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ZEITSCHRIFT.
DES
MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS
Br HERAUSGEGEBEN VON DER
MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT
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REDAKTION : \
PROF. A. RZEHAK
SCHIRMEISEN PROF. E. SOFFE
VII. BAND
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BRUNN
DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
1908. i
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Inhaltsverzeichnis.
Seite
Sıtzungsberichte für das Jahr 19075.-, 7.5, 12.97 1
Grolig Moriz, Die ,,Freimaurer-Bibliothex“ in der mährischen Landes-
bibhothek.ain Brünn:.* 7 "er 18 kop Mr Moe RE RSS nn.
Schubert R. J., Dr., Die Fischotolithen des Pausramer Mergels. (Mit 1 Tafel
und, d1-Textfigur.) „8 tn MR NA a ONE FR
Zur Beachtung!
Da die „Mährische Museumsgesellschaft“ die Rechtsnachfolgerin
ist sowohl der ehemaligen „K. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Be-
förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch
der späteren „K. k. máhr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der
„Museumssektion der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“, so
sind alle Sendungen von Büchern und Zeitschriften nur an die
„Mährische Museumsgesellschaft“
(Landesbibliothek)
zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige „Historisch-
statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be-
stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte
Mährens und Schlesiens“ zu richten.
Für das Kuratorium:
Prof. A. Rzehak,
Präsident.
w
Sitzungsberichte für das Jahr 1907.
1. Kuratoriumssitzung am 9. Jänner 1907.
Der Vorsitzende teilt mit, daß das vom Landtage für den Er-
weiterungsbau des Museums angekaufte Haus (Krautmarkt Nr. 8) von
der Museumsgesellschaft übernommen und daß derselben die bisherige
Staatssubvention von 8000 Kronen auf weitere drei Jahre bewilligt
wurde. Vizepräsident Hochschulprofessor Dr. Kameníček berichtet
über den vom korrespondierenden Mitgliede Direktor Maška seinerzeit
vorgelegten Entwurf eines Gesetzes über den Schutz von Altertümern
und die hierüber vom Landesausschusse eingelangte Erledigung. Kurator
Professor Dr. Sujan berichtet über die vom Konservator Schulrat
Prasek eingebrachten Anträge betreffend die Errichtung eines land-
wirtschaftlichen Museums und einer Sammlung mährischer Volks-
schriften. Die Anträge der Referenten werden genehmigt. An Wid-
mungen für die Bibliothek und das Museum sind eingeflossen: von
Dr. J. Jarník, Universitätsprofessor inPrag, eine reiche Bücherkollektion
von 1473 Bänden und Heften; von M. Lerch, Hochschulprofessor in
Brünn, Druckschriften; von den Konservatoren Professor E. Domluvil
in Wall. Meseritsch und J. Knies in Rogendorf volkskundliche Gegen-
stände; von Herrschaftsinspektor E. Hanisch in Trebitsch Mineralien ;
von Professor E. Moser in Graz ein silbernes Reliquiar. Den Spendern,
insbesondere dem Universitätsprofessor Dr. Jarnik, wird der wärmste
Dank des Kuratoriums ausgesprochen. Nach den Anträgen der Kuratoren
Hochschulprofessor Dr. Vanda s und Professor Bayer wirddieErwerbung
eines Herbars, beziehungsweise einer Sammlung biologischer Präparate
in Aussicht genommen. Der vom Kurator Schriftsteller Welzl verlesene-
Bericht des Landesbibliothekars kais. Rates Dr. Schram betreffend
die Aufbewahrung einer Autographensammlung sowie über die auf-
zulassenden Zeitschriften wurde zur Kenntnis genommen. Der Vor-
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VIII, 1. 1
=)
sitzende berichtet hierauf über eine Reihe von Anträgen des Vorstandesder
geologischpaläontologischen Abteilung Hochschulprofessor Dr. J. Jahn,
und beantragt, die bezüglich der Ausgestaltung der Sammlungen, der
Ausarbeitung einer Geschäftsordnung usw. gemachten Anregungen
Professor Jahns einem Komitee zu überweisen. Der Antrag des Bericht-
erstatters wurde genehmigt und in das Komitee die Herren Professor
Rzehak, Professor Kameníček, Bayer, Dr. Leneček, Schirmeisen
und Dr. Vandas erwählt. Kurator Hofrat Dr. Schober rest an, es sei
behufs der systematischen Ergänzung von Lücken in einzelnen wissen-
schaftlichen Disziplinen der Bibliothek das Bibliothekskomitee durch
Kooptierung mehrerer Fachmänner zu erweitern. Zu korrespondierenden
Mitgliedern der Museumsgesellschaft wurde nebst dem bereits in der
vorhergehenden Sitzung nominierten Hochschulprofessor Dr. Jahn,
Universitätsprofessor Dr. Grobben in Wien ernannt und den Konser-
vatoren J. Líčka, Hochschulprofessor in Brünn und V. Prasek, Schul-
rat i. P. in Napagedl, die Funktion auf weitere drei Jahre verlängert.
In derselben Sitzung wurden als ordentliche Mitglieder der Museums-
gesellschaft aufgenommen die Herren: M. Balcärek, Übungsschullehrer,
Dr. Paul Blum, Lehramtskandidat, F. Fresl, Professor, Dr. J. Frucht,
Sekretär des Gewerbevereines, H. Fuchs, Hauptsteuereinnehmer, Thom.
Glos, Professor, K. Haberhauer, Rechtskandidat, Dr. F. Kňourek,
Professor,M. Lerch, Hochschulprofessor,M. Nassau, Okonom,F.Pernes,
Übungsschullehrer, M. Schön, k. k. Statthaltereirat, F. Zenker, Rechts-
kandidat, sämtlich in Brünn, ferner J. Kovářík, Fabrikant in Proßnitz,
die Volksbibliothek in Proßnitz, und W. Mazälek, Lehrer in
Brankowitz.
2. Kuratoriumssitzung am 6. Februar 1907.
Der vom Landesbibliothekar kais. Rat Dr. Schram zum Vortrag
gebrachte Jahresbericht über die Landesbibliothek wurde genehmigt.
Für die Sammlungen des Museums spendeten die Herren: Konservator
Oberingenieur R. Dworzak einen Schädel und eine kleinere Urne (aus
der älteren Bronzezeit) gefunden in Grumwir und eine Gußform nebst
einer Münze des 17. Jahrhunderts, gefunden bei einem Neubaue in der
Giskrastraße; korrrespondierendes Mitglied K.Maëka, Realschuldirektor
in Teltsch, fossile Knochen; Baumeister V. Neusser ein schönesschmiede-
eisernes Balkongitter vom Hause Nr. 5 des Dominikanerplatzes und
Bergkommissár O. Leminger Druckschriften. Den Spendern wurde
der wärmste Dank des Kuratoriums ausgesprochen. Der Bericht des
3
Kurators Professor Dr. Šujan betreffend die Subventionierung eines
Lokalmuseums wurde zur Kenntnis genommen und nach einem weiteren
Antrage desselben Berichterstatters beschlossen, ein Komitee mit der
Ausarbeitung eines Normatives über die Bedingungen, unter welchen
Lokalmuseen subventioniert werden sollen, zu betrauen. In dieses
Komitee wurden die Kuratoren Professor Bayer, Dr. Dolanský, Fach-
lehrer Schirmeisen und Hofrat Dr. Schober erwählt. Nach Antrag
des Kurators Hochschulprofessor Dr. Vandas wird der Ankauf einer
Anzahl getrockneter Pflanzen beschlossen. Der Obmann der Abteilung
für bildende Kunst, Kurator Dr. Fischel berichtete eingehend über die
in der Kirche zu Vorkloster Tischnowitz ausgeführten Restaurierungs-
arbeiten und beantragte weiter, den Ankauf mehrerer Werke mährischer
Künstler dem Landtage zu empfehlen. Die Anträge des Berichterstatters
wurden angenommen. Ebenso wurde der vom Kurator Prof. Bayer
vorgetragene Bericht über den Rechnungsabschluß der Kommission
zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens zur genehmigenden
Kenntnis genommen. In derselben Sitzung wurde den Konservatoren
J.L.Cervinka, Ingenieurin Kojetein, J. Merhaut, Schriftstellerin Brünn
Dr. J.V.Noväk, Professor in Prag, Med.Dr.K.Katholický, k. k. Sani-
tátsrat in Brůnn,und A.Kratochvíl Kaplan inPoppowitz, die Funktion
auf weitere drei Jahre verlängert, und als ordentliche Mitglieder der
Museumsgesellschaft aufgenommen: Fräulein Marie Anderle, Lehrerin
die HerrenL. Ham berger, Beamter, N.Siebenschein,k.k. Auskultant,
Fráulein Grete Žák, Private, sámtlich in Briinn, und Herr Franz Pavlík
Lehrer in Ruprecht.
3. Kuratoriumssitzung am 6. März 1907.
Der Vorsitzende widmet dem dahingeschiedenen Konservator
Professor Spitzner einen warm empfundenen Nachruf, berichtet sodann
über die jüngsten Verhandlungen und Beschlüsse der Kommission
zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens und beantragt,
die Gesellschaft möge dem Lokalkomitee zur Errichtung eines Mendel-
denkmales als Mitglied beitreten. Die Berichte und Anträge des Vor-
sitzenden wurden angenommen. Ebenso wurden die Anträge des Landes-
bibliothekars kais. Rates Dr. Schram betreffend die Aufnahme einer
Schreibkraft und eines Dieners für die Bibliothek genehmigt. Eine Zu-
schrift des Hochschulprofessors Her&ik, mit welcher er erklärt, das Amt
eines Konservators niederlegen zu wollen, wird mit Bedauern zur
Kenntnis genommen und einhellig beschlossen, Professor Herčík zu
1*
4
ersuchen, seine Resignation zurückzuziehen und seine bewährte Kraft
der Kunstabteilung zu erhalten. Nach Antrag des Vizepräsidenten
Gymnasialdirektors Dr. Kameníček beschließt das Kuratorium den
Landtag zu bitten, er möge anläßlich der in Göding geplanten Aus-
stellung von Werken mährischer Künstler einen entsprechenden Betrag
zum Ankaufe von Kunstwerken reservieren. Kurator Professor Bayer
legt den Entwurf eines Normatives vor über die Bedingungen, unter
welchen die Lokalmuseen mit Landessubventionen zu beteilen wären.
Nach kurzer Debatte, an der sich die Kuratoren Hofrat Dr. Schober
und Schriftsteller Welzl beteiligten, wurde der vorgelegte Entwurf
genehmigt und ein weiterer Bericht desselben Referenten über die er-
folgte Übertragung eines Teiles der geologischen Sammlung in die
neuen Arbeitsräume zur Kenntnis genommen. Hierauf folgt die Er-
stattung einer Reihe von Gutachten an den Landesausschuß: Kurator
Dr. Fischel als Obmann der Kunstabteilung berichtet über die Re-
staurierung der Fresken in der Kirche zu Tattenitz; Kurator Professor
Soffé über die Erwirkung einer Subvention zur Herausgabe eines Druck-
werkes; Kurator Professor Dr. Sujan über die Gesuche eines Lokal-
museums und der Leitung einer Bibliothek um Bewilligung von Sub-
ventionen; Kurator Hochschulprofessor Dr. Vandas über die Errichtung
eines land- und forstwirtschaftlichen Museums anschließend an das
Landesmuseums. Die Anträge der Berichterstatter wurden genehmigt.
An Spenden für die Sammlungen wurden dankend entgegen ge-
nommen von den Herren: Kurator Professor Bayer 23 alte Silber-
und Kupfermünzen, Fachlehrer K. Fiala ein Herbar, eine Sammlung
von Samenproben und 156 Werke naturwissenschaftlichen Jnhaltes,
Landesgerichtsrat E. Frendl mehrere photographische Gruppenbilder
von Mitgliedern des mährischen Landtages, Ministerialsekretär Dr. K.
Ritter von Hartel ein Autograph seines seither verstorbenen Vaters
des Ministers von Hartel, F, Koudelka, Obertierarztin Wischau kera-
mische Fundgegenstánde, Landesschulinspektor J. Lošťák, ein Hand-
buch der Genealogie von 1762 und Professor O. Šašecí in Teltsch photo-
graphische Aufnahmen der Kirche in Podolí. Als Mitglieder der Museums-
gesellschaft wurden aufgenommen die Herren: A. Galler, Bankbeamter,
Dr. L. Hahn, Zahnarzt, J. Horák, Landesingenieur, P. Karplus, Inge-
nieur L. Krinninger, Bankoberbeamter, R. Reißig, Musikdirektor,
Adjunkt Dr. A. Semerád, Prof. J. Šíma, N. Smékal, Guardian,
J. Tomann, Katechet, und Fráulein H. Kirschner, Private, sámtlich
in Briinn.
4. Kuratoriumssitzung am 17. April 1907.
Der Vorsitzende begrüßte zunächst den neu ernannten Vertreter
der Regierung im Kuratorium der Museumsgesellschaft, Landesschul-
inspektor Vlk, und teilte hierauf unter dem Ausdrucke des Bedauerns
mit, daß der Landtag den Ankauf zweier für das Landesmuseum wichtiger
Sammlungen abgelehnt habe. Nach längerer Debatte, an der sich Vize-
präsident Gymnasialdirektor Dr. Kamenitek, Hofrat Dr. Schober,
Dr.Fischel, Professor Bayer und Schriftsteller Welzl beteiligten, wurde
einhellig beschlossen, nochmals an den Landesausschuß heranzutreten
und um Erwirkung des Ankaufes vorläufig einer dieser Sammlungen
zu bitten. Ein vom Vizepräsidenten Gymnasialdirektor Dr. Kameníček
eingebrachter Antrag wegen Feststellung von Normen, nach welchen
künftighin Kunstwerke für die Sammlungen des Museums anzukaufen
wären, wurde über Wunsch des Antragstellers der Fachabteilung für
bildende Kunst zur Berichterstattung überwiesen und der Bericht
des Kurators Professor Dr. Sujan betreffs der Übernahme der Biblio-
thek der ,,Matice moravská“ in die Landesbibliothek an die Bibliotheks-
kommission geleitet. Der Bericht des Bibliothekars kais. Rates Dr.
Schram wurde zur Kenntnis genommen und die Anträge desselben
wegen Erwirkung der Portofreiheit für die Landesbibliothek und wegen
Änderung der Besuchsstunden während der Übersiedlungsdauer der
Bibliothek genehmigt. Hierauf wurde eine Reihe von an den Landes-
ausschuß zu erstattenden Gutachten in Beratung gezogen und die von
den Referenten Hochschulprofessor Rzehak und den Kuratoren Dr.
Fischel und Prof. Dr. Sujan erstatteten Anträge angenommen. Ebenso
wurden die vom Vorstande der zoologischen Abteilung Professor Bayer
wegen Beschaffung von Einrichtungsgegenständen für die genannte
Abteilung gestellten Anträge genehmigt. An Spenden für die Samm-
lungen wurden mit dem Ausdrucke des wärmsten Dankes entgegen-
genommen: vom korrespondierenden Mitgliede Professor Dr. F. Dvorský
in Brünn Mineralien, von Dr.H.Jireček, Ritter v. Samokow in Hohen-
maut, Druckschriften, Professor H. Laus in Olmiitz eine Kollektion
getrockneter Pflanzen, Baumeister V. Neußer in Brünn ein älterer
Grabstein, vom korrespondierenden Mitgliede A. Oborny, Realschul-
direktor in Leipnik, eine Zunftschüssel und drei Armbrustbolzen. In
derselben Sitzung wurde Fachlehrer K. Fiala inBrünn zum Konservator
ernannt und den Konservatoren E. Moser, Professor a. D.in Graz, und
A.Orliczek, k.k. Statthalterei-Rechnungsrevidentin Brünn, dieFunktion
auf weitere drei Jahre verlángert und als Mitglieder aufgenommen die
Herren: J.U.C. A. Božek, k. k. Finanzprokuraturskonzipient,
Dr. G. Haas, Arzt, J. Tutsch, Rechtskandidat, S. Vacula, Jurist,
sämtlich in Brünn, und Dr. F. Weiner, k. k. Notar in Konitz.
o. Kuratoriumssitzung am 15. Mai 1907. -
Der Bericht des Vorsitzenden über den Erfolg der von ihm und
dem Vizeprásidenten Gymnasialdirektor Dr. Kameníček wegen des
Ankaufes einer prähistorischen Sammlung unternommenen Schritte
sowie die weiteren Mitteilungen über die Bewilligung von außerordent-
lichen Landessubventionen an die Bibliothek zur Ergänzung des Werkes
„Patrologia latina“ mit 1575 Kronen und für Buchbinderarbeiten mit
je 500 Kronen für die Jahre 1907 und 1908 wurden zur Kenntnis ge-
nommen. Über Anregung des Vizepräsidenten Gymnasialdirektors
Dr. Kameníček ist der nächsten Kuratoriumssitzung der Entwurf der
Konkursausschreibung für die Stelle des zweiten Kustos vorzulegen.
Die Ausarbeitung desEntwurfeswurde den Kuratoren Professor Dr. Lene-
ček und Hochschulprofessor Dr. Vandas übertragen. Der Bericht des
Kurators Dr. Fischel über die vom máhrischen Landtage beschlossenen
Ankäufe von Gemälden für die Kunstsammlungen des Landesmuseums
wurde zur Kenntnis genommen und die Anträge desselben Referenten
wegen Ablehnung mehrerer zum Kaufe angebotenen Bilder und eines
Druckwerkes genehmigt. Kurator Professor Dr. Sujan berichtet hierauf
über mehrere an den Landesausschuß um Bewilligung von Subventionen
gerichtete Eingaben und werden die Anträge desselben angenommen.
‘ Der Tätigkeitsbericht und der Rechnungsabschluß für das Jahr 1906
sowie der Voranschlag für das Jahr 1908 wurden genehmigt und die
Vollversammlung auf Sonntag den 16. Juni l. J. anberaumt. An Spenden
für die Sammlungen sind eingeflossen: vom Präsidenten Hochschul-
professor Ant.Rzehak ein Druckwerk und von Jos. Broušek in Šošuvka
Tropfsteine. In derselben Sitzung wurden Dr. K. Absolon, Assistent
an der tschechischen Universität in Prag, Schriftsteller F, V. Perinka
in Kremsier und Ig. Zháněl, Pfarrer in Strutz, zu Konservatoren ernannt
und den Konservatoren Dr. G. Navrätil, Archivskonzipist, und Jos.
Talsky, Fachlehrer a. D. in Olmütz, die Funktion auf weitere drei Jahre
verlängert. Als Mitglied der Museumsgesellschaft wurde Herr Thomas
Šebesta, Landesrat m Brünn, aufgenommen.
6. Kuratoriumssitzung am 5. Juni 1907.
Der VorsitzendeHochschulprofessor A.Rzehak widmet dem dahin-
geschiedenen Landeshauptmannstellvertreter Dr. Hugo Fux Edlen
a!
von Volkwart, der als Referent im Landesausschusse die Interessen
des Museums stets zu wahren und zu fördern wußte, sowie dem ver-
dienstvollen Landesschulinspektor Wenzel Royt einen ehrenden Nachruf.
Die weiteren Mitteilungen über die Bewilligung einer Subvention von
800 Kronen für Höhlenforschungen im mährischen Karste seitens des.
Landtages und die nötige Vornahme einiger Hausreparaturen wurden
zur Kenntnis genommen. Kurator Dr. Fischel erstattet einen Bericht
über die von mährischen Künstlern in Göding veranstaltete Ausstellung
und werden die Anträge des Referenten bezüglich der Art der Erwerbung
von Kunstwerken aus dieser Ausstellung für die Landesgalerie ge-
nehmigt. Weitere Berichte erstatteten: Vizepräsident Gymnasialdirektor
Dr. Kameníček über die wegen der Erwerbung einer volkskundlichen
Sammlung unternommenen Schritte, Hochschulprofessor Dr. Vandas
über ein Ansuchen um Darleihung von Herbarpflanzen, über die Be-
stellung neuer Sammlungskasten und die Beschaffung der nötigen
Räume zur Unterbringung der Herbarien, Kurator Schirmeisen über
das Anbot einer Münchner Mineralienfirma und Konservator Hoch-
schulprofessor Líčka über die Verhandlungen der Landwirtschaftlichen
Gesellschaft wegen der Errichtung eines land- und forstwirtschaftlichen:
Museums. Die Anträge der Referenten wurden genehmigt. DervomKurator
Hochschulprofessor Dr. Vandasin seinem und im Namen des Kurators
Professors Dr. Leneček vorgelegte Entwurf der Konkursausschreibung,
für die Besetzung der Stelle eines zweiten Kustos und eines Laboranten
wurden angenommen. An Widmungen für die Sammlungen und für die:
Bibliothek sind eingelangt von den Herren: Realitätenbesitzer A. Ho-
litzky 2 silberne und 3 Bronzemedaillen, vom Schriftsteller M. Marten
durch Herrn Landesrat Th. Sebesta und vom Hilfsämterdirektor Ed.
Vodnařík Druckschriften. Den Spendern wurde der wärmste Dank
des Kuratoriums ausgesprochen. Als ordentliches Mitglied der Museums-
gesellschaft wurde Herr Johann Tiray, Bürgerschuldirektor in Teltsch,
aufgenommen.
7. Hauptversammlung am 16. Juni 1907.
Der Präsident Hochschulprofessor Rzehak eröffnete die Versamm-
> Jung mit der Mitteilung, daß das Kuratorium den Professor der Wiener
Universität, Dr. Karl Grobben (einen gebürtigen Brünner), und den
Professor der tschechischen technischen Hochschule in Brünn, Dr.
Jaroslav Jahn, zu korrespondierenden Mitgliedern ernannt habe. Weiter
teilte der Präsident mit, daß im Zusammenhange mit der angestrebten
Ausgestaltung und Erweiterung des Museums die Ausschreibung einer
zweiten Kustosstelle erwirkt wurde. Das Referat über das Museum
wurde im Landesausschusse dem Herrn Landeshauptmannstellvertreter
Josef Jelinek übertragen, von welchem das Beste zu erwarten sei. In
den angekauften Nachbarháusern seien einige Zimmer bereits belegt
und die Bibliothek sei bereits im Úbersiedeln begriffen. Das Kuratorium
sei bemüht, das Museum durch Erwerbung von Privatsammlungen
zu vergrößern. Der Landtag habe diese Erwerbung übereilterweise
abgelehnt. Es wäre aber doch bedauerlich, wenn diese Sammlungen
ins Ausland wandern müßten. Deshalb habe das Kuratorium nochmals
beim Landesausschusse interveniert und erhielt die Verständigung,
daß der Landesausschuß den Ankauf der prähistorischen Sammlung des
Ingenieurs Cervinka in Kojetein befürworten werde. Vizepräsident
Hochschulprofessor Dr. Kamenitek beantragt, es sei anzustreben, daß
in diesen Ankauf auch die Sammlung des Realschuldirektors Maška
in Teltsch einbezogen werde. Dieser Antrag wird vom Kurator Dr.
Fischel und von Professor Dr. Jahn unterstützt und von der Ver-
sammlung einstimmig angenommen. Hierauf wird zur Tagesordnung
geschritten. Von der Verlesung des in Druck gelegten Tätigkeits-
berichtes wird Umgang genommen. Diesem Berichte ist zu ent-
nehmen, daß die Sammlungen des Museums und die Bücherschätze
der Bibliothek auch im abgelaufenen Jahre durch Ankäufe und Geschenke
eine namhafte und wertvolle Bereicherung erfuhren. Durch den vom
Landtage beschlossenen Ankauf der benachbarten Häusergruppe (Muse-
umsgasse Nr. 2 und Krautmarkt Nr. 8) wurde die dringende Frage
des Erweiterungsbaues ihrer Verwirklichung wesentlich näher gebracht.
Am Schlusse des Jahres zählte die Museumsgesellschaft 691 Mitglieder.
Der Tätigkeitsbericht und der Rechnungsabschluß für das Jahr 1906
wurden nach einigen Aufklärungen, die vom Landesarchivar Dr. Bret-
holz und von Dr. Ekstein erbeten und vom Sekretär Koristka erteilt
wurden, genehmigt und dem Kuratorium das Absolutorium erteilt.
Zum Schlusse beantragt der Landesarchivar Dr. Bretholz, es sei beim
Landesausschusse anzusuchen, daß für die künftigen Generalversamm-
lungen der Museumsgesellschaft der Sitzungssaal des Landeskulturrates
im neuen Amtsgebäude am Ratwitplatze zur Verfügung gestellt werde.
Diesem Antrage wurde einhellig zugestimmt. Nachdem noch über
Antrag des Hochschulprofessors Líčka dem Kuratorium und den Mu-
seumsbeamten für deren Mühe der Dank ausgesprochen worden war,
schloß der Vorsitzende die Versammlung.
8. Kuratoriumssitzung am 2. Oktober 1907.
Der Vorsitzende widmete zunáchst dem dahingeschiedenen Kurator-
stellvertreter, Chefredakteur und Schriftsteller J. Mer haut einenehrenden
Nachruf und beglůckwůnscht das Kuratoriumsmitelied Dr. Fr. Šujan
zu dessen Ernennung zum k. k. Realschuldirektor. Die weiteren Mit-
teilungen des Vorsitzenden, wonach das Unterrichtsministerium den
Kunstsammlungen des Franzensmuseums acht wertvolle Gemälde
unter Vorbehalt des staatlichen Eigentumsrechtes überwiesen und der
mährische Landesausschuß beschlossen habe, die überaus wertvolle
paläontologisch -prähistorische Sammlung des Direktors Maška dem
Landtage zum Ankaufe für das Landesmuseum zu empfehlen, wurden
mit dem Ausdrucke des Dankes zur Kenntnis genommen, ebenso der
Bericht des Kurators Landtagsabgeordneten Dr. Fischel über den An-
kauf einiger Gemälde und Radierungen sowie eines plastischen Werkes
bei der in Göding veranstalteten Ausstellung von Werken mährischer
Künstler. Kurator Direktor Dr. Sujan berichtet über einige vom
Landesausschusse und der Statthalterei zur Antragstellung überwiesene
Subventionsgesuche und werden die Anträge des Referenten einstimmig
angenommen. Kurator Hochschulprofessor Dr. Vandas erstattete
hierauf in seinem und im Namen des Kurators Professor Dr. Leneček
den Bericht über die eingelangten Kompetenzgesuche um Verleihung
der zweiten Kustosstelle und um den Posten eines Laboranten. Das
Kuratorium genehmigte einhellig die eingehend motivierten Vorschläge,
welche sonach dem Landesausschusse zur Annahme wärmstens em-
pfohlen werden. An Spenden für die Sammlungen wurden mit dem Aus-
drucke des Dankes entgegengenommen von den Herren: M. Beňa, Lehrer
in Wien, getrocknete Pflanzen, J. Dorazil, Jurist in Wall.-Meseritsch,
getrocknete Pflanzen und Konchylien, M. Freiin v. Ebner-Eschenbach
in Wien ein Manuskript, Dr. E. Frankl, Advokat in Wien ein Manuskript
und ein Bildnis des dahingeschiedenen mährischen Dichters David,
A. Franz, k.k. Baurat 1. P. in Brünn, Fundstücke vom Schlackenwalle
der alten Burg in Olmütz, Dr. A. Fillunger, Bergrat in Mähr.-Ostrau,
und Hochschulprofessor Dr. J. Jahn in Brünn, Mineralien, A. Markl,
k. u. k. Major a. D., Separatabdrůcke seiner numismatischen Publi-
kationen, F.Meindel, Privatier in Brünn, 40 Jahrgänge (von 1865—1905)
des Tagblattes ‚Neue Freie Presse“ und 129 Bände Musikalien mit
1235 Nummern, Hochschulprofessor A. Rzehak, Bodenproben, P.
Schreiber, Fachlehrer in Zwittau, getrocknete Pflanzen, Dr.F.Straňák
in Prag eine Kollektion präparierter Schwämme, J. Vykydal in Kobyli
10
ein gesticktes Frauentuch und 2 Krüge und die Schulleitung in Mohelno
archäologische Fundgegenstände. In derselben Sitzung wurde Herr
F.Meindel, Privatier in Briinn, zum Konservator erwáhlt undals ordent-
liche Mitglieder aufgenommen die Herren: R. Frieb, Professor, B. Halu-
sicky, Professor, K, Hlavinka, Professor, Dr. G. Knopfer, Professor,
F. Višinka, Professor, sämtlich in Brünn; ferner F. Bobek, Lehrer in
Gr.-Bistřitz, M. Jahn, Schriftsteller in Komarowitz, F. Mráz, Priva-
tier in Schimitz, und Stanisl. Neumann, Schriftsteller in Billowitz.
9. Kuratoriumssitzung am 6. November 1907.
Die Mitteilung des Vorsitzenden von der erfolgten Ernennung
des Dr. K. Absolon zum zweiten Kustos des Landesmuseums wurde zur
Kenntnis genommen. Kurator Realschuldirektor D. Šujan und korre-
spondierendes Mitglied Professor Dr. Dvorský erstatteten Gutachten
über einige Subventionsgesuche. Die Antráge der Berichterstatter
wurden genehmigt und ein Bericht des Landesbibliothekars kais. Rates
Dr. Schram betreffend die Aufstellung und Beniitzung der Landes-
bibliothek zur Kenntnis genommen. Der Leitung der Volksschule in
Kritschen wurde eine Sammlung von Mineralien für Unterrichtszwecke
bewilligt. Der Kustos Palliardi erklärte sich bereit, diese Sammlung
aus seinem Privatbesitze zusammenzustellen. Nach einem Berichte
des Museumskustos Palliardi wurde beschlossen, an den Landes-
ausschuß mit dem Ersuchen heranzutreten, derselbe möge einige
der im Landtagsgebäude verwahrten gegenwärtig nicht mehr be-
nutzten Gegenstände von historischem oder künstlerischem Werte
dem Landesmuseum überweisen. An Spenden für die Bibliothek
und die Museumssammlungen wurden mit dem Ausdrucke des wärmsten
Dankes entgegengenommen: Vom Oberstkämmereramte in Wien,
von Frau Emma Ellbogen, Schriftleiterin, Med. Dr. Friedrich Drož
in Saar, Frau Lisa Föhren, Schriftstellerin, Konservator Postrat Romuald
Formánek, Oberlehrer Hrazdil, korrespondierendes Mitglied Dr. Karl
Grobben, Universitätsprofessor in Wien, Bürgerschuldirektor Alois
Naske, Konservator Friedrich Meindel, Lyzealdirektor Alois Schwarz
in Máhr.-Ostrau, Professor und akademischer Maler Emil Pirchan,
Dr. Franz Straňák in Prag, Privatdozent Dr. Franz Struntz und der
Direktion der deutschen Landesoberrealschule in Brünn Druckschriften,
vom Hausbesitzer Hubert Andres, Mammutknochen, Matthias Beňa,
Lehrer i. P. in Wien, getrocknete Pflanzen, Konservator Obergeometer
August Burghauser Gesteine, Karl Lichtenecker, Herrschaftsver-
11
walter in Prödlitz, eine römische Münze und von Emil Moser, Profes-
sor i. P. in Graz, Photographien. In derselben Sitzung wurden als
ordentliche Mitglieder aufgenommen die Herren: Karl Elgart, Fach-
lehrer, Josef Taborsky, Adjunkt, und Fräulein Marie Hirsch, Pri-
vate, sämtlich in Brünn, ferner Franz Alexa, Lehrer in Schimitz, und
Dr. Heinrich Chylik, k. k. Finanzkonzeptspraktikant in Olmütz.
10. Kuratoriumssitzung am 4. Dezember 1907.
Der Vorsitzende berichtet über den geplanten Durchbruch des
Häuserblockes zwischen der Museumsgasse und dem Kapuzinerplatz,
mit welchem eine günstigere Zufahrt zum Museumsgebäude eröffnet
wird. Vizepräsident Gymnasialdriektor Dr. Kameníček weist auf die
bestehende Gefahr des Abverkaufes der wertvollen prähistorischen
Sammlung Cervinkasund beantragt, den Landesausschuß zu ersuchen,
derselbe möge den ehebaldigsten Ankauf dieser Sammlung vom Land-
tag erwirken. Der Antrag wurde angenommen, ebenso ein Antrag
des Landesbibliothekars kais. Rates Dr. Schram, die Lesestunden in
der Bibliothek im Hinblick auf die Kuratoriumssitzungen an jedem
Mittwoch nachmittag auf die Zeit von 3 bis 5 zu beschränken. Kurator
Dr. Fischel berichtet als Vorstand der Fachabteilung für bildende Kunst
über mehrere zum Kaufe angebotene Gemälde und werden die Anträge
desselben angenommen, ebenso werden die Berichte und Anträge der
Kuratoren Hochschulprofessor Dr. Vandas und Realschuldirektor
Sujan betreffs der Darleihung von Herbarpflanzen zu Studienzwecken,
beziehungsweise über Gesuche um Subventionen genehmigt. Für die
Sammlungen sind eingeflossen: vom Kurator Professor E. Bayer
die Ergebnisse seiner zoologischen Arbeiten, vom Kurator Professor
J. Matzura seine Publikation, ,, Führer durch die westlichen Beskiden“,
von J. Dostal, Lehrer in Rampersdorf, ornithologische Práparate, von
A. Hamřík, Oberlehrer in Kritschen, práhistorische Fundgegenstánde,
von A. Ličmann, Pfarrer in Poppowitz, durch Vermittlung des Kon-
servators À. Kratochvíl, álterekirchliche Ornate, von Fräulein J.Režny,
in Jičín, durch Vermittlung des Kurators Professor Bayer, 24 alte
Münzen. Den Spendern wurde der wármste Dank ausgesprochen. Als
ordentliche Mitglieder wurden aufgenommen die Herren: E. Heinrich,
Redakteur, W. Kallab, Handelsschulprofessor, J. Lisický, k.k. Gym-
nasialprofessor, sämtlich in Brünn, ferner H. Dušek, Lehrer in Hus-
sowitz, A. Mrštík, Schriftsteller, W. Mrštík, Schriftsteller, beide
in Diwak.
12
11. Außerordentliche Kuratoriumssitzung am 16. Dezember 1907.
Kurator Professor Soffe berichtet über eine Reihe von Subven-
tionsgesuchen, die der Landesausschuß der Museumsgesellschaft zur
Begutachtung mitgeteilt hatte, und wurden nach längerer eingehender
Debatte die Anträge des Berichterstatters genehmigt. Nach einem
Berichte des Vorsitzenden beschloß das Kuratorium einhellig, gegen
die anläßlich der Eröffnung einer Archäologenversammlung in Littau
im Juli l. J. an der Tätigkeit der máhrischen Museumsgesellschaft auf
dem Gebiete der prähistorischen Archäologie geübte Kritik energischen
Protest einzulegen, nachdem die beanständeten Verhältnisse in erster
Linie jenen Herren Konservatoren zur Last fallen, welche mit ihrem
Ehrenamte auch die Verpflichtung übernommen haben, für die In-
teressen des mährischen Landesmuseums nach Tunlichkeit einzutreten,
dieser Verpflichtung jedoch in keiner Weise nachgekommen sind. In
derselben Sitzung des Kuratoriums der Museumsgesellschaft wurde
Hochschulprofessor A. Rzehak zum Vorstande der geologisch- PA
tologischen Abteilung des Landesmuseums erwählt.
Die „Freimaurer-Bibliothek“ in der máhrischen
Landesbibliothek in Brůnn.
Von Moriz Grolig.
Die auf den folgenden Blättern beschriebene Sammlung frei-
maurerischer, rosenkreuzerischer und alchemistischer Schriften (267
Drucke und 3 Manuskripte), im Besitze der mährischen Landes-
bibliothek zu Brünn, sind an diese schon im Jahre 1857 mit der Bücher-
sammlung gelangt, welche Anton Endsmann, Ritter von Ronow
auf Křižanau, dem Franzens-, seit 1899 Landes-Museum, hinter-
lassen hatte. Der damalige Museumskustos M. Trapp nahm jedoch
diese Bücher nicht in den gedruckten Katalog dieses Institutes!) auf,
sondern hielt sie geheim und unter Verschluß. Erst der derzeitige
Landesbibliothekar, Herr Kaiserlicher Rat Dr. Wilhelm Schra m,
hat diese Spezialsammlung gesondert zur Aufstellung gebracht und dem
Verfasser in ganz besonders entgegenkommender Weise zur Benutzung
zugänglich gemacht, wofür auch an dieser Stelle der gebührende Dank
wiederholt sei.
Bei dem Fehlen irgendwelcher gleichzeitiger archivalischer
Quellen zur früheren Geschichte dieser Sammlung sind wir lediglich
auf die Indizien angewiesen, welche die Bücher in dieser Richtung
selbst zu bieten imstande sind. Zwei Stempelabdrücke auf ihren Titel-
blättern: ,,K. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung d. Acker-
baues, der Natur- u. Landeskunde‘ und ‚Anton Ritter von Ronow“
bezeichnen ihren jetzigen und vorigen Besitzer. Drei Antiguamajuskeln
„J. G. A.“ in Golddruck auf dem unteren Rande der Buchrücken ver-
weisen auf ihren früheren Eigentümer. Es dürfte kein Fehlgriff sein,
diesen mit dem k. k. Appellationspräsidenten Josef Grafen Auers-
!) Katalog der Bibliothek des Franzensmusums. Brünn, 1879 ff.
14
perg zu identifizieren, zumal da eines dieser Bücher!) auf der Rück-
seite des Titelblattes den Vermerk (Autograph ?) “Br. Mstr. Auersperg”
trägt. Auersperg?), geboren am 26. Februar 1767 zu Prag, war seit
1805 Oberstlandrichter und Landrechtspräsident in Böhmen, seit 1813
Oberstlandkämmerer in Mähren und Appellationspräsident in Mähren
und Schlesien und starb am 29. Mai 1829. Auersperg war bis zu deren
Aufhebung im Jahre 1794 Mitglied der Prager Loge ‚Wahrheit und
Einigkeit“ gewesen und hatte 1811 den Versuch gemacht, diese Loge
unter dem Namen ‚Vereinigte Freunde zur Wahrheit und Einigkeit‘
zu erneuern, die höchst geheim gehalten werden sollte. Bereits im Besitze
der Stiftungsurkunde des Großorientes von Baden, wurde die Absicht
Auerspergs aus erbrochenen Briefen bekannt und er selbst nach Brünn
versetzt?). Die umfangreiche Büchersammlung Auerspergs gelangte
nach seinem Tode zur Versteigerung und wurde dadurch zerstreut.“)
Gegen die Annahme, den vormaligen Besitz dieser Sammlung
einer der in Brünn am Ausgange des 18. Jahrhunderts bestandenen
Logen?) zuzuschreiben, spricht vor allem die tadellose innere Erhaltung
dieser Drucke. Mit wenigen Ausnahmen weisen diese Bände nicht nur
keinerlei Gebrauchs- und Lesespuren auf — manche Bogen sind über-
haupt noch nicht aufgeschnitten, bei anderen klebt noch der gelbe
Schnitt an einzelnen Stellen zusammen — auch die Einbände weisen
auf den Besitz eines wohlhabenden Privatsammlers hin. Fast alle
Bücher sind in etwas plumpe, doch für ihre Zeit prächtige hellblaue
Ganzmaroguinbánde gebunden, die rote Titelschildchen und Gold-
druck auf dem Rücken tragen, Erzeugnisse eines nicht sonderlich
kunstfertigen Provinzbuchbinders aus dem, Ende des 18. oder dem
Beginne des 19. Jahrhunderts. Sowohl die Gleichförmigkeit der Ein-
bände, welche in Sammelbänden auch Drucke verschiedenen Formates
vereinigen, als auch der Umstand, daß die oben erwähnte Eigentums-
bezeichnung J. G. A. nicht erst nachträglich auf den Bücherrücken
angebracht worden ist, kann als zureichender Beweis für die Annahme
!) Kunsturkunden (Nr. 136 dieses Kataloges).
2) d’Elvert: Gesch. d. k. k. mähr.-schles. Gesellsch. z. Bef. d. Ackerbaues,
d. Natur- und Landeskunde, Brünn, 1870, S. 127—28.
3) Handb. d. Frm. II, 181. — [Aigner] -Abafi, V. 101—15 erwähnt seinen
Namen nicht.
4) d’Elvert: Gesch. d. hist. Lit. v. Mähren, Brünn, 1850, S. 237, d’Elvert:
Nachträge dazu ‘in: Schriften d. hist.-stat. Sekt., Hft. VI, Brünn, 1854, S. 295.
5) Alle. Handbuch d. Freimaurerei, 3. Aufl. Bd. I: S. 137—138. —
[Aigner]-Abafi: Gesch. d. Freimaurerei in Österreich-Ungarn, V, 123.
angesehen werden, daß erst Auersperg diese bis dahin broschierten
Druckschriften einbinden ließ.
Anton Endsmann, seit 1820 Ritter von Ronow, erwarb diese
Kollektion - wahrscheinlich bei der Versteigerung der Bibliothek
Auerspergs im Jahre 1829 und überwies sie mit seiner übrigen Bücher-
sammlung, wie schon: oben berichtet wurde, im Jahre 1857 dem
Franzensmuseum.
Der in den großen Staatsbibliotheken vorhandene Bestand an
Büchern gleichen Inhaltes wie der vorliegenden relativ minder umfang-
reichen Sammlung sowie die einschlägige bibliographische Literatur
mag es auf den ersten Blick fraglich erscheinen lassen, ob es sich lohne,
einer solchen zunächst nur aus lokalen Ursachen Interesse erweckenden
Sammlung eine solche monographische Bearbeitung angedeihen zu
lassen. Zwei Tatsachen werden sie rechtfertigen: Zunächst wird ein
Vergleich des nachfolgenden Verzeichnisses mit den Beständen der
großen öffentlichen Bibliotheken von Wien und Prag zeigen, daß nur
ein Teil der hier aufgezählten Drucke in jenen vorhanden ist. Aber
auch über die relativ engen Kreise des rein lokalen Interesses hinaus
_ mag dieses Verzeichnis als bescheidener Beitrag zu dem großen biblio-
graphischen Unternehmen der in Ausarbeitung befindlichen Biblio-
graphie der deutschen freimaurerischen Schriften!) Beachtung finden.
Insbesondere in der Richtung, wo es sich um den Nachweis nicht oft
vorkommender Druckschriften in einer öffentlichen Bibliothek handelt
und der Bibliograph nicht auf Grund der Autopsie arbeiten kann,
sondern auf sekundäre Quellen angewiesen ist, unter denen in erster
Linie solche auf Grund der Originaldrucke hergestellte Bücherverzeich-
nisse in Betracht kommen.
„Da aber ein Bibliothekskatalog keine Bibliographie ist und gar
nicht sein kann“, wird nur in ganz vereinzelten Fällen ein solcher
auch zureichend viele bibliographische Daten zu bieten imstande sein.
Nur wo — wie an dieser Stelle — die Möglichkeit geboten ist, sich nicht
bloß auf Titelkopien zu beschränken, sondern der bibliographischen
Beschreibung jedes einzelnen Druckes noch weitere Notizen und Er-
läuterungen beizufügen, kann das einzelne Buch in Zusammenhang
mit der übrigen Literatur gebracht und dadurch mehr als eine Anein-
anderreihung von Namen und Büchertiteln geboten werden.
Die anonymen und pseudonymen Drucke sind zumeist an der
Hand der bekannten Werke von Bohatta und Holzmann gelöst, für
!) Zentralblatt f. Bibliothekswesen, XXIII, 1906, S. 508—9.
16
die alchemistische Literatur ist John Fergusons Bibliotheca chemica,
Glasgow, 1906, herangezogen worden. Einige neue Lósungen anonymer
Drucke sowie eine Reihe von Schriften, die in Goedeke, KloB und
Taute nicht angefiihrt sind, wird der kundige Leser unschwer heraus-
finden, so daB von einer besonderen Aufzáhlung dieser Stücke ab-
gesehen werden darf. Bei denjenigen Büchern, welchen die Titelblátter
fehlen, oder die sonstwie unvollständig sind, wurde deren Zugehôrig-
keit durch Vergleich mit vollständigen Exemplaren anderer Bibliotheken
festgestellt. Vereinzelte Angaben der Preise aus Antiquariatskatalogen
neueren Datums sollen auch über den materiellen Wert dieser Sammlung
orientieren.
I. Drucksehriften:
Abhandlung, Des hochw. Br. L. a Fas. über die allgem. Zusammen-
kunft der Freymaurer,
s. Beyerle, J. P. L. de
1. Abrahamson, Werner, Hans, Frederic:
Declamationen und Reden über Maurerpflichten und bey
Feyerlichkeiten. Nebst Maurer-Gedichten von Werner Hans
Friedrich Abrahamson. Theils verbesserte Auflage, theils bisher
ungedruckte Stücke.
Copenhagen, 1785, verlegts Christian Gottlob Proft.
8° (6 BI., 452 8.). (Sign. 25453. FB. 52 a, Adl. 3).
[Erste Aufl. ebd. 1776. — Anon.-Lex. I, 11216. — Handb.
d. Frm. I, 3. — Kloß: 941.]
Absichten, Große, des Ordens der Illuminaten,
s. Cosandey, 8. v.
2. Albertus Parvus Lucius:
Secrets merveilleux de la Magie naturelle et cabalistigue
du Petit Albert, traduits exactement sur l’original latin, in-
titulé Alberti Parvi Lucii Libellus de mirabilibus naturae
arcanis. Enrichi de figures mistérieuses, et de la manière de
les faire. Nouvelle edition corrigée et augmentée.
A Lion, MDCCXLIIT, Chez les Héritiers de Beringos Fratres,
à l’Enseigne d’Agrippa. s
129 (6 BII., 252 S., 10 Taf.) (Sign. 25505. FB. 104).
[Ferguson: I, 17. — J. Ferguson: Bibliographical Notes
17
on . . . Books of Secrets, Part IV.: Trans. Archaeol. Soc.
Glasgow, N.S$. 1888, vol I., p. 333. — Nisard: Histoire des livres
populaires, 1854, I, p. 209. — UB. Wien (Lion, 1729) I.
274547 Adl.).]
Albrecht, H. Ch. s. Radike, J. F. F.
3. [ Albrecht, Johann, Friedrich, Ernst:]
Gespráche Maurerey betreffend, Nebst einem Anhang von
Rosenkreuzern.
Leipzig, 1785 bei Paul Gotthelf en
8° (XII, 330 S.). (Sign. 25470. FB. 71).
[Kloß: 467. — Taute: 1436. — Handb. d. Frm. I, 15—16.
Anon.-Lex. II, 7327. (7319 zu streichen). ]
Alchymia denudata,
s. Neithold, J.
s. Klettenberg, J. H. v.
Alxinger, J. B.
s. Taschenbuch für Brüder Freymaurer.
4. Anderson, Jacob:
Des verbesserten Konstitutionenbuchs der alten ehrwürdigen
Brüderschaft der Freimaurer erster Theil: Geschichte des
Ordens auf Befehl der großen Loge aus ihren Urkunden, Tra-
ditionen und Logebüchern zum Gebrauch der Logen verfasset
von Jakob Anderson D. D. aus dem Englischen übersetzt.
Vierte vermehrte Auflage. Frankfurt am Main 1783 in der
Andräischen Buchhandlung.
89 (14 BII, 626 S., 8 Tfl.). (Sign. 25448. FB. 49).
[3. Aufl. 1762. Wien HB. 79 Aa 70. — Wien HB. 38. 106. B.
"Handb>'d: Erm. I, 35-35. —=:Kloß: 139. — Taute: 1003. —
1. Aufl. 1741. — 2. Aufl. 1743. — Vgl. Nr. 125 des vorl. Katal.]
5. [Andreae, Johann, Valentin, Pseud.:] Rosenkreutz, Christian:
Chymische Hochzeit: Christiani Rosenkreütz. Anno 1459.
Gedruckt zuerst zu Straßburg bei Lazari Zetzners seel. Erben
MDCXVI. und der äußersten Seltenheit wegen wieder auf-
geleget.
Regenspurk. MDCCLX XXI.
BET S). (Sign. 25506. FB. 105).
[Ferguson : II, 288. — Straßburg 1616. 8° (146 S.). Wien. U. B.
I. 271316. — Wieder hg. v. Nicolai. [Berlin.] 1781. — Engl. Úber-
setzung: The Hermetick Romance: Or the chymical wedding
Zeitschrift des máhr Landesmuseums. VIII, 1 2
18
trans. by E. Foxcroft. 1690. 16° (226 S.). Neudruck hg. v. Waite in
„Mysteries of the Rosy Cross“ 1881. — Kopp: Alchemie II,
15. — Hobbach: J. V. Andreae u. s. Zeitalter. Berlin, 1819.
— Guhrauer, G. E.: Krit. Bemerkungen ü. d. Verf. d. Fama
fraternitatis d. Ordens d. Rosenkreuzes in: Zs. f. d. hist. Theologie
1852. 298 ff. — Henke, E.: ADB. I 444. — Practica Leonis
Viridis, das ist: Der rechte und wahre Fußsteig zu dem königl.
chym. Hochzeit Saal F. C. R. Neben einem Anhang und ex-
plication zweyer Tage der Chymischen Hochzeit . . . durch
C. V. M. V. S. — o. 0. 1619. 8° (132 S.). Murr: Ü. d. wahren
Ursprung d. Rosenkreuzer und d. Freimaurerordens. 1803.
54. — Vol. KloB 2583. — Handb. d. Frm. I, 35.]
Anhang, Nôthiger, zu der jüngst erschienenen Schrift: Endliches
Schicksal des Freymaurer-Ordens,
s. Wiertz, J. J.
6. Anhang zu den Originalschriften des Illuminatenordens, welche
auf höchsten Churfürstlichen Befehl zum Druck befördert.
worden sind. [Hrsg. Zwack, Franz Xaver von?] Frankfurt
[a. Main] und Leipzig, 1787 [Herrmannische Buchhandlung].
89 (212 8.). (Sign. 52424. FB. 24 Adl. 2).
[Anon.-Lex.: I, 1819. — KloB: 3240 ( 39" S.) Vgl. Nr. 19
dieses Katal. |
Anleitung zur primitiven gabalistischen Wissenschaft,
SM € A DOS (BBA BB
Annulus Platonis,
s. Kirchweger, A. J.
Anthropophile, L’, ov le secret et les mistères de l’ordre de la.
félicité.,
s. Moet, J. P.
Anti-Saint-Nicaise,
s. Keßler von Sprengseysen, Ch., F.
[Verf. ist nicht Schubart von Kleefeld, J. Ch.]
Apologie der Illuminaten.,
s. Weishaupt, A.
Apologie des Ordens der Freimaurer,
s. Starck, J. A. Frh. v.
Archidemides oder des Anti-Saint-Nicaise zweyter Theil.
s. KeBler von Sprengseysen, Ch. F.
19
7. Archiv für Freimáurer und Rosenkreuzer. [Hrsg. Conrad, Friedrich
Uden]. Berlin, 1783—1785. A. Mylius.
89. Erster Theil: 1783 (2 BIL, 474 98.) —. Zweiter Theil: 1785
(XVI, 447 8.). (Sign. 25407. FB. 4).
[Ackermann, München, Katal. 561. Nr. 24. M. 3-50. — Kloß:
21. — Taute: 101. — Anon.-Lex: I, 2947. U-B. Wien: I, 239952.]
8. Archiv, Maurerisches.
Maur. Archiv. Herausgegeben von Br. I. [ ] Hfeinrich]
Bürmann f. die g. und v. St. Johannis O Karl zur Eintracht
am M. zu Mannheim und zum Besten unglücklicher Brüder.
Mannheim 5809 [1809]. [Als MS.] Gedr. bey Br. F. W. Cordon.
8°. I. Band. 1. Hälfte [m. n. e.] (2 Bll., 192 S., 3 Kupfer-,
1 Musikbeil.). (Sign. 25418. FB. 15).
[Kloß: 44, „sehr selten“. — Taute: 102. (‚selten‘). — Acker-
mann, München, Katal. 561, Nr. 28, 11 Mark.]
9. Archiv, Mytho-Hermetisches :
Mytho-Hermetisches Archiv. Ein periodisches Werk. Aus
dem Französischen des Herrn Clavier dü Plessis. Gotha 1780
bey Carl Wilhelm Ettinger.
80. Erster Band. [Erster Teil] (94 S., 1 BL). — Zweyter
Theil (1 BI, S. 99—160). (Sign. 25471. FB. 72 Adl. 2).
Mytho-Hermetisches Archiv. Kritiken, Untersuchungen, Er-
läuterungen, Bemerkungen, nebst andern Aufsätzen für und
wider das System der allgemeinen Arzney. Aus dem Französi-
schen des Herrn Clavier dü Plessis.
Gotha 1781 bey Carl Wilhelm Ettinger.
Erster Band.
8” (32. 9.). (Sign. 25471. FB. 72 Adl. 3).
10. Auch eine Beylage zur ersten Warnung über Freymaurer.
o. O. [München] 1785.
80 (32 8.). (Sign. 25464. FB. 65 Adl. 8
25500. FB. 99 Adl. 3).
[Kloß: 3215. — Hayn: Thes. libr. Pfister: S. 360, Nr. 3613.
Gehört zu der Schriftenfolge: Ueber Freymaurer. 1784, Nötige
Beilage zur Schrift: Ueber Freymaurer.]
11. Aufklärung über wichtige Gegenstände in der Freymaurerey,
besonders über die Entstehung derselben ohne alle Schwärmerey
eigentlich nur für Freymaurer, doch wird auch der, der Menschen-
kenntniß schätzt, viel Interessantes finden.
9%
20
[Braunschweig] 1787. Aus der Loge Puritas.
8°. (X, 235 8., 1 Titelkupf.). (Sign. 25473. FB. 74 Adl 5).
[Kloß: 501. — UB. Wien: I. 240965. — Eytelhuber, Wien,
1902. 4 K. — Titelaufl. 1801. Siehe Nr. 12 des vorl. Katal.)
12. Aufklärung über wichtige Gegenstände in der Freymaurerey . . .
Neue unveränderte Ausgabe.
[Braunschweig] 1801. Aus der Loge Puritas.
89. (X, 235 8., 1 Titelkupf.) (Sign. 25465. FB. 66).
[Titelauflage von Nr. 11 des vorl. Katal.)
. 13. B[ ] Johann George von:
Die entdeckten Trümmer der Bauherrn Loge von Johann
George von B.
Constantinopel [Berlin] 1790 [Schöne].
[Enthält mit besond. Titelblatt S. 95—116:
Andenken ihres würdigen Bruders des Herrn Doktor Johann
Ernst Stahls. Berlin den 22. Heumonats 1769].
BALISE BL S RAS (Sign. 25488. FB. 89).
[KloB : 1907. — Weller: I. 147. — Taute: 870. — Die 2. Aufl.
erschien 1794 [Berlin, Petit], e. 3. Aufl. 1806].
14. [Babo, Franz Marius Joseph, recte Josef Marius].
Ueber Freymaurer. Erste Warnung.
o. O. [Berlin] 1784.
BBS). (Sign. 25500. FB. 99 Adl. 2).
[KloB: 3212. (70 8”). — Anon.-Lex.: IV. 7398.
Wien UB. I 227714].
15. Balthasar.
Der heilige Balthasar ein Bruder Rosenkreutzer, oder geheime
Geschichte der Bemühungen der Brüder Rosenkreutzer der
protestantischen Religion den tollsten Mysticismus aufzu-
pfropfen.
0. O. [Gotha] 1795. [Ettinger.] (Sign. 25467. FB. 68).
89. (240 8.).
[Kloß: 2682.)
Bardou-Duhamel, Charles Louis,
s. Tschoudy, T. H. Bar. de.
16. Barruel [Auguste de. S. J.]
Abrégé des mémoires pour servir à l’histoire du Jacobinisme.
Par M. l’abbe Barruel.
21
A Londres 1799 Ph. Le Boussonier et Co. A Hambourg et
Brunswick P. F. Fauche et Cie.
89. (2 BIL, IV, XVI, 424 8., 1 TÉL) (Sign. 25412. FB. 9).
[Kloß: 3506 (daselbst auch andere Ausgaben). — Dussault,
J. J.: Notice sur la vie et les ouvrages d’A. de Barruel.
Paris 1828. — Findel: II, S. 11. — UB. Wien: I, 198865.
17. Barruel, [Auguste de, S. J.)].
Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Jakobinismus vom
Abbé Barruel. Nach der in London 1797 erschienenen französ.
Originalausgabe ins Teutsche übersetzt von einer Gesellschaft
verschiedener Gelehrten. [Riese, J. Jacob. J. Andre, De Luc
und: eh
Münster und Leipzig 1801, P. Waldeck.
89. [Theil 1 und 2. (Hannover 1800—1801 Pockwitz) fehlen].
Dritter Theil (IV, 409 S.), Vierter Theil (IV. 614 8.).
(Sign. 25404. FB. 1).
[Kloß: 3507. — Anon-Lex.: I. 11504. — UB. Wien: I, 198868..
de Backer-Sommervogel: I. 930—945.]
18. Basilius Valentinus Frater:
Fr. Basilii Valentini Ben. Ord. Letztes Testament, Darinnen
die geheime Bücher vom grossen Stein der uralten Weisen,
und anderen verborgenen Geheimnüssen der Natur auß dem
Original, so zu Erfurt im hohen Altar, unter einem marmor-
steinernen Täflein gefunden worden, nachgeschrieben: Und
nunmehr auf vielfältiges Begehren, denen Filiis doctrinae
zu gutem, neben angehengten XII. Schlüsseln, und in Kupfer
gebrachten Figuren ecc dessen Inhalt nach der Vorrede zu
sehen, zum vierdtenmahl ans Liecht gegeben, deme angehänget
ein Tractátlein von der Alchimie, worinnen von derselben
Ursprung, Fortgang und besten Scriptoribus gehandelt, auff
alle Einwürffe der Adversariorum geantwortet, und klar be-
wiesen wird, daß warhafftig durch die Alchimie der rechte
Lapis Philosophorum als eine Universal Medicin könne bereitet
werden, von Georg Philips Nenter.
Strasburg 1712 Verlegts Johann Reinhold Dulßecker.
89. (8 BIL, 251 S., S. a—r, 8. 252—264, 2 BIL, S. aa—tt,
265—271, 4 BII., 157 S., 3 BII., 64 8.).
(Sign. 25472. FB. 73 Adl.).
[Titelausgabe mehrerer 1711 mit besonderen Titelbll. erschie-
nener Einzelndrucke. — Ferguson: I, 77—82, II, 134.
Last will and testament . . . London. 1656, 1658, 1670. 80.
— Roth-Scholtz: Deutsches Theatrum Chemicum 1727, L., 665.
— (Mit Verz. der Schriften d. Basilius Valentinus). — Jöcher:
Allg. Gelehrten Lexikon 1751. IV 1406. — Ersch-Gruber:
Encyclopádie. 1819: II, 416. — 1822: VIII, 40. — Kopp:
Gesch. d. Chemie, I., 74. — Kopp: Beiträge z. Gesch. d. Chemie,
III, 110—129. — Hildebrand: Der Alchemist Basilius Valen-
tinus. Einladungsschrift des herzogl. Francisceums in Zerbst.
Zerbst, 1876. — Kopp: Alchemie, I, 29. — Wien, HB.: 70.
Ce. 240. — 70. Ce. 214: ,,1667“].
Beilage,
s. Auch eine Beilage.
Beitrag zur neuesten Geschichte des Freymaurerordens,
s. Knigge, A. F. F. L. Frh. v.
Beleuchtung, Nähere, der deutschen Union,
ss Dehulz, I. J. 16,
Bemerkungen, Gesammelte, u. Urteile ü. d. k. k. Verordnung
in Ansehung der Freymáurer,
s. Kratter, F.
19. Bemerkungen.
Bemerkungen über einige Originalschriften des Illuminaten-
ordens, welche bey dem gewesenen Regierungsrath [Franz
Xaver von] Zwack durch vorgenommene Hausvisitation zu
Landshut den 11. und 12. Oktob. ecc. 1786 sollen gefunden,
und auf höchsten Befehl Sr. Kurfůrstlichen Durchlaucht zum
Druck befôrdert worden seyn.
Frankfurt u. Leipzig. 1787 [ Brónner].
8910618) (Sign. 52424. FB. 24). ©
[Kloß: 3241.— Wien, UB.: I, 80046.]
Vgl. Nr. 6 dieses Katal.
Bemerkungen über Saint Nicaise und Anti-Saint-Nicaise,
s. Goué, A. 8. v.
Beweis, daß die Freymäurergesellschaft in allen Staaten . . . etwas
überflüßiges . . . sey,
s. Harenberg J. Ch.
20. Beweis:
Unumstößlicher Beweis, daß die Frei-Maurer Jakobiner
23
und Schuld an allem Unheil in der Welt sind. Nebst menschen-
freundlichen Vorschlägen. Gegen den Verfasser des Augustin
und Numa.
Cairo [Köthen.] 5797 [1797] gedruckt unter den Pyramiden.
[Aue’sche Buchhandlung].
8°. (34 8., 4 BIL.). (Sign. 25495. FB. 96 Adl. 4).
[Im selben Jahr erschien eine zweite Auflage, 42 S. — Kloß:
3499. — Taute: 1467.]
21. [Beyerlé, Jean, Pierre, Louis de:]
Des hochw. Br. a Fas. Präf. des Loth. T und Visit. des Pr. von
Aust. Abhandlung über die allgemeine Zusammenkunft der
Freymaurer, bey dem Gesundbrunnen in Wilhelmsbad, ohn-
weit Hanau. Ins Teutsche übersetzt [von Knigge, Ad. Frz.
Frdr. Ludw. Frh. v.), mit Anmerkungen und Erläuterungen,
von Ritter] v. S[chwan]. [d. i. Knigge, A. Frh. v.]
[Frankfurt a. M.] 1784. [Brônner.]
8°. (276 8.). (Sign. 25453. FB. 52 a Adl. 1).
[Anon.-Lex.: I, 347 a. — Vgl. Freimaurerregeln nach dem
Französischen d. Conventschlusses zu Wilhelmsbad. 1785. —
Handb. d. Frm. I, 106. — Kloß: 2318. — Taute: 808.]
22. [Beyerlé, Jean, Pierre, Louis de]:
Versuch über die Freymaurerei, oder von dem wesentlichen
Grundzwecke des Freymaurer-Ordens; von der Möglichkeit
einer Vereinigung seiner verschiedenen Systeme und Zweige;
von derjenigen Verfassung, welche diesen vereinigten Systemen
die zuträglichste seyn würde; und von den Maurerischen Ge-
setzen. Aus dem Französischen des Br. B... übersetzt durch
den Br. A. R. v. S. — [Adolf, Ritter von Schwan, d. i. Knigge,
Adf., Frz., Frdr., Ludw. Frh. v.] [Frankfurt] [Jena]. Im Jahr
des W. L. 5785 [1785] (gedr. bey Joh. Mich. Mauke. — verl.
v. Brönner).
89. (Bd. I (LIV., 248 8.). — Bd. II (408 8.).
| (Sign. 25435. FB. 36).
[Das Original führt den Titel: Essai sur la Franc-Maçonnerie,
ou du but essentiel et fondamental de la Franc-Maconnerie.
Latomopolis 1784. 2 vols. — Kloß: 171. — Taute: 994. —
Anon,-Lex.: IV, 9600. — Handb.: I, S. 106.]
[Beyerlé, J. P. L. de] s. Freimaurerregeln.
Beytrag, s. Beitrag.
24
23. [Birkholz, Adam Michael, Pseud.: Ketmia Vere]
Der Compaß der Weisen, von einem Mitverwandten der
innern Verfassung der áchten und rechten Freymáurerey be-
schrieben; herausgegeben mit Anmerkungen, einer Zueignungs-
schrift und Vorrede, in welcher die Geschichte dieses erlauchten
Ordens, vom Anfang seiner Stiftung an, deutlich und treulich
vorgetragen, und die Irrtümer einiger ausgearteter französische,
Freymäurer-Logen entdeckt werden, von Ketmia Vere. Zwoter
verbesserte, mit Zusätzen und Anmerkungen vermehrte Aus-
gabe, von Ada Mah Booz. [A. M. Birkholz]. Mit Kupfern.
[Culs de Lampe]. M. Churf. Sächs. Freyh. Berlin 1782 bey
Friedr. Maurer.
8. (8 Bll., 430 S., 1 Tfl.). (Sign. 25444. FB. 45).
[Defect: S. 113—128 fehlen. — Vorr. unterzeichnet: Ada
M. Birchwood. — Pseud.-Lex.: S. 292. — Wien, UB.: I, 271827.
Ackermann, München. Kat. 561, Nr. 77. 5M. — Kloß: 2645.
— Taute: 857 nennt als Verf. Baron Proek. Die erste Aufl.
erschien 1779.]
24. Blumauer, [Alois]: -
Freymaurergedichte von Blumauer. Zweyte vermehrte Auf-
lage.
Wien 1791. bey Rud. Gräffer u. Compagnie.
8, (180 S., 2 BII.). (Sign. 25491. FB. 92 Adl. 2).
[Aigner-Abaffi: IV, S. 299. — Goedecke: IV, S. 238, Nr. 14.
— Kloß: 491. — Taute: 2335. — Handb. d. Frm. I, 111. —
Wurzbach: Biogr. Lex. I, 436—44. — Die erste Aufl. erschien
Wien, 1786. 8°. (169 8., 1 Bl).]
[Blumauer, Alois:]
s. Journal f. Freymaurer.
25. [Bödecker, Johann Eubert:]
Freimaurer-Reden, gehalten von & Lapide cubico.
o. O. Fünftausend sieben hundert fünf und achtzig.
[Brünn. 1785.]
82.1287. 8.): (Sign. 25492. FB. 93).
[Kloß: 1087: „Brünn, 1789“. — Anon-Lex: II., 4096. —
Handb. d. Frm.: I, S. 115. ,,1789““. — Pseud.-Lex.: 158.]
26. [Bonneville, Nicolas:]
Die Jesuiten vertrieben aus der Freymäurerey und ihr Dolch
zerbrochen durch die Freymäurer. — [A. u. d. T.:] Die
25
Schottische Maurerey verglichen mit den drey Ordens-Gelübden
und das Geheimniß der Tempelherrn aus dem vierzehnten
Jahrhunderte. Aus dem Französischen, mit Anmerkungen
des Uebersetzters [Joh., Joach., Christof Bode] [Der Schotti-
schen Maurerey]. Erster Theil.
Einerleyheit der vier Gelübde bey der Gesellschaft des
heiligen Ignaz und der vier Grade in der Freymäurerey des
heiligen Johannes. Der Schottischen Maurerey Zweiter Theil.
Leipzig 1788 bey Georg Joach. Göschen.
80- I.: (XVI, 224 8.), II.: (236 S., 1 Titelkupf.)
(Sign. 25461. FB. 62 Adl. 1, 2).
[KloB: 1928. — Taute: 1304. — Anon.-Lex.: II, 10579. —
Das Original erschien mit dem Titel: Les Jesuites chassés
de la maconnerie. Orient des Londres (Paris) 1788.
Kloß: Gesch. d. Freimaurerei in Frankreich. I, 316. —
Handb. d. Frm. I. 118. —- Carayon 3798.]
Booz, Ada Mah, s. Birkholz, A. M.
27. Bosch, . ..
Die drei Grade der Freimaurerei des Frauenzimmers, mit
allen Gebräuchen und Ceremonien, und einem vollständigen
Katechismus vom Logenmeister Bosch.
Prag u. Wien 1783 in der von Schönfeldischen Buchhandlg.
8°. (3 BIL, 57 8.). (Sign. 25496. FB. 97 Adl. 2).
[Mit Antiqualettern gedruckt. — Im selben Jahre erschien
eine Ausgabe mit Frakturtypen: 80. (36 $.).— Aigner-Abafi:
V., 8. 94 — Kloß: 2117.
Das Buch ist eine Bearbeitung von: L’adoption ou la Macon-
nerie des femmes en trois grades. A la Haye. 1775.
80, (64 9.). — Kloß: 2115. — Vol. Nr. 175 d. vorl. Katal.]
Brandau,
s. Erben von Brandow, Matthias.
Briefe, die Freimaurerei betreffend,
s. Vogel, P. J. 8.
Briefe, Drey, über die neueste Maurer-Revolution in Wien,
s. Kratter, F.
Briefe eines Biedermannes an einen Biedermann,
s. Hoffmann, L. A.
Bůesmann BH.
s. Archiv, Maurerisches.
26
Catena, Aurea Homeri,
s. Kirchweger, A. J.
Chansons de la très venerable confrerie des Francs-Macons,
9: Ps GE:
28. Coelum:
Coelum philosophorum. Die auf alle Liebhaber der wahren
hermetischen Weißheit ihre Influenzen herabflößende, und
das Firmament des philosophischen Himmels bestrahlende
Planeten, oder: Eine auf wahre Praxin gegründete, und durch
die Experienz bestättigte, auch mit allen Handgriffen, und
vielen der Zeit verborgen gehaltenen Geheimnüßen begabte
Anleitung: Wie nicht allein in der so genannten Via Corporum,
sowohl im nassen als truckenen Wege, das Hermetische Kleinod,
sondern auch aus allen sieben Metallen, und verschiedenen
Mineralien, tingirende Elexiria, oder auch besonders rare, zur
Restaurirung der menschlichen Gesundheit, und Wegnehmung
vieler sonst gefährlichen, ja fast für incurabel gehaltenen
Kranckheiten dienende Medicamenta zu erlangen; aus be-
sonderer Liebe des Nechsten an den Tag gegeben von einem
grůndlicher spagirischer Wissenschafften Cultore.
Dresden und Leipzig 1739 in der Hübnerischen Buchhand-
- lung.
8°. (7 BIL, 143 8.). (Sign. 25462. FB. 63).
[Ferguson: I, S. 167—168. — Kopp: Alchemie, II, 361.
— Beytrag zur Geschichte der höheren Chemie, 1785: 666.
— Ladrague: Bibliothèque Ouvaroff, Sciences secrètes. 1870.
Nr. 1459. — Roquetaillade (o. Rupescissa): Joh. von: Coelum
philosophorum. Paris. 1543. — Ulsted, Philipp: Coelum philo-
sophorum. Straßburg. 1526. Paracelsus, Theoph. Coelum
philosophorum. 1651.]
29. Colleetio:
Collectio processus de Lapide Philosophorum praeparando,
aliisque secretis non vulgaribus. Oder von der Zubereitung
des Steins der Weißen, und anderen raren Kunststücken und
Geheimnißen. Nebst. einem curiösen Wein-Büchlein.
Jenae MDCCIV Apud Joh. Bielekium, Bibliop. Litteris
Krebsianis.
8, (274 8., 7 BI.) (Sign. 25462. FB. 63 Adl. 2).
[Ferguson: I., S. 170.]
27
30. Constitutions:
Constitutions, histoires, loix, charges, reglements et usages
de la tres venerable confrairie des acceptés Fränc-Macons.
Tirés de leurs temoinages authentigues et traditions fidelles
de plusieurs siècles, traduit de lAnglois par Jean Kuenen.
A la Haye. MDCCXLI. [C. van Zanten].
80. (112 8.). (Sign. 25478. FB. 79).
[Deutsche Ausgabe u. d. T.: Verordnungen, Gedichte, Gesetze,
Pflichten, Satzungen u. Gebräuche d. hochlôblichen Brüder-
schaft derer angenommenen Freymaurer. A. d. Engl. von
J. Kuenen. Frankfurt 1741, 1743, 1744. — Kloß: 134.]
31. Cornova, Ignaz:
Rede bey der Einweihungsfeyer des von unserer verklärten
Landesmutter [Maria Theresia] dem Waiseninstitute zum
heil. Johann dem Täufer geschenkten Hauses. In der neustädter
Hauptkirche zum H. Heinrich am 8. Heumonats [Juli 1781]
vorgetragen von Ignaz Cornova.
Prag 1781 bey Joh. Ferd. Edl. v. Schönfeld.
320, (27 8.). | (Sign. 25434. FB. 35 Adl. 15).
[Aigner-Abafi: V, S. 42, 111. — Handb. d. Frm. I, 162.
Goedeke (Neudruck d. 2. Aufl.) IV, S. 201, Nr. 21; 8, 13. —
Wurzbach: III, 8—10.]
32. [Cornova, Ignaz:]
Rede bey der Josephsfeyer, gehalten in der Loge zur Wahrheit
und Einigkeit. Im Orient von P*[rag.]
Gedruckt zu Prag 5784 [1784] bey [J. F.] Schönfeld.
161678) (Sign. 25434. FB. 35 Adl. 9).
[Kloß: 1056 und Aigner-Abafi: V, S. 110: „Jahresfeier“.]
33. [Cornova, Ignaz:]
Rede, als die [ | z. [Wahrheit u. Efinigkeit] das Andenken
ihres verklärten Br[uders| P.. z [Plenčiz, ] Dfepu-
tierten] P. [rovinzial-] G. [roß-] M. [eisters| v. [on] Böhmen
begieng.
Im Ofriente] v[on] P.[rag] 5785 [1785] d[urch] Br. S[chön-
fel]d.
2) (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 13.).
[Aigner-Abafi: V, S. 84, 109, 112. — Plenčiz starb am
26. April 1785.]
28
34. [Cosandey, Sulpitius von, Josef von Utzschneider, Veit Renner
und Georg Gruenberger :]
Große Absichten des Ordens der Illuminaten, dem patrioti-
schen Publikum vorgelegt von vier ehemaligen Mitgliedern.
München 1786 bey Joseph Lentner.
80. (4 Bil. 218, SAT BE: 596 MEL E)
(Sign. 25459. FB. 60).
[Anon.-Lex.: I, 562 — Kloß: 3229. — Taute: 871. — Hayn:
Thes. libr. Pfister: S. 44, Nr. 502.]
85. [Cosandey, Sulpitius von, Josef von Utzschneider, Veit Renner
und Georg Gruenberger :]
Nachtrag zu der Schrift: Grosse Absichten des Ordens der
Illuminaten . . .
München 1786 bey Joseph Leutner.
8°. Nro. I: (56 S.). — Nro. II: (92 S., 1 BL). — Nro. III:
(80 8.). (Sign. 25459. FB. 60 Adl. 1, 2, 3.)
[Hayn: Pfister: Nr. 502: „Nr. III: 1 Bl., 55 8.“.
Nr. III ist eine Entgegnung auf: „, Ses an Utzschneider“
Nr. 205 des vorl. Katal.
36. [Cronenberg, Gerhard von:]
Was sucht der wahre Freymäurer noch zu seiner Vollkommen-
heit? Oder der in ihren Logen verehrte Altar zu Athen. Apost.
Gesch. 17. Beschrieben von dem Bruder Phr. * „ * Germanien
[Frankfurt] 1782.
SP (Tb 5.) (Sign. 52434. FB. 35. Zweites Expl. 25436.
FB. 37 Adl. 5).
[Kloß: 2653. — Taute: 848. — Anon.-Lex.: IV, 8. 11821.}
D. AGIR BBE DE
s. Grotter, Franz.
37. Democritus Abderyta :
Democritus Abderyta Graecus de rebus sacris naturalibus
et mysticis. Cum notis Synesii et Pelagii. — Tumba Semira-
midis Hermeticae Sigillatae, quam si Sapiens aperuerit, non
Cyrus, ambitiosus; avarus, Regum ille thesauros, divitiarum
inexhaustos, quod sufficiat inveniet. H. V. D.
Norimbergae M.D.CC.XVII Apud Heraedes Joh. Dan.
Tauberi.
80. (63 8.). Sign. (25487. FB. 88 Adl. 5).
[Ferguson, I., S. 205. — Nachdruck der Übersetzung
29
Pizimenti's von Democritus: De arte sacra magna. Padua
1572. Neue Ausgabe: 1573, 1717. Die Übersetzung wurde
als Suppl. zu Mizaldus: Memorabilia, Coloniae, 1572, 1573,
1574 und in Kopp's Beitr. z. Gesch. d. Chemie, 1869, 137—143
„wieder abgedruckt. Der griechische Text ist nach dem MS
der Markusbibliothek zu Venedig gedruckt in Bertholots Aus-
gabe der griechischen Alchemisten. Paris 1888 (Collection
des anciens alchimistes grecs). — Kopp: Beitr.: 108 — 136.
— Kopp: Alchemie, I, 202, 219, II., 319. — Ferguson: in
Proceedings of the Philos. Society, Glasgow. ]
Expl. d. Ausgabe von 1573 in der UB Krakau und StaatsB.
München. — Über d. tumba Semiramidis s. Ferguson: II,
477. Kopp: Alchemie, II, 360, 371.]
38. Denunziation :
Denunziation einer neuen, Monarchien-stürmenden Frei-
maurerei in Frankreich; zur Warnung der Fürsten und Volker.
Mit Anmerkungen und Zusátzen des Herausgebers.
Regensburg u. Wetzlar [Augsburg] 1794 [Bollmann].
80. (4 BIL, 46 8.). (Sign. 25460. FB. 61).
[Kloß: 3456. — Taute: 1503.]
39. Descriptio :
Cabalae verior descriptio. Das ist, gründliche Beschreibung
und Erweisung aller natürlichen und übernatürlichen Dingen,
wie durch das verbum fiat alles erschaffen, und darnach
durch das centrum coeli et terrae, so sein über himmlisch
Liecht und unbegreifflich Fewer ist, generirt, nutrirt, regiert
und corrumpirt wird.
Hamburg 1680. In Verlegung Georg Wolff, Buchhändler
in}St. Johanns Kirchen.
89. (64 8.). (Sign. 25487. FB. 88 Adl. 3).
[Ferguson: I, 135. — Kopp: Alchemie, II, 230.]
40. Deurer, Georg Ferdinand:
Ode an den Kaiser bey Gelegenheit des Freymaurerschutzes.
Von Georg Ferdinand Deurer.
Wien 1786.
. 89, (3 BIL). (Sign. 25464. FB. 65 Adl. 4).
[Aigner-Abafi: IV, S. 315, 324.]
41. Digby, Kenelm, Sir: ;
Außerlesene, seltzame philosophische Geheimnüsse und chy-
90
mische Experimente, wie auch sonderbahre und zuvor nie
eröffnete Artzneyen, Menstrua und Alkaheste, sampt dem wahren
GeheimnüB das Sal Tartari flüchtig zu machen: welche alle
von dem wohlgeborenen Hern Kenelm Digby Rittern, und
weiland Cantzlern Ihr. Majest. der alten Königin von Engeland,
mit vieler Mühe und Fleiß zusammengelesen, und bißhero
nach seinem Tode verborgen gehalten, jetzo aber dem gemeinen
Besten zu Nutze ans TagesLiecht gebracht worden durch
Georg Hartman. Aus der Englischen in die Deutsche Sprache
zum ersten Mahl übersetzet von J. L. M. C. [Lange, Johann].
Mit Chur Sächsischer Freyheit, nicht nachzudrucken. |
Hamburg 1684. Auff Gottfried Schultzens Kosten.
8°. (4 BII., 269 8., 5 Bll.). (Sign. 25494. FB. 95).
[Ferguson: I, S. 365, 212—213. — Gmelin: Gesch. d. Chemie.
1796. I, 569. — Adelung: Forts. z. Jôchers Gelehrten-Lexico.
1787. II, 1813. Digby’s Secrets. London 1682. 89. — Anonn.-Lex.:
L 11782.]
Ditfurth, Franz Dietrich, Baron v.,
s. Starck, J. A. F. v. (Stein des Anstoßes).
42. Drebbel, Cornelius:
Cornelii Drebeli von Alkmar, des sehr berühmten Philosophi
und fürtrefflichen Adepti, gründliche Aufflösung von der Natur
und Eigenschaft der Elementen, und was die Ursache des
Donners und Blitzes, Hitze und Kälte, Windes, Regens, Hagels
und Schnees, so sich in der obern und untern Region erzeugen,
und worzu selbige Anlaß geben? Mit einem Anhang und klaren
Beweiß, die von so vielen gesuchte Quint-Essenz aus allen
dreyen Reichen zu haben, auch herrlichen Dedication vom
Primo Mobili, sambt andern raren physikalischen Fragen,
von einem Liebhaber der Hermetischen Kunst herausgegeben.
Frankfurt am Mäyn 1715 verlegts Margaretha Gertraud
Isingin.
BPO.) (Sign. 25468. FB. 69).
[Ferguson: I, S. 223—224. — Holländ. Orig. Ausgabe Rotter-
dam 1702. Lat. Úbers. v. Joach. Morsius: Hamburg 1621.
Französ. Übers. Paris 1673. — Deutsche Übers. Erfurt 1624. —
Borel: De vero Telescopii Inventore . . . Historia. 1655. 19,
22, 37, 56, 57. — Zedler: Universal-Lexikon. 1734. VII, 1412.
— Jöcher: Allg. Gelehrten-Lex. 1750. II, 212. — Ersch-Gruber:
ol
Enzyklop. 1836. XXVII, 357. — Biographie universelle 1852.
XI, 299. — Nouvelle Biographie générale. 1855. XIV, 745. —
Van der Aa: Biographisch Woordenboeck IV,'322. — Poggen-
dorff: Biogr. lit. Handwörterbuch. I, 602.]
Dschabir ibn Hajján s. Geber.
Du Plessis, Clavier,
s. Archiv, Mytho-hermetisches.
43. [Eeker und Eekhoffen, Hans Heinrich Freih. v.:]
Freymäurerische Versammlungsreden der Gold- und Rosen-
kreutzer des alten Systems. Mit zwölf eingedruckten Vignetten.
Amsterdam [Hof] 1779 [Vierling].
80. (XVI, 304 S.). (Sign. 25443. FB. 44).
[KloB: 2646. — Taute: 850. — Anon.-Lex.: IV., Nr. 9212.
— Th. Ackermann, München. Kat. 561. Nr. 368: M. 6-50.]
44. [Ecker und Eckhoffen, Hans Heinrich Freih. v.:]
Der Rosenkreuzer in seiner Blósse. Zum Nutzen der Staaten
hingestellt durch Zweifel wider die wahre Weisheit der so
genannten ächten Freymäurer oder goldnen Rosenkreutzer
des alten Systems von Magister Pianco, vieler Kreisen Bundes-
verwandten. — [2. Titel, Aufl.]
Amsterdam [Nürnberg] 1782 [Bauer].
89. (223 S., 1 Tfl.). (Sign. 25467. FB. 68 Adl.).
[Die erste Aufl. erschien 1781. — Anon.-Lex.: III, Nr. 12604.
— Kloß: 2651. — Taute: 851. — Wien UB.: I., 240 750. —
T. Ackermann. München. Kat. 561. Nr. 275. „1781“. 4 M. 50.
— Kopp: Alchemie, II, 221. Gegenschrift dazu: [Schleiß v.
Löwenfeld, B. J.]. Der im Lichte der Wahrheit strahlende
Rosenkreuzer. (s. dies.) Nr. 200 des vorl. Katal. — Handb.
d. Frm. I, 213—214.
Findel: Gesch. 4. A: 399.]
45. École, L’:
L’ecole de la volupte. Dans Visle de Calypso, Aux dépens
des Nymphes.
o. ©. MDCCXLVL.
129. (3 BIL, S. 9—75). (Sign. 25501. FB. 100 Adl. 2).
[d’Immecourt (4. Aufl.) II. Sp. 55—56. — Barbier: Ouvr.
anon. II, 15 d: ,, Cologne 1746. P. Marteau. — Par La Mettrie.“]
32
46. [Eggers, Christian Ulrich Detlef, Freih. von:]
Probierstein für ächte Freimaurer, ein Denkzettel für Rosen-
kreuzer, Jesuiten, Illuminaten und irrende Ritter.
o. O. [Copenhagen] 1786. [Bonnier].
8°. Erster Teil: (XXXVIIL, 514 S., 1 BL). — Zweiter Teil:
(XVI S., 1 BI, 342 8.). (Sign. 25486. FB. 87 [Teil 1].
— 25475. FB. 76 [Teil 2].
[Anon.-Lex.: III, 9865. — KloB: 2667.]
Ehrd von Naxagoras,
s. Klettenberg, J. H. v. und Neithold J.
47. Einleitung :
Einleitung zu einem Plane denen Grossen dieser Erde so wie
allen Ständen der Menschheit gewidmet.
o. O. [Frankfurt a. M.] 1787.
80. (88 S.). (Sign. 25490. FB. 91 Adl. 1).
[KloB: 3700.]
48. Einsiedler :
Der Einsiedler in Helsa. Mit allerh. gn. Kayserl. Privilegio.
Tübingen 1787 bey Joh. Friedr. Balz u. Wilh. Heinr. Schramm.
BY (181-8) (Sig. 25449. FB. 50).
[,,Berlin 1786““. Wien UB.: I, 95752.]
49. Entdeckungen: |
Ganz neue Entdeckungen von der Freymäurerey und deren
Geheimnisse. Nebst denen Theses metaphysic. oder Salomoni-
sche Physik. Herausgegeben im Jahr 1782.
Stockholm in Schweden [Leipzig] (1782) [Böhme].
8°. (134 8.). (Sign. 25495. FB. 96 Adl. 2)
[KloB: 1917. — Taute: 1311. — Kloß: Gesch. d. Frm. in
Frankreich. I, 85. — Arch. f. Frmr. u. Rosenkr. I. T. 451.
— Frmrbibl. 3. St., S. 174. — Frmztg. 1859, S. 173.]
50. Ephemeriden:
Ephemeriden der gesammten Freimaurerei in Deutschland.
Auf das Logenjahr 5785. [Hrsg. v. Conr. Frdr. Uden].
[Altona] (1785) J. D. A. Eckhardt.
8°. (2 BIL, XII, 174 S., 1 BL.). (Sign. 25502. FB. 101).
Auf das Logenjahr 5786.
Altona (1786) gedr. u. verl. v. J. D. A. Eckhardt.
89, (2° BI X6.) (Sign. 25502. FB. 101 Adl.).
[KloB: 23. — Taute: 144. — Allo. Lit. Ztg. 1786, Nr. 40, S. 313.]
51. Erben von Brandow, Mattháus:
Matthäi Erbinäi von Brandau, XII Grund-Säulen der
Natur und Kunst, worauf die Verwandelung der Metallen,
gebauet. benebst V. vornehmer Artisten wahrhafften Processen,
worunter einer des Th. Paracelsi, welcher noch niemahlen in
Druck gesehen worden, übersendet an Se. Hochfürstl. Durch-
lauchtigk. Hn. Johann Christian, Hertzogen in Schlesien zur
Liegnitz und Brieg, ecc., ecc., ece., aus des hochseel. Herrn
Autoris, ob zwar etwas unleserlichen Manuscripto nebst einer
kurtzen Beschreibung Johannis Pontani Secreten philosophi-
schen Feuers auf Begehren unterschiedener vornehmen Leute
zum Druck befördert von einem grossen Liebhaber des Theo-
phrasti Paracelsi.
o. O. [Leipzig] M.DC.LXXXIX.
80. (49 8.). (Sign. 25487. FB. 88).
[Ferguson: I., 242. — Wien: Techn. 1665. I.]
Der Verfassername heißt: Matthias von Brandau, Matth.
Erbe, Erben, Erbin v. Brandau, Matth. Erbinaeus von Brandau,
von Lobkowitz. — Keren Happuch . . . od. Teutsches Fegfeuer
der Scheidekunst. 1702. 126. — Die edelgeborene Jungfer
Alchymia 1730. 38, 76—77, 82, 189. — Lenglet Dufresnoy:
Historie de la philosophie hérmétique. 1742. III, 128. —
Fictuld: Probier-Stein: 1753. II, 44. — Beytrag z. Gesch.
d. höh. Chemie. 1785. 539. — Gmelin: Gesch. d. Chemie. 1798.
II, 28. — Fuchs: Repertor. d. chem. Litteratur 1806—08.
201. — Schmieder: Gesch. d. Chemie. 1832. 289, 365. —
Ladrague: Bibliothèque Ouvaroff. 1870. Nr. 1191, 92. — Sudhof:
| Bibliographia Paracelsica: 463, 628, 702. —]
52. Erklärung :
Erklärung der drei Prager Freimäurerlogen an das Publikum,
über eine Stelle in der Wiener Zeitschrift des Herrn Professors
[Leopold, Alois] Hofmann.
[Prag] 1792. Mit Genehmigung der k. Hofzensur. Gedr. mit
Hladikischen Schriften.
80:16 8.) (Sign. 25460. FB. 61 Adl. 5).
[Kloß: 3450. — Findel: IT., S. 109. — Freimaurer Zeitg.:
1857, Nr. 51. — Handb. d. Frm. I, .460.]
Erklárung, Apodiktische, über das Buch: Irrthum und Wahrheit,
s. Saint-Martin, L. C. Marg. de.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VIIT, 1. 9
Erklárung, Endliche und Antwort, Philo's,
s. Knigge, A. F. F. L. Frh. v.
53. Ermahnungen :
Brüderliche Ermahnungen eines Freimaurers in einem
Schreiben an Br. 8.
Gedruckt in B ... 1786.
8. (4 BIL, S. 9—20). (Sig. 25464. FB. 65 Adl. 3).
[Vgl. Kloß: 486.]
Erstlinge eines einjährigen Schülers maurerischer Weisheit,
s. Gürnth, G. 8.
Essai sur la secte des Illumines,
s. Laroche, J. P. L. de.
54. Etwas:
Etwas über ächte Freymaurerey und Freymaurer. Eine
Beylage zu den vielen Beylagen zur ersten Warnung über Frey-
maurer. Nach dem Bedürfnisse der Zeit.
0:0. 1785.
8°. (63 8.). (Sign. 25464. FB. 65 Adl. 9).
(Sign. 25500. FB. 99 Adl. 4).
[Kloß: 3216.]
Etwas über den HirtenBrief an die wahren und ächten Frey-
máurer,
s. Schneider, J. A.
55. Etwas:
Etwas zum vernünftigen Nachdenken für die Freymáurer.
Deutschland 1785 gedr. m. máurerischen Schriften.
8°. (92 S., 1 Titelkupf.) (Sig. 25441. FB. 42 Adl. 2).
[Kloß: 449.]
56. [Faber, Johann, Heinrich:]
Der ächte Illuminat oder die wahren unverbesserten Rituale
der Illuminaten.
Edessa [Frankfurt a. M.] 1788 [Hermann].
8. (212 8.). (Sign. 25989. FB. 16).
[Unvollstándig. Es fehlen: Titelblatt und Vorwort, S. 3—6.
Anon.-Lex.: II, 10635. — KloB: 3258.]
s. Beyerlé, J. P. L. de Fas., B. L. a,
57. F{ischer von Ehrenbach, Wilhelm :]
Rede bey der St. Johannisfeyer in der | | der wahren ver-
39
einigten Freunde im Orient von B-n [Brünn]. Gehalten den
llten des 7ten von Br. L. [Druckfehler für W.] F.
[Prag] 5785 [1785] [F. Schönfeld].
16°. (16 8.). (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 10).
[Aigner-Abafı: |V, S. 135. — Der Freimaurer: II. 1877, S. 30].
Fortsetzung der Briefe über die neueste Maurer-Revolution in
Wien,
.. Fortsetzung, Zweite, der Briefe ü. d. neueste Maurer-Revolution
‘58.
59.
60.
in Wien,
Fortsetzung, Dritte, úber die neueste Maurer-Revolution in Wien,
s. Kratter, F.
Frag: Was ist die Freymaurerey ?
s. Grotter, F.
Fragmente. Für und wider die Freimaurerei,
s. Uden, C. F.
Freymaurerautodafé in Wien,
. 8. Kratter, F.
Freymaurerbegebenheiten in Prag vom Jahr 1786. Ein Akten-
stůck für Logenarchive. Erstes Heft [m. n. e.?].
o. O. 1787.
80. (46 8.). (Sign. 25160. FB. 61 Adl. 3).
[Aigner-Abafi: V., 101.]
Freymaurer, Der verklárte:
Der verklárte Freymaurer. Eine Schrift, worinn ihre hiero-
glyphischen Zeichen, Worte, Werke, wie sie sollen verstanden,
und so weit es thunlich ist, ausgedeutet werden.
Gedruckt im Jahre 1791,
[Wien] 1791 [Pazowski]. | |
8. (8 BIL, 100 S., 1 Titelkupf.). (Sig. 25410. FB. 7). *
[Kloß: 526.] |
Freymäurer, Die:
Die Freymäurer nach ihren verschiedenen Absichten im
hellen Lichte dargestellt.
Wien 1793. In Comm. bey Joh. Georg Edl. von Mößle.
8°. (150 8.). (Sign. 52423. FB. 23).
[Kloß: 537 nennt als Verleger: [Jacob] „Kaiserer, 159 8.°]
Freimaurerei, Die angenommene,
s. Rabe, C. L. F.
3*
36
61. Freimáurerei, Die:
Die Freimäurerei, der Weg zur Hölle. Eine Predigt, worinn
deutlich aus Schrift und Vernunft gezeiget wird, daß alle, die
zu diesem Orden gehören, in einem Stande der Verdammniß sind.
o. O. [Braunschweig] 1768 [Meyer].
80. (52 8.). (Sign. 25490. FB. 91 Adl. 3).
[2. Auflage. 1770. — Kloß: 363. — Taute: 1552. — Frmrbibl.
3. St. S. 156. — Übersetzung von Masonry the way to hell...
London 1768.]
62. Freymäurerlieder, Vierzig :
Vierzig Freymäurerlieder. In Musik gesetzt von Herrn Kapell-
meister [Johann Gottlieb] Naumann zu Dresden. Zum Gebrauch
der deutschen und franzôsischen Tafellogen. [Hrsg.:' Hymmen,
Joh. Wilh. Bernh. v.].
Berlin 1782, Ch. F. Himburg.
80. (X., 144 8.). (Sign. 25413. FB. 10 Adl.).
[ADB : XXIII S. 306—14. — XIII S. 490. — Taute:
2278. — Eitner: VII, 157. — Kloß: 1556. — 2. Auflage: 1784.
80, (2 BII. 146 S.). — L. Rosenthal, München. Kat. 121, Nr. 1087.
8 M. — Frmrbibl. 2. St. 179. — Frankfurter, gel. Anz. 1785,
Nr. 7, 8. 54]
63. Freymaurer-Lieder :
| Freymaurer-Lieder, zam Gebrauche für die Mitglieder der
gerechten und gesetzmäßigen Loge Charlotte zu den drey
Sternen [zu Kaufbeuern].
[Kempten]. Gedruckt im Jahre 5786 [1786].
16°. 2 .BII., 60 8). (Sign. 25413. FB. 10 Adl.).*
[Kloß: 1580. — Taute: 2270.]
Freimaurer-Reden, gehalten von a Lapide cubico,
s. Bödecker, E.
Freimaurer-Reden, Zwey,
BEE
Freimäurerreden, s. Hippel, T. G. v.
64. Freimaurerregeln :
Freimaurerregeln nach dem Französischen des Convent-
schlusses zu Wilhelmsbad. Den Brüdern gewidmet von B. * „ *
[Jean Pierre, Louis de Beyerlé].
[Übers.: Heinr. Ant. Cornill].
[Wien ?] 5785 [1785].
37
80. (48 8.). (Sign. 35436. FB. 37 Adl. 3).
[Kloß: 439.]
[Anon.-Lex.: II, 4102.]
S. Beyerlé, J. P. L. de.
65. Freymaurertraum :
Besonderer Freymaurertraum eines Profanen, mit einer
doppelten Erklärung und Erfüllung. Den unbekannten Philo-
sophen zugeeignet.
Cap de bon Esperance [Breslau] 1789. [Korn].
8°. (48 8.). (Sign. 25460. FB. 61 Adl. 4).
[Kloß: 519.]
66. G[ ...] IL... | [Tismar ?]:
Zwey Maurerreden in der Magdeburgischen Loge Ferdinand
zur Glückseligkeit gehalten von Bruder J. G.
Magdeburg 1785 im Scheidhauerischen Verlage.
8. (51 S.). (Sign. 25450. FB. 51 Adl. 2).
[KloB: 1068. — 2. Aufl. 1786. 60 S.]
BIS re M JW
Anleitung zur primitiven gabalistischen Wissenschaft, und
der symbolischen Zahlenkenntniß für alle Sprachen anwendbar.
Den Söhnen des Lichts gewidmet von J. J. J. W. G.
Gedruckt zu Helipolis in Egypten.
[Berlin oder Leipzig? ca. 1785—87.]
89. (232 8., 1 Titelkupf.). (Sign. 25428. FB. 28).
[Weller, Druckorte: I, 183.]
68. Geber (Dschabir ibn Hajján).:
Gebri summa perfectio. Das ist, deß königlichen, weit-
berühmbten, arabischen Philosophi Geber Büchlin, von der
gebenedeyten, und aller höchsten Volkommenheit, der all-
gemainen Artzeney: so wol für die metallischen, als auch mensch-
liche Córper, in ihr höchstes Wesen, und vollkommenen Grad
zubringen. Von Geber erstlich arabisch beschriben, von anderen
nachmahlen in griechische und lateinische spraach vbersetzet:
nun aber durch einen Liebhaber der Kunst, auch teutsch
gemacht.
Straßburg Im Jahr 1625. In Verlegung Lazari Zetzners 8.
Erben.
8°. (12 BII., 288 8.). (Sign. 25504. FB. 103).
[Ferguson: I., S“ 299—3074.
98
69.
70.
71.
72.
73.
Kopp: Beiträge z. Geschichte d. Chemie. Drittes Stück 1875.
S. 13-54. — Hirsch: Biogr. Lex. d. hervor. Ärzte. 1885.
II, 512. — Wüstenfeld: Gesch. d. arabischen Ärzte, Nr. 25.
Göttingen 1840].
Gedanken: z
Gedanken über die Verfolgung der Illuminaten in Bayern.
o. O. [Frankfurt a. M.] 1786. [EGlinger].
8°. (VI, 58 8.). (Sign. 52433. FB. 33 Adl. 4).
[Kloß: 3222. — Taute: 874. — Alle. Lit. Ztg. 1786, Nr. 81,
S. 29.]
Gedanken:
Unvorgreiffliche Gedanken, von alchymischen Schrifften.
o. O. Im Jahr 1708.
8, (32 8.). (Sign. 25487. FB. 88 Adl. 1).
[Ferguson: II, S. 484. — Fr. Basilii Valentini . . . Chymische
Schriften ecc. ed. Petraeus. 1769. I. Neue Vorrede, sig. f, I,
verso. ]
Geheimnis:
Das Geheimnis aller Geheimniße ex Macroscosmo et Micro-
cosmo, oder der güldene Begriff der geheimsten Geheimniße
der Rosen- und Gülden-Kreutzer mit ihren drey Steinen der
Wunder.
Leipzig 1788 bey Adam Friedr. Böhmen.
8, (104 8.). (Sign. 35436. FB. 37 Adl. 6).
[Kloß: 2674. — Taute: 854.]
Geheimniß, Das, der Bosheit des Stifters des Illuminatismus,
s. Stattler, B.
Geheimnisse, Allerneueste der Freymäurer,
SIREN
Gesänge :
Gesänge für Brüder Maurer.
Görlitz 1794, Hermsdorf und Anton.
16): (Sign. 25413. FB. 10 Adl.).
[Kloß: 1568. — Taute: 2279. — Die erste Aufl. erschien
ebd. 1784.]
Gesänge:
Gesänge für Freimaurer. [Vignette: Diogenes m. d. Lampe. ]
Philadelphia‘ [Leipzig] 5792 [1792].
80. (XII, 131 8.). (Sign. 25413. FB. 10].
99
[Kloß: 1604].
Geschichte der Brüder des grünen Bundes,
s. Uzer, J. Ch.
74. Geschichte:
Geschichte der Unbekannten.
o. O. [Berlin] 1780. [Stáhlbaum].
80. (158 8.). (Sign. 25481. FB. 82 Adl.).
[Kloß: 413. — Vgl. Nr. 78 des vorl. Katal.].
Geschichte, Authentische des Bruders Gordians,
s. Melchinger J, W.
Geschichte, Geheime, eines Rosenkreuzers,
s. Radike, J. F.
Geschichte, Lamberg's,
s. Unzer, J. Ch.
Geschichte, Vollständige, der Verfolgung der Illuminaten in
Bayern,
s. Weishaupt, A.
Gespräche, Maurerey betreffend,
s. Albrecht, J. F. E.
75. Glaser, Christophle:
Traite de la Chimie, enseignant par une breve et facile
methode toutes ses plus necessaires preparations. Par feu
Christophle Glaser, Apotiquaire ordinaire du Roy. Novvelle
edition.
A Lyon M. DC. LXXVI. Chez Jean Thioly.
16°. (5 BII., 439 S., 4 Bll.) [m. Titelbl. in Kupferstich].
(Sign. 25505. FB. 104 Adl.).
[Ferguson: I, S. 319—321. — Kopp: Alchemie, II., 37, 384.
Gayot de Pitaval: Causes célèbres et intéressants 1737.
I, 267—326. — Jöcher: Alle. Gelehrten-Lex. II, 1016. —
Voltaire: Le Siècle de Louis XIV. Berlin 1751. II, 59. —
Marquise de Sévigné: Recueil des lettres 1754. IV, 44-198
— Gmelin: Gesch. d. Chemie. 1798.. II, 227. — Biographie
universelle XVI, 615. — Nouvelle Biographie générale. XX,
794. — Ravaisson: Archives de la Bastille. 1870. IV., 237, 244,
250; 1874. VII, 44. — Funck-Brentano: Le drame des Poisons.
Paris 1899.],
Glaubensbekenntnis eines áchten Freymäurers,
SHOT.
40
Gnoti seauton, Der siebenjährigen Isis, und Mäurerinnen.
s. Schuhmacher, B. G.
76. [Göhrung, Josef Friedrich :]
Die Pflichten der G[old] und R[osen] C[reuzer] alten Sistems
in Juniorats-Versammlungen abgehandelt von Chrysophiron
nebst einigen beigefügten Reden anderer Brüder.
o. ©. [Berlin] 1782.
80. (XL, 232 8.). (Sign. 52423. FB. 23 Adl. 3).
[Der Verf. ist nicht Wöllner, Joh. Christoph von: Anonn.-Lex.:
III, 8716. — Pseud.-Lex. S. 51. — Kloß: 2655. — Vgl. Taute:
865. ]
Goldmacher, Der neue,
8. : Gaby.
77. [Gosnell, S pe]
Jachin and Boaz; or, an authentic key to the door of Free-
Masonry, both ancient and moder: ... By a gentlemen belong-
ing to the Jerusalem Lodge. A new edition.
London 1800. Printed for E. Newbery.
8°. (VI, 74 8., 1 Titelkupf.). (Sign. 25415. FB. 12).
[KloB: 1887. — The advertisement is signed R. 8. —
Handb. d. Freim. I. S. 32b — 33 a.]
Gott, der Mensch und die Natur,
s. Meier, Ch. D. v.
78. [Gotter, Friedrich, Wilhelm :]
Versuch über die N. N. oder über die Unbekannten. Aus
dem Französischen.
Berlin 1780 bey Christian Ludewig Stahlbaum.
8°. (136 8.). (Sign. 25481. FB. 82).
[Kloß: 412. — Taute: 1595. — Anon.-Lex.: IV, Nr. 9622. —
Th. Ackermann, München. Kat. 561, Nr. 370. 3 M. — Arch.
f. Frmr. und Roskr. 2. T. 386. — Frmr. Bibl. 2. St. 8. 137,
139. Vgl. Nr. 74 des vorl. Katal.]
79. Gottesverehrungen :
Gottesverehrungen der Neufranken; oder Ritualbuch der
Theophilantropen, einer unlängst zu Paris entstandenen reli-
giôsen Gesellschaft. Aus dem Französischen [von Andreä,
Dietrich Wilh.] Nach der zweyten Auflage.
Leipzig 1798—1799 im Verlage der Dykischen Buchhandlung.
8°, [I. Heft] 1798 (160 S.) — Zweytes Heft 1798 (208 S.).
41
— Drittes Heft nebst einem Anhange neuer Aufsätze: 1799
(339 S.) (Sign. 52431. FB. 31).
[A. Mathiez: Contributions à l’histoire religieuse de la Révo-
lution frangaise, Paris 1907.]
80. [Goué, August Friedrich (Siegfried) von:]
Ueber das Ganze der Maurerey. Aus den Briefen der Herren
von Fürstenstein und von Stralenberg, die sie auf ihren Reisen
durch Deutschland, eines Theils Frankreichs, der Schweiz und
Hungarns gewechselt, gezogen. Zum Ersatz, aller bisher von
Maurern und Profanen herausgegebenen unnützen Schriften.
Leipzig 1782. In der Weygandschen Buchhandlung.
8°. (282 S., 1 Bl. [Das Titelkupfer von Chodowiecki fehlt]).
(Sign. 25499. FB. 98).
[Schüddekopf: Bibliographisches über Goué: Vierteljahrschr.
f. Lit.-Gesch. Weimar. VI, S. 145—152. — Anon.-Lex.: IV,
Nr. 6252. — Kloß: 3953 — Schüddekopf: Nr. 20. — Zweyte
verb. Aufl., ebd. 1787 (292 S.). — Handb. d. Frm. I, 378. Schüdde-
kopf: Nr. 21. — Vgl. Nr. 81 dieses Katal. — Die dritte Aufl.
dieses Werkes erschien u. d. T.: Notuma nicht Ex-Jesuit.|
81. [Goué, August Friedrich (Siegfried) von:]
Notuma nicht Ex-Jesuit über das Ganze der Maurerey.
Einzige ächte umgearbeitete Ausgabe.
Leipzig 1788—1789 bey Friedr. Gotth. Jacobäer.
89, [Erster Theil] 1788. (2 Bll., XL, 264 S.). Zweyter Theil.
1788. (1 Bl., XII, 194 8.). — Dritter und letzter Theil. 1789.
(1:Bl., XXIV, 264 8., 2 Bll. Noten.)
(Sign. 25499. FB. 98, Adl. 1, 2).
[Schüddekopf. Nr. 23. — Kloß: 3954. — Taute: 2649. —
Anon.-Lex.: III. 7131. — Erschien zuerst 1782 u. d. T.: „„Ů. d.
Ganze der Frmrei; 1787 in 2. Aufl. (Frankfurt. Gel. Anz, 1788.
Nr. 53, S. 422. — Asträa XIX. 1857: S. 333. — Vgl. Nr. 80
dieses Katal.]
82. [Goué, August Friedrich (Siegfried) von:]
Bemerkungen über Saint-Nicaise und Anti-Saint-Nicaise.
Nebst einem Anhang einiger Freymaurer-Reden, die hierauf
Bezug haben. Von dem Verfasser des Ganzen über die Maurerey,
der zugleich die Apologie dieses Buchs ankündiget.
Leipzig 1788 bey Friedr. Gotth. Jacobäer.
8% (X, 1648, L Til): (Sign. 25499. FB. 98 Adl. 3).
42
[Schüddekopf: Nr. 22. — Anon.-Lex.: I, Nr. 5222. — Kloß:
2331. — Goedecke IV. 302—3.]
83. Größe, Wahre:
Friedrichs des Einzigen wahre Größe in der Menschheit.
Einer, dem Andenken des verewigten Monarchen geweiheten,
Freymäurerischen Trauer-Versammlung vorgehalten von einem
S. O. M. den 21. Sept. 1786.
Breslau, 1786 gedr. m. GraBischen Schriften.
8°. (14 8.). (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 14).
[Fehlt bei Baumgart. — Vgl. Taute: 2051. — Kloß: 854.]
84. [Grolmann, Ludwig Adolf Christian von:]
Endliches Schicksal des Freymaurer-Ordens in einer Schluß-
rede gesprochen von B*,, * vormals Redner der Loge zu * „ *
am Tage ihrer Auflösung.
Regensburg [Gießen] 1794. [Krieger].
80, (48 8.). (Sign. 35436. FB. 37).
[Anon.-Lex.: IV, 984. — Kloß: 3470. — Taute: 878. — Hand-
buch d. Frm. I, 386.
Die vorl. Gießener Ausgabe hat auf der letzten Seite 34 Zeilen
die in Frankfurt a. M. bei Hermann erschienene 22 Zeilen. ]
85. [ Grossinger, Franz, Matthäus:]
Grundgesetze des Rosen-Instituts.
Halle a. d. Saale 1786. Auf Kosten des Rosen-Instituts und
in Comm. beim Univ. Buchdrucker J. C. Hendel.
80, (96 S.). (Sign. 25501. FB. 100 Adl. 6).
[Kloß: 2125. — Georg Schuster: Die geheimen Gesellschaften.
Leipzig 1906, S. 262—263.
Kopp: Alchemie, II, S. 143. — Wadzeck, F.: Leben und
Schicksale des berüchtigten Fr. R. v. Grossing. Frankfurt und
Leipzig 1789. — Handb. d. Frm. I, 389—90.]
86. [Grotter, Franz:]
Frag: Was ist die Freymaurerey. Zur aufrichtigen Warnung
junger, und unerfahrner Personen sich von dieser Sect zu
hüten. Beschrieben von Ad. R. P. Fr. G. C. D. — Cum permissu
Superiorum.
0. O, [Augsburg] 1784.
80, (94 8.). (Sign. 25460. FB. 61 Adl. 1).
[Anon.-Lex.: II, 3698. — Kloß: 463. — Wien: UB: L
182807 Adl.]
43
Grünberger, Georg,
s. Cosandey, 8. v.
Grundgesetze des Rosen-Instituts,
s. Grossinger, F. M.
87. Grundregeln:
Allgemeine Grundregeln der Freymaurer. Nebst einer Rede
über den Zweck der Maurerey.
Preßburg 1784, gedr. m. Weberischen Schriften.
Sr (43 "B.): (Sign. 35436. FB. 37 Adl. 9).
[Kloß: 2308. — Taute: 816. — Neuer Abdruck. 1785. 43 8.]
88. [Guernth, Georg Samuel:]
Erstlinge eines einjährigen Schülers maurerischer Weisheit
und Tugend. Von einem evangelischen Prediger.
o. ©. [Berlin] 1785. [ Rottmann].
8070" 8.): (Sign. 25450. FB. 51 Adl. 1).
[Kloß: 1070. — Anon.-Lex.: II, 1876.]
89. [Guillemain de Gaminville = Guillemain de Saint-Vietor Louis:]
Vollständige Sammlung der ganzen Adon-Hiramitischen
Maurerey enthaltend die Katechismus der ersten vier Grade,
die Art der Oefnung und Schließung der Logen, den Unter-
richt bey den Tafellogen, die allgemeinen und besonderen
Gesundheiten, wie auch die Pflichten der ersten Logen-
Officianten. Mit einer Menge noch ungedruckter symbolischer
Fragen und Antworten, der Erklärung der Sinnbilder, und
vielen nüzlichen und wichtigen Anmerkungen vermehrt durch
einen Ritter aller maurerischen Orden. Nebst einem Anhang
über die Adoptions-Maurerey.
Leipzig 1786. In Comm. bey Ad. Friedr. Böhmen.
80. (264 8.). (Sign. 25490. FB. 91 Adl. 4).
[Anon.-Lex.: IV, 608. — Kloß: 1920. — Handb. d. Frm. I.
397. — Vgl. Kloß: 1919.)
90. [Gut (Beaumont), Madame :]
Der neue Goldmacher oder das wahre Geheimnis der Frey-
mäurer eine moralische und lehrreiche Geschichte.
Berlin 1770 bey Christian Ulr. Ringmacher.
80. (198 8.). (Sign. 52430. FB. 30).
[Kloß: 3949. — Anon.-Lex.: II, 7722: „1778“. — Prag UB.:
9. G. 280. — Th. Ackermann, München, Katal. 561, Nr. 153.
2 M. 80. — Kopp: Alchemie: IT., S. 247. — Ist ein Abdruck
44
aus: Abendzeitvertreib in verschiedenen Erzáhlungen. I. Teil.
Leipzig 1750. Teil 1.]
91. H[ HAT v.:
Magia divina oder grůnd- und deutlicher Unterricht, von
denen fürnehmsten caballistischen Kunst-Stücken derer alten
Israeliten, Welt-Weisen, und ersten, auch noch einigen heutigen
wahren Christen, vorstellende, wie selbe von jenen zubereitet
und gebraucht werden, und anjetzo noch von einigen, allein
sehr wenigen Menschen in der Stille und Furcht des HErrn
verfertiget und gebrauchet werden, zum Druck befördert, und
mit Figuren gezieret, der Welt mitgetheilet, von L. v. H., der
geheimen gottlichen Weißheit Liebhabern.
8°. (3 BIL, S. 7—79). (Sign. 25487. FB. 88 Adl. 4).
[Der untere Rand des Titelblattes ist weggeschnitten. ]
‚Handlungen der freien und angenommenen Maurer-Brüder der
großen Landes-Loge der Freimaurer zu Berlin,
s. Wöllner, J. Ch. v., s. Tschoudy, T. H., Bar. de.
92. [Harenberg, Johann, Christoph:]
Beweis, daß die Freymäurergesellschaft in allen Staaten
sowohl etwas überflüßiges, als auch ohne Einschränkung etwas
gefährliches, schädliches und verbietungswürdiges sey. Zur
Vertheidigung des Edicts, welches der Rath in Danzig dagegen
1763. 3. Oct. publiciert hat, wider die Schrift eines Frey-
máurers.
Danzig und Leipzig [Braunschweig] 1764. [Schröder].
8. (70 8.). (Sign. 25464. FB. 65).
[Anon.-Lex.: I, 6460. — KloB: 2912. — ADB.: X, S. 598—99
— Handb. d. Frm. I, 174 — 2. Aufl. 1779.
Hartmann, Georg,
s. Digby, K.
93. [Haugwitz, Christian Heinrich Curt Graf von: ?]
Hirten-Brief an die wahren und ächten Freymäurer alten
Systems.
[Leipzig] 5785 [1785]. [Böhme].
80. (VI, 248 S.). (Sign. 25454. FB. 34).
Anon.-Lex.: II, 9565. — Kloß: 2663. — ADB.: XI, S. 57—69.
— Vgl. Schneider, J. A.: Etwas ü. d. Hirtenbrief . . . ..
(Nr. 203 des vorl. Katal.) — Th. Ackermann, Miinchen. Katal.
561, Nr. 174: 3 M. 50. — Kopp: Alchemie. II, S. 141, Note.
45
— V. Eytelhuber, Wien, 1902: 5 M. — Handb. d. Frm. I, 430.
— 2. Aufl. 1785: VI, 2; 224 S. — 3. Aufl. 1791.]
94. Helvetius [Claude, Adrien:]
‘ De Vesprit par M. Helvétius.
Londres MDCCLX XXIV.
89. (Tome premier: (336 S.) — Tome second: (LXXII,
544 8.). (Sign. (25489. FB. 90).
[Handb. d. Frm. I., 434. — KloB: Gesch. d. Frm. in Frankr.
I, 251, 259, 262.]
95. Helvetius [Claude, Adrien:]
De l’homme, de ses facultés intellectuelles et de son education.
Ouvrage posthume de M. Helvétius.
Londres M D CC LXXX VI.
89. I.: (XLIIL 550 S.). — II.: (491 8.).
(Sign. 25455. FB. 56).
96. [Hermann, Josef Gottlieb:]
Der Mystagog oder vom Ursprung und Entstehung aller
Mysterien und Hieroglyphen der Alten, welche auf die Frey-
maurerey Bezug haben aus den ältesten Quellen hergeleitet
und aufgesucht von einem ächten Freymaurer.
Osnabrück und Hamm 1789 bey Phil. Hrch. Perrenon.
89. (4 BIL, 319 S.). (Sign. 52419. FB. 19).
[Kloß: 3836. — Anon.-Lex.: III. 5675].
97. Hermogenes:
Des aufrichtigen Hermogenis Apocalypsis spagyrica et philo-
sophica oder wahrhaffter und untrüglicher Weg zu der höchsten
Medicin, sowohl auf menschliche als metallische Cörper zu
gelangen; wobey die gantze Operation in der tabırla Hermetis
et Salomonis entworffen, wie auch die vielen schädlichen Irr-
und Abwege der Sophisten, ungeschickter Laboranten und
Goldkocher sattsam gezeiget und entdecket worden.
Leipzig 1739. In Joh. Sam. Heinsii Buchladen.
89. (224 8.). (Sign. 25462. FB. 63 Adl 1).
[Ferguson: I, S. 399—400. — Kopp: Alchemie. II, S. 352,
386, 391. — Semler: Unparth. Sammlungen zur Historie der
Rosenkreuzer 1787. IL, 167; 1788. III, 38, 71, 85, 125, 164,
177, 188; 1788. IV, 62, 169, 180. — Gmelin: Gesch. d.Chemie.
1798. II, 315. — Ladrague: Bibliotheque Ouvaroff. 1870. Nr.
1367, 1368.]
46
98.
99.
100.
101.
102.
103.
[Hippel, Theodor Gottlieb von:]
Freymáurerreden.
Königsberg 1768 bey Joh. Jac. Kanter.
80. (164 S.). (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 3).
[KloB: 885. — Taute: 1874. — Anonn.-Lex.: II, 4095. —
ADB. XII, S. 463—66. — Handb. d. Frm. I. 455.]
Hirten-Brief an die wahren und ächten Freymáurer,
s. Haugwitz, Ch. H. C., Graf v.
Histoire :
Histoire de l’abolition de l’ordre des Templiers.
A Paris M.DCC.LXXIX. Chez Belin, libraire
80, (XXIV, 283 S., 1 Bl) (Sign. 25442. FB. 43).
[KloB: 2228. — Úbers. u. d. T.: Gesch. d. Abschaffg. d.
Tempelherren-Ordens. Altona 1780; 1792.]
Hochmuth:
Hochmuth kommt vor dem Fall, oder: Moses Mendelsohn
und Pylades (Der Ordensname eines verstorbenen Illuminaten).
Ein Gespräch im Reiche der Todten über das Illuminaten-
System, Freymäurereü und geheime Gesellschaften.
München [Frankfurt a. M.] 1787. [EBlinger].
89, (2 Bll., S. 5—116.) (Sig. 25458. FB. 59 Adl. 2).
[Kloß: 3254: „auch mit dem Jahre 1788.
[Hoffmann, Leopold Alois:]
Briefe eines Biedermannes an einen Biedermann über die
Freymäurer in Wien.
München [Wien] 1786.
80, (XLIIIL S.). (Sign. 35436. FB. 37 Adl. 7).
[Aïgner-Abafi: IV, S. 326, 331. — Bretschneider: Josefinische
Curiosa: S. 97—98. — Kloß: 470. — Anon.-Lex.: I, 7630. —
Handb. d. Frm. I. 460.]
[Hoffmann, Leopold. Alois:]
Kaiser Josephs Reformation der Freymaurer. Eine Denk-
schrift fürs achtzehnte Jahrhundert. Von * * * *,
: Deutschland [Wien] 1786 [Wucherer].
80. [Erste Lieferung:] (4 BII., S. 9—53). — Zweite Lieferung:
(2.BIL, S. 5—39). (Sign. 25464. FB. 65 Adl. 1, 2).
[Anon.-Lex.: 11183. — Kloß: 473.]
[Hoffmann, Leopold, Alois:] ie
: Die zwo Schwestern P... [Paris] und W... . [Wien] oder
47
neu entdecktes Freymaurer- und Revolutionssystem. Ganz
Deutschland besonders aber Oesterreich aus Originalfreymaurer-
schriften vorgelegt.
[Augsburg] 1796 [Rieger].
8°. (4 BIL, 332 S.). (Sign. 35429. FB. 29).
[Anon.-Lex.: III, 8050. — Kloß: 22; 3491. — Hayn: Pfister:
3755. — Stiller: 821. — Köthener Taschenb. 1798, S. 314—27.]
104. [Hoffmann, Leopold, Alois:]
Achtzehn Paragraphen über Katholizismus, Protestantismus,
Jesuitismus, geheime Orden und moderne Aufklärung in
Deutschland. Eine Denkschrift an deutsche Regenten und
das deutsche Publikum.
In Deutschland [Wien] 1787.
8. (116 S., 4 BIL.). (Sign. 25500. FB. 99 Adl. 1).
[Aigner-Abafi: V, S.: 331. — Kloß: 3392. — Anon.-Lex.:
III, 8293.
105. [Holbach, Paul Henri Thierry, Baron de, Pseud.: Mirabaud:]
Systeme de fa nature, ou des loix du monde physique et
du monde moral. Par M. Mirabaud. Nouvelle edition.
A Londres 179.
8%. Premiere Partie: (VIII, 304 S.). — Seconde Partie (374 S.,
EBI) (Sign. Bd. I: 25414. FB 11. — Ba. II: 25405.
FB. 2).
106. [ Horn, 1
Glaubensbekenntniß eines ächten Freymäurers über den
wahren Endzweck des Ordens. Zueignungsschrift an seine
Ordensbrůder.
Nürnberg 1792 in der Bauer- und Mannischen Buchhandlung.
2731). (Sign. 25453. FB. 52a Adl. 7 und
25496. FB. 97 Adl. 1).
[Anon.-Lex.: II, 7538. — KloB: 533].
[Hymmen, J. W. B. v.],
s. Freymaurerlieder, Vierzig.
DENON: Er,
s. Klettenberg, J. H. v.
Jachin and Boaz,
s. Gosnell S.
Illuminat, Der áchte,
s. Faber, J. H.
48
107. Illuminatus:
Illuminatus dirigens, oder Schottischer Ritter, Ein Pendant
zu der nicht unwichtigen Schrift: Die neuesten Arbeiten des
Spartacus und Philo in den Illuminaten-Orden, jetzt zum
erstenmal gedruckt, und zur Beherzigung bei gegenwärtigen
Zeitläuften herausgegeben.
o. ©. [München] 1794. [Strobl].
89. (XVI S., S. 17—77). [Beil. D. fehlt].
(Sign. 52424. FB. 24 Adl. 3).
[Kloß: 3271].
108. Inguisitionsgeschichte :
Inguisitionsgeschichte der Freymáurer zu Neapel. Aus dem
Italiänischen übersetzt [von Werthes] und mit den Dokumenten
versehen.
Leipziger Ostermesse [Bern] 1792.
89. (186 S., 2 Kupfer). (Sign. 25485. FB. 86).
[Kloß: 3180. — Titelaufl. der Ausgabe von 1779.)
109. Johnson, William:
Lexicon chymicum. Cum obscuriorum verborum, et rerum
Hermeticarum, tum phrasium Paracelsicarum, in scriptis
ejus: et aliorum chymicorum, passim occurrentium, planam
explicationem continens. Per Gulielmum Johnsonum chy-
micum.
Londoni 1652. Excudebat G. D. impensis Gulielmi Nealand.
8°. (8 BIL., 250 8.). (Sign. 25506. FB. 105 Adl. 2).
[Ferguson: I, S. 439. — Mercklin: Lindenius renovatus.
1686. 379. — Manget: Bibliotheca scriptorum medicorum.
1731. IM, XXVI. — Jac. Leupolds Prodromus bibliothecae
metallicae. 1732. 77. — Kestner: Medicin. Gelehrten-Lexikon.
1740. 431. — Lenglet Dufrosnoy: Histoire de la Philosophie
Hermétigue 1742. III, 62, 190. — Jôcher: Allg. Gelehrten-
Lexikon 1750. II, 1952. — Gmelin: Gesch. d. Chemie. 1797.
I, 622.] |
110. Journal:
Journal für Freymaurer. Als Manuskript gedruckt für Brüder
und Meister des Ordens. Hrsg. v. d. Brüdern der | | zur wahren
Eintracht im Orient von Wien. [Red. Blumauer, Alois.]
Wien 5784—5786 [1784—1786]. Gedr. bey Ch. F. Wappler.
8. — I. Jhg., 1—4. Vierteljahr. 1784 — II. Jhg. [1.—2.
49
Vierteljahr fehlt] 3. und 4. Vierteljahr. 1785. — III. Jhg.,
1.—4. Vierteljahr. 1786. (Sign. 25417. FB. 14).
[Kloß: 22 ,,Vollst. Exemplare selten“. — Taute: 181. —
[Aigner]-Abafi: IV, S. 293—297 verzeichnet die Mitarbeiter
und ihre Beiträge. — Wien. HB. 172. H. 59. —
Auf dem Titelblatt der Stempel der Loge z. w. E. u. die Nr.
d. Expls.: Nr. 514 und 410.]
Irrtümer und Wahrheit,
s. Saint-Martin, L. C. Marquis de.
Ist Cagliostro Chef der Illuminaten ?
s. La Roche du Maine, marquis de Lucher, J. P. L.
111. Ist:
Ist der Freymauererorden, politisch betrachtet, rechtmäßig,
und darf ihn eine Obrigkeit dulden ?
Leipzig 1794. Bei Benkert u. Bänisch.
99 (28,8). (Sign. (25453. FB. 52 a Adl. 6).
[Taute: 1575. — Kloß: 3462. ,,Hôfer“.]
112. Kellner, David:
Via regia naturae simplicissimae simplicissima ducens per
simplicissimum laborem ad utilissimam metallorum meliorati-
onem, quam, qui ambulabit, in simplicitate inveniet modum
ac motum simplicissimum ad simplicissimam veritatem utilis-
simae metallorum meliorationis. Das ist: Der einfältige, doch
königliche Weg der einfältigen Natur, welcher durch einfältige
Arbeit zu der nůtzlichsten Verbesserung der Metallen fůhret;
wer diesen Weg in hôchster Einfalt wandelt, der wird finden
die einfáltigste Arth und Weise, wie auch die einfáltigste Wahr-
heit, Metallen mit Nutz zu verbessern, gezeiget durch einen
der Hermetischen Philosophie Ergebenen, dessen Tauff- und
Geschlechts-Nahmen die ersten Buchstaben seines Symboli
anzeigen Jesus est redemptor, aus dessen hinterlassenen
Schriften hervor gesucht, und auf Ersuchen curióser Leute
zum Druck befödert, [so!] von Dr. David Kellern.
Nordhausen 1704 Verlegts Carl Christian Neuenhahn.
8°. (109 8.). (Sign. 25487. FB. 88 Adl. 2).
[Ferguson: I, S. 455—457. — Keren Happuch . . . . od.
Teutsches Fegfeuer der Scheidekunst. 1702. 126. — Manget:
Bibliotheca seriptorum medicorum 1731. IL/L XLVIIL —
Jac. Leupolds Prodromus Bibliothecae metallicae. 1732. 78. —
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VIII, 1. 4
50
Lenglet Dufresnoy: Historie de la philosophie Hermétigue
1742. III, 194. — Jöcher: Alle. Gelehrten-Lexikon. 1750. II,
2059.; Rothermund’s Fortsetzg. 1810. III, 187. — Matthiae
Conspectus historiae medicorum chronol. 1761. 878. — Haller:
Bibliotheca chirurgica 1774. I, 490. — Eloy: Dictionnaire
historigue de fa médecine. 1778. II, 634. — Haller: Bibliotheca
medicinae practicae 1779. III, 253., 279, 358, 502. — Beytrag
z. Gesch. d. höheren Chemie. 1785. 539, 558. — Mineralog.,
chem. u. alchymistische Briefe (Kellner's) . . . an den Bergrath
J. F. Henkel. 1794. II, 134. — Gmelin: Gesch. d. Chemie.
1798. II, 320. 342; 1799. II, 9, 55. — Fuchs: Repertor. d. chem.
Litt. 1806—08. 216, 246. — Biographie médicale. Paris 1820
bis 25. V, 411. — Schmieder: Gesch. d. Alchemie. 1832. 513. —
Ladrague: Bibliothèque Ouvaroff. 1870: Nr. 1362. — Hirsch:
Biogr. Lexikon d. hervorr. Aerzte. 1886. III, 451. — Kopp:
Alchemie. II, 358, 384.]
113. KeBler, Thomas:
Vierhundert außerlesene Chymische Proceß vnd Stücklein,
theils zur jnnerlichen theils zur Wund- vnd eusserlichen Artzney
dienstlich, biß anhero in geheim verhalten: Anjetzo aber mit
vielen guten vnd geschwinden Handgrieffen verbessert: Zu
Nutzen der Hermetischen Medicin Liebhabern an Tag gegeben
durch M. Thomam Keßlern. Zum vierdtenmal aufgelest, vnd
mit allem Fleiß wieder vbersehen vnd vermehret.
Nürnberg Anno M. DC.XXXXTI. In Verlegung Wofffg. Endters.
89. (6 BIl- [1. u. 2. Hundert] 188 S., 5 Bll.). — [Der dritte
Theil m. d. bes. Titelblatt.] Das dritte Hundert außerlesener,
schöner vnd fürbindiger spagyrischer Proceß, theils zu der
Artzney microcosmi, theils zur Versetzung der mindern Metallen
in die Edlere dienend, den Liebhabern spagyrischer Künsten,
zu Gefallen in Truck verfertiget vnd publicieret, durch
Thomas KeBlern.
Nürnberg MDCXXXXI 8° (6 BII., 160 S., 2 Bll.). — [Der
dritte Theil m. d. bes. Titelblatt.] Das viertde Hundert schöner
außerlesener chymischer Proceß, theils zu innerlichen, theils
äusserlichen Artzney hochnützlich, darunter fast der halbe
Theil auff Verbesserung der Metall gerichtet, also zusammen
colligirt vnd getragen durch M. Thomam Keßlern. Nürmberg
MDCXLI. In Verlegung Wolg. Endters.
51
8°. (2 BII., 96 S., 2 BI). (Sign. 25497, FB. 98 a).
[Ferguson: I, S. 459—460. — Kopp: Alchemie. II, S. 328.
— Jócher: Allg. Gelehrten-Lex. II, 2073: Rotermund’s Forts.
III, 272. — Fictuld: Probierstein 1753. II, 84. — Gmelin:
Gesch. d. Chemie. 1797. I, 521, 568. — Fuchs: Repertor. d.
chem. Litterat. 228. — Schmieder: Gesch. d. Alchemie: 378.
— 3. Aufl. Straßburg 1632. Wien: Techn. 440. I]
114. [KeBler von Sprengseysen, Christian, Friedrich :]
Anti-Saint-Nicaise. Ein Turnier im XVIIL Jahrhundert
gehalten von zwey T * H * [Tempelherrn], als etwas für Frey-
mauerer und die es nicht sind.
Leipzig 1786 bey Friedr. Gotth. Jacobäer.
8°. (2 BI, IV, 202 S., 3 BIL). (Sign. 25483. FB. 84a).
[ Verf. ist nicht Schubart von Kleefeld, Joh. Chn. — Anon.-
Lex.: I, 2433. — Trommsdorf: Zs. f. Bücherfr. X, 1906/07. Mai
1906. Beibl. S. 8, 2433. — Kloß: 2326—2328. — Taute:
818—820. — Hayn-Pfister: 3661. — UB. Wien: I, 183227. —
T. Ackermann, München. Katal. 561. Nr. 306. 2 M. — Handb.
d. Frm. I, 535.]
115. [Keßler von Sprengseysen, Christian Friedrich :]
Archidemides oder des Anti-Saint-Nicaise zweyter Theil. Mit
der Silhuette des Verfassers. [Titelvignette, Richter del.
Grünler sc.]
Leipzig 1786 bey Frdr. Gotth. Jacobäer.
80. (10 BI, S. XXI—XCII 235 8.).
(Sion. 25483. FB. 84 b).
[Kloß: 2327. — Taute: 819. — Anon.-Lex.: I, 2922: ,,Archi-
medes““, ebenso bei Hayn-Pfister: 3661.]
116. [Keßler von Sprengseysen, Christian Friedrich:]
Scala algebraica oeconomica oder des Anti-Saint-Nicaise dritter
und letzter Theil.
Leipzig 1787 bey Frdr. Gotth. Jacobäer.
82. (182-9 5 ML), (Sign. 25483. FB. 840).
[Anon.-Lex.: IV, 760. — Kloß: 2328. — Taute: 820. — Hayn:
Pfister, 3661: „64, 182 S., 4 Tfl.“]
117. KeBler von Sprengseysen, [Christian] F[riedrich :]
Abgenöthigte Fortsetzung des Anti-St.-Nicaise als eine
Beleuchtung des von dem Herrn Oberhofprediger, Consistorial-
rath und Definitor D. Stark herausgegebenen Krypto-Katholi-
4*
92
cismus in so fern er die strikte Observanz, ihre verehrungs-
würdigste Obere und mich anzugreifen für gut befunden hat,
von E. [Druckfehler für Ch.], F. Keßler von Sprengseysen.
Leipzig 1788 bey Frd. Gotth. Jacobäer.
8°. (XII S, S. 13—336). (Sign. 25483. FB. 84 d).
[Trommsdorf: Zs. f. Büchfr. X. Mai 1906. Beibl. S. 8, Nr.
2433. — Kloß: 2329.]
Ketmia Vere, s. Birkholz, A. M.
118. [Kirehweger, Anton, Joseph:]
Aurea catena Homeri. Das ist: Eine Beschreibung von dem
Ursprunge der Natur und natürlichen Dinge, wie und woraus.
sie gebohren und gezeuget, auch wie sie erhalten und wiederum
in ihr uranfängliches Wesen zerstöret werden, auch was das
Ding sey, welches alles gebähret und wieder zerstöret, ganz
simpliciter nach der Natur selbst eigner Anleitung und Ordnung
mit seinen schönsten natürlichen rationibus und Ursachen
überall illustrieret. Neue Auflage, welche nach einem accuraten
und vollständigen Manuscript fast auf allen Blättern verbessert,
und an sehr vielen Orten um ein grosses auch nunmehro mit
dem ächten dritten Theil vermehret ist.
Jena 1757 bey Christian Henrich Cuno.
8°. (8 Bll., 482 S., 10 Bll., 1 Tfl.). (Sign. 25454. FB. 55).
[Kopp, Herm.: Aurea catena Homeri. Braunschweig 1880.
8°. (XI, 52 8.). — Kopp, H.: Alchemie. II, S. 208—220.
Die erste Ausgabe der Catena erschien 1723 zu Frankfurt
u. Leipzig. 8°. (6 Bll., 464 S., 22 Bll.). Wien: UB: I. 10597:
— Kirchweger war Dr. med. u. Physikus in Gmunden (O.-Österr.)
T 1746. — Der Titel beruht auf Ilias VIII. v. 17—26. —
Brunet: Manuel du libraire. 1861. IT. 1197. — Barbier: Diet. des
Ouvrages anonymes. 1875. III. 398d. Vol. Goethe: Dichtung
u. Wahrheit. II. Achtes Buch. (Werke: XXI, S. 119, 349.)
Unter dem Titel: ,,Annulus Platonis od. physik.-chem..
Erklärung d. Natur . . . .“ erschien Berlin u. Leipzig 1781 die.
letzte Ausgabe dieses Buches (hg. von Wöllner u. Jügel). Lenglet.
Dufresnoy: Hist. de la philos. Hermétigue III. 133. — Fictuld:
Probier-Stein. II. 33. — Beytrag z. Gesch. d. höheren Chemie.
661. — Ada Mah Booz: D. ganze höh. Chemie u. Naturwissensch.
87. Anm. — Heinsius: Bücher-Lex. I. 146. — Anon.-Lex.: I.
58
9064. — Ferguson: I. 469—471. — Ferd. Maack: Die goldene
Kette Homers. Lorch. 1905. ]
119. [Kirehweger, Anton, Joseph:]
Annulus Platonis oder physikalisch-chymische Erklärung
der Natur nach ihrer Entstehung, Erhaltung und Zerstöhrung
von einer Gesellschaft ächter Naturforscher aufs neue ver-
bessert und mit vielen wichtigen Anmerkungen herausgegeben.
Berlin und Leipzig 1781 bei George Jacob Decker.
80. (XXXII 551 8.). (Sign. 52417. FB. 17).
[Ferguson: I, S. 35, 469. — Kopp: Alchemie: II, 36, 208,
250, 252 ff., 277. — Vorl. Schrift ist eine Ausgabe der Aurea
catena Homeri (siehe diese), besorgt von einer Rosenkreuzer-
Gesellschaft. ]
Kleinschmidt, . . . .
s. Konstitutionenbuch, zweiter Teil.
[Klettenberg, Johann, Hektor von:]
[Wird im Anon.-Lex.: I, 1079 b (,,Jos.“) als Verfasser der
Alchymia denudata bezeichnet, deren Autor nach dem Preußi-
schen Gesamtkataloge: Neidhold, Johann (s: diesen) ist.]
Kopp: Alchemie I. S. 244—248.]
120. [Kleuker, Johann, Friedrich:]
Magikon oder das geheime System einer Gesellschaft un-
bekannter Philosophen unter einzelne Artikel geordnet, durch
Anmerkungen und Zusätze erläutert und beurtheilt und dessen
Verwandtschaft mit älterer und neuern Mysteriologien gezeigt.
In zwei Theilen. Von einem Unbekannten des Quadratscheins,
der weder Zeichendeuter noch Epopt ist.
Frankfurt u. Leipzig [Hannover] 1784 [Helwing].
16°. (XX, 364 8.). (Sign. 52427. FB. 27).
[Anon.-Lex.: ITI, 3430. — Kloß: 3902. — A. D. B.: XVI,
S. 179—180.]
121. Kleuker, Johann, Friedrich:
Ueber die Natur und den Ursprung der Emanationslehre
bei den Kabbalisten. Oder Beantwortung der von der hoch-
fürstlichen Gesellschaft der Alterthümer in Cassel aufgegebenen
Preisfrage: ob die Lehre der Kabbalisten von der Emanation
aller Dinge aus Gottes eigenem Wesen, aus der Griechischen
Philosophie entstanden sey, oder nicht ? — Eine Schrift, welche
54
den von der H. G. d. A. für das Jahr 1785 ausgesetzten Preis
erhalten hat. Von Joh. Frdr. Kleuker.
Riga 1786 bei Joh. Frdr. Hartknoch.
80. (88 8.). (Sign. 52427. FB. 21 Adl. 1).
[Kloß: 3907.]
122. [ Knigge, Adolf Franz Friedrich Ludwig Freiherr von:]
Beytrag zur neuesten Geschichte des Freymaurerordens in
neun Gespráchen. Mit Erlaubnis der Obern herausgegeben
Berlin [Frankfurt a. M.] 1786.
8°. (5 BIL, 182 S.). (Sign. 25473. FB. 74 Adl. 4).
[Anon.-Lex.: I, 4798. — Kloß: 500. — Taute: 310. —
Hayn-Pfister: 3667.]
123. [Knigge, Adolf Franz Friedrich Ludwig Freiherr von:]
Philo’s endliche Erklärung und Antwort, auf verschiedene
Aufforderungen und Fragen, die an ihn ergangen, seine Ver-
bindung mit dem Orden der Illiumnation betreffend.
Hannover 1788 in der Schmidtschen Buchhdlg.
80. (142 8.). (Sign. 25457. FB. 58 Adl. 2).
[Pseud.-Lex.: S. 215. — Findel: I, S. 296, Anm. — Handb.
d. Frmr. I, 548. — KloB: 3260.]
[Knigge, A. F. F. L. Frh. v.], s. Maier Jos. Al. (Pseud.)
124. [ Koeppen, Karl Friedrich :]
Zweytes und drittes Schreiben eines Profanen über die glück-
liche Entdeckung der Freymáurerey. Nebst einer Uebersetzung
des franzósischen Werkgens: La Muse Maconne des Herrn
Lussy [d. i. Tsch(o)udy], Ritters des Bauordens. Als der zweyte
Theil und Beschluß der allerneuesten Entdeckung der ver-
borgensten Geheimnisse der hohen Stuffen der Freymäurerey.
Jerusalem [Berlin] 1768. [Haude u. Spener].
89. (156 8.). (Sign. 25441. FB. 42 Adl. 1).
[Anon.-Lex.: IV, 1488. — Kloß: 1900. — Taute: 1358. —
Tsch(o)udy: La Muse Maconne erschien A la Haye 1752.]
[ Konstitutionenbuch|,
s. Anderson, J.,
s. Constitutions, histoires, loix.
125. | Konstitutionenbuch : |
Des verbesserten Konstitutionenbuches der alten ehrwůrdigen
Brůderschaft der Freimaurer erster Theil: Geschichte des
Ordens auf Befehl der grossen Loge aus ihren Urkunden
D5
Traditionen und Logebüchern zum Gebrauch der Logen ver-
fasset von Jakob Anderson, D. D. aus dem Englischen übersetzt.
Vierte vermehrte Auflage.
Frankfurt a. M. 1783 in der Andráischen Buchh.
89, (14 BIL, 626 S., 8 Tfl.). (Sign. 25448. FB. 49).
Des verb. Konstitutionenbuches der alten ehrwürdigen
Freimáurer zweiter Theil. Verordnungen, Gesetze, Pflichten,
Satzungen und Gebráuche nebst historischer Nachricht von
dem Ursprung des Ordens aus den Hellmundschen Urkunden
gesammelt von dem Bruder Kleinschmidt f. d. A. C. Z. F. m. e.
gemalten Kupfer.
Frankfurt a. M. 1787. In der Andreäschen Buchhdlg.
8°. (5 BII., 410 S.). (Sign. 25448 FB. 49).
[Handb. d. Frm. I, S. 560—63. — Kloß: 139. — Taute:
1003. — Vgl. Nr. 4 des vorl. Katal.]
126. [ Kratter, Franz:]
Drey Briefe über die neueste Maurer-Revolution in Wien.
An einem Freymaurer zur anerkannten Unschuld in P. [Prag].
[Wien] 1785.
BP (26:8.). (Sign. 25496. FB. 97 Adl.3).
[Kloß: 471: „1786.“ — Wurzbach: XIII, 144—6. —
Goedeke. IV. 227.]
127. [Kratter, Franz:]
Fortsetzung der Briefe über die neueste Maurer-Revolution
in Wien. An einen Freymaurer zur anerkannten Unschuld
ner. +.hPrag],
o. O. u. J. [Wien, ca. 1785].
129. (1 Bl., S. 29—55). (Sign. 25496. FB. 97 Adl. 4).
[Kloß: 471.]
128. [Kratter, Franz:]
Zweyte Fortsetzung der Briefe . . .
129. (1 BI., S. 61—97). (Sign. 25496. FB. 97 Adl. 5)
129. [Kratter, Franz:]
Dritte Fortsetzung der Briefe... .
12°. (6 BI., S. 111—148). . (Sign. 25496. FB. 97 Adl. 6).
130. [Kratter, Franz: ]
Höchstwichtiger Nachtrag oder vierte Fortsetzung von den
Briefen ü. d. neueste Maurerrevolution.
o. O. [Wien] 1786.
56
120. (40 8.). (Sign. 25496. FB. 97 Adl. 7).
[Gugitz, G.: Deutsche Zeitung Wien, 1907. Nr. 12780,
12782; 12783.]
131. [Kratter, Franz:]
Gesammelte Bemerkungen und Urteile über die k. k. Ver-
ordnung in Ansehung der Freymäurer, und ihren Orden über-
haupt — der kleinen Zahl ächter Mäurer und dem ebenso
kleinen Theil des unbefangenen Publikums gewidmet.
Brünn 1786 [Bei] der k. k. Dikasterial- und Landschafts-
Buchdruckerey bey Joseph Franz Neumann den jüngsten.
Ba). (Sign. 25460. FB. 61 Adl. 2).
[Kloß: 489. „Wien 1786 Hartl“ 29 8.].
132. (Kratter) [Franz:]
Freymaurer AutodaFé in Wien. 1786.
Wien (1786) im Verl. Georg Philipp Wucherers.
89. (3 BI, S. 7—52). (Sign. 25460. FB. 61 Adl 6) und
25464. FB. 65 Adl. 6).
[Anon.-Lex.: II, 4069. — Vorr. unterz. Kratter. — Kloß:
488.
S: Über Kratters Auto da Fé. [Wien] 1786. 120. (12 S$.).
(Nr. 237 des vorl. Katal.) — Wien UB. I, 201275. — HB.
115 H 5.]
133. [ Kratter, Franz:]
\ Sendschreiben des heil. Vaters Ignatius von Lojola Stifters
der Gesellschaft Jesu an seine unmündige Brüder Freymaurer
in Wien.
[Wien] 1786. |
8°. 2 BII, S. 5—32). (Sign. 25464. FB. 65 Adl. 5).
[Anon.-Lex.: IV, 2186. — KloB: 485. — Wien UB. I, 202959.]
134. Kratter, B[orn] & Socii:
Kratter, B..n [Born] & Socii. Wer die Wahrheit geist,
dem schlägt man den Bogen um’s Maul. Leider anno 1786.
[Wien] 1786.
120. (14 S.). (Sign. 25460. FB. 61 Adl. 8).
[Wien HB: 453084 - A.]
135. Kretschmann, C [hristian], G[ottfried.]
Beantwortung einiger Stellen aus der nähern Beleuchtung
der deutschen Union, denen keine Kenntnisse von Freymauerey
haben, gewidmet durch C. G. Kretschmann.
57
Leipzig 1789 bey Büschels Witwe.
80, (28 S.). (Sign. 25440. FB. 41 Adl. 5).
[Kloß: 3284].
136. Kunsturkunden:
Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüder-
schaft, mitgetheilt, bearbeitet und durch eine Darstellung des
Wesens und der Bestimmung der Freimaurerei und der Frei-
maurerbrüderschaft, sowie durch mehrere liturgische Versuche
erläutert von Br. Karl Christian Friedrich Krause.
Dresden MDCCCX zu haben bei dem Verf. u. in Comm. d.
Arnoldischen Buchh.
SEIN VE EXVIE: 596,19. 8. 270 PA.)
(Sign. 25411. FB. 8).
[Expl. Nr. 387 m. Autograph. d. Verf. — Auf der Rückseite
des Titelblattes der Name: ,,Br. Mstr. Auersperg“ (Autograph ?).]
— [Handb. d. Frm. I, 586. — Kloß: 1982 ‚Selten‘. — Taute:
811. — Nur in 750 Expl. gedruckt. — 2. Aufl. 1819—21].
Lapide Cubico, a, s. Boedecker, E.
137. [La Roche du Maine, marguis de Luchet, Jean Pierre Louis:]
Essai sur la secte des illuminés.
Paris 1789.
89. (II, XV, 127 8.). (Sign. 52422. FB. 22 Adl. 3).
[Das Titelblatt dieses Expl. fehlt. — Barbier-Quérard II.
245 c, d. — Andere Ausgaben: (anonym):
Paris 1789. 89. (XXXII, 256 $S.), Karlsruhe, Hof- u. Landes-
bibl. Dd. 30. — Paris 1789. 8°. (XXII, 192 S.), Wien, Fidei-
kommissbibliothek. — Paris 1789. 8%. (282 S.). Hayn-Pfister.
— Londres, 1789. 8%. (XXIV. 176 8.). — Wien, Univ.-Bibl.
I, 256969].
Auch u. d. T.: [Mirabeau:] Histoire secr. de la cour de Berlin.
Tome 3; 3e ed. 1792. Vgl. Nr. 138, 139 u. 154 des vorl.
Katal. —
Kloß: 2675. — Vgl. Quérard VI. 158.]
138. [La Roche du Maine, marguis de Luchet, Jean Pierre Louis:]
Versuch über die Sekte der Illuminaten. Nach dem Fran-
zösischen von J. M. Heinrich [J. M. Tschoppe].
Freyberg u. Annaberg 1790 in der Crazischen Buchhdlg.
89, (3 BIL, XIV, 196 S.) [Schmutztitel fehlt.]
(Sign. 52433. FB. 33 Adl. 5).
58
[Kloß: 2676. — Der Schmutztitel lautet: Geheime Geschichte
des Berliner Hofes. I. Teil. — Vgl. Nr. 154 des vorl. Katal.]
139. [La Roche du Maine, marquis de Luchet, Jean Pierre Louis:]
Ist Cagliostro Chef der Illuminaten? Oder, das Buch: sur
la secte des Illumines in Deutsch. Mit erláuternden Anmer-
kungen des deutschen Translators [Bode, Joh. Joach. Christoph.]
Gotha 1790 in der Ettingerschen Buchhdlg.
8,..(15: BU; 228,8.). (Sign. 52422. FB. 22 Adl. 1).
[Anon.-Lex.: II, 111299. — Kloß: 2677. — Hayn: Vier
Curiositäten-Bibliographien. S. 30. N. 43. — Übersetzung
von N. 137 des vorl. Katal.]
Le Febure, N[icolas],
s. Le Fevre, N.
140. Le Fèvre, Nicolas:
Neuvermehrter chymischer Handleiter, und guldnes Kleinod:
Das ist deutliche Unterweisung, wie man die von chymischer
Wissenschaft ins gemein handelnde Schrifften recht verstehen;
und nach Ordnung der Spagyrischen und apothekerischen
Kunst die darzu erforderte würkliche Operation gebürlich
verrichten, die Vegetabilia Animalia und Mineralia, ohne
Einbuß ihrer wesentlichen Kräfte bereiten; auch die Fehler
welche ehdessen in den gemeinen Apothecken begangen worden,
abschaffen, und nach der heutigen Verbesserung alle Bereitungen
anstellen müsse; Vormals treufleißigst in Französischer Sprache
beschrieben, durch N. Le Febure .. ., anitzo aber auf Ersuchen
guter Freunde aufs neue durchaus in vielem noch mehr erläutert,
und mit häuffigen Secreten und nützlichen Artzneystücken
vermehrt, und zum andern mal durch den Druck publicieret
von Joh. Hiskia Cardilucio.
Nürnberg, M. DC. LXXXV. In Verlegung Joh. Andreae
Endters Sel. Söhne.
80, (26 BIL, 1149 8., 9 Bl, 1 Titelkupf.).
(Sign. 25451 a. FB. 54a).
[Ferguson: II, 17—18. — Conring: In universam artem me-
dicam . . . introductio. 1687. 387 (Add. XI, VI. * *). — Roth-
Scholtz: Biblioth. chem. 74 — Stolle: Anleitung z. Historie
d. medicin. Gelahrtheit. 791. — Jac. Leupolds Prodromus
Bibliothecae metallicae. 56. — Lenglet Dufresnoy: Histoire
de la philosophie Hermétigue III, 4 — Eloy: Dictionnaire
99
histor. de la médecine 1755. IT, 111. — 1778. III, 41. — Baumer:
Bibliotheca chem. 27, 116. — Beytrag z. Gesch. d. hôh. Chemie.
1785. 623. — Gmelin: Gesch. d. Chemie. 1797. I, 745; 1798.
II, 357. 517. — Fuchs: Repertor. d. chem. Literat. 146. —
Biographie médicale. (1820—25) V, 564. — Watt: Bibliotheca
Britannica 1824. I (Authors) 359 p. — Dumas: Lecons sur
la philosophie chimigue 1837. 51; 1878. 56. Deutsche Ausg.,
v. Rammelsberg 1839. 15. — Hoefer: Histoire de la Chimie
1843. IT. 286; 1869. II, 276. — Kopp: Gesch. d. Chem. 1844.
I, 12. — La Grande Encyclopaedie. XXI. 1130. — Haag:
La France Protestante 1855. V, 497. — Philippe u. Ludwig:
Gesch. d. Apotheker 1855. 502. — Nouvelle Biographie generale
1859. XXX. 342. — Poggendorff: Biogr.-literar. Handwörterb.
1863. 1404. — Nürnberg 1676. Wien: Techn. 8435. I.]
Lehrgebäude, Wahres, zusammenhängendes, der Freymaurer-
Gesellschaft,
s. Macon, Le, démasgué.
141. Leopold:
Leopold.
Wien 1785.
162016. 8.), (Sign. 25413. FB. 10. Adl.).
[Unterzeichnet: Fridrich.
Herzog Leopold von Braunschweig, der mit Lessing Italien
bereist hatte, wurde nach seiner Rückkehr Inhaber eines preußi-
schen Regiments in Frankfurt a. d. Oder. Bei der Ueberschwem-
mung am 24. April 1785 ertrank er.
ADB: XVII, S. 376—77. — Keßler: Raumer’s hist. Taschen-
buch. 1844, S. 681 ff. — Hänselmann: Der Tod Herz. Leopolds
von Braunschweig. Brschwg. 1878. — Fragmente zur Lebens-
gesch. u. d. letzten Tage d. Br. Leopold . . . , abgelesen in d.
Loge zu den 3 vereinigten Herzen im Orient zu * [Graz] bey
Aufstellung seiner Büste. 8°. (20 S.). 1785. — Journal f. Frm.
1785. IV, 218. — Handb. d. Frm. I. 126. — Vgl. Kloß: 1362 c.]
142. [Lessing, Gotthold Ephraim:]
Ernst und Falk. Gespräche für Freymäurer.
Wolfenbüttel. 1778.
8°. (3 BIL, S. 7—92, 1 BL). (Sign. 25501. FB. 100 Adl. 5).
Fortsetzung. o. O. [Wolfenbüttel. 1780].
80.0084 BL). (Sign. 35436. FB. 37 Adl. 4).
60
[Anon.-Lex.: II, 1775. — Kloß: 416, 419, 420).
Goedeke: IV, S. 150, Nr. 100. — System. Verz. d. Lessing-
Litt. Wolfenbüttel. 1889, S. 18. — EE.,
Merzdorf: Lessings Ernst u. Falk, erläutert. Hannover, 1855.
Danzel-Guhrauer: Lessing (2. Aufl.) II, S. 488—99. — Braun:
Lessing im Urteil s. Zeitgen. II, S. 155. — Wanner d. Alt., H.:
Das Wesen d. Freimaurerei nach Lessings ,,E. u. F.“ Hannover
(1905). — Von L. Rosenthal-München. Kat. 114, Nr. 1363
um 12 M. ausgeboten. — Handb. d. Frm. I. 608— 10.— Taute:
1661. — Findel: L.’s Ansichten ü. Freimaurerei. E. Studie
ü. Ernst u. Falk. Leipzig 1881. Wien HB: SA. 29 B 68.]
143. Liebe:
Liebe ist die erste Pflicht des Maurers. Eine Freymäurer-
Rede, vielleicht auch Ungeweiheten brauchbar.
Königsberg 1785 gedr. bey G. L. Hartung.
80,(8238))- (Sign. 52434. FB. 35, Adl. 4).
[Kloß: 1067. — Handb. d. Frm. I. 615—17].
144. Lieder:
Lieder zu singen für die Freimäurerlogen, hrg. v. Balthasar
Ockel.
: Wezlar 1782. In Komm. bei d. ältern Krieger in Giessen.
169. Erstes Teilchen [m. n. e.?] (XXXII, S., 2 Bll., 87 8.).
(Sign. 52413. FB. 10 Adl.).
[Handb. d. Frm. I, 617. — Kloß: 1560.]
Limitibus, Philotheus de,
s. Märker, Gottlieb.
Loge, Die große,
s. Moritz, C. P.
Lojola, Ignatius von, Sendschreiben des heil. Vaters,
s. Kratter, F.
145. [Märker, Gottlieb, Pseud. :] Philotheus de Limitibus:
Allgemeine Abbildung der ganzen Schöpfung oder Genealogie
der dreifachen Welt. Zugleich mit einer aphoristisch-theo-
philosophischen Erläuterung von Philotheus de Limitibus.
Aus dem Lateinischen übersetzt und mit Anmerkungen be-
gleitet von J. J. Grienstein.
Philadelphia 1792.
8°. Erstes Werkchen (8 Bll., 172.8., 2 TUL).
(Sign. 52421. FB. 21).
61
Das Hermetische Triklinium oder drei Gespráche vom Stein
der Weisen von Philotheus de Limitibus. Aus dem Lateinischen
übersetzt und mit Anmerkung begleitet von J. J. Grienstein.
Zweites Werkchen. (8 BIL, 172 S., 1 Bl.).
© (Sign. 52421. FB. 21 Adl. 1).
[Pseud.-Lex.: S. 164. — UB. Wien: I, 248292.
Ferguson: II, S. 201.]
146. Macon, Le:
Le Macon démasqué, ou le vrai secret des Francs-Magons.
Mis au jour dans toutes ses parties avec sincérité et sans dé-
guisement. 1786. — Der entdeckte Maurer oder das wahre
Geheimniß der Frey-Maurer. Mit Aufrichtigkeit und ohne
Verstellung in allen seinen Theilen ans Licht gegeben. — Wahres
zusammenhängendes Lehrgebäude der Freymaurer- (Gesellschaft.
Aus dem Franzôsischen übersetzt.
Frankfurt u. Leipzig [München] 1786 [Strobl].
89. (7 BIL, S. 8—374). [Die Figg.-Tfl. fehlt.]
(Sign. 25488. FB. 89 Adl. 1).
[Kloß: 1882. — Taute: 1374. — Hayn-Pfister: S. 369, Nr.
3696.]
Magia divina oder gründ- u. deutlicher Unterricht,
SU 5 JM PS
Magikon oder das geheime System e. Gesellschaft,
s. Kleuker, J. F.
147. Maier, Josef Aloisius, S. J. [Pseud. für Knigge, Ad. Frz. Frdr.
Ludw. Frh. v.:]
Ueber Jesuiten, Freymaurer und deutsche Rosencreutzer.
Herausgegeben von Joseph Aloisius Maier, der Gesellschaft
Jesu ehemaligen Mitgliede.
Leipzig 1781.
80, (129 S.). (Sign. 25437. FB. 38 und 25488. FB. 89 Adl. 3).
[De Backer: Bibl. V, 330. — Kloß: 430; Taute: 1641.
Pseud.-Lex.: 172.]
148. Manifest:
Manifest der unbekannten Ordens-Obern an die Glieder
geheimer Grade und Systeme.
o. O. [Hannover.] Im Jahre 1793 [Hahn].
80. (24 8.). (Sign. 25453. FB. 52 a Adl. 8).
[Kloß: 3460.]
149.
150.
151.
152.
153.
Maurer, Der entdeckte,
s. Macon, Le, démasqué.
Maurerey:
Maurerey von einer lichtern Seite betrachtet von einem
unglücklich seynsollenden Bruder.
Deutschland 1788 gedr. im hohen Tempel Salomonis.
80. (XXXII, 264 8.). (Sign. 25450. FB. 51).
[Kloß: 513. — Frankfurt 1794. Eßlinger, m. d. Titel: Die
geheimen Aufschliisse. — Kloß: 540.]
Maurerreden, Zwey, in der Magdeburgischen Loge Ferdinand, s. G.
[Mauvillon, Jacob:]
Das einige wahre System der christlichen Religion.
Berlin 1787. Joh. Fr. Unger.
80. (ENG 9.): (Sign. 25409. FB. 6).
[Anon.-Lex.: IV, 4345. — Handb. d. Frm. II, 25].
[Meier, Christian, Daniel von:]
Gott der Mensch und die Natur, ein philosophisches Gemälde
einer Somnambule.
London [Straßburg] 1788.
8°. (XVI, S., 8 BIL, 165 8... (Sign. 52427. FB. 21 Adl. 3).
[Die erste Aufl. erschien u. d. T.: Auszug aus dem Tagebuch
einer magnetischen Cur. Frankfurt u. Leipzig, 1787.
Anon.-Lex.: IV, 7745 d.]
[Melchinger, Johann Wolfgang:]
Authentische Geschichte des Bruder Gordians [M. Fuger]
eines vorgeblichen Abgesandten des hohen Ordens der Rosen-
kreuzer zu Grundlegung einer Kolonie in Schwaben. Aus
dessen eigenen Briefen.
Kosmopolis [Stuttgart] 1789 [Metzler].
8. (3 BIL 230 8.). (Sign. 25446. FB. 47 Adl.).
[Anon.-Lex.: II, 6838. — Kloß: 2679.]
[Meusnier de Querlon, Anne Gabriel:]
Psaphion, ou la courtisane de Smirne. Fragment erotique,
traduit du Grec de Mnaseas sur un manuscrit de la bibliothèque
»“
du Lord B....— Ou l’on a joint Les hommes de Promethée.
A Londres MDCCLIX. Chez Thomson.
8°. (VIII, 103, 23 8.). (Sign. 25501. FB. 100 Adl. 1).
[Immecourt: S. III, Sp. 883—4. — Bulletin des Bibliophile 1864,
S. 118.1
Barbier: Anon: III, 1099 b. V, 906a.
Querard: La France littéraire. VI, 29 ,,1748*, — Enth. in:
Bibliothèque choisie et amusante Amsterdam 1748 tom. 4. —
Neudruck: publié par le Bibliophile Jacob [= Paul Lacroix].
Paris 1884. 89. (79 8.).] |
Mirabaud, M., s. Holbach, P. H. D., Bar. de.
154. Mirabeau [Honoré Gabriel Riguetti Comte de:]
Geheime Geschichte des Berliner Hofes oder Briefwechsel
des Grafen Mirabeau nach dem Franzósischen Original frei
übersetzt [von Schütz, Frdr. Wilh. von].
Roterdam [Berlin] 1789.
89, (2 BIL., 124 8.). (Sign. 52422. FB. 21 Adl. 2).
[Anon.-Lex.: III, 4865. — Findel: I, S. 302. — Handb. d.
Frm. II, 45.
Auszug aus: Geheime Geschichte des Berliner Hofes, oder
Briefwechsel e. reisenden Franzosen, vom 5. Jul. 1786 bis
den 19. Jenn. 1787. Aus dem Französischen. Cölln (Freiberg)
bey Peter Sandhof (Craz) 1789. 8°. (I. Th.: 220 S., II. Th.:
286 8.). —
H. Welschinger: La mission secrète de Mirabeau à Berlin
1786—1787. Paris 1899, deutsche Bearbeitung von O. Marschall
von Bieberstein: Mirabeau in Berlin. Leipzig 1900. — E. Wild:
Mirabeaus geheime diplomatische Sendung nach Berlin. Heidel-
berg 1901.
Vgl. Nr. 137 des vorl. Katal.]
155. [Moět, Jean Pierre:]
L’anthropophile, ou le secret et les misteres de l’ordre de
la félicité dévoilés pour le bonheur de tout l’univers.
Imprimé a Arctopolis MDCCXLVI.
2 (108 S). (Sign. 25501. FB. 100).
[Weller. II, S. 118. — Kloß: 2105. — Quérard: La France
littéraire. VI, 167 (Aretopolis).]
156. Morgenstern, Reinhard [Pseud.]:
Der Weisheit Morgenrôthe oder Reinhard Morgensterns
Epilog an meine lieben Brüder Freymäurer und zugleich ans
Publikum.
Athen 1786.
80. (238 8.). (Sign. 25495. FB. 96 Adl. 3).
[Wien: UB. I 240897. — Kloß: 2934.]
64
157. [Moritz, Carl, Philipp:]
Die große Loge, oder der Freimaurer mit Wage und Senk-
blei. Von dem Verfasser der Beiträge zur Philosophie des Lebens.
Berlin 1793. bey Ernst. Felisch.
89 (218 (Sign. 25496. FB. 97).
[Kloß: 539. — Anon.-Lex.: III, 2769. — Handb. d. Frm.
IT, 54-55. — Die 2. Aufl. erschien u. d. T.: C. Ph. Moritz’s
Launen u. Phantasien. hg. v. Klischnigg. Berlin 1796.]
158. Müller, Maz. [Pseud.]:
Entdeckte Illuminaten-Recepte von Aqua Fontana, und
anderen geheimen Mitteln. von Maz Müller.
Berlin 1788 bey Petit und Schöne.
89. (2 Bll., S. 5—72). (Sign. 25458. FB. 59 Adl. 1).
[Kloß: 3256].
Mystagog, Der,
s. Hermann, J. G.
159. Mysteres:
Les plus secrets mysteres des hauts grades de la Maconnerie
dévoilés, ou le vrai Rose-Croix, traduit de l’anglois; suivi du
Noachite, traduit de l’allemand.
A Jérusalem [Berlin] MDCC LXVII [Haude u. Spener].
89. (XVT::152+9, 2 (Bb), (Sign. 25441. FB. 42).
[Kloß: 1898.]
160. Mysterien :
Die Mysterien der Ceres von Eleusis. Vertheidigt gegen die
Spôttereyen des Verfassers des Horus und in dem Endzwecke
ihrer Stiftung verglichen mit dem Endzwecke der Stiftung
der Freymáurergesellschaft.
Gedr. im Thale Josaphat zur Aushůlf einer armen Familie.
1785.
80. (84 S.). (Sign. 52423. FB. 23 Adl. 2).
[KloB: 3822. — Handb. d. Frm. II, 68. — Wien: UB. I,
182807.)
Nachtrag, Hôchstwichtiger, oder vierte Fortsetzung von den
Briefen über die neueste Maurerrevolution in Wien.
s. Kratter, F.
161. Nachtrag:
Nachtrag von weitern Originalschriften, welche die Illu-
minatensekte überhaupt, sonderbar aber den Stifter derselben
65
Adam Weishaupt, gewesenen Professor zu Ingolstadt, betreffen,
und bey der auf dem Baron Bassusischen Schlo zu Sanders-
dorf, einem bekannten Illuminaten-Neste, vorgenommenen
Visitation entdeckt, sofort auf Churfürstlich höchsten Befehl
gedruckt, und zum geheimen Archiv genommen worden sind,
um solche jedermann auf Verlangen zur Einsicht vorlegen zu
lassen.
München 1787. zu haben bey Joseph Lentner.
Zwo Abtheilungen. 8°. (2 Bll., 251 S., 4 Tfl. — 159 S., 1 BI.,
1 TfL). (Sign. 25451. FB. 52 b. — und 52433 FB. 33 Adl. 2
[nur die erste Abtlg.]).
[Kloß: 3249. — Hayn-Pfister: 504. „Lindauer“. — Wien:
UB. I: 239973. — Vol. N. 167 des vorl. Katal.]
Nachtrag zu der Schrift: Grosse Absichten des Ordens der Illu-
minaten,
s. Cosandey, 8. v.
162. Nachtrag, Zweyter:
Zweyter Nachtrag einiger Beruhigungen über die Einwürfe
des Gegners, der die zwey vorausgegangenen Stücke für die
Freymaurerey bestritt. vom Bruder M * * *.
Kosmopolis 1784.
80. (120 S., 1 BL). (Sign. 35436. FB. 37, Adl. 8).
[Kloß: 444. — [Erster] Nachtrag. [Nürnberg] 1783. Wien:
UB. I, 241104.]
Naumann, Johann Gottlieb,
s. Freymäurerlieder, Vierzig.
163. [Neithold, Johann:]
Alchymia denudata oder das biß anhero nie recht geglaubte
die Experientz nunmehro aber würcklich beglaubigte und
aus allen Zweiffel gesetzte Wunder der Natur, vorstellend
welchergestalt aus unterschiedenen allhier auffrichtig mit
Nahmen genandten Materien, wie auch auff unterschiedene
Arth und Weise in der That und Warheit eine Universal-
Medicin auf menschlichen Leib und zur Verbesserung der
Metallen, zuzubereiten. Wie auch daß ausser dem Fonte uni-
versali, aller philosophorum Schrifften ungeachtet, dennoch
ein höchst-nutzbahres und grossen Profit tragendes Particular
zu erlangen sey.... Von J. N. V. E. J.
Breßlau 1708. bey Joh. G. Stecks sel. Witw. u. Erben.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VIII, I. 5
66
80, (8 BIL, 128 S.). (Sign. 25506. FB. 105 Adl. 1).
[Die untersten Zeilen d. Titelbl. weggeschnitten.
Ferguson: II, S. 127.
Expl. UB. Breslau: Phys. II, Oct. 520. — St. B. Breslau:
M. 926. — Kgl. B. Berlin: Mu 4870. — UB. Rostock: P. d.
3062. — Anon-Lex: I, 1079 b (sowie der Katalog der Univ.-
Bibl. Wien) nennt als Verf. „Jos“, statt Johann Hektor von
Klettenberg als Verfasser (s. diesen). Ferguson indiziert die
anonymen Ausgaben der Alchymia denudata unter Naxagoras,
Ehrd de. — Nach d. preuß. Gesamt-Katalog ist der Verf.:
J. Neithold. — Kopp: Alchemie II, 208—220. — Zedler: Universal-
Lexikon XXIII, 1358. — Gmelin: Gesch. d. Chemie II, 314.
— Fuchs: Repert. d. chem. Literatur. 222, 226, 243, 256. —
Rotermund: Forts. zu Jöchers Allg. Gelehrten-Lexikon 1816.
V, 420. — Schmieder: Gesch. d. Alchemie 1832. 516. — Weller:
Index Pseudonymorum 1886. 380. — Ladrague: Bibliotheque
Ouvaroff. 1870. Nr. 1351—55, 1444. — Voynich, London
(1906): 15 sh.]
Nenter, Georg Philipp,
s. Basilius Valentinus frater.
164. Nicolai, Christoph Friedrich:
Versuch über die Beschuldigungen, welche dem Templerorden
gemacht worden, und über dessen Geheimniß; Nebst einem
Anhange über das Enstehen der Freymaurergesellschaft, von
Friedrich Nicolai. Zweyte verbesserte Auflage.
Berlin u. Stettin 1782 [F. Nicolai].
8°. I. Th. (1 BI., 220 S., 1 Titelkupf.), II. Th. (250 S., 2 BIL,
1 Titelkupf). (Sign. 25480. FB. 81).
[Handb. d. Frm. II, 91—92. — Wien UB.: I. 162943. —
Kloß: 2232. 1. Aufl.: 1782. — Essai sur les accusations . . .
Amsterdam 1783. — Kloß: 2233.]
165. Nicolai, Friedrich:
Friedrich Nicolai offentliche Erklárung über seine geheime
Verbindung mit den Illuminatenorden; Nebst beyläufigen
Digressionen betreffend Hrn. Johann August Stark und Hrn.
Johann Kaspar Lavater.
Berlin u. Stettin 1788 [Fr. Nicolai].
STE B) (Sign. 52422. FB. 22).
[Kloß: 3261.]
67
Notuma nicht Ex Jesuit úber das Ganze der Maurerey,
s. Goué, A. 8. v.
166. Nudow, [Heinrich]:
Reden im freyen Menschenton für Geweihte und Ungeweihte
von Nudow. 2. [Titel-] Aufl.
Riga u. Leipzig 1798 bey Wilh. Christian Andr. Müller.
89. (4 BIL, 136 S.). (Sign. 25464. FB. 65 Adl. 7).
[KloB: 1108. — Taute: 1897 (Erste Aufl. 1793).]
167. Originalschriften
Einige Originalschriften des Illuminatenordens, welche bey dem
gewesenen Regierungsrath [Franz Xav. von] Zwack durch vor-
genommene Hausvisitation zu Landshut den 11. u. 12. Oktob.
ece. 1786 vorgefunden worden, Auf höchsten Befehl Sr. Churf.
Durchleucht zum Druck befördert.
München o. J. [1787.] gedr. bey Ant. Franz u. zu haben in
den drey Buchhandlungen.
80. 3 BIL, 407 8., 3 Tfl.). Sign. 25458. FB. 59).
[KloB: 3239. — Taute: 879. — Hayn-Pfister: S. 44, Nr. 504.
— Th. Ackermann: München. Katal. 561, Nr. 269: 6 M. 50. —
Fortges. u. d. T.: Nachtrag von weitern Originalschriften
Anhang zu den Originalschriften. S. diesen. N. 161 des vorl.
Katal.].
168. Palatin, Josef Graf von:
Kronik der Maurerey, Von Joseph Graf von Palatin.
Philadelphia [Wien] 1785. In der neuen Buchhandlung [Ferd.
v. Schönfeld].
80 (2 Bil... 132 9). (Sign. 25469. FB. 70).
[Kloß: 2823. — Hayn-Pfister: S. 373, Nr. 3720. 1 BL, 364 8.
— Aigner-Abafi: V. S. 95. — Wiener Freimaur. Journ. 1784.
I, S. 4, IV, S. 228, 235. — Wien: UB. I. 184934.]
Paragraphen, Achtzehn über Katholicismus . ..
s. Hoffmann, L. A.
169. [Pérau, G. L. C.:]
Les secrets de l’ordre des francs-macons dévoilés et mis au
jour. Par monsieur * * *
Amsterdam [Frankfurt a. M.] MDCCXLV [van Düren].
8, (Prem. Partie: XXVI, 112 S., 1 Titelkupf. — Sec. Partie:
S. 115—198, 1 Titelkupf.)
5*
68
Le secret de la société des Mopses, dévoilé et mis au jour
par monsieur P * * *,
A Amsterdam MDCCXLV.
80, (S. 201—240, 1 Titelkupf. 1 Tfl.).
Chansons de la très-venerable confrerie des Francs-Maçons,
precedées de quelques pièces de poesie.
oO L
8, (34 S., 5 Tfl. Noten). 10 Bll. [Bücherverzeichnis v. Frères
van Důren in Frankfurt]. (Sign. 25473. FB. 74).
[Nachdruck der Néaulme*schen Ausgabe. — Kloß: 1860. —
Taute: 1378 wendet sich dagegen, dieses Werk Pérau zuzu-
schreiben.]
Weller: IT, S. 116.
Barbier: IV, 456 c.
Latomia IV, S. 13. — Handb. d. Frm. II, 50.
Eitner: VII, 361.
Pflichten, Die, der G[old] und R{osen] C[reuzer],
s. Göhrung, J. F.
Pforte, Die gantz neue eröffnete Pforte zu dem chymischen
Kleinod,
8. .5,0,:M,
Philo,
s, Kmgges ARE HEN;
170. Philosophus:
Der hermetische Philosophus, oder Haupt-Schlüssel, derer
zu der Chymie gehörigen Materien, Ursprung, und Herkommen
aller Metallen und Mineralien. Das ist: Ein Weegweiser und
summarischer Bericht, wie nemblich das Universale Generalis-
simum, gleichwie die Metallen und Mineralien durch die Astra.
gewürcket, aufs Wasser und Erden ihren Leib endlichen durch
viele Jahre nehmen, und in mancherley Gestalt formiret werden,
per artem inner kurtzen Zeit zu erlangen sey; und wie man
folglich aller Metallen und Mineralien Eigenschafft auff das
leichteste erkundigen und erforschen solle. Allen fleissigen
Nachforschern der Natur zu Gefallen an vielen Orthen dieses
Büchleins klar beschrieben, und in sieben Tractätlein bestehend.
zum Druck befördert.
Frankfurt u. Leipzig 1709 Verlegts Joh. Gabr. Grahl, Buchh.
in Wien.
69
85- (tI BI; 319 8.2 Bi): Sign. 25472. FB. 75).
[Ferguson: I, S. 395. — Aureus liber de principiis naturae
et artis: S. 1. — Definitio alchymiae: S. 54. — Phoenix alchy-
miae: S. 75. — Artephii: Von der geheimen Kunst u. Stein
d. Weisen geh. Buch: S. 122. — Joh. Garlandii, seu Hortulani:
Compenidum Alchimiae: S. 167. — Die Smaragden-Tafel: S. 168.
— Bernhard von der Marck u. Tervis: III Bücher v. d. her-
metischen Philosophie d. Weisen: S. 193. — Tabula Smaragdina
S. 213. — Alanus: Dicta, darinnen das GeheimniB philoso-
phischer Art an Tag gegeben wird. S. 304. — Jac. Leupold: Pro-
dromus bibliothecae metallicae. 1732. S. 70. („Frankfurt
1690.“).]
Pianco: s. Ecker und Eckhoffen, J., H., Frh. v.
[Ecker behauptete in seinem Schriftchen: Phoebron: Nichneri
Vekorth an Phoebron Chlun über den in der Wahrheit strahlen-
den Rosenkreutzer. Regensburg 1782, der sich Pianco Nennende
sei ein Friedr. Gottlieb Ephr. Weisse.]
Plumenoek, Carl Hubert Lobreich von,
s. Schleiß von Löwenfeld, B. J.
171. Preston [William]:
Erläuterung der Freymäurerey. Aus dem Englischen des
Bruders [William] Preston übersetzt von J[ Hl ]
C[ ] Meyer. Zwote vermehrte Auflage.
Stendal 1780 bey D. C. Franzen u. J. C. Grosse.
89. (8 BII., 184 S., 1 Titelkupf.) (Sign. 25441. FB. 42 Adl. 3.)
[Engl. Original: Illustrations. of Masonry. 2. Ausg. 1775
12°. — Kloß: 395. — Taute: 1738, 1739. — Erste Aufl. 1776.
173 S.].
172. [Prichard, Samuel:
Die zergliederte Freymaurerey, worin eine allgemeine und
richtige Beschreibung aller ihrer Aeste vom Anfang bis auf
gegenwärtige Zeit enthalten wie solche in den aufgerichteten
regulmäßigen Logen sowohl in der Stadt als auch auf dem
Lande nach den verschiedenen Stufen der Aufnehmung ver-
ordnet worden als ein unpartheyischer Bericht von ihrem regul-
mäßigen Verfahren bey Einweihung ihrer neuen Glieder in
allen drey Stufen der Freymaurerey nemlich 1. zum Lehrling,
2. zum Gesellen und 3. zum Meister. Durch einen Bruder Frey-
maurer.
70
Frankfurt u. Leipzig 1788.
STB): (Sign. 25461. FB. 62 Adl. 3)
[Kloß: 1840. — Taute: 1382. — Anon.-Lex.: II, 4077.
Engl. Original: Masonry dissected. London 1730. — Kloß:
Gesch. d. Frmrei. in England, S. 118. — Bauhütte: 1865, S. 403;
1885, S. 265.]
Probierstein für ächte Freimaurer,
s. Eggers, Chn. U. D. Frh. v.
Psaphion, ou la courtisane de Smirne,
s. Meusnier de Querlon A. G.
VSP) M
Die gantz neue erôffnete Pforte zu dem chymischen Kleinod,
oder einige vornehmste chymische Arcana, aus unterschied-
lichen zum Theil aus dem Lateinischen allhier ins Teutsche
übersetzten Manuscriptis der berühmtesten Chymicorum, des-
gleichen mancherley ScheidungsArten der Medallen, nebst
einem haupt-raren medicinischen Arcanis, so niemahlen so deut-
lich und getreulich herausgegeben worden, alles mit Fleiß und
getreuer Hand zusammengetragen, und allen curieusen Chymicis,
Laboranten, Gold-Scheidern, Schlägern und Schmieden zum
besten im Druck herausgegeben, von I. M. R.
Nürnberg 1728 bey Joh. Frdr. Rüdiger.
12°. (264 8.). (Sign. 25471. FB. 72 Adl. 5).
[Ferguson: II, 241. — Ladrague: Bibl. Ouvaroff, 1870
Nr. 1451].
174. R[ ]:
Drey Freymaurer-Reden beym Jahreswechsel, am Stiftungs-
und Johannisfeste, gehalten vom Br. R, der Loge zur Welt-
kugel in Lübeck. |
Lübeck 1781 bey Christian Gottfr. Donatius.
169. (64 8.). (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 17).
[Kloß: 1035.]
IN... Abbe,
s. Bobin, C.
175. [Rabe, Carl, Ludwig, Friedrich]:
Die angenommene Freimaurerei, oder die Freimaurerei der
Damen.
Germanien [Stendal] 1780 [D. C. Franz. u. J. C. Grosse}.
80. (IV, S. 5—86, 1 BI). (Sign. 25454. FB. 34 Adl. 2).
7
[Kloß: 2121. — Anon.-Lex.: II, 4080. ,,Freimaurerin“.
Die angenommene Freimaurerei . .
[Zweite, Titelaufl.]
Germanien 1789.
80, (IV, S. 5—86, 1 BL.). (Sign. 25453. FB. 52a Adl. 5).
[Handb. d. Frm. I. 4-6. — Vol. Nr. 30 des vorl. Katal.]
176. [Radike, J. F. F.:]
Geheime Geschichte eines Rosenkreuzers. Aus seinen eigenen
Papieren. Herausgegeben von Hfeinrich], C[hristoph] Albrecht.
Hamburg 1792 bey F. Bachmann u. J. G. Gundermann.
89. (4 BIL, 294 8., 1 Titelkupf.) (Sign. 25474. FB. 75).
[Anon.-Lex.: II, 6921. — Th. Ackermann, München. Katal.
561. Nr. 147: 4 M. — Kloß: 2681.]
177. Rahmel A 1 WI 1 E ] von:
Freymaurer-Reden und Gedichte von A. W. L. von Rahmel.
Breslau u. Leipzig 1780 bey Christian Frdr. Gutsch.
89. (2 BII., 211 S., 2 Bll. Musikalien). (Sign. 25491. FB. 92).
[KloB: 1032.
Rede, als die | | z. W. u. E. das Andenken ihres verklárten Br.
P—z begieng.
s. Cornova, J.
178. Rede:
Rede bey der Befórderung eines wůrdigen Bruders zum
Mfeister] in der | z. W.[ahrheit] u. E.[inigkeit] den 30. des 12.
[1784].
In Ofrient] v. Pfrag]. 5784 [1784] d[urch] Br. [Ferdin. v.]
Schönfeld.
12%::(12 3.): (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 6).
Rede bey der Josephsfeyer, geh. in der Loge zur Wahrheit und
Einigkeit,
s. Cornova J.
Rede bey der St. Johannisfeyer in der | | der wahren vereinigten
Freunde im Orient von B—n,
s. Fischer von Ehrenbach, W.
179. Rede:
Rede, so bey der Aufnahme zweener Candidaten in den Frey-
maurerorden gehalten worden.
0. 0. 1784.
80. (22 8). (Sign. 25453. FB. 52a Adl. 2).
72
180.
181.
182.
183.
184.
[Kloß: 1063.]
Rede über das Glück der Mäurerey,
s. Schönfeld, F. E. v.
Rede: ;
Rede über das Grundgesetz der Freymaurerey bey dem
Antritt seines Redneramtes in der militairischen Loge zum
flammenden Stern in Berlin gehalten von dem Bruder ....
[Wadzek ?].
[Berlin] 1775. Gedr. bey George Jacob Decker.
80. (XXIV S.). (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 2).
[UB. Wien: I, 184846. — Kloß: 920.]
Rede:
Rede über die einstimmige Kandidatenwahl, gehalten in
der | | zur Wahrheit und Einigkeit, im Orient von P.[rag].
[Prag] 5784 [1784] [F. v. Schönfeld].
8,8 ..8) (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 5).
Rede:
Rede zur Eröffnung der neuen | | zu den wahren vereinigten
Freunden im Orient von Br—n [Brünn]. Gehalten den 9. des
dritten Monats von einem Meister dieser | |.
[Prag 1784.] Durch Br. [Ferdinand von] S[chönfeld] im
Ofrient] v. P[ra]g.
16%: (9:85): (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 7).
Reden über den Zweck, die Beschaffenheit u. d. Ursprung der
Freimäurerei,
s. Vogel, P. J. 8.
Reden:
Zwo Reden bey Eröffnung der neuen | | zu den wahren
vereinigten Freunden im Orient von Br—n [Brünn]. Gehalten .
den 7. 8. und 9. des dritten Monats von zween Meistern dieser| |.
[Prag 1784.] Durch Br. S[chönfeljd im Orfient] v. Pf[ra]g.
16%(1648-). (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 8).
Reformation, Kaiser Josephs, der Freymaurer,
s. Hoffmann, L. A.
Renner, Veit,
s. Cosandey, $. v.
Resch, Johann Ulrich:
Osiandrische Experiment von Sole, Luna et Mercurio. Welche
in fürnehmer Herren Laboratoris probirt worden, darauß
15
mehr per Exempla als Rationes, oder durch viel verwirrte
.ProceB, verkehrte sophistische vnd vnnütze Bücher, ver-
schrauffte Wort vnd subtile Reden, ecc. die wahre philosophi-
sche Materi, rechte Solution, Gewicht, Glas, Ofen vnd Re-
gierung deß Feuers zu fassen, vnd zumal man richtige Anleitung
hat, dem Werck zur Tinctur vnd Artzney weiter nachzudencken
vnd zu ergründen. Mit angehängtem hierzu dienlichem vnd
niemals in Druck gebrachten Tractätlein, De igne philosophico
investigando et moderando pro solutione debita acquirenda,
auch Historien wahrhaffter Verwandlung der Metallen in
Gold vnd Silber. Item, wie man sich vor VerBetriegern hüten
soll: sammt andern zur Praxin vnd Haubtwesen gehörigen vnd
notirten Observationen vnd Explicationen colligirt vnd practi-
cirt durch Joan Ulrich Reschen, D. Nürnberg 1659 Bey Joh.
Andreas vnd Wolfg. Endters deß Jüng. sel. Erben.
8°. (4 BIL, 327 S.). (Sign. 25504. FB. 103 Adl.).
[Ferguson: II, 255. — Die edelgeborne Jungfer Alchymia.
1730. 65. — Beytrag z. Gesch. d. höh. Chemie. 1785. 619. —
Gmelin: Gesch. d. Chemie. 1797. I. 625. — Kopp: Alchemie
II, 329.]
185. [Riem, Andreas: ]
Ueber Aufklärung. Ob sie dem Staate — der Religion —
oder überhaupt gefährlich sey, und seyn könne? Ein Wort
zur Beherzigung für Regenten, Staatsmänner und Priester.
Erstes Fragment. Vierte unveränderte Auflage.
Berlin 1788. In Comm. d. kgl. Preuß. Akadem. Kunst- u.
Buchh.
{72 8.). (Sign. 25440. FB. 41).
[Anon.-Lex.: IV, 6175. — Wien: UB. I, 240059. ]
186. [Riem, Andreas:]
Ueber Aufklärung. Was hat der Staat zu erwarten — was
die Wissenschaften — wo man sie unterdrückt? — Wie formt
sich der Volkscharakter? — und was für Einflüsse hat die
Religion, wenn man sie um Jahrhunderte zurückrückt und an
die symbolischen Bücher schmiedet? Ein Wort zur Beherzi-
gung für Regenten, Staatsmänner und Priester. Zweytes Frag-
ment, ein Commentar des Ersten.
© Berlin 1788. In Comm. d. kol. Preuß. Akadem. Kunst- u. Buchh.
8°. (76 S.). (Sign. 25440. FB. 41, Adl. 1).
74
[Anon.-Lex.: IV, 6177. — UB. Wien: I, 240059 Adl.]
Riquetti, Marquis de, s. Mirabeau.
187. Rittig [ %
Kabbalistischer Lichtstrahl zu Beleuchtung mistischer Uni-
versalhauptgrundzahlen nebst ihrem geheimen Verstand und
Aufschluß. Gewidmet allen Freunden und Schätzern der höheren
kabbalistischen Zahlenlehre. Von Rittig.
Augspurg 1783.
8. 155., EE). (Sign. 52427. FB. 21 Adl. 4).
188. R[obin, Claude] M., l'abbé:
Recherches sur les initiations anciennes et modernes. Par
M. l’abbé R.
À Dresde M DCC LXXXI chez le frères Walther.
SEEN (Sign. 25501. FB. 100 Adl. 7).
[Anon.-Lex.: III, 10805. — Brit. Mus. —. Kloß: 3816. —
Ersch. France litt. IV, 397. — Barbier: Ouvr. anon: IV, 3.
— Wien: UB. I, 204221. — Taute: 2727. — Deutsche Über-
setzg.: Ů. d. Einweihungen in alten u. neueren Zeiten. Memphis
u. Braunschweig. [Leipzig] 1782. 8°. (128 S.). — Kloß: Gesch.
d. Frm. in Frankreich. I, 259.]
189. Robinson, John:
Ueber geheime Gesellschaften und deren Gefährlichkeit für
Staat und Religion. Von Joh. Robinson. Aus der dritten ver-
besserten englischen Auflage übersetzt und mit Anmerkungen
versehen.
Königslutter 1808 bei B. Culemann (In Comm. bei Aug.
Campe in Hamburg).
8°. (292 8.). (Sign. 25418. FB. 18).
(Kloß: 3503. — Das engl. Original führt den Titel: Proofs
of a conspiracy against all the religions and governments of
Europe. Edinburgh 1797. — 2d. ed. London 1797. — 3 d. ed.
London 1798. — 4. ed. London 1798.]
Rosencreutz, Christian,
s. Andreae, J. V.
Rosenkreuzer, Der im Lichte der Wahrheit strahlende,
s. Schleiß von Löwenfeld, B. J.
Rosenkreuzer, Der in seiner Blösse,
s. Ecker und Eckhoffen, J. H. Frh. v.
190. Rose, Christian:
Freye Bemerkungen über die politische Verfassung des
Ordens der freyen Maurer von dem Bruder Christian Rose.
Leipzig 1787 bey Carl Friedr. Schneidern.
80, (8 BII., 247 8.). (Sign. 25485. FB. 86 Adl. 1).
[Kloß: 506. — Taute: 1763. — Alle. hist. Ztg. 1788. S. 198.
— Fesslers Schriften. 2. Aufl. Bd. I. 377.]
191. Rothe, Gottfried:
Gottfried Rothens gründliche Anleitung zur Chymie, darinnen
nicht nur die in derselben vorkommenden Operationes, und
die aus denen Operationibus entstehende Producta, sondern
auch die Praeparationes derer besten chymischen Medicamenten
aus der berühmtesten Medicorum, sonderlich Ludovici, Wedeli
Stahlii ete. Schriften, nebst anderen, die man sonst rar und
geheim gehalten, aufrichtig gewiesen wird. Dritte Aufl. Mit
Kgl. Pohln. u. Churf. Sächs. allergn. Privilegio.
Leipzig 1727 bey Casp. Jac. Eysseln.
80, (6 Bll., 240 S., 2 BIL). (Sign. 25468. FB. 69 Adl. 1).
[Ferguson: I. 296—297. — 1. Aufl. 1717.
2. Aufl. ib. 1721. 8°. (6 BII., 240 S., 2 BIL). — 6. Aufl. 1745.
— Wien: UB. I. 245762. — Franz. Übers. v. Clousier. 1741.
— Engl.: A synopsis, or, short analytical view of chemistry.
Transl. by Alex. Macbean. 1743.]
192. Rothe, Gottfried:
Gottfried Rothens, Anhang zu seiner Chymie, handelnd von
denen metallischen Saltzen und dem schmerzt-stillenden
Schwefel des Vitriols. [3. Aufl.]
Leipzig 1727. Bey Casp. Jac. Eysseln.
8908.) (Sign. 25468. FB. 69 Adl. 2).
[Ferguson: II, S. 296 „1723“. — 1. Aufl. ib. 1720. 8°. (1 Bl.,
108 S.). — Die Tnaugural-Diss. Rothes (praes. Stahl): ‚De
Salibus metallicis“ erschien Halae 1708. 4. — Acta medi-
corum Berolinensium 1721. Decas I. vol. I. 88. — Stolle: Hist.
d. medic. Gelahrtheit. 799, 800. — Lenglet Dufresnoy: Hist.
de la philosophie Hermétique. III. 8. — Zedler: Universal
Lexikon 1742. XXXII. 1134. — Boerhave: Methodus studii
medici. ed. Haller 1751. I, 136, II. 936, 1030. — Jöcher. Allg.
Gelehrten Lex. 1751. III. 2248. — Fictuld: Probier-Stein 1753.
II. 124. — Baumer: Bibliotheca chemica. 1782. 35. — Gmelin:
76
Gesch. d. Chemie 1798. II. 682—3. — Otto: Lex. d. Oberlausitz.
Schriftsteller. 1803. III. 97. — Scherer’s Journal. VI.
Fuchs: Repert. d. chem. Lit. 213. Philippe u. Ludwig: Gesch.
d. Apotheker. 575, 688. — Posgendorff: Biogr. liter. Hand-
wörterb. 1863. II. 701. |
193. S[ ] LI 1 CI :]
Hermaphroditisches Sonn- und Monds Kind, das ist: Des
Sohns deren Philosophen natürlich-übernatürliche Gebährung.
Zerstöhrung und Regenerierung oder vorgestellte Theorie und
Practic den Stein der Weißen zu suchen und zu machen. Durch
einen unbekannten Philosophum und Adeptum in 12. emble-
matischen Figuren und so vielen Paragraphis. Mit Applicir-
und Beyfügung so vieler canonischen Versen des berühmten
schwedischen Adepti Northons [J. F. Hautnorthon]: aus einem
altem Manuscript gezogener praesentiret. Nun aber nach,dem
mystischen Verstand und innerem Weesen explicieret, nebst
denen caballistischen Zeichen Salomonis durch einen Lehr-
Jünger der Natur. L. C. 8.
Mayntz 1752 bey Joh. Frdr. Krebs Buchh. Gedr. in der Chur
Hof- u. Univers. Buchdr. bey denen Häffn. Erben durch El.
Pet. Bayer.
8. (70 8.).- (Sign. 25476. FB. 77).
[Ferguson: I. 388—389.]
Sache, Die gute der Freymaurerey,
s. Schlicht, R.
Säulen, Die drey, der Unbekannten im Lande,
s. Schumacher, B. G.
194. [Saint-Martin, Louis Claude Marquis de:]
Irrtümer und Wahrheit, oder Rückweiß für die Menschen
auf das allgemeine Principium aller Erkenntniß. Von einem
unbek. Ph. Aus dem Französ. übersetzt von Matthias Claudius.
Bresslau 1782. G. Löwe.
89. (XVI, 614 S.). (Sign. 25406. FB. 3).
[Anon.-Lex.: II, 11263. — Wiener Journ. f. Frm. I, 4 —
Des Erreurs et de la verité. 2. ed. Salomopolis 1781. (Wien:
UB. I. 267823). — Kloß: 3894 Goedeke: IV. 383; 17.]
195. [Saint-Martin, Louis, Claude Marquis de:]
Apodiktische Erklárung über das Buch: Irrtum und Wahr-
heit vom Verfasser selbst. Nebst Original-Briefen über Kathcli-
77
zismus, Freimaurerei, Schwärmerei, Magie, Starken, Lavatern
Schwedenborg, Cagliostro, Schröpfern, Mesmern und Magne-
tismus. Zur Beruhigung der allarmirten Protestanten.
Wittenberg, Zürich u. Rom [Weissenfels] 1789 [Sevérin].
169. (VI, S. 7—144.) (Sign. 25406. FB. 3 Adl.)
Anon.-Lex.: II, 1615. — Kloß: 3903. — Taute: 2708. —
Hallische Gel. Ztg. 1788. St. 101. S. 807. — Berliner Monschr.
Bd. 13. St. 4. 1789. S. 360].
Saint-Nicaise oder eine Sammlung merkwůrdiger maurerischer
Briefe,
s. Starck, J. A. Frh. v.
196. Sammlung:
Sammlung auserlesener Freymaurer-Lieder zum Gebrauch
der Logen und anderer Freunde des Gesangs.
o. O. [Kempten]. Im Jahr 1790.
8°. (3 BIL, 170 S., 1 Bl.). (Sign. 25491. FB. 92 Adl. 1).
[Taute: 2327. — Kloß: 1596: „Erschien auch u. d. T.:
Sammlg. f. d. Loge z. aufgeh. Sonne zu Kempten“.]
Sammlung, Vollstándige, der ganzen Adon-Hiramitischen Mau-
řerBy;
s. Guillemain de Gaminville.
- 197. [Sautier, Heinrich :]
Bruchstiicke zur Geschichte der deutschen Freymáurerey,
gesamlet von Erich Servati, an seinen Freund in W***.
Basel 1787 bey Joh. Jac. Flick.
80, (1 Kupfertaf., 525, XII [1] 8.). (Sign. 25493. FB. 94).
[Pseudon.-Lex.: S. 258. — Handb. d. Frm. II. 309. — de
Backer: Bibl. VII. 670. — Kloß: 2932.]
198. [Sautier, Heinrich :]
Apologie der ersten Frage: Warum soll ich ein Freymáurer
werden ? Beylage zu dem Bruchstücke zur Geschichte deutscher
Freymäurerey gegen Hr. Franz Josef Bob von Erich Servati.
Basel 1787 bey Joh. Jac. Flick.
80. (XVI, 158 8.). (Sign. 25493. FB. 94 Adl.).
[Anon.-Lex.: I. 2819. — Kloß: 2933. — de Backer: VII. 670].
Scala algebraica oeconomica,
s. Kessler von Sprengseysen, Ch. F.
Schicksal, Endliches, des Freymaurer Ordens.
s. Grolmann, L. A. Ch. v.
Schilderung der Illuminaten.,
s. Weishaupt, A.
199. [Schleiß von Löwenfeld, Bernhard Josef: ]
Carl Hubert Lobreich von Plumenoek geoffenbarter Einfluß
in das allgemeine Wohl der Staaten der ächten Freymäurerey
aus dem wahren Endzweck ihrer ursprünglichen Stiftung er-
wiesen, und der Schrift des königl. Dän. Etatsrathes Johann
Jakob Mosers, von Geduldung der Freymäurergesellschaften,
besonders in Absicht auf den Westphälischen Frieden, ent-
gegengesetzt. Samt dem klar- und deutlichen Unterricht, die
wahre Rosenkreutzerische Astralpulver ächt zu bereiten, und
zum Besten des gemeinen Wesens wider fast alle Krankheiten
zu gebrauchen. Zweyte Auflage.
Amsterdam [Regensburg] 1779 [Montag].
82.160 82): (Sign. 52423. FB. 23 Adl. 1).
[Pseud.-Lex.: S. 220. — Handb. d. Freim. (1900) II. S. 606. —
Verf. ist nicht Ecker u. Eckhoffen, Hans Carl Frh. v. (s. diesen).
— Erste Aufl. 1777. — Kopp: Alchemie. II. S. 221. — Kloß:
2644. — Taute: 849. — Das vorl. Expl. ist der jüngere Druck
mit einer Schlangenlinie, die mit einer Guirlande verziert ist,
auf dem Titelblatt. Der ältere Druck hat auf dem Titel eine glatte
Drucklinie. ]
200. [SchleiB von Lówenfeld, Bernhard Josef:]
Der im Lichte der Wahrheit strahlende Rosenkreuzer allen
lieben Mitmenschen auch dem Magister Pianco [v. Ecker]
zum Nutzen hingestellt von Phoebron.
Leipzig 1782 bey Christian Gottl. Hilscher.
8%. (348 8.). (Sign. 25446. FB. 47).
[Anon.-Lex.: III, 12605. — Pseud.-Lex.: S. 217. — Kopp:
Alchemie. IT. 221. — Kloß: 2652. — Taute: 860. — Entgegnung
auf: Ecker und Eckhoffen, H. H. Frh. v.: Der Rosenkreuzer
in seiner Blósse (s. dies. — N. 44 des vorl. Katal.) — v. Ecker
replicierte in: Phoebron: Nichneri Ve Korth an Phoebron Chlun
über den in der Wahrheit strahlenden Rosenkreutzer. Regens-
burg 1782. — Findel: Gesch. 4. A. 392.]
201. [Schlicht, Rudolf, Karl, Friedrich, Ludwig:]
Die gute Sache der Freymaurerey in ihrer Würde dargestellt.
Mit einem Anhange der einen authentischen Auszug aus der
Fundamental-Constitution der großen Mutter-Loge Royale
79
York zur Freundschaft in Berlin und ein vollstándiges Ver-
zeichniß der Mitglieder derselben enthält. Als Manuscript
gedruckt für Brüder.
Züllichau 1798. Frdr. Fromann.
80. (132 8.). (Sign. 52420. FB. 20).
[Anon.-Lex.: IV. 30. — KloB: 2942. — Handb. d. Frm. II.
320.]
202. [Sehmidburg, Georg, Friedrich, Wilhelm, Freih. von:]
Weisheit, Schönheit und Stärke, eine Rede an der Wieder-
herstellungsfeyer der Mutter | | zu den drey gekrönten Sternen
im O. v. P[rag], gehalten in ihrer festlichen Versammlung
57) 1 (85 von Br. Gfeorg] S[chmidbur]g.
[Prag, 1785]. Durch Br. [F.] Schönfeld.
169. (16 8.). (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 11).
[Aigner]-Abafi: V. 92—95.]
203. [Sehneider, Johann Alois:]
Etwas über den Hirten-Brief an die wahren und ächten
Freymáurer alten Systems Hrn. D. J. J. Semler gewidmet.
Germanien [Leipzig] 5786. [1786] [Böhme].
8% 010: BL: 96:$:)::* (Sign. 25454. FB. 34 Adl.).
Anon.-Lex.: II, 2293. — Kloß: 2665. — ADB: XXXIL S. 125.
— Wurzbach: XXXI. 22. — „Hirtenbrief“ von Haugwitz,
Ch. H. C. Graf v.,.s. diesen. (N. 93 des vorl. Katal.] — Th.
Ackermann, München. Kat. 561. no. 175: 6 M.]
204. [Schónfeld, Ferdinand, Edler von:]
Rede über das Glück der Mäurerey. Gehalten in der Mutter
[| | zu den drey gekrönten Sternen von Br. Redner S—d.
Im Orient von Prag 57) % (84 [1784]. [F. v. Schönfeld].
16°. :(14 '8,). (Sign. 52434. FB. 35 Adl. 12).
[Aigner-Abafi: V. S. 90.]
205. Schreiben
Schreiben an den Herrn Hofkammerrath Utzschneider in
München. Ertse Warnung. Cavete Vobis a Signatis. Nebst
Instruction für den Obern der Minerval-Kirche, wegen Er-
theilung dieses Grades.
o. O. [Nürnberg] 1786. [Grattenauer.]
8°. (136 S.). (Sign. 52424. FB. 24 Adl. 4).
[Kloß: 3223. — Eine Erwiderung auf vorl. Schrift enthält:
90
[Cosandey, Utzschneider usw.] Nachtr. z. d. Schrift: Große
Absichten usw. Nr. III. Nr. 35 des vorl. Katal.]
206. Schreiben
Merkwürdiges Schreiben eines römisch-catholischen Geist-
lichen in Bayern an seinen Freund und Amtsbruder in Schwaben;
die Vervolgung der Freymaurer und Illuminaten in Bayern,
und den uralten vortefflichen Orden der obscurorum virorum
oder Obscuranten betreffend. Zum Druck befördert durch
einen Layen.
Gedruckt zu Philanthropolis [Gotha] im Jahre 1786.
12°. (80 S.) (Sign. 25457. FB. 58. Adl. 1.)
[Kloß: 3237. — Hayn-Pfister: S. 72. Nr. 766. — Wien: UB.
I. 59848 Adl.]
Schreiben, Zweytes und drittes, eines Profanen über die glück-
liche Entdeckung der Freimäurerei,
s. Köppen, K. F.
Schubart von Kleefeld, J. Ch. s. Keßler von Sprengseysen, Ch. F.
207. Schütz, F[riedrich] W[ilhelm] von:
Was ist oder vielmehr was soll die Maurerei für uns sein ?
Eine Rede bei Gelegenheit der Einweihung eines neuen Logen-
saals den 26. November 1789. Gehalten in der Loge Ferdinand
zum Felsen in Hamburg von dem Br. F. W. v. Schütz.
Hamburg, 1790, H. J. MatthieBen.
80, (22 8.) (Sign 25453. FB. 52 a. Adl. 4).
[Kloß: 1098.]
208. [Schulz, Th. (Johann) Gottlieb:]
Nähere Beleuchtung der deutschen Union, wobey zugleich
gezeigt wird, wie man für einen sehr wohlfeilen Preis ein Schotti-
scher Maurer werden kann.
Frankfurt u. Leipzig 1789 [Böhme].
89.. (558). (Sign. (25440. FB. 41 Adl. 4).
[Anon.-Lex.: I. 4998. — Kloß: 3283. — Taute: 897].
209. [ Schumacher, Balthasar Gerhard:]
Die drey Säulen der Unbekannten im Lande.
Reval u. Leipzig 1780 bey Albrecht u. Compagnie.
89. (54 8.). (Sign. 25501. FB. 100 Adl. 3).
[Anon.-Lex.: IV. 115. — Kloß: 424. — Taute: 1779.
Th. Ackermann, München. Katal. 561 Nr. 316. 1 M. 50.]
gl
210. [Sehuhmacher, Balthasar, Gerhard :]
Der siebenjährigen Isis Gnoti Seavton und Mäurerinnen.
Erste Fortsetzung der drey Säulen der Unbekannten im Lande.
Reval u. Leipzig 5782 [1782] bey Albrecht u. Comp.
80, (92 8.). (Sign. 25501. FB. 100 Adl. 4).
[KloB: 437.]
211. Schutzschrift
Schutzschrift für Illuminaten.
o. O. [Leipzig] 1795 [Böttcher].
9. (48 8.). (Sign. 52424. FB. 24 Adl. 1).
Hat 3475.]
Schwestern, Die zwo, P. und W,
s. Hoffmann L. A.
Secrets, Les, de l’ordre des Francs-Maçons.
s. Pérau, G..Ii C.
Secret, Le, de la societé des mopses,
s. Péran; G, L. C.
212. Sedziwoj, Michaly:
Michaelis Sendivogii chymische Schrifften, darinnen gar
‘ deutlich von dem Ursprung, Bereitung und Vollendung des
gebenedeyten Steins der Weisen gehandelt wird. Nebst einem
kurtzen Vorbericht ans Liecht gestellt durch Friedrich Roth-
Scholtzen Siles.
Wienn 1750. Verlegts Joh. Paul Krauß.
80. (348 8.), 1 Titelkupf. (Sign. 25466. FB. 67).
[Ferguson: II, 364—70. — Wien: UB. I. 246921 Adl. 2. —
„Wien 1749“ in: Wien HB: 75. J. 72. — Poliarcho Micigno:
Michael Sendivogii Leben, wie solches anfangs in Italiänischer
Sprache beschrieben, folgends in die Frantzösische und nun-
mehro in die Hochteutsche Sprache übersetzet ... , durch J. L.
[Joh. Lange] Hamburg 1683. 12°. (36 S.), — Zedler Universal-
Lexikon 1743. XXXVIL 9.%— Jöcher: Gelehrten Lex.: IV.
500. — Gmelin: Gesch. d. Chemie. 1797. I.;311—313; 1798.
II. 4., Murr: Ursprung d. Rosencreuzer 19. — Fuchs: Repert.
d. chem. Lit. 87—88. — Biographie Universelle 1825. XLII.
10. — Undat. Ausg. XXXIX. 59. — M. Wiszniewski: Bakona
metoda tlumaczenia natury, która M. W. wylozyl 1 przydal
wiadomosé o Sedziwoju alchimiku Polskim. Krakau. 1834,
181; Warschau 1877. — Figuier: L’Alchimie. 1856. 244—56. —
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VIII, 1. 6
82
Poggendorff: Biogr.-lit. Handwörterb. 1863. IT. 903. — Estreicher :
Bibliografia Polska XIX stólecia. Krakau 1878. IV. 217.
Bauer, A.: Chemie u. Alchymie in Osterreich. 1883. 31—34.
— Kopp: Alchemie I. 128, 164, 198, 203. II. 7, 235, 322, 351,
387. — Schellenz H.: Gesch. d. Pharmazie. 1904. 243—244.
— Mikowec, F.: Die Alchimisten in Böhmen unter Rudolf II.:
Oesterr. Bll. f. Lit. u. Kunst (Beil. z. Wiener Ztg.) 1854,
S. 289—90,]
213. [Sedziwoj, Michat:]
Tripus chimicus Sendivogianus, Dreyfach-chymisches Kleinod,
das ist: Zwölf Tractátlein Vom philosophischen Stein der alten
Weisen; Darinnen I. Desselbigen Ursprung, Bereitung, und
Vollendung so hell und klar aus dem Licht der Natur erwiesen,
und dargethan worden, desgleichen von keinem Authore ge-
schehen; II. Ein Artlich- und sinnreiches Gespräch eines Alchi-
misten mit dem Mercurio, und der Natur, darinnen das aller-
verborgenste Geheimnus des Steins der Weisen, Mercurius,
mit eigentlich-bekantlichen Farben abgemahlet und heraus-
gestrichen wird. III. Ein Tractat und Gespräch vom Schwefel,
dem andern Haubtstuck der Tinctur, welches die gröste Geheim-
nüssen der Natur entdecket, und offenbaret. Erstlichen von
einem Hocherleuchten, sehr Gelehrten, und Wohlerfahrnen
Philosopho Lateinisch beschrieben; Nun aber, Teutscher Nation
zu Ehr, den Kunst-Liebhabern zur Lehr, den Irrenden zur
Wehr, und Abkehr, fleissig verteutschet, durch Hisaiam sub
Cruce, Ath.
Wien, gedruckt in Ihrer Kaiserl- und catholischen Majestät
Reichs- und Hof-Buchdruckerey.
80. (264 8., 1 Bl.). (Sign. 25445. FB. 46).
[Erste Ausgabe: Straßburg. 1628. — Tripus = Orakel:
Kopp: Alchemie. II. 339.]
214. [Semler, Johann Salomon :]
Von áchter hermetischer Arznei. An Herrn Leopold Baron
Hirschen in Dresden. Wider falsche Maurer und Rosenkreuzer.
Leipzig 1786 bei Georg Eman. Beer. ©
80. (84 8.). (Sign. 25453. FB. 54b).
[Unterz. J. S. Semler. — Anon.-Lex.: IV. 10588. — Ferguson:
II. 362. — Will: Nürnberg. Gelehrten Lex. 1757. III. 686—91;
1808. VIII. 201—12. — Semlers Lebensbeschreibung v. ihm
215.
216.
83
selbst abgefaßt. Halle 1781—82. 2 Theile. — Schlichtegroll:
Nekrolog auf d. J. 1791. II. 1—81. — Meusel: Gel. Teutsch-
land. 4. Ausg. 1784. III. 535; Nachtr. 1786. I. 607, 751; 1787.
II. 357; 1788. IIL 339; 1791. IV. 683, 859; 1795. VIII. 329.
— Meusel: Lex. d. 1750—1800 verstorb. teutsch. Schriftsteller.
XIII. 89—107. — Biographie universelle 1825. XLI. 555;
Undat. Ausg. XXXIX. 34. — Herzog: Real-Encyclop. f. protest.
Theol. 1884. XIV. 111—19. — Kopp: Alchemie II. 12, 149,
292. — Allg. Deutsche Biogr. XXXIII. 698— 704. — Schelenz:
Gesch. d. Pharmazie 1904. 259, 262 1, 642.]
Sendivogius, Michael, s. Sedziwoj, Michal.
Sendschreiben des heil. Vaters Ignatius von Lojola,
s. Kratter F.
Servati, Erich,
s. Sautier, H.
Signatstern, Der,
s. Wöllner, J. Ch. v.
Sincerus:
Gründliche Anweisung zur Hermetischen Wissenschaft und
Bereitung der philosophischen Tinctur. In vier Discoursen
auffrichtig vorgestellet, worbey zugleich der vielfältigen Be-
trügerey erwehnet worden, damit sich dafür zu hüten, und nicht
so viel Menschen ins Labyrinth geführet werden, von Sincero.
Dresden u. Leipzig 1723 bey Gottfr. Leschen.
8°. (4 BIl., 304 S., 7 BIL). (Sign. 25471. FB. 72. Adl. 1).
Sincerus:
Die entdeckten Requisita realia, wodurch zum wahren Funda-
ment der hermetischen Wissenschaft vollkommen zu gelangen ;
denen Liebhabern zum Dienst eröffnet, so den Nahmen führet
Sincerus.
Dresden u. Leipzig 1723 bey Gottfr. Leschen.
80. (78 8.). (Sign. 25471. FB. 72).
[Ferouson: II. 386]
Sonnenfels, Wienner v. A.,
8. Wienner v. Sonnenfels, A.
Sonn- und Mondskind, Hermaphroditisches,
si. SRE CI |
Spazier, K.,
s. Theater, Das, der Religionen.
6*
84
. Standrede beim Grabe Joseph des P
SW. :K;: 1
217. [Starek, Johann, Arndt Freih. v.:]
Apologie: des Ordens der Frey-Maurer von dem Bruder * * * *.
Philadelphia [Göttingen] Im- Jahr. 5651, d. i. 3882.
....[Cassel, + 1770.]
. 80, (128 8.). - (Sign. 25488. FB. 89. Adl. 2).
[Nachdruck der Orig.-Ausgabe, Kônigsberg. 1770.
"= Anon.-Lex.: 2832 c, 2833. — Kloß: 371. — -Taute: 1795.
Uebersetzung a. d. Franzôs.: [Starck, J. A. Frh. v.:] Apologie
des Francs-Maçons par le frère * * * A Philadelphie. L’an
5651, c. à. d. 3882. [1779.] — Kloß: 376.
UB. Wien: I. 200294. — Th. Ackermann, München. Antig.
Katal. 561. no. 21: 2 M. — Handb. d. Frm. II. 422—25.]
218. [Starek, Johann August Freiherr von:]
Apologie des Ordens der Frey-Mäurer. Von dem Bruder * * *
Dritte ganz umgearbeitete u. einzig authentische Ausgabe.
Philadelphia [Berlin] im Jahr 3889, d. i. 1785.
Berlin 1785 Bey Christian Ludewig Stahlbaum.
8°. (1 Titelkupt., 4 BIL, 246 S.). (Sign. 25496. FB. 97. Adl. 8).
[Anon-Lex: I. 2833. — 1. Aufl. (s. oben) 1778. — 2. Aufl.
-1783. — UB. Wien: I. 200293. — Kloß: 373. — Taute: 1796.]
219. [Starck, Johann August Freih. von:]
Stein des Anstoßes und Fels der Aergerniß, allen meinen
‘ teutschen Mitbürgern, in und ausser der siebenten Provinz,
_ entdeckt von Ich weiß nicht, Wem? Gedruckt in Teutschland
[Berlin] 1780. Zu finden in allen Buchhandlungen [Decker].
8. (160 S). (Sien. 25500. FB. 99).
-TAnon.-Lex.: IV. 3708.
Nach Kloß: 2312. ist Verf. Ditfurth, Franz Dietrich Freih. v].
220. [Starek, Johann August Freih. von:]
Ueber den Zweck des Freymaurerordens. Zweite, revidierte
Aufl.
Berlin 1781 a Christian Frdr. Himburg.
9, (4 BIL, S. 9—231).
aa es FB. 62. Zweites Exemplar 25479. FB. 80).
[Titelblatt auf grünem Papier. — Anon.-Lex.: IV. 6628. —
Kloß: 432. — I. Aufl. Germanien [Berlin] 1781. — Wien: UB.
83
1.183225: — Th. Ackermann, München. Katal. = Nr. 366:
1M. 40
221. (Starck; Johann August Freih, spa
Ueber die alten "und: neuen Mysterien.
‘Berlin 1782 bey- Frdr.: Maurer.
8°. (5 BIF, VITI, 380 S.). (Sign. 25447. FB. 48).
[Das Titelblátt (auf rosa Papier) fehlt. = Anon:-Lex.: IV.
6657. == KloB: 3820. — Taute: 2730-31. — Hayn:Pfister:
"8 378, Nr. 3768. — Handbuch d. Freimaurerei. II: 422—425.
„1 Wien: UB. T. 240756. — HB. 104. G: 103. — Th. Acker-
3 mann, München. Katal.-561. Nr. 334. 4 M. 50.]
222. [Starck, Johann August Freih. von:] :
Saint Nicaise oder eine Sammlung merkwůrdiger maureri-
scher Briefe, für Freymäurer und die es nicht sind. Aus d.
Franz. übers. [von ]. Zweite Aufl. M. un
Anmerken. v. e. deutschen Hand.
[Frankfurt a. M.] 1786 [Fleischer]. 1
80, (4 "BII.;'398'8.). 2% (Sign. 25482. FB. 83).
[Anon. ess IV.175. — KloB: 2325. — Taute::836. — I. Aufl.
1785].
223. Starkey, George:
Die behaupt- und ne Pysolánháíů ds} die vortreff-
-liché Kunst das philosophische Feuer zu halten, und darinnen
zu arbeiten, in so weit dieselbe. zu allen künstlichen: Wissen-
schaften (die über alle natürliche Schwachheiten triumphiren)
* eine beständig- und sichre Wegweiserin ist, worinnen alle me-
dicinalische Geheimnüsse die bi. dahero. von denen -Artisten
verborgen gehalten worden, auffrichtig und vollkommen ent-
decket- werden. Mit dem Anhang außer der Natur, wie in Be-
reitung verschiedentlicher Specificorum, eine herrliche Medicin
verfertiget werden könne, die der Wirckung, Krafft, Hoheit
und Tugenden nach, dem Wunder grossen Arcano gleichen,
vormahls durch den hochberühmten Artisten im Feuer. Georgium
Starckey, in Englis. Sprach beschrieben, und an den Tag
gegeben, jetzo aber durch einen Freund in das Hochteutsche
gebracht und denen Filiis Artis mitgetheilet.‘
Frankfurt a. M. 1711. Zu finden bey Geo. Hrch. Oehrling.
80. (17 BIL, 247 S., 2 Bll.). (Sign. 25494. FB. 95. Adl.).
[Ferguson : IT, S. 401. — Wien : UB. I. 145817. — HB. 75. J. 111.
86
Pyrotechny asserted and illustrated, to be the surest and
safest means for arts triumph over natures infirmities. London
1658. 80. (172 $.), 1696. — Pyrotechnie ofte vuer stock-kunde ;..
... Amst. 1687. — La Pyrotecnie de Starkey, ou l’art de vola-
tiliser les alcalis . .. Rouen 1706. — Faust, Joh. Mich.: Phila-
letha illustratus. 1706: „De vita et scriptis Starck‘ in d. Vorr.
sig. C3 verso. — Zedler Universal-Lex: 1744. XXXIX. 1249.
— Semler: Sammlungen zur Historie d. Rosenkreuzer 1788.
IV. 50, 93, 94, 126. — Gmelin: Gesch. d. Chemie 1797. I. 744;
1798. II. 4, 333, 514. — Watt: Biblioth. Britann. Authors. II.
875. z. — Schmieder: Gesch. d. Alchemie. 391, 394. — Hoefer:
Hist. de la Chimie. 1843. II. 248; 1869. II. 240. — Philippe
u. Ludwig: Gesch. d. Apotheker. 515. — Figuier: L'alchěmie.
279. — Archaeologica 1857. XXXVII 10. — Dictionary of
National Biography 1898. LIV, 107. — Schelenz: Gesch. d.
Pharmazie. 1904. 489.]
224. [Stattler, Benedict:]
Das Geheimni der Bosheit des Stifters des Illuminatismus
in Baiern zur Warnung der Unvorsichtigen hell aufgedeckt
von einem seiner alten Kenner und Freunde.
München u. Ausgburg 1787. [Lentner].
8, (108 $.). (Sign. 52433. FB. 33).
[Anon.-Lex.: II, 5598. — ADB. XXXV, 498—506. — Kloß:
3253. — Ferguson: II. 405—06. — Meusel: Gel. Teutschl.
4. Aufl. 1784. III. 604; Nachtr. 1787. 370; 1788. ILL. 349; 1791.
IV. 711; 1795. V/II. 373. — Schlichtegroll: Nekrolog auf d.
'J. 1797. VIII. Jhg. 2. Bd. 1801. 145—190. — Hirsching: Hand-
buch denkw. Personen. XIII/I. 141—56. — Meusel: Lex. d.
1750—1800 verst. teutsch. Schriftst. XIII. 298—304 —
Baader: Lex. Baier. Schriftst. II. 176—182. — De Backer:
Bibliothěgue. 1859. V. 706—11. — Werner: Gesch. d. kathol.
Theologie 1866. 167, 173. — Prantl: Gesch. d. Univers. München.
II. 512. — Sommervogel: Bibliothèque. Bibliogr. 1896. VII.
1498—1509.] |
Stein des Anstoßes und Fels der Aergerniß,
s. Starck, J. A. Frh. v.,
s. Ditfurth, F. D. Frh. v.
Stern, Der flammende,
s. Tschoudy, T. H. Bar. de.
87
225. Struve, Johann:
Johann Struvens Abhandlung über den Einfluß geheimer
Gesellschaften auf das Wohl der Menschheit, neu heraus-
gegeben von Friedrich Moßdorf; nebst e. Anhange des Heraus-
gebers. — Für die Brüder Freymaurer.
Freyburg 1811. In Komm. bey d. Br. Gerlach.
80, (366 8.). (Sign. 25408. FB. 5).
[Handb. d. Frm. II. 57. — Kloß: 2971.]
226. Synesius Abbas:
Des vortrefflichen Abts Synesii aus Griechenland chymische
Schrifften, von dem gebenedeyten Stein der Weisen und dessen
Bereitung; wie solche ehemals aus der Kayserl. Bibliothec
sind communiciert, nun aber zum Druck befördert worden
durch Friedrich Roth-Scholtzen. Siles.
Wien o. J. [1749] Verlegts Joh. Paul Krauß.
8°. (1 Tfl., S. 355—404). (Sign. 25468. FB. 69. Adl. 3).
[Ferguson : II, S. 364. — vý aus Michaelis Sendivogii
Chymische Schrifften ? ?]
Wien: UB. I. 246921. Adl. 2.
(= Sedziwoj, Michal: Chymische Schrifften ans Licht ge-
stellet durch Roth-Scholtzen. Wien 1749). ]
System, Das einzige wahre der christlichen Religion,
s. Mauvillon, J.
227. System der Freymaurer-Loge Wahrheit und Einigkeit zu drey
gekrönten Säulen in P. . . [Prag]. Gesetzbuch, Rituel der
Lehrlinge, der Gesellen, der Meister, Annalen der Loge. Ueber
die Pflicht für die hinterlassenen Kinder der Brüder zu sorgen.
Philadelphia [Prag] 1594 [1794] [F. v. Schönfeld].
89, (2 BIL, 434 S.). (Sign. 52432. FB. 32).
[KloB: 1937. — Taute: 1419. — Aigner-Abafi: V. 8. 101.
— J, Duschenes: Zirkel: 1895, Nr. 12. — Der Freimaurer.
Wien. 1876. I. Jhg. S. 93—95. — Th. Ackermann, München.
Katal. 561, Nr. 340: 3 M. 50].
228. System:
System und Folgen des Illuminatenordens aus den gedruckten
Originalschriften desselben gezogen. In Briefen.
München 1787. Bey Joh. Bapt. Strobl.
80. (234 8.). (Sign. 25477. FB. 78).
88
[Kloß: 3243. Hayn-Pfister: 505. — Th. Ackermann, München:
Kat. 561. Nr. 339: 4 M.]
229. Taschenbuch:
| Taschenbuch für Brüder Freymaurer. [Hrsg. Alxinger, Johann
Baptist.]
[Frankfurt a. M.] 1784. [Nachdruck von Grötzinger in Reut-
lingen gedruckt, von Wucherer in Wien verlegt.]
89. (120 8.) < (Sign. 25485. FB. 86. Adi. 2).
[Anon.-Lex.: IV, 4660. — Kloß: 461. — Taute:1241.02
Wurzbach: I, 23 ff. — Handb. d. Frm. I, 23—110. — St. Jhs.
L. Breslau. — Aigner-Abati: IV. S. 243—-245. — Alle. österr.
Freimaurer Zeitung. 1878, Nr. 7. — Der Originaldruck [Wien]
1784. 80, (175 8.) enthält auf dem Titel den Vermerk „Zum
Vortheil der Armen“.. — Freimaurer Biblioth. III. 193. —
Wien: UB. I. 245474, — Th .Ackermann, München. Katal.
561. Nr. 342: 4 M.] ;
230. Theater : |
Das Theater der Religionen, oder Apologie des Heidenthums.
Geschrieben von einem Katholiken, und mit einer Vorrede
und einigen Anmerkungen herausgegeben von einem Prote
stanten [Spazier, Karl].
Athen [Leipzig] 1791.
80. (XXIV, 312 8.).. (Sign. 52425. FB. 25).
[Anon.-Lex.: IV, 5080. — Vgl. IV, 5077.)
Theil, Erster, des verbesserten Konstitutionenbuches der alten
ehrwürdigen Freimaurer,
s. Anderson, J.
231. Toelte(n), J[ohann] G[ 1
J. G. Toeltii, des Welt-berühmten Philosophi coelum re-
seratum, chymicum oder philosophischer Tractat worinne nicht
“nicht allein die Materien und Handgriffe, woraus und wie der
Lapis Philosophorum in der Vor- und Nach-Arbeit zu bereiten,
‘sondern auch, wie aus allen vier Reichen der Natur, als Astral-
Animal-, Vegetabil- und Mineralischen Reiche, vortreffliche
und unschátzbare Tincturen und Medicamenta, sowohl zu
Erhaltung der Gesundheit und des Lebens, als auch Verbesser-
und Transmutirung der unvollkommenen Metallen zu ver-
fertigen, offenhertzig gezeiget wird, mit Figuren denen Lieb-
: habern der wahren Hermetischen Philosophie zu Liebe aus-
89
gefertigét von einem Kenner derselben. Franckfurth und
Leipzig 1737. Druckts und Re Carl Friedr. Jungnicols
= Wittwe in Erffurth.
0, (8 BIL, 337 [statt 336] S.]. (Sign. 25466. FB. 67 Adl.).
ak Es fehlt das Titelbl. u. S. 333/335 [richtig 336].
Ferguson: II. S. 457—458. — Herausgeber ist Joh. Carl von
Friesau. — Zedler: Universal-Lex. 1745. XLIV. 889. — M'ssiv
Re an die Brüdersch. d. Ord. d. gold. u. Rosenkreuzes. 1783. 100.
— Beytr. z. Gesch. d. höh. Chemie 1785. 665. (nennt ihn Toel-
tinus). — Semler: Samlgn. z. Historie d. Rosen-Kreuzer 1788.
III. 75, 104, 171. — Gmelin: Gesch. d. Chemie 1798. II. 324.
— Fuchs: Repert. d. chem. Lit. 261. — Kopp: Alchemie II.
361, 371. — Wien: HB: 75. F. 44.]
Tripus chimicus Sendivogianus,
s. Sedziwoj, M.
Trümmer, Die entdeckten, der a
8. BE Jo we
232. [Tsch(o)udy, Théodore Henri Baron de und Bardou-Duhamel:]
Der flammende Stern. Oder die Gesellschaft der Freymáurer
von allen Seiten betrachtet. Aus dem Französischen. [Uebers.:
Hymmen, Joh. Wilh. Bernh. v.] Zweite vermehrte Auflage.
Erster u. zweiter Theil [a. u. d. T.] Der Signatstern, oder die
enthüllten sämmtlichen sieben Grade der mystischen Frey-
maurerei nebst den Orden der Ritter des Lichts, für Maurer
und die es nicht sind. Aus dem Nachlaß des verstorbenen hochw.
Bruder W... an das Licht des Tages befördert von seinem
Freund u. Bruder B... sechster u. siebenter Theil.
Berlin 1810. Bey Christian Gottfr. Schöne.
8°. (242 8., 1 Bl. — 1 BL, 264 S.). (Sign. 25463. FB. 64 C.).
-[Anon.-Lex.: IV: 3767. -— Taute: 1417: — Hayn-Pfister:
S. 377, Nr. 3762. — Neudruck: Stuttgart 1866. J. Scheible.
12°. (352 8.). — Handb. d. Frm. II. 467.]
233. [Tsch(o)udy, Théodore Henri Baron de und Bardou-Duhamel :]
Der flammende Stern. Oder die Gesellschaft der Freymáurer
von allen Seiten betrachtet. Aus dem Französischen [von
Hymmen, Joh. Wilh. Bernh. v.] [Erste Aufl.].
[Berlin] 1779 [Stahlbaum].
8%,.(1 BL — 242 S., 2. BIL, 236 S.). (Sign. 25484. FB. 85).
[Anon.-Lex.: IV, 3767. — Taute:'1423: = KloB: 1897. —
90
Hayn-Pfister: 3763. — Wien. UB. I. 183231. — Original: L’Etoile
flamboyante, ou la Société des Francs-Maçons (KloB 1896).
Tsch(o)udy, T.H. Bar.de: La muse maçonne, s. Koeppen, K. Fr.
234. [Uden, Conrad Friedrich :]
Fragmente. Für und wider die Freimäurerei.
Berlin 1782. Bey Aug. Mylius.
80. (125 8.). (Sign. 25500. FB. 99. Ald. 6).
[Anon.-Lex. : II, 3838. — Kloß: 435. — Handb. d. Frm. II, 470. —]
[Uden, C. F.] s. Archiv f. Freimäurer u. Rosenkreuzer.
Ueber Aufklárung,
.8. Riem, A.
Ueber das Ganze der Maurerey,
s. Goué, A. 8. v.
235. Ueber den Illuminaten-Orden.
o. O. [Leipzig] 1799 [Voß].
16°, (87294). (Sign. 52433. FB. 33. Adl. 1).
[Kloß: 3516. — Köthener Taschenb. 1801. 322—45].
Ueber den Zweck des Freymaurerordens,
s. Starck, J. A. Frh. v.
Ueber die alten und neuen Mysterien.,
s, Starck, J. A. Frh. v.
Veber Freymaurer. Erste Warnung,
s. Babo, J. M.
236. Ueber Freymaurerey. Zur Beruhigung und Belehrung der Un-
kundigen.
[Kempten] 1786. Gedr. z. Besten d. Armen.
89. (40 8.). (Sign. 35436. FB. 37. Adl. 2. — 25500. FB. 99.
Adl. 5).
[Auszug aus: Starck, J. A. Frh. v.: Ueber d. alten u. neuen
Mysterien. — Kloß: 496. — Taute: 1554. — Th. Ackermann,
München. Katal. 561, Nr. 363: 1 M.].
237. Ueber Kratters Auto da Fé.
[Wien] Da wir záhlen 1786.
120, (12 S.). (Sign. 25460. FB. 61. Adl. 7).
[S. Kratter, F.: Freymaurer Auto da Fé in Wien. Wien 1786.
89, (52 8.). — N. 132 des vorl. Katal. — Kloß: 488.]
238. Union:
Die deutsche Union in den letzten Zügen, oder der gefangene
Doktor, ein dramatisches Gemälde.
91
Barthsruhe [Wittenberg] 1789. In allen Buchhandlungen
[Kühn].
80. (48 S.). (Sign. 25440. FB. 41. Adl. 2).
[Kloß: 3281. —- Handb. d. Frm. I. 191.]
239. [Unzer, Johann Christoph :]
Geschichte der Brüder des grünen Bundes. Erster Band.
Lambergs Geschichte.
Berlin 1782 bey Haude u. Spener.
89, (XIV, 168 S., 1 Bl.). (Sign. 25452, FB. 53 b).
[Anon.-Lex.: II, 6332].
Utzschneider Josef von.
s. Cosandey 8. v.
Valentinus, ,
s. Basilius Valentinus.
Vere, Ketmia,
s. Birkholz, Adam Michael,
s. Proek, Baron.
Versammlungsreden, Freymáurerische, der Gold- u. Rosenkreutzer
des alten Systems,
s. Ecker und Eckhoffen, H. H. Frh. v.
Versuch über die Freymaurerei,
s. Beyerlé, J. P. L. de.
Versuch über die N. N. oder über die Unbekannten,
s. Gotter, F. W.
Versuch über die Sekte der Illuminaten,
8. Laroche, J. P. L. de.
240. Vertheidigung
Vertheidigung der Freymáurer wider die: Verläumdungen
zweener Geistlichen, welche den Orden öffentlich auf der
Kanzel angegriffen haben. Aus dem Französischen.
Frankfurt u. Leipzig 1779 bey Joh. Phil. Haug.
80. (VIII, 126 8.). - (Sign. 25500. FB. 99. Adl. 7).
[Kloß: 2922. — Taute: 588. — Wien, UB. I. 182439. —
Frmrztg. 1783. 4. St. S. 25. — Wiener Journ. f. Frmr. 1785.
IT. 94. — Frmrztg. 1860. S. 217.]
241. [Vogel, Paul, Josef, Siegfried: (Joachim, Siegmund) :]
Briefe die Freimaurerei betreffend.
Nürnberg 1783—85 bey Ernst Christoph Grattenauer.
92
Erste Sammlung über die Tempelherren.
1783. 8%. (3 BU, 2109.)
Zweite Sammlung [Ueber die Mysterien].
1784. 80, (4 BI., 224 8.
Dritte Sammlung [Ueber die Freimaurerei].
1785. 80. (8 BIL, 163 8.). [Defect: S. 1--16 fehlen].
(Sign. 25503. FB. 102. Adl. 1, 2).
[Anon.-Lex.: I. 7605. — Kloß: 454, 2237, 2821. — Taute:
357, 840, 2734. — Wien, UB. I. 181199. — a d. Frm.
II. 51516].
242. [Vogel, Paul Josef, Siegfried (Joachim Siegmund) :]
Reden über den Zweck, die Beschaffenheit und den Ursprung
der Freimaurerei. Gehalten in den Logen J[osef] z[ur] Efinigkeit]
und zu d. drfei] Pffeilen] in N[ürnberg] von P..J. S. V.
Berlin 1791. bei Frdr. Maurer. |
80. (139 S.). (Sign. 25453. FB. 52 a).
[Anon.-Lex.: III. 11073. — Kloß: 1103. — Taute: 194980]
Von ächter hermetischer Arznei, ©
s. Semler J. 8.
243. Von
Von dem gefährlichsten Plane der Illuminaten und von den
wechselseitigen Pflichten der christlichen‘ Fürsten und Unter-
thanen nach dem Grundriße der christlichen H. Religion. Eine
Schrift gewidmet dem Bedürfnisse jetziger Zeiten. Neue Auflage.
Donauwerd 1796. |
8%. (48 8.). (Sign. 52433. FB. 33. Adl. 6).
[Kloß: 3490.]
Vohang, Der aufgezogene, der Freymaurerey,
s Wierz I! J.
244. Vorstellung :
Kurze und deutliche Vorstellung der edlen Probier-Kunst,
was eigentlich dieselbe sey, worinnen sie bestehe, was vor
| Instrumenten darzu erfordert werden, wie man zu der rechten
Erkänntnuß aller Mineralien und metallischen Ertzen zu
gelangen, und welcher Gestalt endlich die Erkannten’ recht
zu probieren, und'in der Probierung zu tractiren seyen. Nebst
“ einem ausführlichen Bericht, von Salpetersieden und Erklärung
93
aller chymischen Wörter und Zeichen. Von einem. dieser Kunst
preisswürdigst Ergebenen.
Nürnberg 1718. Bey Joh. Frdr. Rüdiger.
129. (12. BL, 523 S.). (Sign. 25497. FB. 98a Adl.).
[Titelblatt u. Vorrede, Bll. 1 u. 2 fehlen.
| Ferguson: I, 487. — Wien, UB. I. 246132.]
249 W sd Kk „LF
Standrede beim Grabe Joseph des Zweiten. Gehalten in der
Trauerloge der sámtlich versammelten Brüder der ehrwůrdigen
drei Logen zu Prag vom Bruder zweiten Vorsteher K. F. W.
Prag 1790 in von Schönfeld-Meißnerischer Buchhdlg.
329, (30 8.). (Sign. 52434. FB. 35. Adl. 16).
Was sucht der wahre Freymäurer ?
s. Cronenberg, G. v.
246. [Weishaupt, Adam:]
| Apologie der Illuminaten.
Frankfurt u. Leipzig [Nürnberg] 1796 in der Grattenaueri-
schen Buchhandlg.
80. (374 $.). (Sign. 25439. FB. 40).
[Anon.-Lex.: I, 2824. — Kloß: 3230. — Taute: 881. — Hayn-
Pfister: S. 364, Nr. 3647. — Wien, UB. I. 183228.]
247. [Weishaupt, Adam :]
Schilderung der Illuminaten. Gegenstück von Nr. 15 des
grauen Ungeheuers.
[Nürnberg] 1786.
a Cid 8.) (Sign. 25459. FB. 60. Adl. 4;
| 52433. FB. 33. Adl. 3).
[Anon.-Lex.: IV, 1043. — Kloß: 3219. — Handb. d. Frm.
IL. 531.]
248. [Weishaupt, Adam:]
Vollständige Geschichte der Verfolgung der Illuminaten in
Bayern. Erster Band. Nebst Beilagen u. Materialien f. d. folgen-
den Band. i
Frankfurt u. Leipzig [Nürnberg] in der Grattenauerischen
Buchhdlg.
80, (1 BL, 373 S.). (Sign. 25457. FB. 58).
. [Anon.-Lex.: II, 7067. — Kloß: 3232. — Taute: 882. — Hayn-
Pfister: S. 44, Nr. 506. — Weitere Bände sind nicht erschienen. ]
94
249. Weishaupt, Adam:
Ueber Materialismus und Idealismus. Von Adam Weishaupt.
Zweyte ganz umgearb. Aufl.
Nůrnberg 1787 bey Ernst Christoph Grattenauer.
8°. (3 BI, S. 7—216). (Sign. 25456. FB. 57).
250. Weishaupt, Adam:
Kurze Rechtfertigung meiner Absichten. Zur Beleuchtung
der neuesten Originalschriften. Von Adam Weishaupt.
Frankfurt u. Leipzig [Nürnberg] 1787. [E. Ch. Grattenauer].
8”. (1000). (Sign. 25458. FB. 59. Adl. 3).
[Kloß: 32471.
251. Weishaupt, Adam:
Nachtrag zur Rechtfertigung meiner Absichten. Von
Weishaupt.
[Nürnberg] 1787. [E. Chr. Grattenauer].
80, (128 8.). (Sign. 25458. FB. 59. Adl. 4).
[Kloß: 3248.— Taute: 885.]
252. Weishaupt, Adam:
Das verbesserte System der Illuminaten mit allen seinen
Graden und Einrichtungen. Herausgegeben von Adam Weis-
haupt. [2.] Neue und vermehrte Aufl.
Frankfurt u. Leipzig [Nürnberg] 1788 in der Grat-
tenauerischen Buchhandlung.
8°. (416 S.) m. 1 Titelkupf. Bildnis d. Verf. G. V. Mansinger
pix, C. W. Bock sc.). (Sign. 52426. FB. 26).
- [Die erste Aufl. erschien ebd. 1787. 8°. (1 Bl., 362 S. ohne
Titelkupf. — 3. Aufl. 1818. |
Kloß: 3246. — Taute: 884, 885. — Hayn-Pfister: S. 364,
Nr. 3648. — ADB. XLI, S. 547. — Th. Ackermann, München.
Katal. 561, Nr. 388: 4 M.]
253. Weishaupt, Adam:
Apologie des Misvergnügens und Uebels. Von Adam Weis-
haupt. Zweyte verm. ganz umgearb. Aufl.
Frankfurt u. Leipzig [Nürnberg] 1790.
8°. [Erster Theil:] XVI, 448 S. — Zweyter Theil: 366 8.).
(Sign. 25452. FB. 53a). -
[Kloß: 3252. — Erste Aufl. 1787. — Fortges. durch: Weis-
haupt: Gesch. d. Vervollkommnung d. menschl. Geschl.]
254. Weishaupt, Adam:
Geschichte der Vervollkommnung des menschlichen Geschlech-
tes von Adam Weishaupt. Erster Theil.
Leipzig [Nürnberg] 1788. In der Grattenauerischen Buch-
handlg.
8°. (4 BIL, S. 9 — 228). (Sign. 25457. FB. 58. Adl. 3).
(KloB: 3259. — Bildet die Fortsetzung von: Weishaupt:
Apologie des Misvergnügens]
255. Weishaupt, Adam:
Pythagoras oder Betrachtungen über die geheime Welt-
und Regierungskunst. Von Adam Weishaupt.
Frankfurt u. Leipzig [Nürnberg] 1790. [Eßlinger].
8°. (Erster Band, Erster Abschnitt: 2 Bll., 472 S., 1 Bl. —
Erster Band, Zweyter u. dritter Abschnitt; S. 473.—674, 1 BL).
(Sign. 25449. FB. 50).
[Kloß: 3265. — Zweite Titelaufl. 1795.]
256. Weishaupt, Adam:
Materialien zur Beförderung der Welt- und Menschenkunde.
Eine Zeitschrift in zwanglosen Heften. Von Adam Weishaupt.
Gotha 1810. C. Steudel.
80, (Erster Theil, 1.—3. Heft: 502 S.).
(Sign. 25416. FB. 13).
„Weisheit, Schönheit u. Stärke,
s. Schmidburg, G.
257. Weissenbach, Josef Anton:
Ist des Rezensierens, Fegens, Maurens noch kein Ende?
Den deutschen Jakobinern gewiedmet von Dr. Joseph Anton
Weissenbach. Im Jahr 1794, als dem vermutlichen Schluße
der Epoche: 86 Journalisten und 90 Rezensenten. Mit Er-
laubnis der Obern.
- Augsburg [1794] bey Joh. Nep. Styx.
80. (4 BIl., S. 9—188). (Sign. 25457. FB. 58. Adl. 4).
258. Welches
Welches ist die eigentliche Hauptbestimmung der Maurerei ?
Eine Abhandlung nebst zwei merkwürdigen Reden über die
Einigkeit, als die ersten Stüzze des Ordens gehalten in gerechten
und vollkommenen St. Joh. Logen im Orient der österreichischen
Staaten.
96
Wien u. Leipzig 1784. Frdr. Aug. Hartmann. De
80. (2 BIL, 8. .3—5 38): (Sign. 25450. FB. 51 me
io: 52434 FB. 35. Adl. 1).
[Kloß: 1061, — Taute: 2054 — Frmbl. 3 St. S. 191. —
Arch. f. Frmr. u. Roskr. II. 413.]
259. Wienner, von Sonnenfels, Alois:
"Ór nogáh. Splendor lucis, oder Glantz des Lichts, enthaltend
eine physico-cabbalistische Auslegung des größten Natur-
Geheimnuss, insgemein Lapis philosophorum genannt.
Wien 1745 gedr. bey Leop. Joh. Kaliwoda.
8°. (3 BIL, 1 Tfl., S. 3—219). (Sign. 25471. FB. 72. Adl. 4).
[UB. Wien: I, 270163. — Ferguson: II, 549. — Zedler: Univ.-
Lex.: 1748. LVI. 508 ,,Wienner ab Aloysio“ (!). — Beytr. z.
Gesch. d. hôh. Chemie. 1785. 670. — Auszüge enthält das
Taschenbuch f. Alchemisten, 1700. 144. — Gmelin: Gesch.
d. Chemie. 1798. II. 324. — Schmieder: Gesch. d. Alchemie.
1832. 546. — Ladrague: Bibl. Ouvaroff. Nr. 1464, 1465. —
Kopp: Alchemie II. 388. Wien 1747. J. J. Pentz. 8°. (3 BI.,
219 8.). Wien: Techn. 28. 890. I. ,,Aufs neue herausg. v. Adamah
Booz“. Frankfurt u. Leipzig 1785 (143 $.).]
260. [Wierz, Johann Jakob:]
Der aufgezogene Vorhang der Freymaurerey vermittelst
der einzig wahren Geschichte desselben.
Frankfurt a. M. 1790. bey Bebhard u. Kórber.
80. (2 BIL, 354 S.). (Sign. 25438. FB. 39)
PD IV. 10984. — Kloß: 2824. — Taute: 359.. —
S. 352 u. 353 als S. 316 u. 317 paginiert. — Handb. d. Frm.
IL 543. — Der 2. Teil ist nicht erschienen, Allg. Lit. Ztg. 1792,
Nr. 138, S. 420.]
261. [Wierz, Johann Jakob:]
Nöthiger Anhang zu der jüngst erschienenen Schrift: End-
liches Schicksal des Freymaurer-Ordens in einer Schlußrede
gesprochen vom Br. * * * vormals Redner der Loge zu * * * am
Tage ihrer Auflösung.
CPS SANTE 1795. [Cassel] 1795.
NIET MENT (Sign. 35436. FB. 37. Adl. 1).
A -Lex.: I. 1839. — KloB: 3471. — Taute: 886. — Handb.
d. Frm. II. 543. — 2. Aufl. Regensbg. 1795. 3. Aufl. 1795.
8°. (46 S.).] |
262. Wöllner, Johann Christoph von:]
Handlungen der freien und angenommenen Maurer-Brüder
der großen Landes-Loge der Freimaurer zu Berlin, oder das
gesetzmäßige, verbesserte und vollkommene Logen-Buch. [A. u.
d. T.:] Der Signatstern oder die enthüllten sämtlichen sieben
Grade der mystischen Freimaurerei nebst dem Orden der Ritter
des Lichts. Dritter Theil, welcher die Handlungen der freien
und angenommenen Maurer-Brüder . . . enthält.
Berlin 5804 [1804] bei C. G. Schöne.
8. (XX, 340 S.). (Sign. 25463. FB. 64 A.).
[Anon.-Lex.: IV. 2572. — Taute: 1339, 1340. — Handb. d.
Frm. II. 553—54. — Lachmann: Gesch. d. Hochgrade. S. 46.]
263. [Wöllner, Johann Christoph von:]
: Der Signatstern oder die enthüllten sämtlichen sieben Grade
der mystischen Freimaurerei nebst dem Orden der Ritter des
Lichts für Maurer und die nicht sind aus dem NachlaB des
verstorbenen hochw. Bruders W . . . . an das Licht des Tages
befördert von seinem Freund und Bruder..... Fünfter Band.
Berlin 1809 [C. G. Schöne. ]
80. (VIIT S., 1 BI., 475 S.). (Sign. 25463. FB. 64 B).
[Vorr. unterz. C. F. Herold. Anon.-Lex.: IV, 2572. — Kloß:
1957. — Taute: 1417].
[Wöllner, J. Ch. v.], s. Goehrung J. F.
264. X. Y. Z. oder Neue Aufschliisse úber die Deutsche Union und
Schottische Maurerei. Ein Blick in den innern Gang geheimer
Gesellschaften.
Berlin 1789. Bei Frdr. Maurer.
80. (80 S.). (Sign. 25440. FB. 41. Adl. 3).
[Kloß: 3279.]
265. Z.:
Allerneueste Geheimniße der Freymäurer, deren Sitten und
Gebräuche bey ihren Versammlungen und Aufnehmen der
Brüder, Diener, Lehrlinge, Meister und Obermeister mit
Kupfern von Z.
0. O. 1780.
89. (1 Titelkupf., 154 S., 1 Bl, 7 Kupf.).
(Sign. 25495. FB. 96).
89. (1:Titelkupf, 148 S., 1 BL, 7 Kupf.).
(Sign. 25490. FB. 91. Adl. 2).
Zeitschrift des máhr. Landesmuseums. VIII, 1. 7
[Textlich gleichlautende, typographisch verschiedene Drucke.
Kloß: 1892. — Taute: 1326.]
266. [Z.:]
| Allerneueste Geheimnisse der Freymäurer, darinne deren
wahrer Ursprung, die Veránderungen, so der Orden von Zeit
zu Zeit erlitten, die Erklärung ihrer Allegorien, und die Ein-
wůrfe ihrer Gegner beschrieben und abgehandelt sind. Zweyter
und letzter Theil.
o. O. 1780.
89. (1 Titelkupf., 124 S., 1 Bl, 4 TfL).
(Sign. 25495. FB. 96. Adl. 1).
[KloB: 18921.
267. Zeichen:
Die viermahl vier Zeichen oder das Buch über die Krankheiten
der Könige. Ein Manuscript in einer Chiffersprache gefunden,
ins Hochteutsche übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen
versehen. Zweytes Quart. Zu finden in allen Europäischen
Staaten und in der Asiatischen Türkey.
OO, CT. [2701
8, (VI, 82 8.). (Sign. 25453. FB. 52 a. Adl. 9).
[Titel grün gedruckt. Bd. I fehlt.]
II. Handschriften:
268. Miller, Michael:
Probierbüechel, Allerlay Arht auf Gold, Silber, Kupfer, Pley,
Wißmath, Vitriol, Quecksilber, vnd Blabe farb, Auch goldt
Proben, Zu machn, vnd Zu probirn, Gold vnd Silber von ein-
ander zu schaiden, Aqua fort vnd Aqua Regis Preïien Müntz-
beschickhungen der Haldt vnd Außbringen. vnd anderm
Nützlichen Stückhen. Ain Probierer Zu wissen durch mich
Michaeln Miller gebracht vnd Zusamb getragen. In mein Graf
Schlickhischen Müntz Vorwalder Ambt Zur Plann. Anno 1627
vnd 1628.
80. (4 BIL., 432 S.). |
(Sign. 25445. FB. 46. Adl. 1).
[Ms. saec. XVIII aut Papier.]
269. Cinculum Salomonis, dessen MaB der länge Christi genommen,
welchen Pabst Leo auff Jungfrau-Pergament mit einem rothen
Creutz . . . geschrieben gehabt; . .
16°. (31 Bl).
[Ms. saec. XVIII. auf Papier.]
99
(Sion. 52427. FB. 21. Adl. 2).
270. [Beschwörungsformeln, magische Zirkel u. ä.].
(Sign. 52427. FB. 21. Adl. 5).
Freimaurer
Bibliothek
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320. (8 BIL).
[Ms. saec. XVIII. auf Papier.]
Signaturen-Konkordanz:
Inventar-
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60, 76, 160, 199
6,19,107, 205, 211
Freimaurer-
Bibliothek
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258
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25441 |55, 124, 159, 171
\
7#
100
s#| 485 S | 45
Bš| &5 | 35, 38
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m WE Se | 85
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53a| 25452 258 79 | 25478 30
53b| 25452 239 80 | 25479 220
54a | 254512 140 81 | 25480 164
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102, 132, 135, 166
Freimaurer-
Bibliothek
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nummer
25494
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25500
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41, 223
20, 49, 156, 265,
266
27, 106,.197,.:128;
129, 130, 157, 218
80, 81, 82
118, 244
10.14, "54 , 104.
219, 234, 236, 240
Freimaurer-
Bibliothek
pi
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©
Katalog Grolig
Inventar-
nummer
25501 |45, 85, 142, 153,
155, 188, 209, 210
25502 50
25503 241
25504 68, 194
25505 DKO
25506 5, 109, 163
Die Fischotolithen des Pausramer Mergels.
Von Dr. R. J. Schubert.
(Mit 1 Tafel und 1 Textfigur.)
Bereits im II. und III. Teile meiner Arbeit über „die Fisch-
otolithen des österreichisch-ungarischen Tertiárs““!) konnte ich infolge
der Liebenswürdigkeit Herrn Prof. Rzehaks neun Otolithenformen
aus Pausram anführen. Seither lernte ich durch ihn eine Anzahl weiterer
Otolithen von dieser Lokalıtät kennen, die aus dem Nachlasse des
Herrn Wazacz stammen und die Anzahl der damals bekannten
Formen verdoppeln. Herr Wazacz hatte diese Otolithen in den neun-
ziger Jahren an Prof. Koken geschickt und mit einem vom 21. April
1898 datierten Schreiben rückerhalten, in dem sich bezüglich dieser
Otolithen bei der Mehrzahl generische Bestimmungen oder kurze Be-
merkungen befinden, worauf ich auch bei der Beschreibung der ein-
zelnen Arten Bezug nehme. Während der Drucklegung dieser Arbeit
erhielt ich von Herrn Dr. E. Polz in Prag-Smichow eine Anzahl
Otolithen aus verschiedenen Tertiärlokalitäten, auch einige aus Paus-
ram, die ich noch einbezog.
Außerdem konnte ich seit Veröffentlichung meiner letzten
Otolithenarbeit ein Stück glaukonitischen Sandsteins mit mehreren
Otolithen aus dem sicheren Alttertiár von Neudorf bei Mautnitz
(Mähren) untersuchen, das mir gleichfalls Herr Prof. Rzehak sandte,
dem ich hierfür wie für die Überlassung der Pausramer Otolithen zur
Veröffentlichung auch hier wärmstens danke; sodann einige Otolithen
aus dem galizischen Unteroligozän (Koll. Prof. T. Wišniowski, Lemberg)
und verschiedene miozäne. Auch diese sind teilweise bei der vorliegenden
Arbeit berücksichtigt.
1) Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt 1905 und 1906.
105
Beschreibung der Otolithen.
Percidae:
Otholithus (Dentex?) pausramensis n. sp.
Taf. —, Fig. 11.
Ot. (inc. sed.) sp. nov. 1906, Schubert 1. c. XIX (V), Fig. 59.
Im III. Teile meiner Otolithenarbeit habe ich diese Art nach dem
damals einzigen, etwas abgeschliffenen Exemplare abgebildet, jedoch
im Texte nur in der Fossilliste bei Pausram angeführt und weder benannt
noch náher beschrieben, da ich das damals einzige Stück verlegt hatte
und erst später wieder fand. Auch war ich über die systematische Stellung
im unklaren und bin auch jetzt noch nicht ganz sicher, ob diese Oto-
lithen wirklich auf Dentex zu beziehen. sind, wie dies Prof. Koken in
seinem Briefe an Wazacz annahm.
Der Umriß ist elliptisch, durch vereinzelte Rippen auf der Außen-
seite, und zwar besonders in der Dorsalhälfte etwas gekerbt. Der in
der Mitte liegende Sulcus acusticus entspricht im wesentlichen dem
von O. (Dentex) nobilis Kok. und dessen Verwandten subnobilis und
latior, besteht aus einer langen, fast geraden und nur am Ende etwas
nach abwärts gekrümmten Kauda und einem kürzeren Ostium, dessen
Ventralrand von der hier etwas eingeengten Kauda scharf abgesetzt
ist, dessen Dorsalrand jedoch allmälig nach aufwärts geschwungen
ist. Von den beiden anscheinend nahe verwandten Of. (Dentex) latior
und subnobilis aus dem österreichischen Miozán und auch von Of.
(Dentex) speronatus Bass. aus dem italienischen Miozän unterscheidet
sich die in Rede stehende Otolithenform auffällig dadurch, daß der obere
Teil des Ostiums bei allen beobachteten Exemplaren jener Art auffällig
reduziert erscheint, so daß diese Eigentümlichkeit wohl nicht durch
einen ungünstigen Erhaltungszustand erklärt werden kann. Bei
Ot. (Dentex) nobilis Kok. aus dem deutschen Oberoligozän ist das Ostium
in ähnlicher Weise langgestreckt wie bei pausramensis, der sich jedoch,
abgesehen von Kleinigkeiten in Umriß und Skulptur durch den all-
mäligen Übergang des ostialen Dorsalrandes in den kaudalen von
nobilis unterscheidet.
Die Außenseite ist der schwach gewölbten Innenseite entsprechend
etwas querkonkav, randlich gefältelt, bei kleineren Exemplaren auch
in. der Mitte etwas verdickt.
104
Länge: 3-2—4-8 mm;
Breite: 23—33 mm;
Dicke: 0-5—0-8 mm.
Vorkommen: Pausram, Neudorf? (Alttertiär) (ein kleiner
korrodierter Otolith, der zu dieser ‘oder einer nahestehenden Form
gehört).
Otolithus (Pereidarum) opinatus Proch.
Vgl. Schubert, 1906, pag. 628 (48), Taf. IV, 30, 31).
Diese Form ist sonst nur aus dem Miozän von Vöslau und Seelo-
witz bekannt, doch kommt eine ganz nahestehende Art Of. ( Percidarum)
freguens Kok. im deutschen Oligozán vor, so daß dieser Form, zumal
sie einige kleine Abweichungen von den Seelowitzer Otolithen zeigt,
für eine Altersdeutung keine Bedeutung zukommt.
Beryeidae:
Otolithus (Beryx?) aff. lunaburgensis Kok,
Taf. —, Fig. la, b.
Die Vorbiegung des ventralen Vorderrandes spricht zwar für
Ot. lunaburgensis Kok., da Koken in seiner Arbeit 1891 dieselbe als be-
zeichnend angibt, doch verläuft der Sulkus dieser Art, also der bisher
aus dem Miozän bekannten Form (= ‚bellus‘‘ Proch.), mehr horizontal,
d. h. der suprasulkale Teil ist in der rückwärtigen Hälfte breiter. In
dieser Beziehung erinnern die Pausramer Otolithen daher wieder an
Ot. umbonatus Kok., der im deutschen Oligozän verbreiteten Art, so
daß sie eine Zwischenform zwischen Of. umbonatus und Or. lunaburgensis
darzustellen scheinen.
Die Skulptur: der Außenseite besteht aus zahlreichen feinen, von
der Mitte des Dorsalrandes radiár ausstrahlenden, aber vielfach ana-
stomosierenden Linien, die offenbar durch Abreibung der entsprechen-
den ähnlich wie bei Of. minor angeordneten Radiärrunzeln entstanden.
Länge: 8—10 mm;
Breite: 5-5—6-5 mm;
Dicke: 1-5 mm. $
Vorkommen:Pausram; Miozän von Mähren und Deutschland.
Otolithus (ine. sedis) aff. minor Kok.
Taf. —, Fig. 2 a, b.
Koken, 1884, | c. XI, 14, pag. 558.
Koken, 1891, L c., pag. 135.
Ein Fragment, das dem Formenkreise des bisher aus dem Mittel-
105
und Oberoligozän Deutschlands bekannten Otolithus minor anzugehören
scheint, gleichwohl aber damit nicht völlig übereinstimmt. Die horizon-
tale Kauda sowie die Skulptur der Innenseite ähnelt sehr der Abbildung,
die Koken 1884, XI, 14 als Of. minor gab, 1891 aber als zu ‘Of. robustus
gehörig bezeichnete, während die 1891 als Textfigur von dieser letzteren
Form gegebene Abbildung weniger gut mit dem Pausramer Fragment
in Einklang zu bringen ist. Doch auch die 1891 von Ot. minor gegebene
Textfigur stimmt nicht ganz mit unserer Form. Der zierlichen Skulptur
der Außenseite nach gehört dieselbe zu Ot. minor, da sich Ot. robustus
durch die auffallend dicke massige Gestalt und glatte Außenseite unter-
scheiden soll.
Auch der ventrale und zum Teile ae Teil der Innenseite ist
mit feinen regelmäßig angeordneten runzeligen und körnigen Rippen
bedeckt, die ich als ursprüngliche Skulptur und nicht als Verwitterungs-
erscheinung auffassen möchte.
Breite: 114 mm.
Vorkommen: Mittel- und Oberoligozän Deutschlands.
Sciaenidae:
Otolithus (Seiaenidarum ?) Matoschi sp. nov.
Taf. —, Fig. 9 a, b.
Ein Fragment eines ganz eigenartigen Otolithen, dessen Kauda
einigermaßen an die der Mugiliden erinnert, das jedoch offenbar nach
den sonstigen Eigenschaften nicht zu dieser Familie gehören dürfte.
Koken bemerkt in seinem erwähnten Brief, es sei ‚‚eine Sciaenide, ähnlich
etwa dem Of. insignis,‘“ am welche Form unser: Pausramer Otolith
in der Tat in mehrfacher Beziehung erinnert. Bei Of. insignis ist nun
auch das Ostium erhalten und dadurch die Zugehörigkeit zu den Sci-
aeniden allerdings ziemlich gesichert, wenngleich über die generelle
Stellung noch Unklarheit herrscht. Da von dem Vorderrande des Oto-
lithen nur ein kleiner Teil fehlt, muß das Ostium des Pausramer Oto-
lithen sehr klein gewesen sein, wohl auch etwas vorgewölbt wie bei
ansignis. Die Kauda, ist dem Oberrande des Otolithen sehr genähert
und der breite, unter dem Sulkus gelegene Teil der Innenseite von
zahlreichen wurmförmigen Furchen durchzogen, daß er ganz mit dünnen
Wülsten und Körnchen bedeckt scheint. Der Verlauf der Ventrallinie
ist deutlich markiert.
Die Außenseite ist im mittleren Teile mit Höckern besetzt, welche
106
gegen den Ventralrand zu in Radialwülste übergehen und von der
Mitte des Dorsalrandes WE scheinen.
Länge: etwa 45
Breite: 2 mm;
Dicke: 0-8 mm.
Cataphracti:
cfr. Otolithus (Trigla) rhombicus Schub.
Schubert, 1906, pag. 641, VI, 6, 7.
Ein einziges kleines Exemplar, das zu stark korrodiert ist, um eine
sichere Bestimmung zuzulassen, das jedoch nn in diesen
Formenkreis gehören künnte,
Siluridae:
Otolithus (Arius?) moravieus sp. nov.
Taf. —, Fig. 3 a, b.
Die Innenseite ist glatt, etwas abgeschliffen und ohne eigentlichen
Sulkus, im ventralen Teile mit kurzen Anwachslinien, dorsal etwas
abgeflacht und abgebrochen.
Die Außenseite ist im ventralen Teile gewellt mit konzentrischen
Linien, im dorsalen korrodiert.
Dieser Otolith ähnelt dem Gesamthabitus nach dem oligozänen
Arius crassus Kok., doch ist er beiderseits schief zugespitzt und der
Umbo noch mehr dem Dorsalrande genähert, als bei crassus oder gar
bei germanicus und dessenVerwandten, bei denen er sich in der Mitte
befindet. Die Ähnlichkeit mit Ot.(Arius) crassus veranlaßte mich,
diesen Otolithen wenigstens mit Vorbehalt zu Ar'us zu stellen, doch
glaube ich, daß er möglicherweise zu einer nahe verwandten Gattung
gehören könnte.
Länge: 8 mm;
Breite: 5-8 mm; :
Dicke: 2-9 mm.
Scopelidae:
Otolithus (Scopelus) austriacus Kok.
Tat. — Fig. 14, 15, 16
Vel. Schubert, 1906, pag. 655 (75).
Scopelus otolithen sind die häufigsten Otolithen in Paustam;
und.da diese, Familie dem deutschen Oligozän ganz zu fehlen scheint
107
oder wenigstens daraus trotz der durch Koken vermittelten gründlichen
Bekanntschaft nicht bekannt ist, glaubte ich anfangs, hierin einen
Beweis gegen ein alttertiáres Alter der Pausramer Mergel zu sehen.
Auch Koken schrieb in dem eingangs erwáhnten Briefe, daB er solche
Formen aus dem Oligozán noch nicht kenne. Doch sah ich vor kurzem,
daB diese Familie im galizischen Oligozán schon sicher vorkommt,
außerdem gehören Scopelusotolithen im Alttertiár von Neudorf
bei Mautnitz (Mähren) zu den häufigsten Formen, so daß das Vorkom-
men dieser Familie im österreichischen Alttertiär sichersteht.
Die mir von Pausram (und auch Neudorf) vorliegenden Formen
entsprechen zumeist ganz gut dem Of. (Scopelus) austriacus Kok., etwa
den Abbildungen Fig. 2 und 4 auf Tafel III meiner Otolithenarbeit.
Sie weisen meist eine schwache oder gar keine Exzisur auf; manche
Exemplare sind etwas verlängert, so daß man an Fragmenten versucht
ist, sie mehr an die Otolithen von Scopelus mediterraneus Kok. anzu-
schließen, und auf solche beziehen sich meine Angaben Scopelus ofr.
und aff. mediterraneus auf pag. 42 und 99. Zwei Otolithen, die sonst
mit den übrigen übereinstimmen, besitzen einen auffällig verbreiterten
Sulkus, doch sind beide ziemlich abgewittert, so daß die Verbreiterung
des Sulkus wahrscheinlich damit zusammenhängen dürfte. Einige
kleine Exemplare, die anscheinend von Jugendformen stammen, weisen :
eine deutliche Excisura ostii auf, sind auch etwas reichlicher auf der
Außenseite skulpturiert, so daß sie an die Otolithen von Scopelus debilis
Kok. erinnern. |
Koken, der Of. austriacus, mediterraneus und debilis beschrieb,
sagt in dem Schreiben an Wazacz von dem soeben erwähnten Sc o-
pelusotolithen, daß sie ihre nächsten Verwandten in den miozänen
Ot. debilis, austriacus und mediterraneus hätten, und im allgemeinen,
daß die ihm vorliegenden Pausramer Otolithen nicht so exakt mit den
von ihm beschriebenen übereinstimmen, daß er eine Identifikation
vornehmen möchte. Die Untersuchung einer großen Anzahl österreichi-
scher Miozänscopeliden ließ mich jedoch keine wesentlichen Unter-
schiede der erwähnten miozänen Formen gegenüber den Pausramer
finden. Ob etwa die Fig: 15 und 16 dargestellten Otolithen einer
anderen Art angehören als Sc. austriacus, wird sich nur nach ein-
gehendem Studium eines reichen regenten Scopelus materiales ent-
scheiden lassen, da mir gerade. dieser Formenkreis sehr variabel zu
sein scheint:
Größenausmaße: 12—17mm; 1-5—2 mm, 2—2-7 mm, 2-1
108
bis 2-7 mm (wobei die ersteren Zahlen die Breite, die zweiten die
Länge der gemessenen Stücke bezeichnen). 4
Sternoptychidae:
Otolithus (Gonostoma) subdenudatus sp. nov.
Taf. —, Fig. 4 a, b.
Das bisher einzige Exemplar ist zwar vorn beschädigt, so daß
das für den Otolithen der Mittelmeerform Gonostoma bezeich-
nende, sehr spitze Rostrum fehlt, gleichwohl stimmt es mit den Oto-
lithen der erwähnten Gattung derart überein, daß ich der generischen
Stellung sicher zu sein glaube.
Die Innenseite ist flach und in der Mitte von einem mäßig seichten,
doch deutlichen Sulcus acusticus durchzogen. An diesem läßt sich eine
nach rückwärts verbreitert ausstreichende Kauda von einem mehr
horizontal verlaufenden Ostium trennen, welches sich an intakten
Otolithen offenbar auch auf das scharf vorspringende Rostrum fort-
setzt. Das Antirostrum ist stumpf und springt wenig vor. Die Crista
inferior ist deutlicher als die Crista superior und von einer ventralen
Furche begleitet. Eine Ventrallinie ist vorhanden, die Arealdepression
© seicht.
Die Außenseite ist sanft gewölbt mit flachem zentralen Umbo-
Länge des eigentlichen Otolithen ohne Rostrum: 2 mm;
Breite: 2 mm;
Dicke: 0-4 mm.
Ofolithus (Sternoptychidarum?) Polzi n. sp.
Textfigur la, b.
Unter den von Herrn Dr. E. Polz in Pausram (am Abhange neben
dem ersten Weinkeller) gesammelten Otolithen befanden sich nebst
unbestimmbaren Fragmenten und Skopelusotolithen ein gut er-
haltenes kleines Exemplar einer neuen Art, die sich durch ihren eigen-
tümlichen fast rhombischen Umriß von allen bekannten unterscheidet.
Die Innenseite ist ziemlich flach in der Mitte von einem deutlichen
Sulcus acusticus durchzogen, der nicht deutlich in einen ostiálen und
kaudalen Teil unterschieden zu sein scheint. Ich halte diesen Otolithen
für einen linken und den abgebrochenen vielleicht nicht unbeträchtlichen
Vorsprung für das Rostrum, da unterhalb des erhaltenen Antirostrums
eine deutliche Æxcisure ostii vorhanden war. In dem als ostial ange-
nommenen Teile des Sulkus befindet sich eine tiefe Rinne, die jedoch
109
vielleicht am intakten Otolithen nicht vorhanden war. Die Ránder des
Sulcus acusticus sind nur von schwachen Leisten umsáumt. Ventral-
furche und Arealdepression deutlich, wenn auch schwach.
Die Außenseite ist im
ganzen glatt, im vorderen Teile
dünner, im rückwärtigen ver-
dickt, am vorderen Dorsal- und
hinteren Ventralrande schwach
gekerbt oder gefältelt.
Länge: 1-3 mm.
Breite: 1-5 mm.
Dicke: 0:5 mm (in der b a
rückwärtigen Hälfte).
Über die systematische Stellung bin ich noch nicht im klaren; er
erinnert einigermaßen an die von Gonostom a, dürfte wohl irgend-
einem physostomen Hoch- oder Tiefseefische angehört haben, vermutlich
einer der als Sternoptychiden zusammengefaßten Gattungen.
Alepocephalidae:
Otolithus (Xenodermichthys?) catulus n. sp.
Taf. —, Fig. 17.
Eine eigenartige Otolithenform, die mir bisher aus dem Miozán
unbekannt ist, von der ich in Pausram ein Exemplar fand und die nebst
den Scopelusotolithen in Neudorf zu den háufigsten zu gehóren
scheint.
Der Umriß ist ungefähr trapezförmig, doch mit unregelmäßig
ausgehölten Seiten und vorgezogenen Ecken, bald länger als breit,
bald umgekehrt, auch von fast gleichen Dimensionen. Die Außenseite
ist mäßig gewölbt, glatt, mit mehr oder weniger deutlichem Umbo.
Die Innenseite flach, mit median gelegenem seichtem Suleus acusticus,
der meist deutlich in einen kaudalen und in einen ostialen Teil gegliedert
ist, die beide gegen Kranial- und Kaudalrand zu ausstrahlen, aber
die Ränder keineswegs er.eichen. Bemerkenswert ist die eigenartig
feine radialfaserige Skulptur der Innenseite.
Was die systematische Stellung dieser interessanten Form betrifft,
wurde ich durch eine Bemerkung Kokens darauf aufmerksam, daß
L. Vaillant (im Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse
des Travailleur und Talisman) 1888 im Otholithen von Xenoder-
michthys etwas Ähnliches abbildete. Die dortselbst auf Tafel XIII,
110
Figur 1 d, e gegebenen Abbildungen des Otolithen von Xenodermichthys
socialis Vaill. erinnern nun tatsächlich sehr an die in Rede stehende
Form, leider ist die wichtige Innenseite beim rezenten Otolithen so un-
deutlich oder vielmehr ungenau dargestellt, daß erst die Untersuchung
neuen rezenten Materiales völlige Klarheit bringen wird.
Nun ist Xenodermichthys allerdings eine bisher seltene
Tiefseeform, doch spricht für die Zugehörigkeit zu dieser Gattung
oder wenigstens zur der auch im Mittelländischen Meere vorkommenden
Familie der Alepocephalidae das relativ reichliche gemeinsame
Vorkommen mit Skopeliden auf dem erwähnten Glaukonitsandstein-
stück in Neudorf auch im phiozänen Foraminiferenmergel des Vallı
di Savena bei Bologna. Günther sagt in seinem Handbuche der
Ichthyologie (übersetzt von G. v. Hayek 1886, pag. 478) von den
Alepozephaliden, daß sie sich ohne Zweifel als eine der am weitesten
verbreiteten Tiefseeformen erweisen werde. Die vertikale Verbreitung
schwanke zwischen 345 (Xenodermichthys) und 2150 (Bade
troctes) Faden.
Größenausmaße von Xenod. Mariae:
0-5 mm lang, 0-6 mm breit;
1-3 mm lang, 1-2 mm breit;
1-5 mm lang, 1-4 mm breit.
Vorkommen: Pausram, Neudorf (bei Mautnitz).
Otolithus (ine. sed.) Mariae sp. nov.
Taf. —, Fig. 12 a, b.
Der Umriß ist elliptisch, doch beiderseits zugespitzt, und zwar
vorn durch ein weit vorspringendes Rostrum; beiderseits mäßig
gewölbt.
Die Innenseite ist in der Mitte von einem deutlichen, scharf ab-
gegrenzten, vertieften Sulcus acusticus durchzogen, dessen kaudaler
Teil schmal und gerade ist. Der Ventralrand des Ostiums ist gleichfalls
gerade, der Dorsalrand dagegen anfangs steil nach aufwärts gebogen
und fällt dann mit dem Dorsalrande des Rostrums zusammen. Crista
superior und Area über dem kaudalen Teile des Sulkus deutlich. Ventral-
linie schwach.
Außenseite mäßig gewölbt und von unregelmäßigen seichten
Furchen durchzogen.
Was die systematische Stellung anbelangt, so bin ich noch ganz
im unklaren. Nach der Gestalt des Sulkus ähnelt dieser Otolith dem
-
111
Ot. Pantanellii, also einer Brotulide, anderseits auch dem Otolithen
von Conger, auf welchen ihn Koken zu beziehen geneigt ist. Doch
ist der Sulkus der Otolithen dieser Gattung mit kollikularen Bildungen
erfüllt, was bei Of. Mariae nicht der Fall ist. Diesbezüglich erinnert er
eher an Otolithen von Chlorophthalmusund Microstoma,
so daß er wohl eher irgendeinem physostomen Hoch- oder Tiefseefische
angehört haben dürfte. |
Länge: 2 mm;
Breite: 1 mm;
Dicke: 0-4 mm.
Gadidae:
Otolithus (Merlueius) aff. emarginatus Kok.
Taf. —, Fig. 6 a, b.
Koken, 1884, pag. 547, XI, 6.
Koken, 1891, pag. 84, II, 8, 9.
Zwei Fragmente von kleinen Otolithen, die anscheinend am
besten auf Of. (Merlucius) emarginatus Kok. aus dem deutschen
Oligozän zu beziehen sind. Allerdings ähneln sie auch Jugendexemplaren
des miozánen Of. (Merlucius) praeesculentus Bass. und Schub. Da jedoch
bereits Koken 1884 die Ähnlichkeit des mittel- und oberoligozänen
Or. emarginatus mit den Otolithen des regenten Merlucius esculentus
(der vielleicht nur eine Mittelmeerabart des M. vulgaris darstellt) hervor-
hebt, wird es erklärlich, daß die kleinen Pausramer Exemplare, ab-
gesehen von den Größenausmaßen, in welchen sie mehr mit emarginatus
stimmen, schwer mit Sicherheit auf eine der beiden verwandten Otoli-
thenformen bezogen werden können.
Otolithus (Raniceps) latisuleatus Kok. var. pausramensis Schub.
Schubert, 1906, pag. 658 (78), Taf. V, 20.
„Das Ostium des tief ausgeprägten und scharf abgesetzten Sulcus
ist kürzer, auch etwas schmäler als die Kauda. In beiden sind deutlich
ausgeprägte, weil den Sulkus nicht ganz ausfüllende Kollikula vor-
handen und zwischen beide schiebt sich vom Ventralrande des Sulkus
her eine schmale Leiste vor. Das Ostium ist vom Vorderrande getrennt,
die Kauda dagegen öffnet sich gegen den Hinterrand.
Die Außenseite dieses apfelkernähnlichen Otolithen ist reich
mit Tuberkeln bedeckt, gehört also zur skulpturierten Reihe dieser
besonders im deutschen Oligozán so zahlreichen und häufigen Form“,
die jedoch auch aus dem Antwerpener Neogen bekannt ist.
112
Lánge: 8:7 mm;
Breite: 50 mm;
Dicke: 2:3 mm.
Macruridae:
Otolithus (Maerurus) Toulai Sehub.
Taf. —, Fig. 5a, b.
Schubert, 1906, pag. 664.
Ein (4-5 mm langer) Otolith stimmt recht gut mit kleinen Exem-
plaren der Of. Toulai von Walbersdorf und Boratsch, während das
Bruchstück eines zweiten größeren Macrurus, das ich im III. Teile
als aff. ottnangensis anführte, doch auch, zu dieser Art gehören dürfte.
Es ist zu ungünstig erhalten, um mit Sicherheit entscheiden zu können,
doch scheint mir die Außenseite zu stark verdickt und die geringe
Vertiefung des Sulkus mehr durch Korrosion bedingt zu sein. Schließlich
ist der Unterschied nicht groß, da auch Of. (Macrurus) ottnangensis
wie ich bereits im III. Teil erwähnte, in den Formenkreis des Ma-
crurus Toulai und des regenten M. coelorhynchus gehört.
Nach Koken, dem der kleinere Otolith auch vorlag, würde diese
Form auf Gadus venustus Kok. zu beziehen sein. Doch kann ich mich
dieser Ansicht nicht anschließen, da Koken (1891, pag. 91) ausdrücklich
von den Otolithen dieser Art sagt, daß der Sulkus von erhabenen Linien
eingefaßt sei und die ganze Innenseite durchlaufe, ohne sich in Ostium
und Kauda zu differenzieren und dieses Merkmal als unterscheidend
gegenüber anderen Gadiden hervorhebt. Die Pausramer Form nun
entspricht diesbezüglich völlig meinem Of. (Macrurus) Toulai, dem
Vorläufer des rezenten Macrurus coelorhynchus, dessen Sulcus acusticus
gleichfalls deutlich in Ostium und Kauda geschieden ist.
Vorkommen: Bisher nur aus dem Miozän von Nieder-
österreich, Mähren, Ungarn und Italien bekannt. i
Ophidiidae:
Otolithus (Brotulidarum ?) Rzehaki, Schub.
Taf. —, Fig. 8 a, b.
Schubert, 1906, 1. c., pag. 669 (89) V, 41.
Da dieser Otolith bei der photographischen Reproduktion un-
günstig ausfiel, habe ich ihn hier noch einmal abgebildet und will auch
weitere Einzelheiten in der Beschreibung nachholen. Wie bereits er-
wähnt, unterscheidet er sich von dem anscheinend nahe verwandten
Oi. Pantanellii Bass. und Schub. vornehmlich durch die auffallend
115
stark vertiefte Dorsalhälfte der Innenseite und den Umstand, daß
gegenwärtig lediglich sein kaudaler Teil mit einem Kollikulum erfüllt
ist, während der Umriß des ostialen Teiles möglicherweise infolge
späterer Einflüsse viel weniger deutlich ersichtlich ist als bei Ot. Panta-
nellii. In bezug auf die Ausbildung des Sulcus acusticus und der auf-
fällig ausgeprägten Arealvertiefung stimmt unsere Form am nächsten
mit Of. fallax Kok. aus dem Oberoligozän von Freden überein, von
dem sie jedoch der etwas verschiedene Umriß, das noch weniger scharf
eingeprägte Ostium und die Verschiedenheit der Außenskulptur unter-
scheidet.
Die Außenseite ist gewölbt und am rückwärtigen Ende ein-
gedrückt.
Länge: 46mm;
Breite: 3 mm;
Dicke: 1-4 mm.
Otolithus (Ophidiidarum ?) major Schub.
Taf. —, Fig. 7a, b.
Schubert, 1905, 1. c., pag. 637 (41), 638 (42), XVI (II), 42—46.
Entspricht im wesentlichen den Walbersdorfer Exemplaren,
nur sind alle drei mir bisher aus Pausram vorliegenden Otolithen etwa
halb so groß als jene, außerdem durchwegs gedrungener, während
die Walbersdorfer meist verlängert sind. Ich weiß nicht, ob dies vielleicht
für die Zugehörigkeit der Pausramer Otolithen zu einer nahe verwandten
neuen Art, etwa einem oligozänen Vorläufer von major, spricht
oder dadurch zu erklären ist, daß die Pausramer Otolithen nur kleinere
Exemplaren angehörten. Der Umriß ist wenig gezackt.
Diese Otolithen habe ich ursprünglich zu den Beryciden gestellt,
doch dürften sie wohl eher zu den Weichflossern gehören, vielleicht
in der Nähe der Ophidiiden, da der Sulkus einige Ähnlichkeit mit dem
von Ophidium barbatum besitzt. Leider kenne ich die offenbar noch
jetzt im Mittelmeere lebende rezente nächstverwandte Form nicht,
und so muß die systematische Stellung dieses Otolithen vorderhand
noch unbestimmt bleiben.
Otolithus (Ophidiidarum ?) approximatoides nov. spec.
Taf. —, Fig. 13 a, b.
Dieser Otolith scheint nach der Gestalt des Sulkus der Verwandt-
schaft des Of. major anzugehören. Vielleicht stellt er nur ein Jugend-
stadium dar, doch scheint mir der Umriß des einzigen bisher vorliegen-
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VIII, 1. 8
114
den Stückes eher auf eine andere, wenn auch nahe verwandte Art hinzu-
deuten, denn er ist elliptisch, wobei jedoch die Lángsachse nicht dem
Verlaufe des Sulkus entspricht, sondern schräg zu ihm steht. Der Sulkus
besteht aus einem längeren Ostium, das gegen den Vorderrand in eine
seichte Vertiefung schräg ausstreicht, und einer kurzen Kauda, die
deutlich vom ersteren getrennt ist. Eine schwache Crista superior ist
durch eine Arealdepression angedeutet.
Die Außenseite ist glatt und im ventralen Teile gewölbt, die
Innenseite im ganzen flach.
Dieser Otolith erinnert sehr an Otolithus (Solea) approximatus
Kok. aus dem Miozän von Langenfelde, mit dem er auch in bezug auf
die Größe stimmt, gleichwohl scheint sich der Sulkus bei aller Ähnlich-
keit doch nicht unerheblich zu unterscheiden, da bei Solea approzimata
„der breite Sulkus wallartig umgrenzt“ ist, wie dies ja bei Solea
in der Regel der Fall ist, während bei dem in Rede stehenden Otolithen
der Sulkus vertieft ist, ohne jene bezeichnende wulstartige Umrandung
zu zeigen.
Länge: 1-5 mm;
Breite: 1-4 mm;
Dicke: 0-4 mm.
Pleuronectidae:
Otolithus (Pleuronectidarum ?) subrostratus sp. nov.
Taf. —, Fig. 10 a, b.
Erinnert sehr an Of. (Solea) patens!) Bass und Schub., doch ist
er davon meiner Ansicht nach wesentlich verschieden, ja ich bin nicht
einmal sicher, ob er überhaupt zu den Pleuronektiden gehört. Der
lange, einheitliche Sulkus ist beiderseits von einem stark ausgeprägten
Wulst umgeben, von dem die Innenseite dorsal- wie ventralwärts
scharf abfällt. Dies würde wohl für eine Scholle sprechen, doch kenne
ich die starke Exzisur und das dadurch bedingte verhältnismäßig spitze
Rostrum (auch ein Antirostrum scheint vorhanden gewesen zu sein)
bei Solea nicht. Der Sulkus entspricht auch einigermaßen dem
von Of. (Citharus) Schuberti Bass., doch ist die Gestalt des Pausramer
Otolithen viel gedrungener.
Die Außenseite ist flach gewölbt, besitzt einen etwas gegen den
1) Bei Bassoli I. c. ist dieser Otolith irrtümlich auf Taf. II, Fig. 4 abgebildet,
während Fig. 3 ihn darstellt und Fig. 4 auf Ot. (Solea) Kokeni B. und Sch. zu
beziehen ist.
115
Dorsalrand zu gelegenen Umbo und eine von diesem ausgehende flache
radiale Fältelung, auBerdem im ventralen Teile stárker ausgeprägte
konzentrische Anwachswülste.
Nach Koken würde diese Art in die Nähe von Trigla, wahr-
scheinlich zu A gon us gehören, doch kann ich mich dieser Ansicht
nicht anschließen, da sowohl bei T rigla als auch bei Agonus der
Sulkus in der Mitte stark verengt ist, so daß er deutlich in ein Ostium
und eine erweiterte Kauda geschieden ist.
Länge: 2:5 mm;
Breite: 2 mm;
Dicke: 0-8 mm.
Übersicht der bisher aus dem Pausramer Mergel bekannten Otolithen.
Sonstige bekannte Vor-
kommen im:
Percidae : Oligozän Miozän
Or. (Dentex?) pausramensis Schub. n. sp. .| ? Neudorf —
Ot. (Percidarum) opinatus Pr. . . . . . . — Vöslau, See-
Berycidae : lowitz
Ot. (Beryz?) aff. lunaburgensis Kok. . . . — ? Deutschl.,
Máhren
Ot. (inc. sed.) aff. minor Kok. . . . . . . Deutschl. —
Sciaenidae :
Ot. (Sciaenidarum ?) Matoschi Schub. sp. nov. =
Cataphracti :
Cf. Ot. (Trigla) rhombicus Schub.. . . . . — ?
Siluridae :
Ot. (Arius ?) moravicus Schub. m. sp. . . . — =
Scopelidae :
Of. (Scopelus) austriacus Kok. . . . . . . Neudorf |Öst., Ung.,
Italien
Sternoptychidae :
Ot. (Gonostoma) subdenudatus Schub. n. sp. . == —
Ot. (Sternoptychidarium ?) Polzi Schub. n. sp. = =
Alepocephalidae :
Ot. (Xenodermichthys) catulus Schub. n. sp.| Neudorf | Walbersdf.,
Pliozán von
Bologna
Sr
116
——mm
Sonstige bekannte Vor-
kommen im: |
Gadidae : Oligozän | Miozän
Ot. (Merlucius) aff. marginatus Kok. . . .| Deutschl. '|Verw.inÖst.
Ot. (Raniceps) latisulcatus var pausramensis HB
DORE OM TEAM PT SEP OR ES „| Typus in (Var. in Ant-
Deutschl. | werpen
Ot. (Macrurus) Toulai Schub. . . . . . . — Ost., Ung.,
Italien
Ophidiidae :
Oi. (Brotulidarum?) Rzehaki Schub. n. sp.. = =
Ot, (Ophidiidarum?) major Schub. . .. — ‚Walbersdf.
Ot. (Ophidiidarum) approximatoides Schub.
MEINER SEE HEN | oa u RENE — —
Pleuronectidae :
Ot. (Pleuronectidarum ?) subrostratus Schub.
Ot. (inc. sed.) Mariae Schub. m. sp... . . . — 54
Aus dem Alttertiár von Neudorf (bei Mautnitz) ließen
sich bisher erkennen: :
Otolithus (Merlucius) sp. ju. : OSÍNOMIM
Otolithus (Dentex?) aff. pausramensis Schub.
Otolithus (Scopelus) austriacus Kok.
Otolithus (Xenodermichthys ?) catulus Schub.
Prof. Koken sagt in dem eingangs erwähnten Schreiben, daß keiner
der von ihm beschriebenen Otolithen mit den von ihm untersuchten
Pausramer Otolithen so exakt iibereinstimme, daß er eine Identifi-
kation vornehmen möchte. Dabei sei es aber auffallend, daß die größte
Übereinstimmung mit miozänen Otolithen bestehe, so daß ihm tat-
sächlich Zweifel an dem unteroligozänen Alter der Pausramer Otolithen
gekommen seien. In dem III. Teile meiner Otolithenstudien war ich
übrigens auf Grund der mir damals zur Verfügung stehenden ‘Formen
zu einem ähnlichen Schlusse gekommen, daß nämlich, wenn man nach
der durch die Otolithen vertretenen Fischfauna zur Altersfrage des
Pausramer Mergels Stellung nehmen wollte, mehr Gründe für ein
117
neogenes als für ein palaeogenes Alter sprechen würden (pag. 679 [99)).
Eines der Hauptmomente, wodurch sich die Pausramer Otolithen-
fauna von den bekannten oligozánen — des deutschen Oligozáns —
unterschied, war das verhältnismäßig häufige Vorkommen von Sko-
peliden in Pausram, die in dem so gut bekannten deutschen Oligozän
bisher ganz fehlen. Da sie nun (Ot. debilis Kok.) im Miozän von Langen-
felde vorhanden sind und auch im österreichisch-ungarisch-italienischen
Miozän eine weite Verbreitung haben, lag die Vermutung nahe, daß
diese Familie erst seit dem Miozän nach Mitteleuropa eingewandert sei.
Da erhielt ich im Vorjahre zwei Otolithen von Prof. Wisniowski
in Lemberg aus dem sicheren Unteroligozän von Kaniusza in Galizien,
von denen der eine ein sicherer Scopelusotolith aus der Ver-
wandtschaft des Sc. mediterraneus ist, der andere derselben aber einer
nahen Gattung oder Familie angehören dürfte und neu ist. Außerdem
sind sie auch im sicheren Alttertiär von Neudorf häufig. Dies beweist
zweifellos, daß die Skopeliden im galizischen und mährischen Alttertiár
bereits vorhanden waren, wenngleich im mittel- und norddeutschen
Oligozän noch, soviel bisher bekannt ist, fehlten. Damit verschwindet
der auffallendste Unterschied der Pausramer Fauna gegenüber den
Faunen, die man bisher aus dem Oligozän kannte.
Auch Macrurus Toulai gehört einer in Österreich-Ungarn-Italien
im Miozän weitverbreiteten Form an, deren Vorhandensein im mährischen
Oligozän ebenso wie der des Of. (Ophidiidarum?) major m. nicht be-
fremden würde, wenn man bedenkt, daß diese beiden Formen haupt-
sächlich (die letztere Form sonst nur) aus Walbersdorf aus dem Schlier
bekannt wurden — aus Tiefseeablagerungen, in der ein Erhaltenbleiben
älterer Typen nicht befremdlich ist. ©
Wie aus vorstehendem: ersichtlich ist, sind die sonst nur aus
miozänen Ablagerungen bekannten Otolithen keineswegs sehr beweis-
kräftig, das heißt, insoweit nicht, als sie sich mit einem etwaigen oli-
gozänen Alter des Pausramer Mergels ganz gut vereinbaren ließen.
Doch auch die oligozänen Anklänge sind nicht sehr groß und könnten
sich auch als ältere Typen erklären lassen, die noch in neogene Schichten
hinüberreichen. Auffällig schien mir anfangs das Vorkommen des
mit Vorbehalt zu Xenodermichthys gestellten Otolithen, der
mir sonst nur aus dem Alttertiär von Neudorf bekannt war, in miozänen
Schichten jedoch, trotzdem mir von diesen aus allen Tiefenstufen ein
bedeutend arten- und individuenreicheres Material vorlag, zu fehlen
schien. Doch fand ich kůrzlichst in den Aufsammlungen des Herrn
118
Dr. Polz zwei Exemplare dieser Art in der Otolithensuite von Wal-
bersdorf und sieben Exemplaren im Pliozán von Bologna (Valle di
Savene), so daB auch diese Otolithenform zu Alterbestimmungen
infolge ihrer weiten vertikalen Verbreitung unbrauchbar ist, sondern
lediglich in gewissen Fazies háufiger vorzukommen scheint. Es bedarf
also noch vor allem der Untersuchung reichlicherer sicher alttertiárer
Faunen, um über die Formengesellschaftung im österreichischen Alt-
tertiár und dessen Unterschiede gegeniiber dem Neogen Klarheit zu
erlangen, da meiner Ansicht nach mehr ein etwaiger durch Wanderungen
bedingter Wechsel von Fischfaunen als die an den Otolithen ersicht-
lichen Veränderungen innerhalb der Tertiärschichten Anhaltspunkte
ergeben dürfte, um die Fischotolithen bei Entscheidungen in strati-
graphischen Fragen zu Rate zu ziehen.
Über die ungefähre Absatztiefe des Pausramer Mergels gibt einer-
seits schon die Gesteinbeschaffenheit Aufklärung, anderseits die
reichen Faunen, deren genaue Kenntnis wir Prof. Rzehak ver-
danken.!) Der glaukonitische Sandstein von Neudorf bei Mautnitz
dagegen könnte wohl leicht für in geringer Tiefe abgesetzt gehalten
werden, während die auf der Oberfläche ersichtlichen Fischotolithen
von Hoch- und Tiefseeschichten stammen und für eine größere Absatz-
tiefe sprechen. Diese in Otolithen erhaltene Faunula erinnert mich
lebhaft an ein Vorkommen aus dem Schlier von Bad Hall, das mir
im vorigen Winter mein damaliger Kollege Prof. O. Abel zeigte.
Auch diesem Schlier waren grobkörnige glaukonitische Partien ein-
gelagert, in denen ich nebst einem nicht näher bestimmbaren Gadiden-
otolithen nur Scopelusotolithen fand, und zwar von Sc. austriacus
Kok., Kokeni P. und tenuis m. Außerdem befanden sich in dem be-
treffenden Schlierstücke massenhaft Pteropoden (Balantium), so
daß jener glaukonitische Schlier ähnlich wie der glaukonitische mergelige
Sandstein von Neudorf wohl kaum als Seichtwasserabsätze zu deutensind.
Denn wenn auch Otolithen von Hochseefischen (Skopeliden) in Küsten-
sanden vorkommen, so sind sie daselbst stets mit Otolithen von zahl-
reichen Küstenformen vermengt. Ihr ausschließliches Vorkommen
dagegen oder, wie in Neudorf (bei Mautnitz), im Vereine mit Otolithen
von Tief- und anderen Hochseefischen läßtsich wohl am ungezwungensten
mit größerer Absatztiefe erklären.
1) Vgl. Die „Niemtschitzer Schichten“ im XXXIV. Bande der Verh.
des Naturforsch. Ver. in Brünn, 1896.
Re EL
OT
120
Erklärung zur Tafel.
Fig. la, b Otolithus (Beryx?) aff. lunaburgensis Kok.
s 0, vý (ine. sed.) aff. minor Kok.
R OY 23 = (Arius?) moravicus Schub.
„PŮ 3 (Gonostoma) subdenudatus Schub.
„> 0 = (Merlucius) aff. marginatus Kok.
= (Ophidiidarum?) major Schub.
& (Brotulidarum) Rzehaki Schub.
5 (Sciaenidarum?) Matoschi Schub.
b
b
b
b
SOAD R: (Macrurus) Toulai Schub.
b
aD.
= 8:0, D
AD
22 10 ab
p l À (Dentex?) pausramensis Schub.
Da = (inc. sed.) Mariae Schub.
13 a, b 55 (Ophidiidarum?) approximatoides Schub.
VETO 07 55 (Scopelus) austriacus Kok.
a Re x (Xenodermichthys?) catulus Schub.
ý (Pleuronectidarum?) subrostratus Schub.
a bedeutet bei allen Otolithen die Innen-, 5 die Außenseite.
Sämtliche auf dieser Tafel abgebildeten Otolithen stammen aus, Pausram.
k
32
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> ZEITSOHRIFT
MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS
HERAUSGEGEBEN VON DER
MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT
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REDAKTION
PROF. A. RZEHAK
K. SCHIRMEISEN PROF. E. SOFEË 2
EN is SUN, v
VIH. BAND
MAY 2 71958
LIBR, ARX
ZWEITES HEFT
BRŮNN
DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
1908.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Freude Felix, Dr., Eine verschollene Schrift des Freiherrn von Petrasch 121
Schreiber Peter, Beiträge zur Flora des Zwittauer Gebietes. . . . . . 139
Neuwirth Vinzenz, Beiträge zur Mineralogie Mährens . . . . . . . . . 154
Landrock Karl, Beitrag zur Dipterenfauna Máhrens . . . . . . . . . 161
Kowarzik Rudolf, Vorkommen eines Lamellibranchiaten im mitteldevo-
nischen Kalk von Mähr.-Weißkirchen . 2. IE
— Die osteologischen Sammlungen in ihrem Verhältnisse zur Paläontologie 183
Tätigkeitsbericht der Mährischen Museumsgesellschaft für das Jahr 1907. 191
Rechnungsabschluß der Mährischen Museumsgesellschaft für das Jahr 1907 219
Voranschlag des Franzens-Museums für das Jahr 1909 . . . . . . . . . 228
Verzeichnis der Mitglieder der Mährischen Museumsgesellschaft . . . . . 226
Zur Beachtung!
Da die „Máhrische Museumsgesellschaft“ die Rechtsnachfolgerin
ist sowohl der ehemaligen „K. k. máhr.-schles. Gesellschaft zur Be-
förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch
der späteren „K. k. máhr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der
„Museumssektion der k. k. máhr. Landwirtschaftsgesellschaft“, so
sind alle Sendungen von Biichern und Zeitschriften nur an die
„Mährische Museumsgesellschaft“
(Landesbibliothek)
zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige „Historisch-
statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be-
stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte
Mährens und Schlesiens“ zu richten.
Für das Kuratorium:
Prof. A. Rzehak,
Präsident.
|
ZEITSCHRIFT
DES
MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS
HERAUSGEGEBEN VON DER
MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT
REDAKTION:
PROF. A. RZEHAK
K. SCHIRMEISEN PROF. E. SOFFE
VII. BAND
1. UND 2. HEFT
BRÜNN
DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
1908.
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| DA a DAS LIEN
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Inhaltsverzeichnis.
Sitzungsberichte für das Jahr 1907 .
Grolig Moriz, Die „„Freimaurer-Bibliothek“ in der máhrischen Landes-
bibliothek in Brůnn.
Schubert R. J., Dr., Die Físohototithen des Pausramer oa (Miet 1 Tafel
und 1 Textfigur. Le
Freude Felix, Dr., Eine verschollene Schrift des Freiheren von Petrasch
Schreiber Peter, Beiträge zur Flora des Zwittauer Gebietes .
Neuwirth Vinzenz, Beiträge zur Mineralogie Mährens .
Landrock Karl, Beitrag zur Dipterenfauna Mährens
Kowarzik Rudolf, Vorkommen eines Lamellibranchiaten im mitteldevo-
nischen Kalk von Mähr.-Weißkirchen . .
— Die osteologischen Sammlungen in ihrem Verhältnisse zur Paläontologie
Tätigkeitsbericht der Mährischen Museumscesellschaft für das Jahr 1907 .
Rechnungsabschluß der Mährischen Museumsgesellschaft für das Jahr 1907
Voranschlag des Franzens-Museums für das Jahr 1909
Verzeichnis der Mitglieder der Mährischen Museumsgesellschaft
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Eine verschollene Schrift des Freiherrn v. Petrasch.
Von Dr. Felix Freude.
1746 hatte Josef Freiherr von Petrasch') zu Olmiitz die erste
deutsche Gelehrtengesellschaft in den österreichischen Erblanden
begründet, welche den Namen ‚‚Gesellschaft der Unbekannten“ führte.
Nach drei Jahren eifriger, aber vergeblicher Bemühungen zog er sich
voll Unmuts über das Scheitern seines Unternehmens nach Neuschloß
zurück?).
Hier lebte Petrasch teils der Bewirtschaftung seiner seit 1750
von der Gräfin von Oudoille um 85.600 fl. rh. und 100 Dukaten Schlüssel-
geld?) erkauften Güter, teils seinen literarischen Neigungen. Er sam-
melte in seinem ‚Museo Neocastrensi eine stattliche, auch an Inku-
nabeln und fremdsprachlichen Werken reiche Bibliothek, die er teils
schon auf seinen weiten Reisen zu erkaufen begonnen, teils, wie ins-
besondere die türkischen Werke von seinem Vater, seinem Oheim,
welche an den Türkenkriegen in Ungarn teilgenommen hatten“), und
von dem einige Jahre auf dem Spielberg inhaftierten und später in
türkische Dienste und zum Islam übergetretenen Grafen Bonneval“)
ererbt hatte. Diese rund 2700 Werke in mehr als 3500 Bänden registrierte
Petrasch eigenhändig in einem im Mährischen Landesarchiv noch er-
haltenen, 1757 begonnenen und mindestens bis 1771 fortgeführten
1) Über seine literarische Wirksamkeit vgl. bis auf weiteres die letzte zu-
sammenfassende Darstellung von W. Schramm, Notizenbl. 1894.
2) Neuschloß, hart an der Station Nessowitz bei Butschowitz gelegen, ist
heute Fürstl. Liechtensteinscher Besitz und fast Ruine. Die Räume können nur
unter Vorsicht als Speicher für Korn und Rübensamen verwendet werden. An
den Zimmerwänden sind noch Reste von Fresken zu bemerken, eine den Jagdzug
der Diana darstellend. Eine Abbildung des Schlosses gibt Prokop, Die Mark-
grafschaft Mähren in kunstgesch. Beziehung, Wien, 1904, III, 696, Fig. 972.
s) S. Wolny, II, 1, 212.
4) S. Arneth, Prinz Eugen v. Savoyen, II, 412 ff., III, 437 ff.
5) S. Wurzbach, II, 56.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VIII, 2. 9
122
Katalog). Der Bibliothek selbst war trotz aller Bemühungen nicht
auf die Spur zu kommen. In den Besitz der nachfolgenden Herren auf
Neuschloß ist sie sicher nicht gekommen. Nun verzeichnet d’Elvert?)
nach Bibl. Cerron, p. 72 eine sonst nicht bekannte Schrift von Petrasch:
Bibliotheca Petraschiana Viennae 1776, von der er, wie mir scheint,
ohne zwingende Gründe behauptet, daß sie ein allerdings geringer Ersatz
für die von der Olmützer Gesellschaft geplante Bibliotheca Bohemica
sei, „in welcher alle in Böhmen, Mähren und Schlesien oder in deren
Angelegenheiten gedruckten Werke und Schriften mit ihren Titeln
verzeichnet‘ werden sollten. Mit dieser Bibliotheca verhält es sich
indes etwas anders und d’Elvert behauptet selbst, das Material, zum
mindesten die acta motuum aus 1619 und 1620 seien zu Hof geliefert
worden und nie wieder zurückgekommen. Es scheint daher sehr ge-
zwungen, daß der Rest dieses historischen Sammelwerkes einfach den
Titel Bibliotheca Petraschiana hätte führen sollen. Weit natürlicher
ist die Vermutung, daß damit der im Mährischen Archiv aufbewahrte
Katalog, beziehungsweise durch den Zusatz Viennae 1776 seine Druck-
legung für den Verkauf gemeint sei. 1772 war Petrasch gestorben, und
da er männliche Nachkommen nicht hinterlassen hatte, beschlossen
vermutlich seine Töchter den Verkauf der väterlichen Bibliothek. Tat-
sächlich macht auch eine unter den allerdings zahlreichen Auktions-
anzeigen im Wienerischen Diarium 17763) durch den spezialisierten
Inhalt den Eindruck, als ob damals Petraschens Bibliothek zur Ver-
steigerung gekommen wäre: ,,Den 29. des gegenwärtigen Monats Jänner
und folgende Tage, um die gewöhnlichen Stunden vor- und nachmittag
„wird auf dem Wildprätmarkt im Hirschel Nr. 566 im zweyten Stock
eine große Büchersammlung den Meistbietenden gegen gleich baare
Bezahlung dahingegeben werden. Die Verehrer des griechischen und
römischen Alterthums, die Bewunderer der letzten Jahrhunderte, die
Liebhaber der morgenländischen Sprachen, vornehmlich der türkischen
!) Cerroni, Sig. II, 307: Index libr. codd. aliorumque, quae servantur in
Museo I.L. B.a Petrasch Neocastri A. D. MDCCVII mit dem humorvollen ,,Bücher-
Zluch“;
Injuriosus Litterarum perditor inglorius
Librorum spoliator infaustus
Invidiosus tristis
esto.
2) Histor. Literatur Mährens, p. 212.
3) Nachtrag, Nr. 6, 7, 8, Sonnabend den 20., Mittwoch den 24., Sonnabend
den 27. Jánner.
123
und hebráischen, die Freunde der Naturgeschichte, der Lebensbe-
schreibungen, der alt und neuen Münzwissenschaft, der schönen Künste,
der Welt- und Kirchengeschichte, der Chroniken und Reisebeschreibungen,
der Zeichen- und Malerkunst, der Mathematik, des unverfälschten
Christenthums etc. ete., alle diese werden bey der Veräußerung
der erwähnten Büchersammlung auserlesene Stücke nach ihrem Ge-
schmack finden. Der Katalog davon wird in der unteren Bräunerstraße,
der heiligen Dreyfaltigkeits-Säule am Graben geradüber, in der Kurz-
böckischen Buchhandlung ohnentgeldlich ausgegeben?).” Dazu kommt,
daß in dem Güterverkaufsvertrage der Töchter des Freiherrn, trotzdem
sich darin manche Spezialisierung von Mobilien findet, die Bücherei
ebensowenig erwähnt wird als in Cerronis Manuskript ‚Die Bibliotheken
in Mähren”, dessen Abfassung 1802—1809 fällt.
Wie dem auch immer gewesen sein mag — und vielleicht erbringen
weitere Nachforschungen noch andere Resultate —, soviel ist sicher,
daß Petrasch auf Neuschloß seinen literarischen Neigungen lebte und
im Umgange mit Gleichgesinnten, zu denen insbesondere der Ungar
Gottl. Karl von Windisch gehörte,?) sich, wie er sich auszudrücken
pflegte, „„mit seiner gewöhnlichen Denkungsarth beschäftigte‘“.
Am 11. November 1757 wurde Petrasch von der Kayserlich Fran-
ciscischen Akademie der Wissenschaften und freyen Künste zu Augs-
burg, welche nach ihrem obersten Schützer Kaiser Franz I. den Namen
führte und der Petrasch mindestens seit 1755 als Mitglied angehörte,
mit 23 von 60 abgegebenen Stimmen auf 3 Jahre zum Präsidenten
gewählt®).
Nicht ohne Zagen hat der Gelehrte Petrasch das Vorstehamt
bei einer Gesellschaft, die sich vornehmlich mit den Künsten beschäftigte,
angetreten. In einer Stelle seines Dankschreibens auf das Ernennungs-
dekret der Akademie (Neuschloß, den 14. XII. 1757) heißt es: „Der
Pflock, den Jupiter den Fröschen als Oberhaupt gab, machte sich
Schande dadurch, daß alle sein Unvermögen einsehen mußten, aber
2) Dieser Katalog, beziehungsweise die Bibliotheca Petraschiana konnte
leider auch durch die Umfragen des Auskunftsbureaus der deutschen Bibliotheken
in Berlin nicht mehr aufgefunden werden.
3) Vgl. Wurzbach, 56, 294; Goedeke, 7, 54.
4) Meine aktenmäßige Geschichte dieser Akademie wird im Sommer 1908
in der Zeitschrift des hist. Vereines fůr Schwaben und Neuburg erscheinen; bis
dahin s. außer der Stelle bei Schramm, p. 89, auch den Aufsatz von E. Welisch in
„Augsburgs Maler im 18. Jahrhundert“, 1900, p. 128 ff.
9%
124
ihnen selbst brachte es auch keine Ehre: es mußten Frösche seyn, welche
verdienen konnten, daß ein Pflock ihnen vorgesetzet werde.‘
Aber weit mehr als sein vermeintliches ‚Unvermögen‘ hätten
Petrasch die inneren Verhältnisse der Akademie, wenn er davon Kenntnis
gehabt hätte, abschrecken können. Nur zu bald hatte er nicht bloß gegen
die Uneinigkeit der Augsburger Mitglieder, gegen die Mißgunst des
Stadtmagistrates, sondern auch und insbesonders gegen die überstürzten
Projekte des Gründers der Akademie, des unzweifelhaft genialen, aber
wenig skrupulösen Joh. Dan. Herz anzukämpfen, der immer mit etwas
anderem in die Quere kam, wenn Petrasch die Konsolidierung der
Akademie und die Hebung ihres künstlerischen und wissenschaftlichen
Ansehens im Auge hatte. Im letzteren Sinne plante Petrasch eine Quartal-
schrift, die Herz ungeheuerlicherweise ,,Periodisch an einander fort-
währende Kunstschrift oder Beyträge und Abhandlungen, durch den
Druck zu allgemeiner Prüfung und Beurtheilung aufgesetzet‘‘ benamsen
wollte und zu der Petrasch, Windisch und andere akademische Mitglieder
beizutragen die Absicht hatten. Nach langwierigen Verhandlungen,
während welchen Petrasch mit den schärfsten Mitteln die Berücksichti-
gung seiner Wünsche erzwingen mußte, ja wiederholt seine literarische
Ehre gegenüber den buchhändlerischen Spekulationen von Herz zu
verteidigen hatte, war es anfangs 1759 so weit, daß die Zeitschrift er-
scheinen sollte, als eine Intrige Herzens gegen den Magistrat, die letztlich
auf den Umsturz des Stadtregiments abzielte, zu Herzens Verhaftung
und zur Sperrung der Akademie führte, so daß die Zeitschrift nicht.
erscheinen konnte. Erst 1764, als Herz die Akademie reaktivierte, wurde
diese Zeitschrift in Druck gelegt, und zwar zu Reklamzwecken und unter
dem Titel: „Probe einer neuen Zeitung“!).
Die Ausstattung des 355 Seiten starken Bandes ist eine sehr
splendide: es schmücken ihn recht nette Vignetten und Kupferstiche,
von welchen einer (p.151) unter Porträtähnlichkeit Petrasch und Windisch
!) Ich bin dieser Quartalschrift zuerst in der Großherzogl. Hofbibl. in Darm-
stadt habhaft geworden. Dorthin ist das Exemplar aus dem Nachlasse des bekannten :
Sammlers Bar v. Hübsch (vgl. Ad. Schmidt: Bar. v. Hübsch und sein Kabinett,
Darmstadt, 1906) gekommen, der in den sechziger Jahren Mitglied der Kayser-
lichen Akademie geworden war und dem Herz, wie Schmidt mir mitteilte, alle
Publikationen der Akademie geschenkt hat. Dresden (Sig. Ephem., lit. 799) und
München (Sig. 8° Acad. 5 m) besitzen gleichfalls Exemplare; manche führen auch
den Titel: ‚Gedoppelte Probe einer neuen Zeitung‘, weil ihnen die ,,Täglichen
Neuigkeiten von gelehrten Sachen“ 1759 angehängt sind, eine Veröffentlichung
der Akademie, an der Petrasch indes literarischen Anteil nicht hat.
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125
auf einer Steinbank im Gespráche darstellt: Petrasch im beguemen
Haushabit, in der reichen Fülle seiner Locken, ohne Kopfbedeckung,
einen Tschibuk schmauchend, Windisch in langwallendem ungarischen
Mantel, hohen Stiefeln und pelzverbrámter Mütze!).
Der umfänglichste Aufsatz in dieser Zeitschrift ist eine verschollene
Abhandlung von Petrasch, mit der er, allerdings sehr gegen seinen
Wunsch, den literarischen Preis der Akademie erhalten hatte. Denn er
schreibt über diese Zuerkennung an Herz (10. X. 1758): ,,Der Präsident
und die Direktoren können niemalen um den Preiß mitschreiben, noch
weniger aber, wenn sie ihn gewonnen hätten, erlangen. Es giebt den
Argwohn einer Partheilichkeit in der Beurtheilung.“
Die Abhandlung umfaßt 131 Seiten, ist mit J. Fr. von P. P. (Josef
Freiherr von Petrasch Praeses, es ist gewissermaßen seine Antrittsrede
in der Akademie) gezeichnet und führt den Titel: „„Von der Erfindung“.
Und das ist wohl jene Schrift, welche bisher einzig und allein in Adelungs
Fortsetzung zum Jöcherschen Lexikon (5. Bändchen, p. 2042) in freier
Weise als ,, Tractatus de artium liberalium ortu, Augsburg 1764“ zitiert
und als Petraschens Eigentum bezeichnet wurde.
Der Grundgedanke in dieser Abhandlung ist, daß in Sachen der
Kunst, sowohl in ihrer Theorie als ihrer Praxis, die oberste Instanz der
Verstand sei und daß der ausübende Künstler in seinen Werken nach
Einfachheit und Natürlichkeit und insbesondere bei seinen ‚Erfindungen‘
nach Wahrheit und Wahrscheinlichkeit in der Nachahmung streben solle.
Es ist klar, daß beisolchen Ansichten eine höchst nüchterne Auffassung
von der Bedeutung der schaffenden Phantasie, wo sie vom Rechte freier
Kombination Gebrauch machen will, in Petraschens Abhandlung herrschen
wird.
Von Gewährsmännern über dieses Thema war ihm Horaz, Boileau,
dem das Beispiel vom Einfach-Erhabenen des biblischen Schöpfungs-
wortes: Es werde Licht! entlehnt ist, Pope, dem Petrasch gern wider-
spricht, und U. von König bekannt, dessen Abhandlung vom Geschmack
er im Anhange zur Canitzausgabe von 1727 in seiner Bibliothek fand?).
Dagegen scheint ihn Bodmers Abhandlung ,, Von dem Einfluß und dem
Gebrauche der Einbildungskraft“, obzwar er sie gekannt, nicht sonderlich
beeinflußt zu haben.
1) Vgl. dazu die Stiche in Pelzels „Abbildungen böhm. und mähr. Gelehrten“,
Prag 1777, Bd. 3, 185, und (Windisch) ,,Ungar. Magazin oder Beitr. zur vaterl.
Geschichte“, 1781, Bd. I.
2) S. den handschriftl. Katalog, p. 47.
126
Die Gedanken dieser Schrift von Petrasch, die so selten geworden
ist, dak sie keiner seiner Biographen bisher herangezogen hat, sollen
unter möglichstem Anschluß an den Wortlaut des Originals nunmehr
wiedergegeben werden.
Petrasch spricht vor den Meistern, den Freunden und Schülern
in der Akademie über die künstlerische ,,Erfindung‘* ,,als die überlegte
Wahl eines Einfalles und die beste Art seiner Ausführung‘. Wenn in
einem Landschaftsbilde z. B. ein zerfallenes Gebáude dargestellt wird,
so ist dieses die Frucht der Erfindung des Künstlers nur insoferne, als
er unter den vielen Bildern seiner Einbildung gerade dieses ausgewáhlt,
verbessert, mit neuen Zutaten versehen und unter Berücksichtigung
der zweckentsprechenden Anordnung, der Verwendung der nötigen
Naturstimmung, des Lichteffektes usw. zur Darstellung gebracht hat.
Die Erfindung ist nach Petrasch’ Meinung eine Gabe des Himmels
und meist nur einem munteren, von Gemütsleidenschaften freien Geiste
verliehen, der nicht mit einem kränklichen Körper oder schwerem
Geblüte behaftet ist. Aber diese Naturanlage bedarf eines Zucht- und
Lehrmeisters — der Vernunft. Diese Vernunft ist aber keineswegs ein
finsterer Schulmeister, der den Reichtum unseres Gedächtnisses arm
macht, den Strom unserer Einfälle austrocknet, dem freien Willen
beengende Schranken setzt und der Lebhaftigkeit Fessel anlegt, sondern
ein bedächtiger Wegweiser, der vor dem Falschen und dem Übermaße
warnt und den Geist vom eitlen Blendwerke zurückhält, daß er nicht
ohne vorgestecktes Ziel seine Bahn dahinflattere.
In drei Dingen offenbart sich bei der Erfindung des schaffenden
Künstlers diese Vernunft: in seinem Verhalten zur Natur, zur Wahrheit
und in dem Geschmack. In diesen drei Kapiteln handelt Petrasch über
sein Thema.
In dem ersten Kapitel spricht Petrasch über die Natur mit ihren
zahllosen Schöpfungen auf der weiten Schaubühne der Welt als Quelle
aller künstlerischen Erfindung und Vorbild für alle Nachahmung.
Die Natur ist immer herrlich und schön, aber da sie uns beständig
umgibt, wird ihre eigentliche Schönheit oft nicht bemerkt, bis die über-
legende Vernunft sie wieder schätzen lehrt. Es ist, als ob wir erst diesen
Tag, an welchem wir recht zu denken anfangen, eigentlich die Welt
beträten. |
Unter den vielen Geschöpfen der Natur ist es vor allen der Mensch,
der sich der darstellenden Kunst in mannigfachster Gestalt zur Nach-
ahmung darbietet. Die Natur gibt uns tausend Vorstellungen von dem
127
Menschen, der Einfall etliche, die kiinstlerische Vernunft aber selten
‘ mehr als eine, und zwar diejenige, welche zum künstlerischen Absehen
erforderlich, d.h. zweckentsprechend ist — weil eben jede Erfindung,
wie oben bemerkt, eine Wahl ist. Hielte man sich unter Führung der
Vernunft immer an die Natur, so würden nicht so viele unnatürliche
Abbildungen der Geschöpfe unserer Gattung in der Kunst begegnen.
Schwieriger ist es, die Tierweltihrer Natur nach getreu zur Dar-
stellung zu bringen. Aber unser Jahrhundert hat einen Riedinger, dessen
Zeichnungen die Gebärden, Stellungen und geschwind vergehenden
Bewegungen der Tiere nach raschem Anblick in getreuer Erfassung
und vortrefflicher Natürlichkeit festzuhalten wußten.
Ein weiteres Gebiet für die künstlerische Erfindung sind die Dar-
stellungen der inneren Zustände der Geschöpfe, insbesondere der psy-
chischen Zustände im menschlichen Seelenleben. Obzwar selbst nicht
- körperlich, kommen sie doch im Aussehen des Körpers, in der Stellung
seiner Teile zum sichtbaren Ausdrucke. Was sich zufällig oder vorsätzlich
in der Seele zuträgt, lehrt die Vernunft uns an dem Leib erkennen.
Die immer gleichartig erfolgenden äußeren Veränderungen bei Wieder-
holung derselben Leidenschaft geben dem vernünftig erfindenden
Künstler bei seiner Nachahmung die richtige Beschaffenheit der natür-
lichen Bilder an die Hand und zeigen ihm genau an, was und wie viel
er seiner Schöpfung beilegen darf, d. h. das richtige Maß und Verhältnis.
In unseren Darstellungen müssen wir aber nicht nur natürlich
sein, sondern auch scheinen, da wir nicht für uns, sondern für
andere darstellen. Dies gilt namentlich beim Maler: ihm ist immer
klar, was an Einfällen in seinem Kopfe vorhanden ist, ebenso die Ursachen
seiner Auswahl. Dem Betrachter ist aber weder das Urbild, das
der Erfinder irgendwo geschaut und in seiner Darstellung jetzt geändert
hat, noch die Ursachen dieser Auswahl und Änderung bekannt; für ihn
fehlt also die Möglichkeit, in des Künstlers Gedanken bei der Arbeit
und in die Gründe seiner Wahl Einblick zu gewinnen, wofern nicht
irgend leise Andeutungen vorhanden sind. Es leitet aber die Vernunft
den Künstler an, durch alle Umstände des Erfundenen und Dar-
gestellten (also insbesondere durch die Komposition) den Betrachter
seines Werkes den Weg gehen zu lassen, den er bei der Wahl selbst ge-
nommen.
Bei den Porträtmalern überredet die Selbstliebe des Bestellers
oft genug den Künstler zur Unnatürlichkeit, und solange Porträts ähnlich
und auch nicht ähnlich sein sollen, ist für ihre Wahrhäitstreue
128
nichts zuerhoffen. Hat man aber für die Kenntnis der Welt, für den offent-
lichen Saal oder ein Buch ein Portrát zu machen, dann fordert unter
allen Umständen das Anrecht der Mit- und Nachwelt auf Wahrheit vom
Künstler, sie nicht zu hintergehen.
Die Vernunft befiehlt dem Schaffenden auch das Genügen und die
Beschránkung. Nachdem er die Künste und alle ihre Teile kennen ge-
lernt hat, führt ihn gemeiniglich schon eine innere Neigung zur Wahl
einer einzigen Kunstform, in der er dann bestándig sein muß. Es ist auch
keine andere Bahn zur Unsterblichkeit: wer auf alle Wege läuft, gelangt
auf keinem zum Ziele. Das Beispiel seltener Ausnahmen, wie etwa Michel
Angelo, darf uns nicht verführen.
Nachdem die Vernunft dem Künstler jedes Ding seiner Beschaffen-
heit nach in der Natur im einzelnen und besonderen gezeigt hat, führt
sie ihn weiter zur Zusammensetzung, dem höheren Grade der Voll-
kommenheit in der Erfindung. Nach dem Vorbild in der Natur nimmt
dann der Erfinder etwa die verschiedenen Leidenschaften, die sich in
den Veränderungen des Antlitzes und in besonderen Stellungen des
Leibes kundgeben, zusammen, um in seinen Gestalten und Personen
eine Absicht zur Darstellung zu bringen. Welche von den Neigungen,
Gemütsbewegungen und Leidenschaften in dem Augenblicke, während
welchem eine Tat beschlossen oder ausgeführt wurde, auch in der Dar-
stellung über die anderen die Oberhand zeigen muß, bleibt eben der
richtigen Auswahl überlassen. Dabei darf nicht vergessen werden, daß
die darstellende Kunst nur einen Auftritt machen kann, d. h. also
simultan wirkt und daß der zu wählende Augenblick daher Vergangenes
und Kommendes zugleich wird zeigen müssen. Man vergesse auch nicht,
daß man den Augen und nicht den Ohren erzählt, weshalb man „das
Blut auf der Tafel, wie der Geschmack des Engellándischen Volkes in
sonderheit bey der Schaubühne ist, nicht zu scheuen“ braucht. Diese
Gedanken sind im Hinblick auf Lessings Laokoon nicht uninteressant.
Die Verbindungen der Gemütserregungen sind so mannigfach wie
die Gedanken und das Beginnen und Tun der Menschen selbst. Hier
wird durch Umgang mit anderen, durch beständige Beobachtung, durch
genaue Betrachtung großer Vorbilder und Muster, durch die Lektüre
besonders der Dichter die Erfahrung des Künstlers gefördert werden
können. Wie notwendig besonders für den Historienmaler die Lektüre
guter Geschichtsschreiber ist, „welche nicht bloß die Taten, sondern
auch die Motive samt dem Gemütszustande der Personen erzählen,‘
wird jedem einleuchten. Einfacher ist die Zusammensetzung der
129
Erfindung auf dem Gebiete der alltáglichen kleinen Begebenheiten des
biirgerlichen Lebens, da wir die Vorbilder bestándig um uns und vor
uns haben.
Wie das Licht bei der Weltschôpfung ein Hauptmoment war, so
ist es ein solches auch bei der Kunst der Erfindung. Schon die genaue
Kenntnis der geographischen Verháltnisse wird hier oft die verniinftigen
Erfindungen an die Hand geben und besonders dort vorsichtig sein heißen,
wo man mit seinen Erfindungen über die Grenzen seines Landes hinaus-
geht und Dinge zur Darstellung bringt, die nicht täglich und unmittelbar
vor Augen stehen.
Höchst wichtig ist besonders für den Maler die „,„Austeilung“ von
Licht und Schatten. Er liefert uns nichts als die flache Tafel und kann
nur durch Licht und Schatten, die selbst nicht körperlich oder für sich
bestehend sind, und durch die Perspektive uns die Dinge körperlich
darstellen. Hier sind die genaueste Beobachtung aller Umstände von Ort
und Zeit nötig, sind alle Folgen der Eigenschaften des Lichtes und die
seiner Brechung mit den unzähligen und doch so genau bestimmten
Abstufungen genau zu beachten. Dabei wird besonders schwierig bleiben,
vielerlei Lichter mit gleicher Richtigkeit und Geschicklichkeit zu ver-
wenden. Durch üble Anwendung des Kunstlichtes, das von einer Flamme,
einer Fackel oder Lampe, ja vom Mond und den Sternen kommt, ist
in den Gemälden schon viel verdorben worden.
Nicht bloß durch das geometrische Maß, das aus einem Ges-
sichtspunkt entspringt oder mehrere Linien in einem Gesichtswinkel
zusammenzieht, sondern vornehmlich durch jene Verteilung von Licht
und Schatten wird man in der Kunst der Perspektive und Plastik ge-
winnen. Dadurch gebeut der Künstler gewissermaßen der Natur und dem
Auge zu gleicher Zeit; er verändert die Verhältnisse nach seinem künst-
lerischen Ermessen und wird dadurch zum täuschenden Zauberer, der
dem Auge darstellen kann, was er will.
Freilich geht das Recht dieser täuschenden Erfindung nicht so
weit, Dinge, welche mit den natürlichen keine Ähnlichkeit haben oder
welche das Auge zu sehen nicht gewohnt ist, darstellen zu wollen. Nur
das, was sich uns wenigstens einmal gezeigt hat, kann unserer Seele
eingedrückt werden. Damit ist die Frage nach der Möglichkeit und Art
der Darstellung des Übersinnlichen und Überirdischen, von Geistern,
Engels- und Teufelsgestalten usw. aufgeworfen. Von der Geistigkeit
kann der Pinsel nie etwas anders darstellen als nur gleichnisweise. Der
Künstler gibt bei der Darstellung eines Geistes diesem etwa das Attribut
130
eines Flügels, weil uns das, was die Luft durchschneidet und schwebend
erscheint, ans Hauchartige und Geistige gemahnt. Wir müssen also
Übernatürliches immer zum Körperlichen erniedrigen und können
Geister nur durch die vem Körper entlehnten Merkmale dem Auge
sichtbar und erfaßbar machen. Öftere Wiederholungen derselben Vor-
stellungen prägen sich dann ein und wirken traditionell. Ohne Zweifel
haben auch die Alten übernatürliche Begriffe immer in bekannte und
gewöhnliche Gestalten eingeschlossen und unter die Beherrschung der
Natur geben müssen, um sie den Sinnen faßbar zu machen.
Erfindungen von zusammengesetzten Tieren lassen sich, auch
wenn wir sie nie gesehen haben, doch für das Auge und unsere Einbil-
dungskraft darstellen, falls die Teilenurim Verhältnisse zu den beigeleoten
Kräften stehen (Pegasus). Schwieriger ist schon, die Wirklichkeit des
Hippogryphs bei Ariost einzusehen, obzwar er einige Ähnlichkeit mit dem
Bellerophon hat. Wenn man aber bereits über alle auch sonst in Ariosts
Gedicht vorkommenden Wunder durch den Zauber der angenehmen
Schreibweise hinweggekommen ist, wird man auch das hinnehmen
können. Aber solche Wirkungen sind nur der Poesie eigen. Und wenn
man selbst in Dichtungen solche Erfindungen als phantastisch emp-
findet, aber oft zugeben muß, daß das, was vorgestellt wurde,
natürlich dargestellt wurde, so wird man derartiges doch niemals
etwas in der Natur Gewöhnliches, sondern immer nur ein gut vor-
gestelltes Wunder nennen.
Im zweiten Kapitel handelt Petrasch von der Wahrscheinlichkeit.
Dem Menschen als vernünftigem Wesen wohnt die unbezähmbare Be-
gierde nach Erkenntnis der Wahrheit inne; seine Seele liebt nichts
Unwahres. Wer das Unwahre und Unwahrscheinliche zur Darstellung
wählt, verschließt absichtlich den Sätzen der Vernunft und ihren Ein-
würfen sein- Ohr. Eine vernünftige Erfindung wird sich daher immer
der Gestalten und Schöpfungen der Natur als Muster bedienen, um die
eigenen Schöpfungen seiner Einbildung so darzustellen, wie ihre Ur-
und Vorbilder in Natur und Wahrheit sind; nur dadurch wird die wahre
Beschaffenheit der Dinge für diejenigen, denen sie vorgestellt werden,
auch erfaßbar. Wahrheit und Wahrscheinlichkeit in der Naturnach-
ahmung ist daher das erste und oberste Gesetz bei der Kunst der Er-
findung.
Wahr ist, was der Wirklichkeit en t spricht, wahrscheinlich das,
was in ihr möglich ist, möglich aber nur das, was weder ihr noch sich
widerspricht.
131
Wie Unwahrscheinliches uns selbst niemals befriedigt, wird seine
Darstellung die Vernunft anderer bei ihrem Verlangen nach Wahrheit
niemals befriedigen. Die Erkenntnis der Unwahrscheinlichkeit hängt
zwar oft von der Wissenschaft des Empfängers und seinen Kenntnissen
ab; als absolut unwahrscheinlich hat aber das zu gelten, was nach dem
obigen Grundsatze jeder Vernünftige in Zweifel ziehen muß.
Während es bei der Wahrheit = Wirklichkeit keine Gradstufen
eiht (denn Sein und Nichtsein schließt einander aus), gibt es Grad-
stufen der Unwahrscheinlichkeit, die durch Unkenntnis, Unachtsamkeit
oder Irrtum des erfindenden Künstlers in den dargestellten Zeiten,
Gebräuchen, Gesetzen usw. von der Verletzung der Wahrscheinlichkeit
bis zur Unwahrheit führen. Eine völlig erdichtete Geschichte als Wahr-
heit hinstellen, ist bei weitem kein so großer Fehler, als eine wahre
Geschichte durch kühne Zusätze unwahrscheinlich machen. Steigende
Kenntnis wird hier täglich die Grade der Wahrscheinlichkeit korrigieren
und modifizieren; in allen zweifelhaften Fällen muß man sich auf jene
Seite stellen, die, wenn nicht die Wahrheit selbst, doch deren Schein
am meisten trägt.
Um leichter sich bewußt zu werden, wie weit das Horazische
„Pietoribus atque poetis quidlibet audendi sit aegua potestas“ reicht,
wird dem Künstler die wissenschaftliche Anleitung zur Seite gehen
müssen. Das ist ja auch die Absicht der Akademie, die mit der Übung
in der Kunst die Unterweisung in den Tatsachen der Wissenschaften
verbindet.
Dann gibt Petrasch einen kritischen Versuch über künstlerische
Darstellungen verschiedener Episoden aus dem Leben des Heilands
unter diesem Gesichtspunkte der Wahrscheinlichkeit in der Erfindung,
den er mit den Worten schließt: „Die Regeln und Rechte der Wahr-
scheinlichkeit haben andere Künste, z. B. die Poesie, längst erkannt;
die dem Auge gewidmete Kunst hat noch viel weniger das Recht, sich
darin etwas zum Voraus zu nehmen.“
Im dritten Kapitel ‚Vom Geschmack“ zeigt schon die Ableitung
dieses Wortes und Begriffes die Abhängigkeit von U. Königs Abhand-
lung. Im übertragenen Sinne,d.h. bei den Werken der Vernunft bedeutet
Geschmack die Fähigkeit, eine Sache, so wie sie eigentlich ist, sich
richtig einbilden und anderen vorstellen zu können, oder auch die Fähig-
keit, ein richtiges Gutachten abgeben zu können, ob eine Sache ihrer
eigentlichen Beschaffenheit nach auch richtig vorgestellt ist, d. h. ein
Urteil.
132
Man hat bisher unterlassen, die Regeln des guten Geschmackes
anzugeben, weil man solche eben nicht bieten, sondern nur Muster
empfehlen zu kónnen meinte. Und doch gibt es kein Muster, dem man
blindlings folgen könnte; denn auch Homer und Vergil sind getadelt
worden. Ob man nun Fehler der Einbildung anderer oder der eigenen
begeht, ist völlig gleichgültig! Und niemand wird frech genug sein, be-
haupten zu wollen, daß jeder andere ebenso fühle und fühlen müsse
wie er! „Horaz, Longin, Despreaux, Pope schreyen beständig in die
Ohren und doch haben sie nichts ausrichten können.“
In diesem Zwiespalte zwischen dem eigenen Suchen nachden Regeln
des guten Geschmackes und der Entscheidung für ein Muster gibt es
nun einen guten Ratgeber, einen bereitwilligen Führer, einen liebens-
würdigen Meister — die Vernunft!
Die Vernunft bezeichnet als guten Geschmack in Kunst und Wissen-
schaften denjenigen, „„welcher Wohlgefallen hat an dem Natürlichen,
dem Wahren, dem in allen Teilen mit dem Ganzen Übereinstimmenden,
an dem, was dem Absehen, welches ein jedes Werk haben soll, gemäß
ist, nehmlich, was verständlich und der gesund und ordentlich und richtig
zu denken geübten Vernunft und den innerlichen und äußerlichen Sinnen
angenehm ist“. Die Betonung des letzteren haben die Werke d e r Künste,
welche durch das Gesicht einen Eindruck in der Szele zurücklassen
wollen, mehr nötig als andere, z. B. die der Poesie. Aber oberster Richter
und höchste Instanz in den Entscheidungen des guten Geschmackes
bleibt für alle Künste gleichmäßig die Vernunft, die, weil sie selbst einerlei
und unveränderlich ist, für alle eben nur einerlei Regeln und gleiche
Lehren geben kann.
Der Geschmack erstreckt sich zunächst auf die Ausführung, obzwar
alle Fertigkeit in derselben noch nicht den guten Geschmack darin be-
deutet. Gerade hier haben Gebräuche eines Landes, Anschauungen
einer Zeit, Manieren einer Schule, Muster und Vorbilder, obgleich sie
offenkundig nicht immer vollkommen waren, oft genug zur Stärkung
eines Vorurteiles beigetragen. Aber wer durch die Vernunft des guten
Geschmackes teilhaftig geworden, wird sich über Vorurteil und Manier
bald erheben.
In keiner Kunst bedarf man der Angabe der Regeln des guten
Geschmackes heute weniger als in der Baukunst. Hier sind die Ver-
hältnisse des Getragenen zum Tragenden und aller zusammen zum
Ganzen bereits festgestellt und bestimmt ermittelt und die Über-
reste Roms und Griechenlands unverwerfliche Muster. Sturms Ver-
133
such!) bedeutet keinen Fortschritt in den inneren Notwendigkeiten
der Kunst: es ist nur eine neuartige, aus der Antike gewonnene Zu-
sammensetzung. Aber wessen er sich unterfangen: der Vernunft folgen,
den Vorgángern, die sich nach ihr gerichtet, nachahmen und dennoch
erfinden, ist nicht jedem gegeben; schon seine Schüler haben gezeigt,
daß sie weit mehr der inneren Neigung zur Kühnheit als den Grund-
sátzen der antiken Meister gefolgt sind.
Bisher lehrten die Meister die Schüler vornehmlich Maß und
Ordnung auf dem Papier kennen, wie ein Schulmeister die Kinder leere
Buchstaben nachmalen und benennen lehrt. Wollte man aber den Grund-
sátzen, warum jene Maße und Verhältnisse vernünftig und daher
vollkommen sind, nachgehen und dies den Schülern klarlegen, so würde
man nicht nur den natürlichen und wahren Gründen der schaffenden
Natur nachspüren, sondern den Zöglingen auch den guten Geschmack
vor der Ausbildung in ihrer Kunst beibringen d. h., sie in und über die
Kunst richtig denken und urteilen lehren. Die Darlegung der Vernunfts-
gründe würde vielleicht auch dem Niedergang und Verfall in der Kunst
vorbeugen können. Mangel und Unkenntnis derselben, Neigung zum
Absonderlichen haben die sogenannte gotische Bauordnung hervor-
gebracht. Die jungen Christen hatten nicht Zeit, sich auf die Erlernung
der Kunst zu legen. In ihren Höhlen und unterirdischen ‚‚Behältnissen‘“
zur Zeit der Verfolgungen kannten sie nur diese Pfeiler und Gewölbe;
und als sie dann die Oberhand gewonnen hatten, verlangten sie, sich
von den anderen zu unterscheiden, und mieden, vielleicht auch um die
Abgötterei desto rascher abzustellen, alles, was an die heidnische Bau-
-kunst erinnern konnte.
Wir sind billigerweise zur antiken Baukunst wieder zurückgekehrt.
Aber unter dem Einfluß unserer leichtsinnigen Nachbarn, die unter
Ludwig XIV. gezeigt haben, daß sie freilich in manchem geschmackvoll
sein könnten, laufen wir Gefahr, durch Zusätze und Schnörkel uns an
ihrer Ausschweifung mitschuldig zu machen. Und in patriotischer Auf-
wallung ruft Petrasch aus: ‚Aber was spreche ich? Warum bedaure
ich nicht vielmehr den Fluch, den ein Zauberer über unser Volk muß
ausgeschüttet haben, daß wir gezwungen sind, unsere Vernunit also
in ihre Hände gefangen zu übergeben, daß wir das Abgeschmackteste
als eine Richtschnur von ihnen annehmen müssen, wenn es ihnen nur
. beliebet, uns solches anzuhängen. Wer jemand darin nachahmet, wo
derselbe der Vernunft gefolget hat, der gehorsamet nicht ihm, sondern
1) S. Gurlitt, Gesch. d. Barockstils u. d. Roc. in Dtschl. 3, 65 ff.
194
der Vernunft!“ Und diese muß man zu Hilfe rufen bei der Entscheidung,
ob ein Vorbild nachahmenswert ist oder nicht. Wenn der Einbildungs-
kraft nicht die Vernunft beigesellt ist, so schwärmt jene umher, folgt
dem Wunsche nach durchaus Neuem, wird esdurch nichtssagende Zutaten
auch bald erreichen, von Einfältigen sogar bewundert, von den Ver-
nünftigen aber sicherlich verlacht werden.
Von der Baukunst kommt Petrasch auf die Allegorie zu sprechen,
welche in verblümter Weise unter einem Gleichnisse das, was sie zu ver-
stehen geben will, ausdrückt. Hier ist die Gefahr der Ausschweifung am
größten und man wird ihr nur dadurch sicher begegnen, daß man die
oben angeführten Gesetze des guten Geschmackes genau beobachtet:
die Allegorie muß naturgemäß, vernünftig, möglich erscheinen und darf im
Inhalt und Ausdruck weder leer noch unpassend sein. Wenn im Schlosse
Blenheim der Sieger Marlborough und die besiegten Franzosen unter
den Symbolen eines marmorenen Löwen und Hahnes dargestellt werden,
so.ist die symbolische Verwendung des Gallus hier recht wenigam Platze,
weil dem Betrachter scheinen oder beifallen könnte, als hätte der Künstler
hier mehr einen eitlen Prahler lächerlich machen, als einem Helden
ein Denkmal setzen wollen.
Derartige Verirrungen kommen freilich auch in anderen Künsten
vor und die darstellenden Künstler wollen dies. dann oft genug zur
eigenen Entschuldigung nehmen; aber wie im sittlichen Leben ein Laster
dem andern nicht Rechtfertigung oder Gutheißung erwerben kann, so
ist es auch bei den Künsten. Vor wenigen Jahren hat in einer Landschaft,
deren Bewohner mehr als Urheber und Lehrer denn als Neulinge in der
deutschen Dichtkunst gelten, ein sonst geschickter Mann, um seiner.
Erfindung den Glanz des Neuen und Absonderlichen zu geben, seinem
siegenden Helden Friedrich Völker in wunderlicher Gestalt, Kleidung
und Bewaffnung entgegenstellt, darunter einige mit Hacken und Messern
bewaffnet, die demnach nicht halb so fürchterlich sind, als sie erscheinen
sollen, und gegen welche, wenn es wahr wäre, dieser König keiner so
großen Kriegskunst und Tapferkeit bedürfte, als man ihm billig zulegt.
Dieser Dichter verdient nicht eine Belobung für seine Erfindung, sondern
die rückhaltlose Verspottung seines Märchens!).
Wenn Kenntnis und Beurteilungskraft dem erfindenden Künstler
fehlen, dann muß er eben dort Hilfe suchen, wo sie zu finden ist, bei der
1) Es ist damit Chrstn. Gottlob Stöckel (s. ER, III, 375) gemeint, an
dessen „Befreytem Schlesien“ sich Petrasch bereits in einer Rezension der Olmiitzer
Monatlichen Auszüge, Bd. III, und später wieder in seinen Gedichten gerieben hat.
ee I NS RE
135
Wissenschaft und bei den Wissenden. Er muß auf den Rat und das
Urteil älterer und erfahrener Meister hóren, wenn Lebhaftigkeit der
Einbildung, Munterkeit des Witzes verleiten könnten, das Erfundene
seiner Beschaffenheit nach naturwidrig darzustellen oder etwa das
Allegorische mit dem Mythologischen, was leider auch Camoens und
Tasso nicht vermieden haben, oder Geschichtliches und Biblisches zu
vermischen. ‚Alle Kunst einer noch so genauen Zeichnung und alle
Schönheit der Farbenmischung werden hier so wenig nützen, als dem
Dichter die Reinigkeit seiner Verse, der Wohlklang der Leyer, die artigen
Gleichnisse, die schön geschriebenen Vorstellungen und Erzählungen,
wofern das, was dieser schreibt und jener malt, unschicklich erfunden
und an Ordnung und Zusammenhang mangelhaft ist, sich selbst wider-
spricht, bald sich zu hoch erhebet, bald alizu niedrig fällt, kurz, wo
das ganze Werk nichts anderes als den Affen in einem prächtigen
Menschenkleide zeiget, welches ihn doch niemals in ein vernünftiges
Thier verwandeln wird“).
Zwei Punkten, der Wohlanstándigkeit und der Artigkeit in der
Kunst, sind die Erörterungen über den guten Geschmack bisher allzu
sehr aus dem Wege gegangen. Was den ersteren Punkt betrifft, so meint
Petrasch: Ein der Tugend Ergebener wird sich nicht gern im Laster
finden lassen oder als frech erscheinen wollen. Der Erfinder des Un-
ehrbaren kann in seinen Erfindungen aber entweder nur seine eigene
Gemütsart widerspiegeln oder in mutwilliger Weise seinen Neben-
menschen verleiten und verderben wollen. Aber die Kunst soll nur eine
Schule der Besserung sein. Unter diesem Gesichtspunkt ist daher dem
Künstler, der auf das Gesicht wirkt, die Darstellung des Lasters ebenso
erlaubt, als dem Dichter die Vorführung verderbter Gemüter auf der
Schaubühne, um sie lächerlich zu machen oder durch den üblen Ausgang
die anderen vor gleichen Lastern und Untugenden zu warnen. Was aber
der Ehrbarkeit direkt ein Abscheu ist, muß niemals sichtbar auftreten:
die Ausnutzung des sogenannten fruchtbaren Momentes, der auf Ver-
gangenes zurück- und auf Kommendes hinweist, wird hier glücklich
mildern können. Zum Unanständigen zählen auch die Karikaturen
und Schmähbilder: das Feuer gehört zu ihrer Vernichtung, da eine
Widerlegung ihnen nur unverdientes Andenken erwerben würde?).
1) Dieses Bild findet sich auch in Popes Essay on critieism.
>) Ähnliche Anschauungen hatte Petrasch auch betreffs literarischer Er-
zeugnisse politischen Inhalts: er soll die Ursache gewesen sein, daß die antiöster-
reichische Schrift des Rochezang v..Isecern (Pseudonym für Joh. Jak. Moser)
136
Aber das Nackte in der Kunst gehört deshalb keineswegs zum
Unanständigen: durch geschickte Wendung des dargestellten Körpers
wird man allem „Vorwurfe der Unehrbarkeit zuvorkommen. ‚Wenn
dann gleichwohl ein toller Scheinheiliger sich erzürnet oder ein solches
Werk aus eingebildeter Andacht zernichtet, so bedaure man ihn, der
KünstlerhatkeineSchuld daran, der Tadler ist zu bestrafen oder wenigstens,
bevorstehender Thorheit zuvorzukommen, des Narrenhauses würdig.‘
Unter Artigkeit versteht Petrasch nicht eine gewisse Herzigkeit,
einen leeren oder übertriebenen Witz (was er darüber sagt, erinnert an
Pope) oder eine sanfte Weichlichkeit, sondern die Schönheit und ange-
nehme Art zu gefallen sowohl durch die Erfindung als die Ausführung,
so daß die Artigkeit mitunter für den guten Geschmack selbst ge-
halten wird.
Eines der Hauptmittel, Artigkeit zu gewinnen, ist die geschickte
„Aufteilung“ der erfundenen Personen, bei welcher sich der Künstler
seine Absicht beständig vor Augen halten muß, wodurch er auch den
Betrachter zwingt, ihm auf seiner Bahn zu folgen und auf die Grundidee
einzugehen. Daher ist alles, was mit dem Hauptabsehen, der Idee, nicht
in Verbindung steht, wider die Artigkeit. Alles Nebenwerk muß auch
schon deshalb vermieden werden, weil es unnatürlich ist. Hier kommt
Petrasch auch auf die zu seiner Zeit beliebte Manier der Auszierungen
und Einfassungen der Gemälde zu sprechen, die oft genug mit dem
Dargestellten in keinem inneren Zusammenhange stehen. Eine derartige
Komposition ist ein toter Körper, und alle aufgewandte Schönheit ist
nicht vermögend, dem Ganzen Leben einzuflößen, ja mit jedem über-
flüssigen Beiwerke streut man gleichsam nur eine Handvoll Erde auf, das
wenige Leben darunter zu begraben. Nur was auf die standhaften Gründe
der Natur und Wahrheit aufgebaut ist, erreicht die höchste Stufe der
Vollkommenheit.
Für den Gehorsam, den man der Vernunft schuldig ist, ist alles
in dieser Abhandlung gesagt. Die Vernunft allein kann uns die Natur
aufklären und ihre eigentliche Schönheit sichtbar machen. Da sie nichts
liebt, was nicht von der Natur stammt, ist sie die einzige billige Beur-
teilerin der Erfindung anderer wie der unserigen und hat allein das
Recht, über den Geschmack zu reden und den guten vom schlechten
zu unterscheiden. —
„Historische und geographische Beschreibung des Königreiches Böheim“ 1742, ©
auf offenem Markt durch Henkershand und Feuer vernichtet wurde. S. Cod.
Austr VS Arl.
137
So viel über diese verschollene Schrift von Petrasch.
Unter den Beiträgen aus der Dichtkunst finden sich in dieser
„Probe einer neuen Zeitung“ noch zwei Satiren von Petrasch: ‚Die
Selbsterkenntnis“ und ‚Das Vergnügen an der Dummheit“, welche
er dann in seine Sammlung ‚Gedichte eines Slavoniers“ Frankfurt
und Leipzig 1767/8 Bd. I. p. 14ff. und 27 ff. aufgenommen hat. In
Alexandrinern abgefaßt zeigen sie durchaus den Charakter der Canitz-
Neukirchschen Satiren.
Einige kleinere Gedichte in der Zeitschrift haben satirisch-epi-
grammatischen Charakter und rühren vermutlich von seinem Freunde
Windisch her. Z. B. ,,Longin‘:
Longin, ein großer Kerl, nahm sich ein kleines Weib.
Hans sprach: Die schickt sich nicht für deinen langen Leib!
Du Narr, sprach jener, weil wirdoch ein Übel mitdemWeib bekommen,
Hab ich mir mit Bedacht ein kleines nur genommen.
Recht munter ist auch ,,Die untröstliche Witwe‘. Der jungen
Grete starb ihr Mann.
Er starb und sie ließ ihn begraben.
Ach könnt ich nur dich wieder haben!
Heult Grete trostlos bey der Bahr,
Vergießt auch viele heiße Thränen.
Ein altes Weib, das nahe bey ihr war,
Sprach ihr ins Ohr: Was wollt ihr Euch zu Tode sehnen?
Es ist ja noch in dieser Stadt
So mancher junge Mann, der Reitz und Ansehn hat!
Könnt euch nicht unser Veit gefallen?
Den wünscht ich euch vor andern allen!
Die Grete sieht sich um und lacht
Und sagt: Auf den hab ich schon wirklich selbst gedacht!
Ohne Zweifel stammt von Windisch auch der kurze Artikel über die
Ursachen gewisser der Feldfrucht schädlichen Nebel auf der Insel
Schütt.
Unter den übrigen numismatischen, mathematischen, histori-
schen und geographischen Abhandlungen seien nur die von Gleich-
mann: „Beweis, daß das heilige Römische Reich die vierte und letzte
Monarchie mit allem Recht genennet werde“ und die von Ütter: ,,Unter-
suchung der Frage, warum Simon von Cyrene dem Heiland das Creuz
nachtragen müßen‘“ erwähnt; denn sie geben uns den terminus a quo
und ad quem für die Abfassung der Artikel in dieser Zeitschrift. Der
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VIII, 2. 10
138
erstere war bereits 1756 der Augsburger Akademie zwecks Abdruck
zur Verfügung gestellt worden!), der letztere wurde zufolge seiner Wid-
mung an den 12jährigen Senkenberg (jun.) erst 1763 der ,,Probe einer
neuen Zeitung“ angehängt, zu einer Zeit, da Petrasch dem Vorstehamte
bei der Akademie längst entsagt hatte.
1) Vgl. die akademische Zeitschrift „„Pallas““, II., 265.
Beiträge zur Flora des Zwittauer Gebietes.
Von Peter Schreiber, Fachlehrer in Zwittau,
Vorwort.
Ein Vierteljahrhundert ist dahin gegangen, seit Professor Oborny
die Flora von Mähren und Österreichisch-Schlesien herausgegeben hat.
Bei der Durchsicht dieses Werkes findet man bald heraus, daß das Gebiet
von Zwittau damals noch keine gründliche Durchforschung erfahren
hatte; denn es erscheint dieser Ort und dessen Umgebung im ganzen
nur 60 mal erwähnt. Zumeist von Professor Makowsky, der in jungen
Jahren die Umgebung seiner Heimatstadt des Öfteren durchstreift hatte,
und von Bürgerschullehrer Nießner, der sich besonders um die Er-
forschung der Moorflora Zwittaus verdient gemacht hatte. Seit 20 Jahren
hat nun der Schreiber dieses die Fluren und Wälder um Zwittau durch-
wandert und sich mit dem Sammeln der in ihnen vorkommenden Pflanzen
befaßt. Im folgenden gibt derselbe eine Zusammenstellung der selten
vorkommenden Pflanzen mit Angabe ihrer Fundorte. Den botanisch
interessantesten Teil des Gebietes bilden die Moore, die ich an anderer
‘Stelle behandelt habe.!) Auch die Waldgebiete bieten viel des Interes-
santen. Besonders hervorzuheben ist der Dietzwald bei Hermersdorf
und Glaselsdorf mit dem angrenzenden Schlegelberge, Hornberge und
Schönhengst, weiter die Mohrner Ränder, ein bewaldeter Höhenzug
an der böhmisch-mährischen Grenze, und die angrenzenden Waldungen
zwischen Lotschnau, Nickl und Abtsdorf.
Kalkreichen Boden finden wir nur im Süden des Bezirkes von
Muslau bis Chrostau, wo daher auch einige Kalkpflanzen auftreten.
1) Die Moore des Zwittauer Bezirkes v. P. Schreiber. Mitteilungen der
Kommission zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens. Brünn 1907.
Verlag der Kommission.
10*
140
Einen Zuwachs verdankt die Flora den StraBen und Eisenbahnen
sowie der Einfuhr fremden Saatgutes. Doch verschwinden diese Pflanzen
schon in wenigen Jahren.
Im folgenden werden nur die Phanerogamen und Gefäßkrypto-
gamen behandelt. Das übrige Material ist zur Veröffentlichung noch
nicht reif.
Zwittau, im September 1907.
Peter Schreiber.
Polypodiaceae.
Polypodium vulgare L. Schönhengst, Schlegelberg, Lotschnauer Wald.
Phegopteris Dryopteris Fee. Schönhengst, Dietzwald. |
Phegopteris Robertiana A. Br. Knotengraben bei Muslau.
Phegopteris polypodioides Fee. Schönhengst, Dietzwald, Abtsdorfer
Wälder.
Pteris aquilina L. Wälder zwischen Mohren, Lotschnau und Waldek,
Heidwald bei Rotmiihl.
Blechnum Spicant L. Lotschnauer Wald und bei Abtsdorf.
Asplenium Trichomanes Schönhengst.
Asplenium Ruta muraria L. Wauern in den Bahneinschnitten bei Greifen-
dorf, früher an einer Wand des Zwittauer Pfarrhauses.
Aspidium lobatum Sw. Schönhengst.
Aspidium spinulosum Sw. Schönhengst.
Cystopteris fragilis Bernh. Mauerwerk am Bahnkörper zwischen Zwittau
und Brüsau.
Ophioglossaceae.
Botrychium Lunaria Sw. Bei Lotschnau und Vierzighuben vereinzelt.
Botrychium rutaefolium A. Br. Schlegelberg bei Hermersdorf, Abts-
dorfer Wald in der Nähe der Kuchel.
Eguisetaceae.
Equisetum limosum L. Nasse Wiesen gegen Ketzelsdorf.
Lyeopodiaceae.
Lycopodium complanatum L. Mohrer Wald, Mohrer Ränder, Schönhengst,
Dietzwald.
Lycopodium annotinum L. Mohrer Ränder, Dietzwald, Hornberg.
141
Coniferae.
Taxus baccata L. Noch wenige Stücke im Hermersdorfer Wald. Zwei
schöne Eiben als Bildbáume noch in Hermersdorf und Glaselsdorf.
Najadaceae.
Potamogeton pusillus L. Kirchenwiesenbach.
Potamogeton crispus L. Kirchenwiesenbach, Zwittabach.
Potamogeton lucens L. Gabelteich bei Abtsdorf.
Potamogeton gramineus L. Gabelteich bei Abtsdorf.
Aroideae.
Arum maculatum L. Abtsdorfer Wälder, häufig.
Gramineae.
Setaria viridis Beauv. Um Zwittau sehr selten.
Melica ciliata L. Bei Chrostau.
Poa bulbosa L. Bei Ketzelsdorf und Vierzighuben sehr selten.
Brachypodium silvaticum Beauv. Wälder um Zwittau und Abtsdorf.
Brachypodium pinnatum P. B. Zwischen Vierzighuben und Hermersdorf.
Nardus stricta L. Auf schlechten Wiesen und in Holzschlágen. Um
© Zwittau häufig.
Cyperaceae.
Carex glauca Murr. Knotengraben bei Muslau, beim Höllenstein bei
Zwittau.
Carex disticha Huds. Auf einer Sumpfwiese zwischen Abtsdorf und
Schirmdorf.
Carex Davalliana Sm. Sumpfige Wiesen beim Galgenbusch.
Carex pulicarıs L. An Gräben beim Dorfe Mohren.
Carex Cyperoides L. Am Damme zwischen den Torfwiesen oberhalb
Zwittaus.
Carex muricata L. Bahndamm hinter dem Schützenhofe und beim Brau-
hause in Zwittau, bei Vierzighuben und Greifendorf.
Carex vulpina L. Auf sumpfigen Wiesen gegen Ketzelsdorf.
Carex leporina L. Feuchte Stellen in den Wäldern um Zwittau.
Carex remota L. Laubwälder bei Hermersdorf, gemein in den Wäldern
bei Abtsdorf (B.).
Carex brizoides L. Wälder und Waldränder, um Zwittau gemein.
142
Carex praecox Schreb. Straßendamm oberhalb des Zwittauer Schlacht-
hauses.
Carex stenophylla Wahlb. Trockene Ränder bei Greifendorf (nach Nießner,
mir ist der Fundort nicht bekannt).
Carex acuta L. Bäche und Gräben bei Zwittau.
Carex digitata L. Wälder um Zwittau, gemein.
Carex montana L. Wäldchen zwischen Hermersdorf und Greifendorf.
Carex pilulifera L. Wälder um Zwittau häufig.
Carex flava Schreb. Sumpfwiesen und Waldränder um Zwittau häufig.
Carex panicea L. Nasse Wiesen um Zwittau sehr häufig.
Carex pallescens L. Wälder um Zwittau sehr häufig.
Carex pendula Huds. Dietzwald bei Hermersdorf sehr selten, häufig in
den Abtsdorfer Wäldern.
Carex silvatica Huds. Wälder um Zwittau.
Carex distans L. Bei Zwittau sehr selten nach Nießner, mir ist der
Fundort nicht bekannt.
Carex vesicaria L. Sumpfwiesen und Gráben bei Zwittau, Mohren,
Lotschnau, Hermersdorf.
Carex ampullacea Good. Wiesen, Gráben bei Mohren.
Carex acutiforms Ehrh. Bei Zwittau häufig.
Carex hirta L. Um Zwittau häufig.
Carex hirta var. hirtaeformis Pers. Nach Nießner bei den Zwitta-
quellen, jetzt nicht mehr zu finden.
Carex pilosa Scop. Zwischen Nickl und Lotschnau selten.
Scirpus pauciflorus L. Am Wege durch die Kirchenwiesen.
Heleocharis palustris R. Br. Nasse Wiesen um Zwittau häufig.
Heleocharis uniglumis Schult. Nasse Wiesen an der böhmisch-mähr.
Grenze gegen Ketzelsdorf.
Heleocharis acicularis R. Br. Ufer des Waldecker Teiches nächst der
bohmisch-máhr. Grenze.
Juncaceae.
Juncus filiformis L. Nasse Wiesen bei Lotschnau und Waldeck (B.).
Liliaceae.
Lilium Martagon L. Hermersdorfer Wälder.
Ornithogalum umbellatum L. Felder bei Zwittau, Stangendorf, Greifen-
dorf, Muslau.
Allium ursinum L. Waldhang am Hornberge.
143
Muscari comosum Mill. Felder bei Stangendorf, Greifendorf, Hermers-
dorf, Brüsau.
Polygonatum multiflorum All. Bei Abtsdorf.
Polygonatum verticillatum All. Schönhengst, Wälder bei Abtsdorf (B.).
Paris quadrifolia I. Schönhengst, Hornberg.
Colehicaceae.
Colchicum autumnale L. Im Zwittauer Bezirke gemein.
Colchicum autumnale var. vernale Hoffm. Beim Galgenbusch und auf
Wiesen unterhalb der Zwittauer Torfwiesen.
Butomaceae.
Butomus umbellatus L. Graben vor der Sponerschen Fabrik in Lotschnau,
Kirchenwiesen, zwischen Greifendorf und Muslau.
* Alismaceae.
Sagittaria sagittifoha L. Im Lotschnauer Teich und den Teichen im an-
grenzenden Böhmen.
Hydrocharideae.
Elodea canadensis. In der Zwitta von den Torfwiesen bis zur Stadt, wo
dieselben durch die Abwässer der Fabriken verjaucht ist, dann erst
von Muslau an wieder auftretend. Außerdem im Tümpel beim
Schützenhofe, im Brauhausteiche und im Kirchenwiesenbach.
Jetzt findet sie sich schon unterhalb des Nonnenbrunnens auf den
Mohrner Rändern und dürfte bald schon ins Flußgebiet der Elbe
übergreifen. Sie stammt aus dem Aquarium Dr. Tobisch, wurde
1888 in der Nähe der Sponerschen Fabrik in die Zwitta gepflanzt,
wird jedenfalls durch Wassertiere überallhin verschleppt. Sie ist
über 1 km im Bache aufwärts gewandert und erfüllt jetzt schon
die Gräben der dortigen Torfwiesen.
Orchidaceae.
Orchis militaris L. Lichte Kiefernwälder bei Greifendorf oberhalb des
Gratzls und bei Muslau gegen den Knotengraben hin.
Orchis ustulata L. Klingersteig in der Senke gegen den Schönhengst hin
häufig. Tafelgrund selten.
Orchis mascula L. Tiefer Grund, Klingersteig.
144
Orchis sambucina L. Am Klingersteig gegen Schönhengst, in der Heike
oberhalb Mohren.
Orchis latifoha L. Um Zwittau gemein.
Orchis maculata L. Mohrer Ränder, beim Höllenstein, beim Lotschnauer
Teiche.
Gymnadenia conopea R. Br. Gemein im Zwittauer Bezirke.
Cephalanthera grandiflora Bbgt. Dietzwald, Schönhengst, Tafelgrund,
Knotengraben bei Muslau, bei Graifendorf.
Epipactis latifoha All. Wälder um Zwittau nicht selten.
Neottia Nidus avis Rich. Schönhengst, Dietzwald und in den Waldungen
im angrenzenden Böhnen.
Listera ovata R. Br. Häufig um Zwittau, besonders bei Mohren.
Coralliorrhiza innata R. Br. Wald oberhalb Rotmühl, Mohrner Ränder.
oberhalb des Höllensteines und in den Abtsdorfer Wäldern.
Cypripedium Calceolus. L. Waldhang neben dem Muslauer Teich und im
angrenzenden Knotengraben, nahe der Grenze noch am Hasel-
berge (B.). N
Irideae.
Iris Pseud-Acorus L. Früher beim Lotschnauer Teiche. Häufig in den
nahen Teichen bei Abtsdorf (B.).
Amaryllideae.
Leucojum vernum L. Gemein um Zwittau; am Klingersteig gegen Schön-
hengst häufig 2 blütig, was zur irrigen Angabe von Leucojum aesti-
vum führte.
Galanthus nivalis L. Nur im Dietzwalde bei Glaselsdorf und in den Abts-
dorfer Wäldern.
Hippurideae.
Hippuris vulgaris L. Muslauer Teich und Mühlgraben daselbst, häufig.
Euphorbiaceae R. Br.
Euphorbia dulcis Jacg. Wälder um Zwittau, nicht selten.
Mercurialis perennis L. Schönhengst, Abtsdorfer Wälder.
Polygoneae.
Rumex Hydrolapathum Huds. Nach Anmerkungen Nießners am Ober-
laufe der Zwitta. Wahrscheinlich verschwunden.
145
Thymelaeaceae.
Daphne Mezereum L. Oberhalb der Zwittaguelle, Tafelgrund, Schón-
hengst, Abtsdorfer Wälder.
Loranthaceae.
Viscum album L. In den Wáldern und in den Dôrfern sehr selten.
Plantagineae.
> Plantago arenaria W. K. Bahndamm beim Zwittauer Lagerhause (Nov.
1901), verschwunden.
Labiatae.
Salvia verticillata L. Bahndamm von Lotschnau bis Chrostau häufig.
Betonica officinalis L. Waldwiesen bei Mohren und Lotschnau.
Stachys silvatica L. Feuchte Waldstellen bei Lotschnau und Hermersdorf.
Prunella grandiflora Jacg. Am Fußwege von Vierzighuben gegen den
Dietzwald vor der Hermersdorfer Straße.
Ajuga reptans L. Rotblühend beim Dorfe Schönhengst.
Elsholtzia cristata W. Beim Kloster in Vierzighuben.
Rhinanthaceae.
Lathraea Sguamaria L. Schönhengst, Hornberg, namentlich beim Silber-
wasser. Auch Abtsdorfer Wälder, selten.
Pedicularis palustris L. Beim Lotschnauer Teiche.
Pedicularis silvatica L. Auf feuchten Waldwiesen.
Scrophulariaceae.
Veronica montana L. Dietzwald bei Hermersdorf, selten; gemein in den
Abtsdorfer Wäldern.
Veronica Teucrium L. Bahneinschnitt unterhalb Greifendorf in der Nähe
von Rotmühl. Unterort.
Linaria minor Desf. Bahnkörper von Brüsau bis Abtsdorf.
Limosella aquatica L. Eislaufplatz in Zwittau.
Scrophularia Ehrharti Steen Zwittaufer bei Brůsau.
Verbascum Thapsus L. Häufig bei Glaselsdorf.
Verbascum phoenicum L. Nur auf Schutthaufen hinter Klingers Fabrik
in Zwittau.
146
Solanaceae,
Solanum nigrum L. Hermersdorf, bei der Langerschen Säge in Zwittau,
ferner Muslau. Im Gebiete überhaupt selten.
Solanum Dulcamara L. Ufer der Zwitta, Oberlauf.
Hyoscyamus niger L. Vereinzelt in Greifendorf, Stangendorf, Muslau. ©
Atropa Belladonna L. Mohrner Ränder, Dietzwald, Abtsdorter Wälder.
Cuseutaceae.
Cuscuta Epilinum Weihe. Früher um Zwittau häufig. Seit Jahren nicht
mehr zu finden, da nur reines Saatgut verwendet wird.
Gentianaceae.
Menyanthes trifoliata L. Bem Lotschnauer Teich.
Gentiana Pneumonanthe. Waldwiesen und Wälder zwischen Lotschnau
und Nickl.
Gentiana ciliata L. Bei Hermersdorf, Glaselsdorf, Stangendorf und
Mohren.
Gentiana germanica Nilld. Mohrner Ränder, Hermersdorf und Ketzelsdorf.
Erythraea Centaurium Pers. Im Gebiete zerstreut, immer seltener
werdend.
Erythraea pulchella Fries. Eisplatz in Zwittau, seit einigen on
verschwunden.
Boragineae.
Asperugo procumbens L. In der Nähe des Schützenhofes. Früher beim
Zwittauer Bahnhofe.
Lithospernum officinale L. In Zwittauer Gärten als Teepflanze gezogen
und daraus verwildert.
Cerinthe minor L. Bei Brüsau, selten.
Hydrophyllaceae.
Phaczlia tanacetifolia. Am Bahndamme verwildert. Hinter Abtsdorf,
schon Bestände auf demselben bildend.
Primulaceae.
Anagallıs caerulea Schreb. Bahnkörper beim Zwittauer Bahnhofe, selten.
Lysimachia nemorum L. Wälder um Zwittau, häufig.
147
Trientalis europaea L. Dietzwald bei Glaselsdorf, Waldwiesen zwischen
Kukele, Mohren und Lotschnau.
Primula officinalis Jacg. Dietzwald zwischen Greifendorf und Muslau,
bei Mohren, viel seltener als die folgenden.
Primula elatior Jacg. Gemein im Zwittauer Gebiete.
Hypopityaceae.
Monotropa Hypopitys L. In den Nadelwäldern um Zwittau, nicht selten.
Pirola minor L. Wälder bei Mohren, Lotschnau, Ketzelsdorf und
Hermersdorf.
Pirola rotundifolia L. Mohrner Wälder, bei Abstdorf (B).
Pirola chlorantha Sw. Dietzwald, Mohrner Ränder, bei Rotmühl.
Pirola umiflora L. Mohrner Ränder, Dietzwald bei Ketzelsdorf.
Chimophila umbellata Nutt. Dietzwald, Ketzelsdorfer Wald, Lotsch-
nauer Wald.
Campanulaceae.
Jasione montana L. Um Zwittau häufig.
Phytemna spicatum L. Mohrner Ränder.
Phytemna orbiculare L. Wiesen um Zwittau häufig. Auf Torfwiesen
selten.
Campanula Cervicaria L. Bei Lotschnau und Abtsdorf.
Campanula glomerata L. Bei Hermersdorf.
Compositae.
Lactuca scariola L. In der Náhe des Zwittauer Bahnhofes.
Hypochaeris glabra L. Felder bei Stangendorf.
Hypochaeris radicata L. Beim Fuchsenhůbel bei Zwittau, bei Vierzig-
huben.
Hypochaeris maculata L. Schluchten der Mohrner Ränder. Von Leuten
fälschlich als Arnika gesammelt.
Scorzonera humilis L. Sehr selten beim Fuchsenhübel bei Zwittau. Häufiger
bei Abtsdorf (B.).
Inula salicina L. Um Zwittau häufig.
Inula Conyza DC. Bei Brüsau, selten.
Anthemis tinctoria L. Trockene Hänge bei Brüsau und Stangendorf.
Matricaria discoidea. Gemein in und um Zwittau.
Hieracium aurantiacum L. Dietzwald bei Glaselsdorf, sehr selten.
Chrysanthemum Parthenium Pers. Häufig verwildert.
148
Arnica montana I. Mohrner Ränder, Wälder und Waldwiesen zwischen
Lotschnau, Nickl und Waldeck.
Senecio crispatus DC. Auf nassen Waldstellen um Zwittau.
Petasites officinalis Much. Wassergraben in Hermersdorf. |
Petasites albus Gärt. Mohrner Ränder sehr selten, am Hornberg beim ©
Silberwasser, häufiger in den Wäldern bei Abtsdorf.
Serratula tinctoria L. Wald zwischen Lotschnau und Waldeck.
Centaurea montana L. Langers Holzplatz in Zwittau, sonst in Gärten
und Friedhöfen.
Onopordon bracteatum. Ursprünglich in W. Haupts Garten, von dort aus
verwildert in der Stadtmauer und auf Schutt.
Cirsium rivulare Link. Häufig auf nassen Wiesen.
Carlina acaulis L. var. caulescens Link. Bei Greifendorf selten.
Dipsaceae.
Knautia silvatica Duby. Wälder um Zwittau häufig.
Scabiosa ochroleuca L. Bei Greifendorf und Muslau.
Scabiosa columbaria L. Wiesen unterhalb Hermersdorf.
Valerianaceae.
Valeriana officinalis L. Bei Hermersdorf und in den Abtsdorfer ©
Wäldern.
Valerianella olitoria Poll. Am Damm der Torfwiese oberhalb Zwit-
tau. |
bei Vierzighuben und Greifendorf, am häufigsten beim Muslauer
Tunnel.
Valerianella dentata Poll. Âcker um Zwittau häufig.
Stellateae.
Asperula odorata L. Heike bei Mohren, Dietzwald, Hornberg, Abts-
dorfer Wälder. |
Asperula cynanchica L. Überall gemein.
Galium silvaticum L. Gebüsche um Zwittau, häufig,
Gahum uliginosum L. Schneiderteichl bei Mohren.
Galium cruciatum Scop. Gebüsche. Im ganzen Gebiete.
Galium vernum Scop. Schönhengst, Forberger Wald bei Hermersdorf,
Galium rotundifolium L. Wälder um Zwittau.
Galium boreale L. Wiesen und Wälder bei Mohren.
149
Caprifoliaceae.
Sambucus Ebulus L. Zwischen Lotschnau und Ketzelsdorf, Dietzwald
bei Hermersdorf, sehr häufig bei Wiesen (B.) hart an der
Grenze.
Viburnum Opulus L. Um Zwittau selten.
Araliceae,
Hedera Helix L. Hornberg und bei Ketzelsdorf.
Umbelliferae.
Eryngium campestre L. Brüsauer Bahndamm, beim Schlachthause in
Zwittau, nicht beständig.
Samicula europaea L. Mohrner Ränder, Dietwald bei Hermersdorf.
Astrantia major L. Waldwiesen und Dietz bei Hermersdorf. In Glasels-
dorf, bei einem Wasserdurchlauf des Greifendorfer Bahndammes.
Bei Muslau und beim Forsthause von Kukele.
Cicuta virosa L. Oberlauf der Zwitta nach Nießner. Seit Jahren ver-
schwunden.
Falcaria Rivim Host. Acker beim Judenfriedhofe von Zwittau.
Pimpinella magna L. Um Zwittau häufig.
Anthriscus cerefolium Hoffm. Beim Zwittauer Schützenhofe.
Bupleurum rotundifolium L. In den Hausgárten der Zwittau umgebenden
Dörfer, bei Hermersdorf in Kartoffelfeldern verwildert,
Oenanthe Phellandrium Lam. Lotschnauer Teich.
Laserpitium pruthenicum L. Feuchte Wiesen bei Zwittau.
Caucalis dancoides L. Bei Stangendorf sehr selten.
Chaerophyllum aromaticum L. Um Zwittau häufig.
Chaerophyllum hirsutum L. Überall an Bachrändern und guelligen Orten
der Zwittauer Umgebung.
Myrrhis odorata Scop. In Hausgärten in Rotmühl, Greifendorf, Vierzig-
huben, Schönhengst, Hermersdorf. In letzterem Orte auch am Fuf-
wege nach Zwittau.
Crassulaceae.
Sedum mazimum Suter. Auf Äckern im Zwittauer Gebiete häufig.
Halorrhagideae.
Myriophyllum spicatum L. Kirchenwiesenbach bei Vierzighuben.
:
A
150
Oenothereae.
Oenothera biennis L. Auf den Bahndämmen verwildert.
Circaea lutetiana L. Schönhengst, Wälder bei Abtsdorf.
Circaea intermedia Ehrh. Schönhengst, Hornberg.
Circaea alpina L. Hornberg.
Grossulariaceae.
Ribes Grossularia L. Hornberg, Abtsdorfer Wälder.
Saxifragaceae.
Chrysosplenium alternifolium L. Mohrner Wald bei Lotschnau und Abts-
dorf.
Adoxa moschatellina L. Schönhengst, Silberwasser, Muslau, Brüsau.
Rosaceae.
Rosa tomentosa Sur. Lotschnauer und Abtsdorfer Wälder.
Rosa pendulina L. Mohrner Wald unweit des Zwittaursprungs, Waldrand
gegen Ketzelsdorf, bei Abtsdorf und Schirmdorf.
Geum intermedium Ehrh. Dietzwald bei Glaselsdorf.
Potentilla supina L. Lagerplatz des Zwittauer Bahnhofes, in Greifendorť
beim Viadukt.
Comarum palustre L. Beim Lotschnauer Teich.
Rubus saxatilis L. Im Tafelgrunde, beim Höllenstein, am häufigsten aber
bei Ketzelsdorf (B.).
Spiraea Ulmaria L. Überall an den Bächen um Zwittau.
Papilionaceae.
Sarothamnus vulgaris Wim. Wald bei Blodigs Kreuz, Zwittau.
Cytisus nigricans C. Ketzelsdorfer Wald nahe der máhrischen Grenze.
Cytisus capitatus Jacg. L. Waldránder bei Zwittau.
Ononis spinosa. Bei Hermersdorf und Schönhengst.
Medicago falcata X sativa Rchb. Felder beim Zwittauer Judenfriedhofe.
Trifolium spadiceum L. Beim Lotschnauer Teiche.
Trifolium incarnatum L. Um Zwittau häufig verwildert, unbeständig.
Trifolium rubens IL. Nach Nießner bei Hermersdorf. Fundort unbekannt.
Vicia pannonica Atz. Bahndamm bei Stangendorf und Lotschnau.
Vicia villosa Roth. Getreideunkraut um Zwittau, jedenfalls eingeschleppt.
N,
ee ída ona
SR De aš n ae
SRO hon
151
Lathyrus silvester L. Tafelgrund bei Zwittau, Waldwiesen nordlich von
Hermersdorf, Dietzwald zwischen Hermersdorf und Glaselsdorf.
Lathyrus tuberosus L. Bei Lotschnau selten.
Lathyrus Aphaca L. Bei Lotschnau selten.
Lathyrus niger Wim. Eingang in den Dietzwald bei Hermersdorf.
Geraniaceae.
Geranium silvaticum IL. Wald ‘unterhalb Hermersdorf.
Oxalideae.
Oxalis stricta L. In Äckern bei Zwittau, sehr selten.
Oxalis corniculata L. In einigen Exemplaren am Straßenrand in Zwittau
1902 gefunden.
Hypericaceae.
Hypericum humifusum L. Felder beim Lotschnauer Teiche, bei Mohren,
an der Grenze gegen Kukele. Im angrenzenden Böhmen häufig.
Hypericum guadrangulum L. Um Zwittau gemein.
Malvaceae.
Malva crispa L. In Hausgárten von Zwittau und Lotschnau, hie und da
auf die Felder verschleppt.
Malva Alcea L. Bei Lotschnau.
Sileneae.
Vaccaria parviflora Mnch. In zwei Exemplaren 1906 bei Vierzighuben
gefunden.
Silene dichotoma Ehrh. Mit Kleesamen in den 90ger Jahren eingeschleppt,
verschwand nach wenigen Jahren.
Silene italica Pers. Von Nießner 1890 am Waldrande beim Höllenstein
gefunden.
Melandryum noctiflorum Fries. Gleichzeitig mit Se. dichotoma einge-
schleppt, jetzt vollständig verschwunden.
Melandryum silvesire Röhlich. Schönhengst, Wälder bei Abtsdorf, selten.
Alisneae.
Herniaria glabra L. Auf dem Bahnkörper von Brüsau bis Abtsdorf und
in dessen Umgebung. Sandgruben bei Stangendorf.
152
Sagina nodosa Fenzl. Sumpfwiesen ober dem Lotschnauer Teiche.
Stellaria nemorum L. Dietzwald, Wald bei Abtsdorf (B.).
Violaceae.
Viola palustris L. Beim Lotschnauer Teiche.
Droseraceae.
Drosera rotundifolia L. Auf nassem Sand neben der Sumpfwiese ober dem
Lotschnauer Teiche. Grenze der Heide bei Rotmůhl,
Resedaceae.
Resedalutea L. Bahndamm bei Zwittau und dessen Umgebung bei Chrostau.
Reseda luteola L. Eingeschleppt mit Kleesamen, wieder verschwunden.
Cruciferae.
Thlapsi perfoliatum L. Von Greifendorf bis Brůsau namentlich am Bahn-
damme häufig.
Thlaspi alpestre L. In Schönhengst beim Kirchlein, beim Silberwasser.
Lepidium campestre R. Br. Bei Glaselsdorf und Brüsau, Zwittauer
Bahnhof.
Cardaria Draba Desv. Häufig in Vierzighuben an der Straße, am Damm
beim Zwittauer Schützenhofe.
Alyssum incanum L. Bei Zwittau, Brüsau und Stangendorf.
Roripa palustris Bess. Beim Bräuhaus-Teich und an der Zwitta ober
Zwittau.
Cardamine multicaulis Hopp. In den Wäldern bei Abtsdorf (Böhmen).
Dentaria enneaphylla L. Dietzwald und Hornberg, sehr häufig in den
Abtsdorfer Wäldern.
Dentaria bulbifera. In den Abtsdorfer Wäldern.
Arabis hirsuta L. Bei Greifendorf.
Nasturtium officinale R. Br. Bei Muslau sehr selten.
Diplotaxis tenuifolia DC. Bei der Pirschmühle in Zwittau, selten am
Bahndamme.
Nymphaeaceae.
Nymphaea alba L. Gabelteich, Waldecker Teich, nahe der mährischen
Grenze in Böhmen.
153
Ranunculaceae.
Thalictrum agmlegifoltum L. Zwischen Abtsdorf und Rybnik, schon
in Böhmen.
Thalictrum flavum L. Nach Direktor Gamroth bei Waldeck. Eine halbe
Stunde von der mährischen Grenze.
Anemone silvestris L. Greifendorf unweit des Brüsauer Waldes. Bei
Brüsau 10 Minuten vom Hauptplatz entfernt auf einer Anhöhe
schon in Böhmen.
Adonis aestivalis L. Nur auf einem Feld oberhalb des Brüsauer Tunnels.
M yosurus minimus L. Auf einem Felde beim Bahnhofe Zwittau-Stadt
und bei Stangendorf.
Ranunculus aquatilis L. Bäche und Teiche bei Zwittau häufig.
Ranunculus circinnatus Sileth. In der Zwitta, seit 1890 von Elodea ver-
drángt.
Ranunculus Lingua L. Zwittabach beim Fuchsenhübel.
Ranunculus cassubicus L. Wälder bei Abtsdorf (B.).
Helleborus viridis L. Hausgärten in Hermersdorf.
Isopyrum thalictroides L. Bei Brůsau. Häufiger in den Abtsdorfer Wäldern.
Aquilegia vulgaris L. Zwischen Greifendorf und Brüsau, auf den Mohrner:
Rändern, in der Heike bei Mohren, die Hauptpflanze einiger Wiesen
bildend.
Actaea spicata L. Wälder um Zwittau häufig.
Cůmeifuga foetida L. Auf einem sehr steilen Hang zwischen Schlegelberg
und Silberwasser am Hornberge.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VIII, 2. PE
Beiträge zur Mineralogie Máhrens.
Von Professor Vinzenz Neuwirth in Olmütz.
(Mit 7 Textfiguren).
L Über ein neues Epidot-Albitvorkommen bei Züptau.
Im verflossenen Jahre (1907) wurde von Herrn Oberingenieur
Emil Niekmann in Zöptau, etwa 800 Schritte westlich von
dem bekannten Epidotfundort am Pfarrerb bei Zöptau, eine neue
Epidot-Albitkluft im Hornblendeschiefer auf-
geschlossen. Mitten in einem Felde steht dort in einer Art Sandgrube
ein dunkler Hornblendeschiefer an, in welchem man zwei sich kreuzende
Adern: eine Asbestader und eine Sandader, erkennen konnte. Die Asbest-
ader erwies sich als eine mit Asbest erfüllte Kluft, welche von West
nach Ost streicht, sich nach beiden Seiten aufbeißt und in welcher
Epidot mit Asbest, Adular und Sphen assoziiert vorkam. Die Kristalle
der genannten Minerale saßen auf den Kluftwänden oder auf losen
Stücken des Hornblendeschiefers innerhalb der mit Asbest erfüllten
Kluft auf. Der Hornblendeschiefer war dort, wo die Kristalle aufge-
wachsen waren, mit weißlich gelben Rinden von Albit überzogen. Die
Kristalle selbst waren mit verfilzten Asbestfäden derart bedeckt und
deren Zwischenräume mit denselben so vollkommen ausgefüllt, daß
man sie nur durch Auskratzen mit einer Nadel entblößen konnte.
DieEpidotkristallesind sehr stark glänzend und schwärz-
lichgrün gefärbt; sie sind entweder säulenförmig oder bilden dicke
sechsseitige Täfelchen, welche zuweilen rosettenförmig gruppiert er-
scheinen. Die säulenförmigen Kristalle zeigen einen rhombischen Quer-
schnitt und sind an den freien Enden von 4 Flächen begrenzt. Sie stimmen
in ihrer Flächenbegrenzung mit den tafelförmigen Kristallen vollkommen
155
überein. Ich konstatierte an denselben folgende Partialformen:
M (001)0 P, r(101)P oo, T (100)0o Po, n(111) P,o(011) Poo und
P (010) o Po». (Fig. 1—3.) Die Flächen W, r und » sind vorherrschend,
die Fláchen o, T und P nur untergeordnet entwickelt. Von diesen
Fláchen zeigen die M-Fláchen lamellare Anlagerungen, die Fláchen r sind
gegittert, die Flächen 7 horizontal gestreift, die Flächen n erscheinen
sehr häufig konvex gekrümmt und sind entweder glatt oder lassen eine
fedeıförmige Streifung parallel zu ihren Kombinationskanten n/M
und n/r erkennen; die Flächen o hingegen erweisen sich als stark drusig
und lassen eine längs der Kombinationskante n/o verlaufende Zickzack-
linie erkennen. Sowohl die horizontale Streifung auf r und T als auch
Fig. 3.
Fig. 1—3. Epidotkristalle aus der neu entdeckten Epidot-Albitkluft bei Zöptau.
die drusige Beschaffenheit der Flächen o lassen sich aus den lamellaren
Anlagerungen auf den Flächen M erklären. Die drusige Beschaffenheit
der Flächen o wird durch die entwickelten Enden der lamellaren Indivi-
duen der Flächen M bewirkt. Bei den Kristallen mit tafe'fórmigem
Habitus (Fig. 3) sind die Flächen M vorherrschend entwickelt, während
die übrigen Flächen nur untergeordnet auftreten, wodurch der tafel-
förmige Habitus entsteht. Diese Kristalle erinnern durch ihren Habitus
an die bekannten tafelförmigen Epidotkrystalle vom Erbrichtergut
bei Zöptau, zeigen jedoch zum Teil eine andere Flächenbegrenzung.
Wenn man die Epidotkristalle von diesem neuen Fundorte mit den
bisher bei Zöptau gefundenen vergleicht, so erkennt man scfort, daß
dieselben, was ihre Form und ihre Flächenbegrenzung anlangt, einen
neuen bisher nicht bekannten Typus des Zöptauer Epidot darstellen.
Die Albitkristalle, welche hier den Epidot begleiten, sind
vollkommen durchsichtig und farblos oder durchscheinend und weiß
LES
156
gefärbt, lassen dieselbe Flächenbegrenzung erkennen wie die bisher
in der Umgebung von Zöptau gefundenen und erscheinen von Asbest-
nadeln durchwachsen.
Die den Epidotkristallen assoziierten Sphene sind durchsichtig
oder durchscheinend und gelblichgrün gefärbt; sie zeigen die Flächen-
kombination æ © n P y, wobei © — (102) LP, ! — (100) o P,
n —(193) 2P 2, P—(001)0P, y= (001) Po ist.i)
Die Adularkristalle der Assoziation endlich sind blaB
fleischrot gefärbt und zeigen die Kombination 77x. T = (110) o P,
1—1110)oP, 321101) £ ©.
II. Klinochlor von Zöptau.
Nach Tschermak?) ist der Chlorit, welcher den Zó p-
tauer Chloritschiefer zusammensetzt, derber, deutlich kör-
niger Klinochlor. Er findet sich in dem Topfsteinbruche bei Zöptau
an der Grenze zwischen Topfstein und Amphibolit und wird dort von
Aktinolith und Talk begleitet.
Der Klinochlor von Zöptau ist nach Tschermak
hell lauchgrün gefärbt, zeigt eine merkliche Auslöschungsschiefe (Achsen-
winkel = 60°) und besteht aus fächerförmig angeordneten Blättchen,
welche senkrecht zur Spaltebene die Zusammensetzung aus Zwillings-
lamellen durch abwechselnde Färbung im polarisierten Licht deutlich
erkennen lassen und einen deutlichen Pleochroismus zeigen, indem sie
im durchgehenden Lichte in der Richtung der Hauptachse lauchgrün
und in der darauf senkrechten Richtung gelb gefärbt erscheinen.
Schon im Jahre 1901 konnte ich auf den Kluftflächen des Chlorit-
schiefers, welcher die Schale der linsenförmigen Topfsteinmasse des
Topfsteinbruches am Storchberge bei Zöptau bildete, bis dahin
an diesem Fundorte noch nicht beobachtete deutliche Klinochlor-
kristalle konstatieren?). In jüngster Zeit gelangte ich jedoch in den
Besitz von Chloritschieferstůcken aus dem vorhin genannten Topf-
steinbruche, welche besonders schön entwickelte Klinochlorkristalle
1) Aufstellung nach Naumann.
2) Tschermak, Die Chloritgruppe. (Sitzungsber. d. k. Akademie d. Wiss.
in Wien, 1891, 10. Bd., S. 35.)
3) Klinochlorkrystalle aus dem Topfsteinbruch bei Zöptau. (Tschermaks
mineral. u. petrogr. Mitt., 21. Bd., S. 346).
157
aufweisen. Diese Kristalle sind auf den Kluftfláchen des Chloritschiefers
in zwei verschiedenen Modifikationen aufgewachsen: Neben sehr kleinen
hell lauchgriinen Kristallen, welche die Kluftfláchen krustenförmig úber-
ziehen, finden sich größere schwärzlichgrün gefärbte Kristalle, welche
einen prachtvollen Pleochroismus zeigen. Die ersteren erweisen sich bei
der Betrachtung mittels der Lupe als wurmförmig oder schraubenförmig
gekrümmte, mehr weniger durchscheinende, hell lauchgrün gefärbte
Säulchen, welche in ihrer Gestaltung an jene hell lauchgrünen Klinochlor-
kristalle aus dem Alatal erinnern, welche Tschermak als
,Typus Ala“ bezeichnet hat. Diese gekrümmten Säulchen zeigen
eine sehr komplizierte Zusammensetzung, welche nach Tschermak
von einer gesetzmäßigen Bildung ableitbar ist; sie sind wahrscheinlich
Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6.
Fig. 4—6. Klinochlorkristalle von Zóptau.
Überlagerungszwillinge, welche durch das Zusammenwirken von Glimmer-
und Penningesetz entstanden sind, anfangs keilfórmige Ansätze bilden
und dann je nach der Art der weiteren Anlagerungen die Windungen
hervorbringen. Diese Kristalle lassen ihren Pleochroismus selbst unter
der Lupe nur undeutlich erkennen. Die größeren schwärzlichgrün ge-
färbten Kristalle bilden sechsseitige Säulchen und erinnern nicht nur
hinsichtlich ihrer Gestalt sondern auch durch ihre Färbung an die Klino-
chlorkristalle vom Rotenkopfim Zillertal, welche Tscher-
makals,TypusZillertal“ bezeichnet hat. Sie erscheinen an den
äußeren Begrenzungsflächen gewöhnlich violett angelaufen und zeigen
auf den Spaltflächen eine smaragdgrüne Färbung. Schon mit freiem
Auge kann man an diesen Kristallen einen deutlichen Pleochroismus
beobachten, und zwar in der Richtung der Hauptachse smaragdgrün,
in einer darauf senkrechten Richtung hyazintrot. Was ihre Größe anlangt,
so bilden sie bis zu 5 mm lange und bis zu 2 mm breite Säulchen mit
glatter Basis und treppenförmig gekerbten oder gerieften Seitenflächen.
158
(Fig. 4.) Letztere erscheinen abwechselnd breiter und schmäler und
verengern oder verbreitern sich in der Richtung der Hauptachse, wodurch
ein rhomboedrischer Habitus zustande kommt. Die Sáulchen sind
entweder gerade oder gekrimmt und erweisen sich bei náherer Betrach-
tung als komplizierte Zwillingsbildungen (polysynthetische Zwillinge),
da sie aus lauter dreieckigen Bláttchen (Zwillingslamellen), welche an
ihren Ecken gerade abgestumpft erscheinen, zusammengesetzt sind.
Diese Bláttehen sind monokline Lamellen, welche nach dem Glimmer-
gesetze (Zwillingsebene ist eine zu c (001) 0 P normale Fläche) in ab-
wechselnden um 120“ gegeneinander gedrehten Stellungen übereinander
gelagert sind, sich mit ihren c-Flächen gegenseitig berühren und zu
sechsseitigen Prismen verwachsen sind, deren abwechselnd schmale
und breite Seitenflächen infolge der ein- und ausspringenden Kanten
der miteinander verwachsenen Teilkristalle (Zwillingslamellen) horizontal
gerieft, mitunter sogar treppenförmig gekerbt erscheinen. Oft sind
mehrere solche gerieite Säulchen miteinander zu einer Gruppe ver-
wachsen. Auch Wiederholungszwillinge nach dem Penningesetze (die
Fläche c (001) 0 P fungiert hierbei als Zwillings- und Verwachsungsebene)
kommen vor, in welchen die Stellung der aufeinanderfolgenden Zwillings-
lamellen abwechselt (indem dieselben gegeneinander um 180° gedreht
erscheinen) und deren Individuen selbst wieder Zwillinge nach dem
Glimmergesetze sind. Unter den größeren Kristallen konnte ich auch
solche beobachten, welche eine bogenförmige Krümmung zeigten (Fig. 5).
Auf einem Quarzstück aus dem Schwarzgraben bei
Wermsdorf, nördlich von Zöptau, waren neben rötlichweißen
Albitkristallen und farblosen Bergkristallen schwärz-
lichgrüne, ja fast schwarz aussehende, mattglänzende Klinochlor-
gruppen aufgewachsen, welche eine faßförmige Gestalt hatten und
dadurch an die faßförmigen Kristalle des Kampylit erinnerten. Diese
Kristalle sind einfach gekrümmte polysynthetische Zwillinge, deren
Krümmungsebene durch die Diagonale der sechsseitigen Endfläche
oder senkrecht zu einem Seitenpaar derselben geht. (Fig. 6.)
Zum Schlusse erwähne ich noch, daß die auf den Kluftflächen
des Chloritschiefers von Zöptau aufgewachsenen Klinochlorkristalle
oft mit Magnetitkristallen von eigentümlicher Ausbildung
assoziiert erscheinen. Diese Magnetitkristalle erweisen sich bei näherer
Betrachtung als polysynthetisch zusammengesetzte Kristalle mit la-
mellar entwickelten Individuen. Der schalige Bau, welchen diese Kristalle
zeigen, erklärt sich durch wiederholte Zwillingsbildung nach (111) O.
159
Diese Magnetitkristalle unterscheiden sich daher durch ihre polysyn-
thetische Ausbildungsweise wesentlich von den im Zöptauer Chlorit-
schiefer eingewachsenen, welche einfache Oktaeder bilden.
II. Über eine interessante Periklinverwachsung
beim Zöptauer Albit.
In Figur 7 ist ein Zwillingskristall des Zöptauer Albit ab-
gebildet, welcher eine besonders deutliche Periklinverwach-
sung erkennen läßt. Derselbe ist mit einer seiner M-Flächen auf einer
Matrix von Amphibolschiefer, welcher oberflächlich in weißen
filzigen Asbest umgewandelt ist, aufgewachsen und wurde in einer
jener mit lichtem Asbest erfüllten Klüfte des Amphibolschiefers auf
dem Pfarrerb beiZöptau gefunden, in welchen der Albit mit
rötlichem Ad ul a r und dunkelgriinem E pid o t assoziiert vorkommt!).
Man bemerkt auf der freien M-Fläche
des Zwillings eine gezackte Linie, welche
mit der Kombinationskante M P etwas
konvergiert. Da die durch diese ge-
zackte Linie getrennten Teile der M-
Fläche nicht in einem Niveau liegen,
sondern miteinander einen einspringen-
den Winkel bilden, so gehóren sie nicht
einem, sondern zwei verschiedenen In-
dividuen an, welche übereinander ge-
schichtet und lángs der vorhin er-
D Pen D Rene n dem Fig. 7. Periklinverwachsung beim
Periklingesetz (Zwillingsebene ist eine Zöptauer Albit.
nicht kristallonomische Fläche, und
zwar die zur Makrodiagonale normale Ebene) verwachsen sind. Die
beiden miteinander verwachsenen Albite sind, wie es die náhere Be-
trachtung lehrt, selbst wieder gewöhnliche Zwillinge nach dem Albit-
gesetz (Zwillingsebene M (010) co P oo), von welchen der eine, und
1) Sitzungsberichte der königl. G :sellsch. d. Wiss. in Prag, 1865, 2, 5. —
Sitzungsberichte der niederrhein. Gesellsch. in Bonn, 37. Bd., 52. — Neuwirth,
Der Albit von Zöptau in Mähren (Zeitschrift des mähr. Landesmuseums in Brünn,
4. Bd., 1904, 39) und Über Gestalt und Bau der Zöptauer Albite (Tschermak
Mineral. und petrogr. Mitt., 23. Bd., 263).
160
zwar der untere vorherrschend, der obere jedoch nur untergeordnet
entwickelt erscheint. Die vorhin erwähnte gezackte Linie ist die
periklinische Zwillingsfurche, über welcher der obere Zwilling rechts
oben ausgebildet ist. Was die Dimensionen dieses weißgefärbten und
durchscheinenden Zwillings, welcher sich in meinem Besitze befindet,
anlangt, so ist derselbe 13 mm lang, 8 mm hoch und 5 mm breit.
Olmütz, im März 1905.
Beitrag zur Dipterenfauna Máhrens.
Von Fachlehrer Karl Landrock.
In den Jahren 1906 und 1907 sind drei größere Arbeiten, welche
über mährische Zweiflügler handeln, der Öffentlichkeit übergeben
worden. Es sind dies:
1. K. Czižek, Beiträge zu einer Dipterenfauna Mährens. Zeit-
schrift des mähr. Landesmuseums, VI. Bd., 2. Heft, p. 180—234.
2. K. Landrock, Mährische Zweiflügler. VIII. Bericht des
© Lehrerklubs für Naturkunde in Brünn.
3. K. Czižek, Neue Beiträge zur Dipterenfauna Mährens. Zeit-
schrift des mähr. Landesmuseums, VII. Bd., 2. Heft, p. 157—177.
Obwohl in diesen Verzeichnissen eine beträchtliche Anzahl von
Arten der Zweiflügler für Mähren konstatiert wurden, können diese
Angaben noch lange nicht ein annähernd vollständiges Bild der máhri-
schen Dipterenfauna geben, sondern sie müssen von Zeit zu Zeit durch
weitere Beiträge, welche die neu aufgefundenen Arten oder neue Fund-
orte enthalten, vervollständigt werden.
Ein solcher Beitrag von bescheidenem Umfange soll vorliegende
Arbeit sein. Aufgezählt werden zunächst solche Arten, welche für Mähren
als neu zu betrachten sind, nebst meinen Beobachtungen über Flugzeit,
Häufigkeit und Aufenthaltsort derselben, doch sind in zweiter Linie
auch einige schon in früheren Verzeichnissen angefühıte Arten wieder
aufgenommen worden, doch nur dann, wenn ich irgendwelche interes-
sante Beobachtung mitzuteilen in der Lage war oder wenn eine frühere
Mitteilung verbessert, erweitert oder richtiggestellt werden konnte.
Ich glaube, daß diese Angaben nicht ganz überflüssig sind, da sie für
eine zusammenfassende Arbeit über die mährischen Fliegen später
einmal gewiß erwünschte Daten bieten können.
162
Einige der angeführten Arten stammen aus den Gebieten, wie
ich sie in meinem ersten Verzeichnisse náher bezeichnet habe. Als
neue Gegenden in der Umgebung von Brünn, auf welche ich im ver-
flossenen Sammeljahre meine dipterologischen Streifungen ausgedehnt
habe, sind zu nennen:
1. Die Auen von Rebeschowitz.
2. Das bei der Annamühle abzweigende Seitental des Obra-
baches gegen Parfuß.
3. Die Schwarzaufer zwischen Kumrowitz und Gerspitz.
4. Das Wäldchen unweit des Dorfes Morbes.
Auch die Trachter Auen wurden in ausgedehnterem Maße durch-
forscht und lieferten manche für Mähren neue Art. Die vorjährigen
Ferien verbrachte ich im niederen Gesenke, an der mährisch-schlesischen
Grenze und hatte so Gelegenheit, mit Muße die Berge und Täler des
hohen Gesenkes und der Vorlande in mehreren größeren und kleineren
Exkursionen nach Zweiflüglern zu durchsuchen.
Zur Bestimmung der erbeuteten Tiere benutzte ich außer Schi-
ners Fauna austriaca sämtliche mir zugänglichen älteren und neueren
Abhandlungen, die in den verschiedenen entomologischen Zeitschriften
erschienen sind, und habe ich bei den einzelnen Arten, wo immer mir
dies notwendig erschien, die benutzten Werke in Abkürzungen, die
jedem Entomologen verständlich sein werden, angeführt. Um jedoch
Verwechslungen vorzubeugen, gebe ich hier die im Texte häufiger
vorkommenden Abkürzungen an:
Schin. Bd. I resp. II. bezieht sich immer auf das Werk: Fauna
austriaca. |
W. E. Z. = Wiener entomologische Zeitung.
B. E. Z. = Berliner entomologische Zeitung.
Bresl. Zeitsch. f. Ent. = Breslauer Zeitschrift für Entomologie.
Ent. Nach. = Entomologische Nachrichten.
Verh. d. z.-b. G. = Verhandlungen der zoologisch-botanischen
Gesellschaft, Wien. |
W. E. M. = Wiener entomologische Monatschrift.
Br.-B. = Brauer-Bergenstamm, Vorarbeiten zu einer Mono-
graphie der Muscaria schizometopa, Referat in Verh. d. z.-b. G., Wien,
1893, p. 447—525.
Die systematische Anlage dieses Beitrages ist dieselbe, wie sie
Professor Johann Thalhammer seiner „Fauna regni hungariae“
zugrunde gelegt hat. Nur die Anordnung der Muscidae ist eine andere
163
und folgte ich hierbei den Ansichten Girschners. (Vide B. E. Z. 1893,
p. 304, Ent. Nach. 1895, p. 85, Illustr. Wochensch. f. Entom. 1896,
ky; 48975)
Herr Girschner hatte die Freundlichkeit, auf ein schriftliches
- Ansuchen meinerseits, mir seine Ansicht über die Gruppierung der
Anthomyidaexsens. Girsch. mitzuteilen, wofür ich genanntem Herrn
an dieser Stelle nochmals meinen besten Dank ausspreche.
Bei der Familie der Tachinidae konnte ich keine genauere Grup-
pierung vornehmen, da ich nur wenige Arten dieser Abteilung anführe,
anderseits mir die ausführliche Girschnersche Arbeit in der Illustr.
Wochensch. f. Entom. nicht zur Verfügung stand und ich nur die
skizzierte Anordnung in der B. E. Z. 1893 benutzen konnte.
Brünn, im Juni 1908.
Karl Landrock.
Mycetophilidae.
Seiara Thomae L. Überall gemein im Grase und auf Dolden. VI.—VII.
Ich fand die Art in Nordmáhren (Gesenke), in der Umgebung
von Brünn und auch in den südmährischen Auwáldern, oft in
erstaunlicher Menge.
Sciara bicolor Mg. Mit der vorigen Art, doch weit seltener. Au bei
-© Čzernowitz. 16. V. — Schreibwald. 6. VI.
Sciara rufiventris Macg. 19 aus der Au bei Czernowitz. Im Grase.
13. V.
M ycetophila punctata Mg. Czernowitz, an Wassergráben. 13. V.
M ycetophila signata Mg. 1 Exemplar an einem Fenster des Schulhauses
in der Köffillergasse. 22. II.
M ycetophila bisuta Mg. Gersdorf (Nordmähren), im Grase. 3. IX.
Glaphyroptera fascipennis Mg. 2 Exemplare aus dem Obratale bei
Schöllschitz. 30. V.
Glaphyroptera subfasciata Mg. An sehr schattigen Stellen des Josefs-
tales bei Adamstal. 23. V. Selten.
Boletina sciarina Staeg. Die Mücken sind im ersten Friihjahre an
Waldrändern über dürrzm Laube schwebend zu treffen. 16. IV.
Hobitschau.
Sciophila fasciata Staeg. 1 F aus dem Josefstale bei Adamstal. 23. V.
Gnoriste apicalis Mg. Aus der Au bei Czernowitz. 16. V. Im Grase.
164
Boletophila cinerea Mg. An Waldrándern über dürrem Laube. Au bei
Czernowitz, Hobitschau. IV.—VI.
Macrocera lutea Mg. Im Grase an einer Wasserlache im Schreibwalde
bei Brünn mit M. angulata Mg. ziemlich häufig. 10. VI.
Macrocera centralis Mg. Aus den Auwäldern von Rebeschowitz. 11. VI.
Macrocera angulata Mg. Schreibwald. 10. VI.
Platyura nigriceps Walk. Verh.d.z.-b. G. 1863, p. 692, Sch. Bd. II, p. 440,
nur als europäische Art angeführt. Der Pl. flava ähnlich, doch
mündet die obere Zinke der gegabelten 3. Längsader weit vor
der Mitte zwischen der 1. und 3. Lángsader in den Vorderrand.
Josefstal. 23. V.
Platyura humeralis Win. Von Sch. Bd. II., p. 440, ebenfalls nur als
europäische Art angegeben. Schildchen gelb. Im Josefstale mit
der vorigen Art. Häufiger. 23. V.
Bibionidae.
Scatopse notata L. Die Mücken sind an Wänden und Fenstern von Aborten
sehr gemein; kopulierte Pärchen sehr häufig. Im Freien fand
ich die Art an Baumstämmen (Betula alba L.). Hobitschau.
16. IV., Morbes. V.
Dilophus vulgaris Mg. Im Grase und auf Dolden, oft in großer Menge.
Hobitschau. 9. V., Gersdorf. 31. VIII.
Dilophus femoratus Mg. Im Grase mit der vorigen Art, doch seltener.
Hobitschau. 5. IX., Morbes 21. V.
Bibio pomonae F. Diese Art ist im Gesenke (Altvater, Karlsbrunn,
Seeberg, VIII.) sehr háufig im Grase und auf Dolden zu treffen,
fehlt aber nach meinen Beobachtungen in der Ebene ganz.
Bibio marci L. Im ersten Frühlinge an Waldrändern auf Gebüsch und
im Grase überall gemein.
Bibio hortulanus L. Auf Dolden und im Grase überall häufig. V.—VI.
Bibio nigriventris Hal. Nur 1 © aus dem Schreibwalde. 6. VI.
Bibio clavipes Mg. 1 © aus den Trachter Auen. VII.
Bibio Johannis L. Nur ZG. Hobitschau, im Grase. 9. V.
Bibio varipes Mg. Nur 99. Im Grase. Morbes. 21. V., Střelitz. 25. V.
Bibio laniger Mg. Im ersten Frühlinge in den Sandgruben bei Czerno-
witz sehr häufig. 7. III. und 3. IV.
Penthetria holosericea Mg. Diese Art wird von Schin. Bd. II, p. 355, als
Hochgebirgsart angeführt. Ich fand sie in beiden Geschlechtern
165
gar nicht selten in der Au bei Czernowitz an Wassergráben und
auf důrrem Laube. 4. und 7. V.
Chironomidae.
Chironomus plumosus L. In feuchten Wäldern sehr häufig. Tracht.
12. V., Steinmůhle. 21. V.
Chironomus ephippium Zett. Au bei Czernowitz. 10. V.
Chironomus stercorarius Deg. Im ersten Frůhlinge über Düngerhaufen
schwebend, überall gemein. IL—IV.
Culicidae.
Culex annulatus Schrank. 99 im Herbste an Fenstern.
Culex annulipes Mg. Im Grase an Wassergráben gemein. Au bei Czerno-
witz. 4. V.
Culex pipiens L. Úberall gemein.
Simulidae.
Simulia ornata Mg. Die Mücken schweben im Sonnenscheine an Wald-
rändern und belástigen durch ihr zudringliches Benehmen.
Hobitschau. 26. IV., Billowitz, Talweg gegen Jehnitz. 23. V.
Simulia reptans L. In den Auen von Tracht über Gebüsch oft in großen
Scharen schwebend. 12. V.
Simulia latipes Mg. Im Grase. Hobitschau. 9. V.
Simulia maculata Mg. An Waldrándern. Hobitschau. 9. V., Hady-
berg 24. V.
Psychodidae.
Pericoma nubila Mg. An Wassergráben auf den Blüten von Caltha
palustris L. Czernowitz. 25. IV.
Psychoda phalaenoides L. An Fenstern und Wänden von Aborten
sehr gemein.
Tipulidae.
Pedicia rivosa L. Im Gesenke (Mohratal) und in den Vorbergen an
Waldbächen ziemlich häufig. VII.
Trichocera regelationis L. Im ersten Frühlinge über dürrem Laube schwe-
bend. &zernowitz, Hobitschau. IL—V.
Trichocera hiemalis Deg. Mit der vorigen Art, doch seltener.
Pachyrhina pratensis L. An Waldrändern. Hobitschau, Czernowitz,
Josefstal. V.
166
Tipula gigantea Schrank. An Waldbáchen im Grase. Mannersdorf. VI.
Im Obratale bei Strelitz. 22. V.
Tipula ochracea Mg. Im Grase unter Gebüsch. Steinmühle. V.
Ctenophora atrata L. var. ruficornis Mg. Vereinzelt bei Tracht. V.
Zwittatal bei Billowitz. 25. V.
Stratiomydae.
Pachygaster ater Panz. Diese Art fing ich heuer zum ersten Male in
einem weiblichen Exemplare an einem Wassergraben bei Tracht.
Czižek führt die Art (1 G) aus Czernowitz an. Schin. Bd. I., p. 3,
sagt: ‚‚Allenthalben nicht selten‘, was auf die máhrischen Ver-
hältnisse nicht zu passen scheint.
Pachygaster Leachii Curt. Ebenso selten wie die vorige Art. 1 Exemplar
aus der Au bei Üzernowitz.
Nemotelus uliginosus L. 1 © aus den Trachter Auen. Im Grase feuchter
Wiesen. 9. VI.
Hoplodonta viridula F., var. jejuna Schrank. Im Grase der Czernowitzer
Au, doch weit seltener als die Stammform.
Hoplodonta (Odontomyia) argentata F. 1 G an einem Wassergraben bei
Czernowitz. 7. V.
Beris vallata Forst. Nur 1 Q aus der Au bei Czernowitz. 5. VI.
Tabanidae.
Chrysops relictus Mg. Aus den Trachter Auen. 29. VI. Schin. sagt Bd. I,
p. 42, von dieser Art: „Sehr gemein und verbreiteter als cae-
cutiens L. Chr. caecutiens L. fing ich wohl in allen durchstreilten
Gegenden, relictus Mg. dagegen traf ich bisher nur in den sid-
mährischen Auen und auch hier nur sehr selten.
Leptidae.
Symphoromyia melaena Mg. Diese in meinem ersten Verzeichnisse als
„selten‘“ bezeichnete Art fand ich heuer in den üppigen Wiesen
des Obratales ziemlich häufig.
Symphoromyia immaculata F. In Schin. Bd. I., p. 179, als Ptiolina
angeführt. (Vgl. Frauenfeld, Verh. d. z.-b. G. 1867, p. 493.)
3 22 ebenfalls aus dem Obratale. 26. und 30. V. — 1 Z aus dem
Schreibwalde. 6. VI.
Leptis notata Mg. Ein Pärchen aus dem Kathreinertale im Grase.
a“
167
Asilidae.
Cyrtopogon ruficornis F, 19 auf einem steinigen Waldwege an der
mährisch-schlesischen Grenze bei Gersdorf. 11. VII.
D'ysmachus stylifer Lw. Gerspitz. 20. VI. Im Grase. Nur 1 4.
Dysmachus cochleatus Lw. 5 SG und 2 99 aus den Auen von Rebescho-
witz. 11. VI. und vom Schwarzaufer bei Gerspitz. 20. VI.
Pamponerus germanicus L. Das Tier traf ich im Mai des Vorjahres in
dem Seitentale des Obrabaches gegen ParfuB am Waldrande
in großer Menge. Die Tiere machten eifrig Jagd auf verschiedene
Thendridinen; jedes der zahlreichen von mir erbeuteten Tiere
hatte einen solchen Hautflůgler in den Klauen.
Bombylidae.
Bombylius discolor Mg. Als neue Fundorte kann ich angeben: Billowitz,
Talweg gegen Jehnitz und das Obratal bei Strelitz. An beiden
Orten fand ich diesen Bombylius im heurigen Friihlinge in Menge.
Therevidae.
Thereva marginula Mg. Auf der Südseite des Hadyberges im dürren
Grase, doch nur stellenweise. 5 44 und 4 99. 24. V.
Psilocephala ardea F. 1 G dieser prächtigen Art fing ich am 4. VI.
im hohen Grase der Trachter Auen.
Scenopinidae.
Scenopinus glabrifrons Mg. Loew, Verh. d. z.-b. G. 1857 als laevifrons.
2 dd und 4 99. An Fenstern und im Grase. Königsfeld, Schreib-
wald. Meine 6 Stücke haben alle hellweiße Schwinger, während
dieselben bei allen meinen Exemplaren von fenestralis L. stark
gebráunt sind.
Empidae.
Hybos culiciformis F. 4 Exemplare aus dem Gesenke. Steingraben.
9. VIII. Kreuzberg (Mohratal, Schlesien). 22. VII.
Cyrtoma spuria Fll. fing ich häufig in den Wiesen des Obratales. V.
Rhamphomyia pennata Macg. 1 4 vom Ufer des Nennowitzer Teiches.
Im Grase unter Gebüsch. 26. V.
168
Rhamphomyia umbripenms Mg. Im Frühlinge auf Blättern und im
Grase häufig. Steinmühle, Obratal. V.—VI.
Rhamphomyia nigripes F. Als neuer Fundort wären die Auen bei
Tracht zu nennen. Die Fliegen führen gleich vielen Hilaraarten
ihre Tänze hart über der Wasserfläche von stehenden oder ruhig
fließenden Gewässern auf.
Empis albinervis Mg. 1 © aus der Steinmühle. Im Grase. 20. V. Die
vierte Längsader erreicht den Flügelrand nicht. Bei meinem
Exemplare ist dies aber nur bei einem Flügel der Fall. Genannte:
Ader bricht deutlich und ziemlich weit vom Flügelrande ab,
während dies auf dem anderen Flügel nur undeutlich erscheint
und die Längsader den Rand fast vollständig erreicht.
Empis punctata F. Ich fand diese Art im Vorjahre in dem bei der Anna-
mühle abzweigenden Seitentale der Obra auf Myosotis silvatica
Hoffm. in Mengen und in beiden Geschlechtern. 25. V. Heuer
traf ich sie auch im Josefstale bei Adamstal. 23. V.
Empis pusio Egg. Im Grase. Hobitschau. 15. und 19. V., Morbes. 21.V.
(hier auf trockenen Hügeln gemein.), Steinmühle. 25. V.
Hilara cilipes Mg. An Wassergräben der Au bei Czernowitz. 4. VI.
Diese Art tanzt abends in großen Scharen hart über der Wasser-
fläche. Die in meinem ersten Verzeichnisse, p. 8, angeführte
H. matrona Hab. ist ebenfalls eine cilipes Mg.
Hilara manicata Mg. Ich fand diese Fliege in Scharen schwebend unter
Baumkronen an einem Waldbache an der mährisch-schlesischen
Grenze bei Dorf-Teschen. 3. IX.
Hilara chorica Fll. Gersdorf, Bad Johannisbrunn (Schlesien). 25. VIII.
Trichina crassipes Macq. Schin. Bd. I., p. 79, als Microphorus und
nur unter den deutschen Arten (,,Schlesien, nach Scholtz“.) an-
geführt. 2 SG aus den Auen von Rebeschowitz. 11. VI.
Heleodroma Wesmaeli Macq. Schin. Bd. I., p. 85, als Clinocera unter
den deutschen Arten (Thüringen) angegeben. (Vid. Loew, W. E. M.
1858, p. 241, und Mik, Verh. d. z.-b. G. 1881, p. 320.) 5 Exem-
plare an einem Waldbache bei Gersdorf an Wasserpflanzen ge-
fangen. 11. und 18. VII.
Tachydroma (Platypalpus) major Zett. Im Grase an: Waldrändern.
Vereinzelt, doch weit verbreitet. Steinmühle. 20. V., Hobitschau.
15. VI., Morbes. 21. V., Josefstal bei Adamstal. 23. V., Obratal.
BAD.
169
Dolichopidae.
Neurigona suturalis Fll. 1 4 aus dem Schreibwalde. 6. VI.
Dolichopus atripes Mg. 3 SG und 1 9 aus den Vorbergen des hohen
Gesenkes. An Waldbächen. 9. und 19. VII.
Dolichopus Falleni Lw. 1 G aus dem unteren Obratale. 25. V. Das End-
glied der Vordertarsen ist schwarz, doch nur wenig breitgedrůckt,
das Tier hat aber eine deutliche schwielenartige Verdickung am
Ende der ersten Längsader, welche der sehr ähnlichen D. Meigenii
Lw. fehlt.
Dolichopus acuticornis Wied. In den Wiesen des Obratales, doch sehr
selten. 30. V.
Poecilobothrus regalis Mg. Von Schin. Bd. I., p. 211, als @ymnopternus
angeführt. Mik, W. E. Z. 1883, p. 89 und 105. 3 SS aus den Trachter
Auen, an einem Wassergraben im hohen Grase und auf Weiden-
gebüsch. 4. und 29. VI.
Poecilobothrus comitialis Kow. Verh. d. z.-b. G. 1867, p. 320. 4 ZS und
1 2 von demselben Standorte wie die vorige Art. 4. VI.
Gymnopternus celer Mg. 1 4 aus dem Obratale bei Schöllschitz. 25. V.
Der Flügelvorrand an der Wurzel, zwischen der Basis und der
Mündung der ersten Längsader sehr deutlich schwielenartig
verdickt.
Porphyrops spinicoxus Lw. 1 Z aus dem Obratale. 25. V.
Porphyrops crassipes Mg. 2 SG aus dem Obratale bei Strelitz. (Anna-
můhle) 25. V. Schin. führt diese Art Bd. I., p. 199, nur unter
den deutschen Arten (Glogau) an. Kowarz fing die Art im Mai
bei Mähr.-Schônberg. (Verh. d. z.-b. G. 1867, p. 320.)
Xiphandrium monotrichum Lw. Schin. Bd. I., p. 195, bei Rhaphium.
1 Z aus der Au bei Czernowitz, auf Wasserpflanzen. 16. V.
Campsicnemus scambus FW. 1 G dieser Art fing ich am 26. III. auf dürrem
Rohre an dem Wassertümpel lángs der Nordbahnstrecke náchst
Kumrowitz.
Phoridae.
Phora mordellaria Fll. An Wassergráben im Grase. Czernowitz. 9. V.,
Tracht 10. V.
Phora flexuosa Egg. 1 G aus der Czernowitzer Au. 25. IV.
Phora opaca Mg. 2 Exemplare fing ich beim Streifen. Hobitschau.
16. und 17. IV.
Zeitschrift des máhr. Landesmůseums. VIII, 2. 12
170
Pipunculidae,
Pipunculus semifumosus Kow. Nur SG aus den Vorbergen des Gesenkes.
23. VIII. (Yid. Becker, B. E. Z. 1897, p. 25.)
Pipunculus rufipes Mg. Beide Geschlechter beim Streifen gefangen.
Hobitschau. 15. V.
Syrphidae.
Pelecocera latifrons Lw. Ich fing diese niedliche Syrphidae in 11 Stücken
beiderlei Geschlechtes bei Billowitz (Talweg gegen Jehnitz) schon
im Vorjahre am 21. IV. und heuer wieder am 23. IV. an einem
Waldrande im Grase, jedoch nur an einer einzigen Stelle. 1 Stück
erbeutete ich am 13. IV. in der ersten Sandgrube nächst Czerno-
witz. Bei sämtlichen 29, die ich an derselben Stelle und gleich-
zeitig mit den SS fing, ist der Hinterleib einfärbig schwarz, das
dritte Fühlerglied größtenteils gelb. Nach den Angaben Schin.
Bd. I., p. 314, sollen diese Fliegen im Spätherbste häufig sein.
Ich fing sie nur im ersten Frühjahre und suchte sie im Herbste
vergebens, welche Beobachtung auch mit den Angaben von
Kertesz, W. E. Z. 1897, p. 151, übereinstimmen.
Chaemosyrphus scaevoides Fll. Schin. Bd. I., p. 315, als Pelecocera an-
geführt. Mik, W. E. Z. 1895, p. 103. — 19 vom Hadyberge.
Im Grase. 24. V.
Syrphus topiarius Mg. In zahlreichen Stůcken beiderlei Geschlechtes
auf Heracleum- und Daucusdolden in den Vorbergen des Ge-
senkes, sowohl auf máhrischer wie auf schlesischer Seite. VII.
bis VIII. Die Art gleicht auf den ersten Blick einem S. ribesii L.,
hat aber deutlich und dicht behaarte Augen.
Platycheirus podagratus Zett. Obratal bei Strelitz im Grase. 25. V.
Chilosia soror Zett. 2 99 auf Heracleumdolden von einem Waldrande
bei Hobitschau. VII.
Chilosia gilvipes Zett. 1 S und 499. Im Grase. Hobitschau. 9. V.,
Trachter „Auen..12. V., Střalitz. 25. V.
Chilosia chrysocoma Mg. 2 ZG. Die Fliegen schweben an Waldrándern
im Sonnenscheine. Hobitschau. 17. IV.
Eristalis rupium F. Diese Art fand ich im Vorjahre in den Tälern
des niederen Gesenkes auf Dolden in großer Menge. In der Ebene
habe ich sie bisher nicht beobachtet. Czizek führt sie aus
Wranau an.
Eristalis intricarius L. Mit der vorigen Art, doch weit seltener. Auch
diese Fliege scheint nur im gebirgigen Teile Mährens vorzukommen,
171
Merodon armipes Rond. 1 Z auf Gebüsch im Schreibwalde. (Weg vom
Jägerhause zum Steinberg.) 7. VI.
Criorhina asilica Fall. Sehr häufig an einem Waldrande bei Jundorf
auf blühendem Rhamnusgebüsch. V.
Pipiza funebris Mg. In den Tälern des niederen Gesenkes auf Herac-
leumdolden. Häufig. Gersdorf, Alt-Lublitz (Schlesien). 11. VII.
Conopidae.
M yopa picta Mg. Diese Art fing ich im Vorjahre in mehreren Stücken
auf blumigen Hügeln bei Morbes.
Myopa stigma Mg. Nur 1 S im hohem Grase der Trachter Auen.
12: Va
Muscidae.
1. Muscidae acalyptratae.
Borborinae.
Limosina crassimana Hal. An sonnigen Tagen über Düngerhaufen
schwebend, mit der gemeinen L. limosa Fll., doch seltener.
Weinberge bei Czernowitz. 23. IV.
Limosina pusio Zett. An dürrem Grase bei dem Wassertümpel längs
der Nordbahnstrecke nächst Kumrowitz. 26. III.
Borborus saniosa Wstrng. B. vitripennis Mg. in Schin. Bd. II., p. 324.
Vid. Strobl, Spanische Dipteren. W. E. Z. 1900, p. 68. Die beiden
Queradern stehen weit auseinander, die Schienen sind deutlich
gelbbraun. Aus dem niederen Gesenke bei Gersdorf. Im Grase.
FE VIE
Agromyzinae.
Agromyza pusilla Mg. Unter Gebüsch im Grase. Au bei Tracht. 10. V.
Agromyza pulicaria Mg. 2 Exemplare auf Gebüsch. Steinmühle. 20. V.
Agromyza flavifrons Mg. Im Grase. Au bei Czernowitz. 16. V.
Ochthiphilinae.
Ochthiphila gemiculata Zett. 5 Exemplare vom Damme der Nordbahn
bei Kumrowitz. 4. und 9. V. Auch auf dem Hadyberge (25. IV.)
und in den Trachter Auen (10. V.) erbeutete ich mehrere Stücke.
Ochthiphila polystigma Mg. Aus dem Schreibwalde.
12*
172
Drosophilinae,
Drosophila fasciata Mg. Die Fliegen stellten sich in großen Scharen
über Tôpfen ein, in denen Himbeeren gährten. VIII. Hobitschau.
Noch häufiger in Alt-Lublitz (Schlesien.)
Leucophenga maculata L. Duf. Vid. W. E. Z. 1886, p. 317. In Schin.
Bd. II., p. 275, unter Drosophila angeführt. Diese práchtige Art
fing ich leider nur in einem Exemplare an sehr schattigen Stellen
des Josefstales im Grase. 22. V.
Stegana curvipes FIL 2 Exemplare aus den Trachter Auen. Czizek
führt die Art (Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums 1907, Bd. VII,
2. Heft, p. 167) aus dem Geißtale bei Bilowitz an und erwähnt
eine Eigentümlichkeit des Flügelgeäders, die Schiner in seiner-
Fauna nicht anführt. Die fünfte Längsader hat nämlich einen
deutlichen Aderanhang; an meinen südmährischen Stücken ist
keine Spur eines solchen Aderanhanges zu finden.)
Ephydrinae.
Parydra pusilla Mg. 2 Exemplare dieser kleinen Art fing ich über aus-
gebreitetem Dünger auf einem Felde nächst Czernowitz. 17. IH.
Parydra nubecula Beck. 2 Exemplare an einem Wassergraben längs
der Straße zwischen Tracht und Unter-Wisternitz im Grase.
10. V. und 9. VI. Die Art hat eine ganz matte Stirne, doch ist
die Flügelbinde, welche Becker in seiner Ephydrynenmonographie,
B. E. Z. 1896, p. 91, erwähnt, schwach und nur dann deutlich
sichtbar, wenn man die Flügel gegen einen weißen Hintergrund
betrachtet. Deutlicher ist die kleine Querader gesäumt.
Caenia fumosa Stenh. Im ersten Frühjahre (30. III.) an einem fast
ausgetrockneten Wassergraben der Au bei Czernowitz ziemlich
häufig.
Caema palustris FI. An derselben Stelle wie die vorige Art, doch
seltener. 30. III. und 4. V.
Hyadina guttata Fall. Im Grase. Hobitschau. 1. IV. Billowitz. 21. IV.
Von Schin. Bd. II., p. 254, als deutsche Art angeführt, für Oster-
reich von Czerny, Verh. d. z.-b. G., Wien 1903, festgestellt.
Hyadina nitida Macq. In Schin. I. c. ebenfalls nur als deutsche Art
angeführt. Im Grase, selten. Kumrowitz. Vid. Becker, B. E. Z.
1896.
!) Heuer fing ich in Tracht ein'ge Stücke dieser Art, bei denen der er-
wähnte Aderanhang deütl'ch zu sehen ist.
173
Ephigrobia (Psilopa) polita Macg. Auf důrrem Grase. Sandgruben
bei Czernowitz. 10. III. In Schin. Bd. II., p. 243, als deutsche
Art. Vid. Czerny, Verh. d. z.-b. G. 1903.
Ilythea spilota Curt. 1 Exemplar dieser schönen Ephydrine fing ich an
einem Wassergraben in der Au bei Czernowitz. 25. IV. Schin.
Ba. II., p. 263, als deutsche Art aufgezählt.
Discomyza incurva Fll. Auch ich fing diese Art nur in 1 Exemplare
bei Czernowitz und habe ein scharenweises Auftreten bisher
nicht beobachtet.
Gymnopa subsultans F. Ich fand die Art im heurigen Frühjahre in
großer Menge an den sonnbeschienenen Wänden der Sandgruben
bei Czernowitz. 7. III. Die Art ist in Schin. Bd. II., p. 234, als
Mosillus unter den Chloropinen angeführt. Vid. Becker, B. E. Z.
1896, p. 127. <
Trimerina nigella Mg. Schin. Bd. II., p. 240, als T. madizans Fll. an-
gegeben. An dem Wassertümpel längs der Nordbahnstrecke bei
Kumrowitz. 4. V.
Notiphila annulipes Stenh. 1 Z aus dem niederen Gesenke. Gersdorf,
im Grase an einem Waldbache. 9. VII.
Notiphila cinerae F]]. 4 Exemplare aus den Trachter Auen. Im Grase.
4. VD.
Dichaeta caudata Fll. In zahlreichen Stücken beiderlei Geschlechtes
aus der Czernowitzer Au. 23. IV. und 25. IX. Tracht, ebenfalls
häufig. 4. VII.
Dichaeta brevicauda Lw. Czernowitz, mit der vorigen Art, doch sehr
selten. 26. IV.
Chloropinae.
Syphoneila palposa Fll. Im Grase von Waldwiesen. Gersdorf. 29. VIII.
Sehr selten.
Eurinia calva Egg. 5 Exemplare an einem Wassergraben vor der Czerno-
witzer Au an vorjährigem Rohre, doch nur auf einer Stelle. 25.
und 26. IV.
Eurinia pubescens Mg. In hohem Grase bei Tracht. Nur in 2 Exemplaren.
12V
Psilinae.
Psila atra Mg. 1 Exemplar aus der Steinmühle, Im Grase. 20. V.
Psila villosula Mg. Obratal bei Střelitz. Im hohen Grase. 2 Exemplare.
25. V.
174
Chyliza leptogaster Panz. 1 Z auf Blättern in der Steinmühle. 22. V.
Chyliza vittata Mg. Einzeln im Seitentale der Obra gegen Parfuß. 21. V.
In Menge traf ich diese Art in beiden Geschlechtern an feuchten
und schattigen Stellen des Zwittatales zwischen Adamstal und
Blansko sowie im Kathreinertale. 31. V.
Calobatinae.
(Vid. Hendl, W. E. Z. 1908, p. 201.)
Calobata cothurnata Panz. 4 JG und 2 99 aus dem Obratale (Anna-
můhle.) 22. und 25. V.
Sepsinae,
Saltella scutellaris Fall. Die von Czižek aus Wranau angeführte Art
fand ich im Gesenke bei Gersdorf und Alt-Lublitz (Schlesien)
in Gárten ziemlich häufig.
Themira minor Hal. Aus den Trachter Auen. Im Grase. 12. V.
Cheligaster ciliata Staeg. Gersdorf, Alt-Lublitz. Im Grase. 25. VII.
Trypetinae.
Oxyphora Schneideri Lw. 3 SG und 1 © aus Tracht auf Blütenköpfen
von Cirsium lanceolatum Scop. 4. VI. Schin. Bd. IT., p. 150, als
deutsche Art aus Schlesien angeführt. Die Art sieht auf den
ersten Blick der O. miliarıa sehr ähnlich, ist aber kleiner, der
Hinterleib ist schwarz gefleckt und der Mundrand deutlich vor-
stehend.
Rhacochlaena toxoneura Lw. 1 © dieser seltenen Art fing ich am 24. V.
beim Streifen an einem Waldbache im Geißtale bei Billowitz.
Schin. Bd. II., p. 144, kennt nur das S. Die Schinersche Be-
schreibung paßt vollkommen auf mein Stück.
Trypeta acuticornis Lw. Die in meinem ersten Verzeichnisse, p. 13, an-
geführte Tr. acuticornis Lw. ist nicht diese Art, sondern Tr.
serratulae L.
Acidia lucida Fall. 2 SG dieser Art fing ich am 21. V. im Zwittatale
zwischen Adamstal und Blansko im Grase.
Platyparea discoidea F. 2 ZG und 3 99 aus den Trachter Auen, teils
im Grase, teils auf Blättern gefangen. 10. und 15. V.
175
Lonchaeinae.
Lonchaea lucidiventris Beck. B. E. Z. 1895, p. 334. Schin. Bd. IT., p. 90,
als L. Deutschi angeführt. 1 Exemplar aus dem niederen Gesenke.
Gersdorf. 11. VII.
Palloptera parallela Lw. Loew, Zeitschr. f. Entom. 1858, p. 13. —
Becker, B. E. Z. 1895, p. 319. In Schiners Werk nicht enthalten.
Mohratal, bei Gersdorf. 22. VII. 1 Exemplar.
Zu Palloptera arcuata Mg. Die in meinem ersten Verzeichnisse an-
geführte Art ist P. Angelicae Ros. P. arcuata Mg. ist somit zu
streichen.
Sapromyzinae.
Sapromyza longipennis F. Die Fliege, die ich bisher nur in einem Stücke
aus der Raigerner Au besaß, fand ich im Vorjahre am 6. V. in
Menge im Obratale bei Schöllschitz (Mühlgraben der Scholl-
schitzer Mühle) auf verschiedenen Uferpflanzen.
Pachycerina seticornis Fll. Schin. Bd. II., p. 94, als nichtösterreichische
Art angeführt. 1 Exemplar aus dem Gesenke. 11. VII. Vid. Becker,
B. E. Z. 1895, p. 251.
Ortalinae.
Carmocaris bucephala Mg. Ich fing diese Art heuer in den Osterferien
in 14 Stücken beiderlei Geschlechtes auf sonnbeschienenen Baum-
stámmen an einem Waldrande bei Hobitschau. 16., 17. und
21. IV. Die Fliegen genießen infolge ihrer Färbung und Flügel-
zeichnung einen ausgezeichneten Maskenschutz und man würde
sie von der grauen Rinde gar nicht unterscheiden, wenn sie nicht
selbst durch das ihnen eigentümliche Flügelschlagen ihre An-
wesenheit verraten würden. Im Vorjahre traf ich ein einzelnes
Stück an einem Waldbache bei Billowitz (Talweg gehen Jehnitz)
im Grase. Schin. Bd. II., p. 69, als Otites.
Tetanocerinae.
Sepodon spinipes Scop. Ich fing diese Art, die ich nur in einem weib-
lichen Exemplare aus Hobitschau besaß, im Vorjahre massenhaft
und in beiden Geschlechtern im hohen Grase der Trachter Auen.
4. VI.
Elgiva albiseta Scop. Diese Art, die Czižek in seinem zweitenVerzeich-
‚nisse aus Groß-Ullersdorf als ‚selten‘ anführt, fand ich mit der
vorigen Art an derselben Stelle in zahlreichen Stücken (38)
beiderlei Geschlechtes. 4. VII.
176
Sciomyzinae.
Sciomyza simplex Fll. Trachter Auen. 4. VII. Im Grase.
Sciomyza dorsata Zett. 7 Exemplare von demselben Standorte. 4. VII.
Die von Schiner Bd. II., p. 46, angegebene Bräunung der Quer-
adern ist bei meinen Stücken nur angedeutet, doch paßt weder
die Beschreibung von lata Schin. noch die von obtusa Fll. besser.
Sciomyza pallida Fll. Au bei Czernowitz. Selten. 13. V.
Sciomyza ventralis Fall. Von Schin. Bd. II., p. 50, als deutsche Art
angeführt. Die kurze Beschreibung ist die einzige, welche auf
meine Stücke paßt. Ich fange die Art alljährlich im ersten Früh-
linge an einem Wassergraben. 30. III. 1. IV.
Sciomyza bifasciella Fall. 2 Exemplare. Trachter Auen im Grase. 10. V.
Heteroneurinae.
Clusia flava Mg. 2 Exemplare aus den Wáldern von Billowitz (oberer
Weg gegen Jehnitz). IV. Vid. Czerny, W. E. Z. 1903, p. 88.
Helomyzinae.
Tephrochlamys flavipes Zett. Ich beobachtete diese Art in Menge bei
Dorf-Teschen an einem Zwinger, in welchem Raupen und Puppen
von Psilura monacha L. (Nonne), die im vorigen Sommer in
dieser Gegend stark aufgetreten ist, gehalten und der behufs
Züchtung der nützlichen Schmarotzerinsekten vom Forstpersonale
an einem Waldrande errichtet worden war. 3. IX. Vereinzelt
traf ich die Art auch im Grase. Gersdorf. 29. VIII. Sämtliche
Stücke sind 99. Schin. Bd. II., p. 33, als Heteromyza angeführt.
Oecothea microphthalma Zett. 1 Exemplar aus Gersdorf. Im Grase.
23. VIII.
Allophyla atricornis Mg. Vid. Czerny, W. E. Z. 1904, p. 284. Schin.
Ba. II., p. 27, unter Helomyza angeführt. Aus dem Schreibwalde.
6..VI.
2. Muscidae calyptratae.
A. Anthomyidae.
Coenosiinae.
Scatophaga inquinata Mg. 2 ZG und 3 99. Im Grase. Au bei Czernowitz.
23. IV., Obratal bei Střelitz. 25. V.
708
Anmerkung: Die Gattung Scatophaga, die bekanntlich noch
Becker in seiner Arbeit über Scatomyziden, B. E. Z. 1894,
zu den Acalypteren rechnet, muß mit mehreren anderen
Gattungen nach dem neuen Muscidensystem von Girschner
(vid. B. E. Z. 1893, Ent. Nach. 1895, Illust. Zeitsch. f. Ent.
1896 und I. c. 1897) infolge des deutlichen Vorhandenseins
von Intraalar- und Posthumeralborsten zu den Ca!ypteren
gestellt werden.
Scatophaga suilla F. — Vid. B. E. Z. 1594, p. 167. Von Schin. Bd. II.,
p. 17, als Sc. spurca Mg. angeführt. Auen bei Tracht. Selten.
Coenosia geniculata Fll. Wie die folgende Art im Grase. 2 Exemplare
vom Hadyberg. 24. V.
Coenosia decipiens Fll. Gersdorf. 28. VIII. Schin. Bd. I., p. 667, als
deutsche Art. Vid. Stein, W. E. Z. 1897, p. 51, und W. E. Z.
1908, p. 1.
Hylemyinae.
Hylemyia puella Mg. 12 aus der Raigerner Au. Auf Blättern. VII.
Hylemyia nigrimana Mg. Steinmühle, auf Gebüsch. 20. V. 3 dd.
Hydrophoria divisa Mg. 1 G aus dem niederen Gesenke. Gersdorf.
20; VIL
Hydrophoria Wierzejskii Mik. Verh. d. z.-b. G. 1867, p. 420. In Schin.
nicht enthalten. 1 Z aus den Trachter Auen. 29. VI. Der vorigen
Art sehr ähnlich, durch den eigentümlichen Bau der Vorder-
und Mittelbeine sehr charakterisieıt.
H yporites montana Schin. Diese Art, welche von Schiner in den Kärtner
Alpen gefangen wurde, wird von ihm (Bd. I., p. 626) zu Eriphia
Mg., von Strobl, Die Anthomyinen Steiermarks, Verh. d. z.-b.
G. 1893, p. 263, zur. Gattung Hylephila Rond. gestellt. Pokorny
errichtet für sie die Gattung Hyporites. W. E. Z. 1893, p. 53.
— Au bei Czernowitz, auf Blättern und Blüten von Ficaria
verna L. 25. IV. und 1. V.
Pegomyia Winthemy Mg. 1 Q aus den Wäldern um Zwittau, auf Gebüsch.
Ist nicht die Schinersche (Bd. I., p. 641, bei Anthomyia) Art
gleichen Namens. Vid. Stein, W. E. Z. 1906, p. 61.
Pegomyia squamifera Stein. — Stein, W. E. Z. 1906, p. 63. 1 © aus
den Vorbergen des Gesenkes, Gersdorf. Im Grase. 11. VII.
Pegomyia bicolor Wied. Nur 99. Gesenke, Trachter Auen, also weit
| verbreitet. V.—VII.
178
Pegomyia versicolor Fl. 2 GG auf Gebüsch erbeutet. Tracht. 17. V.,
Steinmühle V.
Pegomyia rufipes FI. Ein Pärchen aus dem MAR bei Gersdorf.
13. VII.
Muscinae.
Homalomyia fuscula Fll. 1 G aus dem Mohratale, im Baumschatten
schwebend. 25. VIII. In Schin., Bd. I., p. 656, als H. floricola.
Vid. Stein, B. E. Z. 1895, p. 25.
Azelia Staegeri Zett. Im hohen Grase der Au bei Czernowitz. 10. V.
und 19. X. Schin., Bd. I., p. 640, bei Anthomyia angeführt.
Aricia laeta F. Ein Pärchen aus den Trachter Auen. Auf Bláttern.
Ei. IR.
Ophyra anthrax Mg. 1 4 im Grase an dem Wassertümpel längs der
Nordbahnstrecke nächst Czernowitz, 19. X.
Hydrotea irritans FI. 1 G aus dem Gesenke (Hochschar) auf einer
Hieraciumblüte. 10. VIII. Vid. Stein, Verh. d. z.-b. G. 1903,
p. 327.
Hydrotea pellucens Portsch. Hor. Soc. ent. Ross. XV., p. 158. 1 G aus
dem Riczkatale bei Lósch.
Drymeia hamata Fll. Im hohen Gesenke (Altvater. 7. VII.), häufiger
aber in den Tälern der Vorberge auf Hieraciumblüten. VIII.
Lispa uliginosa FIL. Aus den Trachter Auen, an Wassergráben mit
L. tentaculata Deg., doch nicht so häufig wie diese. 4. VII. Vid.
Becker, Bresl. Zeitsch. f. Entom. 1904, p. 43.
Spilogaster po Zett. 1 S und 3 99 im hohen Grase. Au bei Czerno-
witz. 5. VI. und 19. X. Obratal. 30. V. Ich besitze die Art auch
aus den schlesischen Bergen.
Spilogaster dispar F. In den Vorbergen des chbres bei Gersdorf,
Dorf-Teschen auf Hieraciumblüten, fast gemein. VII —VIII.
Spilogaster multisetosa Strobl. Mitt. d. n. Ver. Steiermark, 1897, p. 238
(Aricia). 4 SF und 2 22. Hochschar. 10. VIII. In den Vorbergen
bei Alt-Lublitz (Schlesien). 7. VII. Vid. Stein, W. E. Z. 1903,
p. 267. |
B. Tachinidae.
Calliphorinae.
Lucilia sericata Mg. In Waldwiesen auf den Dolden von Heracleum.
Hobitschau. 27. VIII. Ich fing die Art auch in den schlesischen
Bergen (Bad Johannisbrunn.)
Po n o ce oo
179
Tachininae.
Ceromasicera rutilla Mg. Schin. Bd. I., p. 484, als Masicera angeführt.
Br.-B., p. 476, zu Sectio Masicera. Das Tier war in den Vorbergen
des Gesenkes auf Heracleumdolden und auf Gebůsch sehr häufig.
Frontina laeta Mg. Auch diese Fliege war an demselben Standorte wie
die vorige Art den ganzen Sommer hindurch gemein und fehlte
an sonnigen Tagen fast auf keiner Dolde.
Campylochaeta obscura Fll. Schin. Bd. I., p. 490, unter Phorocera an-
geführt. Ein kopuliertes Pärchen auf einem Baumstamme an
einem Waldrande bei Hobitschau. 16. IV. Beide Stücke haben
ein dunkles Schildehen (vgl. Fußnote Schin. Bd. I., p. 489).
Anachaetopsis ocypterina Zett. Schin. Bd. I., p. 539, als Scopolia.
Br.-B., p. 490, zu Sectio Thryptocera. 2 SS aus der Rebescho-
witzer Au. 11. VI.
Phorichaeta carbonaria Panz. Von Schin. Bd. I., p. 539, ebenfalls bei
Scopolia angeführt. Br.-B., p. 490, als Subgenus zu Phorichaeta,
Sectio Thryptocera. Von einer Waldwiese bei Hobitschau. VIII.
Neaeropsis securicornis Egg. Verh. d. z.-b. G. 1865, p, 296. Fehlt in
Schin. Mohratal bei Gersdorf. Auf Gebüsch. 14. VII.
Bigonichaeta setipennis Mg. Schin. Bd. I., p. 518, bei Tryptocera.
Hobitschau. 9. V. Ich fing diese Art an einem Waldrande in
13 Exemplaren von Baumstämmen weg.
Gymmopareia pilipennis FIL. Schin. 1. c. Thryptocera. 1 © aus dem Riczka-
tale bei Lösch.
Thryptocera frontalis Macq. Gersdorf. Im Grase. 19. VII.
Platychira strenua Mg. 2 Z. Steinmühle. 20. V., Obratal. 22. V. Auf
Gebüsch.
Gymnochaeta viridis FI. Ich fing die Art in mehreren Stücken bei
Kônigsfeld auf Baumstámmen,. ferner in Hobitschau und im
Schreibwalde. Die Art scheint nicht selten zu sein, ist aber eine
Frühlingsfliege, wenigstens habe ich sie niemals im Sommer
oder im Herbste beobachtet.
Hilarella siphonina Zett. Br.-B. zu Sectio Miltogramma. 1 ď aus dem
Obratale. Auf gefälltem Holze. 25. V.
Metopia campestris FI. 2 92 aus dem Vorlande des Gesenkes, auf
Dolden. 19. VII., 27. VIII.
Dinera grisescens FIL. Schin. Bd. I., p. 557, Br.-B., p. 507, zu Sectio
Paradexia. Ein Pärchen aus den Auen von Rebeschowitz. Auf
" Gebüsch. 11. NA
180
Zeuxia cinerea Mg. Schin. Bd. I., p. 564 bei den Dezinen aufgezählt.
Br.-B., p. 500, zu Sectio Sarcophaga gestellt. 1 Z auf Gebüsch
bei Kumrowitz (Schwarzamühlgraben, Königsmühle). 10. VI.
Wohlfartia Meigenii Schin. Schin. Bd. I., p. 567, als Sarcophila. Die
Art, die ich in meinem ersten Verzeichnisse aus Hobitschau (hier
in Menge) angegeben, fing ich am 10. VI. auf Dolden bei Kumro-
witz (alter Fluß), noch nur vereinzelt.
Hippoboscidae.
Ornithomyia fringillina Curt. (= O. tenella Schin. vid. Röder, Ent.
Nach. 1890, p. 312.) Ich erhielt die Art vom Kollegen Franz
Zdobnitzky, der sie im Gefieder einer Sumpfmeise (Poecile
palustris L.), die im November in der-Au bei Rebeschowitz ge-
schossen wurde, gefunden hatte.
Ornithomyia avicularis L. Ich fing die Art in Alt-Lublitz im Wohnzimmer
auf meiner Hand. Sie stammte wahrscheinlich aus einem der
vielen Schwalbennester, die sich unter dem Gesimse befanden.
Eine Untersuchung sämtlicher Nester ergab jedoch ein negatives
Resultat.
Vorkommen eines Lamellibranchiaten im mittel-
devonischen Kalk von Mähr.-Weißkirchen.
Von Rudo!f Kowarzik,
Assistent am k. k, geolog, Institute der deutschen Universität in Prag.
Während der Osterfeiertage 1908 teilte mir Herr Rittmeister Klem.
Hüffel, Lehrer an der k. und k. Kavallerie-Kadettenschule in Mährisch-
Weißkirchen mit, daß sich in der sogenannten Judenstiege eine ver-
steinerte Muschel befinde. Da mir die Sache unbekannt war, begab
ich mich in Begleitung des Entdeckers an Ort und Stelle. In einer der
untersten Stufen zeigte mir mein Begleiter eine Vertiefung, die entfernte
Ähnlichkeit mit einer Muschel hatte. Aber erst nachdem die Stelle mit
einem Glase Wasser abgespült worden war, trat die Form der Ver-
steinerung deutlicher zu Tage. Sie ist oval, 65 mm lang und 50 mm breit,
doch dürfte sie ursprünglich größer gewesen sein, da sie am Rande
deutlich Spuren der Abschleifung durch Schuhe der darübergehenden
Passanten zeigt. Ungefähr 20 Rippen konvergieren nach dem Scheitel,
ohne daß man eine Vereinigung bemerken könnte. Auch gespaltene
Rippen kommen auf dem Exemplare nicht vor. Die Zwischenräume
zwischen den Rippen sind eng, die letzteren selbst jedoch breit. Es
scheint, daß die abgewetzten, breiten Rippen teilweise eine kleine
Rinne in ihrer Mitte besitzen, so daß sie dann eigentlich aus zwei
Rippen bestehen würden. Außerdem sind auf der Schale zwei kon-
zentrisch verlaufende Bänder sichtbar, die durch ihre lichtere Färbung
von dem dunkleren Untergrunde abstehen. Das dem Schlosse nähere
zieht über die ganze Schale, das entferntere ist nur in der Mitte deutlich
sichtbar, nach den Rändern zu verliert es sich völlig.
Die Farbe der ganzen Versteinerung ist lichtgrau, solange der
Stein feucht ist. Sowie er aber trocknet, wird sie lichter, ja einzelne
Stellen sind dann gänzlich weiß.
182
Die genaue Bestimmung der Versteinerung stößt auf große
Schwierigkeiten, da gerade die am meisten in Betracht kommenden
Teile, Schloß und Flügel fehlen. Gleichwohl würde ich dieselbe für eine
Pecten- oder Aviculaart halten, wofür zunächst die radiale Streifung und
ihre Größe spricht. Eine Lima kann es nicht sein, da diese nicht in so alte
Formationen reichen. Daß das Gestein aber tatsächlich dem Mitteldevon
angehört, daran ist nicht zu zweifeln. Es ist die typische lichtgraue Abart
des Weißkirchner Kalkes, der beste Baustein, der in der Nähe dieser
Stadt vorkommt. Da ein anderes Gestein gar nicht vorhanden ist,
werden alle Bauten daselbst aus dem mitteldevonischen Kalke errichtet,
so daß die Herkunft des Materiales der Judenstiege außer Zweifel
steht. Ein anderes Material kann schon um der Kosten willen nicht
verwendet werden, namentlich auf öffentliche Bauten, wie es diese
Stiege ist. G. F. Whidborne bildet in seinem Werke ‚A monograph of
the Devonian Fauna of the south of England‘) eine ganze Reihe von
Aviculiden und Pectiniden ab, von denen einige, wie z. B. Loriopecten und
Adinopteria der vorliegenden Schale ziemlich nahe kommen. ©
Der devonische Kalk von Mährisch - WeiBkirchen ist sehr
fossilarm. Mit Ausnahme von Tetracoralliern (Cyathophyllum
helianthoides), Tabulaten (Calamopora polymorpha) und Stiel-
gliedern von Crinoiden sind andere Versteinerungen völlig unbekannt.
Der beschriebene Fund zeigt aber, daß weitere Vorkommen höherer
Tierformen als der genannten nicht ausgeschlossen sind und es schien
mir deshalb die Veröffentlichung desselben nicht wertlos.
!) The palaeontographical Society. London 1892.. Plate V.—XI.
Die osteologischen Sammlungen
in ihrem Verhältnisse zur Paläontologie.
Von Rudolf Kowarzik,
Assistent am k, k, geolog. Institute der deutschen Universität in Prag.
Der Paläontologe, der mit vergleichend osteologischen Studien
beschäftigt, die vorhandenen Sammlungen zu benutzen sucht, trifft
immer wieder auf Schwierigkeiten, die nicht nur hemmend auf den
Gang seiner Untersuchungen wirken, nein oft sogar dieselben im höchsten
Grade in Zweifel zu stellen imstande sind. Diese Schwierigkeiten werden
hauptsächlich durch drei Mißstände hervorgerufen, an denen leider der
weitaus größte Teil unserer osteologischen Sammlungen leidet.
Am häufigsten und unangenehmsten mácht sich der Mangel in
der Vollständigkeit des Knochenmateriales bemerkbar. Nur wenige,
größere Museen weisen Vertreter sämtlicher typischer Gattungen der
Wirbeltiere auf, bei den meisten fehlen dieselben bald von dieser, bald
von jener kleineren oder größeren Tiergruppe. Gewöhnlich werden von
diesem Mangel solche Gruppen betroffen, welche nur wenige, seltene
Formen aufzuweisen haben, deren Skelette beziehungsweise Knochen
daher entweder gar nicht oder nur mit großen Geldopfern erworben
werden können. Um so unangenehmer machen sich aber solche Lücken
für den Paläontologen fühlbar. Der einzelne Forscher ist viel weniger
als die Museen mit ihren reichen Dotationen imstande, sich die fehlenden
seltenen Stücke anzuschaffen; außerdem braucht er dieselben vielleicht
nur zu einem kurzen Vergleiche, so daß die Anschaffungskosten in
keinem Verhältnis zum Nutzen stehen würden. Der betreffende Forscher
muß nun entweder die fehlende Form aus seiner Arbeit ausschalten,
oder falls dies untunlich ist, solange warten, bis jenes Stück nachge-
schafft wird oder bis er es aus einer anderen Sammlung erhält, was auf
jeden Fall eine unangenehme Unterbrechung und Verzögerung bedeutet.
184
Gar oft kann man nun aber gerade in solchen lückenhaften Samm-
lungen beobachten, daB gewisse Spezies durch eine Unmenge von
Exemplaren vertreten sind. In diesem Falle ist zweifellos ein Mißgriff
geschehen; denn, würden die Anschaffungskosten der in Überzahl
vorhandenen Vertreter zur Erwerbung der fehlenden Objekte verwertet
worden sein, dann wäre die Sammlung vollständig und nur eine solche
kann in erster Linie als vorläufiges Ziel vorschweben.
Allein auf diesem Niveau stehend genügt eine osteologische Samm-
lung den Anforderungen eines Paläontologen doch nur teilweise. Der
Geschlechtsdimorphismus kommt im Skelette — wenn auch in den
meisten Fällen schwächer als in der Moıphologie — zum Ausdruck und
wie leicht erklärlich, macht auch das Skelett eines Tieres in den ver-
schiedenen Altersstadien Umwandlungen durch. Diese Umwandlungen
bestehen hauptsächlich darin, daß an Stelle der ursprünglichen knor-
peligen Anlage allmählich die feste, bleibende Knochensubstanz tritt.1)
Aus dem Grade dieser Verknöcherung kann man infolge dessen das
Alter des betreffenden Stückes mit ziemlicher Genauigkeit bestimmen,
was zum richtigen Verständnis der Größenverhältnisse unbedingt not-
wendig ist. Nun wird aber gewiß niemand verlangen, daß von jedem
Tiere alle möglichen Altersstufen vorhanden sind. Da würde zunächst
der Kostenpunkt gar zu sehr mitsprechen, dann aber würde man mit
einer Überfüllung der Sammlung den Überblick gar zu sehr beeinträch-
tigen. Es ist klar, daB es schwer fallen wird anzugeben, in wieviel
Exemplaren wohl eine jede Spezies in einer solchen Sammlung vor-
kommen könnte, damit diese am zweckmäßigsten sei. Ich glaube aber,
keinen großen Fehler zu begehen, wenn ich annehme, daß 2—3 Exem-
plare die geringste Anzahl wären. Hat eine Spezies zahlreiche, weit-
gehende Varietäten oder Rassen aufzuweisen, dann wird es natürlich
notwendig sein, die angegebene Zahl entsprechend zu erhöhen.
Zum Vergleiche mit diesen Forderungen ziehe ich eine aus der
österreichischen paläontologischen Literatur bekannte Vergleichs-
sammlung heran; es ist die des verdienten mährischen Quartärforschers
Dr. M. Kriz. Ein Verzeichnis derselben ist in der umfangreichen Arbeit
„Beiträge zur Kenntnis der Quartärzeit in Mähren‘ (Steinitz 1903)
enthalten.
Vergleichen wir mit diesem Verzeichnis die Forderungen, die wir
im vorausgehenden an die Vollständigkeit einer Vergleichssammlung
‘) Dies und das folgende gilt natürlich nur für solche Wirbeltiere, die im
Verlaufe ihrer Entwicklung ein wirkliches Knochengerüst erlangen.
185
gestellt haben, so vermissen wir vor allem die größten Säuger, wie
Elephas, Camelopardalis, Rhinozeros und die Ordnung der Affen. Für
eine Privatsammlung sind die Skelette der ersteren wohl überhaupt
nicht zu erwerben, können doch oft große Museen dieselben nur durch
besonders günstige Zufälle erlangen. Die Affen aber wurden ausge-
schieden, weil der Besitzer nur Tiere berücksichtigte, die in der Quar-
tärzeit in Mähren lebten. Aus demselben Grunde fehlen die Cetaceen,
Marsupialier, Monotrematen und die Reptilien, während Amphibien
und Pisces nur in wenigen Formen vertreten sind. Die Sammlung ge-
nügt also für den Zweck des Besitzers, die Erforschung der Quartär-
zeit, vollkommen; als vollständige Vergleichssammlung kann sie natür-
lich nicht angesehen werden.
Was nun die Anzahl der Vertreter der einzelnen Formen anbelangt,
so hält sich die erwähnte Sammlung innerhalb der richtigen Grenzen.
Die große Zahl der Exemplare von Canis familiaris, Ovis aries u. a,
entspricht dem Rassenreichtum dieser Spezies; bei Lepus timidis wollte
Kríž die Frage lösen, ob es einen deutlichen Unterschied zwischen den
Knochen dieser Spezies und des Lepus variabilis gibt; deshalb so
viele Vertreter.
Ganz im Gegensatze zu der beschriebenen Art von Vergleichs-
sammlungen stehen die osteologischen Spezialmuseen. Bei diesen kommt
es hauptsächlich darauf an, gewisse Formen in möglichst großer Anzahl
zu besitzen, um Variationsgrenzen und dergleichen bestimmen zu können;
hier wird deshalb der Grundsatz gelten müssen: ,,Je mehr, desto besser.“
Dabei können außer den in Frage stehenden Spezies alle anderen völlig
weggelassen werden, ohne daß die Sammlung irgendwie dadurch an
Wert einbüßen könnte.
Der zweite häufige Fehler der Vergleichssammlungen liegt in der
unpraktischen Anordnung derselben. Wie soll eine osteologische Samm-
lung sich dem Auge därbieten? Stellen wir diese Frage den Präparatoren,
so erhalten wir in den weitaus meisten Fällen die Antwort: „Die Skelette
müssen blinkend weiß und mit möglichster Schonung der Bänder mon-
tiert sein.“ Nur der erste Teil dieser Ansicht ist richtig, dem zweiten
muß der Paläontologe teilweise mit aller Entschiedenheit entgegen-
treten, Die tadellose Reinheit der Knochen ist die erste Pflicht, der ein
jeder Präparator nachkommen muß; sorgt er nicht für entsprechende
Entfettung und Bleichung derselben, dann gewährt eine solche Samm-
lung einen widerwärtigen Anblick. Ein Geruch nach Fett und Tran
geht von diesen Objekten aus; der Staub bleibt an den fettigen Teilen
13
Zeitschrift des máhr. Landesmuseums. VIII, 2.
186
kleben und macht es unmöglich, einen solchen Knochen zu berühren
ohne daß die Hände und Kleider des Arbeitenden besudelt werden.
Man vermag kein Notizbuch, das man benützt, rein zu halten,
mit einem Worte, es gehört Überwindung dazu, eine-solche Sammlung
in den Bereich seiner Untersuchungen zu ziehen.
Wenn aber die Präparatoren glauben, daß eine Skelettsammlung
nur schön montiert — mit Erhaltung des natürlichen Zusammenhanges
durch Bänder — zweckmäßig ist, dann irren sie sich hierin vollkommen.
Für den Laien, der Sonntags seinen freien Vormittag benützend, ein
osteologisches Museum besucht, mag ein montiertes Skelett eine Sehens-
würdigkeit bedeuten, zumal wenn es über entsprechend große Ausmaße
verfügt; einen wissenschaftlichen Wert repräsentiert ein solches nur
in gewisser Hinsicht. Denn nicht bloß das äußerliche Vergleichen ist es,
worauf es den Paläontologen ankommt, nicht das Messen der Höhe
des ganzen Skelettes interessiert ihn; nein, er will das Verhältnis der
Teile zum Ganzen und untereinander kennen lernen. Er will die Länge
der einzelnen Knochen, das Verhältnis ihrer Länge zur Breite und
Dicke usw. bestimmen. Allein wie kann er dieses erreichen, wenn der
feste Zusammenhang der Teile ein Anlegen seines Meßzirkels hemmt
oder völlig unmöglich macht. Hängen die einzelnen Skeletteile durch
Ösen und Draht zusammen, dann ist es noch möglich, die Teile aus-
einander zu nehmen und dann mühelos wieder zusammen zu fügen.
Wird aber dieser Zusammenhang durch die geschonten Bänder bewirkt
und darf man diese nicht zerschneiden, dann sind einige allgemeine
Notizen das einzige, was man von einem solchen Objekte erlangt. Nun
soll damit aber nicht gesagt sein, daß in einer osteologischen Sammlung
keine montierten Skelette sein dürfen. Im Gegenteil; hat man — wie es.
im vorausgehenden besprochen wurde — von jeder Spezies mehrere
Exemplare, dann wird es sich immer empfehlen, eines von ihnen montiert
aufzustellen, jedoch niemals mit Erhaltung der Bänder.!) Ein großer
Teil der Präparatoren von osteologischen Sammlungen stand und
steht der letzten Forderung entschieden feindlich gegenüber und erklärt,
daß nur durch sorgfältige Schonung der Bänder es möglich ist, dem
Skelette mehr Naturtreue zu geben. Abgesehen von der in diesen Zeilen
schon öfter geäußerten Meinung, daß das wissenschaftlich Zweckmäßige
einer Sammlung die Haupttriebfeder sein müsse, braucht man jenen
1) Das Präparieren der Skelette mit Schonung der Bänder ist übrigens viel
zeitraubender und infolgedessen der Preis höher, als wenn diese Rücksicht nicht
genommen zu werden braucht.
|
|
|
187
Konservatoren nur darauf hinzuweisen, daß ein Skelett wirklich nur
dann naturgetreu in seiner Aufstellung wäre, wenn es wirklich bloß
durch die Bänder zusammengehalten würde. Dies ist aber unmöglich;
denn immer müssen Holz- oder Eisenstangen eine hinreichende feste
Stütze abgeben, ohne die die einzelnen Knochen nur schlotternd mit-
einander im Zusammenhange stehen würden. Nur einer einzigen Präpa-
rationsart ist es gelungen, den Eindruck des Toten, Starren, den ein
jedes Skelett auf den Beobachter macht, zu bannen und dasselbe in
seinem natürlichen Verhältnis zum lebenden Tiere zu zeigen. Die Methode,
nach der in diesem Falle vorgegangen wird, ist folgende: Man zerlegt
gewissermaßen das betreffende Tier durch einen sagittalen Medianschnitt
in zwei Hälften, eine, die nur Knochen, die andere, die nur Weichteile
und die Körperbedeckung zeigt!). Erstere wird von sämtlichen Muskeln
und anderen nicht aus Knochensubstanz bestehenden Teilen befreit,
so daß nur die Skeletteile übrig bleiben. Da sie mit der andern Seite in
Verbindung bleiben, sehen wir an ihnen deutlich die Lage und den
Zweck, den sie im Tierkörper haben. Die zweite Seite interessiert den
Paläontologen nur insoferne, als sie ihm Proben von der Korrelation
der Eingeweide und der sonstigen Systeme mit dem Knochensysteme gibt.
Kehren wir nun aber zu den Skeletteilen der nichtmontierten
Exemplare zurück. Diese werden am einfachsten in der Weise aufbe-
wahrt, daß man sie in Kartons oder Kisten legt, wobei die gleichen
Stücke beider Seiten vereinigt werden. Eine Ausnahme hiervon machen
die Wirbel, Rippen, Carpus und Tarsus, Melatacarpus und -tarsus sowie
die Phalangen. Durch die Wirbel wird in der richtigen Reihenfolge der
selben eine Schnur gezogen, deren Enden dann zusammengeknüpft
werden. Wird diese Schnur länger genommen, so kann man die einzelnen
Wirbel studieren, ohne sie von der Schnur herabnehmen zu müssen,
was jedenfalls praktischer ist, als wenn man dieselben nach beendeter
Untersuchung wieder in richtiger Reihenfolge auf die Schnur aufziehen
muß. Ebenso kann man die Rippen einer jeden Seite mit einem feinen
Bohrer in der Mitte durchbohren und dann in der richtigen Aufeinander-
folge durch eine Schnur vereinen, die jeder Rippe hinreichenden Spiel-
raum gewährt, damit man sie von allen Seiten betrachten und messen
kann.*) Carpus und Tarsus können getrennt in entsprechend großen
!) Auf die angeführte Präparationsmethode werden wir übrigens noch im
letzten Teile der kleinen Arbeit zu sprechen kommen.
2) Auf der Prager Universität werden bei den Vorlesungen der Anatomie
den Hörern Wirbel und Rippen in dieser Verbindung gereicht und bewährt sich
13*
188
Kartons untergebracht werden, ebenso auch Metacarpus und -tarsus,
sowie die Phalangen'). Ob man nun die einzelnen Skeletteile auf diese
oder jene Weise aufbewahrt, stets muß ein jeder Knochen seine genaue
Bezeichnung tragen, vor allem seine Zugehörigkeit zu einem gewissen
Tiere durch beigefügte Inventarnummer sichergestellt sein. Es geschieht
sehr oft, daß man in der Zerstreutheit einen Knochen mit einem andern
vereinigt, obwohl beide gar nicht zueinander gehören. Sind dieselben
genau bezeichnet, dann wird es nicht schwer fallen, den Irrtum zu be-
merken; im Gegenfalle kann so eine Verwechslung eine heillose Ver-
wirrung anrichten, die leicht eine sonst vorzügliche Arbeit schwer be-
nachteiligen kann.
Wir kommen in unseren Erwägungen nun zum dritten Fehler,
der fast allen osteologischen Sammlungen anhaftet. Dieser besteht darin,
daß ein Skelett an und für sich eine gar zu tote Sprache führt, wenn
nicht dafür gesorgt wird, daß uns sein Verhältnis zum lebenden Tier-
körper und seine Funktion in demselben vor Augen geführt wird. Der
Paläontologe kommt sehr häufig in die Lage, aus dem Knochengerüst
einer fossilen Spezies ihre äußere Gestalt zu bestimmen. Dies ist aber
keine gar so leichte Aufgabe, die meistens daran scheitern wird, daß wir
durch unsere osteologischen Sammlungen eigentlich nichts für solche
Fälle lernen können. Die einzelnen Skelette stehen meistens da, die
Wirbelsäule so gekrümmt, wie es sich der betreffende Präparator eben
dachte, Ober- und Unterarm bilden einen Winkel, wie er vielleicht gar
nicht vorkommen kann, ebenso Ober- und Unterschenkel. Die Phalangen
stehen so weit auseinander, daß dadurch die zierliche Form des Fußes,
dem: sie vielleicht angehören, nicht zu erraten wäre. Ja nicht so selten
begegnet man einem haarsträubenden Fehler, der darin besteht, daß
ein digitigrades oder semiplantigrades Tier auf die ganze Sohlenfläche
auftretend montiert ist. Solcher Unfug sollte energisch unterdrückt
und darauf gesehen werden, daß ein Skelett genau diese Verhältnisse
zeigt, die es im lebenden Tiere bei gerader Haltung desselben einnimmt.
Wie kann man nun diese Verhältnisse kennen lernen? Dies ist auf die
einfachste Weise auf röntgenographischem Wege festzustellen. Das Tier,
das zum Skelettieren bestimmt ist, wird im Profile mittels der Kathoden-
dieselbe sehr gut, da durch sie einerseits das freie Betrachten der einzelnen Knochen
nicht behindert wird, anderseits aber zusammengehörige Stücke nicht getrennt
und verworfen werden können.
1) Eine ganz gute Methode der Aufbewahrung dieser Teile gibt Kriz
a. a. O. an. ú
189
strahlen photographiert und man erhält ein genaues Bild des Knochen-
gerüstes, an das man sich dann beim Montieren halten muß. Diese Me-
thode ist wohl für kleinere Tiere brauchbar, würde bei großen aber
wegen der kostspieligen Platten sich nicht auszahlen. Für diese Fälle ist
es besser, zuerst eine gewöhnliche Profilphotographie des betreffenden
Tieres aufzunehmen. Dann tastet man genau die Lage einzelner typischer
Knochenvorragungen mit dem Finger ab und verzeichnet sie genau in
der Photographie. Hat man dann noch genaue Maßangaben über die
Entfernung dieser Punkte voneinander sich eingetragen, so kann das
Tier ruhig skelettiert werden; die naturgetreue Montierung macht bei
Benutzung der aufgezeichneten Maße nicht mehr Schwierigkeiten.
Sehr gut könnte man allerdings das Verhältnis zwischen Knochenbau
und äußerer Gestalt dann studieren, wenn es möglich wäre, ein und
dasselbe Tier einmal als naturgetreu aufgestelltes Skelett und gleich
daneben richtig ausgestopft zu besitzen. Zwar kann man solche Prä-
parate in unseren zoologischen Museen sehen, aber sie werden wohl
recht mühsam herzustellen sein und deshalb entsprechend hoch im Preise
stehen. Deshalb wird es immer am einfachsten sein, neben ein jedes
montiertes Skelett eine Photographie des betreffenden Tieres im Leben,
oder doch vor der Präparierung, zu stellen. Das beste allerdings dürfte
jene Präparationsmethode leisten, die ich schon einmal erwähnt habe
und auf die ich nun nochmals hinweise.!) |
Auf jeden Fall sollte man bemüht sein, das Starre und Tote einer
jeden osteologischen Sammlung dadurch zu mildern, daß man durch
Abbildungen des lebenden Tieres dem Skelette gewissermaßen die Auf-
gabe zuteilt, erklärend für die Gestaltung des zugehörigen Tieres zu
sprechen. Wird dies in Zukunft beobachtet werden, dann wird auch
unser Blick für das Verhältnis von Körper und Skelett gefestigt werden
und dann wird es wohl auch nicht so leicht geschehen, daß — wie es
heute möglich ist — auf Grund einiger unbedeutender Änderungen im
_ Knochengerüste neue Formen aufgestellt werden, während uns der
Vergleich vielleicht lehrt, daß in Wirklichkeit eine solche Änderung
im Skelette noch gar keinen Einfluß auf das Äußere des betreffenden
Tieres auszuüben imstande ist.
1) Siehe 8. 187.
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Tátugketsbericht
der
Mährischen Museumsgesellschaft
für das Jahr 1907.
Das Kuratorium entfaltete auch im abgeflossenen Berichts-
jahre, dem achten seit dem Bestande der Museumsgesellschaft, im
Verfolge seiner satzungsmäßigen Aufgaben eine rege und auch erfolg-
reiche Tätigkeit.
Das unablässige Bestreben des Kuratoriums, das seiner Verwaltung
anvertraute Landesmuseum entsprechend auszugestalten und die
erheblichen Lücken seiner Sammlungen tunlichst zu ergänzen, wurde
im Berichtsjahre von bestem Erfolge gekrönt, indem der hohe mährische
Landtag beschloß, die ihm wiederholt wärmstens empfohlene paläon-
tologisch-prähistorische Sammlung Maškas für das Museum an-
zukaufen und darf wohl heute schon die berechtigte Erwartung aus-
gesprochen werden, daß die hohe Landesvertretung in nächster Zeit
sich auch für die Erwerbung der nicht minder wichtigen prähistorischen
Sammlung Červinkas endgültig entscheiden wird.
Im Jahre 1907 wurden eine Vollversammlung und elf Kuratoriums-
sitzungen abgehalten!).
Auch in diesem Jahre hatte das Kuratorium vielfach Gelegenheit
im Interesse des Museums und im Sinne der ihm obliegenden Aufgaben
an staatliche Behörden Anträge und Berichte zu leiten und Gutachten
zu erstatten.
Ebenso richtete das Kuratorium an den hohen mährischen Landtag
beziehungsweise Landesausschuß wiederholt Gesuche um Bewilligung
1) Siehe die in der „Zeitschrift des mährischen Landesmuseums“ ver-
offentlichten Sitzungsberichte.
192
der nôtigen Mittel zum Ankaufe von Sammlungen und erstattete Gut-
achten über Gesuche um Bewilligung von Landessubventionen für
Restaurierung von Kirchen, für Lokalmuseen, Ortsbibliotheken, für
Studienreisen usw.
Von der Erwägung ausgehend, daß infolge der wachsenden Zahl
neuer Lokalmuseen und die damit verbundene Dezentralisierung der
Sammelstellen die Interessen des Landesmuseums beeinträchtigt
werden, war das Kuratorium bemüht, eine Regelung des Verhältnisses
zwischen beiden Teilen anzubahnen.
Die vom Kuratorium ausgearbeiteten diesbezüglichen Normen
wurden vom hohen Landesausschusse genehmigt und allen Ortsmuseen
übermittelt!).
Die im Jahre 1906 infolge der Berufung des Regierungsrates
Jarolimek freigewordene Kuratorstelle wurde durch die im Berichts-
jahre erfolgte Ernennung des Landesschulinspektors Alois Vlk zum
Vertreter der Regierung im Kuratorium wiederbesetzt.
Hochschulprofessor Dr. Jaroslav Jahn, der schon im Vorjahre
auf das Amt eines Kurators wie auch auf die Präsidentenstelle bei der
Kommission zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens
verzichtete, legte gegen Ende des Berichtsjahres leider auch die Vorstand-
stelle der geologisch-paläontologischen Abteilung nieder. Das Kura-
torium nahm auch diese Resignation Prof. Dr. Jahns mit dem leb-
haftesten Bedauern zur Kenntnis und sprach demselben in Anerkennung
der Verdienste, die er sich namentlich um die Ausgestaltung der
Sammlungen erworben, den wärmsten und verbindlichsten Dank aus.
Die von der Museumsgesellschaft in beiden Sprachen heraus-
gegebene „Zeitschrift des mährischen Landesmuseums““, von welcher
im Jahre 1907 je zwei Hefte in deutscher und böhmischer Sprache
erschienen, wurde an die Mitglieder unentgeltlich und an eine Reihe
wissenschaftlicher Vereine des In- und Auslandes im Tauschwege
abgegeben.
Als Schriftleiter beteiligten sich, und zwar an der Redaktion
der deutschen Publikation: Präsident Hochschulprofessor Anton
Rzehak, die Kuratoren Karl Schirmeisen und Professor Emil
Soffé; an der böhmischen Publikation: Kurator Schulrat Franz
Rypáček, Kurator Direktor Dr. Franz Šujan und Kurator Pro-
fossor Emil Bayer.
1) Siehe Seite 51. :
O GR actes
O Da haha ok o
nn" ri
193
Als Mitarbeiter und Verfasser von Fachartikeln sind zu nennen:
An der deutschen „„Zeitschrift“ die Herren:
August Burghauser, Karl Czižek, Dr. Wilhelm Fritsch,
Dr. Karl Jüttner, Vinzenz Neuwirth, Adolf Raab, Dr. Wil-
helm Schram, Franz Urbanek und Franz Zdobnicky.
An der böhmischen „Zeitschrift“ die Herren:
Franz Bobek, Laurenz Dušek, Josef Klva ňa, Dr. Johann
Koutný, Franz Kretz, Franz Lipka, Alois Procházka,
Dr. Johann Reichert, Franz Rypáček, Dr. Stanislaus Souček,
Johann Svozil, Dr. Franz Šujan, Johann Tiray, Dr. Hugo
Traub, Josef Válek und Franz Vlk.
Auch im Jahre 1907 wurden von den Vortragssektionen wissen-
schaftliche Vortráge veranstaltet.
In der deutschen Vortragssektion fungierten:
Als Obmann der philologisch-historischen Abteilung: Landes-
archivar Dr. Bertold Bretholz, als Sekretär Fachlehrer Adolf
Josef Manda; als Obmann der mathematisch-naturwissenschaft-
lichen Abteilung: Präsident Hochschulprofessor Anton Rzehak, als
Sekretär Kurator Professor Dr. Ottokar Leneček.
An den Vortrágen beteiligten sich:
Im der philologisch-historischen Abteilung:
Herr Musikprofessor Josef Gótz.
In der bohmischen Vortragssektion fungierten als Obmann der
philologisch-historischen Abteilung Vizepräsident Hochschulprofessor
Dr. Franz Kameníček, als Sekretär Archivkonzipist Dr. Gottlieb
Navrátil. Als Obmann der. mathematisch-naturwissenschaftlichen
Abteilung fungierte Hochschulprofessor Wenzel Řehořovský, als
Sekretär Professor Dr. Johann Koutný.
An den Vortrágen beteiligten sich, und zwar:
In der philologisch-historischen Abteilung die Herren:
Professor Dr. Franz Chudoba, Professor Rudolf Dvořák,
Amanuensis Dr. Hartwig Jarník, Professor Thomas Kalina,
Archivkonzipist Dr. Gottlieb Navrátil, Kons.-Rat Professor Alois
Slovák, Direktor Dr. Franz Šujan und Professor Paul Váša.
In der mathematisch - naturwissenschaftlichen Abteilung die
Herren:
Hochschulprofessor Matthias Lerch, Hochschulprofessor Dr.
Wladimir Novák, Hochschulprofessor Wenzel Rehorovsk y,
194
Hochschuladjunkt Dr. Augustin Semerád, Hochschuldozent Dr.
Franz Studnička und Professor Dr. Johann Zavřel (Göding).
Die Kommission zur naturwissenschaftlichen Durchforschung
Máhrens entfaltete auch im abgeschlossenen Jahre unter der Leitung
ihres Prásidenten Hochschulprofessors Anton Rzehak eine rege und
gedeihliche Tátigkeit. Sie verôffentlichte eine Reihe wissenschaftlicher
Arbeiten, an welchen sich beteiligten die Autoren: Karl Czižek,
Johann Halla, Heinrich Laus, Max Novák, Dr. Josef Pod-
pěra, Peter Schreiber und Franz Zdobnicky. Die Kommission
veröffentlicht ihre besonderen Jahresberichte, auf die hiermit ver-
wiesen werden soll.
Als Rechnungsprüfer fungierten auch im abgelaufenen Jahre
die Herren Güterschätzmeister Erlacher und Kaiserl. Rat Sekretär
Máša, die sich der mühevollen Revision der Gesellschaftsrechnungen
bereitwillig unterzogen, wofür denselben der wärmste Dank hiermit
zum Ausdrucke gebracht wird.
Der Besuch der Sammlungen kann auch im Jahre 1907 als ein
erfreulicher bezeichnet werden. Dieselben wurden von 35.471 Personen
(gegen das Vorjahr um 1125 mehr) besichtigt, darunter korporativ von
den Schülern zahlreicher Lehranstalten. Die Sammlungen waren wie
bisher an jedem Mittwoch, Donnerstag und Samstag von 10—12 Uhr
vor- und von 2—4 Uhr nachmittags, Sonntag von 10—12 Uhr vor-
mittags unentgeltlich geöffnet.
Der Stand der Mitglieder betrug mit Ende 1906 . . . . . 691
im Laufe des verflossenen Jahres sind . . . . . . . . . . 59
neue Mitglieder zugewachsen, dagegen durch Tod sAes
Domizilwechsel any ns klaut. Tele RAR ARE 30
Mitglieder ausgeschieden.
Somit zählt die Museumsgesellschaft mit Schluß des
Jahres. 1907 2. bye ar RO 720
Mitglieder.
Einen überaus schmerzlichen Verlust erlitt die Museumsgesell-
schaft durch das am 16. Dezember 1907 erfolgte Hinscheiden ihres
Ehrenmitgliedes, des Statthaltereivizepräsidenten i. R. Josef Ritter
v. Januschka, der schon während des Bestandes der Museumssektion
der ehemaligen Gesellschaft zur Förderung der Landwirtschaft, der
Natur- und Landeskunde (1892—1899) als Obmannstellvertreter dieser
Sektion eine rege und ersprießliche Tätigkeit entfaltete und sich auch
von 1900 an als Vorstand der volkskundlichen Abteilung der Museums-
195
gesellschaft um die Ausgestaltung der Sammlungen namhafte Ver-
dienste erwarb. Das Kuratorium wird sein Andenken stets in Ehren
halten.
Weitere beklagenswerte Verluste erlitt die Gesellschaft durch
das Ableben ihres Kuratorstellvertreters, des begabten Schriftstellers
Chefredakteurs Josef Merhaut, wie nicht minder ihrer verdienst-
vollen Konservatoren Realschulprofessor in Proßnitz Wenzel Spitz-
ner, Direktor 1. R. in Klein-Mariazell Adolf Sterz und Fachlehrer
1. R. in Olmütz Josef Talský, sowie durch das Hinscheiden ihrer
ordentlichen Mitglieder:
Dr. Franz Dolensky, k. k. Gerichtssekretär in Brünn,; Franz
Komárek, Professor an der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt in
Brünn; Wenzel Royt, k. k. Landesschulinspektor i. R. in Brünn;
Dr. Hugo Spina, Advokat in Wall.-Meseritsch; Dr. Anton Su-
cha rda, Hochschulprofessor 1. R. in Prag und Anton Váňa, Direktor
der Lehrerbildungsanstalt in Brünn.
Ehre ihrem Andenken!
Bevor noch über die Tätigkeit der Fachabteilungen berichtet
wird, fühlt sich das Kuratorium veranlaßt, den Gefühlen des Dankes
für die Unterstützung, die ihm Behörden, Gönner und Freunde in
reichem Maße angedeihen ließen, gebührend Ausdruck zu verleihen.
Zu aufrichtigstem und wärmstem Danke ist das Kuratorium den hohen
Ministerien des Unterrichtes und des Ackerbaues wie auch dem hohen
mährischen Landtage und Landesausschusse für die materielle und
fürsorgliche Förderung seiner Bestrebungen verpflichtet. Der ver-
bindlichste Dank sei auch den Tages- und Fachblättern ausgesprochen,
welche die Verhandlungen der Gesellschaft veröffentlichten, sowie
allen jenen, die das Kuratorium in seinem Wirken tatkräftig unter-
stützten.
Schließlich kann das Kuratorium nicht umhin, auch den Beamten
des Museums und der Bibliothek in voller Würdigung ihrer ersprieß-
lichen Tätigkeit die dankende Anerkennung auszusprechen.
A. Sammlungen.
I. Mineralogisch-petrographische Abteilung.
Vorstand: Herr Fachlehrer Karl Schirmeisen.
Geschenke an Mineralien und Gesteinen widmeten: Konservator
Herrschaftsinspektor E. Hanisch in Trebitsch; das korrespondierende
Mitglied Dr. Fr. Dvorsky in Brünn und Dr. A. Fillunger, Bergrat
in Máhr.-Ostrau diverse Mineralien; das korrespondierede Mitglied
Professor Dr. Jahn ein Stück Chamosit von Gerbersreuth und eines
von Kühnsdorf sowie Karrenbildungen aus der Umgebung von Ab-
bazia; Präsident Professor A. Rzeha k eine Bohrprobe von Kumrowitz;
Dr. K. Absolon einen Faserkalkblock aus Sloup; Konservator k. k.
Obergeometer A. Burghauser eine Anzahl máhrischer Gesteine und
der Lehrerklub für Naturkunde in Brünn ein großes Stück Kalksinter
und vier Stück Mineralien.
Angekauft wurden: Eine größere Folge mährischer Gesteine
von Herrn Bergingenieur Kretschmer, 40 Stück Andesite aus der
Umgebung von Ung.-Brod, Devonkalke aus der Umgebung von Brünn,
Gesteine aus der Ullersdorfer Gegend und diverse andere mährische
(Gesteine. Ferner 3 Stück Mineralien von Foote in Philadelphia, 14 Stück
Mineralien von Kohl in München, 10 große Schaustufen von Ober-
lehrer Joh. Bittner in Zöptau und 11 Stück Mineralien von Otto
in Wien.
Formatisiert wurden vulkanische Gesteine aus dem Gebiete von
Freudental, Gesteine von Lukowetschek und Gesteine früherer Auf-
sammlungen.
Die von Herrn Bergingenieur Kretschmer in Sternberg an-
gekaufte Mineraliensammlung wurde heuer durch Herrn Kustos
Palliardı sorgfältig aufgenommen und inventarisiert und ging durch
einen notariellen Vertrag in das Eigentum des Landesmuseums über.
II. Geologisch-palaeontologische Abteilung.
Vorstand: Herr Hochschuiprofessor A. Rzehak.
Die Tätigkeit dieser Abteilung mußte sich auch im abgelaufenen
Jahre auf die Sammlung von Gesteinen und Fossilien beschränken.
1
197
Es wurde insbesondere der Lias von Freistadt! (Lukoveček) ausgebeutet
und aus demselben eine formenreiche Fauna sowie eine Anzahl ver-
schiedenartiger Gesteine gewonnen. Auch der weiße Jura des genannten
Ortes hat einige interessante Formen von Ammoniten (Oppelia cf.
tenuilobata, Cardioceras cf. cordatum, Peltoceras- und Pe-
risphinctesarten geliefert.
Herr Hochschulprofessor Dr. J. Jahn sammelte auf Kosten
des Museums im nordmährisch-schlesischen Vulkangebiet; das Museum
besitzt nunmehr aus diesem Gebiete eine sehr reichhaltige Kollektion
von vulkanischen Bomben, Basaltgesteinen und basaltischen Tuffen.
In Istrien hat Herr Professor Dr. Jahn ebenfalls auf Kosten des Landes-
museums schöne Proben von Karrenbildungen gesammelt.
Angekauft wurden:
Von Herrn Bergingenieur F. Kretschmer: eine Suite von Devon-
und Kulmpetrefakten;
„ der Firma Krantz in Bonn: vulkanische Auswürflinge (über
Antrag des Herrn Professors Dr. Jahn);
„ der Firma Grebel, Wendler und Ko. in Genf: vulkanische
Auswürflinge (über Antrag des Herrn Professors Dr. Jahn);
„ Herrn Dr. W. Fritsch in Brünn: eine kleine Suite von Miozán-
konchylien aus Pulgram;
„ Herrn Fr. Staniček in Brünn: zwei große Kalksteinplatten
mit Korallen aus dem Devon von Sugdol;
„ Herrn F. Huda, Straßenmeister in Kuttenberg: eine Kollektion
von Schaustücken für die dynamisch-geologische Sammlung;
„ Herrn J. Kopetzky in Böhm.-Brod: eine Anzahl von Pflanzen-
abdrücken aus der böhmischen Kreide (angekauft über Antrag
des Herrn Professors Dr. Jahn).
Von Arbeitern erworben: Mammutknochen, gefunden im Löß
der verlängerten Eichhorngasse.
Mit besonderem Danke muß auch hier der Fürsorge gedacht
werden, die der mährische Landesausschuß beziehungsweise der Landtag
dem Museum gegenüber durch den Ankauf der äußerst wertvollen
Sammlung „Maska‘ bewiesen hat. Diese Sammlung wird nach ihrer
Aufstellung eine hervorragende Sehenswürdigkeit des mährischen
Landesmuseums bilden; vorläufig muß sie — mit Rücksicht auf den
im Museum bestehenden Raummangel — in der Verwahrnng ihres
bisherigen Eigentümers verbleiben.
III. Botanische Abteilung.
Vorstand: Herr Hochschulprofessor Dr. Karl Vandas.
Das Jahr 1907 bedeutet für diese Abteilung einen wichtigen
Grenzstein. Das gesamte reichhaltige Material samt dem Freynschen
Herbar konnte námlich vereinigt in die nach Übersiedlung der Bi-
bliothek freigemachten einheitlichen Parterreráume im linken Museums-
trakte übertragen werden. Es wurde sogleich mit der systematischen
Klassifizierung des Freynschen Herbars begonnen, sowohl der
europäischen als auch der orientalischen Abteilung. Im europäischen
Herbar ist die generische Klassifizierung bis zu den Apetalen vor-
geschritten, das orientalische Herbar wurde jedoch generisch vollständig
geordnet und die Arten auf den einzelnen Faszikeln deutlich bezeichnet.
Um den andern Teil des europäischen Herbars gleichmäßig ausstatten
zu können, wurden auf Grund eines Beschlusses des Kuratoriums
bei der bekannten Prager Firma Baumgartl und Sohn vier weitere
staubdichte Kasten bestellt, die ein Zimmer vollständig einnehmen.
In diese Kasten wird der ganze erübrigende Teil eingelegt werden.
Demzufolge ist das Freynsche Herbar Forschern leicht zugänglich,
die es unzähliger Unika und beschriebener in ihm deponierter Originale
wegen fleißig aufsuchen.
Professor Dr. Hayek aus Wien erbat sich das reiche, von dem
verstorbenen Baurat Freyn in Steiermark während des Jahres 1900
aufgesammelte Material und revidierte dasselbe, wofür ihm das Museum
wärmsten Dank schuldet. Dieses Material wurde wieder in die Sammlung
eingereiht.
Herbare schenkten: Herr Fiala, Fachlehrer, 28 Faszikel nach
seinem verstorbenen Schwiegervater Herrn Professor Urbánek;
Herr J. Dorazil, Jurist in Groß-Meseritsch; Herr Dr. Fr. Stranäk
50 Arten. Hoblenschwámme; ferner Herr M. Bena, Lehrer i. R. in
Wien; Herr Professor Dr. J. Podpěra; Herr Professor H. Laus und
Fachlehrer P. Schreiber Belege zu seinen mit Unterstützung der
Kommission zur raturw. Durchf. Mährens durchgeführten Forschungen.
IV. Zoologische Abteilung.
Vorstand: Herr Professor Emil Bayer.
Im heurigen Jahre wurde mit der Konzentrierung der zoologi-
schen Sammlungen in den erweiterten Räumen des Museums begonnen.
Durch Ankauf der Häuser am Krautmarkte wurden neue Säle ge-
199
wonnen, in die zu Beginn des J ahres sámtliche Vorráte an Evertebraten
übertragen wurden, außer den entomologischen Sammlungen, die noch
in den alten Räumen belassen wurden.
Das Lamellibranchiatenmaterial wurde neu und systematisch
geordnet, ebenso wurde die provisorische Etikettierung der ornithologi-
schen Schausammlung mit moderner Nomenklatur fortgesetzt. Durch
die Arbeiten des Vorstandes wurde die Grundlage für eine neue
Gruppe musealer Sammlungen geschaffen, nämlich für die Sammlung
mährischer Zoocecidien, deren erste, definitiv präparierte Kollek-
tion vom Abteilungsvorstande dem Museum übergeben wurde.
Außerdem erhielt die zoologische Abteilung an Geschenken vom
Herrn JUC. J. Dorazil in Wall.-Meseritsch eine Sammlung Konchylien
und von Herrn J. Dostál, Lehrer in Rampersdorf, ornithologische
Präparate.
Angekauft wurde weiteres Material für die Bälgesammlung
mährischer Vögel, eine biologische Elsternsuite und eine Reihe weiterer
biologischer Insektenpräparate.
Von größter Bedeutung für die zoologische Abteilung ist jedoch
der heurige Erfolg langjährigen Strebens des Kuratoriums, daß für
die naturwissenschaftlichen Abteilungen ein eigener Kustos syste-
misiert und auch ein in zoologischen Arbeiten gewandter Präparator
ernannt werde. Der hohe Landtag willfahrte im Berichtsjahre diesem
Begehren, so daß der neue Kustos sein Amt mit Ablauf des Jahres
antreten konnte und bald darauf wurde auch ein qualifizierter Prä-
parator bestellt. Hiermit beginnt in der zoologischen Abteilung eine
neue Zeit ausgiebigerer Arbeit. |
Entomologie.
Leiter dieser Unterabteilung: Herr Sanitätsrat Med.-Dr. Anton Fleischer.
Die entomologische Abteilung richtete ihr Augenmerk haupt-
sáchlich auf die Anháufung eines sehr zahlreichen, fachlich wertvollen
Materials, um es für jenen Moment vorzubereiten, da in den Ráumen
die nôtigen Kasten für die entomologischen Sammlungen aufgestellt
werden und dem Museum eine Arbeitskraft zur Verfügung stehen
wird, die das Material verarbeiten und ausstellen könnte. Es ist ins-
besondere eine große Anzahl gediegener Biologien mährischer Schmetter-
linge zugewachsen, welche von dem Oberlehrer L. Hudeček in
Žerawitz angekauft worden sind. Hiermit wurde jene Stufe der Voll-
200
ständigkeit mährischer Schmetterlinge erreicht, die es im gegebenen ©
Zeitpunkte sogleich ermöglichen wird, die Sammlung öffentlich aus-
zustellen.
V. Archäologisch-prähistorische Abteilung.
Vorstand: Herr Hochschulprofessor A. Rzehak.
Im abgelaufenen Jahre wurden von der Abteilung Grabungs-
arbeiten auf der prähistorischen Nekropole von Kritschen ausgeführt.
Mit der Leitung dieser Arbeiten wurde Herr Oberlehrer Hamrik
in Kritschen betraut. Derselbe führte seine Aufgabe sachgemäß durch
und lieferte an das Landesmuseum den Beigabeninhalt einer größeren
Anzahl von Brandgräbern ab. Es liegen vor: etwa 70, zum Teil nur ©
fragmentarisch erhaltene Gefäße, eine Anzahl von Bronzegegenstánden, ©
ein großer Ring aus Eisen, Eisenmesser, eine Eisenfibel, ein Hirsch- |
hornhammer mit viereckiger Bohrung und verschiedene andere Arte- ©
fakte. Die Gräber gehören zumeist der älteren Eisenzeit, zum Teile ©
auch der jüngeren Eisenzeit an. |
Durch Tausch erwarb die Abteilung die bis dahin in der geologi-
schen Sammlung der k. k. deutschen technischen Hochschule in Brünn
aufbewahrten, zumeist aus der Umgebung von Mähr.-Kromau stammen-
den Prähistorica (mit Ausschluß der diluvialen Funde), die eine wert-
volle Bereicherung unserer Sammlungen bedeuten.
Unter den Ankäufen ist zunächst der hierher gehörige Teil der
„Sammlung Maška“ zu nennen. Außerdem wurden zwei Tüllenäxte
und eine Absatzaxt aus Gaya, ferner eine Lappenaxt von Habrowan
angekauft.
Herr Baurat A. Franz spendete zwei Schlackenstücke von dem
Schlackenwall in Olmütz, „Herr k. k. Oberingenieur R. Dworzak
einen Schädel und ein Tongefäß aus einem frühbronzezeitlichen Grabe
bei Grumwirz.
In bezug auf systematische Grabungsarbeiten ist die Abteilung
naturgemäß auf die Mitwirkung der „„Konservatoren“ und „Mit-
arbeiter‘ angewiesen. Erstere haben mit ihrem Ehrenamte auch die
Verpflichtung übernommen, dem Landesmuseum von etwaigen prä-
historischen Funden Mitteilung zu machen und auf diese Weise die
Einleitung systematischer Arbeiten zu ermöglichen. Statt jedoch
mit dem Landesmuseum oder der prähistorischen Abteilung der
Landesdurchforschungskommission Fühlung zu nehmen, haben einige
„Konservatoren“ und. ,„Mitarbeiter“ bisher nur die Vergrößerung
*
201
ihrer Privatsammlungen angestrebt und sogar einen eigenen Klub
gegründet, welcher zwar eine rege Tätigkeit entfaltet, aber gerade
dadurch die Interessen des mährischen Landesmuseums in empfind-
licher Weise schädigt. Unter solchen Verhältnissen ist es unverständlich,
wie es der Obmann des genannten Klubs mit seiner Würde als Kon-
servator des mährischen Landesmuseums vereinbaren konnte, in einer
öffentlichen Versammlung der mährischen Museumsgesellschaft vor-
zuwerfen, daß sie bisher keine ‚‚Initiative zu systematischen Arbeiten“
gegeben habe. Er weiß doch, daß man derlei Arbeiten nicht an be-
liebigen Stellen ausführen kann und daß nur (abgesehen von Hügel-
gräbern) zufällige Funde Indizien dafür abgeben, ob eine systematische
Grabung in Angriff genommen werden kann oder nicht. Derlei zu-
fällige Funde werden jedoch zumeist außerhalb der Stadt gemacht
und können deshalb nur durch Mittelpersonen — die Konservatoren
und Mitarbeiter — zur Kenntnis des Kuratoriums gelangen. Die
mährische Museumsgesellschaft ist allerdings nicht imstande, die
archäologische Arbeit in Mähren zu organisieren; die Ursache dieser
Erscheinung ist jedoch nicht, wie der oberwähnte Klubobmann und
Konservator sagt (vgl. „Pravěk“, 1907, Nr. 5, 6, S. 138), darin
zu suchen, daß die ‚Leitung‘ der mährischen Museumsgesellschaft
„nicht in die richtigen Hände‘ gelangt ist, sondern einfach darauf
zurückzuführen, daß es vielen heimischen Archäologen an dem guten
Willen, für das mährische Landesmuseum zu arbeiten, gänzlich
mangelt.
An wissenschaftlichen Arbeiten, die sich auf das Material in der prá-
historischen Sammlung des mährischen Landesmuseums beziehen,
wurden im Jahre 1907 publiziert:
A. Rzehak: Der Bronzedepotfund von Przestawlk; Jahrbuch für
Altertumskunde, I, 1907, S. 95 ff.
© A. Rzehak: Ein Depotfund der älteren Bronzezeit bei Gaya; Zeit-
schrift des deutschen Geschichtsvereines, XI, 1907, S. 239 ff.
VI. Historische Abteilung.
Vorstand: Herr JUDr. Alfred Fischel.
a) Kleinkunst und Waffen.
Im abgelaufenen Jahre wurde die Abteilung bis auf einen Teil
der Aufschriften, die im nächsten Jahre noch anzubringen sind, fertig-
gestellt.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. VII, 2. 14
Die Übelstände in der Abteilung, die in frůheren Jahren schon
so oft beklagt wurden, bestehen auch heute noch, nur in verstárktem
Maße fort, insbesondere der Mangel an Raum, der dazu zwingt, den
besten Teil der Sammlungen in Kisten verwahrt zu halten, ohne daß
eine Besichtigung, geschweige denn ein Studium derselben möglich
wäre. Zur Unterbringung größerer Objekte, wie z. B. Möbel, fehlt es
sogar an einem geeigneten Magazin, so daß von der Aufsammlung
und der Erwerbung alten Hausrates bisher abgesehen werden mußte.
Vielleicht entschließt sich der hohe Landtag, dieser dringenden
Raumfrage aus Anlaß des Regierungsjubiláums Sr. Majestát des
Kaisers näher zu treten und wenigstens durch Errichtung eines für
die Landes-Gemäldegalerie bestimmten Pavillons die Freimachung
der der Abteilung für Kleinkunst benachbarten Räume zu ermöglichen.
Durch die Übergabe der gegenwärtig durch die Gemäldegalerie
belegten Räume könnte wenigstens für die allernächste Zeit dem Raum-
mangel, der zur wahrhaft drückenden Kalamität geworden ist, ab-
geholfen werden.
Auch die Mittel, die der Abteilung zur Verfügung stehen — 1000 X
jährlich für die Erhaltung und Aufstellung der Sammlung sowie für
Ankäufe — sind so spärlich bemessen, daß an eine planmäßige Aus-
gestaltung und Komplettierung gar nicht gedacht werden kann. Auch
hier bedarf es dringend eines Wandels zum Besseren, wenn das Landes-
museum in seiner kunstgewerblichen Abteilung im Vergleiche mit
den im Lande bestehenden Lokalmuseen nicht der Armseligkeit ge-
ziehen werden soll. |
Freilich die Aufbesserung der Dotation allein kónnte hier nicht
helfen. Es müßte vor allem das Interesse der Bewohnerschaft Mährens
an seinem Landesmuseum geweckt werden. Dem Landesmuseum fehlt
gänzlich das freigebige Mäzenatentum, das anderwärts — man braucht
da durchaus nicht an Amerika zu denken, es genügt auf die Verhältnisse
an den Museen der übrigen Landeshauptstädte hinzuweisen — in edlem
Wetteifer die heimatlichen Institute fördert und sich selbst ehrt, indem
es diese Bildungsstätten für die große Masse des Volkes ausgestaltet
und bereichert.
Leider sind alle Schritte, die das Kuratorium während der letzten.
zehn Jahre diesbezüglich unternommen hat, vergeblich gewesen und
jede Aktion, dem Landesmuseum auch in weiteren Kreisen Freunde
und Förderer zu gewinnen, gänzlich erfolglos geblieben. Vielleicht
erkennen auch die Mährer einmal, wenn die Sammlungen in einem
203
neuen Museumsgebáude und in zweckmäßiger Aufstellung in ihrer
Reichhaltigkeit voll zur Geltung kommen, welchen Schatz sie in diesen
Zeugen einer nicht unrühmlichen Vergangenheit besitzen.
An Geschenken erhielt die Abteilung:
Vom Konservator Herrn Oberingenieur Rudolf Dworczak ein
Töpfermodel, gefunden bei der Fundierung des Hauses Giskrastraße 21.
Ein mitgefundener Heller Kaiser Leopolds I., der gleichfalls dem Landes-
museum vom Herrn Konservator übergeben wurde, trug die Jahres-
zahl 1697.
Vom Herrn Stadtbaumeister Valentin Neusser ein pracht-
volles, barockes Balkongitter vom Abbruche des Hauses Dominikaner-
platz 5 (ehemals Polizeidirektion) sowie einen in den Fundamenten
dieses Hauses eingemauert gewesenen Grabstein mit hebräischer
Inschrift.
Vom Konservator Herrn Realschuldirektor 1. P. Adolf Oborny
eine Fayenceschüssel mit buntbemalten Zunftemblemen und der
Jahreszahl 17—20 sowie drei Armbrustbolzen.
_ Angekauft wurden:
2 gravierte Stengelgläser und ein Becher aus Milchglas aus der
Mitte des XVIII. Jahrhunderts, 4 geschliffene böhmische Gläser aus
dem XIX. Jahrhundert;
2 Teller, 1 große Schüssel und 1 Suppenterrine, Fayencen. der
kaiserlichen Fabrik in Holitsch;
1 großer, grün glasierter mährischer Tonkrug mit der Jahres-
zahl 1749;
1 große Schüssel, 5 kleinere Schüsseln, 1 Tonflasche und 14 Krüge
mit Blau- und Buntmalerei, Erzeugnisse der Wischauer Töpfer;
1 Bunzlauer Steinkrug aus dem Anfange des XIX. Jahrhunderts,
3 Frainer Teller;
diverse Keramiken, gefunden bei Erdaushebungen für Neubauten
in Brünn (Ferdinandsgasse 1, 3 und 5, Krapfengasse 15, 17, 19 und 21,
Wiesergasse, Jakobsplatz usw.).
Ferner wurden angekauft:
1 hoher Kirchenleuchter aus Zinn aus der Mitte des XVIII. Jahr-
hunderts; derselbe wurde in Trebitsch erworben;
1 russisches Amulett (Bronzeguß), ausgegraben auf dem Schlacht-
felde in Austerlitz;
14*
204
2 silberne, mit imitierten Smaragden besetzte Ohrgehänge, welche
mit Silbermünzen Kaiser Ferdinands II. in einem Grabe zu Zlin ge-
funden wurden;
1 schwere silberne Gürtelkette für Frauen, die mit Silbermünzen
aus der Zeit des Dreibigjáhrigen Krieges in der Mauer eines zum Ab-
bruche bestimmten Hauses in Groß-Meseritsch sich vorfand;
weiter 1 aus Eisen geschmiedeter Türklopfer (Brünner Arbeit);
2 aus Eisen geschmiedete Kirchenwandleuchter aus Nikolsburg;
endlich 1 großer alter Schlüssel, gefunden gelegentlich des Neu-
baues eines Hauses am Jakobsplatz in Brünn.
b) Münzen und Medaillen:
Leiter dieser Unterabteilung: Herr Konsistorialrat und Professor
Josef Kaspar.
An erster Stelle und als hervorragendstes Ereignis ist die Übergabe
der Sammlung des im Jahre 1881 verstorbenen Vyšehrader Domherrn
Friedrich Grafen Sylva-Taroucca an das Landesmuseum zu
erwähnen.
Die Sammlung verbleibt Eigentum der bisherigen Besitzerin,
der Matice moravská, kann jedoch vollständig in die Sammlung des
Landesmuseums aufgeteilt und eingeordnet werden. Selbstverständlich
ist hierfür die Anlage eines genauen, stückweise aufgenommenen
Inventars die Grundbedingung.
Die Sylva - Tarouccasche Sammlung komplettiert die museale
Suite mit einem Schlage in einer Weise, wie es nur bei Aufwendung
überaus reichlicher Mittel und nach jahrzehntelangem Sammeln môglich
gewesen wäre. Umfaßt sie doch zwei Sammlungen, die seinerzeit einen
berechtigten Ruf genossen, nämlich die Sammlung des k. k. Gym-
nasialprofessors und Historikers Franz Boczek, die wegen ihrer
Reichhaltigkeit an keltischen Gold- und Silbermünzen, an Denaren
aus der Zeit der Premysliden und an Münzen des Olmützer bischöflichen
Stuhles bekannt war, und die Sammlung des Bergwerksbesitzers
Greißinger, die insbesondere römische und griechische Münzen
sowie Prägungen der Habsburger enthielt.
Der Wert der beiden Sammlungen wurde im Jahre 1850, zu
welcher Zeit sie in den Besitz des Grafen Sylva - Taroucca gelangten,
bereits mit 6250 Gulden preußisch Kourant gerichtlich erhoben. Um
wieviel mag sich jedoch ihr Wert in den 57 Jahren, die seitdem ver-
flossen sind, gesteigert haben!
205
Die vorhandenen Mittel erlaubten der Abteilung, sich an einer
in München veranstalteten Münzauktion zu beteiligen, bei der zwei
sehr seltene mährische Prägungen, eine Doppeltalerklippe Ferdinands II.
vom Jahre 1624 mit dem Zeichen des Miinzmeisters Kaspar Wecker
und ein 10 Dukatenstück Ferdinands III. vom Jahre 1648 mit dem
Zeichen des Münzmeisters Hans Konrad Richthausen, beides.
Brünner Prágungen, erstanden wurden.
Weiter wurden die folgenden Funde käuflich erworben, und
zwar: 3 Stück halbe mährische Heller aus der Hussitenzeit, gefunden
in Groß-Pentschitz (Unica); 3 Dukaten Ludwigs I., König von Ungarn
(1342—82), gefunden beim Neubaue des Hauses Brünn, Krapfen-
gasse 5; endlich ein seltener Dukat der Stadt Basel aus dem X VI. Jahr-
hundert, gefunden gelegentlich der Zuckerrübenernte auf einem Felde
in unmittelbarer Nähe des ‚„‚Antoni-Bründls“ bei Königsfeld.
An Geschenken liefen ein:
Vom Kurator Herrn Emil Bayer 23 silberne und bronzene
Münzen und Medaillen;
vom Hausbesitzer in Brünn Herrn Franz Holitzky 1 Silber-
medaille der Gartenbausektion der ehemaligen Landwirtschafts -
gesellschaft, 1 Silbermedaille des österreichischen Pomologenvereines
und 3 Bronzemedaillen der mährischen Landwirtschaftsgesellschaft;
vom Baumeister und Stadtrat in Brünn Herrn Anton Jelinek
50 Stück Prager Groschen Johanns von Luxemburg (1310—42). Die-
selben stammen aus einem Funde von zirka 800 Stück, der gelegentlich
des Neubaues des Hauses Brünn, Krapfengasse 21, gemacht wurde;
vom gräflich Kalnokyschen Gutsverwalter in Prödlitz Herrn
Karl Lichtenecker, 1 Denar Gordianw's III. (235—244 p. Chr. n.),
gefunden in der Baumschule zu Otaslawitz;
durch Vermittlung des Kaiserl. Rates und Landesbibliothekars
Herrn Dr. Wilhelm Schram 2 österreichische Pfennige Albrechts V.
(1435— 1839), gefunden in Dukowan;
von Frau Julie Reznä in Gitschin in Böhmen 1 römisches
As grave, 1 bayrischen Taler, 1 Zinnmedaille auf Radetzky und 20
kleine Silber- und Kupfermiinzen.
VII. Ethnographische Abteilung.
Vorstand: Herr Hochschulprofessor A. Rzehak.
Angekauft: zwei alte chinesische Stickereien. Herr Konservator
Professor Emil Moser in Graz spendete zwei Photographien indischer
Bronzegefäße.
206
VIII. Volkskunde.
Vorstand: Herr Statthaltereivizepräsident Josef Ritter v. Januschka.!)
(Bis 16. Dezember 1907.)
Das Jahr 1907 brachte der volkskundlichen Abteilung eine recht
befriedigende Bereicherung ihrer Sammlungen, von welchen jedoch
immer noch ein erheblich großer Teil in den Depots des Museums aut-
bewahrt werden muß, da die nötigen Räume zur Aufstellung derselben
nicht zur Verfügung stehen.
Die bereits im Vorjahre versuchsweise eingeführte Abhaltung
volkskundlicher Vorträge wurde im Berichtsjahre fortgesetzt. Am
14. Dezember hielt Konservator Herr Musiklehrer Götz einen Vortrag
über das deutsche Volkslied in Mähren mit Liedern und Musikproben,
worin den Zuhörern ein Bild der Sitten und Gebräuche des Land-
volkes in Wort und Lied geboten wurde. Ein zweiter, vom Konservator
Herrn Gymnasialdirektor Klvana in Aussicht gestellter Vortrag
über die mährischen Slowaken mußte wegen Verhinderung des Vor-
tragenden auf das Jahr 1908 verschoben werden.
Aus der Reihe der Spenden, welche der Fachabteilung im ab-
geflossenen Jahre zukamen, sind namentlich hervorzuheben:
Von Alois Czerny, Bürgerschuldirektor und Konservator des
mährischen Landesmuseums in Mähr.-Trübau: Gußformen. Eduard
Domluvil, k. k. Religionsprofessor i. P. und Konservator des mähri-
schen Landesmuseums in Wall.-Meseritsch: verschiedene volkskundliche
Gegenstände. Mährische Landesbibliothek in Brünn: geschriebenes
Gebetbuch. Alois Ličman, Pfarrer in Poppowitz (durch Vermittlung
des Konservators des mährischen Landesmuseums Augustin Kra-
tochvíl, Kaplans in Poppowitz): ältere kirchliche Ornate. Josef
Lidl, Musikinstrumentenfabrikant in Brünn, verzichtete zugunsten
des mährischen Landesmuseums auf einen Betrag von 43 K für die
Herstellung eines Spinetts aus der Rokokozeit. Otto Šašecí, Real-
schulprofessor in Teltsch: Photographien. Josef Vykydal, Grund-
besitzer in Kobyli: Vorgehtuch, 2 Tonkrüge.
Angekauft wurden:
Diapositive, Aquarell, Potographien, ein altes Spinett.
1) Der große Verlust, den die Fachabteilung durch den am 16. Dezember
1907 erfolgten Tod ihres hochverehrten Vorstandes erlitten, wurde bereits an
anderer Stelle (siehe Seite 4) gebührend gewürdigt.
IX. Abteilung fůr bildende Kůnste.
Leitung: Herr Kurator JUDr. Alfred Fischel; Konservator Herr Hochschul-
professor Ferdinand Herčik.
Die Kunstsammlungen des Landesmuseums erfuhren im Jahre
1907 eine sehr erfreuliche Bereicherung.
Über Antrag der Kunstabteilung hat der hohe máhrische Landtag,
der den Bestrebungen der Museumsgesellschaft um die Ausgestaltung
der Sammlungen die wohlwollendste Förderung angedeihen läßt, für
das Landesmuseum nachstehende Werke mährischer Künstler erworben:
von Hugo Charlemont: ein „Stilleben“ (Ölgemälde);
„ Gottfried Jaroněk: „Motiv aus Stramberg“ (Tempera);
demselben: „„Abendlandschaťft““ (farbiger Holzschnitt);
Roman Havelka: „Partie aus dem Thayatal“ (Ölgemälde).
Nebstdem bewilligte der Landtag zum Ankaufe von Werken
aus der in Göding veranstalteten Ausstellung 2000 K, mit deren Hilfe
nachstehende, von der Kunstabteilung im Einvernehmen mit dem
Gödinger Ausstellungskomitee ausgewählte Werke mährischer Künstler
für das Landesmuseum angekauft beziehungsweise zum Ankaufe emp-
fohlen wurden:
von Franz Úprka: In der Arbeit (Bronzefigur);
Franz Ondrušek: „Die kleine Bretonin“, Ölgemälde;
Cyrill Mandel: „Bauer aus Lhota“ und „Alter Kroate“ (Aqua-
relle);
Adolf Kaspar: zwei Radierungen und eine Originalphotographie;
Stanislaus Lolek: zwei Radierungen;
«Hugo Baar: ,,Abendstimmung aus dem Kuhlindchen“ (Ölge-
mälde).1)
Mit dem Ausdrucke des wärmsten Dankes muß auch die Ent-
schließung des hohen k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht
hervorgehoben werden, welches den Kunstsammlungen des Museums
unter Vorbehalt des Eigentumsrechtes acht wertvolle Gemälde über-
wiesen hat; es sind dies nachstehende Ölgemälde, und zwar:
von Eduard Kasparides: ,,Abgeholztes Land‘;
„ Alois Kalvoda: ‚„Herbstsonne“;
» Hugo Baar: „Sonntag-Nachmittag“;
„ Ludwig Kuba: „Die Mutter“;
1) Da mit dem Gemälde Hugo Baars der bewilligte Betrag von 2000 K
überschritten erscheint, hat das Kuratorium ein neuerliches Gesuch an den Landtag
um Bewilligung des Restbetrages gerichtet. Die Entscheidung ist noch ausstándig.
22
22
29
208
von Anton Nowak: „Motiv aus Znaim“;
„ Wilhelm Wodnansky: „Studenatal in Oberungarn“
und die Pastellbilder:
„ Josef Straka: ,,See-Motiv‘ und
„ Nikolaus Schattenstein: „„Notturno“.
Anerkennend ist ferner hervorzuheben, daß auch der Verein
„Matice moravská“ drei Kunstgegenstände (mit vorbehalt des Eigen-
tums) der Gallerie des Landesmuseums überlassen hat und zwar:
Von Bartolomeo di Venezia: „Mánnliches Bildnis“, Ölgemälde;
„ J. Chittusi: „Landschaft“, Ölgemälde und eine aquarellierte
Federzeichnung (hl. Familie aus dem Hause Canigiani ang. von
Raphael S.). © |
Aus der Dotation des Museums wurden erworben:
Zwei Stiche des hervorragenden Kupferstechers Wenzel von
Olmütz (1490), ferner
von S. Brunner: ein Aquarell „Motiv vom Kapuzinerplatz“ und
„ Franz von Zülow: zwei Holzschnitte.
Als sehr erfreulich muß es bezeichnet werden, daß durch die
Erwerbungen des Jahres 1907 auch die Sammlung von Werken mähri-
scher Künstler wesentlich bereichert wurde.
Aufrichtiger Dank gebührt den Herren Konservatoren: Hoch-
schulprofessor Ferdinand Herčik, Professor Emil Pirchan und
akademischen Maler Josef Klir, welche die Fachabteilung bei der
Beurteilung und Auswahl der Kunstwerke in der freundlichsten Weise
unterstützten. ,
X. Kustoden-Bibliothek.
Nach fünfjährigem Bestande ist diese Fachbibliothek so an-
gewachsen, daB es nun dringend notwendig ist, dieselbe in einem ge-
eigneten Lokale selbständig unterzubringen und für deren Aufstellung
Kasten anzuschaffen, damit die mit ziemlichem Aufwand erworbenen
Werke vor Beschädigung und Verstaubung bewahrt bleiben.
Auch würde es sich empfehlen, in dem zu schaffenden Bibliotheks-.
lokale zwei Lesetische aufzustellen, damit die Bücher, insbesondere
aber jene Werke, die wegen ihres hohen Anschaffungspreises nicht
verliehen werden, leichter benutzt werden könnten.
Da bei Ordnung und Aufstellung des so umfangreichen Museums-
herbars die bisher angeschafften botanischen Werke den Fachmännern
fortwährend und dauernd zur Hand sein müssen, hat es sich als
zweckmäßig erwiesen, den gesamten gegenwärtigen Bestand an Werken
209
über Botanik an diese Abteilung abzugeben. Diese Werke werden somit
von der Verwaltung der Kustodenbibliothek zwar in Evidenz gehalten,
liegen jedoch nunmehr in der botanischen Abteilung auf.
An Spenden für die Kustodenbibliothek liefen ein:
Vom Konservator k. k. Postrat Herrn Romuald Formänek:
Zur näheren Kenntnis der Gattung Brachysomus Stephens, Bestim-
mungstabellen der europäischen Koleopteren, Heft 61 (Curculionidae,
15. Teil);
Kurovei (Ipidae) v Čechách a na Moravě žijící; ferner das Werk
seines verstorbenen Bruders Dr. Eduard Formänek: Beitrag zur
Flora des mittleren und südlichen Mährens;
vom k. u. k. Major Herrn Andreas Markl: Separatabdrücke
seiner in der Wiener numismatischen Zeitschrift erschienenen Publi-
kationen;
vom Präsidenten des Kuratoriums Herrn Professor Anton
Rzehak: Separatabdrücke seiner im Berichtsjahre erschienenen
prähistorischen Publikationen;
von Herrn Dr. Fr. Stranak: Studie o temnostni flore jeskýn
Sloupskych.
Gelegentlich des Umzuges der Landesbibliothek in die für sie
neu eingerichteten Lokalitäten wurden mit Bewilligung des hohen
Landesausschusses die nachbenannten naturwissenschaftlichen Be-
stimmungswerke von derselben an die Kustodenbibliothek abgegeben:
Sp. Brusina: Fossile Binnenmollusken aus Dalmatien, Kroatien und
Slawonien; |
K. Gust. Limpricht: Die Laubmoose Deutschlands, Osterreichs
-und der Schweiz;
S. Clessin: Die Molluskenfauna Österreich-Ungarns und der Schweiz.
Josef Redtenbacher: Die Dermatopteren und Orthopteren von
Österreich-Ungarn und Deutschland;
Dr. R. Trümpel: Die Geradflügler Mitteleuropas;
Jak. Sturm: Deutschlands Fauna in Abbildungen nach der Natur,
mit Beschreibungen. Käfer (sämtliche Kupfertafeln dieses Werkes
fehlen);
Ferd. Ochsenheimer und Friedr. Treitschke: Die Schmetter-
linge von Europa;
Dr. Rudolf Kner: Die Süßwasserfische der österreichischen Monarchie;
O. v. Riesenthal: Die Raubvögel Deutschlands.
210
Aus der Jahresdotation wurden folgende Werke angekauft:
Dr. Ladisl. Čelakovsky: Prodromus květeny České;
A. Engler und K. Prantl: Die natürlichen Pflanzenfamilien (alles,
was bisher erschienen ist);
Joh. Wilh. Meigen: Systematische Beschreibung der bekannten
europäischen zweiflügeligen Insekten;
G. H. Verrall: British Flies;
Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns und des Orients,
Band XII—XX;
Glocker: Über den Jurakalk von Kurowitz;
Josz. Hampel: A Bronzkor Emlekei Magyar-honban;
Domanig: Deutsche Medaillen;
Pič: Die Urnengräber Böhmens.
Weiter wurden die Fortsetzungen folgender Werke beschafit:
Hintze: Handbuch der Mineralogie;
Kobelt: Ikonographie der schalentragenden Meeresmollusken Europas;
Pravek;
Fr. Kretz: Slowakische Ornamente,
B. Die Landesbibliothek.
Die mährische Landesbibliothek, welche als Bibliothek des
Franzensmuseums im Jahre 1818 entstanden ist, hat mehrfache Ent-
wicklungsphasen aufzuweisen. Zuerst ausschließlich auf Geschenke
angewiesen, führte sie durch Jahrzehnte ein klägliches Dasein und
war noch zu Beginn der achtziger Jahre eigentlich nur für die Mit-
glieder der k. k. mährisch-schlesischen Ackerbaugesellschaft benutzbar,
welche noch dazu von diesem Vorteile nur ganz ausnahmsweise Ge-
brauch machten.
Der erste Wandel zum Besseren wurde durch den verdienstvollen
Historiker Hofrat Christian Ritter d’Elvert geschaffen, der als
Kanzler obiger Gesellschaft namhaftere Landessubventionen für die
Bibliothek erwirkte und für dieselbe einen Neubau im Hofe des Franzens-
museums zustande brachte. Die Bibliothek wurde nun über sein Drängen
für eine öffentliche erklärt, am 11. Dezember 1883 allgemein zugänglich
gemacht und wenige Wochen später durch Anstellung eines eigenen
Beamten, — die Wahl fiel auf den gegenwärtigen Amtsvorstand —
einer geregelten Verwaltung zugeführt. Der Besuch des Lesezimmers wurde
ein recht reger, die vorhandenen Mittel zur Ausgestaltung der Bücher-
ne er rt ern a
dx od nd
211
sammlung erwiesen sich jedoch als unzureichend. — Erst die Über-
nahme in die Landesverwaltung im Jahre 1898 ermöglichte es, daß
sich dieses so wichtige Bildungsinstitut rasch und kráftie weiter ent-
wickeln konnte. Die Vermehrung des Personals und die Gewährung
einer höheren Dotation bewirkten einerseits einen wesentlichen Fort-
schritt in den Katalogisierungsarbeiten, anderseits eine namhafte Ver-
mehrung der Bücherschätze und die Ausfüllung der allerempfindlichsten
Lücken in den wichtigsten Literaturgebieten.
Diese Umstände hatten sofort eine bedeutende Erhöhung der
Frequenz zur segensreichen Folge. Nun aber trat bald ein Übelstand
zutage, der schleunige Beseitigung erheischte, nämlich Mangel an
Raum für Bücher und Leser. Das Kuratorium der mährischen Museums-
gesellschaft, welches mit Einsicht und Eifer alle Bestrebungen des
Bibliothekars stets willig unterstützte, wußte es durchzusetzen, daß
die Bibliothek in dem neuen monumentalen Amtsgebäude des Landes-
ausschusses auf dem Ratwitplatze ein würdiges und den modernen
Anforderungen entsprechendes Heim erhielt.
Die Übersiedlung in die neuen Räume, welche im Sommer und
Herbste des Jahres 1907 durchgeführt wurden, war ebenso wie Um-
signierung und Aufstellung der Bücherschätze mit den größten Schwierig-
keiten verbunden, da während dieser ganzen Zeit sämtliche Professio-
nisten, insbesondere Maler, Maurer, Tischler, Schlosser, Anstreicher
und die mit der Herstellung der elektrischen Beleuchtungsanlage
betrauten Monteure bis zum Schlusse des Berichtsjahres in allen
Ubikationen tätig waren. |
Von Lärm und Staub aufs unangenehmste beeinflußt, mußte
der Amtsvorstand mit dem geringen ihm zur Verfügung stehenden
Personale, mit Verzichtleistung auf jeden Erholungsurlaub, die Über-
siedlungs-, Aufsteilungs- und Ordnungsarbeiten durchführen und
hierbei noch mit wachsamen Augen Sorge tragen, daß keines von den
übertragenen Büchern — die Gesamtsumme derselben beträgt mit
Einschluß der Verlagswerke ungefähr 150.000 Bände —, abhanden
komme.
Nun aber ist die mühevolle Arbeit vollendet und jeder Besucher
lobt die neuen Räume und Einrichtungen und die durch dieselben
möglich gewordene bequeme Benutzbarkeit der Bücherschätze.
Die Lokalitäten der Landesbibliothek, die rechts vom Haupt-
eingange des Amtsgebäudes des mährischen Landesausschusses situiert
sind, liegen teils im Hoch-, teils im Tiefparterre. Im Hochparterre
212
befinden sich die Leselokalitáten, die Kanzleien der Beamten und
ein Teil der Büchermagazine, während im Tiefparterre alle übrigen
Büchermagazine und ein Saal für Schaustücke ihren Platz gefunden
haben. i
Die Lesesäle, 3:9 m hoch und gleich allen übrigen Räumen mit
elektrischer Beleuchtung und Niederdruckdampfheizung versehen,
sind zweckmäßig eingerichtet. Der kleine, der sogenannte Zeitschriften-
saal, ist mit 24 sehr bequemen Sitzplätzen ausgestattet und enthält
nebst den jeweiligen neuesten Nummern von zirka 200 Fachzeitschriften
eine kleine Handbücherei, die gegenwärtig 532 Bände umfaßt. Dieser
Saal ist ausschließlich für Mitglieder der mährischen Museumsgesellschaft
reserviert. Der große allgemeine Lesesaal, welcher für jedermann zu-
gänglich ist, verfügt über 70 Sitze.
Die alphabetischen Kataloge können im Bureau des Ama-
nuensis, das sich unmittelbar hinter dem kleinen Lesesaale befindet,
die Fachkataloge hingegen vor dem großen Arbeitsraume der
Manipulationsbeamten an eigens dazu bestimmten Tischchen jederzeit
eingesehen werden. Überdies liegen im allgemeinen Lesesaale diverse
neue geschriebene Kataloge auf, in welchen eine Auswahl der
wichtigeren Werke aus den einzelnen Wissensgebieten verzeichnet ist.
Über die schöne Literatur geben neu hergestellte gedruckte Kataloge
Auskunft.
Die Büchermagazine im Hochparterre enthalten in dem 33 m
langen Büchergange, der durch einen eisernen Rost in zwei Etagen
geteilt ist, zirka 15.000 Bände ausgewählter Werke, die häufiger benutzt
werden und daher in der Nähe der Leseräume untergebracht werden
mußten. An den Büchergang schließt sich der Bücherturm an,
von welchem derzeit bloß das Hochparterregeschoß zur Verfügung
steht, worin in zwei gleichfalls durch einen Rost geteilten Etagen die
ganzen Zeitschriftenserien und die umfangreiche Gruppe der
kleinen Schriften, zusammen ungefähr 10.000 Stücke, aufbe-
wahrt sind.
Die Räume im Tiefparterre, welche nicht durch Roste in zwei
Etagen geteilt werden konnten, da sie nur 3-1 m hoch sind, beherbergen
alle übrigen Druckwerke.
Die Aufstellung geschah nach drei Formaten (Höhe bis zu 25 cm,
bis zu 35 cm und Höhe von mehr als 35 cm) und nach dem Numerus
currens, der laufenden Inventarnummer. Die Bücherstellagen weisen
durchwegs Eisenkonstruktion auf. Die Buchbretter oder Lagerflächen
213
bestehen aus Eisenblech und sind durch Stifte leicht verstellbar. Die
Gesamtlänge derselben beträgt 3940 m, der allergrößte Teil dieser
Fläche ist bereits belegt.
In dem noch zur Verfügung stehenden leeren Magazinsraume
können noch Büchergestelle für ungefähr 50.000 Bände Platz finden.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird nach höchstens 15 Jahren an eine
Erweiterung der Bibliothekslokalitäten, eventuell an einen Neubau
der Landesbibliothek gedacht werden müssen.
Unsere Bibliothek wurde im Jahre 1907 von 4720 Personen
besucht und benutzt. Hiervon entfallen 3889 auf die Monate Jänner
bis inklusive Mai, 320 Personen auf die Zeit der Übersiedlung und
511 Personen auf die Zeit vom Tage der Wiedereröffnung (11. Dezember)
bis zum Beginne der Weihnachtsferien (24. Dezember).
Nach Hause wurden 3046 Bände verliehen, überdies 256 Bände
nach auswärts (nach 30 Orten) versendet.
Hingegen bezog unsere Bibliothek wissenschaftliche Werke für
einzelne Forscher von Wien (Hofbibliothek, Universitätsbibliothek
und Bibliothek des botanischen Instituts), Prag (Universitätsbibliothek),
Dresden (königliche öffentliche Bibliothek) und Bamberg (königliche
öffentliche Bibliothek).
In den neuen Räumen der Landesbibliothek wurde nebst den
Bibliotheken des deutschen Vereines für die Geschichte Mährens und
Schlesiens und des Musejni spolek nun auch die aus 3379 Nummern
bestehende wertvolle Büchersammlung der Matice moravská zur Auf-
stellung gebracht. Der Bibliotheksvorstand übernahm jedoch nur
3092 Nummern, da 287 Werke schon früher von der Matice für die Dauer
des Bedarfes der böhmischen technischen Hochschule dargeliehen wurden.
Für den Ankauf von Druckwerken wurden 8057 K 6 A, darunter
344 K 30 h für die Comeniusbibliothek und 1575 K für die erworbenen
Bände der Patrologia latina, für Buchbinderarbeiten 1336 K 30 A,
für verschiedene Bedürfnisse 3062 K 35 A verausgabt.
Gegenüber den erzielten Einnahmen im Betrage von
11.762 K 80. betragen die Ausgaben im ganzen 12.455 K 71 h.
Darunter ist der Gehalt für den vom hohen Landesausschusse be-
willigten provisorischen Diener Čermák und die Summe der Über-
siedlungskosten mitinbegriffen. Die geringe Überschreitung (692 K 91 A)
erscheint somit gerechtfertigt.
Der Zuwachs an neuen Werken durch Kauf, Tausch und
Schenkung beträgt 2788 Nummern in 5097 Stücken, was gegenüber
214
dem Jahre 1906 ein Plus von 1493 Nummern, respektive 2647 Stücken
ergibt. Unter den gekauften Werken befinden sich auch 178 Bánde
der Patrologia latina, zu deren Erwerbung der hohe Landtag
1575 K gewidmet hat.
Die Comeniusbibliothek erfuhr einen Zuwachs von 16 Stücken.
Unter denselben befinden sich folgende alte und seltene Drucke:
1. Historia revelationum Christ. Kotteri, Christ. Ponia-
toviae, Nic. Drabicii et quae circa illas varie acciderunt. 1659. 40.
Dabei: Continuatio historiae revelationum Nic. Drabicii ab a. 1659
ad 1663.
2. De Christianorum uno Deo... Amsterdam 1659 (Jans-
sonius).
3. Käzanj XXI o tagemstwych smrti, wzkřjssenj a na nebe
wstaupenj Krysta spasytele swěta. W Amsterdamě, 1663. 12° (Pas-
kovský). Beigebunden einem Katechysmus pro mládež českau Gednoty
Bratrské. W Amsterdámě, 1661. Dabei Confessio aneb Počet z wjry
a včenj y näboZenstwj Gednoty Bratřj Českých.. .. obnowený od K.
J. A. K. W Amsterdámě, 1662 (Paskovský).
Die geringe Zahl unserer Inkunabeln (36) wurde um ein Stück
vermehrt, und zwar durch den Ankauf des Werkes „Trilogium ani-
mae“, welches von dem Franziskaner (Bernardiner) Ludovicus de
Prussia, auch Pruthenus ab Hilberg genannt, im Bernardinerkloster
zu Brünn (,in deuotissimo sancti Bernardini loco suburbii praeclarae
cristianissimae vrbis Brunnensis“) im Jahre 1493 verfaßt. dann aber
1498 durch Anton Koberger in Nürnberg auf Bitten der dort weilenden
Franziskaner gedruckt wurde. — Je ein Exemplar dieses seltenen
Wiegendruckes befindet sich auch in Olmütz, in der Wiener Hofbiblio-
thek und in der Bibliothek des britischen Museums in London.
Für unsere Partezettelsammlung widmete Herr Landes-
Hilfsämterdirektor 1. R. Eduard Vodnarik 1280 im Laufe vieler
Jahre gesammelte Partezettel hervorragender mährischer Persönlich-
lichkeiten. | |
Die Landkartensammlung wurde durch acht Stück be-
reichert. Unter denselben befindet sich die prächtige, auf Leinwand
aufgezogene Karte „Panorama von Alexandrette“ (Klein-
Alexandria an der kleinasiatischen Küste). Sie wurde in Ed. Hölzels
geographischem Institute zu Wien hergestellt, hat eine Länge von
3m 70 cm, eine Breite von 60 cm und ist ein Geschenk des Brünner
Stadtbuchhalters Herrn Ignaz Großmann.
O E a
215
Die Sammlung der Porträts denkwürdiger Personen erhielt
einen Zuwachs von acht Stücken. Hervorgehoben seien das von Krie-
'huber im Jahre 1846 htographierte Bildnis des berühmten, in Brünn
geborenen Violinvirtuosen Heinrich Wilhelm Ernst mit einer. eigen-
händig mit Tinte geschriebenen Widmung dieses Künstlers und die
vom Herrn k. k. Musiklehrer Jos. Götz gewidmeten Porträts (Professor
Jos. Georg Meinert und Gräfin Josefine Pachta mit ihrem Sohne Hugo).
Die mährischen topographischen Ansichten wurden um
26 Blatt vermehrt. Darunter befinden sich sechs Ansichten von Groß-
Meseritsch, welche der heimische Historiker Herr August Kratochv il,
Kaplan in Popowitz, zu spenden die Güte hatte, und eine Ansicht des
Schlosses Partschendorf zur Zeit der Gräfin Josefine Pachta und des
Professors J. G. Meinert (1770— 1844) als Geschenk des Herrn k. k. Musik-
lehrers Josef Götz.
Herr Friedrich Meindel, Gasanstaltsbeamter 1. R., ein bekannter
Kenner auf dem Gebiete des Musik- und Theaterwesens, spendete
der mährischen Landesbibliothek zur Begründung einer eigenen Mu-
sikalienabteilung nicht weniger als 1069 Stück gedruckter
Musikalien aus dem Gebiete des deutschen Liedes, der Operette, der
Opernmusik und der Tanzmusik des XTX. Jahrhunderts. Aus letzterer
Gruppe ist in Meindels Widmung schon jetzt so ziemlich alles ver-
eint, was seit etwa 80 Jahren an hinreißenden Weisen erschien, also
von den Zeiten des „„Polstertanzes“, als der Großvater die Großmutter
nahm, bis zu den Ballsirenen der Lustigen Witwe von heute.
Eine außerordentlich wertvolle Bereicherung unserer Bibliothek
bedeutet ferner die große Serie der „Neuen Freien Presse“ vom
Jahre 1865—1907, die gleichfalls Herr Friedrich Meindel unter
der Bedingung widmete, daß er jederzeit berechtigt sein soll, eine be-
liebige Anzahl von Bänden der genannten Zeitungnach Hausezu entlehnen.
Demselben hochherzigen Gönner verdanken wir auch eine kom-
plette Reihe der Westermannschen Monatshefte (Band 1—100) in
vollkommen gleichen Leinwandbänden. Die Namen der übrigen
Bücher- und Zeitschriftenspender nennt das nachfolgende Verzeichnis.
Verzeichnis derjenigen Behörden, Ämter, Anstalten und
Personen, welche ım Jahre 1907 der mährischen Landes-
bibliothek Druckwerke zu schenken die Güte hatten.
Das Oberstkämmereramt Sr. Majestát des Kaisers, das k. k.
mährische Statthaltereipräsidium, das Präsidium des österreichischen
216
Reichsrates, die Rektorate der beiden Universitáten im Prag, die
Kaiser Franz Josef-Akademie der Wissenschaften und Künste in
Prag, die Akademie der Wissenschaften in Krakau, die königlich un-
garische geologische Anstalt, die bohmische Gesellschaft der Wissen-
schaften in Prag, das Rektorat der bohmischen Technik in Brünn,
das k. k. archäologische Museum in Spalato, das Institut für öster-
reichische Geschichtsforschung in Wien, das Landesarchiv des König-
reiches Böhmen, das Bürgermeisteramt und die statistische Kommission
der königlichen Landeshauptstadt Prag, der Landeskulturrat der
Markgrafschaft Mähren, das statistische Landesamt der Markgrafschaft
Mähren, das Präsidium des mährischen Gewerbevereines, die Re-
daktionen der pädagogischen Zeitschriften „Deutsch-mährisches Schul-
blatt“ und „Deutscher Schulwart“, der Ústřední spolek živnostníků
moravských, die Národní jednota für das südwestliche Mähren,
Družstvo spolkového domu v Prostějově und die Redaktion der
Zeitschrift „„Bulletino d’archeologia e storia dalmata“, die Benediktiner-
Buchdruckerei und die Buchdruckereien Burkart, Odehnal und
Winiker; die Redakteure respektive Eigentümer folgender Zeitungen:
„Brünner Zeitung“, ,,Brünner Deutsches Wochenblatt“, ,,Brünner
Morgenpost“, ,,Mährischer Volksbote“, ,,Mährisch-schlesischer Kor-
respondent“, ‚Tagesbote“ aus Mähren und Schlesien, ,,Znaimer
Wochenblatt‘, die „Deutsche Wacht“ in Iglau, die „Deutsche Volks-
zeitung für den Neutitscheiner Kreis“, „„Budoucnost“, „„Brněnské
Noviny“, „Hlas“, „Lidové Noviny“, ,,Moravské Noviny“, ‚„Moravskä
Orlice“, ,,Moravskÿ Kraj“, „„Moravský Sever“, „„Našinec“, „Pozor“
und „„Pozorovatel““; ferner Dr. K. Absolon (Prag); Buchhändler F. Bač-
kovský (Prag); Oberlandesgerichtsrat Dr. Boubela; Dr. Franz
Czermak, Sekretär des Naturforschenden Vereines; Hugo Ritter
v. Chlumecký, k. k. Statthaltereirat a. D.; MUDr. Friedrich
Drož (Saar); Dr. Franz Dvorský, k. k. Professor i. R.; Dr. Jakob
Eckstein, Advokat: Frau Louise Felkl: A. Franz, k. k. Baurat
i. R.; Dr. K. Grobben, k. k. 0. 6. Universitátsprofessor (Wien);
Hrazdil, Oberlehrer 1. R.; Dr. Hugo Herz, k. k. Gerichtsadjunkt
und Privatdozent; Dr. H. Jarník, Amanuensis der Landesbibliothek;
Emil Jelinek, Schriftsteller (Wien); Joh. Jiriczek, k. k. Schulrat;
Hermenegild Jireček Ritter v. Samokov, Sektionschef 1 R.
(Hohenmauth); Dr. Otto Janiczek, Advokat; Frau Dr. Illek,
Arztenswitwe; k. k. Bibliotheksdirektor Regierungsrat Kukula
(Prag); Aug. Kratochvíl, Kaplan und Schriftsteller (Popowitz);
217
Oberlehrer Johann Knies (Rogendorf); Redakteur Franz Kretz
(Ung.-Hradisch); Bauingenieur Franz Kretschmer; Professor
Dr. Alois Kolisek; Professor M. Lerch; Jos. Lošťák, k. k. Landes-
schulinspektor; Exzellenz Vinzenz Baron Maly, k. k. Oberlandes-
gerichtsprásident 1. R.; Realschuldirektor Karl Jar. Maška (Teltsch);
Gemeinderat Direktor Alois Naske; Professor Dr. Joh. V. Novák;
Joh Nečas; R. Neuhöfer, Frau Polzer; akad. Maler Professor
Emil Pirchan; Schulrat Vinzenz Prasek; Wladimir Jos.
Procházka, Geolog und Schriftsteller; Kontrollor Adolf Raab
(Königsfeld); Privatdozent Dr. phil. Franz Strunz; Direktor Alois
Schwarz (Mähr.-Ostrau); Redakteur Leop. Schwarz; Advokaturs-
kandidat Schwetz; Professor Franz Smyčka; Rudolf Swadosch;
Dr. Joh. Sedlák: fürsterzbischöflicher Archivar Franz Snopek
(Kremsier); Dr. Fr. Slavík; Oberlandesrat Thomas Šebesta;
Franz Vymazal, Schriftsteller; Hilfsbeamter Vávra; Direktor Joh.
Va ňha; Landeshilfsämterdirektor 1. R. Eduard Vodnaří k; Schrift-
steller Hans Welzl; Bürgerschuldirektor Th. Wranitzky (Tre-
bitsch); k. k. Statthaltereirat Wilh. Woržikowsky Ritter v. Kun-
draticz; Pfarrer Zhá něl (Strutz).
Zeitschrift des máhr. Landesmuseums. VIII, 2. 15
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RECHNUNGSABSCHLUSS
DER
MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT
FÜR DAS
JAHR 1907.
me Einnahme (der Kassa der Museumsgesellschaft) K | h
1 Landessubvention . . . . . (Aktivrest K 2500-—) | 42800 | —
2 Staatsanbvention "< ! 2/2 OR 10800 | —
3 Mistzinser us anne eso os Mata ARENA RE 4995 | 40
4 Mitgliedsbeiträge < -0.03 ve 2516 | 10
5 Erlós aus den Druckschriften und verschiedene Ein-
nahkmen 1-25. SR MNE: 979 | 57
Summe der Einnahmen . . . (Aktivrest K 2500-—) 62091 | 07
Im Entgegenhalte zur Ausgabe (Passivrest K 2539-30) | 62091 | 07
verbleibt ein Passivrest von K 39:30 — Fa
nn et dd nt
221
= Ausgabe (aus der Kassa der Museumsgesellschaft) K h
1 SE OHNIBOLNSIOBON. B. a a s ŠÍ kola eo eo 810 | —
2 EBD ROCTMAUBE -c QUE DT SN Nu à à, à à 811 | 57
3 Vermieherung der Gebäude -< <- -+ s +" 834 | 34
4 Regieauslagen ... . . . . (Passivrest K 114865) 4804 64
5 A ESO OT VN SS de nie ts | 1822 | 24
6 Unvorhergesehene Auslagen . . . . . . . . . . . | 870 | 08
7 Neuanschaffungen und Aufstellung der Sammlungen | 12226 | 11
8 Neuanschaffungen für die Bibliothek . . . . . . . ER i
9 | Komenius-Bibliothek . . . . . . . . . . . . .. v ;
10 Remuneration für die Verwaltung der Bibliothek des
deutschen Vereines für die Geschichte Mährens
BR ICRA Te N er are tu 500 | —
11 Kommission zur naturwissenschaftl. Durchforschung 7900 | —
12 Kosten der Publikationen . . (Passivrest K 1040-65) 7028 | 81
13 Für wissenschaftliche Vorträge . . . . . . . . . 58 | 20
14 PONS Den 3 s vě Men 74 | 91
15 Vom Landtage bevwilligte Subventionen (Passiv-
RAR) aa re ere de D ven de. Koh 8375 | —
16 Angekaufte Häuser, Museumsgasse . . , . . . . . 3524 | 46
Summe. . . (Passivrest K 253930) | 62091 07
Außerdem wurden aus der mährischen Landes-
kassa direkt erfolgt:
1 RER A ee ee Pr Be ZA SN Mer. 30173 | 33
2 Emolumente der Bediensteten . . . . . . . . . . 776 | 18 |
3 En RE En ee K es 1800 | —
ne o a sd tee 2377 | —
5 Getauscerkallung are ka 2... wre 1884 | 39
6 EL C ee Ne RE et sue oh les date
Summe der Ausgaben. . .
4 | 85
. | 37015 | 75
99106 | 82
>
„7
CRT PAPIER
da
starts
ftp se À
TEE
VORANSCHLAG
DES
FRANZENS-MUSEUMS
FÜR DAS
JAHR 1909.
| | Voranschlag Antrag
Nr. des ordentlichen Erfordernisses |
A Ro EURE: x K h K
| I. Verwaltung:
1 1 Gehilte -525 37298 | — || 38735 | —
2 | Emolumente der Bediensteten 597 | — 971 | —
9. "Pensionen ©... =% UP Snake: 1800 | — 1800 | —
4) DIEBE Aa KON sa ake aan ala RE 3028 | — 3750 | —
5 | Remunerationen und Aushilfe . , . . 800 | — 800 | —
6 | Gebäudeerhaltung . . . . . . . . . 2700 | — 6080*)| —
7 | Versicherung d.Gebäude u. Sammlungen 850 | — 850 | —
8, “Bepteaunlagen ı.. -7.3 gr 5080 | — 5280 | —
9 | Kanzleianslawen -< 5. 5 win 1100 | — 1100 | —
10 "| »Stiawern 4. G- a SK. o LE RE 2815 | — | 2315
11 | Unvorhergesehene Hausauslagen . 1000 | — | 1100 | —
1218 Rose Pen re 0 et: lea 200 | — 200 | —
II. Sammlungen:
13 | Für Ankäufe und Aufstellung der Samm-
lungen... N a ee 12000 | — || 12000 | —
14 | Wissenschaftliche Fachbibliothek 1000 | — | 1000 | —
III. Bibliothek: | | |
15 | Anschaffungen für die Bibliothek 9000 | — 9000 | —
16 | Komenius-Bibliothek . . . . . . . . 207 400 | —
17 | Verwaltung der Bibliothek des deutschen
| Geschichtsvereines . . . . . . . . 500.: | 5001
IV. Wissenschaftl. Unternehmungen:
18 | Subvention zu den Kosten der natur-
wissensch. Durchforschung Mährens 5000 | — 7000 | —
19 | Kosten der Gesellschaftspublikationen 5500 | — 5500 | —
20 | Für wissenschaftliche Vorträge 500 | — 500 | —
21 | Mitgliedsbeiträge an lit. re 80 | — 80 | —
Summe des Erfordernisses . . _ 2 98961. —
*) Für das Museumsgebáude und die neuangekauften Häuser.
| AuBerordentliches Erfordernis:
Sammlangen!.. 7.0. ROSE K 7600—
GB, 2 nb ee ER á a „ 2026 —
Drnckkastok < GAS MEME „ 1000—
. K 10626—
225
„ARA Voranschlag Antrag
=. ‘| Darstellung der Bedeckung 1908 1909
mela AIS
1 | Staatssubventionen . : . . . . . . . | 8000 | — | 10000 | —
2 | Mitgliedsbeiträge . . . . . . . . ._. 2000 | — 2000 | —
D MR na BREI Be v 5180 | — 3580*)| —
4 | Erlös für Druckschriften und verschie-
dene kleinere Einnahmen. . . . . 100 | — 100 | —
| 5 | Erträgnis der Dr. Teindl-Stiftung 201812806 | —
6 | Pensionsbeitráge der Beamten . . . | 1182 | — 12470) — |
Summe der Bedeckung — — | 19803 | —
| |
|
|
Im Entgegenhalte zum Erfordernis per | — — || 98961 | —
ergibt sich ein aus dem mährischen |
Landesfonds zu deckender Abgang |
A RE AS pal dj ap. 606 — — | 79158 | —
*) Weniger, weil den Parteien des Hauses Nr. 3 der Museums-
| gasse gekiindigt wurde.
a pot ohon Ke
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a
Übersicht
über die
Finanzgebarung des Landes(Franzens)-Museums
im Triennium 1907—8—9
nach Fachabteilungen.
228
A. Sammlungen:
I. Mineral.-petrograph. Abteilung
II. Geolog.-paläontolog. =
III. Botanische n
IV. Zoologische 5
V. Archäolog.-prähistor. =
VI. Historische e
VII. Ethnographische =
VIII. Abteilung für mäbr. Volkskunde
IX. Abteilung für bildende Kunst |
Kustodenbibliothek © -.- 2... |
Gehalte und Reiseauslagen
B. Bibliothek.
Ankäufe von Druckwerken
Komeniusbibliothek . . . . . . . .
Verwaltung der Bibliothek des Ge-
schichtsvereines . . . . . . . .
Requisiten und verschiedene Bedürf-
NT O EN RM če
C. Wissenschaftliche Unter-
nehmungen:
Landes-Durchforschungskommission .
Kosten der Gesellschaftspublikationen
Wissenschaftliche Vorträge
Beiträge an literar. Gesellschaften
D. Verwaltung:
Gebäudeerhaltung . . . ...... |
Versicherungsgebühren . . . . . . |
Rerieanslzeen 1. 7. |
Kansiernalagen,. © : . . . 5 see
Steuern und Äquivalent ......
Unvorhergesehene kleinere Auslagen
Gehalte und Pensionen
BRemunerafionen. . . . u... |
Auslagen für die angekauften Häuser
Summe . . .
1) Darin der Passivrest vom Jahre 1906 per K 2354-97.
|
Ausgabe im Jahre 1907
K
1084
1042
2473
1032
540
‘3074
661
9559
1131
4639
7712 -
344
500
3062
1336
16922
h
96
77
31
90
50
04
K
25240
29877
15056
28931
99106
68
71
92-
51
82
©
229
Bewilligt für das Jahr 1908
Erbeten
fir das Jahr 1909
K
1000
1000
1500
1500
700
9000
1500
1500
1000
9720
7400
400
500
1300
800
17980
h
K
22720
28380
13980
29068
94148
K
1000
1000
2100
9000
6000
9000
2000
1500
1000
11466
7400
400
500
800
800
19504
K
92066
29404
14080
94037
109587
2) Sammlung Cervinka, 2. Rate fůr das Jahr 1909 per 5000 Kronen,
h
Verzeichnis der Mitglieder der Máhrischen
Museumsgesellschaft.“
Mit Schluß des Jahres 1907.
a) Das derzeitige Kuratorium der máhrischen Museumsgesell-
schaft setzt sich in folgender Weise zusammen:
Prásident:
Rzehak Anton, k. k. Hochschulprofessor.
Vizeprásident:
Kameníček Franz, Dr., k. k. Hochschulprofessor und Gymnasial-
direktor.
Vertreter der hohen Regierung:
Schober Karl, Dr., k. k. Hofrat und Landesschulinspektor a. D.
VIk Alois, k. k. Landesschulinspektor.
Vertreter des hohen Landtages:
Kašpar Josef, Konsistorialrat, Professor an den „„Vesna“-Schulen.
Laseker Edmund, Hausbesitzer.
Rypáček Franz, k. k. Schulrat und Gymnasialprofessor.
Soffé Emil, k. k. Realschulprofessor.
Kuratoren:
Bayer Emil, k. k. Gymnasialprofessor.
Dolanský Josef, Dr., Advokat.
Fischel Alfred, Dr., Advokat, Landtagsabgeordneter.
Leneček Ottokar, Dr., Handelsschulprofessor.
* Wo kein Domizil angegeben erscheint, ist Briinn als solches anzu-
nehmen.
231
Schirmeisen Karl, Bürgerschullehrer.
Sujan Franz, Dr., k. k. Realschuldirektor.
Vandas Karl, Dr., k. k. Hochschulprofessor.
Welzl Hans, Schriftsteller.
Ersatzmänner:
Matzura Josef, k. k. Gewerbeschulprofessor und Gemeinderatsmitglied.
Revisoren:
Erlacher Josef, Güterschätzmeister.
Máša Johann, Kais. Rat, Sekretär des Landeskulturrates.
b) Ehrenmitglieder:
Seine Kais. und Künigl. Hoheit Erzherzog Rainer von Österreich.
Seine Durchlaucht regierender Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein, Wien.
Seine Exzellenz Freiherr von Chlumecky Johann, k. k. Minister a. D., Wien.
Ritter Proskowetz von Proskow und Marstorff Emanuel sen., Kwassitz.
c) Korrespondierende Mitglieder.
Bretholz Bertold, Dr., Landesarchivar.
Dvorský Franz, Dr., k. k. Professor a. D.
© Fleischer Anton, Dr., k. k. Sanitätsrat.
Grobben Karl, Dr., k. k. Universitätsprofessor in Wien.
Jahn Jaroslaus, Dr., k. k. Hochschulprofessor.
Líčka Josef, k. k. Hochschulprofessor.
Maška Karl J., Realschuldirektor in Teltsch.
Matzura Josef, k. k. Gewerbeschulprofessor und Gemeinderatsmitglied.
Molisch Hans, Dr., k. k. Universitátsprofessor in Prag.
Oborny Adolf, Realschuldirektor i. P. in Znaim.
Rypáček Franz, k. k. Schulrat und Gymnasialprofessor.
Schindler Franz, kaiserl. russischer Staatsrat, Hochschulprofessor.
Schober Karl, Dr., k. k. Hofrat und Landesschulinspektor.
Slavík Franz Aug., k. k. Schulrat und Realschuldirektor a. D. in Königl.
Weinberge.
Vandas Karl, Dr., k. k. Hochschulprofessor.
Wiesner Julius, Dr., k. k. Hofrat und Universitätsprofessor in Wien.
d) Konservatoren der Mährischen Museumsgesellschaft:
Absolon Karl, Dr., Privatdozent und | Branezik Benno, Bankprokurist.
Kustos des mährischen Landes- | Burghauser August, k. k. Evidenz-
museums. haltungs-Obergeometer.
Bauer Anton, Biirgerschuldirektor in | Červinka Ladislaus, Ingenieur in Koje-
Neutitschein. tein.
232
Czerny Alois, Bürgerschuldirektor in
Máhr.-Triibau.
Czižek Karl, Biirgerschullehrer.
Domluvil Eduard, k. k. Religionspro-
fessor a. D. in Wal.-Meseritsch.
Dvořák Rudolf, k. k. Gymnasialprof.
Dworzak Rudolf, k. k. Statthalterei-
Oberingenieur.
Fiala Karl, Fachlehrer.
Formánek Romuald, k. k. Oberpostrat.
Gerlich Karl, Oberlehrer in Ob.-Gerspitz.
Götz Josef, k. k. Musiklehrer.
Hanisch Ernst, Güterinspektor in Tre-
bitsch.
Haupt Johann, Photograph in Iglau.
Hausotter Emil,Oberlehrerin Kunewald.
Herčík Ferdinand, Architekt, akad.
Maler und k. k. Hochschulprofessor.
Heřman Cyrill, Dr., k. k. Bezirksarzt
in Freudental.
Hladík Josef, Direktor d. k. k. Lehrer-
bildungsanstalt in Freiberg i. P. (Ver-
treter des Briinner Museumsvereines.)
Houdek Viktor, k. k. Satthalterei- Vize-
prásident.
Janáček Leo, k. k. Professor a. D. und
Orgelschuldirektor.
Katholický Karl, Dr., k. k. Sanitátsrat.
Klir Josef, Assistent an der k. k. böhm.
techn. Hochschule und akad. Maler.
Klvaňa Josef, Gymnasialdir. in Gaya.
Knies Johann, Oberlehrer in Rogendorf.
Koudelka Florian, k. k. Bezirks-Ober-
tierarzt in Wischau.
Kratochvíl August, Kaplan in Popowitz.
Kretz Franz, Schriftsteller in Ung.-
Hradisch.
Kříž Martin, Dr., k. k. Notar in Steinitz.
Laus Heinrich, k. k. Hauptlehrer in
Olmiitz.
Leneček Ottokar, Dr., Handelsschul-
professor.
Lick Karl, Kassier u. Kanzleivorstand
der Sparkassa in Zwittau.
Lipka Franz, Mag. pharm. in Boskowitz.
Meindel Friedrich, Gasanstaltsbeamter
P,
Moser Emil, Professor i. P. in Graz.
Navrátil Gottlieb, Dr., Konzipist des
máhrischen Landesarchivs.
Novák Johann Wenzel, Dr., Schrift-
steller und Professor in Prag.
Orliczek Alois, k,k. Rechnungsrevident,
Peřinka Fr. W., k. k. Steuerassistent
und Schriftsteller in Kremsier.
Palliardi Jaroslaus, k.k. Notar in Mähr.-
Budwitz.
Pirchan Emil, Professor a. D. und
akademischer Maler (Vertreter des
deutschen. Vereines für die Ge-
schichte Máhrens und Schlesiens).
Prasek Vinzenz, k. k. Schulrat und
Gymnasialprofessor i. P. in Napagedl.
Procházka WI. J., Geolog in Tisch-
nowitz.
Raab Adolf, Wirtschaftskontrollor in
Königsfeld.
Remes Mauritz, Dr., Arzt in Olmütz.
Schreiber Peter, Bürgerschullehrer in
Zwittau.
Slavik Franz, Dr., k.k. Professor in Prag
Smrček Anton, Reichsrats- und Land-
tagsabgeordneter, k. k. Hochschul-
professor.
Souček Stanislaus, Dr., k.k. Gymnasial-
professor.
Svozil Johann, Realschulprofessor in
Proßnitz.
Uličný Josef, k. k. Gymnasialprofessor
in Trebitsch. :
Uprka Joža, akad. Maler in Hrozna
Lhota.
Ursíny Michael, k. k. Hochschulpro-
fessor.
Vaňha Johann, Direktor der Pflanzen-
kulturstation.
Vogler Alois, Oberlehrer in Hobitschau.
Vrbka Anton, Oberlehrer in Znaim.
Welzl Hans, Schriftsteller.
Zavřel Johann, Dr., Realschulprofessor
in Göding.
Zháněl Ignaz, Pfarrer in Strutz.
Zimmermann Hugo, Professor an der
Höheren Gartenbauschule in Eisgrub. ©
233
e) Ordentliche Mitglieder.
Absolon Karl, Dr., Privatdozent fiir
Geographie an der böhm. Universität
in Prag und Kustos des mährischen
Landesmuseums.
Adamec Anton, Konsist.-Assessor,
Adamec Johann, Direktor der landw.
Landesmittelschule, Prerau.
Alexa Franz, Lehrer, Schimitz.
Altmann Artur, Dr., Ingenieur.
Anderle Marie, Lehrerin.
Andrle Franz, k. k. Übungsschullehrer.
Andrle Theodor, Dr., Advokat.
Baillou Julius, Baron, k. k. Statt-
haltereirat a. D.
Balcárek Matthias, k. k. Úbungsschul-
- lehrer.
Baltazzi Aristides, Herrschaftsbesitzer,
Napagedl.
Balzar Artur, mähr. Landes-Ober-
rechnungsrat.
Baratta-Dragono Richard, Freih. v.,
Dr., Herrschaftsbesitzer, Budischau.
Barton Josef, Bürgerschuldirektor,
Klobouk bei Brünn.
Bartoníček Wenzel, Dr., prakt. Arzt.
Barvič Josef, Buchhändler.
Bauer Anton, Biirgerschuldirektor,
Neutitschein.
Bauer Viktor, Ritter v., Landtagsabge-
ordneter, Guts- und Fabrikbesitzer.
Baumhackel Friedrich, Dr., Bibliotheks-
vorstand an der k. k. deutschen
technischen Hochschule.
Bayer Emil, k. k. Gymnasialprofessor.
Beer Eduard, Dr., k. k. Finanzproku-
ratursadjunkt.
Beer Oskar, Dr., Advokaturskandidat.
Beleredi Ludwig, Graf, Dr., Herrschafts-
besitzer, Lüsch.
Beneš Franz, Herrschaftsinspektor,
Vorkloster.
Benze Friedrich, Dr., Dozent an der
k. k. deutschen techn. Hochschule.
Berger August, Kais. Rat, k. u. k. Hof-
buchhändler.
Bertl Heinrich, Waisenhausdirektor.
Bertl Wilhelmine, Lyzeallehrerin.
Beyer Eugen, Fabrikant.
Bezditek Josef, k. k. Gymnasialprof.
Bibliothek des theolog. Alumnates.
Bibliotheksverein, Königsfeld.
Bilovsky Franz, Dr., Landesvizesekret.
Bloch August, Lederfabrikant.
Bloch Leopold, Kais. Rat, Fabrikant.
Blum Paul, Dr., Lehramtskandidat.
Bobek Franz, Lehrer, Gr.-Bystřitz.
Bock Heinrich, Kaufmann.
Bock Siegmund, Dr., k. k. Landesge-
richtsrat.
Bock Walter, k. k. Finanz-Konzepts-
praktikant.
Boubela Josef, k. k. Oberlandesgerichts-
rat.
Bozděch Wenzel, k. k. Realschul-
professor, Freiberg.
Božek Karl, Dr., k. k. Konzipient
der Finanzprokuratur.
Branczik Benno, Bankprokurist.
Brandstátter Andreas, Dr., k. k. Real-
schulprofessor.
Brejla Franz, Schulleiter, Chrudichrom.
Bretholz Bertold, Dr., Landesarchivar,
Březa Anton, Bankier.
Broll Isidor, Kaufmann,
Brill Marie, Lehrerin.
Bulin Ignaz, Dr., Advokat.
Bulla Franz, Dr., Theologieprofessor.
Burda Johann, k.k. Realschulprofessor.
Burghauser August, k. k. Evidenz-
haltungs-Obergeometer.
Burian Gottlieb, Biirgerschullehrer,
Konitz.
Burkart Eduard, Dr., Buchdruckerei-
besitzer.
Butschowitzer Isidor, Fabrikdirektor.
Cejnek Theodor, Journalist.
Čermák Karl, Dr., Advokat in Lunden-
burg. ?
Černoch Vinzenz, Pfarradministrator,
Wal.-Klobouk.
Zeitschrift des máhr. Landesmuseums. VIII, 2, 16
294
Černý Franz, k. k. Realschulprofessor.
Černy Karl, P., Katechet.
Červinka J. L., Ingenieur, Kojetein.
Chetka Karl, Landesoffizial.
Chlumecký Hugo, Ritter v., k. k.
Statthaltereirat i. P.
Chudoba Franz, Dr., k. k. Gewerbe-
schulprofessor.
Chylík Heinrich, Dr., k. k. Finanz-
konzeptspraktikant, Olmiitz.
Classen Anton, Fabrikant.
Czepek Hans, Dr., Arzt, Zbeschau.
Czermak Franz, Dr., Hausbesitzer und
Sekretär des naturforschenden Ver-
eines.
Czerny Alois, Bürgerschuldirektor, M.-
Trübau.
Czižek Karl, Bürgerschullehrer.
Daumann Adolf, Gymnasialdirektor,
Mähr.-Neustadt.
Dlouhy Franz, k. k. Professor.
Dolejs Karl, k. k. Schulrat, Gewerbe-
schulprofessor.
Dolansky Josef, Dr., Advokat.
Doležel Franz,k.k.Gymnasialprofessor,
Trebitsch.
Domluvil Eduard, Religionsprofessor
a. D., Wal.-Meseritsch.
Donath Eduard, k. k. Hochschulpro-
fessor.
Dostál Josef, Lehrer, Rampersdorf.
Drbal Franz, Dr., Advokat, Klobouk.
Drögsler Karl, k.k. Rechnungsrevident.
Drož Friedrich, Dr., Distriktsarzt,
Saar.
Dušek Heinrich, Lehrer, Hussowitz.
Dvořák Hugo, Redakteur, Prag.
Dvořák Johann, Dr., k. k. Finanz-Kon-
zeptspraktikant.
Dvořák Rudolf, k. k. Gymnasialpro-
fessor.
Dvorský Franz, Dr., k. k. Professor i. P.
Dworzak Rudolf, k. k. Statthalterei-
Oberingenieur.
Eder Robert, k. k. Oberingenieur, M.-
Schönberg.
Ehrenstein Siegbert, Journalist.
Ehrmann Heinrich, Dr., Advokat.
Eisler Adolf, Beamter.
Ekstein Jakob, Dr., Advokat.
Elgart Karl, Fachlehrer.
Elger v. Elgenfeld Zdenko, k. k. Hoch-
schulprofessor.
Engel Ernst, Dr., Advokat.
Engelmann Alois, Lehrer am mähr.-
schles. Taubstummeninstitute.
Engelmann Eugenie, Arztensgattin.
Engelmann Franz, Zimmermeister.
Engelmann Karl, Dr., Sekretär der
Sparkassa.
Epstein Markus, Dr., emerit. Advokat.
Erlacher Josef, beeideter Güterschätz-
meister und gutsherrl. Rechnungs-
revisor.
Falkowsky Karl, Stadtoberingenieur.
Fiala Alois, Oberlehrer, Kostitz.
Fiala Karl, Fachlehrer.
Fiala Stanislaus, Dr., k. k. Finanz-
konzeptspraktikant. ,
Fiala Zdenko, Dr., k. k. Bezirksarzt,
Römerstadt.
Fila Johann, Lehrer, Scherkowitz.
Fisara Karl, Handelsschuldirektor.
Fischel Alfred, Dr., Landtags-
abgeordneter, Advokat.
Fischer Josef, Lehrer.
Fischer Wladimir, Ingenieur.
Fleischer Anton, Med.-Dr., k. k. Sani-
tätsrat.
Flesch Richard, Dr., k. k. Finanzpro-
kuraturs-Sekretär.
Formänek Romuald, k. k. Oberpostrat.
Frank Karl, Bürgerschullehrer.
Franz Alois, k. k. Baurat.
Franz Friedrich, Bankbeamter.
Frass Fritz, Reichsritter v. Frieden-
feldt, Realitätenbesitzer, Znaim.
Frendl Eugen, k. k. Landesgerichtsrat.
Frenzel Karl, Dr., k. k. Hochschul-
professor, Chemiker.
Fresl Franz, k. k. Hauptlehrer an der
böhm. Lehrerbildungsanstalt,
Freude Emil, Biirgerschullehrer.
Freude Felix, Dr., Philolog.
Freude Hugo, Biirgerschullehrer.
Freund Richard, Dr., Advokaturskan-
didat.
Frieb Robert, Realschulprofessor.
„Friedmann Alfred, Kaufmann.
Friedmann Emil, Dr., Advokat.
Friedmann Rudolf, Dr., k. k. Finanz-
prokuraturskonzipist.
Frisch Siegfried, Beamter.
Fritsch Karl Wilhelm, k. k. Finanz-
konzipist.
Fritsch Wilhelm, Dr., k. k. Finanz-
konzipist.
Frucht Julius, Dr., Sekretär des Máhr.
Gewerbevereines.
Frucht Rudolf, Dr., Redakteur des
Wolff’schen Telegraphenbureaus,
Berlin.
Fuchs Adolf, Grundbuchs-Vizedirektor
a. D.
Fuchs Heinrich, k. k. Steueroberver-
walter i. P.
Fuhrmann Moritz, Fabrikant.
Fux Hugo, Edler von Volkwart, Dr.,k.k.
Finanzprokuratursadjunkt.
Gaertner Eduard, Privatier.
Gajdeezka Josef jun., Realschulsup-
plent.
Gajdeczka Josef sen., k. k. Schulrat,
Gymnasialprofessor i. P.
Galler Adalbert, Bankbeamter.
Gemeinderat der königl. Stadt Iglau.
‘Gemeinderat der königl. Stadt Olmiitz.
Gerischer Emil, Fachlehrer.
Gerlich Karl, Oberlehrer
Gerspitz.
Gerstmann Hugo, Dr., Advokat.
Giugno Martin, Hausbesitzer.
Glos Thomas, k. k. Professor an der
böhm. Lehrerbildungsanstalt.
Golda Josef, k. k. Zollrevident.
Gottl Friedrich, Edler v. Ottlilienfeld,
Dr., k. k. Hochschulprofessor.
in Ober-
-Gottlieb Ignaz, Kais. Rat, Fabrikant.
Gottlieb Rudolf, Fabrikant.
„Gottwald Anton, Lehrer, Proßnitz.
Gottwald Ernst, Dr., Advokat.
235
Götz Josef, k. k. Musiklehrer.
Götz Leopold, Dr., Reichsrats- u. Land-
tagsabgeordneter, Altbürgermeister
in Nikolsburg.
Greisinger Richard, Oberbuchhalter der
I. mähr. Sparkassa.
Grimm Leopold, k. k. Hochschulprof.
Grünfeld Arnold, Kais.. Rat, Fabrikant.
Gstöttner Emilie von, Private.
Gutsdirektion Lessonitz.
Haas. Bernhard, Dr., Gemeinderats-
sekretär.
Haas Gustav, Med. Dr., Arzt.
Haas Theod., Dr., Advokaturskandidat.
Haberhauer Eduard, städt. Oberbaurat
a. D.
Haberhauer Karl, Rechtskandidat.
Hahn Ludwig, Med. Dr., Zahnarzt.
Hain Gustav, Dr., k. k. Landesgerichts-
rat, Wien.
Halla Edmund, Dr., Advokat, Butscho-
witz.
Halusický Gottlieb, k. k. Realschul-
professor.
Hamak Leopold, Gemeinderats- Ober-
offizial.
Hamberger Karl, Beamter.
Hanisch Ernst, Güterinspektor, Tre-
bitsch.
Hatschek Hugo, Dr., k.k. Oberfinanzrat.
Haugwitz Gabriele, Gráfin, Herrschafts-
besitzerin, Namiest.
Haupt Johann, Photograph, Iglau.
Haupt Stephan; Dr., Freih. v. Buchen-
rode, Herrschaftsbesitzer, Landtags-
abgeordneter.
Hausotter Alexander, Nordbahnoffizial,
Pohl.
Hausotter Emil, Oberlehrer, Kunewald.
Hayek Paul, Gemeinderat.
Hayek Siegmund, Kais. Rat, Brauerei-
direktor.
Heidenreich Franz, Buchhalter, Urt-
schitz.
Heinrich Ernst, Redakteur.
Herčík Ferdinand, Architekt, akad.
Maler und Hochschulprofessor,
16*
236
Herling Viktor, Dr., prakt. Arzt.
Heřman Cyrill, Dr., k.k. Bezirksarzt,
Freudental.
Herz Hugo, Dr., k. k. Gerichtsadjunkt.
Heydušek Ottokar, k. k. Gerichtssekre-
tär, Mähr.-Ostrau.
Hiller Adalbert, Ingenieur.
Hirsch Marie, Private.
Hirsch Moritz, Dr., Advokat.
Hladik Josef, Direktor der Lehrer-
bildungsanstalt i. P., Freiberg.
Hlavinka Alois, Pfarrer und Konsi-
storialauditor, Kutscherau.
Hlavinka Karl, k. k. Gymnasialprof.
Hoch Anton, Dr.,k.k. Finanzkommissär.
Hoch Ferdinand, Dr., k. k. Gerichts-
adjunkt, Mähr.-Weißkirchen.
Hoch Johann, Ackerbauschuldirektor,
Gr.-Meseritsch.
Hodáč Franz, Dr., Advokat.
Hogenauer Emil, Dr., Advokat.
Hollausch Albert, k. k. Statthalterei-
Oberingenieur.
Holmann Bohuš, Professor an der böhm.
Handelsschule, Weinberg.
Homolka Franz, Herrschaftsdirektor,
Wischau.
"Hönig Max, k. k. Hochschulprofessor.
Honsig Julius, Edler v. Jágerhain jun.,
Beamter der wechselseitigen Ver-
sicherungsanstalt.
Horák Johann, Landesingenieur.
Hostinek Ignaz, k. k. Postmeister,
Prödlitz.
Houdek Viktor, k. k. Statthaltereivize-
präsident.
Hrach Ferdinand, dipl. Architekt und
k. k. Hochschulprofessor.
Hroch Josef, Dr., k. k. Konzepts-
praktikant.
Hudeček Ladislaus, Oberlehrer, Zera-
witz.
Hummer Josef, Dr., k. k. Notar.
Jablonsky Karl, Verzehrungssteuer-
assistent.
Jahn Jaroslaus, Dr., k. k. Hochschul-
professor.
\ Jahn M., Schriftsteller, Komarowitz,
Čáslau.
Janáček Leo, k. k. Professor a. D. und
Direktor der Orgelschule.
Janásek Johann, Postbeamter, Sokol-
nitz.
Janda Georg, k. k. Realschulprofessor,
Prag.
Janetschek Klemens, P., Konsistorialrat,
Pfarrverweser.
Janiczek Otto, Dr., Advokat.
Janik Bruno, Spediteur.
Janotta Franz, Landesingenieur.
Janous Karl, k.k. Gymnasialprofessor,
Čáslau.
Jaroš Anton, Bankbeamter.
Jarůšek Franz, Oberlehrer, Boskowitz.
Jelinek Anton, Stadtrat, Baumeister.
Jelínek Johann, Pfarrer, Bojkowitz.
Jelinek Josef, Kais. Rat, Landeshaupt-
mannstellvertreter, Baumeister.
Jellenik Bertold, Dr., Arzt.
Jenemann Viktor v. Werthau, k. u. k.
Hauptmann, Znaim.
Jeřábek Wenzel, k. k. Regierungsrat,
Teltsch.
Jiráček Georg, Handelsschulprofessor.
Jiříček Johann, k. k. Schulrat und
Gymnasialprofessor a. D.
Ttis Hugo, Dr., k.k. Realschulprofessor.
Johanny Adalbert, Dr., Privatier, Wien.
Jokl Gregor, P., Kapitular des Augu-
stinerordens.
Julinek Willy,
Olomuczan.
Jurkovič Dušan, Architekt.
Jufnetka Johann W., Oberlehrer,
Jestrzabi-Gur.
Kakš Johann, k. k. Finanzkonzipist.
Kalina Thomas, k. k. Gymnasialpro-
fessor.
Tonwarenfabrikant,
Kallab Wilh., Handelsschulprofessor.
Kamelander Franz, Landesakzessist.
Kameníček Franz, Dr., Hochschulpro-
fessor und Gymnasialdirektor.
Kameraldirektion der Herrschaft Jo-
hannesberg.
sn ts es
Kancnýř Friedrich, Landesgerichtsrat.
Kaniak Heinrich, Dr., Rechtsanwalt,
Mähr.-Kromau.
Karafiat Leopold, Buchdruckereibe-
sitzer.
Karafiat Richard, Buchhändler.
Karafiat Wilhelm, Buchhändler.
Karäsek Jaroslaus, k. k. Gymnasial-
professor.
Karplus F. P., Ingenieur.
Kaspar Josef, Konsistorialrat, Professor
an den „Vesna“-Schulen.
Kasparek Ludwig, Assekuranzbeamter.
Katholicky Karl, Dr., k.k. Sanitätsrat.
Kehlmann Eduard, Hörer der k. k.
deutschen technischen Hochschule.
Killinger Franz, Ökonomieverwalter,
Großhof.
Kinter Maurus, Dr., P., fürsterzbisch.
Rat, Bibliothekar und Archivar des
Stiftes Raigern.
Kirschner Hilda, Private.
Kislinger Ignaz, k. k. Depositenamts-
offizial.
Klíčník Arnold, Optiker u. Mechaniker.
Klima Karl, Landesoffizial.
Klir Josef, akademischer Maler und
- Assistent an der k. k. böhmischen
technischen Hochschule.
Klob Friedrich jun., Dr., Advokat.
Klusaczek Leopold, Wirtschaftsrat,
Pirnitz.
Klvaňa Josef,
Gaya.
Knies Johann, Oberlehrer, Rogendorf.
Knittl Jakob, Hausbesitzer.
Knöpfer Gustav, Dr., Realschulpro-
fessor. à
Kňourek Ferdinand, Dr., k. k.
Gymnasialprofessor.
Kocaurek Robert, Med.-Dr., Direktor
der Kaiser Franz Josef-Versorgungs-
anstalt.
Kocman Methud, Schulleiter,
Schlappanitz.
Kocourek Albin, k. k. Gymnasialpro-
fessor.
Gymnasialdirektor,
237
Kohn Siegfried, Dr., Advokat.
Kolář Emil, Bürgerschuldirektor,
Schimitz.
Koller Rudolf, Fachvorstand an der
k. k. Textillehranstalt.
Komers August, k. k. Gymnasialpro-
fessor i. P., Niemtschitz.
Kompit Josef, Chorregent.
König Wenzel,k.k. Gymnasialprofessor.
Königswarter Hermann, Freih. v., Herr-
schaftsbesitzer, Schebetau.
Kopa Ludwig, Realschulprofessor,
Göding.
Koretz Jakob, Dr., k. k. Oberfinanz-
rat a. D.
Kořínek Karl, k. k. Gymnasialdirektor,
Trebitsch.
Kořistka Emil, kais. Rat, Sekretär des
máhr. Landesmuseums.
Kostka Gustav, Gemeinderats - Ober-
offizial.
Koudela Josef, Dr., Advokat und
Landesausschußbeisitzer.
Koudelka Florian, k. k. Bezirks-Ober-
tierarzt, Wischau.
Koutny Johann, Dr., k. k. Gyıhnasial-
professor.
Kovář Johann, Katechet, Königsfeld.
Kovářík Josef, Fabrikant, Proßnitz.
Kozel Elisabeth, Direktorin.
Koželuha Franz, Dr., Advokat.
Kralik Karl, Realschulprofessor, Leip-
nik.
Kramář Adalrich, Dr., k. k. Gymnasial-
professor.
Kranich Johann, k. k. Hauptlehrer,
Poln.-Ostrau.
Kratochvíl August, Kaplan, Popowitz.
Kratochwill Gustav, Hypothekenbank-
revident.
Kratochwill Josef, Lehrer.
Krček Franz, k. k. Inspektor.
Krejč Robert, Handelsschulprofessor.
Krejčí Ernst, Realschulprof., Göding.
Krepler Richard,k.k. Oberbergrat, Prag.
Kretz Franz, Schriftsteller, Ung.-Hra-
disch.
288
Kreutz Rudolf,k.k. Realschulprofessor.
Krichenbauer Benno, k. k. Gymnasial-
Professor.
Kriebel Otto, k. k. Úbungsschullehrer.
Krinninger Karl, Vorstand der Wech-
selabteilung der Wiener-Bank-Ver-
eins-Filiale.
Krist Franz, Bürgerschuldirektor,
Proßnitz.
Křiwaček Arnold, Dr., Advokat.
Kříž Martin, Dr., k. k. Notar, Steinitz.
Krška Karl, Dr., k. k. Staatsanwalt-
substitut.
Krupka Ludwig, Dr., Advokat,Wischau.
Kubišta Josef, k. k. Gymnasialprofessor,
' Boskowitz.
Kučera Albin, k. k. Turnlehrer a. D.,
Jundorf.
Kučera Johann, Lehrer und Kustos
des Museums, Ung.-Brod.
Kunz Anton, k. k. Inspektor.
Kunzer Franz, Med.-Dr., Zahnarzt.
Kuratorium der Ottendorferschen freien
Volksbibliothek, Zwittau.
Kuratorium des stádtischen Geschichts-
© museums, Pilsen.
Kyselý Johann, Fachlehrer, Kunstadt.
Lamatsch Rupert, Kunstmiihlenbesitzer,
Priesenitz.
Lang Anton M., Oberlehrer, Sebrowitz.
Langenbacher Johann, k. u. k. Militär-
Obertierarzt a. D.
Langer Hugo, Lehrer, Máhr.-Altstadt.
Langer Karl, Biirgerschuldirektor, Ni-
kolsburg.
Langer Karl, Dr., k. k. Auskultant.
Laseker Edmund, Hausbesitzer.
Laseker Richard, Chemiker.
Laus Heinr., k. k. Hauptlehrer, Olmiitz.
Lazar Marie, k. k. Übungsschul-
lehrerin.
Leischner Emil, k.k. Bezirkshauptmann.
Leminger Ottokar, k.k. Bergkommissär.
Leneček Ottokar, Dr., Professor an
der Höheren Handelsschule.
Lengr Franz, k. k. Gymnasialprofessor,
Tabor.
Lenz Siegmund, Dr., k. k. Finanz-
Oberkommissär.
Leo Oskar, Direktorstellvertreter der
städt. Gaswerke.
Lepaï Mojmir, k. k. Bezirksrichter,
Napagedl.
Lepař Zdenko, k. k. Finanzrat.
| Lerch Matthias, k. k. Hochsehulpro-
fessor.
Lessmann Adolf, k. k. Postoffizial.
Licht Stephan, Dr., Reichsratsabgeord-
neter, Wien. |
Lička Josef, k. k. Hochschulprofessor.
Lick Karl, Kassier und Kanzleivorstand
der Sparkassa, Zwittau.
Ličman Alois, Pfarrer, Poppowitz.
Lídl Josef, Musik-Instrumenten-Fabri-
kant.
Liebl Julius, Direktorstellvertreter.
Liechtenstein Rudolf, Fürst von und zu,
k. u. k. Geheimer Rat, Herrschafts-
besitzer ete., M.-Kromau.
Lipka Franz, Mag. pharm., Boskowitz.
Lisickÿ Jaroslaus, k. k. Gymnasial-
professor.
Líska Anton, Direktor der Molkerei-
schule, Kremsier.
Löffler Konstantin, k.k. Landesgerichts-
rat.
Lošťák Jos., k. k. Landesschul-
„inspektor i. P.
Lotockÿ Anna, k. k. Úbungsschul-
lehrerin.
Loudon Ernst, Freih. v., k. u. k. Wirkl.
Geheimer Rat, Kůmmerer, Herr-
schaftsbesitzer ete., Bystřitz a. H.
Löw Wilhelm, k. k. Landesgerichtsrat.
Ludwig Alois, Dr., k. k. Gerichts-
sekretär.
Lukinac Alexander, k. k. Finanzkom-
missär.
Lusar Leopold, Kais. Rat, Apotheker.
Lustig Leopold, Fabrikant. .
Lux Christian, Pfarrer, Schwarzkirchen.
Lužný Johann, Lehrer, Prödlitz.
Machatschek Alois, Professor
Staats-Oberrealschule.
der
sos ot ts
he
Magnis Anton, Reichsgraf v., Herr-
schaftsbesitzer, Straßnitz.
Mahner Artur, Vertreter des Stal-
furter Kalisyndikates.
Mähr.-Neustadt, Stadtgemeinde.
Manda Ad. Josef, Fachlehrer.
Mares Franz, k. k. Schulrat, Direktor
der „Vesna“-Schulen.
Marvan Method, Dr., Regens des
bischöfl. Knabenseminariums.
Máša Johann, Kais. Rat, Sekretär d.
mähr. Landeskulturrates.
Maška Karl J., Realschuldirektor,
Teltsch.
Matějík Josef, Lehrer, Hussowitz.
Mathon Jaroslaus, Dr., Primararzt der
Landeskrankenanstalt, Proßnitz.
Matousek Wilhelm, Beamter.
Matzek Heinrich, Landesrechnungsrat.
Matzura Josef, k.k. Gewerbeschulprof.
Mauer Matthias, Landesrat i. P.
Maurer Rudolf, Lehrer.
Mayer Johann, Dr., k. k. Landesschul-
inspektor.
Mayer Robert, Dr., Sekretär-Stellver-
treter der Handels- und Gewerbe-
kammer und Privatdozent an der
k. k. deutschen technischen Hoch-
schule.
Mazälek Wladimir, Lehrer, Brankowitz.
Meindel Friedrich, Gasanstaltsbeamter
ie,
Melzer Hans, k. k. Gerichtssekretär.
Mensdorff-Pouilly Alphons, Graf, Herr-
schaftsbesitzer, Boskowitz.
Miča Franz, k. k. Bezirkskommissär.
Mikulaschek Josef, Kais. Rat, Zucker-
fabrikdirektor.
Mikusch Hans, Assistent an der k. k.
deutschen technischen Hochschule.
Morgenstern Alb., Malzfabrikbesitzer.
Moser Emil, Professor i. P., Graz.
Mrasek Karl, Kommissár der Arbeiter-
Unfallversicherungsanstalt,
Mráz Franz, Privatier, Schimitz.
Mrštík Alois, Schriftsteller, Diwak.
Mrštík Wilhelm, Schrittsteller, Diwak.
239
Müller Ferdinand, k.k. Steuerinspektor.
Muntendorf Viktor, Direktor der
Eskomptebank.
Murn August, Werkmeister.
Museumsgesellschaft, Ung.-Brod.
Museumsgesellschaft, Wal.-Meseritsch.
Museumsverein.
Nachtikal Franz, Dr., k. k. Gewerbe-
schulprofessor.
Naske Alois, Biirgerschuldirektor.
Nassau Moriz, Ökonom.
Navrätil Franz, k. k. Hofrat.
Navrátil Gottlieb, Dr., Landesarchiv-
konzipist.
Nečas Johann, k. k. Oberlandesgerichts-
rat.
Nehammer Kajetan, k. k. Postkon-
trollor.
Němec Josef, Biirgerschuldirektor.
Nesvadbik Franz, Professor der bühm.
Staatsrealschule.
Netopil Franz, Bürgerschullehrer.
Netoušek Ferdinand, Bürgerschul-
direktor, Zlabings.
Netusil Franz, Dr., Arzt, Hussowitz.
Neudecker Emma, k. k. Hauptmanns-
gattin.
Neuhöfer Rudolf, k. k. Gymnasialprof.
Neumann Julius Konrad, Oberbuch-
halter des Wiener Bankvereines.
Neumann Robert, k. k. Bezirksschul-
inspektor und Professor.
Neumann Stanislaus K., Redakteur,
Schriftsteller, Billowitz.
Nießner Wilhelm, Stadtrat, Reichsrats-
abgeordneter, Redakteur.
Nitsche Josef, k. k. Rechnungsoffizial.
Noháček Heinrich, Biirgerschullehrer,
Königsfeld.
Nopp Leopold, Bürgerschullehrer, Straß-
nitz. ,
Novák Bohumil, Professor der böhm.
Staatsgewerbeschule.
Novák Johann, Dr.,k.k. Professor, Prag.
Novak Wladimir, Dr., k. k. Hochschul-
professor.
Nowotny Raimund, Architekt.
240
Oberländer Siegmund, k. k. Schulrat
und Realschulprofessor.
Oborny Ad., Realschuldirektor i. P.,
Leipnik.
Odehnal Franz, Hofpächter, Hrottowitz.
Orliezek Alois, k.k. Rechnungsrevident.
Ouředníček Eduard, k. k. Landesschul-
inspektor.
Paleček Anton, Realschuldir., Güding.
Palkovský Edmund, Dr., Advokat,
Mähr.-Ostrau.
Palleta Kamillo, k. k. Zoll-Oberamts-
verwalter.
Palliardi Jaroslaus, k. k. Notar, Mähr.-
Budwitz.
Panek Johann,
Hohenstadt.
Patzelt Karl, Lehrer, Mähr.-Trübau.
Pavelka Franz Georg, Sekretär der k.k.
böhm. technischen Hochschule.
Pavlık Franz, Lehrer, Rupprecht.
Peček Franz, k. k. Postoffizial.
Peka Jar., Dr., k. k. Finanzrat.
Perek Wenzel, Dr., Advokat, Profinitz.
Peřinka Franz Wenzel, k. k. Steuer-
assistent und Schriftsteller,
Kremsier.
Pernes Franz, k. k. Úbungsschullehrer.
Petráček Johann, k. k. Gymnasial-
professor.
Pettera Oskar, k. k. Depositenamtsvor-
steher.
Phull August jun., Baron, Fabrikant.
Pilat Gustav, k. k. Statthalterei-
Rechnungsoffizial.
Pirchan Emil, Professor a. D. und
© akademischer Maler.
Pirchan Gustav, Dr., Prag. ©
Pisa Ernst, Buchhändler.
Plaček Josef, k. k. Gymnasialprofessor,
Ung.-Hradisch.
Pochop Johann, k. k. Gymnasial-
professor, Trebitsch.
Pokorny Ignaz, k. k. Regierungsrat
und Schulrat.
Pokorný Johann, Landtagsabgeord-
neter, Eywanowitz.
Bürgerschuldirektor,
Pollak Oswald, Vizesekretär der Hypo-
thekenbank.
Pollatschek Karl, Dr., k. k. Finanz-
Oberkommissár.
Pollatschek Oskar, Dr., k. k. Finanz-
prokuraturs-Konzipient.
Pollenz Jakob, Dr., Advokat.
Popelka Benjamin, Redakteur, Königs-
feld.
Prasek Vinzenz, k. k. Schulrat und
Gymnasialprofessor a. D., Napagedl.
Pražák Ottokar, Baron, Dr., Reichs-
rats-und Landtagsabgeordneter, Ad-
vokat.
Příhoda Josef, Biirgermeister, Datschitz.
Procházka Alois, Lehrer u. Archáologe,
Blažowitz.
Procházka Wlad. Josef, Geolog,Tischno-
witz.
Prokop Karl, k. k. Gymnasialprofessor.
Prokop Karl, Lehrer, Hussowitz.
Prokupek Heinrich, Gemeinderats-
Oberoffizial und Vorstand der städt.
Registratur.
Proskowetz Emanuel, Ritter v., Herren-
hausmitglied, Fabrikbesitzer, Wien.
Putzker Viktor, Privatbeamter.
Raab Adolf, Wirtschaftskontrollor,
Königsfeld.
Racek Franz, Photograph, Königsfeld.
Raisky Matthias, k. u. k. Oberleutnant
im Inf.-Rgmt. Nr. 99, Znaim.
Raisky Viktor, k. u. k. Oberleutnant
im Artillerieregiment Nr. 2, Lobzöw.
Randula Viktor, Dr., Advokat.
Regner Alfred, Ritter v. Bleyleben,
k. k. Hofrat.
Řehořovský Wenzel, k. k. Hochsehul-
professor.
Reichert Johann, Dr., k. k. Gymnasial-
direktor a. D., Kónigl. Weinberge.
Reidl Franz, Lehrer.
Reibig Karl jun., Dr., Advokat.
Reissig Rudolf, Direktor des Phil-
harmonischen Vereines.
Remeš Mauritz, Med.- Dr., Arzt,
Olmiitz.
s o m ar
Rentél Rudolf, Landesbaurat i. P.
Rodler Hermann, Dr., k. k. Post-
sekretär.
Rohrer Rudolf M. sen., Vizebürger-
meister.
Rohrer Rudolf M. jun., Buchdruckerei-
besitzer.
Rošický Wenzel, Professor der böhm.
Lehrerbildungsanstalt, Jundorf.
Rozkošný Johann, Landesausschuß-
beisitzer, Reichsrats- und Land-
tagsabgeordneter, Křenowitz.
Rübal Johann, Beamter.
Rupp Hans, k. k. Gewerbeschulprof.
Ruprich Alfred, Handelsschuldirektor.
Růžička Josef, Dr., Advokat.
Rypáček Franz, k. k. Schulrat und
Gymnasialprofessor.
Rzehak Anton, k. k. Hochschulprof.
Rziman Alexander, Ökonomiever-
walter, Nasedlowitz.
Šafář Ludwig, Fachlehrer, Boskowitz.
Samohrd A. 0., Dr., Baumeister.
Samsour Josef, Th.-Dr., Theologie-
professor.
Sáňka Josef, Oberlehrer, Ruditz.
Šašecí Otto, Realschulprofessor,
Teltsch.
Saudek Ignaz, Med.-Dr., Arzt.
Schick Eugen, Bankbeamter u. Schrift-
steller.
Schiller Moritz Franz, Kais. Rat,
Fabrikant.
Schirmeisen Karl, Biirgerschullehrer.
Schmeichler Ludwig, Med.-Dr., Privat-
dozent.
Schmetzer Otto, Dr., Advokat.
Schmid Rudolf, Landesoffizial.
. Schneider Johann, Dr., Konsistorialrat,
Dechant, Křižanowitz.
Schnirch Julius, Ingenieur.
Schnitzler Ferdinand, k. k. Regierungs-
rat, Direktor-Stellvertreter der Ar-
beiter-Unfallversicherungsanstalt und
Gemeinderat.
Schober Karl, Dr., k. k. Hofrat und
Landesschulinspektor i. P.
241
Schön Max, k. k. Statthaltereirat,
Schönhof Siegmund, Med.-Dr., Arzt.
Schott Franz, Gemeinderatssekretär.
Schram Wilhelm, Dr., Kaiserl. Rat,
Landesbibliothekar.
Schreiber Peter, Bürgerschullehrer,
Zwittau.
Schulz Wilhelm, Dr., Advokat.
Schürl Karl, Landes-Viehzuchtsinsp.
Schwarz Alois, Direktor des städt.
Mädchenlyzeums, Mähr.-Ostrau.
Schwarz Josef, k. k. Gewerbeschulprof.
Schwetz Josef, JUC., Rechtskandidat.
Sebesta Thomas, Oberlandesrat.
Sedláček Johann, Dr., Advokat, Ung.-
Hradisch.
Sedlaczek J., Med.-Dr., Distriktsarzt,
Mödritz.
Sedläk J., Dr., Religionsprofessor.
Seidl Jaroslaus, Dr., Advokat.
Seka Hugo, k. k. Landesgerichtsrat,
Znaim.
Selch Emmerich, Dr., Professor an der
Höheren Handelsschule.
Semeräd August, Dr., k. k. Hochschul-
adjunkt.
Seydel Karl, Gutsbesitzer, Bochtitz.
Seyfried Hans, Bürgerschullehrer.
Siebenschein Nathan, k.k. Auskultant,
Straßnitz.
Šílený Thomas, k. k. Gymnasialpro-
fessor
Šílený Wenzel, Dr., Landtagsabgeord-
neter, LandesausschuBbeisitzer,
Šilhavý Franz, Lehrer.
Šilinger Thomas, P., Konsistorialrat,
Reichsrats- und _ Landtagsabgeord-
neter, Augustiner-Ordenspriester.
Šíma Josef, k. k. Gewerbeschulpro-
fessor.
Skutetzky Hubert, Dr., Zuckerfabrik-
direktor, Wischau.
Slabý Josef, Lehrer, Sebrowitz.
Sláma Franz, Dr., k. k. Landesgerichts-
rat und Reichsratsabgeordneter,
Slaměník Franz, Biirgerschuldirektor
Prerau.
242
Slavík Franz Aug., k. k. Schulrat,
Realschuldirektor a. D., Königl.
Weinberge.
Slavík Franz, Dr., k. k. Professor, Prag.
Slovák Karl, Fachlehrer, Boskowitz.
Smékal Norbert, P., Quardian des
Kapuzinerklosters.
Smrček Anton, k.k. Hochschulprofessor,
Reichsrats- und Landtagsabgeord-
neter.
Smyčka Franz, k. k.Gymnasialprofessor,
Proßnitz.
Soffe Emil, k. k. Realschulprofessor.
Sojka Wenzel, Ökonomieverwalter.
Sommer Rud., Dr., Reichsrats- und
Landtagsabgeordneter, Handels-
schulprofessor, Olmiitz.
Sonnenschein Max, Dr., Vizesekretár
der Unfallversicherungsanstalt.
Souček Hugo, Dr., k. k. Finanzsekretár.
Souček Stanislaus, Dr., k.k. Gymnasial-
professor.
Soukal Josef, Lehrer, Boratsch.
Soxhlet Wilhelmine, Lehrerin.
Spiegel-Diesenberg Ferdinand, Graf v.,
Exzellenz k. u. k. geheimer Rat und
Kämmerer, Herrschaftsbesitzer,
Wischenau.
Spielmann Philipp, k. k. Postoffizial.
Spina Franz, Dr., k. k. Gymnasial-
professor, M.-Triibau.
Spitz Bertold, Dr., Direktorstellver-
treter.
Špička Franz, Dechant, M.-Ostrau.
Šromota Franz, Dr., Landtagsabgeord-
neter, Advokat, Mähr.-Weißkirchen.
Stach Anton, Winterschulleiter, Bosko-
witz.
Šťastný Wladimir, Monsignore, bischöfl.
Rat, Religionsprofessor a. D.
Stävek Josef, Tierarzt in Schlappanitz.
Stehlik Alois, Fachlehrer, Rossitz.
Steidler Emmerich, k. k. Finanzrat.
Stein Julius, Med.-Dr., Arzt.
Steinhardt Nathan, Dr., Religionslehrer.
Stejskal Johann, Stadtarzt, Wal.-
Klobouk.
Sternischtie Karl, Edler v., jun.,
Fabrikant.
Stöffel Siegmund, Oberlehrer, Pollau.
$tohandl Franz Karl, Privatier, Wien.
Stöhr Josef, k.k. Bezirksschulinspektor,
Wischau.
Stoll Vinzenz, Direktor des stádt. Gas-
und Elektrizitátswerkes.
Stolz Viktor, Lehrer am Taubstummen-
institute.
Stránský Adolf, Dr., Reichsrats- und
Landtagsabgeordneter, Advokat.
Strnischtie Emil, Oberingenieur.
Struntz Franz, Dr., Privatdozent an der
k. k. deutschen technischen Hoch-
schule.
Strzemcha Paul, k. k. Regierungsrat,
Realschuldirektor a. D.
Stupka Eugen, Landesoffizial.
Subak Julius, Dr., Handelsschulpro-
fessor, Triest.
Subak Robert, JUC., Rechtskandidat.
Suchanek Alexander v. Hassenau,
Kais. Rat, Bankier.
Suchanek Theobald, k. k. Statthalterei-
rechnungsdirektor a. D.
Suchy Ludwig, Buchhalter.
Šujan Franz, Dr., k. k. Realschul-
direktor.
Sup Prokop, P., Bontdiktinäkohllene
priester, RER
Süstal Josef, k. k. Übungsschullehrer.
Sustek Bernhard, P., Dr., Kapitular
des Augustiner-Ordensstiftes.
Svoboda Josef, Ingenieur und Eich-
meister.
Svoboda Theodor, Kais.
kehrschef.
Svozil Johann, .- Realschulprofessor,
Proßnitz.
Swechota Josef, Realschulprofessor
Iglau.
Syrovy Ant. |Lardéstéehgitenaent,
Syrový Vinzenz, Handelsschulprofessor.
Taborsky Josef, mathematischer Ad-
junkt.
Taussig Emilie, Private.
Rat und Ver-
Tenora Johann, Konsistorialauditor u.
Pfarrer, Chwalkowitz.
Tenora Richard, Kooperator, Namiest.
Tesař Hugo, Dr., Advokat.
Tesař Peter, Pfarrer, Tlumatschau.
Teuber Adele, Edle v., Fabrikbesitzers-
witwe.
Thenius Otto, k. k. Rechnungsoffizial.
Tiray Johann, k. k. Bezirksschulin-
spektor, Trebitsch.
Toman Josef, P., Katechet.
Tomaschek Rudolf, Stadtoberingenieur.
Tomasy Ignaz, Buchhalter.
Tomeš Karl, Landes- Rechnungsrevi-
dent.
Trapp Bruno, k. k. Postbeamter.
Traub Hugo, Dr., k. k. Realschulpro-
fessor.
Trávníček Christine, Lehrerin.
Tůma Johann, k. k. Gymnasialdirektor
is P;
Tuskány Helene, Professorin des Mäd-
chenlyzeums.
Tutsch Emil, Lehrer, Gewitsch.
Tutsch Julius, Dr.
Uličný Josef, k. k. Gymnasialprofessor,
Trebitsch.
Ulmann Ludwig, Kais. Rat, Kammerrat.
Úprka Josef, akademischer Maler,
Hrozna Lhotta.
Urban Anton, Papierhändler.
Urbanowsky Alfred, Stadtsekretär,
Mähr.-Ostrau.
Ursiny Michael, k. k. Hochschulprof.
Vacula Simon, Jurist.
Välek Josef, Handelsschulprofessor,
Neu-Hrosinkau.
Vallazza Karl, Bürgerschullehrer.
Vandas Karl, Dr., k. k. Hochschul-
professor.
Vaňha Johann, Direktor der Pflanzen-
kulturstation.
Váša Paul, k. k. Gewerbeschul-
professor.
Vávra Eduard, k. k. Finanzkonzipist.
Vepřek Klemens, k. k. Realschulpro-
fessor.
248
Verein zur Förderung des Handels- und
. Gewerbestandes, Mähr.-Trübau.
Veselÿ Franz, Med.-Dr., Privatier.
Višinka Franz, k. k. Gymnanialpro-
fessor.
Vítek Emanuel, Fachlehrer, Austerlitz.
Viturka Franz, Lyzealprofessor.
Vlach Franz, Apotheker, Butschowitz.
Vlk Alois, k. k. Landesschulinspektor.
Vlk Fr., Besitzer von Obstanlagen,
Wannowitz.
Vogler Alois, Oberlehrer, Hobitschau.
Volksbibliothek, Proßnitz.
Vondráček Hugo, k. k. Postkonzepts-
praktikant.
Vořikovský Wilhelm, Ritter v. Kun-
dratitz, k. k. Statthaltereirat.
Vrbka Anton, Oberlehrer, Znaim.
Vyrazil Johann, k. k. Realschulprof.
Walter Adolf, Gutsverwalter, Raigern.
Walter Antonie, k. k. Lehrerin a. D.
Wanke Friedrich, Lehrer, geprüfter
Lehrer der Stenographie.
Wanke Heinr., Oberlehrer, Waltersdorf.
Weczerza Franz, Fachlehrer.
Weber Franz, Landesfischereiinspektor.
Weinberger Adolf, Fabrikant.
Weinberger Otto, Cand. jur.
Weiner Franz, Dr. k: k. Notar, Konitz.
Weiß Albert, Redakteur.
Weiß D., Dr., Arzt.
Weiß Jakob, Agent.
Welzl Hans, Schriftsteller.
Wenzlitzke August, Direktor.
Wenzlitzke Josef, Direktor.
Wentruba Heinrich, k. k. Landes-
gerichtsrat.
Wesely Jaroslaus, k. u. k. Oberleut-
nant, Kgl. Weinberge.
Wessely Rudolf, Professor an der
landw. Landesmittelschule, Neutit-
schein.
Wichterle F., Fabrikant, Proßnitz.
Winkler Karl, k. und k. Hofbuch-
händler.
Winkler Wilibald, k. u. k. Oberleutnant
im Inf.-Rgmt. Nr. 99, Sarajewo.
244
Wischniowsky Viktor, Beamter der
wechselseitigen Versicherungsanst.
Wlezek Karl, Bürgerschullehrer.
Wokurek Ludwig, Gemeinderat, Se-
kretär der Arbeiter-Unfallversiche-
rungsanstalt.
Wolf Emil sen., Dr., Advokat.
Wolf Raimund, Stadtbaumeister, Tre-
bitsch.
Wolf Richard, Dr., Advokat.
Wottitz Emil, Beamter.
Wrbik Franz, Prokurist der mährischen
Eskomptebank.
Wurzinger Franz, k. k. Postrechnungs-
offizial i. P., Iglau.
Žáček Johann, Dr., Landeshauptmann-
stellvertreter, Advokat, Olmiitz.
Zahradník Karl, Dr., Hofrat, k.k. Hoch-
schulprofessor.
Zahradník Rudolf, Dr., k. k. Statt-
haltereirat.
Zak Grete, Private.
Zapotoczny Franz, Schulleiter, Unter-
Gerspitz.
Zavadil Ladislaus, Pfarrer, Křižanau.
Zavřel Ignaz, Pfarrer, Prerau.
Zavřel Johann, Dr., Realschulprofessor,
Göding.
Zazvonil Vinzenz, k. k. Gymnasialpro-
fessor, Budweis.
Zbořil Johann, k. k. Gymnasialpro-
fessor.
Zdobnicky Franz, Fachlehrer.
Zeisel Alfred, Baumeister.
Železny Zdenko, k. k. Rechnungsrat.
Zenker Fritz, JUC., Rechtskandidat.
Zháněl Ignaz, Pfarrer, Strutz.
Zimmermann Hugo, Professor der
Höheren Gartenbauschule, Eisgrub.
Zobek Karl, Landesoffizial.
Zuska Franz, k. k. Gewerbeschulpro-
fessor.
Zweig Gustav, Dr., Advokat, Proßnitz.
Beamte des mährischen Landesmuseums:
Emil Kořistka, kais. Rat, Sekretär.
Dr. Wilhelm Schram, Kais. Rat, k. k. Konservator, Landesbibliothekar.
Alfred Palliardi, Kustos des Landesmuseums.
Dr. Hartwig Jarnik, Amanuensis.
Dr. Karl Absolon, Kustos des Landesmuseums.
Ernst Hanáček, Offizial.
Josef Suschitzky, Offizial.
Rudolf Erlacher, Hilfsbeamter.
Anton Wawra, Hilfsbeamter.
Franz Nykodym, Hilfsbeamter.
Ferdinand Nespor, Diener.
Franz Kupsky, Diener.
Adolf Audy, Diener.
Johann Čermák, Aushilfsdiener.
245
Grundsätze
für die Subventionierung der Ortsmuseen.
In dem Bestreben, eine zweckmäßige Organisation der Orts-
museen durchzuführen und insbesondere das Verhältnis dieser zum
Landesmuseum zu regeln, hat der mährische Landesausschuß be-
schlossen, zu verfügen, daß künftig Ansprüche auf eine Landessubvention
nur jene Ortsmuseen erheben können, welche:
1. Gewährleisten, daß denselben eine verläßliche fachmännische
Arbeitskraft zur Verfügung steht (z. B. das Amt eines Kustoden — sei
es auch nur ein Ehrenamt), welche um die Anstalt Sorge trägt und für
die wissenschaftliche Richtigkeit haftet;
2. nachweisen, daß die Sammlungen in einem geeigneten Lokale
(oder Lokalitäten) untergebracht sind oder nach Erlangung einer
Landessubvention untergebracht werden, wo dieselben nicht nur vor
Beschädigung und Vernichtung geschützt wären, sondern auch gründ-
lich bearbeitet und sortiert werden können;
3. zustimmen, daß die Museumssammlungen unter den bei grö-
Beren Museen üblichen Bedingungen auch dem Publikum und Fach-
männern, welche dieselben zu wissenschaftlichen Zwecken benutzen
wollen, zugänglich sind;
4. genau angeben, was für Gegenstände sie sammeln wollen,
über welche Mittel sie verfügen können (Subventionen, Mitglieds-
beiträge, Stiftungen usw.);
5. sich verpflichten, dem Landesmuseum Verzeichnisse ihrer
Sammlungsobjekte (die Form der Kartenkataloge wird empfohlen)
zu übergeben;
6. sich verpflichten, dem Landesmuseum periodische Berichte
über den Stand ihrer Tätigkeit, die Verwaltung und Komplettierung
ihrer Sammlungen zu erstatten;
246
7. bereit sind, einem eventuellen Ansuchen des Landesmuseums
um Überlassung von Duplikaten an dasselbe und um Ausfolgung von
Gegenständen, welche für das Landesmuseum von größerer Wichtig-
keit sind oder in demselben besser am Platze wären als in einem
kleinen Ortsmuseum, zu entsprechen. Die Abtretung geschähe durch
Kauf oder Tausch gegen Duplikate des Landesmuseums;
8. bestimmen, daß, im Falle als das Ortsmuseum aus was
immer für einer Ursache aufgehoben werden sollte, die Sammlungen
dem Landesmuseum zuzufallen haben, vorausgesetzt, daß keine gesetz-
lichen Erben vorhanden sind. |
Nur jene Ortsmuseen; welche diesen Grundsätzen zustimmen,
dürfen Ansprüche auf eine Landessubvention erheben.
Um Verleihung einer solchen Subvention ist ein spezielles Gesuch
zu überreichen, welches der Landesausschuß dem Kuratorium des
Landesmuseums zur Begutachtung abtreten wird. Nur auf Antrag
des Kuratoriums ist die Subvention vom Landtage zu gewähren.
Ortsmuseen, welche diese Grundsätze nicht anerkennen, werden
ausnahmslos von der Möglichkeit der Erlangung einer Landessub-
vention ausgeschlossen.
Druck von Rudolf M. Rohrer in Brünn, 2177-08.
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REDAKTION
PROF. A. RZEHAK
K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE
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ERSTES HEFT
BRÜNN
DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
1909. DEE
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AS 9,
( JUL 3 1909
Inhaltsverzeichnis.
Sitzungsberichte für das- Jahr 190872. © © ER ee 1
Schram W., Dr., Die Ansichtensammlung der mährischen Landesbibliothek 17
Raab Adolf, Die mährischen Kirchen, ihre Namen und die kulturgeschicht-
liche- Bedeutung derselben -5774270 7000% De I Ze 68
Rzehak A., Professor, Die Gefäßfunde im Baugrunde der Brünner Häuser.
Ein Beitrag zur Geschichte des Bauopfers . . . . . . . . . . . 92
Münz Bernhard, Robert von Zimmermann . . RE „PE
Zur Beachtung!
Da die „Máhrische Museumsgesellschaft“ die Rechtsnachfolgerin
ist sowohl der ehemaligen „K. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Be-
förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch
der späteren „K. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der
„Museumssektion der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“, so
sind alle Sendungen von Biichern und Zeitschriften nur an die
„Mährische Museumsgesellschaft“
(Landesbibliothek)
zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige „Historisch-
statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be-
stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte
Mährens und Schlesiens“ zu richten.
Für das Kuratorium:
Prof. A. Rzehak,
Vize-Präsident.
» +
se v
Sitzunesberichte für das Jahr 1908.
Kuratoriu mssitzung am 15. Jánner 1908.
Der Vorsitzende, Präsident Hochschulprofesor Rzehak,
widmete dem dahingeschiedenen, um das Franzensmuseum hoch-
verdienten Vorstande der volkskundlichen Abteilung, Statthalterei-
vizepräsidenten Josef Ritter von Januschka, sowie dem
verdienstvollen Konservator Josef Talsky einen warm empfun-
denen, ehrenden Nachruf. Vizepräsident Gymnasialdirektor Dr. K a-
meníček spricht dem Vorsitzenden anläßlich des Ablebens seiner
Mutter die Teilnahme der Kuratoren aus. An Stelle des verstor-
benen Josef Ritter v. Januschka wird Kurator Professor R y-
páček und zu dessen Stellvertreter Professor Josef Matzura
gewählt. Nach Antrag des Landesbibliothekars kaiserlichen Rates
Dr. Schra m wurde beschlossen, den Landesausschuß um Erwirkung
einer außerordentlichen Landessubvention zur Anschaffung von Werken
der germanischen, slawischen, romanischen und allgemeinen Sprach-
wissenschaft und für bibliographische Werke zu bitten. Hierauf wurden
von den Kuratoren Dr. Fischelund Realschuldirektor Dr. Sujan,
vom korrespondierenden Mitgliede Dr. Franz Dvorsky und vom
Präsidenten Hochschulprofessor Rzehak eine Reihe von Berichten
und Gutachten erstattet und vom Kuratorium genehmigt. Die vom
Kurator Dr. Fisch el vorgelegte Instruktion für die Museumskustoden
wurde genehmigt. Hochschulprofessor Dr. V a ndas beantragt, nach-
dem sámtliche Parteien des Hauses Nr. 3 der Museumsgasse die ge-
mieteten Lokalitáten verlassen haben, behufs der Reinerhaltung dieser
Gasse und des Museumseinganges die Bewilligung zur Absperrung der-
selben zu erwirken. Der Antrag wurde angenommen. Für die Samm-
lungen des Museums wurden mit dem Ausdrucke des Dankes ent-
gegengenommen: vom Präsidenten Hochschulprofessor Rzehak,
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. IX, 1. 1
2
vom Kustos Dr. Absolon, Josef Janek, Fachlehrer in Rossitz,
Alois Kräl, Lehrer in Ung.-Brod: Publikationen; Konservator Alois
Czerny, Bürgerschuldirektor in Mähr.-Trübau: Mineralien; Konser-
vator Professor E. Domluvilin Wall.-Meseritsch: Versteinerungen;
Baumeister und Stadtrat Anton Jelinek: Silbermünzen; vom
Lehrerklub für Naturkunde in Brünn: Mineralien; Musikinstrumenten-
fabrikant Josef Lídl verzichtete zugunsten des Landesmuseums auf
einen Betrag von 43 Kronen für die Herstellung eines Spinetts aus der
Rokokozeit. Demselben wurde der wärmste Dank des Kuratoriums
ansgesprochen. Als ordentliche Mitglieder der Museumsgesellschaft
wurden aufgenommen die Herren: Viktor Barausch, Fachlehrer,
JUC. Wladimir Cervenka, Sekretär, Max Hickl, Redakteur,
St. Homolka, Professor, Viktor Jenaczek, Professor, JUC. Ro-
bert Subak, Emil Wottitz, Beamter, Johann Zbořil, Pro-
fessor, Franz Ž 1 4 b e k, Professor, Fräulein Friederike W ertheimer,
Prokuristin, sámtliche in Brünn, ferner Alois Lič man, Pfarrer in
Popowitz.
Kuratoriumssitzung am 20. Februar 1908.
Der Vorsitzende, Präsident Hochschulprofessor Rzehak, be-
glückwünscht zunächst den Kurator Professor Rypáček zu der
ihm durch Verleihung des Schulratstitels gewordenen wohlver-
dienten Auszeichnung und teilt mit, daß Seine Exzellenz der Minister
für Kultus und Unterricht die Herren Hofrat Dr. K. Schober
und Landesschulinspektor A. Vlk mit der Vertretung der Unter-
richtsverwaltung im Kuratorium des Franzensmuseums für die
nächste dreijährige Funktionsdauer neuerlich betraut und daß das
Ackerbauministerium der achten Sektion der Landesdurchforschungs-
kommission die bisherige Subvention von je 2000 Kronen auf weitere
drei Jahre bewilligt habe. Kurator Schirmeisen berichtet hierauf
über ein Kaufanbot (einer Sammlung von Erzstufen), Kurator Dr. F i-
schel über einige zum Kauf angebotene Werke mährischer Künstler,
derselbe Referent und die Kuratoren Schulrat R y pá č ek und Professor
Soffé und Kuratorstellvertreter Professor Matzura über einige
vom Landesausschusse zur Begutachtung überwiesene Subventions-
gesuche. Die Anträge der Berichterstatter werden genehmigt. Über eine
Anregung des Kurators Dr. Fisch el, im heurigen Jubiläumsjahre eine
retrospektive Ausstellung von Werken mährischer Künstler zu ver-
anstalten, wurde beschlossen, den Gegenstand auf die Tagesordnung
3
der nächsetn Sitzung zu stellen. Weitere Verhandlungsgegenstánde
mußten wegen vorgerückter Zeit gleichfalls vertagt werden. An
Spenden sind eingelaufen, und zwar für die Museumssammlungen: von
J. Bašta, Lehrer in Ober-Kaunitz: Urnenfragmente; J. Dostál,
Lehrer in Rampersdorf: Vogelbälge; Kurator Abgeordneter Dr. Fi-
schel:zweiältere Kupferstiche und Druckwerte; H. L a u s, Professor
in Olmütz: getrocknete Pflanzen; J. N&mec, Bürgerschuldirektor:
Fossilien; Baumeister V. Neusser: ein geschmiedetes Oberlichtgitter;
Restaurateur R. Prochäzka: Fossilien und A. Walter, Herr-
schaftsverwalter in Raigern: volkkundliche Gegenstände; für die Landes-
bibliothek: Druckwerke von Oberlandesgerichtsrat Dr. S. Bock,
Advokaturskandidat Dr. Th. Haas, J. Knies, Lehrer in Rogendorf,
A. Kratochvíl, Kaplan in Popowitz, Konservator F. Meindel,
F. Mráz, Schriftleiter L. Schwarz, Konservator Direktor J.
Vaňha, Fr. Vymazal, Kurator Schriftsteller H. Welzl, vom
böhmischen Zentralgewerbeverein, der Genossenschaft des Vereins-
- hauses in Proßnitz und vom Verbande der Arbeiter-Unfallversicherungs-
anstalt in Wien. Den Spendern wird der wärmste Dank des Kuratoriums
ausgesprochen. In derselben Sitzung wurde Maler J. Úprka zum
' Konservator ernannt und wurden als ordentliche Mitglieder aufge-
nommen: M. Hynais, k. k. Professor, J. Kozlovský, k. k. Pro-
fessor, K. Landrock, Fachlehrer, F. Ma tě jík, Ingenieur, V. Mo-
tyčka, Redakteur, Dr. J. Nepožítek, k. k. Polizeikonzipist,
A. Strnischtie, Oberkontrollor der Österreichisch-ungarischen
Bank i. R., C. Vičar, k. k. Postassistent, J. Warhanik,
k. k. Landesgerichtsrat, Frau L. Reiniger, Private, sámtliche in
Brünn, ferner F. Knorre, k. k. Professor in Königgrätz und
Dr. O. Rosenfeld, Schriftsteller in Rossitz.
Kuratoriumssitzung am 4. März 1908.
Der Vorstand der Kunstabteilung, Kurator Dr. Fischel, be-
richtet über das Ergebnis der Beratung der Versammlung von Künstlern
und Kunstverständigen, die von der Abteilung für bildende Kunst zur
Vorberatung der Frage über die Abhaltung einer Jubiláumsausstellung
einberufen worden war, und beantragt, aus Anlaß des Regierungs-
_ . Jubiläums des Kaisers eine retrospektive Ausstellung vom Werken der
n dů
Kunst und des Kunsthandwerkes der Habsburgerzeit in Máhren zu
veranstalten und zu dem Behufe den Landesausschu um die Erwirkung
eines Garantiefonds für die Ausstellung zu bitten. Nach lángerer ein-
L*
4
gehender Debatte wurde der Antrag Dr. Fis ch e ls mit einem Zusatz-
antrage des Vizepräsidenten Dr. K a meníček, es seien im Falle der
Ablehnung des Antrages Maßnahmen zur ehebaldigen Errichtung eines
Landesgaleriegebäudes zu treffen, mit Stimmenmehrheit angenommen.
Anläßlich einer Zuschrift des mährischen archäologischen Klubs, wegen
Anschlusses desselben an die Museumsgesellschaft betraute das Kura-
torium (nach Antrag des Vizepräsidenten Direktor Dr. Kameníček)
den Präsidenten Professor Rzehak und das korrespondierende Mit-
glied Professor Dr. Dvorsky mit der Aufgabe, gemeinsam mit dem
archäologischen Klub die Bedingungen des Beitrittes des Klubs zur
Landesdurchforschungskommission der Museumsgesellschaft zu er-
wägen und hierüber zu berichten. Kustos Dr. Absolon erstattet
einen Bericht über die durchzuführende Adaptierung der ehemaligen
Bibliotheksräume und deren Benutzung für die zoologischen Famm-
lungen. Nach seinem Antrage wurde ein Komitee zur Erwägung der
Frage eingesetzt und in dieses die Kuratoren Professor Bayer, Pro-
fessor Dr. Leneček, Fachlehrer Schirmeisen und Hochschul-
professor Dr. V a nd a s entsendet. Über Antrag des Kurators Professors
Dr. Va ndas wird beschlossen, an den Landesausschuß das Ersuchen
zu richten, er möge der Museumsgesellschaft die ständige Jahresdotation
in einvierteljährigen Vorausraten anweisen. An Widmungen für die
Museumssammlungen sind eingeflossen von: J. BaSta, Lehrer in Ober-
Kaunitz: prähistorische Urnen; J. Dostál, Lehrer in Rampersdorf:
ein Raubvogel (Weihe); Frau Josefine Erla ch er: eine Lithographie;
Konservator Landessanitätsrat Dr. Katholický: eine Bronzenadel
und als Legat des verstorbenen Fachlehrers i. P. J. T als ký in Olmütz:
eine Anzahl von Büchern und Zeitschriften ornithologischen Inhaltes.
Den Spendern wurde der wärmste Dank des Kuratoriums ausgesprochen.
Als Mitglieder der Museumsgesellschaft wurden aufgenommen die
Herren: A. Eisler, Bautechniker, A. Folprecht, Lehrer, J. Krča,
k. k. Professor, F. Slabý, k. k. Professor, Fráulein O. Sch mirger,
Lyzeallehrerin, sámtliche in Brünn, ferner Dr. W. Skřivánek,
Advokat in Wischau.
Kuratoriumssitzung am 30. März 1908.
Nach dem vom Kurator Professor Bayer verlesenen Erlasse
des Landesausschusses genehmigte derselbe die vom Kuratorium vorge-
legten Normen für die Subventionierung von Lokalmuseen. Kurator
Schulrat Rypáček berichtet namens des Referenten Realschul-
dr
5
direktors Dr. Sujan über mehrere Gesuche um Bewilligung von
Landessubventionen zur Restaurierung einer Kirche und zur Heraus-
gabe eines Druckwerkes) und werden die Anträge des Referenten ge-
nehmigt. Ebenso werden die Anträge der Kuratoren Hochschulprofessor
Dr. Vandas, Dr. Fischel und Schirmeisen wegen Darleihung
von Herbarpflanzen, Ablehnung eines zum Kaufe angebotenen Bild-
nisses und wegen Ankaufes von Mineralien angenommen. Nach dem
Berichte des Kuratorstellvertreters Professor Matzura wird für den
Ankauf volkskundlicher Gegenstände (gestickte Iglauer Hauben) ein
Kredit bewilligt. Derselbe Referent berichtete über die von Dr. Moritz
Putzker angeregte Errichtung eines Phonogrammarchives und
wurde nach Antrag des Berichterstatters beschlossen, behufs der Vor-
erhebungen das Nötige zu veranlassen. Der Rechnungsabschluß vom
Jahre 1907 und der Entwurf des Voranschlages für das Jahr 1909
wurden genehmigt. An Spenden wurden mit dem Ausdrucke des wärm-
sten Dankes entgegengenommen: von Josef Dostäl, Lehrer in Rampers-
dorf: Vogelbälge; Jakob Lang, Häusler in Turas, durch Vermittlung
des Lehrers Johann M usil: einige ältere Druckschriften ; Kuratorstell-
vertreter Professor Matzura: Quecksilbererze aus Idria; Konservator
Friedrich Meindel: eine ansehnliche Zahl von Druckwerken; Dr. Felix
Rudis: eine Anzahl älterer österreichischer Banknoten; Kurator
Schulrat Franz Rypäßek: vier silberne und eine Kupfermünze aus
der Zeit Maria Theresias; Ladislaus Zavadil, Pfarrer in Křižanau:
ein Taler von 1539. In derselben Sitzung wurden als ordentliche Mit-
glieder aufgenommen: Viktor Kozian, Jurist, Johann Litt-
mann, Oberrevident der priv. österreichisch-ungarischen Staats-
eisenbahngesellschaft, Johann Plhal, Jurist, Josef Rů žič ka, Geo-
meterassistent, sämtliche in Brünn, ferner Methud Held, Lehrer in
Podbřezitz, Friedrich Sádlík, Geschäftsführer in Hussowitz.
Kuratoriumssitzung am 6. Mai 1908.
Der Vorsitzende, Hochschulprofessor A. Rzehak, teilte mit,
daß der Landesausschuß über Anregung des Kuratoriums das Landes-
bauamt ermächtigt habe, die bei den Flußregulierungsarbeiten zu-
tage geförderten prähistorischen Fundgegenstánde dem Franzens-
museum einzusenden. Der Vorsitzende berichtet weiter über die mit
_ dem mährischen archäologischen Klub bezüglich einer gemeinsamen
Tätigkeit desselben mit der archäologisch-prähistorischen Abteilung der
Kommission zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens
gepflogenen Verhandlungen und bespricht die vom archáologischen Klub
diesbezůglich gestellten Antráge. Nach lángerer eingehender Debatte,
an der sich Vizeprásident Direktor Dr. Kameníček und die
Kuratoren Professor Bayer, Dr. Fischel, Schirmeisen
und Welzl beteiligen, wird nach Antrag des Kurators Hofrates
Dr. Schober beschlossen, dem archáologischen Klub mitzuteilen,
daß das Kuratorium satzungsmäßig nicht in der Lage sei, auf die Vor-
schläge des Klubs einzugehen, daß es aber im Interesse der Wissenschaft
wie des Museums die Mitwirkung der Mitglieder des archäologischen
Klubs an den Arbeiten der Durchforschungskommission im Rahmen der
Statuten freudig begrüßen würde. Der Vorsitzende verliest den Erlaß
des Landesausschusses, worin derselbe eröffnet, daß er dem Ansuchen
des Sekretärs kaiserlichen Rates Koristka um Versetzung in den
dauernden Ruhestand willfahrt und demselben im Hinblicke auf seine
langjährigen ersprießlichen Dienste die dankende Anerkennung aus-
gesprochen habe. Vizepräsident Direktor Dr: Kamenitek trägt
hierauf namens des Komitees den Entwurf der Konkursausschreibung
zur Besetzung der Sekretärstelle vor. Der Entwurf wird genehmigt. Nach
dem Berichte des Kurators Dr. Fischel wird ein Gesuch um Be-
willigung einer Landessubvention für eine überseeische Forschungsreise
abgelehnt. Über Anregung des Kurators Schulrates Rypáček wird
KustosPalliardiermächtigt, einezum Kaufe angebotene Sammlung
zu besichtigen. Weitere Berichte und Anträge des Kurators Direktor
Dr. Sujan über eingelangte Subventionsgesuche werden gleichfalls
genehmigt. Landesbibliothekar kaiserlicher Rat Dr. Sehra m erstattet
den Jahresbericht, welcher auch eine übersichtliche Darstellung der
Übersiedlungsarbeiten und der Neueinrichtungen der Landesbibliothek
enthält. Anknüpfend an den Bericht beantragt Vizepräsident Direktor
Dr. Ka meníče kuňter Hervorhebung der Verdienste, die sich kaiser-
licher Rat Dr. Sch ra m um die zweckmäßige Neuaufstellung der
Bibliothek erworben, in erster Linie ihm und auch dem Personal, welches
bei dieser Arbeit eifrig mitwirkte, die dankende Anerkennung aus-
zusprechen. Dieser Antrag wurde mit dem Zusatze des Kurators
Dr. Fischel, den Landesausschuß von dieser Anerkennung in Kenntnis
zu setzen, einhellig angenommen. Nach Erörterung verschiedener An-
Tegungen von seiten der Kuratoren Hofrat Dr. Schober und Schrift-
steller Welzl und des Vizepräsidenten Dr. Kamenitek erklärte .
Bibliothekar Dr. Schram, in einem später abzuhaltenden Vortrage die
Aufgaben der Landesbibliothek ausführlich beleuchten zu wollen. An
Spenden fůr die Sammlungen wurden dankend entgegengenommen:
von J. Hons, Binder in Turas: 29 Kupfer- und 8 Silbermünzen und
ein älteres Druckwerk; von Offizial J. Suschitzky eine Druck-
schrift. In derselben Sitzung wurden als ordentliche Mitglieder auf-
genommen die Herren: J. Burian, Redakteur, A. Jellinek,
k. k. Oberforstkommissär, H. N a vrátil, k. k. Professor, K. Piště-
lák, Jurist, Dr. K. Winter, Advokaturskonzipient, sámtliche in
Brünn, ferner. F. Dula, k. k. Professor, H. Vávra, Gymnasial-
direktor, beide in Prerau, und Dr. J. Pod p ëra, k. k. Professor in
Olmütz.
Kuratoriumssitzung am 3. Juni 1908.
An Spenden für die Sammlungen des Museums wurden mit dem
Ausdrucke des Dankes entgegengenommen: vom Konservator E. D o-
m lu vil, Professor 1. R. in Wall.-Meseritsch: Mineralien; vom Kurator-
stellvertreter Professor J. Matzura: Versteinerungen. Die Antráge
der Kuratoren: Schulrat Ry páček, es sei für den Ankauf einer
Sammlung volkstümlicher Gegenstände ein Betrag von 200 Kronen zu
bewilligen und des Realschludirektors Dr. Su j a n, der Landesausschuß
sei um die Erfolgung der dem Bürgerschuldirektor Pisch für die An-
fertigung einer Karte des Hannagebietes nach den dort üblichen Trachten
in Aussicht gestellten Subvention zu ersuchen, wurden einhellig ange-
nommen. Kurator Dr. Fischel lenkt die Aufmerksamkeit des Kura-
toriums auf den baufälligen Zustand der kunsthistorisch interessanten
Friedhofanlage in Strilek und wird nach seinem Antrage beschlossen,
zunächst das fachliche Gutachten eines Architekten einzuholen. Kurator-
stellvertreter Professor Matzura berichtet über einige zum Kaufe
angebotene photographische Aufnahmen mährischer Burgen und
Bauernhäuser und regt ein systematisches Vorgehen bei der Aufnahme
von Plänen typischer Bauernhäuser, nach dem Beispiele des öster-
reichischen Ingenieurs- und Architektenvereines an. Dieser sowie der
nachfolgende Bericht des Konservators G ötz über die Errichtung des
Wiener Phonogrammarchives wurden zur Kenntnis genommen und
Konservator Götz ermächtigt, weitere Informationen behufs der even-
tuellen Errichtung eines Phonogrammsarchives im mährischen Landes-
museum einzuholen. Schließlich berichtete Kustos Dr. Absolon
über die Einrichtung der Räume für die zoologischen Sammlungen und
legte die Pläne und Kostenanschläge für die Anschaffung von Schau-
kästen vor. Die Abhaltung der Vollversammlung wurde auf Sonntag
8
den 5. Juli um 10 Uhr vormittags anberaumt. Als ordentliche Mitglieder
wurden aufgenommen die Herren: F. Be neš, Redakteur, F. Bezdek,
Universitätshörer, E. Burian, stud. geom., A. Erhart, Realschul-
direktor, A. Panenka, Jurist, sämtliche in Brünn, ferner J. Či ž-
m ář, Mag. pharm., in Moldauthein und A. Skaunic, Korrektor in
Schimitz.
Kuratoriumssitzung am 27. Juni 1908.
Der Vorsitzende, Präsident, Hochschulprofessor Rzehak,
brachte zunächst mehrere interne Angelegenheiten zur Kenntnis
der Versammlung. Hierauf wurden die von den Kuratoren:
Dr. Fischel, Realschuldirektor Dr. Sujan und Hochschulprofessor
Dr. Vandas vorgetragenen Berichte über mehrere an den Landes-
ausschuß eingebrachte Gesuche um Subventionen für Studienreisen,
ferner Berichte über den Austausch von Druckschriften und die geplante
Errichtung eines landwirtschaftlichen Museums zur Kenntnis genom-
men und die Anträge der Berichterstatter 'genehmigt. Vizepräsident
Gymnasialdirektor Dr. Kamenitek berichtete namens des
Komitees über die von Bewerbern um die erledigte Sekretärstelle einge-
brachten Gesuche und wurde nach eingehender Erörterung nach Antrag
des Berichterstatters beschlossen, den Landesausschuß zu ersuchen, er
möge einen neuerlichen Konkurs ausschreiben und bis zur Besetzung
der Sekretärstelle einen Konzeptsbeamten mit der Leitung des Sekreta-
riates des Landesmuseums betrauen. An Spenden wurden mit dem Aus-
drucke des wärmsten Dankes entgegengenommen vom korrespondie-
renden Mitgliede Hochschulprofessor Dr. J. J. Jahn: ein Exemplar
Carabus nitens vom Rautenberg; vom Konservator Dr. Martin Kříž,
k. k. Notar in Steinitz: eine Druckschrift.
Vollversammlung am 5. Juli 1908.
Der Vorsitzende, Präsident Hochschulprofessor Rzehak, begrüßte
die Anwesenden und teilte mit, daß der Sekretär, Herr kaiserlicher Rat
E. Koristka, in dieser Vollversammlung zum letzten Male seine
Funktion versieht, da er in den Ruhestand tritt. Der Vorsitzende
dankt im Namen der mährischen Museumsgesellschaft dem scheidenden
Sekretär, der durch Jahrzehnte sehr verdienstvoll gewirkt hat, und
wünscht ihm einen langen, ungestörten Ruhestand. Der Vizepräsident
Direktor Dr. Kamenitek würdigte Koristkas Verdienste um
die Gesellschaft; seinem jederzeit konzilianten Wesen ist es haupt-
sáchlich zu verdanken, daB beide Kurien in steter Eintracht gemeinsame
Arbeit verrichtet haben. Redner beantragte, den Herrn kaiserlichen Rat
K ořist ka zum Ehrenmitgliede der Gesellschaft zu ernennen. Kurator
Schriftleiter W e 1 z 1 erklärte im Namen der deutschen Kurie, daß sich
diese dem Antrage anschließe. Hierauf wurde der Antrag mit lebhaftem
Beifalle einhellig angenommen. Kaiserlicher Rat Koristka dankte
für die ihm zuteil gewordene außerordentliche Auszeichnung sowie für
das ihm seitens der Herren Präsidenten und Kuratoren geschenkte
Wohlwollen und Vertrauen und wünschte der Gesellschaft das beste
Gedeihen. Der Vorsitzende Präsident Professor Rzehak widmete
sodann dem dahingeschiedenen Ehrenmitgliede, Statthaltereivize-
präsidenten Ritter v. J an uschka, einen warm empfundenen Nach-
ruf, den die Anwesenden stehend anhörten. Der Tätigkeitsbericht der
Mährischen Museumsgesellschaft und der Rechnungsabschluß für das
Jahr 1907 wurden ohne Debatte genehmigt. Die Gesellschaft zählte
mit Schluß des Jahres 720 Mitglieder und es konnte in allen ihren Sek-
tionen und Abteilungen eine rege Tätigkeit wahrgenommen werden. Der
Voranschlag pro 1909, welcher ein Erfordernis von 98.961 K und eine
Bedeckung von 19.800 K, somit ein aus dem Landesfonds zu deckendes
Defizit von 79.158 K aufweist, wurde ebenfalls ohne Debatte ange-
nommen. Bezüglich der Neubesetzung der Sekretärstelle entspann sich
eine längere Debatte. Die erste Ausschreibung war ohne Erfolg geblieben,
es mußte daher die Stelle zum zweiten Male ausgeschrieben werden.
Nachdem die Herren: Direktor Dr. Kamenitek, Landesarchivar
Dr. Bretholz, Kurator Dr. Fischel, Professor Líčka und
Kurator W el zl in dieser Angelegenheit gesprochen hatten, wurde be-
schlossen, den Konkurstermin bis Ende September zu verlángern. Der
Vorsitzende beantwortete dann eine Anfrage des Direktors Herrn
L. Janáček betreffs Errichtung einer Phonogrammsammlung und
einen Antrag des Fachlehrers Elgart, betreffend Vertretung der
Belletristik und der Kunst unter den Konservatoren. Hierauf wurde die
Versammlung geschlossen.
Kuratoriumssitzung am 7. Oktober 1908.
Nachdem der Vorsitzende, Herr Hochschulprofessor A. Rzehak,
die Anwesenden herzlichst begrüßt hatte, widmete er dem verstorbenen
Revisor der Museumsgesellschaft, Herrn Güterschätzmeister Josef Er-
lacher, der schon zur Zeit der bestandenen Landwirtschaftsgesell-
schaft alljährlich die mühevolle Prüfung, der Rechnungen in selbst-
10
losester Weise auf sich nahm, Worte warmen Gedenkens. Die Ver-
sammlung erhob sich zum Zeichen ihrer Trauer von den Sitzen. Unter
den Einläufen, die hierauf zur Kenntnis gebracht wurden, wäre ins-
besondere eine Zuschrift zu erwähnen, mit welcher Herr Dr. A. Beer,
Advokat in Brünn, bekannt gibt, daß Frau Adele Edle v. Teuber
der Museumsgesellschaft ein Legat im Betrage von 400 Kronen hinter-
lassen hat, dessen Zinsen als Mitgliedsbeitrag der hochsinnigen Stifterin
anzusehen sind, um ihr Andenken in der Museumsgesellschaft dauernd
wach zu erhalten. Ferner gelangte durch die k.k. Statthalterei eine Ein-
ladung des Komitees in Wien zur Veranstaltung einer Ausstellung
„Unser Kaiser“ an das Kuratorium, die zur Beteiligung des Museums
an derselben aufforderte. Selbstverständlich entsprach das Kuratorium
gerne dieser Aufforderung und wird die allerdings nicht gar zahlreichen
im Besitze befindlichen Gegenstände, die in direkte Beziehung zur Person
Seiner Majestät gebracht werden können, ausstellen. Vom Landes-
ausschusse war ein Erlaß herabgelangt, mit welchem verordnet wurde,
daß mit Rücksicht auf die durchgeführte räumliche Trennung der Landes-
bibliothek vom Museum vom 1. Jänner kommenden Jahres ab auch die
Buchhaltung und Rechnungslegung beider Anstalten getrennt geführt
werde. Der Landesausschuß teilte weiter mit, daß er beim Landtage
den Antrag einbrachte, daß aus Anlaß des 60jährigen Regierungs-
jubiläums Seiner Majestät als erste Rate für die einheitliche Lösung des
Projektes einer würdigen Unterbringung des Landesmuseums und
der Landesgalerie der Betrag von 50.000 Kronen gewidmet werde. Die
Versammlung nahm diesen Entschluß des Landesausschusses selbstver-
ständlich mit lebhaftem Beifalle und aufrichtigem Danke auf. Als wich-
tigster Punkt stand auf der Tagesordnung die Besetzung der erledigten
Sekretärstelle. Ein zur Überprüfung der eingelangten Gesuche einge-
setztes Komitee erstattete durch seinen Wortführer, Herrn Vizeprä-
sidenten Dr. Fr. Kamenitek, einen eingehenden Bericht und einen
Ternovorschlag, zu dem er nach gewissenhaftester Prüfung jedes ein-
zelnen Gesuches gelangt war. Nach längerer Debatte einigte sich das
Kuratorium, den vom Komitee gemachten Ternavorschlag dem Landes-
ausschusse als Besetzungsvorschlag zu überreichen. Der Herr Präsident
Professor A. Rzehak begründete nun den Antrag auf Trennung der
Geschäfte der Hausverwaltung von denen des Sekretariates und Be-
stellung eines selbständigen Hausverwalters. Vom Herrn Vizepräsidenten
Dr. Kameníček kräftigst unterstützt, gelangte dieser Antrag zur
Annahme. Direktor Dr. Kameníček trug hierauf einige Anträge
11
auf eine zweckmäßigere Einleitung wissenschaftlicher Arbeiten und
Okonomie im Museum vor,.zu deren eingehender Prüfung eine be-
sondere Kommission gewählt wurde, die in kürzester Zeit bestimmte
Anträge zu stellen haben wird. Zahlreiche Gutachten, die mittlerweile
über Aufforderung des Landesausschusses abgegeben worden waren,
‚wurden von den einzelnen Referenten dem Kuratorium zur Kenntnis
gebracht und eingehend begründet. Spenden waren dem Museum ge-
widmet worden: vom k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht,
von Herrn K. Buchta, Hausbesitzer in Brünn, vom Konservator
Herrn Obergeometer Burghauser in Brünn, vom Kurator Herrn Land-
tagsabgeordneten Dr. A. Fischel in Brünn, vom Kurator Professor
E. Bayer in Brünn, vom korrespondierenden Mitgliede Herrn Hoch-
schulprofessor Dr. J. Jahn in Brünn, vom Lehrerklub für Natur-
kunde ın Brünn, von Herrn kaiserlichen Rat Sekretär a. D. E. Ko-
ristka in Prag, von Herrn Med. Dr. R. Pollak in Brünn durch
gůtige Vermittlung des Herrn Redakteurs A. Weiß, vom Hörer der
technischen Hochschule Sindylek durch Vermittlung des Herrn
Professor Dr. Jahn, von J. Stegmann Söhne, Metallwarenfabrik
in Budweis, von Herrn Oberlehrer J. Trubáček in Namiest, von
Herrn Bürgerschuldirektor Th. Wranitzky m Trebistch und Herrn
K. Že mlí k in Malomierschitz. Als Mitglieder der Museumsgesellschaft
wurden aufgenommen: A. Back, Beamter, Fräulein A. Bloch,
| Private, J. Cá h a, k. k. Finanzkonzipist, V. Dobiáš, Landesoffizial,
A. DreBler, Stadtrat, F. Eberhard, Oberinspektor, F. Horá-
ček, k. k. Finanzkommissár, E. Edle v. Jedina, Lehramtskandi-
datin, K. Kaspar, Landesakzessist, K. Klimesch, Landesrech-
nungsrat, Dr. Mandl, k. k. Postkonzeptspraktikant, A. Pešek,
Hochschüler, Fräulein Dr. M. Rösler, Lyzeallehrerin, J. Šaback Ý,
k. k. Finanzkommissár, F. Sander, Hochschůler, J. Šefčák,
Rechnungsrat, sámtliche in Brünn, ferner J. Rund, Assekuranz-
beamter in Sebrowitz und Med. Dr. J. S m yč ka, Stadtarzt in Littau.
Kuratoriumssitzung am 18. November 1908.
In derselben teilt der Vorsitzende, Herr Hochschulprofessor
A. Rzehak, mit, daß er sich erlaubt habe, im Namen der Gesellschaft
das verdienstvolle Ehrenmitglied der Gesellschaft, den stets werktätigen
Fórderer der Kunstsammlungen des Landesmuseums Seine Durch-
laucht den regierenden Fürsten Johann von und zu Liechten-
Stein zu seinem 50jährigen Rezierungsjubiláum zu beglückwünschen.
12
Eine Zuschrift des Herrn Direktors Dr. F. Š u j a n enthält leider dessen
Resignation als Kurator der Museumsgesellschaft. Sein Scheiden ruft
lebhaftes Bedauern hervor, da er sich nicht nur durch sein neunjáhriges
Wirken als Kurator, insbesondere als Redakteur der Zeitschrift, unver-
gángliche Verdienste um die Gesellschaft, sondern auch durch sein freund-
liches Entgegenkommen gegen jedermann und seine Kollegialitát all-
gemeine Sympathien erworben hat. Der Deutsche Verein für die Ge-
schichte Máhrens und Schlesiens gibt bekannt, daB sein langjáhriger
Vertreter in der Museumsgesellschaft, Herr Professor E. Pirchan,
sein Ehrenamt zurückgelegt hat und an seiner Stelle Herr Viktor
Suchanek Edler v. Hassenau mit der Vertretung des Vereines
betraut wurde. Der Vorsitzende spricht Herrn Professor Pirchan,
der schon zu Zeiten der alten Museumssektion eine maBgebende Stimme
in der Kunstabteilung führte, für seine vieljáhrige, verdienstvolle Tätig-
keit den wärmsten Dank des Kuratoriums aus. Er begrüßt den in der
Sitzung erschienenen Herrn v. Suchanek und lädt ihn zu erfolg-
reicher Betätigung ein. An Geschenken für die Sammlungen des Museums
liefen ein: von der hohen Statthalterei die Türfüllungen und Supraports
des ehemaligen Landtagssaales im Statthaltereigebäude; von Kustos
Dr. Apfelbeck in Serajewo: eine Suite balkanischer Insekten; von
J. Kaufmann in Mähr.-Kromau: eine prähistorische Pfeilspitze;
vom Redakteur F. Kretzin Ung.-Hradisch: ein geschriebenes Kanzio-
nal aus dem Jahre 1736; von Dr. B. Kučera, Arzt in Brünn: eine
Suite fossiler Knochen und paläolithischer Werkzeuge. Das Kuratorium
votierte den Spendern den wärmsten Dank. Zu eingehender Beratung
gaben die vom Vizepräsidenten Direktor Dr. Kamenitek in der
Oktobersitzung gestellten Anträge Anlaß. Herr Vizepräsident Dr.
K a meníček besprach die von einer hierzu eingesetzten Kommission
durchberatenen Punkte seiner Anträge und gibt Aufklärungen ins-
besondere über jene strittigen Paragraphe, über die in der Kommission
keine Einigung erzielt werden konnte. Schließlich werden die Instruktion
für den Hausverwalter, die Vorschläge betreffs eines Bibliotheksrates
und die Vorlage für die Verwaltung der Museumssammlungen und der
Bibliothek en bloc angenommen mit Ausnahme des Absatzes 3 betreffend
die Honorierung der Vorstände der Abteilungen, der in suspenso gelassen
wurde, bis eine eventuelle Änderung der Statuten seine Durchführung
ermöglicht. Ein wichtiger Antrag ging vom Konservator Herrn Direktor
J a náč e kaus. Derselbe regte an, den Landtag zu veranlassen, ähnliche
Unterstützungen, wie er sie bereits mährischen Literaten, Malern und
13
Bildhauern gewährt, auch Musikern zur Drucklegung ihrer Komposi-
tionen zu gewähren. Die Ausführungen des Herrn Direktors Janáček
fanden allseitige Zustimmung und wurde vereinbart, sobald die mähri-
schen Kompositeure sich organisiert und in gemeinsamer Eingabe eine
entsprechende Subvention vom Landtag erbeten haben, dieses An-
suchen auf das kräftigste zu unterstützen. Hierauf folgten Referate
über Zuschriften, die vom hohen Landesausschusse zur Begutachtung
übermittelt wurden. Zu Konservatoren der Museumsgesellschaft wurden
ernannt: E. Krälik, k. k. Gewerbeschulprofessor und Architekt,
J. Sima, k. k. Gewerbeschulprofessor, Architekt und Maler, beide in
Brünn, sowie Karl M. Thuma, akademischer Maler in Eisgrub.
- Schließlich wurden die folgenden Herren und Daruen als Gesellschafts-
mitglieder aufgenommen: A. Boček, Hypothekenbankoffizial, L.Chro-
mek, k. k. Postassistent, Dr. J. Dvořák, Advokaturskandidat,
W. Fanderlik, Landesvizesekretár, F. Gabriel, Landesrats-
gattin, Dr. F. Hodáč, Advokaturskandidat, Dr. L. Janík, Landes-
vizesekretár, Dr. H. Jarník, Amanuensis der Landesbibliothek,
Dr. J. Kasel, Advokaturskandidat, Dr. B. Kučera, Spezialarzt,
K. Míša, Ingenieur, Dr. J. Novák, Assistent der Pflanzenkultur-
station, A. Pittl, Ökonomiebeamter, N. Puča n, Mechaniker,
J. Schmidt, Realschulprofessor, K. Skřepský, Hochschüler,
- Dr. S. Spitzer, k. k. Statthaltereirat, JUC. B. Steif, Dr. J. Strán-
sky, Advokaturskandidat, Dr. F. K. Stu dnička, Hochschuldozent,
JUC. E. Subak, K. Ullmann, Bankbeamter, sämtliche in Brünn;
ferner E. Koubek, Katechet, K. Mäcal, Lehrer, J. Mrkos,
Lehrer, E. Navrátil, Fachlehrer, F. Rezanina, Fachlehrer,
Dr. J. Šmíd, Arzt, M. Trkan, Fachlehrerin, F. Vyhnáček,
Lehrer, F. Zou nek, Fachlehrer, sämtliche in Schimitz; H. Eisler,
Fabrikbeamter in Kônigsfeld, und E. Synek, Lehrer in Holubitz.
Kuratoriumssitzung am 7. Dezember 1908.
Nachdem der Vorsitzende, Herr Hochschulprofessor A. Rzehak,
den zum erstenmale erschienenen, neu ernannten Konservator Herrn
Professor Ší m a freundlichst begrüßt hatte, brachte er den Dank,
den Seine Durchlaucht der regierende Fürst Johann von und zu
Liechtenstein auf die Gratulation der Gesellschaft hin über-
mittelte, dem Kuratorium zur Kenntnis. Die in der vorigen Sitzung
angenommenen Instruktionen für die Buchhaltung und Verrechnung in
den einzelnen Abteilungen beschließt das Kuratorium an die den Ab-
14
teilungen vorstehenden Beamten als Erla gelangen zu lassen. Die Voll-
versammlung des heurigen Jahres, in der die Neuwahl des Kuratoriums
für die nächste dreijährige Funktionsperiode vorzunehmen ist, wird für
Sonntag den 27. Dezember festgesetzt. Die Versammlung wird im Saale
des mährischen Landeskulturrates, Ratwitplatz 5, stattfinden. Herr
Vizepräsident Dr. Kamenitek berichtete über eine Anfrage des
Landesausschusses, die Anbringung zweier Tafeln betreffend, auf
welchen der Landtagsbeschluß vom 20. Jänner 1849 verzeichnet steht,
mit welchem ,,Der mährische Landtag, das Andenken an Kaiser Josef II.
ehrend, den Augarten als Nationaldenkmal erklärt‘. Die beiden Blech-
tafeln, jedwedes künstlerischen Schmuckes entbehrend, können wohl
nur an dem Orte, auf welchen sich die Aufschrift bezieht, also im Au-
garten selbst, passend angebracht werden. Der geeignetste Punkt hierfür
wäre nach Ansicht des Herrn Berichterstatters der Eingang in der
Schmerlingstraße. Das Kuratorium beschloß, in diesem Sinne einen
Bericht an den LandesausschuB gelangen zu lassen. Herr Kurator
Sehirmeisen berichtet über ein eingelangtes Anbot zum Ankaufe
einer Suite neuentdeckter mährischer Mineralien. Mit Rücksicht darauf,
daß die für das heurige Jahr zur Verfügung gestandenen Mittel bereits
gänzlich aufgebraucht sind, stellt der Herr Referent den Antrag, das
Kuratorium möge den Besitzer dieser Suite ersuchen, mit dem Verkaufe
bis zum nächsten Jahre zuzuwarten, wo es dem Landesmuseum gewiß
möglich sein wird, auf das Anbot einzugehen. Herr Kurator Schirm-
eisen richtet weiter eine Anfrage an das Präsidium, warum in diesem
Jahre die Ausschreibung der Unterstützungen für Literaten durch den
Landesausschuß unterblieben ist. Diese Anfrage führt zu einer lebhaften
Debatte, an der sich insbesondere Herr Kurator Welzl beteiligt.
Der Herr Präsident weist darauf hin, daß in dieser Angelegenheit dem
Kuratorium ja gar keine Ingerenz zustehe. Die Mehrzahl der Kuratoren
stimmte dieser Ansicht zu und es unterbleibt deshalb die beantragte
Anfrage an den Landesausschuß in dieser Angelegenheit. An Geschenken
liefen ein: von Frau H. Erlacher in Brünn: eine Photographie des
Schlosses Křetin; von Herrn Bergingenieur F. Kretschmer in
Sternberg seine letzte Publikation über die Petrographie und Geologie
der Umgebung von Mährisch-Schönberg; vom Herrn Konservator
F. Lipka in Boskowitz: zehn photographische Aufnahmen mährischer
Burgen; von Herrn Musikprofessor R. Streit: die Partituren von
dreien seiner Kompositionen. Das Kuratorium dankte wärmstens den
Spendern für die Förderung der Museumssammlungen. Als Mitglieder
15
der Museumsgesellschaft wurden aufgenommen die Herren: R. B o u-
bela, Redakteur, Dr. J. Budínský, Landtagsabgeordneter und
Advokat, Med. Dr. Fr. Čech, Zahnarzt, Fr. Čer má k, Beamter der
Bank „Slavia“, E. Cvrkal, k. k. Postassistent, K. Cyphelly,
Redakteur, L. Donat, k. k. Postoffizial, J. Dý ma, Redakteur,
K. Fleischlinger, k. k. Postamtspraktikant, H. Hartmann,
k. k. Postassistent, Al. Hort, Privatier, H. Kar masin, Offizial
der Arbeiterunfallversicherungsanstalt, Dr. J. Kučera, Advokaturs-
kandidat, J. Pilat, k. k. Postassistent, Dr. K. Prokeš, Advokaturs-
kandidat, G. Tren z, Buchhalter und Dr. J. Tuček, Advokaturs-
kandidat, sämtliche in Brůnn. Nach Erledigung einiger interner Ange-
legenheiten war die Tagesordnung erschôpft und Herr Prásident Professor
Rzehak schloß die Sitzung.
Vollversammlung am 27. Dezember 1908.
Der Vorsitzende, Herr Präsident Hochschulprofessor A. Rzeh a k,
begrüßte die Anwesenden und nominierte als Verifikatoren des Proto-
kolles Herrn Kontrollor Raab und Herrn Oberlandesgerichtsrat
Boubela. Von der Verlesung des Protokolles über die letzte Voll-
versammlung wurde mit Zustimmung der Versammelten abgesehen.
Vor der Wahl erbat sich Herr Hochschulprofessor Dr. Vandas
das Wort, um den Antrag zu stellen, die Vollversammlung möge die
Wahl, eventuell nur die der tschechischen Kurie, vertagen. Er be-
gründete seinen Antrag damit, daß nicht nur die Vorberatung, in der
die Kandidatenliste aufgestellt wurde, in einem Lokale stattfand, in
dem auch Leute, die der Museumsgesellschaft als Mitglieder nicht
angehörten, anwesend waren, sondern auch für diese in jener Vor-
versammlung aufgestellte Kandidatenliste im geheimen, insbesondere -
durch einen dem Kuratorium unterstellten Beamten, agitiert wurde.
Hierüber entspann sich eine längere Debatte, in welcher Herr Dr. Koöe-
luha beantragte. über den Antrag des Herrn Professors Vandas
zur Tagesordnung überzugehen. Herr kaiserlicher Rat Máša wies
darauf hin, daß jedesmal vor den Wahlen Vorberatungen in gleicher
Weise und in demselben Lokale stattfanden, wie diesmal. Herr Ge-
werbeschulprofessor Váša und Herr Hochschulprofessor Novák
befürworteten den Antrag auf Vertagung der Wahl. An der Wechselrede
beteiligten sich weiter: Rechnungsrat Sef&äk, Direktor Dr. Ka me-
níček, Dr .Fischel, Professor Dr. Jahn und Kustos Dr. A b-
solon. Der Antrag des Professors V a n da s wurde mit großer Mehrheit
16
abgelehnt und hierauf statutenmäßig die Wahl für die nächste dreijährige
Funktionsperiode vorgenommen. Die deutsche Kurie wählte zu Kura-
toren die Herren: Landtagsabgeordneter Dr. Alfred Fisch el, Professor
Dr. Ottokar Leneczek, Professor Anton R ze ha k, Fachlehrer Karl
Schirmeisen und Schriftleiter Hans W elzl; zu Ersatzmánnern:
Professor Josef Matzura und Kontrollor Adolf Raab; zum Revisor:
Oberoffizial Heinrich Prokupek. Für die tschechische Kurie wurden
zuKuratoren gewáhlt die Herren: Professor Emil Bayer, Professor
Dr. Franz Dvorský, Sanitätsrat Med. Dr. Anton Fleischer,
Direktor Dr. Ka meníček und Schulrat Franz J. Rypáček;
zu Ersatzmánnern: Professor Dr. Johann Koutný und Professor
Josef Ší m a; zum Revisor: Kaiserlicher Rat Johann M 4 š a. Außerdem
sitzen im Kuratorium die vom Landtage gewáhlten Vertreter, und zwar
fůr die deutsche Kurie: Realitátenbesitzer Edmund Laseker und
Schulrat Emil Soffé, für die tschechische Kurie Professor Dr. Jaro-
slav J. Jahn und Konsistorialrat Professor Josef Kašpar, sowie
die Vertreter des Ministeriums für Kultus und Unterricht: Hofrat
Dr. Karl Schober (für die deutsche Kurie) und Landesschulinspektor
Alois Vlk (für die tschechische Kurie). — Während des Skrutiniums
dankte Professor Dr. Jahn unter Beifall der Vollversammlung dem
zurücktretenden Kuratorium, insbesondere Herrn Präsidenten Professor
Rzehak und Vizepräsidenten Direktor Dr. Kamenitek, sowie
den austretenden Kuratoren Dr. Dolansky, Direktor Dr. Sujan
und Professor Vandas. Archivsdirektor Dr. Bretholz dankte für
die deutsche Kurie. Präsident Professor Rzehak dankte im Namen
des Kuratoriums für die freundliche Anerkennung. Sofort nach Schluß
der Vollversammlung fand die Konstituierung des neugewählten
- Kuratoriums statt; es wurden Gymnasialdirektor und Hochschul-
professor Dr. Kameniëéek zum Präsidenten, Hochschulprofessor
Anton Rzehak zum Vizepräsidenten gewählt.
Die Ansichtensammlung der mährischen Landes-
bibliothek.
Von Dr. Wilh. Schram.
Unsere Bibliothek besitzt eine Sammlung mährischer Ansichten
in losen Blättern, welche derzeit 634 Stücke umfaßt und die verschieden-
sten Reproduktionsarten aufweist. Wir finden in derselben Kupferstiche
Radierungen, Holzschnitte, Lithographien, Photographien, Autotypien,
Aquarelle und Bleistiftzeichnungen. Das nachfolgende, von mir ange-
legte Verzeichnis gibt, nach den Orten geordnet, eine genaue Übersicht
über das vorhandene Material, welches allen Freunden der mährischen
Landeskunde und insbesondere den auf dem Gebiete der heimischen
Geschichte und Topographie tätigen Forschern gerne zur Besichtigung
und eventuellen Benutzung dargeboten wird.
Die Sammlung wurde vom Kustos Moriz Trapp begründet und
seit dem Jahre 1884 von mir weiter ausgestaltet. Eine ziemliche Anzahl
von Blättern kam der Bibliothek im Wege der Schenkung zu, die meisten
Stücke aber wurden von Antiquaren des In- und Auslandes und von
Brünner Photographen käuflich erworben.
Von den vorhandenen lithographierten Ansichten sind ungefähr
100 Nummern Arbeiten des Adolf Friedrich Kunike. Sie stammen
aus dem Werke: ,,Malerische Darstellung aller vorzüglichen Schlösser
und Ruinen der österreichischen Monarchie. Nach der Natur von meh-
reren Künstlern gezeichnet und lithographiert herausgegeben von
Dr. F. A. Kunike.“ Wien, 1832 ff. Kunike (geb. 1776 in Pommern,
gest. 1838 in Wien) beschäftigte sich schon seit 1816 mit der Lithographie
und erzielte bald solche Erfolge, daß er von dem Erfinder Sennefelder
selbst ‚‚der Gründer der dritten a der Lithographie in Österreich“
genannt wurde.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX, 1. 2
Bei Aufzählung der älteren Brünner Ansichten, die in stattlicher
Zahl vorhanden sind, habe ich zu wiederholten Malen auf folgende zwei
Vorarbeiten verwiesen:
l. Trapp Moriz. Verzeichnis der im Franzens-Museum aus-
gestellten, bis jetzt bekannten Ansichten und Pläne usw. der könig-
lichen Hauptstadt Brünn vom Jahre 1593 bis auf die Gegenwart.
Brünn, 1871.
2. Bretholz Berthold, Dr. Brünns Stadtbilder (bis zum Jahre
1750). Separat-Abdruck aus ,,Annales Musei Franciscei“ 1898, Seite
162— 180.
Adamsthal.
1. Ansicht des Schlosses in Adamsthal, die Aussicht von der Kolonnade,
Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X 32 em,
2. Ansicht von der Byei skäla. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
3. Ansicht der Joachimshohle, Kunike, lithographiert zirka 1833,
24 X 32 cm.
4. Der steinerne Saal bei Adamsthal (Kostelik). Holzschnitt aus der
Leipziger „Ilustrierten Zeitung“ (Nr. 729 vom 20. Juni 1857).
10.4 N 143 cm.
5. Höhle in der Býčí skála bei Adamsthal. Holzschnitt aus der Leip-
ziger „Illustrierten Zeitung“ (Nr. 729 vom 20. Juni 1857).
10 X 85 em.
6. Adamsthal. Photographie. Blatt 1 aus einem Album mährischer
Ansichten. 92 X 6 em.
7. Adamsthal vom ersten Tunnel. Photographie. Blatt 2 aus einem
Album mährischer Ansichten. 92 X 6 cm.
8. Erster Tunnel bei Adamsthal. Photographie. Blatt 3 aus einem
Album mährischer Ansichten. 92 X 6 cm.
9, Adamsthal mit dem Spitzberge. Photographie von Wilhelm
Heisler in Brünn. 1898, 148 X 93 cm. |
10. Schweizerhůtte im Josefsthale, Photographie von Wilhelm
Heisler in Brünn. 1898. 148 X 9-5 cm,
11. Frs Photographie vom Wilhelm Heisler in Brünn. 1898,
SX 9-5 em.
12, o aus Josefsthal. Photographie. Blatt £ aus einem Album
mährischer Ansichten. 9-2 X 6 em.
x
19
13. Eisenwerksruinen im Josefsthale. Photographie. Blatt 5 aus einem
Album mährischer Ansichten. 9-2 X 6 cm.
14. Brettsäge im Josefsthale. Photographie. Blatt 7 aus einem Album
mährischer Ansichten. 9-2 X 6 cm.
15. Aussicht vom Stierfelsen im Josefsthale. Photographie. Blatt 10
aus einem Album mährischer Ansichten. 92 X 6 cm.
Altendorf bei Bautsch-Liebau.
16. Willibald-Zeche. Der Bleibergwerksstolleneingang nächst der
Altendorfer Mühle. Photographie des Matthias Czihal aus dem
Jahre 1890. 24-2 X 175 cm.
17. Willibald-Zeche der Blei- und Silberbergbaugesellschaft in Stadt
Liebau. Photographie des Matthias Czihal aus dem Jahre 1890.
13-6 X 20 cm.
Auspitz.
18. Die alte Kirche. Photographje. 21-3 X 27-7 cm.
Aussee.
19. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
% 32 cm.
Austerlitz.
20. Schloß. Photographie. 17-3 X 12 cm.
Bernhau.
21. Franzens-Zeche der Altendorf-Bernhauer Blei- und Silberbergbau-
gesellschaft. Photographie aus dem Jahre 1890. 22 X 19 cm.
Bisenz.
22. Ansichtdes Schlosses. K unike,lithographiert zirka 1833. 24 X 32 cm.
Bistritz am Hostein.
23. Ansicht des Schlosses Bistritz. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
24
20
24. Bistritz am Hostein. Nach der Natur aufgenommen. Feder-
zeichnung von J. Ledeli. Kolorierte Autographie. 24-4 X 17-5 cm.
Blansko.
25. Maschinenwerkstätte bei Blansko. Nach der Natur gezeichnet und
lithographiert von Jakob Alt. Gedruckt bei Reiffenstein und
Rösch in Wien. 29-8 x 23-2 cm.
26. Gasthof zu Klepačov. Holzschnitt aus der Leipziger ‚Illustrierten
Zeitung“ (Nr. 729 vom 20. Juni 1857). 7-9 X 7-9 cm.
27. Alt- und Neu-Blansko. Photographie von Wilhelm Heisler in
Brünn. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
28. Das Schloß. Photographie von Wilhelm Heisler. 1898. 14-8 X
X9:5 Cm
29. Eisenwerke. Altgrafenhütte. Photographie von Wilhelm Heisler.
1898. 14-8 X 9-5 cm.
30. Eisenwerke. Marienhütte. Photographie von Wilhelm Heisler.
1898. 14-8 X 9-5 cm.
31. Eisenwerke. Clamhütte. Photographie von Wilhelm Heisler.
1898. 14-8 X 9-5 cm.
Blauda.
32. Ansicht des Schlosses Plauda. Kunike, litographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
Bliskau bei Wollein.
33. Der Freihof (Rychta, svobodný dvůr). Photographie.
11-3 X 8-6 em.
Boskowitz.
34. Hrad Bozkov v 17. století. Fleidung fecit. Holzschnitt. 11 X 16 cm.
35. Ansicht der Ruine in Alt-Boskowitz. Kunike, litographiert zirka
1833. 24 X 32 em.
36. Ansicht des Schlosses. Kunike, litographiert zirka 1833. Greger
gezeichnet. 24 X 32 cm.
37. Situationsplan der Stadt, auf Leinwand gezeichnet. 96 X 73 cm.
38. Gesamtansicht. Photographie von Wilhelm Heisler. 1898.
14-8 X 9-5 cm.
99.
40.
41.
42.
21
Blick auf den Stadtplatz durch die Schloßgasse. Photographie
von Wilhelm Heisler. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
Der untere Teil des Stadtplatzes. Photographie von Wilhelm
Heisler. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
Eingang in die Ruine Boskowitz. Photographie von Wilhelm
„Heisler. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
Ruine Boskowitz. Photographie von Wilhelm Heisler. 1898.
148 X 9-5 cm.
Brünn.
43.
44.
45.
46.
47.
I. Hauptansichten.
Brvnn vulgo Brinn Marchionatus Moraviae Ciuitas insignis.
Ex depicto aliorum communicat Georgius Houfnaglius. Kupfer-
stich, koloriert, vom Jahre 1617. Auf dem linken Teile der Rück-
seite eine gedruckte Beschreibung der Stadt in franzôsischer
Sprache. Das Blatt in der Größe von 53:5 X 26-5 cm ist einer
französischen Ausgabe des großen Städtebuches von Georg
Bruin (Braun) entnommen.
Wahre Delineation der königlichen Stadt Brünn in Mähren.
Unterhalb dieser Aufschrift das mährische Wappen und das
von Kaiser Ferdinand III. vermehrte Wappen der Stadt. Der
Name des Stechers weggeschnitten. 29-6 X 19-3 cm.
Ansicht der Stadt mit der Inschrift: „Pryn in Mehrern“ aus der
- III. im Jahre 1678 erschienenen Ausgabe des Städtebuches des
Daniel Meisner (Libellus novus politicus emblematicus civi-
tatum oder Neues politisches Stätt und Emblematabuch). Kupfer-
stich. 15 X 6-9 cm. Vgl. Bretholz, Brünns Stadtbilder (Annales
mus. Franc. 1897, $. 162 f.). ù
Kleine Ansicht der Stadt Brünn. Oberhalb derselben, den größten
Teil des Blattes ausfüllend, die Genien des Friedens und die
Kriegsfurien, dann das Wappen des Generals Raduit de Souches.
Franz Wohlhaupter delin. Brunae. Dom. Rosetti sculpsit
Wiennae. 12-7 X 16-8cm. Titelbild zur Trauerpredigt auf den
Feldherrn Raduit de Souches, gehalten von J. Wohlhaupter,
Pfarrer bei St. Jakob, im Jahre 1683. Vgl. Trapp, 8. 1, Nr. 6.
Von Bretholz nicht verzeichnet.
Große perspektive Ansicht von Brünn. F. Dominicus, Ord.-
Praed. sculp., Bernardus Sinapi excud. Brunae 1692. Kupferstich
22
48.
49.
50.
51.
52.
53.
54.
56.
57.
den máhrischen Ständen gewidmet. 54 X 39 cm. Vgl. Bretholz,
Brünns Stadtbilder (Annales mus. Franc. 1897, S. 174).
Brünn in Mähren. Kupferstich aus dem Jahre 1700 (?). Erschienen
zu Augsburg bei ,,J. P. Wolffs Sell. Erben“ als Nr. 49 eines mir
unbekannten Sammelwerkes. 31-5 X 27 cm. Vgl. Trapp, $. 2,
Nr. 11 und Bretholz, 8. 174, Nr. 3.
Prospekt der Stadt Brünn in Mähren. F. B. Werner delin. Martin
Engelbrecht excud. Aug. Vind. (1750 ?). Kupferstich.
29-4 X 18 cm.
Wahre Delineation der königlichen Stadt Brünn in Mähren. In
Kupfer gestochen von J. C. L(aidig). 1712. 29-4 X 19-6 cm. Vgl.
Trapp, S. 2, Nr. 14 und Bretholz, S. 175, Nr. 9.
Ansicht der Stadt Brünn, gezeichnet von J. G. E(tgens). Joh.
Matth. Steidlein seulp. A. V. Kupferstich. Größe samt Legende:
68 X 19cm. Vgl. Trapp, 8. 2, Nr. 16 und Bretholz, 8. 176,
Nr.:10.
Das von der preußisch-sächsischen Belagerung (1742) befreite
Brünn. Nach dem Originalölgemälde (Votivbild), gemalt von
Jos. Rotter 1743, aufbewahrt in der Prälatur des Königin-
klosters in Altbrünn. Recht mangelhafte Holzschnittreproduktion
aus Jurendes ,,Mähr. Wanderer“ vom Jahre 1845 zu Dr. Konrad
Schenkls Aufsatz: „Der Einfall der Preußen . . . 1742“).
23-5 X Sem. Val. Frapp3S120Nre.
Prospekt der königlichen Hauptstadt Brünn samt der Festung
Spielberg. Jos. Freund fecit. Kupferstich. 31.4 X 13-6 cm.
Ansicht der Stadt. Kupferstich. 33:7 X 8 cm. Auf einem Gesellen-
briefe, de dato: Freudenthal, den 10. September 1818. Gedruckt
bei J. G. Traßler.
. Ansicht der Stadt von der Ostseite. L. v. Scheibenhof del.
(Gestochen von J. Hesse in Brünn.) Kupferstich, ungefähr aus
dem Jahre 1820. 17-9 X 9-2 cm.
Ansicht der Stadt von der Südseite. Arrighoni del. J. Hesse
sc. Kupferstich, ungefähr aus dem Jahre 1820. 17-9 X 9-2 cm.
Ansicht der Stadt Brünn, vom Wege zum Judentore gesehen.
Nach der Natur gezeichnet von Fr. Richter. Steindruck der
Brüder Traßler in Brünn. Zirka 1820. 44-3 X 31-7 cm (Nr. 6
des Werkes: 16 Ansichten von der königlichen Stadt Brünn
und ihren nächsten Umgebungen. Franz Richter, Mahler und
Unternehmer.)
Bi 58.
59.
60.
61.
62.
63.
64.
65.
66.
67.
23
Dieselbe Ansicht. Autotypie nach Franz Richters Origina'-
zeichnung. Beilage zum I. Bande des Werkes: Schram, Ein
Buch für jeden Brünner (1901). 22 X 15-7 cm.
Ansicht der königlichen Stadt Brünn vom Schimitzer Weinberge.
Nach der Natur gezeichnet von Fr. Richter. Steindruck der
Brüder Traßler in Brünn. Zirka 1820. 44-3 X 31-7 cm. (Nr. 4
des Werkes: 16 Ansichten von der königlichen Stadt Brünn
und ihren nächsten Umgebungen. Franz Richter, Mahler und
Unternehmer.)
Ansicht der königlichen Stadt Brünn von der Zderadsäule an
der Zwitawa. Nach der Natur gezeichnet von Fr. Richter.
Steindruck der Brüder Traßler in Brünn. Zirka 1820. 44-3 X
X 31-7 cm. (Nr. 1 des Werkes: 16 Ansichten von der königlichen
Stadt Brünn und ihren nächsten Umgebungen. Franz Richter,
Mahler und Unternehmer.)
Ansicht der königlichen Stadt Brünn von der Iglauerstraße.
Nach der Natur gezeichnet von Fr. Richter. Steindruck der
Brüder Traßler in Brünn. Zirka 1820. 44-3 X 31-7 cm. (Nr. 2
des Werkes: 16 Ansichten von der königlichen Stadt Brünn
und ihren nächsten Umgebungen. Franz Richter, Mahler und
Unternehmer.)
Ansicht der königlichen Stadt Brünn vom Plateau des Augartens.
Nach der Natur gezeichnet von Fr. Richter. Steindruck der
Brüder Traßler in Brünn. Zirka 1820. 443 X 31-7 cm. (Blatt
Nr. 3 des Werkes: 16 Ansichten von der königlichen Stadt Brünn
und ihren nächsten Umgebungen. Franz Richter, Mahler und
Unternehmer.)
Ansicht der königlichen Stadt Brünn von Norden. F. R. inv.
et fecit. Radierung. 41-2 X 21 cm.
Ansicht der Stadt, von der Olmützerstraße aus gesehen, im Vorder-
grunde links die Zderadsäule. J. W. Zinke fecit Wien. Kupfer-
stich. 46-8 X 22 cm.
Ansicht der königlichen Stadt Brünn von Süden. Im Vordergrunde
das Kloster der Barmherzigen, die lange Brücke und links das
Kloster der Elisabetherinnen. Radierung von F. R. 41-5 X 20-7 cm.
Ansicht der Hauptstadt Brünn mit den Spielberg. Kunike,
lithographiert zirka 1833. 24 X 32 cm.
Ansicht der Stadt von der Südseite. Aus der Kunstanstalt des Biblio-
graphischen Institutes in Hildburghausen. Stahlstich. 15 X 10 cm.
68.
69.
70.
FL.
72.
- 73.
74.
76.
Brünn von der Südseite. Gezeichnet von C. Würbs. Stahlstich
von Joh. Poppel. Druck und Verlag von G. G. Lange in Darm-
stadt. Zirka 1845. 16-1 X 10-7 cm.
Brünn von der Iglauerstraße aus gesehen. Kolorierte Lithographie.
19-5 X 14-5 cm.
Ansicht der Stadt Brünn von Süden aus. Im Vorderitndde die
Nordbahnstrecke mit einem dahinsausenden Zuge, im Hinter-
grunde der Spielberg und die Domkirche. Stahlstich. Gezeichnet
von E. Gurk, gestochen von J. Sands. Ausgeführt durch Black
und Armstrong. Hartlebens Verlag. 15-2 X 9-8 cm.
Brünn vom Roten Berge aus gesehen. F. H. Sandmann del.
Gedruckt bei Stouß. Kolorierte Lithographie. Zirka 1850.
Schmaler Rand. 49-5 < 36 -5 cm.
Brünn, von der Rettungsanstalt aus aufgenommen. Nach der
Natur gezeichnet von Chapuy. Lithographie von Sandmann.
Artistische Anstalt von Reiffenstein und Rösch. Verlag von
Artaria und Ko. in Wien. Schönes koloriertes Blatt mit breitem
Rande. 185? 39-5 X 27 cm.
Altbrünn vom Franzensberge aus gesehen. Star& Brno s hlediste
na Františkově. Nach der Natur gezeichnet und lithographiert
von Winkler. Artistische Anstalt von Reiffenstein und
Rösch in Wien. 22 X 14-8cm. (Aus dem „Album von Brünn“,
Verlag von Buschak und Irrgang, 1856.)
Brünn von der Südwestseite. Gezeichnet von F. Kaliwoda.
Lithographie von A. Haun. Druck von W. Korn in Berlin.
Verlag von Eduard Hölzel in Olmütz. Koloriert, 1860. 26 X 19 cm.
. Altbrünn. Gezeichnet von F. Kaliwoda. Lithographische Anstalt
von W. Loeillot in Berlin. Verlag von Eduard Hölzel in Olmütz.
Koloriert. 1860. 26 X 19 cm.
Ansicht der Stadt von der Weißen Marter (Neustift) aus. Litho-
graphie. Kopf eines blauen Briefpapiers aus dem Jahre 1860.
13-9 X 5-4 cm.
. Brünn von der Südwestseite. Do aus Rohrers artisti-
scher Anstalt. (Aus dem ‚Album von Brünn‘“.) 1866. 8-7 X 5-4 cm.
. Brünn von der Ostseite. Lithographie aus Rohrers artistischer
Anstalt. (Aus dem „Album von Brünn‘) 1866. 8-7 X 5-4 cm.
. Brünn von der Westseite. Lithographie aus Rohrers artistischer
Anstalt. (Aus dem „Album von Brünn“.) 1866. 8-7 X 5‘4 cm.
80.
Bat:
82.
83.
84.
86.
87.
88.
89.
25
Brünn von der Südwestseite. Photographie. Verlag der Buch-
handlung des Anton Nitsch. 1869. 9-3 X 5-4 cm.
Ansicht von Brünn von Süden. Lithographie von Thuma in
Brünn. 1873. Kopf eines Briefbogens. Größe der Ansicht
14 X 6-3 cm.
Ansicht von Brünn von der Ostseite. Nach einer Photographie
von J. Kunzfeld. Lithographie. Tondruck. 1881. 21-2 < 14-1 cm.
II. Pläne.
Plan der Stadt Brünn zur Zeit der schwedischen Belagerung
im Jahre 1645. Nach dem von Hieronymus Benno Beyer und
Hans Jörg Zeiser gemalten Originalplan im Jahre 1845 von
Leopold Pinkawa gezeichnet (auf '/,, verjüngt). Zinkographie
aus L. Försters artistischer Anstalt in Wien. 60:7 X 39-3 em.
Plan der Stadt Brünn aus M. Merians Topographie von Böhmen,
Máhren und Schlesien. (Herausgegeben im Jahre 1650.) Kupfer-
stich. 31:9 X 20-3 cm.
. Plan von Brünn. Aufgenommen anno 1754. Mit 71 Erklärungen.
Kopiert im September 1815 von Kraus. Von dieser Kopie
kopiert im Brünner Stadtbauamte um das Jahr 1895. 108 X 82 cm.
Planskizze mit Einzeichnung der Stadtbeleuchtung. Entworfen
am 1. März 1787 vom Stadt-Q.-Meister Thomas Haydvogel.
55.4 X 41-8 cm.
König. Mähr. Hauptstadt Brünn. Plan vom J. 1794, mit den
Namen der Hauseigenthümer. Verfertigt vom k. prov. Bau-
Directions- u. Geschw. Landes-Ingenieur Stoschek, in Kupfer
gestochen von G. Pechan. 40 X 27-5 cm.
Grundlage der Stadt Brünn. Sr. Excellenz dem Hochgebohrnen
Anton Friedrich Grafen Mittrowsky von Nemischl, Sr. k. k.
Maj wirkl. Kaemmerer geheimer Rath und Landes-Gouverneur
von Mähren und Schlesien. in aller Unterthaenigkeit gewidmet
von L. edlen von Scheibenhof. Anno 1817. Kupferstich.
37:3 X 51 cm.
Brünn mit den Vorstädten und der umliegenden Gegend. Auf-
genommen und gezeichnet durch Hauptmann von Scheibenhof.
Brünn, 1815. Gestochen von Joh. David. Herausgegeben 1820
(gleichfalls dem Landesgouverneur Anton Friedrich Grafen
Mittrowsky gewidmet). Kupferstich. 50:6 X 41 cm.
90.
91.
9.
93.
94.
95.
96.
Be
98.
99.
Plan der Stadt vom Jahre 1825 mit der Háusernumerierung,
wie dieselbe im Jahre 1843 bestand. Handzeichnung 73-5 X 58 cm.
Situationsplan von der Lage des Schwarzawa- und Zwittawa-
flusses samt Mühlgräben und den nächsten Umgebungen der
Hauptstadt Brünn. Im Auftrage der k. k. mährisch-schlesischen
Provinzialbaudirektion im Jahre 1827 von Karl Frodl gezeichnet.
79-3 X 80-6 cm.
Plan der k. k. Provinzialhauptstadt Brünn (mit dem Lagerplatze
bei Turas). Vom Ingenieur Hauptmann von Gaal. Lithographiert
in Försters artistischer Anstalt in Wien. 1839. Verlag von Seidel
und Ko. in Brünn. 70:2 X 53-5 cm.
Kopie der Originalkatastermappe von Brünn und Umgegend
(Katasterplan B). Gezeichnet 1839, gehört zu dem Situations-
plane Lit. A der geschlossenen Stadt Brünn. 77 X 59 cm.
Situationsplan Lit. A der geschlossenen Stadt Brünn, worauf
die kommissionelle Regulierung des fortifikatorischen Grund-
eigentums und seiner Begrenzung ersichtlich wird. Nach dem
Katasterplan B und dem jetzigen Bestande adjustiert. Mit einem
Verzeichnisse aller in der geschlossenen Stadt Brünn und ihrer
Umgegend befindlichen, von dem Militär und respektive der
Fortifikation innehabenden Gebäude, Depots und dergleichen.
1839. Handzeichnung. 96 X 55 cm.
Ansicht von Mährens Hauptstadt Brünn mit ihren interessanten
Umgebungen. F. Ritter Collar del. J. Feyertag imp. Friedrich
Mehl sculpsit. Nach Angabe und auf Kosten des Verfassers
und Herausgebers Adolf Emanuel Pernold in Wien. 46 X 65-5 cm.
Projekt für die Erweiterung der inneren Stadt Brünn von Joh.
Lorenz, Stadtingenieur. Lithographie. 185? Druck von Jos.
Lehmann in Brünn. 60-4 X 84 cm.
Situationsplan der Landeshauptstadt Brünn samt allen Vorstädten,
zusammengestellt und gezeichnet von Franz Doležal im Jahre
1858. Maßstab 1 Wiener Zoll = 80 Klafter. Verlag von Buschak
und Irrgang in Brünn. (Mit der Bezeichnung der vorzüglichsten
öffentlichen Ämter und Anstalten.) Kupferstich. 74-3 X 58 cm.
Plan der Stadt Brünn. Lithographisches Institut von Jos. Leh-
mann in Brünn. Auf Leinwand aufgezogen. 88-6 X 104-6 cm.
Entwurf für die Stadterweiterung der königlichen Landeshaupt-
stadt Brünn. Entworfen von dem Architekten Prof. Ludw.
100.
101.
102.
103.
104.
105.
106.
107.
27
Förster. 1860. Lithographie aus L. Försters artistischer An-
stalt in Wien. 94 X 96 cm.
Situationsplan der königlichen Landeshauptstadt Brünn mit der
neuen Gassenbezeichnung und Häusernumerierung nebst der
Stadterweiterung zusammengestellt von Theodor Schönaich.
1868. Lithographiert von Ferd. Jacobs in Jos. Lehmanns
lithographischer Anstalt. 95-6 X 114 cm.
Situationsplan der königlichen Landeshauptstadt Brünn mit
spezieller Bezeichnung der öffentlichen Gebäude und Anstalten.
1879. Verlag von C. Winklers Buchhandlung in Brünn. Litho-
graphiert von M. Perna in Brünn. 49 X 64 cm.
Neuester Plan der Landeshauptstadt Brünn, das ganze Stadt-
gebiet umfassend. Maßstab 1 : 11 . 520. Verlag von C. Winklers
k. u. k. Hofbuchhandlung. Druck von Rudolf M. Rohrer. Litho-
graphie. (Beilage zu Winklers Adreßbuch von Brünn, Jahrgang
1901.) 64-2 X 53 cm.
Neuester Plan der Landeshauptstadt Brünn, das ganze Stadtgebiet
umfassend. Maßstab 1: 11.520. Verlag von C. Winklers
k. u. k. Hofbuchhandlung. Druck von Rudolf M. Rohrer. Kolo-
rierte Lithographie. (Beilage zu Winklers Adreßbuch von
Brünn, Jahrgang 1902.) 68 X 55-5 cm.
Plán královského hlavního města Brna. Měřítko: 1 : 10.000.
Revidoval: Prof. J. Líčka. Nakladatel: A. Píša, knikhupec
v Brmě. Kartografický ústav G. Freytaga a Berndta ve
Vídni. In der Ecke rechts ein kleiner Plan der Stadt Brünn vom
Jahre 1742. Lithographie. 31-5 X 42-7 cm.
Situationsplan der Landeshauptstadt Brünn. Maßstab 1 : 11 . 520.
Druck und Verlag von Friedr. Irrgang. Kolorierte Lithographie.
(Beilage zum Adreßbuche von Brünn und den Vororten, Jahrgang
1906.) Blattgröße: 84-3 X 56-5 em.
Plan der Landeshauptstadt Brünn. Maßstab 1 : 10.000. Be-
arbeitet von J. G. Rothaug und Fr. Netopil. Kartographische
Anstalt G. Freytag und Berndt in Wien. In der oberen Ecke
rechts ein kleiner Plan der Stadt Brünn im Jahre 1742. Litho-
graphie. 31:7 X 42-8 cm.
III. Stadttore.
Das alte Judentor. Jertschina Ingenieur del. Handzeichnung
1785. 22-9. X 33-3 cm.
109.
110.
111.
115.
114.
115.
116.
117.
. Originalplan des alten Judentorzwingers und der. künftigen Re-
gulierung. Das Regulierungsprojekt nach der kommissionellen
Lokalbesichtigung am 6. September 1832 entworfen vom k. k. Bau-
direktor Braumüller. Geometrisch aufgenommen im September
1832 vom Straßenmeister Rodler. Handzeichnung. 77:3 X 60:8 cm
Das alte äußere Judentor. Handzeichnung von F..H. Brau- ©
müller. Nach der Inschrift im Jahre 1663 von Kaiser Leopold
erbaut. Demoliert 1835 und knapp vor der Demolierung auf-
genommen. Blattgröße: 62 X 45-5 cm.
Das alte gotische Judentor an einem Turme des Zwingers. Hand-
zeichnung von F. H. Braumüller aus dem Jahre 1832. Größe -
des Blattes: 45 x 84 cm.
Das Brünner Tor und Umgebung. Nach der Natur gezeichnet
von Franz Richter. Steindruck der Brüder Traßlerin Brünn.
(Blatt-Nr. 5 des Werkes: 16 Ansichten von der königlichen Stadt
Brünn und ihren nächsten Umgebungen. Franz Richter, Mahler
und Unternehmer.) Zirka 1820. 44-3 X 31:7 cm.
. Das Brünner Tor im Jahre 1820 (?). Nach Franz Richters
Originalzeichnung. Autotypie. (Beilage zum I. Bande des Werkes:
Schram, Ein Buch für jeden Brünner, 1901.) 22 X 15-7 cm.
Aussicht vor dem Frôhlichertore. Nach der Natur gezeichnet
von Franz Richter. Steindruck von Traßler in Brünn. (Blatt-
Nr. 13 des Werkes: 16 Ansichten von der königlichen Stadt
Brünn und ihren nächsten Umgebungen. Franz Richter, Mahler
und Unternehmer.) Zirka 1820. 44:3 X 31-7 cm.
Das Frôhlichertor im Jahre 1820 (?). Nach Franz Richters
Originalzeichnung. Autotypie. (Beilage zum I. Bande des Werkes:
Schram, Ein Buch für jeden Brünner, 1901.) 22 X 15-7 cm.
IV. Kirchen und Klöster, Kapellen.
Die Peterskirche. Kostel sv. Petra. Nach der Natur gezeichnet
und lithographiert von Winkler. Artistische Anstalt von Reiffen-
stein und Rösch in Wien. (Aus dem „Album von Brünn“.
Verlag von Buschak und Irrgang, 1856.) 22 X 14-8 cm.
Die St. Jakobskirche mit dem Friedhofe im Jahre 1784. Nach
einem Gemälde von Franz Richter. Photographie. 11-6 X 8-5 cm.
Die St. Jakobskirche in Brünn. Gezeichnet von ČC. Würbs.
Stahlstich von F. Höfer. Druck und Verlag von G. G. Lange
in Darmstadt. 10 X 15-8 em.
118.
29
Die Stadtpfarrkirche zu St. Jakob. Chrám městský u sv. Jakuba.
Nach der Natur gezeichnet und lithographiert von Winkler.
© Artistische Anstalt von Reiffenstein und Rösch in Wien.
119
| 120.
125.
124.
125.
(Aus dem „Album von Brünn“. Verlag von Buschak und
Irrgang, 1856.) 22 X 14-8 cm.
Jakobskirche mit Umgebung, vom Spielberg aus gesehen. Photo-
graphie von Homolka. 1867. 12:7 X 9-4 cm.
„Der neue Hochaltar der Stadtpfarrkirche zu St. Jakob in Briinn
nach einer Skizze des verstorbenen Dombaumeisters Heinrich
Freiherrn von Ferstel, ausgeführt vom Bildhauer und Stein-
metzmeister Joh. E. Tomola in Brünn. Extrabeilage zu Nr. 187
des ,,Mährisch-schlesischen Korrespondenten““ aus dem Jahre 1896.
Autotypie von W. Burkart (nach einer Zeichnung). 19:7. X
X 27-5 cm.
. Die Minoritenkirche mit Umgebung. Photographie. 1867. Von
Homolka. 12-4 X 9-4 cm.
. Prospectus templi Dominicanorum cum contigua supremae
praefecturae Domo in foro piscatorio Brinni in Moravia. Prospekt
der Dominikaner Kirch und dahintergelegenen Landthauß auf
dem Fischmarkt zu Brünn in Mähren. F. B. Werner del. Martin
Engelbrecht excudit Aug. Vind. (1750?) Kupferstich. ©
29-4 X 18 cm.
Die Dominikanerkirche. Kostel dominikänsky. Nach der Natur
gezeichnet und lithographiert von Winkler. Artistische Anstalt
von Reiffenstein und Rösch in Wien. (Aus dem „Album von
Brünn“. Verlag von Buschak und Irrgang. 1856.) 22 < 14-8 cm.
Die Wenzelskapelle auf dem Dominikanerplatze. Photographie von
A. v. Palocsay. 17 X 12-3 cm.
„Prospect des Closters wie auch der berühmten Kirchen deren
W. W. P. P. Augustinern bey S. Thomas nächst Brünn. Solche
© Ruhmbahrer zu machen hat Kayser Carolus IV. im Jahre 1356
126.
seinem leiblichen Bruder Joannes Marggrafen in Mähren als Stifter
derselben die Wahre Abbildung des Gnadenbildts der Mutter
Gottes von dem H. Lucas gemahlen auß seinem Schloss nächst
der Hauptstadt Prag überschickt. Leuchtet aldort heuntigen
Tages mit vielen Wunderzeichen.“ Martin Gottfried Crophius
excudit Aug. Vind. (1752?) 44-2 X 34 cm.
Die Thomaskirche, im Hintergrunde die Große Neugasse und das
Franzensglacis. Photographiert 1867 von Homolka. 12-5 X 9-4 cm.
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Prospectus celeberrimi Collegii et Monasterii Oberwicensis Ord.
Praemonstratensis S. Norbertini extra Metropolim Brinni in
Moravia. Prospect des berühmten Stiffts und Closters Oberwitz
auBer der Hauptstadt Brünn in Mähren Ord. Praemonstratens:
oder Norbertiner Ordens. F. B. Werner delin. Martin Engel-
brecht excud. Aug. Vind. (1703?). Kupferstich. 29-4 X 18 cm.
Die Kirche in Obrowitz mit dem Militárspitale. Photographie.
Verlag der Buchhandlung des Anton Nitsch. 9-3 X 54 cm.
GrundriB der Kirche zu Mariahimmelfahrt in Altbrünn. Litho-
graphie. Karl Bschor fecit. 1819, 31-5 X 22-5 cm.
Durchschnitt der Kirche zu Mariahimmelfahrt in Altbrůnn. Litho-
graphie. Karl Bschor. 1819. 31.2 X 22-3 cm.
Fassade der Kirche zu Mariahimmelfahrt in Altbrůnn. Lithographie.
Karl Bschor fecit 1819. 31-5 X 22-5 cm
Die Augustinerkirche in Altbriinn. Gezeichnet von C. Wůrbs.
Stahlstich von Emil Höfer. Druck und Verlag von G. G. Lange
in Darmstadt. 13:6 < 10-2 cm.
Die Augustinerkirche in Altbriinn. Chrám Augustiniänskÿ na
Starém Brně. Nach der Natur auf Stein gezeichnet von Winkler.
Artistische Anstalt von Reiffenstein und Rösch in Wien.
(Aus dem „Album von Brünn“. Verlag von Buschak und Irr-
gang. 1856.) 22 X 14-8 cm.
Augustinerstift in Altbrünn. Lithographie aus Rohrers artistischer
Anstalt. (,, Album von Brünn“, Blatt 17.) 8:7 X 5-4 cm.
135—136. Die Stiftskirche der Augustiner in Altbrünn. 2 Blätter.
137.
138.
139.
140.
Photographiert im Jahre 1884 von Quido Trapp. 30:5 X 25 cm
und 25-5 X 31 cm.
Das große Rosettenfenster im Königinkloster zu Altbrünn. Photo-
graphie von A. MayBl. 19-7 X 27 cm.
Evangelische Kirche. Photographie von Homolka aus dem Jahre
1867. 12-4 X 9-5 cm.
Die protestantische Kirche, im Hintergrunde das mährisch-
schlesische Blindeninstitut und das Gebäude des Buchdruckers
Winiker. Photographie. 18:3 X 22-5 em.
V. Plätze.
Prospectus areae fori superioris versus palatium Kaunicensium
videndus: Brinni in Moravia. 1. Statica publica. 2. Palatium
Comitum Zobriensium. 3, Palatium Comitum Kaunicensium.
R 147.
PP 2
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143.
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31
Prospect des Oberen Platzes oder Marckts zu Brünn im Margraff-
thum Mähren: gegen dem Gräffl. Kaunitzischen Hauss anzusehen.
1. Die Waag. 2. Gräfl. Zobrische Hauss. 3. Gráfl. Kaunitzische
Hauss. F. B. Werner delin. Martin Engelbrecht excud. Aug.
Vindel. (1750?) Kupferstich. 29-4 < 18 cm.
Der groBe Platz. Nach der Natur gezeichnet von Fr. Richter.
Steindruck von TraBler in Brünn. (Blatt Nr. 15 des Werkes:
„16 Ansichten von der K. Stadt Brünn und ihrer náchsten Um-
gebungen““. Franz Richter, Mahler und Unternehmer.) 1820?
44-3 X 31-7 cm.
. Der groBe Platz im Jahre 1820. Nach Franz Richters Original-
zeichnung. Autotypie. (Beilage zum ersten Bande des Werkes:
Schram, „Ein Buch für jeden Brünner“. 1901.) 22 X 157 cm.
Der große Platz in Brünn. Nach der Natur aufgenommen und
lithographiert von Sandmann. Gedruckt bei J. Höfelich.
Verlag und Eigentum von L. T. Neumann in Wien. 22 X 15 cm.
Der große Platz. Velké náměstí. Nach der Natur auf Stein ge-
zeichnet von Winkler. Artistische Anstalt von Reiffenstein
und Rösch in Wien. (Aus dem „Album von Brünn“. Verlag von
Buschak und Irrgang. 1856.) 22 X 14-8 cm.
Der große Platz in Brünn. Gezeichnet von ©. Würbs, Stahlstich
von Johann Poppel. Zirka 1860. Druck und Verlag von G. G.
Lange in Darmstadt. 14-7 X 11-2 cm.
Großer Platz mit dem Kleinschen Palais. Lithographie aus Rohrers
artistischer Anstalt. (Aus dem ‚Album von Brünn“). 8:7 X 5-4 cm.
Hauptwache am Großen Platze. Lithographie aus Rohrers artisti-
scher Anstalt. (Aus dem „Album von Briinn“.) 8-7 X 5-4 cm.
Der Große Platz mit dem Waghause und der Nikolaikirche. Photo-
graphie von Homolka aus dem Jahre 1867. 11:3 X 9-3 cm.
Der Große Platz mit dem Merkurbrunnen und der Mariensäule
1867. Photographie von Homolka. 12-8 X 7-9 cm.
Prospectus fori herbarii dieti s: areae inferioris, cum cisterna,
petram artificiose constructam praesentante Brinni in Moravia.
Prospect des sogenannten Krautmarckts oder Untern Platzes in
der Stadt Brünn in Mähren, mit seinem Künstl. Brunnen, so einen
Felßen vorstellt. F. B. Werner delin. Martin Engelbrecht
excud. Aug. Vind. (1750°). Kupferstich. 29-4 X 18 cm.
Prospect des in der Königlichen Stadt Brünn situierten Grienen-
oder sogenannten Kraut Marcks, wie solcher von Sonnen Aufgang
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nach seiner Lage anzusehen. Geometrice aufgenohmen in Anno 1768.
Photolithographie von Rudolf M. Rohrer, Brünn. 28-6 X 19-8 cm.
Fahnenweihe des löbl. bewaffneten Brünner Bůrger-Corps am
15. August 1845 (auf dem Krautmarkte) zur Feier an die glorreiche
Vertheidigung und die Befreiung Brünns von dem schwedischen
Belagerungsheere im Jahre 1645. Aufgenommen von Franz
Richter. Lithographie. 40-5 X 21-5 cm.
. Der Krautmarkt in Brünn. Nach der Natur gezeichnet und litho-
graphiert von Sandmann. Gedruckt bei J. Höfelich. Verlag und
Eigentum von L. T. Neumann in Wien. 22 X 16 cm.
Der Krautmarkt. Zelný trh. Nach der Natur gezeichnet und litho-
graphiert von Winkler. Artistische Anstalt von Reiffenstein
in Wien. (Aus dem „Album von Brünn“. Verlag von Buschak und
Irrgang. 1856.) 22 X 14-8 cm.
Krautmarkt mit dem Theater. Photographie. Verlag der Buch-
handlung des Anton Nitsch. 9-3 X 5-4 cm.
Eingang zur Rathausgasse vom Krautmarkte aus. Photographie
aus dem Jahre 1867. 5-8 X 8 cm.
. Krautmarkt mit dem Parnaß, im Hintergrund der Rathaus-
turm. Lithographie aus Rohrers artistischer Anstalt. (Aus dem
Album von Brünn“.) 8-7 X 5-4 cm.
. Der obere Teil des Krautmarkts gegen das Franzens-Museum zu.
Photographie von A. v. Palocsa y aus dem Jahre 1906. 17 < 12-3cm.
. Triumphpforte vor dem Landhause auf dem Dominikaner-Platz
aus Anlass der Krönung des wunderthätigen Marienbildes zu St.
Thomas im Jahre 1736. Kupferstich. Franz Egstein inven.
Zeidler sc. M. Neustadt. Unterhalb des Bildes die Inschrift: Regia
Mariana Brunensis ac B. V. Mariae in Reginam Moraviae ab
Inclytis D. D. Statibus Coronatio. In magnifice extructo et splendide
illuminato Domus Provincialis Propylaeo repraesentata, guando
In festo eXaLtatI gLorlae CoeLI In ECCLesla SanCtI ThoMae
BrVnae festIVe Coronata fVIt. 50:7 X 77-7 cm.
„„Velké zemské právo Moravské dle zhotoveného Danielem a
obrazu al Fresco na stropě menší komnaty soudní v domě Morav-
ských stavů zemských na Dominikánském placu v Brn&.“ Snímek.
učiněn Mauriciem Trappem. Umělecko-kamenorytecký ústav
J. Farského v Praze. (Aus dem Werke: ,,Kniha Tovačovská,“
vydal K. J.Demuth. V Brně, 1858. Nákladem historicko-statisti-
ckého odboru). 21-6 X 15-9 cm.
161.
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33
Das k. k. Monturs-Oekonomie-Gebáude auf dem Dominikaner
Platz. Nach der Natur gezeichnet von Franz Richter. Steindruck
von Traßler in Brünn. (Blatt Nr. 16 des Werkes: ‚16 Ansichten
von der K. Stadt Brünn und ihren nächsten Umgebungen“. Franz
Richter, Mahler und Unternehmer.) Zirka 1820. 44-3 X 31-7 cm.
Altes Landhaus auf dem Dominikanerplatze. Erster Hof. Photo-
graphie von A. v. Palocsay im Jahre 1906. 17 X 12-3 cm.
Portal aus dem I. Hofe des alten Landhauses auf dem Dominikaner-
platze. Photographiert von A. v. Palocsay im Jahre 1906. 12-3 X
> 1T.cm,
Stadthofplatz. Photographiert von A. v. Paloscay im Jahre 1906.
17-2 X 12-4 cm.
Radwitplatz mit dem Blindeninstitute. Photographie. Verlag der
Buchhandlung des Anton Nitsch. 9-3 X 5-4 cm.
VI. Brunnen.
Der Brunnen auf dem Krautmarkte, „Parnaß‘ genannt. 1697.
Ignatius Bendl delin. — Joan: Ig: Dechau Senat: Vrb: Bru:
direct: Operis. — H. Thourneyser Helu. Basil. sculp. Vien. Austriae.
77 X 58-5 cm.
„Der Parnaß auf dem Krautmarkte‘“. Nach der Natur gezeichnet
von Franz Richter. Steindruck von Traßler in Brünn. 1820?
(Blatt Nr. 14 des Werkes: ‚16 Ansichten von der K. Stadt Brünn
und ihren nächsten Umgebungen“. Franz Richter, Mahler und
Unternehmer.) 44-3 X 31-7 cm.
Der Brunnen, die 4 Elemente darstellend. Ignatius Bendl inven.,
delin. et fecit aqua forti. 1699. Radierung. 34 X 45 cm.
VII. Einzelne Stadtteile, Gassen, öffentliche und Privat-
gebäude.
Ansicht der inneren Stadt. Im Vordergrund ein Teil des großen
Platzes mit dem Eingang in die Schlossergasse. Photographie
aus dem Jahre 1867. 12-4 X 9-3 cm.
Ansicht eines Theiles der inneren Stadt (Nonnengasse, Domini-
kanerplatz, Fröhlichergasse). Photographiert 1867 von Homolka.
12-5 X 9-4 cm.
Petersberg, Franzensberg und Stadthofgebäude. Photographie
aus dem Jahre 1869. Verlag der Buchhandlung Anton Nitsch.
9.3 X 5-4 cm.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. IX, 1. 3
34
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173.
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LUC
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179;
180.
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Ein Teil des ehemaligen Friedhofs nächst der Antonsgasse. Photo-
graphiert von Homolka im Jahre 1867. 9:2 X 12-7 cm.
Der aufgelassene Friedhof in Obrowitz. Gasthaus davor. Photo-
graphiert von Homolka im Jahre 1867. 12 X 8-4 cm.
Dörnrössel im Jahre 1867. Photographiert von Homolka. 12:2 X
X 83 cm.
ElisabethstraBe mit der Christuskirche und dem k. k. Gymnasium.
Photographie. 1869. Verlag der Buchhandlung des Anton Nitsch.
9.3 X 5-4 cm.
Ferdinandsgasse mit dem Hotel Neuhauser. Lithographie aus
Rohrers artistischer Anstalt. 1866. (,, Album von Brünn“. Blatt 14.)
8.7 X 54cm. .
Franz Josef-StraBe. Photographie. 1869. Verlag der Buchhandlung
des Anton Nitsch. 5-7 X 9-3 cm.
Jesuitengasse. Lithographie aus Rohrers artistischer Anstalt.
1866. (Aus dem „Album von Brůnn“.) 8:7 X 5-4 cm.
Jesuitengasse und Josefstadt. Photographiert im Jahre 1866 von
Homolka. 12-5 X 9-4 cm.
Karlsglacis und Umgebung im Jahre 1866. Photographiert von
Homolka. 12-5 X 9-5 cm.
Der Kiosk und die davor befindlichen Anlagen. Photographiert
im Jahre 1867 von Homolka. 12-5 X 9 cm.
Große Neugasse. Lithographie aus Rohrers artistischer Anstalt.
1866. („Album von Brünn“, Blatt Nr. 13.) 8:7 X 5-4 cm.
Die Neugasse. 1869. Photographie. Verlag der Buchhandlung
Anton Nitsch. 9-3 X 5-4 cm.
Kleine Neugasse und Friedhofgasse. Photographiert 1867 von
Homolka. 12-4 X 7-9 cm.
Ein Teil des Eisenbahnviaduktes in Brünn. Neustifter Weg unter
der Bahn. Von Prof. Blas. Höfel in Wien. Holzschnitt zu Ju-
rendes „Vaterlándischer Pilger“ für 1839. 9-8 X 7 cm.
Neustift mit Viadukt. Photographiert im Jahre 1867 von Ho-
molka. 12-8 X 8-4 cm.
Aus der Rosengasse. Nach einer im Jahre 1905 von K. Gödel
ausgeführten Federzeichnung photographiert von de Sandalo.
10-5 X 14 cm.
Die Schmalgasse. Photographiert von A. v. Palocsay im Jahre
1906. 85 Y 12 cm.
189.
190.
191:
192.
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194.
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197:
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Die Schreibwaldstraße. Photographiert im Jahre 1866 von Ho-
molka. 9-3 X 5-7 cm.
Zollhausglacis mit Umgebung. Photographiert im Jahre 1867
von Homolka. 12-5 X 9-4 cm.
Die ersterbauten Villen im Schreibwalde. Photographiert im Jahre
1867 von Homolka. 11:7 X 7-9 cm.
Profil der neu (1896) entdeckten Gefäßfundstätte, Elisabeth-
straße 10. Zeichnung von A. Rzehak. 1896. 41-5 X 57 cm.
Das Rathaus in Brünn. Gezeichnet von ©. Würbs. Stahlstich
von Johann Poppel. Druck und Verlag von G. G. Lange in
Darmstadt. 11-3 X 16-4 cm.
Statthaltereigebäude am LaZanskyplatz. Lithographie aus
Rohrers artistischer Anstalt. 1866. (,, Album von Brünn“, Blatt 11.)
8-7 X 5-4 cm.
Das Statthaltereigebäude. Photographiert von Homolka im
Jahre 1867. 13-5 X 7-6 cm.
Das Statthaltereigebäude. Photographiert von Homolka im
Jahre 1867. 10-2 X 5-9 cm.
Das Statthaltereigebáude. Photographie. Verlag der Buchhand-
lung Anton Nitsch. 9-3 X 5-4 cm.
Museum Francisceum. Photographie von Jaffé in Wien.
13:7 X 10-4 cm.
199—208. Plan des Franzens-Museums in Brünn, aufgenommen unter
der Leitung des Professors August Prokop durch Wilh. Dworak
und Anton Slanský. 1880. 10 Blätter. Originalzeichnung. Größe
jedes Blattes: 80-4 X 56-2 cm.
209—210. Plan des Franzens-Museums (Erdgeschoß und I. Stock).
Aufgenommen unter der Leitung des Prof. August Prokop
durch Wilh. Dworak und Anton Slansk y. 1880. Autographiert
von den beiden Letztgenannten. 2 Blätter. 75 X 58-3 cm.
. Partie aus dem Garten des Franzens-Museums. Von A. v. Pa-
locsay im Jahre 1906 photographiert. 17 X 12 cm.
. Das ehemalige Rathaus in Altbrůnn. Von A. v. Palocsay im
Jahre 1906 photographiert. 17 X 12 cm.
. Interims-Theater. Photographie aus dem Jahre 1875 (?). 9-2 X
x T-T cm.
214—215. Das neue Theater (Interims-Theater). Ost- und Nordseite.
2 Blatt. Photographiert im Jahre 1871 (?). Verlag der Buchhand-
lung Anton Nitsch. 9-4 X 55 cm.
3*
96
216.
. Das Amtsgebäude des máhr. Landes-Ausschusses (Ratwitplatz 3).
228.
229.
290.
231.
292.
Das neue Stadttheater. Photographie. 33:4 X 25-7 cm.
Photographiert von M. Faden. 77 X 52 cm.
. Das mähr.-schles. Taubstummeninstitut. Holzschnitt. G. Klein
se. (1868). 16 X 10-5 cm. :
. Die Rettungsanstalt für die verwahrloste Jugend oberhalb des
Augartens bei Brünn. Illustration (Holzschnitt) zu Jurendes
Mähr. Wanderer für das Jahr 1848. 11 X 4-8 cm.
. Turnhalle. Photographie von Homolka. 1867. 12-7 X 7-7 cm.
. Allgemeines Krankenhaus im Bau, vom Franzensberg gesehen.
Photographiert im Jahre 1867 von Homolka. 12-3 X 8 cm.
. Ansicht der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in Brünn. Im Vorder-
srunde rechts die sogenannte weiße Marter. Holzschnitt.
22 X 15 cm.
. Nord- und Staatsbahnhof. Lithographie aus Rohrers artistischer
Anstalt (‚Album von Brünn“, Blatt-Nr. 16). 8-7 X 5-4 cm.
. Bahnhof im Jahre 1867. Photographie von Homolka. 12-5 X
X 9-4 cm.
. Nord- und Staatsbahnhof. Photographie. Verlag der Buchhand-
lung Anton Nitsch. 1869. 9-3 X 5-4 cm.
. K. k. technische Hochschule (Elisabethplatz Nr. 2). Eröffnet
am 8. Oktober 1860. Lithographie. 16-6 X 11-5 cm.
. K. k. technisches Institut in Brünn. Winzige, von Ornamenten
umgebene Ansicht. Druck von Rohrer. 1868. Größe des Holz-
schnittes 45 X 7 cm.
K. k. Gymnasium. Verlag von J. Seipt und L. Hoffmann in
Brünn. Lithographie und Druck von Friedr. Krätzschmer in
Leipzig. 20:2 X 13 cm.
K. k. Gymnasium. Photographie. Verlag der Buchhandluug
Anton Nitsch. 1869. 9:3 X 5 4 cm.
K. k. Oberrealschule. A. Fassade. Steindruck von F. Domek
in Olmütz. Querfolio.
Städtische Realschule in Brünn. Lithographie und Druck von
L. Försters artistischer Anstalt. Das Blatt, welches eine Größe
von 32-5 X 25-8cm aufweist, dürfte im Jahre 1859, in welchem
obige Anstalt eröffnet wurde, hergestellt worden sein.
Die Töchterschule. Photographie. Verlag der Buchhandlung
Anton Nitsch. 93 X 54cm.
233.
234.
245.
240.
247.
37
Höhere Tôchterschule. Lithographische Anstalt von Rudolf
M. Rohrer in Brünn (1871). 142 X 9:8 cm. |
Kronprinz-Rudolf-Bürgerschule. Gezeichnet von A. H. Druck
von Groak und Ekler in Brünn. Lithographie. Gewidmet
den Schülern bei der feierlichen Eröffnung der Kronprinz- Rudolf-
Bůrgerschule am 12. Mai 1883 von der Firma „Em. Jak. Fried-
mann und Brüder‘ in Brünn. 18-8 X 12-9 cm.
. Kronprinz-Rudolf-Bürgerschule. (Eröffnet am 12. Mai 1883.)
Photographie von J. Wildner. 24-9 X 19-8 cm.
. Haus Nr. 9 der Fabriksgasse in Brünn. Gemietet für die k. k.
technische Lehranstalt bis zum Juli 1860. Lithographie. 16-6 X
x 11-5 cm.
. Erzherzogliches Palais. 1866. Lithographie aus Rohrers artisti-
scher Anstalt. (Aus dem ‚Album von Briinn“.) 87 X 5-4 cm.
. Das Ypsilanti-Haus in der Grillowitzgasse. Photographiert von
A. v. Palocsay im Jahre 1906. 12-5 X 17 cm.
. Das Haus zum Hirschenstadel auf der Neustift. Hofraum. Von
A. v. Palocsay im Jahre 1906 photographiert. 17 X 12 cm.
. Der III. Hof der ehem. Sch malschen Fabrik, jetzt Neugasse
Nr. 25. Von A. v. Palocsay im Jahre 1906 photographiert.
17 X 12 cm.
. Partie aus dem III. Hofe der ehem. Schmalschen Fabrik, jetzt
Neugasse Nr. 23. Von A. v. Palocsay im Jahre 1906 photo-
graphiert. 17 X 12 cm.
. Wirtshaus „Zum blauen Löwen“ in Altbrünn. Photographiert
von A. v. Palocsay im Jahre 1906. 17:2 X 12-3 cm.
. Der Gasthof zu den „Drei Fürsten“. Bleistiftzeichnung von
Richard Beck. 1874. 14-4 X 20 cm.
. Gasthof zum „Kaiser von Österreich“ (Hotel Padowetz). Kopf
eines Speisezettels aus dem Jahre 184?. Lithographie von Skar-
nitzl und Domek in Olmütz. Blattgröße: 25:7 X 13:7 cm.
Hotel Padowetz. Lithographie aus Rohrers artistischer An-
stalt. 1866. (Aus dem „Album von Brünn‘). 8-7 X 5-4 cm.
Gasthof zum ‚Kaiser von Osterreich“ (Hotel Padowetz) in der
Franzensberggasse (jetzt Rohrergasse). 1866. Druck von Rohrer.
Holzschnitt. 6-7 X 49 cm.
Hotel Neuhauser in der Ferdinandsgasse. 1866. Druck von Rohrer.
Holzschnitt. 9-8 X 6 cm.
98
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259.
260.
Das alte Gartenhaus (Barock-Pavillon) in der Flurgasse Nr. 1.
Photographiert von Kunzfeld um das Jahr 1900. 30 X 24:5 cm.
Das Gartenhaus im ehem. Arenagarten in der Flurgasse Nr. 1.
Von A. v. Palocsay im Jahre 1906 photographiert. 17 X 12 cm.
Die Steinmühle am Schreibwalde. Nach der Natur gezeichnet
im Juli 1816. F. R. 42 X 26-5 cm.
VIII. Denkmale.
Zderad Saeule bey Brünn. Carl Bschor fecit 1820. Lithographie.
19-3 X 29-7 cm.
Die Zderad-Säule bei Briinn. Nach der Natur gezeichnet von
Ritter v. Wolfskron. Electrot. von T. Griesser. Vierte Kunst-
beilage zu den österreichischen Blättern für Literatur und Kunst.
November 1845. 15-5 X 22-5 cm.
Zderad-Sáule. Photographie aus dem Atelier des F. A. Brožek.
1863. 11-3 X 18-7 em.
Die Martersáule im I. Hofe des alten Landhauses auf dem Domini-
kanerplatze. Von A. v. Palocsa y im Jahre 1906 photographiert.
17 x 12 om:
Die weiße Marter auf der Neustift. Von A. v. Palocsay im Jahre
1906 photographiert. 17 X 12 cm.
Rathausportal. Photographie aus dem Jahre 1884. 19-3 X 47-3 cm.
Ehren- und Gedächtnuss-Statua, welche von Erzt gegossen und
in der Brünner Pfarrkirchen St. Jacobi aufgerichtet zu sehen,
nebst beigefügter Grabschrift. 2 Blatt. Fol. Verlag von Jos.
Kniebandl, Buchbinder. Kupferstich von Ant. Joh. Mans-
felt in Brünn. 1722. Größe des Stiches: 19-3 X 23-6 cm.
Obelisk von dem Franzensberge in Brünn. Lithographie. Carl
Bschor fecit 1818. 9-3 X 28-5 cm.
Der Obelisk auf dem Franzensberge und der Spielberg. Gezeichnet
von C. Würbs. Stahlstich ven Joh. Poppel. 145 X 11-2 cm.
Das Grabdenkmal des mähr. Geschichtsforschers Dr. Josef
Chytil auf dem St. Wenzels-Friedhofe zu Altbrůnn. (Enthüllt
am 30. Oktober 1863.) Photographie. 12-8 X 14-2 cm.
261—262. Die Grabstátten des Dr. Josef Chytil und des Karl Jos.
263.
Jurende auf dem aufgelassenen Wenzelsfriedhofe in Altbrünn.
2 Blatt. Photographiert 1906 von A. v. Palocsay. 12-5 X 17 em.
Das Grabdenkmal des Franz Su šil auf dem städtischen Friedhofe
bei der Antonsgasse. Photographie. 9-3 X 14-4 cm.
264.
265.
266.
267.
268.
269.
270.
271.
39
Das Grabdenkmal des Franz Su šil auf dem städtischen Friedhofe
bei der Antonsgasse. Photographie. 1871. 10-3 X 14-3 cm.
IX. Franzensberg und Augarten.
Eingang auf den Franzensberg. Lithographie. Carl Bschor fecit
1819. 22 X 8-5 cm.
Eintritt auf den Franzensberg vom Petersberge. Nach der Natur
gezeichnet von Fr. Richter. Lithographiert bei Jos. Trent-
sensky in Wien. (Nr. 8 des Werkes: „16 Ansichten von der
königlichen Stadt Brünn und ihren nächsten Umgebungen“.
Franz Richter, Mahler und Unternehmer.) Zirka 1820. 443 X
x 31-7 cm.
Eintritt auf den Franzensberg vom Brünner Thore. Nach der
Natur gezeichnet von Fr. Richter. Steindruck der Brüder
Traßler in Brünn. (Nr. 9 des Werkes: „16 Ansichten von der
königlichen Stadt Brünn und ihren nächsten Umgebungen. Franz
Richter, Mahler und Unternehmer.) Zirka 1820. 44-3 X 31:7 cm.
Der Franzensberg und der Petersberg von der Südseite aus ge-
sehen. Nach der Natur gezeichnet von Fr. Richter. Lithographiert
bey Jos. Trentsensky in Wien. (Nr. 7 des Werkes: ‚16 Ansichten
von der königlichen Stadt Brünn und ihren nächsten Umgebungen.
Franz Richter, Mahler und Unternehmer.) Zirka 1820. 44-3 X
Dal" am;
Ansicht der Abendseite vom Plateau des Franzensberges. Nach
der Natur gezeichnet von Fr. Richter. Lithogr. bey Jos. Trent-
sensky in Wien. (Nr. 10 des Werkes: „16 Ansichten von der
Stadt Brünn und ihren nächsten Umgebungen. Franz Richter.
Mahler und Unternehmer.) Zirka 1820. 44-3 X 31-7 cm.
Aussicht vom Plateau des Franzensberges gegen die Abendseite.
Nach der Natur gezeichnet von Fr. Richter. Lithogr. bey Jos.
Trentsensky in Wien. (Nr. 11 des Werkes: „16 Ansichten
von der königlichen Stadt Brünn und ihren nächsten Umge-
bungen. Franz Richter, Mahler und Unternehmer.) Zirka 1820.
44-3 X 31-7 cm.
Aussicht von dem Rondeau des Franzensberges gegen Morgen.
Nach der Natur gezeichnet von Fr. Richter. Lithogr. bey Jos.
Trentsensky in Wien. (Nr. 12 des Werkes: ‚16 Ansichten
von der königlichen Stadt Brünn und ihren nächsten Umgebungen“.
40
273.
274.
Franz Richter, Mahler und Unternehmer.) Zirka 1820. 44-3 X
xX3l7 em.
. Plateau vom Franzensberge. Lithographie aus Rohrers artisti-
scher Anstalt. (Aus dem ,, Album von Brünn“.) 1866. 8-7 X 5-4 cm.
Franzensberg mit dem Obelisk. Photographie. Verlag der Buch-
handlung Anton Nitsch. 1869. 5-8 X 9-3 cm.
Neue Anlage bei dem Eintritte in den Augarten. Holzschnitt
aus „Bote aus Mähren“ (für 1842). 22-5 X 17 cm.
275—278. Kasino im Augarten zu Brünn. Kupferstich. Querfolio. Aus
282.
283.
der „Allg. Bauzeitung“ (1855). Blatt 708: Kellergeschoß, Erdgeschoß
und I. Stock; Blatt 709: Östliche Fassade; Blatt 710: Querdurch-
schnitt; Blatt 711: Längendurchschnitt.
. Fassade des Kasino im Augarten gegen die Stadt. Querfolio.
Lithographie.
. Eingang zum Augarten von der Neugasse aus. Photographie.
Verlag der Buchhandlung Anton Nitsch. 1869. 9-3 X 5-4 cm.
X. Spielberg.
. Prospectus celeberrimi Castelli s. propugnaculi Spihlbergensis
cum subjacente antigua Brinni in Moravia. 1. Caenobium Regium
Ord. Cisterciens. 2. Aula Crucis.' 3. Monasterium virginale ad
S. Annam. 4. Platea pistorum. Prospect der weltberühmten
Vestung Spiehlberg genant, zu Brünn in Mähren, samt dem
darunter gelegenen Alt Brünn. 1. Königl. Closter Cistercienser
Ordens. 2. Der Creutzhoff. 3. Jgfrl. Closter zu S. Anna. 4. Die
Beckengasse. F. B. Werner delin. Martin Engelbrecht excud.
Aug. Vindel. (17502). Kupferstich. 29-4 X 18 cm.
Wahre Delineation der Festung Spilberg ob Brünn in Mähren.
Dem Hoch- und Wohlgebohrnen HH. Philipp Christoph def
H. R. R. Grafen Bráuner, Edlen H. zu Statz, H. auff Aspern,
Freyherrn zu Stübing, Fladnitz und Rabenstein, der R. K. M.
würkl. Camm. Hoff-Kriegs-Rath General-Feldwachtmeister Obri-
sten und Commandanten der Vóstung Spielberg vnterthánig
offerirt und dediciret von Bernh. Ignat. Sina pi. (1760?). Kupfer-
stich 17 X 11 cm.
Der Spielberg im Jahre 1837. Holzschnitt-Illustration zu Ju-
rendes ,,Mähr. Wanderer“ (f. 1838). Druck von Rohrer in
Brünn. 15 X 9-7 em.
284.
285.
290.
293.
294.
41
Die Veste Spielberg. Aus der Kunstanstalt des bibliographischen
Institutes in Hildburghausen. Stahlstich. (Blatt 251 aus Meyers
Universum, VI. Band, 1839).
Spielberg, ferner Gymnasium, Polytechnik und evangelische Kirche.
Lithographie aus Rohrers artistischer Anstalt. (‚Album von
Brünn“, Blatt-Nr. 4.) 1866. 8-7 X 5-4 cm.
. Spielberg (Südseite). Photographiert im Jahre 1867 von Homolka.
12-5 X 7-8 cm.
. Spielberg zur Zeit der Demolierung der Weiberarreste. 1867 photo-
graphiert von Homolka. 11:5 X 8 cm.
. Der Spielberg. Photographie. Verlag der Buchhandlung Anton
Nitsch. 1869. 9-3 X 5-4 cm.
. Der Spielberg, ferner technische Lehranstalt, Gymnasium und
Christuskirche. Verlag der Buchhandlung Anton Nitsch. 1869.
9.3 X 5-4 cm.
Fernsicht nebst Orientierung vom Brünner Spielberge. Entwurf
und Federzeichnung von Ig. Budar, k. k. Professor in Brünn.
Steindruck von A. Th uma. 48-2 X 60:7 cm.
. Anlegung der Wasserleitung beim Spielberge. Photographie.
26-6 X 18-7 cm.
. Der von den Franzosen verschüttete obere Brunnen auf dem
Spielberge. Wiederhergestellt, aufgenommen, gezeichnet und
beschrieben von dem k. k. mährisch-schlesischen Oberbaudirek-
tionsarchitekten Krieghamer. Originalzeichnung. 52:5 X 91 cm.
AT Varıa,
Erôffnungsfahrt der priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn von Wien
bis Brünn am 7. Juli 1839. Ankunft im Bahnhofe zu Brünn. Auf-
genommen von F. H. Richter. Holzschnitt. Gedruckt bei R.
Rohrers sel. Witwe. (Beilage zum ,,Mährischen Wanderer‘, 1840).
21-5 X 14-6 cm.
Brünn vom Augarten aus. Ringsherum, umrahmt von zierlichen
Ornamenten, folgende kleinere Ansichten: Die Hauptwache, die
Kaiser-Ferdinands-Nordbahn; der Krautmarkt; die Kirche zu
St. Jakob; das k. k. Gubernialgebäude; die Promenade am
Franzensberg; das Gasthaus im Schreibwalde; das Friedlinger
Thor (soll heißen: Fröhlichertor); das Königskloster. Nach der
42
296.
297.
298.
Natur gezeichnet von J. A. Wett. 1839. Lithographie von H.
Reichert. Gedruckt bei Johann Höfelich. Eigentum und zu
haben bei J. A. Wett am Spielberg, Pelikangasse Nr. 101 in Wien.
18-8 X 12-5 cm.
. Ansicht der Stadt Brünn, im Vordergrunde der Teichdamm
(seit 1854 Franz-Josef-Straße). Ringsherum folgende Bildchen:
Gastlsches Haus; Nowyhrader Tunnel; Brunnen auf dem Kraut-
markte; Augustinerkirche; Denkmal auf dem Franzensberge;
Bahnhof und Viadukt der Staats- und Nordbahn; Rathhaus-Tor;
Kleinsches Haus; Mazocha; Mähr. Volkstrachten; Soxhletsche
Fabrik; Brunnen im Gastlschen Hause. Stich und Druck der
Kunstanstalt des Österreichischen Lloyds in Triest und Wien.
(Beilage zum ,,Bote aus Mähren“ für das Jahr 1851.) Größe des
Tableaus 28:7 X 24-4 cm.
Malerische Ansichten aus Mähren. Tableau. 1. Schloß Eisgrub;
2. Restauration in Klepačow; 3. Burg Pernstein; 4. Schweizerhaus
im Josefstal bei Adamstal; 5. Die Reißter bei Feldsberg; 6. Burg
Eichhorn; 7. Putterliks Zuckerfabrik zu Brünn; 8. Orienta-
lischer Thurm in Eisgrub; 9. Rendezvous in Eisgrub. 1 Stahlstich-
blatt. (Beilage zum „Neuen Boten aus Mähren“ für 1852.) 28-5 X
x 22-5 cm.
Malerische Ansichten aus Mähren. Tableau: 1. Der Spielberg.
2. Burg Nowyhrad; 3. Hochofen in Blansko; 4. Architekten-
wohnung im Parke zu Eisgrub; 5. die Maidenburg bei Polau;
6. die Hansenburg bei Eisgrub; 7. Ruine Boskowitz; 8. Die Dom-
kirche in Brünn; 9. Wasserkunst in Eisgrub. 1 Stahlstich. (Bei-
lage zum ,,Bote aus Mähren“ für 1853.) 29 X 22-5 cm.
Die mährische Landeshauptstadt Brünn. Eine Bildergruppe. Nach
photographischen Aufnahmen von Josef Kunzfeld in Brünn.
Holzschnitt von Th. Volz aus ,, Über Land und Meer““ (1892),
dazu der Text: „Zum IV. österreichischen Bundesschießen in
Brünn“. In dieser Bildergruppe sind folgende Ansichten zu finden:
Hauptansicht von Brünn (von Südwest); der Große Platz mit der
Mariensäule; das Deutsche Haus; die Pfarrkirche zu Obrowitz;
der Krautmarkt mit dem Parnaß (im Hintergrunde der Rathaus-
turm; Wappen von Brünn; das d’Elvert-Denkmal auf dem Spiel-
berge; das Kaiser Josef-Denkmal im Augarten; das Stadttheater;
der Spielberg; das Komareksche Haus auf dem Großen Platze.
Blattgröße: 49 X 31 cm.
43
Brünnles.
299. Burgruine. Photographie von Zdenek in Mähr.-Schönberg aus
dem Jahre 1894. 18 X 13-5 cm.
Buchlau.
300. Ansicht des alten Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
301. Ansicht der alten Burg Buchlau im Hradischer Kreis in Máhren.
Von Greger lithographiert, gedruckt von Kunike. 26X 19cm.
Buchlowitz.
302. Ansicht des neuen Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
Budischau.
303. Interieur des Schlosses. Photographie. 24-8 X 21-3 cm.
Busau.
304. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32 cm.
Chropin.
305—312. Verschiedene photographische Aufnahmen aus dem Bankett-
zimmer und Rittersaale des Schlosses zu Chropin. 8 Blatt. Auf-
genommen 1899 von R. Gerlich. 12 X 17 cm.
Czernahora.
313. Ansicht der Schlosses Czernahora. Kunike, lithographiert zirka
1833. 24 X 32 cm.
Dukowan.
314. Schloß. Gezeichnet von Trapp. Lithographie. 11-5 X 6-7 cm.
Eibenschitz.
315. Bývalá bratrská šlechtická škola v Ivančicích. Autotypie. 10-6 X
X 7:17 cm.
44
316.
Iglawaviaduct bei Eibenschitz. Photographie von Ferdinand
Seifert. 24 X 16-8 cm.
Eichhorn.
317.
Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
x 32 cm.
. Totalansicht der Ostseite des Schlosses. Photographie von A.
Mayßl (+). 39-9 X 25 cm.
. Schloß Eichhorn. Ansicht des Eckthurmes. Photographie von
A. Mayßl (?). 21-8 X 27 cm.
. Innere Ansicht des Schloßhofes. Photographie von A. Mayßl.
236-7 X 32-1 cm.
. Schloss Eichhorn. Photographie von Wilhelm Heisler in Brünn.
1898. 14-8 X 9-5 cm.
322. Schloss Eichhorn. Photographie. 16-3 X 12 cm.
Eisgrub.
323. Der Fürstl. Lichtensteinsche grosse Stall zu Eisgrub in Mähren,
324.
325.
S p
acht Meilen von Wien gelegen: allwo die Bescheller sind: auch die
2, und 3, jáhrige Vohlen oder Junge Pferde aufgestellet werden.
(Blatt 1 aus der Sammlung: ‚‚Unterschiedliche Prospecte, Gebäude
und anderer Curiosen Sachen. Erste Collection. Alles auf das
fleiBigste nach der Natur gezeichnet und in Kupfer gebracht von
Johann Adam Delsenbach in Nürnberg.) 30-5 X 21-2 cm.
Prospect des grossen Stalls zu Eisgrub, wie solcher auf dessen
innern Platz anzusehen: samt der Pferd-Schwemme. Dessiné et
gravé par Delsenbach (Blatt 2 aus derselben Sammlung). 30-5 X
x 21-2 cm.
Des grossen Stalls zu Eisgrub linker Flügel, von innen anzusehen.
Delsenbach fecit. (Blatt 3 aus derselben Sammlung). 26:8 X
X 18 cm.
. Das fürstl. Lichtensteinsche Schloss samt einem Theil des Gartens
zu Eisgrub in Máhren, 8 Meilen von Wien gelegen. Dessiné et gravé
par Delsenbach. (Blatt 4 aus derselben Sammlung.) 31.9 X
X 19-2 cm.
Türkisches Minaret im Parke. Gezeichnet von Moritz Trapp.
Lithographiert in der Kunstanstalt von Alexander Alboth in
Leipzig. Karl Bellmanns Verlag in Prag. 10:1 X 14-1 cm.
45
328. Das Architektenhaus. Holzschnitt. 15 X 11 cm.
329. Die Hansenburg. Holzschnitt. 15 X 11-5 cm.
330. Schloß Eisgrub. Photographie von Wilhelm Heisler in Brünn.
1898. 14-8 > 9-5 cm. PR ET
Eulenberg.
331. Ansicht der alten Burg. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32 cm.
332. Situationsplan der Eulenburg. Tuschzeichnung. 35-5 X 43 cm.
Frain.
333. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32 cm.
334. Ansicht des Schlosses und Marktes Frain in Mähren. Aufgenommen
von J. Doré. L. Czerny lith. Gedruckt bei J. Höfelichs Witwe.
47-8 X 35-2 cm.
335. Die Eislaithen nächst Frain von der Martinswand gesehen. Litho-
graphische Anstalt von Großmann und Schweizer in Wien.
Von Adolf Charlemont nach der Natur aufgenommen. 47-5 X
X 35 cm.
Gevatterloch, Das (bei Weißkirchen).
336. Das Gevatterloch. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X 32 cm.
GroB-Grillowitz—Possitz.
337. Die Kleinkinderbewahranstalt und Arbeitsschule für Mädchen
„Mariahilf“ am Tage der Einweihung und Erôffnung. (8. September
1895.) Photographie von F. Knapp in Znaim. 25-2 X 19-8 cm.
GroB-Meseritsch.
338. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32 cm.
339. Totalansicht aus dem Jahre 1846. Lithographie von J. Rippl
in Iglau. (Kopf eines weißen Briefbogens.) 19-2 X 6-7 cm.
340. Großer Platz. Photographie von A. Mayßl. 37-3 X 26-3 cm.
341. Das Schloß des Fürsten Lobkowitz und Čermáks Mühle. Photo-
graphie von Vítězslav Urbach, Photograph in Groß-Meseritsch.
1907. 22-3 X 16-9 cm.
46
342. Das Schloß. Photographie von Vítězslav Urbach. 17 X 11-8 cm.
343. Marktplatz, im Hintergrunde das Rathaus. Photographie von
Vítězslav Urbach. 1907. 17 X 12 cm.
344. Marktplatz. Photographie von Vítězslav Urbach in GroB-Mese-
ritsch. 1907. 17 X 12-1 cm.
345. Die neue Synagoge. Photographie von Vítězslav Urbach in Groß-
Meseritsch. 1907. 12 X 16-7 cm.
346. Totalansicht von Groß-Meseritsch. Photographie von Vítězslav
Urbach. 17-2 X 12 cm.
347. Bývalé luteránské „illustre gymnasium“ ve Velkém Meziříčí.
Autotypie. 13-3 X 9-5 cm.
Groß-Mohrau bei Römerstadt.
348. Denksäule nächst der Kirche. Photographie. 11 X 15 cm.
Grußbach.
349. Ansicht des Schlosses Grußbach. Kunike, lithographiert zirka
1833. 24 X 32 cm.
Gurdau.
350. Kirche. Photographie von A. MayBl. 21:5 X 27-8 cm.
Habrowan.
351. Ansicht des Schlosses. Im Vordergrund ein mit vier Pferden be-
spannter Lastwagen, auf welchem die Bezeichnung: „Wien 1833““
zu finden ist. Darunter etwas undeutlich die Worte: G. G. Greger.
Lithographie aus dem Jahre 1833. Links die Bezeichnung: N. der
N. g. v. Kunike, rechts: Gez. v. Greger. 24 X 32 cm.
Helfenstein.
352. Ansicht der Ruine. K unike, lithographiert zirka 1833. 24 X 32 em.
Hochwald.
353. Ansicht des Schlosses und der Ruinen. Kunike, lithographiert.
zirka 1833. 24 X 32 cm.
47
Holitz.
354. Farní chrám sv. Urbana v Holici. Knížecí arcibiskůpská knih- a
kamenotiskárna v Olomouci. Autotypie. 8-5 X 11-4 cm.
Hostein.
355. Der Hostein in Mähren. Holzschnitt aus dem ,,Mährischen Wande-
rer für das Jahr 1843. 11-2 X 6-1 cm.
Hradisko.
356. Plan des Berges Hradisko nächst dem Dorfe Roschna zur Herr-
schaft Pernstein gehôrig. Der Gesellschaft máhrischer Freunde der
Natur- und Vaterlandskunde gewidmet von A. A. Schindler
am 10. April 1801. Handzeiehnung. 50 X 34 cm.
Iglau.
357. Ansicht der Stadt aus dem Jahre 1402 während eines feindlichen
Überfalles. Nach einem alten Bilde photographiert. 11-5 X 8 cm.
358. Plan der Stadt aus dem Jahre 1647 mit der Inschrift: ,,Die Statt
Iglau in Mähren ist den 12. Martij von dem Feindt occopiret im
Jahr 1645. Anietzo aber von Ihr Excell. Herren Her. General
Veltzeigmeister Graffen von Buchheimb den 7. Decembris Anno
1647 wider erobert worden. Kupferstich von Wolfgang Kilian.
62-8 X 46-8 cm.
359. Grundriß der Statt Iglaw. Kupferstich aus M Merians Topogra-
graphia Bohemiae Moraviae et Silesiae (1650). 31-4 X 20-1 cm.
360. Ansicht der königl. Kreis- und Bergstadt Iglau von der Morgen-
seite (Brünner Straße). In der Mitte dieser Inschrift das Iglauer
Wappen. Aufgenommen im Jahre 1824 vom Hauptschuldirektor
Oller. Kupferstich. 16 X 7 cm.
361. Plan der Kreisstadt Iglau samt Umgebung. Zum Besten der
Regiments-Erziehungsknaben von Fähnrich Molitor und La
Croix des löbl. E. H. Ludwigschen Infanterie-Regimentes Nr. 8
in dem Jahre 1825 aufgenommen. Gezeichnet vom Fähnrich
La Croix. Lithographie. 59-5 X 70-7 cm.
362. Totalansicht von Iglau. Lithographie von J. Rippl in Iglau.
Kopf eines weißen Briefbogens. Zirka 1846. 20-8 X 8-3 cm.
363. Totalansicht von Iglau. Lithographie von J. Rippl in Iglau. Kopf
eines lichtgrünen Briefbogens. Zirka 1846. 19-4 X 6-9 cm.
48
964.
366.
367.
Ansicht der Stadt, vom Magistratsrate Sterly rechts von der
Wiener-Straße aufgenommen. Lithographie. Kopf eines Brief-
bogens. 17 X 5 cm.
. Das Frauentor in Iglau, erbaut 1508. Gezeichnet und gemalt
von Andreas Sterly (?) 10-2 X 16-8 cm.
Die ehemalige Kapuzinerkirche. Nach einer Zeichnung des Andreas
Sterly photographiert. 10-5 X 14-9 cm.
Jihlava. J. W. Zwettler gezeichnet. Stahlstich von Fr. Za-
stiera. Beilage zum ,,Bote aus Mähren“ für 1849. 15-8 X 10-8 cm.
Jedownitz.
368.
Jedownitz mit dem See. Photographie. Blatt 13 aus einem ,, Album
mährischer Ansichten“. 9-2 X 6 cm.
Kanitz. Siehe Unter-Kanitz.
Katharein.
369.
370.
371.
St.-Katharein, die älteste Kirche Máhrens. F. C. v. Hötzendorf
del. Horký exc. Lithographie. (Das Blatt trágt rechts oben die
Bezeichnung: 3.) 41-5 X 28-8 cm.
Kirche in Katharein bei Wranau. Photographie aus dem Atelier ©
des Prof. A. Mayßl. (Aus der Kollektion: ‚Ansichten von Bau-
denkmälern aus Mähren‘. Nach der Natur aufgenommen von Prof.
A. Maybl, ausgestellt vom Exekutivkomitee der Ausstellungs-
kommission in Brünn.) 27:5 X 20-5 cm.
Katharein bei Wranau. Photographie von Wilhelm Heisler in
Brünn. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
Kiritein.
. Poutní chrám Panny Marie ve Křtinách. Tiskem dědicův Rudolfa
Rohrera v Brně. Gezeichnet von Johann Hoffmann. Holz-
schnitt. 1858. 20 X 12-5 em.
. Chrám Páně v Křtinách. Gezeichnet von Johann Hoffmann.
Holzschnitt. 20:4 X 13 cm.
. Schloßhof. Photographie von A. Mayßl. 27 X 20-9 cm.
. Wallfahrtsort Kiritein. Photographie. 17 X 12 cm.
. Kiritein vom Josefsthal aus. Photographie. Blatt 11 aus einem
„Album mährischer Ansichten“. 9-2 X 6 cm.
… 378.
371.
379.
49
Kiritem vom Pfarrwalde aus. Photographie. Blatt 12 aus einem
„Album mährischer Ansichten‘. 9-2 X 6 cm.
Wahlfahrtsort Kiritein. Photographie von Wilhelm Heisler. 1898.
14-8 X 9-5 cm.
Inneres der Wallfahrtskirche. Photographie von Wilhelm Heisler
in Brünn. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
Klosterbruck.
380.
381.
382.
383.
384.
385.
Ansicht der alten Prämonstratenser Abtei Bruck. Kupferstich.
Gezeichnet und vielleicht auch gestochen von G. M. Vischer und
dem Brucker Abt Norbert Pleyer (resignierte 1679) gewidmet.
Das prächtige Blatt trägt die Aufschrift: „Kloster Brügg an der
Theya im Marchgrafftumb Mähren Praemonstratenser Ordens.‘
56-2 X 39 cm. :
Prospectus celeberrimi monasterii collegiati Norbertinorum Brug-
gensis, cul urbs Znaimum ad fluvium Theyam in Moravia vicina.
Prospect des berühm. Stiffts und Closters Brug Norbertiner
Ordens unter der Statt Znaim am Fluss Theya in Mähren. F. B.
Werner delin. Martin Engelbrecht exeud. Aug. Vind. Kupfer-
stich mit der Blattbezeichnung 6. (1750?) 28-7 X 16-7 cm.
Ansicht des Schlosses, im Hintergrund Znaim und Pöltenberg.
Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X 32 cm.
K. k. Genie-Akademie zu Kloster Bruck nächst Znaim (Prämie zum
„Zmaimer Wochenblatt‘. 1853). Nach der Natur gezeichnet und
lithographiert von Josef Zwettler. 1852. Wilhelm Hoffmanns
Steindruck. Znaim. 29-4 X 19-9 cm.
Besuch Seiner Majestät des Kaisers in der Schwimmschule der
Genie-Akademie zu Klosterbruck am 12. Juli 1853. Nach der
Natur aufgenommen vom Geniekadett Lill. Gezeichnet und litho-
graphiert von G. Reiffenstein. Gedruckt von M. Bäcker in
Wien. 44-9 X 27-6 cm.
Totalansicht von Klosterbruck. Photographie von Amand Helm
in Wien. 15-4 X 9-8 cm.
Königsfeld.
386.
Ansicht der ehemaligen Karthause auf der Herrschaft Königsfeld.
Wahrscheinlich von Kunike um das Jahr 1833 lithographiert.
24 X 32 cm.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. IX, 1. 4
0
Koritschan.
387.
Ansicht des Schlosses Koriczan. K u nike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
Kremsier.
388.
Die Fürst-Bischoefliche Olmucische Residentz-Stadt Cremsier
sambt dessen nechst darbey neu-erhöbt und von Grund zugericht
und erbauten Lust-Blum- und Thier-Garten. Gezeichnet durch
Georg Matthaeum Vischer kayserl. Edlknaben Mathematico-
Kupferstich. 1691. 83-9 X 48:9 cm.
389—422. Delineation des bischöflichen Lustgartens zu Kremsier. Ge-
zeichnet von dem kaiserlichen Edelknaben und Mathematiker
Georg Matthaeus Vischer, gestochen von Nypoort, heraus-
gegeben und dem Olmützer Bischof Karl im Jahre 1691 von dem
Kremsierer Kanonikus Urban Franz Augustin Heger dediziert.
33 Kupferstiche in folio (darunter 2 in Imp.-Folio) und 2 Blatt Text.
Auf dem ersten Kupferstiche ist auch eine Ansicht der Stadt
Kremsier zu finden.
. Ansicht des’ Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32cr.
Krizanau.
424.
Totalansicht. Photographie von A. Mayßl. 25-9 X 20-5 cm.
Kunewald.
425.
Das Schloß von der Rückseite. Photographiert im Jahre 1906.
16-9. X 11-Tem.
Kunstadt.
426.
427.
428.
429.
Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32 cm.
Vordere Ansicht des Schlosses mit dem Parke. Photographie.
20-4 X 15-8 cm.
Das Schloß. Rückwärtige Ansicht gegen Sichotin. Photographie.
20-4 X 15:9 cm.
Schloßhof. Photographie. 13-8 X 10-2 cm.
ol
Lettowitz.
430. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
431. Zweite Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
432. Schloß Lettowitz. Photographie von Wilh. Heisler in Brünn.
1898. 14-8 X 9-5 cm.
433. Markt Lettowitz. Photographie von Wilh. Heisler. 1898.
14-8 X 9-5 cm.
Lomnitz.
434. Gesamtansicht. Photographie von Wilh. Heisler. 1898. 14-8 X
x 95 cm.
435. Der Hochaltar in der Pfarrkirche zu Lomnitz. In der Mitte das
von Šichan gemalte Altarblatt „Mariae Heimsuchung“, an
den Seiten die früheren Kirchenpatrone der alten Kirche (St. Veit
und St. Johann der Täufer). Photographiert um das Jahr 1890.
17-3 X 23-3 cm.
Macocha.
436—437. Grundrisse u. Profils der Mazocha (des Abgrunds Mazoche),
gezeichnet bei der den 23. Juny 1784 durch Hinablassung der
4 unterschriebenen Personen gemachten Untersuchung von
Carl Rudzinsky, Fürstl. Aloys Lichtensteinischen Ingenieur,
Orig. Zeichnung aus dem Jahre 1784, beglaubigt und mit Be-
merkungen versehen im Jahre 1856 von dem k. k. m. schl. Straßen-
baudirektor H. Braumüller. 2 Blatt in Folio.
438. Die Mazucha. Kupferstich. Fischer del. J. Blaschke diese
Axmann sculpsit 1816. 13-2 X 20-6 cm.
439. Ansicht der Mazocha auf der Blanskerherrschaft in Máhren.
Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X 32 cm.
440. Die Macocha (Stiefmutter) im Slaupertal. Holzschnitt aus der
Leipziger „Ilustr. Zeitung“ (Nr. 729 vom 20. Juni 1857).
16 X 21-5 cm.
441. Punkwa, Ausfluß aus der Mazocha. Photographie von Wilh.
Heisler in Brünn. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
442. Erdfall Mazocha. Photographie von Wilh. Heisler in Brünn.
1898. 14-8 X 9-5 cm.
4*
443. Touristen-Schutzhaus auf der Mazocha. Photographie von Wilh.
Heisler in Brünn. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
444. Felsentor vor der Mazocha. Photographie. Blatt 21 aus einem
Album máhrischer Ansichten. 9-2 X 6 cm.
445. Mazocha mit der Ripkawarte. Photographie. Blatt 22 aus einem
Album máhrischer Ansichten. 6 X 9-2 cm.
Máhr.-Kromau.
446. Der Steinbruch auf der Fürst Lichtensteinschen Herrschaft
Krummau (!) in Mähren. J. A. Delsenbach ad vivum feeit.
Kupferstich. 30-5 X 20-5 cm.
447. Totalansicht von M. Kromau. Photographie von A. Mayßl.
27-5 X 20-8 cm.
Mähr.-Neustadt.
448. Neustadt in Mehren. Kupferstich aus Merians Werk: „Topo-
graphia Bohemiae Moraviae et Silesiae“ (1650). 25-2 X 19-5 cm.
449. Ansicht der Marianisch Nepomucenischen Denksäule in der
Königl. Stadt Mähr. Neustadt. Errichtet 1729. Ihrer Excellenz
der Hochgebohrnen Frau Elisabeth Gräfin von Inzaghy, ge-
bohrnen Gräfin von Attems, Sternkreuz-Ordens-Dame und
Dame du palais Ihrer Majestät der Allerdurchlauchtigsten
Kaiserin und Königin ete. etc. in tiefster Ehrfurcht gewidmet
von den Bürgerfrauen der Königl. Stadt Mährisch-Neustadt
Olmůtzer Kreises. Links in der Ecke gedruckt: Erkauftes Eigen-
thum des Bürgermeisters Dominik Jos. Ant. Gillitsch. Kupfer-
stich. 24 X 38-5 cm.
Mährisch- Ostrau.
450. Máhrisch-Ostrau und Polnisch-Ostrau, dann Witkowitz. Kunike,
lithographiert zirka 1833. 24 X 32 cm.
451. Landesrealschule. Entworfen und erbaut vom Baumeister
Franz G. Böhm. Photographie von A. Brand in Mähr.-Ostrau.
25-3 X 20-4 cm.
Mähr.-Trübau.
452. Die Stadt Trübau in Mähren. La Ville de Trübau en Moravie.
J. A. Delsenbach fecit. Kupferstich. 31 X 20-7 em. | |
put cn Mods
té.
93
453. Portal im Gemeindehause zu Mähr.-Trübau. Gezeichnet von Prof.
Dr. Moritz Grolig am 8. und 9. August 1888. Photographie.
16-3 X 22-5 cm.
Mürau.
454. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32 cm.
Namiest bei Brünn.
455. Totalansicht. Nach der Natur gezeichnet von Leop. Trauer
im Jahre 1825. Aquarell. 37-5 X 29-8 cm.
456. Ansicht des Schlosses und des Marktes. Kunike lithographiert,
zirka 1833. 32 X 24 cm.
457. Namiest an der Oslawa. Markt. Kupferstich. Datum und Name
des Stechers fehlen. 21 X 17-5 cm.
Napajedl.
458. Ansicht des Schlosses Napajedl. Lithographie aus dem Jahre
1833 (?). Links die Bemerkung: N. d. N. g. v. Kunike, rechts
die Bezeichnung G. v. Greger. 24 X 32 cm.
Neuháusel bei Frain.
459. Ansicht der Ruine Neuheusel in Máhren an der Taja. Kunike,
lithographiert zirka 1883. 24 X 32 cm.
Neu-Serowitz bei Znaim.
460. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
Neutitschein.
461. Totalansicht. Lithographie aus dem Jahre 1847. Kopf eines
gelblichen Briefbogens. 14-8 X 6 cm.
Nikolsburg.
462. Prospectus arcis et palatii Principis a Dietrichstein Nicolaiburgi.
Prospect des fürstlich Dietrichsteinschen Residenzschlosses zu
Nikolsburg. F. B. Werner delin. Martin Engelbrecht excud.
54
Aug. Vind. Kupferstich mit der Blattbezeichnung 72. (1750?)
87 X 16-7 cm.
463. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
Nowihrad bei Adamsthal.
464. Ansicht der Ruine Nowihrad. Kunike, lithographiert zirka
1833. 24 X 32 cm.
465. Nowyhrad. Photographie. 16-7 X 12 cm.
Ochoz.
466. Höhle von Ochos: ‚Die Schneeberge“ und „Die Kanzel“. Holz-
schnitt aus der Leipziger ‚‚Illustr. Zeitung‘ (Nr. 729 vom 20. Juni
1857). 23-7 X 16-5 cm.
Olmütz.
467. Ansicht der k. Hauptstadt Olmütz von der südöstlichen Seite
im Jahre 1590. Oberhalb der Stadt das Olmützer Stadtwappen.
Weinrauch sc. (Beiträge zu Fischers „Geschichte von Olmütz“.
IV. Bd. 1817.) 83 X 6-5 cm.
468. Großer Kupferstich mit der Überschrift: Olmutium. Olmütz.
Rechts das Olmützer Stadtwappen. Marc. Abrah. Rupprecht
sc. A. V. — A. Christoph Haffner exe. A. V. 66-5 X 22-7 cm.
469. Prospect der Statt Olmütz in Mähren, wie solche von dem Heil.
Berg vom Morgen anzusehen ist. Kupferstich. B. Frid. Werner
delin. Martin Engelbrecht excud. Aug. Vind. (Blatt Nr. 1
aus der Folge: ‚‚Accurater Abriss und Vorstellung der merkwürdig-
sten Prospecte so wohl der berühmtest und prächtigsten Plätze
als Kirchen und anderer publiguen Gebäude der berühmten
Stadt Olmütz im Markgrafthum Mähren nach der Natur und
Situation auf das fleißigste gezeichnet von Fridrich Bernhard
Werner, Siles. p. t. Prosp. Object. und verlegt von Martin
Engelbrecht, Kupffer-Stecher und Kunst-Verleger in Augs-
purg.) (1750?) 29 X 18-4 cm.
470. Prospectus faciei anticae curiae à foro piscatorio contemplandus
Olmutu. Prospect des vorder Theils vom Rathhauss in Ollmiitz
vom Fischmarkt anzusehen. F. B. Werner delin. Martin Engel-
471.
472.
473.
474.
475.
476.
477.
478.
479.
480.
D5
brecht excud. Aug. Vind. (Nr. 2 der genannten Folge.) 29-5 X
X 17-3 cm.
Prospectus posterioris partis Curiae et Fori Olomuti, Prospec
der Hinter-Theils vom Rath-Haus und Marckt in Ollmütz. F. B.
Werner delin. Martin Engelbrecht excud. Aug. Vind. (Nr. 3
der genannten Folge.) 29-5 X 18-4 cm.
Prospectus fori sive circuli inferioris dieti versus caenobium
Capucinorum Olmutiil. Prospect des Nider-Ringes in Ollmütz
gegen die Capuciner abwärts. F. B. Werner delin. Martin Engel-
brecht excud. Aug. Vind. (Nr. 4 dieser Folge.) 29-5 X 17-3 cm.
Prospectus Templi et Collegii P. P. Jesuitarum Olmutii in
Moravia. 1. Templum ad B. Virginem. Prospect der Kirch und
des Collegii derer P. P. Jesuiter zu Ollmiitz in Máhren. 1. U. L.
Frauen Kirch. F. B. Werner delin. Martin Engelbrecht excud.
Aug. Vind. (Nr. 5 dieser Folge.) 29-5 X 17-3 cm.
Palatium Episcopale Olmuti. Bischöffl. Residenz in Ollmütz.
F. B. Werner delin. Martin Engelbrecht excud. Aug. Vind.
Nr. 6 dieser Folge.) 29-4 X 17-5 cm.
Prospectus Montis Sancti ante Olomutium in Marchionatu Mo-
raviae. Prospect des Heiligen Berges vor Ollmütz im Marg-
graffthum Mähren. F. B. Werner delin. Martin Engelbrecht
excud. Aug. Vind. (Nr. 7 dieser Folge.) 29-5 X 18-5 cm.
Prospectus Caenobii Hradisch Orel. S. Norberti prope Olomutium.
Prospect vom Closter Hradisch bey Ollmütz Norbertiner-Ordens.
F. B. Werner delin. Martin Engelbrecht excud. Aug. Vindel.
(Nr. 8 dieser Folge.) 29-5 X 18-3 cm.
Gedächtnis-Säule, erbaut im Jahre 1542, irrig die Schwedensäule
genannt. Lithographie von Skarnitzl in Olmütz, ausgeführt
von Carl Bschor 1820. 13-6 X 23-2 cm.
Fassade der Pfarrkirche bei St. Michael. Getuschte Zeichnung.
Carl Bschor fecit 1820. 22-2 X 31-5 cm.
Grundriß der Pfarrkirche bei St. Michael. Getuschte Zeichnung
Carl Bschor fecit 1820. 22-1 X 31-4 cm.
Feierlicher Einzug Seiner fürstlichen Gnaden des hochwürdigst
hochgebornen Herrn Maximilian Joseph Freiherrn von Somerau
Beeckh Fürst Erzbischofs von Olmütz in die Metropolitan-
Kirche am 29. Juni 1837. Lithographiert bei Skarnitzl und
„Domek in Olmütz. 32-3 X 23-7 cm.
484.
486.
487.
. Ansicht des Eisenbahnhofes in Olmůtz. Holzschnitt aus dem
„Mähr. Postillon““ für 1843. 11-5 X 6-8 cm.
. Ollmütz von der Ostseite. Gezeichnet von ČC. Würbs. Stahlstich
von E. Höfer. 16-8 X 11-3 cm.
. Mauriz-Kirche in Olmütz. Verlag von Eduard Hölzel in Olmütz.
Gezeichnet von F. Kanitz. Kolorierte Lithographie von Sand-
mann. Gedruckt bei J. Rauh in Wien. 13-5 X 9-3 cm.
Das Rathaus in Olmütz. Verlag von Eduard Hölzel in Olmütz.
Gezeichnet von F. Kanitz. Kolorierte Lithographie von Sand-
mann. Gedruckt bei J. Rauh in Wien. 13-5 X 9-3 cm.
. Die fürsterzbischöfliche und zeitweilige k. k. Residenz nebst
dem k. k. Zeughaus. Gezeichnet von F. Kanitz. Kolorierte
Lithographie von Sandmann. Gedruckt bei J. Rauh in Wien.
Verlag von Eduard Hölzel in Olmütz. 13-5 X 9-3 cm.
Ober-Ring in Olmütz. Gezeichnet von F. Kanitz. Kolorierte
Lithographie von Sandmann. Gedruckt bei J. Rauh in Wien.
Verlag von Eduard Hölzel in Olmütz. 13-5 X 9-3 cm.
Nieder-Ring in Olmütz. Gezeichnet von F. Kanitz. Kolorierte
Lithographie von Sandmann. Gedruckt bei J. Rauh in Wien.
Verlag von Eduard Hölzel in Olmütz. 13-5,X 9-3 cm.
. Kloster Hradisch bei Olmütz. Gezeichnet von F. Kanitz. Kolo-
rierte Lithographie von Sandmann. Gedruckt bei J. Rauh in
Wien. Verlag von Eduard Hölzel in Olmütz. 13-5 X 9-3 em.
489—494. Ansichten von der inneren Stadt (Oberring, Niederring etc.).
Photographien aus dem Jahre 1863, ausgeführt von Pichler und
Ko. in Olmütz. 5 Blatt in der Größe von 34-2 X 27-6 cm und
1 Blatt in der Größe von 29-1 X 34 cm.
Partschendorf.
495. Schloß zur Zeit der Gräfin Josephine Pachta und J. G. Meinerts
(1770— 1844). Autotypie. 1907. 8-6 X 5-8 cm.
Pernstein. :
496. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
497. Die Burg Pernstein (östlich). Holzschnitt aus ,,Bote aus Mähren“
(1843). 22-7 X 17 cm.
498. Pernstein. Nach der Natur gezeichnet von Schier. J. Richter
gr. C. W. Medau und Ko. in Prag. 18-8 X 13-5 cm.
499.
500.
57
Schloß Pernstein samt dem Marktflecken Daubrawnik. Kupfer-
stich. Joh. Boehm sc. 19:3 X 15-3 cm.
Schloß Pernstein (von der Nordseite). Photographie aus dem
Atelier des Prof. A. May Bl in Brünn. (Aus der Kollection: ,,An-
sichten von Baudenkmälern aus Mähren. Nach der Natur auf-
genommen von Prof. A. MayBl. Ausgestellt vom Exekutiv-
Komité der Ausstellungs-Kommission in Brünn.) 28 X 23 cm.
. Burg Pernstein. Gesamtansicht. Photographie von Wilh. Heisler
in Brünn. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
. Burg Pernstein (Winterlandschaft). Photographie von Wilh.
Heisler in Brünn. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
. Burg Pernstein. Rittersaal. Photographie von Wilh. Heisler in
Brünn. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
. Burg Pernstein. Inneres der Kapelle. Photographie von Wilh.
Heisler. 1898. 14-8 X 9-5 cm.
. Burg Pernstein. Gemälde aus der Galerie (Pernsteiner Sage).
Photographie von Wilh. Heisler in Brünn. 1898. 14-5 X 9-5 cm.
. Schloß Pernstein. Photographie. 38-4 X 31 cm.
. Schloß Pernstein. Photographie. 12 X 17 cm.
. Die Burg Pernstein (a.d. 15. und 16. Jahrh.). Photographie von
Prof. A. Mayßl. Aufgenommen im Jahre 1872. 26 X 31 cm.
. Burg Pernstein von der Ostseite. Photographie von A. Ma y bl in
Brünn. 27-7 X 21-4 cm.
Pirnitz.
510.
Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
Plumenau.
o11.
512.
513.
Vorderes Ansehen des Fürstl. Lichtensteinschen Schlosses zu
Blumenau in Mähren. Delsenbach fecit. Kupferstich. 31 X
X 20-5 cm.
Das Fürst]. Lichtensteinsche Schloss zu Blumenau in Maehren:
von Morgen gegen Abend zu sehen. J. A. Delsenbach ad vivum
fecit. Kupferstich. 31 X 20-5 cm.
Das Fürstl. Lichtensteinsche Schloss zu Blumenau in Maehren:
von Abend gegen Morgen anzusehen. Dessine et gravé par
Delsenbach. Kupferstich. 31 x 20-5 cm.
58
514. Ansicht des Schlosses Plumenau. Kunike, lithographiert zirka
1833. 24 X 32 cm.
Polau.
515. Die Polauer Berge in Mähren. Maidenburg und Rosenstein. Blei-
stiftzeichnung von L. v. Benesch. 1901. 29-8 X 14-8 cm.
516. Ruine Rosenstein auf den Polauer Bergen. Aguarell von L. v.
Benesch. 1901. 28-2 X 23-2 cm.
Prerau.
517. Ansicht des Schlosses und der Kreisstadt Prerau. Kun ike, litho-
graphiert zirka 1833. 24 X 32 cm.
Pullitz bei Jamnitz.
518. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
Punkwatal.
519. Altgrafenhütte im Punkwatale. Photographie. Blatt 15 aus
einem Album mährischer Ansichten. 92 X 6 cm.
520. Felsenmůhle im Punkwatale. Photographie. Blatt 17 aus einem
„Album máhrischer Ansichten“. 9-2 X 6 cm.
521. Jagdhaus bei der Felsenmühle. Photographie. Blatt 18 aus einem
„Album mährischer Ansichten“. 9-2 X 6 cm.
Radeschin.
522. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32 cm.
523. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 33 X
< 25-9 cm.
Raigern.
524. Prospectus celeberrimi Monasterii Raygernensis, ordinis S. Bene-
dieti, tribus horis ab urbe Brinno in Moravia distans. Prospect des
berühmten Closter Raygern, Benediktiner Ordens, 3 Stund von
Brünn in Mähren. F. B. Werner delin. Martin Engelbrecht
excud. Aug. Vindel (1750?). Kupferstich. 29-4 X 18 cm.
59
525. Ansicht der Abtey Raygern. Kunike, lithographiert zirka 1833.
24 X 32 cm.
Raitz.
526. Motiv aus Raitz mit der Kirche. Aguarell, gemalt von Ransmayer
im Jahre 1843. 25-3 X 29-5 cm.
527. Schloß Raitz. Photographie von Wilhelm Heisler in Brünn. 1898.
14-8 X 9-5 cm.
528. Ortschaft Raitz. Photographie von Wilhelm Heisler in Brünn.
1898. 14-8 X 9-5 cm.
Ratschitz.
529. Schloß. Nach einer Zeichnung des Ludwig Moser aus dem Jahre
1817 photographiert. 15-5 X 9-1 cm.
Reitendorf.
530. Die beiden Schwesterkirchen bei Reitendorf und Petersdorf.
Gezeichnet von W. Schuppler in Olmütz. Holzschnitt aus
Jurendes „Mährischer Wanderer“ für 1840. 14-2 X 9-2 cm.
Roschtin bei Kremsier.
531. Ansicht der Ruine Rosstein (sic!). Kunike, lithographiert zirka
1833. 24 X 32 cm.
Rossitz.
532. Das Innere der Kirche mit dem Hochaltare. Photographiert von
Emil Müller in Náměšt a./0. 12 X 16 cm.
533. Säulengang im Schlosse. Photographiert von A. Mayßl in Brünn.
27-5 X 22-8 cm.
534. Säulengang im Schlosse. Photographiert von A. Mayßl. 27-5 X
X 21-4 cm.
Roznau.
535. Der Kurort Rožnau. Holzschnitt. F. Gesch sc. 19:6 X 12-7 cm.
Řečkovwitz.
536. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32 cm.
60
537.
Untere Mühle bei Rezkowitz. Nach der Natur gezeichnet. 1817.
(Franz Rektorzik). Originalbleistiftzeichnung. 33-3 X 24:3 cm. ©
Reznowitz.
538.
539.
Die Kirche zu den hl. Aposteln Peter und Paul und Andreas.
(Als Inschrift ist fälschlich aufgedruckt: Kirche z. H. Ap.
Jakob d. Gr. in Nußlau.) Photographie von D. P. A. Mayßl in
Brünn. 1872? Oben die gedruckte Aufschrift: „Ansichten von
Baudenkmälern aus Mähren. Nach der Natur aufgenommen von
Prof. A. Mayssl. Ausgestellt vom Exekutivkomitee der Aus-
stellungskommission in Brünn. 25:5 X 30-8 cm.
Kostel v Řeznovicích v Moravě. Lithographie. 29 X 23-4 cm.
Saar. 5
540.
942.
Pohled na klášter Žďárský roku 1678. Dle soudobé kresby P. Karla
Ze mana, řeholníka kláštera Žďárského. Fotografoval H. Panier- *
ski. Autotypie. 11 X 74cm.
. Klášter Žďárský se Zelenou Horou po roku 1723. Dle starého ©
dřevorytu kreslil a fotografoval Alois Rohlík. Autotypie.
OC ČH:
Kloster Saar. Federzeichnung mit der Unterschrift: Monasterium
fons B. V. Mariae prope Zaram. Dle rytiny zvětšil a nakreslil
Bohumil Jan Sablík roku 1884. (Der Kupferstich, nach welchem
diese in vergrôBertem Maßstabe ausgeführt wurde, trägt die In-
schrift: Delin. P. Otto Steinbach loci prof. J. Berka sc. et exc.
Pragae). 22 X 36 cm.
3. Město Žďár kolem roku 1850. Dle rytiny J. Černého. Fotografoval
H. Panierski. Autotypie. 10-9 X 6 cm.
. Pohled na město Žďár od severozápadu. Fotografoval M. Tichý.
Autotypie. 14-5 X 7-5 em.
5. Most přes Sázavu v Zámku Žďáře. Fotografoval H. Panierski.
Autotypie. 11-9 X 8-8 cm.
). Pohled na Zámek Žďár od západu. Fotografoval H. Panierski.
Autotypie. 12 X 7 cm.
. Pohled na farní chrám v Zámku Žďáře (bývalý konventní kostel
kláštera Žďárského) s věže zelenohorského kostela. Fotografoval
Al. Rohlik. Autotypie. 12-8 X 9 cm.
+
61
548. Farní chrám sv. Prokopa a kaple sv. Panny Barbory ve Žďáře
(z Havlíčkova náměstí). Fotografoval Em. Tichý. Autotypie.
5-8 X 9 cm.
549. Farní chrám Nanebevzetí Panny Marie v Zámku Žďáře od jiho- ©
východu. Fotografoval H. Panierski. 7-8 X 4:5 cm.
550. Hřbitovní kostelík nejsvětější Trojice ve Žďáře. Fotografoval
Em. Tichý. Autotypie. 9 X 5-8 cm.
551. Velké náměstí ve Žďáře. Fotografoval Em. Tichý. Autotypie.
9-3 X 6-6 cm.
552. Rybník Velké Dářko od východu. S kopce nad Karlovem (Libins-
dorfem). Fotografoval H. Panierski. Autotypie. 17 X 6-3 cm.
Slawikowitz bei Raußnitz.
553. Vorstellung, wie Ihro kayserl. Majestát Josephus II. Persöhnlich
dem Pflug regiret, allwo Ihme zu Ehren ein Denckmal zwischen
Briinn und Raussnitz wie diese Bildnus zeigt, errichtet worden den
19 Augusti 1769. Dieser elende Kupferstich zeigt rechts den Kaiser
bei der Pflugführung, links aber das Denkmal, welches Joseph
Wenzel Fürst v. Liechtenstein errichten und am 19. August
1770 (nicht 1769) feierlich enthüllen ließ. Größe des Stiches, welcher
eine lateinische Unterschrift trägt und auch den ganzen deutschen
auf dem Denkmal angebrachten Text bringt: 33:7 X 20-5 cm.
554. Das von den Ständen im Jahre 1804 errichtete Kaiser-Josef-
Denkmal. Kupferstich von Josef Hesse in Brünn. 1817. 37 X 52cm.
555. Das von den Ständen im Jahre 1804 errichtete Kaiser-Josef-Denk-
mal. Lithographie aus der artistischen Anstalt von Rudolf
Rohrers sel. Witwe in Brünn. 1848 oder 1849. (Nach Josef
Hesses Kupferstich.) 37 X 52-5 cm.
Sloup.
556. Totalansicht. Photographie. Blatt 24 aus einem ,, Album mährischer
Ansichten“. 9-2 X 6 cm.
957. Eingang in die Slouper Höhle. Photographie. Blatt 23 aus einem
„Album mährischer Ansichten“. 9-2 X 6 cm.
558. Ansicht der Höhle Pausilipp oder Schopfen bei Slaup. Holzschnitt
aus der Leipziger „Illustrierten Zeitung“ (Nr. 729 vom 20. Juni
1857). 14 X 10-7 cm.
559. Der Punkvaausfluß. Holzschnitt aus der Leipziger „Illustrierten
Zeitung“ (Nr. 729 vom 20. Juni 1857). 11-5 X 8-7 cm.
560. Die Slauperfelsen mit dem Eingang in die Höhlen und dem
Simon Stylitesfelsen. Holzschnitt aus der Leipziger ‚Illustrierten
Zeitung“ (Nr. 729 vom 20. Juni 1857). 21-8 X 16-5 cm.
561. Eingang in die Tropfsteinhöhle. Photographie von Wilhelm
Heisler in Brünn. 1898. 9-5 X 14-8 cm.
562. Tropfsteinhöhle mit Kaskade. Photographie von Wilhelm Heisler.
1898. 9.5 X 14-8 cm.
563. Tropfsteinhohle (Orgel). Photographie von Wilhelm Heisler.
1898. 9-5 X 14-8 cm.
564. Tropfsteinhöhle (Türkischer Friedhof). Photographie von Wilhelm
Heisler. 1898. 9-5 X 14-8 cm.
565. Tropfsteinhöhle (Hain). Photographie von Wilhelm Heisler.
1898. 9-5 X 14-8 cm. 3
566. Sloup mit dem Kammfelsen. Photographie von Wilhelm Heisler.
1898. 14-8 X 9-5 cm.
567. Touristenhotel mit Kuhstallhöhle. Photographie von Wilhelm
Heisler. 1898. 9.5 X 14:8 cm.
568. Inneres der Wallfahrtskirche. Photographie von Wilhelm Heisler.
1898. 9-5 X 14:8 cm.
Sternberg.
569. Ansicht des Schlosses und der Stadt. Kunike, lithographiert u
1833. 24 X 32 cm.
Stramberg.
570. Ansicht der Ruine. Kunike, Re zirka 1833.
24 X 32 cm.
Tassau.
571. Die gewesene Friedmannsche Papierfabrik. Photographie von
Jan Kučka. 23 X 17 cm.
Teltsch.
572. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32 cm.
Ds.
Be vn.
63
Tischnowitz.
573. Die Kirche in Tischnowitz. Lithographie. Gezeichnet von J. Kl...(?).
25-8 X 20-7 cm.
574. Portale der St. Maria Himmelfahrts Konventskirche des ehem.
Zistercienser Nonnen Klosters zu Vorkloster Tischnowitz in
Mähren. Vchod klášterního chrámu Tišnovského na Moravě
(roku 1250—1300). Mauric Tra pp kreslil. Kamenotisk J. Habela
v Praze. (Aus der Zeitschrift: „Památky archaeologické, Jahrgang
1856, wo S. 21—24 ein Aufsatz über dieses Portale zu finden ist.)
575. Das Portal der Kirche (aus dem 13. Jahrhundert). Photo-
graphie von Professor A. Mayßl. Aufgenommen im Jahre 1872.
26-8 X 20-6 cm.
Trebitsch.
576. Románský portál chrámu někdy Benediktinského P. Marie v Tře-
bíči na Moravě. Kreslil M. Trapp. Karel Steyrer ryl. Umělecko-
kamenorytecký ústav Josefa Farského v Praze. Obraz 11.
GrôBe des lithographierten Blattes: 26-2 X 35 cm.
577. Tak zvaný černý dům na náměstí v Třebíči na Moravě. Das schwarze
Haus Nr. 22 am Großen Platze der Stadt Trebitsch in Mähren.
Umělecko-kamenorytecký ústav J. Färskeho v Praze. Mauric
Trapp kreslil. Obraz 16. Aus dem zweiten Bande der „Památky
archaeologické (1857). 15:5 X 17-3 cm.
Tichau.
578. Holzkirche St. Nikolaus aus dem XVI. Jahrhundert. Photographie
aus dem Atelier des Professors A. Mayßl in Brünn. (Aus der
Kollektion: ‚Ansichten von Baudenkmálern aus Mähren.‘ Nach
der Natur aufgenommen von Prof. A. MayBl. Ausgestellt vom
Exekutivkomitee der Ausstellungskommission in Brünn.) 27-4 X
X 225 cm.
Ungarschitz bei Jamnitz.
579. Ansicht des Schlosses Ungarschütz. Kunike, lithographiert zirka
111833. 24 X 32 em,
64
Unter-Kanitz.
580.
581.
Totalansicht von Unter-Kanitz. Photographie. 15-4 X 11 em.
Das Tympanon über dem Eingange in die ehemalige Klosterkirche.
Photographie. 8 X 11 cm.
. Der ehemalige Chor im Kloster zu Unter-Kanitz. Photographie.
83 X 11-4 cm.
. Das ehemalige Presbyterium im Kloster zu Unter-Kanitz. Photo-
graphie. 8-2 X 11-3 cm.
. Das Innere der Kirche mit dem Chor in Unter-Kanitz. Photo-
graphie. 10-2 X 15-4 cm.
. Die Kapelle des heil. Antonius. Photographie. 15-7 X 11-2 cm.
. Der Altar der Jungfrau Maria aus der ehemaligen Klosterkapelle
in Unter-Kanitz. Photographie. 8-5 X 11-3 cm.
. Das Schloß. Photographie. 15-4 X 10-7 cm
. Das erste Tor im Schlosse. Photographie. 11 X 8-2 cm.
Unter-Tannowitz.
589.
Ein Holzplafond. Photographie. 11-5 X 11-5 em.
Vöttau.
IN.
Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
X 32.cm.
Vorkloster.
591.
Gesamtansicht von Vorkloster mit Tischnowitz. Photographie von
Wilhelm Heisler. 1898. 14-8 x 9-5 cm.
. Kreuzgang. Photographie von Wilhelm Heisler. 1898. 14-8 X
x 9-5 cm.
. Kirchenportal. Photographie von Wilhelm Heisler. 1898. 9-5 X
X 14-8 cm.
. Fassade der Vorkloster- Kirche. Photographie von Wilhelm Heisler.
1898. 9-5 X 14-8 cm.
. Inneres der Kirche. 1898. 9-5 X 14-8 cm.
. Seitenschiff der Kirche. Photographie von Wilhelm Heisler. 1898.
9.5 X 14-8 cm.
65
Wallachisch-Meseritsch.
597. Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X
32 cm.
Welehrad.
598.
599.
600.
601.
602.
603.
604.
605.
606.
Klášter Velehrad. Holzschnitt. 12-8 X 8-2 cm.
Innere Kirchenansicht. Photographie von Heinrich Weidner
in Ung.-Hradisch. 1871. 18-9 X 14-5 em.
Hauptaltar. Photographie von Heinrich Weidner in Ung.-
Hradisch. 1871. 19 X 14-5 cm.
Ein Chorstuhl. Photographie von Heinrich Weidner in Ung.-
Hradisch. 1871. 19 X 14-5 cm.
Hochaltar. Photographie von A. MayBl. 21-2 X 27-8 cm.
Innere Ansicht der Cyrill-Kapelle. Photographie von Heinrich
Weidner in Ung.-Hradisch. 1871. 19 X 14-5 cm.
Innere Kirchenansicht. Vnitřní pohled na chrám Páně. Photo-
graphie von L. R. Kráčelik in Ung.-Hradisch aus dem Jahre'1879.
17-3 X 12-8 cm.
Hauptaltar aus weißem karrarischen Marmor. Gewidmet von
Seiner fürsterzbischöflichen Gnaden Friedrich Fürstenberg, Erz-
bischof von Olmütz. Hlavní oltář z bílého Karrarského mramoru.
Věnován od Jeho knížecí Milosti Bedřicha Fürstenberga, arci-
biskupa Olomouckého. Photographie von L. R. Kračelik in
Ung.-Hradisch aus dem Jahre 1879. 17-3 X 12-8"em.
Innere Ansicht der Cyrill-Kapelle. Vnitřní pohled na Cyrillku.
Photographie von L. R. Kračelik in Ung.-Hradisch. 1879.
17-3 X 13 cm.
607—608. Altertümliche Chorstühle. Starobylé chorni stolice.* L.* R.
609.
Kračelik in Ung.-Hradisch, photographiert 1879, 2 Blatt. 17-3 X
X 12-8 cm.
Velehrad. Tiskem Rohna a Grunda v Pešti 1883. Navrhl a vydal
Rup. Přecechtěl, Dr. bohosloví v Pešti na pamět 1000ileté
slavnosti. Lithographie. 39 X 27-5 em.
. Wiese bei Iglau.
610.
Ansicht des Schlosses. Kunike, lithographiert zirka 1833. 32 X
x 24 cm.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. IX, 1, 5
66
Wollein.
611.
612.
615.
Totalansicht des Marktes. Photographie. 11 X 8 em.
Die Kapelle neben dem Gasthause „u labutě“. Photographie.
10-5 X 8 cm.
Der Freihof in seiner gegenwärtigen Gestalt. Photographie. 10-9 X
X 8-2 cm.
Wranau.
614.
Prospect der Marienkirche und des ehemaligen Paulanerklosters
zu Wranau. Photographische Reproduktion eines Kupferstiches,
der folgende Inschrift aufweist: „„Prospectus Ecelesiae B. V.
Mariae et Conventus Ordinis Minorum S. Franeisci de Paula
Wranovij in Moravia, dum Saeculum guintum ab inventione
Miraculosae Marianae Iconis celebraretur. Anno Domini 1740.
© JoannesAnt. Nevidal delineavit. Joseph et Andreas Schmutzer:
615.
617.
618.
619.
620.
sc. Viennae Aus.‘ 36:5 X 29-2 cm.
Ansicht des Hochaltars der Marienkirche. Kupferstich mit der
Inschrift: „„Facies Summi Altaris et Marianae Sedis Wranovij ex
ultima voluntate Serenissimae Principis et Dnae Edmundae
Theresiae S. R. J. Principis Viduae de Lichtenstein natae
Ditrichsteinianae Anno 1740.“ Joannes And. Nevidal del.
. Joseph et Andreas Schmutzer Sc. Vienne Aust. 32 X 45:6 cm.
616.
Altar des Franeiscus de Paula in der Kirche zu Wranau. Kupferstich
mit der Inschrift: Divi Francisei de Paula Thaumaturgi Maximi
Ara in Mariana Ordinis Minimorum Ecclesia Wranovij Moravorum
erecta et aeri incisa. Anno 1740. Joannes And. Nevidal del.
Joseph et Andreas Sch mutzer vni: se: Vienne Aust‘: 32 X 48cm.
Portal der fürstlich Liechtensteinschen Gruft. Photographie von
A. Mayßl. 20-7 X 24 cm. +
Totalansicht. Photographie von A. MayBl. 27:6 X 21-2 cm.
Totalansicht. Photographie von Wilhelm Heisler in Brünn. 1898.
14-8 X 9-5 cm.
Wranau. Blatt 14 aus einem HI tě mährischer Ansichten“.
92 X 6 cm. |
Zierotein bei Sternberg.
621.
Ansicht des Schlosses Zierotin (sie!), im Hintergrunde der Heilige
Berg bei Olmütz. Kunike, lithographiert zirka 1833. 24 X 32 cm.
ET
67
Znaim.
022.
623.
624.
625.
626.
627.
Znaymum vulgo Znaym, Moraviae civitas primaria. Communicavit
G. Houfnaglius depictum a filio. Kupferstich vom Jahre 1617(?).
Vor der Thaya rechts und links je zwei Figuren zu sehen. Bei der
einen steht die Bezeichnung Anabaptista. Auf der Růckseite kurze
Geschichte und Beschreibung der Stadt in französischer Sprache,
gedruckt. 50 X 32 cm.
Ansicht der Stadt aus dem Jahre 1650. Kupferstich aus M. Z.
(eillers) Topographia Bohemiae Moraviae et Silesiae, hg. zu
Frankfurt 1650 durch Matthaeum Merian. 35-2 X 20 cm.
Totalansicht. Photographie von Amand Helm in Wien. 15-4 X
x 9-8 cm.
Znaim. Stahlstich aus dem ,,Bote aus Mähren“ für 1847. Gezeichnet
von C. Würbs. Gestochen von E. Höfer. 15-8 X 10-2 cm.
Pavillon der landwirtschaftlichen und gewerblichen Ausstellung
in Znaim im Jahre 1871. Photographie von A. Th. Santruček
in Znaim. 22-9 X 16 cm.
Heidentempel. Photographie von St. Vlk aus dem Jahre 1895.
23:6 X 277 cm.
628—632. Wandgemälde des Heidentempels. Photographiert im Jahre
1895 von St. Vlk nach der im Jahre 1893 vorgenommenen
Renovierung. 5 Blatt. Größe der einzelnen Blätter: 29 X 21 cm;
29 X 20-2 cm; 26-3 X 21 em; 24-5 X 26-7 cm; 24-7 X 23-7 cm.
Zornstein bei Znaim.
633.
Ansicht der Ruine. K unike, lithographiert zirka 1833. 24 X 32 cm.
Zwittau.
634. Ansicht von Zwittau in ovaler Umrahmung. Aus dem lithographi-
schen Institute von Th. Böhm in Neustadt a. M. Kopf eines
weißen Briefbogens. 14 X 8-8 cm.
5*
Die máhrischen Kirchen, ihre Namen
und die kulturgeschichtliche Bedeutung derselben.
Studie von Adolf Raab,
Konservator des máhrischen Landesmuseums.
E
Alle christlichen Kirchen werden im Namen des dreieinigen Gottes
und zu Ehren eines geheiligten Begriffes oder eines Heiligen
geweiht.
Dieser Umstand gibt der einzelnen Kirchefden Namen.
Als älteste Weihetitel sind wohl überall, besonders aber in unseren
Landen — die der Apostelfürsten Petrus und Paulus und die der
übrigen Zwôlfboten lángst anerkannt.
Nicht der den Heiden unbekannte Urheber und Sender der neuen
Heilsbotschaft konnte vorerst der Völker Herz und Sinn gewinnen,
wohlaberder Überbringer, der Gewährsmann. Er, dem Christus
den Auftrag erteilt, alle Völker der Erde zu lehren, Petrus und seine
Genossen und Schüler (Markus, Hermagor, Maternus, Klement u. a.),
die standen den zu Bekehrenden vor Augen, diese wurden als Zeugen
und Bürgen der neuen Lehre anerkannt.
Zum Sinnbilde des Angedeuteten können jene antiken Tafeln?)
dienen, auf welchen der am Suggestum thronende Cäsar seinen Bevoll-
mächtigten das Donum überreichend dargestellt ist. Nach diesen Typen
schufen vom 2. zum 4. Jahrhunderte und später christliche Künstler
die ältesten Darstellungen der Sendung Petri.
Auf den meisten derselben — als Beispiel möge hier der latera-
nische Baldachinsarkophag Beachtung finden — ist in der Komposition
einfach der Gestalt des Cásar“— Christus substituiert.
!),‚„Liberalitas Augusti“. Die Verteilung des Kongiariums auf dem Konstantin-
Bogen. Der Theodosius-Diskus u. a.
69
Die pompöse Stufenanlage des Suggestums ist durch die
Allegorie des Weltalls gesteigert!). |
„Eine Menschengestalt, die ein Tuch bogenförmig über dem
Haupte schwingt, als Personifikation des Firmamentes, das dem nun
herrschenden Heilande zum Schemmel dient.“ Der ob diesem
thronende Christus (ein jugendlicher Apollo) wäre als solcher
nicht zu erkennen. Wohl aber ist der Gestus verständlich,
mit dem er dem Vormanne seiner Gesandten eine Schrift-
rolle überreicht, die dieser mit den Zeichen der Ehrfurcht in tief-
gebeugter Haltung auf den mit dem Palliumende verhüllten Händen
empfängt.
Wir erkennen Petrus — an den seither typisch geblie-
benen Zügen und dem Gewande.
So wie in diesem Kunstwerke die Gestalt Christi nicht leicht ver-
ständlich, die Gestalt Petri aber und seiner Bevollmächtigung sofort
kenntlich ist, so mochte auch den Zuhörern der späteren Glau-
bensboten, wenn letztere das ,,Dominus legem dat“ verkündeten,
die Gestalt Petri immer die verständlichste gewesen sein.
Die bekehrten Neu-Christen hielten sich vor allen an ihn, der
ihnen (nun durch seine Nachfolger) erst wieder den verständlich macht,
der ihn gesandt hat.
Und so sehen wir das Christentum, das mit dem Zusammen-
bruche des römischen Reiches aus unseren Landen verdrängt
war, wieder einziehen und mit ihm die christliche Kultur, die von Rom
nach Britannien und Irland gedrungen war und nun von dort rück-
strahlend den Völkern Mitteleuropas gebracht wurde.
Wieder geschieht dies mit Berufung auf Petrus.
Bonifazius weiht das aus der gefällten Donareiche
zu Geismar gezimmerte Gotteshaus dem heiligen Petrus.
Otto von Bamberg widmet die neue Kirche auf der Stätte des nieder-
geworfenen Triglav — dem heiligen Petrus. Die Diözesen Salzburg
und Mainz, für die älteste Kirchengeschichte unseres Mähren von
hoher Bedeutung, weisen viele, gerade die ältesten Kirchen zu
Ehren Petri auf. Die Petersberge in Sachsen, die Petersberge
in den Alpenländern, an den Heerwegen Karls des Großen
und seiner Nachfolger in Böhmen, Mähren und den karanta-
1) Mitteilungen der k. k. Zentralkommission für Kunst- und historische
Denkmale: Dr. Heinrich Swoboda, Frühchristliche Religuiarien. Seite 9. 1889.
Abbildung.
70
nischen Landen)), sind dauernde Belege für die hohe Geltung dieses
Namens, welche auch noch später durch päpstliche Begabungen der
deutschen Kaiser mit Reliquien St. Peters belebt und erhalten
wurde.
Mit Vorliebe auf Anhöhen, nahe fürstlichen Pfalzen gegründet,
wurden die Peterskirchen meist zum Kristallisationskerne, aus dem
ein Bistum, eine Stadt erwuchs. |
Manche alte Stadt, z. B. das deutsche Rom, das heilige Köln
führt St. Petrus im (ältesten) Wappen und „Alt-“ oder GroB-St.
Peter als Hauptkirche.
Bei Vergrößerungen und Neuanlagen der Städte griff man wieder
zu diesem Namen und so rühmen sich die meisten alten Städte (Köln,
Straßburg — usw.) außer des alten St. Peter noch des jungen
oder „Neuen“, dessen Ursprung jedoch auch noch dem „grauen
Mittelalter“ angehört. Ja, wenn wir uralte Kirchen andern
Titels auf ihre Vergangenheit prüfen, so finden wir hinter dem seit
Urgedenken geltenden Namen (z. B. St. Genoveva in Paris, St. Sebald
in Nürnberg, St. Mauritius in Magdeburg) doch wieder den Schlüs-
selgewaltigen der Kirche, dem zu Ehren auch diese Gottes-
häuser bei ihrer Gründung geweiht waren.
Für das heutige Mähren kommen bei 70 Kirchen, St. Peter geweiht,
in Betracht, von denen ‘die am Brünner Petersberge, die (nicht
mehr bestehende) zu Olmütz, die Peterskirchen zu Poleschowitz,
Kostel, Rzeznowitz und Raigern das Beiwort „antiquissima“
hinsichtlich ihrer alten Gründung voll verdienen, wenn auch die meisten
(außer Rzeznowitz) oft überbaut — das äußere Ansehen verändert
haben. Ihre Titel aber verbürgen uns die uralte Gründung aus der Zeit,
da die Frankenkaiser den besiegten oder verbündeten Völkern Mährens
das Kreuz gebracht und die Annahme des Christentumes als erste
Bedingung des Friedens aufgestellt haben.
„Kreuz und Schwert“ waren dieser Zeiten heiliges Symbol.
Aber auch die Namen der anderen Apostel, ferner der des
Vorläufers Christi, des Täufers Johannes, der vier Evangelisten
und der Kirchenväter wurden bei Kirchenweihen oft gewählt.
!) Hierher gehören auch die durch den Salzburger Anonymus bekannten
Kirchen, unter diesen St. Peter an der Salbeuge (Salapiugin), wo Fürst Priwina
begraben liegt, und die Peterskirchen an der Donau, so diezu Wien, welche durch
das 1907 errichtete Denkmal Karls des Großen ein sinnfälliges Wahrzeichen ge-
worden ist.
7
Sie haben dieselbe kulturgeschichtliche Bedeutung, wie die
„Namen der Apostelfiirsten, nebstbei gaben bei ihrer Namenswahl
meist die besonderen Bedürfnisse der Lokalität und die dieser nach
dem Volksglauben entsprechenden Eigenschaften der Heiligen
den Ausschlag.
St. Johann, dem Táufer wurden viele (über 80) Kirchen
geweiht.
Sein Symbol, das aus Zweigen gebundene Kreuz mit dem Spruch-
bande, das auf Christus weist, die Reuthaue, die den Weg des Herrn
bereitet und die taufbereite Schôpfmuschel sind Zeichen der Mission,
daher alle Johanneskapellen an Quellen und Flüssen mit Recht als
Státten stattgehabter Massentaufen angenommen werden.
Beabsichtigten Kirchengründungen, die nicht sofort ausgeführt
werden konnten, ging das Johannes-Kirchlein voraus, als vor-
láufiges Heiligtum, welches nach Errichtung der gelobten Kirche
‘dann oft einging oder als Tauf- oder Friedhofskapelle ein sekundáres
Dasein hatte. Manchmal wurde auch St. Johann der Evangelist mit
dem Täufer verwechselt, da ja auch dieser dem engeren Geleite Christi
(Petrus, Johannes, Jakobus) angehörte und auf das Werk des Heiles
wartete (Ölberg, Verklärung).
Als Beispiel: Das Johannes-Kirchlein in Olmütz, nach Ver-
ödung der alten Peterskirche und vor Erbauung der neuen St. Wenzels-
Domkirche (1261) nach dem Brande derselben unter Bischof Bruno.
Das St. Johannes-Kirchlein der öden Sumpfgegend Saar, nach der miß-
lungenen ersten Gründung 1251 und vor Errichtung der Marien-Kirche
1253 und das St. Johannes-Kirchlein in Iglau als Vorläuferin der
dortigen St. Jakobs-Kirche.
Ein anderer Heiliger, Bartholomäus (sein Attribut das Messer
mit Bezug auf seine Marter), galt unseren Vorfahren als Patron gegen
Zauber. Als solchem weihte man ihm solche Kirchen, die, auf alten
Kultstätten gelegen, dem Zauber kaumgebrochenerheidnischer
Erinnerung widerstehen sollten. Kirchen dieses Namens gibt es in
Mähren 47.
Sehr verbreitet sind auch in unserem Lande die Kirchen zu Ehren
St. Jabobs des Älteren. 55 Kirchen dieses Namens erinnern an dessen
Bedeutung. Eine Vorstellung von der Beliebtheit dieses Apostels im
Mittelalter gibt uns die für ganz Europa geltende Wanderlust zu seinem
legendären Grabe in Compostella. Bis an das damalige Ende der Welt!)
1) Finis terrae im Lande Galicia.
72
soll der Apostel des Westens gekommen sein, Sterne, die ober der Stelle,
da er bestattet lag, flimmerten (Campo stellae), bezeichneten dieses
Feld als Gnadenstätte, zu welcher die Waller aus allen Ländern zogen.
Alte Pilgerlieder melden von der mühevollen Wanderung über sieben
Gebirge, den Gefahren der welschen Herbergen, dem Sterben am Wege,
wo man „zu beichten keinen deutschen Priester findet“. Und doch zog
es durch Jahrhunderte die Völker dorthin.
Zum Lohne seiner selbst gönnte man sich die Wallfahrt, als Sühne
schwerer Schuld wurde sie von den Richtern auferlegt. Dort lehnten
sich die Pilger, die den Altar ob St. Jakobs Grab besuchten, an
sein Standbild und waren sicher Sorge, und Gebreste los zu sein.
Jedes Jakobspilgers Seele war nach festem Volksglauben des Himmels
sicher, daher zeigten deutsche Mütter ihren Kindern abends die Jakobs-
straße (so nannte man im Mittelalter die Milchstraße), wo all die hellen
Seelen dem Himmel zuflimmern. Charakteristisch ist es, daß zu Zeiten
des Schisma, das Volk von mehreren gleichzeitigen Päpsten jenen an-
erkannte, durch dessen Machtgebiet die Straße zog nach Compostella.
St. Jakob ist ein Schutzherr der Wanderer zu Land, sein Attribut
ist der Pilgerstab und das Buch im Reisebeutel!), jedoch wird er auch
zu Roß und „schwertbewaffnet““ als Retter in Feindesgefahr dar-
gestellt?). Die im 12. und 13. Jahrhundert nach Osten ziehenden rhein-
ländischen Kolonisten verehrten ihn als ihren Patron. Unter den mähri-
schen Kirchen seines Namens sind vor allen die in Brünn, Iglau, Wolf-
ramitz, Jaispitz und Teltsch zu nennen.
Von den zu Ehren des heiligen Andreas benannten Kirchen
nimmt man an, daß sie an Stellen stehen, da in heidnischen Zeiten
dem Volke geweissagt und Orakel gedeutet wurden. Sein
Begleitzeichen, das verschränkte Kreuz (Burgunderkreuz), bedeutet
im kirchlichen Sinne gleichsam die Einstellung, Verschränkung und
Sperrung der heidnischen Mißbräuche.
Andreas ist der Widersacher jedes unchristlichen
Aberglaubens. |
Trotzdem übertrug das ungeschulte rückfällige Volk (gegen den
Willen der Kirche) dem heiligen Andreas das Amt eines Orakelkünders
und sind noch viele Sprüche und diesbezügliche Reime im Volk erhalten,
die freilich heute nur einen volkskundlichen Wert haben.
1) Eine solche alte Darstellung des heiligen Jakob vom ältesten Portale der
Brünner Minoritenkirche ist beim Haupteingange derselben erhalten.
2) Ein solches Gemälde (von D. Heerdt) bestand auch bei St. Jakob in Brünn.
13
Andreas- Kirchen gibt es in Mähren 16.
Andere Apostel, so: Philipp und Jakob (6 Kirchen), Simon
und Juda (5mal) sind auch als Kirchenpatrone vertreten, wobei
bemerkt werden soll, daß in späteren Zeiten statt der kulturgeschicht-
lichen oder Kirchenparabelanlässe auch zuweilen der Kalender den
Ausschlag gegeben hat. So zum Beispiel ist bei der Kirche in Radostitz
(südwestlich von Brünn) durch eine echte Steininschrift verbürgt,
daß 1333 als am Tage St. Simon und Juda die neue Kirche
diesen Heiligen geweiht wurde. (Vlastivěda Moravská, díl II, S. 3.
Seite 269.)
Kirchen zu Ehren St. Matthäus (acht), St. Markus (vier Kirchen)
kommen vor, St. Lukas-Kirche eine, St. Thomas-Kirchen drei.
Von den Kirchenvätern sind St. Hieronymus (Křetin) und
St. Augustin (Syrowitz bei Raigern) vertreten.
LE
Wie aus der vorangehenden Betrachtung ersichtlich, wurden die
im Namen der Dreieinigkeit errichteten ältesten Kirchen meist den
Aposteln geweiht. Es drängt sich da die Frage auf, warum man diese
nicht im Namen und zu Ehren der Dreieinigkeit weihte, wie
dies spáter oft geschah und noch geschieht.
Eine solche Benennung hätte gewiß streng kirchlichen Ab-
sichten entsprochen, wurde aber wohl deshalb vermieden, weil
- die rohsinnlichen Neuchristen die Trinität schwerlich monotheistisch
aufgefaßt hätten und die so leicht mögliche Mißdeutung dieses Begriffes
der kaum besiegten Vielgötterei Vorschub geleistet hättet).
Wenn auch die Manichäer durch den ihnen lange gleichgesinnten
Augustinus, die Arianer des Abendlandes durch Gratian (gest. 383),
die des Morgenlandes durch Theodosius (gest. 395) überwunden waren,
so hatte sich diese antitrinitare Form des Christentumes gerade bei den
germanischen Völkern Mitteleuropas bis in das 5. und 6. Jahrhundert
erhalten, auch im Gedächtnisse der geschichtskundigen Glaubensboten,
welche keinen Anlaß suchten — ihren Katechumenen jenes Problem
vorzulegen, an dessen Erforschung der Geist eines Augustinus so lange
gescheitert war. Außerdem war es wohl mitbestimmend, daß die be-
kehrten Völker auf Bergen, bei Quellen und in Wäldern seit jeher eine
1) Man denke nur an die grotesken Bildwerke der alten und noch viel späteren
Kunst, die dieses Symbolum in echt heidnischer Weise darstellen.
74
Dreiheit verehrten, die sie nun vergessen sollten. Wenn alle die
andern Heidengötter vor dem aufsteigenden Kreuze nach und nach zu
machtlosen Phantomen, zu widerwillig weichenden Spukgestalten
wurden, so war der Glaube an die Schicksalsgöttinnen, die drei Fräulein
Wurd, Werdandi und Skuld, den altgermanischen Völkern (und
auch analog die Sudicky den Slawen) haltbar in SinnTund Gemüt
diesen beinahe unausrottbar eingeprägt.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Spinnen, Fadergiehle
und Kürzen, die Tätigkeit der Nornen, die über den Göttern standen,
da ja nach dem Glauben der Altvordern selbst diese dem Schicksale
unterlagen.
Die den Lebensfaden spinnende Jungfrau als Feindin des Wurmes,
die loswerfende und die fadenkürzende.
Christliche Auffassung kennt jedoch nur eines: Gottes Willen
und Zulassung. Das Schicksal im heidnischen Sinne steht außerhalb
der christlichen Gedankenkreise.
Deshalb mußten die christlichen Priester den drei Schicksals-
maiden andere Begriffe substituieren, nämlich die christlichen Leit-
tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe. Es geschah dies wohl schon
zu Zeiten des heiligen Bonifazius. Der äußere Ausdruck dieses Tuns ist
das alte Attribut Willibalds (Bischof von Eichstädt, Neffe des heiligen
Bonifazius, Willibald starb 786) nämlich das Rationale, der Brust-
schmuck mit den Worten: Fides, Spes, Charitas.
Hundert Jahre nach Willibald erblicken wir im dritten Drama
der Dichterin Hrotsuitha von Gandersheim die drei Jungfrauen Fides,
Spes und Charitas als Töchter der Sapientia (göttlichen Weisheit). Sie
sind bereits Blutzeuginnen.
Bei den Romanen und durch italische Einflüsse auch im Norden
kam diese Gruppe später in Aufnahme, Charitas meist durch Maria
substituiert, von Spes und Fides begleitet.
Jedoch zu Zeiten Willibalds und Hrotsuithas hatten die Gläubigen
noch wenig Verständnis für diese Allegorie und schufen sich’ statt der
verpönten Heilsrätinnen bei verschiedenen Stämmen unter verschiedenen
Namen neue Heilige, von denen die Kirche nicht wußte, die sie aber wohl
oder übel — oft nachträglich sanktionierte.
Hierher gehören die Jungfrauen: Embede, Warbede, Willibede
(Worms), Ambet, Werbet, Wibet (Meran) und andere , die als Geburts-
glück, Lebensglück und Glück im Scheiden zu ewiger Freude innig
verehrt wurden.
15
Gleichzeitig mit diesen volkstůmlichen Bestrebungen wies die
Kirche im Laufe des Mittelalters den Laien die drei Heldenjungfrauen
Margarete, Katharina und Barbara, die, einem andern Gedanken-
kreise (dem der todesmutigen Treue im Bekenntnisse) angehörend, durch
ihre Attribute geeignet waren, die unvergessenen Schicksalsschwestern
zu ersetzen.
Dies geschah auch wohl in vielen Gegenden, meist aber iibertrug das
Volk einfach die Funktionen der Nornen auf diese „heiligen Fräuleins“.
Margarete (mit dem Drachen) war ihnen die mit ewig neuem
Lebensfaden den Wurm (Tod) Besiegende, Katharina mit dem (Glücks-)
Rade die das Lebensglück fördernde Herrin und Barbara mit Turm
und Schwert die Anwältin der Sterbenden.
Anfangs alle drei gleichwertig, wurde später „die mittlere“ als
höchstegeschätzt. Die Volkstümlichkeit dieser drei Heiligen wareinegroße.
An Stätten alter Schicksalsverehrung baute man ihnen Kirchen
und Kapellen, die meist Wallfahrtsorte waren und von weit und breit
besucht wurden.
Wohl stellte die Kirche in solche Heiligtümer meist auch einen
Altar zu Ehren eines eminent kirchlichen Heiligen, z. B.: Johannes, des
Täufers, St. Georgs oder St. Martins und nannte das Heiligtum nach
diesem; doch das Volk blieb beharrlich bei seinen liebgewordenen
Heiligen und kam es auch vor, daß die Laienschaft in Kirchen andern
Namens die ‚drei Frauen‘ setzte und ihnen dadurch der Kultort erst
recht traut wurde.
Später trat durch kirchlichen Einfluß an Stelle St. Margaretas
die heilige Maria.
Auch ihr Symbol ist ja der Wurm, die Schlange zu ihren Füßen,
und als des Heilands Mutter wurde sie vom christlichen Volke bald und
gern zur Patronin der Gebärenden und der Familie genommen.
Die Darstellung der heiligen Margareta als Mittelstück der Gruppe
wird hierdurch in der kirchlichen Kunst seltener!).
Wurde sie jedoch in Gemälden und Schnitzwerk trotzdem im
Geleite Mariens dargestellt, dann erwies sich nun das Bedürfnis einer
vierten Gefährtin und da der Symmetrie wegen Maria zu beiden Seiten
von je zwei Jungfrauen begleitet sein sollte, nahm man noch eine
Jungfrau (meist St. Lucia oder Apollonia, auch Cäcilia, Agatha, Dorothea,
Thekla oder Felicitas) hinzu.
Die Gruppierung der drei Heiligen war nun zu einer von fünf
!) In Mähren näch dem Aussterben der Dynastie Luxemburg.
76
Personen angewachsen und wurde in dieser Weise in der neueren
kirchlichen Kunst oft angewandt. Daß die Kirche mit dieser Variation
nebstbei auch das Gleichnis von den fünf weisen Jungfrauen (Matt.
Kap. 25) versinnbildet, geht aus bildlichen Darstellungen hervor, die
auf Altären derlei Kirchen zu sehen sind.
Z. B.: (in St. Katharein bei Blansko). Durch die Mittel- und Hoch-
stellung der Gestalt Mariens kamen die Künstler auch bald zur Dar-
stellung der Krönung Marias durch Gott Vater und den Heiland in Gegen-
wart des heiligen Geistes in Taubengestalt und so mögen viele Kirchen,
die in alten Zeiten den drei Jungfrauen, später der Königin aller Heiligen,
Maria, geweiht waren, zu Dreieinigkeitskirchen geworden sein (unter
diesen wahrscheinlich die Burgkapelle von Brünn-Spielberg), deren es
im heutigen Mähren bei 50 gibt).
Marien- Kirchen uralter Gründung lassen sich für
die Zeit Großmährens — die zu Neutra und die vom Salz-
burger Anonyums in den kärntnischen Landenerwähnten
— nachweisen. Die alten Marien-Kirchen des heutigen Mähren sind
Stiftungen der Zisterzienser und Prämonstratenser wie auch anderer
Orden. Viele Marien-Kirchen nehmen die Stelle früher andere Namen
tragender Kirchen ein. Es bestehen heute über 100 Kirchen, die den
Marien-Titel tragen, von diesen gelten — 75 — als Wallfahrtsorte?).
Auch in der so verbreiteten Zusammenstellung beliebter Heiligen,
nämlich der Nothelfergruppe, steht Maria, ihr zunächst die drei
Jungfrauen obenan.
Noch seien die Magdalenen-Kirchen erwähnt. Sie stehen an
Orten, wo der Tradition nach in heidnischer Zeit weiblichen Götzen
üppige Feste gefeiert wurden.
Der Erinnerung an diese stellte man das Andenken der großen
Büßerin entgegen, deren Namen überall genannt werden soll,
wo immer das Evangelium verkůndigt wird.
Es bestehen 30 Kirchen dieses Namens in Mähren.
TT.
Die alten Glaubensboten und die Kirchenfürsten des Mittel-
alters suchten und fanden immer Anregung, Auftráge und Hilfe beim
Grabe Petriin Rom. Die Missionäre, die um die Vollmacht, Bischôfe,
1) Anlaß: die Einführung des Dreieinigkeitsfestes durch P. Johann XXII.
(1316— 1334).
2) Karl Eichler, Poutní místa usw.
77
die um das Pallium, Kónige, die um die Krone nach Rom gezogen,
haben sich die Stätte, da sie begabt worden, gut angesehen und
verpflanzten gesehene Eindrücke in die? Heimat. Man bemühte sich,
die innere Einrichtung heimatlicher Kirchen, bei Anordnung der“Altáre
und der Wahl der Darstellungen, möglichst getreu der alten Peters-
Basilika gleichzuhalten, aus welchem Grunde viele alte Kirchen
Mitteleuropas, z. B. St. Gallen, überraschende Ähnlichkeit der innern
Disposition zeigen. |
Dies war allerdings nur bei großen Kirchen möglich, aber auch
bei kleineren und kleinen Heiligtiimern wurden die in der Mutter-
kirche der Christenheit vertretenen, gleichsam kirchen-
gesetzlich hervorragenden heiligen Titel gerne zum Patron
gegeben. i
Die vordersten dieser Heiligen sind: Michael, Georg, Sebastian,
Stefanus und Laurenzius, Mauritius und Martin, die für die
ganze christliche Welt, besonders aber auch fůr unser Máhren in Be-
tracht kommen.
St. Michael ist der Vorkámpfer der Kirche, Als solcher stand
sein Altar zunächst dem Grabe Petri, dem Hochaltare der alten Basilika.
Die Fahne des Deutschen Reiches trug sein Bild. St. Michael ist seit
jeher der Schirmherr dieses theokratisch aufgegangenen Reiches gewesen.
Kirchen ihm zu Ehren entstanden als Gründungen der Kaiser,
Bischöfe und Äbte. Noch manche dieser reichen und ehrwürdigen
Bauwerke sind erhalten (Fulda, Hildesheim). Bei landesfürstlichen
Pfalzen fehlte nicht das Heiligtum zu Ehren St. Michaels, namentlich
an den Sammelplätzen der Heere und an den Gerichtsstätten, da ja
er, der Seelenwäger, als echter Roland der berufenste Patron solcher
Orte war.
Kirchen dieses Namens gibt es in Mähren 34, darunter
die zu Olmütz, Brünn, Znaim und Wytochowitz die denkwürdigsten
sein mögen. à
Nie hôrte St. Michael auf Schirmherr der Kirche zu sein, doch
wurde er (seit Otto I.) als Fahnenbild des Reiches durch den Adler
verdrängt.
Später geschah es, daß die bis zur Verzücktheit und zur Sammel-
wut entfachte Wertschätzung der Reliquien sich von Michael, von dem
begreiflicherweise keine Reliquien zu erwarten waren, St. Georg
zuwandte, dessen Verehrung, aus dem Oriente nach Westen übernommen,
auch zu Rom im Georgsaltare der Peterskirche ihren Ausdruck fand.
78
Der Sitz der Georgsverehrung in Mitteleuropa ist Bamberg
mit seinen großen Reliquienschätzen, das ihn auch im Wappen führt.
Der die Jungfrau vom Drachen befreiende Kämpe war ein hoch-
beliebtes Symbol des Kampfes für die Kirche.
Der Umstand jedoch, daß seine Legende schon in alten Zeiten
als die Widerspiegelung der antiken Mythe vom Perseus und der
Andromeda erkannt ward, das Vorhandensein mehrerer gleichnamigen
Heiligen bewog die Kirche seit jeher, zur Vorsicht beim Gebrauche
der Georgslegenden zu mahnen, und Pius V. verfügte die Weglassung
derselben aus dem Breviario Romano.
St. Georg ist der Patron der Ritter, gleich St. Michael Drachen-
besieger, jedoch zu Roß, da der seit Kaiser Heinrich neu ge-
schaffene Reiterdienst dieses Symbol verlangte.
Diesem noch immer vielgenannten Heiligen sind in Mähren
31 Kirchen geweiht, unter welchen die zu Porstendorf bei Bos-
kowitz eine der ältesten ist.
Ein Heiliger, dessen Verehrung für die ganze christliche Welt,
besonders aber für das Römisch-deutsche Reich Bedeutung gewann,
ist St. Mauritius, der mit seiner thebaischen Heerschar im Jahre 286
zu Auganum (dem heutigen St. Mauriz im Kanton Wallis) den Martertod
erlitten hat, während der Legende nach andere Teile seiner Legion
zu Solothurn (Ursus), Marseille (Viktor) und Kölln (Gereon) litten
und starben.
Mauritius hatte seit alters seinen Altar zunächst dem Grabe
Petri in der alten Peters-Basilika in Rom.
Bei den Krönungen der Deutschen Kaiser betete das Herrscher-
paar vorerst am Grabe Petri, dann wurde es an den Stufen des St. Ge-
orgsaltares bekleidet. Hierauf wurden die Kronen, die am Altare des
heiligen Mauritius lagen, zur Krönung geholt und endlich dem Ge-
krönten die Sporen des heiligen Mauritius angelegt. Die Lanze und
das Schwert des heiligen Mauritius wurden den Reichskleinodien zu-
sezählt. (Sie werden noch in der Wiener Schatzkammer aufbewahrt.)
Im Jahre 961 brachte Kaiser Otto die Gebeine des heiligen
Mauritius nach Magdeburg, dessen Dom, bisher St. Peter, nun
St. Mauriz zu Ehren umgetauft wurde (968). Otto hatte die Gebeine
von Herzog Rolf von Burgund, dem großen Reliquiensammler, er-
worben, der damals die Knochengruben von Auganum ausbeutete.
Das Gebein des Heiligen war schwerlich vollständig, denn 1220 erhielt
Bischof Albrecht von Magdeburg noch nachträglich die „Bregen-
Canet OT
r +
19
panne von St. Mauritius Howede‘ (den obersten Teil der Hirn-
schale), welches Heilgtum am St. Michaelsabend mit großen Fest-
lichkeiten empfangen wurde.
Mehr als von den Gebeinen berichten die Chronisten von der
Fahne des Heiligen, die als großer Schatz zu Magdeburg bewahrt
und eifersüchtig gehiitet wurde. Sie galt als siegbringend.
Die Magdeburger Chronik erzählt von ihr zum Jahre 1278: ‚Otto,
Markgraf von Brandenburg, zog feindlich mit Übermacht gegen Gunther
von Swalenberg, den Magdeburger Bischof. Dessen Söldner und die
Bürgerschaft von Magdeburg sahen die sichere Niederlage voraus.
Nur der Fahne St. Mauritii zu Liebe, die ihnen vorausgetragen ward,
zogen sie der Übermacht entgegen. Sie errangen den glänzenden Sieg
bei Frohse. Der Markgraf ward geschlagen und gefangen.
1315. Die geheiligte Fahne wurde den Magdeburgern alljährlich
zu einem Feste dargeliehen. Als aber 1315 Peter von Odilien, ein Pa-
trizier der Stadt, die Darleihung anstrebte, ward sie ihm versagt, da
damals Stadt und Bischof in Zwist standen.
Die Krämer der Stadt fertigten eine Fahne nach Art der Mauriz-
fahne und begingen das Fest mit dieser.
Als nach Beendigung des Festes ein Kaufherrensohn seine Bolzen
in die Fahne schoß, fiel er vom Rosse und brach den Hals.
St. Mauriz steht im Volksglauben als strenger Heiliger da, auch
die Nachbildung seiner Fahne läßt er nicht verspotten. Er wird überhaupt
als Kläger und Richter gefürchtet. So 1101, als ein andächtiger Mann
im Dom entschlafen war, sah er St. Mauriz als Kläger gegen den da-
maligen Bischof Hartwig, der dem Gotteshause untreulich vorgestanden.
Dann sah er wie Hartwig amtsentsetzt wurde, und erwachte. Man
sandte zum Bischofe, da fand manihninselber Nacht vergangen.
Im Jahre 1347 wurde Bischof Otto von Magdeburg durch den
Markgrafen von Meißen bekriegt. Da ließ der Bischof die Fahne des
Heiligen an einen starken Baum schmieden, der in die Erde gerammt
war. Angesichts der Schlachtordnung fragte der Markgraf, was für ein
Banner das wäre, und da man ihm sagte, es sei St. Maurizens Fahne,
da gab er seine Sache verloren; zaghaft gab er die Flucht. Der Bischof
hatte gesiegt und brach des Markgrafen Festen.“
Mehr noch als Helfer in der Schlacht wurde Mauritius als Patron
bei Stadtbefestigungen und Kirchenbauten verehrt. Das römische
Castrum war das Vorbild der Befestigung deutscher Burgen und Städte
seit Kaiser Heinrich I. Und der legionsgebietende Mauritius wurde
80
im Glauben des Volkes zum Bauleiter neuer Stadtummauerungen und
Kirchenbauten. Sein äuBeres Auftreten dachte man sich drohend und
schreckend. Thietmar von Magdeburg, der zu Riedegast die Schreck-
gestalt des slawischen Kriegsgötzen Svaruzoi erwähnt, ebenso Bruno,
der Preußenbekehrer, der diesen Götzen gesehen, kann nicht umhin,
diesen mit St. Mauriz zu vergleichen, allerdings mit Sympathie für den
letzteren (Brief an Kaiser Heinrich II,)").
Diesen schwarzen strengen Bauherrn fürchteten die Steinmetzen
und Werker, da er, unversehens die Gerüste besteigend, sáumige Arbeiter
durch plötzliches Hervortreten überraschte und auch handgreiflich
strafte. |
Die an mehreren Orten lokalisierte Legende sagt, es seienyer-
schreckte Steinmetzen vom Gerüste gestürzt, und da sei seitdem
St. Mauriz im schellengeschmückten Kleide gekommen, damit das
Klingeln auf seine Ankunft vorbereite (Schellenmoriz).
St. Mauriz-Kirchen gibt es in allen alten Städten, meist nahe
der Stadtmauer, so in Nürnberg, Köln, Straßburg, Prag (am Hradschin)
und anderen Orten, in Mähren drei, nämlich zu Olmütz, Brünn
und Kremsier.
Erstere angeblich im Jahre 902 nach einem Siege Mojmirs II.
über die Ungarn gestiftet?), die beiden letzteren dem Zeitalter Bischof
Brunos (gewesenen Magdeburger Domherrn, 1246—1281) als Zeugen
damaliger Stadtummauerungen angehörend.
Da sich die Vertrautheit und die Zuversicht unserer Vorfahren
zu gewissen Schutzheiligen meist auf vorhandene Andenken derselben
stützte, so konnte es nicht fehlen, daß bei häufig nachfolgender Er-
werbung von anderen Reliquien auch andere Heilige Geltung fanden,
besonders wenn — wie es in Magdeburg der Fall war — die Kirchen-
herren mit den Reliquien Haus hielten und dieselben selten zeigten und
ungern darliehen. So sehen wir z. B., daß in eben diesem Magdeburg
bei Kriegsgefahr im Jahre 1300 schon eines andern Heiligen, St. Se-
bastians, Haupt herumgetragen wurde. Sebastian, der 284 durch
Pfeilschüsse getötete Christenheld, wurde also,schon damals als Patron
der Krieger (später wurde er,Pestpatron), insbesondere der bürgerlichen
Schützen, verehrt. Als solcher ist er nach und nach St. Mauritius Nach-
folger geworden. St. Sebastian;wurde auch für die Städte Mährens
!) Dr. J. Máchal, Bájeslovi slovanské.
2) Schwo y, Topographie von Máhren. — Die Kirche war wohl St. Martin
geweiht und erhielt erst spáter die Benennung St. Mauriz.
81
Patron der bürgerlichen Mannschaft, so in Brünn, Iglau usw.
In mehrschiffigen Kirchen war St. Sebastian Patron des Männer-
schiffes, während die Frauenseite St. Magdalena (so zu Brünn
St. Jakob) geweiht war. In neuerer Zeit wurde St. Valentin, der Familien-
berater, Patron des Frauenschiffes.
Ein Kriegs- und Stadtpatron war auch St. Martin. Erst Krieger,
dann Priester und Bischof (von Tours, starb als solcher im Jahre 400),
bewegte sich die Tätigkeit seines Lebens zwischen Pannonien und
Aquitanien und ist er so ein Heiliger Europas geworden. Nicht der
Mantel, den er als junger Reiter mit dem frierenden Bettler geteilt,
sondern die weite Cappa, die er als Bischof als Meßmantel benutzte,
wurde nach seinem Tode zum Palladium der Krieger.
Nach alten Chroniken (Augsburger Chronik) führte schon Karl
der Große dieses Heiligtum auf seinen Heerzügen mit sich. Es diente
als Bedachung des Feldaltares (Meßzeltes), und allerorts, wo fränkische
Heere das Lager abbrachen, empfahl Karl an Stelle der runden Spur,
die die Verseilung des Zeltes hinterlassen, Kapellen zu Ehren Martins
zu bauen; diese waren, den Maßen folgend, rund und räumlich beschränkt,
sollen jedoch in ihrem Vorkommen die Richtung der karolingischen
Heereszüge verewigen.
Auch bei Gründung und Ummauerung von Pfalzen, Klöstern
und Städten dachte man an St. Martin.
Die Martins- Kirchen in Frankreich, die Kirchen Groß: und Alt-,
Klein-und Jung St. Martin der alten deutschen Städte sind bekannt, die
Martins-Kirche der Ummauerung von Monte Cassino, die den ganzen
Reiseweg von Frankreich nach Ungarn bezeichnenden Martins-Kirchen
und Klöster erinnern an die bedeutende Persönlichkeit Martins.
Er, der ungern Soldat war, wurde durch den Willen seiner
Zeitgenossen und Epigonen Schutzherr der Schlachten.
Als solcher wurde er in nordischen und südlichen Ländern ange-
rufen.
Unter Kaiser Otto I. spannte man St. Martins Mantel als Meßzelt
gegen die Ungarn aus (955 Lechfeld), nach dem Beispiele Heinrich I.,
der es 933 an der Unstrut so getan, und König Stefan, der heilige Ungar-
könig, schrieb seinen Sieg über die dreifache Übermacht des Usurpators
Kupa St. Martin zu, dem zu Ehren er das Schlachtfeld weihte (nach
997 Abtei Martinsberg).
Im Mittelalter waren die Martins-Kirchen oft Eigentum
der Stadtverteidiger (Straßburg im Elsaß, Landshut in Bayern,
Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. IX, 1. 6
82
Judenburg in Steiermark), diesich als St. Martins-Bruderschaften
vereinigten. Durch ihre Lage an der Stadtmauer mehr als andere
Kirchen der Stadtgewalt untergeben, wurden manche später zu
Ratháusern (Straßburg) und Schulen (Judenburg) umgestaltet,
oder die Einrichtung demolierter Martins-Kirchen als Stadteigentum
der Rathauskapelle einverleibt und diese nach ihr benannt!). Für
Mähren hat die Martins-Kirche in Traismauer, in welcher
der von Mojmir verjagte Fürst Pribina von Neutra die Taufe
nahm, Bedeutung. Im heutigen Mähren erstanden bei 40 Kir-
chen zu Ehren dieses Heiligen.
Auch die Kirchen namens St. Stefan (4) und St. Laurenzius
(49 in Mähren) haben ihre kulturgeschichtliche Bedeutung.
“5 Des gesteinigten St. Stefan Symbol ist der Steinhaufen. Nach
Abwehr der Ungarn unternahm man die Wiedererbauung der zer-
störten Städte und Kirchen, Burgen und Klöster. Angesichts der
Steinhalden und Trümmerstätten dachte man zunächst
anden Steinigungsplatz des Erstmartyrers und weihte diesem
die neu erbauten Kirchen. Lange Reihen Stefans-Kirchen bewahren
das Andenken an ungarische Zerstörungswut und an das neue Auf-
leben der Ansitze auf den Ruinen.
Aber auch bei Vergrößerungen von Städten wies der Schutt der
niedergelegten Mauern (Wien) dem neuen Stadtteile den Namen. Als
die Benediktiner an Stelle der geschleiften Burg Břetislaws ihr neues
Kloster bauten (Hradisch bei Olmütz), weihten sie dieses St. Stefan.
St. Laurenzius-Kirchen stehen meist an vordem heidnischen
Begräbnisplätzen. Auf diesen feierten die Alten noch in schon
christlicher Zeit Totenopfer, indem sie loderndes Feuer umsprangen
und Gebäck und Speisen in die Flammen warfen. Der Gebrauch war
schier unausrottbar (Chronik des Kosmas).
St. Laurenz, der auf feurigem Roste litt und starb (258), galt
als Feuerpatron und deshalb weihten die Priester die alten Grabplätze
diesem und vermittelten dem Volke den Feuerbrand in veränderter
Bedeutung.
Auch die alte St. Laurenz-Kirche in Nürnberg (im Grabgau)
wird ausdrücklich als Grabkirche genannt.
Es wären noch die St. Leonhards- und Gotthard-Kirchen zu
erwähnen.
1) Dies scheint auch in Brünn der Fall gewesen zu sein.
83
St. Leonhards-Kirchen stehen meist an Orten, die durch Weg-
führung der Einwohner in die Gefangenschaft der Ungarn entvölkert
waren. Nachdem die Oberhoheit der Ungarn über Mähren gebrochen
war, fanden sich viele Schutthalden, doch wenig Einwohner im Lande.
Tausende hatte das siegreiche Reitervolk nach Ungarn geführt, so daß
dieses weite Land, mit christlichen Kriegsgefangenen besiedelt, eben
deswegen von Reisepriestern aus Bayern und Böhmen oft besucht wurde.
Die gezwungenen Ansiedler im gefährdeten Christentum zu er-
halten, war ihre erste Absicht, aus dieser erwuchs bald danach die Be-
kehrung der Ungarn selbst unter Geisa und Stefan. Aber auch der nie
© ruhende Wunsch der Rückkehr in die entvölkerte Heimat suchte und
fand seinen Ausdruck. Als Patron dieses Willens galt Leonhard ( 559).
Dieser fränkische Einsiedler soll sich statt der ihm von Chlodwig ange-
botenen Bischofswürde das Recht ausgebeten haben, die Gefängnisse
und die Siedelstätten der Kriegsgefangenen zu besuchen und nach
seiner Wahl die Gefangenen zu befreien, welche Befugnis er vollauf
ausübte.
Leonhards Ruf drang weit nach Osten, ihn verehrten
die aus harter Gefangenschaft Entflohenen oder Gelösten,
die seinem Andenken die Ketten weihten.
(So die vor 1450 gestiftete St. Leonhards- oder Eiserne Kapelle
im Turmflur der Brünner Peters- Kirche.)
Spätere Zeiten ließen unter veränderten Verhältnissen und aus
Mißdeutung der „Kette“ Leonhard zum Schutzherrn der Vieh-
züchter werden. Ihm zu Ehren sind in Mähren 8 Kirchen gewidmet.
Die Kirchen zu Ehren St. Gotthards sind auf den Einfluß
jener Olmützer Kirchenfürsten zu setzen, die als gewesene Hildes-
heimer Domherren die Verehrung dieses um die Reformation der
Benediktiner verdienten Mannes nach Mähren brachten. Konrad von
Friedberg, Olmützer Bischof seit 1241, mag die Kirchen zu Busau und
auf der bischöflichen Burg Mödritz gegründet haben, auch die Kirchen
zu Stiegnitz und Budischau sind diesem Heiligen geweiht. Gotthard,
geboren 960, gestorben 1038, ein bayrischer Benediktiner, seit 997 Abt
von Altaich, reformierte im Auftrage Kaiser Heinrichs die Klöster
Tegernsee, Hersfeld und Kremsmünster. Er war ein Förderer des
Ackerbaues, ein Dorfgründer, im Hochgebirge ein Wegfinder und
Brückenbauer.
Hunderte Orte bei Klamm und Paß tragen seinen Namen, so
auch das weltbekannte Hospiz am alten Verkehrswege nach Italien.
6*
84
Über diese „„bósen Wege“ drang die Verehrung Gotthards tief nach
Italien, besonders nach Mailand und Genua.
Unserem Mähren steht Gotthard auch nahe durch seinen Schüler,
den Hessen Gunther, der, vom Hofe Herzog Ulrichs von Böhmen in
die Altaicher Zelle geflüchtet, Mönch und später Stifter der Klausen
Richnach und des Guntherberges bei Braunau geworden war. Wie
sein Meister ein Pfadfinder (goldener Steig), war es Gunther, der als
Taufpate Břetislaws diesen zur Gründung des Benediktinerstiftes
Raigern (1045) bewog. So wurde der Altaicher Einfluß gleichwie dem
böhmischen Kloster Ostrow (999) auch unserem Raigern keimlegend.
Gunthers Meister selbst, Gotthard, seit 1022 Bischof von Hildesheim .
und dort 1038 verschieden, wird gewöhnlich mit ausgebreiteten Armen,
der Gebärde des Exorzismus abgebildet, da man ihm nachsagte, ‘daß
seinem Wirken nichts Böses widerstehen könne.
In dieser Pose sieht man ihn auf den meisten Gemälden und auch
auf der Windfahne der Kirche zu Budischau, deren altertümliches
Aussehen durch den Schattenriß ihres Patrons stimmungsvoll er-
höht wird.
LV;
Es seien noch jene Namen, die in den bisherigen Betrachtungen
nicht vorkamen, erwáhnt, und zwar in der Reihenfolge der geschicht-
lichen Ereignisse, deren Begleiterscheinungen sie waren.
Das Christentum der Markomannen, die Fürstin Fritigild und
ihre Beziehungen zu St. Ambrosius (Cod. D. M.) im Jahre 396 nach
den Nachrichten des Paulus Diaconus, die Wirksamkeit Severins
vor 482, Reginhards von Passau (818), des Täufers der Máhrer
(Bernardi Nor. chron. Laureac.), Adalrams von Salzburg, des Er-
bauers der Marien-Kirche zu Neutra 821, Urolfs von Lorch, des
Apostels der Mährer, von allen diesen haben sich in den Benennungen
der Kirchen im heutigen Mähren keine alten Spuren erhalten, eben-
sowenig von den 863 ins Land berufenen Brüdern Konstantin und
Methudius. Ihre Spuren suchen wir auf den Rennsteigen (Burgwegen
— hradky), lángs welcher diese gleich den früheren Glaubensboten, die
versumpften Talwege meidend, das Land durchzogen. Mit Recht werden
die Klemens-Kirchen (Oswietiman, Lipuwka) — die Glaubensboten
trugen St. Klemens Reliquienschrein mit sich — als Zeugen ihrer
Tätigkeit vermutet, ebenso manche Georgs- und Michaels- Kirchen
(Wytochow) und viele Steinkreuze am Wege.
85
Ihnen selbst hat jedoch nach ihrem Scheiden das Volk keine
Kirchen geweiht. Erst zu Zeiten Karls IV. und des Bischofs Johann
von Neumarkt wurden manchen alten Kirchen als zweiter Titel die
Namen der slawischen Patrone beigegeben, so den Marien-Kapellen
der Brünner Stadtrichterei und des Olmützer Rathauses, die zu ihrem
alten Marientitel noch die Weihung St. Hieronymus, Cyrill und Methud
erhielten, welch ersterer Namen zu Olmütz, letzterer zu Brünn den be-
treffenden Bauten verblieb. Den Landespatronen Cyrill und Methud
wurden erst später (meist im 18. und 19. Jahrhundert) viele Kirchen
gewidmet (17 in der Brünner, 9 in der Olmützer Diözese).
Als nach Methodius Tode (885) das kirchliche Leben Mährens
wieder dem ungehinderten Einflusse der deutschen Erzdiözesen (Mainz,
Regensburg, Salzburg, Passau) unterlag, wurden die Schutzheiligen dieser
Gebiete im Lande verehrt und ihnen Festtage gewidmet. Der Regens-
burger St. Emmeram (gestorben 652), dessen Namen noch als Orts-
bezeichnung (Ingrowitz) vorkommt, St. Valentin (gestorben 470), den
noch eine Wallfahrtskirche (in Freiberg, Příboř) in Erinnerung hält.
Im ganzen haben jedoch diese Zeiten nur geringe Spuren hinter-
lassen. |
War ja nach dem Sturze des Großmährischen Reiches 906 unser
Land bis 955 vollständig unter ungarischem Joche. Zu Zeiten Heinrichs I.,
des Städtegründers, des Siegers an der Unstrut 933, war es der böhmische
Herzog Wenzel, der Klosterschüler St. Emmerams zu Regensburg,
der seine Lande rückhaltlos dem Einflusse der Regensburger Diözese
öffnete und sich, als der deutsche Herrscher 929 mit Heeresmacht vor
Prag erschienen war, in aufrichtiger Treue diesem anschloß. Er erbaute
ober den ihm vom Kaiser verehrten Reliquien des heiligen Veit die
Kirche dieses Namens. (Veits-Kirchen in Mähren 8, beinahe alle
Brünner Diözese.)
‘ Nach Wenzels Ermordung (935) wurde dieser der Liebling des
Volkes, das ihn den Heiligen nannte. Seinem Andenken wurden viele
Kirchen gebaut, in Mähren tragen 58 Kirchen seinen Namen, darunter
der Olmützer Dom, der vor dem Jahre 1131 statt des alten Peters-
domes errichtet ward.
Der Sieg am Lechfelde, den auch mährische Krieger miterrungen,
hatte die Herrschaft der Ungarn gebrochen und auch Mähren befreit
(955). — Ulrich, der Bischof von Augsburg, hatte unter verzweifelten
Umständen die Schlacht eröffnet und bis zum Eintreffen Kaiser Ottos
geleitet.
86
Sein Anteil am Siege ward dadurch anerkannt, daß man Burgen
und Befestigungen nach ihm nannte. Sein Attribut sind die Stadtmauern
Augsburgs und zwei Fische, da er auch ein Patron der Fastenden ist.
Kirchlein am Flußufer nannten Fischergemeinden gerne nach ihm.
(So zu Brünn die Kirche St. Ulrich und Prokop — Fischer und Stein-
brecher.)
Als 972 unter Kaiser Otto I. und Herzog Boleslaw II. der Erzstuhl
von Mainz das Prager Bistum gründete, gab der Regensburger Bischof
Wolfgang die notwendige Zustimmung. Seine Zeit dankte ihm diese
Selbstlosigkeit durch Proklamierung zum Landespatrone und benannte
man bald nach seinem Tode neue Kirchenbauten nach ihm.
Unser Mähren hat nur eine Kirche zu seinen Ehren, die zu
Gnadlersdorf, die als Bauwerk und Wallfahrtsort in hohem Ansehen
steht.
Mähren, seit 955 mit Böhmen vereinigt, fiel wie dieses 999 den
polnischen Eroberern in die Hände. Im Jahre 1004 besiegte Kaiser
Heinrich II. den Polenkönig Boleslaw den Kühnen und befreite
Böhmen vom Feinde. Dem nach seinem Tode (+ 1024) heilig gesprochenen
Befreier Böhmens wurde bald danach an der Stelle, da zu Prag sein
Lager aufgeschlagen war!), eine Gedenkkirche errichtet, der noch
viele in Böhmen folgten.
In allen diesen Kirchen ist sowohl Kaiser Heinrichs II. und
seiner Gemahlin Kunigunde Bildnis und Szenen aus ihrem Leben
dargestellt und so diese Kirchen dem heiligen Herrscherpaare gewidmet.
Beide Heilige galten als Böhmens Patrone.
Mähren, welches noch bis 1025—1029 in den Händen der Polen
verblieb — hat keine St. Heinrichs-Kirchen aufzuweisen, wohl aber
14 Kirchen zu Ehren der heiligen Kunigunde (und zwar dieser allein),
wovon die zu Brünn (Obrowitz) die älteste sein mag.
Das Prämonstratenserstift Obrowitz, eine gemeinschaftliche
Stiftung des Markgrafen Wladislaw Heinrich und des Kämmerers
Leo von Klobouk — hieß im Anfange seines Bestehens die Bruderschaft
der heiligen Kunigunde (,inopie fratrum s. Kunegundis“).
Kunigunde ist die Patronin der — es lag im Zeitalter — der
Kinderlosigkeit wegen Schmach und Verfolgung leidenden Frauen.
Sie bestand sieghaft die ihr auferlegte Feuerprobe. Nachdem
sie 1040 verstorben war, reihte Innozenz III. sie 1200 feierlich der
Zahl der Heiligen an. Er verbot damals das Exerzitium der Ordalien,
!) Eckert, Posvätne mista Prahy.
87
jener „Rechtsgebräuche“, denen die alte Volksjustiz so beharrlich
anhing. Niemand mag nähere Beziehungen zur neuen Heiligen gefühlt
haben als Markgraf Heinrich und Leo von Klobouk. Beide'entbehrten
des Ehesegens. Wir sehen noch heute Rychzia von Klobouk mit der
bedeutungsvollen Lilie abgebildet und auch die Gestalt Heidwigs, des
Markgrafen Heinrich Gemahlin, zeigt in ihrem Siegel die Lilie, das
Symbol ehelicher Entsagung.
Wladislaw Heinrich war am 8. September 1201 an der Seite Kaiser
Philipps in Bamberg zugegen, als man die Gebeine der vielgeprüften
Kaiserin erhob und in ein neues Ehrengrab trug.
Wohl mögen die 14 mährischen Kunigunde-Kirchen uns
an Heinrich, den Markgrafen erinnern, vielleicht bezeichnen sie seine
Reiseroute im Lande.
Sie bestehen in den Orten: Obrowitz, Neslowitz, Nedweditz,
Neustadtl, Wolframs, Fröllersdorf, Čejkowitz, Nischkowitz, Hosterlitz,
Wedrowitz, Paseka, Namiest, Kurowitz und Trschitz.
Markgraf Wladislaw Heinrich war es, dem Máhren hohe Ent-
wicklung verdankte, die Zahl der Städte und Klóster wuchs unter
ihm an, viele bisher unbewohnte Gaue wurden besiedelt, die Sitten
verbessert, das Leben veredelt.
Unter ihm ging die alte Gauverfassung zu Ende und das Deutsch-
tum hielt seinen Siegeszug in Máhrens Städte. (Rudolf Dvořák,
Vlastiveda Moravskä, I. Buch, Seite 112.)
Auch im Gebiete der Kirchengründungen äußerte sich der Zuzug
dieser neuen Ansiedler.
Diese organisierten sich, um als Fremde den Schutz einer an-
erkannten Korporation zu genießen, in Brüderschaften, die um die
Herbergskapelle siedelten. Zum Patron der Kapelle wählten die aus
weiter Ferne zu Lande Gereisten meist den heiligen Jakob, die zu
Wasser Gereisten den heiligen Nikolaus. Letzterer galt auch als Patron
der Verproviantierung (st. 327). VAB QU
Er, der süditalische Orte durch Zuschaffung von Getreide aus
Kleinasien vor Hungersnot rettete, erschien den in fremdes Land
gezogenen Kolonisten als der rechte Rater und Helfer in den Sorgen
um Nahrung und Unterhalt.
Er, der Menschenfreund, welcher durch sein Wirken die männliche
Jugend aus bösen Einflüssen und Gefahren (gleichsam aus dem Abfall-
bottich) zu gesunden Weltbürgern schuf und durch seine tatkräftige
Hilfe die weibliche Jugend aus den Gefahren der Welt dem Ehestande
98
zufůhrte, der galt ja schon damals als Freund und Schutzherr der
Familien und der Kinder.
Kirchen seines Namens gibt es in Mähren über 50, in welchen
er meist mit seiner Brautbescherung, den drei goldenen Äpfeln, erscheint,
oder wie er die im Bottich ausgesetzten Kinder durch seinen Segen
belebt. — Im Gegensatze zu italienischen Darstellungen, welche statt
der Kinder meist Jünglinge erscheinen lassen.
Außer diesen beliebten Herbergspatronen kommen noch die
Hospize zum heiligen Geist (Maria Empfängnis) und Johannes der
Täufer vor. In späteren Zeiten, als die aus dem Oriente eingeschleppten
Krankheiten, Kriege und Notjahre die Absonderung der Aussätzigen
und die Pflege der Krüppel und Kranken nötig machten, sehen wir die
Spitäler St. Lazar, Job, Elisabeth und anderer Titel auch in Mähren.
Eine Heilige, die in anderen Ländern erst später als Kirchenpatronin
erscheint, in Mähren (Brünn) jedoch schon im 13. Jahrhunderte einer
Kirche den Namen verlieh, ist die heilige Brigida. Sie gehörte der
Zeit- und Gesinnungsgenossenschaft des heiligen Patrik an. Lebte,
in schwerer, den Körper entstellender Krankheit, die sie sich selbst
erbeten hatte, in einer abgesonderten Hütte unter einer alten Eiche.
(Kill-Dara in Irland.) Die Meinung mancher, daß solches Siechtum
die Strafe früherer Verschuldungen sei, wurde widerlegt durch manche
Wunder. Die hölzerne Stufe eines Altars grünte unter ihrem Tritte,
nach der Legende ging von ihrem Haupte ein Leuchten aus. Sie starb
am Anfange des 6. Jahrhunderts. Im Jahre 1185 fand man ihren
Leib zu Down Patrik. Seit dieser Zeit verbreitete sich ihr Ruf auch
nach Frankreich und Westdeutschland.
Daß diese für unsere Länder damals neue Patronin so bald bei
uns erscheint, dürfte auf die damals noch unvergessene Fühlung der
Brünner Ansiedler mit der alten Heimat deuten.
Sie hat wohl anfangs der Leprosenkapelle den Namen gegeben,
der auch später der Pfarrkirche verblieb, die aus ersterer erstand,
nachdem Aussatz und derlei Gebreste vom Lande gewichen waren.
Später mag dieses Pfarrkirchlein verfallen sein. Als man dann
auf dem Trümmerhaufen wieder Spital und Kirchlein erbaute, mag
dies, wie es sich so oft ereignet, zu Ehren St. Stephans geschehen sein.
Daß dieses im Jahre 1343 durch Markgraf Johann Heinrich
geschehen, ist eine — nicht ganz abzuweisende — Vermutung.
Zur Verbesserung der Sitten gehört auch die Einschränkung der
bisher ungemessenen Jagdfreiheiten. Die Aasjagd kam in Verruf.
89
Einsiedler, denen die Legende meist fůrstliche Abstammung und per-
sönliche Heiligkeit zuschreibt, belehren die fürstlichen Jäger und
gewähren dem Wilde Freistatt.
Ivan, dem der fliehende Hirsch zuläuft, kommt in alten Kirchen
als Skulptur vor (so im Schlußsteine von Rosa coeli, Kanitz). Er ist
ein Vorläufer des später so beliebten Eustachius, des aus Frankreich
zu uns gekommenen Ägidius und noch späteren Hubertus.
Wo sich derlei Kirchen finden (in Mähren gibt es bei 30 Kirchen
zu St. Ägidius), kann man annehmen, daß die betreffende Ansiedlung
aus Waldesdickicht und Wildeinsamkeit hervorgewachsen ist.
Das Zeitalter der Luxemburger ist erfüllt von wirklicher Frömmig-
keit, jedoch auch von irregeleitetem Wunderglauben und fanatischer
Auffassung religiöser Fragen. Die Hussitenkriege als Folge der voran-
gehenden geistigen Kampfbewegung.
Huß selbst nach seiner Verbrennung 1415 ein Heiliger von
seines Volkes Gnaden. Dem Konzil hatte er die Korruption der
Hierarchie vorgeworfen. Das Konzilium (zu Basel) legte gegen Huß
Verwahrung ein mit Berufung auf St. Stanislaus (f 1079)").
Dieser galt nämlich als berufenster Verteidiger, da er ja vor
seiner Ermordung durch König Boleslaus, selbst ungerechter Güter-
häufung bezichtigt, sich von dieser Beschuldigung durch Vorführung
der Entlastungszeugen befreite. Er wird dargestellt bei einem Sar-
kophage, aus welchem soeben der bereits verstorben gewesene Haupt-
zeuge sich erhebt. Er, Stanislaus, galt als Kämpfer gegen die hussitische
Lehre und Verteidiger gegen die Anklagen von dieser Seite. Sieben
Kirchen sind dem Namen St. Stanislaus geweiht, von denen man
annimmt, daß sie früher hussitisch gewordeneAndachtsstátten waren,
die dann wieder dem alten Gottesdienste rückgewidmet wurden. Hier
sei auch Johann Capistranus genannt, welcher 1451 Mähren durch-
reiste und viel zur Wiederbewidmung verlorener Kirchen getan hat.
Die Städte (voran Brünn), die er gegen das nun weichende Hussitentum
gekräftigt, wählten ihn zum Schutzpatron. Er selbst weihte als echter
Franziskaner wiedergewonnene Kirchen dem heiligen Kreuze. Das
Kreuz als jeder Kirche vorgeschriebener Schmuck war seit jeher ein
oft gebrauchter Weihetitel. Ihm sind in Mähren 54 Kirchen besonders
gewidmet, darunter viele Ordensstiftungen und solche, die an das Iti-
nerare Capistrani erinnern (Drasow usw.).
1) P. M. Vogel S. J., Leben der Heiligen, Regensburg 1863.
90
Mehr jedoch als Stanislaus und Capistran hat dem Ansehen der
Kirche jener Doktor Johann Wôlflin geniitzt, der 1393 der grau-
samen Willkür König Wenzels IV. unterlag. Da er für die Integrität der
Rechte des Prager Erzstuhles Marter und Tod erlitt, wurde sein
Andenken und sein Grab vom Volke innig verehrt. Spätere Ver-
wůstungen seines Grabes durch Hussiten und Kalviner lósten nur
noch vermehrte Sympathien für Johannes aus, der schon als Vorbild
der Priester, als ,,Reparator Famae‘“ verehrt war, bevor ihn noch der
päpstliche Stuhl (es geschah dies erst 1729) zum Heiligen proklamierte.
Der Jesuitenorden wählte ıhn zu seinem Patrone, durch diesen
Umstand verbreitete sich die Kenntnis seiner Legende durch die ganze
Welt, so daß St. Johannes von Nepomuk wohl der weitest bekannte
und verehrte Heilige genannt werden kann.
In Mähren sind ihm 22 Kirchen gewidmet. Zur Zeit der Kirchen-
trennung im 16. Jahrhunderte geschah seitens der Reformatoren viel,
um dem Volke die Verehrung der Heiligen abzugewöhnen. Selbst
Luther schrieb gegen St. Benno, den Heiligen seiner Heimat, sein:
Wider den neuen Abgott und alten Teufel usw.
Trotzdem bewahrten die meisten im Getriebe der Religionsstritte
in protestantische Hände übergegangenen Kirchen ihre Namen.
Protestantische Kirchen, die meist auf neuen Friedhöfen erbaut,
neu bewidmet wurden, nannten die Gründer nach der Dreieinigkeit.
Als durch das Eingreifen der Jesuiten zu Ende des 16. und an-
fangs des 17. Jahrhunderts die katholische Reformation endlich Fort-
schritte machte, wählten die Missionäre aus der Gesellschaft Jesu den
Namen St. Anna zur Benennung neu erbauter Kirchen und Kapellen.
Diese Heilige, von der alten Kunst gern „selbdritt“ dargestellt,
nämlich mit der kleinen Maria und dem Jesuskinde, galt als Patronin
der Ehefrauen, der Familie, außerdem als strenge Eidhelferin. Als
solche war sie bei Gelübden, Verträgen und Verpflichtungen im Mittel-
alter ebenso beliebt als gefürchtet!).
Bei feierlichen Zusagen rief man sie zur Zeugin. So Martin Luther,
als er angesichts seines vom Blitze gefällten Freundes (im Walde bei
Stotternheim am 2. Juni 1505) in den Orden zu treten sich verlobte.
St. Annae-Feiertag wurde hoch und strenge gefeiert, und wer
geringschätzig von ihr zu sprechen sich unterfing, war nach dem Volks-
‘) Kulturhistoriker bemerken die Analogie: Balders Gemahlin Nanna
gebiert Forsete, den Richter, Streitschlichter und Eidgewaltigen.
Anna, die Mutter der Gebärerin des Weltenrichters.
91
glauben der strengsten Pön verfallen. Ein Beleg hierzu die Eintragung
der Olmützer Chronik zum Jahre 1560, Fässl von Powel betreffend.
Leute, die unerfüllte Versprechungen am Gewissen hatten,
wichen mit verhülltem Angesichte ihrem Bilde aus.
Diese im Volksglauben wurzelnde Gestalt nutzten nun die Missi-
onäre zur Einführung der Bruderschaften St. Annas aus, die zur Wen-
dung im Bekenntnisse so viel beitrugen.
30 Kirchen St. Anna zu Ehren bestehen in Mähren, darunter
die Anna-Kirche bei der Olmiitzer Metropole, in der seit alters die
Beeidigung der Prälaten vorgenommen wird.
Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts kamen nach durch-
geführter Restauration des Katholizismus neue Elemente in Betracht.
Die ersehnte Abnahme der Pestseuchen hatte zur Verehrung der Pest-
patrone, die vielen Stadtbrände zur Verehrung St. Florians geführt.
Durch die Einführung neuer Orden und das Zuströmen aus-
ländischer Priester wurden bisher im Lande unbekannte Heilige ein-
gebürgert. Meist genügte die Erwerbung der betreffenden Reliquien,
um der damit begabten Stadt einen neuen Patron zu verleihen.
Beispiele: St. Paulina (Olmütz), St. Primitivus und St.
Konstantianus (Brünn), St. Olympius (Znaim).
Zur Benennung von Kirchen wurden sie jedoch nicht gebraucht.
Doch kamen auch altangesehene Heilige in Vergessenheit, vielfach
durch die Violierung ihrer Kirchen in der josefinischen Periode, so
daß von manchen der Demolierung verfallenen oder derselben knapp
entratenen Bauten nur Vermutungen ihres echten Titels bestehen.
So die Kirchenfeste Znaims, welche heute St. Wenzel, früher
St. Martin, Mauritius oder Hipolyt geweiht gewesen sein mag.
Auch wurden durch westliche Einflüsse Kirchen mit Vermei-
dung der Heiligen in Benennung und Ausstattung errichtet
oder an alter Stelle wiedererrichtet. |
Beispiel: Die Auferstehungskirche in Austerlitz.
In neuester Zeit werden, dem Bedůrfnisse der wachsenden Be-
völkerung gemäß, viele neue Kirchen errichtet.
Manche derselben erhalten die Benennung „Herz Jesu‘, welche
ihre kennzeichnende Bedeutung hat.
Die Kirche hat nämlich als Antwort dem religiösen Indifferen-
tismus des 19. Jahrhunderts gegenüber, eine Vertiefung des religiösen
Lebens angebahnt, die, auf der ‚Nachfolge Christi“ begründet, im
Herz-Jesu-Titel äußeren Ausdruck findet.
Die Gefäbfunde im Baugrunde der brůnner Häuser.
Ein Beitrag zur Geschichte des Bauopfers.
Von Professor A. Rzehak.
Im Jahre 1897 habe ich unter dem Titel: „„Massenfunde alter-
tümlicher Gefäße im Weichbilde der Stadt Brünn‘ (Zeitschrift des
deutschen Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens, I. Jahr-
gang, 3. Heft) eine Anzahl eigenartiger Gefäßfunde beschrieben, wie
sie zwar vorher schon bekannt, jedoch zumeist als Grabstätten
aufgefaßt und der heidnischen Zeit zugewiesen worden waren.
Ich konnte schon damals mit voller Sicherheit behaupten, daß es sich
hier keineswegs um Gräber handle und daß auch das Alter dieser Vor-
kommnisse nicht bis in die heidnische Zeit — die bei uns ungefähr
mit dem 1. Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung abschließt —
zurückreicht. Gleichzeitig habe ich den im Baugrunde der älteren
Häuser unserer Stadt sehr häufig, oft in tiefen, schachtartigen Gruben
vorkommenden, fast niemals deutliche Gebrauchsspuren aufweisenden
Gefäßen den Charakter von Votivgefäßen zugeschrieben und den
merkwürdigen Inhalt derselben als „eine Art Opfer‘ bezeichnet,
wobei ichan die altbekannte und weitverbreitete Sitte des Topfeingrabens
erinnerte. Seit dem oben genannten Jahre sind in unserer Stadt viele
Um- und Neubauten ausgeführt worden und die bis dahin nur in spár-
licher Anzahl bekannten Vorkommnisse von „„Opfergruben““ haben sich
außerordentlich vermehrt. Ich habe mich bemüht, die Erdbewegungen
bei den Fundierungsarbeiten aufmerksam zu verfolgen, und konnte
mich überzeugen, daß man fast immer entweder auf einzelne Gefäße
oder auf förmliche Depots von solchen gestoßen ist. Die ersten Jahre
war es mir durch die bereitwillige Mitwirkung des Herrn Kustos
A. Palliardi, dem ich auch an dieser Stelle herzlichen Dank sage,
in vielen Fällen möglich, die sehr wichtigen Fundverhältnisse genau
festzustellen. Als sich jedoch ein allgemeineres Interesse für derlei
Vorkommnisse zu zeigen begann, wurde es immer schwieriger, etwas
Näheres über die etwa aufgefundenen Gefäße zu erfahren. Der Wert
93
der ausgegrabenen Gefäße scheint in den Augen der Privatsammler
und infolgedessen auch in den Augen der Arbeiter in übertriebener
Weise gestiegen zu sein, so daB es oft schwer fállt, úberhaupt nur eine
zuverlässige Mitteilung über etwaige Funde zu bekommen. Die Gefäße
bilden bereits sozusagen einen Handelsartikel, der immer einen Käufer
findet; es trachtet deshalb jeder Arbeiter ein aufgefundenes Gefäß
möglichst unauffällig bei Seite zu schaffen, während er für die ungleich
. wichtigeren Fundverhältnisse durchaus kein Interesse hat. Es ist mir
wiederholt vorgekommen, daß bei meinen Umfragen die Auffindung
von Gefäßen sowohl von den Arbeitern als auch von den Polieren
rundweg geläugnet wurde, obwohl mir von mehreren derartigen Bau-
stätten, an denen „gar nichts‘ gefunden wurde, auf Umwegen doch
einzelne Gefäße zugekommen sind. Solche Gefäße liegen uns nun bereits
(namentlich in den Sammlungen des mährischen Landesmuseums
und des städtischen Museums) in solcher Anzahl vor, daß der weiteren
Aufsammlung derselben um so weniger eine Bedeutung zukommt, als
sich dieselben Typen immer wiederholen; die möglichst genaue
Feststellung der Fundverhältnisse scheint mir dagegen um so
wichtiger zur endgültigen Entscheidung der Frage nach dem Ursprunge
und der Bedeutung unserer „Opfergruben“. Es wäre deshalb zu
wünschen, daß man diesen interessanten Erscheinungen allenthalben
— nicht nur in unserer Stadt — die entsprechende Aufmerksamkeit
zuwende und daß insbesondere die Herren Bauleiter durch Belehrung
der Poliere und der Arbeiter dazu beitragen, die Bemühungen der Kultur-
historiker zu unterstützen.
Von den vielen, mir seit dem Jahre 1897 bekannt gewordenen,
im Baugrunde alter Häuser gemachten Gefäßfunden will ich hier nur
diejenigen hervorheben, bei denen die Fundverhältnisse vollständig
sichergestellt sind oder die in irgend einer Hinsicht bemerkenswert
erscheinen. Ganz abgesehen von der kulturgeschichtlichen Bedeutung,
welche den Opfergruben zweifellos zukommt, sind dieselben auch für
die Geschichte der heimischen Keramik und der Glasindustrie von
hervorragender Wichtigkeit. Die Häufigkeit der Gefäßfunde läßt uns
vermuten, daß die Töpferei einst in unserer Stadt zu den einträglichsten
Gewerben gehört haben mag; tatsächlich zählt der Brünner Stadt-
schreiber Johannes im Jahre 1343 die Töpfer unter den höchst-
besteuerten Bürgern der Stadt auf. Es wird deshalb in den folgenden
Zeilen auf die verschiedenen, in den Opfergruben vorkommenden Gefäß-
typen entsprechend Rücksicht genommen.
94
1. Rennergasse 7.
Gelegentlich des im Jahre 1897 ausgeführten Umbaues dieses
Gebäudes stieß man, wie mir der verstorbene Baumeister J. Kuhn
seinerzeit mitteilte, auf dreierlei verschiedene Fundament-
mauern, ein Umstand, der mir nicht unwichtig zu sein scheint, weil
er beweist, daß die Verteilung der Bauparzellen früher eine andere
war als jetzt, und diese Tatsache wiederum das Vorkommen mehrerer
„Opfergruben““ verschiedenen Alters im Untergrunde eines und desselben
Hauses in sehr einfacher Weise erklärt.
Eine zisternenartige Vertiefung, die sich bei den Erdaushebungen
vorfand und die ich selbst untersuchen konnte, war ungefähr 4 m tief,
bei einem Durchmesser von etwa 1'5 m. Die Erde, mit welcher diese
Vertiefung ausgefüllt war, besaß eine auffallend rote, ohne Zweifel
von Feuer herrührende Farbe und war mit Holzkohlen untermischt.
Die hier aufgefundenen Gefäße waren fast ausschließlich sogenannte
„Metbecher“, aus feinem, dunkelgrauem Ton gedrehte und klingend
hart gebrannte Gefäße, welche ich in meiner Schrift: ,Keramische
Studien in der Sammlung des Franzensmuseums“, Annales Mus.
Francis. 1896, Seite 120, näher beschrieben habe. Ob der Name „Met-
becher“ für diese Art von Gefäßen zutreffend ist, lasse ich dahingestellt;
ich habe diesen Namen beibehalten, weil er durch den verstorbenen
Kustos Moritz Trapp bereits in die Literatur eingeführt erscheint.
Sehr bemerkenswert ist, daß sich in einem dieser Becher ein gänzlich
unverletztes Hühnerei vorfand. Von Interesse ist ferner der Ober-
teil eines gläsernen Bechers, welcher am Rande mit Jagdszenen und
Blumenranken (braungelb mit schwarzer Zeichnung) bemalt ist. Derlei
bemalte Gläser waren zwar schon bei den Römern bekannt und beliebt,
dürften jedoch in Mitteleuropa kaum vor dem Beginne des 16. Jahr-
hunderts verfertigt worden sein. In Jost Ammans „Stände und
Handwerker“ (1568) ist allerdings ein „Glassmaler“ dargesellt,
der in der Kunst des Malens auf Glas schon sehr erfahren zu sein scheint,
da er sich selbst mit folgenden Worten rühmt:
„In die Gläßser kann schmeltzen ich
Bildwerck, manch herrliche Person‘, usw.
Immerhin beweist der erwähnte Glasfund, der im Brünner städtischen
Museum aufbewahrt wird, daß die früher für sehr alt gehaltenen ,,Met-
becher“ einer neueren Zeit angehören, wie ich auch schon in der oben
zitierten Schrift dargelegt habe.
95
Von einer andern Stelle desselben Baugrundes stammen einige
zumeist zerbrochene Gefäße, die sich im Besitze des mährischen Landes-
- museums befinden. Eine vollständig erhaltene Urne, von der schon in
meiner Abhandlung über die Funde in der Elisabethstraße (,,Massen-
funde usw.‘ loc. cit. Fig. 2) beschriebenen Form, ist mit einem aus vier
Horizontalfurchen bestehenden Bande geziert. Interessant ist das Vor-
kommen kleiner Holzteller, die ziemlich dünn und durch die Einwirkung
der Erdfeuchte ganz deformiert sind; stellenweise haftet denselben
eine nicht näher bestimmbare, humifizierte Substanz fest an. Einzelne
Stücke von gebranntem Lehm, die ebenfalls hier gefunden wurden,
zeigen Abdrücke von Halmen und anderen Pflanzenteilen. Die in einer
zerdrückten Urne befindliche Erde war mit vegetabilischen Stoffen
ganz durchsetzt.
In den obersten Erdschichten dieser Baustätte fand sich ein
Stein mit Inschrift aus dem 15. Jahrhundert.
2. Rennergasse 4.
Außer den gewöhnlichen, aus dunkelgrauem, glimmerreichem
Ton verfertigten Urnen fanden sich an dieser Stelle auch ganz ähnlich
geformte, kleine Urnen aus weißem, feinem Ton, in der Technik der
Metbecher hergestellt. Bei einigen fanden sich innen am Rande fest an-
haftende Traubenkerne, wie sie fast stets in der Füllmasse unserer Opfer-
gefäße vorkommen. Bemerkenswert ist der Umstand, daß eine kleine
Urne der typischen Form mit grüner, eine zweite, ähnliche mit weißer
Glasur versehen ist; das Material der letzteren kann ohne weiteres schon
‚als Steingut bezeichnet werden. Durch das Mitvorkommen glasierter
Ware wird das Alter unserer Opfergruben erheblich herabgedrückt, wie
ich schon in meiner ersten Abhandlung (,,Massenfunde usw.“) dargelegt
habe; es kann sich hier nur um das spätere Mittelalter und die älteren
Abschnitte der Neuzeit handeln. Glasierte Ofenkacheln sind allerdings
schon aus der Mitte des 14. Jahrhunderts bekannt; um die Mitte des
16. Jahrhunderts ist die Kunst des Glasierens der Tonwaren in Deutsch-
land schon allgemein üblich gewesen, denn Jost Amman läßt den
„Hafner“ sagen:
„Mach Krüg, Häffen, Kachel und Scherben,
Thu sie dann glassurn und ferben.“
Immerhin wird man einheimische Tonwaren mit reinen Glasuren
nicht zu weit zurückdatieren dürfen.
96
Außer Urnen fanden sich an dieser Stelle auch verschiedene Krůge.
teils aus dunkelgrauem, glımmerreichem, teils aus feinem, weißem Ton.
Die wichtigsten Typen der Krüge sind bereits in meiner ersten Ab-
handlung (,,Massenfunde usw.“, Fig. 3, 4, 5) beschrieben. Auch die
Krüge zeigen mitunter Glasuren in verschiedener Ausführung; auf
einzelnen erscheinen bloß braune Glasurflecken, andere sind auf der
ganzen Oberfläche, aber nur sehr leicht glasiert. Manche sind innen
mit einer dünnen, gelben, außen mit einer diekeren, braunen oder
grünen Glasur versehen. Gehenkelte Urnen, die man als „Urnen-
töpfe‘‘ bezeichnen kann, wurden ebenfalls gefunden; zwei derselben
sind mit zwei Henkeln versehen. Ein kleiner Topf aus rotem Ton ist
bloß innen, ein zweites, kleines us von zylindrischer ne auch
außen glasiert.
Schalen und schüsselartige Gefäße mit verhältnismäßig dicken
Wänden wurden ebenfalls in mehreren Exemplaren gefunden; in der
Keramik stimmen sie zumeist mit den dunkelgrauen Urnen überein.
Abgebildet finden sich derartige Gefäße in den Figuren 6d und 6e
meiner Abhandlung über ,,Massenfunde usw.“. Endlich fanden sich
an dieser überreichen Stätte auch die schon früher erwähnten Met-
becher, darunter ein kleines Exemplar von der typischen Form, aber
mit gelber Glasur versehen, ein Beweis dafür, daß diesen Gefäßen keines-
wegs jenes hohe Alter zukommt, welches man ihnen früher gewöhnlich
beizulegen pflegte.
Von sonstigen keramischen Erzeugnissen en noch mehrere
Ofenkacheln gefunden, und zwar die viereckigen ,, Schüsselkacheln‘ aus
dunkelgrauem Ton, an der Oberfläche reichlich mit Glimmerblättchen
belegt. Auf einer dieser Kacheln ist ein einköpfiger Adler, auf einer
andern der heilige Georg im Relief dargestellt. Eine Gesimskachel
aus rotem Tone ist in gotischem Stile gearbeitet und ohne Glimmerbelag.
Auf das häufige Vorkommen von Ofenkacheln im Baugrunde
alter Häuser habe ich insbesondere in meiner Schrift: „Die Pseudo-
Zisternengräber des Mittelalters“ (Mitteilungen der k. k. Zentral-
kommission, 1901, Seite 134) aufmerksam gemacht. Es důrfte sich hier
durchaus nicht immer um zufällige Vorkommnisse handeln, namentlich
nicht in jenen Fällen, wo entweder vollständige, ungebrauchte
Kacheln oder solche gefunden wurden, die denselben mysteriösen
Inhalt (vgl. „„Massenfunde usw.“, H. 3, S. 32), bergen wie die Urnen, Krůge
und sonstigen Opfergefäße.
Von Glasresten fand sich hier bloß ein Fragment eines zylindrischen
9
Bechers mit eingeschmolzenen weißen Streifen. Derartige, in der Technik
der Millefiorigläser ausgeführte Glasgefäße sind wohl venezianischen
Ursprunges. Schon in Jost Ammans oben zitiertem Buche heißt es
beim „„Glasser“:
„auch Venedisch glaßscheiben rein“;
es muß also das venezianische Glas im 16. Jahrhunderte in Deutschland
und Österreich schon lange bekannt gewesen sein. Für Österreich be-
weisen dies zwei aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammende, in
Wien herausgegebene Verordnungen, welche bestimmen, daß vene-
zianisches Glas in Wien nur auf dem Hohen Markte verkauft werden dürfe.
(vgl. Ilg, Geschichte des Glases in: Lobmeyer, Die Glasindustrie, I,
Seite 82). Im 15. Jahrhunderte hat in Wien sogar schon eine italienische
Glashütte bestanden; aus dieser Stätte mögen so manche im Baugrunde
unserer Stadt aufgefundene „„venezianische“ Gläser stammen. Eine
im Archive der k.k. mährischen Statthalterei aufbewahrte Pergament-
urkunde, welche eine Ordnung für die Brünner Glaser enthält, ist nach
einer freundlichen Mitteilung des Herrn Bibliotheksdirektors Kaiserlichen
Rates Dr. W. Schram vom Jahre 1446 datiert; es erscheint also der
aus den reichlichen und interessanten Fundstücken erkennbare blühende
Glashandel Brünns auch urkundlich bestätigt. Auf das hohe Alter
und die Bedeutung der mährischen Glasindustrie hat übrigens schon
Kustos K. Schirek in seinem trefflichen Aufsatze: „Mährens Glas-
industrie“ (Mitteilungen des mährischen Gewerbemuseums, 1892,
Nr. 11) aufmerksam gemacht; er bemerkt, daß wohl so manches
mährische Glas als böhmisches Erzeugnis in die Welt gegangen ist.
Die technisch sehr vollkommenen Gläser, die hier als venezianisch
bezeichnet wurden, sind wohl ohne Zweifel fremde Erzeugnisse.
3. Großer Platz 12—13 (Gerstbauersches Stiftungshaus).
Hart an der an das Bochnersche Gebäude angrenzenden, ab-
getragenen Hauptmauer fanden sich in der Erde eine Anzahl von Urnen
und Bechern, die nebeneinander in eine Reihe gestellt waren. Ungefähr
32m von der Gassenfront entfernt, wurde an der erwähnten Mauer
ein viereckiger Schacht aufgedeckt, der sich auf 7'20m Tiefe unter das
Niveau des Hofpflasters erstreckte. Der obere Teil war auf etwa 1'75 m
gemauert, der untere mit Holzbalken, die auf einem Eichenroste ruhten,
ausgekleidet. Die innere Schachtöffnung betrug 1:80, beziehungsweise
2.05 m.
Die hier aufgefundenen Gegenstände waren sehr zahlreich. Neben
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX, 1. U
98
großen und kleinen Urnen, zu denen auch einzelne Deckel gefunden
wurden (ähnlich wie Fig. 8 cin meiner Abhandlung: ,,„Massenfunde usw.““)
kamen becherartige Krüge, ferner Krüge jener Formen, die ich von
der Baustätte der Handelsakademie (in ,,Massenfunde usw.“ Fig. 3,
4 und 5) beschrieben habe, weiter vierkantige Schmelztiegel (in der
Füllmasse zahlreiche Weintraubenkerne), flache Schalen mit dreifachem
Ausgusse und eine Anzahl verschiedenartiger Kacheln vor. Zwei der
letzteren waren mit figuralen Darstellungen geziert (Ritter mit wallendem
Federbusche und Lanze, auf das 14.—15. Jahrhundert deutend). In
einem der Gefäße fand sich ein schmaler Pergamentstreifen ohne er-
kennbare Inschrift.
Recht interessant sind die hier aufgefundenen Glasreste. Außer
schönen venezianischen Gläsern, die mit Glasringen verziert sind,
fanden sich auch die durch das lange Liegen im Boden stark veränderten,
ganz metallisch bis perlmutterartig glänzenden Unterteile großer Glas-
becher mit kegelförmig in das Innere aufragendem Boden. Diese Glas-
becher dürfen wohl als heimisches Fabrikat gelten.
4. Großer Platz 16 (Wallaschekhof).
Im Baugrunde dieses Hauses wurden nicht weniger als vier
tiefe, annähernd zylindrische Gruben oder Schächte konstatiert, von
denen drei ungefähr in einer Linie ziemlich nahe an der gegen die
Johannesgasse gerichteten Außenmauer des Hauses angelegt waren,
während sich die vierte in der Nähe der mittleren der drei früher er-
wähnten Gruben gegen das Innere des Hauses zu befand.
Eine der Gruben war 8:3 m tief; der elliptische Umriß besaß einen
Durchmesser von 2, beziehungsweise 1:8. Bemerkenswert ist der
Umstand, daß diese Grube zum Teil unter der Seitenmauer auf den
Grund des Nachbarhauses hinüberreichte.
Die zweite Grube war 9:5 m tief und 1'7, beziehungsweise 1:2 m
breit, die dritte 8m tief, jedoch bedeutend enger als die zweite.
Sehr merkwürdig war die vierte Grube, da der obere Teil der-
selben bis auf etwa 3m Tiefe (unter der Oberfläche des Bauplatzes)
ausgemauert und der übrige Teil mit pilotenartigen Holzbalken aus-
gefüllt war. Da das Erdreich sehr feucht erschien, so wurde dieser
runde Schacht von den Bauleuten als ein ehemaliger Brunnen be-
trachtet; ich bin jedoch durchaus nicht davon überzeugt, daß es sich
hier wirklich um einen Brunnen handelt, da sämtliche Schächte a us-
dát
93
schlieBlich im Lößboden angelest sind, der Löß aber nicht wasser-
führend ist. Gegen die Deutung als Brunnen spricht auch die Auf-
findung von gut erhaltenen Metbechern (angeblich nur zwei) in einer
Tiefe von etwa l m unter der oben erwähnten Mauerung.
Die drei zuerst angefůhrten Scháchte enthielten zahlreiche Tier-
knochen, vorwiegend von Haustieren; von der Ziege fand sich ein
Schädelstück mit den Hornzapfen.
Die Ausbeute an Gefäßen war eine sehr reiche. Es fanden sich
zunächst die bekannten altertümlichen Urnen und Urnentöpfe, an der
Oberfläche mit glänzenden, großen Glimmerschüppchen bedeckt. Einer
dieser Töpfe ist keramisch insofern bemerkenswert, als das Material,
aus welchem er besteht, klingend hart gebrannt, fast steingutartig
ist. Es führen auch einzelne Übergangsformen von den schlechter
gebrannten Urnen zu den gut gebrannten Metbechern hinüber. Viele
dieser Metbecher haben die gewöhnliche Form; diejenigen, welche
den Übergang zu den Urnen bilden und die ich für einen älteren Typus
halte, zeichnen sich durch einen breiten Fuß aus, der von dem Bauch-
teile nicht scharf abgesetzt ist!). Interessant ist der Umstand, daß die
Keramik eines der Metbecher gewöhnlicher Form lebhaft an die so-
genannten „Loschitzer Becher“ erinnert, die ich für die ersten Ver-
suche der einheimischen Steingutfabrikation halte?). Die bei Loschitz
gefundenen Becher besitzen alle den charakteristischen Kranz von
Henkeln, während unser Gefäß henkellos ist.
Von großem Interesse sind zwei schöne Becher, deren Material
ganz dasselbe ist wie bei den Urnen und die sich auch durch ihre Form,
insbesondere aber durch die dreiteilige, rosettenartige Mündung als
Vertreter einer älteren Keramik, wie sie dem Mittelalter eigentümlich
war, zu erkennen geben. Einen Becher dieser Art zeigt Fig. 6 a meiner
Abhandlung über ,,Massenfunde usw.“.
Von Krügen fanden sich verschiedene Formen, die zumeist den
von mir aus der Elisabethstraße beschriebenen entsprechen; von In-
teresse ist es, daß ein von Professor M. Linger in Karlsruhe entworfener
moderner Krug (siehe Zeitschrift für bildende Kunst, Kunstgewerbeblatt,
Neue Folge IX. Band, 6. Heft, Seite 97) fast genau dieselbe Form hat,
wie das von mir in der Abhandlung: „„Massenfunde usw.‘ in Fig. 5, b)
!) Derlei Formen sind abgebildet in meiner Schrift: „„Keramische Studien
in der Sammlung des Franzensmuseums‘‘; Annales Musei Franciscei, 1897,
Fig. 9c, S. 112)
2) Vgl. ,,Keramische Studien usw.“, S. 112, Fig. 9, c.
7*
100
abgebildete Exemplar. Von Ofenkacheln finden sich sowohl die alten,
schüsselartigen Formen als auch jüngere Stücke, von denen einzelne
mit Wappentieren (böhmischer Löwe) geziert sind. Die Kacheln älterer
Form sind mitunter angerußt, dürften also wirklich als Ofenkacheln
in Verwendung gestanden sein; einzelne derselben wurden aber ohne
Zweifel als Gefäße verwendet und weisen auch oft genau denselben
Inhalt auf, wie die anderen Gefäße. Derlei Kacheln wurden bis in die
neueste Zeit hinein sehr häufig verkannt, obwohl A. Essenwein
schon vor vielen Jahren (Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit,
1875, 22. Band, Nr. 2, Seite 34 f) ihren wahren Charakter nachgewiesen
hatte.
Außerdem wurden gefunden: ein dreieckiger Schmelztiegel aus
stark graphitischem Ton, glasierte Urnentöpfe aus rotem Ton, glasierte
Krüge verschiedener Form und ein kleiner, plump geformter und nur
schwach gebrannter ,,Plutzer“. Das Material einzelner Gefäße ist ganz
steingutartig.
5. Ferdinandsgasse 11—15.
An dieser Baustelle waren die Fundverhältnisse von ganz be-
sonderem Interesse, indem nicht weniger als sechs brunnenartige
Schächte aufgedeckt wurden, von denen einer 13 m unter das Niveau
der Straße hinabreichte. In einem kleinen, ganz abgeschlossenen ‚‚Keller“
war der Boden gepflastert; an einer Stelle waren die Steine des Pflasters
herausgenommen und durch Schutt ersetzt worden, unter welchem
man in ungefähr 1.50 m Tiefe eine größere Anzahl (über 30) von Met-
bechern, Fragmente von glasierten Töpfen und Krügen und zahlreiche
Glasreste auffand. Bruchstücke von bemalten Tellern, tönernen
Leuchtern, sowie ein eiserner Dolch stammen angeblich auch von dieser
Stelle. An den erwähnten „Keller“ stießen sehr alte, ganz isoliert
stehende Fundamentmauern an.
Die brunnenartigen Schächte enthielten zumeist nur Gefäßscherben,
Tierknochen und humifizierte Pflanzenreste. In einem derselben lagen
in 9—10 m Tiefe bearbeitete Knochen- und Hirschgeweihstücke. Einer
der Schächte war ausgemauert; von der 10:50 m unter dem Straßen-
niveau gelegenen Sohle desselben führte ein mannshoher Gang in
horizontaler Richtung gegen das Nebenhaus.
Die zahlreichen, im Baugrunde dieses Hauses aufgefundenen
Gegenstände repräsentieren jedenfalls einen Zeitraum von mehreren
Jahrhunderten. Neben den altertümlichen Urnen und den dazugehörigen,
teils gewölbten, teils ganz flachen Deckeln finden sich auch viele Töpfe,
101
Krüge, große und kleine Schalen sowie tiegelartige Gefäße, die alle
einer älteren keramischen Gruppe angehören. An diese schließt sich auch
ein Becher in Loschitzer Keramik an.
Unter den jüngeren Gefäßen fällt insbesondere ein glasierter Krug
auf, dessen Henkel knapp unterhalb der Mündung entspringt und bis
nahe an den Boden heranreicht. Außerdem finden sich glasierte und
auch polychrom verzierte Schüsseln, Fragmente von Steinzeugkrügen,
die an die Nassauer Keramik erinnern, endlich Bruchstücke von Majolika-
tellern, deren einer die Jahreszahl 1724 trägt. Auch verschiedene
Glasreste, sowie allerlei Kleinigkeiten (Steinkügelchen, Würfel, Knöpfe
u. dgl.), zerbrochene Gußformen und ein Gewichtssatz (mit Einsatz-
gewichten) wurden gefunden.
Bemerkenswert ist das ziemlich reichliche Vorkommen von Tier-
knochen. Vom Pferde fand sich ein ganzer Schädel mit stellenweise fest
anhaftenden Traubenkernen und Kirschkernen, wie sie sonst in der
Füllung der Urnen und anderer Gefäße vorkommen. Außerdem wurden
einzelne Knochen und Zähne vom Rind, von der Ziege und vom Schweine
konstatiert.
6. Ferdinandsgasse 10—12.
Von diesem Hause hieß es, daß im Baugrunde ein Schatz vergraben
sei; es wurden deshalb die Fundierungsarbeiten mit einer gewissen
Spannung verfolgt. Statt des erhofften Schatzes wurden zahlreiche,
mit Erde, humifizierter Pflanzensubstanz, Traubenkernen, Kirschkernen,
verschiedenen kleinen Sämereien, einzelnen kleinen Tierknochen (Astra-
galus), Zähnen, Fischschuppen u. dgl. gefüllte Gefäße gefunden, und zwar:
Urnen verschiedener Größe nebst den zu gehörigen Deckeln, Urnentöpfe
und Krüge der älteren Keramik, diekwandige Schüsseln und Becher mit
dreieckiger Mündung, in keramischer Hinsicht gleichsam ein Mittelding
zwischen den Metbechern und den ,,Loschitzer Bechern““ darstellend.
In einer Ecke des Baugrundes fand sich ein viereckiger, aus-
gemauerter Schacht von 3:25 m Tiefe, auf dessen Grunde über 20 Met-
becher lagen; auch dieser Schacht war, wie im Hause 12/13 des Großen
Platzes, an eine Fundamentmauer angebaut. Auch an anderen Stellen
wurden zahlreiche Metbecher gefunden, meist von der Form mit
stark eingezogenem Fuße, wie Fig. 9b in meinen ,,Keramischen Studien“
usw. (Seite 112). Ein Metbecher wurde isoliert gefunden, hart an der
Fundamentmauer liegend; das Erdreich (Löß) in seiner Nähe war
rot gebrannt.
102
Von sonstigen Funden sind hervorzuheben: Schüsselkacheln
(angerußt), glasierte Krüge und Schüsseln, das Fußstück eines mit
Warzen (Nuppen) verzierten Bechers aus olivengrünem Glase sowie
Schädelstücke (zum Teil angebrannt) eines jungen Schweines und
eines Schafes.
7. Rudolfsgasse 14 (Falkensteinersches Stiftungshaus).
Hier fanden sich mehrere Urnen, ein Urnendeckel, Töpfe, becher-
artige, schlanke Krůge, ein Miniaturkrůglein (6:4 m hoch) aus rötlich-
weißem Ton, vereinzelte Metbecher, die Negativform einer Ofen-
kachel, eine biblische Szene (Lazarus) darstellend und auf der Rück-
seite mit zwei Handhaben versehen. Von sonstigen Funden ist ein
Pferdeschädel hervorzuheben.
8. Schlossergasse 12.
Hier wurde in geringer Tiefe unter dem Straßenniveau ein un-
verletztes Ei in einer kleinen Nische der Fundamentmauer eingeschlossen _
gefunden.
9. Schlossergasse 1. — Großer Platz 23—25.
Neben zahlreichen Metbechern der schlankeren Form fanden
sich auch vereinzelte „„Loschitzer Becher“ (ohne Henkelkranz), ein
hübsch geformter Krug, oberhalb der Bauchkante mit einer Wellenlinie
und fünf Buckeln geziert, eine rechteckige Schüsselkachel und ein aus
Holz gedrechseltes, durch die Erdfeuchtigkeit ganz deformiertes Gefäß.
10. Rathausgasse 14.
Hier fanden sich die Urnen und Urnentöpfe der älteren Keramik,
‘ein dreieckiger Schmelztiegel aus graphitreichem Ton, viele innen
glasierte Gefäße, unglasierte Schüsselkacheln aus rotem Ton, blumen-
topfähnliche, innen glasierte Näpfchen, ein anscheinend zu den letzteren
gehöriger, mit derselben Glasur versehener Deckel, eine kleine, zylin-
drische Glasflasche und ein zweites, zur Hälfte mit einer braunen
Flüssigkeit gefülltes Fläschchen, endlich eine Anzahl hölzerner Gegen-
stände (Schalen, Löffel und mehrere Stücke, deren einstige Bestimmung
nicht klar ist).
11. Krautmarkt 18.
Hier wurde in einer Tiefe von 11 m in einem angeblich mit „Mist“
vermengten Erdreich ein sehr interessanter Metbecher gefunden.
103
Derselbe zeigt in sehr primitiver Modellierung auf einer Seite ein männ-
liches, auf der andern Seite ein weibliches Antlitz und wurde von mir
unter dem Titel: ‚Ein merkwürdiges Votivgefäß“ in der ‚Zeitschrift
des mährischen Landesmuseums““ (1901, Seite 3 ff., Fig. a, b) näher
beschrieben. Höchst wahrscheinlich sind auch noch andere Gefäße
gefunden worden; in die Sammlung des Franzensmuseums kam jedoch
nur das erwähnte Stück, welches unter den sehr zahlreichen Met-
bechern als Unikum dasteht.
12. Krautmarkt 19.
An dieser Baustätte wurden zunächst Urnen und Töpfe der älteren
Keramik gefunden, zum Teil diekwandig, von auffallend plumper
Arbeit und mitunter angerußt; auch angerußte Topfdeckel fanden sich
vor, woraus hervorgeht, daß derlei Gefäße wohl auch zu Kochzwecken
verwendet worden sind. Eine Miniatururne aus rotem Ton ist bloß
45 m hoch. Von jüngerer Keramik sind zunächst wiederum die Met-
becher bemerkenswert, deren sich eine größere Anzahl in 6:50 m Tiefe
in einem verschütteten, zum Teil unter den Fundamenten des Nachbar-
hauses (Nr. 18) hindurchgehenden ‚Keller‘ vorfand. Außerdem wurden
gefunden: ein schöner Krug aus gelbem Ton, an der Mündung mit braun-
violetter Glasur; ein plutzerähnliches Gefäß ohne Henkel; eine primitive
Öllampe aus rotem, schlecht glasiertem Ton und endlich eine Glasflasche.
13. Altbrünnergasse 7 („Blaue Kugel“).
Diese Fundstätte gehört zu den merkwürdigsten, die mir bekannt
geworden sind. Die meisten Gegenstände sollen in einer ,, Senkgrube“
gefunden worden sein, was wohl dahin zu interpretieren ist, daß die
ursprüngliche „Opfergrube“ später tatsächlich als Senkgrube benutzt
wurde, wie dies auch von einzelnen auswärtigen Vorkommnissen dieser
Art (z. B. in Braunschweig) bekannt ist.
Unter den Fundgegenständen bemerken wir wieder eine größere
Anzahl der altertümlichen Urnen, von denen einzelne mit Wellen-
linien verziert sind. Auch die zu den Urnen oder Urnentöpfen gehörigen
Deckel fanden sich vor, ferner die altertümlichen, plumpen Becher mit
dreiteiliger Mündung. Einzelne dieser Becher sind gehenkelt und über-
gehen in Krüge, von denen manche noch ganz urnenförmig gestaltet
sind, während sich andere an spätere Formen anschließen. Zu dieser
älteren Keramik gehören ferner verschiedenartige, teils napfartige,
teils ganz flache, tellerartige Schüsseln mit Ausguß, Schüsselkacheln
104
und Bruchstücke großer, dickwandiger Gefäße aus stark graphitischem
Ton. Gefäßscherben der letzteren Art wurden früher häufig für prä-
historisch gehalten. Von jüngeren Gefäßen liegen zahlreiche Met-
becher vor, von denen einzelne an die Loschitzer Keramik erinnern,
jedoch eine fast ganz blasenfreie Oberfläche besitzen. Ein Becher der
breiten Form, bei welcher Bauchteil und Fuß nicht deutlich getrennt
sind (wie bei Fig.9c, Seite 112 meiner ,,Keramischen Studien usw.“),
ist durch seine Dekoration bemerkenswert, indem die ganze Ober-
fläche mit zonenartig angeordneten, punktförmigen Einstichen bedeckt
erscheint. Außerdem wurden gefunden: mehrere teils unglasierte, teils
glasierte Ofenkacheln; ein Plutzer, ähnlich dem am Großen Platze 17
gefundenen, aus grauem, glimmerigem Ton, schwach gebrannt; eine
kleine Sparbüchse aus glimmerhaltigem Ton, hart gebrannt und an
der Oberfläche graphitglänzend!); verschiedenartige Töpfe und Krüge
mit gelber, brauner oder grüner Glasur, dreifüßige, meist mit einer
hohlen Handhabe versehene Pfannen (,‚Reindeln“), innen, außen oder
beiderseits glasiert. Eine ganz kleine, kaum 5cm hohe Urne besitzt
genau die Form der alten Urnen, ist jedoch außen grün glasiert. Bei den
glasierten, zum Teil aus rotem Ton verfertigten Krügen liegt der
Mündungsausguß gegenüber dem Henkel, während er bei den älteren,
mit den Urnen zusammen vorkommenden Krügen stets etwas auswärts
gerückt ist. Was die dreifüßigen ‚„‚Reindeln“ anbelangt, so wird ein ganz
ähnliches Gefäß in der „Oeconomia Joh. Coleri“, und zwar im ersten
Buche, welches „vom Distillieren“ handelt, als „verglasurter,
dreybeiniger Tiegel“ bezeichnet; in unserem Falle dürfte es sich
jedoch, da derlei Gefäße auch an anderen Fundstätten verhältnismäßig
häufig vorkommen, wohl um Kochgefäße handeln, um so mehr, als solche
bei den Südslawen heute noch in Gebrauch stehen. Erwähnenswert
sind auch einige Ziegel, deren Dimensionen 22: 10: 6, beziehungsweise
28:14:95 cm betragen. Mehrere Holzgegenstände, wie z. B. Teller,
Schalen, Löffel u. dgl., bieten keinen Anlaß zu besonderen Bemerkungen.
Dagegen sind die hier aufgefundenen Glasreste nicht nur durch ihre
Zahl, sondern zum Teil auch durch ihre Schönheit sehr bemerkens-
wert; auf eine nähere Beschreibung derselben kann jedoch an dieser
Stelle nicht eingegangen werden.
1) Der graphitartige, mitunter fast seidenartige Glanz, den viele Gefäße,
insbesondere auch die Metbecher, zeigen, ist zumeist nicht auf einen wirklichen
Graphitüberzug, sondern auf eine während des Brennens eintretende Kohlen-
stoffausscheidung zurückzuführen.
105
Tierknochen fanden sich an dieser Stätte in großer Menge; ich
konstatierte Reste (Schädel, Extremitätenknochen, Zähne) vom Pferd,
Rind, Schwein, Schaf, von der Ziege, vom Hirsch (bearbeitete Geweih-
stücke), Haushahn, Hecht und Wels. Das merkwürdigste Fundstück
ist jedoch ein Menschenschädel, der ebenfalls in der „„Senkgrube“
gefunden worden sein soll. Gewisse Merkmale, insbesondere die braune
Farbe, die Lockerung der Nähte und die infolge derselben eingetretene
Deformation beweisen, daß er tatsächlich lange Zeit in feuchter Erde
gelegen ist und der Einwirkung verschiedener organischer Substanzen
ausgesetzt war.
Mehrere vierkantige, eiserne Armbrustbolzen, die sich im
städtischen Museum befinden, sollen ebenfalls von dieser Fundstätte
stammen; leider ließ sich nicht konstatieren, ob sie isoliert oder mit
Gefäßen gefunden wurden. Ähnliche Bolzen sind aus der Zeit der Hussiten-
kriege bekannt.
14. Bäckergasse 3.
Hier wurde ein brunnenförmiger Schacht von etwa 13 m Tiefe
aufgedeckt. Den Jnhalt desselben bildeten Urnen, Krüge und Schüsseln
der älteren Keramik, ferner Metbecher, Loschitzer Becher (ohne Henkel-
kranz), unglasierte Kacheln mit figuralen Darstellungen (St. Georg,
der zweischwänzige Löwe, der einköpfige mährische Adler), Bruch-
stücke glasierter Kacheln und verschiedenartiger Gefäße, darunter auch
wieder die dreifüßigen Pfannen, endlich verschiedene Glasreste und zahl-
reiche Tierknochen.
15. Bäckergasse 56.
Neben einer größeren Anzahl von Metbechern der gewöhnlichen
bauchigen Form (nur ein Stück gehört dem Typus mit breitem Fuße
an) fanden sich einzelne Krüge, große Schüsseln mit Ausguß, Bruch-
stücke großer, diekwandiger Gefäße aus graphitreichem Ton und ver-
schiedene, zumeist sehr stark veränderte Glasreste, insbesondere Fuß-
teile großer Becher mit Nuppenverzierung.
16. Bäckergasse 60—62.
Ungefähr 3m tief unter dem Oberfláchenniveau wurden ver-
schiedene Tongefäße gefunden, unter welchen ein gegen die gerade
abgeschnittene Mündung spitzkonisch zulaufendes Gefäß mit rundem,
in der Mitte stumpfspitzig vorragendem Boden besonders bemerkens-
106
wert ist. Etwas unterhalb des Mündungsrandes wurde in den noch
weichen Ton ein unregelmäßiges Loch gestoßen; die Ränder desselben
sind deutlich nach innen gebogen. Die Keramik ist genau dieselbe wie
bei den Urnen. Ein (bis auf das fehlende Loch) ganz ähnliches Gefäß
von nahezu gleichen Dimensionen habe ich in meiner Abhandlung:
„Massenfunde usw.“, in Fig. 6, b abgebildet. Die Bestimmung dieser
Gefäße ist unbekannt; bemerkenswert ist ihre große Ähnlichkeit mit
gewissen altrömischen Ofenkacheln, wie sie auch zur Herstellung von
„Topfgewölben“ Verwendung fanden. Ganz ähnliche, am konvexen
Teile jedoch glasierte Kacheln fand Professor Dr. R. Meringer an
Bauernhöfen in Mürzzuschlag (vgl. „Studien zur germanischen Volks-
kunde“; Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft Wien, 1893,
XXIII, Seite 142, Fig. 67 und 68); sie werden dort wahrscheinlich
auch heute noch erzeugt, so daß diese gewiß sehr altertümliche Form
dennoch nicht geeignet ist, die Altersgrenze unserer Gefäßfunde zu weit
zurückzurücken.
Von sonstigen Gefäßen fanden sich noch: Schalen mit breitem
Ausgusse, aus dunkelgrauem, glimmerreichem Ton und ein dickwandiges,
becherförmiges Gefäß aus demselben Material. An Glasresten wurden
hauptsächlich die Fußteile verschiedener Becher gefunden. Der kleine
Becher mit aufgemalten Jagdszenen, der in der Sammlung des städtischen
Museums die Fundortsbezeichnung „Báckergasse 60—62“ trägt,
stammt nach meinen Aufzeichnungen aus dem Baugrunde des Hauses
Rennergasse 7; auch das bei den früher erwähnten Gefäßen deponierte
Hühnerei dürfte zu den Funden aus der Rennergasse gehören.
17. Adlergasse 3.
In einem runden, 450 m tiefen Schachte, der hart an einer
alten Fundamentmauer, die mit dem Hause keinen Zusammenhang
hatte, angelegt war, fanden sich mehrere Metbecher. In einem der-
selben lag ein unverletztes Hühnerei, ein zweiter war zum Teil mit
Eierschalen angefüllt. Neben den Metbechern fand sich eine unglasierte
Ofenkachel aus rotem, glimmerigem Ton.
18. Jesuitengasse (Kanalbau).
Nach einer mir vom Herrn Oberoffizial L. Masur freundlichst
mitgeteilten Skizze wurde beim Abteufen des Hauptkanales in der
Jesuitengasse, außerhalb der jetzigen Hausgründe, ein ungefähr 475 m
tiefer, brunnenartiger Schacht bloßgelegt. Der obere Teil desselben
107
war bloß mit Erde angefüllt; die untersten Partien des Erdreiches
enthielten zahlreiche, zum Teil ganz zerbrochene Gefäße, insbesondere
Metbecher (vorwiegend solche mit schmalem Fuße, vereinzelt auch
die breitere Form), Urnentöpfe, Schüsseln und Schüsselkacheln, wobei
die tiefer liegenden Gefäße alle aus grauem, die höher liegenden aus
rötlichgelbem Ton hergestellt waren. Im Niveau der oberen Gefäße
fand sich auch eine eiserne Axt von altertümlicher Form: zwischen den
Gefäßen lagen auch einzelne Tierknochen. In einem der Metbecher
soll ein Katzenschädel gelegen sein.
19. Wiesergasse (Ecke Leopold-Haupt-Gasse 2).
Bei der Grundaushebung stieß man hier in ungefähr 6 m Tiefe
auf zahlreiche Metbecher, zwischen welchen ein Pferdeschädel
lag. Außerdem fanden sich: verschiedene, teils unglasierte, teils glasierte
Krüge, Topfdeckel (ebenfalls zum Teil glasiert), die großen, grauen
Schüsseln mit Ausguß, zahlreiche Ofenkacheln, teils glasiert, teils un-
glasiert, endlich eine Anzahl von Miniaturgefäßen, die offenbar als
Kinderspielzeug aufzufassen sind. Das Vorkommen von Kacheln, die
sich während des Brandes deformiert haben und anscheinend weg-
geworfen wurden, sowie das Vorkommen mehrerer ganz gleicher Kacheln
und einer Form für Gesimskacheln scheint die Nähe einer Tonwaren-
werkstatt anzudeuten. Eine der erwähnten Kacheln trägt ein sehr sauber
modelliertes Frauenbildnis mit der Überschrift: DER CLAVB. Auf
einem zweiten, gleich dem eben erwähnten mit grüner Glasur versehenen
Stücke ist ein Doppeladler, auf einem dritten, unglasierten eine gekrönte
Figur mit der Friedenspalme in der Hand dargestellt.
An sonstigen Tonwaren wurden gefunden: ein becherartiges,
jedoch’ an beiden Enden offenes Gebilde mit konkaven Seitenwänden
(Muffel?); die bereits mehrfach erwähnten dreifüßigen Pfannen; glasierte
Tonperlen (Spinnwirtel); ein kleiner, glasierter Weihwasserkessel;
ein glasierter Zweihuferfuß und eine Anzahl zerbrochener Matrosen-
pfeifen aus weißem (ein einziges Stück aus dunkelgrauem) Ton.
Isoliert aufgefunden wurden allerlei Eisengegenstände, wie z. B.
eine Axt von altertümlicher Form, mehrere Schlüssel, ein Schloß, ein
großes, breites Hufeisen und mehrere Musketenkugeln.
20. Wiesergasse 10.
Im Baugrunde dieses Hauses wurden nicht weniger als fünf
brunnenartige Schächte aufgedeckt. Einer derselben war 1:50 m breit
108
und 6m tief; bis auf etwa 5 m Tiefe war das Erdreich kohlig und in
einzelnen Lagen rot gebrannt. In 6 m Tiefe lagen mehrere Urnen aus
dunkelgrauem, glimmerreichem Ton; die diese Urnen ausfüllende Erde
war mit Eierschalen, Weintraubenkernen und sonstigen organischen
Stoffen stark durchsetzt. Außerdem fand sich ein Randstück der dick-
wandigen, graphitischen Gefäße und am Grunde der Grube ein Ziegel.
Vereinzelt lagen Tierknochen und Steine in der Erde.
21. Wiesergasse 12.
Auch hier sollen fünf „„Brunnen‘“ konstatiert worden sein; von
den aufgefundenen Gefäßen kamen mir bloß einige Krüge von geringem
Alter zu Gesicht.
22. Wiesergasse (Baugrund der ehemaligen Jesuitenkaserne).
An verschiedenen Stellen wurden zahlreiche Gefäße, insbesondere
Urnen, Urnentöpfe, Deckel und Krüge der älteren Keramik gefunden;
eine der Urnen zeichnet sich durch einen breiten, reich profilierten
Mündungsteil aus. Außerdem fanden sich Metbecher der breiten Form,
einer davon auffallend plump gearbeitet; vereinzelt war der gewöhnliche,
bauchigere Typus dieser Gefäße. Von sonstigen Gefäßen wurden kon-
statiert: schlanke Krüge, meist innen (zum Teil auch außen am Mün-
dungsteile) glasiert, einer davon auf einer Seite angerußt; schalen-
und becherartige, aus rotem Ton verfertigte und klingend hart gebrannte
Gefäße, dreieckige Schmelztiegel und verschiedene andere Gegenstände,
die kein besonderes Interesse beanspruchen.
23. Fröhlichergasse 13—15.
In einer Ecke des Baugrundes wurde eine schachtartige
Grube aufgedeckt, in welcher Urnen, Töpfe und sonstige Gefäße (zum
Teil glasiert) eingebettet waren.
24. Dornichgasse 2.
Hier fanden sich mehrere, zum Teil mit Bodenzeichen (Kreuze,
Liniengitter) versehene Urnen, Deckel, größere und kleinere Urnen-
töpfe, gewöhnliche Töpfe von vnschöner Form, mehrere ganz kleine,
innen glasierte Töpfchen, einige Krüge, Metbecher, die bekannten drei-
füßigen Pfannen und sonstige Gegenstände.
25. Dornichgasse 3.
An dieser Baustätte wurden mehrere runde, schachtartige Gruben
und eine viereckige, angeblich mit Brettern verschalte „„Senkgrube“
109
konstatiert. Aus einer der erwähnten Gruben, die etwa 1:50 m breit
und 5 m tief (unter dem alten StraBenniveau) war, wurden in meiner
Gegenwart mehrere Urnen, in deren Füllmasse zahlreiche Weintrauben-
kerne erkennbar waren, gehoben. An den übrigen Stellen fanden sich
zumeist glasierte Gefäße und einige schöne Ofenkacheln. Glasreste
wurden ziemlich reichlich gefunden; in einem Stengelglase klebte ein
Kirschkern. Unter den Metallgegenständen sind bemerkenswert: eine
eiserne Speerspitze und ein eiserner, mit Kupfer plattierter Griff (Dolch
oder Messer). An einer Stelle wurde in ungefähr 2:50 m Tiefe unter
dem jetzigen Niveau eine Anhäufung von blauen Glasschlacken ge-
funden; von einem ‚Töpferofen“, den man hier konstatieren haben
wollte, konnte ich nicht eine Spur entdecken.
26. Dornichgasse 4.
Hier wurden verschiedene Gefäße gefunden, die fast durchaus
mit den aus dem Nebenhause (Dornichgasse 2) erwähnten überein-
stimmen; ein kleines, urnenähnliches Gefäß ist glasiert. Unter den Glas-
resten sind stark veränderte, perlmutterartig glänzende Fragmente
von Bechern mit Nuppendekor zu erwähnen.
27. Ratwitplatz, Neues Landhaus.
Im Baugrunde dieses Gebäudes sollen fünf ‚„Brunnen“ aufgedeckt
worden sein. Meiner Ansicht nach handelt es sich auch hier nicht um
wirkliche Brunnen, sondern um jene brunnenartigen Schächte, wie sie
schon mehrfach beschrieben worden sind. Über etwaige Gefäßfunde
ist mir nichts bekannt geworden, doch zweifle ich nicht daran, daß auch
hier solche Frunde gemacht worden sind.
Wie schon eingangs bemerkt wurde, ist in der vorstehenden
Schilderung der in Brünn seit dem Jahre 1897 gemachten Gefäßfunde
nur auf eine Anzahl besonders bemerkenswerter Vorkommnisse Rück-
sicht genommen. Wenn ich ein vollständiges Verzeichnis dieser Funde
hätte geben wollen, so hätte ich wohl jede Hausparzelle, auf welcher
ein Neubau errichtet worden ist, aufnehmen müssen. Es hätte dies
insoferne kaum einen Zweck gehabt, als sich bereits eine gewisse Gleich-
má Bigkeit in dem Charakter dieser Funde erkennen läßt. Allerdings
ist diese Gleichmäßigkeit häufig verschleiert durch das Vorkommen
von allerlei Akzessorien, die nicht immer leicht von dem eigent-
lichen Jnhalte der ,,Opfergruben““ zu trennen sind. Oft erscheinen in
110
diesen Gruben, insbesondere in den oberen Teilen derselben, Gegenstánde
durcheinandergemenst, die ursprünglich gewiß nicht zusammengehört
haben, und bei den Grabungsarbeiten selbst ist es nur in den seltensten
Fällen möglich, die Lagerungsverhältnisse mit der wünschenswerten
Genauigkeit festzustellen. Immerhin scheint es mir zulässig, in unseren
Gefäßfunden drei altersverschiedene Gruppen zu unterscheiden, nämlich:
1. Die älteste Gruppe, charakterisiert durch die schon in der
römischen Provinzialkeramik und in der „„Burgwallkeramik“ auftretende
Urnenform; begleitende Gefäße sind Becher mit drei- oder vierlappiger
Mündung, Krüge, urnenartige Henkeltöpfe, Schüsseln, Schmelztiegel
und altertümliche Ofenkacheln. Das Material ist zumeist ein feinsandiger,
dunkelgrauer, an der Oberfläche glimmerreicher Ton, ohne Glasur.
Die bezeichnenden Typen dieser keramischen Gruppe sind in meiner
Abhandlung: ,,Massenfunde usw.‘ in den 16 Figuren der Abbildungen
2—6 dargestellt. Die verhältnismäßig selten vorkommenden Glasreste
tragen den Typus des mittelalterlichen Glases.
2. Eine jüngere Gruppe, in welcher die Urnenform bereits seltener
und in verschiedenen Abweichungen (weißer, gelber, roter Ton, auch
glasiert und in Miniaturformen) vorkommt. Die dominierenden Gefäße
sind die „„Metbecher“, deren Ableitung aus der alten Urnenform ich für
sehr wahrscheinlich halte. Siesind aus einem sehr feinen Tone gedreht
und klingend hart gebrannt, so daß man sie fast als Steingut bezeichnen
könnte. Die begleitenden Gefäße verschiedener Art sind häufig glasiert,
die Glasreste zeigen zum Teil den Charakter der venezianischen Gläser.
3. Zu einer jüngsten Gruppe vereinige ich die meist in zer-
brochenem Zustande vorkommenden, sehr häufig glasierten Gefäße
aus Steingut (Krüge, Schalen, dreifüßige Pfannen usw.), die glasierten
Ofenkacheln mit figuralen, oft polychrom ausgeführten Darstellungen
und die Reste hochentwickelter Gläser. Sowohl von den Tongefäßen
wie von den Gläsern sind in der Regel nur einzelne Scherben vor-
handen. Der Inhalt der Gefäße scheint bei allen drei Gruppen annähernd
derselbe zu sein. Die kleinen Sämereien (insbesondere Traubenkerne),
Tierknöchelchen, Eierschalen, Fischschuppen u. dgl. fand ich in gleicher
Weise in den Urnen wie in den Metbechern; in den jüngsten Schichten
liegen, wie bereits bemerkt, häufig nur einzelne Gefäßbruchstücke und
deshalb ist es hier nicht immer möglich, etwas Genaueres über die Füllung
der Gefäße zu erfahren.
Auch außerhalb der Stadt Brünn scheinen in Mähren die Opfer-
gruben sehr verbreitet zu sein, da von vielen Orten Urnen, Krüge,
TE
111
Metbecher und andere, den Brünner Funden durchaus analoge Gefäße
bekannt sind; um die Fundverhältnisse hat man sich leider nur in den
seltensten Fällen gekümmert. Die schon von Jeitteles (Mitteilungen
der Wiener anthropologischen Gesellschaft I) und später von Wankel
(siehe Mitteilungen der k. k. Zentralkommission usw. 1888, XXXIV,
Seite 246) beschriebenen ,„„Pfahlbauten““ von Olmütz gehören wenigstens
zum Teil gewiß hierher; von den Gefäßen, die in Olmütz an einer
„brunnenartigen Stelle“ gefunden wurden, sagt Wankel, daß die
meisten derselben dem 12. bis 17. Jahrhunderte (Wankel setzt irrtümlich
„vor Chr.“ hinzu) angehören, so daß also auch hier eine (wohl nach-
trägliche) Vermengung von Formen aus verschiedenen Zeitaltern statt-
gefunden hat. Nach den von Wankel gegebenen Abbildungen stimmen
die Olmützer Gefäße mit den Brünnern im wesentlichen überein.
In Wischau wurde im Jahre 1892 gelegentlich eines Kanalbaues
in etwa 1m Tiefe eine „rundliche Höhlung‘“ mit zahlreichen Gefäß-
scherben und einzelnen vollständigen Gefäßen aufgedeckt. Nach freund-
lichen Mitteilungen des Herrn F. Koudelka, der als erfahrener
Archäologe die Untersuchung der Fundstätte ganz „lege artis“ vor-
genommen hat, war die Erde in der Grube rot gebrannt und mit Holz-
kohlenstückehen und Tierknochen durchsetzt. Der Boden der Höhlung
lag 2 m unter dem Straßenniveau; die Höhlung selbst war kuppelartig
gewölbt mit glattgestrichenen, rot gebrannten Wänden, ringsherum
mit Bruchsteinen umlegt und bedeckt. Die aufgefundenen Gefäße
waren Urnen und Krüge, die Herr Koudelka an das mährische Landes-
museum abgegeben hat; ihre Übereinstimmung mit unseren Brünner
Gefäßen ist eine vollständige.
Etwa 50 Schritte von der oben beschriebenen Höhlung fand man
in ungefähr 1 m Tiefe einen Pferdeschädel, dicke, graphitreiche Gefäß-
scherben und verschiedene Eisengeräte; überdies wurden in der Nähe
auch Spuren einer ziemlich ausgedehnten ‚‚Feuerstätte‘‘ gefunden.
Aus Kremsier beschrieb Professor Jar. Simonides (im „Čas opis“
des Olmützer Musealvereines, 1892, Nr. 35) eine ‚„Töpferwerkstätte“
mit Gefäßen des 11. bis 12. Jahrhunderts. Es scheint mir nicht ausge-
geschlossen, daß es sich auch hier zum Teil um den „Opfergruben“
analoge Vorkommnisse handelt. Urnen und Urnendeckel, die durchaus
den Brünner Typen entsprechen, wurden in Kremsier wiederholt ge-
funden (vgl. H. Struschka, Programm des deutschen k. k. Gym-
nasiums in Kremsier, 1884, Tafel I, Fig. 7,) Auch die „„Metbecher“
kommen in Kremsier vor.
4
112
Aus Znaim beschreibt J. Palliardi (im Olmützer „Časopis“
1888, Seite 153, Fig. 67) eine Urne, die unter dem Mauerwerke
der Znaimer Minoritenkirche!) gefunden wurde. Im städtischen Museum
in Iglau sah ich Urnen und Urnendeckel, die durchaus den Brünner
Funden entsprechen, ferner dreieckige Tiegel und Tassen ; úber die Fund-
verháltnisse konnte ich nichts Náheres erfahren.
Aus Auspitz liegen einige „„Metbecher“ in der Sammlung des
máhrischen Landesmuseums.
Von Krzenowitz bei Kojetein beschreibt J. Knies („Časo pis“
des Olmützer Musealvereines, 1894, Nr. 41, Seite 1) eine máchtige
Lage von Knochen und mittelalterlichen Scherben sowie einzelne
vollständige Urnen und Urnendeckel; der Fund wurde beim Baue
der neuen Kirche gemacht.
Die von Dr. M. Much aus Jamnitz beschriebenen, dem 12. bis
15. Jahrhunderte zugewiesenen Gefäße (vgl. Mitteilungen der
k. k. Zentralkommission usw. 1892) stammen möglicherweise ebenfalls
aus Opfergruben.
Der ,,Grabfund von Krzižanau (beschrieben von M. Trapp
in den Mitteilungen der k. k. Zentralkommission usw. 1890, Seite 224)
gehört ohne Zweifel in die Kategorie unserer Opfergruben. Die ziemlich
seichte, jedoch bis zur felsigen Sohle des Bodens reichende Grube war
mit großen Steinen sorgfältig ausgelegt und enthielt ‚Asche und Kohle““
sowie am Grunde mehrere zerdrückte Urnen aus schwarzem Ton mit
viel Glimmer.
Endlich gehört hierher ohne Zweifel auch der von Wolny (Topo-
graphie I, Seite 471) erwähnte Fund von Zittow (ein irdener Topf
mit vermoderten Gebeinen, Eierschalen, „„Haarklumpen““ und einem
künstlich gearbeiteten Schlüssel vier Klafter tief in die Erde eingesenkt).
Im benachbarten Niederösterreich scheinen die Opfergruben
bisher nur wenig beachtet worden zu sein; daß sie nicht gänzlich fehlen,
beweisen die ab und zu veröffentlichten Beschreibungen von Gefäß-
funden. Aus neuester Zeit stammt ein derartiger Fund in Klosterneuburg,
woselbst gelegentlich einer Straßenerweiterung fünf „Feuerstellen“
konstatiert wurden. Die aufgefundenen Gefäße (nach den von Ehrenabt
K. Drexler in den „Mitteilungen der k. k. Zentralkommission usw.
1904, S. 239, Fig. 53—56 gegebenen Abbildungen kleine Urnen der
älteren Form, dann größere, viel schwächer ausgebauchte Urnen,
krugförmige Becher und Henkelkrüge, zum Teil glasiert, außerdem
1) Die Kirche wurde wahrscheinlich unter Ottokar I. im J. 1221 erbaut.
113
glasierte Kacheln und dreifüßige Pfannen) sollen in 2—3 m Tiefe im
Kreise um die Feuerstelle herum angeordnet gewesen sein. Herr Re-
gierungsrat Dr. M. Much soll diese Vorkommnisse für „Bauopfer“
erklärt und darauf hingewiesen haben, daß in der Zeit, welcher die oben
erwähnten Gefäße angehören, Bauopfer auch in Niederösterreich
üblich waren.
Im Historischen Museum der Stadt Wien findet sich nur eine sehr
kleine Kollektion von Gefäßen, die aus dem Baugrunde der Wiener
Häuser stammen; es sind auch hier die uns wohlbekannten Typen
(Urnen, Urnendeckel, Becher mit drei- und vierteiliger Mündung,
Schmelztiegel, Krüge und kleine Henkelgefäße, zum Teil glasiert)
vertreten. Bei meinem letzten Besuche des genannten Museums war
ein Teil der erwähnten Gefäße unter den römischen Altertümern
aufgestellt; die Bezeichnung dieser Gefäße als römisch ist ohne Zweifel
auf die tatsächlich sehr große, von mir bereits wiederholt hervorgehobene
Ähnlichkeit der mittelalterlichen Urnen mit den provinzialrömischen
Graburnen zurückzuführen. Über die Fundverhältnisse scheinen keinerlei
Aufzeichnungen zu existieren.
Auch in Krems wurden Gefäßfunde gemacht, die auf das Vor-
kommen von Opfergruben hinweisen; nähere Angaben über diese
Funde konnte ich jedoch nicht erlangen. Ein in den „Mitteilungen der
k. k. Zentralkommission usw.‘ 1892, Seite 122 (Beilage V, Fig. 4) ab-
gebildeter becherartiger Krug stammt angeblich aus einem Urnengrabe,
dürfte jedoch dem Mittelalter angehören, da ganz ähnliche Gefäße
auch in unseren Opfergruben (Brünn, Kremsier) vorkommen.
Von besonderem Interesse sind die zahlreichen und zum großen
Teile gut untersuchten Opfergruben Böhmens. Schon in der alten,
im Jahre 1779 zu Königgrätz erschienenen Schrift: „Versuch über
einige merkwürdige Altertümer im Königreiche Böhmen“, von K. J.
v. Bienenberg, werden gewisse „Opferstätten‘ beschrieben, die
ohne Zweifel unseren Opfergruben entsprechen. Bienenberg gibt
(Seite 112/) auch eine Schilderung einer germanischen Leichenfeier
und sagt hierbei: ‚Nach der Verbrennung wurden die Totengastmáhler ©
aus tönernen und anderen Gefäßen abgehalten, den Göttern allerhand
kostbare Salben, Spezereien und Früchte, zuweilen aber auch Menschen
geopfert, die Gefäße aber, die als Gott geheiligte Dinge geachtet waren,
denen Urnen beigesetzt.“ Es ist sehr bemerkenswert, daß schon dieser
scharfsinnige Forscher die in manchen Opferstätten aufgefundenen
Mauerungen in gewiß zutreffender Weise zu deuten versucht hat;
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. IX, 1. 8
114
er weist darauf hin, daß die Germanen keine gemauerten Grab-
kammern gekannt haben, und fügt (Seite 111) hinzu: „„Wenn also einige
Urnen in unserem Lande, welches keine Rômer betraten, in so ge-
staltigen Gewölben oder ausgefütterten Mauergrábern vorgefunden
werden, so ist dieseseinrichtiges Zeichenneuerer undslawischer
Zeiten“. Über die Auffindung von ,,Urnen mit Asche und Gebeinen“
in einem „unterirdischen Gewölbe‘ des Schlosses Konopischt in Böhmen
berichtet schon Kalina von Jäthenstein in seiner Abhandlung:
„Böhmens heidnische Opferplätze‘“ (Prag 1836); eine derartige, im Dorfe
Hlisov gefundene Urne stimmt nach der von dem genannten Autor
gegebenen Abbildung (loc. cit. Taf. 33, Fig. 3) vollständig mit unserer
Urnenform überein und auch die übrigen Abbildungen des zitierten
Werkes lassen erkennen, daß es sich zumeist um mittelalterliche Keramik
handelt. Kalina von Jäthenstein hat, wie er selbst angibt, die häufigen
„Grundgrabungen für Gebäude und Kanäle‘ in Prag sorgfältig beob-
achtet, ist jedoch niemals auf ‚Spuren heidnischer Grabstätten, Urnen,
Asche, Kohlen oder angehäufte Menschenknochen““ gestoßen. Anderseits
beobachtete der genannte Forscher Stücke von „heidnischen““ Urnen
im Mörtel alter Burgmauern, wie z. B. in den Ruinen von „Hassenstein“
(Hasenstein) sowie unter einigen Hügeln in der Nähe der Kirche ,,Mu-
karow“, welche der letzte Überrest eines ehemaligen Dorfes gleichen
Namens sein soll; die Urnenscherben waren hier mit zahlreichen Ofen-
kacheln (unglasiert, mit Darstellungen von Reitern und Stadtwappen)
vermengt. Das Vorkommen zahlreicher Scherben führt Kalina von
Jäthenstein auf eine absichtliche Zertrümmerung der Ge-
fäße zurück, wie sie bei den heidnischen Opfermählern üblich war.
Die interessanten Vorkommnisse von Chrudim wurden schon
von M. Lüßner in den „Památky archaeolog. usw.“, III, 1858
(später auch noch ibid. Band VI) beschrieben. Es sollen hier menschliche
Skelette, auf denen die Schädel lagen, gefunden worden sein; anderseits
werden aber auch zahlreiche Gefäße, Ofenkacheln, Glasscherben,
Knochen, Kerne von Pflaumen, Kirschen, Äpfeln und Weintrauben
gefunden, und zwar unter Verhältnissen, die eine weitgehende Analogie
dieser Fundstätten mit unseren Opfergruben erkennen lalssen. Merk-
würdigerweise waren es gerade die Chrudimer Vorkommnisse, welche
den verdienten böhmischen Archäologen Wocel zu dem Ausspruche
veranlaßten, es habe den Anschein, daß die Tschechen in spätheidnischer
Zeit Gefäße mit der Asche ihrer Toten in tiefen, brunnenartig
ausgekleideten Gruben in mehreren Schichten übereinander bei-
115
zusetzen pflegten. Noch in L. Niederle's Werk: „Lidstvo v době
předhistoricke“ (1893) werden (Seite 659) derlei Vorkommnisse
als eine eigentůmliche Art von Grábern bezeichnet, wobei der Autor
allerdings durch ein dem Worte „hrobu“ angefügtes Fragezeichen
seinem Zweifel, ob es sich hier um wirkliche Gráber handle, Ausdruck
verleiht.
Sehr merkwürdig sind die Funde in Kôniggrätz, die ebenfalls
schon im III. Bande der „Památky archaeol.“ beschrieben sind.
Die Gruben waren hier viereckig, zum Teil mit Balken gestützt und bis
6m (drei Klafter) tief. Von den zahlreich aufgefundenen Gefäßen
waren zwei glasiert; es fanden sich auch Ofenkacheln und allerlei Glas-
reste. Unter den Tierresten ist ein Schweinsschädel bemerkenswert;
das Vorkommen von Samenkernen wird ausdrücklich erwähnt.
In Kuttenberg fanden sich (vgl. Památky archaeol. usw. V,
Seite 188 und ibid. XIV, Seite 104) ebenfalls vierseitige, aber nur bis
2 m tiefe Gruben in den anstehenden Felsen eingehauen. Die
aus grauem, angeblich graphitischem Ton verfertigten Gefäße sollen
bloß „schwarze Erde und Asche‘ enthalten haben; in einzelnen Ge-
fäßen lagen aber auch Tierknochen und in einem fand sich ein Ei mit
„versteinertem““ Dotter. Auch Brandspuren wurden nachgewiesen.
Auch bei Jitschin wurden nach Wocel (,,Pravèk země české“,
Seite 491) mittelalterliche Gefäße in einer Höhlung im Felsen gefunden;
unter den „Aschenurnen“ (popelnice) und sonstigen Gefäßen von
„„vorchristlichem Typus‘ lag auch der Fuß eines gläsernen Bechers.
Auf diesen Fund bezügliche Abbildungen finden sich im „Archiv für
Kunde der österreichischen Geschichtsguellen“ (IX. Band, 1. Heft,
Seite 150). |
In Deutschbrod wurden („Pamätky archaeol. usw.“ XIV,
1889, Seite 161) ebenfalls meist vierseitige, bis 3:5 m tiefe Gruben mit
Urnen und ‚‚vasenförmigen Gefäßen‘ (wahrscheinlich unsere Met-
becher) aufgedeckt. Eine der Gruben war zylindrisch, 5 m tief und mit
Steinen nach Art eines Brunnenschachtes ausgekleidet; die Gefäße
standen hier in sechs Schichten übereinander, zwischen den
einzelnen Gefäßschichten lagen Steine mit deutlichen Brandspuren.
Der Inhalt der Gefäße bestand aus Asche (?) und kleinen Sämereien
(Weintraubenkerne, Vogelkirschen, Pflaumenkerne); an Tierresten fanden
sich Knochen von Pferd und Schaf. Die Urnen waren zum Teil mit
Wellenlinien verziert. Die deutliche Sonderung der Gefäße in mehrere
Lagen ist ohne Zweifel ein wichtiger Umstand, auf welchen bei der
8*
116
Aushebung der Gefäße anscheinend nicht die entsprechende Rücksicht
genommen wurde; ich vermute nämlich, daß sich die einzelnen Lagen
auch chronologisch hätten auseinanderhalten lassen, da die mehrfache
Einlagerung von Gefäßen auf eine wiederholte Benutzung der Opfergrube
hinweist. Wo die Sonderung der einzelnen Gefäßlagen nicht so streng
wie hier durchgeführt wurde, findet man die Erzeugnisse verschiedener
Zeiten regellos durcheinander gemischt, wie dies in manchen unserer
Brünner Opfergruben der Fall war.
Von großer Wichtigkeit für die Beurteilung des kulturgeschicht-
lichen Charakters unserer Opfergruben scheinen mir jene böhmischen
Funde zu sein, bei denen Gefäße und Tierknochen in künstlich aufge-
führten, an die prähistorischen Tumuli gemahnenden Hügeln, oft in einer
zisternen- oder brunnenartigen Mauerung deponiert waren. Hierher
gehören z. B. die „Gräber“ von Kamejk bei Chudenitz, die schon im
III. Bande der „Památky archaeol.“ (S. 45) und auch bei Wocel
(loc. cit. S. 514 ff.) beschrieben sind. Eines dieser Pseudogräber enthält
eine brunnenartige Mauerung von 1'75 m Durchmesser und 2m Höhe
und war außen mit flachen Steinen belegt; innerhalb des „„Brunnens“
befand sich ein Steinkreis, auf welchem fünf Gruppen von je drei inein-
ander gesteckten Gefäßen kreuzförmig aufgestellt waren. Die Gefäße
waren alle angeblich nur mit Erde gefüllt, doch scheint eine nähere
Untersuchung des Inhaltes nicht ausgeführt worden zu sein.
Solche Hügelgräber mit brunnenkranzähnlichen Mauerungen
wurden auch bei Rataj in Südböhmen gefunden und von Hraše (in
den „Památky archaeol. usw.“ VI, 1865, Seite 220ff.) eingehend
beschrieben. Auch Wocel (loc. cit.) erwähnt ein „„Brunnengrab“.
von Rataj, doch ist seine Darstellung (loc. eit. Seite 510) von der durch
Hraše gegebenen etwas abweichend. So vielsteht jedoch fest, daß auch
hier innerhalb der Mauerungen teils ganze Gefäße, teils Gefäßscherben,
begleitet von Kohlenstückchen, ,,Asche‘ und Vogelkirschenkernen
aufgefunden worden sind. Einzelne der Gefäßscherben waren so reich
an Graphit, daß sie zur Bezeichnung von Säcken und anderen Gegen-
ständen verwendet werden konnten. In den ebenfalls von Hrase (in
den „Mitteilungen der k. k. Zentralkommission usw.““, 25. Band, 1879,
Seite CI ff.) beschriebenen, offenbar verschiedenen Zeiten angehörigen
„Heidengräbern‘ am Chlum bei Tabor wurden pyramidenartige Maue-
rungen konstatiert, in einem Falle angeblich auch Menschenreste (ver-
brannte Knochen). Ein etwa 3m hoher, im Umfange 45 m messender,
aus Steinen aufgebauter Tumulus enthielt Urnen, die nach der kleinen,
117
von Hraše mitgeteilten Skizze unseren Urnenformen recht ähnlich
waren; nach Hraše's Fig. 1 könnte man schließen, daß diese Urnen
eingemauert waren. In einem andern ‚Grabe‘ lagen zerdrückte,
urnenähnliche, jedoch gehenkelte Gefäße unter einer Steinpyramide;
einzelne Hügel enthielten weder Gefäße noch Scherben von solchen,
dagegen verschiedene Metallgegenstánde aus Bronze und Eisen. Hraše
nimmt (loc. cit. Seite CIV) an, daß es sich hier um’ keltische Gräber
handle; meiner Ansicht nach ist jedoch mindestens ein Teil dieser Tu-
muli in das Mittelalter zu setzen.
In Deutschland finden sich unseren Opfergruben analoge Vor-
kommnisse sehr zahlreich, insbesondere in jenen Gebieten, die einst
von Slawen besiedelt waren. Schon im Jahre 1834 hat Dr. J. W. Wiggert
(in: „Neue Mitteilungen des thüringisch-sächsischen Vereines für Er-
forschung des vaterländischen Altertums‘, I, Seite 101 ff.) dargelegt,
daß es sich bei diesen Vorkommnissen keineswegs um Gräber handle
und daß die aufgefundenen Gefäße nicht der heidnischen Zeit, sondern
dem Mittelalter angehören. Wiggerts Schrift scheint jedoch ebenso
wie die sehr interessante Abhandlung L. Hänselmanns über „die
eingemauerten mittelalterlichen Tongeschirre Braun-
schweigs“ (Westermanns Monatshefte 1877, Nr. 224; neu abgedruckt
in der anläßlich der 29. Versammlung der deutschen anthropologischen
Gesellschaft in Braunschweig im Jahre 1898 herausgegebenen Fest-
schrift) nur wenig bekannt geworden zu sein, denn selbst P. Sartori
zitiert in seiner schönen Studie „Über das Bauopfer“ (Zeitschrift
für Ethnologie usw., 1898, 30. Jahrgang, Seite 52) den letzterwähnten
Aufsatz mit der bedauernden Bemerkung, daß er ihn nicht kenne.
L. Hänselmann erzählt, daß man eine im Jahre 1737 im Baugrunde
zu Hannover aufgefundene Urne als eine „heidnische Graburne“
auffaßte, aus einer Zeit stammend, „ehe noch der große Kaiser Karl
nebst der christlichen Religion die ordentliche Begrabung der Toten
eingeführt hatte“. Trotz der von F. W. Wiggert in der oben zitierten
Schrift gegebenen Richtigstellung dieser Ansicht kommt die Auffassung
derartiger Gefäßfunde als ,,heidnischer Grabstátten““ bis in die neueste
Zeit hinein auch in Deutschland immer wieder vor. So wird z. B. in:
‚„‚Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift“, 4. Bericht (1866), Seite 24,
eine „besondere Gattung von flachen Gräbern‘ erwähnt, bei
welchen „Urnen in ansehnlicher Zahl innerhalb einer zylin-
drischen Holzkiste von starken Eichenbohlen stehen“.
Ebendort (Seite 32) werden „zylindrische Gräber‘ aus Glogau
118
erwähnt, in denen „viele kleine und große Urnen, Schüsseln,
Näpfchen, Tassen usw.“ gefunden wurden. Auch an anderen Orten
Preußisch-Schlesiens wurden „zylindrische Flachgráber“, zum
Teil mit Holz- oder Steinfassungen, beobachtet; bei Schimichow
(NNW. von Gr.-Strehlitz) fand sich — ähnlich wie in Böhmen —
ein „Gemäuer von runder Form“ mit Urnen, Glasgefäßen und
sonstigen Beigaben (darunter angeblich auch römische Silbermünzen)
innerhalb eines Hügelgrabes. Sehr interessant sind die gut untersuchten,
von Buschan (in der ‚Zeitschrift für Ethnologie usw.“, 1884, XVI,
Seite 33 ff.) beschriebenen Opfergruben von Ratibor. Es wurden daselbst
fünf, 3—4 m tiefe und mit „brunnenartigen Holzeinfassungen“
versehene Gruben aufgedeckt, in welchen in zwei übereinanderliegenden
Schichten Urnen, Schmelztiegel, „„vasenartige“ Gefäße (Metbecher?),
konische Becher und anscheinend auch Schüsselkacheln (‚ein oben
viereckiges, im Fuße aber rundes Gefäß‘) gefunden wurden. Die Gefäße
sind feinsandig, grau, hart gebrannt, am Bauche mit parallelen Ringen
versehen und entweder mit mehrfachen Wellenlinien oder mit kleinen
Eindrücken verziert. An Pflanzenresten beobachtete Buschan kleine
Samen, zumeist von Steinfrüchten (darunter auch die Vogelkirsche),
von Tierresten Kiefer und einzelne Knochen vom Rind, Pferd, Schwein,
Hund und Haushuhn. Oberstleutnant Stöckel faßte diese Vorkomm-
nisse als Grabstätten heidnischer Polen auf und setzte sie ‚‚spätestens
gegen das Ende des 12. Jahrhunderts“; gegen diese Auffässung spricht
jedoch das gänzliche Fehlen von Menschenresten, so daß die Deutung
Buschans, welcher an ein ,,Brinnerungsopfer für Verstorbene“ denkt,
der Wahrheit ohne Zweifel viel näher kommt. Nach einer Mitteilung
von Direktor Luchs (im ,,Korrespondenzblatte der deutschen anthro-
pologischen Gesellschaft‘, 1884, Seite 108 f.) kommen in Preußisch-
Schlesien brunnenartige Holzfassungen nicht selten vor und gehören
nach seiner Ansicht in das Mittelalter.
In Schweidnitz wurde im Jahre 1866 in einer Tiefe von 14 Fuß
unter „neuerem Schutte‘ eine größere Anzahl von Urnen gefunden;
in denselben lagen u. a. kleine Tierknochen und kleine Schädel, neben
den Gefäßen auch Knochen größerer Tiere. Analoge Funde wurden
auch in der Lausitz, in der Mark Brandenburg, in den sächsisch-thürin-
gischen Ländern, in Braunschweig und selbst in den Moorgebieten
Norddeutschlands gemacht; hierbei heißt es gewöhnlich, daß die Gefäße
aus „verschütteten Brunnen“, Zisternen, Latrinen oder aus dem Bau-
grunde stammen. Die Keramik entspricht, wie ich mich durch den Besuch
119
zahlreicher Museen überzeugen konnte, bis auf gewisse lokale Eigen-
tümlichkeiten der unseren; selbst die altertümliche Urnenform kehrt
vielfach wieder. Ich sehe von einer Aufzählung’ sämtlicher mir bekannt
gewordenen Vorkommnisse ab, möchte aber doch einzelne interessante
Fälle hervorheben.
Nach H. von Minutoli (‚Beschreibung einer in den Jahren
1826 und 1827 zu Stendal in der Altmark aufgefundenen alten heid-
nischen Grabstätte“; Berlin 1827) stieß man beim Graben eines Kellers
in Stendal in der Tiefe von sechs Fuß auf ein „„mit Kalk verbundenes
Gemáuer““, welches mit Ziegeln überwölbt war und nicht weniger als
80 graue, „festgebrannte Irdengefäße‘ enthielt. Diese Gefäße waren
urnenartig und angeblich mit „„Knochen und Asche“ gefüllt; sie sollen
regelmäßig nebeneinander, und zwar mit der Mündung nach abwärts
aufgestellt und mit je einem eisernen Kreuze bedeckt gewesen sein.
In ähnlicher Weise war eine Anzahl von Urnen in Hildesheim ,,ein-
gemauert“, wie Handelmann (in der „Zeitschrift für Ethnologie usw.“,
1884, 16. Band, Seite 35 f.) berichtet, während in Zeust bei Friedland
(Kreis Lübben) zwei „wendische Töpfe‘ innerhalb einer vierseitigen,
primitiven (bloß mit Steinen und Lehm ausgeführten) Mauerung 2 m
unter der Oberfläche gefunden wurden. Die Gefäße standen auf einer
handhohen Aschenschichte und waren von Pferdeknochen umgeben
(vel. „Zeitschrift für Ethnologie usw.“, 1883, 15. Band, Seite 289).
Bemerkenswert ist ein weiterer, ebenfalls im Kreise Lübben (in Prebatsch)
gemachter Fund, bei welchem „einige Fuß unter der Erde‘ eine etwa
meterhohe, kegelförmige Mauerung konstatiert wurde; innerhalb der
Mauerung fand sich ein Krug, auf der Mauerung ein Pferdegerippe
(‚„‚Zeitschrift für Ethnologie usw.“, 1883, 15. Band, Seite 290).
Die „alte Brunnenanlage“, die L. Krause aus einer ,,Wenden-
siedelung““ bei Rostock in Mecklenburg beschreibt (vgl. „Nachrichten
usw.““, 1898, 8.74 ff.) hat mit einem Brunnen gewiß nichts zu tun; es
fand sich hier in 2:65 m Tiefe ein aus behauenen (nicht gesägten) Eichen-
bohlen hergestellter, später durch Brand zerstörter Holzbau, welcher
auf undurchlässigem Erdreiche aufruhte und Holzstücke, Kohlen-
stücke, Gefäßscherben, Tierknochen und verschiedene Pflanzenreste
enthielt. Ein ganz ähnlicher Holzbau fand sich im Jahre 1882 bei Lehe
(Kirchspiel Lunden im Dithmarschen) in etwa 1m Tiefe ; die bearbeiteten
Bohlen waren miteinander verzapft. Innerhalb des Holzbaues lagen mehr
als zehn Gefäße, die angeblich ,,Asche von unangenehmem Geruche““
enthielten; es wird jedoch ausdrückllich bemerkt, daß keine kalzinierten
120
Knochen gefunden wurden und daß es sich daher um kein Urnen-
begrábnis handeln könne (,,Zeitschrift für Ethnologie usw.““, 15. Band,
1883, Seite 17). Meiner Ansicht nach haben wir es hier ebenso wie bei der
„„Brunnenanlage““ von Rostock mit einem Analogon unserer Opfergruben
zu tun. Ein solches ist ohne Zweifel der „„ziemlich tiefe Brunnen“, der
im Jahre 1823 im Hofe des Georgsspitales zu Helmstedt ausgeräumt
wurde und in welchem sich unter einer Lage mächtiger Steine zwölf
„tönerne Gefäße von altertümlicher Form“ fanden (‚Zeitung für die
elegante Welt“, 1823, Nr. 164, zitiert bei L. Hänselmann, Seite 94).
Ebenso gehören hierher die Gefäßfunde in „Brunnen“ zu Halberstadt,
in Halle a. S., im Mannsfelder Seekreise, in Magdeburg, Wernigerode,
Braunschweig, Culm in Westpreußen und vielen anderen Orten. Nur
in sehr wenigen Fällen kann man die Annahme gelten lassen, daß die
Gefäße zu Isolierungszwecken (d. h. zur Abhaltung von Feuchtigkeit)
in den Boden versenkt wurden, wie dies z. B. bei der mehrfach be-
schriebenen ,,Topfschichte von Ansbach (vgl. den „42. Jahresbericht
des historischen Vereines für Mittelfranken‘, Ansbach 1883, Seite XXIV,
ferner „Zeitschrift für Ethnologie usw.“, 1885, 17. Band, Seite 503 f.)
der Fall sein dürfte. Die hart gebrannten, an der Mündung vierseitigen,
am Boden runden Töpfe (vielleicht eher Ofenkacheln?) waren mit der
Mündung nach abwärts in einer Tiefe von 0:75 m in harten Mörtel
eingelegt und nach oben und unten von einer etwa 15 cm starken Lage
von festgestampftem Lehm begrenzt. Ob das ähnliche Vorkommen
von Neuhaldensleben auch in dieser Weise gedeutet werden darf, lasse
ich dahingestellt; desgleichen möchte ich es mindestens als fraglich
bezeichnen, ob der über 11 m tiefe, mit Steinen ausgekleidete Brunnen-
schacht, den F. Coppi aus der Terramare von Gorzano beschreibt
(‚Mitteilungen der Wiener anthropologischen Gesellschaft“, 1872, II,
Seite 34), in die Kategorie unserer Opfergruben zu stellen sei. Es wurden
in diesem „Brunnen“ außer Topfscherben (darunter auch glasierte)
und Glasresten (,,in hohem Grade oxydiertes Glas‘) auch verschiedene
„verkohlte“ Pflanzenreste (Getreide, Bohnen usw.) und in etwa 4m
Tiefe auch eine Münze (Mantuaner Denar aus der Zeit „nach dem
10. Jahrhundert‘) gefunden.
Was den eigentlichen Charakter unserer Gefäßfundstätten an-
belangt, so habe ich schon in meinen bisherigen Publikationen nachzu-
weisen versucht, daß es sich hier weder um Gräber noch um Brunnen,
Abfallgruben oder dergleichen handeln könne. Wir haben es hier
meiner Überzeugung nach mit Äußerungen eines uns vorläufig nicht
121
náher bekannten Brauches zu tun, wie ja schon L. Hánselmann
(loc. cit.) angedeutet hat, indem er zugleich die Hoffnung aussprach,
daß „alte Beichtspiegel und Predigten, die unter anderen Sünden der
Zeitgenossen vielfach auch unheimliche Bräuche, Wirkerei und Zauberei
rügen“, vielleicht Anhaltspunkte zur Lösung dieses Rätsels liefern
werden.
Ich habe mich bemüht, die Literatur auch nach dieser Richtung
zu verfolgen, wobei ich von Herrn Oberinspektor G. Stockhammer
in Floridsdorf in sehr dankenswerter Weise unterstützt wurde. Leider
hatten unsere bisherigen Bemühungen insofern keinen Erfolg, als wir
bezüglich der Deutung der in Rede stehenden Vorkommnisse nach wie
vor auf Vermutungen angewiesen sind.
Meiner Ansicht nach sind in dieser Beziehung besonders folgende
Momente zu berücksichtigen:
1. Die Übereinstimmung der Urnen mit Grabgefäßen der
heidnischen Zeit.
2. Die zweifellos absichtliche Versenkung der Gefäße in eine
ad hoc angelegte, mehr oder weniger tiefe Grube.
3. Das häufige Vorkommen von unversehrten Gefäßen, die
gar keine Gebrauchsspuren erkennen lassen.
4. Das Vorkommen verschiedenartiger Speisereste in den
Gefäßen, insbesondere auch das (allerdings nicht häufige) Vorkommen
unverletzter Hühnereier.
5. Das Vorkommen von allerlei Tierresten, insbesondere das
mehrfach konstatierte Vorkommen von Pferdeschädeln.
6. Das nicht seltene Vorkommen von Brandspuren und Ofen-
kacheln. |
7. Das wiederholt (auch in Böhmen) konstatierte Vorkommen
von mehreren Opfergruben im Baugrunde eines einzelnen Hauses.
Das Eingraben von Gefäßen, Speisen, sowie von toten und lebenden
Tieren ist eine sehr weit verbreitete und vielfach heute noch geübte
Sitte, die man ganz allgemein als „Bauopfer“ aufzufassen pflegt.
In der bereits zitierten Studie von P. Sartori (,,Über das Bauopfer“,
„Zeitschrift für Ethnologie usw.‘, 1898, Seite 1 ff.) findet sich ein reiches
Material über diesen Gegenstand, fast aus allen Teilen der bewohnten
* Erde zusammengetragen; merkwürdigerweise sind jedoch gerade die
uns zunächst interessierenden Vorkommnisse sehr stiefmütterlich
behandelt. Speziell über die im Baugrunde vergrabenen oder auch
eingemauerten Gefäße sagt Sartori (loc. cit., Seite 52) bloß folgendes:
122
„Ich weiß diesen Töpfen keinen andern Sinn zu geben, als daß sie ur-
sprünglich als der Aufenthaltsort für eine dem Baue in irgend einer
Weise zustatten kommende Seele gedacht wurden“; die vergrabenen
Eier, Pferdeschädel u. dgl. erklärt Sartori als ,,Abwehrzauber“, nimmt
jedoch an, daß eine Reihe von Vorkommnissen als „wirkliche Opfer“
aufzufassen sei, als Opfer, die entweder der Erde selbst oder den
Geistern, die als Besitzer des Grundes und Bodens zu denken sind,
dargebracht wurden (loc. cit., Seite 28).
Gegen die Deutung der vergrabenen Gefäße als ‚,Seelenwohnungen““
habe ich mich schon in meiner Abhandlung über ,, Die Pseudo-Zisternen-
gräber des Mittelalters‘ ausgesprochen. Ich habe darauf hingewiesen,
daß es kaum einen Sinn hat, ein Gefäß, welches als Behältnis für eine
Seele betrachtet wird, mit allerlei pflanzlichen und tierischen Stoffen
anzufüllen, und daß ferner bei vielen Völkern die Sitte herrscht, die
Gefäße, deren sich ein Verstorbener bei Lebzeiten bedient hat, zu
zerbrechen, damit sich seine Seele nicht darin festsetze (Lippert,
Christentum, Volksglaube usw., Seite 395). K. J. Erben faßt in seiner
inhaltsreichen Schrift: „Obětování zemi“ („Časopis česk. mus.,“
1848, 1. Heft, Seite 33—53) die meisten Funde in Hausfundamenten
und Baugründen als der Erde dargebrachte Opfer auf, wobei er
annimmt, daß es sich ursprünglich, insbesondere bei größeren Bauten, um
lebende Opfer, nicht selten sogar um Menscheno pfer gehandelt habe,
diese aber nach und nach durch symbolische Opfer ersetzt wurden. .
Als ein solches „Ersatzopfer“ bezeichnet er auch den interessanten,
von P. Sartorinichterwähnten Fund von Hühnereiern in einer Höhlung
des demolierten Stadttores von Leitmeritz. Auf die „„Opfergruben“ und
die in denselben deponierten Gefäße nimmt K. J. Erben keinen Bezug;
anscheinend waren ihm Vorkommnisse dieser Art gar nicht bekannt.
Schon in meiner Abhandlung über die ,,Pseudo-Zisternengräber des
Mittelalters“ habe ich dem Gedanken Ausdruck gegeben, daß unsere
„Opfergruben“ in irgend einer Beziehung zum heidnischen Toten-
kultus stehen dürften. Auf diesen Gedanken brachte mich zunächst
die Übereinstimmung der in den Opfergruben so häufigen Urnen mit
zweifellosen Grabgefäßen der römischen und nachrömischen Zeit. Es
mag sein, daß diese Urnen ursprünglich nicht nur zu rituellen, sondern
auch zu profanen Zwecken (als Kochgefäße, zur Aufbewahrung von ©
Speisen usw.) gedient haben, wie dies bei vielen slawischen Völkern
heute noch der Fall ist. Ich habe selbst Gelegenheit gehabt, in einem
großen Teile Rußlands, insbesondere in Transkaukasien, Gefäße im
a
123
Gebrauche zu sehen, die sowohl mit der heidnischen als auch mit unserer
mittelalterlichen Urnenform vollkommen übereinstimmen; es ist be-
merkenswert, daB auch die russischen Urnen fast niemals das so häufig
als slawisch bezeichnete, aber schon auf gallischen, römischen und auch
altgermanischen (z. B. fränkisch-alemannischen) Gefäßen vorkommende
Wellenornament aufweisen und daß die zugehörigen Deckel ebenfalls
genau mit den in unseren Opfergruben aufgefundenen Exemplaren
übereinstimmen. Im Kaukasusgebiete fanden solche Urnen auch als
Grabgefäße Verwendung; in meiner Mitteilung über ,,Henkellose
Gefäße in Rußland‘ (Globus 1898, Seite 99) habe ich ein Stück ab-
gebildet, welches aus einem prähistorischen Kurgan des östlichen
Kaukasus (Daghestan) stammt und im kaukasischen Museum zu Tiflis
aufbewahrt wird. In Kaukasien ist unsere Urnenform also schon in
vorslawischer Zeit heimisch gewesen; sie greift aber auch westwärts
in Gebiete hinüber, die niemals von Slawen besiedelt waren, wie einzelne
Funde in Frankreich beweisen. Ich sah eine derartige, jedoch aus Glas
verfertigte Urne unter den Altertümern der galloromanischen Zeit,
die gelegentlich der letzten Pariser Weltausstellung (1900) im kleinen
Kunstpalais ausgestellt waren. In der Spezialabteilung „Vieux Paris“
befand sich ebenfalls eine ähnliche, durch den stark verjüngten Fuß
etwas an unsere Metbecher erinnernde, aus grauem Ton (Steingut)
hergestellte Urne, angeblich aus dem 15. Jahrhundert stammend.
Die erwähnte Glasurne ist ohne Zweifel ein Grabgefäß; unter welchen
Umständen die Pariser Tonurne gefunden wurde, konnte ich nicht in
Erfahrung bringen, wage daher auch nicht zu behaupten, daß sie etwa
einer unseren Opfergruben analogen Fundstätte entstammen könnte.
Gewöhnlich nimmt man an, daß die als Grabbeigaben verwendeten
Gefäße nicht zugleich auch für den täglichen Gebrauch bestimmt waren;
für viele Kulturepochen ist diese Annahme gewiß durchaus zutreffend,
während in der nachrömisch-heidnischen Zeit der ehemals scharfe
Unterschied zwischen rituellen und profanen Gefäßformen möglicher-
weise bereits stark verwischt war. Aber selbst für den Fall, daß man
der Übereinstimmung unserer Urnen mit notorischen Grabgefäßen
keinerlei Bedeutung beilegen wollte, glaube ich doch einen Zusammen-
hang der mittelalterlichen Opfergruben mit dem heidnischen Toten-
kultus annehmen zu dürfen, und zwar mit Rücksicht auf gewisse Vor-
kommnisse, die sozusagen das verbindende Glied bilden zwischen
eigentlichen Grabstätten und den Opfergruben. „Zisternengráber“,
„Brunnengráber“ oder „„Schachtgráber“ kommen schon in der älteren
124
Eisenzeit (Hallstattperiode) vor. In den berůhmten Nekropolen von
Marzabetto und Corneto Targuinu bilden die „tombe a pozzo“
(Brunnengráber) nach Helbig die älteste Gráberform der Italiker
und Etrusker. Die schachtartigen Gráber des Gráberfeldes von Sam-
thavro bei Mzchet in Transkaukasien hat R. Virchow (in der ,,Zeit-
schrift für Ethnologie usw.“, 1882, 14. Band, Seite 474) ebenfalls als
„„Brunnengráber“ bezeichnet. Auch die allerdings verhältnismäßig kleinen
Schachtgräber der istrianischen ‚„‚castellieri“ kann man hierherrechnen.
Aus der jüngeren vorrömischen Eisenzeit (Latène-Periode) sind brunnen-
artige Gräber ebenfalls bekannt, wenigstens spricht Dr. Berger in einem
Briefe an Dr. Credner (vgl. „Zeitschrift für Ethnologie usw.“, 1879,
Seite 58) von ziemlich tiefen „„Zisternen““, die auf dem Hradischt von
Stradonitz, dem ‚böhmischen Bibracte““, in größerer Zahl aufgedeckt
worden sind und von denen einzelne menschliche Schädel (eine
„Zisterne“ sogar vier!) enthielten. Unter den Pseudogräbern von
Chrudim (Památky archaeol. usw., III.,Seite 235) fand sich auch eine
neun Fuß tiefe Grube, in welcher ein menschlicher Schädel und eine
zweite, noch tiefere, in welcher ein ganzes menschliches Skelett lag.
Einzelne der sogenannten ,„„Abfallgruben““ von Přemyšlení in Böhmen
dürften ebenfalls hierher gehören (vgl. „Památky archaeol. usw.“,
XVIII, 1898, Seite 34 ff.) und selbst noch auf dem Grabfelde von Otomitz
in Böhmen wurde ein Grab aufgedeckt, welches in seiner Anlage an die
„‚Zisternengräber“ erinnert. Dieses Grab enthielt Urnen vom Burgwall-
typus und eine Münze Wratislaws II., gehört also dem 11. Jahr-
hunderte n. Chr. an.
Brunnenkranzähnliche Steinsetzungen, wie wir sie aus ver-
schiedenen „Opfergruben“ kennen gelernt haben, sind auch in wirk-
lichen Gräbern mehrfach konstatiert worden. Nach R. Behla (,,Urnen-
friedhöfe mit Tongefäßen des Lausitzer Typus‘, Seite 48) kommen
solche, mitunter an „Dorfbrunnen‘“ erinnernde Steinsetzungen in
den lausitzischen Brandgräbern vor; es läßt sich also der Brauch, in
Gräbern brunnenähnliche Anlagen herzustellen, bis in die jüngere
Bronzezeit zurück verfolgen. In den viel jüngeren, durch Gefäße
vom Burgwalltypus charakterisierten Brandgräbern am „Pleschiwetz““
(zwischen Jinetz und Lochowitz in Böhmen) wurden nach Br. Jelinek
(vgl. „Mitteilungen der Wiener anthropologischen Gesellschaft“, 1896,
XXVI. Band, Seite 195 ff.) auch Mauerungen beobachtet, ähnlich
jenen, die aus verschiedenen böhmischen Pseudogräbern beschrieben
wurden. Die Beisetzung eines Pferdeschädels in einem mensch-
125
lichen Grabe läßt sich schon aus der jüngeren Steinzeit nach-
weisen; im allgemeinen sind allerdings solche Beobachtungen aus den
älteren vorgeschichtlichen Kulturperioden sehr spärlich, was sich meiner
Ansicht nach sehr leicht daraus erklärt, daß das Pferd für den Menschen
der damaligen Zeit ein viel zu kostbarer Besitz war, so daß man sich
nicht leicht zu einer Opferung desselben entschloß. Interessant sind die
von Dr. Credner (loc. cit.) erwähnten, teils als Grab-, teils als Opfer-
stätten gedeuteten und wahrscheinlich der jüngeren, vorrömischen
Eisenzeit angehörigen Gruben von Giebichenstein bei Halle a. 8.; in
einer dieser Gruben lag ein menschliches Skelett, über dessen Schädel
ein Pferdeschädel gelegt war, während eine zweite Grube bloß einen
von dem übrigen Skelette getrennten Menschenschädel enthielt, der
jedoch ebenfalls mit einem Pferdeschädel zugedeckt war. Das Pferd
spielt ja bekanntlich sowohl im altgermanischen wie im altslawischen
Volksglauben eine sehr große Rolle und in manchen Gegenden scheint
es diese Rolle auch heute noch nicht ganz ausgespielt zu haben. So
werden nach O. Schell (Globus 1907, 91. Band, Seite 363 f.) im Ber-
gischen heute noch Pferdeschädel entweder im Hausgrunde, unter der
Schwelle, am Dachboden oder in irgend einem andern Raume des
Hauses — nach O. Schell als ein ,„„Abwehrzauber“ gegen Krankheiten
der Haustiere — aufbewahrt; der Brauch ist so eingewurzelt, daß sich
noch in der neuesten Zeit die Geistlichkeit veranlaßt gesehen hat, in
Predigten dagegen einzuschreiten. Nach P. Sartori (loc. cit.) werden
auch in Holstein und bei den Siebenbürger Sachsen mitunter Pferde-
schädel im Hausgrunde eingemauert und in Dänemark soll es vor-
kommen, daß bei Kirchenbauten lebende Pferde begraben werden.
Auch J.Grimm erwáhnt(,,Deutsche Mythologie‘‘,4. Auflage, Berlin 1876)
eine Volkssage, nach welcher auf jedem Friedhofe, ehe er menschliche
Leichen aufnimmt, ein lebendes Pferd begraben werde. Es ist bemerkens-
wert, daß man auf dem frühmittelalterlichen Gräberfelde von Haaso
(Kreis Guben in der Lausitz) in einer Ecke des Begläbnisplatzes eine
brunnenartige Vertiefung, in einer andern Ecke ein Pferde-
skelett aufgefunden hat (vgl. „Zeitschrift für Ethnologie usw.“,
1886, Seite 597), so daß die von J. Grimm mitgeteilte Sage keineswegs
jeder Grundlage zu entbehren scheint. Daß bei einem Reitervolke
par excellence, wie es die Magyaren sind, noch um die Wende des
1. Jahrtausends der christlichen Zeitrechnung die Mitbestattung von
Pferden in Menschengräbern üblich war, ist wohl leicht begreiflich.
Außer Pferderesten finden sich auch sonstige Tierreste nicht selten in
126
menschlichen Gräbern beigesetzt. So enthielten die bei Kremsier auf-
gedeckten Hügelgräber der spätesten heidnischen Zeit neben Menschen-
skeletten auch Skelette kleiner Raubvögel (Sperber), die uns unwill-
kürlich an die Habichte erinnern, die mit der Leiche des Sigurdr ver-
brannt wurden. Mitunter wurden diese Raubvögel auch durch Hähne
ersetzt, wie Dietmar von Merseburg berichtet (vgl. J. Grimm, loc.
cit. I, Seite 39, Fußnote). Die bei Steinitz in Mähren konstatierten
Skelettgräber der spätheidnischen Zeit enthielten Spanferkelkiefer
und aus einem in der Fischerschen Ziegelei in Brünn aufgedeckten Grabe
mit Burgwallkeramik führt K. Maška (vgl. , Mitteilungen der Wiener
anthropologischen Gesellschaft“, 1891, Seite 16) außer den Menschen-
knochen auch noch Pferde- und Hundeknochen an.
Die Beisetzung von Hühnereiern in Gräbern geht bis in die
römische Zeit zurück, wenn auch Beobachtungen dieser Art sehr
vereinzelt sind. In der unmittelbaren Nähe des Reihengräberfeldes,
welches sich auf dem ,,Hradek‘ bei Czaslau ausdehnt und durch einen
Denar Wratislaws I. als dem 11. Jahrhunderte angehörig bezeichnet
ist, fand man nach einer Mitteilung von Kl. Cermak (siehe ,,Zeit-
schrift für Ethnologie usw.“, 1898, Seite 188) eine Aushöhlung,
in welcher drei menschliche Skelette übereinander lagen. Unter den
Beigaben befand sich auch eine Urne (,,ungehenkelter Topf“), in welcher
ein Hühnerei lag. Čermak meint wohl mit Recht, daß es sich hier um
„eine heidnische, aus dem christlichen Friedhofe aus-
geschlossene Bestattung“ handle. Auf dem Reihengräberfelde von
Drschowitz nächst Proßnitz wurden neben sonstigen Beigaben (eiserne
Messer und der „Francisca“ ähnliche Eisenäxte) auch mit Wellenlinien
verzierte Graburnen gefunden, von denen mehrere Eierschalen enthielten
(vel. „Časopis“ des Olmützer Musealvereines, 1896, Seite 166).
Aus den angeführten Beispielen, die sich gewiß noch bedeutend
vermehren ließen, ergibt sich, daß tatsächlich mannigfache Beziehungen
zwischen unseren Opfergruben und dem heidnischen Totenkultus be-
stehen. Damit ist allerdings noch keine Erklärung gegeben; wir müssen
auch zu erforschen trachten, warum solche Beziehungen bestehen. Wir
können da, — wie ich schon in meiner Abhandlung über die ,,Pseudo-
Zisternengräber des Mittelalters‘ angedeutet habe — einerseits an
jene Opferbräuche anknüpfen, die schon in vorgeschichtlicher Zeit
mit dem Totenkultus verbunden waren, anderseits auf die ebenfalls
in der Zeit sehr weit zurückreichenden Totenmahle, denen ja zum
Teil auch der Charakter von Opferungen zukommt, verweisen.
127
Was die Darbringung von Opfern anbelangt, so war man schon
in den ältesten Zeiten darauf bedacht, diese Opfer gegen die zahlreichen
Möglichkeiten einer Entweihung oder Zerstörung entsprechend zu
schützen. So erklärt sich das schon in der jüngeren Bronzezeit übliche
Versenken der Opfergaben in Quellen, Flüsse, Seen oder Moore, später
_ auch in Brunnenscháchte oder brunnenähnliche, d. h. entsprechend
tiefe Gruben. Die Anlage von Ausmauerungen oder Holzeinfassungen
sollte meiner Ansicht nach nur die Stabilität erhöhen; derartige Siche-
rungen dürften hauptsächlich nur dort angewendet worden sein, wo
man einen Einsturz des Erdreiches befürchtete. In Brünn sind solche
Sicherungen nur selten beobachtet worden, da unser Lößboden sich
auch in senkrechten Wänden gut hält und einer besonderen Stütze
gar nicht bedarf. Die Mauerungen und Wölbungen in den tumulus-
ähnlichen Pseudogräbern Böhmens hatten wohl auch nur den Zweck,
die Opfergaben besser zu schützen.
Bei den im Baugrunde der Häuser angelegten „„Opfergruben“
spielt vielleicht auch noch ein zweites Moment mit. Es ist ja selbst-
verständlich, daß das sich immer mehr ausbreitende Christentum eifrig
bemüht war, die heidnischen Gebräuche möglichst rasch abzustellen,
daß aber die Bekehrten auch bei dem besten Willen nicht imstande waren,
die althergebrachten Vorstellungen sogleich aufzugeben. In den meisten
Fällen haftete der neus Glaube nur äußerlich, während der Kern heidnisch
blieb. Der Chronist Cosmas von Prag berichtet, daß die Bewohner
Böhmens im 12. Jahrhunderte an gewissen Bräuchen ‚wie Heiden“
festhielten, und in zwei Urkunden des 13. Jahrhunderts werden (nach
S. Gerkens, Dipl. vet. March. Band II, Seite 157, zitiert bei Kalina
von Jäthenstein, Seite 241) die Einwohner von vier Dörfern in der
Altmark geradezu als „slawische Heiden‘ bezeichnet; noch auf der
Diözesansynode von Würzburg, im Jahre 1298, wird unter den Sünden
auch die „Verehrung fremder Götter‘ angeführt.
Schon auf dem ersten Concilium germanicum (im Jahre 742)
wurde bestimmt, daß keine abergläubischen Totenopfer dargebracht
werden sollen, und unter den 30 Artikeln, welche auf dem Konzil zu
Leptinä bezüglich der bei den christianisierten Germanen’ üblichen
abergläubischen Gebräuche aufgestellt wurden, findet sich auch einer,
welcher die sogenannten „Dadisas“, d. h. die Opferungen von Speisen
bei den Leichenbestattungen verbietet. Auch in Burchards „Magnum
decretorum volumen“ (aus dem Anfange des 11. Jahrhunderts
stammend) werden die Gläubigen vor der Teilnahme an heidnischen
128
Opfergelagen sowie davor gewarnt, Speisen auf die Gráber der Ver-
storbenen zu tragen und den Toten zu opfern.
Deutliche Anzeichen derartiger Gebráuche kommen nach R.
R. Behla nicht selten schon auf den lausitzischen Urnenfriedhöfen
vor (vgl. , Zeitschrift für Ethnologie usw.‘‘, 1884, 16. Band, Seite 439 £.);
es haben sich aber gerade diese Bräuche hie und da bis auf unsere Tage
erhalten, wenn auch zumeist nur in der stark veränderten Form der
„Leichenschmäuse“. Bei den eigentümlichen, „dziady“ ') genannten
Totenfesten, die nach W ocel (loc. cit., Seite 380) in Polen und Lithauen
gefeiert werden, pflegen die Teilnehmer Speisen und Getränke mit-
zubringen; die Seelen der Verstorbenen werden eingeladen, ebenfalls
an dem Mahle teilzunehmen. Auch hierin steckt noch ein gut Teil Aber-
glauben ; geradezu wie ein unbewußter Rückfall in das tiefste Heidentum
mutet es uns aber an, wenn wir hören, daß ein Mann, der vor wenigen
Jahren bei Tribuswinkel einen ‚Topf mit Gebeinen“ aufgefunden
hatte, diesen Topf wieder der Erde übergab, nachdem er — angeblich
auf Anraten seiner Frau — ein Stück Brot dazugelegt (vgl. „Mitteilungen
der Wiener anthropologischen Gesellschaft‘, 1899, Seite 5).
Der erste Artikel, der auf dem Konzil zu Leptinä zusammen-
gestellten heidnischen und abergläubischen Gebräuche handelt „de
sacrilegio ad sepulehra mortuorum“. Es gab also ohne Zweifel
außer den Totenmahlen und Opferungen auch noch verschiedene andere
Bräuche, die anläßlich der Leichenbestattungen geübt wurden. Es
gehört hierher zunächst wohl das Abschneiden und selbständige Be-
statten des Kopfes des Leichnams sowie auch die teilweise Verbrennung
des letzteren, beides Bräuche, die sich in der Zeit sehr weit zurück
verfolgen lassen. „„Schádelgráber““ sind schon aus der ältesten Bronze-
zeit bekannt; so wurde auf dem bis in die neolithische Zeit zurück-
reichenden Gräberfelde, welches sich in der unmittelbaren Umgebung
der Zuckerfabrik von Mähr.-Kromau ausdehnt, ein isolierter Menschen-
schädel in einer Schüssel gefunden, welche anscheinend der keramischen
Gruppe der sogenannten „Zonenbecher‘ angehört, während anderseits
Skelette ohne die zugehörigen Schädel vorkommen. Einen Fall der
letzteren Art habe ich selbst in den frühbronzezeitlichen Skelettgräbern
von Mönitz konstatiert (vgl. ‚Mitteilungen der Wiener anthropologischen
Gesellschaft“, 1879, IX. Band). Auf dem Grabfelde von Hallstatt
709) Der Name „dziady“ erinnert lebhaft an „dadisas‘“ oder „dadsissa“;
ob zwischen der altgermanischen und der slawischen Bezeichnung wirklich eine
sprachliche Verwandschaft besteht, ist mir nicht bekannt.
yo cru
wurden Schädelgräber schon durch Baron Sacken nachgewiesen,
während Dr. M. Much eine 3 m tiefe, sechs Menschenschädel enthaltende
Grube bei Stillfried aufgedeckt hat.
Derartige Vorkommnisse, für welche hier nur einzelne Beispiele
gegeben werden konnten, reichen bis in die historische Zeit, anscheinend
sogar bis in das spätere Mittelalter hinein. Eines der Schädelgräber
von Giebichenstein wurde bereits oben erwähnt; es wurden hier mehrere
Gruben aufgedeckt, in denen bloß menschliche Schädel (in einer solchen
Grube nicht weniger als sechs!) oder auch solche gemengt mit Tier-
knochen und Gefäßscherben beigesetzt waren. Auch auf dem Hradischt
von Stradonitz und bei Wokowitz in Böhmen wurden Gruben mit
Menschenschädeln aufgefunden.
Auf die merkwürdigen Vorkommnisse in Chrudim wurde schon
früher kurz hingewiesen. Außer Opfergruben, die den unseren ganz
analog sind, wurden dort auch wirkliche Gräber aufgedeckt, die dadurch
auffallend sind, daß die Schädel abgetrennt auf dem übrigen Skelette
lagen; in einer etwa 3 m tiefen Grube wurde auch ein einzelner Schädel
gefunden. Über das Alter dieser Gräber wird nichts Näheres mitgeteilt,
es scheint jedoch, daß sie über die spätheidnische Zeit nicht zurück-
reichen. In Nakel bei Schneidemühl wurde im Baugrunde eines Hauses
neben einem isolierten Menschenschädel ein glasiertes Tongefäß
gefunden, welches angeblich dem 16. Jahrhunderte angehört (vgl. ,,Zeit-
schrift für Ethnologie“, 1884, 16. Band, Seite 308). Durch derartige
Vorkommnisse, die gewiß zahlreicher sind, als man vielleicht nach der
vorhandenen Literatur zu glauben. geneigt wäre, verliert auch der
merkwürdige Fund eines Menschenschädels in der „„Senkgrube“ des
Hauses „zur blauen Kugel‘. (Altbrünnergasse 7) den Charakter des
Zufälligen; man muß vielmehr annehmen, daß Schädelbestattungen —
wenn auch nur ganz ausnahmsweise — selbst noch im späten Mittelalter
und am Beginne der Neuzeit vorgekommen sind und daß dieselben
höchstwahrscheinlich nur ein letztes Aufflackern jener sakrilegen Ge-
bräuche darstellen, von denen der erste Artikel des Konzils von Leptinä
spricht. Es ist ja sehr begreiflich, daß diese Gebräuche mit der Aus-
breitung des Christentumes immer mehr eingeschränkt wurden, daß
aber diese Einschränkung lange Zeit hindurch nur darin bestand, daß
die früher ganz öffentlich geübten Bräuche in der Zeit der Christiani-
sierung bloß im geheimen geübt werden konnten. Insbesondere die
bei Leichenbestattungen üblichen heidnischen Bräuche wurzelten so
tief im Glauben des Volkes, daß wir uns nicht wundern dürfen, wenn
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. IX, 1. 9
130
wir hören, daß in Böhmen noch Herzog Wratislaw IL. die Bestattung der
Toten „in Wäldern und auf Feldern‘ (d. h. außerhalb der christlichen
Friedhöfe) durch strenge Strafen abzustellen suchte (nach Cos mas, II, 4).
Eifrige Anhänger des alten Glaubens werden es immer versucht haben,
die diesbezüglichen Verordnungen zu umgehen; einen Ausweg fanden
sie entweder in Teilbestattungen, die leichter durchzuführen waren als
Bestattungen des ganzen Leichnams, oder auch in der Anlage von
„Brsatzgrábern“, in denen zwar nichts von der Leiche selbst, wohl
aber das bei den regelrechten Bestattungen übliche Opfer — zumeist
wohl in Gefäßen mit Speisen und Getränken bestehend — bestattet
wurde. In der Übergangszeit herrschte notgedrungen eine gewisse Tole-
ranz, die uns die Häufigkeit der Ersatzgräber erklärlich macht; je mehr
das Christentum Wurzel faßte, desto strenger verfolgte man auch die
Anlage der Ersatzgräber in Wald und Feld, ohne jedoch damit den
heidnischen Brauch gänzlich ausrotten zu können. Was sich vordem
in der freien Natur abspielte, wurde zunächst ganz in der altherge-
gebrachten Weise im geheimen, d. h. innerhalb der Wohnhäuser, durch-
geführt. Auch dies mag eine Zeitlang stillschweigend geduldet worden
sein; der Tote wurde auf dem Friedhofe nach christlichem Ritus be-
erdigt, während die heidnische, mit Opferungen verbundene Leichen-
feier im Hause abgehalten wurde. Hierbei wurden mit Vorliebe die
in der spätheidnischen Zeit auch als Grabgefäße verwendeten Urnen
benutzt; die oft große Zahl der Votivgefäße deutet darauf hin, daß die
Teilnehmer an der Totenfeier — Verwandte und Freunde — solche
Gefäße mit entsprechendem Inhalte mitgebracht und dem Dahin-
geschiedenen gewidmet haben, wie esähnlich nach J. Grimm (,‚Deutsche
Mythologie“, Seite 28 der „Nachträge“, III. Band) auch die „Hak.
goda saga“ (c. 16) berichtet.
Ohne Zweifel versuchte die Kirche nach und nach auch diesen,
seine heidnische Abstammung immer noch zu deutlich verratenden
Brauch auszurotten; es scheint demgemäß auch die Furcht vor Ent-
deckung mitbestimmend gewesen zu sein bei der Übung, die Totenopfer
in tiefen Gruben zu bestatten, und auch das Einmauern der Opfergaben
(Gefäße mit Inhalt, Tiere, Hühnereier usw.) scheint ursprünglich nur
den Zweck gehabt zu haben, eine Entdeckung der verbotenen Handlung
tunlichst zu erschweren.
In der jüngeren Gruppe der Opfergruben ist die altertümliche
„Graburne‘“ durch die ‚„Metbecher‘ ersetzt; da diese Becher, obwohl
sie mitunter auch Speisereste, Tierknochen, Eier u. dgl. enthalten,
131
offenbar Trinkgefäße waren, so scheint allmählich an Stelle des Toten-
mahles ein festliches Trinkgelage getreten zu sein, wobei jedoch immer
noch mindestens ein Teil der uralten Opferbräuche in Übung blieb.
Gerade bei den Metbechern ist die von mir bereits wiederholt betonte
Frische der Gefäße in der Regel so auffallend, daß niemand daran
zweifeln kann, daß diesen Gefäßen ein ritueller Charakter zukommt;
auch von den Opfergefäßen des Altertums wissen wir ja, daß sie in
der Regel nurein einziges Mal benutzt werden durften. Das nicht seltene
Vorkommen von Brandstellen steht ebenfalls im Einklange mit der
hier vertretenen Anschauung über den Charakter der Opfergruben.
Man braucht dabei durchaus nicht bis auf die „Anbetung des Feuers“
zurückzugehen, sondern sich nur zu erinnern, welche Rolle das Feuer
im Totenkultus schon seit der älteren Bronzezeit gespielt hat. Auf die
Bedeutung der Ofenkacheln in unseren Opfergruben habe ich schon
in meiner Abhandlung über die ‚„Pseudo-Zisternengräber‘“ kurz hin-
gewiesen; viele von diesen Kacheln sind vollständig erhalten
und ungebraucht, so daß sie nicht einfach als weggeworfene Stücke
bezeichnet werden können. In einzelnen „„Schůsselkacheln““ fand ich —
wie bereits flüchtig angedeutet wurde — denselben Inhalt wie in den
Urnen, was doch wohl auch kein bloßer Zufall sein kann. Die allerdings
seltenen „Topfkacheln“ erinnern einerseits an die römische Kachelform,
anderseits aber auch an die „„Kugeltöpfe‘‘ Deutschlands, die als rituelle
Gefäße anerkannt sind und an gewisse, im römischen Ceres- und Vesta-
dienste verwendete Gefäße gemahnen. Selbst das nicht gerade seltene
Vorkommen von einzelnen größeren Steinen oder förmlichen Stein-
lagen in den Opfergruben wird uns vielleicht erklärlicher, wenn wir uns
erinnern, daß das Auskleiden oder Belegen der Grabstätten mit Steinen
ein uralter Brauch ist, der uns das Grab gleichsam als die Wohnung
des Toten erscheinen läßt; bei der eigentümlichen Kategorie der ,,ge-
bauten‘ Gräber, deren interessantestes wohl das südrussische Hügel-
grab „Perepiatycha“ (im Gouvernement Kiew) ist, kommt dieser
Gedanke besonders klar zum Ausdruck. Nach der vollendeten
Christianisierung mußte sich naturgemäß das heidnische Moment
in allen überlieferten Bräuchen immer mehr, mitunter sogar bis zur
Unkenntlichkeit, abschwächen. Da die Beziehungen der Opfergruben
zum heidnischen Totenkultus nicht zum Ausdrucke gebracht werden
durften, so suchte man die seit alters her übliche Feier, die mit der
Versenkung von Gefäßen, Speiseresten, Tierknochen u. dgl. in eine
Grube verbunden war, mit dem Hausbaue selbst in Verbindung zu
9*
132
bringen, zunächst vielleicht in der Weise, daß man bei Beginn oder auch
bei Beendigung des Baues eine tiefe Grube aushob und in dieser die
bei dem ‚‚Baufeste‘‘ verwendeten Gefäße (oder auch nur einzelne
Scherben derselben sowie Speisereste begrub. Durch lange Zeit durfte
dieses Fest stillschweigend als Ersatz der ehemals bei der Leichenfeier
üblich gewesenen Festlichkeiten (Mahlzeiten, Libationen, Opferungen)
aufgefaßt worden sein, gleichwie die Grube selbst, welche die „Er-
innerungen““ an das „Baufest“ aufzunehmen bestimmt war, ein Ersatz
war für die „Opfergrube‘‘ der spätheidnischen Zeit.
So ist im Laufe der Zeit aus dem ursprünglichen ‚Totenopfer“
ein „Bauopfer“ geworden. Ich glaube nicht, daß es richtiger wäre,
jeden Zusammenhang der Opfergruben mit dem heidnischen Toten-
kultus einfach zu leugnen und die Gruben als selbständige ‚‚Bauopfer-
gruben“, d. h. als Ausdruck eines besonderen, speziell im Bauwesen
herrschenden Aberglaubens aufzufassen. Gegen die letztere, allerdings
sehr bequeme Auffassung spricht meiner Ansicht nach insbesondere
der Umstand, daß sich nicht nur in einer und derselben Grube die
Gefäßschichten wiederholen, sondern daß sich nicht selten im Baugrunde
eines und desselben Hauses mehrere Opfergruben vorfinden, auch
dann, wenn die Baufläche eine verhältnismäßig kleine ist. Diese Tat-
sachen lassen sich mit der von mir angenommenen Genesis der ,,Opfer-
gruben“ sehr gut, mit der Annahme hingegen, daß diese Gruben
nichts anderes sind als Bauopfergruben, die keine Beziehung zum
Heidentume haben, wohl kaum in Einklang bringen.
Es ist ferner noch zu berücksichtigen, daß das „„Bauopfer“ als
solches wohl nicht älter sein kann als das Bauen selbst, d. h. das Bauen
von festen, dauernden Unterkünften. Der Nomade, der bald hier, bald
dort sein Lager aufschlägt, wird sich wohl kaum veranlaßt sehen, zur
Sicherung seines luftigen Zeltes ein besonderes Opfer darzubringen.
Ebenso finden wir auch in den für ein dauerndes Wohnen bestimmten,
mitunter sehr ansehnlichen Siedelungen der jüngeren Steinzeit und der
vorgeschichtlichen Metallzeit nichts, was auf die Darbringung von
Bauopfern hinweisen würde. Die sogenannten „Abfallgruben‘ wurden
zwar, wie mehrfach nachgewiesen erscheint, schon in der jüngeren
Steinzeit mitunter auch als Grabstätten und vielleicht auch als Opfer-
stätten benutzt; diese Tatsachen lassen sich jedoch ebensowenig mit
einem eigentlichen Bauopfer verknüpfen, wie die nach Livius im alten
Rom bis zum Jahre 300 u. c. — wenn auch vielleicht nur ausnahms-
weise — geübte Bestattung der Toten innerhalb der Wohnhäuser.
133
Meiner Ansicht nach kann von einem wirklichen ,,Bauopfer“,
d. h. einem Opferbrauche, welcher den Zweck hat, den dauernden
Bestand des Bauwerkes zu sichern, bei uns erst von dem Zeitpunkte
an die Rede sein, als die solide Bauweise, das Bauen mit Stein und Mörtel,
zu einer allgemeineren Anwendung kam. Es heißt zwar, daß es in Mittel-
europa schon um die Mitte des 1. Jahrtausends der christlichen Zeit-
rechnung gemauerte Burgen gegeben habe und daß die „zwischen dem
Main und der Rednitz“ wohnenden Slawen (nach einer bei Kalina
von Jäthenstein zitierten Stelle aus „Eccard. comment. de
rebus frane. orient.“, II, Seite 894) schon im 9. Jahrhunderte steinerne
Kirchen erbaut haben; es handelt sich da aber gewiß nur um besondere
Ausnahmen, die eben als solche von den Chronisten vermerkt worden sind.
Kosmas von Prag bezeichnet die angeblich aus dem Anfange des
10. Jahrhunderts n. Chr. stammende Stadtmauer von Altbunzlau als
den ältesten Steinbau dieser Art; man wird deshalb annehmen dürfen,
daß das „aedificare opere romano“ in unseren Ländern erst ver-
hältnismäßig sehr spät in Übung gekommen ist und daß also auch das
Bauopfer als solches bei uns kein sehr hohes Alter haben kann, während
sich anderseits den Opfergruben analoge Vorkommnisse bis in eine Zeit
zurück verfolgen lassen, in welcher das Bauen massiver Häuser ganz
gewiß noch nicht üblich war.
Es ist für uns nicht leicht, die mit dem heidnischen Totenkultus
‘verbundenen Zeremonien all des Beiwerkes zu entkleiden, welches
strenge genommen nicht dazu gehörte, wie dies z. B. für einen Teil
der Opferbräuche gelten dürfte. Es scheint jedoch, daß gerade dieses
akzessorische Rankenwerk den eigentlichen Brauch nach und nach
so üppig überwuchert hat, daß es dann selbst als das Wesentliche
erschien. Die ursprüngliche Bedeutung der Opfergruben war bald in
Vergessenheit geraten und deshalb kam auch das Ausheben tiefer Gruben
als unbequem und nicht mehr zeitgemäß rasch außer Übung; bloß die
leicht ausführbare Beisetzung oder Einmauerung einzelner Gefäße,
Gefäßscherben, Tierleichen, Schädel, Knochen, Eier und dergleichen
wurde noch beibehalten, hie und da sogar bis in die neueste Zeit. Derlei
Vorkommnisse werden zwar allgemein als Äußerungen eines aber-
_ gläubischen Brauches aufgefaßt, das eigentliche Wesen dieses Brauches
jedoch nur selten erkannt. Zumeist finden wir die Ansicht ausgesprochen,
daß es sich um einen „Abwehrzauber“ handle; gewisse Vorkommnisse
werden als wirkliche Opfer aufgefaßt, als Opfer ‚‚entweder an die Erde
selbst oder an die Geister, die als Besitzer des Grundes und Bodens
154
gedacht werden, auf dem der Neubau sich erheben soll“ (Sartori,
loc. eit., Seite 28). Auch K. J. Erben vertritt in seiner Abhandlung:
„Obetoväni zemi“ („Časopis“ des königl. böhm. Museums, 1848,
1. Heft, Seite 33 ff.) in geschickter Weise die Ansicht, daß es
sich bei den Bauopfern in erster Linie um ein der Erde dargebrachtes
Opfer handle. Da die Erhaltung des menschlichen Lebens von der
Erde abhängig ist, hat man nach dem genannten Autor schon in alter
Zeit die Erde als ein höheres Wesen verehrt und ihr Opfer dargebracht.
Da nun durch die Aufführung von Bauten das menschliche Leben
besser geschützt wird, der Erde aber hierdurch zahlreiche Opfer entgehen,
so muß dieselbe für diesen Entgang durch die Darbringung eines be-
sonderen Opfers gleichsam entschädigt werden. Nicht nur zahlreiche
Sagen, sondern auch viele Funde von Menschenknochen in demolierten
Bauwerken geben nach K. J. Erben Zeugnis dafür, daß sich die Opferung
von Menschen bei der Aufführung von Bauten bis tief in das christliche
Mittelalter erhalten hat. Der genannte Autor bringt auch mehrere
Belege bei für die tatsächliche Auffindung menschlicher Skelette im
Mauerwerke alter böhmischer Burgen; weitere Belege finden sich bei
P. Sartori, doch meint der letztgenannte Autor (loc. cit., Seite 9),
daß es sich nicht entscheiden lasse, ob hier ‚etwas dem Bauopfer Ahn-
liches, eine Strafe oder ein Verbrechen‘ vorliege. Die Erzählungen
und Sagen, die sich an die eingemauerten Menschenskelette knüpfen,
deuten die Einmauerung gewöhnlich als Strafe oder auch als einen Akt
der Rache oder der Grausamkeit, weil, wie K. J. Erben bemerkt,
der ursprüngliche Zweck des Einmauerns dem Volke nicht einmal
mehr als Überlieferung bekannt ist. In gewissen Gesängen der Süd-
slawen wird jedoch der wahre Grund des Einmauerns angegeben;
als interessantes Beispiel teilt K. J. Erben die tschechische Übersetzung
eines Liedes mit, in welchem die Gründung der Burg Skadra (Skutari)
besungen und hierbei die Einmauerung einer Mutter an Stelle ihres
Kindes geschildert wird. Merkwürdig ist, daß ab und zu auch noch in
neuerer Zeit der Gedanke an die Notwendigkeit eines Menschenopfers
auftaucht; so soll nach J. Grimm (loc. eit. II, Seite 956) noch im
Jahre 1843, gelegentlich des Baues einer Brücke in Halle a. S. das Volk
sewähnt haben, ‚daß man eines Kindes zum Einmauern in den Grund
bediirfe“ und im indischen Archipel wird angeblich heute noch nicht
selten der Kopf eines frisch getöteten Menschen in die Fundamente von |
Bauwerken gelegt (Belege nach Wilken und Liebrecht bei P. Sartori, loc.
cit., Seite 40). Die Einmauerung von allerlei Tierleichen oder leeren kleinen
135
Särgen wird ziemlich allgemein als ein ,,Ersatzopfer‘* aufgefaßt; nach
- K.J.Erben gehört auch das Einmauern von Steinen, aufdenen die Gestalt
eines Kindes ausgehauen ist, hierher (Beispiele : Die vom Endedes 11. Jahr-
hunderts stammende Klosterkirche in Tepl; eine Kirche in Budweis).
Wenn auch nach dem eben Mitgeteilten an der Existenz von
Menschenopfern, die anläßlich des Beginnes oder der Beendigung
eines Baues als echte „„Bauopfer“ dargebracht wurden, kaum gezweifelt
werden kann, so muß doch anderseits bemerkt werden, daß die Opferung
lebender Menschen in der vorchristlichen Zeit auch aus anderen An-
lässen, die mit dem Bauwesen in gar keinem Zusammenhange standen,
üblich war. So erzählt die Ynglingasaga, daß bei einer in Schweden
ausgebrochenen Hungersnot viele Menschen, zuletzt sogar der König,
geopfert wurden. Die Germanen sollen mitunter ein lebendes Kind
begraben haben, um ein anderes Familienglied am Leben zu erhalten
und noch in den ersten Zeiten der Christianisierung soll es nicht selten
vorgekommen sein, daß die Christen ihre Knechte an Heiden zu
Opferungszwecken verkauft haben (vgl. J. Grimm, loc. cit. I, Seite 37).
Über die Zeit, in welcher die Bauopfer aufgekommen sind, ist
uns nichts bekannt; wir können somit auch über die älteste Form
des Bauopfers nichts Bestimmtes angeben, ja nicht einmal behaupten,
daß es schon ursprünglich einen mit dem Bauwesen verknüpften
spezifischen Opferbrauch gegeben habe. Die heute noch bei
monumentalen Bauten üblichen Zeremonien der Grundstein- und Schluß-
steinlegung, das Aufpflanzen eines Bäumchens bei Erreichung der
„Mauergleiche‘“ und verschiedene, hie und da angeblich noch heute
vorkommende Geheimbräuche des Maurergewerbes erscheinen uns teils
als spezifische Baufeste, teils als Ausflüsse des im Volke noch immer
sehr tief wurzelnden Aberglaubens; ihre Herkunft von ehemaligen
Opfergebräuchen läßt sich wohl für einzelne Fälle mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit vermuten, in keinem einzigen Falle jedoch mit
Sicherheit nachweisen. Auch über das Alter der Bauopferbräuche
in außereuropäischen Ländern sind wir vorläufig noch so mangelhaft
unterrichtet, daß wir nicht unterscheiden können, was an diesen Bräuchen
autochthon und was auf europäischen Einfluß zurückzuführen ist.
Im Verbreitungsgebiete der brunnen- und schachtartigen ‚„Opfergruben“
zeigen jedoch zahlreiche Bräuche, die man als ‚„Bauopfer“ im weiteren
Sinne aufzufassen pflegt, so deutliche Beziehungen zum heidnischen
Totenkultus, daß meiner Ansicht nach ein genetischer Zusammen-
hang derselben mit dem letzteren angenommen werden muß.
Robert von Zimmermann.
Von Dr. Bernhard Münz.
Johann Friedrich Herbart hinterließ eine weitverzweigte Schule
von Anhängern, welche mit Eifer und Überzeugungstreue bemüht
waren, seine realistische Weltanschauung sowohl schriftstellerisch
als auch vom Katheder herab zu verbreiten. Einer ihrer hervorragendsten
und vornehmsten Vertreter war Robert Zimmermann, der an ver-
schiedenen österreichischen Universitäten als akademischer Lehrer
ersprießlich gewirkt und Generationen von Jüngern der Philosophie
und Jurisprudenz um sich geschart hat. Er verdient nebst Exner
und Volkmann der eigentliche Vorkämpfer der Herbartschen
Schule in Österreich genannt zu werden. Sittlicher Ernst, methodische
Strenge, wissenschaftliche Bedächtigkeit und ästhetisches Maß drückten
seinen Vorträgen und Schriften den Stempel auf. Wie bei Herbart,
so standen auch bei ihm lichte Klarheit des Geistes und in sich gefestigte
stetige Ruhe des Gemütes nicht nur nebeneinander, sondern sie weckten,
steigerten und veredelten sich gegenseitig.
Robert Zimmermann wurde am 2. November 1824 in Prag
als Sohn eines Schulrates geboren. Er legte die Gymnasialstudien in
Prag unter der Leitung seines Vaters zurück und besuchte dann die
dortige Universität, wo ihm der um die Entwicklung der Wissenschaft
und des Unterrichtswesens in Österreich hochverdiente Franz Exner
den Sinn für die Philosophie, insbesondere die Herbartsche, erschloß,
welche den poetisch veranlagten Jüngling 1841 zu dem sinnigen Kampf-
gedichte gegen die spekulativen Philosophen, die alle vorbereitenden
Grundlagen vernachlässigten, den Leitfaden der Erfahrung verschmähten
und sofort, in kühnem Aufschwunge, zu der Lösung der innersten Welt-
rätsel eilten, begeisterte:
Es gibt zu klar sich euren Blicken dar;
Weil es nicht prahlt, drum dünkt es euch gewöhnlich,
Ihr wollt in Luft euch baden gleich dem Aar,
Und mit der Erde bleibt ihr unversöhnlich.
BETEN.
137
Wes ist die Schuld, daß brach der Boden liegt,
Und ihr verzweifelnd weg von ihm euch wendet?
Weil ihr im Himmel neue Furchen pflügt,
Eh’ noch der Erdenacker umgewendet!
Es war für seine nachmalige wissenschaftliche Tätigkeit von großem
Vorteile, daß er, ähnlich dem Mathematiker Drobisch, welcher den
Lehrstuhl der Philosophie und Mathematik in Leipzig innehatte, durch
die Pforten der Mathematik, Physik und Astronomie in die Hallen
der Philosophie eintrat. Bei der Fortsetzung seiner Studien an der Wiener
Universität wirkten namentlich Ettingshausen in der Physik,
Schrötter in der Chemie und Littrow in der Astronomie auf ihn ein.
Am 26. Mai 1846 erwarb er in Wien den philosophischen Doktorgrad
und wurde im März 1847 Assistent an der Wiener Sternwarte. Im
Sturmjahre 1848 war er Mitglied der Studentenlegion und schuf damals
sein berühmt gewordenes Gedicht an die ,,Márzgefallenen““. Im März 1849
habilitierte er sich unter den verheißungsvollen Auspizien der eben erst
verkündigten Lehr- und Lernfreiheit als Privatdozent der Philosophie
an der Wiener Universität. Er machte rasch Karriere. Er wurde noch in
demselben Jahre zum außerordentlichen Professor der Philosophie an
der damaligen Universität in Olmütz ernannt; in das Jahr 1852 fällt
seine Beförderung zum ordentlichen Professor der Philosophie in Prag;
im April 1861 trat er die Wiener Professur an. Seiner segensreichen
Wirksamkeit setzte der Tod am 1. September 1898 ein Ziel.
Von seiner wissenschaftlichen Besonnenheit legt schon der Umstand
Zeugnis ab, daß er das Heil der Philosophie nicht in neuen Systemen
sucht, sondern in der Erkenntnis der Wahrheit, von der jedes System
nur ein Bruchstück ist. Sie ist ihm die eine und ganze und unabhängig
von der Art und Weise, wie sie erkannt und aufgefaßt wird. Er sieht
die Aufgabe der Philosophie in der Auffindung der Mittel, durch die
sich der menschliche Geist darüber vergewissern kann, daß er in seinen
Gedanken den Abdruck der objektiven Wahrheiten und ihres inneren
notwendigen Zusammenhanges besitzt. Je mehr sich die Denker bewußt
werden, an der Philosophie den gemeinsamen Stoff ihres Denkens
und Forschens zu haben, welcher unabhängig von der Persönlichkeit
des Denkenden und der Operation des Gedachtwerdens selbst, an sich
und in sich ein selbständiges Dasein führt und eine begründende wie
abfolgende Gliederung enthält, desto mehr werden sie sich dem Gedanken
nähern, daß an dem Aufbaue der Wissenschaft in der Erkenntnis nicht
138 ;
bloß der einzelne, sondern alle gemeinsam und in Übereinstimmung
zu wirken berufen seien. „Teilung der Arbeit und Organisation der-
selben“, läßt sich Zimmermann sehr richtig vernehmen, ‚ist die
Losung der Zeit, wie auf dem gesellschaftlichen Felde, so auf jenem
der Wissenschaft. Warum sollten nur die Philosophen von dem all-
gemeinen Drange sich eigensinnig ausschließen? Soll der Charakter
ihrer Wissenschaft als der Wissenschaft aller Wissenschaften etwa
darin bestehen, daß sie über der Sorge für das Ganze die Teile desselben
vernachlässigt, oder nicht vielmehr darin, daß sie durch die sorgfältigste
Prüfung der letzteren ein vollendetes und in sich vollkommenes Ganzes
erst erschafft?““ Mit Freude begrüßt er daher die sich mehrenden Mono-
graphien, welche, ein eigenes Feld philosophischer Forschung sich
absteckend, dasselbe mit sorgfältiger Genauigkeit prüfen und durch-
gehen, als ebenso viele Bausteine zur Vollendung des gemeinsamen
Bauwerkes. Je gründlicher bestimmte Gebiete der Wissenschaft sowohl
in neueren als in früheren Bearbeitungen erschöpft werden, desto
sicherer erwartet er von ihnen Gewinn für das große Ganze derselben.
Er sieht in der Rückkehr zum Guten einen Fortschritt. Er er-
bringt in zahlreichen Abhandlungen den Nachweis dafür, daß das Gute
nicht alt wird und nicht alles Alte verwerflich ist. Er gehört zu den
nicht allzuhäufig anzutreffenden Persönlichkeiten, die die Geschichte
nicht umsonst studiert, sondern aus ihr eine Richtschnur ihres Lebens
und Strebens geschöpft haben. Darum erblickt er in der Geschichte
der Philosophie kein Golgatha gekreuzigter Systeme, sondern eher
einen botanischen Garten, in dem vielerlei Pflanzenarten zu verschiedenen
Zeiten sprossen, blühen und reifen. Er läßt sich die Auswüchse der
einander bekämpfenden Methoden als eindringliche Warnung dienen
und richtet danach seine Denkweise ein. Dieselbe knüpft an das Ge-
gebene als einzigen Ausgangspunkt an und ist insoferne empirisch;
sie begnügt sich aber keineswegs mit jedem beliebig Gegebenen oder
dafür Ausgegebenen und ist insoferne kritisch. Sie erkennt die subjektive
Qualität des sinnlichen Erfahrungsstoffes an und istinsoferne idealistisch;
aber sie dehnt dieselbe weder auf das verborge An-Sich noch auf die
Formen der Erscheinung aus und insoferne ist sie realistisch. Indem sie
dem Empirismus die berechtigte Empirie ohne gedankenlose Gläubigkeit
und dem Idealismus die Idealität der Erscheinungswelt ohne die Auf-
lösung derselben in reinen Geist entlehnt, ist sie die Gegnerin zugleich
und die Vermittlerin der beiden entgegengesetzten Weltanschauungen in
der Schule und auf dem Boden eines geläuterten Kritizismus. Philosophie
EEE
159
und Erfahrung sind unserem Philosophen für einander unentbehrlich;
die philosophische Aufgabe der Gegen wart gipfelt ihm in der Berichtigung
aller gegebenen Erfahrung. ,, Wie von selbst‘, sagt er, „hat der historische
Entwicklungsgang die Philosophie zu einer Methode zurückgelenkt,
welche, weniger vielversprechend in ihren Verheißungen und vielleicht
weniger glänzend in ihren nächsten Ergebnissen, im Erfüllen der ersteren
und im Sichbewähren der letzteren zuverlässiger sich erweisen dürfte
als so manche ihrer hochfahrenden Vorgängerinnen. Ebensoweit entfernt
von eitler Selbstüberhebung über, wie von feiler Willfährigkeit gegen
das tätsachlich Gegebene, will sie die äußere Erfahrung weder ersetzen
noch umstoßen, aber auch nicht, wie sie gegeben ist, behalten, wenn
die Gesetze des Denkens sich mit ihr nicht in Übereinstimmung be-
finden. Ebenso unfähig, das reine Denken um der Erfahrung, wie diese
um jenes willen fallen zu lassen, sucht sie in möglichen oder tatsächlich
vorliegenden Widersprüchen beider nur die freudig begrüßten Antriebe
zu weiter gehender Forschung.“
Mit vollstem Rechte äußert sich Zimmermann über Kant,
das durch ihn in der Geschichte des geistigen Lebens der Menschheit
aufgeschlagene neue Blatt sei im Laufe der Zeit zum Palimpsest aus-
geschlagen. Den ursprünglich von der äußeren und inneren Erfahrung
und einem unbestechlichen sittlichen Pflichtgefühle diktierten Text
haben die vielfachen kreuz und quer darüber geschichteten Neu-
schriften nicht völlig verlöscht, aber fast unkenntlich gemacht. Die
Herstellung seines Buchstabens sei Sache der in der Gegenwart mit
bisweilen ausschweifender Gründlichkeit gepflegten Kant-Philologie;
die Herstellung seines Geistes bleibe nach wie vor Aufgabe der seit
Kant und von Kant aus Philosophierenden. Und weil unser Philosoph
sich in den Geist Kants vertieft hat, weiß er es zu würdigen, daß
Herbart schon beim Erscheinen der ersten Ausgabe des Schopen-
hauerschen Hauptwerkes im Jahre 1819 scharfsinnig gefragt hat, wie
angesichts dessen, daß das Kantsche Ding an sich nach des Verfassers
Versicherung schlechterdings nicht erkennbar ist, uns der Wille als
solches bekannt werden könne. Das Unvorstellbare, sollte man meinen,
könne, wenn niemals vorgestellt, auch niemals gewußt werden! Daß
der Wille, wie Schopenhauer sagt, ‚‚die deutlichste, am meisten ent-
faltete, vom Erkennen unmittelbar beleuchtetste der Erscheinungen
des Dinges an sich“ sei, löst nach Zimmermann das Rätsel nicht,
sondern verwickelt es noch mehr; denn nun soll der Wille, der ‚allein
das Ding an sich‘ ist, zugleich dessen, also seine eigene Erscheinung
140
sein. Der Ausweg, daß das Ding an sich Wille sei, ist nicht sowohl eine
Lösung, als vielmehr ein Sprung, um der Charybdis des Idealismus
zu entgehen. Derselbe wird dadurch, daß er im Laufe der Entwicklung
der deutschen Philosophie seit Schopenhauer von anderen nach-
gemacht wurde, weder erlaubt noch gefahrlos. Trotz aller neuen und
neuesten Erkenntnistheorien, welche jede Leipziger Messe jahraus,
jahrein so sicher bringt, wie der Acker den Weizen und das Unkraut,
gilt der Ausspruch Zimmermanns: „Solange in der Philosophie
das Kunststück, um die Ecke zu schauen, d. h. das Unvorstellbare
ohne Vorstellung vorzustellen, nicht erfunden ist, wird es bei der Selbst-
bescheidung Kants, daß vom Seienden wohl dessen ‚Daß‘, nimmer-
mehr aber dessen ‚Was‘ erkennbar sei, sein Bewenden haben müssen.“
Zimmermann entfaltete eine fruchtbare literarische Tätigkeit.
Wir ersehen aus derselben, daß er sein Leben lang ein Vorkämpfer
Herbarts war, welcher den scheinbar so bequemen Weg der Ableitung
aller philosophischen Wahrheiten aus einem einzigen Prinzip verlassen,
den Ausgangspunkt des Philosophierens in die vielgestaltige Sinnen-
welt verlegt und überdies den mathematischen Kalkül an die Stelle
genialer Intuition gesetzt hat. Er hielt zu Herbart in der festen Über-
zeugung, daß er mehr als die Anhänger anderer Richtungen Kant
treu geblieben ist. Diese Überzeugung besteht freilich nicht vor dem
Richterstuhle der Kritik. Allerdings hat Herbart sich selbst einen
Kantianer genannt; sein Geistesgang zeigt jedoch nirgends eine merkbare
Beeinflussung durch Kant. Seine Metaphysik berührt sich mit Kants
Kritizismus nur insofern, als er mit ihm lehrt: ,,Unser Begriff von einem
Gegenstande mag enthalten, was und wie viel er wolle, so müssen wir
doch aus ihm herausgehen, um diesem die Existenz beizulegen.“ Allein
bei näherer Betrachtung wird uns klar, daß diese Berührung nur eine
scheinbare, durch Worte und Ausdruck hervorgerufene ist und daß
Herbart in Wirklichkeit mit seiner Lehre vom absoluten Sein gar nicht
auf dem Boden der Kantischen Philosophie steht. Kant behauptet,
daß das Dasein nicht ein Prädikat oder eine Determination irgend eines
Dinges sei; er nennt das Dasein absolute Position. Absolute Position
und Wirklichkeit ist ihm dasselbe und er benützt die Einsicht in das
Wesen des Daseins, um die Anmaßung der hergebrachten metaphysischen
Spekulationen, die leere Hirngespinste sind, zurückzuweisen. Herbart
spricht auch vom absoluten Sein, von absoluter Position. Aber schon
an der ersten Stelle, wo von dem Sein die Rede ist, erklärt er es für
„absolute Ruhe und Stille, feierliches Schweigen über der Spiegelfläche
141
des ruhenden Meeres“ und stets schließt er von der absoluten Position
alle Negationen und Relationen aus. Herbarts Begriff der absoluten
Position, aus welchem unmittelbar seine Lehre von den unveränder-
lichen Realen hervorgetrieben wird, ist also ein ganz anderer als der
Kants. Kants Begriff vom Dasein verweist ihn direkt auf die Er-
fahrung, Herbarts Begriff setzt ihn in Widerspruch mit derselben.
Herbart hat die Kantische Philosophie nur soweit berücksichtigt,
als sie wirklich oder scheinbar sich mit seinen eigenen Meinungen ver-
schmelzen ließ.
Zimmermann war indes keineswegs ein blinder Nachbeter
seines Meisters, er hat vielmehr die Mängel seiner Philosophie aufgedeckt.
Von den vielen Einwürfen, welche gegen Herbarts Versuch, mittels
seiner Theorie der Selbsterhaltungen die empirische Tatsache der
- Veränderung zu erklären, erhoben wurden, finden sich die triftigsten
in seinen frühesten Monographien: „Leibniz’ Monadologie“ (1847) und
„Leibniz und Herbart““ (1849), welche letztere in Olmütz das Licht der
Welt erblickte und von der dänischen Gesellschaft der Wissenschaften
mit dem Preise gekrönt wurde. Ebenso zog er in der „Ästhetik als Form-
wissenschaft‘ (1865) gegen die Annahme der einfachen Empfindungen
zu Felde. Vollends setzte er seiner Selbständigkeit in der ,,Anthro-
posophie“ (1882), die eine Fortbildung und Umbildung des Herbart-
schen Ideenkomplexes bietet, die Krone auf. Er leitet den Begriff der
Philosophie von ihrem uralten Namen ab, demzufolge sie nicht nur das
Wissen zu erforschen, sondern auch das Gewußte in die Wirklichkeit
einzuführen hat, da man dasjenige, was man liebt, zu verkörpern bemüht
ist. Nach Herbart erlangt die Philosophie das Wissen durch Be-
arbeitung von Begriffen, Zimmermann will aber die Philosophie
als Wissenschaft zur Kunst der Verwirklichung ihrer Begriffe steigern.
Als Wissenschaft hat sie die durch Erfahrung gewonnenen oder durch
Gewöhnung und Überlieferung überkommenen Begriffe von dem,
was wirklich und wahr ist, zu wirklichen, d. h. stichhältigen Begriffen
© umzuarbeiten; als Kunst hat sie die Aufgabe, das in bloßen Gedanken
oder in Sachen bestehende Wirkliche zu einem den Anforderungen
des Begriffes gemäßen Wirklichen umzusetzen. Die Philosophie als
Wissenschaft hat Begriffsmuster, die Philosophie als Kunst Muster-
begriffe darzustellen. Jene bedürfen eines Musters, dem sie als muster-
haft zu entsprechen haben, diese dagegen sind selbst Muster, welchen
die Sachen entsprechen sollen. In jedem Begriffe läßt sich aber, was
ihn zum Begriffe macht, seine Form und, was ihn zu diesem besonderen
142
Begriffe macht, sein Inhalt unterscheiden. Das Muster, dem jeder Begriff
zu gleichen hat, um als musterhaft zu gelten, kann sich mithin sowohl
auf seine Form als auf seinen Inhalt oder auch auf beide zugleich be-
ziehen. Es wird daher eine Musterform geben, die als Norm fůr alle
Begriffe ohne Unterschied gilt, und eine Musterform, deren Norm je
nach dem gemeinsamen Inhalte bestimmt wird. Die Normen, die sich
auf alle Begriffe, welche für musterhalt gelten sollen, erstrecken,
machen den Inhalt der Logik aus. Die je nach ihrem Inhalte, der ein
Seiendes oder ein Nichtseiendes sein kann, ihre Norm empfangenden
Begriffe machen den Inhalt der philosophischen Physik oder Metaphysik
und der Ästhetik aus. Die Metaphysik entwickelt die Musterbegriffe
des Wirklichen durch die Bearbeitung des Rohmateriales der empirischen
Physik. Die Ästhetik beschafft die Musterbegriffe für Inhalte von Be-
griffen, die nicht als solche, sondern ausschließlich als gedachte Inhalte
einen Gefühlsausdruck im Gemüte des Denkenden mit sich führen,
durch welchen sie vom Denkenden beifällig oder mißfällig beurteilt
werden. Da die Äußerung des Gefallens oder Mißfallens über die unver-
meidliche Willensbetätigung zugleich eine Entscheidung über den
sıttllichen Wert, das Ethos des Wollenden in sich birgt, so können die
als Normen für das Wollen dienenden ästhetischen Begriffe für eine
besondere philosophische Disziplin, die Ethik, ausgeschieden werden.
Musterbegriffe aber für jede Art nachahmender Tätigkeit werden Ideen
genannt, und zwar als Vorbilder für das Denken, das zum Wissen
werden soll, logische Ideen, als Vorbilder für irgend eine andere auf
Hervorbringung eines Beifallswerten gerichtete schaffende Tätigkeit
ästhetische Ideen.
Die Philosophie ist also nach Zimmermann Ideenforschung,
welche die Normen der wissenschaftlichen, künstlerischen und sittlichen
Tätigkeit festzustellen hat. Die Logik und die im Geiste Herbarts
mit der Ästhetik kombinierte Ethik gehen der Metaphysik voran, und
. der Grund, warum etwas wahr, schön oder gut ist, wird stets nur in der
Form, nie in der Wirklichkeit gesucht. Erst die Metaphysik unternimmt
es, das Nicht-Ich, das Ich und das Sozial-Ich zu begreifen. Die Krönung
der Ideenforschung der Philosophie erblickt Zimmermann in der
Durchdringung des Wirklichen mit den Ideen durch die Philosophie
der Kunst. Unter Kunst versteht er hier ein auf Wissen sich stützendes
Können und er unterscheidet, je nachdem das eigene oder ein fremdes
Bewußtsein oder die physische Natur nach der Norm der Ideen um-
gebildet wird, die Bildungskunst, die Bildekunst und die bildende
143
Kunst. Die Bildungskunst formt als logische Kunst unser eigenes
Bewubtsein durch Läuterung desselben von allen dem rein wissen-
schaftlichen Interesse fremden Bestandteilen, als ästhetische Kunst
verwandelt sie das ohne Rücksicht auf ästhetische Zwecke entstandene
eigene Vorstellen in ein schönes, d. h. unbedingt wohlgefälliges. Die
. Bildekunst zielt auf Ideendarstellung im fremden Bewußtsein, und zwar
im ungeformten, jugendlichen durch erziehenden Unterricht, in dem
schon geformten, gereiften durch Regiment oder Zucht, im öffentlichen
Bewußtsein durch Staatskunst oder Regierung. Die bildende Kunst
ist Ideendarstellung in unbewußtem, sei es leblosem, sei es belebtem
Stoffe. Durch die Hineinbildung der logischen Ideen in die leblose oder
belebte Natur wird die bildende Kunst Weltverbesserung, durch die
Verwirklichung der ästhetischen Ideen in derselben wird sie Welt-
verschönerung; die Umgestaltung der Erfahrungswelt endlich im Sinne
der ethischen Ideen in eine Art Weltökonomik soll das größtmögliche
Wohlbefinden aller empfindungsfähigen Wesen, die unter den gegebenen
Verhältnissen bestmögliche Welt, den ethischen Kosmos herbeiführen
helfen. Wie die bildende Kunst Erziehung der Natur, so ist die Bildungs-
kunst eigene, die Bildekunst Erziehung des Menschengeschlechtes.
Zimmermanns Philosophie geht also weder von der Hegel-
schen Annahme aus, daß das Wirkliche als solches vernünftig und das
Vernünftige als solches wirklich sei, noch von der entgegengesetzten
Schopenhauerschen Annahme, daß das Wirkliche als solches ver-
nunftlos oder gar vernunftwidrig sei. Sie setzt vielmehr voraus, daß das
Vernünftige, welches als solches nicht wirklich ist — die Ideen —
wirklich und das Wirkliche, welches als solches nicht notwendig ver-
nünftig ist — Natur, Geist, Geschichte — vernünftig werden kann,
werden soll und werden wird, wofern jeder seine Schuldigkeit tut. Die
Verwirklichung der Ideen ist weder eine Tatsache, die in der Ver-
gangenheit, noch eine solche, die in der Gegenwart, sondern eine Auf-
‘gabe, deren Erfüllung in der Zukunft und in den Händen des Menschen
liegt. Der Traum eines goldenen Zeitalters, von dem ein nüchterner
Rationalist wie Kant als von jenem des ‚ewigen Friedens‘ und ein
extremer Positivist wie Comte als dem ,,état positif schwärmten,
wird dann realisiert sein, wenn die gesamte Ideenwelt Wirklichkeit
geworden und die gesamte Wirklichkeit von den Ideen durchdrungen, wenn
dasjenige, was Schiller das ,, Kunstgeheimnis des Meisters‘ nannte, die
„„Vertilgung des Stoffes durch die Form“ offenbar oder, wie Schleier-
macher es ausdrůckte, ‚‚die Ethik Physik und die Physik Ethik“
144
geworden sein wird. Eine solche Philosophie, welche von der mensch-
lichen Erfahrung ausgeht und doch zugleich an der Hand des logischen
Denkens über sie hinausgeht, nennt sich mit Fug und Recht eine ,,ideale
Weltansicht auf realistischer Grundlage“. Zim mer manns Weltansicht
bildet eine wichtige Etappe in der geschichtlichen Fortentwicklung
des kritischen Realismus. Will man die tiefe Bedeutung des nach-
kantischen Realismus würdigen lernen, so muß man sich mit ihr vertraut
machen.
Nächst Herbart steht im Mittelpunkte seines Interesses der
universellste Geist, den Deutschland hervorgebracht — Gottfried
Wilhelm Leibniz, in dessen Kopfe nach einem Ausdrucke Friedrichs
des Großen eine Akademie der Wissenschaften vereinigt war. Leibniz ist
ein allumfassender Denker, welcher den sich heftig befehdenden Parteien
des Idealismus und Realismus gleich nahe steht; in ihm finden sich die
Keime aller seiner Nachfolger und die Spuren aller seiner Vorgänger.
Während seine angeborenen Ideen und sein Hauptsatz: Nihil est in
intellectu, quod non fuerit in sensu, nisi ipse intellectus sich bei Kant
zu dem Kategorienschema ausbildeten, erscheint Fichtes streng
teleologische Weltordnung als eine natürliche Tochter der Leibniz-
schen Methode, darin sich das Universum spiegelt und gerade so und nicht
anders spiegeln muß, wenn der höchste Zweck des Menschen erreicht
werden soll. Bei Herbart endlich taucht das ganze Monadensystem
mit seiner indifferenten Vielheit und wechsellosen Starrheit wieder auf,
nur daß er sich statt des bildlichen Spiegels eines andern Hilfsmittels,
der „zufälligen Ansichten“, bediente. Die Vergleichung der Monadologien
der beiden Meister hat unsern Philosophen schon im Jahre 1847 in
der der Übersetzung von Leibniz’ Monadologie angehängten Abhand-
lung ‚Über Leibniz’ und Herbarts Theorien des wirklichen Ge-
schehens“ und in der ein Jahr darauf von der dänischen Gesellschaft
der Wissenschaften mit dem Preise gekrönten Schrift „Leibniz und
Herbart“ beschäftigt. Letztere hat im wahren realistischen Sinne des
Wortes die Feuerprobe bestanden. Das österreichische Generalkonsulat
in Hamburg hatte nämlich das bereits gekrönte Manuskript zugleich
mit der Verlassenschaft eines in Hamburg verstorbenen Ungarn an das
Wiener Finanzministerium gesendet. Von diesem wurde es dem Handels-
ministerium zugewiesen, hier aber von den Beamten in der Eile als zu
jener Verlassenschaft gehörig behandelt und an das damals getrennt
bestehende ungarische Ministerium des Auswärtigen in Wien abgeliefert.
Dieses schickte die ganze Erbschaft nach Ungarn an die in Tyrnau
145
lebenden Verwandten des Verstorbenen. Als es endlich den Nach-
forschungen des Handelsministeriums gelungen war, den Flüchtling
in seinem Verstecke aufzuspüren, ergab sich, daß er als „„wertlose Fa-
milienpapiere‘ längst den Flammen übergeben worden war. Habent
sua fata libelli!
Geradezu einen Markstein in der Geschichte der Wissenschaft
bedeutet Zimmermanns „Ästhetik“ (1858—1865), welche in einen
analytischen und synthetischen Teil, in eine Geschichte der Ästhetik
als philosophischer Wissenschaft und eine allgemeine Ästhetik als Form-
wissenschaft zerfällt. Er hat durch sie eine klaffende Lücke von un-
geheuren Dimensionen in der philosophischen Literatur ausgefüllt.
Er war der erste, welcher das der Rechtsphilosophie, Ethik, Logik
und Psychologie zugestandene Recht auf abgesonderte historische
Betrachtung der Ästhetik in ihrem vollen Umfange zuerkannt und
von der Theorie zur Praxis übergehend, ihren geschichtllichen Stoff
in seiner ganzen bunten Mannigfaltigkeit bewältigt, die Geschichte
der Ästhetik von Plato bis auf Lotze und Trendelen burg zum Gegen-
stande einer in sich abgeschlossenen selbständigen Forschung gemacht
hat. Ohne Eitelkeit und Selbstüberschätzung durfte er sich den ersten
Geschichtschreiber der Ästhetik nennen. Nirgends den eigenen
Standpunkt verleugnend und doch überall die vornehme Ruhe des
an sich haltenden Historikers bewahrend, hat das an sich bedeutende
Werk bei jedem Vergleiche mit späteren Unternehmungen ähnlicher
Art bisher wenigstens immer nur gewonnen. — Zimmermann war
neben Friedrich Vischer der bedeutendste Theoretiker auf dem Ge-
biete der heutigen Schönheitslehre. Die Ästhetik als Wissenschaft ist
ihm weder eine materiale, den Schein auf ein Sein beziehende, noch
eine historische, den Schein seinem Ursprunge nach erklärende, sondern
eine wesentlich formale, den Schein als Schein behandelnde Wissenschaft.
Er nimmt mit Herbart als letzte absolute Bestandteile alles Seins
die sogenannten Realen an, welche ohne Qualität, schlechthin einfach,
unveränderlich und unräumlich gedacht werden. Unser ganzes Welt-
bild kann demgemäß überhaupt nur in der Erfassung eines beziehungs-
vollen Scheines bestehen, und Gefallen und Mißfallen können sich
lediglich auf die Verhältnisse der Teile dieses Scheines nach seinem
Wie und Was beziehen. Der Gesichtspunkt, welcher das Wie, das ist
die Lebendigkeit, Kraft, Energie, Fülle und Mannigfaltigkeit des
Scheines oder deren Gegenteile ins Auge faßt, kann der Gesichtspunkt
der Quantität, derjenige, welcher die Einheitlichkeit oder Gegensätz-
Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. IX, 1. 10
146
lichkeit, die innere Übereinstimmung oder den Widerstreit des Scheine s
zum Objekte hat, der qualitative heißen. Jener umfaßt das Verhältnis,
in welchem das Quantum des vorschwebenden Scheines zu der Em-
pfänglichkeit des ästhetischen Subjektes steht, dieser begreift die Ver-
hältnisse, in welchen die Teile des Scheines zu und untereinander stehen.
Nach dem ersteren wird der starke, mit einem hohen Grade von Leb-
haftigkeit dem ästhetischen Subjekte vorschwebende Schein von dem
schwachen, nur mit einem geringen Grade von Lebhaftigkeit im Bewußt-
sein vorhandenen, der reiche, einen größeren Raum im Bewußtsein
mit mannigfaltigem Inhalt ausfüllende Schein von dem dürftigen,
mit einförmigem Inhalte erfüllten, der in sich zusammenhängende
und geordnete Schein von dem zusammenhangslosen und in sich un-
geordneten gesondert; nach dem letzteren werden in dem Inhalte des
Scheines gleiche und ungleiche, verträgliche und unverträgliche, har-
monische und disharmonische Teile unterschieden. Aus dem quantitativen
Gesichtspunkte entspringt die ästhetische Idee der Vollkommenheit,
welche darin besteht, daß der ästhetische Schein, sowohl was dessen
Vorgestelltwerden als was dessen Vorgestelltes betrifft, zum ,, Vollen
kommt“. Aus dem qualitativen Gesichtspunkte ergeben sich die ästhe-
tischen Ideen des Charakteristischen, des Harmonischen, der Korrekt-
heit und der Ausgleichung. Keine der genannten ästhetischen Ideen,
welche unverkennbar an das Vorbild der fünf ethischen Ideen bei
Herbart erinnern, ist das ganze Schöne, aber jede derselben bezeichnet
ein Element des Schönen. Die drei ersten sind die positiven Merkmale
desselben, die beiden letzten dienen ihm als negative Kriterien. Erst die
Vereinigung sämtlicher ästhetischer Ideen prägt dem ästhetischen
Scheine die Marke der Schönheit auf.
Die frühe Beschäftigung mit der Astronomie scheint bei Zimmer-
mann noch lange nachgewirkt zu haben. Man wird schwerlich fehl-
gehen, wnenn man zumal die eigentümliche Art, wie er das Naturschöne
behandelt, die tiefsinnige Konzeption der in dem stillen Walten der
Näturgesetze sich offenbarenden Schönheit, die Schilderung der
ästhetischen Reize, welche dem Weltall im ganzen, seiner harmonischen
Gliederung, seiner erhabenen Ordnung, der strengen Regelmäßigkeit
im Spiele seiner Veränderung innewohnen, auf ihre Rechnung setzt.
Allein auch seine Formulierung der ästhetischen Ideen selbst und
seine Analyse der die Vorstellung des Scheines im Gemüte begleitenden
Zusätze des Wohlgefallens oder Mißfallens haben vielfach ein mathe-
matisches oder geometrisches Gepräge. Ob aber auch die Mannigfaltigkeit
Př bin
;
147
der ästhetisch-psychologischen Erscheinungen durch seine Formeln
nicht ganz und restlos gedeckt werden mag, so war ihre Aufstellung
doch von unschátzbarem Werte; denn sie zeigten seinen Nachfolgern
deutlich und sicher die Richtung, in welcher das Schöne zu suchen ist.
Es läßt sich nun einmal nicht hinwegleugnen, daß von Zimmermann
zu Fechner, dem großen Schöpfer der Experimental-Ästhetik, ein
gerader Weg führt.
Höchst beachtenswert ıst die Grenze, welche Zimmermann
in dem in den „Studien und Kritiken zur Philosophie und Ästhetik“
(1870) befindlichen Aufsatze: ‚Ein musikalischer Laokoon““ zwischen
Musik und Poesie zieht. Er spricht, selbst auf die Gefahr hin, von
tausenden zartfühlenden Seelen als ein Barbar verschrien zu werden,
das große Wort gelassen aus, daß die Musik gedankenlos ist und dieses
Geschick mit allen freien Künsten, die Dichtung ausgenommen, teilt.
Gedanken im eigentlichen Sinne des Wortes sind eben nur streng ge-
sonderte Anschauungen, Begriffe, Urteile und Schlüsse, und diese
lassen sich nur in Worten ausdrücken. Die auffallende Tatsache, daß
Künstler, vornehmlich aber Tonkünstler, von ihrer Kunst abgesehen,
nicht selten unbedeutende Menschen sind, wäre gar nicht zu begreifen,
wenn man annähme, daß musikalische Gedanken sich mit logischen
decken. Betrachten wir aber die letzteren und die Ton-, Farben- und
Formvorstellungen als verschiedene Vorstellungskreise, so ist jene Er-
scheinung leicht zu erklären. Gerade je ausschließlicher in einem In-
dividuum ein Vorstellungskreis entwickelt ist, desto dürftiger fallen die
anderen aus. Neben reichster Ton- und Harmonienfülle findet die größte
Gedankenarmut Platz. Ungekehrt wäre bei dem Dichter, in welchem
das rhythmische, das musikalische und das Gedankenelement zusammen-
wirken, eine gleichzeitige Entwicklung aller drei dahinbezüglichen
Vorstellungskreise unschwer denkbar, wenn eine glückliche Anlage und
eine geregelte Erziehung Hand in Hand miteinander gehen würden-
Damit soll selbstverständlich dem eigentümlichen Werte der Musik
nichts genommen, nur von dem ihr angedichteten soll sie befreit werden.
Ihre allzu guten Freunde sind es, vor denen sie behütet werden soll.
Die Musik lebt und webt in Regionen, in welche das Wort sich nicht
emporzuschwingen vermag. In diesen unaussprechlichen Sphären
waltet ein Erfindungsgeist, der auf ganz andere Dinge gerichtet ist,
als auf den Ausdruck von Gedanken, welche durch Worte kürzer und
besser verständlich gemacht werden könnten. Wenn der Komponist
Gedanken auszudrücken hätte, „er würfe, je größere es sind, desto
SU
148 ;
eher ein so unbehilfliches Werkzeug wie die Tône weg und schriebe
Bücher statt dessen oder dichtete Verse““. Eben weil sein Geist auf
Schöpfungen gerichtet ist, die keine poetischen, philosophischen und
politischen, sondern rein musikalische Gedanken enthalten, darum
schafft er Harmonien und nur Harmonien. Von ihm verlangen, er solle
Gedanken haben, heißt vom Orangenbaume begehren, daß. er Birnen
tragen solle. Der Musiker braucht keinen andern Geist als den musi-
kalischen; was er sonst noch besitzt, gereicht ihm als Menschen, auch
wohl als Künstler überhaupt zum Vorteile, nicht aber als Musiker.
Zimmermann hat vieles erlebt. Er war ein lebendiger Zeuge
eines halben Jahrhunderts des Entwicklungsganges der Philosophie.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts stand die Systematik auf ihrer
Höhe, Philosophie und System waren gleichbedeutend; am Ende des
Jahrhunderts ist die Philosophie zum Aphorisma geworden, Philo-
sophie und Systemlosigkeit sind gleichbedeutend. Die Hegelsche
Schule am Anfange des 19. Jahrhunderts, das Aphorisma Nietzsches
fin de siècle! Zimmermann hat diese Wandlung mitgemacht. Er
hat das Abendrot der Hegelschen Philosophie noch mit eigenen Augen
geschaut, den Bruch innerhalb der Schule selbst beobachtet, Schelling
in seine noch im Alter jugendlich blitzenden Augen geblickt, das sar-
donische Lächeln, mit dem er die jähe Wandlung, den Ausgang des
philosophischen Heroenzeitalters begleitete, wahrgenommen, Schopen-
hauers Pessimismus und Hartmanns Philosophie des Unbewußten
auf der bunten Bildfläche auftauchen und schwinden gesehen, und
Nietzsches Umwertung der Werte ist nur eine Phase in dem Entwick-
lungsgange, den er miterlebt hat. Aber er war auch Zeuge eines andern
Schauspieles. Er hat es erlebt, daß die Philosophie, wie das Aschenbrödel
im Märchen, von den anderen Wissenschaften vor die Türe hinaus-
gewiesen worden ist, aber auch, daß sie, wie auch Aschenbrödel im
Märchen, als Königin wiederum zur Türe hereintrat. Er hat nicht einmal,
sondern wiederholt dieses Schauspiel mitangesehen. Und diese Er-
fahrung hat ihm Trost verliehen, Standhaftigkeit, Ausdauer und Zuver-
sicht für das künftige Schicksal der Philosophie, daher er mit dem
Dichter sagen konnte:
Welche wohl bleibt von allen den Philosophien? Ich weiß nicht.
Aber die Philosophie, hoff’ ich, soll ewig bestehen.
Bevor wir von unserem Ritter vom Geiste Abschied nehmen,
wollen wir noch seiner in den „„Studien und Kritiken“ unter dem Titel
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149
„Von Ayrenhoff bis Grillparzer‘ gesammelten Aufsätze über die
Geschichte des Dramas in Österreich gedenken, die Grillparzer,
wie er sich in einem Briefe an Frau Auguste von Littrow-Bischoff
vom 30. Jänner 1866 äußerte, mit großer Befriedigung gelesen hat,
„einmal, weil ich beinahe in allem seiner Meinung bin, dann hat er mich
_ auch gelobt und das ist von gescheidten Leuten immer angenehm‘.
Mündlich erklärte er dem Verfasser am 6. Jänner 1866: ,, Ich freue mich,
Sie zu sehen, ich habe Ihre Artikel . . ., die ich früher gar nicht zu sehen
- bekam, mit vollkommener Billigung gelesen. Es freut mich immer, wenn
ich eine Anerkennung finde. Die jetzigen Herren Literaturhistoriker,
. selbst gescheidte Herren, der Gervinus und Julian Schmidt, sehr
gescheidt, auch mit rechtem, gutem Willen, aber sie haben lauter
Schachteln fertig, da stecken sie einen hinein. Sie lesen den Goethe,
den Schiller, in den anderen blättern sie nur, so zwischen Schlaf und
Wachen, da sind sie gleich fertig. Und vollends über die Österreicher !“
Im Anschlusse hieran sei hervorgehoben, daß Zimmermann
das für das literarische Leben Deutsch-Österreichs eine förmliche Er-
lösung und Befreiung bedeutende Wort von der Notwendigkeit der
Gründung emer Grillparzer-Gesellschaft ausgesprochen hat. Sein
beredter Mund hat zuerst der Idee zündenden Ausdruck gegeben, es
müsse ein Mittelpunkt für alle Bestrebungen geschaffen werden, die
darauf abzielen, die aus der Verbindung hoher künstlerischer Gestaltungs-
raft mit reichem philosophischen Gehalt entsprossenen Werke des
großen Genius, in dessen Lager Österreich ist, allenthalben zu verbreiten,
durch die lebendige Rede wie durch das gedruckte Wort für die Ver-
innerlichung ihrer Volkstümlichkeit einzutreten, den südlichen Zwillings-
- bruder Heinrich von Kleists dem Geiste nach lebendig zu erhalten
durch vertieftes und erweitertes Studium seiner Werke und seiner Zeit
— der Zeit, aus welcher er emporgewachsen, und jener, welche aus
seinen Schöpfungen hervorgegangen ist. Der feinsinnige Hofschau-
spieler Joseph Lewinsky hat der Wahrheit die Ehre gegeben, da er
im Namen der Grillparzer-Gesellschaft Zimmermann am offenen
Grabe folgenden Nachruf hielt: „Wir haben einen fast unersetzlichen
Verlust erlitten, denn Robert Zimmermann vereinigte in seinem
Wesen seltene edle Eigenschaften, die ihn befähigten, einer Gemeinde
vorzustehen, deren Sinn und Zweck es ist, eine Pflegestätte deutschen
Geistes in Österreich zu sein. Er war der Begründer und bis heute der
Hüter dieser Stätte und hat sich dadurch wie durch sein gesamtes
geistiges Wirken hohe Verdienste um sein Vaterland erworben. Unsere
150
Gesellschaft erbliihte unter seiner Leitung, denn er war durch sein
tiefes Verstándnis alles Schónen, durch seinen edlen, wohlbegrůndeten
Enthusiasmus, fůr das geistige Gedeihen seines Vaterlandes zu wirken,
uns allen ein aneiferndes Muster und Vorbild. Er hat im Vorstande
durch seine in sich sichere Persönlichkeit, durch den feinen Takt seines
Geistes und Herzens allüberall den richtigen Weg zur Erreichung hoher
Ziele bezeichnet und fruchtbringend gewirkt. Er hat uns nach außen
mit aller Würde vertreten und der ganzen Gesellschaft die Bedeutung
unseres Daseins und Wirkens ins Herz und Bewußtsein geprägt. Wie
schwer aber unser Verlust ist, er wiegt noch schwerer, wenn wir bedenken,
welch einen treuen Mann und furchtlosen Kämpfer Deutsch-Österreich
in ihm verloren. Unser Schmerz ist verdoppelt, denn ein besonnener,
fester deutscher Mann ist viel wert in dieser wilden Zeit, undin Zimmer-
mann ist dem Vaterlande wieder eine Stütze gebrochen, uns ein Führer
entrissen, den wir so hoch verehrt und geliebt haben !“ Jawohl, Zim mer-
mann ist immer jung geblieben, auch mit weißen Haaren. Ein echter
Achtundvierziger, hielt er sein Leben lang an den Idealen des Jünglings
unentwegt fest. Als geborener Prager und als Adoptivsohn Mährens
hat er den nationalen Kämpfen manches feurige und schwungvolle
Gedicht gewidmet.
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ZEITSCHRIFT
5 | DES
MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS
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HERAUSGEGEBEN VON DER
REDAKTION
PROF. A. RZEHAK
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IX. BAND
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DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
1909.
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Inhaltsverzeichnis.
Seite
Czižek Karl, Die Zweiflügler des Altvaters und des Tefitales .... . 151
Zdobnitzky Franz, Beitrag zu einer Ornis der Brünner Umgebung . . 17
Rzehak A., Professor, Das Alter des Unterkiefers von Ochos . , . . . 277
Zur Beachtung!
Da die „Mährische Museumsgesellschaft“ die Rechtsnachfolgerin
ist sowohl der ehemaligen „K. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Be-
förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch
der späteren „K. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der ©
„Museumssektion der k. k. máhr. Landwirtschaftsgesellschaft“, so
sind alle Sendungen von Biichern und Zeitschriften nur an die
„Mährische Museumsgesellschaft“
(Landesbibliothek)
zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige „Historisch-
statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be-
stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte
Mährens und Schlesiens“ zu richten.
Für das Kuratorium:
Prof. A. Rzehak,
Vize-Präsident.
ZEITSCHRIFT
DES
MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS
HERAUSGEGEBEN VON DER
MÁHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT
REDAKTION:
PROF. A. RZEHAK
K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFÉ
IX. BAND
1. UND 2. HEFT
BRUNN
VERLAG DER MÁHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT.
DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
1909.
Inhaltsverzeichnis.
M Sitzungsberichte für das Jahr 1908 : . . . : . . . . . . . ..
Schram W., Dr., Die Ansichtensammlung der E SK Landesbibliothek
Raab Adolf, Die máhrischen Kirchen, ihre Namen und die kulturgeschicht-
liche Bedeutuug derselben
© Rzehak A., Professor, Die Gefäßfunde im Baugrunde der Brünner Häuser.
Ein Beitrag zur Geschichte des Bauopfers . ........
© Münz Bernhard, Robert von Zimmermann . <... . . . . . . . . . .
| Czixek Karl, Die Zweiflügler des Altvaters und des Teßtales .
Zdobnitzky Franz, Bin Beitrag zu einer Ornis der Briinner Umgebung
_ Rzehak A., Professor, Das Alter des Unterkiefers von Ochos .
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Die Zweiflügler des Altvaters und des Tebtales.
Von Karl Čzižek — Brünn,
I. Platypezidae, Pipunculidae, Syrphidae et Conopidae.
Das Hohe Gesenke ist auf mährischer und schlesischer Seite
_ wiederholt von Entomologen besucht worden. Auch in diptero-
logischer Hinsicht wurde es als Fundort mancher seltenen oder
hier zuerst entdeckten Art durch die Arbeiten bedeutender Dip-
terologen wie H. Loew und Schummel in weiteren Kreisen
bekannt. |
Die ersten Nachrichten iiber Dipteren, die am Altvater ge-
sammelt wurden, verdanken wir Schummel, dessen Arbeiten mir
leider nicht vollständig vorliegen. In der ,Übersicht über die
Arbeiten und Veränderungen der schlesischen (Gesellschaft für
vaterländische Kultur“, Breslau 1844, berichtet Schummel über die
Sammelergebnisse einer in den letzten Tagen des Juli und den
ersten Tagen des August unternommenen dipterologischen Exkursion
in das Altvatergebirge und zählt folgende Arten auf:
Bibio pomonae F., Syrphus lucorum Tu.
Psila dispar Schum. (Psilosoma) Eristalis nigroantennatus Schum.
(= pratorum Meg.)
Empis bistortae Mg. Volucella pellucens L. u. inanis L.
Rhamphomyia alpestris Schum. Prosena siberita L.,
(= anthracina Mg.)
Syrphus canicularis Panz. Musea (Calliphora) romitaria Iu.,
(Chilosia)
Syrphus alpicola Schum. Musea (Onesia) sepulcralis Mg.
(= Platychirus manicatus Mg.)
In den „Arbeiten und Veränderungen usw.“ des Jahres 1842,
p. 120, erwähnt Schummel in seinem „Verzeichnisse der bis jetzt
Zeitschrift des máhr. Landesmuseums, IX., 2. 11
152
in Schlesien gefangenen Zweiflügler aus der Syphusfamilie“ Chryso-
toxum monticola n. sp. (= intermedium Mg.), die er in 2 99 am
27. Juli 1839 an der „Hungerlehne“ unweit der Schweizeřei am
Altvater erbeutete.
In den „Arbeiten u. Veránd.“ 1836, p. 86, endlich wird von
Schummel ein Pipunculus monticola als neue Spezies von Wölfels-
grund am Fuße des Glatzer Schneeberges beschrieben.
Weitere Nachrichten über die Fliegen des Altvaters fand
ich in den Schriften Prof. Dr. Kolenatis, der 1859 im Jahres-
hefte der naturwissenschaftlichen Sektion der k. k. máhr.-schl, Ge-
sellschaft für Ackerbau in Brünn ein „Systematisches Verzeichnis
der am Altvater bis gegenwártig beobachteten oder gesammelten
Insekten, von 3700—4680“ Meereshöhe“ veröffentlichte. In diesem
Verzeichnisse werden nur 38 Zweiflüglerarten aufgezählt. Einem
späteren Forscher, J. P. E. Friedrich Stein, auf dessen Abhandlung
über die Fauna des Altvaters ich noch zurückkommen werde, fiel
schon diese geringe Ausbeute auf und er sagt hierüber wörtlich:
„Dennoch habe ich bei einem Aufenthalte von nur sechs Tagen
aus den Insektenfamilien, deren Ausbeutung mir vorzugsweise am
Herzen lag, mehr Arten gefangen, als Kolenati in seiner Fauna
des Altvaters anführt. Und dabei ist derselbe, wie er teils selbst
in seinen Schriften versichert, teils von dem Wirte der Schweizerei
und Schäferei bestätigt wird, wohl mehr als ein dutzendmal zu
meist längerem Aufenthalte oben anwesend gewesen.“
Eine Aufzählung von nur 38 Zweiflüglerarten aus dem
Altvaterstock erscheint tatsächlich sehr spärlich, wenn Kolenati
vielleicht auch nur jene Dipteren, die in einer Seehöhe von über
3700 Fuß nicht fehlen, in seinem Verzeichnisse berücksichtigt zu
haben scheint. Ich erkläre mir diese bei einem so fleibigen
Sammler wie Kolenati recht auffallende Tatsache damit, daß
Kolenati seine Aufmerksamkeit vor allem anderen Insekten-
ordnungen zugewendet hat und Fliegen nur gelegentlich mitnahm.
Immerhin ist seine Aufzählung schon aus dem Grunde interessant,
weil er in diesem Verzeichnisse eine am Altvater zuerst entdeckte
Art, eine Schnacke, beschrieben hat.
Kolenati führt vom Altvater an:
1. Chironomus thoracicus Mg. 3. Erioptera flavescens L.
2. Chironomus niveipennis Fabr. 4. Erioptera flava Mg.
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153
5. Erioptera lineata Mg. 22. Mesembrina mystacea Ju.
6. Eriopterahaemorrhoidalis Zett. 23. Anthomyia nigritella Zett.
7. Limnobia immaculata Mg. 24. Anthomyia aculeipes Zett.
8. Limmobia flavipes Fabr. 25. Phora stictica Mg.
9. Limnobia nubeculosa Mg. 26. Phora? aterrima Mg.
10. Limnobia ruficornis Schum. 27. Hydrophorus balticus L.
11. Crunobia Schineri n. sp. 28. Hydrophorus bipunctatus Fall.
(Amalopis Schin.)
12. Trichocera maculipennis Mg. 29. Scatophaga stercoraria L.
13. Tipula excisa Schum. 30. Dexia (Melania) volvulus Fahr.
14. Tipula vernalis Mg. 3l. Aricia morio Zett.
15. Bibio pomonae Fabr. 32. Cordylura hircina Br.!)
16. Laphria flava Xi. 33. Sericomyia lappona L.
17. Tabanus bromius Tu. 34. Eristalis tenax L.
18. Empis bistortae Mg. 35. Syrphus seleniticus Mg.
19. Rhamphomyia anthracina Mg. 36. Syrphus vitripennis Mg.
20. Cyrtoma atra Fall. 37. Syrphus arcuatus Mg.
21. Echinomyia fera L. 38. Melithreptus scriptus L.
In der Wiener Entom. Monatsschrift, 1860, p. 393, beschrieb
Kolenati spátér noch zwei von ihm am Altvater neu entdeckte
Limnobinen, Rhypholophus phryganopterus m. sp. und Erioptera
sudetica n. sp.
Auch H. Löw, dem die Systematik so unendlich viel ver-
dankt, erwähnt den Altvater als Fundort mancher seltenen Dipteren.
In der Zeitschrift für Entomol., Breslau 1858, beschreibt
Löw p. 7 eine Sapromyza spectabilis, die er in nur einem Exemplare
am Fuße des Leiterberges in der Nähe des Altvaters fing.
In der Abhandlung „Über die schlesischen Arten der Gat-
tungen Tachypexa Mg. und Microphorus Macq.“, erschienen im
14. Jahrgange der Zeitschrift für Entomologie, Breslau 1860,
erwähnt Löw Tachypexa Winthemi Zett. vom Altvater und beschreibt
neu: Tachista interrupta vom Altvater, Tachista aemula von Karls-
brunn, Tachista tuberculata von Freiwaldau und Trichina opaca vom
Fuße des Altvaters beim Dorfe Waldenburg.
In der Monographie „Über die bisher in Schlesien aufge-
fundenen Arten der Gattung Chlorops Macq.“, Breslau, Zeitschr. f.
1) Ich weiß nicht, was für eine Cordylurine Kolenati unter diesem
Namen meint. Ich finde diese Art weder in Schiner berücksichtigt, noch in
Beckers Monographie der Scatomyeidae. * |
11%
Entom., 1861, erwähnt er endlich Chloropisca trifasciata Zett. vom
Altvater.
| Dr. J. R. Schiner verzeichnet in der Fauna austriaca,
Fliegen, Wien, 1862 und 1864, vom Altvater:
Cyrtoma nigra Mg. I, 76.
Cyrtopogon lateralis Fall. I, 134.
Dolichopus argentifer. Löw, I, 219.
Hypophyllus longiventris. Löw, I, 225.
Amalopis Schineri. Kol., II, 528 und
Rhypholophus phryganopterus. Kol, II, 536.
Die
Eine auch in touristischer Beziehung interessante Abhandlung
veröffentlichte der schon früher erwähnte Entomologe J. P. E. Friedr.
Stein in der Entomol. Zeitung, Stettin 1873, p. 233. Angeregt
durch Kolenatis Fauna des Altvaters, in der viele neue Trycho-
pteren und Phryganeïden beschrieben -wurden, unternahm Stein
Mitte Juli 1871 eine Exkursion in das Altvatergebirge, um von
Zóptau aus die Schäferei und die Schweizerei zu besuchen. Auf
S. 241 führt Stein die von ihm auf dem Altvater gesammelten
Dipteren an, insgesamt 85 Arten, wobei er, wie schon oben bemerkt,
seiner Verwunderung Ausdruck gibt, daß Kolenati in seiner
Fauna nur 32 (recte 38!) Arten aufzählt. Außer den von Kolenati
bereits angeführten Arten fing Stein am Altvater noch folgende
Zweiflügler:
Pedieia rivosa U. Leptis latipennis Löw.
Cyrtopogon maculipennis Maca.
Porphyrops longicornis Fall.
Cheilosia canicularis Panz.
Amalopis Gmundensis Egg.
Amalopis unicolor Schum.
Cylindrotoma distinetissima Ma.
Rhypolophus phryganopterus Kol.
(1% an einem Fenster der
Scháferei.)
Sciara rufiventris Mg.
Sciara longiventris Dahlb.
Xylophagus cinctus De.
Tobanus auripilus Mg.
Empis bistortae Mg.
Leptis notala Mg.
Sericomyia borealis Fall.
Cordylura lurida Schin.
Cordylura albipes Fall.
Norellia nervosa Me.
Spilogaster vesperlina Fall.
Spilogaster nigritella Zett.
Spilogaster angelicae Scop.
Meigenia bisignata Mg.
Von kleineren Notizen dipterologischen Inhalts, die sich auf
den Altvater und das Teßtal beziehen, seien noch erwähnt:
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155
Schwippel Dr. K.: Über das Auftreten von Chlorops lineata
bei Groß-Ullersdorf. (Brünn, Verh. d. Naturf. Vereines, 1864.)
Die hier von Schwippel angeführte Chlorops lineata, die im Jahre
1864 im Teßtale großen Schaden am Weizen und an der Gerste
anrichtete, dürfte Cllorops taeniopus Mg. gewesen sein, eine Art,
die um dieselbe Zeit in Preuß. Schlesien und Posen als Weizen-
verwüster massenhaft auftrat und die ich im Teßtale häufig ge-
fangen habe. Chlorops lineata F. ist nach Löw (Breslau, Zeitschr.
f. Entom. 1861, p. 51) eine „durchaus nicht ergründbare Art“.
Kowarz F. beschreibt in den Verhandlungen der zool.-bot.
Gesellschaft, Wien 1867, p. 319, einen Porphyrops longilamellatus n. sp.
aus der Umgebung von M.-Scnonberg und erwähnt in der Wiener
Entom. Zeitung 1885, p. 202, das Vorkommen von Platychirus
tarsalis Schum. von demselben Fundorte.
In neuerer Zeit scheint, wie ich einer Bemerkung P. Steins
in den Entom. Nachrichten, 1893, p. 220, entnehmen zu können
glaube, Dr. Schnabl im Gesenke auf schlesischer Seite gesammelt
zu haben. In der Abhandlung „Analytische Übersicht der Spilo-
gasterarten“ wird Gräfenberg in Österr. Schlesien als Fundort von
Spilogaster Sundewalli Zett. und Spilogaster separata Mg. notiert.
Fehlt es nun auch nicht an Nachrichten über interessante
Funde, so können uns doch alle diese Mitteilungen kein richtiges
Bild der Dipterenfauna des Gesenkes geben. Kolenati ausge-
nommen, hat wohl keiner der anderen Forscher, die das Gebirge
besuchten, länger als eine Woche hier geweilt und gesammelt.
Es ist nun selbstverständlich, daß man auf so kurzen Exkursionen,
auf denen man überdies mit dem in unserem mährischen Mittel-
gebirge sehr launenhaften Wetter rechnen muß, nur einen ver-
hältnißmäßig kleinen Teil der Arten, die im Gebirge vorkommen,
kennen lernen wird, abgesehen davon, daß auch die Präparation
der Dipteren, besonders der Minutien, die sofort vorgenommen
werden muß, sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Unmöglich-
keit, die Fauna des Gesenkes auf wenigen Exkursionen zu er-
forschen, erkannte ich denn auch auf jenen kurzen Sammelreisen,
die ich in den Jahren 1902, 1903 und 1904 in das Gebirge unter-
nahm und die höchstens eine Woche dauerten. Erst vom Jahre 1906
an war es mir möglich, längere Zeit im Gesenke zu verweilen und
das Gebirge systematisch zu durchforschen. Ermöglicht wurde mir
dies durch eine Subvention der löblichen Kommission zur natur-
156
wissenschaftlichen Durchforschung Mährens, die mir in den Jahren
1906, 1907 und 1908 im Gesamtbetrage von 500 K zugesprochen
wurde und für deren Zuwendung ich der löblichen Kommission
auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen
mir erlaube. Durch diese Unterstützung war es mir möglich, im
Teßtale und im Hohen Gesenke zu sammeln:
Im Jahre 1906 vom 8. Juli bis 30. August;
3 » 1907 „ 5. Juli bis 2. September und
„ 1908 „ 20. August bis 9. September.
Daß auch diese Arbeit von drei Jahren keinen Anspruch
auf absolute Vollständigkeit erheben kann, geht schon daraus her-
vor, daß ich keine Gelegenheit hatte, im Mai und Juni im Alt-
vater zu sammeln, zu einer Zeit, wo so manche Art fliegen dürfte,
die in den späteren Sommermonaten nicht mehr angetroffen wird.
Das aufgesammelte Material zählt nach vielen Tausenden
von Stücken. Da meine Zeit beschränkt ist, da mir nicht alle
Literaturbehelfe zur Verfügung stehen und ich nur das Material
meiner eigenen Sammlung zum Vergleiche heranziehen konnte,
mußte ein Teil des aufgebrachten Materials unbestimmt gelassen
werden, ein anderer harrt noch der Revision, die längere Zeit
in Anspruch nehmen wird. Systematisch wurden bisher nur die
Familien der Platypexidae, Pipunculidae, Syrphidae und Conopidae
bearbeitet.
Es seien noch einige allgemeine Bemerkungen iiber den Reich-
tum des Gesenkes an Gattungen und Arten angefügt. Wer als
Anfänger das Ziel vor Augen hat, durch eine Exkursion in das
Gebirge seine Sammlung durch „neue Arten“ zu bereichern, darf
sich bezüglich der Mannigfaltigkeit der Spezies keinen trügerischen.
Hoffnungen hingeben und seine Erwartungen nicht zu hoch spannen,
sonst kehrt er zweifellos enttäuscht und entmutigt nach Hause
zurück. Die Fauna des Altvaters ist nicht reicher an Gattungen
und Arten als beispielsweise die der Mährischen Schweiz. Dagegen
ist sie wohl unstreitig reicher an Individuen; die üppige Vegetation,
die überall vorhandene Feuchtigkeit, die in unzähligen Wasser-
adern zum Vorscheine kommt, haben hier außerordentlich günstige
Bedingungen für die Entwicklung der Zweiflügler geschaffen.
Zur Zeit, wenn die Doldenpflanzen in Blüte stehen, trifft man
bei schönem Wetter jede Dolde mit 10-30 Fliegen besetzt,
Ev
157
Syrphiden, Muscinen, besonders Calliphorinen, Anthomyiden, Aricia-
arten (darunter die typische Aricia morio), Spilogasterarten, Tachi-
niden, Phoriden, Simuliden, Dolichopiden und Chloropinen. Dieser
Reichtum an Individuen, der jedem Entomologen auffallen mub, mag
- Stein in seiner früher zitierten Arbeit wohl zu der jedenfalls
úibertriebenen Bemerkung veranlaßt haben, daß „auf dem Altvater-
gebirge bei richtiger Benutzung der Jahreszeiten von einem Diptero-
- philen unschwer mehrere Tausende von Arten daselbst ge-
- funden werden dürften“.
Verhältnismäßig arm an Arten sind nach meinen Beobach-
© tungen die höchsten Kuppen des Gesenkes. Im allgemeinen wird
man in den Tälern, deren Besuch noch im Herbste lohnend ist,
den reichsten Fang tun.
Um mich im systematischen Teile kürzer fassen zu können,
seien hier jene Örtlichkeiten angeführt, die nach Dipteren durch-
_ forscht wurden:
Das Teßtal bei Reitendorf, Groß-Ullersdorf, Wiesenberg und
Winkelsdorf;
i die zahlreichen Höhen im Teßtale: der Kreuzberg und die
Karlshöhe, der Kirchberg; die Höhen bei Neudorf und Märzdorf,
Beckengrund, Wüstseibersdorf;
der Kapellenberg, Fichterlberg, der Ohrenberg und die An-
- höhen bei Buchelsdorf;
der Erzberg und der Radersberg bei Marschendorf und
Wiesenberg; ;
der Ameisenhübl, soweit er dem allgemeinen Verkehre zu-
gänglich ist; :
die Gegend von Primiswald mit dem Dreistein sowie die
Abhänge der Schwarzen Leiten;
die beiden Ursprungstäler der Teß von Winkelsdorf aufwärts
und die Nebentäler; der Steingraben;
von Zöptau aus das Mertatal, das Seifental, die Umgebung
. von Wermsdorf, Zöptau und Rudelsdorf;
der Rücken des hohen Gesenkes, der von Zöptau, Wermsdorf
und Winkelsdorf aus 21 mal erstiegen wurde. (Moosweichten mit
sehr interessanten Funden, Backofen, Schieferheide, Maiberg, Hohe
Heide, Peterstein, Altvater, Leiterberg, Großer und Kleiner See-
berg, Roter Berg, Kepernik, Fuhrmannstein und Hochschar.)
158
Obwohl ein Teil meiner dipterologischen Ausbeute aus dem
Altvatergebirge noch unbestimmt ist, gestattet das bereits ge-
sichtete Material, einen in mancher Hinsicht interessanten Vergleich
zwischen der Dipterenfauna des Altvaters und jener des mittleren
und südlichen Mähren anzustellen. Ein Vergleich zwischen den
beiden Gebieten ergibt, daß im Altvatergebirge einige Dipteren-
familien, die im mittleren Mähren zahlreiche Vertreter aufweisen,
vollständig fehlen oder nur mit wenigen Gattungen vertreten sind.
So fehlen z. B. aus der Familie der Stratiomyidae alle Gattungen,
Sargus und Chrysomyia ausgenommen. Die auffallende Tatsache, daß
diesem Gebiete fast alle Bombyliden fehlen, ist schon 1841 von Zeller
in der Entom. Zeitung, Stettin, p. 171, in seiner Arbeit „Nachricht
über die Seefelder bei Reinerz in entomologischer Beziehung“ fest-
gestellt worden. Was Zeller dort für das Glatzer Gebirge angibt,
gilt auch für den Altvater. Daß ich im Gebirge nur einen einzigen
echten Bombylier antraf, wäre wohl damit zu erklären, daß die
Flugzeit der meisten Bombyliusarten in den Monaten, in denen
ich sammelte, vorbei war. Aber auch die Arten der Gattungen
Anthrax, Exoprosopa und Argyromoeba, die ich bei uns noch An-
fang September antraf, fehlen hier vollständig, sowohl im Vor-
lande als auch in den Tälern des Gebirges.
Was die in diesem Verzeichnisse aufgezählten Dipterenarten
anbelangt, so ist vertreten:
die Familie der Platypexidae mit 2 Gattungen und 3 Arten,
b e „ Pipunculidae „ 2 4 z JA ABA ne
č 4 „ Syrphidae "36 # 123 „ und
, Conopidae „v a ne ©
Zum Schlusse seien hier noch einige Bemerkungen über so-
genannte, dem Mittelgebirge „typische“ Arten hinzugefügt. Ich
glaube, hierunter nicht nur solche Arten verstehen zu dürfen, die
im niederen Berglande oder in der Ebene überhaupt fehlen, sondern
solche Arten, an denen das Gebirge ungleich reicher an Individuen
ist als die Ebene, Arten also, die im Berglande und in der Ebene
nur ausnahmsweise angetroffen werden. Ich möchte auf einige
Beispiele aus der Familie der Syrphidae verweisen.
Sericomyia borealis Tu., die ich mit ihrer Verwandten S. lap-
pona L. für eine echte Bewohnerin des Mittelgebirges, und zwar
der eigentlichen Hochtäler halte, fing ich am 3. Oktober in 2 Stücken
in der Czernowitzer Au.
159
Leucoxona lucorum Iu., im Gebirge ungemein häufig und auch
- im Vorlande nicht selten, besitze ich in je einem Exemplar aus
Adamstal und aus der Czernowitzer Au.
Chilosia canicularis Pz., im Altvatergebirge gemein und auf
jeder Blüte anzutreffen, kommt im Mährischen Karst vor.
Erioxona syrphoides Fall. und Arctophila mussitans Fabr.,
erstere im Altvatergebirge nicht selten, besitze ich aus Billowitz
und Wranau.
Trotzdem stehe ich nicht an, die vorstehend verzeichneten
Syrphiden zusammen mit Bacha obscuripennis Mg., Sphegina clunipes
Fall, Syrphus annulipes Zett., Platychirus peltatus Mg., Spathio-
gaster ambulans Fabr., Brachuopa conica Pz., Arctophila bombiformis
Fall., Eristalis alpinus Pz., Pipixa austriaca Mg. und Chrysotoxum
arcuatum L. für Arten zu halten, die für das Mittelgebirge charak-
teristisch sind und nur hier in größerer Individuenzahl auftreten.
Zur Bestimmung wurden benutzt:
Schiner J. R.: Fauna austriaca. Die Fliegen. I. Teil, 1862.
© Loew H.: Über die Gattung Chrysotoxum. Stettin, Ent. Ztg., 1841,
p. 136 und 155; Wien, zool. bot. Ges., 1856, p. 599.
„ Über die europäischen Arten der Gattung Æwmerus, Wien,
zool. bot. Ges., 1855.
Kowarz F.: Beiträge zu einem Verzeichnisse der Dipteren Böhmens.
Wien, Ent. Ztg., 1885. Enthält sehr wertvolle Arbeiten mit
vielen analytischen Tabellen. (p. 133 Melithreptus und Ascia;
p. 134 Syrphus; p. 201 Melanostoma; p. 202 Platychirus;
p. 204 Chilosia; p. 208 Chrysogaster; p. 241 Pipi:a.)
Becker Th.: Beiträge zur Kenntnis der Dipterenfauna von St. Moriz.
Berl. Entom. Ztschr., 1889, p. 169—191. (Enthält eine Tabelle
zum Bestimmen der Chilosiaarten mit behaarten Augen.)
Strobl G.: Die Dipteren Steiermarks. Graz, Mitt. d. Naturf.
Vereines. Enthält im Jahrg. 1892 die Syrphidae, im Jahrg.
1893 die Platypexidae, Pipunculidae und Conopidae.)
Becker Th.: Dipter. Studien V. Pipunculidae. Berlin. Entom.
Ztschr., 1897, 42. Bd. p. 25—100, u. ib. 1900, 45. Bd.
p. 215 — 252. Unentbehrlich beim Bestimmen der Pipunculidae.
Kowarz F.: Beitr. zu einem Verzeichnisse der Dipt. Böhmens.
Pipunculidae. Wien. Ent. Ztg., 1887, p. 146.
160
Kertész Dr. Kol. v.: Bemerkungen über Pipunculiden. Wien.
Ent. Ztg., 1900, p. 242 und 270.
Verrall G. H.: British Flies. Vol. VIII. London 1901").
Platypezidae.
Platypeza Mg.,
1. atra Fall., Schin. 242. Die Platypeziden, bei uns sehr seltene
Arten, wurden nach Verrall bestimmt. Ich besitze von atra
nur 15 aus dem Gesenke, das ich bei Wiesenberg am Raders-
berg am 9. VIII. fing.
Callimyia Mg.
1. leptiformis Fall., Schin. 240.
13: Samtschwarz, Hinterleib am 2. und 4. Ringe mit
weißen Flecken. Beine schwarz, Schwinger rotgelb. Teßtal,
Weg in den Steingraben. 26. VII.
1 2: Hinterleib schwarz mit 4 silberweißen, in der Mittte
schmal unterbrochenen Binden; die am 2. Ringe liegende
Binde ist an den Seiten oranggelb. Beine gelb, Hinterschienen,
Tarsen der Hinterbeine und ein schmaler Ring an der Spitze
der Hinterschenkel schwarz. Auf Erlengebüsch am Teßufer
bei Reitendorf. 29. VIIL.
2. speciosa Mg., Verrall, British Flies. VIII. p. 25. Fehlt in Schiener.
Ich habe das einzige S als antennata Zett. im III. Beitrage
zur Dipterenfauna Mährens publiziert, da die kurze Bechreibung
Schiners auf mein S vollständig stimmte. Es kann aber keine
Agathomyia Verr. sein, da mein Stück eine mit Dörnchen
besetzte 2. Längsader besitzt, was bei den Arten der Gattung
Agathomyia nach Verrall nie der Fall ist. Allerdings sind die
Dörnchen (sowie bei meinem 4 von leptiformis Fall.) sehr
klein und unscheinbar und nur in gewisser Richtung sicht-
bar. Von amoena Mg. und leptiformis Fall. unterscheidet sie
sich im männlichen Geschlechte schon durch die schwarzen
Schwinger.
1) Herr Kustos Dr. Karl Absolon war so freundlich, mir dieses Werk, das
Eigentum der Kustodenbibliothek des Mährischen Landesmuseums ist, leihweise
zu überlassen.
7
161
Zugleich mit Platypexa atra auf den Blättern eines
niederen Strauches aus dem Teßtale am Fuße des Altvaters.
26. VIII.
Pipunculidae.
Pipunculus Latr.
1. elephas Beck. Dipt. Studien V. Berl. Ent. Ztschr., 1897, p. 42.
Cziéek, II. Nachtrag zur Dipterenfauna Mährens, 1908, p. 14;
Czižek, Das Weibchen von P. elephas Beck. in Wien. Ent.
Ztg., 1908, p. 306. Die Art ist an einer Stelle des Teßtales
bei Winkelsdorf in Mähren auf Blättern niederer Sträucher
sehr häufig gewesen.
Verralls Pip. carinatus m. sp., ebenfalls eine Art mit,
sehr großem Hypopyg und nur im männlichen Geschlechte
bekannt, ist ganz bestimmt verschieden von Pip. elephas B.
2. fusculus Zett., Becker I. c. 43. Sicher gestellt durch Herrn
Beckers Bestimmung. Teßtal bei Groß-Ullerdorf, auf Gestráuch.
5. VIII: 1907.
3. terminalis Thoms., Beck. I. c. p. 47. „In Schlesien gemein.“ Nur
2 Stück (4 2) aus Zöptau. 22. VIII.
4. fuscipes Zett., Beck. I. c. p.54. Tel) bei Groß-Ullersdorf 13. VIIL;
Zöptau 22. VII.
5. Thomsoni Beck., 1. c. 67. Teßtal 5. VIIL.; Dreistein 15. VIII.
6. ater Mg., Beck. I. c. 68. Im Teßtal und in den Gebirgstälern
ziemlich häufig. Teßtal 20. und 21. VIII.; Dreistein 8. VIII;
Zöptau 13. und 22. VIII.; Altvater (Steingraben) August.
7. campestris Latr., Beck. I. c. p. 69. 1g vom Fuße des Raders-
berges bei Wiesenberg. 17. VIII. 1907.
8. semifumosus Kow., Beck. L c. p. 70. Von Herrn Becker determi-
niert. Bei Groß-Ullersdorf, am Teßufer auf Gesträuch ziemlich
häufig. Aus Böhmen und Schlesien bekannt. 5. und 28. VIIL.
1907.
9. sylvaticus Mg., Beck. I. c. p. 83. Telital mit der vorigen 28. VIII.
Vom Fuße des Kirchberges 3. VII.
10. nigritulus Zett.. Beck. I. c. 84. Je 1 39 aus Groß-Ullersdorf
vom Lustbach. August.
11. frontatus Beck. I. c. 87. Von Herrn Becker determiniert.
Groß-Ullersdorf, Krebsbach. 7. VII.
162
12. zanthocerus Kow., Beck I. c. 89. Diese Art, durch das gelbe
dritte Fiihlerglied und den schlanken Hinterleib leicht kennt-
lich, ist im Gebirge nicht selten, kommt aber doch immer
nur vereinzelt auf Bláttern vor. Altvater 23. VIL und
18. VIII; Tal der rauschenden Teß, 8. VIII. (Aus Schlesien
bekannt.) Ich halte die Art fiir eine dem Mittelgebirge
typische Fliege.
13. geniculatus Mg. Beck. 1. c. 90. Stimmt mit einem Exemplar aus
Niederösterreich, das Herr Becker zu bestimmen die Güte
hatte, vollkommen. Aus Schlesien bekannt. Altvater, August.
14. ? perspieuus Meyere. 1 mit gelben Hinterleibsflecken, über
das Herr Becker mir mitzuteilen die Güte hatte: „Bemerkens-
wert erscheint mir..... ein Weibchen mit gelben Hinter-
leibsflecken, das ich als das noch unbekannte © von P. per-
spieuus Meyere ansehen möchte. Vergl. die Beschreibung
des 4 in Niuwe Naemenslist Holland. Diptera, 1907, p. 179.
Da ich das S aber nur aus der Beschreibung kenne, so kann
ich natürlich die Zugehörigkeit nicht mit aller Bestimmtheit
behaupten, sondern kann nur sagen, daß die Wahrscheinlichkeit
für diese Annahme spricht.“
Ich gebe nachstehend eine Beschreibung des 2:
Stirn über den Fühlern weiß bestäubt, hinten und am
Scheitel glänzend schwarz. Hinterrand der Augen und Unter-
gesicht weiß. Fühler braun, 3. Glied gelb, nur sehr mäßig
zugespitzt, Borste an der Spitze weiß schimmernd. Rüssel gelb.
Thorax braun, so wie die ersten Ringe des Hinterleibes
mäßig bestäubt und daher nur wenig glänzend. Die letzten
Hinterleibsringe sehrstark glänzend, schwarzbraun. Anden Seiten
des 2. 3. und 4. Ringes liegen ziemlich große, gelbe Flecken.
Hypopygium birnförmig, Legestachel kurz, gerade.
Beine gelb; auf der Oberseite der vorderen Schenkel
ein brauner Wisch, vor der Spitze der Hinterschenkel ein
brauner Ring.
Flügel glashell; Randmal vollständig, kleine Querader
vor der Mitte der Discoidalzelle.
Chalarus Walk.
1. spurius Fall, Beck. I. c. 96. Auf den Blättern von Sträuchern
und nach meinen Beobachtungen nur an feuchten Stellen;
ne
163
nicht selten. Krebsbach 25. VII. Teßtal bei Reitendorf
28. VIII., Altvater im Steingraben, 26. VIII.
Syrphidae.
Bacha Fabr.
1. elongata Fabr., Schin. 324. Auf Blüten und großblättrigen
Pflanzen, immer nahe am Boden fliegend. Im Gebiete überall
anzutreffen, doch vorzugsweise in waldigen Gegenden. Kreuz-
berg und Kirchberg bei Ullersdorf, Kemmberg bei Rudels-
dorf; Altvater: Tal der rauschenden Teß, Teßtal, Stein-
graben, hier im August 1906 massenhaft. Juli, August.
2. obscuripennis Mg., Schin. 324. Mit der vorigen, doch seltener
auf Blüten und niederen Sträuchern. 1 S vom Radersberg
(Wiesenberg), häufiger im Teßtal bei Winkelsdorf am Wege
auf das Franzens-Jagdhaus. August. — nigripennis Me. ist
in Mähren bisher nicht gefunden worden.
Sphegina Mg.
1. chunipes Fall., Schin, 323. Im Grase neben Gebirgsbächen und
an großblättrigen Pflanzen sehr verbreitet, doch immer ver-
einzelt. 24% von Primiswald am Dreistein, Tal der rau-
schenden Teß, Mertatal, Fuhrmannstein, Hirschsprung. Juli.
var. nigra Mg. mit ganz schwarzem Hinterleib vom Roten
Berg, 31. VII. 1906,
Aseia Mg.
1. podagrica Fabr., var. lanceolata Mg. Kow., Schin, 321 als Art.
In den Vorbergen überall auf Bliiten. Ullersdorf, Marschen-
dorf, Zöptau, Wüstseibersdorf, Stollenhau, Reigersdorf, Win-
kelsdorf, Primiswald. Juli, August.
2. dispar Mg., Schin. 321. An sumpfigen Stellen des Telbtales
© (Marschendorf, Berglöcher bei Ullersdorf), Winkelsdorf. Auf
Blüten nicht selten.
var. quadripunctata Mg., Schin. 321 als Art, bei der die
gelbe Binde des 3. Hinterleibsringes in zwei Makeln aufgelöst
‘ist, vom Kapellenberg 2 S ď.
3. floralis Mg., Schin. 321. Auf Wiesenblumen; Hirschberg, Kreuz-
berg, Kohlbusch bei Ullersdorf, Neudorf, nicht selten.
Zu den Unterscheidungsmerkmalen, die Kowarz in der
164
Wiener Entom. Zeitung, 1885, p. 133, zwischen floralis und
dispar angibt, fügt Strobl, Dipt. Steierm. 1892, p. 161, noch
hinzu: ,dispar ist kleiner als floralis; der Thorax ist bei
dispar schwarzgrün, bei floralis olivengrün; die Stirne besitzt
bei dispar einen tiefen Quereindruck und keine oder nur eine
schwache Längslinie, bei floralis eine deutliche Längslime,
aber nur einen sehr schwachen Quereindruck.“
Xanthogramma Schin.
1. citrofasciatum Deg., Schin. 319. Ein einziges, stark abgeflogenes
Exemplar von Neudorf, Anfang Juli. Die Art, die bei uns
im ersten Frühjahre fliegt, dürfte im Mai und Juni im Ge-
biete ebenfalls häufiger vorkommen.
2. ornatum Mg., Schin. 319. Aus dem Teßtale bei Wiesenberg
nur in 2 Stücken. Auch diese Art dürfte im ersten Frühjahre
häufiger vorkommen. Bei uns gehört sie zu den nicht seltenen
Arten.
Melithreptus Löw.
1. scriptus L., Schin. 316. Sehr häufig auf Blüten. Juli, August.
(Kolenati 1. c.) Im ganzen Gebiete auf Dolden gemein.
Steinigberg (Ullersdorf), Zöptau, Wiesenberg, „Steingraben,
Beckengrund, Buchelsdorf, Dreistein, Schwarze Leiten, Berg-
geist. Juli, August, September.
2, dispar Löw., Schin. 317. — Die gelben Binden des Hinterleibes
sind in der Mitte ausgerandet oder unterbrochen, während
sie bei scriptus vollständig sind. Kowarz (W. Ent. Ztg. 1885, ©
p. 133) hält dispar nur für eine Varietát von scrèptus, ebenso
wie nigricowus Zett. und strigatus Staeg., die im Gebiete
noch nicht aufgefunden wurden. — M. dispar Löw ist hier
seltener als die vorige Art. Ich fing sie nur zweimal auf
Blüten, im Juli bei Reitendorf im Teßtale und Ende August
am Brandberg.
3. menthastri L., Schin. 317. Auf Blüten im August bei Zöptau,
vom Steinigberg, aus Winkelsdorf.
4. pictus Mg. Schin. 317. Mit der vorigen bei Zöptau.
5. laematus Mg., Schin. 318.
6. dubius Zett., Schin. 318 als nicht österreichische Art. Die
beiden letzteren Arten aus dem Tale der rauschenden Tel.
165
Kowarz hält l. c. p. 134 pictus Mg., taeniatus Mg. und
dubius Zett. für Varietäten von menthastri L.
Bei taeniatus und dubius sind die gelben Binden des Hinter-
leibes vollständig; taeniatus besitzt ein gelb, dubius ein
schwarz behaartes Schildchen.
Bei menthastri und pictus sind die het Hinterleibsbinden
ausgerandet oder unterbrochen, und zwar bei pictus alle
Binden, bei menthastri nur die hinteren Binden unterbrochen
oder doch stark ausgerandet.
Didea Maca.
‘1. alneti Fall., Schin. 314. Ein © aus dem Steingraben: 27. VIII.
Die Art scheint ebenso wie um Brünn nur sehr vereinzelt
vorzukommen.
2, fasciata Macq., Schin. 314. Auf Blättern an Wegrändern und
auf Blüten nicht selten. Beckengrund. Fuhrmannstein (1. VIIL.).
Steingraben, August.
3. intermedia Löw., S. 314. Unterscheidet sich von der vorigen
durch schwarzen Mundrand und schwarzen Mittelhöcker. Auf
einer Bergwiese am Kirchberg bei Ullersdorf in einem
Exemplar.
Catacomba O. S.
1. pyrastri L., Schin. 301. als Syrphus.
Im ganzen Gebirge, sowohl in den Vorbergen als auch in
den Gebirgstälern und bis auf die höchsten Kuppen, auf
Blumen und Blättern sehr häufig. Karlsberg und Steinigberg,
Teßufer bei Reitendorf, Zöptau und Mertatal bei Wermsdorf,
Peterstein, Dreistein bei Primiswald, Berggeist, Fuhrmann-
stein, Kepernik, Hochschar; Juli— September. |
var. unicolor Curt. (mit einfärbigem Hinterleibe) vom Kirch-
berg im Teßtale. 23. VII.
2. selenitica Meig., Schin. 301 als Syrphus. Viel seltener als die vor-
hergehende Art. Altvater, im Steingraben, auf Dolden. August.
Kolenati beschreibt in seiner Fauna des Altvaters die Made
dieser Art. Sie ist 1'/,“ lang, unten schmutzig blaßgrün,
oben dunkel mit hellerer Mittellinie, in welcher abwechselnd
weiße oder rote Querfleckchen stehen. Oberseite mit vielen
kegelförmigen Wärzchen, deren jedes einhaarig ist. Das
166
Tónnchen braun, glänzend, nur an einer Stelle schwärzlich.
Zur Fortbewegung besitzt sie vom 4. Leibesringe an jedem
ein Paar Warzen, sonach im ganzen 8 Paare,
Syrphus Fabr.
A. Subgenus Lastophticus Rdi. Augen deutlich behaart.
1. glaucius L., Schin. 302. Auf Blüten und Dolden vereinzelt im
Juli und August. Teßtal bei Winkelsdorf. Hirschsprung bei
Buchelsdorf; Abstieg von der Brünnelheide ins Tal der
rauschenden Tel).
2. tricinctus Fall., Schin. 302. Ich besitze diese Art in einem minn-
lichen Stücke aus Czernowitz bei Brünn, halte sie aber für
eine Gebirgsart, da sie im Altvatergebirge, u. zw. nur in den
Hochtälern ziemlich häufig vorkommt.
Vom Abstieg Peterstein—Karlsbrunn im Oppatale, Ende
Juli; Teßtal, Knoblochgraben, Tal der rauschenden Tel,
Moosweichten, aus dem Kessel, vom Hirschsprung und vom
Ohrenberg.
3. annulipes Zett. Schin. 305. Auch diese Art, die ich auch aus
der Máhrischen Schweiz in mehreren Stücken besitze, ist eine
echte Mittelgebirgsart; ich fing sie fast jedesmal, sobald ich
die Hochtáler des Gebirges besuchte. Ich besitze sie von
zwölf Fundorten; sie dürfte nirgends fehlen, obwohl sie nur
vereinzelt fliegt. Rauschende Teß, Fuhrmannstein, Mertatal,
Moosweichten, Steingraben, Peterstein, Kepernik, Zöptau,
Schwarze Leiten, Teßtal beim Aufstieg zum Franzens-Jagdhaus,
Hausberg, Karlsbrunn. Juli, August.
4. topiarius Mg., Schin. 304. Ich fing ihn im Jahre 1907 im Tale
der rauschenden Tel bei Winkelsdorf in der zweiten Hälfte
des Juli. Sieht dem MS. ribesit Mg. ähnlich, unterscheidet
sich von diesem aber schon durch die behaarten Augen.
Unter den vielen Exemplaren von rébesii, die ich im Jahre
1908 mitnahm, da ich fopiarius in den vorhergehenden Jahren
übersehen zu haben glaubte und ihn für häufig hielt, befand
sich kein einziges Stück von fopiarius mehr. Ich glaube daher,
dab Zopiarius auch im Gebirge zu den seltenen Arten gehört.
In den steirischen Alpen soll er nach Strobl sehr häufig sein.
5. venustus Mg., Schin. 302. Am Erzberg 2 4 4, die über einer
Sumpfwiese rüttelten, Anfang Juli.
td kt à
167
6. lunulatus Mg., Schin. 303. Auf Blüten vom Berggeist. 22. VIL. 1907.
7. albostriatus Fall., Schin. 303. Auf Dolden vom Karlsberg,
Reigersdorf. Anfang Juli 1907.
8. confusus Egg., Schin. 304. 12 von Groli-Ullersdorf. Juli.
Die Unterscheidungsmerkmale, die Schiner I. c. von albostrčatus
Fall. angibt, sind bei meinem Exemplar scharf ausgeprágt. Die
Vorder- und Mittelschenkel sind rein gelb, der schwarze Ring
an den Hinterschenkeln sehr scharf begrenzt.
B. Subgen. Syrphus F. Augen nackt oder nur spärlich behaart.
9. balteatus Deg., Schin. 309. Auf Blüten allenthalben gemein,
auch auf den Kuppen des Gebirges.
10. lineola Zett. Schin. 309. Eine Varietät mit ganz schwarzen
Hinterbeinen vom Berggeist. Juli.
11. vittiger Zett., Schin. 309. Vereinzelt. Altvater, Peterstein,
| 23. VIL; Winkelsdorf, Rudelsdorf. Juli.
12. grossulariae Mg., Schin. 310. Ziemlich häufig, wenn auch
seltener als der ihr äußerst ähnliche 7besiř. Tebtal: Winkels-
dorf; Oppatal, Berggeist. Juli, August.
13. nitidicollis Mg., Schin. 310. 2 4 S von der Hochschar. Juli.
14. affinis Löw., Schin. 311 als excisus Zett. Vom Berggeist, Straße
nach Römerstadt je 1 S 9.
15. ribesit L., Schin. 310 und var. vitripennis Mg. im ganzen Ge-
biete sehr häufig und auch auf den höchsten Teilen des
Gebirges nicht fehlend. Juli bis September.
16. cinctellus Fall., Schin. 312. Auf Blumen. Krebsbach bei Ullers-
dorf. Zöptau. Juli. Ende August 1906 massenhaft im Tebtal
und im Steingraben.
17. leiophthalmus Schin. und Egg. 12 auf Dolden. Tebtal in der
Nähe des Bärenkamp. Juli 1908. Scheint sehr selten zu sein.
18. areuatus Fall., Schin. 305. Berggeist, Moosweichten. Juli.
- 19. corollae Fabr., Schin. 306. Auf Bergwiesen an Blüten; Wüst-
seibersdorf, Stollenhau; Hirschbrunnen. Juli, August.
20. luniger Mg., Schin. 306. Auf Doldenblütlern, Kirschberg bei
Neudorf, Teßtal bei Reitendorf, Wiesenberg (Radersberg). Juli.
21. umbellatarum Fabr., Schin. 308. 1 2 aus Buchelsdorf. Juli.
Melanostoma Schin.
1. hyalinatum Fall., Schin. 290.
2 22 Ende August aus dem Knoblochgraben im Tebtale.
Au : = r © 2
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX., 2, 12
168
2. mellinum L., Schin. 291. Gemein auf niedrigen Blüten und im
Grase. Sehr veränderliche Form. Krebsbach (Ullersdorf),
Dreistein, Schwarze Leiten, Fuß des Fuhrmannsteines, Kepernik
(beim sog. „Friedhof*), Zöptau (Steinigberg), Brünnelheide.
Juli, August.
Anmerkung. Ich besitze vom Altvater 4 Stück mellinum, die fast
ganz schwarzbraune Schenkel besitzen; es bleibt nur die
Spitze gelb. Die Fühler sind ganz braun, die Flecken des
Hinterleibes dunkler und die ganze Art hat ein ziemlich
düsteres Aussehen. |
8. gracile Mg., Schin. 292. Mit der vorigen an denselben Stellen,
häufig. Beide Juli bis September.
Platychirus Farg. et Serv.
1. tarsalis Schum. — ciliger Lw., Schin. 293. Der Mundrand ist
spitzig vorgezogen. Kowarz fing die Art bei Mähr.-Schön-
berg nahe der böhmischen Grenze. Das einzige Stück meiner
Sammlung stammt vom Altvater, 23. VII. 1903.
2. manicatus Mg., Schin. 294. — Von Schummel am Altvater gefunden.
3. peltatus Mg., Schin. 295. Gr.-Ullersdorf. 8. VII.
4. sculatus Mg., Schin. 295. Vom Kirchberg (Ullersdorf). Juli.
5. albimanus Fabr., Schin. 294. Im Teßtale bei Wiesenberg, auf
der Brünnelheide, hier sehr häufig auf niederen Blüten.
(31. VII.) Juli.
6. clypeatus Meg., Schin. 296. Teßtal bei Petersdorf, Wiesenberg,
Zöptau, Hohe Heide (nur 1 S), Kepernik. Juli, August.
7. scambus Zett. Schin. 299 als nicht österr. Art. Vom Fuße des
Dreistein bei Primiswald 1 G.
Pyrophaena Schin.
1. rosarum Fabr., Schin. 298. Aus dem Teßtale bei Ullersdorf. Juli.
Spathiogaster Rdi.
1. ambulans F., Schin. 298. An Gebirgsbächen, im Grase und auf Blät-
tern nicht selten. Primiswald, am Fuße des Dreistein, W inkels-
dorf, Tal der rausehenden Tel, Zöptau, Rudelsdorf. Jul. ©
Chilosia Me. à
1. ilhıstrata Harris, oestracea Schin. 274, non Linné. Auf Dolden
häufig, aber verhältnismäßig seltener als im Mährischen Karst.
EN NN o Mmes
ee enge Bu
© OO U A
15.
14.
169
Eine Gebirgsart, die in der Ebene ganz zu fehlen scheint.
Ich besitze sie aus Mähr.-Schönberg, Wermsdorf (Mertatal),
Berggeist (Straße nach Römerstadt, vom Hirschsprung bei
Buchelsdorf, vom Kapellenberg, aus dem Teßtale bei Winkels-
dorf. Juli, August.
. intonsa Löw., Schin. 275. Krebsbach, Kirchberg bei Gr.-Ullers-
dorf, Diesen! bei Primiswald. Juli.
. barbata Löw., Schin. 275. Aus dem Teßtale bei Ullersdorf und
aus dem Mertatale bei Wermsdorf. August.
. variabilis Panz., Schin. 276. Winkelsdorf, Berggeist (Moos-
weichten), Dreistein, Schwarze Leiten. Juli. Vereinzelt auf
Dolden.
. caricularis Panz., Schin. 284. Auf Blüten allenthalben, beson-
ders häufig in den Hochtálern und auf den Kämmen des
Gebirges. Eine der gemeinsten Chilosien, die in Größe und
Behaarung sehr variiert. Strobl záhlt in den Dipt. Steier-
marks 1892, pag. 176, drei Varietäten auf:
a) Normalform mit deutlich behaarter Fühlerborste und
größtenteils roten Hinterfersen;
b) Hinterfersen ganz oder größtenteils verdunkelt;
c) Fühlerborste kaum behaart, Hinterferse ganz dunkel
(rufitarsis Zett.). Alle 3 Formen häufig. Mertatal, Hohe
Heide, Moosweichten, Rabenstein, Tal der rauschenden Teß,
Steingraben, Knoblochgraben, Franzens-Jagdhaus, Kepernik,
Hochschar, Fuhrmannstein, Schwarze Leiten, Peterstein. Juli,
August, September.
. vernalis Fall., Schin. 287. Krebsbach bei Ullersdorf. Juli.
. praecox Zett., Schin. 287. Moosweichten (Berggeist) 1 4. Juli.
. mutabilis Fall., Schin. 283. Moosweichten. 2 S. Juli.
. albitarsis Mg., Schin. 283. TeBtal bei Reitendorf. August.
. impressa Löw., Schin. 282. Gr.-Ullersdorf (Krebsbach), Becken-
grund, Dreistein. Juli.
. personata Löw., Schin. 276. Krebsbach bei Gr.-Ullersdorf,
Wüstseibersdorf, Mertatal. Juli, August auf Dolden.
. sparsa Löw., Schin. 278. Auf den Bergwiesen des Kirchberges
bei Gr.-Ullersdorf, auf Blumen im Juli.
antiqua Löw., Schin. 279. 1 S am Fuße des Dreistein. Juli.
soror Zett., Schin. 279. Steingraben. Juli.
12*
170
15. scutellata Fall., Schin. 280. Telital bei Winkelsdorf, Moos-
weichten. Juli.
16. pulchripes Lów., Schin. 281. Krebsbach bei Ullersdorf, Knobloch-
graben, auf Dolden. Juli.
Leucozona Schin.
1. lucorum L, Schin. 299. Auf Blüten im ganzen Gebiete nicht
selten. Eine typische Mittelgebirgsart. Ich besitze sie von
12 Fundorten. Juli, August.
Eriozona Schin.
1. syrphoides Fall., Schin. 300. Wohl überall, aber immer nur
vereinzelt. Sie summt wie eine Hummel. Kepernik, Mertatal,
Berggeist, Winkelsdorf. Juli, August.
Brachyopa Mg.
1. conica Panz., Schin. 327. Auf Dolden, selten. Alle meine Stücke
stammen aus dem Teßtale bei Winkelsdorf. Juli.
Rhingia Scop.
1. rostrata L., Schin. 326. 1 © aus dem Steingraben, 24. VIII. 1907.
Volucella Geoffr.
1. bombylans L., Schin. 329.
a) var. plumata Mg. Wiesenberg (Radersberg), Drei-
stein (8. VIIL), Berggeist. Juli;
b) var. bombylans L. Wiesenberg, Telital bei Marschen-
dorf. Juli.
2. pellucens L., Schin. 329.
3. inanis Iu., Schin. 330. Beide Arten, die im Mährischen Karst
zu den häufigsten Syrphiden gehören, kommen hier viel
seltener vor. pellucens besitze ich vom Berggeist, Dreistein,
Mertatal und Ullersdorf; inanis nur vom Teßufer bei Reiten-
dorf, wo ich sie im Jahre 1907 erst Ende August antraf.
Sericomyia Mo.
1. lappona L., Schin. 331. Aufstieg vom Peterstein auf den Alt-
vater, Ende Juli 1902; setzt sich gerne auf den nackten
Steinboden. Berggeist, auf Blumen; Dreistein. Juli, August.
Sehr vereinzelt. Ich traf sie nur an dem zuerst erwähnten
Fundorte in mehreren Stücken.
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171
2. borealis L., Schin. 331. Mit der vorigen Art für das Mittel-
gebirge typisch. In den Hochtálern auf Blüten und Blättern
nicht selten, aber vereinzelt. In größerer Menge traf ich sie
nur 1904 an einer sumpfigen Stelle am Fuße des Haus-
berges. Ein Exemplar (wohl verflogen!) vom Kapellenberge
bei Gr.-Ullersdorf. Juli, August.
Arctophila Schin.
1. bombiformis Fall., Schin. 331. Ebenfalls eine dem Mittelgebirge
eigentümliche Form, die besonders auf Disteln vorkommt
und nicht selten ist. Ahmt im Aussehen und Betragen täu-
schend die Hummel nach. Tal der rauschenden Teß und
Teßtal, Mertatal, Berggeist. Juli, August.
2. mussitans Fabr., Schin. 331. Am 3. VIII. 1904 im Seifentale bei
Wermsdorf 1 4. Scheint sehr ‘selten zu sein. Sie kann im
Freien bei flüchtiger Betrachtung leicht mit Bombus ver-
wechselt werden.
Eristalis Latr.
1. sepuleralis L., Schin. 333. Auf Thymian häufig im Teßtale,
Ullersdorf. Juli, August. 1 S mit gelben Knien der Vorder-
und Mittelbeine und merklich verdickten Hinterschenkeln.
2. aeneus Scop., Schin. 333. Kirchberg, Teßufer bei Ullersdorf. Juli.
3. tenax L., Schin. 334. Überall gemein bis auf die höchsten
Kämme (Kepernik, Peterstein, Backofen). Juli bis September.
a) var. hortorum. Zöptau, Winkelsdorf, Wüstseibersdorf;
b) var. campestris. Mertatal, Berggeist.
4. intricarius L.. Schin. 334. Sumpfige Wiesen auf dem Kirch-
berg. 1 S. Juli. Fuhrmannstein 1 ©, Anfang August.
5. arbustorum Iu., Schin. 335. Gemein in den Tälern und auf den
Bergrücken auf Blumen. Juli, August. Steinigberg; im ganzen
Teßtale; Zöptau, Wermsdorf und Mertatal; Berggeist; Stein-
graben; Hohe Heide; Roter Berg, Fuhrmannstein, Kepernik
und Hochschar.
6. nemorum U., Schin. 336. Ullersdorf, Zöptau, Brünnelheide.
Juli, August.
7. pertinax Scop., Schin. 337. Auf Blumen nicht selten. Kirch-
berg; Schweizerei am Altvater. Mertatal. Juli.
8. rupium Fabr., Schin. 335. Winkelsdorf, Tal der rauschenden
Teß; Berggeist, Kepernik. Juli.
172
9. alpinus Panz., Schin. 336. Sehr selten! Nur 1 Z aus dem Tel-
tale bei Winkelsdorf (Weg in den Steingraben) auf einer
Dolde. 18. VII.
10. horticola Deg., Schin. 336. Sehr vereinzelt. Mertatal, auf Dol-
den. 25. VIL.
Myiathropa Rd.
1. florea L., Schin. 338. Überall auf Blüten. Juli, August.
2. nigrotarsata Schin. 339. Nur 19 vom Dreistein. Juli.
Helophilus Mg.
1. pendulus L., Schin. 340. Dürfte im ersten Frühling auch hier
häufiger vorkommen, da sie bei uns eine sehr gemeine Art
ist. Ich besitze nur 2 Stück, eines aus dem Teßtale bei
Ullersdorf (20. VII.) und eines vom Fuhrmannstein (1. VIIL.).
9. trivittatus Fabr., Schin. 340. Kreuzberg. 24. VIII., Steingraben
14. VIIL
Temnostoma St. F.
1. vespiformis Iu., Schin. 366 als Spilomyia. Auf Dolden 1 S im
Teßtale bei Winkelsdorf. Juli.
2. fallax I., Schin. 350 als Criorrhina. 2 S © von der Schwarzen -
Leiten auf halb vermoderten Baumstümpfen. 3. VIII.
Criorrhina Mcq.
1. berberina Fabr., Schin. 350. Auf Dolden. 1 Stück aus dem Tel-
tale bei Winkelsdorf. Juli.
Syritta Farg.
1. pipiens Iu., Schin. 337. Überall gemein.
Xylota Mg.
1. segnis L., Schin. 354. Viele Stücke aus dem Teßtale bei Win-
kelsdorf. Juli. |
2. lenta Mg., Schin. 355. Aus Wiesenberg vom Radersberg. August.
3. ignava Panz., Schin. 355. Auf Gebüsch im Steingraben. 18. VII.
4. sylvarım L., Schin. 356. Sehr häufig im Tale der rauschenden
Teß auf großblättrigen Pflanzen. Mitte Juli.
5. florum Fabr., Schin. 356. Kirchberg, Tal der 'rauschenden
Teß. Juli.
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Eumerus Mg.
1. lunulatus Zett., Schin. 362. In den Teßwiesen bei Gr.-Ullers-
dorf. Juli.
2. flavitarsis Zett., Schin. 361 als elegans. Bergwiesen auf dem
Kirchberg. August.
Orthoneura Macg.
1. mobilis Fall., Schin. 272. Erzberg, an sumpfigen Stellen. Feuchte
Wiesen bei Ullersdorf. Juli,
Chrysogaster Mg.
1. coemeteriorum L., Schin. 270. Wiesenberg, Dreistein. Juli.
2. viduata IL., Schin. 268. 1 © von den Wiesen im Teßtale bei
Marschendorf. Im ersten Frühjahre wahrscheinlich häufig.
3. metallina Fabr., Schin. 268. Wiesen am Kirchberg. Juli, August,
Pipizella Rdi.
1. virens Fabr., Schin. 260. Allenthalben gemein im Vorlande.
Pipiza Fall.
1. guadrimaculata Panz., Schin. 262. Auf Dolden. Wiesenberg.
August.
. festiva Mg., Schin. 262. S ©. Auf Blüten. Zöptau. August.
. bimaculata Mg., Schin. 262. 1 © aus dem Steingraben. 18. VII.
. guttata Mg., Schin. 263. Steingraben. August.
austriaca Mg., Schin. 263 lugubris F. Primiswald, Rudelsdorf,
© Teßtal bei Winkelsdorf, Steingraben. Ende Juli, August,
-OUP wm
Penium Phil.
1. carbonarium Mg., Schin. 264 als Pipiza. Aus dem Steingraben
vom Altvater. 18. VII.
Paragus Latr.
1. tibialis Fall., Schin. 257. Reitendorf (Wiesen a. d. Teß). August.
2. bicolor Fabr., Schin. 257. Steinigberg bei Ullersdorf. Juli.
Chrysotoxum Mg.
1. fasciolatum Deg., Schin. 253. Vereinzelt, doch nicht selten. Win-
kelsdorf, Dreistein, Berggeist. Juli, August.
2. arcuatum L., Schin. 253. Nurim Gebirge, hier nichtselten. Berggeist,
Mertatal, Schwarze Leiten, Rauschende Tel). August, September.
174
3. intermedium Mg., Schin. 254. Schummel erwähnt die Art als
monticola m. sp. in seiner in der Einleitung zitierten Arbeit
vom Altvater („Hungerlehne“).
4. bicinctum Iu., Schin. 255. Auf Blüten in den Vorbergen sehr
häufig. Ullersdorf (Kreuzberg und Kapellenberg), Primiswald,
Zöptau. Juli, August.
. festivum Tu., Schin. 255. Auf Dolden, sehr verbreitet. Teßufer
bei Ullersdorf; Tal der rauschenden Teß. Juli, August.
OT
Microdon Me.
1. devius T., Schin. 251. Wiesen bei Ullersdorf. 7. VII. 1 G.
Conopidae.
Conops L.
1. scutellatus Mg, Schin. 572. Steingraben auf Dolden. 2 22.
August.
2. vesicularis L., Schin. 372. Zöptau, Abhang des Steinigberges. Juli.
3. quadrifasciatus Dg., Schin. 373. Kirchberg, auf Thymian. 28. Juli.
Die häufigste Conops-Art im Gebirge.
4. flavipes Tu., Schin. 375. Auf Dolden in den Vorbergen, selten.
1 S vom Kapellenberge. 28. VIT.; 1 S aus dem Teßtale bei
Winkelsdorf.
Physocephala Schin.
1. rufipes Fabr., Schin. 376. Vereinzelt, TeBufer bei Marschen-
dorf. 3. VIII.
2. vittata Fabr., Schin. 380. Ebenso wie die vorige auf Dolden vom
Teßufer bei Marschendorf. Juli.
Zodion Latr.
1. cinereum Fabr., Schin. 381. Gemein auf Blumen und im Grase.
Juli, August.
2. notatum Mg., Schin. 381. Teßufer bei Ullersdorf. 20. VII.
Oncomyia R. D.
1. atra Fabr., Schin. 382. In Wiesen gemein. August.
2. distincta Mg., Schin. 382. Auf Thymian in 1 Stück. Marschen-
dorf: 3: VITE.
Sicus Scop.
1. ferrugineus L., Schin. 384. Auf Blüten allgemein verbreitet, aber
stets nur vereinzelt. Fichtelberg 22. VIL, Rudelsdorf und
Zöptau. Steingraben (11. VII., 14. VIII. und 23. VIII).
Myopa Fabr.
1. buccata Iu., Schin. 386. Kirchberg im Teßtale. 8. VII.
2. occulta Mg., Schin. 387. In einem Kleefelde bei Ullersdorf.
August.
Beitrag zu einer Ornis der Brünner Umgebung.
Von Franz Zdobnitzky,
Fachlehrer.
II: Teil?)
75. Fringilla montifringilla (L.) Bergfink.
Kommt wohl alle Jahre, aber nicht gleich zahlreich. Nach
meinen Beobachtungen liebt er bei seinen hiesigen Aufenthalten
mit samenreichen Kräutern bewachsene ebene Plätze mehr als
waldige und bergige Gegenden. Allerdings erscheinen Bergfinken
in Südmähren nicht gar häufig.
1900—1901: Vom 3. II. bis 10. III. bei hohem Schnee, Môdritz.
1901—1902: Am 29. IX. 1901, 5 Stück am Vogelmarkte (frisch gefangen).
Dann nichts mehr.
1902—1903: 10. III. 1903 wurden bei Hussowitz mehrere gefangen.
1905—1906: In Czernowitz recht häufig; 25. III. 1906 bei Bohonitz 12
erlegt.
1906—1907| Nach Aussage und Notizen des Hegers in Schöllschitz
1907—1908 | sehr zahlreich.
1908—1909: Am 14. XI. 1908 wurden 3 in der Umgebung gefangen und
einige Tage darauf noch 4. 15 davon halte ich in der Voliere.
In Bratelsbrunn erschienen sie sehr zeitig schon zu Ende
Oktober. — Mit dem großen Schnee am 3. III. 1909 kamen
auch Scharen von Bergfinken bei Brünn an und hielten
sich bis zum 21. III. 1909; an diesem Tage fing ich noch
1 schönes S bei Hussowitz; zugleich verschwanden, sie bei
Czernowitz. Sie kamen an einzelnen Orten bis in die Höfe
und fraßen mit den Hühnern und Tauben.
Bei uns sieht man sie teils allein, in Gesellschaft von Fring.
coelebs, Ligurinus chloris, Emberixa citrinella u. Miltaria calandra.
Im Jahre 1901 beobachtete ich bei Mödritz einen Schwarm von
mindestens 500 Stück. Bei starkem Schnee gehen die Vögel bis
nahe an die Dörfer heran. Merkwürdigerweise schoß ich im Februar
und März 1901 lauter SS. In der Schulsammlung der Bürgerschule
in Schimitz fand ich 1 G.
1) Der I. Teil erschien unter dem gleichen Titel in den „Mitteilungen der
Kommission zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Máhrens“, Nr. 14, 1908.
1. un o
177
76. Chloris ehloris (L.) Grünling.
Recht häufiger Brut- und zum Teil auch Standvogel. Gärten,
Anlagen, selbst mitten in der Stadt, Laub- und Nadelwälder sowie
kleine Gehölze beherbergen ihn. In der auenreichen Ebene ist er
bedeutend häufiger. Besonders große Schwärme bemerkte ich im
September. So z. B. am 10. IX. 1906 bei Chirlitz eine Schar
von annähernd 300 Stück, am 11. IX. 1907 auf dem Gelben Berge
bei Brünn eine Gesellschaft von zirka 200 Vögeln. Im eigentlichen
Winter dagegen verzeichnete ich nie größere Flüge als höchstens
solche von 30 Stück. Ich sah sie noch bis 13. IV. 1908 in Schöll-
schitz in Gesellschaften beisammen. Den ersten Gesang vernahm
ich am 18. III. 1908 bei Raigern.
1909 begann der Zug der Grünlinge erst am 13. IV. 1909
(bei Chirlitz), wogegen man den ganzen Winter nicht einen dort
zu sehen bekam.
Am 15. V. 1909 fand ich in Czernowitz ein Nest mit 4
2—3 Tage alten Jungen.
77. Passer domesticus (L) Haussperling.
Die rußigen Stadtsperlinge könnte oft ein unkundiger Dorf-
bewohner, der nur schöne reine Exemplare zu sehen gewohnt ist,
für ganz andere Vögel halten“). Selbst die partiellen Albinismen
bleiben nicht lange weiß. Ganz weiße Sperlinge sieht man seltener
(z. B. am Spielberge 1907). Seit Czapeks Zeiten müssen sich die
Verhältnisse im Fortpflanzungsgeschäft unseres Haussperlings stark
geändert haben. Denn während Czapek noch nichts über Baum-
nester berichtet, kann ich eine ganze Reihe von förmlichen Kolonien
anführen: Im Augarten auf mehreren hohen Bäumen, bei den
alten Pulvertürmen (Grigar’s Gastwirtschaft), in fast allen Straßen-
alleen, wie in der Kaiserstraße, von den letzten Häusern der
Wienergasse angefangen, zumeist in Linden, Olmiitzerstrabe bei
Czernowitz, bei Latein, im israelitischen Friedhof, im alten Friedhof
in der Giskrastraße und schließlich auch in Südmähren bei Muschau
und Tannowitz in Robinien-, Pappeln- und Eichenkronen. Ich
fand aber auch Brutkolonien in bezw. unter mehreren hölzernen
Schwarzabrücken, im Steinbruche des roten Berges bei Brünn und
den Sandstätten von Czernowitz. Es handelt sich dabei durchaus
_ 1) Rußige Federkleider beobachtete ich noch beim: Zaunkönig, Baum-
läufer und Kernbeißer.
)
&
17
nicht um P. montanus. Schwärme bemerkt man besonders vom
September angefangen. Selbst mitten im Weichbilde der Stadt
kommen solche Schwärme vor (z. B. bei der Dampfmühle in der
Mühlgasse). Am Rande der Stadt bemerkte ich Schwärme an Stauden
von: Polygonum aviculare, Chenopodium polyspermum, Lepidium
ruderale, Atriplex patula, deren Samen sie eifrig fraßen. In einzelnen
Anlagen und Gärten der Stadt haben die Spatzen im Winter
bestimmte Schlafbäume, die man leicht an dem unter ihnen ange-
sammelten Kot erkennt!). Besonders Thujen sind bevorzugte Bäume.
Am 6. III. 1902 sah ich schon die SS balzen. Die ersten nackten
Jungen fand ich 1909 am 11. V. in Czernowitz. Einen Riesen-
schwarm von Haussperlingen verzeichnete ich am 22. IX. 1907 bei
Louczka, wo an 600—700 Vögel in Teufelszwirnbüschen saßen.
Im Winter bildet der Haussperling die Hauptnahrung des Sperbers.
78. Passer montanus (L.) Feldsperling.
In Auen und Feldgehölzen, vornehmlich der Ebene nicht
selten brütend. Zumeist wählt er zum Nistorte hohle Kopfweiden,
Pappeln, Eichen und Obstbäume, Daß sie verlassene Spechtlöcher
benutzen, habe ich mehrmals erfahren. Aus manchen Steinbrüchen
und Sandgruben sind sie von P. domesticus verdrängt worden. Das
freie Feld durchstreifen sie von August bis April in mehr oder
minder großen Banden. (Erstes Datum 8. VIII. 1906 Rebeschowitz,
letztes Datum 19. IV. 1903 bei Mödritz.) Bisher habe ich noch
nie die Beobachtung gemacht, daß sie in Bauernhöfe kommen
oder sich mit P. domesticus zu Gesellschaften vereinigen.
79. Passer petronius (L.) Steinsperling.
Obgleich Czapek (nach einer mündlichen Mitteilung) beide
Angaben (die Homeyers und Kaspars) über das Vorkommen
dieses südlichen Vogels in Zweifel zieht, sind mir in der letzten
Zeit 2, allerdings nicht vollends verbürgte Nachrichten über diesen
Sperling zugekommen. Die Vogelsteller behaupten nämlich, ihn
anläßlich des Stieglitzfanges alljährlich bei Auerschitz im September
gefangen zu haben. Im Jahre 1908 soll es wieder geschehen sein,
doch wurde der Vogel gleich nach Wien verkauft, ohne daß ich ihn
1) Im Februar 1909 beobachtete ich mehrmals, wie Spatzen im Schnee
auf der Straße und auf Dächern badeten. Auch sah ich sie einigemal im eis-
kalten Wasser der Pfützen (z. B. im zeitigen Frühjahr) ein Bad nehmen.
di TE
BJ
gesehen hätte. Jedenfalls werde ich heuer noch öfter mit den
betreffenden Vogelstellern hinausgehen, um der Sache auf den
Grund zu kommen. Eine zweite Mitteilung betrifft einen Vogel, den
2 Gymnasialschüler längere Zeit gefangen gehalten haben, um ihn im
Frühjahre am Spielberg auszulassen. Der Vogel stammte vom hiesigen
Vogelmarkte, war ganz frisch und nach der genauen Beschreibung
konnte es sich wirklich nur um einen P. petronius handeln. —
Doch bleibt die Frage nach dem Vorkommen dieses seltenen Tieres
vorläufig noch offen.
80. Sturnus vulgaris (L.) Gem. Star.
Wie schon Czapek, Feuereisen und Schade berichten, brütet
der Star in der Umgebung von Brünn nicht. Nur 2 vereinzelte
Fälle sind mir bekannt. Im Jahre 1904 brütete ein Paar in einem
Starkasten der Gartenrestauration beim Adamstaler Bahnhofe
und von da an jedes Jahr (1909 am 25. IV. schon brütend!).
Anfang Juni war ich damals zugegen, als die Alten die Jungen
zum erstenmal ausführten, zum Jubel aller Gäste. Im Jahre 1905
brütete in den Obstgärten auf der Juranshóhe 1 Paar in einem
alten Kruge, den einer meiner Schüler zu diesem Zwecke dort auf-
gestellt hatte. Die Angaben Schades, dal) erst bei Eisgrub Starkolonien
vorkommen, entsprechen nicht den Tatsachen. Schon in dem Raigerner
Wildparke nistet 1 39 und unterhalb Raigern kann man in jeder
größeren Au brütende Stare antreffen. Auch bei Laschanko nisten
siein Bauerngärten und am Butschin bei Tetschitz ist eine Kolonie.
Trotz alledem ist der Star ein bei uns wohlbekannter Vogel,
weil er im Herbst und Frühjahr in Mengen durchzieht und auch
die Jungen sehr bald bei uns erscheinen. Man sieht sie dann
insbesonders auf feuchten Wiesen und in lichten Auenbeständen,
zuweilen sogar in Gesellschaft von Drosseln, Kiebitzen oder Dohlen.
Im Frühjahre ist er neben der Lerche der erste Ankömmling:
Frühjahrszug: 1901: erstes Datum: 2. III. Mödritz; letztes Datum: 25. II.
„Schwarze Felder‘ mit Kiebitzen.
1902: erstes Datum: 23. II. Mödritz, 3. III. Augarten, erster
Gesang; letztes Datum: ?.
1903: erstes Datum: 11. II. 20 Stück Mödritz; letztes Datum:
27. III. bei Bysterz, aber auch noch am 19. IV. Mödritz
ein Schwarm.
1) 1909 erfuhr ich auch, daß in Olomutschan bei Blansko brütende Stare in
Starhäuschen ihre Behausung aufschlugen.
180
Frůhjahrszug: 1905: 2. IV. Raigern, große Scharen. |
1906: erstes Datum: 25. III Rebeschowitz; letztes Datum:
11. IV. Niemtschitz.
1907: erstes Datum: 6. III. kleine Schwärme, Rebeschowitz;
9. III. Bratelsbrunn, Südmähren; letztes Datum: 24. III.
Rebeschowitz.
1908: erstes Datum: 2. III. Mödritz 20 Stück, 9. III. Maxdorf,
am 22. III. Chirlitz.
1909: Die ersten kamen am 4. III., am 14. III. sah man schon
Schwärme, einen besonders großen am 21. III. 1909 bei
Sobieschitz auf den Feldern. Seit Anfang April aber waren
sie verschwunden. Am 12. IV. 1909 wurde bei Altstadt
(bei Mähr.-Trübau) noch eine große Schar gesichtet.
25. IV. 1909 sah ich 1 singendes S beim Brutloche im
Raigerner Wildparke.
Die ersten Jungen erschienen:
1902: 20. VII. Mödritz.
1906: 28. VI. Steinberg bei Brünn.
1907: 12. VI. Rebeschowitz.
1908: 12. VI. Kaiserwald.
Herbstzug: 1900: 13. IX. Roter Berg.
1902: 6. IX. Lösch, ungeheure Scharen mit Dohlen auf den
Feldern; 14. IX. Mödritz; 1. X. Brünn, Schwärme.
1904: 17. X. Puntowitz.
1906: 8. IX. bis 10. X. Rebeschowitz.
1907: 1. IX. Branowitz. — 22. IX. Louczka bei Raigern.
81. Pastor roseus (L.) Rosenstar.
Am 23. III. 1907 wurde auf der Bauerschen Rampe bei Brünn ein
kleiner Schwarm dieser seltenen Gáste von V ogelstellern beobachtet; die
Vögel suchten auf den Feldern eifrig nach Futter, ließen sich aber nicht
berücken.
82. Oriolus oriolus (L.) Kirschpirol.
In allen Laubwaldungen, auch in Alleen und Gehölzen, ist
der Pirol“wáhrend des Sommers zu finden. (Gremein ist er aller-
dings nirgends. Trotz seines scheuen Wesens ist er ein ziemlich
bekannter Vogel. Sein Nest fand ich einmal (am 27. V. 1906) in
der Czernowitzer Au auf einer Ulme so niedrig, dab es mit einem
kurzen Stocke vom Wege, über welchen es noch zum Überfluß
hing, zu erreichen war; das wurde auch sein Verhängnis. Knapp
war das Gelege vollständig, da lag's auch schon am Boden. Über-
haupt fand ich, daß Pirole sehr gerne niedrig nisten. Die Ankunft
im Frühjahr erfolgt recht spät, zumeist erst im Mau.
n o m m ae
181
1901: 13. V. Schreibwald.
1902: 11. V. Mödritz, an der Straße.
1903: 3. V. Schöllschitz, angekommen.
1904: 27. IV. Schöllschitz, angekommen; 3. V. Schreibwald.
1906: 29. IV. Tracht zum ersten Male.
1907: 9. V. Kaiserwald bei Brünn.
1908: 3. V. Rebeschowitz.
1909: 30. IV. Czernowitz und in den Gärten bei Kumrowitz; 2. V. Seelo-
witz, Raigern.
Der Abzug fällt wohl in den Anfang September; denn ich
notierte:
1900: 19. IX. Roter Berg bei Brünn.
1907: 1. IX. Branowitz, 8. IX. Czernowitz.
Am 1. VI. 1908 erhielt ich 1 2 mit großem Brutflecke (die
Eier im Eierstocke bis 2 mm). — Schon um 3 Uhr früh hörte ich Pirole
pfeifen (13. VI. 1907) und noch nach 6 Uhr abends erscholl ihr
Ruf (1. VII. 1905). Die „Goldamsel“ singt weit in den Juli hinein
(19. VIT. 1906 Czernowitz, 20. VII. 1902 Mödritz). Gefangen wird
dieser schöne Vogel bei uns durch Lockvögel in Netze oder auf
© Leim beim Kauz; doch sieht man ihn selten genug im Käfige.
Anfang Juli 1900 hörte ich ein balzendes G, das mit dem © unter
unbeschreiblichem Gekreische eine Ulme umkreiste. Es handelte
sich dabei bestimmt nicht um einen Kampf zwischen Nebenbuhlern,
da bald darauf die Begattung erfolgte.
83. Nucifraga caryocatactes (L.) Tannenhäher.
Es erscheint bei uns nur die schlankschnäblige Form, wenigstens
soweit ich nach geschossenen oder gestopften Exemplaren, die ich
gesehen habe, urteilen kann. Allerdings erfuhr ich auch von meh-
reren, die ich nicht in der Hand hatte. Doch ist kaum anzunehmen,
daB es sich um einen andern Vogel als den auffallenden Tannen-
häher gehandelt hat. Freilich die Form zu erfahren, ist unmöglich.
1900: Ende September 2 Stück geschossen im Hadywald bei Brünn.
9. Oktober 1 Stück geschossen im Hawietitzer Revier bei Tisch-
nowitz.
Ende Oktober 1 Stück aus der Brünner Umgebung.
Anfang November 2 Stůck geschossen in Kritschen bei Brünn, aus-
gestopft beim Práparator Weinlich in Latein bei Brünn.
1902: Oktober, mehrere im Hadywalde bei Briinn. Oktober 4 Stůck bei
Königsfeld, wovon 2 in der Mádchen-Volksschule und 2 in der
Knaben-Bürgerschule sich befinden.
182
1907: 17. X. wurde 1 Stück in Jundorf bei Brünn geschossen und zu einem
Brünner Práparator eingesandt.
10. X. wurde bei Brünn 1 Stück erlegt; ebenso am 7. IX. 19.
20. X. kam ein Exemplar aus Tischnowitz hier an.
13. IX. 1907 wurde bei Hrottowitz 19 geschossen.
Ferner erfuhr ich vom Heger in Schöllschitz, daß Tannen-
häher hin und wieder im Herbste dort erscheinen. 1898 wurde im
September am Hady 1 Stück erschossen; ich sah es beim Präparator
Nowak in Malomierzitz. 2 schöne Exemplare stehen in der Schul-
sammlung zu Raigern und dürften aus den 60er Jahren von Domaschow
stammen. Herr Hruby in Kumrowitz bei Brünn besitzt ein Stück
aus Wessely bei Ung.-Hradisch. Schließlich enthält die Schloli-
sammlung in Dürnholz 1 Vogel aus der Neutitscheiner Gegend.
84. Garrulus glandarius (L.) Eichelhäher.
Uber diesen Vogel habe ich bereits manches in einer früheren
Arbeit veröffentlicht. (Siehe: Winterleben unserer Corviden; Zeit-
schrift des mährischen Landesmuseums, VII. Band, 1. Heft, 1907.)
Ich werde mich deshalb nur auf neue oder noch nicht erwähnte
Daten beschränken.
Das Herabsteigen aus den bergigen Teilen der Umgebung in
die auenbewachsene Ebene erfolgt gewöhnlich in der 2. Hälfte
September:
1904: 28. IX. Parfuß: Flüge bis 20 Stück.
2. X. Mödritz: 2 Stück an der Obra.
1905: 20. IX. Raigern: mehrere in der Au.
1906: 6. X. Czernowitz durchziehend.
1907: 28. IX. Czernowitz eine durchziehende Gesellschaft.
15. IX. wurde 1 Stück auf Leim bei Rebeschowitz gefangen (Vogel-
markt).
17. X. Bratelsbrunn, Südmähren, Durchzug.
Der Rückzug findet im April, gewöhnlich vor dem 15. d. M. statt.
1905: Czernowitz, am 26. IV. durchziehend.
1906: Rebeschowitz, 25.111. noch ständig.
1907: Rebeschowitz, 7. IV. durchziehend.
1908: Bratelsbrunn, 7. III. durchziehend.
Rebeschowitz 12. IV. durchziehend.
1909: Rebeschowitz 13. IV. durchziehend.
Auf ihrem kurzen Zuge zeigen sich die Häher gerne an
freistehenden Bäumen, am Waldrande, ja, einmal (30. XI. 1902,
Kleidowka) sah ich sie sogar auf einem hohen Pump-Brunnen
sitzen. Von Räubereien an kleinen Vögeln und deren Nestern
ee
183
habe ich bisher nichts beobachtet. Auch meine diesbezüglichen
Magenuntersuchungen lassen von einer solchen verpönten Kost
nichts erkennen. Verfolgt und geschossen wird der Häher allent-
halben, wenngleich er jederzeit ein sehr scheuer und vorsichtiger
Vogel ist. Eine interessante Hüttenjagd mit einem Waldkauz
machte einstens der Heger in Schöllschitz mit (18. X. 1904), wobei
ein Häher, der nach dem Kauze stieß, geschossen wurde. Gefangen
wird der Eichelhäher öfter, als man nach dem seltenen Gefangen-
halten dieses Vogels glauben könnte, und zwar mittels Leimruten.
Am 13. VI. 1904 wurden in Schöllschitz aus einem Nest
3 noch nicht ganz flügge Junge ausgenommen. Am 21. Juni 1908
erhielt ich 1 Stück, das, bereits flügge, bei Billowitz im Walde
auf der Erde gefangen wurde.
85. Pica pica (L.) Elster.
Das Winterleben der Elstern habe ich in dem (bereits beim
Eichelhäher) zitierten Artikel geschildert. Es erübrigt deswegen
über das Sommerleben zu berichten und neue Beobachtungen
bekanntzugeben.
Im Löscher Walde kommt die Elster nicht vor; die Gegend
ist offenbar zu rauh und gebirgig, sie enthält fast gar keine Felder.
Merkwürdigerweise hält sie sich aber auch in der Czernowitzer
Au nicht auf. Dort hat sie, wie ich später erfuhr, rücksichtslose
Verfolgung vertrieben. Man schoß sie nicht nur, sondern man
zerstörte jedes Nest und vernichtete jede Brut; unerreichbare Nester
hat es für den dortigen Kletterer, Nedorost mit Namen, der von
dem Heger angeworben worden war, überhaupt nicht gegeben. Er
schoß sie wenigstens von einem nahen Aste herab oder zerschmet-
terte sie mit mehreren Schrotladungen. Seit der Zeit läßt sich in
Czernowitz tatsächlich keine Elster blicken. Um so zahlreicher ist
sie dagegen bei Mödritz, Rebeschowitz an der Schwarza und, wie
ich neuestens erfuhr, bei Klein-Niemtschitz an der Iglawa'). An
solchen Orten gibt es die schon beschriebenen Schlafplätze, und zwar
zumeist in Kopfweidenbeständen. Ich stehe nicht an, der Elster den
Preis unter den listigen Angehörigen der Rabenvögel zuzuerkennen.
Die Nebelkrähe mag ihr Nest versteckter anbringen, der
Kolkrabe vorsichtiger und scheuer dem Menschen gegenüber sein,
1) Doch kommen sie auch in geschlossenen Waldungen vor, z. B.: Kaiser-
wald, Roter Berg, Schreibwald, Parfuß, Schöllschitz, Raigern usw.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX., 2. 13
184
aber beide werden von der Elster an Klugheit, Úberlegung und
Berechnung übertroffen. Obzwar z. B. in Czernowitz die Nebelkrähen
ebenso hart verfolgt werden wie die Elstern, versucht es doch fast
jedes Jahr ein Paar der ersteren dort ein Nest aufzuschlagen,
wenn es auch regelmäßig vernichtet wird. Die Elster hat sich aber
aus diesem Gebiete vollständig zurückgezogen, in der richtigen
Abschätzung der Unmöglichkeit, dort zu brüten. Dafür gedeiht sie
um so üppiger an anderen Orten, Die geistige Überlegenheit der
Elstern über die Krähen zeigt sich auch darin, daß sie im Winter
niemals jenes Bündnis mit den ankommenden Saatkrähen schließen,
wie die Nebelkrähen es nicht allzu selten tun, sondern immer auf
eigene Faust nach Nahrung ausgehen. Interessante Beobachtungen
machte Herr Dr. Ed. Burkart in Brünn vor mehreren Jahren an
einer gefangenen Elster. Der Vogel war ans Ein- und Ausfliegen
gewöhnt worden. Besonders gut zu behandeln verstand ihn der
Bruder des genannten Herrn. Trieb sich das Tier in den Glacis-
anlagen umher (zirka 500—600 Schritte Luftlinie vom Wohnhause
entfernt), so genügte ein mäßig lauter Pfff, um es in paar Sekun-
den beim Fenster erscheinen zu lassen. Für das feine Gehör der
Gefangenen spricht noch folgende Beobachtung: Die im ersten
Stocke gelegene Wohnung befand sich über einem langen Vorhause,
das täglich von vielen Hunderten von Menschen begangen wurde (es ist
eine Druckerei und Redaktionen zweier Blätter im Hause unter-
gebracht). Kaum aber erscholl der der Elster bekannte Schritt des
Herrn Burkart im Korridor, als sie hinhorchte und nach 3 bis
4 Minuten schon an der Türklinke saß, den Kommenden erwar-
tend. Sie stahl in der Umgebung Schmucksachen in solchem Aus-
maße, daß man ihr schließlich die Schwingen abschneiden mußte;
nicht lange hernach machte eine Katze ihrem Leben ein jähes
Ende. Solange sie noch fliegen gekonnt hatte, beobachtete Herr
Burkart öfter, wie scharf ihr Gesicht war. Wollte sie jemand
anderer als der genannte Herr herbeilocken, so brauchte er nur
in der hohlen Hand paar Mehlwürmer zu zeigen; auf mehr als
100 Schritte erkannte die Elster (wenn sie z. B. auf Bäumen
des Nachbargartens saß), ob Mehlwürmer tatsächlich vorhanden
seien oder nicht. Im letzteren Falle kam sie bestimmt nicht.
Entschieden die wertvollste Beobachtung war aber folgende:
Die Elster fraß sehr gerne Zucker und hatte die Gewohnheit, aus .
der Dose Zuckerwürfel zu stehlen und sie hinter einem Vorhange
185
zu verstecken. Kam nun Herr Burkart dahinter, so pflegte er der
Elster die Zuckerstücke wegzunehmen und sie unter der Serviette
zu verbergen. Der Vogel kam aber regelmäßig und verlangte durch
leichte Schläge auf die Hand seine Zuckerstücke zurück. Er bekam
ein Stück, flog weg und versteckte es an einem andern Orte.
Dann kam er wieder und verlangte auch das zweite und, wenn
vorhanden, später auch das dritte und zuweilen auch das vierte
Stück. Mehr als das Zahlbild 4 behielt er nie im Kopfe und
irrte sich zuweilen schon beim vierten. Drei aber faßte er
bestimmt gut auf. Diese Beobachtung stimmt, was das Resultat
anbelangt, mit einer von Brehm in seinem „Tierleben“ angeführten
genau überein. |
. Im Freien habe ich einmal (14. X. 1906) beobachtet, wie
Elstern mit Dohlen und Nebelkrähen fliegend förmlich spielten,
was mir sehr bemerkenswert erscheint, weil man ähnliches nur
äußerst selten hört oder sieht.
In Schöllschitz wiederum war im Garten des Herın Felbin-
ger ein großes Gebüsch von Quitten, in dem die Elstern aus der
Umgebung gern übernachteten. Kaum wurde dort aber eine Hütte
gebaut, kam keine einzige mehr hin. Bei Mödritz befindet sich in
der Nähe des Flusses ein kleiner, aber sehr tiefer Tümpel, von
Weidengebüsch dicht umsäumt, ein Überbleibsel des alten Flusses.
Dort hielten sich oft (auch bei Tage) über 20 Elstern auf. Ertönte
ein Schuß, so hüpften einige an den Ästen empor, überzeugten
sich von der Art der Situation und verschwanden dann so unbe-
merkt von dem Orte, als hätte sie der Boden verschlungen.
Was die Nahrung der Elstern anbetrifft, so muß ich ge-
stehen, dab mir die Klagen der Jäger übertrieben vorkommen.
Mir ist es während meiner ganzen ornithologischen Tätigkeit nicht
ein einziges Mal gelungen, die Elster bei irgend einer Missetat zu
ertappen. Aus Jägerkreisen kenne ich bloß zwei wirklich verbürgte
Nachrichten über Jagdschaden der Elster. Der gewissenhafte Heger
von Schöllschitz beobachtete am 9. X. 1903, als er nach einer
Jagd revidieren ging, wie Elstern einen krankgeschossenen Hasen
verfolgten. Leider verjagte er sie, anstatt den Verlauf zu beob-
achten. Ein zweitesmal (am 26. V. 1904) spürten Elstern ein Reb-
hühnergelege von 22 Eiern aus und binnen eines Tages waren
alle Eier ausgesoffen. Der Elster dürfte es ähnlich ergehen, wie
dem vielverlästerten Würger. Dieser oder jener hat etwas beob-
13*
186
achtet oder zu beobachten geglaubt und der Fall wird eben ver-
allgemeinert. Man weiß ja, wie oft beobachtet wird, besonders von
Landleuten, die Vorurteile haben. Die Elster mit Schade als den
größten Jagdschädling hinzustellen, halte ich für eine arge Täuschung.
Die bekannten Nester der Elstern stehen bald sehr niedrig
(oft nur 1!/, m Höhe), bald auch sehr hoch (bis 20 m und mehr)
in Pyramidenpappeln. Mit dem Nestbaue wird je nach der Witte-
rung begonnen.
1903 sah man sie am 22. III. in Mödritz überall in Paaren und einzelne
bauten schon Nester, am 29. III. fast überall.
1902 bemerkte ich erst 13. IV. bauende Elstern, während sie noch zu Ende
März in kleinen Gesellschaften umherstreiften.
1907 waren schon am 17. III. manche in Paaren, am 24. III. fast überall.
In Bratelsbrunn bauten sie Nester erst am 10, IV.
Fertige Gelege wurden gefunden:
26. IV. 1901, Schöllschitz, © brütet den 1. Tag und wird aus dem Neste
geschossen.
24. IV. 1903 Schöllschitz, 2 brütet.
20. IV. 1904, Schöllschitz, © brütet und wird getötet.
25. IV. 1906, Rebeschowitz, 1 Nest mit vollem Gelege ausgenommen.
Das Nest war typisch gebaut; die Mittellage bestand aus
Birkenreisern, die innere Mulde war mit feinen Würzelchen aus-
gepolstert. Das Nest stand 5 m hoch auf einer kleineren Weide
und enthielt 7 typische Eier. Diese wogen:
1. voll 985 cg, leer 135 cg.
255. 00100, 11005
8." ae) I0TB CH sa ee
4. ,, 1030 cg, „ 145 cg.
O: 985 cg, ,, 90 cg.
6. 155000000 ee MAS ET
715, A015 67353, Du:
Junge wurden gefunden:
11. V. 1901, Schöllschitz; der Heger vertilgt 6 frisch geschlüpfte Junge.
In diesem Jahre wurden noch am 4. VII. und 1. VIII. noch
nicht flügge Junge samt den Alten im Neste geschossen.
(Schöllschitz.)
26. VI. 1903, Schöllschitz, wurden 6 größere Junge ausTdem Neste ge-
nommen; ebenso am
26. V. 1904. Nur waren letztere kaum 4 Tage alt.
18. IV. 1909 saßen Elstern bei Brünn und bei Klein-Niemtschitz an der
Iglawa fast überall auf dem vollen Gelege.
187
86. Lycus monedula (L.) Dohle.
Meinen letzten Bemerkungen iiber die Dohlen (in dem schon
einmal zitierten Artikel: Das Winterleben der Corviden) habe ich
nicht viel Neues hinzuzufügen. Die Dohlen von Buczin bei Strelitz
beobachtete ich am 13. V. 1906 und noch öfter später, wie sie die
feuchten, zum Teil überschwemmten Wiesen an der Obra in
größerer Zahl nach Nahrung absuchten.
Am 4, IV. 1906 sah ich ein eigenes Schauspiel. Ein großer
Schwarm Nebelkrähen sab auf hohen Pappeln am Rande der
Raigerner Au. Es war zeitlich früh. Von Osten kamen fort-
während Dohlen und so oft eine Schar über die Krähen dahinflog,
ertönte beiderseits ein so helles, freudiges Schreien, daß es wie
ein Gruß klang. Daß Dohlen auch mit Elstern zuweilen spielen,
habe ich schon erwähnt. Auch mit Staren (am 6. IX. 1902 bei
Lösch) und mit Wildtauben sah ich sie gemeinsam weiden (25. III.
- 1906, Rebeschowitz, Wiesen). Doch bleiben Saatkrähen ihre lieb-
sten Gesellschafter.
Heuer machten 2 Dohlenpaare Anstalten, in Brünn auf der
Thomaskirche zu brüten. Schon am 1. X. 1907 bemerkte ich mehrere
Dohlen, welche den Turm von St. Jakob umschwärmten. Dann
und wann sah man sie dort noch den ganzen Herbst und Winter
hindurch. Am 20. IV. 1908 bemerkte ich aber 2 Paare, die an den
Heiligenstatuen und Nischen des Portals der Thomaskirche unter
den dort nistenden Tauben anscheinend einen Nistplatz suchten.
Am 26.IV.d.J. sah man 1 G © Niststoffe zutragen, während das
andere wahrscheinlich auf das gegenüberliegende Gebäude des
Cafe „Bellevue“ hinübergewandert war, wo ich die Vögel öfter
hörte und einen auch sah. Was aus dem Brüten geworden, konnte
ich aber nicht erfahren, da man dann von Anfang Mai von den
Dohlen nichts mehr bemerkte. 1909 hörte ich am 26. IV. 1 Vogel
in der Talgasse und sah am 10. V. 1909 182 am Getreidemarkt.
Beim hiesigen Tierhändler Blimsrieder sind jährlich im August
mehrere total albinistische Dohlen käuflich, die aus der Gegend
von Mähr.-Neustadt stammen sollen. Leider kann man über die genaue
Herkunft nichts erfahren, da sie als Geschäftsgeheimnis gehütet wird.
Die von Schade!) erwähnte Form L. monedula collaris
dürfte wohl nichts anderes als ein Exemplar mit sehr lichten Hals-
*) Herr Jul. Michel aus Bodenbach versicherte mich, bestimmt das von
Schade beschriebene Tier erhalten zu haben.
188
seiten sein, ohne gerade aus Südosteuropa verflogen zu sein. Führt
doch auch der „Neue Naumann“ solche Vögel aus Schlesien an.
Übrigens fand ich in der Sammlung der Knabenbürgerschule in
Königsfeld eine Dohle, am 1. Februar 1886 bei Königsfeld von
dem dortigen Präparator Janko geschossen, welche sehr viel Weiß
in der sonst grauen Kopf- und Nackenzeichnung besitzt. Um ein
solches Stück dürfte es sich auch bei Schade handeln.
87. Corvus corax (L.) Kolkrabe.
Trotzdem ich mir redlich Mühe gab, Sammlungen zu durch-
stöbern, ist es mir nirgend gelungen, ein Exemplar dieses großen
Vogels aus der Brünner Umgebung zu finden. Auch im Altvater-
gebiete und im Marsgebirge stie ich bisher auf keine Nach-
richten über ihn. So habe ich vorläufig nur die 2 flüchtigen, schon
einmal (in dem bereits zitierten Artikel) gebrachten Beobachtungen
aufzuweisen.
88. Corvus eorone (L,) Rabenkrähe.
Außer bereits angeführten Beobachtungen gebe ich noch bekannt:
Am 11.1IV.1906 habe ich 2 Rabenkrähen am Kolben bei Pausram
gesehen.
Am 15. V. 1907 zog ein Stück über die Rebeschowitzer Wiese.
Am 13. V. 1908 sah ich eine vorüberfliegende Rabenkrähe in
Schöllschitz
Kollege Wymetal schreibt mir, daß bei Neusiedl 1907 132
in den Auen genistet hätte. Am 8. IV. 1908 beobachtete er gegen
50 Stück Rabenkrähen, die bei Bratelsbrunn gegen Westen zogen.
89. Corvus cornix (L.) Nebelkráhe.
Es ist merkwürdig, daß man bei uns noch spät im Mai kleine
(resellschaften findet, an Orten und zur Zeit, wo andere Nebel-
krähen brüten (z. B.7. V: 1904, Schreibwald; 20. V. 1906, Rebescho-
witz, 5 Stück). Um Familien mit Jungen kann es sich zu so früher
Zeit nicht handeln, eher um nicht brütende vorjährige Tiere oder
um nahe beieinander brütende Paare. Neben dem Kolkraben hat
. wohl die Nebelkrähe den raubvogelähnlichsten Flug. Sie schwebt
und rüttelt vortrefflich. Im Herbste sieht man insbesondere die
‚Jungen gerne Flugspiele ausführen. Die Alten laben sich um diese
Zeit sehr gerne an Nüssen und Pflaumen in unseren Weingärten.
(7. X. 1906 Czernowitz.) Am 27. I. 1901 ließ mich in Mödritz eine
189
Nebelkrähe bis auf wenige Schritte ankommen. Es brauste gerade ein
furchtbarer Schneesturm, der den Vogel am Sehen hinderte. Ich
kenne bei Briinn keinen Wald, wo nicht mindestens 1 G © dieser
klugen Vögel nistete. In Schöllschitz wurden am 4. V. 1902, 2. IV.
1903,4.1V.1903 und 14.1V.1903 Kráhen aus Nestern herabgeschossen.
Ebenso am 18. IV. 1904. Am 11. V. 1907 fand ich in der Rebe-
schowitzer Au ein von einer hohen Pappel herabgeworfenes Nest
mit stark angebrüteten Eiern. Am 15. V. 1907 entdeckte ich ein
Nest in einer Kopfweide auf der Wiese bei Rebeschowitz, das
kaum 2'/, m vom Erdboden entfernt war. Die Jungen darin waren
nur wenige Tage alt. Am 6. V. 1908 fand ich in einem Neste auf
einer Eiche in der Rebeschowitzer Au das erste Ei. Am 15. V. 1908
schoß der Heger in Czernowitz ein Nest mit vollem Gelege aus.
In Bratelsbrunn begann die Nebelkrähe am 12. IV. 1907
bereits mit dem Brutgeschäfte. 1909 fand ich in Czernowitz in
einem Neste am 21. IV. ein Gelege von 5 Eiern. Fast flügge Junge
schoß der Heger in Schüllschitz am 28. VII. 1901 und 11. VII.
1902. Am 26. V.1904 wurden dortselbst 5 noch wenig erwachsene
Jungen ausgenommen. Am 2. I. 1904 griffen Nebelkrähen bei
Schöllschitz ein in der Schlinge gefangenes Kaninchen an und
verzehrten es teilweise. Am 11. II. 1901 fing sich eine Krähe
selbst in einer Marderschlinge. Daß Krähen auf Waldkäuze stoßen,
beobachtete der Schöllschitzer Heger am 25. V. 1904 und am
18. X. 1904. Das erstemal bedrohten sie einen auf einer Eiche
sitzenden Waldkauz, das zweitemal griffen sie den Vogel an, als
man ihn anstatt eines Uhus bei einer Hüttenjagd gebrauchte.
Ende Dezember 1907 trieben sich bei Bratelsbrunn 2 weiße
Nebelkrähen umher, ohne daß es den dortigen Schützen gelang,
auch nur ein Exemplar zu erbeuten.
90. Corvus frugilegus (L.) Saatkrähe.
Seit 1907 gesammelte Zugs- und Beobachtungsdaten sollen
die bereits vor 3 Jahren gegebene Schilderung des Lebens dieser
Krähe ergänzen.
Abzug: 1907: Am 6. III. der Schlafplatz von Rebeschowitz noch gut
besetzt; 1 Stück dortselbst zerrissen aufgefunden.
17. III. Schöllschitz, ein Riesenschwarm mit Dohlen auf
den Feldern.
24. III. Rebeschowitz, unweit des Schlafplatzes noch große
Schwärme (bis 300 Stück). — Doch hört seit dem 24. III.
unmittelbar bei Brünn der Zug auf.
190
Abzug: 1907: 2. und 7. IV. noch immer sehr große Scharen vor dem
Rebeschowitzer Schlafplatze mit Dohlen. (2. IV. Schein-
barer Abzug in 1000 » Höhe gegen ONO.)
Ankunft: 1907: Am 28. IX. bei Czernowitz 2 Stück.
Am 12. X. bei Czernowitz einzelne, hie und da.
Am 13.,14.,15.,17. X. fast überall immer größere Schwärme.
Am 17. X. Ankunft in Bratelsbrunn.
Abzug: 1908: Am 8. III. versammelten sich große Scharen auf den
Feldern hinter der Czernowitzer Irrenanstalt und zogen
sehr hoch und in breiter Front gegen ONO. (Abzug?)
Am 9. III., Rebeschowitz, beobachtete ich etwas Ähnliches;
trotz starken Nebels zogen große Scharen in östlicher
Richtung sehr hoch fort.
18. III. übernachteten aber noch Hunderte im oberen Teile
der Raigerner Au. Gegen */,6 Uhr früh erhoben sich die Vögel
(auf meine Schüsse hin) und setzten sich unter impossantem Geschrei
auf hohe Bäume vor der Au, kreisten dann zeitweise und zogen
in derselben Richtung wie genau vor 2 Jahren (allerdings nicht
so hoch und nicht in so geschlossenen Massen wie damals) fort.
Es war eigentlich eine endlose Reihe. Immerhin glaube ich, dab
es sich um den eigentlichen Abzug des größten Teiles gehandelt
hat; obgleich ich noch beobachtete:
am 20. III. einige bei Brünn.
„ 22. III. wenige bei Rebeschowitz.
„ 23. III. keine bei Schöllschitz, 10 Stück bei Morbes;
an demselben Tage zogen sie bei Bratelsbrunn ab.
am 29. III. 2 mäßige Schwärme auf den Feldern beim
Mödritzer Meierhof.
1. IV. Rebeschowitz, 3 kleine Haufen von je zirka 10 Stück
14. IV. bei Muschau und Tannowitz zog je 1 kleiner Schwarm
bei Südwind gegen West.
18. IV. Fröllersdorf, beim Orte 2 zurückgebliebene mit
stark zerschossenen Flügeln.
Ankunft: 1908: 6. IX. Bratelsbrunn, die erste Krähe beobachtet.
15. IX. Bratelsbrunn, einzelne tauchen auf.
11. X. Brünn, kleine Gruppen.
Der Schlafplatz in dem oberen Teile der Raigerner Au ist
heuer (1907/08) neu bezogen worden. Ebenso haben auch die
Krähen das Turaser Wäldchen als neuen Schlafort aufgesucht. Von
dort zerstreuten sie sich früh nach allen Richtungen. In Rebescho-
witz übernachteten sie seit Anfang Dezember 1908, in Czernowitz
gar nicht.
4
g
|
M
:
tie se. dá E o n o o dí o Ch S an
191
Abzug: 1909: Am 18. III. sah ich eine Schar Saatkrähen auf dem Fried-
hofe bei Obrowitz, die dort augenscheinlich übernachtet
haben.
Am 21. III. bemerkte ich im Norden von Brünn noch
einzelne Gruppen (z. B. bei Sobieschitz).
Seit dem 22. III. war kein Zug über die Stadt mehr zu
beobachten.
Am 25. III. sah ich bei Rebeschowitz nur einzelne Saat-
krähen. Obwohl ich schon um 5 Uhr früh draußen war, ver-
zeichnete ich doch keinen Zug, der von den Schlafplätzen
stattgefunden hätte.
Allerdings wurden noch am 24. und 25. abends heim-
kehrende, nach Süden ziehende Krähen notiert.
Der Hauptabzug dürfte demnach am 22. III. stattgefunden
haben.
Doch wurden noch am 7. IV. 1909 2 am Hadyberg und
11. IV. eine kleine Schar in Raigern notiert.
20. I. 07 erfaßte eine Saatkrähe auf der Franz-Josef-Strabe
in Brünn eine ermattete Kotlerche und trug sie fort.
20. XI. 07. Latein, viele Saatkrähen gehen hinter den pflü-
genden Landleuten einher, was man bei Brünn nur äußerst selten
beobachtet.
Die Sammlung des Klubs für Naturkunde besitzt 2 Köpte
mit Schnabelabnormitäten; bei der einen ist der Ober-, bei der
andern der Unterschnabel bogig über den andern vorgewachsen; die
Ursache scheint in der Verwundung der kürzeren Schnabelhálfte
zu liegen, was an 1 Exemplar deutlich zu sehen ist.
91. Lanius minor (Gmel.) Schwarzstirniger Würger.
An den Rändern hoher Auen, in Straßenalleen oder Baum-
gruppen, sogar in Obst- und Weingärten nicht gar selten anzu-
treffen. Hohe Bäume sind ihm Bedingung. Wo er vorkommt, fällt
er dem Beobachter sofort durch seinen Flug, die helle Farbe sowie
seinen Ruf auf. Ein einziges Mal gelang es mir, ihn zu belau-
schen, als er den Gesang von Hypolais philomela nachahmte. Im
Jahre 1902 fand ich ihn an der Straße in einem Elsterneste brü-
tend. Das Nest steht immer sehr hoch, oft 15m und darüber.
Sperlinge, Ammern, Dorngrasmücken verjagt er und verfolgt sie,
sobald sie in sein Gebiet gelangen. Er kommt spät an und zieht
gegen Ende August unbemerkt von dannen. Ziehende Vögel be-
obachtet man nie, auch im Frühjahre nicht.
Ankunft: 1902: 11. V. Môdritz.
1903: 11. V. Schöllschitz.
1904: 4. V. Schöllschitz.
1906: 16. V. Czernowitz (muß aber früher angekommen sein, da
ich dort schon am 29. V. eben ausgeschlůpfte Junge fand)
1907: 15. V. Rebeschowitz.
1908: 16. V. Gerspitz, 1 S erschlug sich am Telegraphendraht
(Zug?)
17. V. Pollauer Berge.
1909: Am 9. V. 1909 wurde 1 Stůck in Klein-Niemtschitz ge-
schossen; 9. V. erschien er auch bei Czernowitz.
An seinen Brutorten hält er, sofern sie nicht stark besetzt
und ausgedehnt sind (wie z. B. hohe Strabenalleen), nicht sonder-
lich fest. Oft sucht man ihn an Orten vergeblich, wo er bereits
mehrmals brütete,
Viele Schulen in der Umgebung besitzen ausgestopfte
Exemplare. Ein merkwürdiges Stück fand ich in der Schulsamm-
lung von Turas. Es ist ein 4, dessen sonst schwarzer Augenstreif
und Flügelbug bräunlich ist, und zwar dunkler und heller gefleckt.
92. Lanius exeubitor (L.) Raubwürger.
Czapek behauptet, den Vogel bei uns das ganze Jahr be-
obachtet zu haben, das würde wohl ein Brüten in hiesiger Gegend
beinhalten. Mir ist es bisher nicht gelungen, eine Brut zu finden,
doch berichtete mir der Vogelfinger Toman, daß bei Obïan 1 4 2
jährlich ein Nest habe. ‚Jedenfalls werde ich der Sache nachgehen.
Daß der Raubwürger, wie Schade angibt, bei Eisgrub nicht selten
brüten sollte, erscheint mir mindestens sehr zweifelhaft, da Kollege
Dostäl, der in nächster Nähe von Eisgrub beobachtet, nichts
davon zu berichten weib.
Vorläufig muß ich diesen großen Würger bei Brünn nur als
Wintergast bezeichnen. Er erschien:
1901: 26. X. Lösch auf der Hochfläche. 30. X. wurde 1,4 in der Um-
gebung gefangen.
1902: 29. XII. Lösch auf der Hochfläche.
1904: 23. X. Roter Berg bei Brünn.
1905: 12. XI. Johannestal bei Brünn (2). 14. XI. Latein.
1906: 10. X. Rebeschowitz, auf der Wiese; 25. XI. dortselbst 1 4 erlegt.
7. I. Raigern, 1 Stück gesehen.
1907: 28. X. Laschanko, raubvogelartig rüttelnd.
17. XI. Blažowitz, 1 Stück erlest. Dezember: 1 Stück bei Königs-
feld geschossen.
bee re cé er ae €. À
A ee
er te ir À
195
1908: 11. X. Rebeschowitz; Anfang (2. und 7.) November wurden in der
Umgebung 2 gefangen.
Bei Schöllschitz soll er ebenfalls regelmäßig erscheinen.
Man bemerkt nie mehr als 1 Exemplar in einem gewissen
Umkreise.
In der Klubsammlung besitze ich 6 RAR aus der
Briinner Umgebung. Davon sind:
2 typische Vögel (vom 7. IX. 1909 © und 23. X. 1904 S).
2 L. excubitor borealis (Vieill) (vom 12. XI. 1905 ©, und 1 S
aus den 70er Jahren von Padochau).
2 L. excubitor Homeyeri (Cob.) (1 F Dezember 1907 Königs-
feld und 25. XI. 1906 Rebeschowitz).
Es kommen demnach alle drei Subspezies bei Briinn vor.
Einen einspiegeligen Würger vom Herbste 1906, Hussowitz, sah
„ich beim Práparator Nowak in Maloměřitz.
Wann die Vögel aus unserer Gegend verschwinden, konnte
ich bisher nicht konstatieren. Jedenfalls geschieht es noch im
Februar. Der Raubwürger wird ziemlich häufig im Herbste auf
Leim gefangen.
93. Lanius senator (L.) Rotköpfiger Würger.
Daß der Rotkopf bei uns zu den seltenen Vögeln zählt, be-
weist schon der Umstand, dab auch Czapek ihn als selten
bezeichnet; denn es ist kaum anzunehmen, daß er gerade zur Zeit
der Beobachtungen Feuereisens und Schades (1892—1897
bezw. 1900) häufig gewesen sein sollte, wie diese anführen, und
vorher (zur Zeit Czapeks, 1880—82) und nachher zu meiner Zeit
(1900—1908) wieder seltener geworden wäre.
Ich kenne selbst nur 3 Brutplätze. Der erste befindet sich
bei Klein-Kinitz in einem Feldgehölze, der zweite am Waldrande
- bei Parfuß, der dritte in den Weingärten von Schöllschitz. Außer-
- dem besitze ich Junge aus der Feuereisenschen Sammlung, die bei
_Bohonitz erlegt wurden. Ferner fand ich Leim Práparator Weinlich
in Latein 3 gestopfte Exemplare aus der dortigen Umgebung.
Die Ankunft dürfte ziemlich spät erfolgen:
1904: 7. V. Parfub.
1902: 17. V. Schöllschitz.
1908: 10. V. Rebeschowitz. 12 erlegt.
1909: 9. V. erhielt ich 1 7 aus Klein-Niemtschitz. 10. V. bei Brünn.
194
Wann der Abzug stattfindet, konnte ich noch nicht fest-
stellen. Ende August 1900 beobachtete ich bei Klein-Kinitz noch
ein Paar. |
Dal) dieser Würger auch mitten in der Au vorkommt, beob-
achtete ich bei Wisternitz, wo ich am 11. Juni 1905 ein S schoß.
Aus der Sammlung Feuereisens besitze ich zwei junge
Stücke:
1. 26. VI. 1897, Bohonitz, ist ein gerade flügge gewordenes Exemplar.
2. 20. VII. 1896, Roter Berg, ist ein junger, ausgewachsener Vogel in
seinem ersten Kleide.
94. Lanius eollurio (L.) Rotrückiger Würger.
Der gemeinste Würger und zugleich einer der bekanntesten
und häufigsten Vögel. Er nistet nicht nur an Waldrändern, in
Dorngebüschen, Feldsträuchern, Uferweiden usw., sondern oft auch
mitten in der Au. Dort sind Büsche von schwarzem Holunder
seine Lieblingsnistplätze. Selbst auf der Hochfläche des Löscher
Plateaus brüten mehrere Paare. Eins scheint aber diesem Vogel
Bedingung zu sein; selbst in der tiefsten Au muß er einen Ausblick
auf einen sonnigen Platz haben. In Weingärten sucht er sich die
Spitzen der Rebstöcke zum Umschauhalten aus. Wo in der Nähe
Röhricht ist, kann man im September die jungen Vögel regelmäßig
darin finden. Er kommt gewöhnlich erst am Anfang Mai an, sel-
tener Ende April.
1900: 29. IV. 1 Stück am Vogelmarkt (frisch gefangen, aus der Umgebung).
1901: 3. V. Schreibwald.
1902: 11. V. Mödritz.
1904: 24. IV. Schöllschitz, 6. V. Eibenschitz, 7. V. Parfuß.
1908: 3. V. Mödritz ein einzelner; am 4. V. in Schöllschitz noch keine
bemerkt, ebensowenig am 10. V. in Rebeschowitz.
1909: Am 6. V. 1909 wurden 2 $ S auf den Vogelmarkt gebracht.
9. V. 1909 sah ich bei Hlina mehrere S 4. Aber erst am 11. V.
erhielt ich ein © von Brünn. Am 9. V. bekam ich ein 1 S © aus
Klein-Niemtschitz.
Die alten Vögel dürften schon im August abziehen. Die Jungen bleiben
dagegen oft recht tief in den September da. Z. B.:
1900: 13. IX. Roter Berg (1 jüngerer Vogel).
1906: 12. VIII. Czernowitz (auch noch recht viele alte Vögel).
8. IX. Rebeschowitz (nur Junge).
1907: 1. IX. Branowitz (nur Junge).
8. IX. Czernowitz (nur Junge); an demselben Tage wurde noch 1 7
bei Mödritz geschossen.
195
Über seine angeblichen Räubereien vermag ich nichts zu
sagen, da mir während eines Zeitraumes von 9 Jahren nichts Der-
artiges untergekommen ist. Auch Magenuntersuchungen ließen nicht
erkennen, daß der Vogel anderes als Insektennahrung zu sich nehme.
Ähnlich scheint es sich mit dem Vertreiben anderer Vögel aus seinem
Brutgebiete zu verhalten. So hörte ich z. B. von einem Kollegen in
Mödritz folgendes Urteil: „Sehen Sie, so lange der Würger nicht da
ist, singen bei uns Vögel die helle Menge. Kaum aber erscheint dieser
Buschklepper, so ist von den Sängern sehr wenig zu sehen und zu
hören. Er vertreibt alles, dieser widerwärtige Gesell.“ Dem gegen-
über ist aber zu bemerken, daß Mödritz bloß ein günstiger Durch-
zugsort ist, weil es an der Schwarza liegt. Die vielen Sänger,
welche am Frühjahrszuge den Ort passieren, blieben auch dann
nicht dort, wenn der Würger überhaupt nicht existierte.
Wenn überhaupt jemand, so hat nicht der Würger die Vögel
vertrieben, sondern die Bauern selbst, weil sie ihnen durch Ver-
nichten aller Kebüsche und kleinen Baumbestände die Nistgelegen-
heiten wegnehmen. Die Häufigkeit des rotrückigen Würgers erklärt
sich eben daraus, dal dieser Vogel sehr bescheiden in seinen An-
sprüchen ist und mit jeder Örtlichkeit, besonders im Flachlande,
vorlieb nimmt. In dieser Beziehung ähnelt er sehr der Dorn-
grasmücke.
Am 23. V. 1904 fand ich am Rande der Czernowitzer Au
2 Nester in Holunderbüschen, beide 175 cm vom Erdboden, fest,
typisch gebaut. Die äußere Lage bestand aus bis 4 mm starken
Zweigen. In den Wandungen waren Moos, Würzelchen und dürre
Pflanzenstengel eingewebt.
1. Nest; Eier typisch mit roten Punkten; | 2. Nest; Eier ohne rote Punkte.
1. 320 cg voll, 40 cg leer. | 1. 315 cg voll, 29 cg leer,
20 rc 180 C4 7 2. 290 cg „ 30 cg
3. 320 cg … A0cg „, 341007, 130,c7.15
4 320) C9 57 80:60, 4 offenbar nicht vollzählig.
gar nicht angebrütet.
Am 1. VL 1906 fand ich am Rande der Rebeschowitzer Au
in einer Klettenstaude !/, 37 vom Erdboden ein Nest des rotrückigen
Würgers mit einem Ei, ohne rote Zeichnung. Das Nest bestand
nur aus grünem Material, zumeist Grasstengeln und Grasblättern.
Am 31. V. 1907 erhielt ich ein typisches Nest aus Rosen-
berg bei Chirlitz; die Eier waren 3—4 Tage angebrütet und wogen:
196
1. 290 cg voll, leer 30 cg.
2. 265 cg „, » 250g.
3. 285 cg „ > OO CT:
4. 280 cg „, » 43 cg.
5. 270 cg „ » 280g.
6.275 Cq |, 334050007.
Am 3. Juli 1906 fand ich in einem Holzschlage der Hola-
sitzer Au ein Nest in einem Ulmengestrüppe, das 5 gerade aus-
geschlůpfte ‚Junge enthielt.
In der Sammlung des Klubs für Naturkunde befindet sich
ein hahnenfiedriges © aus der Feuereisenschen Balgsammlung,
das folgende Zeichnung zeigt: Die Unterseite besitzt die Färbung
des typischen ©, nur ist die Wellenzeichnung matter und schwächer.
Die Backen sind wie bei einem 2 braun, aber matter. Die Farbe
der Schwingen ist ziemlich rein, ungefleckt, erreicht aber nicht das
Rot des G. Dasselbe ist vom Rücken zu sagen. Der Schwanz ist -
der eines typischen 2, nur fehlen die lichteren Ränder. Der Kopf
ist oben grau, aber nicht so schön wie bei einem G. Der Bürzel
ist wohl ungewellt, aber nicht grau. Das Tier wurde am 7. Juli
1894 bei Jundorf erlegt; leider wurde es durch Mottenfraß etwas
beschädigt, so daß ich es zu einem Reliefbilde verarbeiten lieb.
Im Jahre 1901 nahm ich am 12. Juli 1 junges F aus einem
Neste auf dem Löscher Plateau aus; ich fütterte den Vogel mit
rohem, géschabtem Herz auf und hielt ihn 2 Jahre lang. Bei
Drosselfutter, Mehlwürmern und hie und da ein Stückchen Fleisch
gedieh er ganz vortrefflich, lernte den Gesang eines Kanarien-
vogels, einer Drossel und besonders eines Blaukehlchens sehr gut
nachsingen und ward außerordentlich zahm. So oft ich mit einem
Mehlwurm kam und das Türchen des Käfigs öffnete, flog er auf
meinen Zeigefinger und balzte hier unter komischen Gebärden
und Bücklingen und sang ein eigenes leises Liedchen dazu.
95. Museicapa grisola (L.) Grauer Fliegenfänger.
Es ist mir unbegreiflich, wie Schade und Feuereisen diesen
Vogel einen häufigen Brutvogel nennen können. Nach meinen neun-
jährigen Beobachtungen kann ich ihn höchstens als spärlich be-
zeichnen. Von hohem Interesse sind die Ausführungen Czapeks
über diesen Vogel, obgleich er den Vogel für nicht selten hält.
Den Zug dieses unscheinbaren Tieres konnte ich bisher nicht
registrieren. In Südmähren, bei Muschau, kam er am 4. Mai 1907,
|
don
197
in dem vom Flusse etwas abseits gelegenen Bratelsbrunn dagegen
am 7. Mai an. Für Brünn dürfte deshalb auch die erste Maiwoche
‘ der Ankunftstermin sein. Am 1. September 1907 sah ich noch
Vögel in Branowitz. Zu seinem Aufenthaltsorte wählt der graue
Fliegenfänger lichte Auen, Obstgárten, Baumgruppen und Alleen.
Ich beobachtete ihn in Raigern und Czernowitz in der Au, in
Klein-Kinitz in ausgedehnten Obstanlagen, in einer Allee bei
Rebeschowitz, am Waldrande beim Schreibwalde, im Kaiserwalde
und in einem Waldschlage bei Branowitz. 1909 habeich erst am 20. V.
graue Fliegenfánger in Czernowitz beobachtet (1 9, das ich schoß, war
142 mm lang und die Eier im Eierstock bis 5 mm im Durchmesser).
96. Muscicapa atricapilla (L.) Trauerfliegenfänger.
Diesen Fliegenfänger haben sowohl Czapek als auch
Feuereisen und Schade mit dem nachfolgenden verwechselt
bezw. vermischt.
Bei Brünn ist er (ebenso wie es Halla für Mähr.-Kromau
und Strelitz und Janda für Kremsier berichtet) blob ziemlich
regelmäßiger Frühjahrs- und Herbstdurchzügler. Lichte Waldungen
und die Nähe von Flüssen locken ihn dann an.
Frühjahrszug: 1900: 19. IV. schoß ich ein © am Roten Berg bei Brünn.
28. IV. 1900 2 S Sřund 1 © auf dem Vogelmarkte.
1901: 27. IV. schoß ich ein 4 im Schreibwald.
An demselben Tage wurden 2 4 4 und 1 © in der Um-
gebung gefangen.
1903: 28. IV. 1 £ in den Akazien am Gelben Berg bei Brünn.
1905: 20. IV. 1 Stück in Raigern gesehen.
24. IV. 2 Stück in Raigern gesehen.
26. IV. mehrere in Czernowitz am Zuge.
1906: 22. IV. Rebeschowitz am alten Flusse, 4 Stück am Zug.
26. IV. Rebeschowitz noch immer 2 Stück.
1907: 9. V. Kaiserwald, trieb sich ein S lange umher, verschwand
aber doch nach 2 Tagen.
1908: 3. V. Brünn, wurde 1 2 in einem Garten zerrissen
aufgefunden; Knaben brachten mir die Reste in die Schule.
4. V. Schöllschitz: 1 S in einem Garten.
1909: 18. IV. die ersten in Klein-Niemtschitz (S). An dem-
selben wurde 12 in Czernowitz gesehen.
19. IV. 1 2 bei der Königsmühle,
20. IV. 1 S bei Nennowitz,
22. IV. Brünn, 1 $ bei der Kohlgasse.
Am 9. V. 1909 noch sehr starker Zug (zumeist © ) bei Hlina.
Herbstzug: 1906: 23. IX. Rebeschowitz an 2 Orten gesehen und erlegt.
198
Ferner erfuhr ich, dab der Vogel jährlich am israelitischen
Friedhofe (bei Schimitz) im Frühjahr und Herbste durchzieht und
sah 1 gestopftes Exemplar bei dem dortigen Gärtner.
97. Muscicapa collaris (Bchst.) Halsbandfliegenfänger.
In der náchsten Náhe von Briinn kenne ich nur eine sichere
Brutansiedlung dieses schönen Vogels. Es ist dies ein Bestand von
einigen alten Eichen, die, wenn auch nicht sehr groß, so doch
genug höhlenreich sind, um. einigen F © von Fliegenschnáppern,
Spechtmeisen, Buntspechten usw. Unterkunft und Brutstätte zu
bieten. Wenn man aus der Umzäunung des Restaurationsgartens
im Schreibwalde heraustritt, so sieht man einen lichten ansteigen-
den Eichenwald vor sich und hier kann man den Halsbandfliegen-
fänger schon zeitlich Anfang Mai antreffen und sein einfaches
Lied vortragen hören. Doch dürfte er, wenn auch vielleicht nicht
jedes Jahr, an anderen Orten ebenfalls brüten. Ich bemerkte
während der Brutzeit Vögel in der Czernowitzer Au, sowie in einem
alten Kopfweidenbestande an der Obra bei Schöllschitz und in
der Raigerner Au. Über die Kolonie am Bučin bei Střelitz be-
richtete schon Czapek und in neuerer Zeit auch Halla.
Die Ankunft fällt bei uns in den Anfang Mai:
1900: 29. IV. 1 Stück gefangen auf dem Vogelmarkte.
1901: 16. V. Schreibwald 1 $$.
1903: 3. V. Bučin. 2 J 2.
1904: 3. V. Schreibwald.
1908: 1. V. Czernowitz 1 S, Schöllschitz 2 SQ, am 4. V.
1909: 25. IV. Raigern 2 F, am Brutplatze.
In Südmähren kommt er viel früher an.
1906: 14. IV. Lundenburg, 1 S (von dort geschossen erhalten).
1907: 25. IV. Muschau, 9. V. Bratelsbrunn.
1908: 17. IV. Muschau 18. IV. Důrnholz.
Über den Herbstzug Daten zu sammeln, war ich bisher nicht in der Lage.
98. Ampelis garrulus (L.) Seidenschwanz").
Vom Jahre bezw. Winter 1900/01 bis 1906/07 wurden fast
jedes Jahr, wenn auch nicht immer gleich zahlreich, Seidenschwänze
beobachtet:
1) Zu den Notizen Schades über Muscicapa parva (Bchst.) möchte ich fol-
gendes hinzufügen: 1. Es nimmt mich sehr wunder, daß jenes angeblich bei Brünn
am 20. V. also schon während der Brutzeit, erlegte Exemplar sich nirgends als
Balg vorfindet und daß Herr Schade mir gegenüber nichts von dieser ornitho-
1
L
:
5
199
1900/1901: 19. II. 1901, ein geschossenes Exemplar beim Vogelhändler.
22. II. 1901, am Roten Berg einige.
1901/1902: 14. I. 1902, am israelitischen Friedhof bei Schimitz, einige
(ein gestopftes Stück beim Präparator Weinlich).
1902/1903: 2. XI. 1902 wurden bei Sobieschitz einige beobachtet.
6. XII. 1902 wurden in der Brünner Umgebung wenige
gesehen.
1903/1904: Scheint ein sehr starkes Zugjahr gewesen zu sein.
Seit dem 7. XII. bis 23. XII. 1903 waren viele aus der Gegend
von Ungarisch-Hradisch in Brünn am Wildmarkt.
22. I. 1904 viele Seidenschwänze in Schöllschitz (das einzige
Mal seit mehr als 15 Jahren), 1 gestopftes Exemplar beim
Heger Schmatlak.
26. I. 1904. Viele am israelitischen Friedhof bei Schimitz
(der dortige Gärtner besitzt 3 gestopfte Vögel aus diesem
Jahre). |
1904/1905: | 0.
1905/1906: 1. XII. 1905 1 Stück aus der Umgebung von Brünn wurde
zum Ausstopfen eingesandt.
1. I. 1906 IS aus der Umgebung beim Präparator.
14. I. 1906 dtto.
1906/1907: Im Bratelsbrunn (siehe: „Ergebnisse von Frühjahrs-
beobachtungen aus der Umgebung von Muschau‘ vom Ver-
fasser).
1907/1908: und 1908/1909 wurde nichts bemerkt.
Außerdem fand ich gestopfte Stücke in der Schule von Rai-
gern (1 altes S und 1 jungen Vogel), in der Schule von Maria-
hilf 2 Stück und in der Schloßsammlung von Dürnholz in Süd-
mähren; dieses letztere stammt aus Neutitschein.
Ferner sind 2 Stück in der Julienfelder Schule und je
1 Stück in der Bürgerschule zu Hussowitz und der deutschen
Mädchenvolksschule in Königsfeld; das letztere Stück stammt aus
den 70er Jahren aus Padochau.
99. Hirundo rustica (K.) Gabelschwalbe.
In und um Brünn die häufigste Schwalbe. Im Innern der
Stadt kommt sie in Gesellschaft des Hausrotschwanzes, Seglers,
logischen Trophäe verlauten ließ, obwohl er sonst mit seinen Heldentaten nicht
- hinter dem Berge hielt. 2. Die Tatsache, daß bei Eisgrub Zwergfliegenfänger
gesehen worden sein sollten, wurde mir von Herrn Schade mit folgenden Worten
mitgeteilt: Der Heger teilte mir mit, daß er zur Sommerzseit im Parke zwischen
Eisgrub und Feldsberg einen Vogel gesehen habe, der das Aussehen von Rotkehlchen
hatte und doch kein Rotkehlchen war. Daraus schloß Schade auf den Zwergfliegen-
fänger, den er aber selbst nicht sah.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX,, 2. 14
200
Sperlings und der verwilderten Tauben als alleiniger Vertreter der
Schwalben vor. Aber auch in den Vororten und den umgebenden
Dörfern überwiegt sie an Zahl die Mehlschwalbe bedeutend. Die
ersten Schwalben kommen zumeist einzeln, aber nie „um Mariä
Verkündigung“.
1902:
1903:
1904:
1905:
1906:
1907:
1908:
1909:
13. IV., der erste kleine Schwarm an der Schwarza bei Mödritz.
10. und 11. IV. Mödritz wurden vereinzelte beobachtet.
11. IV. Brünn, auf der Schwarza, 3 Stück beobachtet.
13. IV. Mödritz, 1 St. auf der saueren Wiese.
15. IV. Brünn, einige auf der Schwarza.
19. IV. Mödritz, 1 Stück jagt am Flusse.
22. IV. in Mödritz eine kleine Gesellschaft.
25. IV. in Schöllschitz angekommen.
27. IV. Brünn, das erste Exemplar in der inneren Stadt.
12. IV. in Mödritz erschienen, 13. IV. in Schöllschitz.
15. IV. in Brünn bemerkt.
12. IV. in Mödritz die ersten.
16. IV. in Raigern der erste Schwarm.
23. IV. bei Königsfeld auf den Feldern in großer Menge.
11. IV. bei Prisnotitz (Südmähren).
22. IV. überall.
7. IV. Bratelsbrunn einzeln, 18. IV. Muschau in Schwärmen.
5. IV. Schöllschitz wenige erschienen; 6. IV. Czernowitz, während
eines starken Regens fliegt 1 Stück über den Weingärten dahin.
7. IV. lassen sich einzelne in Bratelsbrunn sehen.
Von meinen Schülern wurden noch bis zum 18. IV. bei den Nestern
eintreffende einzelne Schwalben beobachtet. Nach diesem Datum
kamen sie in Schwärmen an, bis etwa zum 26. IV.
. IV. Klein-Hostieradek sitzen auf den Flügeln einer Windmühle
"2 3 Uhr 20 Stůck.
. IV. Gerspitz, 1 St. an der Schwarza; Morbeser Můhle 10 Stück;
Sn 40 Stück fliegen !/, 7 Uhr abends gegen Norden.
8. IV. Nennowitz, 2 Stück auf den Feldern; 2 Stück bei der Irren-
anstalt Czernowitz; Brünn, Körnergasse 2 Stück, Czernowitz 1 Stück
auf einem Gartenzaune.
9. IV. Gerspitz, 3 Stück fliegen umher.
10. IV. Brünn, Körnergasse 6 Stück.
11. IV. Brünn, 1 Stück beim Kaiserwalde; 3 Stück über die Stadt
Brünn fliegend; 3 Stück in Olomutschan; Pausram, die ersten
5 Stück auf dem Dache; Kumrowitz, 10 Stück kreisen in der Luft.
12. IV. Brünn, Gasanstalt 4 Stück; Klein-Niemtschitz: an der
Iglawa ein ganzer Schwarm.
13. IV. Raigern, 2mal zu 4 Stück vorüberfliegend.
14. IV. Raigern, Schwarza 2, Stück.
201
1909: 17. IV. ; : det 5 >
19. IV. | sind die ersten Schwalben in einigen Häusern zum Neste
20. IV | gekommen.
Die Beobachtung des Herbstzuges ist bei Schwalben doppelt
schwierig als sonst. Es ist námlich sehr umstiindlich festzustellen,
ob durchziehende Schwärme einheimische oder fremde Schwalben
umfassen. Unzweifelhaft fremde Vögel dürften jene Scharen sein,
die nach einer längeren Zeit (von mehreren Tagen), während
welcher keine Schwalben bei uns zu sehen waren, durch unsere
Gegenden ziehen. Sie halten gewöhnlich auch während des Jagens
in der Luft eine südliche Zugrichtung ein. Sie erscheinen plötzlich
und verschwinden nach und nach aus dem Gesichtskreise des
Beobachters. Nachdem diese Scharen von Norden kommen und
später durchziehen als unsere Schwalben abgezogen sind, so scheint
ein Widerspruch darin zu liegen, daß Schwalben aus höheren
Breiten den Zug später antreten sollten als solche aus niederen.
In Wirklichkeit ist dies nicht der Fall. Denn es läßt sich (nach
neueren Erfahrungen, z. B.von Marek in Vinkovce) leicht erklären,
daß die Luftdruckverteilung in dem Verbreitungsgebiete derSchwalben
nôrdlichere Tiere zurückhielt, während südlichere einen günstigen
Wind zum Antreten ihrer Reise fanden.
1900: bis zum 18. IX. sah ich Schwärme; dann nichts mehr.
1901: 1. IX. verschwanden die Schwalben in unserem Hause bis zum
24. IX. sah man täglich durchziehende Scharen. Dann trat eine
Pause bis zum 28. ein. Von diesem Tage an zogen täglich bis zum
6. X. Schwärme von mäßiger Stärke zumeist von 8 bis 10 Uhr vor-
mittags gegen Süden (nur am 5. X. bemerkte ich sie auch am Nach-
mittage). Vom 6. X. beginnend zeigte sich dann nichts mehr, mit
alleiniger Ausnahme des 13. X. an welchem Tage ich 5 junge Stücke
(an ihren kurzen Gabeln leicht zu erkennen) um '/,5 Uhr nach
mittags über den Gelben Berg nach Süden jagen sah.
1902: 14. IX. große Schwärme von Gabel- und Mehlschwalben jagen bei
Mödritz am Flusse und ziehen dabei langsam südwärts (beiläufig
2 km in der Stunde).
24. IX. jagen 10 Stück auf dem sogenannten „„Hornek“ bei Lösch;
ebenso bei Billowitz einige.
1. X. an der Schwarza bei der Wienergasse ein ansehnlicher Schwarm,
ebenso am 4. X.
8. X. 7 Uhr früh, sah ich 3 Stück vor meinem Hause fliegen (Waisen-
hausgasse).
14. X. früh, flogen 4 junge Schwalben über den Spielberg südwärts.
1903: 14. X. wurden noch in Brünn junge Stücke gesehen.
14*
202
1904:
1905:
1906:
1907:
28. IX. Parfuß und auf der Bauerschen Rampe, mehrere.
30. IX. Brünn; 4 Uhr nachmittags jagen einige über die Stadt dahin.
2. X. Mödritz, am Flusse noch ein großer Schwarm, zumeist Junge.
Czernowitz, ein Fall von versuchter Überwinterung (siehe unten!).
20. IX. bei Holasitz an der Schwarza ein großer Schwarm.
15. X. Parfuß; im Tale jagen 6 Stück.
26. X. Brünn; wurde eine Schwalbe eingefangen.
22. IX. Brünn; auf Grund eines umfangreichen Beobachtungs-
materials meiner Schüler sowie nach eigenen Beobachtungen zog
die Hauptmasse am 22. IX. abends ab.
23. IX. Rebeschowitz, auf den Wiesen ein großer Schwarm, jagend.
Am 2. XI. 1906 bemerkte ich in Ober-Wisternitz ((Südmähren)
nachmittags2 Junge im Orte umherfliegen. Ich schrieb dann sofort
von Brünn aus dem dortigen Oberlehrer Herrn Kral, von welchem
ich am 7. I. 1907 die Nachricht erhielt, daß wohl keine Überwinterung
stattfand, diese 2 Stücke jedoch bis zum 15. November blieben.
Am 1. IX. verschwand eine Familie, die in einem Hause am Gelben
Berge(Grigar) gebrütet hatte; am 7. [X. eine solche von der Talgasse.
Schwärme aber waren z. B. am Simpelberge bis zum 17. IX. zu
sehen; sie jagten dort täglich bis tief in den Abend. Ich konnte
aber nicht feststellen, wo diese Schwärme übernachteten.
18. IX. abends zogen nach Vergleichung meines Beobachtungs-
materials (durch Schüler gesammelt) die meisten Gabelschwalben
Brünns fort.
Bis zum 25. IX. beobachtete ich nur wenige Einzelne, z. B.:
1908:
20. IX. bei der technischen Hochschule 3 Stück (umherfliegend).
22. IX. bei Loutschka zuerst 2 und dann 5 Stück.
23. IX. Talgasse, 3 Stück ziehen abends gegen Süden.
Erst am 25. IX. bemerkte ich wieder einen größeren Schwarm bei
Kumrowitz und an demselben Tage wurde eine bedeutende Gesell-
schaft auf den „Schwarzen Feldern‘ beobachtet.
28. IX. Czernowitz, 2 jüngere Stücke fliegen bei der Kirche umher.
30. IX. Bahnhof Poppitz (an der Nordbahn), ein großer Schwarm.
2.X. Bergen (Südmähren), kleine Gruppen durchziehender Schwalben.
20. bis 27. X. wurden bei Czernowitz fast jeden Tag noch einige
durchziehende Exemplare beobachtet.
Vor dem 17. IX. sah man viele Schwärme. Schon am 18. waren
einzelne bestimmt verschwunden; der Abzug dauerte bis zum 22.,
worauf dann nur einzelne Durchzügler (aber nicht lange) zu be-
merken waren. a vb
Im Oktober sah ich keine einzige Schwalbe mehr. - sl
In Bratelsbrunn blieben die Schwalben bis zum 17. IX. , :;
In der Briinner Umgebung sieht man zumeist Gabelschwalben
mit mehr oder weniger rostroter Unterseite (bezw. Bauchseite);
diese Tatsache mag wohl Feuereisen verleitet haben, in solchen
Stücken H. savigni zu sehen, während es sich bloß um die von
203
Brehm A. pagorum genannte Farbenvarietät handelt. “Allerdings
bleibt es auffallend, dal Exemplare mit weißer Bauchseite zu den
Seltenheiten gehören. Im Herbste 1900 wurden in Raigern 2 Al-
binos von Gabelschwalben beobachtet. Einen ähnlichen Fall be-
richtet mir Oberlehrer Horntrich aus Muschau: Am 6. X. 1907
morgens um 10 Uhr saßen zwei weiße Schwalben auf Telephon-
drähten in der Nähe des Muschauer Postamtes. Der Postmeister
wollte eine erlegen, fehlte sie jedoch. Am nächsten Tage bemerkte
ich um '/„12 Uhr wieder eine weiße Schwalbe auf den Drähten
bei der Schule. Es liegt also die Vermutung nahe, daß das andere
Tier angeschossen war und irgendwo zugrunde gegangen ist. Am
nächsten und an den folgenden Tagen wurden die weißen Schwalben
nicht mehr bemerkt.
„Die Notiz Schades, daß am 3. X. 1900 noch Gabelschwalbem
ihre Jungen fütterten, bezieht sich auf eine von mir gemachte und
auch veröffentlichte Beobachtung (siehe: Interessante Erscheinungen
aus der Avifauna der Brünner Umgebung, Brünn, III. Bericht des
Lehrerklubs f. Naturkunde); diese betrifft übrigens nicht H. rustica,
sondern Chel. urbica und wurde am 29. IX. verzeichnet. — Im all-
gemeinen dürften jedoch 2 Bruten das Normale bilden; die erste
Brut enthält gewöhnlich 5—6, die zweite 3—5 Eier; doch kommen.
selten alle Jungen auf.
Ich sammelte am 16. V. 1906 in Rosenberg bei Chirlitz ein
Nest mit 4 Eiern. Das Nest stand im Stalle, war typisch gebaut
und die Mulde bloß mit trockenen Grashälmchen ausgekleidet.
Die Eier waren normal gefärbt.
be | Diese wogen: 1. voll 210 cg, leer 50 cg.
22 20000, > 0010.
Das LU CO; „A5 CG.
A ZD C0 035. AO "CT.
Außerdem notierte ich noch:
Am 15. V. 1908 4 Eier im Neste.
„ 29. V. 1908 3 Eier im Neste.
„+ 30. V. 1908 Gelege vollzählig.
» 12. VL 1908 2 Eier.
„„ 3. VL 1908 die ersten Jungen ausgeschlüpft.
» 6. VI. die ersten Jungen ausgeschlüpft.
„ 11. VL 1908 die ersten Jungen ausgeschlüpft.
» 9.,15.. 16.,17.VL wurde fleißig gefüttert (an verschiedenen Orten).
„ 17. beziehungsweise 18. VI. sind an einem Orte die ersten
zen Jungen ausgeflogen.
204
Die Angaben Czapeks über das Brutgeschäft betreffen etwas
spátere Daten: er sagt námlich, daB die ersten Jungen erst Ende
Juni ausfliegen.
Mehrmals fand ich Nester an ganz absonderlichen Stellen, z. B.:
1904: in dem Konferenzzimmer der Schule in der Wienergasse oberhalb
des Fensters.
1905: in dem Anstandsorte der Endstation Schreibwald der elektrischen
Straßenbahn oberhalb der Blende der elektrischen Lampe.
1906: in der Wirtsstube Grigar beim Simpelberge (Brünn).
In einem Kaufmannsladen in Kumrowitz.
In unserer Gegend ist der Glaube verbreitet, dab die
Schwalben öfter Sperlinge in solche Nester einmauern, wo die
letzteren frech eingedrungen sind. Von meinen Schülern wurde
mir sogar ein sehr bestimmter Fall erzählt unter Angabe aller
Einzelheiten. Solange ich aber nicht selbst etwas Derartiges beob-
achtet habe, muß ich ein großes Fragezeichen hinter solche An-
gaben machen.
Daß aber Gabelschwalben einmal hier zu überwintern ver-
sucht haben, ist durch die Zeugenschaft fast des halben Ortes
Czernowitz bei Brünn erhärtet. Im Herbste 1904 blieben 4 ver-
spätete ‚Junge in dem Stalle des Ortsansassen H. Weber, Czerno-
witz Nr. 12 (a.N.). Sie nährten sich von Fliegen und flogen bei
jedesmaligem Düngerausführen heraus. Bis Weihnachten blieben
sie wohlauf, fanden aber dann bei einem solchen Ausfluge bei
etwas strenger Kälte den Tod. Es wurde mir noch ein zweiter
Fall aus Königsfeld bei Brünn berichtet, dem ich aber nicht recht
auf den Grund kommen konnte.
Im Jahre 1903 wurde gegen Mitte Oktober eine junge Gabel-
schwalbe zwei Knaben abgenommen und bei einer Kollegin längere
Zeit gehalten. Das Tier hatte einen gebrochenen Flügel. Es lief
am Boden, kam auf den Namen „Mimi“ herbei und kroch der
sitzenden Köchin bis zum Halse ziemlich rasch empor. Es schlief
unter dem Sparherd, auf einem Lappen sitzend. Im Herbste wurden
ihr Fliegen und Spinnen, später Ameisenpuppen, befeuchtete Semmel,
Krümchen Reis (gekocht) gereicht. Am liebsten fraß sie gekochten
Eidotter. Drei Wochen vor Weihnachten wurde ihr leider durch
Öffnen der Kiichentůr das Köpfchen zerdrückt, so daß sie sofort
tot war. Die Dame, welche mir vorstehende Mitteilungen machte,
zweifelt nicht daran, daß die Schwalbe den ganzen Winter gut
überstanden hätte.
205
Die Gabelschwalben jagen gern in Gesellschaft von Ch. wrbica,
ja selbst Ch. riparia. Im Frühjahre, wenn sie ankommen, scheinen
sie von der langen Reise recht ermüdet zu sein, denn da sieht
man sie am Flußufer sehr oft auf Sträuchern sitzen, wie es dann
ım Herbste mit Vorliebe die Jungen tun. Letztere ähneln im
Fluge, ihrer kurzen Gabeln wegen, sehr den Mehlschwalben und
sind dann oft nur mit Mühe von diesen zu unterscheiden.
Ein merkwürdiges Schauspiel erlebte ich am 23. April 1905.
Die kaum angekommenen Vögel: wurden im Freien von einem
eisigen Sturme überrascht und saßen nun hinter die Schollen ge-
duckt in Massen auf einem Felde bei der sogenannten „Roten
Mühle“ bei Brünn.
Im September des Jahres 1907 herrschte eine naßkalte Witte-
rung; die Schwalben litten große Not. Kollege Polaschek er-
zählte mir nun: „Die Schwalben in meinem Hause in Bergen
(Südmähren) wurden infolge des Hungers so kirre, daß sie Fliegen,
die ich in eine Streichhölzchenschachtel einfing und nach und nach
losließ, aus einer Entfernung von etwa 1» erhaschten. Mehrere
Tage hintereinander versuchte ich es und immer mit dem gleichen
Erfolge.“
Wenn im Herbste bei Sonnenschein Schwalben auf den Kuh-
bergen bei Brünn fliegende (schwärmende) Ameisen (zumeist Rasen-
ameisen) jagten, bemerkte ich immer, daß sie dabei gegen die
Sonne flogen, weil man (wie sich jeder überzeugen kann) auf diese
Weise selbst sehr kleine fliegende Insekten außerordentlich deutlich
sieht. Ein andermal sah ich wiederum im Herbste Gabelschwalben,
die am Geißberge bei Brünn sehr knapp über dem hohen Grase,
ja selbst mitten durch dasselbe flogen; eine Menge von hüpfenden
Spinnchen, fliegenden kleinen, braunen Wanzen und winzigen grün-
lichen Zikaden erfüllte den Grasraum über dem Boden und ganze
Scharen dieser kleinen Insekten bewegten sich durcheinander. Ihnen
galt wohl diese sonderbare Jagd.
Die Alten wenden zuweilen eigenartige Mittel an, um flügge
Jungen zum Verlassen ihres Nestes zu veranlassen. So wurde be-
obachtet, daß die Alten die Jungen bei den Flügeln hervorzogen
oder sie förmlich herausdrängten.
Besonders im Herbste, wenn sich größere Schwärme draußen
tummeln, fällt es auf, wie oft Raubvögel von Schwalben verfolgt
werden, in erster Linie Turmfalken und Sperber.
206
100. Chelidonaria urbica (L.) Mehlschwalbe.
In Brünn nur in den Vorstädten anzutreffen. In den
Dörfern etwas häufiger, aber doch nicht so wie A. rustica. Auf
der Wienergasse Nr. 5 gibt es in dem Hausflur eine Kolonie,
welche an 130 Nester zählt, die am Gebälke befestigt sind. Im
Jahre 1906 zählte ich dort noch gegen 60 brütende Paare!).
Schade gibt die Ankunft der Mehlschwalben mit dem 15. IV.,
den Abzug mit Ende August an. Beide Daten sind entschieden
zu früh gegriffen. Meine Beobachtungen sind folgende:
Ankunft: 1900: Ende April.
1902: in den ersten Tagen des Mai.
1903: 24. IV. auf der Schwarza bei Brünn jagt der erste Schwarm.
1904: 17. IV. Mödritz, die ersten.
1905: 24. IV. Raigern. kleine Schwärme.
1906: keine Daten.
1907: 22. IV. in Muschau angekommen; Bratelsbrunn 18. IV.
einzeln. 5. V. in Scharen.
1908: 16. IV. Mariahilf (Südmähren) die ersten.
20. IV. Brünn, der erste Schwarm.
1909: a) Kolonie in der Wienergasse Nr. 5:
15. IV. abends 1 Stück angekommen.
17. IV. waren schon 6 Vögel dort.
18. IV. gegen Mittag 30 Schwalben.
19. IV. gegen 45 Stück.
b) Sonst:
16. IV. Schimitz, 2 Stück flogen um 5 Uhr umher; Brünn,
Schwarza 2 Stück. Brünn, Dörnrösselgasse 1 Stück; Ger-
spitz 2 Stück. i
17. IV. Czernowitz, eine Gruppe von 15 Stück.
18. IV. Brünn, Franzensberg 3 Stück; Czernowitz in einem
Hause zum Neste gekommen (2 Stück).
21. IV. Briinn, Zeile 35, Nest aufgesucht| zum erstenmal
23. IV. Brünn, StiftgasseS, Nest aufgesucht. | heuer.
Abzug: 1900: Brünn am 14. IX. die letzten.
16. IX. Patzmannsdorf (Niederösterreich, Grenze) noch
einige.
1901: bis zum 19. IX. noch durchziehende Schwärme.
1902: 14. IX. Ein großer Schwarm (zum Teil mit H. rustica)
jagt auf der Zwitta unterhalb Czernowitz.
1. und 4. X, bei der Schwarza in der Nähe der Wiener-
gasse einige.
1) Eine ähnliche, allerdings etwas kleinere Kolonie besteht in Muschau
auf der Fassade des Rathauses.
207
Abzug: 1905: 20. IX. Schwárme an der Schwarza bei Raigern und
Holasitz.
1906: 23. IX. Rebeschowitz, jagen mit H. rustica auf den Wiesen.
- Doch ist in Brünn die Hauptmasse am 20. IX. abgezogen.
1907: 18. IX. hat in Brünn der Hauptabzug stattgefunden, doch
blieben 2 S © in der schon genannten Kolonie in der Wiener-
gasse Nr. 5 bis zum 23. IX. dort.
1908: 14. IX. sind sie in Bratelsbrunn abgezogen.
15. IX. zog in Brünn die Hauptmasse ab.
Man sieht die Mehlschwalben selten so weit von ihrer Brut-
stätte entfernt wie die Gabelschwalben. Nur einmal (19. V. 1902)
beobachtete ich zum Beispiel Mehlschwalben auf dem etwa eine
Stunde vom Orte Lösch entfernten sogenannten „Hornek“, während
dort Gabelschwalben sehr oft zu sehen waren. Am 10. V. 1908
bauten die Mehlschwalben in Rebeschowitz an allen Stellen. Überall
dort, wo sich im Orte etwas Kot vorfand, besonders am Ufer eines
Abzuggrabens, sah man viele der emsigen Baumeister Material
sammeln. Dagegen war in der Umgebung des Dorfes nicht eine
einzige Hausschwalbe zu entdecken. Am 8. VI. 1906 sah ich in
einem Neste wenige Tage alte Junge. Am 2. VIL 1905 beobachtete
ich jagende Schwalben am Flusse bei Holasitz, es waren lauter Alte.
Dagegen sah ich am 20. VII. 1902 einen Riesenschwarm an der
Schwarza bei Mödritz, der zum großen Teile aus jungen Vögeln
bestand. Raubvögel werden von Mehlschwalben ebenso heftig ver-
folgt wie von den Gabelschwalben. Übrigens sah ich auch, daß
sie auf Würger und Wiedehopfe stoßen.
101. Clivicola riparia (L.) Uferschwalbe.
Außer der von Czapek bereits erwähnten Kolonie bei Jundorf
gibt esnoch Siedlungen bei Mödritz und Unt.-Gerspitz. Letztere hängen
jedoch davon ab, ob das Hochwasser die Dämme ausgewaschen
hat, oder vorigjährige Auswaschungen noch nicht ausgebessert
wurden. Im Jahre 1902 waren bei Mödritz gegen 15 S© zu sehen,
von denen sich 10 an der Schwarza, 5 dagegen an dem Obrabach
angesiedelt haben. Die kleine Kolonie an dem stark bebuschten
und nicht gar breiten Bache, welcher sich südlich von Mödritz
(bei Popowitz) in die Schwarza ergießt, bestand nur 1 Jahr, sie
bleibt aber jedenfalls sehr interessant. An der Zwitta bestand
meines Wissens keine Ansiedlung. So häufig wie in Südmähren
sind die Uferschwalben bei Brünn nicht. Es ist dies auch leicht
208
erklärlich, da erst bei Brünn die Ebene mit sandigen und lehmigen
Flußufern beginnt. In den hohen Sandstätten von Czernowitz,
die kaum 1 Viertelstunde von der Zwitta entfernt sind, war nie eine
Kolonie zu finden, obwohl an ähnlichen Stätten Südmährens ( Brano-
witz, Tracht) auch in größerer Entfernung vom Wasser Ufer-
schwalben nisteten. Vielleicht sind die Sandmassen bei Czernowitz
zu hart oder schreckt die braunen Schwalben die dortige Ansiedlung
von Sperlingen ab.
Die Ankunft erfolgt selten im April, zumeist im Mai.
1902: 7. V. Mödritz, einige am Durchzuge.
11. V. Mödritz keine zu sehen
18. V. Mödritz am Brutplatz erschienen.
1904: 17. IV. Mödritz am Fluß erschienen.
1905: 24. IV. bei Raigern beobachtet.
1906: 26. IV. bei Raigern auf dem Flusse gesehen.
1907 und 1908 habe ich bei Mödritz keine Uferschwalben gesehen.
1909: 2. V. jagt eine Schar von 30 Stück auf den Feldern bei Gerspitz.
Am 25. V. 1902 schoß ich bei Môdritz 3 © © und 2 S S. Die Eier der 2 2
waren bei 2 Exemplaren mohnkorngroß (1 mm Durchmesser), beim 3. dagegen
2 mm und 1 Ei maß gar 4 mm im Durchmesser. Die Hoden der £ F hatten einen
Durchmesser von 9 mm. Bei den entsprechenden Magenuntersuchungen findet sich
die Bemerkung (bei 1 ? und 2 S S); mit beginnendem Brutflecke.
Am 20. VII. 1902 jagten schon alte und junge Uferschwalben
mit H. rustica und Ch. urbica gemischt am Flusse. Zuweilen
setzten sich die Jungen auf Sträucher, ja, selbst niedrigere Bäume
und das Bootshaus.
Am 14. IX. 1902 sah ich noch 3 Stück mit andern Schwalben
bei Mödritz umhertliegen. Die Kolonie an der Obra war nicht mehr
besetzt. Die Uferschwalben dürften bloß einmal im Jahre brüten.
102. Apus apus (L.) Mauersegler.
Kolonien dieses Vogels sind in der Stadt sehr häufig, dagegen
in den umgebenden Ortschaften recht selten. Man sieht wohl
Segler bei Obřan, Mödritz, Schöllschitz, Raigern, Turas umher-
jagen; es ist mir aber bisher nicht gelungen, auch nur in einem
einzigen der genannten Orte eine Segleransiedlung festzustellen.
Ich vermute deshalb, daß alle diese umherstreifenden Vögel vou
Brünn stammen. Außer einigen Zugsdaten wäre der vortrefflichen
Schilderung Czapeks nicht viel hinzuzufügen.
Ankunft: 1902: Die ersten in Brünn am 17. IV.
1903: 28. IV. die ersten in Brünn.
30. IV. 1 S% ober meinem Hause.
Ankunft: 1905:
1908:
1909:
Abzug: 1901:
1906:
1907:
1908 :
209
28. IV. die ersten in Brünn beobachtet.
24. IV. die ersten bei einer Fabrik.
27. IV. auf der Zeile in Brünn am Brutorte, sehr viele.
Am 18. IV. 4 Stück beim Kalkofen in Julienfeld.
19. IV. nur 2 Stück dortselbst; aber keine auf dem Lateiner-
berge.
21. IV. Ober-Gerspitz, bei der Brücke, mehrere.
22. IV. Brünn: Körnergasse 1/,6 Uhr abends 6 Stück,
Olmůtzergasse 2 Stück.
24. IV. 3 Stück bei meiner Wohnung, Tivoligasse 1.
25. IV. Babitz, mehrere.
25. IV. Schimitz, eine Schar von 34 Stück; Brünn, bei
der Franz-Josefschule 10 Stück.
26. IV. Brünn, Großer Platz 7 Stück; Brünn, Kröna,
Realschule 5 Stück.
27. IV. Brünn, Teppichfabrik, Dammgasse, 23 Stück.
29. IV. Brünn. Jodokstraße 6 Stück.
Am Kolonieplatze: Schöllerscher Kamin, Spitalwiese,
erschienen sie:
26. IV. 7 Uhr früh 6 Stück, abends 9 Stück.
27. IV. 15 Stück; 28. IV. 20 Stück; 29. IV. 35 Stück;
30. IV. 45 Stück.
Sonst wurden noch notiert:
28. IV. Brünn, Franzensberg, Dom, 20 Stück.
30. IV. Czernowitz, 12 Uhr zogen während eines starken
Regengusses 2 Scharen von 300 bis 500 Stück nach Norden.
Brünn, Kröna 30 Stück; Brünn, Stadttheater 40 Stück.
14. VIII. der größte Teil der Brünner Besatzung abgezogen.
17. IX. jagt noch 1 Stück unter Schwalben nach Süden.
10. VIII. abgezogen.
12. VIII. noch 1 Stück in der Talgasse beobachtet.
10. und 14. VIII. jagen noch viele mit Schwalben auf dem
Exerzierplatze.
Nach dem 14. VIII. nur noch am 30. VIII. ein einzelnes
Stück unter Schwalben beobachtet.
10. VIII. 07. sammelten sich auch die Segler in Werms-
dorf in Nordmähren.
Am 6. VII. bekam ich ein fast flugfähiges Junges.
20. VII. Abzug.
Am 6. V. 1908 schoß ich ein 2, dessen Eier im Eierstocke
bis 1!/), mm maßen. Am 14 VL 1908 erhielt ich ein © mit
schwachem Brutflecke. Es gelang mir bisher nicht, ein Nest zu
erlangen.
Das Junge hielt ich einige Zeit und stopfte es mit frischen
Ameisenpuppen.
Es war nach wenigen Tagen imstande, auch vom
210
Boden aufzufliegen. Ubrigens werden sehr oft verletzte Segler gefunden,
die sich wahrscheinlich im rasenden Fluge an Drähten verletzen.
103. Caprimulgus europaeus (L.) Nachtschwalbe.
Nicht gerade- selten, wenngleich ich Kolonien dieses Vogels,
von welchen Schade und Feuereisen sprechen, nie angetroffen
habe. Daß Schade auf 30 m? 3 brütende Weibchen antraf, ist
eine arge Übertreibung. An Waldblößen oder Abhängen mit
niedrigem, spärlichem Buschholze wird man sie im Hügellande
nirgends vergeblich suchen, obwohl sie auch dem Auwalde nicht
fehlen. Ich beobachtete den Ziegenmelker in Parfuß, Czernowitz,
Rebeschowitz, Raigern, Branowitz und auf den Pollauer Bergen.
Ferner habe ich Nachrichten aus Schöllschitz und Strelitz erhalten.
Schließlich fand ich ausgestopfte Exemplare in Latein, Turas,
Schöllschitz, Hussowitz, Kinitz und Kônigsfeld in den dortigen
Schulen oder bei Präparatoren. Diese Stücke stammten stets aus
der nächsten Umgebung des betreffenden Ortes.
Am 23. VIII. wurde 1 S juv. bei Bratelsbrunn erlegt.
Ihre abendlichen Konzerte erinnerten mich an entferntes
Schweinegrunzen. Es klingt wie prrrrr-rrrr-rrr kui kui kui kui kui
prırrr. Der Länge nach auf dem Aste ausgestreckt, besitzt der
Ziegenmelker eine vortreffliche Schutzfärbung und läßt infolgedessen
den Menschen sehr nahe herankommen, bevor er abfliegt. Ich
war einstens dabei, wie Vogelsteller mit einer langen Leimrute
einfach nach ihm schlugen und ihn so in ihre Gewalt brachten.
Die Ankunft ist sehr unregelmäßig:
1901: 12. V. Parfuß 1 < geschossen.
1903: 30. IV. Schöllschitz angekommen.
1904: 10. V. Schöllschitz angekommen.
1908: 17. IV. wurde 1 Stück in Strzelitz am Schnepfenanstand
erlegt.
10. V. jagte ich 1 Stück im Rebeschowitzer Auwalde auf.
1909: 9. V. Czernowitz, 1 4 im Walde.
Abzug: 1900: 18. IX. Roter Berg: am Abend 1 Stück aufgejagt.
1902: 28. IX. jagte ich ein Stück auf dem Hornek bei Lösch auf.
1908: 20. IX. Branowitz wurde 1 Stück gefangen.
1907: 23. IX. Brünn, wurde 1 erlegt.
104. Picus viridis (L.) Grünspecht.
Neben dem großen Buntspechte der gemeinste Vogel aus
-dieser Gruppe. ANLE
211
Im Walde wie in Obstanlagen und auf Wiesen, die mit
Weiden bestanden sind, gleich häufig. In der Ebene noch zahl-
reicher als im Hügellande. Zuweilen kommen sie auch in die
Stadt- und Friedhofsanlagen. Man sieht deu Vogel das ganze
Jahr bei uns. Er ist diejenige unter den Spechtarten, die am
häufigsten auf der Erde gesehen wird. Auch in den Schulsamm-
lungen ist er fast regelmäbig zu finden.
Ich verzeichnete erste Frühlingsrufe: 6. III. 1907; 18. III.
1906; 14. III. 1909. Die von mir gemessenen Stücke sind sämtlich
größer als im „Naumann“ angegeben:
K vom 13. XI. 1902, 324 mm (Nennowitz).
„ 15. IL. 1907, 330 mm (Milenau).
„ 2. III. 1906, 340 mm (Mähr.-Kromau).
„ 23. III. 1906, 320 mm (Mähr.-Kromau).
7. IV. 1906, 317 mm (Czernowitz).
,; 8. IL. 1908, 312 mm (Muschau).
» 15. XII. 1907, 330 mm (Umgebung von Brünn).
„A X. 1907, 330 mm (Bratelsbrunn).
Am 7. IV. 1906 schoß der Heger von Czernowitz ein © an,
verwundete es am Flügel und hielt es 1 Tag in der Schublade
des Tisches. Dort schlug der Vogel aber ein großes Loch und
suchte zu entweichen. Er wurde getötet und ich fand im Magen
noch immer Insektenreste. Die Eier im Eierstocke waren 4 mm
im Durchmesser. — Sehr oft sieht man den Grünspecht auf dem
Erdboden.
on, ara
105. Picus canus Gmel. (Grauspecht).
Seltener als die vorige Art; in der allernáchsten Umgebung
von Brünn ausgesprochen selten“). Häufiger trifft man ihn in den
südmährischen Auen an, besonders dann, wenn letztere ein park-
ähnliches Aussehen haben. So sah ich in der Umgebung von
Kl.-Niemtschitz an der Iglawa nur Grauspechte und keine Grün-
spechte. (18. IV. 1909.)
Ich beobachtete ihn im Freien:
1904: 2. X. Mödritz am Mühlgraben (offenbar ein umherziehendes Stück).
1906: 11. IV. bei Auerschitz.
1907: 31. III. am Serpentinenwege im Schreibwalde.
1909: 18. IV. Klein-Niemtschitz.
9. V. Hlina.
1) Wie ihn Schade und Feuereisen als häufigen Brutvogel bezeichnen
können, bleibt ein Rätsel, da ihn Čapek nicht einmal erwähnt.
Geschossene Stůcke erhielt ich am:
1904: 22. VII. ein junges Stück aus Muschau (Länge 283 mm).
1907: S aus Muschau (Länge 296 mm).
10. III. aus der Umgebung von Brünn.
15. III. 2 £ S aus Kromau (Länge 283 mm).
16. X. £ aus Jedownitz (300 mm).
1. XII. Z aus Czernowitz.
Ferner sah ich ausgestopfte Exemplare:
1. 1 © beim hiesigen Práparator Schindler (Umgebung von Brünn).
2. 1 S beim Friedhofsgártner Kubitschek in Schimitz, 1902 im dortigen
jüdischen Friedhofe im Frühjahre geschossen.
3. 1 © beim Präparator Weinlich in Latein (aus Horakow).
4. In den Schulen von Julienfeld, der böhmischen Mädchenbürgerschule,
der böhmischen Knabenbürgerschule und der deutschen Mädchenvolksschule
in Königsfeld je 1 Stück aus der dortigen Umgebung.
Bei einiger Aufmerksamkeit kann man den Grauspecht schon
von weitem an seinem Ruf erkennen. Er ist schwächer und an-
genehmer als der des Grünspechtes.
106. Dendrocopus major (L.) Buntspecht.
Der große Buntspecht ist der gemeinste unter allen Specht-
arten. In allen Waldungen nistet er, sei es in der Ebene oder
im Hügellande. Selbst in größeren Baumgruppen, Obstanlagen,
Weidenpflanzungen schlägt er zuweilen seine Behausung auf und
auf seinen Streifzügen besucht er auch weitab im Felde stehende
einzelne Bäume. Man kann ihn das ganze Jahr beobachten. Das
erste Trommeln vernahm ich in Rebeschowitz am 5. I. 1908. Noch
am 29. X. 1902 sah ich einen Buntspecht an der Arbeit (Schreib-
wald); er hatte nach mehrstündiger Arbeit eine ganz neue Höhlung
in einer Eiche gezimmert, die er wahrscheinlich als Schlafstätte
benuizte. 3
Ausgestopft fand ich den großen Buntspecht in vielen Schul-
und Privatsammlungen, darunter in der Dürnholzer Bürgerschule
ein Z mit dunkelbrauner Stirn und Kehle.
Zuweilen werden Buntspechte auch auf Leim gefangen. So
z. B. hielt ich ein am 23. VII. 1900 gefangenes junges G etwa
3 Wochen bei mir und ernährte es mit frischen Ameisenpuppen,
welche es schnell und gewandt vom Boden aufpickte. Ich ließ
einen Baumstamm aushöhlen und stellte ihn auf einen Ständer
in die Stube. Da kletterte der Buntspecht viel umher, kroch in
218
die Höhlung, ließ öfter sein „giks giks“ hören und sich ohne
weiteres mit der Hand fassen.
Auch am 15. IX. 1907 sah ich ein gefangenes Stück auf
dem Vogelmarkte. — Die Längenmabe schwanken zwischen
235 — 280 mm.
107. Dendrocopus medius (L.) Mittlerer Buntspecht.
Der seltenste Specht in der Brünner Umgebung.
Ich beobachtete ihn:
Am 1. VIL 1905 bei Hollasitz, 8. IX. 1906 bei Rebeschowitz,
24. X. 1906 bei Pernstein, 2. XII. bei Rebeschowitz.
Greschossene Exemplare erhielt ich:
1901: 29. XI. S aus Kohoutowitz.
1902: 19. I. £ aus dem Schreibwalde.
1905: 3. XI. Z aus Raigern (230 mm).
Sonst sah ich noch ausgestopfte Stücke aus der Umgebung:
1. Bei einem Brünner Ausstopfer (aus Pohrlitz, Herbst 1905).
2. Schulsammlung von Latein (Herbst 1905).
3. Schloßsammlung Buchlau.
108. Dendrocopus minor (L.) Kleiner Buntspecht.
An einzelnen Orten traf ich diesen Specht wiederholt: z. B.
in Raigern, Wildpark, am 7. I. 1906 und 25. IV. 1909; in Brünn,
Mühlgraben, 12. IV. 1900, 27. III. 1907.
Sonst aber sehr unregelmäßig: 22. III. 1901 im Augarten
zu Brünn, 19. III. 1909 bei Czernowitz auf Kastanienbäumen
längs der Straße, 27. III. 1909 in Kumrowitz und mehrere Vögel
am 18. IV. 1909 in KL-Niemtschitz in den parkartigen Auen an
der Iglawa. Hier vernahm ich auch den hellen Paarungsruf, den
auch das © ausstieß. — Im Löscher Revier beobachtete ich 1 G
am 24. IX. 1902 in einem Birkenwäldchen. Ferner erhielt ich
am 23. XII. 1908 ein geschossenes Z aus Schimitz und sah bei
Präparator Weinlich in Latein 22 aus der Gegend von Kritschen
und beim Friedhofsgärtner Kubitschek in Schimitz 1 S, welches -
im Frühjahre 1907 am dortigen jüdischen Friedhof erlegt wurde.
Schließlich erfuhr ich, daß in den Schöllschitzer Wäldern ebenfalls
Harlekinspechte vorkommen.
214
109. Dryocopus martius (L.) Schwarzspecht.
Wenngleich dieser größte Specht nicht gerade als Seltenheit
bezeichnet werden kann, so begegnet man ihm doch nicht allzu
oft. Die Nadelholz- und gemischten Wälder des Hůgellandes
liebt er mehr als die Auen, wo er sich meist nur im Spätherbste
und Winter zeigt.
Im Freien machte ich nachstehende Beobachtungen:
Im Löscher Revier sah ich Schwarzspechte am 8. X., 3. XI.
und 29. XII.1902. Außerdem befindet sich in der Schulsammlung
von Latein 1 F und in der Privatsammlung des Herrn Nowak in
Malomierzitz 1? aus dem Löscher Walde.
Am 21. X. 1905 und 17. XI. 1906 notierte ich Schwarz-
spechte im Schreibwalde; am 26. IX. 1904 wurde dort auch 1 ©
geschossen, am 18. X. 1907 1 S erlest.
Am 14. III. 1905 wurde ein S (480 mm) in Czernowitz ge-
schossen und am 24. IV. 1909 im Walde bei Czernowitz beobachtet.
Auch im Frühjahre 1907 trieb sich ein Schwarzspecht dort herum.
Am 8. IX. 1905 verzeichnete ich ein Stick bei Lelekowitz.
Am 24. X.1906 hörte ich den Vogel in den Pernsteiner Wäldern
und erfuhr, dal) er auch in den Revieren bei Laschanko brüte.
Im Jahre 1906 hielt sich im Herbste ein Schwarspecht eine
Zeitlang in den Erlen oberhalb Chirlitz auf. Ende September
sowie am 18. und 25. X. 1908 beobachtete ich einen Schwarzspecht
immer an derselben Stelle in den Weiden der Rebeschowitzer
Wiesen, wo er sich stets in Gesellschaft von Griinspechten sehen
ließ, aber so scheu war, daß ich an ihn wegen schlechter Deckung
nicht herankommen konnte. Am 1. VII. 1905 hörte ich einen
in der Hollasitzer Au rufen,
Schließlich fand ich Stücke in folgenden Schulsammlungen:
1. Schule Raigern S.
2. Heger Schmatlak, Schöllschitz 1 S.
3. Herr Kubitschek, Schimitz 1 ©, 1898 im jiidischen Friedhof erlegt.
4. Böhmische Bürgerschule Hussowitz 1 F (wahrscheinlich von Strzelitz).
5. Schule Julienfeld 1 ©.
6. Böhmische Bürgerschule in Schimitz 1 2.
7. Deutsche Knabenschule, Königsfeld 1 2 (aus Lodenitz).
8. Deutsche Mädchenschule, Königsfeld 1 5 (von Padochau).
9. Böhmische Knabenbürgerschule Königsfeld 1 S.
10. Schloßsammlung Buchlau.
215
Außerdem wurde am 25. IV. 1909 1 & im Josefstale bei
Adamstal gesehen, am 19. X. 1902 1 Stück am Vogelmarkte.
Ein im August des Jahres 1900 in der Umgebung gefangenes
jüngeres G hielt ich zugleich mit einem Buntspechte. Der Vogel
fral) Ameisenpuppen, hielt aber nur kurze Zeit aus. Wahrschein-
lich ging er an übermäßigem Genusse derselben ein.
Vom Heger von Groß-Niemtschitz erfuhr ich, daß Schwarz-
spechte auch in den Erzherzog Friedrichschen Revieren nisten.
110. Jynx torquilla (L.) Wendehals.
Recht häufiger Brutvogel; in der Ebene noch zahlreicher als
im Hügellande, Nistet gerne in Espen, Eichen und Weiden. Die
Ankunft erfolgt in der zweiten Hälfte April:
1901: 23. IV. Schreibwald (1 S geschossen, Kehlfedern in Mauser).
1902: 11. V. Mödritz (offenbar nicht das erste Erscheinen).
1903: 19. IV. Mödritz 1 £ am Flusse,
29. IV. Parfuß 1 © geschossen,
1904: 13. IV. Schöllschitz. angekommen.
17. IV. Mödritz, 1 £ am Mühlgraben.
20. IV. Strutz, © geschossen.
1905: 20. IV. Raigern.
26. IV. Nennowitz, Czernowitz.
1906: 16. IV. Schreibwald.
1907: 14. IV, Czernowitz, ebenso beim Mühlgraben in Kumrowitz.
1908: 19. IV. Czernowitz, 26. IV. Rebeschowitz.
1909: 13. IV. 1 S aus Klein-Niemtschitz erhalten; 16. IV.1 S © in Czer-
nowitz.
18. IV. Holasek schon mehrere.
Die letzte Beobachtung war am 8. IX. 1907 in Rebeschowitz;
der Vogel rief auch leise. Die Wendehälse sind recht zutrauliche
und wenig scheue Vögel. Sie lassen im Freien sehr nahe an sich
herankommen. Daß sie sehr lebendig wären, kann man nicht
beobachten. Eher ist das Gegenteil der Fall.
Sie suchen die vorjährige Nisthöhle zumeist wieder auf. Als
sie am 16. IV. 1909 in Czernowitz ankamen, sah man gleich das
G 2 bei der Bruthöhle.
Ein am 3. V. 1901 im Schreibwalde geschossenes © hatte
Eier von Hirsekorngröße. Aber auch noch am 15. V. 1907 be-
merkte ich 1 G ©, das sich fleißig beim Nistbaume umhertrieb.
Eier waren noch keine in der Höhlung.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX., 2. 15
216
Am 29. VI. 1906 notierte ich schon in Mödritz eine Familie
mit flüggen Jungen.
Am 27. VI. 1906 sah ich 1 G, welches, auf einem Telegraphen-
drahte bei der Straße nach Schöllschitz sitzend, fleißig sein
Käkähkähkäh erschallen ließ.
Die Totallängen geschossener Exemplare schwanken zwischen
166— 180 mm.
111. Alcedo ispida (L.) Eisvogel.
Da er ein sehr ausgedehntes Brutgebiet besitzt, scheint er
seltener zu sein, als er es wirklich ist. An allen Flüssen, Bächen,
ja, auch alten Flußarmen ist der Eisvogel gelegentlich zu sehen. Daß
er, wieSchade behauptet, seinem Untergang entgegengehe, ist wieder
eine der vielen Schade’schen Übertreibungen. Es ist ein Glück,
daß der Eisvogel nicht gar leicht zu schießen ist, sonst könnte es
dem prachtvollen Tiere wirklich an den Kragen gehen. Ich habe
oft seine Geschicklichkeit bewundert, mit der er dem lauernden
Schützen sich entzieht. Irgendwo aufgejagt, fliegt er selten weiter
vom Störenfried ab, sondern fliegt ihm entgegen und biegt plötzlich,
einen Hügel oder eine Gebüschgruppe als Deckung benutzend, ein,
um an einer entfernteren Stelle zum Flusse zurückzukommen. Sonst
fliegt er immer knapp über dem Wasser. Seinen gezogenen scharfen
Ruf vernimmt man im Monate März wohl am häufigsten, hört ihn
aber eigentlich das ganze Jahr hindurch. Zuweilen werden auch
Eisvögel auf Leimruten gefangen, (wobei der Vogelsteller die
Lieblingsstellen des Vogels geschickt ausnutzt), aber nie gefangen
gehalten, sondern nur ausgestopft.
Dal die Eisvögel bei Brünn im Winter aus dem Hügellande
in die Ebene ziehen, wo die Flüsse nicht zugefroren sind, ist
sicher; daß sie aber in der Ebene nur im Winter vorkommen,
ist eine Behauptung, die von schlechter Beobachtung zeugt. Immer-
hin aber läßt sich nicht leugnen, daß die Eisvögel im Hügellande
häufiger zu finden sind als in der Ebene. Da hindert sie das
oft bis in den Mai reichende Hochwasser am Brutgescháfte. Von
Brutröhren erfuhr ich durch mehrere Vogelsteller. Solche bestehen:
bei Obrzan, beim Schreibwalde, unweit Raigern, an den Tümpeln
bei Kl.-Niemtschitz und anderwärts. Genauere Daten über das
Brutgeschäft zu sammeln, war ich bisher nicht in der Lage. Die
Längenmaße geschossener Exemplare schwanken zwischen 170 bis
217
186 mm. Im Magen fand ich nur Reste von kleinen bis 7 cm
langen Fischen und einmal auch eine Perlart; ferner einige Sand-
und Ziegelstiickchen.
112. Coracias garrula (L.) Blauracke.
Ebenso selten wie schön. Außer der schon in meiner aller-
ersten Arbeit angeführten Beobachtung (Czernowitz, Sommer 1900)
lasse ich noch folgen:
1901: 11. V. wurde 1 2 im Schreibwalde bei Brünn geschossen.
1902: 17. V. wurde 1 im Schreibwalde bei Brünn erlegt. (Hoden 9 mm.)
Außerdem habe ich aus der alten Sammlung von Feuereisen 1 Junges aus
dem Schreibwalde.
1905: 21. VI. sah ich den Vogel im Wildgarten bei Raigern.
22. VIII. wurde mir 1 © aus Lösch eingesendet.
1908: 21. V. wurde ein S aus Pohrlitz nach Brünn zum Stopfen eingesendet.
30. VIII. sah ich einen Vogel bei Molleis.
1909: 2. V. wurden dortselbst 2 Mandelkrähen gesehen.
9. V. bei Klein-Niemtschitz 3 Stück beobachtet.
12. und 15. V. wurde je 1 Stück in Czernowitz beobachtet.
Ferner fand ich präparierte Exemplare:
In der Schule von Czernowitz (stammt aus den 90er Jahren aus der
Paradiesau.
In der Schule von Raigern.
In der Schule von Schöllschitz 1 ©; der Heger dortselbst besitzt 1 4.
Bei Herrn Weinlich 1 £ (aus Klobouk bei Brünn).
In der Voiksschule in Dürnholz (aus der dortigen Gegend).
Von den Hegern erfuhr ich, daß die Mandelkrähen auch bei
Groß- und Klein-Niemtschitz sowie bei Pohrlitz nisten. Am 16. V. 1909
beobachtete ich in dem Klein-Niemtschitzer Gebiete 4 Z 2
von Blauracken. Sie führten noch Streit um Bruthöhlen (zumeist
sind solche in hohlen Espen oder Kopfweiden). .Das Pärchen
sitzt gewöhnlich sehr nahe beisammen, oft so, daß man beide auf
einen Schuß erlegen könnte. Fast alle Vögel ließen bei einiger
Vorsicht auf Schußnähe herankommen. Ihre Nähe kündigte immer
ein schnelles helles krakrakrakrakra kra kra kra an. Der Flug
hält die Mitte zwischen dem einer Krähe.und eines Wiedehopfes.
Ich beobachtete, bei einer hohlen Espe sitzend, 1 F © 3 Stunden
lang. Sie kamen so oft zum Baue zurück, als ich sie vertrieb.
Endlich beschloß ich, verborgen zu beobachten. Es dauerte zirka
1 Stunde, da kam das 9, setzte sich knapp beim Brutloche (welches
15*
218
aber von Passer montanus besetzt war) auf einen Ast. Ich schoß
es. Gleich kam das F nachgeflogen und suchte das verwundete ©
durch Schreien mitzulocken. Ich wartete noch 1 Viertelstunde,
worauf das G abermals erschien und sich am Rande der Bruthöhle
anklammerte. Ich kam aber nicht zum Schusse. Das S flog fort
und führte nun mindestens 10 Minuten unter Schreien sonderbare,
an den Kibitz erinnernde Flugspiele aus. Dabei lockte es noch
2 andere Vögel (9?) herbei.
Im allgemeinen ist der Vogel in der Ebene ungleich häufiger
und bevorzugt besonders parkartige Gelände. Daß er feuchte,
sumpfige Wälder meiden sollte, trifft bei Brünn entschieden nicht zu.
113. Upupa epops (L.) Wiedehopf.
Ohne gemein zu sein, gehört der Wiedehopf doch nicht zu
den seltenen Vögeln. In lichten Waldungen fast häufiger als auf
Wiesen. Bevorzugt die Ebene. Die Ankunft erfolgt im Anfange
der 2. Hälfte April.
1902: 18. IV. in Schöllschitz angekommen.
29. IV. am Gelben Berg 1 Stück am Zug (ebenso noch am 2. V).
1903: 14. IV. ein gefangenes Stück von Sobieschitz beim Vogelhändler.
19. IV. Schöllschitz; nach einem Sturmwinde mit Schneefall auf dem
überkrusteten Schnee 1 totes Stück gefunden.
22. IV. Brünn, beim Zentralfriedhofe 1 Stück geschossen.
1904: 15. IV. bei Schöllschitz angekommen.
1906: 28. IV. Pohrlitz wurde 1 Stück geschossen.
29. IV. Wisternitz, auf der Hutweide.
1907: 15. IV. Muschau angekommen (S).
1908: 16. IV. Pohrlitz, angekommen; Rampersdorf, die ersten.
18. IV. Czernowitz, 4 Stück auf den Feldern.
1909: 17. IV. bei Brünn (auf dem Pferdemarkte) 1 Stück gesehen.
22. IV. bei Gerspitz.
18. IV. bei Klein-Niemtschitz schon in Paaren.
Die letzten Beobachtungen betreffen:
1906: 13. VIII. Kaiserwald, 1 Stück fliegt über die Schlucht.
1907: 8. IX. Rebeschowitz, 1 Stück bei der Au.
Sonst fand ich auch in vielen Schul- und Privatsammlungen
ausgestopfte Wiedehopfe,
114. Cuculus eanorus (L.) Kuckuck.
In der Nähe eines so ausgezeichneten Kuckuckkenners, wie
es Koll. Czapek in Oslawan ist, wäre es fast überflüssig, über
219
diesen Vogel zu schreiben, wenn bei Brünn, besonders in der
Ebene, nicht etwas andere Verhältnisse herrschen wiirden, als sie
Oslawan darbietet. Hier bei uns mangelt es zumeist an den in
Oslawan zahlreichen Rotkehlchen gänzlich, und auch Bachstelzen
und Rotschwánze briiten spárlicher. Die Folge davon ist die ge-
ringere Anzahl der Kuckucke im Flachlande gegenüber den im
Hůgellande. Während noch im Schreibwalde der Kuckuck sehr
háufig ist, fállt schon in der Czernowitzer Paradiesau die geringe
Zahl dieser Schreihälse auf. Auch sind hier zumeist Grasmücken
und nicht Rotschwánze usw. Pflegeeltern.
Auffallend ist die große Zahl der © roter Varietät. So ist
z. B. der hiesige Präparator Herr Schroll der Ansicht, daß es nur
rote © gebe, da er viele dieser Vögel jährlich erhält; alle seine
Reliefbilder, die ein Kuckuckpaar darstellen, enthalten ein rotes 9.
Ich beobachtete rote 2:
1. Am 6. V. 1908 am Steinberg.
2. „ 11. VI. 1902 in Lösch und 19. V. 1902 dortselbst
3. „ 3. VII. 1901 in Kohoutowitz (geschossen).
4. „ 20. IV. 1904 wurde ein S rot bei Strutz geschossen.
5. Außerdem sah ich 1 rotes © in der Schulsammlung der böhmischen
Bürgerschule in Hussowitz.
Daß ich in den Auenwäldern kein rotes 9 sah, ist wohl
darauf zurückzuführen, daß dort überhaupt nur wenige Kuckucke
„zu sehen sind.
Die Ankunft des Kuckucks fällt zumeist in die zweite Hälfte
April. Der Vogel erschien:
1902: 18. IV. in. Schöllschitz.
20. IV. Geißschlucht bei Billowitz.
1903: 25. IV. in Schöllschitz.
26. IV. Hadyberg bei Obrzan; auch © gehört. An demselben Tage
(nachmittag) Komeiner Hügel viele am Zug.
1904: 13. IV. in Schöllschitz der erste Ruf.
17. IV. im Rebeschowitzer Auwalde der erste.
1905: 20. IV. in Raigern zum erstenmal gehört; ebenso am 24. IV; dagegen
hörte ich weder am 23. IV. im Wenzelstale bei Obrzan noch am
26. IV. in Nennowitz und Czernowitz einen Kuckuck.
1906: 22. IV. in Holasitz, Raigern, Rebeschowitz, Chirlitz, Nennowitz
überall zu hören.
24. IV. Kaiserwald bei Brünn.
1908: 18. IV. Dürnholzer Auen (Südmähren).
19. IV. bei Kritschen zum ersten Male.
26. IV. Rebeschowitz.
220
1909: 19. IV. Radostitz der erste Kuckucksruf.
23. IV. Czernowitz.
24. IV. Pausram, Südmähren; an demselben Tage im Kaiserwalde
bei Brünn.
Am 2. VII. 1905 hörte ich ihn noch in Raigern rufen.
Am 8. IX. 1902 sah ich 4 junge Stücke ober Priesenitz am Flusse (im Zug).
Am 14. IX. 1902 sah ich beim Schwarzaflusse bei Mödritz 1 altes, graues F
von Baum zu Baum fliegen.
Am 7. September 1904 wurde auch ein junger Vogel am ae
Friedhofe bei Schimitz erlegt.
Im Juli des Jahres 1900 erhielt ich einen jungen Kuckuck
aus einem Bachstelzenneste. Er war bereits vollständig befiedert,
mußte aber noch eine Woche gestopft werden. Dann brauchte
man ihm nur das Futter (rohes Herz mit Ameisenpuppen) in den
geöffneten Rachen zu legen, worauf er mit einer Kopfbewegung
den Bissen verschlang. Der Vogel wurde so zahm, daß er, sobald
ich ihm Futter brachte (und das mußte recht oft geschehen, denn
er war ein großer Freßsack), aus dem Käfig auf den Finger flog
und Futter bekam. Zum Aufnehmen des Futters aus einem Tiegel
konnte er’s nicht bringen. Wenn er Hunger hatte, schrie er heiser
tschr tschr tschr .... Ich ließ ihn schließlich auch frei im Zimmer
fliegen. Er flog mir aber einstmals heraus, setzte sich auf einen
Robinienbaum im Garten und schrie erbärmlich, ohne sich jedoch
durch Vorzeigen des Futters und Aufstellen des Käfigs locken zu
lassen. So trieb er sich einen halben Tag beim geöffneten Fenster
umher und verschwand schließlich.
115. Strix flammea (L.) Schleiereule.
Dieser schöne Vogel ist nicht gerade sehr häufig!). Es sind
mir Fälle bekannt, wo sie auf der Altbrünner Pfarrkirche sowie
auf der Kirche in der Wienergasse genistet haben. Auch in den
Felsen des Lateinerberges stand 1904 ein Nest.
Im Freien habe ich diese Eule nur ein einziges Mal am
14. XI. 1906 beobachtet. Es war ein schöner sonniger Tag
und der Vogel saß auf einem Aste in der Au beim alten Flusse
unweit Rebeschowitz und sonnte sich. Ich schoß nach ihm, fehlte
aber und das aufgescheuchte Tier wurde sogleich von Meisen,
Krähen und Dohlen angefallen und verjagt. Geschossene Exemplare
1) Es ist interessant, daß sie Schade häufig nennt, während sie Feuereisen
gar nicht anführt und auch Czapek nichts erwähnt.
221
erhielt ich aus Brünn (Umgebung) am 18. XII. 1907 und am
1. IX. 1905; aus Odrowitz am 2. I. 1909 19. Am 17. II. 1909
wurde 1 S bei Kumrowitz gefangen. Gestopfte Stücke sah ich in
den Schulsammlungen von Latein, Raigern (3 Stück), Kumrowitz,
Nennowitz, Schöllschitz, Dürnholz, Hussowitz, Schimitz, Julienfeld,
ferner beim Gastwirte H. Eisen in Mariahilf, dem Koll. Kwapil
in Morbes und beim Herrn Gemeinderate Fellner in Nennowitz 14 9,
das dort in der Scheuer im Winter 1904 geschossen worden war.
116. Glaueidium noctua (Retz.) Steinkauz.
In Kopfweidenbeständen, älteren Alleen und Obstbaum-
pflanzungen nisten Steinkäuze ziemlich regelmäßig. (Geschossene
Vögel bekommt man ziemlich selten in die Hand, eher noch ge-
fangene, welche zu gewissen Zeiten beim Vogelfange unentbehrlich
sind. Solche, welche angepflockt ihre Stimme hören lassen, werden
hoch geschätzt und teuer bezahlt. Es ist oft staunenswert, was ein
solcher gefangener Steinkauz aushält. Den ganzen Tag trägt man
ihn im Sack umher und gibt ihm nichts zu fressen. Jede Weile
wird er angepflockt und hat Vögel herbeizulocken; dabei sucht er
oft aufzuflattern und zerrt an dem Stricke, der ihn festhält. Und doch
halten solche Vögel jahrelang aus, gewöhnlich bloß bei rohem Pferde-
herz. Die Vogelsteller geben als Unterscheidungsmerkmal zwischen S
und? an, dal beim9 die braunen Flecken an der Brust einen deutlicheren
Kranz bilden als beim S, und erkennen die Geschlechter recht gut.
Gefangen werden die Vögel, indem man ihre Bruthöhlen auf-
sucht und die darin verborgenen herausholt. Auch auf starke Leim-
ruten (mit Hilfe eines lockenden G) sucht man sie zu erbeuten.
Im Freien beobachtete ich Steinkäuze:
8. IX. 1907 in den Kopfweiden bei Rebeschowitz; an dem-
selben Orte auch am 10. X. 1906 und am 13. IV. 1909; an der
Kaiserstraße bei Gerspitz am 16. und 23. III. 1908 132 zuerst
auf hohen Linden und da zweitemal auf dem Neubau einer kleinen
Fabrik. Am 16. V. 1909 hôrte ich in Niemtschitz a. Iglawa mehrere
d 4 den ganzen Tag hindurch rufen.
Geschossen wurden folgende Exemplare:
Am 27. II. 1907 Z in Kromau. Am 25. IV. 1909 19 in Schimitz.
» 12. XII £ in Czernowitz. „ 31. I. 1909 1 S in Hussowitz.
» 4 X. 1907 © in Jedownitz 270 mm. » 6. XI. 1906 1 Z' in Czernowitz.
» 22. VI. 1907 © in Jedownitz 250 mm. „ 1.und 14. I. 19082 S S in Czerno-
witz.
Am 22. VI.1906 £ in Kromau. 230 mm. Hoden 7 mm längster Durchmesser,
kein Brutfleck.
Gestopfte Stücke fand ich in den Schulsammlungen von
Latein, Turas, Dürnholz, Hussowitz (in 2 Schulen), Julienfeld,
Schimitz und Königsfeld. Außerdem befinden sich 2 Stücke aus
Pohrlitz in der Sammlung eines kleineren Privatausstopfers in
Brünn und in der des Herrn Wach in Pohrlitz selbst 1 Stück.
Schließlich bekam ich sichere Nachrichten, daß Steinkäuze
am Lateinerberg in den Felsen und bei Hlina in Eibenschitz in
Obstanlagen genistet haben.
117. Glaueidium passerinum (L.) Sperlingskauz.
Der Heger von Schöllschitz, Herr Schmadlak, welcher den
Steinkauz sehr gut kennt, erzählte mir von einer sehr kleinen Eule,
die im Winter bei Schöllschitz gefangen wurde und nach der mir
gegebenen Beschreibung nur eine Sperlingseule sein kann. Da
man den Vogel aber nur für einen zwerghaften Steinkauz hielt,
wurde er nicht ausgestopft.
Herr Gemeinderat Padowetz berichtet mir, daß er 1906
2 solcher kleiner Käuze, nicht größer als eine Lerche, bei Parfuß
gesehen habe (im März).
118. Nyetala Tengmalmi (Gm.) Rauhfußkauz.
Am 20. IV. 1902 wurde 1 82 bei Raigern gefangen und be-
fand sich längere Zeit beim hiesigen Vogelhändler. Außerdem fand
ich auch 1 gestopftes Exemplar in der Schulsammlung der Raigerner
Schule. Ein weiteres Stück aus der Gegend zu erhalten, ist mir
aber bisher nicht gelungen.
119. Surnia ulula (L.) Sperbereule.
Im März des Jahres 1901 fing der Vogelsteller Toman an-
läßlich des Fanges von Steinkäuzen bei*Horakow eine recht lang-
schwänzige, ihm unbekannte Eule, die dann beim hiesigen Vogel-
händler Bliemsrieder ausgestopft zu sehen war. Es war eine
Sperbereule.
120. Syrnium aluco (L.) Waldkauz.
Man bekommt den Waldkauz zwar nicht selten, aber doch
nicht so häufig in die Hände, wie z. B. die Waldohreule. Hin und
wieder findet man auch brütende Vögel in alten Krähennestern
223
(1906 Rebeschowitz). Am 9. V. 1906 erhielt ich aus Kromau ein
junges flugfähiges S, welches Reste eines Junghasens und 3 Mai-
käfer im Magen hatte. Mitte April 1902 sah ich ein balzendes S ©
im Johannestale bei Briinn auf einer Pappel. Es war gegen 5 Uhr
abends und die Vögel jagten einander und ließen ein dumpfes
Gelächter hören. Doch vernahm ich diesen Ton auch am 8. X.
1902 abends in Lösch anläßlich eines Schnepfenanstandes.
Bei Brünn erscheinen beide Farbenvarietäten. Bei Rebeschowitz beobachtete
ich Waldkäuze am 28. XII. 1905, 4. VI. 1906 und 7. IV. 1907.
Geschossene Stücke erhielt ich, beziehungsweise hatte ich in Händen:
Von Czernowitz: 2. und 7. XI. 1906, 26.XII., und 31. XII. 1907, 3. I.
und 23. II. 1908. Dieser letzte Vogel war braun, alle úbrigen grau.
Von Horakow: 31. ITI. 1903 wurde dort 1 graues £ gefangen.
Von Malomierzitz: 3. X. 1904, grau.
Von Kromau: 25. IV. 1906 S grau, 395 mm.
Von Rozdrojowitz: 12. XI. 1905 © grau, 415 mm.
Von Lösch: 25. IV. 1909 1 S.
Von Molleis: 25. IV. 1909 1 © braun; Schöllschitz, 28. V. 1904.
Auch in Sammlungen befinden sich ausgestopfte Exemplare:
1. In den Schulen in Raigern (2 grau), Chirlitz, Důrnholz, Julienfeld (rot),
Schimitz (grau).
2. Bei dem Práparator Weinlich in Latein, einem Práparator in Brůnn,
bei dem Heger in Czernowitz und dem Herrn Nowak in Malomierzitz (1 £ braun
von Babitz bei Adamstal).
Am 18. X. 1904 wurde in Schöllschitz eine Hüttenjagd mit
einem Waldkauze abgehalten. Kráhen und Eichelhäher stießen
ganz vortrefflich nach dem Lockvogel.
Im Jahre 1882 hielt Herr Dr. Burkart einen Waldkauz,
der sehr zahm und zutraulich wurde. Über Tag konnte er in
einem großen, vergitterten Raume frei herumfliegen, des Nachts
aber mußte er in den Käfig, weil er sonst sehr unruhig war und
die Nachtruhe bedenklich störte. Von einer gleichzeitig gehaltenen
Elster hatte der Vogel viel zu leiden.
121. Asio otus (L.) Waldohreule.
Brütet in der Umgebung und ist zuweilen im Winter recht
zahlreich. Czapek führt diese Eule gar nicht an, Feuereisen
und Schade nennen sie dagegen recht häufige Brut- beziehungs-
weise Standvögel.
Von Bruten wären zu nennen: 1. 1905 in Czernowitz, in einer hohlen Weide
(8 Junge); ebenso im Sommer 1907, auch 1908 sah ich sie dort am 16. V. in den
Weingärten.
224
2. 6. V. 1908 wurde in Rebeschowitz ein Nest mit 5 Jungen in einer hohlen
Eiche ausgehoben,
3. Am 14. V. 1901 erhielt ich aus Jehnitz ein © mit starkem Brutflecke.
Am 16. III. 1901 beobachtete ich ein Stück bei Môdritz am Graben.
Am 23. III. 1908 hielten sich im Peregrinwalde bei Schöll-
schitz über Tag auf einem Umkreise von kaum 30 m Durch-
messer gegen 25—30 Waldohreulen auf, die während der Nacht
in der Umgebung der Mäusejagd oblagen. Der Boden war über
und über mit Hunderten von (Gewóllen übersät. Der Winter
1907/08 war sehr mäusereich. Infolgedessen wurden in Czernowitz
z. B. 12 Stück Waldohreulen geschossen. Am 13. IV. 1908 be-
merkte ich in Schöllschitz nur mehr einen einzelnen Vogel. Am
6. IV. 1908 wurde in Czernowitz noch 1 Stück in einem Wein-
garten geschossen.
Geschossene Exemplare wurden eingeliefert von:
Mähr.-Kromau, 7. V. 1907 G; Jehnitz 14. V. 1901 2.
Mähr.-Kromau, 5. IV. 1907 3; Brünn 26. I. 1906 ©.
Pohrlitz 7. XII. 1908 S; Brünn 11. X. 1907 ©.
Pohrlitz 11. I. 1909 <; Schimitz 20. I. 1905 S.
Mödlau 7. XI. 1908 2.
Die Maße schwanken zwischen 306—360 m.
Gestopfte Stücke fand ich in den Schulsammlungen von Kumrowitz, Raigern
Mariahilf, Dürnholz, Hussowitz, Julienfeld, Königsfeld (in 2 Schulen), Schimitz.
Ferner bei den Herren Weinlich in Latein (4 Stück), Kubitschek in Schimitz
(4 Stück), Diese stammen vom israelitischen Friedhofe, wo sie im Winter in den
Thujen übernachten). Kwapil, Lehrer in Morbes, Nowak in Malomierzitz (vom
Jahre 1889).
122. Asio accipitrinus (Pall.) Sumpfohreule.
Solche Massen (?), wie sie Schade angibt, sind während
meiner Beobachtungszeit nirgends bei Brünn erschienen. Im Freien
habe ich diesen Durchzugsvogel überhaupt noch nicht beobachtet.
(seschossene Stücke erhielt ich: |
Von Czernowitz am 17. X. 1907 und am 12. XI. 1907.
Von Mödlau am 15. XI. 1907.
Von Klein-Niemtschitz am 10. X. 1908.
Von Brünn am 11. X. 1907 S, Länge 410, Flugbreite 900 mm.
Ausgestopfte Vögel sah ich in den Schulsammlungen von Raigern, Holasek,
Turas, Priesenitz, Pohrlitz, Mariahilf, Dürnholz, Hussowitz (in 2 Schulen) und
Julienfeld.
Im Jahre 1882 hielt Herr Dr. Burkart eine Sumpfohreule
längere Zeit gefangen. Sie benahm sich so wie Syrnium aluco.
123. Bubo bubo (L.) Uhu.
Ich měchte zunächst auf die Ungereimtheit hinweisen, die
darin liest, daß Feuereisen vom Uhu sagt: „Horstet alljährlich
in den gräflich Mittrowskyschen Wäldern nördlich von Wranau“
(tatsächlich handelt es sich um Pernstein); während Schade an-
gibt: „Standvogel. Brütet vereinzelt unweit Brünn und kommt in
strengen Wintern nicht selten bis in die Nähe der Stadt.“ Letztere
Angabe ist gewiß falsch. Ein solcher Fall hat sich nie ereignet.
Das Paar, welches jährlich bei Pernstein (7 Wegstunden nördlich
an der Schwarza) brütete und dessen Junge nach Brünn gebracht,
aufgefüttert und zur Hüttenjagd verwendet wurden, ist nach einer
mündlichen Mitteilung des Oberförsters in Nedwieditz abgeschossen
worden. Doch wurden am 26. VI. 1909 noch 2 Junge aus Pern-
stein auf den Vogelmarkt gebracht. Seit dem Jahre 1904 gibt es
also auch dort keine Uhu mehr. — Ob die Uhu bei Senohrad
(Czapek) nisten, weiß ich nicht. Auch der Horst in der Mazocha
scheint nicht mehr zu bestehen.
In der Sammlung des Klubs befindet sich ein Uhubalg aus
den siebziger Jahren; der Vogel wurde bei Padochau geschossen
und dürfte von dem Senohrader Horste stammen; obwohl er nicht
ganz unbestoßen ist, glaube ich doch nicht, daß er aus der Ge-
fangenschaft stammt (er war lange Zeit ausgestopft gewesen). In
den Schulen von Turas und Schöllschitz sind Uhu ausgestopft, die
aber aus der Gefangenschaft stammen. Am 14. XI. 1902 beob-
achtete der Heger Schmadlak von Schöllschitz einen Uhu (den
er von der Hüttenjagd sehr gut kennt) im sogenannten Austern-
-walde bei Schöllschitz!). Am 3. V. 1909 wurde bei Butschowitz
ein Uhu geschossen, der aber offenbar aus der Gefangenschaft
entronnen ist, da er deutliche Spuren von Riemen an den
Füßen trug.
124. Falco peregrinus (Tunst) Wanderfalke.
Spärliche Erscheinung in der Umgebung. Auf der Krähen-
hütte wurde, seit ich mich entsinnen kann, kein Wanderfalke erlegt.
Übrigens führen ihn Feuereisen und Czapek gar nicht an. Die
Angaben von Schade sind also mindestens übertrieben. Was das
Brüten bei Eisgrub anbelangt, so verweise ich nur auf die Arbeit
!) Dieser Heger ist ein Original; er führt ein genaues Tagebuch über seine
Jagderlebnisse und Beobachtungen.
226
des Herrn Dostal in Rampersdorf (Falconinae in Südmähren,
Ornithologisches Jahrbuch 1907).
7. XI. 1901 wurde in Schöllschitz vom Heger 1 Stück geschossen.
Am 9. III. 1908 beobachtete ich 1 Vogel zwischen Turas und Maxdorf.
Am 2. XI. 1908 sah ich einen Wanderfalken bei der Schwedenschanze
vom Felde aufstehen, und als ich hinzukam, fand ich eine zerrissene Haustaube.
In der Turaser Schule befindet sich 1 schönes S ausgestopft. Herr Eisen,
Gastwirt in Mariahilf, hat 12 aus dem Jahre 1894 (aus der dortigen Umgebung).
125. Falco subbuteo (L.) Lerchenfalke.
Dieser Vogel dürfte bei Brünn der einzige Brutvogel aus der
Gruppe der Edelfalken sein. Ein Nest fand ich im Juni 1904 in
Schöllschitz auf einer Kiefer. 1891 wurde ein Pärchen im Neste
im Löscher Walde geschossen und Herrn Nowak nach Maloměřitz
zum Präparieren eingesendet. Am 1. Mai 1909 beobachtete ich
längere Zeit ein 4 © am Hadyberge. Im Schreibwalde, wo ihn
Czapek brütend antraf, habe ich ihn noch nicht gesehen.
Die früheste Beobachtung betrifft den 25. III. 1909 bei Rebeschowitz,
das späteste Datum war am 6. XI. 1907, an welchem Tage ein Stück von Husso-
witz zum Ausstopfen eingesendet wurde.
Sonst notierte ich noch Lerchenfalken: am 12. IV. 1909 bei Czernowitz,
am 13. IV. 1908 bei Schöllschitz, 28. IV. 1908 bei Czernowitz, I. IX. 1907 bei
Branowitz und 8. IX. 1906 bei Rebeschowitz.
Zum Präparieren wurden eingesendet Stücke von:
Czernowitz 7. VIII. 1907, Rampersdorf 4. V. 1908, Muschau 1. X. 1907,
Jedownitz 16. X. 1907 © und Jehnitz 11. V. 1907 ©.
Ausgestopfte Vögel finden sich vor in den Schulen von:
Kumrowitz, Raigern (S ad.), Chirlitz, Hussowitz, Königsfeld (2 Schulen).
Ferner bei H. Fellner in Nennowitz 1 F geschossen 1. VIII. 1907 dortselbst.
Häufig bekommt man den Lerchenfalken gewiß nicht in die
Hand. — Bezüglich der Angabe Schades über das häufige
Brüten dieses Vogels bei Eisgrub verweise ich abermals auf Dostal.
126. Falco aesalon (Tunst) Merlin.
Vom September bis zum März kann man bei Brünn Merline
beobachten, aber nicht allzuhäufig.
Am allerfrühesten bemerkte ich ihn im Jahre 1907; seit dem 3. IX. hielt
sich ein £ im Kessel bei der Steinmühle auf.
Die späteste Beobachtung machte ich am 24. V. 1908 in Klentnitz. Sonst
bemerkte ich den Merlin noch am:
1900: 25. XI. am Graben bei der Bauerschen Rampe (Brünn).
1901: 24. II. schoß ich ein ©, das bei Mödritz auf Spatzen jagte.
227
1902: 6. III. sah ich ein schönes altes 4 auf den Feldern des Gelben
Berges bei Brünn.
1903: 26. III. wurde bei Chirlitz 1 4 beim Lerchenfange mitgefangen.
1906: 25. II. beobachtete ich 1 © längere Zeit bei Rebeschowitz.
18. III. tummelte sich ein Vogel bei Rebeschowitz über der Inun-
dation.
1907: 12. IX. Rebeschowitz auf den Feldern.
24. IX. Chirlitz beim Bahnhofe (an demselben Tage wurde 1 ein-
jähriges S am israelitischen Friedhofe bei Schimitz geschossen).
8. X. wurde in Latein 1 Stück geschossen (befindet sich in der
dortigen Schule).
20. XI. wurde in Czernowitz 1 altes © erlegt.
1908: 1. III. sah ich einen Merlin bei Czernowitz.
16. III. beobachtete ich einen unweit Morbes.
Schließlich fand ich noch gestopfte Exemplare in der Schule von Nennowitz
(S ad.), Hussowitz und Königsfeld (2 2); ferner bei den Herren Schmatlak
in Schöllschitz (© ) und Schwarz, Lehrer in Königsfeld. (S aus dem Jahre 1907,
in welchem der Vogel bei Brünn am häufigsten seit vielen Jahren auftrat.)
127. Tinnuneulus tinnuneulus (L.) Turmfalke.
Dieser hübsche, leider aber viel verfolgte Vogel!), ist der
häufigste Raubvogel bei Brünn. Er nistet nicht selten, in der
Ebene fast häufiger als im Hügellande. Ständige Brutplätze kenne
ich: 1 in Czernowitz, 2 in Raigern, 1 in Rebeschowitz, 1 im
Schloßparke von Seelowitz, 1 am Hadyberge, 1 in Lösch und 1
im Schreibwalde.
Die Ankunft erfolgt gegen Mitte März, der Abzug wahr-
scheinlich Mitte Oktober.
Ankunft: 1901: 25. III. sah ich einen rüttelnden Vogel in den Schwarzen
Feldern bei Brünn; 30. III. bei Morbes.
1902: (zu späte Daten: 11. V. Mödritz 1 49).
1903: 22. III. Mödritz, 25. III. in Schöllschitz angekommen.
4. IV. in Lösch erschienen.
1904: 13. III. Mödritz, 24. III. in Schöllschitz angekommen. *
1906: 25. ITI. Raigern 1 SQ, Rebeschowitz 1 S.
1907: 2. IV. Rebeschowitz, kreist über dem Walde.
1908: 16. III. Morbes.
1909: 4. IV. Rebeschowitz 1 Stück.
Abzug: 1900: 16. X. Hadyberg.
1902: 14. IX. Mödritz, wird von Schwalben verfolgt.
1904: 2. X. Schöllschitz, wurde 1 Turmfalke erlegt.
1906: 13. X. Steinberg bei Brünn.
1907: 20. X. Womitz, 27. X. Czernowitz.
!) 1907 wurden in der kleinen Czernowitzer Au 17 Turmfalken erlegt.
228
Von überwinternden Stücken ist mir nur einmal ein 4 unter-
gekommen, das am 9. XII. 1907 in Czernowitz geschossen worden
war. Am 3. V. 1908 fand ich in Rebeschowitz ein eben beendetes
Nest. Am 9. V.1906 nahm ich ein Nest aus, das in der Rebe-
schowitzer Au 7 m hoch auf einer Eiche gebaut worden war. Der
äußere Bau bestand aus bis 7 mm dicken Ästchen, die Auspolste-
rung war Moos und trockene Stauden. Das vollständige Gelege
war wohl warm, aber ganz frisch und bestand aus 6 normal ge-
färbten Eiern.
1. voll 2065 cg, leer 210 cg.
20... 108007 200:
8:2, 2000507, > NL ODICTE
4. 2070'c9,. . , ‚199.09.
i 2020 eg. ,, . 195'cg.
6. 2140 cg, „ 210%.
Herr Dr. Burkart in Brünn hielt im Jahre 1882 ein altes
©, welches infolge einer Verwundung des Flügels in die Gefangen-
schaft geriet. Der Vogel war zunächst bösartig, biß und kratzte.
Doch konnte man ihn nach zirka 10 Tagen frei halten. Er nahm
Fleisch aus der Hand und ließ sich, wenn auch widerwillig, strei-
cheln. Nach einer gewissen Zeit scharrte er in einem Blumentopf
ein Loch in die Erde und legte ein taubes Ei. Seit dieser Zeit
war der Vogel wie verwandelt. Er wurde sehr zutraulich und zahm,
lief äußerst schnell am Boden und kroch geschwind an den Klei-
dern des Pflegers in die Höhe. Er versteckte sich gerne in eine
aus Polstern gebildete Höhle, guckte dann hervor und ließ ein
helles Tsi, tsi, tsi, tsi hören. Einst badete eine Elster, die der
genannte Herr gleichzeitig hielt, in einem kleinen hölzernen Trog.
Der Turmfalke sah eine Weile zu und stürzte sich dann plötzlich
auf die badende Elster, mit der er sich sonst vortrefflich vertragen
hatte. Im Nu sah man nur ein sich wälzendes Federknäuel, von
dem die Federn nur so flogen. Herr Burkart erfaßte ihn und rib
die Streitenden auseinander, den Turmfalken auf die Erde fallen
lassend. Sofort lief dieser zum Trog — und badete. Es wurden
nun zwei Becken aufgestellt und die beiden Genossen badeten nun
immer ganz friedlich nebeneinander. Ein halbes Jahr verblieb der
Falke (er hörte auf diesen Namen) in der Gefangenschaft und
dann wurde ihm die Freiheit geschenkt.
Etwas später besaß Herr Burkart auch ein junges S, welches
aber bösartig blieb und im Käfig gehalten werden mußte. Da alle
229
Mühe, es zu zähmen, erfolglos blieb, ließ man es schließlich aus.
Eines schönen Tages aber erscheint der Vogel rüttelnd vor dem
Fenster. Der genannte Herr lockte ihn mit einem Stück Fleisch
worauf der Vogel sofort herbeikam und kröpfte. Aber sein Be-
nehmen blieb trotzdem wild, so daß man ihn abermals fliegen ließ.
Er kehrte nicht mehr zurück.
Ausgestopfte Turmfalken fand ich fast in jeder Schule und
bei jedem, der Vögel ausstopft oder sammelt. Auch werden jährlich
viele nach Brünn zum Stopfen gesendet. Interessant wäre zu er-
wähnen, daß im Jahre 1900 2 S 2 Turmfalken sich auf dem
israelitischen Friedhofe bei Schimitz aufhielten, von welchen der
dortige Gärtner Herr Kubitschek 1 Stück schoß!).
128. Tinnuneulus vespertinus (L.) Abendfalke.
Wenn man sich auf Schade verlassen könnte, müßte man
annehmen, daß diese Falken erst seit dem Jahre 1905 bei uns
erscheinen, denn der Genannte führt den Vogel noch nicht an. Da
aber schon Schwab in den 50er Jahren Stücke aus der Gegend
von Neutitschein erhielt, muß man das Fehlen des RotfuBfalken
im Schadeschen Verzeichnisse auf eine mangelhafte und unverläß-
liche Beobachtung zurückführen.
Außer dem am 8. V. 1907 bei Bratelsbrunn erlegten S führe ich noch an:
1905: (Mai) wurden 2 G in nicht ganz ausgefárbtem Kleide in Schöllschitz
erlegt. Je ein Stück besitzt prápariert Herr Felbinger und Herr
Schmatlak dortselbst.
1906: Dem hiesigen Práparator Herrn Schroll wurden 2 Stück (1 ©
und 1 jüngeres S') eingeliefert.
1908: wurde am 29. IX. ein $ bei Brünn geschossen. (Länge 320, Breite
720 mm).
Ob dieser südliche Steppenvogel irgendwo bei uns gebrütet
hat, weil) ich nicht zu sagen.
129. Milvus milvus (L.) Roter Milan.
Die Angaben Schades über diesen Vogel und seinen nächsten
Verwandten sind bloße Erfindungen.
1) Es ist sonderbar, daß, obwohl der Abendfalke (Tinn. vespertinus L.)
hin und wieder bei Brünn erlegt wird, sein Vetter, der Rötelfalke (Tinn. Nau-
manni Fl.), hier niemals gesehen wurde. Auch ausgestopft fand ich ihn nirgends,
selbst in der nächsten Nähe der mährischen Kolonie von Rampersdorf nicht.
Jedenfalls sind die Akten über diese Ansiedlung noch nicht geschlossen.
Ich beobachtete ihn ein einziges Mal am 22. V. 1909 über der
Zwitta bei der Olmůtzerstrabe. Es war 1/,4 Uhr nachmittags,
als dieser große Raubvogel, den ich an dem stark ausgeschnittenen
Schwanz erkannte, in einer Höhe von etwa 1007% kreiste und
‘ sich dann gegen Nordost wandte. Sooft er sich so wandte, daß
man die von der Sonne beschienene Unterseite sah, bemerkte ich mit
dem Triäder-Binocle genau die rostrote, gefleckte Gefiederfärbung.
Geschossene Exemplare (beide 22) wurden eingesendet:
Am 15. IV. 1906 von Wanowitz bei Letowitz (62 cm, 150 cm).
Am 5. 1. 1907 von Blansko (60 cm, 146 cm).
Außerdem besitzt die Volksschule in Dürnholz ein ausge-
stopftes Stück aus der Umgebung.
130. Milvus korschun (S. G. Gmel.) Schwarzer Milan.
Ich beobachtete ihn bloß zweimal.
1908: 24. V. Klentnitz, flog ein dunkles, am wenig gegabelten Schwanze
kenntliches Stück bei der Rosenburg vorbei, vergeblich von mir
beschossen.
1908: Am 2. V. Molleis, beobachtete Koll. Pliezka einen solchen Vogel,
der auf einem Baume saß. Der Genannte suchte ihn mit einem Flobert-
gewehre (Kugel) zu erlegen, was ihm aber nicht gelang.
131. Pernis apivorus (L.) Wespenbussard.
Seitdem ich im Jahre 1900 (am 3. VIII.) ein Paar dieser
Vögel aus Raigern erhalten habe, von welchen das © einen großen
Brutfleck besaß, sind mir sichere Brutvögel aus der Umgebung
nicht mehr untergekommen.
1907: Am 30. V. wurde ein in Tischnowitz geschossenes Exemplar beim
Vogelhändler zum Kaufe angeboten.
1907: Am 1. VI. wurde aus Unter-Wisternitz 1 F zum Stopfen eingesendet.
Im Jahre 1908 sind bei Muschau 3 Stück erlegt worden und zwar am 7. VIII.
14 @ und am 13. VIII. 1 2 ; die Maße dieser Vögel waren: © 59, 127, © 58, 129,
© 59, 129, © 61, 138 cm.
Gestopfte Exemplare befinden sich in den Schulenvon Raigern (1 4 ©
aus dem Jahre 1863 von Bysterz), Hussowitz, Julienfeld und Schimitz. Herr
Trtilek in Pohrlitz besitzt ein Stück aus der dortigen Gegend.
Außerdem fand ich in vielen Brünner Schulen präparierte
Wespenbussarde unbekannter Provenienz!); besonders solche, die
von Rentél präpariert sind,
1) Es dürfte auffallen, daß ich bisher von Brünner Schulen nichts angeführt
habe. Daraus aber auf einen Mangel an ausgestopften Vögeln in diesen Schulen
132. Pandion haliaëtus (L.) Fischadler.
Die Angaben Schades entbehren jedweder Begriindung.
Bei Brünn zieht der Fischadler, weil Úberschwemmungen
sehr selten und unregelmäßig eintreten, ebenso selten durch.
Am 16. IV. 1907 wurde in der Umgebung der Stadt 1 © ge-
schossen und dem hiesigen Präparator Herrn J. Schroll einge-
liefert (62 cm, 167 cm). Das ist das einzige Stück, welches ich
gesehen habe.
Aus Südmähren, wo er häufiger erlegt wird, langte am 13. V.
1908 1 S an (63 cm, 160 cm), das ebenfalls bei Schroll präpariert
wurde. Für sein Brüten in Südmähren vermag Schade auch nicht
den Schein eines Beweises aufzubringen.
135. Haliaëtus albicilla (L.) Gem. Seeadler,
Neben der Beobachtung vom August 1900, die ich bereits
veröffentlichte (III. Bericht des Lehrerklubs f. Naturkunde, Brünn
1901, S. 47), kann ich nur noch einen zweiten Fall anführen: Am
8. April 1902 sah der Heger von Schöllschitz, aus dem Walde
kommend, von einer hohen Weide einen riesigen Vogel auffliegen;
er verfolgte ihn gegen das Dorf zu, kam endlich zum Schusse; der
Vogel ließ aber nur eine Schwungfeder fallen und flog davon. Die
Schwungfeder bekam ich in die Hand und konnte durch Vergleich
feststellen, daß sie von Hal. albicilla stammt.
Ein altes weißschwänziges F befindet sich in der Schloß-
sammlung Buchlau (aus den 50er Jahren).
134. Circaötus gallieus (Gm.) Schlangenadler.
Das einzige Stück, welches ich auffand, ziert die leider sehr
vernachlässigte Sammlung auf der Burg Buchlau im Marsgebirge.
Es ist ein schönes, helles Stück aus den 60er Jahren und in der
Umgebung erlegt.
zu schließen, wäre ebenso falsch wie die Annahme, daß ich diese Sammlungen
nicht kenne. Dafür liegen andere Gründe vor. Die älteren Exemplare der genannten
Sammlungen stammen zumeist von dem verstorbenen Präparator Herrn Ober-
lehrer Rentél, der leider absolut keine handschriftlichen Notizen oder gedruckte
‚Arbeiten hinterließ (außer einer kurzen Notiz über Mergus merganser u. a.). Neuere
Stücke sind Geschenke des Naturforschenden Vereines und die neuesten Käufe
stammen von Lehrmittelfirmen. Von den wenigsten ist die Herkunft auch nur mit
teilweiser Sicherheit zu ermitteln.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX., 2. 16
292
135. Buteo buteo (L.) Gem. Mäusebussard.
Gehört nicht unter die häufigen Vögel. Im Riczkatale bei
Lösch und im Josefstale bei Adamstal brütet jährlich ein Paar.
In der Ebene bei Brünn habe ich sie noch nicht horstend ange-
troffen. Ich beobachtete:
Am 1. III. 1902 ein balzendes-und sich begattendes £ © im Rziczkatale
bei Lösch. Am 22. Il. 1903 sah ich einen Vogel durch die Geißschlucht bei Billowitz
schweben. Am 3. V. 1903 beobachtete ich 1 S © auf dem Butschin bei Tetschitz.
Am 25. XI. 1906 schoß ich zeitlich früh ein Männchen in der Rebeschowitzer
Au, welches dort mitten unter Krähen und Dohlen übernachtete; ich war sogar
der Meinung, auf eine Krähe geschossen zu haben, Am 20. X. 1907 sah ich einen
Mäusebussard bei Tetschitz. Am 6. IV. 1908 bei Czernowitz, flog ein Stück in be-
deutender Höhe gegen Norden (am Zuge). Am 11. IX. 1908 traf ich ein Paar im
Josefstale an. Am 23. IV. 1909 sah ich um 1/,12 Uhr mittags in einer Höhe von
etwa 300 m bei meiner jetzigen Schule in der Glockengasse gegen 40 Mäusebussarde
schwebend und kreisend gegen Norden ziehen. Das ist ein bei Brünn sehr seltenes
Schauspiel. Am 11. V. 1909 sah meine Frau 1 S © in großer Höhe über dem Simpel-
berge bei Brünn schweben.
Geschossen wurden Exemplare in:
Schöllschitz am 13. III. 1904; Tischnowitz am 30. X. 1907; Muschau am
18. VIII. 1908 15 (51 em lang, 112 cm breit); Großhof bei Pohrlitz: 4. XI. 1908 S;
in der Brünner Umgebung am 27. III. 19074 (53, 123), 16. I. 1907 2 (64, 121),
19. I. 1907 -© (57, 122), 30. IX. 1902 1 49.
Gestopfte Vögel finden sich vor in den Schulen von Raigern (2 Stück),
Hussowitz (in 2 Schulen), Schimitz.
Vom Heger in Laschanko erfuhr ich, daß Mäusebussarde dort brüten,
Mehrmals sah ich auch Bussarde in Gefangenschaft!).
136. Archibuteo lagopus (Brünn.) Rauhfußbussard.
Dieser nordische Gast ist unter dem Namen Schneegeier im
Winter einer der häufigsten Raubvögel, die geschossen werden.
Sie kommen hier ziemlich spät an. Die ersten erschienen z. B.: 22. XI. 1904
in Schöllschitz, 23. XI. 1907 bei Latein. Am häufigsten wird er im Feber und März.
Die letzten Beobachtungen sind: 6. IV. 1907 wurde in Ottnitz 15 geschossen,
26. III. 1903 Mödritz, kreist ein Vogel über den Weingärten. — Sonst verzeichnete
ich noch am: 13. I. 1901 Roter Berg, 9. III. 1908 2 Stück bei Maxdorf, 16. III. 1908
bei Morbes 1 Vogel von 2 Nebelkrähen verfolgt, 18. und 22. III. 1908 jedesmal
1) In Czernowitz lebte ein gewisser Ballon, ein Sonderling, der viele Raub-
vögel hielt. Ich versuchte es auf verschiedene Weise, mir bei ihm Zutritt zu ver-
schaffen, doch alles war vergebens. Selbst die Nachbarn ließ er nicht herein. Der
Heger, welcher doch einmal zu ihm vordrang, erzählte mir, daß der Betreffende
folgende Vögel halte: Schleiereule, Waldkauz, Sperber, Turmfalke, Steinkauz
und weißköpf. Geier.
233
einen Vogel bei Chirlitz auf den Feldern. Während des Februar und März 1909
wurden bei Pohrlitz gegen 40 Stück gesehen. 14. III. 1909 wird 1 Stück von vielen
Kráhen verfolgt.
Geschossene Vögel langten ein von:
Blansko, am 8. II. 1908; Ottnitz, am 6. IV. 1907 S (55, 130); Brünn, I. IV.
1907 S (56, 134); Sokolnitz am 18. III. 1907 2 S S (52, 127 und 53, 124).
Präparierte Stücke fand ich in den Schulen von: Czernowitz, Kumrowitz,
Raigern (4 Stück), Chirlitz (2 Stück), Turas, Ober-Gerspitz (aus Prerau), Dürn-
holz, Hussowitz (2 Stück), Königsfeld und Schimitz; ferner bei den Herren Wein-
lich in Latein, Felbinger in Schöllschitz und einem Präparator in Brünn (von
Pohrlitz).
Es kommen sehr lichte und auch sehr dunkle Stücke vor!).
137. Aquila chrysaëtus (L.) Steinadler.
Wer Schades Großsprecherei kennt, wird es begreiflich
finden, daß Steinadler bei Brünn „des öfteren“ geschossen wurden.
Mir sind folgende Fälle bekannt:
1. Im November des Jahres 1907 wurde ein Steinadler bei
Babitz (bei Adamstal) angeschossen und von einem Fuhrmanne
lebend nach Schimitz gebracht, wo ihn der Oberlehrer der böh-
mischen Schule längere Zeit gefangen im Keller hielt. Ein ge-
wisser Brzezowsky stopfte ihn dann aus und nahm ihn bei der
Übersiedlung mit.
1. Im Frühjahr 1904 wurde bei Woikowitz vom erzherzog-
lichen Heger ein Steinadler erlegt und befindet sich schwebend
ausgestopft vor dem Eingange ins Schloß Seelowitz.
3. Am 16. XI. 1905 stand im „Tagesboten“ folgende Notiz:
Das Forstpersonal beobachtete seit einigen Tagen in den aus-
gedehnten Forsten bei Kwassitz einen Steinadler. Dienstag ist es
gelungen, das Tier unversehrt in einem Fallkäfig, in dem sich als
Lockspeise 2 Tauben befanden, einzufangen. Es ist ein schönes
ausgewachsenes Exemplar von zirka 2 m Flügelspannweite. Der
Adler wurde vom Herrn Landesgerichtsrathe Horak in Kremsier
für den Barbaraberg (den erzbischöflichen Tiergarten) erworben.
4. In der Schloßsammlung Buchlau befindet sich ein schönes
Stück aus den 60er Jahren.
!) Das von Feuereisen erwähnte, kaum flügge Junge dürfte wohl kaum
vom Rauhfußbussard stammen, nachdem sich vorher und nachher kein solcher Fall
ereignet hat. Eher dürfte es sich um einen kleineren Adler handeln. Belegstücke
liegen keine vor und daß Schade die Angaben Feuereisens bestätigt, macht
mich noch mißtrauischer.
16*
5. Vom Heger bei Laschanko erfuhr ich, daß dort 1897 ein
Steinadler geschossen worden sei, den der dortige Fórster aus-
gestopft mitnahm!).
138. Aceipiter nisus (L.) Sperber.
Czapek trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt, daß
der Sperber bei Brünn im Winter viel häufiger ist als im Sommer.
Das Volk nennt ihn gemeiniglich Stössel. Ich selbst habe noch
kein Nest gefunden und erfuhr bloß, daß er 1908 auf der evan-
gelischen Christuskirche genistet haben soll. Am 4. V. 1902 schob
der Heger von Schöllschitz 1 Stück aus dem Neste. (Ob es sich
nicht um einen Turmfalken handelte?) Auch in Laschanko soll
er brüten. Auf dem Vogelmarkte sah ich bisher nie junge Vögel
(Nestlinge). Wenn Czapek nicht 2 Nester gefunden hätte, würde
ich behaupten, daß er bei Brünn überhaupt nicht niste. Auffallend
bleibt es, daß ich diesen Vogel nur in der Zeit vom September bis
höchstens in den April beobachtete:
1900: Erste Beobachtung 26. IX. Malomierzitz; letzte Beobachtung 1901:
23. II. Môdritz.
1901: Erste Beobachtung: 2. XII. Schöllschitz; 1902: letzte Beobachtung:
4. V. Schöllschitz.
1902: Erste Beobachtung 14. IX. Mödritz von Schwalben verfolgt; 1903:
letzte Beobachtung 28. II. Schreibwald.
1903: Erste Beobachtung 28. IX. Schöllschitz; letzte Beobachtung: ?.
| 1904: Erste Beobachtung 2. X. Mödritz; letzte Beobachtung: ?.
1905: Erste Beobachtung 28. XII. Mödritz und Chirlitz; letzte Beobachtung
21. II. Czernowitz.
1906: Erste Beobachtung 23. IX. Chirlitz; 1907: letzte Beobachtung
| 4. IV. Wischau.
1907: Erste Beobachtung 1. X. Muschau; 1908: letzte Beobachtung ?.
| 1908: Erste Beobachtung 13. XI. Frainspitz; 1909: letzte Beobachtung
14. III. Rebeschowitz und Obrzan.
Im Winter werden viele Sperber geschossen. Es sind zumeist
©, an zweiter Stelle junge 4 und nur selten alte rot gesperberte
männliche Vögel. Letztere Vögel fand ich:
1) Ich möchte hier nur die Frage aufwerfen, wo denn die des öfteren hier
geschossenen Adler (Ag. chrysaötus, melanaötus, clauga) von denen Schade spricht,
wohl hingekommen sein können. Ich mache .doch alles unsicher, das nur den ge-
ringsten Zusammenhang mit der Vogelwelt hat, konnte aber nichts finden.
Auch kein einziges genaues Datum gibt Schade an.
235
Bei Herrn Felbinger in Schöllschitz, in der Schule von
Turas, bei Herrn Nowak in Maloměřitz (März 1909), bei Herrn
Fellner in Nennowitz (24. XII. 1903).
Schließlich besitzt die Klubsammlung ein solches altes Stück
vom September des Jahres 1900, welches in der Umgebung ge-
fangen wurde.
Daß Sperber frech bis in die Stadt kommen und bis in die
Höfe die Spatzen verfolgen, dürfte bekannt sein. Ich verzeichnete
Fälle, wo diese kleinen Räuber sogar eine verwilderte Taube und
Haushühner angriffen und mehrmals auf sie stießen.
139. Astur palumbarius (L.) Habicht.
Im Freien habe ich diesen kräftigen Vogel noch nie be-
obachtet und auch niemals von einer Brut erfahren.
Ältere Exemplare aus früheren Zeiten sind:
1 S? geschossen im Jahre 1870 bei Podochau (jetzt in der
Klubsammlung).
1 2 geschossen von H. Gläser (Eichhorngasse 14) im Jahre
1867 in der früheren Deyxschen Ziegelei, als es gerade mit einem
geschlagenen Haushuhn auf dem Schuppen sab.
1 Z ad. aus dem Jahre 1864 von Rakowetz, jetzt in der
Schule von Raigern.
Neuere Beobachtungen betreffen:
1901: 30. XI. wurde in Schöllschitz ein Habicht ertappt, als er Rebhühner
kröpfte.
1904: 28. V. schoß der Heger dortselbst 15, von dem ich aber nicht er-
fahren konnte, wo es sich gegenwártig vorfindet.
1903: 27. III. wurde beiChirlitz ein jingeres © geschossen und beim Vogel-
hándler Bliemsrieder zum Kaufe angeboten.
1906: 8. IV. wurde 12 in der Umgebung geschossen und zum Präparieren
nach Brůnn gesandt.
1908: 31. V. erhielt ich 1 schönes altes F von Rohatetz, welches zugleich
mit dem © vom Horste herabgeschossen worden war (jetzt in
der Klubsammlung).
Am 3. III. 1909 kam ein sehr großes, altes F auf sonder-
bare Weise ums Leben. An diesem Tage wurden große Sprengungen
in dem dortigen Kalksteinbruche ausgeführt. Nach einem Spreng-
schusse fällt auf einmal 1 Z eines Habichts ohne jede äußere
Verletzung von der Höhe des Steinbruches tot zu Boden. Das
236
ausgestopfte Prachtexemplar befindet sich in der Mádchenschule
in der Salzamtsgasse.
Im Jahre 1882 hielt Herr Dr. Burkart einen jungen, schon
befiederten, aus dem Neste (wo?) genommenen Habicht, der auf
dem Vogelmarkte gekauft wurde. Leider ernáhrte er das Tier
mit purem Fleische, was Rachitis zur Folge hatte. Der kranke
Vogel wurde sehr zahm und durfte sich, an einem Riemen um
einen Fuß angebunden, frei bewegen. Von der Elster hatte er
viel zu leiden. Wo sich eine Gelegenheit bot, versetzte sie dem
Habicht einen Hieb oder rupfte ihm Federn aus. Schließlich
mußte der Vogel, da er sich nicht auf den Füßen zu halten ver-
mochte, getötet werden.
140. Cireus aeruginosus (L.) Rohrweihe.
Im Freien nur bei Kostel in den großen Tümpeln und beim
Pansee unweit Unter-Wisternitz beobachtet. (Siehe: Vogelwelt von
Unter-Wisternitz und Umgebung von Muschau. 1906 und 1907,
Mitteilungen der Kommission.) |
Im Jahre 1907 wurden bei Brünn 4 Stück erlegt.
29. IV. 2 bei Blansko (59, 114);
7. X. GF, bei Gurein (55, 115);
22. X. £ bei Wladikau (54, 112);
12. XII. S bei Brünn (53, 112) und zum Präparator Schroll gesendet,
Seit dieser Zeit kam mir keine Rohrweihe in die Hände.
Auch ausgestopfte Exemplare fand ich nirgends. ©
Bezüglich der übertriebenen Angaben Schades über alle
Weihen möchte ich nur feststellen, daß er nicht die einfachsten
Unterscheidungsmerkmale der Mitglieder dieser Gruppe kannte.
141. Cireus eyaneus (L.) Kornweihe.
Hier bei Brünn und auch weiter in Mähren die am wenigsten
seltene Weihe.
Beobachtet habe ich sie ein einzigesmal bei Rebeschowitz
am 25. III. 1909. Es war ein schönes, graues G, kreiste außer
Schußweite und zog dann gegen Norden ab.
Geschossene Exemplare kamen an aus:
1907: Brünn (48, 111).
1908: 11. VIII. Namiest G.
1906: 6. IV. alt Z von Eichhorn (jetzt in der Schimitzer Bürgerschule).
237
1903: 7. IX. 1 S juv. Wostitz (Hausmeister des Herrn Dr. Burkart
ist der Besitzer).
1909: 14. III. 1 altes F von Butschowitz (Klubsammlung).
1907: 20. XII. d]
26. XII. © * Mähr.-Kromau (Klubsammlung).
10. XII. S
Gestopfte Kornweihen finden sich in der Bürgerschule von Dürnholz
(2 jüngere Stück), in der deutschen Schule von Königsfeld 1 jüng. S von Wostitz,
in den Schulen von Turas, Kumrowitz und Priesenitz.
142. Circus pygargus!) (L.) Wiesenweihe.
Bei Brünn die seltenste Weihe.
Herr Schmatlak besitzt 1 Stück, das er 1901 bei einer
Hühnerjagd erbeutete. Die Schulsammlungen von Raigern (1862,
jüngeres Stück), Pohrlitz und Dürnholz enthalten auch je 1 Stück.
143. Gyps fulvus (Gm.) Gänsegeier.
Am 22. IV. 1902 sah der damalige Gymnasialstudent
Karasek 1 Stück niedrig über den Kaiserwald bei Brünn ziehen
(mündliche Mitteilung durch Herrn Janda).
144. Columba livia (L.) Felsentaube.
Meinen Ausführungen im 5. und 8. Berichte des Lehrerklubs
für Naturkunde habe ich nicht viel hinzuzufügen.
Am 20. I. 1907 bezogen die Tauben den Nistplatz auf der
Talgasse.
Am 29. I. 1907 balzten die S S sehr fleißig.
Am 12. IT. 1902 fand ich die ersten Eier.
Am 1. II. 1908 fing ein Paar in der Schule Quergasse zu
nisten an. Das S war im allgemeinen braun mit grauen Flügel-
und Schwanzspitzen. Der Hals purpurschillernd, der Bürzel sehr
licht. Das © war liviaartig nur mit braunen Flügelbinden und
ohne weißen Bürzel. Das © brütete trotz der eisigen Kälte und
des schneidenden Windes sehr fleißig. Das Nest war auf einem
freien Gesimse und bestand aus einer einfachen Kotunterlage.
Während das © brütete, saß der Tauber über ihm auf einem
höheren Gesimse. Leider habe ich das Ausschlüpfen der Jungen
verpaßt.
1) BeiSchade sind die Rohr- und die Wiesenweihe in ihren wissenschaft-
lichen Namen vertauscht.
298
Nun noch zwei Fálle, wo Sperber zahme oder verwilderte
Tauben angriffen:
Am 10. VII. 1901 stieß 12 des Stössels mehrmals auf eine
verwilderte Taube (in der Elisabethstrabe) und blieb schließlich
auf dem halb toten Tiere sitzen, bis ihn ein Herr vertrieb und die
Taube mit sich nahm. Am 13. VIII. 1907 stieß ein Sperber auf eine
Brieftaube, ergriff sie in der Luft und flog mit ihr fort. (Tagesbote.)
Im Jahre 1907 nistete ein Paar Feldflüchtler in den Ruinen
der Rosenbüurg bei Klentnitz. Am 4. VII. 1908 wurde eine ganz
liviaartig gefärbte Wildtaube von Pohrlitz nach Brünn zum Prä-
parieren eingesendet. (S, 34, 65 cm.)
145. Columba palumbus (L.) Ringeltaube.
Von den großen Wildtauben die häufigere. Brutvogel überall
in der Ebene und im Hůgellande. Daß sie Nadelwálder bevorzugt,
habe ich nicht bemerkt. In der Raigerner unteren und oberen Au
nisteten mehrere Paare, trotzdem nicht ein Nadelbaum dort steht.
Die Ringeltauben kommen zuerst einzeln, spáter in Scharen
gewöhnlich mit den Hohltauben an und halten sich dann zumeist
auf feuchten Wiesen und Feldern auf; nach einiger Zeit findet
man sie dann am Brutplatze.
Ankunft: 1903: 21. II. Schöllschitz 10 Stück; 2. III. Mödritz 2 Stück.
9. IV. Lultsch schon am Brutplatze; aber noch bis 22. IV.
bei Mödritz auf der „saueren Wiese“ gegen 10 Stück.
1904: 18. III. Schwarze Felder bei Brünn, vormittag ziehen
10 Stück gegen Norden.
1905: 1. IV. Raigern, rucksend auf dem Brutplatze.
3 1906: 18. III. Rebeschowitz, 30 Stück beim Inundationsgebiete.
25. III. dortselbst mit Dohlen und Hohltauben zu Hunderten.
4. IV. Holasitz am Brutplatze.
1907: 17. III. Mödritz 1 kleiner Schwarm. 24. III. Rebeschowitz
mehrere Schwärme und Hohltauben. 2. IV. zu 4 9.
1908: 26. II. Czernowitzer Irrenanstaltsgarten 1 geschossen.
12. III. Rebeschowitz ein kleiner Schwarm.
17. III. Olmützer Straße, auf den Feldern Hunderte mit
C. oenas.
29. III. Rebeschowitz, kleine Scharen, aber auch schon
FK © in den Wäldern.
1909: 10. III. Czernowitz, die erste, vorüberfliegend.
14. III. Rebeschowitz 3 Stück.
23. III. Czernowitz, Scharen bis 40 Stück.
4. IV. Rebeschowitz, Scharen und 32.
299
Abzug: 1900: 1. XI. Roter Berg 1 Stück abfliegend.
1902: 21. IX. Lösch, 5 Stück ziehen (in einer Reihe nebeneinander)
nach Süden; 28. IX. Geißschlucht 1 Stück.
1904: 28. IX. Parfuß, 2 Stück.
2. X. Mödritz, 1 Stück auf den Feldern.
1906: Vom 8.IX. bis 14. X. Rebeschowitz, Schwärme bis 40 Stück,
am 14. X. auch Hohltauben.
1907: 8. IX. Rebeschowitz, einige.
Ende Juni 1900 schoß ich in Mödritz ein ausgewachsenes,
Junges K. Am 23. V. 1906 erhielt ich 1 S ad. von Mähr.-Kromau.
(Größter Hodendurchmesser 18 mm.)
Ausgestopfte Exemplare fand ich nur in der Schule von
Schimitz und Raigern sowie bei Herrn Weinlich in Latein.
Ein Taubenzüchter aus der Umgebung erzählte mir folgendes:
Er ließ 2 Ringeltaubeneier von Haustauben ausbrüten. Die Jungen
gediehen vortrefflich. Als sie aber flügge wurden, flogen sie auf
dem Dache immer höher und höher bis zum Dachfirste. Dann
erhoben sie sich in die Luft, kreisten einigemale und verschwanden
auf Nimmerwiedersehen.
146. Columba oenas (L.) Hohltaube.
Brütend habe ich die Hohltaube bei Brünn noch nicht an-
‚getroffen.
Czapek berichtet über eine Kolonie am Butschin. Vom
Heger erfuhr ich, daß sie bei Gr.-Niemtschitz brüte. Bei Schebetein
hörte ich sie am 18. VI. 1902, also während der Brutzeit. Am
17. V. 1909 wurde 1 Stück bei Brünn gefangen. Auch am Zuge
ist diese Taube seltener als die vorige Art. Die Angabe Schades,
daß sie erst im April erscheint, ist unrichtig. Sie kommt knapp
nach der Ringeltaube.
1903: 19. IV. Mödritz, eine große Zahl auf der saueren Wiese.
1906: 25. III. Rebeschowitz in riesigen Scharen.
1907: 27. II. Mähr.-Kromau, ein © erhalten.
4. III. Rebeschowitz, 5 Vögel ziehen hoch über den noch gefrorenen
alten Fluß hinweg.
i 17. III. Mödritz, 1 kleiner Schwarm, bis zum 24. III. und zum 2. IV.
bei Rebeschowitz.
1908: 17. III. Olmützer Straße, große Schwärme.
. 1909: 17. III. Czernowitz, 4 Stück in der Irrenanstalt.
25. III. Rebeschowitz, ein Schwarm von etwa 50 Stück.
4. IV. Rebeschowitz noch kleine Gruppen.
240
Im Herbste traf ich sie erst einmal an: 14. X. 1906 bei
Rebeschowitz in mehreren Scharen bis 40. Stück.
Ausgestopfte Exemplare fand ich ich in der Schimitzer
Schule und bei Herrn Weinlich in Latein (Frühjahr 1903).
147. Turtur turtur (L.) Turteltaube.
Die gewöhnlichste Taubenart. In allen lichten Wäldern und
Gehölzen häufig brütend. In den Auen besonders dann, wenn sie
parkartig aufgebaut sind. Sie kommt von allen Tauben am spätesten
an und ist einer der spätesten Ankömmlinge überhaupt.
Ankunft: 1902: 25. V. Mödritz noch eine Schar von 8 Stück.
1904: 7. V. Steinberg, Parfuß.
1906: 22. IV. Rebeschowitz, alter Fluß.
Am 13. V. fand ich schon ein leeres, frisches Nest in einer
hohen Weide bei Strzelitz.
Am 23. V. fand ich in Czernowitz in einem Hollerbusche
ein brütendes © in 1'/, m Höhe; es hätte sich mit der Hand
greifen lassen.
1907: Bratelsbrunn 30. IV., Muschau 2 .V. angekommen:
1908: 26. IV. Rebeschowitz, 30. IV. Schöllschitz.
1909: 9. V. Hlina, die ersten.
Abzug: 1900: 13. IX.1 junges Stück im Akazienwalde des Roten Berges.
bei Brünn.
1906: 10. IX. Ottmarau 1 $ 9; 23. IX. Rebeschowitz, einzelne.
1907: 1. IX. Branowitz, 8. IX. Rebeschowitz.
4. IX. und 25. IX. noch mehrere, auch Junge in Bratelsbrunn.
Am 13. VI. 1907 hörte ich die Turteltauben schon um
3 Uhr früh rucksen. Sie scheinen von allen Tauben am wenigsten
scheu zu sein. An rucksende Tauben kann man fast immer an-
kommen, ja, bei Klein-Niemtschitz kam ich an 6 trinkende Tauben
(am 16. V. 1909) bis auf 30 Schritte heran, trotzdem ich mit
meinem Begleiter laut sprach und die trinkenden Tiere mich genau
sahen. Schwieriger ist es dann, die Turteltaube in dem dichten
Laubwerke zu entdecken, denn sie wählt ihren Platz immer sehr
geschickt aus und setzt sich nie auf freie Äste. Im Fluge ist diese
kleine Taube ein sehr eleganter Vogel. Eine regelrechte Jagd wird
auf Turteltauben bei Brünn nicht betrieben; auch sieht man sie
nie auf dem Wildbretmarkte (wie überhaupt die Wildtauben)..
In Scharen erscheinen sie äußerst selten und dann höchstens bis.
zu 10 Stück.
241
Da sich die Turteltauben schwer abbalgen lassen, sieht man sie
auch wenig in Sammlungen. Ich fand sie bloß: in der Schule von
Kumrowitz, Raigern (Herbstkleid), Chirlitz und bei den Herren
Weinlich in Latein, Kubitschek in Schimitz (2 jüngere Vögel
vom Sommer 1907, aus dem jüdischen Friedhofe) und Waach in
Pohrlitz (2 Stück).
Gefangen wird die Turteltaube selten genug und noch seltener
wird sie gefangen gehalten.
148. Bonasa bonasia (L.) Haselhuhn.
Meinen Angaben über das Haselhuhn (V. Bericht des Lehrer-
klubs für Naturkunde) habe ich leider nicht viel hinzuzufügen.
Auf den Markt kommen Stücke aus der Umgebung nie. Höchstens
schwedische bekommt man zu kaufen.
Von den Jägern, die das Löscher Revier frequentieren, hörte
ich, daß jedes Jahr 2—3 Hühner geschossen werden.
Vom Heger in Laschanko erfuhr ich, daß dort Haselhühner
nur spärlich vorkommen. |
Gestopfte Exemplare finden sich vor in der Schulsammlung
von Raigern (S von Domaschow) und Schimitz (9 von Lösch). In
der Ebene kommt es nirgends vor.
149. Tetrao tetrix (L.) Birkhuhn.
Ebenso spärlich wie das vorige. Außer von Lösch sah ich
Stücke aus Jehnitz, Parfuß und Schebetein. In der Ebene fehlt
es vollständig.
Im Herbste 1906 soll ein S auf dem Roten Berge erlegt
worden sein. Im Oktober 1906 wurden bei der Kleiduwka (Hady-
berg) 2 Stück geschossen, 1907 1 Hahn dort beobachtet. 6. IX.
1907 waren 2 junge Birkhühner aus Sokolnitz auf dem Wildbret-
markte zu haben; am 20. IX. 1907 ein junges S aus der Umgebung
von Brünn. Herr Felbinger in Schöllschitz besitzt ein S aus der
dortigen Umgebung. Vom Heger in Laschanko erfuhr ich, daß sie
dort ebenso selten geschossen werden wie Haselhühner.
150. Tetrao urogallus (L.) Auerhuhn.
Der merkwürdige Fall, welchen ich im IV. Klubberichte
veröffentlicht habe, ist einzig dastehend geblieben. Im Altvater-
gebiete kommt das Auerhuhn nur an einzelnen Stellen zahlreicher
242
vor (z. B. in Ameisenhübel bei Wiesenberg). Vom Sohne des
hiesigen Delikatessenhändlers Stern erfuhr ich, daß in den Wäl-
dern bei Iglau öfter Auerhähne geschossen werden.
In der Sammlung der böhmischen Mädchenvolksschule in
Königsfeld steht ein Auerhahn unbekannter Herkunft, ein Geschenk
des Herrn Verwalters Hammer.
151. Coturnix eoturnix (L.) Wachtel.
Nicht seltener Brutvogel, besonders gern in hügeliger Gegend.
In den Revieren Chirlitz, Latein und Czernowitz wurden z. B. am
18. VIII. 1906 25 Stück geschossen. Trotzdem erscheint die Wachtel
glücklicherweise nicht gar so oft auf dem Wildbretmarkte.
Im Jahre 1907 sah man geschossene Wachteln vom 2. bis
15. IX. in größerer Zahl auf dem Markte. Auch in Czernowitz
wurden viele erlegt. Was Schade über die Wachtel sagt, ist
ziemlich zutreffend.
Die Ankunft erfolgt im Mai, aber sehr unregelmäßig, der
Abzug gegen Ende September. Scharen werden nie beobachtet.
Ankunft: 1902: Erst am 25. V. die ersten Rufe bei Môdritz.
1904: 24. IV. Schöllschitz, angekommen.
1907: 22. V. beim Kaiserwalde auf den Feldern.
1908: Am 4. V. 1908 Schöllschitz und am 10. V. 1908 Rebescho-
witz, noch nicht da!
1909: 9. V. die ersten bei Nennowitz,
11. V. die ersten bei Czernowitz,
12. V. die ersten beim Kaiserwalde.
Abzug: 1901: 15. und 16. IX. Briinn, erschlugen sich mehrere an Tele-
graphendráhten.
1904: Schöllschtz, noch am 26. IX. wurde 1 Stück geschossen.
1907: Bis zum 15. IX. erlegte Vögel auf dem Markte.
Bratelsbrunn (Südmähren) wurden noch am 29. IX. und
9. X. Wachteln geschossen.
1908: 31. VIII. wurde auf der Kröna 1 Stück mit der Hand ge-
fangen. Es war zeitlich früh am Zuge gegen die Häuser-
wand geprallt und lief längs der Häuser am Boden hin
und her.
Gestopfte Vögel fand ich in den Schulen von Raigern, Schi-
mitz, Hussowitz, Julienfeld, Königsfeld und beim Herrn Weinlich
in Latein.
Der Fang wird zumeist anfangs Juni betrieben. Der Fänger
verfertigt sich ein Pfeiferl aus einem Röhrenknochen einer Gans
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re
C9
und befestigt dieses an einem kleinen mit Watte oder Wolle aus-
gefüllten Lederbeutelchen. Drückt man auf dieses, so entsteht ein
Ton, dem des © ähnlich, und zugleich füllt sich (infolge des elasti-
schen Inhaltes) der Beutel mit Luft. Die hiesigen Fänger ver-
stehen dieses Werkzeug vortrefflich zu handhaben und locken die
SK (welche man um diese Zeit sehr oft wütende Kämpfe unter-
einander ausfechten sieht), bis unter ein lose auf das junge Ge-
treide gelegtes Netz. In dem Momente springt der Vogelsteller auf
und die Wachtel-S S, welche senkrecht in die Höhe springend und
dann fliegend zu entkommen trachten, bleiben in dem Netze stecken.
Ein sehr zahmes 9, das im Zimmer umherlief und mit einem
Bergfink gute Freundschaft hielt, besitzt Herr Nowak in Malo-
mierzitz.
152. Perdix perdix (L.) Rebhuhn.
Sehr häufiger Standvogel. Wird in der Umgebung. eifrig
gehegt, indem Raubzeug — zum großen Leidwesen jedes Hell-
sehenden — vernichtet und im Winter fleißig (in Reisigbuden)
Futter gestreut wird. Außer der edlen Jagd (zu zweien mit dem
Hunde) sind leider auch Kreisjagden üblich. In herrschaftlichen
Revieren, z. B. Rossitz, Eichhorn, werden große Mengen von (in
Körben und Netzen) gefangenen Rebhühnern angekauft und die
riesigen Scharen der hoch über die Jäger ziehenden sogenannten
„Kopfhühner“ von Kavalieren mit englischen Entengewehren er-
legt. In Weingegenden südlich von Brünn, wo während der Jagd-
zeit die Weinberge mehr oder weniger unzugänglich sind, erteilt
die politische Behörde die Erlaubnis zum Abschießen der „Hähne“
in den Monaten März und April.
So war ich in der Lage, Rebhühner im Frühjahrskleide zu
erhalten. Man sieht die Rebhühner zuweilen sehr bald in Paaren. So:
1901: 25. III. Schwarze Felder bei Brünn, einzelne S 9.
30. III. Mödritz, überall in Paaren.
1902: 1. III. Schöllschitz, nur paarweise.
1903: 4. III. Mödritz, in Paaren; 22. III. auf einem Flächenraume von
etwa 1 km? 14 G9; auch einzelne S S
1904: 13. II. Schöllschitz, in Paaren.
1905: 28. II. Priesenitz, in Paaren.
1906: 18. III. Raigern, Rebeschowitz, überall gepaart.
1907: 17. III. Mödritz, überall paarweise.
1908: Schon am 5. I. nicht mehr in Ketten, höchstens 3 (Rebeschowitz).
1909: 13. III. Rebeschowitz, nur gepaarte Hühner,
Am 10.V. 1908 fand ich bei Priesenitz ein vollständiges
Gelege.
Am 9. VI, 1904 wurden bei Schöllschitz und am 19. VI.
1907 bei Rebeschowitz viele sitzende Hennen beim Grasmähen
geköpft und so zahlreiche Bruten der Vernichtung anheimgegeben.
Die ersten Jungen traf ich am 15. V. 1901 und 16. VI. 1902
in Schöllschitz; 17. VI. 1903 ebendort; 21. V. 1904 dortselbst:
31. V. 1909 bei Priesenitz, aber auch noch am 6. VIII. fand ich
noch ganz kleine Junge bei Schöllschitz.
Am 17. VI. 1904 bemerkte ich bei Schöllschitz schon die
ersten fliegenden Jungen. Am 12 VIII. 1901 ebendort eine große
Kette ausgewachsener Hühner. Am 22. IX. 1901 schoß ich in
Lösch ein S im Übergangskleide.
Ein Herr aus der Umgebung erzählte mir über einen Versuch,
Rebhühner zu Hause einzugewöhnen. Er ließ an 18 Eier von einer
Henne ausbrüten. Alle Eier fielen aus, die jungen Rebhühner
wuchsen recht schön heran, aber sobald sie flügge wurden, ver-
schwand eines nach dem andern, indem sie über den Hofzaun
forttlogen.
Besonders reich an Rebhühnern war das Jahr 1907. In
Schöllschitz wurde in demselben Jahr eine Kette mit mehreren
totalen Albinos gesichtet. Am 4. XII. 1907 wurde bei Pribitz
ein weißgeschecktes © geschossen. (Der Hausmeister des Herrn
Dr. Burkart präparierte es.) Im Winter kommen die Hühner
sehr nahe an die Stadt heran. Am 25. X. hielt sich eine Kette
am Spielberge auf. Am 16. XII. 1904 wurde 1 3 im jüdischen
Friedhofe bei Schimitz gefangen. — Im Winter sind die Rebhühner die
ersten Tiere, von welchen man früh einen Laut vernimmt; so z. B.:
1905: 28. II. Priesenitz 6 Uhr 13 Minuten der erste Ruf.
18. XL « 6: 08 N > s
2. II. Chirlitz PSE 51 ® a sí
1906: 12. II. Brünn 5-78 % ex <
7. XI. Czernowitz 6 ,, 4 = i >
Der Preis eines Paares Rebhiihner schwankt in Briinn zwi-
schen 1:60 K und 3-— K, je nach Jahreszeit und Alter des Tieres.
153. Phasianus colchicus (L.) Edelfasan.
Wohl nicht in allen Revieren heimisch; aber dort, wo er
vorkommt, verlangt er nicht mehr Pflege als das Rebhuhn und
245
ist infolgedessen vollständig eingebürgert und als ein zu unserer
"Fauna gehöriger Vogel zu betrachten.
Er fehlt in den ohnehin ärmlichen Revieren in der aller-
nächsten Nähe der Stadt und verlangt, wenn er nicht besonders
gehegt wird, nur einen nicht zu kleinen, möglichst abwechslungs-
reichen Wald und die Nähe von Feldern. Allzu ausgedehnte Felder
mit spärlichem Baumwuchse meidet der in freier Wildbahn ge-
hegte Fasan geflissentlich. In der Ebene ist er häufiger als im
Berglande.
Die Feinde sind so ziemlich dieselben, wie die des Reb-
huhnes. Da er besonders gern die Niederungen liebt, werden be-
sonders späte Hochwässer den Bruten verderblich. Besonders viel
Hennen und Gelege gehen aber beim Grasmähen in den Auen ein.
Am 4. III. 1903, aber auch noch am 30. V. 1909 sah ich Hähne balzen
(Schöllschitz, Morbes). Am 24. IV. fand ich noch eine große Gesellschaft am Fuße
des Mönchsberges bei Klein-Kinitz. Am 31. V. 1909 wurden bei Urhau 5 2 beim
Grasmähen geköpft und viele Eier vernichtet. 2, VI. 1902 wurden in Schöllschitz
bei derselben Gelegenheit 9 Eier gefunden. Auch 1904 am 9. und 13. VI. wurden
noch viele Gelege zerstört.
An denselben Tagen wurden aber schon in Schöllschitz ganz kleine Junge
gesehen. Eben so am 15. VI. 1901, 13. VI. 1903, 29. VI. 1901, 16. VII. 1902 und
sogar noch am 21. VII. 1903; fliegende Junge traf ich in Schöllschitz an am
1. VII. 1904, 19. VII. 1903; am 6. VIII. und 12. VIII. 1901 sah ich dortselbst
schon schöne Ketten. Vom 2. bis 15. IX. 1907 sah ich auf dem Brünner Markte
viele junge Stücke im Übergangskleide.
In den Hügellandschaften trifft man zumeist typische Formen
an; je mehr man sich den Zentren der Fasanenzucht (Seelowitz
und Eisgrub) nähert, desto öfter treten Ringfasanenbastarde (Ph.
colchicus var. torguatus) auf. So sind z. B. auch die ZZ der Rai-
gerner Fasanen zumeist Ringfasanen.
Gegen den Monat Dezember merkt man, daß Fasanen auch
in Revieren erscheinen, wo sie sonst nicht vorzukommen pflegen
bezw. nicht brüten; es scheint also eine Art Strich zu geben. In
der Raigerner Schulsammlung fand ich ein weißgeflecktes 7.
154. Phasianus torquatus (Gm.) Chines. Ringfasan.
Diese vom Ringfasanbastard wohl zu trennende Art fand ich
am Gefliigelmarkte am 27. X. 1907; dieses Stück stammte von
Seelowitz. Aber auch von Hrotowitz wurde am 18. XII. 1907 ein
schönes Z zum Präparieren nach Brünn gesendet.
155. Phasianus reevesi (L.) Königsfasan.
Am 27. XI. 1905 wurde ein práchtiges S aus Seelowitz nach
Brünn zum Ausstopfen gesendet. Am 11. IV, 1906 beobachtete ich
einen Königsfasan bei Groß-Niemtschitz und erfuhr vom Heger,
daß 3—4 G 9 einer alten Zucht in den erzherzoglichen Revieren
zu finden sind. Ob diese Vögel zur Brut schreiten, konnte ich
nicht erfahren.
156. Meleagris gallopavo (L.) Wildes Truthuhn.
Wie schon Czapek mitteilt, wurden in den Namiester Forsten
des Grafen Haugwitz Truthühner ausgesetzt. Am 3. XI. 1907
sah ich ein solches Stück auf dem Markte (S). Seit der Zeit ist
keines mehr nach Brünn gekommen. Wie es mit dem Namiester
Wildtruthuhn steht, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen ?).
157. Ardea einerea (L.) Fischreiher.
.Bei Brünn ein seltener und sehr unregelmäßiger Durch-
zügler. Wer allerdings aufs Höhrensagen etwas gibt, könnte sie
häufig finden, denn die Heger und das Volk benennen bei uns
überall die Möven Fischreiher.
Beobachtet habe ich Reiher bei Brünn:
1901: 23. IX. wurde an der Schwarza 1 junges Stück geschossen (in
der Schule Glockengasse befindlich).
1902: 25. VIII. sah ich 8 Stück über den Exerzierplatz in einer Höhe
von etwa 100 m nach Nordosten ziehen.
1906: 27. VI. traf ich im Obratale bei Strzelitz 1 schönes Stück an, das
bis fast an den Bauch im Wasser stand und bei meiner Annäherung
mit kreischend ausgestoßenen trompetenartigen Tönen gegen Nord-
westen abzog.
1907: 1. IX. sah ich bei Branowitz 2 Stück überfliegen in der Richtung
gegen Südwesten.
26. X. flogen um :/,5 Uhr nachmittags 20 Stück über den Schlachthof
gegen Süden. ;
1908: 29. VIII. wurden bei Nennowitz 2 Stück gesichtet.
20. III. zogen bei Czernowitz 7 Stück gegen Osten (10 Uhr).
16. V. sah ich ein vorüberfliegendes Stück bei Klein-Niemtschitz.
23. V. ließen sich 4 Reiher bei Czernowitz auf den Feldern nieder
und flogen dann in Keilform gegen 50 m hoch nach Süden.
1) In dem „Wildgarten“ bei Raigern versuchte man mit gutem Erfolge
den Pfau (Pavo cristatus L.), und zwar 2 © © und 1 G auch über den Winter frei
im Walde zu halten. Seit 1906 scheinen aber diese Versuche aufgegeben worden
zu sein.
ač
*
Zum Práparieren wurden nach Brůnn eingesandt:
1906: 15. VII. 1 Z (90, 153) von Teltsch.
1907: 12. X. 1 S (88, 153) von Lundenburg.!
1908: 26. VII. 1 S (98, 169) von Pohrlitz.
13. VIII. 1 Z (104, 168) von Pohrlitz.
Gestopfte Exemplate fand ich in den Schulen von Raigern (S ad), Husso-
witz und Kônigsfeld (aus Zworow bei Straßnitz).
Vom Brüten der Fischreiher (siehe Schade) ist in Sid-
máhren, einen Versuch bei Muschau ausgenommen, gar nichts be-
kannt. Die Angaben Schades sind, wie so viele andere, eine
Dichtung, dazu bestimmt, um mit möglichst neuen Beobachtungen zu
glänzen. Auch andere Ornithologen (Dostal, Wymetal) wissen nichts
von Horsten des Fischreihers. Über den verunglückten Versuch einer
Brutkolonie bei Muschau habe ich bereits im Jahre 1905 berichtet.
158. Ardea purpurea (L.) Purpurreiher.
In der Schule von Kumrowitz befindet sich ein vom Herrn
Tutschka im Jahre 1863 dort erlegtes Exemplar.
In der Königsfelder deutschen Mädchenvolksschule steht ein
d, geschossen vom Bäckermeister Herrn Prillinger bei Zworow
(in der Nähe von Straßnitz).
Herr Felbinger in Schöllschitz hat ein Z aus der Gegend
von Schöllschitz.
Am 27. III. 1908 wurde in Pausram 1 S (100 cm, 144 cm),
am 19. VIII. 1907 bei Zatschan (©, 83 cm, 123cm) und am
90. VIII. 1907 1 © juv. bei Muschau (78cm, 121 cm) geschossen
und nach Brünn zum Präparieren eingesendet.
Das letzte Exemplar befindet sich in der Klubsammlung.
Über das zweite bei Zatschan geschossene Stück schrieb mir
der Besitzer Herr Dr. Rejnart: „Der Purpurreiher wurde bei
Zatschan im Gebiete der ehemaligen Teiche an der Zesawa ge-
schossen. Der Vogel ist hier eine seltene Erscheinung, doch hat
man dort voriges Jahr mehrere gesehen. Das Gelände ist flach
(Äcker und feuchte Wiesen) und es führt die Zesawa durch, zwi-
schen zwei hohen Dämmen, die mit Weiden bepflanzt sind.“
159. Herodias garzetta (L.) Seidenreiher.
In der Schloßsammlung auf Buchlau befindet sich ein jün-
geres ‚stück aus früheren (etwa 60er Jahren), welches in der Um-
gebung geschossen worden war.
Zeitschrift des mähr, Landesmuseums, IX., 2. 17
248
160. Ardetta minuta (L.) Zwergrohrdommel.
Als Brutort ist mir der alte Fluß bei Rebeschowitz bekannt
(Czapek gibt die Holaseker Teiche als Niststätte an). Ich sah
den Vogel dort am 9. V. 1906, 15. V. 1907, 2. VII. 1905 und vom
Heger wird er den ganzen Sommer beobachtet. Zur Zeit der
größten Mittagshitze soll er fischend und schreiend über dem
Wasser fliegen.
1907: 7. X. 1907 wurde 1 Stück bei Schöllschitz geschossen.
1908: 4. XI. 1908 erschlug ein Kutscher 1 © beim Schreibwalde. Dieses
Q ist im Besitze des Herrn Nowak in Malomeritz).
1907: 16. VIII. wurde bei Klein-Niemtschitz 1 £ © erlegt (befindet sich
ausgestopft in der dortigen Schule).
1909: 16. V. erbeutete Herr Gemeinderat Fellmann in Nennowitz 1 4
bei den Tümpeln. (Derselbe Herr besitzt das Tier ausgestopft.)
Ferner wurden nach Brünn eingesendet:
1906: 20. VII. 1 SZ von Martinitz bei Klobouk (37, 51).
1906: 16. VII. aus Kromau 1 ©.
1907: 18. VII. aus Klentnitz 1 junges Stück (28, 34).
1907: 26. IX. aus Ung.-Brod 1 < (34, 46).
Schließlich fand ich je 1 präpariertes Exemplar in den Schulen von Husso-
witz und Raigern.
161. Botaurus stellaris (L.) Gr. Rohrdommel.
Die Schule in Weißstätten und Dürnholz enthält je 1 Vogel. Eingesendet
wurden:
1907: 10. VIII. von Lundenburg 1 4 (71, 125).
29. IX. von Muschau 1 jüngeres S (585, 115).
31. X. von Willomitz © (70, 115).
Im Freien beobachtete ich bisher keine große Rohrdommel.
In der unmittelbaren Nähe von Brünn wurde am 7. IX. 1908 ein
altes F geschossen (70 cm, 118 cm). In den Schulen von Raigern und
Hussowitz befindet sich je ein Stück (das erstere ist juv.). Die übrigen
Daten betreffen Südmähren und die weitere Brünner Umgebung.
162. Nictycorax nietycorax (L.) Nachtreiher.
Das einzige sichere Vorkommen in der nächsten Umgebung
Brünns (aus neuerer Zeit) betrifft einen jungen Vogel, der am
19. August 1907 bei Nennowitz geschossen wurde und sich im
Besitze des Herrn Fellmann befindet. Sonst befindet sich noch
ein Stück in der Sammlung der Raigerner Schule (S ad, aus den
60er Jahren).
249
Außerdem fand ich noch in Südmähren ein Exemplar in der
Schule von Diirnholz. Von dort kam auch am 10. VIII. 1907 1 9
(57 cm, 66cm) zum Stopfen nach Brünn. Im Nachbarorte Neusiedl
besitzt Herr Weingäsel auch ein schönes Stück. Unweit von
diesen beiden Orten liest Fröllersdorf, wo schon mehrmals Nacht-
reiher geschossen wurden. Es scheint also wirklich, daß in dieser
Gegend, wie mir Herr Wymetal mitgeteilt hat, Nachtreiher zu
Hause sind.
163. Phoenicopterus roseus (Pall.) Flamingo.
Am 29. III. 1907 schoß der schon mehrmals genannte Ge-
meinderat Herr Fellmann bei Nennowitz einen Vogel, welcher
nach der sehr charakteristischen Beschreibung nur ein Flamingo
gewesen sein kann. An diesem Tage ging der Betreffende auf das
Feld und sah am Rande eines Tümpels einen Vogel, von dem er
annahm, daß er auf dem Wasser schwimme und gründele. Er ging
nach Hause, holte das Gewehr und kehrte zu dem Vogel zurück,
der noch immer an derselben Stelle und in derselben Haltung
verharrte. Ohne besondere Vorsichtsmaßregeln schoß er ihn nieder
und holte ihn mit Mühe aus dem eiskalten Wasser (es war nach
der Schneeschmelze) heraus. Jetzt erst wurde er gewahr, daß der
Vogel sehr lange Füße hatte und wahrscheinlich im Wasser stand.
Er beschrieb ihn folgendermaßen: Der Vogel war so hoch wie ein
Mann, der Leib aber nicht größer als von einer Ente. Die Füße
und der Hals waren sehr lang, die Flügel schön rot und der Hals
mehr grau. Sehr gekrümmt sah der Schnabel aus. Herr Fellmann
brachte den geschossenen Vogel ins Gasthaus, wo anwesende Fremde
sofort das Tier der schönen Schwungfedern beraubten. Das
übrige von dieser großen Seltenheit endete auf dem Misthaufen.
Übrigens ist es nicht das erstemal, daß dieser merkwürdige
Vogel in Mähren erscheint. So wurde auch im Jahre 1895 bei
Hodolein 1 Stück gefangen (Orn. Jahrb. 1896, pag. 35).
164. Čiconia ciconia (L.) Weißer Storch.
Es ist kaum glaublich, daß dieser regelmäßige Durchzügler
dem scharfen Auge eines Czapek entgangen ist.
Auf dem Frühjahrszuge sehr häufig (in der Zeit vom 17. III. bis 30. V.).
1901: 23. III. brachte ein Bauer aus Kohoutowitz 1 Stück auf den
Markt.
217
250
1902:
1903:
1904:
1906:
13. V. Mödritz, zogen einige vorüber und ließen sich bei Chirlitz nieder.
21. IV. Mödritz, mehrere an der Mündung des Obrabaches.
17. IV. Mödritz, 13 Stück sitzen am linken Schwarzaufer, erheben
sich und ziehen gegen Norden.
18. III. Rebeschowitz, bei der Inundation, 5 Stück ziehen hinter-
einander nach Norden.
1906:
1907:
8. IV. Czernowitz, 1 Stück kreist hoch in der Luft.
17. III. Mödritz, 2 Stück ziehen (an 800 m hoch) gegen Nordosten.
1908: 7. IV. Czernowitz, 2 Stück lassen sich nieder.
8. IV. Mödritz, der Heger schoß 1 Stück aus einer Schar von
4 Vögeln.
10. IV. Strutz, 2 Stück auf den Wiesen.
11. IV. Schimitz, 10 Stück ziehen gegen Norden.
11. IV. Ober-Gerspitz, Czernowitz, je 4 Vögel ziehen niedrig gegen
Nord.
12. IV., vormittags gegen 11 Uhr zogen 7 Stück über Brünn (nach-
dem sie zuerst gekreist hatten) gegen Nordwesten.
Am Nachmittage desselben Tages wurden ebenfalls 7 Störche in Kritschen
beobachtet. Es scheinen dieselben zu sein, die vormittags in Brünn gesehen wurden.
1908:
1909:
16. IV. Gerspitz, 2 Störche ziehen sehr hoch gegen Nord.
17. IV. Latein, beim Lateiner Berge wurde 1 Stück gesehen.
18. IV. Czernowitz, der Heger beschoß 2 Stück bei der Rennbahn.
21. IV. Lósch, 15 Stůck ziehen gegen Nordosten.
24. IV. Briinn, Króna, 1 Stück zieht gegen Kumrowitz (Südosten).
24. IV. Czernowitz, 1 Vogel kreist über dem Orte.
21. V. Priesenitz, 1 Stück wird bei der Mühle gesehen,.
23. V. Czernowitz, 2 Stück sitzen hinter der Irrenanstalt und
weiden junge Gerste ab (1/,7 Uhr abends); sie kamen von Norden
und zogen gegen Turas (Süden).
30. V. Gelber Berg bei Brünn, 1 Stück zieht gegen Südost.
4. IV. Rebeschowitz, 2 Stück sitzen während eines eisigen Sturmes
auf den Feldern, mit dem Gesichte gegen den Sturm und erheben
sich, gegen Westen fliegend (lassen sich dann später bei Mödritz nieder).
5. IV. Brünn—Czernowitz—Schimitz, von 11 Uhr bis 1/,12 Uhr
wurden gegen 25 Vögel gesehen; sie saßen zuerst auf den Feldern
bei der Irrenanstalt, erhoben sich und flogen gegen Schimitz, wo
sie sich in den Weingärten niederließen.
7. IV. Paradiesau, 5 Stück kreisten um 3 Uhr nachmittags über
dem Walde und zogen dann gegen Nord.
8. IV, Czernowitz, 1 Stück hoch über dem Orte kreisend.
10. IV. Brünn, 6 Stück ziehen über die Stadt.
Schimitz, nachmittags, kreisen 2 Stück in der Luft.
Czernowitz, vormittags, 2 Stück über der Paradiesau.
Czernowitz, 1 Uhr mittags, 11 Stück ziehen gegen Brünn.
Czernowitz, 1/,2 Uhr nachmittags, kreisen 10 Stück über
dem Orte.
251
11. IV. Brünn, '/,5 Uhr ziehen 2 Vögel gegen Westen.
12. IV. Czernowitz, 2 Störche ziehen niedrig über die Dächer.
18. IV. Brünn, 1 Vogel fliegt über die Stadt.
Radostitz, auf den Wiesen 8 Stück.
Klein-Niemtschitz, 1 Stück zieht hoch über den Wiesen
gegen Nordwest.
19. IV. Radostitz, noch 1 Storch zurückgeblieben.
22. V. Brünn, 9 Uhr früh fliegt ein Vogel von Osten kommend
über Brünn und wendet sich dann nach Südwesten.
Die Häufung der Daten in den zwei letzten Jahren sowie
. das oftere Erscheinen der Störche im Monate Mai sind nur teil-
weise auf die intensivere Beobachtung der letzten Jahre zurück-
zuführen. Es scheint mir dies mit dem Häufigerwerden des Storches
selbst zusammenzuhängen. So hielt sich z. B. im Jahre 1906 ein
Storch den ganzen Sommer über im Obratale bei Radostitz auf
und schlief zumeist auf der Erde im Gebüsche. Am 19. VIII.
erschoß ihn dann der Heger. Auch 1909 blieb 1 S © vom 19. IV.
bis 5. V. in demselben Tale, wurde aber von der Dorfjugend so
verfolgt, daß es schließlich fortflog.
Im Herbste sah ich Störche nur einmal, und zwar am
7. VIII. 1907. Nach einer Gewitternacht zogen um 1 Uhr nachmittags
30 Stück über die Franz-Josef-Kaserne 100 hoch gegen Südost.
Aus Wojkowitz erhielt der hiesige Präparator Herr Schroll
am 2. IX. 1908 1 S 2 (© 91cm, 178cm, F 96cm, 196 cm). Da
bei Wojkowitz Störche nicht brüten, handelte es sich um Zug-
exemplare.
Die Schulsammlungen enthalten auch nicht selten ausge-
stopfte Störche, z. B. die Schulen in Raigern, Latein (1877),
Priesenitz, Turas, Chirlitz; in südmährischen Schulen fand ich sie
neuerdings in Dürnholz (in zwei Schulen) und Fröllersdorf. Ferner
erfuhr ich, daß auf der unteren Mühle in Neusiedl bis zum Jahre
1906 ein Storchpaar genistet hatte, ein in Südmähren einzig da-
stehender Fall. In dem genannten Jahre wurden ihm die Jungen
abgeschossen und das G © kehrte nimmer wieder.
Am 30. IV. 1908 kam aus Muschau ein Z (106cm, 194 cm)
in Brünn zum Stopfen an. Gleichzeitig schrieb mir der Schütze
(Herr Postmeister Beck), daß die Störche heuer sehr zahlreich
seien und wegen des Hochwassers bis in die Höfe kämen, um
junge Gänse und Hühnchen zu stehlen. Am 11. VIII. 1908 wurde
1 S (196 cm, 206 cm) von Pausram nach Brünn gesendet.
252
165. Ciconia nigra (L.) Schwarzer Storch.
Im Frühjahre 1908 (20. IV.) beobachtete Herr Schnirch,
Heger aus Nennowitz, 1 Stück auf den Feldern bei der Schweden-
schanze. Am 14. IV. 1908 zog bei Früllersdorf-Neusiedl eine
Gruppe von 5 Stück durch und hielt sich drei Tage auf. Am
9. V. 1908 wurde von Trebitsch 1 Stück nach Brünn eingesendet
(108 cm, 197 em).
Daß schwarze Störche bei Eisgrub nisten würden, kann nur
jemand von der Gründlichkeit eines Herrn Schade behaupten.
Seine so sensationellen Beobachtungen aus der Eisgruber Gegend
beziehen sich übrigens auf bloße drei Jagdausflüge in diesen Teil
Südmährens, von welchen ich den längsten, drei Tage währenden
gemeinschaftlich mit Herrn Schade gemacht habe.
166. Otis tarda (L.) Große Trappe.!)
Die Angaben Schades über bei Brünn geschossene Groß-
trappen sind gänzlich falsch. Übrigens muß es auffallen, daß
Schade bei Anführung von selteneren Sachen nie den Namen
des Schützen, Beobachters oder Besitzers angibt und so einer
Nachforschung von vornherein die Spitze abbricht.
Außer dem einen bereits im Jahre 1907 (Ergebnisse von
Beobachtungen bei Muschau) gemeldeten Fall kann ich aus Süd-
mähren noch anführen:
Am 8. XI. 1907 wurde bei Znaim 1 S geschossen und war
beim hiesigen Wildbrethändler Deutsch längere Zeit ausgehängt.
Als ich es aber in die Hände bekam, ließ es sich nicht mehr
präparieren.
Am 5. VI. 1909 wurde bei Auspitz 1 © tot auf dem Felde
aufgefunden und für die dortige Bürgerschule bei Herrn Schroll
prápariert.
167. Grus grus (L.) Gemeiner Kranich.
Der von mir im Jahre 1901 (III. Bericht des Lehrerklubs
für Naturkunde, Brünn) gemeldete Fall ist vorläufig der einzige
2) 1908 machte mich Herr v. Tschusi aufmerksam, daß Steppenhühner
am Zuge seien. Trotzdem ich alle bekannten Heger und Jagdfreunde instruierte,
ist mir von keiner Seite eine Nachricht über Syrrhaptes paradoxus Pall. zuge-
kommen. Auch ich selbst habe keine darauf bezüglichen Beobachtungen gemacht.
2) Das, was Schade über Okis tetrax bei Brünn und in Südmähren schreibt,
ist eine reine Erfindung, wenn nichts Ärgeres.
253
geblieben. Die Angaben Schades entbehren jeglicher Begründung
und verdienen keine Beachtung.
168. Fulica atra (L.) Bläßhuhn.
Mit dem bloßen Worte: Gemeiner Brutvogel glaubt Schade
das häufige Brüten dieses Vogels bewiesen zu haben, trotzdem
Feuereisen, an dessen Artikel Schade mitgearbeitet hat, das
Bläßhuhn nur als Durchzügler kennt. Schon Czapek fand die
richtige Mitte zwischen diesen Ansichten. Spärlich brütender Zug-
vogel wäre wohl die beste Bezeichnung für das in Rede ste-
hende Tier.
Als Ankunftsdaten mögen folgen:
1903: 27. III Nennowitz, erschlug sich 1 Stück am Draht.
28. III. Umgebung von Brünn, wurde 1 (7 geschossen (41 cm lang).
16. III. Zhorz, wurde 1 (7 (41, 70) geschossen.
1908: 17. IV. Muschau, auf den überschwemmten Wiesen.
1909: 22. III. Bratelsbrunn, angekommen.
Einige Herbstdaten wären:
1907: 2. IX. Brünner Wildbretmarkt, 1 junges Stück aus der Um-
gebung.
22. IX. Brünn, wurde 1 junges 4 geschossen (39:1).
2. X. Lundenburg, 1 S ad (41, 56) wurde zum Ausstopfen ein-
gesendet.
Aber auch am 24. I. 1906 erhielt ich noch 1 © aus Rzeczkowitz (39, 52),
am 7. XI. 1906 aus Muschau (2, 38) und am 9. XII. 1906 aus Bratelsbrunn. Diese
letzteren Daten lassen auf eine Überwinterung im Jahre 1906 schließen.
Als Brutorte gebe ich an: die Czernowitzer Tümpel (1906,
im Juni, fand der Heger die schwarzen Dunenjungen), der alte
Fluß bei Rebeschowitz (1905 und 1907) sowie die schmalen Teiche
bei Klein-Niemtschitz.
Am Zuge kommen sie selbst auf den kleinsten Tümpeln zu-
weilen vor (Schimitz, 19. IV. 1909).
Gestopfte Exemplare fand ich in den Schulen von:
Kumrowitz, Raigern (2 Stück), Mariahilf, Dürnholz, Hussowitz, Julien-
feld, Schimitz, Königsfeld (2 Stück), ferner bei Herrn Weinlich (1 4 von den
Maxdorfer Tümpeln)!).
1) Wenngleich Bläßhühner in Südmähren, besonders bei Eisgrub, sehr
häufig sind und in großer Zahl geschossen werden, so muß ich "doch die Angaben
Schades als übertrieben bezeichnen. :
— Die Bläßhühner werden dort übrigens zumeist nur von der ármeren Be-
volkerung gegessen.
254
169. Gallinula chloropus (L.) Grünfübiges Wasserhuhn.
Dieses Teichhuhn důrfte nicht viel häufiger sein als das vor-
hergehende. Die Brutplätze sind dieselben. (In Czernowitz schoß
der Heger im Jahre 1907 6 junge Vógel im August.)
Über die Zugzeiten besitze ich nur spärliche Daten:
1905: 28. III. Schimitz, auf den Tümpeln wurde 1 Stück erlegt (befindet
sich im Besitze des Herrn Nowak in Malomierzitz).
1906: 18. IV. Mähr.-Kromau, wurde mir 1 2 eingeliefert (31 cm).
1907: 2. IV. in Czernowitz erschienen.
1908: 1. IV. in Rebeschowitz angekommen.
1909: 21. III. in Bratelsbrunn angekommen.
1902: 14. IX. Mödritz, am Flusse 1 Vogel.
1907: 4. IX. Bratelsbrunn, ein jüngeres © wurde geschossen (296 cm).
Im Jahre 1906 erhielt ich auch im Februar (1.11.19, 14. IT. 1,7, 307 und
310 mm lang) 2 Rohrhühner aus Máhr.-Kromau.
Am 13. VI. 1907 hörte ich die ganze Nacht hindurch in Rebeschowitz
Teichhühner rufen.
Gestopfte Stücke befinden sich in den Schulen von:
Raigern (juv.), Chirlitz, Holasitz, Hussowitz, Königsfeld; ferner bei den
Herrn Kubitschek in Schimitz (1903 an dem Telegraphendraht erschlagen),
Oberlehrer Perzina in Schöllschitz und dem Hausmeister bei Dr. Burkart
(aus Pohrlitz, junges Stück).
170. Ortygometra porzana (L.) Getüpfeltes Sumpfhuhn.
Es ist mir bisher nicht gelungen, diesen Vogel als brütend
bei Brünn zu konstatieren. Feuereisen und Czapek erwähnen
das getüpfelte Sumpfhuhn überhaupt nicht — bei Schade ist es
natürlich ein häufiger Brutvogel; doch gibt letzterer kein bestimmtes
Brutgebiet an, was ihm übrigens unmöglich wäre.
Gestopfte Vögel erhielten sich in folgenden Schulen:
Latein, Czernowitz, Raigern (2 Stück), Turas, Nennowitz, Dürnholz (in
2 Schulen); ferner besitzt Herr Weinlich in Latein 1 Exemplar und Herr Nowak
in Malomierzitz ein am 19. IV. 1906 dortselbst geschossenes Stück.
Fast alle Vögel, die ich erhielt, waren während des Zuges
an Drähten erschlagene Tiere.
In der Klubsammlung befinden sich Stücke vom
1908: 28. IV. aus Pohrlitz (S, Hoden 9 mm).
17. V. „ Máhr.-Kromau (©, Eier bis 4 mm im Durchmesser).
1903: 29. IX. „ dem Schreibwalde bei Brünn, 5 (223 mm), erschlug
sich,am Draht.
1904: 3. X „| Mödritz 7 (234 mm) erschlug sich am Telegraphendraht. ©
1905 1. V. „ der Umgebung von Brünn (erschlug sich am Tele-
graphendraht), es ist 1 S (Hoden 9 mm).
Le...
255
Ferner bekam ich am:
1907: 3. V. 1 5 aus der Umgebung (24, 38).
1904: 1. IV. 1 Stück aus Kremsier.
171. Ortygometra parva (Scop.) Zwergsumpfhuhn.
Ich habe es bei Brünn noch nie beobachtet. Dagegen besitze
ich aus der alten Sammlung Feuereisens ein junges, am 3. VIII.
1895 bei Brünn gefangenes und offenbar auch gefangengehaltenes
Stück, das von Schade als Rallus aguaticus u. bestimmt war, ein
Beweis für dessen Kenntnisse seltener Sachen.
In Südmähren erlegte Kollege Wymetal am 6. V. 1908 ein
schönes S (205 mm), welches er der Klubsammlung leihweise
überließ. Ob das erstere Stück als Beweis für eine eventuelle
Brut gedeutet werden soll, lasse ich dahingestellt, solange keine
weiteren Beweise vorliegen.
172. Crex erex (L.) Wiesenschnarrer.
Nicht seltener, bekannter Brutvogel in allen Wiesen der Um-
gebung. In der Ebene findet man ihn allerdings häufiger, doch
fehlt er auch Gebirgstälern (z. B. Löscher Rziczkatal) nicht.
Zu beobachten ist der Vogel jedoch sehr schwer, da er fast nie
auffliest und sich mit großer Geschicklichkeit unbemerkt durch
die Gräser bewegt.
Ankunft: 1902: Erst am 25. V. zum erstenmal gehört (Mödritz).
1903: 3. V. Obratal bei Strzelitz.
1904: 7. V. Steinberg, Parfuß; 10. V. in Schöllschitz ange-
kommen, :
1906: 29. IV. Tracht, Unter-Wisternitz (Südmähren), 6. V. Eiben-
schitz.
1907: 15. V. Rebeschowitz.
1908: 9. V. Nennowitz (1 © erhalten); am 3. V. war noch
nirgends ein Wachtelkönig zu hören.
1909: 15. V. Obratal bei Schöllschitz.
Abzug: 1901: 22. IX. Lösch, 1 © geschossen.
1907: 23. IX. Schimitz, 1 S geschossen (28, 42).
27. X. beim Wildbrethándler 1 Stück aus der Um-
gebung.
10. X. Brünn, erschlug sich 1 4 am Draht (275 mm).
Práparierte Vögel finden sich spärlich, z. B. in den Schulen von Hussowitz,
Schimitz und Chirlitz. Auch besitzt Herr Weinlich 1 Stück aus der dortigen
Gegend.
173. Rallus aguaticus (L.) Wasserralle.
Meine Beobachtungen deuten darauf hin, daB die Wasserralle
bei uns nicht brütet. Die meisten Vôgel werden im Herbst er-
beutet, und zwar zumeist gefangen; z. B.:
1902: 27. IX. ein geschossenes Stůck aus der Umgebung beim Vogelhándler.
1904: 29. X. Umgebung von Brünn, 4 (290) wurde zum Präparieren
eingesendet.
1907: 23. IV. Mähr.-Kromau, wurde mir 1 5 gesendet.
1908: 15. XI. Malomierzitz, wurde 1 Stück geschossen (Nowak).
1907: 20. X. Czernowitz, wurde 1 Vogel gefangen (Bliemsrieder).
1906: 4., 9. und 16. XI. war je 1 Wasserralle beim Vogelhändler zu sehen
(eingefangen).
1908: 20. XI. Pohrlitz, wurde 1 S eingeliefert.
7. X. Umgebung von Brünn, wurde 1 4 eingefangen, welches
ich an 4 Wochen gefangen hielt.
Am 20. V.1909 fand ich bei Nennowitz 2 tote Wasserrallen, deren Geschlecht
aber wegen vorgeschrittener Verwesung nicht zu bestimmen war,
Gestopfte Stücke fand ich in den Schulen von Latein (in der Umgebung
geschossen), Dürnholz und Hussowitz.
174. Vanellus vanellus (L.) Kiebitz.
Je weiter wir von Brünn gegen Süden vordringen, desto
zahlreicher wird die Zahl der brütenden Paare, was natürlich
damit zusammenhängt, daß geeignete Brutorte, feuchte Wiesen und
Felder, die aus ersteren entstanden sind, immer häufiger werden,
je mehr man sich dem Zusammenflusse der Thaya und March nähert.
Bei Brünn nisten Kiebitze bei Mödritz, Chirlitz, Schöllschitz,
hinter der Kozyhora (bei Medlanko) sowie bei Strutz, was schon
Czapek anführt; überall aber nur spärlich in 2—3 Pärchen.
Dagegen sieht man den Kibitz am Frühjahrszuge häufig, am
Herbstzuge seltener in großen Scharen auch dort, wo sie nicht
brüten. Sie erschienen:
1901: 8. III. Mödritz, 3 auf der saueren Wiese.
12. III. Hussowitz, einige.
25. III. Schwarze Felder, Scharen von 100 bis 300 Stück (suchen
in großen Düngerhaufen nach Futter). *
1902: 5. III. 1 Vogel bei der Kozyhora.
11. III. Mödritz 3 29.
1903: 1. III. Mödritz kamen 10 Vögel an.
4. III. Mödritz, war nur 1 F% dort.
7. III. Schöllschitz, die ersten.,
15. III. Mödritz, ein Schwarm von etwa 40 Stück.
22. III. Mödritz, nur noch 3 4 9.
257
1904: 6. III. Môdritz, 10 Stůck.
13. III. Môdritz, 1 Schwarm von zirka 200 Stück, ebenso noch
am 20. III.
1906: 18. III. Rebeschowitz, ein großer Schwarm von gegen 400 Stück
bei der Inundation.
25. III. bei Chirlitz nur 2 49,
1907: 14. III. Muschau, die ersten.
17. III. Mödritz, eine kleine Gesellschaft von 15 Stück.
24. III. Rebeschowitz, größere Schwärme, bis 150 Stück.
2. IV. Rebeschowitz, kleine Scharen von 20 Stück mehrmals.
2. IV. Chirlitz 2 JS 2.
1908: 18. III. Raigern—Chirlitz, 2 sehr große Schwärme (an 1000 Stück)
zogen gegen Südwesten beziehungsweise Südosten in be-
deutender Höhe (gegen 1000 m).
22. III. Chirlitz 34 © ; aber auch noch kleine Schwärme bis 50 Stück.
Bis zum 13.1V. zogen bei Chirlitz, Rebeschowitz und Mödritz
oft ungeheuere Gesellschaften durch (so am 13. IV. an
2000 Stück).
1909: 21. III. Rebeschowitz, gegen 20 Stück.
4. IV. Noch eine Schar von 50 Stück dortselbst; die Vögel sitzen
auf den Feldern, das Gesicht dem eisigen Sturme zugekehrt.
Abzug: 1904: 2. X. Mödritz, ein einzelner Vogel.
1905: 18. X. Rebeschowitz, auf den Feldern eine Schar von
80 Stück. Zogen gegen Südwesten.
1906: 14. X. Rebeschowitz, 3 Gesellschaften von je zirka 50 Stück.
1907: 6. X. Von Lundenburg, wurde 1 © eingesendet.
Kiebitzeier werden bei Brünn nicht gesammelt und auch der
Vogel wird fast gar nicht verfolgt. In der Gefangenschaft sah ich
ihn bloß einmal (23. TIT. 1901). Auch in den Schul- und Privat-
sammlungen befinden sich nur wenige gestopfte Exemplare.
Die Kiebitze sind nur in der Brutzeit leicht zu beschleichen
und zu schießen; sonst ist der Vogel recht vorsichtig und scheu.
Ich beobachtete, daß der Ruf des 2 viel heiserer klingt als der
des Z. Nach der Brut verschwinden die Kiebitze sehr schnell aus
der Gegend (1902 schon am 2. Juli. Am Telegraphendraht er-
schlagene oder im zeitigen Frühjahre verhungerte Vögel erhielt
ich noch nie.
175. Charadrius pluvialis (L.) Goldregenpfeifer.
Ein seltener Durchzügler.
Herr Weinlich in Latein besitzt ein Stück aus der Um-
gebung (1898). In der Schule von Latein befindet sich ein Exemplar,
das im Juli 1907 bei Austerlitz erlegt wurde. Am 15. XII. 1907
258
wurde in der Umgebung 1 Stück erlegt (253 mm Länge), Am 4. X.
1908 wurde 1 S aus Leipertitz nach Brünn zum Ausstopfen ein-
gesendet (310, 530 mm). Am 25. IV. 1909 wurde 1 3 bei Strelitz
gefangen').
176. Charadrius dubius (Scop.) FluBregenpfeifer.
Ein recht spärlicher Brutvogel. Ich kenne bloß 2 Brutorte.
Es sind dies: eine Kiesbank bei Komein und die mit Koks be-
streuten Wege im stádtischen Wasserwerke?). Am letzteren Orte
brůtet der Vogel seit dem Jahre 1885. Zuerst nistete das Paar an
dem großen Filter, als dieser aber gedeckt wurde, schlug es sein
Heim in der Nähe der Vorratsteiche auf. Trotzdem es vom Herrn
Direktor Heinke strenge geschont wird und jedes Jahr eine Brut
ausführt, vermehrt sich der Bestand nicht. Ankunft 1908 am
10. IV., das erste Ei am 3. V.; die ersten Jungen schlüpften am
20. V. aus, und es lagen noch 2 Eier im Neste?).
177. Oedienemus oedienemus (L.) Triel.
Bisher nur im Herbste auf dem Zuge, so:
1900: 17. und 18. X. erschlugen sich 3 auf Telegraphendrähten in Brünn.
1902: 1. X. wurden bei Mödritz 3 gesehen und 1 erlegt.
1903: Bei Pohrlitz wurde auf der Hühnerjagd 1 Stück erlegt, welches sich
im Besitze des Herrn Wach dortselbst befindet.
1904: Schöllschitz, der Heger schoß 1 Z im Oktober und besitzt es aus-
gestopft; er behauptet, sie öfter im Herbste gesehen und geschossen
zu haben.
1905: Latein, auf den Feldern wurde 1 Stück geschossen, das der dortige
Präparator Herr Weinlich besitzt.
1906: 7. X. wurde bei Znaim 1 Stück erlegt und war am Wildbretmarkte
zu haben — leider unbrauchbar.
!) Den Angaben Schades fehlt jede Begründung, wenn auch schon
Feuereisen von ihm sagt: Nicht selten am Frühjahrszuge.
2) Die Behauptung Schades, daß dieser Vogel öfter im Herbste zahlreich
am Zuge erscheint, widerspricht den Tatsachen.
3) Schade führt noch Charadrius hiaticula L. an. Ich konstatiere aber,
daß er bis zum Jahre 1897 bei Brünn nicht beobachtet worden war. Ebenso ist
seit dem Jahre 1900 keines bei Brünn auch nur gesehen worden. Es mußte sich
also der sonderbare, ja unglaubliche Fall ereignen, daß der Vogel nur in den Jahren
1898 und 1899 und sonst nie hier durchgezogen wäre.
Auch die Aufnahme dieses Regenpfeifers in die Liste der Vögel aus der
Kremsierer Umgebung (von Herrn Prof. Janda, 1906, Zoologische Arbeit der
Kommission, Nr. 3) scheint auf einer Verwechslung mit Char. dubius Scop. zu
beruhen.
259
1907: 10. VIII. von Leipertitz, wurde 1 eingesendet (45, 82).
12. X. Malspitz, wurde 1 Vogel geschossen und befindet sich jetzt
in der Pohrlitzer Bürgerschule.
Ferner befindet sich 1 junges Stück in der Schule zu Raigern, versehen
mit der Etikette: Raigern 1863. Auch die Dürnholzer Volksschule besitzt einen Triel.
178. Tringa minuta (Leisler) Kleiner Strandläufer.
Die Münchhausiaden Schades über die Tringen bei Brünn
und in Südmähren bedürfen eigentlich keiner Widerlegung; sie
richten sich von selbst. Erwähnen will ich nur, daß weder Janda
noch Halla in ihren Lokalfaunen von Kremsier und Kromau
(Kommission zur naturwiss. Durchforschung Mährens 1906 und
1907) eine einzige Tringa anführen und Dostal (Umgebung von
Rampersdorf 1906, ibid.) nur von Tr. subarquata spricht.
Eine Tringa minuta fand ich in einer Brünner Bürgerschule,
ohne aber die Herkunft dieses Vogels erfahren zu können. Beob-
achtet habe ich diesen Strandläufer hier nie und auch nirgends
einen Beleg gefunden. ‚Jedenfalls ist diese Tringa, wenn sie über-
hauptbei unsdurchzieht, die seltenste von allen und nichtdie häufigstet).
179. Tringa alpina (L.) Alpenstrandläufer.
Am 17. IX. 1908 wurde bei Brünn 1 2 gefangen. Herr
Hochstetter hielt es gegen 3 Wochen. In der Vogelstube wollte
das Vögelchen nicht gleich ans Futter und magerte infolgedessen
stark ab. Es mußte in ein kleines Bauer getan und gestopft wer-
den. Als es wieder zu Kräften kam, ließ man es wieder in die
Vogelstube aus. Dort war es nun ein recht wenig scheuer Vogel,
. wurde aber nach wenigen Tagen wahrscheinlich von einer Wasser-
ralle getötet (3. XII. 1908). Man fand es eines Morgens tot, mit
abgenagtem Halse (bis zur Wirbelsäule). Die Reste dieses Tieres
bewahre ich als Beleg auf.
180. Tringa subareuata (Güld.) Bogenschnäbl. Strandläufer.
In der Chirlitzer Schule fand ich ein junges ©, das bei den
Tümpeln im Herbste 1901 geschossen worden war?).
1) In den 1907 veröffentlichten Ergebnissen von Frühjahrsbeobachtungen
(aus der Gegend von Muschau) führte ich ein Tringa minuta von Bratelsbrunn
an. Es handelt sich jedoch, wie ich mich überzeugen konnte, um Tringa alpina.
2) Schade nennt auch noch Calidris arenaria L. in seinem Verzeichnisse
als regelmäßigen Durchzügler. Belege fehlen gänzlich.
Nur in einer Brünner Bürgerschule fand ich 1 Stück unbekannter Herkunft.
260
181. Philomachus pugnax (L.) Kampfláufer.
Auber einem ©, das ich in einer Brůnner Volksschule gestopft
antraf, ohne aber seine Herkunft erfahren zu können, ist kein
Beleg für sein Vorkommen bei Brünn vorhanden. Denn Schades
Angaben sind erfunden und können nicht als Beweis gelten. Bei
Brünn fehlen ausgedehnte Inundationen. Ebenso sind seine Angaben
über den Kampfläufer bei Eisgrub als eine Leistung im Jäger-
latein zu bezeichnen und nur Schades Sucht, recht viele seltene
und noch nie dagewesene Sachen anzuführen, entsprungen. Seine
angeblichen zahlreichen Beobachtungen in Südmähren reduzieren
sich in Wirklichkeit auf 1 S, das ich selbst am 22. Juli 1900 in
Eisgrub bei Anwesenheit des Herrn Schade schoß und welches
wir (ich war damals Anfänger) erst in Brünn bestimmten. Herr
Schade kannte also den Vogel gar nicht.
Aus Südmähren habe ich folgende neue Daten:
Am 17. IV. 1908 sah ich bei Muschau (auf den Wiesen gegen
Weißstätten) einen kleinen Schwarm. An demselben Tage schoß
Herr Formanek, Forstwart in Muschau, 1 S (im Frühjahrskleid,
noch stark in der Mauser) zwischen Muschau und Wisternitz aus
einem Schwarme heraus. Am 24. V. 1903 schoß auch Kollege
Wymetal 1 2 (244 mm) in Bratelsbrunn. Beide Stücke sind in
der Klubsammlung.
182. Tringoides hypoleucus (L.) Flußuferläufer.
Während der Flußregenpfeifer kiesige Ufer liebt, gibt der
Flußuferläufer schlammigen den Vorzug.
Wenngleich er nicht gar selten ist, kennt man ihn nur wenig.
An der Schwarza und Zwitta südlich von Brünn ist er an allen
zusagenden Örtlichkeiten anzutreffen. Aber auch nördlich kommt
er, allerdings etwas spärlich vor (Mödritz, Rebeschowitz, Raigern,
Holasitz, Auerschitz, Niemtschitz, Dürnholz, Komein usw.). Auch Tüm-
pel und kleinere Teiche in der Ebene oder wenigstens solche mit flachen
Ufer sagen ihm zu (Nennowitz, Holasek, Niemtschitz, Bratelsbrunn).
Ankunft: 1902: 11. IV. 1 SQ auf dem Fluße bei Môdritz.
1905: 2. IV. Raigern.
1906: 11. IV. Auerschitz, Schwarzafluß.
1907: 24. III. Rebeschowitz, 1 Stück am Flusse.
1908: 18. IV. Dürnholz, Thayafluß, die ersten.
1909: 11. IV. Prahlitz, auf der Iglawa.
18. IV. Nennowitz, an den Tümpeln erschienen.
261
Abzug: 1902: Mödritz, noch am 14. IX. 1 S © gesehen (am Flusse).
1906: Rebeschowitz, 10. IX., am Flusse.
1907: 21. VIII. wurde 1 junges Stůck bei Bratelsbrunn geschossen
(197 mm).
20. VIII. wurde 1 altes Stück bei Brünn erlegt.
Am 6. IV. 1905 beobachtete ich bei Branowitz bezw. Pausram
bereits flügge Junge.
183. Totanus glareola (L.) Bruchwasserläufer.
Man müßte das über die Tringen Gesagte wiederholen, wollte
man die Angaben Schades über die Totaniden einer Kritik
unterziehen. Diese „Notizen aus Mähren“ über die Wasserläufer
sind eine Aufschneiderei ärgster Sorte. Sehr arg deswegen, weil
sie in eine so geachtete Zeitschrift, wie es das „Ornithologische
Jahrbuch“ ist, Eingang gefunden haben). Aus der nächsten Um-
gebung von Brünn kenne ich diesen Vogel nur am Durchzuge. Am
7. X. 1904 schoß der Heger von Czernowitz 1 Stück bei der Lache
oberhalb des Friedhofes. Ebenso am 5. VIII. 1906 1 G 9, das er
ausgestopft besitzt. Am 14. VII. 1906 beobachtete der Heger von
Czernowitz denselben Vogel bei einer Pfütze in der Nähe der Au.
Am 2.V.1909 wurde ein Stück bei Holasitz gefangen; ich sah es
auf dem Vogelmarkte. Ferner hat die Schule in Turas 1 Exemplar.
In Bratelsbrunn (Südmähren) zogen vom 17. bis zum 26.V.
1908 täglich kleine Gruppen (bis 12 Stück) durch. Am 17. V.
schoß dort Kollege Wymetal einen Vogel aus 7 Stück heraus.
184. Totanus ochropns (L.) Punktierter Wasserläufer.
Die Beobachtungen Schades bei Eisgrub reduzieren sich
auf ein von ihm am 21. VII. 1900 geschossenes G, das er mir
schenkte und welches sich in der Klubsammlung befindet. Aus der
Umgebung Brünns erhielt ich nie auch nur ein Stück. Auch jed-
wedes Belegexemplar in Sammlungen fehlt. Dagegen bekam ich
a | 1) Ich kann mich heute noch erinnern, wie Schade seine „Notizen“ schrieb.
Er hatte neben sich einen Katalog liegen und schrieb aus dem Gedächtnisse die-
jenigen Tiere nieder, die nach seiner Ansicht von ihm beobachtet wurden. Von
Notizen, Literatur, Sammlungen usw. keine Spur. Schade war eben kein Orni-
thologe — sondern Geschäftsmann. Alle geschossenen Vögel wurden womöglich
im Fleische verkauft. Es ist sehr bedauerlich, daß Angaben eines solchen Beob-
achters, der ohne einen Funken wissenschaftlichen Gewissens, nur dem Jäger-
latein fröhnte, Aufnahme in unseren „Neuen Naumann“, gefunden haben.
202
vom Kollegen Pliszka ein bei Klein-Niemtschitz am 17. IV. 1909
erlestes Exemplar.
Am 20. IV. 1907 wurde aus Tischnowitz 1 2 nach Brünn
zum Präparieren gesendet (23, 42 mm).
185. Totanus totanus (L.) Rotschenkel.
Bei Brünn seltener als T. glareola. Vom Brüten in der Um-
gebung Brünns kann keine Rede sein.
Ein gestopftes Exemplar fand ich in der Schule von Kumro-
witz. Beobachtet habe ich diesen Wasserläufer:
1906: 18. III. bei der Inundation, Rebeschowitz (wenige).
11. IV. Auerschitz, Scaachenwiesen.
29. IV. Unter-Wisternitz, mehrere kleinere und größere Schwärme
1908: 17. IV. Muschau, 3 49, SQ auf den Wiesen.
186. Totanus fuseus (Leisler) Dunkler Wasserläufer.
Bei Brünn unbekannt. Bezüglich der Schadeschen Angaben
konstatiere ich, daß ich im Frühjahre 1900 alle Ausgänge des
Herrn Schade mitgemacht habe und daß uns nie ein Wasser-
läufer untergekommen ist.
In Südmähren wurde am 3. VIL 1908 ein schönes altes ©
bei Leipertitz erlegt (325 mm) und befindet sich in der Klubsamm-
lung. Ein weiteres Stück erlegte Herr Dostal in Rampersdorf am
20. IX, 1907 (2) aus einem kleinen Schwarme.
187. Totanus littoreus (L.) Heller Wasserläufer.
Bei Brünn noch nie angetroffen. Außer den für Südmähren
angegebenen 2 Stücken (Muschau 1907, Frühjahrsbeobachtungen)
führe ich noch ein in der Dürnholzer Bürgerschule enthaltenes
Exemplar an.
Da die Brutplätze dieses Vogels nur im Norden liegen, richtet :
sich die Angabe Schades über das Nisten des 7. kttoreus bei
Eisgrub von selbst. Bezeichnend ist, dab diese Notiz Schades
nicht Eingang in den Neuen Neumann fand.
188. Limosa limosa (L.) Schwarzschwänzige Uferschnepfe.
Außer dem am 22. Juli 1900 auf den Eisgruber Teichen
geschossenen 2 ist in meinem ganzen Beobachtungsgebiete kein
zweiter Vogel gesehen worden.
263
Was Schade über das Erbeuten von zwei Dunenjungen bei
Eisgrub sagt, ist eine bewußte Unwahrheit. Im Jahre 1900 war
ich selbst im Juli vom 19. bis 23. in Eisgrub und jagte dort in
Gesellschaft des Herrn Schade. Es wurde nur das oben ange-.
gebene jüngere © erlegt. Ich stelle fest, daß es Schade gar nicht
erkannt hatte, sondern daß wir es erst in Brünn bestimmen
mußten. Ich konstatiere ferner, dal dies auch der einzige Jagd-
ausflug des Herrn Schade nach Eisgrub im Sommer 1900 war.
189. Numenius areuatus (L.) Großer Brachvogel.
Bei Brünn ziehen Brachvögel selten durch. Nur bei größeren
Überschwemmungen, die in der Umgebung selten eintreten, lassen
sie sich nieder. So am 18. III. 1900 bei Rebeschowitz, wo ich drei
dieser charakteristischen Vögel am Rande der Inundation beob-
achtete. Am 18. IV. 1908 bemerkte ich mehrere auf den Wiesen
bei Muschau und erfuhr in Fröllersdorf, daß sie dort öfter ge-
schossen werden. In den Schulen von Raigern und Dürnholz befindet
sich je ein gestopftes Exemplar. Am 15. X. 1907 wurde 1 S (57, 94 mm)
aus Lundenburg zum Präparieren nach Brünn eingesendett).
190. Gallinago major (Gm.) Doppelschnepfe.
Bei Brünn sehr selten. Am 15. X. 1902 kaufte ich am Markte
ein bei Groß-Meseritsch erlegtes Exemplar (295 mm).
Die Angabe Schades, dab die große Bekassine bei Brünn
brüten dürfte, bezweifle ich sehr, um so mehr, als sie Schade gar
nicht kannte und durch unbestimmte Bezeichnung des angeblichen
Brutortes jeder Nachforschung entgeht.
191. Gallinago gallinago (L.) Bekassine.
- Spärlicher Durchzügler; beobachtet habe ich sie am:
1904: 13. III. Mödritz, auf den Wiesen 3 Stück.
1905: 12. IV. Mödritz, auf den Wiesen mehrere.
1907: 10. XI. Rebeschowitz, 1 Stück auf den Chirlitzer Tümpeln.
1908: 6. XI. Malomierzitz, erschlug sich 1 Stück am Telegraphendraht.
Dieses Exemplar ist im Besitze des Herrn Nowak in Malomierzitz.
!) Die Daten Schades über ein bei Brünn (September 1899) erbeutetes
Stück von N. tenuirostris Vieill..kann ich nicht widerlegen, da ich Schade damals
nicht kannte. Bei seiner schlechten Kenntnis seltener Sachen bezweifle ich aber
stark diese Angabe, die leider Eingang in den „Neuen Naumann‘ fand.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX., 2. 13
264
1909: 25. III. Rebeschowitz, 2 Vögel auf den Wiesen.
Ferner wurden Bekassinen eingesendet von:
Lundenburg (6. X. 1907, 7, 28, 44) und
Pohrlitz (11. X. 1908, S 20, 40).
Schließlich besitzt die Bürgerschule in Schimitz 1 Exemplar.
192. Gallinago gallinula (L.) Moosschnepfe.
Noch seltener als die vorige Art.
Am 26. IX. 1904 erschlug sich 1 S bei Puntowitz am Draht
und befindet sich in der Klubsammlung.
Am 11. X. 1908 wurde 1 2 aus Ober-Willomitz nach Brünn
zum Stopfen eingesendet (18 cm, 30 cm).
Schließlich ist auch in der Hussowitzer Bürgerschule ein
ausgestopftes Exemplar, wahrscheinlich von Strelitz.
193. Seolopax rustieula (L.) Waldschnepfe.
Bei Brünn nur sehr selten und spärlich brütend. Dagegen
häufiger am Zug.
Am 24. VI. 1902 jagte ich in einem feuchten Nebentale
des Rziczkatales eine Schnepfe auf, die mich durch das bekannte
Sichkrankstellen weit vom Neste fortgelockt hatte; erst als sie
plötzlich aufflog, sah ich meinen Irrtum ein und suchte nach dem
Neste, aber vergeblich.
Frühjahrszug: 1901: 10. III. wurde beim Vogelhändler eine lebende Schnepfe
zum Kauf angeboten.
16. III. wurde die erste im Schreibwalde geschossen.
Vom 20. III. bis 10. IV. in Parfuß beobachtet.
1902: 16. III. begann der Strich im Obřaner Revier.
(Schöllschitz bis zum 29. III. nichts zu sehen; Strich 0.)
1903: 18. III. wurde im Schreibwalde die erste geschossen; in
Rozdrojowitz 1 Stück gesehen (dort dauerte der Zug
bis zum 2. IV.).
19. bis 26. III. wurden 4 Schnepfen erlegt — Lósch. (In
Parfuß war in diesem Jahre nichts zu sehen.)
1904: 13. bis 23. III. Schöllschitz, Strich.
1905: 9. IV. Parfuß, noch einige angetroffen.
1906: 0.
1907: 29. III. Gelber Berg, 1 in einem Weingarten aufgestoßen.
10. IV. Lundenburg, 1 Stück wurde zum Stopfen ge-
sendet, £ (35, 59).
265
Frůhjahrszug: 1908: 27. III. Die ersten Schnepfen aus Lundenburg und Parfuß
auf dem Markte.
28. IIJ. bis 6. IV. wurden Schnepfen in Czernowitz be-
merkt und geschossen.
4. bis 9. IV. hielten sich mehrere Vögel bei Schöllschitz auf.
1909: 3. IV. Die ersten von Lundenburg auf dem Markte.
10. IV. Czernowitz, 3 Stück am Waldrande beobachtet.
11. IV. Jehnitz, 2 Stück wurden geschossen.
17. IV. Sobieschitz, 1 Stück gesehen.
Herbstzug: 1901: 26. X. Lösch, 3 Stück gesehen.
2. XI. Lösch, 1 Stück geschossen.
1902: 8. X. Lösch, 1 Stück abends bemerkt.
9. und 10. X. auf den Brünner Märkten.
26. X. Schöllschitz, wurde 1 Stück geschossen.
24. XII. Schöllschitz, wurde 1 Schnepfe in den Kobeln
(Remisen) tot aufgefunden.
1903: 0.
1904: 19. X. Schöllschitz, stieß der Heger 1 Stück auf.
20. X. Brünn, erschlug sich 1 Vogel am Draht.
1905: 15. X. Brünn, 1 © erschlug sich am Draht.
1906: 20. X. Fredamberg, jagte ich in einer Rinne im Walde
1 Vogel auf.
1907: 24. IX., 27. X. und 10. XI. Stücke auf dem Geflügel-
markte (das letzte aus Babitz).
17. X. Czernowitz, wurde in den Weingärten 1 Vogel
beobachtet.
10. XI. Von Mödlau wurde eine Schnepfe zum Stopfen
eingesendet.
1908: 3. X. erhielt ich von Muschau 1 erlegtes © (38, 64 mm).
Als besonders gute Plätze für den Zug der Schnepfen gelten
bei Brünn: Parfuß, Schreibwald, Kleidovka und Lösch. Die näheren
beziehungsweise genaueren Plätze für einen erfolgreichen Schnepfen-
anstand wechseln aber mit der Vegetationshöhe.
Gestopfte Exemplare fand ich in den Schulen von Hussowitz
und Schimitz sowie bei Herrn Weinlich in Latein.
194. Cygnus olor (Gm.) Höckerschwan.
Wird nur im Augarten in Brünn ganz zahm und auf den
Schloßteichen Eisgrubs halbwild gehalten. In Eisgrub schreiten die
Höckerschwäne jährlich zur Brut, wogegen die im Brünner Au-
garten nie brüteten. Diese verschwanden übrigens überhaupt, seit-
dem im Jahre 1908 die Ponavka überbrückt wurde.
Wilde Höckerschwäne sind noch nicht beobachtet worden.
18*
195. Cygnus cygnus (L.) Singschwan.
Am 2. I. 1908 wurde ein jüngeres Stück bei Muschau von
einem Holzarbeiter an der Schwarza mit einer Hacke, die er nach
dem Vogel warf, am Flügel verwundet und gefangen.
Dann lieferte der Mann den Schwan dem Forstamte aus,
wo er zehn Tage lang gehalten und mit Kukuruz, Brot und Weizen
gefüttert wurde. Schließlich wurde er getötet und nach Brünn
unter dem Namen Branta leucopsis (!) zum Stopfen eingesandt.
Einige Tage zuvor soll derselbe Vogel vom Heger beschossen
worden sein. Der Schwan, den ich auch selbst untersuchte, war
ein mageres, jüngeres F (140, 236). Das Stopfexemplar war eine
Zeitlang im Unter-Wisternitzer Forstamte und soll sich jetzt im
fürstlichen Museum in Nikolsburg befinden.
196. Anser fabalis (Lath.!) Saatgans.
Nur am Zug, läßt sich aber selten nieder.
1902: 1. V. Mödritz, gegen 100 Stück zogen über den Ort; der Heger
schoß 1 S.
1903: 3. III. Mödritz, 8 Stück zogen gegen Norden.
1904: 30. IX. Schöllschitz, 10 Uhr vormittags ziehen 24 Stück gegen
Süden.
1905 "und 1906: 0.
1907: 6. X.” Bei Ung.-Hradisch Zwurden 2 Stück geschossen F (hiesiger
Markt).
20. X. Poppitz, 5 Uhr nachmittags zogen 50 Stück gegen Südosten.
25. X. In Pritlach wurde 1 2 geschossen und nach Brünn ge-
sendet.
26. X. Poppitz, 6 Uhr nachmittags, zogen wieder 10 Stück südlich.
27. X. Czernowitz, Imal 18 und dann 5 Stück zogen (um 9 Uhr
früh) gegen Ostsüdost (sehr hoch).
27. X. Ober-Gerspitz, 4 Uhr nachmittags, zog eine Schar von
13 Stück nach Süden.
28. X. Brünn, Pferdemarkt, 30 Stück ziehen sehr hoch gegen Süden.
1908: 5. III. in Pulgram wurde 1 Stück geschossen.
20. III. Brünn, eine Schar zog über die Stadt. 3
1909: 17. III. Gerspitz, saßen 10 Stück bei einer Lache und zogen dann
F gegen Norden. !
1) Alle bei Brünn bisher geschossenen oder gefangenen Gänse waren aus-
nahmslos Saatgänse. Ich vermute deshalb, daß es sich immer um Saatgänse
handelt, wenn mir Heger und Jagdfreunde von durchziehenden Wildgänsen er-
zählen.
267
1909: 17. III. Czernowitz, schoß der Heger in eine 16 Stück záhlende
Schar, die auf den Feldern bei der Irrenanstalt saß.
21. III. Rebeschowitz, mehrere auf den Wiesen.
21. III. Zatschan, wurde 1 Stück gefangen und längere Zeit ge-
halten (vom dortigen Wirte).
Eine präparierte Saatgans fand ich in der deutschen Zin envelkunhels
in Königsfeld (sie stammt aus Straßnitz').
197. Anas boschas (L.) Stockente.
Wenn die Stockente bei Brünn überhaupt brütet, so dürfte
dies jedenfalls nur sehr selten sein, wie schon Czapek richtig
bemerkt. Im Jahre 1899 soll sie bei Czernowitz gebrütet haben;
der Heger fand Eier in einem Gestrüpp.
Sonst erscheinen die Enten bei uns gewöhnlich erst im De-
zember und bleiben oft bis in den Anfang des Monates April. So:
1900: Vom 26. XII. (Roter Berg) bis 1901: 10. III. Mödritz (noch 30 Stück).
1902: Vom 27. XII. (Priesenitz, Riesenschwarm von zirka 1000 Stück)
bis 1903: 5. IV. Mödritz (auf den Wiesen noch 3 Stück).
1904: Noch bis zum 13. IIT. (Mödritz, auf den Wiesen 7 Vögel).
Vom 16. XII. (Schöllschitz) bis 1905: 2. III. (Rebeschowitz).
1905: Vom 21. XII. (Mödritz) bis 1906: 8. I. dortselbst.
1907: Bis 17. III. (Mödritz).
Vom 10. XI. (Rebeschowitz) bis 1908: 29. III. (dortselbst).
1909: Bis zum 25. III. (Kumrowitz).
Die Stockenten erscheinen in der Ebene südlich von Brünn
zumeist in kleineren Gesellschaften, hin und wieder aber auch in
ungeheueren Flügen, die viele Hunderte umfassen. Zuerst sieht
| man sie an den nicht zugefrorenen Flüssen, später auf den Feldern
und im Frühjahr auf Wiesen. Beschleichen lassen sie sich nur
des Abends oder zeitlich früh. Selbst bei größtem Sturme lassen
sie bei Tag im freien Felde nicht ankommen. Bei solchen Stürmen
decken sich die Enten hinter Schollen oder lagern im Schnee.
Am 18. III. 1909 beobachtete ich bei Kumrowitz, wie zwei
Enten einander in der Luft jagten, was sich wie ein Liebesspiel
ausnahm.
198. Anas penelope (L.) Pfeifente.
Am 20. X. 1907 wurde bei Groß-Bitesch 1 Z geschossen
und nach Brünn zum Verkaufe gesendet. Ich bekam das Stück in
1) In der Schulsammlung der deutschen Knabenvolksschule in Königsfeld
befindet sich eine Tadorna tadorna (L.) Brandgans. Sie wurde bei Lodenitz ge-
schossen und von einem Herrn Nowak dortselbst ausgestopft. Näheres konnte
ich bisher nicht erfahren und nehme deshalb vorläufig von einer Aufnahme in
die Liste Abstand.
268
die Hand, als es bereits stark verwest wart). Sonst habe ich keine
Nachrichten iiber diese Ente erhalten.
199. Anas strepera (L.) Nesselente.
Im Februar 1901 schoß Schade ein schönes Z bei den
Wasserwerken. Leider war es schlecht präpariert und wurde mir,
der ich das Stück erwarb, von Motten. gefressen.
Am 17. und 19. IX. 1907 waren drei Nesselenten aus Unter-
Wisternitz auf dem Markte. Am 6. XII. 1907 erhielt ich 139,
das bei Rampersdorf gefangen worden war (befindet sich in der
Klubsammlung. G : 53, 85; 2:50, 80).
200. Anas guerguedula (L.) Knáckente.
Brütet bei Brünn an einigen Stellen. So bei Chirlitz, Nenno-
witz, Rebeschowitz. Sonst ist sie auch das ganze Jahr bei uns zu
sehen.
Am Brutort erschienen sie:
1906: 25. III. 1 Z ©, Rebeschowitz.
1907: 17. 1IT. 3 J 2, Rebeschowitz.
1908: 22. ITI. 2 $ ©, Chirlitz.
Aber auch noch im April sieht man durchziehende Vögel. So
1907: 10. IV. Jundorf 2 4 © auf dem toten Flußarm.
22. IV. Hussowitz S (befindet sich in der Schule).
Am 13. VL 1907 hörten wir in Rebeschowitz das G die ganze
Nacht rufen. Im Winter sieht man zuweilen größere Gesellschaften.
So am 2. XII. 1907 bei Rebeschowitz gegen 80 Stück.
Gestopfte Stücke fand ich beim Heger in Czernowitz (März
1900) und in den Schulen von Dürnholz (3 Prachtkleid). Auch
Herr Wach in Pohrlitz besitzt 1 S im Herbstkleide.
Auch in feuchte Bergtäler verirren sich zuweilen Knäckenten
(Rziczkatal, 12. IL 1903, 1 G9).
201. Anas crecea (L.) Krickente.
Ob diese Ente bei Briinn briitet, ist noch zweifelhaft. Ich
sah zur Brütezeit einmal 1 S bei Rebeschowitz (1908, 10. V.).
Auch im Winter kam mir diese Ente nur einmal zu Gesicht. Am
1) Schades Angabe über Anas penelope, Fuligula fuligula, Fulig. nyroca,
ferina, marila entsprechen nicht den Tatsachen und sind zum größten Teil Jáger-
latein.
Insbesondere ist F. marila aus der Liste der Vógel Briinns zu streichen.
269
4. I. 1908 wurde in der Umgebung 1 S geschossen. Sonst beob-
achtete ich die Krikente noch:
1904: 6. III. Mödritz, 1 SQ auf der Wiese; ebenso am 13. III.
1907: Vom 2. bis 7. IX. Viele auf dem Brünner Markte.
1908: 12. IV. 3 Stück bei Rebeschowitz auf dem alten Flusse.
1. X. 1 2 wurde von Öls nach Brünn zum Stopfen gesendet
(35, 48).
1909: 25. III. 2 Z2 bei der Rebeschowitzer Inundation.
Am 23. VI. 1907 schoß Kollege Wymetal 1 S (365) im Übergangskleide
(bei Bratelsbrunn).
Scharen von Krickenten im Freien oder gestopfte Stücke in
Sammlungen sind mir nirgends untergekommen.
202. Dafila acuta (L.) Spiebente.
In der nächsten Nähe Brünns noch nicht beobachtet. 13. XII.
1905 wurde 12 bei Kromau geschossen und auf dem hiesigen
Markte zum Kaufe angeboten.
1 S2 von Spiebenten, welches die Klubsammlung besitzt,
stammt aus Südmähren. Das Z wurde am 12. IV. 1908 im Nikols-
burger Stadtwald erlest, das 2 am 8. Oktober 1908 in Bratels-
brunn geschossen.
203. Spatula elypeata (L.!) Löffelente.
Bei Brünn wurde im Winter 1900 1 4 von Schade erlegt.
Seit dieser Zeit habe ich hier noch kein einziges Stück gesehen.
Auch in Sammlungen ist nichts zu finden.
Am 9. XI. 1907 sah ich mehrere geschossene Stück aus
Ung.-Hradisch auf dem hiesigen Markte. 1 S im Úbergangskleid
aus der Gegend von Wesely a. d. March besitzt Herr Hruby in
Kumrowitz. Die Sammlung der Bürgerschule in Dürnholz enthält
1 S im Prachtkleide.
204. Fuligula fuligula (L.) Reiherente.
Im Winter 1900 wurde ein Reiherentenpaar am Wasserwerke
im Schreibwalde von Schade erlegt. Ein weiteres 49 vom hiesigen
Markte kaufte im März 1908 der hiesige Präparator Herr Schroll.
Herr Felbinger in Schöllschitz besitzt ein Stück im Jugendkleid
1) Spatula elypeata, Anas strepera sind nicht Brutvögel in der Umgebung
Brünns und die Angaben Schades diesbezůglich sind falsch.
270
aus der dortigen Umgebung. Von Lundenburg wurden folgende
zwei Stück nach Briinn zum Stopfen eingesendet:
S, 25. VIII. 1908 (44, 68 cm); S, 16. II. 1907 (47, 76cm").
205. Fuligula clangula (L.) Schellente.
Bei Briinn wohl sehr selten. Ein von Schade irgendwann
geschossenes Exemplar ist mir nicht bekannt. In der Schule zu
Raigern fand ich ein schönes S im Hochzeitskleide?). Am 27. III.
1908 re dn Dostal 1 S bei Rampersdorf. Kollege a
erhielt am 7. III. 1909 12 von Dürnholz.
206. Fuligula ferina (L.) Tafelente.
In der Klubsammlung befindet sich ein schönes G, geschossen
am 28. III. 1909 bei Strelitz. Ich kaufte es am Markte. Das ist
das einzige Stück aus der Umgebung. Kollege Czapek sprach mir
gegenüber die Vermutung aus, daß die Tafelente mehr den west-
lichen, die Moorente mehr den östlichen Teil Mährens durchzieht
und daß beiläufig eine Linie Bratelsbrunn— Brünn diese Teile
scheiden dürfte. Damit stimmt allerdings nicht überein, daß die
Tafelente auch bei Rampersdorf beobachtet worden ist, so neuer-
dings am 6. X. 1907, an welchem Tage Kollege Dostal 1 2 schoß.
Dagegen wurde westlich von dieser Linie tatsächlich keine Moor-
© ente beobachtet.
207. Fuligula nyroca (Güldenst.) Moorente.
Bei Brünn sehr spärlich. Herr Janko, Präparator in Königs-
feld, besitzt 1 9, das im März 1908 bei Mokra Hora an einem
Waldtümpel geschossen worden war.
Am 1. IX. 1907 wurde von Olmütz 1 S (45, 70), am 13. X.
desselben Jahres 1 2 (40, 59) von Lundenburg nach Brünn zum
Präparieren gesendet.
208. Fuligula rufina (L.) Kolbenente.
Obzwar das Brüten dieser Ente bei Eisgrub nicht ausgeschlossen
ist, stützt sich die Angabe Schades nur auf das schon von mir
?) Daß Fuligula marila (L.) Bergente bei Brünn ein beinahe regelmäßiger
Wintergast ist (wie Schade behauptet), muß als eine Erfindung, um keinen
schärferen Ausdruck zu gebrauchen, bezeichnet werden.
2) In einer Brünner Schule fand ich ein von Rentél gestopftes Stück
von Fuligula albeola (L.) Bůffelente — ohne Angabe der Herkunft.
271
Genannte, am 23. VII. 1900 geschossene 9, welches sich in der
Klubsammlung befindet. Es wurde damals vom Herrn Janda jun.,
dem Sohne des Eisgruber Oberforstmeisters, geschossen. Bei Brünn
ist diese Ente nie erschienen.
209. Harelda hyemalis (L.) Eisente.
Im Frühjahr (März) des Jahres 1900 kaufte ich vom Herrn
Schade ein altes S dieser Ente, von welcher mir Herr Schade
mitgeteilt hatte, sie sei bei den Brünner Wasserwerken geschossen
worden. Da aber der genannte Herr diese Art gar nicht anführt,
hat er mich entweder irregeführt — oder sein Gedächtnis verließ
ihn beim Schreiben des öfter zitierten Artikels, beides gewiß keine
Qualitäten für einen ernst zu nehmenden Ornithologen. In Rampers-
dorf wurde im Mai 1908 ein Stück vom Förster geschossen.
210. Oidemia fusea (L.) Samtente.“)
Ein junges 4 befindet sich in der Schulsammlung von Raigern.
Am 5. I. 1908 wurde von Klein-Mohrau ein Stück dem hiesigen
Präparator Herrn Schroll eingeliefert. Am 22. X. 1908 kam 18
(56, 90 cm) aus Lundenburg zum Stopfen hier an. Es befindet sich
im dortigen (Lundenburger) Gymnasium.
211. Mergus serrator (L.) Mittelsäger.?)
Bisher habe ich den Mittelsäger nicht beobachtet und kein
geschossenes Stück aus der Umgebung gesehen. Gestopfte Exem-
plare fand ich in den Schulen von Raigern ©, Pohrlitz Z, Gutten-
feld ©; ferner bei Herrn Hruby in Kumrowitz (2 © aus Wesely
a. d. March).
212. Mergus merganser (L.) Großer Ságer.
Im Februar 1900 hielten sich 2 S kurze Zeit an der Schwarza
bei Brünn (bei hohem Schnee) auf. Ich selbst habe mit Herrn
1) Die Angaben Schades über die beiden Arten der Gattung Oidemia
sind in das Reich der Fabel zu verweisen. Insbesondere ist Oidemia nigra niemals
hier beobachtet worden und es liegen auch keine Belege vor. 1 <£ von Oidemia
nigra, das ich von Schade im April 1900 kaufte, war ein halbverwester Balg
aus Holland.
?) Zu den Angaben Schades über Mergus albellus möchte ich hinzufügen,
daß 1900 im Februar keinerlei Zwergságer (auch von Herrn Schade nicht) bei
Brünn geschossen wurden.
272
Schade diese zwei Exemplare beobachtet, von welchen aber keines
geschossen wurde. Die Vögel flogen außerordentlich hoch und
ließen am Wasser absolut nicht ankommen.
Am 10. I. 1908 wurde 1 S (70, 94) aus Nikolsburg, am
12. II. 1908 2 gg aus Pollau (67, 96; 71, 98) nach Brünn zum
Stopfen eingesendet.
In der Schimitzer Bürgerschule befindet sich 1 32.
Der Hausmeister des Herrn Dr. Burkart besitzt 19, das im
Winter 1907 bei den Mödlauer Seen geschossen worden war.
213. Pelecanus onocrotalus (L.) Gemeiner Pelikan.
In dem Tagebuche des schon öfter lobend genannten Hegers
Herrn Schmadlak in Schöllschitz findet sich am 17. II. 1902
folgende Notiz: „Am Obradamm sah ich einen Vogel auffliegen,
so groß wie ein Schwan (es war aber keiner, denn sein Hals war
sehr kurz und wie ein dicker Kropf). Er war ganz grau und setzte
sich mehrmals nieder. Ich schoß zweimal nach diesem Pelikan.“
Einen andern Beweis für die Richtigkeit der Bestimmung habe
ich allerdings nicht, als den Umstand, daß sich dieser Heger
wegen seiner Genauigkeit und Zuverlässigkeit sowie Vogelkenntnis
und Beobachtungsgabe über alle mir sonst bekannten Heger erhebt.
Dies tritt schon in der Führung eines Tagebuches klar zutage.
214. Phalacrocorax carbo (L.) Kormoranscharbe.
Am 14. V. 1907 kam aus Lundenburg ein Stück hier an,
87 cm lang (mit dem Schnabel, wie immer, gemessen) und 132 cm
Flugbreite. Es wurde bei Herrn Schroll präpariert und befindet
sich nun in der Sammlung des Gymnasiums in Lundenburg.
In der Nähe Brünns habe ich es noch nie beobachtet, ob-
wohl in den Sammlungen der Brünner Schulen einige Exemplare, von
Rentéls Hand gestopft, zu finden sind. Rentél selbst veröffentlichte
einige Zeilen über eine im Jahre 1887 bei Střelitz erlegte Kormoran-
scharbe( Verhandlungen des Naturforschervereines, Brünn, 1888,258.).
Im Oktober 1899 erschlug sich ein jüngeres Stück am Rat-
hausturme in Briinn und befindet sich ausgestopft in der Schule
Eichhorngasse.
215. Hydrochelidon nigra (L.) Schwarze Seeschwalbe.
Im Herbste des Jahres 1893 wurden bei Raigern sechs jüngere
Vögel geschossen. Alle práparierte Herr Rentél beziehungs-
213
weise Herr Weinlich, der von dem ersteren unterwiesen worden
war. Ich sah zuerst ein Stück bei Herrn Weinlich und fragte
nach den anderen. Die müßten in den Brünner Schulen sein, war
die Antwort. Tatsächlich fand ich drei in verschiedenen Schulen
Brünns noch auf, die alle die charakteristische Art der Präparation
Rentéls zeigen und einander in der Zeichnung gleich sind.
Auch in der Schule von Kumrowitz ist ein Vogel im
Sommerkleide.
216. Sterna hirundo (L.) Flußseeschwalbe.
Im Freien nur bei Eisgrub (19.—22. VII. 1900) beobachtet.
Daß diese und die vorgenannte Art bei Eisgrub brüten, ist durch
nichts erwiesen. (Siehe Schade!)
Ich fand ausgestopfte Exemplare bei Herrn Hruby in
Kumrowitz (2 Stück von Wessely a. d. March) und in den Schulen
von Kumrowitz und Neusiedl (je 1 Stück).
217. Larus minutus (Pall.) Zwergmöve.
Am 22. VIII. 1908 wurde bei Leipertitz ein jüngeres © ge-
schossen, von Wymetal präpariert und befindet sich in der
Klubsammlung.
218. Larus ridibundus (L.) Lachmöve.
Bei Brünn Fischer und Fischreiher geheißen. Im Frühjahrs-
zuge nicht selten. In den Sommermonaten einzelne spärliche
Vagabunden.
Frühjahrszug: 1903: Vom 20. III bis 19. IV. (Mödritz).
1904: Vom 16. III. bis 20. III. (Mödritz).
1906: Am 18. III. (Rebeschowitz), bei der Inundation, viele
bei Czernowitz.
1907: Am 24. III. (Rebeschowitz), einige.
1908: Vom 29. III. (Rebeschowitz) bis 6. IV. (Czernowitz).
1909: Vom 18. III. (Czernowitz) bis 4. IV. (Rebeschowitz).
Umherziehende Stůcke im Sommer:
1907: 11. V. Bei Priesenitz 5 Stück.
13. X. Bei Raigern 3 Stück.
19. VI. Bei Mödritz 1 Stück.
7. VIII. Brünn, nach einer Gewitternacht zieht um 5 Uhr früh
bei regnerischem Wetter 1 Stück gegen Südosten.
Wenn Schade behauptet, daß die Lachmöve bei Eisgrub
keine namhafte Kolonie bilde, so kennt er eben den Steindamm-
274
teich oder Nimmersatt nicht. Úber die dortige Kolonie habe ich
bereits berichtet. (Umg. v. Muschau, 1907.)
Ausgestopfte Exemplare fand ich in den Schulen von Turas
(juv.) und Hussowitz.
219. Larus canus (L.) Sturmmóve.
Ausgestopfte Exemplare nirgends gefunden. Draußen viermal
gesehen, und zwar:
1902: 9. XI. Priesenitz, nachmittags, laut küüt, kjuh rufend.
1903: 19. IV. Mödritz, am Flusse.
1906: 6. V. Raigern, auf den Feldern (?).
1909: 4. IV. Molleis, auf den Wiesen.
Immer waren es nur einzelne Individuen.
220. Larus marinus (L.) Mantelmüve.
Am 24. VIII. 1907 wurde ein jüngeres Stück von einem Herrn
aus Brünn dem H. Schroll zum Präparieren übergeben. Das Tier
war ganz frisch. Ob es sich aber wirklich um einen mährischen
Vogel gehandelt hat, konnte ich nicht klarstellen. (64, 142)").
221. Colymbus cristatus (L.) Großer Lappentaucher.
Bei Briinn nicht brütend angetroffen.
Am 17. XII 1906 erhielt ich ein ©, das bei Schabschitz
eingefangen wurde, lebend. Es ist jetzt als Balg in der Klub-
sammlung. (57, 84).
Am 31. IX. 1907 ein S bei Brünn geschossen. (57, 80).
Am 30. XI. 1907 wurde ein S bei Kopaïowitz erlegt. (54, 83).
Beide wurden bei Schroll präpariert.
Die Schule von Kumrowitz besitzt 1 ©, die in Hussowitz
1 G im Prachtkleide.
222. Colymbus griseigena (Bodd.) Rothalstaucher.
Herr Hruby in Kumrowitz besitzt 1 Stück (im Winterkleide),
welches von Wessely a. d. March stammt. Am 12: IV. 1907 hielt
sich ein schönes Z auf dem Dorfteiche von Unter-Gerspitz auf,
konnte aber trotz aller Mühe nicht erlegt werden. ;
1) In einigen Schulen Brünns fand ich ferner noch die von Rentél ge-
stopften Mövenarten: Larus marinus, Larus argentatus, L. glaucus, Stercorarius
parasiticus, L. fuscus, ohne aber ihre Herkunft eruieren zu können.
ID
-I
ox
223. Colymbus auritus (L.) Gehörnter Lappentaucher.
Herr Weinlich in Latein besaß ein junges S, welches im
Winter 1901 auf dem Maxdorfer Teiche geschossen wurde und
sich jetzt in der Schule zu Sebrowitz befindet.
Ein zweites ähnliches Exemplar steht im Kabinette der
Mädchenvolksschule in Königsfeld und ist ein Geschenk des
Herrn Verwalters Hammer.
224. Colymbus nigricollis (Brehm) Schwarzhalstaucher.
Die Schule in Raigern besitzt ein schönes G © im Frühahrs-
kleide; die Schule in Guttenfeld 1 S im Hochzeitskleide.
Ferner kam nach Brünn zum Ausstopfen 1 S im Hochzeits-
kleide aus Mohelno am 21. V. 1908 an. (34, 68).
In Bratelsbrunn schob Wymetal am 1. V. 1908 1 S (310 mm).
225. Colymbus fluviatilis (Tunst.) Flußtaucher.
Der häufigste Taucher bei Brünn. Trotzdem habe ich keine
unzweifelhaften Beweise für sein Brüten. Im Winter ist er an
den Flüssen sehr häufig. Ich beobachtete ihn z. B.:
1900: 2. XII. Mödritz, am Flusse. 14. IX. 1902 ebendortselbst.
16. V. auf den Tümpeln bei Czernowitz.
Geschossene Vögelerhielt der hiesige Práparator Schroll von Brüsau 7,5. III.
1902; Lundenburg 2. X. 1904, © (24 cm).
Umgebung von Brünn, 2. I. 1907 (7 25 cm); Muschau, 18. VI. 1907 (juv.).
Umgebung von Brünn, 14. II. 1908 (Z 24 cm).
Ausgestopfte Individuen fanden sich vor in den Schulen von Czernowitz
(S, Prachtkleid), Kumrowitz, Dürnholz, Hussowitz (in 2 Schulen), Königsfeld
sowie bei den Herren:
Weinlich in Latein (£ im Prachtkleide von Maxdorf), Hausmeister des
Herrn Dr. Burkart (4 von Urspitz), Nowak in Malomierzitz (7, Herbst 1906
auf den Schimitzer Tümpeln geschossen).
226. Gavia arctica (L.) Polarseetaucher.
Bei Brünn wurde am 3. I. 1908 1 G geschossen (70, 135)
und befindet sich in der Nenstiftgasse-Schule. Von Lundenburg
wurde am 9. I. 1908 1 G nach Brünn zum Ausstopfen eingesendet.
Am 8. XII. 1908 erhielt ich 1 S aus Nikolsburg. (Klubsammlung).
In der Schule zu Kumrowitz befindet sich auch 1 Exemplar.
227. Gavia lumme (Gum.) Nordseetaucher,
Ende November 1902 wurde je 1 Stück an der Schwarza
beim Roten Berge und bei Jundorf geschossen. Am 15. XI. 1905
276
wurde am Můhlgraben bei Mödritz 1 Z (710) tot aufgefunden.
(Mödritzer Schule.)
Am 9. 1..1908 wurde 1 S (67, 151) wiederum beim Roten
Berge geschossen. (Klubsammlung.) — Am 19. XI. 1902 wurde
auch ein Individuum bei Billowitz erlegt.
In der Schule zu -Hussowitz fand ich ebenfalls 1 Exemplar.
Nachtrag.
228. Fringilla nivalis (L.) Schneefink.
Am 14. III. 1909 fingen hiesige Vogelsteller 2 dieser für
Mähren ganz neuen Vögel. Es war dies 10 Tage nach dem ersten
und 4 Tage nach dem zweiten starken Schneefalle im März. Die
Vögel (1 Z ©) hielten sich auf den Feldern in der Nähe des
Waldes auf, und‘zwar an der Sobieschitzer Straße, kurz vor dem
Orte selbst.
Auf dem Schnee liefen sie so behend, wie auf den vom ©
Schnee freien Grasrändern, wo sie Nahrung suchten. Hin und
wieder flogen sie auch auf und das S ließ dabei einen eigentüm-
lichen, fast häherartigen Ruf hören (käh tjäh). Sie wurden rasch
nacheinander auf Laufruten gefangen. Das © habe ich in der
Klubsammlung, das S halte ich gefangen!').
229. Emberiza eia (L.) Zippammer.
Im Herbste 1907 wurde bei Brünn ein © gefangen, welches
vom Herrn Ingenieur E. v. Bucher bis zum 6. VII. 1909 gefangen
gehalten wurde. Es befindet sich in der Klubsammlung. (Länge
146 mm, Eier im Eierstocke bis 2"/, mm am 6. VII. 1909.)
Brünn, im Juni 1909?)
!) Siehe: Meine ersten Gefangenen. IX. Bericht des Lehrerklubs für
Naturkunde 1909.
2) Im 1. Teil dieser Arbeit kommen die Nummern 41 und 52 zweimal
vor, so daß sich die Zahl der Rrünner Vögel auf 231 erhöht.
Das Alter des Unterkiefers von Ochos.
Eine Entgegnung an Dr. M. Kříž.
Von Prof. A. Rzehak.
Im Jahre 1906 habe ich in den „Verhandlungen des natur-
forschenden Vereins“ in Briinn (44. Band pro 1905) eine ausführ-
liche Beschreibung des von Herrn K. Kubasek in der sogenann-
ten „Schwedentischgrotte“ bei Ochos aufgefundenen menschlichen
Unterkiefers veröffentlicht. Mit Rücksicht auf seine Eigentümlich-
keiten, erst in zweiter Linie auch mit Rücksicht auf die begleitende
Fauna, habe ich diesen Unterkiefer für altdıluvial erklärt und
dem Homo primigenius Wilser zugewiesen. Auf Seite 111
meiner Abhandlung habe ich überdies auf die sehr wesentlichen
Unterschiede zwischen den altdiluvialen Unterkiefern und jenen
des Lößmenschen hingewiesen und glaubte durch meine Ausführun-
gen überzeugend dargetan zu haben, daß es sich bei dem Unter-
kiefer von Ochos tatsächlich um den altdiluvialen Homo primi-
genius handle. Ich hatte diese Ansicht schon im Jahre 1905
auf der Anthropologenversammlung zu Salzburg ausgesprochen und
schon damals die Zustimmung maßgebender, mit den somatischen
Eigentümlichkeiten des Homo primigenius vertrauter Fach-
männer — wie z. B. des Prof. Hofrat Kramberger-Gorjano-
vié — gefunden. Auch in den seither erschienenen wissenschaft-
lichen Publikationen hat sich — soviel mir bekannt geworden —
kein einziger Anthropologe gegen meine Deutung des Unter-
kiefers von Ochos ausgesprochen. Erst in neuester Zeit hat es
Herr Notar Dr. M. Kriz unternommen, in einer Abhandlung über
„Die Schwedentischgrotte bei Ochos!) in Mähren und
1) Dr. M. Kříž wendet die tschechische Schreibweise „Ochoz“ an.
278
Rzehaks Bericht über homo primigenius Wilseri“ (Ver-
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien, 1909,
Nr. 10, S. 217—232) meine Ausführungen zu berichtigen und die
Behauptung aufzustellen, daß der Unterkiefer von Ochos gleich-
altrig sei mit dem Lößmenschen von Przedmost und aus einer
„glazialen“, mitteldiluvialen Schichte stamme.
Ich bin zwar überzeugt, daß Herr Notar Kříž, der den
Ochoser Unterkiefer, als er ihn — in meiner Gegenwart — zum
ersten Male in die Hand bekam, für rezent erklärte, auch mit
seiner neuen Ansicht ganz isoliert bleiben wird. Durch seinen
Ausspruch: „Auch für das Diluvium gibt es keinen
Schädeltypus, seit der Neanderschädel zu spucken
(recte spuken!) aufgehört hat“ (Kriz, Quartärzeit in Mähren,
S. 528, Fußnote), stellt sich Herr Dr. Kříž ganz unzweideutig auf
den Standpunkt des alten Linné, welcher sagte: „Species tot
sunt diversae, quot diversas formas ab initio creavit
infinitum ens.“ Den frommen Glauben, dab mit dem Beginne
des Diluviums der fertige Homo sapiens auftritt, will ich Herrn
Dr. Kříž durchaus nicht rauben; nur der Umstand, daß der Ge-
nannte in seiner neuesten Arbeit das Tatsachenmaterial nicht mit
der erwünschten Objektivität behandelt, veranlaßt mich, auf die
gegen meine Ausführungen erhobenen Einwände etwas näher ein-
zugehen.
Die von Kříž gegebene detaillierte Beschreibung der topo-
graphischen Verhältnisse der Schwedentischgrotte ist zur Be-
urteilung der Frage nach dem Alter des in dieser Grotte auf-
gefundenen Unterkiefers ganz belanglos; sie beweist jedoch, daß
an mehreren Stellen der genannten Grotte das Eindringen von
Wasser und auch die von mir behauptete Umlagerung der Tier-
knochen möglich war. Auch der Umstand, dal die oberhalb der
Grotte sich ausbreitende felsige Fläche nach Kříž „wie gescheuert“
aussieht, deutet darauf hin, daß die Grotte lange Zeit hindurch
der. Einwirkung des meteorischen Wassers ausgesetzt war. Ur-
sprünglich war sie ja auch, wie Dr. Kříž sagt, „mit Ablage-
rungsmassen fast ganz ausgefüllt.“ Sowohl an der Basis
als auch im Hangenden der Lehmablagerung, welche sich in eine
untere gelbe und in eine obere schwarze Schicht gliedern läßt,
lagen Kalksteintrümmer, deren Beschaffenheit und Ablagerungs-
modus von Dr. Kříž nicht vollkommen klargestellt wurde. Nach
279
Kříž handelt es sich námlich hier um Fragmente, die von der
Decke der Grotte abgestiirzt sind; trotzdem spricht Dr. Kříž
(S. 221 der zitierten Abhandlung) von Kalkblöcken, Kalkstein-
fragmenten und „Kalkschotter“, ohne daß zu entnehmen wäre,
ob tatsächlich wirklicher Schotter, d. h. eine Anhäufung
deutlich abgerollter, mehr oder weniger rundlicher Ge-
steinstůcke vorhanden war. Den oberen „Kalkschotter“ bezeichnet
námlich der genannte Autor als eckig und scharfkantig und
fügt hinzu: „Gewásser konnten ihn nicht hierher getragen haben.“
Hiernach handelt es sich bei der oberen Ablagerung von Gestein-
trimmern nicht um Schotter, sondern um Schutt, welcher
höchstwahrscheinlich in der von Dr. Kříž angedeuteten Weise
entstanden ist; eine Verwechslung der Begriffe „Schutt“ und , Schotter“
sollte bei einem Höhlenforscher nicht vorkommen.
Bei der Ablagerung der unter dem Höhlenlehm angetroffenen
Kalksteintrümmer handelt es sich um wirklichen Schotter, denn hier
hat jedenfalls das fließende Wasser eine große Rolle gespielt. Dr. Kříž
sagt ja (S. 221 seiner Abhandlung) selbst: „In einer Tiefe von
19-40 m befindet sich eine Wasserkammer, in welcher die durch
die Schlote herabstürzenden Gewässer sich sammelten, um dann
vereint mit den übrigen unterirdischen Gewässern beim Rziczka-
ausflusse an das Tageslicht zu treten.“ Nach Kriz konnte sich
der Lehm in der Höhle erst dann ablagern, nachdem die zu der
eben erwähnten Wasserkammer führenden Schlünde durch einge-
keilte Gesteinstrümmer verstopft worden waren; es konnte eine
Zeitlang nur noch das lehmführende Wasser die vorhandenen
Lücken passieren, bis endlich auch der Lehm in dem Hóhlen-
raume liegen blieb.
Ähnliche Vorgänge spielten sich nicht nur in der Schwedentisch-
grotte, sondern wohl in allen Höhlenräumen ab, die von außen
eingeschwemmtes Material enthalten. Das den später zu „Höhlen-
lehm“ gewordenen Schlamm mitführende Wasser konnte so lange
in die unterirdischen Räume eindringen, als nicht die von der
Oberfläche in die Tiefe führenden Zugänge (Schlote) verstopft
waren. Herr Dr. Kříž spricht selbst von den „durch die Schlote
herabstürzenden Gewässern“, scheint aber diesen bei Wolken-
brüchen oder bei rapider Schneeschmelze gewiß gewaltsam ein-
dringenden Wassermassen jede mechanische Wirkung absprechen
zu wollen. Für einen Geologen ist es jedoch einleuchtend, daß
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX., 2, 19
280
derartige Wirkungen eintreten mußten; die bereits abgelagerten
Schlammassen mußten wenigstens bis zu einer gewissen Tiefe
immer wieder aufgewühlt werden, wobei selbstverständ-
lich auch eine Vermengung der im Lehm eingeschlossenen und
der frei an der Oberfläche der Lehmablagerung herumliegenden,
etwa durch Raubtiere in die Höhle getragenen oder auch mit den
eindringenden Fluten von auben eingeführten Skelettreste statt-
finden konnte.
In vielen Höhlen wurde eine Umlagerung der den Höhlen-
boden bildenden Sedimente mit voller Sicherheit konstatiert. So
sind z. B. in den knochenreichen Höhlen von Rübeland im Harz
an einzelnen Stellen zwei altersverschiedene, durch Tierreste
charakterisierte Abteilungen des Höhlenlehms deutlich zu unter-
scheiden; an den meisten Stellen sind jedoch die beiden Faunen
durch sekundäre Umlagerungen miteinander vermischt. In der
„Hermannshöhle“ ist nach Dr. J. H. Kloos („Die Hermannshöhle
bei Rübeland“; Weimar 1889) eine deutliche Trennung verschieden-
altriger Schichten des Höhlenlehms nach den eingeschlossenen
Tierresten nicht zu erkennen; überall liegen Knochen und Kalk-
blöcke im Lehm wirr durcheinander, so daß man es „im vollen
Sinne des Wortes mit zusammengeschwemmtem Schutt zu tun hat“,
welcher immer wieder zerstört und transportiert wird. Mit den
Höhlenbären, die durch ihre ungewöhnliche Größe auffallen, fan-
den sich auch zahlreiche Reste des Schneehuhns und des Lemmings;
mit Recht weist jedoch Kloos (loc. cit. S. 44) darauf hin, daß
„aus dem Zusammenvorkommen in den gleichen Schutthäufungen,
die so oft eine Bearbeitung durch Gewässer erfahren
haben, das gleiche Alter nicht mit Sicherheit geschlossen werden
darf“.
Auf eine wiederholte Umlagerung deutet auch der oft recht
bedeutende Phosphorsäuregehalt des Höhlenlehms. Einzelne Skelett-
reste können sehr lange Zeit hindurch an der Oberfläche des
Höhlenbodens liegen und so nach und nach trotz ihrer im allge-
meinen großen Widerstandsfähigkeit unter der Einwirkung der
feuchten Luft gänzlich zerstört werden. Manche Knochen zerfallen
in zahlreiche scharfkantige Splitter und werden als solche einge-
bettet; einzelne werden jedoch so mürbe, daß sie von dem ein-
dringenden Wasser in Pulverform fortgeschwemmt und mit dem
aufgewühlten Bodenschlamm vermengt werden.
281
Die Möglichkeit einer Umlagerung ist gerade in Höhlen
fast immer gegeben, womit aber durchaus nicht gesagt werden
soll, daß eine solche Umlagerung in allen Fällen stattgefunden
hat. Man bedarf wahrlich keiner besonderen Phantasie, um sich
den mechanischen Vorgang der Umlagerung vorstellen zu können.
Es ist ja doch klar, daß von einer der mechanischen Einwirkung des
Wassers ausgesetzten Ablagerung zunächst die obersten Schichten
abgeschwemmt und an geeigneter Stelle wieder abgesetzt werden,
worauf die tiefer liegenden, im allgemeinen also älteren Par-
tien weggespült und über die früher abgeschwemmten, jüngeren
Partien gebreitet werden, so daß unter Umständen eine völlige
Umkehrung der ursprünglichen Aufeinanderfolge der Sedimente
erfolgen kann.
Speziell für die Schwedentischgrotte bringt Dr. Kříž selbst
Beweise dafür bei, daß zeitweilig reißende Fluten durch die
Höhlenräume ihren Weg genommen haben; er erwähnt (Beiträge
zur Kenntnis der Quartärzeit in Mähren, S. 331), dab sich in
den Höhlenablagerungen Gerölle von Sandstein, Quarz oder Horn-
stein vorfinden, die mitunter ein Gewicht von 25 kg erreichen. Auch
unter den eckigen oder nur wenig abgerollten Gesteinstrümmern
gibt es einzelne bis 30 kg schwere Stücke und speziell in der
Schwedentischgrotte existiert nach Kříž (loc. cit. S. 373) eine
„Wasserrinne, durch welche ehemals reichlich Ge-
wässer mit Kalkgeschieben kamen“. Daß solche Gewässer
nicht bloß einfach transportierend beziehungsweise sedimentierend
wirken, daß sie vielmehr auch zerstörend beziehungsweise um-
lagernd wirken können, wird gewiß kein Geologe in Abrede
stellen. Die zerstörende Wirkung gibt Dr. Kříž selbst zu, in-
dem er annimmt, daß z. B. in den Slouper Höhlen früher
„jedenfalls Jura, Kreide und Miozánsedimente“ vorhanden waren,
später jedoch herausgeschwemmt wurden. Daß hierbei zunächst
die obersten (im allgemeineu jüngeren) Ablagerungen und erst
später die tiefer liegenden (im allgemeinen älteren) fortgeführt
wurden, ist selbstverständlich ; damit ist aber auch schon die Mög-
lichkeit einer Umlagerung und mit dieser natürlich auch die
Möglichkeit einer Vermengung ursprünglich nicht zusammen-
gehöriger Einschlüsse (in unserem Falle der Skelettreste) gegeben.
Dr. Kříž muß ja selbst mit der Möglichkeit solcher: Störungen
gerechnet haben, da er (loc. cit. S. 348) in dem Profil der Ufer-
lg
282
böschung des Weißwasserbaches den „plastischen, grünlich ge-
färbten Lehm“ als Kreide, den darüber liegenden, hellrot ge-
färbten „Sandstreifen mit Eisenerzen“ hingegen als Jura bezeichnet,
also die Auflagerung eines älteren Materials auf jüngerem be-
hauptet, wobei allerdings die Altersbestimmung der erwähnten
Sedimente als sehr fraglich bezeichnet werden muß. Speziell
für die Schwedentischgrotte erblicke ich einen unzweideutigen Be-
weis dafür, daß auch die im Höhlenlehm dieser Grotte einge-
schlossenen Tierknochen der mechanischen Einwirkung des die
Höhle durchströmenden Wassers ausgesetzt waren, in einer Tat-
sache, welche Dr. Kříž merkwürdigerweise vollkommen igno-
riert. Auf S. 94 meiner Beschreibung des Unterkiefers von Ochos
heißt es: „An den ehemals scharfen Rändern ist der Knochen
schwach aber deutlich abgerollt.“ Auch die größeren
Tierknochen, die mir Herr K. Kubasek seinerzeit zur Ansicht
brachte, zeigten deutliche Spuren der Abrollung; es be-
finden sich auch mehrere derartige Knochen in der geologischen
Sammlung der k. k. deutschen technischen Hochschule in Brünn.
Herr Dr. Kříž hat sich anscheinend auf die unrichtige Angabe
Makowskys, die in der Schwedentischgrotte gefundenen Knochen
wären nicht abgerollt (siehe den Bericht über die IV. gemeinsame
Versammlung der deutschen und der Wiener anthropologischen
Gesellschaft zu Salzburg in den „Mitteilungen der anthropologi-
schen Gesellschaft in Wien, XXXVI, 1906, S. [23], ferner: Ver-
handlungen des naturforschenden Vereines in Brünn, XLIV, 1905,
publ. 1906, S. 38 der Sitzungsberichte), gestützt, ohne sich die
Mühe zu nehmen, die Knochen selbst etwas näher zu prüfen. Die
tatsächlich vorhandene Abrollung vieler Knochen ist auf jeden
Fall geeignet, den Verdacht, es habe mit der Abrollung auch eine
Umlagerung stattgefunden, bedeutend zu verstärken.
Wie weit die Vermengung zeitlich nicht zusammengehöriger
Gegenstände in den jüngeren Ablagerungen mitunter geht und
wie schwer dieselbe in manchen Fällen zu erklären ist, dafür liebe
sich eine große Anzahl von Beispielen anführen. Eines dieser Bei-
spiele sollte Herrn Dr. Kříž aus der Geschichte der heimatlichen
Höhlenforschung bekannt sein, nämlich die von dem verstorbenen,
hochverdienten Med.-Dr. H. Wankel im „Časopis“ des Olmiitzer
Musealvereines (1884, S. 72) gemeldete Auffindung eines eiser-
nen Messers in der paläolithischen Kulturschichte der
283
Mokrauer Höhle. Dr. Wankel fand in dieser von ihm als „Pe-
kárna“ bezeichneten Höhle drei verschiedene, anscheinend unge-
störte Kulturschichten, nämlich eine obere, der historischen
Zeit angehörige, eine mittlere neolithische und eine untere,
welche durch Einschlüsse allerlei Resten diluvialer Tiere (Nashorn,
Eisfuchs, Schneehase, Renntier usw.), sowie von geschlagenen Stein-
artefakten als paläolithisch zu erkennen war. In dieser paläo-
lithischen Schichte wurde außer einigen Stückchen von Schmiede-
eisen auch ein eisernes Messer von moderner Form ge-
funden, und zwar zusammen mit Feuersteinwerkzeugen
im Kalksinter eingeschlossen. Dieser Fall ist so eklatant,
dab er jeden gewissenhaften Höhlenforscher bei Beurteilung der
Lagerungsverhältnisse der Höhlensedimente zur äußersten Vorsicht
mahnen muß. Dr. Wankel selbst, der dieses Vorkommen in der
einzig richtigen Weise, nämlich durch teilweise Umlagerung der
Kulturschichten erklärt, war durch den unerwarteten Fund in einer
scheinbar völlig intakten Kulturschichte so überrascht, daß er —
wie ich aus seinem eigenen Munde weiß — über die Fund-
umstände einen Notariatsakt aufnehmen ließ. Dr. Wankel weist
(loc. cit.) übrigens darauf hin, dab auch anderwärts analoge Funde
gemacht worden sind, so z. B. in einer Höhle bei Krakau, woselbst
ein Eisenmesser in Begleitung von Artefakten aus Stein und Hirsch-
horn gefunden wurde, ferner bei Cannstatt, wo man nach O. Fraas
im Kalktuff ebenfalls ein eisernes Messer neben Mammut-
resten fand.
Ebensowenig wie diese Eisenmesser dürfen auch die bereits
mehrfach in diluvialen Ablagerungen aufgefundenen Gefäß-
scherben nicht ohne weiteres als diluvial bezeichnet werden. Der
bekannte französische Archäologe J. Déchelette macht in seinem
neuesten Werke: „Manuel d'Archéologie“, I (Paris 1908) auch
auf Vorkommnisse dieser Art aufmerksam und erklärt sie (S. 170)
unter anderem auch durch eine „mélange de plusieurs
niveaux“. Er hält also selbst eine Mengung von mehreren
Horizonten für möglich und eine Umlagerung (remaniement)
überhaupt für „toujours possible“ (loc. cit. S. 94).
Auch Dr. Kříž anerkennt die große Wichtigkeit der Frage,
ob eine knochenführende Ablagerung als ungestört oder als
umgelagert zu betrachten sei, hält sich aber doch die stets ge-
gebene Möglichkeit einer Umlagerung nicht immer vor Augen. So
284
erklärt er z. B. die im „Schopfen“ (kulna) bei Sloup unterhalb
der ,Feuerstätte“ angetroffenen diluvialen Ablagerungen für un ge-
stört, während er gleichzeitig zugibt, daß die im Hangenden der
erwähnten Feuerstätte auftretende schwarze Lehmschichte „ver-
schiedenem Wechsel unterworfen“ gewesen sein mag.
Dabei vergißt er, daß ja auch der diluviale Höhlenlehm nicht auf
einmal, sondern während sehr langer Zeiträume zur Ablagerung
gelangt ist und daß einzelne Partien dieses Lehmes zu gewissen
Zeiten genau dieselbe Rolle gespielt haben, welche heute die ober-
halb auftretende schwarze Lehmschichte spielt: auch der diluviale
Lehm war also jederzeit der Möglichkeit von „verschiedenem
Wechsel“ unterworfen.
Die Feststellung der völlig ungestörten Lagerung der dilu-
vialen Schichten des „Schopfens“ soll nach Dr. Kříž („Beiträge
zur Kenntnis der Quartärzeit in Mähren“, S. 394 f.) eine sehr ein-
fache Sache gewesen sein; im allgemeinen dürfte es jedoch durch-
aus nicht einfach sein, mit absoluter Sicherheit festzustellen,
ob eine bestimmte Ablagerung gestört ist oder nicht. Es gilt dies
nicht bloß für die Ablagerungen in Höhlen, sondern auch für den
echten (äolischen) Löß, bei welchem die „Deflation* — solange
der Lößstaub noch nicht durch eine dichte Vegetationsdecke ge-
festigt ist — sehr leicht auch Umlagerungen hervorbringen kann.
Wie bei einer Schnewächte die obersten Schneelagen durchaus
nicht den zuletzt gefallenen, also jüngsten Schnee enthalten
müssen, kann auch bei einer Lößablagerung irgend eine Hangend-
partie tatsächlich älter sein als die darunter befindliche Löß-
masse, wenn sich auch für das Auge die ganze Ablagerung als
völlig einheitlich und ungestört darstellt. Seine jetzige „Stand-
festigkeit“ hat der Löß erst im Laufe der Zeit bekommen; während
der Diluvialzeit war er ohne Zweifel viel lockerer und deshalb
auch viel leichter beweglich als jetzt, konnte daher auch ver-
hältnismäßig leicht umgelagert werden. Meiner Überzeugung nach
ist eine solche Umlagerung bei vielen Lößdepots tatsächlich ein-
getreten und erklärt nicht nur den auffälligen Wechsel in der
Mächtigkeit der einzelnen Lößlager, sondern auch — wenigstens
zum Teil — die großen Schwierigkeiten, die sich einer Zonen-
gliederung der meisten Lößablagerungen entgegenstellen. Ich betone
diesen Umstand ganz besonders, weil Dr. Kříž in seiner eingangs
zitierten Schrift („Die Schwedentischgrotte usw.“; S. 229) einerseits
285
meine Behauptung, dal) sich in unseren Höhlen einzelne altersver-
schiedene Horizonte des knochenführenden Höhlenlehms in der Regel
nicht nachweisen lassen, zurückweisen zu müssen glaubt, anderseits
aber — allerdings unbewußt — zugibt, daß eine derartige Horizon-
tierung tatsächlich unmöglich ist. Dr. Kříž bezeichnet nämlich ganz
einfach sowohl den 1:60—2:10 » mächtigen, knochenführenden
Lehm der Schwedentischgrotte als auch den Löß von Przedmost
als „glazial“ und identifiziert dann ohne weiteres (vgl. S. 230
der eingangs zitierten Schrift) „glazial“ mit „mitteldiluvial“.
Wenn sich Dr. Kriz mit der neueren, allerdings sehr umfang-
reichen Literatur des europäischen Quartärs etwas näher vertraut
gemacht hätte, so würde er mit seinen Aussprüchen weniger vor-
eilig sein. Seine Einteilung des mährischen Quartärs in einen
präglazialen, .einen glazialen und einen postglazialen
Abschnitt ist zwar sehr bequem, genügt aber den Anforderungen
der Wissenschaft keineswegs. Die wirklich „práglazialen“ Ab-
lagerungen Europas hängen ja vielfach noch recht innig mit dem
Pliozän zusammen, so daß es angezeigt erscheint, das eigentliche
Diluvium mit den ersten Spuren glazialer Tierformen, d. h. mit
den ersten Andeutungen der Vereisung Nordeuropas beginnen zu
lassen. In dem das Quartär behandelnden Bande der „Lethaea
geognostica“ sagt Prof. J. Frech (S. 19): „Der Beginn des
Quartärs entspricht nach der vertretenen Auffassung dem Heran-
nahen der Vereisung, d.h. dem ersten Erscheinen von For-
men des borealen oder kaltgemäßigten Klimas in den bis dahin
durch wärmeres Klima gekennzeichneten Gegenden.“ Mitunter wird
— namentlich in Frankreich — die erste Phase der „Eiszeit“ zum
Pliozän gerechnet. Jedenfalls wird ziemlich allgemein angenommen,
daß die Eiszeit im. weiteren Sinne, d.h. die einzelnen unterscheid-
baren Eiszeiten mit den zugehörigen Interglazialzeiten, einen außer-
ordentlich langen Zeitraum, der nach vielen Hunderttausenden
von Jahren zu zählen ist, umfaßt. Diesem Zeitraum entspricht doch
gewiß nicht eine einzelne, oft nur wenige Meter mächtige Ablage-
rung als stratigraphisches Äquivalent. Der 2 m mächtige, knochen-
führende Höhlenlehm der Schwedentischgrotte umfaßt chronologisch
gewiß nicht die ganze Eiszeit, ebensowenig wie eine 20 m mächtige
Lößablagerung einen einzelnen Horizont der Eiszeit oder Nacheiszeit
repräsentiert. Das „extraglaziale“ Diluvium erreicht überall eine
verhältnismäßig geringe Mächtigkeit, die ich mir einfach damit
286
erkläre, daß bei Kontinentalablagerungen die Neubildung im
allgemeinen gegen die Umbildung (Umlagerung) zurücktritt.
Selbst in den Gebieten ehemaliger Vereisung spielt die Umlagerung
des vorhandenen Detritus und die damit verbundene Vermengung
heterogener Faunenelemente eine große, bisher jedoch nicht immer
entsprechend gewürdigte Rolle.
Aber ganz abgesehen von den stets möglichen Umlagerungen
ist die Feststellung eines bestimmten geologischen Niveaus in den
Höhlen- und Lößablagerungen auch schon deshalb sehr schwierig,
weil gewisse, zeitlich weit auseinanderliegende Stufen des Quartärs
nahezu identische Faunen enthalten können. Analogen klimatischen
Verhältnissen entsprechen naturgemäß auch analoge Faunen und
Floren; trotzdem wäre es gewiß verfehlt, wenn man behaupten
wollte, daß die chronologische Trennung zweier Ablagerungen,
die übereinstimmende Tierreste einschließen, auf alle Fälle un-
statthaft ist. Wenn man auch für Norddeutschland bloß zwei
eigentliche Eiszeiten annimmt, so kann doch eine und dieselbe
„Glazialfauna“ mindestens in zwei altersverschiedenen, durch die
ohne Zweifel außerordentlich lange „Zwischeneiszeit“ getrennten
Horizonten auftreten. Die sichere Unterscheidung dieser beiden
Horizonte ist mitunter selbst in dem ehemaligen Glazialgebiete
sehr schwierig und demgemäß in den extraglazialen Territorien
noch viel schwieriger. Trotzdem bin ich der Überzeugung, daß
sich in Mähren nicht nur die Nähe der Eisdecke — die ja während
des Maximums der Vereisung bis in die Ostecke unserer Heimat
gereicht hat — sondern auch der Rückzug des Inlandeises in
. klimatischer und folglich auch in biologischer Beziehung geltend
gemacht haben muß. Die klimatischen Schwankungen der Diluvial-
zeit haben sich gewiß, wie selbst E. Geinitz, welcher die Eiszeit (im
weiteren Sinne) als eine „einheitliche Erscheinung, die von unter-
geordneten, kleinen und größeren Schwankungen unterbrochen
war“ (Lethaea geognostica, III, 2. B., 1904, S. 42) auffaßt,
anerkennt, „weit über das vereiste Gebiet hinaus“, bis in
entlegene Landstriche (wie die aralokaspische Niederung) bemerk-
bar gemacht. So konnte auch z. B. in der Zeit, in welcher sich
im benachbarten Preußisch-Schlesien der „Quellenkalk“ von Canth
bei Breslau bildete — eine Ablagerung, in welcher neben anderen
Konchylien auch der wärmeliebende Zonites verticillus Fér.
und die vielleicht mit der lebenden Campylaea banatica iden-
287
tische Campylaea canthensis vorkommen — bei uns in Mähren
„kein glaziales Klima geherrscht haben. Dieser Zeit gehört
vielleicht die Lößpartie an, in welcher ich im Frühling dieses
Jahres (1909) neben zahlreichen, großen Gehäusen der Hel.x
pomatia auch eine Schale des Buliminus assimilis Ziegler
auffand, welche Schnecke sich, gleich der ursprünglich für aus-
gestorben gehaltenen Vivipara diluviana, in den späteren
Phasen der Diluvialzeit nach dem pontischen Gebiete (in die Krim)
zurückgezogen hat und deshalb wohl auch zu den wärmeliebenden
Arten gerechnet werden kann. Während sich gewisse Lößpartien,
die durch arktisch-alpine Tiere charakterisiert sind, ohne Zweifel
in einer kalten Phase der Diluvialzeit (einer „Eiszeit“) abgelagert
haben, kann wohl der eben erwähnte Löß mit Buliminus assi-
milis unmöglich als „glazial“, d. h. chronologisch einer Eiszeit
angehörig, bezeichnet werden. Er kann nur einer Zwischeneiszeit
oder der Nacheiszeit entsprechen, eine genauere Fixierung des
geologischen Horizonts ist jedoch unmöglich.
Da wir auf die Horizontierung unserer Lößablagerungen
später zurückkommen werden, so will ich hier nur noch bemerken,
daß die Unterscheidung der einzelnen altersverschiedenen Niveaus
auch bei den gut geschichteten Ablagerungen des eigentlichen
Glazialgebietes häufig auf Schwierigkeiten stößt, die sich nur auf
Umlagerungen zurückführen lassen. Ich möchte nur hier das
hervorheben, was Dr. F. Wiegers (Zeitschrift der deutschen
geologischen Gesellschaft 1905, S. 504) über den Rixdorfer „Hori-
zont“ sagt. Dieser Horizont gilt für interglazial, enthält jedoch
auch „glaziale“ Tierformen, wie z. B. Ovibos moschatus.
Wenn sich diese beiden Gruppen von Tieren wirklich im selben
Horizont vorfinden, dann ist nach Wiegers ein Teil der inter-
glazialen Kiese von Rixdorf „sicher sekundär umgelagert“.
Stratigraphisch ist diese nur aus der Faunenmischung er-
schlossene Umlagerung nicht nachweisbar.
Herrn Dr. Kříž ist es offenbar nicht ganz klar, was man in
der Geologie unter einem „Horizonte“ zu verstehen hat, da er
die grobe Einteilung des gesamten mährischen Quartär in drei
Abschnitte, die nicht einmal denstratigraphischen Wert
von „Stufen“ haben, für eine Gliederung in „Horizonte“ zu
halten scheint. Die Verdienstlichkeit der zahlreichen Grabungen,
die Dr. Kříž in unseren Höhlen ausgeführt hat, will ich durch-
288
aus -nicht bestreiten; ich muß aber auch anderseits bemerken, daß
nicht eine einzige dieser Grabungen zu einer wirklichen
Horizontierung (im Sinne der modernen Geologie) unseres Höhlen-
diluviums getührt hat. Die Grabungsergebnisse lassen sich nicht
einmal in jedem einzelnen Falle mit der von Dr. Kříž angewandten
Dreiteilung des mährischen Quartärs in Einklang bringen. Dies
gilt sogar für das „berühmte Kulna-Archiv“, den „Schopfen“ bei
Sloup, dessen nach Kříž völlig ungestörte Schichtfolge immerhin
gewisse Momente bietet, die zu denken geben. Hier tritt schon
in den tieferen Partien des Höhlenlehms neben dem Rentier, welches
Dr. Kříž allerdings nicht zu den „glazialen Vertretern“ rechnet),
auch der Vielfraß auf, von welchem drei Humeri in der Tiefe
von 9:50—13°80 m gefunden wurden. Trotzdem bezeichnet Dr. Kiiz
die Liegendpartie des Höhlenlehms im „Schopfen* als „prä-
olazial“; er bedenkt dabei nicht, daß Reste arktisch-alpiner
Tiere in einer wirklich präglazialen Ablagerung unmöglich
an der Basis, die ja chronologisch an die immer noch sehr
warme Phase des Pliozäns anknüpft, sondern erst an der Ober-
kante, die dem Herannahen des Inlandeises entspricht, auftreten
können. Auch den unteren Teil des Höhlenlehms der Schweden-
tischgrotte bezeichnet Dr. Kříž als „práglazial“, obwohl derselbe
ebenfalls Gulo borealis führt. Nach Kriz (Beitr. zur Kenntnis
der Quartärzeit in Mähren, S. 534) waren ja im práglazialen Ab-
schnitte unseres Quartärs die glazialen Tiere doch „noch nicht
da“: wie so treten nun Rentier und Vielfraß, die doch beide ohne
Zweifel nordische Tiere sind, trotzdem in präglazialen Schichten
auf? Wie so kommt insbesondere das letztgenannte Tier an die
Basis des sogenannten „Präglazials“ im „Schopfen“?
Ein weiteres Moment, über welches Dr. Kriz gar zu rasch
hinweggleitet, ist die eigentümliche Zusammenhäufung einzelner
hochnordischer Tiere (wie z. B. Myodestorguatusund Myodes
le m m us) mit charakteristischen Steppentieren (wie z. B. Lagomys
pusillus und Cricetus phaeus) in den obersten Partien des
gelben Höhlenlehms im „Schopfen“; diese Tiere lagen nebst einigen
1) In neuerer Zeit pflegt man das gewöhnliche, hauptsächlich in der
Postglazialzeit auftretende Wald-Ren (Rangifer tarandus) von dem die
eigentliche Eiszeit charakterisierenden Tundra-Ren (Rangifer groenlan-
dieus) zu trennen. An Geweihbruchstücken und fragmentarischen Skelettresten
wird sich die Trennung der beiden Formen wohl nur selten durchführen lassen.
289
anderen (Arvicola gregalis, Arvicola nivalis, Arvicola
ratticeps, Lagopus alpinus und Lagopus albus) in der
Tiefe von 1!/, m „in einem Neste“ vereinigt. Die beiden Steppen-
formen sollen überhaupt nicht tiefer gegangen sein, während die
nordischen Tiere auch außerhalb des Nestes bis in eine Tiefe von
8:55 m beobachtet wurden.
Was repräsentiert nun dieses merkwürdige „Nest“? Da die
Steppentiere nach Kříž erst im postglazialen Abschnitte des
mährischen Diluviums eingewandert sind, so ist das Nest ohne
Zweifel als postglazial anzunehmen. Wie kommt dann aber
der Halsbandlemming in dieses Nest? Ich bestreite die Möglichkeit,
daß dieses ausgesprochen arktische, heute im nördlichen Sibirien
heimische Tier bei uns mit dem kleinen Steppenpfeifhasen und
dem Steppenhamster gleichzeitig gelebt hat, sowie ich daran fest-
halte, daß Moschusochse und Edelhirsch niemals nebeneinander
gelebt haben, wenn man auch mitunter — wie mir wohl bekannt
ist — ihre Reste in einer und derselben Ablagerung findet. Was
die Lemminge anbelangt, deren Reste im oberen Höhlenlehm ge-
funden wurden, so waren dieselben meiner Überzeugung nach
schon lange tot, bevor der erste Zwergpfeifhase den Boden des
mährischen Karstes betrat. In irgend einer Felsspalte oder einem
blind endigenden Höhlengange konnten diese Reste, durch eine
Lehmschichte geschützt, viele Jahrtausende hindurch liegen, bis
sie dann einmal zufällig durch einen kräftigen Wasserstrahl heraus-
gespült und mit den viel jüngeren Skelettresten der Steppentiere
in das merkwürdige Nest eingeschwemmt wurden. Die Vermischung
zweier geologisch unmittelbar aufeinander folgender Horizonte ist,
wie bereits früher ausgeführt wurde, bei Höhlensedimenten ganz
besonders leicht möglich. So handelt es sich bei dem in Rede
stehenden Neste des „Schopfens“ offenbar um eine durch ein-
dringende Gewässer bewirkte Vermengung der Ablagerungen jener
Phasen der Nacheiszeit, welche Nehring als „Lemmingzeit“ und
„Pferdespringerzeit“ bezeichnet hat. Während das Nest mit den
Steppentieren in einer Tiefe von 1:5 m lag, wurden recht zahlreiche
Reste (Kriz zählt 17 Unterkiefer auf) des Halsbandlemmings auch
außerhalb des Nestes in einer viel geringeren Tiefe, nämlich
bei 0:8 m, Reste des Eisfuchses (im selben Grabungsfelde) in
0:6 m, solche des Schneehasen sogar in bloß 04 Tiefe. ge-
funden!
290
Es liegen demnach in dem Profil der diluvialen Ausfüllung
des Schopfens Reste vom Vielfraß nahe an der Basis der „prä-
glazialen“ Schichte, obwohl sie — wie dies z. B. in dem wirklich
präglazialen, paläontologisch mit dem Pliozän verknüpften „Forest-
bed“ von Cromer tatsächlich der Fall ist — naturgemäß erst an
der Oberkante des Präglazials auftreten sollten. Es liegt ferner
das famose „Nest“ mit typischen Steppentieren mitten in einer
Schichte, die durch hochnordische und alpine Tierformen charak-
terisiert ist. Das heißt doch mit anderen Worten nichts anderes
als: In unseren Höhlenablagerungen kommen glaziale Tiere (Gulo
borealis, vielleicht auch Rangifer groenlandicus) schon in
den präglazialen Schichten (nach der Auffassung des Dr. Kříž)
vor; es sind also diese Tiere nicht erst im glazialen Abschnitte
unseres Diluviums eingewandert, wie Dr. Kříž behauptet. Glaziale
Tiere kommen aber auch in Schichten vor, die zur Steppenfauna
gehörige Tiere (Lagomys pusillus und Cricetus phaeus)
einschließen, welche wiederum nach Kříž erstim postglazialen
Abschnitte eingewandert sein sollen. Das sind Widersprüche, deren
Beseitigung Herrn Dr. Kříž sehr schwer fallen wird, solange er
an seinen bisherigen Anschauungen festhält.
In bezug auf das von mir bestrittene Zusammenleben von
Edelhirsch und Moschusochs ist Herrn Dr. Kriz in seiner Ent-
gegnung insofern ein kleines Malheur passiert, als er mir, ohne
es zu merken, vollkommen zustimmt. Ich habe in meiner Be-
schreibung des Unterkiefers von Ochos (S. 92) die Ansicht aus-
gesprochen, daß der Moschusochse, bekanntlich ein hochnordisches
Tier, und der Edelhirsch, den noch kein Zoologe zu den hoch-
nordischen oder hochalpinen Tierformen gerechnet hat, einander
ausschließen, d. h. daß sie nicht an einer und derselben Stelle
der Erdoberfläche gleichzeitig leben können, aus dem einfachen
(runde, weil die Existenzbedingungen, an die sich diese beiden
Tiere angepaßt haben, außerordentlich verschieden sind. Um diese
Ansicht zu entkräften, zitiert Dr. Kříž eine Stelle aus seiner
Schrift: „Beitrag zur Kenntnis der Quartärzeit Máhrens“ (S. 490).
in welcher es heißt, daß am Ausgange der Diluvialperiode die
glazialen Tiere, „wenn nicht alle, so döch in der Mehrzahl“
nördlich gewandert sind und Mähren verlassen haben,
während „das wilde Pferd, hie und da noch das Rentier, der Ur-
ochse und der Auerochse“ bei uns verblieben. Zum Schlusse heißt
291
es dann an der zitierten Stelle (von Dr. Kříž durch gesperrten
Druck besonders hervorgehoben): „Nach und nach kamen die
Flüchtlinge aus dem Süden, der Edelhirch, das Reh usw.“
Damit wird doch ganz klar ausgesprochen, daß sich der Edelhirsch
in den kalten Phasen der Diluvialzeit nach dem Süden ge-
flüchtet hat und erst zu einer Zeit, als das Klima wieder milder
geworden war, nach und nach zurückgekehrt ist. Dr. Kriz
spricht dies sogar selbst ganz deutlich aus, indem er der Auf-
zählung der am Beginne der Eiszeit neu eingewanderten „glazialen
und alpinen Vertreter‘ — unter denen an erster Stelle der
Moschusochse genannt wird — die Bemerkung hinzufügt:
„Der Edelhirsch verschwand.“ („Die Schwedentischgrotte
usw.“, S. 222.) In der Postglazialzeit lebte bei uns wohl „hie
und da noch das Rentier“, aber ganz gewiß nicht mehr
der Moschusochse, der sich beim Herannahen des milderen,
nacheiszeitlichen Klimas als einer der ersten in die unwirt-
lichen Tundren des hohen Nordens zurückgezogen haben dürfte.
Es herrscht also in dieser Frage zwischen Dr. Kříž und mir voll-
ständige Übereinstimmung, obzwar jeder, der den betreffenden
Passus der Kříž'schen Abhandlung liest, den Eindruck bekommen
wird, daß mir der Autor mit seiner unbewußten Zustimmung eigent-
lich widersprechen wollte. |
Die Bedeutung, welche dem Worte „práglazial“ in der Quar-
tärgeologie zukommt, hat Dr. Kříž allem Anscheine nach nicht richtig
erfaßt, sonst könnte er unmöglich die Schichte, aus welcher seiner
Angabe nach der Unterkiefer von Ochos stammt, dem Alter nach mit
dem Löß von Przedmost gleichstellen. Wäre die liegende, 1'2 » mäch-
tige Partie des Höhlenlehms der Schwedentischgrotte wirklich
präglazial, d. h. práglazial im Sinne der modernen Quartär-
geologie, dann käme der sich unmittelbar anschließenden, petro-
graphisch nicht abweichenden, 0:47% mächtigen „glazialen“ Schichte
des Höhlenlehms auf alle Fälle ein vielhöheres Alter zu, als
dasjenige ist, welches ihr Dr. Kriz zuchreibt. Es geht denn doch
nicht an, alle Ablagerungen, welche dem ungeheuer langen Zeit-
raume vom Beginne der Vereisung Norddeutschlands bis zum defini-
tiven Rückzuge des Inlandeises angehören, ganz einfach als „mittel-
diluvial“ zu bezeichnen, wie dies Dr. Kriz tut; diese bequeme,
aber wissenschaftlich nicht begründete Zusammenfassung ist eben
auch wieder nur ein Ausdruck des Unvermögens, eine genauere
Gliederung unserer Diluvialablagerungen durchzuführen.
Das Auftreten von „glazialen“ oder hochalpinen Tierformen
in den oberen Partien des Höhlenlehms in der „Schwedentisch-
grotte“ ist durchaus nicht hinreichend, um diese Partien als
„mitteldiluvial“ (im Sinne der modernen Quartärgeologie) zu -
bezeichnen. Da sich in unseren Höhlen- oder Lößablagerungen
eine bestimmte Schichte nur sehr schwer mit voller Sicherheit als
„mitteldiluvial“ erkennen lassen wird — schon deswegen, weil die
Charakteristik einer solchen Schichte bis heute noch von Nieman-
dem gegeben wurde — halte ich es für angezeigt, die Gliederungs-
versuche unseres Diluviums vorderhand nur auf zwei Hauptstufen
— altdiluvial und jungdiluvial — zu beschränken. In ähn-
licher Weise faßt z. B. auch A. Penck (in seiner Abhandlung:
„Das Alter des Menschengeschlechtes“, Zeitschrift für Ethnologie
1908, S. 400) die „Chelles“-Stufe und die „Moustier“-Stufe
als Paläolithikum, die „Solutre“- und „Madeleine*-Stufe
als Jungpaläolithikum zusammen, und wenn auch z. B. De-
chelette (loc. cit. S. 93) die Moustierstufe zum „Quater-
naire moyen“ rechnet, so stellt er sie doch in einen chronolo-
gischen Gegensatz zu den Stufen von Aurignac, Solutré und
La Madeleine, welche er sämtlich als „Quaternaire supé-
rieur“ zusammenfaßt. Es wird also auch hier zwischen der
Moustierstufe und den jüngeren Quartärstufen ein trennender
Schnitt geführt, ein Umstand, der im Hinblicke auf die später
folgenden, den Unterkiefer von Ochos betreffenden Ausführungen
wichtig ist.
Die Ausdrücke altdiluvial und jungdiluvial sind trotz
ihrer scheinbar weiteren Fassung dennoch präziser als die Bezeich-
nungen „glazial“ und „interglazial“ und nur in völliger Ver-
kennung der tatsächlichen Verhältnisse nimmt Dr. Kriz das Wort
„glazial“ im stratigraphischen Sinne und hält es für gleich-
bedeutend mit „mitteldiluvial“. Die Ablagerungen der Made-
leinestufe, die ganz allgemein als oberes Diluvium aufgefaßt
wird, enthalten ja in vielen Gegenden auch noch zahlreiche „gla-
ziale Vertreter“, müßten also nach Kříz ebenfalls als „glazial“
und demgemäß „mitteldiluvial“ bezeichnet werden, während
anderseits die ältesten eiszeitlichen Gebilde, die gewiß alt-
diluvial sind und mit denen ja, wie schon früher einmal bemerkt
wurde, viele Geologen das Diluvium überhaupt erst beginnen lassen,
wegen der in ihnen eingeschlossenen arktisch-alpinen Tiere nach
293
Kříž gleichfalls, weil sie „glazial“ sind, dem „Mitteldiluvium“ zu-
gerechnet werden müßten, so daß dann tatsächlich selbst die
roheste Gliederung des Diluviums aufhören würde. Wie kann da
von einer detaillierten „Horizontierung“ die Rede sein?
Was nun speziell den knochenführenden Lehm der Schweden-
tischgrotte anbelangt, so halte ich sowohl die untere, 1:20 m mäch-
tige Partie desselben, als auch die sich ohne scharfe Grenze
unmittelbar anschließende, bloß 0:40 m mächtige Schichte für alt-
diluvial; es ist eine ganz willkürliche Entstellung meiner Aus-
führungen, wenn Dr. Kříž (Die Schwedentischgrotte usw.“, S. 227)
schreibt: „Ältere Diluvialzeit wird von Prof. Rzehak mit dem
Präglazial identifiziert“ und sogar noch hinzufügt: „und dies ist
richtig“. In Wirklichkeit habe ich keineswegs das ältere Diluvium
mit dem Präglazial identifiziert, sondern (auf S. 92 meiner Be-
schreibung des Unterkiefers von Ochos) einfach die unbestreit-
bare und auch von Dr. Kriz nicht widerlegte Tatsache kon-
statiert, daß in der formenreichen Fauna des Höhlenlehms der
Schwedentischgrotte „der Individuenzahl nach die Vertreter eines
mildern, präglazialen oder interglazialen Klimas domi-
nieren“ und daß (ib. S. 93) die Fauna im ganzen „vorwiegend
auf den älteren Abschnitt der Diluvialzeit hinweist“. Dr. Kříž
unterdrückt in meinen Ausführungen ohne weitere Umstände das
Wort „interglazial“, weil wir seiner Ansicht nach „weder in den
Höhlen noch außerhalb derselben interglaziale Schichten nach-
weisen können“. Hoffentlich will Dr. Kriz damit nicht behaupten,
daß sich bei uns während der außerordentlich langen Zwischen-
eiszeiten gar keine Ablagerungen gebildet haben ? Gewiß sind
sowohl die eiszeitlichen als auch die zwischeneiszeitlichen Sedimente
unseres Diluviums nicht identisch mit den wirklich gla-
zialen und wirklich interglazialen Ablagerungen des nord-
deutschen Diluviums. Es sind aber, da die Wirksamkeit der so-
genannten „exogenen Kräfte“ während der einzelnen Phasen der
Diluvialzeit selbstverständlich keine Unterbrechung erlitten
hat, auch bei uns in den Interglazialzeiten Nordeuropas oder des
Alpengebietes verschiedene Ablagerungen entstanden, die wir als
Äquivalente der nordeuropäischen, beziehungsweise alpinen Inter-
glazialgebilde auffassen müssen, wenn es uns auch im konkreten
Falle nur schwer oder gar nicht möglich ist, die Äquivalenz im
Detail nachzuweisen, oder mit anderen Worten: unser Diluvium
zu horizontieren.
294
In der Beschreibung des Unterkiefers von Ochos habe ich
(S. 92) bezüglich der Diluvialfauna der Schwedentischgrotte gesagt,
daß in dieser Fauna die Vertreter eines milden Klimas der Indi-
viduenzahl nach dominieren und weiter (S. 93), daß diese typische
Diluvialfauna vorwiegend auf den älteren Abschnitt der Dilu-
vialzeit hinweist. Ich habe als Beleg für diese Aussprüche nach
den Angaben des Dr. Kriz (in „Beiträge zur Kenntnis der Quar-
tärzeit in Mähren“, S. 425—427). eine Fossilienliste zusammen-
gestellt, aus welcher auf den ersten Blick die Tatsache hervor-
geht, -dal5 die Vertreter eines milden Klimas gegen die arktisch-
alpinen Formen ganz bedeutend dominieren. „Welche Tierarten
unter den Begriff des milden Klimas zu subsummieren sind,“ muß
jeder Quartärgeologe wissen; einige derselben bezeichnet Dr. Kříž
selbst geradezu als „südliche“ Tiere, nämlich .den Höhlenlöwen,
von welchem in der Schwedentischgrotte 35 Stücke gefunden wurden,
die Höhlenhyäne (150) und den Leopard, der durch 3 Stücke ver-
treten ist. Vom Höhlenbären fanden sich über 1000 Stücke, dieser
gibt also der Fauna sozusagen das Gepräge; schon mit Rücksicht
auf die Häufigkeit dieses Tieres darf man den Höhlenlehm der
Schwedentischgrotte als altdiluvial bezeichnen, denn es ist ja
jedem Quartärgeologen bekannt, daß der Höhlenbär in den jüngeren
Stufen des Quartärs nur mehr ganz untergeordnet auftritt, be-
ziehungsweise gänzlich fehlt. In Frankreich kommt er schon im
ältesten, durch Hippopotamus major, Elephas antiquus,
Trogontherium Cuvieri, Eguus aff. Stenonis und andere
Vertreter der „faune chaude“ charakterisierten Diluvium vor,
so daß es wohl nicht angeht, ihn als ein kälteliebendes Pier
zu bezeichnen. Auch in England tritt er schon im altdiluvialen
„forestbed“ neben Hippopotamus, Elephas meridionalis
und dem ,Säbeltiger“ (Machairodus) auf, dokumentiert sich
also auch hier als Vertreter eines milden Klimas. In Frankreich
wird er schon in der Solutréstufe selten und tritt auch in England
oberhalb der „forestbed-series“ anscheinend gar nicht mehr
auf. Dr. Kříž scheint ja selbst der Ansicht zu sein, daß der
Höhlenbär zu den unzweifelhaften Vertretern eines milderen Klimas
gehört, denn er sagt, indem er das Fehlen von Höhlenbärenresten
im Löß von Przedmost zu erklären sucht (Beiträge zur Kenntnis
der Quartärzeit in Mähren, S. 162), ganz klar und deutlich: „Der
Höhlenbär muß mit der nach dem Süden wandernden Flora mit-
295
gewandert sein.“ Die ib. S. 161 von Dr. Kříž gemachte Angabe,
daß Höhlenbärenreste in den Lößablagerungen Mährens sehr
häufig sind, muß ich als unrichtig bezeichnen. Dr. Kříž wider-
ruft sie ja selbst schon auf der nächsten Seite (loc. cit. S. 162),
indem er sagt: „im glazialen Abschnitte kommen seine Reste
spärlicher vor, in der Steppenzeit verschwinden sie.“ Damit
ist auch implicite ausgesprochen, daß der Höhlenbär als ein Cha-
raktertier des älteren Diluviums gelten darf.
Die Boviden sind unter den von Dr. Kříž in der Schweden-
tischgrotte aufgesammelten Tierresten bloß durch Bos primigenius
vertreten, während A. Makowsky (Verhandlungen des natur-
forschenden Vereines in Brünn, XLIV, 1905, Sitzungsbericht S. 39)
unter den ihm von Herrn K. Kubasek zur Bestimmung über-
gebenen Stücken bloß den von Dr. Kříž nicht erwähnten Bison
priscus erkannt zu haben glaubt. Bison priscus ist nach Prof.
F. Frech (in „Lethaea geognostica“, III, 2. Bd., S. 17)
„vornehmlich ein altquartäres Tier“; er gehört der älteren, zir-
kumpolaren Fauna an und steht dem nordamerikanischen Bison
näher als dieser dem „später differenzierten“ Waldwisent (Bison
europaeus). Ganz falsch ist es, wenn Dr. Kříž („Beiträge
usw.“, S. 179), auf Grund der Angaben älterer Autoren (z. B.
Blasius, Naturgeschichte der Säugetiere Deutschlands und der an-
grenzenden Länder Mitteleuropas) behauptet, daß der amerikanische
Bison vom europäischen Wisent „der Spezies nach nicht zu trennen“
ist. Dementsprechend ist auch die von Dr. Kriz für den „Ur-
© wisent“ gebrauchte Bezeichnung Bos bison Boj., trotzdem sie
in älteren Werken allgemein üblich ist, als der neueren wissen-
schaftlichen Terminologie nicht entsprechend, zu verwerfen; dal
sich die beiden Bisonformen sehr nahe stehen, will ich durchaus
nicht bestreiten. Daß die sichere Unterscheidung der Boviden nach
einigen Skelettresten großen Schwierigkeiten begegnet, ist eine
jedem Quartärgeologen bekannte Tatsache; diese Schwierigkeiten
. dürfen aber auf keinen Fall dazu führen, daß man einander nahe-
stehende Formen einfach zusammenwirft. Immerhin will ich an-
nehmen, daß der „gewaltige Urochse“, von welchem Dr. Kříž m
der kleinen Schwedentischgrotte nicht weniger als 190 Skelettreste
auffand, mit Bos primigenius identisch ist, muß dann aber
hinzufügen, daß auch dieses Tier keineswegs zu den kälte-
liebenden Formen gehört. Prof. F. Frech bezeichnet (loc. cit. 17)
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, IX., 2. 20
296
den Urstier, dessen nächste Ahnen im Pliozän Ostindiens (Siwalik-
schichten) begraben liegen, als „die Waldform der gemäßigten
Gegenden, deren Verbreitung während der Eiszeit im Süden (in
Italien und Südfrankreich) lag. Erst nach der Eiszeit erfolgte
das Vordringen des Bos primigenius nach Norden“. Das stimmt
alles sehr gut mit meiner Deutung des Höhlenlehms der Schweden-
tischgrotte, während es mit den Ansichten des Dr. Kříž voll-
ständig unvereinbar ist.
Die von Dr. Kříž (in „Beiträge usw.“, S. 426) aus der
Schwedentischgrotte namhaft gemachten alpinen Tierformen
(Steinbock, Gemse, Schneehuhn usw.) wiedersprechen durchaus
nicht der Annahme, daß wir es hier mit älterem Diluvium zu
tun haben. Gleichwie die nordischen Tiere von dem südwärts vor-
dringenden Inlandeise immer weiter nach Süden gedrängt wurden,
flüchteten sich die alpinen Formen vor dem in die Niederungen
vordringenden Eismantel der Alpenkette nordwärts; beide Faunen
trafen meiner Ansicht nach schon während derersten Eiszeit
— also in einer Zeit, gegen deren Bezeichnung als altdiluvialkein
Quartärgeologe etwas einwenden wird — in dem eisfrei gebliebenen
Gürtel zwischen der nordischen und der alpinen Vereisung zusammen.
Merkwürdigerweise fehlt unter den zahlreichen, von Dr. Kříž
in der Schwedentischgrotte gesammelten Tierresten das Alpen-
murmeltier. Erst durch Herrn K. Kubasek wurden Skeletteile
eines Murmeltieres bekannt, welches ich nach der durch Prof.
A.Makowsky durchgeführten Bestimmung als Bobac bezeichnet
habe. Gegen die Richtigkeit dieser Bestimmung wendet sich Herr
Dr. Kriz in einer sehr sonderbaren Weise, indem er („Die,
Schwedentischgrotte usw.“, S. 229) sagt: „Derjenige, der die Num-
mern 4, 5 und 6 (ein linker Unterkiefer, ein Fragment des rechten
Unterkiefers und das vordere Ende eines linken Inzisivs) als
Bobacreste bestimmte, ging von der Annahme aus, die Schneide-
zähne wären weil und nicht gelb gefärbt gewesen, was gewöhnlich
als ein unterscheidendes Merkmal für die zwei Murmeltierarten
angesehen wird.“ Ich frage nun: Warum wird „Derjenige“, von
welchem die Bestimmung herrührt, von Dr. Kriz nicht mit dem
Namen genannt, da er doch aus der Literatur wissen muß, daß
es Prof. A. Makowsky war, welcher die von Herrn Kubasek
in der Schwedentischgrotte gesammelten Murmeltierreste dem
Bobac zugeschrieben hat. Es liegen doch diesbezüglich zwei
297
Publikationen vor, die ohne Zweifel Herrn Dr. Kříž beide leicht
zugänglich sind, nämlich: 1. Der Sitzungsbericht über die IV. ge-
meinsame Versammlung der deutschen und Wiener anthropologi-
schen Gesellschaft in Salzburg (August 1905), woselbst Prof.
A. Makowsky im unmittelbaren Anschlusse an meinen Vortrag
über den Unterkiefer von Ochos die diluviale Fauna der Schweden-
tischgrotte besprach und hierbei ganz ausdrücklich auch den Bobac
erwähnte (siehe Mitteilungen der Wiener anthropologischen Gesell-
schaft, XXXVI, 1906, Sitzungsbericht S. [24]); 2. die in den
„Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn, XLIV,1906,
Sitzungsbericht S. 39) mitgeteilte Fossilliste, in welcher Makowsky
ebenfalls das „sibirische Murmeltier“ (Arctomys bobac) nennt.
Keinem Quartärgeologen fällt es ein, Reste des Alpenmurmel-
tieres und des Bobac bloß nach der Farbe der Schneidezähne
unterscheiden zu wollen. Da in der paläontologischen Sammlung
der k. k. deutschen technischen Hochschule in Brünn unter den
Murmeltierresten auch Zähne vorhanden sind, die teils weiß, teils
gelb gefärbt erscheinen, so hat sich meiner Überzeugung
nach auch Prof. Makowsky bei der Bestimmung der Murmel-
tierreste aus der Schwedentischgrotte keineswegs von der Farbe
der Zähne leiten lassen, wie dies Dr. Kriz ganz apodiktisch be-
hauptet. Warum hat Dr. Kříž erst nahezu vier Jahre ver-
streichen lassen, ehe er sich gegen die seiner Ansicht nach falsche
Bestimmung gewendet hat? Warum hat er erst den Tod des Prof.
Makowsky abgewartet, um gegen ihn den Vorwurf einer un-
wissenschaftlichen Methode — als was die Bestimmung der Mur-
meltierreste nach der Zahnfarbe ohne Zweifel bezeichnet werden
kann — zu erheben? Dab Dr. Křiž keinen Namen nennt, ändert
an der Tatsache gar nichts; mit der Ausflucht mangelhafter Literatur-
kenntnis wird er sich gewiß nicht verteidigen wollen, weil diese Aus-
flucht in diesem Falle gar nicht stichhaitig wäre, nachdem es sich
keineswegs um schwer zu beschaffende Publikationen handelt. Dr. Kříž
muß es sich demnach gefallen lassen, wenn ich hier der Vermutung
Raum gebe, daß er die Namennennung absichtlich vermieden
hat, um bei Lesern, die aus irgendeinem Grunde nicht in der
Lage sind, der Sache auf den Grund zu gehen!), den Gedanken
1) Solcher Leser wird es gewiß sehr viele geben, da Dr. Kříž seine ver-
unglückte Streitschrift auch an Nichtfachmánner versandt hat, die natur-
gemäß kein Urteil darüber haben können, auf welcher Seite die Wahrheit zu
suchen ist.
20*
298
zu erwecken, ich wire „Derjenige“ gewesen, welcher die Murmel-
tiere nach der Färbung der Zähne bestimmt hat. Ich weib wohl,
daß es auch bei Berücksichtigung der subtilsten Merkmale sehr
schwierig und bei einzelnen Skeletteilen geradezu unmög-
lich ist, die beiden Murmeltierarten — Bobac und „Marmotte“
— mit Sicherheit zu unterscheiden. So hat z. B. der viel-
erfahrene R. Hensel die seinerzeit bei Aachen gefundenen, sehr
gut erhaltenen Murmeltierreste als Arctomys bobac be-
stimmt, während sie Giebel, dem sie ebenfalls schon bekannt
waren, für Arctomys marmotta gehalten hatte, was sie nach
neueren Untersuchungen auch tatsächlich sind (vgl. Dr. E. Schäff:
„Beitrag zur genauen Kenntnis der dil. Murmeltiere“ im „Archiv
für Naturgeschichte“ 53, I, 1887, S. 118 ff.). Ebenso hat der be-
kannte Forscher Prof. Liebe Murmeltierreste, die er früher als
Arctomys marmotta bestimmt hatte, später als „dem Bobac
näher stehend“ erklärt und das diluviale Murmeltier Thüringens
als gemeinsame Stammart der zwei jetzt lebenden europäischen
Arten angenommen („Zoologischer Garten“, XIX, 1878, S. 33 ff.).
Auch Dr. Schäff hat konstatiert, daß es bezüglich vieler Merk-
male, die als unterscheidend gelten, Übergänge gibt, so daß
tatsächlich eine sichere Bestimmung einzelner Murmeltierknochen
kaum möglich erscheint. Es kann daher die Sicherheit, mit wel-
cher Dr. Kriz die Murmeltierreste der Schwedentischgrotte der
Marmotte zuweist, nur Nichtfachmännern imponieren; dem Fach-
mann muß Dr. Kříž erst die Frage beantworten: „Wodurch ©
unterscheiden sich die Murmeltierreste der Schwedentischgrotte
von den entsprechenden Skeletteilen des Bobac ?“ Solange diese
Frage nicht in befriedigender Weise beantwortet wird, muß ich
die Kříž'sche Bestimmung als voreilig bezeichnen, trotzdem ein
alpines Tier meiner Deutung des Höhlenlehms der Schweden-
tischgrotte als altdiluvial entschieden günstiger ist als ein
Tier der Steppe, ein Umstand, den Dr. Kriz in der Hitze des
(sefechtes ganz übersehen hat.
Die ersten Tierreste, die mir seinerzeit von Herrn Kubasek
zur Ansicht gebracht worden waren, gehörten dem Höhlenbären,
der Hyäne, dem Höhlenlöwen und einigen anderen Tieren -an, die
mich alle berechtigten, die Lagerstätte als altdiluvial zu be-
zeichnen. Als ich den menschlichen Unterkiefer in der am
12. April 1905 abgehaltenen Sitzung des naturforschenden Ver-
N
v-
299
eines demonstrierte (vgl. den diesbezüglichen Bericht in den „Ver-
handlungen des naturforschenden Vereines in Briinn“, XLIV,
1905, S. 33), waren mir nur diese, nach Mitteilungen des Herrn
Kubasek aus der Fundstätte des Kiefers stammenden Tierreste
bekannt; erst später kamen die von Professor Makowsky be-
stimmten Formen hinzu, darunter einerseits echte Glazialtypen,
wie der Halsbandlemming, anderseits aber auch Steppentiere, wie
der (von Dr. Kriz angezweifelte) Bobac. Da nun in den „Bei-
trágen zur Kenntnis der Quartärzeit in Mähren“ bei der Be-
schreibung der Ablagerungen in der Schwedentischgrotte (loc. eit.
S. 373—375) mit keinem Worte erwähnt wird, daß die dilu-
vialen Tierreste in zwei verschiedenen Horizonten (der von
Dr. Kříž in seiner Schrift: „Die Schwedentischgrotte usw.“ er-
wähnten „präglazialen“ und „glazialen“ Schichte) auftreten, da
ferner aus dem im ganzen kaum 2 m mächtigen. Diluviallehm
außer sehr zahlreichen Höhlenbärenresten noch drei andere „aus-
gestorbene Spezies“, weiter verschiedene „arktische Tierarten“,
drei „südliche Tierarten“, mehrere „alpine Spezies“, einzelne
Steppentiere und endlich recht zahlreiche Vertreter der heute
noch in unserer Heimat existierenden Wirbeltierfauna durch
Dr. Kříž namhaft gemacht worden sind, so war ich gewiß be-
rechtist, eine Mischung verschiedenaltriger Faunen-
elemente anzunehmen. In dieser Annahme bestärkte mich die
unzweifelhafte Abrollung der meisten, mir von Herrn Ku-
basek vorgelegten Knochen, sowie auch der Zweifel an dem
wirklich diluvialen Alter einiger jener von Dr. Kříž (Bei-
träge usw. S. 426f) aufgezählten 40 Tierformen, „die mit den
diluvialen Arten bei uns gleichzeitig gelebt haben, diese jedoch
überdauerten und von denen viele zur jetzigen Fauna noch gehören“.
Ich war der Erste, dem Herr Kubasek — der damals
mein Schüler war — den von ihm entdeckten menschlichen Unter-
kiefer nebst den nach seiner Aussage in derselben Schichte
aufgefundenen Resten der Hyäne, des Höhlenbären, Höhlenlöwen
und des Pferdes vorgelegt hat. Auch Professor J. Černý grub
an derselben Stelle, an welcher Kubasek den Unterkiefer ge-
funden hatte, und konstatierte hier (vgl. „Die Schwedentischgrotte
usw.“, S. 224) reichliche Knochen von Hyäne, Höhlenbär,
Pferd, Nashorn, Ur, groben Hirschen und Rentieren.
Dieser Befund paßt ganz gut zu den mir von Herrn Kubasek
300
unmittelbar nach der Anffindung des Unterkiefers gemachten Mit-
teilungen; wenn der Genannte zweieinhalb Jahre später in
einem Briefe an Dr. Kriz (vgl. „Die Schwedentischgrotte usw.“,
S. 224) bemerkt, es seien auch der Eisfuchs, Bobac und Hals-
bandlemming an derselben Stelle gefunden worden wie der Unter-
kiefer, so ändert dies nicht viel an der Sache, da aus den sonstigen
Mitteilungen Kubaseks klar und deutlich hervorgeht, daß ober-
halb des von ihm gegrabenen Loches noch gelber Höhlen-
lehm ansteht, dessen Mächtigkeit von Dr. Kříž selbst („Die
Schwedentischgrotte usw.“, S. 225) mit 047% bestimmt wurde.
In dieser „an der Felsdecke klebenden“ intakten Ablagerung
fand Dr. Kříž neben Ursus spelaeus, Bos primigenius,
Equus caballus und Rhinoceros tichorhinus auch noch
einzelne arktisch-alpine Tiere. Das ist die 0:4 » mächtige „glaziale“
Schichte des Dr. Kříž, in welcher nach seiner Behauptung Ku-
basek den Unterkiefer gefunden hatte; nach der durch eine von
Kříž („Schwedentischgrotte usw.“, S. 224, Fig. II) mitgeteilte
Skizze illustrierten Aussage Kubaseks liegt aber die Fundstätte
des Schädels unterhalb der 04m mächtigen, „glazialen“
Hangendpartie des Höhlenlehms, also in der von Dr. Kříž
„präglazial“ genannten Schichte, womit auch die Aussagen des
Professors J. Čern y übereinstimmen. Es können ja hier in der
obersten Partie dieser sogenannten „práglazialen“ Lehmablagerung
auch einzelne arktisch-alpine Tiere (Halsbandlemming, Marmotte)
gerade so beigemengt sein, wie der oberen Partie der „glazialen“
Schichte nach eigener Aussage des Dr. Kříz einzelne Steppen-
tiere (Zwergpfeifhase, Steppenhamster und Arvicola gregalis)
beigemengt sind. Es sind sonach alle von Dr. Kriz vorgebrachten
Einwände durchaus nicht geeignet, meine Behauptung: der Unter-
kiefer von Ochos stamme ‚aus einer altdiluvialen Schichte,
auch nur im geringsten zu entkräften.
Was nun den Unterkiefer selbst anbelangt, so hat derselbe
durch Dr. Kriz eine Beurteilung erfahren, die nichts weniger
als sachgemäß ist. In meiner Beschreibung dieses Kiefers habe
ich (loc. cit. S. 94) bemerkt, daß der Erhaltungszustand desselben
mit jenem der größeren Tierknochen (Hyäne, Löwe, Pferd usw.)
genau übereinstimmt und daß ich auf diese Tatsache ein ganz
besonderes Gewicht lege. Kein Fachgeologe wird diese Konsta-
tierung als völlig belanglos hinstellen, da die Bedeutung des Er-
301
haltungszustandes bei der Beurteilung der Zusammengehörigkeit
oder Nichtzusammengehörigkeit einer Reihe von derselben Lokalitát
stammender Fossilien von selbst in die Augen springt. Wenn auch
zufällige Abweichungen möglich sind und gewiß auch oft genug
vorkommen, so läßt sich dennoch behaupten, daß die in einer
und derselben Schichte vorkommenden, einander in ihrer
Organisation nahestehenden Organismenreste im allgemeinen
den gleichen Erhaltungszustand aufweisen werden. Durch
die genaue Übereinstimmung des Erhaltungszustandes wird die
stratigraphische Zusammengehörigkeit der Fossilien einer be-
stimmten Fundstätte sehr wesentlich gestützt, während anderseits
größere Differenzen im Erhaltungszustande ein gewisses Mißtrauen
bezüglich der Zusammengehörigkeit. sehr gerechtfertigt erscheinen
lassen.
Für Herrn Dr. Kriz ist dies alles merkwürdigerweise „wenig
verständlich“ (!) und er knüpft deshalb an meine oben zitierte
Bemerkung bezüglich der Wichtigkeit des Erhaltungszustandes
die naive Frage: „Warum soll dies wichtig sein?“
Die weiter folgende Argumentation („Die Schwedentischgrotte
usw.“, S. 228) ist vollständig verunglückt. Zunächst wird mit
dem Satze, „daß es keine spezifische Farbe gebe, an der man den dilu-
vialen Charakter eines Knochens erkennen kann“, versucht, die Frage
auf ein Gebiet hinüberzuspielen, welches gar nicht in Betracht
kommt. Jeder, der zwar die Streitschrift des Dr. Krız, nicht aber
auch meine Beschreibung des Ochoskiefers gelesen hat, muß auf
den Gedanken kommen, ich hätte in dieser Beschreibung das
diluviale Alter des Kiefers aus dessen Farbe erschlossen, was
selbstverständlich nicht der Fall ist, weil heute jeder Laie weib,
daß man aus der Farbe eines Knochens allein nicht auf die
Fossilität desselben schließen kann. Es handelt sich auch nicht
darum, ob die einer und derselben Höhle entstammenden Tier-
knochen alle gleich gefärbt sind oder nicht; ich habe ja nie daran
gezweifelt, daß nicht nur in einer und derselben Hóhie, sondern
sogar in einer und derselben Ablagerung verschieden gefärbte
Tierknochen vorkommen können. Es steht dies ja in gar keinem
Widerspruche mit meiner These, daß die einander auch sonst
nahestehenden Fossilreste eines und desselben geologischen
Niveaus einer bestimmten Lokalität im allgemeinen den
gleichen Erhaltungszustand besitzen.
Daß die Beschaffenheit der Ablagerung, in welcher tierische
Reste eingeschlossen sind, auf den Erhaltungszustand der letzteren
einen großen Einfluß hat, wurde auch von Dr. Kříž in seinen
„Beiträgen usw.“ ohne weiteres zugegeben. Er beschreibt (loc. cit.
S. 385) recht ausführlich die Verschiedenheiten, welche die in
petrographisch verschiedenen Höhlensedimenten eingeschlossenen
Knochen in bezug auf Färbung und sonstige Eigenschaften er-
kennen lassen, und erwähnt, daß selbst in den verschiedenen
Strecken einer und derselben Höhle (wie z. B. der Grotte von
Schoschufka) die Färbung der Tierreste verschieden sein kann.
Ja, er geht sogar so weit, zu behaupten, daß sich Geweihstücke
des Rentiers von solchen des Cervus elaphus durch ihre Farbe
unterscheiden lassen, indem nämlich die ersteren in allen von
Kříž untersuchten Höhlen blaßgrün, die letzteren hingegen
schmutzigweiß oder gelblich gefärbt sein sollen. Die Kiefer-
fragmente von Equus caballus und Cervus tarandus findet
Dr. Kříž sogar „dunkelgrün, von weißgelben Adern
durchzogen (marmoriert)“, bekundet somit einen ganz be-
sonders ausgeprägten Farbensinn. Dabei ist es nur auffallend,
daß sich Dr. Kříž nicht schon längst gegen Professor A. Ma-
kowsky gewendet hat, welcher (siehe den Bericht über die Sitzung
des naturforschenden Vereines am 11. Oktober 1905 in den Ver-
handlungen des naturforschenden Vereines, XLIV, 1905, S. 38)
die in der Schwedentischgrotte aufgefundenen größeren Knochen,
die nach Kříž (und auch nach meiner Angabe) gelb gefärbt
sind, als „elfenbeinweiß“ bezeichnet hat.
Untersuchen wir nun die Differenzen, welche zwischen der von
mir angegebenen äußeren Beschaffenheit des Unterkiefers von Ochos
und den diesbezüglichen Beobachtungen des Dr. Kříž bestehen.
Ich habe seinerzeit (loc. cit. S. 94) die Grundfarbe des
Kieferknochens als gelblich bezeichnet, gleichzeitig jedoch hin-
zugefügt, daß dieselbe „durch zahlreiche bläulichgraue Flecke
mehr graugelb“ erscheint. Nun kommt aber Dr. Kriz mit
seinem phänomenalen Farbenunterscheidungsvermögen und kon-
statiert („Die Schwedentischgrotte usw.“, S. 228) folgendes: Der
Unterkiefer hat „eine schmutziggelbe Grundfarbe mit grün-
lichen und schwärzlichen Flecken“!! Das ist nun freilich ein
himmelweiter Unterschied! Also „schmutziggelb“ und nicht „grau-
gelb“, wie ich — offenbar infolge eines Anfalles von Farben-
303
blindheit — angegeben habe! Diese bedeutende Differenz in unseren
beiderseitigen Angaben läBt sich zum Glück sehr leicht aufklären:
ich hatte nämlich über Ersuchen verschiedener auswärtiger Forscher
(auch aus den Vereinigten Staaten ist ein diesbezügliches An-
suchen an mich eingelaufen) mehrmals nacheinander den Versuch
gemacht, einen GipsabguB des Unterkiefers anzufertigen und mubte
ihn zu diesem Zwecke wiederholt mit verschiedenen Substanzen
zusammenbringen, welche schlieblich die Oberfläche des Knochens
nicht bloß „schmutziggelb“, sondern überhaupt „schmutzig“ er-
scheinen ließen. Als sich Herr Kubasek den bei mir deponiert
gewesenen Unterkiefer abholte, um ihn an Dr. Kříž zu senden,
hatte ich noch nicht Zeit gefunden, das wertvolle Fundstück mit der
entsprechenden Sorgfalt gründlich zu reinigen, und so kam es, daß die
genaue Färbungsbestimmung des Unterkiefers von Ochos durch
Dr. Kříž auf einen „Reinfall“ des letzteren hinausläuft. Als ein
wahres Glück ist es zu bezeichnen, daß Dr. Kříž die dem Unter-
kiefer noch reichlich anhaftenden Teilchen der zu den Abformungs-
versuchen verwendeten Leimmasse nicht bemerkt hat; er würde
sonst ohne Zweifel heute noch an seiner ursprünglichen Ansicht,
daß es sich um einen rezenten Kiefer handle, festhalten.
Gleich am Beginne des „anthropologischen Teiles“ seiner
Streitschrift ist Herrn Dr. Kříž ein arger Lapsus unterlaufen.
Er meint nämlich, es sei an dem Unterkiefer von Ochos auch die
„Kinnpartie mit den vier Schneidezähnen“ (!) erhalten.
Wenn die Kinnpartie tatsächlich vorhanden wäre, dann gäbe es
ja keinen Streit darüber, ob der Kiefer überhaupt ein Kinn be-
sessen habe oder nicht. Auf keinen Fall aber gibt es Unterkiefer,
bei denen die Schneidezähne in der Kinnpartie sitzen; die
wirklichen Anthropologen und Anatomen bezeichnen den die
‚Schneidezähne tragenden Teil des Kiefers als den „Alveolarteil“
und nicht als „Kinnpartie“.
Meine Berechnung der Kieferhöhe aus der Lage des Fora-
men mentale hält Dr. Kříž zwar für richtig, wendet sich aber
merkwürdigerweise dagegen, daß ich die gefundene Höhe (38 mm)
als „geradezu enorm“ bezeichne, indem er darauf hinweist, daß
sich in seiner Sammlung Unterkiefer befinden, die noch bedeu-
tendere Höhen (38:5—39 mm)!) haben. Dr. Kříž vergißt hierbei
1) Im Wiener k. k. naturhist. Hofmuseum befindet sich ein rezenter,
aus Mähren stammender Unterkiefer mit 43 mm Symphysenhöhe.
904
vollständig, dab es bei allen Tierarten neben den Normalformen,
die eine gewisse Durchschnittsgröße einhalten, auch vereinzelte
sogenannte „Riesenformen“ gibt, deren Größe eben exzeptionell
ist. Die von Dr. Kříž angegebenen Kieferhöhen sind blob indi-
viduelle Eigentümlichkeiten, während bei Homo primigenius
die enorme Kiefergröße — wie Dr. Kříž dem schönen Werke
Walkhoffs hätte entnehmen können — ein generelles Merk-
mal, eine Rasseneigentümlichkeit ist.
Bezüglich der wahrscheinlichen Höhe des Ochoser Unter-
kiefers bemerke ich noch, daß ich, um nicht tendenziöser Über-
treibung geziehen zu werden, auf der Fig. 1b (Tafel I meiner Ab-
handlung über den Unterkiefer von Ochos) dem Foramen men-
tale absichtlich eine ziemlich tiefe Lage angewiesen habe, wie
dies auch in der Beschreibung (loc. cit. S. 102) ganz ausdrücklich
erwähnt ist. Es kann daher angenommen werden, dab die wirk-
liche Höhe des Unterkiefers von Ochos höchstwahrschein-
lich mehr als 38 mm betragen hat; auf keinen Fall kommt dem
Umstande, dal einzelne „alluviale“ Unterkiefer in bezug auf die
Höhe den Ochoskiefer übertrefien, irgend eine Bedeutung zu, die
geeignet wäre, die Zuweisung des letztgenannten Kiefers zum
Homo primigenius als unzulässig zu bezeichnen. Meine Be-
merkung, daß durch die Entdeckung des Ochoskiefers die bis dahin
als unerhört geltenden Dimensionen des jugendlichen „Schipka-
kiefers“ alles Riesenmäßige verlieren, wird wohl jeder Anthro-
pologe als durchaus zutreffend gelten lassen. Es ist ja doch wohl
nicht anzunehmen, daß gerade die spärlichen, uns nur durch be-
sonders günstige Umstände erhaltenen Reste des Homo primi-
genius zufällig jenen exzeptionellen Riesenformen, von denen oben
gesprochen wurde, angehören; es ist vielmehr anzunehmen, daß es
sich hier um Reste von Durchschnittsformen handle, deren Körper-
größe keineswegs über das Durchschnittsmaß des jetzigen Europäers:
hinausging, während die Kiefergröße nicht nur relativ, sondern
auch absolut die durchschnittliche Kiefergrôbe des rezenten
Homo sapiens weit übertraf.
Die Beobachtung des Dr. Kriz, daß bei einem jugendlichen
rezenten Individuum (anscheinend aus dem spätheidnischen Gräber-
felde von Przedmost) der sogenannte „Zahnbogenindex“ (d. h. das
hundertfach genommene Verhältnis zwischen Breite und Länge)
bloß 120 beträgt, hat für die Beurteilung des Ochoskiefers deshalb
905
eine Bedeutung, weil es sich auch hier wieder, wie im früheren
Falle, um eine individuelle Eigentiimlichkeit handelt. Was den
Zahnbogenindex des jungen Mannes aus der „Grotte des en-
fants“ bei Mentone anbelangt, so habe ich doch in meiner Ab-
handlung (S. 108) ganz ausdrücklich gesagt, daß dieser Zahnbogen
„enger“ und „länger“ sei als der des Ochoskiefers; die Be-
merkung des Dr. Kříž (loc. cit. S. 232), daß die Vergleichung
dieses Kiefers mit dem Ochoskiefer „gar nicht zutreffend“ erscheint,
ist demnach völlig deplaciert und beweist nur, dab Kříž
meine Abhandlung nicht mit der erforderlichen Aufmerksamkeit
gelesen hat. Hätte er dies getan, so könnte er mir doch nicht gerade
das Gegenteil von dem, was ich wirklich gesagt habe, imputieren.
Über die höchst auffallende Ausbildung der lingualen Kiefer-
platte des Ochoskiefers geht Dr. Kříž sehr flüchtig hinweg, da
es sich hier um ein Merkmal handelt, welches sich mit seiner
Deutung des Ochoser Unterkiefers absolut nicht verträgt. Hierbei
ist es natürlich völlig gleichgültig, ob die „sich nach außen er-
streckenden, zum Unterrande abfallenden Teile“ vorhanden sind
oder nicht; wenn auch der untere Teil des Kieferkörpers vorhanden
wäre, so würde dies auf die merkwürdige Ausbildung der lingualen
Kieferplatte nicht den geringsten Einfluß haben. Das wesent-
liche Moment in der Ansicht des Unterkiefers von oben würde
sich durchaus nicht verändern, wenn von dem Kieferkörper mehr
zu sehen wäre. Die diesbezüglichen, sehr kurzen (6!/, Zeilen) Be-
merkungen des Dr. Kříž haben nur den Zweck, bei Laien den
Eindruck hervorzurufen, als wären die von mir besonders betonten
Eigentümlichkeiten des Ochoskiefers auf die unvollständige Er-
haltung desselben zurückzuführen. Dieselbe Tendenz verfolgen die
Ausführungen des Dr. Kříž bezüglich der wichtigen Frage, ob
der Unterkiefer von Ochos kinnlos war oder nicht. Jeder, der
meine Abhandlung mit Aufmerksamkeit gelesen hat, wird zu-
geben müssen, daß ich mich auch in dieser Frage mit der in An-
betracht der unvollständigen Erhaltung des Kiefers nötigen Vor-
sicht ausgedrückt habe. Ich behaupte nach wie vor, dab die
Ausbildung des Kinnes bei dem Ochoskiefer „höchstens ange-
deutet“ war, halte es jedoch für sehr wahrscheinlich, dab
ein Kinn überhaupt nicht vorhanden war. Wer die von mir
durch eine punktierte Linie bezeichnete Ergänzung der Profillinie
des Ochoskiefers (vgl. die meiner Abhandlung beigegebene Tafel I
306
Fig. 15) genau und ohne Voreingenommenheit betrachtet, wird
zugeben, daß diese Linie — wie ich auch im Text der Be-
schreibung des Ochoskiefers, S. 99, ganz ausdrücklich bemerkt
habe — in Wirklichkeit „eher noch ein wenig nach hinten
geneigt“ gezogen werden könnte, so dab eine Vorwölbung der
Profillinie unterhalb des Alveolarteiles tatsächlich unmöglich
wäre. Für die Tendenz der Kříž'schen Darstellung ist es sehr
bezeichnend, daß er zum Vergleiche den exzeptionell großen, an
der Symphyse 40 mm hohen Kiefer Nr. 30 seiner Sammlung her-
anzieht und die bei diesem Kiefer unter dem Alveolarteil vor-
handene Vorwölbung der Kinnpartie ohne weiteres auf den Ochos-
kiefer überträgt. Es ist ganz gewiß unrichtig, wenn Kříž
meint, daß er durch entsprechendes Abschlagen des unteren Teiles
des erwähnten rezenten Kiefers „das Bild des Ochoser Vorder-
kiefers“ erhalten würde; es liegt hier eine unbegreifliche
Selbsttäuschung vor, die, wie so viele andere Angaben des
Dr. Kříž, nur durch das heiße Bemühen des letzteren, das Alter
des Ochoskiefers und damit auch den Wert desselben möglichst
herabzudrücken, erklärlich wird).
Daß eine Kinnbildung bei dem Othoskiefer im besten Falle
nur angedeutet gewesen sein kann, lehrt auch ein einziger Blick
auf den von mir (loc. cit. S. 101, Fig. 5 b) mitgeteilten, mit mög-
lichster Genauigkeit entworfenen Durchschnitt des Kiefers in der
Ebene der Symphyse. Wenn man an diesem Durchschnitte die
untere Partie des Kiefers zu rekonstruieren versucht, so findet
man bald, daß ein wirkliches Kinn gar nicht vorhanden gewesen
sein kann. Von dem in meiner Abhandlung ebenfalls (S. 101,
Fig. 5c) dargestellten Durchschnitt eines der in Krapina aufge-
fundenen Unterkiefer unterscheidet sich der Durchschnitt des Ochos-
kiefers eigentlich bloß durch diestärkereAlveolarprognathie,
die es mit sich bringt, daß die vordere Kieferplatte unterhalb des
Alveolarteiles stärker eingesenkt erscheint; es ist jedoch unzu-
lässig, diese Einsenkung mit der Kinnbildung in Zusammenhang
zu bringen, wie dies Dr. Kriz getan hat.
1) Dieses Bemühen kam schon in dem förmlichen Verhöre, welchem
Dr. Kříž den glücklichen Finder des Ochoskiefers im Jahre 1905 in meiner
Gegenwart unterzogen hat, sehr deutlich zum Ausdruck. Es wäre nicht un-
interessant, wenn Dr. Kříž das damals aufgenommene, allerdings von ihm
selbst diktierte Protokoll veröffentlichen wollte. Ich erlaube mir hiermit,
ihn dazu höflichst aufzufordern.
907
Mit der Bemerkung, daß man dem Ochoskiefer mit großer
Wahrscheinlichkeit eine Kinnbildung zuschreiben könne, schließt
Dr. Kříž seine Ausführungen, welche dartun sollen, daß zwischen
dem Unterkiefer von Ochos und den im Löß von Przedmost ge-
fundenen Unterkiefern kein Altersunterschied bestehe.
Von einem der letztgenannten Kiefer aus dem Löß von
Przedmost sagt Kříž („Beiträge usw.“, S. 255) wörtlich folgendes:
„Aus dieser eingehenden Betrachtung unseres diluvialen Unter-
kiefers geht hervor, daß er in keiner Weise von dem histo-
rischen (d. h. einem Kiefer aus dem spätheidnischen Gräberfeld
von Przedmost) abweicht und in keiner Beziehung irgend
welche an eine inferiore Rasse oder an den Affen erinnernde
Merkmale an sich trägt.“ Auch bezüglich des zweiten, sehr frag-
mentarischen Unterkiefers konstatiert Kříž (ib. S. 262), dab der-
selbe keine Merkmale besitzt, die „auf einen Affentypus oder auf
eine niedere Rasse hinweisen würden“. Diesen Ausführungen gegen-
über möchte ich zunächst bemerken, daß K. Maška schon im
im Jahre 1884 (im „Časopis“ des Olmiitzer Musealvereines, S. 94)
auf die Unterschiede, die zwischen den Unterkiefern aus dem Löß von
Przedmost und den Unterkiefern des rezenten Europäers bestehen,
kurz aufmerksam gemacht hat. Aber auch die neueren Unter-
suchungen der Przedmoster Diluvialkiefer durch verschiedene her-
vorragende Fachmánner, wie z. B. Nehring und Walkhoff,
haben dargetan, daB die oben zitierten Behauptungen des Dr. Kříž
keineswegs ganz richtig sind, denn auch die Przedmoster „Löß-
menschen“, über welche wir ja wahrscheinlich demnächst durch
Direktor K. Maška nähere Aufschlüsse bekommen werden, be-
sitzen eine Reihe „primitiver“ Merkmale, durch welche sie sich
von dem jetzigen Homo sapiens immerhin so weit unterscheiden,
daß sie als besondere Rasse (Homo priscus Wilser) aufgefaßt
werden können!). Unsere „Lößmenschen“ stehen aber trotz der
früher erwähnten primitiven Merkmale doch schon auf einer wesent-
145 Bo ist auffallend, daß Dr. Kříž der auf die Przedmoster Unterkiefer
bezüglichen Ausführungen Walkhoffs mit keinem Worte Erwähnung tut,
obwohl die wichtige Abhandlung, in welcher diese Ausführungen enthalten
sind, schon im Jahre 1902, also ein Jahr vor den „Beiträgen zur Kenntnis
der Quartärzeit in Mähren“ erschienen ist. Offenbar hat Dr. Kříž erst aus
meiner Abhandlung über den Ochoskiefer von der Existenz des Walkhoff’schen
Werkes über den „Unterkiefer der Anthropomorphen und des Menschen“ Kenntnis
bekommen.
308 ;
lich höheren Entwicklungsstufe als jene Menschen, von denen die
Unterkiefer aus der Schwedentischgrotte und aus der Schipkahöhle
stammen: Unter den Fachmännern herrscht auch über die
Altersverschiedenheit zwischen den aus dem Löß stammenden und
den zuletzt genannten Kieferstücken kaum ein Zweifel. Der Ochos-
kiefer weist — wie alle anderen Unterkiefer des altdiluvialen
Homo primigenius Wilser — eine ganze Reihe von Merkmalen
auf, die man geradezu als pithekoid bezeichnen kann; diese
sehr wichtige Tatsache kann Dr. Kříž nicht bestreiten, er sucht
sie deshalb, da sie ihm natürlich höchst unbequem ist, einfach
totzuschweigen. Es wäre ja doch gewiß sehr interessant gewesen,
wenn uns Dr. Kříž mitgeteilt hätte, ob der große Unterkiefer aus
dem spätheidnischen Gräberfeld von Przedmost auch alle jene
Merkmale besitzt, die den Ochoskiefer hauptsächlich charakterisieren,
wie z. B.: das Fehlen der spina mentalis interna und die
Anheftung des musculus genioglossus in einer Grube, das
Vorspringen der lingualen Kieferplatte nach innen, den deutlich
ausgeprägten Lingualwulst, die Konkavität des Alveolarfortsatzes
usw. Wenn man durch einfaches Abschlagen der Basis dieses spät-
heidnischen, nicht einmal ein Jahrtausend alten Kiefers tatsächlich
— wie Dr. Kříž behauptet — das Bild des Ochoskiefers erhalten
würde, dann müßte der Kiefer auch alle oben erwähnten Merk-
male (von den untergeordneten ganz abgesehen) an sich tragen,
was ganz gewiß nicht der Fall ist. Das Zusammensuchen ein-
zelner dieser Merkmale an einer ganzen Reihe von Kiefern
ist vollkommen wertlos, denn nur die konstante Vereinigung
aller dieser Merkmale gibt den Typus des altdiluvialen Homo
primigenius!), dessen Formenkreis — abgesehen von verschie-
denen „Variationen“ — meiner Ansicht nach so gut umschrieben
1) Prof. Klaatsch hat (Zeitschrift für Ethnologie usw., 1908, S. 492;
ib. 1909, S. 566) den Namen Homo primigenius als „unglückselig“ be-
zeichnet. Auch Dr. Bölsche meint in seiner populären Schrift: „Der Mensch
der Vorzeit“ (I, S. 45), daß es „eine nicht zu billigende und hoffentlich nicht
durchgreifende Bezeichnung“ sei. Klaatsch meint, daß der Name deshalb
nicht zutreffend sei, weil die Hoffnung bestehe, daß noch ältere Reste des
Menschen aufgefunden werden. Diese Hoffnung ist seither sogar schon in Er-
füllung gegangen, denn der Homo heidelbergensis Schoetensack gilt un-
bestritten als der älteste derzeit bekannte Menschenrest. Es ist hierbei
jedoch zu bedenken, ob sich die Reste, die dem Homo primigenius zeitlich
vorangehen, überhaupt noch ohne Zwang in die Gattung „homo“ einfügen
309
ist, daB sich Dr. Kříž durch sein weiteres Festhalten an der
Nichtexistenz dieses Typus geradezu lácherlich machen wird.
Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, dab die im Lób
von Przedmost nachgewiesene Menschenrasse von jener Rasse, der
die Unterkiefer aus der Schipkahöhle und aus der Schwedentisch-
grotte angehören, in jeder Beziehung zu trennen ist.
Wenn auch einer der hervorragendsten Anthropologen Deutsch-
lands, nämlich H. Klaatsch, in neuester Zeit (vgl. „Zeitschrift
für Ethnologie“, 1909, S. 547) die Möglichkeit der gleich-
zeitigen Existenz der Neandertalrasse „mit ganz anderen Men-
schenformen“ betont hat, so muß ich daran festhalten, dab
speziell die mährischen Funde durchaus nicht geeignet sind,
die Ansicht von einer „lokalen Persistenz“ des unverändert
gebliebenen Homo primigenius bis in die Zeit des „Löß-
menschen“ zu stützen. Die Persistenz einzelner primitiver
Merkmale gebe ich selbstverständlich ohne weiteres zu. Ich habe
schon in meiner Beschreibung des Ochoskiefers diese Frage ziem-
lich eingehend besprochen und darauf hingewiesen, wie höchst
unwahrscheinlich es ist, daß sich zwischen die Gebiete von
Stramberg (Schipkahöhle) und Ochos (Schwedentischgrotte), in
denen der noch auf einer sehr tiefen Entwicklungsstufe stehende
Homo primigenius gelebt hat, ein von wesentlich höher
entwickelten Menschen bewohnter Landstreifen (das Lößgebiet
von Przedmost) eingeschoben hat. Der Lößmensch ist ja auch in
Brünn (Franzjosefstraße) nachgewiesen worden und da das
Rziczkatal, aus welchem der Ochoskiefer stammt, nur wenige Kilo-
lassen, da ja nach der Ansicht mancher Anthropologen (wie z. B. G. Schwalbe)
schon Homo primigenius nach seinen Merkmalen eine generische Selbst-
ständigkeit beanspruchen könnte, Für den Homo heidelbergensis wurde
bereits tatsächlich (von G. Bonarelli in der „Rivista ital. di PaleontoL“,
Padua 1909) die Gattungsbezeichnung „Palaeanthropus“ in Vorschlag ge-
bracht.
Der Name Homo primigenius ist von diesem Gesichtspunkte aus
immer noch zutreffender als z. B. die allgemein übliche Bezeichnung Elephas
primigenius für das Mammut, welches ganz gewiß nicht der älteste
Elefant ist. Trotzdem fällt es niemandem ein, diese Bezeichnung zu beanstän-
den. Meines Wissens hat bloß-Dechelette (loc. cit. S. 49, Fußnote 2) darauf
hingewiesen, daß der Name Elephas primigenius „impropre“ sei; wollte man
jedoch alle nicht ganz zutreffenden Speziesbezeichnungen aus der naturwissen-
schaftlichen Systematik ausmerzen, so gäbe es ohne Zweifel eine heillose
Konfusion.
310
meter von Brünn entfernt ist, so wäre der Lößmensch in der
Umgebung von Brünn mit dem körperlich und geistig so viel
tiefer stehenden Homo primigenius in unmittelbare Berührung
gekommen. Die Möglichkeit des Nebeneinanderlebens hochent-
wickelter und tiefstehender Rassen soll damit natürlich durchaus
nicht bestritten werden, wenngleich ich es nicht für gerechtfertigt
halte, in dieser Beziehung auf die heute bestehenden Verhältnisse
hinzuweisen und aus diesen einen Analogieschluß auf die Ver-
hältnisse der Diluvialzeit zu ziehen. So viel steht fest, daß die
Reste des Homo primigenius überall dort, wo eine sichere
Unterscheidung einzelner Horizonte möglich, einer älteren Stufe
angehören als die Reste — seien es nun Skeletteile oder Arte-
fakte —, die man dem Homo mediterraneus oder dem Homo
priscus zuweisen kann. Deshalb halte ich auch für Mähren an
einer Altersverschiedenheit der beiden Rassen fest, und dies
um so mehr, als auch die geologischen Verhältnisse, beziehungsweise
die begleitenden Faunen eine solche Altersunterscheidung ohne
Zwang durchführbar erscheinen lassen.
In diesem Sinne habe ich schon in meiner Beschreibung des
Ochoskiefers (S. 112) gesagt, daß etwa vorhandene „Übergänge*
zwischen den beiden genannten Rassen, wie sie z. B. Dr. J. Babor
(„Diluviální člověk, Prag 1904, S. 22) annimmt, nicht etwa
als Kreuzungsresultate, sondern als zeitlich aufeinander
folgende Mutationen aufzufassen sind. Damit stimmen auch
die Ergebnisse der neuesten kraniologischen Untersuchungen, die
Herr Hofrat Dr. A. Schliz in seiner schönen, inhaltsreichen Ab-
handlung über „Die vorgeschichtlichen Schädeltypen der deutschen
Länder in ihrer Beziehung zu den einzelnen Kulturkreisen der Ur-
geschichte“ (Archiv für Anthropologie, Neue Folge, VII. Band,
S. 239 ff). publiziert hat. Über den Brünner Lößschädel (Franz-
josefstraße) spricht sich Hofrat Schliz in folgender Weise aus
(loe. eit. S. 247): „Wir sehen, wie hier mit der veränderten Lebens-
haltung und Ernährungsweise die hauptsächlichen Hindernisse der
Entwicklung der Stirn zurücktreten und damit die kompensatori-
schen Ausbauten ihre Rückbildung erfahren. Die Prominentia
bregmatica ist nur als Andeutung vor dem Bregma vorhanden,
wie auch die Crista frontalis; die Ausbauchungen der Seiten-
wandlinie flachen sich ab, die Superciliarbogen springen nur noch
als schmale, bloß in der Mitte stärker aufgewulstete Leiste vor
311
und die Fossa supraglabellaris verlängert sich bereits vertikal
-zu einer, wenn auch nur stark 2 cm hohen Pars facialis der
Stirnbildung. Als Grundform haben wir jetzt eine nahezu reine
Ellipse. Aber der niedere Bregmawinkel (48° : 47° Neandertal) und
die niedere Kalottenhöhe (91 : 8:8) und der gleichmäßige Kurven-
verlauf vom Beginne der Pars cerebralis des Stirnbeins bis zur
Kalottenhöhe erweisen diesen Menschen der letzten Zwischeneiszeit
als einen echten Abkömmling der Neandertalrasse. Wir
haben hier dessen Urform auf höherer Kulturstufe. Jedenfalls zeigt
der Schädel: von Brünn, daß die Neandertalrasse sich bis in das
Solutreen weiterentwickelt hat. Déchelette sagt (loc. cit.
S. 285) über den Brünner Lößmenschen: „Le cräne de Brünn,
tres dolichocéphale, se rapproche par certains cha-
racterès du type du Neandertal et par d’autres de celui
de Cró-Magnon.“ Auch hier wird also der Lößschädel von
Brünn gewissermaßen als ein Bindeglied zwischen dem älteren
Homo primigenius und der jüngeren Rasse von Cró-Magnon
hingestellt. Der Przedmoster Lößmensch dürfte seiner Zeitstellung
nach von dem Brünner Lößmenschen kaum abweichen. Für Przed-
most ist ja die Solutrestufe durch die mehrfach aufgefundene
„pointe en feuille de laurier“ und auch durch eine Anzahl
anderer, für die Solutreindustrie charakteristischer Artefakte nach-
gewiesen. Der Brünner Fund hat zwar anfangs eine sehr ver-
schiedenartige Beurteilung erfahren und wurde von einzelnen
Forschern, wie z. B. Mortillet, sogar für neolithisch gehalten;
heute zweifelt wohl kein Archäologe daran, daß die bei dem
Brünner Skelette aufgefundene Elfenbeinfigur ein typisches Er-
zeugnis der paläolithischen „periode glyptique“ ist. Diein Brünn
gefundenen durchbrochenen Steinscheiben wurden auch in Przed-
most konstatiert und es ist in Anbetracht dieser Analogien wohl
anzunehmen,.daß die Przedmoster Lößmenschen zu derselben Rasse
gehóren wie der in Brünn konstatierte Lößmensch. Auch Direktor
K. Maška spricht sich in seiner kleinen, aber vortrefflichen Schrift:
„Obrázky z pravěku moravského“ (8.15) für die Identität
der Przedmoster und Brünner Löbmenschen aus, bemerkt jedoch,
daß letztere einen „nur wenig jüngeren“ Charakter aufweisen. Er
rechnet die Przedmoster Reste zum Homo priscus, während
L. Wilser das Brünner Skelett dem Homo mediterraneus
zuschreibt. Nach Babor (loc. cit. S. 22) ist in Przedmost haupt-
Zeitschrift des mähr Landesmuseums, IX., 2. 21
312 ;
sächlich die Rasse von Crô-Magnon vertreten; diese wird von
vielen Anthropologen mit dem Homo priscus identifiziert, ander-
seits jedoch als die Charakterform der Madeleinestufe auf-
gefaßt. Allerdings ist auch unter den Przedmoster Artefakten ein
Übergang zur Madeleinestufe wenigstens angedeutet, so z. B. durch
die hübschen „lames denticulées“ der Maskaschen Sammlung;
in der oben zitierten Schrift („Obräzky usw.“) weist Maška selbst
auf diese Tatsache hin, mit welcher auch der Charakter der Przed-
moster Diluvialfauna im Einklang steht.
Welche Rassenbezeichnung unseren Lößmenschen eigentlich
zukommt, ist ja zunächst gleichgültig; von Wichtigkeit ist für uns
an dieser Stelle bloß die Erkenntnis, daß wir es bei diesen Menschen
ohne Zweifel mit einer jüngeren Entwicklungsform unseres
Geschlechtes zu tun haben, die wir stratigraphisch an die Ober-
kante der jungdiluvialen Solutréstufe setzen diirfen.
Wesentlich tiefer liegt das geologische Niveau der Unter-
kiefer aus der Schipkahohle und Schwedentischgrotte. Der erstere
gehört nach Déchelette (loc. cit. S. 108) „parmi les plus
anciens débris de l’homme fossile, découverts dans
l'Europe centrale“. Die Deutungen R. Virchows sind längst
als irrig erkannt und kaum ein Anthropologe zweifelt heute
daran, daß der Schipkakiefer dem die altdiluviale „Moustier-
stufe“ charakterisierenden Homo primigenius angehört.
Aber auch bezüglich des Ochoskiefers haben sich wohl die
meisten Anthropologen meiner Ansicht, daß dieser Kiefer dem
Homo primigenius angehöre, angeschlossen. Professor Dr. Gor-
janovié-Kramberger hat dies nicht bloß mündlich (gelegent-
lich der Salzburger Zusammenkunft im Jahre 1905) ausgesprochen,
sondern auch in seinem schon ein Jahr später erschienenen, mehr-
fach zitierten großen Werke über den diluvialen Menschen von
Krapina ganz unzweideutig zum Ausdruck gebracht. Professor
Dr. O. Schoetensack hat in seiner schönen Studie über den
„Unterkiefer des Homo heidelbergensis“ (Leipzig 1908) auch
den Unterkiefer von Ochos zum Vergleiche herangezogen und den
Schipkakiefer nur deshalb nicht berücksichtigt, weil es sich um ein
„kindliches Objekt im Zahnwechsel“ handelt. Die „bedeutende
Lingualwulstung“ des Ochoskiefers steht nach Schoetensaek
(loc. cit. S. 44) derjenigen des Heidelbergers Fossils nahe; Gor-
Janoviö-Kramberger bezeichnet sogar (loc. cit. S. 156) mit
= k So c l še
sd tka ího a ee
313
Rücksicht auf diese Eigentümlichkeit den Ochoskiefer als den
„pithekoidsten“ Unterkiefer, den man heute (neben dem Kiefer
von La Naulette) kennt.
Diesen Anschauungen hervorragender Spezialisten gegenüber
verlieren die Křížschen Ausführungen selbstverständlich jeglichen
Wert. Ich bin überzeugt, daß der Genannte bei objektiver
Würdigung der tatsächlichen Verhältnisse sowohl seine These von
der Nichtexistenz eines besonderen diluvialen Schädeltypus als
auch seine derzeitige Ansicht über den Unterkiefer von Ochos bald
als einen gewaltigen Irrtum erkennen wird.
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