auch 
hier  ist  es  nicht  notwendig,  behufs  einer  Deutung  der  Fliraser- 
breccie  auf  die  streitige  Auffassung  weiter  einzugehen. 

Im  W.  der  Flimserbreccie  ist  die  Verrucanodecke  vom  Hoch- 
gebirge bis  an  und  über  die  Thalsohle  hinaus,  wo  sie  in  der 
Pradella  den  Felsenkanal  des  Rheines  bildet,  als  zusammen- 
hängende Masse  ausgebreitet.  In  derselben  Richtung  fällt  sie 
nicht  nur  ab,  es  nimmt  auch  ihre  gegenwärtige  Mächtigkeit  von 
NNW.  nach  SSO.  mehr  und  mehr  zu.  Im  O.  des  grossen 
Trümmerfeldes  ist  aus  der  Gegend  von  Trins  nach  Tamins  am 
unteren  Berggehänge  ein  Stuck  Verrucanodecke  und  im  N.  wie 
NO.  des  erstem  sind  von  dieser  nur  auf  den  Kämmen  und  zwischen 
den  Thaleinschnitten  mehr  oder  minder  bedeutende  Reste  übrig 
geblieben.  Wie  bemerkt,  fliesst  der  Bach  im  Laaxertobel,  der 
im  Mittel  200  m  tief  eingeschnitten  sein  mag,  auf  der  ostlichen 
Seite  ungefähr  500  m  weit  an  einer  aus  Verrucano  bestehenden 
Felswand  entlang,  die  bis  70  m  über  der  Thalsohle  sich  erhebt 
aber  thal abwärts  an  Hohe  verliert.  Eine  Schätzung,  welche  die 
mittlere  Hohe  gering  mit  35,  die  Tiefe  oder  Breite,  trotzdem  eine 
seitliche  Fortwaschung  augenscheinlich  eine  um  das  Mehrfache 
grossere  Ziffer  zulässt,  mit  nur  30  m  ansetzt,  würde  bei  500  m 
Länge  eine  Felsenmasse  von  schon  525  000kbm  Rauminhalt  er- 
geben. Nirgends  ist  aber  ein  auch  nur  annähernd  ähnlich  grosses 
loses  Felsstuck  beobachtet  worden.  Die  zahlreichen,  mehrfach 
erwähnten  Riesenblocke  haben  vielmehr  nur  etwa  den  Umfang  des 
mächtigen  Kalkblockes,  der  unfern  Chur  bei  Felsberg  im  J.  1844 
herabgestürzt  sein  soll  und  nach  einer  fluchtigen  Schätzung  wohl 
2500  kbm  messen  mag.  Wenn  auch  in  der  Flimserbreccie  die  Riesen 
unter  den  Riesenblöcken  doppelt  so  gross  wären,  so  wurden  sie 
bei  5000  kbm  immer  erst  den  hundertsten  Teil  jener  offenbar  zu 
gering  abgeschätzten  und  nur  zum  kleinsten  Teil  sichtbaren  Fels- 
masse ausmachen.     Dieselbe  besteht  aus  grünem,  schiefrigem  Talk- 


182  ö.  Härtung: 

quarzit,  der  mit  Säure  stark  braust,  aber  im  Übrigen  den  gleich 
westlich  des  Dorfes  Laax  anstehenden  Verruca nomassen  sich  an- 
reiht. Eine  eigentliche  Bankung  hebt  sich  wie  anch  sonst  mit 
Sicherheit  nicht  ab,  aber  wie  an  der  benachbarten  Verrncanodecke 
fallen  die  Flächen  des  eher  dick-  als  dünnschiefrigen  Gesteins 
übereinstimmend  mit  der  allgemeinen  Abdachung  des  Schichten- 
systems unter  Winkeln  von  15  bis  20  Graden  südwärts  ein.  An 
der  gegenüberliegenden  westlichen  Thalwand  ist  nichts  von  dem 
Verrucanofels  entblost,  welcher  daher  rings  von  Kalkbreccie  der- 
artig umschlossen  wird,  dass  die  letztere  mächtig  in  jähem  Absturz 
auch  darüber  emporsteigt.  Von  diesem  Felsen  bis  Trins  ist  im 
Bereich  der  Flimserbreccie  kein  anstehender  Verrucano  auf- 
geschlossen, aber  von  Trins  bis  Tamins  steigt  derselbe  „vom  Rhein 
mit  steilem  Südfallen  nordlich  in  die  Höhe".  Dort  hat  Heim 
„die  scharfe  Aufbiegung  der  Schichten  des  Muldenschenkels  nnd 
das  nordliche  Überlegen  desselben  zum  beginnenden,  stückweise 
an  seiner  Basis  erhaltenen  Mittelschenkel  des  deutlichsten"  erkannt. 
Hier,  im  Laaxertobel,  ist  davon  nichts  wahrzunehmen.  Der  Rest 
Verrucano,  welchen  die  Erosion  in  dem  alten  unteren  Laaxerthale 
biossiegte,  ist,  als  dieses  mit  Trümmermassen  erfüllt  ward,  voll- 
ständig von  den  letzteren  überdeckt  worden. 

Die  Hauptmasse  der  Flimserbreccie  besteht  also  entschieden 
aus  Hocbgebirgskalk ;  allein  neben  diesem  finden  sich  in  jener 
häufig  einzelne  Bruchstücke,  wiederholt  zusammenschliessende 
Trümmeranhäufungen  von  Verrucano  und  zwar  durchaus  nicht 
allein  nahe  der  Grenze,  sondern  vielmehr  meistenteils  entfernt 
von  den  Abstürzen  des  anstehenden  Gesteins.  Wo  ostlich  des 
Laaxertobels  die  Terrasse  von  Laax  gegen  Salums  hin,  bei  drüben 
1023  und  hüben  1015  m  Meereshohe,  sich  abhebt,  ging  ich  anf 
dem  Feldwege  45  Schritte  weit  über  Verrucanofels,  in  welchem 
die  Wagenspur  ein  paar  Zoll  tief  eingeschnitten  war.  Das  Liegende 
ist  nirgends  aufgeschlossen.  Ob  hier  aus  der  losen  Decke  nur 
gerade  die  Oberfläche  einer  Felskuppe  oder  eines  abgetrennten 
Felsstück e 8  herausragt,  lässt  sich  nicht  entscheiden,  weil  Riesen- 
blocke der  entsprechenden  Grosse  allerdings  vorkommen.  Von 
der  Stelle  aus  aber  herrschen  Trümmer  und  Blocke  desselben 
grünlichen  Verrucano  für  60  bis  100  m  senkrechten  Abstandes 
auf  einem  ansehnlichen  Stück  des  steilen  waldbewachsenen  Ab- 
hanges, während  nach  S.,  W.,  N.  und  O.  Kalktrümmer  angehäuft  sind. 
Ebensolche  Stellen  finden  sich  inselartig  mitten  in  der  Kalkbreccie 
ostlich  von  Salums  am  oberen  Rande  der  Terrasse  von  Tuora  auf 
960,  noch  weiter  nach  O.  auf  1000  m  und  annähernd  im  gleichen 
Niveau  nordlich  davon  gegen  den  Segnesbach  hin.  Dass  aber 
diese   Schuttmassen    nicht  etwa    als   Erraticum,    sondern    als   «er- 


Das  alte  Bergs tarzgebiet  von  Flims.  183 

trümmerte  Verrucanoschollen  aufzufassen   seien,   dafür  spricht  das 
folgende  Vorkommen. 

Bei  Flims  und  den  Waldhäusern  lagert  eine  Verrucanoschutt- 
Insel,  die  von  O.  nach  W.  2  km  lang,  von  S.  nach  N.  gegen  l^km 
breit  ist  und  vom  Segnesbach  bis  zu  einer  Tiefe  von  50  m  aber 
nicht  bis  zu  ihrer  unteren  Grenze  durchschnitten  wird.  Unterhalb 
der  oberen  jähen  Wand  des  Flimserstein  folgt  ein  zweiter  viel 
niedriger  Absturz  von  Hochgebirgskalk ,  über  welchem  die  Alp 
Spaligna  sowie  die  Ortschaften  Scheia  und  Fidaz  auf  einer  um 
15  bis  20  Grad  südwärts  abgedachten  Terrasse  liegen.  Unterhalb 
des  letzteren  Absturzes  fallen  dann  die  Platten  desselben  Hoch- 
gebirgskalkes ,  unter  dünner  loser  Decke  mehrfach  entblösst,  15 
bis  20  Grade  sudlich  ein  und  auf  diesen  sudfallenden  Schichten- 
flächen lagert  zunächst  die  von  W.  herab  verlängerte  Kalk-,  dann 
die  Verrucanobreccie.  Die  Westgrenze  der  letzteren  zieht  gleich 
oberhalb  des  Ortes  Flims  bis  an  und  dann  um  die  Waldhäuser; 
ein  breiter  Gürtel  Kalkbreccie  sondert  sie  vollständig  von  dem 
im  W.  anstehenden  Verrucano.  Von  der  oberen  Brücke  bei  1075  m 
bis  zur  unteren  bei  995  m  Meereshohe  bildet  die  Verrucanobreccie 
beide  Ufer  des  Segnesbaches ;  sowie  westlich  von  Flims  tritt  unter 
ihr  im  O.  der  unteren  Brücke  als  Liegendes  Kalkbreccie  heraus. 
Diese  unterlagert  und  umgiebt  also  auf  drei  Seiten  das  Stück 
Verrucanobreccie,  während  auf  der  vierten,  im  N.,  Kalkschichten 
darunter  einschiessen.  Die  Verrucanobreccie  besteht  aus  wild 
durcheinander  geworfenen,  mit  feinerem  Schutt  gemischten  Blocken 
oder  Felsstücken.  Die  Oberfläche  stellt  nicht  durchweg  eine  Berg- 
stnrzlandschaft  dar,  sie  ist  meist  geebnet,  mit  Pflanzenwuchs  und 
Äckern  bedeckt,  was  wohl  dem  leichtern  Zerfallen  der  blättrigen 
Schiefer  zuzuschreiben  ist.  Dem  allgemeinen  Typus  nach  schliessen 
sich  diese  Verrucanomassen  mehr  denjenigen  des  Flimsersteines 
als  denen  des  Grap  St.  Gion  an;  es  sind  grünliche,  chloritische 
Talkqoarzitschiefer,  aber  nicht  kornig  wie  diese,  sondern  dichter, 
thonschieferähnlich ,  wellig  und  oft  glänzend  wie  jene.  Gleiche 
oder  nahe  übereinstimmende  Massen  lagern,  von  obigen  völlig  ab- 
gesondert, bei  Alp  Spaligna  auf  um  25  bis  30  Grad  südfallendem 
Hochgebirgskalk.  Es  ist  augenscheinlich  keine  festzusammen- 
schliessende  Felsen-,  sondern  eine  Trümmerdecke,  die  von  O. 
nach  W.  für  ein  paar  Hundert  Schritte  anhält,  im  S.  über  dem 
Absturz  von  Hochgebirgskalk  und  nach  N.  unter  der  Grasdecke 
der  Alp  weide  schnell  endet.  Die  Massen  derartiger  zertrümmerter 
Verrucanoschollen  konnten  inmitten  der  Kalktrümmer  eines  ein« 
zigen  grossen  Bergsturzes  unmöglich  so  zusammenhalten,  dass 
höchstens  an  den  Rändern  der  gegenwärtigen  Inseln  eine  Mischung 
der  beiden  Felsarten  stattfand.     Wohl  aber  ist  es  denkbar,  dass 


134  G-  Härtung: 

bei  wiederholten  kleineren  Bergstürzen  grossere  und  grosse  Ver- 
racanoschollen    als   unterscheid  bare   Trümmerinseln   zurückblieben. 

Wie  bemerkt  müssen  die  Schuttanhäufungen  wahrend  der 
Eiszeit  bereits  vorhanden  gewesen  sein.  In  seiner  späteren  Arbeit 
macht  Heim  darüber  folgende  Angaben:  „In  der  Nahe  von  Lau, 
bei  Carrera  und  in  dem  Stück,  welches  zwischen  dem  alten 
Strasschen  von  Bonaduz  nach  Versam  nnd  dem  Rhein  liegt,  habe 
ich  eine  ziemliche  Anzahl  gewaltiger  erratischer  Blocke  oben  auf 
dem  Bergschutt  liegend  gefunden.  Sie  bestehen  meistens  aus 
dem  Hornblendegranit  von  Val  Pnntaiglas  nnd  Val  Frisal  nnd  hie 
und  da  noch  aus  anderen  im  höheren  Oberland  aber  nicht  im  Ab- 
rissgebiet des  Bergsturzes  vorkommenden  Gesteinsarten. tt  Ausser- 
dem kann  ich  linksseitig  des  Rheines,  ostlich  des  Laaxertobels, 
die  Umgebung  von  Salums  nennen  nnd  als  Fundstellen  von  Puntai- 
glas-Granit  die  nachstehenden  Punkte  bezeichnen.  Blocke  dieses 
Hornblendegranit  sind  im  W.  noch  über  den  Abhang  von  Fellers 
gegen  Laax  herunter  zahlreich  verstreut;  ostlich  des  Laaxertobels 
sind  sie  dann  ungemein  selten.  Ein  rnndlicher  Block,  vier  Fass 
lang  und  breit,  liegt  an  der  nordwestlichen  Ecke  der  Terrasse 
von  Tuora.  Auf  der  linken  Seite  des  Rheines  folgen  weiter  nach 
O.  hintereinander  als  Fundstellen  die  Terrasse  von  La  Ransnn, 
dann  die  Prada  und  endlich  ein  terrassenartiger  Absatz  aber  dem 
Steilhang,  welcher  die  Türkenisla  überragt.  An  diesen  Punkten 
konnten  nur  Steine,  welche  um  Parzellen  abzugrenzen  in  den 
Boden  gesteckt  waren,  aufgefunden  werden.  Allein,  da  sonst  meist 
Kalksteine  als  Marken  dienten,  ist  nicht  anzunehmen,  dass  der 
Granit  zu  dem  Zweck  besonders  herbeigeschafft  worden  sei;  auf 
der  Prada  lag  ein  Stück  des  zerschlagenen  Blockes  noch  im  Grase. 
Auf  der  rechten  Seite  des  Rheines  fand  ich  Blocke  am  alten 
Wege  von  Versam  nach  Bonduz  unterhalb  Weiermühle  schon  auf 
der  Ebene. 

Wie  spärlich  die  erratischen  Blocke  auch  immerhin  sein 
mögen,  so  sind  sie  doch  beiderseits  des  Rheines  etappenweise  auf 
der  ganzen  Schuttanhäufung  gefunden  worden.  Die  Terrassen 
aber,  auf  denen  sie  lagern,  müssen  vor  der  Eiszeit  dagewesen 
sein.  A.  Bodmer  nimmt  an,  dass  der  Flimser  Bergsturz  als 
Schuttriegel,  der  später  durchsägt  ward,  den  Rhein  staute.  Ans 
seiner  Abhandlung*)  muss  ich  die  folgenden  Sätze  wortlich  an- 
führen. „Die  Terrassen  Vallendas,  Carrera,  Planessas,  Las 
Foppas,  Tuora,  La  Ransun,  Crestaulta,  Mulins  entsprechen  der» 
jenigen  von  Seewis.  Diese  Systeme  bezeichnen  Perioden,  während 
welchen  der  (aufgestaute)  See  annähernd  das  gleiche  Niveau  bei- 


*)  A.  Bodmer:  Terrassen  und  Thalstufen  der  Schweiz.  Zürich  1880.  8. 26. 


Das  alte  Bergsturzgebiet  von  Flims.  185 

behalten  hatte.  Soweit  wäre  Alles  leicht  verständlich;  nun  kommen 
aber  zwei  Umstände,  welche  mir  einstweilen  noch  an  erklärlich 
sind:  einmal  reihen  sich  in  diese  Systeme  von  Schott-  und  Ge- 
schiebeterrassen im  Gebiet  des  Vorderrheins  and  Glenner  auch 
Terrassen  im  anstehenden  Fels  ein.  Ferner  finden  sich  im  Hinter- 
rhein and  Albalagebiet  die  gleichen  Terrassensysteme  ebenfalls 
vor.  —  Diese  Übereinstimmung  wäre  allenfalls  noch  erklärlich 
durch  die  Annahme,  der  Bergsturz  habe  auch  den  Hinterrhein 
gestaut;  wenn  dies  auch  der  Fall  war,  so  erreichte  die  Stauung 
doch  kaum  die  gleiche  Hohe  wie  beim  Vorderrhein.  Nun  finden 
wir  aber  das  gleiche  System  der  Flimserterrasse  wieder  in  den 
Gebieten  der  Landquart  und  Tamina,  welche  vom  Bergsturz  ab- 
solut nicht  beeinflusst  wurden.  Sollte  dieses  Correspondieren  von 
Schuttterrassen  mit  Felsterrassen,  welche  viel  älter  sind  als  jene, 
nur  Zufall  sein?"  Es  ist  aber  im  Obigen  gezeigt  worden,  dass 
die  Terrassen  von  La  Ransun,  Grestaulta  und  Mulins  nicht 
ursprünglich  Schutt-,  sondern  vielmehr  Felsterrassen  sind.  An 
den  übrigen  von  Bodmer  genannten  örtlichkeiten  ist  dies  nicht  zu 
erweisen;  allein  hier  können  einesteils  die  Reste  des  Bergkörpers 
anter  den  Breccien  stecken,  oder  aber  andernteils  alte  festver- 
kittete Massen  der  letzteren  erodiert  worden  sein. 

Ging  mit  einem  Schlage  ein  grosser  Bergsturz  nieder,  dann 
mussten  vor  dem  Ereignis  das  Rheinthal  wenigstens  ebenso  tief,  das 
untere  Segnes-  and  das  untere  Laaxerthal  entschieden  beträchtlich 
tiefer  als  gegenwärtig  gewesen  sein;  wiederholte  Bergsturze  aber 
konnten  zu  verschiedenen  Zeiten  während  des  Prozesses  der 
Thalbildung  stattfinden.  Im  ersten  Falle  wäre  das  geologische 
Alter  der  Gesamtmasse,  wie  Heim  folgerichtig  annimmt,  vor  den 
Beginn  der  Eis-  oder  spätestens  in  die  Interglacialzeit  zu  ver- 
legen, im  letzteren  wurde  es  einen  viel  bedeutenderen  Abschnitt 
umfassen  und  einesteils  bis  in  viel  frühere  Epochen  zurück-,  sowie 
andernteils  wahrscheinlich  in  noch  spätere  hinaufreichen.  Zu  der 
Entstehung  und  Ablagerung  der  Breccie  steht  die  Thalbildung 
offenbar  in  naher  Beziehung.  Im  W.  unseres  Gebietes  zieht  der 
Sethertobel  wie  die  Mehrzahl  der  anderen  seitlichen  Thalfurchen 
vom  Gebirgskamm  herab  rechtwinkelig  gegen  den  Rhein,  in  den 
er  oberhalb  Ilanz  einmundet.  Aber  unmittelbar  ostlich  daneben 
fallen  die  nächsten  auf  dem  Hochgebirge  entspringenden  Wasserläufe 
mit  sudsndostlicher  Richtung  in  den  oberen  Laaxerbach,  der  von 
WNW.  herabkommt  und  herumschwingend  erst  im  Unterlauf  nach 
SSO.  sich  wendet,  um  unter  rechtem  Winkel  dem  Rhein  sich  zu 
vereinigen.  Dem  entsprechend  tritt  der  Bergstock  des  Grap  St. 
Gion  als  ein  abgesondertes  Stuck  Bergkörper  heraus,  welches  für 
sich  durch  den  Schleuiser  Tobel  nach  dem  Rhein  und  durch  Val 


186  G.  Härtung: 

Buglina  nach  dem  unteren  Laaxerbach  entwässert  wird.  Ebenso 
wird  auch  weiter  nach  0.  hin,  gleichsam  als  eine  Fortsetzung  des 
genannten  Bergstockes,  einstens  ein  Stuck  Bergkörper  durch  die 
Erosion  aus  dem  Oebirgshang  herausgeschnitten  worden  sein. 
Von  der  grossen  Beuge  ist  das  untere  Segnesthai,  bevor  es  mit 
Schutt  aufgefüllt  ward,  sicher  ansehnlich  tiefer  gewesen  als  jetzt. 
Dasselbe  gilt  vom  unteren  Laaxerthal,  von  dessen  ursprunglichen 
Seitenwänden  im  heutigen  Laaxertobel  der  erwähnte  Verrncano- 
fels  als  einsiger  Rest  zurückblieb.  Hier  ist  offenbar  eine  Thal- 
furche, die  tiefer  als  gegenwärtig  herabreichte,  mit  Schutt  auf- 
gefüllt und  in  diesem  wieder  teilweise  ausgewaschen  worden.  Ob 
nun  der  obere  Laaxer-  und  der  untere  Segnesbach  überhaupt 
einmal  vereint  in  der  Richtung  des  erstem  dem  Rhein  zuströmten 
und  Val  Buglina  so  lange  allein  das  untere  Laaxerthal  vertiefte, 
oder  ob  jene  beiden  Hauptseitenbäche  des  Rheins  stets  annähernd 
die  gegenwärtige  Richtung  verfolgten,  immer  wird  durch  diese  tief 
herabschneidenden  Thalfurchen  ein  dreieckiges  Stuck  Bergkorper, 
dessen  Spitze  nach  O.  gerichtet  war,  von  der  allgemeinen  Ab- 
dachung abgetrennt  worden  sein.  Im  Segnestobel,  an  dessen 
Mundung,  an  La  Ransun  und  oberhalb  Isla  Gasti  sind  noch  Reste 
dieser  abgesonderten,  ausspitzenden  Oebirgsmasse  augenscheinlich 
vorhanden,  weiter  nach  W.  hin  liegen  sie  unter  Trümmeranhän- 
fungen  vergraben.  Bevor  der  untere  Segnesbach  dem  tiefen, 
gegenwärtig  mit  Schutt  aufgefüllten  Thalweg  folgte,  wird  er  in 
höherem  Niveau  erst  über  der  Prada,  dann  nordlich  der  Schutt- 
massen von  Crestaulta  und  Digg  nach  dem  Rhein  geflossen  und 
wird  demgemäss  die  Spitze  des  Dreiecks  bis  dahin  verlängert  ge- 
wesen sein. 

An  Ursachen,  welche  Bergsturze  bewirkten,  fehlte  es  augen- 
scheinlich nicht.  An  der  Wurzel  der  Falte,  oder  da  wo  nach 
Rothpletz  die  C-förmige  Umbiegung  stattgefunden  haben  mnsste, 
ist  der  Kalkstein  meist  durch  und  durch  splitterig  rissig,  förmlich 
zer8cbiefert.  Auch  noch  nordlich  dieser  Linie  und  des  Segnes- 
baches,  an  der  Poststrasse,  die  von  Flims  nach  Trine  fuhrt,  ist 
unterhalb  des  Absturzes  der  Terrasse  von  Scheia  und  Fidaz  der 
Hochgebirgskalk  stellenweise  stark  zerklüftet.  Dies  Verhalten 
zeigen  kleine  Steinbruche,  in  welchen  die  Wegearbeiter  ohne 
Mühe  den  Schotter  aus  zerschieferten  Stellen  gewinnen,  indem  sie 
die  massigeren,  nur  in  gewöhnlichem  Masse  durchklufteten  Partien 
unberührt  stehen  lassen.  Bis  hier  herauf  hat  der  mechanische 
Druck  in  anscheinend  allmählich  nachlassender  Kraftäusserung  seine 
Einwirkung  geübt.  Auf  dem  durch  den  oberen  Laaxerbach  ans 
dem  Hochgebirge  herausgeschnittenen  Stück  Bergkörper  sind  die 
Verrucanofelsen,  wie  auch  Heim  betont,  von  der  Höhe  des  Crap 


Das  alte  Bergatnrzgebiet  von  Fliras.  187 

St.  Oion  bis  unterhalb  der  Kuppe  von  Fellers  ungemein  zer- 
klüftet von  Spalten,  die  oft  weit  klaffen  and,  mit  Schutt  erfüllt, 
bei  10  m  Tiefe  anscheinend  noch  lange  nicht  ihr  unteres  Ende 
erreichen.  Solche  Spalten  mögen  auch  über  die  ehemalige  nach 
ostwärts  zugespitzte  Verlängerung  des  Crap  St.  Gion  sich  erstreckt 
haben.  Als  dann  die  Erosion  an  allen  Seiten  dieses  dreieckigen 
Stuckes  Bergkörper  herunterschnitt,  war  reichliche  Veranlassung 
zu  Bergstürzen  gegeben.  Nicht  allein  vom  Flimserstein  und  aus 
dem  oberen  Segnesthai,  auch  von  dem  durch  den  unteren  Segnes- 
bacb,  den  Rhein  und  den  unteren  Laaxerbach  umschriebenen 
Dreieck,  sowie  von  dem  durch  den  Rhein  abgeschnittenen  rechts- 
seitigen Stück  Wurzel  der  Falte  stammen  die  Trümmermassen  des 
grossen  Schuttgebietes  der  Flimserbreccie. 

Im  oberen  Teil  des  Laaxerbach-Entwässerungsgebietes  ent- 
stand eine  ansehnliche  Thalkesselbildung,  welche  von  O.  nach  W. 
5'/  und  von  S.  nach  N.  4^ km  im  Durchmesser  hat.  Am  tiefsten 
schneidet  der  Laaxerbach  in  der  Hauptfurche  herunter.  Seine 
rechte  Seite  bildet  der  hochragende  steile  Abhang  des  Crap  St. 
Gion,  seine  linke  eine  ebenfalls  steile  aber  bedeutend  niedrigere 
Wand  und  über  dieser  erhebt  sich  der  Boden  zwischen  den  seit- 
lichen Wasserläufen  fächerartig  gegen  WNW.  bis  NNW.,  so  dass 
eine  von  der  Verrucanodecke  befreite  Einsenk ung  entsteht,  welche 
kreisförmig  von  höher  ragenden  aus  Verrucano  bestehenden  Kämmen 
and  Zacken  umgeben  ist.  Nur  gegen  O.  fehlt  die  Verrucano- 
einfassung  nicht  nur  da,  wo  der  Laaxerbach  nach  dem  Flimser- 
kessel  durchbricht,  sondern  auch  noch  ein  Stück  nordwärts  herauf 
an  der  Wasserscheide  zwischen  den  Entwässerungsgebieten  des 
Laaxer-  und  Segnesbachefe.  Dieser  nur  niedere  Teil  der  Wasser- 
scheide wird  anscheinend  von  der  bereits  früher  erwähnten  oberen 
Kalkbreccie  gebildet,  thatsächlich  aber  bedeckt  letztere  einen  aus 
Hochgebirgskalk  bestehenden  Rest  des  Bergkörpers.  Dem  flüch- 
tigen Blick  erscheint  die  Breccie  in  ansehnlicher  Mächtigkeit  der 
rechten  Wand  des  Segnesthaies  aufgelagert;  bei  genauerer  Unter- 
suchung zeigt  sich,  dass  hier  aus  den  Trümmermassen  Teile  des 
geschichteten,  nunmehr  abbröckelnden  Kalkfelsens  herausragen. 
Aus  dem  letzteren  bestand  der  bereits  von  der  Verrucanodecke 
befreite,  über  verschmälerter  Grundlage  aufragende,  zugeschärfte 
Wasserscheidenrand;  dieser  aber  entsandte  den  auf  der  Seite  des 
Laaxer  Entwässerungsgebietes  ausgebreiteten  Schutt  und  zerfiel 
schliesslich  an  dem  Rest  Oberfläche  zu  Trümmern,  so  dass  die 
gegenwärtig  vorhandenen  Anhäufungen  zum  Teil  von  Bergstürzen 
herrühren,  zum  Teil  ein  sogenanntes  Felsenmeer  bilden.  Die 
Bergsturz]and8chaft  dieser  Gesamttrümmermasse  hebt  sich  aber 
um  so  schärfer  von    den   Umgebungen   ab,    als   an   den   Hängen 


188  G.  Hartuog: 

der  grossen  Laaxer  Thaleinsenkung  anter  ganz  spärlich  ausge- 
breiteter loser  Decke  überall  die  südfallenden  Schichtenflachen  an 
Tage  treten. 

Die  obige  Erscheinung  wiederholt  sich  am  Ostende  des  Crap 
St.  Oion  zwischen  der  Mundo ng  des  obern  Laaxertobels  and  der 
Val  Buglina.  Von  oben  ziehen  da  Trümmermassen  als  Bergstnrz- 
landschaft  herab  und  mischen  sich  unten  mit  denen  der  Flimser- 
breccie.  Diesem  Trümmerhang  gegenüber,  jenseits  des  Laaxer- 
baches  in  der  Richtung  gegen  den  Rhein  hin,  erheben  sich  die 
Trümmerkuppen  des  Mutt  mit  gemeinsamem  Unterbau  150  bis 
200  m  über  den  Schuttumgebungen.  Wie  das  Ostende  des  Crap 
St.  Gion  und  wie  jene  Wasserscheidenbreccie,  konnte  auch  diese 
bis  zu  1247  und  1270  m  Meereshöhe  ansteigende  Erhebung  einen 
Felsenkern  bergen  und  von  diesem  die  völlig  an  Trümmern  zer- 
fallene Oberfläche  darstellen,  welche  nunmehr  mit  den  ringsum 
lagernden  Bergsturzmassen  gemeinsam  eine  grossartige  Bergstnrz- 
landschaft  bildet. 

Schuttanhäufungen,  welche  die  Boden  der  in  den  Flimser- 
kessel  einmündenden  Thalfurchen  oder  Runsen  füllen,  mischen 
sich  mit  der  Flimserbreccie  in  einigen  Fällen  nicht,  in  andern 
vollständig.  In  dem  grossen  nordlich  des  Flimsersteins  tief  ein- 
gesenkten Thalkessel  der  Trinser  Alp  oben  am  Fasse  der  Ab- 
stürze der  Ränder  mächtige  Schutthalden,  darunter  massig  ab- 
gedachte Hänge  mit  nur  dünner,  mehrfach  unterbrochener  loser 
Decke,  erst  unterhalb  des  Zusammenflusses  der  Gabeläste  eine 
Blockanhäufung  von  vorherrschend  Kalk-,  daneben  auch  Verrucanc- 
gestein  und  ein  paar  Hundert  Fuss  Mächtigkeit,  welche  der  Bach 
in  einer  Felsenrinne  umgeht,  dahinter  die  kleine  ebene  Thalstnfe 
der  Alp  Rusna,  davor  etwas  weiter  thalabwärts  die  bedeutendere, 
ebenfalls  ebene  und  sanft  abgedachte  von  Bargis  und  endlich  vor 
dieser  an  der  Mündung  in  den  Flimserkessel  ein  abdämmender 
Trümmerwall  von  14  bis  30m  Hohe.  Der  letztere,  den  der 
Rusnabach  durchbricht,  bildet  das  obere  Ende  des  Trümmerfeldes 
des  Uaul  de  Fidaz  (des  Fidazwaldes),  welches  am  Abhang  herab- 
zieht, aber  nur  unvollkommen  mit  demjenigen  der  Flimserbreccie 
sich  mischt,  weil  in  der  Grenzzone  überall  zwischen  inne  die 
südwärts  einschiessenden  Kalkschichten  deutlich  zu  Tage  treten. 
Weiter  nach  W.,  im  Winkel  nordostlich  von  Flims,  ist  das  Tom 
Fuss  des  Flimsersteinabsturzes  herabkommende  Trümmerfeld  des 
Uaul  Preuls  von  der  Flimserbreccie  vollkommen  gesondert.  Da- 
gegen ziehen  aus  dem  oberen  Segnes-  und  aus  dem  oberen  Laaxer- 
thal  Tiümmermassen  herab,  die  sowohl  mit  einander  wie  auch  mit 
denen  der  Flimserbreccie  vollständig  zusammenfliessen.  Aach  im 
oberen  Laaxerthal  dämmt  eine  Schuttanhäufung  den  geebneten,  sanft 


Das  alte  Bergstaragebiet  von  Flims.  189 

abfallenden  Boden  II  Pleun  ab.  Dieselbe  besteht  rechtsseitig  erst 
aus  Bruchstücken  von  Verrocano  und  Kalk,  dann  nur  aus  solchen 
von  letzterem.  Während  diese  Schuttanhäufung  vom  Rande  II  Pleuns 
längs  des  Laaxerbaches  herab,  sowie  zum  Segnesbach  herüber  un- 
unterbrochen fortsetzt  und  mit  der  Flimserbreccie  verschmilzt,  ver- 
hüllt sie  das  Felsengerüste  auf  der  rechten  Thalseite  vollständig« 
auf  der  linken  grossenteils,  nämlich  bis  dahin,  wo  es  im  Eckpfeiler 
der  Crest  la  pligliusa  (1700  m  auf  der  Karte)  wieder  deutlich  heraus- 
tritt. Dasselbe  gilt  schliesslich  von  der  Val  Buglina,  aus  deren 
Boden  und  von  deren  linksseitigem,  dem  Ostende  von  Grap  St.  Oion 
angehörendem  Gehänge  die  Trümmermassen  in  den  Flimserkessel 
hinausreichen  und  mit  denen  des  letzteren  zusammenfliessen. 

Alle  diese  Schuttmassen,  welche  an  den  Seitenwänden  und 
in  den  Thalwegen  der  in  den  Flimserkessel  einmündenden  Thal- 
furchen, an  der  Alp  Platta  sowie  auf  der  Wasserscheide  zwischen 
dem  oberen  Segnes-  und  dem  oberen  Laaxerthal  angehäuft  sind, 
würden  als  gewöhnliches  Bergsturzmaterial  die  Annahme  einer 
aussergewöhnlichen  Bergsturzkatastrophe  durchaus  nicht  veranlasst 
haben,  wenn  ihnen  nicht  diejenigen  sich  angeschlossen  hätten, 
welche  jenes  durch  die  Erosion  herausgeschnittene  Dreieck  um- 
und  überlagern.  Dieses  Dreieck  besteht  aber  von  der  Ostspitze 
nach  W.  zu  in  seiner  ostlicheren  Hälfte  ersichtlich  aus  einer  nur 
von  Trümmern  überdeckten  festen  Gesteinsgrund  läge,  welche  bereits 
vor  der  Ablagerung  der  ersteren  zwischen  dem  unteren  Segnesthai 
und  dem  Rhein  die  Wasserscheide  bildete.  Die  letztere  behielt 
der  grosseren  Breite  entsprechend  im  W.  die  bedeutendere  Hohe; 
wie  an  der  Wasserscheide  zwischen  dem. oberen  Segnes- und  dem 
oberen  Laaxerthal,  zerfiel  auch  an  dieser  der  durch  die  Erosion 
verschmälerte  Kamm  schliesslich  zu  Felsenmeeren  und  das  End- 
ergebnis war  eine  oberflächliche  Anhäufung  von  Trümmern,  welche 
mit  den  die  Thalfurchen  auffüllenden  und  vom  fliessenden  Wasser 
wiederum  durchsägten  Breccien  den  eigentlichen  Kern  verdeckte 
und  so  als  ein  in  den  Flimserkessel  hineingeworfenes  Haufwerk 
sich  darstellte,  dessen  grosste  Erhebung  in  der  Verlängerung  des 
oberen  Segnesthaies  liegt  und  vor  dessen  Masse  die  zwei  bereits 
einander  genäherten  Seitenbäche  des  Rheines  nach  rechts  und  links 
auszuweichen  scheinen. 

In  Übereinstimmung  mit  A.  Heim  ist  im  Obigen  die  Be- 
zeichnung „Bergsturz"  als  die  allgemeine  aufgefasst,  neben  welcher 
besondere  Vorkommnisse  unter  speziellen  Bezeichnungen  zusammen- 
zustellen sind.  Nach  der  von  ihm  selbst  anderwärts  gegebenen 
Übersicht*)  kennzeichnet   er  den  Flimserbergsturz  als  Felsschlipf 


*)  A.  Heim.    Über  Bergstürze.    Zürich  1882. 


190  ö.  Härtung: 

mit  gleitender  Bewegung,  Schicht  auf  Schicht.  Seine  Auffassung 
stützt  sich  auf  die  Bodengestaltung  des  oberen  Segnesthaies  und 
des  Flimsersteines.  Durch  das  erstere,  durch  den  Kessel  der 
Trinseralp,  durch  das  Rusnathal  und  durch  den  Flimserkessel  wird 
der  Flimserstein  als  ein  parallelepipedisches  Stuck  Bergkörper,  das 
von  NNW.  nach  SSO.  4^  und  von  WSW.  nach  ONO.  2  km  misst, 
so  vollständig  aus  dem  Gehänge  herausgeschnitten,  dass  es  nur 
am  oberen  Ende  noch  mittels  eines  schmalen  Ausläufers  mit  dem 
Hochgebirg  Zusammenhang  behält.  Vom  nordlichen  Rande  aus 
2690  bis  zum  sudlichen  mit  1920  m  Meereshöhe  senkt  sich  die 
Oberfläche  im  Mittel  unter  einem  Winkel  von  11  Graden  and 
stürzt,  mit  alleiniger  Ausnahme  jenes  Verbindungsgliedes,  ringsum 
mit  jähen  Felswänden  in  die  Tiefe.  Der  senkrechte  Abstand 
dieser  Abstürze  schwankt  zwischen  200  und  850  m;  derselbe  ist 
im  allgemeinen  am  bedeutendsten  an  der  nördlichen  und  östlichen 
Wand  und  diesem  Verhältnis  entspricht  der  vom  oberen  Rand  der 
Klippe  zur  Thalsohle  gemessene  wagerechte  Abstand,  welcher  im 
N.  und  O.  \£  bis  ^  im  W.  und  S.  dagegen  \\  bis  2km  be- 
trägt. In  den  letztgenannten  Entfernungen  zieht  parallel  dem 
oberen  ein  viel  niedrigerer  unterer  Absturz  zusammenhängend  ent- 
lang und  zwischen  beiden  senkt  sich  ein  im  Mittel  um  15  bis 
30  Grade  geneigter  Abhang,  welcher  westlich  des  Flimsersteins 
die  Alpen  Flida,  Foppa  und  Spaligna,  südlich  desselben  die  Ort- 
schaften Scheia  und  Fidaz  trägt. 

Wie  bemerkt  entsteht  das  Segnesthal  auf  dem  Hochgebirg 
aus  zwei  Gabelästen.  Wo  der  westlichere,  welcher  als  der  be- 
deutendere und  tiefer  eingeschnittene  durchzieht,  die  Thalstufe  des 
Segnes  sut  bildet,  stürzt  auf  diese  der  Gebirgsbach  des  östlichen 
Gabelastes  von  der  Thalstufe  des  Segnes  sura  über  eine  jähe 
Felswand  von  250  bis  260  m  Höhe  herab.  Hier  sind  die  oberen 
Bänder  der  beiden  gegenüberstehenden  Thalwände  600  bis  700, 
schon  %km  weiter  thalabwärts  sind  sie  2400  bis  2500  m  von 
einander  entfernt  Derselbe  Steilhang,  über  den  der  Segnes  sura 
auf  den  Segnes  sut  sich  entleert,  schwingt  herum,  verfliegst  mit 
der  Wand  des  Flimsersteins  und  bedingt  dadurch  eine  schnelle 
und  ansehnliche  Erweiterung  des  Thaies.  Wo  an  dieser  Über- 
gangsstelle eine  flache  Einbuchtung  entstand,  fallen  die  plattigen 
Flächen  der  Kalkschichten,  bis  fusstief  karrenförmig  vom  Wasser 
ausgenagt,  gleich  unter  dem  Steilhang  um  20  bis  30  Grade  nach 
SSO.,  S.  und  SSW.  ein  und  bilden  eine  Art  Nische,  an  deren 
Abdachung  auf  dunner,  mehrfach  unterbrochener  loser  Decke  die 
Grasflächen  der  Alp  Cassons  sich  ausbreiten.  Das  ganze  Weich- 
bild der  Alp  Cassons  bezeichnet  nun  Heim  als  ein  Abrissgebiet, 
in  den   nach  WSW.   und  OSO.  gekehrten  Wänden    des   Flimser- 


Das  alte  Bergsturzgebiet  von  Flims.  191 

stein  erkennt  er  einen  Teil  der  Abrissränder,  die  verhältnis- 
mässig geringe  Böschung  der  Alpen  Flida,  Foppa,  Spaligna  sowie 
des  Bodens  der  Orte  Scheia  und  Fidaz  ist  nach  ihm  erst  durch 
Absturz  des  der  Stutze  beraubten,  nach  oben  an  Dicke  abneh- 
menden Stuckes  Bergkörper  entstanden,  das  Gestein  hat  sich 
quer  zu  den  Schichten  getrennt  und  ist  dann  in  der  Richtung 
der  Schichten  geglitten  und  gestürzt;  die  Ursache  dafür  ist 
schliesslich  in  einer  Untergrabung  durch  die  Thalbildung  zu 
suchen.  Ein  solcher  Fall  wurde  gemäss  Heims  allgemeiner  Be- 
sprechung von  Bergstürzen  oder  Bergbrüchen  da  eintreten,  wo 
die  Schichten  in  der  Richtung  des  Abhanges  geneigt,  aber  weniger 
steil  als  dieser  sind  und  wo  durch  Herunterschneiden  der  Ero- 
sion »den  oberen  Schichten  ihr  Fuss  genommen  ist",  so  dass 
sie  »nur  durch  Reibung tt  noch  auf  den  unteren  haften.  Wird 
dann  die  Reibung  durch  Wasser  mittels  Benetzung  oder  Durch- 
weichung vermindert,  dann  kann  in  Folge  der  nunmehr  überwie- 
genden Schwere  eine  Felsenmasse  in  Bewegung  geraten  und 
niederstürzen. 

Dieser  Auffassung  sind,  wie  die  voraufgehende  Schilderung 
zeigt,  zunächst  die  Bodenverhältnisse  günstig.  Überdies  hat  der 
Ort  Flims  seinen  Namen  von  den  Quellen,  die  reichlich  in  seinem 
Weichbild  hervorsprudeln.  Über  der  Poststrasse  von  Flims  nach 
Mulins  habe  ich  Wasser  zwischen  den  südfallenden  Kalkplatten 
an  deren  abgebrochenen  Schichtenenden  wie  aus  einem  vollge- 
sogenen  Schwamm  herausrieseln  sehen.  So  mögen  in  der  ange- 
deuteten Art  Felsbrüche  von  verschiedenem,  massigem  Umfang 
wiederholt  entstanden  sein.  Allein  es  ist  nicht  möglich  sich  vor- 
zustellen, dass  ein  Stück  Bergkörper  von  der  oben  angegebenen, 
schon  durch  die  Bodenverhältnisse  vorgezeichneten  Ausdehnung, 
ohne  dass  noch  eine  andere  schwer  wiegende  Ursache  mitwirkte, 
auf  einmal  ins  Gleiten  gekommen  sei.  Bei  dem  Bergschlipf  von 
Goldau,  wo  das  reichliche  Schnee*  und  Regenwasser  durch 
Spalten  der  oberen  Felsschichten  ein  Mergellager  erreicht  und 
dieses  erweicht  hatte,  war  eine  solche  Ursache  gegeben,  für 
welche  ein  Äquivalent  hier  nicht  aufzufinden  ist.  Dies  leuchtet 
schon  aus  dem  Umstände  ein,  dass  die  bedingende  Ursache  im 
oberen  Segnesthaie  bis  zum  Südfuss  des  Flimsersteins  ganz  örtlich 
gewirkt  haben  müsste,  während  doch  im  Wesentlichen  der  über- 
einstimmende Oebirgsbau  nach  W.  und  O.  darüber  hinaus  das 
ganze  Gebiet  beherrscht. 

Als  primäre  und  sekundäre  Schutthaldenbildung,  als  Felsen- 
meer oder  Anhäufung  loser  an  Ort  und  Stelle  zerfallener  Felsen* 
reste,  als  Felssturzmaterial  ist  der  Schutt  wohl  hie  und  da  noch 
anzusprechen,  aber  nicht  mehr  ist  es  möglich  nach   den  verschie- 


192  '<*•  Härtung: 

deoen  Kategorien  dessen,  was  unter  der  allgemeinen  Bezeichnung 
Bergsturz  zusammengefasst  ward,  nach  den  Abrissgebieten  und 
nach  allmählichen  Trummeranhäufungen  eine  Sonderung  der  ganzen 
Masse  in  einzelne  Teile  durchzuführen.  Immerhin  haben  die 
verschieden  entstandenen  Trümmeranhäufungen  den  Lauf  der  Ge- 
wässer in  gewissem  Grade  beeinflusst;  sie  haben  den  unteren 
Segnesbach,  nachdem  er  bereits  tiefer  herabgeschnitten  hatte, 
nordwärts  und  auf  ein  höheres  Niveau  zurück  und  herauf  ge- 
drängt, sie  haben  vielleicht  auch  zeitweise  den  Rhein  abgedämmt 
bis  er  die  ortliche  Schutzwehr  durchbrach.  Wo  Blöcke,  die  gross 
genug  sind,  dass  sie  das  Wasser  nicht  fortbewegen  kann,  in  ge- 
wissem Verhältnis  dem  Schutt  beigemengt  vorkommen,  da  bildet 
dieser  eine  widerstandsfähige  Abdämmung.  Dass  das  Wasser 
lange  Zeit  hindurch  in  dem  gleichen  Bette  reissend  dahin  floss, 
das  bezeugen  die  in  grossen  Blöcken  ausgehöhlten  Riesenkessel- 
bildungen. Zwischen  diesen  Blöcken  füllen  sich  die  Hohlraum« 
mit  feinem  Schutt,  der,  oberflächlich  fortgeschwemmt,  immer 
wieder  durch  neuen  ersetzt  wird,  und  so  bleibt  das  Bachbette  bis 
die  grossen  Blöcke  durch  Frost  und  Verwitterung  verkleinert 
werden.  Wo  aber  der  jäh  herabschiessende  Bach  auf  ein  viel 
sanfter  geneigtes  Bett  trifft,  oder  wo  er  bei  mittlerer  Stromge- 
schwindigkeit in  einen  nur  sparsam  mit  grossen  Blöcken  gespick- 
ten Schutt  eintritt,  da  ruckt,  indem  die  unterwühlten  Blockanhäu- 
fungen ins  Rollen  geraten,  der  kaskadenartige  Abhang  zurück, 
oder  es  entsteht  eine  viel  tiefer  ausgewaschene  Thalrinne.  Diese 
verschiedenen  Erscheinungen  veranschaulicht  der  untere  Laaxerbach. 
Wo  derselbe  in  den  Flimserkessel  eintritt,  fließet  er  im  Liegenden 
der  Schuttdecke  in  einer  wenig  tiefen  Rinne  anstehenden  Kalk- 
gesteins; dann  durchbricht  er,  ohne  das  Liegende  zu  erreichen, 
die  mächtiger  angehäuften  Schuttmassen  in  einer  etwa  ^km  langen 
Schlucht,  die  einem  ungewöhnlich  tiefen  Eisenbahndnrchsehnüt 
sich  vergleichen  Hesse.  Im  weiteren  Verlauf  strömt  der  Bach 
ungefähr  l^km  zwischen  Blöcken  in  einer  unbedeutenden  Rnnse; 
diese  vertieft  sich  auf  %km  etwas  mehr  bis  zu  der  Stelle,  wo 
der  wilde  Laaxertobel  mit  kaskadenartigem  Absturz  einsetzt  und 
bis  zum  Rhein  als  tief  eingeschnittene  Schlucht  mehr  als  2  km 
durchmisst.  Der  Tobel  soll  nach  Heim  „fast  erschreckend  schnell 
aufwärts  sich  verlängern tt.  „Ich  verdanke,  schreibt  er,  Herrn 
Pfarrer  Candrian  in  Flims  die  Mitteilung,  dass  eine  Strasse, 
welche  früher  von  Laax  in  direkter  Linie  nach  Sagens  ging,  durch 
die  Verbreiterung  deö  Laaxertobels  gänzlich  unterbrochen  worden 
ist,  und  dass  von  1843  bis  1880  sich  dort  die  Schlucht  stellen- 
weise 10  bis- 15  m,  stellenweise  aber  auch  um  50  m  verbreitert 
hat.*     Selbst  gewahrte  ich  unterhalb  des  Weges,  der  gegenwartig 


Das  alte  Bergstangebiet  von  Flims.  193 

durch  den  Laaxertobel  nach  Bargaus  fahrt,  die  Reste  von  vier 
alten  Vicinalwegen.  Staffelweise  unter  einander  hinziehend,  endigten 
sie  alle  plötzlich  an  einem  Ausriss,  der  im  Laufe  der  Jahre 
ziemlich  schnell  landeinwärts  sich  vergrössert  haben  muss.  Solche 
Erscheinungen  mögen  massgebend  sein  für  die  Herausbildung  des 
gegenwärtigen  Zustandes  der  Dinge,  auf  das  Alter  der  Ablagerung 
der  Breccie  ist  daraus  noch  kein  Schluss  zu  ziehen.  Innerhalb 
des  Gebietes  der  Schuttanhäufung  wird  der  Lauf  der  Gewässer 
mehrfach  kleinere  Abweichungen  erfahren  haben.  Auf  der  Hohe 
der  linken,  ostlichen  Wand  des  Laaxertobels,  welche  hier  den 
Rand  der  Terrasse  von  Planezzas  bildet,  lagern  etwa  10  m  dünn 
geschichteter  Sand-,  Grand-  und  Gerollmassen.  Noch  weiter  nord- 
wärts, sowie  250m  hoher  über  dem  Meere,  ungefähr  wo  die 
Poststrasse  von  den  Waldhäusern  nach  S.  umbiegt,  sind  eben- 
solche Massen  an  der  Oberfläche  über  der  Breccie  aufgeschlossen 
mit  gerundeten  Steinen  von  ^  bis  1  Fuss  Durchmesser  dazwischen 
und  mit  südlichem  Fallen  von  2^  Graden.  Das  Material  stammt 
aus  der  Kalkformation. 

In  seinen  „Untersuchungen  über  den  Mechanismus  der  Ge- 
birgsbildung"  leitet  Heim  die  Hügelmassen  von  Reichenau  bis  Ems 
her  von  alten  Bergstürzen  aus  dem  nordlich  ansteigenden  Gebirge. 
Und  in  der  That  öffnet  sich  bei  Tamins,  da  wo  der  Kunkelspass 
aus  dem  Taminathal  herüberführt,  ein  unregelmässig  ausgebuchteter, 
von  jähen  Wänden  umgebener  Halbkessel,  der  in  der  Richtung 
des  Rheines  etwa  2^ km  von  WSW.  nach  ONO.  und  im  Mittel 
etwa  ebensoviel  von  SSO.  nach  NNW.  misst,  während  beim 
Flimserhalbkessel  die  entsprechenden  Entfernungen  über  9  und 
5  bis  6  km  betragen.  In  der  Mitte  des  Bodens  liegt  der  Girsch, 
eine  durch  Anschwemmung  geebnete  Fläche.  Zwischen  dieser 
und  dem  Rhein  erhebt  sich  die  dünn  bewaldete,  grasbewachsene 
and  vermooste  Hügelmasse  des  Raschen,  an  welcher  nirgends 
anstehender  Fels,  sondern  nur  Blöcke  von  Hochgebirgskalk  auf- 
geschlossen sind.  Jenseits  des  Rheines  entspricht  dem  Raschen 
die  etwas  grössere,  gleich  zu  Anfang  erwähnte  Hügellandschaft 
von  Ils  Auts,  und  zwischen  beiden  ist  am  Rhein  selbst  ein  Durch- 
schnitt des  stark  zerklüfteten  bis  zerschieferten  Kalkgesteins  als 
Liegendes  der  losen  Massen  aufgeschlossen.  Es  sind  in  kleinem 
Maasstab  und  bei  anders  gestalteten  topographischen  Verhältnissen 
wesentlich  doch  dieselben  Züge,  die  bei  der  Darstellung  des 
Flimserhalbkessels  und  seiner  Umgebungen  geschildert  wurden. 
Wie  hier  in  der  Gegend  von  Reichenau  müssen  wir  auch  dort 
bei  Flims  im  Wesentlichen  an  die  ältere  gleich  zu  Anfang  er- 
wähnte Auffassung  von  A.  Heim  uns  halten.  Indem  wir  der- 
selben eine  weitere  Bestimmung  hinzufügen  und  unter  Hinweisung 

Ztttachr.  d.  GaaellMh.  f.  Erdk.    Bd.  XIX.  13 


194  Cl.  u.  G.  Denhardt: 

auf  die  Verallgemeinerung  des  Begriffes  „Bergstur**  können  wir 
nun  sagen,  dass  die  Flimserbreccie  das  Ablagerungsmaterial  eines 
alten  Bergsturzgebietes  ist,  dessen  eigenartige  Oberflächen- 
gestaltung  durch  ein  Zusammenwirken  verschiedener  Ursachen 
bedingt  wurde. 


X. 

Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana- 

Gebietes. 

Von  Clemens  und  Gustav  Denhardt. 
(Schluss.) 


IL 

Nach  der  im  Voraufgehenden  gegebenen  oberflächlichen  Schil- 
derung unserer  Reise  und  der  dabei  in  Betracht  kommenden  Zu- 
stände ,  seien  im  Folgenden  einige  Worte  gesagt  ober  die 
Gewinnung  des  Materials  für  die  Karte  des  unteren  Tana- 
Gebietes. 

Bei  der  Beurteilung  desselben  wäre  wohl  zu  berücksichtigen, 
dass  wir  unter  dem  Einflüsse  der  Verhältnisse  standen,  die  sich 
aus  der  ungewohnten  Lebensweise,  dem  Klima,  der  mangelhaften 
Kenntnis  der  Sprachen,  Sitten  und  Anschauungen  der  Eingeborenen 
und  alle  den  nur  schwer  zu  schildernden  Fährlichkeiten  ergeben, 
welche  eine  Reise  in  bisher  von  Weissen  nicht  betretenen  Ländern 
mit  sich  bringt.  Unter  diesen  Verhältnissen  mussten  wir  weitaus 
das  Meiste  unseres  Arbeitsplanes  streichen,  wie  dies  wohl  alle 
Neulinge  in  der  Afrikaforschung  vor  uns  gethan  haben  nnd  nach 
uns  thun  werden.  Trotz  der  zuweilen  recht  trüben  Lebenslagen 
und  der  ohne  unser  Verschulden  herbeigeführten  Einschränkung 
unseres  Arbeitsplanes,  waren  wir  bestrebt,  unter  unermüdlichem 
Ankämpfen  gegen  alle  Hindernisse,  so  viel  als  möglich  zu  arbeiten 
und  unser  Ziel  zu  erreichen. 

Im  vollkommenen  Bewusstsein  der  Mangelhaftigkeit  des  von 
nns  Errungenen,  aber  mit  dem  Gefühle,  unsere  Pflicht  gethan 
zu  haben,  erhoffen  wir  eine  gerechte  Kritik  unserer  Ergebnisse. 

Naturgemäss  bilden  die  astronomischen  Messungen  den  grund- 
legendsten, wichtigsten  Teil  der  Arbeiten  bei  jeder  Forschungsreise 
in  unbekannten  Ländern;  es  musste  uns  daher  daran  liegen,  nach 
dieser  Richtung  hin  so  sorgsam  und  so  viel  als  möglich   thätig  sn 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        195 

sein.  Infolgedessen  legten  wir  bei  Beschaffung  unserer  Aus- 
rüstung besonderes  Gewicht  auf  gute  Instrumente  für  astronomische 
und  geodätische  Messungen,  ohne  dabei  jedoch  die  übrige  Aus- 
rüstung an  wissenschaftlichen  Instrumenten  für  meteorologische, 
magnetische  und  andere  Arbeiten  zu  vernachlässigen.  Wir  fühlten 
uns  dazu  um  so  mehr  gedrängt,  als  der  .damalige  Vorstand  der 
„Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin4',  vertreten  durch  den  Frei- 
herrn von  Richthofen,  ein  für  unsere  Expedition  in  Aussicht  gestelltes 
astronomisches  Universalinstrument  nicht  überwies,  weil  er,  wie  er 
in  einem  bezüglichen  Schreiben  mitteilte,  nicht  überzeugt  sei,  dass 
die  geplante  Expedition  wissenschaftlichen  Zwecken  diene. 
Für  die  astronomischen  Arbeiten  waren  uns  verfügbar: 

1.  ein  Universalinstrument  (astronomischer  Theodolith) 
(No.  469)  von  A.  Bonsack  in  Berlin; 

2.  ein  Universalinstrument  (No.  1262)  von  Pistor  db  Martins 
in  Berlin; 

3.  ein  Prismenkreis  (System  Pistor  &  Martins)  von  A.  Bonsack 
in  Berlin; 

4.  drei  gute  Taschenuhren  (mit  Chronometer-Hemmung  und 
isochronischer  Spirale),  zwei  davon  (No.  70107  und 
No.  70109)  von  Robert  Brandt  &  Co.  in  Chaux  des  Fonds 
(Schweiz),  die  dritte  (No.  11109)  von  A.  Lange  &  Sohne 
in  Glashütte  (Sachsen). 

Zur  leichteren  Bildung  eines  Urteiles  über  unsere  astrono- 
mischen Messungen  scheint  eine  kurze  Beschreibung  der  be- 
nutzten Universalinstrumente  geboten. 

Das  Universalinstrument  No.  469,  von  A.  Bonsack 
in  Berlin  gebaut,  hatte  zwei  in  Sechstelgrade  geteilte,  von 
0° — 360°  bezifferte,  mittelst  je  eines  Nonienpaares  unmittelbar  auf 
10  Bogensekunden  ablesbare  Kreise  von  je  16  cm  Durchmesser, 
von  denen  der  eine  zar  Messung  von  Hohen,  resp.  Zenithdistanzen, 
der  andere  zur  Messung  von  Horizontalwinkeln  diente.  Der  untere 
Kreis  erhielt  durch  eine  Metalldecke  Schutz  gegen  gröbere  äussere 
Störungen.  Das  „gebrochene44  (centrische)  Fernrohr  von  35  mm 
Objektivöffnung,  32  cm  Brennweite  und  20 fache r  Yergrösserung 
bewegte  sich  in  Y-Lagern.  Es  enthielt  ein  Fadennetz  aus  4  wage- 
rechten und  4  senkrechten  Spinnenfäden,  von  denen  sowohl  die 
mittleren  zwei  wagerechten,  als  auch  die  mittleren  zwei  senk- 
rechten einander  so  nahe  standen,  dass  der  von  ihnen  einge- 
schlossene Raum  als  Mittelfaden  für  die  bezüglichen  Beobachtungen 
benutet  ward.  Der  Abstand  der  beiden  Horizontalfäden  vom  mitt- 
leren Horizontalfaden  betrug  9'  50",  resp.  9'  32,5",  der  Bogen- 
wert  zwischen  den  äussersten  Horizontalfaden  also  19'  22,5"; 
die  Entfernungen  der  beiden  Vertikalfäden  vom  mittleren  Vertikal- 

13* 


196  CL  u.  <*•  Denhardt: 

faden  beliefen  sich  auf  9f  53"  und  9'  46",  ihr  ganzer  Abstand  be- 
mass  sich  mithin  auf  19'  89". 

Die  Beleuchtung  dieses  Fadennetzes  erfolgte  bei  Beobach- 
tungen während  der  Dunkelheit  durch  Lampenlicht,  welches  durch 
den  hohlen  Teil  der  Fernrohrdrehaxe,  der  dem  Okular  des  Fernrohrs 
entgegengesetzt  lag,  auf  das  an  einer  kleinen  Stelle  mattgeschliffene 
Prisma  des  Fernrohres  und  somit  auf  das  Fadennetz  gelangte. 

Zur  Ermittelung  der  Axenneigung  waren  4  Libellen  vorhan- 
den, von  denen  zwei  lose  beigefügt  waren,  um  als  Aufseti-  and 
Hänge-Niveau' s  verwendet  zu  werden ;  die  dritte  war  zwischen  den 
Fernrohrträgern  auf  der  Alhidade  des  Horizontalkreises,  die  vierte 
an  demjenigen  Fernrohrträger  angeschraubt,  welcher  den  Fass- 
punkt der  Nonien  des  Höhenkreises  bildete.  Diese  letzte  Libelle 
war  demnach  für  die  astronomischen  Messungen  insofern  die  wich- 
tigste, als  sie  zur  Prüfung  des  Standes  der  Nonien  (der  Horizon- 
tale) am  Höhenkreise  diente. 

Die  Teilungswerte  dieser  Libellen  beliefen  sich  auf  etwa  5 \ 

Das  Pistor-  Martins'sche  Universalinstrument  hatte 
zwei  je  11  cm  im  Durchmesser  haltende  Kreise,  welche  mittelst 
Nonien  unmittelbar  auf  30  Bogensekunden  ablesbar  waren.  Die 
Teilung  beider  Kreise  lag  offen;  sie  fand  keinen  Schutz  gegen 
gröbere,  äussere  Einflüsse  durch  irgend  eine  Vorrichtung,  wie  sie 
bei  Reise-Instrumenten  empfehlenswerth  erscheint. 

Der  Höhenkreis  (mit  von  0°— 360°  bezifferter  Teilung)  war 
am  verlängerten  Vertikalzapfen  des  Instrumentes  befestigt.  Der 
Kreismittelpunkt  bildete  den  Drehpunkt  des  neben  dem  Kreise 
bewegbaren  geraden  (excentrischen),  durchschlagbaren  Ferurohres 
von  27  mm  Objektivöffnung,  23  cm  Brennweite  und  12facher 
Vergrösserung.  Der  Höhenkreis  stand  in  fester  Verbindung  mit 
dem  Vertikalzapfen  und  trug  auf  seiner  Rückseite  das  angeschraubte 
Niveau,  dessen  Teil  werte  25"  betrugen.  Die  Nonien  bildeten 
mit  dem  Fernrohre  ein  Ganzes  und  bewegten  sich  mit  diesem  an 
der  Teilung  des  Höhenkreises  vorbei,  wie  dies  die  Nonien  am 
Horizontalkreise  thaten. 

Das  Faden  netz  bestand  aus  3  wagerechten  und  3  senkrechten 
Spinnenfaden,  von  denen  die  wagerechten  äussersten  Fäden  um 
21'  24"  von  einander  und  je  10'  48"  und  10'  36"  vom  zuge- 
hörigen Mittelfaden  abstanden.  Der  Abstand  der  äussersten  senk- 
rechten Fäden  betrug  21'  32";  von  ihrem  Mittelfaden  wichen  sie 
um   10'  50"  und   10'  42"  ab. 

Die  Beleuchtung  des  Fadenkreuzes  in  der  Dunkelheit  ward 
durch  einen  mit  weissem  Papier  überzogenen  Metallring  ermöglicht, 
welcher  sich  auf  das  Objektivende  des  Fernrohres  aufstecken  liess 
und  Laternenlicht  auf  die  Fäden  reflektierte. 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        197 

Zur  bequemeren  Beobachtung  kleiner  Zenithdistanzen  konnte 
dem  Okular  des  Fernrohres  ein  Prisma  vorgeschoben  werden. 

Dieses  Pistor-Martins'sche  Universalinstrument  fand  bereits 
ausgedehnte  Verwendung  durch  Herrn  Dr.  Otto  Kersten  während 
seiner  Reisen  im  aequatorialen  Ostafrika  (1862  u.  1863)  und  in 
Palästina  (1874).  Er  überwies  uns  das  Instrument,  als  wir  uns 
bereits  in  Afrika  befanden. 

Beide  Universalinstrumente  wurden,  wenn  sie  benutzt  werden 
sollten,  auf  einem  dreibeinigen,  zusammenlegbaren  Stativ  aus 
Eichenholz,  wie  es  bei  kleineren  geodätischen  Messungen  in 
Deutschland  gebräuchlich,  aufgestellt  und  mittelst  einer  Schraube 
auf  dem  Oberteile  des  Statives  festgezogen.  Dadurch  wurden 
allerdings  die  Instrumente  zur  Genüge  gegen  Verschiebungen  auf 
dem  Stative  geschützt;  sie  waren  aber  immer  noch  kleinen  Orts- 
veränderungen ausgesetzt,  die  sich  aus  Schwankungen  des  Stativs 
beim  Beobachten  ergaben. 

Sämtlichen  Instrumenten  waren  farbige  Gläser  zur  Milderung 
des  Lichtes  blendender  Objekte,  sowie  die  üblichen  Reserveteile 
und  kleineren  Geräthe,  leider  aber  kein  auf  Glas  geritztes  Faden- 
netz beigegeben.  Auf  diesen  Mangel  wird  später  zurückgekommen 
werden. 

Die  Untersuchung  der  Instrumente  hatte  in  der  ge- 
bräuchlichen Weise  (vor  dem  Transport  nach  Afrika)  in  Berlin 
stattgefunden.  Dabei  zeigten  sich  alle  Teile  der  Instrumente  in 
gutem  Zustande;  die  Teilungsfehler  der  Kreise  waren  so  gering- 
fugig,  dass  sie  als  nicht  vorhanden  angesehen  werden  konnten; 
der  Indexfehler  des  grossen  Universalinstrumentes  belief  sich  auf 
1'  16",  der  des  kleinen  auf  8'  10";  die  Excentricitätsfehler  über- 
schritten bei  dem  grossen  Instrumente  den  Werth  von  5"  nicht, 
beim  kleinen  ergaben  sie  sich  zu  10 — 15". 

Die  Ueberfuhrung  beider  Instrumente  nach  Afrika  erfolgte  unter 
Anwendung  aller  Vorsicht.  Das  Bonsack'sche  Instrument  nahmen 
wir  mit  uns;  das  Pistor-Martins'sche  ward  nns  nachgesandt« 

Die  Verpackung  beider  Instrumente  stellte  sich  als  ungenügend 
heraus.  Keines  dieser  Instrumente  wurde  in  einer  gegen  die 
feuchte  Meeresluft  Schutz  gewährenden,  verloteten  Blechkiste  trans- 
portiert, wie  dies  hätte  geschehen  sollen.  Für  das  kleine  Instru- 
ment war  diese  Nachlässigkeit  verhängnissvoll:  sein  Fadenkreuz 
hatte  sich  durch  die  feuchte  Seeluft  derart  gedehnt,  dass  die 
äussersten  Höhenfaden  nicht  mehr  wie  früher  um  21'  24",  sondern 
um  26'  50,5"  von  einander  abstanden,  ihre  Parallelität  verloren 
hatten   and  sich  als  unbrauchbar  erwiesen. 

Wiederholte,  sorgfältige  Messungen  überzeugten  uns  von  der 
Stabilität    des  verdorbenen   Fadennetzes;    wir    ersetzten   dasselbe 


198  d  "•  G-  Denhardt: 

daher  nicht  durch  ein  neues,  indem  wir  dabei  Gefahr  gelaufen 
wären,  das  alte,  fehlerhafte  zu  verlieren  und  das  Instrument  ganz 
unbrauchbar  zu  machen,  sondern  wir  prüften  die  Fadenabstande 
möglichst  vor  und  nach  jeder  längeren  Beobachtungsreihe,  bei 
welcher  die  Höhenfaden  Verwendung  fanden.  Ferner  gebrauchten 
wir  die  Vorsicht,  an  bestimmten,  scharf  markierten  Fadenstellen 
die  Gestirndurchgänge  zu  messen.  Auf  diese  Weise  gelang  die 
Unschädlichmachung  der  grossen  Fehler  des  Fadennetzes,  und  die 
Verwendbarkeit  des  im  Uebrigen  gut  in  unseren  Besitz  gekom- 
menen Instrumentes  war  gesichert.  —  Wäre  dem  Instrument  ein 
auf  Glas  getheiltes  Fadennetz  als  Reservestück  beigegeben  gewesen, 
so  hätten  wir  viele  Arbeit  und  Zeit  —  und  in  gewissem  Sinne 
Sorge  —  gespart:  wir  hätten  dasselbe  an  die  Stelle  des  ver- 
dorbenen Spinnfadennetzes  eingefügt  und  sicherlich  mehr  und 
bessere  Beobachtungen  angestellt,  als  uns  mit  dem  schlechten 
Fadennetze  möglich  war. 

Die  ungenügende  Verpackung  unseres  grossen  Instrumentes 
erkannten  wir  bereits  in  Hamburg  und  sorgten  daher,  gleich  nach- 
dem wir  bei  Glückstadt  an  Bord  der  Bark  „Amanda  &  Elisabeth' 
gegangen  waren,  für  eine  bessere  Verpackung,  indem  wir  die 
Eiste,  in  der  sich  das  Instrument  befand,  in  mehrfache  Lagen 
von  Segeltuch  einnäheten.  Während  der  Seereise  war  die  Kiste 
vor  Erschütterungen  und  Beschädigungen  geschützt. 

Nach  unserer  Ankunft  in  Sansibar  führten  wir  die  Instrument- 
kiste sehr  behutsam  vom  Schiffe  in  unsere  Wohnung  über.  Einige 
Stunden  später,  von  einer  Besichtigung  der  Stadt  heimkehrend, 
fanden  wir  die  Instrumentkiste  mitten  im  Zimmer  liegend,  weit  ab 
von  dem  ihr  von  uns  gegebenen  Standplatze.  Bis  zur  Stunde  ist 
unaufgeklärt  geblieben,  wer  die  Eiste  dahin  geworfen  hat.  — 

Die  sofortige  Oeffnung  der  Eiste  und  die  Untersuchung  des 
von  ihr  bisher  umschlossenen  Instruments  ergab,  dass  die  innerhalb 
der  Teilung  des  Horizontalkreises  sich  an  derselben  (nicht  auf 
derselben)  bewegenden  Nonien  derart  verschoben  waren,  dass  sie 
über  die  Fläche  der  Kreisteilung  ragten,  sich  an  der  Teilung 
klemmten  und  nur  eine  kleine,  wenige  Grad  umfassende  Drehung 
der  Alhidade,  also  anch  des  Oberteiles  des  Instrumentes,  am  den 
Vertikalzapfen  zuliessen.  Durch  den  grossen  Stoss,  welcher  dem 
Instrumente  zu  Teil  geworden  war,  hatte  augenscheinlich  der  Vertikal- 
zapfen eine  seitliche  Verschiebung  oder  Biegung  erlitten,  so  dass  er 
nicht  mehr  im  Mittelpunkte  des  Kreises  stand.  Das  hatte  das  Ein- 
klemmen der  Nonien  zur  Folge,  sobald  dieselben  (als  frühere 
grösste  Durchmesser  des  Kreises)  durch  Drehung  in  denjenigen 
Teil  des  Ereises  gelangten,  in  welchem  für  einen  Radius,  der  dem 
früheren  centrischen  Stande  des  Vertikalzapfens  entsprach,  die  Ent« 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietea.         199 

fernung  zwischen  Drehpunkt  und  Rand  der  Teilung  zu  klein  war. 
Aach  die  Nonien  hatten  eine  Biegung  erlitten.  Die  Kante  des 
einen  Nonius  war  da,  wo  er  mit  der  Kreisteilung  zusammengestossen, 
aufgebogen. 

Ebensowenig  waren  die  Nonien  am  Höhenkreise  unverletzt 
geblieben:  sie  waren  gegen  die  Blenden  der  zugehörigen  Lupen 
geschnellt,  daran  zerkratzt  und  verbogen  worden.  Infolgedessen 
lagen  sie  nicht  mehr  dicht  am  Höhenkreise  an  und  eine  sichere, 
oder  auch  nur  annehmbare  Ablesung  irgend  eines  Winkels  stellte 
sich  als  Unmöglichkeit  heraus. 

Der  Horizontalkreis  hatte  da,  wo  der  eine  Nonius  ihn  getroffen, 
eine  Einbeulung  erlitten;  dagegen  war  der  Höhenkreis  von  Ver- 
letzungen vollständig  frei. 

Weil  keine  Drehung  des  Instrumentes  um  seinen  Vertikalzapfen 
möglich  war,  blieb  nur  übrig,  den  Oberteil  des  Instrumentes  vom 
Vertikalzapfen  abzuheben  und  zu  versuchen,  vor  Allem  den  Vertikal- 
zapfen in  die  früher  innegehabte  centrische  Stellung  zum  Kreise 
zurückzubiegen,  die  Alhidade  durch  Tieferlegen  der  Nonien  zu 
berichtigen,  die  Nonien  beider  Kreise  möglichst  zu  glatten  und  ein 
besseres  Anschmiegen  der  Nonien  an  die  Teilung  des  Höhenkreises 
herbeizuführen. 

Wir  wagten  den  Versuch  und  er  gelang,  soweit  dies  bei  dem 
Fehlen  mechanischer  Werkzeuge  möglich  war!  Die  ex  centrische 
Stellung  des  Vertikalzapfens  Hess  sich  allerdings  sowenig  vollständig 
beseitigen,  wie  die  Verletzung  und  Abbiegung  der  Nouien;  aber  wir 
stellten  doch  das  Instrument  so  weit  her,  dass  es  zu  Messungen 
verwendbar  wurde. 

Die  in  Sansibar  nach  vollendeter  Ausbesserung  des  Instrumentes 
vollzogene  Prüfung  der  Fehler  desselben  ergab  eine  erhebliche 
Steigerung  des  Indexfehlers  gegen  den  seinerzeit  in  Berlin  gefundenen. 
Statt  auf  1'  16"  belief  sich  der  Indexfehler  auf  14'  40"  und  zeigte 
sich  obendrein  schwankend  in  seinem  Bogenwerte.  Ausserdem  hatte 
sich  ein  zweiter  eigenartiger,  unstäter  Indexfehler  eingestellt,  der 
vorher  nicht  vorhanden  nnd  bald  +>  oa^  —  war«  Dieser  Fehler 
fand  sich  bei  der  Berechnung  von  Gestirnhöhen,  die  in  entgegen- 
gesetzten Teilen  des  Himmels  gemessen  wurden;  er  überschritt  nie- 
mals den  Betrag  von  70  Bogensekunden. 

Von  Anfang  April  bis  Mitte  Juli  1878  schwankte  der  erst- 
angedeutete Indexfehler,  welcher  sich  aus  Messungen  in  beiden 
Kreislagen  des  Instrumentes  herausstellte,  in  ganz  unglaublichem 
Maasse.  Es  erschien  gänzlich  unmöglich,  befriedigende  Höhen* 
messungen  zu  vollziehen  und  es  war  keine  Aussicht  vorhanden, 
Ortsbestimmungen  zu  erlangen,  welche  besseren  als  nur  ganz  ober* 
flächlichen  kartographischen  Zwecken  dienlich  gewesen  wären. 


200  Cl.  u.  G.  Denhardt: 

Von  Mitte  Juli  ab  minderten  sich  jedoch  die  Schwankungen  des 
Indexfehlers;  er  wurde  kleiner  und  gleichmäßiger,  so  das«  sieh 
sein  niedrigster,  am  letzten  Beobachtungstage  gefundener  Wert  auf 
V  31,03"  belief. 

Allem  Anscheine  nach  hat  der  Transport  des  Instrumentes 
während  der  Reise  in  Ostafrika  den  Indexfehler  ganz  bedeutend 
beeinflusst.  So  lange  das  Instrument  getragen  wurde,  was  auf 
dem  Wege  längs  der  Küste  von  Malindi  bis  Kipini  (Mai  bis  Juli) 
stattfand,  kam  der  Indexfehler  nicht  zur  Ruhe;  erst  als  das  Instrument 
im  Boote  gefahren  ward,  trat  die  Beruhigung  und  allmalige  Ver- 
minderung des  Indexfehlers  ein.  Das  lässt  sich  ganz  überzeugend 
ans  den  Beobachtungen  beweisen,  welche  nach  Mitte  Juli  erfolgten. 
Es  ist  wohl  anzunehmen,  dass  während  des  33tägigen  Aufenthaltes 
in  Kipini  bei  häufiger,  vorsichtiger  Benutzung  des  Instrumentes, 
sich  dessen  gestörte  Theile  allmälig  ihren  froher  innegehabten 
Lagen  nähern,  die  schroffen  Abweichungen  von  ihren  einstigen  nor- 
malen Beziehungen  einer  Ausgleichung  nahe  bringen  konnten.  Der 
von  Kipini  ab  bis  zum  letzten  Beobachtungstage  stattfindende  Trans- 
port des  Instrumentes  zu  Wasser,  die  ruhige,  das  Instrument  wenig 
erschütternde  Bootfahrt,  begünstigten  die  Fehlerausgleichung  der 
Instrumentteile.  Das  Instrument  erwies  sich  von  Mitte  Juli  ab  be- 
deutend besser  als  vom  April  bis  Juli,  und  die  während  dieser 
Zeit  mittelst  desselben  vollzogenen  Messungen  verdienen  deshalb 
mehr  Vertrauen  als  die  früher  in  der  Zeit  des  Landtransportes  mit 
ihm  ausgeführten. 

Auf  den  zweiten  Indexfehler,  welcher  sich  bei  Messungen  von 
Gestirnen  bemerklich  machte,  die  in  entgegengesetzten  Theilen  des 
Himmels  angestellt  wurden,  wirkte  die  Bootfahrt  ebenfalls  bessernd: 
er  ging  in  Kipini  bis  auf  wenige  Sekunden  herab  und  belief  sich 
dann  nie  auf  mehr  als  etwa  28",  blieb  aber  bei  seinen  Schwan- 
kungen zwischen  +  und  — . 

Das  Pistor-Martins'sche  Universalinstrument  hatte  bereits  wahrend 
seines  ersten  Gebrauches  durch  Dr.  Kersten  (1862  und  1863)  den 
erwähnten  zweiten  Indexfehler  gezeigt;  seine  Schwankungen  lagen 
zwischen  —  40"  und  —  70"  und  waren,  wie  auch  diejenigen  des 
erstgenannten  Indexfehlers,  gleichmässiger  als  bei  dem  Bonsack'sehen 
Instrumente.  Bei  der  Verwendung  des  Pistor-Martins'schen  Instru- 
mentes durch  uns  verhielten  sich  die  beiden  Indexfehler  fast  ebenso 
wie  bei  der  Benutzung  während  der  Kersten'schen  Reisen. 

Ueber  die  Ursachen  der  Indexfehlerschwankungen  sind  wir  bis- 
her nicht  klar  geworden.  Hinsichtlich  des  Bonsack'schen  Instru- 
mentes neigen  wir  zu  der  Annahme,  dass  die  durch  excentrische 
Stellung  des  Vertikalzapfens  herbeigeführte  Klemmung  (Reibung)  der 
Alhidade  des  Horizontal  kr eises,  welche  eine  Biegung  des  Vertikalzapfens 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        201 

zur  Folge  hatte,  die  sich  auf  den  Höhenkreis  Übertrug,  die  meiste  Ver- 
anlassung zu  den  Idexfehlerschwankungen  gab.  Bewahrheitet  sich,  wie 
es  scheint,  diese  Annahme,  dann  hängt  die  Aenderung  des  Index- 
fehlers eng  zusammen  mit  dem  Azimute,  in  welchem  beobachtet  ward. 
Je  nachdem  das  Azimut  des  beobachteten  Objectes  in  diejenigen  Teile 
des  Azimutalkreises  fiel,  in  denen  Klemmungen  der  Alhidade  erfolgten, 
je  nachdem  traten  seitliche  Verdrängungen  des  Vertikalzapfens  und 
Aenderungen  des  Indexfehlers  ein.  Demgemäss  lässt  sich  der  Gang 
des  Indexfehlers  aus  den  Azimuten  der  beobachteten  Objecto  durch 
Differentialgleichungen  entwickeln  —  eine  höchst  zeitraubende,  aber 
Bicher  lohnende  Arbeit,  welche  eine  erhebliche  Zahl  von  Beobach- 
tungen, deren  Ergebnisse  sich  vor  dieser  Behandlung  nicht  einer 
Kritik  unterbreiten  lassen,  für  kartographische  Zwecke  verwendbar 
machen  wird. 

Mehr  oder  weniger  wird  sich  vielleicht  auch  der  zweite  Index- 
fehler von  den  Azimuten  abhängig  zeigen. 

Anfänglich  neigten  wir  zu  der  Annahme,  dass  vielleicht  eine 
Lockerung  des  Diaphragma'»,  welches  die  Stellung  des  Fadennetzes 
im  Fernrohre  regelt,  vorhanden  sei  und  namentlich  den  zweiten 
Indexfehler  beeinflusse;  diese  Annahme  hat  jedoch  weniger  Wahr- 
scheinlichkeit als  die  frühere. 

Der  Prismen  kreis  fand  während  der  Reise  keine  Verwendung, 
trotzdem  nahe  lag,  ihn  als  Ersatz  des  Universalinstrumentes  zu  den 
Beobachtungen  heranzuziehen.  —  Von  seiner  Benutzung  wurde  ab- 
gesehen, weil  dieselbe,  besonders  bei  den  im  heissen  Sonnenbrande 
auszuführenden  mehrstündigen  terrestrischen  Messungen  ausserordent- 
lich anstrengte  und  ermüdete,  sowie  weit  mehr  Arbeit  verursachte 
als  der  Gebrauch  des  Universalinstruments.  Die  Vortheile  des 
Universalinstruments  fielen  bei  unserer  durch  Krankheit  u.  s.  w. 
geschwächten  Gesundheit  entscheidend  in's  Gewicht;  ja,  in  Massa, 
dem  letzten  von  uns  erreichten  Orte,  wären  wir  wegen  grosser 
Schwäche  gar  nicht  im  Stande  gewesen,  den  Prismenkreis  zu  hand- 
haben. 

Wir  bedauern  die  NichtVerwendung  des  Prismenkreises  nur 
Boweit,  als  Längenbestimmungen  in  Betracht  kommen. 

Die  von  uns  bei  den  astronomischen  Beobachtungen  benutzten 
drei  Uhren  erlitten  erhebliche  Störungen  durch  Transport,  Ver- 
packung und  Temperatur.  Unsere  Bemühungen  zur  Fernhaltung 
dieser  Einflüsse  wiesen  wenig  Erfolge  auf. 

Die  Uhren  ruheten  wagerecht  oder  senkrecht,  je  nachdem  Ver- 
suche von  uns  mit  ihnen  unternommen  wurden,  in  mit  Tuch  aus- 
gelegten Blechkapseln  und  diese  wieder  in  ausgepolsterten  Holz- 
kästchen. Diese  Kästchen  wurden  fest  nebeneinander  in  einem 
Kasten  geborgen,  welcher  zwei  Thermometer  enthielt  und  mit  seinem 


202  Cl-  u.  G.  Denhardt: 

ganzen  Inhalte  in  einer  Kiste  Aufnahme  fand,   in  der  er  allseitig 
von  Wäschestücken  dicht  umschlossen  war. 

Die  Ueberfuhrung  der  in  dieser  Weise  gegen  grobe  äussere 
Einflüsse  geschützten  Uhren  erfolgte  so  vorsichtig  von  Ort  zu  Ort 
wie  der  Transport  des  Universalinstruments*  Die  Uhren  wurden 
täglich  öfter  unter  einander  verglichen;  dabei  wurden  die  Thermo- 
meterstände gebucht,  um  die  Temperatur  der  Luftschicht,  in  der 
sich  die  Uhren  befanden,  für  die  Berechnung  der  Uhrgänge  heran- 
zuziehen. Ebenso  sorgfaltig  wurden  die  Zeiten  notirt,  innerhalb 
deren  Transport  oder  Verwendung  der  Uhren  erfolgte. 

Das  Aufziehen  der  Uhren  fand  abends,  möglichst  um  dieselbe 
Zeit  wie  am  vorhergehenden  Tage,  statt,  stets  nach  beendigter 
etwa  angestellter  astronomischer  Beobachtung  und  nach  dem  Uhr- 
vergleich. 

Krankheit  und  überwältigende  Anstrengungen  wurden  leider 
die  Veranlassung,  dass  das  Aufziehen  der  Uhren  während  unserer 
Reise  viermal  unterblieb.  Das  dadurch  herbeigeführte  Stehenbleiben 
der  Uhren  wurde  stets  in  der  Frühe  des  nächsten  Tages  beseitigt 
und  sofort  der  Uhrstand  (die  Uhrcorrection)  durch  Zeitsternmessungen 
festgestellt. 

Ohne  erkennbare  Veranlassung  blieb  nur  die  Uhr  No.  70  107 
am  Abend  des  13.  Juni  1878  stehen;  am  Morgen  des  14.  Juni 
nahm  sie  ihren  Gang  wieder  auf. 

Bei  den  Messungen  benutzten  wir  in  der  ersten  Zeit  die  Uhr 
No.  70  107;  die  Uhr  No.  70  109  dagegen  erst  während  der  letzten 
Monate  unserer  Reise.  Die  Uhr  No.  11  109  diente  ausschliesslich 
zum  Uhrvergleich  und  wurde  nur  zu  diesem  Zwecke  aus  ihren  Höllen 
genommen. 

An  der  Küste  scheint  die  zu  den  Beobachtungen  benutzte  Uhr 
No.  70  107  von  den  in  der  Luft  schwebenden  feinen  Küstensand- 
und  Meersalz-Teilchen  verunreinigt  und  in  ihrem  Gange  beeinflosat 
worden  zu  sein.  Vielleicht  bildeten  diese  feinen  Staubtheilchen  auch 
die  Ursache  für  den  plötzlichen  Stillstand  der  Uhr  am  13.  Juni. 

Bei  der  Untersuchung  der  Uhren  (nach  der  Heimkehr  in 
Deutschland)  fanden  sich  geringfügige  Staubanhäufungen  in  der  Uhr 
No.  11  109,  die  während  der  Reise  am  allerwenigsten  benutzt  worden 
war;  etwas  mehr  Staub  enthielt  die  Uhr  No.  70  109  und  der  meiste 
zeigte  sich  in  der  Uhr  No.  70  107.  Dieser  Befund  bestätigt  das 
soeben  Gesagte. 

Wurden  die  Uhrgänge  einerseits  durch  Transport  und  Staub 
beeioflusst,  so  geschah  dies  andererseits  durch  die  Wärme,  welche 
das  Oel  in  den  Uhrwerken  verdickte. 

Transport,  Staub  und  Verdickung  des  Oeles  in  den  Zapfen* 
agern  führten  durchgängig  Verzögerungen  der  Uhrgange  herbei. 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietea.        203 

Die  Compensationen  der  Uhren  scheinen  ungenügend  gewesen 
zu  sein.  Bessere  Compensationen  an  den  Uhrwerken  hätten  wahr* 
scheinlich  annehmbarere  Uhrg&nge  herbeigeführt,  als  die  gefundenen. 

Ausführung  der  astronomischen  Beobachtungen. 

Bei  den  Messungen,  welche  wir  zur  Erlangung  des  Materials 
für  die  Karte  des  unteren  Tana-Gebietes  vollzogen,  fand  nur  das 
BoDsack'sche  Instrument  Verwendung.  Die  erheblichen  Schwan- 
kungen beider  Indexfehler  desselben  verpflichteten  uns  zu  grossen 
und  vielen  Beobachtungsreihen  und  zu  höchst  sorgfältigen  Mes- 
sungen, um  durch  Heranziehung  vieler  Einzelbeobachtungen  zur 
Bildung  eines  Mittelwertes  die  Indexfehlerschwankungen  möglichst 
zu  vertbeilen  und  ein  Endergebnis»  zu  erlangen,  welches  gerechten 
Ansprüchen  genüge. 

Um  nur  einen  Fall  anzuführen,  sei  gesagt,  dass  in  Kipini  (in 
der  ersten  Hälfte  des  Juli),  wo  die  letzten  grossen  Schwankungen 
im  Indexfehler  auftraten,  an  10  verschiedenen  Tagen  7  Sterne  im 
Norden  und  Süden,  mit  zusammen  290  Höhen  beobachtet  wurden, 
um  einen  annehmbaren  Mittelwerth  für  die  Breite  von  Kipini  zu 
erhalten. 

Nachdem  die  Indexfehlerschwankungen  sich  verringerten  und 
kleinere  Fehler  in  den  Einzelbeobachtungen  anzunehmen  waren, 
konnten  wir  die  Zahl  der  Messungen  mindern. 

Zur  Unschädlichmachung  der  Instrumentfehler  beobachteten  wir, 
unter  Befolgung  der  Regeln  für  Handhabung  des  Universalinstrn- 
mentes,  wenn  nicht  unüberwindliche  Hindernisse  eintraten,  stets  in 
zwei  Kreislagen  und  mindestens  zwei  Gestirne,  die  entgegengesetzte 
Lagen  am  Himmel  einnahmen. 

Wir  hatten  uns  zum  Grundsatze  gemacht,  die  Sonne  nur  unter 
zwingenden  Umstanden  (wenn  Sterne  wegen  Zeitmangels  oder  wegen 
Bewölkung  nicht  messbar  waren)  für  Zeit-  und  Breitenbestimmungen 
zu  beobachten  und  sie  bloss  zur  Bestimmung  des  Meridians,  sowie  zur 
Ermittelung  der  Abweichung  des  Magneten  zu  benutzen. 

Die  Zeit  bestimmten  wir  zumeist  aus  Sternen  nahe  am  ersten 
Vertikal,  deren  Durch gangszeiten  und  Höhen  an  den  drei  Horizontal- 
faden des  Instrumentes  ermittelt  wurden.  Von  anderen  Methoden 
der  Zeitbestimmung  nahmen  wir  wegen  der  schwankenden  Index- 
fihler  Abstand.  Auch  die  von  anderen  Reisenden  so  bequem  ge- 
fundene Zeitbestimmung  aus  correspon  dir  enden  Sonnenhohen  unter- 
Ii essen  wir,  einestheils  wegen  der  unstäten  Indexfehler,  anderenteils, 
weil  diese  Methode  die  Aufmerksamkeit  des  Beobachters  für  längere 
Zeit  beansprucht,  das  Instrument  und  den  Beobachter  den  Strahlungen 
der  Sonne  aussetzt  und  zum  Gelingen  klaren  Himmel  für  geraume 
Zeit  bedingt.  — -  Wir  fanden  angenehmer  und  bequemer,  die  astro- 


204  CK  **  6-  Denhardt: 

nomischen  Beobachtungen  in  den  kühlen  Abendstunden  zu  vollziehen, 
wobei  wir  obendrein  die  Gewissheit  hatten,  eine  grössere  Genauig- 
keit als  bei  Beobachtungen  am  Tage  zu  erreichen,  die,  wegen 
Benutzung  nur  eines  Gestirnes,  nicht  die  Möglichkeit  geboten  hätten, 
die  Schwankungen  der  Instrumentfehler  unschädlich  zu  machen. 

Zur  Bestimmung  der  Breiten  massen  wir  Sternhohen  im 
nördlichen  und  südlichen  Theile  des  Himmels,  vor  und  nach  der 
Culmination.  Wir  ordneten  diese  Beobachtungen  so  an,  dass  ihnen 
eine  Zeitbestimmung  dicht  voranging  oder  unmittelbar  folgte.  Ein- 
fache Gestirn- Culroinationen  beobachteten  wir  niemals;  die  Sonne 
wurde  nur  wenigemal  zur  Breitenbestimmung  verwendet,  weil  am 
Abend  dicht  bewölkter  Himmel  vorauszusetzen  war  und  sich  in 
der  That  einstellte.  —  Während  der  letzten  Eeisewocben  binder- 
ten Krankheit  und  bewölkter  Himmel  das  Messen  von  Breiten- 
steinen  in  entgegengesetzten  Himmelsgegenden;  es  wurden  daher 
einigemal  Sterne  nur  im  Süden  oder  im  Norden  gemessen: 
um  die  Indexfehler  bei  solchen  einseitigen  Beobachtungen  jedoch 
in  Rechnung  stellen  zu  können,  fanden  abgerundete  Reihen  von 
Zeitsternbeobachtungen  möglichst  nahe  an  diesen  einseitigen  Messun- 
gen statt. 

Zur  Ermittelung  der  geographischen  Längen  massen 
wir  ausschliesslich  Mondhöhen.  Für  die  Herleitung  der  Längen  ge- 
nügte uns  diese  Methode,  weil  die  scheinbare  Bewegung  des  Mond« 
in  niederen  Breiten  eine  viel  schnellere  ist  als  in  hohen  Breiten. 
Die  Messung  von  Monddistanzen  unterliessen  wir  gänzlich.  Hierfür 
entstand  die  hauptsächlichste  Veranlassung  aus  unserer  durch  über- 
grosse Anstrengung  und  schlechte  Ernährung  —  gegen  Ende  der 
Reise  auch  durch  Krankheit —  geschwächten  Körperkonstitution,  welche 
uns  die  Handhabung  des  Prismenkreises  zur  Messungvon  Monddistanxen 
zu  beschwerlich  erscheinen  Hess.  Hätten  wir  ein  Stativ  zur  Aufstellung 
des  Prismenkreises  besessen,  so  wäre  der  Hauptgrund  fär  die  Nicht- 
verwendung  dieses  unseres  guten  Instruments  beseitigt  gewesen  und 
wir  hätten  sicherlich  gern  Monddistanzen  genommen. 

Selbstverständlich  wurden  die  Mondhöhen  mit  grösster  8orgfalt 
gemessen;  aber  sie  stehen  hinsichtlich  ihrer  Zahl  den  Beobachtungen 
für  Breite  bedeutend  nach. 

Auf  die  Ermittelung  der  Länge,  diesen  verhältnissmäasig  schwierig 
zu  bestimmenden  Factor,  hätte  unsererseits  mehr  Arbeit  verwendet 
werden  sollen!  Wir  vernachlässigten  die  Längenbestimmungen  den 
sonstigen  Messungen  gegenüber,  weil  wir  glaubten,  mit  unserem 
fehlerhaften  Universalinstrumente  keine  befriedigenden  Ergebnisse  n 
erzielen.  Die  Längenbestimmungen  wurden  so  zu  sagen  nebenbei 
angestellt;  sie  wurden  gewissermassen  nur  der  Vollständigkeit  halber 
vollzogen;   trotzdem   ergaben    die  bezüglichen  Messungen   recht  in- 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        205 

friedenstellende  Resultate,  weil  sie  meistens  bei  günstigen  Mond- 
positionen und  bei  geringen  Indexfehlerschwankungen  stattfanden. 

Wir  hofften,  befriedigende  Längenbestimmungen  aus  Zeitüber- 
tragungen, sowie  ans  Dreiecksmessungen  zu  erhalten.  Es  blieb  in 
dieser  Beziehung  jedoch  bei  der  Hoffnung!  Sie  verwirklichte  sich 
nur  zum  kleinsten  Theile:  die  Uhren  konnten  wegen  ungenügender 
Gange  bloss  zur  Zeitübertragung  auf  kurze  Strecken  verwendet  werden, 
und  die  Dreiecksmessungen  Hessen  sich  zumeist  nicht  weit  führen,  weil 
in  der  Ebene,  welche  das  Feld  unserer  Thätigkeit  bildete,  an  natür- 
lichen Signalen  Mangel  war,  künstliche  sich  aber  nicht  errichten  Hessen. 

Bei  solcher  Sachlage  sind  wir  schliesslich  doch  auf  die  Mond- 
höhen angewiesen,  weil  sie  uns  das  ausschlaggebende  Material  für 
die  Lange  liefern.  Daneben  erhielten  wir,  soweit  Dreiecksmessungen 
nicht  vorlagen ,  sehr  befriedigende  L&ngen  aus  der  Verbindung  des 
sorgsam  aufgenommenen  Itinerars  mit  den  Breiten.  —  Lebhaft  be- 
dauern wir  jetzt,  die  Längenermittelungen  nicht  in  ein  besseres  Ver- 
hältniss  zu  den  Breitenbestimmungen  gebracht  zu  haben.  Das  Ver- 
haltniss  zwischen  beiden  ist  ungünstig:  wir  beobachteten  das  leicht 
bestimmbare  Element,  die  Breite,  mit  einer  Sorgfalt,  welche  richtiger 
auf  das  schwerer  zu  fixirende,  die  Länge,  hätte  verwendet  werden 
müssen.  So  liegen  z.  B.  für  die  Breite  von  Kipini  290  Sternhöhen 
an  10  Tagen  vor,  während  auf  die  Längenermittelung  dieses  Ortes  nur 
12  Mondhöhen  an  3  Tagen  entfallen.  Eine  Umkehrung  in  der  Zahl 
der  Beobachtungen  wäre  empfehlenswerther  gewesen! 

Wie  bei  den  Breitenbestimmungen,  so  wurdeu  auch  bei  den 
Längenbeobachtungen  die  Zeitbestimmungen  so  nahe  als  möglich  an 
der  Hauptarbeit  vollzogen.  Die  Messung  der  Mondhöhen  ordneten 
wir  derart  an,  dass  je  zwei  oder  drei  in  der  einen  oder  anderen 
Kreislage  gemessene  Mondhöhen  zwischen  mehreren  sorgfältig  für 
die  Zeitbestimmung  beobachteten  Hohen  von  Sternen  lagen,  von 
denen  mindestens  einer  dem  Monde  nahe  stand,  während  der 
andere  im  gegenüberliegenden  Theile  des  Himmels  sich  befand. 
Demgemfiss  sind  die  Mondmessungen  von  der  doppelten  bis  vier- 
fachen Zahl  von  Zeitsternbeobachtungen  eingeschlossen  und  es  sind 
genügende  Daten  zur  Ausscheidung  und  event.  Anbringung  der  Index- 
fehler an  den  Mondhöhen  vorhanden. 

Bestimmungen  .  des  Meridians  wurden  in  mehreren  Ort- 
schaften der  Küste  vorgenommen,  um  die  Azimute  einiger  Grund- 
linien und  Seiten  der  Dreiecksmessung,  sowie  Vergleichspunkte  für 
die  Ermittelung  der  Missweisung  des  Magneten  zu  gewinnen. 

Zu  diesen  Meridianbestimmungen  verwendeten  wir  ausschliesslich 
die  Sonne,  weil  sich  keine  Marken  aufstellen  Hessen,  welche  bei 
Nacht  erkennbar  gewesen  wären  und  in  Vergleich  zu  Azimutsternen 
hätten  gebracht  werden  können. 


206  Ol.  u.  0.  Denhardt: 

Die  bezüglichen  Messungen  wurden  derart  angestellt,  dass 
Durchgänge  der  Sonne  an  den  Vertikalfaden  des  Universalinstroments, 
bei  genauer  Notirung  der  Uhrzeiten  des  Antrittes  der  Sonnenrinder, 
beobachtet  und  von  Zeitbestimmungen  aus  Sonnenhöhen  (aus  Durch- 
gängen an  den  Höhenfäden)  eingeschlossen,  oder  wenigstens  begleitet 
wurden.  Selbstverständlich  fand  auch  hier  ein  Beobachten  in  ver- 
schiedenen Kreislagen  des  Instruments  statt. 

Die  Missweisung  des  Magneten  wurde  aus  Richtungs- 
winkeln bestimmt,  welche  mittelst  einer  Prismenbussole  nach  terrest- 
rischen Gegenständen  gemessen  wurden,  deren  wahre  Azimute 
bekannt  waren.  Wo  dies  nicht  angängig,  massen  wir  mit  der 
Prismenbussole  Richtungswinkel  nach  der  Sonne  und  notirten  die 
Uhrzeiten  dieser  Messungen  bis  auf  Zehntel  der  Sekunde.  Die  be- 
züglichen Feststellungen  des  Uhrstandes  fanden  bei  diesem  Verfahren 
im  Laufe  des  Tages  statt. 

Den  für  die  Ermittelung  der  erdmagnetischen  Kraftausseraog 
daheim  zurechtgelegten  Plan  mussten  wir  beträchtlich  einschränken, 
weil  sowohl  die  grosse,  mit  dem  Universalinstrumente  in  Verbindung 
zu  bringende  fein  getheilte  Bussole,  als  auch  die  sonstigen  magne- 
tischen Apparate  nicht  in  unseren  Besitz  gelangten  and  sich  daher 
der  Verwendung  entzogen.  Diese  Instrumente  waren  bei  unserer 
Abreise  theilweise  noch  im  Bau  befindlich,  wurden  uns  nachgesandt, 
gingen  uns  aber,  wegen  ungenügender  Adressierung  nicht  in  Afrika, 
sondern  im  Jahre  1882  in  Deutschland  zu. 

Ergebnisse  der  astronomischen  Beobachtungen. 

Unter  zumeist  recht  schwierigen  Verhältnissen  vollzogen  wir  in 
Afrika  gegen  1800  Gestirnbeobachtungen. 

Insgesammt  wurden  durch  unsere  astronomischen  Beobachtungen 
21  Punkte  bestimmt;  für  die  7  wichtigsten  derselben  wurden  die 
Längen  aus  Mondhöhen  abgeleitet. 

Zur  Bildung  eines  Urtheils  über  den  Umfang  unserer  Arbeiten 
scheint  es  uns  erforderlich  zu  bemerken,  dass  wir  durch  Krankheit 
und  schlechte  Ernährung  oft  sehr  schwach  für  die  uns  obliegenden  Ar- 
beiten waren.  Dies  war  z.  B.  in  Massa,  dem  letzten  von  uns  wahrend 
der  Tanafahrt  erreichten  Orte,  in  solchem  Maasse  der  Fall,  dass  wir 
von  unseren  eingeborenen  Begleitern  am  Universalinstrument  gestaut 
werden  mussten,  um  die  Beobachtungen  durchzuführen.  Trotsdem 
würden  wir  mehr  Ergebnisse  heimgebracht  haben,  wenn  wir  ein  un- 
verletztes, leicht  zu  handhabendes  Instrument  besessen  hätten. 

Die  Berechnung  der  astronomischen  Beobachtungen. 

Eine  sorgfaltige  Berechnung  der  Beobachtungen  war  wegen  der 
Indexfehlerschwankungen  dringend  erforderlich.    Aus  diesem  Grunde 


Bemerkungen  cur  Originalkarte  des  unteren  Tana- Gebietes.        207 

wurden  alle  Gestirnmessungen  einzeln  berechnet  und  nicht  gruppen- 
weise zur  Berechnung  gezogen,  wodurch  allerdings  viele  Arbeit  und 
Zeit  erspart  worden  wäre. 

Um  Rechenfehler  zu  vermeiden,  rechneten  wir  sämmtliche  Be- 
obachtungen zweimal  unabhängig  von  einander.  Herr  stud.  Emil 
Stück  stand  uns  dabei  in  anerkennenswertbester  Weise  zur  Seite 
und  es  wurde  dadurch  ermöglicht,  für  jede  Berechnung  zwei  Prüfungs- 
rechnungen zu  erhalten. 

Der  Director  der  Berliner  Sternwarte ,  Herr  Prof.  Dr.  Förster, 
sowie  Herr  Dr.  Otto  Kersten  ertheilten  uns  für  die  Berechnungen 
höchst  werth volle  Rathschläge.  Wir  fohlen  uns  verpflichtet,  dies 
hier  mit  verbindlichstem  Danke  anzuerkennen. 

Der  Berechnung  wurden   folgende  Formeln   zu  Grunde  gelegt: 

a)  bei  Bestimmung  der  Zeit: 

1)  cos  /  =  m  —  n;  wobei  m  =  sin  A  •  sec  g>  •  sec  d, 

n  =  tang  <p  .  tang  .  rf. 


o\     •    1/  4      _i_  1  /  «n  l  [z  +  zQ)  sin  l  [z  —  z0)         .    m 

2)  sin^/  =  db  \ Li—1 — 21 ?_v %wonn*0  = 

*  cos  (f  •  COS  0 

AX     .    0  /         cos  [wcoS)  sin  h  •  sec  cp  •  sec  d 

3)  sin2— = — — 

2       2  cos  (f  ■  cos  o  2 

„   «i-siu1^/  _        ,     .    1         m-sinV/         » 

4)  2-  =  tang  /,  und  sin-^= f     =- — ; 

'  n  *  2 cos/  sin  V 

worin  ro  =  y  cos  d  -  cos  <p 
n       n  =  sin1^(yooot). 

b)  bei  Bestimmung  der  Breite: 

wobei  tang  M  = 


p-d. 


tang  J* 

2)  q>  =  z  —  6—  Cm  +  Ca  cotg  [<p  —  d)n\ 

,   .    .,      cos  q>  •  cos  d 

wobei   C  =—7-7 rr-, 

sin(y  —  o) 

2  sin  3  j  / 


wobei  m  = 
wobei    n 


sinl" 
2  sin*/4 


sin  1" 
c)  bei  Bestimmung  der  Länge: 

Om  •  sin  \t        ä        _      ,.1          t»  •  sin  ±  /        n 
±—  =  tang  l  und  sin  -~  *  = .-=—  =  t— ,. 
n                                      2              cos/  sin/ 

2)  Zb—  *,=*  y=F*+rf(*(l+^m)+^m  ■<*)  — *p(«  +  4+*  ^+^> 


208  CL  u.  Q.  Denhardt: 

Hierin  bedeutet: 

£b  die  beobachtete  Zenitdistanz ; 

zT  die  errechnete  Zenitdistanz; 

£  =  cosa,  wobei  a  das  Azimut,  vom  Nordponkte  an  (0°) 

bis  180°  gerechnet,  ist, 

y  die  Correction  der  angenommenen  Breite; 

#    „  n  des  angenommenen  Indexfehlers; 

,      ..     '  .                ,  .               _              .                  cosd-flinA 
a  =  15 •  sm a-  cos (p [sma  gerechnet  nach:  sma= — = 1; 

8  die  Correction  der  angenommenen  Uhrcorrection; 

/t*m  =  0,002738  d.  h.  Voreilung  der  Sternzeit  gegen  mittlere 

Zeit  in   1  Sekunde  mittlerer  Zeit; 
J  Correction  der  angenommenen  Länge, 
p  Aenderung  der  M   des  Mondes   für  1   Sekunde  mittlere 

Zeit; 

,  '    .    .  cos  «p  •  sin  t 

b  =  —  coqw.  wobei  Bmw= ? — r ; 

sm  *b 

w  den  parallactischen  Winkel; 

q  Aenderang   der  Declination    des   Mondes   in    1    Sekunde 
mittlerer  Zeit. 
Die  Breiten  und  Declinationen  wurden  bei  der  Anwendung  der 
vorstehenden  Formel,    wenn   sie  südlich  waren   mit  positiven,    wenn 
sie    nördlich   waren   mit   negativen  Zeichen   in    die  Rechnung  einge- 
führt. 

Bei  Berechnung   der   Höhenparallaxen  des  Mondes   wurde  die 
sphäroidische  Gestalt  der  Erde  berücksichtigt.     Die  bezügliche  Rech- 
nung geschah  nach  folgender  Formel: 
sin  n  =  sin  P'.  sin  [z  —  (y  —  <p *)  •  cos  a„]  und  sin  P'  =  q  •  sin  P. 
In  dieser  Formel  bezeichnet 

P  die  Aequatoreal-Horizontal-Parallaxe; 

P'  die  Horizontal-Parallaxe  für  den  Beobachtungsort; 

q  den  Erdradius  für  die  betreffende  Breite; 

(p  —  if'  die  Verbesserung  der  geographischen  Breite; 

ein  das  Azimut  vom  Nordpunkte  ab  bis  180°  gezahlt; 

z  die  Zenitdistanz; 

n  die  Höhenparallaxe. 

d)  bei  Bestimmung  des  Meridians: 

cos  M  •  tang  /         ,   .  ..      tangö*  . 

tangan=— —. =^t-;  wobei  tang  M  = 7  ist. 

sm  ( jp  —  M)  cos  t 

Im  Hinblicke    auf    die    sorgfaltig    angestellten   Beobachtungen, 

sowie  auf  die  bis  10"  resp.  5"  gehenden  Ablesungen  der  Kreisan- 

gaben  des  Universalinstrumcnts,  wurden  die  Berechnungen  mit  sech* 


Bemerkungen  cur  Originmlkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        209 

stelligen  Logarithmen  durchgeführt;  nur  bei  Berechnung  der  Refrac- 
tion,  der  Azimute  von  Gestirnen,  soweit  diese  für  Längenermittelung 
und  Indexfehlerbestimmung  erforderlich  waren,  und  der  für  die 
Längenformel  nöthigen  Differentialquotienten  wurden  fünf-  und  vier- 
stellige Logarithmen  verwendet. 

Für  Berechnung  der  Refraction  schien  bei  den  Mondhohen  die 
logarithmische  Rechnung  geboten;  dagegen  wandten  wir  bei  Be- 
rechnung der  übrigen  Beobachtungen  die  üblichen  Tafeln  für  Fest- 
stellung der  Refractionswerthe  an. 

Die  Längenberechnungen  erfolgten  nach  der  mitgetheilten ,  von 
Herrn  Prof*  Dr.  Fürster  herrührenden  Formel. 

An  den  aus  dem  Nautical-Almanac  entnommenen  Mondürtern 
wurden  die  von  Herrn  Prof.  Dr.  Fürster  gütigst  überwiesenen  New- 
comb'schen  Correctionen  angebracht,  und  die  so  verbesserten  Mond- 
örter  wurden  den  Berechnungen  der  Längen  zu  Grunde  gelegt. 

Einige  der  beobachteten  Sterne  waren  in  den  Ephemeriden 
nicht  angeführt;  ihre  Positionen  mussten  daher  aus  dem  Catalog  von 
Taylor  und  aus  dem  „British  Association  Catalogue"  berechnet 
werden. 

Die  wahrscheinlichen  Fehler  belaufen  sich  auf  2— >-4  Bogen- 
seknnden  bei  den  Breitenbeobachtungen  und  auf  6 — 10  Zeitsekunden 
bei  den  Längenbestimmungen. 

Geodätische  Messungen. 

Durch  astronomische  Messungen  erhielten  wir  allerdings  Nor- 
malpnnkte  für  kartographische  Arbeiten,  dieselben  mussten  jedoch 
noch  durch  einfache  geodätische  Messungen  untereinander  verknüpft 
werden,  um  als  ein  Zusammenhängendes,  als  ein  Ganzes  zu  er- 
scheinen. 

Naturgemäss  gestalten  sich  bei  Forschungsreisen  die  geodätischen 
Messungen  etwas  anders  als  bei  Aufnahmen  solcher  Länder,  in  denen 
alle  Hilfsmittel  für  regelrechte  Vermessungen  vorhanden  sind.  Der 
Reisende,  welcher  sich  in  unerschlossenen  Ländern  zwischen  einer 
Bevölkerung  bewegt,  deren  Cultur  und  Anschauung  weit  von  der 
europäischen  abweicht,  muss  auf  die  meisten  Hilfsmittel  zu  Land- 
messangen  verzichten.  Ihm  bleiben  nur  seine  Instrumente,  und  mit 
diesem  zur  Grösse  seiner  Aufgabe  geringfügigen  Apparate  hat  er 
meistens  unter  recht  ungünstigen  Verhältnissen  zu  arbeiten.  Bietet 
das  betreffende  Land  weithin  sichtbare  Landmarken  (Berge,  Bäume, 
Gebände),  so  hat  der  Reisende  werth volle  Signale  für  seine  terre- 
strischen Messungen;  wo  aber  solche  Landmarken  fehlen,  muss  er 
entweder  Signale  für  die  Messungen  errichten,  oder  diese  aufgeben 
und  sieh  auf  Lagenbestimmungen  ihm  wichtig  erscheinender  Punkte 
durch  rohe  Linienmessungen  beschränken. 

SWtMhr.  a.  GMdUch.  I  Brak.    Bd.  XIX.  14 


210  Cl.  u.  G.  Denhardt: 

Zu  Bolchen  rohen  Linienmessungen  zahlt  die  Aufnahme  des 
Weges,  welcher  zurückgelegt  wurde,  um  gewisse  Punkte  zu  erreichen, 
im  Allgemeinen  auch  die  Aufnahme  des  ganzen  Reiseweges. 

Der  Reisende  hat  zur  Aufmessung  desselben  zwei  Methoden: 

1)  die  Ermittelung  des  zurückgelegten  Weges  aus  der  Zeit, 
welche  zu  seiner  Durchlaufung  nöthig  war,  verbunden  mit 
den  Richtungen  des  Weges; 

2)  die  Bestimmung  des  Wegeverlaufes  aus  Feststellung  der 
Längen  und  Richtungen  seiner  Theile. 

Die  erste  Methode  bedingt,  dass  der  Reisende  seine  Marsch- 
geschwindigkeit für  die  verschiedenen  Arten  des  Marsches  und 
Weges  (Wanderung  zu  Fuss  oder  mittelst  Reittieren  und  Trägern, 
Fahrt  zu  Lande  und  zu  Wasser,  auf  Sand-,  Feld-,  Gras-,  Moor-, 
Wald-,  Fels-Boden  o.  s.  w.)  kenne  und  möglichst  genau  die  Zeiten, 
welche  zur  Durcheilung  der  einzelnen  Wegstrecken  erforderlich 
waren,  sowie  die  Richtungen  dieser  Strecken  ermittele. 

Die  zweite  Methode  verlangt  Feststellung  der  Längen  der  Weg- 
strecken mittelst  Schrittzählung  oder  Schätzung  nach  einem  dem 
Reisenden  gewohnten  Maasse  (Schritt,  Meter,  etc.),  oder  durch 
Messung  mittelst  eines  Distanzmessers,  sowie  die  Ermittelung  der 
Richtungen  der  Wegstrecken. 

Je  nach  den  Ortlichen  Verhältnissen  hat  der  Reisende  diese 
beiden  Methoden  einzeln  oder  zusammen  anzuwenden,  und  je  nach 
der  von  ihm  dabei  aufgewendeten  Sorgfalt  und  Umsicht  wird  er 
dadurch  seine  bezüglichen  Aufnahmen  mehr  oder  weniger  genau 
erhalten. 

In  diesem  Sinne  vollzogen  wir  unsere  Landaufnahmen,  lebhaft 
bestrebt,  sie  möglichst  umfassend  und  genau  zu  betreiben. 

Geodätische  Messungen  konnten  wir  nur  längs  der  Koste 
zwischen  4°  und  2°  südlicher  Breite  in  befriedigender  Weise  an- 
stellen; zwischen  4°  und  6°  südlicher  Breite  liess  sich  ein  Zu- 
sammenhang der  Dreiecke  nicht  erreichen.  Die  von  uns  auf  der 
Insel  Sansibar  vollzogenen  Messungen  ergaben,  dass  die  von  dem 
englischen  Vermessungsgeschwader  bewirkte  Aufnahme  dieser  Insel 
und  die  danach  im  Jahre  1879  veröffentlichte  Karte  eine  recht  ge- 
lungene ist. 

An  der  Küste  weichen  unsere  Messungsergebniase  vielfach  be- 
deutend ab  von  den  in  den  englischen  Seekarten  niedergelegten 
Resultaten  der  vom  englischen  Geschwader  unter  Owen  angestellten 
Aufnahmen.  Diese  im  Jahre  1824  veranstalteten  Aufnahmen  waren 
ganz  flüchtige;  die  Abweichungen  sind  daher  erklärlich. 

Unsere  Aufnahmen  vollzogen  wir  derart,  dass  an  geeigneten 
Orten  mehrere  Grundlinien  („Basen")  mit  Stahlbandmaassen  möglichst 
sorgfaltig  gemessen,  zum  astronomischen  Meridiane  orientiert  and  dann 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        211 

als  Ausgangspunkte  für  Messungen  grosser  Dreiecke  genommen 
worden,  zwischen  welche  wir  kleinere  Dreiecke  legten. 

Als  Dreieckspunkte  benutzten  wir  Gegenstände,  wie  sie  sich 
boten  (scharf  markierte  Bäume,  Hügelkuppen  und  Hügelab  fälle, 
Häuser,  Flaggenstangen  und  Denksäulen),  oder  auch  Signale,  welche 
wir  errichteten.  Die  grösseren  Dreiecke  wurden  mit  dem  Universal- 
instrument,  kleinere  und  solche,  welche  keine  scharf  markierten 
Visierpunkte  boten,  mit  der  Prismenbussole  aufgemessen. 

Die  Basisendpunkte  brachten  wir  durch  Dreiecks-  und  Linien- 
Messungen  in  Zusammenhang  mit  astronomisch  bestimmten  Punkten; 
sie  lehnen  sich  also  an  diese  und  geben  die  Möglichkeit,  unsere 
astronomischen  Beobachtungsergebnisse  auf  ihre  Genauigkeit  hin  zu 
prüfen  und  event.  Correctionen  der  Lagen  astronomisch  bestimmter 
Plätze  vorzunehmen.  Zu  solchen  Correctionen  sahen  wir  uns  jedoch 
nicht  veranlasst,  weil  die  astronomischen  und  geodätischen  Bestim- 
mungen der  Beobachtungsplätze  befriedigende  Uebereinstimmung 
zeigen. 

Einer  der  besten  Belege  hierfür  ist  die  von  uns  bewirkte  Auf- 
nahme der  „Ungama"  („Formosa-Bay"  der  englischen  Seekarten). 
In  diese  Bucht,  welche  sich  an  der  afrikanischen  Ostküste  zwischen 
etwa  2^°  bis  3°  südlicher  Breite  ausdehnt,  münden  die  Flüsse 
Tana  und  Osi,  auf  welche  sich  unsere  Hauptaufgabe  erstreckte.  An 
der  Mündung  des  Tana  bestimmten  wir  zwei  Punkte  und  in  Kipini, 
an  der  Osimündung,  einen  Punkt  astronomisch.  Von  diesem  letzten 
Punkte  aus  wurden  Azimute  nach  den  beiden  Punkten  am  Tana 
gemessen,  sowie  das  Azimut  einer  Basis,  deren  eines  Ende  im 
Kipini-Punkte  lag;  vom  anderen  Endpunkte  der  Basis  aus  wurden 
ebenfalls  Richtungswinkel  nach  den  Messplätzen  am  Tana  genommen. 
Der  auf  diese  Weise  gefundene  Breitenunterschied  zwischen  Kipini 
und  den  Punkten  am  Tana  stimmt  bis  auf  etwa  100  Meter  mit  dem 
durch  astronomische  Beobachtungen  unmittelbar  überein,  was  unge- 
fähr dem  wahrscheinlichen  Fehler  unserer  Breitenbestimmungen  ent- 
spricht. 

Die  meisten  Dreiecksmessungen  vereinigten  wir  durch  Zeichnung 
zu  Dreiecken  auf  dem  Papiere,  weil  die  Konstruktion  leichter  und 
schneller  zur  Orientierung  in  den  Messungsergebnissen  führt,  als  die 
Berechnung  der  Dreiecke.  Wir  berechneten  Dreiecksseiten  Und  Drei- 
eckswinkel nur  dann,  wenn  es  sich  um  grosse,  wichtige  Dreiecke 
handelte,  die  gute  Signalpunkte  besessen  hatten  und  deren  Winkel- 
grössen   deshalb  bis  auf  10"  oder  20"  gemessen  worden  waren. 

Zu  diesen  Konstruktionen  bedienten  wir  uns  eines  in  halbe 
Grade  getheilten  Kreises  von  30  Centimeter  Durchmesser;  über  ihm 
wurde  Pauspapier  aufgespannt  und  darauf  wurden  die  betreffenden 
Winkelwerte,  den  Messungen  entsprechend  bis  auf  Zehntelgrade  ge- 

14* 


212  Cl.  ü-  <*•  Denhardt: 

nau,  angemerkt.  Wir  tragen  aaf  einem  Blatte  Pauspapier  ra  der 
eben  angedeuteten  Weise  sämtliche  von  einem  Messpiatee  am  er- 
mittelten Richtungswinkel  auf,  steckten  dieses  Blatt  sodann  Über  dem 
anf  der  Originalzeichnung  fixierten  bezüglichen  Messpankte  fest  and 
konnten  nun  alle  Richtungswinkel  bequem  bei  der  Konstruktion 
handhaben,  ohne  gezwungen  zn  sein,  ungenauer  nnd  schwerfalliger 
mit  dem  Transporteur  zn  arbeiten. 

Das  von  den  Flüssen  Osi  nnd  Tana  durchströmte  Land  ist 
eben,  so  weit  wir  es  kennen  lernten.  Man  kann  wochenlang  dort 
wandern,  ohne  einen  Hügel  oder  einen  Berg  zn  Gesichte  zu  be- 
kommen. Weite  Grasflachen,  durchsetzt  von  Wäldern  nnd  Bosch- 
gruppen,  bieten  dem  Beisenden  dort  keine  Landmarken,  welche  er 
als  Signale  benutzen  könnte;  künstliche  Signale  kann  er  für  Drei- 
ecks-Messungen  nicht  errichten  —  nnd  so  ist  er  gezwungen  ,*  die 
astronomisch  bestimmten  Punkte  durch  genaue  Aufnahme  des  Reit- 
weges zu  verknüpfen  nnd  die  Landesaufnahme  im  engen  Anschlösse 
an  denselben  zn  bewirken. 

Von  Eipini  ab  mnssten  wir  wahrend  der  ganzen  Reise  im 
Innern  in  dieser  Weise  arbeiten,  um  die  astronomisch  bestimmten 
Punkte  mit  einander  zn  verbinden.  Als  bequemsten  Reiseweg  be- 
nutzten wir,  wie  bereits  mitgetheilt,  die  Flusse  Osi  und  Tana,  welche 
durch  einen  natürlichen,  von  den  Eingeborenen  erweiterten  Kanal 
zusammenhängen. 

Bei  Aufnahme  unseres  Reiseweges  bedienten  wir  uns  der  bereits 
erwähnten  zweiten  Methode  für  Gewinnung  von  Itineraren.  Wir 
besassen  oft  erprobte  Uebung  im  Schätzen  von  Entfernungen,  konnten 
daher,  ohne  erhebliche  Fehler  zu*  begehen,  diese  Methode  anwenden, 
nnd  thaten  dies  auch,  weil  die  Geschwindigkeit  der  Kahnfahrt  eine 
sehr  verschiedene  war  und  weil  wir  bei  Schätzung  der  Entfernungen 
des  lästigen  Beobachtens  der  Uhr  und  der  Notierungen  der  Ubr* 
zeiten  enthoben  waren.  Es  blieb  uns  auf  diese  Weise  Zeit  mm 
Sammeln  von  Pflanzen  und  Tieren,  oder  zum  aufmerksamen  Durch- 
mustern der  Ufer  nnd  zum  Einziehen  von  Erkundigungen.  Die 
Richtungen  aller  zurückzulegenden  und  zurückgelegten  Flussstrecken, 
soweit  sie  übersehbar  waren,  wurden  durch  Vorwärts-  und  Rückwärts- 
Yisieren  an  einem  Kompass  von  7  cm  Durchmesser  bestimmt  Das 
Ergebnis  der  zweiten  Visur  wurde  nur  dann  gebucht,  wenn  es  von 
der  ersten  um  mehr  als  5°  abwich.  Während  der  Fahrt  wurde 
jede  Strecke  des  Flusses  skizziert,  die  Höhe  und  Beschaffenheit 
seiner  Ufer,  des  überblickbaren  Landes  und  der  Pflanzendecke 
notiert,  die  Breite  und  Tiefe  des  Wassers  geschätzt  und  gemessen. 

Das  so  gewonnene  Itinerer  wurde,  unter  Berücksichtigung  der 
Missweisung  des  Magneten,  nach  Beendigung  der  Reise  aufgezeichnet 
nnd  teilweise  berechnet.     Zu  dieser  Berechnung  ward  die  „Koppel* 


Bemerkungen  stur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        218 

tafel  nach  Graden*4-,  welche  in  der  »Sammlang  nautischer  astro- 
nomischer und  logaritbmischer  Tafeln  von  F.  Domke"  abgedruckt 
ist,  verwendet 

Der  durchschnittliche  Peilungsfehler  betrug,  nach  der  Theorie  der 
Fehlerfortpflanzung  für  Bussolenzüge  behandelt,  etwa  3 — 5°;  erheb- 
licher aber  sind  die  Fehler  der  geschlitzten  Längen,  welche  sich 
bis  auf  18  %  belaufen. 

In  dieser  Weise  erhielten  wir  eine  vollständige  Aufnahme  des 
Osi  von  Kipini  bis  zum  Belesoni,  ferner  des  Belesoni  und  schliesslich 
des  Tana  von  seiner  Mündung  bis  Massa,  Von  Kau  (am  Osi) 
aus  wurden  auch  die  Zuflüsse  des  Osi:  Kitoni,  Tumembamba, 
Kikokoni,  Schungi  und  Mamanga,  in  Bootfahrten  aufgenommen. 

Die  aufgezeichneten  Itinerare  fugten  wir  zwischen  die  astro- 
nomisch bestimmten  Punkte  ein  und  verwendeten  sie  in  Gemein- 
schaft mit  den  geodätischen  Messungen  zur  Konstruktion  der  vor- 
liegenden Karten. 

Während  der  Heise  im  Innern  Hess  sich  eine  kleine  Dreiecks- 
messung nur  am  See  Scbechababu  (Schaggababo)  vollziehen;  sie  hat, 
unter  Hinzuziehung  eines  Itinerars,  zur  Konstruktion  einer  Karten- 
skizze dieses  See's  geführt.  Bei  dieser  Dreiecksmedsung  dienten  die 
schlanken,  säulenartigen  Stamme   der  Borassus-Palmen  als  Signale. 

Die  „Bindepunkte"  unserer  Expedition. 

Der  Schwerpunkt  unserer  Arbeiten  liegt  in  der  Aufnahme  der 
„Ungama"  („  Formosabay  tt)  und  der  Flösse  Osi  und  Tana;  hier 
finden  sich  auch  die  „Bindepunkte**,  über  welche  wohl  einige  An- 
deutungen statthaft  sind. 

Seitdem  Vasco  de  Garaa  im  Jahre  1498  die  Ostküste  Afrika's 
in  den  europäischen  Verkehr  zog,  werden  die  Namen  einiger  Orte 
derselben,  welche  wir  besuchten,  genannt;  aber  erst  im  Jahre  1824 
wurden  dort  die  ersten  Messungen  zur  Herstellung  genügender 
Karten  unternommen.  —  Mit  den  bezüglichen  Arbeiten  hatte  die 
englische  Admiralität  den  Kapitän  W.  F.  W.  Owen  betraut.  Dieser 
leistete  wirklich  Anerkennenswertes,  und  seine  Arbeiten  sind  zumeist 
heute  noch  für  den  grössten  Teil  der  afrikanischen  Ostküste  die 
grundlegendsten  und  einzigen. 

Nach  Owen  erfolgten  erst  im  Jahre  1861  einige  flüchtige 
Aufnahmen  an  der  Mündung  des  Pangani  (5,4°  S.  Br.)  und  bei 
Mombasa  (4°  S.  Br.)  durch  Dr.  Thornton.  Während  der  Reisen 
des  Freiherrn  von  der  Decken  und  R.  Brenner's  am  Tana  und  Osi 
(1865  und  1867)  wurden  nur  Skizzen  und  Notizen  über  beide 
Flosse  gewonnen  und  im  Decken'schen  Reisewerke  von  Dr.  O.  Kersten 
veröffentlicht.  Die  dazu  gehörigen,  von  B.  Hassenstein  hergestellten 
Karten   weisen   den  Osi  und  Tana  zum  ersten  Male  auf.     In  den 


214  Cl.  u.  O.  Denhardt: 

englischen  Admiralitätskarten  hat  dieser  Fluss  bis  heute  noch  keine 
Stelle  gefunden;  es  ist  darin  nur  der  Osi  verzeichnet.  Die  englische 
Admiralität  Hess  in  den  Jahren  1877 — 79  umfassendere  Messungen 
vollziehen;  dieselben  reichen  jedoch  nnr  bis  an  den  südlichen  Teil 
unserer  Expeditionsarbeiten  (bis  etwa  5°  S.  Br.)  und  berühren  die 
„Ungama*4  („Formosabay")  nicht.  Für  die  „Ungarna"  sind  dem- 
gemä'ss  unsere  Messungen  seit  Owen  die  ersten  und  können  nur  mit 
den  Owen'schen  verglichen  werden. 

Nach  den  gefalligen  Mitteilungen  des  Hydrographischen  Amtes 
der  Englischen  Admiralität  (London,  18.  Mai  1883)  enthalten  die 
dort  aufbewahrten,  vom  Kapitän  W.  F.  W.  Owen  im  Jahre  1824 
konstruierten  Originalkarten  die  nachstehend  aufgeführten  Positionen: 

O.  L.  t.  Gnenw. 

1.  RasNgomäni,  östlichster  Punkt,  =  —  8  °  0'  0"und  40°  17' 20" 

2.  Tana-Fluss,  nördlichster  Punkt 

der  Mündung =  —  2°43'45"   „  4OoU'10* 

3.  Osi-Fluss,    westlichster    Punkt 

der  Mündung =—  2°34'15"   „  40°33'40" 

4.  Kipini =  —  2°35f30"    „  40° 34' 30" 

Unsere  Messungen  hingegen  ergaben  für  dieselben  Punkte: 

1.  Ras  Ngomäni  =  —  2°  58'  48"  und  40°  12'  54"  O.L.v.Greenw. 

2.  Tana-Fluss   .  =  —  2°  39'   7"    „    40°  13'  39,9"  „     „ 

3.  Osi-Fluss  .  .  =  —  2°  31'  45,1%    40°  36'  21,5"  „    n       „ 

4.  Kipini  ....  =  —  2°  31'  45,1%    40°  36'  53,7"  „     „        9 

Die  Mündang  des  Tana,  sowie  die  Mündung  des  Ost  wurde, 
wie  schon  gesagt,  von  uns  astronomisch  bestimmt  und  ihre  gegen- 
seitigen Lagen  wurden  auch  geodätisch  ermittelt,  wobei  sich  ergab, 
dass  unsere  Bestimmungen  annehmbare  sein  dürften.  Ausschlag- 
gebend ist  dabei  die  Position  von  Kipini,  für  welche  in  der  Lange 
nur  ein  Unterschied  von  2'  23,70"  oder  9,58  Zeitsekunden  gegen 
die  Owen'sche  Bestimmung  sich  herausstellt. 

Wird  berücksichtigt,  dass  ein  ähnlicher  Unterschied  «wischen 
der  von  Owen  und  der  im  Auftrage  des  „Bureau  des  Longitudes* 
von  Germain  bestimmten  Länge  des  englischen  Konsulatsgeb&ades 
in  Sansibar  besteht,  so  hat  die  von  uns  für  Kipini  gefundene  Lange 
viel  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  —  Nach  Owen  liegt  das  Konsulats- 
gebaude  2h  36 m  58,1  ■  Ost  von  Greenwich  =  89°  14r  32",  nach 
Germain  (im  Jahre  1867)  dagegen  2h  86»  46,9»  =  39°  11' 44'. 
Der  Unterschied  beider  Bestimmungen  belauft  sich  mithin  auf  2'  48' 
im  Bogen,  oder  auf  11,2  Zeitsekunden. 

Owen  hat  die  Länge  von  Kipini  durch  Chronometer  bestimmt 
Hierbei    diente  ihm  Sansibar  als  sekundärer  Meridian,   der  auf  der 


Bemerkungen  zur  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietes.        215 

Länge  von  Kapstadt  basierte.  Nun  hat  aber  Owen  die  Länge  von 
Kapstadt  um  5'  9"  zu  weit  gegen  Westen  angenommen,  mithin 
auch  die  Länge  von  Sansibar  um  5'  9"  zu  westlich;  sie  wird  dem- 
nach den  berichtigten  O wen'schen  Wert  von  39°  9'  23"  (Ost 
von  Greenwich)  erhalten.  —  Dieser  weicht  von  dem  Germani- 
schen um  2'  21"  im  Bogen  oder  9,4  Zeitsekunden  ab;  wir  er- 
halten also,  da  wir  bei  Kipini  zwischen  der  Owen'schen  und  unserer 
Längenbestimmung  eine  Abweichung  von  9,58  Zeitsekunden  fanden, 
eine  Differenz  von  0,18  Zeitsekunden,  welche  sehr  für  die  Wahr- 
scheinlichkeit des  von  uns  für  die  Lange  von  Kipini  gefundenen 
Werthes  spricht. 

Der  Unterschied  von  3'  44,9",  welcher  zwischen  der  durch 
Owen  und  der  durch  uns  gefundenen  Breite  von  Kipini  besteht;  ist 
nicht  so  leicht  zu  erklären,  weil  über  die  Art  und  Weise  der 
Owen'schen  Breitenbestimmungen  und  über  die  dazu  verwendeten 
Instrumente  keine  Anhaltspunkte  vorhanden  sind.  Für  die  Wahr- 
scheinlichkeit des  Werthes  unserer  Breitenbestimmung  (gewonnen  aus 
290  Sternbeobachtungen  an  10  Abenden)  spricht  die  befriedi- 
gende Uebereinstimmung  der  Ergebnisse  der  verschiedenen  Beobach- 
tungen, sowie  des  durch  astronomische  und  geodätische  Messungen 
ermittelten  Breiten  Unterschiedes  zwischen  Kipini  und  der  Tanamün  düng. 

Die  Lage  des  neuen  englischen  Konsulatsgebäudes  in  Sansibar 
wurde  vom  englischen  Vermessungsgeschwader  im  Jahre  1878  zu 
39°  11'  11"  östl.  L.  von  Greenwich  ermittelt.  Für  denselben 
Punkt  fand  der  Astronom  Finlay  von  der  Sternwarte  in  Kapstadt 
im  Jahre  1882  eine  Länge  von  39°  11'  8"  östl.  L.  von  Green- 
wich. Dieser  Wert  ist  vorläufig  der  fundamentale,  da  er  auf  einer 
telegraphischen  Längenbestimmung  zwischen  Kapstadt  und  Sansi- 
bar beruht.  Die  Owen'schen  und  Germanischen  Werte  lassen  sich 
mit  dem  Finlay' sehen  nicht  vergleichen,  weil  sie  für  das  alte  Kon- 
sulatsgebäude gelten  und  weil  dessen  Lage  zum  neuen  nicht  be- 
kannt  ist. 

Da  wir  uns  nächstens  wieder  in  Sansibar  aufhalten  werden,  um 
dort  die  Ausrüstung  für  eine  zweite  Forschungsreise  im  Tana-Osi- 
Gebiete  zu  vervollständigen,  wollen  wir  versuchen,  die  gegenseitige 
Lage  des  alten  und  neuen  Konsulatsgebäudes  festzustellen,  um  da- 
durch einen  Vergleich  zwischen  den  im  Voraufgehenden  angegebenen 
Positionsbestimmungen  zu  ermöglichen. 

Zum  Schluss  sei  bemerkt,  dass  während  dieser  Forschungsreise 
astronomische  und  geodätische  Instrumente  aus  den  besten  deutschen 
Werkstätten  zur  Verwendung  kommen  und  dass  wir  bestrebt  sein 
werden,  sorgfältige  geographische  Aufnahmen  auch  an  der  Küste 
des  mittleren  Ostafrika  zu  bewirken,  weil  dieselbe  für  Handel  und 
Schiffeverkehr  der  civilisierten  Völker  stetig  an  Bedeutung  zunimmt. 


216 


Cl.  u.  G.  Denbardt: 


Zusammenstellung  der  nennenswerthesten  Paukte,  welche 
wir  durch  astronomische,    geodätische   and  andere  Mes- 
sungen im  unteren  Tana-Gebiete  bestimmten. 

[Orte,  an  denen  astronomische  Beobachtungen  vollzogen  wurden ,  nad 
mit  einem  *  bezeichnet  Die  Langen  der  hier  verzeichneten  Paukte 
sind  auf  Greenwich   bezogen;    sie   liegen   samtlich   Ostlich  von  dieser 

Sternwarte.] 


Name 

|      Breite 

Lange 

Name 

Breite 

Lange 

A.   In  der  Ungarn*  („Formotabal"). 

Kisanga 

o     r      » 

—  28215 

e     f     * 

402546 

Ol» 

O      /           » 

Sidiama 

—  282  20 

402144 

Ras  Ngomäni 

—  2  5848 

4012  54 

Mündung  des' 

Martträni* 

—  2  5043,1 

40   915 

Belesoni  in 

—  230  30 

402014 

Ras  Kitoa  ja 

den  Osi 

Pamamba 

—  24488 

40   945 

Ras  Kilifi,  an] 
der  Mündung, 

—  24154 

4011   5 

C.  Am  Tana. 

des  Kilifi      J 

Ol» 

Oll 

RasMtoTana* 

-239   7 

4013  39,9 

Fahrhaus   am 

Däne  am  rech-. 

Tana 

—  236  33 

401659 

ten    Tana- 

Sakalusi 

—  23320 

401719 

Ufer,westlich 

Tjarra* 

—  2  31 38,2 

40165?; 

von  der  Süd- 

—  2  3815,8 

40 14  24,3 

Abzweigung 

spitze  der  In- 

des  Belesoni 

—  23126 

401759 

sel  in  der  Ta- 

vom  Tana 

namündung*^ 

Schamba 

Kipini*  (Osi- 

Scheibu 

—  231    3 

401620,5 

Mündungi 

—  2  3145,1 

4036  53,7 

Marambani 

—  231    8 

401437,5 

linkes  Ufer) 

Kirango 

—  23051 

401359 

Schagga 

—  2  38  12 

4040  55 

Mangandu 

-23046 

401322,5 

Ras  Schagga 

—  2  33  28 

404126 

Jamanamuma 

-2  8045 

401235 

Riffe   bei 

—  234  34 

4038  0 

Mutuaman- 

Schagga 

bis 

bis 

gando 

-23043 

401215 

—  287  0 

404130 

Kombo  Aji's 

Schamba 

—  23030 

4012  3 

B.  Otl  um 

1  umliegendes  Land. 

Samkarro 
mkuba 

—  23020 

4011  9 

Kirimando 

Ol» 

Ol» 

Kdoru 

-23055 

401030 

(Mündung  in 

—  23030 

403143 

Mojaboneia 

—  23040 

401026 

den  Osi) 

Djasoro  * 

—  23031 

40  919 

Kikokoni 

-2  30  45 

40  3036 

Patondoe 

—  28027 

40  726 

Kau* 

—  2  29   8,3 

40  2819,2 

Keieckwa 

-227  47 

40  413 

Wito 

—  2  21   0 

4030  0 

Manasamba 

—  2  26  50 

40  435 

Kitumbini 

Kipao 

—  22537 

40  458 

(Mittel  beider 

^  -  2  30 10 

40  27  83,7 

Kinamu 

—  2  2516 

40  5  7 

Ansiedelun- 

Ngao* 

—  2  2432,6 

40  452,2 

gen)                i 
Kadini 

Schechababu  . 

—  2  24  0 

40  440 

—  2  2949 

40  26  34 

Afl80 

—  2  1518 

39  5957 

Wischu 

—  280  22 

402554 

Malaie 

—  213  50 

40   156 

Tomoni 

—  2  30  20 

40  25  34 

Koloni 

—  21335 

40   2  4 

Sumaniö 

—  2  30  25 

40  24  58 

Wuama 

—  213   5 

40   2  9 

Bemerkungen  snr  Originalkarte  des  unteren  Tana-Gebietea.        217 


Name 

Breite' 

Lange 

Name 

Breite 

Länge 

Engaiana* 

Ott 

—  212  29,4 

O       /         0 

40   212 

Wnaachaju 

O        f         # 

—  1  47  23 

o      r     '  § 

39  57  50 

Kiwaxi 

—  21210 

40   2  27 

KinjSni 

—  146  50 

3957  52 

Bnradjera 

—  21135 

40   2  24 

Makombani 

-146  0 

39  53   3 

Snngnni 

-210  5 

40  2   9 

Kiwajowajo 

—  145  36 

39  57  53 

8idde 

-210  4 

40  2  22 

Bubnbu 

-14521 

39  57  53 

Knliaa 

—  210  0 

40   2  30 

Walimi* 

—  1  44  27,9 

39  58  20 

Onndu 

—  2   937 

40   2  32 

Tnnani 

—  144   4 

895849 

Kiomo 

—  2   913 

40   2  36 

Harani 

—  143  54 

3958  24 

Andani 

—  2   9   7 

40   2  41 

Makomba 

—  143  41 

39  58  29 

Saloo 

—  2  854 

40   2  43 

Gorani(Gasiri) 

-143  80 

39  5819 

Mitole* 

—  2  8  47,1 

40  3  0 

Gnban 

—  142  40 

39  5824 

Geloa 

—  2   8  0 

40   2  47 

Woafi 

—  1  41  50 

39  5745 

Namaalre 

—  2   718 

40  2  30 

Mangani 

—  1  41  31 

39  58   2 

Maaaaaini 

—  2   622 

40  2  25 

Jabnscbu 

—  14118 

39  57   5 

Kieini 

—  2  546 

40   2   7 

Point 

—  1  40  80 

39  57  52 

Nsao 

—  2   510 

40   154 

Maramba 

-139  45 

3958   3 

Kiaamba 

—  2  430 

40   2  30 

Dampi 

—  139   0 

39  57  50 

Mawulu 

—  2   419 

40  214 

Gamanole 

- 1  38  18 

39  57  44 

Dadatja 

—  2   4   5 

40   2  25 

Bialini 

—  138   8 

39  57  56 

Manjuni* 

—  2  3  45,3 

40   238 

Linda 

—  1  38  10 

39  54  25 

Maus* 

—  2  333 

40   215 

Watschani 

—  1  82  20 

39  53  20 

Maroni 
Kibununu 

—  2   317 

—  2   250 

40   234 
40  2   8 

Namarungi 
Maramba 

—  13085 

39  52  55 

Maongo  (oder 

Msanjama 

—  128  35 

39  5140 

anchMadjon- 

—  2  234 

40  213 

Tschewani 

—  125  30 

39  50  57 

goni) 

Natojo 

—  1  24  23 

39  5110 

Palangini 

—  2   150 

40    143 

Galama.nl 

—  123  40 

39  51    5 

Bau 

-2    129 

40   144 

Dola 

—  1  23  18 

39  50  40 

Kinjadtt 

—  2   115 

40   123 

Kiluluni 

—  12211 

3950  0 

Doloni 

—  2  029 

40  0  58 

Slsini 

—  12131 

39  49  28 

KimUwata 

—  1  59  39 

40  045 

Obo 

—  121   8 

3949   0 

Bopia 

—  15826 

40  018 

Jaschoggo 

—  119  50 

39  4912 

Kiaambia 

—  15814 

39  59  48 

Mahuru 

—  117  34 

39  4853 

Tachekiia 

—  1  57  56 

39  59  43 

Rafoma 

—  1  17  20 

3948  51 

Kann 

-157  89 

395948 

Migironi 

—  11712 

3949   1 

Maramba 

—  157  20 

3959  54 

Malbati 

—  1 15  20 

394840. 

Snrani 

—  1  57  20 

40  0  5 

Mrembele,  un- 

Koai* 

—  157   3,8 

39  59  58 

tereMündung 

-114  51 

3948  52 

Maweni 

—  154  55 

40  012 

—  obere  „ 

—  11411 

39  48  48 

Mtechelelo 

—  152  50 

39  5950 

Kifingao 

—  11411 

89  48  29 

Kiknni 

—  1  51  42 

3959  6 

Rhoka 

-  1 13  35 

39  47  50 

Gurn 
Makftre 

—  1  51  38 

—  15134 

39  58  53 
39  5811 

Stras8e(Fuhrt)i 
der  8omal     J 

-113  0 

39  47  52 

Kambo 

—  14944 

39  58  3 

Mikindnni 

-11235 

39  48   5 

Kibarandja 

—  14854 

8958  3 

Maasa* 

—  112   5,7 

39  47   8,6 

Wuaachatini 

—  1  48 13 

39  58  21 

218  H.  Polakowsky: 


XL 


Die  erste  Eroberung  der  Republik  Costa  Rica  durch 
die  Spanier  in  den  Jahren  1563  und  1564. 

Nach  den  officiellen  Berichten  des  Adelantado  und  General -Kapitäns 

Juan  Vazquez  de  Coronado,  an  den  König  von  Spanien 

und  anderen  Dokumenten. 

Von  H.  Polakowsky. 

(Hierzu  eine  Karte,  Tafel  V.) 

(Schluss.) 


Über   diese   seine   ersten  Züge  in  Costa  Rica    liess  Vazquez 
verschiedene   angesehene  Personen   eidlich    vor  dem  Alcalden  von 
Garci-Munoz   vernehmen.  *  Die  Protokolle  (Informaciones   de  ser- 
vicios)  datieren  vom  8.  und  12.  Mai  1563  und  sind  publiciert  von 
Peralta  (1.  c.  S.  243—293).     Die  Originale   befinden   sich  im  Ar- 
chivo  de  Indias,  Patronato,  Simancas.     Die  Dokumente  beweisen 
die    Wahrheit    der   Berichte    des   Vazquez,    der    seine  Verdienste 
durchaus  nicht  übertreibt,  seinen  Feinden  grossmutig  verzeiht  etc. 
Aus   den    Fragen   und  Antworten    dieser    Protokolle   geht   hervor, 
dass  Coronado  mit  seinen  Soldaten  am  26.  August  1562   von  Leon 
de  Nicaragua  aufbrach  und  durch  Guanacaste  marschierte  und  die 
Indianer   von   Bayaci,   Cotosi   (heut  Orosi?)    und  Zapanci  (sudlich 
von    der  Bahia  de  Culebras   nach   einigen   alten  Karten  wohnend) 
auf  dem  Marsche  unterwarf,  dass  er  22  Jahre  in  Indien   und  zwar 
meist    im  Dienste    des    Königs  thätig  gewesen,    die  Stelle    eines 
Alcalden    in    San    Salvador   ausgefüllt    habe,    und    mit   der   Dona 
Ysabel   Anas   de  Avila,    der  Tochter   des   Kapitäns  Gaspar  Anas 
de  Avila,  eines  der  ersten  Eroberer  Mexikos,  verheiratet  gewesen 
sei.      Weiter    wird    ausgesagt,    dass    er   ohne   Blutvergiessen  die 
Indianer  von  Celentiname  unterworfen  habe,  und  dass  die  Caziken 
derselben  nach  Granada  gekommen,  um  ihre  Unterwerfung  anzu- 
melden. —  In   der  zweiten  Information   werden   die  Caziken  der 
verschiedenen  Ortschaften  oder  Tribus  angeführt.    Es  sind:   Accaxri, 
Cazike  der  Provinzen  von  Accarri  und  Xoco;  Abarica,  Cazike  von 
Oroci;  Tuxusti,  Cazike  der  Tribus  (pueblo)  oder  Ortschaft  Uxar- 
raci;  Qalaca,  Cazike  der  Tribus  Yosoro  e  Sido  und  Oticara;  BU- 
talia,  Cazike  der  Tribus  von  Turiarba.    Alle  diese  Tribus  wohnten 
in    der  Provinz   del  Guarco,    d.  h.    auf  den   heutigen  Hochebenen 
von  San  Jose  und  Cartago  und  ihren  Abhängen.    Hierzu  kommen 
noch  als  die  Oberhoheit  der  Spanier  anerkennend  und  im    selben 
Gebiete   ansässig:    Currirava,    Cazike   del  Abra;  Yurusti,  Cazike 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  n.  1564.  219 

von  Toyopaniu  Abra;  Yarnci,  Cazike  von  Cobux;  der  Gazike  von 
Abite;  Tuarco,  Gazike  nahe  bei  Accarri;  Coquiba,  Cazike  von 
Pacaca. 

Die  Anzahl  der  Bewohner  der  Provinzen  Conto,  Tarucaca 
nnd  Qnepo  schätzt  Cor.  auf  4000,  die  Anzahl  der  aas  den  Händen 
des  Gaziken  Coquiba  befreiten  Mangaes  wird  auf  26  angegeben.  — 
Die  38.  Frage  des  zweiten  Protokolles  ist  sehr  interessant.  Sie 
besagt,  dass  die  Soldaten  unzufrieden  seien,  weil  das  Land  und 
die  Bewohner  nicht  unter  ihnen  verteilt  werden  durften,  wie  dies 
in  anderen  Teilen  Indiens  geschehen.  Weil  die  Soldaten  nicht 
in  dieser  Weise  für  ihre  Dienste  belohnt  wurden,  verliessen 
viele  wieder  das  Land  und  die  Indianer  empörten  sich  oft,  da 
man  ihnen  nicht  zeige,  dass  sie  Herren  hätten.  —  Wie  richtig  der 
Konig  und  der  Consejo  de  Indias  gehandelt  hatten,  die  „Vertei- 
lung" Costa  Rica's  an  die  Spanier  nicht  zu  gestatten,  zeigte  sich 
später,  nachdem  Perafän  de  Riberas  am  12.  Januar  1569  das 
erste  „Repartimiento  de  encomiendasa  vorgenommen.  (S.  Peralta, 
El  rio  San  Juan.)  Die  Indianer  Costa  Rica's  liessen  sich  nicht 
so  geduldig  wie  die  Indianer  von  Nicaragua  von  den  Spaniern 
abschlachten  oder  zu  Sklaven  machen,  sondern  erhoben  sich  oft 
und  mit  Gluck  gegen  die  Spanier.  Die  Geschichte  dieser  Kämpfe 
zwischen  den  Indianern  im  Thale  und  Herrschgebiete  des  Duy 
(des .  späteren  Talamanca)  und  den  Spaniern  behalte  ich  mir  vor, 
an  einer  anderen  Stelle  eingehend  zu  schildern. 

Durch  Edikt  (real  cedula)  aus  Madrid  vom  26.  Juli  1563 
(Peralta  1.  c.  S.  294)  forderte  der  Konig  von  der  Audiencia  de  los 
Confines  (=  Guatemala)  einen  Bericht  über  die  Eigenschaften  des 
Landes,  welches  neu  entdeckt  worden,  und  wo  der  Juan  Vazquez 
de  Coronado  sich  zur  Zeit  befinde.  Er  fragt  weiter  an,  ob  es 
passend  sei,  aus  diesem  Lande  ein  eigenes  Gouvernement  zu 
machen,  welche  Dienste  Vazquez  de  Coronado  geleistet  habe,  und 
ob  er  auf  seine  Kosten  die  Reise  nach  und  die  Besiedelung  von 
Costa  Rica  y  Nuevo-Cartago  gemacht  habe.  Über  alle  diese 
Punkte  wird  von  der  Audiencia  oder  ihrem  Oberaufseher  (visi- 
tador),    dem  Licent.  Briceno,  genauer  Bericht  gefordert. 

Gleich  nach  Absendung  des  grossen  Berichtes  an  den  König 
trat  J.  Vazquez  de  C.  die  Reise  nach  Nicaragua  an.  Am  11.  Juli 
bereits  war  er  in  Nicaragua,  am  2.  August  in  Granada.  Hier 
und  in  Leon  blieb  er  bis  Mitte  November  und  bereitete  den 
grossen  Zug  nach  Talamanca  vor.  Aus  dieser  Zeit  publciert  Pe- 
ralta (1.  c.  S.  299 f.)  zunächst  ein  Schreiben  vom  10.  September  aus 
Leon  de  Nicaragua,  gerichtet  an  Ochoa  de  Loyando,  Sekretär  des 
Königs.  Er  bestätigt  hierin  den  Empfang  eines  Briefes  des 
Ochoa     de    Loyando    vom    7.    Januar    1562,    den    er    erst    am 


220  H.  Polakowsky: 

17.  August  1563  bei  seiner  Ankunft  in  Leon  erbalten  habe,  da  er 
wegen  der  Eroberung  von  Costa  Rica  abwesend  gewesen  sei. 
Die  gewünschten  Angaben  über  die  Gehälter,  Gratifikationen 
(ayudas  de  costo),  Unterhaltung  und  jährlichen  Einkünfte  habe  er 
gesandt.  Vazquez  fuhrt  kurz  seine  Eroberungen  in  Costa  Rica 
an  und  bittet,  Se.  Maj.  möge  ihm  die  Gnade  erweisen,  die  er 
gewöhnlich  den  Eroberern  in  Indien  gewährt  habe,  d.  h.  möge 
ihn  zum  General- Gouverneur  des  eroberten  Landes  ernennen.  — 
Wichtig  ist  der  folgende  Brief  (Leon  de  Nicaragua,  11.  Sep- 
tember 1563)  an.  den  Eonig.     Derselbe  lautet; 

„  Katholische,  Königliche  Majestät  1  Aus  der  Burg  von  Garei- 
Munoz,  wo  ich  eintraf  nach  der  Unterwerfung  von  Cocta  (Couto) 
und  Turucaca,  gab  ich  Ew.  Maj.  Nachricht  über  den  Zustand  jenes 
Gouvernements  *und  erzählte,  wie  ich  Leute  abgesanjdt,  um  das  unter- 
worfene Thal  des  Guemi  (=  Guaymi  nach  Peralta)  zu  bevölkern*). 
Jeden  Tag  erwarte  ich  Briefe  vom  Kapitän  Anton  Pereyra  über 
seine  Thaten.  Auch  schrieb  ich  Ew.  Maj.,  wie  ich  nach  diesem 
Gouvernement  zurückkehren  musste,  um  mich  mit  Leuten,  Lebens- 
mitteln und  Munition  zu  versehen ,  woran  ich  Mangel  litt.  Seit 
ca.  einem  Monat  bin  ich  hier.  In  dieser  Zeit  habe  ich  30  Soldaten 
und  Pulver,  Pferde  und  Vieh  zur  Unterstätzung  des  Pereyrs 
abgesandt,  und  ein  anderes  Schiff  mit  ebensoviel  Soldaten  ist  zum 
Auslaufen  bereit  und  im  Sommer**)  werde  ich  mit  soviel  Leuten 
als  möglich  folgen." 

„Vom  Lieutenant,  den  ich  in  Costa  Rica  zurücklieaa,  erhielt 
ich  Briefe,  wonach  der  Cazike  von  Tayutu  am  Tage  nach  meiner 
Abreise  nach  der  Stadt  kam  und  sich  Ew.  Maj.  unterwarf.  Er 
berichtete,  dass  der  Cazike  von  Suerre  die  Kleider  und  Waffen 
des  Diego  Gutierrez  und  seiner  Soldaten  habe  und  mir  dieselben 
geben  wolle.,  wenn  ich  nach  seinem  Lande  käme.  So  Gott  will, 
gedenke  ich  diesen  Winkel  in  diesem  Sommer  zu  besuchen. 
Dieser  Cazike  (von  Tayutu)  war  beim  Tode  des  Gutierrez  gegen- 
wärtig und  bedauerte  er  meine  Abwesenheit.  Er  versicherte,  dass 
das  Thal  von  Coaca,  welches  die  Guetares  als  unbewohnt  be- 
zeichneten, sehr  bevölkert  sei.tf  —  Weiter  folgen  zunächst  Ant- 
worten über  die  Verhältnisse  der  Einnahmen  und  Gehälter  der 
Provinz,  dann  beklagt  Vazquez  den  Mangel  an  einem  Prälaten, 
da  der  bisherige,  der  Licent.  Carrasco,  gestorben  sei.  „Über  den 
Weg  nach  Piru  wird  ausgeführt  werden,  was  Ew.  Maj.  befehlen.* 
—  Weiter  zeigt  Vazquez   an,    dass    er   nach  Guatemala  gesandt 

*)  Danach  lag  das  Thal  des  Guaymi  also  an  der  Seite  der  Bodsee, 
resp.  erstreckte  sich  diese  Bezeichnung  wenigstens  bis  hier. 

**)  Es  ist  hierunter  die  trockene  Jahreszeit  vom  Dezember  bis  Mai  iu 
verstehen. 


Die  erate  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  n.  1564.  221 

habe,  am  seine  Frau  und  Kinder  nach  Costa  Rica  zu  senden, 
wie  es  das  Interesse  des  Königs  zur  Beruhigung  und  Besiedelang 
dieser  Provinz  erfordere. 

Mitte  November  schiffte  sich  Vazquez  im  Realejo  ein  und 
ging  zunächst  nach  Nicoya,  um  noch  Lebensmittel  aufzunehmen. 
Von  hier  lief  er  am  3.  Dezember  (1568)  aus,  versah  im  Vorüber- 
fahren die  wenigen  Bewohner  von  Landecho  (Calderas  nach  Pe- 
ralta)  mit  Lebensmitteln  und  setzte  seine  Reise  längs  der  Küste 
fort  bis  zum  Rio  Grande  de  Terraba  und  zum  Hafen  von  Coro- 
nado  (an  der  Mundung  desselben)  in  der  Provinz  von  Turueaca, 
wo  er  landete  (am  10.  Dezember  1563). 

Sehen  wie  hier  zunächst,  was  aus  der  Expedition  des  Kapi- 
täns Antonio  de  Pereyra  nach  Couto  geworden  war.  Ein  spezieller 
Bericht  hierüber. liegt  nicht  vor.  Aber  in  verschiedenen  „ad  per- 
petuam  Rey  memoriam*  aufgenommenen,  auf  beschworenen  Zeugen- 
aussagen basierten  Informationen,  finden  sich  genügende  Daten. 
Aus  einigen  dieser  Berichte  will  ich  hier  kurze  Auszüge  geben. 

Die  ersten  Eroberungszüge  in  Costa  Rica  hatte  unter  anderen 
Alonso  de  Auguciana  mitgemacht.  Sein  Name  wird  oft  in  den 
von  mir  benutzten  Dokumenten  genannt.  Er  nahm  teil  an  dem 
Zuge  des  Juan  de  Estrada  Ravago,  ging  dann  mit  Coronado  nach 
Turueaca  und  Couto  und  war  regidor  (Ratsherr)  von  Garci-Munoz 
(1562).  —  Wichtiger  für  die  Geschichte  des  Coronado  sind  die 
Angaben  über  die  Dienste  des  Antonio  de  Peralta,  über  welche 
derselbe  am  5.  Februar  1564  in  Garci-Munoz  vor  dem  General- 
Kapitän  Juan  de  YUanes  de  Castro,  dem  provisorischen  Nachfolger 
des  Juan  Vazquez  de  Coronado,  verschiedene  Zeugen  vernehmen 
lies*.  Peralta  ging  mit  Pereyra  nach  der  Provinz  Turueaca,  um 
eine  Stadt  zu  gründen,  und  er  erzahlt,  dass  sie  auf  dem  Marsche 
viele  Strapazen  erduldeten,  da  derselbe  im  Winter  ausgeführt  wurde. 
Sie  hatten  viele  reissende  Strome  zu  passieren  gehabt  und  hätten 
dabei  alles  Gepäck  und  viele  Pferde  und  andere  Dinge  verloren 
und  seien-  oft  in  Lebensgefahr  gewesen.  Die  aus  Quepo  mitge- 
nommenen Dolmetscher  entflohen  bei  der  Ankunft  des  Pereyra  in 
Conto  und  mussten  mit  Hilfe  des  Peralta  wieder  eingefangen 
werden.  Dann  setzte  Pereyra  den  Marsch  nach  den  Provinzen 
von  Cia,  Xarixaba  und  Yabo  fort,  wo  sich  die  Caziken  unter- 
warfen. Hier  in  der  Landschaft  Boruca,  nahe  am  Golfo  Dulce, 
gründete  Pereyra  eine  8tadt  Cartago  (Sept  1563),  welche  aber 
nur  8   Monate  bestand. 

In  einer  Information  über  die  Dienste  des  Domingo  Hernan- 
dez,  aufgenommen  vor  dem  Alkalden  D.  Ruy  Lopez  de  Ribera 
in  Cartago  am  4.  Februar  1572  (Peralta,  1.  c.  p.  459),  wird  aus- 
gesagt ,  dass   die   Truppen   des  Antonio  Pereyra,  zu  denen  auch 


222  H.  Polakowsky: 

Dom.  Hemandez  gehörte,  aus  70  Mann  bestanden,  dass  sie  6—7  Mo- 
nate zu  ihrem  .beschwerlichen  Marsche  gebrauchten,  dass  sie  wegen 
Mangel  an  Lebensmitteln  den  Mais  der  Indianer  in  den  Gebirges 
und  Wäldern,  wo  dieselben  ihn  versteckt  hatten,  suchen  (d.  h. 
rauben)  mussten,  und  dass  sie  in  Turucaca  die  Ortschaften  Cia 
und  Yabo  entdeckt  hätten.  —  Die  von  Pereyra  in  der  Nähe  des 
Golfo  dulce  gegründete  Stadt  nennt  Coronado  selbst  in  einem 
Berichte  an  den  König  (aus  Nicoya  vom  2.  Dezember  1563):  Nuevo 
Cartago.  In  diesem  Bericht  sagt  Coronado,  dass  er  60  Mann  in 
Nicoya  angeworben,  von  diesen  habe  er  die  Hälfte  nach  Garci- 
Munoz  gesandt  und  mit  der  anderen  Hälfte  sei  er  zu  Schiff  zur 
Unterstützung  des  Pereyra  aufgebrochen.  —  Hafen  und  Fluss  des 
Coronado  entsprechen  dem  heutigen  Rio  Grande  de  Terraba  und 
der  Mündung  desselben*). 

Wichtige  Angaben  über  diesen  Zug  des  Pereyra,  und  die 
besten  der  erhaltenen  Angaben  über  die  letzten  Züge  des  Juan 
Vazquez  de  Coronado,  finden  sich  in  einer  Beweisführung  (pro- 
banca),  die  er  (Coronado)  „ad  perpetuam  Rey  memoriam*  am 
22.  Mai  d.  J.  1564  in  Cartago  vor  dem  Alkalden  Pedro  Alonso 
Cano  ausfertigen  liess.  Wie  in  allen  diesen  Dokumenten  so  läast 
auch  in  diesem  die  Person,  welche  die  Beweisführung  veranlasst 
(hier  also  Juan  Vazquez  de  Coronado  selbst),  eine  Anzahl  von 
Fragen  durch  den  Richter,  oder  Alkalden,  oder  Gouverneur  etc. 
in  Gegenwart  eines  Notars  einer  Anzahl  von  ihm  vorgestellter 
Zeugen  vorlegen.  Die  Probanca  bezieht  sich  nur  auf  die  von 
Coronado  nach  seiner  ersten  Reise  nach  Quepo  und  Boruca  ge- 
leisteten Dienste. 

Aus  den  Fragen  des  Coronado  geht  folgendes  hervor. 
Antonio  de  Pereyra  trat  seinen  Marsch  im  Mai  1568  —  wie 
schon  gesagt  mit  60—70  Mann  —  an.  Es  folgt  dann  die  Schil- 
derung der  Gründung  der  Stadt  Cartago  (de  Chiriqui)  und  der 
Reise  nach  Nicaragua,  unternommen  behufs  Ankaufes  von  Waffen, 
Munition  und  Pferden  und  behufs  Anwerbung  von  Mannschaften. 
15  Soldaten  seien  bald  von  ihm  (Coronado)  nach  Cartago  gesandt 


*)  Auffallend  ist,  dass  von  dem  Zuge  des  Gil  Gonzales  Davila  (1522), 
der  mit  100  Mann  von  der  Küste  von  Chiriqui  westlich  von  der  J.  Panda 
(oder  von  der  Punta  Burica,  wie  viele  Historiker  schreiben)  längs  der  ganzen 
Küste  bis  zum  Golfe  von  Nicoya  marschierte!  keinerlei  Erinnerung  bei  den 
Indianern  dieser  Westküste  übrig  geblieben  war,  sich  wenigstens  in  den 
Dokumenten  über  die  zwei  Reisen  des  Coronado  keinerlei  Angabe  hierüber 
findet.  (Über  den  Zug  des  Gil  s.:  Oviedo,  üb.  29,  cap.  21 — 23;  Docum.  in- 
edit.  del  arch.  de  Ind.  Tom.  XIV.  p.  20.  Peralta,  Costa  R.  Nicarg.  7  Pass. 
1—32;  L.  Fernandez,  Doc.  para  la  Hist  de  C.-R.  L  p.  86—136  notas  und 
meine  Arbeit  über  die  erste  Entdeckung  vom  See  and  Strome  von  Nicaragua 
in  „Mittheilg.  d.  E.  E.  Geogr.  Ges.  zu  Wien",  Febr.  1884.) 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  228 

nnd  hatte  die  Ankunft  derselben  grosse  Freude  erregt,  da  die 
wenigen  Bewohner  der  Stadt  schon  beabsichtigten,  dieselbe  zu 
verlassen*  Nachdem  Goronado  so  für  die  Erhaltung  Cartagos  (del 
Guarco)  gesorgt,  dachte  er  an  die  Unterstützung  des  Expeditions- 
korps seines  Kapitäns  Pereyra  und  rüstete  für'  denselben  (in  Ni- 
caragua) ein  Schiff  mit  Lebensmitteln,  Munition  etc.  aus.  Zu 
dieser  Zeit  wurde  er  von  einer  schweren  Krankheit  befallen,  die 
er  sich  nach  Ansicht  seiner*  Ärzte  durch  die  vielen  Anstrengungen, 
die  er  auf  seinen  Reisen  erduldet,  zugezogen  hatte.  Obgleich  er 
von  seiner  Krankheit  noch  nicht  hergestellt  war,  übernahm  er  es 
dennoch,  diese  Unterstützung  dem  Pereyra  in  eigener  Person  zu- 
zuführen und  schiffte  sich  mit  seiner  Mannschaft  ein,  obgleich  die 
Jahreszeit  ungünstig  war  und  in  derselben  im  „Golfo  del  Papa- 
gay oa  —  welcher  passiert  werden  musste  —  und  an  seinen  Küsten 
oft  Schiffe  verloren  gehen  *)•  —  Die  Einschiffung  geschah  im  Hafen 
von  Realejo. 

Über  die  Reise  bis  zum  Puerto  del  Coronado**)  habe  ich 
schon  kurz  berichtet.  Es  ist  hier  nur  noch  anzuführen,  dass  er 
schon  von  Nicoya  aus  dem  Diego  Caro  de  Mesa  den  Befehl  nach 
Cartago  sandte»  ihn  mit  Pferden  und  Mannschaften  am  Ufer  des 
genannten  Hafens  zu  erwarten.  Auf  dieser  Fahrt  nach  dem  Pu- 
erto del  Coronado  hielt  Juan  Vazquez  de  Coronado  das  Schiff 
immer  in  der  Nähe  der  Küste  und  untersuchte  alle  Häfen  und 
kleinen  Buchten  (caletas).  Zur  besseren  Prüfung  derselben  lan- 
dete er  oft.  Im  Hafen  von  Coronado  angekommen  schickte  er 
Boten  an  Pereyra  aus,  die  seine  Ankunft  ankündigten,  und 
erwartete  seinen  Oberaufseher  (alguazil  major)  Diego  Caro  de 
Mesa.  Das  lange  Ausbleiben  desselben  beunruhigte  ihn,  da  er 
wasste,  dass  der  Weg,  den  Caro  de  Mesa  mit  seinen  Soldaten 
zurücklegen  musste,  sehr  schwierig  war  und  durch  das  Land 
feindlicher  Stämme  führte.  Coronado  ging  seinem  Unterbefehls- 
haber deshalb  mit  wenigen  Soldaten  entgegen,  die  Hauptmacht 
im  Lager  am  Hafen  zurücklassend.  Er  erreichte  die  Provinz 
Qnepo  zu  Fuss  und  traf  daselbst  den  Diego  Caro  de  Mesa  mit 
seinen   Leuten  an.     Zunächst  musste  der  edle  Coronado  die  In- 


*)  Dieser  Golf,  welcher  noch  heut  denselben  Namen  führt,  liegt  unter 
11°  ndl.  Br.  an  der  Westküste  von  Nicaragua.  Er  ist  noch  heut  eine  für 
Segelschiffe  schwer  zu  passierende  Partie  der  mittelamerikanischen  Küste 
wegen  der  heftigen  Nordost- Winde,  welche  hier  über  den  See  von  Nicaragua 
durch  die  Lücke  in  der  Cordillere  zwischen  dem  V.  v.  Orosi  und  den  Bergen 
nordlich  von  Rivas  hervorbrechen. 

**)  In  der  damaligen  Provinz  von  Turucaca ;  nach  meiner  Ansicht  an  der 
Mündung  des  heutigen  Rio  Grande  de  Terraba  gelegen.  Nach  Peralta  (Brief 
aus  Sevilla  vom  7.  Februar  1884)  lag  dieser  Hafen  zwischen  der  genannten 
Mündung  und  der  Isla  del  Caöo. 


224  H.  Polakowsky: 

dianer  von  Quepo  beruhigen,  die  sehr  aufgebracht  gegen  die  Sol- 
daten des  Garo  de  Mesa  waren.  Dieselben  hatten  sich  nämlich 
ganz  „spanisch"  betragen,  d.h.  sie  hatten  sich  alle  Gewaltthitig- 
keiten  gegen  die  armen  Indianer  erlaubt  Durch  seine  Güte, 
seine  Beredsamkeit  und  seine  Versprechungen  und  Geschenke  be- 
schwor er  den  drohenden  Aurstand  der  Indianer  und  schlug  den 
Weg  zum  Hafen  von  Goronado  ein.  Zwei  Tagemarsche  vor  dem- 
selben traf  er  auf  Pereyra  und  seine  Abteilung,  welche  die  neu 
begründete  Stadt  (Cartago  de  Chiriqui)  verlassen  hatten  und  auf 
dem  Rückmarsche  nach  der  Hauptstadt  Cartago  (im  Thale  des 
Guarco)  begriffen  waren. 

Die  Soldaten  des  Pereyra  waren  cur  Umkehr  fest  entschlossen, 
wollten  nicht  nochmals  in  das  Innere  des  Landes  eindringen,  dt 
sie  alle  arm,  ohne  Vorräte,  ohne  Schuhwerk  und  Kleider  waren, 
die  sie  auf  dem  Wintermarsche  verloren  hatten.  (Siehe  oben  die 
Probanca  des  Antonio  de  Peralta.)  Auch  waren  die  nur  nach 
Gold  begierigen  Spanier  .unmutig  über  die  Verzögerung  der  Ent- 
deckung grosser  Quantitäten  desselben.  Hier  zeigt  sich,  welches 
grossen  Einfluss  Coronado  auf  diese  seine  „  Soldaten  ttf  die  man 
heute  —  wie  überhaupt  das  ganze  *  Heldengesindel tt  der  Conqni- 
stadoren  bis  auf  sehr  wenige  Ausnahmen  —  unter  jedem  Gesichts- 
punkte nur  als  Rauberbanden  bezeichnen  kann,  ausübte.  Er  ver- 
teilte Kleider,  Schuhe  und  Lebensmittel  unter  die  Soldaten  und 
stellte  ihnen  in  gutigen  Worten  vor,  dass  ihr  Verbleiben  im  Inter- 
esse des  Dienstes  Sr.  Maj.  notwendig  sei,  bat  sie  zu  bleiben  und 
stellte  ihnen  grosse  Belohnungen  in  sichere  Aussicht.  Wirklieh 
gelang  es,  die  Soldaten  zur  Umkehr  zu  bewegen  und  sie  stellten 
sich  ihm  für  seine  ferneren  Zuge  zur  Verfugung. 

Aber  nicht  nur  die  Spanier  scharten  sich  voller  Vertrauen 
auf  seinen  Mut  und  seine  Fähigkeiten  um  ihn,  sondern  mach  die 
Indianer,  von  denen  viele  in  die  Gebirge  und  Wälder  geflohen 
waren,  um  den  Grausamkeiten  der  Spanier  zu  entgehen,  strömten 
in  grosser  Anzahl  in  das  Lager  (am  Puerto  del  Coronado),  um 
ihren  Freund  und  Beschützer  zu  begrussen  und  seinen  Sehnte 
gegen  die  „  Christen a  anzuflehen.  Die  Soldaten  des  Pereyra  hatten 
sich  auch  brutal  benommen,  und  deshalb  hatten  sich  die  Indianer 
von  der  neuen  Stadt  Cartago  zurückgezogen  und  die  Spanier  — 
die  selbst  zu  faul  waren  das  Land  zu  bestellen  —  hatten  deshalb 
die  neue  Kolonie  aufgeben  müssen.  Es  war  dies  das  Schicksal 
von  etwa  %  der  ersten  Ansiedelungen  der  Spanier  in  Amerika. 
Überall,  wo  die  kluge,  menschenfreundliche  und  energische  person- 
liche Leitung  des  Juan  Vazquez  de  Coronado  fehlte,  kam  die 
Bestialität  seiner  Soldaten  sofort  zum  Durchbruche.  Die  Indianer 
kamen    den  Spaniern    in   Costa  Rica    (wie    in    fast    allen  Teilen 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  225 

Anoerika's)  mit  der  grossten  Freundlichkeit  entgegen,  deshalb  durch- 
zog auch  Coronado  ohne  Blutvergiessen  das  kriegerische  Tala- 
manca  (Südost-Teil  von  Costa  Rica),  in  welchem  die  Spanier  bald 
darauf  harte  Kämpfe  mit  den  Eingeborenen  zu  bestehen  hatten. 

Da  Coronado  beabsichtigte,  in  das  Innere  des  Landes  einzu- 
dringen und  die  Geheimnisse  des  Landes  im  Gebiete  der  Abhänge 
nach  dem  Nordmeere  zu  untersuchen,  Hess  er  alle  Vorräte  aus 
dem  Schiffe  ans  Land  bringen,  verteilte  dieselben  und  beschloss 
das  Schiff  zurückzusenden.  Aber  beim  Verlassen  des  Hafens*) 
scheiterte  es  und  ging  dabei  ein  grosser  Teil  des  Privat-Gepäcks 
des  Coronado  verloren.  Aber  der  Verlust  des  Schiffes  an  sich 
war  das  grosste  Unglück,  da  in  dieser  Gegend  kein  Ersatz  für 
dasselbe  geschaffen  werden  konnte.  —  Nachdem  Coronado  Nach- 
richten von  der  Provinz  Ära  (oder  Hara)  und  anderen  angrenzen- 
den Ortschaften  erhalten  hatte,  welche  am  Nordabhange  liegen 
sollten  und  bei  deren  Aufsuchung  bereits  viele  Kapitäne  und  Sol- 
daten umgekommen  seien**),  trat  er  den  Marsch  über  die  Cor- 
dillere  an.  Er  führte  die  Mannschaft  durch  ein  sehr  rauhes,  zer- 
rissenes und  unbewohnbares  Terrain.  Das  Land  war  so  ungast- 
lich (agria),  dass  es  an  einigen  Tagen  selbst  an  Wasser  fehlte, 
und  ausser  durch  Strapazen  und  Hunger  und  Durst  litten  die 
Soldaten  auch  durch  die  Hohe  und  Schroffheit  der  Gebirge, 
welche  zur  Zurücklassung  aller  Pferde  zwang.  Die  Cor- 
dillere,  welche  die  beiden  Meere  trennte,  war  so  hoch,  dass  man 
vom  Gipfel  derselben  beide  Oceane  deutlich  sehen 
konnte,  was  bis  dahin  noch  von  niemandem  gesehen 
oder  in  Erfahrung  gebracht  worden  war***).  —  Nach  Über- 


% 


al  salir  de  la  barra.  —  Peralta,  1.  c  p.  332. 

Es  können  hiermit  nur  die  von  der  Nordküste  ans  durch  F.  Guti- 
errez,  Badajoz  und  J.  de  Estrada  R.  gemachten  Versuche  gemeint  sein.  (S. 
über  diese  die  erste  Hälfte  dieser  Arbeit.)  Von  der  Südsee  ans  war  vorher 
noch  nicht  der  Versuch  gemacht,  in  die  Gebirge  von  Talamanca  einzudringen. 
***)  Pregunta,  16.  Yten,  si  sahen  que,  por  ser  tan  alta  la  dicha  cordil- 
lera,  que  partia  los  dos  mares,  desde  la  cumbre  se  vieron  claramente;  cosa 
hasta  aquella  sazon  no  vista  ni  entendida  por  persona  alguna;  digan  loqne 
saben.  (Peralta,  1.  c  p.  333.)  Auch  vom  V.  von  Irazd  (11500'  engl.)  und 
vom  V.  von  Turrialba  (11  350 '  engl.)  sieht  man  deutlich  beide  Ozeane.  —  In 
welcher  Gegend  Coronado  über  die  Cordillere  m  ging ,  hierüber  stellt  Peralta 
keine  Betrachtungen  an.  Ich  glaube,  dass  der  Übergang  zwischen  dem  Pico 
Blanco  und  Pico  Bobalo  (s.  Gabb's  Karte  in  Mitthl.  1877,  Taf.  18)  geschah. 
Dass  die  Cordillere  im  südlichen  Teile  von  Costa  Rica  sehr  hoch  ist,  geht 
auch  ans  einem  an  mich  gerichteten  Brief  Sr.  Eminenz  des  Herrn  Bischöfe 
von  Costa  Rica  (ans  San  Jos4  de  Costa  Rica  vom  15.  September  1883)  her- 
vor. E»  wird  darin  gesagt:  „Was  meine  Reisen  nach  Talamanca  angeht, 
den  Übergang  über  die  Cordilleren  (bei  10500')  zwischen  Terraba  und  Ta- 
lamanca" etc. 

ZeiUchr.  &  Gtsellach.  f.  Brak.  Bd.  XIX.  15 


226  H.  Polakowsky: 

windung  aller  dieser  Schwierigkeiten  gelangten  die  Spanier  Dach 
sechs  Tagen  in  die  Provinz  Ära,  deren  Caziken  und  Fahrer  dem 
Coronado  entgegen  kamen,  um  ihn  zu  sehen  and  ihm  ihre  Dienste 
anzubieten,  da  sie  durch  die  Indianer  von  Conto  und  Boruca  von 
der  guten  Behandlung  gehört  hatten,  die  er  allen  Eingeborenen 
angedeihen  lasse.  Die  Indianer  brachten  Lebensmittel  und  einige 
eigentumlich  gearbeitete  Goldsachen,  wofür  ihnen  der  General 
eiserne  Werkzeuge  zur  Bearbeitung  der  Felsen  und  ihrer  Pflan- 
zungen gab,  desgleichen  Mutzen,  Hemden  etc.  Die  Indianer 
leisteten  dem  Coronado  als  Vertreter  des  Königs  Gehorsam. 

Hierüber  publiziert  Peralta  ein  Dokument,  ein  Protokoll, 
datierend  aus  Hara  vom  24.  Januar  1564,  über  die  Beaiti- 
ergreifung  des  Thaies  von  Guaymj,  welches  besagt:  „In  der  Ort- 
schaft Hara,  welche  in  der  Provinz  Guaymi  nach  dem  Nordmeere 
zu  liegt,  an  das  Thal  von  Coaca  grenzt  und  die  Grenzen  der  Bot- 
in ässigkeit  dieser  Provinz  von  Cartago  und  Costarrica  (sie!)  aus- 
macht, erschienen  vor  dem  sehr  mächtigen  Herrn  Juan  Vazqnei 
de  Coronado,  Oberrichter  und  General-Kapitän,  Richter  der  Be- 
amten und  Oberkontroleur  der  Provinz  Nicaragua  durch  Ernennung 
Sr.  Maj.,  die  gegenwärtigen  Caziken  der  genannten  Ortschaft 
Hara,  deren  Namen:  Taraniba,  Duiba  und  Duy,  welche  sagten, 
dass  sie  gekommen  seien,  um  zu  hören:  was  der  genannte  Herr 
General  ihnen  befehle.  Der  Herr  General  sagte  ihnen,  dass 
8e.  Gnaden  im  Namen  Sr.  Majestät  des  Königs  Don  Felipe, 
unseres  Herrn,  gekommen  sei,  damit  sie  Christen  und  seine 
Vasallen  wurden,  ihm  den  schuldigen  Gehorsam  leisteten  und  ihn 
als  Konig  und  Herrn  anerkennten,  wie  es  die  Provinzen  von 
Cotu,  Cia,  Turucaca,  Quepo  und  Guetares  gethan,  und  wenn  sie 
so  handelten,  wurde  sie  der  genannte  Herr  General  (Coronado) 
als  seine  Freunde  annehmen.  Hierauf  sagten  die  genannten 
Caziken  alle  zusammen  und  jeder  einzeln,  dass  sie  bereit  seien, 
Vasallen  Sr.  Maj.  zu  werden  und  dem  genannten  Herrn  General 
in  seinem  Königlichen  Namen  zu  dienen  und  stete  Freundschaft 
zu  halten.  Zum  Zeichen  dieses  und  der  Anerkennung  als  Vasallen 
Sr.  Maj.  umarmte  sie  der  genannte  Herr  General,  gab  ihnen 
Äxte,  Kämme,  Tauschgegenstände,  chaquiras  und  andere  Dinge, 
wodurch  die  genannten  Caziken  sehr  befriedigt  schienen,  und  ver- 
sprachen sie  alle  Dienste  zu  leisten,  die  man  ihnen  anbefehlen 
wurde.  —  Als  Zeugen  waren  gegenwärtig:  der  Major  Juan  de 
Tureios,  Diego  Caro  de  Mesa,  Franzisco  de  Estrada  aus  Cartago 
und  Juan  Vazquez  de  Coronado  selbst. 

Darauf  nahm  General  Juan  Vazquez  de  Coronado  im  Namen 
Sr.  Maj.  Besitz  von  der  Ortschaft  Hara  und  der  Provinz  Guaymi 
und   schnitt  mit  seinem   Schlachtschwerte  (montante)   Zweige  von 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  227 

den  Bäumen  and  gab  den  Caciken  Yaranaba,  Duiba  und  Duy*)  die 
Hand  nnd  fragte  sie:  ob  in  irgend  einer  Zeit  vor  ihnen  (Coronado 
und  seinen  Begleitern)  Christen  in  ihr  Land  gekommen  seien. 
Sie  antworteten  durch  Hilfe  der  Dolmetscher  Pedro  Tice  and 
Juan  Quepo,  dass  dies  nicht  geschehen,  was  der  Herr  General 
unterschrieb."     (Folgen  die  Zeugen.) 

Wo  lag  das  Thal  des*  Guaymi,  oder  die  Provinz  von  Guaymi? 
—  Der  Name  „  Guaymi a  tritt  in  den  ältesten  bisher  bekannten 
Schriften  und  Dokumenten  als  der  einer  an  der  Grenze  der 
heutigen  Freistaaten  Columbien  und  Costa  Rica  lebenden,  be- 
deutenderen Indianer -Tribus  auf.  —  Bastian  (Die  Kulturländer 
des  alten  Amerika,  II.  8.  256)  schreibt:  „Die  Guaimies  oder 
Huaimies  (s.  Hervas**)),  als  Bewohner  von  Veragua  (mit  den 
Dorachos  im  Westen  und  den  Savaneric  im  Norden***),  waren 
(nach  Cieza  de  Leonf))  von  dem  Darienflusse  dorthin  ausge- 
wandert. a  „Chiriqm  lag  zwischen  B  urica  und  Niscaff).  Die 
Chomes  wohnten  in  Costa  Rica  (s.  de  Laetf  f  f)).  Die  Guaimies 
bewohnten  am  Fluss  Matinino  die  Cordillere  des  Pico  Blanco  und 
Pico  Robalo  bis  zum  Fluss  der  Doraces*f)  (und  jenseits  des 
Puerto  Veragoa).tt  (Bastian,  1.  c.  263,  Note.)  „Die  Buricas  wohnten 
neben  den  Guatuzos**f).  Von  den  Stämmen  Veragua's  finden  sich 
Reste  der  Doraces  (Dorachos),  Guaimies  (bei  der  Lagune)  und 
Jones    in   Chiriqui,    während    zwischen   Remedios    und  Tole    die 


*)  Nach  der  auf  Tafel  V  beifolgenden  Karte  von  Veragua  des  Gouver- 
neure Lorenzo  del  Salto  ans  dem  Jahre  1620  liegt  die  Provinz  von  Ära  oder 
Duy,  deren  Cazike  el  Duy  genannt,  zwischen  dem  Bio  Tirire  (Tiliri)  und 
dem  Rio  de  Guaymi  (heute  Bio  Chiricamola  nach  Peralta)  nnd  in  der  Mitte 
der  Provinz  liegt  der  Bio  de  la  Estrella,  welcher  dem  heutigen  Bio  Tilorio 
oder  Changuinola  entspricht 

**)  Lor.  Hervas,  Catalogo  de  las  Linguas  de  las  Naciones  conocidas. 
(Madrid,  1800)  L  p.  280.  »En  la  provincia  de  Veragua,  sitnada  £  9  grados 
de  latitud  horeal,  esta  la  nacion  de  los  Guaimies  6  Huamies,  qne  antigua- 
mente  tenia  doce  mil  personas.a  —  Der  erste  Jesuiten-Missionar  kam  1586 
zu  diesen  Indianern,  dann  empörten  sich  die  Indianer,  verjagten  die  Spanier 
nnd  erst  1713  kamen  wieder  Jesuiten  zu  den  Guaimies. 
***)  Mass  im  Süden  heissen. 

f )  Cränica  del  Peru,  I.  cap.  6.  —  Die  betreffende  Stelle  ist  schon  bei 
Hervas  1.  c.  citiert 

ff)  Sicher  nach  Andagoya  über  Pedrarias  Davila  in  Navarrete,  Colecc. 
de  Docum.  de  los  viajes  etc. 

fff)  Es  ist  sicher  die  Stelle  gemeint:  „Aranivez  mnnicipium  ad  Ni- 
coyensem ditionem  refertnr,  in  finibus  barbarorum  qui  Chomes  appellantur, 
conditum."  (Jeanne  de  Lact,  Antverp.  Novus  Orbis  sen  Descript.  Ind.  Ocoid« 
1638.    Ii.  VIII.  cap.  22.) 

*f)  Woher  diese  Angabe  entnommen!  habe  ich  nicht  ermitteln  können. 
**f)  Entschieden  falsch.    Die  Guatuzos   sind  die  Beste  der  Votos  und 
wohnen  noch  am  Bio  Frio  im  Norden  von  Costa  Rica, 

15» 


228  H.  Polakowsky: 

Savaneric  wohnen.  Die  Stamme  der  Bnrica  wohnten  am  Flusse 
Vara  (am  Oolfo  Dulce)  bis  zum  Flosse  Chiriqni. tt  (Bastian,  1.  c 
261,  Note.)  „In  Chiriqni  finden  sich  die  Terevis  nnd  Knapas,  in 
Veragua  die  Guaimies."     (Bastian,  1.  c.  263.) 

Juan  Vazquez  de  Coronado  selbst  wendet  die  Bezeichnung 
Provincia  (oder  Valle)  de  Guaymi  für  ein  Oebiet  an,  welches  der 
heutigen  Landschaft  (Departement)  Chiriqni  mit  Bocas  del  Toro 
(H.  Kiepert,  N.  E.  t.  Mittel-Amerika  in  4  Bl.  1858)  entspricht 
Von  einem  Rio  Guaymi  spricht  er  nicht.  —  A.  Pinart  (Colece. 
de  Linguistica  y  etnograüa  americanas.  San  Francisco,  1882. 
Tom.  IV.  p.  7)  schreibt:  Die  Cordillere,  welche  den  Isthmus  von 
Panama  von  Ost  nach  West  durchschneidet  und  das  Ende  der 
Anden  bildet,  ist  von  den  Guaymies  bewohnt,  „cuyo  nombre  suele 
tener  una  acepcion  generica  para  todos  los  que  viven  en  las  mon- 
tanas  del  escudo  de  Veragua  y  su  Provincia*)".  Sie  sind  heute 
in  zwei  Nationen  geteilt,  in  die  Nortenos,  welche  in  den  Gebirges 
und  nach  dem  Nordmeere  zu  leben,  und  in  die  Savaneros,  welche 
in  den  weniger  gebirgigen  Terrains  nach  dem  Sudmeere  wohnen. 
Sie  bildeten  früher  zusammen  mit  den  Dorasques,  Changuenas  etc. 
nur  eine  grosse  Nation,  die  der  Guaymies.  — 

Der  Gouverneur'  von  Veragua,  Pedro  Godinez  Osorio,  be- 
richtet**), dass  er  beim  Aufsuchen  des  Thaies  des  Guaymi  vom 
Nordmeere  aus  in  einen  grossen  Strom  eingelaufen  sei  mit  seinen 
Fregatten.  Nach  vier  Leguas  habe  er  die  Schiffe  verlassen  nnd 
sei  dann  sieben  Tage  lang  am  Ufer  des  Stromes  weiter  mar- 
schiert. —  Alle  weiteren  Angaben  sprechen  dafür,  dass  es  sich 
um  den  Rio  de  la  Estrella  handelt.  —  In  einer  Real  Cedula  aus 
San  Lorenzo  vom  30.  August  1576  wird  gesagt,  dass  der  Rio 
de  Guaymi  an  den  Bocas  del  Drago  und  an  der  Admiralitats-Bai 
sei  und  dass  es  eine  sehr  bekannte  Sache  (cosa  mny  notoria) 
wäre,  dass  der  Rio  de  Guaymi  und  Boca  del  Drago  und  Bahia 
del  Almirante  eine  und  dieselbe  Sache  sei***).  —  In  einer  Be- 
schreibung Veragua's  aus  dem  Jahre  1560  wird  gesagt,  dass  gegen- 
über vom  Thale  des  Guaymi  eine  Insel  liege,  die  den  Namen 
Escudo  de  Nicüesa  (=  Veragua)  führe  f)«  —  Artieda  gründete 
im  Thale  eines  Flusses,  der  in  die  Admiralitats-Bai  mündete  nnd 
den  er  2J^  Leguas  hinauffuhr,  die  Stadt  Artieda  del  Nuevo  Reino 
de  Navarra  und  den  Flugs  nannte  er  Rio  de  Nuestra  Senora  del 


*)  =  welcher  Name  eine  allgemeine  Anwendung  eu  finden  pflegt»  ffir 
alle  Indianer,  welche  in  den  Gebirgen  des  Schildes  von  Veragua  und  in 
seiner  Provinz  leben. 

**}  Ans  Concepeion  de  Veragua  vom  25.  Januar  1575.  (Peralta»  l.c  p.521.) 
***)  Peralta,  1.  c.  p.  545. 
f)  Peralta,  1.  c.  p.  174. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Eica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  229 

Valle  del  Guaymi1*).  —  Nach  Peralta  (Brief  vom  23.  Februar 
1884)  ist  dies  der  Rio  Chiricamola  der  englischen  Admiralitäts- 
Karten  oder  der  Rio  Chiriquimula  der  spanischen  Karten  anf  dem 
Deposito  hydrografico.  Er  beruft  sich  dabei  auf  den  Bericht  des 
englischen  Kommandanten  Barnett  über  die  Untersuchung  der 
Bocas  del  Toro  und  der  Laguna  de  Chiriqui  und  auf  den  Weg- 
weiser für  Seeleute  (herausgegeben  von  der  englischen  Admiralität), 
wonach  der  genannte  Fluss  der  einzige  schiffbare  der  in  die 
Lagune  mundenden  Flusse  sei.  Er  sei  neun  englische  Meilen 
weit  schiffbar. 

Herr  Manuel  Maria  de  Peralta,  dem  ich  hiermit  nochmals 
meinen  Dank  ausspreche  für  seine  eingehenden  und  überaus  wert- 
vollen privaten  Angaben  über  die  Geographie  des  südlichen  Costa 
Rica,  schreibt  mir  in  einem  Briefe  aus  Sevilla  vom  4.  März  1884: 
„Nach  verschiedenen  Autoritäten  ist  das  Thal  von  Goaza  das 
eigentliche  Thal  des  Tarire  oder  Tiriri,  von  seiner  Mündung  bis 
mindestens  10  Legaas  nach  der  Cordillere  zu,  was  durch  ver- 
schiedene Dokumente  aus  Panama,  aus  den  Jahren  1541  bis  1546 
über  die  Expedition  und  die  Thaten  des  Hernan  Sanchez  de 
Badajoz,  welcher  am  Ufer  des  Tarire  die  Stadt  Badajoz  gründete, 
hervorgeht. tt  —  Zum  Beweise  dieser  von  mir  übrigens  nie  an- 
gezweifelten Thatsache  sandte  mir  Herr  Peralta  am  5.  März  ein 
sehr  wertvolles,  bisher  nicht  veröffentlichtes  Dokument,  welches 
(im  Auszuge)  besagt:  Der  Doktor  Francisco  Perez  de  Robles, 
oidor  der  Audiencia  von  Panama  und  Schwiegervater  des  Hernan 
Sanchez  de  Badajoz,  hatte  kaum  Nachricht  von  der  Misshandlung 
und  Gefangennahme  seines  Schützlings  erhalten,  als  er  Zeugen- 
verhöre in  Panama  am  3.  September  1541  über  die  Dienste  des 
Badajoz  bei  der  Eroberung  von  Costa  Rica  und  über  das  Be- 
nehmen des  Gouverneurs  von  Nicaragua,  Rodrigo  de  Contreräs, 
aufnehmen  liess. 

Aus  den  Fragen  und  Zeugenaussagen  ergiebt  sich:  Hernan 
Sanchez  de  Badajoz  entdeckte  in  der  Provinz  Veragua**)  ein  sehr 
reiches  und  fruchtbares  Thal,  welches  30  Leguas  lang  und  12  Leguas 
breit  war  und  viele  Einwohner,  Gold,  Lebensmittel  und  Cacao  ent- 
hielt. Der  Herr  dieses  ganzen,  Coaza  genannten  Thaies  unter- 
warf sich  mit  über  60  ihm  untergebenen  Caziken  und  brachte 
viel  Gold.  Und  die  Spanier  waren  so  sicher  in  allen  Teilen 
dieses  Thaies  wie  in  Castilien,  oder  wie  Jemand,  der  in  den 
Strassen  von  Sevilla  wandelt41**). 


*)  Am  8.  Dezember  1577.    Peralta,  1.  c.  p.  554. 

**)  -------- 


**)  Der  königliche  Anteil  an  Veragua}  d.  h.  das  heutige  Costa  Rica. 
***)  „6  como  quien  se  pasea  por  las  calles  de  Sevilla.11 


230  H.  Polakowsky: 

Der  Zeuge  Gonzalo  Hernandez  sagt  ans:  er  wisse,  dass  das 
Thal  von  Coaza  (oder  Coaca)  über  60  Legaas  von  Nicaragua  ent- 
fernt sei,  ausserhalb  des  Herzogtums  des  Vicekonigs  von  Veragua, 
nahe  bei  den  Inseln  von  Qarabaro  (oder  Zorobaro)  liege»  und  dass 
die  Mündung  eines  Flusses,  welcher  dieses  Thal  durchfliegt*) 
und  im  Nordmeere  mündet,  ungefähr  10  Leguas  von  diesen  Inseln 
entfernt  sei. 

Weiter  schreibt  mir  Herr  Peralta  im  Brief  vom  4.  Man: 
„  Der  Bio  de  la  Estrella  oder  Tilorio  bewässert  das  Thal  des  Day 
oder  die  Provinz  des  Duy,  des  grossten  Thaies  nächst  dem  des 
Guaymi,  denn  es  dehnt  sich  vom  Rio  de  la  Estrella  bis  zum  Rio 
Chiricamola  aus,  welchen  ich  als  den  Rio  del  Guaymi  zu  be- 
zeichnen beharre14**).  «Das  Thal  des  Guaymi,  die  geheimnis- 
vollste und  phantastischste  Gegend,  welche  die  Habsucht  der 
Spanier  erregt  hat,  war  nach  Coronado  sehr  gross. a  Das  eigent- 
liche Thal  des  Guaymi  lag  nach  Peralta  zwischen  dem  Rio  Calo- 
bevora  (oder  Calobegola)  oder  dem  Rio  Chiriqui  del  norte  und 
dem  Chiricamola.  Der  Galobevora  (bei  Codazzi  und  Man.  M.  Pai 
und  Ponce  de  Leon)  ist  der  Rio  Calawawa  der  englischen  Ad- 
miralitäts-Karten ***).  (Mündung  81°  12'  westl.  L.  von  Greenwich 
und  8°  48'  nordl.  Br.) 

Dass  das  Thal  des  Guaymi  ostlich  von  Chiricamola  gelegen 
sein  soll,  oder  dass  dieser  Fluss  der  eigentliche  Rio  Guaymi  war, 
kann  ich  aus  den  mir  von  Peralta  übersandten  Dokumenten  eben- 
sowenig als  aus  den  mir  bekannten  Historikern  und  Ethnographen 
ersehen.  —  So  schreibt  Don  Luis  de  Guzman,  Gouverneur  von 
Tierra- Firme,  an  den  Konig  aus  Panama  am  30.  August  1563: 
„Ich  habe  Briefe  von  Alonso  Vazquez  (dem  Gouverneur  von 
Veragua)  ans  den  Ebenen  von  Chiriqui;  er  schreibt,  dass  er  drei 
Tagereisen  vom  Thale  des  Guaymi  entfernt  sei. tf  —  Und  Alonso 
Vaca,  der  Nachfolger  des  Alonso  Vazquez,  schreibt  am  12.  November 
1567  an  Philipp  II.  aus  Concepcion  de  Veragua:  „In  zwei 
Monaten  denke  ich  mit  1 50  Soldaten  zur  Besiedelung  des  Thaies 


*)  Der  Rio  Tarire. 

**)  Hierzu  bemerke  ich,  dass  Peralta  selbst  (Limites  de  Costa  Biea  p.  5) 
ein  Dokument  publiziert,  wonach  Duy  ein  Cazike  von  Hara  (oder  Ära)  war. 
Diese  Ortschaft,  von  der  Juan  Vazquez  de  Coronado  am  24.  Januar  1564 
Besitz  nahm,  kann  also  nicht  im  Thale  den  Chiricamola  (dem  Rio  Guaymi 
des  Artieda,  welcher  Fluss  aber  der  Rio  Guaymi,  der  dem  grossen  Thale 
de  Guaymi  des  Coronado  den  Namen  gegeben  haben  soll,  nach  Peralta  ist) 
gelegen  haben.  —  Dass  Duy  ein  Cazike  im  Thale  von  Guaymi  war,  schreibt 
Coronado  selbst,  desgleichen  dass  Hara  an  das  Thal  von  Coaca  grenzte 
(Limit.  1.  c.) 

***)  West  Indies  Sheet  XI.     From   Cayos   Ratones    to   San  Juan  de 
Nicaragua. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  n.  1564.  281 

des  Guaymi  aufzubrechen,  von  dessen  grossen  Reichtümern  ich 
Nachrichten  erhalten  habe.  Es  befindet  sich  nahe  hei  (cerca  desta) 
dieser  Stadt."*)  —  Lorenzo  del  Salto,  Gouverneur  von  Vera- 
gua,  schreibt  an  den  Konig  (am  ].  Mai  1628)  ans  der  Stadt 
Nuestra  Senora  de  los  Remedios :  „  Ich  habe  zwei  Ortschaften  er- 
richtet, die  eine  genannt  San  Lorenzo  del  Salto  (existiert  noch 
heute  am  Rio  Fonseca)  im  eigentlichen  Thale  des  Guaymi. tt  — 
Danach  wäre  aber  der  Rio  Fonseca  der  Rio  Guaymi.  —  Meine 
Ansicht  ist:  mit  dem  Namen  Valle  de  (oder  del)  Guaymi  be- 
zeichnete Juan  Vazquez  de  Coronado  das  Gebiet  von  dem  Golfo 
dolce  und  Rio  Tilorio  bis  nach  Veragua  hinein,  und  sein  Rio 
Guaymi  —  von  dem  er  selbst  aber  nie  spricht  und  ihn  nicht 
sacht  —  ist  der  Rio  de  la  Estrella. 

Bald  nach  der  Besitzergreifung  von  Ära  erschienen  auch  die 
Caziken   und   Häuptlinge   von    Gabeaca,    Qurinca  und  Meza,   Ort- 
schaften,  die   an   die   Provinz   Hara  grenzen,   um   sich   zu   unter- 
werfen.     Coronado    nahm    dieselben   sehr   freundlich  auf  und   er- 
nannte  einige  ihrer  Fuhrer  zu  Gouverneuren  und  Richtern,   auch 
gab    er    ihnen    obrigkeitliche   Befehle   und   Bescheinigungen    über 
Steuererhebungen,  damit  sie  vermittelst  derselben  sich  als  Vasallen 
Sr.  Maj.  legitiemiren  konnten  und  so  behandelt  würden.    Coronado 
that   dies,   weil  er  die  Nachricht  erhalten  hatte,   dass  von  Tierra- 
Firme   (Veragua)    aus   Alonso  Vazquez**)    mit  Mannschaften    und 
Soldaten  auf  dem  Marsche  nach  dieser  Gegend  begriffen  sei.    Um 
den  Eingeborenen   zu   zeigen ,   dass  sie  als  Vasallen  *  Sr.  Maj.  gut 
behandelt  werden  sollen,  Hess  er  durch  seinen  Arzt  und  Chirurgen 
nach    europäischer  Heilmethode   alle  Kranke   bebandeln,   was  bei 
den  Indianern  um  so  grossere  Freude  und  Genugthuung   erregte, 
als  einige  glückliche  Kuren  ausgeführt  wurden.    Nachdem  Coronado 
auch   die  zahlreichen  Soldaten,  die  ihm  auf  dem  Marsche  über  die 
Cordillere   erkrankt   waren,   geheilt  hatte,    setzte   er   den  Marsch 
nach  Terbi  fort,    wohin  er  einen  Kapitän  mit  Mannschaft  voraus- 
gesandt   hatte,    um    den    Zweck    seines    Marsches    anzukündigen. 
Auch    die   Indianer  von   Terbi   unterwarfen   sich.      Ah   passenden 
Ort    zum    Aufschlagen   des  Lagers,    um    die   an  Terbi   grenzenden 
Provinzen  zu  unterwerfen,  wählte  er  Corcura  im  Thale  des  Duy. 
Nach  hier  kamen  viele  Häuptlinge  und  brachten  viele  Stücke  Gold, 
deren   Annahme   aber  Coronado   —   der    eben    ein   weisser   Rabe 


*)  Nach  den  Karten   von   Herrera   und   de  Laet   lag   diese   Ortschaffe 
gegenüber  vom  Escudo  de  Veragua. 

**)  Br  folgte  seinem  Vater  Francisco  Vazquez  in  der  Regierung  Vera- 
gua's.  Er  machte  eine  Expedition  nach  Chiriqui,  erreichte  aber  weder  die 
L&gnna  de  Chiriqui,  noch  überschritt  er  den  Rio  Chiriqui  viejo,  kam  also 
nicht  in  das  Gebiet  von  Costa  Rica.    (Peralta,  Brief  vom  7-  Februar  1884.) 


232  H.  Polakowsky: 

unter  den  Conquistadoren  war  —  hoflich  ablehnte,  da  er  erfahren 
hatte,  dass  die  Kapitäne,  welche  früher  hier  Eroberungen  versucht 
hatten  (s.  oben),  durch  ihre  Goldgier  zu  Grunde  gegangen  waren. 
Das  Gold  wurde  in  dieser  Gegend  allgemein  als  Tauschmittel  fir 
den  Handel  der  Indianer  angewendet  und  geschätzt.  Als  Coronado 
sah,  welche  Mengen  von  Gold  die  Indianer  brachten,  verbot  er 
seinen  Soldaten  strengstens,  Begier  nach  demselben  zu  zeigen, 
auch  fragte  er  nicht  nach  den  Minen,  welche  dasselbe  liefern. 
Aber  durch  seine  Sklaven  Hess  er  die  Flusse  und  Bäche  des 
Thaies  des  Duy  untersuchen  und  fand  man  Proben  des  feinsten 
Goldes.  Dies  genügte,  um  sich  von  der  Existenz  von  Minen, 
besonders  am  Rio  de  la  Estrella,  den  Coronado  also  wegen  seiner 
Grosse  benannte,  zu  überzeugen. 

v.  Frantzius  sagt  in  seiner  schon  citierten  Arbeit  über  die 
Goldminen  von  Tisingal  und  Estrella:  „Einen  positiven  Beweis, 
dass  der  Sixaulafluss  der  alte  Estrella  sei,  finde  ich  in  einem 
alten  Missionsbericht,  welcher  im  Jahre  1851  in  einer  hiesigen 
(costaricanischen)  Zeitung  veröffentlicht  wurde.  Hier  heisst  es 
klar  und  deutlich:  „Die  Flüsse  Lari  und  Coen  ergiessen  sich  in 
einen  grosseren,  genannt  Estrella. aa  —  Diese  Stelle  veranlasst 
mich  nochmals  auf  die  Frage  des  Estrellaflusses  einzugehen. 
L.  Fernandez  macht  zu  dieser  Stelle  der  Arbeit  des  Herrn 
v.  Frantzius  bei  seiner  Übersetzung  derselben  (Docum.  p.  la  Hist 
de  Costa  Rica  II.  p.  62)  keine  Bemerkung.  Im  Nachlasse  des 
Herrn  v.  Frantzius  fand  ich  eine  Abschrift  dieses  „  Missions- 
berichtes44 (der  wahrscheinlich  vom  Mönche  Antonio  Margil  and 
aus  dem  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  stammt)  mit  der  Bemerkung 
von  der  Hand  des  Herrn  v.  Frantzius:  „Das  einzige  Exemplar 
dieser  Zeitung  (Gac.  semanar.  ofic.  del  Gob.  de  Costa  Rica  1851. 
No.  160  u.  161)  ist  im  Besitze  von  D.  Miguel  Macaya.  15.  Januar 
1866. "  Aber  diese  Angabe  genügt  nicht,  um  die  zahlreichen  fir 
den  Tilorio  sprechenden  Beweise  zu  entkräften. 

Besonders  klar  zeigt  die  beifolgende  Karte  (Tafel  V)  die 
Lage  der  wichtigsten  Flüsse  in  der  Nahe  der  Lagune  von  Chiriqui. 
Hierin  und  in  der  Angabe  der  Ortschaften  an  der  Südsee  besteht 
der  grosse  Wert  derselben.  Sonst  sind  die  Küsten  auf  anderen 
alten  Karten  (z.  B.  bei  Herrera  und  de  Laet)  viel  besser  ge- 
zeichnet. Zum  Verständnis  der  Karte  des  L.  del  Salto  (Tafel  V) 
fuge  ich  noch  folgendes  an.  Die  Inschrift  an  der  Nordkaste: 
„Die  Entfernung  zwischen  dem  Rio  Code  und  dem  Rio  Tiriri 
betragt  an  dieser  Küste  100  Leguas,  dieses  ganze  Land  steht 
unter  der  Gerichtsbarkeit  des  Gouvernements  Veragua,  wie  es 
diese  Karte  zeigt"  —  verkündet  einen  grossen  Irrtum.  Die 
Grenzen    von   Veragua    erreichten    nicht    den   Tiriri    (Tiliri   oder 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  n.  1564.  283 

Sixola),  sondern  befanden  sich  25  Legaas  westlich  vom  Rio  Belen, 
gemäss  der  Belehnnng  des  Don  Luis  Colon  durch  Karl  V.  (cedula 
vom  19.  Januar  1537),  und  hier  begann  das  Gebiet  des  Gouverne- 
ments des  Diego  Gutierrez.  Und  später  (1573)  schloss  Philipp  II. 
ganz  speziell  das  Gebiet  der  Admiralitäts-Bai  (Bocas  del  Drago) 
in  das  Gouvernement  Costa  Rica  ein  und  das  dieser  Bai  anliegende 
Gebiet  wurde  besetzt  und  kolonisiert  von  den  Gouverneuren  Costa 
Rica's,  und  die  Indianer  wurden  von  Mönchen  getauft,  die  von 
den  genannten  Gouverneuren  beschützt  und  überwacht  wurden. 
So  war  es  bis  zum  Beginne  des  19.  Jahrhunderts.  Zur  Inschrift 
an  der  Sudküste:  „Die  Entfernung  zwischen  dem  Rio  descoria 
and  der  Punta  de  burica  beträgt  100  Leguas.  Dieses  ganze  Land 
steht  unter  der  Gerichtsbarkeit  des  Gouvernements  Veragua,  wie 
es  diese  Karte  bezeigt44  —  ist  zu  bemerken,  dass  trotz  dieser 
Gebietsansprüche  —  die  gleichfalls  im  Widerspruche  zu  vielen 
Dekreten  der  Konige  und  Audiencias  stehen  —  Lor.  del  Salto 
es  nicht  wagte,  seine  Machtbefugnisse  über  die  Punta  Burica  aus- 
zudehnen. 

Der  Rio  da  Santa  Lucia  ist  der  Estero  Santa  Lucia,  welcher 
gegenüber  der  Isla  Espartal  mündet.  (M.  M.  Paz  und  Ponce 
de  Leon,  Mapa  de  Panama.  Bogota,  1864.)  Der  Rio  Tabarcara 
(oder  Tabazara)  ist  der  heutige  Tabasara.  —  Der  Rio  Escoria  ist 
der  in  den  Golf  von  Parita  mündende  Rio  Escota  (bei  P.  de  Leon 
und  M.  Paz).  —  Der  zwischen  Montixo  und  Atalaia  fliessende 
Fluss  ist  der  Rio  Martin  (abgekürzt  R.  Mjn.  oder  Mii.)  oder  Rio 
Martin  grande,  welcher  in  die  Bai  von  Montijo  mündet.  —  Der 
Rio  Cobre  ist  (nach  Peralta,  Brief  aus  Malaga  vom  28.  April  1884) 
der  Rio  Lavena  bei  H.  Kiepert  (1858)  oder  Rio  Lovaina  bei 
M.  Paz  und  P.  de  Leon.  —  Die  Bai  de  San  Juan  ist  die  Mün- 
dung des  Rio  San  Juan,  ostlich  vom  Rio  Fonseca.  —  Der  Rio 
Calobevora  ist  der  Rio  Chiriqui.  —  Der  Rio  de  Veragua  ist  der 
Rio  Veragua  viejo  nahe  beim  Rio  Belen  (M.  Paz  und  P.  de  Leon) 
oder  der  Rio  Veragua  Antigua .  Kieperts.  —  Madera  de  Cedros 
y  rrobles  infitos  (=  infinitos)  bedeutet:  hier  wachsen  unzählige 
Cedern  (ßedrela  odoraia)  und  Eichen.  —  Nach  dieser  notwendigen 
Abschweifung  kehre  ich  zur  Geschichte  unseres  Helden,  d.  h.  zum 
Zage   des  Juan  Vazquez  de  Coronado  durch  Talamanca,  zurück. 

Nachdem  der  General  und  seine  Soldaten,  durch  diese  Ent- 
deckung hocherfreut,  die  Minen  unter  sich  verteilt  hatten,  und 
Coronado  einsah,  dass  er  mit  so  wenigen  Leuten  sich  auf  die 
Dauer    gegen   so   zahlreiche   Indianer    nicht   halten   könnte*),   be- 


*)  Und  da  er  wusste,  wie  Beine  Soldaten  die  Indianer  behandeln  und 
zum  Kriege  reizen  würden,  sobald  seine  wachsame  und  strenge  Aufsicht  fehle. 


234  H.  Polakowsky: 

schlos8  er  nach  Cartago  zurückzukehren.  Vorher  aber  nahm  er 
noch  Beflitz  von  der  Ortschaft  Ceverin  (oder  Zeburin),  der  letzten 
im  Thale  des  Duy,  welche  an  die  Inseln  von  Qoraburu  in  der 
Bai  des  Admirales  grenzte. 

Soweit  die  Schilderung  der  Zage  des  Goronado  im  heutigen 
Tal  am  an  ca  nach  der  genannten  grossen  Probanca  des  Goronado. 
Die  sonstigen  Dokumente,  welche  ich  aber  diese  Unterwerfung 
der  Indianer  und  die  Entdeckung  der  Goldwäschen  am  Rio  de  la 
Estrella  auftreiben  konnte,  sind  die  folgenden. 

Über  die  Besitzergreifung  des  Rio  de  la  Estrella  veröffent- 
licht L.  Fernandez  (Docum.  para  la  Hietor,  de  Costa  Rica,  III. 
p.  18  f.)  ein  sehr  wichtiges  Dokument,  welches  er  von  D.  Eosebio 
Fignerra  erhalten  hat*).  Dasselbe  lautet  im  ersten  Teile:  In  der 
Ortschaft  und  Palenque  Quequexque,  welche  in  der  Cordillere  des 
Nordmeeres  in  der  Provinz  von  Cartago  und  Costa  Rica  liegt, 
erschien  am  5.  März  des  Jahres  1564  der  sehr  mächtige  Herr 
Juan  Vazquez  de  Coronado  (folgt  Titel)  vor  mir,  Cristobal  de 
Madrigal,  Regierungs-Notar  und  Feldrichter  und  sagte  aus,  das«, 
weil  Se.  Gnaden  mit  Hilfe  seiner  Schwarzen  (Sklaven)  Gold  im 
Rio  de  la  Estrella  gegenüber  vom  Wege  nach  der  Ortschaft  Cnt- 
curu  entdeckt  habe  —  welcher  genannte  Rio  de  la  Estrella  durch 
Ortschaften  dieser  Provinz  geht  und  welcher  bei  den  Inseln  von 
Zorobaro  und  der  Admiralität»- Bai  mündet**)  —  und  weil  das 
Gold  sich  in  grosser  Menge  an  allen  untersuchten  Teilen 
des  genannten  Flusses  findet,  er  als  Entdecker  denjenigen 
Teil  des  Flusses,  der  von  der  Ortschaft  Terbi  bis  zu  einer  Bracke 
gegenüber  einer  kiesigen  Stelle  (cascajal)  nahe  bei  dem  Wege 
nach  Culcaru,  dessen  Cazike  Ciquinibi  genannt  wird,  liegt,  durch 
Pfähle  bezeichnen  liess  (estacaba),  und  den  Soldaten  seines  Lagers 
die  Erlaubnis  gab,  sich  in  diesem  Gebiete  Minen  durch  Pfahle  zu 
bezeichnen,  dabei  aber  seinen  Befehl  respektierten  und  die  eine 
Seite  (Hälfte)  des  genannten  Flusses  freiliessen  für  die  Soldaten 
der  Abteilungen  (cuadrillas) ,  welche  nach  ihnen  kämen  um  Gold 
zu  suchen,  wie  es  dem  Dienste  Sr.  Maj.  und  dem  Wohle  dieser 
Provinzen  erspriesslich  sei.  Und  weil  der  genannte  General  and 
seine  Soldaten  mit  der  Eroberung  der  genannten  Provinz  beschäftigt 
waren  und  der  genannte  Rio  de  la  Estrella,  wie  man  glaubt,  50 


*)  Das  Original  soll  sich  befinden  im  Archivo  Gen.  de  Indias  en  Se- 
villa. —  8imanca8.  —  Nuevo  Reino  de  Granada.  —  DeacnbrimientOB,  descrip- 
ciones  y  poblaciones  pertenecientes  ä  este  nuevo  reino.  —  Afios  1526—1591* 
**)  el  cual  dicho  rio  de  la  Estrella  pasa  por  pueblos  de  estas  proYÜici« 
y  va  a  salir  cabe  las  islas  de  Zorobaro  y  bahia  del  Almirante;  y  el  dicko 
oro  es  gran  cantidad  y  se  halla  y  toma  en  todo  lo  qoe  del  dicho  rio  seba 
cateado.    (L.  Fernandez,  1.  c.) 


Die  erate  Eroberung  von  Costa  Rica  dnrch  die  Spanier  1563  u.  1564.  285 

Legaas  von  Cartago  entfernt  ist,  und  zwischen  beiden  feindliches 
Gebiet  liegt,  worunter  die  Provinzen  Morore,  Tariaca,  Pocosi  und 
Soerre  und  andere,  die  sich  noch  nicht  Sr.  Maj.  unterworfen 
haben,  deshalb  gab  er  (Coronado)  den  genannten  Soldaten  eine 
Frist  von  6  Monaten  cur  Besiedelung  dieser  Minen,  danach  seien 
sie  verpflichtet,  Leute  zur  Bearbeitung  derselben  abzuschicken. 
Zugleich  erlaubte  er,  dass  der  Major  Juan  de  Turcios  Minen  be- 
zeichnen und  eintragen  lassen  könne  für  die  Bewohner  der  Stadt 
Cartago  und  für  die  der  Ortschaft  (villa)  Landecho.  —  Jetzt  folgt 
eine  lange  Reihe  von  Besitztiteln  der  Minen  der  einzelnen  Offi- 
ziere und  Soldaten,  deren  Grenzen  am  Ufer  des  Tilorio  durch 
Pfahle  markiert  wurden.  Es  erhielten  unter  anderen  Minen: 
Carlos  Bonifas,  dessen  Negersklave  Melchorillo  das  erste  Gold 
entdeckt  hatte;  Juan  Martine*  de  Landecho,  Präsident  der  Audi- 
encia  de  los  Confines  (Guatemala);  Coronado  selbst  eine  Mine  bei 
der  Ortschaft  Terbi;  Luis  de  Estrada  eine  Mine  nahe  der  Ver- 
einigungsstelle des  grossen  Giessbaches  mit  dem  Rio  de  Terbi. 
Über.  60  Minen  wurden  in  der  Zeit  vom  5.  bis  9.  März  1564 
vergeben;  am  19.  März  1564  war  Coronado  abermals  am  Rio  de 
la  Estrella,  bei  der  Ortschaft  Taintit,  und  vergab  daselbst  (am 
unteren  Laufe  des  Flusses)  29  Minen.  Und  unter  dem  21.  Mai 
genannten  Jahres  reservierte  Coronado  in  Cartago  eine  Mine  von 
einer  viertel  Legua  Länge  am  Rio  de  la  Estrella  für  Se.  Maj. 
Die  Lage  derselben  wird  bezeichnet:  flussabwärts  zwischen  den 
Ortschaften  Quequexque  und  Coibi,  von  den  Minen  des  Tomas 
Nataren  an  nach  dem  Nordmeere  zu.  Am  29.  Mai  gab  Coronado 
(gleichfalls  in  der  Hauptstadt  Cartago)  die  Erlaubnis,  dass  die 
Besiedelung  und.  Bearbeitung  der  Minen  auf  2  Jahre  verschoben 
werden  könne. 

Das  zweite  sich  auf  die  Thaten  Coronado's  in  Talamanca  be- 
ziehende Dokument  findet  sich  bei  Peralta  (Limites  de  Costa  Rica, 
p.  6)  und  datiert  vom  6.  März  des  Jahres  1564  gleichfalls  aus 
der  Ortschaft  und  Palenque  von  Quequexque  in  der  Provinz  des 
Dny.  Es  wird  in  demselben  gesagt:  er  (Coronado)  nahm  im 
Namen  Sr.  Maj.  Besitz  von  den  Ortschaften  von  Quequexque  und 
Taranca,  welche  aneinander  grenzen  und  am  Nordmeere  nahe  bei 
den  Inseln  von  Corobaro*)  liegen.  —  Es  folgen  die  gewöhnlichen 
Ceremonien  der  Besitzergreifung  und  Hess  Coronado  hier  Kreuze 
errichten.  Die  Caziken  versicherten,  dass  vorher  „solche  Christen tt 
nicht  in  ihr  Land  gekommen  seien.  —  Für  die  Kartographie 
dieser  Gegenden   an   der  Chiriqui -Lagune    sind  folgende  Angaben 


*)  Die  Inseln  in  der  Chiriqui-Lagune,  die  auch  islas  de  Toza  genannt 
worden  und  deren  grösste  den  Namen  I.  del  Drago  oder  I.  de  Colon  führt. 


236  H.  Polakowsky: 

Peraltas  (Limites  de  Costa  Rica,  p.  13)  interessant.  Er  schreibt: 
Der  Rio  Culebras  oder  Dorados  nnd  der  Rio  Tervis,  welche  sich 
anf  verschiedenen  neueren  Karten  zwischen  der  Panta  Caboita 
nnd  dem  Rio  Sicsola,  Tiliri  oder  Tarire  finden,  sind  irrig  (son 
imaginarios)  und  wenn  es  wirklich  einige  Bache  daselbst  giebt 
(z.  B.  der  Rio  Hone  oder  Hone  Creek),  so  haben  dieselben  weder 
die  Bedeutung  noch  den  Lauf,  welche  ihnen  die  Karten  der  Ver- 
einigten Staaten  von  Golumbien  des  Oberst  Codazzi  nnd  der  Herren 
Paz  und  Ponce  de  Leon  zuschreiben.  Nicht  genauer  ist  die  Karte 
von  Costa  Rica  des  Herrn  Friederichsen  (Hamburg,  1876),  welche 
den  Telire  und  seinen  Nebenfluss,  den  Culebra  oder  Dorades, 
zwischen  Punta  Cahuita  und  Punta  Carreta  munden  läset,  indem 
er  die  Erfindung  derselben  von  den  Autoren  der  Karte  Columbieos 
übernimmt*)  und  wie  diese  den  phantastischen  Rio  Tervis  zwischen 
der  Punta  Carreta  und  dem  Sicsola  (Tiliri)  anführt. 

Hier  dürfte  es  angezeigt  sein,  den  Versuch  eines  Itinerar* 
für  die  Reise  des  Coronado,  von  Nicoya  aus  bis  zum  Rio  de  la 
Estrella,  anzuführen.  —  Nach  genauester  Durcharbeitung  des 
reichen  Materials,  welches  mir  vorliegt,  komme  ich  zu  folgendem 
Resultate**). 

Am  3.  Dezember  (1563)  verlaset  Coronado  Nicoya,  am  4. 
den  Puerto  de  Landecho  (heut  Calderas).  Am  8.  kommt  er 
im  Puerto  del  Coronado  (Mündung  des  heutigen  Rio  Grande  de 
Terraba)  an.  13.  bis  20.  ging  er  nach  der  Provinz  Quepo 
(zwischen  dem  Rio  Baru  und  dem  Rio  Naranjo)  dem  Caro  de 
Mesa  entgegen  (siehe  oben).  Am  25.  Dezember  trat  er  den  Marsch 
nach  dem  Thale  des  Guaymi  an.  Er  ging  durch  das  Gebiet  der 
Borucas,  am  Nordrande  des  Golfo  Dulce  durch  die  llanura  de 
Canas  Gordas  (siehe  immer  Gabb's  Karte  in  Petermanns  Mit- 
theilungen 1877)  und  überschritt  die  Cordillere  nordwestlich  vom 
Pico  Robalo  in  der  Nähe  der  Quellen  des  Rio  Tilorio.  Er  mar- 
schierte den  Nordabhang  herab  und  erreichte  Hara  (nahe  dem 
heutigen  Schunlu),  von  welcher  Gegend  er  am  24.  Januar  1564 
Besitz    nahm***).     Hier   blieb  er  bis  zum  5.  Februar,   an  diesem 


*)  Dass  diese  famose  Costa  Rica-Karte  des  Herrn  Friederichsen  ein 
bedeutender  Rückschritt  in  der  Kartographie  des  genannten  Landes  ist,  findet 
sich  kurz  und  richtig  ausgeführt  in  Petermann's  Mittheilungen  1878,  p.  28: 
„Centralamerikanische  Finanzoperationen  und  Kartenmacherei*.  —  PeralU 
vergisst  seiner  Kritik  beizufügen,  dass  die  von  ihm  gerügten  Phantasien  auf 
der  Karte  von  Gabb  und  Petermann  (Mitthlg.  1877,  Nr.  18)  fehlen. 

**)  Die  Gründe  für  jede  einzelne  Angabe  hier  anzuführen,  gestattet  der 
Raum  mir  leider  nicht. 

***)  Über  den  Marsch  von  Puerto  del  Coronado  bis  zum  Gebiete  von 
Ära  fehlen  leider  alle  Dokumente  und  sichere  Daten  und  werden  dieselben 
wohl  nie  aufzufinden  sein. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Bicä  durch  die  Spanier  1563  n.  1564.  237 

Tage  unterwarf  sich  der  mexikanische  Cazike  Iztolin  der  Chichi- 
mecas.  6.  bis  17.  Februar  marschiert  er  nach  Terbi  in  nordöst- 
licher Richtung  im  Thale  des  Tilorio.  Am  17.  Februar  kommt 
er  in  Gutcuru  „in  der  Cordillere  des  Nordmeeres  zwischen  Terbi 
und  Quequexqoe"  an  und  unterwirft  auf  friedliche  Weise  den  Ca- 
ziken  Torurava  und  Turui,  Gaziken  von  Hara.  —  In  Cutcura 
nahm  Goronado  als  Vasallen  8  Gaziken,  10  Häuptlinge  und  60 
Knechte  (maceqnalefe)  auf.  Die  Namen  der  Caziken  sind:  Toru- 
rava, Gazike  von  Gutcuru;  Gengarao  und  Areara,  Gaziken  von 
Oruraba;  Coxcortf;  Gengarao,  Gazike  von  Buiquicara;  Quiquiucaba, 
Gazike  von  Zarabaru;  Ciquinibi,  Gazike  von  Gutcuru;  Quiquinqua, 
Gazike  von  Terbi*).  —  Am  20.  Februar  nahm  Coronado  Besitz 
von  diesem  Gebiete  von  Gutcuru  und  Terbi  (in  der  Nähe  des 
heutigen  Schungso).  21.  Februar  bis  5.  März  marschiert  er  lang- 
sam, nach  Gold  forschend,  im  Thale  des  Tilorio  gegen  Norden 
bis  Quequexque.  Hier  bleibt  er  bis  zum  11.  März  und  entdeckt 
und  verteilt  Goldminen.  12.  bis  16.  März  besucht  er  den  Gaziken 
von  Ceverin  an  der  Admiralitäts-Bai  und  am.  17.  bis  20.  ist  er 
wieder  am  Rio  de  la  Estrella  bei  den  Minen  (in  der  Nähe  des 
heutigen  Bauzhik)  und  tritt  von  hier  (am  20.)  den  Ruckmarsch  an. 

Kehren  wir  nun  zur  ferneren  Geschichte  des  Coronado  zu- 
rück, wie  sich  dieselbe  nach  der  grossen  Probanca  darstellt.  Es 
wird  daselbst  zunächst  konstatiert,  dass  Goronado  die  beschriebene 
Unterwerfung  der  verschiedenen  Indianer-Tribus  ohne  Blutver- 
giessen  oder  Misshandlung  erreicht  und  dabei  keinen  seiner 
Soldaten  verloren  habe.  Die  Indianer  hätten  seinen  Märschen 
keinerlei  Hindernisse  in  den  Weg  gelegt;  die  Belohnung  seiner 
Begleiter  habe  er  dem  Königlichen  Willen  überlassen  und  keiner- 
lei encomienda  (Zuteilung  einer  Anzahl  von  Indianern,  die  für 
einen  bestimmten,  mit  der  „encomienda"  belehnten  Spanier  Frohn- 
dienste  leisten  mussten,  um  ihren  faullenzenden  Peiniger  zu  er- 
nähren) verteit.  Über  den  Rückmarsch  von  der  Admiralitätsbai 
bis  nach  Cartago  besassen  wir  bisher  keinerlei  Angaben.  Herr 
M.  de  Peralta  hatte  in  den  spanischen  Archiven  mit  grossem  Eifer 
aber  stets  vergebens  nach  denselben  gesucht;  erst  in  neuester 
Zeit  hat  er  einige  Dokumente  entdeckt. 

Coronado  kam  am  27.  April  1564  in  Gartago  an**).  Ehe  ich 
die  von  ihm  dort  ergriffenen  Maassregeln  bespreche,  will  ich  noch 
einige  neue  und  wichtige  Aussagen  der  zur  Beglaubigung  der 
von   Coronado   aufgestellten  Angaben   oder  Fragen  hier  anführen. 

*)  Nach  den  mir  brieflich  von  Herrn  M.  de  Peralta  mitgeteilten  noch 
nicht  publizierten  Dokumenten. 

**)  An  diesem  Tage   legte  Caro  de  Mesa  daselbst  seinen  Titel  als  Al- 
quacil  major  von  Gartago  vor,  den  ihm  Landecho  erteilt  hatte.    (Peralta.) 


288  H-  Polaaowsky: 

—  Diego  Caro  de  Mesa  sagte  aus,  dass  Coronado  selbst  die 
passende  Stelle  für  die  Stadt  Cartago  (im  Thale  des  Oaarco)  ana- 
gesucht  and  angegeben  habe,  dass  er  (Mesa)  auf  Befehl  des  Co- 
ronado mit  spanischer  Mannschaft  und  mit  Pferden  nach  dem 
Puerto  del  Coronado  von  Garci-Munoz  aas  marschiert  sei,  dass 
Coronado  ihm  bis  zum  Rio  de  los  Mangues*)  in  der  Provini 
Qaepo  entgegen  gekommen  sei,  and  dass  sie  den  Pereyra  im  Real 
(Feldlager)  de  la  Cruz  gefanden  hätten.  Alonso  Yazqaez,  Gou- 
verneur von  Veragaa,  sei  vom  Inneren  des  Landes  aas  in  Tala- 
manca  eingedrungen  and  habe  den  Eingeborenen  viel  Schaden 
zugefügt;  deshalb  habe  Coronado  den  ersten  Caziken  der  Provini 
Hara,  den  Duy,  im  Namen  Sr.  Maj.  zum  Gouverneur  dieser  Pro- 
vinz (Duy)  ernannt.  —  Unter  den  auf  Befehl  des  Coronado  ge- 
heilten Indianern  hebt  Caro  de  Mesa  den  Caziken  Aranabo  und 
den  mexikanischen  Caziken  Siestoli  hervor.  Diese  mexikanischen 
Indianer,  welche  grosse  Indnstrieen  (wahrscheinlich  Weberei  und 
Goldarbeit)  betrieben,  wohnten  im  Thale  von  Coaca  nahe  bei  der 
Provinz  Hara,  und  anter  Fuhrung  des  Caziken  Estoli  (I)  habe 
Coronado  auch  dieses  Thal  besacht  and  die  Unterwerfung  dieser 
Indianer  erlangt.  Coronado  habe  mit  dem  Caziken  in  mexika- 
nischer Sprache  gesprochen  and  ihn  (Caro  de  Mesa)  nach  Terbi 
bei  dem  Rückmärsche  vorausgesandt.  Im  übrigen  decken  sich  die 
Aussagen  dieses  Zeugen  völlig  mit  den  Angaben  des  Juan  Vazquei 
de  Coronado.  Gleich  den  Aassagen  des  Caro  de  Mesa  waren  die 
des  Bartolome'  Alvarez,  Alonso  Vello,  Miguel  de  Olivarez  und 
Francisco  de  Estrada,  wie  Peralta  schreibt,  der  dieselben  leider 
nicht  abdruckt. 

Caro  de  Mesa  war  etwa  1553  nach  Indien  (Amerika)  ge- 
kommen and  hatte  bereits  in  Neu-Spanien  (Mexiko),  Guatemala 
and  Nicaragua  Dienste  geleistet  and  ihm  ist  die  Erhaltung  von 
Garci-Munoz  und  Landecho**)  zu  verdanken.  Als  nämlich  nach 
den  unglücklichen  Unternehmungen  des  Cavallon  die  Spanier  das 
Land  verliessen,  sammelte  Diego  Caro  de  Mesa  die  25  der  tapfersten 
and  diese  schworen  ihm,  mit  ihm  im  Lande  zu  bleiben  bis  an 
ihren  Tod,  und  diese  Eroberung  zu  verteidigen***).     An  Caro  de 

*)  Dieser  Flosa  ist  der  heutige  Bio  Naranjo,  welcher  Ansieht  auch 
Peralta  zustimmt. 

**)  In  dem  Thale  von  Landecho,  nicht  weit  von  der  an  der  Küste  be- 
legenen Ortschaft  Puerto  de  Landecho,  oder  Villa  de  Landecho,  oder  Ciudad 
de  los  reyes  de  Landecho,  oder  Villa  de  Los  Reyes  (begr.  1561)  entstand 
1574  an  der  Stelle  der  Ortschaft  Aranjuez  die  Ciudad  del  Espiritu  Santo, 
die  aber  nur  bis  1577  bestand.  Dann  (1578)  wurde  die  heutige  Stadt  Et- 
parza  (oder  Esparsa),  zuerst  Ciudad  del  Espiritu  Santo  de  Espana  genaaai, 
erbaut 

***)  M.  de  Peralta,  Costa  Rica  Nicaragua  y  Panama,  p.  373  f. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564. 

Mesa  und  seinen  Lenten  fand  Coronado  die  beste  Stutze  für  seine 
Unternehmungen.  Auch  Philipp  II.  erkannte  die  Dienste  desselben 
an  und  ernannte  ihn  (Real  cedula  aus  Segovia  vom  7.  August  1565) 
zum  Oberaufseher  und  Richter  der  Stadt  Cartago. 

Über  den  Rückmarsch  des  Coronado  finden  sich  in  der  grossen 
Probanca  der  Information  (Cartago,  22.  Mai  1564)  und  in  dem 
grossen  Werke  Peralta's  überhaupt  nur  noch  dürftige  Angaben. 
Aber  dank  dem  Eifer  und  der  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Pe- 
ralta  bin  ich  in  der  Lage,  diese  Lücke  vollständig  auszufüllen  und 
das  Itinerar  des  Juan  Vazquez  de  Coronado  vom  Rio  de  la 
Estrella  bis  nach  Cartago  zu  geben.  In  neuester  Zeit  entdeckte 
nämlich  Peralta  im  Archivo  de  Indias*)  ein  Originalheft  mit  dem 
Titel  „  Autos  de  tomas  de  posesion  y  obediencia  de  los  caciques" 
und  nach  den  hierin  enthaltenen  Dokumenten,  von  denen  ich 
Herrn  Peralta  die  Abschrift  einiger  verdanke,  ergiebt  sich  der 
folgende  Rückmarsch. 

Am  22.  März  (1564)  erreicht  Coronado  die  Ortschaft  Quepza 
in  der  Provinz  Coaza  (zwischen  dem  Rio  de  la  Estrella  und  dem 
Rio  Tarire)  und  nimmt  am  24.  März  feierlich  von  Quepza  und 
Cabeaca  Besitz.  —  Am  24.  März  kommt  er  in  Ciruro  in  der 
Provinz  von  Coaza  an,  am  Ufer  des  Rio  de  Flasquita ••) ,  und 
nimmt  Besitz  von  Ciruro,  Mesabaru,  Araburu  und  zwei  anderen 
Ortschaften.  —  Am  28.  März  erreicht  Coronado  die  Ortschaft 
Minon  in  der  Provinz  Tariaca  und  nimmt  an  demselben  Tage  Besitz 
von  derselben.  Ein  Cazike  fehlte,  da  der  bisherige  von  den 
Cotos-Indianern  getötet  war.  —  Am  29.  März  nahm  Coronado 
Besitz  von  Tariaca,  Tureraca  und  Duqueyba.  Am  3.  April  war 
er  in  Guerria  in  der  Provinz  von  Pocosi  und  nahm  er  Besitz  von 
Auyac  und  Buycara.  —  Es  folgt  das  folgende  Dokument: 

„Am  vierten  Tage  des  Monats  April  des  Jahres  1564  brachten 
vier  Caziken,  genannt  Musus,  Abicara,  Oocosci,  Arurire  der  Ort- 
schaften Auyac,  Buycara,  Queri,  Cuquepa,  Micu***),  welche  am  Rio 
Tarire  im  Gebirge  (en  la  Sierra)  liegen,  eine  Schaumunze  (patena), 
welche  18karätig  zu  sein  schien,  und  drei  Adler  von  geringwertigem 
Golde,  welche  44  Pesos  wogen.    Sie  gaben  dieselben  als  Geschenk. 

*)  Patronato.  —  Simancas.  —  Nuevo  Reyno  de  Granada.  —  Descubri- 
mientos,  deaeripciones  y  poblaciones  pertenecientes  ä  este  Nuevo  Reyno.  — 
ASo«   1526  ä  1591. 

**)  Peralta  schreibt  mir  über  diesen  Flnss  (Sevilla,  12.  Februar  1884): 
Der  Rio  Flasquita  lag  also  westlich  vom  Rio  de  la  Estrella  und  scheint  er 
mir  ein  Nebenflnss  des  Tarire,  oder  dieser  selbst  in  einem  Teile  seines  Laufes, 
zu  sein*.     Ich  halte  ihn  für  den  heutigen  Rio  Choli. 

***)  Diese  Namen  finden  sich  auch  geschrieben:  Ayac  und  Auyaqae, 
Bucarara,  Guerria;  und  die  Caziken:  Mururaz,  Anncira.  (Peralta,  Brief  aus 
Sevilla  y.  12.  Februar  1884.) 


240  H.  Polakowsky: 

Der  General  gab  ihnen  (den  Caziken)  Äxte,  Glasperlen  and  an- 
dere Dinge.  Das  Gold  wurde  dem  Schatzmeister  übergeben*). 
—  Juan  Vazquez  de  Goronado.  —  Ist  in  meiner  Gegenwart  aus- 
gefertigt :  Cristoval  de  Madrigal,  Regierungsschreiber**).* 

Am  9.  April  war  Coronado  in  der  Ortschaft  Bnca  in  der 
Provinz  Pocosci  am  Rio  Matine.  Hier  in  Bnca,  am  heutigen  Ma- 
rina-Flnsse,  blieb  er  bis  zum  12.  und  empfing  daselbst  verschiedene 
Caziken,  die  sich  unterwarfen.  Peralta  führt  als  besonders  wichtig 
an :  Diruamo,  Cazike  von  Parragua  nnd  Pöpuca,  Cazike  von  Chir- 
ripö  in  der  Provinz  von  Pocosci.  Von  der  Zeit  dieses  Aufent- 
haltes berichtet  folgendes  Dokument: 

„Am  10.  April  des  Jahres  1564  brachten  die  Caziken  von 
Pocosci,  Bucabistu  und  Cnrucat  als  Geschenk:  eine  Schaumünze 
und  vier  kleine  Adler  aus  kupferhaltigem  Golde,  welche  34  Pesos 
wogen.  Der  General  gab  ihnen  Äxte  und  Perlen.  Das  Gold 
wurde  dem  Schatzmeister  übergeben.  —  Juan  Vazquez  de  Coro- 
nado. —  Ist  in  meiner  Gegenwart  ausgefertigt:  Cristoval  de  Ma- 
drigal, Regierungsschreiber  **).* 

Am  20.  April  kam  Coronado  in  Tayutic  (oder  Teyntid,  Toy- 
otique  nnd  Teotique)  an  nnd  von  hier  ging  es  über  Atirro  nach 
Cartago  (27.  April). 

Als  Coronado  in  die  Provinz  Tuyutique  kam,  welche  an  die 
Nation  der  Guetares  grenzt,  erschien  vor  ihm  Qabaca  (oder  Sa- 
baca),  Cazike  dieser  Provinz,  um  sich  zu  unterwerfen.  Als  er  weiter 
Tiro  (=  Atirro  der  heutigen  Karten)  erreichte,  welches  er  als 
eine  unterworfene  und  friedliche  Provinz  verlassen  hatte,  fand  er 
dieselbe  jetzt  in  vollem  Aufstände»  was  ihn  sehr  betrübte,  besonders 
als  er  in  Corroci  (=  Grosi  der  heutigen  Karten)  einige  getötete 
und  in  Stucke  gehauene  Soldaten  ans  Cartago  fand.  Die  Soldaten 
des  Coronado  wurden  sehr  entmutigt  nnd  sehr  traurig,  als  sie 
sahen,  das 8  die  früher  friedlichen  Indianer  ihnen  jetzt  mit  den 
Waffen  in  der  Hand  entgegen  traten.  Aber  Coronado  rief  sie 
zusammen  und  sagte  ihnen,  dass  das  grosse  Werk,  welches  er 
unternommen,  durch  solche  Schicksalsschlage  nicht  untergehen 
könne,  sondern  dass  der  Dienst  Gottes  nnd  Sr.  Maj.  die  Vollendung 
desselben  fordere.  Sie  seien  Spanier  und  Sohne  edler  Eltern,  sie 
mögen  nicht  den  Mut  verlieren,  denn  es  sei  der  spanischen  Nation 
eigentümlich,  Thaten  auszuführen,  die  jede  Grosse  überragten;  und 
damit  sie  sähen,  dass  er  der  erste  bei  der  Arbeit  sei,  mögen  sie 
zwei  unter  sich  erwählen  und  er  wolle  dieselben  mit  einer  Voll* 
macht  nach  Nicaragua  und  Guatemala  senden,  um  nicht  nur  seine 

*}  Schatzmeister  der  Expedition  war  Jaanes  de  Turcios.    (Peralta,  I.  c.) 
**)  Archivo  de  Indias,  1.  c.  —  Zum  ersten  Male  nnd  mit  Erlaubnis  des 
Entdeckers  hier  publiziert. 


Die  erste  Eroberung1  ron  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  241 

Besitztümer  und  sein  Vermögen,  sondern  auch  den  Schmack  nnd 
die  Edelsteine  seiner  Gemahlin  zu  verkaufen,  ja  sie  konnten  — 
falls  es  notwendig  —  selbst  seine  Kinder  verpfänden  (empenasen) 
nnd  er  sei  sicher,  dass,  wenn  dies  in  Nicaragua  und  Guatemala 
bekannt  wurde,  der  Präsident  und  Gouverneur  derselben  (Landecho), 
obgleich  er  bis  jetzt  nichts  für  sie  gethan,  sie  wegen  ihrer  Not 
unterstutzen  würde.  Durch  diese  Rede  stimmte  Coronado  die 
Spanier  so  um,  dass  sie  freiwillig  und  voller  Mut  erklärten:  sie 
wollten  im  Lande  verbleiben  und  ihm  folgen. 

Endlich  erreichte  Coronado  die  Hauptstadt,  wo  man  schon 
glaubte,  er  sei  mit  seinen  Soldaten  erschlagen  und  wo  man  des- 
halb die  Stadt  verlassen  wollte.  Gross  war  die  Freude  der 
Spanier  und  die  Betrübnis  der  Indianer  im  Thale  des  Guarco. 
Letztere  unterwarfen  sich  abermals,  weil  sie  Furcht  vor  dem 
Generale  hatten.  Darauf  Hess  Coronado  die  gefangenen  Caziken 
vor  sich  fuhren  und  setzte  den  grossten  Teil  derselben  sofort  in 
Freiheit,  da  sie  an  der  Ermordung  der  Spanier  und  an  der  Re- 
bellion unschuldig  waren.  Gegen  die  Rebellen  sandte  er  eine 
Abteilung  von  50  Mann  und  er  selbst  durchzog  mit  seiner  Reiterei 
das  Land,  rief  die  Indianer  zusammen  und  Hess  ihnen  sagen,  dass 
er  Gerechtigkeit  üben  wolle.  —  Zum  Schlüsse  wird  (36.  Angabe 
oder  Frage  der  genannten  Probanca)  ausgesagt,  dass  Coronado 
für  seine  verschiedenen  Expeditionen  aus  seinem  Vermögen  circa 
20  000  Gold-Pesos  geopfert  habe  und  dadurch  sehr  verschuldet 
sei;  auch  sei  der  General  stets  und  mit  Erfolg  bemüht  gewesen, 
die  Streitigkeiten  und  Kriege  der  verschiedenen  Indianer  unter  ein- 
ander friedlich  beizulegen.  —  Diese  Information  wurde  mit  einem 
Gesuche,  die  grossen  Dienste  des  Coronado  gebührend  zu  belohnen, 
an  den  Konig  gesandt.  Das  Gesuch  (vom  29.  Mai)  trägt  die  Unter- 
schriften der  Alcalden:  Alonso  de  Anguciana  de  Gamboa  und  Alonso 
Cano;  des  Oberaufsehers  und  Ratsherrn  Diego  Caro  de  Mesa;  der 
Ratsherren:  Mig.  de  Gongona,  L.  de  Parada,  Bartol.  Alvarez  de 
Coy  und  des  Königlichen  Schatzmeisters  Geron.  de  Barros. 

Konig  Philipp  II.  war  für  solche  Dienste,  wie  die  des  Juan 
Vazqnez  de  Coronado,  nicht  unerkenntlich.  Schon  unter  dem 
30.  April  1564  hatte  er  aus  Cuenca  an  Juan  Vazqnez  de  Coronado 
folgendes  geschrieben:  Aus  zwei  Briefen,  die  ihr  an  den  Licen- 
tiaten  Landecho,  Unseren  Präsidenten  der  Königlichen  Audiencia 
de  loa  Confines,  aus  der  Provinz  Cartago  und  Costa  Rica  vom 
Castillo  de  Garci-Menoz  und  von  Quepo  aus,  der  eine  vom 
25.    Januar   (s.   oben)    und    der    andere   vom    15.   Februar*)   des 


*)  Dieser  Brief  findet  sich  nicht  im  Archivo  de  Indias.    (Peralta,  1.  c. 
p.  322,  Note.) 

Zaitoefar.  d.  GetaUieh.  I  Erdk.    Bd.  XIX.  \§ 


242  H.  Polakowsky: 

Jahres  1568,  gerichtet  habt,  habe  Ich  ersehen,  was  ibr  gethan 
habt  and  noch  thut,  um  den  Frieden  unter  den  Eingeborenen 
jenes  Landes  herzustellen  und  was  ihr  in  demselben  entdeckt  habt, 
und  dass  das  Land  reich  und  fruchtbar  sei,  wofür  Ich  euch  danke 
und  was  Ich  euch  zum  Verdienste  anrechne.  Ich  bin  sicher,  dass 
ihr  durch  eure  Vorsicht  und  euren  Fleiss  die  Entdeckung  und 
Eroberung  dieses  Landes  vollenden  werdet.  Und  weil  Wir  wüoscheo, 
dass  alles  Mögliche  für  die  Bevölkerung  dieses  Landes  geschehe 
und  die  Eingeborenen  zur  Kenntnis  unseres  heiligen  katholischen 
Glaubens  gelangen  mögen,  so  beauftrage  und  befehle  Ich  euch, 
auf  alle  Weise  euer  Möglichstes  zu  thun  und  besonders  ffir  den 
Frieden  und  die  gute  Behandlung  der  genannten  Eingeborenen 
zu  sorgen.  Wir  schrieben  an  den  genannten  Präsidenten  oder 
Unseren  Gouverneur  der  Provinz  Guatemala  (Landecho),  dass  er 
euch  soviel  Priester  als  möglich  sende. 

Und  weil  ihr  in  einem  eurer  Briefe  von  einer  Art  Nelken 
und  Pfeffer  sprecht,  welche  sich  in  diesem  Lande  findet,  so 
möget  ihr  bald  ein  Säckeben  voll  von  demselben  an  Unseren 
Präsidenten  oder  Gouverneur  senden,  damit  er  Uns  dasselbe 
schicke.  —  Ich  der  Eonig.  —  Gegengezeichnet  von  Eraso.  — 
Unter  demselben  Datum  schrieb  der  Konig  einen  fast  gleich- 
lautenden Brief  an  Landecho. 

Die  Geschichte  des  Goronado  ist  ein  neuer  Beweis  für  die 
grosse  Aufmerksamkeit,  mit  welcher  Philipp  II.  die  Entdeckung 
und  Eroberung  der  Länder  Amerika's  überwachte,  wie  er  für  das 
Wohl  der  Indianer  besorgt  war,  wie  vorsichtig  und  klug  er  in 
allen  seinen  Bestimmungen  war,  und  endlich  zeugt  die  grosse 
Anzahl  der  aus  der  Regierungszeit  Philipps  über  die  Geschichte 
Costa  Rica'8  erhaltenen  Dokumente  für  den  Fleiss  und  die  Arbeits- 
kraft dieses  Königs,  die  schon  Prescott  (Philipp  II.)  an  ver- 
schiedenen Stellen  hervorhebt.  Es  ist  ein  Vergnügen,  diese  Korre- 
spondenz zwischen  Philipp  und  Goronado  zu  lesen,  weil  hier  der 
so  überaus  seltene  Fall  in  der  Geschichte  der  Eroberung  Amerikas 
vorliegt ,  dass  der  betreffende  Conquistador  die  klugen  und 
menschenfreundlichen  Befehle  seines  Königs  und  des  Rates  von 
Indien  befolgt. 

Bald  nach  der  Ordnung  der  Zustände  auf  der  Hochebene  von 
Costa  Rica  (Anfang  Juni  1564)  beschloss  Juan  Vazquez  de  Coro* 
nado  selbst  nach  Spanien  zu  gehen  und  dem  Konige  Bericht  über 
seine  Entdeckungen  abzustatten.  Peralta  veröffentlicht  hierüber 
zunächst  (1.  c.  p.  785  f.)  ein  Schreiben  des  Magistrats  von  Car- 
tago  vom  26.  Mai  1564,  worin  im  Eingange  über  das  geringe 
Interesse  der  Audiencia  von  Guatemala  für  Costa  Rica  ge- 
klagt   und   weiter  gesagt  wird,    dass  das   von   Juan  Vazquei  de 


I 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  248 

Coronado  entdeckte  Land  (Costa  Rica)  das  schönste  nnd  beste 
aller  Königreiche  sei.  Der  Magistrat  habe  beschlossen,  den  Coro- 
nado nach  Spanien  zu  senden,  damit  er  aber  die  Lage  berichte, 
die  Belästigungen  durch  die  Andiencia  de  los  Confines  aufhorten 
und  sie  (die  in  Costa  Rica  ansässigen  Spanier)  den  Lohn  für  ihre 
Leistungen  erhielten.  „Wir  versichern  Ew.  Maj.,  wenn  es  nicht 
da 8  Bewusstsein  wäre  —  wird  weiter  wortlich  in  dem  Schreiben 
gesagt  —  zur  spanischen  Nation  zu  gehören,  welches  uns  zu 
unseren  grossen  Diensten  bestimmt  hat,  so  hätten  wir  dieses 
ruhmreiche  Unternehmen  bereits  aufgegeben  und  das  Werk  anderen 
Händen  überlassen,  denn  es  hat  nur  gefehlt,  dass  man  uns  zum 
Lohne  für  unsere  Dienste  aus  dem  Lande  jage,  welches  wir  er- 
obert haben."  Unter  dem  30.  Mai  1564  Hess  Coronado  von  dem 
auf  seinen  Zügen  erbeuteten  Golde  das  für  den  Eonig  bestimmte 
Fünftel  abschätzen  und  reservieren.  Das  hierauf  bezügliche  Doku- 
ment, welches  sich  im  Archive  von  Indien  an  der  oben  bei  den 
neu  entdeckten  Dokumenten  angegebenen  Stelle  befindet,  verdanke 
ich  gleichfalls  der  Güte  des  Herrn  Peralta,  der  mir  auch  von 
diesem  noch  nicht  publizierten  Dokumente  unter  dem 
18.  Februar  1884  eine  Abschrift  aus  Sevilla  schickte.  —  Auf  das 
Königliche  Fünftel  kamen  fünf  Adler  aus  Gold,  zum  Teil  mit 
Kupfer  versetzt,  von  verschiedener  Grösse  und  ein  kleiner  Götze 
(idolillo).  Die  fünf  Adler  wogen  85  Pesos  „yes  el  primer  oro 
que  se  quintö  para  Su  Magd,  en  la  provincia  de  Cartago*.  Juan 
Vazquez  de  Coronado  überbrachte  dieses  Gold  dem  Konige  resp. 
dem   Rate  von  Indien  selbst. 

Mit  dem  Coronado  wurden  der  Pater  Lorenzo  de  Bienvenida, 
der  Alcalde  Alonso  de  Anguciana  de  Gamboa  und  der  Oberauf- 
seher Don  Caro  de  Mesa  abgeschickt.  Zum  Schlüsse  wird  in  dem 
Schreiben  des  Magistrats  um  Ernennung  des  Coronado  zum  Gou- 
verneur gebeten,  „was  wir  für  unseren  besten  Lohn  betrachten 
würden". 

Glucklich  erreichte  Juan  Vazquez  de  Coronado  mit  seinen 
Begleitern  Spanien,  wurde  gnädig  von  Don  Philipp  empfangen  und 
erhielt  alle  seine  Wünsche  erfüllt.  Während  seiner  Abwesenheit 
wurde  sein  Amt  als  Alcalde  Mayor  von  dem  Schatzmeister  von 
Nicaragua,  Pedro  Venegas  de  los  Rios,  verwaltet  (1565 — 68). 

In  Spanien  angekommen,  reichte  Coronado  bei  dem  Rate  von 
Indien  (Real  y  Supremo  Consejo  de  las  Indias)  eine  Denkschrift 
über  seine  Dienste  ein  und  bat:  ihn  für  die  Lebenszeit  mit  der 
Stellang  eines  Gouverneurs  von  Costa  Rica  mit  dem  Titel  Adelan- 
tado  zu  bekleiden,  ihm  ein  Einkommen  durch  Überlassung  (als 
encomienda)  eines  von  ihm  zu  bezeichnenden  Landesteiles  zu 
sichern,    und  seinem   ältesten   Sohne   die  Indianer,   die  er   (Juan 

16* 


244  H.  Polakowsky: 

Vazquez  de  Coronado)  habe,  als  neue  encomienda  zu  aberweisen. 
Die  Denkschrift  ist  würdevoll    and  schon  geschrieben.     Coronado 
sagt  in  der  Einleitung,  dass  er  vor  25  Jahren  nach  Neu-Spanien 
gekommen  sei,   bei  der  Eroberung  von  Guatemala  and  Hondaras 
Dienste    geleistet   habe,    von   denen   er   die   wichtigsten  kürz  an- 
führt.     Er   spricht   vom    Goldreichtum   des  Landes,    besonders  am 
Rio  de  la  Estrella,  führt  auch  die  Perlen  der  Inseln  Qaicara  and 
Coiva*)  an  der  Küste  der  Südsee  an,   erzählt  von  dem  Reichtum 
des    Landes   an    Baumwolle,   Cacao,    Mais   and   anderen  Früchten 
und    berichtet    weiter,    dass    er    an    der  Küste   des   Nordmeeres, 
50  Legaas  von  Nombre  de  Dios   entfernt,    einen  Hafen   entdeckt 
habe**),   der  20  Legaas  von  einem  am  Südmeere  gelegenen  ent- 
fernt,   mit    deren  Hilfe    der  Transit    von   Nombre   de    Dios  nach 
Peru  nach  hier  (durch  Costa  Rica)  verlegt  werden  könne.     Beide 
Hafen  befänden  sich  in  ebenem  Lande,  worin  keine  Gebirge  wären; 
die  Witterung  daselbst  sei  günstig***).  —   Er  habe  3*^  Jahre  auf 
die  Entdeckung  von  Costa  Rica  verwandt  und  während  dieser  Zeit 
habe  er  fern  von  seiner  Frau  und  seinen  Kindern  gelebt.     „Sein 
(Coronado' 8)   Wunsch    ist,   in   Ihrem   Königlichen    Dienste  fortin- 
fahren    und   in   demselben   zu  sterben    (wie  Goncalo  Yazquez  and 
Juan  Vazquez   de   Coronado,    sein  Vater   and  Bruder,    and  seine 
übrigen   Vorfahren    and    lebenden   Verwandten    es    gethan    haben 
nnd   noch   than),    besonders   bei   der  Vermehrung   and    Erhaltung 
dieser  Provinzen,   in  der  Voraussicht,  dass  Ew.  Hoheit  (der  Prä- 
sident des  Rates  von  Indien)  durch  dieselben  (Nicaragua,  Cartago 
y  Costa  Rica)  sehr  gedient  sein  wird."    Zum  Schlüsse  bittet  Coro* 
nado,  der  Rat  von  Indien  möge  ihn  zum  lebenslänglichen  Gouver- 
neur von  Costa  Rica  and  Nicaragua  ernennen. 

Wir  haben  oft  von  der  Audiencia  von  Guatemala,  zu  welcher 
Costa  Rica  gehorte,  und  von  den  Klagen  der  in  Costa  Rica  an- 
sässigen Spanier,  über  das  geringe  Interesse  dieser  Audiencia  für 


*)  Die  heutigen  Inseln  Coiba  und  Jicaron,  welche  damals  nniweifel- 
haft  zu  Veragua  and  heute  zu  den  Est.  Unid  de  Columbia  gehören.  —  E* 
ist  diese  Angabe  des  Juan  Vazquez  de  Coronado  ein  neuer  Beweis,  dass  er 
die  Küste  der  Südsee  weithin  nach  Osten  zu  erforschte,  d.  h.  Erkundigungen 
über  dieselbe  einzog. 

**)  Coronado  meint  sicher  die  Admiralitäts-Bai  (nordwestlicher  Teil  der 
Laguna  de  Chiriquf)  und  den  Golfo  dulce. 

***)  Diese  Angaben  gehören  zu  den  wenigen  Irrtümern,  die  sich  in  den 
Berichten  des  Coronado  finden.  Was  er  über  das  Klima  und  die  Häfen 
sagt,  kann  man  ihm  nicht  verübeln,  da  er  nur  nach  dem  Hörensagen  oder 
flüchtiger  Beobachtung  urteilen  konnte.  Aber  dass  er  angesichts  der  Cor 
dilleren  in  Chiriqui  (s.  M.  Wagner,  Chiriqui.  Peterm.  Mittig.  1863)  achreibt: 
de  tierra  llana,  apacible  e  sin  montes,  ist  auffallend.  Coronado  machte 
diese  optimistischen  Angaben,  um  den  Wert  seiner  Entdeckungen  zu  ver- 
mehren. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  245 

Costa  Rica,  gesprochen.     Einige  Worte  über  die  Schicksale  dieser 
Audiencia  durften  deshalb  hier  angezeigt  sein. 

Die  Königliche  Audiencia  von  Panama   (6  de  Tierra- Firme) 

wurde    von   Karl  V.   (Real   cedula   aus  Madrid   vom    80.  Februar 

1535    und  Valladolid   vom    2.    März    1537)    errichtet.     Im    Jahre 

1539  wurde  Nicaragua,  welches  bis  dahin  der  Audiencia  von  San 

Domingo    unterstand,    zur   Audiencia  von   Panama  gelegt,    deren 

Gebiet   ausserdem    das   ganze   unter  spanischem    Szepter   stehende 

Sud-Amerika  umfasste.  —  1543  wurde  die  Audiencia  von  Panama 

aufgehoben    und    dafür   zwei   neue,    die   eine   für   Guatemala   und 

Nicaragua,   die  andere  für  Peru,    errichtet.     Die   erstere,   genannt 

de  los  Confines  (der  Grenzen),   wurde   am    16.  Mai   1544   in    der 

kleinen   Stadt  Gracias   a  Dios   in    Honduras    (nicht   fern   von   der 

heutigen    Hauptstadt    Comayagua)    errichtet.      Das    Gebiet    dieser 

Audiencia    reichte    von    Yucatau    und*  Tabasco    inclusive    bis   nach 

Panama  inclusive.     1549 — 50   kam  die  Audiencia  nach  der  Stadt 

von    Santiago   de    los   Gaballeros    de   Guatemala    (das    heutige   La 

Antigua).     Durch   Real  ce'dula    aus   Zaragossa    vom    8.  September 

1563   befahl  Philipp  II.  die  Verlegung  der  Königlichen  Audiencia 

von    Santiago    de  Guatemala   nach    Panama.  —  Als   Grenzen    der 

neuen   Audiencia    wurden    bestimmt:    Nombre   de   Dios   und   sein 

Gebiet  und  die  Stadt  Nata  mit  dem  ihrigen  und  das  Gouvernement 

Veragua,   und  am  Südmeere  die  Küste  hinauf  bis  nach  Peru,   bis 

zum   Hafen   von   Buena  Ventura   exclusive;    und   die  Küste   hinab 

bis   nach  Nicaragua,  bis  zur  Bai  von  Fonseca  exclusive.    Und  im 

Festlande  die  ganze  Provinz  von  Nicaragua  und  Honduras  bis  zur 

Ortschaft  Xerez    de   la   Frontera*)    und    am   Nordmeere   bis   zum 

Rio    de    la   Ula    (=  Rio  Ulua    der   heutigen   Karten)    exclusive. 

Das   nordlich  hiervon  gelegene  Gebiet   gehorte  zur  Audiencia  von 

Neil-Spanien. 

Aber  schon  im  Jahre  1568  (Real  cedula  del  Escorial  vom 
28.  Juni)  wurde  die  Audiencia  wieder  nach  Santiago  de  Guatemala 
verlegt.  — Vor  dieser  (noch  in  G.)  unter  Vorsitz  desLicentiaten  Fran- 
cisco Briceno,  wurde  am  18.  August  1564  ein  längeres  Zeugen- 
verbor  über  die  Thaten  und  Dienste  des  Juan  Vazquez  de  Coro- 
nado  aufgenommen,  welches  in  der  Golecc.  de  Doc.  ined.  von 
Pacbeco  y  Gardenas  (XIV.)  publiziert  ist  und  welches  L.  Fernandez 
in  seine  oft  genannte,  überaus  wertvolle**)  Sammlung  von  Doku- 
menten  (III.  p.  45  f.)  aufgenommen  hat. 


*)  Heute  Choluteca.     (Peralta.) 
**)  Leon  Fernandez,  zur  Zeit  ausserordentlicher  Gesandter  und  bevoll- 
mächtigter Minister  Costa  Rica's  am   Hofe  von  Madrid,    wurde   durch   ein 
Manuskript    über    die    Geschichte   Costa  Rica's    in    den    Jahren    1835-42, 
welches  sein  Vater  Don  Jose"  Leon  Fernandez  ihm   hinterlassen  hatte,   zum 


246  H.  Polakowsky: 

Leider  erfahren  wir  durch  dieses  Dokument  nichts  näheres 
nber  Coronado's  Eroberungszüge  und  über  seinen  Marsch  von 
Talamanca  nach  Cartago.  Die  Zeugen,  unter  denen  sich  befanden: 
Munoz,  stellvertretender  Bischof  von  Nicaragua,  Pedro  Venegas 
de  los  Rios,  Königlicher  Schatzmeister  in  Nicaragua,  Airaro  de 
la  Paz  und  andere,  sagten  über  Costa  Rica  fast  einstimmig  aas: 
Das  Land  sei  zum  grossen  Teile  gebirgig,  an  der  Ostküste  dicht 
bewaldet,  das  Klima  kühl  und  gesund;  das  Land  sei  dünn  von 
kriegerischen  Indianern  bevölkert,  sehr  fruchtbar,  reich  an  Flüssen 
und  Quellen.     Das  Gebiet   sei  reich  an  goldhaltigen  Flüssen  and 


Studium  der  Geschichte  seines  Vaterlandes  angeregt     Er  sammelte  zunächst 
alle  in  Costa  Rica  seit  Einführung  der  Buchdrnckerkunst  (1830)  erschienenen 
Publikationen  von   historischem  Werte,   ging  dann  nach  Guatemala  —  um 
Jurisprudenz  zu  studieren  — ,  wo  er  die  Werke  von  Juarros,  Pelaez,  Marore, 
Montüfar  etc.  kennen  lernte,  kehrte  nach  Costa  Rica  zurück  und  ging  1376 
abermals    nach    Guatemala,    wo    er    die    grosse    Bibliothek    der  Universität 
Guatemala  (welche  ich   aus  eigener  Kenntnis   als   sehr  wertvoll   bezeichnen 
kann)  und  die  der  Sociedad  Economic»  studierte.    Hier  schrieb  L.  Fernandez 
mit  unermüdlichem  Fleisse  aus  den  grossen  Historikern  (Herren, 
Oviedo,  Navarrete,  Gomara,  Alcedo  etc.)  alle  auf  die  Geschichte  Costa 
Rica's  bezüglichen   Stellen  ab,    und    durchsuchte  und  studierte  dann 
eifrigst   und  mit  gutem,   überraschendem  Erfolge   die  grossen  Archive  von 
Guatemala.     Die  Regierung  von  Nicaragua  schlug  ihm  spater  die  Benützung 
der  Archive  von  Managua  und  Leon  ab.     Fernandez  ging  zum  dritten  Male 
nach  Guatemala  und  verwandte  vier  Monate   auf  das  Studium  der  Archire 
des  obersten  Gerichtshofes  und  der  ehemaligen  Audiencia  und  Königlichen 
Kanzlei;  auch  das  Geheim- Archiv  wurde  ihm  geöffnet.    Hier  fand  Fernande» 
nach  angestrengtem  Suchen  unter  einer  ungeheuren  Anzahl  von  Dokumenten, 
die  zum  grössten  Teile  noch  nie  von  kundiger  Hand   durchgesehen  und  in 
der  wildesten  Unordnung  in  dunklen  Bodenkammern  der  ehemaligen  Begie- 
rungsgebäude aufgestapelt  waren,  viele  neue,  für  die  Geschichte  Costa  Rica? 
ungemein   wertvolle  Dokumente.     Nach  Costa  Rica   zurückgekehrt,   durch- 
suchte  er   die  Archive  von  Cartago,  Heredia,   San  Jose*,  Alajuela,  B&rba, 
Curriravä  und  Pacaca,   aber  in  allen  Archiven  Costa  Rica's   fand  sich  kein 
Dokument,    welches  sich  auf  die  Zeit  vor  1615  bezog.     (Unter  dem  wissen- 
schaftlichen Nachlasse  des   Herrn  A.  v.  Frantzius    fand  ich  eine   Liste  der 
im  Archive  von  Cartago  de  Costa  Rica  befindlichen  Dokumente  mit  ziemlich 
genauer  Inhaltsangabe  derselben.     Das  erste,  älteste  Dokument  datiert  vom 
10.  Dezember  1615   und   handelt  von  der  Ausbesserung  und  Abputzung  der 
Häuser.)     Fernandez  und  viele  andere  unterrichtete  Costaricenser   sind  der 
Ansicht,    dass    die    ältesten  Dokumente  aus  dem  Archive  von  Cartago  ge- 
stohlen worden  sind.     Anders  ist  das  Fehlen  derselben,  da  das  Archiv  nie 
abbrannte  und  nie   geplündert  worden  ist,   nicht  zu  erklären.     Ich  glaube, 
dass  der  Hauptbeweggrund  zur  Entwendung  der  alten  Dokumente  die  Gier 
nach   den  alten  Minen   von    „Tisingai   und  Estrella"   gewesen   ist  —  18S0 
wurde  L.  Fernandez  zum  Finanzminister  von  Costa  Rica  ernannt  und  sofort 
bot  er  seinen  Einfluss   zur  Errichtung  eines  National -Archives   auf.    Diese 
Idee  wurde  von  der  Regierung  angenommen.    1881  publizierte  L.  Fernande: 
den  ersten,  1882  den  zweiten  und  1883  den  dritten  Band  seiner  Documenta. 
Der  vierte  Band,  in  welchem  der  Bischof  von  Costa  Rica  (B.  A.  Thiel)  die 
Indianersprachen  publiziert,  ist  unter  der  Presse. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  247 

Goldminen,  das  Terrain  an  der  Westkaste  sei  ebener,  der  Wald 
lichter,  von  Savannen  durchbrochen.  —  Man  kann  noch  heute 
mit  so  wenigen  Worten  keine  bessere  Schilderung  von 
Costa  Rica  schreiben.  —  Die  Entfernung  zwischen  Garci- 
Manoz  und  Santiago  de  Guatemala  schätzten  die  Zeugen  auf  190 
bis  230  Leguas.  Alle  vernommenen  Personen  sprachen  sich  für 
Trennung  Costa  Rica's,  als  einer  eigenen  Provinz,  von  Nicaragua 
aus,  da  die  nach  Costa  Rica  ziehenden  Soldaten  bisher  stets  aus 
dem  dichter  bevölkerten  Nicaragua  mit  Gewalt  Indianer  nach 
Costa  Rica  schleppten  und  so  viele  Unordnung  und  Aufregung 
verursachten.  —  Hernan  Bermejo  sagte  aus,  dass  Cavallon 
dem  Vazquez  de  Coronado  sein  Haus,  seine  Gerätschaften  und 
sein  Vieh  für  700  Goldpesos  verkauft  habe,  ehe  er  Costa  Rica 
verliess. 

An  dieser  Stelle  will  ich  auch  einige  Worte  über  die  Geschichte 
der  Eroberung  von  Costa  Rica  sagen,  wie  sie  sich  nach  dem 
Nachlasse  des  Herrn  v.  Frantzius  darstellt.  Dieser  liebenswürdige 
und  fleissige  Gelehrte,  den  ich  das  Glück  hatte  bereits  1874  vor 
meiner  Abreise  nach  Costa  Rica  kennen  zu  lernen  und  dem  ich 
wertvolle  Winke  für  meine  Studien  in  diesem  schönen  Lande  ver- 
danke, trug  sich  mit  der  Idee,  eine  „  Geschichte  und  Landeskunde 
von  Costa  Rica u  zu  schreiben.  Zahlreiche  für  die  neuere  Geschichte 
und  für  die  Geschichte  der  Indianer  im  südlichen  Costa  Rica  (vom 
17.  Jahrhundert  an)  wichtige  und  interessante  Manuskripte  finden 
sich  in  dem  genannten  Nachlasse,  aber  für  die  hier  behandelte 
Zeit  sind  die  Angaben  äusserst  dürftig  und  fast  durchgehend  falsch. 
Die  Quellen,  aus  denen  v.  Frantzius  schöpfte  —  und  andere 
standen  vor  dem  Erscheinen  der  Werke  von  M.  de  Peralta  und 
L.  Fernandez  mit  Ausnahme  der  Colecc.  de  docum.  inedit.  nicht 
zu  Gebote  — ,  waren:  Juarros,  Pelaez  (Francisco  de  P.  Garcia, 
Memorias  para  la  Historia  del  Guatemala.  1851 — 52.  III  volums) 
und  Molina.  v.  Frantzius  schreibt*):  „Nach  dem  Tode  von  Diego 
Gutierrez  erlangte  erst  im  Jahre  1564  Diego  de  Artiedo  y  Chirinos 
einen  neuen  Königlichen  Besitztitel,  doch  erst  im  Jahre  1574  be- 
gann derselbe  seinen  Eroberungszug,  bei  dessen  Ausführung  er 
glücklicher  war,  als  seine  Vorgänger.  Wann  derselbe  beendet 
wurde,  wissen  wir  nicht,  auf  jeden  Fall  war  dies  im  Jahre  1595 
geschehen,  denn  vom  letzten  Jahre  findet  sich  ein  Dokument, 
welches  einem  seiner  Soldaten  zur  Belohnung  für  die  geleisteten 
Dienste  ein  Stück  Land  in  der  Nähe  von  Cartago  schenkt.  Chirinos 
ist  demnach  als  der  erste  Gobernador  von  Costa  Rica  anzusehen 
und  die  Gründung  der  Stadt  Cartago    fallt  daher  erst  in  die  Zeit 


*)  M.  S.  S.  de  Alej.  de  Frantzius.    IX.  b.  p.  2. 


248  H.  Polakowsky: 

zwischen  1574 — 95*);  seit  dieser  Zeit  wird  daher  Costa  Rica  erst 
als  Provinz  von  Guatemala  regiert.  Leider  wissen  wir  von  der 
Eroberung  selbst  und  von  der  ersten  Zeit  nach  derselben  so  gut 
wie  gar  nichts,  da  um  das  Jahr  1663  das  Archiv  von  Gartago 
verbrannte**).  Derjenige,  welcher  es  einmal  der  Mühe  wert 
halten  wird,  die  früheste  Geschichte  und  die  kleinen  Anfange 
dieses  so  kleinen  Staates  zu  erforschen,  wird  daher  genötigt  sein, 
die  darauf  bezüglichen  Dokumente  in  den  Archiven  von  Simancas 
aufzusuchen."  —  Doch  der  Raum  gestattet  es  mir  nicht  hier  näher 
auf  die  Ansichten  dieses  geistreichen  Kenners  von  Costa  Rica  über 
die  Zustande  desselben  zur  Zeit  der  Eroberung  einzugehen,  des- 
halb wende  ich  mich  dem  Schlüsse  der  Geschichte  des  Eroberers 
von  Costa  Rica  zu. 

Bereits  unter  dem  8.  April  1565  (aus  Aranjuez)  erfüllte 
Philipp  II.  den  Wunsch  des  Coronado.  Das  Dokument  (abgedruckt 
in  Colecc.  de  Docum.  Ined.  del  Arch.  de  Ind.  XXI;  bei  L.  Fer- 
nandez,  Docum.  III.  jp.  59  und  bei  Peralta  1.  c  p.  378)  erkennt 
die  grossen  Verdienste  des  Coronado  in  der  gnädigsten  Weise  an, 
der  Konig  dankt  ihm  für  seine  treuen  Dienste,  und  wird  er  für 
dieselben  zum  lebenslänglichen  Gouverneur  von  Costa  Rica  ernannt 
und  ihm  ein  Gehalt  von  2000  Gold-Pesos  pro  Jahr  (=  900  000 
Maravedis)  aus  den  Minen  des  Landes  zuerkannt.  Am  selben 
Tage  (s.  Fernandez  1.  c.  p.  62)  ernennt  der  Konig  den  Coronado 
zum  Gouverneur  von  Nicaragua  für  drei  Jahre,  giebt  ihm  den 
Titel  Adelantado  für  ihn  selbst  und  für  seinen  Nachfolger,  and 
spricht  ihm  vier  Quadrat- Leguas  Land  in  dieser  Provinz  zu,  wo  er 
dieselben  selbst  auswählen  wolle. 

Den  Priestern  und  Mönchen  in  den  Klostern  des  heiligen 
Franciscus  in  Costa  Rica  bewilligt  Philipp  II.  zum  Danke  für  ihre 
Dienste  (Real  cedula  aus  dem  Bosque  de  Segovia  vom  29.  Juli 
1565)  freien  Wein  und  freies  Öl  für  sechs  Jahre,  und  unter  dem- 
selben Datum  befiehlt  er  der  „Casa  de  Contratacion"  in  Sevilla 
dem  Mönche  Lor.  de  Bienvenida  und  den  13  Religionsdienern, 
die  er  nach  Costa  Rica  führen  wolle,  aus  dem  Königlichen  Schatze 
Kirch enschmuck  und  Messgerät  mitzugeben.  —  Unter  dem  7.  August 
desselben  Jahres  erteilt  der  Konig  dem  Coronado  nähere  In- 
struktion für  die  Behandlung  der  Indianer,  welche  mit  den  1557 


*)  Hier  findet  sich  im  Manuskript  folgende  Note:  „Es  ist  mir  uner- 
klärlich, wie  Felipe  Moli  na  in  seinem  Bosquejo  die  Gründung  von  Cartago 
sogar  bis  auf  1522  zurückverlegt,  hierfür  fehlen  durchaus  alle  historischen 
Belege.  Wagner  schreibt  diese  Angabe  von  Molina  nach.  —  Juarros  citiert 
ein  Informe  von  Ceballos  vom  Jahre  1744.  Dies  ist  aber  offenbar  ein 
Irrtum ! u 

**)  Eine  in  Costa  Rico  verbreitete,  aber  unrichtige  Ansicht. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  249 

dem  Gouverneur  von  Tierra  -  Firme  erteilten  übereinstimmen 
(Peralta,  1.  c.  p.  167  f.),  und  worin  die  denkbar  beste  Behandlung 
der  Indianer  vorgeschrieben  wird.  Unter  demselben  Datum  dankt 
der  Kcaig  dem  Magistrat  und  den  Einwohnern  von  Cartago  für 
die  geleisteten  Dienste,  und  unter  dem  17.  August  erteilt  er  der 
genannten  Stadt  folgendes  Wappen:  Ein  in  zwei  Teile  geteiltes 
Schild,  im  oberen  Felde  einen  aufrecht  stehenden  Löwen  mit 
einer  Krone  auf  dem  Kopfe  in  rotem  Felde  mit  drei  blutroten 
Streifen ;  im  unteren  Felde  ein  goldenes  Schloss  in  blauem 
Felde;  auf  dem  Scbildrande  sechs  schwarze  Adler  in  silbernem 
Felde  und  als  Devise  eine  grosse  goldene  Krone  mit  der  In- 
schrift:  fide  et  pace. 

Mit  allen  diesen  Dokumenten  ausgerüstet  begab  sich  Goronado 
mit  seinen  Begleitern  Ende  September  1564  nach  dem  Hafen  von 
San  Lucas  de  Barram e da,  um  sich  auf  der  Flotte  des  D.  Cristobal 
de  Eraso  einzuschiffen.  Der  letzte  Brief  des  Coronado  an  den 
Konig  datiert  aus  dem  genannten  Hafen  vom  4.  Oktober  1565 
und  lautet  (im  Auszuge)*):  »Die  Flotte  ist  im  Begriff  unter 
Segel  zu  gehen,  ich  glaube,  sie  fährt  morgen,  Freitag  den  5. 
dieses  Monats,  ab,  da  der  Wind  günstig  ist.  Gott  nehme  sie  in 
seinen  gnädigen  Schutz! 

Von  den  Personen ,  denen  Ew.  Maj.  erlaubten  nach  Costa 
Rica  zu  gehen,  sind  bisher  ungefähr  52  hier  angekommen  und 
glaube  ich,  dass  einige  zurückgeblieben  sind,  vielleicht  um  die 
Reise  mit  der  nächsten  Flotte  zu  machen.  Es  erscheint  mir, 
wenn  es  Ew.  Maj.  beliebt,  passend,  dieselben  nicht  abfahren  zu 
lassen,  da  sie  nicht  die  Reise  mit  mir  machen,  gemäss  dem  Befehle 
Ew.   Maj. 

Von  den  dreissig  Bauern,  denen  Ew.  Maj.  die  Erlaubnis  zur 
Reise  erteilten,  geben  nur  sechs  mit;  bei  der  Schnelligkeit  der 
Abreise  konnten  sich  nicht  mehr  einfinden,  obgleich  viele  Lust 
zur  Reise  hatten. 

Unser  Herr  beschütze  die  Königliche  Person  Ew.  Maj.  durch 
Zuwachs  grosser  Königreiche  und  Herrschaften.  —  Ew.  Maj.  Vasall 
und  Diener,  der  Ihre  Königlichen  Füsse  küsst.  —  Der  Adelantado 
Juan    Vazquez  de  Goronado. tf 

Die  Flotte  ging  nach  dem  7.  Oktober  ab,  wurde  in  der  Nähe 
der  spanischen  Küste  von  einem  Sturme  überfallen  und  zerstreut, 
und  viele  Schiffe  gingen  verloren.  Die  Trümmer  der  Flotte  er- 
reichten   am    22.  Oktober   den  Hafen   von    Gädiz,   aber  das  Schiff 


*)  Peralta,  1.  c.  p.  787.  —  Das  Schiff,  welches  den  Coronado  und  seine 
Begleiter  aufnahm,  führte  den  Namen  San  Jossepe,  Kapitän  war  Jnan 
Hernandez. 


250  H.  Polakowsky: 

mit  dem  Eroberer  von  Costa  Rica  erschien  nicht  wieder,  es  war 
verloren!  — 

Juan  Vazquez  de  Coronado,  die  sympathischste  und  edelste 
Persönlichkeit  unter  den  spanischen  Conquistadoren,  die  ich  kenne, 
war  im  Jahre  1525  in  Salamanca  geboren.  Er  empfing  in  seiner 
Vaterstadt,  deren  Universität  damals  auf  der  Hohe  ihres  literarischen 
Glanzes  stand,  eine  aasgezeichnete  Erziehung.  Der  Stil  und  der 
Inhalt  seiner  Briefe  zeigen,  dass  er  einer  der  besten  Schüler 
dieser  Universität  war,  die  sich  in  der  neuen  Welt  durch  ihre 
Thaten  berühmt  machten,  und  vielleicht  giebt  es  kein  Beispiel 
eines  humaneren  Eroberers,  keiner,  der  die  Indianer  sanfter  be- 
handelte, auch  auf  seine  Leute  ohne  Anwendung  von  Härte  and 
Grausamkeit  einen  grosseren  Einfluss  ausübte,  und  entschlossener 
und  glücklicher  in  seinen  Expeditionen  durch  selbst  noch  heute 
unbekannte  oder  wenig  durchforschte  Gebiete  war,  als  unser  Held, 
der  erste  Adelantado  von  Costa  Rica! 

Er  gehorte  einer  berühmten  Familie  an,  die  schon  einen  Er- 
oberer Neu-Spaniens,  Francisco  Vazquez  de  Coronado,  aufzuweisen 
hatte«  Sein  Vater,  Gonzalo  Vazquez  de  Coronado*),  war  Diener 
Philipps  II.,  und  einer  seiner  Brüder,  welcher  gleichfalls  Juan 
genannt  wurde,  begleitete  Philipp  II.  nach  England,  als  derselbe 
sich  mit  Maria  Tudor  verheiratete,  und  wurde  später  Oberanf- 
seher  der  Königlichen  Kanzlei  zu  Valladolid.  —  Unser  Held 
ging  1548  nach  Mexiko,  1550  nach  Guatemala  —  nicht  als 
Abenteurer,  sondern  mit  einer  Real  cedula  aus  Valladolid  vom 
23.  März  1550,  gerichtet  an  den  Lieutenant  Cerrato,  worin 
diesem  Präsidenten  der  Audiencia  de  los  Confines  anbefohlen 
wurde,  dass  er  ihn  (Coronado)  begünstige  und  ihm  jede  Gnade 
erweise  und  ihn  in  vorteilhaften  und  ehrenvollen  öffentlichen 
Ämtern  verwende.  Er  war  Ober-Alcalde  von  San  Salvador 
und  Honduras  in  den  Jahren  1550  —  54,  ordentlicher  Alcalde 
der  Stadt  Guatemala  von  1552 — 1554  und  Geschäftsverwalter 
(procurador)  und  erster  Alcalde  der  heiligen  Brüderschaft  (Santa 
Hermandad)  im  Jahre  1555.  Er  begleitete  den  Ramires  de 
Quinones  auf  seinem  berühmten  Zuge  nach  Lacandon  und  folgte 
dann  dem  Lieutenant  Caballon  als  Ober-Alcalde  von  Nicaragua 
(30.  April  1561). 

Zum  Schi u See  führe  ich  hier  den  schonen  Nachruf  an,  welchen 
Peralta  dem   Eroberer  seines  Vaterlandes  widmet. 

„Juan  Vazquez  de  Coronado  war  der  wahre  Eroberer  von 
Costa  Rica.  Er  unterwarf  dieses  Land  mehr  durch  Sanftmut  als 
durch  Gewalt,   und   die  Feinde,   die   er   im   eigenen  Lager   hatte, 


*)  Seine  Mutter  war  Dona  Catalina  de  Anaya. 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  251 

warfen  ihm  keine  anderen  Fehler  vor,  als  den,  zu  leutselig  and 
grossmutig  zu  sein." 

„Sein  Tod,  welcher  auf  hoher  See  im  Oktober  1565  stattfand, 
und  der  seiner  Begleiter,  welche  mit  der  Barke  San  Jossepe 
untergingen,  war  ein  ungeheures  Unglück  für  die  entstehende 
Kolonie,  deren  Schicksal  weniger  trübe  (mas  claros)  gewesen 
wäre,  wenn  dieser  gute  und  am  Hofe  einflussreiche  Mann  sie 
einige  Jahre  hindurch  hatte  regieren  können.  * 

Er  war  verheiratet  mit  Dona  Izabel  Arias  de  Avila,  Tochter 
des  Gaspar  A.,  eines  Geschwisterkindes  des  „berühmten"  — 
richtiger  hätte  Peralta  berüchtigten  gesagt  —  Pedrarias.  Er  hatte 
von  derselben  fünf  Sohne  und  war  der  Erbe  des  Titels:  Adelan- 
tado  de  Costa  Rica,  sein  Erstgeborener,  Don  Gonzago*),  dessen 
Nachkommenschaft  in  direkter  Linie  im  Besitze  des  genannten 
Titels  bis  zu  Anfang  des   18.  Jahrhunderts  lebte. 

Leider  war  das  grosste  Werk  des  Coronado,  die  Eroberung 
von  Talamanca,  nur  von  kurzem  Bestände.  Durch  seine  münd- 
lichen und  schriftlichen  Angaben  war  das  Interesse  Philipps  für 
Costa  Rica  angeregt  und  deshalb  ernannte  er  schon  unter  dem 
19.  Juli  1566  (aus  dem  Bosque  de  Segovia)  den  Perafan  (oder 
Per  Afan)  de  Ribera  zum  Gouverneur  dieser  Provinz.  Dieser 
verteilte  gleich  nach  seiner  Ankunft  in  Costa  Rica,  unter  dem 
11.  Januar  1569,  die  Indianer  von  Costa  Rica  in  encomiendas 
unter  seine  Soldaten,  und  nun  begann  die  Ausraubung,  Sklaverei 
und  Vernichtung  dieser  Unglücklichen,  aber  auch  ihr  blutiger 
Kampf  gegen  ihre  Unterdrücker. 

Und  wenn  auch  der  Mut  und  die  Freiheitsliebe  der  Tala- 
mancaner  nicht  entfernt  an  die  todesmutige  Tapferkeit  der  Arau- 
caner  erinnert,  welche  Araucaner  „das  Blut  der  Spanier  gleich 
Wasser  vergossen*4  —  wie  Prescott  (Eroberung  von  Peru,  II 
p.  67)  so  zutreffend  schreibt  —  deren  Kriegsruhm  die  Welt 
erfüllt  und  sie  zum  Schrecken  der  Spanier  durch  Jahrhunderte 
gemacht  hat,  wenn  sie  auch  nicht  Helden  wie  Caupolicau,  Lau- 
taro, Tucapel  etc.  zu  ihren  Führern  hatten,  so  gelang  es  ihnen 
doch  oft,  ihre  Peiniger  mit  blutigen  Köpfen  nach  der  Hoch- 
ebene von  Cartago  zu  jagen  und  blieben  sie  durch  Jahrhunderte 
fast  gänzlich  unabhängig  von  der  spanischen  Herrschaft,  wie  die 
Araucaner. 

Erst  der  Republik  gelang  es  vor  etwa  25  Jahren  —  aber 
nicht  durch  Waffengewalt  —  Hoheitsrecht  über  die  Indianer  von 
Talamanca  auszuüben  und  die  wahre  Eroberung  der  traurigen 
Reste   dieser  interessanten  Tribus  (seit  1880),  ihre  Bekehrung  zum 


*)  Er  regierte  Costa  Rica  von  1600—1604. 


252  H.  Polakowsky: 

Christentum  und  ihre  Gewinnung  für  die  wahre  Civilisatioo  ist 
eines  der  glänzendsten  Verdienste  des  heutigen  Bischofs  von  Costa 
Rica,  Bernhard  August  Thiel*). 


Ich  will  hier  im  Anhange,  nach  dem  Vocabularium  der  In- 
dianer-Sprachen Costa  Rica's  von  Bernhard  August  Thiel**)  — 
dessen  letzte  Druckbogen  ich  Ende  März  1884  erhalten  habe  — 
die  Erklärung  einiger  der  in  dieser  Arbeit  genannten  and  ge- 
brauchten Bezeichnungen  für  die  Indianer-Tribus  und  ihre  Wohn- 
sitze geben. 

Aserri,  Name  einer  Ortschaft  in  der  Provinz  San  Jose.  Das 
Wort  wird  in  den  alten  Dokumenten  geschrieben:  Ausari,  Aqui- 
cerri,  Acceri,  Acerri  etc.  Wahrscheinlich  ein  Eigenname.  In  der 
Nähe  dieser  Ortschaft  findet  sich  eine  grosse  und  sonderbare 
Steinfigur,  welche  schon  etwas  geneigt  ist,  so  dass  sie  bald  um- 
zustürzen droht.  Von  diesem  Steine  kann  nach  der  Biceita-Sprache 
der  Name  erklärt  werden:  ac  oder  bac  bedeutet  Stein  und  sen 
bedeutet  „ flinkes  Hündchen  tt  (perico  lijero  ***)).  Aserri  oder  Acceri 
ist  also  der  Ort  des  Steines  des  flinken  Hündchens. 

Barba,  Name  einer  gegenwärtigen  Ortschaft.  Barba  wird 
von  den  Indianern  mit  Barvac  bezeichnet;  bar  ist  Wärme,  warm; 
vac  ist  Volk;  Barba  oder  Barvac  bedeutet  also  hitzige,  erregbare 
Leute. 

C  o  oder  Cot  und  Coc,  Name  einer  Ortschaft  in  der  Provini 
Cartago.  D'co  bedeutet  in  der  Biceita-Sprache  einen  Ort,  der  mit 
Binsenrohr  bedeckt  ist. 

Chiriqui,  Name  einer  indianischen  Ortschaft.  Wahrscheinlich 
bedeutet  derselbe  „grosser  Flusstt.  Chi  gleich  ti,  bedeutet  Flosa, 
Wasser;  riqui,  ribi,  bribi,  ist  gross.  Tiribi,  Chiriqui,  Chirripö 
scheinen  denselben  Ursprung  zu  haben. 


*)  Über  die  Reisen  dieses  Bischofs  habe  ich  bisher  publiziert :  Der  Bischof 
von  Costa  Rica  bei  den  Guatusos-Indianern  am  Rio  Frio  (Sonntagsblatt  der 
Vossischen  Zeitung.  1883.  No.  30  n.  31)  und:  Der  Bischof  von  Costa  Rica 
bei  den  Chirripö-Indianern  (Petermanns  geogr.  Mitthl.  1883.  S.  300). 

**)  Apuntes  lexicograficos  de  las  Lenguas  y  dialectos  de  los  indios  de 
Costa  Rica,  reunidos  7  alfab&icamente  dispuestos  por  Bernardo  Augusto 
Thiel,  Opiopo  de  Costa  Rica.  I  Parte.  Lengua  y  dialectos  de  los  Tala- 
mancas  6  Biceitas  (=  Bribri,  Cabecar,  Estrella,  Chirripö,  Tucurrique  y 
Orosi).  II  Parte.  Lenguas  de  Terraba  y  Boruca.  III  Parte.  Lengua  de 
los  Guatuzos.  —  San  Jose*  de  Costa  Rica  1882 — 84. 

***)  So  wird  nach  v.  Frantzius  (Die-  Säugethiere  Costa  Rica's  in  Wieg- 
manns Archiv  für  Naturgeschichte  1869.  Übers,  in  L.  Fernandez,  Doc  ined.  I.) 
in  Costa  Rica  der  Choloepus  Hoffmanni,  Peters  genannt.  —  Es  ist  dieser 
Name  für  das  Faultier  Costa  Rica's  wahrscheinlich  eine  Korruption  des 
perrillo  (Hündchen),  welche  Bezeichnung  schon  bei  Oviedo  gefanden  wird, 
(v.  Frantzius  1.  c.) 


Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica  durch  die  Spanier  1563  u.  1564.  253 

Doraces,  Name  einer  alten  Ortschaft.  Diesen  Namen 
fahren  noch  heute  die  Indianer,  welche  nordlich  von  David  bis 
zur  Chiriqui'-Lagune  wohnen. 

Escasü,  Name  einer  Ortschaft  der  Provinz  San  Jose;  wird 
in  alten  Dokumenten  Iscazü  und  Yscazii  geschrieben.  Isca  be- 
deutet hier;  hu  oder  u  bedeutet  palenque  (Einzäunung).  Iscazu: 
hier  befindet  sich  ein  palenque. 

Huaca,  Name  der  indianischen  Begräbnisse.  Kommt  viel- 
leicht von  hu,  casa  und  von  hac,  Stein;  sodass  huaca  oder  guaca 
Steinhaus  bedeutete.  Fast  immer  bestehen  die  Gräber  aus  pyra- 
midenförmigen Steinbergen. 

Irazü,  Name  eines  Vulcans.  Die  Endung  zu,  tzu  bedeutet 
Spitze,  Brust  und  findet  sich  in  tzubeta,  dem  Namen  eines 
Berges.  Ira  kann  sein:  1)  Name  eines  Baumes;  dann  ist  Irazii 
ein  Berg,  wo  es  viele  Bäume  dieses  Namens  giebt.  2)  Ira  kann 
eine  Abkürzung  von  I  ara  sein ;  I  bedeutet  die  Erschütterung  und 
ara,  arar  bedeutet  Geräusch  machen,  donnern.  Irazü  wäre  dann 
der  Berg  der  Erschütterungen  und  des  Donners. 

Mejicanos  (Mexikaner),  Name,  mit  dem  die  Indianer  von 
Talamanca  belegt  wurden*). 

Orosi  oder  Oroci:  1)  Name  eines  Caziken.  —  2)  Name 
einer  Ortschaft  in  der  Provinz  Cartago.  (Am  Rio  Reventazon.) 
Kommt  vielleicht  von  dem  Worte  oros  der  Biceita-Sprache,  welches 
eine  Art  von  Fischen  bedeutet. 

Pacaca,  Name  einer  Ortschaft.  Wird  auch  Pacacua  ge- 
schrieben. Ist  wahrscheinlich  der  Name  eines  Caziken.  Nimmt 
man  die  Eatrella- Sprache  an,  so  kann  diese  Bezeichnung  Ortschaft 
des  Vaters  oder  des  Caziken  bedeuten,  denn  caca  oder  caga  ist 
Vater,  Cazike  und  pa  oder  pe  bedeutet  Leute,  Volk.  —  Es  wäre 
dasselbe  wie  Hauptstadt  (Haupt)  der  übrigen  Ortschaften. 

Quircot,  Quiricö,  Quercoc  oderCorcos,  Name  einer  Ort- 
schaft der  Provinz  Cartago.  —  Diese  Bezeichnung  bedeutet  wahrschein- 
lich Ameisenhaufen.  D'quir,  d'quiri,  ist  eine  kleine  Ameise  und  d'quiri 
jo,  quiri  hu  oder  quiricu,  quiricö,  quircö  ist  der  Ameisenhaufen. 

Ujarraz,  Name  einer  Ortschaft  in  der  Provinz  Cartago. 
Wird  auch  Ujarraci  geschrieben  und  kommt  wahrscheinlich  von  u, 
hu  =  Haus,  und  von  juarci,  welches  von  Juarco,  dem  Namen 
des  Flusses  bei  Ujarraz,  abgeleitet  wird.  Ujarraz  wäre  also  Ort- 
schaft oder  palenque  am  Ufer  des  Guarco. 


*)  Bedarf  dringend  der  näheren  Erklärung.  Dass  im  südlichen  Costa 
Rica  echte  Mexikaner  zwischen  den  eingeborenen  Stämmen  wohnten,  haben 
wir  aus  dem  Zuge  des  Coronado  gesehen.  Zudem  ist  Herr  Peralta  —  wie 
er  mir  schreibt  —  noch  im  Besitze  von  unedierten  Dokumenten,  welche  diese 
Tflatsache  beweisen. 


254  H.  Polakowsky:  Die  erste  Eroberung  von  Costa  Rica. 

Votos,  Name  einer  Tribus  der  Guetares.  Vielleicht  dieselben 
wie  die  Cotos  des  Inneren.  Es  ist  möglich,  dass  die  Guatosos 
die  Überreste  der  Votos  sind. 


Berichtigungen 
znr  ersten  Hälfte  dieser  Arbeit  in  Heft  I. 

S.  24  Z.  3  v.  o.  in  II,  statt:    die    sehr   unvollkommenen  ist  zu  lesen: 
die  zuweilen  sehr  unvollkommenen. 

S.  26  Z.  21  v.  o.,  statt:  Jose"  d.  Ferrer  ist  zu  lesen:  Jose*  I.  Ferrer. 

S.  27  Z.  4  v.  o.,  statt:  Talamasscas  ist  zu  lesen:  Talamancas. 

S.  30  Anm.  *),  statt:   Diese  Ansicht  scheint  mir  die  richtige  zu  sein  ist 
zu  lesen:  Die  Ansicht  Peralta's  ist  sicher  die  richtige*). 

S.  32  Z.  4  v.  o.,    statt:    die  Wittwe  des  Christ.  Colon  ist  zu  lesen:  die 
Wittwe  von  D.  Diego  Colon,  Sohn  des  Christ.  Colon., 

S.  33  Anm.  Z.  2  v.  u.,  statt:  Madrid,  1883  ist  zu  lesen:  Madrid,  z.  Z. 
unter  der  Presse. 

S.  37  Z.  21  v.  o.,  statt:  verstorbenen  Bruselas  ist  zu  lesen:  verlassenen 
Bruselas. 

S.  40  Anm.  *),  statt:  Gaetares  ist  zu  lesen:  Guetares. 

S.  40  Anm.  +),  statt:  Laguna  da  ist  zu  lesen:  Laguna  de. 

S.  41  Z.  7  v.  o.,  statt:  Laudecho  ist  zu  lesen:  Landecho. 

S.  42  Anm.  *),  statt:  San  «Tue*  ist  zu  lesen:  San  Jose". 

S.  42  Anm.  *),  statt:  Puririci  ist  das  heutige  Tucurrique  ist  zu  lesen: 
Puririci  ist  das  heutige  Purires  bei  Cartago. 

8.  42  Anm.  *),  statt:  Wo  Taribi  lag,  resp.  ob  es  das  heutige  Tobori 
südwestlich  von  Cartago  ist,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden  ist  zu  lesen: 
Taribi  lag  am  Rio  Tiribi  (Karte  von  v.  Frantzius)  oder  R.  Tiriqui  (Karte 
von  Gabb)  nahe  bei  Desemparados  **). 

S.  44  Z.  1  v.  u.,  statt:  del  Albra  ist  zu  lesen:  del  Abra. 

S.  45  Z.  14  v.o.,  statt:  Rio  Pocosol  (-Sarapiquä)  ist  zu  lesen:  Rio 
Pocosol***). 

S.  47  Anm.  *),  statt:  Dieser  R.  Vazquez  ist  zu  lesen:  Ein  R.  Vazques. 
—  Und  zum  Schlüsse  dieser  Anmerkung  ist  hinzuzufügen :  Er  ist  aber  nicht 
zu  verwechseln  mit  dem  wahren  Estrella-Flusse,  dem  heutigen  Changuinola  etc. 

*)  Durch  einen  Druckfehler  bei  Peralta  (1.  c  p.  33  Note  2)  erklärt  sich 
mein  falscher  Schluss.  Es  muss  nämlich  in  dem  entscheidenden  Dokument 
statt  „en  el  fondo  del  golfo  de  Nicoya"  gelesen  werden:  „el  Este  del  golfo 
de  Nicoya".  —  Da  ich  den  letzten  Bogen  von  Peralta's  Werk  mit  dem  Ver- 
zeichnisse der  Druckfehler  erst  erhielt,  als  die  erste  Hälfte  dieser  meiner 
Geschichte  der  ersten  Eroberung  von  Costa  Rica  bereits  gedruckt  war,  konnte 
ich  diese  Berichtigungen  nicht  berücksichtigen.  —  Es  sprachen  zudem  viele 
Momente  für  die  Richtigkeit  der  Ansicht  des  Herrn  L.  Fernandez. 

**)  Diese  zwei  letzten  Berichtigungen  verdanke  ich  Herrn  Peralta  (Brief 
v.  29.  März  1884). 

***)  Führt  noch  heute  denselben  Namen.  (S.  Peralta,  Costa  Rica,  Nica- 
ragua etc.,  p.  766.)  Eine  irrige  Angabe  von  L.  Fernandez  (Docum.  inld.  III. 
p.  306  Note  2)  hatte  mich  zu  dieser  Bemerkung  veranlasst. 


Höhenmessungen  im  Wilajet  Trapezunt.  255 

XII. 
Höhenmessungen  im  Wilajet  Trapezunt. 


(Mit  einem  Goldschmidt'schen  Aneroidbarometer  bestimmt  von  P.  W.  Tschar- 
kowski  1881  und  1882  und  nach  den  entsprechenden  Beobachtungen  in 
Trapezunt  berechnet  vom  Feldmesser  J.  M.  Zamotschnikow.  Aus 
„Izwest  der  Kaukas.  Sektion  der  K.  Euss.  Geogr.  Ges.a  VII.  Nr.  2.  S.  266— 
267;  vgl.  zur  Orientirung  H.  Kieperts  Special  -  Karte  des  Türkischen 
Armeniens.     Berlin  1877.) 

A.    Von  Of  am  Schwarzen  Meere  über  das  Pontische  Gebirge 

nach  Baiburt. 

Hohe  Aber  dem  Meere  in 
engl.  Fties     Metern. 

1 .  Of-tschai  gegenüber  dem  Dorfe  Mawran  beim  Kaffeehaus    310  94 

2.  Brücke  über  den  Of-tschai  beim  Dorfe  Pullas  [Pulelas] 

(3  Sashen  über  dem  Wasserspiegel) 380  115 

3.  Dorf  Tschufaruksa  (Haus  des  Tschausch  Suleiman)  .  1330  406 

4.  Dorf  Konda  (Konak  des  Begram- Ali  Dshamansyl-oglu)    880  268 

5.  Dorf  Züsno  (Haus  des  Jani  Alchaz-oglu)  [Sissino]     .  1580  482 

6.  Auf  dem  Wege  von  Konda  nach  Schinek 1210  369 

7.  Dorf  Schinek  (Haus  des  Muchtar  Hussein)     ....  2250  685 

8.  Ogene-dere,  am  Wege,  750  Sashen  unter  dem  Anfange 
des  Dorfes  Ogene-sufla  (d.  i.  das  untere  Ogene)  (150' 

über  dem  Spiegel  des  Ogene-su) 2640  805 

9.  Dorf  Ogene-ulja  (das  obere  O.)  (Haus  des  Hadschi- 

Effendi) 3590        1094 

10.  Gipfel   Kotzet   im   Kakart-Dagh,   über   welchen    die 

Strasse  fuhrt 7560        2304 

11.  Pass   über   den    Pontischen    Kamm    Soghanlü  Dagh. 
zwischen    den   Dörfern  Heneke  und  Jukarigi-   (d.  i. 

Ober-)  Tschendshul  • 7770  2368 

12.  Dorf  Heneke 6830  2082 

13.  Bach  beim  Dorfe  Jukarigi-  (Ober-)  Tschendshul    .    .  5970  1820 

14.  Dorfruine  beim  Charta-tschai  beim  Eintritt  des  Weges 

in  die  Ebene  des  Tschoroch  (Tschanik) 5850         1783 

15.  Stadt  Baiburt  (Haus  des  Arakel  Serafim-Effendi)   .    .  5110         1557 

B.   Im  Thale  Kro-m-dere  bei  Trapezunt. 

1.  Dorf  Mandri 4510        1375 

2.  Mühle  am  Bach  Arnautli-BU,  vor  dem  letzten  Aufstiege 

zum  Dorfe  Arnautli 4900  1493 

3.  Dorf  Arnautli 5420  1652 

4.  Pass  über  den  Kurazmenza  Dagh 6020  1835 

5.  Dorf  Warenli 6620  2018 

6.  Zusammenfluss  des  Krom-sn  und  des  Himera-su  bei 

der  Brücke  Osman-Aga  Kerpusi 5430         1655 

7.  Dorf  Schamanti  (im  oberen  Theile) 6350        1936 


J 


256  Höhenmessungen  im  Wilajet  Trapezunt 

Hohe  aber  dem  Heere  in 

eogL  Fom  Meten. 

8.  Hagios  Zacharios  (Sattel) 8080  2463 

9.  Gipfel  des  Berges  Jalonomit 10510  3203 

10.  Pass  über  den  Sattel  an  der  Westseite  des  Murad  Dagh  8200  2499 

11.  Weg  unter  dem  Kolat  Dagh 8330  2539 

12.  Stawri-chane 8090  2466 

1 3.  Dorf  Stawri-köi  (Haus  des  Priesters  Ikonomos  Kon- 
stantin, 50'  über  dem  Spiegel  des  Krom-su)     .    .    .    5660  1725 

14.  Brücke  über  den  Stawri-su  unterhalb  Stawri-köi  (20 ' 

über  dem  Wasser) 5210  1588 

15.  Zusammenfluss  des  Krom-su  und  Stawri-su    ....    4660  1420 

16.  Höchster  Punkt  des  Weges  am  Abhang  des  Muzen- 

Dagh  vor  dem  Beginn  des  Abfalles  zum  Tzimera-dere  6790  2070 

C.    Auf  der  Trapezunt-Erzerumer  Chaussee* 

1.  Dshewizlik 330  (?)  100(?)*) 

2.  Obere  Kiramutli-chan  (Keremidlü  Khan) 2540  774**) 

3.  Chane-Joriki,  im  obersten  Theile  des  Dorfes  Hamsi-köi    3940  1201***) 

4.  Pass  Zigana-Dagh  (Chan  des  türkischen  Cordons)   .    6920  2109f) 

5.  Chane  in  Demurtschi-su  (Demirdji) 3240  987 


IL    Hoben  zwischen  Baiburt  and  Trapezunt. 

(Mit  einem  Goldschmidt'schen  Aneroidbarometer  1882  bestimmt  von  M. 
A.  Olamazdin  und  von  Tscherdantzew  auf  Grand  der  in  Poti  [Leacht- 
thurm]  ausgeführten,  correspondirenden  meteorologischen  Beobachtungen 
berechnet.  Aus  „Izwest.  der  Kaukas.  Sektion  der  K.  Boss.  Geogr.  Gea." 
VIII.    Nr.  1.    S.  76f.) 

Hohe  aber  dem  Meere  ia 
eogL  Fan    Metern. 

1.  Dorf  Tzikoli 468  142 

2.  Aulet-chane 3870  1180 

3.  Agag-baschi 6510  1984 

4.  Limana-chane 7870  2399 

5.  Dorf  Chart 5330  1624 

6.  Kandri-chane  (an  der  Chaussee  Trapezunt-Erzerum)  5260  1603 

7.  Dorf  Wesernik 6020  1835 

8.  Griechisches  Frauenkloster 6150  1875 

9.  Adrassa-chane  (an  der  Chaussee) 3010  917 

10.  Dorf  Dshaira 2050  625 

11.  Dorf  Chaschut 470  143 

12.  Griechisches  Kloster  Sumeli 4180         1274 


*)  Nach  Tezier  370  m,  Briot  247  m,  Mircher  &  Saget  325 1 
**)  696  m  nach  Mircher  &  Saget. 
***)  Wohl  Jerkbprü,  1042  m  nach  Mircher  &  Saget, 
f)  1980  m  nach  Mircher  &  Saget. 


Verlag  von  Dietrich  Reimer  in  Berlin. 


Nouvelle  Carte   gönerale 

des 

Provinces  Asiatiques 

de 

L'Empire  Ottoman 

(sans  l'Arabie). 

Dressöe  par 

Henri  Kiepert 

6  feuilles  k  lächelte  de  i  :  1,500,000. 
Avec  une  feuille  s£par6e  (1  :  4,000,000)  indiquant  la  division  administrative. 

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Von 

Heinrich   Kiepert 

Separat -Ausgabe  aus  dem  Handatlas  Nr.  34. 
Preis  1  M.  20  Pf. 


Für  die  Redaktion  rerantwortlich :  Professor  Dr.  W.  Koner  in  Berlin. 


Drnek  Ton  W.  Pormettor  in  Berlin. 


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No.  112  u.  113.  MUS.  c 


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ZEITSCHRIFT 


DER 


GESELLSCHAFT  FÜR  ERDKUNDE 

ZU  BERLIN. 


ALS  FORTSETZUNG  DER  ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  ERDKUNDE 

IM    AUFTRAGE    DER    GESELLSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

Prof.  Dr.  W.  KONER. 
REDACTION  DER  KARTEN  VON  HEINRICH  UND  RICHARD  KIEPERT. 


NEUNZEHNTER  BAND.    VIERTES  UND  FÜNFTES  HEFT. 


BERLIN, 
VERLAG  VON  DIETRICH  REIMER. 
^  1884. 


lit  Gratisbeilage:   Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkui 

1884.    No.  6u.  7. 


Inhalt. 

Seite 

XIII.  Begleitworte    zu    meiner    Karte    der    Insel    Mindanao.       Von 

F.  Blumentritt    (Hierzu  eine  Karte,  Taf.  VI) 257 

XIV.  Geographie  der  Liu  -  kiu  -  Inseln.  Nach  japanischen  Berichten 
bearbeitet  von  F.  George  Müller-Beeck.  (Hierzu  eine 
Karte,  Tat  VII) 803 

XV.  Die    italienische    Bevölkerung    im    deutschen    Sudtirol.      Nach 

amtlichen  Quellen  bearbeitet  von  W.  Kellner 316 

XVI.  Zur  Bestimmung  der  geographischen   Länge  auf  Reisen.     Ein 

Beitrag  von  Eugen  Gelcich,  K.  K.  Professor 319 

XVH.  Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.     Wanderungen  und  Studien 

von  F.W.Paul  Lehmann 332 

Karten. 

Taf.    VI.  Die  Insel  Mindanao.     Von  F.  Blumen  tritt 
Taf.  VII.  Die  Liu -kiu -Inseln. 


Der  neunzehnte  Band  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde  erscheint  1884  in  zweimonatlichen  Heften,  mit  Bei- 
gabe von  Karten  und  mit  der  Gratisbeilage:  „Verhandlungen 
der  Gesellschaft  für  Erdkunde,  10  Nrn."  Der  Preis  des  Bandes  von 
6  Heften  nebst  Gratisbeilage  ist  13  Hark.  Die  „Verhandlungen" 
sind  auch  allein  zum  Preise  von  4  Mark  zu  beziehen. 

Die  Bande  I— IV  (1866—1869)  sind  zum  Preise  von  8  Hark, 
der  V— VIII.  Band  (1870—1873)  zum  Preise  von  10  Mark  und  der 
IX— XVIII.  Band  (1874—1883)  zum  Preise  von  13  Mark  pro  Band, 
complet  geheftet,  ebenso  die  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für 
Erdkunde,  1874—1883,  complet  geheftet,  zum  Preise  von  4  Mark 
pro  Band  zu  haben. 

Preis-Ermässigung. 

Die  Bande  I— VI  und  neue  Folge  I— XIX  der  Zeitschrift  ftr 
allgemeine  Erdkunde  (1853—1865)  Bind 

zusammengenommen  zum  Preise  von  3  Mark  pro  Band  und 
einzeln  zum  Preise  von  4  Mark  pro  Band 
durch  jede  Buchhandlung  zu  beziehen. 
Berlin,  im  September  1884 

S.  W.  Anhaltatraase  No.  12. 

Die  Verlagshandlung  von 
Dietrich  Reimer 

(Reimer  &  Hoefer.) 


XIII. 

Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao. 

Von  F.  Blumentritt. 
(Hierzu  eine  Karte,  Tafel  VI.) 


Die  Insel  Mindanao  ist  trotz  ihrer  Grösse  bis  in  die  neueste 
Zeit    uns     Deutschen     wenigstens     so    ziemlich     eine    terra    in- 
cognita  geblieben.    Bis  in  die  sechziger  Jahre  tief  hinein  erschien 
auf  unseren  Karten  jene  zweitgrösste  Insel  des  Philippinen-Archi- 
pels in  jenen   verzerrten  Konturen,   welche   wir  bereits   auf    den 
„Landcharten"  des  vorigen  Jahrhunderts  vorfinden.     Zu  entschul- 
d/gen ist  dieses  Vorgehen  nicht,  denn  die  so  vielgeschmähten  Herren 
des  Landes,   die  Spanier,   hatten  bereits  vor  einem  Menschenalter 
eine    bezüglich    der    Küstenumrisse   recht   gute   Karte   Mindan ao's 
publiciert:  es  ist  dies  jene  des  ruhmlichst  bekannten  Kartographen 
Coello,   welche   auch   noch  heute   bei  dem  Studium  jenes   Landes 
ihre    guten    Dienste,  leistet.     So   besassen   die   Spanier   schon   zu 
einer  Zeit  ein  genaueres  Bild  jenes  vielgegliederten  Eilandes,  wo 
auf  vielen    deutschen    und    ausländischen   Karten   sogar   noch   die 
fabelhafte    Insel    San    Juan    im    Osten   Mindanao's    prangte.      An 
der   Wende   der  sechziger    und   siebenziger   Jahre    begannen   erst 
die     deutschen     Atlanten     das    alte    Schauergebilde    auszumerzen, 
während  in  Spanien  selbst  die  vorzuglichen  Karten  der  Direcciön 
hidrogräfica,  besonders  die  von  D.  Claudio  Montero  y  Gay  ver- 
öffentlichten Blätter,   so   manche   Lücke   des  Coello'schen  Werkes 
ergänzten  und  vorgefallene  Irrtümer  berichtigten.     Letztere  Karten 
brachten   besonders  bezüglich  des  Laufes  des  Rio  Grande  de  Min- 
danao zahlreiche   neue   Bilder;   die   Occupation   des  Deltas   dieses 
Stromes   durch  die  Spanier  hatte  eben    neue  kartographische  Auf- 
nahmen im  Gefolge  gehabt,  welche  endlich  eine  korrekte  Zeichnung 
des  Unter-  und  Mittellaufes  jenes  grossen  Stromes  uns   überliefer- 

Zflitaehr.  d.  GesaUech.  f.  Erik.    Bd.  XIX.  17 


258  F-  Blumentritt: 

ten.     Immerhin  blieb  aber  noch  der  grossere  Teil  Mindanao's  un- 
erforscht, insbesondere  war  es  das  Stromgebiet  des  wasserreichen 
Rio  Agüsan  (oder  wie  er  früher  häufiger  genannt  wurde:  Rio  de 
Butuan),  welches  auf  den  Karten  jener  Insel  nnr  vage  verzeichnet 
erschien.     Zwar  wurde  jener  Landstrich   von   wissenschaftlich  ge- 
bildeten Reisenden  —  ich  erinnere  an  Prof.  G.  Semper  —  besacht, 
aber  die  Karten   des  ostlichen  Mindanao's  erzielten  dadurch  keine 
Bereicherung,    da  eben  jene   Gelehrte  andere   Studien  betrieben. 
Eine  im  J.  1876  in  den  Boletines  der  Sociedad  geogräfica  de  Madrid 
veröffentlichte  Karte  Mindanao's  unterschied  sich  von  jener  von  der 
Direcciön  hidrografica  herausgegebenen   nur  durch  die  Zeichnung 
der  politischen  Grenzen.     Trotzdem  war  jenes  Jahr  für  die  Karto- 
graphie  dieser  Insel   von   tiefer  Bedeutung.     Die  Jesuiten  hatten 
nämlich   von  Seiten  der   spanischen   Regierung  die  Seelsorge  auf 
jener  Insel  abgetreten  erhalten  und  zwar  bereits  im  Jahre  1852, 
doch  erst  im  J.  1859  langten  die  ersten  Missionare  in  Manila  an, 
wo    sie    zunächst   die   Leitung   der   Normalschule    in    ihre   Hände 
nahmen,  so  dass  erst  nach  dem  Eintreffen  weiterer  Verstärkungen 
eine  Mission  in  Mindanao   und  zwar  zu  Tamontaca  ca.   1862  ge- 
gründet wurde.     Der  Mangel  an  Nachschüben  sowie  an  den  nöti- 
gen Geldmitteln  bewirkte,   dass  die  Missionsthätigkeit  im  übrigen 
Mindanao  erst  um  das   Jahr  1876   eröffnet  werden   konnte;   nun 
wurde  aber   der  Kampf  auf  allen  Seiten   begonnen.     Eine  Folge 
dieser  evangelischen  Thätigkeit  war  aber  nicht  allein  die  Erweite- 
rung   der   Kenntnis,    sondern    auch    die   Publikation   einer  Karte 
durch  Padre  Juan  Heras  im  J.  1880.     Dieselbe  beruht  einerseits 
auf  der  Montero' sehen  und  Coello'schen  Karte,  dann  aber  auf  den 
Itinerarien  der  Missionare,    deren   Aufzeichnungen   Boussole-Aof- 
nahmen    zu   gründe    lagen.     Ein    Blick    auf    die    vorhergehenden 
Karten  lehrt  uns,   um  wieviel  unsere  Kenntnis  durch  jene   (litho- 
graphierte) Karte  des  Padre  Heras  vermehrt  und  erweitert  wurde: 
das   ganze   Stromgebiet   des   Rio   Agiisan   ist  hier  zum    erstenmal 
fixiert,  hier  finden  wir  zuerst  jene  Laguna  de  Linao  oder  Dagom 
verzeichnet,   welche  in  den  Kämpfen   der  Christen  oder  Mohame- 
daner  besonders  in  der  Zeit  von  1840 — 1850  eine  so  bedeutende 
Rolle  spielte.     Ebenso  bedeutend  sind  die  neuen  Details  am  Golf 
von  Dävao.     Bis  zum  J.  1880  erscheint  als  einziger  ansehnlicher 
Fluss,   welcher  im    Norden  jenes   tiefen  Meereseinschnittes  seine 
Wässer   mit   den   Wogen   der  See   vermischt,    der   Rio  Hijo;   bei 
P.  Heras  erscheint  südwestlich  von  diesem  ebenerwähnten  Flusse 
die  Mündung  des  Rio  Tägum,  welcher,  aus  der  Vereinigung  der 
beiden    Flüsse  Libagänum   und   Salug  entstehend,  an    Bedeutung 
den   Rio   Hijo    wohl    um    einiges  übertrifft,    obzwar    der    letztere 
eine  bequemere  Wasserstrasse  gegen  das  Stromgebiet  des  Agiisan 


Begleitworte  an  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  259 

bietet,  wahrend  der  Sälug  darch  seine  zahlreichen  Kaskaden  einer 
regelrechten    Schiffahrt    schwere    Hindernisse-    in    den   Weg    legt. 
Desgleichen  finden  sich  auf  der  Karte  des  Padre  Heras  die  Flüsse 
Tuganay  nnd  Lasän,   die   nicht  weit  von   dem   Rio  Tagum  in  das 
Meer  fallen.     Beide  ebenerwähnten  Flusse  sind  schiffbar.     In  der 
Zeichnang    der   Käste nnm risse  jenes   Teiles    der   Insel   Mindanao 
finden  wir  bei  P.  Heras   eine   bedeutende   Abweichung   bei  jener 
Halbinsel,    welche    die   Ensenada  de  Mayo  von  der   Ensenada   de 
Pojaga  (Pujada)  trennt  und  mit  der  Punta  Taucanan  am  weitesten 
in  die  Südsee   vorspringt.     Bei   Montero    etc.    hängt   diese    Halb- 
insel mit  einer  sehr  breiten  Basis  am  Festlande,  während  bei  P. 
Heras  diese  breite  Basis  durch  einen  schmäleren   Isthmus  ersetzt 
erscheint.     In    der  That  berichten   denn    auch    die   Missionare   in 
ihren  Briefen  an  den  Superior  der  Mission,  dass  die  Entdeckung 
dieses  Isthmus   viel  zu   einem   rascheren   Verkehre  zwischen   den 
Ensenadas  von  Pujaga  und  Mayo   beigetragen  hätte,   denn  bisher 
war   man   genötigt   bei   entsprechender  Reise   das   erwähnte   Kap 
Taucanan  zu  dublieren,  was  bei  dem  meist  unruhigen  Wellengange 
der  Südsee  und  den  jenem  Vorgebirge   nahen  Klippenreihen  zum 
mindesten    mit   einem    erheblichen   Zeitaufwande    verbunden    war. 
Jetzt  erleichtert  die  Entdeckung  jenes  Isthmus  die  Kommunikation 
um  so  mehr,   als  in  der   Mitte  desselben   sich   eine   niedrige   und 
scbmalrückige    Bodenanschwellung  vorfindet,   welche   die    Wasser- 
scheide zweier   kleinen,  jedoch   für  Kähne  bis   nahe   der  Quelle 
schiffbaren  Flüsschen  bildet,  von  denen  der  eine  in  die  Ensenada 
de  Mayo,  der  andere  durch   einen   dichten  Manglebusch  *)   in   die 
Ensenada    de    Pujaga    mündet.      Um    beim    östlichen    Teile    Min- 
danao'ß  weiter  zu  verweilen,  so  sei  noch  die  Fixierung  der  Laguna 
de  Mainit  (Jabonga,  Saponga,  Sapongan)    und   des   aus    derselben 
flieseenden  Rio   de  Tiibay   zu  erwähnen,   die    bei   P.  Heras  zum 
erstenmale  in  der  richtigen  Lage  erscheinen,  während  die  früheren 
spanischen  Karten  zwar  die  Lage  der  Stadt  Mainit  richtig  angaben, 
dagegen  den  See  viel  weiter  nach  Süden  verlegten.     Im  mittleren 
and  westlichen  Teile  Mindanao's  fällt  uns  die  veränderte  Zeichnung 
der  Laguna  de  Länao  oder  Dänao  **)  in  die  Augen,  jener  Laguna, 


*)  Rhizophoren-Species. 
**)  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  erwähnt,  dass  die  in  der  Nr.  5  des  XIV. 
Bandes  der  Boletines  de  la  Sociedad  geögräfica  de  Madrid  veröffentlichte 
Karte  der  Laguna  de  Länao  6  Malanao  wohl  in  den  Hauptzügen  mit  der 
Zeichnung  hei  P.  Heras  übereinstimmt,  jedoch  viel  südlicher  gelegen  er- 
scheint; die  Ausflussstelle  des  Bio  Iligan  aus  dem  See  liegt  dort  südlich 
vom  8.  nordl.  Parallelkreise,  auch  hat  auf  derselben  der  See  südlich  von  Gan- 
langan  (Ganlengan)  keinen  Abfluss  nach  der  Laguna  de  Lanao,  während  nach- 
der  Karte  des  Padre  Heras  die  beiden  Seeen  durch  einen  sehr  breiten  Ka- 
nal mit  einander  verbunden  erscheinen.    Ich  placierte  in  meiner  Karte  die 

17* 


260  F.  Blumentritt: 

welche  angeblich  der  ganzen  Insel  den  Namen  gegeben  hat:  Ma- 
guindanao  =  Seeenland.     Diese  Zeichnung  nähert  sich  mehr  jener 
in  Forrest  ( Voyage  to  New  Guinea  .  .  .  includ.  an  account  of  Ma- 
gindanao  etc.     Dublin  1779).     Damit  hätte  ich  aber   nur  flöchtig 
die  wichtigeren  neuen  Details  erwähnt,  welche  die  Karte  des  Padre 
Heras  uns  über  das    Flussnetz    und  die   Küstengliederung  jener 
grossen  Insel  zur  Kenntnis  bringt.     Während  die  bisherigen  Kar- 
ten nur  hier  und  da  die  Lage  eines  Ortes  auf  Mindanao  angaben, 
begegnen  wir  auf  der  Karte   des  P.  Heras  einer  endlosen  Reibe 
von  Städten,   Dörfern   und  Rancherias.     So   hatten  wir  in  dieser 
Karte  des  P.  Heras  ein  endlich   im  ganzen  und  grossen  getreues 
Bild  jener  Insel  vor  uns;   blieb  und  bleibt  auch  heute  noch  viel, 
sehr  viel  zu  korrigieren   und   Details   nachzutragen,  so    war  doch 
diese  Karte  für  Mindanao  das  geworden,  was  die  Zeichnung  des 
Congolaufes  nach  der  kühnen  Fahrt  Stanley's  für  die  Karte  Afrika's 
wurde:    die   Grundskizze   des   Bildes   war  entworfen,   was  später 
kommen  sollte,  war  nur  mehr  „Ausführung"  oder  Anbringung  von 
Details.     Bei  dieser  Wichtigkeit  der  Heras' sehen  Karte  wird  man 
meinen  Schmerz  begreifen,  den  ich  empfinden  muss,  dass  ich  jene 
nieht  zur  Zeit  der  Abfassung  meines  „Versuches  einer  Ethnographie 
der  Philippinen u  in  den  Händen  hatte,  aber  diese  Publikation  ist 
nicht  im  Buchhandel  erschienen,  und  erst  lange  nach  der  Heraus- 
gabe jenes  Ergänzungsheftes  Nr.  67  zu  Petermann's  geographischen 
Mitteilungen   erhielt   ich   von   dem   Superior   der  Jesuiten-Mission, 
dem   Ro.   Padre   Juan   Ricart,    nicht  nur  jene   Karte    und  deren 
zweite  verbesserte  Auflage,  sondern  auch  jene  Hunderte  von  Brie- 
fen, welche  unter  dem  Titel:   Cartas  de  los  PP.  de    la  Com- 
pani'a  de  Jesus  de  la  Mision  de  Filipinas  von  den  einzelnen 
Missionaren  an  den  Pater  Superior  gerichtet  sind    und    ungemein 
wertvolle  Berichte  über  Land  und  Leute  der  Insel  Mindanao  ent- 
halten. 

Die  Karte  des  ostlichen  Mindanao,  welche  Dr.  J.  Montano 
im  Bulletin  der  Socie'te  de  Geographie  (4e  Trimestre  1882)  ver- 
öffentlichte, wurde  schon  auf  meiner  ethnographischen  Karte  des 
Gesamt- Archipels  der  Philippinen  benutzt.  Bei  der  gegenwärtig 
vorliegenden  Karte  Mindanao's  sah  ich  mich  genötigt,  um  den  Be- 
richten der  Jesuitenmissionare  gerechter  zu  werden,  die  Lage  Pa- 
trocinio's  südlicher  zu  nehmen,  als  dies  bei  Montano  der  Fall  ist 
Dieser  Reisende  hat  in  allzu  genauer  Gewissenhaftigkeit  nur  jene 
Partieen  des  Landes  voll  ausgezeichnet,  welche  er  selbst  besuchte, 


Laguna  de  Lanao  nach  der  Jesuitenkarte,  während  ich  nach  jener  Karte 
der  Sociedad  geograÜca  de  Madrid  jenen  Isthmus  bearbeitete,  welcher  die 
Bahfa  de  Panguil  von  der  Bahia  Illana  trennt 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  261 

alles  andere  aber  nur  gestrichelt  oder  ganz  leer  gelassen,  wodurch 
auf  seiner  Karte  jener  Teil  Mindanao's   dem  Uneingeweihten   als 
ein  fast  gar  nicht  exploriertes  Land  erscheint,   wahrend   thatsäch- 
lich  kein   Teil  jener  grossen   Insel   so   gut  bekannt  ist,    als   das 
Stromgebiet  des  Rio  Agrisan,   an  dessen  Ufern   und  jenen  seiner 
Zu-  und  Nebenflüsse    die  Jesuiten  die   grössten  Erfolge  errangen 
und    die    wichtigsten    Niederlassungen    der   Nuevos   Cristianos 
nnd  In  fiel  es  reducidos*)  liegen.     Auf  meiner  Karte  erscheint 
der  Stromlauf  des  Rio  Agusan  von  Moncayo  bis  zur  Mundung  bei 
Butuan  nach  Montano  gezeichnet;  nur  im  Mittellaufe  bei  Bunäuan 
im  Westen   der  Laguna    de   Linao   folgte   ich   der   Zeichnung  des 
P.  Heras,  da  bei  dem  franzosischen  Reisenden  die  Laguna  Cada- 
cnn  fehlt.     Der  erstgenannte  See  bat  bei  Montano  einen  kleineren 
Umfang,  als  bei  Heras,  wohl  nur  aus  dem  Grunde,  weil  der  Je- 
saitenpater  das  Sumpf-  und  Inundations-Gebiet  mit  zum  See  rechnet. 
Aach  die  kleineren  Seeen,  welche  im   Oberlaufe  des  Agusan   in 
grosserer  oder  geringerer  Entfernung  von  dessen  Ufern  den  Strom 
begleiten,   sind  so  wie  die  Neben-  und  Zuflüsse  nach   Heras    ge- 
zeichnet, während  der  Rio  Tubay  nach  dem  Franzosen  entworfen 
ist.     Die  Zeichnung  des  Rio  Salug**)  und  Tagum  ist  nach  Montano 
gemacht,    der  Rio  Libaganum,   Rio  Tuganay   und   Rio  Lasan  sind 
zum  Teil  nach  Montano  und  Heras,  zum  Teil  nach  den  Angaben 
des  Briefes  des  P.  Mateo  Gisbert  de  dato:  Davao,  17.  Nov.  1881 
eingetragen.     Merkwürdigerweise  fehlt   auf  der   Karte  Dr.   Mon- 
taoo's  der  Rio  de  Davao,  an  dessen  Ufern  die  gleichnamige  Stadt 
liegt;    obwohl  er  ein  ganz  ansehnlicher  Strom  ist,   finden  wir  ihn 
bei  Montano,  wie  gesagt,  gar  nicht,  bei  Heras  auch  in  der  zweiten 
Ausgabe    nur    andeutungsweise   eingezeichnet.     Ich    entwarf  seine 
Zeichnung  nach  jenem  ltinerare,  welches  im  Comercio  de  Ma- 
nila (Mai  und  Juni  1882)  unter  dem  Titel:   De   Davao   a  Mi- 
sämis   veröffentlicht  worden  ist  und  bei  all  seiner  Ungenauigkeit 
(in  streng  wissenschaftlicher  Beziehung)  dennoch  uns  ein  annähern- 
des Bild  jenes  interessanten   Flusses   bietet.     Der  Rio   de   Tago- 
loan    ist    nach    dem    in    der    La    Oceania   Espanola  Nr.  183 
(13.  Juni  1882)  erschienenen  Artikel  Mindanao,  sus  Communi- 
caciones  interiores  entworfen.    Die  Angaben  einzelner  Manila- 


*)    Auf  friedlichem   Wege    unterworfene  Heiden,   welche  in   Dörfern 
unter  Municipalver waltung  wohnen. 

**)  Montano  schreibt  Sahug,  wie  überhaupt  die  Namen  seiner  Karte 
vielfach  entstellt  sind,  was.bei  der  undeutlichen  Aussprache  der  Eingeborenen 
einem  nicht  Wunder  nehmen  kann.  Ich  schrieb  die  Namen  nach  Angabe 
der  Missionare,  welche  durch  den  langen  Aufenthalt  im  Lande  nnd  durch 
ihre  Kenntnis  der  Landessprachen  die  geeignetsten  Batgeber  in  dieser  Ma- 
terie sind. 


F.  Blumentritt: 

Journale,  nach  welchen  die  Lagona  de  Lanao  durch  Flusslaofe 
und  Kanäle  mit  dem  Rio  Grande  de  Mindanao  in  Verbindung 
stünde*),  fand  ich  nirgends  von  glaubwürdigen  Gewährsmännern 
bestätigt,  weshalb  ich  diese  Hypothese  nicht  erst  auf  der  Karte 
ersichtlich  machen  zu  müssen  glaubte.  Der  Landstrich  zwischen 
der  Laguna  Buluan  und  dem  Seno  de  Casilaran  ist  bereits  im 
J.  1872  von  einem  spanischen  Laien  durchforscht  worden ;  essoll 
auch  über  dieses  Gebiet,  sowie  über  jenes  des  Rio  de  Davao  ein 
Croquis  existieren,  doch  ist  es  mir  nicht  möglich  gewesen,  dasselbe 
aufzutreiben. 

Die  zweite  Auflage  der  Karte  des  P.  Heras  brachte  eine  er- 
hebliche   Neuerung:    zwischen   der   Punta   Sipaca   und   der  PnnU 
Divata   hatten   bisher  alle  Karten   keine   bedeutende    Einbuchtung 
des  Meeres  verzeichnet;   hier  erscheint  nun  ein  tief  in  das  Land 
schneidender  Seno  de  Guingoog;   ich  habe   denselben  genau  nach 
der  Karte   des   P.  Heras   eingetragen,    glaube    aber    doch   meine 
Zweifel   hier  aussprechen   zu  müssen;   es   dürfte  die   Einbuchtung 
in  Wirklichkeit  sich  nicht  so  tief  nach  Süden  erstrecken,  als  sie 
die    Karte    des   Padre   Heras   anzeigt,    wenn    auch    in    mehreren 
Briefen  der  am  Seno  de  Guingoog  stationierten  Missionare  einige 
mal  dieses  Thema  berührende  Stellen  sich  finden,  wo  darüber  ge- 
klagt wird,   dass  die  vorhandenen  Karten  den  Seno  viel  zu  klein 
darstellten.     Da  ich  einmal  von  dieser  Gegend  spreche,  so  sei  er- 
wähnt,   dass   in   beiden  Auflagen  der  Karte  des  Padre  Heras  an 
jener  Stelle,  wo  ich  Quinugitan  eingezeichnet  habe,   sich  der  Ort 
Bagacay  findet;  es  schreibt  mir  aber  der  Ro.  P.  J.  Ricart  (de  dato 
Manila,   24.  Dezember  1883):    el   Bagacay   de    nuestra  carta 
es   el   mismo   Quinugitan.      Der  bisher    in.  den   alten   Karten 
waltende  Irrtum  ist  leicht  aus  dem  Umstände  zu  erklären,  dass  bei 
dem   modernen   Quinugitan   nur   stand:    Va.  Bagacay  =  Visita 
de   Bagacay,     was    soviel    heisst,    dass    diese    Ansiedlang    kein 
selbständiges   Municipium    besass,    sondern   dem   Pueblo   Bagacay 
untergeordnet  stand**).    Daher  auch  die  eigentümliche  Erscheinung, 
dass  man  auf  einigen  Karten  Bagacay  zweimal  eingetragen  findet. 

Ausser  den  eben  erwähnten  und  von  mir  besprochenen  Karten 
benutzte  ich  noch  die  bekannten  englischen  und  franzosischen  See- 
karten, überdies  auch  die  kleine  Kartenskizze,  welche  Montano's 
Le  golfe  de  Davao  et  l'ascension  du  volcan  Apo  (Bulle- 
tin de  la  Societe  de  Geographie,  Juin  1881)  begleitet 

*)  M.  vgl.  Die  Laguna  de  Malanao,  Ausland  1883,  Nr.  11,8.21& 
**)  M.  vgl.  über  die  Munizipal  Verfassung,  welche   auf  den  Philippinen 
Geltnng  hat:  Die  Gemeindeverfassung  der  unter  spanischer  Herr- 
schaft stehenden  Eingeborenen  der  Philippinen»  im  Globus  1SS1, 
Bd.  XL,  Nr.  4,  S.  59  f.  und  Nr.  5,  8.  77  f. 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  263 

Alle  jene,  welche  meine  Karte  benutzen   wollen,    mache  ich 
darauf  aufmerksam,    dass   die   Schreibweise   der    Namen   auf  den 
Philippinen  eine  sehr  variable  ist  —  eine  Folge  der  Unentschieden- 
heit  der  Vokale  in  den  malaiischen  Dialekten    des  Archipels   und 
der  nicht  minder  oft  nndeutlichen  Aussprache  der  Spanier,  welche 
ja  b  und  v  oft  mit  einander  verwechseln.    Im  allgemeinen  entschied 
ich  mich   stets  für  die  von  den  Missionaren  gebrauchten  Formen, 
weil  diese  mir  als  die  vertrauenswürdigsten  erschienen.  Eine  Anzahl 
von  Varianten  teile  ich  am  Schiasse  des  Aufsatzes  mit;   für  jetzt 
genüge  folgendes:   bei  philippinischen   Namen  werden    am  häufig- 
sten vertauscht: 
b  and  v  aus  dem  oben  angeführten  Grunde; 
h    „     j  (zuweilen  auch  g),  weil  die  Eingeborenen  der  Philippinen, 
auch   die   Kreolen,    das   spanische   J  nicht  scharf  aus- 
sprechen (wie  ch  im  deutschen  ach),  sondern  vielmehr 
entsprechend  dem  deutschen  H; 
1    „     r,  weil  die  Indier  diese  Konsonanten  leicht  mit  einander 

verwechseln ; 
d,  1  u.  r  im  Anlaute   (die  Indier   der  Philippinen  besitzen   kein 
anlautendes  R,  nur  in  fremden  Worten  wie  Radia  = 
Radjah,  finden  wir  es  und  da  sagt  und  schreibt  man 
oft  Ladia  statt  Radia  etc.); 
c  und  g  am  Ende  der  Worte; 
e    „     i  werden  von  den  Eingebornen  fast  gleich  ausgesprochen ; 

m,  n  und  ng  (im  Auslaut)  werden  von  den  Eingebornen  fast 
gleich  ausgesprochen. 
Am  Schlüsse  dieser  einleitenden  Zeilen  erfülle  ich  die  ange- 
nehme Pflicht,  den  Herren  P.  M.  Burgstaller,  Dn.  Martin  Ferreiro, 
Dn.  Conrado  Labhart,  Dr.  A.  B.  Meyer,  P.  Juan  Ricart  und  J. 
Zeidler  meinen  innigen  Dank  für  die  werkthätige  Unterstützung 
und  Beihilfe  zu  dieser  Arbeit  auszusprechen. 

I.    Gebirge  etc. 

Die  Gebirge  Mindanao's  sind  auf  meiner  Karte  nur  andeutungs- 
weise eingetragen,  da  über  dieselben  mir  nur  ein  wenig  ergiebiges 
Material  vorlag.  Mindanao  ist  vorwiegend  ein  Bergland,  die  ein- 
zigen grosseren  Ebenen  liegen  am  Unter-  und  Mittellaufe  der 
Flüsse  Agusan  und  Pulangui  (Rio  Grande  de  Mindanao),  sowie 
an  den  Gestaden  des  Golfes  von  Davao.  Nur  jener  Gebirgszug, 
welcher  von  der  Illanos-Bai  sich  bis  zum  Vulkane  Apo  hinzieht, 
führt  einen  allgemein  verbreiteten  eigenen  Namen:  Montes  Ran- 
gaya  oder  Cor di Hera  Sugut,  deren  höchster  Punkt,  der  Vul- 
kan Macaturing  (Macaturim,  Macaturin)  ist,  dessen  Identität 


204  F.  Blumentritt: 

mit  dem  Volcan  de  Cotta-Batö  (Sugut)  nunmehr  feststeht 
Er  ist  noch  immer  in  Thätigkeit,  wenn  auch  seihe  Eruptionen 
nur  nach  langen  Intervallen  grossere  Dimensionen  annehmen.  Der 
letzte  grössere  Ausbruch  fand  am  1.  Nov.  1856  statt  und  verur- 
sachte in  Pollok  eine  solche  Finsternis,  dass  man  sich  aar  Tages- 
zeit genötigt  sah,  Licht  anzuzünden ;  dieser  Aschenregen  reichte  bis 
Zamboanga.  Dem  Aschenregen  folgte  ein  Hagel  von  glühenden 
brennenden  Steinen,  welche  man  bis  von  Pollok  her  seine  Hinge 
herabstürzen  sah.  Diese  Erscheinung  dauerte  bis  zum  März  des 
folgenden  Jahres.  Ein  kleinerer  Ausbruch  begleitete  das  Erd- 
beben des  Jahres  1865;  zur  Zeit  jenes  furchtbaren  Erdbebens, 
welches  im  J.  1871  Cottabatö  in  einen  Trümmerhaufen  verwandelte, 
war  der  Gipfel  des  Vulkans  in  dichte  Rauchwolken  eingehüllt 
In  demselben  Jahre  erfolgte  auch,  wie  bekannt,  der  Ausbruch  des 
Vulkans  Gatarman  auf  der  Insel  Camiguin  (nördlich  von  Mindanao). 
Unter  dem  Titel  „Composiciön  geognostica  de  algunas  lo- 
calidades  delSurtt  finden  wir  in  Vidal-Soler's  ausgezeichnetem 
Werke  „Memoria  sobre  el  ramo  de  montes  en  las  Islas 
Filipinas"  (Madrid,  Arebau  &  Co.  1874)  folgende  Notizen  über 
das  Stromgebiet  des  Rio  Grande,  sowie  andere  Teile  der  Insel 
Mindanao : 

„An  den  Ufern  des  Rio  Grande  beobachtete  ich  kein  einziges 
Felsstuck  vulkanischen  Ursprunges ;  die  Hügel  von  Cudarang,  deren 
Kuppenformen  einen  solchen  erraten  lassen,  besuchte  ich  nicht, 
dagegen  steht  fest,  wie  ich  es  später  noch  darthun  werde,  dass 
der  Hügel  von  Cottabatö  kein  vulkanisches  Gebilde  ist.  In  den 
Strassen  von  Pollok  stosst  man  auf  Steine  aus  Quarz-Trümmern, 
sie  sind  hohlbrüchig,  die  Fugen  sind  mit  eisenhaltiger  Thonerde 
ausgefüllt,  welche  mitunter  verschlackt  war.  Es  waren  dies  offen- 
bar Auswürflinge  irgend  eines  nahen  Vulkans,  vielleicht  des  Ma- 
caturing  selbst,  stammend  von  einer  Eruption,  die  vor  einem  länge- 
ren Zeiträume  erfolgt  sein  muss ;  denn  hätte  derselbe  nach  der  An- 
kunft der  Europäer  stattgefunden,  dann  würde  wohl  eine  Chronik 
dieses  gewaltige  Ereignis  erwähnen*).  Nordlich  vom  Puerto 
de  Pollok,  und  zwar  an  dem  rechten  Ufer  des  Rio  Parang-Parang, 
sind  bereits  alle  Steine  ausgesprochen  plutonisch,  sie  sehen  ans, 
als  ob   sie   Porphyre    wären,    besonders    durch    kleinen    kristall- 


*)  Bei  Abfassung  seines  Werkes  kannte  Vidal  zwar  jene  herrlichen 
„Reisen  in  den  Philippinen",  welches  Jagor'sche  Werk  er  später  seinem  Volke 
durch  eine  gelungene  spanische  Übersetzung  zugänglich  macht«,  doch  scheint 
ihm  hier  der  Artikel  „Gleichzeitiger  Ausbruch  dreier  Vulkane  1641*  zur 
Vervollständigung  oder  Korrektion  jener  offenbar  vor  Kenntnis  desJagor'schen 
Buches  geschriebenen  Notiz  entgangen  zu  sein.  Es  stammen  jene  Steine 
von  der  Eruption  des  J.  1641  her. 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  265 

weissen    Feldspath:    in    der    homogenen   Masse   glitzern  schwärz- 
liche Blättchen  von  Glimmerschiefer  (mit  accessorischen  Mineralien 
wie    Magneteisen),    Biotit    und    Kristallkörnchen   von   dunkelgrün 
gefärbtem  Amphibol-  oder  Hornblende-Schiefer.    Die  gesamte  Küste 
der  Bahia  Illana  ist  von  dem  genannten  Punkte  an  wahrscheinlich 
der  vulkanischen  Formation  angehörig,  das  merkte  ich  wenigstens 
an  den  Felsen  aller  Orte,  wo  ich  landete.     Sowohl   in  Baras  als 
auch  in  Pagarian  giebt  es  Trachyte   und   im  letzteren  Orte   stiess 
ich    überdies   auf  schwärzlich   grauen   Phonolith.     In    Ipil    (Nord- 
küste des  Seno  de  Sibuguey)    treten   ebenfalls   an   die  Oberfläche 
Eruptivsteine  zu  Tage,  welche  älteren  geologischen  Zeitaltern  ent- 
stammen.     Den   Boden   des  Thaies,   welches   von   dem   Pulangui 
durchströmt  wird,  haben  moderne  Alluvionen  gebildet,  die  der  Zer- 
trümmerung   und   Verwitterung   vulkanischer    und   kalkiger   Fels- 
inassen   ihre   Entstehung  zu   verdanken   scheinen.     Die    Erde    ist 
vorwiegend  thonig  und  kalkig,  in  untergeordnetem  Masse  kieselig. 
Allem  Anscheine  nach  ist  die  Cordillera,  in  welcher  der  Apo  liegt, 
vulkanischen  Ursprunges:  darauf  deutet  das  reichliche  Vorkommen 
von  Schwefel  hin,  sowie  die  Bimssteine,  welche  man  in  derselben 
findet,  sowie  endlich  die  Gerolle  und  Geschiebe  des  Flusses  selbst. 
Das  Bergland  von  Tamontaca*)  hingegen  setzt  sich  aus  Sediment- 
gesteinen zusammen  und  zwar  wechseln  Kalk-  und  Sandschichten 
mit  einander  ab  .  .  .  Der  isoliert  dastehende  Hügel  von  Cottabatö 
und  das  Inselchen  Timaco  bestehen   aus  Muschel-   und   Korallen- 
kalken,  wie  dies  nicht  zu  verkennen  ist  im  Hinblick  auf  die  da- 
selbst gefundenen  zahlreichen  Fossilien  und  zwar  Species  der  Ge- 
nera   Ostraea  (Madreporen,   Subfam.   Dedalinen),  Ostrea,  Pecten, 
Cardium   (Moluscos   Lamelibranquios)    und  Oliva    (idem  Gastero- 
poden);  ich  konnte  dieselben  damals  nicht  näher  aus  Mangel  an  Be- 
helfen bestimmen,  aber  sie  weisen  eine  grosse  Analogie  mit  jenen 
Species,  welche   noch   heute   in   diesen   Meeren   vorkommen,    auf, 
and   alles  deutet  auf  kein  höheres  Alter   als   auf  Pliocenformation 
hin.      Ich  vermute  sogar,   dass   diese  Felsen  einer  noch  jüngeren 
Zeit,  als  die  der  letzten  tertiären  Ablagerungen,  angehören,  wobei 
ich  die  Grenzen  dieser  geologischen  Epoche  nach  dem  Spezialisten 
dieses  Kapitels,  meines  Züricher  Meisters  Karl  Meyer,  mir  gezogen 
denke.      Der  Boden  der  Inseln  Pollok  und  Bongod,  deren  letztere 
unbewohnt  ist**)  und  den  Mündungen  des  Rio  Grande  gegenüber 
liegt,    weist   denselben   Charakter   auf,    doch   fand   ich  dort  keine 
Fossilien  vor.     An  dem  Hügel  von  Cottabatö    und  zwar  auf  dem 
nordlichen  Hange  desselben  giebt  es   einige   ziemlich   tiefe   Kalk- 


*)  Es  sind  die  Berge  südlich  von  Samontaca  gemeint? 
**)   Nur  zuweilen  kommen  Fischer  dorthin. 


266  F.  Blumentritt: 

sinterhohlen,  Schlupfwinkel  der  Reptilien,  doch  ist  nichts  Charakte- 
ristisches von  denselben  zu  erwähnen.  Die  Lektüre  der  Be- 
schreibung, welche  Dr.  Jagor  von  den  Küsten  von  Albay  und  Ca- 
marines  entwirft,  haben  in  mir  der  Eitelkeit  des  Geologen  ge- 
schmeichelt. Ich  sehe  dort  dieselbe  unwiderlegliche  Hypothese 
entwickelt,  welche  ich  mich  getraue  für  die  Küsten  Mindanao's  auf- 
zustellen: In  jüngster  Zeit  —  im  wissenschaftlichen  Begriffe  des 
Wortes  —  hat  hier  eine  langsame  und  stetig  fortschreitende  Er- 
hebung stattgefunden,  wie  dies  ihr  Gesamtzustand  und  die  Fossilien 
beweisen.  Es  lässt  sich  nahezu  gar  nicht  bezweifeln,  dass  auf 
diese  Weise  die  Colina  (der  Hügel  von  Cottabatö),  der  Timaco, 
das  Inselchen  Pollok  und  das  Eiland  Bongod  aus  dem  Meere 
emporgestiegen  sind,  sowie  dass  einst  erstgenannter  Hügel  weit 
weg  vom  Lande  als  Insel  sich  erhob,  wie  es  noch  heute  die  übrigen 
sind,  und  dass  schliesslich  alle  diese  Punkte  mit  einander  verbunden 
werden,  wie  dies  sich  schon  deutlich  bei  der  Insel  Pollok  zeigt 

Soviel  D.  Sebastian  Vidal  über  das  westliche  Mindan ao,  über 
das  ostliche  findet  man  »Notizen  in  Text  und  Karte  von  Montano's 
„Excursion  ä  l'interiear  et  sur  la  cote  Orientale  de  Min- 
danaott  (Bull,  de  la  Soci&e  de  Geographie  1882,  p.593);  zu  letzterem 
hatte  ich  noch  folgendes  nachzutragen,  dass  nach  dem  Briefe  des 
P.  Pablo  Pastells  de  Dto.  Hinatüan,  9.  Juli  1879,  das 
Meer  bei  dem  genannten  Orte  (nordlich  von  Bislig)  in  l!/2  Jahren 
mehr  als  zwei  Ellen  Landes  (mas  de  dos  brazas  de  tierra)  ver- 
schlungen hat. 

Über  die  wenig  bekannte  Sarangani-Bai  finden  wir  in  der 
Carta  del  P.  Jacinto  Juanmarti,  Tamontaca,  20.  April 
1879,  folgende  Notizen:  Die  gesamte  Westküste  dieser  Bai  weist 
eine  kärgliche  und  schwächliche  Vegetation  auf,  die  nackte  Erde 
tritt  überall  zu  Tage,  kaum  dass  man  hier  und  da  einiges  Gestrauch 
erblickt;  im  Gegensätze  hierzu  prangt  die  Ostküste  in  reichem 
Grün  und  Waldwuchs.  „Bei  Mulut  prüfte  ich  diesen  so  dürren 
Boden  und  fand,  dass  er  aus  sandigen  und  kalkigen  Massen  be- 
steht, welche  mitunter  wie  harte  Mörtelbrocken  aussahen. *  Weiter 
h eiset  es:  „Dem  Orte  Glan  gegenüber,  an  der  entgegengesetzten 
Seite  der  Bai,  erblickt  man  an  einem  Hügel,  welcher  mehr  als 
300  m  absolute  Hohe  aufweist,  einen  weiss  blinkenden  Gegen- 
stand, welcher  nach  Aussage  der  Moros,  welche  ihn  gesehen  und 
berührt  haben,  eine  Riesenmuschel  (Tridacna)  ist.  Da  auf  eine 
Entfernung  von  ca.  3700  m  mir  dieses  Objekt  eine  Oberfläche 
von  zwei  Quadratmetern  zu  haben  schien,  da  ferner  nach  der 
Aussage  jener  Eingeborenen  die  eine  Muschelhälfte  zum  Teile  in 
die  Erde  eingerammt  ist,  um  als  ein  Sammelbecken  für  Regen- 
wasser zur  Stillung  des  Durstes  für  Wanderer  zu  dienen,  wahrend 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  267 

die  andere  Muschelhälfte  an  die  erstere  sich  derart  anschliesst, 
da8B  eine  Grotte  dadurch  gebildet  wird,  welche,  ich  weiss  nicht, 
wie  viel  Reiter  beherbergen  konnte,  so  scheint  jenes  Objekt  nichts 
anderes  als  eine  Grotte,  von  weissen  Steinen  gebildet,  zu  sein." 
Der  im  Hintergründe  der  Bai  befindliche  Berg  Matutum  erbebt 
sich  ans  niederen  Bergen  in  kegelförmiger  Gestalt  zu  einer 
Hohe  von  2000  m  über  dem  Meeresspiegel ,  wie  trigonometrische 
Messungen,  veranstaltet  von  dem  spanischen  Marineoffizier  Rivera, 
ergaben.  Seine  vnlkanische  Natur  kann  wohl  nicht  bezweifelt 
werden,  wird  er  doch  ausdrücklich  volcan  apogado  genannt 
(Boletin  de  la  Sociedad  geogräfica  de  Madrid,  Bd.  XIV,  Nr.  8, 
S.  195).  Eine  genaue  Bestimmung  seiner  Lage  wird  vielleicht 
ergeben,  dass  er  in  einer  noch  geringeren  Entfernung  von  der 
Bahia  de  Sarangani  aufsteigt,  als  es  die  Karte  des  P.  Heras  an- 
giebt. 

Zu  den  Bemerkungen  des  Dr.  Montano  über  die  Laguna  de 
Mainit  (sprich  Ma-init)  sei  an  dieser  Stelle  folgende  Notiz  aus 
der  Carta  del  P.  Gabino  Mugica,  Mainit,  22.  Nov.  1879 
hinzugefügt:  Nachdem  er  erwähnt,  dass  das  Terrain  vulkanisch 
wäre,  fahrt  er  fort:  „andererseits  untersuchte  ich  die  Steine,  welche 
der  See  (nach  einem  Sturme)  ans  Land  wirft  und  ich  fand  sie 
komplet  kalkig. tt 

Bei  dem  oben  erwähnten  Hügel  von  Cotta-batö  soll  nach 
Cavada - Menedz  de  Vigo  eine. kleine  heisse  Quelle  entspringen, 
deren  Wasser  sehr  schwefelhaltig  ist. 

Erdbeben  sind  auf  Mindanao  häufig,  besonders  in  den  Pro- 
vinzen Sungao  und  Dävao;  des  grossen  Erdbebens,  welches  im 
Jahre  1871  Cotta-batö  und  Pollok  heimsuchte,  ist  bereits  bei  Jagor 
(Philippinen  S.  829)  Erwähnung  gethan,  so  dass  ich  mich  mit 
diesem  Hinweise  begnüge. 

Orkane  verwüsten  ziemlich  häufig  das  Land;  beinahe  jeder 
zehnte  Brief  der  Missionare  meldet  von  einem  mehr  oder  minder 
heftigen  Sturme,  def  Häuser  abbricht  oder  gar  gänzlich  nieder- 
wirft. Vom  November  bis  März  herrschen  die  nordostlichen,  vom 
Juni  bis  September  die  sudwestlichen  Winde  vor,  beim  Monsun- 
wechsel pflegen  sich  jene  Orkane  —  auf  den  Philippinen  werden 
die  Teifuns  Baguios  genannt  —  einzustellen.  Der  Südwestwind, 
welcher  besonders  an  der  Ostküste  Mindanao's  die  Schiffahrt  er- 
heblich hindert,  führt  hier  den  Namen:  Jabagat  oder  Habagat 
(Carta  del  P.  Juan  Ricart,  Balingasac,  18.  Oktober  1879). 

II.    Flüsse,  Seeen,  Kommunikationen  etc. 

Im  Allgemeinen  sind  die  meisten  Flüsse  der  Insel,  auch  die 
kleinen  Küstenflüsse,    frei  von   allen  Hindernissen,    welche   ihrer 


268  F.  Blumentritt: 

Bescbiffung  sich  entgegenstellen  konnten.  Weite  and  tiefe  Aesta- 
arien  gestatten  selbst  Seeschiffen  ein  verhältnismässig  weites 
Eindringen  in  das  Binnenland;  im  Oberläufe  der  Flusse  sind 
Stromschnellen  und  Kaskaden  häufig,  welche  aber  den  Verkehr 
zu  Schiffe  nicht  stark  beeinträchtigen  wurden,  wenn  man  nach 
kanadischem  Muster  zum  Por tage- System  greifen  möchte,  was  aber 
bei  der  Trägheit  der  Eingeborenen  im  allgemeinen  nicht  durch- 
zuführen ist.  Im  Mittellaufe  der  Strome  begegnen  wir  beim  Rio 
Grande  und  Rio  Agüsan  Seeen;  auch  den  Rio  Iligan  können  wir 
mit  dem  Lanao-See  hierher  zählen,  während  die  Laguna  de  Mainit 
als  Kratersee  sich  präsentiert.  Die  Seeen  Ligauasan  und  Buioan 
haben  niedrige  Ufer,  ihr  Umfang  wechselt  mit  der  Jahreszeit;  in 
der  Regenzeit  ist  das  Land,  welches  die  beiden  Seeen  von  ein- 
ander trennt,  derart  unter  Wasser  gesetzt,  dass  bei  starken 
Niederschlägen  sich  diese  zwei  Wasserbecken  gleichsam  su  einem 
einzigen  vereinen  (Vidal,  Memoria,  S.  188). 

Der  schiffbarste  Strom  der  Insel  ist  der  Rio  Grande  oder 
Pulangui,  dessen  Quelle  noch  zu  suchen  ist  Seichtgehende 
Dampfer  können  ihn  bis  cum  Orte  Matingcahuan  befahren,  seine 
Schiffbarkeit  beginnt  unterhalb  der  Kaskade  Ambac-sa-Tubig;  bei 
gutem  Wasserstande  können  Dampfer  mit  einem  Tiefgange  von 
sechs  Fuss  bis  zu  dem  genannten  Orte,  welcher  früher  eine 
spanische  Besatzung  besass,  gelangen.  Regengusse  verursachen 
oft  grosse  Überschwemmungen,  so  dass  selbst  zu  Cotta-bato  die 
Offiziere  beim  Überschreiten  der  Plätze  sich  von  ihren  Unter- 
gebenen tragen  lassen;  besonders  die  Zeiten  um  das  Herbstaequi- 
noctium  bringen  derartige  Inundationen.  Die  vielen  von  den 
Eingeborenen  am  Oberlaufe  des  Stromes  verursachten  Waldbrände 
—  die  sogenannten  Cainges  —  tragen  zur  häufigeren  Wieder- 
kehr solcher  Überschwemmungen  viel  bei,  wie  denn  auch  anderer- 
seits die  zunehmende  Seichtigkeit  des  Rio  Grande  auf  denselben 
Umstand  zurückzuführen  ist.  In  den  fünfziger  Jahren  noch  liefen 
bei  Cotta-bato  Goeletten  ohne  jede  Vorsichtsnjassregel  aus  und  ein, 
während  jetzt  die  Kanonenboote  oft  aufsitzen.  Die  Flut  geht  bis 
über  Cotta-bato  hinauf. 

Nordlich  von  dem  Delta  des  Rio  Grande  ergiesst  sich  der 
Parang-Parang  in  das  Meer,  der  auch  früher  eine  bedeutendere 
Wassermenge  dem  Meere  zugeführt  hat;  jetzt  hört  seine  Schiff- 
barkeit für  Jollen  bereits  zwei  Kilometer  von  der  Mündung  auf. 
Dagegen  ist  der  benachbarte  Rio  Mal  abang  durch  seine  Wasser- 
menge berühmt  und  bis  nahe  zu  seiner  Quelle  für  Boote  befahr- 
bar. Über  die  Schiffbarkeit  des  Rio  de  Iligan  ist  mir  nach  mo- 
dernen Quellen  nichts  bekannt,  dagegen  lese  ich  in  Fray  Gaspar 
de  S.  Agustin's  Schriften,  dass  die  Moros  des  Lanao-Gebietes,  die 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  26  $ 

sogenannten  Malanaos,  mit  ihren  freilich  nicht  tief  gehenden  Fahr- 
zeugen diesen  Flnss  herabsegelten,  nm  dann  in  der  Visaya-See 
dem  Piratenhandwerk  obzuliegen.  Ebensowenig  konnte  ich  Daten 
ober  die  Schiffbarkeit  des  Rio  de  Cagayan  in  Erfahrung  bringen, 
wie  denn  der  Lauf  dieses  Stromes  noch  nicht  zur  Genüge  be- 
kannt ist. 

Der  Rio  Agüsan  ist  trotz  seiner  im  Oberlaufe  nicht  seltenen 
Stromschnellen  ein  selbst  für  tiefgehende  Fahrzeuge  im  Unterlaufe, 
für  Boote   bis  nahe  zu   seiner  Quelle    sehr  gut  schiffbarer  Fluss. 
Er  vermittelt   den   gesamten  Verkehr  zwischen   den    wichtigen  an 
den  Ufern  des  pacifischen  Oceans  liegenden  Städten  Bislig  und  Bu- 
tüan,   denn  den  Seeverkehr  zwischen  beiden  Städten  hindern  die 
klippenreichen   Ostküsten   des  Meeres;    ja    eine   geraume  Zeit  im 
Jahre    macht   der  im   vorhergehenden   Kapitel   erwähnte   Jabagat- 
Wind  jeden  Verkehr  zur  See  nahezu  unmöglich.     Der  bei  Bislig 
mündende  gleichnamige  Fluss  ist  bis  zum  Fusse  des  Monte  Bislig 
genannten    Höhenzuge    für    offene    Boote    schiffbar.      Die    Fahrt 
währt  vier  Stunden.     Dann   überschreitet  man  den  Paso  de  San- 
guijuelas,   der  seinen  Namen    von    den  zahlreichen  Landblutegeln 
hat,    welche    die    Reisenden    in    hohem   Grade  -belästigen.      Das 
Übersteigen    des    Gebirges    nimmt    6 — 10   Stunden    in  Anspruch. 
Dann    führt    der  Weg    entlang    dem   Miaga- Flüsschen,    das  bald 
schiffbar  wird,  worauf  man  an  Tudela  und  Bunauan  vorüber  den 
Weg  auf  den  Wogen  des  Simulao  und  Agüsan  nimmt.     Die  Fahrt 
auf  dem    Agüsan    von   seiner   Quellgegend   bis   nach  Butüan   wird 
gewöhnlich  in   zwölf  Tagen   zurückgelegt   (Carta   de  P.  Satur- 
nino  Urios,  Bunauan,  1.  Nov.   1879),   die  schiffbare  Strecke 
auf  dem   Rio   Simulao   wird    in    fünf  Tagen   zurückgelegt   (Carta 
del  P.  Saturnino  Urios,   Butüan,  17.  August  1879).     Von 
den    Nebenflüssen    des   Agüsan    sind    der   Humäyam,    Jibon    und 
Uaua  von  Bedeutung,  besonders  der  erstere  dürfte  bei  zunehmender 
Kultivierung  des  Landes   deshalb  eine  grosse  Rolle  spielen,   weil 
von   seiner   Quellgegend   aus   leicht  Wege   nach   den  Thälern   des 
Rio    Cagayan,    Rio    Tagoloan    und    Rio    Davao    eröffnet    werden 
können    und    jedenfalls    in    nicht    so   ferner  Zukunft   Butüan   auf 
diesem   Wege   sich   mit  den  fruchtbaren  Gebieten  des  Rio  Grande 
in   Verbindung    setzen    wird.      Der  Rio   Suribao    (Nebenfluss  des 
Rio  Jibon)  ist  durch   einen  Waldpfad,    der  wie  alle  diese   Wege 
zur  Regenzeit   nur  mit  Mühe  zu  passieren  ist,   mit  Liangan  oder 
vielmehr  dem  gleichnamigen  Flusse  verbunden,  welcher  nur  durch 
eine    schmale  Wasserscheide   von   dem  Rio  Bunauan   getrennt  ist. 
Da  anch  der  Rio  Hinatüah  seine  Quelle  in  der  unmittelbaren  Nähe 
des  Rio  Bunauan  besitzt,  so  ist  hiermit  dem  Städtchen  Bunauan  eine 
glänzende  Zukunft  gesichert,    weil   von    da    aus    die    natürlichen 


270  F.  Blumentritt: 

Strassen   zu  Wasser  und  zu  Lande  nach  Batdan ,  Liangan,  Hin&- 
tuan,  Bislig  und  dem  Golf  von  Davao  auslaufen. 

Die  Jesuitenmissionare  haben  noch  die  Anlage  folgender 
Strassen  oder  Pfade  projektiert,  wobei  zu  bemerken  ist,  dass  immer 
der  Löwenanteil  auf  die  schiffbaren  Flüsse  entfallt:  1)  von  Manay 
den  Rio  gleichen  Namens  stromaufwärts  an  S.  Francisco  Javier 
vorbei,  dann  über  das  Gebirge  zum  Rio  Agusan;  2)  von  S.  Luis 
und  Carmelo  zum  Agusan;  3)  von  Dapnan  zum  Rio  Naan  (Neben- 
fiuss  des  Agusan);  4)  von  Baganga  ebenfalls  zum  Rio  Naan; 
5)  von  S.  Nicolas  oder  Catelviejo  nach  Moncayo,  dadurch  würde 
der  erstgenannte  Ort  in  direkten  Verkehr  mit  den  Orten  am 
Agusan  und  am  Golfe  von  Davao  treten ;  6)  von  Lingit  zum  Rio 
Simülao. 

Der  Weg  von  Butüan  nach  Surigao  wird,  da  die  Küsten- 
schiffahrt häufig  durch  stürmisches  Wetter  gehindert  ist,  nicht 
ganz  zur  See  zurückgelegt,  sondern  vielmehr  auf  folgende  Weise: 
zur  See  bis  zur  Einmündung  des  Rio  Tübay,  dann  diesen  hinauf 
bis  zur  Laguna  de  Mainit,  von  der  gleichnamigen  Stadt  entweder 
über  Placer  oder  Taganaan,  seltener  direkt  nach  Surigao.  Die 
Schiffahrt  auf  dem  Rio  Tübay  wird  nicht  nur  durch  Stromschnellen, 
sondern  auch  durch  Baumstämme,  welche  in  den  Grund  einge- 
rammt sind  und  unter  dem  Wasserspiegel  liegen,  gefährdet  Bei 
dieser  Gelegenheit  sei  erwähnt,  dass  die  zahlreichen,  oft  plötzlichen 
Überschwemmungen  des  Agusan  nicht  allein  viel  Schaden  den 
Uferlandschaften  bringen,  sondern  dass  auch  durch  Entstehung  von 
Barrieren,  die  aus  mitgeführten  Baumstämmen,  welche  durchein- 
ander gewirbelt  werden,  sich  bilden,  die  Schiffahrt  erheblich  be- 
einträchtigt wird.  Mitunter  wird  sogar  durch  solche  Hochfinten  ein 
neuer  Arm  (besonders  in  dem  Seeengebiet  bei  Bunäuan),  gegraben; 
so  soll  früher  der  Agusan  seinen  Hauptarm  durch  den  See  von 
Linao  und  an  dem  heutigen  Bunäuan  vorüber  geschlängelt  haben. 

Vom  Agusan  zum  Golfe  von  Davao  führen  zwei  Wege;  der 
eine  ist  mit  der  Route  des  Dr.  Montano  identisch  und  ist  ca.  1875 
zum  ersten  Male  von  den  Jesuiten  begangen  worden:  man  ver- 
läset den  Agusan  bei  der  Mündung  des  Mänat,  geht  dann  diesen 
Fluss  und  den  Rio  Tubuan  aufwärts  und  gelangt  dann  zu  dem 
Quellflusse  des  Rio  Sälug,  dem  Rio  Baglasan,  von  da  an  geht  die 
Fahrt  auf  dem  Sälug  und  Tägum  weiter  bis  zum  Golfe  von  Davao. 
Dieser  Weg  wird  aber  als  wenig  praktikabel  bezeichnet,  weil  der 
Sälug  oft  wenig  Wasser  besitzt,  sein  Bett  sehr  steinig  ist  und 
zahlreiche  kleine  Kaskaden  und  Stromschnellen  sich  vorfinden. 
Die  Missionare  ziehen  deshalb  einen  anderen  Weg  vor,  welcher 
viel  weniger  Schwierigkeiten  bietet;  diese  Route  ist  folgende.  Von 
Compostela  am  Agiisan  geht  es  das  Thal  des  Rio  Batutu  aufwärts, 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  271 

dann  aberschreitet  man  den  massigen  Höhenzug,  welcher  die 
Wasserscheide  zwischen  dem  Stromgebiet  des  Agdsan  und  jenen 
Flüssen  bildet,  welche  am  ostlichen  Gestade  des  Golfes  von  Da- 
vao münden.  Von  hier  geht  der  Weg  in  einem  nach  Westen  za 
kulminierenden  Bogen  zum  Rio  Hijo  herab.  Der  P.  Juan  B. 
Heras  (Garta  al  R.  P.  Superior,  Butuan,  8.  Nov.  1881) 
erwähnt  noch  einen  dritten  Weg  nnd  zwar  vom  Rio  Manat  zum 
Rio  Hijo,  diese  Route  ist  die  kürzeste:  in  einer  Tagesreise  erreicht 
man  die  Knete  des  Meeres.  Der  Rio  Libagänum,  welcher  durch 
seine  Vereinigung  mit  dem  Salug  den  Rio  Tagum  bildet,  ist  den 
grosseren  Teil  des  Jahres  teils  wegen  Hochfluten,  teils  wegen 
jähen  Wechsels  der  Fahrrinne  nicht  gut  zu  Schiffe  zu  befahren. 

Für  die  Schiffahrt  ist  der  in  unmittelbarer  Nähe  des  Tagum 
in    den    Golf    von    Davao    mundende    Rio  Tuganay    wichtig;    ich 
konnte   auf  meiner  Karte   seine   Nebenflusse   nicht  eintragen,    da 
mir  nur  ihre  Namen:    Ising,   Lungaog,  Capat,  Tagavan,  Panaga, 
Tamun  etc.  bekannt  sind.     Der  Tuganay,   welcher  auf  der  Karte 
Montano's  fehlt,  besitzt  an  der  Mundung  eine  Barre,  doch  können 
mit  der  Flot  selbst  Goeletten  in  den  Fluss  einlaufen  (Garta  del 
Mateo   Gisbert,    Davao,    17.  November  1881).      Auch    der 
Rio  Lasan   oder  Lasaan  ist  trotz  seines   kurzen  Laufes   schiffbar. 
Dagegen  ist  es  mir  nicht  möglich  gewesen,  über  die  Schiffbarkeit 
des  Rio  de  Davao,  der  ebenfalls  auf  Montano's  Karte  fehlt,  etwas 
näheres  zu  erfahren;   im  Oberlaufe   machen  jedenfalls  die  Strom- 
schnellen und  die  Seichtigkeit  des  über  Felsblöcke  dahinrollenden 
Wassers   ihn  zur  Beschulung  untauglich.     Dagegen   ist  das   Thal, 
welches   dieser  ansehnliche   Fluss   durchströmt,   für   den    Verkehr 
mit   dem  Innern   von   Bedeutung,    denn   durch   dieses   Thal   muss 
jener  Weg  führen,    welcher    den  Golf  von  Davao   mit  der  Bahia 
Macajalar  in   Verbindung  setzen   soll.      Von   der   Quelle   des   Rio 
Davao   können    bequem  Routen   zum  Agüsan  durch   den  Rio  Hu- 
mäyam   oder  den  weniger  bekannten  Rio  Ijauan  verfolgt  werden, 
oder     nach   Tagoloan    durch    das    grosse   Thal    des  gleichnamigen 
Flusses.     Zwischen   der  Laguna  Buluan  und  dem  Golfe  von  Da- 
vao entdeckte  Don  Faustino  Villabrille  im  Januar  1878  eine  be- 
queme Route,  der  Ausgangspunkt  derselben  ist  Casilaran;  begleitet 
von  wenigen  Gefährten  gelangte  er  glücklich  nach  jenem  genannten 
See«      Leider   hat  Herr  Villabrille  keinen  Reisebericht  oder  Cro- 
quis    veröffentlicht,   so   dass   nichts  anderes  als  das  Faktum  jenes 
Pionierzuges  bekannt  ist. 

Strassen  im  europäischen  Sinne  des  Wortes  sind  nur  bei 
Zamboanga  zur  yerbindung  mit  den  nächsten  Nachbarorten  vor- 
handen ;  selbst  die  Wege,  welche  die  festen  Plätze  im  Delta  des 
Rio   Grande  mit  einander  verbinden,  sind  zur  Regenzeit  grundlos 


272  F-  Blumentritt: 

und  nicht  zu  passieren,  so  dass  der  Verkehr  zwischen  den  einzel- 
nen Landschaften  and  Orten  meist  nur  zu  Schiffe  stattfindet 

Mindanao  steht  mit  Manila  in  direkter  Dampferverbindong. 
Nach  dem  Eintreffen  der  europäischen  Post  geht  ein  Dampfer  der 
Linea  Sur  der  Firma  D.  J.  Heyes  nach  Mindanao  und  zwar  bei 
den  Fahrten  1,  3,  5,  7,  9  etc.  mit  folgenden  Stationen:  Manila, 
Culion,  Cuyo,  P.  Princesa,  Baläbac,  Jolö  (Sola),  Zamboanga  und 
auf  demselben  Wege  zurück,  bei  den  Fahrten  2,  4,  6,  8,  10  etc. 
berühren  die  Dampfer  dieser  Gesellschaft  folgende  Punkte:  Manila, 
Ilo-ilo,  Zamboanga,  Jolö  (Sulu),  Cotta-batö,  Pollok,  Dävao,  Pollok, 
Cotta-batö,  Zamboanga,  Ilo-ilo  und  Manila.  Surigao,  Cagayan 
(de  Mindanao)  und  Gamiguin  werden  von  den  Dampfern  der  Ge- 
sellschaft Olano  Larrinaga  y  Go.  angelaufen  (Guiade  Filipinas). 

III.    Politische  Verwaltung. 

Ehe  ich  mich  mit  den  ethnographischen  Zustanden  Mindanao's 
beschäftige,  sei  es  mir  gestattet,  einiges  über  die  früheren  und 
gegenwartigen  politischen  Verhältnisse  dieses  Landes  mitzuteilen, 
weil  diese  für  die  Verteilung  der  verschiedenen  Sprachgebiete  der 
Insel  vielfach  massgebend  waren  oder  wurden. 

Die  Spanier  besassen  am  Ende  des  sechszehnten  Jahrhunderts 
nur  einzelne  feste  Plätze  an  der  Nord-  und  Ostküste  des  Landes, 
nämlich  Dapitan,  Gagayän,  Butüan;  Surigao,  Gigaquit,  Tandag 
Liangan,  Hinatüan,  Bislig,  Catel,  Garaga  und  Manay.  In  der 
ersten  Hälfte  des  siebzehnten  Jahrhunderts  setzten  sich  die  Spanier 
auch  im  Westen  der  Insel  fest:  La  Caldera,  Zamboanga  und  Sa- 
banilla  wurden  zu  bedeutenden  Waffenplätzen  erhoben,  wahrend 
im  Norden  des  Landes  spanische  Truppen  bis  zur  Laguna  de 
Lanao  vordrangen  und  sich  dort  festsetzten.  Dies  dauerte  aber 
nicht  lange,  und  die  Spanier  sahen  sich  infolge  der  drohenden 
Rüstungen  des  Königs  von  Formosa  genötigt,  ihre  Besitzungen 
auf  der  Westküste  der  Insel  im  Jahre  1662  zu  räumen,  wie  dies 
schon  früher  mit  dem  Fort  am  Lanao-See  geschehen  war.  Erst 
im  Jahre  1718  wurden  Zamboanga  und  Caldera  von  neuem  mit 
erheblichen  Kosten  besetzt  und  befestigt;  dieser  Besitzstand  erhielt 
sich  unverändert  bis  zum  Jahre  1847.  Im  achtzehnten  Jahrhundert 
zerfiel  der  spanische  Teil  Mindanao' 8  in  drei  Verwaltungsgebiete: 
1)  Zamboanga  mit  dem  ganz  verödeten  Caldera,  2)  Caraga,  8)  die 
Besitzungen  an  der  Nordküste.  Caraga  umfasste  alle  Besitzungen 
der  Spanier  zwischen  der  Punta  Divata  an  der  Bai  von  Butuan 
bis  zur  Punta  Casaman  am  südlichen  Teile  der  Ostküste ,  wozn 
noch  die  Surigao-Inseln  zu  zählen  waren.  In  diesen  Grenzen  er- 
hielt sich  die  Provinz  Caraga  bis  zum  Jahre  1847  nur  mit  dem 
Unterschiede,  dass  die  Spanier  auch  weiter  gegen  das  Innere  ein* 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  «273 

drangen  and  in  Talacögon  und  Linao  (das  heutige  Bunäuan)  zwei 
isolierte  Militärposten  anlegten,  welche  bestimmt  waren,  die  Moros- 
Piraten  des  Golfes  von  Davao  von  Korsarenzugen  auf  dem  Agu- 
san  abzuhalten.  Aach  Zamboanga's  Grenzen  blieben  von  1718  bis 
1847  dieselben.  Die  Besitzungen  an  der  Nordkaste  waren  so 
verfallen,  dass  sie  nur  vorübergehend  eine  eigene  Jurisdiktion 
bildeten  und  zumeist  dem  Gouverneur  der  Provinz  Cebu  unterstellt 
wurden.  Erst  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  wurde  aus  den  auf  Min- 
danao liegenden  Bezirken  der  Provinz  Cebü  eine  neue  Provinz  ge- 
bildet, welche  schliesslich  den  Namen  Misämis  erhielt.  Im  Jahre 
1847  erhielt  ein  von  dem  abenteuerlichen  Geiste  der  alten  Conquista- 
doren  beseelter  Spanier,  Namens  D.  Jose  Oyanguren,  von  dem 
Generalkapitän  D.  Narciso  Claveria  die  Erlaubnis,  mit  einer  Frei- 
schar der  Piraterie  der  am  Golfe  von  Davao  angesiedelten  Moros 
ein  Ende  zu  bereiten.  Oyanguren  landete  mit  einer  Abteilung 
tagalischer  und  visayischer  Freiwilligen  an  der  Mundung  des  Rio 
Davao,  schlug  mit  Hilfe  der  Samales  die  Moros  aufs  Haupt  (1848) 
und  gründete  nun  mit  seinen  Abenteurern  nicht  weit  von  dem 
Meere  an  den  Ufern  des  genannten  Flusses  eine  Niederlassung, 
welche  er  Vergara  benannte,  ein  Name,  der  aber  durch  den  alten 
„Davao"  wieder  verdrängt  worden  ist.  Oyanguren  wurde  zum 
Gouverneur  'der  neuen,  am  Busen  von  Davao  gebildeten  Provinz 
ernannt,  welche  den  Namen  Nueva  Guipuzcoa  erhielt.  Zu  dieser 
Provinz  wurde  der  sudliche  Teil  der  alten  Provinz  Caraga  ge- 
schlagen (29.  Februar  1850);  es  ist  dies  jenes  Territorium,  welches 
heute  Bislig  genannt  wird.  Der  Rest  der  alten  Provinz  Caraga 
behielt  diesen  Namen  bis  zum  Jahre  1858  bei,  obwohl  die  Stadt 
Caraga,  die  einst  der  Provinz  den  Namen  gegeben,  wie  erwähnt, 
jetzt  zu  Nueva  Guipuzcoa  gehorte;  im  Jahre  1858  erhielt  dieselbe 
den  Namen  Surigao.  Jener  Teil  Nueva  Guipüzcoa's,  welcher  heute 
das  Territorium  Bislig  bildet,  wurde  in  zwei  Comandancias,  Bislig 
und  Caraga,  zerlegt  und  so  deren  gänzliche  Loslosung  von  Nueva 
Guipuzcoa  vorbereitet. 

Inzwischen  hatten  die  Spanier,  um  die  Piraten  des  west- 
lichen Mindanao  zu  zuchtigen  und  um  andererseits  ihre  An- 
sprache auf  diesen  Teil  der  Insel  vor  befürchteten  Eingriffen 
der  Engländer,  —  damals  intriguierte  der  Radjah  James  Brooke 
von  Sarawak  gegen  die  Spanier  — ,  das  Delta  des  Rio  Grande 
de  Mindanao  militärisch  besetzt,  in  Pollok  Befestigungen  er- 
richtet und  in  Ipil,  am  nördlichen  Gestade  des  Seno  de  Sibuguey 
ein  Detachement  Infanterie  stationiert.  Am  27.  Juni  1851  wurde 
aas  diesen  Eroberungen  ein  neuer  Verwaltungsbezirk  gebildet, 
der  aber  durch  die  Dekrete  vom  18.  März  und  2.  August  1854 
der     Provinz    Zamboanga    zugeteilt    wurde.      Bald    darauf    wurde 

Z*ita*hi.  d.  GMellMh.  t  Erdk.   Bd.  XIX.  18 


274  *  F-  Blumentritt: 

durch  die  Besetzung  P.  ManVs,  sowie  durch  die  Gründung  neuer 
Forts  am  Rio  Grande,  dessen  letztes  das  Fort  Matingcahaan  war  (seit 
1864  ist  es  als  Fort  wegen  der  Schwierigkeiten  der  Verpflegung 
aufgelassen),  die  spanische  Herrschaft  anf  Mindanao  immer  ge- 
sicherter: ein  Sultan  nach  dem  anderen  folgte  dem  Beispiele  des 
Sultans  von  Mindanao,  dessen  Residenz  Selangani  in  Trümmer 
geschossen  worden  war,  und  unterwarfen  sich  dem  glorreichen 
Banner  Eastiliens.  Bezeichnend  ist,  wie  wenig  wir  Deutsche  aber 
spanische  Verhältnisse  unterrichtet  zu  sein  pflegen,  dass  in  allen 
deutschen  und  österreichischen  Atlanten  von  diesen  Besitzverande- 
rungen dnrch  drei  Jahrzehnte  hindurch  keine  Notiz  genommen 
wurde,'  weil  wir  eben  uns  zu  sehr  in  den  schwarzen  Erdteil  and 
die  arktischen  Gegenden  vertieft  haben.  Erst  im  Jahre  1882 
verschwand  von  den  Karten  das  fabelhaft  gewordene  Selangani 
und  die  Tingierung  der  Westküste  Mindanao's  als  eines  unab- 
hängigen Gebietes. 

Die  zunehmende  Wichtigkeit  der  Insel  bewog  die  spanische 
Regierung,  zwischen  dem  Generalkapitän  und  den  Provinz-Gon- 
verneuren  noch  eine  Instanz  zu  kreieren,  und  so  erschien  den 
31.  Juli  1860  ein  Dekret,  welches  die  Insel  Mindanao  mit  Basilan 
zu  einem  General-Gouvernement  (Gobierno  General  politico-militar) 
erklärte.  Das  neue  Gouvernement  zerfiel  in  6  Distritos,  näm- 
lich: 1)  Zamboanga,  2)  Distrito  del  Norte  (Misämis),  3)  Di- 
strito  del  Este  (Sungao  -  Bislig) ,  4)  Distrito  de  Davao  (Nueva 
Guipüzcoa),  5)  Distrito  del  Gentro  (Pollok),  6)  Isla  de  Basilan. 
Der  General-Gouverneur  muss  zum  mindesten  den  Rang  #eines 
Obersten  in  der  Linienarmee  bekleiden,  seine  Residenz  sollte 
Zamboanga;  sein,  jetzt  ist  es  Cotta-batö,  doch  werden  Stimmen 
laut,  dass  man  die  Residenz  des  General-Gouverneurs  wieder  nach 
dem  gesunderen  Zamboanga  zurückverlegen  werde.  Nach  drei- 
jähriger Amtswaltung  soll  der  General-Gouverneur  zum  Brigadier 
vorrucken. 

Gegenwärtig  zerfällt  das  General- Gouvernement  Mindanao  in 
sechs  Distritos  und  zwar:  1)  Zamboanga,  2)  Misämis  (mit  der 
Insel  Camiguin),  3)  Surigao,  4)  Dävao,  5)  Cotta-batö  und  6)  Isabel» 
de  Basilan.  Zum  zweiten  Distrito  gehört  als  Unterabteilung  die 
Comandancia  militar  Dapitan,  deren  Umfang  ursprunglich  sich  nur 
auf  das  zwischen  den  Puntas  Tagolo,  Sicayac  und  Silla  liegende 
Küstengebiet  beschränkte,  jetzt  aber  durch  die  Gründung  zahl- 
reicher Paeblos  durch  die  Jesuitenmissionare  sich  bis  sar  Bai  von 
Sindangan  ausdehnt,  ohne  dass  die  Grenzen  genau  fixiert  wären; 
zum  dritten  Distrito  (Sungao)  gehört  die  ausgedehnte  Comandancia 
Bislig,  welche  wohl  früher  oder  später  zu  einem  eigenen  Distrito 
erhoben  werden  wird.    Auch  der  fünfte  Distrito  besitzt  eine  Coman- 


Begleitworte  au  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  275 

dancia  militar,  welche  aber  nur  den  Puerto  Pollok  und  die  Insel 
Bongo  umfasst. 

An  der  Spitze  der  Verwaltung  steht  ein  Oberst  oder  Brigade- 
General,  dem  ein  Subalternoffizier  als  Sekretär  beigegeben  ist;  er 
ist  der  militärische  sowie  Civil-Chef  des  Gouvernements,  die  Gouver- 
neure der  Distritos  sind  Stabsoffiziere,  die  Chefs  der  Comandancia's 
sind  Hauptleute   oder   Stabsoffiziere.     Die   Besatzung  besteht  aus 
Linientruppen,  den  Disziplin ar-Compagnieen  und  dem  Tercio  civil. 
Letztere  Truppe  ist  eine  Art  Gendarmerie;  sie  versieht  den  Dienst 
in  den  Distritos  Surigao,   Misamis   (doch   hier  auch  Detachements 
von  Linientruppen)  und  in  der  Comandancia  Bislig.    Linientruppen 
liegen:    ein    vollständiges   Regiment   Infanterie    in   den   Forts   am 
Rio  Grande,  Abteilungen  derselben  Truppen  in  Zamboanga,  Misamis 
und  Dapitan,    eine  Kompagnie  Genie-Truppen   (mit   dem  Stabe  in 
Zamboanga)    verteilt    in    den    festen    Plätzen    der    Distritos    von 
Zamboanga   und  Cotta-batö   und   entsprechende  Detachements   Ar- 
tillerie ;    ausserdem   sind  noch  Offiziere  der  Verrechnungsbranche, 
Sanitätspersonal e  etc.  vorhanden.    Die  Besatzung  von  Davao  bildet 
die    dritte   Disziplinar-Gompagnie.      Zamboanga  ist   ausserdem   ein 
Presidio,  d.  h.  eine  Festung,  in  der  Sträflinge  in  Haft  gehalten  werden: 
die  sogenannten  Presidiarios ;  in  Zamboanga  liegen  vier  Brigaden 
Presidiarios,    solche   sind   auch  in  Cotta-batö   und  S.  Ramon   (bei 
Zamboango)  stationiert.    In  Basilan  liegt  ein  Detachement  Marine- 
Infanterie;  Flottendivisionen  sind  in  Zamboanga,  Pollok,  Misamis 
und  Davao  stationiert;  dieselben  setzen  sich  aus  Dampfkanonenbooten 
zusammen,    doch   sind   für   den   Küste nwachtdienst   auch  Felucken 
(Falüas,  Ruderboote)  in  Verwendung,  wie  z.  B.  in  Davao.    Werden 
die   alten    Pueblos  der  Distritos  Misamis   und  Surigao   von   feind- 
lichen   Überfällen    bedroht,    so    erhalten    die   Truppen   eine  Ver- 
stärkung durch  die  Cuadrilleros,   d.  h.  einer  Truppe,   welche  halb 
unseren   Schützengilden,   halb   dem  Institute   der  Flurwächter  und 
Dorfpolizei   entspricht.     In  dem  Distrito  de  Cotta-batö  fällt  diese 
Reserve   der  Truppen  weg,  da  in  den  von  den  Spaniern  besetzten 
Teilen   sich  nahezu  gar  keine  Civil-Bevolkerung  befindet,  denn  nur 
Tamontaca  ist  keine  Militäransiedlung. 

Die  Grundlage  der  Verwaltung  bilden  die  Pueblos,  d.  h. 
Gemeinden  mit  regelrechtem  Municipium,  an  dessen  Spitze  der 
Gobernadorcillo  steht,  und  die  Ranch erias,  d.  h.  Niederlassungen, 
Dorfer  etc.  der  Moros  und  Heiden.  Selten  besteht  ein  Pueblo 
aus  einem  einzigen  Orte,  sondern  gewöhnlich  aus  mehreren  Dörfern ; 
der  Hauptort  der  Gemeinde,  in  der  der  Gobernadorcillo  seinen  Sitz 
hat,  ist  dann  der  Pueblo  im  engeren  Sinne  des  Wortes,  während 
die  von  demselben  abhängigen  Dorfer  den  Namen  Visitas  oder 
Barrios    fahren.     Da  ich  seiner  Zeit  im  Globus  (Bd.  XL.  Nr.  4 

18* 


276 


F.  Blumentritt: 


u.  5,  1881)  ausführlicher  aber  diesen  Gegenstand  gesprochen,  so 
begnüge  ich  mich  mit  diesem  Hinweise.  Diejenige  Behörde,  welche 
die  Amtsführung  der  Municipien  überwacht  nnd  zugleich  dem  Schal- 
wesen vorsteht,  ist  die  Administracion  Civil.  In  den  Diatritos 
Cotta-batö,  Davao,  Isabela  de  Basilan  nnd  Zamboanga  sind  je 
einer,  in  den  Distritos  Misamis  und  Snrigao  je  zwei  Oficiales 
auxiliares  de  Fomento  als  Vertreter  der  Administracion  Civil 
angestellt.  Das  Budget  der  Municipien  Mindanao's  wies  für  das 
Finanz- Jahr  1878/79  (neuere  Daten  vermochte  ich  nicht  aufzu- 
treiben) folgende  Summen  in  Pesos  (Dollars)  auf: 


Einnahmen 

Ausgaben 

Distrito 

Basilan      .     . 

46.250 

63.96 

7) 

Cotta-bato 

20.000 

2.40 

W 

Davao 

46.875 

81.40 

9) 

Misamis     . 

2659.520 

2989.81 

y> 

Surigao-  Bislig 

1586.712 

2110.59 

n 

Zamboanga  •   . 

484.750 

551.84 

4843.607 

5800.00 

Aus  diesen  Ziffern  ist  sofort  zu  erkennen,  dass  nur  die  alten  Pro- 
vinzen erhebliche  Einkünfte  aufzuweisen  haben,  da  jene  Individuen, 
welche  sich  den  Spaniern  unterwerfen,  von  der  Abgabe  der  Kopf- 
steuer entweder  gänzlich  befreit  sind  oder  nur  das  Recono- 
cimiento  de  vasallaje  zu  zahlen  haben.  —  Was  die  Schulen  an- 
belangt, so  besitzt  beinahe  jedes  grossere  Dorf  eine  solche.  Die 
Jesuiten  pflegen,  sobald  ein  neues  Missionsdorf  angelegt  wird, 
zuerst  eine  Kirche  und  dann  eine  Schule  zu  erbauen.  An  Lehrern 
gebricht  es  nicht,  das  Lehrerseminar  von  Manila  liefert  genug  gat 
geschultes  Material.  Die  Schule  wird  am  meisten  dazu  beitragen, 
die  einzelnen  Malaienstämme  der  Insel  Mindanao  in  einen  einzigen 
—  'Visayas  —  zu  verschmelzen,  denn  in  den  Schulen  wird  der 
Unterricht  im  Visaya  erteilt,  und  da  in  den  alten  Pueblos  das 
Visaya  allgemein  gesprochen  wird,  so  dürften  mit  der  Zeit  die 
Manobos  und  Mandayas  etc.  ganz  in  den  Yisayern  aufgehen. 
Gegentande  des  Unterrichts  sind:  katholische  Religionslehre,  Lesen 
und  Schreiben  des  Visaya  und  Spanischen,  Rechnen  mit  den  vier 
Species.  Die  Schlussprüfungen  werden  unter  grossem  Pompe  ab- 
gehalten und  Prämien  an  die  besten  Schulknaben  oder  Mädchen 
verteilt.  Diese  Änderung  zum  besten  ist  erst  den  Jesuiten  zo 
verdanken;  vor  Ankunft  derselben  sah  es  mit  dem  Unterrichte 
schlecht  aus,  wie  nachfolgende  Ziffern  (für  das  Jahr  1870)  be- 
weisen: * 


Begleitworte  in  meiner  Karte  der  Insel  Mlndanao. 


277 


Einwohner-    Von  den  BrwMhaenen  konnten 
les.  n.  sehr.     epan.  apr. 


Zamboanga  11  597 


Misämis 
Surigao  .  . 
Bialig  .  .  . 
Dävao .  .  . 
Cotta-batö 
Basilan  .  . 


78104 

29  902 

21076 

1398 

1799 

523 


M. 

w. 

M. 

w. 

M. 

w. 

En. 

Mdeh. 

En. 

Mdeh. 

Kn. 

873 

1550 

1294 

43913850 

3553 

289 

63 

247 

45 

536 

6128 

3824 

3463 

865 

678 

214 

840 

386. 

618 

35 

72 

1047 

695 

852 

189 

304 

96 

360 

290 

160 

27 

32 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

78 

45 

85 

11 

99 

31 

30 

— 

26 

10 

10 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

? 

43 

36 

39 

6 

163 

140 

28 

24 

13 

13 

41 

Ton  den  Kindern  konnten 
lesen      lee.  n.  sehr.    epan.  epr. 

Mdeh. 

103 

37 

19 

? 

2 
? 
35 


Zu  bemerken  ist,  dass  jetzt  in  jedem  grosseren  Orte  nicht 
eine,  sondern  zwei  Schalen  existieren,  die  eine  für  Knaben, 
die  andere  rar  Mädchen ;  letztere  werden  von  Lehrerinnen  geleitet, 
welche  dem  Mädchen-Seminar  von  Naga  (Prov.  C  amarin  es  Sar) 
ihre  Vorbildung  verdanken.  In  den  Mädchenschalen  werden  die 
Kleinen  auch  in  weiblichen  Handarbeiten  unterrichtet.  In  Tamon- 
taca  giebt  es  zwei  grosse  Pensionate,  eines  far  Mädchen  anter  der 
Leitung  von  Nonnen,  das  andere  für  Knaben  anter  der  Leitung 
der  Jesuiten.  Dieselben  sind  zur  Aufnahme  von  Waisen  and 
Sklavenkindern  bestimmt,  welche  die  Jesuiten  von  den  Moros  ein- 
handeln and  dann  erziehen.  Je  nach  ihren  Talenten  werden  sie 
entweder  zu  Gewerbsleuten,  oder  Priestern,  Lehrern,  Ärzten  etc. 
(letzteres  zu  Manila)  herangebildet,  die  meisten  aber  zu  Bauern  er- 
zogen, was  jedenfalls  das  vernunftigste  ist.  Die  Mädchen  werden 
nach  erlangter  Reife  mit  einer  Aasstattang  versehen  and  heiraten 
gewöhnlich  die  aas  dem  Pensionat  entlassenen  jungen  Bauern. 

Das  Postwesen  in  jedem  Distrito  steht  entweder  direkt  anter 
dem  Gobernador  oder  es  ist  wie  in  Zamboanga  ein  eigener  Ad- 
ministrador  hierfür  bestellt,  ihm  unterstehen  ein  Interventor 
und  ein  Ayudante  (Adjunkt). 

Was  das  Justiz wesen  Mindanao's  anbelangt,  so  giebt  es  da- 
selbst nur  Gerichte  erster  Instanz,  and  zwar  residiert  in  Misämis, 
Surigao,  Zamboanga  nnd  Cotta-batö  je  ein  Alcalde  Major  mit  dem 
entsprechenden  Personal.  In  Dävao  and  Basilan  nehmen  die 
Gobernadores  die  erste  Untersuchung  vor,  da  sie  ständige  Ver- 
treter der  Justiz  sind,  und  schicken  eventuell  die  Verbrecher  den 
nächsten  Richtern  zu,  and  zwar  gebort  Dävao  zum  Gerichtsbezirk 
Cotta-batö,  Basilan  zum  Gerichtsbezirk  Zamboanga. 

Die  Finanzbehörde  ist  durch  eine  Anzahl  von  Beamten  in 
Misämis,  Surigao  and  Zamboanga  vertreten.  Da  von  den  Häfen 
Mindanao's  nur  jener  von  Zamboanga  dem  Verkehr  mit  dem  Aas- 
lande erschlossen  ist,  so  befindet  sich  nur  dort  allein  ein  Zollamt 
mit  einer  Dotation  von  vier  Beamten. 

In  kirchlicher  Beziehung  gehören  die  Distritos  Zamboanga, 
Cotta-batö   and  Dävao  zum    Bistume  Jaro  (Panay),    die  Distritos 


278  F.  Blumentritt: 

Misämis,  Surigao  mit  Bislig  zum  Bistnme  Cebü.  Die  Seelsorge 
auf  Miodanao  ist  den  Jesuiten  anvertraut;  die  wenigen  Pfarrer 
anderer  Orden,  welche  wie  auf  Camiguin,  in  Cagayan  etc.  wirken, 
werden,  sobald  eine  grossere  Anzahl  von  Jesuiten  nachkommt, 
durch  diese  ersetzt. 

Innerhalb  dieser  Distritos  liegt  eine  Anzahl  von  mohame- 
danischen  Staaten,  deren  Regenten  (Sultanes,  Datos,  Reyes)  die 
Oberhoheit  der  spanischen  Krone  anerkennen  und  hierfür  kleine 
Pensionen  von  der  Regierung  beliehen,  welche  hingegen  bei 
Thronvakanzen  sich  die  Belehnung  vorbehält.  Ich  werde  diese 
Staaten  noch  bei  dem  Kapitel  Moros  einsein  anfuhren.  Ausser- 
dem werden  die  •  Gebirgswildnisse  von  verschiedenen  „wilden* 
Stammen  bewohnt,  welche  sowohl  von  den  Spaniern,  als  auch 
von  den  Moros  unabhängig  sind.  Das  entschiedene  und  klage 
Vorgehen  der  Jesuitenmissionare  lässt  die  Zahl  dieser  In  fiel  es 
immer  geringer  werden,  da  jedes  Jahr  neue  Tribus  derselben  znm 
Christentnme  sich  bekehren  und  dadurch  Unterthanen  Spaniens 
werden. 

IV.    Allgemeine  Daten  über  die  Grosse  der  Bevölkerung. 

Ich  habe   bereits   zweimal    (Globus,  Bd.  XLI,    Nr.  22  f.  und 
Bd.  XLIV,   Nr.  10  f.)   über  die  Bevölkerungsstatistik  der  Philip- 
pinen   im    allgemeinen    abgehandelt    und    dabei    auch    der   Insel 
Mindanao    Erwähnung    gethan.      Die   Leser  jener   beiden    Artikel 
werden    sich    erinnern,     dass    ich    eingehend    meine    Behauptung 
zu    erhärten    suchte,    dass    die   Gensuslisten    der   Philippinen  nur 
die  Zahl   der   spanischen  Unterthanen  und  auch  dieser  nicht  voll- 
ständig   angeben,    denn    die    maurischen   Staaten    sind    doch    der 
spanischen   Regierung  unterthan,  ihre  Bevölkerungsziffer   ist  aber 
bis  zum  heutigen  Tage  nicht  bekannt,  und  so  sind  wir  denn  nw 
auf  vage  Schätzungen  angewiesen.    Einige  bisher  noch  unbekannte 
liegen  mir  vor:  so  schätzt  der  Padre  Bennäsar  (Carta  al  R.  r\ 
Superior  de  la  Misiön,  Tainontaca,  10.  März  1882)   die  Be- 
völkerung des  Distrito  Cotta-batö  inclusive  der  Moros  des  Länao- 
See's  allein  auf  500  000  Seelen.     Dies  wurde  auch  mit  dem  Be- 
richte des  Padre  Jacinto  Juanmarti  stimmen,  welcher  erzählt,  dass 
das  Land   zwischen    den  Puntos  Lebak   und  Mati    sehr    dicht  be- 
völkert wäre   (an  der  Küste   von  Moros,    im  Inneren   von   Tiru- 
rayes);    derselbe  Missionar  berichtet,   dass  allein  der  VolkssUmm 
der  Vilanes  zwischen  Dävao,  Sarangani  und  dem  Seengebiete  des 
Inneren  viele  Tausende  zähle.     Ebenso  wohne  (um  schon  einmal 
beim  Distrito  de  Dävao  zu  verweilen)   von  der  Pnnta  Maguli   bis 
zur   Sarangani- Bai    tanta    multitud    de    gente,    auch    in    dem 
Binnenlande  der  Küstengegend  von  Tuna,  Quulut,  Craan,  Narcan  etc. 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  279 

bis  cur  Punta  Maguli  müsste  es  viele  Heiden  geben,  „weil  (von 
der  See  aus)  viele  Holzschläge  in  den  Bergen  zn  sehen  wären**. 
Der  Padre  Mateo  Gisbert  (Carta  al  R.  P.  Superior  de  la 
Misiön,  S.  Jose  de  Sämal,  11.  Mai  1882)  schätzt  die  noch  un- 
abhängige Bevölkerung  des  Distrito  de  Davao  auf  100  000  Seelen. 
Was  den  Distrito  de  Surigao  anbelangt,  so  zählte  man  bei  Batdan 
allein  am  15.  Augast  1882  11000  Conquistas*),  d.  h.  (seit 
1876)  neu  bekehrte  Manobos.  Von  den  anderen  Distritos  fehlen 
mir  zwar  bestimmte  Angaben,  doch  scheint  sowohl  der  Distrito 
de  Zamboanga,  als  auch  jener  von  Misämis  im  Binnenlande  recht 
gut  bevölkert  zu  sein.  In  dem  schon  von  mir  citierten  Artikel 
„De  Davao  ä  Misämis"  heisst  es:  a  cada  paso  que  se 
avanza  por  ese  interior,  van  encontrandose  multitud  de 
rancherias. 

V.    RassenzngehSrigkeit. 
Wenn  wir  von  den  wenigen  Europäern,  Kreolen  und  Mestizen, 
sowie  den  Chinesen  absehen,  so  zerfallen  die  Eingeborenen  Min- 
danao's  in  Negritos  und  Malaien.     Erstere  sind  durch  die  Mama- 
naas   und  Atäs,    letztere    durch    eine   ganze  Reihe   verschiedener 
Stämme  vertreten,   welche    sich    vorläufig    (ich    betone   dies:    vor- 
läufig) in  drei  Hauptgruppen  einteilen  lassen,  welche  zugleich  mit 
der   Religion,    der    sie    angehören,    zusammenfallen,    nämlich    in 
1)  Visayas  (dieses  sind  die  „Alt-Christen"),  2)  Bergstämme  (diese 
sind  entweder  noch  Heiden  oder  doch  erst  Conquistas),  3)  Moros 
(diese  bekennen  sich  zur  Lehre  des  Propheten).    Visayas  und  Moros 
sind  spätere  Ankömmlinge,   erstere   kamen   zum  Teil    erst  in  den 
Zeiten    der    spanischen   Herrschaft    nach   Mindanao    von    «dem    im 
Norden    gelegenen  Archipel,    der    heute   den    Namen   der   Islas 
Visayas  fuhrt,    letztere  von  Borneo  und  Ternate  her,   und  zwar 
gleichfalls  erst  in  später  Zeit.    Die  Nachrichten,  welche  wir  über 
die  Bergstämme  besitzen,    sind   noch   nicht   klar  genug,   um  über 
ihre  Verwandtschaft  zu  den  Visayern  oder  den  Kopfjägerstämmen 
Dazon's  und  Borneo's   ein  sicheres  Urteil  fällen  zu  können,   und 
da  ich    es   nicht  liebe,   aus  dürftigem  Material  kühne  Schlüsse  zu 
ziehen,    so    werde   ich  mich  in  den  folgenden  Kapiteln   begnügen, 
die    einzelnen   Stämme    einen    nach    dem    anderen    in   den   Kreis 
unserer  Betrachtungen  zu  ziehen. 

VL  Atäs. 
Die   Atäs  oder  Ataas   bewohnen   die   Gebirge,    welche  von 
dem    Oberlaufe    der    Strome    Davao,    Cagayan,    Libagänum    und 

*)  Montano  sagt  irrtümlich  Conquistados  (=  die  Gewonnenen),  was 
wohl  sprachlich  richtiger  wäre;  es  ist  aber  eben  Conquista  (=  die  Er« 
oberung)  der  übliche  Name  des  Neubekehrten  in  diesen  Teilen  von  Mindanao. 


280  F-  Blumentritt: 

Tuganay  durchflössen  werden.    Wenn  ich  die  Atas  zu  den  Negritos 
zähle,  so  bin  ich  mir  wohl  bewusst,  dass  dieselben  durchaus  nicht 
reinblutig   sind,    sondern    eigentlich    als  Mischlinge    auftreten,  in 
deren  Adern  viel,  sehr  viel  malaiisches  Blut  rollt;  reine  Negritos 
erscheinen    nur    selten    als    freie,    unabhängige   Leute ,    öfter  als 
Sklaven.     Die  Atas  mögen  ihre  Herkunft  eben  von  der  Kreuzung 
zwischen   malaiischen   Eroberern   und   Negritos-Sklaven    herleiten. 
Als  diese  Bastardrasse  kräftig  genug  wurde,    um  selbst  zum  An- 
griffe übergehen  zu  können,  schleppten  sie  selbst  für  sich  Sklaven 
von  den  Manobos,  Mandayas  und  Bagobos  heim;  auf  diese  Weise 
ist  die  Verschiedenheit  des  Typus   der  einzelnen  Atas-Tribus  zu 
erklären,   eine  Verschiedenheit,   welche  von  Montano  ausdrücklich 
hervorgehoben     wird     (Bulletin    de    la     Societe    de    Geographie, 
Juni    1881,   p.  556).     Erst   wenn   eine  hinreichende  Anzahl  von 
Skeletten    geprüft    und   Sprachproben    veröffentlicht   worden  sind, 
wird  man  endgiltig  über  ihre  Rassenzugehörigkeit  absprechen,  jetzt 
gilt  es,  so  viel  als  möglich  sich  dieser  Frage  gegenüber  reserviert 
zu  verhalten.     Dass   sie   eben  Mischlinge   sind,   das  konnten  wir, 
ganz  abgesehen  von  den  diesbezüglichen  Notizen,   schon  aus  den 
Nachrichten  über  ihre  Lebensweise  schliessen.    Während  der  echte 
Negrito  in  kleinen  Horden  herumschweift,  finden  wir  bei  den  Atas 
grosse  Rancherias  erwähnt.     So  schreibt  der  Padre  Mateo  Oisbert 
(Carta  al  R.  P.  Superior  de  la  Misiön,  Dävao,  17.  November 
1881):  „An  allen  Nebenflüssen  des  Rio  Tuganay  giebt  es  eine  so 
grosse    Anzahl   von   Atas,    dass    wir    allein    am   Rio    Ising,    dem 
ersten  (Nebenfluss),  den  man  erblickt,  zwei  Häuptlinge  treffen,  deren 
einer,  welcher  Alud  genannt  wird,  700  Vasallen  (Säcopes),  der 
andere   aber  noch  viel   mehr  besitzt. tt      Das   deutet  auf  dasselbe 
Feudalwesen   hin,   dem  wir  bei  allen  Malaien  des  philippinischen 
Archipels  begegnen.     Doch  scheinen    nur  an   der  Peripherie  des 
von   den  Atas  bewohnten  Landstriches    derartige,   durch   grossere 
Beimischung  malaiischen  Blutes  leicht  erklärliche  Verhältnisse  tu 
existieren;    die  am  Oberlaufe  des  Rio  de  Dävao  wohnenden  Atas 
leben  in  ganz  veränderten  Zuständen,  welche  mehr  jenen  gleichen, 
in  welchen  die  Negritos  Luzon's  leben.     Im  Diario  de  Manila 
vom    10.  Juni    1882   finden   wir   nämlich   folgende   Notizen:     Die 
Atas,  welche  an  den  Ufern  des  oberen  Dävao  und  seiner  Neben- 
flusse wohnen,  sind  furchtsame  Leute  (timidos)  und  bis  zu  einer 
gewissen  Grenze    inoffensiv;   sobald  sich  die  Expedition*)    nahte, 
flohen  sie  schleunigst  davon,  und  erst  nach  und  nach  stellten  sie 


*)  Der  Gobernador  von  Dävao  schickte  im  Januar  1882  eine  Ex- 
pedition ab,  um  eine  Verbindungsroute  zwischen  Cagavan  und  Dävao  ans* 
zuforschen,  sie  kehrte  aber  resultatlos  zurück. 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  281 

sieb,  verlockt  durch  die  Geschenke,  ein,  um  als  Wegweiser  zu 
dienen.  Der  grossere  Teil  von  ihnen  fuhrt  die  Lebensweise  der 
Nomaden;  wenn  sie  sich  irgendwo  für  längere  Zeit  niederlassen, 
so  geschieht  dies  nur  für  ein  Jahr  oder  für  solange,  bis  sie  die 
Ernte  ihrer  kleinen  Saatfelder,  welche  sie  auf  eine  primitive  Weise 
bestellen,  eingebracht  haben.  Ihre  unstäte  Lebensweise  wird  durch 
ihre  ständigen  Fehden,  bei  denen  es  sich  hauptsächlich  um  das 
Abjagen  der  eingeheimsten  dürftigen  Ernte  handelt,  verursacht. 
Ans  demselben  Grunde  fuhren  ihre  Fusspfade  immer  durch  stark 
conpiertes  Terrain,  um  leichter  einem  vordringenden  Feinde  einen 

Hinterhalt  legen  zu  können Sie  bedecken  ihre  Blossen 

nur  mit  einer  Binde,   welche   aus    der  Rinde   eines  Baumes,   den 
sie  Agja   nennen,    hergestellt  ist,    mitunter  besteht  dieser  Schurz 
aus    Fetzen    von    bereits    stark    abgenutztem    Abaca- Zeuge    (aus 
Manilahanf),    welche   Lumpen   sie    in   den   Rancherias    erhandeln, 
welche   in   der  Nähe  der  civilisierten  Pueblos   liegen.     Und    dies 
geschieht  inmitten  einer  grossartigen  Natur,  bei  einer  nicht  geringen 
Anzahl  von  Bewohnern  und  unter  Verhältnissen,   welche  das  Ge- 
deihen grosser  und  blühender  Ortschaften   auf  alle  Weise   begün- 
stigen. —  Soweit  jener  Artikel;  wir  sehen  hier  andere  Verhältnisse, 
als  wie  bei  den  an  der  Peripherie  wohnenden  Atäs,  welche  über- 
dies nicht  inoffensiv,  sondern  in  hohem  Grade  fehdelustig  sind,  so 
dass  die  Mandayas,  die  doch  selbst  ein  sehr  kriegerischer  Stamm 
sind,  vor  ihnen  einen  grossen  Respekt  besitzen.    In  dem  Diario 
de   Manila  (Artikel  I,  De   Dävao  a  Misämis)  werden  sie  der 
Anthropophagie  angeklagt,  und  zwar  gelten  ihnen  die  Ohren,  dann 
die  Fleischteile  der  Arme  als  die  besten  Leckerbissen.     Jedenfalls 
verdienten  die  Atas  von  einem  wissenschaftlich  gebildeten  Reisenden 
speziell    besucht  zu  werden.     Über   sie  ist  bisher  um  so  weniger 
geschrieben  worden,  als  die  Jesuiten- Missionare  noch  nicht  Gelegen- 
heit gefanden  hatten,  sich  mit  ihnen  zu  beschäftigen. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  die  benachbarten  Bagobos  unter 
ihren  Sklaven  auch  echte  Negritos  besitzen. 

VII.    Mamänuas. 

Dieser  interessante  Volksstamm  bewohnt  jene  langgestreckte 
Halbinsel  im  Nordosten  der  Insel  Mindanao,  welche  am  weitesten 
gegen  Norden  hervorragt.  Semper  bezeichnet  die  Mamänuas  als 
eine  Bastardrasse,  die  neueren  Nachrichten  lassen  aber  wenig  oder 
keinen  Zweifel,  dass  wir  es  hier  mit  echten  Negritos  zu  thun  haben. 
So  bemerkt  Montano  über  vier  Mamänuas  (zwei  Männer,  zwei  Weiber) 
welche  er  an  den  Ufern  der  Laguna  de  Mainit  untersuchte:  „Tous 
etaient  des  Negritos  absolument  semblables  ä  ceux  de  la  Sierra  de 
Marivelis  (LiQzon).  La  petite  taille,  la  coloration  de  la  peau,  les  cheveux 


282  F.  Blumentritt: 

laineux,  le  prognathisme,  la  largeur  des  orbites,  l'absenee  de  mollet, 
sont  les    meines"    (Bulletin    de   la   Societe   de  Geographie,  1882, 
p.  606).     Ähnlich  orteilt  P.  Juan  Ba.  Heras  (Garta  al  P.  Fran- 
cisko  Sanchez,  Butüan,  15.  August  1882):  „Als  ich  die  kleinen 
Negergestalten  der  Mamanuas  mit  ihrem  Wollbaare,  ihrer  Lebhaftig- 
keit  und  ihrem  sympathisch  anmutenden  Wesen  erblickte,   da  er- 
innerte ich  mich  jener  Ausfluge,  welche  ich  mit  dem  Padre  Marori 
auf  der  Insel  Cuba  unternommen  habe,  um  die  Neger  der  Zocker- 
plantagen zu  katechisieren.    Diese  Mamanuas  gleichen  einigen  afri- 
kanischen   Stammen   in    einem    solchen   Grade,    dass   man   keinen 
Unterschied    zwischen    ihnen    zu    entdecken    vermochte,    sondern 
glauben  konnte,  sie  kämen  von  Afrika  her.     Ich  besuchte  darauf 
eine  ihrer  neuen  Niederlassungen  und  da  sah  ich  mich  von  denselben 
Negerchen  umringt,  wie  seiner  Zeit  in  der  Habana,  nur  mit  dem 
Unterschiede,  dass  die  Mamanuas  nackt  einb ergingen ,   da  sie  bis 
jetzt    ein    ununterbrochenes  Wanderleben   gefuhrt  haben.  *     Beide 
eben   citierten   Ausspruche   beweisen   klar   und    deutlich,  dass  die 
Mamanuas   nichts  anderes   als  Negritos  sind.     Es  mag  wohl  auch 
Mestizen  zwischen  diesen,  den  Visayas  und  Manobos  geben,  welche 
Semper    als    die    eigentlichen   Vertreter    der  Mamanuas    annahm. 
Ihre  Lebensweise    charakterisiert  der  Padre'  Jaime  Plana  (Carta 
al  R.  P.  Superior   de   la  Misidn,   Jabonga,  4.  September 
1882):     „Bei   ihnen    giebt  es   weder  Datos   noch  Caziken*),  wie 
dies   doch  bei  den  übrigen  Heiden  Mindanao's  der  Fall  ist,   noch 
leben  sie  überhaupt  unter  einer  bestimmten  gesellschaftlichen  Form, 
wie    dies   bei   den   Manobos   und   Mandayas   der  Fall  ist,    welche 
zum    mindesten    kleine    Hüttengruppen   oder  Rancherias    besitzen; 
bei  diesen  aber  lebt  jeder  dort,   wo  es  ihm  gefallt,   und  bleibt  so 
viele  Tage   oder  Stunden   auf  einem   Platze,   als   ihm   gut   dünkt, 
ohne    etwas  zu   säen   oder  zu   bebauen,    ohne   von  einer  anderen 
Sache  sich  zu  nähren,  als  von  dem  Harze  gewisser  Palmen- Arten 
und  von  der  Beute,    welche  ihnen   die  Jagd  in  den  Bergwäldern 
verschafft."     Auch   diese   Notiz    charakterisiert  den    Mamanua  als 
echten  Negrito. 

Durch  die  Missionsthätigkeit  der  Jesuiten  andern  sich  diese 
Sitten  rasch;  so  schreibt  der  oben  erwähnte  Padre  Jaime  Plana 
(Carta  al  R.  P.  Juan  Ricart,    Jabonga,    8.  Januar  1883): 


*)  Auf  den  Philippinen  hat  der  Titel  Cazike  sich  bisher  nicht  ein- 
gebürgert; es  ist  dieser  Brief  das  erste  philippinische  Schriftstück,  in  welchem 
ich  auf  diese  in  jenem  Archipel  ganz  ungebräuchliche  Titulatur  stosae;  wahr- 
scheinlich will  Padre  Plana  damit  soviel  sagen  als  kleiner  Häuptling, 
Chef  einer  schwachen  Horde,  im  Gegensatz  zu  Dato  oder  Datto, 
wie  früher  in  den  Visayern  und  jetzt  noch  bei  den  Moros  und  Heiden  der 
Insel  Mindanao  die  Fürsten  oder  Häuptlinge  bezeichnet  werden. 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindan ao.  283 

,In  Mainit  und  Jabonga  geht  es,  Gott  sei  Dank,  in  allem  gut. 
Bereits  haben  schon  an  250  Mamanuas  die  Taufe  empfangen,  und 
zom  guten  Beispiel  der  alten  Christen  (Visayas)  bauen  sie  feste 
Häoser  und  bestellen  brav  ihre  Felder.  Alle  Sonntage  kommen 
ihrer  zweihundert,  so  weit  sie  auch  wohnen,  hierher,  um  der  heiligen 
Messe  und  Predigt  beizuwohnen  etc.*  An  den  Ufern  der  Laguna 
Mainit  gründeten  die  Jesuiten  vier  kleine  Niederlassungen  (Re- 
docciones)  mit  Mamanuas,  wie  schon  vorher  die  Dorfer  S.  Pablo, 
S.  Roque,  Santiago  und  Sa.  Ana,  über  deren  Lage  mir  leider 
nichts  bekannt  ist. 

VIII.    Mangnlangas,  Manguangas,  Guiangas. 

Ich  nenne  diese   drei  Stämme  (?)  nur  mit  Namen,   weil  mir 
eben   über  dieselben    nichts   anderes   als   der  Name    bekannt  ist. 
Die  Manguangas  werden  von  älteren  Autoren  teils  in  jenen  Land- 
strichen  sesshaft   (?)    angeführt,    welche  jetzt  von   den  Atas   ein- 
genommen werden,   teils  in  jenen  Bezirken  wohnend,   welche  ich 
ihnen  auf  meiner  Karte  im  Südosten  der  Laguna  de  Malanao  an- 
gewiesen habe.     In  neuerer  Zeit  wird  der  Name  der  Manguangas 
nicht  mehr  erwähnt,  ich  stiess  auf  denselben  nur  ein  einziges  Mal, 
und  zwar  in    einem    Briefe   des  Padre  Pablo  Pastells  (Garta   al 
R.  P.  Superior,  Caraga,  25.  Januar  1880),  wo  er  dieselben 
als  bei  Catel  wohnend  erwähnt.     Die  Mangulangas,  deren  Namen 
nach    dem    Padre   Saturnino   Urios    (Garta  al   P.  Juan   Ricart, 
Pilar,  20.  Oktober  1882)   soviel  als  hombres  de   selva,   also 
„Waldmenschen  "  bedeutet,  wohnen  in  den  Bergen,  in  welchen  die 
westlichen    Quellflüsse    des   Agüsan    die  Rios   Manat    und   Batutu 
entspringen.     Sie  wandern  unstät  herum.     Ihre  Tapferkeit  ist  an- 
erkannt,  von   ihrem  Mute   zeugt  der  Umstand,    dass   einmal   drei 
Mangulangas   dreissig  Mandayas   zurückschlugen,    und  zwar  durch 
die  Wut,  mit  welcher  sie  sich  voll  Todesverachtung  ihren  Gegnern 
entgegenstürzten.    Ihre  Waffe  ist  die  Lanze;  da  auch  ihrer  Hütten 
(nota  bene  vor  der  Christianisierung  einiger  Tribus  derselben)  ge- 
dacht wird,  so  scheinen  sie  in  ihrer  Lebensweise  an  die  Atas  zu 
erinnern.      Ich  vermute  deshalb,   dass  die  Mangulangas  und  Man- 
guangas   der   Comandancia   Bislig   ein    und   derselbe   Stamm    sind, 
während    die   Manguangas   der  Gordillera   Sugut   am    ehesten    mit 
den  Atas,    weniger   mit  den  Buquidnones  zu  identifizieren  wären. 
Wohin  die  Mangulangas  von  Bislig  zu  stellen   wären,   ob  zu  den 
Manobos   (als  eine  Abzweigung  derselben)  oder  zu  den  Atas,  das 
zu  entscheiden  wage  ich  nicht,  wie  ich  ebensowenig  mich  getraue, 
irgend  eine  luftige  Hypothese  betreffs  der  Guiangas  (lapsus  calami 
für:   Gulaogas?)   aufzustellen.     Montano    hält   die  Guiangas  mit 
den  Bagobos  identisch. 


284  F.  Blumentritt: 

IX.  Tagabelies. 
In  meinem  Versuch  einer  Ethnographie  der  Philip- 
pinen erwähnte  ich  der  Tagbalays,  welche  in  der  Nähe  von  Bislig 
wohnen  sollten.  Ihre  angebliche  Heimat  gehört  aber  jetzt  zu  den 
am  besten  durchforschten  Gebieten  des  Distrito  Bislig,  und  es 
haben  sich  dort  keine  Tagbalays  gefunden,  und  doch  giebt  es  welche 
dort  d.  h.  bei  dem  Monte  Baloay  gab  es  eine  Tribus,  welche  die 
Taga- Baloay,  d.  h.  die  von  Baloay  her  genannt  wurden.  Au 
diesen  Namen  einer  Mandayas- Tribus  erinnert  der  Name  Taga- 
belies auffallend,  mit  welchen  uns  der  Pädre  Jacinto  Juanmarti 
(Garta  alR.  P.  Superior  de  laMision,  Tamontaca  20.  April 
1879)  bekannt  macht;  diese  wohnen  aber  nicht  im  Süden  von 
Bislig,  sondern  in  den  Gebirgen  sudlich  von  der  Laguna  Buluan. 
Fast  wäre  man  versucht,  sie  für  eine  Manobo-Tribus  zu  halten, 
denn  jener  Missionar  nennt  sie  eine  raza  parecida  ä  los  Ma- 
tt obos.  Da  er  aber  zugleich  von  den  in  der  unmittelbaren  Nahe 
der  Tagabelies  wohnenden  Manobos  spricht,  so  ist  daraus  mit 
Sicherheit  zu  ersehen,  dass  er  sie  als  zwei  von  einander  ver- 
schiedene Rassen  ansieht.  P.  Juanmarti  bezeichnet  sie  als  Leute 
von  freundlichem,  zugänglichem  und  gelehrigem  Wesen.  Ander- 
weitig werden  sie  nicht  erwähnt. 

X.    Dulanganes  (Sanguiles). 

Die  Dulanganes  bewohnen  mit  Moros  vermischt  die  Küsten- 
landschaften des  sudlichen  Mindanao,  dann  jene  Cordillere,  welche 
das  Grat  der  Sarangani-Halbinsel  bildet.  Von  den  Moros  werden 
sie  Bangal-Bangal  genannt.  Was  von  ihrer  Lebensweise  berichtet 
wird,  erinnert  sehr  an  die  Negritos,  so  dass  man  geneigt  sein 
konnte,  sie  ebenfalls  für  eine  Bastardrasse  anzusehen.  Sie  geben 
nackt  einher  und  verbergen  sich  wie  wilde  Tiere  in  Baumstämmen, 
die  ihnen  zur  Unterkunft  dienen.  Ihre  Waffe  ist  der  vergiftete 
Pfeil,  den  sie  mit  ausserordentlicher  Sicherheit  aus  ihren  Ver- 
stecken auf  das  ausersehene  Opfer  entsenden,  ausserdem  bedienen 
sie  sich  auch  der  Lanze.  Sie  sind  in  endlose  Fehden  mit  den 
anderen  Bergstämmen  verwickelt. 

XI.    Tirurayes. 

Während  wir  über  die  bisher  angeführten  Stämme,  ausge- 
nommen die  Mamanuas,  nur  mehr  oder  minder  vage  Nachrichten 
über  Herkunft  und  Sitten  besitzen,  sind  wir  über  diesen  Volks- 
stamm,  dank  der  Tbätigkeit  der  Missionare  der  Station  Tamontaca, 
genauer  unterrichtet.  Tamontaca  lag  früher  direkt  im  Lande  der 
Tirurayes,  welche  sich  selbst  Teruray  oder  Teduray  nennen,  die 
ungesunde  Lage  der  Station  veranlasste  aber  die  Jesuiten,  dieselbe 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  285 

an  die  nunmehrige  Stelle  zu  verlegen.  Das  Wandern  ganzer 
Städte  ist  ja  in  Mindanao  nichts  seltenes,  hat  doch  Buttian  seine 
Lage  innerhalb  eines  Zeitraumes  von  20  Jahren  nicht  weniger 
als  dreimal  gewechselt,  was  insofern  erleichtert  wird,  als  die  Häuser 
zomeist  nur  aus  Holz  und  Rohr  erbaut  sind  und  herrlicher  Acker- 
boden in  Hülle  und  Fülle  überall  zur  Verfügung  steht.  Ich  habe 
Tamontaca  mit  der  Tirurayes-Couleur  tingiert,  obwohl  daselbst 
ausser  Tirurayes  auch  Kinder  anderer  Mindanao- Stämme,  insbe- 
sondere Moros,  in  grosserer  Anzahl  vorhanden  sind.  Da  die 
Rassenzugehörigkeit  eines  Volkes  nicht  nur  durch  den  Anthropo- 
logen, sondern  auch  durch  den  Linguisten  zu  bestimmen  ist,  so 
teile  ich  einige  Sprachproben  (mit  nebenanstehender  spanischer 
Übersetzung  mit,  welche  der  Padre  Ignacio  Durän  (Carta  al  R. 
P.  Superior  de  la  Misiön,  Santa  Ana,  14.  Juni  1883)  aus 
den  Papieren  des  ca.  1878  verstorbenen  Schulmeisters  von  Cotta- 
batö,  Luis  Bello,  und  des  im  J.  1870  verstorbenen  Schulmeisters 
von  Tamontaca,  einem  Tiruray,  Namens  Jose*  Tenorio  Ligayan, 
mitteilt.  Bello  war  auch  ein  Tiruray,  welcher  von  den  Jesuiten 
an  das  Lehrerseminar  von  Manila  geschickt  worden  war  und  nach 
gutem  Absolvieren  seiner  Studien  die  erwähnte  Stelle  in  Cotta- 
batö  erhielt.     Diese  Proben  sind: 

Tiruray:  Spanisch: 
Be  belintuao  sengibu,  ualeu  ra-  En  el  ano  mil  ochocientos  so- 
ta unum  folo  brab  ruo,  y  quegu-  senta    y    dos    fue  la  llegada  de 
maj  y   de    casila*)   dini   be  fan-  los  espanoles  aqui  en  tierra  de 
tad  y  Maguindanaue ;   endan   ro  Mindanao;   todavia   no   se   habi'a 
menagninged   be    Cotabatnan  ••) :  fundado  Cottabatö :  y  cuando  pen- 
oa,  tegues   roelauen   enguetinana  saron  hacer  puebblo,  fue  despne's 
ro  nen  maguingued,  no  y  quetiboj  de  la  matanza  y  toma  de  la  cotta**) 
ruo  mnndon  be  cuta  y  do  renauen  de  los  moros  de  Pagalungan ;  y 
dob  Fagalungan ;  brab  be  lala  ruo  dicen    que    durante    el    combate 
so  eno,  cun,  setiboj,  y  ufo  ro  mü-  tocaba  la  müsica;  pues  dicen.  que 
sica;  nedo  menodor  so  cun.    Na,  siguiö    tambtän.     Y   despues   de 
tidea   mam  eno  tilique   ro   y  do  esto  escogieron  los  espanoles  un 
casila  y  fioue  qnefaguingued  ro;  buen  sitioparapueblo;  construye- 
na  renigo  ro  beleyen  y  quia  tu-  ron  una  casa  en  la  colina  llama- 


*)  Die  Spanier  werden  im  Korden  der  Philippinen  Castilas  genannt, 
im  Süden  Cachilas;  doch  dringt  erstere  Form  auch  hier  immer  mehr  durch. 
**)  Cotta  oder  Cota  ■»  Schanze,  Burg,  Feste;  bat6  =  Stein 
daher  Cotta-bat6  =  das  steinerne  Schloss.  Weiter  unten  steht  Cuta  = 
Cota.  —  Man  beachte  in  der  Tiruray  spräche  das  anlautende  f  und  r,  das 
den  übrigen  philippinischen  Dialekten  fehlt  und  nur  noch  bei  Tagacaolos 
und  Vilaanes  sich  findet 


286  F»  Blumentritt: 

duc  dob  Selongonan  fedaueten  da  Selongonan,  6  sea:  Cotta- 
Cutabatea.  Tideu  beno  dob  Tarn-  batö.  Y  despues  fandaron  Tom- 
baa  diob  Taviran,  falan  naleo  bao  y  Taviran,  puntos  todos  oco- 
casila ;  enda  man  y  Fadide.  Na  te-  pados  por  los  espanoles:  do  ha- 
gu^s  loo  ne  aen  y  de  Fadi  Vidal,  bia  todavi'a  Päd  res.  Mas  laego 
brab  Gnerrico,  brab  do  Hermano  hubo  los  Padres  Vidal  y  Guerrico, 
Belznnce  brab  Zameta  engumaj  y  los  Hermaoos  Belzance  y  Zo- 
tidea  dob  Manila  mendiore  na  meta,  qne  habian  llegado  de  Ma- 
faganay  bati  dob  Polioc.  Na,  nila  y  estaban  entonceaenPolloc. 
amuc  engaesabutö  ro  qne  nen  y  Y  cuando  supieron  qae  habia 
do  eteu  cun  dob  de  tudnc  dob  unos  hombres,  en  los  montes  de 
Tamnntaca,  fedaueten  tedaray,  Tamontaca,  llamados  tedarayes 
menule  ro  dob  Cutabateu,  selede  se  fneron  a  Cotta-bato  buscando 
ro  y  fioue  qnesalatro  mule  dob  ocasion  oportana  de  pasar  a  Ta- 
Tamontaca.  montaca. 

Jose'  T.  Ligayan. 

B. 

Na:    fentama    cu   sa    ende    y       Asi  paes:    hasta  aqm  llega  lo 

nrret  gab'  qaerroragu  b'  araday  qne  he  contado  de  las  costambres 

qaegneeteao  y  tedaray;  maa  ba-  de  los  tedarayes;  me  parece  qae 

ngac    engaete*y    ganen    remorrö.  casi  he  acabado  de  decirlo  todo. 

Fiong  uen   y   endae   na   meta  y  Y  aunque  habiese  algo  por  decir 

menrrorö  be  araday  de  teduray;  todavi'a  de  las  costumbres  de  los 

qneloj  sen,  brab  antafe  ou  y  en-  tedarayes,  sera  may  poeo  y  tal 

daen.      Ne,    gaesonürra    ca    be  vez  uada,     Por  consigoiente,  toj 

eteue  masa   be   sulat   gue   eni  y  a  decir  al  qne  leyere  este  mi  de- 

quelüjana  y  caraguia  y  tedarayen ;  scrito  de  todas  las  cosas  y  osos 

ulantoc   tad    sannarreno:    y  *  M-  de  los  tedarayes;  no  importa  qne 

gaene  ni  semenalat,  tedaray  a  so  lo  diga:  yo  lo  he  escrito  siendo 

renorro  gu,  taden  foc  menemala  asi  qne  soy  tedaray:   yo  mismo 

ade   be  calajana  y  qaegaeetoao-  lo  he  hecho,   ni  me   avergueaio 

qaeye.     Ulane  nen;  ladec  ni  ba-  por  naestro  modo  de  ßer.     Nada 

sagub1   b^guene    ni  y  manaccan  se  me  da,  aanqae  me  parezco  al 

aac,  daaetano  y  daaetnan.  ]Adicl  pajaro   cuervo,  qae  descabresa 

segaemenao  y  eteao  remorrö  be  nombre!     O  jala  habiese  habido 

quelüjana  arradaqueye,    qa^ysan  otro    qae  habiese  referido  todas 

tedaray   u  so.     Na:   enda  y  na-  naestras  costumbres!  no  obstante 

carra  ca  den,  begaene  y  engae-  yo    soy   tedaray.      No    habo  re- 

taje  cristiano:  na  begaene  melay  medio:  yo  soy  el  primer  cristiano: 

guetuantuane   coiqueloj    be   qae-  yo,    paes,   s^  algana   poca  cosa 

torro  y  do  Fadi  Jesuita :  na,  fen-  por  la  ensenanza  qae  me  dieron 

dansa  ro  melau  begaene  y  qae-  los  PP.  Jesaitas;   asi,  paes,  me 

liijana  y  arada  qaeye   dob   sulat  hicieron    poner     todas    naestras 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao. 


287 


eni.  Na:  y  blguene  menodör  u  costumbres  en  este  escrito.  Por 
moD,  noc  guetaa  y  eteue  masa  tanto,  lo  hice  tambien  de  buena 
be  sulat  güe  •)  eni  quelujana  b'  gana,  para  que  sepa  el  qoe  leyere 
adad  y  de  tednray.  este  mi  escrito  todas  las  costum- 

bres de  los  tedurayes. 
Jose  Tenorio  Ligayan. 

C. 

Fadi  Ignacionän  Daran  diob  AI  P.  Ignacio  Daran  allä  en 

dob  Tamontacan.  Tamontaca. 

Cäguene  galaanen  Fadri:  an-  Mi  apreciado  Padre:  se  me  fi- 
tafe  ca  senaqae  me  y  salat  guo  gara  que  habras  recibido  la  carta 
feneuit  ga  endeyo.  Beleae  sa-  qae  te  mand^  antes,  ahora  te 
lata  ca  man  beem,  endob  enda  vuelvo  a  escribir,  pero  no  muy 
tooaen  meleyat;  ne  meangga  üb1  largo;  pues  estoy  muy  ocupado 
cagoeue  qaesetorro;  amac  mir-  con  mis  lecciones :  caando  da  com- 
ray  composicion  y  maeströ-gueye,  posiciön  naestro  maestro,  es  muy 
enifoy  metaaje,  na  guerrigono-cu  larga,  sin  embargo  la  hago  con 
so  däfo,  be  salamat  y  Dioso  Ca-  el  favor  de  Dios  naestro  Senor. 
dena  tomo. 

Y  beguene  dini  (be  Manilae)  Yo  aqai  (en  Manila)  no  tengo 
enda  dafo  y  coy  derruu  cu,  eni  la  mas  peqoena  enfermedad  estoy 
fo  y  merraan  y  ona  ga-e:  sa-  muy  contento:  te  hago  saber,  qae 
narre  ca  beem,  y  lalagu-e  bati  durante  el  tiempo  que  estoy  aqui 
dini  b'  Manilae  enda  engueder-  en  Manila  no  he  estado  enfermo; 
roun-u;  fionfoc  demauet  yulea  aunque  meduelelacabeza,  agaan- 
gue,  tingqaele  cu  y  queirroo  cu-de.   to  y  sufro  mejor  caando  me  acuesto. 

Y  i  san  beemam,  Fadri,  enda  Y  tu,  Padre;  i  no  sientes  al- 
dafo  y  coy  engueterreda-mamo  gan  peqaeno  malestar  en  tu  ca- 
demauet  be  louoje  man?  Na:  ca  erpo?  No  me  reganes  por  ser 
go  mequerrit  beguene  be  quefolo  corta  esta  mi  carta.  Cuando  te 
y  sulat  guan.  Amuc  sulata  beem  escriba  otra  Tez,  procarare*  ser 
seguiö  gale,  felayat  layate-ca.        mas  largo. 

Soy  de  V.  R.  eervidor 
Q.  B.  S.  M. 

Luis  Bello. 

Ich  aberlasse  es  den  Kennern  der  philippinischen  Dialekte, 
von  denen  ich  nur  notdurftig  mich  im  Tagaloc  auskenne,  aus 
diesen  Proben  einen  Schlnss  auf  die  Stellung  des  Tirurayes  inner- 
halb der  malaiischen  Sprachenfamilie  zu  ziehen.  Interessant  wäre 
es  sa  erfahren,  ob  die  Tirurayes  in  ihrer  Sprache  mehr  Anklänge 


•)  Lies:  gu-e. 


288  F.  Blumentritt: 

an   die  Dialekte   der  Kopfjägerstamme   von    Nord-Luzon,  als  an 
das  in  unmittelbarer  Nähe  gesprochene  Visaya  besitzen. 

Die  Tirurayes   sind   zwar  freundliche   Leute,    sind  aber  nur 
schwer  zu  bewegen,  ihre  bewaldeten  Berge  zu  verlassen,  um  sich 
in  der  Ebene  niederzulassen.     Vielleicht  ist  die  Erinnerung  an  die 
Sklavenjagden  der  Moros  noch  zu  lebhaft  vorhanden,  als  dass  sie 
ein  besonderes  Verlangen    darnach   tragen    sollten,    sich  in  deren 
gefürchteten   Nähe   anzusiedeln.      Sie   sind   Freunde    einer   unge- 
bundenen Lebensweise,    und  wie   alle  Stämme   des   Binnenlandes 
von  Borneo   wechseln   sie   gern   den   Aufenthalt  und   das  Herom- 
zigeunern,  was  sie  sayan-sayan  nennen  (Carta   del   P.  Ben- 
näsar   al   R.  P.   Superior   de   la  Misiön,   Tamontaca,    10. 
März   1882).     Man  darf  aber  sie   deshalb    nicht  zu   den  Jäger- 
völkern zählen,  denn  sie  besitzen  Felder,  welche  von  ihren  Weibern 
mit  Camote  (Batatas-Sp.),  Bananen,  Mais  und  Tabak  bestellt  wer- 
den   (Carta   del   P*   Jacinto   Juanmarti   al   R.   P.    Antonio 
Zarandona    en    Madrid,    Tamontaca,    12.    Mai     1882    nnd 
Carta  del  P.  Guillermo   Bennäsar  al   R.  P.  Superior  de 
la    Misiön,    Tamontaca,    14.  Februar  1883).     D.  Sebastian 
Vidal  y  Soler  (Memoria  etc.  p.  195)  bemerkt  über  die  Tirurayes 
(die  er  Tirulayes   nennt)  folgendes:  „Ihre  Tracht  ist  nicht  uniform, 
sie  bekleiden  sich  mit  allem,  was  sie  gerade  erlangen,  indem  sie 
sich    auoh   mit   einem  Stuck   Zeuges    beliebiger    Form    begnügen. 
Auf  dem  Marktplatze  von  Tamontaca  verschaffte  uns  der  Anblick 
eines  Tiruray's  viel  Vergnügen:  er  trug  eine  trichterartige  Kopf- 
bedeckung,   die   mit  einem   grossen   Hahnenschwanz   geziert  war. 
Die  Weiber  wenden   vielmehr  Sorgfalt    der  Verschönerung  ihrer 
Person    zu:    viele    sah    ich  mit  einem   weitkrämpigen,    zierlichen 
Palmenhut  von  konischer  Form,  die  gewohnlich  vollen  und  schon 
modellierten  Brüste  werden  durch  das  Jäckchen,  welches  mit  einem 
Knopfe  am  Halse  geschlossen  wird,  nicht  verdeckt,  das  Rockchen 
reicht  nur  bis  zu   den  Knieen,   während   Arme   und   Beine  nackt 
bleiben  bis  auf  die  Reifen,  welche  beim  Gehen  aneinander  schla- 
gen und  dadurch  klingen;  der  Gürtel  besteht  aus  breiten  Messing- 
ringen, die  Ohren  werden  mit  so  schweren  Gehängen  geschmückt, 
dass  man  durch  das  erweiterte  Loch  des  unteren  Läppchens  einen 
Finger  stecken  kann.     Meine  Aufmerksamkeit  erregte    das  Miss- 
verhältnis zwischen  Rumpf  und  Beinen:  sie  sind  hübsche  Mädchen 
vom  Gürtel  aufwärts,   mit  breitem  Kopf  und  vollen  Backen,  leb- 
haften Augen,  einem  Stumpfnäschen  und  erhabenem  Busen,  während 
die  Beincben  einem  anderen  Korper  anzugehören  scheinen.     Anf 
die  Ehre   ihrer  Weiber   legen   die  Tirurayes   nur   einen    geringen 
Wert;  trotz  der  Bemühungen  der  eifrigen  Jesuitenmissionare  sind 
sie  noch  weit  davon  entfernt,  die  Bethätigung  des  sinnlichen  Ver- 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  289 

langens  für  eine  Sande  anzusehen:  wie  als  eine  ganz  naturliche 
Sache  verkuppeln  sie  ihre  Weiber  und  Tochter  dem  Europäer,  ja 
sie  sehen  es  für  eine  Ehre  an,  wenn  dieser  seine  Sinneslust  an 
jenen  befriedigt. tt 

Wie  alle  heidnischen  Stämme  des  Archipels  sind  sie  in  kleine 
Tribus  zersplittert,  deren  Chefs  nach  dem  Padre  Jacinto  Juan- 
marti  (Carta  al  R.  P.  Superior  de  la  Misiön,  Tamontaca, 
20.  April  1879),  Quefeduanes,  nach  dem  Padre  Guerrico 
(Carta  al  R.  P.  Juan  Heras,  Tamontaca,  8.  Januar  1880), 
Bandarra  heissen. 

XII.    Yilanes  (Bilanes,  Bilaanes). 

Über  diesen  Stamm  bringen  die  Jesuitenmissionare  keine 
anderen  neuen  Daten,  als  über  die  Grenzen  seiner  Wohnsitze  und 
seine  Grosse  (es  la  mas  numerosa  [raza]  de  todas  und 
machos  miles  de  Bilanes  pueblan  aqnellos  montes).  Die 
interessanteste  Nachricht  findet  sich  in  dem  mehrfach  von  mir  be- 
reits citierten  Schreiben  des  Padre  Juanmarti;  darnach  ist  die 
Sprache  der  Yilanes  jener  der  Tirurayes  sehr  ähnlich. 

XIII.    Bagobos. 

Die  Sprache  der  Bagobos  weicht  erheblich  von  den  anderen 
Sprachen  der  Nachbarstämme  ab;  Padre  Mateo  Gisbert  (Carta  al 
R.  P.  Superior  de  la  Misiön  Dävao,  19.  Oktober  1880),  be- 
zeichnet sie  als  dasjenige  Idiom,  welches  von  allen  anderen,  welche 
am  Busen  von  Davao  gesprochen  werden,  am  schwierigsten  zu  er- 
lernen wäre.  Da  ich  schon  im  XLII.  Bde.  des  Globus,  (p.  21 9  ff.) 
Näheres  aber  die  Bagobos  zu  berichten  Gelegenheit  hatte»  so 
bleibt  mir  hier  nur  wenig  zu  sagen  übrig.  Sie  dürften  den  Manobos 
nahe  verwandt  sein,  wie  ich  dies  nicht  nur  ans  einigen  sprachlichen 
Notizen  (Mensch  =  Manobo  im  Bagobo-Idiom  etc.),  sondern 
auch  aus  gewissen  identischen  Kaltgebräuchen  schliesse.  Anch  bei 
ihnen,  wie  bei  den  Manobos,  heisst  der  Kriegsgott  Busao  d.  h. 
der  Blutige,  ebenso  haben  Manobos  und  Bagobos  den  Dämon 
Tagamalin  oder  Tagamaling  miteinander  gemeinsam  u.  dgl.  m. 
Der  Name  der  Bagobo- Gottheit  Todlibon  erinnert  an  die  Ifugao- 
Gottheiten:  Libongan  und  Libngon.  Über  ihre  Menschenopfer 
vgl.  M.  Montano,  Le  Golfe  de  Dävao  (Bali,  de  la  Soc.  de  g^ogr. 
1881,  p.  561  sq.). 

XIV.    Tagacaolos. 

Die  Wohnsitze  der  Tagacaolos  sind  nicht  zusammenhängend; 
sie  bewohnen  nicht  nur  jene  Teile  von  Dävao  und  Bislig,  welche 
ich    mit    ihrer   Farbe    tingiert    habe,    vielmehr   sind    sie   auf  der 

Zeiteebr.  d.  Gewl^ch.  f.  Brdk.    Bd.  XIX.  19 


290  F.  Blumentritt: 

ganzen  Strecke  zwischen  Binugao  und  Casilaran  Tagacaolos  anzu- 
treffen. Sie  sind  ein  intelligenter  Volksstamm,  der  sieb  durch 
einen  wohlgeformten  Körperbau  and  Gesichtszuge  auszeichnet 

XV.    Mandayas. 

Die   Mandayas,    denen  man   wegen    ihrer  hellen  Hautfarbe, 
wohl  entschieden  mit  Unrecht,   eine  chinesisch-japanische  Abkauft 
vindicieren  wollte,  sind  echte  Typen  eines  Kopfjägerstammes,  der 
nicht  einmal  jene  Kunstfertigkeit  und  verstandige   Bebauung  der 
Felder  aufzuweisen  hat,  wie  wir  sie  bei  den  Igorroten  des  nord- 
lichen Luzon  bewundern  können.     Ihre   Saaten  sind   schlecht  ge- 
pflegt,  indem  sie  es  vorziehen  von  der  Jagd  und  dem  Raube  zu 
leben.     Von  ihrer  hinterlistigen  Mordwut  erzählen  die  Missionare 
in  vielen  ihrer   Briefe;   zwei  Falle    seien  hier   erwähnt:  In  der 
Nähe  von  Gandia,  aber  hoch  in  den  Bergen,   standen  zwei  Man- 
daya-Hutten,    in  denen  vier   Familien  wohnten.     Eines  Morgens 
rief  der  eine   Mandaya   seinen  gegenüberwohnenden   Freund,  er 
mochte  ihm  die  zerbrochene  Leiter  (die  Mandaya- Harten  stehen 
auf  Pfählen)  reparieren,  da  er  selbst  unwohl  wäre.     Jener  kommt 
herbei  und  macht  sich  an  die  Arbeit;   da  stosst  ihm  sein  Freund 
die  Lanze  von  oben  her  mit  solcher  Wucht  durch  die  Brust,  daas 
der  Arme  lautlos  tot  zu  Boden  sinkt.     Sofort  bewaffneten  sieh  die 
Nachbarn,   um  den  Erstochenen  zu  rächen,    aber  auch   die  Ver- 
wandten des  Morders  erschienen  am  Platze  und  drohten  allen  jenen 
die  Blutrache  an,  welche  es  wagen  wurden,  die  Hand  gegen  den 
Schuldigen  zu  erheben.     Man  riet  die  Vermittelung  des  Missionars 
von  Gandia  anzurufen,   und  in  der  That  erreichte  es  dieser,  dass 
wenigstens  ein  Waffenstillstand  erzielt  wurde.     Als  aber  der  Mis- 
sionar  sich   für  kurze  Zeit  nach   Gandia  zurückbegab,   nahm  die 
Tragödie  ein  schnelles  Ende :  der  Morder  hielt  sich  zwei  Tage  und 
Nächte  in  seiner  Hütte  verborgen,   der  Speise  entbehrend,  da  er 
sein  Weib  verhinderte  die  Hütte  zu  verlassen;  er  blieb  auch  un- 
ausgesetzt wach  und  beobachtete  argwohnisch  und  bis  an  die  Zähne 
bewaffnet  die  Bewegungen  der  seine  Hütte  bewachenden  Gegner. 
Als  er  sich  einmal  sehen  liess,  begrussten  ihn  seine  Wächter  mit 
wildem   Geschrei,  das  er  mit  mehreren  Pfeilsehussen   erwiderte, 
welche  einige  Leute  verwundeten.     Trotzdem   unterblieb   ein  An- 
griff, da  man  sowohl  vor  der  Verzweiflung  des  Morders  als  auch 
vor  der  Strafe  des  Missionars  Furcht  hatte;  am  dritten  Tage  wurde 
der  Übelthäter  aber   vom  Schlafe  endlich  übermannt,    und  diesen 
Moment  benutzte   sein  gepeinigtes  Weib,   um  zu   entrinnen.     Die 
Nachbarn  drangen  nun   in  sein  Haus   und   forderten  ihn  auf  sieh 
zu  ergeben,  seine  eigenen  Eltern  bürgten  ihm  für  sein  Leben,  er 
sollte  den  Spaniern  übergeben  werden,  er  aber  schoss  selbst  nach 


Begleitworte  su  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  291 

seinen  Erzeugern;  da  warfen  sieh  die  Leute  über  ihn  and  mach- 
ten seinem  Leben  ein  Ende.     Einen  anderen  Fall,  der  die  herz- 
lose Grausamkeit  der  Mandayas  offenbart,  berichtet  P.  Pablo  Pa- 
stells   (Carta  al  R.   O.   Superior   de  la  Misiön,    Surigao, 
2.  Februar  1881):  Ein  Mandaya-Häuptling,  Namens  Magolendas, 
wollte  sein  Heimatsdorf  verlassen  und  sich  mit  seiner  Familie  am 
Agusan  ansiedeln.     Diesem  Vorhaben  widersetzte  sich  der  Schwa- 
ger desselben  Eustapa.     Magolendas  nahm  dann  mit  seinem  Schwa- 
ger ein  Mahl  ein,  kaute  mit  ihm  zusammen  Betel,  was  ein  grosser 
Beweis  inniger  Freundschaft  ist,  dann  riss  er  die  Lance  des  Arg- 
losen von  der  Wand  und  stiess  ihn   nieder.     Die   Schwester  des 
Ermordeten  warf  sich  nun  wie  eine  Furie  auf  den  meuchlerischen 
Gatten,  dieser  schlag  sie  ebenfalls  nieder,  worauf  er  sich  in  den 
Wald    fluchtete.     Die  Verwandten  der   Ermordeten   machten  sich 
aber  auf  und  erschlugen  den  Morder.     Damit  ist  aber  die  Geschichte 
noch  nicht  su  Ende:  Magolendas  hinterliess  sieben  Kinder  und  diese 
sollten,  so  hatten  es  die  Häuptlinge  beschlossen,  als  Beute  unter  die 
Blutracher  verteilt  werden,  doch  kam  es  glücklicherweise  nicht  dazu, 
indem  der  Erstgeborne  den  Schute  der  Jesuiten  anrief,  vor  welchen 
diese  Wilden  einen  faktisch  „  heidenmassigen tt  Respekt  haben,  weil 
ihnen  insbesondere  der  Mut  imponiert,  mit  welchem  sich  die  völlig 
unbewaffneten  Priester  in  die  gefahrlichsten  Gegenden  wagen.    Ober 
die  Sitten  der  Mandayas  habe  ich  bereits  anderweitig  (Die  Man- 
dayas, nach  dem  Spanischen  d.  Dn.  F.  J.  de  Moya,  Globus, 
XLIII,  Nr.  2,  p.  29  f.)  gesprochen,  ich  habe  demgemäss  hier  nur 
noch  weniges  beizufügen.     Auffallende  Erscheinungen  am  Himmel 
kundigen  nach  ihrem  Glauben  Orkane  oder  Hungersnot  an  (Carta 
del  P.  Pablo  Pastells  al  R.  P.  Superior,  Garaga,  25.  Ja- 
nuar 1880).  Ihr  Priesterstand  rekrutiert  sich  nicht  nur  aus  Weibern, 
den    sogenannten    Baylanas,    sondern  auch  aus  Männern,  iden 
Diuateros   (Carta  del  P.  Mateo  Gispert,  Zaragoza,    12. 
Februar   1880).     Diuatero   kommt  von   Diuata  =  zum   Gott  ge- 
wordene Seele  her.     Zu  bemerken  ist  schliesslich,   dass  die  neu- 
begründeten  Missionen   am  mittleren  Agusan  unter  den  Manobos 
auch  Mandayas  zu  Einwohnern  besitzen,  wie  es  denn  in  der  Ab- 
sieht der  Missionare  liegt,  die  Unterschiede,  welche  zwischen  den 
einzelnen   Stammen  existieren,    durch    Connubium   zwischen    den- 
selben zu  verwischen. 

XVI.    Manobos. 

Die  Manobos  sind  unstreitig  der  interessanteste  Stamm  Min- 
danao'e,  der  auch  unter  allen  Bergstammen  der  Insel  am  be- 
kanntesten ist,  wenn  auch  noch  manche  Lucken  der  Beobachtung 
zu  besprechen  waren«     Vor  allem  anderen   sei  es  erwähnt,  dass 

19* 


292  F.  Blumentritt: 

der  Name  der  Manobos  vielfach  als  eine  Kollektivbezeichnung  ffir 
alle  „  wilden Ä  Stämme  Mindanao's  gebraucht  wurde  und  iura  Teil 
noch  heute  gebraucht  wird.  Vielleicht  ist  auf  diese  Weise  allein 
auch  die  ungemeine  Zersplitterung  des  Sprachgebietes  der  Mano- 
bos zu  erklären,  wenigstens  bezweifle  ich  es  einigermaßen,  dass 
die  angeblichen  Manobos  des  südlichen  breiten  Teils  des  Distrito 
de  Dävao  faktisch  dieser  Rasse  angehören;  dagegen  muss  hervor- 
gehoben werden,  dass  in  den  neuen  im  Madaya-Gebiet  formierten 
Pueblos  am  Agusan  (Moncayo,  Gandia,  Compostela)  ebenfalls  Ma- 
nobos (wenn  auch  in  Minderzahl)  angesiedelt  sind. 

Der  Padre  Juanmarti  beschreibt  einen  Manobo  jener  Tribas, 
welche  am  Rio  Narcan  (Süd Westküste)  hausen,  wie  folgt:  „Der 
Jüngling,  welcher  meine  Aufmerksamkeit  erregte,  war  von  gutem 
Korperwuchs,  angenehmen  Gesichtszügen,  dunkler  Hautfarbe  and 
einnehmendem  Betragen.  Seine  Ohren  waren  von  grossen  Ringen 
durchbohrt;  er  trug  einen  doppelten  Halsschmuck,  von  denen  der 
eine,  sehr  elegant  sich  ausnehmende,  aus  den  Zähnen  eines  Tieres 
bestand,  dessen  Namen  ich  nicht  mehr  weiss,  es  ist  dies  ein 
Schmuck  von  grossem  Werte,  der  von  den  Angehörigen  der  vor- 
nehmsten Familien  getragen  wird."  Der  P.  Saturnino  Urios 
(Garta  al  R.  P.  Superior,  Talacögon,  12.  April  1879) 
bezeichnet  die  Manobos  als  eine  wohlgewachsene,  dunkelgefarbte 
Rasse.  Es  giebt  unter  ihnen  vollbartige  Manner  (Garta  del  ?. 
Juan  B.  Heras  al  R.  P.  Superior  de  la  Misiön,  Butüan, 
8.  Nov.  1881).  Übrigens  ist  die  Stelle  „ J'ai  rencontre  chet  les 
Manobos  deux  types  bien  distinctsu  etc.  bei  Montano,  Le  Golfe 
de  Davao  (Bull.  Soc.  g&>gr.  1881,  p.  558)  wohl  zu  beachten. 

Über  die  Tracht  der  Manobos,  welche  in  der  Nähe  Butuan's 
wohnen,  finden  wir  folgende  Nachricht  in  dem  schon  citierten 
Briefe  des  P.  Urios  vor:  „Die  Männer  tragen  langes  Haar  (bei 
den  anderen  Tribus  wird  es  zu  einem  Knoten  geschürzt)  und  den 
Korper  tatuiert,  wie  die  europäischen  Galeerensträflinge  es  mit« 
unter  thuntt.  In  einem  anderen  Briefe  heisst  es:  „Die  Weiber 
trugen  Hals-  und  Armbänder  aus  Muscheln,  dazu  schmückten  sie 
die  Brust  mit  Metallplattchen a.  Der  P.  Mateo  Gisbert  berichtet 
von  Bislig  aus  (12.  Oktober  1879)  über  die  Manobos  des 
Agusan-Gebiete,  dass  sie  fast  nackt  herumliefen,  dagegen  schmückten 
sie  sich  bis  zu  den  Zehen  mit  Ringen,  und  einzelne  tragen  einen 
Palmhut  mit  sehr  schonen  weissen  Federn. 

Ihre  Waffen  sind  Schild,  Lanze  und  ein  scharfes  Waldmesser, 
mit  welchem  sie  ihre  Hütten,  welche  auf  hohen  Baumpfahlen  oder 
direkt  auf  den  Bäumen  selbst  ruhen,  zimmern ;  diese  letztere  Waffe 
ist  der  unzertrennliche  Begleiter  der  Männer.  Die  im  Agusan* 
Gebiet  wohnenden  Manobos  lebten   vom  Reisbau,    der  Jagd  und 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  298 

dem  Fischfange,  wahrend  die  zwischen  Batdan  und  dem  Rio  Td- 
bay  wohnhaften  sich  mit  keinem  Ackerbau,  sondern  nur  mit  dem 
Fischfange  beschäftigten.  Ihre  Industrie  besteht  nur  in  dem  Bau 
kleiner  Kähne,  dem  Schnitzen  von  Rudern  und  verschiedenen  aus 
Palmenfasern  hergestellten  Flechtwaren,  von  denen  unter  anderen 
die  Reissacke  von  den  Händlern  Butdan's  gern  gekauft  werden. 
Sie  leben  (oder  lebten  vielmehr)  in  kleinen  Tribus,  welche 
unter  einem  Häuptlinge  stehen,  welcher  von  den  Spaniern  Dato 
oder  Capitan  genannt  wird.  Die  Macht  der  Häuptlinge  ist  eine 
bedeutende,  sie  versuchen  es  auf  alle  mögliche  Weise,  ihre  Sacopes, 
d.  h.  Vasallen,  zu  Gunsten  ihrer  Tasche  auszubeuten.  Über  eine 
Despotenlaune  eines  solchen  kleinen  Tyrannen  berichtet  P.  Satur- 
nino  Urios  in  seiner  Garta  al  R.  P.  Juan  B.  Heras  (Rio  Si- 
mulao,  1.  August  1879),  und  ich  will  sie  hier  um  so  eher  mit- 
teilen, als  wir  vielleicht  es  hier  nicht  allein  mit  einem  reinen 
Willkurakt,  sondern  einem  Tabu  zu  thun  haben: 

„Der  Häuptling  Igsöo  stellte  bei  der  Mundung  des  Rio 
Totoy  ein  Zeichen  auf,  welches  zu  bedeuten  hatte,  dass  niemand 
es  vor  einem  Jahre  bei  Todesstrafe  wagen  dürfe,  in  jenem  Flusse 
zu  fischen;  dadnrch  wurden  alle  in  Schrecken  gejagt,  und  man 
schickte  eine  Deputation  zu  ihm,  um  die  Aufhebung  jenes  tyran- 
nischen Edikts  zu  erwirken,  doch  währte  es  lange,  ehe  der  Häupt- 
ling nach  vielem  Zureden  gegen  eine  grosse  Geldsumme  der  Bitte 
willfahrte. tt  Mir  scheint,  so  dürftig  diese  Notiz  auch  ist,  hier  doch 
mehr  ein  religiöser  Akt,  als  ein  Ausfluss  weltlicher  Herrscher- 
gewalt vorzuliegen. 

Sie  sind  in  endlose  Fehden  mit  den  anderen  Stämmen  und 
unter  einander  selbst  verwickelt.  In  ihren  Kriegen  vermeiden 
sie  jede  offene  Schlacht,  sondern  überfallen  den  arglosen  Feind 
aus  dem  Hinterhalt,  um  ihn  zu  toten  oder  in  die  Sklaverei  zu 
schleppen.  Liegt  ein  Akt  der  Blutrache  vor,  dann  werden  auch 
Weiber  und  Kinder  gemordet:  die  Vendetta  erstreckt  sich  nicht 
allein  auf  die  Familie  des  Morders,  sondern  auch  auf  dessen 
ganzen  Stamm  oder  sogar  dessen  Rasse.  Ihre  Mordlust  wird 
durch  die  äussere  Auszeichnung,  welche  die  glucklichen  Krieger 
auch  in  der  Tracht  gemessen,  angefacht,  erst  wer  sieben  Feinde 
getötet,  hat  Anrecht  auf  den  Titel  eines  Bagani.  Es  giebt  drei 
Grade  Baganis:  den  ersten  Grad  erzielt  man  nach  Tötung  von 
sieben  Personen,  die  Tracht  besteht  dann  im  Tragen  eines  roten 
torbanähnlichen  Kopfbundes;  zum  zweiten  Grade  gehört  die  Zahl 
von  viersehn  Opfern;  Tracht:  roter  Turban,  rotes  Hemd;  den 
dritten  und  höchsten  Grad  erreicht  der  Bagani  nach  der  Tötung 
seines  einnndzwanzigsten  Gegners,  er  trägt  dann  Turban,  Jacke 
und  Hosen   von  roter  Farbe   (Carta  del  P.  Santiago  Puntas 


294  F.  Blumentritt: 

al  R.  P.  Superior  de  1a  Misiön,  Butuan,  19.  Deiember 
1880).  Der  Padre  Urios  traf  mehrere  Baganis,  die  den  grau- 
lichen Ruhm  genossen,  mehr  als  hundert  Menschen  schon  erschlagen 
sn  haben.  Als  Zeichen  der  Kriegserklärung  werden  Thongefaase 
mit  Stäben  durchbohrt  und  auf  den  Weg  gelegt.  Auch  die  Braut- 
werbung ist  mit  ein  Motiv  zu  ewigen  Kriegen;  die  Braut  wird 
nämlich  mit  Sklaven  gekauft,  und  um  diese  zu  erlangen,  überfallen 
sie  fremde  Niederlassungen,  toten  die  Widerstrebenden  und 
schleppen  die  übrigen  mit  sich  fort  Ehebruch  und  Schändung 
werden  mit  dem  Tode  bestraft. 

Ihre    Religion    basiert    auf   dem    Ahnenkultes;    Krankheiten 
werden  geheilt,   wenn  man   dem  Diuata,    d.  h.  dem  Geiste  der 
Ahnen,   ein  Menschenopfer  bringt  (Carta   del   P.   J.  B.  He  ras 
al  R.  P.   Superior  de  la  Misiön,    Butuan,    8.   November 
1881).     Die  Anthropophagie  ist,  wie  schon  Semper  berichtete,  bei 
ihnen  im  Schwange.    P.  Saturnino  Urios  (Carta  al  P.  Superior 
de  la  Misiön,  La  Pas,  8.  Dezember  1881)  schreibt  hierüber: 
„Alle  Baganis  haben  ihren  Busao  (d.  h.  Dämon  des  Blutes),  der 
nur  durch  Menscbenblut  in  gute  Laune  zu  bringen  ist«    Sie  tragen 
ein  Idol,  geschnitzt  aus  einem  Kaiman-Zahn,  am  Halse,  was  sie 
Talijan  nennen.     Dieses  Amulet  stossen  sie  dem  Ermordeten  in 
eine  Wunde,   welche  sie   demselben    in  die  linke  Brustseite  bei- 
bringen, damit  der  Busao  sich  am  Blute  des  Gefallenen  satttrinken 
könne.     Trifft  einen   Bagani*  ein  Unglück,    so  glauben   sie,   der 
Busao  surne,  dass   man   dem   Talyan   zu  wenig  Blut   zu  trinken 
gebe.    Dann  stürzen  sie  oft  wie  rasend  aus  ihren  Hütten  heraus  und 
stossen  den  ersten  besten  Menschen,  mag  es  ein  Mann,  ein  Weib 
oder  Kind  sein,  nieder  (wer  denkt  da  nicht  an  das  Amoklaufen?). 
Sie  selbst  gemessen  auch  Menschenfleisch.    Im  Herbst  1881  über- 
fiel der  Bagani  Oübat  das  Haus   eines  anderen  Bagani,  Namen« 
Namanas,    der '  sein   Weib    beleidigt  hatte.      Namanas   und  eines 
seiner  Kinder  erlagen  den  Lanzen  Oubat's  und  seiner  zehn  Gefährten. 
Oübat    zerschnitt    die    Leiche    des  Gefallenen    in    kleine  Fetzen, 
welche   er  durch  die  Luft  hin-  und  herschleuderte,  die  Leber  und 
das  Herz   des   Erschlagenen  wurden   gebraten,   mit  Salz  gewürzt 
und  dann  verzehrt.*4 

Vor  einem  Kriegsznge  werden  Opferschmause  veranstaltet, 
bei  denen  die  Baylanas  oder  Priesterinnen  beim  Schalle  von 
Trommeln  tanzen.  Die  Manobos  am  Rio  Uma  erweisen  einer 
Urne  gottliche  Ehren,  welche  ihnen  vor  200  Jahren  angeblieh  von 
den  Christen  Butiians  als  Symbol  des  Bündnisses  geschenkt  wor- 
den wäre.  Ich  glaube  wohl  aber  Recht  zu  haben,  wenn  ich  jene 
Urne  für  eines  der  alten  Gefasse  halte,  welche  von  Zeil  zu  Zeit 
auch  in  den  übrigen  Teilen  des  Philippinen-Archipels  aufgefunden 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  295 

werden  und  von  welchen  Dr.  Jagor  in  seinen  „Reisen  in  den 
Philippinen",  S.  134  f.  spricht.  Jene  Tradition  von  dem  abge- 
schlossenen Bandnisse  ist  nmsoweniger  glaubwürdig,  als  die  Phan- 
tasie der  Manobos  ihnen  jungst  erlebte  Ereignisse  in  Wunder 
verwandelt.  So  berichtet  der  Padre  Saturnino  Urios  (Garta  al 
fi.  P.  Superior,  Bunauan,  24.  Dezember  1879),  dass  die 
Manobos  von  dem  die  Minen  des  Distrito  Suh'gao  untersuchenden 
Ingenieur-Chef,  Chevalier  Centeno,  ausgesagt  hätten,  seine  Schulter- 
weite  gehe  über  neun  Spannen  hinaus,  er  trüge  auf  der  Stirne 
ein  drittes,  rotes  Auge,  mit  welchem  er  Zaubereien  begehen 
konnte  etc. 

Zum  Schlüsse  sei  bemerkt,  dass  auch  auf  der  Insel  Sämal 
und  den  beiden  Sarangani-Inseln  Manobos  wohnen  sollen;  da  es 
aber  wahrscheinlich  nur  vereinzelte  Individuen  sind,  so  habe  ich 
diese  Notizen  auf  meiner  Karte  nicht  verwendet. 

XVII.    Buquidnones. 

Die  heidnischen  Stamme,  welche  in  dem  ostliehen  Teile  des 
Distrito  de  Misamis  wohnen,  wurden  früher  Manobos  genannt,  sie 
seheinen  sich  auch  von  diesen,  insbesondere  die  ostlichsten  Tribus, 
wenig  zu  unterscheiden;  wenigstens  schreibt  mir  der  R.  P.  Supe- 
rior Juan  Bicart  de  dato  Manila,  24.  Dezember  1888:  Los  mon- 
teses  del  seno  de  Ouingoog  son  muy  parecidos  a  los  ma- 
nobos en  la  fisonomia,  en  la  lengua  y  en  las  costum- 
bres;  y  todo  indioa  que  son  una  misma  raza,  diversi 
ficada  solamente  por  la  larga  permanencia  y  aislamiento 
en  mismo  lugar.  Ihr  Name  deutet  auf  Waldbewohner  hin,  von 
den  Jesuitenmissionaren  werden  sie  auch  Monte ses  genannt.  Die 
wenigen  Vokabeln  ihrer  Sprache,  welche  sich  in  den  Briefen  der 
Missionare  finden,  deuten  auf  eine  Verwandtschaft  mit  dem  Vi* 
saya  hin. 

In  den  Missionsberichten  wird  viel  von  ihrer  Bereitwilligkeit, 
das  Christentum  anzunehmen  und  Pueblos  nach  spanischem  Muster 
zu  gründen,  gesprochen,  der  Ethnograph  findet  aber  eine  nur 
geringe  Ausbeute.     Das  einzige,  was  ich  fand,  ist  Folgendes: 

Sie  leben  in  kleinen  Häusexgruppen,  die  unter  der  Bot- 
massigkeit eines  Datto  stehen;  dieser  zeichnet  sich  schon  in  der 
Tracht  vor  den  übrigen  aus,  so  trug  einer  ein  Lederhalsband,  an 
welchem  elf  Stuck  Pesos  (mit  dem  Bildnisse  Königs  Karls  III.) 
befestigt  waren.     Ihre  Ehen  werden  vor  Greisen  abgeschlossen. 

Über  ihre  Religion  berichtet  der  nunmehrige  Ro.  Superior  P. 
Juan  Ricart  (Carta  al  P.  Superior  de  la  Mision,  Baiinga- 
sag,  2.  August  1880):  Ihre  Hauptgotter  sind  der  Taguibanua 
und  die  Tauo  sa  sulup.     Der  erstere  ist  der  Qott  der  Saaten, 


296  F*  Blumentritt: 

von  dem  sie  reiche  Ernten  erhoffen  und  dem  zu  Ehren  sie  nach 
Einbringung  der  Feldfruchte  ein  grosses  Opferfest,  Namens  Caliga, 
darbringen.  Die  Tauo  sa  sulup  (=  Waldmenschen)  rufen  sie 
in  Kriegsnöten,  Krankheiten  und  bei  Reisen  an.  Diese  Gott- 
heiten sind  Genien,  welche  in  den  Stammen  hoher  Baume  oder 
in  grossen  Felsblocken  wohnen  und  in  alle  Vorfalle  des  mensch- 
lichen Lebens  eingreifen,  sei  es  durch  Zufügung  von  Schaden  oder 
durch  Segenspendung,  je  nachdem  sie  gute  oder  böse  Geister  sind. 
Diese  rufen  sie  unter  dem  Namen  Apo,  d.  h.  Grossvater,  Ahne, 
an  und  bieten  ihnen  Speisen  und  Trank  unter  Gesängen  and 
Tänzen  an,  die  sie  ihnen  zu  Ehren  veranstalten. 

Wir  haben  es  hier  also  mit  derselben    Anito-Religion  (d.  h.  , 
dem  reinen  Ahnenkultus)  zu  thun,  welche  allen  Eingebornen  der 
Philippinen  eigen  ist 

XVIII.    Subanos. 

Die  Subanos  bewohnen  einen  wert  grosseren  Teil  der  Insel) 
als  die  dürftigen  Quellen,  denen  ich  im  Jahre  1882  ober  diesen 
Gegenstand  folgen  konnte,  meldeten.  Ja  selbst  in  dem  sudlichen 
Teile  der  langgestreckten  Sibuguey-Halbinsel  sind  unter  den  Moros 
die  Subanos  in  erheblichen  Minoritäten,  in  manchen  Pueblos  so- 
gar in  der  Majorität  vertreten,  und  ich  habe  nur  deshalb  diese 
Küstenstrecke  mit  der  Farbe  der  Moros  tingiert,  weil  die  Subanos 
hier  nur  die  Plebs  bilden.  Selbst  die  Punta  Baganian  ist  in  dei 
hohen  Teilen  von  Subanos  bewohnt.  Die  letzten  detaillierten  Nach- 
richten über  das  Leben .  und  Treiben  dieses  interessanten  Volks- 
stammes verdanken  wir  dem  Padre  Combes,  welcher  im  Jahre  1667 
zu  Madrid  seine  berühmte  Historia  de  las  Yslas  de  Minda- 
nao,  Jolö  y  aus  Adyacentes  herausgab.  Den  neuen  Je- 
suitenmissionaren verdanken  wir  vor  allem  Nachrichten  aber  die  Reli- 
gion der  Subanos,  welche  ebenfalls  auf  einen  Ahnenkultus  hinaus- 
läuft, wie  bei  den  übrigen  philippinischen  Malaien. 

Ihre  Hauptgottheiten  sind  der  Buclög,  (Pag-)  Convida  and 
Diuata«  Obwohl  die  Missionare  nur  von  einem  Dios  Diu  ata 
reden,  so  ist  wohl  hier  derselbe  Kultus  der  verstorbenen  Ahnen 
damit  gemeint,  wie  ihn  die  Tagalen  den  Anitos,  die  Igorroten  den 
Ani-Anis,  die  Visayer  den  Divatas,  die  Buquidnones  den  Apös 
etc.  gegenüber  widmen.  Dies  beweisen  anch  die  Kaltvorgänge 
bei  Sterbefällen.  Der  Padre  Estanisiao  March  (Carta  al  P. 
Manuel  Torras,  Ayala,  27.  April  1882)  berichtet  hierüber: 
„Stirbt  jemand,  so  errichten  die  Hinterbliebenen  dem  Toten  nicht 
allzufern  ein  kleines  Hüttchen,  in  welchem  der  Leichnam  der 
Verwesung  überlassen  wird.  Inzwischen  mästen  sie  einen  Sklaven 
oder  Diener  oder  auch  einen  Schuldner,  der  nicht  zahlungsfähig 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  297 

ist,  und  setzen  diese  Mästung  fort,  bis  sie  glauben,  dass  das  aas- 
ersehene Opfer  reichlich  Blut  in  seinen  Adern  hat;  dann  werden 
die  Gebeine  des  Toten  gereinigt,  in  ein  Gefäss  gelegt  und  die 
Verwandtschaft  eingeladen,  welche  sich  vollzählig  und  mit  kleinen 
Lanzen  bewaffnet  im  Sterbehanse  einfindet,  um  der  Totenfeier 
beizuwohnen.  Ist  die  Stunde  gekommen,  wo  das  Opfer  dem  Diu  ata 
dargebracht  werden  soll,  dann  bilden  die  Anwesenden  einen  Reigen, 
in  dessen  Mitte  zwei  Gefässe  aufgestellt  werden:  das  eine  ent- 
hält, wie  erwähnt,  die  Totenknochen,  das  andere  ein  Gemisch  von 
Reisbranntwein  und  anderem  Gebräue.  Hierauf  trinkt  einer  nach 
dem  andern  von  dem  infernalischen  Nektar;  dann  aber  beginnen 
sie  herumzuspringen  und  zu  brüllen,  worauf  sie  sich  mit  den 
kleinen  Lanzen  in  der  Hand  auf  den  Unglücklichen  stürzen,  den 
sie  mit  ihrer  Waffe  stechen,  um  dann  das  aus  der  Wunde  quillende 
Blut  ku  schlürfen,  bis  endlich  der  Gequälte  unter  den  vielen 
kleinen  Stichen  eines  grausamen  Todes  stirbt  Durch  jenes  Ge- 
bräu sind  alle  berauscht  gemacht  und  dann  wüten  sie  gegen  das 
bedauerliche  Opfer." 

P.  March  schreibt  weiter:  „Sie  besitzen  wohl  keinen  Gesetzes- 
Kodex,  dagegen  bewahren  sie  durch  Tradition  gewisse  Prinzipien, 
nach    denen    die    Timoais*)     oder    Häuptlinge    Recht    sprechen. 
Alle  Vergehen  werden  mit  Geldstrafen  in  Gestalt  von  Kokosnüssen 
oder  mit  dem  Tode  gebüsst.     Die  Polygamie  ist  bei  ihnen  erlaubt 
Ihr  Gott  ist   der  Diuata,   welcher   seine   Stimme   erschallen  lässt 
und  seine  Befehle  und  Aufträge  erteilt  und  zwar  während  sie  in 
folgender  Weise  zusammenkommen:  Der  Tanguilin  —  so  heissen 
bei  ihnen  die  Seher  der  Zukunft,  welche  nach  ihrem  Glauben  nur 
von  der  Gottheit  genährt  werden,  da  die  Priester  nie  in  der  Gegen- 
wart einer  zweiten  Person  essen,  —  beruft  die  Subanos  in  eine 
Halle,   wo  sie  sich  voll  ausserordentlicher  Angst  und  tiefster  Ehr- 
furcht einfinden.     Ist  die   Versammlung  komplet  und   beginnt   es 
bereits  zu  dunkeln,  so  erscheint  der  in  ein  Mosquito-Netz  gehüllte 
Tanguilin    mit  einem   Gefährten,    dessen   Beine   mit  Schellen  be- 
bangen  sind,   und  nun  beginnt  der  eigentliche  Akt:    es  tanzt  der 
Schellenbehangene   wie  ein  Besessener  um  den  Tanguilin  herum, 
bis  ein  Zustand  formlicher  Raserei  eintritt,  und  dann  bort  man  die 
Stimme  des  Diuata,  welcher  seine  Befehle  erteilt,  d.  h.  der  Tanguilin 
giebt  Proben  seiner  Bauchrednerkunst a 

Sonst  ist  noch  von  den  Subanos  zu  erwähnen,  dass  sie  durch- 
aus nicht  arbeitsscheu  sind :  gegen  Ende  März  oder  Anfangs  April 
brennen   sie  die  Strecken  des  Busch-  oder  Cogon-  (Prairien-)  Ge- 


*)  Bei  den  heidnischen  Visayern  des  XVI.  Jhdts.  hiessen  Timaguas, 
Timauas  die  Freigelassenen  (und  Freien). 


298  F-  Blumentritt: 

bietes  ab,  um  dann  Reis  zu  ßäen.  Von  einer  Palme  (wahrschein- 
lieb  der  Corypha  ombraculifera)  gewinnen  sie  ein  berauschendes 
Getränk,  welches  sie  Tuba,  und  ein  zweites,  das  sie  Pangasi*) 
nennen.  Sie  erwerben  sich  die  Braut  durch  Geschenke  an  den 
Vater  derselben;  erwähnt  wird  bei  P.  Antonio  Obach  (Carta  al 
R.  P.  Superior  de  la  Misiön,  Dapi'tan,  17.  Febr.  1882) 
ein  derartiges  Geschenk  und  zwar  verlangte  der  Vater  der  Braut 
vom  Brautwerber  zwölf  Pesos  (48  Mark). 

Von  der  an  die  Bagani-Sitte  der  Manobos  erinnernden  Ge- 
wohnheit der  Subanos,  nach  der  Tötung  des  ersten  Feindes  einen 
roten  Kopfbund  zu  tragen,  erwähnen  die  modernen  Jesuitenmissio- 
nare nichts,  woraus  aber  noch  nicht  erbellt,  dass  jene  im  17. 
Jahrhundert  geübte  Sitte  gerade  erloschen  sein  müsse. 

XIX.    Samales. 

Diese  Samales,  die  Bewohner  der  im  Golfe  von  Davao  liegen- 
den Insel  Sämal,  sind  wohl  zu  unterscheiden  von  den  gleich- 
namigen Bewohnern  der  ostlichen  kleineren  Inseln  des  Sula-Archi- 
pels.  Nach  der  Carta  del  P.  Mateo  Gisbert  al  P.  Quirico 
More  (Davao,  27.  November  1882)  scheinen  sie  Abkömm- 
linge von  Moros  zu  sein:  Los  habitantes  de  esta  isla  ex- 
ceptuando  algunos  manobos,  todos  proceden  segun  mi 
parecer,  de  raza  mora.  Immerhin  wäre  es  auffallend,  dass  sie 
dann  vom  Islam  abgefallen  wären,  doch  stimmt  die  Anschauung 
P.  M.  Gisbert's  mit  der  Nachricht  Montano's,  dass  die  Rasse  der 
Samales  la  plus  industrieuse  et  la  plus  active  dn  golfe 
(de  Davao)  et  certainement  la  plus  civilise  wäre.  Es  sind 
da  baldige  Aufklärungen  durch  Dr.  Schadenberg  erwünscht 

XX.    Calanganes  oder  Calaganes. 

Nach  Montano  ist  die  Sprache  dieses  kleinen  Stammes  jener 
der  Moros  sehr  ähnlich.  Mich  interessiert  vor  allem  der  Name, 
denn  in  dem  16.  Jahrhundert  führte  das  ostliche  Mindanao  den 
Namen  Garaga  oder  Calaga,  Calagan;  sie  als  einen  Überrest 
der  alten  Caraga's  anzusehen,  dagegen  spricht  jene  Notiz  Mon- 
tano's. Jedenfalls  sei  das  kleine  Volkchen  künftigen  Reisenden 
empfohlen. 

XXL    Visayas. 

Die  Visayas  bewohnen  schon  seit  Jahrhunderten  die  wichtig* 
sten  Kastenpunkte  im  Norden  und  Osten  Mindanao' s.  Die  im  letzte» 


*)  So  heisst  bei  den  Visayern  ebenfalls  ein  berauschender  Trank,  den 
sie  aus  dem  Stamme  des  Solan  eaecharahu  bereiten. 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  299 

reo  Gebiete  wohnenden,  wurden  Caragas   (nach  Stadt  und  Land- 
schaft Caraga)  genannt,  weil  sie  sich   von  den   übrigen  Visayern 
durch  eine  rauhere   Sprache    and   durch  kriegerische   Sitten    aus- 
zeichneten.    Vergleichen  wir  die  Angaben  der  alten  Autoren  über 
die  Caragas   mit  den  modernen    Nachrichten    über  die   Manobos, 
irtbesondere  über  das  Bagam'-Unwesen ,  so  unterliegt  es  keinem 
Zweifel,   dass  die   alten  Caragas  nichts  anderes  "als  Bastarde  von 
Visayern  und  Manobos  waren,  und  zwar  hatte  die  Visaya-Sprache  den 
Löwenanteil,    während  Sitten   und  das  Physische  das  Überwiegen 
der  Manobobestandteile  bewiesen.    Wäre  nicht  Predigt  und  Unter- 
richt im  Visaya  erteilt  worden,   das  Visayertum   wäre   gewiss  in 
den  heutigen  Bezirken  Sorigao   und  Bislig  erloschen,   da  die  un- 
aufhörlichen Angriffe  der  Piraten  von  einem  Zuzüge  aus  dem  Vi- 
sayer-Archipel   abschreckten;    das   einzige   Vordringen   des   Visaya 
offenbarte  sich  in  der  Anlage  der  isolierten  Posten  Talacögon  und 
Linao  (das  heutige  Bunäuan).     Erst  als   mit  dem  Erscheinen  der 
Dampfkanonenboote  die  Piraterie  der  Moros  immer  mehr  und  mehr 
aufzuhören  begann,    wanderten   zahlreiche    Bewohner  der  dürren 
Insel  Böhol  nach  Mindanao  aus.    In  allen  Küstenplätzen  des  Nor- 
dens sind  Visayer  vorhanden,  und  es  wird  nicht  lange  dauern,  so 
werden  die  an  der  Küste  wohnenden  Mandayas,  Manobos,  Buquidno- 
nes  und  Subanos  ganz  visayisiert,  denn  Kirche,    Amt  und  Schule 
arbeiten  gemeinsam  darauf  los,  und  auch  jene  Neubekehrten  setzen 
eine  Ehre   darin  als  Altchrist,   d.  h.  Visaya,  genannt  zu  werden. 
Die  boholanische  Einwanderung  nimmt  jedes  Jahr  grossere  Dimen- 
sionen   an.     Im    Distrito  de  Dävao    giebt    es    nur    drei    Visaya- 
Niederlassungen,  von  denen  nur  die  zu  Dävao  einen  grosseren  Um- 
fang besitzt;  die  Visayas  dieser  Stadt  haben  auch  tagalisches  Blut 
in  ihren  Adern,   wie   dies  auch  bei  den   Bewohnern  Zamboanga's 
der  Fall  ist,   die   eigentlich   ein  Qemenge   aller  Rassen    der  Phi- 
lippinen   sind.      Die    übrigen    Punkte    der    Distritos    Zamboanga, 
Cotta-bato  und  Basilang,  welche  ich  auf  meiner  Karte  als  von  Vi- 
saya« bewohnt  kenntlich  gemacht  habe,  bestehen  ebenfalls  aus  einer 
buntgemischten   Bevölkerung,    doch   bewirkt   der   Zuzug  aus   dem 
Visayer,  Archipel  das  Vorherrschen  der  Visaya-Sprache. 

XXII.    Moros. 

Ich  habe  zu  dem  in  Petermann's  Mitt.  Ergshft.  67  Gesagten 
nichto  weiter  hinzuzufügen,  als  die  Aufzählung  der  Staaten,  in  welche 
das  von  den  Moros  bewohnte  Gebiet  zerfällt,  wobei  ich  nochmals 
in  Erinnerung  bringe,  dass  diese  Moros-Staaten  auf  feudaler  Grund- 
lage ruhen  und  dass  die  grossen  Vasallen  oder  Fürsten  den  Titel 
Dattos  fuhren. 

Diese   Staaten  sind: 


300  F.  Blumentritt: 

1.  Sultanat  von  Cotta-batö  (früher  Mindanao),  umfasst  du 
Deltagebiet  des  Rio  Grande  de  Mindanao,  dann  jene  grosse 
Halbinsel,  welche  die  Bahi'a  Illana  von  dem  Seno  de  Duman- 
quilas  scheidet.  Einzelne  Dattos  an  der  Bahi'a  Illana  stoben 
in  einem  zweifelhaften  Verhältnisse  zu  dem  Sultan,  dagegen 
folgen  die  Dattos  an  der  Südwestküste  der  Insel  willig  dem 
Sultan,  welcher  unter  den  Kanonen  der  spanischen  Forts 
residiert.  Nominell  reicht  seine  Macht  vom  Seno  de  Duman- 
quilas  bis  zur  Bahia  Sarangani. 

2  Sultanat  von  Boayan  (Buhayen),  umfasst  das  zwischen  dem 
Seengebiet  und  dem  Mündungsdelta  des  Rio  Grande  ein- 
geschlossene Territorium;  Residenz:  Boayan. 

3.  Sultanat  Talayan,  halb  in  der  Ebene,  halb  in  dem  Tiraray- 
Gebirge  liegend. 

4.  Sultanat  Bacat,  angrenzend  an  Talayan  und  Boayan. 

5.  Sultanat  Banguingued,  gelegen  an  jenem  Teile  des  Rio 
Grande,  wo  er  der  Laguna  Ligauasan  sich  nähert 

6.  Sultanat  Matingcahuan  (Matuncaguan) ,  am  Oberläufe  des 
Rio  Grande.  Früher  residierte  der  Sultan  in  Matingcahuan 
selbst,  als  aber  die  Spanier  dahin  eine  Garnison  legten,  sog 
sich  der  Sultan  nach  Lahabay  zurück,  wo  er  noch  heute 
residiert. 

7.  Sultanat  Gabacan,  das  von  dem  gleichnamigen  Flusse,  der 
jedenfalls  seine  Quelle  sehr  nahe  dem  Vulkane  Apo  hat, 
durchströmte  Territorium  umfassend. 

8.  Sultanat  Buluan,  am  gleichnamigen  Flusse  gelegen. 

9.  Sultanat  Tucunabagu,  an  der  Laguna  Buluan. 

10.  Sultanat  Dansalan  (Danzalan),  an  der  Laguna  Ligauasan. 

11.  Sultanat  Lantingan  (nur  ein  Dorf  umfassend),  an  der  Lagana 
Ligauasan. 

12.  Die  Sultanate  und  Dayatos  (Fürstentümer),  an  der  Laguna 
de  Dänao,  bekannter  unter  der  Kollektiv  -  Bezeichnung: 
Territorio  Illano;  dieselben  sollen  an  100  000  Seelea 
enthalten,  eine  Schätzung,  die  mir  nicht  zu  hoch  gegriffen 
erscheint,  wenn  man  bedenkt,  dass  allein  an  den  Ufern  des 
Sees  70  Ortschaften,  darunter  mehrere  mit  2000 — 4000  Ein- 
wohnern, liegen.  Die  Illanos  bauen  fleissig  Kaffee  und 
Kakao  an,  von  welchem  erhebliche  Massen  nicht  etwa  nach 
dem  nahen  Iligan,  sondern  nach  den  Küstenplätcen  an  der 
Bahia  Illana  gebracht  werden,  wo  sie  an  chinesischen  Com* 
pradores  bereitwillige  Käufer  finden. 

13.  Das  Reyno  de  Sibuguey,  die  Grenzterritorien  von  Miaimis 
und  Zamboanga  umfassend.  Im  siebzehnten  Jahrhundert  war 
es   ein   mächtiges,    vom   Sultane   von   Mindanao    abhängiges 


Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao. 


301 


Reich,  jetzt  ist  es  ein  ohnmächtiges  Fürstentum,  das  an  der 
Unbotmässigkeit  der  Dattos  und  dem  Abfall  der  Sobanos, 
die  vor  den  Sklavenjagden  der  Moros  an  den  Missionaren 
einen  steten  Rückhalt  finden,  seiner  Auflösung  entgegen  geht. 
14.  Ausser  diesen  genannten  Sultanaten  giebt  es  noch  viele  kleine 
Dayatos  (Staat  unter  einem  Datto),  die  alle  aber  mit  dem 
steigenden  Einflüsse  der  Spanier  zu  Grunde  gehen,  denn  die 
Haupteinnahmen  der  Dattos  lieferten  die  Piratenzuge  in  den 
Philippinen  und  die  Sklavenrazzias  gegen  die  Heiden  des 
Binnenlandes;  beide  Einnahmen  sind  durch  die  Etablierung 
der  spanischen  Herrschaft  versiegt,  und  da  die  übrigen  Moros 
nicht  die  Arbeitslust  der  Illanos  besitzen,  so  ist  ihr  Bankerott 
nur  eine  Frage  der  Zeit.  Noch  vor  vierzig  Jahren  waren 
die  Gestade  des  Golfo  von  Davao  ganz  in  den  Händen  der 
Moros,  während  man  jetzt  an  seinem  Westgestade  nur  500, 
am  ostlichen  nicht  mehr  als  900  Familien  dieser  der  euro- 
päischen Civilisation  feindlichen  und  unzugänglichen  Rasse 
zählt.  Vor  1848  gab  es  am  Golfo  von  Davao  keine  Manobos, 
Dulanganes  etc.,  sie  waren  durch  diese  Bekenner  der  Lehre 
des  Propheten  von  der  Küste  abgeschnitten  und  ins  Gebirge 
geworfen  worden,  jetzt  tritt  das  Entgegengesetzte  ein. 
Betont  mus8  werden,  dass  die  meisten  der  angeführten  Sultane 
und  Dattos  nur  über  wenige  Dorfer  gebieten;  keiner  von  ihnen 
verfugt  mehr  über  eine  stehende  Truppe,  wie  dies  zu  Forrest' s 
Zeiten   noch  im  Lande  des  Sultans  von  Cotta-batö   der  Fall  war. 

XXIII.    Schreibung  mindanesischer  Orts-,  Fluss-  und 
Bergnamen. 

Wie  ich  schon  früher  Gelegenheit  hatte  zu  erwähnen,  weichen 
alle  Karten  Mindanao's  bedeutend  in  der  Schreibung  der  Berg-, 
Fluss-  und  Ortsnamen  von  einander  ab;  den  Grund  dieser  Er- 
scheinung habe  ich  bereits  zum  Teile  erörtert,  es  bleibt  mir  hier 
nur  noch  zu  sagen  übrig,  dass  viele  dieser  Varianten  nur  Schreib- 
and Druckfehlern  ihre  Existenz  verdanken.  Ich  gebe  hier  ein 
Verzeichnis  von  Varianten  einzelner  Orts-  etc.  Namen  meiner 
Karte: 


Variante: 

Auf  meiner  Karte: 

Variante : 

Auf  meiner  Karte 

Balutuan 

Bnlatuan. 

Bilaanes 

Vilanes. 

Banahan 

Bilan. 

Bulaluan 

Bulatüan. 

Banga-banga 

Basilang 

Bilaa 

Baganga. 

Basilan. 

Bilan. 

Galaga,Calagan 

Gauait 

Danao 

Caraga. 
Canayt. 
Lanao. 

Bilanes 

Vilanes. 

Ganlengan 

Ganlangan. 

302  F.  Blumentritt:  Begleitworte  zu  meiner. Karte  der  Insel Mindanao« 


Variante: 
Gi'bon 
Ginatüan 
Guicud 
Huhut 
Humayan 
Jinatüan 
Jumayam 
Juut 

Lambohon 
Layauan 
Lumbugan 
Maasan       \ 
Mahassam  1 
Malaca 
Malanao 
Mapande 
Manoligan  1 
Manorigao  / 
Mapawa ,    Ma- 
paoua 


Auf  meiner  Karte: 

Ji'bon. 

Hioatdan. 

Talicud. 

Uhut. 

Humayam. 

Hinatüan. 

Humayam. 

Uhut. 

Lambahao. 

Layaban. 

Luböngan. 

Mas  an. 

Malalag. 

Lanao. 

Mapandi. 

Manoligao. 


Mapaoa. 


Variante: 
Marani 
Matabug 
Mayao 
Minong 
Panag 

Paran-Paran 
Pirauan 
Pujada 
3ahug 

Samboangan 
Sicayab 
Tambagalan 
Tancanan 
Tedurayes  1 
Tilurayes  / 
Tulapuc 
üjut,  Uut 
Umayam 
Zampoangan 


Auf  meiner  Karte: 

Carani. 

Mainbug. 

Mayo. 

Minang. 

Panay. 

Parang-Parang. 

Lapirauan. 

Pujaga. 

Salog. 

Zamboanga. 

8icayac 

Timbangalao. 

Tancanan. 

Tirurayes. 

Talapug. 
Uhut. 
Humayam. 
Zamboanga. 


Was  die  Erklärung  einzelner  Namen  anbelangt,  so  heisst  so 
Deutsch: 


Mindanao 
Cotta-batö 
Tacnipa 
Malanipa 
Cauit  j 
Caoit  / 
Dinata  1 
Divata  / 
Punta  Flecha. 


Mainit 
Boayan 


das  Seenland. 

das  steinerne  Schloss. 

Ort,  wo  Nipa-Palmen  vorkommen. 

Landspitze,  Erdzunge. 

Ort,  der  von  einem  Ahnengeiste  bewohnt  wird. 

Dieses  Vorgebirge  heisst  bei  den  Eingeboroeo 
Baganian,  d.  h.  Kriegsgeist- Ort,  die  Piraten 
pflegten  im  Vorüberfahren  dem  Beiggeiste  durch 
Abschiessen  von  Pfeilen  ihr  Opfer  darzubringen 
daher  ihr  spanischer  Name  Pnnta  de  Flechas 
oder  Punta  Flecha. 

Ort,  wo  warmes  Wasser  (Thermen)  vorhanden  ist 

Ort,  wo  Kaimane  vorhanden  sind. 


F.  6.  Müller-Beeck:  Geographie  der  Liu-kiu-Inseln.  308 

XIV. 

Geographie  der  Liu-kiu-Inseln. 

Nach  japanischen  Berichten  bearbeitet  von  F.  George  Müller-Beeck. 
(Hierzu  eine  Karte,  Tafel  VII.) 


Ein  eingehendes  Studium  der  peripherischen  Volker  des  ost- 
lichen Asiens  ist  die  Veranlassung  gewesen,  dass  ich  mich  mit 
der  Geographie  der  Liu-kiu-Inseln  beschäftigt  habe.  Dameines 
Wissens  eine  übersichtliche  Darstellung  dieser  Inseln  und  ihrer 
Bevölkerung  nicht  vorhanden  ist,  so  übergebe  ich  die  Arbeit  der 
Öffentlichkeit,  wohl  wissend,  dass  sie  ihre  Aufgabe  weder  er- 
schöpfend, noch  mit  der  wünschenswerten  Genauigkeit  erfüllt,  weil 
ihr  hauptsächlich  japanische  Quellen  zu  Grunde  liegen. 

Dureh  ein  sturmisches  Meer,  durch  Nebel,  Riffs  und  Untiefen 
getrennt,  bilden  die  Liu-kiu-Inseln  eine  gefährliche  Landbrücke 
von  Taiwan  oder  Formosa  nach  Sata-no*misaki,  dem  Sud- 
cap  der  japanischen  Insel  Kiu-shiu,  so  dass  an  eine  Wande- 
rang der  Volker  auf  diesem  Wege  wohl  zu  denken  ist,  wofür  aber 
keine  Anhaltspunkte  weder  bei  den  Insulanern  selbst,  noch  bei 
den  Japanern  zu  finden  sind.  Während  meines  Aufenthalts  in 
Japan  horte  ich  allgemein  von  Japanern  die  Ansicht  aussprechen, 
dass  sich  auf  den  Liu-kiu-Inseln  noch  alte  japanische  Sitten  und 
Gebräuche  erhalten  hätten. 

Die  Geschichte  dieser  Inseln  zeigt*),  wie  hier  hauptsächlich  an 
eine  Einwanderung  von  Japan  aus  gedacht  werden  muss,  sowie 
namentlich  von  chinesischer  Seite«  teils  zu  viel  späterer  Zeit  über 
Taiwan  nach  der  Miyakoshima-Gruppe,  teils  nach  den  Central- 
oder  eigentlichen  Liu-kiu-Inseln  Ansiedler  geschickt  wurden. 

Die  Aufsätze  des  Herrn  Idji-chi  Teka  über  die  Liu-kiu- 
Inseln,  welche  in  der  Zeitschrift  der  japanisch-geographischen  Ge- 
sellschaft 1880,  Heft  1  und  10,  abgedruckt  sind,  geben  in  Kürze 
eine  Übersicht  über  diese  uns  Europäern  eigentlich  noch  vollstän- 
dig unbekannten  Inseln.  Ich  habe  die  Übersetzungen  der  vorge- 
nannten Arbeiten  mit  Hülfe  des  japanischen  Lieutenant  Herrn 
Sindji  Endo  angefertigt,  dem  ich  hiermit  noch  öffentlich  meinen 
Dank  sage,  und  dieselben  kontrolliert  und  bearbeitet.  Da  Herr 
Idji-chi  Teka  Beamter  der  Regierung  ist  und  im  Kaiserlichen 
Auftrage  zu  wiederholten  Malen  1.872,  74,  75  nach  den  Liu-kiu- 


*)  Geschichte  der  Liu-kiu-Inseln  nach  jap.  Berichten  von  Müller-Beeck, 
in  den:  VerhandL  der  Berl.  anthropolog.  Ges.    Febr.  1888. 


304  F.  G.  Mtiller-Beeck: 

InBein  gereist  ist,  so  haben  seine  Berichte  grossen  Wert,  nament- 
lich seine  statistischen  Angaben.  Die  Kriegsschiffe  fremder  Na- 
tionen, welche  unter  Kap.  Belcher*)  und  Kommodore  Parry**) 
die  Liu-kiu-  Inseln  angelaufen  haben,  bringen  mehrfach  ab* 
weichende  Namen.  Die  beiden  Blätter  der  englischen  Admiralitäts- 
karte,  Nr.  2412  und  Nr.  2416,  zeigen  auch,  wie  dürftig  noch  die 
Tiefseemessungen  hier  vorgenommen  worden  sind. 

Seitdem  Korea  in  diesem  Jahre  (1882)  für  amerikanische, 
englische  und  deutsche  Schiffe  geöffnete  Häfen  hat,  gewinnt  die 
Schiffahrt  in  den  chinesischen  Meeren  an  Bedeutung,  und  kommt 
der  Seeverkehr  von  den  polynesischen  und  Sunda- Inseln  nach 
Norden  mehr  in  Aufschwung,  so  sind  die  Liu-kiu-Inseln  wichtige 
Stationen,  namentlich  für  die  von  Sud -Osten  kommenden  Ameri- 
kaner. Japan  wird  mehr  und  mehr  sekundäre  Bedeutung  erlangen, 
weil  sich  nordlich  vom  31.  Breitengrad  der  Weltverkehr  an  den 
Grenzen  Ost-Asiens  nicht  bewegt 

Obgleich  in  diesen  sudlichen  Teilen  des  chinesischen  Meeres  die 
Brutstätten  der  Teifune  sind,  Strömungen  und  Nebel  die  Schiffahrt 
erschweren,  so  wird  dieselbe  doch  diesen  Hindernissen  Trotz  zu 
bieten  wissen.  Es  ist  jetzt  schon  ausser  Zweifel,  dass  bald  eine 
Telegraphenleitung  die  Liu-kiu-Inseln  mit  Japan  verbinden  wird 
und  da 88  bei  Errichtung  der  verschiedenen  Sturmwarten,  welche 
durch  Herrn  E.  Knipping  in  Japan  eingeführt  werden  sollen,  die 
dann  von  hier  ausgehenden  Sturmsignale  für  den  ganzen  See- 
verkehr Ost-Asiens  von  weittragender  Bedeutung  sein  werden. 

Lage  und  Einteilung. 

Die  Liu-kiu-Inseln  liegen  zwischen  dem  24°  und  31°  n.  Br. 
Dieselben  nehmen  nach  den  neuesten  Berechnungen  von  Doderlein 
einen  Flächenraum  von  4828,4  qkm  ein  und  haben  nach  Behm 
und  Wagner  „Bevölkerung  der  Erde  Bd.  VII,  8.  34*. 310 545  Ein- 
wohner (154  374  männliche  und  156  151  weibliche).  Nach  der 
japanischen  Einteilung  zerfallen  sie  in: 

1.  Nordlichste  Inseln. 

2.  Nordliche         „  d.  h.  Oshima- Gruppe. 

3.  Mittlere  „  d.  h.  Okinawa- Gruppe. 

4.  Sudliche  „  d.  h.  Miyako-shima-Gruppe* 

Von  Japan  fährt  man  in  2'/2  Tagen  nach  den  Liu-kiu- 
Inseln.      Dampfer  der  Mitsu-Bishi- Gesellschaft   vermitteln  den 


*)  Narrati ve  of  His  Majesty  Ship  Samarang  during  the  years  1843— 
1846.     London  1848.     By  Edward  Belcher. 

**)  Narrative  of  the  Expedition  of  an  American  Squadron  to  the  China 
Seas  &  Japan  under  the  Command  of  Commodore  M.  C.  Parry.    Vol.  1.  363. 


Geographie  der  Liu-kiu-Inseln.  305 

Verkehr   zwischen  Eobe    viaKago-shima  (im  Süden    von  Kiu- 
shiu)  und  Nase  (Oshima)  und  Nawa  (Okinawa). 

Betrachten  wir  zuerst  die  „  nordlichsten  Inseln  %  welche 
ihrem  geologischen  Bau  nach  zu  Süd-Kiushiu  gehören  und  ausge- 
prägten vulkanischen  Charakter  haben,  mit  Ausnahme  von  Tane-ga- 
shima*)  und  vielleicht  auch  Yaku-shima, wahrend  fast  alle  übrigen 
Inseln  Korallenbildungen  ihre  Entstehung  zu  verdanken  scheinen. 

I.  Diese  nordlichsten  Inseln 
heissen: 

1.  Taneko  oder  Tanegashima. 

2.  Make-shima. 

3.  Yaku-shima. 

4.  Kuchinoerabu-shima ,  welche  zum  Osumi  Land  (S.  Riushiu) 

gehören. 

5.  Kuro-shima. 

6.  Kose-shima  (auf  englischen  Karten  Use). 

7.  Iwo-shima. 

8.  Take-shima. 

Nun  folgen  die  sieben  Inseln:  Shichi-to,  von  den  Engländern 
Linschoten  (!)  genannt. 

9.  Kuchino-8hima. 

10.  Naka-shima. 

11.  Suwase-shima. 

12.  Akuiishi  (Akuseki)-shima. 

13.  Komuro-shima. 
14«  Takara-shima. 

15.  Yokoate-shima. 

16.  Hebi  oder  Qadashima. 

17.  Hira-shima, 

18.  Kohebi-shima. 

welche  zu  Satsuma  gerechnet  werden. 

Es  folgt  nun  die  nordliche  und  mittlere  Gruppe,  mit  der  dann 
die  fortlaufende  Inselreihe  abbricht. 

II.  Die  nordlichen  Inseln**). 

19.  O-shima,  auch  Amami-Oshima  genannt. 

20.  Kakeroma  oder  Katoroma-shima,    noch  zu  Oshima  gehörig. 


*)  Bei  fast  jedem  Inselnamen  ist  shima  (Insel)  hinzugefügt.  Bei  shima 
kann  man  auch  ga  hinzufügen.  Die  Insel  führt  also  eigentlich  den  Namen 
Tane  =  Same,  Ursprung.  Der  Name  Tanegashima  wurde  auch  auf  eine 
Pistole  angewandt,  die  man  hier  zuerst  einführte. 

**)  Auch  bei  den  Japanern  mit  dem  „chinesisirtenu  Namen:  Hoku-bu- 
shö-to  (Hoku  ss  Nord,  bu  =  Teil,  shö  =  alle,  aber  nicht  shö  =  klein, 
tö  =  Insel). 

Seitsehr.  d.  OeseUsch.  f.  Erdk.    Bd.  XIX.  20 


806  F-  G    Müller-Beeck: 

21.  Kikai-shima. 

22.  Uke-shima. 

23.  Yodji-shima. 

24.  Tokuno-shima    (fälschlich    von   den    Engländern  Kakirouma 

genannt). 

25.  Okino  Erabu-shima. 

26.  Tori-shima. 

27.  Yoron-shima. 

III.    Die  mittlere  Gruppe*) 

bildet  jetzt  den  Okinawa-ken  nach  der  Verordnung  vom  April  1879. 

28.  Okinawa,    von   den   Japanern    auch   Liu-kiu  genannt,   von 

den    Engländern    Great   Liu-kiu,    die    auch   diese   ganze 
Gruppe  Liu-kiu  Group  nennen. 

a)  Kleine  Inseln  im  NNW.  von  Okinawa: 

29.  Ihiraya-shima. 
SO.  Yabo-shima. 

81.  Eaishigawa-shima. 

32.  Isena-shima. 

33.  Yanahashima. 

b)  Im  NW.: 

84.  Iye  und  sudlich  davon  zwei  kleine  Inseln,    nach  der  engl. 

Karte  2416: 

Mina-shima? 

Suco-shima? 
35.  Awakuni-shima. 
86.  Kume-shima. 
37.  Tonaki-  oder  Watanaki-shima. 

c)  Im  SW.: 
88.  Dsamami-shima. 

39.  Kuro-shima. 

40.  Mai-Torama-  oder  Mai-torashi-shima.        die  Kerama 

41.  Kerama-  oder  Torashi-shima.  •  Group 

42.  Aka-shima.  der  Engländer. 

43.  Koha-shima. 

44.  Yakahi-shima. 

d)  Im  O.: 

45.  Ike-shima. 

46.  Miaki-8hima. 

47.  Hama-shima  (Bama-shima). 


*)  Chu-bu-Bh6-to. 


Geographie  der  Liu-kiu- Inseln.  307 

48.  Tsukata-shima. 

49.  Kudaka-shima. 

50.  Kumaka-shima  (?). 

e)  Im  N.: 

51.  Okina-shima  (Kui-J.  der  Engländer). 

52.  ?  (Yaga-Ji  der  Engländer). 

Ich  bespreche  hier  die  nördliche  und  mittlere  Gruppe  zu- 
sammen, weil  die  von  Dr.  Doderlein*)  angestellte  Berechnung 
und  Einteilung  für  die  vielen  kleinen  Inseln  nicht  genau  durch- 
zufuhren ist.  Die  Japaner  machen  eben  noch  Experimente  mit 
ihren  Kreiseinteilungen.  Auch  die  Namen  der  Inseln  weichen  bei 
mir  für  Nichtkenner  der  japanischen  Sprache  ab. 

Ich  will  an  einem  Beispiel  dem  Leser  zeigen,  wie  Namen 
entstellt  werden  können  und  dass  man  nicht  die  chinesischen 
Zeichen  einfach  übersetzen  lassen  kann,  wie  es  die  Engländer 
grösstenteils  gethan  und  infolge  dessen  lauter  verwirrende  Namen 
hinzugefügt  haben.  Nur  bei  den  grossten  und  wichtigsten  In- 
seln habe  ich  die  englische  Bezeichnung  beigefügt.  Also:  Bei 
Behm  &  Wagner  „ Bevölkerung  der  Erde  Bd.  VII.  S.  35 tt  findet 
sich  unter  Shichi-to  „ Li n schoten- Inseln"  die  zweite  Insel:  Gaza 
(Yebi). 

Hebi  bedeutet  nun  eine  Schlange  (Yebi  e=  Krebs),  wenn  aber 
dieselbe  als  Knäuel  zusammengerollt  ist,  so  nennt  man  sie  mit 
chinesischen  Zeichen  gada  (ga  =  schlafende  und  da  für  hebi  = 
Schlange).  Aus  den  Zeichen  kann  der  Chinese  oder  der  Japaner 
lesen,  dass  es  eine  zusammengerollte  Schlange  bedeutet,  für  uns 
sind  aber  Gada  und  Hebi  zwei  verschiedene  Namen.  Dass  der 
japanische  Name  Hebi  der  gebräuchlichere  ist,  liegt  auf  der  Hand. 
Ich  werde  nun  die  wichtigsten  Inseln  der  vorgenannten  drei 
Gruppen  näher  besprechen. 

Tanega-shima,  239,7 qkm**)  gross,  ist  eine  niedrige  von 
Norden  nach  Süden  langgestreckte  Insel,  auf  der  viel  Handel  und 
Ackerbau  getrieben  wird. 

Yaku-shima  und  Iwo-shima  sind  vollständig  gebirgig. 
Nadelholzer***)  (sugi)  auf  Yaku,  und  Schwefel  auf  Iwo  sind  für 
diese  beiden  Eilande  charakteristisch.  Auf  den  übrigen  Inseln 
leben  die  Bewohner  ausschliesslich  vom  Fischfang.  Das  Meer 
zwischen  den  beiden  grossen  Inseln  Yaku  und  O-shima  heisst  das 
Sieben-Inselmeer  (Shichi-to-iyo). 


*)  Die  Liu-kiu-Insel  Amami  Ostrima  in  den:  Mitt  d.  deutschen  Ges.  für 
Natur-   und  Völkerkunde  Ostasiens  1881.     24.  Heft. 

**")  Die  Grössenzahlen  entnehme  ich  dem  Döderleinschen  Aufsatz. 
***j  Nadelhölzer  sollen  auf  den  übrigen  Inseln  nur  vereinzelt  vorkommen. 

20* 


308  F.  G.  Müller-Beeck: 

Die  Strömung  Kuro-shiwo,  welche  hier  von  SW.  nach  NO.  mit 
einer  Geschwindigkeit  von  80 — 40  engl,  miles  pro  Tag  durchfliegt, 
macht  die  Schiffahrt  schon  seit  den  ältesten  Zeiten  sehr  gefahrlich. 

Die  sieben  Inseln,  nach  denen  das  Meer  hier  seinen  Namen 
trägt,  sind  fast  alle  vulkanisch  und,  wie  schon  erwähnt,  als  Fort- 
setzung der  Kiu-shiu- Vulkankette  zu  betrachten.  Den  äusserst 
vorgeschobenen  Vulkan  finden  wir  auf  der  Tori- Insel  bei  der 
O-shima-Gruppe*).  Die  nordliche  sowohl  wie  die  mittlere  Insel- 
reihe  scheint  aber  den  Korallenbauten  ihre  Entstehung  zu  ver- 
danken. Die  Japaner  führen  besonders  an,  dass  Erdbeben  hier 
nicht  vorkommen. 

O-shima,  804,8  qkm,  ist  die  Hauptinsel  der  nordlichen 
Gruppe  und  soll  nach  Döderleins  Berechnung  30  000  Einwohner 
haben«). 

Der  Hauptort  ist  Nase. 

„Die  Gesteine,  die  diese  Insel  zusammensetzen,  gehören  fast 
ausschliesslich  der  krystallinischen  Gruppe  an.  Als  überwiegendes 
Material  habe  ich  krystallinische  Schiefer  kennen  lernen,  vor  allem 
Granulit,  bestehend  aus  Quarz  und  Hornblende  und  etwas  Torma- 
lin,  wechsellagernd  mit  Gneiss.  In  einer  Hohe  von  etwa  200  m 
beginnt  überall  Granit  (!),  der  die  Kuppen  der  Berge  bildet. tt 

Dieser  Bemerkung  auf  S.  8  aus  Döderleins  Arbeit:  Die 
Liu-kiu-Insel  Amami  O-shima,  sei  von  mir  nur  ein  !?  hinzugefügt. 

Auf  der  Insel  sind  viele  Reis-  und  Zuckerrohrfelder,  auch 
Sagopalmen  werden  vielfach  angepflanzt.  Hochwälder  aus  immer- 
grünen Eichen,  Baumfarne,  Cycadeen  und  Bananen  kommen  vor. 
Die  Fasern  der  Bananen  namentlich  liefern  Material  für  Seile, 
Netze  und  Kleiderstoffe.  Ebenfalls  ist  die  Indigopflanze  •*•)  {Poty- 
gonum  Tinctorium  und  strauchartig  eine  zweite  Art  Mercurialis 
leiocarpa?)  Gegenstand  des  Ackerbaues.  Den  zur  Indigobereitung 
notigen  Kalk  liefern  die  weissen  Korallen.  Die  Bevölkerung  ist 
ausschliesslich  eine  ackerbautreibende.  Auch  diese  Notizen  habe 
ich  Döderleins  fleissiger  Arbeit  entnommen,  teils  der  Vervoll- 
ständigung halber,  namentlich  aber  wegen  der  Vergleichung  mit 
meiner  japanischen  Quelle. 


*)  Ich  mache  die  Geologen  ganz  besonders  auf  diese  Vulk&nreihe  der 
sieben  Inseln  aufmerksam,  denn  östlich  von  derselben  scheint  früher  eine 
Verbindung  .zwischen  O-shima  und  Tanega-shima  bestanden  zu  haben. 

**)  Die  Japaner  geben  die  Einwohnerzahl  zu  50  000  an.  Augenschein- 
lich ist  diese  Zählung  auf  ganz  alte  Daten  zurückzuführen.  Infolge  der 
Kriege  mit  Satsuma  und  China,  auch  nach  Mediatisierung  des  Königreiche 
siedelten  die  Einwohner  nach  Japan  über.  Die  heutigen  Angaben  sind 
noch  unzuverlässig. 

***)  Natürlich  nicht  zu  verwechseln  mit  der  echten  Indigopflanze:  Inügo- 
fera  Tintforia. 


.Geographie  der  Liu-kiu-Inseln.  309 

Die  Hauptprodukte    sind    auf  O-shima   „schwarzer"  Zacker 
(Karo-sato),  der  1878  zu  ca.  8  Millionen  Ein  ausgeführt  wurde. 
Davon  kamen  von  (20)*)    Kikai  2  000  000  Kin, 

(23)  Tokuno         4  000  000     „ 

(24)  Okinoerabu  1  500  000     „ 
(26)        Yoron  80  000     „ 

und  namentlich  Indigo  (yama-ai  =  Wald -Indigo)**),  der  hier 
in  den  Thälern  und  im  Sumpf  wächst.  Die  Farbe,  welche  hiermit 
erzeugt  wird,  ist  sehr  fein,  wenn  sie  gut  fabriciert  wird,  und  nicht 
schlechter  als  Indigo.  Man  konnte  leicht  einen  gleichen  Export 
wie  den  von  Zucker  erzielen,  wenn  man  dieser  Kultur  grossere 
Aufmerksamkeit  schenkte.     (Bericht  Idji-chi's.) 

Die  Produkte  auf  den  kleineren  Inseln  sind  ausser  Reis  auch 
Getreide  (Hirse);  ferner  liefern: 

(34)  Iye-shima:  schwarzen  Zucker  und  Baumwolle. 

(37)  Tonaki:     )   *  ' 

;.-(  tt  \  Baumwolle. 

(41)  Eerama:  j 

(36)  Eume:  die  sogenannten  Eumejima- Zeuge,  welche  in 
ganz  Japan  überall  als  Liu-kiu- Zeuge  bekannt  und  wegen  der 
dunkelblauen  Farbe  sehr  beliebt  sind. 

In  alten  Zeiten  waren  die  jungen  Leute  auf  Eerama  und 
Endaka  ausschliesslich  Schiffer.  Sie  lebten  fast  immer  auf  dem 
Wasser  in  3 — 4  Een  langen  Booten.  Auch  beim  Sturm  unter- 
brachen sie  ihre  Fahrten  nicht,  und  noch  heute  gebraucht  man 
diese  Schiffer  zur  Vermittelung  der  Eorrespondenzen.  Sie  fahren 
dann  mit  4  bis  5  Eähnen  ab,  die  zusammengebunden  werden. 
In  jedem  Eahn  sitzt  ein  Briefträger,  der  die  Sendung  in  Oel- 
papier  geschlagen  auf  dem  Eopfe  festbindet.  Wenn  ihr  Proviant 
verbraucht  ist,  so  erzählt  man,  springen  sie  ins  Meer  und  fischen. 
Alle  8i nd  tüchtige  Schwimmer,  so  dass  sie  bei  einem  Sturm  ihre 
Boote  umkehren  und  sich  rittlings  darauf  festhalten.     (Idji-chi.) 

Ehe  ich  zur  Hauptinsel  Okinawa  übergehe,  muss  ich  folgende 
Einteilung  der  mittleren  Gruppe  erwähnen,  die  Herr  Idji-chi  an- 
führt: 

Nähere  Inseln,  schreibt  er,  sind  folgende  9: 

(36)  Eume  Entfernung  von  Nawa  48  ri. 
(41)  Eerama                  „              „         „  7    „ 

Nishikerama  „  „         „  ? 

(37)  Tonaki  „  26    „ 

(35)  Awakuni  „  „         „  30    „ 


*)  Die  Zahlen  weisen  auf  vorstehende  Einteilung  der  Inselgruppen  hin. 
**)  Botanische  Species  fraglich. 


310  F.  O.  Müller-Beeck: 

(34)  Iye    Entfernung  vom  Imakini-Kreis  (Okinawa)     3  ri. 
(29)  Ihiraya  „  „  10  „ 

(32)  Isena         „  von  Jhiraya  6  „ 

(25)  Tori  »  „  _       »  50  „ 

Die  Insel  (49)  Kudaka  gehört  zum  Tscbinen-Kreis  1       von 
und  die  Insel  (48)  T9ukata*)  zum  Katsun-Kreis  f  Okinawa. 

Man  rechnet  diese  beiden  Inseln  nicht  zu  den  näheren  Inseln. 

Okinawa,  1348  qkm  mit  167  000  Einwohnern**)  und  27  200 
Häusern.       (5  370  Häuser  mit    59  800  Einwohnern  für  Adlige, 
21800        „  „    107  200  „  für  das  Volk.) 

Die  Insel  hat  eine  Richtung  von  NO.  nach  SW.  und  ist  35  ri 
lang.  An  der  breitesten  Stelle  beträgt  die  Entfernung  von  Osten 
nach  Westen  10  ri  und  weniger  als  1  ri  an  der  schmälsten.  Der 
Umfang  beträgt  114  ri  15  cho.  Auf  der  Insel  giebt  es  keine 
hohen  Berge.  Man  teilt  sie  nach  den  Richtungen  (ho)  ein: 
Shimajiri,  Nakugami,  Kunchan,  hinterer,  mittlerer  und  Hauptteil. 
Die  Hauptstadt  Shuri  (Shuli)  und  der  Hafen  Nawa  geboren 
zum  Nakugami.  Drei  getrennte  Hügel  sind  zu  nennen:  San-nan 
(südl.),  San-boku  (nordl.),  Chiu-san  (mittlerer).  Der  Konig  der 
Liu-kiu- Insulaner  wohnte  im  mittleren  Teil.  Japanische  Kreise 
(kori)  heissen  dort  makiri,  was  alt-japanisch  ist.  Man  teilt  die 
Insel  in  35  Kreise  ein. 

Zu  Shimajiri     gehören   15  Kreise. 
„    Nakugami        „  11        „ 

„    Kunchan  „  9        „ 

Ausserhalb  dieser  Kreise  liegen  die  Städte  Shuri,  Nawa  und 
die  Dorfer  Kume  und  Tomari.   —  In  jedem  Kreis  ist  ein  Wacht- 
platz  (banshö)  eingerichtet. 
Die  Entfernungen  sind: 

Shuri  bis  Kunchan-Kreis       23  ri  —  cho. 
„        „     Okimi-Kreis  20  „      5     „ 

„        „     Nakijin-Kreis  19  „    15    „ 

„        „    Yontansan-Kreis      5  „    18    „ 
„        „    Yonagusuku-Kreis   7  s    13    „ 


*)  Auf  der  engl.  Karte  2416  chinea.  Taking  benannt,  wahrend  Kodak» 
(Kiokasima)  wieder  den  japanischen  Namen  führt.  Beide  Inseln  schliessen 
die  Mathews  Bay  ein!  So  laufen  englische,  chinesische  und  japanische  Namen 
bunt  durcheinander.  Man  denke  sich  den  fremden  Kapitän  der  bei  „Icbey* 
ankert,  die  Barrow-Bay  vor  sich  liegen  hat  und  nun  Erkundigungen  einzu- 
ziehen hat.  Ich  habe  mich  persönlich  überzeugen  können,  wie  unsicher  bei 
Sturm  und  Nebel  der  Schiffer  seinen  Weg  durch  die  nördlichste  Inselgruppe 
zu  suchen  hat.  Es  rauss  das  hervorgehoben  werden,  weil  jahrlich  so  viele 
Kriegsschiffe  das  Kap  Sato-no-misaki  doublieren  und  dennoch  die  Karten  so 
mangelhaft  sind. 

**)  Wahrscheinlich  sehr  übertrieben. 


Geographie  der  Liu-kiu-lnseln.  3X1 

Shuri  bis  Chiamu-Kreis  4  ri     7  cho. 

„        „     Ghinen-Kreis  3  „      9    „ 

Auf  der  ganzen  Insel  sind  zackige  Felsen  und  wenig  Ebenen. 
Bei  der  Hauptstadt  und  bei  Nawa  giebt  es  kein  ebenes  Land. 
Die  Beamten  reiten  daher  zu  Pferde  oder  lassen  sich  im  Kagö 
tragen,  der  aus  Bambus  gefertigt  und  sehr  eigentümlich  sein  soll. 
In  der  Gegend  des  Kreises  Nakijin  und  Chikushi  wird  dieselbe 
sambara,  d.  h.  Bergfeld,  genannt.  Der  Boden  ist  gut  und  eignet 
sich  zum  Ackerbau,  auch  liegt  diese  Ebene  nahe  am  Meere.  Die 
Entfernung  von  Shuri  und  Nawa  ist  aber  bedeutend.  Die  Be- 
wohner nennt  man  hier  sanngen,  Bergfeldleute,  und  blickt  mit 
Verachtung  auf  sie  herab.  Im  grossen  und  ganzen  besteht  der 
Boden  aus  %0  rother  Porzellanerde,  %0  gewöhnlicher  Erde,  %0 
Sand.  Wenn  es  lange  nicht  regnet,  so  wird  die  Erde  so  hart, 
dass  man  nicht  pflügen  kann.  Da  das  Klima  aber  feucht  und 
warm  ist,  so  gedeihen  die  Pflanzen  und  sind  auch  die  Ernten  sehr 
gut.  Fünf  Hügel  giebt  es,  welche  nach  Art  der  Chinesen  fünf 
Gipfel  genannt  werden:  Benga,  Yae,  Tshanka,  Sona,  Goama,  die 
aber  nicht  in  die  Wolken  hineinragen.  Der  Hauptfluss  heisst 
Tengangawa  (1  ri  lang  und  %  ken  breit). 

Die  Insel  ist  arm  an  Wasser,  und  alle  Reisfelder  sind  auf  das 
Regenwasser  angewiesen.  Die  kleinen  Bäche  heissen:  Kokaba, 
Yasuri,  Maka,  Asha,  Seri,  Kakumo,  Roki,  Ado,  Hanechi  etc. 
Der  ganzen  Küste  sind  kleine  Felsen,  Inseln  und  Riffs  vor- 
gelagert, so  dass  die  Schiffe  nur  bei  Nawa  und  Unten*)  im  imaki- 
makiri  ankern  können. 

Trotzdem  der  Unten-Hafen  sehr  klein  und  von  Felsen  ein- 
geschlossen, ist  er  sehr  tief  und  der  beste  Hafen  der  Insel.  Der 
Nawa -Hafen**)  ist  auf  beiden  Seiten  von  einem  langen  Wall 
umgeben,  der  natürlichen  Felsen  aufgebaut  ist.  Die  Länge  beträgt 
ungefähr  8  cho.  Ausserhalb  desselben  liegen  verdeckte  Felsen. 
Von  Norden  und  Süden  giebt  es  eine  Einfahrt:  Yamata-Kuchi, 
japanisches  Thor  und  Karafune-Kuchi,  chinesisches  Thor.  Bei  den 
Einfahrten  muss  man  die  Flut  abwarten.  Die  Dampfer  ankern 
vor  dem  okino-tera.     Da  der  Hafen  gegen  W.  offen  ist,  so  ist  bei 


*)  Unten-Oonting  ?    Ausserdem  haben  die  Engländer  Specialpläne  vom 
Eerama  Channel  and  anchorages  2416, 

Shah-Bay,  östlich  von  der  Yaga-Ji-Insel  2416, 
Tnbooth  und  Suco  harbor  2416. 

**)  Nawa,  nach  alter  Schreibweise  Napha,  ist  entstanden  aus  dem 
japanischen  Namen  nabe  von  Naba-uni,  die  bijbehoorende  bogt,  die  „dazu- 
gehörige Bucht"  vid.  Bijd ragen  tot  de  Taal  Land-  en  Volkenkunde  van  Neder- 
landsch  Indie,  derde  volgreeks,  lc  dl.  3  stuk.  Blikken  in  de  Geschiedenis 
en  staatkundeje  betrekkingen  van  het  Eiland  Groot  Lioe-kioe,  naar  chinesche 
en  japansche  bronnen,  door  J.  Hoffmann. 


312  F.  ö.  Müller-Beeck: 

einem  Sturm  aus  dieser  Riebtang  für  die  Schiffe  Gefahr,  denn  die 
Brandung    ist    sehr    gross.      Die   Umgebung  des  Hafens  bis  2  ri 
Entfernung  hat  grosse  Untiefen.    Von  den  kleinen  Inseln  im  Hafen, 
Minonokusugo  genannt,  nach  Norden  ist  es  flach,  wenn  es  Ebbe 
ist.     Nur  in    der  Mitte  bleibt  Fahrwasser.     Bei  Flot  können  nur 
Schiffe  von  unter  200 — 300  koku  Gehalt  einfahren.     Am  Eingang 
in   den  Hafen  steht  ein   Gebäude,   Koonte,   ein   Empfangsort  far 
Gesandte.     Hier  hat  man  die  Sats  um  a- Beamten   empfangen.    Die 
kleinen   Inseln   im   Hafen   sind  nur  für  Lagergebäude   (godowns) 
eingerichtet,   welche   in   alten   Zeiten   die   Waaren   von   Java  und 
Maläka    aufnahmen.      Onno-yama   ist  auch   eine   Insel  im  Hafen, 
auf  ihr  steht  ein  kleiner  Tempel,  Riodochi  genannt.     Von  den  mit 
alten  Kiefern  (matsu)  bedeckten  Inseln  hat  man  eine  schone  Aus- 
sicht.    Die    südlichen   Ufer    werden   Oshinta    genannt.     Ans  den 
Felsen    fliesst    ein    klarer  Bach.     Die   Bewohner    von   Nawa  ge- 
brauchen   dieses   Wasser,    denn    die    übrigen   Quellen    sind  nicht 
trinkbar.     Weil   es   aber  viel  Muhe  und  Zeit  kostet,   das  Wasser 
jeden  Tag  so   weit  herzuholen,  stellt   man  grosse  Gefasse,  obin, 
auf,  um  das  Regenwasser  aufzufangen.     Das  Kencho  ist  vorläufig 
in  Nishi-mura  bei  Nawa  und  nimmt  980  Tsubos  ein.     Das  Tensfai- 
kan,   das  Gesandten-Hotel,  liegt  in  Higashi-mura ,  wo   früher  die 
Gesandten  blieben. 

Eume-mura  heisst  das  Centrum  von  Nawa,  das  zur  Zeit  der 
Ming-Dynastie  von  chinesischen  Familien  eingenommen  wurde,  die 
auch  heute  noch  getrennt  von  den  übrigen  Einwohnern  leben. 

Die  Hauptstadt  Shuri   liegt  50  chö    von  Nawa   entfernt  und 
war  seit  alten  Zeiten  Sitz  der  Eonige.     Stadt  und  Schloss  liegen 
am  Berge.     Letzteres  nimmt  den  höchsten  Punkt  ein  und  ist  von 
den  Wohnungen    der  Prinzen   und   Adligen   umgeben.     Hier  sind 
viele  Quellen    und  gutes  Trinkwasser.     Vor  dem   Thore  (sui-aen- 
mon)   giebt    es    einen    Springbrunnen,    von    dem   der   Eonig  sein 
Trinkwasser  holen  Hess.      Die   Stadt  ist  nicht   so   schmutzig  wie 
Nawa.     Die  Eanäle  enthalten  aber  stets  schmutziges  Wasser,  auch 
baden    die    Einwohner    wenig.     Der   Mittelpunkt    der   Insel   Hegt 
genau  unter  26°  30'  n.  Br.     Das  Elima  ist  namentlich  im  Sommer 
sehr  heiss,  das  Thermometer  steigt  bis  36°  Celsius.    In  den  Winter- 
monaten sinkt  das  Thermometer  nicht  unter  13°  oder  15°  C.    Wegen 
des  Seewindes  kann  man  aber  die  Hitze  ertragen.     Da  die  Nacht- 
luft sehr  ungesund  ist,  so  muss  man  abends  die  Häuser  achliessen. 
Im  7.  und  8.  Monat,  d.  h.  im  Juli  und  August,  kann  es  vorkommen) 
dass  es  hagelt.     Schnee  und  Eis  sind  aber  unbekannt.      Im  Januar 
blühen    Kirsch-  und   Pflaumenbäume    und    säet    man    Reis.      Die 
Hauptinsel  ist  stark  bevölkert.     Bei  Nawa  an  der  Küste,  wo  die 
Kommunikation  gut  ist,  kostet  1  Tsubo  (6  D  Puss)  Land  über  lOyen 


Geographie  der  Liu-kin-Injeln.  323 

oder  40  #.  Der  Bauboden  von  Shuri,  Nawa,  Kumemura,  Tomari- 
mnra  ist  steuerfrei.  Die  Bauern  haben  in  jedem  Kreise  auch  bis 
zum  Grundbesitz  von  80  Tsubo  keine  Steuern  zu  zahlen. 

Es  folgt  auf  die  mittlere  Inselgruppe,   getrennt  durch  eine 
freie  Meeresstrecke  von  ca.  1%°  Lange: 

IV.    Die  sudlichen  Inseln. 


1.  Miyako-shima  (engl.  Typinsan) 

2.  Ikema 

3.       ? 

4.       ? 

5.  Erabu 

6.  Shimochi 

* 

7.       ? 

8.       ? 

9.  Mid8una-shima  oder  Suinoshima 

10.  Tarama-sKima 

11.  Ishigaki  (engl.  Karte  2414  Pat-chung-san), 

12.  Iriomotte  mit  10  kleinen  Inselchen: 

1.  Hatoma,                                 6.  Ohama  (Kohama), 

2.  Kuroshima,                            7.   \ 

3.  Kamihanari,                          8.    1     ? 

4.  Shimohanari,                          9.    | 

5.  Kanaki,                               10 

13.  Hashokan  oder  Hateruma, 

14.  Tatchigami, 

15.  Yonakuni. 

Diese  sudlichen  Inseln  nennen  die  Englander  die  Meiacosima  Oroup. 

Die  Inseln  Ishigaki  und  Iriomotte  nennen  die  Japaner  Yae- 
yama-shima.  Die  Miyako- Inseln  haben  11  ri  Umfang  und  sind 
90  ri  von  Nawa  (Okinawa)  entfernt.  Es  ist  die  ostlichste  Gruppe 
dieser  „  sudlichen  tt  Inseln. 

Miyako-shima,  148,8  qkm,  die  Hauptinsel  ist  eine  dicht 
bevölkerte  Insel  mit  wenig  Bäumen,  so  dass  die  Einwohner  Mangel 
an  Holz  haben.  An  den  Küsten  giebt  es  keinen  Ankerplatz  für 
Schiffe.  Grossere  Fahrzeuge  müssen  gutes  Wetter  abwarten  und 
weit  von  der  Küste  dieser  Inseln  ankern.  Die  Landung  geschieht 
vermittelst  kleiner  Boote. 

Die  Produkte  sind  Korn  und  Kleiderstoffe,  die  auch  in  Japan 
guten  Absatz  finden  (namentlich  Taihefa,  Yodjiu  und  Gefu,  Bashofu 
und  Momenjima  [baumwollene  Zeuge],  Konji  und  Saijofu.)  Nord- 
lich von  Miyako  giebt  es  ein  Riff,  welches  Yaebi  (engl.  Provi- 
dence  reef)  genannt  wird.  Die  Insel  hat  von  Osten  nach  Westen 
5  ri,  von   Süden  nach  Norden   1  ri  20  cho  Ausdehnung. 


314  F.  G.  Müller-Beeck: 

Yae-yama-shima  (10  and  11)  haben  zusammen  einen  Um- 
fang von  16  ri  16  cho  und  liegen  ca.  140  ri  von  Nawa  entfernt, 
es  sind  dicht  bewaldete,  aber  dünn  bevölkerte  Inseln  (Ishigaki 
246,5  qkm  und  Iriomotte  309,9  qkm). 

Das  Klima  ist  veränderlich,  grosse  Temperaturdifferenzen  und 
Fieber  sind  bier  allgemein.  Die  Produkte  sind  kaum  der  Rede 
wert.  Im  S.  von  Ishigaki  können  Dampfschiffe  ankern*).  Im 
W.  von  Iriomotte  giebt  es  einen  Hafen,  wo  grosse  Schiffe  bleiben 
können:  Uchi-hanare **) ,  hier  soll  eine  Steinkohlengrube  entdeckt 
worden  sein  (?). 

Yonakuni,  37,4  qkm,  liegt  48  ri  von  Iriomotte  entfernt 
und  bildet  das  sudwestliche  Ende  des  alten  japanischen  Inselreiches. 
Von  Taiwan  oder  Formosa  ist  die  Entfernung  20  ri. 

Die  namhaftesten  Produkte  dieser  Inseln  sind:  Holzarten 
(kurogaki,  shittan,  kua),  Pfeffer,  Meerpferde,  Schildkrötenschalen, 
Muscheln,  Seeigel,  ferner  als  beliebte  Zierpflanzen:  Iriomotteran ***), 
Hosairan.  Oetreide  ist  auf  allen  Inseln  gut.  Awa  f).  Die  Zeuge 
gleichen  denen  der  Miyakoshima-Inseln.  Saijiofu  sind  ausschliess- 
lich weiss.  Baumwollene  Zeuge  werden  auf  der  Miyakoshima- 
Gruppe  besser  gemacht.  1  Tan  kostet  auf  der  Yae-yama-Gruppe 
über  5  yen.  Auf  der  Hauptinsel  macht  man  nur  dunkelblaue 
Stoffe,  auf  den  übrigen  Inseln  der  Okinawa-Gruppe  entweder  nur 
weisse  oder  nur  blaue  Stoffe.  Auf  Yae-shima  z.  B.  nur  weisse. 
Auf  den  südlichen  Inseln  macht  diese  Art  Zeugfabrikation  die 
Hauptindustrie  aus. 

Ausfuhr  über  Okinawa  von  allen  Inseln. 

Die  Reisernte  beträgt  32 — 33  000  Koku 

Weizen  und  Gerste  5  000      „ 

Hirse  5—6000      „ 

Bohnen  d.  h.  mami,  daidsu  2  500      „ 

Sesamum  orientalis  1 400      „ 


*)  Broughton  Bay? 
**)  Engl.  Seymour  Bay? 

***)  Von  den  Japanern  sehr  geschätzte  Orchidee:  Niumen  ran  genannt 
und  mit  30  }f  zu  bezahlen.  In  der  ziemlich  vollständigen  Orchideen- 
sammlung des  Herrn  G.  K.  Dinsdale  Yokohama  befindet  sich  diese  hübsche 
Orchidee,  sowie  auch  Hakushikoran.  Die  Japaner  nennen  übrigens  einige 
Liliaceen  fälschlich  ran  und  ist  diesem  Namen  immer  ein  Zweifel  entgegen- 
zubringen. Die  japanischen  Orchideen  zeichnen  sich  durch  einen  ausser- 
ordentlich feinen  aromatischen  Geruch  und  durch  die  Zierlichkeit  der  Blüten 
aus.  In  gewissen  Kreisen  existiert  eine  Jagd  auf  seltene  ran,  zu  denen  auch 
die  der  Liu-kiu-Inseln  gehören. 

f)  Mais   ist  nicht  vor  1543   in  Japan  eingeführt.     Es  wäre  interessant 
den  Liu-kiu-Namen  für  Mais  zu  erfahren.     Jap.  heisst  Mais-to-morokoshi. 


Geographie  der  Liu-kiu-Inseln.  315 

Zucker  50  000  Kin 

Süsse  Kartoffeln  130  000  000     „ 

ükon  (Farbe?)  32—33  000     „ 

Esssalz  16  000  Koka. 

Ferner  werden  ausgeführt:  schwarzer  Zucker,  baumwollene 
und  dunkelblaue  Stoffe,  als  Hauptartikel,  Lacksachen,  Porzellan, 
Matten  fgoza),  Awamori  (Schnaps)*),  gesalzenes  Schweinefleisch 
(Shiö-wo-buta).  Meeresprodukte  wie  Meerigel  (eine  Diadema-Art), 
Aale,  Meergras. 

Die  Einfuhren  dagegen  sind: 

Reis,  weisse  Bohnen,  sake,  Öl,  Thee,  Wachs,  Lichte,  getrock- 
nete Fische**),  Tabak,  Papier,  Hoshinori  (Seegras?),  Kofu,  Macca- 
roni,  Baumwolle,  Flachs,  Haspeln,  jag.  Pomade,  Pinsel,  Tusche, 
Kupfer,  Eisen,  Zink,  Kessel***),  Holzbretter, 

In  alten  Zeiten  geschah  die  Tributzahlung  in  Rotholz.  Im 
japanischen  Werke  Enkishiki  steht  geschrieben,  dass  die  Sud- 
provinzen als  Tribut  Rotholz  zahlen,  über  dessen  Quantum  volle 
Willkur  herrschte.  Dieses  Rotholz  ist  eine  Art  shittan  und  wächst 
noch  heute  auf  den  Inseln.  Von  der  Kechio-Periode  an  fingen 
die  Insulaner  an,  die  chinesischen  Waaren  und  ihre  Produkte  als 
Tribut  nach  Japan  zu  senden.  Vom  Kanye- Jahre  an  bestand  aber 
die  Tributzahlung  nur  aus  Reis.  In  Nawa  wurde  ein  Institut 
eingerichtet,  um  den  Tributreis  abzuliefern,  deren  Hohe  inclusive 
der  Transportkosten  10  000  Koku  betrug.  Im  5.  Jahre  Meiji 
(1872),  also  nach  der  direkten  Einverleibung  mit  Japan,  ist  der 
Reiskurs  nach  der  Osaka- Börse  geregelt  und  die  Hohe  von 
8200  Koku  Reis  stipuliert  worden. 

Die  Ein-  und  Ausfuhr  aller  Inseln  zusammengenommen  halten 
sich  das  Oleichgewicht. 

1  ri  =  36  cho  =  2160  ken  =  12,960  shaku  =  3927,27  m. 

1  koku=  180,39071. 

1  kin  =  601  g. 

1  ken  =  6  japanische  Fuss. 

1  Tan  ein  Stück  Zeug  28  Fuss  lang. 

*)  Awamori  gilt  auch  als  Specialitiit  von  Kiushiu  und  ist  dasselbe  wie 
Shüchiu. 

**)  Das  Fleisch  der  bonito,  getrocknet  und  geräuchert,  in  Japan  Katsuo- 
busbi  genannt 

***)  Reiskessel  (Käme)  und  andere  Kessel  (nahe). 


316  W.  Kellner. 

XV. 
Die  italienische  Bevölkerung  im  deutschen  Südtirol. 

Nach  amtlichen  Quellen  bearbeite!  von  W.  Kellner. 


Sudtirol,  jenes  reizende  Alpenland,  welches  sich  von  der 
Passhohe  des  Brenner  bis  zur  Berner  Klause,  der  Chiosa  di 
Verona,  nnd  dem  Lago  di  Garda,  von  der  Reschen- Scheideck  auf 
der  Malserhaide,  bis  zu  den  Ampezzaner  Dolomiten  im  Osten 
erstreckt,  zerfallt  in  das  deutsche  und  wälsche  Sudtirol  oder  das 
Trentino. 

Die  Grenzen  des  deutschen  Teiles  von  Sudtirol  fallen  im 
wesentlichen  zusammen  mit  jenen  des  Amtsbezirks  der  Botener 
Handelskammer  und  umfassen  das  Eisack-  und  deutsche  Etsch- 
tbalgebiet,  das  Pusterthal  mit  seinen  Nebenthälern  und  den  ita- 
lienischen Bezirk  Ampezzo  mit  Buchenstein  im  Val  Livinalonga. 
Das  deutsche  Sprachgebiet  Sudtirols  reicht  sonach  vom  Eisack- 
Ursprung  am  Brenner  bis  zur  Thalenge  bei  Salurn  an  der  Snd- 
bahn,  vom  Südabhange  der  ötzthaleralpen  bis  zum  linken  Ufer 
der  Noce,  und  von  dem  Reschensee,  welchen  die  Etsch  anfern 
ihres  Ursprunges  durchmesst,  bis  Nikolsdorf,  der  letzten  tirolischen 
Ortschaft  im  Drauthale.  Die  deutsch-italienische  Sprachgrenze 
durchschneidet  unterhalb  Salurn  das  Etschthal  und  folgt  dann  der 
Wasserscheide  zwischen  Etsch,  Eisack,  Rienz  und  Drau  einer- 
seits und  jener  des  Avisio,  Cordevole,  der  Boita  und  Piave 
andererseits. 

Wenn  man  die  Bezirke  Ampezzo  und  Buchenstein  ausschliesst, 
so  verbleibt  für  das  deutsche  sudtiroler  Gebiet  eine  Einwohner- 
zahl von  227  565  Seelen.  Hiervon  entfallen  auf  die  italienische 
Bevölkerung  7141.  Dies  ergiebt  einen  Prozentsatz  von  3,14. 
Die  neuzeitlich  verbreitete  Ansicht,  dass  die  italienische  Nationalitat 
im  deutschen  Sudtirol  mehr  an  Ausdehnung  gewinne  als  in  den 
andern  angrenzenden  Gebieten  der  Alpenkette,  erweist  sich  sonach 
als  unhaltbar. 

Die  hier  in  Betracht  kommende  italienische  Bevölkerung  von 
7141  Seelen  ist  über  das  ganze  Land  wie  folgt  verstreut.  Es 
entfallen : 

1.  auf  die  Stadt  Bozen  mit  10641  Einwohnern  1141  Italiener: 

2.  auf  den  Landbezirk  Bozen  22728  Bewohner,  unter  denen 
1339  Italiener; 

3.  auf  den   Gerichtsbezirk   Kaltem    13889  Bewohner,  unter 
denen  652  Italiener; 


Die  italienische  Bevölkerung  im  deutschen  Südtirol.  317 

4.  auf  den  Bezirk  Klausen  mit  9509  Bewohnern,  97  Italiener; 

5.  auf   den    Bezirk   Neumarkt    mit   8151    Bewohnern,    1583 
Italiener ; 

6.  auf  den  Bezirk  Sarnthal  mit  3815  Bewohnern,  12  Italiener; 

7.  auf  den  Bezirk  Eastelouth  mit  7720  Bewohnern,  72  Italiener. 
Der  Bezirk  Meran   mit   den   Gerichtsbezirken    Meran,   Lana, 

Passeier,  Glurns  und  Schlanders  zählt  58  209  Bewohner,  worunter 
1445  Italiener. 

Der  Bezirk  Brixen  mit  den  Gerichtßbezirken  Brisen  und 
Sterzing  ergiebt  unter  26  547  Bewohnern  300  Italiener.  Der  Be- 
zirk Bruneck  (Pusterthal)  mit  Bruneck,  Enneberg,  Welsberg  und 
Taufers  enthält  unter  35  509  Bewohnern  893  Italiener.  Der  Be- 
zirk Lienz  an  der  Drau  hat  unter  seinen  30614  Bewohnern  nur 
201  Italiener. 

Am  zahlreichsten  yertreten  findet  sich  die  italienische  Be- 
völkerung in  den  Ortschaften  und  Bezirken  südlich  von  Meran 
and  Bozen.  In  den  Bozener  Dörfern  Leifers,  Terlan  und  Zwölf- 
roalgreien  mit  zusammen  7293  Bewohnern,  haben  sich  gegen  1059 
Italiener  angesiedelt.  Das  Dorf  Pfatten  im  Bezirke  Kaltem  ist 
bewohnt  von  nur  69  Deutschen  und  zählt  dagegen  368  Einwohner 
der  italienischen  Nationalität.  Ferner  enthalten  unter  den  deut- 
schen Ortschaften  des  Neumarkter  Gerichtbezirkes  die  meisten 
Italiener: 

Auer  922  Deutsche,  127  Italiener 

Branzoll  604  „  418  „ 

Laag  110  „  99  „ 

Neumarkt     1329  „  213  „ 

Salurn  1810  „  680  „ 

Auffallend  erscheint  das  vorwiegend  italienische  Element  in 
den  beiden  Dörfern  Burgstall  und  Gorgazon  an  der  Meran-Bozener 
Strasse,  ganz  nahe  bei  dem  blühenden,  deutschen  Kurort  Meran. 
Bargstall  hat  215  deutsche  und  370  italienische  Bewohner  und 
Gargazon  zählt  unter  seinen  574  Bauern  allein  301  Italiener. 
Die  gegen  die  nördlichen  Gebirge  aufsteigenden  Gemeinden,  sowie 
jene  des  Pusterthals  und  an  den  hohen  Tauern,  ferner  die  Ort- 
schaften der  Maiser  Haide,  an  der  alten  Kaiserstrasse,  Meran — 
Mals — Naoders — Finstermünz — Landeck,  weisen  sehr  wenig,  die 
meisten   gar  keine  italienischen  Bewohner  auf. 

Auch  von  den  20  Ortschaften  des  Brixen  er  Gerichtssprengeis 
enthalten  nur  drei,  nämlich  Avers,  Brixen  und  Mühlbach  einige 
wenige   Italiener. 

Die  Bezirke  Ampezzo  und  Buchenstein,  sind  als  rein  italie- 
nische anzusehen.  Ihre  Lage,  die  Handelsbeziehungen  und  der 
ganze   Verkehr  sind  vorwiegend   auf  Italien   angewiesen,   und  die 


318  W.  Kellner: 

Sprache  dieses  Landes  ist   daher  im  Gebiete   der  Dolomiten  vor- 
herrschend.    Wir  finden  dementsprechend  in  den  Gemeinden 
Cortina  di  Ampezzo  62  Deutsche  und  3559  Italiener; 

Bnchenstein  29  „  „     2967         „ 

Golle  di  St.  Lncia  3         „  „        894         „ 

Bei  der  Brennerbahnstation  Waidbrack,  zwischen  Brixen  and 
Bozen,  zweigt  das  enge  6  Standen  lange  Grödener  Thal  ab.  Die 
Bewohner  der  drei  dortigen  Thalgemeinden  St.  Ulrich,  St.  Christina 
nnd  Wolkenstein,  ferner  die  Bewohner  des  von  Brunecken  gen 
Süden  ziehenden  Enneberger  Thaies,  gehören  dem  rhetoromanischen 
Sprachstamme  an.  Dort  herrscht  das  lad  in  i  sehe  Idiom  fast 
ausschliesslich.     Es  wohnen: 

in  St.  Ghristina         6  Deutsche  11   Italiener     775  Ladiner, 
„    St.  Ulrich  86  „  13         „  1090         „ 

„    Wolkenstein        12         „  10        .„  894         „ 

„    Kastelruth       2586         „  23         „  599         „ 

Dann  in  den  Gemeinden  des  Enneberger  Thaies,  nämlich 
in  Abtei  oder  St.  Leonhard,  romanisch  Badia  genannt 

7  Deutsche  12  Italiener   1512  Ladiner, 


Campill                      1 
Kolfuschg(Colfosco)  1 
Corvara 

n 

5 
3 
1 

55 

399 
200 
182 

Enneberg 
St.  Martin 

58 
2 

12 
11 

55 
55 

1239 
676 

Welschellen 

3 

55 

463 

Wengen 

1 

55 

19 

55 

793 

Hierzu  kommen  noch  die  über  fast  sämtliche  Ortschaften  der 
angrenzenden  Gerichtsbezirke  B runeck,  Taufers  und  Welsberg  ver- 
streuten Ladiner,  deren  Anzahl  360  beträgt.  Die  gesamte  ladinische 
Bevölkerung  im  deutschen  Südtirol  beziffert  sich  sonach  auf  9182 
Seelen. 

Der  Südtiroler  des  italienischen  Sprachstammes  ist  in  der 
Regel  von  mittlerer  Grosse,  schwarzen  Haaren,  dunklen  Augen 
und  gebräunter  Haut.  Am  linken  Ufer  der  Etsch,  im  Val  Sugana, 
findet  sich,  abweichend  hiervon,  auch  der  deutsche  Typus:  blane 
Augen,  schone  lichtblonde  Haare  und  hellere  Gesichtsfarbe  sind 
dort  vorherrschend.  Die  Bewohner  der  Landschaften  um  den 
Adamello  (in  Nons-  und  Sulzberg,  sowie  in  Judicarien)  sind  in 
ihrem  ganzen  Wesen  anders,  als  die  deutschen  Tiroler.  Der 
biedere  derbe  Sinn,  die  selbstbewusste  Haltung  des  deutsch-tiroler 
Bauern,  seine  Verachtung  gegen  alles  herrische  Wesen,  sind  dem 
Wälschtiroler  fremd.  Der  wälsch tiroler  Bauer  steht  gedrückter 
dem  Herrn  gegenüber;  er  ist  fast  überall,  mit  Ausnahme  der 
Valsuganer,  überaus  abhängig  vom  Kapital  des  Signore. 


Die  italienische  Bevölkerung  im  deutschen  Südtirol.  319 

Ausser  der  sesshaften  italienischen  Bevölkerung  des  deutschen 
Südtirols  finden  wir  in  den  an  Wälschtirol  grenzenden  Distrikten 
des  deutschen  Etschthalgebietes,  sowie  im  Pusterthale  eine  Anzahl 
nomadisirender  Italiener,  welche  aus  dem  Nons-  und  Fleimsthale, 
aus  Primiero  und  aus  den  königlichen  Provinzen  Friaul  und 
Belluno  herüber  kommen,  um  im  deutsch-tiroler  Gebiete  zu  — 
betteln.  Die  starke  Volksvermehrung  in  jenen  Gegenden,  die 
Atzte  Abnahme  der  Erwerbsquellen  notigen  die  erwerbslosen 
Familien,  die  heimatliche  Scholle  zu  verlassen.  Während  der 
Mann  in  der  Fremde  vorübergehende  Arbeit  findet,  lebt  das  Weib 
mit  den  Kindern  inzwischen  von  den  Almosen  der  deutschen  Grenz- 
nachbarn. Die  betreffenden  Spenden  werden  ihnen  meist  willig 
verabreicht,  denn  die  abgemagerten  Gesichter  jener  blutarmen, 
herunter  gekommenen  Leute  fordern  das  Mitleid  in  ganz  beson- 
ders hohem  Grade  heraus.  Die  Bittenden  erweisen  sich  meistens 
äusserst  bescheiden  und  dankbar. 


XVI. 
Zur  Bestimmung  der  geographischen  Länge  auf  Reisen. 

Ein  Beitrag  von  Eugen  Gelcich,  E.  E.  Professor. 


Obwohl  die  heutigen  wissenschaftlichen  Expeditionen  mit  In- 
strumenten aller  Art  versehen  werden,  so  hat  die  Bestimmung  der 
Länge    ans   Monddistanzen    doch    noch    nicht  ihren    Wert  so   ganz 
verloren.      Die   Seefahrer   sind    zwar    grosse   Gegner    der    Mond- 
distanzen und  zwar  aus  verschiedenen  sehr  gerechtfertigten  Gründen. 
Erstens  ist  die  Ausfuhrung  der  Beobachtung,  speziell  bei  bewegter 
See  ungemein  schwierig.     „Die  Beobachtung  ist  bei  verschiedenen 
Lagen    des  Korpers    und    des  Sextanten    vorzunehmen,    der   Be- 
obachter   muss   alle  Feinheiten   des  Baues   des  nicht  so  ganz  ein- 
fachen  Instrumentes  zu    benutzen   wissen,   er   muss   Kenntnis  ge- 
wisser Wahrheiten   der  Optik   mit   mechanischer  Gewandtheit   und 
scharfem  Blick  verbinden,  endlich  giebt  es  keine  andere  Beobach- 
tung auf  See,  bei  welcher  Fehler  auf  so  empfindliche  Weise  be- 
straft werden"*).     Dann  ist  die  auszuführende  Rechnung  ziemlich 
lang  und   die  Fehler  der  Beobachtung  gehen  verdreissigfacht  in  das 
Resultat    aber.     Was  nun  die  Lange   der  Rechnung  anbelangt,  so 


*)  v.   Freeden,  Handbuch  der  Nautik.     Oldenburg  1864.    S.  359. 


320  Eugen  Gelcich: 

wäre  es  sehr  wünschenswert,  einer  bezuglichen  Arbeit  des  Dr.  G. 
D.  E.  Weyer  in  Kiel*)  die  grösstmöglichste  Verbreitung  zu  ver- 
schaffen. Eine  erweiterte  Tabelle  für  die  Ausführung  der  Rechnung 
nach  der  von  Dr.  Weyer  empfohlenen  Methode  findet  man  in 
mehreren  Handbüchern  der  Navigation  **).  Um  die  Beobachtung- 
fehler  möglichst  zu  eliminieren,  geben  verschiedene  Fachmänner 
allerlei  Vorschriften  an,  deren  Beachtung  sie  dem  Seemann  wie 
auch  dem  Landreisenden  nie  genug  ans  Herz  legen  und  welche 
allerdings  ihre  Früchte  tragen  müssten***).  Die  am  schwierigsten 
zu  überwindende  Kluft  bleibt  aber  immer  eben  die  praktische 
Ausführung  der  Beobachtung. 

Diese   verschiedenen   Umstände  erregen   und  erregten  schon 
seit  langem  ein  derartiges  Misstrauen  gegen  die  aus  Monddistanzen 
erhaltenen   Längen,   dass  z.  B.    Krusenstern  die   Länge   eines 
Punktes   bei  Nangasaki  aus  1028  Distanzen4   ermittelte.     Admiral 
Smyth  befürwortet  wieder   die  Treue  seiner  im  Mittelländischen 
Meere   ausgeführten   Positionsbestimmungen,   indem   er  versichert, 
niemals   eine   Monddistanz   beobachtet  zu  haben.     Die   Franzosen 
gehen  aber  noch  weiter,  indem  sie  über  die  Monddistanzen  schon 
gänzlich   den   Stab   brechen    und    diese  Methoden  zur    „Ancienoe 
Navigation tf    rechnen.      Herr   Villarceauf)   äussert    sich    hierüber 
wie  folgt:   „Premiere  Partie:  Ancienne  Navigation.     Elle  se  fonde 
particulierement  sur  la  determination  de  latitudes  par  les  haotenrs 
meridiennes   des   astres,  et  sur   celle    des  longitudes  obtenues  en 
comparant  l'heure  locale  que  fournissent  les  angles  horaires,  avec 
l'heure   du  premier  meridien  que  Ton  deduit  de  1' Observation  des 
distances  lunaires.     Ne  pouvant  compter  sur  l'exacte  conservation 
de  l'heure  du  premier  meridien  par  les  montres  marines,  on  n'utilise 
leurs  indications   que  dans  les  intervalles  qui  separent  les  Obser- 
vation des  distances  lunaires.     Ici  les  distances  lunaires   jouent, 
par  rapport  aux  chronometres,  une  role  analogue  ä  celui  des  la- 
titudes pour   corriger    les    indications    de    l'estime;    en    sort   que 
l'emploi  des  chronometres  constitue  un  autre  genre  d'estime." 

Ganz  trefflich  hat  Weyer  dazu  bemerkt  ff),  dass  doch  auch  das 
gute  Alte,  nach  wirklichem  Bedürfnis,  neben  dem  Neuen,  im  Ge- 
brauch   erhalten    werden  konnte.      Denn  die    sogenannte   neuere 


•)  An 
**)  D« 


t)H. 
tt)Ani 


Annalen  der  Hydrogr.     Aprilheft  1881.     S.  177. 
David  Thomson,  Lunar  and  horary  Tables  ...  45  edition;  London, 
Alten  &  Co.  1853.    G.  E.  &  J.  C.  Taxen,  Naut.-astron.   und   log.   Tafeln. 
Kopenhagen,  Bianco  Luno  1858.    Nautische  Tafeln  der  K.  K.  Krieg8marineT 
Hydrograph.  Amt.     Pola  1882. 

***)  Die   genauesten    solcher    Vorschriften    sind    von  Freeden    a.   a.  0. 
S.  360—362  gegeben. 

vonVillarceau,  Navigation  astron.  Theorie.    Paris  1877.   S.  5. 
Annalen  der  Hydr.  a.  a.  O.    S.  189. 


Zur  Bestimmung  der  geographischen  Länge  auf  Reisen.  321 

Navigation    stützt    sich    auf    die    Voraussetzung,    dass    man    drei 
Chronometer  besitzt  und   dass  die  Änderung   des  Ganges  ein  be- 
kannter Faktor  ist.    Wir  mochten  aber  durchaus  nicht  behaupten, 
dass  man  selbst  bei   drei  Chronometern  immer  auf  die  aus  ihnen 
erhaltenen  Zeit   des  ersten  Meridians  mit   Sicherheit   bauen  kann, 
womit  wir  aber  auch  andererseits  die  Unsicherheit  dieser  Instrumente 
nicht  überschätzen  wollen.    Hier  sind  die  Ansichten  überhaupt  sehr 
geteilt,  indem  z.  B.  Fitzroy  zu  der  Expedition  der  „ Adventure„  und 
„Beagle"  bemerkt,  dass  er  bei  häufigem  Gebrauche  von  Chronometern 
in  Booten  und  in  kleinen  Fahrzeugen  in  der  Überzeugung  bestärkt 
wurde,  dass  die  Temperatur  die  Haupt-,  wenn  nicht  zu  sagen,  die 
einzige    Ursache   bemerklicher  Gangveränderungen  ist.     Der  Ein- 
flnss  der  Temperatur  wäre  aber  gerade  am  leichtesten  zu  berück- 
sichtigen.     Nun  äussert  sich    aber  ein    Werk*),    welches    diesen 
Gegenstand  sehr  objektiv  und  bei  kaltem  Blute  behandelt,  auf  eine 
minder  günstige  Art,  indem  es  da  heisst,  „dass  es  immer  ungewiss 
ist  —  und  um  so  mehr  je   länger  der  Zeitraum  — ,  in  welcher 
Weise  sich  die  Acceleration  ändert;  eine  Bestimmung  der  Accele- 
ration    im    Voraus   erscheint    gewagt    und   muss    dem    Beobachter 
selbst    aus    der    täglichen    Chronometervergleichung    zu    ermitteln 
überlassen  werden.    Auch  die  Temperaturkoeffizienten  sind  keines- 
wegs  nnfehlbar  etc.*     In    ähnlichem  Sinne  äussert  sich  auch  der 
Direktor    der    Hamburger    Sternwarte,    Herr   Rum  k  er,    welcher 
seit   einigen    Jahren   der  Chronometrie   eine    besondere    Fürsorge 
widmet**). 

Selbst  zugegeben,   dass   alles  auf  das  Beste   klappen  würde, 
so  darf  man  doch  die  äussersten  Fälle  nicht  unberücksichtigt  lassen, 
welche  vielleicht  selten  vorkommen,  aber  doch  noch  nicht  unmöglich 
sind.     In    der  Navigation  kann   ein   solcher  Fall  z.  B.   eintreten, 
wenn  binnen  wenigen  Tagen  eine  gewaltige  Temperaturveränderung 
stattfindet.    In  einem  solchen  Falle  ist  man  selbst  gegen  drei  Chrono- 
meter und  gegen  die  besten  Uhren,  trotz  Wärme-  und  Accelerations- 
koeffizienten  sehr  misstrauiscb.  —  Ähnliche  Fälle  hat  Referent  bei 
einer   raschen  Fahrt  von  Triest   nach  Aden    (via  Suez   im    Monat 
Juli)  erlebt,    wo  eben  alle  drei  Chronometer  des  österreichischen 
Kriegsschiffes  Fasana  im  Roten  Meer  einen  bedeutenden  Sprung 
gemacht     hatten.      Als  wenige   Monate   nachher  das  Schiff  Hong- 
Kong    verlassen   hatte  und  mit   Kurs  Nord,    10 — 12   Meilen   per 
Stunde  zurücklegend,  in  6  Tagen  von  der  Temperatur  +  22°  C. 


*)  Handbuch  der  Navigation.    Hydrogr.  Amt    2.   Aufl.    Berlin  1881. 
S.  200. 

**)  Aus  dem  Archiv  der  deutschen  Seewarte.  Nr.  4.  S.  24.  Hamburg 
1878.  Siehe  auch  Schluss  der  Chronom.  Studien  von  Eug.  Gel  eich.  Mit- 
teilungen ans  dem  Geb.  des  Seewesens.     1882.     S.  9. 

Zeitsehr.  d.  GcMllsoh.  f.  Erdk.    Bd.  XIX.  21 


322  Eugen  Gelcich: 

zu  jener  von  —  8°  übergegangen  war,  hielten  sich  die  vorhandenen 
Seeuhren  nicht  viel  hesser.  —    Man   geht  in   solchen   Fallen  mit 
der  taglichen  Positionsrechnung  sehr  vorsichtig  zu  Werke;  so  lange 
aber   die   Chronometer   gehen,    rechnet   man   lieber    keine  Mond- 
distanz,  und  thut  man  es,  so  gilt  die  Rechnung  nur  als  eine  unver- 
lässliche  Kontrolle  des  Chronometers.    Beim  Anlaufen  des  Landes 
hält   man    dann   scharfe    Wache,   jedenfalls   nähert  man   sich  der 
Küste    nur    bei    Tage    und    eventuell    unter    steter    Handhabung 
des  Lotes.     Kommen   andere  Schiffe,  welche   einen   nahen  Hafen 
gerade  verlassen  haben,  in  Sicht,  so  ist  dies  eine  gunstige  Gelegen- 
heit um,  Dank  dem  internationalen  Signalcodex,  einen  wahrschein- 
lieh  besseren  Punkt*)  zu  erhalten,  als  es  der  eigene  ist.    Insofern 
als  es  sich  also  um  die  alleinigen  Bedürfnisse  der  Schiffahrt  handelt, 
kann  man  sich  zumeist  auch  ohne  die  Monddistanzen  helfen,  wenn 
auch  mitunter  die  Berechnung  einiger  Längen  nach  dieser  Methode 
vorteilhaft  auf  die  Kürzung  der  Reise  wirken  würde.     Die  prak- 
tische  Navigation    als   solche   hat   uns    aber  nicht   zur   Verfassung 
der   vorliegenden    Zeilen    veranlasst.      Wir    haben    einen    anderen 
Zweck  vor  Augen,   nämlich  die  gelegentliche  genaue  Bestimmung 
einzelner  Positionen,  sei  es  auf  Land-  oder  auf  Seereisen  und  zwar 
in   erster  Linie   im  Interesse   der  Erdkunde,  in  zweiter  Linie  im 
Interesse  der  daraus  auf  allen   möglichen   Gebieten    zu   ziehenden 
Vorteile.     Dabei  stellen  wir  immer  die  Navigation  in  die  vordere 
Reihe.     Denn  auf  Landreisen  wird  man  ein  transportables  Durch- 
gangsinstrument immer  mitführen  und  benutzen  können,  auch  kann 
man   sich   leicht  mit   ausgezeichneten   Fernrohren   bewaffnen,   um 
Sternbedeckungen  oder  Verfinsterungen  der  Jupitertrabanten  zu  be- 
obachten.   Sollte  sich  aber  auch  auf  Landreisen  der  Fall  ereignen, 
dass  man  nur  Reflexionsinstrumente    und  Chronometer  besitzt,  so 
wäre  auf  gleiche  Art  wie  auf  einem  Schiffe,  nach  der  in  der  Folge 
zu  besprechenden  Art,    vorzugehen.     Und   wenn  wir  sagen,  dass 
wir  die  Navigation  in  die  vordere  Reihe  stellen,  so  thun  wir  es, 
weil  man  auf  Schiffen  selbst  die  Beobachtung  von  Sternbedeckungen 
und  Trabantenfinsternissen  nicht  so  leicht  ausführen  kann.    Immer- 
hin wäre  es  sehr  wünschenswert,  dass  Kriegsschiffe  mit  lichtstarken 
achromatischen  Fernrohren  versehen  werden,  mit  einer  Fokallänge 
von  nicht  weniger  als  einem  Meter  und  mit  einer  genügend  grossen 
freien  Öffnung,  um  solche  Beobachtungen  möglichst  genau  ausfuhren 
zu  können**). 

Der  Grund,    der  uns  veranlasst,    der  Längenbestimmung  zur 
See  ein  besonderes  Augenmerk  zu  schenken,  sind  die  vielen  Frage- 

*)  In    der  Seemannssprache  bedeutet  Punkt   die  Schiffsposition,   weil 
diese  eben  als  Punkt  in  der  Seekarte  verzeichnet  wird. 

**)  Sa  witsch ,  Prakt.  Astronomie.    Deutsch  von  Peters.    Leipzig  IST?. 


Zur  Bestimmung  der  geographischen  Länge  auf  Reisen.  323 

zeichen  und  zweifelhaften  Stellen,  welche  die  Seekarten  aller 
Meere  noch  enthalten.  Es  ist  schrecken  erregend,  wenn  man  eine 
Karte  der  China -See,  des  Molakkenmeeres  und  überhaupt  jener 
Meeresgegenden,  welche  um  Australien  verteilt  sind,  in  die  Hände 
nimmt  und  stellenweise  fast  mehr  Fragezeichen  als  Sonden  angegeben 
findet.  Wer  ist  nun  berufen  auf  diesem  Gebiete  mehr  Licht  zu 
schaffen  und  wem  kommt  es  zu,  die  Karten  zu  berichtigen?  Offen* 
bar  den  Seefahrern  und  vorzuglich  den  Kriegsschiffen  aller  Nationen. 
Es  handelt  sieb  hier  um  einen  Dienst,  welcher  der  Menschheit 
und  der  Wissenschaft  zu  leisten  wäre,  um  einen  Dienst,  der  un- 
mittelbar letztere  fordern  wurde  und  sofort  seine  guten  Folgen 
hätte,  indem  eine  gute  und  richtige  Seekarte  einen  Hauptfaktor 
für  eine  sichere  Navigation  liefert. 

Wie  sehr  die  Erdkunde  in  dieser  Beziehung  auf  die  Mithilfe 
der  Seefahrer  rechnet,  geht  auch  aus  dem  Umstände   hervor,  dass 
man  in    neuerer  Zeit  den  Navigationsbüchern  noch  Anhänge  über 
gelegentliche.  Küstenvermessungen    beizugeben    pflegt*);     gerade 
vor  kurzem  hat  sich  auch  Dr.  Weyer**)  mit  der  Aufnahme  einer 
Kaste  im  Vorbeifahren,  unabhängig  von  der  Strömung  und  Fahrt- 
messung, näher  beschäftigt.    Zu  einer  solchen  Aufnahme  wäre  nun 
die  genaue  Kenntnis  der  astronomischen  Position  mindestens  eines 
Punktes  notig,  und  hat  man  nur  Reflexionsinstrumente  und  Uhren 
zur  Verfügung,  so  ist  man  bezüglich  der  Länge  rein  nur  auf  die 
genaue  Kenntnis  des  Uhrganges  und   des  Standes  gegen  die  Zeit 
des  ersten   Meridianes  angewiesen.     Wie   nützlich    wären   da   die 
Monddistanzen,  wenn  man  auf  ihre  Verlässlichkeit  bauen  konnte. 
Da  es  sich  in  einem  solchen  Falle  nicht  um  die  rasche  Ermittelung 
der  Schiffsposition   handelt,   so   braucht  man   die   lange  Rechnung 
nicht  zu   scheuen,   es   genügt   nur   ein  reiches  und  sorgfältig  aus- 
geführtes,   mit   anderen   Worten    ein    verlässliches   Beobachtungs- 
material   zu   sammeln,   welches   dann   auch  daheim  mit  Ruhe  und 
mit  Masse    ausgearbeitet    werden    kann.      Ungeachtet    der  vielen 
Vorsichtsmassregeln,  welche  bei  solchen  Distanzbeobachtungen  auf 
das   gewissenhafteste  zu  treffen  wären***),   wird   es   schwer   sein, 
konstante  Fehler  zu  vermeiden,   weshalb  man  die  Beobachtungen 
so  einrichten   muss,   dass  die  Fehler  sich  grösstenteils  gegenseitig 
aufheben.     Dies  erreicht  man  durch  die  Beobachtung  der  Distanzen 
des  Mondes  von  Sternen,  welche  sich  ostlich  und  westlich  in  bei- 


*)  Dubois,  Traite*   de  Navigation  et  d'Hydrographie.     Paris,  D.  J. 

Brouwer  Zeewart- Kunde.     Band   2.     1866.  2.  Ausg.  durch  Simon  van   der 

AA,  Nieuwediep  1882.  —  Handbuch  der  nant.  Instrumente  1882.    Anhang. 

**)  Annal.  der  Hydr.  und  Urarct.  Meteorologie.    Septemb.  1882.    S.  534. 

***)  Vgl.  Freeden  a.  a.  O.  S.  359—362.  —  Sawitsch  a.  a.  O.  S.  810 

U.  B.    W- 

21* 


824  Eugen  Gelcicb: 

nahe  gleicher  Entfernung  vom  Monde  befinden  and  welche  ihre 
Distanzen  am  schnellsten  Andern.  Sind  Jo  und  Jm  zwei  Distanzen, 
die  erste  ostlich,  die  zweite  westlich ,  -\-  <p  ihr  konstanter  Fehler, 
so  bezeichnet  man  mit  Ao  und  At&  die  Distanzen  des  Jahrbaches, 
welche  der  nächstkleineren  Zeit  T  entsprechen.  Da  nun  die  Be- 
wegung des  Mondes  eine  ostliche  ist,  so  nähert  er  sich  immer 
mehr  den  ostlichen  Gestirnen  und  entfernt  sich  von  den  westlicheren. 
Es  wird  deshalb  sein:  Jo  <  AoundJw  >  Am.  Bezeichnet  man 
nun  die  Änderung  der  Distanzen  in  drei  Stunden  mit  Do  und  Da, 
so  hat  man  als  Ausdruck  der  Beobachtungszeit,  wenn  man  die 
Zwischenzeit  mit  &  nennt: 

'  Do 

1  Dm 

Bildet  man  das  Mittel  der  beiden  Gleichungen,  so  erhält  man: 

Kombiniert  man  die  Beobachtung  derart,  dass  Dm  =  Do  wird,  so 
verschwindet  der  zweite  Teil  der  rechten  Seite  der  Gleichung  und 
der  Einfiuss  von  <p  wird  Null*).  Sawitsch**)  hält  viel  auf  die 
Beobachtung  von  Distanzen  des  Mondes  von  der  Sonne,  weil  sie 
weit  genauer  und  bequemer  zu  messen  sind.  Nimmt  man  nun  om 
die  Zeit  der  Quadraturen  gleiche  und  entgegengesetzte  Monddistanseo 
westlich  und  ostlich  von  der  Sonne,  zo  wird  die  aus  ihnen  her- 
geleitete und  gemittelte  Länge  nicht  nur  von  den  Instrumenten- 
fehlern fast  ganz  unabhängig,  sondern  auch  von  der  Ungenauigkeit 
der  bei  der  Berechnung  angenommenen  Halbmesser  der  Gestirne; 
ebenso  wird  auch  der  Fehler  der  Mondtafeln,  wenn  auch  nicht 
aufgehoben,  doch  wahrscheinlicher  Weise  sehr  verkleinert  werden, 
weil  dieser  Fehler  im  Laufe  der  Zeit  sich  seinem  Werte  und 
Zeichen  nach  verschiedenartig  verändert.  Schliesslich  heben  wir 
unter  den  verschiedenen  zu  treffenden  Vorsichtsmassregeln  noch  eine 
hervor,  dass  man  nämlich  die  Beobachtung  zu  grosser  Distanzen  ver- 
meiden muss,  da  bei  grossen  Winkeln  die  konstanten  Instrumea- 
talfehler  beim  Sextanten  deutlicher  zum  Vorschein  kommen. 

Zur  Eontrolle  der  Monddistanzen  konnten  in  den  sphärischen 
Dreiecken  zwischen  Zenith,  Pol  und  den  Gestirnen  der  parallak- 
tische  Winkel  oder  der  Winkel  zwischen  den  Vertikalkreisen 
(Differenz  der  Azimuthe)   oder  jener  zwischen   den   Deklinations- 


*)  Caillet,  Tratte*  de  Navigation.     Paris  1S68.    S.  243. 
**)  Sawitsch  a.  a.  O. 


Zar  Bestimmung  der  geographischen  Länge  auf  Reisen.  325 

kreisen  (Differenz  der  geraden  Aufsteigungen)  ermittelt  werden. 
Kombiniert  man  dann  die  Elemente  auf  verschiedenen  Arten  zu- 
sammen, so  giebt  die  Berechnung  der  Zenith  oder  Poldistanzen 
oder  auch  jene  der  Breite  ein  Mittel  zur  Kontrolle  an  die  Hand. 
Freilich  konnte  man  sich  bei  einzelnen  Beobachtungen  auch  nicht 
sehr  darauf  verlassen,  weil  die  Beobachtungsfehler  und  die  Fehler 
der  Tafeln  stets  ihre  Geltung  haben.  Bei  einer  grosseren  Serie 
von  Distanzen  wäre  es  immerhin  geraten,  etwa  die  Breite  mit  der 
Distanz  zu  berechnen,  um  wenigstens  einen  Anhaltspunkt  zu  ge- 
winnen. — 

Bei  weitem  vorteilhafter  wurde  sich  aber  die  Beobachtung 
korrespondierender  Monddistanzen  nach  der  von  Dr.  Paugger  an- 
gegebenen, aber  unseres  Wissens  nur  wenig  bekannten  Art,  ge- 
stalten*). Wir  wollen  bei  derselben  etwas  länger  verweilen,  da, 
wie  gesagt,  sich  das  bezugliche  Elaborat  des  Dr.  Paugger  keiner 
allzugrossen  Verbreitung  erfreut  zu  haben  scheint. 

Berücksichtigt  man,  dass  zur  Beobachtung  von  Monddistanzen 
nur  solche  Sterne  gewählt  werden,   die   nahe  an   der   Mondbahn 
gelegen  sind,  so  kann  angenommen  werden,  dass  die  Änderungen 
der  Distanzen   dem  Zeitintervall   proportional   sind.     Nun  versteht 
Dr.    Paugger    unter     korrespondierenden    Monddistanzen    gleiche 
Distanzen  des  Mondes   von  Sternen,   welche   ostlich   und   westlich 
des  letzteren  gelegen  sind.     Da  nun  der  Augenblick  der  Distanz- 
gleichheit schwer  zu  erfassen  wäre  und  weil  überdies  die  Ortszeit 
dieses  Augenblickes  nicht  bekannt  ist,  fuhrt  man  die  Beobachtung 
dadurch  aus,  dass  man  vor   und  nach  dem  Momente  der  Distanz- 
gleichheit   einige   Distanzen    der   bezuglichen   Sterne    vom  Monde 
nimmt.      Zu  jeder  Messung    ist  selbstverständlich  die   Zeit    eines 
guten  Chronometers  zu  notieren,  dessen  Stand  gegen  Ortszeit  und 
dessen  Gang  bekannt  sind,  wozu  die  Beobachtung  korrespondieren- 
der Sonnenhohen  angeraten  wäre.     Hieraus  kann  die  genaue  Zeit 
der    scheinbaren    Gleichheit    gerechnet  werden.      Diese    wird    für 
Refraktion    und  Parallaxe  korrigiert,   und   wenn   im  Jahrbuch   die 
Zeit  des    ersten   Meridians  der  Distanzgleichheit    enthalten   wäre, 
hätte  man  ohne  weiteres    auch    die  Länge.     Dass   die   Zeiten   der 
Distanzgleichheiten  in  keinem  Jahrbuche   und  in  keiner  Epheme- 
ride enthalten  sind,  kann  hier  nicht  als  Hindernis  der  Anwendung 
dieser  Methode   angesehen   werden,  da   es  sich   nicht  um  die  so- 
fortige Bestimmung  der  Länge  für  Zwecke  der  Navigation,  sondern 
um   eine    möglichst  genaue  Ermittelung    der  geograghischen  Lage 
eines  oder  mehrerer  Punkte  handelt. 


*)  Eine  neue  Methode  der  L an genbe Stimmung  aus  korrespondierenden 
Monddistanzen  von  Dr.  J.  Paugger.  Almanach  der  österr.  Kriegsmarine  für 
das  Jahr  1867. 


826 


Engen  Gelcich: 


Dr.  Paugger  entwickelt  seine  Methode  wie  folgt: 
Der  westlich  vom  Monde  gelegene  Stern  sei  Sv  der  östlich 
gelegene  S2,  Die  Distanzen  des  Mondes  vom  westlichen  Stern 
sn  den  Chronometerzeiten  Tv  T2,  Ts,  T4  seien  Dv  Z>B,  Dv  Dv 
Die  Distanzen  des  ostlichen  Sternes  zn  den  Zeiten  tt%  /2,  /,,  /4 
seien  d19  d2,  d„  d4.  Selbstverständlich  sind  sowohl  die  Chrono- 
meterzeiten  als  die  Distanzen  gemittelte  Grossen.  Man  wird  dem- 
nach mehrere  Gruppen  von  Beobachtungen  anstellen.  Die  Distanzen 
sind  von  demselben  Stande  zu  messen  und  von  den  schrägen  Halb- 
messern zu  berichtigen. 

Nun  werden  die  Chronometerzeiten  als  Abscissen  und  die 
Distanzen  als  Ordinaten  auf  ein  rechtwinkliges  Axensystem  nach 
einem  beliebigen  Maasstabe  aufgetragen.  Hat  man  Sterne  ge- 
wählt, welche  nahe  der 
,Z£  Mondbahn   liegen,  so  sind 

die  zweiten  Differenzen  der 
Distanzänderung  in  drei 
Stunden  höchstens  10",  in 
dreiviertel  oder  einer  Stunde 
(länger  durfte  die  Beobach- 
te tung  nicht  dauern)  kann 
auch  die  Änderung  der  Pa- 
FiS-  L  rallaxe  und  Refraktion  der 

Zeit  proportional  angenommen  werden.  Unter  diesen  Voraus* 
Setzungen  liegen  die  mit  den  Chronometerzeiten  und  mit  den 
Distanzen  aufgetragenen  Punkte  auf  zwei  sich  schneidenden  geraden 
Linien  8t  17,,  S2  Uv  (Man  beachte,  dass  wegen  der  Eigenbe- 
wegung des  Mondes  die  Distanzen  des  westlichen  Sternes  immer 
grosser,  jene  des  ostlichen  immer  kleiner  werden.)  Die  Ordinate 
des  Durchschnittspunktes  ist  dann  die  Äquidistanz,  seine  Absciste 
die  Chronometerzeit  der  Distanzgleichheit.  Da  die  Instrumenten- 
fehler konstant  sind,  verschieben  sie  die  Geraden  St  Uj,  St  Ul 
nur  parallel  zu  sich  selbst,  der  Durchschnittspunkt  C  rückt  längst 
der  Ordinate  CD  auf  und  ab  und  die  Zeit  der  Äquidistanz  bleibt 
demnach  unverändert. 

Zur  Bestimmung  der  Zeit  der  Äquidistanz  seien  %x  yx  —  Xi  9t 
—  %3  y 3  —  #4^4  die  Koordinaten  der  gemittelten  Beobachtungs- 
daten;  man  hat: 


Gleichung  der  St  Ut 


yt  —  y- 


Xi  —  Xt 


(Xi  — x). 


„     S2  Ut  .   .   .   y,_y=^__Zl(Xt_x). 


Xt—  X* 

Bestehen  beide  Gleichungen  gleichzeitig,  so  sind  %,y  die  Koordi- 


Zur  Bestimmung  der  geographischen  Länge  auf  Reisen. 


327 


naten  von  C.  Eliminiert  man  aas  diesen  beiden  Gleichungen  y, 
so  erhält  man: 

n  (s  —  «*— v  —v  fo  — x»)(y»— y*)— (yi  — y»)(xa  — &) 
' Ut     *;    Xl     X2(x,-X2)(ya-y4)-(yi-y2)öca-%4)" 

Da  hier  nnr  Differenzen  von  Zeiten  und  Distanzen  vorkommen,  so 
ändert  der  schräge  Halbmesser  nur  den  Faktor  (yt  —  ys)  und 
man  kann  füglich  für  yv  y2,  ya,  y4  die  am  Instrumente  abgelesenen 
nod  gemittelten  Distanzen  vom  Mondrande  setzen.  Ist  Qt  der 
schräge  Halbmesser  des  westlichen,  Q2  jener  des  ostlichen  Sternes, 
so  ist  (Qt  +  (J2)  die  an  Vi  —  Vi)  anzubringende  Korrektion  und 
zwar  positiv  bei  zunehmendem,  negativ  bei  abnehmendem  Monde. 
Setzt  man  also: 


2) 


Xl     u-u-u 

y*  —  y*     y^  —  Vt^H 


dann  ist  aus  1) 


\U  —  *4 


3)  X  =  X, + 


Xi  —  X2 
K  —  L 


N 


Der  aus  3)  erhaltene  Wert  von  %  ist  noch  wegen  der  Refraktion 
und  Parallaxe  zu  berichtigen«  Sieht  man  einstweilen  von  der 
Refraktion  ab  und  bezeichnet  I  (Fig.  2)  die  Projektion  der  Mond- 
bahn auf  der  Himmelssphäre  wie  man  sie  vom  Erdmittelpunkt, 
II  wie   man   sie  vom  Beobachtungsorte   sehen  wurde;   ist  III  der 

Äquidistanzkreis,  Zdas 
Zenith,  S2  das  ostliche, 
St  das  westliche  Ge- 
stirn, mt  der  Mond  in 
der  scheinbaren  Äqui- 
distanz,  mim  die  Pa- 
rallaxe, so  sieht  man 
ohne  weiteres ,  dass 
der  Mond  bis  zur  Zeit 
der  wirklichen  Äqui- 
distanz  noch  die  Strecke 
mn  zu  durchlaufen  hat 
Ist  v  die  Geschwindig- 
Pi*'  2#  keit    des    Mondes    in 

einer  Stande,   so  wird   er  die  Strecke  mn  in  der  Zeit  Z  durch- 
laufen, welche  aus  der  Proportion  bestimmt  werden  kann: 

t;:3600,  =  mn:Z 

A_    _       mn-3600 
4)   Z  = 


328  Engen  Gelcich: 

Nun  ist  m  mi  =  horiz.  Parallaxe,     cos  ht  =  n  cos  A,  =  p.     Am 
Jmm1n  folgt  weiteres: 

p  sin  »ro,  m      psiny 

5)  wn  = : =—n — 

sin  a  siD  a 

und  daher 

z=  8600p  sin  y 

t;  sin  a     ' 
wobei  p  und  v  in  einerlei  Maass  z.  B.  in  Bogenseknnden  zn  zählen 
sind*).     Diese  Grosse   nennt   Paugger   den   Reduktionsfaktor  und 
bezeichnet  ihn  mit/*.     Dann  hat  man  kurzer: 

7)  Z  *=fp  sin  y 
Zur  Berechnung  von  y  berücksichtige  man  zunächst,  dass 

r  =  Pmx  St  —  ZmlSi 
ist.      Pro,  £>,   kann  aus  J Pn  St    berechnet    werden,    wenn  man 
näherungsweise  81n  =  Sim1  setzt**1).     Für  ZmtSt  hat  man: 

8)coa^  =  l/8in:S8i°^^-^ 
2  '  sind  sin  0, 

9)   2  =  i-(Z +*,  +  <*), 

wobei  2T  die   scheinbare    Zenithdistanz   des  Mondes,   zt   jene  des 

Gestirnes  und  d  die  Äquidistanz  bedeuten***). 

Um  auch  den  Einfluss  der  Refraktion  in  Rechnung  zu  ziehen, 

hat  man  aus  den  sphärischen  Dreiecken  zwischen  dem  Zenith,  dem 

Mond  und  den  beiden  Gestirnen: 

cos  dt  =  cos  Z  cos  zt  +  sin  Zsin  zt  cos  At 
cos  d^  =  cos  Zcos  z%  +  sin  Z  sin  zz  cos  A% 

und  durch  Differentiation: 


3600 
*)  Man  könnte  v  und  a  im  Voraus  berechnen  und  log  — : —  in  den  Jahr- 
büchern aufnehmen.  VBina 
**)  Könnte  auch  vorausberechnet  werden. 

***)  Man  könnte  eventuell  die  Zenithdistanzen  berechnen,  wozu  sich  die 
Gleichungen  eignen: 

.     S     i 

8in  2"  Vco8  '  C08  V 
HS  ~2  —  j 

Bin  —  (J  —  qr>) 

.     £     , 

8111  ~2~  V008  ^  C08  ^ 
sin  4"  =s : 

2  BUKT 

wobei  £  =  Stundenwinkel ,  J  =  Deklination  und  qp  =  Breite  bedeuten. 
Selbstverständlich  müsste  dann  wegen  der  Bildung  von  8  die  Länge  n&herongs- 
weise  bekannt  sein. 


Zur  Bestimmung  der  geographischen  Länge  auf  Reisen.  329 

10)  ddt  = —  Szt  cos  <rt  —  dZco*  /*t 
d  d2  =  —  6  z2  cos  <f2  —  &  Z  cos  p2; 
0  sind  die  bezüglichen  Winkel  am  Sterne,  /*  jene  am  Monde;  dz 
ist  die  Änderung  der  Zenithdistanz  wegen  Refraktion  und  öd  die 
dadurch  bedingte  Änderung  der  Distanz.  Infolge  der  Refraktion 
sind  die  Distanzen  zur  Zeit  der  Gleichheit  dt  -f-  ddi  nnd  d2  -f-  <^a> 
und  es  ist: 

rf,  +  drff  =d2  +  (»d2  =  <*,  +  d  d%  +  (d  <*2  —  <*<*,). 

Macht  man  d  d2  —  6  dt  =  4  y,  so  hat  man : 

•     dt  +  ddt  +  Jy  =  d2  +  ddr 

die  Refraktion  wird   dadurch   eliminiert,   da 88    man  yty2   um  Jy 

vermehrt   oder  ys  y4   um  diesen  Betrag  vermindert.     J  y  ist  aber 

durch  die  Gleichung  bestimmt: 

12)  Jy  =  6zt  cos  <ft  —  dz%  cos  <S2  -f-  $Z  cos  n*,  —  rfZ  cos  n*2. 

Da  in  Gleichung  8)  nur  K  wegen  Jy  leidet,  so  ist  dem  aus  3) 

J  y 
berechneten  Werte  von  %  noch  die  Korrektion       *    beizufügen. 

Zur  Berechnung  jener  Grossen,  deren  Aufnahme  sonst  in  den 
Jahrbuchern  wünschenswert  wäre,  welche  aber  bis  dahin  in  den 
vereinzelten  Fällen  von  dem  Beobachter  berechnet  werden  mussten, 
geht  man  wie  folgt  zu  Werke.     Es  seien: 

Die  Zeiten  des  Die  Diät  von  Die  Dist  von 

Jahrb.  einem  westl.  *.  einem  östl.  «. 

*  A    J  B     d 

<+3h  Ax         J2  B         d2 

*+6h  A2Jt  B2ät 

und  ist  ^  <  2?,  At^>  Bv  dann  fallt  die  Äquidistanz  zwischen  A 
and  At9  und  B  und  Bv  Die  Zeit  der  Äquidistanz  liegt  dann 
zwischen  /  und  /  -f-  3.  D  sei  die  wahre  Äquidistanz.  Ist  h  in 
Sekunden  ausgedruckt  der  Zeitabstand  der  wahren  Distanzgleich- 
heit von   der  in  der  Ephemeride  gegebenen  nächst  vorangehenden 

^.  A 

Distanz  und  setzt  man  r-j  =  n,  so  ist : 

10  oOv 

Ä-4  +  .i  +  lfciU 

13)  /  IN 

l>  =  B  +  nd  +  nJ»^ld, 
woran«  folgt: 

14)B==^Td+ — 2 T=rr- 

Da  die    unbekannte  n  auch  im   rechten  Teil   der  Gleichung  vor- 


380 


Eugen  Gelcich: 


kommt,  so  müsste  zuerst  ein  Näherungswert  n1  =  — -  berechnet 

zf  —  a 

und  sodann  im  rechten  Teil  von  14)  eingeführt  werden. 

Zur  Berechnung    von  a   und   ß  ist   die  Kenntnis  derselben 

Distanz   beider   Sterne  von   einander    im  Augenblicke    der  Äqui- 

distanz  notig,  wozu  man  sich  der  Gleichungen  bedient: 


sin 


tg^= 


J  Q        * _ 

9     ycos  deklin.  ostl.  •  cos  deklin.  westl.  • 


(deklin.  ostl.  •  —  deklin.  westl.    •) 


sin 


15)  ~  2 

Sterndistanz sin~^-  Vcos  dekl.  ostl.  •  cos  dekl.  westl.  « 


sin 


sin  2 


2  ist   ein   Hilfswinkel;   d  q.  ist  die  Differenz   der  geraden  Auf- 

j£±  Steigungen  beider  Sterne.  Aas 
dem  rechtwinkligen  Dreiecke 
PStm  hätte  man  schliesslich: 

.^     .    *       sinj-S-S. 
16)   sin/?=     .  T    a    * 
sin  St  m 

Noch    wäre    die    Neigung    des 
Äquidistanzkreises     gegen     die 
Mondbahn  (Aa)  zu  ermitteln. 
Es  seien   8f9  S2  Fig.  4  die  wahren    Positionen    der  Sterne. 
M±  M%  seien  die  Lagen  des  Mondes  zur  Zeit  /  und  f  +  3h  (nach 


Fig.  3. 


"  Arten,  J52 


Fig.  4. 
Tientiens  Ephem.  und  beziehungsweise  zur  Zeit  /  und  /  +  1 h  nach 
dem  Naut.  Alm.).    Die  Deklination  der  Sterne  8t  S2  werden  wir 
mit  de,  ihre  Rectascension  mit  U  bezeichnen.     Man  hat: 


Zur  Bestimmung  der  geographischen  Lange  auf  Reisen.  331 


17) 


4-W-«U-£ 

tg  daf    ,  tg  de* 

18)  tg<»  =  4^odertga>  =  ^-T£ 

sin  Ut  sin  C/8 

Aas  l/,  oder  Ut  erhält  man  die  Rectascension  von 

A  =  Rectase  t  +  Ut  oder  Rectascenz  +  U2. 
Setzt  man  in  den  Gleichungen  17)  nnd  18)  die  bezüglichen  Werte 
für  die  Mondlagen  Mx  nnd  M2  ein,   so   erhält  man  auch  0),  und 
die  Rectascension  des  Knotens  Av    Nun  schreitet  man  zur  Berech- 
nung von  \p.     Es  ist  S  =  AAX9  und: 

.     8    i : 

sin  — y  sin  na  sin  wt 

tgl*= - 

19)  tinT  (•-•»!) 

.     8    , 

sin  YVsinwsin  <at 

sin  -£-  = : : 

2  sin/» 

and  endlich 

i  8i    82 

COS  1// cos     *       * 

20)  sin  a  = = — — . 

cos  Aquidistanz 

Um  schliesslich  die  Geschwindigkeit  des  Mondes  zu  erhalten,  be- 
rechnet man  aus  Gl.  15)  D,  indem  man  die  Deklination  und  die 
geraden  Aufsteigungen  des  Mondes  für  die  Zeiten  t  und  t  -{-  3h, 
beziehungsweise  /  und  /  -f"  * h  einsetzt.  D  giebt  dann  die  Ge- 
schwindigkeit in  drei  oder  in  einer  Stunde  an. 

Das  hier  gegebene  Verfahren  ist  nicht  gerade  kurz  und  rasch 
auszuführen,  doch  werden  die  daraus  gewonnenen  Resultate  immer 
genauer  als  jene,  welche  man  aus  einfachen  Monddistanzen  er- 
hält. — 


382  Paul  Lehmann: 

XVII. 
Das  Küstengebiet  Hinterpommerns. 

Wanderungen  und  Stadien  von  F.  W.  Paul  Lehmann, 


Die  Küste  Hinterpommerns  ist  in  ihren  Kontoaren  von  einer 
selbst  für  eine  Flachküste  seltenen  Einförmigkeit.  In  Vorpommern 
fand  das  Meer  ein  reicher  gegliedertes  Terrain  and  ist  bei  ge- 
ringerer Wellenthätigkeit  and  der  grosseren  Widerstandskraft 
einzelner  Kaps  mit  der  Herstellung  einer  wenig  ondulierenden 
Alluvialküste  noch  nicht  fertig  geworden,  während  die  unruhigere 
Nordsee,  begünstigt  durch  eine  Verschiebung  der  Strandlinie,  nnd 
—  besonders  nach  Durch  Waschung  der  Land  Verbindung  zwischen 
Dover  und  Calais  -7-  aasgerüstet  mit  einer  mächtigeren  Flut- 
welle nur  die  Trümmer  ihrer  ehemaligen  Alluvialbauten  übrig  ge- 
lassen hat. 

Zwischen  den  Mündungen  der  Oder  und  dem  Vorgebirge  Rix- 
hoft  verläuft  der  Strand  der  Ostsee  annähernd  parallel  jenem  von 
SW.  gegen  NO.  gerichteten  Höhenzuge,  dessen  breitbuckliger  und 
flachwelliger  Rücken    sich  allmählich  zu  ihr  abdacht     Bis  auf  die 
höchsten  Kuppen  besteht  dieser  im  Osten  300  m  überragende  Land- 
rücken   aus   diluvialen   Gebilden,    den  Grundmorainen    nordischer 
Gletscher,    die   hier  in   wechselnder  Mächtigkeit  ihre   Sand-  und 
Lehmwälle,  untermischt  mit  teilweise  kolossalen,  mehr  oder  minder 
deutlich  gekritzten  und  angeschliffenen  Blocken  absetzten  *).    So  gut 
fundiert   die  Gletschertheorie  heute  erscheint,   so  falsch  würde  es 
sein,  die  ganze  Terrain  bildung  des  hin  terpo  mm  ersehen  Landrückens 
als  die  Anhäufung  von  Morainenmaterial  zu  betrachten.     Die  heute 
vor  uns  liegenden  Terrainverhältnisse  sind  durch  vorglaciale  mehr 
oder  weniger   vorher   bedingt  worden.      Das  darf  auf  Grand  der 
vorliegenden,  leider  noch  sehr  fragmentarischen  Beobachtungen  mit 
Bestimmtheit  behauptet  werden,  wenn  auch  eine  Besprechung  der* 
jenigen  Hypothesen,    welche  mit  den  Bildungsepochen  der  Ostsee 
in  tertiären  und  vortertiären  Epochen  rechnen,  ganz  ausserhalb  des 
Rahmens  dieser  Darstellung  fällt. 

Tertiäre  Gebilde  sind  nicht  blos  an  den  durch  das  Meer  er- 
schlossenen Profilen  einzelner  Küstenpartien  und  an  tieferen  Schich- 
ten des  Innern  beobachtet,  sondern  dicht  unter  der  Oberfläche  von 
Hügeln  gefunden  worden,  die  zu  den  markantesten  und  massgeben- 


*)  Besonders  an  den  frisch  aus  dem  Strande  ausgespülten  Blöcken  findet 
man  viele  mit  ausgezeichneten  Schliffen. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  333 

den  Gestaltungen  in  der  Bodenplastik  der  Küstenregion  gehören. 
So  findet  sich  im  benachbarten  Westpreussen  auf  der  Schwarzaner 
Kämpe,  rechts  des  Weges  von  Rixhöft  nach  Hohensee  das  Tertiär 
in  einer  Thongrnbe  erschlossen,  die  in  den  durch  eine  frisch  ab- 
gestochene Wand  erschlossenen  Profilen  Erscheinungen  zeigte,  welche 
lebhaft  an  die  von  Berendt  beschriebenen  „geologischen  Orgeln a 
erinnerten.  Der  im  Osten  von  Ragenwalde  im  Pigowberge  (72  m) 
kulminierende  Höhenzug  enthält  am  Südabhange  bei  Zitzow  dicht 
nnter  der  Diluvialdecke  hellblaue  Thone,  in  die  sich  im  Sommer 
1883  ein  längs  des  Weges  herabeilendes  Regenwasser  eine  Reihe 
von  Kolken  und  Rinnen  ausgewaschen  hatte*).  Von  anstehender 
Kreide  findet  sich  im  hinterpomm ersehen  Küstengebiete  nichts;  sie 
ist  in  einem  Bohrloch  bei  Rügenwalde  unter  dem  Diluvium  und  nach 
Durchsinknng  einer  Grenzschicht  zerstörter  Tertiärbildungen  sogar 
erst  in  134,7  m  Tiefe  erschlossen  worden.  Bekannt  ist  durch  eine 
schon  recht  stattlich  angeschwollene  Litteratur  der  Jura  bei  Fritzow 
im  Osten  der  Dievenowmündung  und  ein  vereinzeltes  Vorkommen 
gleichaltriger  Bildungen  in  den  Umgebungen  Kolbergs**). 

Wer  einen  Blick  auf  die  Resultate  der  geologischen  Landes- 
durchforschung in  der  Nähe  Berlins  geworfen  hat  und  nur  einige 
der  an  benachbarten  Orten  vorgenommenen  Bohrungen  verglich, 
wird  zugeben,  dass  ein  Versuch  die  Mächtigkeit  der  auf  dem  hinter- 
pommerschen  Landrücken  ausgebreiteten  Diluvialmassen  schätzen 
zu  wollen,  ein  verfrühter  wäre.  Verfasser  wenigstens  fühlt  dazu 
nicht  den  Mut  in  sich;  die  Grundfläche  des  Diluviums  dürfte  kaum 
geringere  Abweichungen  von  einer  ebenen  oder,  wenn  man  lieber 
will,  regelmässig  gekrümmten  Fläche  zeigen  als  die  ursprüngliche 
durch  Erosion  und  menschliche  Thätigkeit  noch  nicht  umgestaltete 
Oberfläche. 

Wie  die  Diluvialmassen  sich  über  die  Hohen  des  Landrückens 
ausbreiten,  so  senken  sie  sich  andererseits  unter  den  Spiegel  der 
Ostsee,  auf  deren  Boden  man  entweder  die  Reste  des  zerstörten 
Diluviums  in  Sand  und  Steinen  findet  oder  auch  wohl  noch  in 
einzelnen  Bänken  das  Diluvium  in  seiner  ursprünglichen  Zu- 
sammensetzung. An  einzelnen  Stellen  scheint  auch  Tertiär  von 
den  wühlenden  Wellen  bearbeitet  zu  werden.  Ich  schliesse  das 
nicht    nur    aus   den  nach  heftigen  Stürmen  hier  und  da  in  Menge 


*)  Verf.  war  gegen  seine  Beobachtung  anfänglich  misstranisch,  da  ihm 
an  anderen  Aufschlüssen  auf  dem  mehrfach  überschrittenen  Höhenzuge  nur 
Diluvium  vorgekommen  war,  fand  aber  nachträglich  diese  Stelle  schon  von 
Berendt  im  .Jahrbuch  d.  geolog.  Landesanstalt"  1880  S.282  als  Tertiär  erwähnt. 
**)  Vergl.  u.  a.  Sadebeck,  Die  oberen  Jurabildungen  in  Pommern  in: 
Z.  d.  d.  Geolog.  Gesellschaft.  Bd.  XVII  S.  651  f.  und  Penck,  Geschiebefor- 
mation Korddeutschlands.    Ebds.  Bd.  XXXI.     1879. 


384  Paul  Lehmann: 

ausgeworfenen  Bernsteinfanden,  da  dieselben  sich  ja  vielleicht 
schon  an  sekundärer  Lagerstatte  konnten  angesammelt  haben*), 
sondern  aus  den  ziegelartigen  Schollen  hellgrauer,  höchst  wahrschein- 
lich tertiärer  Thone,  die  ich  z.  B.  im  Osten  Stolpmundes  durch  die 
Brandungswellen  auf  den  sandigen  Strand  gespult  fand**).  Wie 
schon  einmal  betont  ist,  umkleidet  das  Diluvium  den  Landrucken 
vollständig  und  bildet  auch  an  den  zum  Teil  beträchtlich  erodierten 
Thalrinnen  die  Gehänge.  Diese  Erosion  der  Bäche  zeigt  nach 
Osten  hin  entsprechend  dem  Ansteigen  des  Terrains  grossere  Dirnen- 
sionen  und  ist  im  Flussgebiet  der  Leba  und  dem  ostlich  davon  ge- 
legenen Gebiet  Ursache  sehr  anziehender  Landschaftsbilder  geworden. 
Die  Umgebungen  von  Rheda,  Boschpol  und  Lauenburg  bieten  manche 
fesselnde  Fernsicht.  Auch  die  Breite  der  Thäler  nimmt,  wo  sie 
sich  augenscheinlich  als  Erosionsteile  dokumentieren,  nach  Osten 
hin  zu;  das  Regathal  ist  an  manchen  Stellen  nur  250 — 400  m  breit, 
das  der  Persante  von  Mechentin  bis  Rosentin  400 — 600  m.  Während 
der  Wipperfuche  unterhalb  Schlawe  selten  500  m  Breite  hat,  tritt 
die  Leba  bei  Boschpol  in  ein  flussartig  gewundenes  Thal  von 
2  km  Breite,  das  sich  unterhalb  Lauenburg  auf  3 — 4  km  erweitert 
Wie  schon  der  Lauf  der  Flusse  mit  seinen  vielen  Windnngen 
dokumentiert,  war  die  Abdachung  eine  sehr  unregelmässige.  Das- 
selbe tritt  in  der  Strandgegend  hervor***). 


*)  Vergl.  Meyns  interessanten  Aufsatz:  Der  Bernstein  auf  2.,  3«,  u.  s.  w. 
Lagerstätte  in:  Z.  d.  d.  Geolog.  Gesellschaft     Bd.  XXVIII  S.  199. 

**)  Nach  gut  beglaubigten  Nachrichten  muss  ich  schlieasen,  dass  die 
Baggerungen  auf  Adlersgrund  sich  zum  Teil  auf  Tertiär  erstreckt  haben.  In 
Berghaus*  Landbuch  III.  1,  S.  41  heisst  es:  Am  Strände  bei  Kolberg  werden 
Kalkgeschiebe,  welche  die  See  auswirft,  gesammelt,  und  zwar  in  so  ansehn- 
licher Menge,  dass  sie  den  Stoff  geben  zu  vier  Kalkbrennereien.  Ist  das 
Wiesenkalk  aus  den  zerstörten  unterseeischen  Torflagern  oder  Jura? 

***)  Die  hypsometrischen  Verhältnisse  des  in  Rede  stehenden  Gebietes  sind 
noch  auf  keiner  Karte  in  ausreichender  Weise  zur  Darstellung  gebracht  Von 
den  Messtischblftttern(l:  25000)  liegen  leider  erst  6  Sektionen  vor,  nim- 
lich:  Wittenberg,  Dembeck,  Ostrau  und  die  drei  sich  südlich  daran  schliessen- 
den.  Die  auf  der  Regierung  in  Köslin  befindlichen  Dünenkarten  1 : 25000 
sind  ohne  Höhenangaben,  ebenso  wie  die  Sektionen  von  Preussens  8eeatlu 
(herausgegeben  vom  Ministerium  des  Handels  1841)  und  die  auf  denselben 
Aufnahmen  beruhenden  Sektionen  der  älteren  Generalstabskarte  d.  i.  «Karte 
der  östlichen  Provinzen  des  preussischen  Staates  1 :  100000.  Die  Gradmessung 
erfolgte  1836,  die  Winkelbeobachtungen  östlich  vom  Gollenberge  bis  1838, 
westlich  bis  1841.  —  Ausfuhrliche  Daten  über  die  Höhenverhaltniase  findet 
man  in  den  Publikationen  der  Königl.  Preussischen  Landestriangulation  und 
zwar  in  der  Abteilung:  Polar-Koordinaten  u.  s.  w.  Bd.  3  u.  5,  sowie  auf  den 
1882  erschienenen  Übersichtsblättern  der  von  dem  Königl.  Preuas.  Bureau 
der  Landestriangulation  bestimmten  trigonometrischen  Punkte  1:200000; 
einzelne  Hauptpunkte  auch  in  den  Bünden  „ Geometrische  Nivellemente* 
Bd.  2  u.  3.  Zu  beachten  ist  bei  Benutzung  aller  dieser  Höhen,  dass  die- 
jenigen für  die  östlichen  Partien  vom  Nullpunkt  des  Pegels  zu  Neufahrwatser 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  335 

Das  in  seinen  Abhängen  ziemlich  sandige  Diluvium  des  Land- 
rückens zeigt  in  der  Nähe  der  Küste  einen  mehrfach  unterbrochenen 
Streifen  seines  besten  Bodens,  auf  dem  Weizen,  Gerste  und  roter 
Klee  vorzüglich  gedeihen  und  damit  den  Gegensatz  gegen  das  die 
Röste  umsäumende  Dunengebiet  noch  markanter  machen.  Selten 
geht  das  Diluvium  unmittelbar  an  die  See,  meistens  ist  es  durch 
einen  Dunenstreifen  von  demselben  getrennt,  der  seinerseits  nicht 
unmittelbar  dem  Diluvium  aufliegt,  sondern  eine  Niederung  vom 
Meere  scheidet,  die  mit  Seen,  Sumpfen  und  Torf  brachen  ausgefüllt 
ist.  Aus  diesen  drei  Elementen  setzt  sich  also  das  Landschafts- 
bild der  Küste  zusammen.  Ich  versuche  nun  nicht  die  einzelnen 
Bilder  zu  generalisieren,  sondern  gehe  sogleich  über  zu  einer  ein- 
gehenden detaillierten  Besprechung  der  im  Gebiete  der  Küsten- 
region auftretenden  Erscheinungen  von  allgemein  geographischem 
Interesse. 

Zwei  schmale  und   sandige  Landzungen   engen   die   seenartig 
erweiterte  Dievenow  derartig  ein,   dass  nur  eine  seichte  in  ihren 
Tiefen  sehr  veränderliche  Verbindung  mit  der  Ostsee  übrig  bleibt. 
8ie  war  nach   einem   Berichte  des  Saxo  im  12.   Jahrhundert   für 
den  Schiffsverkehr    schon   so   wenig   brauchbar  wie   im    17.   nach 
den  Angaben    des   Eilh.   Lubinus*).     Heute    dient    sie    nur    dem 
Küstenverkehr  und  würde  auch  für  diesen  bald  unbrauchbar  wer- 
den, wenn  nicht  die  Versandungen  hin  und  wieder  weggebaggert 
wurden.     Auffallend  ist  das  westliche  Vorrücken  der  6,3  km  langen 
und  300 — 500  m    breiten   Nehrung,    welche    vor    dem    Fritzower 
See  liegt.     Nach  den  Detailaufnahmen  aus  den  Jahren   1851  und 
1877  ist  dieselbe  um  mindestens  320m  vorgerückt  —  also  durch- 
gerechnet sind,  diejenigen  zwischen  Dievenow  nnd  Bukow  vom  Normalnull- 
ponkt  NN.  —  Die  Differenz  zwischen  NN.  (festgesetzt  am  27.  September  1879, 
▼ergl.  Geogr.  Jahrbuch  VIII  8.  290  u.  291)  nnd  dem  Mittelwasser  der  einzelnen 
Ostseestationen  ist  so  gering  (für  Swinemfinde  — 23  mm,   für  Neufahrwasser 
+11),  dass  sie  für  die  meist  nur  in  ganzen  Metern  gemachten  Höhenangaben 
garnicht  in  Betracht  kommt;    dagegen  sind  alle  Höhenangaben  über  den 
Nullpunkt  von  Neufahrwasser  immer  nm  3,5,  genauer  3,513  m  reduciert  worden. 
Für   die  Tiefenangaben    kommen    natürlich    die    betreffenden  Sektionen  der 
Admiralitatskarten  1  :  150000,  nämlich  V  nnd  VI  in  erster  Linie  in  Betracht, 
während  als  Übersichtsblatt  etwa  die  1880  vom  hydrographischen  Amte  heraus- 
gegebene Karte:   Die  Ostsee,  mittlerer  Teil  1:600000,  oder  auch  die  etwas 
altere  Segelkarte  1 :  400000  dienen  kann. 

*)  Saxo  Grammat:  Hist  Dan.  ed.  P.  E.  Müller  1839  II,  S.  856  f.  und 
das  im  Manuskript  anf  der  Bibliothek  der  vaterl.  Gesellsch.  in  Stettin  vor- 
handene, zum  Teil  sehr  wertvolle  Manuskript  von  Lubinus  „ Geographische 
Beschreibung  des  PoromerlandesM.  Als  Portus  wird  die  Dievenowmündung  in 
Urkunden  mehrfach  erwähnt;  wenn  die  Kamminer  aber  1869  in  ihrer  Petition 
an  das  Abgeordnetenhaus  angaben,  die  Mündung  habe  einst  9 — 12  Fuss 
Wasser  gehabt,  so  hätten  sie  ein  „zeitweilig"  hinzusetzen  müssen.  Stellen- 
weise finden  sich  hinter  der  Barre  auch  heute  grössere  Tiefen  bis  zu  5  m. 


336  Paul  Lehmann: 

schnittlich  12  m  im  Jahre  —  so  dass  heute  ihre  Spitze  aber  das  ehe- 
malige westliche  Ufer  hinaus  ragt,  während  Kolke  von  5  m  Tiefe 
sich  dort  befinden,  wo  der  Wollinerstrand  um  250  m  Einbusse  er- 
litten hat.  Dieser  Prozess  dauert  bis  zur  Stande  fort  und  macht 
stets  neue  Detailaufnahmen  und  ein  immer  erneutes  Arrangement 
der  Schiffahrtszeichen  zur  Fixierung  der  Einsegelungslinie  nötig*). 

Bliebe  die  Natur  sich  selbst  überlassen,  so  wurde  wahrschein- 
lich die  Nehrung  bald  durchbrochen  werden,  denn  sie  verliert 
Terrain  an  die  Ostsee  und  wird  bei  eingehendem  Strom  auch  auf 
der  Binnenseite  auf  zwei  Stellen  angegriffen ;  die  Sturmflut  (Nov.  72) 
hatte  beim  Schalhause  zwischen  Ost-  und  Berg-Dievenow  die  Neh- 
rung in  der  That  schon  durchbrochen  und  die  Westhälfte  derselben 
mit  Ost-Dievenow  in  eine  Insel  verwandelt«  Eine  niedrige  Insel, 
welche  auf  der  Generalstabskarte  (1 :  100000)  noch  nicht  verzeichnet 
ist,  liegt  beim  Ausgang  des  Fritzower  Sees  in  den  Strom;  andere 
scheinen  in  der  Umgebung  in  der  Bildung  begriffen,  denn  von 
Berg-Dievenow  aus  sieht  man  bei  niedrigem  Wasserstande  fliehe 
Sandschaare  bis  weit  hinein  in  den  See.  Niedrige  Dunen  bilden 
auf  der  Landzunge  hinter  der  kunstlich  gezogenen  und  bepflanzten 
Vordune  ein  regelloses  Gewirr  5 — 7m  hoher  Kuppen,  das  nach 
Süden  in  eine  flache  den  Fritzower  See  umrahmende  Ebene  über- 
geht. Lichtgestellte  oder  ganz  vereinzelte,  breit  gewachsene  Kie- 
fern erheben  sich  auf  dem  spärlich  bewachsenen  Terrain,  auf  dem 
die  hohen  Schwarzpappeln  von  Berg-  und  Klein- Die venow  markant 
hervorragen.  Auf  dem  Strande  bezeichnen  mehrere  Reihen  faust- 
grosser  Steine  die  verschiedenen  Schäl ungslinien  bei  den  Niveau- 
Schwankungen  des  Meeres,  während  vereinzelte  Torffladen  sieh 
als  untrügliche  Spuren  von  den  Zerstörungen  seiner  vorrückenden 
Wellen  finden. 

Der  Torf  hat  sich  auch  bei  der  Fundamentierung  der  Häuser 
in  Berg-Dievenow  in  l!^m  Tiefe  als  ein  durchgehender  Bestand- 
teil im  Unterbau  der  Nehrung  gezeigt,  die  heute  auf  der  Binnen- 
seite,  ganz  im  Gegensatz  zu  ihrem  von  Wollin  vorspringenden 
Pendant,  kaum  eine  Spur  phytogen  er  Bildung  aufweist.  Nur  eine 
kleine  Bucht  im  Nordosten  des  Sees  ist  zugewachsen  und  ver- 
bindet bei  Klein-Dievenow  die  Wurzel  der  Nehrung  in  1  km  Länge 
mit  dem  dahinter  liegenden  Diluvium. 

Hier  liegen  die  an  drei  Stellen  erschlossenen  Jaraschichten. 
Da  das  Diluvium  sie  völlig  umhüllt  und  von  dem  500  m   entfernten 


*)  Die  Angaben  beruhen  auf  Plänen,  die  mir  auf  dem  hydrographischen 
Amt  gütigst  zur  Benutzung  überlassen  wurden.  1)  Peüungsplan  von  der 
Mündung  der  Dievenow.  Vergleich  zwischen  den  Uferlinien  1S51  u.  1STT. 
1 :  5000  von  Wittenhagen  (Qeometer)  und  2)  Situation«-  und  Peilungiplan 
von  der  Hündung  der  Dievenow.    Juli  1883.     1 :  5000  von  demselben. 


Das  Küstengebiet  .Hinterpommerns.  337 

Strande  Flugsand  herübergeweht  ist,  so  kann  man  an  Ornbenrändern 
von  2  m  Tiefe  die  Gebilde  dreier  geologischen  Epochen  erschlossen 
sehen*).     In   einer  Erstreckung  von  2km   bricht  das  mit  Kiefern 
und  Birken  bestandene  Diluvium  in  durchschnittlich  6 — 8  m  Hohe 
steil  zur  See  ab.    Überhängende,  dem  Tode  geweihte  Bäume,  ab- 
gerutschte,  durch   Rasen   zusammengehaltene   Erdschollen,   kleine 
Schlipfe   und  Wasserrisse  bringen  einigen  Wechsel  in  das  gleich- 
förmige Bild.     Der  Strand  ist  trotz  eines  ziemlich  niedrigen  Wasser- 
standes nur  25  Schritte  breit,  so  dass  die  Wellen  jedes  Hochwassers 
unmittelbar  gegen  den  Fuss  der  Lehm  wände  brausen  und  durch  Aus- 
hoblungen und  Unterwaschungen  den  Uferabbruch  beschleunigen**). 
Schon    1km  westlich  des  flachen  Vorsprungs  von  Luchtenthin  ver- 
ändert  sich   der  Charakter  des  Strandes;   auf  Karten  wird  er  bis 
gegen  Pustiow  hin,  d.  h.  auf  mehr  als  8  km  Länge  gewöhnlich  als 
die  „Sand-Schellen"  bezeichnet.     Thebesius   erzählt   uns   von   den 
Verwüstungen,  welche  die  von  Westen  nach  Osten  vorschreitenden 
Sandverwehungen  auf  den  Feldmarken  der  1 — 1,5  km  vom  Strande 
entfernten  Ortschaften  Luchtenthin,    Baldebus  und  Poberow  ange- 
richtet haben***).     Wer  dem  Strand   entlang   wandert   und   durch 
den    Namen   „  Sandschellen tt  verleitet  eine   Dünenküste    erwartet, 
findet  sieh  getäuscht.     Das  Diluvium,   dem   die  Dunen   aufliegen, 
überragt  an   den   meisten   Stellen    das  Meeresniveau    und    kommt 
häufig  in  frischem  Abbruch  unter  der  alluvialen  Decke  zum  Vor- 
schein.    Je  nachdem  eine  mit  Erlen   bestandene   und  durch    eine 
künstlich  gezogene  Vordüne  abgeschlossene  Niederung,   oder  eine 
abbrechende  Diluvialpartie,  oder  die  linken  Flügel  der  dem  Dilu- 
vium aufgelagerten  Dünen  bis  an  das  Meer  reichen,  wechseln  Hohe 
und  Charakter   des  Strandprofils.     Stellenweise  liegt  der   Dünen- 
sand  nur   flach  auf  dem   Diluvium.     Wo   die   Flügel    von   Dünen 
abbrechen,   erreicht   das  Profil  des  Uferabbruches  mehrmals  10  m 
Höhe.      Zwischen    zwei   abbrechenden  Dünen  zeigen   dann  oft  die 
dazwischenliegenden    Mulden    in    schwarzen    Bändern  .den    mehr- 


*)   An   einer  Stelle  hatte  ein  etwa   ^kbm   grosser  Diluvialblock  eine 
Depression  in  der  Oberfläche  des  Juramergels  hervorgerufen. 

**)  v.  KlÖden,  „Das  Kiteste  Naturdenkmal  Pommerns**  in  Balt.  Studien 
Bd.  3  8.  1 — 28  schreibt  1835:  „Bei  meiner  Anwesenheit  trug  die  Wand,  so 
weit  das  Auge  sehen  konnte,  dicht  aneinander  gereiht  eine  Menge  gewölb- 
artiger Höhlen,  welche  die  See  bei  ihrem  letzten  stürmischen  Ansteigen 
ausgewählt  hatte.11 

***)  Baltische  Studien  Bd.  3  S.  48  f.  Während  Poberow  erst  um  die 
Mitte  des  18.  Jahrhunderts  die  Hälfte  seines  „Leim-Ackers"  verlor,  soll  nach 
Schwarz  das  näher  an  der  See  gelegene  Pustiow  oder  Pustichow  schon  im 
12.  Jahrhundert  unter  Sandverwehungen  gelitten  haben.  Thebesius  erwähnt, 
dass  an  manchen  Stellen  hinter  dem  Sande  der  alte  Lehmboden  wieder  zum 
Vorschein  gekommen  sei. 

Zaitaehr.  d.  GetelUoh.  t  Brdk.  Bd.  XIX.  22 


338  Paul  Lehmann: 

maligen  Wechsel  von  Vegetationsbildung  und  Übersandung.  In- 
teressant war  besonders  ein  Schichtenprofil,  wo  sich  der  unterste 
der  dunklen  Torfstreifen,  nach  beiden  Seiten  ganz  allmählich  ane- 
keilend, der  Vertiefung  des  nnterlagernden  Diluviums  anschmiegte, 
während  jeder  der  überlagernden  sich  bis  cum  fünften  mehr  and 
mehr  der  völligen  Horizontalen  näherte.  Oft  sickert  Wasser  durch 
die  Lehmwände  und  breitet  unten  über  dem  sandigen  Vorstrade 
flache  Deltaformen  von  feinem  Thonschlamm  aus;  wo  eine  starke 
Quelle  an  der  Grenze  von  Alluvium  und  Diluvium  vortrat,  da  hat 
sie  sich  in  den  Lehm  eine  kleine  Schlucht  gegraben  und  den  uber- 
liegenden  Sand  zum  Einstürzen  und  Nachrutschen  gebracht  Hier 
und  da,  wo  bei  etwas  breiterem  Vorstrand  die  Wülsten  der  künst- 
lich angelegten  Vordunen  die  unteren  Partieen  der  alten  Ufer- 
abbrüche ganz  umkleidet  haben,  deuten  noch  einzelne  ans  dem 
Wasser  aufragende  Blocke  auf  frühere  Zerstörung  des  Diluviums, 
und  an  anderen  Partieen  lässt  der  nur  auf  Lehmboden  wachsende 
Seedorn  uns  erraten,  dass  wir  es  nur  mit  Überwehungen  zu  thon 
haben.  Am  besten  bekunden  die  Zerstörungen  einer  grösseren 
Flut  durch  die  Fülle  erschlossener  Profile  den  Charakter  eines  sol- 
chen Küstenstreifens.  Hier  müssen  im  Laufe  der  Jahrhunderte 
beträchtliche  Veränderungen  vorgegangen  sein,  die  auf  dem  Rücken 
des  Diluviums  ausgebreiteten  Sandmassen  können  nicht  alle  den 
abbrechenden  Diluvialrand  erklettert  haben  und  die  Dünen,  deren 
linker  Flügel  heute  mit  dem  Diluvium  steil  zum  Meere  abbricht, 
müssen  einst  bedeutend  weiter  westlich,  also  auf  einem  heute  vom 
Meere  bereits  verschlungenen  Terrain  sich  gebildet  haben. 

Etwa  1km  vor  Hoff  werden  die  Ufer  hoher;  Lehmwände, 
anfänglich  noch  hin  und  wieder  mit  schwacher  Sanddecke,  brechen 
16 — 20m  hoch  zum  Vorstrande  ab.  In  Hoff  steht  hart  am  Steil- 
ufer eine  alte  Kirche,  der  schon  im  vorigen  Jahrhundert  der  — 
allerdings  unvermeidliche  —  Untergang  prophezeit  ward.  Sarg- 
stücke und  Oebeine  sieht  man  aus  den  Lehmwänden  hervorragen, 
und  an  ihrem  Fasse  liegen  hinter  einer  Buhnenreihe,  die  snm 
Schutze  gegen  die  Brandungswellen  eingerammt  worden  ist,  Schädel 
und  Knochen  aufgehäuft.  Eine  neue  Kirche  ist  erbaut  worden,  in 
der  alten  hatte  1883  der  Küster  Heu-  und  Strohvorräte  zwischen  den 
Kirchenstühlen  aufgehäuft,  auf  deren  einem  die  Jahreszahl  1583 
deutlich  zu  lesen  war.  Die  Bewohner  wussten  schon  im  vorigen 
Jahrhundert  nicht  blos  von  verlorenen  Ländereien,  sondern  anch 
von  verschlungenen  Bauernhöfen  und  selbst  Stranddörfern  n 
erzählen.  Wichtiger  als  diese,  von  der  Phantasie  meist  aasge- 
schmückten Nachrichten  sind  die  positiven  Angaben  über  den 
Küstenverlust,  welche  von  dem  ehemaligen  Pastor  Dewits  in  Hoff 
stammen.     „Ich    selbst44   —    erzählt  er    1821    —  „kann  aus  he- 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  339 

stimmten    Angaben   nachweisen,    dass  hier   seit  dem   Jahre    1750 
schon    eine  Breite   von  188 '  von  dem  hohen  Ufer  abgerissen  ist. 
Selbst  von  dem  Kirchhofe  sind  seit  1783  schon  20'  verschwunden. 
bo  dass  die  Kirche  jetzt  nur  noch  40'  von  der  steilen  Uferwand 
entfernt    steht*). tf     Im    Jahre  1883    waren    an    einer    Ecke    der 
Kirche   von    diesen   40'    kaum    noch   2'   übrig,    so   dass   also   in 
62  Jahren    88 '    verloren   gegangen   sind.     Es  wäre   demnach  in 
den  letzten   62  Jahren   die   durchschnittliche  Einbusse  fast  0,2  m, 
wahrend   sie   sich   in   dem   71jährigen  Zeitraum  von  17-50 — 1821 
auf  jährlich  0,61  m  stellen  wurde.    Der  Unterschied  konnte  gegen 
die   älteren  Angaben   von  Dewitz  bedenklich  machen,    man  muss 
aber  ausser  dem  kunstlichen  Küstenschutz  in  Betracht  ziehen,  dass 
die    Abnahme    nie    eine    ganz    gleichmässige    ist.      Dewitz    selbst 
erzählt,  dass  er  bei  Hoff  an  gut  gekennzeichneten  Punkten  während 
der  Jahre   1806 — 21   keine  Veränderung  bemerkte,  wogegen  in 
derselben    Zeit    gerade    beim    benachbarten    Horst    grossere  Ver- 
änderungen vor  sich  gingen,  die  eine  Passage  am  Vorstrande  nur 
bei    völlig  ruhiger   See    erlaubten.     An   anderen   Orten   wechseln 
ähnliche  Perioden   der  Ruhe  und  der  Zerstörung  ab.     Wären  die 
Verluste    früher    nicht    beträchtlicher    gewesen    als   seit   1750    — 
(Verlust   55  m)   — ,   so   wurden   fast  drei  Jahrtausende   an  dieser 
Stelle  erst  einen  Strandstreifen  von  1  km  Breite  wegrasiert  haben. 
Bis   über    den   Leuchtturm   von  Horst  hinaus,    der  auf  22  m 
hohem    Uferrande    steht,    bleibt    die   Küste    durchschnittlich    15m 
hoch;    nur   einmal  bei  Revahl   senkt   sie  sich  bis  auf  8  m  und  in 
der  Mitte  zwischen  Hoff  und  Horst  erhebt  sie  sich  auf  20.    Bald 
in    geschlossenen  Wänden    und    steilen   Lehnen,    bald    in   cirkus- 
förmigen   Ausschartungen    bis    zu   60   Schritten  Durchmesser  fällt 
das  Diluvium   zu  dem    schmalen  Vorstrand  ab.     Bis  Revahl  fuhrt 
ein  Fusssteig  hart  am  Rande  zum  Teil  durch  Dorngestrupp;  jen- 
seits dieses  Ortes  war  der  Pfad  1883  auf  der  Hohe  durch  Schlipfe 
neuesten  Datums  mehrfach  zerstört.     Auf  dem  Boden  der  6  —  8  m 
über  dem  Meere  liegenden  Girken  hatte  sich  entweder  eine  kleine 
Wasserlache   gebildet,    oder    es   war  das    Erdreich   wenigstens   so 
durchweicht,   dass   es  sich   stets  als  unpassierbar  erwies.     Gelber 
und  blauer  Lehm  wechselten,  einmal  sogar  in  ein  und  demselben 
Cirkus;    auf  der  Hohe  des  einen  zeigte  sich  ein  schmaler  weisser 
Streifen     und     ein     dunkles     Band     schwarz -braunen    Erdreichs. 
Der  nur  20  Schritte  breite  Vorstrand  war  meist  mit  einer  dünnen 
Sandlage  versehen,  und  ein  45°  geneigter  Abhang,   dessen  gelbe 
Flanken    wie   überzuckert  erschienen,    zeigte  hoch    hinauf  leichte 

*)  Aus  dem  Pommer.  Prov.-Bl.  III,  459  abgedruckt  in  Boll:  „Beiträge 
zur  Geognosie  Mecklenburgs  mit  Berücksichtigung  der  Nachbarländer u 
S.  172  f.      Neu-Brandenburg  1865. 


340  Paul  Lehmann: 

von  West  hinaufgeführte  Sandanwehangen.  Schlammgefärbte 
Wellen  verrieten  einmal,  dass  die  See  anmittelbar  den  thonhaltigen 
Untergrund  angreife.  Gegen  Horst  hin  erhält  der  Uferrand  das 
Aussehen  einer  ganz  vegetationslosen  geschlossenen  Wand.  Buhnen- 
reihen  sind  in  je  80  Schritten  Entfernung  senkrecht  cur  Küste  in 
den  Meeresboden  getrieben ,  um  die  Gewalt  des  Küstenstromes 
zu  brechen;  eine  die  Lehmwände  umrahmende  Bahnenreihe  und 
ein  schräg  anlaufendes  cementiertes  Mauerwerk  decken  den  Fusa 
der  Hohe,  auf  welcher  sich  der  Leuchtturm  von  Gross -Horst 
erhebt.  Bald  hinter  dem  Leuchtturm  endet  das  Diluvialufer  and 
senkt  sich  zu  einem  niedrigen  Dünengebiet,  das  von  Westen  nach 
Osten  an  Breite  zunehmend  den  2  km  langen  Horst- Eiersbergersee 
von  der  Ostsee  trennt  und  von  seinem  Abfluss,  der  Liebelose*), 
in  zwei  ungleiche  Flügel  geteilt  wird.  Die  dem  See  zugekehrte 
Hälfte  des  Küstenstreifens  ist  eben  und  flach.  In  zwei  Armen, 
von  denen  der  westliche  fast  zugewachsen  ist,  umschliesst  die 
dem  See  entfliessende  Liebelose  ein  kleines  dreieckiges  Eiland  und 
windet  sich  von  Erlen  umsäumt  in  einem  15  m  breiten  schlammi- 
gen Bette  zum  Strande.  Wo  sie  die  vorderen  Dünen  durchbricht, 
hat  sie  den  Sand  und  einige  Torfschichten  kräftig  erodiert  und 
eilt  mit  beschleunigtem  Laufe  zum  Vorstrande.  Eine  von  Osten 
vorgeschobene  Barre  hatte  sie  im  Mai  1883  ziemlich  weit  nach 
Westen  gedrängt.  Es  ist  diese  Ablenkung  die  gewöhnliche  und 
die  Versandung  oft  so  stark,  dass  der  Abfluss  mit  dem  Spaten 
wieder  geöffnet  werden  muss.  Bei  Hochwasser,  z.  B.  im  November 
1872  und  im  Dezember  1883,  fliesst  die  Ostsee  in  den  ihr  mittleres 
Niveau  um  etwa  1  m  überragenden  See  und  richtet  an  den  Dünen 
besonders  in  der  Nähe  der  Mündung  arge  Verwüstungen  an. 

Der  etwa  2qkm  grosse  See  ist  im  Nordosten  am  tiefsten 
und  hat  hier  bis  zu  2  m  Wasser,  während  er  in  der  Mitte  nnd 
gegen  das  Südufer  hin  nur  wenig  über  1  m  Tiefe  hat.  Eine  von 
Westen  nach  Osten  gehende  Rinne  von  l!^m  Tiefe  läuft  dem  Nord- 
rande des  Sees  parallel  und  wird  von  der  Hauptdepression  im 
Nordosten  durch  eine  Untiefe  getrennt.  Der  Boden  ist  moorig,  die 
Ufer  sind  flach,  mit  Ausnahme  einer  Partie  bei  Eiersberg,  wo  das 
Diluvium  mit  niedrigem  Steilrande  zu  dem  am  flachen  Strande 
hinführenden  Wege  abbricht.  Nach  Südwesten  hin  steht  der  See 
in  Verbindung  mit  dem  grossen  Bruch,  das  sich  in  mannigfachen 
Windungen  bis  nach  Eammin  erstreckt,  während  eine  schmälere, 
ostliche  Verlängerung  südlich  von  Eiersberg  und  Kirchhagen  nach 
Treptow  und  zu  den  Niederungen  an  der  unteren  Rega  führt,  die 


*)  Korrumpiert  aus  Niflose,   einem  Namen,  der  für  den  Horst -Eiers- 
bergersee im  13.  Jahrhundert  erwähnt  wird. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  34 1 

ihrerseits  wieder  mit  den  Mooren  bei  Kolberg  in  Verbindung  stehen. 
Thebesias  schloss  aas  diesen  Umstanden,  dass  einst  ein  schiffbares 
Gewisser  von  Kammin   nach  Kolberg  gegangen    sei,   and   andere 
haben   ihm    dies   nachgeschrieben*).      Der  Verfasser   einer   Arbeit 
über  da8   Kloster  Beibog**)    glaubt   die  Zeit  dieser  Umwandlung 
sogar  noch   in   das    14.  Jahrhundert   legen  zu  können  und  meint, 
als    die     1309    weit    in    das    Land    eingebrochenen    Meeresfluten 
zurücktraten,   flössen  auch  die  Gewässer  ab,   welche  die   meisten 
der   jetzigen    Wiesen    bei    Treptow    und    weiterhin    aberdeckten. 
Wenn   ein   Anker  im  Torf  gefanden   wird,   so   kann    er   in   den- 
selben hineingesanken  sein  und  beweist  nicht,  dass  das  betreffende 
Moor  zu  einer  Zeit,  wo  man  eiserne  Anker  hatte,   ein  schiffbarer 
Meeresarm    war;   selbst   die  hier  und  da  bei  Treptow  gefundenen 
Scbiffstheile  (ob's  nicht  Boote  gewesen  sind?  —  von  ihrer  Grosse 
wird  nichts  gesagt),  konnten  aus  später  wieder  vertorften  Gräben 
stammen.     Dass   diese  Niederungen   allmählich   —    und  lange  vor 
der  Gründung  Kammins  und  Kolbergs  versumpft  und  vertorft  sind, 
ist  gewiss;   das   meiste   zu  ihrer  Trockenlegung  hat  der    Mensch 
gethan.     So  wurde  z.  B.  der  im  SW.  von  Hoff  gelegene  Dresow- 
sche  See    erst  im  Jahre  1777    durch    einen  Kanal  in  den  Horst- 
£iersbergersee  geleitet.     Es  ist  nicht  unmöglich,  ja  nicht  einmal 
anwahrscheinlich,    dass    einst    der    ostlichste    Arm   der  Oder    von 
Kammin    bis   an   den   Horst- Eiersbergersee   reichte,   die    Niveau- 
unterschiede sind  anbedeutend  und  können  durch  den  aufstauenden 
Dänensand    und     das    ungleiche   Wachstum   der   Torfbildung   ent- 
standen   sein.     Der   Teil    des    Braches    zwischen    Eiersberg    and 
Treptow  —  bei  dem  der  Spiegel  der  Rega  4  m  aber  dem  Meere 
liegt   —    durfte   aber   weit  eher  als  eine  ehemalige  westliche  Ab- 
lenkung  der  Rega  gelten  können.     Hier   kann   erst  eine    gründ- 
liche geologische  Specialuntersuchung  aus  dem  Bereich  mehr  oder 
minder    gewagter    Kombinationen    hinausfahren.      Thebesias,    der 
immer  herausfühlt,   worauf  es   ankommt,    bemerkt,    er  habe   am 
Rande    anter  dem  Torfe  Seesand  (abergewehter  Danensand?)  ge- 
fanden;   ich   beobachtete  an  einer  Furt  im  SW.  des  Horst -Eiers- 
bergersees   Diluvium.     Im   Gegensatz    zu    denen,    die    einst  eine 
Odermundung  bei  Kolberg  konstatieren  zu  können  glaubten,    hat 
P.  v.  Gundling  die  Behauptung  aufgestellt,  dass  die  Rega  ehemals, 
ehe  die  Ostsee  das  Land  aberschwemmt  habe,  bis  nach  der  Insel 
Rügen  geflossen  sei!***) 

*)  Z.  B.  Colpin:  Über  die  Naturgeschichte  von  Pommern  in:  Gesterding, 
Pomm  ersehe*  Museum,  Theil  I,  8.  46. 

**)....  r  in  Baltische  Studien,  Bd.  II,  S.  4  f. 
***)  Siehe  bei  Brüggemann,  Beschreibung  von  Pommern.    II.  1,  8.  VIII. 
Stettin  1784. 


342  Faul  Lehmann: 

Von  der  Mündung  der  Liebelose  bis  zur  Regamundnng  (lS^km) 
und  von  dort  bis  zum  „Tiefe*  des  Kampsees  (6^km)  zieht  sich  ein 
reines   Danenterrain,    das   auf   der   Binnenseite  fast   durchaus  an 
phytogene   Alluvialbildungen   grenzt.      Ganz  im   Westen,  wo  der 
60  Hektar  grosse  Eirchhagenersee  jungst  in  den  Horst-Eienberger 
abgelassen   wurde,    grenzt   der  Dunensand   an  niedriges  Diluvium 
und  hat  dasselbe  in  früheren  Zeiten  teilweise  überdeckt.   Die  Breite 
des  Dünenterrains  erreicht  im  Osten  des  ehemaligen  Kirchhagener- 
sees    1,75  km,    nimmt   aber   nach  Osten   hin  bestandig  an  Breite 
ab.     Diese  Dunen  waren  bis  in  unser  Jahrhundert  hinein  Wander- 
dünen.   Die  ersten  Nachrichten  über  ihre  zerstörenden  Wirkungen 
stammen  aus  dem  16.  Jahrhundert  und  sind  übersichtlich  von  Boll 
zusammengestellt*).    Im   17.  Jahrhundert  musste  den  Eiersbergern 
(1644  und  1654)   die  Pacht   wegen    des  Yorschreitens  der  Über- 
sandung  ermässigt  werden   und   der  Heidehof  bei  Westdeep  nahe 
der  Regamundnng  um   1  km  ins  Binnenland  zurückweichen.   Wenn 
wir   zuerst  1558  von  einem  Vordringen  der  Wanderdünen  hören, 
so  ist  damit  höchstens  dargethan,  dass  sich  ihre  Zerstörungen  seit 
dieser  Zeit    an  Kulturlandereien    und   wertvollen  Waldungen  be- 
merkbar machten.    Jedenfalls  sind  Boll  und  seine  Gewährsmänner 
im  Irrtum,  wenn  sie  behaupten,  in  den  Jahren  1682 — 1690  bildeten 
sich    die  Sandberge   an   der  Rega   und  1793  die  Dünen  zwischen 
dem  Treptower  und  Eolberger  Deep.     Diese  Angaben  bezeichnen 
immer    nur    das    akute    Auftreten    eines    chronischen   Übels,  die 
Dünen    sind    selbstverständlich    weit  alter.      Im    18.    Jahrhundert 
besang    sie   Thebesius**)    als    weissschimmernde  Hohen    und  das 
sind    sie  grösstenteils   geblieben,    bis   um   die   Mitte   dieses  Jahr- 
hunderts ernstliche  Anstalten  zu  ihrer  Festlegung  getroffen  worden. 
Die  höchsten  Gipfel  erreichen  in  der  jetzt  mit  kümmernden  Kie- 
fern  bedeckten   Kirchhagener  Düne  und  in   der   aus   einem  noch 
vielfach   wunden  Terrain  aufragenden  Yoigtshagener  35  m.    Sieht 
man  sich  vom  Leuchtturm  in  Horst  die  Gegend  an,  so  dominieren 
diese  Hohen  in  dem  Landschaftsbilde,  erst  fern  im  Westen  erheben 
sich  jenseit  des  niedrigen,  zwischen  dem  grossen  Bruch  und  dem 
Meere    ausgebreiteten   Landstriches    die   dunkeln    Waldhohen  von 
Wollin.     Die   höchsten  Dünen  erheben  sich  nahe  dem  Bande  der 
Reganiederung,  zu  deren  flachen  1,5 — 2  m  hohen  Wiesen  sie  steil 
hinabsinken,    wellige  Niederungen   trennen  sie  von  dem  Strandet 


*)  Boll  a.  a.  O.  S.  170  u.  171.  Boll  citiert  Rosenh&in:  den  Gewährs- 
mann für  v.  d.  Borne  in  seiner  dankenswerten  Arbeit  „Zur  Geognosie  der 
Provinz  Pommern44  in:  Z.  d.  d.  Geol.  Ges.  Bd.  IX,  S.  473  f. 

**)  Dähnert,  Pommersche  Bibliothek  II,  S.  29.  Thebes.  in  „Topograph* 
Treptoae  ad  Regam  carminica44 :  litora  cum  niveis  elata  videbit  arenis  qu*> 
mare  caeruleum  spumantibus  evomit  undis. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerna.  848 

längs  dessen  sich  ein  Donengebiet  von  4 — 8  m  Hohe  hinzieht« 
Ein  alter  See,  der  „ Seh wartzsee a  genannt,  soll  hier  einst  zuge- 
weht sein;  ich  traf,  als  ich  von  der  Eirchhagener  Dune,  deren 
niedrige  Kiefern  den  weissen ,  kaum  von  spärlichem  Moos  and 
abgefallenen  Nadeln  bedeckten  Boden  schützend  umhüllen,  nach 
Norden  auf  einer  Schneise  zum  Meere  wandelte,  nur  einige  kleine 
Wasserlachen.  Sie  zwangen  mich  indessen  immerhin  zu  Umwegen 
dnreh  den  Wald,  der  in  ihrer  Umgebung  durch  einige  Fichten 
und  das  wuchernde  Heidelbeerenkraut  Erinnerungen  an  Gebirgs- 
waldungen  wachrief.  Steil  senken  sich  8  m  hohe  Dunen  zu  der 
an  ihrem  Fusse  hinfliessenden  Rega,  die  mir  ihre  Nähe  schon 
lange  durch  das  über  den  Weststrand  ausgebreitete,  aus  dem  Fluss- 
bette mitgeführte  Kraut  verkündet  hatte.  Eine  mächtige  Barre, 
auf  der  sich  im  Winter  die  Eisschollen  türmen,  legt  sich  von 
Osten  vor  die  Mündang  des  Flusses  und  hemmt  jeden  Verkehr. 
Auf  der  Ostseite  liegt  in  der  Nähe  der  höchsten  15  m  hohen 
Dünenkuppe  ein  schmuckes  zur  Aufnahme  von  Badegästen  be- 
stimmtes Gasthaus  und  dahinter  auf  flachem  Terrain  Ostdeep. 
Die  Fundamente  der  kleinen  Häuschen  gehen  durch  den  flachen 
Sand  bis  in  die  Torfun ter läge.  Das  Dünenterrain  nach  Osten 
wird  schmaler  und  niedriger,  die  Kuppe  des  kleinen  Triangula- 
tionspunktes Ostdeep  II  misst  nur  5,2  m.  Erst  auf  der  schmalen 
Nehrung  vor  dem  Kampsee  finden  sich  wieder  einige  Kuppen, 
die  bis  gegen  10  m  Hohe  erreichen. 

Das    eben  besprochene   Küstengebiet  ist  im  Laufe  von   500 
Jahren    der    Schauplatz    mannigfacher    Umgestaltungen    gewesen. 
Hier  hat  das  alte  Regamünde  gelegen,  das  uns  in  manchen  Über- 
lieferungen schier  als  ein  Hinterpommersches  Yineta  entgegentritt. 
Sicher  ist,  dass  noch  im  14.  Jahrhundert  die  untere  Rega  eine  — 
noch   heute  durch   den  Arm   der  sogenannten  faulen  Rega   ange- 
deutete  —   ostliche    Richtung  hatte  und  nahe  der  Westecke  des 
Kampsees,    der    auch    als  der  „ Regesche   Seea    bezeichnet  wird, 
ins  Meer  floss.     Hier  lag  Treptows  Vorhafen  Regamünde,  an  dem 
jetzt    versandeten   Gebiet  in  der   Nähe   des  Triangulationspunktes 
Ostdeep  II.     Der  Hafenort  muss  zum  Teil  wenigstens  auf  einem 
Terrain  gelegen  haben,  das  noch  heute  nicht  vom  Meere  begraben  ist, 
denn  als  im  Frühling  des  Jahres  1855  heftige  Brandungen  den  Strand 
aufgewühlt  hatten,  da  traten  Überreste  baulicher  Anlagen  hervor, 
die     sich    deutlich    erkennen    und    unterscheiden    Hessen*).      Am 
Strande  waren  unter  gewöhnlichen  Verhältnissen  schon  in  Thebesius 
Zeiten  keine  Denkmäler  mehr  zu  sehen,  der  uns  berichtet,  dass 
vom  Grande  des  Meeres  „Grund-  und  Bruchsteine tf  zur  Erweite- 


*)  Bali  Studien  18,  S.  81. 


844  Paul  Lehmann: 

rang  der  Kirche  von  Robe  ausgehoben  und  verbraucht  wurden*). 
Wohl  aber  sind  am  Ende  des  16.  Jahrhunderts  noch  Banreste 
vorhanden  gewesen,  die  von  den  Kirchenvorstehern  zu  Robe  inr 
Auffuhrung  einer  Kirchhofmauer  erbeten  wurden,  „da  das  Mauer- 
werk daselbst  zum  Verderb  stehe"**).  Herzog  Johann  Friedrich 
beschied  die  Bittsteller  am  8.  Juli  1597  abschlägig:  „Da  der  Thorm 
nahe  am  Strande  belegen,  dass  die  Schif-Lente  ihre  Abzeichen 
daran  nehmen,  haben  wir  den  Thurm  abzubrechen  und  diese 
Nachricht  denen  Schif-Leuten  zu  verschneiden  billiges  hinter- 
denken * •••). 

Hier  also  hat  das  alte  Regamunde  oder  Treptower  Deep 
sicher  einst  gelegen  und  zwar  auf  einem  Gebiet,  das  einesteils  vom 
Meere  verschlungen,  andernteils  vom  Sande  überwellt  ist  Wann 
und  wie  ist  der  zuerst  1287  urkundlich  erwähnte  Hafen  Rhege- 
mund  zerstört?  f)  Die  Schriftsteller  suchen  meist  nach  Katastrophen. 
Eine  Sturmflut  im  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  oder  auch  die 
Verstopfung  der  Mundung  durch  die  neidischen  Kolberger  sollen 
die  Ursache  gewesen  sein.  Der  Handelsneid  hat  längs  der  ganzen 
Küste  manche  verdammenswerte  That  veranlasst  und  mag  auch 
hier  im  Spiele  gewesen  sein;  der  Hafen  hat  den  Treptowern  aber 
sicher  längst  vorher  viel  zu  schaffen  gemacht  und  ihnen  die  Idee 
von  einer  Verlegung  desselben  nahegelegt.  Im  Jahre  1322  er- 
hielten die  Treptower  von  Wartislaw  IV.  die  —  für  uns  höchst 
interessante  und  lehrreiche  —  Vergünstigung,  quod  portum  dictum 
Reghe round  possin t  ponere  ubicunque  voluerint  et  meliorare  proat 
ipsis  videbitur  expedire. 

Diese  Verordnung  beweist,  dass  Regamunde  1322  den  An- 
forderungen der  Treptower  nicht  mehr  entsprach  und  dass  die 
Bewohner  jenes  Ortes  selbst  —  der  immerhin  eine  Kirche  gehabt 
haben  mag  —  schwerlich  so  zahlreich  waren,  dass  ihre  Stimme 
bei  einem  für  sie  verhängnisvollen  Schritte  in  das  Gewicht  fallen 
konnte.  1457  waren  die  Treptower  zu  der  Anlage  eines  neuen 
Hafens  geschritten,  der  bei  dem  heute  noch  vorhandenen  Ostdeep 
mit  Durchstechung  des  Dünenterrains  gegründet  wurde.  Viel- 
leicht hoffte  man  durch  kürzeren  und  schnelleren  Abfluss  der 
Rega   eine  stets  offene  Strasse  ins  Meer  zu  erhalten;    eine  Hoff- 


*)  Balt.  Studien  3,  S.  44  u.  45. 
**)  Balt.  Studien  2,  S.  28. 
***)  Oft  ist  auch  behauptet,  die  Glocken  in  Robe  stammten  aus  Rett- 
münde.    Dass  dies  für  die  grösste  sicher  falsch  ist,  da  sie  1645  uTTreptow 
gegossen   wurde,    erzählt  Heintze   in   seinem  lesenswerten  Aufsats  in  „Balt. 
Studien"  Bd.  18. 

f)  Als  „portus  mari8a  kommt  es  schon  vor  1242  in  einem  Kaufverträge 
vor,  vergl.  Berghaus*  Landbuch  II,  6  S.  870. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  345 

Dung,  die  sich  natürlich  bald  sehr  herabstimmen  musste*).  Man 
wollte  sicher  recht  fest  und  dauerhaft  bauen  und  gewann  das 
Kloster  Belbnk  und  auch  das  oft  klagende  und  zurückgedrängte 
Greifenberg  zur  Teilnahme  mit  Steinfuhren  u.  s.  w. 

Am  10.  Dezember  1861,  als  die  Ostsee  sich  bei  einem  mini- 
malen Wasserstande  um  500  Fuss  vom  Ufersaum  zurückzog,  wur- 
den die  Molen  des  alten  Hafens  sichtbar.  Sie  gehen  nach  Berg- 
haus tief  in  die  Ostsee  und  sind  zwei  Fuss  weiter  von  einander 
entfernt  als  die  Molen  des  Kolberger  Hafens. 

„Die  grossten  Schiffe  sind  ein-  und  ausgegangen  %  sagt  Berg- 
hans, „ und  das  beweist  wenigstens  die  Möglichkeit  der  Wiederher- 
stellung eines  Hafens. tf    Sicher  wurde  es  der  Technik  des  19.  Jahr- 
hunderts  gelingen,    hier   bei    dem    notigen  Kostenaufwande   einen 
Hafen    zu    schaffen,    der   die   Leistungen   der  Vorzeit  hinter    sich 
Hesse.     Ob  er  sich  lohnen  wurde,  ist  eine  andere  Frage.     Ange- 
regt wnrde  das  Projekt  1855.     Sehr  problematisch  sind  „die  gross- 
ten Schiffe,   die   ein-  und  ausgingen".     Jedenfalls  war  das  Trep- 
tower Deep  im  16.  Jahrhundert  ein  unbedeutender  Ort  und  zählte 
1560  nur  19  Wirte,  1587  deren  24.     Wenn  Kantzow  erzählt,  die 
Treptower  hätten  auch  „ein  Fliess,   die  Rega  geheissen,   dadurch 
sie  Schiffahrt  und  Handlung  zur  sehewertz  hoben"**),  so  hat  das 
freilich    seine   Richtigkeit,    aber    der  Verkehr  war    immer  precär 
und  unbedeutend.     Dauernd  scheinen  Besserungen  am  Hafen  notig 
gewesen    zu    sein;    1661  verpflichteten   sich  die  Oreifenberger  zu 
5  Ziegel-,  Stein-  und  Holzfuhren  fur's  Jahr,  und  1699  wurde  dem 
Major  Timme   die  Ausräumung  des  Tiefes   am  Kampsee   und  am 
Regastrome  übertragen.     1712  gab  es  noch  neun  den  Treptowern 
gehörige   Seeschiffe    von    15 — 50   Lasten,    um    1775   wurden    die 
Waaren    schon    von    den    auf    der   Rhede    liegenden    Schiffen    auf 
Booten    ein-    und    ausgeführt.       Heute    würde    der    Zustand    des 
Tiefes    das    nicht  mehr   gestatten,    aber   Treptow   hat   dafür   auch 
bessere    Verbindungen    auf    der    Landseite     und    ist    nicht    mehr 
allein    auf  seine   ärmliche  Flussader  angewiesen.     Die  20 — 30m 
breite    Rega   hat    1  —  dm  Tiefe    und    ist    über    dieses    Maximum 
wohl   nie   hinausgegangen.     Bei  den  Nachrichten   über   die  Schiff- 
barkeit der  Strome  in  älteren  Zeiten  haben  wir  stets  in  Betracht 
zu   ziehen,    dass    man    sich    mit   diesen   einzigen    Verkehrswegen, 
so    gnt    es    ging,    einzurichten    hatte,    die    bei    dem   durch   zahl- 


*)  Die  Bestimmung  1464,  »den  Hafen  Regamünde  nach  Willkür  zu 
heuern  und  zu  bauen1*,  ist  wohl  nur  als  einfache  Bestätigung  des  alten 
Privilegiums  anzusehen.  Oder  sollten  schon  damals  neue  Enttäuschungen 
eingetreten  sein? 

**)  Kantzow,  Pomerania  ed.  Kosegarten.    Greifswald  1816  und   1817. 
Bd.  H,  S.  457. 


346  Paul  Lehmann: 

reiche  Waldungen  mehr  regulierten  Wasserabfluss  immerhin  besser 
brauchbar  waren  als  heute. 

Die  Kolberger  hatten  einmal  den  Plan,  einen  Kanal  nach  dem 
Kampsee  zu  stechen,  um  das  Holz  von  der  Rega  leichter  trans- 
portieren zu  können,  und  Bruggemann  erzählt  uns,  dass  von  Labes 
viel  Holz  nach  dem  Treptowschen  Deep*)  geflöast  und  daselbst 
in  Schiffe  geladen  werde.  Wenn  Wartislaw  1310  selbst  die 
Molstow  schiffbar  machen  wollte,  so  bezieht  sich  dies  nur  auf 
Kähne  und  Boote.  Auch  die  Schiffe,  die  von  Deep  nach  Treptow 
gingen,  waren  nur  Ruderboote,  wie  schon  aus  der  Angabe  hervor- 
geht, dass  der  von  ihnen  zu  erlegende  Zoll,  die  „  Remenpennige4, 
nach  der  Zahl  der  Ruder  berechnet  wurde. 

Wir  kommen  sonach  zu  dem  Schluss,  dass  die  Verloste  an 
die  Ostsee  auf  diesem  Gebiete  in  500  Jahren  nicht  bedeutend  ge- 
wesen sind  und  dass  der  Zustand  der  Regamundung  bei  gleichen 
Bemühungen  dem  vergangener  Jahrhunderte  ebenfalls  gleichen 
wurde.  Wenn  die  Fundamente  der  Molen  im  Wasser  liegen,  so 
beweist  das  noch  keine  Senkung,  sie  sind  ja  gleich  beim  Ban 
unter  dem  Wasserspiegel  gewesen  und  wir  hören  nichts  davon, 
dass  die  Rucken  der  alten  Molen  jetzt  unter  dem  Meeresspiegel 
liegen.  Wie  das  alte  Rhegamund  allmählich  unterging,  haben  wir 
aus  verschiedenen  Daten  gesehen  und  müssen  es  auf  sich  beruhen 
lassen,  wie  viel  z.  B.  die  grosse  Sturmflut  1497  zu  der  Zerstö- 
rung beitrug.  Die  meisten  Bewohner  hatten  ja  ohnehin  nach  An- 
lage des  neuen  Hafens  ihre  Existensbedingungen  verloren  nnd 
gewiss  schon  vorher  eine  andere  Wohnstatte  aufgesucht 

Der  Kampsee  mit  einem  Längenmaximum  von  4%,  einem 
Breitenmaximum  von  28^km  hat  eine  an  die  Form  eines  Kleeblattes 
erinnernde  Gestalt.  Die  Ufer  sind  durchweg  flach  und  zum  gros- 
sen Teil  sumpfig,  so  dass  die  Dunenerhebungen  auf  der  Nehrung 
die  bedeutendsten  Erhöhungen  der  Umgebung  bilden.  Die  in 
ihrem  westlichen  Teile  l^km  breite  Nehrung  ist  teilweise  mit 
hohen  Kiefern  bedeckt,  dann  verschmälert  sie  sich  (2km  lang) 
auf  100 — 200  m  und  endet  mit  einem  mühsam  festgelegten 
Dunengebiet  von  7 — 9  m  Hohe  vor  dem  Tief.  Der  Unter- 
grund des  Sees  ist  grösstenteils  schlammig  und  moorig,  die  Ufer 
verwachsen  an  den  meisten  Stellen  mehr  und  mehr;  nur  in  der 
Mitte  des  Sees  (ungefähr  dort,  wo  auf  der  Generalstabskarte  der 
Name  Kampsee  steht)  liegt  etwa  400  m  lang  und  150  m  breit, 
1% — l%m  unter  dem  Mittelwasser,  ein  mit  Steinen  bedecktes 
Riff**).     Während  die  sudliche  Ausbuchtung  in  ihrer  Maximaltiefe 

*)  Brüggemann  a.  a.  O.  II.  1  S.  VIII. 

**J  Den  Horst-Eiersbergersee  und  den  Kampsee  habe  ich  nicht  selbst 
befahren  and  abgepeilt.    Die  Nachrichten  haben  für  mich  Herr  Lehrer  Kratike 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  347 

kaum   2m   erreicht,    finden    sich   in    der  westlichen   nordlich   des 
Ortes  Kamp   fast   2^  und  in   der   östlichen   2^ — 2s^m.     Im  Sü- 
den der  schmalen    Nehrung  sind   nur    1 — l^m    Wasser   und    im 
Tief  selbst  vereinzelt  in  Kolken  hin  und  wieder  2  m.     Im  Osten 
des  Tiefs  schiebt   sich   in  Verlängerung  der  niedrigen  gegen  SW. 
gerichteten  Halbinsel  ein  flaches  Sandschaar  weit  in  den  See  hin- 
ein gegen   das   Steinriff.     Die    eigentumliche   Riffbildung   im   See 
wiederholt  sich  mehrfach  im   Meere,   wie   ein  Blick   auf  die  Ad- 
miralitätskarte   lehren    kann.     Zu    beiden    Seiten    des    Kampsees 
springt  die    10  m  Linie  weit   vor  und  noch   ausserhalb  derselben 
erheben   sich   einige   Untiefen.     Auch   der  Strand   deutet  auf  die 
Zerstörung  steinbaltiger  Diluviallager  hin.     An  einer  Stelle  schürf- 
ten und  arbeiteten  die  Wellen  mit  einem  breiten  Steinriff,  das  sie 
gegen    die  Küste   heranzuschieben   bemuht  waren    und    durchweg 
fielen  im  Gegensatz  zu  der  gegen  Ost- Deep  gelegenen  Uferpartie 
die  zahlreich   über   den  Strand   ausgebreiteten  Steine  auf,   die  in 
Xartoffelgrosse  bis  gegen  die  Vordane  hin  ausgebreitet  waren.    Der 
50  und  gegen   den  Kampsee    100  m   breite  Ausfluss   wendet  sich 
aus  dem  See  in  starkem  Bogen  gegen  Osten  und  tritt  aus  einem 
300m  breiten  Thor  zwischen  den  Dunen  hinaus  in  die  See,   die 
von  Osten  nach  Westen  vor  demselben  ein  180  m  langes  Riff  auf- 
gebaut hatte.     Während  dieses  anscheinend  nur  aus  Sand  gebaut 
war,   lagen  zu  beiden   Seiten  des  Tiefes  faustgrosse  Steine   über 
den  Strand  ausgebreitet.     In  Folge  langer  Trockenheit  stand  der 
Spiegel  des  Sees  am  17.  Mai  1884  so  niedrig,  dass  sich  ein  Tief 
beim  Mittelwasser  der  Ostsee  (Stolpm finde  z.  B.  genau  0,71  d.  h. 
Mittelwasser)  eingehender  Strom  zeigte.     Bei  plötzlichem  Ansteigen 
des  Meeres  wird  derselbe  sehr  heftig.     Die  Abbruche  an  dem  rech- 
ten convexen  Ufer,  die  in  den  niedrigen  Profilen  mehrmals  Sand 
und  Torf  wechsellagernd  zeigten,  und  die  weit  in  den  Kampsee  hin- 
ausgebaute Sandbank  sind   sein   Werk.      Während   man   am    An- 
fang  des  18.  Jahrhunderts   das  Tief  nach   dem  Meere  hin  erwei- 
tern und  wo  möglich  zu  Schiffahrtszwecken  tauglich  machen  wollte, 
tauchte  1 860  das  Projekt  auf,  den  Kampsee  zum  Nutzen  der  durch 
den  wechselnden  Wasserstand  häufig  geschädigten  Adjacenten  gegen 
das   Meer   völlig   zu    verschliessen.     Bei   Anlage   einer    gut    kon- 
struierten Schleuse,  die  das  überschüssige  Susswasser  zum  Meere 
führte,    durfte  sich  dieser  Plan  wohl  als   empfehlenswert  bezeich- 
nen lassen. 

Im   Osten  des  Tiefs  zieht  5^ km  längs  des  Strandes,  der  in 
ganz  flachem  Bogen  vorspringt,    ein  Dünengebiet,  das  einmal  bis 

in  Horst  und  der  Wirt  des  Strandhotels  in  Deep  von  den  Fischern  einge- 
zogen und  die  Angaben  auf  den  von  mir  eingehändigten  Kartenskizzen  ver- 
zeichnet. 


348  Paul  Lehmann: 

400  m    Breite    erreicht    und    auf    der  Binnenseite  in   den  letzten 
Decennien  den  Schmuck  eines  Kiefern-  und  Birkenwaldes  erbalten 
hat.     Die  Bildung   einer  Vordune  ist  für  die  ersten   l^km  kaom 
möglich,  denn  der  Strand  ist  an  manchen  Stellen  völlig  mit  faußt- 
grossen   Steinen    überdeckt.     Zwischen   ihnen   zählte   ich   in  einer 
Linie    15   schwarze,   wie   hohle  Backzähne  geformte  Stubben,  die 
teilweise    1  m  Durchmesser   hatten.     Zwei   der  mächtigsten  ragten 
noch  weiter  ostwärts,  wo  die  Steine  bereits  wieder  gegen  die  Sand- 
anwehung  zurücktraten,  aus  dem  Wasser  hervor.    In  der  Nähe  der 
Ecke,    wo   der  Eolberger  Turm   sichtbar   wurde,    tritt  einmal  die 
alte  Dune  bogenförmig  zurück,  und  auf  dem  Vorstrande,  der  durch 
eine  prächtig  entwickelte  Vordune  begrenzt  wurde,  zeigten  sich  einige 
grosse  Torffladen.     Wie   zerfallene  Dächer    und  Giebel   ragen  die 
letzten,    hohen,  vom  Winde  zerzausten  Dunen  empor,  dann  dehnt 
sich,    ein  ödes,    düsteres  Bild,  zur  rechten  jenseits  der  niedrigen 
Düne  das  Eolberger  Torfmoor  aus.     Trotz  der  Fangzäune  gedeiht 
die  Dünenkultur   nur   schwach,    an    einigen  Stellen    lag  die  junge 
neugezogene  Düne,  2  m  hoch,  auf  einem  breiten  Wall  abgerundeter 
Steine.     Die  Sturmfluten  von  72  und  74,  die  diesem  Küstenstrich 
übel  mitspielten  und  die  Steine  aufhäuften  und  verschoben,  haben 
hier  in  dem  breiten  Steinwall  ein  dauerndes  Denkmal  hinterlassen. 
Infolge    der    letzten    Dezemberflut    wurde    die   Schleuse    zerstört, 
welche   zur   Entwässerung  der   Moorwasser  unter   der  Düne  hin- 
durchführte.   Als  ich  sie  sah,  stand  der  Meeresspiegel  über  einen 
Fuss  unter  dem  Ende  des  verschlossenen,  etwa  einen  Quadratmeter 
im    Durchschnitt  zeigenden  Bohlenganges.     Einzelne  Stubben  anf 
dem  Vorstrande   deuteten    auf  die  Landverluste;    hier  und  da  lag 
auch  ein  grosser  Torffladen ,  ja  nach  der  Flut  von  1874  sind  — 
nach   Mitteilung  des   Herrn  Geheimrat  Hagen   —   am   Vorstrande 
alte   Torfstiche    zum   Vorschein    gekommen.      Wie  weit  muss  die 
See  die  über  faustgrossen  Steine  herangerollt  haben  über  die  zer- 
störten   unterseeischen   Torflager    hinweg!      Weit   energischer  als 
heute   muss   im   vorigen  Jahrhundert   die  See   an   den   von  seinen 
Fluten  bedeckten  mit  Baumstämmen  gemischten  Torfschichten  ge- 
arbeitet haben.      Wenigstens  darf  man   das   nach   den    in  Gester- 
dings  „Pommersches  Magazin a  publicierten  Arbeiten  Denso' s  „Von 
gegrabenen  Seltenheiten"    schliessen.      Denso    unterscheidet   drei 
Arten   von   Torf*),    nämlich    1.   den   Plaggentorf  oder    Rahmtorf, 


*)  Gesterding,  Pommersches  Magazin  1774—75.  Bd.  III,  8.350t 
Denso,  Konrektor  in  Stargard,  studierte  und  lehrte  mit  Eifer  Naturwissen- 
schaft und  Vaterlandskunde.  Dass  wir  in  seinen  Schriften  manchem  uns 
wunderlich  klingenden  Passus  begegnen,  darf  nicht  Wunder  nehmen  und 
zur  Verkennung  eines  tüchtigen  Mannes  fuhren.  Die  Abschnitte  über  Dunen 
ebds.  S.  231,  sowie  die  Erklärungen  für  die  Sandbeimischungen  in  Humus  und 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  349 

der  viel  Asche  giebt  und  zur  Fütterung  der  Festungswälle  wie 
aach  zum  Dachdecken  benatzt  wird,  2.  den  Kaltorf  oder  Graben- 
torf,  der  6  und  mehr  Schah  tief  gegraben  wird  und  3.  den  See- 
torf. Dieser  letztere,  erzählt  er,  wird  am  Strande  bei  Eolberg 
gewonnen  und  besteht  aus  ganzen  Stücken  halb  verwesten  Holzes, 
wovon  die  Wellen  ganze  Stacke  —  bis  za  10  Schuh  Länge  mit 
Stämmen  von  2  —  3  Schuh  Durchmesser  —  losreissen.  „Eine 
Parthy  wird  am  Strande  selbst  losgegraben,  die  andere  spült  das 
Meer  ab  und  treibt  sie  etliche  Meilen  weit  seewärts,  dem  die 
Schiffer  nachfahren  (?),  es  klein  stechen  und  . . .  eigentlich  den 
Seetorf  nennen.  Der  Augenschein  lässt  mich  sicher  seh  Hessen, 
es  sey  ein  Theil  einer  alten  abgespülten  Waldang  . . .  Doch  was 
ist  klarer  als  diese  Verwandtschaft  zwischen  dem  Strandtorfholze 
und  den  Steinkohlen?" 

Es  ist  mir  nicht  bekannt,  welche  Entdeckungen  über  den 
Untergrund  man  bei  Erweiterung  des  Hafens  und  Anlage  der 
Molen  gemacht  hat*).  Die  Küstenlinie  ist  infolge  der  alten,  oft 
erneuerten  und  veränderten  Hafendämme  etwas  vorgerückt  und 
zeigt  zu  beiden  Seiten  der  Molenwurzeln  zunehmende  Versandung. 
Auf  der  linken  liegt  die  „Maikuhle",  welche,  zu  Brüggemanns**) 
Zeiten  noch  ein  „Kienenwald",  heute  eine  liebliche  Oase  mit  dem 
Blätterschmuck  des  gemischten  Laubwaldes  inmitten  von  Sand  und 
Torf  bildet.  Die  Verhältnisse  im  Osten  Kolbergs  entsprechen 
so  ziemlich  denen  im  Westen.  Auf  den  unter  dem  Schutz  der 
Hafenbauten  an  Breite  zunehmenden  Sandstrand  folgt  eine  niedrige 
mit  Lagern  von  Rollsteinen  durchsetzte  Dünenbildung  als  Grenze 
zwischen  Torfmoor  und  Meeresstrand. 

Auch  hier  ist  in  den  letzten  Decennien  Land  verloren  ge- 
gangen; die  alte  Schanze  Nr.  1  ist  zum  grössten  Teil  ein  Raub 
der  Wellen  geworden  und  bildet  auf  kurzer  Strecke  mit  dem 
Rest  der  aufgeschütteten  Wälle  ein  steil  abbrechendes  Ufer.  Geht 
man  von  hier  an  der  auf  Rollsteinen  flach  gelagerten  Düne  weiter 
ostwärts,  so  findet  man  gleich  hinter  dem  aus  dem  Torfmoor 
fahrenden  (am  30.  Juli  1883  an  der  Küste  versandeten)  Graben 
das  Diluvium  unter  dem  Sande  1 — 2  Fuss  im  Abbrach.  An  ein- 
zelnen Stellen  waren  teilweise  bereits  wieder  weggespülte  Strauch- 
zäune hinter  dem  schmalen  Vorstrande  gezogen,  um  eine  neue 
Aufsandung    zu   fordern.     In   früheren  Zeiten    hatte  der  Sand  das 


Torf  sind   recht  hübsch  und  lesbar,  schwächer  werden  die  in  Bd.  4  und  5 
folgenden  Abhandinngen. 

*)  Bei  Berghaus  findet  sich  III,  1  S.  135  die  Notiz:  Bei  Idee  einer  Ver- 
tiefung der  Persante  auf  unreinem  Grunde  und  stellenweise  sehr  festem 
Schlickboden  berechnete  man  die  Baggerungskosten  u.  s.  w. 
**)  Brüggemann  II,  2  S.  483. 


350  Paul  Lehmann: 

Diluvium  mehrfach  erstiegen,  war  aber,  wie  dunklere  mit  Hamas 
gefärbte   Streifen   bewiesen,    in   seiner  Wanderung   mehrfach  von 
rahigen    Perioden    der    Vegetationsbildung    unterbrochen   worden. 
Bis  Henkenhagen,    wo,    ans  zwei  Armen  zusammenfassend,  ein 
Bächlein    von    6  m   Breite    sich    durch   ein   niedriges,   vor  einem 
kleinen   Torfgrunde   hinziehendes  Dünenterrain  windet,   folgt  ein 
5  —  8  m     über    dem    Meeresspiegel    gelegenes    Diluvialufer  mit 
schmalem    Vorstrande.      Vereinzelt    zeigten    sich    frische  Sandan- 
wehungen    am    Fusse    des  Steilrandes,    oft  aber   nötigten  in  der 
westlichen   Hälfte  Unterhohlungen   und  Ausrutschungen  zu  einem 
Verlassen    des   Vorstrandes.      Alluvialbildungen,    wie    sie   soeben 
geschildert  sind,    zeigen   sich  stellenweise  bis  zu  8m  Mächtigkeit 
über    dem   Lehm.      Nach    der    kleinen    bereits   erwähnten  Lacke 
erhebt  sich  das  10 — 12  m  emporragende  Ufer  von  Henkenhagen, 
auf  der  Westecke  mit  einem  Wäldchen  von  stattlichen  Buchen  ge- 
schmückt,   deren   Vorposten   auf  der   Wetterseite   meist  verdorrte 
Äste  zeigen.     Oft  ist  der  Strand  hoch  hinauf  mit  Sandanwehnngen 
bedeckt,  und  selbst  mitten  im  Dorfe,  in  dem  freundliche  Häuschen 
und    ärmliche  Baracken   zwischen  Kastanien,    Eschen,   Dorn-  and 
Fliederbüschen   zerstreut   stehen ,   finden   sich  über   der  diluvialen 
Grundlage  hier  und  da  Dunenbildungen.     Die  Häuser  liegen  dem 
Strande  zum  Teil  sehr  nahe.     Berghaus  spricht  bei  Henkenhagen 
wie  dem  später  zu  erwähnenden  Sorenbohm  von  erheblichen  Ver- 
lusten  an   die  See*).     Sind   ältere  Flurkarten   dieser  Feldmarken 
vorhanden    —    wie  ich   sie   bei  Jershoft  benutzen  konnte   —  w 
durfte   sich   auch   hier  zur  Gewinnung  sicherer  Angaben  ein  Ver- 
gleich   derselben    mit    dem    heutigen    Bilde    lohnen.      Man  wird 
wahrscheinlich    dann    die    durch    Tradition    gewonnenen  Angaben 
stark   reducieren.     Von  Henkenhagen  folgt  bis  zur  Mundung  des 
„Rothen  Baches tt  ein  2,2  km  langes  und  bis  400  m  breites  Dünen- 
terrain,  das  in  der  im  Westen  durch  ein  Windloch  aufgerissenen 
Lassehner  Dune   (21,2  m   über   NN)   kulminiert.      Der  Vorstrand 
bleibt    schmal   und  zeigt   vor   der  teilweise   unterspalten  Vordane 
auffallend  viel  Grus  in  der  Grosse  von  Linsenkörnern  •*),  bis  sich 
zu  beiden  Seiten  des  18  m  breiten  Baches  wieder  grossere  Steine 
dem  Sande   beigemengt  finden.     Zur  Rechten  des  Baches,  dessen 

*)  Brüggemann,  Beschreibung  u.  s.  w.  II,  2  8.  537—560  spricht  tob 
den  Verlusten  hei  Bornhagen,  Sorenbohm  und  Funkenhagen.  Dem  enteren 
„thut  die  Ostsee  durch  die  von  Jahr  zu  Jahr  zunehmende  Versandung  und 
Wegreissung  eines  Teiles  seiner  Äcker  vielen  Schaden*.  In  Sorenbohn 
haben  die  Einwohner  „beinahe  alle  ihre  Wiesen  und  besten  Hütuag»* 
durch  zunehmende  Versandung  verloren.  „Funkenhagen  hatte  ehemals  eine 
Kirche,  welche  die  Ostsee  weggerissen  hat** 

**)  Die  Seeleute  nennen  dieses  auch  auf  dem  Meeresgründe  in  dieser 
Gegend  bis  vor  den  Bukowsee  weit  verbreitete  Material  „Sprenkeln*. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  351 

gegen  West  vorspringende  Barre,  am  für  die  weit  überschwemmten 
Wiesen  einen  schnelleren  Wasserabfluse  zu  ermöglichen,  ohne 
grossen  Erfolg  durchstochen  war  (30.  Juli  1883),  breitet  sich  zu- 
nächst ein  ödes  Sandfeld  aus,  mit  vereinzelten,  alten  Weiden- 
stumpfen,  deren  zerzauste,  einseitig  entwickelte  Äste,  wie  die 
Buchen  bei  Henkenhagen  nnd  zwei  grosse  Hornbäume  bei  Eiers- 
berg,  die  Herrschaft  der  westlichen  Winde  bezeugen,  dann  folgt 
bis  zum  niedrigen  Diluvial uf er  von  Fankenhagen  ein  dem  vorigen 
in  seiner  Entwickelang  ahnliches  Danenterrain,  in  dem  die  Pleus- 
hagener  12,5m  Hohe  erreicht*). 

Das  Ufer    von   Fankenhagen    ist    vor    dem    Leuchtturm   nur 
3m    hoch    and  steigt  mit   seinen   geringen  Undulationen   auch   in 
den  höchsten    Partieen   nicht  viel  über  6  m  empor.     Bahnen,  die 
vor   einigen  Jahren  in   den  Strand   gerammt   wurden,    haben  seit 
drei  Jahren    vor   dem   Leuchtturm   durch  Bildung   eines    breiteren 
sandigen  Vorstrandes  zur  Anhagerung  einer  kleinen  Dune  geführt**), 
wahrend    weiter    im   Osten  das   Meer   sich   den    in   langer  Reihe 
längs  seines  Ufers  erbauten  Häuschen  noch  mehr  und  mehr  nähert. 
Die  ganze   Gegend  ist  flach,   und   die  Umschau   vom  Leuchtturm 
giebt  ein   recht  monotones  Bild.     Das  Bild  bleibt  bis  Sorenbohm 
hin   im   wesentlichen  dasselbe***).     Die  kleinen  Sandanwehungen 
werden  nach  längeren  Perioden  der  Ruhe  und  niedrigen  Wasser- 
standes  immer   wieder  ein  Raub   der  Stürme,   selbst  der  auf  das 
Diluvium   hinaufgewebte   Sand  ist  vor  einem  erneuten  Wirbel  im 
Spiel  der  Wellen  noch  nicht  sicher  und  stürzt  mit  dem  niedrigen 
unterwaschenen   Diluvium   auf's   neue  ab.      An   einzelnen   Stellen 
reichte   das   bebaute  Feld  bis  hart  an  den  Steilrand,   so  dass  die 
Wurzelfasern  des  Getreides  beim  letzten  Absturz  biosgelegt  waren. 
Der    Vorstrand    wird    nach    einer    Strecke    bei    Bodenhagen   aufs 
neue  steinig,  selbst  da,  wo  eine  kurze  Düne  eine  Lücke  im  nied- 


*)  Auf  den  vom  Kapitän  Hoffmann  im  Auftrage  der  Admiralität  aus* 
geführten  Küstenvermessungen  findet  sich  etwas  weiter  östlich  eine  Höhen- 
angabe von  18  m.  Hoffmanns  Segelanweisung  fasst  die  Resultate  für  die 
Nautik  zusammen.  Sie  ist  gedruckt  als  Beilage  zu  den  Annalen  der  Hydro- 
graphie 1877—78  und  bildet  die  Hauptgrundlage  des  oft  wörtlich  mit  ihr 
übereinstimmenden  Segelhandbuches. 

**)  Aus  den  beim  Ministerium  für  öffentliche  Arbeiten  eingegangenen 
Berichten  über  die  Dezemberflut  geht  hervor,  dass  die  Vordüne  hier  wie 
an  den  meisten  Stellen  fast  weggespült  wurde. 

***)  Westlich  von  Sorenbohm  liegt  hart  am  Strande  das  Gehöft  Born- 
hagen.  Westlich  des  Wohnhauses  springt  7  Schritte  ein  Stall  vor;  von  hier 
bis  in  die  Fluchtlinie  zweier  grossen  Eschen  zahlte  ich  15  Schritte,  und 
weiter  bis  an  die  mit  dem  niedrigen  Uferabbruch  abschneidende  Linie  11, 
während  der  Vorstrand  25  Schritte  breit  war.  Ich  glaube  ziemlich  sieher 
hier  für  den  Schritt  %  m  setzen  zu  können.  Eine  genaue  Messung  ist  leider 
bei  einer  zur  Eile  zwingenden  Wanderung  .verabsäumt. 


352  Paul  Lehmann: 

rigen  Di  lu  vi  am  aasfallt.  Auf  der  Ostseite  von  Sorenbohm  liegen 
auf  uberwelltem  Dilavium  höhere  Danen  mit  auffallend  steilen 
Böschungen.  Die  Genesis  dieser  Wälle  reicht  wohl  bis  in  die 
Zeiten,  wo  man  durch  Zaun-  und  Weidenpflanzungen  auf  dem 
Rucken  der  Dune  der  weiteren  Versandung  Einhalt  zu  thnn 
suchte.  Bei  dem  massigen  Andrang  neuer  Sandmassen  sind  jetzt 
diese  Dunenwälle  hier  und  besonders  in  dem  benachbarten  Bauer- 
hufen mit  schönen  gemischten  Laubholzbeständen  geschmückt,  so 
dass    sie   den    Badegästen   willkommene   Schattenplätze  gewähren. 

Auf  der  ganzen  Strecke  von  dem  6  km  östlich  von  Kolberger- 
munde  gelegenen  Graben  bis  zum  Ostende  von  Sorenbohm  zeigte 
sich  mit  Ausnahme  einer  6  km  langen  Partie  zu  beiden  Seiten 
des  Rothbaches  ein  niedriges,  teilweise  überwehtes  Diluvium  im 
Abbruch  (21^  km  —  6  =  15^);  von  Sorenbohm  an  folgt  bis 
gegen  Jershöft  hin  auf  52  km  Länge  eine  niedrige  Dunenkuste. 
Sie  springt  in  flachem  Bogen  zurück  und  dämmt  an  dem  am 
weitesten  zurückgelegen en  Teil  mit  schmalen  Nehrungen  die 
beiden  Eustenseen  von  Jamund  und  Bukow  ab. 

Bei  Bauerhufen  beginnt  mit  massenhafter  Grus-  oder 
Sprenkelbildung  am  Vorstrande  das  3 — 400  m  breite  Dunenterrain 
vor  einer  flachen,  stellenweise  torfigen  Niederung,  die  sich  als 
westliche  Verlängerung  des  Jamundschen  Sees  vor  Gross-  nnd 
Klein -Mollen  4^  km  weit  verfolgen  läset.  Kleine  5 — 6  m  höbe 
Kuppen  wechseln  mit  längeren  Zügen  und  breiten  Sandverwehnngen 
und  senken  sich  kurz  vor  dem  Begitfn  des  Jamundschen  Sees, 
höher  entwickelt,  mit  steiler  Böschung  zu  dem  hinter  ihnen  ent- 
lang führenden  Wege. 

Am  Südwestende  des  10  km  langen  Jamundschen  Sees  beginnt 
eine  500 — 750  m  breite  Nehrung,  die  von  einem  Tief  in  zwei 
nahezu  gleiche  Teile  getrennt  wird  und  durchaus  ans  AUavial- 
bildungen  zu  bestehen  scheint.  Nahe  dem  Westende  liegt  das 
Dorf  Nest*),  bei  dem  die  höchste  Düne  bis  zu  18  m  ansteigt;  am 
Nordosten  de  entspricht  ihm  Läse  und  nicht  fern  des  Tiefes  liegt 
auf  der  Nehrung  das  ärmliche  Fischerdörfchen  Deep.  Armselige 
Feldparzellen  liegen  zwischen  den  dünenartig  eingeaandeten 
Zäunen  und  unterbrechen  mit  den  winzigen  Flecken   von  Roggen- 

*)  Nach  Brüggemann  ist  bei  Gross-Möllen  ein  Fischerlager  Titte  vom 
Meere  zerstört;  Berghaus  III,  1  8.229  teilt  mit,  dass  Nest  1552  durch  eine 
Sturmflut  ganslich  zerstört  sei  und  dann  an  „der  frischen  See"  —  so  wird  der 
Jamunder  See  auch  im  Volksmund  genannt  —  aufs  neue  erbaut  ward.  «Tor 
Alters  —  heisst  es  im  Eösliner  Urbarium  1712  —  war  der  Strand  bei  >*«t 
mit  Weideland  so  reichlich  gesegnet,  dass  nicht  allein  die  Bewohner  de» 
Fischerlagers  vor  ihr  Vieh,  sondern  auch  die  Bürger  aus  der  Stadt  tot  die 
jungen  Kälber  und  Füllen  sich  derselben  bedienten,  so  aber  alles  verging«* 
nnd  besandet" 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  533 

ftaat  den  triaten  Anblick  der  spärlich  bewachsenen  Dunen.  Diese» 
läogs  des  Strandes  8 — 5  m  hoch,  erreichen  auch  in  den  höheren 
Koppen  (s.  B.  gleich  westlich  des  Tiefs,  wo  sie  von  demselben 
angegriffen  werden),  kaum  8  m.  Auf  der  ostlichen  Hälfte  zeigen 
sich  nahe  bei  Läse  einige  kleine  Erlenbruche,  umgeben  von  einem 
ganz  flachen,  mit  einer  Grasdecke  und  vereinzelten  Wachholder- 
sträuchen  bekleideten  Terrain.  Am  Vorstrande  finden  sich,  wie 
auf  der  westlich  gelegenen  Strecke,  ziemlich  viel  Steine,  die  sich 
ostlich  von  Deep  auch  in  dem  zerrissenen  Dunengebiet  zeigen  und, 
halbwegs  zwischen  Deep  und  Läse,  mitten  im  Dunenterrain  den 
flachen  Boden  einer  200  m  langen  Mulde  vollständig  bedecken. 
Das  langgestreckte  Muldenthal,  eine  Erosion  des  Windes,  ist  von 
niedrigen  Steilwänden  umrahmt,  aus  denen  als  schwarzes  Band 
stellenweise  die  Vegetationsdecke  einer  alten  versandeten  Dune 
hervorschaut.  Eine  flache  Waldniederung  trennt  den  Jamundersee 
von  dem  Sudwestende  des  Bukower.  Die  Dunen  werden  etwas 
hoher  (einmal  über  9  m)  und  liegen,  wie  die  am  Vorstrande  auf- 
ragenden Stümpfe  beweisen,  auf  altem  Waldterrain.  Auf  der 
durch  ein  Tief  in  zwei  ungleiche  Hälften  geteilten  Nehrung  liegt, 
3  km  vom  8W-Ende  entfernt,  nur  das  kleine  Fischerdorfchen 
Damkeort*).  Die  Nehrung  ist  bis  dahin  sehr  schmal  (oft  nicht 
200  m  breit)  und  auf  der  Binnenseite  durch  kleine  von  Rohr  um- 
gebene Einbuchtungen ,  vielleicht  den  Resten  alter  Durchbruche, 
so  ausgezackt,  dass  ich  einmal  von  der  Dune  (Hohe  im  Maximum 
auf  der  Nehrung  7 — 8  m)  sowohl  in  den  See  als  in  das  Meer 
werfen  konnte. 

In  der  verhältnismässig  grossen  Längenentwickelnng**)  in 
der  Konfiguration  ihrer  flachen  Ufer,  wie  in  ihren  Tiefen-  und 
Niveauverhältnissen ,  sind  die  beiden  Seen  einander  sehr  ähnlich. 
Die  beiden  Vorsprunge  von  Puddemsdorf  und  Labus  gliedern  den 
Jamundersee  in  drei  Becken,  von  denen  das  mittlere  das  grösste 
ist.  In  den  Bukowersee  treten  die  Halbinsel  mit  der  Bukower 
Forst  und  der  stumpfe  Steinhaken  bei  Alt-Steinort  in  ähnlicher 
Weise  vor.  Beide  Seen  liegen  fast  im  Niveau  des  Meeres  und 
zeigen  in  den  Seegatten  oft  eingehende  Strömung.  Dass  sie  in 
Bezug  auf  ein-  und  ausgehenden  Strom  völlig  korrespondieren,  ist 
indessen  unwahrscheinlich.  Der  Jamandsche  See  hat  ein  be- 
trächtliches Entwässerungsgebiet,   welches  dem  Bukower  äusserst 


*)  Auf  dem  Wege  von  Damkeort  nach  Läse  fand  ich  am  Strande  auf- 
fallend viel  Bernstein  in  Stücken  bis  znr  Grösse  einer  Kartoffel.  Die  Stürme 
des  27 — 28.  Juli  hatten  ihn  ans  Land  geworfen.  Nach  Thebesius  ward  1576 
bei  Funkenhagen  ein  Stück  von  11^  Pfund  gefunden  und  im  18.  Jahrhundert 
ein  noch  grösseres  bei  Hof,  aber  aus  „Tummheit  und  Wucherbegierde  der 
Bauern  zerschlagen0. 

Zeiftaeh*.  d.  GkseUMh.  t  Brdk.    Bd.  XIX.  23 


354  Paul  Lehmann: 

spärlich  zugewiesen  ist.  Die  Gewässer  von  den  Abhängen  des 
breit  aufgewölbten  G  ollen  eilen  durch  die  an  seinem  SW.-  und 
NO.* Abhänge  hinfiiessenden  Bäche  cum  Jamundersee.  Im  Westen 
des  Gollen  haben  wir  den  aus  dem  Luptowersee  kommenden 
Kosliner  Mühlgraben,  der  sich  in  teilweise  lieblichen  Uferpartieen 
durch  das  freundliche  Koslin  windet  und  in  das  mittlere  Becken 
des  Küstensees  ergiesst,  im  Osten  den  durch  Wiesenniederangen 
eilenden  Nestbach,  der  ostlich  von  Labus  in  die  Wussekenei 
Bucht  mundet.  Zwischen  dem  Nestbach  im  SW.  und  der  rar 
Wipper  gehenden  Grabow  bleibt  dem  Bukowersee  nur  ein  Ent- 
wässerungsgebiet, das  kaum  seine  eigene  Fläche  übertrifft. 

Die  durchschnittliche  Tiefe  der  beiden  Seen  glaube  ich,  ab- 
gesehen von  dem  mir  in  seiner  Mächtigkeit  unbekannten  Schlamm 
und  Moder  ihres  Untergrundes,  zu  2 — 3  m  angeben  zu  können. 
Vom  Sudufer  erstrecken  sich,  die  schon  auf  der  Karte  angedeutete 
Gliederung  der  Seen  noch  vervollständigend,  diluviale  Untiefen 
von  den  vorspringenden  Kaps  noch  weiter  hinein  in  den  moorigen 
Seegrund.  Der  „  Steinhaken  "  im  Bukowersee  ist  noch  immer 
durch  seinen  Namen  charakterisiert,  obwohl  die  in  seiner  Nähe 
den  Seeboden  bedeckenden  Blocke  cum  grossten  Teil  für  Bau- 
zwecke nutzbar  gemacht  sind.  Im  Jamundersee  liegt  auf  dem 
Schaar  vor  Labus  ein  mächtiger  Block,  der  bei  Mittelwasser  her- 
vorschaut, und  500  m  nordostlich  von  Puddemsdorf  ein  cweitei, 
der  durch  einen  auf  einer  Stange  befestigten  Strohwisch  mar- 
kiert wird. 

Der  sandige,  flache  Vorstrand  der  Nehrungen  ist  fast  durch- 
gehend schmal  und  senkt  sich  dann  plötzlich  zu  einer  Tiefe  von 
2  m  mit  moorigem  Untergrund.  Ganz  gleichmässig  und  allmählich 
ist  von  da  ab  der  Boden  beider  Seen  gegen  die  tiefste  den  Neh- 
rungen parallel  laufende  Partie  geneigt.  In  keinem  der  beiden 
Seen  habe  ich  mehr  als  8  m  gepeilt,  diese  aber  durchgehend  im 
Bukowersee  zwischen  Tief  und  Steinhaken  und  im  Jamundersee 
auf  der  Linie,  welche  die  beiden  Kaps  vor  der  mittleren  Bucht 
verbindet,  und  in  den  ihr  zunächst  gelegenen  Regionen*)« 

Das  Tief  aus  dem  Jamundersee  geht  mit  einer  starken  nach  Osten 
ausgebogenen  Kurve  durch  die  Nehrung  und  wendet  sich  dann, 
kurz  vor  dem  Austritt  die  Dunen  anschneidend  und  unterspülend, 
gegen  Westen»  Auf  der  Binnenseite  liegen  einige  Inseln.  Die 
grosste  umfasst  32  Morgen  und  bildet  einen  guten  Weidegrund, 
zu   dem  das  Rindvieh  hinüberwatet  und  schwimmt.     Ginige  Rohr* 


*)  Von  Deep  nach  Wusseken  hinüber,  meinte  einer  der  Fischer,  sei 
eine  noch  etwas  tiefere  Stelle,  ich  habe  in  dieser  Bucht  keine  Peilungen  vor- 
genommen. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  355 

inseln  liegen  in  der  Nabe  und  gewinnen  alljährlich  an  Umfang, 
da  der  mit  eingehendem  Strom  herbeigeführte  Sand  sich  hier  setzt. 
Kleine  Veränderungen  vollziehen  sich  alljährlich,  kräftiger  wirkt 
dann  eine  Katastrophe,  wie  die  vom  letzten  Dezember,  bei  der 
das  plötzlich  ansteigende  Meer  mit  stürmender  Gewalt  durch  das 
Tief  in  den  See  drang. 

Die  Kosliner  fahren  wahrscheinlich  einst  weiter  östlich,  wo 
gegen  Deep  hin  die  sogenannte  Bollwerksdune  liegt,  mit  ihren 
Sehnten  aas  dem  Jamundschen  See  ins  Meer.  Das  jetzige  Tief 
ms  sich,  nach  Brügge  mann,  der  See  (?)  —  natürlich  die  Ostsee 
—  bei  einem  heftigen  St  arme  am  26.  November  1690,  nachdem  das 
alte  versandet  war*).  Ein  alter  Durchbrach  liegt,  auf  der  Binnen- 
seite durch  die  Erlenbüsche  und  die  hier  breiter  in  den  See  vor- 
tretende Nehrung  angedeutet,  etwa  1  km  westlich  von  Läse. 

Das  laufende  Tief  des  Bukowersees  ist  seit  Anfang  der  vier- 
ziger Jahre  nach  Westen  gerückt,  hat  auf  der  linken  Seite  die  Dünen 
angegriffen  und  die  Verbindung  gegen  den  See  hin  etwas  verkürzt. 
Die  Kanäle  zwischen  den  alten  Tiefinseln  verwachsen  allmählich, 
und  westlich  neben  ihnen  ist  durch  den  oft  eingehenden  Strom 
eine  breite  Barre  gebildet,  die  sich  bald  inselartig  erheben  wird 
and  vielleicht  in  einem  Jahrzehnt  statt  der  Schaaren  von  waten- 
den Wasservögeln  Vierfüsser  -auf  ihrem  Rücken  trägt. 

Das  Tief  ist  auf  der  alten  Generalstabskarte  als  gegen  die 
See  hin  geschlossen  gezeichnet;  das  ist,  wenn  überhaupt,  nur  für 
kurze  Zeit  richtig  gewesen.  Die  breit  in  den  See  hineingeführten 
Sandschare  zu  beiden  Seiten  der  Tiefinseln,  die  sich  mit  un- 
regelmäßigen Eontouren  plötzlich  gegen  den  2'^m  unter  dem 
Wasser  gelegenen  Moorgrund  absenken  und  auf  einen  bald  hier, 
bald  dort  ablagernden,  eingehenden  Strom  deuten,  sprechen  für 
eine  lange,  andauernde  Öffnung  des  Tiefs.  In  den  letzten  Jahren 
ist  es,  wie  mir  vom  Herrn  Regierungsrat  Benoit  in  Eoslin  mit- 
geteilt wurde,  immer  offen  gewesen.  Eine  zeitweilige  Öffnung  hat 
1  km  östlich  des  Tiefs  gelegen  und  ist  durch  Packwerk  gegen  das 
Meer  geschlossen  worden,  so  dass  nach  Versandung  desselben  nur 
noch  ein  kleiner  Dünenteich  auf  der  Strandseite  die  Lokalität  ver- 
rät. Im  13.  Jahrhundert  scheint  im  NO.  des  Sees  bei  Neuwasser**) 
ein  Tief  gewesen  zu  sein,  und  sicher  sind  bei  den  Sturmfluten  im 


*)  Eingehender  als  bei  Brfiggemann  II,  1  8.  L  ist  die  Darstellung  bei 
Bergbaus  III,  1  S.  179,  doch  macht  sie  den  Eindruck  einer  blossen  Aus- 
schmückung der  Brüggemannschen  Erzählung. 

**)  Der  Name  Neuwasser,  für  den  in  Urkunden  Nova  recha  oder  Reka  vor- 
kommt, erklärt  sich  so  am  ungezwungensten.  Vergl.  Pommersches  Urkunden- 
buch  her.  von  Klempin,  Stettin  1868,  S.  193  und  Dreger,  Cod.  Pom.  diplom«, 
Berlin  1768,  S.  533. 

23* 


356  Paul  Lehmann: 

Laufe  der  Jahrhunderte  Durchbruche  auf  der  schmalen  Strecke  im 
SW.  von  Pamkeort  nicht  ausgeblieben.  Bei  einer  Trockenlegung 
des  Bukowersees  wurden  an  der  Binnenseite  der  Nehrung  die 
Durchbruchsstellen  durch  die  sandigen,  gegen  den  Moorgrand  halb- 
inselartig vortretenden  Ausläufer  bezeichnet  werden,  die  sich  hier 
und  da  auch  auf  der  Karte  in  den  Kontouren  der  Küstenlinie 
markieren.  Die  meisten  der  kleinen  Vorsprunge  sind  freilich  durch 
Sandverwehungen  entstanden,  denn  obschon  die  schmalen  Nehrungen 
die  eigentlichen  Wanderdunen  nicht  kennen,  sind  durch  die  Sand- 
umlagerungen und  Verschattungen  mehrere  Triangulationsieichen 
verloren  gegangen*). 

Von  Neuwasser  bis  Rugenwaldermunde  liegt  vor  den  Aachen 
Wiesenniederungen  die  teils  durch  das  die  Strandlinie  im  breiten 
Thore  öffnende  Böbliner  Tief,  teils  durch  die  zur  Wipper  fließende 
Grabow  entwässert  werden,  ein  Dünenterrain  von  unbedeutender 
Hohe  (See-Bukow  11,1  über  0  in  Neufahrwasser;  7,6  über  NN) 
aber  nur  zum  Teil  durch  flache  Überwehungen  500  m  übersteigen- 
den Breite. 

Der  Alluvialstrand  im  Osten  des  noch  nicht  ganz  vollendeten 
Rugenwalder  Hafens  ist  sehr  niedrig.  Eine  kleine  Anlage  mit 
gut  gedeihenden  Kiefern  und  Erlen  und  einigen  Birkenalleen  be- 
findet sich  zunächst  hinter  der  im  Schutze  der  Hafenmolen  gut  ge- 
deihenden Dune,  dann  folgt  eine  Wiesenniederung,  welche,  1km 
breit,  das  rechte  Wipperufer  von  Rugenwalde  ab  begleitet  Rohr- 
stellen und  Moos  bewiesen  mir  trotz  des  im  Anfang  Juli  trockenen 
Zustandes  von  Heu  und  Untergrund,  dass  diese  flachen  Gründe  sehr 
viel  von  der  Nässe  zu  leiden  haben.  Sieht  man  das  rechte  Ufer 
der  Niederung  an,  welches  sich  schliesslich  mit  12 — 15  m  steil  ab- 
brechendem Rande  dem  Meere  bis  auf  250  m  nähert  und  betrachtet 
man  die  zwischen  dieser  Ecke  und  der  Dune  noch  vorhandenen 
langgestreckten  Lachen,  so  konnte  man  auf  die  Vermutung  kommen, 
dass  einst  die  Wipper  hierher  in  den  Vittersee  geflossen  sei.  D" 
Unterwaschung  des  steil  abbrechenden  Ufers  konnte  übrigens  auch 
die  Folge  von  Sturmfluten  sein,  die  das  ganze  untere  Wippertfaal 
unter  Wasser  setzten**). 

Der  Vittersee  hat  eine  länglich  ovale  Gestalt  und  bleibt  bei 
einer  Länge  von  5^  km  und  einer  Breitenentwickelung  von  höch- 
stens 2  km  an  Grösse  beträchtlich  hinter  den  eben  besprochenen 
Seen  zurück.  Die  Bächlein  von  dem  60— -80  m  hohen  Ziteower 
Höhenzuge,  der  die  Binnenufer  des  Sees  mit  fruchtbaren  Felden 

*)  Landestriangulation.    Polarkoordinaten  Bd.  V  S.  288. 
**)  Nach    dem  Rugenwalder  Stadtbuche    drangen  1497    die  Flöten  fc* 
an  diesen  Ort  vor.    Ein  poetischer  Bericht  über  den  Sturm   ist  ans  d*°* 
selben  hei  D&hnert  und  Boll  abgedruckt. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  857 

und  schmucken  Dörfern  freundlich  umrahmt,  eilen  ihm  im  Schatten 
von  Bachweiden  durch  kleine  Wiesenthäler  zu.  Am  Südwestende 
zeigen  sich  wie  im  aussersten  Nordosten  Rohr  und  Sumpf,  das 
Diluvium  im  Osten  senkt  sich  (auf  100m  vom  Rande  erst  Im 
Wasser)  sehr  allmählich  zur  grossten  Tiefenlinie,  die  auch  hier 
parallel  zur  Nehrung  liegt  und  kaum  dm  Maximaltiefe  über 
moorigem  Boden  aufweist.  Der  Diluvialuntergrund  nimmt  jedoch 
einen  im  Verhältnis  zu  den  übrigen  Seen  grossen  Raum  ein;  er 
war  mit  soviel  Steinen  bedeckt,  dass  dieselben  in  Masse  sowohl 
über  die  Nehrung  nach  dem  Rugenwalder  Hafen  geschafft  wurden, 
als  auch  nach  der  Binnenseite  zu  anderen  Bauzwecken.  Noch 
immer  ragen  stattliche  Blocke  hier  und  da  aus  dem  Wasser  her- 
vor, oder  verraten  durch  die  hoch  über  ihnen  aufspritzenden 
Schaumwellen  ihre  Anwesenheit. 

Das  Tief*),   welches  in   der  Mitte  der  Nehrung  liegt,   muss 
meistens  im  Frühling  geöffnet  werden  und  zeigt  gelegentlich  Trieb- 
sandbildungen von   solcher  Tiefe,   dass   einmal   ein   unvorsichtiger 
Apotheker  darin  bis  an  den  Hals  versank.     Die  Nehrung  enthält 
ostlich  des  Tiefs  mehrere  diluviale  Stucke,   von  den  Fischern  als 
erster    bis    dritter    Lehmberg    bezeichnet.      Das    alte    Fischerdorf 
Vitte  ist  nicht,  wie  auf  der  Generalstabskarte  steht,  „versunken", 
sondern  hat  einige  seiner  Hofstellen  durch  den  Wellenschlag  ver- 
loren  und  weiter  binnenwärts  aufbauen  müssen.     Mir  zeigte   ein 
Fischer  den  Platz  auf  dem  Vorstrande,  wo  seines  Grossvaters  Haus 
gestanden  hatte,  und  bezeichnete  mehrere  Stätten,  an  denen  man 
die  als  Trinktonnen  eingegrabenen  Heringstonnen  gefunden  habe**). 
Während  sich  zu  beiden  Seiten   von  Rugenwaldermunde  ge- 
legentlich Torfstücke   auf  dem  Vorstrande  finden***),    fehlen  die- 
selben auf  der  Westhälfte  der  Nehrung  des  Vittersees.     Auf  der 
Osthälfte   wird   —   bei   dem  Vorhandensein   von  Diluvium  in   der 
Nehrung  —  der  Strand  steiniger,  bis  er  im  Osten  von  Vitte  all- 
mählich in  einen  immer  reineren  Alluvialstrand  übergeht,  der  sich 
vor    einem  Dunengebiet   mit   sehr   unregelmässigen   aber  nur   nie-* 
drigen  Bildungen   hinzieht.     An  einigen  Stellen  liegen  die  Dunen 
stark    in  Abbruch,   und   einmal   lag  der  ziemlich   hohe,   aber  nur 
14m    breite  Vorstrand  in  2  m  Hohe  als  Steilwand  im  Angriff  der 


*)  Tor  100  Jahren  hatte  der  See  nach  Brüggemann  noch  zwei  Tiefe, 
ron  denen  jedoch  das  eine  schon  stark  versandet  war.  Das  mag  häufig  allen 
beiden  passiert  sein. 

**)  Westlich  des  Tieft  wollte  er  einmal  deutlich  ein  Fundament  und 
im  See  den  Grundbau  einer  alten  Kirche  wahrgenommen  haben. 

***)  Anfang  April  1884  fand  Oberlehrer  Dr.  Th.  Becker  (Schlawe)  hier 
viele  grosse  Torfstficke  von  1  m  Dicke  und  in  der  Brandungswelle  einmal 
ein  mit  Unterbrechungen  weithin  anstehendes  Torflager. 


358  Paul  Lehmann: 

Wellen.  Zehn  Minuten  Weges  ostlich  dieser  in  der  Mitte  von 
Jershoft  nnd  Vitte  gelegenen  Partie  betrag  trotz  mittleren  Wasser- 
standes die  Breite  des  Vorstrandes  nnr  dm,  während  Torffladen 
nnd  einige  Stubben  auf  die  früheren  Landverluste  hindeuteten. 
Die  Breite  dieses  Dünengebiets  wächst  stellenweise  über  ^km 
und  stosst  an  eine  Bruchniederung,  die  sich  zunächst  als  nord- 
östliche Verlängerung  des  Vittersees  verfolgen  lässt  und  schliess- 
lich als  ganz  flache  Mnlde  (mit  stellenweise  diluvialem  Unter- 
grund) zwischen  der  Jershofter  Kämpe  (20 — 22  m)  und  dem 
kleinen  Rücken  von  Rützenhagen  (fast  30  m)  hindnrchfuhrt  zu  den 
am  Westende  des  Vietziger  Sees  gelegenen  Wiesengrunden. 

Bei  Jershoft,  dem  am  weitesten  aus  der  Küstenlinie  heraus- 
tretenden Kap,    wird    das  Ufer   auf  fast   2  km  hin  steil.     Lebm- 
und Thonwände    brechen    10 — 20  m    hoch  zu  dem  schmalen  Vor- 
strande  ab,   der   dnrch   rechtwinklig  zur  Küste  gestellte  Buhnen- 
reihen gegen  die  aggressive  Thätigkeit  von  Welle  und  Küstenstrom 
notdürftig   geschützt    ist.      Die   Uferpartie   zerfällt   in    zwei  Teile, 
von  denen  der  eine  südwest-nordostlich  gerichtete  sich  als  eine  fest 
geschlossene    Wand    vor    dem    Jershofter  Kieferngehölz    hinzieht, 
während  der  andere  mit  mehr  ostlicher  Richtung  durch  eine  Reihe 
cirkusförmiger  Einschnitte  gegliedert  ist.  Bei  der  fünften  Buhne,  von 
Westen  an  gerechnet,  zeigt  sich  zuerst  das  abbrechende  Diluvial- 
ufer  und    mit  ihm   der  Seedorn.     West  und  Nordwest  haben  auf 
den   Rücken    der    ziemlich    rasch    ansteigenden    Diluvialkämpe  in 
beträchtlichen    Quantitäten    Dünensand    geführt    und   Zweige   nnd 
Äste   die   ersten,    ihrem   Zuge   entgegenstehenden  Bäume  dadurch 
getötet.     Einige    alte  Kiefern  haben  im  zähen  Kampfe  mit  Wind, 
Wetter    und    Sand    höchst    abenteuerliche    Gestalten     bekommen 
und   senden   ihre  legföbren artig  ausgebreiteten  Äste   weithin  nach 
Süden  und  Osten   über    den   sandigen  Boden.     Ein   wenig  weiter 
wird   die  Unterscheidung  der   geologischen  Horizonte  schwer,  d» 
sich   dem   gelben   oberen   Diluviallehm   mehrfach   sehr   stark  Sand 
beigemengt    findet.     So    ist    er  z.  B.   bei  Buhne  9    in  40  Schritt 
Entfernung,  wahrscheinlich  zu  Bauzwecken,  fortgeführt  nnd  bildet 
eine    das  Ufer    um  %    seiner   Hohe   vermindernde   Ansschartung. 
Die  untere  Partie  des  Steilrandes  besteht  aus  dunklem,  geschiebe- 
freiem Thon,    der   bei  Buhne  10  hoch  hinauf  bis  dicht  unter  den 
oberen   Rand  geht  und   sich   gegen   Westen  hin  bis   zu   Buhne  3 
allmählich    senkt.      Seine   Farbe    ist    im    feuchten   Znstande   sehr 
dunkel  und  von  dem  graublau,  braun  und  gelb  des  Ditaviallehms 
leicht  zu  unterscheiden.     Damit  ist  nun  aber  nicht  gemeint,  dass 
die  Grenzlinie  sogleich  in  die  Augen  springt.    Die  von  oben  her- 
abgeführten   Thonteilchen    und    selbst    kleine    Steinchen    bleiben, 
bevor    sie    zum   Strande    hinabgelangen    und    hier    die    schönsten 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  359 

Master  für  Deltastudien  aber  dem  Sande  aufbauen,  vielfach  hängen 
and  aberziehen  die  Abhänge  mit  einem  dichten  Mantel.    Ich  habe 
denselben  öfter  zolldick  und  einmal  zu  meinem  Erstaunen  sogar  von 
dreifacher  Stärke  gefunden.    Nach  drei  Regentagen  war  der  ganze 
Vorstrand    mit  Thondeltas    bis  zu   2    und  8  Zoll  Stärke  bedeckt, 
so  hatte  das  Wasser  an  den  Wänden  genascht.     Das  Vorhanden- 
sein  tertiärer   Schichten    hat    schon    1857    v.    dem    Borne*)   kon- 
statiert.    „Offenbar  tertiäre  Schichten,   glim m erreiche ,    geschiebe- 
freie Sande   von  weisser,   grauer  lauchgrüner,   grauer,  Farbe  und 
charakteristische  Braunkohlen-Formsande  wechsellagern  mit  ähnlich 
gefärbten  Thonen  und  bilden  Übergänge  mit  denselben.    Wechsel- 
lagernd damit  findet  sich   geschiebeführender   blauer  Diluviallehm 
und  Diluvialsand.     Die  Schichtenstellung   ist   steil  bis  80°  durch- 
gehend nach  O.   geneigt.  "     Die  vor  v.  dem  Borne   freiliegenden 
Profile    sind    naturlich    in    der  Zeit   von  1857  bis  1883  zerstört. 
Mir  ist  es  nicht  möglich  gewesen,  irgendwo  einen  Komplex  nach 
0.    fallender  Schichten  zu   entdecken;    Verhältnisse,    die    an  die 
oben    angeführten    im  Schichtenwechsel   erinnern,    fand   ich   nicht 
fern  vom   hohen    Höft,   als  ich   auf  ausgehobenen  Stufen   an   der 
Wand    emporstieg    und    die    äussere   Thondecke   mit  dem   Spaten 
wegräumte.     Etwa    14  m    über  dem   Strande   trat  aus    der  Wand 
unter  dem  hohen  Höft  nasenartig  eine  Partie  von  dunkler  Farbe 
hervor,  die  sich  ziemlich  steil  gegen  Westen  senkte  und  im  han- 
genden von  Diluvialpartieen  bedeckt  schien.    Oben  angelangt  stiess 
ich,  um  an  der  schlüpfrigen,  steilen  Wand  Halt  zu  gewinnen,  den 
Spaten    tief    ein    und    sah    zu  meinem  Erstaunen  weissen,  feinen 
Sand   durchschimmern.     Nun   ward  in  grösserer  Ausdehnung    ein 
Profil   bloasgelegt,    das   über  dem   dunklen,   geschiebefreien  Thon 
Streifen  weissen  und  gelblichen,  feinen  Sandes  zeigte.     Der  Sand 
ward  nach  dem  hangenden  zu  grandiger  und  ging,  rötlich  gefärbt, 
in  ein  Band  braunroten  Thones   über,    auf  welches  —  ebenfalls 
schmal  —  ein  grünlich  gefärbtes  folgte.    Merkwürdig  war  mir  in 
dem   etwa   2  Zoll   starken   braunroten  Tkonstreifen  ein  Stein  von 
gleicher  Dicke,  der  auf  der  unteren  Seite  deutlich  geschliffen  und 
gekritzt  war.     Der  ganze  Schichtenkomplex  fiel  deutlich  steil  nach 
West.    Ich  glaubte  den  westlichen  Flügel  zu  dem  von  v.  dem  Borne 
beobachteten  Schichtenkomplex  gefunden  zu  haben,  sah  mich  aber 
nach   einem  ostwärts  geneigten   an   den   blaugrauen  Wänden  ver- 
geblich  um   und    musste  mich   mit  diesem   negativen  Resultat  be- 
gnügen.      Ostwärts     vom     hohen    Höft     fand    ich    an    den    von 
Rutschungen     unterbrochenen    Wänden     immer     nur    blauen    und 


*)  Z.  d.   deutach.  Geolog.  Geg.  ES,  S.  473  f.    „Zur  Geognosie  der  Pro- 
rinz  Pommern.1* 


360  Paul  Lehmann: 

gelben  Diluviallehm  und  sah  in  den  hier  besonders  machtig  ent- 
wickelten Diluvialblocken  des  Meeresgrandes  einen  weiteren  Be- 
weis, dass  hier  vorwiegend  diluviale  Massen  zerstört  seien.  Eine 
zufällige  Beobachtung  führte  mich  zu  dem  Schluss,  dass  die  Di- 
luviallager —  wenigstens  an  einigen  Stellen  —  nicht  weit  unter 
die  dureh  den  Spiegel  des  Meeres  bezeichnete  Linie  hinabreichen. 
An  den  Köpfen  der  Lehmmassen,  welche  aus  zwei  grossen  Cirken 
langsam  gegen  das  Meer  vorrucken,  fand  ich  auffallend  hellgrüne 
und  dann  auch  fast  schwarze,  plastische  Thonmassen  ohne  jede 
Spur  von  Geschieben,  aber  durchsetzt  von  eigentümlichen  Knollen 
in  Kartoffelgrosse.  Die  in  dem  hellgrünen  Thon  eingebackenen 
zerfielen  beim  Lostrennen  in  der  Hand  in  einzelne  Stucke,  die 
aus  dem  dunklen  blieben  ganz  und  waren  steinhart.  Da  diese 
auffallend  gefärbten  Thone  am  28.  Juli  noch  nicht  sichtbar  ge- 
wesen waren  und  erst  am  81.  durch  das  Vordringen  der  Massen 
in  den  Bereich  der  stürmenden  Wellen  hervortraten,  beobachtete 
ich  in  den  folgenden  Tagen  taglich  die  Erscheinungen  am  Strande. 
Die  taglichen  Inspizierungen  führten  in  der  Osthälfte  zu  keinem 
Resultat,  wohl  aber  ganz  im  Westen,  wo  bei  der  kleinen  Aus- 
buchtung zwischen  Buhne  7  und  8  einmal  an  dem  in  die  Brandung 
hinausgeschobenen  Teil  eine  Partie  des  hellgrünen  Thones  — 
aber  ohne  die  beigemischten  Knollen  —  sichtbar  wurde.  Gra- 
bungen in  der  Strandfläche  blieben  ebenfalls  ohne  Erfolg;  anter 
einer  dünnen  Schicht  von  Sand  oder  einem  blätterteigartigen 
Komplex  von  Sandstreifen  und  den  dünnen  Schichten  der  oben 
beschriebenen  Thondeltas  folgte  fester  blaugrauer  Thon  oder  stein- 
reiches Diluvium. 

Seiner  exponierten  Lage  wegen  muss  der  Jershofter  Strand 
mehr  als  jeder  andere  Einbusse  erlitten  haben.  Schon  aus  der 
Oberflächengestaltung  der  Jershofter  Kämpe  mochte  man  schliessen, 
dass  sie  einst  beträchtlich  weiter  nach  Nordwesten  gereicht  hat. 
In  ihrem  westlichen  Teile  steigt  das  Terrain  vom  Binnenlande  bis 
gegen  den  steilabbrechenden  Rand  am  Meere.  Senkte  sich  dieser 
einst  in  ähnlicher  Weise  wie  das  von  Kiefern  bestandene  Terrain, 
so  ist  hier  im  Laufe  der  Zeit  J^km  Land  verloren  gegangen. 
Etwas  weiter  nach  Osten  vor  Jershöft  selbst  ist  das  Meer  noch 
nicht  ganz  bis  an  die  hinter  der  Jershofterstrasse  liegende  Wasser- 
scheide vorgedrungen.  Hier  verkünden  die  weit  ins  Meer  hinaas 
den  Boden  bedeckenden  Blocke  den  Verlust.  An  vielen  Stellen 
sind  sie  weggeführt  oder  stark  vermindert,  denn  bis  zu  20  Schiffe 
haben  zeitweilig  vor  Jershöft  gelegen  und  Steine  für  den  Hafen- 
bau von  Rügenwaldermünde  geholt.  Die  Bewohner  des  freund- 
lichen Dörfchens  wissen  von  den  Verlusten  viel  zu  erzählen,  von 
der   Verlegung   der   Dorfstrasse   und  der  längs   des  hohen   Ufers 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  861 

verschwundenen  Viehtrift.  Ja  auch  die  Kunde  von  einem  Ver- 
aach, den  F1188  der  Wände  durch  einen  doppelten  Flechtzaun  mit 
zwischenlagerndem  Packwerk  aus  Stein  und  Erde  zu  schützen,  ist 
mir  auf  diese  Weise  zugekommen.  Im  ostlichen  Teile  soll  vor 
dem  hohen  Ufer  einst  noch  ein  Stuckchen  Dune  und  Erlenbruch 
gelegen  haben,  das  alles  sei  aber  verschwunden,  als  bei  einem 
grossen  Sturm  „die  Ecke*  eingestürzt  sei.  Diese  auf  *  Erzäh- 
lungen älterer  Leute"  beruhenden  Angaben  wurden  einigermassen 
zusammenstimmen  mit  der  von  Boll  aufbewahrten  Angabe,  im 
Jahre  1800  seien  in  Jershoft  3  Morgen  Landes  in  die  See  ge- 
stürzt. Ein  wenigstens  annähernd  so  grosser  Landverlust  ist  durch 
die  Bildung  des  grossen  Cirkus  veranlasst  worden,  der  sich  der 
Strasse  bei  dem  oberen  Gasthäuschen  in  Jershoft  jetzt  bis  auf  17  m 
genähert  hat  und  mit  einigen  Seitenausbuchtungen  schon  1841  auf 
einer  Flurkarte  verzeichnet  ist.  Vor  ihm  muss  die  am  weitesten 
vorspringende  Ecke  gelegen  haben  und  durch  ihre  Zerstörung  ist 
naturlich  auch  das  weiter  ostlich  gelegene  Terrain  stärker  ange- 
griffen worden. 

Der  Zustand  des  Jahres  1841  liegt  deutlich  vor  unseren  Augen 
auf  einer  Karte,   die  im  Jahre  1841  durch  den  Regierungs- Feld- 
messer Laeuen  angefertigt  ward  im  Maasstabe  1 :  4000  (40  Rhein- 
ländische  Ruthen  =  1    Decimalzoll).      Auf  den   ersten   Blick    er- 
kennt man,  dass  eine  Reihe  von  Hofstellen  „gerückt"  sind.     Vor 
1841   lagen  noch  fast  alle  Häuser  zwischen   dem  Hauptwege   und 
dem    100m   von  ihm  entfernten   Uferabbruch;    das  Schulzengehöft 
war  indessen  schon  unterwaschen  und  sudlich  der  Dorfstrasse  an- 
gelegt,  und  vor   dem  grossen  Cirkus  waren   alte  Hofstätten  ver- 
schlangen.    Heute  sind  mehrere  Bewohner  auf  die  rechte  Seite  der 
Dorfstrasse  gezogen  und  haben  eine  Entschädigung  von  150  Mark 
von  der  Regierung  dafür  bekommen.     Auffallend  war  die  Bornirt- 
heit  eines  Mannes,  der  sein  noch  nicht  bedrohtes  Gehöft  um  einige 
40  Schritte  weiter  rückte.     Verschiedene   Messungen   ergaben   im 
östlichen   Teile   von   Jershoft    eine   Abnahme   von    17  —  21m   seit 
dem  Jahre  1841.     So  mass  ich  auf  dem  Wege,   der  vom  Gehöft 
des    Schulz  Zuehlke   (ich   wähle   naturlich   die    Bezeichnungen   der 
Karte  Laeuens   um  für  spätere  Zeiten  einen  Vergleich  zu  ermög- 
lichen)    zu   der    vom   Meere   verschlungenen   Hofstelle    des    alten 
Scholzenhofes  führte,  83  m  und  weiter  nach  Westen  vor  dem  „Boldt 
senior8    bezeichneten   Grundstuck   79   (der  Hauptweg   beide  Male 
nicht  mitrgerechnet!)   gegen    100  m  im  Jahre   1841.     Gewaltigere 
Veränderungen    waren   weiter    nach  Westen    vorgegangen.     Hier 
hatte    bis   in    den   Juli    1884   der    grosse   Cirkus,    der    vermutlich 
1800  entstand,  seine  Gestalt  völlig  gewahrt.     Ein  üppiger  Bestand 
von   Seedorn  umkleidete  seine  Lehnen  und  durch  dieselben  führte 


862  Paul  Lehmann: 

ein  Badesteig   zum   Strande.      Rechts   und   links   von   ihm  waren 
aber  neue  Cirken  entstanden.     Der  eine,  60  m  breit,  greift  bereits 
in  die  Gärten  der  ersten  an  das  Kieferngehölz  grenzenden  Häus- 
chen,  der  andere,   160  m   ostlich  vom  grossen  See  dorn -Cirkus  ge- 
legen, greift  zweiarmig  in  das  Land  ein  und  hatte  sich  der  Dorf- 
strasse auf  einer  Stelle  bereits  bis  auf  51m  genähert,  so  dass  an 
dieser  Stelle   seit  dem   Jahre    1841    (durch    einen   Vergleich    mit 
Laeuens  Karte,    die   96m   ergiebt)   45m  Land  verloren  gegangen 
sind.     Als  ich  am  8.  Juli  1888  Jershoft  zum  ersten  Male  besachte, 
konnte  ich  bei  Mittelwasser  überall  längs  des  Vorstrandes  passieren. 
Nur  bei  dem  ersten  am  oberen  Ende  von  Jershoft  gelegenen  Cir- 
kus,  dessen  Untergrund  sich  als  unpassierbar  erwies,  reichten  die 
ausgerutschten  Massen   als  ein  mit  Seedorn  und  Gestrüpp  bestan- 
denes Kap  bis  dicht  an  die  Brandung.     Ein  noch  völlig  von  Thon 
umkleideter   Stein    ward   hier  im   Laufe   von   acht  Wochen  völlig 
heransgewaschen    und    lag    schliesslich   fast  1  m   vor  der  dem  be- 
ständigen Anpralle  der  brandenden  Wogen  leidlich  widerstehenden 
Wand,   als  die  Massen   aufs   neue   in  Bewegung  kamen,   so  dass 
ich    das   Rutschen   und   Knirschen,   auf  dem   Kap    sitzend,   hören 
konnte  und  Zeuge  war,   wie  die  vorspringenden  Teile  abstürzten. 
Schiesslich  fand  ich  an  einem  Morgen  die  B adehatte,  deren  ich  mich 
einige  Tage  hindurch  bedient  hatte,  vollständig  zur  Seite  gedruckt 
Zeigte  dieser  Cirkus  mit  kahlen,  frisch  abgebrochenen  Wän- 
den  und  den  mit  in  seinen  Grund  hinabgeführten  Weidenbänmen 
schon  am  8.  Juli  Spuren  frischer  Zerstörung,  so  gewährte  der  öst- 
lich davon  gelegene  grosse  Seedorn-Cirkus  das  Bild  vollständiger 
Ruhe   und  Festigkeit.      Er  behielt  dasselbe,    als  ich  gegen  Ende 
Juli    nach   Jershoft    zurückgekehrt  war,    auch   während    mehrerer 
Regentage   ganz    unverändert    an    seinen    durchweg    mit   Seedorn 
oder  Rasen  umkleideten  Abhängen,  dennoch  mussten  schon  am  27. 
die  Massen  in  Bewegung  geraten  sein,  denn  vor  seiner  Ausladung 
zeigten   sich  auf  dem  Vorstrande  im  Sande  eigentümliche  Druck- 
erscheinungen.     Kleine   Risse   und   Sprünge,    in   die   ich   fasslang 
einen  Halm  stecken  konnte,   liefen  strahlenförmig  über    den  san- 
digen Vorstrand,  und  zwischen  ihnen  waren  die  oberen,   erst  durch- 
feuchteten, dann  in  der  Sonne  zusammengebackenen  Sandschichten 
sichtlich  zusammengeschoben.     Trotz  der  von  überschlagenden  Wel- 
len  bewirkten  Verwischung    zeigten  sich  diese  Phänomene  immer 
aufs  neue,  und  nach  dreitägiger  Abwesenheit  fand  ich   am  31.  den 
Kopf  der  vorquellenden  Erdmassen  dem  Strand   soweit    genähert, 
dass  ein  2  m  von  ihnen  entfernter  Block  völlig  von  ihnen  begraben 
war  und  die  Wellen  gegen  die  zerrissenen  und  gespaltenen  Lehm- 
massen schlugen.     Die  losgetrennten  Thonstücke  kugelten  sie  über 
den  Strand,    der  nach  Westen  hin   einmal   30   Schritte    weit  von 


Das  Küstengebiet  HinterpommernB.  3(53 

ihnen  bedeckt  war,  in  der  Art,  dass  die  gegen  den  Flügel  bin  gele- 
genen Stücke  allmählich  von  Kopf-  zur  Kartoffelgrosse  hinabsanken. 
Die  Bewegung  dauerte,  wie  die  Drnckerscheinnngen  am  Vorstrande 
bewiesen,   während  meiner  Anwesenheit  bis  zum   11.  August  un- 
ausgesetzt fort.     Das  Aussehen   des  ganzen   60  m  breiten   Girkus 
mit  seinen  15  bis  16  m  hohen  Randern  veränderte  sich  in  trostloser 
Weise.      Überall   Ratschungen    und   Abbruche!     Am    Morgen   des 
zweiten  August  war  im  Hintergrunde  die  Rasenbank  in  die  Tiefe 
gerutscht  mit  einer   Erdscholle   von   20  m  Länge   und  5  m  Breite. 
Im  mittleren  Teile   hatte   sich   der   mit  Rasen  bedeckte  Boden  in 
drei  parallele  Bänke  geklüftet,  von  denen  die  mittlere  am  tiefsten 
gesunken  war,  während  die  vordere  noch  am  11.  August  als  eine 
nach  zwei  Seiten  steilabfallende  Bank  aus  dem  Boden  hervorragte. 
An   ein   Betreten    einzelner   Stellen    des    Grundes   war    erst  nach 
einer  Reihe  trockener  Tage  zu  denken.     Die  Oberfläche  der  zum 
Meere   gleitenden  Massen   erinnerte   an   die   bekannten   Gletscher- 
phänomene.     Der  Cirkus    verengt    sich    gegen    die   See    hin    und 
aus  einem  25  m  breiten  Thore  tritt  4  bis  6  m  hoch  die  Zunge  des 
„Lehmgletschers".     An  Stelle  der  Querspalten  zeigten  sich  nun  die 
zum  Teil   radienartig  auseinandergehenden   Längsspalten.     10   bis 
15  m  springt  die  Ausladung  auf  dem  Vorstrande    vor   bis   zu   dem 
von  hochgehenden  Wellen  bespulten  Kopf.     In  der  Mitte  sickerte 
und  floss  ein  trüb  gefärbtes  Bächlein,  in  dessen  Umgebung,   wie 
die    von  Lehm  umhüllten  Halme  und  Sträuche  in  einigen  —  wie 
in  breiigem  Teich  mit  dem  Messer  geschnittenen  —  Streifen   be- 
wiesen,  die  Bewegung  am  schnellsten  gewesen  war.     Der  Bade- 
steig war    unpassierbar   und   an   einer   Stelle    des   Ostrandes,    wo 
eine  kleine  Randkluft  die  bewegten  Massen  vom  festen  Ufer  schied, 
um   volle    12  Schritte  vom  2.  bis  11.  August  verschoben.     Lang- 
sam naschten  die  Wellen  an  dem  Kopfe  des  Lehmgletschers    und 
so   allmählich  gingen  die  Veränderungen   vor   sich,   dass   mir  ein 
verzweifelter  Bauer  wohl  zurufen  durfte,    „man  weiss  nicht,  wo's 
bleibt  !a      Von  einem  Freunde  (Oberlehrer  Th.  Becker)  horte  ich, 
dass  im  April  1884  das  Bild  des  Cirkus  gegen  das  frühere  schon  be- 
wachsene Amphitheater  sich  ganz  unkenntlich  zeige  und  sein  Rand 
sich   der  Strasse  auf  17  m  genähert  habe,  während  sich  vom  April 
bis   zum    Juli    1884   keine   sichtlichen    Veränderungen   mehr   voll- 
zogen.     Auffallend  war  mir,   und  interessant  als  Parallele  zu  oft 
ventilierten   Oletscherphänomenen,    dass    trotz    der   Druckerschei- 
nungen   am    Strande,   ein    Steinblock   hier   von    den   vorrückenden 
Lehmmassen    nicht    mit    fortgeschoben,    sondern    umhüllt    wurde, 
während   die  hellen  Thone  sichtlich  durch  den  Druck  der  über  sie 
hingleitenden  Massen  aus  dem  Cirkus  vorwärts  gequetscht  waren 
in  den   Bereich  der  Wellen. 


864  Paul  Lehmann: 

Von  einer  genauen  Besprechung  der  an  anderen  Stellen  vor- 
gekommenen Veränderungen  sehe  ich  ah.  In  dem  grossen  Doppel- 
Cirkus,  der  sich  erst  seit  1840  gebildet  hatte,  waren  die  Verän- 
derungen unbeträchtlich.  Bei  seinem  Ausgang  zum  Vorstrande 
war  eine  4  m  cum  Vorstrande  abbrechende  Schneide  stehen  ge- 
blieben, welche  dm  lang  nach  beiden  Seiten  steil  abfiel  und  oben 
am  Kopfe  ein  Stuckchen  Rasen  trug.  Wie  gross  die  Zerstörungen 
der  Sturmflut  gewesen  sind,  konnte  nur  ein  erneuter  Besuch 
mit  speziellen  Messungen  lehren,  da  alle  Berichte  mir  nur  sagen 
und  sagen  können,  dass  sie  von  sehr  erheblicher  Art  gewesen  seien. 

An  der  Ostecke  der  teilweise  überwehten  Diluvialkämpe  be- 
ginnt ein  Dünengebiet,  das  sich,  anfangs  schmal  und  niedrig, 
immer  mächtiger  entwickelt  und  bei  einer  Maximalbreite  von  l'^km 
Dünenkuppen  und  Wälle,  die  80  und  sogar  40m  übersteigen,  auf- 
weist. Bis  Stolpmünde,  21km  lang,  setzt  dieses  Danenterrain 
auf  dem  rechten  Ufer  zunächst  fort,  bis  es  mit  massenhafter 
Transgression  auf  das  diluviale  Land  vor  den  Abbruchen  des 
Schonwalder  Strandes  in  ein  mit  Diluvial-Abbrüchen  und  Dünen- 
bildungen mannigfach  wechselndes  Ufer  übergeht 

Durch  Wiesen  nieder  ungen  fliesst  die  Olawnitz  aus  dem 
Vietzigersee  zum  Meere  in  einem  künstlich  angelegten  Bette, 
welches  östlich  des  ehemaligen,  noch  hier  und  da  kenntlichen 
alten  liegt.  Die  Erscheinungen  an  der  Mündung  des  Baches,  der 
in  dem,  durch  seine  Serpentinen  im  Dünenthor  blosgelegten  Pro- 
file Sand  und  Torf  zeigt,  wechseln  beständig.  Bald  schiebt  der 
Küsten  ström  die  Barre  nach  Westen,  bald  lagert  er  sie  nach  Ostes 
um,  bald  geht  das  trübe  Bachwasser  dicht  längs  des  Vorstrandes, 
bald  lässt  es  sich  bei  schwächerer  Strömung  als  leicht  gekrümmter 
Bogen  weit  hinaus  ins  Meer  verfolgen.  In  einem,  zuweilen  auch 
in  zwei  Armen  geht  das  Wasser  über  den  Vorstrand,  dann  mnss 
die  Barre  gelegentlich  auch  wieder  geöffnet  werden,  weil  die  See 
die  Mündung  nahezu  verstopft  hat.  Der  Vietzigersee  liegt  gut 
l^m  über  dem  mittleren  Meeresniveau,  so  dass  der  Bach  bei 
niedrigem  Wasserstande  mit  einer  Geschwindigkeit  von  70  bis 
90  Schritten  in  der  Minute  zum  Vorstrand  eilt  und  auf  seinem 
Boden  nur  die  bei  Sturmfluten  hereingeführten  Steine  liegen  lässt. 
An  andern  Tagen  umhüllt  er  sie  langsam  wieder  mit  dem  hinaus- 
geführten Sande  und  erhobt  —  was  man  von  Minute  zu  Minute 
beobachten  kann  —  durch  kleine  gegen  die  Mündung  hin  vor« 
rückende  Miniatur-Barren  das  vorher  erodierte  Strombett.  Durch 
die  Wiesenniederungen  geht  der  Bach  langsam,  ich  habe  bei 
80  Schritt  Geschwindigkeit  im  Dünenthor  weiter  oberhalb  nur 
8  gefunden,  (am  9.  Juli)  indessen,  nach  den  Regentagen,  auch 
kurz  nach  dem  Verlassen  des  Sees  (am  8.  August)  noch  24. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  355 

Zwischen  Jershöft   und   der  Bachmündung  ist  die  Dune  sehr 
niedrig;    die    1881    auf    der    700  m    langen    Strecke    angelegten 
Straucbzäune   waren   nur  spärlich   eingesendet   und   sind,   wie  ich 
höre,    durch  die  Dezemberflut  1883.  grösstenteils  zerstört  worden. 
Die  Dune   liegt  gegen   den  Vorstrand  hin  auf  weiter  Strecke  im 
Abbruch   und  zeigt  auf  demselben  ausgedehnte  mit  Stümpfen  be- 
setzte Torflager.     Im  Osten   der  Glawnitz   sind   die  Dünen   etwas 
hoher,  doch  bleibt  ihre  Entwickelung  zunächst  noch  schwach  und 
die  teilweis   bewaldete  sandige  Niederung  hinter  ihr  ist  flach  wie 
eine  Tenne.     Sie   sieht  wirklich  aus,  wie  reingefegt,   und  augen- 
scheinlich   ist   alles  hier  vom   Küstenstrom  reichlicher  zugeführte 
Material  erst  im  Osten  des  den  Vietzigersee  abdämmenden  Land- 
striches   vom   Westwinde    zu    den    gewaltigen,    hellschimmernden 
Dunenkuppen    zusammengehäuft.     Ein   Teil    dieser   flachen   Sand- 
niederung liegt  auf  Torf,   der   im   Osten   der  Glawnitz  noch    3  m 
tief  unter  dem  Sande  wegen  seiner  vorzüglichen  Qualität  hervor- 
geholt   und    in    3  m   Mächtigkeit  gewonnen   wird,    so    dass   seine 
Grundfläche     beträchtlich     unter    den    Meeresspiegel    hinabreicht. 
Übrigens  finden   sich  in  dem  nach  Osten  an  Breite  zunehmenden 
Alluvialgebiet    vor    dem    Vietzigersee    auch    vereinzelte    diluviale 
Partien.     Ein    kleiner  8  m   hoher   Hügel  mit  einzelnen  Seedorn - 
büschen  liegt  600  m  ostlich  der  Glawnitz  hart  am  Vorstrande  und 
zeigt  5  —  10cm  tief  unter  dem  Seesand  gelben  Lehm;  ebenso  liegt 
Vietziger  Strand  auf  einer  überwehten  Diluvialkämpe.    Im  Terrain 
der    hohen  Dünen    fand   ich   nirgends   diluviale  Spuren   und   ver- 
mute,  dass   die   auf  den   Dechenschen  Karten  mit  der  Farbe  des 
Tertiär    bezeichnete   Ecke    vor   Goershagen   in   Folge   einer   Ver- 
wechslang   mit    der  Lage    von  Jershöft    aufgetragen   worden   ist. 
Auf  dem  Vorstrande   finden   sich  von    der  Glawnitz   ab,   wie   bei 
Kolberg   und   am  Jamundsee,   in   breitem  Bande   die   faustgrossen 
Steine;    vor  dem  Lehmberge  gesellen  sich  ihnen  zwei  grosse,   an 
manchen  Tagen  vom  Sande  bedeckte  Blocke  zu,  die  natürlich  aus 
dem  zerstörten  Material  des  einst  ausgedehnteren  Hügels  stammen, 
dann    zeigt   sich   der   Strand   mit  feinem  Sande   bedeckt,    der   die 
Strauchzäune    hier  verhältnismässig  schnell  umhüllte*)  und  augen- 
scheinlich   junge    gut   gedeihende  Vordünen  gebildet  hatte.     Erst 
hinter    den  Dünen   fand  ich  im  flachen  Bogen  gegen  das  Binnen- 
land   vorspringend   die    Fortsetzung  des   in   der  Nähe  des  Lehm- 
berges  von  dem  Sande  völlig  bedeckten  Steinwalles  wieder. 

Der  Vietzigersee  unterscheidet  sich  nicht  blos  durch  sein  den 
Meeresspiegel   beträchtlich   überragendes  Niveau   und  die  breitere 


*)   An    einigen  Stellen  war  die  zweite  Reihe  in  15  Tagen  um  25  cm 
Bssndet,  die  erste  am  8  cm. 


eingessndet, 


366  Paul  Lehmann: 

(1 — l^km)  Nehrung  von  den  bisher  besprochenen  Seen,  sondern 
auch   durch   seine  äussere  Gestalt  und  seine  Niveau-  und  Tiefen- 
verhältnisse.    Von    W.    nach    O.    5  km    lang    und    im    Maximum 
3^  km    breit,    wird   dieser   See   durch  die   beiden   vorspringenden 
Halbinseln   von  Vietzig   und  Vietzigerstrand ,    sowie   ein  zwischen 
ihnen   auftauchendes   Eiland  und   einen   diese  Punkte  miteinander 
verbindenden   unterseeischen   diluvialen  Rucken  in  zwei  sich  nach 
Norden  resp.  Nordwesten  hin  trompetenartig  erweiternde  Buchten 
getrennt.    Einige  kolossale  Blocke  lagern  auf  dem  winzigen  Eiland 
zwischen  kleinen  Weiden-   und  Brombeerbüschen   und   bilden  die 
Kulmination   des    1  m  tief  unter  den   Seespiegel   hinabtauchenden 
Diluvialrückens.     Vom   Leuchtturm   in  Jershoft   aus   hatte  ich  das 
Inselchen   für   eine  mit  Vietzke   oder  Vietzig   verwachsene  Halb- 
insel  gehalten,   so    völlig  war  das  dazwischenliegende  Gebiet  mit 
Binsen    und    teilweise    auch    mit    Rohr    bewachsen.      Zahlreiche 
Sondierungen  überzeugten  mich  indessen,  dass  Scirpus  nuariHmus 
noch    aus    einem   meterhoch   mit  Wasser  bedeckten    Grunde  auf- 
schlägt.     Steinblocke    lagern    auf   dem    unterseeischen  Grennrall 
nordlich,   und  südlich  der  Insel  und  ganz  nahe  ihrem  Vorstrande 
fuhren   wir  plötzlich  mit  solcher  Gewalt  auf,   dass  meine  Fischer, 
die  sich  —  übrigens  nicht  ohne  Grund  —  ihrer  genauen  Kenntnis 
von   der  Bodenplastik   des  Sees  rühmten,   sich  einen  Moment  mit 
entsetzten    Gesichtern     ansahen.      Nach    Ansicht    der    Fischer  ist 
dieser  Rücken   ein   alter   versunkener  Damm,  auf  dem   einst  das 
Vieh  von  Vietzig  nach  Vietzigerstrand  zur  Weide  hinüberwanderte. 
Diese  Verbindung  konnte  übrigens,  wenn  die  beabsichtigte  Tiefer- 
legung   des  Vietzigersees    vor    sich    geht,    in   Zukunft  hergestellt 
werden    und  dürfte   bei   einer  Vertiefung  der  Glawnitz    um   1  m 
effektuiert  sein.     In  die  Südspitzen  beider  Buchten  münden  kleine 
Bäche.     Durch    die    westliche   zieht   sich,  wie   eine  unterseeische 
Verlängerung  des  Klosterbachthaies,  die  sogenannte  „Ronn"  (Rinne), 
in  der  ich  die  Maximaltiefe  ostlich  von  Neuenhagen  (etwa  in  der 
Kreuzung    Leuchtturm — Vietzig    und    Lanziger  Thurm — Vietziger- 
strand) bei   sehr   niedrigem  Wasserstande  mit  4,5  m  peilte.     Der 
Untergrund    in    der   Rinne    ist   Moder,    zu    dem    sich    der  flache 
sandige  Vorstrand   im  Norden   von  1  auf  2  und  2^m  so  schnell 
absenkt,  wie  der  oft  nicht  einmal  metertiefe  Diluvialrucken. 

Vor  der  Krolowbucht  im  Osten  von  Vietzig  peilte  ich  mehr* 
mals  2,5  m  bei  festem  Grunde.  Nach  Aussage  der  Fischer  fahrt 
durch  denselben  etwa  in  der  Mitte  einer  die  Bucht  abschneidenden 
Linie  eine  etwas  tiefere  Rinne,  welche  nur  die  Breite  einer 
Kahnlänge  hat.  Mir  gelang  es  nicht  dieselbe  aufzufinden.  Gegen 
die  Mitte  des  ostlichen  Beckens  nahm  die  Tiefe  über  moorigem 
Grund  beständig  zu,   bis  ich  etwa  in  der  Mitte  derselben  (genas 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  367 

im  Osten  der  Insel)  eine  Maximaltiefe  von  5,3  m  fand.  Als  ich 
meine  24  Fuss  lange  Kiefer  fest  in  den  Grand  bohrte,  sank  sie 
beinahe  noch  2  m  tiefer,  so  dass  sie  fast  verschwanden  war  und 
erst  mit  einiger  Anstrengung  wieder  hervorgebracht  werden  konnte. 
Weiter  nach  Norden  nahm  die  Tiefe  allmählich  ab  bis  an  den 
schnell  ansteigenden  Vorstrand  der  Nehrung,  auf  der  sich  eine 
Gruppe  von  grossen  Wanderdunen  erhebt. 

Die  höchste  dieser  Dunen  steigt  vollständig  kahl  vom  Westen 
her  mit   einigen  Undulationen    allmählich   zu   der  halbmondförmig 
geschweiften  Kulmination  an,  von  der  sich  der  bogenförmige  Ab- 
hang nach  Osten    unter  einem  Winkel  von  30  Grad  45  m  hinab- 
senkt,  so  dass   die  Kuppe   etwa   30  m    über  der  Basis  und  33  m 
über    dem  Meeresspiegel    liegen    durfte*).     Im  Nordwesten   liegt 
eine  Doppeldune,  deren  Wanderbahn  sich  weit  durch  das  niedrige 
Kapsenterrain  verfolgen  lässt,  während  sich  an  die  höchste  Dune 
nach   einer  feuchten  Niederung  bald  die  Vorläufer  einer  im  Sud- 
westen   ihr    nachruckenden    Dünenpartie    schliessen.      Eine    hell- 
schimmernde  flache  Sandwelle   liegt  im  Sudosten    nicht   fern  vom 
Krolowstrand.    Am  11.  Juli  konnte  ich  alle  Dunenthäler  passieren 
und  fand  nur  stellenweise  den  Sand  feucht,   am  9.  August  waren 
viele  derselben  —  auch  in  dem  westlich  gelegenen  Kupsenterrain 
—  flach  überschwemmt.     Zu  meinem  Erstaunen  wateten  an  einer 
Stelle  die  Schafe  durch  das  flache  Wasser  im  Westen  einer  Wander- 
dune ohne  einzusinken.   Dass  Triebsandbildungen  vorkommen,  horte 
ich  von  meinem  Fischer,  dem  vor  Jahren  eine  Kuh  plötzlich  bis 
unter   den   Hals  einbrach   und   dadurch   der   ganzen  Herde   einen 
solchen  Schrecken   einjagte,    dass   sie  mit  lautem  Gebrüll  ausein- 
anderstob.     Die    niedrigen    mit   Seegräsern   bestandenen   Kupsen, 
die  sich  3 — 4  m  hoch  aus  dem  vorliegenden  Terrain  erheben,  werden 
stellenweise  wieder  von  Sandverwehungen  begraben  und  unablässig 
vom  Winde   umgestaltet   durch  Ausschweifung  ihrer  Flanken   und 
Aufwühlung  von  Lochern  in  der  Westseite  der  Kuppen,  die  dann 
für  Modelle    von   abgestumpften   Vulkankegeln  mit  Kraterbildung 
gelten  konnten. 

Ein  alterer  Mann  in  Vietzigerstrand  wollte  sich  noch  darauf 
besinnen  können,  dass  die  Wanderdünen  beim  Dorfe  gelegen 
hätten  I  Da  die  Karten  aus  dem  Anfang  der  vierziger  Jahre  sie 
bereits  in  erheblicher  Entfernung  zeigen  und  nahezu  das  heutige 
Bild  wiedergeben,  muss  seine  Angabe  auf  Selbsttäuschung  be- 
ruhen   oder    die   Düne    zwischen    1830  und    1840  einen   wahren 


*)  Auf  der  Generalstabskarte  (Sektion  Lanzig)  ist  die  Düne  mit  einem 
geradlinig  verlaufenden  Steilhang  nach  NO.  gezeichnet.  Das  wäre  eine  an 
der  Küste  Hinterpommerns  ganz  exceptionelle  Erscheinung  gewesen. 


368  Paul  Lehmann: 

Dauerlauf  gemacht  haben.  Einst,  heisst  es  im  Volksmund,  hatten 
die  Dunen  bei  Jerghöft  gelegen,  und  daran  ist  soviel  wahr,  dass 
ein  grosser  Teil  dieses  Dunensandes  aus  dem  Jershofter  Ufer 
ausgewaschen  und  vor  Vietziger  Strand  durch  den  Küstenstrom 
abgesetzt  wurde.  Gehort  die  flache  Vietziger  Hütung  mit  lur 
Bahn  dieser  Wanderdünen,  so  müssen  dieselben,  seit  1840  bei 
8  m  jährlicher  Wanderung,  850 — 400  Jahre  im  Marsche  gewesen 
sein,  um  an  ihren  heutigen  Platz  zu  gelangen.  Die  8  m  habe 
ich  nach  Analogie  mit  weiter  ostlich  gemachten  Berechnungen 
gewählt  und  finde  sie  leidlich  übereinstimmend  mit  .der  Angabe 
eines  Fischers,  welcher  meinte,  seit  seiner  Knabenzeit  —  in  zehn 
Jahren  —  wären  die  Dünen  150  Schritte  weitergerückt.  Von 
der  grossten  Düne  habe  ich  mir  in  Abständen  von  10  su  10  m 
Merkzeichen  angebracht,  zweifle  aber,  ob  sie  den  Hirtenbuben, 
die  die  hungrigen  Schafe  auf  die  magere  Weide  fuhren,  entgehen 
werden.  Oberlehrer  Becker  fand  einige  auf,  konnte  aber  danach 
in  zehn  Monaten  kein  merkliches  Vorrücken  konstatieren. 

Die  Vordünen  und  das  dem  Staate  längs  des  Strandes  ge- 
hörige Gebiet  stachen  gegen  diese  Wüsteneien  hier  wie  auf  der 
ganzen  folgenden  Strecke  vorteilhaft  ab  und  zeigten  eine  starke 
Sandanhägerung  bei  prächtigem  Gedeihen  der  Seegräser.  Früher 
müssen  Sturmfluten,  wie  die  in  den  Niederungen  zwischen  den 
Kupsen  ausgebreiteten  Steinlager  beweisen,  mehrfach  weit  über 
den  Strand  vorgedrungen  sein. 

Während  das  Dünenterrain  bis  zur  Mündung  der  Patene  mit 
spärlichen  Ausnahmen  vom  Walde  entblosst  ist,  bedecken  Kiefern 
und  Birken  einen  grossen  Teil  der  von  Torfstichen  unterbrochenen 
Niederungen,  welche  sich  breit  hinter  ihnen  ausdehnt.  Als  ich  auf 
einem  Feldwege  2  km  weit  von  Krolowstrand  nach  Osten  gegangen 
war  und  nun  versuchte,  durch  den  Kiefernwald  nach  Norden  zur 
Düne  zurückzukehren,  musste  ich  von  dem  Versuch  abstehen,  da 
der  Boden  mit  Wasser  durchtränkt  war  und  überdies  der  zwischen 
den  schwach  gedeihenden  Kiefern  üppig  wuchernde  knieholxartige 
Porst  (Ledum  palustre)  das  Fortkommen  erschwerte.  Einen  Kilo- 
meter weiter  nach  Osten  fand  ich  einen  Pfad,  der  mich  in  das 
öde  Dünengebiet  zurückführte,  das  zwischen  15  m  hohen  Kuppen 
breite  Sandverwehungen  und  auch  Sandwälle  zeigte.  In  einzelnen 
Niederungen  stehen  Weiden  und  Kieferngruppen,  kümmerlich 
fristen  auf  den  Sandflächen  einige  Birken  ihr  Dasein*).  Etwas 
besser   wird  das  Bild   längs  des  breiten  Vorstrandes,    da  hier  — 

*)  Eine  Birke  war  längs  des  Stammes  mit  grossen  Knollen  von  Sand- 
stein bedeckt,  die  durch  vorquellenden  Saft  verbunden  waren.  Vor  dem 
Korden  fand  ich  zwei  etwa  0,5  m  hohe  Stumpfe  von  einer  2 — 3  cm  8aad- 
steinkruste  völlig  umhüllt 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  869 

wahrscheinlich  zwischen  1840—  1850  —  Aufforstungen  gemacht  sind. 
Bei  der  Pate  nemun  dang,  welche  die  Gewässer  einiger  kleiner  Seen 
mit  dem  Meere   verbindet,   werden   die  Danen    niedriger  and  die 
Torfstacke  am  Strande  mehren  sich.     Im  Dezember  1883  ist  hier 
ein   Durchbrach    von    90  m  Breite   erfolgt,    der   indessen   in   dem 
dahinter    liegenden    Waldlande    wenig    Schaden     angerichtet    bat. 
Wiesenniedernngen  umgeben  heute,  auch  dort,  wo  die  Generalstabs- 
karte   das    Dünnowsche    Brach    verzeichnet,     die    kleinen    Seen, 
welche  im   grossten  Teil  ihrer  Fläche  Rohrplänen  gleichen.     Mit 
steilem    Abhang    erhebt    sich    1  km    nordlich    des    Muddelsees  za 
40,6  m  Hohe    die  Maddeldäne,    von    der  man  einen  guten  Über- 
blick aber   die  Gegend   geniesst.     Noch  im  Anfange  dieses  Jahr- 
hunderts eine  bedrohliche  Wanderdane,  ist  sie  jetzt,  wie  das  ganze 
sich  zwischen  ihr  and  dem  Meere  aasbreitende  Danenterrain,  be- 
waldet   and    trägt    auf   der    höchsten   Kuppe    zwischen   einzelnen 
buschigen   Kiefern    von    2 — 3  m    Hohe   ein   Triangulationszeichen. 
Gras   and  Strandhafer    bedecken   zwischen   den   zu  ihrem  Kamme 
aufweichenden  Vorposten  des  Waldes  die  Abhänge;  einzelne  wunde 
Stellen    sind    mit   Sträuchern    bedeckt.      Die  Muddeldüne   ist   der 
rechte   Flügelmann   einer   langen   von  SW.    nach  NO.   gegen'  den 
Strand  hin  verlaufenden  Danenreihe,  die  fast  ganz  bewachsen  ist. 
Während  weiter  nach  Westen  nirgends  ein  Vor  rucken  des  Sandes 
aas  dem  einmal  occupierten  Danengebiet  in  die  Niederung  za  kon- 
statieren war,  ruckten  die  Lindower  Danen  mit  hellschimmerndem 
Steilabhang  durch   den  spärlichen  Wald  gegen  den  Weg,   der  im 
Norden  des  alten  abgelassenen  Schwarzsees  nach  Stolpmünde  fahrt. 
Die  Danen  za  beiden  Seiten  von  Stolpmünde  sind  hoch  and 
präsentieren   sich  mit  ihren  zerrissenen  Gipfeln  —  z.  B.  von  dem 
Kopfe    der  Molen   ans   betrachtet  —   als  ein  stattliches  Danenge- 
birge,  aas   dem   einzelne  Gipfel   im  Westen   und  Osten   aber  20, 
ja  bis  über  30  m  Höbe  erreichen*).     Wie  im  Westen  der  Wipper 
der  Schwarzsee    verschwanden    ist,    so   ist  4  km    ostlich   ein  See 
trocken  gelegt,  der  sich  nach  Brüggemann  erst  im  vorigen  Jahr- 
hundert bildete,  als  eine  grosse  Düne  den  Abfluss  des  Grasbruches 
zum  Meere    versperrte.     Jetzt  geht  mit  östlicher  Ablenkung  über 
den   Vorstrand    ein   trabgefärbter  Bach  zum  Meere,   den  man  mit 
vorsichtiger    Vermeidung  von   Triebsandstellen   ohne  Schwierigkeit 
überspringen  kann**). 


*)  Lindowdüne  21,5,  Stolpmünde  I  32,5. 
**)  Zum  ersten  Male  trat  hier  die  weiter  nach  Osten  regelmässige  Öst- 
liche Ablenkung  der  Mündungen  ein.  Sie  ist  bei  dem  vorherrschenden  West 
die  natürliche.  Woher  aber  kommt  im  Westen  die  westliche  Ablenkung, 
Ich  fand  im  Segelhandbuch  für  Stolpmünde  den  ost- westlich  gerichteten 
Kügtenatrom  bei  Winden  von  N.  über  NO.  bis  SSO.  als  den  gewöhnlichen; 
ZeiUchx.  d.  GeMUtch.  f.  Erdk.   Bd.  XIX.  24 


370  Paul  Lehmann: 

Der  4^  km  lange  Strand  «wischen  Stolpmunde  und  diesem 
Bache  bot  manche  sehr  interessante  Erscheinungen.  Etwa  auf 
700  m  ostlich  der  Wipper  macht  sich  bis  über  das  Damenbad 
hinaus  der  Schutz  der  Molen  durch  die  wachsende  Breite  des 
Vorstrandes  bemerkbar.  Dann  folgt,  über  2  km  lang,  bis  zu  einer 
stumpf  vorspringenden  Ecke  eine  Partie,  gegen  die  das  Meer  so 
energisch  vordringt,  dass  sich  überall  alte  Dunen  unterspult  feigen. 
Mehrfach  sind  Profile  blossgelegt,  in  denen  dunklere  Streifen,  hier 
und  da  mit  Baumstammen  untermischt,  zwei-  und  dreimal  mit 
Sandstreifen  abwechseln.  Auf  dem  Vorstrande  senkt  sich  eine 
26  Schritt  breite  Torfschicht  unter  die  Wellen,  welche  «wischen 
den  dünnen  Baumstümpfen  unaufhörlich  spülten  und  naschten. 
Als  einen  Beweis,  dass  das  Meer  nicht  fern  der  Brandung  einen 
tertiären  Untergrund  angreifen  müsse,  sah  ich  die  an  einer  Stelle 
in  betrachtlicher  Zahl  ausgeworfenen  Stücke  eines  blangrinen 
feinen  Thones  an.  Was  das  Meer  auf  dieser  Strecke  nimmt, 
scheint  es  jenseits  der  stumpfen  Ecke  wieder  zu  geben,  denn  bis 
zur  Bachmündung  war  hier  der  Vorstrand  breit,  die  Vordüne 
kraftig  entwickelt  und  die  Sandzufuhr  von  der  See  reichlich.  Eine 
4  m  breite  Sandbank  war  in  einer  Lange  von  410  Schritten  schon 
soweit  gegen  den  Vorstrand  herangeschoben,  dass  nur  noch  eine 
flache  Lagune  von  3  m  Breite  auszufüllen  blieb. 

Bald  jenseits  des  Baches  beginnt  ein  vielfach  von  Dünen- 
bildungen bedecktes  und  stellenweise  auch  vom  Meere  abgegrenztes 
Diluvialufer,  das  sich  zunächst  an  einer  8  m  hohen  von  Dünensand 
bedeckten  Diluvialwand  offenbart.  An  manchen  Stellen  liegen  die 
mit  abgebrochenen  Dünen  wulst-  und  buckelartig  auf  dem  plaiean- 
artig  herantretenden  Diluvialrande,  dann  wieder  bedeckt  ein  wirres 
Dünengebiet  dasselbe  vollständig.  Über  8  m  hohem  Diluviom  war 
einmal  in  dem  ebenso  machtigen  Dünensand  eine  wannenartige 
„  Windkehle tt  ausgerissen,  an  deren  steil  nach  innen  abbrechenden 
Längsseiten  1  m  über  dem  Boden  dunkele  von  Humus  gefärbte 
Schichten  hervortraten,  während  im  darüber  liegenden  Sande  ver- 
rottete Baumstämme  sichtbar  wurden,  aus  deren  einem  ich  den 
inneren  Teil  meterlang  hervorziehen  konnte,   so  dass  der  Stamm 


für  die  Häfen  von  Rügenwalde  und  Kolberg  bedingt  schon  Wind  ans  NW. 
bis  N.  gewöhnlich  westlich  gerichtete  Strömung.  Doch  ist  —  sieht  man  die 
einzelnen  Daten  durch  —  das  Problem  damit  noch  nicht  gelöst  Nach  den 
Detailangaben  für  1882  und  1883  stellt  sich  das  Verhältnis  des  von  West 
oder  von  Ost  kommenden  Stromes  im  ersteren  etwa  wie  8:5,  im  letzteren 
wie  8 :  6.  Immerhin  würde  hiernach  für  die  westliche  Hälfte  eine  vorherr- 
schende östliche  Ablenkung  der  Barren  das  natürliche  sein.  Bei  Bngenwalde 
ist  infolge  der  Küstenrichtung  bei  NW.  oft  keine  Richtung  des  Küstenstrooes 
zu  finden.  Vielleicht  ist  die  Oderbucht  von  Einfluss,  da  in  ihr  erst  bei  >T. 
bis  NO.  wieder  der  kräftigste  Seegang  eintritt. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  37 1 

das  Aussehen  einer  verwitterten  Brunnenröhre  behielt.    Bis  800  m 
ins  Innere   des  Diluvialplateaus   hinein   fand   ich   bei  dem  Kreuz- 
wege von  Weitenhagen,  Altstrand  und  Neustrand  die  letzte,  augen- 
scheinlich   noch    im    Vorrücken    begriffene    Dune    innerhalb    des 
Waldes.      Schmaler    wird    der  Vorstrand ,    hoher   (bis    30  m)    das 
steil    abbrechende    Ufer,    welches    in    den    Korden    die    schönste 
Küstenpartie    ganz  Hinterpommerns    bildet.     Cirken    sind    ausge- 
ratscht, Rinnsale   eingeschnitten;    an  manchen  Stellen  lagen  noch 
die  Schollen    mit  grünenden  Weiden,    Johannisbeersträuchern  und 
den    mit   einigen  Wurzeln   haftenden,   von    der  Brandung  hin  und 
her     gepeitschten    Seedornbusche n    auf   dem    Vorstrande.      Kahle 
Wände,    durch    dunkle,   blaue  Thone   und   einzelne   weisse  Sand* 
streifen  oder  durch  gelben  und  grauen  Lehm  mit  Blocken  unschwer 
als  tertiäre   resp.    diluviale   charakterisiert,   wechseln  mit  prächtig 
bestandenen,   an  denen  sich  blühende  Hollunderbüsche  und  üppig 
rankender  Hopfen  unter  das  Grün  der  auf  grauen  Säulenschäften 
aufragenden  Buchen  mischen.     Zu  einem  Verständnis  der  vielfach 
zerstörten  Schichtenprofile  konnte  ich  bei  einer  einmaligen  Wande- 
rung   nicht    gelangen    und    verweise    auf  die    gerade   bei   diesem 
Küstenabschnitt  speziell  verweilende  Arbeit  v.  dem  Borne's.     Ein 
brauner   Streifen,    der    gegen   Osten    geneigt    ist    und   der,    nach 
Westen  mit  zunehmender  Hohe  allmählich  auskeilend,  auf  dem  ihn 
überlagernden   Sande    noch   Buchen    trägt,    leitet    hinab    zu    dem 
Dunengebiet,  welches  vor  einer  flachen  Wiesenniederung  hinziehend 
den   Gardeschen  See    im  Westen   absperrt.     3  km   weit  zieht  die 
niedrige,  3 — 6  m  hohe  Dune  bis  zu  dem  kleinen,  hart  am  Strande 
gelegenen  Lehmberg,  der  10,2  m  über  dem  Mittelwasser  der  Ost- 
see   den  Triangulationspunkt  Rowe  I   trägt     Das  Material  dieser 
kleinen  Lehminsel  im  Sandmeer,  der  sich  weiter  binnenwärts  bei 
der   alten  Kirche    von  Rowe   noch   eine  zweite  kleinere  zugesellt, 
wird    nicht  bloss   vom  Meere   weggeführt,   sondern   auch  von  den 
Bewohnern    Rowes    (dem  ehemaligen    Wohnsitz   des    Vaters    des 
grossen  Tork)  zum  Bau  ihrer  Häuser  verwendet. 

Rowe  liegt  an  dem  Ausflusse  des  fischreichen*)  Gardeschen 
Sees,  der  eine  nahezu  viereckige  Gestalt  hat  (6  km  lang,  4 — 4,5  km 
breit)  and  im  Osten  die  Lupow  aufnimmt,  welche,  nachdem  sie 
das  freundliche  Schmolsin  am  Fusse  des  Revekol  durchflössen  hat, 
nach  Westen  umbiegt  und  in  den  See  hinein  ein  nicht  unbeträcht- 
liches   Deltaland  von    über    1  qkm   gebaut   hat.     Der  Ausfluss  ist 

*)  Für  die  Fischerei  an  der  unteren  Lupow  zwischen  See  und  Meer 
werden  allein  3000  Mark  Pacht  entrichtet.  Dieselbe  zahlt  ein  langjähriger 
Pächter  —  allerdings  mit  bitteren  Klagen  über  „verfluchte  Steigerung"  — 
doch  natürlich  nur,  weil  ihm  die  Rechnungen  früherer  Jahre  beweisen,  dass 
er  sie  durch  den  Verkauf  der  Aale  und  Neunaugen  aufbringen  kann. 

24» 


872  Paul  Lehmann: 

15 — 20  ai  breit  und  von  sehr  wechselnder  Tiefe;  neben  Aus- 
kolkungen von  5  m  finden  sich  flache,  kaum  vom  Wasser  bedeckte 
Aufsandungen.  Dicht  vor  der  Mundung  wird  das  westliche, 
siemlich  unglücklich  durch  Flechtzäune  geschützte  Ufer  durch  eine 
vorspringende  Kurve  des  Baches  erodiert,  dann  wendet  sich  der- 
selbe über  den  Vorstrand  gegen  Osten»  Die  Fischer  behaupteten, 
es  kamen  Jahre  vor,  in  denen  die  untere  Lupow  nie  eingehenden 
Strom  habe ;  dass  derselbe  in  den  0,7  m  aber  dem  Mittelwasser 
gelegenen  See  zuweilen  mit  kräftiger  Sandzufuhr  eindringt,  be- 
weisen die  beim  Ausfluss  aus  dem  See  von  der  zeitweiligen  rück- 
läufigen Bewegung  aufgebauten  Deltainseln.  Bei  hohem  Wasser, 
mit  dem  Seespiegel  fast  gleichliegend,  überragten  sie  denselben  bei 
meiner  Anwesenheit  um  fast  einen  Fuss.  Neben  der  grosseren, 
auf  den  Karten  allein  verzeichneten  Insel  befand  sich  eine  kleinere 
und,  westlich  von  dieser,  noch  ein  kleiner  Binsen  kam  p.  Dicht 
bei  der  Ausfahrt  zeigte  der  See  bereits  2  m  Wasser  aber  Moder- 
grund, in  den  man  die  Stange  mit  Leichtigkeit  einen  Fuss  tief 
eindruckte.  Gegen  das  Westufer  hin  war  der  See  flach  nnd 
einige  kleine  Binsenkampen,  zum  Teil  durch  losgerissene  Eis- 
schollen abgesetzt,  ragten  aus  dem  Wasser*).  Die  kleine  Insel 
war  von  Binsen  umgeben  und  trug  in  der  Mitte  zwischen  dichtem 
Rohr  einige  grosse  Steinblocke,  die  Reste  von  dem  zum  Bau  der 
neuen  Rower  Kirche  fortgeführten  Lager.  Ringsum  herrschte  bis 
auf  1  m  Tiefe  der  Steingrund  vor,  der  dann  bei  einer  nordöst- 
lichen Fahrt  plötzlich  zu  Tiefen  von  2  m  mit  Moderboden  herab- 
sank. Die  grossten  Tiefen  des  Sees  liegen  in  der  von  NW.  nach 
SO.  gehenden  Diagonale  (Rowe-Garde  oder  Lupowmündung)  und 
wachsen  in  derselben  von  2  m  bis  zu  3  m  im  Norden  von  Rotten. 
Die  Nordostecke  des  Sees  ist  die  flachste  und  hat  weit  hinein 
sandigen  Untergrund  mit  1  und  l%m  Wasser.  Untiefen  liegen 
übrigens  dicht  an  den  tiefsten  Stellen,  im  Nordosten  der  Insel 
wühlte  der  2  Fuss  tiefgehende  Kahn  einmal  im  Kielwasser  den 
Schlamm  auf,  und  in  der  Richtung  von  der  tiefsten  Stelle  auf 
Rotten  zu  fuhr  er  sogar  einmal  auf.  Die  Ufer  werden  im  W.  und 
SW.  von  Wiesen  gebildet;  von  dem  Diluvialstrande  bei  Garde  aus 
senkt  sich  ein  mit  Steinen  bedeckter  Boden  unter  den  Seespiegel. 


*)  Vielleicht  waren  es  ähnliche  Erscheinungen,  die  den  E.  Labin  ver- 
anlassten, in  dem  Gardeechen  See  eine  Keine  von  Eilanden  %a  seichnen. 
Diese  Rohr-  und  Binseninseln  wechseln  mit  den  Eisgangen  oft  von  Jahr  « 
Jahr  ihren  Platz,  treten  neu  auf  nnd  werden  an  anderen  ßtellen  völlig  »er- 
stört. Die  vom  Westwinde  gegen  den  Ostrand  des  Sees  gedrängten  Bis- 
schollen pressen  auch  hier  das  Ufer,  nnd  wahrscheinlich  ist  hierdurch  dfc 
Ablenkung  der  Lupow  gegen  Süden  hin  bedingt  und  die  Gestalt  der  Deltt- 
kontouren  beeinflusst 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  373 

Dass  in  dem  nach  Osten  an  Breite  wachsenden  Dunenterrain, 
welches  den  Gardeschen  See  im  Norden  begrenxt,  diluviale  8tucke 
verborgen  liegen,  glaube  ich  nach  der  Beschaffenheit  der  von  mir 
naher   untersuchten    Teile   nicht,    mochte   aber  die  Rowebank   als 
Rest  unterspulter  oder  «erwählter  Diluvial massen  ansehen*).     Die 
Breite  der  Nehrung  beträgt  bei  Rowe  kaum  einen  km,  der  Vor- 
strand rechts  neben  dem  Ausfluss  ist  sehr  breit  und  hat  viele  im 
Abbruch  liegende  Dunen.    Die  Sturmflut  vom  November  1872  hat 
hier   viel    wegrasiert   und  am   Vorstrande   auch   die   Spuren   alter 
Torfstiche    «um    Vorschein    gebracht.     Die    Strandbilder    auf    der 
folgenden  Strecke  habe  ich  nicht  beobachtet,  da  die  interessanten 
Dunenphänomene    im    Osten     der   Nehrung    mich   von   demselben 
ablenkten.      Bier    liegen    in    einem    Dunengebiet    von    12 — 18m 
hohen  Kuppen  (Rowe  II  und  Garde  II)  staffelformig ,   wie  grosse 
Scheibenstande,  die  Bahnen  mehrerer  Wanderdunen  nebeneinander. 
Die    kleinste    liegt    8 — 400m    breit  im   Süden,    dann   folgen   die 
kleine   and  die  grosse  Latsche.     Letztere  endet,   fast    1km  breit, 
an  der  grossen  Wanderdune,  welche,   30m  mächtig,   an  der  Zu- 
schuttung  des  kleinen  Dolgensees  arbeitet.     Nach  einem  von  Boll 
citierten    Reisebericht    sollte    dieser    See    schon    im    Anfang    der 
40er  Jahre  zugeschüttet  sein;    in   der  That  betrug   seine   Länge 
damals    nach   der  Generalstabskarte   noch    900  m  und  heute  durfte 
dieselbe,    obwohl  im  Westen   der  Sand   und   im    Osten   die  Ver- 
torfung   vorgeschritten    sind,    noch    auf  400 — 500  m   «u  schatten 
sein**).     Im  Norden  und  Süden  des  Sees  scheint  die  Dune  etwas 
schneller  vorgeruckt  zu  sein,  als  gegen  diesen  selbst    Die  mehr- 
fach berichtete   Erscheinung,   dass   Dunen   in  Wäldern   und   Seen 
langsamer  vorrucken,  als  auf  ebenem  Terrain,  beruht  offenbar  auf 
verschiedenen   Ursachen.     Dass  der   Dunenkamm,   wenn    die    be- 
grabenen Waldbäume   aus  ihm  herausragen  und  ihm  so  gewisser- 
massen    eine  Strauchdeckung  gewähren,   vom  Winde  nicht  so  wie 
ein  völlig  exponierter  vorgeschoben  wird,  ist  begreiflich ;  was  aber 
soll    dem    Kamme    vor    einem   Seebecken    einen    grosseren    Halt 
geben?      Die  Verminderung  der  Höhe  durch  das  Hinabsinken  ins 
Wasser  ist  offenbar  nur  ein  leicht  wiegendes  Moment,  die  grossere 
Bündigkeit,   welche   der  das  Wasser  der  Dune  aufsaugende  Sand 
an   der   ganzen  dem  Angriffe  des  Windes  vom  Fuss  bis  zum  Ab- 
hang hinauf  exponierten  Seite  erhält,  scheint  mir  die  Hauptursaohe 
dieses  Phänomens. 

Eigentümlich  ist  der  Anblick,  den  die  verschiedenen  Vege- 
tationszonen   der  Lotschen    gewähren.     Am   Westfuss    der  hohen 

*)  Siehe  Segelhandbuch  der  Ostsee,  II.  Teil,  S.  95. 
**)  Der  Fischermeister  in  Schmolsin  meinte,  es  sei  in  40  Jahren  mehr  als 
die  Hälfte  des  Sees  verloren  gegangen. 


374  Paul  Lehmann: 

Danen  folgt  erst  eine  Region  feuchten  Sandes,  ans  der  unter 
der  Dune  selbst  dnnkle  Baumstämme  und  weiter  gegen  West  hin 
einzelne  Halme  von  Seegräsern  hervorragen.  An  diese  schlieast 
sich  ein  mit  niedrigen,  kleinblättrigen  Weiden  bestandenes  Terrain, 
denen  sich  erst  winzig  nnd  vereinzelt,  dann  in  grosserer  Menge 
Kiefern  beigesellen,  welche,  mit  Birken  untermischt,  die  west- 
lichen, ältesten  Partieen  der  Lotschenbahnen  einnehmen.  Ich 
machte  den  Versuch  ans  diesen  Erscheinungen  annähernd  eine 
Vorstellung  von  der  Marschgeschwindigkeit  dieser  Deinen  zu  ge- 
winnen. In  62  Schritten  Entfernung  von  der  Dünenboschung 
traf  ich  die  ersten  winzigen  Weiden  und  zwischen  ihnen  nach 
weiteren  53  Schritten,  also  115  Schritte  vom  Fuss  der  Dune,  eine 
kleine  7jährige  Kiefer.  Eine  15jährige  Kiefer  fand  ich  weiterhin, 
225  Schritte  vom  Fuss  der  Dune  entfernt.  Es  hatte  die  Dune 
also  mindestens  8  Jahre  gebraucht,  um  115,  und  16  Jahre,  am 
225  Schritte  vorzurücken.  Es  ergab  sich  daraus  im  günstigsten 
Falle  ein  jährliches  Vorrücken  um  14 — 15  Schritte  oder  9  m. 
Da  nun  die  Länge  der  grossen  Lotsche  1840*)  2200  m  betrug, 
so  muss  die  Düne,  um  diese  Strecke  zurückzulegen,  bei  annähernd 
gleicher  Geschwindigkeit  244  Jahre,  also  seit  1596  gewandert 
sein.  Dabei  ist,  trotz  der  Einsetzung  der  grosstmoglichen  Ziffer 
für  die  Geschwindigkeit,  die  Zeit  der  ersten  Dünenbildung  nicht 
mitgerechnet  und  der  Umstand  unberücksichtigt  geblieben,  dass 
das  Westende  der  Lotschenbahn  nicht  blos  von  neuen  Stranddünen 
oecupiert  ist,  sondern  vielleicht  seinen  Anfang  in  Gegenden  nahm, 
die  heute  schon  vom  Meere  weggespült  sind.  Jedenfalls  wird 
man  mir,  denke  ich,  zugestehen  müssen,  dass  der  Ursprung  dieser 
Wanderdünen  mindestens  bis  ins  16.  Jahrhundert  zurückreicht 

Nicht  fern  vom  kleinen  Dolgensee  liegt  2^  km  lang,  in  der 
Westhälfte  400  m,  in  der  ostlichen  bis  800  m  breit,  hinter  machtigen 
Dünen  der  grosse  Dolgensee.  Offenbar  hat  sich  die  Gestalt  dieses 
Sees  vielleicht  erst  im  Laufe  der  letzten  Jahrhunderte  betrachtlich 
verändert.  Seine  Umrisse  waren  einst  die  eines  länglichen  Ovals. 
Eine  mächtige  Wanderdüne,  deren  westlicher  Flügel  heute  als 
helle  Kuppe  über  dem  das  Nordufer  mit  dunklem  Bande  um- 
rahmenden Waldstreifen  emporragt,  hat  den  See  von  der  nord- 
westlichen Seite  aus  vielleicht  zum  vierten  Teile  zugeschüttet  und 
bildet  mit  den  versunkenen  Sandmassen  die  in  den  See  vor- 
springende Halbinsel.  Eine  zweite  Dünenwelle  mit  38  m  Hohe 
ist,  als  ein  1200m  langer  Kamm,  der  ersten  gefolgt  und  rückt 
mit  ihrem    rechten  Flügel  gegen   die   flache  Halbinsel   vor.     Der 


*)  Gemessen  auf  der  Generalstabskarte  von  der  Däne  vor  dem  „G"  des 
Namens  „Gross-Lötsche"  bis  an  den  Ost  fuss  der  Düne. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  375 

See  ist  für  seine  Grosse  tief  und  erreicht,  obwohl  sein  Niveau 
so  niedrig  ist,  dass  sich  vom  Lebasee  ans  der  Stau  der  Ostsee 
bis  in  ihn  hinein  fahlbar  macht,  im  ostlichen  Teile  dicht  vor  der, 
Aufschüttung  3  m.  Dieselbe  Tiefe  findet  sich  auch  in  der  schma- 
leren Westhälfte  gegen  die  Danen  and  das  Meer  hin,  während 
die  ganze  Südhälfte  sich  flach  zu  V£  and  1  m  erhebt.  Der 
Untergrand  ist,  abgesehen  von  den  frischen  Sandeinschüttungen 
im  Gross-  and  dem,  im  Maximum  fast  2  m  tiefen,  Klein«  Dolgensee 
mit  Moder  bedeckt*). 

Auf  fast  56  m    hoher  Dane  erhebt  sich  der  Leuchtturm  von 
Scholpin.      Mühsam  ist  die   Festlegung  dieser  höchsten   Wander- 
düne des  ganzen  Pommerlandes  gewesen.     Die  obere  Fläche  nm 
den  Fuss   des  Leuchtturmes  ist   zum  Schatze   gegen  Windansrisse 
mit   Ziegelsteinen    bedeckt    worden.     Ein  Bohlengang    führt    von 
dem  am  Rande  von  Dünen  and  Wiesenniederang  gelegenen  Wärter- 
häuschen   auf   die  Hohe,    umgeben    von    einigen  Reihen    kleiner 
Weidenstechlinge    and    kümmerlicher   Kiefern.      Gegen   SO.    fällt 
die  hohe  Düne   mit    halbmondförmiger  Ausschweifung   steil    ab  in 
eine   Wald-,   Wiesen-   und  Sumpfniederung,   die   steh   im   Westen 
des  Lebasees  bis  gegen  den  über  Scholpin   aufragenden,    115m 
hohen  Revekol  ausdehnt.     In  zwei  weissschimmernden  Bahnen  ist 
weit    hinein    in    die   Niederung    von    den    noch    nicht  befestigten 
Teilen    der   Leuchtturmdüne    der  Sand   geweht,    die    dadurch  auf 
ihrem  Racken    za    beiden   Seiten    des    mühsam    und   spärlich   be- 
pflanzten höchsten  Teiles  Verluste  erlitten  hat.    Der  Absturz  einer 
ihr    nachgerückten    und    teilweise    mit    ihr  verbundenen  Düne  ist 
gegen  Westen  hin  wund,  wo  ihr  rechter  Flügel  die  vor  ihr  lagernde 
Leuehtturmdüne  noch  nicht  erreicht  hat,  so  dass  eine  Einbuchtung 
von  der  Niederung  aus  in  das  Dünengebiet  führt**). 

Von  der  Hohe  des  Leuchtturms  (75  m)  übersieht  man  das 
ganze  Dünengebiet  der  sogenannten  kleinen  Wollsäcke.  Jenseits 
der  kleinen  Dolgen  schimmert  hell  weiss  der  Kopf  der  ihn  be- 
drohenden Wanderdüne  vor;  mit  sehr  spärlicher  Grasnarbe  bedeckt 
erheben  sich  die  über  30  m  hohen  Dünenzüge ,  welche  vor  dem 
Gross- Dolgensee  liegen,  aus  dem  Waldmantel,  der  seit  vierzig 
Jahren    die  Niederungen   zwischen  ihren  Kämmen   und  dem    sich 


*)  Die  Tiefenangaben  von  beiden  Seen  verdanke  ich  dem  Herrn  Fisch- 
meister in  Schmolsin ,  der  mir  dieselben,  als  ich  mich  beim  Gross-Dolgensee 
ungläubig  oeigte,  mit  grosser  Lebhaftigkeit  an  seinem  viele  Winter  hindurch 
gehandhabten  Aalspeer  vordemonstrierte  und  mir  gestattete,  an  demselben 
mit  meinen  ihm  ungeläufigen  Metern  und  Centimetern  Mass  zu  nehmen. 

**)  Die  Darstellung  auf  der  Generalstabskarte  passt  somit  noch  völlig 
für  die  Jetztzeit,  nur  der  westliche  Fuss  der  Leuchtturmdüne  ist  gegen  die 
Einbachtang  hin  etwas  zu  stark  schraffiert 


376  Paul  Lehmann: 

längs  des  Seestrandes  hinsiehenden  Kupsenterrain  bedeckt.  Nach 
Osten  hin  folgt  der  Blick  der  öden  Nehrung  vor  dem  Lebasee. 
JDas  Weiss  der  20  and  30  m  hohen  Wanderdünen,  die  wellenartig 
eine  der  andern  folgen,  aberwiegt;  nar  die  höchste  Kappe,  welche 
in  der  Ferne  als  Kulminationspunkt  der  Nehrung  anfragt  (37  m), 
erhält  .durch  einzelne  Büsche  von  Ammophila  arenaria  ein  ab- 
weichendes Aussehen.  Längs  des  Lebasees,  der  von  einem  Binsen- 
kranze umfasst  ist,  zieht  zwischen  Wasser  und  Dunensand  ein 
mehrfach  unterbrochener  schmaler  Waldstreifen  hin.  Im  Dünen- 
gebiet  und  nach  dem  Meere  zu  ist  dieses  an  Öde  in  Deutschland 
unübertroffene  Gebiet  ganz  unbewohnt,  auf  der  dem  Lebasee  en- 
gekehrten Seite  liegen  einige  Fischerkathen.  Bei  einer  Länge 
von  19  km  beträgt  die  Breite  der  Nehrung  bei  dem  Fischerhäas- 
chen  „Jtambe"  1  km  und  stellenweise,  wo  sich  das  Sampfland  aof 
der  Binnenseite  etwas  erweitert  oder  eine  Dune  mit  dem  rechten 
Flügel  in  den  See  gewandert  ist,  noch  etwas  mehr,  auf  den 
letzten  8  km  aber  bedeutend  weniger. 

Die  Dunenphänomene  gehören  zu  den  interessantesten  des 
ganzen  Küstengebiets.  Zuweilen  erhält  das  Landschaftsbild  in 
seiner  Öde  einen  grossartigen  Zug.  Der  mir  früher  so  hyper- 
bolisch klingende  Vergleich  des  Dunenschnees  mit  dem  der  Firn- 
felder drängte  sich  mir  mehrmals,  wenn  ich  nichts  als  den  blauen 
Himmel  und  die  weissen  windgefegten  Dunenabhänge  sah,  unwill- 
kürlich auf.  Wie  mit  einem  weichen  Flaum  erscheinen  die  blen- 
dend weissen  Abhänge  ubersponnen  wegen  der  in  der  Sonne 
funkelnden  Sandkornchen,  die  unablässig  über  sie  hinfliegen;  jede 
Schätzung  von  Distanzen  hört  auf. 

Bei  den  Bulenbergen,  die  sich  der  vor  der  Westecke  des 
Sees  gelegenen  Bruchniederung  nähern,  erfolgte  im  Jahre  1874 
ein  beträchtlicher  Erdrutsch  auf  der  Binnenseite  der  Dune.  Er 
hat  mit  Erdbebenerscheinungen,  wie  man  vermutete,  nichts  zu  thnn, 
sondern  erklärt  sich  einfach  dadurch,  dass  die  schwankende  Unterlage 
dem  Drucke  der  anrückenden  Sandmassen  nachgab.  In  den 
dreissiger  Jahren  hatte  sich,  wie  mir  Herr  Amtsvorsteher  Gädtke 
in  Leba  mitgeteilt  hat,  in  den  Eulenbergen  einmal  ein  Spalt  in 
der  hohen  Dune  geöffnet,  der  so  tief  war,  dass  der  damalige  Be- 
sitzer von  Schmolsin  mit  zusammengebundenen  Bohnenstangen  den 
Grund  nicht  erreichen  konnte.  Naturlich  ist  von  diesem  momen- 
tanen, ebenfalls  aus  dem  Nachgeben  des  Untergrundes  zu  er- 
klärenden Auseinanderklaffen  der  Dünenmasse  nichts  mehr  zu  sehen. 

Zuweilen  erinnern  die  Bahnen  der  Wanderdunen  an  die 
„  Lotschen  tt;  meist  sind  die  nachfolgenden  Wellen  zu  schnell  nach- 
geruckt ,  so  dass  die  Staffel-  und  coulissenformig  hintereinander 
gereihten,  alle  von  SW.  nach  NO.  gerichteten  Dunenkämme  einen 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  377 

geschlossenen  in  der  Firstlinie  undnlierenden  Zog  bilden,  dessen 
Sättel  die  Verbindung  zweier  Sandwellen  andeuten.  Die  Wander- 
danen haben  in  den  letzten  fünfzig  Jahren  noch  an  Terrain  ge- 
wonnen nnd  sind  völlig  kahl.  Eine  ans  der  weissen  Fläche  her- 
vorragende armdicke  Birke  wurzelte  wohl  auf  einer  älteren,  ein- 
gesandeten  Eupse  und  hatte  so  trotz  der  fortwährenden  Sandan- 
wehung  ihre  Existenz  gewahrt.  Fast  gespenstisch  ragen  aus  den 
flachen,  etwa  500  Schritt  breiten,  westlichen  Böschungen  der 
"Wanderdünen  hier  und  da  die  Spuren  einer  alten  versandeten 
Dune.  Unter  der  schwarzen  Decke  zeigt  sich  der  Sand  meist 
von  dem  durchsickernden  Wasser  bräunlich  gefärbt  und  fest  zu- 
sammengebacken. Hier  und  da  stand  auf  dem  dunklen  Boden 
ein  schwarzer  Stubben ,  an  manchen  Stellen  war  die  schwarze 
Decke  bereits  grösstenteils  zerstört  und,  von  dem  Winde  durch 
Rillen  nnd  Kolke  gefurcht,  nur  der  bräunlich  gefärbte  Sand  als  feste 
Bank  stehen  geblieben. 

Wo  die  Nehrung  ihre  Maximalbreite  erreicht,  liegt  dicht  am 
Rande  eine  über  20  m  hohe  Dunenpartie  mit  wildzerrissenen  Kuppen 
im  Abbrach,  so  dass  sie  wie  ein  Kap  erscheint.    Auf  der  Hohe  waren 
grosse  Espen  eingesandet,  12  von  ihnen  waren  bereits  abgestorben 
und  schauten  nur  noch  mit  ihren  Kronen  hervor,  drei  andere,  durch 
ihre  Vordermänner  vor  dem  heftigen  Sandanflug  geschützt,  waren 
trotz  der  hohen  Versandung  noch  grün.     Als  ich  dem  E^amm  der 
Wanderdune  ein  Stuckchen  gegen  SO.  hin  folgte,  stand  ich  plötz- 
lich   zwischen  den  Kronen  absterbender  Bäume  und  blickte  hinab 
in  einen  Wald  8 — 12m  hoher  Kiefern,  Espen  und  Erlen,  gegen 
die  das  Verderben  heranruckte.     Nach  einer  Rekognoszierung  des 
Strandes  wandte  ich  mich  binnen  warte  in  das  Terrain  der  Wander- 
dünen, welche  auf  der  Karte  mit  „Am  Maddewins"  und  „Bei  Alt- 
Lonske  a  bezeichnet  sind.   500  Schritte  stieg  ich  dem  Westabhang  der 
ersten  Wanderdune  gerade  hinan,  vorüber  an  einigen  alten  Stämmen 
und  Resten  der  alten  Walddune,  die  wie  verwitterte  Schichtenkopfe 
spitz    aus   dem    Sandfelde  hervorschauten.     Durch   ein  halbmond- 
förmig   gebogenes  Dunenthal,    von   dessen  Grunde   aus  sich   dem 
Auge   nichts  als  weisser  Sand  und  blauer  Himmel  zeigten,  ging  ich 
empor    cur  letzten  kahlen  Kuppe,   dicht  vor  dem  Platz  Rumke  I. 
Bei  einer  Umschau  präsentierten  sich  mir  die  Dunenkämme,  welche 
ich  vom  Leuchtturm  aus  zum  ersten  Male  überblickt  hatte,  in  um- 
gekehrter Ordnung  mit  total  veränderter  Physiognomie.     Statt  der 
flachen,   westlichen  Böschungen  zeigten  sie  sich  hier,  unterbrochen 
von  den  in  einigen  Niederungen  ausgebreiteten  Waldparzellen,  mit 
den  steilen,  gegen  Ost  und  Sudost  gerichteten  Abhängen.  Da  dieselben 
bereits   im  Schatten  lagen,  markierten  sie  sich  gegen  den  weissen 
Kamm  noch  besser.    Übrigens  beginnen  die  30 — 35  Orad  geneigten 


378  Paul  Lehmann: 

Partien  nie  unmittelbar  unter  dem  Kamm;  der  breite,  flache  Rucken 
senkt  sich  anfangs  ganz  allmählich,  und  erst  dann  rieselt  der  Sand, 
dem  Stoss  des  Windes  entzogen  und  nur  dem  Gesetz  der  Schwere 
folgend,  langsam  herab.  Ich  zahlte  9  solcher  Steilabhänge  und  wandte 
mich  dann  über  jene  Niederung  hinweg,  welche  hinter  Rumke  I  noch 
die  Lage  des  Kanals  andeutete,  durch  den  der  Lebasee  im  vorigen 
Jahrhundert  eine  schiffbare  Verbindung  mit  dem  Meere  erhalten 
sollte,  zu  der  letzten  in  der  Reihe  der  Wanderdunen.  Obwohl 
an  Hohe  hinter  ihren  westlicheren  Schwestern  zurückbleibend,  stellt 
sie  sich  noch  als  eine  Sandwelle  von  750  Schritt  Länge  dar.  156 
Schritte  von  ihrem  Westfusse  waren  die  ersten  kleinen  Weiden, 
und  von  diesem  breiten  Streifen  waren  die  letzten  70  Schritte  gaos 
kahler  von  Feuchtigkeit  gebundener  Sand.  Auch  hier  kamen  Reste 
einer  alten  Düne  zum  Vorschein,  und  es  ragten  an  einer  Stelle 
aus  dem  Kamm  die  Kronen  unlängst  begrabener  Bäume. 

Während  hier  und  da  Kiefern  und  Espen  aus  dem  Binsen- 
grunde vor  der  Düne  schon  mit  erstorbenen  Ästen  emporstarrten, 
war  eine  begrabene  Espe,  deren  obere  Zweige  noch  die  verdorr- 
ten Blätter  trug,  augenscheinlich  erst  im  letzten  Jahre  abgestorben 
und  ein  Paar  tief  eingesandete  Kiefern  sogar  noch  grün.  Bei 
der  einen,  die  durch  drei  bereits  getötete  Vordermänner  gegen 
den  Sandanflug  geschützt  war,  schien  mir  die  Erscheinung  erklär- 
lich, bei  der  zweiten  blieb  sie  mir  unverständlich.  Schon  bei  der 
Versandung  in  der  Nähe  des  Dünenkaps  war  es  mir  aufgefallen, 
dass  frei  vor  der  Düne  aufragende  Birken  bereits  kahl  und  tot 
dastanden,  während  mehr  als  halbbegrabene  noch  grüne  Blätter 
hatten.  Vielleicht  litten  an  allen  Stellen  die  früher  erstorbenen 
Bäume  von  der  Feuchtigkeit  des  nie  ganz  gleichmässig  geebneten 
Untergrundes,  denn  in  der  Lebensfähigkeit  der  Bäume  liegt  die 
Ursache  schwerlich,  da  sich  bei  drei  verschiedenen  Baumarten 
dasselbe  Phänomen  ganz  gleichmässig  wiederholte.  Dasa  im  all- 
gemeinen die  Kiefer  von  dem  Sandanfluge  am  meisten  leidet,  ist 
öfter  konstatiert  und  schien  mir  im  grossen  und  ganzen  durch  die 
Einzel beobachtungen  auf  der  Leba-Nehrung  bestätigt. 

Die  Breite  des  Vorstrandes  wechselte  von  40  bis  zu  120 
Schritten.  Mehrfach  zeigte  er  sich  mit  Rollsteinen  bedeckt,  die 
übrigens  nicht  blos  am  Strande,  sondern  auch  in  den  lang  von 
West  nach  Ost  in  das  Dünengebiet  eingreifenden  Windbahnen  und 
auf  dem  alten  Boden  einer  Wanderdüne  zwischen  Heide  and 
kleinen  Weiden  zum  Vorschein  kamen.  Auf  der  Grenze  vom 
Schmolsiner  und  Lebaer  Revier  wurzelten  im  Vorstrande  alte 
Stubben,  in  grosser  Anzahl  und  von  bedeutendem  Umfange  zeig- 
ten sie  sich  vor  dem  Westende  der  niedrigen  Dünen,  die  das 
Pletkabruch   vom   Meere   abschliessen.     Hier   zählte  ich    dicht  bei 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  379 

einander  28  and  dann  vereinzelt  in  der  Fortsetzung  meiner  Wan- 
derang gegen  Osten  noch  einige  40*).  Während  am  Strande  Torf- 
stucke erschienen,  war  der  niedrige  Boden  des  Pletkabrnches 
vielfach  so  fest,  dass  die  Kühe  aber  den  teilweise  mit  Wasser 
bedeckten  Boden  wanderten*  Vielleicht  ist  es  eine  mit  Sandver- 
wehangen  bedeckte  Torfhiederang;  noch  hinter  ihr  liegen  bis 
18  m  hohe  Danenkappen. 

Das  Danengebiet  setzt  sich  im  Osten  der  Lebamandang  fort 
und  zieht  als  700 — 800  m  breite  Nehrung  zunächst  vor  dem  Sarbs- 
kersee  hin  mit  Sandkuppen,  die  in  den  Punkten  Leba  I,  II  und 
Illf.  18,  11  und  13,1m  über  NN.  liegen.  Bei  Leba  III  treten 
bereits  wieder  höhere  Wanderdunen  auf,  von  denen  die  eine  mit 
dem  rechten  Flügel  bereits  in  den  See  hineingewandert  ist  und 
in  ihn  einen  flachen  „Haken"  vorschiebt,  dessen  Spitze  sich  nach 
der  Ansicht  der  Fischer  in  zehn  Jahren  um  50 — 60  Fuss  ver- 
längert hat.  Auf  1,50  m  senkte  sich  die  Böschung  des  unter 
dem  Seespiegel  liegenden,  frisch  hineingewehten  Sandes  von  10  cm 
Tiefe  auf  Im,  also  um  90cm,  mithin  mit  einer  Böschung**) 
von  31°,  während  sich  bei  1,5  m  Tiefe  bereits  der  augenscheinlich 
von  der  Dune  emporgepresste  Modergrund  zeigte. 

Die  Dunenbildungen  wachsen  gegen  Osten  und  erreichen  vor 
dem    Sassiner  Moor   eine   Breitenentwickelung  von   2  km.     Durch 
dieses  Moor  fliesst  zum  Sarbskersee  der  Chaustbach,  der  einst  aus 
dem  jetzt  trocken  gelegten  Bebrowsee  den  Überschuss  an  Wasser 
mit  nach  Westen  führte.     Vom  grossen  Dolgensee  bis  in  die  Ge- 
gend   des   früheren   Bebrowsees  gehören   alle  Niederungen   hinter 
der  Dune  zum  Flussgebiet  des  Lebasees  und  stehen   allein  durch 
das  Tief  desselben  mit  dem  Meere  in  Verbindung.     Der  Lebasee  ist 
bei  weitem  das  grosste  der  hinterpommerschen  Küstengewässer  und 
nimmt   ausser  den  von  Westen  und  Osten  zugeführten  Gewässern 
des  Danengebietes  vornehmlich  den  durch  ein  auffallend  breites  Thal 
von  Lauenburg  kommenden  Lebafluss  auf.     Allmählich  senken  sich, 
von  steil  geboschten  Hohen  eingefasst,  die  Torfniederungen  gegen 
den    Spiegel   des  grossen  Küstensees,    der  im  Maximum    I6^km 


*)  Dass  man  viele  Eichen  unter  den  Stubben  findet,  darf  nicht  Wunder 
nehmen,  noch  im  vorigen  Jahrhundert  waren  auf  der  Nehrung  Eichen-  und 
Buchenbestände.  Z.  d.  d.  geolog.  Gesellsch.  Bd.  9,  S.  476:  v.  d.  Borne  nach 
dem  Berichte  des  Schmolsiner  Strandvogtes.  —  Vorherrschend  sind  immer 
Kiefern  gewesen  vergl.  z.  B.  für  Nehrung  des  Lebasees,  Pommersches  Archiv 
1786,  S  219.  —  Die  Fichten,  die  dort  erwähnt  sind,  sind  nämlich  Kiefern; 
wären  Fichten  gemeint,  so  würden  wir  „Tannen**  lesen,  und  für  „Tannen" 
vielleicht  „englische  Tannen1*.  Übrigens  variieren  diese  Bezeichnungen  im 
Provinzialismus  Norddeutschlands  mehrfach. 

**)  Nennen  wir  den  Böschungswinkel  «,  so  ist  tg.  a  =  90: 150  =  0,6; 
lg.  tg.  a  =  0,778  mithin  a  =  30°  50'. 


|  880  Paul  Lehmamn: 

i    ■ 

lang  und  bis  8  km  breit  ist  Da  mir  von  einigen  Fischern  schier 
unglaubliche,  weit  über  die  Depressionen  der  grossen  Haffe  hin- 
ausgehende Angaben  aber  die  Tiefenverhältnisse  dieses  Knsten- 
sees  gemacht  wurden,  so  unternahm  ich  eine  längere  Fahrt  kreos 
und  quer  über  den  See,  bei  der  ich  alle  mir  nach  der  Konfigu- 
ration der  Ufer  besonders  wichtig  erscheinenden  und  alle  ton  den 
Fischern  als  die  tiefsten  und  flachsten  Stellen  bezeichneten  Punkte 

r  besuchte.     Der  See  gleicht  nahezu  einem  rechtwinkligen  Dreieck, 

dessen  Hypothenuse  an  der  Nehrung  liegt.  In  die  nach  3udosten 
zu  gelegene  Kathete  springen  zwei  nach  NW.  gerichtete  Halb- 
inseln weit  vor,  so  dass  die  Seefläche  in  ein  grosses  und  zwei 
kleinere  Becken  gegliedert  wird.  Die  Tiefenverbältnisse  find 
sehr  ungleich.  Dicht  hinter  der  Dune  fällt  der  Boden  gewöhn- 
lich auf  2  m  schnell  ab  und  senkt  sich  dann,  mit  Moder  bedeckt, 
ziemlich  gleich  massig  von  2^  bis  auf  8  m  Tiefe,  die  sich  fast  in 
der  ganzen  Längenachse  des  Sees  finden,  etwa  dort,  wo  die  Ge- 
neralstabskarte den  Namen  „Lebasee"  verzeichnet  hat  Die  bei- 
den ostlichen  Ausbuchtungen  sind  bedeutend  flacher,  in  der  ersten 
findet  sich  wenig  Moderbildung  und  oft  steiniger  Boden,  in  der 
i  mittleren  erhebt  sich  zwischen  den  beiden  Halbinseln   eine  flache 

Bank,  die  an  einer  Stelle  sogar  das  Mittelwasser  des  Sees  ein 
wenig  überragt.  Vor  der  nach  Sudwest  gelegenen  Kathete  ist  der 
schlammige  Seeboden  flach  und  an  vielen  Stellen  dicht  überwuchert 
von  der  sogenannten  Wasserpest,  die  hier  wie  im  Sarbskersee 
seit  einigen  Jahren  üppig  gedeiht.  Eine  auffallend  tiefe  Rinne 
zieht  vor  der  Spitze  der  beiden  Halbinseln  hin  und  geht  mit  einer 

I  Umbiegung  nach  Süden  noch  über  die  westliche  hinaas.     Tor  der 

westlichen  Halbinsel  ergaben  mehrere  Messungen  5,  6  und  sogar 
6^m  Wasser. 

Der  Sarbskersee,  der  den  sogenannten  Mühlgraben  in  die 
untere  Leba  sendet,  füllt  wie  der  Gross- Dolgen  eine  Mulde  hinter 
den  Dunen  aus  und  gleicht  ihm,  obwohl  er  ihn  an  Länge  und 
Breite  übertrifft  (7,8km  lang  und  1,2 — 1,5km  breit),  in  seinen 
Tiefen  Verhältnissen.  Sein  Boden  ist  meist  mit  Moder  bedeckt, 
doch  fand  ich,  abgesehen  von  den  eingewehten  Sandscharen,  in 
weiter  Ausdehnung  vor  dem  Ausflusse  des  Mühlgrabens  und  nahe 
dem  von  Rohrplänen  und  Erlen  umgebenen  Sudufer  unweit  des 
Pustke-Grabens  auch  Sanduntergrund. 

Im  mittleren  Drittel  wuchs  in  der  Längenachse  des  Sees  die  Hefe 
des  Wassers  von  2^  auf  3^m  und  die  des  durchsunkenen  Moder- 
grundes von  *{  auf  ^m.  Im  Osten  bildete  der  Chaustbaeh  zwischen 
zwei  in  stumpfem  Winkel  auseinandergehenden  Armen,  von  denen 
der  eine  fast  ausgetrocknet  war,  ein  kleines,  schmales  Deltaland. 
Da  der  Bach  durch  eine  schwach  geneigte  Torfniederang  langsam 


Dm  Küstengebiet  Hinterpommerns. 


381 


dahin  fliesst,  nahm  mich  diese  Bildung  Wunder.  Vielleicht  stammt 
sie  ans  der  Zeit,  wo  der  Sarbskersee  durch  Wegränmung  eines 
Mohlen  weh  res  etwas  gesenkt  ward,  wahrend  man  den  Bebrowsee 
durch  Vertiefung  des  Chaustbaches  entwässerte.  Die  flache  Gestalt 
des  Deltas  erklärt  sich  aus  dem  gegen  das  Ostufer  mit  häufigem 
Wellenschlage  und  hin  und  wieder  auch  Eisschollen  andringenden 
Westwind.  Einer  besonderen  Besprechung  sind  die  Erscheinun- 
gen an  der  unteren  Leba  wert,  die  ein  grosses  Gebiet  entwässert 
und  bei  der  tiefen  Lage  des  Lebasees,  seiner  flachen,  oft  über- 
schwemmten Wiesenufer  und  dem  niedrigen  Niveau  seiner  Tribu- 
taire*)  oft  so  kräftig  eingehenden  Strom  hat,  dass  die  Ufer  stark 
angegriffen  werden  und  der  Seesand  weit  hinein  in  den  See  ge- 
führt wird"). 

Die  Tiefe  der  unteren  Leba  wechselt  zwischen  flachen  Sauden 
und  5m  tiefen  Stellen,  der  Ausgang  gegen  das  Meer  hin  ist 
durch  eine  breite  Barre  oft  selbst  für  Fischerboote  gesperrt.  Be- 
sonders kräftig  wird  das  rechte  Ufer,  welches  mehrfach  Profile 
yon  Sand-  und  Torfschichten  zeigt,  erodiert;  eine  Sturmnacht,  wie 
die  vom  Dezember  1888,  kann  hier  Verluste  von  10 — 13  m 
Breite  hervorrufen.  Dieser  mit  verheerender  Gewalt  vom  Meere 
in  den  See  dringende  Strom  ist  neben  den  vom  Westen  anrücken- 


Lebamündung  1 :  7200. 

den  Dunen  die  Hauptursache  von  dem  oftmaligen  Wechsel  des 
Flnssbettes  gewesen.  Auf  dem  ganzen  Westufer  der  unteren  Leba 
findet  man  in  bogenförmigen  Sumpfen  und  tiefen  Teichen  die  Reste 


*)  Bis  in  den  Gross -Dolgen  und  Sarbskersee  macht  sich  der  Stau 
des  Lebasees  fühlbar.  Bei  meiner  Anwesenheit  floss  der  Mühlgraben  mit 
23  Schritt  in  der  Minute,  wÄhrend  die  Bewegung  im  Abfluss  des  Dolgen- 
eees  kaum  merklich  war. 

**)  Eine  kleine  Tiefinsel  ist  auf  diese  Weise  in  40  Jahren  von  15  auf 
30  Morgen  angewachsen. 


382  Paul  Lehmann: 

des  froheren  Flusslaufes.  Die  Strommündung  hat  das  Bestreben, 
sich  nach  Osten  hin  zu  verlegen,  wie  das  besonders  veranschau- 
licht wird  durch  drei  Pläne,  welche  die  Verhältnisse  der  Jahre 
1826,  1856  und  1883  wiedergeben*).  Die  von  SW.  nach  NO. 
vorspringende  Ecke  ist  mit  geringer  nordlicher  Ablenkung  von 
1826 — 1855  um  180m  nach  Osten  geruckt,  so  dass  ihre  Spitze  1855 
bereits  auf  dem  ehemaligen  rechten  Ufer  lag.  Von  1855 — 1883 
ist  ein  auffallendes  Zurückweichen  der  Mündung  zu  konstatieren. 
Das  linke  Ufer  ist  100  m  zurückgetreten,  das  Strombett  ist  weiter 
nach  Osten  hin  geruckt  und  liegt  mit  seinem  linken  Ufer  durch* 
schnittlich  80  m  ostlich  von  dem  rechten  Ufer  des  Jahres  1826. 
In  der  Verlängerung  gegen  das  Binnenland  haben  sich  die  Ser- 
pentinen natürlich  nicht  so  beträchtlich  geändert.  Der  Verlost,  der 
sich  besonders  auf  die  Partien  an  der  Mündung  concentriert,  and 
nach  Westen  und  Osten  hin  an  der  Küste  schnell  abnimmt,  be- 
läuft sich  im  ganzen  auf  fast  8  Hektaren,  wovon  0,86  auf  das  linke 
Ufer  fallen.  Es  ist  dabei  übrigens  zu  beachten,  dass  dieser  Ver- 
lust nicht  einfach  an  das  Meer  abgegeben  ist,  sondern  dass  im 
grossen  und  ganzen  nur  eine  Umlagerung  binnen  warte  stattge- 
funden hat,  da  ja,  wie  erwähnt,  die  Tiefinsel  in  30  Jahren  um 
fast  4  Hektaren  (15  Morgen)  gewachsen  ist. 

Obwohl  Leba  in  alten  Urkunden  häufiger  erwähnt  wird,  er- 
fahren wir  aus  diesen  Nachrichten  **)  über  die  physischen  Verhält- 
nisse dieses  Terrains  nichts  bestimmtes.  Auch  die  Ausbeute  ans 
den  Scriptores  rerum  Prussicarum  ist  gering.  Nach  einem  Bericht 
über  die  Preussenfahrt  des  Grafen  Heinrich  Derby  (nachher  Hein- 
rich IL  von  1399— 1413)***)  ist  ein  Teil  des  gräflichen  Gefolge« 
mit  zwei  Schiffen  de  navi  usque  Lebe  gesandt.  Der  Herausgeber 
bemerkt  dazu  in  einer  Anmerkung:  Leba,  wo  ein  Teil  des  gräf- 
lichen Gefolges  landete,  und  Rixhöft  (d.  i.  das  im  Text  erwähnte 
Koosheine)  wurde*  n  im  14.  und  15.  Jahrhundert  öfter  als  Landungs- 
plätze auch  von  grosseren  Schiffen,  meistens  allerdings  unfreiwillig 
benutzt.  Gerade  die  Erwähnung  von  Rixhöft,  vor  dem  die  Schiffe 
höchstens  vor  Anker  gegangen  sein  können,  beweist,  dass  man  an 
diese  Nachricht  nicht  übertriebene  Vorstellungen  von  der  ehemaligen 
Hafenstadt  Leba  knüpfen  darf. 

Thatsache  ist,  dass  Leba  heute  an  einem  andern  Platze  steht, 
als  am  Ende  des  14.  Jahrhunderts.    Der  Ort  hat  damals  am  linken 


*)  Diese  Pläne  wurden  mir  vom  Herrn  Regierungsrat  Benoit  in  Kö> 
lin  zur  Einsicht  vorgelegt. 

**)  Der  Cod.  Pom.  von  Kosegarten  und  Hasselbach  geht  bis  1253,  der 
von  Dreger    bis  1269.     Bei   Kosegarten  S.  947  wird  im  Jahre  1251  (nach 
Klempin  1252)  der  „lacus  magnus  Lebsco*  genannt/ 
***)  Scriptores  rerum  Prussicarum  II,  S.  789. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  333 

Ufer  der  heutigen  Mundung  gelegen,  wo  noch  heute,  unfern  des 
Meeres,  inmitten  niedriger  Dunen  und  blühender  Weidenroslein  die 
Reste  einer  alten  Backsteinmauer  von  der  Lebaer  Kirche  stehen. 
Nach  einer  von  Brüggemann*)  aufbewahrten  Notiz  wäre  der 
Untergang  des  alten  Leba  in  das  Jahr  1572  zu  setzen.  Er  meldet: 
„Es  ist  aber  dieses  Lebemunde  nach  einer  davon  in  dem  hiesigen 
Stadtbuche,  bey  der  Gelegenheit,  als  das  hiesige  Schustergewerk 
am  2.  März  1642  bat,  ihre  Privilegien  in  das  Stadtbuch  eintragen 
zu  lassen,  aufgezeichneten  Nachricht,  damals  vor  70  Jahren  und 
folglich  etwa  um  das  Jahr  1572  gänzlich  vom  Sande  und  Wasser 
zerstört  worden,  so  dass  jetzt  nur  noch  einige  Überbleibsel  von 
der  gemauerten  Kirche  zu  sehen  sind."  Nach  der  gemeinen  Sage, 
fährt  Brüggemann  vorsichtig  fort,  hätte  die  Stadt  einst  hinter  einem 
grossen  Walde,  eine  Meile  von  der  Ostsee  gelegen.  Dass  von 
den  Häusern  im  Falle  eines  Abbruches  nichts  übrig  blieb,  ist  kein 
Wunder,  noch  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  hatte  Leba  erst 
sechs  mit  Ziegeln  gedeckte  Häuser.  Von  der  alten  Kirche  wurde 
nach  dem  Kirchen visitationsrecess  von  1596,  wo  sie  baufällig  ge- 
nannt wird,  das  Material  zum  Bau  der  neuen  Kirche  auf  dem  rechten 
Leba-Ufer  verwendet. 

Von   einer  Katastrophe   meldet  das  alte  Stadtbuch  von  Leba 
nichts  —  es  ist  nicht  mehr  in  Leba  vorhanden,  sondern  in  Stettin 
—  wohl   aber   geht  aus   einer  Notiz   desselben   hervor,   dass  den 
Lebaern  die  Furcht  vor  Wassergefahr  lange  vor  1572  nahe  gerückt 
war.  In  derWillkühr,  die  sich  die  Stadt  Lebern  ün  de  gesetzet**),  heisst 
es  unter  Nr.  31 :  Ein  jeder,  der  da  höret  die  Sturmglocke  schlagen, 
Es  sey  in  Wasser-  oder  Feuers  Nühten,  der  soll  Einer  den  Andren 
zu  HülfTe  kommen,  es  sey  bey  Tage  oder  bey  Nacht. *     So  wird 
Leba  beim  Andringen  von  Wasser  und  Sand  wohl  allmählich  ab- 
gebrochen und  gerückt  sein,  wie  das  auch  mit  dem  benachbarten 
Dorfe  Rumbke  geschehen  ist***).    Im  Jahre  1857  erhielt  Leba  mit 
dem  labischen  Recht  auch  die  Erlaubnis  „allerlei  Kaufmannschaft 
zu  treiben".     Man  darf  aber  danach  nicht  das  Bild  einer  grossen 
Handelsstadt  konstruieren,  so  wenig,  als  man  aus  den  statistischen 
Angaben    für  den   Seeverkehr   in   deutschen    Häfen  glauben   darf, 
Leba  habe  ün  Jahre  1878  einen  Seehafen  besessen,  da  neun  ange- 
kommene   und  abgegangene  Schiffe    notiert  sind.     Auch  Osseken 
würde   man  dann  heute  als  Hafen  nennen  können,  während  doch 


*)  Siehe  Brüggemann  II.  2,  8.  1045  f. 
**)  Im   Original    steht    „da  man   zehlete  Eintausendt  und  Sieben  und 
Siebentzig"*      Augenscheinlich    fehlt    für    die   Hunderte    die    Zahl  4,    oder 
vielleicht  auch  3. 

***)  Pommersches  Archiv  1786,  Teil  2,  8.  217  f.  „Versandungen  längs  der 
Pommerachen  Küste"  v.  W. 


384  Paul  Lehmann: 

die  Produkte  der  Glasfabrik  bei  ruhigem  Wetter  auf  gani  flachen 
Plätten  hinaas  zum  Schiffe  geführt  werden. 

Die  Hafenverhältnisse  Lebas  sind  jetzt  erbärmlich,  das  waren 
sie  aber  wenigstens  im  vorigen  Jahrhundert  in  ganz  gleicher  Weise. 
1776  grub  man,  um  in  Leba  den  precären  Schiffahrtsverkebr  cq 
heben  und  um  die  —  notabene  das  Meeresniveau  wenig  über- 
ragenden —  Bruche  trocken  zu  legen,  an  dem  bereits  weiter 
oben  erwähnten  Orte  quer  durch  die  Nehrung  den  sogenannten 
Brenkenhofkanal.  Die  an  ihn  geknüpften  Hoffnungen  scheiterten 
kläglich,  und  über  die  Unternehmer  kam  der  alte  Fritz  mit  einem 
Donnerwetter.  Eine  Hochflut  riss  die  Ufer  des  Kanals  auf  beiden 
Seiten  weg  und  über  das  versandete  Tief  bei  Leba  rückte  eine 
—  jetzt  verschwundene,  teilweise  in  die  Wiesen  und  teilweise  durch 
den  Strom  hin  weggeführte  —  Düne  gegen  die  Stadt  vor.  Man 
schloss  den  mit  so  kühnen  Erwartungen  eröffneten  Durchstich  and 
stellte  den  alten  Abfluss,  so  gut  es  ging,  wieder  her*).  Jetzt  ist 
für  Leba  im  Westen  des  heutigen  Tiefs  die  Anlage  eines  Hafens 
beschlossen,  dessen  Bau  —  nach  den  Verhandlungen  im  Abgeord- 
netenhause zu  schliessen  —  in  diesem  Jahre  schon  in  Angriff 
genommen  wird.  Hoffen  wir,  dass  es  unserer  Technik  gelingt, 
ohne  übergrosse  Kosten  den  Wünschen  und  Erwartungen  der 
Lebaer  gerecht  zu  werden.  Mir  will  es  scheinen,  als  müsste  die 
Anlage  eines  sicheren  Hafenbassins  hier  schwieriger  sein,  als  in 
Rügen waldermünde  und  Stolpmünde. 

Der  Kulminationspunkt  jenes  Dünengebiets,  welches  sich  von 
der  Lebamündung  bis  zur  Piassnitz,  34  km  lang  und  bis  zu  1,8  km 
breit,  erstreckt,  liegt  auf  der  fast  43m  hohen  Düne,  welche  die 
22,5  m  hohe  Stilobake  trägt.  Die  Bakendüne  und  neben  ihr  die 
noch  heute  im  Wandern  begriffene  Gensdarm endüne  sind  die 
Hauptrepräsentanten  der  sogenannten  „Grossen  Wollsäcke tt.  Der 
Name  ist  den  hellen  Kuppen  der  Wanderdünen  nicht  unpassend 
von  den  Schiffern  beigelegt.  Während  er  bereits  auf  Seekarten 
aus  dem  vorigen  Jahrhundert  zu  finden  ist,  wird  er  im  Monde 
der  Landbewohner  so  gut  wie  gar  nicht  gebraucht**).  Dass  die 
kleinen  Wollsäcke  mit  der  Scholpiner  Leuchtturmdüne  die  grossen 
Wollsäcke   an   Hohe  und  Mächtigkeit  übertreffen,    mag  beiläufig 

*)  Über  diese  Vorgänge  findet  der  Leser  einen  ausführlichen  Bericht 
von  Boll  a.  a.  O. ;  Sep. -Abdruck  aus  d.  „Archiv  des  Vereins  rar  Freunde  der 
Naturgeschichte  in  Mecklenburg4*  Jahrgang  XIX,  S.  151  f.,  der  zum  Teil  auf 
einem  Aufsatz  in  Hakens  Pomm.  Prov.-Bl.  Bd.  II,  8.  166 f.  beruht.  Aach 
Globus  VII,  S.  284  und  VIII,  S.  155  behandelt  Boll  dieses  Thema. 

**)  So  schreibt  z.  B.  Wolff.,  Ing.-Geogr.  des  grossen  Generalstabes,  in 
einem,  übrigens  ziemlich  massigen  Bericht  „Charakteristik  der  Oberflächen- 
geatalt  Hinterpommerns tt  (Bali.  Studien  VI  S.  128):  die  Schiffer  sollen  diese 
Dünen  ihrer  Gestalt  wegen  die  grossen  Wollsäcke  nennen. 


J 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  385 

erwähnt  werden.  Das  Bild  der  Bakendüne  und  ihres  Vorterrains 
ist  von  dem,  welches  das  Jahr  1840  bot,  etwas  verschieden,  die 
fünf  kleinen  Danenteiche  sind  verschwunden  nnd  wohl  in  den  Jah- 
ren zugeschüttet,  welche  der  mühsamen,  leidlich  gedeihenden  Be- 
pflansang  der  Bakendane  voraufgingen.  Ganz  angebändigt  folgt 
die  Gensdarmendüne  noch  heute  ihrer  Wanderlast  nach  Osten.  In 
der  Nahe  ihres  westlichen  Abhanges  war  in  dem  feuchten  Grande 
seit  zwei  Jahren  zur  Verwunderung  des  Dünen wärters  ein  kleiner 
meterhoher  Cylinder  gelblich  gefärbten  Sandes  stehen  geblieben. 
Die  Entfernung  von  diesem  bis  zum  Fuss  der  Düne  konnte  ich 
nur  abschätzen,  da  mein  Schirm  beim  ersten  Stoss  in  den  Sand 
bis  über  den  Griff  hinabsank.  Habe  ich  die  Entfernung  annähernd 
richtig  auf  20m  geschätzt,  so  müsste  die  Düne  in  den  beiden 
letzten  Jahren  etwa  je  10  m  weitergerückt  sein. 

Bei  der  Wanderang  gegen  den  Strand  hin  durchschritt  ich  ein 
ödes  Dünenthal  im    Nordwesten   der  Gensdarmendüne.     Zwischen 
einzelnen,  schwarzen  Stubben  floss  mit  bräunlich  gefärbtem  Wasser 
und  vernehmlichem  Rauschen  ein  Bächlein,  das  plötzlich  durch  ein 
kleines  Katabothron  im  Sande  verschwand.     Wie  vor  der  Stilobake 
auf  einer  Strecke  von  2  km  die  Dünen  noch  heute  gegen  die  vom 
Cbaustbache   darchflossene   Niederung    vordringen,    so    occupieren 
sie  auch    weiter   nach   Osten   hin   noch   Terrain.     Hell    schimmert 
die  32m   hohe  Lübtowerdüne  aus  einem   Dünencomplex   vor,    von 
dem  erzählt  wird*),  dass  er  in  früheren  Zeiten  den  heute  9m  über 
dem  Meeresspiegel  liegenden  Lübtowersee  so  beträchtlich  landein- 
wärts  gedrängt   habe,    dass    Einwohner    des   gleichnamigen   Ortes 
ihre  Wohnplätze  verlegen  mussten.     Von  den  vier  grosseren  and 
vier  kleineren  Dünenteichen ,  welche  die  Generalstabskarte  hinter 
den  Dünen  bei  der  Ossekener  Ablage  am  Rande  des  „Fichtmoors* 
verzeiebnet,  oder  statt  derselben  finden  sich  auf  dem  neuen  Mess- 
tischblatte (Sektion  Wittenberg)  nur  noch  zwei.     Ein  Vergleich  der 
Entfernungen,   welche   einzelne   Wanderdünen    von   dem    Meridian 
35°  30'  auf  der  älteren  Generalstabskarte   und  den  neuen  Mess- 
tischblättern   zeigen,    führt    zu    einer    guten    Erkenntnis    des   von 
ihnen  innerhalb  40  Jahren  zurückgelegten  Weges.     Bei  der  Lüb- 
towerdüne  erhält  man  für  den  Westrand  375  m,   für  den  Ostrand 
400  m  nnd  für  den  ihr  zur  Rechten  gelegenen  Absturz  gegen  das 
Schnittbrueh  300  m.     Wir  erlangen  damit  für  die  40  Jahre  (1837 
bis  1877)  eine  jährliche  Geschwindigkeit  von  9,3  resp.  10  und  7,5  m, 

26  8 
also    durchschnittlich   —~-   =  8,9  m**).      Ein    annähernd    gleiches 
3 


*) 

**)  Vergl.  hiermit  Berendt:  Geologie  des  kurischen  Haffs,  S.  211  f. 
Zeteehr.  d.  GcmUmIi.  f.  Brdk.   Bd.  XIX.  25 


386  Paul  Lehmann: 

Resultat    ergeben    auch    die    vergleichenden    Messungen    für   den 
„ weissen  Berg"  im  Osten  Wittenbergs,  nämlich  850  m  in  40  Jahren, 
das  sind  durchschnittlich  8,75  m.     Der  Lubtowersee  hat  seine  Lage 
in  dieser  Zeit,   wie  ein  Vergleich  der  Karten  beweist,   nicht  ver- 
ändert, dagegen  mass  der  Meeresstrand  auf  dieser  Strecke  bedeu- 
tende Einbnsse  erlitten   haben.     Ich  erhalte  für  die  Abnahme  des 
Strandes  vor  dem  Lubtowersee  fast  100  m  und  vor  der  Ossekener 
Ablage  sogar  140m,  während  sich  weiter  nach  Osten  vor  Karwen- 
bruch  nur   ein  Verlust  von  40  m    ergiebt  und  näher  nach  Rixhöft 
hin  sogar  noch  weniger.     Mir  schienen  die  Ziffern  so  gross,  da» 
ich  trotz  der  bedeutenden  Bilder  der  Zerstörung,  welche  mir  der 
Vorstrand  zeigte,  der  z.  B.  vor  der  Ossekener  Ablage  ganz  schmal 
war  und  die,  durch  keine  Düne  geschützten,  auf  niedrigem  Sand- 
boden, 2  m  über  dem  Meeresspiegel  stehenden  Kiefern  entwurzelte 
und  trotz  der  Berichte  des  Wärters  der  Stilobake,  dass  der  Strand 
weiter   nach   Osten  hin   stark   angegriffen    werde,    mehrmals   and 
auf   verschiedene   Weise    meine   Messungen    anstellte.     Die  Lage 
des  Lubtowersees  und  der  Ossekener  Ablage  stimmt  von  anderen 
Fixpunkten  aus  gemessen  auf  beiden  Karten,  nur  das  am  Vorstrand 
gelegene  Terrain  bedingt  die  Differenz.    Immerhin  ist  zu  bedenken, 
dass   es   sich  hier  nirgends  um  trigonometrisch  festgelegte  Punkte 
handelt,  wie  z.  B.  beim  weissen  Berg,  und  dass  auf  der  älteren 
Generalstabskarte  schon  lmm=  100  m  ist.    Am  Vorstrande  waren 
vor  den  zerrissenen  Dunenkuppen  des  Jatzkowergebiets  mehrmals 
in  den  durch  Unterspülung  der  Brandungswelle  erschlossenen  Pro- 
filen die  dunklen  Decken  alter  Dunen,   hier  und  da   mit  hervor- 
ragenden Stubben,  sichtbar.     Jenseits  des  sich  im  Triebsand  ver- 
lierenden Lubtowerbaches   waren    10 — 15  m   hohe  Dunen  wie  mit 
dem  Messer  abgeschnitten,  und  vor  der  Ossekener  Ablage  fehlte, 
wie  gesagt,    die   Düne   ganz.      Erst  weiterhin    gegen    Wittenberg 
ward  wieder  eine  gute  Anhägerung  der  Vordune  bemerkbar,  hin- 
ter einem  breiten,  sandigen  Vorstrand,  der  sich  7  km  weit  bis  ra 
Pommerns  Grenze,   an  der  Piassnitz,  vor  dem  im  weissen  Berge 
kulminierenden  Dunengebiet  hinzieht,  das  noch  in  mehreren,  spär- 
lich  benarbten,    wildzerrissenen   Kuppen   20m   überragt.       Hinter 
diesen    Dunen    liegt    das    grosse    und    tiefe  Wierzchudner  Moor, 
welches  sich  ins  Binnenland,    8,5 — 5km  breit,   bis  an   das  Nord- 
ufer des  langgestreckten  Zarnowitzersees  ausdehnt  und  nach  Osten 
hinter  den  Dünen  im  Odargauer  Bruch  und  dem,   seit  dem  Ende 
des  16.  Jahrhunderts  von  einer  holländischen  Kolonie  kultivierten 
Karvenbruch  fortsetzt. 

Der  Zarnowitzersee  gehört  zwar  politisch  nicht  mehr  tu 
Hinterpommern  und  zeigt  auch  in  physischer  Beziehung  einen  von 
demjenigen    der  Küstenlagunen    und   Haffe   sehr    unterschiedenen 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  337 

Charakter,  ist  aber  in  vieler  Beziehung  so  interessant  und  für  manche 
sich  an  die  Geschichte  dieser  Koste  knüpfenden  Fragen  so  wichtig, 
d&ss  die  Darstellung   bei  ihm  noch  etwas  länger  verweilen  mnss. 
Wenn  man  von  Westen  her  über  die  50 — 70  m  hohen,  frucht- 
baren Diluvialrucken  kommt  und  dann  steil  durch  den  Buchenwald 
nach  Nadoll  hinabsteigt,   so  ist  man  überrascht  von  dem  schonen 
Landschaftsbild,  welches  der  7,6  km  lange  und  1,3 — 2,5  km  breite 
See  mit  seinen  waldgesch muckten  Ufern  dem  Auge  darbietet.    Im 
Norden  schimmern  jenseits  des  grossen  Moores,  wie  die  Gipfel  eines 
fernen  Gebirges,    die   Kuppen   einzelner  Dünen,   im  Westen    und 
Osten  erheben   sich    die   steilen  Waldlehnen   über    dem   schmalen 
Ufer,  an  dem,  in  Bäumen  versteckt,  einige  kleine  Dorfer  liegen. 
Der  Schlossberg  im  Osten  senkt  seine  Buchenlehne  von  95  m  Höhe 
unmittelbar   zu   dem   das  Meer   nur   um   1,5  m  überragenden  See- 
spiegel.    Im  Süden  mündet  aus  einem,  von  ähnlichen  Hohen  um- 
rahmten Wiesenthaie   die  Piassnitz.     Der  Vorstrand   des  Sees  ist 
schmal  und  seine  Tiefe  beträchtlich.    Ich  mass  auf  der  Fahrt  von 
Nadoll    auf   das    im    SO.    gelegene   Kartoschin,    500  Meter   vom 
Strande,  nach  einer  sich  allmählich  auf  5  m  absenkenden  Tiefe  schon 
15  m   und  im  SW.  der  Bucht,  nachdem  ich  in  dem  Schnittpunkte 
Nadoll-Kartoschin,  Schlossberg  Rauschendorf  13  m  Tiefe  konstatiert 
hatte,  bis  dicht  nach  Rauschendorf  Jieran  noch  12  und  lim.     In 
der  Mitte  der  Sehne,  welche  die  flach  gegen  den  Schlossberg  vor- 
springende Bucht  bildet,  ergaben  die  Messungen  18  m  und  etwas 
weiter  nach  Norden  14  m  Tiefe,  während  sich  auf  der  ganzen  Fahrt 
vom  Schlossberg  herüber  nach  der  im  Nordwesten  des  Sees  gelegenen 
Mündung  des  Bychower  Baches  anfangs  15  und  dann  durchgehend 
15,3  m  Tiefe  ergaben.     Wie  ich  mich  der  Linie  Reckendorf-Lüb- 
kau  näherte,  stieg  der  Boden  auf  14  und  13,5,  dann  aber  plötzlich 
auf  5,5  m.     Die   nach  Norden   auslaufende  Bucht  nordlich   dieser 
Linie   (etwa  Ziegelei  bei  Reckendorf  und  Zarnowitzer  Kirchturm) 
kt    flach    im   Verhältnis   zu   dem   langen   südlichen   Teil    und   hat 
vielfach  sandigen,  meist  indessen  moorigen  Boden.     Die  den  See 
abdämmenden  Alluvialbildungen  reichen  wohl  bis  hierher  und  zeigen 
damit  eine  Breitenentwickelung  von  6  km.     Ein  Taucher  aus  Leba, 
der  die  Leichen  der  bei  einer  Kirchenfahrt  von  Nadoll  nach  Lübkau 
Verunglückten  aus  dem  See  holen  sollte,  hat  —  wie  mir  von  den 
Fischern  gesagt  wurde  —  die  Tiefe  des  Sees  grosser  angegeben  *) 


*)  Bei  Nachfragen  erhielt  man  von  den  Fischern  die  Angaben  in  Klaftern. 
Diese  Klaftern  sind  noch  nicht  einmal  so  lang,  wie  der  Fischer  spannt,  so 
dos8  kleine  Leute  stets  sehr  übertriebene  Angaben  machen.  Der  eine  meiner 
Fischer  wollte  durchaus  behaupten,  der  See  habe  an  einer  Stelle  11  Klafter 
Tiefe,  das  stimmte  —  als  ich  ihn  seine  Klafter  an  meiner  Schnur  vordemon- 
strieren Hess  —  mit  meinen  15  m  sehr  gut. 

25* 


388  Paul  Lehmann: 

als  sie  meine  Messungen  ergaben,  und  erklärt,  er  versänke  auf 
dem  Boden  vollständig  im  Moder,  während  der  4  kg  schwere  Stein, 
den  ich  an  einer  Schnur  hinabliess,  so  wie  er  bei  15,3  m  den  Grand 
markierte,  trotz  kurzen  Anziehens  und  Nachlasse ns  der  Schnur  nie 
tiefer  sank. 

Der  Verfasser  des  aus  dem  Po  mm  ersehen  Archiv  citierten 
Aufsatzes  versichert,  der  Spiegel  des  Zarnowitzer  Sees  habe  sich 
im  Laufe  der  Zeit  erhöht.  Das  mag  infolge  grosserer  Versandung 
der  Fall  gewesen  sein,  denn  eine  von  Westen  vorruckende  Barre  hat 
die  Mundung  zeitweilig  um  6 — 700  m  nach  Osten  geschoben*).  Heute 
fliesst  die  Piassnitz  durch  das  Moor  5 — 700  m  ostlich  des  allen 
vielfach  gewundenen  Laufes  und  geht,  nach  Durchstechung  der 
Dune,  obwohl  immer  noch  mit  der  Neigung  über  den  Vorstrand 
rechts  auszuweichen,  direkt  ins  Meer.  Die  Fischer  versicherten, 
dass  sich  der  Stau  der  Ostsee  zuweilen  noch  in  rucklaufendem 
Strom  äussere  und  die  kleinen  Inselchen  am  Ausfluss  der  Piass- 
nitz —  obwohl  meist  phytogener  Natur  —  konnten  dies  bestätigen. 
Hier  nahe  dem  Ausflusse  finden  sich  im  Susswasser  des  Sees  aueh 
Flundern,  die  Fischer  erklärten,  sie  seien  kleiner  und  etwas  ver- 
schieden von  denen  in  der  Ostsee,  konnten  mir  aber  den  Unter- 
schied begreiflicherweise  nicht  erklären  und  auch  nicht  am  Objekt 
vordemonstrieren,  da  die  Flundern  fehlten. 

Die  Dunen  vor  dem  Odargauer  Bruch  bleiben  an  Höhe  nnd 
Breitenentwickelung  hinter  den  Wittenbergern  zurück.  Über  die 
Verluste  dieses  Küstenstriches  durch  See  und  Sand  sollen  sich  auf 
dem  Krockowschen  Schlosse  noch  gute  Nachrichten  finden.  Am 
Westende  des  Earvenbruches  erreicht  eine  Dune  noch  18  m,  dann 
wird  sie  vor  den  sorgfältig  kultivierten  Niederungen,  durch  die  sich 
in  zwei  langen  Reihen  die  niedersächsischen  Häuser  Karvenbruchs 
ziehen,  schmal  und  niedrig.  An  der  Reihe,  die  auf  der  Binnen- 
seite liegt,  zeigen  sich  Spuren  einer  alten  Dune.  Bis  hierher  drangen 
1821  —  nach  Krause  —  einmal  die  Wasser  einer  Sturmflut**). 
Jedenfalls  bedarf  die  schwache  Dune  vor  Karvenbruch  ernstlicher 
Schutzmassregeln  zur  Sicherung  des  dahinterliegenden  Landes. 
Noch  fast  6  km  setzt  die  Dune  von  der  Karvenbrucher  Schleuse 
nach  Osten  fort,  bis  sie,  bis  zu  16  m  hoch,  an  das  mit  dem  33  m 
hohen  Habichtsberge  beginnende  Steilufer  von  Rixhöft  stösst.    Vor 


*)  Vergl.  die  Generalstabskarte  nnd  die  Skizzen  in  dem  vortrefflichen 
Buche  von  Krause:  Der  Dünenban  auf  den  Ostseeküaten  Westpreossene. 
Berlin,  Karl  Reimarus  Verlag  (Gropius)  1850. 

**)  In  Karvenbruch  erzählte  man  mir  auch  von  einer  im  Meere  liegen- 
den Stadt!  —  Thatsache  ist,  dass  sich  am  Boden  des  Meeres  bei  ruhigem 
Wetter,  viele  Baumstubben  gezeigt  haben.  Preuss.  Prov.-Bl.  1837,  Bd.  XVIII, 
S.  368. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  339 

dem  Habichtsberge  wendet  sich  die  Czernau  um  ein  ödes,  wind- 
terzaustes  and  hier  und  da  an  das  Kupsenterrain  erinnerndes  Ge- 
biet nach  Westen,  durchfliesst  die  hinter  den  Dunen  gelegenen, 
allmählich  verwachsenden  Ostrauerseen  und  wendet  sich  dann  durch 
die  Dunen  nach  Norden*). 

3  km  setzt  das  Steilufer  bis  zum  Eap  von  Rixhoft  fort.  Die 
Wände,  wie  der  Blick  über  die  Oberfläche  der  Kämpe,  zeigen 
die  Macht  des  NW.  Kurz  vor  Rixhoft  schneidet,  in  zwei  Arme 
schwalbenschwanzartig  gegabelt,  ein  Barranco  bis  nahe  zum  Meeres- 
spiegel herab  in  das  80  m  hohe  Plateau,  zeigte  aber  keine  auf- 
fallenden Veränderungen  gegen  das  auf  der  Generalstabskarte  ge- 
gebene Bild.  Mächtig  schäumte  die  Brandung  über  die  dicht  ge- 
drängten Blocke,  welche  den  Boden  des  Meeres  vor  Rixhoft  mit 
breitem  Walle  umgürten**),  als  ich  durch  das  kleine  im  NO.  ge- 
deihende Buchenwäldchen  zum  Leuchtturm  emporstieg,  an  dem 
meine  Küsten  Wanderung  über  ein  268  km  längs  des  Strandes  hin- 
ziehendes Gebiet  ihr  Ende  erreicht  hatte. 

Der   263  km   lange   Küstensaum   von   der   Dievenowmundung 
bi8  Rixhoft   besteht   auf  212  km  Länge   aus  einer  reinen  Dünen- 
küste, die  auch  in  ihrem  unter  dem  Meeresniveau  gelegenen  Grund- 
bau aus  Alluvialbildungen  aufgebaut  ist.     Nur  14  km  (Hof-Horst, 
Jershöft,    die  Korden    und  Rixhoft)   haben  15 — 80  m  höbe,    steil 
abbrechende  Wände  und  85  km  (die  Sandschellen,  vom  Fritzower 
Kalkbruch  bis  gegen  Hoff;  die  niedrigen,  meist  diluvialen  Ufer  vom 
Torfgraben    im  Osten  Kolbergs   bis   Sorenbohm    und   eine   8%  km 
lange  Strecke   westlich  der  Korden)  ergaben  niedrige,   überwehte 
und  wieder  abgebrochene  Diluvialränder  im  Wechsel  mit  sporadischer 
Dünen  um  säum  ung.    Der  Vorstrand  ist  auf  der  ganzen  Strecke  mit 
Sand   bedeckt,    untermischt   mit   einzelnen  Blocken  und  zahllosen 
kleineren  Steinen,  die  sich  von  Haselnussgrosse  bis  zu  der  eines 
Kinderkopfes  bald  in  breiten  Gerollbändern,  bald  spärlich  verstreut 
am  Dfer    finden.     Die  Breite   des  Vorstrandes,    der  je  nach  dem 
Wasserstand,  Wellenschlag  und  nach  der  Besonnung  an  den  vor- 
a abgehenden  Tagen  eine  feste,  schone  Bahn  bildet  oder  zu  einem 
ermüdenden  Kneten    und  Stampfen  notigt,  wechselt   unaufhörlich 
und   schwankt  selbst  bei   mittlerem    Wasserstand    schon   zwischen 
10  und  100  m***).    Im  allgemeinen  kann  man  sagen,  der  Vorstrand 

*)  Um  den  einen  der  Seen  herrscht  Streit  zwischen  den  Karvenbrüchern 
und  den  Ostrauern.  Das  Gericht  hat  entschieden,  die  Karvenbrücher  schneiden 
Rohr,  die  Ostrauer  daa  Qraa.  Nach  einigen  Jahrzehnten  dürfte  die  Peripherie 
der  K ohrfläche  wohl  bedeutend  verkleinert  erscheinen! 

**)  Unter   den  Steinen  machte  einer  den  Eindruck  eines  versteinerten 
Baumstammes. 

***)  Manche  Stellen  habe  ich  in  der  Detailbeschreibnng  besonders  hervor- 
gehoben.    Es  kommen  ausnahmsweise  selbst  Stellen  mit  120  m  (westlich  der 


390  Paul  Lehmann: 

ist  vor  den  Diluvialpartien  und  den  aus  der  Uferlinie  vortretenden 
stampfen   Ecken    schmal    und    in    den    zurücktretenden   flach  ge- 
schwungenen Bogen  breit,  wachst  aber  im  grossen  und  ganien       | 
von  Westen  gegen  Osten  hin.  ' 

Noch   gl  ei  chm  aasiger,    wie    sich   das  Land  gegen  das  Innere 
hebt,  senkt  sich  der  Meeresboden  unter  dem  Seespiegel.     Die  Ab- 
dachung erfolgt  anfangs  verhältnismässig  schnell.     Die  Strandlinie 
und  Tiefenlinie   von    10  m    liegen   einander  bedeutend  näher,   ala 
die   letztere    mit    derjenigen   von  20  m,    welche  in  der  Oderbucht 
überhaupt   noch   nicht   zu  finden  ist  und  erst  ostlich  von  Kolberg      j 
und  Funkenhagen    einen   annähernden  Parallelismus    mit  der  5— 
7  km  entfernten  Küste  zeigt.     Die   10  m  Linie  hält  sich  in  einem      | 
durchschnittlichen  Abstand  von   1 — 1,2  km,  doch  ist  sie  z.  B.  ost- 
lich   von   Kolberg    bis    fast    auf    3  km,    am    Serbskersee   auf  1,8 
hinausgerückt   und   dagegen  bei  Rixhöft  bis  auf  0,9  km  genähert. 
Daneben  zeigen  sich  vereinzelte  Abnormitäten  wie  vor  dem  Camp- 
see und  der  Nordostecke  des  Vietziger  Sees.     So  wenig  wie  näm- 
lich  das  Meer  es  bis  jetzt  vermocht  hat,   alle  Höfte  zu  zerstören 
und  den  ganzen  Küstensaum  in  eine  Dünenküste  zu  verwandeln, 
wurde  es  mit  der  Einebnung  und  Zerstörung  aller  Diluvialerhöhungen 
auf  seinem  Untergrunde  fertig.     Wie  die  Diluvialkämpen  im  wind- 
bewegten Dünengebiet   erheben   sich   einzelne  steinbedeckte  Dilu- 
vialriffe in  dem  von  der  Brandung  unablässig  hin-  und  hergewirbel- 
ten Sande   des  Meeresbodens.     Wir    haben  also  in  der  Nähe  des 
Strandes  zwei  Arten  von  Untiefen  zu  unterscheiden,  die  unregel- 
mässigen, vereinzelten  Diluvialbänke  (z.  B.  vor  dem  Kampsee  und 
bei  Rowe),  die  das  Meer  noch  nicht  völlig  zerstörte  und  die  längs     I 
des   Ufersaumes   von   seinen  Wellen   aufgebauten  Sandriffe,  nach 
denen   die  Fischer   die   nächsten  Entfernungen   von   der  Küste  zu 
bezeichnen  pflegen.      Diese  Riffe ,   die   sich  als  1  m  hohe  Wulste 
über  dem  flachen  Meeresgrund  erheben,  finden  sich  gewöhnlich  in     ; 
der   Dreizahl   und   bestehen   meist  ans  reinem    Sand,    selten  aus 
Sprenkeln  oder  kleinerem  Geröll.     Die  Riffe  sind  übrigens  weder 
überall  noch  jederzeit  in  der  Dreizahl  vorhanden  und  ebensowenig 
in    ganz  regelmässigen   Parallelzügen   geordnet     Dem    häufigsten 
Wechsel    ist   natürlich  die  Form  des  dem  Strande  zanächstliegeo- 
den  Riffs  unterworfen,    was  man  am  besten  an  der  Verschiebung 
der    kleinen  Sandwulste   über  steinigem   Untergrund   konstatieren 
kann.    Die  Riffe  nähern  sich  bei  einem  senkrecht  gegen  den  Küsten- 
strich   gerichteten  Winde    dadurch,    dass  sie  nach  Art  der  Dünen 

Piassnitz)  und  mit  135  m  vor  Wittenberg  gegen  Oseeken  hin  vor.  Vergl 
Journal  für  Sande,  Landgrenzen,  Tonnen  1877.  H.  3556  im  Hydrograph. 
Amt.  Übrigens  ergeben  sich  ans  dem  Vergleich  des  Journals  mit  meinen 
Reiflebeobachtnngen  oft  kleine  Veränderungen  wahrend  der  lotsten  Jahre. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerafl. 


891 


vorrücken.  Flach  steigen  sie  von  der  Seeseite  an,  dann  senkt 
sich  —  wenigstens  beim  ersten  Riff  —  der  breite  Racken  unter 
einem  Winkel  von  30°  plötzlich  hinab.  Es  geschieht  wohl,  dass 
ein  solches  Riff  mit  dem  einen  oder  dem  andern  Flügel  völlig  gegen 
den  Vorstrand  geschoben  wird.  Springt  der  Wind  um,  fegt  ein 
heftiger  Küstenstrom  längs  der  Küste,  so  verwandelt  er  die  Kon- 
figuration des  Untergrandes  und  ebnet  vielleicht  das  Riff  an  ganzen 
Küstenstrecken  völlig  aas.  Da  meine  Leser  vielleicht  an  der 
Exaktheit  meiner,  überdies  nur  über  das  vorderste  Riff  angestellten 
Beobachtung  zweifeln,  wenn  ich  versichere,  dass  ich  einmal  ostlich 
der  Olawnitz  ein  Riff  binnen  24  Standen  am  einen  Schritt  vor- 
gerückt fand  and  dass  innerhalb  vier  Tagen  zwei  Diluvialblocke 
im  Sande  vor  dem  benachbarten  kleinen  Lehm  berge  zweimal  völlig 
bedeckt,  zweimal  wieder  blos  gespült  waren,  so  gebe  ich  einen  Über- 
blick über  die  Umlagerang  der  Sandmassen,  welche  sich  aas  Pei- 
lungen des  Seegrandes  etwa  400  m  westlich  der  Lebamündung 
ergiebt.  Hier  mass  Herr  Amtsvorsteher  Oädtke  am  16.  März  and 
am  15.  April  1883  in  Abständen  von  5  zu  5  m  die  Tiefen  bis  za 
Entfernungen  von  355  resp.  690  m  von  der  Küste  and  erhielt 
folgende,  mir  gütigst  zar  Verfügung  gestellte  Resultate. 


AhrtAode  in 
Meiern: 

16.  März  0,15 
15.  April  0,23 


10 
0,35 
0,38 


0,45 
0,43 


0,60 
0,44 


0,70 
0,44 


30 
0,80 
0,50 


0,80 
0,60 


40 
0,65 
0,65 


0,45 
0,87 


50 
0,60 
1,06 


0,70 
1,17 


60 
0,80 
1,35 


1,00 
1,54 


70 
1,05 
1,19 


1,25 
1,00 


16.  März 
15.  April 


80 
1,25 
0,89 


0,95 
1,04 


90 
0,95 
1,25 


0,95 
1,40 


100 
1,15 
1,57 


1,48 
1,70 


110 
1,65 
1,85 


1,97 
2,05 


120 
2,15 
2,37 


,25 
2,71 


130 
2,48 
2,90 


2,50 
2,91 


140 
2,55 
2,91 


2,55 
2,91 


150 
2,49 
2,70 


16.  März 
15.  April 


2,57 


160 
2,65 
1,84 


2,70 
1,70 


170 
2,15 
1,79 


1,65 
1, 


180 
1,75 
2,10 


1,97 
2,84 


190 

2,30 
,66 


2,55 
2,91 


200 
2,60 
3,35 


2,90 
3,85 


210 
2,94 
3,96 


2,90 
3,96 


220 
2,90 
3,96 


2,85 
3,96 


16.  März 
15.  April 


230 
2,90 
3,76 


2,89 
3^3 


240 
2,97 
3,00 


2,97 
2,70 


250 
3,05 
2,62 


3,05 
2,58 


260 
3,05 
2,60 


3,05 
2,65 


270 
3,05 
2,75 


3,15 
2,85 


280 
3,15 
2,85 


3,26 
3,00 


290 
3,26 
3,05 


3,43 
3,10 


300 

3,50 
3,25 


16.  März 
15.  April 


3,61 
3,35 


310 

3,61 
3,45 


3,72 
3,50 


3,72 
3,60 


3,85 
3,65 


330 
3,85 
3,75 


3,95 
3,80 


340 
4,05 
3,85 


4,15 
3,r 


908, 


350 

4,15 

,90 


4,15 
8,90 


Die  Ziffern  bedürfen  kaum  einer  Erläuterung;  am  16.  März 
liegt  das  dritte  Riff  auf  165  m  Entfernung  und  am  15.  April,  sicher 
nicht  aus  denselben  Sandmassen  aufgebaut,  auf  255  m.  Die  Tiefe 
von  4,05  zeigt  sich  am  16.  März  bei  350  m  Abstand  erreicht,  vier 
Wochen  später  erst  bei  395  m.  Von  hier  ab  bis  zu  690  m  Ent- 
fernung zeigt  sich  am  15*  April  eine  gleichmässige  Senkung  des 
Meeresbodens  bis  za  6,50  m,  ob  dieselbe  am  16.  schon  vom  dritten 


392  Paul  Lehmann: 

Riff  aus  auch  über  355  m  hinaus  eine  konstante  war  nnd  nicht  in 
weiterer  Entfernung  ein  viertes  Riff  in  der  Bildung  begriffen,  nrass 
leider  dahingestellt  bleiben« 

Denselben  Eindruck  eines  unablässigen  Wechsels  erhält  man, 
wenn  man  die  in  der  Nähe  der  Häfen  von  Jahr  zu  Jahr  aufge- 
nommenen Peilungspläne  vergleicht,  und  zugleich  ersieht  man  aus 
ihnen,  dass  die  Riffe  stellenweise  mit  einander  verwachsen  und  in 
einander  übergehen.  Der  Peilungsplan  von  Stolpm finde  (Juni  1882) 
zeigt  innerhalb  der  5  m  Linie  bis  4000  m  von  der  Westmole  ent- 
fernt drei  Becken  von  über  5  m  Tiefen  zwischen  Stellen,  die  sich 
ziemlich  schnell  von  5  auf  4  und  3  m  erheben,  und  innerhalb  der 
3  m  Linie  analoge  Erscheinungen.  Die  Generalstabskarte,  Sek- 
tion Treptow,  führt  auf  der  Strecke  von  Hoff  bis  Horst  „die  drei 
Riffe  oder  Sandbänke"  an;  Berghaus  (Landbuch  IL  6,  8.  951) 
sieht  in  ihnen  das  Resultat  der  Auswaschungen  an  dieser  Küsten- 
Strecke.  —  Wenn  Heintze  erzählt*),  das  dritte  Riff  sei  ein  Stein- 
riff und  die  Schiffer 'hätten  es  meilenweit  erforscht,  so  ist  er  über 
die  Gestalt  des  Riffes  und  den  Forschungseifer  der  Fischer  wahr- 
scheinlich getäuscht  worden.  Auf  den  Blättern,  welche  die  Re- 
sultate der  1877  zur  Ausführung  gebrachten  Küstenvermessungen 
des  Kapitäns  Hoffmann  zur  Anschauung  bringen,  habe  ich  keinen 
den  Heintze'schen  Notizen  entsprechenden  Zustand  vermerkt  ge- 
funden. Steinlager  kommen  hier  und  da  vor,  werden  aber  bei  den 
Tiefen  des  dritten  Riffs  schwerlich  als  m  eilen  weite  Parallelwälle 
zum  Ufer  gefunden,  sondern  von  den  dem  zurückweichenden 
Strande  nachrückenden  Sandwellen  allmählich  begraben. 

Allgemeine  und  grossere  Veränderungen  der  Plastik  des 
Meeresbodens  habe  ich  durch  einen  Vergleich  der  Hoffmann'schen 
Aufnahmen  mit  den  40  Jahre  älteren,  im  Preussischen  8eeatlu 
niedergelegten  nicht  finden  können.  Ein  völlig -exakter  Vergleich 
wird  übrigens  schon  durch  die  Abrundung  in  Metern  für  die 
neue  und  in  Fuss  und  Faden  für  die  ältere  Aufnahme  erschwert 
Dennoch  —  sollte  man  meinen  —  müsste  eine  Erhöhung  des 
flach  überspülten  Strandes  vor  sich  gegangen  sein,  da  ja  doch 
die  Küste  in  der  entsprechenden  Zeit  noch  immer  Einbusse  an 
ihren  Ufern  erlitten  hat!  Wo  ist  der  aus  Lehm  nnd  Dünen 
herausgewaschene  Sand  geblieben?  Mass  nicht  die  Sandmasse 
der  Strandriffe  wenigstens  grosser  geworden  sein?  Es  ist  mög- 
lich, dass  sich  einzelne  Sandaufhäufungen  am  Meeresboden  finden, 
im  allgemeinen  zerwühlt  und  modelt  die  See  den  neu  oceopierten 
Untergrund  stets  nach  alter  Weise,  so  dass  heute  vielfach  dort 
ein   Riff  zu   finden  ist,    wo   vor   40   Jahren   der  Vorstrand  war. 


*)  Baltische  Studien  XVIII,  S.  108. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  593 

Hat  die  Welle  ihren  Raub  sortiert,  so  kommt  ein  Teil  desselben, 
die  feineren  Materialien,  erst  im  tiefen,  wenig  bewegten  Meere 
schliesslich  snr  Ablagerung;  mit  dem  Sande  spielt  der  Kästenstrom, 
and  dieser  mass  bei  der  vorherrschenden  westöstlichen  Richtung 
notwendigerweise  ein  unwiderbringlich  verlorenes  Quantum  über 
ßixhöft  hinaus  in  die  Tiefen  der  Danziger  Bucht  fuhren,  während 
ein  sweites,  nachdem  es  einmal  auf  dem  Vorstrande  ein  Raub 
des  Windes  geworden  ist,  zur  Vergrosserung  der  Dunen  ver- 
braucht wird. 

Dieser  Prozess    muss,    als    das  Meer    seine   Angriffe    gegen 
seine  Diluvialküste  begann,  weit  erheblicher  gewesen  sein,  beson- 
ders an  den  am  meisten  exponiert  liegenden  Partieen.     Das  ganze 
Material  der  Riffe,  Nehrungen  und  Dünen,  stammt  ja  bis  auf  ver- 
schwindend kleine  Teile   aus   zerstörtem    Diluvium.     Der   Grund- 
bau der  Nehrungen   bildete    sich    im   Schutze    der    die   Strömung 
hemmenden   Uferpartieen   vor   den   von    den  Küstenseen   und  den 
jetzigen  Mooren  eingenommenen  Depressionen  in  der  Weise,  wie 
die   Sandbänke    zwischen    den    vorspringenden    Bahnenköpfen    in 
einem  Strom*)  und  wuchs  dann  bei  niedrigen  Wasserständen  all- 
mählich   unter   dem  Einfluss   einer  spärlichen  Strandflora  und  des 
zwischen   ihren   Halmen   aufbauenden   Windes.      Wenn   nicht  alle 
Nehrungen,  wie  die  vor  dem  Jamund-  und  Bukowersee,  flach  ge- 
schwungene Bogen  zeigen,  so  kommt  dies  daher,  weil  sie  zum  Teil 
noch  heute  ältere  Partieen  um  seh  Hessen,  oder  sich  ursprünglich  an 
derartige  Erhöhungen  (gleichviel  ob  Inseln  oder  Bänke)  anschlös- 
sen.    Die  Steine   auf  vielen  Stellen   des  Vorstrandes  sprechen  ja 
zur  Genüge  für  zerstörtes  Diluvium.     Dieser  Umbildungs-  und 
Umlagerungsprozess   muss  nach  Osten  hin  an  Intensität 
zunehmen,  denn  der  vorherrschende  Wind  weht  hier  über 
grossere  Meeresflächen  und  die  Brandungswelle  ist  stär- 
ker.    Betrachten  wir  das  Küstengebiet,  so  ergiebt  sich,  dass  nfcht 
nur  der  Vorstrand  des  Meeres  hier  breiter  wird,   sondern  dass 
auch    die    Nehrungen    kompakter    sind    und    die    Dimen- 
sionen   der   Dünen    wachsen.     Mit   den   grossen  und   kleinen 
Wollsäcken   können  nur  ganz  vereinzelte  Dünengebiete  weiter  im 
Westen  allenfalls  in  Konkurrenz  treten,  die  Sandkuppen  im  Westen 
der  Regamündung  und  die  Oorshagener.     Für  beide  Komplexe 
erklärt    sich   die  Masse   des  Sandes    aus  dem  reichlichen 


*)  Die  Oder  oberhalb  Breslaus  bietet  bei  niedrigem  Wasserstand  eine 
wahre  Musterkarte  für  alle  Stadien  dieser  Barren-  und  8char-Bildung.  Den 
Einfluss  der  Schwankungen  des  Seespiegels,  die  Bildung  der  Schare  habe 
ich  eingehender  besprochen  in  meiner  Arbeit:  „Pommerns  Küste  von  der 
Dievenow  bis  cum  Darss".  Breslau  1878,  anch  gedruckt  als  Programm: 
„Studien  snr  Ostsee".    Breslau,  Friedrichsgymnasium  1878. 


894  Paul  Lehmann: 

Material,  das  die  Zerstörungen  der  westlich  von  ihnen 
gelegenen,  hohen  Diluvialufer  bei  Hoff-Horst  and  bei 
Je r sh oft  lieferten.  Bei  beiden  zeigt  sich  noch  heute  —  und 
zwar  erst  ostlich  der  Liebelose  resp.  der  Glawnitz  —  ein  starkes 
Wachstum  des  Vorstrandes  und  eine  auffallende  Sandanhägerung, 
ganz  ähnlich  wie  auf  der  kurischen  Nehrung  erst  jenseits  Sarkau 
die  hohen  Dunen  beginnen.  Eine  solche  über  Rixhöft  hinaus- 
gewachsene Nehrungs-  und  Dunenbildung  ist  auch  Heia,  dessen 
Sandmassen  zum  guten  Teil  pommerschen  Ursprungs  sind.  Die 
schmale  Halbinsel  schob  sich  in  eine  weite  und  tiefe  Bucht  hin- 
aus und  erlitt  bei  dem  allmählichen  Zurückweichen  von  Rixhöft 
auf  dem  Vorstrande*)  so  oft  Einbusse,  dass  sich,  ohne  das  Ein- 
greifen der  zum  Schutze  der  Danziger  Bucht  angewandten  Technik, 
wahrscheinlich  der  südostliche  Teil  bereits  als  Sandinsel  abge- 
trennt hätte. 

Absichtlich  ist  bis  jetzt  die  Frage  über  eine  eventuelle  He- 
bung oder  Senkung**)  der  hinterpommerscben  Küste  vermieden 
worden.  Auf  die  Frage  „senkt  sich  die  Küste ?*  oder  anders 
ausgedruckt  »steigt  der  Seespiegel  an  der  Küste?"  kann  ich  nach 
allen  Wanderungen  und  Untersuchungen,  selbst  auf  die  Gefahr 
hin,  eiu  Anathema  über  dieselben  heraufzubeschwören,  nur  ant- 
worten mit  einem  „ich  weiss  es  nicht".  Paschen  hat  für  die  Küste 
Mecklenburgs  aus  Pegelbeobachtungen  eine  Hebung  deduzieren 
wollen***),  Geinitz  noch  jüngst  mit  geologischen  Beweisgründen 
eine  Senkung f).  Quandt  argumentiert,  die  hinterpommersche  Küste 
habe  in  fünf  Jahrhunderten  höchstens  eine  halbe  Meile  (wo?)  ver- 
loren und  daran  könne  man  keine  Schlussfolgerungen  knüpfen  ff), 
Ackermann tff)  dagegen  will  eine  Senkung  konstatieren,  da  die 
Verluste,  welche  z.  B.  die  Stolper  Bank  beweise,  zu  gross  seien, 
als  dass  Brandung  und  Wellenschlag  sie  hätten  bewirken  konneu. 
Da  wir  nicht  wissen,  ob  und  wie  weit  die  Stolper  Bank  den 
Seespiegel  überragte  und  für  Verluste  von  Brandung  und  Wellen- 
schlag in  unbestimmten  Zeiten  gar  keinen  Maasstab  haben,  so  ist 
mit  einer  derartigen  Argumentation  natürlich  nichts  gewonnen. 
Der  Geheimrat  Hagen   senior   kam   zu   dem   Schlüsse,    ans    den 


*)  Auf  Hennebergs  „Grosse  Landtafel  von  Preussen"  von  1576  (auf 
photolithographischem  Wege  reproduzirt  Königsberg  1863)  werden  an  der 
Wurzel  der  sicher  unrichtig  gezeichneten  Nehrung  noch  höhere  Dünen  und 
dazwischen  Wald  verzeichnet. 

**)  oder  in   der  Form  von  Suess,   „Verhandlungen  der  Wiener  geolog. 
Reichsanstalt  1880,  S.  171":  negative  und  positive  Niveauschwanknng. 
***)  In  den  Beitragen  zur  Statistik  Mecklenburgs  III,  S.  233  und  VI,  S.  1. 

f)  Z.  d.  deutsch,  geolog.  Gesellsch.  Bd.  XXXV,  S.  301  f.. 
ftj  Balt.  Studien  Bd.  IV,  S.  1. 
ttt)  Beitrage  zur  physischen  Geogr.  der  Ostsee.    Hamburg  1883,  S.  S8& 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  395 

Pegelbeobachtangen  lasse  sich  bis  jetzt  weder  ein  Steigen  noch 
ein  Fallen  des  Ostseespiegels  beweisen  nnd  Seibt*)  bat  in  einer 
vortrefflichen  Arbeit  nachgewiesen,  dass  die  vermeintlichen  Ergeb- 
nisse am  Swinemünder  Pegel  auf  Beobachtet ngsfehlern  beruhen 
and  dass  sich  für  die  letzten  50  Jahre  absolut  keine  Verände- 
rung im  Mittelwasser  der  Ostsee  ergebe.  Unter  allen  meinen 
Beobachtungen  ist  keine,  die  mich  notigte,  das  Resultat  der  Stu- 
dien Seibts  für  Hinterpommern  abzulehnen. 

Alle  die  Baumstubben,  die  ich  am  Vorstrande  gefunden  habe, 
beweisen  nicht,  dass  die  Küste  sich  augenblicklich  noch  senke 
oder  das  Meer  steige.  Die  Stubben  stehen  auf  Torfgrund,  über 
den  eine  Dune  hinwegging.  Wie  Bohrungen  bei  Stettin  ergeben 
haben,  ist  durch  den  alten  Eisenbahndamm  von  Stettin  nach  Star- 
gard  eine  Torfschicht  von  4,3  auf  1,6  m  komprimiert  worden  und 
an  der  Brücken  Strasse  durch  6,1  m  Sandaufschüttung  eine  andere 
Torf  läge  von  5  m  Mächtigkeit  auf  2,3  m**).  Nun  denke  man  sich 
eine  10 — 20  m  hohe  Dune  gegen  die  bewachsenen  Torfbrüche 
hinter  ihren  Rücken  vorschreitend  und  vergegenwärtige  sich  die 
bei  den  Eulenbergen  erwähnten  Erdrutsche.  Ein  Baumschlag,  der 
auf  einem  3 — 4m  tiefen  Torfgrunde,  in  einem  das  Meeresniveau 
wenig  überragenden  Terrain  wächst,  kann,  wenn  Düne  und  Meer 
vorrücken,  nach  Jahrzehnten  nicht  blos  auf  dem  Vorstrande,  son- 
dern auch  1 — 2  m  unter  dem  Meeresspiegel  wieder  zum  Vorschein 
kommen.  Viele  Stubben  zeigen  deutlich  die  Spuren  der  Axt; 
sie  und  besonders  die  am  Vorstrande  gefundenen  alten  Torfstiche 
würden  sogar  eine  Senkung  in  den  letzten  Jahrhunderten  beweisen. 
Einen  Beweis  für  eine  bis  in  die  Gegenwart  reichende  Senkung 
kann  es  genau  genommen  nicht  geben. 

Dass  die  Deltaerscheinungen  an  der  Pommerschen  Küste 
fehlen,  beweist  noch  keine  Senkung.  Gewiss  muss  ein  Zurück- 
weichen des  Meeres  das  Wachstum  eines  Deltas  beschleunigen 
und  ein  Steigen  kann  dasselbe  unter  Umständen  ganz  verdecken, 
das  Endresultat  richtet  sich  aber  nach  der  Grösse  der  einander 
paralysierenden  Wirkungen,  und  es  wäre  nicht  ausgeschlossen, 
dass  ein  mit  reichlicher  Zufuhr  bedachtes  Delta  trotz  einer  Sen- 
kung wüchse.  In  den  Gardeschen  See  hat  die  Lupow  ein  Delta 
gebaut  and  am  Vorstrande  finden  sich  die  alten  Torfstiche,  da  hätten 
wir  auf  4 — 5  km  Entfernung  Hebung  und  Senkung  nebeneinander. 
Die  Lupow  kann  in  dem  ruhigen  Gardeschen  See  ein  Delta  bauen, 
den  von  den  Eüstenflüssen  mitgeführten  Sand  nimmt  der  Küsten- 


*)  „Das  Mittelwasser  der  Ostsee  bei  Swinemünde"  Public,  des  Königl. 
Preuss.  Geodät.  Instituts  1881. 

**)  Ich  verdanke  die  Angaben  dem  Obermaschinenmeister  H.  Trnhlsen. 


396  Paul  Lehmann: 

Strom *),  der  nach  Bansch  bis  in  Im  Geschwindigkeit  in  der  Minute 
erreichen  kann,  mit  sich  fort  oder  der  Mensch  baggert  ihn  fort  and 
fahrt  ihn  hinaas  in  das  Meer.  Nach  einer  gütigen  Mitteilung  des 
Herrn  Bütow  in  Stolpmunde  sind  dort  im  Sand-Ablagerungs-Bassin 
jährlich  mehr  als  20  000  kbm  Sand  durch  Baggerung  gefordert  wor- 
den**). Wenn  mir  eine  gegenwärtige  Senkung  der  hinterpommer-. 
sehen  Rüste  als  unbeweisbar  und  wenig  wahrscheinlich  gilt,  so 
leugne  ich  darum  noch  nicht  eine  vielleicht  bis  in  die  letzten  Jahr- 
hunderte ausgedehnte  Senkungsperiode.  Sie  wurde  wenigstens  eine 
Reihe  von  Erscheinungen  an  unserer  Küste  ungezwungen  erklären. 
In  äusserst  klarer  und  lichtvoller  Darstellung  hat  v.  Richt- 
hofen***)  die  sogenannten  Hebungs-  und  Senkungsfragen  beleuchtet 
und  als  die  notwendigen  Folgen  einer  Kostensenkung  Abrasion  und 
Transgression  hingestellt.  Beide  Erscheinungen  haben  wir  an  der 
Küste  Hinterpommerns,  also,  —  wird  mancher  scbliessen  —  sinkt 
sie.  Ich  glaube,  das  wäre  nicht  ganz  strenge  geschlossen.  Wir  haben 
Abrasion  und  Transgression  noch  heute  längs  des  ganzen  Küsten- 
gebiets und  zwar,  wie  wir  sehen,  im  Osten  stärker  als  im  Westen 
infolge  der  Wirkung  von  Brandung  und  Küstenstrom.  Wenn  wir 
diese  Erscheinungen  —  wenn  auch  im  kleinen!  —  überhaupt  als 
möglich  ohne  eine  Senkung  erkennen,  so  dürfen  wir  sie  nicht 
scblecht-hin  als  Senkungsbeweis  anführen !  Verstärkt  wird  die  Be- 
weiskraft, für  eine  Senkung  nach  meiner  Ansicht,  durch  die  Trans- 
gression jener  faustgrossen  Rollsteine.  Wie  entstanden  jene,  zum 
Teil  noch  hinter  heutigen  Dünen  liegenden  Bänder?  Aus  dem  Dilu- 
vium ausgewaschen  sind  sie  an  der  jetzigen  Stelle  sicher  nicht,  denn 
sie  liegen  ja  über  tiefem  Alluvialsande  und  selbst  über  Torf.  Durch 
die  Küstenströmung  können  sie  nicht  ausgebreitet  sein,  denn  die  fuhrt 
nur  Sand  und  allenfalls  Sprenkeln.  Eis  transportiert  mit  seinen 
mächtigen  Schollen  hin  und  wieder  einmal  selbst  grossere  Blocke, 
aber  das  Eis  musste  doch  dieses  Steinmaterial  schon  in  flachem 
Wasser  oder  am  Vorstrande  gefunden  haben  f).  —  Die  gleiche 
Grösse  der  einzelnen  Steine  ist  auffallend !  Schon  diese  deutet  auf 
eine  in  grosser  Ausdehnung  in  gleicher  Weise  wirkende  Kraft 
Diese  Kraft  ist  die  der  Brandungswelle,  welche  auf  dem  ersten  Riff 
und  am  Vorstrande  bis  an  die  Stelle,  wo  die  Woge  bricht,  noch  ge- 
legentlich  ein   derartiges  Material  fortbewegt.     Wo  diese  Dämme 


*)  Studien  ans  dem  Gebiete  der  Ostsee.     Berlin  1872. 
**)  1880/81  =  21790,  1881/82  —  22275  und  1882/88  —  21060. 
***)  v.  Richthofen,  China  Bd.  II,  S.  769  f. 
f)  Bulletin  de  la  Socidte*  imp.  des  nat.  de  Moscou    1852  III,  227  und 
Prenss.  Prov.-Bl.  Bd.  X,  S.  211.     An  der  Weidenbnrger  Ecke  im  Kuriscben 
Haff  ward  ein  Stein  von  4  m  Länge  und  2  m  Breite  350— 400  m  gegen  dat 
Ufer  gerückt. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  397 

liegen,  da  brachen  sich  einst  die  Wellen  einer  Sturmflut,  wie  das 
s.  B.  für  die  Strecke  im  Westen  Kolbergs  1872  und  74  deutlich 
genug  war.     Da  nun  dieses  Steinmaterial  nicht  aus  grosser  Tiefe 
herangeführt   sein  kann  —  man    denke   an   die   bei   4 — 5  m    auf- 
hörende Riffbildung!  —  und  schwerlich  alles  Material  auf  der  Abra- 
sionsflache  vom  Strande   bis   zu    etwa   3  und  4  m    zu  finden  war, 
da  es  ferner  nicht  blos  an  solchen  Stellen  zu  finden  ist,. die  wie 
beim  Kampsee  viele  Diluvialriffe  im  Meere  zeigen,  sondern  auch 
hinter  breitem,  sandigem  Vorstrand  (vor  dem  Vietzigersee)  und  selbst 
über  den  eingesandeten  Torflagern,  so  ist  es  viel  wahrscheinlicher 
anzunehmen,  dass  sie  im  Laufe  der  Zeit  der  wachsenden  Abrasions- 
fläche durch  jeweilige  Sturmfluten  vorwärts  bewegt  wurden  und  so 
selbst  über  Torf  und  Sand  wegschritten.    Lange  hat  man  die  Tiefe 
der  unteren  Stromstrecken  als  Senkungsbeweis  angeführt  und  Fenck 
bat  jungst  noch  auf  die  Erscheinungen  hingewiesen,  die  der  Unter- 
lauf eines  Flusses  zeigen  muss,  bei  dem  das  Meer  im  Steigen  be- 
griffen ist  —  oder  die  Küste  sinkt.     Der  Strom  wird  sein  früher 
erodiertes  Gebiet   naturlich   erhöhen,   da  ihm    das  Gefall    und  die 
Kraft  fehlt,  den  von  oben  mitgeführten  Detritus  wie  früher  weiter 
hinauszuschaffen.     Aber  auch   hier   heisst  es  vorsichtig  schliessen, 
wie    beim    Delta    und    der    Transgression !     Ohne    die    Annahme 
früherer  gewaltigerer  Strome  und  ohne  Senkungserscheinung  läset 
es  sich    erklären,   dass  ein  Fluss  in   seiner  alten  Erosionsfurche 
junge  Sande  und  Moore  aufweist.     Die  Erosionsfurche  ist  ein  Pro- 
dukt tausendjähriger  Arbeit  des  serpentinierenden  Flusses  und  sie 
würde    sich    ohne    die   Stromregulierungen    noch   heute   an  vielen 
unserer  Flüsse  erweitern.    Vielleicht  niemals,  vielleicht  einmal  bei 
gewaltigem  Hochwasser  nahm  der  Fluss  die  alte  Erosionsfurche  ein, 
in   der  er  neue  Aufsandangen  veranlassen  und  bei  Verstopfungen 
and    plötzlichen   Ausbrüchen    auch    tiefe  Kolke    aufreissen    kann. 
Niemals      konnten      indessen     die     hinterpommerschen 
Küstenflüsse     den    Boden    der    Küstenseen    erodieren. 
Manche  der- Untiefen  in  diesen  machen  entschieden  den  Eindruck, 
als  bildeten  sie  eine  unterseeische  Verlängerung  der  Strom- 
rinne  und    diese   konnte  nur  zu  einer  Zeit  entstanden  sein,   wo 
die   Hauptfläche   des  Sees   noch   nicht   vom  Wasser  bedeckt  war. 
Einen  Beweis  konnten  allerdings  hier  erst  weit  detailliertere  Mes- 
sungen,   als    die   meinigen    und   vor  allen  Dingen  die  nicht  leicht 
auszuführenden   geologischen  Untersuchungen   über  die  unter  den 
Moderdecken    liegenden    Schichten    erbringen.      Dass    die  Rinnen 
nicht  ganz  bis  an  die  Nehrungen  gehen,  ist  aber  leicht  erklärlich. 
Wir  fanden  hier  meistens  ein  plötzliches  Abfallen  des  Vorstrandes 
zum  Moderboden   und    auf  diesem  eine  ganz  allmähliche  Senkung 
von   1,5   bis  gegen  2,5  und  3  m. 


398  Paul  Lehmann: 

Die  Abdachung  ist  durch  die  am  Rande  beginnende  Ver- 
moderung und  noch  mehr  durch  die  in  der  Nähe  der  Nehrung 
grossere  Znfnhr  feinen  Sandstaubes  bedingt.  Findet  sich  einmal 
weiter  im  See  mitten  im  Moder  etwas  gröberer  Sand,  so  ist  dieser 
wahrscheinlich  auf  glattem  Eise  von  der  Dune  weitergeweht  und 
beim  Aufthauen  zu  Boden  gesunken.  Das  Absinken  des  Vor* 
Strandes-  geschieht  anter  dem  Böschungswinkel,  der  sich  noch  heute 
an  der  Binnen  Seite  der  Barren  und  an  den  in  die  Seen  vorrucken- 
den Haken  bildet.  Eine  Verbreiterung  des  flachen  Vorstrandes 
kann  (Vieteigersee ,  Gardescher  nnd  Zarnowitzer)  noch  zum  Teil 
nachträglich  durch  einen  grosseren  Anstau  des  Sees  geschehen 
sein  *). 

Untersuchungen  über  die  Existenzbedingungen  der  Pflanzen, 
welche  heute  bis  zu  4  m  Tiefe  das  Material  der  den  Seespiegel 
wenig  überragenden  Torfmoore  bilden,  konnten  die  aus  der  Trans- 
gression,  den  Erscheinungen  in  Flössen  und  Seen  hergeleiteten 
Wahrscheinlichkeitsbeweise  noch  erhöhen.  Ich  habe  danach  ge- 
trachtet, zu  konstatieren,  dass  eingetorfte  Bäume  in  einem  unter 
dem  Meeresspiegel  liegenden  Boden  wurzeln,  bin  aber  — 
hinter  den  Dünen!  —  zu  keinen  unzweifelhaften  Resultaten 
gelangt  und  habe  bei  allen  Nachfragen  über  Stubben,  die  in  den 
Seen  wurzelten,  verneinende  Antworten  erhalten**). 

Die  Frage,  ob  die  höchst  wahrscheinliche  frühere  Niveao- 
erscheinung  durch  eine  Senkung  des  Landes  oder  durch  ein 
Ansteigen  des  Meeresspiegels  erfolgt  sei,  soll  hier  nicht  berührt 
werden.  Für  die  Erklärung  Penck's  würde  besonders  die  von 
allen  Haffen  abweichende  Tiefe  auf  dem  merkwürdig  gleichmässigen 
Untergrunde  des  tiefen  Zarnowitzer  Sees  als  schwer  erklärliches 
Problem  zu  beachten  sein. 

Schumann  und  Berendt  haben  bekanntlich  noch  ältere  Schwan- 
kungen konstatiert.  Ist  der  Beweis  aus  dem  Auftreten  des  Heide- 
sandes unnmstosslich,  so  hat  die  po  mm  ersehe  Küste  dieselbe  vor- 
aufgehende Bewegung  erlitten  wie  die  preussische.-  Berendt  fand 
an  der  Windcnburger  Ecke  die  Schicht  kaffeebraunen  Sandes  in 
etwa  50'  Hohe,  ich  habe  sie  ostlich  Revahl,  bei  Jersboft  nnd,  nach 
Ost  einfallend,  in  den  Korden  in  etwa  gleicher  Hohe  beobachtet 

*)  Von  den  Jerehöfter  Wiesen  hörte  ich,  sie  wurden  in  den  letzten 
Jahren  häufiger  überstaut.  Hatte  ich  einmal  vorübergehend  an  Senkungser- 
Bcheinungen  gedacht,  so  ward  ich  von  der  Ansicht  bekehrt  durch  die  Notiseo 
zur  Vermessung  von  Laeuens  Karte.  Nach  diesen  musste  schon  1840  dem 
Schulmeister  ein  Platz  zum  Heutrocknen  bestimmt  werden,  wenn  seine  Wiesen 
mit  überschwemmt  seien. 

**)  Ein  alter  Fischer  in  Damkeort  sagte  mir,  im*  Bukowersee  läge  eine 
Eiche,  die  wohl  hineingetrieben  sei.  Am  See  fand  ich  noch  K&hne,  alte 
Einbäumer  aus  colossalen  Eichen. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  399 

Die  Veränderungen,   welche   der  Mensch  im  Laufe  der  letz- 
ten Jahrhunderte  in  diesem  Küstengebiete  vorgenommen  hat,   ha- 
ben den  Charakter  des  Landschaftsbildes  erheblicher  verändert,  als 
die  gleichseitigen  Abspulnngen  des  Meeres.     Strand,  Dünengebiet 
und  Torfniedernngen    bekunden   überall   den    energischen    Eingriff 
der  Menschenhand.     Weit  hinaus  in  die  See  ragen  die  steinernen 
Hafenmolen  von  Kolbergermunde ,   Rugenwaldermunde  und  Stolp- 
munde*),    die    trotz    schwerer  Opfer  unverdrossen   weiter  gebaut 
sind  und  noch  im  letzten  Sturm  den  Angriffen    der   tosenden  See 
mit  erfreulichem  Erfolg  Widerstand  geleistet  haben.     Nur  ein  alter 
Riss  am  Kopfe  der  Stolpmunder  Mole  hat  sich  wieder  auseinander 
gethan  nnd  am  Rugenwaldermunder  ist  ein  Stuck  älterer  Mole  so- 
wie ein  Teil   der  längs  des  rechten  Ufers  gehenden  Flügelmauer 
infolge   von   Hinterspülung  zerstört   worden.     Die   Häfen   können 
naturgemäss    trotz    aller   Anstrengungen    den    Anforderungen    des 
transoceanischen    Dampferverkehrs    nicht    entsprechen;    immerhin 
sind   sie   besser,    als  Hinterpommern   sie  je   besessen   hat     Dass 
ihre  Bedeutung  für  das  Hinterland  einst  in  den  Hansatagen**)  eine 
verhältnismässig    grossere    gewesen    ist,    dass    sie    hinter   Danzig 
und  vor  allem  hinter  Stettin  nicht  in  dem  heutigen  Maasse  zurück- 
traten, ist  gewiss.     Die  übertriebenen  Vorstellungen,  welche  man 
sich  gelegentlich   vom   alten  Handel   der   Slavenzeit  und   des  fol- 
genden Mittelalters  gemacht  hat,  weist  schon  Seil  in  seinem  noch 
immer    lesenswerten   Buche   zurück***).     Seit  wir   sichere   Daten 
über   den  Verkehr  in   den  Häfen   haben,   können   wir  sogar  eine 
Zunahme  desselben  konstatieren.     In  zu  willkürlicher  und  kühner 
Weise  geschieht  das  im  Staatsanzeiger  vom  19.  Dezember  1868,  wo 
behauptet  wird,  Kolbergermünde's  Verkehr  habe  sich  in  51  Jahren 
um  200  Prozent  vermehrt,  denn  1817  seien  nur  161  Schiffe  mit 
5949  Lasten  ein-  und  ausgegangen,  im  Jahre  1868  aber  904  mit 
25  327    Lasten.      Beide   Jahre   bieten   Extreme.      Immerhin   zeigt 
sich,  wenn  wir  Reihen  wie  die  von  1844 — 1862  und  nach   1874 
folgende  vergleichen,  ein  kontinuierlich  wachsender  Verkehr.     1877 
z.   B.   gingen   763   Schiffe   ein   und  aus,    1878    808.     Will   man 
etwa  glauben,   dass   das   alte  Kolberg   mit  Salz,   Holz,   Getreide, 
Obst     und    Honig    jemals     einen    grosseren    Schiffsverkehr     ge- 
habt hat? 


*)  Alle  Angaben  über  Dimension  nnd  Tiefe  der  Hafen  findet  man  im 
Segelhandbuch  für  die  Ostsee.     II.  Teil.     1.  Heft.     Berlin  1881. 

**)  Wo  die  wackeren  Kolberger  2.  B.  den  Cagerkrieg  gegen  England 
fortsetzten  and  Riga  Hälfe  brachten  gegen  Bedrückung.  Siehe  Biemann, 
Geschichte  von  Kolberg.     1878. 

***)  8ell,  Versuch  einer  Geschichte  des  Pommerschen  Handels.    Stettin 
1796  nnd  1797. 


400  Paul  Lehmann: 

Ich  habe  bei  Dievenow  und  Regamünde  in  der  Detailbeschrei- 
bung die  älteren  Verhältnisse  eingehender  beleuchtet  and  muss 
hier  wegen  Mangels  an  Raum  darauf  verzichten,  die  Geschichte 
und  Entwickeln ng  der  einzelnen  Häfen  näher  zu  beleuchten0). 
Es  wiederholt  sich  überall  dasselbe  Verhältnis.  Immer  neue 
Anstrengungen  sind  nötig,  um  die  Verbindung  nach  der  See  offen 
zu  halten ;  an  einzelnen  Stellen  erlahmte  der  Eifer,  besonders  als 
die  Konkurrenz  der  Landverbindung  und  das  Obergewicht  der 
grosseren  Häfen  stärker  ins  Gewicht  trat. 

Längs  des  ganzen  Vorstrandes  markiert  sich,  besonders  bei 
Umschau  von  einem  höheren  Ufer  oder  Leuchtturm,  die  mit  den 
gelben  Halmen  von  Ammophila  arenaria  bestandene  Vordäne  als 
ein  langer  Wulst  vor  dem  dahinter  liegenden  Terrain  von  Kopsen 
oder  höheren  Dünen  wällen.  Koch  1789  schreibt  Denso,  er  habe 
gelesen,  dass  die  Holländer  ihre  Dünen  mit  Sandhafer  bepflanzten 
und  besäeten,  und  fragt,  ob  so  etwas  daheim  nicht  auch  möglich 
sein  sollte.  In  Pommern  beginnen  die  Anfänge  des  Dünenbanes 
erst  1817.  Anfänglich  ward  der  Kösliner  Regierungs-  Bezirk 
neben  den  weniger  gefährdeten  Küstengebieten  Stralsunds  und  Stet- 
tins zurückgesetzt,  erst  von  1845  ab  ist  ihm  die  grössere  Summe 
zugewiesen.  Am  Ende  der  sechziger  Jahre  waren  immerhin  am 
Strande  von  52  700  Ruthen  noch  35  500  einer  Verbesserung  oder 
neuen  Anhägerung  einer  Vordüne  dringend  bedürftig**)  und  selbst 
einzelne  dem  Staate  gehörige  Dünengebiete  wild.  Heute  be- 
gegnet man  überall  den  teilweise  recht  erfreulichen  Versuchen 
zur  Besserung.  Wenn  man  die  Zerstörungen  einer  Hochflut  an 
der  Vordüne  sieht  und  die  mühevolle  Arbeit  der  Dunenkultnr 
kennt,  so  könnte  man  versucht  sein,  zu  glauben,  die  Anlage  sei 
zwecklos,  das  ist  sie  aber  sicher  nicht.  Was  würden  Stürme  and 
Fluten  ohne  den  durch  die  Vordünen  und  den  gleichmässig  ab- 
gedachten Vorstrand  ausgeglichenen  Küstenverlauf  durch  Einbrüche 
und  Abspülungen  für  Verheerungen  angerichtet  haben***). 

Infolge  der  Vorgänge  auf  der  frischen  Nehrung  im  Anfange 
des   18.  Jahrhunderts  hat  sich  die  Meinung  weit  verbreitet,  das 


*)  Seeverkehr  in  deutschen  Hafenpl&tzen  in  „Statistik  des  deut- 
schen Reiches"  für  1873,  Bd.  XIII,  8.  80;  1874,  XVIII,  8.  II,  1; 
1875  XXI,  S.  II,  2  u.  s.  w.  Angaben  bei  Berghaus,  Brfiggemann,  Hoyer; 
Staatsanzeiger  1869,  Nr.  78. 

**)  Meitzen,  der  Boden  des  Preussischen  Staates  Bd.  II,  8.  373  £ 
***)  Über  die  Kultur  der  Dünen  ist  in  erster  Linie  als  vorzügliches 
Buch  eu  empfehlen:  Krauses  Dünenbau;  Berghaus  hat  im  Landbuch  III,  6 
S.  11 05 f.  einen  Anhang  publiziert:  „Dünengebiet  längs  der  Ostsee'*  mit 
spezieller  Berücksichtigung  der  Technik  des  Dünenbaues  und  ist  sp&ter  im: 
Ausland  1880,  Nr.  35,  S.  693  noch  einmal  darauf  zurückgekommen.  Man 
vermisst  besonders  im  Gegensatz  zu  Krause  gar  zu  oft  Klarheit  und  Pricisioo. 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  401 

Alter  der  Wanderdünen  an  den  Ostseeküsten  sei  ein  sehr  junges 
und  datiere  in  Pommern  seit  den  Waldverwüstongen  des  3 Oj äh- 
rigen Krieges.  Wir  wissen  bereits,  dass  das  Alter  vieler  Wander- 
dünen weit  über  den  30jährigen  Krieg  zurückgreift.  Aach  glaube 
man  nicht,  dass  etwa  erst  Ton  dieser  Zeit  her  die  Wald  Ver- 
wüstungen datieren.  Manche  Dünengründe  Hinterpommerns  dürften 
zn  den  ruhigsten  Gegenden  Deutschlands  in  dieser  Trauerperiode 
unserer  Geschichte  gehört  haben.  In  der  Nähe  der  Hafenplätze 
und  grosserer  Orte  ist  der  Walddiebstahl  und  Raubbau  wohl  so 
alt  als  der  Verkehr.  Im  Jahre  1492  erliess  „Hertoch  Bugslaff 
tho  Stettin"  eine  „Holt- Ordninge",  in  der  über  den  uralten  Raub- 
bau geklagt  wird.  „Da  wile  in  Vortieden  de  Holtdewery  sehr 
in  Schwange  west  dat  ein  jglicher  haff  wat  he  gewolt,  so 
scholl  dat  Unwesend  fernerhin  ganz  und  gar  affgestellet  syn,  aff- 
sun  der  liehen  schulen  unse  Wald-Greven  so  an  denen  Watern,  wo 
schepet  ward  wohnen,  flietige  Achtinge  hebben  dat  wen  Missbruck 
unde  Avepfohringe  sehnt. tt  Wenn  die  Verordnungen  von  „Hertoch 
Bngslaff*  etwas  nützten,  so  thaten  sie  es  jedenfalls  nicht  lange; 
Lubin  erzählt  vom  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  „es  sei  des  Aus- 
rottens  und  Vertilgen s  der  Holtzer  kein  Ende"  und  Brüggemann 
zählt  aus  den  Jahren  1674 — 1777  allein  sechs  Holz-,  Forst-  und 
Jagdordnungen  auf. 

Gewiss  ist  in  manches  Seetief  und  gegen  den  Unterlauf  manches 
.  Flusses  der  Sand  infolge  von  Entwaldungen  in  einer  den  Verkehr 
störenden  und  hemmenden  Weise  vorgerückt,  dennoch  ist  es  ver- 
kehrt, wenn  man  etwa  von  dieser  Zeit  an  eine  neue,  schlechtere 
Periode  für  die  hinterpomm ersehen  Häfen  datieren  will,  vor  denen 
das  die  Ufer  angreifende  Meer  —  gleichviel  ob  sie  bewaldet  waren 
oder  nicht  —  von  jeher  das  Bestreben  der  Barrenbildung  gehabt 
hat.  „So  lange  der  Strand  noch  mit  Holz  bewachsen  war,  sagt 
Berghaus  in  Bezug  auf  das  alte  Tief  des  Jamundschen  Sees,  be- 
hielt, weil  dieses  die  Stürme  aus  Westen  abhielt,  das  Tief  ge- 
nügendes Fahrwasser,  da  es  nicht  versanden  konnte  (?)•  Als  aber 
die  Dune  nach  und  nach  abgeholzt  wurde,  machte  die  Ostsee  so- 
wohl als  der  Jamensche  See  Einbrüche  ins  Land  und  versandete 
das  Tief*).14 

Wo   die  Zufuhr  des  vom  Vorstrande  angewehten  Sandes  die 
Vegetation  überholte,  mussten  sich  von  jeher  Wanderdünen  bilden. 


*)  Die  Verbindung  ist  durchaus  unlogisch  und  bedarf  nach  dem  oben 
Gesagten  keiner  Widerlegung.  Holzungen  auf  der  Nehrung  werden  noch 
1446  erwähnt.  Heute  hat  die  Nehrung  nur  niedrige  Dünen  und  die  eigent- 
liche Wanderdune  fehlt  hier  wie  vor  dem  Buko  wachen  See.  Indessen  gingen 
hier  noch  immer  einige  Triangulationszeichen  verloren.  Vergl.  Landes- 
triangulation.    Polar-Koordinaten  Bd.  V,  8.  288. 

Zeitaefcr.  d.  GeMltah.  t  Brdk.    Bd.  XIX.  26 


402  Paul  Lehmann: 

Die  alte  schwarze  Dane  auf  der  Halbinsel  Heia  liegt  in  beträcht- 
licher Entfernung  vom  Strande,  war  also  einst  Wanderdune,  and 
die  wechselnden  dunklen  and  hellen  Streifen  in  manchen  Profilen 
beweisen  einen  Wechsel  in  diesen  Prozessen,  die  schwerlich  in 
den  zwischen  Küste  und  unwegsamen  Sümpfen  gelegenen  Strichen 
immer  der  Mensch  mit  Entwaldung  und  Heerdenbetrieb  herbeige- 
führt hat.  Beide  Vorgänge  können  ein  Dünengebiet  ruinieren  and 
eine  Festlegung  desselben  unmöglich  machen,  und  beide  haben  un- 
endlich viel  geschadet,  sind  aber  keineswegs  immer  unerlässliche 
Vorbedingungen  für  das  Auftreten  von  Wanderdünen. 

Die  grössten  und  segensreichsten  Veränderungen  hat  der 
menschliche  Fleiss  im  Niederungsgebiet  hinter  den  Dünen  hervor- 
gerufen. Es  ist  eine  langdauernde  Arbeit  gewesen,  durch  die  diese 
Sümpfe  und  Bruch  waldun  gen,  die  Zufluchtsstätten  wilder  Tiere9), 
in  Kulturländereien  verwandelt  wurden.  Noch  seit  100  Jahren 
sind  Kanäle  gegraben,  Seen  entwässert,  Torfbrüche  trocken  gelegt 
and  Sümpfe  in  Wiesen  verwandelt.  Schon  im  14.  Jahrhundert 
wurden  in  den  unteren  Reganiederungen  Kulturen  ausgeführt;  am 
Ende  des  16.  Jahrhunderts  zog  man  Holländer  ins  Land  (Balt. 
Studien  II,  S.  68).  Zu  derselben  Zeit  scheint  man  mit  der  Torf- 
nutzung bei  zunehmenden  Holzpreisen  begonnen  zu  haben.  In 
Koslin  wurde  nach  dem  Stadtbuch  1594  der  erste  Torf  gestochen; 
Lubin  war  die  Erscheinung  so  fremd,  dass  er  berichtet:  „die  armen 
Leute  in  den  Städten  und  die  Bauern  behelfen  sich  zu  gutem  Teil 
mit  ausgegrabener  und  an  der  Sonne  gedörrter  Erde,  so  sie  Torf 
nennen. tf 

Fassen  wir  alles,  was  die  Natur  dem  Menschen  auf  diesem 
Küstenstriche  bietet,  ins  Auge,  so  müssen  wir  sagen,  sie  ist  mit 
ihren  Gaben  sehr  kärglich  und  hat  ihren  Anwohnern  die  Existenz 
in  keiner  Weise  leicht  gemacht.  Mühsam  entwickelte  sich  der 
Handel  an  der  gefährlichen  Flachküste,  an  manchen  Stellen  ist 
er  erlahmt.  Der  Landbau  ist  nicht  viel  günstiger  gestellt  Auf 
dem  schweren  Lehmboden  der  Küstenstriche  beginnt  die  Bestellung 
spät  und  wird  dann  bei  einbrechender  Trockenheit  sehr  schwer. 
Bei  der  Ungunst  der  klimatischen  Verhältnisse  drängt  sich  die  Ar- 
beit auf  sehr  kurze  Zeit  zusammen.  Die  Niederungen  leiden  be- 
sonders unter  den  nassen  Sommern,  oft  muss  das  Heu  aus  den 
Wiesen  getragen  werden;  1883  faulten  die  Kartoffeln. 


*)  Ein  Wiesent  wurde  nach  Lubin  noch  1364  erlegt  1492  werden 
noch  Bär  und  Luchs  und  Wolf  in  der  Jagdordnung  erwähnt  Vergl.  hier* 
über  auch  Schmidt,  „Naturgeschichtiiches"  in:  Balt.  Studien  XXIV,  8.  65—154. 
Als  Kuriosität  sei  erwähnt,  dass  nach  Balthasar  Schiele  „Dissertatio  historieo- 
oratoria  de  Pommerania  Witebergae  1620"  das  Land  in  Rügen  keine  Wölfe 
und  Ratzen  leidet 


Das  Küstengebiet  Hinterpommerns.  408 

Dio  Fischerei  ist  in  den  Küstenseen  oft  recht  lohnend,  auf 
dem  Meere  wird  sie  durch  die  vorherrschend  auflandigen  Winde 
oft  tagelang  nnterbochen.  Bei  günstigem  Wetter  sieht  man  in 
der  Frühe  die  Fläche  stellenweise  von  Fischerbooten  belebt  und 
trifft  am  Vormittage  die  reihenweise  zu  vieren  und  fünfen  hinter- 
einander geordneten  Fischer  mit  dem  Heransschleppen  der  Netze 
beschäftigt;  an  windigen  Tagen  kann  man  meilenweit  am  Gestade 
wandern ,  ohne  einem  Menschen  zu  begegnen.  Es  kommt  vor, 
dass  die  Fischer  14  Tage  nicht  hinausfahren  können,  um  ihre 
Lacbsangeln  hereinzuholen  und  dass  sie  schliesslich  an  den  Angeln 
nnr  die  vom  Seehund  übrig  gelassenen  Lachskopfe  mitbringen*). 
Deep  am  Jamundsee  hatte  noch  im  vorigen  Jahre  Trauer.  Die 
vom  ausbrechenden  Sturme  überraschten  Schiffer  scheiterten  dicht 
an  der  Küste  auf  dem  Riff  und  fanden  ihren  Tod  in  den  Wellen. 
Bei  Funkenhagen  —  in  18  km  Entfernung  —  wurden  einige  der 
Leichen  vom  Küstenstrom  gegen  das  Land  getrieben. 

Ip  der  Entwickelung  begriffen  sind  längs  des  ganzen  Strandes 
kleine  Badeorte,  während  noch  zu  Anfang  unseres  Jahrhunderts 
Kolberg  allein  dastand.  Ich  fand  —  spärlicher  nach  Osten  hin  — 
an  14  Orten  Badegäste.  Rügenwalde,  Stolpmünde  und  Treptower 
Deep  haben  schon  grossere  Etablissements.  In  manchen  Orten 
findet  sich  alljährlich  nahezu  dieselbe  Gesellschaft  zusammen,  hier 
and  da  fehlt  noch  ein  Gasthaus.  Die  Fischer  quartieren  sich  in 
den  Stall,  in  die  Zimmer  rücken  mit  ihren  Möbeln  die  aus  den 
kleinen  Städten  und  von  den  Gütern  des  Hinterlandes  kommenden 
Badegäste.  Man  sieht  grosse  Erntewagen  wie  zum  Umzüge  beladen. 
Quer  über  den  Leiterbäumen  steht  das  Sopha,  und  hoch  oben  auf 
demselben  thront  das  Elternpaar,  während  zwischen  den  schmücken- 
den Birkenreisern  frische  Kindergesichter  hervorschauen.  Das 
Bad  an  der  hinterpommerschen  Küste  ist  überall  gut,  und  der 
Wellenschlag  besonders  im  Osten  so  beständig  und  kräftig,  dass 
man  die  Bezeichnung  der  „wellenlosen  Ostsee tf  in  diesen  Partieen 
als  ungerechtfertigt  ablehnen  muss.  Möge  der  frische  West  und 
Nordwest,  der  unsere  Fischer  so  oft  schädigt,  in  den  die  Wellen 
suchenden  Badegästen  ihnen  eine  mit  den  Jahren  wachsende  Ein- 
nahmequelle zuführen. 

Das  beste,  was  man  früher  von  der  hinterpommerschen  Küste 
sagen    konnte,   war,   dass    sie    für  Deutschland  die  bestgeschützte 


*)  Der  Seehund  ist  längs  der  ganzen  hinterpommerschen  Küste  eine 
Plage  der  Fischer.  Für  Dievenow  wird  in  den  „Ergebnissen  der  Beobach- 
tungsstationen an  den  deutschen  Küsten*4,  Berlin  1878,  S.  168,  der  Schade  er- 
wähnt. Man  erhielt  hier  im  März  71  Lachse  und  26  Köpfe.  —  Einen  Über- 
blick über  die  Fi  schere!  Verhältnisse  gewahrt  die  „  Ichthyologische  Karte*4  von 
Max  v.  d.  Borne,  25  Blatt 

26* 


404  Paul  Lehmann:  Das  Küstengebiet  Hinterpommerns. 

Grenze  bilde,  kein  Kriegsschiff  kann  ihr  nahen*).  Hoffentlich 
zieht  aus  den  kleinen  Küstenplätzen  im  Laufe  der  Zeit  eine  immer 
wachsende  Schar,  die  das  Seeleben  liebgewonnen,  hinaus  zu  Deutsch- 
lands wachsender  Marine,  die,  in  fröhlicher  Entwickelang  weiter 
gedeihend,  die  Zeit  herbeiführen  wird,  wo  wir  nicht  mehr  angst- 
lich den  alten  Vorzug  der  Küste  Hinterpommerns  zu  betonen 
brauchen ,  sondern  imstande  sind ,  kühn  den  Stoss  durch  Gegen- 
stoss  zu  parieren. 


*)  Der  Zarnowitzer  See  bildet  mit  seiner  schnell  abfeilenden  bedeuten- 
den Tiefe  ein  Bassin,  in  dem  eine  ganze  Flotte  von  Kriegsschiffen  -Raum 
fände.  Für  einen  sieher en  Eingang  wäre  aber  ein  Durchstich  nebst  einem 
Molenbau  bis  zur  10  m  Grenze  nötig.  Die  10  m  Linie  und  die  Tiefen  des 
Sees  sind  fast  eine  Meile  voneinander  entfernt. 


/ 


\ 


Verlag  von  Dietrich  Reimer  in  Berlin. 


Die 

Westafrikanische  Küste 

von  Acora  bis  zum  Ogowe 

(Meerbusen  von  Guinea). 


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Umgegend  des  Camerun-Gebirges 

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Für  die  Redaktion  Yerant  wortlich :  Professor  Dr.  W.  Kon  er  in  Berlin. 


Druck  tod  W.  Pormetter  in  Berlin. 


MUS.  COMI 

No.  114. 


ZEITSCHRIFT 


DER 


GESELLSCHAFT  FÜR  ERDKUNDE 


ZU  BERLIN. 


I 


i      ALS  FORTSETZUNG  DER  ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  ERDKUNDE 

I 

I 

!  IM   AUFTRAGE    DER    GESELLSCHAFT 

I 

HERAUSGEGEBEN 

I 

/  VON 

Professor  Dr.  W.  KONER, 

'  GEH.    RKGIERUNGSRATH. 

REDACTION  DER  KARTEN  VON  HEINRICH  UND  RICHARD  KIEPERT. 


NEUNZEHNTER  BAND.  SECHSTES  HER. 


BERLIN, 
VERLAG  VON  DIETRICH  REIMER. 

t  1884. 


it  Gratisbeilage:   Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkur 

1884.    No.  8.  9.10. 


Inhalt. 


XVIII.   Die  Landesaufnahme  in  Rassland  1883-     Nach  dem  offici eilen 
Bericht     im     „Bassischen    Invaliden"    von    Hauptmann  a.  D. 

Schellwitz 405 

XIX.    Seen-Tabelle.    Von  G.  A.  von  Klöden 416 

Litteratur. 

Übersicht  der  vom  November  1883  biß  dahin  1884  auf  dem  Gebiete 
der  Geographie  erschienenen  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne. 
Von  W.  Koner 424 


Der  zwanzigste  Band  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde  erseheint  1885  in  zweimonatlichen  Heften,  mit  Bei- 
gabe von  Karten  und  mit  der  Beilage:  „Verhandlungen  der  Gesell- 
schaft für  Erdkunde,  10  Nrn."  Der  Preis  des  Bandes  von  6  Heften 
nebst  Beilage  ist  16  Mark.  Die  „Verhandinngen"  sind  auch 
allein  zum  Preise  von  6  Mark,  einzelne  Hummern  der  letzteren 
je  nach  Umfang  zu  erhöhten  Preisen  zu  beziehen. 

Die  Bande  I— IV  (1866—1869)  sind  zum  Preise  von  8  Mark, 
der  V— VIII.  Band  (1870—1873)  zum  Preise  von  10  Mark  und  der 
IX— XIX.  Band  (1874—1884)  zum  Preise  von  13  Mark  pro  Band, 
complet  geheftet,  ebenso  die  Verhandlungen  der  Gesellschaft  ftr 
Erdkunde,  1874—1884,  complet  geheftet,  zum  Preise  von  4  Mark 
pro  Band  zu  haben. 

Preis-Ermässigung. 

Die  Bände  I— VI  und  neue  Folge  I— XIX  der  Zeitschrift  für 
allgemeine  Erdkunde  (1853—1865)  sind 

zusammengenommen  zum  Preise  von  3  Mark  pro  Band  und 
einzeln  zum  Preise  von  4  Mark  pro  Band 
durch  jede  Buchhandlung  zu  beziehen. 
Berlin,  im  März  1885. 

S.  W.  Anhaltatrasse  No.  12. 

Die  Verlagshandlung  von 
Dietrich  Reimer 

(Reimer  &  Hoefer.) 


XVIII. 
Die  Landesaufnahme  in  Russland  1883. 

(Nach  dem  offlciellen  Bericht  im  „Russischen  Invaliden"  pro  1884, 
Nr.  86,  87  und  92.) 

Von  Hauptmann  a.  D.  Schellwitz. 


Am  15.  April  v.  J.  fand  in  St.  Petersburg  die  Allerhöchste 
Besichtigung  der  daselbst  ausgestellten  astronomischen,  geodätischen, 
topographischen  und  kartographischen  Arbeiten,  welche  im  Jahre 
1883  in  Bussland  ausgeführt  worden  sind,  statt.  Der  Hauptsache 
nach  hatte  sich  die  geodätische  Thätigkeit  der  Beamten  des  Kriegs- 
Topographen -Corps  in  diesem  Zeiträume  auf  den  Westen  des 
europäischen  Russlands  concentriert  und  auf  die  Territorien  der  be- 
sonderen Militär- Bezirke  Kaukasiens,  Turkestans,  von  Omsk  und 
von  Ost-Sibirien. 

I.    Eriegstopographische  Abteilung  des  Haupt- 
stabes. 

1.  Von  den  Feldarbeiten  im  europäischen  Russland  verdienen 
vorzüglich  Erwähnung  die  topographischen  Aufnahmen:  a)  in 
Finnland,  im  Gouvernement  Abo- Björneburg,  z wischen  dem  Bota- 
nischen Meerbusen,  Nyetad  und  dem  Pjachja-Jarwi-See;  b)  in  den 
Gouvernements  Warschau,  Siedlez  und  Lomsha  und  im  Kreise 
Bielsk  des  Gouvernements  Grodno ;  c)  in  demjenigen  Teile  Bessa- 
rabiens,  welcher  durch  den  Berliner  Frieden  an  Russland  zurück- 
gegeben worden  ist,  zwischen  dem  Pruth  und  der  alten  Reichsgrenze 
sowie  der  Donau  im  Süden. 

Diese  Aufnahmen,  welche  zur  Vervollständigung  der  jetzigen 
topographischen  Karte  von  Russland  im  Maasstab  1 :  126000  not- 
wendig waren,  geschahen  im  Maasstabe  1  :  21000,  vermittelst  der 
Klippregel.    Die  Original-Messtischblätter  (Feld-Brouillons)  wurden 

Seitwfar.  d.  GtMUMh.  f.  Erik.    Bd.  XIX.  27 


406  Schellwitz: 

so  ausgezeichnet,  dass  sie  zur  Vervielfältigung  durch  Heliographie 
geeignet  sind.  Obgleich  man  beabsichtigt,  den  Maasstab  der  topo- 
graphischen Karte  von  1  :  126  000  auf  1  :  84000  zu  vergrössern,  so 
würde  doch  die  direkte  Herstellung  einer  solchen  Karte  ans  den 
Original-Messtischblättern  von  1:21000  ein  undeutliches  Resultat 
ergeben,  und  deshalb  sind  neben  den  Original-Messtisch  blättern  bei 
den  Aufnahmen  selbst  noch  Original- Handzeichnungen  im  Maass- 
stabe von  1  :  68000  für  die  künftige  topographische  Karte  im 
Maasstabe  von  1  :  84  000  angefertigt  worden ,  welche  dann  mit 
Hilfe  der  photographischen  Anstalt  der  kriegstopographischen  Ab- 
teilung des  Hauptstabes  hergestellt  wird. 

2.  Die  geometrischen  Nivellements  des  Jahres  1883  haben 
folgende  Resultate  ergeben:  a)  Es  ist  die  Gleichheit  der  Meeres- 
hohen in  der  Ostsee  und  im  Schwarzen  Meere  festgestellt 
worden ;  b)  es  ist  eine  Verbindung  zwischen  den  Russischen  Nivelle- 
ments und  denen  O esterreich s  durch  das  Nivellement  zwischen  den 
Stationen  Oraniza  und  Szczakow  der  Warschau- Wiener  Bahn  her- 
gestellt worden  und  c)  es  ist  bei  der  Station  Radsiwilow  der  Stol- 
bunowo-  (Rowno-)  Lemberger  Bahn  ein  steinernes  und  seiner  Höbe 
nach  bestimmtes  Nivellements-Zeichen  aufgestellt  worden,  an  welches 
in  nächster  Zeit  die  österreichischen  Nivellements  sich  ebenfalls 
anschliessen  werden. 

8.  Die  Triangulationen  des  Jahres  1888  haben  sieh  an 
diejenigen  des  vorangegangenen  Jahres  angeschlossen,  sodass  gegen- 
wärtig in  den  westlichen  Theilen  Polens,  nordlich  und  südlich  von 
Warschau,  586  Höhenpunkte  bestimmt  und  704  Werst  mit  den  Ni- 
vellier-Theodoliten  durchschritten  worden  sind.  Für  jedes  Messtisch- 
blatt der  topographischen  Aufnahmen  im  nächsten  Jahre  (1884)  sind 
hiernach  je  4  bis  5  vollkommen  zuverlässig  nach  Länge,  Breite 
und  Hohe  festgelegte  Punkte  gewonnen  worden. 

4.  Der  XXXIX.  Teil  der  „Sapiski  der  kriegstopogrs- 
phischen  Abteilung  des  Hauptstabes*  (50  Blätter  fol.), 
welcher  bei  Gelegenheit  der  Ausstellung  Seiner  Majestät  dem  Kaiser 
vorgelegt  wurde,  enthält  ausser  den  Berichten  über  die  Aufnahmen 
unter  anderen  die  folgenden  Aufsätze:  „Ueber  Zeitbestimmungen 
im  Meridian  durch  ein  transportables  Passage-Instrument*  von 
dem  Hauptmann  im  Generalstab  Gedeonow.  —  »Die  astrono- 
mischen Arbeiten,  welche  im  Jahre  1882  im  Altai  ausgeführt  worden 
sind,  zur  Zeit  der  Abgrenzung  China' 8  vom  ostlichen  Sibirien5 
von  dem  Geodäten,  Obersten  Miroschnitschenko.  —  «Die  astro- 
nomischen Ortsbestimmungen  in  der  nordöstlichen  Mongolei  in  den 
Jahren  1876  und  77"  von  dem  Lieutenant  des  Topographen-Corps 
Rafailow.  —  „Die  Triangulation  des  Gouvernements  Beasarabiefl" 
von  dem  Obersten  im  Generalstab  Lebedew.  —  »Die  RekognoKi- 


Die  Landesaufnahme  in  Rusaland  1883.  407 

rung  des  Weges  von  Kungrad  nach  dem  Meerbusen  Mertwyi- 
Kultuk"  von  dem  Obersten  im  Generalstab  Alexandrow  (cf.  Band 
XVIII  dieser  Zeitschrift  S.  373).  Diese  Sapiski  nähern  sich  sowohl 
der  äusseren  Ausstattung,  als  dem  Inhalt  nach  in  den  letzten  Jahren 
merklich  den  entsprechenden  Master- Publikationen  Europa' s  und 
Amerika's. 

5.  Ausser  den  Sapiski  wurde  Sr.  Majestät  eine  Monographie 
des  Oberstlieutenant  vom  Generalstab  Rylke:  „Versuch  einer 
Aufzählung  der  Heizmaterialien  im  europäischen  Russ- 
land incl.  Kaukasien"  vorgelegt  Der  Oberstlieutenant  Rylke 
war  nämlich  von  der  Haupt- Ingenieur- Verwaltung  in  eine  Kom- 
mission berufen  worden,  welche  eine  neue  Verordnung  für  die 
Versorgung  der  Truppen  mit  Heizmaterial  ausarbeiten  sollte  und 
es  war  ihm  dabei  besonders  die  Aufgabe  gestellt,  das  betreffende 
Material  mit  den  klimatischen  Verhältnissen  möglichst  in  Über- 
einstimmung zu  bringen.  Zu  diesem  Zweck  hält  Rylke  die  Ein- 
teilung Russlands  in  9  Zonen  an  Stelle  der  bisherigen  3  für 
notwendig.  Die  Monographie  ist  in  Nr.  2  des  Russischen  In- 
genieur-Journals pro  1884  abgedruckt. 

6.  Die  kartographische  Anstalt  der  kriegstopographischen 
Abteilung  des   Hauptstabes   hatte   wie   üblich  in   erster  Linie  den 
„Atlas  der  Reisen  Sr.  Majestät  des  Kaisers  im  Jahre  1883"  aus-« 
gestellt.     Nächstdem  sind  hervorzuheben: 

Von  den  Kupferstich- Arbeiten : 

a)  Die  topographische  Karte  im  Maasstabe  1  :  126000 
(die  3  Werst  haltige  topographische  Karte,  d.  i.  3  Werst  auf 
1  engl.  Zoll).  Während  diese  Karte  in  den  früheren  Jahren'  die 
erste  Stelle  unter  den  kartographischen  Arbeiten  einnahm,  beschäftigt 
sie  gegenwärtig  die  Kupferstecher  nur  noch  soweit  es  die  laufen- 
den Korrekturen  erfordern,  und  wenn  auch  unter  den  ausgestellten 
Blättern  sich  einzelne  befunden  haben  mit  neu  angefangenen  Gra- 
vierungen von  Teilen  des  Auslandes,  längs  der  Russischen  Grenze, 
so  ist  doch  diese  neue  Arbeit  schon  wieder  eingestellt  worden  und 
es  sind  daher  zur  eigentlichen  Vermehrung  der  Karte  nur  noch 
einige  Blätter  im  Gouvernement  Nowgorod  zu  zählen,  nach  deren 
Beendigung  eine  weitere  Ausdehnung  derselben  nicht  beabsich- 
tigt ist. 

Diese  Einschränkung  der  Arbeiten  für  die  topographische  Karte 
1  :  126  000  rechtfertigt  sich  zum  Teil  durch  das  Auftreten  neuer 
Publikationen  topographischen  Charakters  in  grosserem  Maass- 
stabe, welche  die  alte  Karte,  soweit  die  Neu -Aufnahmen  in  den 
westlichen  Grenzgebieten  ausgedehnt  werden,  ersetzen  sollen.  Zu 
diesen  Publikationen  gehören  die  Probeblätter  einer  im  Maasstab 
1  :  84  OOO  hergestellten  Karte,  welche  das  kleine  Relief  der  west- 

27* 


408  Schellwite: 

liehen  Gegenden  besser  wiedergeben,  als  die  alte  Karte;  sie  sollen 
in  zwei  Farben  gedruckt  werden,  damit  die  Terrainzeiehnung  sich 
von  den  schwarzen  Kontaren  der  Örtlichkeiten  besser  unterscheidet. 
Die  Frage,  welcher  Manier  der  Terrainzeichnung  —  durch  Berg- 
striche oder  durch  Horizontalen  —  der  Vorzug  zu  geben  sei, 
war  lange  Zeite  eine  offene.  Die  ausgestellten  Musterblätter,  welche 
dasselbe  Relief  einmal  auf  die  eine  und  das  andere  Mal  auf  die 
andere  Weise  dargestellt  zeigten,  gaben  einen  anschaulichen  Begriff 
von  den  Vorzügen  resp.  Nachteilen  beider  Darstellungsarten  und 
sie  haben  dem  militär- wissenschaftlichen  Komite  zur  Begründung 
seiner  jungst  gefällten  Entscheidung  zu  Gunsten  der  Horizontalen 
gedient.  Ein  zweiter  Versuch  im  Maasstabe  1:42000  stellte 
sich  als  nichts  anderes  dar  als  eine  verkleinerte  Reproduktion  der 
eigentlichen  Original  -  Messtischblätter  im  Maasstabe  1:21000, 
welche  bei  der  Aufnahme  der  westlichen  Grenzgebiete  ohne  Far- 
ben ausgezeichnet  worden  waren,  um  sie  für  die  Heliographie 
geeigneter  zu  machen. 

b)  Die  topographische  Karte  im  Maasstabe  1  :  420000 
(die  10  Werst  haltige  topographische  Karte),  redigiert  von  dem 
General-Major  Strielbizki.  Die  Arbeiten  für  diese  Karte,  sowohl 
die  Zeichnungs-  als  die  Gravier- Arbeiten,  welche  an  Ausdehnung  die 

»aller  anderen  Veröffentlichungen  der  kriegstopographischen  Ab- 
teilung bei  Weitem  übertreffen,  bezogen  sich  ebenfalls  vorzüglich 
auf  die  westlichen  Grenzgebiete,  wo  im  vergangenen  Jahre  6  neue, 
die  ostliche  Hälfte  der  Balkan-Halbinsel  umfassende  Blätter  hinzu- 
gekommen sind.  Die  ferneren  Arbeiten  concentrierten  sich  zum 
Teil  auf  die  kaukasischen  Blätter,  zum  Teil  waren  sie  auf  zahl- 
reiche Blätter  im  Innern  des  Reiches  verteilt,  um  dieselben  nach 
den  neuesten  Nachrichten  zu  verbessern.  Sehr  wesentlich  sind 
ferner  die  von  der  Redaktion  der  Karte  vorbereiteten  Zeichnung»- 
arbeiten,  welche  das  Material  für  eine  künftige,  radikale  Umar- 
beitung aller  nordlichen  und  eines  Teils  der  ostlichen  Blätter 
sammeln.  Als  Grundlage  hierzu  dienen  die  vermittelst  der  Photo- 
graphie gewöhnlich  in  den  Maasstab  1:210000  verkleinerten 
Aufnahmen  des  Ministeriums  der  Reichsdomänen  in  den  Gouverne- 
ments Archangelsk,  Olonez,  Perm  und  anderen  ostlichen  Gouver- 
nements. 

c)  Die  Kriegs- Wege-Karten  des  europäischen  Rosslands 
im  Maasstabe  1:1050000  und  des  asiatischen  Russlands  im 
Maasstabe  1:  1680000;  sie  erfordern  alljährlich  Verbesserangen 
und  die  erstere  fährt  übrigens  fort,  sich  durch  einige  neue  Blätter 
im  Westen  und  Süden  zu  ergänzen. 

d)  Die  Karte  des  Orenburg'schen  Landes  im  Maasstabe 
1:2100000    und    die   Karte    von    Inner-Asien  im    Maasstabe 


Die  Landesaufnahme  in  Russland  1883.  409 

1:4200000  waren  gleichfalls  mit  Berichtigungen  beschäftigt  and 
eine  neue  Karte  von  Persien  im  Maasstabe  1  :  840000  ist  in 
Arbeit. 

Von  den  lithographischen  Arbeiten: 

e)  Die  chromolithographierte  Special  karte  des  europäi- 
schen Rnsslands  im  Maasstabe  1:420000,  von  welcher  im 
Jahre  1883  einige  kaukasische  Blätter  neu  erschienen  und  einige 
vergriffene  Blätter  neu  gedruckt  worden  sind. 

f)  Die  strategische  Karte  von  Mittel-  Europa  im  Maass- 
stabe 1  :  1 168  000;  sie  hat  £u  den  vier  früher  erschienenen  Blättern 
drei  neue  erhalten. 

g)  Die  Karte  der  Quartier-Verteilung  der  Truppen 
im  europäischen  Russland  in  4  Blättern  im  Masstabe  1  : 2  520000, 
welche  schon  vor  einigen  Jahren  in  den  Kupferplatten  vorgelegt 
worden  war,  ist  nunmehr  in  zweifarbigem  Buntdruck  erschienen. 

h)  Der  Plan  von  Moskau  in  4  Blättern,  welcher  bis  zum 
Jahre  1883  direkt  von  den  Kupferplatten  in  4  Farben  gedruckt 
worden  war  (Chromometallographie)  ist  zur  Zeit  der  Krönung, 
nach  grundlicher  Berichtigung,  von  einer  Übertragung  auf  Stein 
zur  Ausgabe  gelangt  und  man  kann  nicht  umhin,  anzuerkennen, 
dass  der  Plan  dadurch  an  Schönheit  gewonnen  hat. 

i)  Die  Karte  des  asiatischen  Busslands  und  der 
angrenzenden  Länder  in  8  Blättern  im  Maasstabe  1  :  4200000, 
redigiert  von  Oberst  Bolschew,  gehört  zu  den  bedeutendsten  chromo- 
lithographierten  Arbeiten.  Sie  ist  ein  erster  Versuch,  die  ganzen 
russischen  Besitzungen  im  Zusammenhang,  in  einem  etwas  grosseren 
Maasstabe  darzustellen  und  die  Masse  des  zu  verarbeitenden  Mate- 
rials wurde  durch  Hineinziehung  des  grossten  Teils  von  China, 
Tibet,  Pendshab,  Beludshistan  und  Persien  noch  bedeutend  ver- 
grossert.  Die  erste  Gravierung  dieser  Karte  ist  auf  Kupfer  aus- 
geführt worden.  Bei  der  Umwandlung  in  eine  chromolithographierte 
Karte  wurden  zu  den  auf  den  Stein  übertragenen  Konturen  die 
Berge  hinzugefugt,  welche  von  dem  Stabs- Kapitän  des  Topogra- 
phen-Corps Andronikow  auf  englisches  Umdruck-Papier  (von  Wur- 
zeln) getuscht  waren.     Die  Meere  und  Seen  sind  blau. 

k)  Die  Karte  des  Sud-Ussuri-Gebiets,  1  Blatt  im 
Maasstabe  1:620000,  kann  als  eine  Zusammenstellung  sämt- 
licher aber  dieses  Land  gegenwärtig  vorhandenen  Nachrichten  resp. 
Messungen  btrachtet  werden. 

1)  Die  Karte  der  Mongolei,  1  Blatt  im  Maasstabe 
1 :  3  360000,  von  dem  Oberstlieutenant  des  Generalstabes  Piewzow 
ist  im  Auftrage  der  ostsibirischen  Abteilung  der  Kaiserlich 
russischen  geographischen  Gesellschaft  als  Beilage  zu  dessen 
Bericht    ausgeführt  worden,   welchen  er  über  seine  Reise  von  der 


410  Schellwitz: 

ostsibirischen  Grenze  nach  Kuku-Chota  und  Kaigan (g)  nnd  von 
da  zurück  über  Arga  in  den  Jahren  1878  und  1879  unternommen 
hatte. 

m)  Eine  Kollektion  kleinerer  Karten  aus  dem  Trans- 
kaspischen Gebiet,  unter  welchen  sich  die  Beilagen  zu  den 
Karlin' sehen  Reisen  auf  dem  Kaspi-See  in  den  Jahren  1832  und 
1836  befinden.  Sie  sind  besonders  wegen  der  augenblicklich  im 
Vordergrund  stehenden  Frage  über  die  Wege  nach  Chiwa  vom 
Mertwyi-Kultuk  über  den  Ust-Urt  interessant  und  sie  geben  auch, 
im  Vergleich  mit  den  neueren  Karten,  eine  gute  Übersicht  über 
die  Veränderungen  der  Tiefen  und  der  Küsten  des  Kaspischen 
Meeres  in  den  letzten  50  Jahren. 

n)  Die  Karte  von  Bulgarien  im  Maasstab  1:210000, 
welche  bei  der  historischen  Kommission  zusammengestellt  wird. 
Von  derselben  sind  nunmehr  chromolithographiert  55  Blatt  fertig, 
welche  den  ganzen  Rayon  der  russischen  Aufnahmen  in  den  Jahren 
von  1877 — 79  umfassen.  Als  Grundlage  hierzu  haben  die  durch 
Heliographie  verkleinerten,  weissgem  achten  Original -Aufnahmen 
gedient. 

o)  Die  Abdrücke  der  finnischen  Original-Aufnahmen 
im  Maasstabe  von  1  :  42  000,  welche  in  eine  farbige  Ausgabe  gleich- 
falls durch  vorhergegangene  Heliographie -Arbeiten  umgewandelt 
worden  sind. 

p)  Verschiedene  Beilagen  zu  Berichten,  Zeichnungen  nnd 
Skizzen  von  Montierungs-  und  Ausrüstungsstücken  der  Troppen, 
Projekte  von  Kasernen  u.  s.  w. 

7.  Die  photographische  Anstalt  (Pavillon)  der  kriegs- 
topographischen Abteilung  des  Hauptstabes  lieferte  im  Jahre  1883: 

a)  Verschiedene  Photographien:  Umgebungskarten  im 
Maasstabe  1:42  000  (von  Bobruisk ,  von  Bielostok ,  von  Soroki, 
von  Bielzy  u.  a.).  —  Einige  neue  Blätter  von  der  Karte  des 
Grenzstreifens  von  Tschernogora  im  Maasstabe  1:50000 
für  das  Ministerium  der  auswärtigen  Angelegenheiten.  —  Eine 
Karte  von  einem  Teil  des  Gouvernements  Perm  im  Maasa- 
stabe  1  :  126000  für  das  Ministerium  der  Reich 8- Domänen  und  *- 
einige  Seiten  aus  einem  alten  Psalmbuch  vom  Jahre   1397. 

b)  Von  Heliographie-Arbeiten :  Abdrucke  der  Aufnahmen  von 
Finnland  (s.  oben).  —  Abdrücke  von  den  Aufnahmen  der  Umge- 
bung von  Warschau  im  Maasstab  1  :  16800.  ■ —  Kopien  der 
Original-Messtischblätter  aus  den  westlichen  Grem- 
gebieten  im  Maasstab  1  :  42000.  —  Kopien  der  Musterblatter 
der  neuen  topographischen  Karte  im  Maasstabe  1:84000. 
—    Blätter   von   der   Karte    Bulgariens   im   Maasstabe    1  :  126<l0*1 


Die  Landesaufnahme  in  Bussland  1883.  411 

und  1:210000.  —  Plane  von  Galatz  und  Nikopoli.  —  Kon- 
turenblätter der  Karte  der  nordöstlichen  Mongolei.  —  Karten  für 
die  feld-kriegstopographischen  Depots  und  vieles  Andere. 

IL  Die  Kaukasische  Abteilung. 

1.  Durch  die  telegraphische  Bestimmung  der  Langenunter- 
schiede zwischen  Tiflis  und  Schemacha,  sowie  zwischen  Tiflis  und 
Baku  sind  im  Jahre  1883  wiederum  bedeutende  Teile  Transkau- 
kasiens  in  den  Verband  der  trigonometrischen  Ortsbestimmungen 
im  europäischen  Russland  gebracht  worden,  nachdem  im  vorher- 
gegangenen Jahre  Tiflis  an  Rostow  am  Don  angeschlossen  worden 
war.  Die  Breiten  von  Tiflis,  Schemacha  und  Baku  sind  durch 
Messungen  bestimmt  worden.  Ferner  wurde  die  Intensität  der 
Erdschwere  in  Transkaukasien  durch  Beobachtungen  von  Reversions- 
Pendelu  in  Schemacha  und  Baku  ermittelt  und  endlich  wurden  in 
Schemacha  die  magnetische  Deklination  und  Inklination,  sowie  die 
horizontale  Intensität  des  Erdmagnetismus  festgestellt.  —  Von  den 
Punkten  erster  Klasse  aus  ist  das  trigonometrische  Netz  in  den 
Bezirken  Gunib,  Awarskoi  und  Andi  der  Provinz  Daghestan  und 
in  den  Bezirken  Chastaw-Jurt,  Weden  und  Argunskoi  des  Ter'schen 
Gebietes  gelegt  worden.  In  Transkaspien  diente  die  bei  Bami 
(oder  Bama)  gemessene  Basis  als  Grundlage  für  die  Triangulationen 
des  Jahres  1883,  welche  sich  bis  zur  persischen  Grenze  hin  aus- 
dehnten. 

2.  Topographische  Aufnahmen  fanden  statt: 

a)  Im  mittleren  Teil  des  Hauptkammes  des  Kaukasus  im 
Maasstabe  von  1  :  42000.  b)  In  der  Provinz  Daghestan  in  dem- 
selben Maasstabe.  In  diesen  hoher  als  die  Alpen  liegenden  Re- 
gionen, wo  im  Juni  und  Juli  beständige  Nebel  oder  andauernde 
Regen  herrschen,  wo  im  August  Schnee  fällt,  der  in  den  ganz 
hoch  gelegenen  Teilen  bis  zum  Winter  liegen  bleibt  und  wo  die 
Winde  nicht  selten  zu  Orkanen  werden  —  sind  wahrlich  die  aller- 
angeapanntesten  Kräfte  notig,  um  die  Arbeit  zu  fördern.  Die 
Umgegend  von  Temir-Chan-Schura  ist  im  Maasstabe  1:21000 
aufgenommen  worden,  c)  Im  Ter'schen  Gebiet  haben  die  Auf- 
nahmen am  Ssunsha,  sudlich  von  Grosnaja,  ebenfalls  im  Maasstabe 
1:21  000  stattgefunden.  Die  Gegend  ist  hier  zwar  eben,  mit  Aus- 
nahme der  nicht  sehr  bedeutenden  Erhebungen  bei  Bielik  (398  m) 
und  bei  Dsheli  (434  m),  aber  durch  Gestrüpp  in  den  Aushauen 
der  Wälder,  durch  dichtes  Haselgesträuch  und  durch  Felder,  welche  mit 
Kukurus  bestanden  oder  von  grossen  Abzugsgräben  und  Wasser- 
rissen durchschnitten  sind,  wurde  der  Fortgang  der  Arbeit  sehr  verzögert, 
d)  Im  Kreise  Kuba  des  Gouvernements  Baku  wurden  ungefähr 
210  □  Werst  im  Maasstabe  von   1  :  16800  nach  ortlichem  Bedürf- 


412  .  Schellwitz: 

nis  aufgenommen,  e)  In  Transkaspien  wurden  die  Aufnahmen  im 
Maasstabe  von  1  :  84  000  in  der  Umgegend  von  As-chabad,  auf  dem 
Baume  zwischen  Kisyl-Arwat,  Bami  und  dem  Oberlauf  des  Shumbar 
fortgesetzt,  ebenso  längs  der  Eisenbahn  Aidin  bis  Kisyl-Arwat 

8.  Unter  den  kartographischen  Arbeiten  der  kaukasichen 
Abteilung  haben  die  im  Jahre  1883  herausgekommenen  Blätter 
der  „  Karte  des  Kaukasus  und  der  angrenzenden  Teile  der  Türkei 
und  Persiens  im  Maasstabe  1  :  210000tt  besonders  die  Aufmerk- 
samkeit auf  sich  gezogen  und  ebenso  die  in  demselben  Maasstab 
gezeichneten  Bläter  von  dem  Bezirk  Achal  Teke,  von  Atteka  und 
den  angrenzenden  Teilen  Persiens. 

III.  Abteilung  für  Turkestan. 

1.  Astronomische  Ortsbestimmungen  fanden  statt  in 
Chodshent  (die  Länge  wurde  telegraphisch  zwischen  dort  und  Tasch- 
kent ermittelt) ;  ferner  wurden  die  geographischen  Koordinaten  der 
Station  Uralsk  (zwischen  Taschkent  und  Chodshent)  und  von  zwölf 
Punkten  auf  dem  Pamir  festgestellt  (cf.  unten). 

2.  Von  topographischen  Aufnahmen  wurden  folgende 
ausgeführt:  a)  Die  Aufnahme  des  kultivierten  Teils  der  Provinz 
Fergana  wurde  fortgesetzt  in  den  Kreisen  Margelan,  Andidshan, 
Namangan  und  Tschust.  Besonders  schwer  war  die  Arbeit  im 
Kreise  Andidshan  wegen  einer  Überschwemmung  des  Ssyr-Darja, 
welche  die  Wege  und  Brücken  zerstört  hatte,  b)  Gestutzt  auf 
die  trigonometrischen  Punkte,  welche  1876  und  77  bestimmt  wor- 
den waren,  wurde  eine  Rekognoscierung  des  gebirgigen  Teils  von 
Fergana  in  den  Flussgebieten  des  Ssoch,  des  Isfara  und  des  Lja- 
lak  im  Maasstabe  1  :  84000  zu  Papier  gebracht,  im  Ganzen  ein 
Gebiet  von  7000  □  Werst,  wobei  sämtliche  Wege  durch  Instru- 
mente vermessen,  die  felsigen  Abhänge  des  turkestanschen 
Bergrückens  dagegen,  welche  durch  Gebirgsbäche  und  tiefe 
Schluchten  zerrissen  sind,  nach  dem  Augenmaass  auf  dem  Plane 
eingetragen  wurden.  Die  Rekognoscenten  haben  alle  Hinderniase, 
welche  die  Natur  darbot,  siegreich  überwunden  und  reiches  Material 
für  die  Geographie  dieses  Landes  gesammelt,  indem  sie  den  oro~ 
graphischen  und  hydrographischen  Bildungen  bis  ins  Detail  nach- 
forschten und  z.  B.  23  bisher  noch  unbekannte  Gletscher  in  ihrem 
Plane  verzeichneten,  in  welchen  die  Bäche  und  Flusschen,  die  den 
Ssoch  bilden,  ihren  Ursprung  haben.  Dieser  Fluss  bewässert  \ 
des  Chanate  von  Kokan.  Unter  den  Gletschern  ist  besonders 
bemerkenswert  der  von  Schema chow,  welcher  12  Werst  und  der 
von  Ak-Terek,  welcher  89  Werst  lang  ist  und  dessen  südlicher 
Teil  den  schon  bekannten  Gletscher  von  Sarawschan  bildet,  c) 
In   der   Provinz  Ssyr-Darja   wurde  die   Verbesserung  der  Auf- 


Die  Landesaufnahme  in  Russland  1883.  413 

nahmen  des  Kreises  Kuramin  und  der  Stadt  Taschkent  fortgesetzt; 
ferner  wurden  Nivellierungen  auf  dem  Flusse  Boss-ssa,  von  Njas- 
bek  bis  Taschkent,  sowie  Nivellierungen  und  Vermessungen  zur 
Bewässerung  der  Steppen  zwischen  dejn  Ssyr-Darja  und  dem  Amu- 
darja und  zur  Anlegung  einer  Wasserleitung  nach  Petro  -  Alexan- 
drowsk  ausgeführt  und  endlich  wurde  eine  Rekognoscierung  der 
Wege  zwischen  Tschinas  und  Dshisak  vorgenommen,  um  für 
Trappenbewegungen  einen  bequemeren  Weg,  als  die  jetzige  Post- 
strasse ihn  darbietet,  ausfindig  zu  machen. 

3.     Besondere    Expeditionen    zu    militär- geographischen 
Zwecken  wurden  nach  dem  Pamir  und  nach  Buchara  unternommen. 

a)  Die  Expedition  nach  dem  Pamir,  welche  die  dürftigen 
wissenschaftlichen  Kenntnisse  über  dieses  geographisch  und  mili- 
tärisch so  wichtige  „Dach  der  Welt"  bereichern  sollte,  wurde  von 
dem  Hauptmann  im  Generalstab  Putjata  geführt.  Diesem  war  die 
Ausführung  der  astronomischen  Beobachtungen  übertragen  und 
mit  ihm  gingen  ausserdem  der  Topograph  Bendersky,  der  Berg- 
Ingenieur  und  Geologe  Iwanow,  12  Kosaken  und  einige  Leute 
aus  der  dortigen  Gegend  als  Diener.  Die  mangelnde  Kunde  über 
das  Land  und  die  Schwierigkeit  der  Kommunikationen  hatte  die 
Expedition  der  Möglichkeit  beraubt,  den  Plan  für  ihre  Thätigkeit 
im  Voraus  festzustellen.  Es  wurde  jedoch  für  die  Richtung  des 
Marsches  der  Gesichtspunkt  festgehalten,  dass  die  astronomischen 
Arbeiten  womöglich  an  einige  Punkte  angeknüpft  werden  mochten, 
welche  in  früheren  Jahren  von  englischen  Reisenden  bestimmt 
worden  waren,  wie  z.  B.  Tasch- Kurgan  und  Jul-Masar.  Am 
8.  Juli  1883  verliess  die  Expedition  Osch  in  Fergana  und  am 
19.  November  war  der  Hauptmann  Putjata  wieder  in  Samarkand.  Die 
hauptsachlichsten  Resultate  der  Expedition  sind  folgende:  Es  wurden 
12  Punkte  astronomisch  und  gegen  400  Höhenpunkte  barometrisch 
bestimmt,  —  es  wurden  47  000  □  Werst  auf  dem  Pamir  und  gegen 
3000  D  Werst  von  den  Besitzungen  Buchara's  rekognosciert,  wodurch 
der  Zwischenraum  zwischen  den  früheren  russischen  und  den 
englischen  Forschungsreisen  ausgefüllt  worden  ist  —  es  sind  geo- 
logische Forschungen  gemacht  und  ein  Herbarium  der  Flora  des 
Pamir  ist  gesammelt  worden  —  und  es  sind  endlich  Marschrouten- 
Beschreibungen  und  eine  geographische  Skizze  des  Pamir,  sowie 
eine  statistische  Skizze  von  dem  ostlichen  Teil  des  Ghanats  Buchara 
verfasst  worden. 

b)  Die  Expedition  in  das  Gebiet  von  Buchara  wurde  von 
dem  Hauptmann  im  Generalstab  Archipow  ausgeführt.  Derselbe 
ging  aus  von  Samarkand,  zog  über  Tschiraktschi  nach  Karschi, 
besichtigte  die  reiche  dortige  Oase  und  erkundete  zwei  Wege  nach 
Kelif  (Kilif)  am  Amu-Darja,  einen  Steppenweg  und  einen  Gebirgs- 


414  Schellwit«: 

weg.  Von  hier  ging  er  am  Amu-Darja  Dach  Tschardshui  und  über 
Kara-Kul  nach  Buchara.  Nachdem  er  ferner  den  am  rechten  Ufer 
des  Sarawschan  liegenden  Teil  von  Buchara  rekognosciert  hatte, 
wendete  er  sich  über  Gysch-Duwan  und  Eermine  nach  Katty-Kurgan. 
Die  Expedition  dauerte  zwei  Monate ;  es  wurden  300  □  Werst  durch- 
forscht und  ausserdem  verschiedene  Kundschaften  über  die  Wege  nach 
Merw  eingezogen. 

4.  Von  den  kartographischen  Arbeiten  der  Abteilung 
für  Turkestan  sind  die  folgenden  anzuführen:  a)  die  Fortsetzung 
der  Zeichnung  und  des  Drucks  der  Karte  von  Turkestan  im  Maass- 
stab 1:420000.  b)  Eine  für  Manöver  bestimmte  Karte  der  Um- 
gegend von  Taschkent  im  Maasstab  1:42  000  ist  in  der  Zeichnung 
beendet  worden,  c)  Ebenso  9  Blätter  der  Karte  des  Gebietes 
von  Fergana  im  Maasstab  1  :  84000  und  d)  eine  Karte  der  Wege 
aus  dem  Innern  Russlands  nach  dem  Bezirk  Turkestan  wird  redi- 
giert und  ist  in  der  Zeichnung  begriffen. 

5.  Das  astronomische  und  meteorologische  Observatorium  in 
Taschkent  hat  im  Jahre  1883  a)  die  Beobachtungen  der  kleinen 
Planeten  durch  den  Refraktor  fortgesetzt  und  ihre  Kulminations- 
hohen  vermittelst  des  Meridiankreises  festgestellt,  b)  Es  hat  die 
Verdeckungen  der  Sterne  durch  den  Mond  unausgesetzt  beobachtet 
und  Zeitbestimmungen  gemacht,  c)  Es  hat  die  astronomischen 
Arbeiten  der  früheren  Jahre  zusammengestellt,  wobei  es  schon  bis  zu 
denen  der  Pamir-Expedition  gelangt  ist.  d)  Es  sind  regelmassige 
absolute  magnetische  Bestimmungen  gemacht  worden  (dreimal 
monatlich)  und  Beobachtungen  zur  Ausführung  der  meteorologischen 
Arbeiten  sowohl  auf  dem  Observatorium,  als  auf  den  meteoro- 
logischen Stationen  und  e)  die  Artikel  für  den  ersten  Band  der 
„Sapiski  des  Observatoriums a ,  welcher  im  Jahre  1884  heraus- 
gegeben werden  soll,  sind  vorbereitet.  Von  diesen  ist  ein  Artikel 
von  Herrn  Schwarz  über  den  Erdmagnetismus  in  Turkestan  schon 
vollständig  druckfertig. 

IV.    Abteilung  Omsk. 

1.  Zum  Zweck  der  Vorbereitung  von  Fundamentalpunkten 
für  die  Aufnahmen  im  Jahre  1884  wurde  eine  Chronometer- 
Expedition  in  den  Rayon  zwischen  Omsk,  Petropawlowsk,  der 
Station  Koktschetaw  und  dem  Punkte  Tjuretschilik  unternommen. 
Auf  diesem  etwa  60  000  D  Werst  umfassenden  Gebiet  wurde  die 
geographische  Lage  von  11  Punkten  bestimmt  und  bei  einigen 
dieser  Punkte  wurden  auch  die  Azimuthe  der  Richtungen  nach  ge- 
wissen im  Terrain  sich  darbietenden  Gegenstanden  gemessen. 

2.  Die  schwache  Ausbreitung  der  Kultur  in  der  Kirgisischen 
Steppe,  welche  in  der  Seltenheit  landwirtschaftlicher  Ansiedelangen 


Die  Landesaufnahme  in  Russland  1883.  415 

ihren  Ausdruck  findet,  war  die  Veranlassung,  dass  die  Aufnahmen 
daselbst  nicht  im  Maasstab  1:84000,  sondern  im  Maasstab 
1  :  210000  erfolgten.  Im  Ganzen  sind  40460  D  Werst  auf  dem 
linken  Ufer  des  Irtysch,  zwischen  Omsk  und  dem  Dorf  Bobrowski 
vermessen  worden;  das  Relief  ist  durch  Horizontalen  ausgedruckt, 
welche  nach  1600  Höhenpunkten  gelegt  sind.  Ferner  wurde  ein 
Plan  der  Stadt  Omsk  im  Maasstab   1  :  21000  aufgenommen. 

3.  Ausserdem  fanden  noch  die  folgenden  Marschr  outen  - 
Aufnahmen  statt:  a)  19  000  D  Werst  in  der  Gegend  zwischen 
dem  Austritt  des  Eaba  aus  den  Bergen,  der  Vereinigung  des  Eara 
mit  dem  Ku-Irzissow  und  dem  OrtTumande  im  Maasstab  1  :  210000. 
Diese  Aufnahme  wurde  dem  bevollmächtigten  Kommissar,  welcher 
die  endgültige  Abgrenzung  der  russischen  Besitzungen  von  China 
ausgeführt  hatte,  zur  Verfügung  gestellt,  b)  Von  dem  560  Werst 
langen  Wege  aus  der  Station  Ssemyarsk  bis  zu  dem  Hafen  Ber- 
tys(kaja)  am  Balchasch-See  im  Maasstabe  1:84000,  behufs  Er- 
kundung eines  kürzeren  Weges  zwischen  den  Städten  Omsk  und 
Wiernoje.  c)  Eine  Aufnahme  der  Stadt  Ssemipalatinsk  mit  Um- 
gebung im  Maasstabe  1  :  42  000,  des  Detachements  Katon-karagai 
und 'der  Staniza-altaiskaja  im  Maasstabe  1:1210000  (21000?); 
ferner  der  Routen  von  dem  Grenzpiket  Tschin dagatua  bis  zum 
Grenzpfahl  Ulan-Dawan,  von  Katon-karagai  bis  zum  Marka-kul- 
See,  von  diesem  bis  zu  dem  Ort  Tschingistai  über  den  Berg  Bur- 
chat, sowie  endlich  eine  instrumentelle  Aufnahme  der  Ufer  des 
Marka-kul-Sees  bei  der  Mündung  des  Tschumjok(a). 

4.  Von  den  Zeichnenarbeiten  der  Abteilung  Omsk  waren 
Blätter  von  der  Karte  des  Gebiets  von  Ssemirietscbensk  im  Maasstabe 
1  :  420000  und  Blätter  von  der  Karte  des  Militärbezirks  von 
Omsk  im  Maasstabe   1:1680000  ausgestellt. 

V.    Die  ostsibirische  Abteilung. 

1.  Astronomische  Arbeiten  fanden  statt  in  den  Kreisen 
Werchne-Udinsk  und  Bargusinsk  im  südwestlichen  Teile  der 
Provinz  Transbaikalien.  Dieser  Rayon  ist  nur  in  seinem  süd- 
westlichen Teile  von  nomadisierenden  fremden  Horden  ein  wenig 
bewohnt  (Inorodzen);  im  Übrigen  ist  er  ein  dichtes,  teils  sumpfiges, 
teils  gebirgiges  Waldgebiet  (Taiga),  von  Bergbächen  und  kleinen 
Flüssen  durchschnitten,  wohin  nur  die  Jagd  oder  die  Gier  nach 
Gold  herumstreifende  Tungusen  und  Abenteurer  hinzieht,  welche 
schnellen  Profit  suchen.  Das  Ziel  der  dortigen  Arbeiten  war  die 
Gewinnung  von  Fundamentalpunkten  zur  Orientierung  für  Marsch- 
rouienaufnahmen,  welche  in  diesem  wenig  erforschten  und  wenig 
bewohnten  Teile  von  Transbaikalien  zu  kartographischen  Zwecken 
unternommen  werden  sollen. 


416 


y.  Klöden: 


2.  DSe  Triangulation  in  Transbaikalien  wurden  im  Jahre 
1883  in  den  Kreisen  Nertschinsk  und  Tschita,  längs  des  Unda- 
Flusses  bis  zum  Dorf  Sbidki  und  längs  des  Urulgi  bis  cur  Stadt 
Nertschinsk  fortgesetzt.  Das  gelegte  Netz  umfasst  das  von  sess- 
hafter  Bevölkerung  eingenommene  Land,  der  Zwischenraum  ist 
von  unbewohnbarem,  waldigem  Bergland  (Taiga)  erfüllt. 

8.  Mar  sehr  outen  auf  nahmen  sind  in  den  Kreisen  Bar- 
gusin  sk  und  Warchne-Udinsk,  längs  des  Tuldon,  der  in  den  Jera- 
winskoje-See  mündet,  sowie  an  den  Nebenflüssen  des  Witim  und  des 
Bargusin  gemacht  worden,  auf  einem  Gebiet  von  im  Ganzen  etwa 
2500  D  Werst.  Ausserdem  wurden  Pläne  der  Städte  Tschita  und 
Irkutsk  mit  ihren  Umgebungen  im  Maasstabe  1:21000  angefertigt, 

4.  Im  Ussuri-Lande  fanden  Aufnahmen  auf  dem  Terri- 
torium statt,  welches  an  China  grenzt,  behufs  Feststellung  der 
Reichsgrenze  und  im  westlichen  Teile  des  Landes  in  Folge  von 
administrativen  Bedürfnissen,  da  die  Kolonisation  dieser  Gegenden 
durch  russische  Ansiedler  von  Jahr  zu  Jahr  zunimmt.  Im  Spe- 
ciellen  wurden  aufgenommen  der  westliche  Teil  der  Halbinsel 
Possjet  und  das  Thal  des  Tjumen-Ula  bei  dem  Grenzort  Ssawe- 
lowki.  Die  Triangulation  für  die  Aufnahmen  am  ostlichen  Ufer 
des  Amur' sehen  Meerbusens  und  von  dem  Wege  von  Wladiwostok 
über  Nikolskoje  nach  dem  Ort  Anutschino  (früher  Werchne-Roma- 
nowo)  ist  vorbereitet.  Der  Bericht  über  diese  Arbeiten  ist  nicht 
eingegangen,  die  Mitteilungen  über  die  Thätigkeit  der  ostsibirischen 
Abteilung  im  Ussuri- Gebiete  sind  daher  auf  anderweitige  zu  ver- 
schiedenen Zeiten  erhaltene  Nachrichten  basiert. 


XIX. 

Seen -Tabelle. 

Von  G.  A.  v.  Klöden. 


Areal 
g.  Q.-M.     Q.-Km.     Hektar. 


Höhe 
Per.  F.    Meter. 


Tiefe  bis 
P»r.  F.      Met« 


Aber-  oder  Wolfgang-See 

b.  Ischl,  Salzkammergut 
Achen-See  im  Isar-Quell- 

jrebiet 

Ägöri-  oder  Egeri-See, 

Kanton  Zug,  Schweiz. 
Ala-Kul,  Asien,  Dsunga- 

rei 

Albaner-   oder  Castello- 

See  bei  Born 


0,244 

13,43 

0,124 

6,83 

0,17 

9,36 

36,32 

2000,1 

0,26 

14,41 

1343 
683 
936 

1441 


1638 
2864 
2238 
723 
903 


532 
930,0 
727,0 

235 


347,9 
403 


113 
131 


Seen-Tabelle. 


417 


Areal 

Höhe 

Tiefe  bis 

*.  Q-M. 

Q-Km. 

Hektar. 

Par.  F. 

Meter. 

Par.  P. 

Meter. 

Alt-Anweer-See  i.Traun- 

Qnellgebiet 

0,04 

2,14 

214 

1109 

685 

167 

53 

Ammer -See     in     Ober- 

Bayern  ......... 

0,86 
0,509 

47,35 
28,03 

4735 
2803 

1182 
1411 

384 
458 

264 

86 

Annecy-8ee  in  Savoyen 

— 

AraJ-See  in  Turan   .  .  . 

1227,5 

67590 

— 

45 

14,6 

77-209 

25-68 

Athabaaka-See  in  Canada 

NW.-Territorium .  .  .  . 

233,0 

12840 

— 

550 

179 

— 

— 

Atter-  oder  Kammer-See 

im  Salzkammergute  .  . 

0,853 

46,97 

4697 

1432 

465 

526 

171 

Anllagas-  oder  Pansa-See 

in  Boliyia 

50,6 

2786 

— 

11353 

3688 

— 

— 

Awe-Loch  in  Schottland 

0,74 

40,4 

4045 

— 

— 

• — 

— 

Baikal-Meer  in  Sibirien 

634,4 

34932 

— 

1114 

362 

3842 

1240 

Balaton-  oder  Platten-See 

in  Ungarn 

11,5 

635,12 

— 

429 

139 

12-36 

3,9-11,7 

Baichajch-See,  Kirgisen- 

Steppe 

374,4 

20615 

— - 

732 

238 

49-126 

16-41 

Bangweolo-  oder  Bembo- 

See,  Süd-Afrika   .... 

386,0 

21300 

— 

3389 

1124 

— 

— 

Bären -See    in    Canada, 

NW.-Territorium .  .  .  . 

375,0 

20649 

— 

40 

13 

80 

26 

itembo-See  s.  Bangweolo. 

Bieler-See,  Kanton  Bern 

0,72 

43,2 

2643 

1335 

434 

237 

77 

JjeJosero,  Bassland  .  .  . 

20,43 

1124,8 

— 

— 

— 

31 

10 

Joden- See,  Schweiz.  .  . 

9,79 

538,5 

— 

1225 

398 

202 

65,6 

tolsener-See,  Italien  .  . 

2,08 

114,5 

11450 

934 

303 

— 

— 

tourget-See  in  Savoyen 

0,81 

44,5 

4450 

733 

238 

300 

100 

Iracciano-See  in  Italien 

0,975 

53,7 

5370 

512 

166 

200-900 

65-290 

tienzer-See,CantonBern 

0,48 

26,4 

2640 

1739 

565 

646 

210 

yg-See  oderWnigOsero, 

Rossland  ......*. 

15,64 

861,2 

elano-See  in  Italien.  . 

2,906 

159,8 

15980 

1890 

640 

— 

22 

namplain-8ee  in  New- 

lork 

12,7 

699,3 

— 

83 

27 

49-370 

16-120 

hankai-See,  Mandschu- 

rei  

79,57 
65,0 

4384,3 
3579 

— ■ 

151 
6000 

49 
1950 

23,1 
40 

7,5 

hapala-See  in  Mejico  . 

13 

kiem-8ee  i.Ober-Bayern 

1,62 

89,2 

8920 

1549 

503,2 

250 

80 

bacnito-See  siehe  Titi- 

aca-See 

151,3 

8331 

— 

11723 

3808 

672 

218 

»macchio-Lagune ,  Ba- 

ien   ,  .  .  . 

7,9 
2,79 

433,3 
153,6 

15360 

585 

190 

1280,6 

mio-See,  Lombardei    . 

416 

»rrib-See  in  Irland  .  . 

3,34 

183,8 

18390 

13 

4,2 

— 

— 

srg-8ee  in  Irland  .  .  . 

2,29 

126,0 

12610 

103 

33,4 

— 

— 

itroit-See     in     Nord- 

amerika     

915,8 

16,6 

«issan-See,  Dsnngarei 

33,24 

1830,0 

— 

1262 

410 

24,6 

8 

immer-See  inHannover 

0,35 

18,4 

— 

133 

43 

— 

—** 

irae-See  in  Irland    .  . 

3,0 

165,6 

— 

133 

43 

— 

— 

418 


v.  Klöden: 


Areal 
g.  Q.-M.     Q-Km.    Hektar. 


Höhe 
Par.  F.      Meter. 


Tiefe  bu 
Per.  P.       Mrter. 


Egeri-See  s.  Ägeri-See. 

Elton- See,  Astrachan  .  . 

Enara-See,  Lappland  .  . 

Erie-See,  Canada  .  .  .  . 

Eyre-See,  8üd-  Australien 

Felka-See  im  Tatra-Ge- 
birge     

Fisch -See,  Grosser,  im 
Tatra-Gebirge 

Fucino-See  s.  Celano-See. 

Gairdner-See  in  Süd- 
Australien    

Garda-See  i.  d.Lombardei 

Genesareth-See  in  Pa- 
lästina  

Genfer-See,  Schweiz    .  . 

Geserich-See  in  West- 
Preussen 

Goplo-See  in  Posen.  .  . 

Gosau-See,  hinterer,  im 
Traungebiet 

Gosau-See,  vorderer,  im 
Traungebiet 

Göktache-See,  Türkisch- 
Armenien 

Gregory-See  s.  Eyre-See. 

Grundl-See  im  Traun- 
gebiet   

Halden-See,  Quellgebiet 
des  Lech 

Hallstädter  See  imTraun- 
becken 

Hallwyler  -  See ,  Kanton 
Aargau 

Hamun-See  in  Persien  . 

Hjelmar-See  in  Schweden 

Horn-See  in  Schweden  . 

Hule-See  in  Palästina  . 

Hung-tse-hu  in  China   . 

Huron-See  in  Canada    . 

Idro-See,  Lombardei  .  . 

Ilmen-See  in  Bussland  . 

Imandra-See  in  Lapp- 
land   

Iseo-See  in  d.  Lombardei 

Issyk-Kul  in  Turkestan 

Itasca-See,  Mississippi- 
Quelle 

Jalpusch-See  i.  d.  Moldau 

Jamdo  -  Jömt  -  Tso  siehe 
Palte-See. 


2,92 
25,8 
467,2 
191,2 


140,0 
6,65 

3,1 

10,7 

0,48 
0,44 


24,88 


0,16 

0,19 
53 
9,5 
4,31 
0,25 
5,3 
1162,3 
0,27 
16,71 

15,5 
1,12 
93,02 


4,17 


161 
1421,4 
25727,6 
10528 

0,043 

0,033 

7710 
366,1 

170,7 
573,2 

26,43 
24,5 

0,015 

0,78 

1370 

3,689 

0,73 

8,81 

10,46 
2918,3 
522,2 
237,3 
13,76 
291,8 
63998 
13,7 
918,5 

851,9 
62,0 
5122 

229,6 


4,33 
3,32 


2643 
2450 

1,5 

78 


368 

73 

881 

1046 


1376 
1370 


6200 


24 
380 
537,8 
202 

5132 

4322 


346 
197 

—588 
1154 

3063 


3559 
2795 
5948 

2182 

3445 

1530 

1391 
1200 
71 
791 
252 


7,8 
123 
174,7 
65,5 

1667 

1404 


112,4 
64 

-191 
375 

99,5 


1156 
908 
1932 

709 

1119 

497 

452 
390 
23 
257 
82 


28 
77-191 


15,5 
152,4 

902 

1079 
951 

126 
212 
1539 

198 

1423 

66 

868 


9,1 
25-6i 


5,03 
433 

293 

350,5 
309 

41 
(9 
500 

M3 

125 

464 

i\ 
2S2 


5553 

881 

102 


588 
1972 

1575 


179,6 
286 


191 
1615 

512 


710-950 


62 
918 


23a» 


2ö 


Seen-Tabelle. 


419 


Areal 

Höhe 

Tiefe  bis 

g.Q-M. 

Q.-KtD. 

Hektar. 

Par.  P. 

Meter. 

Par.  P. 

Meter. 

Jänina-See  in  Albanien 

1,1 

60,6 

6060 

1600 

520 





Kammer-See  s.  Atter-See. 

Kao-Jang-hu  in  China  . 

3,3 

181,7 

Kaspisches  Meer    .... 

7980,3 

439418,5 

■  — 

-78,81 

—25,6 

2770 

900 

Kochel-See  im  Isargebiet 

0,17 

9,36 

9360 

1862 

605 

228 

74 

fopais-See  in  Griechen- 

land  

3,9 
0,12 

213,7 
6,5 

6500 

100 
1856 

32,5 
603 

9 
664 

— 

Königg-See,  Ober-Bayern 

215 

Kosso-Gol,  Mongolei  .  . 

174 

9581 

— 

5741 

1670 

— 

— 

Kroten-See,  Salzkammer- 

.  . 

ont   .....  

— 

1,87 

187 

1764 

573 

140 

45,5 

6U'     •    •••••••••• 

Kubinakischer     See     in 

ßnssland 

7,15 

394 

— 

431 

140 

— 

— 

Kbn-khn-Noor,  Mongolei 

93 

5121 

— 

9851 

3200 

— 

— 

Laacher-See,  Rhein-Pro- 

vinz   

329,25 

3,96 
17129 

396 

847 
208,4 

275 
67,7 

210 
732 

68 

Udoga-See  in  Russland 

238 

Lago  maggiore  in  d.  Lom- 

bardei   

3,82 
15,0 

210,3 
825,94 

~~ " 

606 
43 

197,0 
14 

2629 

854 

jlanquihue-See  in  Chile 

— 

liomond-Loch  in  Schott- 

land   

1,28 
40 

70,5 
2202,5 

7050 

100 
1910 

32 
620 

720 
1,8-6,2 

234 

iOp-See  inOat-Turkestan 

0,6-2,0 

jöwentin-See    in    Ost- 

Preossen 

0,56 

30,83 

3083 

360,8 

117,2 

— 

— 

ingano  -  See ,       Kanton 

Teaain 

1,01 
0,62 

55,61 
34,14 

5561 
8414 

834 
35,5 

271 
11,5 

858 

279 

[adüe-See  in  Pommern 

— 

[anagna-See  in  Mittel- 

Amerika    

55 

3028,5 

— 

146,3 

48,1 

— 

— 

taoasarowar-Seen,Tibet 

11 

605,7 

— 

13544 

4416 

— 

— 

[anitoba-See  in  Canada 

75 

4120 

— 

705 

229 

— 

— 

faracaibo-See  in  Vene- 

cuela    .......... 

305 
1,47 

16794 
80,94 

8094 

360 

117 

18,5 
34-111 

6 

aner-See,  Oat-Preussen 

11-36 

Uar-See  in  Schweden 

30,6 

1685 

— 

1,16 

0,38 

158 

51 

erom-8ee  s.  Hnle-See. 

ichigan  -  See ,     Verein. 

ttaaten  von  Amerika  . 

1075,0 

59230 

— 

555,3 

176,6 

930 

302 

fflatadter-See,    Drau- 

[tal 

0,4 
7,13 

22,02 
392,6 

2202 

1785 
410 

580 
128,6 

853 
564-1440 

277 

ioaen-See  in  Norwegen 

177-452 

ond-See,  Salzkammer- 

nt 

0,26 

14,32 

1432 

1475 

479 

209,3 

68 

>osehead-See,   Verein. 

t,  Maine 

14? 

770 

— 

960 

312 

— 

— 

>rat-See,  Kanton  Waadt 

0,49 

27,1 

— 

1339 

436 

360-162 

117-53 

iritz-8ee,  Mecklenburg 

2,52 

138,7 

— 

209 

68 

— 

— 

irten-See  s.  M orat-See. 

mrtan-Nzige'  in  Afrika 

83,6 

4603 

— 

1976 

642 

— ■  ■ 

— 

agh-See  in  Irland  .  . 

7,19 

396 

— 

45 

14,6 

40 

13 

420 


v.  Klöden: 


Areal 

Höhe 

Tiefe  bis 

g.  Q-M. 

Q.-Km.  |  Hektar. 

Par.  F. 

|   Meter. 

Pftr.F. 

Meter. 

Nemi-See  bei  Rom  .  .  . 

_ 

2,01 

201 

1006 

327 

Ness-See  in  Schottland . 

0,91 

50,1 

5000 

— 

— 

750 

244 

Neuchateller-See  in  der 

Schweiz 

4,17 

229,6 

— 

1339 

435 

444 

144 

Neusiedler-See  in  Ungarn 

6,5 

357,9 

— 

345 

112 

9,2 

3 

Ngami-See  in  Süd- Afrika 

14 

770,9 

— 

2628 

857 

— 

Nicaragua -See,    Mittel- 

Amerika.  • • 

172 

9471 

__» 

100,3 

32,6 

307 

100 

Nipigon  -  See ,      Ontario, 

Canada  

10,8 

595 

^_ 

881 
597 

286,5 
195 

^ 

_ 

Nipissing-See ,  Canada  . 

— 

Njassa-See  in  Süd- Afrika 

640 

35270 

— 

1419 

461 

600 

195 

Ochrida-See  in  Albanien 

4,9 

269,8 

— 

1900 

617 

— 

— 

Öden-See,  Tranngebiet  . 

0,28 

15,42 

1542 

2406 

782 

— 

— 

Odenburger-See  s.  Neu- 

siedler-See. 

Offen- See,  Salzkammer- 

orut 

_ 

0,59 

59,7 

200,4 
222 

651 

111 

36 

6**" • 

Onega-See  in  Bussland. 

177 

9751*6 

72 

554-693 

180-225 

Ontario-See  in  Canada  . 

3448,8 

18988 

— 

234,6 

76,2 

556 

180,7 

Orta-See,    in  der  Lom- 

bardei     

0,287 

15,8 

1580 

1145 

372 

— 

— 

Ossiacher-  See,Drau-Thal 

0,5 

27,53 

2753 

1487 

483 

141,6 

46 

Palte-See  in  Tibet  .  .  . 

24 

1321,5 

— 

12663 

4113 

— 

— 

Pampa  -  Aullagas-     oder 

Pansa-See  s.  Aullagas. 

Patzen-See  s.  Kroten-See. 

Pangkong-See  in  Klein- 

Tibet 

28,6 

1575,7 

___ 

13100 
227 

4225 
74 

— 

_ 

Pftij&nne-See  in  Finland 

— 

Peipus-See  in  Russland 

50,89 

2802 

— 

90 

29,2 

43 

14 

Pielis-See  in  Finland.  . 

19,88 

1074,9 

— 

286 

92 

— 

— 

Plan-See  im  Lechgebiet 

— 

3,96 

396 

4041 

988 

— 

— 

Platten-See  in  Ungarn  . 

11,6 

690 

— 

130 

42,2 

12-35 

3J-U" 

Plauer-See,  Mecklenburg 

7,03 

387 

— 

209 

67 

— 

— 

Plön-See  in  Holstein  .  . 

0,58 

31,93 

3193 

— 

— 

— 

— 

Pskowscher  See,   Russ- 

land   

12,91 

711 

__ 

90 

29,2 

_ .. m 

— . 

Ratzeburger-See  in  Mek- 

klenburg 

0,36 

19,82 

1982 

100 

32,5 

,^_ 

— 

Renthier  -  See ,     Canada, 

NW.-Territorium .  .  .  . 

180 

9910 

— 

— 

— 

— 

— 

Sabatino-See  siehe  Brac- 

ciano-See. 

Saima-See  in  Finland    . 

31,96 

1759,6 

— 

240 

78 

— 

— 

Salz-See,  Grosser,  Verein. 

Staaten 

85,2 

4691 

— 

3958 

1282,5 

3,08 

1 

Sari-Kul  in  Pamir  .  .  . 

— 

— 

— 

14640 

4755 

— 

Sarner- See,  Kant.  Unter- 

walde   

0,135 

7,98 

798 

1461 

475 

_ 

— 

Schirwa-See,  Süd- Afrika 

42,5 

2340 

— 

1688 

550 

— 

— 

Seen-Tabelle. 


421 


f.  Q-M. 


Areal 
Q-Km. 


Hektar. 


Höhe 
P«.  P.      Meter. 


Tiefe  bis 
Per.  F.         Meter. 


Schwarzer  See,  Tatra- 
Gebirge  

Schweriner  See,  Mecklen- 
burg   

Segosero  in  Rnasland.  • 
tempacher-See,  Kanton 

Luzern .  . 

Jewanga-8ee  8.  Göktsche 
See. 

Mjan-See  in  Schweden 
Iklaven-  See ,  Canada, 
NW.  Territorium .  .  .  . 
Ikutari-See  in  Albanien 
Ipirding-See^Bt-Prenaa. 
«eliger-See  in  Bassland 
Itamberger-See  in  Ober- 
Bayern  

teinhuder-Meer  in  Han- 


nover .  .  . 

tor-Avon  in  Schweden 
tor-8jön  in  Schweden  . 
pperior-See  in  Canada 
*ätoj-More  s.  Baikal- 
Meer. 

warigua-See  in  Vene- 
raela 


»na- See  in  Abessinien 
uganjika-See  in  Afrika 
iy-8ee  in  Schottland  . 
*gern-8ee,Ober-Bayern 
»nagamang-See  in  Ca- 
iada 


roiskamang-See  in  Ca- 
ada . 


»gri-Noor  in  Tibet  . 
Bcnco-See  in  Mejico  . 
uü-hu  in  China .... 
beriaa-See  s.  Genesareth. 
Ücaca-See  in  Pern  .  . 
dtea  Meer  in  Palastina 
posero  in  Rusaland  . 
rneä-8ee  in  Schweden 
rrens-See  inAnstralien 
isimenischer    See    in 

alien 

inn-See,  8al£kammer- 

it 

ui-8ee,  Mittel- Afrika . 
ihani  -  See ,    Kirgisen- 

*PP« 

sholamoo-See  in  Tibet 

Zeitaehr.  d.  GaMllach.  f.  Brdk.    Bd.  XIX. 


1,2 
22,63 

0,26 


6,51 

334 
6,8 
1,79 
3,94 

0,88 

0,61 
4,31 
10,17 
533,6 


12,45 
54,1 
571,1 
0,48 
0,17 

12,5 

4,0 

3,55 
6,07 

151,3 
16,6 
19,34 
9,6 
112 

2,45 

0,437 
618? 

61,19 


66,07 
1246 

14,32 


358,2 

18391 

374,42 

98,3 

216,8 

48,45 

33,59 

237 

560 
84444 


685 
2980 
31450 
26,43 
93,60 

688 

220 

195,5 
334 

8331 
914 
1065 
525,6 
6167 

135 

24,06 
34029 

3319 


19 


1482 


2643 
9360 


2406 


3648 
122 


1185 
40 


277 


1561 


513 


507 


252 
166 


373 
776 

1782 

132 

791 
923 
597,2 


5978 
2460 


574 
14247 
7703 


12050 

—1206,75 


121 

579 

43 
257 
300 
185,7 


1942 
800 

733 


186,5 
4628 
2502 


3914 
—392 


24-62,7 

362-756 

868 
700 


206-615 
2000 

300-480 


1227 


3731 
222 

794 

1300 

779 


1212 
72 

258 

422 
253 


24 

588 
15 


90 


7,8-20,4 

118-246 

282 
213 


67-200 
650 

100-260 


230 
398,6 


7,8 

191 
4,9 


15950  5181 


28 


422 

v.  Elöden: 

Areal 

Höhe 

Tiefe  bis 

g.Q-M. 

Q-Km. 

Hektar. 

Par.F. 

Meter. 

Pk.P. 

Meter. 

Tso-Maphan  siehe  Mana- 

sarowar-See. 

Tuz-Tschöllu  in  Klein- 

Asien 

24,7 

1360 

— 

2617 

850 

— 

— 

Ukerewe-See  in  Afrika. 

1513,0 

83310 

— 

4000 

1300 

— 

— 

Urumia-See,  Persisch  Ar- 

menien    

69,8 

3843 

— 

4802 

1560 

46 

15 

Utah-See,  Verein.  Staaten 

9,5 

523 

— 

4224 

1372,4 

— 

— 

Varese-See,  Lombardei . 

0,285 

15,70 

1570 

797 

259 

— 

— 

Victoria-See  s.  Ukerewe. 

Vierwaldstätter    See    in 

der  Schweiz 

2,03 

111,78 

— 

1348 

438 

477 

155 

Walchen -See    in    Ober- 

Bayern  

0,27 

14,87 

1487 

2435 

791 

603 

196 

Wälder-See  in  Canada  . 

— 

— 

— 

1042 

317,6 

— 

— 

Walen-     oder     Wallen- 

stätter  See 

0,422 

23,23 

2323 

1308 

425 

480 

1K 

Wftn-See,  Türkisch  Ar- 

menien    

66,5? 

3662 

— 

4802 

1560 

— 

•" 

Weissen-See  in  Kärnten, 

Pusterthal 

0,067 

3,7 

370 

2758 

896 

301,7 

9S 

Weissen-See  bei  Füssen 

— 

0,92 

92 

2440 

793 

— 

— 

Wener-See  in  Schweden 

113,3 

6222 

— 

132 

44 

274 

89 

Wetter-See  in  Schweden 

35,7 

1965 

— 

268 

86 

415 

13? 

Windermere  in  England 

0,3 

16,52 

1652 

108 

35 

226 

73 

Winnebago-See  in  Wis- 

consin .  •  .  •  • 

10? 

550 

•— 

748 

243 

— 

Winnipeg-See,   Britisch 

Nord- Amerika 

751,5 

41390 

— 

665 

216 

— 

— 

Winnipesosis-See,  Brit 

Nord-Amerika 

86 

4720 

— 

723 

235 

— 

— 

Wirzjarw  in  Livland  .  . 

5,02 

276,4 

— 

108 

35 

— 

— 

Wocheiner -See   bei  der 

Savequelle 

— 

— 

83,4 

1610 

523 

223 

69 

Wolfgang- See   s.  Aber- 

See. 

Wolleston-  od.  la  Hache- 

See,  Brit.  Nord- Amerika 

132 

7250 

— 

— 

— 

— 

— 

Wörther-See  bei  Klagen- 

furt   

0,813 

44,76 

— 

1365 

416 

214 

6*3 

Wurm -See  siehe  Starn- 

berger-See. 

Yellowstone-See,  Verein. 

Staaten 

5,97 

328,3 

— 

6964 

2264 

277 

90 

Zeller-  od.  Jungfern-See, 

Salzkammergut 

— 

3,30 

330 

1537 

500 

108 

35 

Zeller-See  im  Pinzgan  . 

— 

4,70 

470 

2398 

732 

239,5 

TS 

Zirknitzer  See  in  Krain 

— 

21 

2100 

1760 

572 

6-24 

1JS-TJ 

Zuger-See  in  der  Schweiz 

0,72 

39,64 

3964 

1284 

417 

1200 

SSO 

Züricher-See  i.  d.  Schweiz 

1,59 

87,55 

8755 

1258 

409 

440 

143 

Seen-Tabelle. 


423 


Strelbitsky   giebt   in    Beinern  Werke  Superficie    de   l'Europe  S.  209  nnd 
'13.  214  da« 
Lreal  d.  Adriat  Meeres  an  zn    135.231,1  qkm  =  2455,7  g.  Q.-M.,  inclusive  der  * 


Inseln  zu 


3.355,7 


:  60,95,  also  ohne  Inseln  131.875,4  km 
=  2394,99  g.  Q.-M. 
=  44.919,00  g.  Q.-M.,  inclusive  der 
=  1846,55,  also  ohne  Inseln 

2.37 1.677,4  km=43.072,47  g.Q.-M. 
—  47.374,7  g.  Q.-M., 
=  1007,5  g.  Q.-M.,  also  ohne  Inseln 
2.503.652,8  qkm  =  45.466,9  g.Q.-M. 

Strelbitskys  Schlussresultat  2.506.908,5  qkm  =  45.528,41  g.Q.-M. 
mnss  also  auf  einem  Irrthum  beruhen. 


LrealiMittelländ.  Meeres  eu  2.473.367,8 
Inseln  zu    101.690,4 

lso d.  gesamte A  real  betr. 2. 608.698,8 
die  Inseln    105.046,1 


Er  mUst  die  Küsten  zu: 
Europa: 
panische         1737,7  km  =  234,29  g 

.M. 

<v 

•aniösische       868,7   „  =117,10 

» 

alienische      2374,7   *  =320,02 

n 

Adria  1410,3  „  =190,06 

n 

rterreichiscbe  2004,5  „  =270,13 

w 

ontenegr.           48,5  „  =     6,47 

i» 

irkische         2679,7  „  =361,14 

n 

iechi$che       2969,9  „  =400,23 

n 

»glische              14,3  n  =     1,93 

n 

Ich  finde  (ohne  die 
Inseln) 
766,6  km  =  103,6  g.M. 
Südküste  von 
Klein- Asien. 
1480,7km  =  200,0g.  M. 
Südküste  von 
Klein- Asien. 
950,9  km  =  1 28,5  g.«M. 
syrische  Küste. 

>14108,3km=1906,6 


Asien: 

Afrika: 
ypten 
p.  a.  Tunis  2753,4 
ferien  1 179,0 

rocco  283,8 


3 198,2  km =432,1  g.M. 
(40  g.  M.  mehr  als  Str.) 


2967,2  „  =391 ,97 g.M. 


752,2 


=  101,35 
=370,97 
=  148,86 
=  128,50 


2967,2km =391,97 


4968,4  B  =759,68 


Summa  3058  g.  M.,  22.043,9  km. 
(Begründete  Verbesserungen  werden  erbeten.) 


28* 


Übersicht  der  vom  November  1883  bis  dahin  1884  auf 
dem  Gebiete  der  Geographie  erschienenen  Werke,  Auf- 
satze, Karten  und  Pläne. 

Von  W.  Eoner. 


Allgemeines.     Geschichte,  Wörterbücher  der  Geographie. 

Methodologie  des  geographischen  Unterrichts. 

Biographieen.     Miscellen. 

d'Abbadie  (A.),  L'orthograpbie  des  noms  geographiques,  —  Oompte-rendu  de 

la  Soc.  de  Geogr.  de  Paris.     1884.     p.  342. 
Aberdare  (Lord),  The   annual  address  on  the  progress  of  geography.  — 

Proceed.  of  the  Roy.  geogr.  Soc.     1884.     p.  365. 
Agenda    1884  avec  ^phemerides  geographiqaes.     Bruxelles   (Instit.  nat.  de 

geographie)  1884.    XXII,  365  S.    oblong  fol. 
Bamps  (A),  La  cinquieme  Session  da  Congres  international  des  Americanistas. 

—  Bullet,  de  la  Soc.  roy.  Beige  de  giogr.    VIII.     1884.     p.  145.  2S& 
Berghaus  (A.)}  Dr.  Heinrich  Berghaas.  —  Ausland.     1884.     N.  11. 
Bern  ardin,  Plan  d'ane  lecon  de  geographie  commerciale.  —  BuüeU  de  la 

Soc  roy.  de  geogr.  oVAnvers.     IX.     1884.     p.  59. 
Blumentritt  (F.),  Der  geographisch-kommerzielle  Kongreas  an  Madrid. — 

Ausland.     1884.     N.  4. 
Böttcher  (C),  Vorschläge  zur  Methodik  des  geographischen  Unterrichte  mit 

Beispielen  aus  der  Schulpraxis.     Programm  d.  Bealgymn.  auf  der  Borg 

in  Königsberg  i.  Pr.     1884 
de  Bouthillier,   Le  7me   congres  national  de  geographie  a  Toulouse.  — 

VExphratUm.    XVIII.     1884.     p.  305.  345. 
Brunialti  (A.),   Bivista   di  geografia  commerciale.  —  EEsvhratore.     VIII. 

1884.    p.  1. 
— ,  L'associazione  geodesica  internationale  e  la  geografia  economic*.  —  Ebda. 

VIII.     1884.    p.  33. 
Compte-rendu  des  däleguäs  de  la  Soci^te"  de  geographie  commerciale  de 

Bordeaux  au  Congres  des  Sociätäs  francaises  de  geographie.  —   JBuHL  de 

la  Soc.  de  geogr.  commerc.  de  Bordeaux.     1884.     p.  1. 
Cr  am  er,  Ueber  die  Bedeutung  Emil  v.  8ydow's  für  die  Entwickeluxtg  der 

wissenschaftlichen  Erdkunde.  —   Verhdlg.  d.  3.  deutschen  Gecgrw*pk***agcM 

zu  Frankfurt.     1883.     p.  93. 
Deni  cke  (H.),  Einige  Bemerkungen  zur  Methode  des  geographischen  TJater- 

richts.  —  Z.  f.  d.  Gymnasial- Weten.     1884.     p.  269. 
Dietrich,  Die  geographischen  Anschauungen  einiger   Chronisten    des  XL 

und  XII.  Jahrh.     Progr.  d.  Kaiserin-Augusta-Gymn.  zu  Ch&rlotfcenburg. 

Berlin.     1884.    4.    vgl.  Z.  /.  wies.  Geogr.    V.    Hft.  2.    1S84. 


Geschichte,  Methodologie  etc.  der  Geographie.  425 

Dronke,  Die  geographische  Ausstellung  in  Frankfurt  a./M.  —  Z.  f.  SchtU- 

Geogr.    V.     1884.    p.  39. 
Ebner  (H.),  Nochmals  die  zeichnende  Methode  im  geographischen  Unterrichte. 

—  Z.  f.  Schtd-Geogr.    V.     1884.    p.  328. 

Egli  (J.  J.),  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  geographischen  Namenlehre.  — 

Z.  /.  wissenschafd.  Geogr.    IV.     1883.     p.  53. 
— ,  Das  geographische  Cabinet.     Die  geographische  Sammlung  der  Canton- 

schnle  Zürich.  —  Z.  f.  SchuUGeogr.     V.     1884.     p.  33. 
Faidherbe  (A.)f  L'enseignement  de  la  gäographie.  —  Bullet,  de  la  Soc.  de 

geogr.  de  Lille.    III.     1884.     p.  130. 
Fanre  (Ch.),  Vie  et  travaux  d* Arnold  Guyot.  —  Le  Gldbe.    Memoires.    4ffie  8e>. 

III.     1884. 
Fay  (Ch.  E.),  Our  geographica!  nomenclature.  —  Appalachia.  III.   Juni  1882. 

p.  i. 

Finger,  Heimatskunde,  eine  Vorbereitung  zur  Erdkunde.    —    Verhdlg.  d. 

3.  Deutschen  Geographentages  zu  Frankfurt.     1883.     p.   123. 
Früh   (U.)i  Ein  Beitrag  zur  Entwicklung  der  Methode  des  geographischen 

Unterrichts  an  Volksschulen.   —  3fiUl.  d.  ostschweiz.  geogr.  commerc.  Ges. 

in  St.  Gauen.     3.  Hft.     1883.     p.  19. 
Geilfus  (G.)}  Das  Leben  des  Geographen  Dr.  Jakob  Melchior  Ziegler.    Ein 

Denkmal  der  Freundschaft.    Winterthur  (Westfehling)  1884.     8.     (M.  5.) 
Geographentag  es,  Verhandlungen  des  dritten  deutschen,  zu  Frankfurt  a./M. 

am  29—31.  März  1883.     Berlin  (D.  Reimer)  1883.     8.     (M.  5.) 
Geographentages,    Verhandlungen   des    vierten  deutschen,  zu   München 

am  17. — 19.  April    1884.     M.  einer    Karte  von   Albr.    Penck.     Berlin 

(D.  Reimer)  1884.     8.     (M.  5.)     vgl.  Ausland.     1884.     N.  7.  17. 
Geographie,  die  beschreibende  Methode  beim  Unterricht  in  der.  —  Z.  f. 

SchulGeogr.    V.     1884.    p.  257. 
Geographie-Unterricht,   zum,    an   Österreichischen   Bürgerschulen.    — 

Ebda.    V.     1884.    p.  161. 
Geographie,  zur  Stellung  der,  auf  höheren  Schulen.  —  Ebds.    V.    1884. 

p.  163. 
Glrardin,  Etüde  sur  l'enseignement  glographique  en  Angleterre.  — Bullet. 

de  la  Soc.  de  geogr.  de  VEst.     1883.     p.  635. 
Gopfert,  Der  geographische  Stoff  der  beiden  ersten  Schuljahre.  —  Jahrb.  ct. 

Ver.  f.  wissensch.  Pädagogik.    XVI.     1884. 
Grube  (A.  W.),    Einige   Worte  über    Heimatkunde.    —    Z.  f.  SchulrGeogr. 

V.     1884.    p.  193. 
v.  Haar  dt   (V),    Der   4.  deutsche    Geographentag   in   München.     17.  —  19. 

April  1884.  —  Mitthl.  d.  Wiener  geogr.  Ges.    XXVII.    1884.    p.  219.  260. 
Haebler  (A.),  Hat  Strabo  seine  Geographie  in  Rom   verfasst?  —  Hermes. 

XIX.     1884.     p.  235. 
Hirsch feld  (G.),  Zur  Typologie  griechischer  Alisiedlungen  im  Altherthum. 

—  Eist.  u.  phil.  Aufsätze  E.  Öurtius  gewidmet.     1884.     p.  353. 
Huard,   (C.  L.),   Dictionnaire  universelle   illustre*   de  la  gdographie  et  des 

▼oyages.     Paris  (Boulanger)  1884.     4.     (in  Lief,  a  fr.  0,10.) 

Hummel  (A.),  Sprüche  zur  Landeskunde  von  Deutschland,  Oesterreich  und 
der  Schweiz.  —  Z.  f.  SchulGeogr.     V.     1884.     p.  365. 

Jaqoet  (G.),  Maximilian,  Prinz  von  Wied.  —  Aus  allen  Wdttheüen.  XV. 
1884.     p    182. 

Jarz  (K),  Die  Bildung  geographischer  Vorstellungen.  Ein  psychologischer 
Wegweiser  zum  Verständniss  der  Landkarte.  —  Z.  /.  Schul-Geogr.  V. 
1884.     p.  300. 

Jastrow  (J.),  Die  Geographie  des  Eisenbahnwesens  in  ihren  wissenschaft- 
lichen Grundzügen.  —  Ausland.     1884.     N.  12. 


426  Geschichte,  Methodologie  etc.  der  Geographie. 

Jüttner  (J.  M.),  Der  Fortschritt  der  geographischen  Forschungen  und  Beigen 

in  1883  (Asien;  Amerika).  —  Deutsche  Bundschau  f.  Geogr.    VI.     1884. 

p.  501. 
Kaiser  (Aug.),  Zur  Gestaltung  der   geographischen  Lehrmittel-  —  Z.  f.  d. 

Bealschulwesen.    IX.     Hft.  5.  6. 
Kirchhoff  (A.),  Bemerkungen  zur  Methode  landeskundlicher  Forschungen. 

—   Verhdi.  d.  4.  deutschen  Geographentages  zu  München.      1884.     p.  149. 
Kleinpaul  (R.),  Flussnamen.  —  Gegenwart.     1884.     N.  28  f. 
— ,    Bergnamen.  —  Ebds.     1884.     N.  6  f. 
v.   Klöden  (G.  A.),  Erbsünden.     Forts.   —  Z.  f.  SchuLGeogr.    V.     1884. 

p.  51. 
Kreuter  (Fr.),    Über  Eisenbahnen  im  Gebirge.  —  Z.  d.  Deutschen  u.  Öster- 
reich. Mpenver.     1884.     p.  228. 
Kubiteschek   (J.   W.),    Kritische   Beitrage   zur  Cosmographie    des  Julius 

Honorius.    12.  u.  13.  Progr.  des  K.  K.  Real-  u.  Obergymnasiums  in  Ober- 
hollabrunn.    1882.  1883.     8. 
Lanterburg  (R.),  Über  das  für  unsere  höheren  Schulen  zu  befolgende  Prineip 

der  Kartographie.  —   VT.  Jahresber.  d.  geogr.  Geseüsch.  von  Bern  1883/84. 

p.  95. 
de  Lesseps,  6m*  Congres  national  de  geographie.  —  BuUet.  de  la  Soc  de 

geogr.  de  Toulouse.     IL     1883.     p.  556. 
Mftdge  (F.),  Die  geographischen  Lehrbücher.  —  Z.  f.  Schul-Geogr.   V.    1884. 

p.  129.  165.  197. 
Marin  elli  (G.)>  Die  Erdkunde  bei  den  Kirchenvätern.  Vortrag.  Deutsch  von 

L.  Neumann.     Leipzig  (Teubner)  1884.     8.    (M.  3,60.) 
Maunoir  (Gh.),  Rapport  sur  les  travaux  de  la  Sociäte*  de  geographie  et  sur 

les     progres    des     sciences    geographiques    pendant   l'annee'    1883.    — 

Bullet,  de  la  Soc.  de  Geogr.  de  Paris.     1884.     p.  5. 
— ,    Les  missions    gäographiques  du  Ministere  de  l'Instruction  publique.  — 

Bull,  de  la  Soc.  de  geogr.  commerc.  de  Bordeaux.     1884.     p.  306. 
Mazet  (A.  de),  Les  progres  de  la  geographie  par  les  guerres.  —  BuüeL  de 

la  Soc  de  g4ogr.  de  Lille.     III.     1884.     p.  445.  491. 
Methodik,  zur,   des  Unterrichtes  in  der   Vaterlandskunde.  —  Z.  f.  Sehd- 

Geogr.    V.     1884.     p.  37. 
Müllhaupt  (F.),  Über   Errichtung  eines   Verbandes  aller  geographischen 

Gesellschaften  behufs  allgemeiner  Verbreitung  der  von  den  internationalen 

geographischen  Congressen  angenommenen  Wünsche  und  Beschlüsse.  — 

MM.  d.  ostschweiz.  geogr.  Commerz.  Ges.  in  St,  Gallen.     3.  Heft     1883- 

p.  49. 
Nekrologe.  —  Globus.    XLV.    1884.    N.  19  f.  Vgl.  jedes  Heft  der  Deutschen 

Bundschau  f.  Geogr.    Proceed  of  the  Boy.  geogr.  Soc.     1884.    p.  379. 
Neuburg  (Gl.),  Der  deutsche  Geographentag  in  München.  —  MUthl.  d.  geogr. 

Ges.  zu  Jena.    IIL     1884.    p.  46. 
Oe  hl  mann  (E.),  Schulgeographischesaus  Belgien.  — Z.  f.  Schul-Geogr.    V. 

1884.    p.  230. 
Oppel  (A.),  Vom  4.  deutschen  Geographentage  in  München.    —   Deutsch* 

geogr.  Bll.    VII.     1884.     p.   183. 
Pari  ei   (N.),  Dell*   insegnamento  della   geografia   nelle   scuole  elementare. 

Gaserta.     1884.     123  S.    16.    (1.  2,50.) 
Paulitschke    (Ph.),    Zur    Gonsolidirung    der   graphischen  Methode    beim 

Geographie-Unterricht.  —  Z.  f.  d.  Bealschulwesen.    IX.     1884.      Hft.  4. 
Perrier,  Congres  geographique  de  Toulouse. —  Bullet  de  la  Soc.  degiogr. 

commerc.  de  Bordeaux.     1884.    p.  492.  513. 
— ,    Discours  au  VIIe  congres  national  de  geographie  ä  Toulouse.   —  V Ex- 
ploration.   XVIII.     1884.    p.  353.  384.  421. 


Geschichte,  Methodologie  etc.  der  Geographie.  427 

Perwolf  (J.),   Slayiache  Völkernamen.    —    Arch.  f.  shvische  Philologie.   VII. 

1884.    p.  590. 
Porena  (F.),  Sülle  ragione  geografiche  della  storia  Romana.  —  Bottet.  d.  Soc. 

geogr.  italiana.     Ser.  IL     Vol.  IX.     1884.     p.  54. 
Prononciation  geographique,   Rapport  sur   la.   —  Bullet,  de  la  Soc  de 

geogr.  commerc.  de  Bordeaux.     1884.     p.  46. 
Renaud(G.),  Les  reformes  de  l'enseignement  geographique.  —  Bevue  gdogr. 

interna.     1883.     N.  95  ff.     1884.     N.  99. 
Renouard   (A.),   Les  pays  producteurs   de  coton.  —  Bullet    de  la  Soc.  de 

geogr.  de  Litte.    III.     1884.     p.  517. 
Schneider  (Ludw.),  Slavische  Flussnamen.  —  Z.  f.  Ethnologie.    Verhdl.  d. 

Qes.    XV.     1883.    p.  412. 
Schwarz  (R.)}  Methodik  des  Geographie-Unterrichtes.    1.  Thl.  Heimat  und 

Vaterland.     2.  Aufl.     Wien  (Holder)  1884.     8.     (M.  1.) 
Seibert  (A.  E.),  Bericht  über  den   IV.  deutschen   Geographentag.  —  Z.  f. 

Schul-Qeogr.    V.     1884.     p.  225.  289.  321. 
Sermoneta  (Duca  di),  I  progressi   della  geografia  nell'  ultimo  biennio.  — 

Bottet.  d.  Soc.  geogr.  italiana.     Ser.  IL     Vol.  IX.     1884.     p.  257. 
Steinhoff  (J.),  De  usu  nominum  urbium  insularum  terrarum  Curtiano.   Dias. 

Friburgi  Br.     1883.     8. 
Swoboda  (W.),  Zur  Aussprache  englischer  Eigennamen  in  der  Geographie. 

—  Z.  f.  Schul-Geogr.    V.     1884.    p.  15.  43. 

Teutsch  (F.),  Honterus  als  Geograph.  —  Ausland.     1884.     N.  1. 
Temple  (R.),  Sir  Bartle  Frere.   —  Proceed.  of  the  Boy.  geogr.  Soe.     1884. 

p.  403. 
Thatsachen,  über  Klassifikation  geographischer.  —  Ausland.    1884.    N.  23. 
Thomas   (F.),  Rene"  Caillie.  —  Bevue  de  la  Soc.  de  geogr.  de  Tours.     1884. 

p.  97.  122.  183. 
— ,    (L.),    Buch    der    denkwürdigsten    Entdeckungen    auf   dem    Gebiete    der 

Länder-  und  Völkerkunde.     2.    Bd.     6.  Aufl.     Leipzig  (Spamer)   1883. 

8.     (M.  2.) 
Umlauft  (Fr.),  Der   4.    deutsche  Geographentag.   —  Deutsche  Bundschau  f. 

Geogr.     VI.     1884.     p.  411.  507. 
Vedova  (G.  dalla),  Sulla  trascrizione  dei  nomi  geografici,  a  proposito  dei 

nomi  „Uoscio"  e  „Dascian".    —   Sollet,  d.  Soc  geogr.  italiana.     Ser.  IL 

Vol.  IX.     1884.     p.  553. 
de  Vera  (V.),  Dinamarca  y  el  Congresso  de   americanistas  de  Copenhague. 

—  Bolet.  de  la  Soc.  geogr.  de  Madrid.     XVI.     1884.     p.  183. 
Vessiot  (A.),  L'enseignement  de  la  gäegraphie.  —  Bullet,  de  la  Soc.  de  geogr. 

de  Marseille.    VIII.     1884.     p.  45. 
Veth  (P.  J.),  Ontdekkers  en  onderzoekers.    Zevental  levensschetsen.    2.  uitg. 

Leiden  (Brill)  1884.     8.     (fl.  3.) 
Vi  dal  Bey,  Vie  et  oeuvres   de  Linant  Pacha  de  Bellefonds.  —  Bullet,  de 

la  Soc.  KM&iviale  de  geogr.    IL  Se>.     N.  5.     1884.    p.  237. 
Vivien  de  Saint  Martin,  Nouveau  dictionnaire  de  gdographie  universelle. 

Vol.  IL     (D-I.)     Paris  (Hachette)  1884.    1106  S.     4.     (fr.  32.) 
Votsch,  Die  geographischen  Schulbücher  Michael  Neanders.  —   Verhdl.  d. 

3.  deutschen  Oeographentages  zu  Frankfurt.    1883.     p.  149.    Im  Abdruck. 

Gera  (Burow)  1884.     8.     (50  Pf.) 
Wagner  (H.),  Ernst  Behm.  —  Petermanns  MitÜ.     1884.     Hft.  IV. 
Waiit er s  (A.),    Du    röte    des   grandes  villes   et  leur  importance  politique 

et    sociale.    —    Bullet,    de   la  Soc.  roy.  Beige   de  geogr.     VIII.     1884. 

p.   136. 
Wichmann  (H.),   Der  4.  deutsche    Geographentag  in    München,    17.— 19. 

April  1884.  —  Petermanns  MitÜ.     1884.     p.  192. 


428  Geographische  Lehr-  and  Handbücher. 

Wies sn er  (E.),  Die  Heimateknnde  als  erste  Stufe  des  erdkundlichen  Unter- 
richts.   Halle  (Anton)  1884.     8.    (25  Pf.) 

Wolkenhauer  (W.),  Die  geographisch-methodischen  Arbeiten  von  1848 — 83. 
—  Z.  /  Schul-Oeogr.     V.     1884.    p.  137. 

Worte,  einige,  über  v.  Richthofens  „Aufgaben  und  Methoden  der  heutigen 
Geographie*.  —  Ausland.     1884.     N.  14  f. 

Zeh  den  (C),  Bericht  über  die  internationale  Colonial  -  Ausstellung  in 
Amsterdam  1883.  —  Mitthl.  d.  Wiener  geogr.  Ges.  XXVII.  1884. 
p.  15. 

Geographische  Lehr-  und  Handbacher. 

De  Aardeen  hare  bewoners.   2e  drnk  von  Krämers9  geographisch-statistisch- 

historisch  handboek,  naar  de  beste   en  nieuwste   bronnen  herzien  door 

£.  Zuidema.     Afl.  1.  2.     Gouda  (v.  Goor  Zonen)  1884.   8.    (a  fl.  0,75.) 
Awdry  (H.),   Mikra  Hellas:   an    outline    of  classical    geography.      London 

(Longmans)  1884.     24  S.     8.     (9  d.) 
Bachmann    (K.),     Kleine    Geographie    für    Volks-    und    Bürgerschulen. 

1.  Heimatskunde  der   Provinz  Hessen-Nassau.     5.  Aufl.     Kassel  (Baier 

&  Co.)  1884.    8.     (20  Pf.) 
Baenitz  (C.)  und  Kopka,  Lehrbuch  der   Geographie.     1.   Tl.     1.   Kursus. 

Untere    Stufe.     2.    Abdr.      Bielefeld    (Velhagen  &  Klasing)    1884.     8. 

(M.  1.)    —  Dass.    1.  Tl.    Untere  und  mittlere  Stufe.    Ebds.    1884.    & 

(M.  2,50.) 
Best    (P,),    Grondbeginselen    der    aardrijkskunde.     22.    verb.    dr.     Z wolle 

(Tjeenk  Willink)  1884.     8.     (fl.  0,15.) 
Bianchini   (Ed.),   Nozioni   di    geografia  fisica,   descrittiva  e  commerciale; 

coli*  aggiunta  di  una  succinta  rassegna  storica  delle  principali  scoperte 

geografiche  etc.     Siena  1883.    800  S.    8.    (1.  6.) 
Blackie's   geographical  Readers.     By   G.   W.  Baker.      New   edit     N.  1. 

(7  d.),  N.  2.    (8  d.)    London  (Blackies  Compr.  School  Ser.)    1884.    12. 

—  — .  N.  3.  England  and  Wales.  By  W.  G.  Baker.  London  (Blackie)  1884. 
180  S.  12.  (1  s.)  —  Dass.  N.  6.  Asia,  Africa,  America.  By  W.  G. 
Baker.  Ebds.  280  S.  12.  (2  s.)  —  Dass.  N.  7.  The  Oceans  and  the 
Planetary  Systems.     Ebds.     190  S.     12.    (1  s.  6  d.) 

Blackwood's  geographical  Primer.  Standard  I.  London  (Blackwood)  1 884. 
96  S.     12.     (9  d.) 

—  first  geographical  Reader.  Standard  II.  London  (Blackwood)  1883- 
96  S.     12.     (1  s.) 

—  fourth  (and  fifth  geographical)  Reader.  Standard  V.  Europa.  Standard  VI. 
Asia,  Africa,  America,  and  Oceania.  London  (Blackwood)  1883.  1884. 
246  u.  256  S.     12.     (ä  1  s.  6  d.) 

Blakiston  (J.  R.),  Geographical  Reader.     Book  III.     176  8.    (U  3  dV 

Book  IV.     A   revised  and  illustr.    edit.    of   „Glimpses   of  the    Globe". 

London  (Griffith  &  F.)  1884.    12.    (1  s.  3  d.).  —  Dass.  Book  V.   Ebds. 

(1  s.  4  d.).  —  Dass.  Book  VI.    Ebds.     (1  s.  6  d.) 
Boeser  (J.  C.)  en  D.   C.   van  Neck,    Beknopte  aardrijkskunde.     2.  verm. 

dr.    Arnhem  (Voltelen)  1884.     (fl.  0,90.) 
Bos  (P.  R.)»  De  landen  en  volken  der  geheele  aarde  in  hunne  ontwikkeling 

en  hun  tegenwoordigen  toestand.   Handbook  voor  land-  en  volkenkunde. 

7.— 10.  afl.     Groningen  (Wolters)  1883.    8.    (a  fl.  0,30.) 
Bruins  (F.),  Het  wereldrond.    Een  leerboek  der  aardrijkskunde  voor  school- 

gebruik  en  eigen  Studie.  2.  verm.  dr.  Met  169  h outsneefiguren.  Groningen 

(Nordhoff  &  Smit)  1883.     8.    (fl.  2,75.) 


Geographische  Lehr-  and  Handbücher.  429 

Bunbury  (£.  H.),  A  history  of  ancient  geography  among  the  Greeks  and 
Romans,  frora  the  earliest  ages  to  the  fall  of  the  Roman  Empire. 
With  20  maps.  2  vols.  2**  edit.  London  (Murray)  1883.  8.  (21  s.) 
Chambers*  geographical  Reader.  Standard  III.  England  and  Wales.  Lon- 
don (Chambers)  1884.  164  S.  12.  (1  s.)  —  Dass.  Standard  IV.  Scot- 
land,  Ireland,  British  North  America,  Australasia.  Ebds.  176  S.  12. 
(1  s.  2  d.) 
Christo foli    (Fr.),    Compendio    di    geografia,   topografia,    aritmetica    etc. 

Milano.    XII,  256  S.    8.     (1.  3.)  . 
Coles   and    To  ml  in 's  geography  for  nse   in    public   elementary    schools. 

London  (Simpkin)  1884.     12.    (1  s.  4  d.) 
Del  Carlo,  Nuovo  corso  di  geografia  matematica,  fisica  e  politica.     Lucca 

1883.    391  8.    8.    (1.  4.) 
Dielitz  n.  Heinrichs,  Grnndriss  der  Geographie  für  höhere  Lehranstalten. 
3.    Aufl.   besorgt  yon  J.  E.   Heinrichs.      Altenburg  (Pierer)   1884.     8. 
(M.  2,40.) 
Domergue  (E.),  Geographie  pittoresqne  des  cinq  parties  da  monde.   Paris 

(Librairie  illustre)  1883.      (In  Lieff.  a  fr.  0,50.) 
Drioux,  Geographie  physique  et  politique  de  rEurope.    Cl.  de  VIe-   Paris 

(Belin)  1883.  91  S.     12. 
Ecole  Monge.    Conrs  gradu^  de  gdographie.  Les  quatre  parties  du  monde: 
Afrique,   Asie,    Oceanie,  Amerique.     48   S.  —  L'Europe.     136  S.     18. 
Paris  (Masson)  1884.     18. 
Frabm    (E.),   Schulgeographie.      Ausg.   A.      (30  Pf.)     Ausg.   B.     (60  Pf.) 

Parchim  (Wehdemann)  1884.     8. 
Friedemann  (H.),  Kleine  Erdkunde.     Dresden  (Hechle)  1884.    8.    (40  Pf.) 
Gan  dolfi  (B.),  Lezioni  di  geografia  fisica  e  politica.   I.  Introduzione.  Savona 

(tip.  Bertoletto)  1883.    175  S.    16.    (1.   1,60.) 
Geyer  (B.),  Geographie  für  Volksschulen  im  Reg.-Bez.  Arnsberg.     Arnsberg 

(Stahl)  1884.     8.     (30  Pf.) 
Guthe's    (H.)   Lehrbuch    der    Geographie.     Neu   bearb.  von  H.  Wagner. 
5.   Aufl.     H.  Länderkunde  von  Europa.     Hannover  (Hahn)  1S83.      8. 
(M.  6,  cpl.  M.  11.) 
Harbison  (M.),  School  manual  of  geography:   mathematical,  physical,  and 

political.     4*  edit      Dublin  (Sullivan)  1884.     190  S.     12.     (1  s.) 
Heinrichs  (J.  E.),  Geographischer  Leitfaden  für  die  unteren  Klassen  (Sexta 
und    Quinta)    höherer    Lehranstalten.       Altenburg    (Pierer)    1884.      8. 
(80  Pf.) 
Heissler    (M.),   Kleine   Erdbeschreibung   in    Fragen    und   Antworten  etc. 

28.  Aufl.     Regensburg  (Coppenrath)  1884.    8.     (15  Pf.) 
v.  Hellwald  (F.),  Die  Erde  und  ihre  Völker.     Ein  geographisches  Haus- 
buch.  3.  Aufl.  25.— 219.  (Schluss-)Lieferung.    Stuttgart  (Spemann)  1883. 
gr.  8.     (a  50  Pf.) 
Herr  (G.),    Lehrbuch   der  vergleichenden   Erdbeschreibung  für  die  unteren 
und    mittleren    Classen    der    Gymnasien,    Realschulen    und   verwandter 
Lehranstalten.     I.  Cursus.     Grundzüge  für  den  ersten  Unterricht  in  der 
Erdbeschreibung.'    14  Aufl.    Wien  (Graeser)  1884.     8.     (M.  1,24.) 
Hirt '8    (F.)  geographische    Bildertafeln     Herausgeg.    von    A.   Oppel  und 
A.   Ludwig.     1.  Tl.     Allgemeine  Erdkunde.     2.  Aufl.    Breslau  (Hirt) 
18S4.   fol.    (M.  3,60.) 
H  o  1 1   (C. ),  Erdbeschreibung    9.  Aufl. ,  neu  bearb.  von  K.  H  o  1 1  u.  F.  Kessler. 

Stuttgart  (Metzler)  1884.    8.     (M.  1,30.) 
Hügne«  (L.),  Elementi  di  geografia  ad  uso  delle  scuole  secondarie,  com- 
mereiali  e  militari:  Asia,  Africa,  Australia  e  Polinesia,  America,  Terre 
Polari.     2«  ediz.     Torino.    1884.     VI,  246  S.    8.     (1.  2,50.) 


430  Geographische  Lehr-  and  Handbücher. 

Hammel  (A.),  Kleine  Erdkunde.    Ausg.  A.     19.  Aufl.    Halle  (Anton)  1884. 
8.    (40  Pf.)  —  Dass.    Ausgabe  A.     20.  Aufl.    Ebda.    1884.    8.    (40  Pf.) 

—  Dass.    Ausg.  B.     8.  Aufl.    Ebds.     1884.    8.     (50  Pf.) 

-— ,    Hilfsbuch  für   den  Unterricht  in  der  Erdkunde.    Halle  (Anton)  1884. 

8.    (M.  4,40.) 
Hurlbut  (J.  L.),  Manual  ofBiblical  Geography:  a  textbook  on  Bible  History, 

containing  maps,  plana,   review  charts,  coloured  diagrams  etc.  with  an 

introduction  by  J.  H.  Vincent.     Chicago  1884.     8.     (24  s.) 
Jaenicke  (H.),  Lehrbuch  der  Geographie  für  höhere  Lehranstalten.    2.  Tbl. 

Tertia— Prima.    1.  Abthl.   Europa.    Breslau  (Hirt)   1883.     8.     (M.   1.) 

—  Dass.  2.  Abthl.    Die  aussereuropäischen  Erdtheile.    Ebds.    1884.    8. 
(M.  1,25.) 

Incutti  (F.),  Lezioni  di  geografia  dettate  agli  allnnni  della  2»  ginnaaiale  di 

Siracusa;  parte  2«.    Siracusa  1884.     275  8.     10.    0.  1,25.) 
Kellner  (F.  W.),  Lehrbuch  der  allgemeinen  Geographie  für  mittlere  und 

höhere  Lehranstalten.     5.  Aufl.     Reval  (Kluge)  1884.     8.     (M.  3.) 
— ,    Kurzer  Abriss  der  Erdkunde.     4.  Aufl.     Ebds.     1884.     8.     (80  Pf.) 
— ,    Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Geographie.    7.  Aufl.    Ebds.     1884. 

8.     (M.  1,50.) 
Kirch  ho  ff  (A.),  Schulgeographie.     3.  Aufl.     Halle  (Buchhdl.  <L  Waisenh.) 

1884.    8.     (M.  2.) 
Kirchhoff  (A.)  u.  A.  Supan,  Charakterbilder  zur  Länderkunde.     I.  Lief. 

(2  Chromolith.  a  4  B1I.     Mit  Text.)     Kassel  (Fischer)  1884.    fol.  u,  4. 

(M.  18;  a  Bild  9.)    Inhalt:  1.  Nilthal  Aegyptens,  nach  dem  Original- 
Gemälde  von  E.  Berninger.     2.  Südamerikanischer  Tropenwald  in  der 

Niederung,  nach  dem  Original-Gemälde  von  A.  Göring. 
v.  Klöden  (G.  A.),  Handbuch  der  Erdkunde.    4.  Aufl.    5.  Bd.    4.-8.  Lief. 

Berlin  (Weidmannsche  Buchhandlung)  1883.     gr.  8.     (a  M.  1.) 
Kozenn-Jarz,  Leitfaden  der  Geographie  für  Mittelschulen  der  österreich- 
ungarischen Monarchie.     2.  Thl.  Specielle  Geographie.     Wien  (Hölsel) 

1884.    8.    (M.  2,88.) 
Laves  (A.),  Geographischer  Leitfaden  für  die  unteren  und  mittleren  Klassen 

der  Gymnasien  und  Realschulen.     5.   Aufl.     Posen  (Heine)  1884.     8. 

(60  Pf.) 
Ledsham's  geography.    P.  1.     Standard  II.    London  (8impkin)  1884.    12. 

(1  d.;  with  exercises  lVa  d.;  with  map  2  d.) 
Lemonnier  (H.)  u.  F.  Schrader,  Elements  de  g^ographie.    Conra  naoyen. 

Paris  (Hachette)  1884.     51  S.    4.    m.  33  Karten. 
Longmans'     geographical     reading    book:    Introductory    book.      London 

(Longmans)  1883.     12.     (6  d.) 
M amini  (F.  B.)   u.   P.  ßomanelli,   Corso  di  geografia,  compilato  ad  nso 

delle  ginnasii.    I.  47  S.     II.   118   S.     S.     Torino  (Loescher)  1S&4.     S. 

(1.  0,60  u.  1.  1,20.) 
Mason  (Charlotte  M.),  Geographical  Readers.    Book  IV.  for  Standard  V.   The 

countries  of  Europe.     London  (Stanford)  1883.     294  S.     12.    (2  s.  6  d.) 
Miliigen  (G.  van),  Wiskundig  aardrijkskunde.    Groningen  (Wolters)   1S&4. 

8.    (f.  1.) 
Morrison  (C),  The  Shilling  Geography.    London  (Simpkin)  1884.       126  S. 

12.     (ls.) 
Netoliczka  (E  ),  Leitfaden  beim  Unterricht  in  der  Geographie.      24.   Aufl. 

Wien  (Pichler's  Wwe.  &  S.)    8. 
Oppel  (A.),  Landschaftskunde.   Versuch  einer  Physiognomik  der  gesammton 

Erdoberfläche  in  Skizzen,  Charakteristiken  und  Schilderungen.      1, — 12. 

(Schluss-)  Lief.    Breslau  (Hirt)  1884.     8.    (a  M.  1.) 


Geographische  Lehr-  und  Handbücher.  481 

Oxford  and  Cambridge  Geographica!  Examiner:  comprising  the  Oxford  and 
Cambridge  Examination  Papers  from  1858  to  the  present  time.  London 
(Allmann)  1884.     122  S.     12.     (1  s.) 

Philip'«  geographica!  Reader.  N.  IV.  British  Islands,  British  North 
America,  and  Australasia.  With  34  maps  and  100  illnstrations.  London 
(Philip)  1884.  250  S.  12.  (1  s.  6  d.)  —  N.  V.  Europe.  Physical  and 
political.  Ebds.  290  8.  12.  (1  s.  9  d.)  —  N.  VI.  The  World,  inter- 
change  of  prodnctions,  and  circnmstances  wich  determine  climate.  With 
35  maps  and  118  illnstr.     Ebds.     314  S.     12.     (2  s.) 

Pigeonnean  (H.),  Geographie  physique,  politique et  e*  conomique de  1' Afrique, 
de  l'Asie,  de  l'Oclanie  et  de  l'Amärique  1"  annäe.  Paris  (Belin)  1883. 
419  8.  12.  —  Dass.  de  l'Europe,  moina  de  la  France.  Ebds.  1884. 
440  8.     12. 

Pillans  (J.),  First  steps  in  the  physical  and  classical  geography  of  the 
ancient  world.  13^  edit.  revised  by  Th.  Fawcett.  London  (Longmans) 
1884.    8.    (ls.  6d.) 

Reclus  (E.),  Nouvelle  glographie  universelle.  La  Terre  et  les  hommes. 
Vol.  IX.  L'Asie  anteneure.  Paris  (Hachette)  1884.  951  8.  m.  6  col. 
Karten,  126  Karten  im  Text  u.  84  Illostr.     4.     (fr.  30.) 

— ,  Naova  geografia  universale;  la  Terra  e  gli  Uomini;  traduz.  italiana  diretta 
dal  prof.  A.  Brunialti.     Milano.    Bis  jetzt  erschienen  50  Lief,  a  1.  0,50. 

Richter  (J.  W.  O.),  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Erdkunde  auf  höheren 
Unterrichtsanstalten  und  Bürgerschulen.  2.  Aufl.  Frankfurt  a/M.  (Jaeger) 
1884.    8.    (M.  1,20.) 

Rüge  (8ophus),  Kleine  Geographie.    2.  Aufl.     Dresden     1884.    8.     (M.  2.) 

Schaefer  (H.),  Beiträge  zum  geographischen  Unterricht  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  Kartenlesens  und  Kartenzeichnens  für  Schüler. 
Jahresb.  d.  Real-Progymn.  d.  Stadt  Viersen.     1883/84.     4. 

Schiller  (K),  Umrisse  einer  Handels-Geographie  für  die  Gremial-Handels- 
Fachschule  des  Wiener  Handelsstandes.  3.  Aufl.  Wien  (Gerold's  Sohn) 
1883.    8.    (M.  3,20.) 

Schröder  (Ch.),  Kurze  Heimatskunde  und  Geographie  für  die  Volksschulen 
der   Rheinprovinz.     2.  Aufl.     Saarlouis    (Hausen)   1884.     8.     (40  Pf.) 

Schuberth  (W.),  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Heimatskunde.  7.  Aufl. 
Berlin  (Le  Coutre)  1884.     8.     (30  Pf.) 

Schuster  (J.),  Traitd  älämentaire  de  ge'ographie  a  l'usage  des  äcoles 
primaires  de  la  Belgique.  Liege  (Dessain)  1883.  182  S.  12.  (fr.  0,80.) 
Schwarz  (E.),  Lesebuch  der  Erdkunde.  Illustrierter  Hausschatz  der 
Länder-  und  Völkerkunde.  Unter  Mitwirkung  von  F.  Behr  und 
J.  Frohnmeyer  in  neuer  Bearbeitung  herausgeg.  1.  Doppellief.  Calw 
(Vereinsbuchhdl.)  1884.  8.  (M.  2.) 
Seibert  (A.  E.),  Schul-Geographie.     1.  Thl.  6.  Aufl.     Wien  (Holder)  1S84. 

8.     (64  Pf.) 
v.  Seydlitz  (E.),  Geographie.    B.    Kleine  Schul-Geographie.    Special- Ausg. 
f.  Oesterreich-Ungarn,  bearb.  von  R.  Perkmann.     19.  Bearbtg.    12.  für 
Oesterreich-Ungarn.     Breslau  (Hirt)  1884.     8.     (M.  2,40.) 
— ,     Geographie.     Ausgabe  C.      Grössere    Schul-Geographie.     19.    Bearbtg. 

2.  Abdr.  besorgt  von  Simon.  Breslau  (Hirt)  1884.  8.  (M.  3,75.) 
— ,  Geographie.  A.  Grundzüge  der  Geographie.  Special-Ausg.  f.  Oesterreich- 
Ungarn,  bearb.  von  R.  Perkmann.  15.  Bearbtg.  2.  f.  Oesterreich- 
Ungarn.  Breslau  (Hirt)  1884.  8.  (M.  1.) 
Shekleton  (Margaretta),  Biblical  geography  in  a  Nutshell:  containing  many 
of  the  most  recent  identifications,  with  elementary  map  of  the  Bible 
Lands,  also  an  introductory  note  by  Rev.  A.  Leet.  Edinburgh  (Gemmell) 
1884.     162  S.    8.    (3  s.) 


432  Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie,    Nautik. 

Simon    (M.),   Methodischer   Leitfaden   der    Geographie.      5.   Aufl.      Berlin 

(Spaeth)  1884.    (70  Pf.) 
Sonklar  Edler  v.   Innstftdten  (C),  Lehrbuch  der   Geographie  für  die 

k.  k.  Militär-Real-  u.  Cadettenschulen.     1.  TU.     3.  Aufl.    Wien  (Seidel 

&  Sohn)  1884.    8.    (M.  5.) 
Stahlberg  (W.),   Leitfaden  für  den  geographischen  Unterricht     2.  Bdchn. 

13.  Aufl.     Leipzig  (Holde)  1884.     8.     (M.  1.) 
Tritscheler  (E.  E.),  Geographie  für  Schulen.     Ftir  die  Hand  der  Schaler 

bearb.     1.   Hft.     Karlsruhe   (Bielefeld)    1883.      8.      (20  Pf.)  —    Dass. 

4.  Hft.     1884.    8.     (20  Pf.) 
Umlauft   (F.),    Lehrbuch   der  Geographie   für    die   unteren    und  mittleren 

Klassen  Österreich.    Gymnasien   und    Realschulen.     1.   Cursus.      Wien 

(Holder)  1884.     8.     (M.  2.) 
Wagner  (F.),  Geographischer  Inhalt  des  Lesebuchs  für  die  evangel.  Volks- 
schulen Wfirtembergs.  Schülerausg.  (10  Pf. ;  Lehrerausg.  50  Pf.)  Stuttgart 
.    •   (Kohlhammer)  1884.     8. 

World  at  Home.     A  new   series  of  geographical  Readers  adapted  to  the 
.       Code  of  1882.     Standard  I.     London  (Nelsons)  1884.     12.    (7  d.) 
Zimmermann  (W.  F.  A.),  Malerische  Länder-  und  Völkerkunde.     9.  Aufl. 

von  S.  Kalischer.    Suppl.  3.— 33.  Lief.    Berlin  (Hempel)  1883/84.    gr.  8. 

(a  50  Pf.) 

Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie. 
Nautik. 

Antisell  (Th.),  The  currents  of  the  Pacific  Ocean.  —  BuüeU  of  the  American 

geogr.  Soc.     1883.     p.  101. 
Atlantischen    Ocean,    vorläufige    Notizen    über   einige    neuere   Tie&ee- 

forschungen  im.  —  Annal.  d.  Hydrogr.     1883.     p.  680. 
An sgangB- Meridians,    Annahme   eines    gemeinsamen,    und   Einführung 

einer  Universalzeit.    Ebds.     1884.     p*  455. 
Ballon  (W.  H.),  Der  Golfstrom.  —  Ausland,     1884.     N.  41. 
v.  Bauern feind   (C.  M.),   Der   einheitliche  Meridian.     Einleitung   sur  Be- 
sprechung über  dessen  allgemeine  Einfährung.  —  Verhdl.  de*  4.  deutse&ea 

Geographentagss  zu  München.     1884.     p.  43. 
— ,    Die  7.   Generalconferenz  der    europäischen  Gradmessung    su   Rom   im 

October  1883.  —  Ausland.     1884.     N.  4.  f. 
Berge,  wandernde.  —  Z.  f.  Schul-Qeogr.    V.     1884.     p.  240.  278. 
Berghaus,  Torfmoore  und  Cypressen-Sümpfe.  —  Europa.     1883.     N.  461 
v.  Boguslawski   (G.),  Handbuch   der   Ozeanographie.     Bd.   I.      Stuttgart 

(Engelhorn)    1884.     8.     (M.  8,50),   vrgl.  Besprechung   von    Penck  im 

„Ausland".  1884.    N.  17. 
Borsari  (F.),  II  meridiano  iniziali  e  Tora  universale.  —  VEsplorazione-   L 

1883.     p.  34.  70.  101.   146. 
Buysman  (M.),  Die  Differenz  zwischen  See-  und  kontinentalem  Klima  mit 

Beziehung  auf  Vegetation.  —  Ausland.     1884.    N.  40. 
Cosserat,  Les  glaciers.  —  Bullet,  de  la  Soc.  de  geogr.  de  Laie.    III.    1S84. 

p.  260. 
Croll  (J.),  Ezamination  of  Mr.  A.  B.  Wallace's  modification  of  the  physical 

theory  of  secular   changes    of  climate.   —   American  Journ.  of  Sdeact. 

3.  Ser.    XXVII.     1884.     p.  81. 
Dartige  du  Fournet,   Instructions  nautiques  sur  les  mera  de   Chine.  IL 

Du  dätroit  de  Singapour  aux  atterages  de  Ganton  et  de   Hong-Kong. 

Paris  (Challamel)  1884.     8.     (fr.  10.) 


Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.    Nautik.  433 

Daubräe,  Die  Erdbeben  und  die  Spannung  innerer  Wasserdämpfe.  —  Ausland. 

1884.     N.  8. 
Davis  (W.  M.),  Glacial  erosion.  —  Proceed.  ofthe  Boston  Soc.  bf  Not.  Hxstory. 

XXII.     1883.    p.  19. 
— ,    On  the  Classification  of  lake  basins.  (Schluss.)  —  Ebds.    XXI.    P.  4. 

1883.    p.  353. 
Dutton  (C.  E.),  The  effect  of  a  warmer  climate  upon  glaciers.  —  American 

Journ.  of  Science.    3.  Ser.     XXVII.     1884.    p.  1. 
Earthquake  Experiences,  our.  —  CasseWs  Äfagaz.     1884.    July. 
Edward* s    (Milne)    jüngste   zoogeographische   Forschungen    an   Bord   des 

„Talisman".     —  Ausland.     1884.     N.  5. 
Erdgestalt,  die  neueren  Bemühungen  um  die   schärfere  Bestimmung  der. 

—  Sirius.    N.  F.    XII.     Hft.  4. 

Erslev  (E.),  De  norske  Nordhavs-Expeditioner.  1876—78.  —  Geogr.  Tidskr. 

VII.     1884.    p.  5. 
Forst  er,   Über    die   neuen   Erdbeben -Katastrophen  und    Vulkanausbrüche 

des  J.    1883  und  über  die  Ursachen  der  Erderschütterungen.  —  Nord 

und  Süd.     1884.     Juni. 
Förster  (W.),  Ortszeit  und  Universalzeit  vom  Gesichtspunkte  der  Telegraphie. 

—  Qaea.     1884.    p.  220. 

Fuchs,  Die  vulkanischen   Ereignisse  des  J.  1883.  —  Petrogr.  u.  mineralog. 

Mtohl.    VI.  3.     1884. 
Gatta  (L.),  Le  oscillazioni  lente   de  suolo.  —  Bottet.  d.  Soc.  geogr  -  italiana. 

Ser.  II.    Vol.  IX.     1884.    p.  225. 
Geikie  (A.),  The  origin  of  Coral-Reefc.  —  Notare.     1883.     N.  735.  f. 
Geistbeck  (M.),  Leitfaden  der  mathematisch-physikalischen  Geographie  für 

Mittelschulen   und   Lehrbildungsanstalten.      5.   Aufl.      Freiburg   i.   Br. 

(Herder)  1883.     8.    (M.   1,50.) 
Gelcich  (E.),  Zur   Bestimmung  der  geographischen  Länge  auf  Reisen.  — 

Z.  d.  Berlin.  Qes.  f.  Erdkunde.     1884.     p.  319. 
Girard  (J.),  La  question  du  M£ridien  universel  a  la  Soci^tä  de  geographie. 

—  V Exploration.    XVII.     1883.     p.  73. 

— ,  Recherches  sur  la  deviation  de  l'axe  de  la  terre.  —  Ebds.   XVII.    1883. 

P.  77. 

Günther  (8.),    Lehrbuch    der   Geophysik  und    physikalischen    Geographie. 

Bd.  I.    Stuttgart  (Enke)   1884.     8.    (M.  10.) 
— ,    Die  neuen  Bemühungen  um   schärfere  Bestimmung  der  Erdgestalt.  — 

Verhdl.  d.  3.  deutschen  Geographentages  zu  Irankfwrt.     1883.     p.  47.  vgl. 

Sirius.     N.  F.     XII.     Hft.  2. 
— ,    Zweites  Referat  über  die  Wahl  eines  einheitlichen  Meridians.  —   Verhdl. 

d.  4.  deutschen  Geographentages  zu  München.     1884.     p.  46. 
Guyot  (A.),  Observation  sur  les   glaciers.  —  Butt,  de  la  Soc,  d.  sc.  natur. 

de  Neuchätel.    XIII.     1883.    p.  156. 
Hinn  (J)j  Die  Erde  als  Weltkörper,   ihre  Atmosphäre  und  Hydrosphäre. 

Astronomische  Geographie,  Meteorologie  und  Oceanographie.     Leipzig 

(Freytag)  1884.    8.     (M.  5.) 
Hatt,  Emploie  des  constructions  graphiques  pour  la  dätermination  rigoureuse 

des  positions  des  signauz   trigonometriques.  —  Annales  hydrogr.  2e  Se>. 

1883.     P.  97. 
Hammer,  Über  mittlere  Höhen  und  Tiefen.  — -  Humboldt.     II.     Hft.  2. 
Heim   (A.),  Die  Lawinen.  —  Z.  f.  SchulrGeographie,    V.     1884.     p.  208. 
Höhen  verhältnisse,  Übersicht  der  ermittelten,  der  Europa umschliessenden 

Meere.  —  Annal.  d.  Hydrographie.     1884.     p.  824. 
Halt  (B.),  Om  Jordens  Belief  former.  —  Geogr.  Tidskr.    VII.     1884.    p.  20. 


434  Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.    Nautik. 

Jacob  (A.)i   Unsere  Erde.     Astronomische    und  physikalische  Geographie. 
Eine  Vorhalle  zur  Länder-  und  Völkerkunde.    Freibnrg  i.  Br.    (Herder) 

1883.  8.     (M.   10.) 

Jakson  (J.),  Le  Gnlf  Stream.  —  Bullet  dela  Soc.  normandede  geogr.  1884. 

p.  28. 
Kaiser  (W.),   Das  Schwinden   der   Gletscher.  —  Jahresber.  d.  Natur».  Ver. 

in  Fiberfeld.    Hft.  6.     1884.    p.  93. 
Klein  (H.  J.),  Untersuchungen  über  das  leise  Erzittern  des  Erdbodens.  — 

Gaea.     1884.     p.  449. 
v.  Kl  öden  (G.  A.),  Seen- Tabelle.  —  Z.  d.  Berlin.  Ges.  f.  Erdkunde  1884. 

p.  416.  vgl.  Z.f  SchuIrGeogr.    V.     18fi4.     p.  346. 
Kohl  (E.),  Über   den    Ursprang   der    Quellen.     Leipzig  (Felix)  1884.     8. 

(60  Pf.) 
Lehmann   (Rieh.),   Zur   Erweiterung  der   wissenschaftlichen  Stations- Be- 
obachtungen in  fremden  Ländern.  —  Ausland.    1884.     N.  14. 
Löwl  (F.),  Über  Thalbildung.     Prag  (Dominicus)  1884.    8.    (M.  3.) 
Marti,  Cable  tlllgraphique  entre  Cadix  et  Sainte-Croix   de  TänärUTe.  — 

Bullet,  de  la  Soc.  de  giogr.  de  Marseille.     VIII.     1884.    p.  144. 
Maury  (M.  F.),  The  physical  geography   of  the  Sea,  and  its  meteorology. 

19*  edit.     London  (Low)  1884.    494  S.     8.     (6  s.) 
Mediterranean   Sea  Pilot.     Coaat  and   islands.    Washington  (Hydrogr. 

Office)  1883.    8.    (Dol.  2,35.) 
Mercali  (G.),  Elementi  di  geografia  fisica  conformi  al  programmi  governaÜTi, 

per  la  classe  I  liceale;  con  80  incisioni.    Milano  1884.    164  6.    16.  (1-  $0 
LeMäridien  initial,  au  point  de  vue  de  l'enseignement  de  glographie.  — 

V  Exploration.    XVII.     1883.     p.  1. 
Den  Norske  Nordhavs-Expedition  1876—78.  XI.    Zoologie.  Asteroidea 

Ted.    D.  C.  Danielssen  og  Job.  Koren.     Christiania.     1884.    4. 
Ostktiste  Australiens,  von  der,  nach  China  zur  Zeit  des  NW.-   reep. 

SE.-Monsuns.  —  Annal.  d.  Hydrographie.     1883  p.  703. 
Ostsee,  ein  Blick  auf  die  physikalischen  Verhältnisse  der  Ostsee.  —  Gxtea. 

1884.  p.  129. 

Pammer  (C),  Kilometer  oder  Myriameter?  —  Z.f.  SckuWeogr.   V.    1884« 

p.  136. 
Parfait  et  Vincent,  Campagne  d'exploration  sous-marine  du  „Talisman". 

1883.  —  Bullet  de  la  Soc.  de  geogr.  de  Bochefort    V.    1884.    p.  123. 

vgl.  Revue  marit  et  colon.    LXXX.     1884.    p.  497. 
Penck  (A.),   Über  Periodicität  der  Thalbildung.  —  VerhdL  d.  Berlin.  Ger./. 

Erdkunde.    XI.     1884.    p.  39. 
— ,    Einfluss  der  Klima's  auf  die   Gestalt  der  Erdoberfläche.  —  VerhdL  d. 

3.  deutschen  Geographentages  zu  Frankfurt     1883.     p.  78. 
— ,    Pseudoglaziale  Erscheinungen.  —  Ausland*     1884.     N.  33. 
— ,    Geographische  Wirkungen  der  Eiszeit.  —  Verhdl.  d.  4.  deutschen  Geograph**- 

taget  zu  München.     1884.     p.  66. 
Peschel    (O.),    Physische    Erdkunde.      Selbständig    bearb.    u.    her.    von 

G.  Leipoldt.  2.  Aufl.   2 5.  Lief.   Leipzig  (Duncker  &  Humblot)  1883, 84. 

gr.  8.    (a  M.  2.) 
Pf  äff  (Fr.),  Zur  Frage  der  Veränderungen  des  Meeresspiegels  durch    den 

Einfluss  des  Landes.  —  Z.  d.  deutschen  geolog.  Ges.   XXXVI.    1884.    p.   1. 
Pickering  (Edw.  C),  Mountain  observatories.  —  Appalachia.    III.      1S83. 

p.  99. 
Keusch  (H.  H.),  Über  Vulkanismus.    Sammlung  gemeinverst  wias.  Vortrage. 

Hft  424.    Berlin  (Habel)  1883.     8.     (50  Pf.) 
Bitter  (W.),  Fluth  und  Ebbe.    Vorträge  geh.  in  der  Schweiz.     Bd.  VUL 

Hft.  6.    Basel  (Schwabe)  1884.    8.    (80  Pf.) 


Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.    Nautik.  435 

Rusch  (G.),  Zum   Unterricht  in  der  astronomischen   Geographie.  —  Z.  /. 

Sckul-Geogr.    V.     1884.    p.  333. 
Ezehak  (A.),  Die  norwegische  Nordatlantic- Expedition  1876—78.  —  Ausland. 

1883.  N.  49. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  8.  „Prinz  Adalbert",  Kapt.  z.  See  Mensing  I. 
(Über   die   Sunda-,    Banka-   u.    Rhio- Strasse.)    —    Ärmal.   d.  Hydrogr. 

1884.  p.  433. 

Ans  dem  Reisebericht  S.  M.  S.  „Freya",  Korr. -Kapt.  Schulze,  über  die 
Reise  von  Habana  über  die  Bermudas  nach  Norfolk.  —  Ebds.     1884. 
p.  321. 
Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  8.  „Marie",  Korv.-Kapt.  Erokisius.     (An- 
segelung  der  Royal-Bucht,  Süd-Georgien.     Meteorol.  u.  phys.-oceanische 
Beobachtungen  während  der  Reisen  von  Montevideo  nach  Punta  Arenas, 
Juli  1883.    Süd-Georgien.   Montevideo)  August  u.  Sept.  1883.)  —  Ebds. 
1883.    p.  699. 
Ana  den  Reiseberichten  8.  M.  8.  „Olga",  Korv.-Kapt.  Frhr.  v.  Seckendorff. 
(Über  einige  Stürme  zwischen  den  Bermudas,  Azoren  und  Plymouths. 
Januar  u.  Febr.  1884).  —  Ebds.     1884.    p.   199. 
Aus  den  Reiseberichten  des  Kapt.  J.  H.  Bannau,  Führer  der  deutschen 

Bark  „Papa".     (Kronstadt- Wladiwostock.)  —  Ebds.     1884.     p.  208. 
Ana  den  Reiseberichten  des  Kapt  A.   Leopold,  Führer  des  deutschen 

Vollschiffes  „Wega".  —  Ebds.     1883.     p.  652. 
Aus  den  Reiseberichten  des  Kapt.  P.  Duhme,  Führer  der  deutschen  Brigg 

„Minerva".  —  Ebds.     1884.    p.  496. 
Aus  den  Reiseberichten  des  Kapt.  O.  Kampehl,  Führer  der  deutschen 
Bark  „Speculant".     (Von  Lizard  nach  Port  Adelaide  und  Madras.)  — 
Ebds.     1884.    p.  215. 
Ans  den  Reiseberichten  des  Kapt.  C.  Wilts,  Führer  der  deutschen  Bark 

„Annie".     (Hamburg-Collao.)  —  Ebds.     1884.     p.  211. 
Ans  den  Reiseberichten  des  Kapt.  G.  Schlüter,  Führer  der  deutschen 

Bark  „Rosa  y  Isabel".  —  Ebds.     1884.     p.  494. 
Reisen   der  Elsflether  Schonerbrigg  „Felix",    Kapt.   E.  E.   Behrens.    Von 

Grossbritannien  nach  Nieckerie  und  zurück.  —  Ebds.     1884.     p.  1. 
Report   of  the  scientific  results  of  the   voyage  of  H.  M.   S.   Challenger. 
Zoology.  Vol.  IX.    Text  and  plates  in  2  parte.   London  (Longmans)  1884. 
4.    (63  s.) 
v.    Schütz   (D.),   Die  Vulcane.   —    Natur  u.  Offenbarung.     XXIX.      1883. 

Hft.  12. 
Schwalbe  (F.  B.),  Über  die  locale  Verbreitung  der  Eishöhlen.  —  Zentral" 

organ  /.  Bealschultoesen.     1884.     Januar  f. 
v.  Schweiger-Lerchenfeld  (A.),  Von  Ocean  zu  Ocean.    Eine  Schilderung 
des  Weltmeeres  und  seines  Lebens.    1. — 30.  (Schluss-)  Lief.   Wien  (Hart- 
leben) 1884.    8.     (a  60  Pf.) 
Segel-Handbuch  für  die  Nordsee.   Herausgeg.  vom  hydrographischen  Amt 

der  Admiralität.     1.  Hft.     Berlin  (D.  Reimer)  1884.    8.     (M.  2.) 
Siegrlerschmidt,  Der  Golfstrom  und  der  Weg  über  Nordspitzbergen  in  das 

innere  Polarmeer.  —  Ausland.     1884.     N.  12. 
Sie v in  (Th.  E.),  Le  Pole  magnätique.   —  Bullet,  de  la  Soc   de  geogr.  de 

PJEeL     1883.    p.  360. 
8ondages  de  P  Aviso  „Le  Travailleur"    dans    le  Golfe  de   Gascogne.   — 

Jbrtndle*  hydrogr.    2«  Ser.     1883.    p.  4.  354. 
eac^cutes  par  le  steamer  des  l&tats-Unis  „Blake"  sur  la  cote  des  Etats- 
Unis.  —  Ebds.     1883.     p.  42. 

dBXke  la  mer  des  Antilles  et  le  golfe  du  Mexique.  —  Ebds.    1883.   p.  383. 

dans  le  Pacific  Nord.  —  Ebds.     1883.    p.  352. 


436  Allgemeine  Ethnographie  und  Anthropologie. 

Sondages  extautes  par  le  steamer  des  Etats -Unis  „Albatros«"  dans 
l'Ocean  Atiantique  Nord,  1883.  —  Annales  hydrogr.  2«  Ser.  1884. 
p.  111. 

—  du  navire  des  Etats-Unis  „Enterprise",  Comm.  Barker,  de  Zansibar  an 
däbroit  de  la  Sonde.  —  Ebds.     1884.     p»  112. 

—  exe'cute's  par  le  steamer  „International"  entre  Cadix  et  la  Grande 
Canarie  pour  la  pose  dn   c&ble  tälegraphique.  —  Ebds.  1884.    p.  115. 

—  par  grande  profondenr  exäcutäs  par  la  Corvette  „Vettor  Pisani"  de  U 
marine  italienne.  —  Ebds.     1884.    p.  129. 

Bnpan   (A.),  Grundzüge  der  physischen  Erdkunde.     Leipzig  (Veit  &  Co.) 

1884.    8.    (M.  10.) 
Tatlock  (J.),  Variation   of  barometric  measurements   of  altitade  with  the 

season.  —  Appalachia.     III.     April  1883.     p.  147. 
Thalbildung,  die  Periodicität  der.  —  Qaea.  1884.     p.  227.  266. 
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in  erery  quarter  of  the  Globe.     With  57  illustr.      London  (Routledge) 

1883.    320  8.    8.    (3  s.  6  d.) 
Ha r per' s  handbook  for  travellers  in  Europe  and  the  East;  being  a  guide 

throughGreat  Britain  and  Ireland,  France,  Belgium,  Holland,  Germany  etc. 

United  Stetes  and    Canada.     Edit.  by  W.  P.  Fetridge.     With  maps 

and  plana  of  eitles.    23'*  year.     1884.     3  vols.    New  York.    1884.    12. 

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to  NordenskiÖld,  with  illustr.     New  edit.      London  (Routledge)    1884. 

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depuis  le  XIII e  jusqu'a  la  fin  du  XVI  °  siecle.     Le  voyage  d'outre-mer 

O&gypte,  Mont  Sinay,  Palestine)   de  Jean  Thenaud,  Gardien  duCourent 

des  Cordeliers  d'Angouleme,    suivi    de    la   relation  de  1' Ambaasade  del 

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Stein    (G.),    Die    Entdeckungsreisen    in    alter    und    neuer   Zeit.      Glogao 

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Vambery  (H.),  Reisende  Abenteuerin  Asien  und  Europa.  —  Westermaami 

illustr.  MonaUh.     1884.    April 
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and  „Terror  in  the  Boat  Forlorn  Hope"  under  the  Command  of  the 
Author.     2  vols.     London  (Low)  1884.    8.    (£  2.  12  s.  6  d.) 

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edit     London  (Gassell)  1883.    290  S.     4.     (18  s.) 

Deutschland. 

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(M.  3.) 

A  m  b  e  r  g ,  Erinnerungen  an.  12  Photogr.  -  Imitationen.  Amberg  (Pohl)  1 S84. 
16.     (75  Pf.) 


Deutschland.  445 

Amäry  (C),  Aix-la-Chapelle  et  ses  environs.  8me  ^dit«  Aachen  (Mayer) 
1884.    8.    (M.  2.) 

Arendts1  (K.)  Geographie  von  Bayern.  Neu  bearb.  von  G.  Biedermann. 
6.  Aufl.     Regensburg  (Manz)  1884.     8.     (90  Pf.) 

Armstroff  (W.)  und  Ch.  Böhme,  Heimatkunde  des  Reg.- Bez.  Erfurt, 
nebst  einem  geograph.-geschichtl.  Abrisse  der  Prov.  Sachsen  und  der 
angrenzenden  Thüringischen  Staaten.  6.  Aufl.  Erfurt  (Keyser)  1884. 
8.     (60  Pf.) 

Augsburg,  Führer  durch  die  Stadt.  3.  Aufl.  Würzburg  (Woerl)  1884. 
8.    (50  Pf.) 

Auswanderung,  überseeische,  aus  dem  Deutschen  Reich  über  deutsche 
Häfen  und  Antwerpen  von  Anfang  Januar  bis  Ende  September  1884 
und  Vergleich  mit  dem  entsprechenden  Zeitraum  der  vorhergehenden 
Jahre.   —  Monaish.  z.  Statistik  d.  Deutschen  Reichs.      1884.      September. 

Baden,  das  Grossherzogthum,  in  geographischer ,  •  naturwissenschaftlicher, 
geschichtlicher,  wirtschaftlicher  und  staatlicher  Hinsicht  dargestellt. 
Lief.  J -6.     Karlsruhe  (Bielefeld)  1883.     8.     (ä  M,  1.) 

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p.  2. 

Baden,  Beiträge  zur  Hydrographie  des  Grossherzogthums.  Herausgog.  von 
dem  Centralbureau  für  Meteorologie  und  Hydrographie.  1.  Hft.  Karls- 
ruhe (Braun)  1884.    4.    (M.  6.) 

Baden-Baden,  kleiner  Führer  für,  und  Umgegend.  Nach  C.  W.  Schnars' 
Schwarzwaldführer.     7.  Aufl.     Heidelberg   (Winter)   1884.     16.    (M.  6.) 

Baden-Baden.  Wegweiser  durch  Stadt  und  Umgegend.  10.  Aufl.  Baden- 
Baden  (Marx)  1884.     12.    (M.  1,60.) 

Baedeker  (K.),  Süd-Deutschland  und  Österreich.  Handbuch  für  Reisende. 
20.  Aufl.    Leipzig  (Baedeker)  1884.     8.     (M.  7,50.) 

— ,  PAUemagne  et  l'Autriche  avec  quelques  parties  des  pays  limitrophes. 
8  £dit.    Ebds.    1884.    8.    (M.  8.) 

— ,  The  Rhine  from  Rotterdam  to  Constance.  3*h  edit.  Ebds.  1884.  8. 
(M.  6.) 

— ,  Northern  Germany.  Handbook  for  trav ellers.  8*h  edit.  Ebds.  1884. 
8.     (M.  6.) 

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B an m garten  (J.),  Coblenz  und  seine  Umgebungen.  3.  Aufl.  Coblenz 
(Groos)  1884.     8.     (M.  1,80.) 

Bayerns,  Beiträge  zur  Landeskunde.  Zusammengestellt  von  dor  Sub-> 
commission  für  wissenschaftliche  Landeskunde  Bayerns  der  Geo- 
graphischen Gesellschaft  in  München.  München  (Ackermann)  1884.  8. 
(M.  3.) 

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v.  Beanry  (L.),  Manderscheid  und  seine  Umgebung.    Trier  (Paulinus)  1884 

8.     (50  Pf.) 
Borg:,  Zwei  geographische  Beschreibungen  des  Herzogthums,  aus  dem  ersten 

Drittel  des  13.  Jahrh.    —    Z.  d.  Bergischen  Qeschichtsver.      XIX       1883. 

p.  81. 
Beriet  (B.),  Wegweiser  durch  das  sächsisch-böhmische  Erzgebirge.   4.  Aufl. 

Annaberg  (Graser)  1884.     12.     (M.  2,50.) 
Berchtesgaden,  Sommerfrische,  Luftkurort  und  Soolbad,  nebst  Führer  durch 

das    Bejrchtesgadner  Ländchen.     3.  Aufl.     Berchtesgaden  (Vonderthann) 

1884.    8.    (M.  1,20.) 


446  Deutschland. 

Berenberg  (Q.),    Die  Nordsee-Inseln   an  der  deutschen  Küste  nebst  ihren 

Seebade-Anstalten.     4.  Aufl.    Norden  (Braams)  1884.    8.    (M.  2,50.) 
Berghaus  (A.),  Der  Mark  Brandenburg  frühere  Oberfl&chengestalt  —  Europa. 

1884.    N.  19f. 
— ,    Das  Eichsfeld.  —  Ebds.     1884.     N.  3. 
Bericht,  vierter,  der  Zentralkommission  für  wissenschaftliche  Landeskunde 

von  Deutschland.  —  Ausland,     1884.     N.  3. 
v.  Berlepsch  (H.  A.),  Die  Rheinlande,   Süd-Deutschland  und  die  ßchweii 

bis  an  die  ober-italienischen  Seen.     18.  Bearb.  der  Schweiz.     Manchen 

(Exped.  von  Berlepsch's  Reiseb.)  1884.     8.     (M.  3.) 
Boeckh  (R.),  Statistisches  Jahrbuch  der  Stadt  Berlin.    10.  Jahrg.    Statistik 

des  J.  1882.    Berlin  (Stankiewicz)  1884.     8. 
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Berlin  (Simion,  in  Comm.)   1884.     Imp.  4.     (M.  19.) 
Bossler  (L.),  Die  Ortsnamen  von  Starkenburg  und  Rheinhessen.  —  GemsmuL 

XXIX.     1884.    p.  307. 
Brockhues  (B.),    Das  westdeutsche  und  französische  Tiefland.      Progr.  d. 

kath.  Gymn.  an  der  Apostelkirche  zu  Köln.     1883/84.    Köln.    4. 
Brück  (Q.),  Wiesbaden  und  seine  Umgebung.    Wiesbaden  (Moritz  & Mfiniel) 

1884.    8.     (50  Pf.) 
Buchenau  (Fr.),   Literatur   über    die   ostfiriesischen   Inseln.    —  JhhdL  d. 

naturtc.  Ver.  zu  Bremen.    VIII.     2.     1884.     p.  573. 
Burma nn  (K.),  Bilder  aus  dem  Gebirge  und  Berglande  von  Schlesien  und 

den   Ebenen   in  Posen   von   der  Oder   bis   zur  Weichsel.     Bildet  den 

8.  Bd.  von  v.  Klöden  u.  Oberländer:  Unser  deutsches  Land  und  Volk 

2.  Aufl.    Leipzig  (8pamer)  1884.    gr.  8.     (M.  5.) 
Candidus    (J.)f   Über  die  Kaltenbach  und  Wegeinburg   nach  Wörth  und 

Fröschweiler.     Reisebilder   aus   der  Südpfalz   und   dem   Unter-Elsast. 

Kaiserslautern  (Gotthold)  1884.    8.    (M.  1,30.) 
Cassel,   neuester  Führer  durch,   Wilhelmshöhe   und  Umgegend.    6.  Aufl. 

Kassel  (Kegel)  1834.     16.     (M.  1.) 
Chronik   der  deutschen  Interessen  im  Auslande,  der  Kolonial*  und  Aus- 

wanderungsfragen.  —  Ausland,     1884.    N.  10. 
v.  Co  hausen  (A.),  Der  römische  Grenzwall  in  Deutschland.    Militärische 

und   technische    Beschreibung   desselben.      Wiesbaden   (Kreidel)   1884. 

gr.  8.     (M.  24.) 
C  o n  r  ad  y ,  Zur  Erforschung  des  römischen  Limes  mainabwärts  von  Miltenberg. 

—   Westdeutsche  Z.  f.  Geschichte.   III.     1884.    p.  266. 
Coordes  (G.),  S&culare   Aenderungen    der    deutschen   Nordsee -Küste.  — 

Die  Natur.     1883.    N.  50. 
Crailsheim,  Beschreibung  des  Oberamts.    Herausgeg.  von  dem  k.  statiftiich- 

topogr.  Bureau.    Stuttgart  (Kohlhammer)  1884.    8.    (M.  5.) 
Credner   (H.),   Die    erzgebirgisch-voigtländischen  Erdbeben    während  der 

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Thüringen.    4.  Folge.    III.     1884.    p.  1. 
C  Uppers,    Bad  Bertrich  und  seine  Heilquellen,  zugleich  ein  Fahrer  durch 

die  Umgegend.     Neuwied  (Heuser)  1884.    8.     (M.  1,25.) 
Da  lim  er  (E.),   Umfang   und  Bedeutung   der  Fischerei   an  der  Schleswig- 

Holsteinischen    Ostküste.    —    Schleswig  -  Eoteekuche   Jahrb.      V     1884. 

p.    135. 
Dangast,  das  Nordseebad,  bei  Varel.    Varel  (Bültmann  &  Gerriet's  Nach!) 

1884.    8.    (50  Pf.) 
Darenwell    (K.)   u.    Hummel,    Charakterbilder    aus    deutschen    Gauen, 

Städten  und  Stätten.   Land  und  Leute  in  Nord- Deutschland.    Lief.  1— 4. 

Hannover  (Norddeutsche  Verl.-Anst.)  1884.    8.    (ä  60  P£) 


Deutschland.  447 

Deppe  (A.),  Die  Teutoburg.     Heidelberg  (Weis«)  1884.     8.     (M.  2.) 
Deutschen  Landeskunde,  neuere  Litteratur  zur.  —  Ausland.    1884.    N. 

15.  36.  38  f. 

Die  Deutschen  im  Auslande  und  die  Ausländer  im  Deutschen  Bei  eh.  — 

Monatsh.  z.  Statistik  d.  Deutschen  Reichs.    1884.    August. 
Deutschen  Reichs,  Statistik  des.      N.  F.    Bd.  II.    Abtl.  I.      Herausgeg. 

vom  Kaiser].  Statistischen  Amt.      Statistik  der  Seeschifffahrt.     Abtl.  I. 

Berlin  1884.    4. 
Diefenbach  (K.),   Das  Main-Gebiet  im  Anschluss    an  die  Heimatskunde. 

2.  Aufl.    Frankfurt  a/M.     1884.    8.     (40  Pf.) 
Döring  (P.),  Führer  durch  Alsen  und  Sundewitt     Sonderburg  (La  Motte) 

1884.    8.     (50  Pf.) 
y.  d.  Dollen  (H.),  Streifzuge  durch  Pommern.      1.  Abtl.    Hft.  1—3.      Alt- 
Vorpommern.    (M.  4,30.)   2.  Bd.    Stettin  und  die  Oderinseln.    4.  -6.  Hft. 

2.  Aufl.    Leipzig  (Buchhdl.  d.  Vereinshauses)  1883/84.    8.    (M.  5,50.)  — 

Dass.   3.  Bd.   Hinterpommern.    Hft.  7.   Pyritz,  Stargard  und  Umgegend. 

(M.  2,50.) 
D  r  e  s  c  h  e  r  (K.),  Heimatskunde  für  die  Kreise  Strehlen  und  Nimptsch.    Strehlen 

(Gemeinhardt)  1884.    8.    (30  Pf.) 
Dresden  und  die  Sächsische  Schweiz.    12.  Aufl.    Neu  bearb.  von  H.  Stiehler. 

Berlin  (Goldschmidt;  Grieben's  Beisebibl.  N.  4)  1884.      12.     (M.  1,50.) 
Duncker  (W.),  Beschreibung  des  Bergreviers  Coblenz.   II.     Bonn  (Marcus) 

1884.    8.    (M.  3.) 
Ebert  (J.),    Das  Biesengebirge   nebst  dem  Iser-  und  Lausitzer  Gebirge  in 

Verbindung   mit   dem    Glatzer-    und  Waldenburger  Gebirge.     9.  Aufl. 

Berlin  (Goldschmidt;  Grieben's  Beisebibl.  N.  18)  1884.     12.    (M.  2.)  — 

Dass.    Kleine  Ausg.     (80  Pf.) 
Eheberg  (K.  Th.),   Strassburgs  Bevölkerungszahl  seit  Ende  des   15.  Jahr- 
hunderts bis  zur  Gegenwart.  —  Jahrb.  /•  Nationalökonomie.    N.  F.    VIII. 

1884.    p.  413. 
Eisenbahn-    und    Bevölkerungs-Statistik  der  deutschen  Städte   für 

die  Periode  1867—80.   —  Monatshefte  zur  Statistik  d.  Deutschen  Reiches. 

1884.    Mai. 
Eisleben,  illustrirter  Führer  durch.    Mit  Plan.    Eisleben  (Mähnert)  1884. 

16.  (60  Pf.) 

Emden.    Ein  Führer  für  Fremde  und  Einheimische.    Mit  color.  Stadtplan. 

Emden  (Haynel)  1884.    8.    (M.  1.) 
Ems,  Fremdenführer  in,  und  seinen  Umgebungen.    7.  Aufl.   Ems  (Kirchberger) 

1884.     12.    (M.  1.) 
Engelhardt  (H.)}  Ein  Besuch  in  der  vulkanischen  EifeL  —  Humboldt.  6.  Hft. 

1884. 
Er  ras'  neuester  und  zuverlässigster  Fremdenführer  von  Frankfurt  a/M.  und 

Umgegend.    Frankfurt  a/M.  (Erras)  1884.     16.     (M.  1.) 
— ,     Travellers  guide  throngh  Frankfurt  on  the  Main  and  environs.     Ebds. 

1884.     16.    (M.  1.) 
Faber,  Sur  la  frontiere  russo-allemande.   —  Bullet,  de  la  Soc.  de  g&ogr.  de 

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Finger  (F.  A.),  Melibokus,  Berg  an  der  Bergstrasse,  richtiger  Malchen.  — 

Globus.    XLVL     1884.    N.  1. 
Fix  (W-),  Die  Territorialgeschichte  des  preussischen  Staates,  im  Anschluss  an 

12  histor.  Karten  übersichtlich   dargestellt.     3.  Aufl.     Berlin  (Schropp) 

1884.     8.     (M.  6.) 
Flensburg,    Touristen-Führer  durch  die   Stadt,    und    ihre   Umgebungen. 
namentlich    die   Ostsee-Bäder   Glücksburg,    Gravenstein   und   Kollund. 
Flensburg  (Westphalen)  1884.    16.    (50  Pf.) 


448  Deutschland. 

Fortsch  (O.),  Bernek,  Kurort  mit  Badeanstalten,  Sommerfrische  und 
Standort  zu  Ausflügen  in  das  bayerische  Fichtelgebirge  nnd  obere 
Mainthal.  2.  Aufl.  Reichenbach  i.  V.  (Hann  &  Sohn)  1884.  8. 
(M.  1,50.) 

Frankfurt  a.  M.,  Führer  durch  die  Stadt.  5.  Aufl.  Würzburg  (Woerl) 
1884.     16.     (50  Pf.) 

Frankfurter  Wald  (Offenbach-Schwanheim),  Führer  durch  den.  Frank- 
furt a/M.  1884.     8.     (M.  1,50.) 

Fr  icke  (W.),  Der  Teutoburgerwald ,  das  Wesergebirge  und  die  Stadt 
Bielefeld.  Ein  Führer.  Bielefeld  (Helmich)  1884.  8.  (M.  1;  mit 
Touristenkarte  M.   1,40.) 

Friedel  (£.),  Berlin,  Potsdam  und  Umgebungen.  30.  Aufl.  Berlin 
(Goldschmidt;  Grieben'»  Reisebibl.  N.  6)  1884.     16.     (M.  2.) 

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—  Ebds.     VIII.     1.     1883.     p.  105. 

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1883.    8.    (5  Pf.) 
Ger  1  and,    Die    Gletscherspuren  der  Vogesen.    —    Verhdl.   d.  4»   datttAm 

Qeographentages  zu  München.     1884.     p.  92. 
Glauchau  und  seine  landschaftliche  Umgebung.     Glauchau  (Peschke)  1884. 

8.    (40  Pf.) 
Görges  (E.),  Wegweiser  durch   das  Wesergebiet  von  Munden  bis  Minden. 

4.  Aufl.     Hameln  (Brecht)  1884.     12.     (M.  2.) 
Görlitz,  neuester  Plan  und  Wegweiser  von.   2.  Aufl.    Görlitz  (Vierling)  1S84. 

8.     (M.  1.) 
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Haienbeck  (L.),  Nach  Norderney  und  Helgoland.    Eine  Unterweser-,  Watt- 

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H aller  (F.  H.),  Die  Handelswege  Inner-Deutschlands  im  16.,  17.  o.  18.  Jahr- 
hundert und  ihre  Beziehungen  zu  Leipzig.     Dresden  (Baensch)  1884. 

8.    (M.  2.) 
Hamburg,  die  Elb-  und  Seefahrt  von,  nach  Helgoland.     1 1 .  Aufl.     Hamburg 

(Gassmann)  1884.    8.     (90  Pf.) 
Hamburg   und    Umgebungen.      Neu    bearb.   von  J.  Wienicke.      11.  Aufl. 

Berlin  (Goldschmidt;  Grieben's  Reisebibl.^  N.  7)  1884.     12.      (M.  1,50.} 
Hamburgischen  Handels,    tabellarische  Übersichten  des,    im   J.  1SS3* 

Hamburg  (Nolte)  1884.     4.     (M.  2,40.) 
Harz,  Wegweiser  durch  den.    8.  Aufl.   Leipzig  (Meyer's  JSeiseb.)  1884.    11 

(M.  2.) 
Henne  8  (A.),  Nachmittags- Ausflüge  in  die  Umgegend  von  Berlin.     2.  Aufl. 

Berlin  (Lehmann)  1884.     8.    (M.  2.) 
Hevl  (F.),  Rheinlande.   5.  Aufl.  Leipzig  (Meyers  Reiseb.)  1884.  12.  (M.  3,50J 
— ,    Wiesbaden   und  seine  Umgebungen.     13.  Aufl.     Wiesbaden   (Moritx  i 

Mflnzel)   1884.     8.     (M.  1.) 
Hildebrand  (G.),  Das  Quellgebiet  der  Hier  und  ihr  Lauf  bis  Immesstadt 

—  Z.  f.  wiss.  Oeogr.    V.    1.     1884. 


Deutschland.  449 

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Keumann's  geographisches  Lexikon  des  Deutschen  Reiches.    2.  Textausg. 

1—40  Schluss-Liet     Leipzig  (Bibliogr.  Inst)  1884.     8.     (a  25  Pf.) 
Normal schema    für    die    landeskundlichen    Bibliographien.    —   Ausland. 

1884.    N.  87. 
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Oldenburg' s  landschaftlicher  Schmuck.    Ein  kleiner  Beitrag  zur  Geschichte 

der   Gründung  und  Entwicklung  der  Garten-  und  Parkanlagen  in  der 

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Vterteljahrsch.  f.  Landesgesch.    Jahrg.  VII.     Hft  1. 
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Liebwerda,  Johannisbad,  Salzbrunn,  Charlottenbrunn,  Görbersdorf,  Alt- 
Haide,  Kudowa.    Berlin  (Goldschmidt ;  Grieben 's  Eeisebibl.  N.  89)  1884. 
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(Langguth)  1884.     8.     (20  Pf.) 
Schmiedeberg  im  Biesengebirge  und  seine  Umgebungen.     Schmiedeberg 

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Schnars  (C.  W.),  Neuester  kleiner  Führer  durch  den  Schwarzwald.   4.  Aufl. 

Heidelberg  (Winter)  1884.    8.     (M.  2.) 
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8.  —  Dass.  3.  Hft.    Leipzig  Weigel  1884.     8.     (a  M.  1.) 
Schneider,  Zur  Topographie  württembergischer  Klöster  und  Stifte  gegen 
Ende  des    16.   Jahrh.   —    Württemberg.    Vierteljahreechr.  f.  Landeskunde. 
VII.     1884.     p.  161. 
Schober  (J.),  Führer  im  Spesaart     Würzburg  (Stahel)  1884.     8.     (80  Pf.) 
Schottin  (R.),  Die  Slaven   in  Thüringen.     Progr.   d.   Gymn.  zu  Bautzen. 

1884.    4. 
Schrieker  (A.),  Älteste  Grenzen    und    Gaue    im    Elsass.  —  Strassburger 

Studien.    II.     Hft.  4.     1884. 
Schuber th  (W.),  Leitfaden  für   den  Unterricht  in  der  Heimatskunde  von 
Berlin  und  der  Mark  Brandenburg.     5.  Aufl.     Berlin  (Le  Coutre)  1883. 
8.     (20  Pf.) 
Schücking  (A.),  Bad  Pyrmont.     Ein  Führer  für  Kurgäste  und  Fremde. 

Pyrmont  (Uslar)  1884.     8.     (75  Pf.) 
Schulze  (K.),  Bedeutung  der  Namen   einiger  anhaltischen  Ortschaften  und 
Wüstungen  yor  dem  Harze.  —  Mitthl.  d.  Ver.  f.  AnhaUieche  Gesch.    III. 
1883.     p.  498. 
Seelig-Ohmann's  Führer.     Hamburg- Altona  und  Umgegend.     13.  Aufl. 

Hamburg  (Seelig  &  Ohmann)  1884.     8.     (80  Pf.) 
—  — •  Bergedorf,  Reinbeck,  Friedrichsruh  und  die  Vierlande.    Ebds.     1884. 
8.     (60  Pf.) 

.  Ratzeburg,  Mölln  und  Umgebung.    3.  Aufl.    Ebds.    1884.    8.    (60  Pf.) 

.  Ost-8chleswig.     2.  Aufl.    Ebds.     1884.    8.     (M.  1,50.) 

.  Helgoland,  Cuxhaven.    Ebds.     1884.     8.     (M.  1,20.) 

Seeverkehr  in  den  deutschen  Hafenplätzen  in  den  J.  1873  bis  incl.  1882. 

—  MonatsK  zur  Statistik  d.  Deutschen  Reichs.     1884.     Juli. 
Seeverkehr  in  den  deutschen  Hafenplätzen  in  1882.   —   Statistik  d.  Deut- 
schen Reiche.    LXII.     Abthl.  2.     1883. 
Seifert  (W.)}  Der  Kreis  Striegau  nach  seinen  physischen  und  statistischen 

Verhältnissen.     8triegau  (Nahlick)  1884.    8.     (50  Pf.) 
Senf  (F.),  Die  verschlackten  Wälle  in  der  Oberlausitz.  —  N.  Archiv  f.  Sache. 
Gesch.    V.     1884.    p.  227. 
SeHaehr.  d.  GewlUch-  f.  Erdk.    Bd.  XIX.  30 


454  Deutschland. 

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—  Mitthl.  d.  Ver.  f.  Erdkunde  zu  Leipzig.     1883  (1884.)     p.  103. 

— ,  Über  die    Abhängigkeit   der  jetzigen  ConfessionsYerteilung  in  Stdwest- 
'    Deutschland    von    den    früheren    Territorialgrenzen.      Dias.   Hamburg. 
1883.    4. 

Spicherer  Schlachtfelde,  Fahrer  zum,  durch  Saarbrücken,  8t  Johann 
und  Umgebung.     2.  Aufl.     Saarbrücken  (Moellinger)  1884.     8.    (M.  1.) 

Spier  (8.),  Fünf  Dorfgemeinden  auf  dem  hohen  Taunus. — Ausland.  1883. 
N.  51. 

Starke,  Statistisches  Universal-Handbuch ,  Ortslexikon  und  Landeskunde 
für  Deutschland,  fortgesetzt  von  A.  F.  Thieme.  8.  Bd.  Die  Henog- 
thümer  Sachsen-Coburg  und  Gotha.   Leipzig  (Thieme)  1884.   8.  (M.  7,50.) 

Steinbach  (J.),  Mittel-Rheinland.  2.  Aufl.  Neuwied  (Heuser)  1884.  11 
(M.  2.) 

Struckmann  (C),  Die  Einhornhöhle  bei  Scharzfeld  am  Harz.  —  Arek.  f. 
Anthropologie.    XV.     1884.    p.  398. 

Stuttgart.  Führer  durch  die  Stadt  und  ihre  Bauten.  Stuttgart  (Greiner & 
Pfeiffer)  1884.     8.    (M.  6.) 

Stuttgart,  Führer  durch,  und  Umgebungen.  11.  Aufl.  Stuttgart  (Hoch- 
danz)  1884.     16.    (M.  1,50.)  —  Dass.  kleiner  Führer  (60  Pf.) 

Süderlande,  Jahrbuch  des  Vereins  für  Orts-  und  Heimatskunde  in. 
Herausgeg.  von  EL  Mummethey.  2.  Jahrg.  Hagen  i.  W.  (Bote)  1884 
8.    (M.   1.) 

v.  Süss  milch  (M.),  Wanderungen  im  Erzgebirge.  —  Wissenseh.  Beü.  d.  btyp» 
Ztg.     1884.     N.  16.     60  ff. 

Thorbecke  (EL.),  Reisehandbuch  für  den  Teutoburger  Wald,  Detmold, 
Hermannsdenkmal,  Externstein  und  das  Wesergebiet  3.  Aufl.  Det- 
mold (Hinrichs)  1884.     12.     (M.  1,25.) 

Thüringens  Bevölkerung.  —  Globus.    XLIV.     1883.     N.  23. 

Thüringische  Landeskunde,  Zusammenstellung  der  auf,  bezüglichen 
Literatur.  —  Mitthl.  d.  geogr.  Ges.  zu  Jena.    H.     1884.    p.  20. 

Trautwein  (Th.),  Führer  durch  München  und  seine  Umgebung.  12.  Aufl. 
München  (Kaiser)  1884.     12.     (M.  2.) 

— ,  Das  baierische  Hochland  und  das  angrenzende  Tirol  und  Salzburg  nebst 
Salzkammergut.     2.  Aufl.     Augsburg  (Lampart)  1884.     8.     (M.  3.) 

Tramnitz  (Ad.),  Die  Oder  und  die  Waldungen  ihres  Stromgebietes  in 
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Treichel  (A.),  Hochzeits- Gebräuche,  besonders  aus  Westpreossen.  —  Z.j. 
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Ulrici  (A.),  Das  deutsche  Meer  und  seine  Süd-  und  Ostküste.  Progr.  des 
städt.  Realgymnasiums  in  Cassel.     1884.     4. 

Unglenk  (L ),  Geographie  und  Geschichte  des  Grossherzogth.  Baden.  Mann- 
heim (Bender)  1884.    gr.  8.     (30  Pf.) 

— ,  Heimatskunde  der  Stadt  Mannheim  und  ihrer  Umgebung.  4.  Aufl. 
Mannheim  (Löffler)  1883.    8.     (50  Pf.) 

Voges  (E.),  An  der  See.     Reisebriefe  aus  dem  Moore   und  von  der  Nord- 
see.    Emden  (Haynel)  1884.    8.     (M.  3.) 

Voigtländer's  Bad  Kreuznach,  Bad  Münster  am  Stein  und  das  Nahetfaal 
Führer  für  Besucher  des  Nahethaies.  11.  Aufl.  Kreuznach  (Voigt- 
länder) 1884.     12.    (M.  1,50.) 

Volger  (F.),  Von  Altenburg  nach  Bad  Ronneburg  und  Umgebung.  Alten- 
burg (Bernde)  1884.     12.    (75  Pf.) 

Volkszahlung,  die,  im  Deutschen  Reich  am  1.  Dez.  1880.  —  Statistik  d. 
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ihre  Umgebung.  Ein  Führer  und  Rathgeber.  5.  Aufl.  Gotha  (Thiene- 
mann)  1884.     12.    (M.  1.) 

Wähle  (E.),  Militär-geographisch-statistisches  Lexikon  des  Deutschen  Reichs. 
Lief.  1—8.     Berlin  (Eisenschmidt)  1884.     4.     (a  M.  1,50.) 

Wasserstrassen,  der  Verkehr  auf  den  deutschen,  etc.  in  1882.  — Statistik 
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Wasserstrassen,  Verbesserung  der,  im  deutschen  Nordwesten.  —  Viertel- 
jahr steht,  f.  Voütswirtsch.     Jahrg.  XXI.     Bd.  IV.     1884.     p.  179. 

Weber  (H.),  Vierzehnheiligen  in  Frankenthal.  Bamberg  (Schmidt)  1884. 
8.     (50  Pf.) 

Wegen  er  (A.),  Die  8eebäder  der  Inseln  Usedom  und  Wollin.  4  Aufl.  Berlin 
(Goldschmidt;  Grieben's  Reisebibl.  N.  56)  1884,     12.     (M.  1,20.) 

Weigeldt  (P.),  Deutschland.  Ein  geographisches  Handbuch  zum  Ge- 
brauch für  Lehrer  und  Seminaristen.  Leipzig  (Brandstetter)  1884.  8. 
(M.  1,60.) 

Weininger  (H.),  Führer  durch  Regensburg  und  dessen  nächste  Umgebung. 
Neu  bearb.  von  A.  Karl.  7.  Aufl.  Regensburg  (Coppenrath)  1884.  16. 
(M.  1.) 

Wen  dt  (A.  n.  L.),  Führer  für  Görbersdorf  und  Umgegend.  Wüstegiers- 
dorf (Jacob)  1884.    8.    (M.  1.) 

Westerholt  (J.),  Charakterskizzen  aus  Nordfriesland.  —  Nordwest.  1883. 
N.  50. 

Westpreussen,  Durchforschung  der  Provinz,  in  naturhistorischer,  archäo- 
logischer und  ethnologischer  Beziehung  seitens  des  Westpreussischen 
Provinzial- Museums.  Schriften  d.  Natwf.  Oes.  in  Damig.  N.  F.  VI. 
1884.     p    189. 

Wetzstein,  Tölz- Krankenheil  in  Oberbayern  nebst  seinen  Umgebungen. 
München  (Stahl)  1884.     16.     (M.  1,50.) 

Wildungen,  der  Führer  im  Bade.  8.  Aufl.  Arolsen  (Speyer)  1884.  8. 
(40  Pf.) 

Wilisch  (F.),  Schmalkalden  und  seine  Umgebungen.  Schmalkalden  (Wi- 
lisch)  1884.    8.     (M.  1.) 

Woerl's  Reisehandbücher.     Führer  durch  die  Regierungshauptstadt  Aachen. 

—  Durch  Amberg  in  der  Oberpfalz.  —  Durch  die  Stadt  Aschaffenburg. 

—  Durch  die  Stadt  Baden-Baden.  3.  Aufl.  —  Durch  Bonn.  —  Durch 
Breisgau  und  seine  Umgebung.  2.  Aufl.  —  Durch  Chemnitz.  2.  Aufl.  — 
Durch  die  Provinzialhauptstadt  Coblenz.  —  Durch  Dortmund.  —  Durch 
die  Haupt-  und  Residenzstadt  Dresden.  3.  Aufl.  —  Durch  Düsseldorf.  — 
Durch  die  Universitätsstadt  Heidelberg.  4.  Aufl.  Dass.  franz.  —  Durch 
die  Residenz-  und  Universitätsstadt  Jena  und  Umgebung.  —  Durch  die 
Haupt-  und  Residenzstadt  Karlsruhe.  2.  Aufl.  —  Durch  Kissingen  und 
Umgebung.  2.  Aufl.  —  Durch  Köln.  4.  Aufl.  —  Durch  die  Kreis- 
hauptstadt Konstanz.  —  Durch  Landshut  a.  d.  Isar.  2.  Aufl.  —  Durch 
Regensburg.  —  Durch  Paderborn.  —  Durch  die  Kreishauptstadt  Mann- 
heim. —  Durch  die  Provinzialhauptstadt  Mainz.  —  Durch  die  Provinzial- 
hanptstadt  Münster.  2.  Aufl.  —  Durch  Nürnberg  und  Umgebung.  2.  Aufl. 
—  Durch  Strassburg  i.  E.  —  Durch  Trier.  2.  Aufl.  —  Durch  die 
Begierungshauptstadt  Wiesbaden.  Dass.  französisch  und  englisch.  Würz- 
burg (Woerl)  1884.     16.     (a  50  Pf.) 

Worner  (E.)  u»  M.  Heckmann,  Orts-  und  Landesbefestigungen  des  Mittel- 
alters mit  Rücksicht  auf  Hessen  und  die  benachbarten  Gebiete.  Mainz 
(Faber)  1884.    8.    (M.  2,50.) 

Woltmann  (R.),  Stadt  und  Land  Bremen.  —  Deutsche  Rundschau  f.  Qeogr. 
VI.     1884.    p.  110. 

30* 


456  Österreich-Ungarn. 

Württemberg,  das  Königreich.    Eine  Beschreibung  von  Land,  Volk  und 

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Württemberg' 8,  Flächeninhalt  der  Flußgebiete.  —  Württemberg.  Jahrb.  f. 

Statistik.     1883.     Suppl.     p.  40. 
Wurm  (W.)}  Das  Koni  gl.  Bad  Teinach  im  württembergischen  Schwanwalde. 

5.  Aufl.    Stuttgart  (Hoffmann)  1884.     8. 
Z  e  ch  1  i  n ,  Die  charakteristischen  Beziehungen  Pommerns  -au  seiner  Geschichte 

und  seinen  Bewohnern.  —  Globus.    XLV.     1884.     N.  141  17. 
Zintgraf  (H.),  Landsberg  a.   L.   und   Umgebung.      Histor.- topographische 

Skiaae.     2.  Aufl.     Landsberg  a.  L.  (Vena)  1884.     12.    (M.  1.) 
Zschopauthal-Album.     15  Ansichten  in  Photogr.-Imitation.     Chemniti 

(Troitsch)  1884.     16.    (M.  1.) 

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Aladär  (G.),  Le  lac  Balaton  est-il  un  reste  de  mer?   —  BvUeL  de  l*  Soc. 

Eongr.  de  geogr.     XII.     1884.     p.  1. 
Albach  (J.),  Die  Arbeiten  am  Arlberg- Tunnel.  —  Deutsche  Bvndtckouf. 

Geogr.     VI.     1884.     p.  167. 
Alt- Prags  bei  Niederdorf  im  Pusterthal.   Seinen  Tiroler  Freunden  gewidmet 

von  F.  M.  L.  Bgt.     Wien  (Braumüller)  1884.     8.     (80  Pf.) 
Amt  hör  (E.)>  Bozen-Gries  und  Umgebung.     3.  Aufl.    Gera  (Amthor)  1881 

8.     (M.  2.) 
— ,  Führer  durch  Tirol,  das  bayerische  Hochland,  Salzburg  und  Vorarlberg. 

5.  Aufl.     Gera  (Amthor)  1884.     8.    (M.  7,50.) 
Baedeker  (K  ),  Südbaiern,   Tirol  und  Salzburg,   Oesterreich,  Steiermark, 

Kärnten,   Krain  und  Küstenland.     21.  Aufl.     Leipzig  (Baedeker)  1884. 

8.     (M.  6.) 
— ,  Oesterreich-Ungarn.     Handbuch  für  Reisende.    20.  Aufl.    Leipaig  (Bae- 
deker) 1884.     8.    (M.  5.) 
Baritiü  (G.),  Raportu  asupra  calatorici  la  ruinele  Sarmisagetusa.'    Bncaresci 

1884.    4. 
Bendel  (J.),  Die  Deutschen  in  Böhmen,  Mähren  und  Schlesien.     1: -Hälfte. 

Bildet  Bd.   2.      Hälfte   1.  der  Völker  Oesterreich -Ungarns.     Teschen 

(Prochaska)  1884.     8.    (M.  3,50.) 
Bergner  (R.),  Siebenbürgen.     Eine  Darstellung  des  Landes  und  der  Leute. 

Leipzig  (Brückner)  1884.     8.     (M.  6.) 
Busch  (J.)f  Der  Curort  Baden  in  Niederösterreich.     Seine  Heilquellen  and 

Umgebungen.    6.  Aufl.    Baden  b.  Wien  (Olderbourg)  1884.    8.    (M.1,60) 
Bidermann  (H.  J.),  Die  Serben -Ansiedlungen  in  Steiermark  und  im  Wa- 

rasdiner    Grenz -Generalate.    —    MUthl.  de$  hietor.  Verein*  f.  Steiermark 

Hft.  XXXI.     1883.    p.  3. 
Brand  eis  (R.),  Aussig  und  Umgebung.    Ein  Führer.     Aussig  (Grohmaan) 

1884.    8.    (M.  1,20.) 
Braun  (K.),  Die  geographische  Position  der  Kaloesaer  Sternwarte  und  die 

Königl.   ungar.   Landestriangulierungt   —   Mathem.-naturv.  Berichte  am 

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Brie  (M.),  Das  Eisenbad  Pyrawarth  in  Niederösterreich.    Wien  (Braumüller) 

1884.    8.    (80  Pf.) 
Canaval,  Das  Erdbeben  von  Gmünd  am  5.  November  1881.  —  SUmmgeier, 

d.  Wiener  Akad.  <L  Wies.    Mathem.-naturw.  Cl.    LXXXVI.    1882.    p.3& 
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Chlup  (V.  St.),  Politischer  Bezirk  oder  die  Hauptmannschaft  Ung.-Hradiseh. 

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Cziburaz  (G.),  Die  südungarischen  Bulgaren.     Eine  ethnographische  Skizze. 

Teschen  (Prochaska)  1884.     8.     (M.  1,60.) 
Dien*   (C.)7    Ein   abenteuerlicher  Abstieg  vom  Grossen  Greiner.   —  Z.  d. 

%-    Deutseh.  u.  Oesterr.  Alpmver.     1884.     p.  184. 
Die  Donau,  von  Turn-Severin  bis  Semlin-Belgrad.    Topographisch-historische 
Notizen,  zusammengestellt  in  der   Abtheilung  für  Kriegsgeschichte  des 
K.  K.  Kriegs- Archivs.     Wien  (Seidel  &  Sohn)  1884.     8.     (M.  1,40.) 
Egli  (J.  J.)j  Eine  Stimme,  betreffend  die  Erklärung  geographischer  Namen 

-     Oesterreich-Üngarni.  —  Z.  f.  Sckul-Geogr.     V.     1884.     p.  170. 
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Evringer  (G.),  Die  Pala- Gruppe.    —    Z.  d.  Deutsch,  u.  Oesterr.  Alpenver. 

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Förster' s  ToturistenfÜhrer  in  Wiens  Umgebungen.    4.  Aufl.    Wien  (Holder) 

1884.     12.    (M.  3.) 
Freisauff  v.    Neudegg,    Oesterreich- Ungarn.     4.  Aufl.      Berlin    (Gold- 
schmidt; Grieben's  Reisebibl.     4a  Bd.)     1884.     8.     (M.  5.) 
Frischauf  (J.),  Monte  CasteÜo  am  Gardasee.  —  Z.  d.  Deutsch,  u,  Oesterr. 

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Gehre    (M.),    Eine   Fahrt   nach    der    deutschen    Sprachinsel    Gottschee.  — 

NationaUstg.     1884.     26.,  27.  Febr.     4.  März. 
Gratz  en  ßtyrie.     L'Europe  illustre.     N.  52.  53.     Zürich  (Orell,  Füssli  & 

Co.)  1884.    8.    (ä  50  Pf.) 
Groos,   Bücher  und  kleinere  Aufsätze  über  die  Sprachgrenze  in  unserem 

Alpengebiet.  —  Z.  d.  Deutsch,  u.  Oesterr.  Alpenver.     1884.    p.  56. 
Gsaller  (C.),  Der  Kalkkögel  bei  Innsbruck.  Orographisch-touristische  Skizze. 

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N.  52. 
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Anco  na    descritta   nella   storia   e   nei   monumenti,    con  guida  pratica   pel 

forestiere  e  con  2  piante  della  citta.    Ancona  1884.    356  S.     16. 
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M.  Rosa.    Milano  1884.     VIII,  226  8.     16.    (1.  3.) 
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417  8.     fol.     con  3  tav.  ed  nn  atlante  di  XV  tav.     (1.  80.) 
Dennis    (G),    The    cities    and    cemetries    of   Etrnria.     With    maps,  plans, 

and   illnstr.     New  edit.     2  vols.     London  1883.     1190  8.     8.    (21  s.) 
Deverenx  (W.  C),  Fair  Italy,  the  Riviera,  and  Monte  Carlo;  comprising 

a  tour  throngh  North  and  South  Italy  and  Sicily,  with  a  short  account 

of  Malta.     London  (Paul)  1884.    350  8.    8.    (6  s.) 
Diener   (C),   Das    Erdbeben   auf  der    Insel   Ischia   am  28.  Juli  1883.  — 

Mitthl.  d.   Wiener  geogr.  Ges.    XXVII.   #1884.    p.  23. 
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del    Ministero    dell'    Interno.      3a   publicazione    della    nuova    edizione. 

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Ducommun  (E.),    Les   richesseB    m^tallurgiaues    da  Haut-Piemont  —   YL 

Jahresher.  d.  geogr.  Ges.  von  Bern.     1883/84.     p.  149. 
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cavata  dagli  scrittori  sincroni  e  da  diplome  e  memorie.    Palermo  18S4 

106  8.    8.    (1.  3,50.) 


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heit und  Gegenwart     Luzern  (Prell)  1883.     8.     (M.  1,20.) 
Kleinpaul  (B.) ,'  Neapel  und  seine  Umgebung.    Mit  Illustr.  5.  — 15.  (Schluss-) 

Hft.    Leipzig  (Schmidt  &  Günther)  1884.    fol.     (a  M.  1.) 
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476  Italien. 

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(Weidmannsche  Buchhandlung)  1883.    8.     (M.  8.) 
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2.  Aufl.     Stuttgart  (Ebner  &  Seubert)  1883.    8.     (M.  6.) 
Oberitalienischen  Seeen,  Führer  für  die,  und  Mailand — Paria — Turin- 
Genua.     2.  Aufl.    Zürich  (Meyer  &  Zeller)  1884.     8.     (M.  1,20). 
Ol  i  vi  er  (G.),  Carta  e  guida  d'Italia  oro-idrografica,  giudiziaria,  amministra- 

tiva  etc.    Milano  1884.    8.    (1.  10.) 
Paulus  (Ed.),  Das  Sabinergebirge.  —  Vom  Fels  zum  Meer.    1883.    Deeember. 
Pezzolo,  Battaglia,  i  suoi  dintorni  e  le  sue  terme:  notizie.    Padova  1884. 

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Pigorino-Beri  (Catalina),  In  Calabria.     Fra  i  due  rnari.  —  Ifaova  Anto* 

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Borna  e  suoi  dintorni;   con  le  piante  di   Borna  e  dintorni.     Milano  188$. 

IV,  264  S.     8.     (1.  3.) 
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in  Central-Asien.    —    VT.  Jahreeber.  d.  geogr.  Ges.  von  Bern.     1883/84. 

p.  231.    vgl.  Globus.    XLVI.     1884.    N.  21  f. 
Oxusbett,    Diskussionen   über   das   alte,    in    der  Geogr.  Gesellschaft  von 

St.  Petersburg.  —  Ausland.     1883.     N.  51. 
Regers  (A.)    Reise  in  Darwas,  November  u.  Dezember  1883.  —  Petermanne 

MUä.     1884.    p.  332. 
Dr.  Regel's   Erforschung   der  Gebirgsl&nder   am    oberen  Oxus.  —  Globus. 

XLIV.    1883.    N.  21. 
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la  Soc  de  Giogr.  de  Parte.     1884.    p.  446. 
— ,    Reise   nach    den   Amudaria-L&ndern.   —    Augeburg,   AUgem.  Ztg.     1884. 

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Sachau   (E.),    Über  Merw.   —    Verhdl.   d.  Berlin.    Ges.  f.  Erdkunde.    XI. 

1884.     p.  147. 
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London  (Unwin)  1884.    368  S.     8.    (16  s.) 
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Bullet,  de  la  Soc.  roy.  de  geogr.  oVÄnvere.     IX.     1884.     p.  16. 
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1883.    N.  12. 


482  China. 

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1884.    290  S.     18.     (fr.  8,50.) 
Cottean  (E.),  Un  touriste  dans  l'extreme  Orient   Japon,  Chine,  Indo-Chine 

et  Tonkin.     Paris  (Hachette  &  Co.)  1884.    446  S.     18.     (fr.  4.) 
Dmitrewski  (P.),  Memoiren   eines  Übersetzers   bei  der  BezirksYerwaltung 

auf  der  Insel  Zissuma,    Otano  Kigoro.  —  Mem.  d\  K  Bus*,  geogr.  Ott. 

AUgem.  Oeogr.     XU.     N.  4.     1884.    (rassisch.) 
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Review.    XU.     1884.    p.  109. 
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1884.  N.  12  f.    vgl.  Deutscht  Bundschau  f.  Geogr.    VL  1884.  p.  145. 193. 
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auf  die  Provinz  Kuang-Tung.  —  XVIII.— XX.  Jahreeber.  d.  Ver.  f.  Erdk. 

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Korea,  neuere  Berichte  über.  —  Petermanns  MM.     1884.     p.  378. 
Korea.  —Aus  allen  Welttheüen.  XV.  1884.  p.  52.  78.  vgl.  Z.  /.  Schul-Qeogr. 

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p.  81. 
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compose'  au  XIII.  siecle.     Trad.  du  Chinois  avec  un  commentaire  per- 

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622  8.    4.    (fr.  50.) 
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China.  —  Japan.  488 

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Piassetsky  (P.),  Russian  travellers  in  Mongolia  and  China.  Trans),  by 
J.  Gordon  Cumming.  Illustrated.  2  vols.  London  (Chapman)  1884. 
624  8.     8.     (24  s.)    vgl.  Globus.    XLV.     1884.     N.  16. 

Planchat,  Le  royaume  solitaire.  La  Coree  et  les  Correens.  —  Revue  d. 
Deux  Monde*.     T    61.     Livr.  4.     1884. 

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1884.    8.    (M.  8.) 

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1879-80.  —  Bus*.  Bevue.  XXIV.  1884.  p.  95.  vgl  Globus.  XLV. 
1884.     N.  17.  21  £ 

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(Stromversetzungen  zwischen  Nagasaki  und  Korea;  Ansegelung  der  Ein- 
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Ansteuerung  von  Fusau).  —  Annal.  d.  Hydrogr.     1884.     p.   190. 

Tcheng-Ki-Tong,  La  Chine  et  les  Chinois.  —  Bevue  d.  Deux  Monde». 
T.  63.    Livr.  2.     1884. 

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der  Peking- Zeitung  vom  9.  Sept.  1882  veröffentlichten  Berichte,  die 
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and  studies  in  Japan,  1870—74.    Illustrated.    New  edit.    New  York 

1884.  8.    (21  s.) 

Hacigid  o  Hatzizieu,  l'isola.  —  Cosmos  di  Coro.    VIII.     1884.     p.  119. 

Japans  Kulturzustand.  —  Ausland.    1884.    N.  25. 

Japans  Handel  mit  Korea.  —  Globus.     XLVI.     1884.     N.  6. 

Kr  äfft  (H.),    Au  Japon.     Notes   et  Souvenirs  de  voyage  et  de  sejour.  — 

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484  Klein-Asien.    Armenien. 

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Müller-Beeck  (F.  G.),  Japan,  das  Wokwok  (Wakwak)  der  Araber.  —  Z. 

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Z.  d.  Berlin.  Ges.  f.  Erdkunde.     1884.    p.  303. 
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Natur-  u.   Voücerk.  Ostasiens.    Hft.  31.     1884.     p.  1. 
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Mason  Satow  and  Lieut.  A.  G.  S.  Hawes.     2nd  edit.     London  (Murrey) 

1884.    580  8.     12.    (21  s.) 
Nikko  in  Japan,  Ausflug  zum  Grabe  des  Iyeyasu   zu.  —  Aus  allen  Welt» 

theüen.    XV.     1884.    p.  18.  39. 
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Birch.     2**  edit.     London  (Whiting)  1884.    310  S.    8.     (21  s.) 
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Wies.    1884. 


Syrien.    Palästina.    Mesopotamien.  485 

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1884.  Hft.  10  ff. 

Trapezunt,  Höhenmessungen  im  Wilajet  —  Z.  d.  Berlin.  Ges.  f.  Erdkunde. 

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494  Inseln  des  Indischen  Oceans.    Niederländisch  Indien. 

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Die  Molukken.     Berlin  (Dümmler)  1884.     8.      (M.  5.) 
Bernstein* s    Laaste    reis    van  Ternate  naar  Nieuw-Guinea,    Salavati  es 

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lichen Luzon.  —  Globus.    XLV.     1884.    N.  5. 
— ,    Begleitworte  zu  meiner  Karte  der  Insel  Mindanao.  —  Z.  d.  Berlin.  Ost. 

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Monatsschr.  f.  d.  Orient.     1884.     N.  6.  * 

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wilden  Stumme  des.       Nach   dem  spanischen  Manuscript    von   M.  Lillo 

de   Garcia   und    eigenen   Erfahrungen    bearb.    von  A.  Schadenberg.  — 

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Grabowsky  (F.),    Der  Distrikt  Busson  Timor  in  Südost-Borneo  und  seine 

Bewohner.  —  Autland.     1884.     N.  23. 
— ,    Das  Feilen  und  Färben  der  Zähne  bei  den  Bewohnern  Sudost-Borneos, 

speeiell  den  Malaien  der  Distrikte  Batang  Alai   und  Laboean-Amas.  — 

Ausland.     1884.    N.  7. 
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Aardrißcsk.  GenooUch.     1.  Jaarg.     1883.     p.  1. 
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Henrard,  Les  Indes  Orientale«  neerlandaises.    —  Bullet,  de  la  Soc.  roy.  de 

geogr.  äVAnvers.    IX.     1884.     p.  65. 
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Kan  (C.  M.),   Histoire   des  decouvertes    dans  1' Archipel  Indfen.      Nos  con- 

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(fr.  0,50.) 
Kern  (H.),   Over  den  invloed  der  Indische,    Arabische  en  Europeesche  be- 
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(t  0,50.) 
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1883.    Aus  dem  Holland,  übers,  yon  E.  Metzger.  —  Qaea.  1884.   p.  422. 

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— ,    the   Tolcanic  eruption   of.   —   Proceed.  of  the  Boy.  geogr.   Soc.      1884. 

p.   142. 
Krakatoa,  die  durch  den  vulkanischen  Ausbruch  vom  26.  und  28.  August 

1883  anf  und  bei  der  Insel,   in  der  Sunda-Strasse   verursachten  Verän- 
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Kay  per  (J.),   Het  bevolkingscijfer  van  Nederlandsch  Oost-Indie.  —  Bijdr. 

tot  de  Tool-,  Land-  en  Volkenk.  van  Nederlandsch-Indie'.    1883.    p.  9. 
Lacroix  (L.),    Relation  d'nn  voyage  dans  l'Ocean  Indien.  —  Bullet,  de  la 
Soc    de  geogr.  de  Lüle.     IL     1883.     p.  150.   245.   372.    UI.     1884. 
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496  Inseln  des  Indischen  Oeeans.    Niederländisch  Indien. 

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Le  Monnier  (Franz,  Ritter),   Das  nördliche  Borneo    nach   dem  heutigen 

Standpunkte  unserer  Kenntnisse.  —  Mitthl.  d.  Wiener  geogr.  Ges.  XXVI. 

1883.  p.  465.  520. 

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des  Krakatau.  —  Petermanns  MM.    1884.    p.  335. 
Levs,  On  the  rivers  of  Borneo.    London.     Bioebook  C.  3731.    p.  17. 
Loczy  (L.  v.),   Über  die  Eruption  des  Krakatau  im  J.  1883.  —  JfitfJ.  d.  K. 

wngar.  geolog.  Anstalt.    XIV.     1884.     p.  122. 
Loman,  Een  kijkje  in  de  Palembangsche  bQvenlanden. —  De  Gids.    1884. 

13.  Sept. 
Die  Lubus   auf  Sumatra.  —  Ausland.     1884.    N.  14.    vgl.  Globus.    XLV. 

1884.  N.  20. 

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commerc.  de  Bordeaux.     1884.     p.  529. 
Marburg  (E.),  Ein  Besuch  auf  Borneo  und  ein  Ausflug  zu  denDayaks,— 

Wettermanria  ittustr.  deutsche  Monotsh.     1884.    Mai. 
Mar  che  (A.),  Quelques  mots  sur  Hie  de  la  Paragua  (Palaouan)  et  les  fles 

voisines.  —  Bullet,   de   la  Soc.  de  geogr.   commerc.  de  Bordeaux.    1884. 

p.  457. 
Martin  (K.),    Die  wichtigsten  Daten   unserer  geologischen  Kennmiss  vom 

Niederländisch  Ost-Indischen  Archipel.  —  Bijdr.  tot  de  Tool-,  Land-  m 

Vöücenk.  van  Nederlansch  IndÜ.    1883.    p.  17.    . 
Martin  (L.),  Briefe  aus  Sumatra.  —  Ausland.    1884.    N.  28.  34. 
Menten  (J.  H.),  Hetvaarwater  uit  zee  längs  de  Barito-  en  Martajroerarivier. 

—  Jaarb.  v.  h.  mijnwezen.    D.  XII.    p.  56. 

Merapi,  Veränderungen  des  Vulkan,  auf  Java.  —  Ausland.     1884.     N.  11 
Metzger  (E.),   Das  Cultursystem   und  die  heutigen  Verhältnisse  auf  Java. 

—  1.  u.  2.  Jahresber.  d.   Würtemberg.  Ver.  f.  Handelsgeogr.    1884.   p.  55. 
— ,    Der    vulkanische    Ausbruch    in   der    Sundastrasse.    —    Globus.    XLV. 

1883.  N.  9. 

— ,    Die  Timorlaut-Inaeln.  —  Ausland.     1884.    N.  34. 
Meyer  (Hans),    Die   Igorrotes   von   Luzon.  —  Z.  f.  Ethnologie.    VerhdL  d. 
Ges.    XV.     1883.    p.  377.  vgl.  Blumentritt,  Igorroten.    Ebda.    XVL 

1884.  p.  56. 

Montano  (J.),  Voyage  aux  Philippines.  —  Tour  du  Monde.    1884.  N.  1206. 

1203.  1229  ff.    vgl.  Globus.    1884.    XLVI.    N.  1  ff. 
— ,    Mission  scientifique  a  Lucon,  Mindanao,  Soulore  et  Borneo.    Bullet  de 

la  Soc.  de  geogr.  de  VEst.     1883.    p.  265. 
Moya  (F.),   Las    Islas   Filipinas    en  1882.     Madrid.    (Tip.  de  £1  Correo) 

1884.    4.   (24  r.) 
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Navarro  (Fr.  P.),  Islas  Calamianes  (Filipinas);  plan  de  almas  y  deaeripciot 

de  la  parroquia  de  Culiön.  —  Bolet.  de  la  Soc.  geogr.  de  Madrid.    XVII. 

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Neumann  (J.  R,),  Reis  naar  de  onafhandelijke  landschapen  Mapat  Toenggeel 

en  Moeara  Soengei  Lolo  VL  Kota.  —  Tydschr.  v.  Indische  taal-,  Imd-  es 

volkenh.    D.  XXIX.     1883.     p.  1. 
—,    Nota  betreffende  de  onafhandelijke  landschappen  Mapat  Toenggoal  etc. 

—  Ebds.    D.  XXIX.     1883.    p.  38. 

Neumayer,  Über  die  jüngsten  vulkanischen  Ausbruche  in  der  SundastrasM 
in  ihrer  Einwirkung  auf  die  Atmosphäre*  —  VerhdL  d.  Bert  Ges.  f. 
Erdkunde.    XI.     1884.    p.  87. 


Inseln  de*  Indischen  Oceans.  *  Niederländisch  Indien.  497 

Neumayer,  Bericht  über  die  vulkanischen  Ausbrüche  des  J.  1883  in  ihrer 

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Aus    den    Reiseberichten   des     Kapt.    Albrand,      Führer    des    Schiffes 

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Beizadore   (P.),   I   terremoto    di    Giava.    —   BoUeL  d.  Soc.  geogr.  italiana. 

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van  Musschenbroek".  —  Bijdr.  tot  de  taalry  Umd-  en  volkenk.  van  NederL 

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et  Pinang.     Les  Anthropophages ;  Paris  (Oadin).     1884.    394  S.     12. 
— ,    Voyage  en  Malaisie.  —  Revue  de  la  Soc.  de  giogr.  de  Tours.    I.     1884. 

p.  39. 
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Publ.  par  ordre   du  Ministere   de   la  Marine  et  des  Colontes.    2  vols. 

Paris  (Challamel)  1884.     8.    (fr.  15.)    Texte   455  8.     Photogr.    Atlas 

und  Plane. 
8ever,    Le  Senegal.    —    VL  Jahretber.  d.  geogr.  Ott.  von  Bern.     1883/84. 

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Die  Dualla-Neger  am  Camerun-Plusse.  —  Globus.    XLVI.     1884.    H.  ll 
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feld  (Friderichs)  1884.    8     (50  Pf.) 
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Westküste.     Vom  Ogowe  bis  zum  Damara-  Lande.     1.  AbthL    Leipzig 

(Freytag)  1884.     8.     (M.  1.) 
Gold  Coast,  Further  correspondance  regarding  the  affairs  ofthe.    London 

1884.    (Bluebook  C.  4052.)    104  S.    fol.    (2  s.  6  d.) 
Gros  (J.),  Voyages,  aventures  et  captivite*  de  J.  Bonnat  chez  les  Achantis. 

Paris  (Plön)  1884.     18.     (fr.  4.) 
Gross-Friedrichsburg,  das  kurbrandenbnrgische  Fort,  in  Guinea     Be- 
richt.   Berlin  (Mittler  &  Sohn)  1884.     8.    (60  Pf.) 
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Anschauung  geschildert    M.  e.  Karte.    Berlin  (Behrend)  1884.    8     Tgl. 

Verhdl.  d.  Berlin.  Ges.  f.  Erdkunde.   XI.    1884.    p.  358.    Ausland.    1884. 

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Damaraland.  —  Ebds.     1884.     N.  27. 
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Joes*  (W.),  Bei  den  Barolong.  —  Autland.     1884.    N.  24. 
Kapstadt,  die  Bewohner  der.  —  Ebda.     1884.    N.  15. 
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—  Deutsche  Bundschau  für  Geogr.    VI.     1884.     p.  212.  258. 
Little  (J.  8.),   South  Africa:   a  sketoh-book  of  men,   manners,   and  facti. 

With  an  appendix  upon  the  present  Situation  in  South  Africa  and  upon 

the   affairs   of  Zululand,    the  Transvaal,    and   BechuanalancL    2  vols. 

London  (Sonnenschein)  1884.     520  S.    8.    (21  s.) 
Manheimer  (E.),  Do  Cap  au  Zambese.    Notes  de  voyage  dans  lvAfriqne 

du  Sud.  Geneve  1884.    4.     (fr.  10;  m.  14  Photogr.  fr.  24.) 
Moynier  et  Faure,    Exploration*    au  midi  du  Zambeai.  —  Bevue  gbgr. 

interna*.    1884.    N.  105. 
Pacheco  (A.  M.),   Uma  viagem  de  Tete  ao  Zumbe.     Diario.    Mocambique 

1883.    71  S.     8. 
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Reiter,  Die  Kalahara.  —  Z.  /.  tritt.  Geogr.    V.    2.     1884. 
Sehrader  (F.),  Die  Diamantfelder  am  Cap  der  Guten  Hoffnung.  —  Beturw. 

Ges.  „hie".    1883.    p.  65. 
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Transvaal-Lande,  die  Goldfelder  im.  —  Ausland.     1884.    N.  41. 
Transvaal.    Reisbeschrij ving  of  dagelijksche  aanteekeningen  van  de  familien 

S.'t  Hart  en  J.  H.  Vermooten.     Brielle  (Overbeeke)  1884.    8.    (t  0,25.) 
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(Nijhoff)  1883.    80  S.    8. 
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Wilmot   (A.),  Geography    of  South  Africa  for  the  use  of  higher  clasacs  in 

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seille.   1884.    p.  247. 

Assab  und  Obok  in  Warnungseeichen.  —  Ausland.    1884.    N.  31. 

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Ferrand  (G.),  Le  Comal.  —  BuüeL  de  Oorrespondance  Africaine.    III.    1884. 

p.  271. 
Fischer  (G.  A.),  Berieht  über  die  im  Auftrage  der  geographischen  Gesell« 

schaft  in  Hamburg  unternommene  Reise  in  das  Massai-Land.  —  Mtähl. 

d.  geogr.  Qee.  in  Hamburg-    1882/83.    p.  36.    vgl.  Broceed.  of  the  B.  Geogr. 

Soc.    1884.     p.  76.       Verhdl.  d.  Berlin,    Qee.  f.  Erdkunde.    XI.     1884. 

p.  94.    Globus.    XLV.     1884.    N.  1.  6. 
Leroy,  A  travers  le  Zanguebar.  —  Missions  catholiques.   XVI.   1883.  N.  762 ff. 
Licata  (C.  B.)t  Sei  mesi  ad  Assab.—  Bettet,  de  Soc.  geogr.  üaliana.    8er.  II. 

Vol.  IX.    1884.    p.  284.  347. 
Mar  ras  (E.),  Llle  de  Mosambique.  —  Bullet,  de  la  Soc.  de  geogr.  de  Mar- 

eeüle.    VIII.    1884.    p.  39. 
v.  Müller  (John  Frh.),  Tagebuch  einer  Reise  durch  das  Gebiet  der  Gada* 

bursi-Somali  und  Noli-Galla  nach  Harrär.  —  Z.  d.  Berlin.  Qee.  f.  Erd- 
kunde.    1884.    p.  73.     104. 
Pauli tschke  (Ph.),  Die   geographische  Erforschung  der  Adal- Lander  und 

Har&r's  in  Ost-Afrika.    Leipzig  (Frohberg)  1884.     8.     (M.  4.) 
Raven  stein   (E.  G.),    Somal   and    Galla   Land;    embodying    Information 

collected  by  tbe  Rot.  Thomas  Wakeneid.  —   Broceed.  of  the  roy.  geogr. 

Soc.     1884.    p.  255. 
Rimbaud  (A.),  Rapport  sur  l'Ogadine  (Somal).  —  Campte -rendu  de  la  Soc. 

de  Oiogr.  de  Paris.     1884.    p.  99. 
Sacconi,  Da  Harrar  all*  Ogoden.  —  VEeploratore.    VIII.     1884.     p.  40. 
Searamucci  (F.)  e  E.  H.  Giglioni,  Notizie  sui  Danakil  e  piu  special- 
mente  su  quelli  di  Assab.  —  Jrch.  per  VAntropologia.    XIV.    1884.    p.  17. 
Soleillet  (P.),  Exploration  äthiopiennes.      Itineraire  d'Oboek  a  Ankober. 

—  BuüeL  de  la  Soc.  nomande  de  geogr.     1883.    p.  340.  368.  418. 
Verloop  (M.  C),  Het  Land  der  Somali's,  waar  de  „Overijssel"  strandde.  — 

—  Tijdschr.   van   het  Indisch   Aardriiksk.    Qenootech.      1.  Jaarg.     1883. 
An\  IIL 

Nord-Central- Afrika. 

Archinard,  La  fabrication  du  fer  dans  le  Soudan.  —  Revue d Ethnographie. 

TEL     3. 
Barbier  (J.  V.),    A  travers  le   Sahara,  les   missions    du    colonel  Flatters. 

Paria  (Palm*)  1884.    18.    (fr.  1.)  . 


510  Nord-Central- Afrika. 

Beck    (L.  C),    Die   Forschungen   und  eommerciellen    Winke   des    Afrika- 
Reisenden  E.  B.  Flegel.  —  1.  u.   2.  Jahreeber,    d.    Württemberg   Ver.f. 

Eandehgeogr.     1884.     p.  38. 
Berlioux,   La  terre  habi  table  vers  l'equateur;   par  Polybe.      Notice  rar 

cet  ouvrage  et  aar  les  itineraires  des  anciens  dans  l'Afrique  oceidentale, 

avec  2  cartes.     Paris  (Challamel  atne*)  1884.     108  8.    8.    vgl.  BvüeL 

de  la  Soc  de  Oiogr.  de  Toulouse.    III.     1884.    p.  301. 
Bouty,    Nouvelle  demonstration  de  la  possibilite1  da  chemin  de  fer  Trau- 

Saharien.  —   Bullet,  de  la  Soc.  de  giogr.  de  la  Province  oVOran.     1884. 

p.  87. 
Buonfanti,    Le  Sahara  et  le  Soudan  occidental.  —  BuÜeU  de  la  See.  roy. 

Beige  de  giogr.    VIII.     1884.     p.  113. 
Cocastelli  di  Montiglio(C),  II lago Piaggia.  —  VJBaploramone.   I.    1883. 

p.  65. 
Documents  relatifs  a  la  mission  dirigee  au  sud  de  PAlgärie  par  le  lieutenant- 

colonel  Flattere.      Journal   de   route;    Rapporte    des   membres   de  U 

mission  Flattere;  Correspondance.  Paris  (impr.  nat.)  1884.  VI.  447  8.  4. 
Faidherbe  (Brosselard),   Les   lignes   de  Penetration   vers   le  Soudan  par 

1'AlgeVie  et  le  Senegal.  —  BuüeU  de   la  Soc.  de  giogr.   de  Lille.    ELL 

1884.    p.  309. 
Flegel'sc he  Expedition:  Begleitworte  zur  Karte  des  Amambara-Flusses. 

—   Mtthl.   d.  Afrikain.  Ges.    IV.     1884.    p.  133. 
Flegel  (E.  R.),  Der  Handel  im  Niger-BenuS-Gebiet  —  Ebds.     p.  184. 
— ,    Brief  über  das  Niger-Benue-Gebiet,  —  Ausland.     1883.     N.  48. 
— ,    Bericht   über   seine   Reise   nach   Adamaua.    —     VerhdL  d.  Berlin.  öes. 

f.  Erdkunde.    XI.     1884.    p.  354. 
— ,    Materialien    zur   Orthographie   und   Erklärung   einiger   geographischer 

Namen  auf  Karten  des  Niger-Benue-Gebietes.  —  Petermatms.  JßuL    1884. 

p.  307. 
Flegel,  Eduard.  —  Aueland.     1884.     N.  13. 
Giralt  (J.  R.),  El  porvenir  de  Espana  en  el  Sahara.    Barcellona  (Ramires) 

1884.    26  8.    8.    . 
Kobelt  (W.),  Die  Sahara.  —  Globus.    XLV.     1884.    N.  11. 
Krause  (G.  A.),    Favole   e   storie   degli   Haussa.  —  VRsphratore.    VUL 

1884.    p.  25.  57. 
— ,   Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der   Fulischen   Sprache   in   Afrika.     (Mitr 

theilungen  der  Riebeck'schen  Niger-Expedition  I.)    Leipzig  (Broekhauf) 

1884.     8. 
— ,   Proben  der  Sprache  von  Ghit  in  der  Sahara.     (MitthL  d.  Riebeck'scbea 

Niger-Expedition  II.)    Ebds.     8. 
Largeau,  Sur  le  Sahara  et  les  peuples.  sahariens.  —    Revue  de  la  Soc  de 

giogr.  de  Tours.     1884.     p.  171.  210.  241. 
v.  Lasaulx  (A.),  Sahara  und  Saharameer.  —  Deutsche  Revue.     DL    Hft  8. 
Lenz  (O.),  Timbuktu.    Reise  durch  Marokko,   die  Sahara  und  den  Sudan. 

2  Bde.     Leipzig  (Brockhaus)  1884.    8.     (M.  24.) 
Mackay  (A.  M.),  Boat  voyage  along  the  western  shores  of  Victoria  Njansa, 

from  Uganda  to  Kageye;  and  exploration  of  Jordans  Nullah.  —  Proteid. 

of  the  Sog  geogr.  Soc.     1884.      p.  278.     Tgl.  Mission.  Inteüsgencer.    IX. 

1884.    p.  154. 
Matte i  (A.),  Rapports  sur  le  Niger  et  le  B4nue\  —  Arch.  d.  mission*  scientif. 

X.     1883.    p.  417. 
Nigir,  eine  Expedition  an  den  oberen.  —  Aus  allen  Welttheilen.     XV.    1884 

p.  176.  .       . 

Patorni  (F.),   Räcits  faits   par   trois   survivants    de   la  mission    Flattert. 

Paris  (Challamel)  1884.    140  S.    8.    (fr.  .3.) 


Süd-Central- Afrika.  511 

Pouyanne  (L.),  Note  sur  l'ltablissement  de  la  Carte  an  1 :  2,000,000  de 
la  rdgion  comprise  entre  le  Touat  et  Timbouktou.  Publice  par  Ordre 
de  M.  Tirman.     Alger  (Impr.  Cheniaux-Franville)  1883.     102  8.     8. 

Pringle  (M.  A.),  Towards  the  Mountains  of  the  Moon:  a  journey  in  East 
Afriea.    London  (Blackwood  &  8.)  1884.    408  8.     8.     (12  8.  6  d.) 

8chols  (O.),  Die  Wüste  Sahara.  Tbl.  II.  Klima,  Püanzen  nnd  Bevöl- 
kerung.   Jahresber.  d.  Bealschnle  sn  Ottensen.    1884.    4. 

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Wolff  (H.)  et  A.  Blachere,  Sahara  et  Sondan.  Paris  (Challamel)  1884. 
79  8.    8. 

85  d-Central- Afrika. 

Afriea   occiendental   Portuguesa.     A    questao  do  Zaire.  —  Botet,  da 

Soc  de  geogr.  de  Lisboa.    4»  Ser.     1883.    p.  211. 
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explanation  of  a  new  map  of  the  region.  —  Broceed.  of  the  B.  Oeogr.  Soc. 
1884.    p.  19. 
Angola  e  Congo,    Descorberta  de.  —  Botet,  da  Soc.  de  geogr.  de  Lisboa. 

4»  8er.     1883.    p.  300.  338.  354. 
B  Senat,  Journal  da  voyage  a  la  suite  de  M.  de  Brazza.  —  MUsions  catholiques. 

XVI.     1884.    N.  771  ff. 
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1884.    p.  441.  480.  511.  576. 
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Brassa,  Ein  Tam-Tam  bei  den  Bateka.  —    Globus.     XL  VI.     1884.    N.  12. 
Brix  Förster,   Die  neuesten  Forschungen  swischen  Uelle  und  Kongo.  — 

Ausland.     1884.    N.  35. 
— ,   Die  Ansprüche  Portugals  auf  den  Kongo.  —  Ebds.     1884.     N.  5. 
Buch n er,  Ueber  einige  Fertigkeit  der  Bantu-Neger.  —  Oesterrekh.  Monatsschr. 

f.  d.  Orient     1884.    N.  4. 
— ,    Die  Grausamkeit  des  Muatiamvo.  —  Vom  Fels  mm  Meer.     1884.    März. 
— ,    Über   die   Ethnographie   Südwestafrika's.  —  Verhandl.   d.   3.  Deutschen 

Geographentages  m  Frankfurt.     1883.    p.  38. 
Büttner  (C.  G.),  Die  Entwicklungsfähigkeit  Südwestafrika's  nach  dem  Innern 

an.  —  Ausland.     1884.     N.  34. 
— ,    Der  Kulturwert  von  Südwestafrika.  —  Ebds.     1883.    N.  45  ff.  50. 
Cartweight   (W.  C),   The  Congo  Treaty.  —  Forthnighüy  Beview.     1884. 

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Christensen  (C),  La  question  du  Congo.  —  Revue  de  la  Soc.  de  geogr.  de 

Tours.     1884.    p.  250. 
Comber  (T.  J.),  A  boot  journey  round  Stanley  Pool.  —  Proceed.  of  the  B. 

Oeogr.  Soc.     1884.    p.  71. 
Der  Congo  und  sein  Stromgebiet  —  Unsere  Zeit.     1884.    II.    p.  321.  518. 
Congo,    neueste   Nachrichten   vom.    —    Deutsche   geogr.   Bl.      VII.     1884. 

p.  190. 
Kongo,  Briefe  vom.  —  Ausland-     1884.     N.  11. 
Kongo-Gesellschaft,    einige    Enthüllungen   über   die.    —    Ebds.    1884. 

N    28. 
Congo  Treaty,  Correspondance  relating  to  negotiations  between  the  govern- 
ment  of  Great  Britain  and  Portugal  for  the  conclusion  of  the,  1882—84. 
London  (Bluebook  C.  3885).     1884.    39  8.    fol.     (1  s.  6  d.) 
Kongovertrag  swischen  England  und  Portugal.  —  Ausland.    1884.  N.  23. 
Daly ,  Beeent  developments  in  Central- Afriea  and  the  Valley  of  the  Congo.  — 
Bullet,  of  the  American  Geogr.  Soc.     1884.    p.  89. 


512  Sfid-Ctartral-AfrfluL 

Delavaud  (L.),  La  navigation  du  Oongo.  —  U Exploration.     XVTI.    1884. 

p.  206. 
— ,    Du  droit  international  des  Sociales  a  propos  de  la  question  du  Congo. 

—  Ebds.    XVUI.     1884.    p.  508. 

Dutreuil   de  Rhins,   La  mission  Brazsa  dans  l'Ouest  Afrique.  —  Buße*. 

de  la  Soc  de  gtogr.  de  LUlc    IIL    1884.    p.  90.     vgl.  Bullet  de  la  Bat. 

de  giogr.  commerc.    de  Bordeaux.     1884.     p.  353.    BttüeU  de  la  Soc.  de 

geogr.  commerc  de  Paris.    VI.     1883/84.     p.  149. 
Goldsmid  (F.  J.),  My  recent  visit  to  the  Congo.  —  Proeeed.  ofthe  Boy.  geogr. 

Soc     1884.     p.  177. 
Gordon   in  Central  Africa,    1874 — 79.     With  a  portrait  and  countrr  map 

prepared    under  Colonel  Gordon's    superrevision   from   original   letten 

and  documents.     Edited    by  G.  Birkbeck  Hill.     London   (De  La  Bae) 

1883.  492  S.    8.    (7  s.  6  d.) 

Gnillot  (E.),  Les  explorations  de  8tanley  en  Afrique.  —  ButteL  de  la  Soc. 

de  geogr.  de  Lille    III.     1884.    p.  424. 
Heawood  (E.),  Livingstone's  Lake  Lincoln.  —  Proeeed.  of  the  B.  Oeogr.  Bot. 

1884.  p.  91. 

Johnson  (W.  P.),  Seven  years*  travels  in  the  region  east  of  Lake  Hyana. 

—  Ebds.     1884.    p.  512. 

Jobnston  (H.  H.),  The  River  Congo,  from  its  month  to  B616W.  With  a 
general  description  of  the  natural  history  and  anthropology  of  its  wsstern 
basin.    IUustrated.     2»*  edit.    London  (Low)  1884.    8.    (21  s.) 

— ,  Der  Kongo.  Reise  von  seiner  Mündung  bis  Bolobo,  A.  d.  Engl,  von 
W.  v.  Freeden.  Leipzig  (Brockhaus)  1884.  8.  (M.  15.)  vgl.  Anstand. 
1884.    N.  9. 

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XXX.     1884.    N.  759. 

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et  Congo  (1875-82).  Paris  (Berger -Levrault)  1884.  XXI,  303  8.  8. 
(fr.  6.) 

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Januar  1883.  —  Mitthl.  d.  Afrika*.  Ges.  IV.  2.  1884.  p.  79.  - 
Kaiser,  Reise  von  Gonda  lum  Rikwa-See,  8ept — Oct.  1882.  Ebds. 
p.  91.  —  Böhm,  Kriegszug  gegen  Katakeva,  März  1883.    Ebds.    p.95. 

—  Reichard,  Begründung  der  Belgischen  Station  Mpala,  Reise  inMa- 
rungu,  April — Juni  1883.  Ebds.  p.  99.  — •  Kaiser,  Astronomische 
Ortsbestimmungen  bearb.  von  Stück.  Ebds,  p.  104.  —  Kaiser,  Höhen- 
messungen, bearb.  von  Zöppritz.  Ebds.  p.  112.  —  R.  Kiepert,  Be- 
gleitworte zur  Karte.  Ebds.  p.  108.  —  Reichard,  Reise  von  Karenu 
nach  Kapampa  und  durch  Marunga  nach  Mpala.  Ebds.  IV.  8.  1884 
p.  159.  —  Böhm,  Reise  von  Karema  nach  Mpala.    Ebda.    p.  170. 

Pechuel-Loesche,  Das  central-afrikanische  Problem.  —  Oesterreieh.  Monats- 
sehr.  f.  d.  Orient.    1884.    N.  6  f. 

. — ,  Congoforschung  und  die  Congofrage*  —  VerhdL  d.  Berlin.  Oec  /.  Erd- 
kunde.   XI.     1884.    p.  184. 

— ,  Der  Gebirgslauf  des  Congo.  —  VerhdJU  d.  3.  Deutecken  Oeogropkeräogm 
m  FnmikfwrU     1883.    p.  12, 

— ,    Das  Kongogebiet.  —  Deutsche  Koloniabtg.     1884.    p.  257. 

— ,    Westafrikanische  Latente.  —  Ausland.     1884.     N.  21  f.  24. 

Pecile  (A.),  Le  esplorasioni  nelT  alto  Ogoue\  —  Huava  Antologia*  ¥wc  X 
1884. 


.Die  afrikanische*  Iaseln.    Madagaskar.  518 

(Plgafetta) ,  La  Congo.  La  vendique  description  da  Royaume  Africain, 
appelä,  taut  par  les  Indigenes  que  par  le«  Portugals,  le  CongQ,  teile 
qa'elle  a  M  tiree  recemment  des  explorations  d'Edouard.  Lopez,  par 
Phil.  Pigafetta,  qui  l'a  mise  en  langne  itAÜenne.  Trad.  pour  la  premiere 
fois  en  francais  aar.  l'ädition  latine  faite  par  les  hbrea  De  Bry  en  1598, 
d'apres  les  voyages  portugais  et  notamment  celui  d'Edouard  Lopes,  en 
1578  etc.  par  Uon  Cahun.    Bruxelles  (Gaj)  1883.    213  S.     12. 

Pinto  (Serpa),  Com©  ha  attraversato  l'Africa.  Vol.  II.  Milano.  1883.  8. 
(cpl.  1.  20.) 

Pogge-Wissmannsche  Expedition:  Wissmann,  Astronomische  Orts- 
bestimmungen, bearb.  von  Stück.  —  Mitthl.  d.  Afrikm.  Ges.  IV.  1884. 
p.  117.  —  R.  Kiepert,  Begleitwort  an  den  Karten,  Taf.  4.  5.  Ebds. 
p.  120.  — Wi s 8 mann' s  Höhenmessungen,  bearb.  von  Zöppritz.  Ebds. 
p.  122.  —   Pogge,   Bericht   über   die   Station   Mukenge   bis    October 

1883.  Ebds.  p.  179.  —  Pogge,  Rückreise  von  Mukenge  bis  Malange. 
Ebds.  p.  205.  —  Nachrichten  über  Pogge's  letzte  Tage  und  über  seinen 
Tod.  Ebds.  p.  207.  —  R.  Kiepert,  Begleitworte  zu  den  Karten, 
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Mmde.     1884.    N.  1200  ff.    vgl  Globus.    XLV.    1884.  N.  20  ff.   1LVI- 

N.  5. 
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by  J.  F.  Bransford.  —  Beport  of  the  SmUkeon.  InstU.  for  1882.  1884. 

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Guatemala  and  Tukatan,  Ruinen  in.  —  Ausland.     1884.     N.  28. 
Guatemala^  Handel  in  1882  u.  83.  —  Deutsches  Bandelsareh.     1884.   p.486. 
Guzman  (D.  J.),    Apuntamientos  sobre  la  topografia  ffsica  de  la  Republiet 

del  Salvador,    comprendiendo  su  historia  natural,   sus   produeiones,  ia- 
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de  giogr.  de  Bochefort.    V.     1884.     p.  147. 
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London  (Stanford)  1884.     16.     (2  s.) 
de  Peralta,  Costa-Rica,  Nicaragua  y  Panama  en  el  siglo  XVI,  su  historia 

y  sus  Umites  segun  los  documentos  del  archivio  de  Indias  de  8evilla,  del 

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über   die   Provinz  Costa-Rica  im  J.  1618.  —  XVIII— XX  Jahresber.  d. 

Ver.  f.  Erdk.  zu  Dresden.     1883.    p.  117. 
— ,    Die    erste    Eroberung    von    Costa -Rica    durch     die    Spanier   in    den 

J.  1562  —  64.    Nach  amtlichen  Berichten  des  Adelantado  und  General- 
Kapitäns   von  Costa-Rica,   Juan  Vasquez  de  Coronado    an    den  König 

von  Spanien  und  anderen  Dokumenten.  —  Z.  d.  Berlin.  Oes%  f.  Erdkunde. 

1884.    p.  24.  218. 
— ,    Die  Entdeckung  des  Nicaragua- See's  und  des  San  Juan  de  Nicaragua 

(1522-40).  —  Mitid.  d.  Wiener  geogr.  Oes.    XXVII.     1884.     p.  4& 
— ,    Neue  Beiträge  zur  Entdeckungsgeschichte  Central- Amerika**.  — Petermass* 

MM.    1884.    p.  226. . 
Aus   den   Reiseberichten    des    Kapt.  J.  Becker,    Fährer    der   deutschen 

Brigg  „Juno".     (La  Union,  San  Salvador..     Salina  Cruz,  Tehuantepec 

Westküste  von  Central-Amerika.)  —  Annal.  d.  Hydrographie.     1884.    p.  & 
Spanish  Honduras,   a  Lady's   ride  across.  —  Blachooods  Magern.     1884* 

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Füssli  &  Co.)  1884.    8.    (M.  6.) 

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Dominike,   die  Insel,    und   ihre   Hauptstadt  Roseau.  —    Ausland*     1834. 

N.  34. 


Süd-Amerika.  —  Neu-Granada.    Venezuela.  528 

Dominik»,  eine  Excursion  nach  dem  kochenden  See  auf.  —  Kosmos.    1884. 

Hft.  2. 
Haart  (A.  J.  M.),   Havana.  —    Tijdackr.   von   het  Nederlandseh.  aardrißsk. 

Genootsch.    2.  8er.     I.     1884.     p.  111. 
Caba's.wirthschaftiicbe  and  Handelsverhaltnisse  in  1881—84.  —  Deutsches 

BandeUareh.     1884.     p.  710. 
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ScmdeUarcK     1884.    p.  107. 
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1884.    482  S.     8.    (21  8.) 
Westerman's  (G.)  reixen  en  lotgevallen  in  de  Nederlandsohen  Westindische 

beaittingen.     Gent  1882.     128  S.     18.     (fr.  0,75.) 

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de  Floriant,    L'Amlrique  dn  sud,  depnis  Panama  jusqu'au  cap  Hörn.  — 

Bibliotteque  univ.  et  Revue  suisse.     1884.    März  f. 
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Hardy  (Lady  D.),  Down  South.  (Travels  in  South  America.)    1883.  276  S. 

a     (14  s.) 
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a  80-ton  Yacht.    2»*  edit    London  (Low)  1884.    64  S.     8.     (24  s.) 
Mi  Hot  (C.),  Remarques  de  geographie  physique  faites  durant  un  voyage  de 

circumnavigation  autour  de  l'Amenque  du  Sud.    Forts.  —  Buttet  dela 

Soe.  de  geogr.  de  VEst.    1883.     p.  24. 
Watson  (B.  G.),   Spanish  and  Portuguese   South  America   during   colonial 

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Wiener  (Ch.),    L'Amerique   äquatoriale,    son    present   et   son   avenir   eco- 

nomique.  —  Bullet  de  la  Soc.  de  gtogr.  de  Lille.    HI.    1884.     210. 

Neu-Granada.     Venezuela. 

Atrato,  die  Goldlager  des.  —  Ausland.     1884.     N.  1. 
Bergbaugesellschaft,  die  venezolanische,  £1  Callao.  —  Globus.    XL  VI. 

1884.     N.  5. 
Brachvogel  (Udo),  Der  Panama-Kanal.  —  Gegenwart     1884.     N.  32 f. 
Gabler    (L.),    Der   zentralamerikanische    Bosphorus    zwischen   Colon    und 

Panama.    Leipzig  (Fues)  1884.     8.     (M.  2.) 
Kolumbiens  Edelmetallproduktion.  —  Globus.     XLV.     1884.     N.  18. 
Rezzadore  (P.),  -II   taglio  delP  Istmo  di  Panama.  —  Boüet.  d.  Soe.  geogr. 

Üaliana.    Ser.  II.    Vol.  IX.     1884.    p.  509. 
Bothliaberger  (E.),  Zur  Indianer-Sprache  in  den  Vereinigten  Staaten  der 

Bepublik  Columbia.  —   VI.  Jahresher.  d.  geogr.  Ges.  von  Bern.     1883/84. 

p.  143. 
v.  Sehers  er  (K.),  Der  Panama-Kanal.  —  Deutsche  Bundschau  f.  Geogr.   VI. 

1884.    p.  337. 


.524  Ecuador.    Peru.    Bolivi*.    Chile. 

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Venezuela,   Alegata  de,  en    su   controversia   sobre  limites  eon  Colombia. 

Madrid  (tip.  Rivadeneyra)  1883.     284  8.     4. 
Venezuela,    statistischer  Jahresbericht   über  die  Vereinigten  Staaten  von. 

Herausgeg.  auf  Befehl  des  Präsidenten  der  Bepublik  Illustre  Americano 

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of  South  America.  —  Journ.  of  ihe  Antkropol.  Inst,  of  Great  Britein,   XUL 

N.  3.     1884.    p.  240. 

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Bossert  (J.),  Latitudes  de  diverses  stations  däduites  au  moyen  de  circum- 

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Browne  (A.  G.),   The  Growing  Power  of  the  Bepublic  of  Chile.  —  BuüeL 

of  the  American  Geogr.  Soc.     1884.     p.  1. 
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N.  8. 
Cardon  (F.),   El   pais    de  los  Araucanos.  —  BoUet.  d.   Soc  geogr.  ita&ma. 

Ser.  II.    Vol.  IX.     1884.    p.  75. 
Chilenische  Küstenbilder.  —  Deutsche  Rundschau  f.  Geogr.  VI.  1884.  p.  60. 
Darapsky  (L.),  Chile's  Ureinwohner,  nach  J.  T.  Medina.  —  Ausland.   1884. 

N.  38. 
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de  1883.    Valparaiso.     1884.     LXXV,  792  S.     8. 
Ecuador  im  J.  1881.  —  PetermamCe  Müü.     1884.     p.  324. 
Güssfeldt   (P.),    Bericht    über  eine   Reise  in  den  centralen  chileno-argen- 

tinischen  Andes.  —  Sitteungsher.  d.  Berlin.  Akad.  d.  Wies.   1884.  p.  889. 
— ,     Reisen  in  den  Andes  von  Chile  und  Argentinien.  —  Deutsche  Bvndschau. 

1884.  October.  p.  41.  241.    vgl.  Gaea.    XX.  .1884.    p.  571. 
— ,    Der  Vulcan  Aconcagua«  —  Z.  d.  Deutschen  u.  Österreich.  AJpenver.    1884. 

p.  404. 
— ,    Mittheilungen  über  eine  Reise  in  Bolivien.  —  VerhdL  d.  Berlin.  Ges.  f 

Erdkunde.    XI.     1884.     p.  141. 
Kap  Hörn,   von    der   französischen  Expedition   nach.   —    Ausland     188t. 

N.  27. 
Patagonia  occidental,  estudios  hidrograficos  sobre  la,  ejeeutados  porel 

Commandante  i  Officiales  de  la  Real  Corbeta  Italiana  „Caraociolo"  en 

1882.  Traduccion    de    la    Officina  hidrografica.      Santiago   de    Chile, 

1883.  8. 

Paz  Soldan  (M.),  Sistema  hidrografico  del  Peru.  —  Bold,  del  hutiL  geogr. 

Argentino.     IV.     1883.     p.  193. 
Publicola  Chilensis,   Unter  den  Deutschen  in  Chile.  —  Aus  aüen  WeU- 

theilen.    XV.     1884.    p.  97. 
Reiss  (W.)  und  A.   Stübel,    Das   Todtenfeld  von  Ancon  in  Peru.     Eis 

Beitrag    zur   Kenntniss    der    Cultur   und    Industrie    des   Inca-  Reiches. 

10.— 12.  Lief.    Berlin  (Asher)  1884.    fol.    (a  M.  30.) 
Ringe  (C.  H.  F.),    Ausflug  nach   einer  peruanischen  Salitrera  bei  Iquique. 

—  Aus  allen  WeUtheüen.    XV.     1884.    p.  47. 
Senoret  (M.),   Esploracion  del  rio  Rahue  i  del  lago  Rupanco.  —  Ammans 

hidrogr.  Chile.    VIII.     1883.     p.  185. 
Thouar  (E.  A.),  De  Bolivie  au  Paraguay.    Exploration  au  Chaco.  —  ISEsfis- 

ration.    XVII.     1884.     p.  175. 


La  Plata-Staaten.    Patagonien.    Feuerland.  525 

Tb o aar  (£.  A.),  Expedition  a  la  recherche  des  restes  de  la  mission  Crevanx. 
—  Ebds.    XVII.     1884.    p.  536.  457.  495. 

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Soc.  de  geogr.  commerc.  de  Parte.    VI.     1883/84.    p.  330. 

— i  Der  Indianerstamm  der  Chiriguanos.  —  Deutsche  geogr.  Bl.  VII.  1884. 
p.  82. 

Uruguay,  Bepublic  of,  South  America:  its  geography,  history,  rural  in- 
dustries,  commerce,  and  general  statistics.  2nd  edit.  London  (Stan- 
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Vicuaa  Macke  na  (B.),  Juan  Fernandos.  Historia  verdadera  de  la  Isla 
4e  Robinson  Crusoe.    Santiago  de  Chile  1883.     834  S.    8.    (5  p.) 

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Amerlan  (A.),  An  der  Frontera.  —  Deutsche  Koloniahtg.    1884.   p.  183.  208. 
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LXXI,  463  8.     8. 
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d  Leipz.  Z.     1884.     N.  70  ff.  78. 
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Die  Channel-  oder  Chonosindianer.  —  Ausland.     1884.     N.  12. 
Die  C  hu  put- Kolonie  in  Argentinien.  —  Ebds.     1884.     N.  14. 
Coni  (E.  R.),    Die    Provinz  Buenos- Ayres   (Argentinische   Republik,    Süd- 
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V.     1884.    p.  §9. 
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Ferro-Carril  central  norte,   prolongacion  del.  —  Anal,  de  la  Soc  eientif. 
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IV.    Paris  (Leroux)  1884.    430  S.    8. 

Niederlassungen,    deutsche,    in    der    Südsee.    —    Deutgehe   Kolonialttg. 

1884.  p.  93. 

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p.  668. 
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1884.    N.  36  f. 
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(Samoa-  und  Tonga-Inseln.   Ellice-Inseln.  Gilbert-Inseln.  Marshal-lnseM. 

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Government  Printer)  1884.    VHL  147.  S.    8. 

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Neu-Caledonien.  —  Neu-Guinea.  —  Sandwich-,  Fiji-Inseln  etc.      531 

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100  8.     12.    (1 0.) 

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Powell  (W.),  Wanderings  in  a  wild  country;  or,  three  years  amongst  the 

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8.    (5  8.)  —  New  edit     Ebda.    1884.    vgl.  Qlohus.    XLV.    1884.    N.  21. 
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Jardin  (Ed.),    Excnrsion  dans  Tile  de  Noukahira.  —  Bullet,  de  la  Soc  de 

geogr.  de  Bochefort.    V.     1883/84.     p.  29. 
Clavel,    Le   tatouage   aux    lies    Marquises.  —  Revue  oV Ethnographie,    III. 

1884.     p.  134. 
Guppy  (H.  B.),   Anthropological  notes   in  the  Salomon  Islands.  —  Notare. 

XXIX.     1884.     N.  749. 
Beträn  y  Röspide  (R.),   Las  Islas  Cook  y  Tnbnai  y  las  esplorades  poli- 

neslas.  —  Botet,  de  la  Soc.  geogr.  de  Madrid.    XV.     1883.     p.  326. 
Turner  (G.),  Samoa  a  hnndred  years  ago,  and  long  before:    together  with 

notes    on    the   cnlts  and  customs    of  twenty-three  other  islands  in  the 

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402  8.    8.    (9  s.) 
Marianen-Inseln,  Nachrichten  von  den.  —  Ausland.     1884.     N.  26. 


Atlanten,  Karten  und  Pläne« 

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Barbier  (J.  V.),    De    l'emploie    de   la  projeetion   coniqne    dans   nn  alias 

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1883.    p.  396. 
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francais    a  propos    de    l'exposition    a   Douai.      Nancy    (Berger)    1884. 

63  S.     8. 
Becker  (F.),    Über  Karten  nnd  Reliefs    und  die  Bedeutung  der  letaleren 

für    den     militärischen    Unterricht.       Zürich    (Wurster   &   Co.)    1884 

gr.  8.     (40  Pf) 
B  reu  sing  (A.),     Leitfaden   durch   das  Wiegenalter   der  Kartographie  bis 

sum  J.  1600,  mit  besond.  Berücksichtigung  Deutschlands.  Frankrort  a./M. 

(Mahlau  &  Waldschmidt)  1884.    8.    (50  Pf.) 
Coordes,  Welche  Grundsatze  sollen  bei  Herstellung  und  Begutachtung  tob 

Schulkartenwerken  massgebend  sein?  —  Verhdl.  d.  3.  Deutschen  Qeogrejpke*- 

taget  zu  Frankfurt.     1883.     p.  161. 
v.    Einsiede  1,    Johann    Georg    Lehmann,    Begründer    der   systematischen 

Terraindarstellung.  —  XVUI.—XX  Jahresher.  d.  Ver.f.  Erdk.  tu  Dresden. 

1883.    p.  63. 
Fink  (P.)i  Da»  militärische  Krokiren  im  Felde,  nach  den  einfachsten  Prin- 

cipien  bearbeitet.     Neue  Ausg.    Stuttgart  (Koch)  1884.    8.     (M.  1,60.) 
•*— ,   Die  Situation  und  Terraindarstellung  auf  dem  Standpunkt  des 

Fortschrittes.    Neue  Ausg.    Ebda.    1884.    8.    (M.  3.) 


Allgemeine  Atlanten.  5$$ 

Gel  eich  (E.)  &  Viaxa,  Die  gnonomische  Kartenprojektion  in  ihrer  Be- 
deutung für  die  praktische  Schiffahrt,  mit  Angabe  einer  neuen  einfachen 
Methode  zur  Anlegung  der  orthodromen  Route.  —  MuH.  f.  Seewesen. 
1884.    p.  28.  m 

Gerster  (J.  S.),  Über  Herstellung  von  Schulatlanten.  —  Verhdl.  d.  4.  Deut- 
schen Geographentages  zu  München.     1884.    p.  123. 

y.  Gottesheim  (L.),  Vortrage  über  Militär-Mappirung.  Wien  (Seidel  &  Sohn, 
in  Comm.)  1883.    8.     (M.  4,80.) 

Haar  dt  von  Hartenthurm  (V.)f   Die  Herstellung  von  Schulwandkarten. 

—  Verhdl.  d.  4.  Deutschen  Geographentages  m  München.     1884.    p.  123. 
Habet»  (A.),  Cours  de  topographie.   Lerer  des  plana  de  surface.  I.  Bruxelles 

1883.  160  S.    8.    (fr.  12.) 

Heil  mann  (K.),  Eine  neue  Methode  Reliefkarten  herzustellen.  —  Z.  f. 
SchuWeogr.    V.     1884.    p.  237. 

Kleinschmidt  (E.),  Die  wichtigsten  Kartenprojectionen,  12.  Jahresber. 
d.  K.  K.  Ober-Realschule  in  der  Leopoldatadt  in  Wien.    Wien  1888.    8, 

Das  geographische  Kartenzeichnen  cum  Gebrauche  beim  Unterrieht  in  der 
Geographie  für  Real-  und  Gymnasialanstalten.  Neue  Ausg.  Stuttgart 
(Koch)  1884.    8.    (60  Pf.) 

Heister  (IL),  Der  heutige  Standpunkt  der  schweizerischen  Kartographie 
und  die  Lesbarkeit  unserer  Karten.  —  Mittl.  d.  Ostschteeiz.  geegr.  com- 
mere.  Ges.  in  St.  Gauen.  3.  Hft  1883.  p.  7.  vgl.  Z.  f.  Schul-Geogr. 
V.     1884.    p.  195. 

Die  gebräuchlichsten  Signaturen  für  topographische  Arbeiten.  Naeh  den 
Musterblättern  für  die  topographischen  Arbeiten  der  Kgl.  preuss.  Landes- 
Aufnahme.    Köln  (Warnitz  &  Co.)  1S84.    8.    (40  Pf.) 

Unschuld  ▼.  Melasfeld  (Ritter),  Terrainlehre  eine  gesonderte  Wissen- 
schaft, als  Vorschule  für  Geologie.     Wien  (Holder)  1884.    8.    (M.  12.) 

Zdenek,    Über  kartographische  Darstellbarkeit  verschiedener  Gegenstände. 

—  Verhdl.  d.  3.  Deutschen  Geographentages  zu  Frankfurt.    1883.     p.  141. 
Zopprits   (K.),    Leitfaden    der   Kartenentwurfslehre.      Leipzig    (Teubner) 

1884.  8.    (M.  4,40.) 

— ,  Die  Wahl  der  Projektion  für  Atlanten  und  Handkarten.  Ein  Mahnwort 
an  die  Kartographen.  —  Z.  d.  Berlin.  Ges.  f.  Brdkunde.    1884.    p.  1. 

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la  Soc.  roy.  Beige  de  giogr.    VIIL     1884.     p.  265. 

Kiepert  (H.),  Wandkarte  der  Alten  Welt.  1:5,400,000.  6  B1L  2.  Aufl. 
Chromolith.     Berlin  (D.  Reimer)  1884.     fol.     (M.  9.) 

Bamberg  (K.),  Schulwandkarte  der  östlichen  und  westlichen  Halbkugel, 
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Dronke  (A.)  u.  O.  Herkt,  Physikalische  Schul-Wandkarte  der  Erde  in 
12  Bll.  Chromolith.  Glogau  (Flemming)  1884.  fol.  (M.  12;  auf 
Leinw.  in  Mappe  M.  17.) 

Passler  (O.),  Übersichtskarte  der  K.  K.  Österreich-ungarischen  Con- 
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Wetzel  (E.),  Wandkarte  für  den  Unterricht  in  der  mathematischen  Geo- 
graphie. 9  Bll.  4.  Aufl.  M.  erläut.  Text.  gr.  8.  Berlin  (D.  Reimer) 
1884.    fol.    (M.  10.) 

Allgemeine  Atlanten. 
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Algermissen  (J.  L.),  Kleiner  Handatlas  für  die  Volksschulen  des  Henogth. 
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städte Hamburg  und  Lübeck.    Metz  (Lang)  1888.     4.     (50  Pf.) 
Zeitechr.  d.  Geiellach.  t  Brdk.  Bd.  XIX.  35 


5*84  Allgemeine  Atlanten. 

Algermissen  (J.  L.),  Kleiner  Hand- Atlas  für  die  Volksschulen  des  Herzog- 

thnms  Schleswig.    Metz  (Lang)  1883.    4.    (50  Pf.) 
Bartholomew  (J),  The  National  Atlas,  consisting  of  40  map«  of  modern 

geography.    London  (Collins)  1884.    4.     (2  s.  6  d.) 
Black' s    general  Atlas  of  the  World.      New  edit.      London  (Longmaiu) 

1884.    fol.    (63  s.) 
Bos*  ßchoolatlas  der  geheele  aarde.   6.  verm.  dr.    Groningen  (Wolters)  1884. 

(f.  3,75.) 
Broichmann    (J.),    Nener   Volksschal- Atlas   über   alle   Theile   der   Erde. 

23  Karten  in  Farbendr.     Nene  Bearbeitg.    Köln  (Du,  Mont-Schauberg) 
1884.    4.    (M.  1.) 

Collins*  new  sixpenny  outline  atlas.    London  (Collins)  1884.    4.     (6d.) 
Debes,  Kirchhoff  nnd  Kropatscheck,  Schul-Atlas  für  die  Oberklatsen 

höherer   Lehranstalten    in    60  Haupt-    nnd    31   Nebenkarten.      Leipzig 

(Wagner  &  Debes)  1884.    4.    (M.  5.) 
Diercke  (0.)  u.  E.  Gaebler,    Schul -Atlas   über   alle   Theile   der  Erde. 

24  Haupt-  u.  138  Nebenkarten.    Brannschweig  (Westermann)  1883.  4. 
(M.  5.) 

Dittmar-Volter's  historischer  Atlas.  2  Abtlgn.  8.  Aufl.  1.  Atlas  der 
alten  Welt.  (M.  1,20.)  2.  Atlas  der  mittleren  nnd  neueren  Geschichte. 
(M.  2,80.)    Heidelberg  (Winter)  1884.    4. 

Dosy  (G.  J.),  Kleine  schoolatlas  der  geheele  aarde.  8«  dr.  Arnhem  (Vol- 
telen) 1883.    (f.  0,60.) 

Johns  ton  (T.  B.),  Threepenny  atlas.    London  (Johnston)  1884.    12. 

van  Kampen  (A.),  Orbis  terrarnm  antiquus,  in  scholarum  usum  descriptu*. 
16  BD.     Gotha  (Perthes)  1884.    4.     (M.  2.) 

Keil  (W.),  Berliner.  Elementar-Atlas.     Berlin  (Hofmann)  1884.    4.    (90 Pf.) 

— ,    Elementar-Atlas  für  den  Begier.-Becirk  Potsdam.    Ebds.    4.    (90  Pf) 

Kozenn  (B.),  Geographischer  Schul-Atlas  für  Gymnasien,  Real-  und  Handels- 
schulen. 29.  Aufl.  Neu  bearb.  von  V.  v.  Haardt,  rev.  von  F.  Umlauft 
52  Karten.     Wien  (Hölzel)  1884.    fol.    (M.  7,20.) 

Kunz  (M.),  Repetitions- Atlas  über  alle  Theile  der  Erde  in  Relief-Prägung. 
1.— 8.  BI.    Kassel  (Kleimenhagen)  1884.    4.     (a  15  Pf.) 

Le«der  (E.),  Schul-Atlas  zur  biblischen  Geschichte.  40.  Aufl.  Essen  (BI- 
deker)  1884.    gr.  8.    (M.  1.) 

Oort  (H.),  Atlas  voor  bijbelsche  en  kerkelijke  geschiedenis.  In  54  groote 
en  kleine  kaarten  met  beschrijvenden  tekst  Groningen  (Wolters)  1884. 
(f.  2.90.) 

Perthes*  (J.)  Taschen-Atlas.  21.  Aufl.  Neu  bearb.  von  H.  Habenicfat 
24  col.  Karten  in  Kpfrsi     Gotha  (Perthes)  1884.    4.    (M.  2.) 

Philip's  favourite  six  penny  Atlas.    London  (Philip)  1884.    4.    (6  d.) 

Rohmeder  (W.)  und  G.  Wem,  Methodischer  Atlas  für  bayerische  Schulen. 
27  Karten.  München  (Exped.  d.  K.  Zentralschulb.-VerL)  1884.  4. 
(M.2.) 

Rothaug  (J.  G.),  Oesterreichischer  Schulatlas.  22  Karten.  Leipzig  (Frey- 
tag) 1884.    4.    (M.  1,20.) 

Trampler  (R.),  Atlas  für  die  österreichischen  Landesschulen.  SO  Karten. 
Wien  (K.  K.  Hof-  u.  Staatsdr.)  1884.    4.    (M.  1,40.) 

Wolf  (C),  Atlas  antiquus.  19.  Aufl.  von  H.  Kiepert's  Atlas  der  alten  Welt, 
neu  bearb.     Weimar  (Geogr.  Institut)  1884.    4.    (M.  3.) 

Atlas  of  the  British  Colonies,  containing  16  maps.  London  (Christ.  Know- 
ledge Soc.)  1884.     4.    (6  d.) 

Cosmographic  Atlas  of  political,  historical,  classical,  physical,  and  sciptnral 
geography  and  astronomy.  With  indices  and  descriptive  letterpresa. 
London  (W.  &  A.  K.  Johnston)  1884.    fol.   (21  s.) 


Karlen  von  Europa.  5g 5 

Populär  Atlas  of  the  World:  a  series  of  46  new  and  authentic  maps,  with 
a  eomplete  Consulting  index,  London  (Christ.  Knowledge  Soc.)  1884. 
fcL    (3  a.) 

Sawlna;  Atlas  of  modern  geography.  Consisting  of  84  maps,  roll  eoloured. 
London  (Collins)  1884.    4.     (1  s.) 

Sil  penny  Atlas  of  modern  geography.  Consisting  of  16  maps,  füll  eoloured« 
Ebds.    4.    (6d.) 

A  Physical  Atlas  for  Beginners,  containing  12  maps.  London  (Christ.  Know- 
ledge Soc.)    1884.    4.    (1  b.) 


Karten  von  Europa. 

(In  alphabetischer  Ordnung.) 

Bamberg  (K.),  Schulwandkarte  von  Europa  in  16  Bll.  1 :  3,300,000.   9.  Aufl. 

Chromolith.    Physikalische   Ausg.     Berlin  (Chnn)   1884.     fol.     (M.  15; 

auf  Leinw.  in  Mappe  M.  30;  m.  Stäben  M.  22;    Politische  Ausgabe  su 

gleichen  Preisen.) 
Berghaus-Göncsy,  Wandkarte  von  Europa.     1  :  4,000,000.     9  Sectionen. 

3.  Aufl.    Chromolith.     Gotha  (Perthes)  1884.    foL    (M.  7.) 
Bonnefont  (L.),   Carte  murale  de  l'Europe.     1  :  5,210,000.    Paris  (Basin) 

1884. 
Brandes  (H.),  Neueste  Geschäfts-  und  Reisekarte  von  Europa.   Ausg.  1884. 

Chromolith.     Wien  (Perles)  1884.     fol.    (M.  2,40.) 
Christiani  (F.),    Kaart   over   Europa    samt   Middelhaven   og   omliggende 

Lande.    4  Bll.    Kopenhagen  (Lehmann)  1884.     (Kr.  12.) 
Franz  (J.),  Eisenbahn-  und  Dampfschiffroutenkarte  von  Europa.    1  :  3,000,000. 

6  Bll.    Ausg.    1884.    Lith.  u.  col.      Glogau    (Flemming).    fol.    (M.  6; 

auf  Leinw.  in  Mappe  M.  13.) 
Handtke  (F.),  Schul- Wandkarte  von  Europa  1:4,000,000  in  9  B1L   13.  Aufl. 

Chromolith.    Glogau  (Flemming)  1884.    fol.    (M.  3;  auf  Leinw.  in  Mappe 

M.  7.) 
Keil  (W.),    Orohydrographische    Wandkarte    von    Europa.      1:4,000,000. 

9  Bll.  in  Farbendr.      Kassel  (Fischer)  1884.     fol.     (M.  8;  auf  Leinw. 

in  Mappe  M.  11.) 
Kiepert  (R.),  Schul-Wand-Atlas  der  Länder  Europa's.   1:1,000,000.    Lief.  7. 

Stumme  physikal.  Karte   der   Balkan-Halbinsel.      10.  Polit.  Wandkarte 

von  Deutschland.     12.  Polit  Wandkarte  von  Oesterreich-Ungarn.    Chro- 
molith.    Berlin  (D.  Reimer)  1884.    fol.     (a  M.  7,50.) 
König   (Th.),   Reisekarte    von    Europa.      25.  Aufl.     2  Bll.      Lith.  u.  col. 

Berlin  (Mitscher  &  Rösteil)  1884.    fol.     (M.  3.) 
Lange   (H.),    Eisenbahn-,    Post-    und    Dampfschiffs  -  Karte    von    Europa. 

1  :  4,000,000.     19.  Aufl.    2  Bll.    Chromolith.     Berlin    (Barthol  &  Co.) 
1884.    fol     (M.  4,50;  auf  Leinw.  M.  6.) 

Schade  (Tb.),  Scbul-Wandkarte  von  Europa  1 : 3,600,000  in  12  Bll.  3.  Aufl. 
Chromolith.  Glogau  (Flemming)  1884.  fol.  (M.  5;  auf  Leinw.  in  Mappe 
M.  10.) 

Schierbeek  (H.),  Kaart  ran  Europa.  2«  dr.  Groningen  (Wolters)  1884. 
(f.  15.) 

Schul s  (R.  A.),  Eisenbahn- Wandkarte  von  Europa.  Praktische  Geschäfts- 
und Reisekarte.  Ausg.  1884.  4  Bll.  Lith.  u.  col.  Wien  (Artaria  & 
Co.)     fol.     (M.  10.) 

Bohr  (K.),  Eisenbahn-  und  Dampfschiffrouten-Karte  von  Europa  1:5,000,000 

2  Bl.  Neue  Aufl.    Chromolith.   Glogau  (Flemming)  1884.   fol.    (M.  2,40; 
auf  Leinw.  in  Carton  4,80.) 

35* 


586  Karten  von  Mittel-Europa  und 'Deutschland. 

Vuillemin  (A.),  Atlas  des  bassins  des  grandes  fleuves  de  la  France  et  de 
l'Europe,  d'apres  les  documents  les  plus  autoria^s.  Paris  (Delalain) 
1884.    (fr.  12.) 

Karten   von  Mittel-Europa  und  Deutschland. 
(In  alphabetischer  Ordnung.) 

Algermissen  (J.  L.),  Eisenbahn  -  Reise  -  Karte  von  Mittel- Europa. 
1  :  1,500,000.  2  Bll.  Chromolith.  Köln  (Waroit*  &  Co.)  1884.  fol. 
(M.  3;  auf  Leinw.  in  Carton.  M.4,50.) 

— ,  Kleine  Hand  -  Atlanten  des  Deutschen  Reiches.  N.  2.  Reg.-Bez. 
Dusseldorf.  12.  u.  13.  Aufl.*  4.  Reg^Bes.  Aachen.  4.  Aufl.  25.  Reg.- 
Bez.  Breslau.  26.  Reg.-Bez.  Liegnitz.  27.  Reg.-Bez.  Oppeln.  29.  Reg.- 
Bez.  Potsdam.  80.  Reg.-Bez.  Frankfurt  a./0.  49.  Rheinpfalz.  2.  Aufl. 
Metz  (Lang)  1885.    4.    (a  50  Pf.) 

Bamberg  (K.),  Schulwandkarte  von  Deutschland  für  Mittel-  und  Ober- 
klassen in  20  Bll.  1  :  700,000.  8.  Aufl.  Chromolith.  Politische  Ausg. 
Berlin  (Chun)  1884.  fol.  (M.  16;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  22;  m.  Stäben 
M.  24.) 

DümV  Comptoir-  und  Reise-Karte  von  Mittel-Europa.  Ausg.  1884. 
Chromolith.    Wesel  (Dfims)  1884.    fol.    (60  Pf.) 

— ,  Neueste  Eisenbahnkarte  von  Mittel-Europa.  Ausg.  1884.  Chromo- 
lith.   fol.     (40  Pf.) 

Frans  (J.),  Post-  und  Eisenbahn-Reisekarte  von  Central-Europa,  nach 
F.  Handtke's  Post-  und  Reisekarte  reducirt.  Neue  Aufl.  Chromolith. 
Glogau  (Flemming)  1884.   fol.    (M.  1,50;  auf  Leinw.  in  Calico-CartonM.  S.) 

Friedrich  (L.),  Eisenbahnkarte  von  Deutschland,  den  Niederlanden, 
Belgien  und  der  Schweiz.  1:1,800,000.  Ausg.  1884.  Lith.  u.  coL 
Gotha  (Perthes),     fol.    (M.  1.) 

Gaebler  (E.),  Special- Atlas  der  bekanntesten  und  besuchtesten  Gegenden 
und  Städte  Deutschlands  und  der  Alpen.  6.-8.  Lief.  Braun- 
schweig (Westermann)  1884.    4.    (ä  M.  1.) 

Handtke  (F.),  Post-,  Reise-  und  Eisenbahnkarte  von  Deutschland,  der 
Schweiz,  den  Niederlanden  und  Belgien.  Neue  Aufl.  Chromolith. 
Glogau  (Flemming)  1884.    fol.     (M.  6;  auf  Leinw.  m.  Rollstaben  7,500 

Hermann  (M.),  Reise-Karte  von  Mitte  1-  Europa.  Neue  Aufl.  Chromolith. 
Glogau  (Flemming)  1884.    fol.    (60  Pf.,  m.  Ortsverzeichnis*  75  Pf.) 

Kiesler 's  (C.)  Reise-  und  Eisenbahnkarte  von  Deutschland  und  den 
angrenzenden  Ländern.  4.  Aufl.  1884.  Chromolith.  Leipzig  (Verlags- 
Institut)  fol.     (50  Pf.) 

Kunsch  (H.),  Post-,  Reise-  und  Eisenbahn-Karte,  von  Deutschland,  der 
Schweiz,  den  Niederlanden  und  Belgien.  Neue  Aufl.  Lith,  n. 
col.  Glogau  (Flemming)  1884.  fol.  (M.  1;  auf  Leinw.  in  Carter 
M.  8) 

Lehmann  (C.)  und  W.  Koch,  Eisenbahn-Karte  der  Bahngebiete  Mittel- 
Europa's.  8.  Aufl.  1884.  Chromolith.  Berlin  (8prihger).  fol.  Mit 
Text     gr.  8.    (M.  1,50;   auf  Leinw.  in  Leinw.-Deckel  M.  3,50.) 

— ,  Bahnpost-Karte  vom  Deutschen  Reich.  9.  Aufl.  Chromolith.  Berte 
(Springer)  1884.    fol.     (M.  1,50;  auf  Leinw.  in  Carton  M.  3,60.) 

Liebenow  (W.),  Karte  von  Central-Europa  zur  Übersicht  der  Eisen- 
bahnen, einschliesslich  der  projectirten  Linien,  der  Gew&asjer  und  haapt- 
sächlichsten  Strassen.  6  Bll.  Ausgabe  1884.  Chromolith.  u.  col 
Berlin  (Berlin,  lithogr.  Institut),  fol.  (M.  6 ;  auf  Leinw.  m.  St&ben  oder 
in  Mappe  M.  12.) 


Karten  von  Mittel-Europa  und  Deutschland.  537 

Liebenow  (W.),  Special-Karte  von  Mittel-Europa.    1:300,000.    Seet.  10. 
Tondern.  11.  Sonderburg.  20.  Tönning.  21.  Kiel.  22.  Rostock.  31.  Emden. 
32.   Wilhelmshaven.      33.   Hamburg.     34.  Schwerin.     43.    Groningen. 
44.  Bremen.    45.  Lüneburg.    46.  Wittenberge.    56.  Zwolle.    57.  Minden. 
53.  Hannover.     59.  Magdeburg.    60.  Berlin.   74.  Leipzig.     75.  Gottbus. 
S8.  Chemnitz.     89.  Dresden.     102.  Eger.    Hannover  (Oppermann)  1883. 
fol.    (a  M.  1.) 
— ,    Eisenbahnkarte    von    Deutschland   zur  Übersicht   der  Eisenbahnen, 
einschliesslich  der  projectirten  Linien  etc.   4  Bll.    Ausg.  1884.    Chromo- 
lith.  u.  col.     Berlin  (Berlin,  lith.  Instit.   1884.     fol.     (M.  4;  auf  Leinw. 
m.  Stäben  oder  in  Mappe  M.  9.) 
Müller    (H.),    Karte    der    Eisenbahnen    Mittel  -  Europa's.      Neue    Aufl. 
Chromolith.     Glogau  (Flemming)  1884.    fol.     (M.  2,10;   auf  Leinw.  in 
Carton  M.  4,80.) 
Otters ky  (F.),  Specialkarte  der  Eisenbahn-  und  Postverbindungen  Mi ttel- 
Europa's.     1  :  1,250,000.    4.  Aufl.     4  Bll.    Chromolith.  Wesel  (Düms) 
1884.     fol.     (M.  4,50.) 
Pohl  (J.)  u.  B.  Widimsky,  Eisenbahnkarte  des  Östlichen  Europa  mit 
besonderer    Berücksichtigung    des    russischen    Reiches.      1  :  2,500,000. 
4   Bll.    Chromolith.     Wien    (Lechner)    1884.    fol.     Nebst   Verzeichnis« 
der  russischen  Stationen.     (M.  10;  auf  Leinw.) 
Raab  (C.  J.  C),  Special-Karte  der  Eisenbahn-,  Post-  und  Dampfschiff-Ver- 
bindungen Mittel-Europa's.     1  :  1,250,000.     2.  Aufl.     4  Bll.     Lith. 
u.  col.     Glogau  (Flemming)  1884.     (M.  4,80;  auf  Leinwand  in  Mappe 
M.  8,60;  mit  Ortschafts  Verzeichnis*  M.  5,10,.  auf  Leinw.  M.  9;  m.  Stäben 
M.  11,50.) 
— ,    Dass.    Mit   östlichen  Anschlussblattern,    enthaltend   das  ostpreussische 
Eisenbahnnetz.      20.    Aufl.      1884'.     6  Bll.    Lith.  und  col.    Ebds.    fol. 
(Mit  Ortsweiser  M.  8;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  15;  m.  Stäben  M.  18.) 
Ravenstein  (L.),  Atlas  des  Deutschen  Reichs.     Leipzig  (Bibl.  Instit) 

1884.    fol.     (M.  5.) 
Schulz  (R.  A.),  Distanz- and  Eisenbahn-Karte  von  Mittel- Europa.    Neue 

Aufl.     Chromolith.    Wien  (Artaria  &  Co.)  1883.     fol.     (90  Pf.) 
Wals  eck  (G.),  Neueste  Eisenbahn-Karte   von  Deutschland  und  den  an- 
grenzenden Ländern,    mit   numerirter    Band-Vorrichtung   zur    schnellen 
Auffindung    der  Stationen.     24.    Jahrg.     1884.    4  Bll.     Lith.    u.    col. 
Köln*  (Du  Mont-Schauberg).     fol.    (M.  7.) 
Winkler  (E.),  Eisenbahn-Routen-Karten  von  Mittel-Europa.   Ausg.  1884. 

4  Bll.     Chromolith.     Dresden  (Türk).     (foL    M.  2,50.) 
Neue  Übersichtskarte  von  Central-Europa,  respect.  der  österr.-ungarischen 
Monarchie.  Hrsg.  v.  K.  K.  militär-geograf.  Institut    1  :  750,000.    Chromo- 
lith. A.  2.  Mainz.  Nürnberg.  Strassburg.  Ulm.  A.  3*  Innsbruck.  Trient. 
Basel.  Zürich.     A.  4.   Mailand.  Genua.  Bologna.  Florenz.     B.  2.    Eger. 
Budweis.  Lins.  München.  Regensburg.    B.  3.  Laibach.  Villach.  Kufstein. 
Belluno.  Wien.  Qraz.  Budapest  B.  4.  Pols,  Zara.  Comacchio.   E.  Wilna. 
Minsk.  Grodno.  Slonim.     (Wien  Lechner)  1S84.    gr.  Fol. 
Übersichts-Karte  der  Eisenbahnen  Deutschlands,  bearb.  im  Reichs-Eisen- 
bahn-Amt.    1  :  1,000,000.     4    Bll.    Ausg.    1884.      Chromolith.     Berlin 
(Mittler  &  Sohn),    fol.     (M.  5.) 
Garnison-Karten  der  deutschen  Armee.  3.  Aufl.  Chromolith.  Leipzig  (Ruhl) 
1884.    fol.    (80  Pf.) 


538  Specialkarten  von  Deutschland. 

Specialkarten  von  Deutschland. 
Preussen.     Mecklenburg.     Die  Hansestädte.     Oldenburg. 

Messtischbl&tter  des  preussischen  8taates.  1  :  25,000.  Aufnahme  ans  dem 
J.  1882.  857.  Sieden-Bolletin.  1052.  Strasburg  i.  d.  Ukermark.  2953. 
Mörschelwit*.  2954.  Koberwitz.  2957.  Peisterwitz.  3016.  Jordaus- 
mühl.  3019.  Brieg.  3020.  Stoberan.  3077.  Nimptsch.  3079.  Marienaa. 
3081.  Löwen.  3191.  Camenz.  3250.  Friedland  in  Oberschleaien.  3251. 
Schelitz.  3301.  Neustadt  in  Oberschlesien.  3302.  Deutsch -Rasselwitz. 
3344.  Arnoldsdorf.  3345.  Kunzendorf.  3588.  Lauterburg.  3608.  Hoch- 
felden.  3611.  8tattmatten.  3619.  Gambsheim.  3628.  Erstein.  3637. 
Gerstheim.    Berlin  (Schropp)  1884.    (a  M.  1.) 

Ha b eni c ht  (H.),  Heimatskarten'  zum  Elementar- Atlas.  N.  2.  BL  1.  SchleB- 
wig;  3.  Unter-Elbe  und  Weser;  4.  Ostfriesland;  6.  Hannover;  8.  Hildes- 
heim;  9.  Oldenburg;  26.  Münsterland;  29.  Düsseldorf;  38.  Braunschweig; 
39.  Anhalt;  40.  Magdeburg;  48.  Lothringen.  Chromolith.  Gotha 
(Perthes)  1884.  foL  (a  20  Pf.)  —  Dass.  erweiterte  Blätter.  N.  2.  Hol- 
stein; 10.  Mecklenburg;  33.  Bezirk  Kassel;  49.  Elsass.  Ebds.  (a30Pi) 

Handtke  (F.),  Schul -Wandkarte  vom  preuasischen  Staat  in  8  B1L 
13.  Aufl.  Chromolith.  Glogau  (Flemming)  1884.  fol.  (M.  3;  auf  Leinw. 
in  Mappe  M.  7.) 

Koch  (W.),  Karte  der  Directions-  und  Betriebs-Amts-Bezirke  der  KgL 
preuasischen  Eisenbahn-Directionen.  1883—84.  Mit  Nach- 
trag vom  März— Juli  1884.  Chromolith.  Berlin  (Barthol  &  Co.)  18S4. 
fol.  (M.  1,50.) 

Karte  über  die  Vertheilung  der  höheren  Lehranstalten  in  Preussen  in  1881 
Her.  vom  Kgl.  preuss.  Ministerium  der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten. 
1:1,200,000.    2  Bll.    Chromolith.   Berlin  (Schropp)  1884.    fol.    (M.5.) 


Handtke    (F.),   Sohulwandkarte   der   Provinz   Westpreussen   in    6  Bll 

1  :  250,000.    Lith.  u.  col.    Glogau   (Flemming)    1884.    fol.    (M.   3,50; 

auf  Leinw.  in  Mappe  M.  7,20.) 
Hilscher  (A.),  Wandkarte  des  Kreises  Wongrowitz.     1  :  50,000.     6  Bll 

Chromolith.     Ostrowo  (Priebatsch)  1884.     fol.     (M.  9;    auf  Leinw.  mit 

Stäben  12}50.) 
Hagen  (L.),  Die  Seehäfen  in  den  Provinzen  Preussen  und  Pommern.  1.  Der 

Hafen     zu    Pill  au    und    der    Hafen    zu   Neufahrwasser.     Berlin 

(Ernst  &  Korn)  1883.    fol. 
Cötes  de  Prasse,    de    Gross  Horst  a  Stolpmünde.    Paris,   Depot  de  la 

Marine.     1884.     (N.  3961.) 
— ,    de  Jershoft  a  Rixhbft.  —  Ebds.    (N.  3964.) 
Worpitzky  (F.),    Plan   und    Wegweiser   des    Ostseebades   Herin gsdor£ 

Chromolith.     Stettin  (Dannenberg)  1884.    fol.    (M.  1.) 
Liebenow  (W.),  Karte  der  Provinz  Brandenburg.    1:300,000.     2  B1L 

Lith.  Hannover  (Oppermann)  1883.  fol.  (M.  5;  coL  M.  6;  in  Carton  M.  7; 

auf  Leinw.  M.  9;  m.  Stäben  M.  11.) 
S i n e c k ,  Situations-Plan  von  Berlin  mit  dem  Weichbilde  und  Charlotten- 
burg.   1:10,000.    4  Bll.    Lith.    Berlin  (D.  Beimer)  1884.    fol.    (M.5; 

Ausg.  m.  Bebauungsplan  M.  6.) 
Straube  (J.),  Post-Plan  von  Berlin.    Chromolith.    Berlin  (Geogr.  Institut) 

1884.    gr.  Fol.     (M.  1.) 
Gaebler  (E.),  Karte  von  Berlin  und  Umgegend.    1:125,000.    Chromolith. 

Berlin  (Engelhardt,  in  Comm.)  1884.     fol.    (40  Pf.) 


Specialkartell  von  Deutschland.  539 

Karte    der    Umgegend    von   Brandenburg.      1:55,000.    Könlgl.    preuss. 
Landesaufnahme.     1880.     Herausg.  1884.    6.  BiL    Lith.  u.  col.    Berlin 
(8chropp)  1884.    fol.    (a  M.  1,50.) 
Hilscher  (A.),  Wandkarte  des  Kreises  Soldin.    1:40,000.    6  B1L    Lands- 
berg a.  W.  (Schaeffer  &  Co.)  1884.     gr.  fol.    (M.  9.) 
Specialkarte  des  Wasserlaufe  von  Prieros    (wendische  Spree-Dahme)  nach 
dem  Scbarmützel-8ee.      1  :  40,000.      Chromolith.    Berlin    (Hahne) 
1884.    fol.     (M.  1.) 
Spreelauf.     Special-Karte  der  Ober spree.     1:40,000*     Chromolitb.    Mit 

beschreib.  Text     8.    Ebds.     1884.     fol.    (M.  2.) 
Liebenow  (W.),  Karte  der  Provinz  Schlesien.    1  :  800,000.    2  Bll.    Lith, 
Hannover  (Oppermann)  1888.  fol.   (M.  6;  col.  M.  7;  in  Carton  M.  8;  auf 
Leinw.  H.  12;  m.  Stäben  M.  15.) 
Lehmann  (C),  Verkehrskarte  der  Provinz Schlesien.    1:  600,000.  4.  Aufl. 

Chromolith.    Berlin  (Berliner  Lith.  Inst)  1884.    fol.     (M.  2.) 
Special-Karte  des  Kiesengebirges.    2  Bll.    Photolith.     1:75,000.    Red. 
u.  hrsg.  von  der  Section  Riesengebirge  des  Gebirgs- Vereines  fär  Böhmen. 
Prag  (Dominions)  1884.    fol.    (M.  5,60.) 
Reise-Karte   durch     die  mährisch-schlesischen  Sudeten.     1  :  200,000. 

Neue  Ausg.     Chromolith.     Freiwaldau  (Blazek)  1884.     fol.     (M.2.) 
Schulze  (H.),  Touristen-Karte  des  Eulen-Gebirges  (nordwestliche Hälfte.) 

Chromolith.  Reichenbach  i.  Schi.  (Hoefer)  1884.  fol.  (M.  1.) 
Specialkarte  der  oberschlesischen  Bergreviere,  unter  Angabe  der 
verliehenen  Bergwerke.  Kartirt  von  dem  K.  Oberbergamt  in  Breslau. 
1 :  10,000.  Sect.  9g.  Friedrich-Erdmanns-Höhe.  9b.  Krassow.  10»».  Pod- 
lesie.  15*.  Belk.  15«.  Ober-Lazisk.  15f.  Gardawitz.  16*>.  Golcow. 
16«  Leschszin.  16f.  Przegendza.  Lith.  Berlin  (Schropp)  1883.  foL 
(äM.  1,50.) 
v.  Natzmer  (H.),  Special-Karte  der  Umgegend  von  Liegnitz.     1:25,000, 

12  Bll.    Lith.    Liegnitz  (Kaulfuss)  1884.    fol.     (M.  3,50.) 
Beyer  (Th.),  Plan  der  Stadt  Liegnitz.     Chromolith.    Liegnitz  (Kaulfuss). 

1884.    fol.    (M.  1,20.) 
Karte   der   Kreise   Strehlen   und    Nimptsch.     1:150,000.     Lith.  u.  col, 

8trehlen  (Gemeinhardt)  1884.     fol.    (M.  1.) 
Braun  (O.),    Neuester  Plan  von  Breslau.     1:7150.    Ausg.  1884.    Lith. 

Breslau  (Kern)  1884.    fol.    (M.  1,20.) 
Hilscher  (A.),   Karte   des  Kreises  Neisse.     Für  den  Schul-  und  Privat* 
gebrauch.      I  :  40,000.     6  B).     Chromolith.     Neisse   (Graveur)   1883. 
foL    (M.  8.) 
Karte  des  Kreises  Oels  nach  der  von  A.  Hilscher  entworfenen  Schul- Wand? 
Karte    reducirt      Lith.  u.  col.     Oels   (Grüneberger  &  Co.)    1884.    fol. 
(50  Pf.;  m.  Amtsbezirksgrenzen  60  Pf.) 
Plan  der  Stadt  Oels   nach    der  Aufnahme   der  Stadtvermessung  (1882/83). 

Lith.    Ebds.    fol.     (M.  1 ;  col.  M.  1,50.) 
Specialkarte   der   südlichen  Lausitz.     III.     Herrnhut- Görlitz.     Neusalza 

(Oeser)  1884.     fol.    (M.  1.) 
Plan  und  neuester  Führer  von  Magdeburg,    nebst  den  Vorstädten  Süden- 
bürg,    Neustadt    und    Bukau.       1  :  10,000.      Chromolith.     Magdeburg 
(Rathke)  1884.     fol.    (M.  1.) 
Dittrich  u.  Stendel,  Plan  der  Stadt  Magdeburg.     8  Sectionen,     Chro- 
molith.   Magdeburg  (Creutz)  1884.    fol.    (M.  30.) 
Loest  (R),  Neuester  Grundriss  von  .Halle  a./S.  bis  an  die  Weichbildgrenzen 
vervollständigt     Kleine  Ausg.     Chromolith.    Halle  (Kaemmerer  ■&  Co.) 
1884.    fol.    (75  Pf.) 


540  Specialkar tea  von  Deutschland. 

Karte   vom  Deistergebirge  mit    dem   an  grenzenden  Sfintel.     1 :  80,060. 

3.   Ausg.      Chromolitb.      Hannover    (Klindworth)    1884.      qu.      gr.  4. 

(60  Pf.) 
Hunsinger,    Entfernungskarte   des    Beg.  Bes.    Minden   in    9  Sectionen. 

1:80,000.     Lith.      Minden    (Hufeland)    1884.      fol.      (ä  M.  1,25;  col. 

a  1,75.) 
Liebenow  (W.),  Karte  der  Rhein-Provinz  und  der  Provinz  Westfalen. 

1:240,000.    4.  Aufl.    6  Bll.    1.  Münster;  2.  Cöln;  8.  Trier;  4.  Minden; 

5.  Wetzlar;    6.  Frankfurt      Berlin    (Berlin.   Lith.   Instit.)    1884.     fol. 

(a  M.  1,50;  cpl.  auf  Leinw.  m.  Stäben  M.  15.) 
Algermissen  (J*  L.),    Übersichtskarte    der   Provinzen   Rheinland   and 

Westfalen,  nebst  den  angrenzenden  Landestheilen  bis  Kassel,  Bruchsal, 

Metz  etc.  reichend.     2  Aufl.    2  Bll.     Chromolith.    Köln  (Wandte)  1883. 

foL     (M.  2,50;  auf  Leinw.  M.  4.) 
— ,    Wandkarte    der    Rheinprovinz    für    den    Schulgebrauch.      3.  Aufl. 

1 :  200,000.     6  Bll.     Chromolith.    Metz    (Lang)    1883.    fol.     (M.  7,50; 

auf  Leinw.  m.  Rollst  M.  14.) 
Deinhard  &  Co.,   Karte  der  Haupt- Weinlagen   an   Rhein,   Mosel,   Nahe, 

Ahr  und  in  der  Bayerischen  Pfalz.     1 :  480,000.    Chromolith.    Koblenz 

(Groos)  1884.    fol.     (80  Pf.)  —  Dass.  Englische  Ausg.     (80  Pf.) 
Winckel  (L.)  u.  J.  Schoop,   Karte  der  Entfernungen  von  Ort  zu  Ort  im 

Reg.-Bezirk  Köln.    1:100,000.    Chromolith.    Köln  (Boisseräe)  1884. 
'     gr.  fol.    (M.  7,50.) 
Algermissen  (J.  L.),  Topographische  Specialkarte  der  Umgegend  von  Köln. 

1:50,000.     8.  Aufl.    Chromolith.    Köln    (Warnitz  &  Co.)    1884.     foL 

(AI.  3.) 
Beyer  (C),  Entfernungs-Karte  des  Reg. -Bez.  Coblenz,   linksrheinischer 

Theil.     1 :  100,000.     4  Bll.     Chromolith.     Coblenz   (Groos)  1884.    fol. 

(M.  4.) 
Karte    der  Umgegend   von   Bad    Kreuznach.      1:50,000.     Lith.     Berlin 

(Maurer-Greiner)  1884.    4.     (50  Pf.) 
Stadt-Plan  von  Bad  Kreuznach.    1:10,000.    Chromolith.    Ebds.    1884.    4. 

(50  Pf.) 
Repetitions  -  Handkarte    von    Hessen-Nassau     in    Relief-  Papierprigung. 

Kassel  (Kleimenhagen)  1884.    4.    (15  Pf.)  " 
Specialkarte  der  Umgegend  von  Kassel.    1 :  110,000.    Chromolith.    Glogau 

(Flemming)  1884.    fol.     (40  Pf.) 
Karte  der  Umgegend  von  Marburg.    Her.  von  der  kartogr.  Abtheilung  der 

Kgl.  preuss.  Landesaufnahme  1884.    1:100,000.    Kpfrstu.  col.     Berlin 

(Schropp)  1884.    fol.     (M.  1,50.) 
Waldkarte  von  Isenburg  bis  Einsiedel  im  Anschluß«  an  die  Karte  des 

Frankfurter   Stadtwaldes.       1  :  33,333.     Chromolitb.      Frankfurt  a.U 

(Jaeger)  1884.    fol.    (M.  1.) 
Plan  von  Wiesbaden.      1:11,000     Chromolith.      Wiesbaden   (Limbarth) 

1884.    4.    (50  Pf.) 
Schott  (G.),   Promenaden -Karte   von  Wiesbaden.     1:25,000.    (2.  Aufl.) 

Chromolitb.     Wiesbaden  (Feller  &  Gecks)   1884.'   qu.  gr.  4.     (M.  1,20.) 
Ravenstein  (L.),   Topographische   Karte   vom   östlichen  Taunus   „Main- 
Taunus".'    1  :  50,000.  Chromolith.    Frankfurt  a./M.  (Ravensteins  geogr. 

Anst)  1884.    (auf  Leinw.  in  Carton  M.  6.) 
— ,    Topographische    Karte    der    Umgegend    von    Feldberg.      1:50,000. 

Chromolith.    Ebds.    4-.     (60  Pf.) 

— , von   Homburg.     1:50,000.    Chromolith.    Ebds.    fol.     (M.  2.) 

— , von  Königstein  und  Soden.     1:50,000.     Chromolith.     Ebds. 

fol.    (M.  1,20.) 


Königreich  Sachsen.    Thüringen.     Grossherzogthum  Hessen.       54 1 

Fährer  und  Plan  von  Braunscbweig.  4.  Aufl.  Brannschweig  (Meyer) 
1884.    Chromolith.    fol.    (75  Pf.) 

Karte  der  Provinz  Hannover  mit  den  angrenzenden  Gebieten  Nordwest- 
Deutschland.  Nach  Prof.  Guthe's  Angaben.  Neue  Ausg.  Chromolith. 
Hannover  (Klindworth)  1884.    fol.     (SO  Pf.) 

Gier  (H.),  Plan  der  Kgl.  Residenzstadt  Hannover.  4  BD.  Chromolith. 
Hannover  (Lindemann,  in  Comm.)  1884.     fol.     (M.  5.) 

Karte  der  Stadt-Hannoverschen  Forst  „die  Eilenriede".  1:10,000. 
Chromolith.    Hannover  (Klindworth)  1884.     qu.    gr.  fol.    (M.  1,50.) 

8 tolle's  neueste  Touristen-Karte,  Orts-  und  Promenaden-Plan  von  Harz- 
burg und  Umgegend.  1:80,000.  Chromolith.  Harzburg  (Stolle)  1884. 
fol.     (M.  1.) 

Liebenow  (W.\  Specialkarte  des  Grossherzth.  Mecklenburg-Schwerin 
und  8trelitz,  sowie  der  freien  Städte  Hamburg  und  Lübeck  nebst  den 
angrenzenden  Landestheilen.  1  :  300,000.  Lith.  Hannover  (Oppermann) 
1884.     fol.    (M.  4,50;  col.  M.  5.) 

— ,  —  von  Schleswig-Holstein  und  den  angrenzenden  Landestheilen. 
1:300,000.  Lith.  Ebds.  fol.  (M.  3,50;  polit  col.  M.  4;  hist.  col.  M.5; 
m.  Terrain  M.  4,50.) 

Neue  Specialkarte  über  das  östliche  Holstein.  1:80,000.  Chromolith. 
Kiel  (Lipsius  &  Tischer)  1884.     fol.     (M.  1,80.) 

Müller,  Plan  von  Bremen  und  Umgegend  in  4  Sectionen.  Sect.  I.  u. 
II.  Nord-West  1  :  25,000.  Chromolith.  Bremen  (v.  Halem)  1884. 
fol.     (pr.  cpl.  4  Sect.  M.  5.) 

Beneke  (W.),  Plan  der  vier  Städte  Hamburg,  Altona,  Ottensen  und 
Wandsbeck  in  der  Ausdehnung  von  Hörn  bis  Neumühlen  und  von 
den  Eibinseln  bis  Winterhude.  1  :  10,000.  Lith.  Hamburg  (Meissner) 
1884.    fol.     (M.  6;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  9.) 

— ,  Plan  von  Hamburg  und  Altona.  1:10,000.  Chromolith.  Ebds. 
1884.    fol.    (M.  1,50.) 

Amtlicher  Plan  von  Hamburg.  1:  1000.  Her.  von  der  Baudeputation. 
Sect.  Sieldeich,  Heiligengeistfeld,  Reiherstieg,  Schulterblatt,  Billhomer 
Röhrendamm,  Entenwärder,  8ternschanze ,  Belle  Alliance,  Alsterufer, 
Allgemeines  Krankenhaus,  Peute,  Billstrasse.  Kpfrst.  Ebds.  1884. 
fol.    (a  M.  9.) 

—  von  Hamburg  und  Umgebung.  1  :  4000.  Her.  von  der  Baudeputation. 
Sect  Rothenburgsort.     Ebds.     1884.    fol.     (M.  3.) 

Königreich  Sachsen.      Thüringen.      Grossherzogtbum  Hessen. 

Topographische  Karte  des  Königr.  Sachsen.  1:25,000.  Hrsg.  durch  das 
K.  Finanzministerium.  Bearb.  im  topogr.  Bureau  des  K.  Generalstabes. 
Kpfrst  u.  Chromolith.  N.  5.  Thammenhain.  6.  Oganitz.  48.  Meissen. 
64.  Tanneberg.  65.  Wilsdruff.  82.  Kreische.  99.  Lichtenberg. 
100.  Dipoldiswalde.  101.  Glashütte.  119.  Altenberg.  120.  Fürsten- 
walde. Leipzig  (Engelmann)  1884.  (a  M.  1,50;  m.  getuschten 
Böschungen  a  M.  2.) 

Bamberg  (K.),  Wandkarte  des  Königr.  Sachsen  in  9  Bll.  1:175,000. 
5.  Aufl.  Chromolith.  Berlin  (Chun)  1884.  fol.  (M.  9;  auf  Leinw.  in 
Mappe  M.  12,50 ) 

v.  Bomsdorff  (Th.),  Karte  des  Königr.  Sachsen.  1:260,000.  4  Bll. 
7.  Abdr.  Mit  Angabe  der  Gerichtsgrenzen.  Chromolith.  Leipzig 
(Hinrichs,  Verl.-Cto.)  1884.    fol.     (M.  4;  auf  Leinw.  in  Leinw.-Decke  6.) 

Friede  mann  (H.),  Schulwandkarte  des  Königr.  Sachsen.  4  BN.  2.  Aufl. 
Chromolith.     Dresden  (Huhle)  1884.    fol.     (M.  6;  auf  Leinw.  M.  11.) 


542       Königreich  Sachsen.     Thüringen.    Grossherzogthum  Heuen. 

Gaebler  (£.),  Schulkarte  vom  Königr.  Sachsen,  nebst  Plan  und  Ueber- 
sichtskarte  der  Umgegend  der  Stadt  Leipzig.  Leipzig-Neustadt  (Gaebler) 
1884.    fol.    (40  Pf.) 

Mittel bach  (R),  Orts-  und  Entfernungskarte  vom  Königr.  8achsen~ 
1  :  150,000.  Lith.  u.  col.  Mit  1  Erginzungsbogen  Text.  SecL  2.  Dres- 
den. Sect.  5.  Chemnitz.  6.  Pirna  u.  Ölsnitz.  Leipzig  (Hinrichs,  VerU- 
Cto.)  1884.    fol.    (M.3,20.) 

Lange  (A.),  Special-  und  Verkehrskarte  vom  Königr.  Sachsen  und  den 
angrenzenden  Ländern,  eingetheilt  nach  den  Post-Tax-Quadraten,  mit 
Ortsyerzeichniss.  1 :  115,000.  12  Bll.  Ghromolith.  Dresden  (Jaenicke) 
1884.    (M.  15;  auf  Leinw.  m.  Stäben  M.  22.) 

Elbstrom-Panorama  von  Aussig  bis  Meissen.  Chromolith.  Pirna  (Scholts) 
1884.    fol.    (M.  1,20.) 

Neuester  Plan  von  Dresden.  1:  10,000.  Bearb.  vom  Stadtvermeseiuigs- 
amte.  Ausg.  1884.  Lith.  Dresden  (Meinhold  &  S.)  1884.  gr.  FoL 
(M.1) 

Keil  (W.),  Elementar- Atlas  für  die  Kreishauptmannschaft  Dresden.  Berlin 
(Hofmann)  1884.    4.    (90  Pf.) 

— ,  Elementar -Atlas  für  die  Kreishauptmannschaft  Leipzig.  26  chro- 
molith  Karten.    Berlin  (Hofmann)  1884.    4.    (90  Pf.) 

Hetzel  (G.)  u.  W.  Rentsch,  Plan  von  Leipzig.  1  :  7000.  Ausg.  1884. 
Kpfrst.    Leipzig  (Hinrichs,  VerL-Cto.)  1884.     fol.    (80  Pf.) 

Neuester  Plan  von  Leipzig  mit  Karte  von  Umgegend  und  einem  Plan  von 
Leipzig  im  J.  1813.  Neue  Ausg.  Lith.  Leipzig  (Ehrlich)  1884.  Fol. 
(80  Pf.) 

Busch 's  Plan  von  Leipzig  (in  Vogelschaumanier).  Chromolith.  Leipzig 
(Fleischer). 

Rosenmüller,  Topographische  Karte  der  Umgegend  von  Leipzig  in  1  BL 
1  :  25,000.  Chromolith.  Leipzig  (Giesecke  &  Devrient)  1884.  fol. 
(M.  8,60.) 

Plan  der  Fabrik-  und  Handelsstadt  Chemnitz.  1884.  1:10,000.  Chromo- 
lith.    Chemnitz  (Bülz)  1884.     fol.     (M.  1,40.) 

Müller  (A.),  Plan  der  Stadt  Döbeln.  1:6000.  Chromolith.  Döbeln 
(8chmidt)  1884.    fol.    (M.  1,60.) 

Special-Karte  des  Elsterthales  von  Plauen  bis  Elsterberg.  1:50,000. 
Chromolith.    Plauen  (Neupert)  1884.    fol.    (M.  1.) 

Plan   von   Elster.     1:5000.     Chromolith.     Ebds.    1884.    foL    (60  Pf .) 

Plan  der  Kreisstadt  Plauen.     1:6000.   Ebds.  1884.    fol. 

Liebenow  (W.),  Karte  der  Provinz  8achsen,  Grosshenogth.  Sachsen- 
Weimar,  Herzogth.  Sachsen-Coburg-Gotha,  Meiningen,  Alten- 
burg, Herzogth.  Anhalt,  FÜrstenth.  Schwarzburg  und  Reusa. 
1:300,000.  2  Bll.  Lith.  Hannover  (Oppermann)  1883.  fol.  (M.  6;  col. 
M.  8;  in  Carton  M.  9;  auf  Leinw.  M.  12 ;  m.  St&ben  M.  14.) 

Karte  der  Umgegend  von  Gera  und  Plan  der  Stadt  Gera.  4.  Aufl.  Lith. 
Gera  (Beisewits)  1884.    fol.    (60  Pf.) 

Plan  der  Residenzstadt  Gotha.  Neueste  Aufl.  Chromolith.  Gotha  (Windaus) 
1884.    fol.    (80  Pf.) 

Fils  (A.  W.),  Höhenschichten-Karte  vom  Kreise  Schleusingen.  1:80,000. 
Lith.    8uhl  (Kaufmann)  1884.    fol.    (M.  1,25.) 

Karten  von  Bayern.    Württemberg.    Baden.    EUass-Lothringen. 

Positions-Karte  vom  Königr.  Bayern.  Bearb.  im  topogr.  Bureau  des  KgL 
Bayer.  Generalstabes.  1  :  25,000.  N.  524:  Zöschingen;  525:  WitUaliageB ; 
558:  Gundelfingen;  554:  Dillingen,  West;  555:  Dillingen,  Ost;  556:  Wer- 


Karten  von  Bayern.    Württemberg.    Baden.     Elsass-Lothringen.     543 

tingen;  583:  Güniburg;  584:  Bargau;  585:  Altenmünster;  586:  Weiden; 
612:  Ichenbanaen;  613:  Jettingen;  614:  Zusmarshausen ;  615:  Hor- 
gau;  640:  Neuburg  a.  K. ;  641:  Tannbansen;  643:  Gessertshausen;  665: 
Illertiasen;  666:  Buch;  667:  Krumbacb;  670:  8chwabmünchen;  689: 
lllerreicher;  692:  Pfaffenbauser;  693:  Tnschenhausen ;  696:  Scheuring; 
712:  Fellheim;  713:  Sontheim;  714:  Mindelheim;  715:  Mattries;  716: 
Bnchlos.   Photolith.    München  (Lit-arÜst  Anstalt)  1883.    fol.   (a  M.  1,5.) 

Mayer  (W.),  Neueste  Eisenbabnkarte  von  Bayern.  1 :  1,000,000.  Lith.  n. 
col.     Augsburg  (Kransfelder)  1884.  -  fol.     (M.  1,20.) 

Oblenscblager  (F.),  Prähistorische  Karte  von  Bayern.  3.  Lief.  Schwein- 
furt. Würzburg.  8choeusee.  München  (Lit-artist.  Anstalt)  1884.  fol. 
m.  Text    4.    (M.  5.) 

Neuester  Plan  von  München  mit  leichtester  Orientirungs - Eintheilung. 
2.  Aufl.    Chromolith.    München  (Palm)  1884.    fol.     (M.  1.) 

8  aller  (L.),  Karte  von  München* s  Umgebung  topographisch,  historisch 
und  archaeologisch  dargestellt  1  :  75,000.  Chromolith.  München 
(Fritsch)  1884.    fol.    (M.  1,50.) 

Pfeiffer  (G.),  Karte  von  Mittelfranken.  Lith.  u.  col.  Fürth  (Kühl) 
1884.    4.    (10  Pf.) 

Panorama  der  Berchtesgadener  Alpen.  Aufgenommen  von  Q.  v.  Besold. 
ausgeführt  von  L.  8  ai  ler.    Lith.    München  (Fritsch)  1884.   fol.    (60  Pf.) 

Welsbacher  (C.),  Specialkarte  des  Spessart.  I  :  100,000.  4.  Aufl. 
Chromolith.     Frankfurt  a.  M.  (Jaeger)  1884.    fol.     (M.  1,50.) 

Neuester  Plan  von  Fürth.     Lith.    Fürth  (Kühl)  1884.    fol.    (M.  1.) 

Menth  (C.  A.),  Neueste  und  billigste  Specialkarte  der  bayerischen  Rhein- 
pfalz. 2.  Aufl.  Chromolith.  Kaiserslautern  (Gotthold)  1883.  fol. 
(M.  1,50.) 

Hensler  (G.),  Schulkarte  von  Württemberg,  Baden  und  Hohen- 
%  oller  n.  9.  Aufl.  Chromolith.  Heilbronn  (Scheurlen)  1884.  fol. 
(35  Pf.) 

Kleine  Karte  von  Württemberg,  Baden  und  HohenaoUern.  1  :  815,000. 
Neue  Aufl.  1884.  Lith.  u.  col.  Freiburg  i.  Br.  (Herder)  1884.  fol. 
(40  Pf.) 

W a e  1  d e ,  Touristenkarte  vom  württembergischen  Murgthalgebiet 
1:50,000.    Chromolith.    Freudenstadt  (Schlaets)  1884.    fol.    (M.  1.) 

Handkarte  des  Oberamts  Urach.  1:  80,000.  Chromolith.  Stuttgart  (Linde- 
mann) 1884.    fol.    (50  Pf.) 

Heid,  Plan  von  Reutlingen  mit  einer  kursen  Beschreibung  der  Sehens- 
würdigkeiten der  Stadt  und  ihrer  Umgebung.  Beutlingen  (Kodier) 
1884.    8.    (60  Pf.) 

Bundsicht  vom  Hohenstaufen.  Litb.  Göppingen  (Herwig)  1884.  fol. 
(M.  2.) 

Schott  (G.),  Karte  des  mittleren  Schwarawaldes.  1.  Nördlicher  Thl. 
1:75,000.    Strasburg  (v.  Wilmowski)  1884.    fol.    (M.  1.) 

Touristenkarte  des  unteren  Schwarswaldes,  Ena-,  Nagold-,  Murgthal. 
1  :  100,000.     Chromolith.    Pforzheim  (Riecker)  1884.    fol.    (M.  2,50.)! 

Bofinger,  Die  schwäbische  Alb.  Ein  Wegweiser  von  HohenaoUern  bis 
zum  Reissenstein.  1 :  100,000.  Chromolith.  Reutlingen  (Kocher)  1884. 
fol.  (M.  1,50.) 
Woerl  (J.  E.),  Karte  der  Landschaft  Freiburg  im  Breisgau  6  Stunden 
im  Umkreis.  1  :  100,000  Lith.  Freiburg  i.  Br.  (Herder)  1884.  fol. 
(M.  2,50) 
Fritschi  (J.  N.),  Topographische  Karte  der  Umgebungen  von  Baden- 
Baden.  1:37,500.  4.  Abdr.  Chromolith.  Stuttgart  (Schweiserbart) 
1884.    fol.    (M.  3.) 


544  Karten  von  Österreich-Ungarn. 

Habenicht  (H.\  Generalkarten  der  Staaten  und  Provinzen  des  Deutschen 
Reiches.  N.  17.  Elsass-Lothringen.  1:  500,000.  Chromolith. 
Gotha  (Perthes)  1884.     gr.  fol.    (M.  1.) 

Kirchner  (M.),  Das  ReichsTand  Elsass-Lothringen  nach  seiner  terri- 
torialen Gestaltung  von  1648  bis  1789.  1  :  150,000.  4  Bll.  Chromo- 
lith.    Strassburg  (Trübner)  1883.     föl.     (M.  8.) 

Plan  der  Stadt  Strassburg  nebst  Erweiterung.  Mit  einem  Überoickts- 
kärtchen  der  Umgebung.  5.  Aufl.  Chromolith.  Strassburg  (Trfibner) 
1884.     fol.     (M.  1.) 

Karten  von  Österreich-Ungarn. 

Specialkarte  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie.  1:75,000. 
Zone  3,  Kol.  XI:  Böhmisch  Leipa.  4,  Kol.  VIII:  Kaada.  5,  Kol.  VII I.- 
Karlsbad, IX.  Podersam.  6,  VIII:  Teplitz,  IX:  Kralowitz,  X:  Be- 
raun, XI:  Königsaal.  7,  IX:  Pilsen,  X:  Pribram,  XI:  Selcan.  8,  IX: 
Nepomuk,  X:  Pisek,  XI:  Tabor.  9,  VIII:  Eisenstein,  IX:  8chutten- 
hofen,  X:  Protiwin.  10,  IX:  Kuschwarda,  X.  Krömau.  15,  XVI: 
KapuvAr.  16,  XIV:  Hartberg,  XVI:  Sarvar.  18,  XIV:  Gleichenberg. 
20,  XIII:  Pragerhof,  XV:  Warasdin.  21,  XIII:  Rohitsch,  XIV:  Zlatar, 
XV:  Kreuz,  XVI:  St.  Georgen.  22,  XII:  Rudolftwerth,  XIII:  Gurk- 
feld, XVI:  Belovar,  XVII:  Bares.  23,  XII:  Gottsehee,  XIII:  Jaska, 
XIV:  Lekenik,  XV:  Kloster  Ivanic,  XVI:  Darnvar,  XVIII:  Orahorica, 
XIX:  Esseg.  24,  IX:  Cittanuova,  X:  Pinguente,  XI:  Fiume,  XIV: 
Petrinja,  XV:  Sisek,  XVI:  Pakrac,  XIX:  Djafcovo.  25,  IX:  Parenzo, 
X:  Pisino,  XII:  Brinje.  26,  IX:  Fasana,  X:  Pola.  27,  X:  Unie. 
Heliogr.  in  Kupfer,  col.  Wien  (Milifc-Geogr.  Inst.  R.  Lechner)  1882/83. 
(a  fl.  0,50.) 

Trampler  (R.),  Atlas  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie. 
(Mittel-Europa,  Europa  und  Planigloben.)  Für  Volksschulen.  Wien 
(K.  K.  Hof-  u.  Staatsdr.)  1883.     qn.  Fol.     (M.  1,40.) 

Ghavanne  (J.),  Physikalisch -statistisoher  Hand-Atlas  von  Österreich- 
Ungarn.     4.  Lief.     Wien  (Hölzel)  1883.     fol.     (M.  7.) 

Dolezal-Berghaus-Gönczy,  Wandkarte  der  österreichisch-angari- 
schen Monarchie.  1:864,000.  9  Sectionen.  2.  Aufl.  Chromolith. 
Gotha  (Perthes)  1884.  qu.gr.  fol.  <M.  7;  aufLeinw.  in  Mappe  M.  12.) 
(ungarisch.) 

HölseTs  Eisenbahnkarte  von  Österreich-Ungarn.  Ausg.  1884.  Chromo- 
lith.    Wien  (Hölzel).    fol.     (M.  2.) 

Beer  (J.),  Eisenbahnkarte  der  österreichisch-ungarischen  Monar- 
chie. 1:1,228,000.  2  Bll.  Chromolith.  Wien  (Hartleben)  1884.  fol. 
(M.  5,40);  auf  Leinw.  in  Carton  M.   10;  m.  Rollstäben  M.  11.) 

Post- und  Eisenbahnkarte  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie, 
Her.  vom  Post-Cours-Bureau  des  K.  K.  Handelsministeriums.  Neubearb. 
von  W.  Krauss,  v.  J.  Broditzky  und  W.  Eisner.  1:576,000. 
16  Bll.    Lith.  u.  col.    Wien  (v.  Wald  heim)  1884.     qu.  gr.  fol.     (M.  12.) 

Neueste  Reisekarte  der  österreichisch  -  ungarischen  Monarchie. 
Ausg.  1884.     Chromolith.     Wien  (Perles)  1884.    fol.     (M.  1,20.) 

Ravenstein's  Karte  der  steierischen  Alpen  und  der  Karawanken. 
Chromolith.  Frankfurt  a.  M.  (Ravenstein)  1884.  fol.  (M.  5;  auf  Leinw. 
in  Leinw.-Carton  M.  6.) 

—  Karte  der  Österreichischen  Alpen  und  des  Wiener  Waldes. 
Chromolith.     Ebds.  18S4.    (M.  5;  auf  Leinw.  in  Leinw.-Cart.  M.  6.) 

Zikmund  (V.),  Karte  der  Zuckerfabriken  und  Raffinerien  Öet  erreich -Un- 
garns.    1:600,000.     Chromolith.    Prag  (Andre')  1883.    foL    (H.  10.) 


Karten  von  Österreich- Ungarn.  $45 

Zechner  (F.),   Übersichtskarte   der  in  Österreich  verliehenen  Bergbau«. 

1 : 1,000,000.    4  Bll.     Chrom olith.    Wien  (Hölzel)  1884.    fol.   (in  Mappe 

M.  14;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  18). 
Hofstätter    (L.),    Gerichts-   und  Gendarmeriekarte.     BI.  1.  2.     1 :  600,000. 

Chromolith.    Wien  (Artaria  &  Co.)  1884.    fol.    (a  M.  1,50.) 
-,    Militär -Territorial -Karte.     2  Bll.     Das    10.  Armee -Corps.     1:600,000. 

Chromolith.     Ebda.     1884.    fol.    (M.  1,50.) 
Erben(J.),  Atlas  der  89K.K.BezirkshauptmannschaftenBöh  mens.  1 :  100,000. 

7.  Hft.    Jungbunzlau,  Turnati,  Semil.    Chromolith.    Tabor  (Jansky)  1884. 

fol.     (M.  2.) 
Wagn er  (J.  £.),  Neueste  Eisenbahn-  und  Strassenkarte  von  Böhmen.  4.  Ausg. 

Chromolith.    Prag  (Kytka)  1884.    fol.    (M.  1,20.) 
Hurtig  (A.),  Situationsplan  der  Kgl.vHauptstadt  Prag,  sowie  von  Smichow, 

Karolinenthal,  Kgl,  Weinberge,  Zizkow  und  Näsle.  1 :  4000.  9  Bll.  Ebda. 

fol.     (M.  8. ;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  13,40.) 
Rehatschek  (K.),  Plan  der  Stadt  Aussig.    1:8600.    Chromolith.    Aussig 

(Grobmann)  1884.     qu.  Fol.    (40  Pf.) 
Umgebungskarte    von  Komotau.      Herausgeg.    vom   K.  K.   militär-geogr. 

Institut    in    Wien.      1:75,000.      Lith.      Wien    (Lechner)    1884.      fol. 

(M.  .1,60.) 
Umgebungskarte  von  Mähr  iscli-Schönb erg.  Herausgeg.  vom  K.  K.  militär- 
geogr.  Institut     1:75,000.     Lith.    Ebds.     1884.     fol.    (M.  1,60.) 
Special- Karte  su  den  Corps-Manövern  an  der  unteren  March  1884.    Chromo- 
lith.   Ebds.     1884..    fol.    (M.  2,40.) 
v.  Haradauer  (C),  Kartographie  auf  der  historischen  Ausstellung  der  Stadt 

Wien  1883  aus  Anläse  der  2.  Säcularfeier  der  Befreiung  von  den  Türken; 

mit  ausführlichen  Biographien  der  beiden  Kartographen  Daniel  Suttinger 

und  Leander  Anguiscola.  —  Miuhl.  d.  Wiener  geogr.  Ges.    XXVII.    1884. 

p.  89. 
Neuester  Plan   der  K.  K.  Reichs -Haupt-  und  Residenzstadt  Wien  und  der 

Vororte  mit. Angabe  der  Häusernumerirung  und  vollständigem  Strassen- 

verzeichniss.     13.  Aufl.     1884-     Chromolith.     Wien  (Teufen)  1884.    fol. 

(60  Pf.;  cart.  M.  1.) 
Plan  von  Wien  und  der  nächsten  Umgebung.     7.  Aufl.     Chromolith.     Wien 

(Braumüller)  1884.     qu.  Fol.     (M.  1.) 
Plan  von  Wien  mit  den  Hausnummern.     1884.     Chromolith.     Wien  (Hölzel) 

1884.    fol.    (M.  2.) 
Michels  (Ch.),  Spezielle  Gebirge-,   Post-  und  Eisenbahn -Reise- Karte  der 

Alpen.  Tirol  mit  den  angrenzenden  Theilen  von  Bayern,  Salzburg,  Steier- 
mark,  Kärnthen,    Krain   etc.     1:600,000.     6.   Aufl.    Kupferst.  u.  ool. 

München  (Finsterlin)  1884.     fol.    (M.  2,50,) 
Petters  (H.),  Karte  von  Tirol  und  den  angrenzenden  Ländern.    1 :  850,000. 

Chromolith.     Berlin  (Schropp)  1884.     fol.     (M.  3.) 
Panorama  von  Meran,  gez.  von  F.  Plant   2.  Aufl.   Photogr.  Imitation.  Meran 

(Plant)  1884.  :  fol.  .  (M.  3,60.) 
Umgebungskarte   von  Bozen.     Herausg.  vom  K.  K.  militär.- geogr.  Institut 

in  Wien.     1:75,000.     Lith.    Wien  (Lechner)  1884.     fol.     (M.  1,60.) 
Kinkelin  (A.),  Distanzen-Karte  für  die  Umgebung  von  Lindau  undBregenz. 

Lith.     Lindau  (Stettner)  1884.     fol.     (60  Pf.) 
£arte  der  Arlbergbahn  und  RJieinthalbahn.    Lith.   Zürich  (Orell,  Füssli 

&  Co.)  1884.    fol.    (M.  2,50.) 
Meorer  (J.)  u.  G.  Freytag,  Special-Karte  der  Ortler-Alpen.    1  :  50,000. 

Chromolith.     Wien  (Hartleben)  1884.     fol.     (M.  1,80.) 
Pogliaghi  (P.),   Carta  topogr.  del  gruppo  Ortier-Cevedale.     1:40*000, 

Milano  (Sacchi)  1884. 


546  Karten  der  Schweiz  und  von  Frankreich. 

Karte  von  Kirnten.    1 : 800,000.  Chromolith.    Wien  (Hartleben)  1884.    fbL 

(90  Pf.) 
Neuester  Plan  von  Gras  nnd  nächster  Umgebung.  Chromolith.  Gras  (Leykam) 

1884.    fol.     (M.  2.) 
Nnova  pianta  stradale  diTrieste.     1884.    Chromolith.    Triest  (Dase).    fol 

(M.  1,60.) 

Karten  der  Schweia.     (Alpen.) 

Tschudy  (A.),  Seh  weiser  karte  tob  1588.  Beprodnction  in  Photolith. 
10  BU.    Zürich  (Hofer  &  Bürger)  1883.    foL    (M.  9.) 

Steinhäuser  (A.),  Wandkarte  der  Alpen.  1:500,000.  Ausg.  1884.  9  BU. 
Lith.  n.  ool.    Wien  (Artoria  &  Co.)  1884.    fol.    (M.  15.) 

Leeder  (E.),  Wandkarte  der  Alpen.  1:750,000.  6  BU.  Chromolith. 
Essen  (BSdeker)  1888.  fol.  (M.  10;  anf  Leinw.  in  Mappe  M.  17;  mit 
Stfben  M.  20.) 

Petong  (B),  Übersichtskarte  des  Alpengebietes.  10  BU.  Chromolith. 
1 :  506,000.    Elberfeld  (Fassbender)  1884.    fol.    (M.  6.) 

Topographischer  Atlas  der  8chweis,  unter  Direction  von  Siegfried  ver- 
öffentlicht. 1 :  25,000.  24.  u.  25.  Lief.  Bern  (Dalp)  1884.  qu.  gr.  Fol. 
(M.  12,80.) 

Leusinger  (R.),  Relief-Karte  der  Schwei«.  1:530,000.  Chromolith. 
Zürich  (Wurster  &  Co.)  1884.     Im p. -Fol.    (M.  8.) 

Keller  (H.),  2.  Reisekarte  der  Schwele.  1:440,000.  Kupferst.  u.  col.  Ausg. 
1884.    Zürich  (Keller),    fol.    (M.  4,80.) 

Statistischer  Atlas  der  8 ch weis  in  kartographischer  Darstellung  anf  Grund- 
lage von  J.  Randegger's  Karte  der  Schweiz.  1  :  600,000.  1.  Thl.  1.  Liet 
Zürich  (Wurster  &  Co.)  1884.     fol.     (M.  10.) 

Alpen,  aus  den.  Ansichten  aus  der  Alpen  weit  nach  Aquarell-  und  Oelge- 
mftlden  von  F.  Alt  u.  A.  2.  Aufl.  7.  Lief.  Wien  (Hölael)  1884.  fol. 
(M.  8;  einsehe  BU.  auf  Carton  M.  3;  ohne  Carton  M.  2,80.) 

Waltenberger  (A.),  Karte  vom  Bodensee.  Lith.  Lindau  (Stettner)  1884. 
4.    (80  Pf.) 

— ,  Gebirgspanorama  vom  Hafen  in  Lindau  und  vom  Pfänder  aus  gesehen. 
Lith.    Ebds.     1884.    fol.    (50  Pf.) 

Quartier-  und  Strassen -Plan  der  Stadt  Bern.  1  :  6250.  2.  Aufl.  Chromo- 
lith.   Bern  (Huber  &  Co.)  1884.    Fol.     (M.  1,50.) 

Ziegler  (J.  M.),  Karte  des  Kantons  Zürich.  1 :  125,000.  Neue  Aufl.  1884. 
Kupferst  u.  col.    Zürich  (Wurster  &  Co.)  1884.    fol.     (M.  8.) 

Imfeid  (X.),  Vue  panoramique  prise  dn  sommet  des  rochers  de  Nave. 
Lausanne  (Benda)  1883.    (fr.  7.) 

Karten  von  Frankreich. 

Bonnefont    (L.),    Carte   mnrale   de    1a   France.      1:1,200,000.     Paris 

(Basin)  1884. 
Barbier  (J.  V.),  France.     1  :  500,000.    Nancy  (Soc.  de  geogr.)  1884. 
St.  Martin   (Vivien  de):    Carte  de  France.      1:1,250,000  contenant:   le 

relief  du  sol,  les  voies  de  communication,  les  chemins  de  fer,  les  routei 

et  canaux,  les  divisions  administratives.    4  BU.   Paris  (Hachette)  1884. 

(fr.  15.) 
Levasseur  (E.),  Carte  murale  scolaire  de  la  France.     1:600,000.  Paris 

(Delagrave)  1884.     (fr.  13,50.) 
Vasques-Lalo  (A.),  Petit  atlas  progressif  du  departement  dn  Nord,  avee 

texte  provisoire  et  questionnaire.    Lille  (Gnillot)  1884. 


Karten  von  Belgien  and  den  Niederlanden.  547 

Com u  (F.),  Carte  viticole  et  yinicole  de  la  Champagne.  Epernay  (Bonne- 
dame) 1884. 

Plan  de  l'embouchure  de  la  Seine.  Paris,  Depot  de  la  Marine  1884. 
(N.  3968.) 

Beckerich  (A.),  Carte  de  la  Meuse.  Bar-le-Duc  (Lemoine)  1884.  (fr.  8; 
auf  Leinw.  fr.  12.) 

Cöte  de  France:  Embouchure  de  la  Loire.  Partie  nord.  (N.  8942)  Partie 
snd  (N.8943).    Paris,  Depot  de  la  Marine.  1884. 

Cours  de  la  Loire  de  Paimboenf  a  Nantes.  2  Bll.  Ebds.  1883.  (N.  3939. 
3940.)    (afr.  2.) 

Cours  de  la  Loire,  de  Hie  Massereau  k  Nantes.  1»  fenille.  (N.  3939.) 
—  Dass.  de  Paimboenf  a  Plle  Massereau.  2«  fenille.  (N.  8940.)  — 
Dass.  3«  fenille.  de  Saint-Nazaire  a  Paimboenf.     (N.3941.)    Ebds.    1884. 

Rades   du  Lazaret   et  de  Pauillac,   Qironde.    Ebds.     1884.    (N.  3963.) 

Baie  de  Marseille.    Ebds.     1884.    (N.  8967.) 

Karten  von  Belgien  nnd  den  Niederlanden. 

Pe'rigot  (C.)&  L.  Pire*,    Atlas  llementaire  de  la  Belgique  a  1'oBage  de 
tontes  les  ecoles  beiges,  d'apres  les  mlthodes  les  plns  nouYelles.    24  8. 
m.  12  Karten.    Paris  (Delagrave)  1884.     4. 
Carte  de  la  Belgique.    9  Bll.     Brnzelles  (Callewaert)  1883.    (fr.  30.) 
Petit,  Carte  de  la  partie  mendionale  de  la  mer  du  Nord  des  odtes  de  la 
Flandre  et  de  l'Escaut.     1:300,000  und   1:  150,000.    Bruxelles  (Instit. 
National)  1884. 
Waterstaatskaart  Tan  Nederland,  uitgeg.  op  last  van  s.  Ezc.  den  Minister 
van  Waterstaat,  Handel  enNijverheid.   Bl.  Aalten.  1.— 8.  Bl.    Steenwijk. 
N.  4.     Bl.  Qroenlo.    3.  4.  Bl.    Rotterdam  I.     's  Gravenhage  (Qebr.  van 
Cleef)  1883.     (a  fr.  1,50.) 
Revierkaarten.    Bl.  13.  Lek.  Yianen.    1:10,000.     Bl.  14.  Lek.    Bl.  16. 
Lek  (Lekkerkerk).     Bl.  16.  Lek  (Schoonhoven).      Bl.  31.    Boven-Maas 
(Driel).    Bl.  32.    Hoven-Maas  (Hedel.)     Ebds.     1383/84.    (a  f.  1.) 
Kuyper  (J.)9    Atlas  van  Nederland,   yolgens  de   nieuwe   spelregels.     12 

kaarten.     Haarlem  (Tjeenk  Willink)  1882.     (f.  1,65.) 
Witkamp  (P.  H.),  Nederland.   Hoog  binnensrands  l,o0  en  breed  1,56  M. 

in  6  Bll.  met  3  cartons.    Arabern  (Voltelen)  1882.    (f.  8.) 
Zeegat  van  den  Hoek  van  Holland.    Hydrographische  kaart.    1:7500, 
naar  de  opname  in  October  1883  door  Ihr.  T.  E.  Brauw  en  J.  W.  A. 
F.  v.  Maren  B.  v.  d.  Berg.    Uitgeg.    door  het  Ministerie   van  Marine, 
afdeeling  Hydrographie,    's   Gravenhage  (Gebr.  Tan  Cleef)  1883.    (f.  1.) 
Schouwenbank.     Met  de  buitengronden   en  zeegaten  van  Walcheren  tot 
den  Hoek  van  Holland.    Hydrographische  kaart.    Uitgeg.  door  het  Mi- 
nisterie van  Marine.    Ebds.     1884.     (f.  2.) 
Beschrijving   van   de  Zeegaten   van   Goeree   en  Maas.      Uitgeg.  door 
het   Ministerie    van   Marine,    afdeeling   Hydrographie.     Ebds.      1883. 
(f  0,25.) 
Wandelkaart    van    Amersfoort    en    omstreken.      1:30,000.      Amersfoort 

(Blankenberg  &  Z.  en  Berends)  1884.     (f.  0,90.) 
Nieuwe  plattegrond  van  Utrecht,  met  volledige  nauwkeurig saamengestelde 

lijsten  van  Straten,  pleinen  etc.    Utrecht  (Dieb!)  1884.    (f.  0,75.) 
Kaart  van  de  Provincie  Overijssel,  met  aandniding  van  de  vergchillende 
waterschappen ,    dijksdistricten   en    polders    1184.    Z wolle  (Tijl)  1884. 
(f.  1,50.)     ■ 
Masset  (G.  J),  Sohoolkaart  van  Limburg.     1:75,000.    6  Bll.    Maastricht 
(Rosenkranz  1883.    (f.  7.) 


548     Karten  von  Grossbritannien  und  de«  nördl.  und  östi.  Europa**. 

Karten  von  Grossbritannien. 

(Die  Zusammenstellung   der   1-,  6-  und  25-  incb  County  und  Parish  Msps, 

sowie  der  Town  Plans  findet  sich    in  jedem  Hefte  der  Proceedings  of  the 

Roy.  Geogr.  Society.) 

Philip 's  Cyclist's  map  of  the  Country  and  about  London.    London  (Philip) 

1884.     (1  s.) 
Pocket   guido    and   diamond    map    of  London.      London    (Wilson).     24. 

(1  s.) 
England  west  coast:    Milford   hären.      London  (Hydrogr.    Office.)    1884. 

(N.  2393.)    (2  s.  6d.) 
— ,    River  Thames:    Sea  reach.     Ebds.     1884.    (N.  1185.)    (2  s.  6 d.) 
— ,    west    coast:    Lynmouth.     Porlock.      Minnehead.     Watchet     Ebds. 

1884.    (N.  1181.)    (ls.  6d.) 
Sc o tland ,  east  coast:  Montrose  harbour.    Ebds.     1884.    (N.  1444.)    (ls.) 
— ,    — :  Stonehaven  bay.    Ebds.     1884.    (N.  1443.)    (1  s.) 
— ,   — :  Peterhead.    Ebds.     1884.    (N.  1438.)    (1  s.  6  d.) 
-,    — :  Fraserburgh.    Ebds.     1884.    (N.  1439.)     ls.  6d.) 
Ireland,    east   coast:     Approaches   to    Wexford    harbour.     Ebds.     1884. 

(N.1772.)    (2  s.  6d.) 
_,    — :    Wicklow    to    Skerries   Islands   with    Dublin  bay.       Ebds.    1884. 

(N.1468.)    (2  s.  6d.) 
— ,    — :  Skerries   islands   to    lough    Carlinford,   with  Dundalk  bay.    Ebds. 

(N.  44.)     1884.    (2  s.  6  d.) 
— ,    — :  Wicklow  roadstead  and  harbour.     Ebds.    (N.  52.)     1884.    (6  d.) 
Fraser's    Road   and   Railway   Map    of   Ireland.     Specially   suitable  for 

Tourists  and  Bicyclists.    Dublin  (Gill)  1883.    (1  s.) 

Karten  des  nordlichen  und  ostlichen  Earopa's. 

Mer  du  Nord.  Partie  mendionale.  Paris  (DepOt  de  la  Marine)  1881. 
(N.  3928.) 

Dan  mark.  Generalstabens  Atlasblade.  1:40,000.  Bl.  Fjellerup,  Framleo, 
Frijsenborg,  Hoed,  Torning,  Tvilum.  Kopenhagen  (Tryde)  1884. 
(a  Kr.  1,65.) 

Roth  (M.),  Karte  öfver  Norden.  8  Bl.  Stockholm  (Norstedt)  1884. 
(Kr.  10.) 

Michow  (H.),  Die  Kitesten  Karten  von  Russland.  Ein  Beitrag  sur  histori- 
schen Geographie.  Hamburg  (Friederichsen  &  Co.)  1884.  8.  (M.  4.) 
vgl;  MiUhl.  der  geogr.  Qes.  in  Hamburg.     1882/83.     p.  102. 

Ziegler  (J.  M.),  Karte  des  russischen  Reiches  in  Europa.  1  :  4,475,000. 
Ausg.  1884.  2  Bli.  Kpfrst  u.  col.  Leipzig  (Hinrichs,  VerL-Cto.)  1884. 
fol     (M.  2.\ 

Die  Eisenbahnen  des  europäischen  Russland  mit  Theilen  der  angrensen- 
den  Lander  und  Kleinasiens.  Chromolith.  Ausg.  1884.  Wien  (Ar- 
taria  *  Co.).    fol.    (M.  1,50.) 

Seekarten  der  kaiserl.  deutschen  Admiralität,  her.  vom  hydrographischen 
Amte.  N.  79.  Die  Ostsee.  Der  finnische  Meerbusen.  1:600,000. 
Kpfrst.     Berlin  (D.  Reimer)  1884.    fol.    (M.  1,50.) 

Tillo(A.),  Höhenkarte  des  europäischen  Russland.  6BU.  1:2,520,000. 
St.  Petersburg  (Minist,  d.  Kommunikationsstrassen)  1884.    (rassisch.) 

Frey  tag  (G.  J.),  General-  und  Strassenkarte  von  Westrussland  und  den 
angrenzenden  Ländern  bis  Wien  und  Budapest  1:1,500,000,  Chromo- 
lith.   Wien  (Artaria  &  Co.)  1883.    fol.    (M.  2,60.) 


Karten  der  südlichen  LXnder  Europa'».  549 

Freytag   (G.  J.),    Karte   von   Westrassland.      Hydrographische   Ausg. 

Chromolith.    Wien  (Artaria  &  Co.)  1883.    fol.    (80  Pf.;  orohydrograph. 

Ansg.  M.  1,60.) 
Black  Sea:  Dniester  estnary.   London  (Hydrogr.  Office)  1884.  (N.  2208.) 

(1  s.  6  d.) 

Karten  der  sudlichen  Lander  Enropa's. 

Wallon  (E.),  Carte  des  Pyrlnees,  oomprenant  les  denz  versants  da  massif 
central,  depnis  Navarre  jnaqn'a  la  vallle  d'Anre.  1 :  150,000.  Mon- 
Unhan  1884. 

Spain,  east  coast.  Ports  Conte  and  Algher o.  PortAlghero.  Port  Torres. 
London  (Hydrogr.  Office)  1884.    (N.  1128.)    (1  s.) 

-,    sonth  coast:  Cartagena  harbonr.     Ebds.     1884.    (N.  1194.)    (1  s.  6  d.) 

— ,  east  coast:  Salon  road;  Ampolla  road  and  port  Fangar;  Torrevieja 
road,  Estacio  and  Grosa  island  roads.    Ebds.     1884.    (N.  1458.)    (1  s.) 

Cdte  est  d'Espagne:  Port  de  Vinaros.  Paris  (Depot  de  la  Marine)  1884. 
(N.  4008.) 

Spain,  east  coast:  Collera  anchorage;  Benicasim  road;  Colnmbretes  Is- 
lands; Port  Denia.  Washington  (Hydrogr.  Office)  1884.  (N.  148.) 
p.  0,20.) 

-,    Port  of  Tarragona.   London  (Hydrogr.  Office)  1884.  (N.  844.)   (1  s.  6  d.) 

MerMäditerranäe:  Cdte  8E  d'Espagne.  Port  de  Carthagene.  Paris  (Depot 
de  la  Marine)  1884.    (N.  4032.) 

Port  de  Malaga.    C6te  snd  d'Espagne.    Ebds.     1883.    (N.  3982.)    (fr.  1.) 

Espaffa:  Piano  de  la  concha  y  pnerto  de  San  Sebastien.  Madrid 
(Direccion  de  hidrogr.).    1884.     (N.  19  A.) 

Piano   del    cabo   de  Palos   y   de   las  islas   Hormigas.      Ebds.      1884. 

/jt   g|87  \ 

Carta   de    las   Islas   Baleares.     Ebds.      1884.     (N.  69*.) 

Mayr(E.),  Schalwandkarte  von  Italien.  1  : 1,000,000.  4  B1I.  Chromolith. 
Miltenberg  (Halbig)  1884.    fol.    (M.  10.) 

Carta  d'Italia.  BL  27:  Monte  Bianco  1:50,000;  Bl.  112,  I.  NW:  Palaja, 
NE:  Castelnovo,  SW:  Peccioli,  8E:  Montajone;  IV,  NW.:  Colle 
Salvetti,  NE;  Pontedera,  SE:  Lari.  Firenze  (InstU.  topogr.  milit.) 
1883. 

Wnhrer  (L.),  L'Italie.   1  :  600,000.  2  BU.  Paris  (Andrivean-Goujon)  1884. 

Campiglio  (P.),  Carta  delle  circonscrizioni  militari  del  Begno  d'Italia. 
6  BU.     1  : 1,100,000.    Roma  1883. 

Kastenkarte  des  Adriatischen  Meeres.  Her.  vom  hydrograph.  Amt  der 
K.  K.  Kriegsmarine,  Seekarten  -  Depot  Pola.  N.  1.  Golf  von  Triest 
2.  Umago  und  Parenzo.  3.  Orsera  nnd  Rovigno.  4.  Pola.  5.  Golf 
Ton  Medolino.    Kpfrst     Triest  (Schimpff)  1884.    fol.     (a  M.  1,20.) 

Hafenpläne  des  Adriatischen  Meeres.  1.  Hafen  von  Triest  und  Bai  von 
Mnggia.  2.  Hftfen  von  Pirano,  Umago,  Quieto  nnd  Orsera,  Ebds. 
Kpfrst.     1884.    fol.    (a  M.  1,20.) 

Mer  Adriatiqne:  Partie  nord.    Paris  (D4p6t  de  la  Marine)  1883.   (N.  3975.) 

Specialkarte  der  Gegend  von  Venedig  bis  Chioggia.  1:86,400.  Chromo- 
lith.   Glogan  (Flemming)  1884.    fol.    (50  Pf.) 

Cdte  est  d'Italie:  De  Barletta  a  Brindisi.  Paris  (Dtfptt  de  la  Marine)  1884. 
(N.  4005.) 

Mer  Adriatiqne.  Cdt  est  d'Italie,  d'Ortona  a  Barletta.  Ebds.  1884. 
(N.  4004.) 

Carta  de  la  costa  occidental  de  l'Italia  desde  Civita  Vecchia  ä  Policastro. 
Madrid,  (Direccion  de  hidrogr.)     1884.     (N.  825.) 
ZeitMhr.  d.  Gcselboh.  I  Brdk.  Bd.  XIZ.  3$ 


550  Karten  von  Asien. 

Fustinoni,  Gran  carta  topogr.  della  provincia  di  Como.    6  Bll.    1  :  64,800. 

Zürich  (Keller)  1884.     (M.  10.) 
Cherubini  (Gl.),  Carta  in  rilievo  dei  Laghi  Lombardi  e  della  ferrovia 

del  Gottardo.    Torino  (Favale)  1884.    (1.  55.) 
Pianta  della  provincia  delP  Umbria  nella  proporzione  di  1  a  28,000,  con  tutte 

le  vie  di  communiasione  etc.     Foligni  1884.    (L  2,50.) 
Galli  (P.)  e  A.  Capparelli,    Carta   topogr.  dell*  iaola  d'Ischia.    Firenze 

Oitogr.  Benelli)  1883.     (1.  0,75.) 
Sohr  (K.),   Generalkarte  der  Balkanhalbinsel.     Grosse  Ausg.     1  : 1,700,000. 

Chromolith.     Glogau  (Flemming)  1884.    Imp.-Fol.    (M.  1,80.) 
Plan  von  8erajevo.    Reduction  der  Katastral- Aufnahme  aus  dem  J.  1882. 

1 :  3125.     15  chromolith.  BU.    Wien  (Lechner)  1884.     fol.    (M.  30.) 
Karten   von  Attika.     Herausgeg.    von   £.  Curtius   und  J.  A.  Kauper t 

3.  Heft    5  Karten.    1:25,000.   Berlin  (D.  Reimer)  1884.     fol.    (M.  12.) 
Steffen,  Zwei  Karten  von  Mykenai.   Chromolith.    Berlin  (D.  Reimer)  1884. 

fol.    m.  Text.     Nebst    einem  Anhang   über    die  Kontoporeia   und  das 

my  kenisch  -korinthische  Bergland  von  H.  Lolling.  .  4.     (M.  12.) 
Greece,  east  coast:  Salamis  strait  and  Giorgio  Channel.  London  (Hydrogr. 

Office)  1884.    (N.  894.)     (6  d.) 
Mer  Mäditerranee :  Abords  et  entree  des  Dardanelles.    Paris   (Depot  de 

la  Marine)   1884.     (N.  3978.) 
— ,    Detroit  des  Dardanelles,  de  la  pointe  Kephez  a  la  mer  de  Mannan. 

Golfe  de  Saros.    Ebds.    1884.    N.  3989. 


Karten  von  Asien. 

Carta    del    Ocäano    Indico,    hoja  IV  (Australia).     Madrid    (Direccion  de 

hidrogr.)  1884.     (N.457*.) 
Kiepert  (H.),  Politische  Schul- Wandkarte  von  Asien.     1:  8,000,000.  9 Bll. 

2.  Aufl.     Chromolith.    BerUn  (D.  Reimer)  1884.    fol.    (M.  12.) 
Bamberg  (K.),  Wandkarte  von  Asien  in  16  Bll.    Physikalische  Ausg.  m. 

polit.  Colorit     1 : 6,700,000.     5.  Aufl.    Chromolith.    Berlin  (Chun)  1884. 

fol.    (M.  15;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  20.) 
Kiepert  (H.),  Nouvelle  carte  generale  des  provinces  asiatiques  de  Fempire 

ottoman    (sans  l'Arabie).     6  feuilles.     1 : 1,500,000.     Avec    un    aperfa 

general  de  la  division  administrative.    Chromolith.    Berlin  (D.  Reimer) 

1884.    fol.     (M.  10.) 
Bamberg  (K.),  Schulwandkarte  von  Palästina  im  biblischen .  Zeitalter.  Mit 

Begleitwort  von  G.  Coordes.     1 :  250,000.     9  Bll.     Chromolith.    Berlin 

(Chun)  1884.    (M.  10;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  15.) 
Le  Camus,  Carte  de  la  Palestine  aux   temps    de  Jesus  Christ  d'apres 

les  travauz  topographiques  les  plus  re*cents.  Paris  (Poussielgae)  1884. 
Schade  (Th.),    Schul  -  Wandkarte   von   Palästina   in   6  Bll.     Chromolith. 

Glogau  (Flemming)  1884.  foL  (M.  6;  m.  rohen  Holzrollen  M.  11,50.) 
India,  west  coast:    Agoada  to  St.   George  Islands,    including   Marmngao 

and  Goa  roadstead.  London  (Hydrogr.  Office)  1884.  (N.  492.)  (ls.6d.} 
India,  west  coast:  Karachi  harbour.  Ebds.  1884.  (N.  40.)  (2  a.  6 d.) 
North -west  Pacific:    Kamchatka  to    Kodiak    island,   including  Bering 

strait.    Ebds.    1884.    (N.  2460.)    (2  s.) 
China,  Hong-Kong:  Hong-Kong  road.   Ebds.  1884.  (N.  1459.)  (1  s.  6d.) 
Korea:  Approaches   to  Seoul,   with    Sir    James  Hall   group    and   Tatoag 

river.    Ebds.     1884.    (N.  1258.)    (8  s.  6  d.) 
Japan:     Naka   Koshiki    and    Tatsu    Maru.       Aburatsu    harbour.     Ebds. 
1884.    (N.626.)    (1  s.) 


Karten  von  Asien.  551 

Japan:  Harbours  and  anchorages  on  the  north west  coast  of  Nipon.    Miyadsu 

harbor  and  Port  Ine.     Washington  (Hydrogr.  Office)  1884.    (N.  267.) 
-:  Anchorages  in  Bingo  Nada  and  Suwo  Nada,   Seto  Uehi  or  Inland  sea; 
Tomo  roads  and  harbor  in  the  Bingo  Nada;    Hirne  Sima  roads  in  the 
Suwo  Nada.    Ebds.     IS 34.     (N.648*.) 
Sado  island   and  adjacent   coast  of  Nipon.    (plans,   Sakata  harbour.    Ogi 
bay.    Niegata  roadstead.     Kamo  harbour.)      London  (Hydrogr.   Office) 
1884.    (N.  536.)    (1  s.  6  d.) 
Carta  del  golfd  de  Tokio  6  Jedo.     Madrid   (Direccion  de  hidrogr.)     1884 

(N.  820.) 
Map  of  China,    Tonquin,  and  Cochin  China.      With   Statistical  notes. 

London  (W.  &  A.  K.  Johnston)  1884.     (1  s.) 
Golfe  du  Tonkin:  Baie  de  Ha-Long.     Paris    (Depot  de  la  Marine)     1884. 

(N.4027.) 
-:  Baie  d'Hone  Goy.     Ebds.     1884.     (N.  4011.) 
— :  Passe  du  Volta,  de  l'entree  profonde  au  monillage  de  la  baie  d'Halong. 

Ebds.     1884.    (N.4012.) 
-:  Port  Bayard.     Ebds.     1884.     N.  4013.) 
— :  Baie  de  Lan  Ha  et  entree  sud  de  la  baie  de  Ha-Long.    Ebds.     1884. 

(N.  4020.) 
-:  Archipel  des  Fai-Tsi-Long.     Chenaux  inteneurs  entre  Ha-Long  et  Ke- 

bao.    Ebds.     1884.    (N.  4022.) 
— :  Grande  baie  de  Fai-Tsi-Long.     Chenaux  inteneurs  entre  Tile  del'Aigle 

et  la  baie  de  Ha-Long.     Ebds.     1884.    (N.4023.) 
— -  Grande  baie  de  Fai-Tsi-Long.     Chenaux  interieurs  entre  Keboa  et  Tile 

de  PAigle.     Ebds.     1884.     (N.  4026.) 
— :  Chenaux  et  mouillages  entre  les  baies  de  Holang,  Home  Gaye  et  Fai- 
Tsi-Long.     Ebds.     1884.    (N.  4010.) 
Mer   de   Chine:    Golfe    du    Tonkin.      Baie    du    Parseval.     Ebds.     1884. 

(N.  4024.) 
Carta   del   «strecho    de    Sonda.      Madrid     (Direccion    de  hidrogr.)     1884. 

(N.473*.) 
Dornsei ffen  (8.),  Atlas  van  Nederlandsch  Oost-  en  West-Indie.     3«  druk. 

1«  afl.     Amsterdam  (Seijffardt)  1884.     (ä  f.  0,85.) 
Hydrographische  kaart   van  Straat  Soenda  en  Z.  W.  gedeelte  der  Java- 
Zee,    samengesteld    door    en    onder    directie    van    A.   R.  Blommendal. 
1  :  300,000.     's  Gravenhage  (Gebr.  van  Cleef)  1884.    (f.  1,50.) 
Borneo,    north  coast:     Kudat  harbour.     London  (Hydrogr.   Office)   1884. 

(N.  946.)     (1  s.) 
— :  Piano  del  puerto  de  Sandakan.    Madrid  (Direccion  de  hidrogr.)    1884. 

(N.47a.) 
Eastern    Archipelago:    Gaspar    strait.      London    (Hydrogr.   Office)     1884. 

(N.  2137.)    (2  s.  6  d.) 
Kaart  van  het  gedeelte  Java  en  Sumatra,  geteisterd  door  de  vulkanische 
mtbarating  in  1883.     1  :  500,000.     Tezamengesteld   volgens    de  laatste 
gegeveng  door  den  Directeur  der  Topograph.  Inrichting  C.  A.  Eckstein. 
Uitgeg.  ten  voordelen  der  Noodlijdenden.      's  Gravenhage  (Gebr.  van 
Cleef)  1883.    (f.  1 ) 
Kaart  van  Straat  Sunda  met't  eiland  Krakatau,  Java  tot  Batavia,  de  Lam- 
pongsche  Districten  op  Sumatra,  met  al  de  plaatsen,  omliggende  eilanden, 
kuppen  enz.     Amsterdam  (Stemler)  1883.    (f.  0,20.) 
Kuyper  (J.),  Krakatau  en  omstreken,  volgens  de  nieuwe  hydrographische 
opneming    na  de    verwoesting    van    28.  Augustus    1883.     Leeuwarden 
(Suringar)  1883.    (f.  0,25.) 

36* 


552  Karten  von  Afrika. 

Sumatra,  west  coast:  Panjak  Islands  and  adjacent  coast  of  Sumatra.    Ta- 
panuli  bay  and  Pulo  Mansalar.    London  (Hydrogr.  Office)  1884.  (N.855.) 

(la.) 
Grand  Archipel  d'Asie:  Detroit  de  Gaspar.     Paris   (Depot  de  la  Marine) 
1884.    (N.4025.) 

Karten  von  Afrika. 

Kiepert  (H.),  Politische  Übersichtskarte  von  Afrika.     1 :  20,000,000.    Neue 

Ausg.     Chromolith.     Berlin  (D.  Eeimer)  1884.     fol.     (M.  1,20.) 
Andree  (B.)   u.    A.  Sc o bei,   Karte   von   Afrika.      1:10,000,000.     4  B1L 

5.  Aufl.   Chromolith.    Bielefeld  (Velhagen  &  Klasing)  1884.    fol.    (M.  20.) 
Handtke   (F.),   General-Karte   von    Afrika.      Neueste   Aufl.      Chromolith. 

Glogau  (Flemming)  1884.    Imp.-Fol.     (M.  1.) 
Bamberg  (K.),   Wandkarte  von  Afrika.     1:5,300,000.     12  Bll.     6.  Aufl. 

Physikal.  Ausg.  mit  polit.  Col.  und  Carton:  Gross-Namaqua-Land  und 

Lüderite-Besiteung.     Chromolith.    Berlin  (Chun)  1884.    fol.    (M.  12.) 
Letts'  map  of  the  Soudan,    including  the  Nile,    Red  Sea,    west  coast  of 

Arabia,  and  Abysainia.     London  (Lette)  1884.     (1  s.) 
Carta  hoja  IL  III.  IV.  del  mar  Rojo,  Madrid  (Direccion  de  hidrogr.)  18S4. 

(N.  552  A.  553  A.  554  A.) 
Red  Sea:   Sawakin  harbour.     London  (Hydrogr.  Office)  1884.    (N.  901.) 

(1  s.  6  d.) 
— :    Mersa  Durar  to  Trinkitat,  showing  the  approacbes  to  Sowakin.     Ebda 

1884.    (N.  81.)    (2  b.  6  d.) 
—  :    Mocha  road.    1 :  25,000.    Washington  (Hydrogr.  Office)  1884.  (D.  0,80) 
Carta  desde  Jebel  Teir  hasta  la  isla  de  Per  im.     Madrid   (Direccion  de 

hidrogr)  1884.    (N.  823.) 
Africa:  east  coast:  River  Zambesi  to  Mosambique  harbour.     Piani 

River.     Antonio  entrance.    London  (Hydrogr.  Office)  1884.    (N.  1810.) 

(2..) 
Karte  der  westafrikanischen  Küste  von  Accra  bis  zum  Ogowe  (Meer- 
busen von  Guinea).    1 :  3,000,000.    Mit  Carton:  Umgegend  des  Camernn- 

Gebirges  in  West- Afrika.    1 :  1,000,000.    Chromolith.     Berlin  (D.  Reimer) 

1884.     fol.     (M.  1.) 
Friederichsen  (L.),  Karte  West-Aequatorial-Afrika's  zur  Veranschaulichnng 

des  deutschen  Colonialbesitzes.     Chromolith.    Hamburg  (Friederichsen) 
.     1884.    fol.     (M.  1,20.) 
Golf  de  Guinäe:  Ri viere  de  Bonny  et  du  nouveau  Calebas.    Paris  (Depot 

de  la  Marine)  1884.    (N.  3991.) 
— :    Ause  du  Petit  Beriby  ou  Alt  Beriby.     Ebds.     1884.     (N.  4006.) 
Merenlky  (A.),  Original  map  of  South  Africa  containing  all  South  African 

colonies    and   native   territories.      1  : 2,500,000.      4   Bll.      Chromolith 

Berlin  (Schropp)  1884.     fol.     (M.  12.) 
Prosser  (W.),    General  plans  of  Gold  and  other  Farms,   situated   in  the 

District  of  Leydenburg,  Transvaal  Republic.     Cape  Town  1888. 
Merensky  (A.),  Karte  von  Angra  Pequena.    Lith.  u.  col«    Berlin  (Schropp) 

1884.    fol.    (60  Pf.) 
Müller  (H.)  u.  C.   Riemer,   Karte  von  Angra  Pequena  und  8üd- Afrika 

1 : 8,000,000.     Chromolith.    Weimar  (Geogr.  Instit.)  1884.    foL    (80  PI) 
Rosler  (W.),  Carte  de  Madagascar  d'apres  les  travaux  de  M.  A.  Qrandidier. 

1 : 5,000,000.     Chromolith.     Bale  (Georg)  1884.    fol.    (60  Pf.) 
Grandidier  (A.),  Carte  de  Madagascar,  dressee  en  1872.    Revue  en  1884. 

1:6,000,000.    Paris. 
Carte  de  Tue  de  Reunion.     1 :  300,000.    Paris  (Chaix)  1884. 


Karten  von  Amerika.  553 

Karten  von  Amerika. 

Kohl's  Sammlung  von  Karten  zur  ältesten  Geographie  von  Amerika   im 

Departement  of  State  su  Washington.  —  Audand.     1884.    N.  28. 
Bamberg   (K.),   Wandkarte   von   Nord-Amerika.      1:5,300,000.     12    BU. 

Polit.  Ausg.    6.  Aufl.    Chromolith.     Berlin  (Chan)  1884.    fol.    (M.  12; 

auf  Leinw.  in  Mappe  M.  16,50.) 
— ,    Wandkarte  von  Süd -Amerika.      1:5,300,000.      12  BU.     Polit  Ausg. 

8.  Aufl.    Ebds.     (M.  12;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  16,50.) 
North  Ameriea,  east  coast:  Hudson  bay  and  streit    London  (Hydrogr. 

Office)  1884.    (N.  863.)    (3  s.) 
-,   — :  Penobscot  bays.    Ebds.     1884.     (N.  620.)    (2  s.) 
United  States,  east  coast:  Salem  harbour,  Marblehead  and  Beverley  har- 

bours.    Ebds.     1884.    (N.  2427.)    (1  s.  6  d.) 
Bell  (R.),   Map  showing  proposed  route  of  the  Manitoba  and  Hudson'* 

Bay  Bailway.     Winipeg  1884. 
Carta  que  comprende  desde  la  sonda  de  Santa  Elena  haste  el  puerto  de 

Charles  ton.    Madrid  (Direccion  de  hidrogr.)  1884.     (N.  827.) 
New    Brunswick:    Harbor   of  St  John.     Washington    (Hydrogr.   Office) 

1884.    (N.  149.) 
Newfoundland,  west  coast:  Codroy  road  to  Cow  Head  harbour.    London 

(Hydrogr.  Office)  1884.    (N.  283.)    (2  s.  6  d.) 
— ,    — :  Cow  head  harbour  to  Ste.  Genevieve  bay,   with  the  Canadian  and 

Labrador  coasts  between  Great  Mecattina  Island  and  Amour  Point   Ebds. 

1884.    N.  284.    (2  s.  6  d.) 
— ,    soutb  coast:    Harbours  and  ancborages  on  the  north  coast  of  Fortune 

lay.    Ebds.     1884.    N.  637.    (1  s.  6  d.) 
— ,    west  coast:  Bay  of  Island.  Washington  (Hydrogr.  Office)  1884.    (N.  597  >.) 
— :   La  Poile  Bay.    Ebds.     1884.    (N.  661  b.) 
-:   Pistolet  bay.    Ebds.     1884.    (N.  151.) 
Partie  Sud  de  Belle-Ile.    Cote  Est  de  Terre-Neuve.    Paris  (Depot  de  la 

Marine)  1884.    (N.  3903) 
Carte  de  la  coste  O.  de  la  Amdrica  del  N.  desde  el  estrecho  de  Juan 

de  Fuca  hast  las  islas  de  la  Reina  Carlote  con   la   isla  Vancouver. 

Madrid  (Direccion  de  hidrogr.)  1884.    (N.  99».) 
Mexico:  West  coast  firom  Cbamela  bay  to  Maldonado.    Washington   (Hy- 
drogr. Office)  1884.    (N.  933.) 
West  Indies:  Grand  and  Lesser  Cayman«.     Ebds.     1884.    (N.  43.) 
— :   Jururu.    North  coast  of  Cuba.    Ebds.     1884.    (N.  158.) 
— :   Porto  de  Vita  or  Bita.    North  coast  of  Cuba.     Ebds.     1884.    (N.  159.) 
— :    Nipe.    North  coast  of  Cuba.    Ebds.     1884.    (N.  160.) 
—  :    Cabonica  and  Livisa.     North  coast  of  Cuba.     Ebds.     1884.     (N.  161.) 
— :    Western  shere  of  the  Carribean  See,  firom  8errana  Bank  to  Chinchorro 

Bank.    Ebds.     1884.    (N,  394.) 
South  America,  Chile:  Port  of  Valdivia  and  approaches;  Port  Correal. 

Ebds.    1884.    (N.  38.)    (D.  0,20.) 
— ,    east  coast:  Montevideo  bay.    London  (Hydrogr.  Office)  1884.    (N.  2001.) 

(1  s.  6  d.) 
— ,    - :  Port  Belgrano.    Ebds.     1884.     (N.  1331.)    (2  s.) 
Patagonia,  west  coast:   Tom  bay  anchorage.     Washington  (Hydrograph. 

Office)  1884.    (N.  10.)    (D.  0,30.) 
8nd  Pacific:   Canauz  de  Patagonie.     Canal   Ouest     Paris    (Depot  de 

la  Marine)  1884.    (N.  3998.) 
— :   Canaux   lateraux   de  Patagonie.    Ile  Wager.    Port  Ballenas.    Ebds. 

(N.  4003.) 


554  Karten  von  Australien  und  Ooeanien. 

South    America:     S taten    island.     Washington    (Hydrogr.    Office)    1884 

(N.  12.)   (D.  0,30.) 
— ,    Magellan  strait:  Port  Tamar;  Tuesday  bay;  Port  Churrnca;  Sketch 

of  Trnxillo  bay;  Port  Mercy.    Ebds.     1884.    (N.  269.)  .(D.  0,80.) 
— ,    southwest  coast;  Indian  reach.   PortRiofrio;  Crossover  island  to  Gorgos 

reef.     Ebds.     1884.     (N.  570.)    (D.  0,30.) 
Magellan  Strait 8.     Sheet  II.     From   the  First  Narrows   to  Sandy  Point 

Ebds.     1884.    (N.  444.) 
South  America,    Magellan   strait:    Harbours  and    anchorages:    Sylvia 

cove;  Sylvia  Channel;  Baker  cove;  Rocky  Inlet:  March  basin;  Cripples 

Channel;    Field    anchorage;    Havergal   bay.     London  (Hydrogr.   Office) 

1884.    (N.  805.)    (2  s.) 
Sud-Am4rique:    Port   et   passes  d'Oushouä'ia.     Canal  du  Beagle  (Csp 

Hörn)    Paris;  Depot  de  la  Marine.     1884.     (N.  4021.) 
Archipel  du  cap  Hörn:  lies  Wollaston.   Mouillages  des  iles  Otter  et  de  la 

Romanche.    Ebds.     1884.    (N.  4029.) 
— :   Port  Maxwel    et   croquis  de  la  baie  Saint-Joachim.     Ebds.     (N.  4035.) 

Karten  von  Australien  und  Oceanien. 

New  South  Wales.    Map  skowing  territorial  divisions.     8ydney     1883. 

(i «.) 

Australia,  nord-west  coast:  Hüll  point  to  cape  Bertholet,  includiog  King 

sound  and  the  Buccaneer  archipelago.    London  (Hydrogr.  Office)  1884. 

(N.  1052.)    (1  s.) 
Australia,  west  coast:  Roebuk  bay.    Ebds»     1884.    (N.  858.)    (1  s.  6  d.) 
Australia,    east  coast:    Port  Molle  and   Molle  Channel;    Kenedy  sound. 

Ebds.     1884.    (N.  498.)     (1  s.  6  d.) 
New  Ze Aland,  Middle  island:  George,  Bligh,  and  Milford  sounds.     Ebds. 

1884.     (N.  615.)    (2  s.) 
Central  Paeific  Ocean:  Islands  between  150°  and  170°  west  longifode. 

Reirson,   Palmyra,  Christmas,  Enderbury,  Maiden,  Vostok,  Flint,  Caro- 
line, Humphrey,  Penrhyn,  Starbuck.    Ebds.    1884.    (N.  979.)    (1  s.  6  d.) 
Nouvelle  Cale*donie:  lies  Pott  et  Art.   Paris  (Depdt  de  la  Marine)    1884. 

(N.  4002.) 
Sud  Pacifique:    Tahiti.     Cdte    sud  de  la  presqu'ile  de  Taiarapu,  de  la 

riviere  Varii  a  la  pointe  Arupa.    Paris    (Depdt   de   la  Marine)    1884. 

(N.  3990.) 
Salomon    islands:    Anchorages  in   the   vicinity    of    Bougainville    strait; 

Haythorn  sound;    Blanche   harbour;    Choiseul  bay.    London,  Hydrogr. 

Office.     1884.     (N.  656.)    (1  s.  6  d.) 
Anchorages  in  the  Salomon  islands,  South  Pacific  Ocean.     Ebds.     1884. 

(N.  97.)    (1  s.  6  d.) 
Nouvelles  Hybrides:    Cöte  est  de  Malicolo.     Croquis   du    port  Stanley. 

Paris  (Däpdt  de  la  Marine)  1884.     (N.  4000.) 
— ,    Croquis  des  boies  de  L4k4  et  des  Requins  (fle  Espiritu  Santo).     Ebds. 

1884.    (N.  3983.) 


Druckfehl  er- Berichtigung. 

S.  334,  Zeile  17,  lies:  die  Wipperfarche  statt  der  Wipper fuche. 

S.  347,  Zeile  25:  im  Tief  statt  ein  Tief. 

S.  348,  letzte  Zeile:  Rasentorf  statt  Rahmtorf. 

S.  362,  Zeile  15:  3  Wochen  statt  8  Wochen. 

S.  391,  6.  Zeile  von  unten:  175m  statt  165m. 

S.  396,  erste  Zeile:  Baensch  —  in  der  Secnnde  statt  Bansch  in  der  Minute. 

S.  402,  erste  Zeile:  Leba  statt  Heia. 


Druck  rou  W.  Pormatter  in  Berlic. 


Tof.l. 


A 


Btf.2. 


Administrativ^  Einfiusilung 
ir     OrtßbevaLkmuxi 


der 


ILICHEN  PROVINZEN 

des 

EN     KÖNIGREICHES 

^N    und  östl.  EPIROS) 

rf*  vom  3t  Marx  (liApril)  1883 . 
'■uanuncngestc'Qt 


Tif.  3. 


ORIGINALKABTE 

WTEBEtf  TANA- GEBIETES. 

fch.  eigenen.  afttrouoTTÜAchm  und  geodfitUdtat  Mtfifungen 
gezeichnet  um. 

CLEMENS  und  GUSTAV  DENHABDT. 


f...  .f 


Maasstab    V  500,000. 

J Z *- 


momttmr  (tfi,3-r). 

Erklärungen,: 

A  JfrmeckspwnhU  anderXuste. 

X  astronomisch,  bestimmt»  Zeit, Breite,      Läng*. 

* • Eixtrksgrenz&i- 

d  bewohnte,   .  imbewohnAe  Ort». 
mTLaspÜL,  m  ltais-uiulMbama.Jtid,. 

SOMAL-STÄMM*        GALLA-  STÄMME ^vanGallnbavohnitK 
mowU  ISlket;  welche-  out  den  (ULLA  vertrandtsind. 
Art  beiden,  Ufern,  des  Tcovcl  vmvKnlindi  an,  aufwärts  bis  überAtaesa, 
hinaus  wohnt  das  Volk.  derPOKOMO. 


30' 


50' 


JtrwkyvTiH.S.MermMmM.  M,J*rtU. 


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Jhuck.y:  S. S.  Hermann,  i/l  JZerUjv  . 


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Soeben  erscheint: 

DIE  SANDWICH-INSELN... 

oder 

Das    Insel  reich    von    Hawaii 

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eferunggauögabe:  , 

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Darlegung  ier  neueren  fcrgcbnifle  Nr  kostnologtfdjen  ior^ung 
<E  ^-  Cfyeobor  ZHolbenfyauer, 

3u4alt*s1tebetfidf)t* 
©ad  9tUf  2.  ©aö  ©onnenfyftem ,  3.  S>ie  Erbe,  4.  <Die  «Sonne,  5.  ©er  5Ronb, 
.  3>ie  JManeten,  7.  gcuerfugcln,  Meteorite,  ©ternfcfynuppen,  äometen,  8.  S)er  Einheit*- 
ebanfe  im  €onnenfefiem,  9.  «Der  6t off  unb  #bic  Ärajt,  10.  Sattutiß  unb  Umlauf, 
1.  2)ie  «Drehung,  12.  SJerbityung  unb  SUngbllbung,  13.  5>ie  Entfaltung  unferer 
Hanetentoelt,  14.  2)er  „fritifc&e  5>unft"  in  ber  SBelttörperentuntfefung ,  15.  2)er  @e- 
;aUung8-|)roje&  beä  SMonbeö,  16.  5>ie  ffonftituiruna  ber  Erbe,  17.  2)er  Erbmilfanie- 
tuö  ber  Woraeit,  18.  £)er  (Spnnemrottauidmua,  Id.  2>ie  Eifljcit  ber  (Erbe,  20.  2>er  Erb- 
ulfaniömu«  ber  3e$tgeit,  21.  2)er  Urfprung  ber  SWeteoritenföwSjme,  22.  $erfpecti»en. 


£)a«  gange  SBerl  erfc^eint  in  18  Lieferungen  Don  3  unb  4  Sogen 
p.  8°.  ä  Lieferung  80  $f.  üBonattidfr  n>erben  2  Lieferungen  ausgegeben; 
rtif  SBunfcty  fanrv  ba«  SBerf  auäf  fofort  ©ollftanbifl  bejogen  »erben  — 
6rofc$irt  in  2«änben  $rei*  14  3».  40  $f.  —  in  Engl.  Seinen  ge* 
bunben  $rei$  3ß:  16,— .  '—  ^* 

©ei  ber  augerorbenttt^en  Änerfennung,  ö>et($e  ba$  Ijerbor* 
ra^enbe  Sdudf  *Bei  ber  Äritif  tote  beim  naturn>iffenf$aftli$  gebil* 
beten  $uBtifum  gefunben  l)at,  glaubt  bie  93ertag$l)anb!img  mit  biejer 
neuen  2lu$gabe  eine  literarif$e  $flic$t  ju  erfüllen.  - 

3f&  (14.  12.  1882.)-  3)a*  Unt$rntljmen«1ft;  «tnö  üon  benen,  n>efd)e 
bem  beutfdjjen  tarnen  Etyre  ma<$cn.\  Stofaffer  unb  Serjeger  tyaben  fidj  $ier  toer- 
bunben,  eine  Äoämologie  ju  fdjaffep,'  bie  balb  auf  ben  ^ifdjett  aller  ©ebilbeten  als 
etroad  Unent&e^rlicM  ft$  Eingang  »erf Raffen  foflte.  2)er  überauö  fdjwierige  Stoff  tft 
$ier  »on  einem  Söijfenben,  in  ftreng  »IfftnfcDaftiidjer  SDJetfcobe,  fo  flar  unb  anjieljenb 
bemäntelt,  t>a§  tat  ©tubium  jebeä  ein  je  (neu  Kapitel?  anregenb  wirft  unb  fief;  in^altlict; 
tief  einprägt. 


aas  htm  „9<tfffi< vn  4»ef«ji*ii  $tftn«llt  i»  pn*. 

nnb  fcie  angreitjeit&ctt  ©efctrflSliiibcr. 

'*>•    .9fa>c$  bert  »Äfen  ber  ©ruber 
&^lttgintortf  - 
.  unb  anberer  neuerer  gorfd^er  bargeftetlt. 
8on  9$.  SSerittr* 

9Hit  12  „Satibfdjaften  in  Sonbr.  u.  ja&lretyen  in  ben  Xejt  getauften  jnoi^ir. 
•i»  ffarfer  £tmC  oor  40  jfegeit  *r.  8°.    Preis  11  Alu,  gefi.  II  ML 
»•  '     3n  anrraetibety  oolF*rlifntiHd>er  5He«fe  »nt  uon   fad&Funbffler  &anb    gef&rTOen . 
biefe*  SßerF,.  reelle*  fto}   ald  bitfifle  ©olf*au*fl«&e  an   aüe  $?ifien«bur1Uge  .ttwubft   iro>  2t -. 
ntt  (fcrunblage  fcafl  $auptn>erf  ber  grübet  @ö}lagtritn?elt  unb  anberer  neuerer  Jjerftfrer  t:< 
roeitgeftenbe  ftenntitifffc  üfcer  b<rt  3au&erla*b  -verbreiten  Reifen.    Ol  foü   ^ugieid)   au&  ta 
3ua,enb  einen  reiben  £äa*  getyegetrer  getture  Itcfern  mtb  ift  tejlimnit,  in  allen  ©olf  *=  wnf 
3ue«nb-»ibli0theFen  dingang  .$fc  frnbrn.'  <  '  .J.  ' 


•  >** 


flerfter'ffl*  »ertogefraulHmig  in  Jreitmtg  (flttften). 

Iffufttierfe  £i6[iofliefi  der  fänden  nnf  DöCüecünntfr. 

(Suu  Sammlung  iUußricrter  £d)rificn  )ur  Santo»  mtb  gföftetfrflfct ,  5ir  fid> 
bnrd)  jeitcjcmaRcii  unb  artiefltnen  jtafyalt,  ^tmtinorrflaribU^e  9arftetlun<|,  kifHft- 
terifdje  $d)6nl)fit   unb  pKtfAe  ^rütf|rif  brr  SUuJtrattön,   fourie  öurdj   rltgantr 

£uößattung  auöjeidnirn  follen.  * 

*5tlö  ueuefte  33eftanbtyeile.;[tnb  erfreuen  unb  bun$  alle  93uc9§anMun.v  i 

SU  besiegen:  "      *'  .V.     '•■  ..4     4      "         r  ,      s  . 

mit  ber/£fyeorie'*frcr  ^tffeajfrjifie  »erme^rte  9luff$ge.     3)iit  122  öcls» 
fdpritten,   15'£otfft(femt  «/  einer  Äarte  tftn  (Scudtor.  gt.  8°.     (XX  ü 
•     S50  ©.)  9».  8.    3n  DriglhcrfHSlnbanb  9».  10.  •  0    •        x    '  . 

flimlttföKe,  Dt;  fflk  ®ie  ©ubätttänbcT 

..  jmeb.  8cm  gegenwartige«  ©tattbe  ber  $cnntni&  9Jfct.59  $o(3fcfcmttcn 
^iTSSubilbern,  gujei  gicfytbrutfen  unb  einer  ÄatteT   fr.  8°.     (XII  n. 

811  ©.)*  W.  7.    Sn  Driginaleütbanb.  SR:  9.        ■♦• 

©ft  betben  9SHitjjKeber  ber  geogrpp&ijdjen  ©efeflfer/aft  ur^Bfen:  i>rc» 
feffor  Dr.  $PauIiti$te  ujtb  Dr.  ö.\$arbegger ,  (aben  foeben  eiiic  (S.rpebiun: 
'in  bie  ®<rfla-  unb  tSomaliJaribet  angetreten» 

lanfer,  Dr: ?M<  %^ß»-eüift  unb  |eftt 

9Mit  85    in   l»en  Xett  gebtHtft'eK  ^e^&bnittcu ,    15  ^oßbitber«,    einer 
Äarte  unb*  einem,  ^itelbilb  („5)ie  ^ratnibeV  wm  ®ije^Ä,  auö  ben  be- 
rühmten ;9Hlfcilfcttn*   toon  «.  aSemerynn  garbenbruef.     gr.  S°.  (Xll 
u.  237  ©.)    3K.-5'.    3n  €>i-igirtÄftSinb«nb  «Ä.  7. 
$ie  (Einlumbe  flnb  in  mfi|)tt,«pr*üiuV'öbfr  brauner  Jnrbc  )\x  btjitljfn. 


Fflr  die  Redaction  verantwortlich:  W.  Koner  in  Berlin.  "*• 


Druck  von  W.  Pormetter  in  Berlin  C,  Neue  GrQnatrasse  30.    f 


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