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Full text of "Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde"

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ZE1TS(  HRll  T 


Fl'H 


ÄGYPTISCHE  SPRACHE 


UNI) 


ALTERTUMSKUNDE 


MIT  UNTERSTÜTZUNG  DER  DEUTSCHEN  MORGENLÄNDISCHEN  GESELLSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN  VON 

GEORG  STEINDORFF 


SIEBENUNDVIERZIGSTER  BAND 

MIT  6  SCHRIFTBILDERN,  1   PLAN  INI)  I  TAFEL 


LEIPZIG 
,1.  C.  HINRICHS'scHE  BUCHHANDLUNG 

1910 


Die   »Zeitschrift   für  Ägyptische  Sprache  und  Altertumskunde«   wurde  begründet 
1863  von  Heinrich  Brugsch  und  danach  herausgegeben  von: 

C.  R.  Lepsius  mit  H.  Brugsch  1864—1880, 

C  R.  Lepsius  mit  H.  Brugsch,  A.  Erman,  L.  Stern   1881 — 1884, 

H.  Brugsch  und  L.  Stern  1885  —  1888, 

H.  Brugsch  und  A.  Erman  1889  —  1893, 

H.  Brugsch  und  A.  Erjian  mit  G.  Steindorff   1894, 

A.  Erman  und  G.  Steindorff   1895 — 1906. 


Inhalt  des  47.  Bandes. 


Seite 

Blackman,  A.  M.    Sonic  Middle  Kiiigdoni  Keligious  Texts  (mit  6  Schriftbildern) 116 — 132 

Burchardt,  M.    Ein  saitisclicr  Statuensockel  in  Stockiiolni 111 — 115 

Gardiner,  A.  H.    A  latc-Egyptian  idioni 134 — 136 

—  The  toinb  of"  Anieneniiiot,  higii-pricst  of  Anion  (mit  Tafel  I   und   1  Phui) 87 — 99 

Grapow,  H.    Eine  alte  Version  \on  Totenbuch  Kapitel  51 — 53 100 — 111 

—  Die  Vogeljagd  mit  dem  Wuifholz 132 — 134 

Littmann,  E.    Semitische  Parallelen  zur  assimilatorischen  Wirkung  des  Ajin 62 — 64 

Naville,E.    Le  üroupe'^TPfT 68—71 


—  Deux  rois  de  la  j)eriode  Thinite 65 — 67 

Schubart,  W.    Dodekaschoinos 154 — 157 

—  Stiftung  für  einen  Tempel  aus  der  Zeit  des  Augustus 157 — 160 

Sethe,  K.    Zur  Bildung  der  altägyptischen  Demonstrati\pronomina 59  —  62 

—  Osiris  und  die  Zeder  \on  Bybios 71 — 73 

—  Neue  Spuren  der  Hyksos  in  Inschriften  der  18.  Dynastie 73—86 

—  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter 1  —  41 

—  Der  Ursprung  des  koptischen   Älne^Tq-ccoTÄv 147 — 153 

—  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen 136—146 

—  und  Gardiner,  A.  H.    Zur  Vokalisation  des  Dualis  im  Ägyptischen 42 — 59 

Miszellen: 

Borchardt,  L.    Inschriftfragmente  vom  Gebel  Ahmar        161 

De'vaud,  E.    Sur  l'hypothese  du  Niph<^al  en  egyptien 164 — 165 

—  und  Sethe,  K.    Encore  un  mot  sur  le  nom  du  Nil,  Ii^j)i 163 — 164 

Gardiner,  A.  H.    The  colour  of  niourning 162 — 163 

Grifßth,  F.  LI    The  Dodecarchy  and  the  XII tl.  Dynasty 162 

Littmann,  E.    Zur  Verbaladjekti\endung  -nj 167 

Pieper,  M.    Die  Herkunft  des  Turiner  Königspapyrus 161 

Sethe,  K.    YlmvcrTi;   »der  Gott  \on  Sehel-   mid  'iXiTivcr^vii;  »der  Gott  \on  BigC" 166 

Erschienene  Schriften 167 — 168 


Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.     [47.  Band.    1910.]  1 


Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter. 

Von  Kurt  Sethe. 


Hierzu  eine  Tabelle. 

1.  Über  einige  Formen  des  Zahlwortes  lö^j  »eins«  im  Koptischen. 

Fast  vor  einem  Jahrzehnt  habe  ich  in  dieser  Zeitschrift  (39,  122)  die  Vermutung  §  1. 
ausgesprochen,  daß  der  Ausdruck  für  Yio      '     H   oder  ^"^  fl  w^^  ^0  in  den  Worten 
der  Naukratisstele  (ÄZ.  38,  130): 

I     1\   i^^=^v\    I  71  ¥\  (]      ^^37  w(^  10  m  nb  in  hd  m  iht  nh 

»ein  Zehntel  vom  Golde,  vom  Silber  und  von  allen  (andern)  Dingen« 
dem  sahid.  no-yü)!!  m.uht,  no-^'R-AiHT  entsprechen  werde  und  daß  beides  ursprüng- 
lich »eins  von  10«  bedeutet  habe,  wie  wir  ja  auch  »eins  vom  Hundert«,  »eins 
vom  Tausend«   fiir  '/loo?   '/looo  sagen. 

Das  koptische  Wort  o-yoüt,  konstr.  o-y«-  würde  also  auf  eine  Form  des  Zahl-  §  2. 
Wortes  »eins«  zurückgehen  müssen.  In  der  Tat  sind  die  koptischen  Bruch- 
bezeichnungen, die  mit  diesem  Worte  gebildet  sind,  aus  der  Bedeutung  »Teil«, 
die  es  sonst  zu  haben  scheint,  wo  es  selbständig  vorkommt,  nicht  wohl  zu 
erklären.  Da  das  Zahlwort,  das  mit  o-yton  im  Genitiv,  sei  es  direkt  wie  oben 
das  w^ ,  sei  es  indirekt  durch  den  Genitivexponenten  ii  verbunden  ist,  ein 
Kardinal-  und  nicht  ein  Ordinalzahlwort  ist,  so  könnte  no'yüin  mmht  eigent- 
lich doch  nur  »der  Teil  von  10«  bedeuten,  aber  nicht  »der  zehnte  Teil« 
»ein  Zehntel«'.  Um  zu  dieser  Bedeutung  zu  gelangen,  ist  es  notwendig,  daß 
das  Wort  den  Begriff  der  »Einheit«  enthielt:  »der  eine  Teil  von  10«,  »die 
Einheit  von   10«". 

Das    gleiche    gilt   für   den  Ausdruck    o-yco«    cnd^'y,    den  wir,    entsprechend  §  3. 
dem    griech.  rot  h'jo  iJ-spy],    für   »zwei  Drittel«    finden    neben   no-yüniijOAviTT  resp. 
no«Yn€U|OMiTT  für   »das  (dritte)  Drittel«.    Zacii.  13,  8.  9.    Jener  Ausdruck  wird 

')  Man  beachte  wohl,  daß  diese  Bruchbezeichnungen  mit  oyoon,  oyii-  fast  immer  mit  dem 
bestimmten  Artikel  gebraucht  werden  (z.  B.  Exod.  16,  36.  Lev.  27,  15.  II  Reg.  6,  19.  Zokga  594).  — 
Mir  ist  nur  ein  Beispiel  bekannt,  wo  statt  dessen  der  unbestimmte  Artikel  steht:  es.iqi  üoYO'ycoii 
iiujoAiiiT  2^ii-Te']f<?'o.vi  THpoy  »ich  nalim  ein  Drittel  weg  von  ihrer  aller  Kraft«  Pist.  Soph.  25. 
Hier  hat  der  unbestimmte  Artikel  offenbar  distributive  Bedeutung:  »je  ein  Drittel«  von  der  Kraft 
jedes  einzelnen. 

^)  Dasselbe  gilt  natürlich  auch  für  die  alten  Bruchbezeichnungen  wie  p>  riO  pe-jwHT  »ein 
Zehntel«.  Auch  hier  muß  <=>  die  Bedeutung  der  Einheit  gehabt  haben;  es  wird  »ein  Mundvoll«, 
d.  i.  eine  Portion,  bedeutet  haben,  wie  man  ja  ähnlich  - — Q  »ein  Armvoll«  in  geschichtlicher  Zeit 
für  die  »Speisenpörtion«   gebraucht. 

Zeitschr.  f.  Agypt.  Spr.,  47.  Band.     1910.  1 


2  KurtSethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

»zwei  Einlieiten«  resp.  »zwei  eine  (von  3)«,   dieser  »die  Einheit«  resp.  »das  eine 
von  3«  bedeuten  müssen. 

Sehen  wir  uns  dnraufliin  nun  auch  einmal  die  andern  Beispiele  an,  in 
denen  das  Wort  o-ycou  »Teil«  sonst  noch  durcli  Peyron  und  Bsciai  (ÄZ.  24,  100) 
belegt  ist.  Da  finden  wir  zunächst  einige  Beispiele,  wo  das  Wort  auch  mit 
Zahlwörtern  verbunden  gebraucht  ist,  um  die  Anzahl  gleicher  Teile  zu  be- 
zeichnen, in  die  ein  Gegenstand  geteilt  wird: 

»Was  wir  verdienen«  iyd.His.*.q  itigo.uiiT  üo'ywu  »das  pflegen  wir  in  B  Teile 
zu  teilen«    eigentlich    »zu   11  Teilen  zu  machen».      Zoega  340. 

d.'Yi^*».^  HtjToo'^'  üo-yü)».  o-yo-ytoii  Miio-y*«^  no-yev  HÄiMd.TOi  »sie  teilten  es 
in  4  Teile,  je  einen  Teil  für  jeden  einzelnen  von  den  Soldaten«  Joh.  19,  28; 
man  l)eachte  die  distributive  Bedeutung  von  o'yo'YüJU  wie  in  dem  oben  §  2 
Anni.  1   erörterten  Beispiel. 

Auch  in  diesen  Fällen  brauchte  das  Wort  o-yton  an  und  für  sich  nicht 
notwendig  ein  Wort  für  »Teil«  zu  sein,  sondern  könnte  sehr  wohl  ein  Wort 
fÜir  »Einheit«,  »das  eine«  gewesen  sein.  Das  wird  recht  deutlich,  wenn  man 
die  koptischen   Ausdrücke  für   »zweiteilen«    betrachtet: 

i><\*^iq  nS  »ich  teilte  es  (mein  Kleid)  in  zwei  Teile«,  cigentlicli  »maclite 
es  zu  zwei«  Zoega  15;  ähnlich  ib.  07;  mit  ausgescluiebenem  ucriis.'y  Peykon, 
Lex.  200   aus  Pap.  Taurin.  11   101. 

p-cnÄ.'Y  :  ep-cnd^.'Y  »sich  in  zwei  Teile  teilen«  eigentlich  »zwei  werden«, 
z.  B.  Matth.  27,  51    für  das  griech.   ea-yja-^vi  eig  ^vo. 

Und  wenn  man  ferner  analoge  Beispiele  aus  ägyptischen  Texten  ver- 
gleicht, Avie: 

f^^vo         v\    1 1  iv>  »geteilt  wurde  dieses  Land  in  5  Teile«  Urk.  IV  139. 


"2         ^^^^  ^kK  \^  \\  1^^^^  ^        U=^    "  wir    teilten   dieses    Gold    in   8   'feile « . 


A^/v^A^ 


III 

eigentlich   »machten   es  zu  (S«   Pap.   Amh.  2,  10. 

liier  finden  wir  nirgends  ein  Wort  für  »Teil«  verwendet,  sondern  es  steht 
einfach  eine  Zahl,  gerade  wie  wir  »entzwei«,  der  Grieche  ek  Svo  sagen,  und 
zwar  ist  es  im  kopt.  ciid.'Y  die  gewöhnliche  Kardinalzahl  für  »zwei«,  im 
Ägyptischen  aber  eine  besondere  feminine  Form,  etwa  ein  Zahlabstraktum,  mit 
dem  wir  uns  weiterhin  nocli  näher  beschäftigen  werden. 
§  5.  Eine   andere    Gruppe   von   Beispielen    endlich   zeigt   uns    das  Wort   o-ywn 

wie  in  dem  o'yo'yoin  der  Johannesstelle  verwendet,  um  den  Teil  zu  bezeichnen, 
der  bei  der  Verteilung  eines  Gegenstandes  auf  die  einzelnen  Anteilhaber  ent- 
fällt,  es  hat  hier  also  die  Bedeutung  von   »Anteil«: 

qi  ÄviieKO'Yo^it  \\is.K  ^^M-nfc-^'Ke  »nimm  dir  deinen  Teil  von  dem  Lohne« 
Zoega   310;   ähnlich  ib.  311. 

Mes.  iid<i  .ün^.o'Yti)»  £^it-iioeiR  »gib  mir  meinen  Teil  von  den  Broten«  ib.  355; 
nachher  folgt  neKO-ycou  »dein  Teil«,  neqo-yton  »sein  Teil«  ohne  Wieder- 
holung des  partitiven  Ausdrucks  mit  gfi. 


1910.]  Kurt  Setue:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  3 

Wie  in  den  oben  besprochenen  Fällen  bezeichnet  das  Wort  o«yüin  auch 
hier  den  einzelnen  Teil  eines  zu  gleichen  Teilen  geteilten  Gegenstandes.  Es 
läßt  sich  daher  auch  hier  aus  dem  Zahlwort  »eins«  erklären:  »dein  eines«, 
»deine  Einheit  von  dem  Lohne«. 

Wenn  demnach  die  Bedeutung  und  Verwendung  des  Wortes  o-yü)!!  nichts  §  0. 
enthält,  vras  gegen  seine  Ableitung  aus  dem  Zahlwort  l  w(j'  »eins«  spräche, 
so  fragt  es  sich  nun,  ob  in  seiner  Form  etwa  ein  Hindernis  dagegen  zu  finden 
ist.  Als  ein  solches  muß  auf  den  ersten  Blick  in  der  Tat  das  ii  erscheinen, 
das  in  dem  Stamme  von  w^j  nicht  enthalten  war.  Dennoch  ist  dieses  ti  wohl 
nicht  nur  kein  unübersteigliches  Hindernis,  sondern  vielmehr  eine  Bestätigung 
für  den  Zusammenhang  mit  jenem  Zahlvv^ort.  Denn  das  Koptische  besitzt  noch 
zwei  andere  Formen,  die  von  demselben  Stamme  zu  kommen  scheinen  und  die 
gleichfalls  ein  solches  u  am  Ende  aufweisen. 

Das    eine   ist    das  Pronomen   indefinitum   o-yoii   »jemand«,    das    man   eben  §  7. 
dieses  II  wegen  gewöhnlich  aus  einer  Form  des  alten  Verbums  -^^  wnn  »sein« 
herzuleiten  pflegt,   etwa  einem  Partizipium   »das  Seiende«.     In  Wahrheit  ist  es 
gewiß   nichts    anderes    als    das    alte      i      ic^j,    das   genau   so    gebraucht   wurde. 
Man  vergleiche  nur: 

das  häufige  o-yon  niM  »jedermann«,  »ein  jeder«  mit  dem  ebenso  häufigen 
^^^37  tcc  nh  (z.B.  Urk.  IV  139.  747); 

©•yoii  MMOO-Y   »einer  von  ihnen«,  das  neben  ©"y*.  maa.oo'y  und  o'^is.  n^HTO'y 

vorkommt,  mit      i     (1  v\     I  w'^  im.-sn: 

. a  1  _ö^  I  I    I    I 

o-yoii  RcÄ.  ©«yoii    »einer  nach  dem  andern«  mit  ^v 'S'  W^  m-s^  w^, 

wie  man  im  Neuägyptischen  sagen  würde  (Erman,  Neuägypt.  Gramm.  §  93). 

Mneq^^e  eo'yoii   »er  fand  niemand«    mit  dem  häufigen  Gebrauch  von 
w<^  in  negierten  Sätzen  (Erman,   a.  a.  0.  §  21). 

Eine  Bestätigung  für  diese  Erklärung  von  ©"yoii  möchte  man  darin  er- 
kennen, daß  das  Wort  w^  in  Verbindungen  wie  iü<^  im-sn  ©«Yoii  ÄiMoo-Y  in  ägyp- 
tischen Texten    später   in    der  Tat   oft   mit  einem  aaaaaa  geschrieben  wird,  z.  B. : 

<==>    I    (1  ^\     I  n  prj-n  w^-n-lm-sn  »nicht  ging  einer  von  ihnen  her- 

aus«   Urk.  III  69   (Traumstele). 

<^A^    n  ^AAAAA  ^^_n_^^x^2_ 


^^  AAAAAA  (I  ^  A^vAAA   ji-tuu  iV^-fi- tm-tn    » Ist   nlcht  einer  unter 

I      I      I    ^^  . D  I  1  _M^  I      t     I 

euch«,    »der  Ägyptisch  versteht«   (Aiii-o'yoii  MMOiTii)  Unamun  II  77. 

(1(9  I  '^'^^^  ü  ^.  1 1 1  ||  ^f^  w'^-n-im-w  dd  »einer  von  ihnen  sagte«  (d^-o-you 
MMOO'Y    '2i03)    ib.  78. 

Doch  findet  sich  ein  solches  aaaaaa  im  Unamun  auch  in  der  Schreibung  aaaaaa 
(1  ^^.  n-tm  für  MAid^-y  »da«  (II  1.  20),  sodaß  die  obigen  Beispiele  nicht  be- 
weisend sind. 

1* 


4  KurtSethe:  Untersuchungen  ülter  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

§  8.  Die  andere  koptische  Form,  die  auf  das  Zahlwort  »eins«  zurückgehen  wird 

und  wie  o'ytoii  und  o-yoii  ein  n  am  Ende  aufweist,  ist  das  fajjumische  Frage- 
wort o-yit   »was?«,   das  dem  sah.-boh.  o-y,  achmim.  o  entspriclit,   z.  B. : 

o-yii  neT€Kcoo'Y"  .üMoq   »was  ist  es,  das  du  weißt?«   Zoeoa  151. 

igÄ.Xe-o'yii  ud.p   lyconi    »was  geschieht?«    ib.  IGG. 

^K.ieW-o'yii   »was  tue  icli?«   ib.  165. 

Daß  dieses  Fragewort  »was?«  auf  das  alte  Zahlwort  w^J zurückgehen  wird,  ist 
nach  seiner  Form,  die  im  Sahidischen  und  Bohairischen  dem  unbestimmten  Artikel 
o-y  gleicht,  und  nach  seiner  Bedeutung  in  hohem  Maße  wahrscheinlich.  Wohl  in 
fast  allen  Sprachen  der  alten  Welt  sind  Fragewort  und  Indefinitum  ursprüng- 
lich gleich,  vgl.  deutsch  was,  lat.  quid,  griech.  r/,  arab.  und  hebr,  mä.  Wir 
haben  auch  im  Koptischen  noch  zwei  andere  Fragewörter,  die  ebenfalls  wie 
unser  oy,  ©«yii  aus  dem  Indefinitum  hervorgegangen  sind.  Es  sind  d^iy  »was«, 
»welches«,  neuägypt.  [1  ih,  das,  wie  man  längst  erkannt  hat,  aus  dem  alten 

J^  ih-i  »eine  Sache«,  »etwas«  herzuleiten  ist,  und  das  auch  im  Koptischen,  wenn 

auch  seltener,  noch  als  Indefinitum  vorkommt  (vgl.  £^rt-Ä.uj  it-^jue  i\T€-KHM€  oyn~ 
oyK(XiCM\KOc  MMiKy  »in  einer  Stadt  Ägyptens  gibt  es  einen  Laien«,  Zoega  840), 
und  o-yMp    »wie  viel?«,  neuägypt.   ^^.-^-^  icr,  das  ursprünglich  einfach    »eine 

Menge«,  »ein  Quantum«  (vom  Stamme  wrr  »groß  sein«)  bedeutet  haben  dürfte. 
§  9.  Wie  ist  aber  das  seltsame   ii  zu    erklären,    das  wir  somit  in   drei  Formen 

des  Zahlworts  »eins«  im  Koptischen  vorgefunden  haben?  Zunächst  dürften  wir 
ein  genaues  Seitenstück  dazu  in  der  bohairischen  Form  iiifien  haben,  die  das 
sah.  niM,  fajj.  itifci  »jeder«  vertritt.  Sie  wird  wie  diese  Formen  vermutlich 
auf  die  feminine  Form  "^^  nb-t  {*nf-bet)  des  altägyptischen  Wortes  nb  zurückgehen, 
die  später  so  häufig  statt  der  maskulinen  Form  geschrieben  erscheint  (vgl.  Erman, 
Neuägypt.  Gramm.  §  ()7)  und  sie,  nach  der  demotischen  Schreibung  fiir  nb  zu 
urteilen,   schließlich   allgemein   ersetzt  hat. 

In  dem  it,  das  diese  Worte  im  Koptischen  am  Ende  aufweisen,  wird  man 
in  erster  Linie  den  alten  Genitivexponenten  vermuten,  der  ja  in  der  Tat  ge- 
rade nach  diesen  Worten  für  »eins«  und  »jeder«  besonders  häufig  sein  mußte, 
wie  er  ja  bei  dem  unbestimmten  Artikel  o'y  tatsächlich  ursprünglich  die  Regel 
gewesen  ist  ("^""^/wwva  ic''  n).  Man  hätte  sich  also  vorzustellen,  daß  eine  Ver- 
wachsung zweier  liäufig  miteinander  verbundener  Worte  stattgefunden  habe, 
etwa  wie  es  im  Koptischen  zwischen  dem  bestimmten  Artikel  und  einem  Nomen 
geschehen  ist  in  o'yneeoo'y  »ein  Schlechtes«,  nncTO'yivi^ii  »der  Heilige«  oder 
zwischen  dem  Hilfsverbum  uj-  »können«  und  dem  Negationsinfinitiv  tcai- 
in  boh.   igTCM-  für  sah.   tm-    »nicht«    (vgl.   auch  franz.   le  lendemain). 

Denkbar  wäre  aber  auch,  daß  die  Formen  nicht  so,  gewissermaßen  or- 
ganisch, entstanden  seien,  sondern  daß  sie  künstliche  Neubildungen  seien,  sei 
es  Analogiebildungen,  indem  die  eine  nach  dem  Muster  der  andern  das  un- 
organische u  ansetzte   (vgl.    die   tl'bereinstimmung  der   beiden  Worte    in   «yooii 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  5 

tiifeeii),  sei  es  atavistische  Rückbildungen,  indem  das  genitivische  n,  mit  dem 
die  betrelTende  Form  ursprünglich  meist  verbunden  gewesen  war  und  das  mit 
der  Zeit  gnnz  verschwunden  war,  künstlich  und  nicht  immer  sinnentsprechend 
wiederhergestellt  wurde  (vgl.  ©«y,  0*^11  »was?«  und  o-yon  mit  dem  unbestimmten 
Artikel  o-y,  der  aus  w^  n  hervorgegangen  ist). 

Für  beides  scheint  die  bohairische  Form  neu  des  Pluralis  des  bestimmten 
Artikels  ein  Beispiel  zu  sein.     In  dieser  Form  scheint  sich    uns    noch  die   ur- 

AAAA/NA 

sprüngliche  Form  dieses  Artikels  erhalten  zu  haben,  die  bekanntlich  ik  aawa 
nl  n,  d.  i.  eigentlich  »das  von«  lautete.  Wie  bei  dem  unbestimmten  Artikel 
^^^/vA/v^  ic^  n  fiel  hier  aber  das    genitivische  n  früh  weg;    im  Neuägyptischen 

AAAAAA 

ist  in  den  meisten  Texten  bereits  die  kürzere  Form  ik  w/  allein  gebräuchlich 
und  im  Demotischen  hat  nur  sie  sich  erhalten;  ebenso  im  Sah.  n  (ite  vor 
Doppelkonsonanten).  Unter  diesen  Umständen  ist  es  nicht  eben  wahrscheinlich, 
daß  sich  die  alte  Form  n^  n  daneben  wirklich  noch  lebendig  erhalten  haben  sollte. 
Die  bohairische  Form  nen  wird  also  vermutlich  ein  Atavismus  sein.  Und  wenn 
diese  Form  nur  da  gebräuchlich  ist,  wo  dem  mit  ihr  versehenen  Nomen  ein  Geni- 
tiv folgt  (Stern,  Kopt.  Gramm.  §  227),  so  erinnert  das  auffallend  an  die  Über- 
einstimmung in  o-yon  nifien;  offenbar  spielt  hier  die  Analogie  mit  dem  genitivi- 
schen n,  das  dem  Nomen  folgt,  mit  bei  der  scheinbaren  Erhaltung  des  11  in  nen. 

Wie  dem  aber  auch  sei,  das  n,  das  die  Formen  ©«ycii«  »Teil«,  O'yoii 
»jemand«  und  o-yn  »was?«  von  dem  alten  Zahlwort  für  »eins«  unterscheidet, 
ist  ein  Element,  das  nicht  zum  Stamme  gehört,  und  bildet  für  die  Ableitung 
der  Formen  aus  jenem  Zahlwort  kein  Hindernis. 

Wie  steht  es  nun  aber  mit  der  Vokalisation  ?  Es  ist  ohne  weiteres  klar,  daß  wir  §  10. 
es  bei  o-ycoit  und  o-you  nicht  mit  dem  eigentlichen  Zahlwort  »eins«  selbst  zu  tun 
Iiaben,  das  im  kopt.  o-y^.  (aus  o«yÄ.e) :  o-y^vi,  fem.  o-yei :  o-yi  {wJ)  lautet  und  als  Vokal 
ä  und   «",   die  sich  ja  bekanntlich  einander  entsprechen  (micc,  M&.CTq),  aufweist. 

Die  Vokalisation  von  o«yoii  mit  dem  kurzen  Vokal  6  in  geschlossener 
Silbe  könnte  jung  sein;  es  könnte  wie  bei  Menqe  »Memphis«,  g^oiiT  »Priester«, 
TtoMc  »begraben«,  das  aus  einer  Zusammensetzung  entstandene  neue  Wort  eine 
neue,  seinem  Lautbestande  entsprechende  Vokalisation  erhalten  haben.  Ander- 
seits ist  es  nicht  undenkbar,  daß  die  Sprache  schon  ursprünglich  neben  dem 
eigentlichen  Zahlwort  »eins«  auch  eine  besondere  Form  *wö  für  »einer«,  »einer 
von«  besessen  habe  (zur  Form  vgl.  o  »groß«  von  ''/;"),  die  sich  uns  dann  in 
voller  Vokalisation  in  o-yo«  erhalten  hätte,  während  sie  in  dem  unbestimmten 
Artikel  o«y  stark  verkürzt  wäre,  falls  dieser  nicht  auf  das  eigentliche  Zahlwort 
(kopt.  o-yi)^,  o-yei)  selbst  zurückzuführen  ist\ 


')    So    besitzt  ja   auch  das  Arabische    neben  dem    eigentlichen    Zahlwort   »einer«  -^l^T,  das 

in  seiner  Bedeutung  dem  kopt.  oyiv  entspricht,  noch  eine  besondere  Form  -*^  \  ,  die  ganz  dem 
kopt.  o-yon  entsprechend  gebraucht  wird  für  »jemand",  resp.  »niemand«  in  negativen  Sätzen  und 
für    »einer  von«    mit    folgendem    partitiven    Ausdruck    (s.  Caspari-Müixer,    Arab.  Gramm. ^  §  462). 


6  KürtSethe:  Untersucliungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47,  Band. 

§11.  Auf  dieselbe   Form    wäre    natürlich   auch   das   Fragewort  oy,   oyn  zurück- 

zuführen, das  nach  dem  oben  (§  8)  Gesagten  mit  dem  Indefinitum  identiscli 
gewesen  sein  wird.  Es  scheint  den  gleichen  Grad  von  Verkürzung  aufzuweisen 
wie  der  unbestimmte  Artikel,  obwohl  es  nicht  Avie  dieser  im  Status  constructus 
stand,  d.  h.  vor  einem  betonten  Worte  selbst  enttont  wurde,  noch  auch  sich 
an  ein  vorhergehendes  Wort  anlehnte,  wie  die  postpositive  Kopula  ne,  tc,  ne 
»das  ist«,  die  nach  dem  Neuägyptischen  aus  dem  vollbetonten  Demonstrativum 
n&.i,  T&.I,  ii*«.i  »dieser«,  »diese«,  »diese«  hervorgegangen  ist  (Erman,  Neuägypt. 
Gramm.  §  78).  In  unserm  Falle  hat  augenscheinlich  ein  anderes  Moment  zu  der 
Verkürzung  geführt:  das  w  hat  offenbar  vokalische  Aussprache  angenommen  und 
hat  dann  den  Ton  auf  sich  gezogen.  Wir  können  das  z.  B.  ähnlich  konstatieren 
bei  civoo-y :  cd^^^o-yj;  c^c^'p- :  cg^o'yep-  » verfluchen « ,  pj^.co'Y :  pivco'yi  » Traum « 
{'rdswet),  aia.to'Y : Aiis.eo'yi  »Gift«  ('nidtivet),  freilich  ohne  die  Begleiterscheinung 
der  Verkürzung  des  alten  Hauptvokals,  der  in  diesen  Fällen  von  dem  ©«y  durch 
einen  starken  Konsonanten  getrennt  war.  Ein  genaues  Analogon  zu  der  Ver- 
kürzung, wie  sie  uns  bei  o-y  »was?«  entgegentritt,  ist  aber  vielleicht  der 
Imperativ  bs^-  »gib  her«.  Er  geht  auf  ein  in  späterer  Zeit  häufiges  (l^TvSv^/] 
i>wj  »reiche  her«'  zurück  und  sollte  demgemäß  *aicT-  lauten,  wie  die  ent- 
spreclienden  Formen  &.111-  »bring«,  Ä.pi-  »tu«  (Verbum  II  §  509).  Diese  zu 
erwartende  Form  zeigt  er  denn  auch  wirklich  noch  in  der  sekundären  Ver- 
bindung mit  dem  Suffix  H  f.  sg.  d^«Yeic,  die  den  gleichfalls  sekundären  Formen 
«vmc,  *<pic  und  d.'xic  »sage«  (von  b^'s.i-,  Verbum  II  §  507)  entspricht,  In  der 
alten  konstrukten  Form  ist  das  *aicl,-  aber  zu  is^-y-  geworden,  oHenbar,  weil  das 
diphthongische  au  den  Ton  auf  sich  gezogen  hat. 

§  12.  Dahingegen  wird  die  Vokalisation  der  Form  o-ycon  schon  aus  dem  Grunde 

wahrscheinlich  alt  sein,  weil  der  lange  Vokal  nicht  zu  dem  Lautbestand  der 
koptischen  Form  mit  ihrer  geschlossenen  Silbe  paßt.  Wir  haben  es  hier  also 
wohl  wirklich  mit  einer  alten  Form   ©«yto  zu  tun. 

Diese  Form  *o'yco  Avürde  nach  dem  Geschlechte  des  kopt.  o-ytoii  »Teil" 
zu  schließen,  ein  Maskulinum  sein,  und  also  etwa  dem  kopt.  igco :  igtoi  »Sand«, 
ägypt.  ^-^  \\  1^1  s^j  {*iö<^fj)  entsprechen.  Da  im  Koptischen  aber  nicht  selten 
alte  Feminina  das  Geschlecht  gewechselt  haben",  so  muß  mit  der  Möglichkeit 
gerechnet  werden,  daß  auch  dieses  *o'yci)  ursprünglich  ein  Femininum  gewesen 
sei  wie  die  koptischen  Maskulina  cfiito  »Honig«  und  g.uo'y  »Salz«  (mit  o-y 
wegen   des  7n).     In    der  Tat   sind  die  Nomina,    die  im  Koptischen  auf  co  aus- 


■)   Z.  B.  in  den  späten   Inschriften  des  Raumes  K  des  Amonstempels  von  Karnak,  aus  deren 
einer   ich    das  Prototyp  von  Älnek-Tq-ccoTJü    nachgewiesen    habe.     Hier   findet  sich  z.B.  i\  "y^^,     -^ 

lg)  ^   □                                                    j]     El             ^■"^•'^ 0(  ) 

/vwwv  rJ]           C^    »gib  mir  Kraft«,  [I  öli /]     ,  »gib  mir  Brot«. 

lli  IZSZ)                                                I     'S     ^^     I        A    \  \    \ 

2)    Vgl.  ciüi^e  »Acker«,  eAooAe  »Weintraube«,  ficoTe  »Spelt«,  Jüg^Ä-e^-y  «Grab«,  noype  »Geier-, 

OYOoTe  »Gemüse«,  new^pe  »Heilmittel«,  toot  »Hand»,  uj*^   »Nase«  {ir-t),  Too-ye  »Sandale«,  «aiiiTe 

»Unterwelt«,  cthai   »Stibium«,  ujohtc   »Akazie«   usw.;  sowie  alle  weiblichen  Infinitive. 


1910.]  KuHT  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zaiilwörter.  7 

i>ehen,    in    ihrer    so    überwiegenden   Melirzalil   Feminina',    daß    man   in    einem   §  13. 
solchen  Nomen  immer  a  priori  ein  Femininum  vermuten  wird. 

In  unserem  Falle  wird  -diese  naheliegende  Vermutung  auch  dadurch  unter- 
stützt, daß  das- Wort,  nach  seinem  Gebrauch  im  Koptischen  zu  schließen,  ein 
Zahlabstraktum  »Einheit«  gewesen  zu  sein  scheint  (s.  dazu  den  Abschnitt  2). 
Vor  allem  aber  dadurch,  daß  sich  uns  im  Koptischen  noch  eine  Form  erhalten 
hat,  die  sicher  auf  ein  Femininum  des  Stammes  w^^j  »eins«  zurückgeht  und 
gleichfalls  ein  ca  als  Vokal  aufweist:  ©«ytoT  »einzig«.  Es  ist  bekanntlich  das 
^gyP^-   ^^^  w;''-(/j   spcäter  auch  y^   «-Qc*-/;' geschrieben,   das  »einzig«  [hnr 

w^-tj  »einziger  Freund«)  oder  »einzeln«  {thn  \x<-tj  »ein  einzelner  Obelisk«  Lateran- 
obelisk; bh^  lü^-tj  »der  einzelne  Stern«  der  Abendstern)  bedeutet  und  die  Nisbe 
eines  femininen  Nomens  W^-t  resp.  xü<^w-t  darstellt.  Dieses  feminine  Grund- 
wort von  o-ycoT  wird  mit  dem  mutmaßlichen  Femininum  *wö  »Einheit«,  das 
sich  uns  in  o-ycoii  »Teil«  erhalten  zu  haben  scheint,  ein  und  dasselbe  sein. 
o-ytOT  [*ew<^6tej  oder  * we<^ wotej)  wird  sich  zu  diesem  *o'Yüi  {ic6<^et  oder  *ew'^Öwet) 
verhalten  wie  ^p^^i  »der  obere«  und  ^p^-q  »sein  Gesicht«  zu  §o  »Gesicht«  Chor), 
wie  gTHq  »sein  Herz«  {*heUejef)  zu  £ht  »Herz«  CheUej  oder  *Ji}etej),  ^enhowef 
»sein  Herr«  (in  NeKTöCi/e/Swg)  zu  nfife  »Herr«  {*nebew),  d.  h.  der  Vokal  hat  seine 
Stelle  gewechselt. 

2.  Zahlabstrakta  im  Ägyptischen. 

In  den  beiden  Beispielen  Urk.  IV  139  und  Pap.  Amh.  2,  10,  die  oben  §  14. 
(§  4)  angeführt  wurden,  fanden  wir  als  Ausdruck  für  die  Anzahl  der  Teile, 
in  die  ein  Gegenstand  geteilt  wird,  einfach  ein  Zahlwort  verwendet,  und  zw^ar 
nicht  das  einfache  Kardinalzahlwort,  wie  das  bei  dem  koptischen  Ausdruck 
»in  zwei  Teile  teilen«  der  Fall  war,  sondern  eine  besondere  feminine  Form, 
in  der  man  kaum  etwas  anderes  als  ein  Zahlabstraktum  vermuten  kann.  Statt 
»in    5   Teile   teilen«    sagt    man    altägypt.  ^v  1 1  ^    "^^^    ^^^^    Fünfheit 

teilen«"",  statt   »in  8  Teile  teilen«   sagt  man  neuägypt.  ^<       ^   "^^  einer 

Achtheit  machen«. 

Wir  kamen  dann  ferner  auch  für  das  Wort  ©«ycon,  das  im  Koptischen 
mit  einer  Kardinalzahl  verbunden  in  eben  diesem  Falle  statt  dessen  gebraucht 
wird,  zu  dem  Schluß,  daß  es  w^ahrscheinlich  ebenfalls  ein  solches  Zahl- 
abstraktum »Einheit«  enthalten  werde,  so  daß  also  ein  kopt.  e)^&.q  itujMO'yii 
Ro'yain.   eigentlich    »es   zu  8  Einheiten  machen«    bedeuten   und  gewissermaßen 


')  Vgl.  khi  »Baum«  (b^-i),  npw  »Winter«  (prj-t),  .üpco  »Hafen«  (mrj-t),  cfeio  »Lehre«  (sbjj-t), 
oypco  »Bohne«  {twrj-t),  ujütco  »Schurz«  (sndw-t,  sndj-t),  ernto  »Last«  {^tpj-t),  oynoy  »Stunde« 
(wnw-t),  £^qü)  »Schlange«  (hß-t),  g^fecw  »Kleidung«  {hhsj-t),  avccioj  »Hebamme«  {*msjj-t),  ujMico 
»Tausch«   (shjj-t)  usw.  (Stern,  Kopt.  Gramm.  §  118.   127.   139). 

^)  Oder  »in  Fünfheiten«?;  das  würde  dann  bedeuten,  daß  das  Land  in  allen  seinen  Teilen 
in  je  5  Teile  geteilt  wurde.     Siehe  zu  der  Schreibung  unten  §  28. 


8  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

eine  Umschreibung  des  älteren  ^^^^^^^        o  »es  zu  einer  Achtheit  machen« 

darstellen  würde. 

Solche  Zahlabstrakta  oder  -kollektiva,  die  den  griechischen  Formen 
TTsiTÄc,  cyScoic,  ixovuc  und  den  hebräischen  Zahlformen  der  Einer,  wie  sie  in 
D'':3  nobB:  »drei  Söhne«,  eigentlich  »eine  Dreiheit  von  Söhnen«,  vorliegen,  zu 
vergleichen  sind,  können  wir  nun  auch  sonst  im  Altägyptischen  seit  alter  Zeit 
nachweisen. 
§15.  Nichts   als    ein    solches   Zahlabstraktum  pH-t  »die  Neunheit«    ist   der   alte 

Ausdruck    ]  ]  ]   |  ]  |  ]  |  |  ^ur  die   »Götterneunheit«,  der  in  den  Pyr.   geradezu  mit 

dP'^^ni  oder  mo  Pyr.  794fl.  12386  wechselt  (s.  Schacks  Index  S.  106). 
Dabei  ist  das  Wort  »Götter«  nicht  etwa  als  Genitiv  beim  Lesen  liinzuzufiigen, 
wie  man  nach  den  gewöhnlichen  Schreibungen,  der  alten  mit  dem  neunmal 
wiederholten  Zeichen  für  Gott  |  und  der  späteren  ^  1,  denken  könnte.  Das 
geht,  abgesehen  von  den  oben  angeführten  rein  phonetischen  Varianten,  daraus 
hervor,  daß  der  Dualis  »die  beiden  Götterneunheiten«  öfters  |  |  |  j  |  ]  |  |  |  )|0 
(Pyr.  \Tld.   3716.)   oder         ]||^  (Stele  des  Nehi)  geschrieben  wird,  was  doch 

kaum  möglich  wäre,  wenn  psdtj  nfrw  zu  lesen  wäre'.  Das  Zeichen  für  »Götter« 
ist  also  nur  als  Determinativ  anzusehen. 

§16.  Was  fiir    ]  ]  |   |  |  |   |  |  ]    gut,    wird  vermutlich    auch    für    die    analoge    alte 

Schreibung  v^=^  ^=^  v^=^  o  (Pyr.  1655c)  oder  -53^^553-^^^  (Benihassan  I    7)    des 

Ausdrucks  »die  neun  Bogen«  gelten.  Vermutlich  wird  auch  hier  nur  psd-f 
zu  lesen  und  das  Wort  »Bogen«  nur  in  Gedanken  zu  ergänzen  sein".  Dafür  spricht 
außer  der  Eigenartigkeit  der  Schreibung  in  der  Tat  auch   sonst  noch  manches. 


,   V„.  a„e,.  r^  111  111  111 111 111 111 111  11>^  ,    >,....  M,  e,    .o  .^ 

wahrscheinlich  die  Ladung  des  Pluralis  psd-wt  bezeichnen  soll. 

^)  An  sich  könnte  man  auch  daran  denken,  daß  einfach  der  Plural  pd-tct  »die  Bogen«  zu 
lesen  sei,  der  als  Sinnvariaiite  öfters  für  -die  neun  Bogen«  vorkonunt  (s.  das  oben  im  Text  be- 
sprochene Beispiel  aus  den  Pyr.),   und  daß  also  vielmehr  das  Zahlwort  in   Gedanken  zu  ei'gänzen 

sei,  wie  z.  B.   bei      I /wvwv  «die  (vier)   Stützen  des    Himmels«  Urk.  IV  612  nach 

n    ^    YYY  ""^^^^'lll 

der  Variante    I AAAAAA  ib.  620.  —  Wenn  im  n.  R.  und  im  Neuägyptischen  der  Ausdruck 

I    o  I  I  I  ^  null 

oder  1 1 1  1  ^  Jil   »die  neun  Bogen«  einerseits  den  Artikel  fem.  sing,   o  ^\    erhält(z.  B. Harr. 

o     h 1  I  I  I    I    I  "  /         .m 

7,  3.  27,  5  u.  ö.),  anderseits  das  Pseudopartizip  in  der  endungslosen  Form  erhält  wie  ein  Pluralis 

(z.  B.  Urk.  IV  85.   138.  Harr.  42,  7),  so  zeigt  das  beides  zusammen  mit  der  Schreibung  111 

o     I  1 1 1 

(so  schon  in  Dyn.ll:    Rec.  de  trav.  32,  52),  daß  der  Ausdruck   später  \\ivV[\c\\  pdt  psd{t)   zu  lesen 
ist.    Die  Konstruktion  ist  die  bei  Kardinalzahlworten  übliche;  wäre  nur  der  Pluralis  ^w/  gemeint, 

so   müßte  1K    ,  wäre  das  alte  Zahlabstraktum  psdt  gemeint,   so   müßte  die  Fem.  sing,  des  Pseudo- 
partizips  stehen. 


1910.]  KurtSethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  9 

Wenn  das  Wort  -^=^ c^ pd-wt  »die  Bogen«,  das  der  Spruch  437  der  Pyr.-Texte 
an  vier  Stellen  aufweist,  im  Spruche  483  einmal  durch  'l'l'l  l'l'l 'l'IT  <^5 
pM-t  icr-t  «die  große  Götterneunheit«  (Pyr.  101 5 (?  entsprechend  804 <:/)'>  im 
Spruclie  GIO  zweimal  durch  ^^1 111 111 111 111 111  i'^'^-^/'  "^^ie  beiden  Neun- 
heiten«   (Pyr.  1719c/  entsprechend  804c?;   1714ö  entsprechend  797«)  ersetzt  ist, 

so  kann  das  wohl  nur  durch  Vermittlung  der  Sinnvariante,    »die   9  Bogen«   in 

n  n^^.  IM  III 

einer  zweideutigen  Schreibung  DM       |)  1 1 1  oder  1 1 1  c^  geschehen  sein,  wie  wir   sie 

am  Anftmg  desselben  Spruches  (Pyr.  794  c;)  in  der  Tat  finden,   wo    die  beiden 

andern  Texte  wieder  dieselben  Ausdrücke  »die  große  Götterneunheit«  (Pyr.  1012  6) 

und   »die  beiden  Götterneunheiten«,   (Pyr.  1710f?)  dafür  eingesetzt  haben. 

1 1 1  * 

Dieselbe  Schreibung  i  ii  c^  haben  wir  wohl  auch  auf  die   » 9  Bo^en «  zu  be- 

ziehen  in  den  Stellen  Pyr.  164c — 166c/,  wo  von  den  Völkern  im  Westen, 
Osten,    Süden,    Norden    und    in    der  Unterwelt  die  Rede  ist;   sowie  Pyr.  202h, 

wo  es  heißt,  daß  der  König  die  1 1 1  ^  beherrsche  und  die  111111  Hl  ht'^-  mache, 

sodaß  hier  also   die  Beziehung  auf  die  Götterneunheit  ausgeschlossen  ist". 

Wenn  die  »neun  Bogen«  ursprünglich  ebenso  wie  die  »neun  Götter«  einfach 
pM-t  »die  Neunheit«  hießen,  so  würde  auch  die  Zusammenbringung  beider  Dinge 
an  der  Stelle  Pyr.  1655c  leichter  verständlich  sein.  Anderseits  könnte  aber  auch 
gerade  diese  Stelle  für  einen  Unterschied  zwischen  beiden  Ausdrücken  (etwa  in 
der  Vokalisation?)  sprechen. 

Dem   Zahlabstraktum  pM-t    »die   Neunheit«    ganz    entsprechend   gebraucht  §  17. 
haben  wir  zwei  andere  Zahlabstrakta  in  den  Ausdrücken: 

^''^Oii^i   oder  (1  .'j^i   lfd-t  »Vierheit«,. 


®         oxww   oder  ®         \\\\'^  hmn-t  » Achtheit« 

A/VNAAA  I    I    I    I  A/WvNA     MM 

für  einen  Zeitraum  von  4  und  von  8  Tagen,  Pyr.  746 /a  c.  Auch  hier  ist  das 
Wort  »Tage«  nicht  im  Worte  ausgedrückt,  sondern  nur  in  der  einen  Schreibung 
durch  das  Determinativ  der  Sonne  angedeutet.  Die  beiden  Ausdrücke  entsprechen 
also  genau  dem  griech.  e,Q^oiJ.ug  »Woche«  und  unserm  Ausdruck  »Dekade«  für 
Ys  Monat. 

Dasselbe  Wort  für  »Vierheit«  dürften  wir  nun  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
auch  in  dem  Ausdrucke  (]         1 1 1 1  zu  erkennen  haben,  der  in  späteren  Texten  so 

häufig  die  »vier  Seiten«,  insbesondere  die  »vier  Enden«  des  Himmels,  die 
Himmelsgegenden  bezeichnet,  z.  B. : 


')    Pyr.  1018c  (entsprechend  805c)  hat  der  Spruch  das  pd-wt  des  Urtextes  dagegen  bewahrt. 

Ml  CJ=0 

^)    Siiit  I  394  hat,  wie  ich  nachträglich  sehe,  in  der  Tat  für     \\\c^    die   Sinnvariante    cj=o 

I  I  I  CJ=o 

pd-wt  »die  Bogen-,   für  j  |  j    j  j  |    |  |  j  die    später  übliche  Schreibung        111111111- 

Zeitschr.  f.  Agypt.  Spr.,  47.  Band.     1910.  2 


10  Kurt  Sethe:  Untersucliungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

»Sie  schlössen  den  Gau  ein«  <9'(]  1 1 1 1  jl  »auf  seinen  vier  Seiten«,  Urk.  III 1 3 
(Pianchi); 

1]         1 1 1 1  ^A^wvv »die  vier  Enden  des  Himmels«,  Karnak.  Bab  el  Abd,  u.  o. 

ähnlich ; 

^  p=qy '  »was  der  Himmel  umgibt  auf  seinen  vier  Enden«,  Karnak, 

Apettempel,  Raum   I). 

Mit  diesem  Ausdruck  für  die  vier  Enden  des  Himmels  dürfte  identisch  sein 
der  Ausdruck  für  die  »vier  Stützen«  des  Himmels,  den  wir  in  der  ideogra- 
phischen Schreibung  |  I  |  L  ganz  nach  Art  der  alten  Schreibungen  für  die 
»Götterneunheit«   und  die    »neun  Bogen«,  seit  dem  n.  R.   oft  finden,  z.  B.: 

y '^F=q  g — >  I  I  I  I  I  ""*"  »wie  der  Himmel  bleibt  auf  seinen  vier  Stützen« , 
Urk.  IV  843;   ähnlich  LD.  IV  9^7. 

Nach  dem,  was  in  §  1()  Anm.  2  angeführt  wurde,  könnte  man  diese  Schrei- 
bung ja  auch  einfach  shn-iüt  »die  Stützen«  (ohne  Ausdruck  der  Zahl  vier)  lesen. 
Die  Lesung  als  Zahlabstraktum  wird  jedoch  unterstüzt  durch  die  folgende  Stelle 
aus  der  Zeit  Ramses"  II. : 

^^^  (^=;i /vww^  |iY[|c:^^— H—    ).  dcr  Hlmmcl  bleibt  auf  seiner  Vierheit«,  Luksor 

/VWW\  I       "^      I     U      I  1    I      I      I      I 

(Daressy,  Rec.   de  trav.  32,  7)'. 

Wir  haben  demnach  für  die  »vier  Ilimmelsstützen«  genau  entsprechende 
Ausdrücke  Avie  für  die    »neun  Bogen«,  vgl. 

mit   -.^^^  >.^=^  ^^^-^  o  : 

III 
I  »Mio: 

1 1 1 


I 


IMI^^^I  ^'^■■^•'^^"1^^^^'        "     -iiilll 


£:^  I   I   I    shn-wt  »      ^^_^    ^    pd-wt. 

Das  Zahlabstraktum  für  »Vierheit«  wird  endlich  auch  vorliegen  in  dem 
Ausdruck  für  die  »vier  Beine«  der  Vierfüßler,  den  wir  in  der  eben  zitierten  In- 
schrift Ramses"  IL   antreffen : 

l'Cry^^^^:^  Y(]  cz^:^    »alles  Wild,  das  auf  Vieren  geht«    (Daressy,  a.a.O. 

6,  lIOj-^  '  '  '       ''^''^^ 

§19.  In  allen  diesen  Beispielen  erscheint  das  Zahlabstraktum  für  Vierheit  in  der 

Schreibung  (1  ci^fi.  ohne  die  Femininalendung  /,  die  wir  bei  dem  alten  Worte  der 


')    Nach    meiner   eigenen    Abschrift,    der   auch    die    Ersetzung   des    unrichtigen     jl   durch    das 

richtige    A  entnounnen  ist,  ist   »unter  dem   <r^=^  ein  Bruch,    dessen  Oberkante  wie  die  Reste  eines 

AAAAAA  aussieht".     Sollte  etwa  statt  |  {  |  |  dagestanden  haben? 

^)    Wieder  nach  meiner  Abschrift  berichtigt. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zalihvörter.  1  1 

Pyramidentexte  fanden  (§  17)  und  die,  wie  wir  sehen  werden,  auch  die  kop- 
tische Form  voraussetzt.  Haben  wir  es  hier  mit  einem  andern  maskulinen  Worte 
zu  tun,  oder  wie  ist  das  regehnäßige  Fehlen  des  /,  das  schon  in  den  beiden 
Beispielen  aus  Dynastie  19  vorzuliegen  scheint,  sonst  zu  erklären?  Wir  können 
bei  einer  Anzahl  ägyptischer  Feminina,  die  auf  tet  oder  det  ausgingen  und  dem- 
gemäß im  Koptischen  auf  t€:^  endigen,  beobachten,  daß  sie  im  n.  R.  Maskulina 

werden,  die  man  dann  zum  Teil  mit  ^  schreibt:   I,.  .■"       für  hd-t   »Spelt«,  kopt. 

fetoTC  mask.:      x  ^A  für  snd-t   »Akazie«,    kopt.  wgonTe    mask.;     lY         >^^^   für 

ski-t  »Götterschiff«,  neuägypt.  mask.,  Anast.  lY  7,  10.  8,  5  (vgl.  AZ.  44,  4) '.  Den- 
selben Geschlechtswechsel  wird  vermutlich  auch  unser  altes  Wort  für  »Vierheit« 

(1         i'j^.  lfd-t,  kopt.  Ä.qT€  im  n.  R.  erfahren  haben;  nur  unterblieb  bei  ihm,  wo 

der  Zusammenhang  mit  dem  Zahlwort  »vier«  deutlich  war,  naturgemäß  die  Um- 
änderung der  Schreibung.  Wenn  der  Wegfall  der  Femininalendung  bei  unserm 
Worte  auch  vor  dem  Suffixe  s  zu  konstatieren  ist,  so  kann  das  sehr  wohl  durch 
Zusammenfall  mit  dem  vorangehenden  c=^>  verursacht  sein,  wenn  die  Vokalisa- 
tion  danach  war. 

Das  Zahlabstraktum  für   »Fünfheit«,   das  wir  oben  in  der  Form    .  |  2y>  mit  §  20. 

dem  Pluraldeterminativ  versehen  (und  vielleicht  wirklich  in  pluralischer  Form?) 
kennen  lernten,  ist  vielleicht  auch  in  dem  Ausdruck  enthalten,  der  in  den 
Gräbern   des    alten  Reichs  die  Worflerin  (und  zwar  die  einzelne  Person,    nicht 

etwa  einen  Trupp)  bezeichnet:  —  —  ^^  LD-  II  71(7.  Ergänzungsbd.  36.   Brugsch, 

Gräberwelt  144.     ^111  II   Davies,    Ptahhetep  II  7.     c^^^^^Mar.,   Mast.  B46. 

Der  Ausdruck  begegnet  uns  später  offenbar  noch  einmal  in  veränderter 
Schreibung  und  mit  der  Bedeutung  »Erntearbeiter«  in  der  bekannten  Stelle  der 
Inschrift  des  Jmnj  von  Benihassan: 

I   I   i< 


."^^^  ^J-   ■   7.^-3^^=^    »nicht 

gab  es  einen  Vorsteher  der  Erntearbeiter,   dessen  Leute  ich  von  der  Arbeit  weg- 
genommen hätte«. 

Hier  ist  das  Wort  geschrieben,  als  ob  es  »fiinf  Hände«  bedeutete.  Das 
wird  wohl  auch  der  Sinn  der  Benennung  gewesen  sein,  die  die  worfelnde  Ernte- 
arbeiterin mit  einem  Witz  als  fünfhändig  bezeichnen  sollte.     Das  ^_-  »die  fünf 

Hände«  des  m.  R.  würde  sich  dann  zu  dem  =— ^-c:»  »die  Fünfheit  (von  Händen)« 


des    a.  R.   verhalten  wie   das   spätere  »die   neun   Bogen«,    das    ia    sicher 

pd-t  psd-t  zu  lesen  war,  zu  dem  älteren  '.^=^ '<^=^  '^=>^  c:,  ^  das  wahrscheinlich  nur 
psd-t  »die  Neunheit  (von  Bogen)«   zu  lesen  war. 


^)    Im  Koptischen  ist  so  auch  noch 'Mpi  ^  MI  wid-t  »Gemüse«  oyooTe  maskulin  geworden. 


2* 


12  Kurt  Sethe:  Untersuchungen   über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

§21.  Unter  den  Formen,   die  wir  hier  als   weibliche  Zahlabstrakta  angesprochen 

haben,  zeichnet  sich  eine  durch  ihr  charakteristisches  Aussehen  aus.  das  Wort 
für  »Vierheit«.  Es  wird  überall  sowohl  in  den  Pyramiden  wie  in  der  Ptole- 
mäerzeit  (1  . , . .  ifd-t  mit  einem  [1  geschrieben,  das  wir  auch  in  anderen  Ab- 
leitungen des  Wortstammes  finden,  das  aber  bei  dem  eigentlichen  Zahlwort 
\j^llll  fdic    »vier«,    spät  ||||,    kopt.   qTOo«^',     und    seinem    Femininum 

,,,,   fd-t,    kopt.  qTO    oder   qToe,    sowie    dem    Ordinnlzahlwort  ^^Jl} fd-nic 

nicht  üblich  ist.  Es  ist  wahrscheinlich,  daß  hier  ein  Unterschied  in  der  Vo- 
kalisation  vorliegt.  Während  in  qToo-y  dem  Aleph  ein  Hilfsvokal  folgte  {tefdow), 
sodaß  es   einem  Aleph  prostheticum  gleichkam,   wird  ihm  in  (1  ....  ein  voller 

Vokal  gefolgt  sein,  der  die  Bezeichnung  des  Aleph  erforderte. 

Eine  solche  Form  kennen  wir  nun  in  der  Tat  im  Koptischen;   es  ist  die 
Form  &.qT€  aus  der  Reihe  der  geschlechtslosen,  meist  mit  der  Femininalendung 
€  versehenen  Formen,   die  im  Sahidischen  für  die  Einer  gebraucht  werden,   wenn 
sie  mit  einem  Zehner  verbunden  sind. 
§  22.  Diese  Formenreihe,  in  der  wir  demnach  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  unsere 

alten  Zahlabstrakta  zu  suchen  haben,  lautet: 

ivqTC"  7.   cis.igqe  (cÄ.igq) 

TH  8.   uj.uHiie  (ig.uHit)^ 

23.  Wie  man  sieht,  kommen  bei  mehreren  Formen  dieser  Reihe  auch  Neben- 

formen vor,  denen  das  e  fehlt.  Manche  Texte  machen  dabei  dann  einen  Unter- 
schied, indem  sie  die  Formen  ohne  c  als  maskuline,  die  mit  e  als  feminine 
verwenden*.  Wie  Stern  schon  richtig  bemerkt  hat,  ist  diese  Unterscheidung 
aber  sekundär  und  künstlich.  Ursi:)rünglich  wird  dieselbe  Form  für  beide  Ge- 
schlechter gebraucht,  vgl.:  AiiiT-cuoo'yc  üpo.une  »12  Jahre«,  Luk.  2,  42;  nM€^- 
AiÜT-ujOMTe  ÜA-iton  »der  13.  Äon«,  Pist.  Soph.  42  u.  o.;  n.vie£^-g.v4.cit€  cd^igqe 
Mv\/d.\MOc  »der  87.  Psalm«,  ib.  72  usw.  Tatsächlich  sind  die  Formen  ohne  € 
(abgesehen  von  cuoo-yc,  bei  dem  die  Sache  besonders  liegt)  offenbar  erst  aus 
den  neutralen  Formen  mit  e  abgeleitet,  wie  das  in  einem  Falle,  bei  ujomt  »drei«, 
vielleicht   auch    aus    dem  Fehlen    des  w  zwischen  ai  und  t  (igo.uÜT  lautet  das 


1.   o-ye' 

4 

2.   cnoo-yc  (cnoo-Yce) 

0 

3.   igoMTe  (lyoAiT) 

G 

')  MitT-OYCi,  das  nach  Stern  als  feminine  Form  für  11  belegt  sein  soll,  kann  natürlich  nicht 
eine  feminine  Form  zu  dem  neutralen  AiÜT-OTe  sein,  sondern  entspricht  einem  bohairischen  AtcT-o-yi 
und  gehört  zu  einem  zu  postulierenden  maskulinen  *.uTTT-oyö.,  das  dem  bohairischen  .weT-oy».i 
entspräche. 

*)  Das  T,  das  vor  *.qTe  und  ».ce  oft  eingeschoben  erscheint,  wird  auf  falscher  Analogiebildung 
zu  jwnT&.qTe  »H«,  •soyrA^ce  »26«   einerseits  und  zu  aviith  »15«,  AiÄ.ekfe-TH  »85«   anderseits  beruhen. 

^)  Diese  Form  hat  sich  auch  im  Bohairischen  erhalten,  wo  sie  die  eigentliche  Form  des  Zahl- 
wortes 8  ujAioyu,    die   dmch  den  Namen  von  Hermopolis  als  alt  bezeugt  wird,   verdrängt  hat. 

*)  So  hat  die  Pist.  Soph.  igAiHn  (53)  und  \^ic  (62.  74.  100),  >^rr  (22)  bei  maskulinen  Nominibus 
neben  \^rTe  (116)  bei  einem  femininen  Nomen;  anderseits  aber  o^c,  cnoDyc,  ujomtc,  «^qTC,  th, 
c&igqe  bei  Wörtern  beiderlei  Geschlechts  (s.  oben). 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen   über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  13 

eigentliche  maskuline  Zahlwort)  zu  erkennen  ist.  So  wohl  auch  ujmhu.  Bei  anderen, 
die  den  gewöhnlichen  Zahlwörtern  gleichen,  wie  c^)^lgq  und  xjric  (besonders  bei 
dem  letzteren,  das  sehr  gewöhnlich  ist,  wegen  seines  c),  mögen  auch  wirklich 
diese  Zahlwörter  an  die  Stelle  der  alten  neutralen  Formen  getreten  sein,  wie 
im  Bohairischen.  Bei  der  Entstehung  der  Formen  ohne  e  hat  vielleicht  nicht 
nur  die  Analogie  der  gewöhnlichen  Zahlwörter  mit  ihrem  Geschlechtsunterschied 
mitgewirkt,  sondern  auch  der  Umstand,  daß  dem  Zahlworte  meist  ein  Nomen 
mit  dem  Genitivexponenten  n  folgte,  mit  dessen  anlautendem  e  das  auslautende 
e  des  Zahlwortes  in  der  Aussprache  zusammenfallen  konnte,  wie  wir  das  ja 
auch  sonst  oft  im  Koptischen  beobachten  können  (vgl.  §  42).  müt-ujoaitc  Ris^iccm 
und  mSt-ujo-ht  nd^iccm  werden  nicht  sehr  verschieden  in  der  Aussprache  ge- 
klungen haben. 

Betrachten  wir  nun   die   einzelnen  Formen  unserer  Reihe:  §  24. 

1.  o-ye.  In  dem  e  wird  man  a  priori  dasselbe  vermuten  wie  in  dem  e 
der  anderen  Formen,  die  damit  endigen,  also  den  Hilfsvokal  vor  der  weggefallenen 
Femininalendung  t.  Ist  das  richtig,  so  müßte  also  das  oy  den  Vokal  des  Wortes 
enthalten  und  dieses  müßte  also  *üe  gesprochen  werden.  Nun  haben  wir  aber 
oben  in  dem  kopt.  ©"yoüi  »Teil«  ein  feminines  Zahlabstraktum  für  «Einheit« 
zu  erkennen  geglaubt,  das  wo  lautete  und  das  auch  der  Nisbeform  o-yü^T  zu- 
grunde zu  liegen  schien.  Kann  damit  unsere  Form  o-ye,  die  ja  auch  ein 
solches  Abstraktum  sein  müßte,  zusammenhängen?  Ich  glaube  ja.  Beide  Formen 
werden  zueinander  im  selben  Verhältnis  stehen  wie  o-yoii  » einer <s  »jemand«  zu 
oyn,  oy  »was?«.  Wie  das  ivö  von  oyon  zu  u  verkürzt  erscheint  in  oy  »was?«, 
so  wird  das  ivö  von  o-ywu,  o'ywT  zu  ue  verkürzt  sein,  indem  das  vokalisch 
ausgesprochene  oy  den  Ton  auf  sich  gezogen  hat.  Daß  diesem  oy  hier  aber 
noch  ein  e  folgt,  wird  darin  seine  Ursache  haben,  daß  icö,  wie  der  lange  Vokal 
zeigt,  ursprünglich  zweisilbig  gewesen  ist:   *w6-^et,  *iü6-e. 

2.  cnoo'yc.     Obwohl  Stern  cuoo'yce  als  die  eigentliche  Form  für   »zwei«    §  25. 
nach  Zehnern  hinstellt,  ist  es  in  diesem  Falle,  wie  es  scheint,   umgekehrt.    Gute 

alte  Texte,  wie  die  Pistis  Sophia  und  der  Cod.  Bruc,  ed.  SciiMmT,  die  bei  den 
andern  Formen  auf  e  das  e  zeigen,  haben  es  dagegen  bei  cnoo-yc  nicht,  und 
zwar  auch,  wo  diese  Form  mit  einem  femininen  Nomen  verbunden  ist.  cnoo'yc 
ist  eine  Form  von  rätselhaftem  Aussehen,  bei  der  jedoch  eines  sofort  klar  scheint, 
daß  das  c  am  Ende  nicht  zum  Stamme  gehört.  Wir  haben  es  augenscheinlich 
mit  einer  Bildung  zu  tun,  die  den  femininen  Nomina  mit  dem  Suffix  c  3  fem. 
sing,  entspricht,  wie  coo-y^c  »Versammlung«,  i^nc  »Zahl«  (Stern,  Kopt.  Gramm. 
§  99;  Sethe,  Verbum  I  §  59).  Das  hat  schon  Stern  richtig  erkannt,  der  auch 
mit  Recht  darauf  hinwies,  daß  das  Koptische  noch  eine  andere  Form  des  Wort- 
stammes für   »zwei«    mit  demselben  Suffix  bewahrt  hat  in  cä.uic   »Zweifel«. 

Vergegenwärtigt  man  sich,  daß  das  Zahlwort  »zwei«  im  Altägyptischen 
wie  alle  Wörter,  die  den  Begriff  des  Dualis  enthielten,  die  Suffixe  mit  einem  / 
versehen  zu  erhalten  pflegte,   so  könnte  man  auch  ciioo-yc  bei  seiner  Vokalisation 


14  KuktSethk:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

aus  einem  *sn6w-sej  erklären.  Dieses  *snöw-8ej  aber  müßte,  da  dem  w  nicht  die 
Dualendung  j  folgt,  das  Ordinalzalilwort  |^  hi-/tw  «der  zweite«  enthalten  und 
auf  *^en-n6u:-iej  zurückgehen.  Sollte  sich  in  citoo'yc  vielleicht  der  alte  Aus- 
druck für  »Wiederholung«  J  M  W  erhalten  haben,  den  wir  aus  der  adverbiellen 
Verbindung    |  '  '  i\\    »abermals«'  kennen?     Auf  jeden  Fall  haben  wir  in  cnocyc 

aber  niclit  ein  altes  feminines  Zahlabstraktum,  wie  in  &.qTf,  zu  erkennen,  sondern 
einen  Ersatz  für  ein  solches. 
§  26.  3.   iyoMT€.     Die  Form  stimmt  mit  der  femininen  Form  des  gewöhnlichen 

Kardinalzahlwortes    »drei«   uioavtc  :  ujoav^  (ägypt.   =iD|||  hmt-t)   überein,    ebenso 

wie  die  Formen  cd^iyqe  und  \^it€.  Das  ist  aber  wohl  kein  Grund,  daran  zu 
zweifeln,  daß  wir  es  mit  einer  alten  Abstraktlbrm  *hömtd  zu  tun  haben.  €»one 
»Kunst«  und  iioaitc  »Kraft«,  TV.oiiS'e  »Vorwand«,  A\.oi£e  »Bewunderung«,  noqpe 
»Nutzen«    sind  Abstrakta   der  gleichen  Bildung. 

§  27.  4.   is.qTe.     Die  Form,  die,   wie  gesagt,    aufs  beste  dem  alten  (1        .,..   Ifd-t 

entspricht,  zeigt  als  Stamm  die  Konsonanten  ifd\  Avie  wir  später  sehen  werden, 
ist  das  für  das  Verständnis  der  Kardinalzahlworte  der  Einer  lehrreich.  Die 
Bildung  der  Form  lafdd  ist  eine  für  Abstrakta  sehr  beliebte;  vgl.  o'yivujTe  »An- 
betung« (von  ws(T),  O'Yö.e^m  boh.  »Durchbohrung«  (von  wtn).  tä,<5'c€  »Spur«  (von 
dys),  nd^ujive  »Dienst«,  n&.uje  »Mitte«  (von  pis),  rä.ic€  »Begräbnis«  (von  krs)'. 
§  28.  5.   TH.    Die  koptischen  Nomina  auf  h  sind  fast  alle  Feminina,   die  auf  ejet 

oder  ewet  ausgingen,  und,  wie  L.\cau  gezeigt  hat  (Rec.  de  trav.  31,  77  ff.),  vor- 
zugsweise Kollektiva,  bei  denen  das  dem  <?  folgende/  oder  w  nicht  zum  Stamme, 
sondern  zur  Endung  gehört  (p.XieiH  »Träne«  aus  *remjejet,  TO'yiH  »Gebirge« 
aus  ''(iewjejd).  Das  würde  auch  bei  unserer  Form  zutreffen,  wenn  sie  dem 
ägyptischen  Zahlabstraktum  für  »Fünfheit«  entspricht,  das  wir  in  den  Schrei- 
bungen =  — ^^  und  1 1 Vy  zu  erkennen  glaubten.  Hier  erscheint  das  w  in 
der  ersten  Schreibung  dadurch,  daß  es  vom  d  durch  das  Zahlzeichen  getrennt 
ist,  und  in  der  zweiten  Schreibung  dadurch,  daß  es  überhaupt  bezeichnet  ist, 
als  zur  Endung  gehörig^.  Die  Pluralstriche,  die  wir  der  zweiten  Schreibung 
zugefügt  finden,  sind  (falls  es  sich  nicht  um  einen  wirklichen  Pluralis  handeln 
sollte,  was  an  sich  nicht  wahrscheinlich)  wie  sonst  als  Determinativ  des  ab- 
strakten und  kollektiven  Ausdrucks  zu  erklären.  Vom  Stamme  des  Zahlwortes 
zeigt  die  Form  des  a.  R.  wie  die  koptische  Form  nur  den  ersten  Konsonanten 
<=s>  t;    von  einem  zweiten  Konsonanten   finden    wir  auch    in  der  Vokalisation 


•)  So,  nicht  »zum  zweitenmal«  zu  übersetzen.  In  der  Biographie  des  Admirals  JfÄ-ms  zu  Elkab 
findet  sich  der  Ausdruck  bei  der  dritten,  fünften  und  siebenten  Belohnung  mit  Gold  (Urk.  IV  4,  9. 

5, 10.  10,3);  bei  der  zweiten  steht  statt  dessen  / |      ,       (ib.  4,2),  bei  der  vierten  und  sechsten  nichts. 

^)  Von  Worten  wie  oyälUjcc  »Breite«  (ws/i-t)  und  «A.iyTe  »Schutz«  {nht-t),  bei  denen  das  ^^. 
auch  aus  ö  oder  e  hervorgegangen  sein  könnte,  nicht  zu  reden.  —  ^)  Wenigstens  nach  der  Auf- 
fassung des  Ägypters. 


1910.]  KurtSethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  15 

keine  Spur  melir.  th  sieht  nus,  als  sei  es  aus  *de-wet  entstanden,  wie  .uo«^* 
»sterben«  aus  *müwet,  oyitOY  »Stunde«  aus  *ewnfiwet,  cui  »trinken«  aus  *sÖwer 
usw.     (Verbum  I  §  1576). 

6.   ixce.      Die  Form    zeigt    augenscheinlich  die    gleiche  Bildung    Avie  evqTC. 
Der    Stamm    wird    auch    hier    mit    einem  [1    begonnen   haben,    das    wir    in    den 

wenigen  phonetischen  Schreibungen  von  Ableitungen  des  Zahlwortes  »sechs«', 
in  den  Anspielungen  des  Leidener  Zahlenpapyrus  I.  350"^  und  in  den  koptischen 
I-'ormen  der  Kardinalzahlen  G  (coo-y,  co,  ce-)  und  (50  (ce)  nicht  sehen.  Außer- 
dem wird  dem  Konsonanten  s,  der  in  der  Form  es.ce  als  zweiter  Konsonant 
auftritt,  in  den  eben  genannten  anderen  Fällen  aber  den  Stamm  des  Zahlwortes 
»sechs«  zu  beginnen  scheint  (gerade  Avie  das  /  von  (fd-t),  noch  ein  Konsonant 
gefolgt  sein,  der  dem  r/  von  ifd-t  entsprach  und  der  bewirkte,  daß  das  d  von 
i<ce  in  geschlossener  Silbe  stand.  Was  für  ein  Konsonant  war  das  nun?  Die 
einzige  Form,  in  der  uns  im  Ägyptischen  von  dem  Stamme  des  Zahlwortes 
»sechs«    mehr  als   das     I  ^,  mit  dem   seine  Formen  sonst  zu  beginnen   scheinen, 

entgegentritt,   ist  das  Wort  nPöP;   das   auf  einem  Sarge  des  m.  R.  das  »Sechs- 

fadengcAvebe «    im   Unterschied   zu   dem    »Vierfadengewebe«      |(1  bezeichnet 

(Leps.,  Älteste  Texte  36  =  Steindorff,  Grabfunde  II  8,  Taf.  II).  Hier  finden  wir 
dem  Stamme  des  Zahhvorts  »vier«  ifd  entsprechend  als  Stamm  des  Zahlworts 
»sechs«  676-,  eine  Form,  die  dem  semitischen  Stamme  desselben  Zahlwortes  M^ 
gut  zu  entsprechen  scheint.  Wir  treffen  hier  als  die  beiden  ersten  Konsonanten 
des  Stammes  dieselben  Laute  an,  die  Avir  bei  evce  als  erste  Radikale  annehmen 
mußten,  aber  in  umgekehrter  Reihenfolge.  Es  hat  in  d^ce  augenscheinlich  Me- 
tathesis  stattgefunden;  dadurch  sind  dann  die  beiden  s  des  Stammes  sts  zu 
einer  Doppelkonsonanz  ss  zusammengetreten,  die  in  der  koptischen  Schreibung 
i<c€  ganz  gesetzmäßig  nur  durch  ein  c  A^ertreten  ist.  «vce  Avird  also  aus  ^lasset, 
das  Umstellung  von  *sdtset  Avar,   entstanden  sein^. 


^)  Das  »Fest(mahl)  des  6.  Monatstages-,  später  /wvw^  Ko^  geschrieben  und  augenscheinHch 
eine  Ableitung  von  »sechs«  mittels  der  Endung  ^^^  nt  (Ordinalzahlendung?),  wird  in  den  Pyramiden 
geschrieben:    R   |j    ^     861c.     njjj    ^   ÖS   716a  (P.)  =  nj  "'^^  j  |  |ö  Ö  716«   (T.).     Auf  dem 

Palermostein  (Rs.  2,2)  kommt  es  in  der  Verbindung     'iim  vor.    die  vielleicht    eine  feminine 

Nisbeform  dazu  darstellt. 

')    ^^?  ^wiw   für  coov  »6«    (ÄZ.  42,  14);   Ö^  und  Ö^l^  siwj  für  ce  ..60«  (ib.  26/7); 

^^"^^«Vy  für  ce-iye  -.600..   (ib.  38/9). 

*)  Eine  solche  Umstellung  von  1(1  zu  [II  können  wir  nun  in  der  Tat  in  der  ältesten  Sprache 
vielleicht  auch  sonst  noch  belegen.  Wenn  in  den  Pyramiden  bei  den  Caus.  2rad.I  (1  mit  unver- 
brüchlicher Regelmäßigkeit  das  (1  fehlt,  wenn  die  Formen  das  (1  prostheticum  haben,  dagegen  ebenso 
regelmäßig  geschrieben  wird,  wenn  dieses  fehlt,  so  hängt  diese  seltsame  Hlrscheinung  vielleicht  mit 


§  21) 


16  Kurt  Setue:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

§  80.  7.   ceviyqe.      Die    Form    stimmt   mit  der   femininen    Form   des    eigentlichen 

Kardinalzahlwortes  »sieben«  überein  (c&.ujq€:iy*N.uiqi,  ägypt.  [1         |||  sfh-t),  wie 

ujo.uTc.  Durch  einen  glücklichen  Zufall  hat  sich  gerade  diese  Form  noch  im 
Koptischen  in  der  Anwendung  als  Zahlabstraktum  erhalten:  TCd^iyqe  »die  Woche« 
eßScixoit;  Gen.  21),  27'.  Das  entspricht  genau  den  alten  Ausdrücken  tfd-f  und 
hmn-t  fiir  einen  Zeitraum  von  vier  und  von  aclit  Tagen.  Es  ist  also  wohl 
nicht  daran  zu  zweifeln,  daß  die  Form,  trotz  ihrer  Übereinstimmung  mit  dem 
Kardinalzahlwort,  ein  altes  Zahlabstraktum  ist.  Ihrer  Bildung  nach  kann  sie 
sowohl  zu  dwqTC  wie  zu  ujomtc  gestellt  werden,  da  das  aus  //  hervorgegangene 
uj  das  ö  in  a  zu  verwandeln  pflegt  (Verbum  I  §  40,  5:   s.  a.  oben  §  27,   Anm.). 

■  « III)  I   I  I  I 

§  )U.  8.    igMHrie.    Die  Form,  die  den  alten  Formen  ^  ^  und  \\\\i=^  hmn-t 

entsprechen   wird,   zeigt  eine  Bildung,   die  Avir  auch  sonst  für  Abstrakta  belegen 
können,   vgl.    g^Hsre    »Süßigkeit«,    g^pHuje    »Schwere«,    (^pHe^e    »Ausstattung«. 
§  32.  9.    xJ/iTC.     Auch  diese  Form  stimmt  mit  der  femininen  Form  des  gewöhn- 

lichen Kardinalzahlwortes  »neun«  \^iTe:\i.ri^  (ägypt-  DM  1 1 1 1  pM-t)  überein; 
doch  liegt  hier,  ebenso  wie  bei  ujo.uTe  und  civujqe,  kein  Grund  vor,  dcshallj 
an   ihrer  Identität   mit   dem    alten  Zahlabstraktum  Dl       |j  i  m  psd-t   »Neunheit«, 

das  Avir  in  den  Ausdrücken  für  »Götterneunheit«  und  »die  neun  Bogen« 
fanden,  zu  zweifeln.  Ein  Abstraktum,  das  die  gleiche  Bildung  aufweist,  ist 
Ä.piKe   » Schuld « . 

3.  Die  Bildung  der  Kardinalzahl worte  für  die  Einer. 

§  33.  Durch  die  feminine  Abstraktform  (1  ,,,,   d<qTe  »Vierheit«  haben  wir  den 

Stamm  des  Zahlwortes  »vier«  als  //c/ bestimmen  können.  Es  ergibt  sich  daraus, 
daß   das   w,   mit   dem    die   maskuline   Form   des  Kardinalzahlwortes  ^  1 1 1 1 

fdw,  kopt.  qTooy  constr.  qTO'y-  endigt,  nicht  zum  Stamme  gehört,  wie  man 
bisher  zu  glauben  geneigt  war,  sondern  eine  Endung  sein  muß.  Das  wird 
denn  auch  wohl  bestätigt  durcli  die  Variante  ci^p  ^  ,  die  das  w  von  den  Stamm- 
konsonanten /^/  durch  das  Zahlzeichen  getrennt  zeigt  (Pyr.  3106.  360/a  1104c. 
llOoö.   1141  r.  1548«),  durch  die  Form  des  Ordinalzahlwortes  ^^  ö^  fd-nw 

»der  vierte«,  die  den  Stamm  fd  ohne  das  w  zeigt  (s.  unten  §  64),  und  endlich 
durch  die  feminine  Form  ^^if^,,    die  das  w  weder  im  Ägyptischen  noch  im 


einer   solchen  Umstellung  der  Konsonantenfolge    1(1  zu  (IM    zusammen:     1(1    '-'    ^ —     ist  "tes-lo-pef 
zu  vokalisieren,    [J  I  a<.--^      *iet-so-pef,    das    gibt    nach   den  Lautgesetzen    *a-so-pef\    die    erstere 


Schreibung  ohne  (I  prosth.  entspricht  gewissermaßen  dem  ^^1111   lefdöw,  die  letztere  mit  (I 

dem   (I  , ,  ,  .   täfdet  (s.  dagegen  §  (!.5). 

')    Wenn   ebenda    in    Vers  28   in    völlig  gleichem   Zusammenhange   jüncd^tyq   statt  ÜTCiwujqe 


steht,  so  kann  das  nur  auf  einem  Fehler  beruhen. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  17 

Koptischen  qTO  jemals  zeigt.  qToo«Y  (boli.  qTtoo'y,  achmim.  qTes^Y)  wird  also 
eine  Bildung   sein  von    der  Art  wie   e^oo'y   »Rinder«    *ejh6w  (Plur.  von  []fi^)f^ 

ege),  ecoo«^*  »Schafe«  *esröw,  *esiöw  (ursprünglich  Plur.  von  ^^^^  sr,  — »— (J^^ 
sj,  im  Koptischen  auch  für  den  Singularis  gebraucht),  Moo-y  «Wasser«  (ägypt. 
^^^^  m-ic.  Plur.   von  7n). 

Sehen   wir   uns    daraufhin    nun  auch  die  anderen  maskulinen  Formen  der  §  34. 
Kardinalzahlwörter  für  die  Zahlen  von  drei  bis  neun  an,  so  finden  wir  zunächst, 
daß  zwei  von  ihnen  ebenfalls  am  Ende  ein  w  aufweisen,   das  ihren  weiblichen 
Formen  fehlt: 

coo-y  »sechs«  (boh.  ctocy,  achmim.  cis.y),  dessen  Femininum  co  lautet 
(s.  unten  §  40  ff.).  Die  Form  zeigt  dieselbe  Vokalisation  wie  qToo'y.  Da  der 
Stamm,  wie  oben  festgestellt  wurde  (§  29),  sis  lautete,  müßte  eine  dem  entsprechende 
Form  *setsow  lauten;  und  daraus  konnte  in  der  Tat  das  kopt.  cocy  hervorgehen, 
wenn  das  i  weggefallen  war.  Wir  kennen  genaue  Analoga  hierzu:  -xcaq  »sein 
Kopf«  von  'Äüi'2£  *doMe^  (ägypt.  A'k\  i  "v^®)  ist  aus  *^e/(id/(?/' entstanden  durch 
Wegfall  des  Aleph  und  Zusammenfall  der  beiden  nur  durch  einen  Hilfsvokal 
geschiedenen  gleichen  Konsonanten  (s.  Verbum  1  §  ßObis).  El)enso  ist  ujictS, 
der  koptische  Name  der  Stadt  Hypselis,  aus  dem  alten  MJ'^  \\j\        ©  S^s-htp 

entstanden,  indem  aus  *S}es-h6tep  mit  Ausfall  des  /  zunächst  *Ses-h6tep,  dann 
mit  Assimilation  des  *'  an  das  s  *Ses-h6tfp  und  daraus  schließlich  *S-hütep  wurde. 
Die  Schreibung  TiHv^  r-,/vs5  hi  der  der  Name  nach  Gardiner  im  Glossar  von 
GoLENiscHEFF  erscheint,  scheint  diese  lautliche  Reduktion  schon  für  das  Neu- 
ägyptische zu  l)ezeugcn,  ganz  im  Einklang  mit  dem  sonstigen  Befunde  (s.  Ver- 
bum I  §  60).  —  Auch  bei  unserm  Zahlwort  »sechs«  müßte  nach  den  Anspie- 
lungen  des  Leidener  Zahlenpapyrus  I.  350  mit  dem  Worte  .   sw^w  (s.  oben 

§  29,  Anm.)  der  Zusammenfall  der  beiden  s  bereits  im  Neuägyptischen  voll- 
zogen gewesen  sein.  Für  die  Ableitung  mit  dem  Affix  "^"^  nt,  die  »Fest  des 
sechsten  Monatstages«  bedeutet,  scheinen  die  oben  §  29,  Anm.  aufgeführten 
Varianten  sogar  schon  für  die  Zeit  des  a.  R.  das  Vorhandensein  nur  eines  s 
zu  bezeugen. 

^©"Y  »fünf«,  dessen  Femininum  '^e  oder  "^  lautet  (s.  unten).  Man  pflegt  §  35. 
das  ©«Y  dieser  Form  als  Radikal  aufzufassen,  da  man  auf  Grund  der  späten 
Schreibung  i<  für  die  Zahl  5  annahm,  daß  der  Stamm  des  Zahlwortes  dw? 
lautete  und  daß  das  Zeichen  des  fünfzackigen  Sternes  seinen  Lautwert  dw^  eben 
von  dem  Zahlwort  bekommen  hätte.  Man  sah  demzufolge  in  "^©"y  eine  Nominal- 
form *dfwe^,  von  der  nämlichen  Bildung  wie  "^k  »Funken«  *t/:ke^  (ägypt.  t^Jl)? 

giR  »Zauber«  *hfke^  (ägypt.  g  ^  ),  cicy  »Stern«  *slbe^  (ägypt.  R  Jp?).  Bei  dieser 
Erklärung  war  aber  schon  die  Erhaltung  des  w  im  Anlaut  der  Nebensilbe  nach 
dem  A^okal  auffallend;  eine  Form  wie  *dfweJ  würde  in  der  Regel  im  Koptischen 
ti  ergeben  (vgl.  Verbum  I  §  157^).    Tatsächlich  besteht  zwischen  dem  ägyptischen 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.  Band.     1910.  3 


18  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

Zahlwort  für  »fünf«  und  der  fünfzackigen  Zeichnung  des  Sternes  nicht  mehr 
Zusammenhang  als  bei  allen  anderen  Völkern,  die  den  Stern  ebenso  zu  zeichnen 
pllegen.  Das  ägyptische  Hieroglyphenzeichen  des  Sternes  i<  hat  seinen  Laut- 
Avort  dwf  wohl  von  dem  Namen  des  Morgensternes  erhalten,   der    |c=^:3-J^yc  »der 

morgentliche  Gott«  hieß;  und  mit  diesem  Lautwert  findet  es  sich  überhaupt 
nur  bei  Wörtern,  die  mit  dem  »Morgen«  zusammenhängen,  verwendet \  wie 
-jO        »  der  Morgen « ,   cz^^j  -jb!     _   » morgen « ,    crs^^  ■/fl  ^    "  ^°^  Morgen  tun « , 

X|  N^^l    »am  Morgen   anbeten«    (ursprünglich    nur   von   der  Sonne,    erst 

später  allgemein  gebraucht  für  »anbeten«),  ^  die ^  die )  »früh«,  »in  der  Frühe«. 
Der  Stamm  des  Zahlwortes  »fünf«  wird,  wo  es  in  alter  Zeit  phonetisch  ge- 
schrieben wird,  wie  wir  oben  sahen  (§  20),  nur  mit  einem  dSi»  geschrieben, 
das  wir  denn  auch  in  der  Form  th  als  einzigen  Stammkonsonanten  im  Kop- 
tischen erhalten   fanden  (§  28).     Der  Leidener  Zahlenpapyrus  I.  850   spielt  auf 

die  Zahl  »fünf«  zwar  mit  -^  n^  ^ r-^-^  »anbeten«  an  (ÄZ.  42,  14),  doch  be- 
weist das  höchstens,  daß  das  Zahlwort  ^oy  im  Neuägyptischen  die  Konsonanten 
dw  hatte;  übrigens  spielt  derselbe  Text  an  anderer  Stelle  mit  Bezug  auf  die 
Zahl   500   auf  dasselbe  Zahlwort  nur  mit  ^  dr  an',    vielleicht    weil    es    in 

der  Verbindung  mit  uje  »100«  verkürzt  war  wie  coo-y  zu  ce-  (vgl.  Stern, 
Kopt.   Gramm.   §  279). 

Wir  werden  nach  alledem  in  dem  oy  von  "^oy  niclit  einen  Radikal,  son- 
dern dieselbe  Endung  w  zu  erkennen  haben,  die  wir  in  tjTOO'y  und  coo*^' 
fanden.  Auf  den  langen  Vokal  7  muß  noch  ein  Konsonant  gefolgt  sein,  so  daß 
der  Vokal  in  offener  Silbe  stand.  Und  zwar  muß  es  ein  Konsonant  gewesen 
sein,  der  so  frühzeitig  wegfiel,  daß  das  auslautende  w  der  unbetonten  Neben- 
silbe   dadurch  vor   dem  Wegfall   bewahrt  w^urde  wie   bei   TH-y    »Wind«    *feiew 

(ägypt.  ^^  V^  I^),  epH-y  »Genossen«  *ejrejeic  (Plur.  von  (1  v,  ^  ^d)  und  den 
anderen  Verbum  I  §  IGlö,  /3  aufgeführten  Formen.  Es  muß  das  also  noch  vor 
dem  Neuägyptischen  geschehen  sein  (vgl.  Verbum  I  §  194).  Hierfür  kann  nur 
"^v  ^,  U  y>  oder  ^  w  in  Betracht  kommen.  Nehmen  wir  den  erstgenannten  Kon- 
sonanten an,  so  würden  wir  für  die  koptischen  Formen  des  Zahlwortes  »fiinf« 
einen  Stamm  erhalten,  der  mit  dem  Stamm  des  Wortes  für  »Hand«,  wie  er 
sich  aus  dessen  koptischen  Formen  ergibt,  übereinstimmte;  A'gl. 

'^o'Y  *dT-^PW,  -^c  *dl-?ft  (s.  unten)  mit  TOOTq    »seine  Hand«    *dni-ipf, 
TH  *de-i"et  »Fünfheit«   mit  tu-    »die  Hand  von«    "df^-en. 
Ich    denke,    das    ist    ein    Ergebnis,    das    recht  viel   innere    Wahrscheinlich- 
keit hat. 


o     .        „  .        ,       .  „  o 


')  Eine  scheinbare  Ausnahme  ist  crs>  ^^,  ^  di-t  »Unterwelt«,  das  im  n.  R.  >/lc  | — ,  ge- 
schrieben wird;  docli  ist  hier  der  Stern  im  Kreise  offenbar  ein  Determinativ  für  die  Sternen  weit 
der  D)-t.  —  "")  ÄZ.  42,  37. 


1910.]  KurtSethe:  Untersuchungen   über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  li) 

Hinsichtlich  seiner  Biklung-  würde  "^o-y  »fünf«  also  zu  vergleichen  sein 
mit  nm  »Maus«  *pTnew  (ägypt.  ^r  M),  cuv  »Kraut«  *^'^^^'?w;  (ägypt.  H^^O  ^ '^■<J), 

gilt   »Hohlmaß«    *hmew    (ägypt.    „y). 

Bei  den  Formen  der  Zahlwörter  für  3  und  7  bis  9,   die  im  Koptischen  nicht  §  36. 
auf  oy  ausgehen,   ist  überall  die  Vokalisation   eine  solche,   daß  sie  die  Existenz 
einer  Endung  wie  w  auch  bei  diesen  Formen  anzunehmen  nötigt: 

ujOMtiT  »drei«  muß  den  kurzen  Vokal  ursprünglich  in  geschlossener  Silbe 
gehabt  haben:  *hömtew.  Es  ist  lautlich  ein  Gegenstück  zu  dem  Qualitativ 
o-YOMÜT,  das  aus  *wömtew  entstanden  ist;  hinsichtlich  der  Bildung  aber  zu 
£^oq  »Schlange«  V/ö/Zew;  (ägypt.  §  ^ÄT  %  ||||t  bßw),  mout  »Gott  Montu«  *Möntew 
(ägypt.  Awv«^^),  ujonc  »GottChonsu«  *Hönsew  (ägypt.  /wvws  V^J),  o^^ß  »Zähne« 
*töbhew  (Plur.  von  (1  J  |    ibh). 

Dasselbe  gilt  für  c^vUJq,  das  aus  *snhfew,  *Mfheiü  zu  erklären  ist.  Es  ist 
möglich,  daß  das  ä  unter  dem  Einfluß  des  h  aus  ö  entstanden  ist,  und  daß 
somit  dieselbe  Bildung  vorliegt  wie  bei  lyoMiiT;  zu  vergleichen  ist  die  Form 
mit  c^v€m  »Arzt«  *säjnew  (ägypt.         ^),  Mevcni  »Zeichen«  *majnew  (ägypt.         ) 

iv^€   »Leben«    *(^äh^ew  (ägypt.  y  VO)' 

Anderseits    muß    der    lange    Vokal    von   ujAicyn    ursprünglich    in    offener  §  37. 
Silbe  gestanden  haben;   es  wird  aus   *hmünew  entstanden  sein,  was  auch  durch 
den    Ortsnamen  5   uiMO-yu,    der   damit   identisch    zu    sein   scheint,    bestätigt 

wird.  Zu  A^ergleichen  sind  dazu  Nominalbildungen  wie  Js.no'yn  *emüpew  (ägypt. 
|]  V:^:^:^  ),  \vov}j.iQ  *Hnilmew  (ägypt.  5  V^^^'  2.''^^*^?  »Pferde«  *htöreiü  (Plur. 
von  ägypt.  K    '^    {^  l^ti'  2_to). 

Dasselbe  gilt  wieder  für  \^it  »neun«,  das  aus  *psTdew  zu  erklären  ist.  Vgl. 
cnip    »Körperseite«   *spireiü  (ursprünglich  Plur,  von  H        /*>\  6j9/-» Rippe«'). 

Was  diese  für  alle  maskulinen  Kardinalzahlworte  von  3  bis  9  vorauszusetzende  §  38. 
Endung  w  sein  wird,  ist  klar.  Es  ist  ohne  Zweifel  die  maskuline  Pluralendung 
der  Nomina,  die  hier  der  Dualendung  ivj  des  Zahlworts  »zwei«  ciii^'y  ent- 
spricht. Tatsächlich  fanden  wir  ja  auch  unter  den  Nominalformen  gleicher 
Bildung  wiederholentlich  Plurale.  Daß  die  mutmaßliche  Pluralendung  der  mas- 
kulinen Zahlworte  nur  bei  der  Form  ^  1 1 1 1  ausgeschrieben  zu  belegen  ist, 

liegt  wohl  daran,  daß  die  anderen  Zahlen  überhaupt  nur  sehr  selten  aus- 
geschrieben   vorkommen.     Auch    bei  fdw    überwiegt    die    defektive    Schreibung 

c:^3  in  den  Pvr.  bedeutend. 

MM*' 

Vergleichen    wir    mit   den   maskulinen   Formen   nunmehr   die   zugehörigen  §  39. 
femininen  Formen,    so    zeigt  sich,    daß  diese  statt    der  Pluralendung  w  einfach 

^)   Siehe  Lacau,  Rec.  de  trav.  31,  80. 


20  KdrtSethr:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 


die  feminine  Singularendung  aufweisen,  im  übrigen  aber  die  gleiche  Vokali- 
sation  besitzen. 

^OAiÜT  »drei«  *höwfeic  entspriclit  das  Fem.  tyo.wTe  "hörntet,  das  wir  oben 
auch   als  Zahlabstraktum  angetroffen  haben. 

'^o'Y  «fünf«  *di^eir  entspricht  das  Fem.  '^c  oder  (seltener)  mit  der  im  Sahi- 
dischen  in  solchen  Fällen  leicht  eintretenden  Elision  des  e:  ^^  *dTiet,  eine  Form  wie 
'^nc    »Geschmack«    ^dipet  (ägypt.  |),  -xice   »Rücken«    *Uset  (ägypt.  9). 

cjvigq  »sieben«  *sdfhew  entspricht  das  Fem.  cd>.iyqe  :  u}2vigqi,  das  uns  bereits 
oben  als  Zahlabstraktum  begegnete. 

^Aio-yii   »acht«   *hiuünew  entspriclit  das  Fem.  ujMO'ytte  *Jimünet. 

\\riT  »neun«  "^p^Idnc  entspricht  das  Fem.  \^it€  *piidet,  das  wir  oben  wieder 
auch  als  Zahlabstraktum  kennen  lernten. 

§  40.  Schwieriger   liegt   die    Sache   bei    den   beiden    noch  übrigbleibenden  Zahl- 

worten auf  oo-y,  qToo'Y  »vier«  und  coo-y  »sechs«.  Zwar  zeigt  auch  bei  ihnen 
das  Femininum  qTo,  co  denselben  Vokal  wie  das  Maskulinum  und  an  der  näm- 
lichen Stelle,  aber  es  finden  sich  neben  diesen  meistgebräuchlichen  Formen  bis- 
weilen Nebenformen  qToe  und  coe,  die  sich  zu  ihnen  zu  verhalten  scheinen 
wie  "^e  zu  ■^j  d.  h.  es  sieht  so  aus,  als  ob  sie  ältere  Formen  wären,  aus  denen 
die  gebräuchlichen  Formen  qTo  und  co  durch  Elision  des  Hilfsvokals  nach  dem 
Vokal  hervorgegangen  wären.  Wenn  das  wirklich  der  Fall  wäre,  so  müßten 
die  Formen  qroe  und  cog  mit  ihrem  kurzen  Vokal  ö  zwei  Konsonanten  zwischen 
dem  o  und  dem  e  verloren  haben,  gerade  wie  bei  £^e  »fallen«,  alt  ^ee,  boh. 
£^ei,  das  aus  *heijet  entstanden  ist,  bei  ujd».  »erscheinen«,  achmim.  ^Ä.e,  boh.  igÄ.i, 
das  aus  *hd^jet  entstanden  ist,  bei  o  »sein«,  boh.  oi,  das  aus  */Ö77>;' entstanden 
ist,  usw.  Von  solchen  zu  ergänzenden  Konsonanten  ist  bei  dem  Zahlwort 
^^i'j^i  nie  eine  Spur  zu  finden,  und  es  wäre  auch  schwer  vorzustellen,  was 
für  Konsonanten  es  sein  sollten,  die  dem  Stamme  Ifd  in  dieser  Form  noch  ge- 
folgt sein  sollten. 

§41.  Im  achmimischen  Dialekt,  der  ja  vielfach  sehr  altertümlich  ist,  anderseits 

auch  manches  ganz  Junges  bietet,  lauten  die  femininen  Formen  der  Zahlworte 
»vier«  und  »sechs«  qTcoe  (Eliasapokal.  81,  14)  und  ccoe  (ib.  30,  9).  Hier  haben 
wir  also  gleichfalls  das  e  der  sahidischen  Nebenformen,  davor  aber  statt  des 
kurzen  Vokals,  der  die  P^rklärung  der  Formen  so  erschwerte,  den  langen  Vokal 
to.  Aber  dieser,  der  für  das  Sahidische  die  Ableitung  der  Formen  erleichtern 
würde,  ist  im  Achmimischen  ungehörig;  es  sollte  hier  vielmehr  *qTO'Y€,  *co'ye 
(vgl.  qo-ye  »Haar«,  sah.  qw,  qwe,  boh.  qtoi)  oder  noch  besser  ^qTO-y,  *co'Y 
heißen,  wenn  die  Formen  aus  *lefd6wet,  *seM6wet  oder  ähnlichen  Bildungen  ent- 
standen  sein   sollten.     Überdies    ist   eine  Entstehung   des   sah.   qToc,  coe  oder 


')  Wie  es  scheint,  nur  mit  folgendem  Genctivexponenteii  (s.  dazu  §  42)  belegt  in  -^  ÄinoAic 
l\i\>Tano}.it;,  Sap.  10,  6.  TAie^-'^  ÄL«eT«wnoiÄ.  »der  fünfte  Bußgesang«  Pist.  Soph.  (57 — 73.  —  Der 
Cod.  Brucianus  ed.  Schmidt  hat  -^e  neben  qTO  und  co. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  21 

qTo,  CO  aus  einem  älteren  qT03€,  coie  völlig  ausgeschlossen;  solche  Formen 
könnten  nur  qTco  und  cü)  ergeben.  Die  achmimischen  Formen  sind  vielmehr 
offenbar  erst  aus  Formen  wie  die  sahidischen  Formen  qToe,  coe  entstanden 
durch  sekundäre  Dehnung  des  in  offener  Silbe  stehenden  kurzen  Vokals,  wie 
wir  das  im  Sahidischen  nur  selten  bei  Ausfall  eines  "n^  y,  im  Bohairischen  aber 
häufiger  beobachten  können  (vgl.  Verbum  I  §  24)".  Das  sekundäre  ca  der  ach- 
mimischen Formen  verhält  sich  zu  dem  alten  oy  von  qo-ye  «Haar«,  cfco-y  »Lelire« 
wie  das  sekundäre  ü)  der  bohairischen  Formen  Mcao'y  »Wasser«,  iicoini  »sich 
bewegen«  zu  dem  alten  oy  von  Moy  »sterben«,  iio-y^  »Gott«  (Verbum  I  §  43, 1. 
44,  3). 

Wir  haben  hier  also  allem  Anschein  nach  einen  Fall,  wo  der  achmimische 
Dialekt  etwas  Jüngeres  bietet  als  der  sahidische;  und  dieser  Fall  wird  noch 
bemerkenswerter  dadurch,  daß  auch  die  offenbar  von  ihm  vorausgesetzten  Formen 
des  Sahidischen,   qToe  und  coe,   selbst  erst  sekundäre  Bildungen  sind. 

Nehmen  wir  an,  daß  bei  den  Zahlworten  »vier«  und  »sechs«  das  gleic?ie  §  42. 
Verhältnis  zwischen  der  maskulinen  und  der  femininen  Form  bestand,  wie  wir 
es  bei  den  andern  (3.5.  7 — 9)  fanden,  so  müssen  wir  zu  qTOoy  und  coo-y  als 
Femininalformen  *iefd6t  und  *seisot,  *söt  erwarten,  wozu  auch  die  alte  Schreibung 
^^mi  f^'^  ^^^'  ^^^  Femininalform  von  »vier«  gut  passen  würde.  Wie  aus  den 
alten  Femininalformen  — »^  v  ^^'^  »Weizen«    *swöi'  und  ^  p-t  »Himmel« 

-H    O    O    O  l-  ^1 

*pet  im  Koptischen  co'yo  und  ne  geworden  ist,  so  mußte  aus  diesen  zu  postu- 
lierenden Formen  *iefd6t  und  *seisot  im  Koptischen  qTo  und  co  werden.  Das 
sind  aber  in  der  Tat  die  Formen,  die  wir  im  Sahidischen  gewöhnlich,  und 
zwar  gerade  auch  in  guten  alten  Texten  wie  der  Pist.  Soph.  (65.  73.  359)  und 
dem  Cod.  Bruc,  ed.  Schmidt  (z.  B.,  244/45)  allein  in  Gebrauch  findend  Ich 
glaube,  wir  haben  diese  Formen  nach  allem,  was  vorliegt,  als  alt  anzusprechen 
und  müssen  annehmen,  daß  die  weit  selteneren  und  schlechterdings  nicht  zu 
erklärenden  Nebenformen  qToe  und  coe,  die  ihrerseits  den  achmimischen  Formen 
qTüie  und  ccoe  zugrunde  zu  liegen  scheinen,  sekundäre  Analogiebildungen  sind, 
vielleicht  nach  dem  Muster  von  ^^e  »fünf«.  Wie  oben  bei  den  koptischen 
Formen  der  Zahlabstrakta  (§  23),  aber  in  entgegengesetzter  Richtung,  könnte 
auch  hier  die  häufige  Verbindung  des  Zahlwortes  mit  einem  genitivischen  R 
mit  zu  den  falschen  Bildungen  Anlaß  gegeben  haben;  zwischen  co  npoMne 
und  coe  SpoMne  wird  in  der  Aussprache  kaum  ein  Unterschied  gewesen  sein\ 

')  Ein  analoges  Beispiel  einer  solchen  sekundären  Dehnung  eines  kurzen  Vokals  in  ge- 
öflneter  Silbe  im  Achmimischen  ist  icoiope  »Fluß«  (EUasapok.  12,  1.5.  16.  36,  15)  statt  loope  (ib.  14,4), 
sah.  eioop.     Wäre  hier  der  lange  Vokal  ursprünglich,  müßte  es  auch  in  diesem  Falle  lOYoype  heißen. 

^)  Das  Wort  war  femininisch  nach  Eb.  49,  12:  I  _^  ,■'"  (1  r  /i  »geschroteter  Weizen«  (vgl. 
ib.  7.0,15:    .■'"       f\*^    »geschrotete  Gerste«);    im  Koptischen   ist   coyo  maskuliniscli  geworden  wie 

so  manches  andere  Wort  (s.  oben  §  12).  ■ —  ^)  Im  Cod.  Bruc.  neben  -^e   »fünf«. 

*)  Ob  vielleicht  auch  die  Neigung  des  achmimischen  Dialektes,  den  Wörtern  am  Ende  ein  e 
anzuhängen  (vgl.  loope,  iioiope  in  Anm.  1),  bei  den  Bildungen  qTCoe,  ccoe  mitgewirkt  hat? 


22  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

Wenn  qToe  und  coe,  die  den  Anscliein  erwecken,  als  ob  sie  ältere  Formen 
von  qTo  und  co  seien,  in  Wahrheit  erst  sekundär  aus  diesen  gebildet  sind,  ge- 
wissermaßen als  falsche  Kückbildungen,  so  haben  wir,  wie  es  sclieint.  ein  ge- 
naues Seitenstück  dazu  in  der  bohairischen  Form  n^Ä.i  für  das  sahidische  Skä. 
«Ding«,  das  ebenso  aus  "^3:^  nkt  {*enkät)  entstanden  ist  wie  qTo  aus  *te/ddi\ 

§  43.  Wenn  wir  demnach  für  alle  Zahlwörter  von  drei  bis  neun  als  Regel  auf- 

stellen können,  daß  die  3Iaskulina  die  Pluralendung  w,  die  Feminina  dagegen 
die  Singularendung  t  hatten,  so  ist  es  wohl  klar,  was  diese  singularischen 
Feminina  im  Grunde  waren:  es  werden  Kollektiva  gewesen  sein,  und  es  ist 
gewiß  kein  Zufall,  daß  wir  drei  von  diesen  Formen  in  der  Tat  auch  schon  in 
der  Reihe  der  femininen  Zahlabstrakta  oder  -kollektiva,  die  wir  im  vorigen 
Abschnitt  betrachteten,  angetroffen  haben. 

§  44.  Was    sich  uns  hier  für  die  Bildung  der  Kardinalzahl worte    von    drei   auf- 

wärts ergeben  hat,  steht  nun  auch  in  bemerkenswerter  Übereinstimmung  mit 
der  Bildung  des  Kardinalzahlwortes  »zwei«  und  des  Dualis  im  allgemeinen. 
Auch  das  Zaldwort  «zwei«  und  der  Dualis  der  Nomina  zeigen  als  Endung  der 
maskulinen  Formen  icj  (alt  yOÜ;  später  ^  geschrieben)  mit  einem  w,  in  dem 
man  nur  die  maskuline  Pluralendung  erkennen  kann',  als  Endung  der  femininen 
Formen  dagegen  fj  (alt   \  (1 ,    später       )    mit    einem   /,    das    mit   der   femininen 

Singularendung,  nicht  aber  mit  der  femininen  Pluralendung  ict  übereinstimmt. 
Die  Formen  des  Zahlwortes  «zwei«  und  der  anderen  Duale  unterscheiden  sich 
somit  von  den  Formen  der  Zahlwörter  »drei«  bis  »neun«  nur  durch  das  an- 
gehängte/, eben  jenes  dualische  Element,  das  wir  auch  den  Formen  der  Personal- 
pronomina, den  verschiedenen  Formen  des  Wortes  für  » der  andere «  und  ganzen 
Wortkomplexen  (Substantiven  mit  Suffixen),  die  den  Dualbegriff  enthalten,  ebenso 
angehängt  finden  (s,  meine  Ausführungen  iVZ.  40,  92 ff.  und  44,  84  Anm.  1).. 
§  45.  Die  Formen  des  Kardinalzahlwortes  »zwei«  werden  in  den  Pyramidentexten 

und  im  a.  R.,  Avenn  wir  von  den  wechselnden  Personendeterminativen,  die  ihnen 
bisweilen  zugefügt  werden  (v^v^,    -^^5    ^^)  absehen,  korrekt  so  geschrieben: 

Mask.  1  =  ^  oder  |=  Pyr.712c.  1 092 r/.  1090/;.  IOGIUa    ^I"^  Urk.  I  147. 
Fem.  J=  Pyr  2156c.    1248d    |JJ   ib.  1072^^. 
Ipj  Pyr.  \2ld;  Dum.,  Res.  1  8. 


')    Auch  in  buli.  oyiu&.Ai   »rechte  Seite«  für  sah.  oyite^-u  *ewnämjet,  ägypt.  ft  ^^\  tcnmj-t 

Hegt  wohl  eine  solclie  ralsche  Rückbildung  vor,  aus  der  dann  erst  das  fnjj.  itoitA..u  hervorgegangen 
ist;  vgl.  dazu  OTfecini«  für  Ixi's«'  und  fajj.  oyi-^ei  für  'lov^rcTcc  und  Tg^ioyi-^c«^  für  yi  'IcuS«««  in 
der  von  Crum  und  Kenyon  veröffentlichten  bilinguen  Übersetzung  von  Kv.  Joh.,  Kap.  3  und  4 
(Journ.  of  theol.  stud.  vol.  1418  ff.).  Siehe  auch  die  Bemerkungen  zu  nicTcoyi  »neunzig«  (§53). 
^)  Weil  sie  sich  auch  bei  den  Dualen  solcher  Nomina  findet,  die  im  Singularis  keine  Endung 
oder  die  Endung  j  haben. 


1910.]  Kurt  Sethe:   Unteivsucluingeii   über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  23 

Wo  man  statt  dessen  |'^^  (Pyr.  2886,  W),  |^  (Pyr.  2326-,  W.  712c,  N), 

IIaaaaa^   (Pyr.  124cSc?,  N)  liest,  fehlt  überall  das  Zahlzeichen  für  2,  das  sonst  nie 

fehlt,    und   es  ist  evident,    daß    das   ^'"'"'^  nichts   als    eine   falsche    Transkription 
der  hieratischen  Form  dieses  Zahlzeichens  =  ist. 

Es  kann  kaum  zweifelhaft  sein,  daß  Avir  diese  Formen  sn-wj  und  sn-tj  zu 
lesen  haben.  Und  aus  solchen  Formen  scheinen  sich  auf  den  ersten  Blick  auch 
die  saliidischen  Formen  cwd^'y  und  cÜTe  auf  das  einfachste  ableiten  zu  lassen. 
cn&.'y,  sagt  man,  hat  noch  das  w  der  alten  Dualendung  loj  in  dem  «y  erhalten; 
dabei  ignoriert  man  aber  ganz  die  durchaus  störende  Kürze  des  vorhergehenden 
Vokals,  der  ja  in  offener  Silbe  gestanden  hätte  und  also  im  Koptischen  lang 
sein  müßte.  Und  auch  bei  cÜTe  ist  die  Erklärung  nicht  so  einfach,  wie 
man  denkt,  denn  dieser  Form  steht  im  Bohairischen  ciio-y^  gegenüber  von 
so  unregelmäßigem  Aussehen,  daß  man  keine  falsche  Analogiebildung  darin 
suchen  kann. 

Für  die  Erklärung  von  «liv-Y  gibt  uns  nun  wohl  das  Achmimische  einen  §  46. 
Fingerzeig.  In  diesem  Dialekt  ist  das  aus  altem  aw  hervorgegangene  sah.  tsr^  ganz 
regelmäßig,  da  sah.  iv  achmim.  e  wird,  durch  e-y  vertreten  in  den  Formen : 
ne'Y  »ihnen«,  sah.  itis.'y,  iiMMe-Y  »mit  ihnen«,  sah.  iiMMd^'y.  Demnach  sollte 
man  für  das  sah.  citd.'y  »zwei«,  wenn  es  aus  *snaw  entstanden  wäre,  *cne'Y 
erwarten.  Die  maskuline  Form  für  »zwei«  lautet  im  Achmimischen  in  Wahrheit 
aber  cwo  und  zeigt  also  statt  des  Diphthonges  einen  einfachen  o -Vokal. 

Die  gleiche  Erscheinung  finden  wir  nun  auch  noch  bei  einigen  anderen 
achmimischen  Formen: 

uo    »sehen«    für  sah.   m>s^,  neuagypt.   ^r\ ^^-^3^  nw. 

HO    »Zeit«   für  sah.   ties.'y,   ägypt.   ,^^1^  ö  O  nw. 
MMO    »dort«    für  sah.   mmä^.'Y,   ägypt.   [1  ^^^^   im. 

Bei  den  beiden  Worten  iiä.'y  »sehen«  und  »Zeit«,  die  im  Ägyptischen  den 
Stamm  nw  haben,  würde  man  in  dem  «y  wie  bei  unserer  Form  cll^><'y  gern  das 
alte  w   wiedererkennen,    dagegen   ist   das   bei   mmä^'Y    »dort«    unmöglich,    denn 

diese  Form  geht  auf  das   alte  (1  ^^^   im  zurück,    das    offenbar   nichts  weiter  ist 

als  die  Form,   in   der  die  Präposition  ^^^  »in«  mit  Suffixen  erscheint:  \\  ^^j^.^.^ 

im-f  MMoq  (achmim.  MMÄ.q).     Hier  vertritt  also  augenscheinlich  das  «».y  wirklich 
einen  o- Vokal,   wie  er  im  Achmimischen  statt  dessen  erscheint. 

Da  dieser  Ersatz  des  o-Lautes  durch  ».«y  aber  nur  in  der  adverbiell  ge- 
brauchten Form  eintritt,  wo  der  Vokal  in  offener  Silbe  stand,  nicht  aber  in 
den  präpositionell  gebrauchten  Formen  mit  Suffixen  wie  MMoq,  wo  er  in  ge- 
schlossener Silbe  stand,  so  wird  das  Ä.'y  vermutlich  einen  langen,  niclit  einen 
kurzen  Vokal,  wie  es  nach  dem  Achmimischen  scheint,  vertreten.  Und  das 
ist  auch  bei  den  anderen  Worten,  in  denen  sich  im  Saliidischen  und  Bohairischen 


24  Kurt  Seihe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

dieser  Diphthong  als  Vertreter  eines  o-Lautes  zu  finden  scheint,  walirsclieinlich 
(s.  VerbumI  §45'). 

In  diesen  Formen  pflegt  das  a.'y  nun  ;iuch  gerade  da  aufzutreten,  wo  statt 
des  gewöhnlichen  langen  o-Lautes  to  das  o-y  am  Platze  wäre,  d.  h.  nach  m  und  \\ 
(ÄLitÄ^'yiy  »P^ide«,  cii*^'y^  »Fesseln«)  und  da,  wo  zu  einem  maskulinen  Nomen 
mit  o-y  in  geschlossener  Silbe  ein  Femininum  mit  offener  Tonsilbe  gebildet  ist 
{'Alj-dCvi,  Isuvvi,  •SÄ^AVÄ.'yAi,  Kd^'ypi  von  «^mcy«,  ito^yM,  's*.MO•Y'^^,  K^yp).  Audi 
bei  XLuÄ.'Y  und  den  andern  Formen,  die  uns  hier  beschäftigen.  \\is.y  und  cuä.'^» 
ist  es  ein  m  resp.  n,  dem  das  «^«y  folgt.  Man  wird  daher  aucli  hier  in  dem 
i».«Y  zunächst  einen  Ersatz  für  ein  älteres  oy  vermuten".  In  der  Tat  würde  ein 
auslautendes  w  im  Achmimischen  auch  nicht  zu  o,  sondern  zu  oy  geworden 
sein,  wogegen  wir  die  Ersetzung  eines  auslautenden  oy  im  Achmimischen  durch  o, 
wie  sie  in  avmo,  no,  cno  vorläge,  tatsächlich  belegen  können:  o  »was?«  =  sali.  oy. 

Wenn  wir  demnach  für  sah.  M.M.is.y  =  aclimim.  mmo  »dort«  und  die  ana- 
logen Formen  n^.'y  =  iio  und  ciiis.'Y  =  ciio  annehmen,   daß  ihr  «^'y  =  o  aus 

AAA^AA 

einem  älteren  ü  entstanden  ist",  so  erhalten  wir  für  den  Infinitiv  f^ — >  -^5-  nw 
»sehen«  statt  der  ganz  unregelmäßigen  Vokalisation  *näic  eine  Vokalisation  *nü 
(aus  *nüw),  die  den  regelmäßigen  Typus  der  2  rad.  Infinitive  zeigt,  und  fiir  das 
maskuline  Zahlwort  »zwei«  eine  Vokalisation  *6nü,  die  ganz  regelrecht  aus  einer 
alten  Form  *snü-wej  abzuleiten  ist,  wie  o-yuc-y  »Stunde«  aus  *eivnf1icet. 
§  47.  Diese,  aus  den  koptischen  Formen  cud^'y  =  cuo  zu  rekonstruierende  Form 

*inü-wej  des  maskulinen  Zahlworts  »zwei«  paßt  nun  auch  aufs  beste  zu  der  Form, 

')  Eine  Bestätigung  für  diesen  Schluß  dürften  die  achmimischen  Piuralformen  cnooq  und 
MKOOg^  für  sah.  cnwioq  und  ÄlKÄ^yg^  geben  (Schmidt,  Sitzbei'.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1907,  158),  wo 
wir  ebenfalls  im  Achmimisclien  ein  o  für  ein  sahidisches  sekundäres  oj  (alt  würde  nach  n  ja  oy 
stehen)  und  ein  dem  entsprechendes  es-y  (die  Bildung  der  P'ormen  ist  dieselbe)  eintreten  sehen. 

'^)  Nach  den  älteren  griechischen  Transkriptionen  ägyptischer  Namen  müssen  wir  ja  an- 
nehmen, daß  das  kopt.  w  auch  nur  ein  Elrsatz  für  ein  älteres  ü  ist  (Verbum  I  §  44).  Wenn  nun 
da,  wo  sich  dieses  ältere  u  (nach  m,  n  und  in  vereinzelten  andern  Fällen)  noch  erhalten  hatte, 
eine  Ersetzung  durch  e^y  eintritt,  so  ist  das  offenbar  nur  eine  jüngere  Fortsetzung  desselben  Pro- 
zesses; das  ü  macht  auch  hier  eine  Veränderung  durch,  aber  die  Eigentümlichkeit  der  vorher- 
gehenden Konsonanten,  die  es  einst  vor  dem  Übergang  in  tx)  bewahrt  hatte,  bewahrt  es  auch  jetzt 
noch  davor  und  bewirkt,  daß  ein  besonderer  Laut  daraus  wird,  den  man  eben  durch  ».y  bezeichnet, 
etwa  ein  dum])fes  o  wie  das  englische  ow  in  kmm   »wissen«. 

')  Man  beachte,  daß  das  achmim.  mmo  »dort«  auf  jeden  Fall,  wie  man  die  Sache  auch  drehe 
und  wende,  ein  Zeugnis  dafür  ist,  daß  das  sah.-boh.  JÜAvoq  mit  dem  o-Laut  eine  ältere  Vokalisation 
darstellt  als  das  achmim.  ÄLw&.q  mit  c.  Es  ist  das  wieder  ein  Fall,  wo  sich  eine  lautliche  Er- 
scheinung des  Achmimischen  als  jung  erweist.  —  Bemerkenswert  ist  in  dieser  Hinsicht  auch  die 
Behandlung  der  Kausaliva  auf  o;  ohne  Suffixe  bewahren  sie  das  o  des  Sahidischen  (t».mo)  wie 
stets  im  Wortauslaut  (^ko,  ppo,  ^o),  dagegen  vor  Suffixen  ersetzen  sie  es  durch  ä.  (TÄ.M«.q)  wie 
stets  in  geschlossener  Silbe  (it^*.T,  ^T*.pTpe,  n«..;?').  —  Auch  die  Bezeichnung  des  alten  h  und  h 
durch  ^  (Ilori  mit  diakritischem  Quersti  ich)  anstatt  durch  i)  zeigt  das  Achmimische  in  Abhängig- 
keit vom  Sahidischen,  das  dafür  g^  schrieb;  wie  wir  aus  der  (jüngeren)  Unterscheidung  von  ^  und  g^ 
in  der  achmimischen  Orthographie  ersehen,  war  diese  (ältere)  sahidische  Orthographie  nicht  genau, 
und  es  bestand  in  Wirklichkeit  doch  noch  ein  leichter  Unterschied  zwischen  //  und  h  einer-  und 
h  und  h  anderseits. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  25 

die  das  Femininum  desselben  Zahlworts  im  Bohairischen  hat,  cuo-y^,  d.  i.  *^nü- 
tej.  Beide  Formen  zeigen  genau  dasselbe  Verhältnis,  wie  wir  es  oben  zwischen 
den  maskulinen  und  den  femininen  Formen  der  Zahlwörter  von  drei  bis  neun 
gefunden  haben :  gleiche  Vokalisation  mit  lo  als  Maskulin-,  t  als  Femininenendung. 
Wir  haben  daher  ohne  Zweifel  in  der  bohairischen  Form  citoy-^  die  ursprüng- 
liche feminine  Form  des  Zahlworts  »zwei«  zu  erkennen,  nicht,  wie  man  bisher 
meinte,  in  der  sahidischen  und  achmimischen  Form  ciiTe. 

Diese  Form  cRtc  *sm-tej  wird  sich   zu  der  älteren  Form  cho'Y'V  verhalten  §  48. 
wie  boh.  ccmhi  zu  sah.  CMiiie  »feststellen«  (ägypt.   I  ),  wie  g^oiiT  »Priester« 

*h6nter  zu  der  anzunehmenden  älteren  Form  *he7n-ntiter  (ägypt.  ]y^)j  wie  Meuqe 
»Memphis«  *Mmfer  zu  der  anzunehmenden  älteren  Form  *Men-nofi'eio,  von  Plu- 
tarch   übersetzt  opyiog  ot.-ycc^m,   resp.  Men-nefrew-  (ägypt.  J  /\  ©  resp.   ( SMl 

II 1 1 II I    ^  ^  AAAAAA  x/ lZZZIZJ  

I/\    »es  bleibt  die  Schönheit  des  Phios«),   wie  coiitc  :  co«.^   »Weihrauch« 

zu  der  älteren  Form  *stT-ntite,  *stej-nuter  (ägypt.    ]  M  ^^  ),   wie  "OjU(/):<;  *Wen-fer  zu 

der   älteren   Form  'Owöocppig   Wnm-nöfrew,    Beiname   des  Osiris   (ägypt.  ;^;'I^, 

v\  jj),    wie  'Pö6,u\|/>ic  usw.   *Räm-se   zu  der  älteren  Form  'VoL^xs(j(jy]c;  (ägypt. 

®ltl  ¥  V  R'^-ms-sw).  In  allen  diesen  Fällen  hat  eine  Zurückziehung  des  Tones 
(wie  wir  sie  ja  auch  oben  bei  o-y  »was?«  und  o-ye  »Einheit«  zu  konstatieren 
glaubten)  und  Neuvokalisierung  des  Wortes  stattgefunden. 

4.  Zur  Bildung  der  Kardinalzahlworte  für  die  Zehner  von  50  bis  90. 

Nachdem  wir  die  Bildung  der  Kardinalzahlworte  für  die  Einer  so  eingehend  §  49. 
untersucht  haben,  kann  wohl  erwartet  werden,  daß  wir  ebenso  auch  von  den 
Zehnern  wenigstens  die  Formen  erörtern,  die  auf  eben  diese  Zahlworte  für  die 
Einer  zurückgehen,  d.h.  die  Zahlworte  für  50,  60,  70,  80  und  90'.  Für  diese 
Zahlworte  ist  aber  die  Aufgabe  außerordentlich  schwer,  da  wir  in  den  ägyptischen 
Texten  keinerlei  Anhalt  für  ihre  Analyse  finden,  sondern  einzig  und  allein  auf 
das  Koptische  angewiesen  sind,  das,  wie  der  Augenschein  lehrt,  die  Bildungs- 
elemente der  Formen  in  stark  zertrümmertem  Zustande  erhalten  hat.  Immerhin 
lassen  sich  gewisse  Dinge  mit  Sicherheit  feststellen,  die  für  unsere  obigen  Er- 
gebnisse über  die  Stämme  der  einzelnen  Zahlworte  von  Bedeutung  sind,  und 
es  läßt  sich,  wenn  auch  nur  im  Rahmen  einer  Vermutung,  auch  wohl  ein 
gemeinsames  Bildungsgesetz  für  diese  Zehnerzahlworte  aufstellen. 

Die  von  uns  zu  betrachtenden  Formen  scheiden  sich  deutlich  in  zwei 
Gruppen,  die  Zahlworte  für  60,  70  und  80  (ce,  igqe  und  gMene : ^CMiie) 
einerseits,  die  Zahlworte  für  50  und  90  (T^v*IO'y :  Tco-yi,  rctä.io'y  :  nicTeo'yi) 
anderseits. 


')    Die  Zahlvvorte  für  10,  20,  30  und  40  sind  ja  bekanntlich  von  besonderen  Wortstämmen 
gebildet,  die  mit  den  Zahlworten  für  die  entsprechenden  Einer  nichts  zu  tun  haben. 

Zeitschr.  f.  i^sypt.  Spr.,  47.  Band.     1910.  4 


26  KiRT  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

§  50.  Die  Formen   der  ersten   Gruppe    gelien  in   den  beiden   Hauptdialekten,    im 

Sahidisclien  und  im  Boliairischen,  auf  e  aus,  das  daher  der  betonte  Hanptvokal 
sein  muß  (s.  Verbum  I  ij  51).  Das  ist  denn  bei  ujqe  und  ce  auch  ohne  weiteres 
aus  dem  Aussehen  des  Stammes  zu  ersehen,  ujc^je  ist  aus  *se§ß.  einer  Form, 
die  den  Stamm  ifh  in  der  gleichen  Umgestaltung  aufwies  wie  c*^ujq  und  cd».ujq€, 
mit  Hilfe  zweier  lautlicher  Übergänge  abzuleiten: 

ö)  durch  Assimilation  des  s  an  das  .^  wurde  aus  *hife''  ein  *§eif<f\  diese 
Assimilation  tritt  bei  dem  aus  0  h  hervorgegangenen  ^  im  Sahidisclien  nur 
dann  ein,  wenn  beide  Laute  in  ein  und  derselben  unbetonten  Nebensilbe  standen ; 
vgl.   ujTiT   » Weber «<    ^sestftej  aus    *sphtft('j  mit  c^vu^q    »sieben«    n.  a.   s.  Verbum  I 

h)  durch  Kontraktion  der  beiden  s  wurde  aus  *sesfe  ein  §fr  (ujqe);  diese 
Kontraktion  tritt  in  beiden  Dialekten  nur  dann  ein,  wenn  beide  s  durch  einen 
Hilfsvokal  getrennt  waren  oder  unmittelbar  einander  folgten,  nicht  aber,  wenn 
ein  voller  Vokal  dazwischen  stand,  vgl.  tyo'yüiq  »ihn  entleeren«  *ie§w6jef  mit 
Ujex^q  u.  a..   s.  Verbum  I  §  59flf.   271. 

§51.  ce    »sechzig«    zeigt  von  dem  Lautbestand  des   Stammes  sli  wieder  nur  ein 

c  wie  in  den  Formen  des  Zahlworts  »sechs«  selbst  coo'y,  co.  Die  Ursache 
ist  augenscheinlich  dieselbe,  ce  ist  offenbar  ebenso  aus  *A'me'  mit  Ton  auf  dem 
letzten  e  entstanden  wie  coo-y  aus  *seii6w  und  co  aus  *seis6t  (s.  oben  >?  H4.  42). 
Wie  für  »sechs«  so  wird  auch  für  das  Zahlwort  »sechzig«  der  Zusammenfall 
der  beiden  s  bereits  für  das  Neuägyptische  bezeugt  durch  den  Leidener  Zahlen- 
papyrus I.   850,   der  darauf  mit  "o^ . >    i^-n-j  anspielt  (s.  oben   §  29   Anm.). 

§  52.  Bei  dem  dritten  auf  e  ausgehenden  Zahlwort  für   »achtzig«   lautet  die  gut 

und  oft  belegte  sahidische  Form  stets  gMciie.  Die  seltenere  bohairische  Form 
soll  in  drei  Gestalten  belegt  sein :  ^.uene  (Stern  ohne  Zitat),  .iCMne  (Kirch.  GT), 
ÄivMiie  (Paral.  II  15,  9).  p]s  scheint  danach,  daß  die  beiden  Dialekte  hinsicht- 
lich der  Silbenteilung  auseinandergingen,  indem  das  Sahidische  einen  vokali- 
schen Laut  zwischen  den  beiden  letzten  Stammkonsonanten  zeigte  wie  in  tgMO'yn, 
igMo-Yiie,  ujAiHne,  das  Bohairische  dagegen  zwischen  den  beiden  ersten  Stamm- 
konsonanten. Wie  bei  cho-y"^  »zwei«  hat  uns  auch  hier  wohl  das  Bohairische 
die  ältere  Form  erhalten,  und  zwar  in  der  Form  ^CMne'.  Dafür  spricht  gerade, 
daß  sie  in  ihrer  Silbenteilung  von  den  andern  koptischen  Formen  des  Stammes 
abweicht,  ferner  daß  diese  Silbenteilung  den  allgemeinen  Gesetzen  der  Silben- 
bildung entspricht,  was  bei  der  sahidischen  Form  nicht  der  Fall  ist,  und  end- 
lich, daß  sie  genau  die  gleiche  Bildung  aufweisen  würde,   wie  sie  fär  die  alten 


')  Zu  der  Variante  mit  ä  ;6Ä>.vine  wird  man  irrige  Formen  wie  ptq-ujAwAiuie-noy^-,  Ä^qu}*.«- 
g^o^Hq  für  ptq-ujCAiiye-uoy)-,  *.qiyeii-o-aHq  u.  ä.  zu  vergleichen  haben;  nicht  aber  korrekte  For- 
men wie  2^ö.n-,  &.£iot,  i&po,  pA.A\*.o  fiir  sah.  gen-,  cIqot,  ciepo,  pJw.w«k.o,  bei  denen  das  ä  auf  guten 
Gründen  beruhen  düifte.  —  Überdies  würde  eine  Vokalisation  ^es.Mitc,  auch  wenn  das  «  ursj)rüng- 
lich  der  Hauptvokal  gewesen  wäre  wie  bei  g».Tpe:Ä.-epe,  sehr  unwahrscheinlich  sein,  da  in  solchen 
Bildungen  vor  m  allgemein  e  einzutreten  scheint  (wie  in  <3ltTq  statt  *gämtpf  »ihn  finden«). 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  äjryptischen  Zahlwörter.  27 

Grundformen  von  c€  und  ujqe  anzunelnnen  war.  Bei  der  so  starken  Ver- 
sclüedenlieit,  die  im  Kopris<-heii  zwischen  diesen  drei  Formen  liinsiclitlich  ihres 
Konsonantengerippes  bestellt,  kann  die  Übereinstimmung  in  der  Vokalisation 
nicht  auf  einer  sekundären  Analogiebildung  beruhen,  sondern  wird  für  alt  an- 
zusehen sein. 

Gegenüber  dieser  gut  gebildeten  Form  -^e.vitte  ist  die  sahidische  Form 
g.w€ne,  die  wohl  auch  der  bohairischen  Nebenform  .^Aieiie,  falls  diese  wirklich 
existiert,  als  Cluster  gedient  haben  wird,  durchaus  unregelmäßig.  Das  e,  das 
in  ihr  den  Bildungsvokal  der  Formen  igMO-yu  usw.  vertritt,  kann  nicht  etwa 
fiir  den  Bildungsvokal  gehalten  werden  und  *hmme  betont  werden.  Denn  in 
diesem  Falle  müßte  die  Form  entweder  *g.uime  oder  *£.w.€€ite  geschrieben 
w^erden.  Das  einfache  e  vor  einfachem  ii  in  offener  Silbe  kann  im  Sahidischen 
nur  der  Hilfsvokal  sein;  es  ist  also  *hmene  zu  betonen.  Anderseits  pflegten 
die  Nebensilben  echtägyptischer  Worte  ursprünglich  geschlossen  gewesen  zu 
sein.  Wenn  ^.uene  seine  ursprüngliche  Vokalisation  bewahrt  haben  soll,  müßte 
sein  e  also  auch  in  geschlossener  Silbe  gestanden  haben;  die  Form  müßte  also 
schon  aus  *lunenje  oder  *hmenKr  entstanden  sein;  in  beiden  Fällen  wäre  dann 
aber  zu  erwarten,  daß  sich  das  y  oder  w  erhalten  habe  (Verbum  1  §  93.  155). 
Da  das  nicht  der  Fall  ist,  bleibt  wohl  nur  die  Möglichkeit,  g^.v*.ew€  für  eine 
sekundäre  Form  zu  erklären,  bei  der  der  Hilfsvokal  e,  vielleicht  unter  dem 
Einfluß  der  Formen  uj.uo'yu,  uj-uo-yne,  ujAtHne\.  ebenso  seinen  Platz  gewechselt 
hat  wie  in  den  griechischen  Formen  Mex/c  für  ägypt.  '*emlur  (sah.  Äiujip),  vS'Jog 
für  ägypt.  *enhÖf  »sein  Herr«  in  Sz'/.'ctveß'xg  (Verbum  I  §  11),  Te^yfvic  für  ""etfenet, 
^—    Tfn-t.     gAieue  wäre   dann  also  aus  *£Mue  entstanden. 

Von  den  beiden  Zahlworten  der  andern  Gruppe  hat  die  sahidische  Form  §  53. 
ncTev'ioY  oder  necT&.Yo'y  «neunzig«  ein  deutlich  ausgesprochenes  Gepräge.  Es 
ist  augenscheinlich  eine  Form  wie  cefee^^io-y  boh.  »Mauern«,  Plur.  von  co^t 
sobtej,  ägypt.  M  IL.  ]  [•  undivMÄ.io'Yboh.  »Meere«  von  iom,  neuägypt.  [IU-^v:f  '^^■^^ 
Wie  diese  beiden  Formen  wird  auch  unser  Wort  ein  maskuliner  Pluralis  sein, 
und  also  ein  Gegenstück  zu  den  semitischen  Formen  der  Zehner  (arab.  !J^ , 
hebr.  =^"cr)  bilden.  Mit  den  oben  besprochenen  Zehnerformen  auf  e  hat  die 
Form  das  gemeinsam,  daß  sie  den  betonten  Hauptvokal  nach  dem  letzten 
Stammkonsonanten  hat. 

Wie  im  übrigen  die  Verbindung  dieses  Vokals  mit  der  Pluralendung  tu, 
die  sich  in  dem  kopt.  o-y  erhalten  hat,  zu  denken  ist,  darüber  gibt  uns  viel- 
leicht die  völlig  analoge  Form  ce&eÄ.io'y  Auskunft.  Diese  Form,  die  von  einem 
vierkonsonantigen  Nomen  ibtj  gebildet  ist,  vertritt  augenscheinlich  einen  Plural 
""kh-te-jeK,  der  sich  im  Koptischen  korrekt  als  *sebiew  erhalten  haben  würde, 
vgl,  cpH-y  »Genossen«  "ejrrjeir.  Da  das  Ä.i  in  einer  anderen  Pluralform  efeI^s.^K 
»Sklaven«    (von  fiwK)  auch   innerhalb    des   Wortstammes    auftritt,    so   muß  der 


')    Vielleicht  auch  von  g^.ive   »vierzig»? 


28  Klht  Sethe:  Untersucliungen  über  die  ägyptischen  Zalihvürter.  [47.  Band. 

erste  Gedanke  sein,  daß  das  d<i  in  allen  diesen  Fällen  nichts  weiter  als  eine 
besondere  Hezeichnung  für  einen  langen  f-Laut  sei,  etwa  ä  (Verbum  I  §  39), 
wie  wir  das  ä.'Y  als  Bezeichnung  iur  einen  langen  o-Laut  finden  (s.  oben  §  46). 

Dem  widersprcäche  wohl  auch  nicht,  daß  das  &.i  in  unserer  Form  tictä.'io'y 
in  manchen  Texten  mit  den  Punkten  über  dem  i  geschrieben  wird'  und  also 
diphthongisch  a'i  ausgesprochen  wurde:  setzt  doch  auch  die  fajj.  Form  MMcy 
»dort«  voraus,  daß  das  sah.-boh.  M.ujs.'y  wirklich  mit  au  resp.  a/r  gesprochen 
wurde,  wiewohl  dieses  hs^  nur  ein  ursprüngliches  u  vertrat  (s.  hierzu  Verbum  I 
§  45),  und  tritt  doch  auch  e-y  sekundär  für  altes  o-y  ein,  ohne  deshalb  wie 
dieses  gesprochen  zu  sein  (ib.  §  4r)).  So  kann  also  auch  das  a.i  in  unsern 
Pluralformen  o'i  gesprochen  worden  sein  und  dennoch  ursprünglich  nur  einen 
^'-Laut  (ä)  vertreten  haben.  Nach  der  Analogie  des  jvy,  das,  wie  es  schien, 
ein  altes  U  ersetzte,  wo  dieses  nicht  wie  sonst  in  ö  übergehen  konnte,  so 
könnte  auch  das  ä.i  ein  altes  T  ersetzen,  avo  dieses  nicht  wie  in  so  vielen  andern 
Worten  zu  e  h  wurde  (vgl.  ^It(?,  kopt.  Hce;  Verbum  I  §  H2).  Dazu  würde  gut 
passen,  daß  auch  das  Zahlwort  fiir   »neun«   selbst  ein  T  als  Vokal  hatte. 

Eine  andere  Möglichkeit  für  die  Erklärung  des  iK\oy  wäre,  daß  es  aus 
ajjeii'  mit  doppeltem  /  entstanden  sei.  Wir  kennen  die  Verdopplung  als  ein 
speziell  bei  j  und  ic  gebrauchtes  Bildungsmittel  aus  den  koptischen  Verbalformen 
coo-Y",  co-ytoiiq,  co'yHii  »erkennen«,  poeic  »wachen«  und  dem  Namen  der 
Göttin  Nvji'S-  d.  i.  *Ndjjet  (s.  ÄZ.  43,  146).  So  könnte  man  denn  auch  denken, 
daß  ce^eis.io'y  ein  *seh-tuj-jeir,  ncTevio-y  ein  "pes-ddj-jciv  darstelle.  Dagegen  spricht 
jedoch,  daß  das  *.i  in  diesem  Falle  im  Bohairischen  zu  hi  hätte  werden  müssen, 
vgl.  die  bohairischen  P'ormen  cwo'yen,  ptoic  und  den  eben  angefülirten  Namen 
NviiS^,  der  wie  alle  griechischen  Wiedergaben  ägyptischer  Namen  unterägyptisch 
ist.  Das  ist  aber  weder  bei  ceiaeivio'y  noch  bei  i^Md^io-y  der  Fall  und  auch 
das  bohairische  Äquivalent  von  ncTd.io'Y  zeigt  kein  solches  hi.  Es  lautet  viel- 
mehr nicTCO-yi.  Fraglich  ist  auch,  ob  sich  das  w  einer  Endung  äjjcw  im  Kop- 
tischen erhalten  hätte  (s.  Verbum  1  §  172). 

Die  eben  erwähnte  Form  nicTeo^^,  die  in  der  ersten  Silbe  statt  des  Hilfs- 
vokals  ein  i  wohl  unter  dem  Einflüsse  des  s-Lautes  zeigt  (s.  Verbum  I  §  36.  51), 
endigt  mit  einer  Lautverbindung  eo-yi,  die  zunächst  wie  die  Endung  eines 
femininen  Pluralis  ewwet  auszusehen  scheint,  doch  wäre  dafür  die  Schreibung 
€«yi  ohne  o  zu  erwarten.  Vergleichen  wir  die  Form  nicTco'yi  aber  genauer 
mit  der  sahidischen  Form  iicTdiio-Y,  so  wird  es  klar,  daß  das  e  offenbar  dem 
sah.  dv'i  entspricht,    wie  in  den  Nominalformen:    «sMec:    «xefiec   »Kohle«   neben 

•»»«.ifiec  sah.,   ägypt.  ^^    fl    ^    d<'b-t',   g^ievifie :  §iiefei  »Lamm«;  Ti^.i6e : Td^iÄi  »Sarg- 

.    n  \  -i^  o  o  o 

kästen«  neben  TH£ie:eH£n  oder  ecfei  (in  völlig  gleichem  Zusammenhange  und 
trotz  der  Aspiration  wohl  damit  identisch),  ägypt.  Ä  J  | — ,  db^-t,  db-f.  In  allen 
diesen    Fällen   wird   das  e   nur   eine    andere   annähernde    Bezeichnung   für    den 


')    Z.B.  Pist.  Soph.141;  ebenda  102.  111   Te.'ioY  »50. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersucliungen   über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  29 

besonderen  und  zwar  langen  ^-Laut  (ä)  darstellen,  den  auch  das  ä.i  nur  an- 
nähernd bezeichnen  sollte  (vgl.  Stern,  Kopt.  Gramm.  §  40.  50).  Daher  folgt  ihm 
denn  in  nicTco-Yi  auch  das  ic  nicht  als  «y,  Avie  es  bei  einem  echten  e  ^  ge- 
schieht, sondern  als  oy.  Das  i  aber,  das  den  Beschluß  macht,  wird  gewiß 
nicht  anders  als  in  m.^ä.i  »Ding«,  o'ymis.M  »die  Rechte«  (s.  oben  §  42)  für 
ein  sekundäres  Element  zu  halten  sein. 

Wie  ^cT^vIO'Y : nicTCo-yi  ist  natürlich  auch  das  Zahlwort  für  »fünfzig«  §  54. 
TÄ.io'Y : Tco'yi  zu  erklären,  das  alle  Eigentümlichkeiten  mit  ihm  teilt;  der  Kon- 
sonant, der  dem  Ä.io'y :  eo-yi  vorangeht,  ist  derselbe  {<:^:>  d),  und  das  Zahlwort 
»fünf«,  von  dem  die  Form  abgebildet  ist,  hat  denselben  Vokal  wie  das  Zahl- 
wort »neun«  (i).  Die  Form  gibt  uns  im  übrigen  eine  neue  Bestätigung  für 
das,  was  wir  oben  für  den  Stamm  des  Zahlwortes  »fünf«  ermittelt  haben;  er 
erscheint  auch  hier  nur  einkonsonantig  d,  wie  das  Wort  für   »Hand«. 

Wie  verhalten  sich  nun  die  Formen  der  anderen  Gruppe,  welche  auf  ein  §  55. 
betontes  e  ausgingen,  zu  diesen  Formen?  Können  auch  sie  auf  maskuline  Plural- 
formen mit  der  Endung  jw  zurückgeführt  werden,  wie  es  nach  den  semitischen 
Formen  zu  erwarten  wäre?  In  der  Tat  zeigen  sie  ihren  Vokal  e  ja  an  der- 
selben Stelle,  und  auch  der  allgemeine  Charakter  des  Vokals  ist  derselbe,  es 
ist  gleichfalls  ein  ^-Laut;  der  einzige  wesentliche  Unterschied  von  den  Formen 
der  anderen  Gruppe  ist  das  Fehlen  der  Pluralendung  oy.  Wir  kommen  also 
auf  die  eine  Frage  hinaus:  können  maskuline  Plurale  mit  einer  Endung  wie 
ejeiü,  äjew  im  Koptischen  so  verschieden  erhalten  sein,  daß  sie  bald  das  w 
bewahrt  haben  und  auf  h'y  (epH-y)  oder  is^io-Y  (cefied^io'y)  ausgehen,  bald  das 
w  verloren  haben  und  auf  €  ausgehen? 

Das  Koptische  weist,  soviel  mir  bekannt,  kein  Beisj)iel  dafür  auf.  Zwar 
haben  sich  im  Koptischen  eine  ganze  Anzahl  von  maskulinen  Pluralen  erhalten, 
die  ursprünglich  auf  jeic  ausgingen  und  im  Koptischen  auf  e  endigen,  aber  in 
allen  diesen  Fällen  folgte  das  jew  einem  Konsonanten  (z.  B.  M€pe«T€  *mer-jdt-jeic), 
und  das  auslautende  e  ist  dabei  stets  unbetont  und  daher  auch  im  Bohairischen 
durch   1  vertreten. 

Vergleichen    wir    nun    aber   die    neuägyptischen   Formen    von    maskulinen  §  56. 
Pluralen,  die  auf /«r  ausgingen,    wie    ich    sie  seinerzeit  (Verbum  I  §  189.  190) 
aus  dem  mir  vorliegenden    umfangreichen  Material   zusammengestellt   habe,    so 
finden  wir  drei  Arten  von  Formen: 

a)  solche  mit  der  Pluralendung  «2  w. 


(2 


ir-w   »Genossen«,  kopt.  epH-y  *ejrejeii\ 


hr-ii-    »Vorgesetzte«,   ursprünglich  hrj-w. 

h)  solche  mit  dem  W  j,  das  eigentlich  nur  der  Singularform  zukam  und  im 
Neuägyptischen  meist    schon  bedeutungslos    geworden    ist  (Verbum  I  §  186ff.): 

-^^  r.\  hhct{J}  »erste«,  kopt.  ^o'y2s.Te :  ^o'y^v^  *hehüdtjew  von  ^^  r.  ^o-yiT 
*he^wttej. 


30  KurtSethe:  Untersuchungen  iiber  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

^^^  M  ^'b^ij^)  »Wäscher«  von  ^B^^^  P^^S*^  ""i'oljtfj',  t^ie  Gruppe  ^ 
•^  ist  im  Neuägyptischen  gleichbedeutend  mit  ^  geworden  und  wie  dieses  zu 
t  entwertet,   vgl.   die  Schreibung  für  bnntj  in  c. 

c)  solche    mit   (10  j,   das   im  Altägyptischen  das  j  vor  der  Pluralendung  zu 
bezeichnen  pflegte  und  im  Neuägyptischen  das  gesprochene/  bezeichnet': 
^  (][lj|i  stnj  »Könige«,   ursprünglich  Mnj-w. 


ftAAAAA 


n^^^"^^^^  //>/;'  »erste«,   ursprünglich  tptj-w. 


o 


Oü^i  bßj  »Feinde«,   ursprünglich  hftj-ic,  von  ic=_*^  igÄ.qT  *}\ajtej. 
^^\  00  ß"^^^  w/y//  »gerechte«,   ursprünglich   iHiCtj-ii'. 

F^  m^hO^^/i'  ^^^^^J  »die  Westlichen«,  d.  i.  »die  Toten«,  ursprünglich  imntj-w, 
von  ft^   CMÜT  *ejmentej. 

57.  W^ie  man  sieht,    weisen  die  Formen  der  Gruppen  a  und  h,   soweit  sie  im 

Koptischen  erhalten  sind,  im  Neuägyptischen  bereits  den  gleichen  Konsonanten- 
bestand auf  wie  im  Koptischen.  Die  Formen  der  Gruppe  a  entsprechen  genau 
den  koptischen  Formen  auf  H-y  und,  so  dürfen  wir  wohl  hinzufügen,  auf  äwIO'y; 
die  Formen  der  Gruppe  b  aber  sind  augenscheinlich  solche,  bei  denen  das  _/ 
auf  einen  Konsonanten  folgte"'  und  die  im  Koptischen  auf  ein  unbetontes  e  im 
Sahidischen,  i  im  Bohairischen  ausgelien.  Dagegen  fehlen  im  Koptischen  gänz- 
lich Formen  der  Gruppe  r,  die  wie  die  der  Gruppe  h  die  Endung  w  verloren, 
dafür  aber  das  /  erhalten  hatten.  Ich  glaube,  wir  haben  in  unseren  Zahlwortcn, 
die  im  Koptischen  auf  ein  betontes  e  ausgehen,  Formen  zu  erkennen,  die  dieser 
dritten  Gruppe  c  angehörten. 

Diese  Vermutung  läßt  sich  nun  wohl  auch  noch  durch  andere  Tatsachen 
unterstützen.  Das  W^ort  fi'^ii'^  imntjw  »die  Westlichen«,  das  wir  in  dieser 
Gruppe  c  als  \  ^Ohwi  '  ^^^trafen,  wird  seit  dem  neuen  Reich  in  dem  bekannten 
Titel  des  Osiris  rw^ofi'ci'^  »der  vor  den  Westlichen«  nicht  selten  durch 
fr  '^  Imnt-t  »der  Westen«,  »das  Totenreich«  ersetzt.  Das  macht  es  wahrschein- 
lieh,  daß  beide  Worte  gleichlauteten.     Das  Wort  ft  ^  ^  ist  das  Femininum  des 

')    Bei  der    Form  ^vOO  ^^J    "g'"oßc'>    auch    zuweilen    wohl    nur    liistorisch    noch 


mit  w    geschrieben  V\   (1(1 'S  ,    die   vielleicht    noch    in  den    koptischen  Plnralen  der   zu- 

sammengesetzten  Nomina  gAAo :  ^e'AAo  und  pXTue^o :  p«kAiÄ.o  als  oi  erhalten  ist,  ist  es  ungewiß, 
üb  das  \v\  3  wirklich  den  dritten  Radikal  j  allein  luid  nicht  vielmehr  seine  Verbindung  mit  dem 
vorhergehenden  /  darstellt:  cjj  (vgl.  Verbum  I  §  79).  Überdies  ist  es  auch  fraglich,  ob  die  koptischen 
Plurale  g'AAoi,  pÄiMiwoi  nicht  ganz  sekundär  erst  von  den  zusammengesetzten  Singularausdrücken 
abgeleitet  waren,   wie  eieptooY  und  ppcoo^f  von  eiepo  und  ppo. 

''■)    Der  Pluralis  von  pft^g^r   »Wäscher«   wird  also  etwa  *er^öijew  zu  vokalisieren  sein. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  li  1 

Adjektivs  ft       imntj  »westlich«,   das  im  Koptisclien  als  cmüt  *^^W/2/<?;'  erhalten 

ist  (Verbum  I  §  92 0),  und  wird  demnach  ursprünglich  etwa  *ejmentejet  zu  vo- 
kalisieren  sein.  Nacli  Abfall  der  Femininalendung  mußte  daraus  "ejmentcjc 
werden,  und  das  würde  im  Koptischen  korrekt  *emente  lauten.  Die  Pluralform, 
die  damit  verwechselt  wird,  würde  dementsprechend  ursprünglich  * ejmcntejew 
zu  vokalisieren  sein,  und  das  würde  im  Neuägyptischen  nach  dem  Abfall  des 
w,  wie  ihn  die  neuägyptische  Schreibung  bezeugt,  in  der  Tat  ebenfalls  *pjmen- 
ttje  ergeben  haben  wie  beim  Femininum.  Eine  hierzu  passende  Form  über- 
liefert uns  nun  in  der  Tat  Plutarch,  De  Is.  et  Osir.  29  in  dem  'Af/sv^yjc,  das  er 
als  den  ägyptischen  Namen  der  Unterwelt  anführt.  Das  ist  ohne  Zweifel  die 
aus  *ejmentejet  und  *ejmenttjew  hervorgegangene  Form  *eimentt  (mit  Übergang 
des  ersten  Radikals  ,/  in  Alejili)  mit  der  für  den  unterägyptischen  Dialekt  cha- 
rakteristischen Aspiration  des  t  vor  dem  Tonvokal.  Das  Koptische  hat  uns 
diese  Form  auch  noch  bewahrt,  jedoch  (wenigstens  im  Bohairischen)  mit  Zu- 
rückziehung des  Tones  (vgl.  oben  §  48)  und  wie  so  oft  mit  Wechsel  des  Ge- 
schlechtes (s.  oben  §12  Anm.)  als  d^MÜTC :  d.Men-^  mask.  Hätte  diese  Tonzurück- 
ziehung nicht  stattgefunden,  würden  wir  in  der  Form  evMitTe  eine  Form  gehabt 
haben,  die  unseren  Zahlworten  ^qe,  ce  und  ^CMiie  genau  entspräche. 

Aber,    so    wird    man    fragen,    ist    denn   bei    einer    solchen    Entstehung   der  §  58. 
Formen    nicht   vielmehr   zu    erwarten,    daß    sie   im  Koptischen   auf  h  ausgehen 
statt   auf  e?     Einem  glücklichen  Umstände  haben  wir  es  zu  danken,    daß  uns 
wenigstens   eine  Form  im  Koptischen   erhalten  ist,   die  diese  Frage  beantworten 
läßt.     Es  ist  die  Form  g^peiäpe    »Nahrung«,   die  bekanntlich  auf  das  alte  ^A^ 

o  »Bedarf«    zurückgeht.      Diese   Form    ist    nämlich    nichts    anderes   als  das 

III  ° 

neutrisch   gebrauchte   Femininum    der   Nisbeform  <=:=>  hrj  von    der  Präposition 

,3^  liT  »unter«,  kopt.  (^-xiiiK-.  Die  maskuline  Form  dieser  Nisbe  hat  sich 
uns  im  Koptischen  substantivisch  gebraucht  erhalten  in  g^pÄ.i:^pÄ.i  *]iraj  »der 
untere  Teil«  (s.  ÄZ.  44,  95),  das  Femininum  dazu  sollte  also  *hrijet,  *lirejei  lauten 
und  das  würde  im  Koptischen  korrekt  *hre  ergeben  (vgl.  rm  pn).  Dieses  g^pn: 
■ipH  findet  sich  in  der  Tat  einigemal;  die  gewöhnliche  Form  lautet  aber  g^pe: 
Äpe  und  zeigt  somit  dasselbe  auffällige  e  wie  die  Formen  diMÜTe  und  igqe, 
ce,  ,6eMiie.  Nach  diesem  Zeugnis  ist  an  der  Erklärung  dieser  Formen  aus  *ses- 
fejew,  "sebiejew,  *hemneje'w  wohl  nicht  mehr  zu  zweifeln.  Wir  werden  in  dem 
rätselhaften  e,  das  im  Koptischen  statt  eines  zu  erwartenden  langen  Vokals  er- 
scheint, vermutlich  dieselbe  Bezeichnung  für  einen  besondern  Laut  (etwa  d)  zu 
erkennen  haben  wie  oben  in  dem  e  von  nicTCO'yi  und  in  dem  bÄ  von  ncTd.io'y. 
Das  e  entspricht  hier  also  gewissermaßen  dem  o,  das  das  Achmimische  in  cito 
»zwei«    statt  sah.   cwi^Y  zeigtet 

^)  Dasselbe  e  für  ä  haben  wir  gewiß  auch  in  ne  »dir  (o  Weib)«,  g^pe  »dein  Gesicht  (o  Weib)«, 
wo  der  Bildungsvokal  ä  der  alten  Formen  *nät,  *hrät  nach  dem  Wegfall  des  zu  t  gewordenen 
Suffixes  t  in  offene  Silben  gekommen  ist  und  infolgedessen  zu  c,  d.  i.  ä  gedehnt  erscheint. 


32  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägj'ptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

§  59.  Wir   haben    also    wolil   mit   großer  Wahrscheinlichkeit   in   den   sämtlichen 

Zahl  Worten  für  die  Zehner  von  50  bis  90  ein  und  dieselbe  Bildung  mit  der 
Endung  jic  und  einem  r-  (resp.  a-)  Laut  als  Bildungsvokal  vor  dem  /  und  nach 
dem  letzten  Stammkonsonanten  zu  erkennen.  Für  die  Formen  von  ()0,  70  und 
80,  die  im  Koptischen  auf  e  ausgehen,  haben  wir  neuägyptische  Formen  in 
der  Art  der  oben  unter  c  aufgefLilirten  Plurale  mit  (1[|  und  ohne  (2  zu  vermuten, 
für  die  Formen  von  50  und  90  dagegen,  die  im  Koptischen  auf  d^io'yrco'Yi 
ausgehen,  Formen  wie  die  unter  a  aufgeführten  neuägyptischen  Plurale  mit  <2 
und  ohne  (1|1. 

§  60.  Wie  verhalten  sich   zu  diesem  Ergebnis  nun  die  Anspielungen,   die  wir  fiir 

die  in  Rede  stehenden  Zahlworte  im  Leidener  Zahlenpapyrus  L  350  (ÄZ.  42, 
25 — 31)  finden?     Dieser  Text  spielt  an  auf: 

50   (Td.'io'y)       mit^  IIIJJi  psd-{f)   »Götterneunheit«    {*pMde). 
60   (c€)  mit  ü      s^-wj,  unbekannte  Bewunderungspartikel. 

»     W     1^  iy-iü/,  unbekanntes  Nomen. 
70   (ujqe)  »      I         r^     -  sfh,  Part,  act.,   stat.  constr. 

»     *l2_  fc/y  2^^     liif'fi  Infinitiv  mit  Suffix  (coujqq). 
80   i^^Mwe)         «     =  =  !r"(l(lJ'^    hjnnwj,    Plural    der    Nisbe    von    jjjjg 

90  (ncTÄ.io*Y)     »  I  I  I  c^  '  P^d-{t)   »Götterneunheit«    (pside). 

Wie  man  sieht,  berücksichtigen  die  Anspielungen  gerade  da,  wo  das  Koptische 
noch  die  Pluralendung  w  bei  dem  Zahlworte  erhalten  hat,  bei  50  und  90,  diese 
Endung  nicht.  Anderseits  scheinen  sie  bei  dem  Zahlwort  60  auf  eine  Endung 
IC  anzuspielen,  die  dieses  Zahlwort  nach  unserm  Ergebnisse  im  Neuäg^'ptischen 
ebensowenig  mehr  enthalten  haben  würde  wie  im  Koptischen.  Nur  bei  dem 
Zahlwort  80  zeigt  die  Anspielung  ein  (jn  ,  das  nach  unserm  Ergebnisse  auch 
für  das  Zahlwort  zu  erwarten  wäre.  Bei  70  bezieht  sie  sich  nur  auf  den  Stamm 
des  Zahlwortes,  der  danach  sicher  schon  zu  shf,  sSf  geworden  sein  muß.  Nimmt 
man  die  Anspielungen  alle  zusammen,  so  wird  man  sagen  müssen,  daß  sie 
sich  nur  auf  den  Stamm  des  Zahlwortes,  weder  auf  die  Endungen  noch  auf 
die  Vokalisation .  zu  beziehen  scheinen  und  daher  für  die  Bildung  der  Zahlwort- 
formen nichts  ergeben. 

5.  Ein  neuer  Ausdruck  für  80  im  Koptischen. 

§  6L  PiEHL   hat   seinerzeit   (ÄZ.  33,  129 ff.)   gezeigt,    daß   das  Koptische   für  das 

Zahlwort  »achtzig«  einen  Ersatz  besaß  in  dem  Ausdruck  qTO'y-'xo'yo'ycoT  »vier- 
zwanzig«, der  genau  dem  französischen  quatre-vingt  entspricht. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  33 

Einen  andern  ähnlich  gebildeten  Ausdruck  für  dasselbe  Zahlwort  lehrt  uns 
das  kürzlich  von  Winstedt  (Proc.  Soc.  bibl.  arch.  32,  27ff.)  veröffentliclite  neue 
Bruchstück  der  koptischen  Übersetzung  von  Epiphanios'  Werk  »De  geminis« 
kennen.  Dort  heißt  es  (a.  a.  0.  30)  von  einer  Insel  im  Roten  Meere,  sie  sei 
vom  Festlande  so  weit  entfernt,  wie  ein  Schiff  bei  gutem  Winde  an  einem  Tage 
segeln  könne:  €Te-n^vi-nt  Tis.'i'ioy  xib^d^Si  üctä^-^iou  «das  ist  fünfzig-dreißig 
Stadien«'.  Was  damit  gemeint  ist,  lehrt  die  alte  lateinische  Übersetzung,  die 
dafür  »millibus  octoginta«  hat  (Migne,  Patrol.  gr.  vol.  43,  331).  Offenbar  hatte 
das  griechische  Original  »80  Stadien«,  was  der  lateinische  Übersetzer  frei  mit 
»80  Meilen«  übersetzt  hat,  obwohl  die  römische  Meile  etwa  8  Stadien  enthielt 
und  80  Meilen  also  rund  640  Stadien  voraussetzen  würden.  Diese  Zahl  80  hat 
die  koptische  Übersetzung  nun  wiedergegeben  durch  Tis.'i'ioy  Mt^b^ii  »fünfzig  und 
dreißig « ".   Der  Ausdruck  ist  zu  vergleichen  mit  dem  französischen  soixante-dlx  für  7  0 . 

Die  Zahl  »fünfzig«  erscheint  hier  wie  eine  höhere  Einheit  gebraucht,  von  §  62. 
der  man  neu  zu  zählen  anfängt,  also  wie  sonst  die  Zahl  »hundert«.  Eine 
andere  Spur  ebendieser  merkwürdigen  Erscheinung  dürfte  der  Ausdruck  Tes.Vo'y 
Aiit-o'yd.  für  51  sein  (Pist.  Soph.  102),  auf  den  schon  Stern  (Kopt.  Gramm. 
§  278  a.  E.)  mit  Recht  aufmerksam  gemacht  hat.  Er  weist  nicht  die  sonst  bei 
den  Zehnern  allgemein  übliche  direkte  Anknüpfung  der  Einer  auf  (Ti.io'y-o'ye), 
sondern  die  Anknüpfung  durch  mR  »und«,  wie  sie  bei  den  Hunderten  nicht 
nur  für  die  Einer  (lye  aiR-ujmo-yu  »108«,  Pist.  Soph.  108),  sondern  auch  für 
die  Zehner  (uje  Mit-MiiT-\ysc   »119«   ib.  100)  öfter  zu  belegen  ist''. 

6.  Zur  Bildung  der  alten  Ordinalzahlworte  auf  nw. 

Die  alten  Ordinalzahlworte,  die  durch  Anhängung  der  Endungen  nw  [O  ,  ^  ^  63. 
oder  Q%^  in  den  Pyramidentexten  geschrieben),  fem.  niü-t  (^),  an  den  Stamm 
des  Zahlwortes  gebildet  waren,  sind  bekanntlich  im  Neuägyptischen  durch  die 
jüngeren  Umschreibungen  mit  ^^  ntj  und  mit  °^  mh  ersetzt  worden,  von 
denen  sich  allein  die  letztere  im  Koptischen  erhalten  hat.  Infolge  dieses  Um- 
standes  sind  wir  über  die  Bildung  der  alten  Ordinalzahlworte  sehr  schlecht 
unterrichtet. 

Was  sich  aus  den  wenigen  Beispielen,  die  nicht  bloß  das  Zahlzeichen  mit  §  64. 
der  Endung  ö  oder  ^  ,  sondern  den  Stamm  des  Zahlwortes  ausgeschrieben  zeigen, 
mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  entnehmen  läßt,   ist  eigentlich  nur,   daß  das  Zahl- 
wort den  einfachen  Stamm  ohne  die  Endungen  der  Kardinalzahlworte   enthielt: 

')  Winstedt  übersetzt  »35  Stadien«.  Ihm  scheinen  also  weder  die  Formen  der  Zahhvorte 
noch  ihr  Gebrauch  bekannt  zu  sein.  —  ^)  Da  die  größere  Zahl  voransteht,  kann  nicht  Multipli- 
kation, sondern  nur  Addition  der  beiden  unverbundenen  Zahlen  gemeint  sein. 

^}  Piehl,  der  diese  Beispiele  (äZ.  33,  131)  zitierte,  übersah,  daß  sich  Sterns  Bemerkung  auf 
die  Verbindung  der  Einer  mit  den  Zehnern  bezieht.  Bei  qToy-'xoYOYioT  Aiii-oy*.,  das  Piehl  zu 
seinen  Bemerkungen  veranlaßte,  dürfte  die  Anknüpfung  durch  av«  in  den  besonderen  Verhältnissen 
der  Umschreibung  für  80  begründet  sein.     *qTO'Y'-'s.o'Y'T-o'ye  wäre  4x21,  also  84. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.  Band.     1910.  5 


34  Kurt  Setbe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

hi-nw   "der  zweite «i: 

Mask.  iQ^Pyr-  467ö.  483c;  Urk.  I  13. 102.  106.  |^Pyr.  1751  c;  Urk.I  36. 
X  ö  V  Urk.  I  124  (wolil  nur  lalsche  Umschreibung  des  hieratischen 
l-ö\  wie  oben  §  45).  |  ^  ^\\  Harhotep  532.  |  q  ^  Urk.  IV  247. 
I  ^  Rouge,  Inscr.  hier.   303,   3.  12.    |  ^    ibid.  14.    |ö  Urk.  IV  49. 

Fem.y  ,,o  Clinemh.  40.  |  ö  1 1  Sharpe,  Eg.  Inscr.  II  83,  6  (m.  R.).  |  ^ 
Louvre  C  14,  10  (zu  lesen  offenbar  in  dieser  Folge  11  ,.  _  ,  wobei  O, 
wie  so  oft,  nur  ungenau  für  ö   stehen  wird).     V    ^    Urk.  IV.  860. 

hmt-nw   "  der  dritte « ' : 

Mask.  =^'''  Pvr.  363/  ®  =  Pvr.  1424ö.  ®  -ö%  Pvr-  514^.  Urk.  I 
125.       ^  |||ö  (so!  Mask.)  Pyr.  11526. 

'=0)      o  '       ^ 

Fem.     ^   ,'7^0  pyr.  1082^,    N.  =    ®  ^ö  ib.   P. 

ifd-nw   » der  vierte  «i  : 

Mask.  feö  Pyr-  1978c".     feö^  ib.  316Z>.     ""^f  %  ib.  1457ff. 
„=  Steindorff,  Grabfunde  II  Taf.  7,  2. 
fjV   Harhotep  79.  ,rj|  Rec.   de  trav.  17,  18  (lies   ö   statt  O)- 


hmn-nw   » der  achte « : 

Mask.  o"|||l 
mit  Suffix  2*^=:^ 


ö 


Pyr.  1978(/=#'^^^||||  Rec.  de  trav.  17,  18  (saitisch) 


MM 


§65.  Für   die  Vokalisation    dieser  Formen  ergibt  nur  die  Schreibung  des  Zahl- 

wortes  »der  vierte«    etwas.     Da  der  erste  Radikal  des  Stammes  [1  tfd  stets 

unbezeichnet   bleibt,    wird    der  Vokal  jedenfolls  nicht  nacli   dem  ersten  Konso- 
nanten  gestanden    haben    wie  in  (1  , , , ,   e^qTe   » Vierheit « ,    sondern  entweder 

wie  bei  den  Kardinalzahlen  c::^:^  ^   ^Too-y,  , , , ,  qTO  nach  dem  letzten  Kon- 

sonanten (i,  also  etwa  * lef-dö-new' ,  oder  aber  vielleicht  aucli  nach  dem  zweiten 


')  An  den  gleichartigen  Stellen  Pyr.  822  a.  1152  6.  1424o,  wo  hmt-nw  Kamerad  von  zwei 
Personen  bedeutet,  haben  die  Texte  M.  und  N.  jedesmal  eine  besondere  Form  ohne  das  nw,  das  P. 
hat.  Dieselbe  Form  hmt  ist  auch  Pyr.  1082c?  bei  INI.  mit  der  Bedeutung  .Kamerad,  eingesetzt, 
wo  die  andern  Texte  eine  andere  Fassung  mit  hmt-nw-t  »Kameradin«   haben. 

*)  Das  gleiche  würde  sich  eventuell  für  das  Zahlwort  »der  sechste«  ergeben  aus  den  alten 
Schreibungen  des  Wortes  für  den  »sechsten  Tag  des  Monats«  (s.  oben  §  29  Anni.),  wenn  dieses 
vom  Zahlwort  »sechs«  durch  Anhängung  einer  Endung  ^'^f^  nt  abgeleitete  Wort  etwa  das  feminine 
Ordinalzahhvort  »die  sechste«   enthalten  sollte. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  35 

Konsonanten,  also  etwa  *et-f6(l-new,  was  dann  *a-fod-neic  ergeben  hätte;  zu  der 
"Weglassung-   des  (1  bei    einer  solchen  Vokalisation  vgl.    ^^.  7^    »komm«   ä.mo'y, 
^    V\f^    »ich«   d^itoK,    ^  .^-TL^   »sei  nicht«   *amt-. 


Des  weiteren  ktmnte  die  Weglassung  des  ö  nw  in  der  Form  des  Zahlworts 
»der  achte«  eventuell  von  Bedeutung  sein,  wenn  sie  sich  als  tatsächlich  und 
alt  bestätigte.  Sie  könnte  dann  auf  Zusammenfall  des  n  der  Endung  mit  dem 
letzten  Stammkonsonanten  von  hmn  beruhen,  wenn  die  Form  etwa  so  lautete: 
*  e?i-men-nü-u)ef ' . 

Unter  diesen  Umständen  muß  es  uns  doppelt  willkommen  sein,  wenn  sich, 
wie  im  nächsten  Abschnitt  dargelegt  werden  soll,  doch  noch  eines  von  den 
alten  Ordinalzahlworten  unter  einer  fremden  Maske  verborgen  bis  ins  Koptische 
hinübergerettet  zu  haben  scheint. 


7.  Ein  altes  Ordinalzahlwort  im  Koptischen. 

Das  Wort  für    »Bruder«    gibt  uns   durch  die  Vokalisation  seiner  koptischen  §  66. 
Formen  ein  Rätsel  auf.     Während  der  Singularis  coii  einfach   eine  vollständige 
zweikonsonantige  Form  iön  erhalten  zu  haben  scheint,  die  der  alten  Schreibung 

des  Wortes      |      sn    aufs    beste    entsprechen    würde,    zeigt    der   Pluralis    ciih-y: 

ciiHO'Y  eine  Vokalisation,  die  zum  mindesten  den  Ausfall  eines  Konsonanten 
hinter  dem  Vokal  h,  der  ja  in  offener  Silbe  stehen  mußte,  vorauszusetzen  nötigt, 
wenn  anders  die  Form  als  alt  angesehen  werden  soll.  Und  daran  ist  ja  bei 
der  Unregelmäßigkeit  ihrer  Bildung  im  Vergleich  zu  den  andern  Pluralen,  die 
das  Koptische  erhalten  hat,  nicht  wohl  zu  zweifeln.  Nimmt  man  aber  an,  daß 
im  Pluralis  den  Stammkonsonanten  sn  vor  der  Pluralendung  w  noch  ein  dritter 
Konsonant  gefolgt  sei,  so  muß  man  die  Existenz  dieses  Konsonanten  auch  für 
den  Singularis  annehmen.  Das  ist  aber  wieder  wegen  der  Kürze  des  Vokals 
von  con  unmöglich. 

Aus  diesem  Dilemma  kann  uns  nur  eine  Annahme  liinausführen,  daß  näm- 
lich nicht  ein,  sondern  zwei  Konsonanten  weggefallen  sind,  die  im  Singularis 
zusammen  eine  zweite  Silbe  bildeten,  sodaß  eine  Form  wie  co\c\  (sol-sel),  coiir 
»Mauer«  {*söb-tfj)  vorlag,  während  sie  im  Pluralis  den  Bildungsvokal  e  zwischen 
sich  gehabt  hätten,  so  daß  hier  also  eine  Form  wie  cÄcwXq  (sel-sö-lef),  fiepigH-Y 
»Koriander«    (""her-se-jew  o.  ä.),  p.TiesH    »Träne«    {*rem-je-jet)  vorlag. 

Und    so    ist   es    gewiß    gewesen.      Das  Wort   für   »Bruder«    und  seine  Ab-   §  67. 
leitungen   wie   II  in-t   »Schwester«,      |     sn  und   Ij  aa^aaa  U/vwwv   snm  (auch  mit 


')    Griffith'  Erklärung   des  Namens   der  Stadt  Hermopolis ^   ui-uoTfit   als    »die   achte 

(Gauhauptstadt)«   (Pröc.  Soc.  bibl.  arch.  21,  278)   halte   ich   sachlich    und   sprachlich   für  uninüglicli. 

5* 


AAAAAA 


36  KurtSethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

£>  Pyr.  801  c)    »sich    verbrüdern    mit«,    »sich    gesellen    zu«,    \  m   »küssen«' 

"wird  seit  der  ältesten  Zeit  stets  mit  dem  Zweizack  1/  geschrieben"'.   Dieses  Zeichen 

ist  in  der  alten  Orthographie  sonst  nur  bei  den  Ableitungen  des  Stammes  m 
»zwei«  gebräuchlich^.  Nur  ganz  vereinzelt  kommt  es  im  a.  R.  auch  fiir  die 
Konsonantenfolge  sn  in  andern  Worten  vor,  die  sonst  und  auch  später  nie  da- 
mit geschrieben  werden:   nil  ^^  »Fest(mahl)  des  G.  Monatstages«,  sonst 

1      und   später   stets  ^;E7   o-eschrieben,    s.   oben    S  29   Anm.;    U ° 

sn'^(^   »polieren«,  Kausativ  von  n''«',  Brugsch,   Gräberw.  134,  sonst    I o,  später 

i]3  geschrieben  (Verbum  II  §709).    In  den  Worten    I        ^  mk  »saugen«, 

■^  ^iS'  md   » fürchten « ,    I    Jl     snb   » gesund  sein « ,    I  ^ w  snfj  » gründen « , 

r\  ^    AAAAAA  t      r\   AAAAAA 

'  i«w2  »füttern«,  ^H^^^b^  ^^^  »elend  sein«,  JT|  I  ^    rmn  »spinnen«  usw. 

wird  man  im  a.  R.  nie,  und  auch  später  wohl  kaum  in  einem  besseren  Texte, 
das  Zeichen   11    angewendet  finden*. 

Der   Gegenstand,    den    das   Zeichen    11    darstellt,    der   Zweizack,    ist   ohne 

Zweifel  ebenso  von  dem  Zahlwort  »zwei«  benannt  gewesen  wie  das  Zeichen 
der  einzackigen  Harpune  ^<:£-  nach  dem  Zahlwort  »eins«,  das  damit  bezeichnet 
wird  (s.  Griffith,  Hierogl.  S.  52.  61.  62).  Wenn  nun  also  außer  dem  Zahlwort 
»zwei«  und  seinen  Ableitungen  nur  noch  das  Wort  für  »Bruder«  und  seine 
Wortsippe  mit  diesem  Zeichen  des  Zweizackes  geschriel)en  werden,  so  zeigt 
sich  darin  wohl  deutlich,  daß  ein  Zusammenhang  zwischen  beiden  Worten  be- 
stand, der  bei  der  Natur  der  ihnen  innewohnenden  Begriffe  ja  auch  begreiflich 
wäre  (vgl.  Griffith,  a.  a.  0.  S.  62).  Doppelt  begreiflich  dem,  der  die  Denkweise 
der  Semiten  kennt,  die  bei  paarweise  vorkommenden  oder  sich  gleichenden  Gegen- 
ständen den  einen  den  Bruder  oder  die  Schwester  des  andern  nennen,  so  daß 
Bruder  und  Schwester  dann  geradezu  die  Bedeutung   »der  andere«   bekommen. 


')    Zu    diesen  Ableitungen    von   »Bruder«    wird    man    auch    den   alten  Ausdruck  für  eine  Art 
Palast   y  11  y  W  W    oder    11  XX  I I  snic-nt  (Ableitung  mit  dem  Affix  nt)  und  das  später  so 

häufige  XXX'^  m-wt    »die  Flaggenmasten»    zu  rechnen  haben.     Das   letztere  Wort  wird  der 

Plural  von  sn-t  »Schwester-  sein;  denn  in  den  Inschriften  an  den  Flaggenmastnischen  des  1.  Pylons 
des  großen  Tempels  von  Medinet  Habii  sind  die  vier  Flaggenmasten  mit  »den  Schwestern«  Isis 
und  Nephthys  resp.  Eileithyia  und  Buto  identifiziert  (nach  eigenen  Abschriften). 

^)    Die   Drucktype  entspricht  bekanntlich  der  alten  Form  des  Zeichens  X   nicht  genau. 

^)    Zu   diesen  werden    auch  |l      i  IJ  (®  snj  »losen«  (Pyr.  UOOrf)  und  h  V  ö  ^"'^  »trennen  von« 

AAA^^\A       1  I        O 

(Pyr.  94a)  gehören. 

*)    Dagegen  ist  es  später  üblich  »n    ]  V     ^     \   \\\  *"''*  "Weihrauch«,   das  alt    11    -^     stj-ntr 
lautete  und  nie  damit  geschrieben  wurde. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  37 

Gerade  in  diesen  Fällen  gebraucht  nun  der  Ägypter  nicht  die  Worte  für  §  68. 
Bruder  und  Schwester,    sondern   das    Ordinalzahlwort   »der  Zweite«    resp.    «die 
Zweite«,  das  von  dem  Stamme  m  durch  Anhängung  der  Endung  nw,  fem.  nwt 
gebildet  ist  und  also  sn-nw,  sn-nw-t  lautet: 


ri^ 


C\ 


Iji^^^^   »einer   sprach  zum  andern«,   eigentlich    »zu    seinem 
zweiten«.    Urk,  IV,  26;  vgl.  auch  ib.  247. 

'  y  \\  ^  ^r     /,  11*^-=^  »der  eine  tötete  den  andern«,  eigentlich  »seinen 
zweiten«.    Harr.  75,  4. 

^^ny<=>^^^(l    ij^^^ll^— «—    »es   (das    eine   Auge   des  Gottes)   beweinte 

das  andere  (das  ihm  ausgerissen  war)«,  eigentlich  »sein  zweites«.   Totb.  Nav.  17, 
34;  vgl.  auch  Louvre  C  14,  10   (m.  R.). 

-'^  ^        ^v  I- r.  11'^     »eine  Stadt  ward  von  der  andern  getrennt«,  eigent- 
lich   »von  ihrer  zweiten«.    Chnemh.  40. 

o,,,         y  Ij  1 1      M    »jedes  Heilmittel    wie    das    andere«,    eigentlich    »wie 

<::z:>      I  i  I    o    #  i      £i  I 

sein  zweites«.   Eb.  16,  14. 

1        '[   var.  ü  ^^'^^'^jf  »Genosse  des  Königs«,   eigentlich   »der   Zweite    des 

Königs«,    »beim   Aufrichten  des  i)ö'- Pfeilers « ,   Brugsch,   Thes.  V  941.  921;   vgl. 
Rouge,  Inscr.  hier.  303,  Urk.  IV  49. 

1  w'^  ^  »dem  Horizonte  gleichend«,  eigentlich  »die  Zweite  des  Hori- 
zontes«, wird  ein  Tempel  (  |H)  genannt.  Urk.  IV  860;  vgl.  auch  Sharpe,  Eg. 
Inscr.  II  83,  6   (m.  R.). 

In  Wahrheit  ist  das  ägyptische  Wort  für  »Bruder«  wohl  Ursprung-  §  69. 
lieh  mit  diesem  Worte  für  »der  zweite«  identisch  gewesen  und  nur  in  der 
Schrift,  vielleicht,  weil  es  lautlich  bereits  reduziert  war,  schon  früh  davon 
unterschieden  worden.  Daß  in  einer  Sprache  ein  und  dasselbe  Wort  später  in 
zwei  verschiedenen  Formen  mit  differenzierter  Bedeutung  fortlebt,  ist  ja  etwas 
durchaus  Gewöhnliches;  vgl.  unser  »die  Eltern«  und  »die  Altern«,  »äsen«  und 
«essen«,  »vor«  und  »für«,  »Mann«  und  »man«  und  »jemand«,  »monseigneur« 
und  »monsieur«,  »cou«  luid  »col«.  Auch  im  Ägyptisch-Koptischen  können 
wir  ähnliches  beobachten,  so  z.  B.  wenn  aus  dem  alten  Wort  kdj  »die  Töpfer- 
scheibe drehen«  zwei  Verben  Ktx)T  »bauen«  (2rad.)  und  kcotc  »wenden«  (III.  inf.) 
hervorgegangen  sind,  wenn  aus  dem  alten  wdj  »befehlen«  ein  wd  »befehlen« 
(2rad.)  und  ein  lüdj  »aussenden«  (III.  inf.),  aus  mhj  »füllen«  ein  rnh  »füllen« 
(2rad.)  und   ein  mhj  »mit  Wasser  füllen«,  »überfluten«  (III.  inf.)  hervorgegangen 

sind  oder  wenn    im  Koptischen  die  Zusammensetzung  /^>^^^  >^  I    "dieser 

Tag«    einmal   als   ne^^oo-y   (resp.  neig^oo'y)    »der  Tag«    und   daneben   als   noo'y 
»heute«    erhalten  ist. 


38  Kurt  Sethe:  Uutersucimngen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  [47.  Band. 

Ebenso  wird  man  sicli  nun  auch  zu  denken  liaben,  daß  das  Wort  fiir 
"der  zweite«  da,  wo  es  diese  Bedeutung  behielt  oder  »den  andern«  in  einem 
Paare  bezeichnete,  seinen  ursprüngliclien  Lautbestand,  vermutlicli  *son-neir,  nocli 
länger  bewahrte  (etwa  wie  kdj  »wenden«,  wdj  »aussenden«,  mhj  »überfluten«, 
ne^oo'Y  »der  Tag«),  sei  es  nun  wirklich  in  der  Sprache  oder  nur  in  der 
Schrift  als  historische  Schreibung.  In  beiden  Fällen  konnte  darauf  leicht  die 
Analogie  der  andern,  ebenso  gebildeten  Ordinalzahlen  Einlluß  üben.  Dagegen 
wäre  dasselbe  Wort,  wo  es  die  besondere  Bedeutung  »Bruder«  hatte,  schon 
früh   nur      \     geschrieben  worden,  weil  es  tatsächlich  bereits  ähnlich  wie  das 

AAAA/VA 

kopt.  coli  lautete  und  weil  man  sich  der  Natur  der  Form  als  Ordinalzahlwort 
nicht  mehr  bewußt  \var. 
§  70.  Die  koptische  Form  für  »Bruder«  cou  ist  in  der  Tat  eine  Form,  wie  sie  aus 

einem  ursprünglichen  *sön-neic  »der  Zweite«  mit  Notwendigkeit  hervorgehen 
mußte;  vgl.  nur  ^oq  »Schlange«,  ägypt.  Q  ^Ä  ^IHSL  *'?'4/"^*^'^ 5  «ytoM  »Garten«  ägypt. 

^-1"%^  l>v  "^  ö  n  *k6)-mew,   moht,    ägypt.  5=3"^^   *Mön-/ew  (Verbum  I 

§  löl/').     So  mußte  aus  *son-7ieic  ein  *^ön?i  werden,   das  im  Altägyptischen  mir 
I     sn  und  im   Koptischen  nur  con  geschrieben  werden  konnte. 

AAAAAA 

Der  Pluralis  ciih'y ! cwncy  »Brüder«  aber  wäre  demnach  aus  *ien-ne-wew 
entstanden.  Die  unbetonte  Endsilbe  icew  mußte  gesetzmäßig  zu  einem  einfachen 
w  werden,  vgl.  Verbum  I  59.  Aus  *ienne  wurde  ciih  genau  wie  tk^io  aus 
*d-kehbo,  tmo  aus  *demm6  (für  *dewmö),  t£io  *d-hlo  aus  *d-hejj6  (für  *d-hei-jÖ), 
s.  Verbum  I§  57.  Daß  cnH«y:cnHO'y  den  Artikel  in  der  Form  ne  erhält,  die 
vor  Doppelkonsonanten  üblich  ist,  beweist  nichts  gegen  seine  Entstehung  aus 
*hn-ne-weic,  vgl.  nec<7pÄw£T  »die  Ruhe«  (Verbum  I  §  G3,  1),  ncg.uo'y  »das  Salz« 
(aus  *h('m-^u-jel),  TCg^o-YciTe » der  Anfang « ,  eigentlich  » die  erste « (von  *hey-wi-tfj)  u.  a.  m. 

Beide  Formen  coit  und  c«H'y  wären  in  lautlicher  Hinsicht  zu  vergleichen 
mit  den  Formen  coo-yü  *i6w-wrn  und  co-ynii  *sew-we-new  des  koptischen  Ver- 
bums für  »erkennen«,  die  gleichfalls  in  der  Mitte  zwei  aufeinanderfolgende 
gleiche  Konsonanten  enthielten.  Hinsichtlich  ihrer  Bildung  entsprächen  sie  da- 
gegen den  Formen  «xo!  »Schilf«  *dÖ^-Jeii',  Plur.  c'xh'Y ! c-xHO'y  *ed-^e-jeu:  (Verbum  I 
§  161  ö)   und   co£iT   »Mauer«   *s6b-tej,   Plur.   cefiei^io'y  *seb-tc-jew   (s.  oben  §  5H). 

§71.  Wie  steht  es  nun  aber  mit  dem  Femininum  zu  coi\,   dem  Wort  V         sn-t 

»Schwester«,  kopt.  cwitetctoni?  Ks  ist  klar,  daß  diese  Form  nicht  mehr  aus 
dem  Ordinalzahlwort  »die  zweite«  sn-nw-t  abgeleitet  werden  kann,  das  etwa 
*ien-nfi-icpl  gelautet  haben  müßte.  Sie  ist  vielmehr  offenbar  erst  von  dem 
Wort  für  »Bruder«  abgeleitet,  nachdem  es  den  Lautwert  son,  den  es  im  Kop- 
tischen besitzt,   erlangt  hatte'.     Da  das  Wort  für   »Schwester«   aber  bereits  in 


')  Solche  Ableitungen  femininaler  Formen  von  verstümmelten  Masknlinformen  sind  auch 
im  Koptischen  nichts  Seltenes,  vgl.  g^o^fife  »die  Erste«  von  ^oyrr  *heiwtiej,  ppco  »Königin«  von 
ppo,  feojKe  »Sklavin«   von  &cok  *hojek,  NrcCr«  und  'AurtCi'j  von  noyn  *Niumew  und  *eimunew. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Untersuchunsen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter.  iji) 

den  Pj'ramidentexten  und  im   a.  R.   stets  so  geschrieben  zu  werden  pflegt,   wie 
es  dem   Konsonantenbestand  der  koptischen  Form  ccone  entspricht,    11  oder 

i/o,  so   ist   es   recht   wahrscheinlich,    daß   es    bereits    damals    nur   sn-t  lautete. 

Das  würde  dann  zugleich   eine  neue  Bestätigung  für  das  hohe  Alter  des  Laut- 
wertes sn  für  das  Wort   »Bruder«    enthalten. 

Zu  der  Vokalisation  *^6n-neio,  die  sich  uns  aus  dem  Worte  coii  «Bruder«  §  72. 
für  das  alte  Ordinalzahl  wort  »der  zweite«  zu  ergeben  scheint,  würde  übrigens 
auch  die  Form  *Sen-n6w-iej  auf  das  beste  passen,  die  wir  für  die  Verbindung 
desselben  Zahlworts  mit  dem  Suffix  3.  f.  sg.  erhielten,  wenn  sich  die  oben 
(§  25)  unter  allem  Vorbehalt  geäußerte  Vermutung  bestätigen  sollte,  daß  das 
kopt.  citoo-yc  eventuell  dem    alten  Ausdruck  ü  Hw  sn-nw-sj  entsprechen  könnte. 

Was  wir  für  die  Bildung  der  Ordinalzahl worte  im  allgemeinen  aus  der  §  73. 
Gleichsetzung  von  coii  »Bruder«  mit  sn-nw  »der  Zweite«  lernen,  ist  einmal 
eine  Bestätigung  dafür,  daß  die  Ordinalzahlen  nur  dem  Stamm  des  Kardinal- 
zahlwortes enthielten  {sn,  nicht  sn-wj,  sn-tj),  sodann  daß  der  Vokal  bei  ilmen 
zum  mindesten  nicht  immer  an  derselben  Stelle  stand  wie  beim  Kardinalzahl- 
wort {*son-neic  neben  *mii-iüej)  und  endlich,  daß  er  wenigstens  in  dem  einen 
uns  bekannten  Falle  derselben  Vokalklasse  (o-Laute)  angehörte  wie  beim  Kar- 
dinalzahlwort'. 


^)    Es  sei  hier  im  Anschluß  an  die  Gleichsetzung  des  ägyptischen  Wortes  für  »Bruder«   mit 

^  *■ 
dem  Worte  für  »der  zweite«  noch  darauf  hingewiesen,  daß  das  semitische  Wort  für  »Bruder«  ^  \ 

ns  in  seinen  beiden  ersten  festen  Konsonanten  ja  mit  dem  Worte  für  »der  andere«,   »der  zweite« 
I        (alter)  ^i-1  -itis  übereinstimmt.    Sollte  etwa  auch  im  Semitischen  ein  ähnlicher  Zusammenhang  zwi- 
schen beiden  Ausdrücken  bestehen,  wie  wir  ihn  oben  für  das  Ägyptische  gefunden  haben? 


40 


Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptisclien  Zahlwörter, 


[47.  Band. 


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Kurt  Sethe:  Untersuchungen  über  die  ägyptischen  Zahlwörter. 


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Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.  Band.     1910. 


42  K.  Seihe  u.  A.  H.  Gardiner:  Zur  Vokalisaüon  d.  Dualis  im  Ägyptischen.        [47.  Band. 


Zur  Vokalisation  des  Dualis  im  Ägyptischen. 

Der  Name  von  Gebelen  und  der  Name  des  Gottes  Antaios. 

Von  Kurt  Sethe 
mit  Beiträgen  von  Alan  H.  Gardiner'. 


In  gewissen  griechischen  Urkunden  der  Ptolemäerzeit,  die  aus  Gebelen  in 
Oberägypten,  dem  alten  Pathyris,  kommen  und  nach  Gießen  gelangt  sind  (ver- 
öflentlicht  von  Paul  M.  Meyer  in  Griech.  Pap.  im  Museum  des  Oberhessischen 
Geschichtsvereins  zu  Gießen,  Heft  2,  Nr.  36  ff.)",  findet  sich  häufig  eine  Gott- 
heit im  Genitiv  'A^sp-veß-svTaieujg  oder  'X^ep-veß-evTociyeujc  genannt  (Spiegelberg, 
Orient.  Lit.-Zeitg.  1909,  531),  der   in   demotischen  Urkunden  der  gleichen  Zeit 

und  Herkunft  eine   »Hathor,    Herrin  von   [£C«    (mit  Var.  des   ersten   Zeichens) 

entspricht  (Griifith,  Cat.  Ryl.  p;ip.  111  425),  und  zv/ar  unter  Umständen,  die 
keinen  Zweifel  an  der  Identität  beider  Ausdrücke  aufkommen  lassen  (s.  u.). 

In  dieser  demotischen  Gruppe  hatte  bereits  Griffith  anfangs  den  alten  hiero- 
giyphischen  Namen  der  >> Ha thorstadt«  (Pathyris)  (1  (f^tj    "die  beiden    Fei- 

sen«,  der  dem  heutigen  arabischen  Namen  Gebelen  entspricht,  vermutet  (a.  a. 
0.  260,  Anm.  2).  Diese  Vermutung,  die  er  später  aus  paläographischen  Grün- 
den aufgegeben  hat,  ist  niuimehr  aufs  neue  aufgestellt  worden  durch  Spiegelberg, 
der  in  der  griechischen  Wiedergabe  fiir  jene  demotische  Gruppe  den  gleichen 
Konsonantenbestand  svrui  zu  finden  glaubte,  den  das  alte  ififj  aufwies.  Er  hat 
aus  dieser  griechischen  Form  den  Schluß  gezogen,  daß  die  Duale  im  Ägypti- 
schen ursprünglich  ebenso  wie  in  den  semitischen  Sprachen  auf  ein  betontes 
aj  ausgegangen  seien  und  daß  die  im  Koptischen  erhaltenen  Dualformen,  die 
im  Gegensatz  dazu  den  Bildungsvokal  sämtlich  in  der  vorletzten  Silbe  zeigen, 
eine  sekundäre  Vokalisation  haben. 

1.  Die  Vokalisation  des  Dualis  nach  den  koptischen  Formen. 

Wenn    sich    dieser  Schluß    bestätigte,   würde  das  nicht  nur  fiir  die   \'oka- 
lisation  der  Dualformen,   sondern  auch  für  die  Bewertung  der  koptischen  Voka- 


')  Ich  bin  Gardiner  nicht  nur  für  die  wertvollen  Beiträge,  die  durch  Nennung  seines 
Namens  kenntlich  gemacht  sind,  zu  herzlichem  Dank  verpflichtet,  sondern  auch  für  manche  An- 
regung, die  er  mir  im  Meinungsaustausch  gegeben  hat.  —  ^)  Hrn.  Prof.  P.  Meyer  möchte  ich  an 
dieser  Stelle  noch  besonders  für  die  freundliche  Auskunft,  die  er  mir  über  die  Paj)yri  erteilte, 
danken. 


I 


1910.]  K.  Sethe  u.  A.  IL  Gardinfk:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.  43 

lisation  überhaupt  von  grundsätzlicher  Bedeutung  sein.  Man  müßte  es  danach 
schon  als  einen  besonders  glücklichen  Zufall  ansehen,  wenn  einmal  eine  kop- 
tische Form  noch  die  alte  Vokalisation  oder,  genauer  gesagt,  eine  Vokalisation, 
die  aus  der  ursprünglichen  Vokalisation  organisch  entstanden  sein  kann,  be- 
wahrt hätte.  Das  wäre  denn  gerade  das  Gegenteil  von  dem,  was  wir  bisher 
annehmen  zu  müssen  glaubten.  Das  Koptische  zeigt  in  den  Formen,  die  nicht 
als  Analogiebildungen  auszuscheiden  sind,  fast  immer  eine  Vokalisation,  die 
zu  dem  ursprünglichen  Konsonantenbestande  aufs  beste,  zu  dem  gegenwärtig 
im  Koptischen  vorliegenden  Konsonantenbestande  aber  oft  herzlich  schlecht 
paßt.  Diese  Tatsache  schien  uns  eine  gute  Bürgschaft  dafür  zu  sein,  daß  das 
Koptische  zum  mindesten  die  Quantität  und  die  Stelle  des  alten  Vokals  treu 
erhalten  habe. 

Ebendiese   Bürgschaft   für    ihr  Alter   schienen    uns    nun  aber  auch  gerade 
die  im  Koptischen  noch  überlebenden  Dualformen  zu  bieten: 

Mask.     cnoTO'ytct^oTO'Y   «die  Lippen«   aus  *sp6twej    I    cs^ , 

n&.go'Y : t^iv^o'Y   »der  Hintere«,    »das  Ende«   aus  *pdhwej  _SS3^\\, 
ciiÄ.'Y    «zwei«,    achmim.  ciio   aus    *snüwej,    s.  meinen   Aufsatz   über   die 

Zahlwörter  §  46, 
CMÄ^'Y   "^i^  Schläfen«    aus  *smd^wej  y^        oder  besser,    wenn    das  Js.'y 

wie  bei  cndw-y  aufzufassen  ist,   aus  *sem^üwej, 
(yfeoe   »die  Arme«    aus  *gb6^wej  5  m^:"^  ,  Sing.  <5'fioi : «sst^oi  *ghö?, 


MiiOT€ : ejw.no'^  »die  Brüste«  aus  *emn6dwej  |)^^^,  Sing,  mwot, 
MOTe  oder  MOTo-y  (Triad.  397)    »die  Schultern«  aus  *mötwej,  Sing.  MO-yT, 
s'Tv.ooTe   »die  Nieren«    aus  glötwej,  Sing.  «y^toT; 
Fem.      §p*^i>^  boh.    »die  Halsadern«   aus  *hr6tej, 
'Ät^üi'^-  boh.  »die  Lenden«   aus  'dpotej, 
u|HT   »zweihundert«   aus  *§etej,  Sing,  uje,  s.  ÄZ.  31,  112, 
'^%svT   »die  Doppelkrone«    aus  *pe-shemtej  v[^          V_, 
o'yepHTe   »die  Füße«   nxxs  *we<^retej  \\        «SS  ^^^^^    frühzeitigem    Über- 
gang des  ^ ü  in  <=>  oder  (]?),  Sing.  Ovapz  Dekanname  imd  in  Avocpic; 


B 


nl©  ^'■''"-'' 


cÜTe : ciio'Y'^"  »zwei«  aus  *)^entej  :  *mütej,  s.  meinen  Aufsatz  über  die 
Zahlwörter  a.  a.  0. 
Nach  Spiegelbergs  Theorie  würden  alle  diese  Formen,  deren  Vokalisation 
so  schön  zu  ihrem  ursprünglichen  Konsonantenbestande  paßt,  sekundär  sein. 
Statt  der  mannigfaltigen  Vokalisationen  mit  ö,  d,  ü,  ö,  <?,  e  in  der  vorletzten 
Silbe  hätten  alle  diese  Formen  fmher  eine  einförmige  Vokalisation  mit  dem  Ton- 
vokal d  vor  dem  /  der  Dualendung  und  mit  lauter  tonlosen  Nebensilben  gehabt. 
Statt  *sp6twej  und  *shemtej  hätte  es  *spetu:äj  und  *shemtdj  geheißen.     Spiegelberg 

6* 


44  K.  Sktiik  II.  A.  H.  Gardinkr:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.        [47.  Band. 

nimmt  also  an,  daß  die  Endung  aj  noch  bestanden  habe,  nachdem  die  ;ill- 
gemeine  Verllüclitigung  der  unbetonten  Vokale  der  Nebensilben  zu  e  eingetreten 
war.  Durch  diese  Annahme  erschwert  er  sich  die  Erklärung  der  koptischen 
Eormen  unnötig.  Es  läßt  sich  kaum  vorstellen,  wie  aus  *ipetwdj  ein  cnoTO-y 
entstanden  sein  sollte;  noch  weniger  aber  sind  die  Formen  mit  langem  Vokal 
g^pu)"^,  o*yepHTe  zu  erklären.  Da  die  unbetonten  Nebensilben  geschlossen  zu 
sein  pflegen,  müßten  die  von  Spiegelbero  zu  postulierenden  Formen  'hertuj, 
*w<^('rfaj  gelautet  haben. 

Wenn  man  schon  aus  der  einen  Form  Evrai  einen  so  weitgehenden  Schluß 
auf  die  Vokalisation  aller  Dualformen  ziehen  will,  wäre  es  doch  weit  einfacher 
und  natürlicher  anzunehmen,  daß  die  im  Koptischen  erhaltenen  Dualformen 
diese  Endung  aj  einst  besaßen,  bevor  die  Verflüchtigung  der  unbetonten 
Nebenvokale  eintrat,  daß  dann  durch  eine  Ziu-ückziehung  des  Tones  der  ui- 
sprünglich  unbetonte  Vokal  der  vorletzten  Silbe  betont  worden  und  demgemäß 
im  Koptischen  als  alleiniger  Vokal  übriggeblieben  sei,  während  das  ursprünglich 
betonte  aj  der  letzten  Silbe  tonlos  wurde  und  dann,  als  die  allgemeine  Ver- 
flüchtigung der  unbetonten  Vokale  der  Nebensilben  eintrat,  zu  (j  und  schließlich 
zu  r  wurde  \  So  wäre  dann  das  kopt.  cnoTO'y  aus  einem  urspr.  *ipöticaj  xihev 
*sp6twäj,  *spotwfj,  g^pto"^  aus  einem  urspr.  *hrötdj  über  *hrÖtaj,  *lir6tej  entstanden 
zu  denken.  Das  gäbe  für  die  ägyptischen  Duale  dann  Grundformen,  die  erst 
wirklich  den  semitischen  Dualformen   entsprechen  "würden. 


2.  Die  A6ep-veß-evTai(r)i(;  der  Gebelen-Papyri  und  der  Name  Ton  Gebelen. 

In  einer  solchen  Modifikation  Aväre  die  SpiEGELBERGSche  Theorie  in  der  Tat 
gar  nicht  so  unwahrscheinlich.  Aber  wie  steht  es  mit  ihrer  Grundlage,  mit  der 
Form  evToLi,  die  Spiegelberg  darauf  geführt  hat?  Entspricht  diese  Form  wirklich 
dem   alten  (]         ^        in-tj  und  hat  sich  in  ihr  uns  wirklich  noch  eine  alte  Diuil- 

form  mit  der  betonten  Endung  äj  erhalten? 

Was  zunächst  den  Zusammenhang  anhmgt,  in  dem  der  Name  der  AS-ep- 
i/e/3-evrö6t(7)ecü^   in    den  Urkunden    aus  Gebelen    vorkommt,    so    findet    er   sich    in 


')    Nach  allen  Anzeichen  muß  das  schon  vor  dem  n.  R.  geschehen  sein,  s.  Verbum  I  tj  137 — 142. 

ÄZ.  44,4.     Zu  beachten  ist,  daß  die   |       .•""        btj  (so  schon  Benihassan  I  8)  und    lY  >=t2^  sktj 

I  W  I    I    I  I   A  o  \\ 

geschriebenen    alten    Feminina  |   bd-t  »Spelt«   und     I  r-ci>c,   skt-t  »Sonnenschiff«,  später 

wirklich  Maskulina  geworden  sind  {btj  im  Koptischen;  sktj  Anast.  I\'  7,  10 f.  8,5)  und  daß  also 
die  Ersetzung  des  dt  oder  tt  bei  ihnen  nicht  nur  auf  einer  bloßen  Zeichenverwechslung,  sondern 
auf  Gleichklang  und  falscher  Eltyniologie  beruhen  wird.     Ein    lehrreiches  Seitenstück  ist  auch  die 

neuägyptische  Schreibung  L,  Ö/u)^  füi"  flas  alte  fem.  s==3J  Y\£iy|  »Sandale«,  das  im  Kop- 
tischen als  Too-ye : -»wof  i>  d.  i.  töbwet,  erhalten  ist  und  gleichfalls  Maskulinum  geworden  ist.  Offenbar 
lautete  das  Wort  schon  im  Neuägyptischen  ähnlich,  und  das  we,  auf  das  es  ausging,  wurde  damals 
bereits  irrig  für  die  ninskuline   Dualenduiig   gehalten. 


1910.]  K.  Seihe  u.  A.  H.  Gardiner:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.  45 

einer  Reihe  von  Urkunden  regelmäßig  in  der  Unterschrift  des  Schreibers  ge- 
nannt:   »geschrieben  durch  N.  N.,   welcher  schreibt  im  Namen  der  Priester  der 

Hathor,    der   Herrin   von   |jf^.<    (Rylands   pap.    Nr.  15.    16.  19.  28.  24.  27) 

und  wörtlich  ebenso  in  den  griechischen  Urkunden  (37,  1.  II;  B8B)  mit  denselben 
Schreibernamen  (Thotorlais,  Sohn  des  Nechtmin).  Statt  dessen  liest  man  in 
anderen  Urkunden:  »geschrieben  durch  N.  N.,  der  schreibt  im  Namen  der  Priester 
des  Sobek.  des  Herrn  von  I-m-jotr<^  (Ryl-  Nr.  17.  20 — 22.  38),  I-m-jotr,  das  alte 
ylj         ^©  eigtl.    »die  Insel  im   Strome«    ist  der  Name  einer  Stadt  in  der 

Nachbarschaft  von  Gebelen,  die  in  den  griechischen  Urkunden  Krokodilopolis  ge- 
nannt wird.    Es  geht  daraus  klar  hervor,  daß  die  entsprechenden  AVorte  »Hathor, 

Herrin  von  |£C«  'AS-e/3-ve/3-evT<::«t(7)60ü?  in  der  Tat,  wie  Griffith  und  Spiegelberg 
annahmen,  der  Titel  einer  in  oder  bei  Gebelen  verehrten  Hathor  sein  müssen. 
Das  wird  denn  zum  Teil  auch  durch  den  Inhalt  der  Urkunden  bestätigt; 
sie  betreffen  Grundstücke  »im  nordöstlichen  Viertel  von  Per-hathor«  (Ryl.  pap- 
Nr.  23),    »in  Temrauti,  nördlich  von  Per-hathor«   (ib.  Nr.  26.   29),    »ein  Haus  in 

Tiabone,  im  Grundbesitz  der  Hathor,  Herrin  von  HCC«  und  dazu  gehöriges 
Land  »bei  der  Insel  der  Hathor«  (ib.  Nr.  15,  griech.  vr^(ioq\<p<^Qhir-f\<;  Tvig  iv  Ua^vpei), 
Landstücke  »in  der  Ebene  nördlich  von  Pathyris,  im  Grundbesitz  der  'X'^ep-veß- 
ewTÄtewc«    (Gieß.   Pap.  37  II). 

Danach  liegt  es  in  der  Tat  nahe  genug,  in  dem  enfai,  dessen  Herrin  die 
Hathor  ist,  den  alten  Namen  von  Gebelen-Pathyris  wiederzuerkennen,  zumal 
der  Konsonantenbestand  so  gut  zu  stimmen  scheint  und  auch  die  demotische 
Schreibung  ganz  augenscheinlich  die  zweimalige  Wiederholung  eines  Zeichens, 
wie  sie  zur  Bezeichnung  des  Dualis  üblich  war,   enthält. 

Prüfen  wir  nunmehr,  was  wir  über  diesen  alten  Namen  von  Gebelen 
Avissen.  Y.T  läßt  sich  meines  Wissens  zuerst  in  ramessidischer  Zeit  nachweisen 
und  lautet  in  Dynastie  19 — 21   so: 

(1         c^       Mar.,  Abyd.  II  6.  12  (R.  II);   an  der  ersten  Stelle  mit  dem  Zusatz    ^1 
»der  Hathor«. 


^ 


Brugsch,  Thes.  vi  1407   (kolL;  R.  III). 

AAAAAA  ,r^  I 1 

LD..   Text  III  182  (R.  III):  Karnak,  Hof  zwischen  Pvlon  3—4  und  7 
(Seth.  II);   Chonstempel,   2.  Raum   (R.  XII). 

Rec.  de  trav.  10,  136   (Dyn.  21),   berichtigt  nach   einer  Abschrift  von 
Gardiner. 

Es    scheint    danach,    daß    das  Wort   von    den  Ägyptern   als  Ableitung  von 

W\AAA 

d]  mr   »Stein«    kopt.   tone    aufgefaßt  wurde,    das    seit   dieser  Zeit  ja  auch 
selbst  zuweilen  mit  dem  Zeichen   <0<  geschrieben  wird:    (l<e=<;iD  LD.  III  207c 


1 


46  K.  Sethe  u.  A.  H.  Gardiner:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.        [47.  Band. 

(Rams.  III).     (]  cn  Ann.  du  serv.  10,  39;  vgl.  Brugsch,   Dict.  geogr.  GO.     Für 

die  Frage,  ob  es  mit  dem  griech.  evToci  identisch  ist,  ist  damit  aber  nichts  ge- 
wonnen. Wichtiger  dürften  in  dieser  Hinsicht  die  Varianten  der  späteren  Zei- 
ten sein: 

n  Brugsch,  Dict.  geogr.  46  (ohne  Belege). 

1  AA/VSAA    i         1 

n<e=<^^  LD.,  Text  II  242  (griech). 

Es  muß  danach  als  sehr  unwahrscheinlich  bezeichnet  werden,  daß  der 
Name,  wie  es  nach  Spiegelbergs  Deutung  der  Fall  sein  soll,  noch  in  griechisch- 
römischer Zeit  auf  ein  betontes  aj  ausging.  Vielmehr  spricht  alles  dafür,  daß  er 
nicht  anders  als  die  im  Koptischen  erhaltenen  femininen  Duale  auf  ein  un- 
betontes te,  wenn  nicht  gar  nur  auf  ^  ausging  (wie  ujht  »200«).  Die  Schreibung 
mit  g  würde  im  n.  R.  noch  die  ältere  Form  te  Ijezeugen'.  Die  vorliegende 
Schreibung  [1  ^  aus  griechisch-römischer  Zeit  bezeugt  dagegen  eigentlich  nur 
noch  den  Stamm  in  selbst;  denn  die  Gruppe  ^/\^  hat  in  dieser  Zeit  nur  noch  die 
Bedeutung  einer  Variante  von  o^:^.  Speziell  die  Schreibung  [j  ^^  ist 
sowohl  für  das  alte  11  in-t  »Gebirge«  kopt.  &.n.T- :  iÄ.n-  belegt  (Kanop.  7; 

r,     AA/V\AA 

LD.  Text  II  211),  wie  für  das  alte  [  <=>  in?'  »Stein«  kopt.  tone  (Belege  bei 
Brugsch,  Dict.  geogr.  60).  Deshalb  kann  unser  Name  natürlich  doch  noch  auf 
tf  oder  t  ausgegangen  sein.      Das  Fehlen  des  t  in  der  Variante  (1  beweist 

nichts  dagegen;  vgl.  <^;^^  für  t^h-(j  »die  Augen«  Junker,  Gramm,  der  Dend.- 
Texte  S.  59. 

Die  Identifikation  von  svtui  und  seines  demotischen  Äquivalentes  mit 
|]  stößt    aber   auch    in    paläographischer  Hinsicht    auf  unüberwindliche 

Hindernisse.  Die  demotische  Zeichengruppe  kann,  wie  das  schon  Griffith  an- 
erkannt   hat,    unmöglich    auf   das  Wort  (1  zurückgeführt   werden,    wie 

1    AAAAAA    \\    I  I 

man  sich  dieses  Wort  auch  geschrieben  denken  mag.  Sie  enthält  zunächst  eine 
Zeichenkombination,  die  ein  senkrechtes  Element  zweunal  wiederholt  über  einem 

1)    Schreibungen  wie    f]     (Urk.  1\'  2.  14.   u.  o.)    fih-  ph-tj   (f\f]   Urk.  IV  34.  80.  137  u.  o.) 

sind  nicht  etwa  nach  Verbum  I  §  125  a.  E.  als  dualische  Schreibungen  mit  Wiederholung  des  letzten 
starken  Konsonanten  zu  deuten.  Die  dort  angenommene  Art  der  Dualbezeichnnng  existiert  nicht; 
y  AAAAAA  jgj  jj,  j^       zu  emendieren  (s.  meinen  Aufsatz  über  die  Zalilwürter);  statt  ^^.    '^.  steht  im 

Original  ^^v    ^  i^y^'  1253  c);    I  Cl  (Pyr.  14G2c)  beruht  nur  auf  der  Lesung  Masperos, 

die  nicht  zu  kontrollieren  ist,  da  die  Zeichen     ^    jetzt  zerstört  sind  und  auch  im  Pariser  Abklatsch 

1    AAAAAA 

schon  fehlen  (MoREi) ;  ni    ^  @  Pyr.  1066  a  ist  nicht  »der  Tentyrit«,  sondern  »die  Tentyritin«   (d.i. 

llatlior).  —  Die  Schreibung  TJ  ist  vielmehr  als  ein  Anzeichen  dafür  anzusehen,  daß  die  Form 
bereits  am    Anfang   der  18.  Dynastie  nur   noch    *pähte   o.  ä.    gesprochen    wurde;    sie   entspricht  der 

Schreibung    °^  ^   fin-'^^V    »Norden«   ÄZ.  44,  4. 

^    £^  o  I  o  W  I 


1910.]  K.  Seihe  11.  A.  H.  Gardinkk:  Zur  \'okalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.  47 

wagerechten  zu  zeigen  scheint  und  auf  den  ersten  Blick  aufljillend  an  das  Zeichen 
%=5  erinnert.  Dahinter  folgt  das  Determinativ  für  «Gott«.  Griffith  selbst  ent- 
schied sich  schließlich  auf  einen  Vorschlag  von  Gardiner  dafür,  den  Namen 
'  I  -Tv    zu  lesen. 


Diese  Lesung  beruht,  wie  mir  Gardiner  freundlichst  mitteilt,  auf  dem 
Glossar  A'on  Golenischeff,  dessen  Publikation  Gardiner  vorbereitet.  Es  zählt 
die  oberägyptischen  Städte  von  Süden  nach  Norden  auf  und  nennt  dabei  aus 
der  Geeend  von  Gebelen  die  folgende  Reihe: 


^o" 


1.  ^_^ö^\©'    d.  i.  '^^Q,  Nr.  11  der  Liste  Mar.,  Abyd.  II  12. 

2.  QnPJ^-^©'    d-  i-  0PJ^©'  ^1'-  12  derselben  Liste. 

3.  ^^"^/^im  €^  ,    d.i.   S"^^"^®,    Nr.  13   derselben   Liste.     Beide    Orte 


werden   im   m.  R.    zusammen   genannt:     J  '1  ^  5  ^  6?^  ^^^    Kultstätte    des 

Gottes    fi         ^^X^    Louvre   A  17    (vgl.    Ann.   du    serv.    8,  40);    griech.    Tuphion 

/N  WWW 

(Brugsch). 

4.   'y'Qn^^^  ''Haus  derHathor«  mit  dem  Zusätze  ©|jJU^-^T^ll 
«der  Herrin  von «.  d.  i.   []         o      ,  Nr.  14  bei  Mar.,  Abyd.  II  12,  sonst 


n 


auch  S^  ^]  (Urk.  IV  125)  oder  h  ^^o     [^  (Mar.,  Abyd.  II  8)  genannt,  griech. 


Pathyris,  heute  Gebelen. 

'">.   P^^l©'   ^-i-   ^^^s  ^^^^  +^^i®  ^^^^"  ^^^©  (G^ardiner) 


AAA^A^ 


6.         (I  AA/sAAA©,   d.i.   das  alte  \ll\         \>  ^  ,  Nr.  15   bei  Mar.,  Abyd. 

II  12;  auch  in  den  demotischen  Papyrus  von  Gebelen  oft  genannt;  griech. 
Krokodilopolis.  Der  Ort  ist  ÄZ.  20,  122/23  mit  dem  vorhergehenden  zusammen 
genannt  und  wie  er  in  der  Nachbarschaft  des  heutigen  Rizagät  zu  suchen  (vgl, 
Kairo,   Cat.  gen.   20642,  Lange-Schäfer). 

Der  hier  an  vierter  .Stelle  aufgefiihi'te  Ortsname,  der  dem  [Jaaaaaa       Gebelen 
der  Liste  Mar.,  Abyd.  II  12   entsj)rechen  muß    und    damit  übereinstimmend   als 

Kultstätte  der  Hathor  bezeichnet  erscheint,   endigt  auf  eine  Gruppe   ]_  1  T- ,  die 

Gardiner  (bei  Griffith,   Ryl.  pap.  III,  S.  425)   mit  ^  M    J^    transkribierte    und    in 

der  er  mit  richtigem  Blick  die  demotische  Gruppe  der  Gebelen-Papyrus  wieder- 
erkannte. Was  dieser  Gruppe  voranging,  ist  leider  zerstört;  aus  den  erhaltenen 
Resten  scheint  nur  soviel  sicher  zu  entnehmen,  daß  es  nicht  der  alte  Name 
von   Gebelen  [1  war\ 

^)  Man  könnte  nach  dem  oben  mitgeteilten  Faksimile  Gardiners  vielleicht  an  k^jiMpU  denken. 


48  K.  Setue  u.  A.  H.  Gardinkr:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.        [47.  Band. 

Da  das  dcmotisclie  Äquivalent  der  zweiten  Gruppe     |-X-V*     in  den  Gebelen- 

Papynis  allein,  ohne  ein  Äquivalent  der  zerstörten  ersten  Gruppe,  als  Name 
der  Kultstätte  der  Hatlior  =  \^ec-veß-evTui{y)e'jüi:  auftritt,  so  gibt  es  nur  zwei 
Möglichkeiten  fiir  das  Verhältnis  beider  Gruppen  zueinander.  Entweder  ist  die 
erste  Gruppe  ein  Komplement  zur  zweiten,  das  in  den  demotischen  Schreibungen 
fehlt,  sei  es  nun  die  phonetische  Schreibung  dazu,  sei  es  ein  besonderes  Wort, 
das  zur  vollen  Namensform  gehörte,  später  aber  im  gewöhnlichen  Gebrauch 
weggelassen  wurde'.  Oder  es  liegen  zwei  parallele  Ausdrücke  vor,  die  zusammen 
zwei  benachbarte  Kultstätten  der  Hathor  bezeichneten.  Zu  der  letzteren  3Iög- 
lichkeit  würde  vielleicht  die  ganze  Art,  wie  die  uns  beschäftigende  Hathor  in 
den  Urkunden  von  Gebelen  genannt  wird,  passen.  Handelte  es  sich  um  die 
große  Göttin  Hathor  von  Gebelen,  nach  der  dieser  Ort  »Haus  der  Hathor«  = 
Pathyris  benannt  war,  so  sollte  man  doch  eigentlich  erwarten,  daß  die  Ur- 
kunden sie  einfach  als  Hathor  resp.  als  'Xcppo^irYj  yj  sv  Ylu^csi  bezeichneten,  nicht 

aber,    daß  sie  sie  als  Hathor,    Herrin  von   |lLL   bezeichnen  und  das  auch  noch 

gar  im  Griechischen  unübersetzt  durch  'X^ep-veß-evTui{y)eüüQ  wiedergeben.  Anders, 
wenn  es  sich  um  einen  besonderen  Kult  der  Göttin,  etwa  in  einem  Stadtteile 
oder  Vorort  von  Gebelen,  handelte;  dann  konnte  diese  ungewöhnliche  Bezeich- 
nung wohl  am  Platze   sein. 

3.  Der  Name  des  Gottes  des  antäopolitischen  Graues. 

Dieselbe  Gruppe,  die  wir  hier  in  der  Benennung  von  Gebelen  als  Äqui- 
valent der  demotischen  Schreibung  fluiden,  kehrt  nun  nach  Gardiner  in  dem 
GoLENiscHEFF*schen  Glossar  noch  einmal  wieder  in  der  Verbindung:  «die  nörd- 
lichen von  I  ^^  1 1 AAAAAA  |y^|_XX_«  als  Name  des  Orts,  der  der  Stadt  Sfi^-hfp  (Hypselis) 

vorangeht,   und  hängt  lüer  offenbar  mit  dem  -— «i-  zusammen,  das  Brugsch  (Dict. 

1 1 1 1 1  3a 

geogr.  390)  und  Dümichen  (Zur  Geogr.  Ägyptens)  neben  v^^  als  Bezeichnung  für 

den  östlichen  Teil  des  zehnten  oberägyptischen  Gaues  """^^  ,  den  Antaiopolites' 
anfuhren. 


')  Man  konnte  versucht  sein,  in  der  Gruppe  t^^^)j .  die  der  Pap.  Rylands  Nr.  14  vor 
dem  Ortsnamen  in  einem  davon  p;el)ildeten  Personennamen  einschiebt,  während  sie  in  den  Parallel- 
texten fehlt,  und  die  Griffith  (Ryl.  pap.  III,  S.  46*2)  mit  A^  (1 'S -^^  transkribiert,  ein  Ä(jui- 
valent  der  in  Rede  stehenden  Gruppe  ''^^^^'^  %.  8  des  GoLENisciiKFF-Glossars   zu   sehen,   böte  nicht 

der  genannte  Papyrus  auch  für  die  anderen  Personennamen  ganz  willkürliche  Varianten. 

^)  Es  scheint,  daß  der  Gau  >■  vl|  in  zwei  Hälften  zerfiel,  eine  östliche,  den  Antaiopolites,  und 
eine  westliche,  den  Aphroditopolites  der  griechisch-römischen  Quellen;  vgl.  BRrGscH,  Ägyptologie  444. 


1910.]  K.  Sethk  u.  A.  H.  Gardinkk:  Zur  V'okalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.  49 

Diese  Bezeichnungen  nehmen  augenscheinlich  auf  die  beiden  göttlichen, 
mit  Horus  und  Seth  identifizierten  Gegner  Bezug,  die  hier  einst  miteinander  ge- 
kämpft haben  sollen  (Diod.  121;  Laxzone,  Papyrus  du  lac  Moeris  LXV,  S.  7 ; 
DüMicHEN,  Gcogr,  [Onc'ken]  165)  und  in  den  Texten  oft  im  Zusammenhang  mit 
demselben  Gau  und  seiner  Hauptstadt  (|^©'  genannt  werden: 

&s-^(Var.  %^)^^!j|'  parallel  mit  den  "]"]"] | ^ -^^  «Göttern,  den 

Herren  des  antäopolitischen  Gaus«  genannt,  auf  einer  Statue  des  n.  R.,  gefunden 
bei  Abutig  (Reo.  de  trav.  11,  87)"'. 

^^^37"^^      (Lanzone  a.  a.  0.). 


rf    in  dem  Titel  des  Oberpriesters  desselben  Gaues  (Brügsch,  Dict.  geogr. 
1376).' 

Il        |i  ^v  ""^f  ^©  (BRUGscn,  Dict.  geogr.  1068)  aus  späten  Hss.  des  »Livre 
que  mon  nom  fleurisse«. 

^  II  ^  ^    in  der  Inschrift  des  Gaues  ^~^    in   der   Gauliste   am   Tpf-Tempel 

von  Karnak  aus  der  Zeit  des  Augustus  (Brugsch,   Geogr.  Taf.  22,  koll.). 

Auch  in  dem  Ortsnamen    ,    v\     ,  ^aaaaaa   11^,  den  Brugsch  und  Dümichen 
zitieren,  könnte    11    die  Gottheit   sein    und   das    darauffolgende   ^  den    ganzen 


Ausdruck   «das  Haus  der  Einwicklung  der  beiden  streitenden  Götter«    determi- 
nieren. 

Der  oben  an  erster  Stelle  aufgeführte  dualische  Ausdruck  mit  dem  Bilde 
zweier  falkenartiger  Raubvögel  liegt  ohne  die  Wiederholung  dieses  Ideogramms, 
aber  mit  ausgeschriebener  Dualendung  wj  off'enbar  in  einer  Anzahl  von  Eigen- 
namen des  m.  R.  vor;  vgl.  die  folgenden,  Lange-Schäfer's  Katalog  der  Kairiner 
Grab-  und  Denksteine,  Bd.  I  entnommenen,  Beispiele: 

-|^^^\\^        PJ-  Schwester  eines  Fürsten  von   f^®    (Kairo  Nr.  20022,  u). 
tjwj-nht,  Mann,    dessen  Frau  ^^fo  heißt  (Nr.  20200). 


Y^ 


w 


derselbe  Name  (Nr.  20245,  m). 
tjicj-htp,  Mann   (Nr.  20206,  h.  e). 

Eine  dementsprechende  Variante  für  die  hieratische  Gruppe  IJjL,  die  das 

Glossar  von  Golenischeff  bot,  findet  sich  im  großen  Papyrus  Harris  61a,  13, 
wo  Ramses  III.  die  oberägyptischen  Provinzialstädte,  deren  Tempeln  er  Zuwen- 
dungen  gemacht   hatte,    in    der   üblichen  Reihenfolge  von  Süden    nach  Norden 


aufzählt.     Auf  Achmim  [Ipic]  folgt  hier     i  -J^ vx  rTf  "^^^^  (1/ m »    ^-  i-   ^i^  volle  offi- 

')    Die   herkömmliche  Identifikation   dieser  Stadt  mit  Tdfeh  sclivvebt,   soviel  ich  sehen  kann, 
völlig  in  der  Luft  und  wird  kaum  zutreffen.  —  ^)  Mitgeteilt  von  Gardiner. 

Zeitschr.  f.  Agypt.  Spr..  47.  Band.     1910.  7 


50  K.  Skthk  u.  A.  H.  Gakoiner:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.        [47.  Band. 

zielle  Benennung  für  die  Hauptstadt  des  antäopolitisclien  Gaues;  danach  folgen, 
ganz  entspreeliend  genannt,  »das  Haus  des  Clinum,  des  Herrn  von  -SV^'-Ä/p«  und 
Siut,    »das  Haus  des    Wp-w^wf,  des  Herrn  von  *S//r(/«. 

Diese  Stolle  zeigt  den  dualischen  Ausdruck  für  das  streitende  (Jötterpaar 
aher  augenscheinlich  als  Namen  eines  einzelnen  Gottes  angewendet  (vgl.  das 
Determinativ  M  und  das  singularische  nh),  der  als  der  »Herr  von  77>»*«  be- 
zeichnet  erscheint.      Dasselbe    ist   auch    an    der   oben    zitierten    Stelle   (Rec.   de 


trav.  11.  87)  der  Fall,  wo  auf  den  Namen  des  Gottes  .^^^^3^^  folgt:   ^^^^-^-I 

TTTQ: 

»er  gebe  ein  schönes  Leben«  usw.    Ks  wird  denn  auch  vollauf  bestätigt  durch  die 

Gauliste  am  Tempel  der  Jp-f  zu  Karnak,  die  als  Gott  des  Gaues  """^  einen  falken- 

1 1 1 1 1  ^ 
1 1 1 1 1 . 

köpfigen,   wie  Horus  aussehenden  (Jott  zeigt  mit  der  Beischrift:    ^v  1  Jirs  1  j- 

J^^^f"^©^^!^^   »Horus,    der  Sohn   der  Isis,    der  Sohn   des 

Osiris,   die  beiden im  antäopolitischen  Gaue,   die  stritten  (o.  ä.)  in  diesem 

Gaue«    (Bkugsch,    Geogr.   Taf.  22).      Damit   stimmt   überein  eine  Darstellung  im 
Tempel  von  Dendera,  die  einen  ebenso  gestalteten  Gott  zeigt:  jj_  v^   |Q^^  rl'^ 

» ,    Horus,   der  große  Gott,   der   Sohn    des  Osiris«   (Mar.,    Dend.  III   12j'). 

Wir   haben   es  wohl  mit  einer  Bezeichnung   zu    tun,    die  den  Ausdrücken 


»die  beiden  Götter«  (Dyn.  1),  "Vv^iü  »Ilorus  und  Seth«,  M.  »Horus  und 
der  Ombit  unter  ihm«  für  den  ägyptischen  König  entspricht.  Wie  hier  der 
König,  eine  Inkarnation  des  Ilorus.  als  Vereinigung  dieses  Gottes  mit  dem  von 
ihm  überwundenen  Seth  aufgefaßt  ist,  so  scheint  auch  in  unserm  Ausdruck 
der  eine  obsiegende  Gott  als  »die  beiden  streitenden  Götter«  bezeichnet  zu  sein. 
In  diesem  (rotte  des  antäopolitischen  Gaues  haben  wir  ohne  Zweifel  den 
von  den  Ägyptologen  solange  gesuchten  'Avra?oc  zu  erkenncji,  nach  dem  die 
Hauptstadt  des  Gaues  'AvTotioTroXig  oder  \vtuiov  y.wßYi  (Diod.  I  21)  hieß.  Die  Be- 
zeichnung des  Pap.  Harris  »das  Haus  des  X^J],  Herrn  von  TbtC"  ist  das 
ägyptische  Prototyp  dazu. 

4.  Der  Name  des  Gottes  von  Hierakon  im  Gaue  $^ . 

Wie  Gaiu)INEi{  erkannt  hat,  enthalten  die  verschiedenen  Bezeichnungen  fiir 
ein  Götterpaar,  die  wir  hier  als  Benennung  des  Gottes  des  antäopolitischen 
Gaues    ''■^^i  antreffen,  densoll)en   Ausdruck,  der  im  Singularis  die  Gottheit  des 

anstoßenden  Gaues  ?-=^  bezeichnete   und   dabei   in   den  folgenden   Schreibungen 
vorliegt : 

Davies,    Deir   el    Gebrawi  II   pl.  24,    wo    der    Fürst   des    Gaues   geehrt   von 
diesem  Gotte  heißt. 


')    So,  nicht  i]  J[,  wie  Brugscii  hat,  steht  da. 


1910.]  K.  Setiie  u.  A.  II.  Uaudinek:  Zur  \'ükaIisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.  51 


^ 


ibid.   pl.  21,   Grab  72,   wo  ein  amleier  Fürst  desselben  Gaues  Vorsteher 
der  Propheten  dieses  Gottes  ist. 

»Herr  des  Gaues  S^ «    auf  einer  saitischen  Stele,    die  Gardiner    in   Ober- 
ägypten im  Handel  sah. 

in   dem  Namen  der  Stadt  ^,    M.  S ,    Uriechisch    Ilierakon    (Brugscif,    Dict. 

g-cogr.  507).  nach  GRnTixir  (bei  Davies,  Dcir  el  Gebrawi  11,  S.  43  Anm.  6) 
vermutlich  aus  dem  besonderen  Zeichen,  das  die  vorigen  Beispiele  zeigten, 
verderbt. 


.    in  dem  Namen  '-|    — L©,  den  das  Golenischeff'scIic  Glossar  nach  der  Stadt 

Hypselis  (S^s-htp)   nennt   und   der   mit   dem  ebengenannten  Namen  identisch 
sein  wird. 

^  I    ^^37        ^^T^  falkenköpfig  dargestellt,  Lanzone,  Pap.  du  lac  Moeris  pl.  5,  XIX. 

Dieser  singularische  Name  findet  sich  wieder,  wie  der  Dualis,  häufig  in 
Eigennamen  des  m.  R.,  imd  zwar  mit  den  mannigfachsten  Varianten  für  das 
Ideogramm  des  Raubvogels.  In  Lange-Schäfer's  Katalog  der  Gral)-  und  Denk- 
steine von  Kairo  finden   sich  die  folgenden: 

4^  Kairo  Nr.  20098  (=:  ^  Nr.  20077).    20100  (=  ^   Nr.  20087), 
v^  Nr.  20443,  ^   Nr.  20544, 


^  Nr.  20227,  v^  Nr.  20088, 

^  Nr.  20605,  A,  Nr.  20405,      k.   Nr.  20077. 


Doch  ist  dabei  der  lokale  Zusammenhang  mit  dem  Gaue  ^^-==^  nicht  er- 
weislich und  es  köinite  daher  vielleicht  im  einen  oder  dem  anderen  Falle  auch 
der  Gott  ^m^  von  |[1©    im    östlichen  Teile    des    Ilasengaues   (Bersche  I  15) 

oder  der  Gott  von  öl    „     V:>  ©   im  Gazellengaue,    der  gleichfalls   v^   oder 
geschrieben  wird   (Champ..    Not.  II  448;    LD.  II   111.    121)    oder   der    Gott 
von  ^Hl   V®  (Daressy,   Rcc.   de  trav.  11,79)  gemeint  sein. 

Eine  hieratische  Schreibung  _(  3 ,  wie  die  im  GoLENiscHEFr'schen  Glossar 
für   den   Gott   des  Gaues   ^:^ ,    kommt    auch    im    Pap.    Sali.  IV   mehrfach    vor, 


HZ)^ 


leider   in    zerstörtem  Zusammenhange  (z,  B.  8,  2.  3).     Ohne  das  Determinativ 

findet  sie  sich  auch  häufig  in  Personennamen  des  n.  R.  (z.  B.  Pap.  Anast.  VI  3,  4. 
ViREY,    Un    parchemin   ...   de  Thebes  in  Miss,   frang.  I  fasc.  3,  pl.  11   17,   nach 


Mitteilg.   von   Gardiner). 


52  K>  Skthe  u.  A.  H.  Gardinkk:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.        [47.  B&nd. 

Für  den  Zusammoiiliaiig,   der  zwischen  dem  Gottc  des  Gaues   ^^-=^  und  dem 


des  Gaues  ''-^1  besteht,  ist  bemerkenswert,  daß  in  griechisch-römischer  Zeit 
beide  Gaue  als  antäopolitischer  Gau,  mit  der  Unterscheidung-  als  nördlicher  und 
.südlieher,   bezeichnet  wurden  (Dümiciien,   Geogr.   [Oncken]). 

5.  Das  Verhältnis  zwischen  den  verschiedenen  Schreibungen. 

Wie  verhalten  sich  nun  die  verschiedenen  Varianten,  die  wir  für  den 
singularischen  wie  für  den  dualischen  Gottesnamen  nebeneinander  gefunden 
haben,  zueinander?  Die  älteste  Schreibung,  die  wir  im  m.  R.  und  in  der 
18.  Dynastie  allein  belegen  konnten,  mit  dem  falkenartigen  Raubvogel,  der  auf 
verschieden  gestalteten  Gegenständen  saß,  entspricht  ganz  der  Schreibweise, 
die  für  die  Namen  der  tiergestaltigen  Lokalgötter  in  älterer  Zeit  allgemein 
üblich  ist.  Sie  zeigt  ideographisch  das  Bild  des  Gottes  selbst,  das  Tier,  in 
dem  man  ihn  verehrte.  Damit  stimmen  denn  auch  die  beiden  eben  besprochenen 
späteren  Darstellungen  des  Gottes  als  Mensch  mit  Falkenkopf  überein. 

Für  die  beiden  späteren  Schreibungen  mit  dem  Finger  |  (so  deutlich  nach 

dem  Hieratischen,  nicht  der  Pfahl)  und  dem  Zeichen  für  das  Wort  »Gott«  ] 
hat  Gardiner  eine  einleuchtende  Erklärung  gefunden.  Er  meint,  daß  beide  auf 
einem  Mißverständnis  der  abgekürzten  hieratischen  Form  T  des  Zeichens  ^  be- 
ruhen (vgl.  Möller,  Hierat.  Paläogr.  Nr.  188B). 

Die  Schreibung  mit  dem  Finger  tritt  in  der  Tat  zuerst  nur  in  hierati- 
schen Handschriften  der  Ramessidenzeit  auf.  Hieroglyphisch  scheint  sie  erst 
später  üblich  geworden  zu  sein'.  In  ihrer  hieratischen  Form  zeigt  diese 
Schreibung  vor  der  Dualendung  |  irj  dasselbe  ^  fj,  das  wir  in  den  alten 
Schreibungen  mit  dem  Raubvogel  sooft  ausgeschrieben  fanden  (Harr,  filo,  13). 
Es  ist  also  evident,  daß  wir  es  zum  mindesten  mit  einem  gleichgebildeten 
Ausdruck  zu  tun  haben.    Wo  die  Dualendung  nicht  ausgeschrieben  ist,  also  in 

den  Schreibungen  _L  für  den  Singularis  und  Cj  T_  für  den  Dualis,  steht  statt 
des   W   ein  Strich  \,  der  wohl  nur  daraus  verderbt  sein  wird"'. 


')    Das  V   ^  ,  das  Champ.,  Not.  descr.  II  42  und  44  vorkommt,  ist  augenscheinlich  das  in  den 

ptolemäischen  Gaulisten  aufgeführte  <^^  t=i  des  saitischen  Gaues. 

^)    Ebenso   vielleiclit   in   -^  ^   Harr.  60,  5   für   -^^  pltfj  »Kraft.   Anast.  I  9,3;    doch 
ist  das  \  hier   nacli  Gardiner    vielleicht   historische   Schreibung    für   das  alte  Zeichen  des  Löwen- 


kopfs,  vgl.   — ^-'^  \\  ^  ÄZ.  42,  16.     Die  Zeichenkombination  '^\  erscheint  im  Neuägyptischen  sonst 

meist  als   ein   bedeutungsloses  Element,   das    namentlich   unter   etwas   breitere  horizontale  Zeichen 
wie   zur  Ausfüllung    gesetzt   wird,    und   zum  Teil   wirklich    ein    altes  Ci,    zum  Teil  wirklich  einen 

alten    Abkürzunesstricli  vertritt,    z.B.  Harr.  4,  6    u.  o.   «S  )    Harr.  6,  12.  ^ 


1910.]  K.  Skiuk  u.  A.  H.  Gauüinkr:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.  53 

Der  wagerechte  Strich,  auf  dem  der  Finger  im  Hieratischen  steht,  ist, 
wie  die  späteren  hieroglypliischen  Sclireibungen  I  und  ._  M  lehren,  von  den 
Ägyptern  für  das  Traggestell  "  ^  gehalten  worden.  Möglicherweise  hat  dazu 
das  ciW,  das  darunter  steht,  beigetragen,  indem  man  an  ^^  dachte,  nach  dessen 

Muster  man  ja  in  ramessidischer  Zeit  sogar  auch  ^-^  statt  ^p  schreibt  (z.  B. 
Hypostyl  von  Karnak;  Theben,  Grab  des  Ij-mj-sh^y.  In  Wahrheit  kann  der 
Strich  natürlich  weder  ein  ^  ,  das  sonst  anders  aussieht,  noch  ein  ^fflFff  gewesen 
sein.     Auch    wäre  ja    nach    Gardiners    Erklärung    der    Untersatz,    auf  dem    der 

Raubvogel   saß,  von   Rechts  wegen   bereits    in   dem   Zeichen    l   enthalten,   das 

der    Finger    ersetzte.      Doch    weist    Gardiner    auf    Formen    wie     ^     (Lebens- 

müder  23)  und    L.   (Möller,   Hierat.  Paläogr.  I  Nr.  207  B)  hin,  die  man  bis  jetzt 

^^^  liest,  die  aber  nach  Gardiner  zum  Teil  vielleicht  auch  einen  andern  Gottes- 
namen mit  dem  Falken,   wie  den  unserigen,   enthalten  könnten. 

Vergleicht   man   die  Varianten    des   Gottesnamens  JL   (Harr.  61a,  13)  und 

-L   (Sali,  IV  8,  2)   mit  den  Varianten  der  Schreibung,   die  im  Hieratischen  des 

n.  R.  für  die  Verbindung  des  Fingers  mit  seinem  phonetischen  Komplement o  in 

den  AVorten     ]  fAdh^^   »siegeln«,     ]    ^^^  dh'^   «leiden«   o.  ä.  gebraucht  wird, 

J  (Anast.  IV  7,  3)  und  7  (Sali.  IV  15,  6),  so  könnte  man  auch  auf  den 
Gedanken  kommen,  daß  auch  in  unserem  Falle  vielleicht  eine  entsprechende 
Ligatur  für  ]  vorliege,  und  daß  diese  Schreibung  andeuten  sollte,  daß  der 
Finger  eben  nicht  db^^,  sondern  mit  einem  anderen  auf  n  ausgehenden  Laut- 
werte zu  lesen  sei  (s.  hierzu  noch  weiter  unten). 

Was  die  andere  Variante      '  '    oder      I  1    anlangt,   so  scheint  sie  sich  erst 

in  sehr  später  Zeit  zu  finden;  ihr  scheint  auch,  wie  wir  sehen  werden,  die 
demotische  Schreibung  zu  entsprechen.  Sie  ist  jedenfalls  die  jüngste  der  drei 
Schreibungen  und  würde  nach  Gardiners  Theorie  wohl  aus  einem  Mißverständnis 

der  hieratischen   Form    des   Fingers  T ,    zu   erklären   sein.     Eine  Verwechslung 


Orb.  4,  lOu.  o.  Ö    ^    3   Harr.  30,  1.    und  fl  i  i  ^    Berl.  Pap.  3053,  28,  3  (Mut- 

ritual)    wo    nur    das  c^   historisch    ist;  (H  I         Anast.  IV  8,5.     Harr.  6,  12    u.  o.    Ilö  ...  thai 

.glänzen.  Anast.  IV  16,  8.  fl^^^^9    ib.  13,  4,  ^^  ^  mask.  ib.  9,  12,      ^    ^^^^  ^  Anast.  1  28,  1, 

_    I   ^c:i     \  O     \  I  I  I  A/ww\  C^     \    IS 

wo  nur  das  \  historisch  ist. 

^)    Neuerdings  hat  auch  Möller  sich  augenscheinUch  durch  das  o\\  verleiten  lassen,  in  dem 
Jy  eine  abgekürzte  Form  von  ,  V    zu  sehen  (Hierat.  Paläogr.  II  Nr.  207 B). 


54  K.  Setiik  II.  A.  II.  Gakdim.u:  Zur  \'okalisati()n  d.  Dualis  im  Agyptisclien.        [47.  Band. 

(lieser  Form    mit    dem  Gotteszeichen    |     ist  ja    in    der  Tnt    niclit   unbegreillich. 
Immerhin   ist   sie    im   vorliegenden   Falle    etwas  auffallend,    da     |,    wo  es    nicht 

als  Determinativ  das  alte  ^  und  das  daraus  mißverstandene  3  vertritt,  sonst 
anscheinend  überall  seinen  phonetischen  Wert  /ifr  beibehalten  hat.  Man  würde 
daher  auch  hier  a  priori  so  lesen  (s.  auch  hier  weiter  unten).  Das  TFFff  der  Variante 
1~]  würde  auch  gut  aus  dem  Untergestell  des  Raubvogels  in  den  alten  hiero- 
glyphischen Schreibungen  entstanden  sein  können. 

Wenn    der   Faijumpapyrus    an    der    oben    zitierten    Stelle    (Lanzone   pl.  7, 

LXV):    r]^°  k.k.^:z7  ^^^  Q^  ^^^=]  1     ^     11  '    hat,  so  scheint  hier 


zwischen  -^_M».  (als  Bezeichnung  des  Gottes  des  antäopolitischen  Gaues  und  zu- 
gleich in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  »die  beiden  streitenden  Götter«  ver- 
wendet) und  ^  I  I  (Bedeutung  unklar,  vielleicht  als  Ortsname  zu  fassen?)  unter- 
schieden zu  sein.  Dennoch  ist  es  nach  der  ganzen  Art,  wie  die  verschiedenen 
Schreibungen  des  Gottesnamens  in  den  verschiedenen  Anwendungen  ständig  mit- 
einander wechselten,  nicht  eben  wahrscheinlich,  daß  wir  es  etwa  mit  ver- 
schiedenen synonymen  Ausdrücken  zu  tun  haben. 


6.  Die  demotische  Schreibung. 

Der  Name,  den  wir  hier  als  Namen  des  Gottes  des  antäopolitischen  Gaues 
kennen  gelernt  haben,  soll  nach  Bhugsch  und  Dümkiien  auch  einen  Teil  dieses 
Gaues  bezeichnet  haben.  Daß  der  Name  einer  Gottheit  zugleich  auch  als  Be- 
zeichnung für  den  Bezirk,  in  dem  sie  verehrt  wird,  gebraucht  wird,  ohne  ein 
einleitendes  ^  »Haus«,  ®^  »Stadt«,  ^^  »Gau«  o.  ä.,  ist  wohl  auch  sonst  zu 
belegen,  vgl.  die  Benennung  von  Sebennytos  als     |  g — >J  @  »Gotteskalb«,    Her- 

mopolis  als        ^  »die  acht«   (seil.  Urgötter,   die  dort  verehrt  werden),  Atfili  als 
^^r^®   »Haupt  der  Kühe«,   Tuphion  als   ö  ^  ^   »die  Schlange«. 

Nach  dem  Zeugnis  des  Goi-ENisciiEFF'schen  Glossars  hat,  wie  wir  sahen, 
derselbe  Name  dann  weiter  auch  einen  Kultort  der  Hathor  in  oder  bei  Gebelen- 
Pathyris  bezeichnet";   und  dieser  Ort  war  es,   der  uns  in  dem  Titel  der  »Hathor, 

Herrin   von    jlCL".,    griech.  \'^ep-vsß-£vToti{y)su}<;    der  ptolemäischen  Urkunden  von 
Gebelen  wieder  begegnete. 

')  So  das  Faksimile  von  Lanzone;  Brugsch  gab  in  seinem  Dict.  geogr.  390  nach  einer  unge- 
nauen Abschrift    I    I   • 

^)  Wie  diese  Tatsache  zu  erklären  ist,  läßt  sich  nicht  feststellen.  Vielleicht  lag  eine  Über- 
tragung des  Kultes  der  Ilathor  des  10.  Gaues  von  Aphroditopolis,  mit  dem  der  antäopolitische 
Gau  ja  ursprünglich  zusammengehörte,  vor. 


1910.J  K.  Sethe  u.  A.  II.  Gardiner:  Zur  \'okalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.  55 

Die  wichtigsten  Varianten,  die  sich  für  den  Ortsnamen  in  dieser  Verbindung 

'»Hathor  Herrin    von «    in  den   demotischen  Urkunden   von  Gebelen  (aus 

der  Zeit  des  Ptol.  Philometor  und  seiner  Nachfolger)  finden,  sind: 

fÖ  %1-  P'^^P-  Pl-  ^'•^'  '^-     (^   ib.  pl.  78,  4. 

fl^  ib.  pl.  66,  7.     f^   ib.  pl.  62,  2. 

[xL  ib.  pl.  75,  15. 

Derselbe  Name  kommt,  wie  bereits  Griffith  gesehen  hat,  auch  noch  in 
thebanischen  Urkunden  etwas  früherer  Zeit  (Ptol.  Philadelphus)  vor  in  einem 
durch  das  Präfix  t^-  »die  von«  davon  abgeleiteten  Frauennamen  (Griffith, 
Catal.  Ryl.  pap.  III  p.  46:5),  und  zwar  in  sehr  stark  wechselnden  Schreibungen, 
von  denen  die   charakteristischsten  hier  mitgeteilt  seien: 

ff  Ryl.  pap.  pl.  59,  9.     f  ff    ib.  pl.  57,  10. 
ib.  pl.  57,  6.     ^J^  ib.  pl.  59,  1  ;  ähnlich  55,  1. 


f,^  ib.  pl.  53,  7.     [Itf     ib.  pl.  53,  1. 

Ttf    ib.  pl.  53,11. 


Fast  alle  diese  demotischen  Schreibungen  lassen  deutlich  die  Elemente  der 
hieratischen  Schreibung  des  n.  R.  CXX.  erkennen:  unter  zwei  senkrechten  Zei- 
chen ein  wagerechter  Strich,  der  rechts  mit  dem  darunterstehenden  <^  ligiert  ist 
w^ie  in  der  hieratischen  Schreibung  -L:  neben  diesem  der  aus  W  verderbte  schräge 

Strich,  in  einzelnen  Varianten  als  Klecks  erscheinend  und  so  dem  alten  W  sich 
wieder  nähernd.  Die  beiden  senkrechten  Zeichen,  die  den  Fingern  der  hiera- 
tischen Schreibung  zu  entsprechen  scheinen,  haben  nun  aber  nur  in  einzelnen 
der  älteren,  thebanischen  Varianten  noch  ein  dementsprechendes  Aussehen. 
Meist,  und  fast  überall  in  den  jüngeren  Beispielen  aus  Gebelen,  sehen  sie  viel- 
mehr Avie  zwei  H  aus,  die  wir  ja  in  der  Tat  auch  hieroglyphisch  in  griechisch- 
römischer Zeit  öfters  statt  der  Finger  fanden.  Die  demotische  Schreibung  nimmt 
somit  eine  vermittelnde  Stellung  zwischen  dem  hierat.  1_XX-  und  seiner  hiero- 
glyphischen Umschreibung  ^  II  einerseits  und  den  späten  hieroglyphischen 
Schreibungen    11,      I  I     anderseits  ein.    Wir  dürfen  danach  wohl  mit   erroßer 

Wahrscheinlichkeit  diese  letzteren  Schreibungen  als  das  spezielle  hieroglyphische 
Äquivalent  der  demotischen  Schreibung  ansehen,  gerade  wie  wir  nach  Gardiners 

scharfsinniger  Vermutung    die    Schreibung  J  j     als  hieroglyphisches  Äquivalent 

der  hieratischen  Schreibung  des  n.   R.   anzusehen  hatten. 


56  K.  Sethe  u.  A.  H.  Gardiner:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.        [47.  Band 

Den  Schluß  des  Namens  macht  in  der  demotischen  Schreibung  fast  immer 
das  Determinativ  des  Gottes,  das  wir  ebenso  auch  bei  der  hieratischen  Schreibung 
des  Glossars  von  Golenischeff  fanden.  Dieses  Determinativ  erklärt  sich  eben 
aus  der  Herkunft  des  Namens,  der,  wie  wir  sahen,  ja  ursprünglich  die  Be- 
zeichnung für  einen  Gott  war. 

7.  Die  Lesung  des  Namens  und  seine  Deutung. 

Wie  ist  unser  Name  nun  aber  zu  lesen?  Die  griechische  Wiedergabe  in 
dem  Genitiv  'X^sp-veß-£vToii{y)£wi;,  zu  dem  der  Nominativ  'X^£z-v£ß-£VTut{y)ig  gelautet 
haben  wird,  kann  entweder,  wie  Spiegelberg  meinte,  ein  ägyptisches  e)itäj  oder 
aber,  und  das  scheint  mir  wegen  des  zuweilen  eingeschobenen  7  das  Wahrschein- 
lichere, 'enfdje,  entqije  wiedergeben.  Dieses  entajjc  wäre  ein  ganz  normales  Ent- 
wicklungsprodukt  aus    einem    Dualis,    der   auf  ^^     tj-icj  ausging,    wie   es  ja 

tatsächlich  bei  unserm  Namen  nach  den  hieroglyphischen  Schreibungen  des  m. 
R.  und  der  hieratischen  Schreibung  des  Pap.  Harris  der  Fall  war.  Aus  einer 
vorauszusetzenden  Grundform  * en-taj-wej ,  die  einer  maskulinen  Pluralform  auf  tjeuc 
(wie  cpH-y)  gut  entsprechen  würde,  mußte  entweder  durch  Wegfall  des  w  und 
des  j  der  letzten  Silbe  *en-tä-je  hervorgehen,  gerade  wie  ÄiuoTe  aus  *em-n6d-wej, 
(S^OQ.  aus  *g-ho^-weJ,  oder  aber  nach  Assimilation  des  ic  an  das  vorangehende  J 
*en-täj-j('  resp.  nur  *en-iujj,  entsprechend  n&.^o-y  aus  *puh-u'rj;  vgl.  dazu  Rivie :  roi 
»hohes  Feld«  aus  *k6^-jet,  *k(ij-jet  und  «soi  »Schifi'«  aus  *do}-Jew,  *doj-Jew,  Ver- 
bum  I  §  94g,  yß. 

Von  den  eigentlichen  Stammeskonsonanten  des  Namens,  die  der  Endung  // 
vorausgingen,  läßt  die  griechische  Wiedergabe  nur  den  letzten  n  erkennen.  Als 
ersten  Radikal  wird  man  sich  einen  schwachen  Konsonanten  wie  (1   oder   o 

zu  denken  haben.  Auch  v^  ic  oder  1  b,  das  mit  dem  h  des  vorangehenden 
Wortes  nb-t  »Herrin«  v£ß-  zusammengefallen  sein  könnte,  wäre  vielleicht  nicht 
ausgeschlossen',   doch  minder  wahrscheinlich. 

Daß  der  erste  Konsonant  zum  mindesten  später  ein  schwacher  Konsonant, 
resp.  weggefallen  war,  wie  es  nach  der  griechischen  Form  v£ß-£vTui{y)i(;  wahr- 
scheinlich ist,  darauf  führen  vielleicht  auch  die  folgenden  Erwägungen: 


')    Ob  der  Name  des  Königs  Mrj-n-rc  I.  der  fJ.  Dynastie  vW/^Jv  T^ —    '  ^^'  ^'^^'^ethos  MeSot/- 

TovipiQ,    den  Namen  des  Gottes  von   >=^    entliält,   der   der  Singularis   zu  unserm  Gottesnamen  zu 

1» 
sein    schien,    oder   einen    der   andern    ähnlich  geschriebenen  Götter  von    Trtj,  Hbnw  o.  a.,    ist  nicht 

zu    entscheiden.     Das   Element   MsS'ob-   ließe   sich  jedenfalls   schwer   mit   der   griechischen    Form 

vsß-evTai{'y)ic;  vereinigen.  —  Der  Name   des   zweiten  Mrj-n-rc,   bei  Manethos  Mfi/Se-Tout/jK?,   würde 

schon    eher    passen,    wenn    man    für    den    Dualis   Übergang   des   m    \n    b    annähme;    aber   gerade 

dieser    Name    ist    in    der    einzigen    hieroglyphischen    Schreibung,    die   wir   kennen,    \^^  ^^\ 

(Königstafel  von  Abydos)  mit  einem  andern  Vogel  geschrieben,    so  daß  in  ihm  vielleicht   ein  ganz 
anderer  Göttername  steckt,  als  in  dem  Namen  des  ersten  Mrj-n-rc. 


1910.]  K.  Sethe  u.  A.  H.  Gardiner:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.  57 

Die  späteren  Schreibungen  des  Namens  mit  dem  Finger  und  dem  Zeichen 
für  das  Wort  »Gott«  ]  beruhen,  wie  wir  oben  sahen,  wahrscheinlich  im  letzten 
Grunde  auf  einer  graphischen  Verwechslung  der  hieratischen  Formen.  Jene 
irrigen  Schreibungen  finden  sich  nun  aber  nicht  bloß  hieroglyphisch,  wo  sie 
als  falsche  Umschreibungen  des  Hieratischen  gelten  könnten,  sondern  auch  die 
hieratischen  und  demotischen  Schreibungen  zeigen  deutlich  die  ausgesprochene 
Form  der  Zeichen  |  (hierat.)   und    |  (demot.),  nicht  die  Formen,  die  dem  Zeichen 

des  Raubvogels  eignen  (hier.    1,   demot.  P).     Es   ist  daher  wahrscheinlich,   daß 

dabei  auch  noch   ein  sprachlicher  Grund  mit  im  Spiele  war;   daß  etwa  eine  P]ty- 
mologie,  sei  es  nun  eine  richtige  oder  Msche,  die  neuen  Schreibungen  unterstützte. 

Eine  solche  Annahme  wäre  besonders  willkommen  bei  der  Schreibung  mit 
dem  Zeichen  | ;  denn  dieses  pflegt,  wie  gesagt,  sonst  überall,  wo  es  nicht  als 
Determinativ,  sondern  selbständig  als  Zeichen  fär  einen  Wortstamm  auftritt 
noch  seinen  Lautwert  ntr  zu  haben.  Lautete  unser  Name,  dem  griech.  £vTai(7)ic 
entsprechend,  *'entdjje,  so  wäre  es  in  der  Tat  sehr  wohl  denkbar,  daß  diese 
Form  mit  dem  Dualis  des  Wortes  |  J|  ntr  »Gott«  uo-yTe  gleichlautete.  Wenn 
im  Ägyptischen  der  Dualis  der  Maskulina,  wie  es  den  Anschein  hat,  vom  Pluralis 
abgeleitet  war  (s.  meinen  Aufsatz  über  die  Zahlwörter  §  44),  so  mußte  er  im 
vorliegenden  Falle  von  *en-te-rew  ÜTHp  abgeleitet  sein  und  vermutlich  etwa 
*en-tär-wej  lauten.  Erlitt  diese  Form  den  Übergang  des  r  \nj\  so  mußte  das 
*e)i-täj-wej  geben,  eine  Form,  die  tatsächlich  mit  der  oben  von  uns  rekonstru- 
ierten Grundform  des  Namens  svrcci{^)ig  übereinstimmte.  Nimmt  man  noch  dazu, 
daß  der  Ausdruck  \\^  '^m  "^^^  beiden  Götter«  tatsächlich  für  Horus  und 
Seth  gebräuchlich  war',  so  ist  es  wohl  recht  wahrscheinlich,  daß  die  Ägypter 
den  Namen  des  Gottes  *(mtäjje,  den  sie  ^  I J  schrieben,  auch  wirklich  für  den 
Dualis  des  Wortes  »Gott«  gehalten  haben. 

Läßt  sich  nun  auch  für  die  Schreibung  mit  dem  F'inger  eine  ähnliche 
Erklärung  denken?  Das  Wort  ^^^^^.^^^  (Hearst),  in  den  Pyr.  durch  i^^ — ^  (229«. 
461c?),  t^^ — ^^^  (424a),  ^l^"^  (5126)  determiniert,  das  »Fingernagel«,  »Vogel- 
kralle«, »Haken«  bedeutet,  ist  im  Koptischen  als  eme:mi  mit  der  Bedeutung 
»Daumen«,  »Haken«  erhalten.  Eine  Nisbe  dieses  Wortes  müßte  *'^äntej  resp. 
*^entej  (vgl.  (3\\\^,  cyÜTq  statt  *gäntef)  lauten  und  könnte  wohl  »den  mit  Krallen 
versehenen«    bedeuten    (vgl.   8    \U^    I         "ij^    hnik-ij    »der    Gelockte«    von    hnsk-t 

*)  Wie  in  gKe^err  »hungrig  sein«  für  *hkörtej,  Ke>.ice  »Begräbnis«  für  'kärs'et,  oyoeiui  »Zeil« 
für  *wörsew,  Ä.iq  boh.  »ihn  tun«  für  *iärtef  (sah.  «^*.q),  wo  überall  das  r  unter  den  gleichen  Vokali- 
sationsverhältnissen  stand. 

'^)    Z.  B.  in:  I  V    r?|  evi    "^^^  ^^^^  ^'''  ^^^  Reichshälften  der  beiden  Götter 

gegeben«   (Karnak,  Hypostyl,  Säule  11  F  der  C'HAMPOLLioN'schen  Zählung,  nach  eigener  Abschrift). 
Vgl.  auch  den  Ortsnamen   "\J  If  ^   »Scheidung  der  beiden  Götter»   bei  Mendes  (Urk.  II  37). 

Zeitschr.  f.  Agypt.  Spr..  47.  Band.     1910.  8 


58  K.  Sethe  u.  A.  H.  Gardiner:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.        [47.  Band. 

«Locke«),  eine  Benennung,  die  fiir  einen  raubvogelgestaltigen  Gott,  wie  den 
Gott  des  Gaues  ^^5  ganz  angebracht  wäre  .  Der  Dualis  davon,  der  unsenn 
Namen  des  Gottes  des  antäopolitischen  Gaues  entspräche,  würde  etwa  *(^entäjwej 
zu  vokalisieren  sein,    eine  Form,    die  später  gleichfalls  *€ntäjje  ergeben  würde. 

Sollte    mit    einer    solchen    Erklärung    der    Schreibungen     -L  3^    und       I 

einerseits,  X  ^  J]  ,   Cj  t  _  3  ,   ^  N     anderseits  das  Rechte  getroffen  sein  —  ich 

möchte  sie,  um  das  ausdrücklich  zu  bemerken,  nur  als  Gedanken  ausgesprochen 
haben  — ,  so  würde  man  sich  sogar  fragen  können,  ob  hier  nicht  eine  richtige 
Etymologie  der  alten  Namen  w  und  ^  ^\\  vorliege.  Es  würde  dann  auch 
die  oben  (AlDSchn.  5)  berührte  Frage  näher  in  Betracht  zu  ziehen  sein,  ob  der  wage- 
rechte Strich  unter  dem  Finger  in  der  hieratischen  Verbindung  ?  nicht  viel- 
leicht von  dem  Ägypter  als  phonetisches  Komplement  ^^^^  des  Wortstammes  Oi 
gemeint  Avar  und  ob  also  nicht  korrekt      ]     zu  transkribieren  wäre. 

Wenn  der  Gott  des  antäopolitischen  Gaues  in  griechisch-römischer  Zeit 
*enidjje  hieß,  so  würde  sich  daraus  endlich  vielleicht  auch  die  Tatsache  erklären, 
daß  er  von  den  Griechen  mit  dem  'Xvtuloq  der  Heraklessage  identifiziert  worden 
ist.  Mit  diesem  libyschen  Riesen,  den  Herakles  besiegte,  wird  unser  Gott  im 
Wesen  schwerlich  viel  gemeinsam  gehabt  haben.  Es  wird  vermutlich  der 
Anklang  des  Namens  gewesen  sein,  der  zu  der  Gleichsetzung  den  Anlaß  gab. 
Auch  andere  ägyptische  Lokalgottheiten  sind  ja  ähnlich  aus  rein  äußerlichen 
Gesichtspunkten  mit  griechischen  Göttern  identifiziert  worden.  Der  Fall  wäre 
also  ein  Seitenstück  zu  den  ÄZ.  45,  85  zitierten  Übertragungen  griechischer 
Ortsnamen  auf  ägyptische  Orte  mit  ähnlich  klingenden  Benennungen. 


8.  Ergebnis  für  die  Vokalisation  des  Dualis. 

Um  nun  zum  Schluß  noch  einmal  zu  dem  Ausgangspunkt  unserer  Be- 
trachtung zurückzukehren:  was  sich  uns  fiir  die  Bildung  des  Dualis  der  Nomina 
aus  dem  Namen  £vroti{y)iQ  ergibt,  ist  nicht,  wie  Spiegelberg  glaubte,  eine  völlig 
andere  Vokalisation  der  Dualformen,  als  sie  bisher  aus  den  koptischen  Über- 
resten des  Dualis  gefolgert  wurde,  sondern  ganz  im  Gegenteil  eine  Bestätigung 
unserer  bisherigen  Auffassung.  Insbesondere  bringt  uns  der  untersuchte  Name 
allem  Anschein  n^ch  —  und  das  ist  das  neue  dabei  —  auch  eine  Bestätigung 
für  die  Annahme,  daß  der  Dualis  der  maskulinen  Nomina  vom  Pluralis  ab- 
geleitet sei;  sowohl  die  Form  *ent6jwej,  aus  der  das  cntujje  =  svTui{y)i<;  der 
griechisch-römischen   Zeit   herzuleiten   war,    wie   die   Dualform   des  Wortes   lur 


M    Ein  Wort  oder  Name  "llft    kommt   in    der  Tat   Pyr.  10236   vor:    \/(Tr|j]<=^| 

in    -er  scheidet  den  P.  von  seinem  Bruder,  dem  cnij*. 

./WAAA     U     1 


1910.]  K.  Sethe  u.  A.  H.  Gardiner:  Zur  Vokalisation  d.  Dualis  im  Ägyptischen.  59 

»Gott«,  mit  dem  sie  verwechselt  worden  zu  sein  scheint,   *entärwej  erscheinen 
als  Ableitungen  der  Pluralformen  *entejew  und  *enterew. 

Spiegelbergs  Theorie,  daß  der  Dualis  im  Ägyptischen  einst  ebenso  auf  ein 
betontes  ({j  ausging  wie  im  Semitischen,  mag  in  der  oben  (Abschn.  1)  ausge- 
sprochenen Modifikation  richtig  sein;  eine  tatsächliche  Unterlage  dafür  liegt  aber 
zur  Zeit  noch  nicht  vor. 

Nachschrift.  Wie  ich  nachträglich  sehe,  gibt  Lieblein  in  seiner  Ausgabe 
des    »Livre  que  mon  nom  fleurisse«    nach  einer  Handschrift  des  Brit.   Museum 

(10111,  Kol.  I  14)^"|^^|j^^v:^@un(l  ebenso  mit  der  Variante  "]^®|^1 


nach  einer  Handschrift  von  Kairo  (18022,  2,  9)  statt  des    ]  |  ^ji^^^v^f     ©, 

das  Brugsch  (Dict.  geogr.  1068)  aus  verschiedenen  Turiner  und  Pariser  Hand- 
schriften desselben  Buches  zitierte  (s.  oben  Abschn.  H).  Ist  Liebleins  Lesung 
richtig,  so  würde  sich  damit  die  oben  im  Abschn.  7  befiii-wortete  Deutung  des 
Gottesnamens  als  ntr-wj  »die  beiden  Götter«   bestätigen. 


Zur  Bildung  der  altägyptischen  Demonstrativpronomina. 

Von  Kurt  Sethe. 


Bei 


ei  den  alten  Singularformen  der  ägyptischen  Demonstrativpronomina: 
mask.  pn  pf  ux>  piu 


c^ 


fem.  tn  tf  ov\  tio 

neutr.  J^^  nn  ^^^^  nf  ^  ^  nw 

finden  wir  den  Geschlechtsunterschied  in  derselben  Weise  ausgedrückt  wie  bei 
den  jüngeren  Demonstrativpronominibus,  die  den  neuägyptischen  und  koptischen 
Formen  zugrunde  liegen: 

mask.    JkK^  ^  jt?/  fem.  o  ^  t>  neutr.  (plur.)   1^    n/, 

nämlich  einfach  durch  den  Wechsel  des  ersten  Konsonanten  p,  t,  n. 

Im   Gegensatz    dazu   finden  wir  bei  den    alten   Pluralformen  derselben  De- 
monstrativa : 

mask.  \         ipn  \  Ipf  fln  V   '^P^^ 

fem.  \\     ^  l-ptn  (1     ^  iptf  n     \\  iptw 


60  Kurt  Sethk:    Zur  Bildung  der  altägyptisclien  DeinuDStrativpronomina.        [47.  Band. 

den  Geschlechtsunterschied  nicht  in  den  Anfangskonsonanten,  die  in  beiden  Ge- 
schlechtern gleich  ip  lauten,  ausgedrückt,  sondern  durch  die  Endung  /,  die  bei 
den  Nominibus  das  Femininum  vom  Maskulinum  zu  unterscheiden  ])ilegt;  und 
zwar  erscheint  diese  nominale  Femininalendung  hier  in  der  Mitte  der  Worte 
hinter  jenen  gemeinsamen  Konsonanten  ip  und  vor  dem  Endkonsonanten  n,  f, 
w,  der  die  verschiedenen  Bedeutungsformen  der  Demonstrativa  unterscheidet. 
Dieser  eigentümliche  Befund  läßt  wohl  nur  einen  Schluß  zu,  daß  die 
ägyptischen  Demonstrativpronomina  aus  zwei  ursprünglich  selbständigen  Bestand- 
teilen zusammengesetzt  sind,  von  denen  der  erste  das  eigentliche  Demonstrativ- 
element  darstellt: 

mask.  sing,  p  plur.   ip  neutr.  n, 

fem.   t  ip-t 

der  zweite  dagegen  ein  Zusatz  ist,  der  die  Bedeutung  des  Demonstrativs  nuan- 
ciert, etwa  wie  das  ci  und  lä  der  französischen  oder  das  ka,  lika  der  arabischen 
Demonstrativa  \ 

Nehmen  wir  die  erste  Parallele,  die  wohl  am  besten  paßt,  so  würden  sich 
entsprechen: 


1.   ägypt.  p  franz.  ce  resp.  celui 
»        t       »       cettf  resp.  Celle 

Und  es  wäre  also: 

p-n  =  ce  .  .-ri,  celui-ci 

t-n  =  cette  .  .  .-ci,  celle-ci 
(1  ip-n  =.  ces  .  .  .-ri,  ceux-ci 

1    AAWW 

n  ipt-n  ^  ces  .  .  .  -ci,  celles-ci 

1     f\f^AJ\/V^ 


w 


n-n  =^  ceci 


2.   ägypt.  n  franz.  ci 
>.       /       ..       lä 


p-f  =  rr  .  .  .-lä,  celui-lä 
t-f  =  cette  .  .  .-lä,  celle-lä 
(1  ip-f  =z  res  .  .  .-lä,  ceux-lä 

(1  tpt-f  =1  ces  .  .  .-lä,  celles-lä 

n-f  =  cela 


Ist  diese  Analyse  der  alten  Demonstrativformen  richtig,  so  müssen  die  be- 
sonderen Dualformen,  die  Grapow  aus  den  Texten  des  mittleren  Reichs  nachge- 
wiesen hat  (ÄZ.  45,  57ff.)%  natürlich  sekundäre  Bildungen  sein,  denn  sie  zeigen  das 
Charakteristikum  des  Dualis   W  j  am  Ende  des  ganzen   Demonstrativausdrucks, 


')    So  erklärt,  wie  ich  nachträglich  sehe,  auch  schon   F]rman,  Ägypt.  Gramm.''  §  95,  die  De- 
monstrativa. 

^)    Aus  den  Pyramidentexten  hat  er  keine  besondere  Dualform  nachgewiesen.    Die  seltsame 

Mißbildung  (1  v^'  ^''^  ^^^'^  ^^^  femininen  Dualen  (Pyr.  11 186.  1254a)  wie  bei  femininen 
Pluralen  (Pyr.  1140a,  Har-botep  782)  neben  der  korrekten  Form  (I  V\  findet,  für  eine  speziell 
dualische  Form  zu  erklären,  liegt  kein  Grund  vor.  Es  wird  eine  feminine  Pluralform  sein,  von 
der  dann  erst  die  dualische  Form    (1        V\\    ^^g^^^i^^^  worden  ist. 


1910.]  Kurt  Sethe:    Zur  Bildung  der  altägyptischen  Demonstrativpronomina.  Gl 


hinter  dem  a^va^  n  oder  ^  id.  Sie  sind  ollenbar  erst  von  den  vollen  Plural- 
formen, die  nach  der  obigen  P'rklärung  Zusammensetzungen  waren,  ganz  mecha- 
nisch abgeleitet. 

Die  Verschiedenheit  in  der  Bildung  der  Singular-  und  der  Pluralformen, 
die  oben  festgestellt  wurde,  macht  es  nun  aber  weiter  auch  wahrscheinlich,  (biß 
beide  ursprünglich  nichts  miteinander  zu  tun  hatten.  Das  Bildungselement  des 
Pluralis   ist  offenbar  ein  richtiges    Nomen  des  Stammes  \\u  oder  (1  ip,  der 

«zählen«,  »rechnen  (zu)«,  »achten«,  »erkennen«  bedeutet  (vgl.  etwa  lat.  pukire, 
oestimare)  und  im  Koptischen  in  den  Worten  con,  hu  »zählen«,  nne  »Zahl«, 
Ä.nc  »Zahl«,  oine  »Maß«  erhalten  ist.  Und  zwar  wird  man  in  dem  (lo  ^p,  \\  Ip-i 
der  pluralen  Demonstrativa  voraussichtlich  das  Part.  pass.  perf.  des  Verbums  tp 
con  (ohne  Schreibimg  der  Pluralendung  w)  zu  erkennen  haben:  »die  Gezählten«. 
Es  wird  eine  Umschreibung  des  Demonstrativums  vorliegen,  gerade  wie  auch  wir 
sie  gebrauchen,  wenn  wir  von  »den  genannten«,  »den  erwähnten«,  »den  auf- 
gefiihrten   Dingen«    oder  altertümlich  Aon    »gedachten  Dingen«    reden. 

Wie  eine  Bestätigung  dieser  Erklärung  sieht  es  aus,  wenn  die  ägyptischen 
Texte  später  für  die    alte  pluralische  Demonstrativform  (1  ip-n    »diese«,  wo 

1    AAAAAA 

sie  sie  archaistisch  noch  gebrauchen,   (l^^-^  schreiben  \   oder  für  die  sekundäre 

dualische    Mißbildung  H  .    die  Grapow,  ÄZ.  45,  59    beleo-t   hat,  [ 

(Totb.  Nav.  90).     Doch  könnte  das  natürlich  auch  auf  einer  falschen  Etymo- 


logie beruht  haben. 


Zu  der  vorgeschlagenen  Erklärung  der  pluralischen  Demonstrativa  würde 
vortrefflich  passen  die  Art,  wie  diese  Formen  in  den  senkrechten  Zeilen  der 
Pyramidentexte  geschrieben  zu  werden  pflegen: 

D  na        HD        HD        flD 


,       ^    resp.     ^  ,.  ,      ,  ^ ,      ^  ^ 


AAAAAA 


Hier  ist  das  erste  Element  des  Demonstrativums,  in  dem  wir  eine  Form 
des  Wortes  ip  »zählen«  vermuteten,  in  einer  festen  Zeichengruppe  zusammen- 
geschrieben, der  das  zweite,  die  verschiedenen  Nuancen  des  Demonstrativs  zum 
Ausdruck  bringende  Element  n,  /,  w  als  eine  neue  selbständige  Gruppe  zu- 
gefügt  ist"-.     Gruppierungen,  wie   fl        ,        (1        ,        (Id"^»        \     % ,  die  dem 

^)  Vgl.  meine  Untersuchungen  II  76,  wo  die  Fassung  der  Anni.  2  nun  aber  zu  ändern  ist.  Es 
ist  überall  das  alte  (1  tp-n,  nicht  (J  D  y^  ip-w,  das  so  wiedergegeben  wird.     Das  älteste  Beispiel 

findet  sich  bereits  in  der  großen  Neferhotep-Stele  aus  der  13.Dyn.  (Mar.,  Abydos  II  29,  12),  in 
einem  Zusammenhange,  wo  nur  tp-n  paßt  und  auch  tatsächlich  sonst  gebräuchlich  ist  (vgl.  Urk. 
IV  165.  182). 

-)  ^  tk  '  ^^^  •'^'^^  öfters  neben  1  findet,  ist  nach  den  epigraphischen  Gesetzen  der  Pyra- 
midenzeit als  eine  Zusammenschiebung  von  !p^  aufzufassen.  Näheres  in  dem  epigraphischen  Teil 
meiner  Ausgabe  der  Pyramidentexte. 


62  Kurt  Setue:   Zur  Bildung  der  altägyptischen  Demonstrativpronomina.        [47.  Band. 

späteren  Gebrauch  entsprechen,  finden  sich  in  den  Pyramidentexten  nur  selten 
und  fast  immer  in  Fällen  offenbaren  Raummangels;  Gruppierungen  wie  1  ,  r,^  , 
D  o'      dV  '    ^^^   ^^^    ^^^^   ^^   ^^^^   ^^"^   epigraphischen  Stil   der  Pyramidenzeit 

durchaus  entsprechen  würden,  kommen  überhaupt  nicht  vor.  Diesem  Befunde 
entspricht  genau  die  Zeichenordnung,  in  der  das  Wort  ip  «zählen«  in  den  Pyra- 
midentexten geschrieben  wird.  Man  schreibt  hier  in  der  Regel ']  J^  ip,  l    ^  ip-f  » er 

zählt«,    \ ^  ip-k  «du  zählst«,    \^.^^  ip  n-k  »du  hast  gezählt«,    «dir  zählen«,    \    ^ 


ip-t  »Zählung«;  nur  sehr  selten  findet  sich  dafür  dem  sjDäteren  Geschmack  ent- 
sprechend auch  [1        ,    (1  usw. 


Semitische  Parallelen  zur  assimilatorischen  Wirkung  des  ^Ajin. 

Von  Enno  Littmann. 


JUer  letzte  (46.)  Band  der  ÄZ.  enthält  auf  S.  96  — 104  einen  sprachgeschichtlich 
sehr  interessanten  Aufsatz  von  Erman  über  »die  Assimilation  des  'Ajin  an  andere 
schwache  Konsonanten ^^ .  Erman  stellt  in  überzeugender  Weise  fest:  1.  daß 
in  vielen  Worten,  die   im  ältesten  Ägypten   mit   [1 o  beginnen,    später   das  (1 

dem  . fl  assimiliert  wird;   2.   daß  ein  [1  sich  einem  .^ o  auch  dann  assimiliert, 

wenn  beide  noch  durch  ein   v\  getrennt  sind;   3.   daß  eine  Endung  \\  oder   v^ , 

die  auf  ein  o  folgt,    diesem  assimiliert  werden  kann,   selbst  wenn  noch  ein 

anderer  Konsonant  dazwischensteht.  Es  sei  mir  gestattet,  hier  auf  einige  bisher 
wenig  oder  gar  nicht  beachtete  Parallelen  zu  diesen  Lautvorgängen  aus  dem  Se- 
mitischen hinzuweisen. 

Zu  1  weist  Erman  mit  Recht  darauf  hin,  daß  der  Übergang  als  y^  >  ys  ^  "SV 
zu  denken  ist.  Ein  ähnlicher  Fall  ist  mir  aus  dem  arabischen  Dialekt  von 
Hadramaut  bekannt.  Dort  wird,  wie  Landberg,  Etudes  sur  les  dialectes  de  V Arahie. 
meridionale  I,  S.  422  gezeigt  hat,  das  Verbum  t/j  «einstecken«  zu  (^  über  die 
vorauszusetzende  Zwischenstufe  ^J■\.  Ebenso  ist  das  Wort  wi<^ä^  »Gefäß«  über 
^'if-ä^  zu  ^WäJ  geworden.  —  Ferner  gibt  es  im  Tigriiia  mehrere  Formen,  die  den- 


')    Genauer  wäre  zu  sprechen  von  dem  assimilatorischen  Einfluß  des  'Ajin  auf  andere  schwache 
Konsonanten. 


1910.]  E.  Littmann:  Semitische  Parallelen  zur  assimilatorischen  Wirkung  d.  i\jin.  63 

selben  Lautübergang  zeigen.  Die  Präpositionen  ne-  (»zu«  =  "'5)  und  he-  (»in«  =  n) 
pflegen,  wenn  sie  mit  einem  Suffix  zusammengesetzt  werden,  ein  J  einzuschieben, 
das  wohl  ursprünglich  von  den  Suffixen  der  dritten  Person  {-^ü,  ^ä,  -Jörn,  -^ün) 
ausgegangen  ist;  also  wären  nach  ne-^ä  »ihm«,  b(Pd  »in  ihr«  usw.  die  Formen 
mPdi  »mir«,  bcPakhä  »in  dir«  usw.  gebildet.  Dann  faßte  man  aber  die  Präposition 
als  aus  n  (b)  +  J  bestehend  auf  und  hängte  die  Suffixe  der  dritten  Person  noch 
einmal  in  ihrer  vollen  Form  an;  so  erhielt  man  ne^e^ü  »ihm«,  bä^aM  »in  ihr« 
usw.  Nun  habe  ich  aber  in  der  Umgangssprache  in  der  Provinz  Tigräi  (Tigre), 
speziell  in  Aksum  und  Adua,  auch  die  Formen  ne^e'^ü,  ne^e<ü\  bd^d'^d,  bä''a<^ä  ge- 
hört. In  diesen  Formen  hat  also  zunächst  eine  Dissimilation  (S5i«  >  ys)  statt- 
gefunden und  dann  dieselbe  Assimilation  (ys  >  yy)  wie  im  Ägyptischen.  Dieser 
Fall  gehörte  dann  unter  die  erste  von  Erman  formulierte  Regel.  Nimmt  man 
jedoch  an,  daß  in  ne^e^ü  usw.  zunächst  das  erste  J  zu  <'  dissimiliert  wäre  — 
eine  Form  ne^e^ü  ist  mir  nicht  in  der  Erinnerung,  doch  halte  ich  sie  auch  für 
sehr  gut  möglich  — ,  so  wären  die  Tigrinaformen  unter  die  dritte  Regel  von 
Erman  zu  fassen. 

Zu  2  finden  sich  Parallelen  in  der  Tigresprache,  doch  scheint  das  Tigre 
hierin  weiter  zu  gehen  als  das  Ägyptische.  Während  im  Ägj^ptischen  die  Assi- 
milation  nur   einzutreten  scheint,   wenn  ein  ^  zwischen  dem  [1  und  o  steht, 

kann  das  Tigre  ein  s  im  Anlaut  stets  zu  V  werden  lassen,  wenn  ein  oder  zwei 
beliebige  Konsonanten  es  von  einem  folgenden  y  trennen.  So  kann  man  zu- 
nächst von  wa^a  »er  schrie«  das  Kausativ  ^äu^a  bilden;  dafür  kann  beliebig 
^du^a  gesagt  werden.  Aber  auch  von  saf^a  »er  lief«  kann  ^ds^a  oder  ^ds<^a  »er 
ließ  laufen«  gebildet  werden.  Den  Ortsnamen  'Ag^arü  (im  Gebiete  der  Mänsa<', 
westlich  von  Geleb)  habe  ich  oft  als  'Ag'^arö  gehört.  Statt  ^arha^  »vier«  und 
^drbe<^a.  »vierzig«  pflegt  man  mit  besonderer  Vorliebe  '^orba<^  und  '^arbe'^d  zu  sagen. 
Das  Tigre  geht  aber  noch  weiter,  indem  es  das  s  nicht  nur  vor  folgendem  y, 
sondern  auch  vor  folgendem  S,  "l2,  p  zu  y  werden  läßt.  Diese  Fälle  gehören  streng 
genommen  nicht  hierher,  dürfen  aber  in  diesem  Zusammenhange  ein  gewisses 
Interesse  beanspruchen.  In  sämtlichen  Kausativen  der  Verba,  die  mit  s,  t  oder 
q  beginnen  —  die  mit  <'  kommen  nicht  in  Betracht,  da  hier  ^a^  >  '^ä  wird  — , 
und  in  allen  mit  J«-  beginnenden  Pluralformen  der  Nomina,  die  ein  .s,  /  oder 
q  im  Anlaut  haben,  kann  i?  >  y  werden.  Man  sagt  beliebig  nebeneinander  ^aqtala 
oder  ^aqtala ;  ^asüra  oder  '^asöra  » er  ließ  tragen « ;  ^atäl  oder  '^atäl  » die  Ziegen « 
u.  a.  m.  Ähnliche  Fälle  sind  ja  auch  aus  dem  Arabischen  bekannt;  man  denke 
an  ^usJUr  (für  ^usfür)  =^  hebr.  sippör.  Da  im  Tigre  die  Schreibung  mit  J  und 
die  mit  <"  völlig  gleichberechtigt  sind,  so  könnte  man  zunächst  denken,  daß 
im    Ägyptischen    die    Erman    unerklärliche    Schreibung     ^  für  nur 

graphisch  wäre  und  daß  der  Schreiber  die  beiden  Lesungen    "^^ a  und 

hätte  zur  Wahl  stellen  ^Vollen.  Aber  das  ist  doch  recht  miwahrscheinlich,  da 
wohl  im  allgemeinen  bei  Doppelschreibungen  überall  die  Regel  gilt,    daß  eine 


64  E.  Litxmann:  Semitische  Parallelen  zur  assiinilatorischen  Wirkung  d. 'Ajin.      [47.  Band 

von  den  beiden  Lesungen  l)eal)sichtigt  ist,  und  zwar  meist  so,  daß  eine  über- 
lieferte historische  Orthographie  mit  der  plionetischen  in  Einklang  gebracht 
werden  soll.  In  dem  arabischen  Dialekt,  in  dem  man  j^  schrieb,  sprach  man 
auch  säjir;  die  in  der  klassisch-arabischen  Sprache  rezipierte  Form  j^  jedoch 
verlangt  die  Aussprache  .väV>:   man  hat  sicher  nicht,/  oder  ^  zur  Wahl  stellen 

wollen.     Daß  nun  ^^  wirklich  2>3>K  gesprochen   wäre,    ist    undenkbar.      Da 

wir  in  der  Sprachgescthichte  mit  einem  beständigen  Auf  und  Ab.  mit  aufein- 
anderfolgender Dissimilation  und  Assimilation  zu  rechnen  haben  —  man  denke 
an  ne^e^ü — ne^e^U  —  /^^''Kw  oder  syrisch  gdbbär  >  ganhSr  >•  gahhär  usw.  — ,  so 
glaube  ich,  daß  jene  merkwürdige  .Schreibung  wiederum  eine  neue  Entwicklungs- 
stufe darstellt,   d.  h. :   yy  war  zu  ys  dissimiliert,   und  der  Schreiber  wollte  durch 

den  Zusatz  ^i^  ausdrücken,    daß  in  der  historischen  Schreibung  das  erste 

0  als  i«  gesprochen  Averden  sollte.     Gerade  dieser  Übergang  ist  ja  aus  dem 

Syrischen  genugsam  bekannt;  man  vergleiche  ''ä«'  »Holz«  >  ^ä<^\  <^fl(^ä  »Rippe«  > 
^el'^ä  u.  ä.,  wahrscheinlich   auch  '^ä'^jäpä  »Zinnen«  >  jä^jäpä.    Wir  hätten  dann 

also    in   der   Schreibung    ^^  die  bereits   von  Erbian  erschlossene  Zwischen- 

stufe ys,  die  in  der  älteren  Zeit  nicht  belegt  ist,  zu  der  luau  aber  in  späterer 
Zeit  wieder  zurückgekehrt  wäre,  gerade  so  wie  man  im  späteren  Syrisch  zur 
alten  Form  gabhär  zurückkehrte,   trotzdem  man  I2'3i  schrieb. 

Als  Parallelen  zu  3  kann  ich  —  abgesehen  von  der  oben  S,  63  gegebenen 
Alternative  in  der  Erklärung  von  ne'^e'^ü  u.  ä.  —  nur  Formen  anführen,  in  denen 
ein  an  letzter  Stelle  stehendes  s  zu  y  wird  unter  dem  Einflüsse  eines  vorher- 
gehenden n,  s,  ::  oder  p.  Man  sagt  im  Tigre  statt  hab^a  »verbergen«  auch 
}iab<^a\  statt  sam^a  »dürsten«  auch  sam'^a;  statt  qar^o  »lesen«  auch  qaj'''a  u.  a.  m. 
Nur  wenn  eine  Bedeutungsverschiedenheit  zwischen  der  Form  mit  J  und  der 
mit  ''  besteht,  werden  die  beiden  Laute  nicht  vertauscht,  wie  z.  B.  bei  sal^a 
»eitern«   und  sal^a   »hassen«. 


1910.]  Edouard  Naville:    Deux  rois  de  la  periode  Thinite.  65 


Deux  rois  de  la  periode  Thinite. 
Par  Edouard  Naville. 


lout  le  monde  connait  la  fameuse  tablette  de  Negadah,  qui  a  fait  donner  au 
monument  oü  eile  a  ete  trouvee  le  nom  de  tombeau  de  Menes,  ä  cause  du  groupe 

y\  qu'on  lit  sur  cette  tablette,  et  qu'on  a  appele  un  cartouche.     On  y  lit  aussi 

mK    ^^  "^°^  ^^  Äha,  on  a  rapproche  ces  deux  noins,   on  en  a  fait  Aha  Menes. 

t^^\  Je  me  suis  d'emblee  eleve  fortement  contre  cette  identification  et  cette 

lecture.  J'ai  montre  que  dans  ce  groupe  il  ne  fallait  pas  voir  un  nom  de  roi, 
mais  le  nom  du  pavillon  vers  lequel  se  dirige  le  roi  Aha.  Je  ne  reviens  pas 
sur  les  arguments  que  j'ai  exposes.  Je  n'en  citerai  qu'un  seul.  Jusqu  ä  la 
XIP  dynastie  le  nom  de  ka  et  le  nom  de  ii&bti  sont  identiques,  et  ici  nous  aurions  ,  Jl  .XX^X- VJ 
une  exception.  Je  lis  le  groupe  nn  d^^i::^]^P  s/A  men  nehü  le  pavillon  de  repos, 
ou  le  pavillon  funeraire  du  prince. 

Je  dois  dire  que  mes  confreres,  sauf  M.  Gauthier  qui  dans  le  »Livre  des  Rois 
d'Egypte«  declare  ma  demonstration  victorieuse,  n'ont  prete  que  peu  d'attention 
ä  mes  objections ;  et  encore  maintenant  M.  Petrie  et  son  ecole,  et  tous  les  savants, 
y  compris  M.  Eduard  Meyer,  qui  de  pres  ou  de  loin  se  rattachent  ä  l'ecole  de 
Berlin,  continuent  ä  identifier  Aha  et  Menes,  et  ä  faire  de  cette  identification 
la  pierre  angulaire  de  leurs  systemes  historiques   et  chronologiques. 

En  attendant  la  publication  annoncee  dun  monument  qui  doit,  parait-il 
etablir  qu'Aha  n'est  pas  Menes,  je  voudrais  apporter  encore  ä  l'appui  de  ma 
lecture  une  preuve  dont  on  ne  peut  guere  contester  la  valeur.  C'est  une  phrase 
tiree  de  la  pyramide  d'Ounas  (W.  605),   qui  est  identique  dans  les  editions  de 

M.  Sethe  et  de  M.  Maspero  :  n  O  8  jTll  „  11 A  ^^  i 1 ,  » tu  connais  le  pa- 
villon de  repos,  sih  men  qui  est  dans  l'aire  d'Horus,  quand  tu  en  es  sorti,  tu  descends 
dans  la  barque  Segtit    1  ^|\           «•    Ainsi  le  roi  Ounas  a  un  pavillon  qui  sappelle 

R  fT\         sih  men  et  non  seulement  cela,  mais  il  est  dit  que  ce  pavillon  est  dans 

\\  1 1 .     Or  nous  trouvons   cette  expression  sous  la  meme  forme  v\  , 

sur  les  cylindres  d'Abydos '  ou  sous  la  forme  ^^,  /l  "".  Ce  groupe  est  en  general 
suivi  de  vo^^^  qui  parait  une  mesure.  II  semble  que  ce  soit  l'indication  de  la 
grandeur  du  domaine  ou  peut-etre  de  l'aire  d'Horus,  comme  traduit  M.  Maspero. 
Ce  groupe  existe  aussi  sur  la  tablette  d'Aha,  dans  le  registre  inferieur;  ainsi 
le  pavillon  d'Aha  comme  celui  d'Ounas  etait  dans  Taire  ou  le  domaine  dHorus. 

1)  Petrie,  R.T.  1  pl.  XVII  26,  28;  Abydos  I,  XI  9.  —  2)  Petrie,  1. 1.  I  pl.  14,  11.  pl.  15,  16. 
II  pl.  10.2.   11.2.     Legge,  Proc.  Soc.  Bibl.  Arch.  1906  p.  260. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  47.  Band.     1910.  9 


66  Edouard  Navillk:    Deux  rois  de  la  periode  Thinite.  [47.  Band. 

On  me  dira  (^u*!!  y  a  sur  la  tablette,  non  seulement  njl  ^^"^^ ,  mais  aussi  ^£ 
nebti.  Ici  encore  je  puis  citer  im  exemple  tout  analogue  tire  de  la  meme  Pyra- 
mide. II  est  parle  de  plusieurs  Sieges  vers  lesquels  se  dirige  Ounas,  et  voici 
ce  (\ue  nous  lisons  (W.  391)  fjA.w.^^^         J  <r:=> [|  ^ "^^"^  j^£  »Ounas  est  venu  vers 

son  premier  siege,  le  siege  nebtli^.  Plus  loin  Ounas  ])asse  a  un  autre  siege  (397). 
De  meme  que  le  siege  s'appelle  nehti,  que  je  traduis  »du  prince«,  mais  auquel 
on  peut  donner  difl'örents  sens,  de  mrme  le  pavillon  de  repos  d"Aha  porte  aussi 
le  nom  de  nehti,  et  ce  groupe  suivant  l'habitude,  etait  ecrit  le  premier.  II  me  semble 
que  ces  passages  viennent  en  confirmation  de  ma  lecture  du  soi-disant  cartouche 
de  la  tablette  d' Aha  nn  e^t^]^ .  II  n"est  donc  pas  question  du  roi  Menes. 
Jajoute  que  sur  une  autre  tablette  dont  je  dois  un  moulage  ä  Tobligeance  de 
M.  Amklineau,  nous  voyons  un  groupe  assez  analogue  K^,    fVi        '.      Quant 

au  pavillon  de  repos  tel  que  le  determinatif  du  texte  d'Ounas  le  figure,  nous 
le  trouvons  represente  sur  une  tablette  du  roi  Den'. 

Maintenant    que   la  tablette  d'Aha   a  ete  completce   par  la  decouverte    de 

y^/.^2'  •  Q.  M.  Garstaxg,  nous  reconnaissons  que  le  registre  superieur  contenait  trois  choses,  le 

nom  du  pavillon,  celui  du  roi,  et  derriere  celui-ci  une  barque  qui  peut  fort  bien 

etre  la  barque  Segtit,  vers  laquelle  d'apres  l'inscription  d'Ounas,  le  roi  se  dirige 

lorsqu'il   sort  du  pavillon. 

Voici  maintenant  un  second  roi  dont  jai  deja  soutenu  quon  avait  lu  le 
nom  d'une  maniere  incorrecte.  II  s'agit  de  celui  que  M.  Petrie  lit  Zer  et  MM. 
Erman  et  Eduard  Meyer  Client^.  Cette  derniere  lecture  me  parait  reposer  sur 
une  erreur  qui  se  trouve  döja  dans  le  Livre  des  Morts.  II  est  vrai  que  dans  le 
Königsbuch  de  Lepsius,  figure  parmi  les  rois  inconnus  \m\  pl-  LXX  n°  917.  Or 
voici  ce  que  porte  la  fiche  de  Lepsius  qui  concerne  ce  I  .^^Inom:  » Auf  einer  Stele 
aus  dem  Fajum  (Kaiserzeit)  im  Besitz  des  österreichischen  Generalkonsuls  Huber. 
Nach  einer  Mitteilung  von  Brugsch.«  C'est  donc  sur  un  monument  de  Tepoque 
romaine  que  se  trouve  ce  cartouche;  et  si  le  signe  ötait  dejä  oublie  a  l'epoque 
de  la  XVIIP  dynastie,  comme  nous  allons  le  voir,  ä  plus  forte  raison  Tetait-il 
sous  les  empereurs. 

Si  nous  regardons  le  signe  lä  oü  il  est  fait  avec  soin*,  il  parait  evident 
(|ue  cest  le  meme  qui  est  figure  sur  un  cylindre  du  roi  Semerkhet^  ^\\\[W^  ^^  ^^^ 
se  retrouve  frequemment,  avec  quelques  variantes  de  forme  dans  les  textes  des 
pyramides,  accole"  au  nom  d'Horus.    II  se  lit  — «— ,  ^.  /hV'YImIIv  ^^  ^^^^ 

le  nom  de  la  deesse  nf'Tf'Ti'nl      ^"''    ^^^^^  deesse  ne  se  trouve  que  tres  rare- 

ment;  dans  les  textes  du  JNouvel  Empire  son  nom  s'etait  perdu  et  nötait  plus 
compris.    Cest  donc  ä  ce  fait  la  quil  faut  attribuer  la  Variante  au  texte  d'Ounas 

')  Legge,  Proc.  Soc.  Bibl.  Arcli.  1907  p.  72.  —  ^)  Petrie,  R.T.  I  pl.  XI  fig.  14.  —  ')  Gesell, 
des  Altert.  2«=  ed.  I  p.  128.  —  *)  Petrie  1. 1.  II  pl.  V  1,  4.  pl.Va  3.  pl.  XV.  —  "-)  Petrie,  It.T.  I 
pl.  XXVIII  77.  —  ")   Lacau,  Rec.  XXIV  p.  198,  voir  note  a  la  fin  de  Tarticle. 


1910.]  Edouard  Navillk:    Deux  rois  de  la  pcriode  Tliinite.  67 

fournie  par  le  cli.  174   du  Livre  des  Morts  (1.  8)  (1 /vwv^^  ^         fflPJ)^'^  V   ^^ 
Oll  le  texte  des  pyramides  lit  (1  ^.v^        UUÖUuffl^  (üunas).    Je  ne  crois  pas  (jue 


c^  c^ 


nulle  part  on  ait  trouvc  une  deesse  f^  ^ .  Cette  lecture  vient  de  ee  que  le 
nom  verltable  de  la  deesse  etait  oublie,  et  il  y  a  lieu  de  lui  rendre  son  nom 
dans  le  eh.  174.  Je  ne  puls  m'empecher  de  croire  que  la  lecture  de  MM.  Erman 
et  Ed.  Meyek  pour  le  nom  du  roi,  doit  aussi  etre  rectifiee  de  la  meme  maniere, 
et  (jue  le  roi  s"appelle  Shesti. 

Note. 
Je  ne  crois  pas  comme  Mr.  Lacau  que  l'orthographe  du  nom  de  la  deesse 
soit   dcfective.      ^^^    qui    se    trouve    quelquefois    dans    ce   nom,    comme    1'  aa^^wn 

dans  le  nom  de  Darius  et  ailleurs,  ^^^  modifie  la  prononciation,  mais  ne  fait 
pas  proprement  partie  de  la  racine.  II  en  est  de  meme  dans  le  nom  de  la 
barque    I  ^\  .    Je  ne  veux  point  etudier  ici  Temploi  des  lettres   ^^\  Aw^<:^r> 

qui,  ainsi  que  Piehl  lavait  dejä  fait  ressortir  jouent  souvent  le  role  de  voyelles, 
ou  de  nasalls  sonans.  On  pourrait  tirer  des  langues  modernes  de  nombreux  exem- 
ples  analogues.  Les  Grecs  ecrivent  ij.7rup  le  mot  anglais  bar,  et  le  nom  du  guide 
Bcedeker  s'ecrit  aussi  par  mp.  On  ne  dira  pas  qu'il  y  ait  un  m  dans  aucun 
de  ces  mots.  En  francais  parce  qu'au  16*"  siecle  le  mot  un  s'öcrivait  uns  ou 
ung;  cela  ne  veut  pas  dire  que  Torthographe  un  soit  döfective,  et  (|ue  le  mot 
ecrit  d'une  maniere  complete  doive  se  terminer  par  un  s  ou  un  y. 

Je  le  repete,  ce  n'est  pas  le  lieu  de  traiter  ici  cette  question,  que  je  röserve 
pour  un  travail  special,  je  voudrais  cependant  ä  propos  de  la  deesse  Shestit  dire 
que  son  nom  me  parait  tout  semblable  ä  celui  de  ()  3  qu'il  est  du  mode 
aujourd'hui  du  lire  Sechmet.  Ce  nom  doit  etre  lii  Sr/jt  ou  Sey^et.  En  efFet, 
si  nous  regardons  les  textes  des  pyramides,  nous  verrons  que  le  signe  ü  a  une 
valeur  differente  suivant  qu'il  est  un  syllabique  ou  un  signe  ideographique. 
Dans  le  premier  cas  il  se  lit  sr/^,  dans  le  second  se^/ßm.  S'agit-il  du  verbe 
Y^^v^'  ^^  syllabique  est  ecrit  entre  T  I  et  le  ^  et  l'^\  ne  manque  jamais 
(W.  62.  212.  217.  229,  etc.;  P.  166,  etc.).     Le  signe   J   est-il  determinatif  dun 

nom,  il  est  ecrit  ä  la  fin  du  mot  P^^'^f}  P- '' -"^  P^^fff  ^-  ^^^-  ^^ 
n'est  pas  rare  quon  trouve  deux  fois  le  signe  dans  le  meme  mot;  la  premiere 
fois  comme  syllabique  se^^  le  second  comme  determinatif,  'v^^vli'  ^'  ^^^^-  y\ 
®^^V  Y  Y  "^'  ^'^^*  ^^  ^^^^  ^^  '^^"^  ^^  ^^  deesse,  le  ()  est  ecrit  avant  le  ©,  c'est 
donc  le  syllabique  se-/^,  et  il  n'y  a  point  d'tx  .     Le  nom  doit  donc   se  lire  Se^/^it. 

Dans  les  textes  d'Ounas  (H90)  il  est  ecrit  1  [1  .  On  trouverait  facilement  d'autres 
signes  dont  la  valeur  syllabique  et  la  valeur  ideographique  different. 


68  Edouard  Naville:    Le  groupe     \|/  3  [•  [47.  Band. 


Le  groupe  "f"]]. 
Par  Edouard  Naville. 


Voici  un  groupe  dun    usage   assez    frequent,   qui    se    trouve    souvent   dans    les 
inscriptions  relatives  aux  fetes  et  au  couronnement,  ainsi  dans  l'expression  qu'on 

rencontre    sur   la  pierre   de   Palerme  r^  ;^=->  ^:  E .     On    a    traduit    le    dernier 


groupe  de  differentes  manieres.  Presque  toujours  on  a  considere  q  E  comme  etant 
le  signe  idcographique  pour  (1    J|   h  F  |    qui  veut  dire  un  mur;  c'est  la  traduction 

qui  a  ete  adoptee  de  preference,  quoique  Brugsch  (Dict.  p.  89)  ait  döjä  Signale  le 
sens  d'enceinte,  et  quoique  le  signe  se  trouve  comme  determinatif  d'un  grand 
nombre  d'autres  mots.     Jen  citerai  seulement  quelques-uns,   que  je  prends  au 

hasard.     ^Ü'     Ulü'    KÜ''    ^lÖ'    5Ö'    KMl'    ^^Ö' 

II  peut  ctre  placö  horizontalement.  ^  ^^^  .  11  me  semble  que  dans  le 
groupe  HjF  j  E  le  signe  i  E  n'est  que  le  determinatif  du  mot  "W  dont  nous  avons  ä 
chercher  le  sens. 

Et  dabord  qu'est-ce  que  de?  II  suffit  de  regarder  les  reproductions  faites 
avec  soin  pour  s'apercevoir  que  ce  n'est  pas  un  mur.  Cest  une  eneeinte  rectan- 
gulaire  ou  carree  faite  en  briques,  de  laquelle  les  murs  k  Texterieur  et  aux 
angles  ont  des  eontreforts  destines  ä  en  assurer  la  solidite,  comme  cela  se  voit 
aujourd'hui  en  Egypte,  surtout  dans  les  cours  de  fermes. 

Quand  le  signe  est  de  forme  carree,  on  a  souvent  voulu  y  voir  une  forteresse; 
mais  cette  Interpretation  ne  peut  nullement  s'appliquer  ä  tous  les  cas  dans  les- 
quels  nous  rencontrons  une  eneeinte.  Une  forteresse  etant  entouree  de  murs, 
on  comprend  quon  ait  donne  ce  determinatif  aux  mots  qui  avaient  ce  sens, 
mais  il  ne  peut  etre  question  de  forteresse  quand  il  sagit  dun  temple  ou  dun 
monument  funeraire. 

Parmi  les  monuments  d'Abydos"^,  en  particulier  sur  le  cylindre  du  roi  dont 
on  lit  maintenant  le  nom  Semer  Khet,  oü  le  VI  se  trouve  avec  le  (fjnnnh)  1®  -*— 
des  textes  des  Pyramides  et  Yabti,  le  lieu  ou  Ion  compte  Fargent,  ce  n'est 
certainement  pas  une  forteresse;  ce  doit  etre  une  cour  servant  de  depot  aux 
recoltes.     Cette    construction  pouvait  avoir  un  nom  particulier  quon  inscrivait 


")   Mar.,  Mast.  308,326.    —    ^)   Brugsch,  Tlies.  p.  1356.    —    ^)    Recueil,  vol.  XXV  p.  211. 


1910.1 


Edouard  Naville:    Le  groupe 


fÖ' 


09 


ä  rinterieur  du  signe.    Le 


^^.        '■   qui  parait  dans  les  inscriptions  de  toutes 
cLi  1  1 1  I  I  i-J 


les  epoques,  et  oü  se  passait  lune  des  ceremonies  du  couronnement,  n'est  pas 

r-»  ■  '  ■  ■  ' 

non  plus  une  forteresse.    Le  temple  de  Soleb  (|ui  est  ecrit 

t""^"^  I   ne  l'etait  pas  davantage. 

n  ö  Dans  la  stele  du  Vatican  il  est  dit  (jue  la  reine  Hatshepsou  bätit  a 

s 


i=r^ 


"• 1 — dJ 


son   pere  Amon   un    .  '"^ — ^^_2x  «^    ce    doit   etre  une  plateforme  ou  une 


terrasse.    C'est  la  meme  construction  qui  est  appelee  ailleurs  ^.=^yd  E".    Ce  peut 


Hre  aussi  la  maison,  la  demeure  d'un  dieu.    Le  nom  de  Thebes  est  ecrlt    : 

2  jjjj  jj  ®   *.    Nous  avons  lä  une  Variante  absolument  semblable  k 


et  aussi 


Celle  que  jai  recueillie  ä  Medinet  Habou  dans  le  temple  de  Shepenapt  ^^   ifY^ 

est  une  Variante  de  J.    Au  chap.  152  du 
Todt,  la  Vignette   du  pap.  Busca  qui  represente  le    Jr^  ou 


□    : 


Q  : 


la  demeure  du  defunt,  la  montre  comme  Tune  de  ces  constructions  en  briques 
avec  des  contreforts. 

Ailleurs  nous  trouvons  M  comme  determinatif  de  w^  ;  ainsi  dans  cet  exemple: 

Tous  ces  exemples  montrent  bien  que  dans  Texpression 


sur  laquelle  il  est  presque  inutile  de  revenir,  c'est  "^^   ; 


,  le  j  E  n'est  que  le  determinatif  du  mot 
Une  Variante  de 

les  exemples  abondent;  l'expression  si  frequente  dans  les  textes  rituels  ^=D^(LPy, 
^=^  u/  "^  /ö/re  le  iour  de  s'ecrit  indiiferemment  avec  ou  sans  le  determinatif  de 

la  tete.     11  en  est  de  meme  dans  cette  phrase  '^  ll/  ^^^^^^^  (Todt.  181.  16), 

I      (Abvdos  I  31a).  Dans  les  textes  des 

(W.  401,  402,  437,  489  et  les  paralleles) 

'  (W.  604).    M.  Gardiner''  a  montre  que  le  mot   \]/ @  tout  en  signifiant  ä 


®    (ibid.  15B,  21), 
Pyramides  on  trouve  aussi 


izn 


et 

Torigine  derriere  veut  dire  tres-souvent  autour  de.    Thoutmosis  111  parlant  des  em 
bellissements  qu'il  a  fait  au  petit  temple  d'Amada,  dit  j  M  t  j  im  ^^.'^y  1 

les  murs  qui  Ventourent  ou  les  murs  de  Veneeinte  sont  en  briques.     (1  ]  E  i 

^)  Champ.,  Notices  II  p.  700.  —  ^)  Brugsch,  Thes.  p.  1280.  —  ^)  Brugsch,  Dict.  geogi-.  — 
^)  Dum.,  Hist.  Inschr.  II  pl.  34.  —  ^)  Mar.,  Abyd.  I  35.  —  ®)  Schiaparelli,  Libro  dei  funerali  I 
p.  30,  32,  37,  39,  42,  48,  etc.  —  ^)  Le  determinatif  n'est  pas  la  tete  toute  entiere,  il  ne  represente 
que  l'occiput.  —  ^)  Proceed.  Soc.  Bibl.  Arch.  XXV  p.  334. 


70  Edouard  Naville:    Le  groiipe     \j/   HF-  [47.  Band. 

\I/    I    '  l^s  murs  qui  lentourent,   dit  un  texte  de  la  XX"  dynastie  en  parlant 

de  la  demeure  des  pretres  d'Amon.  II  parait  donc  naturel  de  donner  le  sens 
d'encfinte   muree   ou    de   cour   au   mot   "W  ^    ou  w*®^.  '=^  <z=>'W  ^ 

.=s&^  (1 A/^^^  ',  il  accorde  de  sortir  dans  la  cour  pour  voir  le  disque  solaire 
au  matin.  Les  textes  d'Edfou  nous  apprennent  que  dans  la  liturgie  il  y  ayait 
des  chapitres   »de  la  sortie  dans  la  cour«   i   i   i    ~^  \1/    |  i — i-     Dans  la  fete  Sed  k 


Bubastis  nous  voyons  que  le  roi  et  les  enfants  royaux  '='  c^'W'  sortent  dans  la 
cour  pour  aller  a  leur  demeure.  II  est  probable  que  dans  ces  eas  que  nous 
venons  de  citer,  sortir  dans  la  cour  revient  a  ce  que  nous  appellerions  sortir  en 
plein  air.  La  sortie  dans  la  cour  du  palais  royal  est  aussi  un  episode  du  couronne- 

ment  du  roi  Horemheb  ff  <f® -^^llPl  V1^!l!PQ\1'-  ^l"-^^  »^»'^ 
raconte  la  ßxation  du  nom  royal,  l'inscription  continue:  »sortit  dans  la  cour  liors 
du  palais  royal  la  Majeste  de  ce  dieu  venerable,  Amon,  le  roi  des  dieux,  son  fils 
devant  lui,  il  embrassa  sa  personne«,  etc.  II  y  a  lä  toute  une  investiture  qui 
se  fait  dans  la  cour  ou  dans  Tenceinte  exterieure,  probablement  a  la  vue  dune 
foule,  comme  cela  se  passe  a  Deir  el  Bahari,  lorsque  Thoutmosis  I  couronne  sa  fille. 
'^^F  et    \]/ ^  etant  le  mome  mot,  nous  pouvons  donner  le  meme  sens  a   ]\F]  [, 

la  cour,  l'enceinte.  Comme  j  E  est  un  mur  en  briques,  il  est  naturel  d'y  voir  la 
grande  enceinte  qui  entourait  le  temple,  k  temmos.  Ainsi  lune  des  ceremonies 
du  couronnement,  cest  f=:iwJ  E  faire  le  tour  du  temenos,  de  la  grande  enceinte 
du  temple.  II  n"est  pas  (juestion  de  l'edifice  de  derriere,  ou  de  salle  de  derriere, 
mais  seulement  d'une  cour  ou  d'un  espace  entoure  d'un  mur.  Cet  episode  du 
couronnement  remonte  a  une  date  tres  reculee,  puisque  nous  le  trouvons  döja  ä 
plusieurs  reprises  sur  la  pierre  de  Palerme.  II  ne  faut  cependant  pas  confondre 
deux  ceremonies  dificrentes.  M.  Moret  lit^  ^si'tjrj  [  rer  ha  anhou,  comme  s*il  y 
avait  un  pluriel,  quil  traduit  cependant /ff«re  le  tour  derriere  le  mur.  II  y  a  lä  une 
confusion  entre  f=^^[]?' 3  E  faire  le  tour  de  Tenceinte  ou  du  temenos,   qui  est  un 

acte  habituel  du  couronnement,  et  "^  j  E  j  tj  E  ^^^  ^^^  "^^  cercmonie  speciale 
qui  n'etait  celebree  qu'ä  Memphis  ä  la  fete  de  Sokaris.  M.  Brugsch*  a  ötabli  qu'il 
y  avait  une  partie  de  la  ville  qui  sappelait  j  F  j  E  j  E  <v^  ^^  j  E  ^  ^^  ^^^  ctait 
dediee  ä  ce  dieu.  P^n  faire  le  tour,  cötait  une  j^artie  de  la  fete  de  Ptah  Sokaris, 
qui  n'appartenait  nuUement  au  couronnement.  Dans  le  premier  cas,  ce  dont  on 
fait  le  tour,  c'est  y^\  \ ;  le  nom  de  l'enceinte  "W  ne  manque  jamais,  et  le  döter- 
minatif  est  au  singulier;  dans  le  second  cas,  il  y  a  un  pluriel;  il  semble  bien  que 
\  \  doive  se  lire  aneh\  aussi  H]r  manque  toujours. 

')  Pierret,  Inscr.  du  Louvre  I  p.  19.  —  ^)  Brugsch,  Thes.  p.  1077,  Breasted:  There  caine 
furtli  in  the  rear  in  tlie  palace,  Moret:  sort  vers  la  salle  de  derriere.  —  *)  Du  caractere  religieiix 
de  la  royaute  pharaonique  p.  96  et  suiv.  —  *)  Thesaurus  p.  1142  et  suiv. 


1910.]  Edouard  Navillk:    Le  groupe     )]/   3  [•  '71 

Dans  la  fete  Sed  de  Bubastis,  nous  voyons  derriere  le  roi  ces  mots:  crzi  w^j  E ' 
qui  peuvent  vouloir  dire  sortir  de  la  cour  ou  sortir  dans  la  cour;  je  crois  plutut 
que  la  seeonde  traduction  est  la  meilleure.  Le  roi  est  vetu  et  coiffe  exacteinent 
de  la  meme  maniere  que  la  reine  Hatshepsou  quand  eile  acheve  son  tour  du 
tcmcnos"'. 

11  y  a  des  "w":  E   qui  ont  des  noms  speciaux,  lesquels  sont  inscrits  ä  l'inte- 

(2^  reg.)  Oll  a  Heu  la  fete  de  la  barque  Maati.    J'ai  traduit  l;i  le  mot 
par  salle;  je  crois  (jue  cour  est  preferable.    Une  autre  de  ces  cours 


ml 

n 


s'appelle  f   jin  fl  (1(1  :  (^^  reg.)  les  sieges  ou  les  trones  des  dieux;  \k  se  celebre 


la  fete  de  la  meme  barque.    Dans  cette  cour  on  trace  une  salle  qui  se  nomme 
r|  ^^  comme  celle  de  la  palette  de  Hicraconpolis. 

En  resumc,   il  faut  traduire  "W]  \  par  cour,  enceinte,  temenos,  qui,   a  l'habi- 
tude,  ctait  formee  par  iin  mur  de  briques,  et  probablement  ä  ciel  ouvert. 


Osiris  und  die  Zeder  von  Byblos.  ^ 
Von  Kurt  Sethe. 


iVleine  Vermutung,  daß  mit  der  ipzUv]  am  Strande  von  Byblos  in  Plutarchs 
Erzählung  des  Osirismythus  eine  Zeder  gemeint  sein  werde  (ÄZ.  45,  1 B),  ist, 
wie  ich  nachträglich  gesehen  habe,  schon  lange  vor  mir  von  Deveria  in  seinem 
Catal.  des  manuscr.  eg.  du  Louvre  S.  147  ausgesprochen  worden.  Ihn  ver- 
anlaßte  dazu  ein  ägyptischer  Totentext,  den  er  in  zwei  der  Spätzeit  ange- 
hörenden Papyrus  des  Louvre  (Inv.  Hl 48  und  3174)  gefunden  hatte  und  in 
dem  geradezu  von  einer  «Zeder,  die  aus  Osiris  hervorgegangen  ist<s  die  Rede  ist. 
Dank  Benedites  Liebenswürdigkeit,  der  mir  vortreffliche  Photographien 
der  betreffenden  Texte  zur  Verfügung  stellte,  kann  ich  den  Wortlaut  dieser 
Stelle  hier  mitteilen: 


')    Festival  Hall  pl.  XXllI.  —  "")  Deir  el  Bahari  III   pl.  64. 
^)    M.  Schäfer,  Planen  (?)    ^\V  des  Hauses. 

*)    Inv.  3148  hat  %(§.. 


72  Kurt  Sethe:  Osiris  und  die  Zeder  von  Byblos.  [47.  Band. 


^%.\7m-i  ^r^t:=.-£y^M\ 


A^^AAA    T  1 

AAAAA^  LI       X 


»()  Osiris  N.  N.  Zu  dir  kommt  die  Zeder',  die  aus  Osiris  hervorgegangen 
ist,  der  schöne  Saft,  der  aus  der  m/y-Flut  hervorgegangen  ist,  der  große  Schweiß, 
der  aus  der  Ä5;'-Flut  hervorgegangen  ist;  sie  (die  Zeder)  empfangt  dich  in  Frieden 
mit  ihren  eigenen  Armen,   wie  getan  wurde  dem  Osiris  in  der  Urzeit«. 

Hieran  schließt  sich  eine  Anrufung  an  die  Zeder  ^^  Q  A  i  sowie  an  verschiedene 


andere  Bäume,  den         n  |i  »Weinstock « (?),  die  r-r-i   ^^^H  i » Sykomore « ,  die  ^  _  a>\\{) 


X    Ix    f^^OL     X    ^ 


»Dornakazie«    und    endlich:   (Jw^         "^  i    nh  v  ""^"^       Jr        [""1 

1  eü  <rr>_ai^<=  i  in   I      D  \<c=>\\/wv^^  s  lÜ   ^ 


'o  III 


-flo  I III 


.^Vj  A^^wvv^  ^K  y^o         Jit^_   »o  wie  viele    (sonst  noch  sind)   in  den 

Ländern  über  allen  Meeren,  die  hervorgegangen  sind  unter  den  Bäumen,  tut  .  .  . 
mit  dem,   der  mit  ihm  hervorgegangen  ist«^. 

In  den  Sprüchen,  die  in  den  beiden  Papyrus  dem  oben  zitierten  Spruche 
vorausgehen,    ist  auch    von  dem  (]|l(ji-Baum  öfters  die  Rede,  d.  i.   das  alte 

VÖ  '  bekanntlich  auch  ein  Nadelholzbaum  wie  die  Zeder  <'^.  Ebenda  liest 
man    an    einer    Stelle    von    den  ^^m         -^l>^fl*^<Nl     "^^^    großen    (oder 

vielen?)  Bäumen,  die  aus  Osiris  hervorgegangen  sind«.  Danach  scheint  es, 
daß  wenigstens  in  späterer  Zeit  auch  anderen  Bäumen  die  gleiche  Rolle  zu- 
geschrieben wurde,  wie  der  Zeder  oder  ipsU-^  am  Ufer  des  Meeres  bei  Byblos. 
So  ist  wohl  auch  die  Anrufung  der  verschiedenen  Bäume  an  der  oben  be- 
sprochenen Stelle  zu  verstehen. 

In  der  Tat  wissen  wir  ja,  daß  später  in  Ägj^ten  eine  jede  größere  Stadt 
ihr  Osirisgrab  mit  einer  besonderen  Reliquie  des  Gottes  und  einem  besonderen 
Baum,   der  es  schützte,  besaß  (vgl.   Brugsch,    Ägyptol.  308 ff.);   in  Theben  war 


*)    Inv.  3174   scheint  statt    ^^\     zu  haben. 

^)    Inv.  3174  hat  °?      S^ÖO-    —    ')    Inv.  3148  hat  zwischen  '''"^  und  eine  Lücke, 

in  der  wohl  nur  die  ersten  Determinativa  von  fd-t  Platz  haben;  ^  fehlte  wohl. 

*)    Inv.  3174  hat  8^yPQ()rf)-  —  ^)  Inv.  3174  scheint  c^  statt  Ji^.=_  zu  haben. 

®)    Von  hier  an  alles  nach  Inv.  3174. 

')  Nach  dem  Zusammenhange  würde  man  eher  erwarten:  »du  kommst  zu  der  Zeder«,  wie 
denn  auch  Deveria  übersetzte.  Vielleicht  ist  der  Wortlaut  des  Textes,  dem  die  oben  gegebene 
Übersetzung  entspricht,  in  diesem  Sinne  zu  emendieren.  —  Die  Pluralstriche  hinter  dem  Zeichen 
des  Baumes  scheinen  ein  bedeutungsloser  Zusatz  zu  sein,  der  in  der  Handschrift  niemals  dahinter 
fehlt.  Das  Suffix  y  von  ssp-f  »empfängt«,  das  sich  nur  auf  das  Wort  (S  »Zeder«  beziehen  kann, 
und  der  ganze  Zusammenhang  zeigen  ja  deutlich,  daß  nur  von  einer  Zeder  die  Rede  ist. 

^)   Bei  der  Lesung  dieser  Stelle  ist  mir  Möller  behilflich  gewesen. 


1910.]  Kurt  Skthk:  Osiris  und  die  Zeder  von  Byblos.  73 

es  z.  B.    eine  (^<=:^>(j  »Dornakazie«,    die  über  der  Ruhestätte  des    Osiris   wuclis 

(Prisse,  Mon.  eg.  !i3;  vgl.  Brugsch,  Üict.  geogr.  18()2).  Diese  Sitte  wird  sich 
aus  dem  augenscheinlich  sehr  alten  Zuge  der  Sage,  daß  eine  Zeder  bei  Byblos 
über  dem  Kasten  mit  der  Leiche  des  Osiris  emporgewachsen  sein  sollte,  ent- 
wickelt haben.  Für  die  Zeder,  die  in  Ägypten  nicht  heimisch  war,  hat  man 
an  den  verschiedenen  Orten  verschiedene  andere  Bäume,  die  dort  gerade  von 
Natur  wuchsen,   eintreten  lassen. 


Neue  Spuren  der  Hyksos  in  Inschriften  der  18.  Dynastie. 

Von  Kurt  Sethe. 


Uie  Zahl  der  Fälle,  in  denen  ägyptische  Texte  des  neuen  Reichs  auf  die 
Hyksos  und  ihre  Herrschaft  über  Ägypten  Bezug  nehmen,  ist  bekanntlich  sehr 
klein.  Außer  der  Geschichte  vom  Ausbruch  des  Befreiungskrieges  unter  dem 
Hyksoskönig  Apophis,  von  der  uns  im  Pap.  Sallier  I  der  Anfang  erhalten  ist, 
kannte  man  deren  eigentlich  nur  zwei,  die  biographische  Inschrift  im  Grabe 
des  Admirals  I<^h-ms  zu  Elkab,  die  die  Vertreibung  der  Fremden  aus  Awaris 
erzählt  (Urk.  IV  3  ff.),  und  die  Inschrift  der  Königin  Hat-schepsut  zu  Speos  Arte- 
midos, die  die  Zerstörungen  ägyptischer  Baudenkmäler  durch  die  Hyksos  zu  er- 
wähnen scheint  (Urk.  IV  390).  Zu  diesen  wenigen  altbekannten  Stellen  glaube 
ich  nun  noch  mehrere  neu  hinzufügen  zu  können,  Stellen,  die  lange  bekannt 
sind,  die  aber  nicht  richtig  gewürdigt  worden   sind. 

1. 

Auf  dem  Denkstein,  den  Thutmosis  I.  im  Tempel  von  Abydos  aufstellen 
ließ,  beruft  sich  der  König  zum  Schluß  auf  die  Wohltaten,  die  er  dem  Lande 
erwiesen  habe.  Er  habe  die  Tempel  wiederhergestellt  und  die  Priester  zu  ihrer 
Pflicht  gerufen  und  er  habe  Ägypten  eine  neue  Machtstellung  in  der  Welt  ge- 
geben (Urk.  IV  102).      Das  letztere  sagt  er  mit  folgenden  AVorten: 


Zeitsclir.  f.  Agypt.  Spr.,  47.  Ban<l.     1910.  10 


74  KurtSethe:    Neue  Spuren  der  Ilyksos  in  Inschriften  der  18.  Dynastie.      [47.  Band. 

»ich  habe  die  Grenzen  Ägyptens  gemacht  bis  zu  dem,  was  die  Sonne  umkreist, 
indem    ich    siegreich '    werden   ließ    die,    die    unter    Schrecken    gewesen    waren,- 
indem  ich  das  Schlechte  von  ihnen  entfernte,  indem  ich  Ägypten  das  Oberhaupt 
sein  ließ,  jedes  (andere)  Land  seine   Sklaven«. 

Die  Worte  «ich  ließ  siegreich  werden  die,  die  unter  Schrecken  gewesen 
waren«  scheinen  mir  einen  niclit  mißzuverstehenden  Hinweis  auf  die  Unter- 
jochung der  Ägypter  durch  die  Hyksos  zu  enthalten.  Der  Gegensatz  zwischen 
ilirer  einstigen  Unterdrückung  und  ihrem  siegreichen  Vordringen  in  der  Gegen- 
wart wird  aber  erst  scharf,  wenn  man  annimmt,  daß  die  einstigen  Unterdrücker 
mit  den  gegenwärtig  Besiegten  identisch  sind.  Mit  anderen  Worten:  der  syrisclie 
Feldzug  Thutmosis'  I.,  der  ihn  bis  zum  Euphrat  führte,  scheint  sich  nach  unserer 
Stelle  ebenso  gegen  die  ausgewanderten  Hyksos  gerichtet  zu  haben  wie  der 
Feldzug  des  Amosis  nach  Palästina  (V^hJ),  auf  dem  er  das  von  den  Ilyksos 
besetzte   Scliaruhen  eroberte  (s.   unten). 

Der  zweite  Satz  »ich  entfernte  das  Schlechte  von  ihnen«  scheint  aber 
weiter  in  sich  zu  schließen,  daß  zur  Zeit  Thutmosis'  I.,  trotz  der  Vertreibung 
durch  Amosis,  noch  Hyksos  als  ein  Schaden  an  Ägypten  saßen,  entweder  im 
Delta  selbst  oder  in  nächster  Nachbarschaft. 

Diese  Schlüsse,  die  sich  aus  unserer  Stelle  zu  ergeben  scheinen,  werden 
durch  die  im  folgenden  zu  erörternden   anderen  Spuren  bestätigt. 

2. 

Eine  unverkennbare  Bezugnahme  auf  die  Zeit  der  Hyksosherrschaft  und 
die  Ereignisse,  die  sich  nach  dem  Bericht  des  Admirals  I'^h-ms  bei  ihrer  Ver- 
treibung durch  König  Amosis  abgespielt  haben,  glaube  ich  nun  weiter  in  den 
Worten  zu  erkennen,  die  in  den  Annalen  Thutmosis'  III.  den  Bericht  über  seinen 
ersten  syrischen  Feldzug  vom  Jahre  23  einleiten.  Ich  habe  bereits  in  meiner 
Ausgabe  der  Annalen  in  den  Urk.  IV  647/8  für  die  Lücken  dieser  Stelle  eine 
Ergänzung  vorgeschlagen,  die  meine  Auffassung  erkennen  läßt,  doch  bleibt  mir 
noch  eine  nähere  Begründung  dafür  zu  geben.  Die  Einleitung  lautet  nach  meiner 
Lesung  von  Original  und  Abklatsch  so"': 

icn'iiiii^opi  II  iiiiiiiiiiii 


'^cm  o 


')   Dies,  niclit   »stark«,  ist  die  Bedeutung  von  nht. 

^)    In  den  Lücken  bezeichnet  %^^  je  ein  Raumquadrat. 


1910.]              KurtSkthk:    Neue  Sj)uren  der  Hyksos  in  Inschriften  der   18.  Dynastie.  75 

10  p 0         -^— ^ 


11 1 


m%mmm%%wmM 


f^^^^^ 


Die    Ergänzung   der   Lücke    von   Z.  (>   wird   uns   durch    den    Bericht    über 
Ramses'  II.  Krieg  gegen  die  Chatti  an  die  Hand  gegeben  (Rouge,  Inscr.  hier.  207). 

Demnach  wird      /,  ii    '         v\    ^^^vw^    ^^|        @   »Se.  Majestät   passierte  die 

Festung  Th'w<»-  zu  lesen  sein,  was  in  den  Zusammenhang  und  in  die  Lücke 
(etwa  26  cm)  besser  paßt  als  die  von  Maspero  vorgeschlagene  und  bisher  allgemein 

(so  auch  von  Breasted)  angenommene  Ergänzung  (1  I ^ y  '  ^^^  »Se.  Majestät 
befand  sich  in    7Vyiü«. 

Die  Lücke  in  Z.7  wird  allgemein  zu  der  häufigen  Redewendung  rswsh  U§w  Kmt 

»um  zu  erweitern  die  Grenzen  Ägyptens«  ergänzt.    Allein  die  Worte  <rr>  1^„      , 

die  am  Ende  von  Z.  16  wiederkehren,  nehmen  dort  noch  nicht  einmal  die  Hälfte  des 
Raumes  ein,  der  in  unserer  Lücke  vorhanden  ist.   Und  selbst  wenn  man  davor  noch 

die  Worte         V         einschieben  wollte,  die  sich  in  den  Annalen  einmal  nach  den 

Worten  m  wdjt nt  nht  »auf  dem  soundsovielten  Siegeszuge«  finden  (Urk.  IV 

689;  vgl.  dazu  184),  sonst  aber  stets  fehlen  (ib.  685.  709.  716.  721,  vgl.  auch  188. 
740)  oder  wahrscheinlich  gefehlt  haben  (ib.  696.  703.  726.  729),  so  würde  dabei 
immer  noch  mehr  als  ein  Quadrat  frei  bleiben.  Die  Ergänzung  ist  aber  auch  deshalb 
wenig  befriedigend,  weil  wir  dann  in  der  Inschrift  kurz  nacheinander,  bei  zwei 
aufeinander  folgenden  Etappen  des  Feldzuges,  den  gleichen  Ausdruck  hätten,  beim 
Passieren  von  T^rw  und  beim  Verlassen  von  Gaza.  Schon  aus  diesem  Grunde 
wird  man  sich  nach  einer  andern  Ergänzung  umsehen  müssen.  Eine  solche 
wird  uns  durch  die  Inschrift  Urk.  IV  758  an  die  Hand  gegeben,  die  denselben 
Feldzug  betrifft.     Hier  erwähnt  der  König  im  Anfange  seiner  Erzählung  (nach 


einer  größeren  Lücke),   die    =='^'^%^^  Kl/  ^^rs\-ie]\\  i=x^<=>^^^l /] 

^  c==    #    Ji     ,  V"i/wwv\     1 1 1  ü  i  _ß^    ■^  ^z^^ 


I         I         I   /VWVV\  I    I    I     — ■        \        I    ^    ^^'  ^.-----•^  I       \\       J 

%■  » die  Länder  der  Phönizier,  die  im  Begriff  gewesen  waren,  meine  Grenzen 

anzugreifen «\     Demnach  wird  man  an  unserer  Stelle  einen  Gedanken,  Avie  »um 
die  zu  vernichten,   die  die  Grenzen  Ägyptens  angriffen«,  anzunehmen  haben,  also 


^)    Das  Verbum  tkk  ist  der  gewölinliche  Ausdruck  für  das  V^erletzen  der  Grenze  diu-ch  feind- 
liche Angreifer.    Es  findet  sich  jedoch  auch  vom  Angriff  auf  das  Land  (Med.  Habu,   1.  Pylon)  und 

auf  den  König  (z.  B.  Champ.,  Not.  II  123).    Vgl.  auch  ^^"^  & '  7^"^' ^nH"^ 
»Angreifer,  die  in  deine  Nähe  konnnen«,  Urk.  IV  614. 

10* 


76  Klrt  Sejhe:    Neue  Sj)uren  der  Hyksos  in  Inschriften  der  18.  Dynastie.      [47.  Band, 

etwa  wie  ich  in  den  Urkunden  ersränzt  habe:  <czx=r>^=^=6X^^^-=^  Uäw  Kiiit\    Daß 

"  ^ 2^^       Jll      I      I 

hierbei  schon  ein  bestimmtes  Volk  genannt  gewesen  sei,  ist  wegen  des  sehr 
knappen  Raumes  unwahrscheinlich;  r  dr  und  der  bloße  Wortstamm  von  tkk 
nelimen  bereits  etwa  2H  cm  von  der  ungefalir  Hl  cm  messenden  Lücke  in  An- 
spruch, so  daß  nur  etwa  eine  Gruppe  von  der  Höhe  eines  f\     noch  dazwischen 

gestanden  haben  könnte,  was  selbst  für  ^  zu  wenig  wäre  und  höchstens 

"         ^  III  o  ^ 

für  ^111  oder  reichte.     Man   könnte  auch  daran  denken.   <=:><=>         ''K'^^ 

I  I  I  I  I  Olli  ^ ^  Oll!  -^ 

zu  ergänzen,  wie  Urk.  IV.  184  der  Zweck  desselben  Feldzuges  bezeiclinet  ist, 
und  dieses  mit  dem  folgenden  t^ho  Kmt  durch  ^  zu  verbinden  «um  zu  ver- 
treiben die  Nordvölker  von  den  Grenzen  Ägyptens«.  Das  würde  in  die  Lücke 
passen,  aber  ob  man  so  sagen  Avürde?  Nach  dem  Berliner  Wörterbuchmaterial 
scheint  dr  von  Personen  mit  folgendem  hr  «weg  von«  eigentlich  nur  in  der 
Verbindung  »jemand  von  seinem  Sitze  stoßen«  gebräuchlich  zu  sein.  Eine  ganz 
vereinzelte  Ausnahme  ist  Totb.  Nav.  72,7  (»nicht  werde  ich  von  der  mskt  ver- 
trieben«)". 

Die  Lücke  in  Z.  8,  die  den  Schluß  des  Satzes  bzw.  einen  ganzen  Satz  ent- 
halten   muß,  würde  durch  die  Worte     ^  ^-^^  ^     /ilx  l  i<cz=>l\  ,  die  das 

erhaltene   ^\  ^^^^^^^^  zu  der  stereotypen  Wendung   »in  Tapferkeit,   in  Sieg,   in 

Macht,  in  Triumph«  vervollständigten  (vgl.  Z.  15/16),  genau  ausgefüllt  werden. 
Man  könnte  für  diese  Stelle  noch  eine  andere  Ergänzung  suchen  wollen : 
wenn  in  Z.  16  gesagt  ist,  daß  der  König  auszog,  »um  jenen  elenden  I'eind 
(d.  i.  nach  dem  Sprachgebrauch:  feindlichen  Fürsten)  niederzuwerfen«,  so  würde 
man  nach  unserm  modernen  Sprachgefühl  aus  dieser  Bezeichnung  schließen, 
daß  von  dem  betreffenden  Fürsten  schon  einmal  die  Rede  gewesen  sein  müsse, 
und  dafür  könnte  dann  nur  unsere  Lücke  in  Betracht  kommen.     Allein  hinter 

>r^  *?: /] ,  das  meist  damit  verbun- 

den  erscheint  (vgl.  Urk.  IV  587.  951;  Nav.,  Deirelb.  VI  165),  oder  ein  entspre- 
chender Ausdruck  stehen  bleiben,  denn  man  braucht  in  dieser  Redewendung 
last  immer  mehrere  parallele  Ausdrücke  (vgl.  Urk.  IV  89,  7.  613,  10.  895,  15). 
Unter  diesen  Umständen  würde  für  eine  etwaige  Erwähnung  des  Fürsten  von 
Kadesch  nur  so  wenig  Raum  (etwa  27  cm)  verfügbar  werden,  daß  darin  Worte 
wie  r  shrt  hr  pf  n  KdSw  »um  niederzuwerfen  jenen  Fürsten  von  Kadesch«,  nur 
in  der  abgekürztesten  Schreibung  <=>  ^^ ^g^ /wwva  J|  ^ f^^^  ,  die  der  Orthogra- 
phie unseres  Textes  gar  nicht  entspricht,  gerade  Platz  finden  würden.  Daß 
aber  so  dagestanden  habe,  macht  wohl  auch  das  in  kni  m  njit  unwahrschein- 
lich,   das   dem    parallelen   Ausdruck  [r  dr  tkkw]    t^iw  Kmt  einen    gewissen  Ab- 


')    Zu  der  Form  tkkw  vgl.  Urk.  IV  556.  614. 

^)    Mit  Ermans   freundlicher  Erlaubnis    mir  mitgeteilt  durch    II.  Grapow.     Dasselbe  gilt  von 
allen  anderen  Mitteilungen  aus  dem  Berl.  Wörter!).,  die  weiterhin   noch  zitiert  werden. 


1910.]  KurtSethe:    Neue  Spuren  der  Hyksos  in  Inschriften  der  18.  Dynastie.  77 

Schluß  gab,  und  das  man  dann  docli  liintcr  dem  r  shrt  hr  pf  n  JCds  erwarten 
sollte.  Tatsächlich  ist  denn  wohl  aucli  für  das  Spracligcfiihl  des  Ägypters  eine 
solche  Nennung  der  Person,  von  der  nachher  schlechtweg  als  von  »jenem  elen- 
den Feinde«  die  Rede  ist,  nicht  erforderlich.  Wir  finden  auch  in  andern  Kriegs- 
berichten dieser  Zeit  den  Führer  der  Feinde  schlechtweg  als  »jenen  nubischen 
Nomaden«  (Urk.  IV  7),  als  »jenen  Feind«  (Urk.  IV  9)  bezeichnet,  ohne  daß  von 
ihm  vorher  die  Rede  gewesen  ^väre.  Ja  eine  solche  Anonymität  ist  vielleicht 
beabsichtigt  als  Ausdruck   der  Verachtung  für  den   Feind. 

Es  wird  sich  nun  empfehlen,  ehe  wir  die  folgenden  beiden  Zeilen  1).  10, 
die  von  starken  Lücken  unterbrochen  sind,  betrachten,  uns  dem,  was  darauf 
in  Z.  11   folgt,  zuzuwenden. 

Z.  11  beginnt  augenscheinlich  mit  einem  neuen  Satz,  der  nach  meiner  Le- 
sung so  lautet:  ö 'wwva () R ^ [-[] ^  \^^=^W  •    ^^  bestätigt  sich  also  glänzend,  was 

Maspero  scharfsinnig  vermutete.  Nur  stand  neben  dem  ;  nicht,  wie  er  an- 
nahm, ein  nK  da.  sondern  ein  v\,  von  dem  noch  deutliche  Reste  da  sind. 
nH^;  ist  in  der  Tat  eine  der  18.  Dynastie  eigentümliche  Schreibung  für  das 
von  ihm  ergänzte  h^w  »Zeit«,  »Nähe«  (vgl.  Borchardt,  Baugesch.  des  Amons- 
tempels  43;  Rouge,  Inscr.  hierogl.  177,  2;  Urk.  IV  584).  Von  ^^  ist  jetzt  nur 
'Ä(J  erhalten.    Das  W  steht  direkt  unter  dem  Henkel  des  k:i^  ,  i   i   i  und  so  dicht 

^Pl  daran,  daß  nicht  etwa  oi  noch  ^\^  .  wie  Maspero  dachte,  gestanden  ha- 
ben kann.  Der  Strich,  der  unten  erhalten  ist,  ist  zu  klein  für  die  Ergänzung 
["^11,  die  Maspero  vorschlug;  er  kann  nur  zu  i  i  i  gehört  haben  und  hat  dann 
auch  den  richtigen  Abstand  von  den  mutmaßlichen  Resten  des  V^  darüber.  Wie 
Maspero  bereits  erkannte,   ist  dieses  hiw  kjwj  mit  dem  nachgestellten  Worte  für 


»andere«^   ein  Seitenstück    zu  dem   m  \\  \\  ^x         .    Pap.  Harris  7'),  3, 

'  '-^_Ms. JTi  I  lo ©    I  I  r       ^ 

das  dort  in  der  Schilderung  der  verAvorrenen  Zustände  vor  der  Thronbestei- 
gung des  Necht-seth  im  Sinne  von  »eine  andere  Zeit«  steht.  Nichts  anderes 
bedeutet  denn  auch  unser  äiü  kjicj\  der  ganze  Satz  lautet:  »es  geschah  aber  zu 
einer  anderen  Zeit« ;  zu  dem  unpersönlichen  Gebrauch  von  hpr  »geschehen«, 
vgl.  Verbum  II   §  373. 

Von  diesem  Satze  hängt  nun  ein  anderer  Satz  ab,  der  erzählt,  was  in  die- 
ser  »anderen    Zeit«    geschehen    ist,    und    im    Deutschen    durch    »daß«    an  jenen 

anzuknüpfen    ist.      Er  lautet  nach  meiner  Lesung  ^=^  ^^        [|1\  1\  c^vöY 

,. ^  „    ,,,^,,^  Dl     I     IOol-S%_B%  ©1 

<!,      ^>     "CJ      AAAA/W 

^^^'^^  J?T}T  I  uP  .  Diese  Lesung  unterscheidet  sich  von  der  bisherigen  nur 
in  dem  ersten  Zeichen,  das  Maspero  D  las.  Er  bekam  so  das  alte  Wort  für 
»Menschen«  p%  das  hier  kaum  am  Platze  wäre,  denn  es  wird,  abgesehen  von 
den  alten  Formeln  (wie  p<^t  nht  rhji  nht  u.  a.)  eigentlich  nur  noch  für  den  3Ien- 

^)    Eigentlich  also    »die  Zeit  anderer«. 


tS  Kurt  Sei ue:   Neue  Spuren  der  üyksos  in  Inschriften  der  18.  Dynastie.      [47.  Band. 

sehen  im  Unterschied  zu  den  Tieren  gebraucht  (vgl.  Urk.  IV  fiGG  »Menschen- 
köpfe«« mit  ib.  718,  1).  Ich  sehe  auf  dem  Abklatsch  deutlich  Spuren,  die  auf 
"^^^  weisen,  das  vordere  Knie  und  den  herabhängenden  Schwanz.  Wir  er- 
halten damit  eine  vernünftige  Wortform  iw<^t.  Es  ist  das  die  defektive  Schrei- 
bung eines  Wortes  iw^ß^,  das  noch  zweimal  in  den  Annalen  vorkommt  und 
augenscheinlich    »Besatzung«   o.  ä.  bedeutet ^ 

die  südliche  und  nördliche  Besatzung  desgleichen«,  so  wird  dem  König  am 
Abend  vor  der  Schlacht  von  Megiddo  berichtet,  Urk.  IV  G56. 

^^^^   »die   Beute   (Gefangene),    die    aus  dieser   Stadt  {Wrti)   gebracht   wurde 

als  Besatzung  jenes  Feindes  von  Tunip«:  »der  Fürst  dieser  Stadt  1,  Krieger 
{iii-hr)  829««,  Urk.  IV  68G. 

Die  Asiaten,  welche  in  Ikf  waren,   machten   einen  Anschlag  <=>T  ^^    a 

Sr.  Majestät  aus  der  Stadt  zu  werfen«,  Denkstein  Amenophis'  II.  Lehr.,  Ann. 
du  serv.  IV  IHO,   11/12  (koll.). 

Der  Satz,  der  an  unserer  Stelle  vorliegt,  ist  ein  echter  Nominalsatz,  in 
dem  iW^i  das  Subjekt,  der  präpositionelle  Ausdruck  ?n,  Srhn  »in  Scharuhen« 
das  Prädikat  ist,  der  Relativsatz  ntt  im  »welche  dort«  aber  eine  attributive 
Bestimmung  des  Subjektes  darstellen  muß.  Da  es  sich  um  eine  Erzählung 
handelt,  werden  wir  die  fehlenden  Kopula  durch  die  Vergangenheitsform  wieder- 
zugeben haben :  » es  geschah  aber  zu  einer  andern  Zeit,  daß  die  Besatzung, 
die  dort  war,  in  Scharuhen  war«.  Man  hat  die  Worte  ni  Srhn  bisher  allgemein 
anders  aufgefaßt,  nämlich  als  eine  einfiche  Wiederliolung  des  Wortes  im  in 
dem  Relativsatze:  »die  Besatzung,  welche  dort  war  in  Scharuhen».  Allein  diese 
Auffassung  ist  grammatisch  unmöglich,  da  der  Satz  alsdann  kein  Prädikat  hätte; 
denn  der  folgende  mit  ^£=1  beginnende  Satz  kann  unmöglich  mit  ujc'^t  in  der 
Weise  verbunden  werden,  daß  iw<^t  das  durch  st  wieder  aufgenommene  hervorge- 
hobene Subjekt  dazu  wäre.  Es  handelt  sich  ja  im  vorliegenden  Falle  nicht  um  einen  un- 
abhängigen Aussagesatz,  indem  so  etwas  möglich  wäre,  sondern  um  einen  yon hpr-n 
»es  geschah  «abhängigen  Satz,  in  dem  eine  solche  Hervorhebung  ausgeschlossen  ist. 

Was  bedeutet  nun  aber  der  Zusatz  ntt  im?  Es  ist  klar,  daß  er  eine  nähere 
Bestimmung  zu  iw^^t  gibt,  die  irgendwie  auf  das  Vorhergeliende  Bezug  nehmen 
muß.  Man  könnte  das  nit  im  wie  sein  koptisches  Äquivalent  CT-M.vtes.'Y  als  Um- 
schreibung für   »jene«'   auffassen,  es  würde  dann  in  der  vorhergehenden  Lücke 


')  Eine  solclie  defektive  Schreibung  ist  auch  in  den  Inschriften  der  18.  Dynastie  noch  nichts 
Ungewöhnliclies;  vgl.  nur  die  verschiedenen  Schreibungen  von  icrrjt  »Wagen«  in  den  Annalen 
Urk.  IV  GöTff.,  von  hijt  »Metzelei«  ib.  795,  von  stnjt  »Königtum«,  ib.  591,  10.  593,  5  usw.  — 
^)  Dies  wird  nach   Hrn.  Grapow  auch  durch  das  Material  des  Berl.  Wörterbuches  bestätigt. 


1910.]  Kurt  Sethe:    Neue  Spuren  der  Hyksos  in  Inschriilen  der  18.  Dynastie.  79 

also  von  einer  solchen  Truppe  geredet  gewesen  sein  müssen.  Diese  abge- 
schwächte Bedeutung  von  ntj  im  ist  aber  für  die  alte  Sprache  noch  zu  er- 
weisen. Wo  diese  Wortverbindung  in  den  Annalen  vorkommt,  hat  sie  stets 
noch  ihre  ursprüngliche  Bedeutung  »welcher  dort  ist  (war)«<  mit  Beziehung 
auf  eine  im  vorhergehenden  genannte  Örtlichkeit;  vgl.  »die  Statue  jenes  Fürsten 
{hr  pf),  welche  dort  (im  Hause  des  Fürsten  zu  Megiddo)  war«,  Urk.  IV  667,4 
(vgl.  666,12),  »der  Oberste  der  Truppen,  welcher  dort  (in  Inrtio)  war«,  ib.  691,4. 
So  wird  es  auch  hier  sein,  und  wir  müssen  annehmen,  daß  in  den  Lücken  der 
Zeilen  9.  10  ein  Ort  gennnnt  war,  an  dem  sich  die  /"/ü^Z-Truppe  befunden  hatte, 
ehe  sie    »zu  der  anderen  Zeit«    in  wScharuhen  war. 

Die  einzige  Erwähnung  der  palästinensischen  Stadt  Scharuhen,  die  wir  sonst 
noch  aus  ägyptischen  Texten  kennen,  findet  sich  in  der  Inschrift  des  Admirals 
J<^h-ms  zu  Elkab,  die  unsere  Hauptquelle  für  die  Geschichte  der  Vertreibung 
der  Hyksos  ist.  Sie  erzählt  von  einer  Reihe  aufeinander  folgender  Kämpfe  des 
Königs  Amosis  gegen  die  Mnijw  von  Asien  {Stt),  die  mit  der  Belagerung  der 
Stadt  Awaris  im  östlichen  Delta  beginnen  und  mit  der  P]roberung  von  Scharuhen 
nach  dreijähriger  Belagerung  endigen.  Man  kann  die  Erzählung  nur  so  ver- 
stehen —  und  das  ist  auch  allgemein  geschehen  — ,  daß  die  aus  Awaris  ver- 
triebenen Hyksos  sich  in  der  Stadt  Scharuhen  im  Gebiete  des  Stammes  Simeon, 
also  im  südlichsten  Palästina,  festsetzten  und  dadurch  den  siegreichen  Pharao 
veranlaß ten,  über  die  Grenzen  seines  soeben  erst  befreiten  Landes  hinauszugehen 
und    das  Land   DShj  zu  bekriegen   (Inschrift   des  I<^h-7m  pn-Nhbß,   Urk.  IV  H5). 

Vergleicht  man  nun  diese  Angaben  mit  unserer  Stelle,  so  kann  meines 
Erachtens  kein  Zweifel  sein,  daß  mit  der  Besatzung  in  Scharuhen  die  Hyksos 
gemeint  sein  müssen  und  daß  der  vorher  zu  ergänzende  Ort,  auf  den  das  im 
»dort«  hinweist,  die  Stadt  Awaris,  aus  der  die  Hyksos  durch  König  Amosis 
vertrieben  wurden,  sein  muß.  Wir  haben  demnach  für  die  Zeilen  9.  10  einen 
Text  folgenden  Inhalts  zu  erwarten:  »Zu  einer  Zeit  waren  Semiten  zu  Awaris, 
die  Ägypten  beherrschten«. 

Sehen   wir  uns  nun  an,   was  von  diesen  beiden  Zeilen   erhalten  ist. 

Der  Anfang  von  Z.  9  ist  nach  einer  Stelle  in  der  Sphinxstele  Thutmosis'  IV. 

(Z.  10)  mit  Sicherheit  so  zu  ergänzen:   (11^  _  i  fi  y  i^ — s  ^k.lll''   ^^^  wört- 

lich bedeuten  wird:  »die  Zeitdauer  dieses  war  groß  an  Jahren«".  An  und  für 
sich  würde  man  das  Demonstrativum  nw  in  diesem  Satze  auf  das  Vorhergehende 

beziehen,  wie  das  entsprechende  J.J.  in  der  Formel  §  „  l!j.<=>|  ,  »die 
Zeitdauer   dieses    belief  sich   auf  6  Jahre«    (Urk.  IV  209,  9;  vgl.   ib.  208,   16). 


')    Das  bei  Lepsics  undeutlich  gegebene  -j  j  j    ist  ganz  sicher  da. 

^)  ^S^-  X  w^  i  "^M^  1  '  "^i"^  Zeitdauer,  lang  an  Jahren«  Cairo  20543  (Lange-Schäfer). 
Brit.  Mus.  614  (publ.  Breasted,  Amer.  Journ.  Sem.  lang.  21,  159ff.).  Cairo,  Denkstein  des  Hnw-nj 
(ÄZ.  42,  133). 


80  KurtSethe:    Neue  Spuren  der  Hyksos  in  Inschriften  der   18.  Dynastie.      [47.  Band. 

Dem  widerspricht  jedoch  außer  dem  /'s7,  das  in  den  Tliutmosisannalcn  meist 
die  Erzählung  fortführt,  die  Parallelstello  der  Sphinxstole.  Dort  verheißt  die 
Spliinx    dem  Prinzen    im  Traume    die  Königslierrschal't   und    knüpft    daran  die 

Worte:   l'^^'-'%^\{\l\\^i^(\\^iZ,^  -■'^s  h.äenten  mnä:   »es 

ist  nun  schon  lange  Zeit  an  Jahren,  daß  mein  Gesicht  und  mein  Herz  auf  dich 
gerichtet  sind«,  d.  h.  daß  ich  auf  dich  achte  und  auf  dich  als  meinen  Befreier 
warte.     Das  Demonstrativum  nie  bezieht   sich   hier  also  deutlich  auf  das,   was 

folgt;  der  im  Deutschen  durch  «daß«  einzuleitende  Satz  mit  (1^  liängt  gewisser- 
maßen von  ihm  ab,  wie  das  sonst  mit  relativischen  Sätzen  nach  den  neutrischen 
Demonstrativis  nw,  nn,  n/  so  oft  der  Fall  ist  (vgl.  z.  B.  Urk.  IV  260,  15.  270,  17. 
Eb.  99,  16  mit  Vcrbum  II  §  749  und   789  a.  E.). 

Wie  hier,  so  leitet  der  Ausdruck  '^h'^  nw  ^^  m  rnpwt  auch  an  unserer 
Stelle  einen  Satz  ein,  der  einen  Zustand  von  langer  Dauer  verkündete:  die 
Herrschaft  der  Hyksos  über  Ägypten.  Den  Schluß  dieses  Satzes  wird  das  Wort 
ß 0  h  l f]  bilden,  mit  dem  Z.  10  anlangt.  Dieses  seltene  Wort,  das  augen- 
scheinlich   von    dem    Stamme  °  I  ^v   a    "Schuldig  sein«    abgeleitet    ist",    und 

vielleicht  im  Kopt.  gui-jt  »bedrängen«  erhalten  ist,  bedeutet  in  den  älteren 
Zeiten^  als  transitives  Verbum  anscheinend  »rauben«  (Siut  IV  B".i)  »berauben« 
(Bauer,  Berl.  Pap.  802H,  275  =  3025,  31.  Rec.  de  trav.  16,  56*  nacli  eigener 
Abschrift).  Meist  findet  es  sich  ohne  bestimmtes  Objekt  gebraucht  (»Räu))erei«) 
wie  ein  allgemeiner  Ausdruck  für  Ungesetzlichkeit,  Unrecht,  insbesondere  für 
die  Äußerungen  der  Rechtsunsicherheit    in   unruhigen  Zeiten.     Man  redet  vom 

»Verhindern  der  Räuberei«    Ik^^o ai  ^^^)   ^'"'^^  ^i^^  Heer  bei  inneren 

Unruhen  (Siut  IV  12)   oder  durch  einen  Verwaltungsbeamten  in  Friedenszeiten 


')  Wie  Hr.  Grapow  freundlichst  nach  dem  Berliner  Abklatsch  festgestellt  hat,  steht  wirklich 
so  O  statt  Q  da,  wie  das  ja  auch  sonst  nicht  selten  zu  beobachten  ist.  Vom  O  des  Wortes  ch(w 
unterscheidet  es  sich  aber  deutlich  dadurch,  daß  es  kleiner  ist. 


hwr  und  9  ^^   jß,  Af/  von    ^^^  wr  und  V\    f//    »groß«; 


')  Vgl.  I 

X  '"'""'  l\  °  hsmn  neben   i^^^^^  flo  smn  u.  a.    ö^ vvx     'fe\    htm  »vernichten«  von  ^ ^^  <^-fW  tm. 

A/wwvAvy.o  ■  AA/wsAvy.0  X ■^=3=°: JS?^  Jö^   ■  ^^i:t=°^_M^ 

^)    In  den  Tempelinschriften  der  griechisch-römischen  Zeit  scheint  das  Wort,  das  nun  auch 

ohne  0  geschrieben  wird,  etwas  andere  Bedeutung  zu  haben.    Wenn  den  Priestern  unter  anderen 

Sünden   auch   das  A  Q  (Mar.,  Dend.  I  16a,  4)  oder  ö   A  ^^^^    (v.  Bf.rgm.,  Hier.  Inschr.  (50,  1) 

verboten    wird,    und    es    vom    Nil    heißt,    er    reinige    ( 3  ]e  )    den   Tempel    von  ft  ^^=^    (Mar., 

Dend.  I  466)  oder  ß   \  '^^^  (Dum.,  Temp.  Inschr.  I  78,  14),  so  muß  damit  nach  dem  Determinativ  Q 

und  nacli  dem  Zusammenhange  etwas  Schmutziges  gemeint  sein,  wie  Brugsch  (Wb.  1021,  Suppl. 
787.  881)  mit  Recht  annahm. 

*)    »Man  wird  nicht  mit  meinen  Erben  streiten  mit  (den  Worten):   hcdi-n-f  wj   'er  hat  mich 
Vjeraubt'«. 


1910.]  KiRr  Seihe:    Neue  Spuren  der  Ilyksos  in  Inschriften  der  18,  Dynastie.  81 


(Bauer,  Berl.  Pap.  3023, 193);  a^om  dem,  » der  Räuberei  begehen  will «  (  w^  ibid.); 
von  einem  großen  Herrn,  der  sich  herrenlosen  Gutes  bemächtigt,  »räubernd  in 
der   Einsamkeit«    (,  fi- oi'^^wT   (s      Bauer,    ib.   93);    »ich   schlage   dir   den 

Rebellen,  der  kommt  in  Räuberei«  (Q^^'~|^|'^^  Pierret,  Vocab.  389).  Be- 
sonders bemerkenswert  wegen  ihrer  Ähnlichkeit  mit  unserer  Stelle  sind  die 
folgenden  Worte  aus  der  pessimistischen  Schilderung,  die  der  Lebensmüde  im 

Gespräch    mit   seiner  Seele   von    der  Gegenwart  macht:    i]  ^  X ''Ä'^v  rt'^V 

^  I  ^^37y"-^fc^  1/  _  V^r' '  1 1  ""^^^  räubert;  jedermann  bewältigt  den  anderen« 
(Lebensmüder  112). 

Diese  Bedeutung  »Räuberei«,  »Ungesetzlichkeit«  wird  nun  auch  an  unserer 
Stelle  vorliegen,  wo  das  Wort  augenscheinlich  ebenfalls  ohne  Objekt  gebraucht 
ist  und  wo  es  sich  ja  auch  um  Zustände  ganz  ähnlicher  Art  handeln  muß, 
wie  sie  an  verschiedenen  der  obengenannten  Stellen,  wo  das  Wort  h^^d^  vorkam, 
vorlagen.  Für  die  Ergänzung  der  Lücke  fragt  es  sich  vor  allem,  ob  die  Fremd- 
herrschaft in  ihr  bereits  erwähnt  war  oder  ob  dies  erst  im  folgenden  Satze 
geschah.  Im  letzteren  Falle  würde  in  der  Lücke  nur  von  den  verworrenen 
Zuständen,  in  denen  sicli  Ägypten  vor  der  Hyksosinvasion  befunden  hatte  und 
die  diese  ermöglichten,  die  Rede  gewesen  sein,  und  man  würde  an  eine  Er- 
gänzung wie  (]  V^^"^^  {®^^v  ^•''''-''  »Ägypten  befand  sich  in  Räuberei« 
zu  denken  haben.  Im  andern  Falle,  wenn  nämlich  in  unserem  Satze  schon  die 
Fremdherrschaft  genannt  war,  gibt  es  eine  Menge  von  Möglichkeiten.  Man 
kann  auch  dann  das  Wort  hf^d'  auf  den  Zustand  des  Landes  beziehen  und  ent- 
weder etwas  ergänzen  im  Sinne  von:  »ein  Fremdvolk  (etwa  ^^  wie  Admon.  3,  1) 
war  im  Lande,  als  es  in  Räuberei  war«,  oder  aber,  wie  ich  in  den  Urkunden 
vorschlug,  mit  direkter  Anknüpfung  an  die  vorhergehende  Erwähnung  der 
Feinde  des  Königs  etwa  so:    [        ^wsaaa        1    ^        -^^  ^v     h<^fl^    »sie  beherrschten 

dieses  Land,  als  es  in  Räul)erei  war«.  Die  letztere  Ergänzung  würde  aber  voraus- 
setzen, daß  das  vorhergehende,  so  unbestinmit  klingende  tkkw  t^sw  Kmt  »die  An- 
greifer der  Grenzen  Ägyptens «  mit  dem  ganz  bestimmten  Sinne  » die  gewohnheits- 
mäßigen Angreifer,  d.  i.  die  Semiten«  gebraucht  wäre,  also  etwa  so  wie  oben 
mit  den  wnw  hr  hrjt  »die  in  Schrecken  gewesen  waren«,  die  Ägypter  be- 
zeichnet waren.  Da  dem  Worte  h'^d^,  wie  Avir  sahen,  aber  die  Grundbedeutung 
des  Rauhens  innezuwohnen  scheint,  so  liegt  es  wohl  näher,  es  nicht  auf  den 
Zustand  des  Landes,  sondern  auf  die  Tätigkeit  der  Hyksos  selbst  zu  beziehen. 
3Ian  liätte  dann  zu  ergänzen  etwa  im  Sinne  von:  »Asiaten  beherrschten  dieses 
Land  in  Räuberei«  (oder,  wenn  man  wieder  an  das  vorhergehende  »die  An- 
greifer der  Grenzen«   anknüpfen  will,    »sie  beherrschten«). 

Das  auf  A^A'  folgende  '^\^^y'^'9,<=>-^%%%%  stellt  einen  neuen  Satz 

in  Form  eines  uneigentlichen  Nominalsatzes  mit  hr  und  dem  Infinitiv  vor,  ge- 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.  Band.     1910.  1  I 


82  Kurt  Skthk:    Nene  Spuren  der  llyksos  in   Inscliriften  der   18.  Dynastie.       [47.  Band. 

rade  wie  in  der  oben  zitierten  Stelle  aus  dem  »Gespräch  eines  Lebensmüden 
mit  seiner  Seele«.  Das  Verbum,  das  auf  hr  folgte,  dürfte  sehr  wahrscheinlich 
S^  gewesen  sein,  nach  den  Spuren  zu  schließen,  die  über  dem  \.U]  zu  sehen 
sind  und  die  die  untere  Kontur  eines  Vogelleibes  und  ein  Vogelbein  zu  zeigen 
scheinen.  Die  Lücke  ist  für  ^^S^?  das  sonst  meist  mehr  Raum  einnimmt,  zwar 
ziemlich  knapp,  doch  finden  sich  in  den  Annalen  auch  einzelne  andere  Stellen, 
wo  sie  gleiclifalls  so  eng  geschrieben  erscheint,  so  z.  B.  nimmt  sie  in  Z.  101 
derselben  Inschrift  (Urk.  IV  667)  auch  nicht  mehr  Raum  ein,  wie  hier  da  ist, 
obwohl  dort  im  allgemeinen  die  Schrift  größer  ist  als  in  dem  Teil,  dem  unsere 
Stelle  angehört.  Hinter  dem  <=!:>,  das  auf  das  Verbum  folgt,  sah  ich  auf  dem 
Original  sowohl  wie  auf  dem  Abklatsch  Zeichenspuren,  die  mit  größter  Wahr- 
scheinlichkeit auf  _^  deuten.  Der  Ausdruck  bk  r  hH  »arbeiten«  resp.  »dienen 
vor«  ist  nach  dem  Berl.  Wörterbuche  in  der  Tat  noch  einmal  zu  belegen:  Pap. 
Turin  (ed.  Pl.-R.)  69,  Kol.  1,10,  wo  von  den  Nahrungsmitteln  die  Rede  ist, 
»die  gegeben  wurden  vor  {rri-h>h)  den  ersten  Propheten  zum  Unterhalt  der  Leute« 

^  4/g <— > -=^ ^^^^   „die  vor  ihm  dienten«'.    Unser  Satz  lautete  dem- 

I  o  \\J  ^^  ^±^  ü         o    I 

nach:  »jedermann  diente  (arbeitete,  steuerte)  vor«,  und  das  erinnert  uns  sogleich 
an  eine  Stelle  in  der  Erzählung  vom  Ausbruch  des  Befreiungskrieges.  Dort 
(Sall.  11,2)  heißt  es  von  dem  Hyksoskönig  Apophis,   der  zu  Awaris  residierte: 

diente  das  ganze  Land  mit  seinen  Arbeiten  (Abgaben)«.  So  wird  man  an  unserer 
Stelle  einen  Gedanken  wie  »jedermann  diente  vor  den  Hyksos,  die  in  Awaris 
waren«  annehmen  müssen,  bei  dem  wir  dann  auch  die  durch  das  im  von  Z.  1 1 
geforderte  Erwähnung  von  Awaris  bekommen.     Die  Ergänzung,  die  ich   in  den 

Urkunden  vorschlug:   «=::=>  "^^^  |%  i  Mv  H  1  ^  "^^^  ihren  Fürsten,   die  in 

Awaris  waren«,  würde  die  Lücke  gut  füllen.  Sie  ist  natürlich  nur  möglich, 
wenn  schon  vorher  von  der  Fremdherrschaft  die  Rede  war.  Nimmt  man  das 
nicht  an  oder  erwartet  man  etwa  nach  den  Worten:  »die  Besatzung,  die  dort 
war«,  daß  an  unserer  Stelle  in  Verbindung  mit  Awaris  nicht  die  Fürsten,  sondern 
das  ganze  Volk  der  Hyksos  genannt  gewesen  sei,  so  müßte  man  statt  wrw-in 
I  ^k.  M  '  ^^^^  vielleicht  das  zweideutige    |  [  [  (s.   dazu  unten  Abschnitt  H) 

lesen.  Tatsächlich  liegt  aber  wohl  in  den  Worten  » die  Besatzung,  die  dort  war« 
kein  ernstlicher  Grund  gegen  die  Ergänzung  wrw-in.  Denn  wenn  die  Fürsten  der 
Hyksos  in  Awaris  saßen,  so  liegt  darin  ja  auch,  daß  das  der  Mittelpunkt  ihrer 
Macht  war,  und  es  ist  selbstverständlich,  daß  sie  dort  eine  große  Besatzung 
haben  mußten. 

')  Die  Lesung  r  hH,  die  von  Gardiner  herrührt,  wird  wohl  durch  Kol.  2,  3  bestätigt,  wo 
die  gleiche  Zeichengiuppe  in  klarem  Zusammenhange  vorkommt  (»die  Abgaben,  die  die  Schiffer 
brachten  vor  den  Schreiber  N.  N.«).  Nach  dem  Faksimile  könnte  man  an  unserer  Stelle  auch  an 
<l^>  ^^     ,   r  h(  denken. 


1910.]  Kurt  Skthk:    Neue  Spuren  der  Hyksos  in  Inschriften  der  18.  Dynastie.  83 

Es  bleibt  iiiiii  nur  noch  der  Satz  zu  betrachten,  der  in  Z.  12/13  die  Ein- 
leitung  beschließt  fl^LH^  l^tlllTik^  JL1  l^^^^TT  ^-=^ 
j  £)'^y  .  Das  Wort  ls=3,  mit  dem  dieser  Satz  beginnt,  könnte  an  sich 
die  Partikel  (I  I  g — >  darstellen,  wie  das  Masperos  Meinung  zu  sein  scheint:  sie 
kommt  ohne  |]  geschrieben  in  den  Annalen  in  der  Tat  einigemal  vor  (Ig — > 
Urk.  IV  653,  1().  lo  ib.  (562,  14)  und  auch  sonst  öfters  in  dieser  Zeit;  das  Ge- 
wöhnliche ist  aber  durchaus,  daß  das  (1  ausgeschrieben  wird,  insbesondere  in 
den  Annalen  ist  q  lg — >  4  mal,  (1  l^i^  aber  37  mal  von  mir  gezählt  worden.    Nimmt 

man  das  i  g — >  dennoch  als  die  Partikel,  so  müßte  der  darauf  folgende  präpo- 
sitioneile Ausdruck  »von /rrf  bis  zu  den  Enden  der  Erde«  als  ellijitischer  Aus- 
druck für  die  »Länder  von  Jrd  bis  usw.«  gefaßt  werden,  der  die  Rolle  des 
Subjektes  spielte.  Mit  den  vorhergehenden  historischen  Betrachtungen  über  die 
Vergangenheit  stände  dieser  Satz  dann  ohne  jeden  Zusammenhang,  und  es  wäre 
schwer  zu  begreifen,  welchen  Zweck  jene  Betrachtungen  dann  verfolgen  sollen. 
Aus  diesem  Grunde  wird  man  Bkugschs  Auffassung  vorziehen  müssen,  nach  der 


das    Pronomen   absol.   3.  Pers.  plur.   wäre,    das  in  dieser  Zeit  in  der  Tat 

häufig  so  geschrieben  zu  werden  pllegt  (z.  B.  in  den  Annalen  Urk.  IV  658,  7. 
665,  3.  730,  5;  sonst  ib.  271,  7.  627,  4.  758,  12.  911,  7).  Dieses  st  bezieht  sich 
dann  auf  die  im  vorhergehenden  genannten,  den  Ägyptern  feindlichen  Elemente. 
Es  ist  das  Subjekt  eines  echten  Nominalsatzes,  in  dem  der  präpositionelle  Aus- 
druck   »von  Jrd  bis  zu  den  Enden  der  Erde«    das  Prädikat  bildet.      Das   dann 

folgende  "^"^    Ij         ß'^M  aber  wird  nicht,  wie  Brugsch  dachte,  »außer  {hrw  r) 

denen,    die    gegen   Se.  Majestät   rebellierten«   bedeuten,    in  welchem  Falle  wohl 

zu    erwarten    wäre,    sondern    das      ^      wird   mit   Maspero    als    w^  r 


T^\ 


»im  Begriff  sein  zu«  zu  deuten  sein,  wie  Urk.  IV  650,  2.  651,12.  652,4;  vgl. 
'"~^r\^^^         ^^jC|  Sijä  |l<r:>  1  ib.  138.     Der  Satz  wird  als  Zustandssatz  zu 

dem  Nominalsatz  aufzufassen  sein:  »indem  sie  sich  anschicken,  gegen  Se.  Ma- 
jestät zu  rebellieren«.  Ganz  ähnlich  heißt  es  an  einer  anderen  Stelle  der  An- 
nalen :  » sie  sind  zahlreicher  als  der  Sand  des  Meeres,  indem  sie  sich  anschicken, 
mit  Sr.  Majestät  zu  kämpfen«    (Urk.  IV  710). 

Im  Vergleich  zu  den  vorhergehenden  Sätzen,  die  die  Zustände  früherer 
Zeiten  schilderten,  soll  dieser  Satz  die  Gegenwart  schildern.  Der  Gedanke  ist 
der:  die  Feinde  Ägyptens,  die  früher  lange  Zeit  in  Awaris  herrschten,  dann 
in  Scharuhen  saßen,  sie  stehen  jetzt  von  Jrd  bis  zu  den  »Enden  der  Erde«, 
d.  h.  den  Endpunkten  der  ägyptischen  Herrschaft  in  Naharain  (vgl.  Z.  22, 
Urk.  IV  649,  9)  im  Aufruhr  gegen  den  Ägypterkönig. 

11* 


84  Kurt  Skthe:    Neue  Spuren  der  Hyksos  in  Inschriften  der  18.  Dynastie.      [47.  Band. 

Die  ganze  Einleitung  des  ersten  Feldzugs  'IMiutniosis'  III.  würde  also  etwa 
so  gelautet  liaben:  »Jahr  22  Monat  4  der  Winterjahreszeit  Tag  25.  fSe.  Majestät 
passierte  die  Festung]  'Hrw  auf  dem  ersten  Siegeszuge  [um  zu  vertreiben  die 
Angreifer  der]  Grenzen  Ägyptens  in  Tapferkeit  [und  Sieg,  in  3Iaclit  und  in 
Triumph].  Es  dauerte  aber  eine  [lange]  Zeit  von  Jahren  [daß  die  Asiaten 
Ägypten  beherrschten  in]  Kcäuberei,  jedermann  diente  vor  [ihren  Fürsten,  die 
in  Awaris  waren].  Es  geschah  aber  zu  einer  anderen  Zeit,  daß  die  Besatzung, 
die  dort  war,  in  der  Stadt  Scharuhen  war.  Sie  sind  (jetzt)  von  Jrd  bis  zu 
den  Enden  der  Erde,  indem  sie  sich  anschicken,  sich  zu  empören  gegen  Se. 
Majestät.« 

Sehen  wir  vom  Wortlaut  der  Ergänzungen,  über  den  man  ja  verschiedener 
Meinung  sein  kann,  ganz  ab,  so  lernen  wir  das  eine  aus  unserer  Stelle  wohl 
auf  jeden  Fall,  daß  der  allgemeine  Aufstand  der  Syrer,  den  Thutmosis  III.  am 
Anfang  seiner  endgültigen  Alleinherrschaft  niederzuwerfen  hatte,  mit  den  durch 
Amosis  aus  Awaris  und  Scharuhen  vertriebenen  »Hyksos«  in  Zusammenhang 
gebracht  und  als  Fortsetzung  der  Kämpfe  dieser  Semiten  mit  den  Agj-ptern 
angesehen  wurde.  Die  »Hyksos«  erscheinen  nach  unserem  Text  geradezu  als 
der  integrierende  Bestandteil,  als  die  treibende  Kraft  der  syrischen  Koalition. 
p]s  bestätigt  sich  damit  vollauf  das,  was  Breasted  in  seiner  History  of  Egypt 
(S.  220)  mit  richtigem  Blicke  vermutete. 

3. 

Wenn  nun  die  Schlacht  von  Megiddo  nach  dem,  Avas  wir  hier  gesehen 
haben,  nur  eine  Entscheidungsschlacht  in  dem  großen  Kampfe  gewesen  ist, 
in  dem  das  neue  Reich  der  Amenophis  und  Thutmosis  entstand,  so  gewinnt 
dadurch  auch  ein  Umstand  an  Bedeutung,  der  früher  allgemein  als  belanglos 
angesehen  wurde  und  dem  erst  Breasted  Beachtung  geschenkt  hat,  nämlich 
daß  nach  einer  Version,  die  wir  bei  Joseph us  in  den  Bericht  des  Manethos 
eingeflochten  finden,  Misphragmuthosis,  d.  h.  Thutmosis  III.,  als  Vertreiber  der 
Hyksos  aus  Ägypten  galt.  Es  ist  darin  gewiß,  wie  das  Breasted  schon  richtig 
sah,  eine  Elrinnerung  daran  zu  erkennen,  daß  Thutmosis  III.  es  war,  der  die 
Macht  der  Hyksos   entscheidend  brach. 

Als  den  Besieger  der  Hyksos  bezeichnet  ihn  nun  aber  vielleicht  auch  ein 
weit    älteres  Zeugnis.      Thutmosis  III.  nennt   sich  auf  seinen  Denkmälern  nicht 

selten,  später  sogar  in  seiner  offiziellen  Titulatur:  ö^f  |  f  "~^i  V  "*^^^*  ^^^ 
Länderherrscher,  die  ihn  angegrifien  hatten,  schlug«  (z.  B.  Urk.  IV  559.  599). 
Angesichts  unseres  obigen  Ergebnisses  wird  man  sich  nun  daran  erinnern  dürfen, 
daß    I  »Länderherrscher« '    gerade   der   besondere   Titel   der   Hyksoskönige 


')   Oder  ..Wüstenherrscher«  ;'   Diese  Übersetzung  würde  z.  B.  für  den    j  in  Benihassan 

(Newuerrv,  Benihassan  1,  30)  besser  passen.    Die  Bedeutung  »Länderherrscher«  ist  dagegen  sicher 


1910.]  KrKiSETHK:    Neue  Spuren  der  Hyksos  in  Inschriften  der  18.  Dynastie.  85 


Ägyptens  war,  auf  den  man  gewiß  mit  Recht  den  Namen  Hyksos  zurückgeführt 
hat.  Dieser  Name  soll  nach  Manethos  zwar  das  ganze  Volk  bezeichnet  haben, 
aber  soviel  wie  »Hirtenkönige«  bedeutet  haben  {sy.xXeho  8s  ro  tvixttocv  uvrüJv  e^i/oc 
'Tüo-wt;-  TcvTc  8e  £(Tti  ßoc<nX£i(;  -KoifxsvBc;),  darin  liegt  schon,  daß  er  zunächst  die 
Bezeichnung  der  Herrscher,  nicht  des  Volkes  gewesen  ist.  --So  könnte  man 
den  obengenannten  Ehrennamen  Thutmosis' III.  geradezu  übersetzen:  »der  die 
Hyksos  schlug,  die  ihn  angegriffen  hatten«.  Daß  das  wirklich  so  zu  ver- 
stehen ist,  ist  schon  deshalb  Avahrscheinlich,  weil  die  Fürsten  der  fremden 
Länder  im  neuen  Reich  sonst  allgemein  als  j%  oder  ^=^  wr  »der  Große«  be- 
zeichnet zu  werden  pflegen  (vgl.  z.  B.  die  Puntinschriften,  die  Thutmosisannalen 
und  die  Erzählung  des  Unamun).  Der  Ausdruck  |  hki,  der  im  mittleren  Reiche  — 
der  Zeit,  aus  der  ja  auch  der  Ausdruck  Hyksos  stammte  —  statt  dessen  ge- 
braucht wurde  (z.  B.  in  der  Sinuhe-Geschichte),  wird  im  neuen  Reich  nur  noch 
für  den   ägyptischen  König   gebraucht \     Im  übrigen   findet   er   sich,    außer   in 

Göttertiteln  wie  j^^l  »Herrscher  der  Ewigkeit«  m(1<=>Q:^:^  »Herrscher  des 
Totenreiches«,  f^"^  |  |  |  "Herrscher  der  Neunheit«  (Amun),  nur  noch  eben 
in  dieser  festen  Verbindung  |  |  |  ,  und  zwar  stets  im  Plural.    Wir  haben  diese 

wenigstens  in  der  18.  Dynastie  vermutlich  überall  ebenso  zu  deuten  wie  in 
dem  Ehrennamen  Thutmosis"  III. 

Das  ist  ohne  weiteres  klar,  wenn  Amenophis  IL,  der  Sohn  und  nächste 
Nachfolger  Thutmosis"  IIL,  sich  diesen  selben  Namen   ?^  f  |  |  "~^1^  ^^^ 

einem  Siegesdenkmal  als  EhreAbezeichnung  beilegt  (LD.  III  61).  Auch  er  wird, 
Avie  sein  Vater,  bei  seinen  Kämpfen  in  Syrien  mit  den  »Hyksos«  in  Berührung 
gekommen  sein. 

Besonders  charakteristisch  tritt  uns  der  Ausdruck  hkhc  Jßswt  aber  in  einer 
anderen  Siegesinschrift  desselben  Königs  entgegen.  In  der  Inschrift  von  Amada 
heißt  es,   daß  niemand  den  Bogen  des  Königs  habe  spannen  können  weder  in 

seinem  Heere  noch  unter  Tzi  v^"^  f%  %  w  Q  ?^=>  gyl  r\^'^  »den  Hyksos  und 

den  Fürsten  von  Bfnw«-  {LD.  lll  65  «,  3).  Hier  ist  deutlich  unterschieden  zwischen 
den  hk/w-hlswt  »Hvksos«   und  den  svrischen  Fürsten. 


bei  der  Bezeichnung  der  nubischen  Häuptlinge  im  a.  R.  (Urk.  I  109)  und  bei  dem  Königstitel  des 
Philippos  Arrhidaios  0-^"^  (Leps.,  Königsb.  685  5). 

')    Auch  Ausdrücke  wie     \a\\\     »Herrscher  der  Herrscher«   und    .  /wvw  f  |    |     »die  Sonne 

der  Herrscher«   sind  so  zu  verstehen.     Der  so  benannte  König    ist  darin  nicht   etwa   mit  anderen 
fremden  Königen  seiner  Zeit  verglichen,  sondern  mit  anderen  Königen  Ägyptens.    Es  sind  Parallelen 

^"    \  ^^\         ^^'^'    "^önig  der  Könige«   (passim)  und    \  AAAA^^  1  o (1  (1 1     »das  Gold  der 

Könige«  (Urk.  IV  362). 


86  KiRx  Sethe:    Neue  Spureu  dei'  Uyksos  in  losclu'iften  der  18.  Dynastie.      [47.  Band. 

In  späterer  Zeit  findet  sich  nacli  Ausweis  des  Berl.  Wörterbuchs  der  Aus- 
druck ganz  vereinzelt  noch   einmal    unter  Setlios  I.,  zu  dem  Osiris  sagt:    »Die, 

welche    sich    gegen   dicii    auflehnen,    sind    gefallen  durch   dein   Schwert«, 


T^  [  f  j         ^1   »deine   Majestät   steht  auf  den    Häuptern    der   hk^w-hiswt 

ewiglich«  (3Iar.,  Abyd.  1,  Append.  B,  tabl.  24 C).  Der  Zusammenhang  macht 
es  wahrscheinlich,  daß  hier  der  alte  Ausdruck  in  seiner  ursprünglichen  all- 
gemeinen Bedeutung  »Länderherrscher«  gebraucht  ist,  wenngleich  auch  Sethos  I. 
in  Palästina  gekämpft  hat  und  deshalb  als  Bezwinger  der  »Hyksos«  hätte  be- 
zeichnet werden  können.      Es   wird  hier  ein  Archaismus  vorliegen. 

Wenn  wir  in  den  hkhv-h^swt  der  Siegesinschriften  Thutmosis'  III.  und 
Amcnophis"  II.  nun  wahrscheinlich  den  Namen  der  Hyksos  wiederzuerkennen 
haben,  so  müssen  wir  uns  auch  noch  die  Frage  vorlegen,  ob  dieser  Name  hier 
auch  schon,  Avie  es  Manethos  ausdrücklich  bezeugt,  das  ganze  Volk,  das  sich 
einst  in  Ägypten  eingenistet  hatte,  bezeichnet,  oder  ob  nur  seine  Fürsten  darunter 
zu  verstehen  sind,  wie  es  der  Etymologie  des  Namens  entspräche.  Bei  der 
Stelle  aus  der  hischrift  von  Amada  läßt  sich  wohl  beides  rechtfertigen;  im 
Gegensatz  zu  dem  Heere  des  Königs  könnten  die  hkho-h^swt  und  die  Fürsten 
von  Rtnw  das  Volk  und  die  Fürsten  seiner  syrischen  Gegner  bezeichnen;  an- 
dererseits könnten  mit  hkiw-Jßswt  auch  die  Häuptlinge  der  nomadisierenden 
Hyksos  im  Unterschied  zu  den  altansässigen  Königen  der  syrischen  Städte 
gemeint  sein.  Dagegen  läßt  sich  in  dem  andern  Falle  für  den  Ehrennamen 
Thutmosis'  III.  und  Amenophis'  IL  »der  die  Hyksos  schlug,  die  ilm  angegriffen 
hatten«,    wohl  mit  Wahrscheinlichkeit  annehmen,   daß  hier  wirklich  das  Volk, 

nicht  nur  die  Häuptlinge  gemeint  waren.    Denn  das  Wort  ß^  wird,  soweit  ich 

sehen  kann,  nur  sehr  selten  von  den  Fürsten  der  Fremdländer  gebraucht  (z.  B. 
einmal  im  Hypostyl  von  Karnak  unter  Ramses  II.),  dagegen  ist  es  sehr  ge- 
wöhnlicli  von  Ländern  und  Völkern;  in  den  Königsnamen,  die  Lepsius'  Königs- 
buch verzeichnet,  findet  es  sich  nur  in  dieser  letzteren  Weise  angewendet  (Nr.  3 89. 
349?;.  373.  474.  567). 


1910.]  Alan  H.  Gardinkk:  The  toinb  of  Amenemhet,  higli-priest  of  Amon,  87 


The  tomb  of  Amenemhet,  high-priest  of  Amon. 

By  Alan  H.  Gardiner. 

Mit  1  Tafel  und  1  Abbildung. 


i  he  tomb  here  to  be  described,  no.  97  of  the  new  numbering,  is  situated 
just  above,  but  a  little  fartlier  north  than,  the  tomb  of  Rekhmere  in  the  hill 
of  Sheikh  Abd  el  Gurneh.  Previously  to  the  expropriation  of  its  fellah  tenants 
in  1907,  no  Elgyptologist  appears  to  have  visited  the  tomb;  and  that  the  little 
which  still  remains  of  it  has  been  rescued  for  the  science  is  due  to  the  gene- 
rosity  of  Prince  Djemil  Pasha  Toussoun  and  to  the  vigilant  energy  of  Mr. 
A.  E.  P.  Weigall,  Inspector-General  of  the  Department  of  Antiquities  for  Upper 
Egypt.  The  state  of  preservation  is  deplorable:  with  the  exception  of  the 
northern  end  of  the  inner  Chamber,  all  the  walls  were  once  adorned  with  painted 
seenes;  now  but  a  few  scanty  traces  remain,  sufficient  to  show  that  the  workman- 
ship  was  not  of  the  worst.  The  outer  Chamber  and  the  passage  are  begrimed 
with  soot  and  dirt,  which  made  the  copying  of  the  fragments  of  inscriptions 
neither  easy  nor  pleasant. 

The    owner   of  the    tomb,    the     ]yU/w^^(l         l]  1>^         '    ^^^^  long  been 

known  from  the  dainty  grotto  which  he  caused  to  be  adorned  for  himself  at 
Western  Silsilis  (Champ.,  Mon.  108,  5;  L.,D.  TextlY  92;  Fror.  S.B.A.  12,  101),  as 
Avell  as  from  a  funereal  cone  (Petrie,  Season '2ii,  101)\  Unfortunately  there 
is  a  doubt  as  to  the  exact  period  at  which  our  high-priest  lived,  the  cartouche 
in  the  long  text  of  his  Theban  tomb  being  tantalizingly  destroyed  just  at  the 
critical  point.  As  will  be  learnt  from  his  biographical  inscription,  he  was  well- 
advanced  in  years  when  he  attained  the  highest  office  in  the  hierarchy  of  Thebes, 
and  had  seen  at  least  one  change  of  rulers,  The  small  size  of  Amenemhet's 
tomb  in  comparison  with  those  of  Menkheperre-sonb  and  Mery  is  possibly  to 
be  accounted  for  by  the  short  term  of  years  during  which  he  enjoyed  the  dignity 
of  high-priest  of  Amon.  From  the  style  of  his  tomb,  no  less  than  from  that 
of  his  cenotaph  at  Silsilis,  it  may  be  guessed  that  he  died  neither  earlier  than 
the  reign  of  Amenhotep  11  nor  later  than  that  of  Thutmose  IV "^;  an  absolute 
terminns  ante  quem  is  afforded  by  the  consequent  erasure  of  the  name  of  Amon. 

In  figure  1  a  plan  of  the  tomb  is  given,  based  on  my  own  rough  measure- 
ments.  The  letters  refer  to  the  remains  of  seenes  or  inscriptions  to  be  men- 
tioned  below. 


')  These  references  are  taken  from  Wreszinski,  Die  Hohenpriester  des  Amon,  §  23.  — 
^)  Petrie,  History  II  163  assigns  the  monument  at  Silsilis  to  the  age  of  Amenhotep  II,  probably 
on  the  authority  of  Prof.  Newberry. 


88 


Alan  H.  Gardiner:  The  tomb  of  Amenemhet,  high-priest  of  Amon. 


[47.  Band. 


Front  Chambek.  A.  East  wall.  Traces  ol'  the  ui)per  register  are  preserved, 
a  procession  of  meu  carrying  tlowers  and  ofterings   <— . 

B.  North  wall.  Fragments  of  a  large  stele,  rounded  at  top  ?ind  painted 
with  rough  hieroglyphs.  Of  the  fourteen  lines  in  which  a  sign  is  here  or  there 
visible,    tlie    first    and    second    alone    preserve    consecutive    phrases.      In    1.    1 , 


ii  1 1 


D     D      D     D 


;]    CT 


AMENEI1HET(N0.97) 


mtlJTtb. 


J  L 


cjctaV-^^      I  ^0-<2=>r 


1  I 

Figure  1.     Plan  of  the  tomb. 

p p  » [A  Aifp  c?/  8tn  to  Re  Hor-akhti, 


when  he  sends  forth]   rays    in    the  eyes   of  the   iiniverse,    his  Standard'  being 


')  In  the  Pyramidtexts  (539.  540.  800.  1036)  idsd  apjjears  to  be,  not  the  entire  Standard,  but 
the  bolster-like  protuberance  often  seen  in  front  of  the  same  (see  Sethe  in  Garstang,  Mahasna  and 
Bei  Khallaf,  j).  19).  Later  the  word  seems  to  have  acquired  a  more  general  significance,  cf. 
^_     _^e,t^ct^^  ^-^i^^^^^^^^^-j  I       j^^_j    ^^  ^   Standard,    higher  than  the  gods«   Siut  1   232;  Osiris 

»established  upon    the  Standard«    Thebes,    tomb   of  Nb-wnnf;  see  too    below, 


ceiling  inscriptions  of  passage. 


Tafel  I 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.Band. 


Verlag:  J.  C.  Hinrichs,  Leipidg. 


I 


1910.]  Alan  II.  Gardinkr:  The  tomb  of  Ameneinliet,  liigh-priest  of  Amon.  89 

on  the  eastern  side;  pacifying  the  two  lands,  whoii  he  goes  to  rest  from  life, 
his   Standard  being    on    the    western    [side]:    and    to    Osiris,    prince    of*  eternity 

■  '"•••^•1 IlMlkMk.^TlMle^'lk 

%■■■■%■  . 

In  the  left-hand   top   corner   of  the    same  wall,   between    the   ceiling   and 
the  rounded  top  of  the  stele,  Anubis  is  depicted  ->-  as  dog  npon  his  shrine; 

above  him  the  following  words  'lULiljS^i^vl'fflinl— IJf ]'Ck 
_^[.=H^*(j  "  @*o oi— af^M"^'^    I    -Said   bv  [Anubisl-in-the   Shrine 

[to  the  high-priest]  Amenemhet:  behold  the  Disk  at  carly  dawn,  when  his  rays 
shine'   upon  thy  face«. 

C.    West  wall.      In    the   North    corner   are   the   remains    of  the    descriptive 
text  to  a  destroyed  scene  ^'^'^p P^^^^^^P p2^^^^=^=^  ^-=- 


|3X^  ~><^c..op p 


D.  O^er  the  door  to  passage,  with  incised  hieroglyphs;  only  the  upper  parts 
of  the  left-hand  half  are  remaining.  From  left  to  right:  (a)  falcon  on  Standard 
— V,   as  emblem  of  the  West:   (b)  beginnings  of  two  vertical  lines,   reading  from 

the  goddess  of  the  West,  whose  cnfolding  {ink)  arms  protoct  the  person  of  the 
deceased:   (c)  the  symbols  ^!^,  in  the  opposite  direction;  (d)  two  vertical  lines, 

reading  right  to  left  't^^gf',  ^^^' j-^fflinip|.  ol>-«-ly  *" 
explanatory  text  to  a  picture  of  Anubis  below,  now  lost;  (e),  facing  (d),  from 
left  to  right,   the  descriptive  words  bclonging  to  a  lost  figure  of  Amenemhet  <-, 

'ZX=5[TfP^kCi]'l^9l n I- 

E.  West  wall,  S  of  door.  Destroyed  scene  of  inspection  (//i//);  the  accom- 
panying  text  too  fragmentary  to  be  worth  copying. 

F.  East  wall^  S  of  entrance.  Tops  of  lines  of  a  religious  text  in  favour 
of  the     Iv»    'IinnmhH. 


Passage.  G.  A  small  fragment  of  the  top  register  is  preserA^ed,  showing 
men  —>-  carrying  three  /^  loin-cloths  on  a  plank  that  is  laid  across  their 
Shoulders.  The  S  wall  therefore  liad  representations  of  funeral  procession,  rites 
of  burial,   etc. 

Above  this  picture,  but  below  the  //Ar-ornament,  a  portion  of  the  strip 
of  inscription,  blue  hieroglyphs  on  a  red  background.  that  ran  the  whole  length 
of  the  wall  ->:   1 i~5    8    L.  ^  ?  f  ?  ™  0(1 1  "^  I p- 

')    Read  ch(h  stw-tf;  the  same  formula  below  in  the  northern  ceiling  inscription  of  the  passage. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.  Band.     1910.  12 


90  Alan  H.  Gahdi.nkh:  The  tomb  of  Ainenemliet,  liigli-priest  of  Ainon.  [47.  Band. 


II.    North  wall.      \    sccjic    froiii    tlic    toj)    rciiistcr    Iims   bccn    pirsorvcd;    tlic 
niuniiiiy    crcct  ->.    witli    ,'i    priest    ioUowed  l)y   a    lector   Inciiin'  it  ;    thc  inscriptiüii 


reads  ^^ ^  i  ^ J  rü  jj  [-^^  ^  J  () 


— ^IPo^iJ 


Ol"  tlic  l)and  of  inscriptioii  <—  i-uiiiiiii^'  hciicatli  {\hi  Hkr  there  is  prcserved:  — 


ifeiZA<ii'=>-«-p|^^[e]i«^ 


(^  i 


i 


r^„^ ^« l)eli()ld    VC    this    excelleiit 

iiol)lc thc  Ibnns  of lay  yc  yoiir  spclls",  tie  (ye) « 

Ceiling  in.s(  rii'tions  Ol    PASSA(iE.     TJic  cciliiig-  was  divided  lengthwise  iiito 
two  scctions  by  a  central  band  oi'  inscription,    of  wliich   all    that   remains    is: 

I liiAii2ll^l'-'«^^^p|':5'i£[s]| I-  '^'- ■- ■■ 

section  has  as  its  pattern  a  network  of  cylindrical  blue  beads  on  a  red  backgrouiid; 
the  soutlicrn  section  is  ornamented  witli  zigzag  lines.  alternately  red,  green  and 
bluc.  'Die  bands  of  inscription  bordering  tlie  ceiling  arc  coniparativcly  well  prcserved. 


North  band  <-:  0  large  gap  ^    XO  ö 


L-ß 


1    ^       -2  i<^ 

.[7^1  äS^  I 


y^fll^or 


p^^ 


|7o..8squa..es|f^jD(iq-pJ^ 


IllJj^lllX 


ftft/VWA    AA/VVV\ 


C^       I 


^ 


o  D 


-Ä^ 


'^npö  <^=^ 


AAAAAA    A^AAAA  < ^ 

AAAA^A     AAAAA^  A~VNAA 


UI'T'J 


J 


A^y^AftA    AAftA/VA 


]p"^i-^'-^-^— insvo'ii^ 


AAAAAA  I  I     AJVAAAA  ~   i 


AA«AA^  J    _Cr^  Ci  I  r      i    — fl  w  <C >      I    V   AAAAAA  I  ^     L  V  V        TT      A^AAA^         I  1    AV\AAA  ""^  Ci)     U 

c?/"  .s/ti  to  Osiris lord  of  etcrnjity,   niay  lic   allow  tlie  sonl  to  go  fortli 

at  thc   sound   of  thc  call,   Avithont  its  being  hindered  froni  coniing  in  or  going 

forth, frcsh   plants   which   the  Nile  brings   to  thc  ka  of  the  exccllcnt 

Spirit,  eqnipped  Avith  all  that  lic  reqviires,  the  chief  divine  father  of  Amon, 
Amenemhct,  the  justified.  Behold"  thou  thc  sun  at  carly  [dawn,  when  his 
rays  sliine]  npon  thy  face;  bchold  thon  his  setting  at  eventidc,  being  onc  of 
his  followers;  niaycst  thon  drink  thc  frcsh  water  froni  the  sAvirl  (of  thc  river); 
mayest    thou   alight   as    a   sww-goose [thou    chief  divine    father   of] 


')  Ymra  has  been  intentionally  erased.  —  ^)  Wd  sf,  cf.  Zauber spr.  f.  Mutter  u.  Kind,  Rs.  2,  3; 
Mar.,  Abi/d.  I  50a,  14 — 15;  Rochem.,  Ed/oul  488.  —  ')  Intentional  erasures.  —  *)  Either  so  or 
I  I;  Upper  part  destroyed.  —  ')  This  formula,  as  far  as  »followers«,  occurs  word  for  word  in 
the  ceiliny-inscriptioDS  of  the  toinbs  of  ^U-mt-sbs  and   Hpw-snb. 


1910. 


Alan  H.  Gardinkr:  The  tomb  of  Amenemhet.   higli-priest  of  Ainon. 


91 


Amon.  Anioiioinhot.  justidcd  Ix'lorc  tlic  urcnl  ^od.  bcoottcii  of  tlic  wortliy, 
tlie  weh-in-'wst .  [o\cvsccv  o(*  tlio  sniidnl-iuMkcrs  ol'  tlic  hoiisc  of  Aiiiou'.  Tliut]- 
liotop.  justified«. 

[}^m iD2:ii!fjj 


South  band 


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I        □ 


tniäjt! 


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01^  I  8— 10  Squares! 


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ci    I  5 
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£^  III 


,  ,  ,nfl"5^ 


[''77/p  ^^'  s/w  to  Re w]icu  lic  ariscs  (?), 


I  1  A/>AV\A  £!^|      LI 

his  Standard  upon  tlie]  eastcni  sido.  pacifying  thc  two  lauds.  wlicn  lie  gocs 
to  rest  i'roui  lifo.  Ins  Standard  [upon  thc  western  side;  and  to  Osiris,  prince 
of  eternity],  that  lie  may  give  prosperity  and  power  to  tliis  Ins  servant  tlie 
divine  fatlier,  loved  of  the  god,  tlie  hrp  nsÜ  before  the  eyes  of  tlie  king*. 
opening  the  two  lands  of  Ilorus-in-his-Palace,  the  chancellor  of  the  king  of 
Lower  J^gypt,  the  high  priest  [ofj  Amon,  Amenemhet,  the  justified.  Ile  says: 
I  exerted  my  authority  in  thc  good    things  that  were  commandcd  unto  nie;   I 

made  no  mistake   wlien  I  did Amenemhet,  justified  before  Osiris,   [be- 

gotten  of  the  worthy,  the  Züe6-priest,  oversecr  of  the  sandal-makers  of  the 
liouse  of  Amon.   Thutjhotep«. 

Inner  Chamber.      Of  the    inscriptions    on  the  four   pillars    hardly  anything 
remains.     Only  on  the  W  side  of  the  southernmost  pillar  is  enough  preserved 


')  Restored  from  ceiling  inscription  of  inner  Chamber.  —  ^)  There  seems  to  be  just  room 
for  this  restoration,  which  is  taken  from  the  stele  in  the  front  Chamber  (see  above).  —  ^)  Inten- 
tional  erasures. 

*)  The  priestly  title  hrp  nstt  is  in  early  times  confined  to  a  group  of  contiguous  nomes  in 
Middle  Egypt  (the  Hermopolite,    cf.  Sheilch  Said  30;  Bersheh  I  16;  II  13.  17;  Hatnuh,  nos.  7  and  8 


and   Urkunden!  96;  the  nome  of 


MF 


cf.  Der  el  Gebrawi  I  3    and    the    prLnce   Ssmnfr  who  was 


buried  at  Gizeh  [but  all  of  whose  titles  recnr  at  Der  el  Gebrawi^  LZ).  II  81;  the  Oryx  nome,  cf. 
Benihasan  I  7).  Hovv  the  princes  of  the  two  latter  nomes  cauie,  in  a  few  isolated  instances,  to 
bear  the  title,  is  uncertain;  but  the  evidence  on  the  whole  confirms  the  Greek  tiadition  that  hrp 
nstt  is  the  specific  name  of  the  high  priest  of  Hermopolis  (Br.  Dict.  Geogr.  1361).  In  later 
times  the  title  obtains  an  extension  which  was  certainly  not  original.  Here  we  find  it  borne  by 
a  high  priest  of  Amon.     A  certain  Nfr-shrw,  who  lived  in  the  reign  of  Amenothes  III.  and  whose 

r\' HU    \\'~'  "-""P  nstt  aX  the  first  Jubilee  festival«.    In  the 


tomb  is  at  Thebes,  bore  the  title 


reign  of  Rameses  II  we  even  read  of  the  ^  t\'%,'%.  'k''P  '^^^^  priests  of  the  North  and  South« 
{Rec.  de  Trav.  14,  31,  Luxor).  In  late  times  the  office  belongs  to  persons  who  had  apparently 
no  connection  with  the  Hermopolite  nome,  e.  g.    Vatican  92;  Mission  V  615  (Montemhet). 

12* 


92                       Alan  H.  Gaudinkr:  The  toinb  uf  Ameneinhet,  high-priest  of  Amon.          [47.  Band, 
to  merit  copying  (.1  on  plan).    The  text  is  in  vertical  lines  <-  :     0 


di^^5 


i 

i<==>^^1    U    ^.%^.^.^.0.%   <::^  liiL=^l  <:=>  ^AAAAA  =  I   I  <cz^Jri    i    i  I  i  11  I  ^J 


I f^^iL-im rv-Li r,°i---- 

I 

On  the  east  side  of  the  south  wall  is  the  biographical  stele  of  which  the 
remains  are  reproduced  on  Plate  1 .  Between  the  top  line  and  the  slightly  vaulted 
roof  are  depicted  two  snakes,  facing  one  another  and  coloured  red.  The  text 
may  once  have  comprised  some  thirty  lines.  It  is  painted  in  carelessly-executed 
blue  hieroglyphs  between  thick  red  lines.  A  few  of  the  signs,  e.  y.  ^  and 
^^'^^j  have  cursive  forms.  My  copy  is  no  facsimile,  but  is  intended  to  give  an 
aecurate  idea  of  the  shapes  of  a  few  of  the  rarer  hieroglyphs,  as  well  as  of 
the  size  of  the  lacunae. 

Translatiori^ . 

(1)  Beginning  of  the  Teaching  made  by  the  hereditary  prince,  the  divine 
father  beloved  of  the  god,  over  the  secrets  in  [Ipt-esut]*"',  chief  of  the  entire 
land,  [mouth]  causing  contentment  in  the  temples^''',  who  enters  into  the  sky 
and  sees  what  is  in  it,  knowing  [the  whole  manner  of  the  netherworld(?)]*''\ 
(2)  overseer  of  the  houses  of  gold,  overseer  of  the  treasuries,  rpf^tt  of  the 
shrine(?)  of  Geb^''*,  overseer  of  the  priests  of  Upper  and  Lower  Egypt,  first 
father*"^  of  Amon,  Amenemhet. 

He  spoke  (thus),  as  teaching  to  his  children:  of  a  sooth  I  speak,  and  I  cause 
you  to  know  all  that  happened  with  me,  since  [my]  first  (3)  [day(?)]^'^\  since 
1  came  forth  from  the  loins*^^  of  my  mother.  I  was  a  ?r^/>priest,  staff-of-old- 
age*''^  by  his  father's  side  while  yet  he  was  upon  earth.  I  went  in  and  out  at 
his  command,  nor  did  1  transgress  the  utterance  of  his  mouth.  (4)  I  did  not 
diminisli  that  wherewith  he  charged  me''^  I  did  not  neglect  the  [orders  that 
he  placed]  before  me.  I  did  not  pierce  him  with  many  glances^\  but  my  face 
was  downwards*''^  when  he  spoke  to  me.  I  made  not  (5)  bold  to  do  that  where- 
of  he  was  unaware.  I  knew"'  not  the  handmaid  of  his  house;  I  lay  not  with*""' 
his  serving-maid.  I  did  not  curse  his  butler;  neither  did  I  enter  in  before  him 
by  force.  (Wherefore)  he  praised  me  (6),  he  found  in  me  no  fault,  but  I  had 
favour  in  his  sight  until  [came  the  day  of  his  death]*"^ 

I  reached  the  age  of  fifty-four  years,  being  a  ?ü(?&-priest  of  the  sandals(?) 
of  the  god^"*,  overseer  of  the  kitchen '''\  Superintendent  of  his  domestics,  skilled 


')    Intentioiial  erasure.  —  '^)  The  letters  following  words  reler  to  notes  in  the  conunentary. 


1910.]  Alan  H.  Gardiner:  The  toiiib  of  Amenemhet,  liigli-priest  of  Ainon.  93 

(7)  in  my  duties^''^  Whenever  there  came  a  time(?)^'"^  for  my  selection  (?),  I  went 
in  to  perforin  my  service^'^  and  my  eyes  were  closed''*  in  the  place  of  privacy. 
I  was  respected,  and   the  [favour{??)]  of  the  lord   of  the    two   lands  advanced 

(8)  my  [name(?)];  I  was  [esteemed(?)]*"^  in  the  heart  of  the  Sovereign.  And 
I  was  initiated  to  hear  what  the  iüe6-priests  hear,  [the  recommendation  (??)]  of 

my  father  protecting  me (9)  I  closed  my  mouth*'> 

when ,  [I  was  secretive  in  that  which  (?)]^"^  my 

eyes  [saw],   I  did  not  divulge^''^  the  image  of  the  [divine ]  (10) 

which  I  knew,  I  did  not  sprinkle [I  did  not  keep  com-  ^ 

pany]  with  the  turbulent  (?),  I  did  not  associate  with  the  man  of  evil  (11)  char- 
racter,  I  did  not  consort  with 

[Now  when  the  king '^^  had  accomplished]  the  duration  of  many 

years,  whom   [Amon]  himself*''*  had  established  (12)  on  the  throne  of  Horus  of 

the  living [he  promoted]  me*^^^  to 

be  divine  father,  first  Superintendent  in  (13)  [lpt-esut(?)]^''''^;  I  entered  into  the 

sanctuary^*""^ its  form  not  being  recognized  (14)  by  the  fathers 

of  former  times the  great  name^'"'^'  (15)  of  the  lord  of  the 

two  lands.     I  became The  king  [again  showed]  (IG) 

to  me  [his  favour]^^*' {many  Unes  lost). 


Commentary. 

(a)  Probably  to  be  restored  "^r^^.  (1  jj  <^  '  ^^  epithet  that  is  given  to 
the  high-priest  \\\\\  in  his  tomb'.  However  the  plural  strokes  are  not  quite 
certain  in  the  original. 

(b)  Read  ^f<=-lÄ["j"]flÄ^p7^^^  |. 

(c)  Elsewhere  in  the  tomb  (see  below  under  0)  we  find  the  titles  ~^»[<rr>l 
^        ' ^  KJ^    1     x^   -    '  -^        ^1 — ^-    We  must  restore  here  accordingly. 

(d)  The    Strange   title     D   ^Tr— i^'"'^^^  Jm    ^^  clearly  connected  in  some 

manner  with  the  epithet     D     ]  ]  j  often  assigned  to  Geb.     How  the  word    ?   ' 
is  to  be  read  I  do  not  know;  but  it  seems  probable  that  the  title  is  identical 

')  Having  copied  the  inscriptions  of  this  tomb  during  the  past  winter,  I  take  this  oppor- 
tunity  of  adding  the  foUowing  information  to  that  given  by  Wreszinski,  Die  Hohenpriester  des  Amon, 
§  4.     The  new  number  of  the  tomb  is  95,    and  in  it  M.  is  represented  making  ofFerings  to  Ame- 

nothes  II.    His  father  was  the     j  y  WA^AAAA'^^jp—      j! '^  ^ S]       '  ^"^  ^^^  himself  has  the  alternative 

name  (once  only)   Y-\\\\  ^\    fj  — ,^< —    ■    To  the  bibliography  of  the  tomb  add  Schiaparelli,  Libro  dei 
Funerali  II  pp.  295 — 96.     N.  de  G.  Davies  points  out  to  me  that  tomb  no.  45  belonged  originally 

to   the  1  (i')v  ^1 '«^'■»^^     yuAAAAAAn  ■'^ 


94  Alan  H.  Gardinkr:  The  toinb  of  Amenemhet,  high-priest  of  Amon.  [47.  Band. 


with  tlie  curious     D 

ß 


'^^\\J\  Benihasanl  35;  Berlin,  sfrk  nf  Ikhernof- 
ret,  secing  tliat  we  find  as  variants  for  tlie  lattor  in  tlie  18th  Dynasty  D  <=r> 
T     |aaaa/^a^\  J  C/r^w//^^;^  IV  404.   and     d   <=>%(        ^^1 '  '^hehes^  tomh  of  Kn-tmn. 

(e)  The  title  |  _^aaa/wv|1  is  very  rare,  occurring  apparently  nowhere  eise 
except  among-  the  titles  o^ Hepu-sonh  {Urkunden  \Y  488),  and  on  a  soaral),  in  Cairo, 
of  tlie    I^AAAwj]         V  p-^3^  (see  Legrain,  Annales  du  Service  8.  55);   botli  there  and 

here,  be  it  carefully  observed,  it  is  a  synonym  of  iIJuw^^aaII  .  In  just  the  same 
way  the  title    |o   '^aa^a^II  is  confined  to  the  monuments  of  □  Vs^^  i  '  ^^'^ose 

rank  is  inore  usually  given  as    |y'    aaaaaa(1  [Urkunden  IV  527).    It  is  wellknown 

that  the  priests  are  often  roughly  classified  in  the  N.  K.  as  IVH  jO  ^fyM, 
and  it  is  also  known  that  the  cursus  honorum  to  the  high-priestship  lay  through 
the  grades  of  /j  and  |(1  ^  {e.  g.  statue  of  Bekenkhons,  and  so  too  here, 
11.3.  6.  12).  It  seoms  probable  from  tho  alternative  titles  above-quoted  that 
the  lyvy  (in.  the  narrower  sense  of  the  torm)  did  not  form  a  special  class  with 
functions  differcnt  from  those  of  the  «divinc  fathers«,  but  that  the  designation 
|i]  was  reserved  for  the  higher  membcrs  (Ist,  2nd,  Hrd  and  4th  priests)  of  the 
priestly  College  composcd  of  the  »divine  fathers«.  This  view  is  confirmed  by 
the  biography  of  Bekenkhons,  who  passcd  directly  from  the  grade  of    j(l         to 

that  of  3rd  priest  of  Amon;  and  further  by  the  procession  of  priests  in  the 
tomb  of  'li-mi-sbi  (Champ.,  Not.  descr.  I,  565.  861),  in  which  priests  nos.  1 — 8  are 
all  |(],  these  being  then  followed  successivcly  by  the  4th,  the  3rd,  the  2nd, 
and  the   Ist  priests. 

(f)  Read  ^^[^]V- 

(g)  The  phrase  prt  m  w'^rti  seems  to  be  unique ;  the  best  Illustration  I  can 
find  is  ^  J^]r|^^— ^^^l^^^''^—   Toth.  M.K.  24  (=  Miss.  I  158). 

(h)  For  the  sense  of  the  expression  rndw  n  i^w,  see  GRnFixii,  Kahun  Pa- 
pyri p.  30   and  my  remarks  Rec.  de  Trac.   28,  172. 

(i)  Read  JH,  ^  "^^^  ^;  ^/  is  often  followed  by  /jr.  —  What  follows 

should  probably  be  read  -^^^"f^f  ^"f  ||^^^|]  ^^^  5  the  lacuna 
is  too  big  for  rdyt,  and  wddt  in  hr-i  which  is  suggested  by  the  trace  of  a  possible 
<=^>,  has  been  found  already  in  this  tomb  in  the  S.  ceiling  inscription  of  the 
passage.  Mikhi  »to  disregard«,  »turn  the  back  upon«  (denominative  verb  from 
mikhi  »back  of  the  head«)  is  usually  construed  with  a  direct  object  {e. g.  ^teU 
Tutankhamon  8;  Leiden  Y  \  :  R.,  J.H.  24,  6;  Anast.  I  2,  7);  the  construction  with 

T  occurs  once  aeain  .^-J^lx  '^TP<Sö''y]}T^'?  ^  3    Urkunden  IV   363. 


occurs  once  agam  -^J;^^__^  ^  ®  fl  |  ®  | 


1910.)  Alan  H.  Gardiner:  The  tomb  of  Amenemhet,  high-priest  of  Amon.  95 


passage  dealing  with   the  deportment  to  be  observed  at  the  table  of  a  rieh  host. 

,k,  FC-  ir.l  ,n  kr,  (sie,,  ef  ^ -^Mk^^-^lT^t '^' 
»every  man  hangs  his  Iiead  before  (lit.  towards ')  his  brothers«  Lebensmüde 
119 — 120;  "^    '  ^'^^  v\     ^    \>m  »your  faces  are  downcast«  Toth.  ed.  Nav.  64,  17. 

(1)  Rh  in  a  sexual  sense,  the  Hebrew  TT^,  may  possibly  be  compared  with 
^   (=^i)  ^    Pap.  Kahun  B,  H2-.    —  Read  ^ -■  ' . 

(m)   X  sd^m-i  mc  ich^yt-f,  (it   \\i  ^^^(^1  »he  fertilizes  the 

land,  and  it  conceives  for  him«  Mar.,  Dend.  I  35.  For  the  simplex  d^m  see  an 
example  from  Edfu,  von  Bergmann,  H.I.  57,4,  qiioted  Br.,  Wb.  Suppl.  1392; 
Brugsch  is  doubtless  right  in  connecting  these  words  with  l"^^^.  %^  »gene- 
ration«   -äwm. 

(n)  The  sense  is  clear,  but  I  am  at  a  loss  to  restore  the  missing  words. 
What  we  expect  is  <=>ü  aj         ^  i  r^  ^^"  something  similar,    but    the   t  in 

tnf  im  makes  it  probable  that  the  relative  clause  had  a  feminine  ante- 

cedent,  perhaps  )-t  or  rnp-t. 

(o)  For  the  » iü(?6-priest  of  the  sandals  of  the  god«  I  have  no  parallel,  nor 
is  the  sense  of  the  phrase  at  all  clear.  Still  there  seems  to  be  some  connection 
with  the  title  of  Amenemhet's  father  »overseer  of  the  sandal-makers  of  the 
house  of  Amon«. 

(p)  Erman  has  rightly  explained  !r  rjj^  to  mean  »the  Superintendent  of 
the  kitchen«  {Ägypten  p.  264);  the  colourless  word  s-t  may  here  well  be  an 
abbreviation,  cf.  the  title  !r  ]|f|]|^ni  i^^  ^^^^  O.K.  In  the  tombs  of  Benihasan 
the  imy-ri  st  assists  in  the  slaughtering  of  buUs  {Benihasan  I  17.  18.  35)  or  brings 
offerings  {ibid.  19,  so  too  Nav.,  Deir  el  Bahari  109).     For  this  rank  in  the  temples 

cf  'i  r^^/wwvx'--^r|  jj  f 1^  /^^         I^   Cairo  Statue  586;  also  the  fragment- 

ary  inscription    Urkunden  IV  878. 

ö      V  t>\  tk ,g5,      ö 


(q)   Cf.  ^J^^ .^.^^^^^  Bersheh  IIp.44;     \^\l^^ 


I  AAAAAA 


.^^^^^  Metternichstele  248;  ^  ^^^  °^"^^=^^    '  Louvre  C  117.  — 
For  the  abbreviation    ^    cf   Q<=^^^^^  ÄZ.  34  (1896),  26   with  "o^^^ ^ 


ic:  Petrie,  Dendereh  15,  18. 


^)  Erman  translates  »ein  jeder  hat  ein  Gesicht  tiefer  als  das  seiner  Brüder«.  But  surely  r 
cannot  here  have  a  comparative  sense,  in  which  case  nioreover  we  shonld  expect  the  singular  sn-f. 
To  my  inind  the  sentence  must  mean:  every  man  is  ashamed  before  his  brethren. 

^)    I  owe  this  example  to  the  kindness  of  Hr.  Grapow. 


96  Alan  H.  Gardiner:  The  tomb  of  Amenemhet,  high-priest  of  Amon.  [47.  Band. 

(r)  The  word  after  hpr  cannot  l)e  ^^^^.  N.  de  G.  Daviks.  avIio  lias  kindly 
re-exainincd  the  ori^'inal  for  ine,  agrees  tliat  the  first  sign  must  Ix'  t^  .  How- 
ever  no  word    ^^  ^  appears  to  be  known.  —  (1   ^x   in  this  spelling  is  unknown. 

(s)  Read  hn-t,  whicli  is  quite  specially  used  of  temple  Service;  cf.   ^b* 
"]Q^:>^J<=^^g^'v^-(P^  Louvre  AM  =  BerUn^W^  (late  period);   ^1 
"^:3^-c2=^|    tf   r\M  Cai?'Oj    Statue  of  ^^^   (dyn.  22);    a    papyrus    speaks    of 

Pap.  Bibl.  Nat.  197,  1  =  Spiegelberg,   Correspondances  p.  56. 

(t)   Tm  hr  appears  to  occur  only  liere;  for  the  sense  of  tm,  see  below  note  v. 

(u)  Sethe  suggests  with  great  plausibility  [[|][^1%'^'^  '^l^llll^'  ~" 
The  precedinsr  word  mav  be  Vit'  or         V^ ;  I  am  unable  to  restore  the  entire 

sentence. 

(v)  In  the  expression  tm  ri,  as  in  tm  hr  above  1.  7,  the  verb  tm  has  tlie 
meaning   »to  shut«,    «close«;  note  particularly  the   antithesis  of  tm  and  wn  in 

ra  JO    <^IZ>  «^S-  lllllllll      AAAAAA 

"^^TT-rr^  ^    I    -^^ »there  is  none  with  closed  mouth  whom  thou  hast 

I 
I 
I 


opened«  Eloquent Peasa}itBl,2Sß  ;  cf.  Xji-n.^\^^^    i    T^=^:i'^^>-  Benson-Gourlay 

Temple  of  Mut  ms-,   C^W^^^^   \   oaR^o  Pyr.  230;  ^^^fe 

11  (]  ^    ^^    I   Decree  of  Horemhebj  right  side  4.     How  this  meaning  is  related  to  the 

other  senses  of  the  verb  tm  ^  »to  be  complete«  (Sethe,  Verhum  II  §  1004)  is 
not  clear.  —  Tliis  and  the  next  sentences  describe  how  scrupulously  Amen- 
emhet observed  the  secrecy  incumbent  upon  the  priests. 

(w)  Restore  in  the  lacuna  [f'^ü'^f^  ^^_^^^j;^^  or  some- 
thing  of  that  sort. 

(x)  Pr  hr  is  an  idiom  for   »to  divulge«  a  secret,   e.  g.  [1[|  ^    Iaaaaaa  J 

AAAAAA  < >   1    1< >l  «iC) 

not  revealed  to  anyone'  except  to  me  alone  and  to  my  eldest  son,  whom 
the   god  commanded   to  be{?)  one   to  whom  (?)  it  was  revealed«   Louvre  C  14; 

priest,  hearing  what  one  alone  hears  in  the  privy  Chamber,   1  did  not  divulge 

*)  The  second pry  seeins  to  be  the  passive  participle  (cf.  Seihe,  Verbum  II  §  901).  1  wished  to 
explain  tlie  previous  pry  in  the  same  way,  but  Sethe  points  out  that  nf  would  then  be  required 
and  that  n  bw  nb  is  superfliions.  Seihe's  ovvn  Suggestion,  to  divide  nn  pry  hr-sn  bw  nb  and  take 
bw  nb  as  subject,  senilis  to  ine  impossible;  the  i)arallel  phrase  further  on  shows  that  hr-s  and  a 
dative  must  read.  I  still  believe  my  explanation  to  have  been  on  the  riglit  lines,  n  bw  nb  being 
illogically  substituted  for  n/:  »there  was  none  (of  whom)  people  went  out  with  it  to  anybody«  (under- 
stand   »to  him«)  would  be  tlie  literal  sense. 


I 


1910.] 


Alan  H.  Gardiner:  The  tomb  of  Amenemhet,  high-priest  of  Amon. 


97 


matters  of  the  king's  house«    Urkunden  IV  1031.     Similarly    Q  a  Calro  steh 

MK.  20539,  lineS.   —  I  am  totallj^  at  a  loss  to  account  for  the  traces  visible 
after  65;  a  feminine  word  is  required  as  antecedent  to  rht-m  (L.  10). 

(y)  Not  a  trace  of  the  name  once  contained  in  the  cartouche  is  left.    Sethe 
proposes  to  read    A-Y- 


I , , , ,  but  my  attempt  to  see  dt  in  the 
traces   after  H-  was  quite  unsuccessful ;  I  have  no  alternative  to  propose. 

^[Jlnl^  r|^"^-?-%^;    dsf  seems    to    suit   the 


(z)  Sethe     I 


t^""^ 


AAAAAA      1    AAVVAA 


traces.  —  A  change  of  reign  must  have  been  mentioned  here;  see  below  note  dd. 

(aa)  Read      m    ^  V  •   —  Amenemhet  is  now  raised  from  the  grade 

of  lü^ö-priest  to  that  of  divine  father. 

(bb)  My  conjeetm-e  is  (1       jj^  h   ^^etiie  suggests  (1  '-|     . 

cf.    "^i^  ^  Y  ^    \^^^   —     Newberry,    Life    of 


^T^i  I- 


(cc)  Read  ^ 

Rekhmara  1,1. 

(dd)  The  stele  must  here  have  related  that  Amenemhet  helped  to  compose 
the  titulafy  of  some  Pliaraoh  at  his  accession.  The  coronation  inscription  of 
Hatshepsowet  shows  that  the  »great  name«  was  proclaimed  })y  the  » /HJ^^'Sf 
{Urkunden  IV  261),  and  its  religious  character  is  apparent.  Thus  we  have  liere 
a  confirmation  that  the  accession  of  a  new  Pharaoh  was  related  in  11.  11  — 12. 

(ee)   Sethe  proposes   to  read: 


At  the  point  where  his  biography  breaks  off,  Amenemhet  is  still  far 
removed  from  his  final  dignity  of  high-priest.  Other  occupants  of  this  office, 
as  Bekenkhons  under  Rameses  II,  had  previonsly  to  serve  long  years  in  the  lowcr 
grades  of  second  and  third  priest.  Seeing  that  Amenemhet  was  at  fifty-four 
years  of  age  no  more  than  a  tü^>-priest,  his  advancement  must  have  been  ex- 
ceptionally  rapid.  It  is  even  possible  tliat  he  was  promoted  to  tlie  high-priestship 
over  the  heads  of  his  colleagues,  and  w^ithout  passing  through  the  regulär 
stages  above-named;  if  so,  tliis  was  certainly  due  to  otlier  causes  bosidcs  the 
Superlative  merit  to  which  ho  lays  claim.  Tliere  is  so  much  that  is  exceptional 
in  the  phraseology  of  this  biographical  tcxt,  as  well  as  in  the  details  that  it 
records,   that  the  loss  of  the  lower  half  is  quite  particularly  regrcttablc. 

L.  To  the  right  of  the  biographical  stele  is  a  fragmentary  scene  of 
purification,  of  a  type  not  uncommon  in  the  Theban  tombs  (cf.  for  example 
Rec.  de  Trai\  22,  91  from  the  Tom!)  of  the  Vines).  In  the  centre  Stands  the 
deceased,  with  three  reversed  ^;3E7-signs  above  Ins  head.  Over  these  are  poured 
purifications  by  priests  ranged  symmetrically  on  eacli  sidc.  Lei-t  Sn)E.  Nearest 
to  the  central  figure  of  tlie  dead  man  is  a  standing  priest  -^ ,  in  the  act  of 
pouring  water  over  the  former;    behind    liim    written  vertically   iHf/Jw   |v| 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.  Band.     1910. 


13 


98  Alan  U.  Gardiner:  The  tomb  of  Amenemhet,  high-priest  of  Amon.  [47.  Band. 


"^  .     Roliind    this  priest  is  a  kneeling  man  — >-,   wlioiii  tlie 


o    I 


hieroglyplis  al)OV('  dosignate  as  It.  Ovor  thc  ciitire  loft  side  is  tlie  horizontal 
siiperscription.  riinning  froni  riglit  to  loft:  ^^^^  f^:^]^  44444444444""^ 
^\  M  c^  T'^v  ■  ■'^^'''"'^  Side.  The  same  figures,  only  facing  -<-.  The 
Standing  priest  is  described  as  X /ü J  and  has  hoside  him  the  vertical  fragnient 
\  ^f  ^%\$'  ■  '"$■'•>  ^^^  kneeling  priest  is,  as  betöre,  a  iT;  in  front  of  liim 
the   beginning   of  his    speecli   lj\0 p-     Above   the   whole,   from  left  to 

••'«•■' t;^tii i^ix^'Tä- 

M.  Westward  of  L,  at  the  top  of  the  wall,  fragments  of  the  shorter  list  of 
offerings;  between  tliis  and  the  end-wall  (W  wall),  a  l.  ^  i\  formuhi  in  vertical 
coliimns  (beginning  only). 

N.  (3n  the  West  wall,  jnst  S  of  the  niche  and  below  the  /t/tr-ornanient, 
remains  of  a  vertical  inscription  — ^  in  colonred  hieroglyphs;   several  lines  seeni 

to  be  lost-  —  V$§§$$  fl^>l 9^P§§f$f§^§  .' 1 


l*-^^^^ 


n 


r\     IILIll  i.n    n  /r~     /  I 

[I  ^\    =^  » Entering    into    heaven    (?hii), 

seeing  wliat  [is  in  it],  knowing  all  the  manner  of  the  Netherworld,  the  [high-] 
priest  [of  Amon].  the  steward  of  the  [temple  of  (?)  Amon],  Amenemhet  the 
justified«.  —  Over  the  niche  were  the  dog-dcities  in  tlieir  usual  positions  of 
vigilance;    thc  inscription  on  the  right  is  preserved:   —   (1  >>^\ 

Ce'dlng  mscriptiotis.  It  now  remains  only  to  record  the  ceiling  inscriptions 
of  the  inner  room.  All  that  is  now  preserved  lies  between  the  pillars  and  the 
door  of  the  passage,  excepting  the  end  of  the  transverse  band  which  ran  from 
the  door  to  the  niche  in  the  west  wall;  this  reads:  —  0  very  long  lacuna  0l\  i\0 

a    z"^— »—      )'l^vai/w>A^  ^    » for  aftertime,  may  she  i'oin 

my  corpse'  to  eternity«. 


w,  äaii  w/ ,.)  ->:  Uf^aHTiT-^V^IPSk 


s      I 


ir 


')  Intentional  erasure.  —  '^)  The  extent  of  the  loss  at  tlie  end  of  the  Hties  is  uncertain; 
the  fourth  to  the  seventh  are  apparently  complete;  if  so,  they  were  shorter  tlian  tlie  first  three. 
—  3)  Cf.  the  term  cbt-hn  »burial«  and  the  remarks  thereon  in  the  tliird  part  of  my  »Notes  on  the 
Storv  of  Sinuhe«,  Rec.  de  Trav.  33. 


1910.1 


Alan  H.  Gardiner:  The  toiub  of  Amenemhet,  high-priest  of  Amon. 


99 


.iJt^s 


AAAAAA  I 


'i 


^  7 — 8  Squares  intentionally  erased  ^ 


^'lUl^^^/j  S  iP  about  10  Squares  intentionally  erased  p. 
5ö/../  (2)   <-.  I  9-10  Squares  |[]p  -  ^^|;kl=^i4' 

1 ,1  n  t  I      n   T  T  T    m  /V  I    "■  1    ^>.       1     *-*  , — 4  -       /  r  ^      1 1 1  I  ri  I         --      r.      II I II I  I     --  I  j^^       ca  ^         >-^      /■•> 


.  -^    AA/N/\AA 

5      I     °fl 


end  ^  • 

Bond  (3)    - 


S'f 


IV 


A/VSAAA 


is^isilil  '°"s  «•■'p  *" 


f^■^^^/^l  I' 

•2 


^ '  I!  .  Hence  we  learn  that  Thuthotep,  the  father  of  Amenemhet,  was  a 
iü^6-priest  and  »overseer  of  the  sandalmakers  of  [the  temple]  of  Amon«.  The 
title       1  ^\  occurs  elsewhere  in  Gol.,  Hammamat  17;   Cairo  stele  20220.  20B22, 


all  MK.;  in  the  NK. 


(2    I 


Hanover  \^,  Berlin  %^1\.    Sandalmakers  of  the 


Ramesseum  »under  the  authority  of  the  High-priest«  are  mentioned  in  Harris  A 
(=  Newb.,  Amherst  Pap.)  2,  15.  16;  5,  16;  but  an  »overseer  of  the  sandalmakers« 
in  a  temple  is  mentioned  only  here.  Cf.  the  title  of  Amenemhet  fic^^M^ 
on  his  Stele,   1.  6. 

3 


North  hall   ''"">>  (1)  --■   U^JTf I. 


■i^:^^«o' 


iL_ül 


c^y\c^ 


0  long  gap  0 ;   the  inscription  was  never  finished. 


^. 


i 


Band  (2)  -v:  j  long  gap  | 


^ 


i 


%   c^ 


"0  long  gap  0,    left  unfinished. 


1   I   1^ 

sie 


^^^Ir^W  ^^^^^  ^  Squares  1 1\  '^"V™!  J  ;  rest  left  unfinished. 


Even  the  most  trivial  fragments  of  texts  have  been  included  in  the  above 
description,  in  the  hope  that  this  article  may  later  require  no  Supplement.  The 
vestiges  of  painting  that  remain  being  far  too  slight  ever  to  attraet  a  copyist, 
it  appeared  to  be  within  the  scope  of  an  article  to  exhaust  the  scientific 
interest  of  the  tomb. 


')    Lower  parts  only.  —  -)  Wilful  erasure.  —  ^)  Apparently  not     U;  a  seems  certain 


13* 


100  Hermann  Grapow:   Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51 — 53.        [47.  Band. 


Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51—53. 
Von  Hermann  Grapow. 


Unter  den  mancherlei  Sehrecknissen  des  Jenseits',  vor  denen  der  Ägypter 
sich  fürchtet  und  gegen  die  er  sich  dm*ch  zauberkräftige  Sprüclie  zu  schützen 
sucht,  begegnen  wir  in  der  älteren  religiösen  Literatur  öfter  der  Vorstellung, 
daß  der  Tote  in  der  Unterwelt  Kot  essen  imd  Harn  trinken  müsse. 

A^on  den  hierauf  bezüglichen  Texten  will  ich  im  folgenden  einen  besonders 
merkwürdigen  besprechen,  der  sich  uns  auf  zwei  Särgen  aus  dem  m.  R.  erhalten 
hat  und  von  Lacau  im  Recueil  de  travaux  29  Seite  150  f.  unter  Nr.  XXIII  der 
»Textes  religieux«   veröJßfentlicht  ist. 

Der  Text  bildet  den  Anfang  einer  größeren  Gruppe  von  Spriichen,  die 
sämtlich  ohne  Trennstriche  oder  Kapitelschlußzeichen  aneinandergereiht  sind. 
Auf  ihn  folgt  von  Z.  ,51  bis  54  der  Spruch  Pyr.  1216  — 121  r/.  Daran  schließt 
sich  von  Z.  57  bis  74  der  Text  von  Pyr.  126a  bis  1306  (mit  mancherlei  Ab- 
weichungen). Den  Schluß  bildet  etwa  bis  Z.  92  eine  interessante  Redaktion 
von  Totb.  Kap.  H8  (A  imd  B).  Der  Rest  ist  neu'.  Die  gemeinsame  Überschrift 
aller  dieser  verschiedenartigen  Teile  ist  der  in  A])schnitt  1  gegebene  Titel 
unseres  Textes. 

Für  die  folgende  Bearbeitung  des  Textes  bemerke  ich,  daß  mit  A  und  B 
die  so  von  Lacau  bezeichneten  beiden  Sargtexte  gemeint  sind;  B  ist  vom 
Sarge  einer  Frau.  Zugrunde  gelegt  habe  ich  A,  aber  alle  Abweichungen  in 
B  gebucht.  —  Was  die  P^rhaltung  l)eider  Niederschriften  anlangt,  so  ist  A 
fast  lückenlos;  B  dagegen  ist  stark  zerstört  und  reich  an  Auslassungen,  bietet 
aber  teilweise  bessere  Lesarten  als  A.  Die  in  den  Noten  des  Kommentars^ 
zitierten  Totenbuchstellen  beziehen  sich  auf  die  Ausgabe  von  Naville  außer 
Kap.  51  vmd  52,  die  bei  Navh.le  fehlen  und  hier  nach  Papyrus  »iVw« 
benutzt  sind*. 

I. 


^?  -i-j^  j^-^j^°iip^  -i-^i^ 


\)  Vgl.  Erman,  Ägypt.  Religion*  S.  115.  —  *)  Auf  diese  Zusammenzetzung  der  Gruppe  hat 
bereits  Lacau  a.  a.  0.  hingewiesen.  —  ^)  Für  mehrere  Bemerkungen,  die  als  solche  gekennzeichnet 
sind,  bin  ich  Herrn  Professor  Sethe  zu  großem  Dank  verpflichtet.  —  ■•)  [WB.]  hei  einem  Zitat 
bedeutet,  daß  es  den  Sammlungen  des  »Wörterbuches»  entnommen  ist. 


1910.]  Hermann  Grapovv:    Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51 — 53.  101 

Nicht  Kot  zu  essen,  nicht  Harn  zu  trinken  in  der  Unterwelt.  »Mein 
Abscheu  ist  was  mein  Abscheu  ist.  Nicht  esse  icli  (wns  mein  Absclieu 
ist).     Mein  Abscheu  ist  der  Kot,  nicht  esse  ich  ihn.« 

1.  Text  A  hat  nach  Lacau  durchweg-  die  Buclirolle,  wo  Text  B  (hts 
Determinativ  qa  sclu-eibt. 

2.  B  liat  Ic^^. 

3.  Lies  J^-^j^  J^.^j^  (vgl.  Pv.-.  127^. 

4.  Hier  ist,  wie  die  Totenbuchstellen  zeigen  (z.  B.  Kap.  51,  2),  mit  Siclier- 
heit  hwt-j  zu  ergänzen,  das  in  beiden  Texten  wegen  des  unmittelbar  dahinter 
noch  einmal  folgenden  bwt-j  irrig  ausgelassen  ist. 


IL 


AAAAAA 


»Unrat,  nicht  konnnt  er  in  diesen  meinen  Mund;  nicht  esse  ich  ilin 
mit   meinem   Munde,    nicht  fasse    ich   ihn   mit   meinen   Fingern,   nicht 
trete  ich  auf  ihn  mit  meinen  Zehen.« 
5.   Eigtl.:    »-womit  der  ^y  zufrieden  ist«,   wohl  ein  Euphemismus  für  y>\]n-^ 
rat«,     »Kot«     (vgl.  Abschn.  IV);     in    der    Bildung    entspricht    es    genau    einem 

JlV'^^t^^^  I   ^  »was  mein  h  verabscheut«  (füi-  das  bloße  bwtTot\^.  Kap.  5H,  5 ; 
189  nach  Pap.  Nu  19,   12). 

<^        t      i     so 

Außer  in  imserem  Text,   der  teils  M  ^  schreibt  (vgl.  Abschn.  IV.  VII) 

kenne   ich    diesen  Ausdruck   noch    aus    einem   ähnlichen  Text  bei  Lacau,   Sarc. 

anter.  I   S.  234:  .ju.-f|- ^  0  "^ M  »nicht   ißt   sie   (die  Tote)   den  Unrat«.     Die 

U    2i'  I  o  U    I 

TotenbuchsteUen(Kap.  52,  2;  102,4;  124,3;  189  nach  Pap.  iVw  19,  3)  schreiben 


_  ^-.  I  V  I  u.  ahm. 

o^  D(a)i       1 


6.  Zu  <^A-  vom  Eintreten    der  Speise    in    den  Mund   vgl.  ""^»   «2'u=^<r3=» 

^  »nicht   tritt   er    (der  Abscheu)   in   meinen  Leib   ein«    (Totb.  Kap.  53,  5; 

189  nach  Pap.  Nu  19,  12);  Kap.  52,  2  hat  statt  dessen:  »nicht  fällt  er  (<t>^) 
in  meinen  Leib«. 

7.  So    A;    B    hat    ^^^3-      ^^^^    kann    dieses  Verbimi   sonst   nicht   nach- 
weisen,   doch    ist   die  Bedeutung  ja   klar.    —  Die  N.-R.-Fassungen   haben  ^^^^^ 

"""^  VQi  ^^  fl  "^    VQi    »nicht   komme    ich    an    ihn   heran   mit   meinen 


Händen«'   (Totb.  Kap.  51,  3;  52,  2;  102,  4;  124,  4;  189  nach  Pap.  Nu  19,  13); 


^)    Diese  Übersetzung  verdanke  ich  Hrn.  Professor  Erman. 


102  Hermann  Grapow:   Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51 — 53.        [47.  Band. 

viil.   .•iiicli    Totl).   Kap.  53,  5,    avo    avoIiI    irrili'   — »—        ^T  slolit,   und  Kap.  18i) 
nacli   Pap.  Nu  19,  3   sowie  eine  andere  Fassung  des  ni.  K.   in  Ilarhotep  Z.  395. 

8.  So  ergänzt  nacli  B,   da  in  A  zerstört. 

9.  Hier  hat  A  ein    mir  unverständliclies  y,    zu  dem    Ilarhotep  Z.  395    zu 

so 

vergleichen  ist:  -(l^^^HMT^^  S  ^.^PkH-ll '  t  ' 
B  hat  ^|||. 

10.  hnd  hr  »auf  etwas  treten«;  vgl.  Bauer  R  53.  —  Die  M.-R.  Fassungen 
(Ilarhotep  Z.  39G  u.  a.)  und  die  des  n.  R.  (Totb.  Kap.  51,  3;  52,  2;  53,  5; 
102,  4;   124,  4;   189  nacli  Pap.  Nu  19,  13)  haben  m  tbtj-j  »mit  meinen  Sohlen«, 

außer  Kap.  189  nadi  Pap.  iVwl9,4:   *^^^=^=^|()^^^P[q]'^§  11 111^   »nicht 
fägt  er  (der  Unrat)  sich  an  meine  Zehen«  (?). 

11.  So  A;    B  schreibt  P'^|''^|^|- 

111. 

12 

^AAAAAA              _n_      n  ^                           g=5QOr^  ,JU- — "—  <CI=>         £\  S=3^     — *-  ^         /VWSA^  ^ 

^                                                       -\\-  I  '-'      1    rsü)  AAAAAA     /WSAAA       0         I    TT  .^-.^^^                                   r^    I^AAJsr^    ^^AAAA     Vj\    WV^T^  "^ 

I      O   Ci             AWAA      U  JM                        [I        I        l]   A   1       I   I   I  AAWVA     ^=t  I       ■^      I    Jn  I        I        I  -R     I       W       I  ("^U)  /W>/W\  I   I   I 

U  14  15 

»Nicht  esse  ich  euch  Kot,    nicht  trinke   ich  euch  Harn,   nicht  steige 
ich  euch  hinab  mit  dem  Kopf  nach  unten«. 

12.  Die  angeredeten  »ihr«,  »für  die«  der  Tote  nicht  essen  will,  sind  die 
in  Abschn.  VIII  erwähnten     IIiIIdy)'    "bliese  Götter«. 

13.  So  liaben  beide  Texte  statt   —^^-  . 

14.  Hier  ist  offenbar  noch  vou  dem  Hinabsteigen  in  die  Unterwelt  die 
Rede.  Sonst  handelt  es  sich  meist  um  das  »Kopfäber« gehen  in  der  Unter- 
welt   selbst:    ^^^7^  •  •  -  ^1^^^^    Totb.  Kap.  51,  1;   53,  7   und  sonst. 


15.  B  hat  ^^^A;  ^'^"^o  das  gewöhnliche  Determinativ  dieses  Wortes.  — 
Der  Wunsch,  nicht  »kopfüber«  in  der  Unterwelt  zu  gehen,  findet  sich  öfter 
gerade   in  Verbindung   mit   dem    »nicht   Kot   zu    essen«:     vgl.   Totb.    Kap.  51: 

T^^^'^^^Pc^^II^'^^'^'  ^^^^"^  ^'^"^  '^'"^  ^'"""'^  aus  Abschn.  I 


und  11);   Kap.  189  nach  Pap.  Nu\%\:      ,    '---^%rZ'^V'i^^%.A 

Z.  371;  Lacau,   Sarc.  antör.  I   S.  205;   ib.   S.  206. 

Etwas  deutlicher  wird  diese  Vorstellung  des  Ägypters  aus  den  folgenden 
Stellen,  nach  denen  es  in  der  Unterwelt  einen  Ramn  gab,  in  dem  sich  auf 
den  Kopf  gestellte  Tote  befanden,   mit  denen  der  Verstorbene  nicht  zusammen- 


1910.]  Hermann  Grapow  :   Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  öl — ö3.  103 

kommeil  -will.  Pyr.  H23  heißt  es:  »Sein  Abscheu  ist  es,  im  Dunkeln  zu  ^olicn, 
wenn  er  die  mit  dem  Kopf  nach  unten  nicht  sieht  (?)«.  Auf  dem  Berliner 
nenuisarge  (3Iitt.  Oriental.  Sammhmgen  IX  19)  hofft  der  Tote,  »daß  er  nicht  auf 
den  Kopf  gestellt  werde  unter  den  auf  den  Kopf  Gestellten«.  Und  Toth. 
Kap.  101   (nach  Pap.  Nu)  wird  Re  angerufen:    »0  Re,  Avenn  du  an  den  auf  den 

Kopf  gestellten  Toten   (         ^'Q^v®   m.r        /L)   ^'oi^t)ergehst,  dann  stelle 

den  trefflichen  Verklärten  N.  N.   wieder  auf  seine  Füße'«. 


IV. 


U  2]  )  i\N\i\N\  ^     _B£^  _ö*\^  ^^•^-.-      _^      ^     — ^ —  _iiF^%2  U    l—ll—ILJ    U  \  J  I    O  O^  A/^vwA 


16 


\ 


U^gt^  ^^7^^__^%^\\     ^ 


d 


D  I 


»Nicht  empfange  ich  euch  diese   ....   der  Ssmt-i,  nicht  esse  ich  euch 
diesen  Unrat,   der  aus  dem  Hintern  des  Osiris  kommt.« 


16.  B  hat  c^j^jxj^.     Ich    kann    dieses  Wort,    das    wegen    des   ^^  fem. 

sein   muß,    in    Zusammenhang   mit   der   ssmtt   (die  B  ^^^     ^"^^^Jl    ■'schreibt) 

sonst  nicht  nachweisen. 

17.  Vgl.  Note  5.  —  In  Text  B  fehlt  das  Detei-minativ  Q  .     Zum  Namen 
des  Osiris,   den  B  hier     H    3(   schreibt,    siehe  jetzt  Ermans  Aufsatz  ÄZ.  46,  92. 

18.  B  hat  ^^^^^  —  vgl.   auch   Abschn.  VII. 


V. 

19 


0 


24 


»Iß!«    rufen  sie  mir  zu.     »Ich  esse  euch  nicht.«      »Weswegen?«  rufen 
sie  mir  zu.     »Weil  ich  mit  den  Sandalen  des  Sokar  beschuht  bin.« 

19.  In  dem  <==:=>  liegt  vielleicht,  daß  der  Befehl  dem  Toten  heftig  zugerufen 
wird.  Doch  kommt  <zr>  für  das  gewöhnlichere  aaaaaa  bei  Verben  des  »Sagens« 
auch  sonst  Aor'.   —  Die    Sprechenden   sind   »diese  Götter«   (A^gl.  Abschn.  VIII). 

20.  Text  B  schreibt  stets  ()  ^  Po^  (vgl.  Note  1).  Dieser  alte  Ausdruck 
füi-  »was?«  (vgl.  Ägvpt.  Gramm."  §  385)  kommt  in  unserem  Text  in  folgendem 


')    Vgl.  Sethes   Bemerkung   zu  der  Stelle  vom  Henuisarge  a.  a.  0.   —   ^)  Vgl.  Roeder,  Die 
Präposition  <::ir>  usw.  §  14. 


104 


Hermann  Grapow:   Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51 — 53.        [47.  Band. 


Gebrauch  vor:  a  als  Objekt  in  Abschn.  VIII  (ebenso  noch  Lacau,  Sarcoph.  an- 
tcr.  I,  S.  151;  Totb.  Kap.  99,    P:inltg-.  Z.  6;    29  =  Harhotep   Z.  429;    464)    und 

h  mit  Präpositionen;  y[|    Q    Ho  in  Abschn.  V;  VI;  VII  (ebenso  Totb.  Kap.  99, 

Einleitg.  Z.  17  =  Harhotep   Z.  446);   ^(j^f^  in  Abschn.  VIII;  X  (ebenso 

Pyr.  1965.  1967.  1970;  Totb.  Kap.  99,  Einltg.  Z.  16  =  Harhotep  445). 

21.  Hierzu  siehe  Ägypt.  Gramm."  §  411. 

22.  Text  B  (vom  Sarge  einer  Frau)  Imt  g=>J  oÖ)  pseudop.  H.  sing.  fem.  »sie 
ist  beschidit«s  in  der  3.  Person  wie  der  ganze  Text  beiß.  —  Als  Verbum  kenne  ich 

Jl  auch  aus  dem  LACAuschen  Text  XXU  (Rec.  29,  146):  (I^J^f^^ 

^F=^wxO        ^^^z^  I  »du  befährst  den  Ozean,  indem  du  beschuht  bist 

[pseudop.  2.  Pers.  sing,  masc],  wie  du  auf  Erden  tatest«.  Ferner  vgl.  Totenbuch 
Kap.  125,  Nachschrift  Zeile  2  (nach  Pb)\  Buch  von  der  Himmelskuh  Zeile  77 
[W.  B.];  Leiden  V  38  Dyn.  18;  Pap.  Anast.  III  8,  6,  =  Anast.  IV,  16,  5  [W.  B.]. 

24.TextBhat_J^-||||. 

Dualis  fem.  des  Genetiv  wörtchens.     Der  Dualis  masc.  lautet  nwj: 


AAftAAA 

/www 


Jo. 


c^  W 


Ebers  74,  12;    Mitteil,    oriontal.   Samml.    IX  16   [W.  B.]    —    vgl.   auch  Ägypt. 
Gramm. '^  5  137. 


VI. 


■^     "--i' 


I        I        I 


T^iP=I=  \-[ 


Uü 


D 


>>D5!«  rufen  sie  mir  zu.  »Ich  esse  euch  nicht. «  »Weswegen?«  rufen 
sie  mir  zu.  »Weil  dieser  Stab  in  meiner  Hand  ist,  der  Himmel  und 
Erde  stützt  (?).« 


r^^ 


26.  Hier  und  ebenso  in  Abschn.  \\l  hat  Text  B 

AAAAAA 

27.  Meine  Übersetzung  A^on  d^r  beruht  auf  Pyr.  N.  810: 
%^ "^^^  "d"  ^i3st  den  Himmel  gestützt,  du  hast  die  Erde  ge- 
stützt (?)«.  Älmlich  steht  (Ur  neben  rmn  Pyr.  N.  659  [W.  B.].  —  Text  B  schreibt 
^HIIt  /i-  —  ^^^  welchen  Stab  hier  angespielt  wird,  weiß  ich  nicht  zu  sagen. 
P^bensowenig  kenne  ich  die   »Sohlen  des  Sokar«   (Abschn.  V)  sonst. 


f  i=-=i[(j^|  ()— P 


I   I   I 


VH. 


I    I    I 


T^i.P^  \ 


1910.]  Hermann  Grapow:   Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51  —  53.  105 


I    I    I 


A  jz^n':^^-f]\\--\immm-i^ 


■^öü^^y^k-^^w^ 


o  D 

«Iß!«  rufen  sie  mir  zu.  »Ich  esse  euch  nicht.«  »Weswegen?«  rufen 
sie  mir  zu.  »Weil  ich  diesen abwelirte  .  .  .  essen  .  .  diesen  Un- 
rat,  der  aus   dem  Hintern  des   Osiris  kommt.« 

fr\  A/vvws  g  s 

■-^•^  ^   s«    AA/wvA :   in  B    steht   richtig   nur    ein 

/wvAAA  (vgl.  Note  29). 

29.  B  schreibt  ^R'^^'^  H  ;  das  doppelte  AA^/w^  ist  wohl  irrig  (vgl.  Note  28). 

30.  Text  B  schreibt  ^-Jf)^^  Y^|^^-=^^  ?  als  hinge  das  Wort  zusammen  mit 
fW)  »stützen«.  Die  folgende  Lücke  ist  in  beiden  Texten  vorhanden.  —  Ist  das 
twi  {twlw?)  ein  Gerät,  wie  man  nach  dem  Determ.  «o^^  denken  könnte?  Oder 
ist  von  einem  Wesen  die  Rede,   das  statt  des  Toten  den  Unrat  essen   soll? 


31 

>A/\AAA 
I  ^  L  1    ^^       J    -B^^  1   L^ii— )   I     n-^-^-l  1  I      I        I        I       I        I      1  .il  jn  _ö^^       S      /WVVAA 


r\  AA/vAAA  r  ri  <d;>~i   H       r\     X      n    t^  !\  r\  ^'^'^'^^  ci    i  h      -^  J^  ra       ■         *    r~\ 


VIII 

33 

»Wovon  Avillst  du  denn  leben«   rufen  sie,    diese  Götter,  mir  zu,    »in 
diesem  Lande?«     »Um  was  zu  essen  bist  du  in  es  gekommen?« 

a — >  tl  in  B  mit  Sicherheit  die  in  A  zer- 

störte Stelle  hergestellt  werden. 

32.  Fehlt  in  Text  A;  hier  nach  B  ergänzt.  —  »Dieses  Land«  für  »Unter- 
welt«   ist  nicht  selten. 

33.  In  B  gänzlich  zerstört;  ich  möchte  wie  oben  angegeben  ist  ergänzen 
mid  das  /  auf  ^  j  beziehen.  Die  riclitige  Auffassung  dieses  Abschnittes  ver- 
danke ich  Sethe.  —  Zur  Konstridttion  des  Satzes,  der  diu-ch  die  Einschach- 
telung  des    »rufen  sie  mir  zu«    etwas  imklar  wird,    vgl.  Totb.  Kap.  52,  3: 

»W^ovon  lebst  du,   rufen  sie,  diese  Götter,  mir  zu.   an  diesem  Orte,  zu 

dem  du  gebracht  bist?«;  ähnUch  Totb.  Kap.  189  (nacli  Pap.  Ähi  19,-4). 

Ohne    den    eingeschobenen    Satz    findet    sich    diese    Stelle    unseres    Textes 

aidäerdem   noch   im   Kap.  189  (nach  Pap.  Nu  19,  15  und  19,  19)  und  im  m.  R. 

Leps,    Alt.  Texte  42,  54.    —    Mehrere    dieser   Fassimgen    (aucli    die    des    m.  R.) 

fügen  noch  ein  '^^ »daß   du  vei-klärt  werdest«    hinzu. 


14 


Zcitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.  Band.     1910. 


106 


Hermann  Grapow:   Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51 — 53.        [47.  Band. 


IX. 


i-^ 


o   Ol 


.■!4 


35 


0  0  ^ 

C  c=>   ^   AAA/vAA, 

1  II    I  W 


w 


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irmi    I    I 


36  so 

f  ,••  o    1  ol     ^n-         c°D  --^  >>  f  ■■  o 

ü  I    I    I A  1 1 1  \  ^^    III  W  II  I    I 

»Ich   esse  von  Brot  aus  weißem  Spelt,   ich   trinke  von  Bier  aus  rotem 
Spelt.     Es    eilt   licrbei  Brot  aus  weißem    Spelt,    es   eilt  herbei  Bier  aus 
rotem   Spelt. « 
Dieser  ,i»anzc  Abschnitt  ist  in  B  fast  völlig  zerstört. 

B4.   Hier  liat  B  f  ^  j^ni''"      •     f  \\'  ^^  wird  dies  Wort  seit  dem  m.  R.  meist 

geschrieben,  ist  Fem.  (Pyr.  657    J  I)  kopt.  fiwTe.  —  Die  entsprechenden  Stellen 

des  Totenbuches  (Kap.  52.  6;    102,  5;   124,  5;   189  nach   Pap.  Nu  19,  7)  schei- 
den   zwischen   y      •'"'"^  I       l)    " weißem    .Spelt«,   aus  dem   das  Brot   besteht,    und 

<cir>  »roter  Gerste«,   aus  der  das  Bier  gemacht  ist.    (Nur  in  Kap.  124,  5 

I   I   iiznz] 

hat  eine  Hds.  Ca  auch  beim  Bier  f     ..■•ö  [zaz]^''2ra=..) 

35.  Diese  Sätze  fehlen  in  den  Totenbuchfassungen ;  das  ^^  wird  die 
Hervorhebungspartikel  sein  (Ägypt.  Gramm."  §  H72)  und  nicht  bedeuten  sollen: 
»zu  ihm«. 

80.   So:   lies  hk-t   »Bier«. 


X. 

:i7 


fAAAAAA 


0  ^ 

1  I    I 


A 


^ 


I    I    I 


41 


h,M 


»Wovon  lebst  du?«  »Es  sind  doch  7  Mahlzeiten  in  diesem  Eande: 
es  sind  ja  4  Mahlzeiten  nach  oben  von  Re  gekommen,  3  Mahlzeiten 
nach   unten  von  Gebb.« 

37.  Eigentlich  »Sachen«.  Von  Speisen  gebraucht  z.  B.  Pyr.  224.  413.  — 
Die  Übersetzung   »Mahlzeit«    verdanke  ich   Setiie. 

38.  So  wird  man  übersetzen  müssen.  Das  Q(]  ^^  ?ds  Ijnj  irf  aufzu- 
fassen  und  zum  Vorhergehenden  zu  ziehen:  »dieses  Land,  zu  dem  ich  gekommen 
l)in«  geht  nicht  an,  da  1.  unser  Text  dann  '\\\\  ^  i|()  schreiben  würde 
(vgl.    auch    Abschn.  VIII)    und    2.    der    Platz    in    B,    wo    nur   dies    erhalten    ist: 


usw 


für- 


zu   eui»-  zu   sein   scheint. 


U  -^    N.     "   ■= 
Das  hr  wird   »seitens«   bedeuten,  wozu  gut  die  Fassung  imserer  Stelle    in 

^  ,        AAAAAA 

Totb.  Kap.  189  nach  Pap.  iVw  19.  5   paßt:    »ich  lebe  von  7  Broten,  J\[|     [| 


1910.]  Hermann  Grapow:   Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51 — 53.  107 


Ulli         >^^_,^|||        v^  J)    »4  Broto   werden   mn-  von  Honis  .i>-ebraeht   und 


H  Brote  von  Thoth«<. 

Die  gewöhnliche  Fassnng  dieser  vielfach   variierten   Formel    lieo-t   ■/..  B,  A-or 
in  Totb.  Kap.  53,7   und   Pyr.  121. 

89.   So   nach   B;    in  A   zerstört. 

40.  Nach  B,   wo  §^|||  steht,   ergänzt. 

41.  Hier  hat  B  irrig  statt    "^  .  wie  parallel  zu   dem  voi-herstehenden 

s     I  <rz>  ^ 

'^    zu  erwarten  ist.      Das  ist  verursacht  durch  Varianten  der  Formel,   die 


H       I 


und  statt     "^     und     ^     schreiben. 


XL 

!  43  44 


<^ 0 


?  44  a  y 

»Wo  läßt  man  dich  essen?«      »[Ich  esse]   es  [?]  in   den  Lauben   unter 
den  Bäumen  des  ünw «. 

41a.  Auf  das  Bedenkliche  obiger  Ü1)ertragung  dieser  Worte  weist  mich 
Sethe  hin;  er  meint,  es  sei  wohl  zu  übersetzen:  »luid  wenn  dir  gegeben  wird 
(seil,   von  den  7  Mahlzeiten),   avo  Avillst  du   essen?« 

42.  So  haben  beide  Texte.  Ich  denke,  es  wird  wnmj  »ich  esse«  aus- 
gelassen sein;   statt   Iv^  würde  man  wohl  besser    1^^^   erwarten. 

43.  So  ergänzt  nach  B. 

44.  B  schreibt  (1  ^^(j        •     Daß  der  Tote  unter  heiligen  Bäumen   speist, 

findet  sich  im  Totenlnich  öfter:  //«y-Baum  —  Totl).  Kap.  68,  9  und  82,  6;  nh-t- 
Sykomore  —  Totb.  Kap.  52,  4  und  189  nach  Pap.  Nu  19,  0;  «V- Tamariske  — 
Totb.  Kap.  124,  5  (nach  Td).  Mehrfach  wird  dabei  die  Hathor  erwähnt,  für 
die  hier  ein  Gott   itnw(?)   steht,  den  Text  B  (1        /^SdS  schreibt.     In  dem  Rel. 

Text  Nr.  XXI  (Rec.  27.  55)  wird  ein  ()  ^^^Ö  J  (var.  h    "="  Ö^M-^h 


QQQ  ^         ^-)    »der  in  den  Speisefeldern«    angerufen,  mit  dem  der  in  unserem 

Text  erwähnte  etwas  zu  tun  haben  könnte. 

44a.   Von    diesem    mir   unverständlichen  Satz    ist  in  B  nur  dies  erhalten: 
$0Sr-i\  \^/^  •     Sethe  meint,   es  müsse  wegen  des    l  hinter      ,      etwas  aus- 

gefallen    sein,    das    die  Hathor   nannte.     Er  möchte  übersetzen:    »an    ihrer  (der 
Göttin)  Seite,  wie  Horus,   der  ifnw^^    und  das^jj   l|l   in    V^r^öP  odev 

»wie  ihr  Horus«   verbessern. 

14* 


108  Hermann  Grapow:    Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51 — 53.        [47.  Band. 

Für  die  gniizo  Stelle  vg-1.  außer  den  eutspreclieiiden  Toteubuchfassungen 
(Kap.  52,4;  Kap.  189  nach  Pap.  Nu  19,  5  und  19,  21)  folgenden  Schluß  einer 
M.-R.   Niederschrift  von  Totb.  Kap.  68   (Rec.  trav.  31,  174): 

unter  den  \\  eihrauchhäumen  in  der  Nähe  der  Hnthor  [?],  die  ....  wie  ihr  /'//<zr[?]; 
sie  geht  nach  Heliopolis  mit  den  Schriften   ....   des  Thoth   .  .  .«. 

Setiie  will   statt  J|   so    1  o.  ä.  lesen,  wozu  gut  die  N.-R.  Fassungen  passen, 

OftO  AAAAAA 

die  sämtlich  m  i^ht  Hthr  rm\  usm'.     »in    der    Nähe    der   Hathor,    die    .  .  .« 

haben  (vgl.  Totb.  Kap.  68,  9).  —  Zu  ni  iiht  »in  der  Nähe  von«  vgl.  Urk.  IV  28; 
Der  el  Bahri  134   [W.  E.];   Totb.  Kap.  172,44. 


XII. 

45  'f  46  47 

»Denn  ich  bin  eingetreten  in   .  .  .  . ,   ich  bin  lierausgekommen  aus  ^tjt, 
indem  ich  die  Külie  des  Schu  leite.« 


45.  So  nach  B;  A  hat  s={|        [1  Jf  ohne  r/z;  Sethe  denkt  an  den  Gau  il^^ 
wtst-Hr. 

46.  B  hat    I        ^     ^ .     Asien?    Kataraktengegend? 

? 

47.  So   hat  A;    in  B  steht  dafür  wohl  richtiger  hr  hrp       T'w'^^^fJ^  . 

Sind  diese  »Külie«   |      |    mit  der  älteren  Form    [    statt  der  späteren  Tj  Rinder 

oder  Gazellen?    Und   ist  Schu  gen 
serem  Text  dieser  Passus  gänzlich. 


oder  Gazellen?    Und   ist  Schu  gemeint?   —   Im  Totb.   und   sonst   fehlt   in   lui- 


XIII. 

48  49  49  a 

50 

»Gegeben  werde  mir  mein  Vater,  meine  Mutter,  meine  Bmder,  meine 
Schwestern,  meine  Mitbürger,  meine  ganze  Familie.« 


')    Nach  Lacau  eigentlich  knieende  Gazellen  o.  ä. ;  die  entsprechende  Type  fehlt.    Vgl.  Rec. 
trav.  29, 152. 


1910.]  Hermann  Grapow:    Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51 — 53.  109 

48.  In  B  lautot  ,1ns  Folgend,-  nu,-:  (j^^P^ipiT^':^^ llIlP-^^ 

MMM- 

49.  Ülxn-  die  Aiiordimiiu'  dieser  Stelle   im  Original  siehe  Lacaus  Bemerkiiiig 
Rec.  trav.  29,  156. 

49a.  Hierzu  vergleiche  das  in  Rec.  trav.  31,  27   in  ähnlichem  Zusammen- 
hang (siehe  Note  50)  vorkommende  c— ^0(1^^^^^^  . 

50.  Ziu-  ganzen  Stelle  vgl.  Totb.   Kap.  52,  (>  und  189   nach  Pap.  Nu  19,  7 
sowie  die  folgenden  von  Lacau  publizierten  Kapitel  vom  »Vereinigen  der  Familie« 

(cz^/5gf\^^|^J^^^|)  :   Rec.  trav.  26,  67ff.;  ib.  31,  26;  Text  Nr.  XLVII 

in  QuiBELL,  Excavations  at  Sakkara  1906/07,  sämtlich  aus  dem  m.  R.  Danach 
bedeutet  ^b-t  die  »Familie«  im  weiteren  Sinne,  zu  der  nach  dem  Text  in  Rec. 
26,  67   auch   die    »PVeunde«  (  (^^^P  v^'")  "^^   »hörige  Leute«    (        ^h^ 

^Jjlll  und  andere)  gezählt  werden.  —  Zur  Schreibung  mit  dem  Zeichen  xix 
rgl.    die    ähiüiche  von    ^bdw   »Abydos«    Tj  v®  ^^^^'  ^^'^^^'   26,70    und    in 


Abschn.  XIV 


XIV. 

»Denn  ich in  Abydos.     An  jeden  Ort,   an  dem  ich  sein  will, 

dahin  setze  ich  mich\« 

51.  Hier   hat   B    ebenso    unverständlich    ^v  ^"^    "^^/wwsa  N.    ^  J.J.<=>?  || 

\@- 

52.  B  hat  opi 


xix: 


Außer    in    dem    hier    besprochenen    wird    das    Thema   des    Kotessens    imd 
Harntrinkens  noch  in  den  folgenden  mir  bekannten  Texten  behandelt: 
in  den  Pyramiden  in   Spruch   210.  211.  409. 
im  Totenbuch'  des  M.  R.   in 

Harhotep  Z.  371  ff.;   394  ff. 

Leps.  Alt.  Texte  8,  66  ff.;  4L  39  ff". 

Fouilles  de  Lischt  Taf.  19,  Mitte. 

Lacau,  Sarcoph.  anter.  L  S.  205.  206.  234.  235. 


')   Es   folgt   nun   Pyr.  121b — 121d  usw.    (vgl.  die  Vorbemerkung).    —    ^)  Ich    verstehe   hier 
Totenbuch  wie  Erman,  Ägypt.  Rel.^  S.116. 


110  Hermann  Grapow:    Eine  alte  Version  von  Totenbuch  Kapitel  51 — 53.        [47.  Band. 


iin   Toteiibuch   des  N.  U.    in 

Kap.  51.  52.  53.  189;  dann  auch   in  Kap.  82.  102.  124. 
Soweit  sich  diese  Sprüche  beurteilen  lassen  (l'ür  einen  Teil  der  Texte  in  Kairo 
sind    wir  vorläufig   bloß    auf  die    knappen    Angaben   Lacaus    im  Generalkatalog 
angewiesen),   scheiden  sie  sich   ihrer   Foi-ni   nach 

1.  in  solche,  in  denen  der  Tote  allein  redet  (wie  Pyr.  Spruch  210;  Har- 
hotep  Z.  394  f.;  Totb.  n.  R.  Kap.  51),  zu  denen  auch  diejenigen  zu  rechnen  sind,  in 
denen  auf  den  Titel  noch   ein  Anruf  an  (lottheiten  folgt  (Harhotep  Z.  371)  und 

2.  in  solche,  in  denen  ein  mehr  oder  minder  ausführliches  Gespräch 
zwischen  dem  Toten  und  gewissen  Gottheiten  stattfindet  (z.  B.  Totb.  n.  K. 
Kap.  52;  Kap.  189). 

Was  nun  unsern  Text  von  allen  diesen  Fassungen  scheidet  und  ihn  so 
besonders  merkwürdig  macht,   ist  einmal  die  Erwähnung  vom    »Unrat«  ]^^J\ 

1\     ^  ^W  ^  3    (vgl.  Abschn.  IV),   und  dann  namentlich  auch  das  Verlangen 

der  Götter  an  den  Toten,  diesen  Kot  zu  essen;  nur  da  durch,  daß  der  Verstorbene 
nachweisen  kann,  daß  er  diese  oder  jene  Rolle  in  der  Mytliologie  spielt,  ver- 
mag er  sich  dieser  Zumutung  zu  entziehen  (vgl.  die  Abschn.  V,  VI  usw.,  die 
man  nicht  gut  anders  auffassen   kann). 

Iii  den  übrigen  Texten  wird  in  den  Wechselreden  (die  in  Kap.  189  be- 
sonders ausführlich  sind)  nur  davon  gesprochen,  was  der  Tote  als  Ersatz  flir 
den  Unrat  essen  soll,  nachdem  er  in  den  ersten  Sätzen  (ohne  aufgefordert  zu 
sein,  was  man  in  unserem  Text  notwendig  voraussetzen  muß)  seine  Abneigung 
gegen  diese  mehr  als  ungewöhnliche  Nahrung  erklärt  hat.  Es  wird  gefragt, 
was  er  ißt    —    es    sind   in    allen  Texten  Brote    (Totl).  Kap.  52,  3;   82,  4;    189 

nach  Pap.  Nu  19,  4.   15.  19), 
wo  er  ißt:   Totb.  Kap.  52,  4;   189  nach  Pap.  Nu  19,  5.   21), 
woher  er  seine  Speise  habe  (Totb.  Kap.  189  nach  Pap.  Nu  19,  17) 
und  anderes  mehr. 

Welche  Wesen  es  sind,  »für  die«  der  Tote  nicht  essen  will,  verrät  unser 
Text  nicht,  der  sich  mit  der  allgemeinen  Bezeichnung   »diese  Götter«    begnügt 

(vgl.  Abschn.  VIII).     Bloß  als    [|i  werden    die   fragenden  Geister   auch   in  Totb. 

Kap.  52  bezeichnet;  in  Totb.  Kap.  82,  5  und  189  nach  Nu  19,  4.  5  sind  es  111 

'^^^^  I    »Götter   und   Verklärte«.  —   An    bestimmte    Wesen   denkt   dagegen 

die  Version  Totb.  Kap.  189  nach   Nu   19,  11  ff.;    hier  ist    der  Fragende  (jv^® 

1    °     ^    J)    »dieser  der  den  Kot  nicht   kennt«  [?j     (Der  Name  ist 


wohl  entstellt;  vgl.  den  leider  sehr  zerstörten  Text  Leps.  Älteste  Texte  41,  39  f., 
auf  den  diese  N.-R.  Version  zuriickgeht.)  Namen  solcher  Geister  enthalten  ge- 
wiß auch   die   anrufenden   Worte  fl^P   '^    1 1  5^  J  ^^^^^^  D^l' ^^^  ^'""^'^^^P 


1910.] 


Hermann  Grapow:    Eine  alte  Version  von  Totenbuci»  Kapitel  51 — 53. 


111 


Z.  371.    '^^1*^  fl^l  cv^"^"?"  Q  jfl'    ^^ic'    in    dem    Spruch    l)ei    Lacai-,    Sarcoph. 
antrr.  I.  205   aiit*  die   Ül)ersclirift  fol,i>'en. 

Die  ^anze  Vorstellung,  daß  der  Verstorbene  in  der  Unterwelt  Kot  essen 
und  Harn  trinken  muß,  seheint  sich  nach  dem,  was  ich  oben  über  das  \'or- 
kommen  der  Texte  dieses  Inhaks  feststellen  konnte,  etwa  so  entwickelt  zu 
haben:  Während  diese  Vorstellung-  in  den  Pyramidentexten  gegenüber  anderen 
(z.  B.  der.  daß  der  Tote  hungern  und  dürsten  muß)  stark  zurücktritt,  scheint 
sie  in  der  Zeit  des  m.  R.  (aus  dem  ja  auch  unser  Text  stammt)  ihre  höchste 
Ausbildung  und  Ausgestaltung  erfahren  zu  haben,  um  dann  mit  so  vielem 
anderen  aus  dieser  Zeit  in  verschiedenen  Versionen  ins  Totenl)uch  des  n.  R. 
übernommen  zu   werden. 


Ein  saitischer  Statuensockel  in  Stockholm. 

Von    M.  BURCHARDT. 

-LiKHL  hat  im  Rec.  III,  30  f.  ein  Piedestal  de  statue  doni  le  torse  manque  der  Stock- 
holmer Sammlung  veröflentlicht.  Der  interessante  Text  rechtfertigt  es  wohl, 
wenn  ich  noch  einmal  näher  auf  ihn  eingehe,  zumal  sich  auch  beim  Vergleich 
mit  dem  Original,  den  ich  im  Sommer  1907  vornehmen  konnte,  einige  Ab- 
weichungen  von  PiEHLS  Abschrift  herausstellten  \ 

Die  Ergänzungen  und  einzelne  Bemerkungen  verdanke  ich  der  Freundlicli- 
keit  des  Hrn.  Prof.  Sethe. 

Der  Sockel,  aus  dunkelgrünem  Basalt,  hat  eine  Höhe  von  7,5  cm;  er  ist 
11  cm  breit  und  21  cm  lang.  Ringsherum  läuft  in  3  Zeilen  ein  Gebet  an  die 
Böcke  von  Mendes,  den  lebenden  und  die  verstorbenen  (A).  Vor  der  Figur,  die 
A'oUkommen  weggebrochen  ist,  steht  in  4  Zeilen  die  Bitte  an  die  Besucher  von 
Mendes,  für  den  Verstorbenen  das  Totengebet  zu  sprechen  (B). 

Die  Hieroglyphen  zeigen   eine  sorgfältige  Arbeit. 


A. 


'i.Bsr.fici}i!iii' 


'1 


.Q      n$^$ 


'x  -^5- 


'1 


I    I    I 


liy^o  1^ 


^,^Q  A/W\AA         Q      A 
1  ^     A^/NAAA     C_l      V 


X  oSii  IllJ]^ 


I  u^ 


fc^^1^iifAi4U^'ß4^f||TlTS'*^'Aii,NQ 


')    Eine  Nachprüfung  einzelner  Stellen  verdanke  ich  Hrn.  C.  G.  Hindbeck. 


112  M.  BuRCHARDx:   Ein  saitischer  Statuensockel  in  Stockholm.  [47.  Band. 

12     13  so    14  so         so 

15 

X        M  ^\       i^    AAAAA^     AAAAAA  VVA   AAVW\   ?<  ^  V     ^  AAAAAA         ^  VTA     \S\  I      '^J^-i 

1    I    lOI   a     .^^2i'i    I    rCIZ)l^«L=^    /Ci   ®oUW     I   I    I    I /ww\A /www  ^  Jl  Avww  <y.o  O    A 

16    17  so  IS     so  so  l'.l  20  so 


I     I     I     O 

21 


'yi:mi^'^%^M\^\°^^mm 


^  etwa  6  Gruppen  ^So« 

B. 

22  so    23  so  24  25 

so 
_^      26  27        so    so 

A. 

»Der  bei  dem  Bock  von  Mendes  Geehrte,  der  imj-hnt,  wp-nfrwj,  Prophet 
des  Bockes  und  der  h^-mhjt,  der  großen  und  kleinen  Neunheit,  großer  Priester, 
der  seine  Obliegenheiten  [kennt],  ruhigen  Schrittes  (?)  im  Horizont  der  Ewig- 
keit, der  das  AUerheiligste  (?)  [im]  Horizonte  des  Bockes  schaut,  iiA-wirt,  der 
auch  w^h-ih-i<  heißt,  Sohn  des  Propheten  (?)  s^-?st,  geboren  von  der  Hausherrin 

ist-hhjt<^,    er  spricht:    »0  du  göttlicher (?),   großer,   wahrer  und Bock, 

du  mit  den  4  Köpfen  auf  einem  Halse!  0  ihr  begrabenen  Böcke  in  hi-bhvl 
(Um  derentwillen)  der  Nil  aus  seiner  Quelle  in  Elephantine  fließt,  das  Feld  sich 
mit  [seinem]  Gewände  schmückt;  (um  derentwillen)  sich  die  Herden  zur  rechten 
Zeit  mehren,  damit  ihre  Opfer  auf  Erden  da  sind;  (um  derentwillen)  Re  auf- 
geht und  Atum  untergeht,  damit  ihre  Opfer  nicht  je  geschmälert  werden,  ge- 
denket meines  obengenannten  Namens,  wenn  euch  geopfert  wird.  Gebt  mir  ein 
Opfer  zur  Stunde  der  Belohnung,  die  um  euretwillen  gegeben  wird;  (gebt  mir) 
ein  schönes  Begräbnis  nach  dem  Dahinscheiden,  daß  ich  aus-  und  eingehen  kann 
nach  meinem  Belieben,  ohne  daß  ich  an  den  Toren  [der  Unterwelt]  behindert 
werde,   daß  [mein]   Erbe ewiglich.« 

B. 

»0  ihr,  die  ihr  hinauf-  und  hinunterfahret,  um  die  großen  Böcke  zu  sehen, 

verehret   diese   Statue    Denn    ihren    Eigentümer  zu  verehren,  das 

bedeutet  eine  Tat,  die  der  eigene  Av  liebt.     Er  (der  Tote)  ist  ein  ^<^h  für  den, 

der  ihm  opfert,   der  für  ihn  (das  Totengebet)  spricht,   der  ihm und 

für  ihn  betet.  Gutes  zu  sagen,  fällt  ja  nicht  schwer,  und  der  Mund  ermüdet 
nicht  von  den  (wenigen)  Worten  I « 


1910.]  M.  BüRCHARur:    Ein  saitischer  Statuensockel  in  Stockholm.  113 

Der  obere  Rand  des  Sockels  ist  bestoßen,  daher  sind  in  der  ersten  Zeile 
viele  Zeichen  nur  zur  Hälfte  erhalten;  docli  sind  alle,  die  nicht  durch  Frage- 
zeichen gekennzeichnet  sind,  mit  Sicherheit  zu  erkennen. 

1.  unj-hni,  ein  Priestertitel,  der  seit  dem  m.  R.  zu  belegen  ist.  Die  eigent- 
liche Funktion  seines  Trägers  scheint  die  eines  Totenpriesters  zu  sein.  So  er- 
scheint er  bei  Darstellungen  von  Begräbnissen  und  bei  der  Mundöffnung  neben 
dem  [1^  und  |/i\J,  Theben,   Grab  J\   "^  (]    ^     (m.  R.)  WB.,   Der  el  Gebrawi  II 

Taf.  VII.,  Theben,  Grab  (1  "^^  ^ -=^  (Dyn.  18)  WB.,  Theben,  Grab  ^(JLl^Tb 
(Dyn.  19)WB.,  Libro  dei  funerali  Taf.  52   u.  o. 

2.  icp-ntrwj,  ein  Priestertitel,  der  nur  in  der  Spätzeit  zu  belegen  ist:  in 
Verbindung  mit  imj-hnt  erscheint  er  auch  auf  Uschebti  2784  im  Louvre.  Über 
die  Tätigkeit  des  wp-ntnrj  wissen  wir  nichts.  In  Dendera  ist  einer  Priester- 
j)rozession  ein  V ^^>^^  dargestellt,  der  eine  Standarte  ^  trägt  (Mar.,  Den- 
dera IV  32). 

3.  H^-iiihjt  ist  eine  Göttin,  die  nur  in  der  Spätzeit  und  in  griechischer  Zeit 
aufzutreten  scheint.  Sie  ist  in  Mendes  heimisch  und  wird  entweder  als  eine 
Form  der  Hathor  aufgefaßt,  so  Mar.,  Dend.  II  27;  III  47  cd,  oder  sie  erscheint 
als  selbständige  Göttin  neben  ihr,  so  Mar.,  Dend.  IV  29a.  Sie  gilt  als  Gattin 
des  Bockes  von  Mendes    |        ^^^^  Urk.  II  32;  dargestellt  wird  sie  als  Frau 

mit  dem  Wappenfisch  des  mendesischen  Gaues  auf  dem  Haupte,  Nav.,  Goshen 
5,  2;  Urk.  II  32;  Edfu,  Rochem.  I  66;  Mar.,  Dend.  III  12.  58p.  69  f.  u.  o.  Auf 
unserem  Stein  scheint  sie  einen  Löwen-  oder  Katzenkopf  haben  zu  sollen. 

4.  Das  Ä^,j^j^.=_  ergänzt  Sethe  wohl  mit  Recht  zu  rh  irjtf  »der  seine  Ob- 
liegenheiten kennt«.  Über  dem  ^  habe  ich  noch  ein  ^'//''7  gesehen,  was  der 
Rest  von  ^-^-^  sein  könnte. 

5.  »Ruhigen  Schrittes  [khh  nmtt)  im  Horizont  der  Ewigkeit«  soll  wohl 
heißen:    »der  das  Allerheiligste  ohne  jede  Unsicherheit  betritt«. 

6.  Sethe  ergänzt  J[-]^  ^  "^  • 

7.  Der  Eigentümer  der  Statue  nennt  sich  ns-wsrt  nach  der  Göttin  liy-mhjt,  die 
zuweilen  wki  heißt,  z.B.  3Iar.,  Dend.  IV  29ß  (J^^);  vgl.  auch  Urk.  II  32;  LD. 

Text  II  239  (Dendera),   wo  sie  das  Beiwort    \y^  erhält. 

8.  Die  Lesung    |  y   ist  sehr  unsicher.    Das  Zeichen    |  ist  zerstört.    Die  Reste 

sahen   mir  eher  nach  I  aus. 

9.  Sethe   ergänzt    ] ,   wie  auch  Piehl  las. 

10.  Was  mit  den  vier  Beiworten  des  Bockes  gemeint  ist,  weiß  ich  nicht. 
Die  vierfache  Anrede  erinnert  an  die  vier  Bezeichnungen  ^3^Te/  |  ä^^tV 

Zeitschr.  f.  Agypt.  Spr.,  47.  Band.     1910.  15 


114  M.  Burchardt:    Ein  saitischer  Statuensockel  in  Stockholm.  [47.  Band. 


11.  Die  Vorstellung,  daß  der  Bock  von  Mendes  vier  Köpfe  auf  einem 
Halse  habe,  kann  ich  sonst  niclit  belegen.  Zwischen  dieser  Anschauung  und 
der  vierfachen  Anrede  wird  wohl  ein  Zusammenhang  obwalten". 

12.  Das       I — i^^i,   in   dem  die  verstorbenen  Böcke  begraben  liegen,  wird 
^  ,  Urk.  II  88,  identisch  sein.     Der  a^  h'^u^  wird  auch    [^ 


mit  dem   Orte 


J  A^'^  genannt,  Dum.,  Georg.  Inschr.  III  49,  oder  ^37  n| — ^^^1^  Mar.,  Den- 
dera  IV  48.      Nach   Brugsch   ist  ht-bSw  pr  gleicli   Thmuis  (I)ict.  Geogr.  hSf)). 

18.  Der  mit  pr  h^^pj  m  krtj  Hm-  beginnende  Satz  ist  wohl  als  Vordersatz  zu 
dem  folgenden  ilüfn  rnj  aufzufassen.  Wie  aber  beide  zu  verbinden  sind,  ver- 
mag ich  mit  Sicherheit  nicht  anzugeben. 

14.   Statt  mnhi  sollte  man  ninhts  erwarten. 


15.  Zu  der  Wendung  ^AAA^  yoi  aaaaaa   ist  das  demotisclie  n  rn-  zu  vergleichen: 

j9/  duic  n  rnf  »das  erwälmte  Buch«,  Setna  8,  12;  //  tht  n  ms  »die  genannte 
Kiste«,  eb.  81.  Daß  in  unserem  Text  das  verbindende  n  fehlt,  ist  weiter  nicht 
auffällig". 

1().  Was  mit  der  »Stunde  der  Belohnung,  die  um  euretwillen  gegeben  wird« 
—  Avenn  die  L'bersetzung  richtig  ist  —  gemeint  ist,   weiß  ich  nicht. 

17.  Von  dem  djtn  nj  ist  weiter  abhängig  krst  nfrt  und  der  mit  '^kj prj  be- 
ginnende Satz. 

18.  In  dem  '^'^  steckt  doch   wohl   ein  Versehen  für  'S^/^  »ein   und 
aus  gehen«,   seil,   m  hrt-ntr.     Vgl.   ^|^^1    ffi  ^^  i  ^?^'   '   V  A' 

TP  ^1  ,.,,„„■  '  ÖÖ  '  Leiden  V  ().5  u.  ä.  häufig.  Eine  Schreibung  lür  <^k  und  pr  mit 
■"^fPiy  kann  ich  sonst  allerdings  nicht  nachweisen. 

')    In  dieser  Gestalt  erscheint  einmal  der  Windgott  T"  f  /J  Oüm.,  Res.  46,  32  (=  Baugeschichte 

28 o,  vgl.  Brugsch,  Thes.  54)  und  der  Sonnengott  f^  Lanzone,    Mitologia  Taf.  128,  3. 

Figürliche  Darstellungen  solcher  Widder,  die  als  Amulette  getragen  wurden,  finden  sich  einige  Male; 
vgl.  Berlin  2014.  Kairo  12344.  1234.').  Die  Hinweise  hierauf  verdanke  ich  den  HH.  Dr.  Müller 
und  Dr.  Ranke.  —    Auch  menschengestaltige  Wesen   mit  vier  Widclerkö[)fen  kommen  vor,  so  der 

lf^^^3^/      I  ^Y  l'^^^V  Mar.,  Dend.  IV  83/ und  ein  -*-  \^     xöh^=^i     <v,  ü 

<3^^y  Edfu,  RocHEMONiEix  I  192.    Ferner  finden  sich  diese  Gestalten  auf  den   »Kopftafeln«   der 

^^    ^    f\i^^  Ä  <?> 

Spätzeit;  vgl.  Berlin  6900.  7792.     Ebenso  hat  man  sich  wohl  auch  das       (     a    U  wf  I  I  I  I 

J|  — 1^\    ö     1^  Pap.  mag.  Harris  6,  8/9  vorzustellen. 

-)    Den  Hinweis  verdanke  ich  Hrn.  Prof.  Sethe,  die  Belege  Hrn.    Prof.  Spiegelberg.  —  Nach- 
träglich bemerke  ich,  daß  die  Formel  schon  in  Dyn.  21  vorkommt:    A^  ^^sH^~~^^^^  ^^HS 
i^f^v^  f^^—      Unamtm  20    »dein   eben  erwähnter  Dieb-,    vgl.  Griffith,   Stories  S.  88. 


"t>=Z] 


1910.]  M.  BuRcuARur:    Ein  saitischer  Statuensockel  in  Stockholm.  115 

so 

11).  Das  (j^^^^^fl?  ist  wohl  als  r  ddj  ibj  aufzufassen;  vgl.  ({^(j?^, 
Buch  vom   Durch  wandeln  der  Ewigkeit,   B.  9,  W.  20. 

20.  Hinter  ibho  ist  nach  den  Parallelstellen  wohl  nw  dwH  »der  Unterwelt« 
zu  ergänzen. 

21.  Der  Schluß  wird  einen  Gedanken  enthalten  haben,  wie:  »daß  mein  Erbe 
auf  meinem  Sitze  bleibe«    o.  ä. 

22.  dw^-nfr  kann  hier  niclit  »danken«  heißen,  sondern  muß  »verehren«  be- 
deuten. 

23.  Was  in  dem  ^  "^  ^  steckt,   weiß   ich  niclit.     Piehl  las   vM_- 

24.  Das  ^zz:7  ist  dem  Steinmetzen  verunglückt;  es  ist  ein  Stückchen  aus- 
gesprungen, so  daß  es  w^ie   O^   aussieht. 

25.  Der  Sinn  des  Ganzen  soll  vielleicht  folgender  sein:  man  tut  sich  selbst 
etwas  Gutes,  wenn  man  für  den  Eigentümer  der  Statue  das  Totengebet  spricht: 
denn(?)  der  Verstorbene  ist  ein  s<'l^{?)  für  den,  der  für  ihn  betet.  Zu  dem  t 
—  wenn  die  Lesung  .s'<'A  richtig  ist  —  möchte  ich  eine  Vermutung  wagen:  eine 
Formel     ^   ^— y    a  ^\  kommt  häufiger  vor,   z.  B.  Kairo  579;   Piehl,  Inscr.  I 


15;  Mission  V  300,  22.  Was  damit  gemeint  ist,  geht  vielleicht  aus  einer  aus- 
führlicheren Form  der.selben  Formel  hervor,  die  ich  leider  nur  einmal  be- 
legen  kann:     ^   ^-;y    a  |\  k\  I  Y\   »ich  bin  ein  s^h  für  den,   der  auf 

ihn  hört,  der  Gutes  vergilt  dem,  der  es  [ihm]  tut«,   Florenz  1540  (Katalog  ScmA- 
PARELLi).     Demnach    scheint  s'^h  hier  geradezu  den  Sinn   »dankbarer  Toter«   zu 
haben,  den  ich  sonst  allerdings  nicht  nachweisen  kann.    Daß  der  Tote  Wohl- 
taten vergelten  will,   ist  ja  sonst  zu  belegen,  vgl.  {1   ^  d"v>       A^^^^^^" 
^,  Urk.  IV123. 
Statt  des  dw^  ntr  pw  nbf  sollte  man  eher  wohl  dw^  ntr  [n]  nhf  pw  erwarten. 

26.  Was  das  ,i=  ist,  weiß  ich  nicht;  an  |  ^.^  zu  denken,  verbietet  das  ^=. 

27.  Die    Lesung    des    Folgenden    ist    durch    die    Parallelstellen    gesichert: 
^=t    o  /wwvA  -y-^l  /^t&^e/       ll    Jrn^''^^— ^'  Wreszinski,  Ägypt.  Inschriften 

S.86,  und  :^^(^T— is.S-^i'^'^'JI    ""   '  K^^^°  --1'^^'- 

')   Vgl.  Spiegelberg,  Eine  Formel  der  Grabsteine,  äZ.  45,  66  ff. 


1.=)* 


116  Aylwabd  M.  Blackman  :    Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts.  [47.  Band. 


Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts. 
By  Aylavard  M.  Blacköian. 

Mit  6  Abbildungen. 


Ihe  following  texts  are  written  on  the  inner  and  outer  coffins  of  a  woman  called 

(--I  AAAAAA   T\ 

l^.i'-^n,  now  preserved  in  the  Ashmolean  Museum,  Oxford.   They  were  found  l)y 

Professor  Garstang  at  Beni  Hasan  witli  many  others.  The  best  preserved  of 
them  were  published  by  Monsieur  Lacau,  but  the  two  in  question  have  tili  now 
remained  uncopied.  The  outer  coffin  is  in  pieces  which  greatly  facilitated  the  task 
of  copying  the  inscriptions. 

The  Outer  Coffin.     The  Lid.     In  a  Single  horizontal  band  running  the  whole 
length  of  the  outside  of  the  lid  is  the  following  inscription.     The  signs  are  in 


The  inner  side  is  uninscribed. 


T/ir  Right  Side.    In  a  single  horizontal  line  on  the  exterior  is  the  following 
inscription.     The  signs  are  blue.    <-  ^  ^  A^.  fflTIßt^ll^iS 


^miTMi^az^mFJ 


On  the  interior  the  following  texts,  which  are  of  considerable  interest,  are 
arranged  in  vertical  columns  painted  in  black  linear  hieroglyphs  upon  a  white 
ground.  Lines  1  —  ß  I  have  been  unable  to  identify  at  present  with  any  published 
texts.  Of  the  text  about  the  four  winds  beginning  at  line  7,  Lacau  has  published 
a  Version  in  Annales  du  Service  V  p.  234  from  the  coffin  of  XII^^M,  also  found 
by  Garstang  at  Beni  Hasan.  The  readings  in  his  version  are  often  doubtful 
and  there  are  gaps,  but  these,  in  many  cases,  can  be  restored  by  the  l^^'^ü 
Version,  which,  however,  unfortunately  comes  to  an  end  at  line  27  through  lack 
of  Space.  The  well  known  coffin  of  Amamu  in  the  British  Museum  has  a  very 
shortened  form  of  this  text  of  the  winds,  and  we  might  also  compare  Toten- 
buch,  Ch.  LV  (Budge)      .     A_fl  ^^^'  ^^Iv  ^^  ^^^  ^"^  °^  which  occur  the 

words  ()%^^^^2^"%^|/vvaaaa!],  ^8  —  ^^r^'  resembling  line  7  of  our  text.  Tliere 
is  also  a  Ptolemaic  hymn  to  the  four  winds  published  by  Pif.iil  in  vol.  I  of  liis 
Inscriptions.  CLXII. 


1910.] 


Aylward  M.  Blackman  :    Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts. 


117 


Text  A. 


^^^.-^  s 


Text  B. 

a  l 


?(1 


\ 


^    iliiCi   D  Jlo  o  o 


'^n^ 


^;^/\:i  A^°^\c^lt^n 


0   £^ 
10 


7^ 


i\.\i^B\ 


l3^IP^^^°^-f7-N 


^-4^"- 


e 

I    AA/\AAA  ' 


zf7fiikrAi;T;;-^^^^iHw-i±ö^^|) 


1 1 1 1 


fi:,[°l] 


^^^    lllllllll      Q 


=>         QcirzD  na      nl4 

^'^^'"'^  17  A         n    /'^  AAAA/V\  j-i    A.^A/\AA    p.     g  S    Q    AAAAAA  A    ^     O  IQ     1      AAAAAA   AAA/vAA  -v       -s 


?=x^  22 


A 0        O      25  ^'^^'W^A 


4- 


1ECf7Rk-^t^T 


^26j^tk 


Jf-     VJi> 


öC 


27 

AAAAAA    I    1  A/VAAAA    |    |  AAAAAA 


0     0     0    A^VW\ 


P 


118 


Aylward  M.  Blackman  :    Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts. 


[47.  Band. 


Continues 


j 


•^ 


A/WWV         Ci 


-l-l 


1 


-1,1 


(?) 


P^^^^ 


Text  A. 

n.   Foi-  construction  cf .   ' '-'  ^^  ^ 


.^' 


I         I        I  AA'NAAA 


H\\ 


.  o  • 


Toten- 


1 


2 


Fis.l. 


buch,  Ch.  17,  Ed.  Naville. 
6.  Same  word  as  aaaaaa^(?,  An.  du  Service  V  p.  231.   Sarcophage  de 

I±3t^():   speit  ~^11  in  Pyr.  W.  285.    See  also  below.    B,    • ^ 

note  u.    For  the  facsimile  of  the  Avord  as  in  tlie  original  see  fig.  1 

c.  -s  refers  to  '^^  "ZI . 

d.  n  almost  certain. 

e.  The  translation  does  not  make  good  sense,   but  the  text  as  it  Stands  can 
only  be  rendered  so  grammatically.    I  suggest  the  following  emendations. 

1.  ^    ^^^   iP^^'^^^To  Ä'  ^^^"  "-^^  ^^'^^  ^^"^^•'^  ^^^^ 

has  come  himself,  the  Eye  of  Horus  protects  from  the  Council,  the  Ho- 
rizon-Dwellers,  every  god«, 

or  2.    U  .  ^3' ^ ^^   1  <^-=^>   »He  who  is  great  of  fear  comes  him- 

self« . 

A D  is  certain;  the  original  clearly  distinguishes  between o  and  A 0. 

'^^^^  written  is  smeared  so  perhaps  <-==>  is  to  be  read  (?) . 

For  the  idea  that  protection  is  needed  against  the  (J5-d5-t  cf.  Pyr. 
W.  449 ;  T.  257,  261  -^  ^  P^Q^^  J'^21'%-  ß"^  i"  Lepsius' 
Totenbuch  Cap.  I.  1.  21  the  deceased  prays  for  a  seat  beside  the  prince 
in    the    (U-(l?t.      For   a  similar   contrast  with    later   ideas    cf.   T.  284. 


^^7kZ(i]k--S-TZ]^-X 


Text  B. 
ff.   Th: 


© 


"■  '•"■  l±.^THKi 


c.   For 


f^^i 


7  111 


vide  Pyr.  Spruch  860.  T.  275,  P.  28,  M.  88,  N.  68. 


Spruch  454.    P.  122,  31.  91,  N.  98  in  all  cases  associated  with 


See 


•)   Th  = 


^^ 


1910.]  Aylward  M.  Blackmak  :    Soine  Middle  Kingdom  Religious  Texts.  119 

also  LI).  II,  150A  speit    w^  and    Quibell,    Excavations  at  Saqqarah 


'«V'"-"  t^^i'"' ™-t^°o '!•'•*• 

e.  I  o^  a,  (so  also  Th.)  is  Imperf.  partic.  act.  fem.  UU(>/|  •  cfi  suggests  some 
divine  or  heroic  person.  It  is  to  be  noted  that  of  the  four  winds  the 
North  wind  only  is  regarded  as  female. 

/.   Here  and  also  above   in  1.9   Th.  reads   "=^[l(loXl-i  . 

g.   The  original  has  i^  in  every  case  for  % . 

h.   For  sinülar  use  of  s  <=>i|  cf.  Pyr.  W.493.     ^^']y^^C_W_J 

'^'^    P  \\ 
i.   Th.    ^ 


j.  Before       ,      v^\\    Th.  reads    ^^«u=_  ^  Re'  seizes  her  and  Apis  and  WlK 
carry  her?      "^wy  etc.   is  perhaps    an  Interpolation? 

k.   2±3^D%^   to  \\  ^^^^^  omitted  in  Th. 


l.   Th.  \W\ 
m.    Th.  omits   _ji_  .     fö  is  the  Inf.  form  sdm-t-f  negatived.   Cf.   ^^ 

(]^^=±.  Erman,  Gramm.''  §  B05.    Cf.  Totenb.  Ch.  LXXVIII  (Pap.  of  iVw)  1. 18. 
n.    Th.  omits  D^  • 
0,    Th.  ^      /l    J  v\.  ^~      followed  immediately  by  4.-1.,   etc. 

r.   Here   7//.  has    P'  person.      <^      [1              i^      fl    '   ^*^-      ^^-   Kxcavations  at 
Saqqarah  190G— 07  p.  32.   Sarcophage  of  (J .  ^  N.    °  ^% 

AA^AA^  W  AAA/NAA  I  _Z1 

5.   This  passage  seems  corrupt  in  both  versions.    Th.  rn  n  <=> j\  ^ 

ff|^n?fö'^^(],  etc.     For  the  rest  see  text  of  XI3^(]  as  given  above. 

^    A/VAAAA    rs 

|^^:^^n   ends  here. 
t.  Same    construction    as    0  |lit=b  above,    note  /w.      Sc.  „ju.  before 

V^  O        A/VWV\     1 

bpr-t.     So  also  n  msy-t  .  .  .   n  spli-(t  ?)  .  .,   etc.  (?)(?)(?).    For  the  passage 
nDl^"^^  see  Pyr.  W.  424. 


120  Aylward  M.  Blackman:   Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts.  [47.  Band. 

(?)  (?) 

u.    I^JL,  \<$.  mistake  for    «ju.  I  gS,    same  word  as    I  a/vwv.  (2  in 

line  2  (?)(?){?). 

^'     y    ^  ~    »wild  celery«.    Loret,   Rec.  XVI   7.    For  ^^"^  as  a  god- 

dess  cf.  Pyr.  Pepi  I  650,  727.     J^.^^  VVP"==^(M)| 
w.     'C(-t]^^7C\    spuntare,   germogliare.     Levi,   Lex.  8   15B. 

Translation.  Text  A:  »Ho!  Neter-Nekhty  I  Tliou  art  the  forefront  (?).  Thou 
livest,  thou  sliinest,  on  the  day  of  ,He  knows  tlie  binding(?)  (?),  of  the  hearts 
of  the  gods'.  Exalted  of  forehead,  mistress  of  the  Horizon,  illuminated,  equipped 
more  than  any  god.  Its  Great  One  and  the  gods  fear  this  Neter-Nekhty.  Thy 
front  appears  in  its  form.  The  mistress  of  these  offerings  there  comes(?).  I 
have  come  to  give  my  own  fear,  (causing)(?)  the  Eye  of  Horus  to  proteet  from(?) 
the  Council  (of  judges),   the  Horizon-dwellers,   every  god. « 

Text  B:  »There  have  been  given  unto  thee  these  winds  by  these  youths(?). 
It  i«  the  North  wind  that  traverses  the  Haunebt,  Stretch ing  its  arms  to  the 
boundaries  of  the  two  lands,  the  sleeping  one,  to  wliom  is  brought  the  news 
of  her  (divine  ?)  lover  every  day.  It  is  the  wind  of  life,  the  North  wind.  She 
is  given  to  this  Neter-Nekhty  that  she  may  live  thereby.  There  have  been  given 
unto  thee  these  winds  b^^  these  youths  (?) .  It  is  the  East  wind  opening  the  sight, 
making  a  fair  way  for  Re'  that  he  may  come  forth  therein.  Re'  grasps  the 
band  of  this  Neter-Nekhty  in  this  his  green  field  whicli  is  upon  the  reed-beds, 
wherein  she  eats.  Namely  the  two  hands  of  Apis,  namely  the  two  hands  of 
Wd^  (lift  her(?)  see  notej»').  It  is  the  wind  of  life,  the  East.  He  has  been 
given  unto  this  Neter-Nekhty  that  she  may  live  thereby.  There  have  been 
given  unto  thee  these  winds  by  these  youths  (?).  It  is  the  West  wind,  the  brother 
of  5hw  (and?)  Msty(?)  the  aged  ones  living  f;^j  one  body  before  two  things 
came  into  being  in  this  land.  It  is  the  wind  of  life,  the  West  wind.  He  is  given 
to  this  Neter-Nekhty  that  she  may  live  thereby.  There  have  been  given  unto 
thee  these  Avinds  by  these  youths  (?) .  It  is  the  South  wind,  the  South  wind  from 
the  Negroes,  the  Southerner  who  brings  water,  who  causes  life  to  tlourish.  It 
is  the  wind  of  life  the  South  wind.  He  is  given  to  this  Neter-Nekhty,  that 
she  may  live  thereby.  Hail  ye  four  winds  of  heaven,  bulls  of  heaven.  This 
Neter-Nekhty  knows  you,  knows  your  names.  She  knows  the  name  of  him  who 
gave  you  to  him  (sie)  (?)  (?)  who  caused  that  she  knows  that  which  (?)  thou  (sie) 
bearest « 

Continued  in  T?wi.  »I  have  come  into  being  before  men  came  into 
being  (?),  before  the  gods  were  fashioned  (?),  before  the  bull  was  lassoed  (?),  be- 
fore the  two  jaws  were  bound  (?).  0  M5tt,  daughter  of  the  gods,  putting  out 
shoots  (lit.   , making  a  sprouting')  to  cover  me,   o  lord  (sie)  of  heaven,    o  lord 


1910.] 


Aylward  M.  Blackman:    Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts. 


121 


(sie)    of  Earth,    tliis    Thvi    begs    it   froiii   tlic    lord   of  Powers,    Le    sliall    do    it 
for  T5wi. « 

The  readings  in  the  latter  part  of  the  text  are  exceedingly  doubtful  and 
the  translation  (xnitc  uncertain.  The  text  iniist  he  very  corriipt.  A  good  and 
early  version  is  badly  needed. 


The  Left  Side.     Exterior.     In  a  Single  horizontal  band.    »->■   1         l\    \\   <s\ 


Below  this  inscription  at  the  head-end  opposite  the  face  of  the  corpse  the 
two  usual  symbolic  eyes  have  been  painted.  See  Erman,  Egj^tian  Religion 
pp.  128—129. 

Inferior.  The  texts  are  arranged  in  the  same  manner  as  those  on  the 
right  side.  They  consist  of  Spruch  23,  24,  32,  33  and  36  from  the  Pyramid 
Texts.  They  differ,  however,  in  detail  from  the  older  versions  and  are  worth 
Publishing  as  showing  the  State  of  these  texts  in  the  time  of  the  Middle  King- 
dom. Also  the  diflferences  are,  perhaps,  sometimes  ancient,  i.  e.,  may  be  handed 
down  from  a  version  as  old  as  the  V*''  and  VI""  dynasties  but  not  always  agree- 
ing  with  the  version  preserved  at  Saqqarah. 

Above    the    P'   two    columns    of  inscription    aaaaaa  /'     .      Each  column 

commences  with    |1  omitted   in  this    transcription  as  it  causes  a  meaningless 
break  in  the  formulae. 


Pyr.-Spruch  23.   ^^Xl 


Spruch  25.   *"  p|^7r--7T-| fl|=^— " 

(Here  under  column  6  and  7  are  the  signs 

_^y^_-7r-^^ fl  I  ^"^  ^^m 


P^  A/WNAA  I     ^^    Ci      I 


C^ 


VA 


u, 


0,     =0)         10. 


1 


-rr 


■^U. 


12 


o^i  -5' 


U  ^     a,    11 


O  o 


=lD 


ra^feLA'-'l 


Zeitscbr.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.  Band.     1910 


16 


122  Aylward  M.  Blackman:   Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts.  [47.  Band. 

Spruch 32.  "^^^(j  °  ra^l"^®(l°"r5^=  ferR^V*® 

^^      i     ÖS  oooo  S= 

Spruch  Hfi.  '•]-!=]_  ^  _=|^^^|^^_=]^^^^_=| 
Part  of  Spruch  33  (W.  20^).  22^^=^ "^I-^-^q^  (j^^  23^ 


AAA/\AA 

AAAAAA 


□        ^ 


K^  \^_y  #    1  Aw^AA^     AWWA  I  _cr X^    ^     A   U     I  i-J  o  IT  _il    i_l  o 


f 


28^^^^8  —  U.      ^x-^     I    ^8 — U.      -^^R'^U 


J^^^^^|-u_^^ 


Beginning  under  column  18  and  running  in  a  horizontal  line  to  column  28 
is  the  folloAving  ritual  direction: 


in- 

Spruch  23. 

h.   W.  \\~rr  before  it. 
c.  W.  (j   j]  imperative. 


I 


')   Vide  Kit.  Amon  and  Mut,  XXXIV,  2—6. 


1910.]  AvLWARD  M.  Blackman:    Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts.  123 

Spruch  25. 

b.  W.  J  ^iP  I  li  ^t  thß  ^^d  of  the  whole  »Spruch«  instead  of  being 
inserted  in  the  middle  as  here. 

c.  W.  ^^^^  and  videW.  218. 

d.  W.  ^'^fl^?^  u. 

e.  m  Q  written  small.     Omitted  and  inserted  later. 

Spruch  H2. 

a.   W.  f{^^^\    D    J    ß^=^fl    °n]^  etc. 

6.  The  ritual  direction  in  W.  is  fv'JJsJfr^j  and  comes  at  the  end  of  the 
»Spruch«.  M.  A.  Murray,  Saqqarah  Mastabas,  Part  I,  p.  36,  13  suggests 
the  words  mean  » drop  by  drop « .  [y  J  perhaps  means  water  for  libation 
clarified  by  natron. 

c.  W.    5>  . 

,.  w.  11  ^^%\^.    W.  SH  ^]^g|^. 

e.  W.  wl^         %>oooo        [|n\^,,__^   „j   Qß-gp   ^j-^g^,    ^jjg   moisture    that    has 

come  out  of  thee « .    The  variety  of  readings  is  probably  due  to  similarity 
of  sound. 

^'  ^-  ii'^^SlI^lö^^-  ^-^  ^^  ^^'"  ^^^sion  can  only  be 
translated  as  imperative. 

Spruch  36. 

a.  W.  ^^  only,  followed  by   J^ ^A[<:rz>Tvj. 

c.  W.   <] ^^  V s=s        .     In  W.    this   phrase  -in  1.21  proceeds  the  last 

phrase  in  1.  20   of  our  version. 

Spruch  33. 

a.  W.  14  — *— ^y  y  ^^^^ —*- ^^  V ''^'^  •  For  lyü  °  cf  ly(]  ^  »cream«,  Ebers 
80,  15 — 17.    ^^"^^^o  =  butter{?),  cf.  Arabic  ö^(^). 


j.  w.i5f^[2n] 


16* 


1 24  AvLWARD  M.  Blackjian  :    Soine  Middle  Kingdoin  Religious  Tests.  [47.  Band. 

c.  w.  15,  Iß  (1^^ ^--<=>%^s^  (]     "V  ]_H— n.^,AAA^ . 

d.  AV.  IC)      !^  ij  m    ^  — »^ X '"^'^^  ■     My  arrangement  and  translation  seems 

to   be   suggested   in    our   text  (Middle  Kingdom).     For  construction  see 
Ekman,  Gramm. '■  §  181. 

..  W.KUT.    Quite  different.     {."o^lß^'^^'^Xj^^^^^^ 
/.   A  repetion  —  incomplete  —  of  Spruch  25. 

g.  This   ritual   direction   corresponds   to  W.  14ö.     See  Setiie's  Pyr.  Texts, 
Vol.  I  p.l8.  ^^^o'''^J©  and  W.  18«,  idem  p.  19.  l'f  ^o'"' 

D .    Showing  that  J   is  understood  in  our  version.     |  =  either  natron 

r  ^  D  o 


itself,   in  which  case  ^^O       means    »two  grains«    or   »balls«,    or  eise 
water  purified  with  natron  in  which  case  the  meaning  is  »two  drops«. 

Spruch  23.  Translation.  »The  libation.  Formula:  0  Osiris,  take  unto  thee 
what  this  Xeternekhty  hates,  the  evil  spoken  against  her.  0  Thoth,  take  it 
to  Osiris.  Thou  hast  brought  the  evil  spoken  against  this  N.,  thou  hast  put 
it   in   thy   band.     Do  not  let  go   of  it!     Watch    that   thou  let   not  go   of  itl« 

Spruch  25.  »He  who  hastens  hastens  with  bis  ka.  Hr-Wd^  hastens 
with  bis  ka.  Thoth  hastens  with  bis  ka.  —  Fire.  Incense.  —  Osiris  hastens 
with  bis  ka.  Sp?  hastens  with  bis  ka.  3Ibntirty  (?)  hastens  with  bis  ka. 
This  N.  hastens  with  her  ka.  Ho  N.!  The  band  of  thy  ka  is  before  thee. 
The  band  of  thy  ka  is  bebind  thee.  Ho  N.!  The  foot  of  thy  ka  is  before 
thee.  The  foot  of  thy  ka  is  bebind  thee.  Ho  N. !  I  have  given  thee  the 
Eye  of  Horus.  Furnish  thy  face  therewitb.  The  odour  of  the  Eye  of  Horus 
is  dillused  unto  thee.« 

Spruch  32.  »These  thy  libations!  Ho  Neternekhty!  —  Libation,  two 
drops  —  issuing  before  (thy)  son  Horus.  Ho  N.  I  1  have  come,  I  have  brought 
unto  thee  the  Eye  of  Horus,  that  thy  beart  may  be  cool  therewitb.  I  have 
brought  it  unto  thee,  under  the  place  (?)  of  thy  sandals,  thy  feet.  Thy  beart 
is  not  still  possessing  it.  Formula,  to  be  Te])eated  four  times.  Come!  A  funeral, 
meal  for  thee!  (?)« 

Spruch  36.  »Thou  art  purified  with  natron,  Hr-W(_K  is  purified  with 
natron.  Tliou  art  purified  with  natron,  Thoth  is  purified  with  natron.  Thou 
art  purified  with  natron,  Sp^  is  purified  with  natron.  Thou  art  purified  with 
natron,  thy  ka  is  purified  Avith  natron.  (Thou  art  purified  with  natron),  thy 
purification  with  natron  is  pure  (?).  Thou  puriliest  thy  mouth  Mith  natron. 
Thou  cleansest  thy  bones.  Thou  purifiest  the  ^°^W£=r=>  among  thy  brethren 
the  gods.« 

Spruch  33.  »Thy  mouth  is  the  mouth  of  this  calf  —  milk  —  on  the  day 
it  was  born. 


I 


1910.]  Aylwaru  M.  Blackman  :    Some  Middle  Kingdoin  Religious  Texts.  125 

Butter!  Cream!  Open  thy  mouth,  tliat  tliou  mayest  taste  its  llavour  witliin 
the  hall  of  the  gods,  that  which  Hr-Wd^  spits  out.  —  Cream,  two  vases,  Horus 
and  Set.  —  Cream,  butter,  for  thy  mouth  in  the  midst  of  the  Followers  of  llorus. 
He  who  hastens  hastens  with  his  ka.  Hr-W(]<^  hastens  vvith  his  ka.  Thoth 
hastens  with  his  ka.      Sp5  hastens  .  .  .  .« 

Ritual  direction.  »Two  grains  of  southern  natron  of  Nekheb.  Two  grains 
of  northern  natron  of  Shetpet.     One  grain  of  incense  in  its  place.« 

Tue  Head-end.    Exterior.    In  a  Single  horizontal  band,  »»-j-  Tl(]llo        ^^ 

©Ol 

Interior.  The  texts  are  arranged  in  vertical  columns,  the  signs  being  black 
on  a  white  ground.  Texts  resembling  them  have  been  published  by  Lacau, 
Annales  du  Service  V  p.  2B7,  from  the  coffin  of  -^^y"^  y(]  found  by  Garstang 
at  Beni  Hasan.  Lacau  describes  them  as  »nouveau  a  ma  connaissance«  and 
»tres  abimes  et  difficiles  a  lire«.  The  Order  of  the  texts  in  our  version  is 
different  to  that  of  those  of  -V-^^ü  and  so  a  comparison  of  the  two  aids  in 
a  correct  division  of  the  texts.  Fragments  of  similar  texts  occur  on  the  damaged 
parts  of  the  coffin  of  a  certain  Khnem-hetpy,  found  by  Gtarstang  also  at  Beni 
Hasan  and  now  in  the  Ashmolean  Museum.     The  last  agree  with  ZIII^[|  rather 

than  with     |  ^-^^-^  [I . 

I©   Ci  1 


2/2_    ^  'Sfi  ^A^''2K     ^   \<=^ 


f  g 

ll 

The  following  version  of  these  texts  is  from  the  coffin  (much  broken)  of 
Khnem-hetpy.      See  remarks  above. 


20 


AAAAAA 


"■  TL  m%^'^^%^il__,'%' 

b.  This  passage  is  not  in  T/i.  Cf.  Pyr.  Wnis  418,  Tti  238;  for  similar 
expression  and  for  the  rather  rare  word  U  ®^\  ^  •  I'or  the  latter  also 
vide  Bauer  6  (Hieratische  Papyrus  aus  den  Kgl.  Museen  zu  Berlin,  Bd.  ö). 


12()  Aylwakd  M.  Blackman:    Soine  Middle  Kingdom  Religioiis  Texts.  [47.  Band. 

The   spelling   in   our   text   confirms   the    Suggestion   of  \\  for   ^\     in 
Note  a  PI.  f)   of  tlie   »Bauer«. 

c.  r/,.  (|"7(jJ.Y4^|||^^^(j^_p_.    Khnem.I.,etpy...|| 

d.  Participle.     Vide  Erman,  Gramm.'^  §  374. 

f.  Th.   R]j   so  probably  here,   see  fig.  2.     Khnem-hetpy  has  VW,  . 

g.  For  n^^öOn  vide  Pyr.  P.  2<S2,  M.  525,  N.  llOß. 

«The  Great  (i.  e.  Neternekhty?)  is  brought  to  the  Great,  the  Illuminated 
(Neternekhty?)  is  brought  to  the  Illuminated.  The  bank  of  the  West  is  brought 
that  it  müj  kiss  the  bank  of  the  East.  The  bank  of  the  East  is  brought  that 
it  may  kiss  the  bank  of  the  West.  Verily  the  complete  (?)  palm-tree  mounts  up 
to  them.  0  bull  upon  his  perch,  builder(?)  (lit.  »he  who  causes  to  build«,  with 
caus.  s)  upon  his  tower(?)  do  not  deseend  upon  this  Neternekhty!  This  eye  of 
Horus  it  is  which  is  within  thy  grasp.« 

The  Feet-End. 

Exterior.     In  a  Single  horizontal  band  -<—^!z^    ^     \\ü  ^  |>o^-^[]. 

Inferior.  The  signs  are  in  vertical  columns,  painted  in  black  on  a  white 
ground.  For  the  text  eompare  the  very  mutilated  version  from  the  coffin  of 
lyll  v\(l .    Lacau,  Annales  du  Service  V  p.233  and  |  "^  170 — 173.  Maspero, 

Trois  Annces  de  fouilles  (Mission  II). 

a.   H  omits  the  second  /wvw.  l-j  |  . 

h.  For  tlie  explanatory  (1  I  vide  Erman,  Gramm."  §343. 

c.  II   has   ^^  I ,    T/i    ^^  ^ .     For   the  use  of  rd  in  this  connection  vide 
Ritual  of  Amon  and  Mut  Xll   Kl. 

d.  So    Th.     H   omits     |J|.      For  the  expression  ü         fW  |rVf   ^^-   Ritual  of 


1910.]  Aylward  M.  Blackman:    Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts.  127 


Amon  of  Mut  XII  8  (     ,    /w^a  jll        |       j  wliere  incense  is  called  »divine 

sweat...    Il^f,;,— IsH^y^llli^'^ I^^ra^^^e 

<:3>  ^^^  A ü         JS/vw^  I  I    J|  I  »The  frankincense  of  tlie  god  issuing 

from    liim the   sweat   of  the   god   descending   to    the    ground, 

whicli  he  hath  given   to  all  gods«,  vide  also  idem  XII   12. 

e.  H  ■>^^    .     One  would  expect  P . 

f.  H  and   TA  g — >  y::>  .     g — >  a,  mistake  of  the  scribe,  sc.   /wwvn^ — *. 

g.  So  also  T/i.    H  omits  both   m.   and  1^   and  has  ^^\\^ 
with  ^ D  following. 

h.   ™inf  so  cur  text.      H  "="0^,    TA  °° -^ -^  f  (!),  for  — ftl 

«»-=>f|in|  ears  of  corn  (Brugsch,  Wörterb.  1045)  vide  ÄZ.  II  p.  16.    Totb., 
Ed.  LErsius,   Ch.  149,  1.  8. 
J.   For  ^9  I  would  suggest  ^li^  (?)(?)  and  for  d[1'^^.  D^^X'  ^^^  ^or 
former  reads  ^||,  H   üfl ->  T^'^T^^D  0^:^^  X     A 

Www  Ji\%j^     <C3>       _ö^     I  ^  o  o  o  o: 

/•.  An  early  parallel  text  is  badly  needed.    H  ^^         .    For 

AAA^v^A  <C >  O    O    O 

the  writing  in  the  original  of  our  version  see  fig.  3. 
/.  Before  ^^^^ ,    H  reads  ^  . 

Translation.  »Purification,  purification  for  her  ka!  This  Neter- 
nekhty  is  pure  for  her  ka,  for  her  ka.  Her  head  is  fumigated  with 
sweet  incense,  that  is  the  perfume.  This  Neternekhty  is  vigorous  by 
means  of  incense.  The  dcAv  of  the  god  is  (i.  e,  the  smoke  of  the  in- 
cense ascends  up  to,  approaches)  towards  thy  flesh.  Horus  and  Set 
the  two  great  ones  who  are  within  the  South  land  have  purified  thee. 
The  incense  comes  (twice).  The  ears  of  corn(?)  come  (twice).  The 
toe  comes.  The  back  bone  of  Osiris  comes  forth.  The  natron(?)'  Fig.  3. 
comes  (twice).    The  members  come  {which  issue)"  from  Osiris.« 

The  Inner  Coffin. 

The  Lid.    Exterior.    The  following  inscription  in  a  Single  band  down  the 

Interior.  The  following  inscriptions  are  in  vertical  columns  and  written 
in  black  linear  hieroglyphs.  The  texts  are  versions  of  Pyr.  Spruch  220  and  222. 
There  are  some  omissions  and  certain  \  ariations  not  devoid  of  interest.  Cf.  also 
I   '^   "^^  148  et  seq.  and  ^^(],   Annales  du  Service  V,  p.  230. 

')   Vide  Junker,  Gramm.  Denderatexte  §  112.  —  ^)  Reading  pr-t  m. 


128  Aylward  M.  Blackman:   Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts.  [47.  Band. 

=  ^y--  SP"'«»'  220.   '^— S^^  #tl®l^%'k^P'^^ 

c  d  e  f 

Blank  Space  ®  V  J\\    []    ^  L  7^^%  — ö   ®  s^^*^ 

^XP-'rtJEP^o-äTir^CJ^fh->-^l 

®9^ ^^oj^i««o^^.,_^^^^8   U  :^||a^    =  Pyr.  Spruch  222.    ^_i]f üs= 


e  f  sie 

"j^^  ^  ^  ,pace  left  vacant  ^  j^  E  P  ^  P  ^  ^  S  P'' A^  I  -""^ 

1     sie  ui  (•■') 


1910.]  AvLvvARD  M.  Blackman:    Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts.  129 


^^-^-^S:t~"-Mlg-S^ 


^^^ 


Notes  on  Pyr.   Spruch  220. 

«.   So  W.  and  TÄ.     H    1    ^  J  ®)r ^    ^  causative  (passive)  form. 

6.   W.  zi  ^^^/vwvAA^— -,o .     TA.   as  oiir  text. 

c.  W.  H.  TA     ^  &= . 

6?.   So  also  Th  agreeing  in  witli  our  text  always  in  use  of  i"'  person  wliich 

often  makes  Lad  sense.      See  l)elow.    W.   H.   ^^    . 
e.  W.  H.  Th    ^   s=5  before  Nsr-t. 

O   . , 


/    Th  omits    ^^o^  to 
g.    S^  introduced  by    an    error,    owing    to    confusion    with    end    of  line  7. 
h.  >^Javw>as=3  Pseudopartic :  so  also   ^::>^)is=5]  (The   latter  is  intrans- 
itive,   vide    Sethe,  Verlmm  II  555,  d.  ^.    ^:>  ^3  <=>  "^  o  |  T^i  ^  ^  , 

s=>  in  tliese  texts  often  Stands  for  ll  ü  in  Pyr.  cf.  below  '^^^^  \% — > 
=  rnp-ty.  Spruch  222 Z:.  There  is  here  a  confusion  of  persons,  w^b-ty 
B""'^  pers.  s.    not   having  been    changed    to    agree  with    _A^aaaaaa(]. 

/.        ^  [s=j]  <'^> ,  etc.    No  room  for  '^  .    But  required  for  sense  as  in  W.  H.  Th. 
j.   So  also    Th  (wrongiy).      "^  required  as  in  W.   and  H. 
Ä-.  '|'s=.   SoW.  H.  Th.  W.  has   =^o  Partie,   fem. 

(X   ^__5  ^^..^  I  g___j ^ ^^ \\\^^ for  ms-t-n-t?  fem.  agreeing  with  Neter- 

nekhty,  Erman,  Gram."  §  Hl 2.   If  ^v    is  right  before  ms-n-t  the  meaning 

must    be    either    » fresh    as  (?)    ^[„,1    whom    thou   hast    borne«,    or 

»fresh  in  the  person  of  him  whom,  etc.«,  i.  e.  She  is  renewed.  in  the 
person  of  her  offspring. 

Notes  on  Pyr.   Spruch  222. 

Where  necessity  requires  the  Suffixes  are  changed  to  fem.  for  Neternekhty. 

a.   From  J\  ^^     .^_-^  inclusive,  destroyed  in  W.   H  omits  the  suffix 


and  reads   ^  <==> ,  omitting  also  ^^^T  , 
h.  W.  7^^™^(]o^_,  etc.   H.  y^^^^^=^(j^^^!    ThA\ 
h  a;_  -J^i^zr^!   and  so  all   through. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  47.  Band.     1910.  17 


130 


Atlward  M.  Blackman:   Some  Middle  Kingdom  Religious  Texts. 


[47.  Band. 


r.   W.   liere  reads  and  inserts  a  previous  sentence  of  similar  form 

AA/^A^^   /waaaa 

AAAAAA    f\ 

with  [I   as  the  god. 


/Vs/sAAA     AAA^^A 


NAAAAA 


here  and 


^ 


o  n 


in   the 


fe 


Fig.  4. 


following  sentence. 

p.   W.   no  Suffix.     H.   77/ 

/.   W.  Ij'^^'^f-    ¥  I  ^-    7'A  omits  the  phrase  and  has  ^ ,1   V  ^  ^^ ^^  ^^^' 

g.   W.     Il  I  I  I  I  I  I  |-    ^^      ^  ■     For  the  writing  of  the  origmal  see  fig.  4. 

j.  w.  Ix  ^^'^.  II  "fe,(ifl^.   n 


k.  W. 


j^^l" 


SIC  MC 


H  htm 


Th  htm 


/.  Th  agrees  with  our  text  in  omitting  W.  284 — 286  and  in  the  muddle  of 
sentences,   i.  e.   inserting  -jj-  ^  ^^^^  ^  ^  ^^^er  ^<|)+   ^  1^  ' 

?n.  W.  ](],  see  Spruch  220,  Note  h. 

n.  W.  II.  U  I  ^^^=^  >  omitted  in  Th  in  wliich  also  a  fresh  text  begins  at 
this  point. 

AAAAAA     f\  n  .Ä\         ^  AAAAA^  q     AAj 


^ 


D^ 


etc. 


*^sx 


P 


Fig. .'). 


^^ 


The  scribe  of  our  text  has  had  before  him  a  version 
such  as  H  and  the  second     1^    ^^  ^    ^   caught  his  eye, 

hence  his  Omission  of  the  end  of  W.  289  and  beginning  of  290. 

For  the  fqrms  of  the  signs  in  the  original  see  fig.  5.     For  rpw-t       ^^ 

W  is  the  usual  ü.  K.  det. 


o ^    I  I  I  _£fr  ^    AAA^'.^A  LJ      C^ 

^.     LI  is  the  usual  ü.  K.  det.     8  is  later.     For  the  mean-      ~^ 
ing  of  rpy-t,   rpw-t  see  Erman,  Ägypt.  Glossar  p.  72.    For  the       )lil 
form  of  the  sign  in  the  original  see  fig.  6. 
'p.   % — >   not  in   l.I   or  W. 

q.   W.  ^V^:3:^^'cz:^^^||p^.    -^"^o  probably  to be supplied  as  l.I. 


Fig.  6. 


1910.]  Aylward  M.  Blackman:    Some  Middle  Kingdoiii  Religious  Texts.  131 

Translation.  (Pyr.  Spruch  220):  »The  two  doors  of  the  horizon  are  opened, 
the  bolts  nro  drawii  back.  This  [NeternekhtyJ  has  come  beforc  the  Red  Crown. 
I  (sie)  havo  come  Nsr-t  (i.  e.  UrfEus  in  the  royal  diadem).  I  liave  coine  before 
tliee  0  Great  One.  I  have  come  betöre  tliee  0  Sorceress,  pure  (2'"^  pcrs.  sing, 
psd.-part.  see  note  h)  for  thee,  fearful  of  thee.  Thou  art  satisfied  with  her, 
satisfied  with  her  purification,  satisfied  witli  lier  ntterance  whicli  she  saith  to 
thee.  How  beautilVü  is  tliy  face  when  thou  art  satisfied  and  fresli(?)  (reading 
m?-ty).  He  (sie)  whom  thou  liast  borne  is  as  a  god,  the  father  of  the  gods. 
Slie  hath  come  before  thee,  ü  Sorceress.  It  is  Horus  encircled  (?)  by  the  pro- 
tection of  his  eye,  mighty  of  magic.« 

(Pyr.  Spruch  222):  «Do  thou  stand  upon  liim,  this  earth,  that  came  fortli 
from  Atum,  the  spittle  that  issued  from  Khepri.  Do  thou  become  upon  him, 
be  thou  exalted  upon  liim,  that  thy  father  may  see  thee,  that  Re^  may  see 
thee.  I  (sie)  have  come  before  him,  before  him,  thy  (sie)  father.  I  have  come 
before  him,  Re^.  I  have  come  before  him,  thy  father,  I  have  come  before 
him,  Pndn.  1  have  come  before  him  thy  father,  I  have  come  before  him, 
Dndn.  I  liave  come  before  him,  thy  father,  I  have  come  before  him,  Sm?- 
wer.  I  have  come  before  him,  thy  father,  I  have  come  before  him,  Shnwr. 
I  have  come  before  him,  thy  father,  I  have  come  before  him,  Sopd.  I  have 
come  before  him  Spd-^bwy.  Do  thou  cause  that  this  [Neternekhty]  handles 
her  libation,  that  she  receives  lier  horizon.  Do  thou  cause  that  slie  rules  the 
Ennead,  that  she  furnishes(?)  the  Cycle  of  Gods(?).  Do  thou  put  a  crook 
(fw-t)  in  the  hand  of  this  [Neternekhty],  (causing  that)  the  Northern  and  Southern 
Ones  bow  down  to  her.  She  descends,  she  repels,  she  Stands  upon  the  Great 
One  in  the  Great  Pool.  Nephthys  has  praised  her  after  she  has  siezed  on 
him  whom  she  di-ives  back.  Thou  hast  equipped  thyself  as  Horus  the  Youth, 
he  who  is  in  Ombos,  lord  of  the  Southern  land.  One  does  not  destroy  for 
thee(??).  One  is  not  hindered  for  thee (??).  Behohl  thou!  Thou  hast  a  soul, 
thou  hast  power  against  the  Southern  gods  and  their  Illuminated  Ones.  Thou 
accomplishest(?)  thy  purification  for  Atum  in  On.  Thou  descendest  with  him, 
thou  judgest  the  miserable.  Thy  head  belongs  to  Rpy-t-inw.  Thou  comest 
forth,   thou  openest  thy  Avay « 

The  Exterior  of  the  Inner  Coffin  of  Neternekhty. 

The  inscriptions  on  the  exterior  of  the  sides  and  ends  of  the  inner  coffin 
are  identical   with   those  on  the  corresponding  parts  of  the  outer  coffin. 

The  Interior  of  the  Inner  Coffin  of  Neternekhty. 
The   Sides. 

The  inscriptions  on  the  right  side  are  in  a  bad  State  of  preservation. 
They  are  arranged  in  perpendicular  columns  and  consist  of  Avell   known   texts 

17* 


132  Aylward  M.  Blackhan:   Soine  Middle  Kingdotn  Religlous  Texts.  [47.  Band, 

coiitaining   no  variations    of  interest.     The    texts    correspoiid  to  Pvr.  Wnis  20G 

-210.  i.  c,  mU^-'^ZMm^  -  k-flk®HT- 

TJie  iiiscrijitions  on  tlie  left  side  are  likewise  in  bad  condition  niid  arc 
arranged  in  a  similar  fashion   to  those  on  the  riglit  side.     They  correspond  to 

Wnis  1  —  1).      At   tlie   top   of  the    last  column   are   the  signs     "1^^,^ ,000 

referring  to    f  |  M  ^==  • 

At  the  head-end  of  this  side  a  door  is  painted.  For  tlie  rcason  see  Erman, 
Handbook  of  Egyptian  Religion  p.  129. 

Their  Ends. 

Both   ends  have  various  offerings,   etc.  painted  on  them. 

Tlie  fiead-end. 

Above  the  hide  of  a  dappled  black  and  white  ox,  the  legs  of  which  are 
stretched  out,  there  are  depicted  vases  containing  the  seven  sacred  oils.  The 
following  names  of  the  oil  are  still  preserved    is='r_ö_l,   |  ,     I         .   aa^aa^  r?^l  , 


€{\-\ 


The  feet-eml. 

An   enclosure  Avith  a   tall   gateway,    at  the  lower  right  end   of  which    are 
three  domed  granaries.    Under  this  small  scene  are  painted  two  (full-size)  sandals. 


Die  Vogeljagd  mit  dem  Wurf  holz. 

A  on  Hermann  GRAPO^v. 


Juu  allen  Zeiten  war  es  ein  beliebter  Sport  des  vornehmen  Ägypters,  im  leich- 
ten Papyrusboot  stehend  die  Sümpfe  zu  durchfahren,  um  die  zahlreichen  Wasser- 
vögel, wenn  sie  aufgescheucht  emporllatterten,  mit  dem  Wurfholz  zu  erlegen. 
Dieser  Vorgang  ist  ja  oft  von  den  ägyptischen  Künstlern  auf  den  Wandgemäl- 
den abgebildet  worden',  wobei  zuweilen  die  Darstellung  durch  kurze  Beischrif- 
ten näher  erklärt  wird'.  Aber  während  in  diesen  Beischriften  eben  bloß  gesagt 
ist,  daß  der  Tote  »die  Vögel  mit  dem  Wurf  holz  erlegt«,  hat  sich  uns  eine 
wenn  auch  nur  kurze  Schilderung  der  Jagd  an  einer  anderen  Stelle  erhalten, 
wo  man  sie  zunächst  nicht  erwarten  würde. 


')  Vgl.  das  hübsche  Bild  bei  Erman,  Ägj'pten  8.322;  ebenda  auch  eine  Reihe  von  Nach- 
weisen solcher  Darstellungen  aus  den  verschiedenen  Epochen.  —  ^)  z.  ß.  Davies,  Der  el  Gebrawi  I 
pl.  V;  Sakkara  Grab  IH  nach  LD.  II  60. 


1910.]  Hermann  Grapow:    Die  Vogeljflgd  mit  dem  Wurfholz.  133 


In  dem  religiösen  Text  Nr.  XXII  (Rec.  trav.  29,  14cS)  heißt  es  nämlich  un- 
ter anderem : 

»Du  (der  Tote  ist  angeredet)  pflückst  Lotosblumen  und  Blüten;  zu  dir  kom- 
men die  ^VasservögeI   ( ^ J  §  ^  (v '^'"''^  "^t  i ) « : 


»Du  schleuderst  dein  Wurfholz  gegen  sie;  tausend  sind  es,  die  fallen  we- 
gen des  Sausens  seines  "Windes,  an  Gänsen  und  Grünbrustvögeln,  an  Wachteln  und 
klw-nw-sw-t<<   (es  folgt:    »ich  lasse  dir  Gazellen  bringen«    usw.). 

Man  wird  die  schwierige  Stelle  nicht  anders  übersetzen  können:  das  H  von 
-C-^^  I  kann  sich  nur  auf  O//«';-^  beziehen;  im  ersten  Satz  ist  <=>  0  in  r  si 
(mit  Bezug  auf  khhw;  Ägypt.  Gramm."^  §  91)  zu  verbessern. 

Merkwürdig  ist  die  Vorstellung,  daß  die  Vögel  gewissermaßen  von  dem 
bloßen  Luftzug,  dem  »sausenden  Wind<s  getroffen  zu  Boden  fallen.  Offenbar 
pfiff  der  Bumerang  recht  vernehmlich   durch  die  Luft. 

Auf  em  paar  Einzelheiten  dieses  in  mehrfacher  Beziehung  interessanten  Tex- 

tes  möchte  ich  noch  hinweisen:  '^^^ ^^       {v2iT.  f^^v    ^^         )  ^in^^-t 

»Wurf holz«  kenne  ich  nur  aus  dieser  Stelle;  es  ist  das  Substantiv  zu  0;/''^' 
»mit  dem  ^7A<^y-/ werfen«,  wie  '^  3^"^^  ^^  ^^  ]^-=^^  i^^V-  Berlin  305)i,  IG.  7) 
»AVurfholz«    dasjenige  zu  km}   »werfen«    ist. 

Die  l^ni  '""^^^  werden  Vögel  mit  grünen  Brustfedern  sein  etwa  nach  Art 
unserer  Wildenten. 

Besonders  interessant  sind  die  Worte    '— ^  ly         ^::::^i  ,  die  offenbar  eine  be- 

stimmte  Sorte  der  s-^» Gänse«  bezeichnen  sollen.  Ich  kenne  noch  folgende  ähn- 
liche Ausdrücke': 

\\  £^r^^y^  Nv^^  J^'^^Jl  ^  ^lo   » '^'<^">'-Rii^d  der  Antilope«  Harris  20a,  12;  356, 

15  (neben  gewöhnlichen  Antilopen  genannt).    Ähnlich  ^ -f  l '■'•^^^  ^[   Mar., 
Abydos  II  7  [n.  R.]. 


')    0^ fll   Davies,  Der  el  Gebrawi  I    pl.  V;  fl^^^^«=»  Berlin    1118. 

^)    Auf  einige  dieser  Stellen  machte  mich  M.  Birchardt  aufmerksam. 


134  Hermann  Grapow:    Die  Vogeljagd  mit  dem  Wurf  holz.  [47.  Band. 

[|^/vwvaa(|  ^K    ntw^-Rind  des   Steinbocks«  Sakkara,   Mereruka  B  5   [a.  R.|;  [1  ^jT) 

^^5^|Ö^(]/^^^   Rec.  Trav.  29,  148   fm.  K.]. 
(| -jH  Q  X   1   »<'iü/-Rind  der  (jazelle«    Sakkara,  Mereruka  B  5   [a.  K.]. 

^^  ^k.''    "^  ^^'"'"^4  J '^^  V^'    '• /t"«//<-Kind  des  31älinenscliafes«,    Hec.  trav. 
29,  148  [m.  K.]. 

^"C:£i%^^||l9''"^ö)^^lll?^^5f^'    »ir;2(/u:-Kinder   der    Stiere«,    Rec.  trav. 
29,  148  [m.  K.J. 

Zunächst  ist  ein  Unterschied  in  der  Konstruktion  festzustellen:  im  alten 
Reich  benutzt  man  zur  Verbindung  der  AVorte  den  direkten  Genetiv,  seit  dem 
mittleren  Reich  den  Genetiv  mit  /wvws  .  Sodann  ist  bemerkenswert,  daß  es  in 
allen  Fällen  Rinderarten  sind,  die  die  besondere  Sorte  bezeichnen.  Sicheres  über 
die  Bedeutung  dieser  Ausdrücke  kann  ich  nicht  feststellen. 


A  late-Egyptian  idiom. 

By  Alan  H.  Gardiner. 


Ihe  papyrus  Anastasi  I,  of  which  I  hope  shortly  to  publish  a  revised  text  and 
translation,  contains  two  instances  of  the  rare  and  hitherto  unexplained  expression 

V  '\  "^v  A  ^  •  ^  more  detailed  discussion  being  required  than  it  will  be  possible 
to  include  in  the  brief  notes  of  my  proposed  edition,  1  seize  this  opportunity 
of  placing  the  entire  evidence '   before  the  readers  of  the  Zeitschrift. 

(1)  Anast.  I  17,  5.  The  unhappy  object  of  tlie  scribe  Hori's  satire  is  here 
despatched  on  a  warlike  expedition  together  with  a  strong  force,  for  whose 
maintenance  it  is  his  duty  to  provide.  The  army  is  stated  to  consist  of  1900  Egy})- 
tian  sohliers,   520   S-r-d-n,  1600  K-h-k,  M-^-w-i  (100?)  and  880  Nehas-negroes; 

in  all,  exduding  their  officers«.  The  next  sentence  (»A  present  is  brought  before 
thee,  bread,  cattle  and  wine«)  so  clearly  belongs  to  the  continuation  of  the 
Story,  that  there  can  hardly  be  a  doubt  as  to  the  general  accuracy  of  tlie  above 
rendering.  This  has  been  seen  by  Erman,  who  paraphrases  the  words  with 
»5000  Mann,  ausschließlich  der  Offiziere«    [Agtjpten  p.  029). 


')    The  second  and  sixth  exaiiiples  are  derived  froui   the  Berlin  Dictionan-. 


1910.]  Alan  H.  Gardiner:    A  late-Egyptian  idiom.  135 

(2)  In    tlie   great   Karnak    inscription  of  Meneptah  (Mar.,  Karnok  55,  61) 
the  booty  captured  from  the  enemy  is  enuinerated,  drinking-vessels,  swords  niid 

iiii^i^mm^RRR;,;;,^^^':;^?! i  -'-  --'^ 

3166,  excludiny «.     The  continuation  is  lost,  but  there  can  be  little 

doubt  that  less  important  objects  were  summarily  dismissed  with  the  word  wti-tw. 

(3)  Pap.  Turin  4,  6—7.  d  ^  (If-^^  ^   •=^K   ^  ^^^^^^g-^^^^^ 

^z:^^  Ji  1  _Ms.  vj   (2      A  '  I    I    I        a  r-^-^  ij  i    i    n  J^  I  i    i    1 2^     (2(2(^  ^Z^ 

a  great  number  of  men  are  there  with  you,  not  to  speak  of  3  companies  of 
soldiers,  with  600  men  in  them,  200  to  each  Company«.  Here  the  translation 
must  be  slightly  varied;   the  exclusion  is  a  mental  one. 

(4)  Pap.  Turin  5,  9.     »Do  not  let  a  Single  man  be  idle  in  (the  Performance 
of)  the  command  to  empty  it  {seil,    »the  ship«)  D  "^  \\\^^  „  .-^"^^aa^aaa 

number  of  men  are  (engaged)   in  it,   apart  from  the  many  captives.« 

(5)  Anast.  VIII  3,  11 — 13.     »Thutemhab  said  to  me:   I  will  not  give  you 
any  of  the  fishing-boats  to  be  laden;  i]-^*/^^^'^^  I  "^"^^        l®!  41 

AAAAAA  --'I        1      tÜ  I       U    Ji^         rr\'>  *T     I      I  <Z_Z>      _££>*      I  I       '•'^      I  I  U      I   I         I         I  AAAAA^    V^      1  ^./  I        I     AAA/W 


^  »"1  .  As  for  the  bärge  which  goes  to  the  town  of  Rameses  II  with 
the  s-'^-r-t  ervery  year,  it  has  not  returned  laden  with  produce  of  reeds  in  thy 
presence  —  not  to  speak  of  the  boats  of  the  fishermen. «  The  request  for  the 
loan  of  some  fishing-boats  to  carry  freight  is  refused  on  the  ground  that  the 
vessel  already  at  the  disposal  of  the  applicant  is  not  utilized  in  the  proper 
way;   until  this  is  done,   there  need  be  no  talk  about  the  boats  of  the  fishermen. 

text  is  too  obscure  for  a  rendering  to  be  hazarded;  note  however  that  wi^  has 
here  a  subject  but  no  object,  so  that  wi^-tw  ought  probably  to  be  read,  as  in 
the  preceding  quotations. 

The  above  evidence  suffices    to  make  it  probable  that    v\  (1  ^^    «    means 

»to  set  aside«,  »exclude«  or  »remove«,  the  passive  wi^-tw  being  idiomatically 
used  in  reference  to  any  object  that  is  to  be  excluded  from  the  field  of  the 
readers  thought.  Thus  it  may  be  rendered  in  English,  as  the  context  demands, 
by  »excluding«,  »apart  from«,  »not  to  speak  of»  or  any  similar  expression.     For 


136 


Alan  H.  Gardiner:    A  late-Egyptian  idiom. 


[47.  Band. 


tlie  original  meaning  of  itvV  note  tlie  determinative  ^-r-^  and  possibly  compare 
^t\         ^    »to  thrust  aside«. 

(7)  One  instance  still  remains  to  be  givcn,  whicli  I  have  resen^ed  to  the 
last  as  being  less  obvious  than  those  already  quoted.  In  Amist.  110,  4 — 5  un- 
deserved  prosperity  is  illustrated  by  the  case  of  an  absurd  dvvarf-like  creature  who 
is  described  in  the  following  words:  »If  thou  sawest  him  in  the  darkness  of 
the  night,   thou   wouldst  think  him   to  be  a  passing  bird.     Put  him    upon  the 

balance   and   see  how  much    he  weighs ;   n    a  '^—    ^\^  pl  ^''^^^        i=i  (^  IJ 

he  will  turn  out  to  be   20  pounds   if  not  ligliter  still. « 


The 


I   I   I 


next  words  begin  a  new  sentence  «if  thou  blowest  beside  him,  as  he  is  passing, 
he  will  lly  away,  etc.«,  so  that  there  can  be  no  doubt  that  w/Hw  ist/  is  a  short 
self-contained  clause'.  The  literal  translation  may  be  »let  light(er)  be  excluded«, 
or  more  probably  «lightness  be  excluded«;  isi/  b^cf^s  is  contrasted  with  (Ins  e.  g. 
Eloquent  Peasant  B  1,  159 — 1()0.  The  obscurity  of  the  Egyptian  is  obviously 
due  to  the  fact  that  the  language  has  no  comparative  form  for  its  adjectives,  so 
that    »light«    must  be   written   where    «lighter«    is  meant. 


Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen. 


Von  Kurt  Sethe. 


1 .    €£^i\d>.'5'   » wollen  « . 

IVIan  pflegt  den  koptischen  Ausdruck  eg^iii><<i  oder  £«*<♦  »wollen«"^  von  der 
alten  Präposition  fi  hn<^   »mit«  abzuleiten,  obgleich  kaum  einzusehen  ist,  wie 

sich  daraus  eine  solche  Bedeutung  entwickelt  haben  sollte.     Die  Unmöglichkeit 
dieser  Ableitung  springt  aber  in  die  Augen,  wenn  man  die  Varianten  <=*=>   und 
in  Betracht  zieht,    die  die  Inschriften  der  griechisch-römischen  Zeit  neben 

-|-^  für  die  Präposition  i)i<^  gebrauchen.    Sie  scheinen,  wie  ich  das  an  anderer 

Stelle  dieser  Zeitschrift  ausgesprochen  habe,  Wegfall  des  //  und  den  von  De- 
VAUD  nachgewiesenen  Übergang  von  <'  zu  /'  nach  h  zu  bezeugen  und  lassen  sich 
mit  dem  kopt.   eg^nd^*  schlechterdings  nicht  zusammenbringen. 


')    Spiegelbergs  Suggestion   »höre  auf  zu  atmen-   (ÄZ.  44  [1907],  125)  is  obviotisly  not  meant 
to  be  taken  as  more  tlian  a  gue^ss. 

*)    Bei  selbständigem  Gebrauche  scheint  das  e  in  guten  Texten  nie  zu  fehlen. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen.  137 

Der  Ausdruck  €^t\Ä>«  »wollen«,  dem  die  Suffixe  zum  Ausdruck  des  prono- 
minalen Subjekts  angehängt  werden,  wie  den  sogenannten  Nominalverben  des 
Koptischen,  entspricht,  wo  er  selbständig  gebraucht  vorliegt,  überall  dem  Prä- 
sens I;   er  findet  sich: 

im  Aussagesatz: 
c£^nÄ.tt  e-Kf!e-neii-\Ä.c    »wir  wollen  unsere  Zunge  kühlen«,   Zoega  417. 

im  Zustandssatz: 
e-Tpeit-'xooc  eg^nd^ti   »daß  wir  freiwillig  sagen«,  Zoega  506. 
nÄ.1  c'^'iiH'Y  ujevpoq  e^^nd^-Y   »sie  kommen  gern  zu  ihm«,   Zoega  263. 

im  Konditionalsatz: 
eujose-egne  evii  e-gooTii  »wenn  du  (Weib)  dich  nicht  versöhnen  willst«,  Zoega  397. 
euj-xe-e^iiHTÜ  e-'xi    »wenn  ihr  nehmen  wollt«,  Matth.  11,  14. 
KÄ-H  egiiÄ^c    »auch   wenn  sie  will«,  Zoega  443. 

im  Relativsatz: 
d^'Äi-nujd.'xe  eTe^ue   »sage  die  Rede,   die  du  (sagen)  willst«,  Pist.  Soph.  34. 
nT'Tiv'Y€-n€Te£^it*.K   »sprich  aus,   was  du  willst«,  Pist.  Soph.  70. 
Ä^-yipi    nÄ.q    it^tof»   uifieii    eTc^viuiO'Y    «sie    taten   ihm    alles,    was   sie    wollten«, 
Matth.  17,  12. 

desgl.  nach  Ree,  R^s.T^v-Il-,  Mt^pH'^   »wie«   und  T^wI-T€  e^e   »so«: 
«».«Yeipe  nd>.q  üe^e  eTc^^iid^.'Y   »sie  taten  ihm,  wie  sie  wollten«,  Pist.  Soph.  13,  8. 
^pto   iiiv-Y  Ki^Td».-neTeg^nd.R   »gebrauche  sie,   wie  du  willst«,  Pist.  Soph.  50. 
.ut^pH^  €T€g^iiHi    »wie  ich  will«,   Matth.  26,    39. 
TÄ.i-T€  -ee  eTeg^iiÄwi   e-qi    »so  will  ich  tragen«,   Zoega  566. 

Ist  das  Subjekt  ein  Nomen,  so  gebraucht  der  bohairische  Dialekt  eine  kon- 
strukte  Form  eg^iie- : 
n€Te^iie-t^-\-  »was  Gott  will«,  Mark.  3,  35  {roi  ^sX-^ixccrci  S-eoC;  der  sahidische  Text 

hat  no-ycoig):   Rom.  15,  32. 
neT€§^ii€-nd<icoT    »was  mein  Vater  Avill«,  Matth.  12,  50;   ähnlich  ib.  10,  29 ^ 
t^H  cTe^iie-niyHpi  e-s'wpn  iiivq  e&oTV.    »der,    dem   der  Sohn   oJä'enbaren  will«, 

Matth.  11,  27. 

Zuweilen  gebraucht  derselbe  Dialekt  statt  dessen  auch  die  Form  eg^iidw-s- 
mit  Antizipation  des  Nomens  durch  ein  Suffix  und  Anknüpfung  durch  ii,  wie 
es  bei  den  Nominibus,  die  noch  die  Suffixe  an  sich  nehmen,  üblich  ist  (Ko-Yiiq 
ÜÄ.^p&.ge>.M) :  neT€gnÄ.q  Avns^  »was  der  Herr  will«,   Stern,  Kopt.  Gramm.  §  198. 

Der  sahidische  Dialekt  hilft  sich  in  diesem  Falle  durch  eine  Umschreibung; 
er  setzt  vor  den   präsentischen   Satzausdruck   e£^i\ivs>  mit  dem  passenden  Suffix 


1)    An  beiden  Stellen  hat  eine  Handschrift  vor  n«.-icoT  resp.  ncTn-icoT  noch  irrig  ein  m,  das 
in  allen  anderen  Handschriften  fehlt,  s.  Horners  Ausgabe. 

Zeitschr.  f.  Agypt.  Spr,  47.  Band.     1910.  18 


138  Kurt  Sethe:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen.  [47.  Band. 

den  Infinitiv  p-  »tun«,  wobei  dann  das  e  von  f£^i\is.^  in  der  Schrift  verschwindet, 
nnd  gebraucht  diese  Umschreibung  wie  jedes  andere  Verbum: 
cp-ujes.n-n'sotic  p-g^»js.q    »wenn  der  Herr  will«,  Jakob.  4,  15   {euv  c  Kvpiog  ^£>.ri ; 

der  bohairische  Text  hat  d^pe-ujÄ^u-ns^  ©-^'coiy). 
cp-ujd.n-o'YÄ.  p-£iti\q   c-eipe    »wenn  jemand  tun   will«,  Joh.  7,  17   {iuv  tiq  ^sXyj 

TTotetV). 

Dieselbe  Umschreibung  wendet  das  Sahidische  auch  an,  um  von  e^nA.^  die 
anderen   »Tempora«   der  Konjugation  zu  bilden: 

Perfekt  um   1: 
eiwi-p-g^iiÄ^i   e-o-yd^gr  llc^v-gcofl  uim    »ich  wollte  alles  verfolgen«,   Luk.  1,  3. 
Ä.q-p-gni)^q   e-^o'ycoM    »er  wollte    kosten«,    Act.  10,   10    (-/■S-sAev  yevcrot,cr^a.i,    boh. 

lievqoYUiuj   e-o'yüiAi). 
Mne-p-^«e   »du  (Weib)  Avolltest  nicht»,  Zoega  397. 
fiyuine  M^c-p-^ll^s.c   »wenn  sie  nicht  wollte«,  Zoega  384. 
ÄTneq-ep-^^itd^-q  e-o'ycoM    »er  wollte  nicht  essen«,   Zoega  310. 

Konjunktiv: 
UTeTii-TM-p-^itHTiT   »und  ihr  wollt  nicht«,  Peyr.,  Lex.  350. 

Imperativ: 
d.pi-£itd^K  e-To-ysoi   »wolle  mich  retten«,  Psalm  39,  14  (boh.  mä.-m*^'\-  e-epcK- 
iidigMeT). 

Für  die  Erklärung  des  Ausdrucks  e^ttd^-s-  sind  die  Fälle,  wo  er  in  einem 
Relativsatz  steht  und  dabei  das  Wörtchen  eT  »Avas«  als  Objekt  zu  haben  scheint, 
lehrreich:  neT€g^i\dwK  »das,  was  du  willst«.  Da  das  Pronomen  relativum  im 
Koptischen,  wo  es  Objekt  des  Relativsatzes  ist,  überall  besonders  ausgedrückt 
zu  werden  pflegt,  müßte  es  auch  im  vorliegenden  Falle  durch  MAioq  resp. 
epoq  ausgedrückt  sein;  es  müßte  also  n€T€2^itÄ.K  .XLuoq  (resp.  epoq)  heißen. 
Da  das  nicht  der  Fall  ist,  ist  daraus  zu  schließen,  daß  das  logische  Objekt 
von  egitdvK  (»was«)  nicht  auch  grammatisches  Objekt  sein  kann.  Es  muß  viel- 
mehr grammatisches  Subjekt  dazu  sein,  denn  nur  dieses  wird  im  Koptischen 
in  bestimmten  Fällen  unbezeichnet  gelassen.  Und  zwar  gil)t  es  zwei  Möglich- 
keiten. Entweder  liegt  ein  Fall  wie  in  ncTccoT.Xi  »der,  welcher  hört«,  nexcoTM 
»das,  was  gehört  ist«  vor  und  €£^it&.K  ist  also  das  Prädikat  eines  Nominalsatzes 
mit  eT  als  Subjekt:  »das,  was  eg^njs.K  ist«;  oder  es  ist  der  ganze  Ausdruck 
e£^nd^K,  so  wie  er  selbständig  als  Aussagesatz  gebraucht  wurde,  in  den  Relativ- 
satz eingesetzt  worden,  wie  es  mit  den  unpersönlichen  Ausdrücken  ncTiyige 
»das,  was  notwendig  ist«,  neT-ceAiniyd.,  »das,  was  passend  ist«  und  mit  den 
Identitätssätzen  (cTe-nno'yTe-ne  »welcher  Gott  ist«)  der  Fall  ist.  In  diesem 
Falle  müßte  e£iiii».K  ebenfalls  ein  unpersönlicher  Ausdruck  sein. 

Zu  dem  Gebrauch  im  selbständigen  Satz  paßt  in  der  Tat  nur  diese  letztere 
Möglichkeit.     Denn  eg^iiev^  hat  niemals  außerhalb  der  Relativsätze    ein    persön- 


1910.]  KirtSetbk:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen.  139 


liches  Objekt,  das  ursprünglicli  sein  graminatisclies  Subjekt  hätte  sein  können, 
wie  es  bei  der  ersteren  Erklärung  das  Wort  €t  sein  müßte,  eg^iid.*  steht  viel- 
mehr überall  entweder  olme  Objekt  oder  es  folgt  ihm  e  mit  dem  Infinitiv  (»zu 
tun«»).  3Ian  kann  es  dalier  meist  auch  mit  »er  ist  willens«,  »es  ist  sein  Wille« 
übersetzen. 

Was  kann  n\ui  aber  der  unpersönliche  Ausdruck  e£^«d<K,  der  soviel  wie 
»du  willst«  bedeutet  und  dem  das  logische  Subjekt  als  Suffix  angehängt  wird, 
anders   sein   als  das    alte     ^>  »es    gefällt  dir«,    »es  ist  dir   ü:enehm«, 

Über  das  ich  ÄZ.  44,117  gehandelt  habe? 

Dieser  Erklärung  scheint  zunächst  ja  ein  lautliches  Hindernis  darin  ent- 
gegenzustehen, daß  das  ^  von  egttd^^^  auch  im  Bohairischen  erscheint,  während 
man  nach  den  Lautgesetzen  in  diesem  Dialekte  vielmehr  ^  als  Äquivalent  des 
alten  ®  1\  erwarten  sollte.  Doch  läßt  sich  ein  Übergang  von  ©  =  ^  zu  |  =  §^, 
wie  er  für  altes  »-=■  h  mehrfach  zu  belegen  ist  (Verbum  I  §  258),  so  auch  fiir 
0  h  noch  einmal  nachweisen  in  ujjv-tgd^-  »bei«,  »zu«  (ägypt.  .^_^  /</•),  das 
SpiectElberg  kürzlich  (Rec.  de  trav.  81.  157/8)  richtig  von  iyiv-:iyö.-  »bis«  (ägypt. 

T^T^T  ^^  5/«')  geschieden  hat'. 

Im  übrigen  stimmen  die  koptischen  Formen  mit  den  Suffixen  (e^n&.-5-)  auf 
das  beste  zu  ihrem  mutmaßlichen  Prototyp.  '^^_T  ^^^h  ist  in  eg-  oder  g-, 
wie  man  nach  dem  umschreibenden  p-  sclireiT)t,  in  enttonter  Form  erhalten, 
wie  ^^  von  »es  ist«   in  ©"yttTd^q   »er  hat«,  eigentlich   »es  ist  bei  ihm«  (neuägypt. 

■^^  ^\  icn  m-dj-f).    Der  Präposition  AAAA^A  )i  mit  Suffixen  entsjDrechen  in  eoll^^.I: 

e^^WH«,  eg^ridwK,  eone,  e£ll^vq  usw.,  e^iiHTÜ,  eg^iii^Yie^iAtoo'y  (und  ebenso  in  den 
fajjumischen  Dialektformen  egnnq  usw.)  dieselben  Formen,  die  wir  auch  sonst 
dafür  finden. 

Was  weniger  gut  zu  der  vorgeschlagenen  Ableitung  zu  passen  scheint, 
ist  die  Verbindung  mit  einem  Nomen  statt  der  Suffixe,  wie  sie  uns  im  Bo- 
hairischen in  zwiefacher  Form  entgegentritt.  Bei  unserer  Erklärung  des  Aus- 
drucks egttdN.*  sollte  es  vor  einem  Nomen  €£-«-  lauten;  statt  dessen  lautet  es 
tatsächlich  aber  e^^ne-  oder  €^ll^vCJ  fi-  mit  Antizipation  des  Nomens  durch 
ein  Suffix.  Auf  Grund  dieser  beiden  Erscheinungsformen  hat  Stern  (Kopt. 
Gr.  §§  190.  198)  in  dem  Ausdrucke  e^^iiÄ.-s-  ein  Nomen  für  »Wille«  gesehen, 
das  wie  die  Bezeichnungen  fiir  die  Körperteile  neben  dem  Status  pronominalis 
egitd.*  (wie  TOOT^,  -xio*)  noch  einen  Status  constructus  e^^ite-  (wie  tR-,  «xü-) 
besaß,  statt  dessen  aber  auch  die  Antizij)ation  eg^ll^vq  ii-  (wie  TOOTtj  ii-)  ge- 
brauchte. 


')    Ferner  vielleicht  in  ohhc,    dem  alten    1  2j)  ^  5j)  ©  Hw-njw-stnj  (Palermostein),  das  später 
irrig  als   Rio  ^  ©  Ht-nn-stnj  erklärt  wurde,  wie  T'^^©  JJr-icr  irrig  als  H^^©  Iß-icr. 


18* 


140  KurtSethe:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen.  [47.  Band. 


In  dieser  Auffassung  könnte  man  noch  l)estärkt  werden  durcli  die  folgenden 
Stellen,  an  denen  eg^ii*.q  resp.  ^«e  gleichfalls  wie  ein  Substantiv  gebraucht  zu 
sein  scheint: 

»wenn  jemand  gegen  ein  Gebot  Gottes  verstößt«  egnÄ.q  mi  ne  »ohne  daß  es 
seine  Absicht  ist«  Lev.  4,  22;  wo  f^^iiÄ^q  (resp.  ^iii^q,  wenn  man  das  €  für 
die  Partikel  des  Zustandssatzes  nimmt)  als  Prädikat  von  ne  erscheint.  An 
ähnlichen  Stellen  pflegt  sonst  das  ne  zu  fehlen. 

Ä.T-giie  »ohne  Willen«  (Stern,  Kopt.  Gr.  §  190  Anm.);  von  Stern  wohl  mit  Recht 
beanstandet. 

Ich  glaube,  wir  brauchen  uns  aber  durch  alle  diese  Erscheinungen,  die 
sämtlich  nur  auf  den  bohairischen  Dialekt  beschränkt  sind,  nicht  an  unserer 
Erklärung-  irremachen  zu  lassen.  Sie  sind  gewiß  etwas  Sekundäres  und  A^er- 
raten  uns  nur,   daß  man  den  alten  Ausdruck  nicht  mehr  verstand. 

Wir  haben  etwas  Analoges  im  Koptischen  bei  dem  bereits  einmal  zitierten  Ver- 
bum  o-YitTd^cj  »er  hat«,  dem  man,  im  Widerspruch  zu  seiner  Entstehung  aus  ^^ 

Vv  » es  ist  bei  ihm «  das  logische  Objekt  so  zufügt,  wie  es  bei  andern  transitiven 

Verben  geschieht:  ©«yiiTis^qq  »er  hat  ihn«,  o'yÜT&.q  üo'yigHpe  »er  hat  einen  Sohn«, 
o-YitTe-npioMe  no'yiUHpe  »der  Mann  hat  einen  Sohn«,  während  von  Rechts  wegen 
das  Objekt  des  Habens  grammatisches  Subjekt  des  Verl)ums  wfi  »ist«  sein  sollte 
und  es  heißen  sollte:  o'yit-o'YigHpe  ÜTes.q  (resp.  o-yiiTivq  o-yuiHpe),  o'yit-o'yiyHpe 
nTe-np(xiMe\ 

Ein  noch  besseres  Analogon  dürfte  aber  das  alte  Tempus  idm-n-f  gewesen 
sein,  das  gewiß  aus  einer  Umschreil)ung  des  alten  Perfekts  durch  ein  Passiv 
mit  folgendem  Dativ  des  logischen  Subjekts  hervorgegangen  ist,  wie  sie  tat- 
sächlich im  Syrischen  eingetreten  ist^      Demnach  bedeutete: 

1^    »er  hat  ihn   gehört«    urspr.    »gehört  ist  er  ihm«, 

I  V9()^^~-^    »er    hat   deine    Stimme   gehört«    urspr.    »gehört   ist    ihm 
deine  Stimme«. 

Wenn  man  nun  aber  in  geschichtlicher  Zeit  auch  sagt: 

^^v  ^aaaaaI'^v.'I  Jj  »der  Gott  hat  ihn  gehört«  anstatt  ^^i^l  y'^'^'^  |r^  »gehört 
ist  er  dem  Gotte«, 


')  Etwas  Ähnliches  liegt  auch  vor,  wenn  die  koptischen  Kausativa  auf  o  ein  nominales  Objekt 
mit  li  angeknüpft  erlialten.  Auch  hier  sollte  das  Objekt  ja  eigentlich  Subjekt  des  von  t  »ver- 
anlassen«  abhängigen  idm-f  sein. 

^)  Ich  verdanke  den  Hinweis  auf  diese  interessante  Parallele  meinem  hochverehrten  Kollegen 
Hrn.  Geh.  Rat  Wei.lhausen.  —  Wie  das  Tempus  sdm-n-f  sind  natürlich  auch  die  andern  »zu- 
sammengesetzten« Tempora  der  Suffixkonjugation  zu  erklären.  Die  Tempora  sdm-in-f  und  sdm- 
Jir-f  enthalten  ja  in  der  Tat  statt  des  AA^AAft  die  Präpositionen  (|  /wwvv  und  .^^^.^ ,  die  auch  sonst 
zur  Einführung  des  logischen  Subjekts  beim  Passiv  dienen. 


1910.]  KirtSi^the:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen.  141 

*^  W.'''^^ Iv^l  >^§ö^^-^    »der    Gott    hat   deine    Stimme    gehört»    anstatt  ^^,1 

^g7\^;i:::=6^'^AAA  j  jj    »deine  Stimme  ist  gehört  dem  Gotte«, 

•<s=^   »es  macht«   anstatt  "=^^=^[1   »gemaclit  ist  von  ihm«, 

so  liegt  da  augenscheinlich  auch  eine  Verkennung  eines  alten  Satzausdrucks  vor, 
wie  er  sich  in  der  Objektskonstruktion  von  o'ywTÄ.q  zeigte'.  Man  liat  den 
Dativ,  der  in  dem  sdin-n-f  steckte,  nicht  mehr  erkannt  und  hat  die  Verbindung 
idm-n,  ganz  so.  wie  wir  es  gewöhnt  sind,  als  eine  Konjugationsform  aufgefaßt, 
der  ihr  pronominales  Subjekt  als  Suffix  zugefiigt  wii-d,  die  aber  auch  unper- 
sönlich ohne  Subjekt  gebraucht  werden  kann,  wie  das  Tempus  sdm-f. 

Wie  hier  ist  nun  augenscheinlich  auch  in  e£^ii&.q,  das  eigentlich  bedeutete  »es 
gefällt  ihm«,  der  Dativ  nicht  mehr  erkannt  worden.  Man  faßte  diesen  Aus- 
druck eben  als  ein  Nominalverbum  »er  will«  auf,  bei  dem  das  pronominale 
Subjekt  durch  ein  Suffix  bezeichnet  war.  Zu  e^it^^q  bildete  man  demgemäß  ein 
c^iie-nigHpi,  wie  man  zu  ne-xö^q  »er  sagte«  ein  ne-xe-nigHpi  »der  Sohn  sagte«, 
zu  o'yiiTd.q  »er  hat«  ein  o'yilTe-nigHpi  »der  Sohn  hat«  hatte,  und  wie  zu 
TciiKoq  »ihn  säugen«  ein  TcÜRe-nigHpi  »den  Knaben  säugen«  gehörte.  —  Es 
ist  nicht  unmöglich,  daß  wir  uns  das  alte  ^^^aa/naaa  sdm-n  mit  nominalem  Sub- 
jekt oder  ohne  Subjekt,  danach  wie  die  bohairische  Form  eg^iie  auf  ne  aus- 
gehend, vorzustellen  haben. 

Daß  die  Erklärung  von  €£^iiÄ.q  aus  dem  unpersönlichen    ^^  i^h  n-f 

»es  gefallt  ümi«  trotz  der  bohairischen  Formen  e^ne-  und  e^it^q  ü-  richtig 
ist,  wird  aber  wohl  aufs  beste  bestätigt  durch  das  Verbum,  das  wir  nunmehr 
besprechen  wollen: 

2.   pdN.nd.'S'   »jemand  gefallen«. 

Dieser  Ausdruck  vertritt  denselben  Begriff,  der  nach  unserer  Annahme  dem 
Ausdruck  eg^iidw-s-  zugrunde  lag,  aber  mit  persönlichem  Subjekt,  während  es  dort 
ein  unpersönliches,  nicht  ausgedrücktes  Subjekt  sein  mußte.  Für  das  Verhältnis 
beider  Ausdrücke  ist  lehrreich  die  Stelle  Luk.  1,3: 

Sah.  ejvi-p-£ttÄ,\  ^o)  e-o'y^s.gT  ttce>^-£iofe  ihm  .  .  .  CTp&.-cgÄ.ico'y  »ich  wollte  auch 
meinerseits  alles  verfolgen   .  .  .   damit  ich  es  schriebe«. 

Bob.  *^c-pÄ.iiHi  goi  eÄ.i-Mocgi  tlc&.-g^w6  iiifieii  .  .  .  e-c^^K.I  »es  gefiel  auch  mir, 
nachdem  ich  alles  verfolgt  hatte  ...  zu  schreiben«  (m  einer  Handschrift  ist 
Ä.I  wegkorrigiert,   so  daß  ein  Text  ähnlich  dem  sahidischen  hergestellt  wurde). 

Griech.   s^c^ev   -/Aixol  7roLpYiy.oXov^Yix,ori  .  .  .  Tricriv  .  .  .  ycd^/ui. 


*)  Auf  ähnlichen  Mißverständnissen  beruht  auch  die  Stellung  der  Worte  e-,  u}«.n-,  täI-  vor 
einem  nominalen  Subjekt,  dem  sie  von  Reclits  wegen  folgen  sollten,  in:  ep-e-np(.o.ue  ccotm  »der 
Mensch  wird  hören«  (epe  wie  bei  der  2.  f.  sg.  aufzufassen),  ep-u}*.it-TTpu).we  ctoT.ü  »wenn  der  Mensch 
hört«,  iiTe-TM-TTpcoAie  ccotm   »und  der  Mensch  hört  nicht». 


142  KvRT  Sethk:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen.  [47.  Band 

Gcbrauclit  wird  p^s.I\^v•^  wie  ein  gewöhnliches  Verbum  in  allen  Konjugations- 
Ibnnen,  die  das  Koptische  besitzt.  Das  p,  mit  dem  es  beginnt,  ist  nach  den 
Schreibungen  p-:  tp-,  die  manche  Handschriften  (z.B.  Pist.  Soph.  55.  95)  dafiir 
bieten,  in  der  Tat,  wie  schon  Stern  erkannte,  nichts  anderes  als  der  Stat.  constr. 
des  Infinitivs  cipe  »tun«.  Demgemäß  lautet  der  Imperativ  dazu  Ä^pi-ikiiÄ.!  »gefall 
mir«,  ZoEGA  417. 

In  dem  auf  das  Verbum  »tun«  folgenden  ^vll^^.•5•  mit  Suffixen,  die  die  Person, 
der  man  gefallt,  bezeichnen',  sah  Stern  wieder  ein  Nomen  wie  in  e^iiiv^.  Ihn 
veranlaßten  dazu  dieselben  Erscheinungen  wie  dort,  d.  h.  die  Art,  wie  der  Aus- 
druck mit  einem  Nomen  statt  des  Pronomen  suffixum  verbunden  wird. 

Wie  wir  in  diesem  Falle  dort  im  Bohairischen  einen  Status  constructus 
e£^ii€-  fanden,   so  hier  ein  pivne-: 

d.nicd.'^&f  pÄ.ne-r^^)<p^kOo   »die  Worte  gefielen  dem  Pharao«,  Gen.  41,37. 
€qpevW€-i\i£si^'\   »er  gefallt  den  Augen«,  Gen.  3,6  (Stern,  Kopt.  Gramm.  §198). 

Gewöhnlicher  und  im  vSahidischen,  wie  es  scheint,  allein  gebräuchlich  ist 
die  Anknüpfung  durch  it  mit  Antizipation  des  Noniens  durch  ein  Suffix  p*.iiis.q  ü-, 
die  wir  bei  eg^His.-?-  einmal  belegen  konnten: 

i<qpevnÄ.q  Äinno-YTe   »er  gefiel  Gott«,   Sap.  4,  10;  vgl.  Pist.  Soph.  55. 
dw'yepiviid^'Y  (Var.  qpd.n*».'y)   »itioY^*^*  sah.   :nigtofi  peviitoo'y  unio'y^&.i  boh.   »es 

gefiel  den  Juden«,  Act.  12,  3. 
d^nicdt.'xi  pÄ.«is.q  .üno'Ypo   »das  Wort  gefiel  dem  König«,  Zoega  22. 
qiii».pewn*wC  iiTeqcgiMi    »er  wird  seiner  Frau  gefallen«,    l.Kor.  7,33. 
£^2vHpeq-p*^ntoo'Y  uwiptoMi    »Leute,  die  den  Menschen  gefallen«    Pevr.,  Lex.  181. 

Trotz  dieser  Formen  hat  schon  Peyron  (Lex.  180)  richtig  erkannt,  daß  das 
tid«.! :  iiHi,  I1Ä.R  usw.  der  Formen  pdwii2s.{  »mir  gefallen«,  pd^u&.K  »dir  gefallen« 
usw.  nichts  anderes  als  die  Präposition  des  Dativs  sei,  die  mit  Suffixen  genau 
dieselben  Formen  bildet.  Er  hat  also  das  hä.«  hier  ebenso  erklärt,  wie  wir 
oben  das  ii*.*  von  egiidw^^,  das  unter  ganz  ähnlichen  Verhältnissen  auftrat,  erklärt 
haben.  Wie  wir  dort  die  Formen  der  Verbindung  mit  einem  Nomen  e^iie-  und 
e^iidwCj  ii-  für  sekundär  und  als  Symptome  einer  Verkennung  des  Ausdrucks 
erklärten,  werden  wir  auch  hier  die  entsprechenden  Formen  pes-ne-  und  p*wue>.q  ii- 
ebenso  aufzufassen  haben. 

Wenn  wir  nun  von  dem  Ausdruck  p&.iidi-5.  mit  Stern  das  p-  als  Infinitiv 
»tun«  und  mit  Peyron  das  iiev;>  als  Präposition  des  Dativs  abtrennen,  so  bleibt 
als  Kern,  der  den  Begriff  des  Gefallens  enthalten  muß,  nur  noch  ein  is.-  übrig. 
Nach  dem,    was  wir  oben  über  eg-n&.-S'  ermittelt  haben,    werden   wir  nicht  im 


')  In  ge»-p*.n«.q  nifien  sk  ttcctccv  ct^irxstnv  Col.  1,10  steht  das  q  als  notwendiges  Komple- 
ment des  Ausdrucks  mit  allgemeiner,  unbestimmter  Bedeutung  (•einem',  »jemand«),  wie  in  nKi>.-p(oq 
»das  Schweigen«,  eigtl.    »das  seinen  Mund  lassen«. 


1910.]  Kurt  Sethe:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen.  143 


Zweifel  sein,   daß  dieses  ev  eine  verstümmelte  Form  des  Stammes  '^,  t^h  ent- 
halten wird.     Es    ist   gewiß   nichts    anderes   als   das   alte   neutrisch   gebrauchte 


Femininum  ^,  »was  angenehm  ist«,  »was  gefallt«,  das  uns  im  Koptischen 

selbständig  noch  in  der  Form  iv£^e  als  ein  Synonym  von  iioqpe  erhalten  ist 
(ÄZ.  41,  142).  In  unserm  Falle  wird  das  ®  wie  in  eg-nÄ>  in  |  übergegangen 
und  dann,  wie  es  mit  diesem  Laute  so  oft  geht,  weggefallen  sein  (vgl.  wi^wr 
fiir  t\&.-^HT  »mitleidig«,  jvyio  für  a-wöh  »füge  hinzu«  und  speziell  auch  tmo 
für  TÄl^^o  (s.  Verbum  I  §250),  der  Hilfsvokal  e"  aber  wird  nach  dem  unmittel- 
bar vorangehenden  Vokal  elidiert  sein.  Daß  der  Dativ  \\h.<'  diesem  Worte  is. 
folgt,  anstatt  ihm  voranzugehen,  würde  sich  hinlänglich  daraus  erklären,  daß 
er  nicht  zu  dem  Verbum  »tun«,  sondern  zu  dem  l^h-t  »was  angenehm  ist« 
gehörte,  daß  p-Ä>-uivq  also  »tun,  was  ihm  angenehm  ist«,  nicht  »ihm  tun, 
was  angenehm  ist«   bedeutete. 

Ist  diese  Erklärung  des  kopt.  p-is.-itis.'^  richtig,  so  würde  uns  darin  ein 
Ausdruck  erhalten  sein,  der  in  der  Tat  in  der  alten  Sprache  sehr  häufig  und 
gleichfalls    oft   mit   dem  Dativ    verbunden   vorkommt:  <2>-'^s     "~^^^  »tun,  was 

VJ    Ci  I     I     I 

angenehm  ist«  (vgl.  z.  B.  Urk.  IV  163.  194.  344.  401.  485  usw.)'.  Eine  leichte 
Bedeutungsverschiebung  würde  dieser  Ausdruck  allerdings  erfahren  haben;  aus 
»tun,   was  ihm  angenehm  ist«    würde    »ihm   gefallen«    geworden  sein. 

3.  ÄvnujÄ.    »würdig  sein«. 
Das  Wort   jünujd».   »würdig   sein«    mit   folgendem  \\-   resp.    MMoq    dessen, 

des  man  würdig  ist,   führte  man  früher  gern  auf  den  alten  Ausdruck  [1    1?     i 

im^h  zurück,  der  der  älteren  Sprache  angehört  und  später  nur  noch  in  einigen 
alten  formelhaften  Verbindungen  vorkommt.  Von  dieser  lautlich  und  sachlich 
gleich  bedenklichen  Etymologie  ist  man  längst  zurückgekommen,  ohne  eine 
neue  an  die  Stelle  zu    setzen. 

Für  das  Verständnis  des  Ausdrucks  ist  es  von  ausschlaggebender  Be- 
deutung, daß  er  selbständig  als  verbales  Prädikat  nur  im  präsentischen  Nomi- 
nalsatz (Präsens  I,  II)  verwendet  wird: 

im  Aussagesatz: 
ce-.unujd.  MMoq  is.n   »sie  sind  seiner  nicht  würdig«,  Peyron,  Lex.  103. 
eq-.Tinigd^  JänMO'y    »er  verdient  den  Tod«,  Mark.    14,  64   (sah.); 

im   Relativsatz: 
n*<p;)Q^HenicKonoc  ct-mhujä^  üt*.io   \\\m    »der  Erzbischof,   der  allen  Ruhm  ver- 
dient«,  ZOEGA  615. 


Urk.  IV  182  =  ö-noqpe,  das  ebenso  dem  unpersönlichen  1 
»es  ist  gut  für  ihn»   (Verbum  II  §761,  4.  901)  entsprechen  wird,  wie  p-e.-n*.q  dem  unpersönlichen 


144  Klrt  Sethe:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptisclien.  [47.  Band. 

T£»ivCÄ.iioc   eTO'y-Mnujd».  Äi.uoc    »die  Qual,  die  sie  verdienten«,  Sap.  liJ,  4. 
*.T-€.Mniyei^    »unwürdig»,  Zoega  27. 

o-yÄ.  e-iiq-Mniyis.  *.n  iiT^y^.ioq    »einer,   der  keinen  Tadel  verdient«,  Sap.  12,  15. 
gÄ.u-g*.T  cy-ünuii^    »ausreichendes  Geld«,  Matth.  28,  12   [upyvpM  ixavoi). 
.uü-<Vdw&.'Y  «gÄ.n   epoq   cq.üniy*^  MiiMO-Y   »keine  Beschuldigung  liegt  gegen  ihn 
vor,   die   den   Tod  verdiente«,   Act.  23,  29. 

Desgleichen  mit  dem  unpersönlichen  Subjekt  c  »es«  und  folgendem  Dativ 
in  der  Bedeutung   »es  ist  passend«,    »es  gehört  sich  für  jemand«: 
c-eMnujdi   tii^q    »es   ist  passend  für  ihn«,    1  Cor.  11,7. 
iie^c-Avnyyd^   itcoTcn    »es   gehörte  sich  für  euch«,    1  Cor.  5,  10. 
neT  ceMnujis.    »das   Passende«    Act.  17,  9   (to  i'/.xvov). 

Die  anderen  Konjugationsformen  (Tempora)  werden  wie  bei  cgiijs^-j'  durch 
p-  :  ep-    » tun «    umschrieben : 

Perfektum  I: 
M^l-p-M^lg^>i    »ich  bin  nicht  würdig  gewesen«,  3Iinü.  168. 

iiH  eT&.'y-ep-neMnigd.  »die,  welche  würdig  geworden  sind«,  Luk.  20,  35  {oindru^ix- 
S^e'vre?;   sah.  i\eiiT&.'y-Kd»,T*».^io'y  äimoo'y). 

Futurum  I: 
iieT-iid^-p-MnujÄ.   »die,  welche  würdig  sein  werden«,  Zoega  589. 

Wie  ein  Infinitiv  wird  der  Ausdruck  ÄinujÄ.  auch  als  Nomen  mit  der  Be- 
deutung   »Würde«,    »Verdienst«    gebraucht: 
nevp&.-nd^-eAvnujd».    »gegen  mein  Verdienst«,  Zoega  35. 
K&.T^.-^€c-M^aJ^^.   »nach  ihrem  Verdienst«,   Sir.  10,  29. 
£^n-o'Y-Äinig&.   »in  würdiger  Weise«,   Peyron,  Lex.  103. 

Die  Form  des  Nominalsatzes,  in  der  allein  wir  MnigÄ.  als  Prädikat  an- 
trafen, ist  im  Koptischen  nur  dann  gebräuchlich,  wenn  das  Prädikat  ein  Verbum 
(Präsens)  oder  ein  adverbieller  resp.  präpositioneller  Ausdruck  ist  (■^-cwt.'ü 
»ich  höre«,  -^-gÄi-ndwHi  »ich  bin  in  meinem  Hause«)'.  Da  Äin^d>.  nun  weder 
nach  seinem  Aussehen  noch  nach  seiner  Umschreibung  durch  p- :  ep-  eine 
verbale  Form  (Infinitiv  oder  Qualitativ)  zu  sein  scheint,  wird  man  an  die  zweite 
Möglichkeit  zu  denken  haben.     Man  wird  in  dem  m  die  Präposition   ^v    m  (vor 

n  als  M  erhalten),  in  dem  n  den  Artikel  und  in  dem  yg*».  ein  ungebräuchlich 
gewordenes  Nomen  erkennen,  so  daß  '^-ÄvnigÄ.  »ich  bin  würdig«  eigentlich  be- 
deutete: »ich  bin  in  dem  uj*^«.  Dieses  Wort  u|&.  wird  von  dem  alten  Stamme 
^:i=>   i)J,   §lw    »bestimmen«    herzuleiten   sein,    von   dem    auch   das  Wort 

§iw,  kopt.  igo-y-  herkommt,  das  tatsächlich  eine  ganz  entsprechende 


Bedeutung  hat:    »würdig«,    »wert«    (daß  man  etwas  mit  dem  Betreff'enden  tue). 


')    Ist  das  Prädikat  ein  Nomen,    so  steht  der  » Identitätssatz ■•  :    *.noK  neK-iü)T   »icli  bin  dein 
Vater«,  o-ynicTOc-ne  niioYre   »Gott  ist  treu«. 


1910.]  KiRT  Sethe:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen.  145 


Ursprünglich  mag  unser  Ausdruck  M^l^i^  demnach  etwa  bedeutet  haben: 
«in  der  Bestimmung  sein«:  nq-.unu|i^  e^n  it-Teyjvioq  »er  ist  nicht  in  der  Be- 
stimmung, getadelt  zu  werden«,  d.  h.  »er  verdient  keinen  Tadel«,  c-e.uniyd.  u*wR 
»es  ist  in  der  Bestimmung  für  dich«,   d.  h.    »es  gehört  sich  für  dich«. 

Daß  man  das  Wort  Äinujd».,  das  eigentlich  ein  präpositioneller  Ausdruck 
war,  im  Koptischen  auch  wie  ein  Nomen  behandelt,  ist  nicht  weiter  auffällig, 
verfährt  doch  das  Koptische  auch  sonst  bei  derartigen  Verbindungen  so,  vgl. 
ni-e-nTHpq  »das  All«,  n-K*».T*^-civpT.  »die  Verwandten«,  ^I-l^^s.-el\e£  »der Ewige«, 
ni-efioX  ^e«-nK*<gi  »der  Irdische«  (Steun,  Kopt.  Gramm.  §  221)).  Im  vor- 
liegenden Falle  wird  aber  die  Analogie  der  Infinitive,  denen  das  M^lg^v  zu 
entsprechen  schien,  den  Anlaß  gegeben  haben,  gerade  wie  bei  den  Qualitativ- 
formen iHc  »eilen«,  c<ypiv£T  »ruhen«,  die  auch  ihrem  Ursprünge  zuwider  als 
Nomina  gebraucht  werden:   ©"y^hc    »Eile«,  neccyp&^^r    »die  Ruhe«. 

4.    To-yiioc   »erwecken«. 

Das  schon  an  sich  recht  wunderlich  aussehende  Verbum  TO'yiioc  »erwecken« 
{iyeipcjü,  oivi(jrY,ui)  hat  die  Eigentümlichkeit,  daß  es  im  Stat.  pronom.  dieselbe 
Vokalisation  hat  wie  im  Stat.   absol.:  To-Ytiocq    »ihn  erwecken«. 

Diese  Eigentümlichkeit  teilt  das  W^ort  mit  den  Verben  TSivoo-y  und  «stoo-Y 
»senden«,  deren  Ursprung  Griffith  (Stories  of  the  high  priests  of  Memphis 
S.  73)  so  hübsch  gezeigt  hat.  Diese  beiden  A'^erben  sind  eigtl.  Kausativa  der 
alten  Verben  des  Gehens  iio-ymio-y^  oder  uev'  (ägypt.  ^^^7^  n'^j)  und  ige  (ägypt. 
L-^^\  y^  im)  mit  dem  unpersönlichen  Objekt   8  plur.  und  bedeuteten  also  eigtl. 

»veranlassen,  daß  man  gehe«,  »daß  gegangen  werde«,  d.  i.  »senden«.  Als 
man  sich  dieser  Entstehung  der  Foniien  nicht  mehr  bewußt  war,  gebrauchte 
man  sie  in  der  Bedeutimg  »senden«  auch  mit  einem  persönlichen  Objekt,  das 
man  ihnen  ebenso  rein  schematisch  und  sinnwidrig  zufügte  wie  dem  Ausdruck 
©«YSTÄkq  »er  hat«.  So  entstanden  die  Formen  Tiiiie'Y-,  Titiioo'y*'  zu  TÜiioo'y, 
's.erf-,  'xoo'Y^  zu  «xocy- 

Es  liegt  nahe,  unser  Verbum  To-yiioc,  das  dementsprechend  TO^Yitec-, 
TO'yitoc'ji  bildet,  in  derselben  Weise  zu  erklären,  zimial  es  ebenfalls  mit  einem 
T  beginnt  und  vor  dem  letzten  Konsonanten  ebenfalls  im  Stat.  pronom.  wie 
im  Stat.  absol.   den  Vokal  o  zeigt.      Dann  müßte  das  t  das  Kausativ  bildende 

»veranlassen«  und  o-yiioc  ein  davon  abhängender  Subjunktiv  (sdm-f)  mit 
dem   Suffix  3  fem.  sing,  c  sein. 


M    nÄ.  entspricht  in  den  koptischen  Ausdrücken  für  das  Futurum  q-^^«.-ctoTM,  eq-iie^-ccoTAi, 
wie  Gardiner   gezeigt  hat    (ÄZ.  43,  97),  einem  neuägypt.    ^\  üü^-^  "*  "9'-(0-     Es  enthält 

also  wohl  niclit  den  Stat.  constr.  der  maskulinen  Ersatzform  iio-yino-yi  *nü(ej  des  alten  weiblichen 
Infinitivs,  sondern  diesen  Infinitiv  selbst;  es  entspricht  in  seiner  Bildung  also  der  Form  ty«. :  u]«.i 
*häcjet  und  ist  aus  näi^jet  zu  erklären.  Es  kommt  übrigens  auch  nocli  als  selbständiges  Verbum  im 
Koptischen  oft  vor,  wo  von  einer  konstrukten  Form  nicht  die  Rede  sein  kann. 

Zeitschr.  f.  Agypt.  Spr.,  47.  Ban.l.     1910.  19 


146  KvRT  Sethe:  Über  einige  sekundäre  Verben  im  Koptischen.  [47.  Band. 

Wir  kennen  nun  in  der  Tat  eine  solche  Kausativform  ^Toyito  in  der  Ver- 
bindung TO'^'iio'y-ei&.T^,  To-Yiic-e^^wT-j.  sah.,  to'yii-i&.t«-  boh.  »jemandem  offen- 
baren «s  »kundgeben«  (Peyron,  Lex.  44),  die  augenscheinlich  eigentlich  bedeutete: 
»veranlassen,  daß  sich  das  Auge  jemandes  öffne«  und  den  Subjunktiv  des 
Verbums  -^"-rannr  u'u  »öffnen«  enthält.  Auf  Grund  der  Bedeutune:  des  Aus- 
drucks  und  der  sahidischen  Variante  TO-yno-Y-  habe  ich  seinerzeit  (Verbum  I, 
§  B7;  II,  S.  461)  angenommen,  daß  es  sich  dabei  um  den  Stat.  constr.  der 
Form  B  plur.  *eicnow  mit  passiver  Bedeutung  »geöffnet  werde«  handle.  Das 
dürfte  indes  nicht  richtig  sein ;  die  richtige  Form  wird  vielmehr  die  Variante  TO'y- 
ue-  bieten,  und  TO-Yito-y-  wird  sich  zu  ihr  ebenso  verhalten,  wie  twuo'y  »sehr« 
zu  Ttone,  sah.  H^knoY-  »gut  ist«  zu  boh.  ii*<ite-,  boh.  no-ypo  »König«  zu  sah. 
nppo  usw.  Es  wird  hier  also  ein  Fall  vorliegen,  wie  in  den  im  Verbum  I, 
§  37.  52.  53  besprochenen  Beispielen,  in  denen  ein  in  offener  Silbe  stehendes 
e  durch  oy  vertreten  ist.  In  der  boha irischen  Form  TO-y«*-  ist  dieses  e  offen- 
bar mit  dem  folgenden  i  von  mkT'^  zusammengefallen.  Wenn  das  richtig  ist, 
würde  uns  das  Verbum  -^^-mninr  in  der  Verbindung  ToviioY-cie^.T'S'  und  Varianten 
also  in  der  reflexiven  Bedeutung»  sich  öffnen«  vorliegen,  die  es  in  der  Tat  nicht 
nur  im  Altägyptischen,  sondern  auch  im  Koptischen  oft  hat,  z.  B.  ^s.-M^H'^'e 
o-yioii  »die  Himmel  öffneten  sich«,  Pist.  Soph.  7  (vgl.  Stern,  Kopt.  Gr.  §474, 
Peyron,  Lex.  147).  Die  ganze  Verbindung  würde  also  bedeuten  »machen,  daß 
sich  das  Auge  jemandes  öffne«. 

Ich  möchte  glauben,  daß  uns  ebendieser  Gedanke  auch  in  dem  Verbum 
TO'yitoc  »erwecken«  vorliegt  und  daß  sich  das  Suffix  3  fem.  sing.,  das  er  zu 
enthalten  scheint,  auf  das  als  selbstverständlich  zu  ergänzende  Wort  €i*».t^ 
»Auge«  beziehe  resp.  es  mit  neutrischer  Bedeutung  vertrete:  »veranlassen,  daß 
es  (seil,  das  Auge)  sich  öffne«.  Nachdem  diese  Redewendung  ein  gewöhnlicher 
Ausdruck  für  »erwecken«  geworden  war,  wurde  es,  wie  die  oben  zitierten 
Worte  des  »Schickens«,  mit  einem  persönlichen  Objekt  verbunden,  das  ihm 
genau  in  derselben  Weise  zugefügt  wurde:  TO'yuocq  »ihn  erwecken«,  To-ynec- 
nptoMC   »den  Menschen  erwecken«. 


1910.]  Kurt  Sethe:    Der  Ursprung  des  koptischen  Mii*.Tq-cu)TM.  147 


Der  Ursprung  des  koptischen  Äini^Tq-cuiTM. 
Von  Kurt  Sethe. 


J\.\s  Gardiner  in  dieser  Zeitschrift  (45,  78  ff.)  seine  ebenso  überzeugende  wie 
überraschende  Erklärung  für  den  Ursprung  der  koptischen  Form  des  negierten 
Perfektums  Äincq-cuiTM  gab,  sprach  er  zugleich  die  Vermutung  aus,  daß  auch 
das  kopt.  MndwTq-ctoTM,  das  mit  derselben  Konsonantenverbindung  M.n  beginnt, 
den  gleichen  Ursprung  haben  werde,  daß  es  mithin  aus  einer  Verbindung  der 
neuägyptischen  Negation  J  (S  und  dem  von  Gardiner  neuentdeckten  Hilfsverbum 

A^l^  hervorgegangen  sein  werde. 

Diese  Vermutung  dürfte  sich  nun  aber,  so  ansprechend  sie  zunächst  er- 
scheinen mußte,  doch  nicht  bewahrheiten.  Ich  glaube  in  der  Lage  zu  sein, 
das  ägyptische  Prototyp  des  kopt.  M^^vTq-ctoTÄi  in  einer  dieser  Vermutung  nicht 
entsprechenden  Form  nachweisen  zu  können. 

Die  Wände  des  Hofes  K  des  Amontempels  von  Karnak,  nördlich  vom  vor- 
deren Annalensaale  Thutmosis'  III.,  waren  zum  Teil  mit  Inschriften  aus  späte- 
rer Zeit  geschmückt,  die  großes  sprachliches  Interesse  bieten,  da  sie  in  neu- 
ägyptischer Sprache  abgefaßt  sind.  Die  erste  dieser  Inschriften  befindet  sich 
auf  der  Nordwand  des  Hofes,  auf  der  Rückseite  der  sogenannten  »statistischen 
Tafel«  Thutmosis'  III.:  sie  enthält  ein  Gebet  an  Amon,  gesprochen  von  einem 
Könige,  dessen  beide  Namensringe  gründlichst  ausgeschabt  worden  sind,  in 
einer  Weise,  wie  man  es  nur  bei  den  äthiopischen  Königen  der  25.  Dynastie  fin- 
det. Auf  diese  Zeit  schien  mir  auch  der  Stil  der  Hieroglyphen  zu  weisen.  Und 
auch  das  scheint  für  diese  Ansetzung  zu  sprechen,  daß  die  Figur  des  Königs 
über  eine  ältere  Inschrift  weg  geschnitten  ist,  die  der  Zeit  eines  Königs  der 
Bubastidenzeit  (Usi-ma-re^  setej)-en-amun  mit  dem  Horusnamen  ....  mrj-mf<^t)  ent- 
stammte. 

Über  den  sprachlichen  und  orthographischen  Charakter  dieses  Textes,  von 
dem  DE  Rouge  zwei  Blöcke  mit  der  irrigen  Bezeichnung  »Blocs  de  Sesonk« 
veröffentlicht  hat  (Inscr.  hier.  205),  werden  die  folgenden  Sätze  Auskunft  geben, 
die  ich  aus  meinen  Abschriften  herausgreife': 

1i)^ö^^<=>||||||   »seht  den «    (^.n^^  e  .  .  .). 

U  v^  u}^^       ^:^:^/wwna1^^'^    »ich  bin   dir  (ütöwk)  ein  Diener«. 

')  Von  einer  eingehenden  Behandlung  des  Textes  muß  leider  abgesehen  werden,  bis  die 
Blöcke,  die  ich  1905  einzeln  kopieren  mußte,  zusammengesetzt  und  im  Zusammenhang  veröffent- 
licht sind. 

19* 


148  Kurt  Sethe:    Der  Ursprung  des  koptischen  Jün«wTq-cu)TM.  [47.  Band. 

llgA-<2>-ü        -<2>-  /wwv.  <=::>1  \^   »Amon  Jiat  diesen  Konig  (ppo)  ge- 

macht,   den  (nexe)  er  liebt«. 

<ci^ -c2>- AAAAAA  ~  ^^37  »um(?)  zu  tun,  was  kein  König  getan  hat« 

(n€Te-Mn€-ppo  ihm  &,2kq). 

=^=^%^^r^     M^iii   «du  wähltest  mich  aus  aus  (oü)  ihr {?)<■. 

J  l"^^    A     "*^  ^^'   ^^^"  ^^^^^^  verläßt«    (neT€-.ueq-Kto). 

.^.fl^'*'^^^ A  ö  V         "^"^        AAAA^^T  «laß  mich  es  nicht  tun  mit 

deinem  Tribut  des  Landes  Syrien«. 

^v  ^s>-A Q       °^<=>J^'^^(]%[t]|l^^^cz^-—  »laß  mich  nicht  eintreten  in 

eine  Rede,   die  (c)  du  haßt«. 

«gib  mir  den  Himmel«   (*.'y-Tne  uäk.i), 

« und  du  wendest  sie  auf  ihr  eigenes  Haupt « 


G 


D..S..__i  1  ®  8 — ' 


AA/^AA^ 


II     I     I  ti^ei^l    I    I  X  <^    III 

^^^         /wwvv  n  v^  ^.=_?  §  :| n  §  "^  ^^-^  »es  gibt  niemand,  der  dir  Befehle 

erteilte«    (MR-^eT€q-o'Yeg-c^v^«e  nis.K). 

In  diesem  Texte  kommt  nun  auch  folgender  Satz  vor: 

'\"L^^'\^-)-r  I^J^'^^''^^^^^'  '^^"^  offenbar  bedeutet: 
«das,  Avas  du  mir  verkündetest,  ist  es  {nn  wie  das  postpositive  tie),  als  du  mich 
noch  nicht  (als  König)  hattest  erscheinen  lassen.« 

In  dem  l]^  J  |  o  V^^'ci::^  ,  das  hier  vor  dem  Verbum  dj  A<',  einem  Verbum 

nach  •  Art  der  koptischen  Kausativa  auf  o,  steht,  haben  wir  augenscheinlich 
ein  Äquivalent  für  das  kopt.  .'ünÄ.TK-,  das  ebenfalls  meist  in  Zustandssätzen  mit 
der  Bedeutung  »bevor  du  hörst«  gebraucht  wird,  wie  es  an  unserer  Stelle  der 
Fall  ist.  Wie  ist  diese  neugefundene  Grundform  von  Mnd>.TR-  nun  aber  zu  er- 
klären? Klar  ist  ohne  weiteres,  daß  (1^  das  e  ist,  das  im  Koptischen  die  Zu- 
standssätze  einleitet  und  bei  .unevTiv-  in  dem  anlautenden  e  enthalten  ist.  In 
dem     1  ,  das  dann   folgt,   wird   man   zunächst  die   neuägyptische   Negation     1(5 

vermuten,  die  in  unserem  Text  in  der  Tat  auch  ebenso  nur  b  geschrieben  wird 
(s.  die  Beispiele  oben).  In  dem  dann  folgenden  ^~^i  würde  man  zunächst  das 
Verbum  ^~^  rdj  »geben«,  »veranlassen«  vermuten,  das  ja  im  Neuägyptischen  in 
der  Tat  vereinzelt  als  Hilfsverbum  vorkommt  (vgl.  Verbum  II  §  565c).  Doch  schreibt 
unser  Text  dieses  Verbum,    sooft    und   in  welchen    Formen    es  vorkommt,  und 


')  So  gestellt 


,   von  KouGK   verlesen   zu 


1910.]  KurtSethe:    Der  Ursprung  des  koptischen  Mn&,Tq-cu)TM.  149 

ebenso   auch  die  Präposition    7ndj  (kopt.  i\T€-),    stets  mit  i^ a ,   nicht  mit   o . 

Ebenso  unerklärlich  wäre  dann  der  Strich  hinter  dem  ''^^ .     Dieser  deutet  wohl 
auf  eine  andere  Erklärung  hin. 

I  oder     I     ist  ein  Substantiv,  dessen  Grundbedeutung  »Grenze«,  »Ende« 

o.  ä.  gewesen  sein  dürfte;  vgl. 

I    ^%^  »Ende    (Grenze)  der  Arbeit«,  Ägypt.  Inschr.  d.  Berl.  Mus.  I    204. 

I  »ohne  Zahl«,  Harr.  pass. 

f\  AAA/vvA    »das  Ende  von  etwas  erreichen«,   Synonym  des  älteren     j] 

^  ^^^  '  ^^^^^  d'Atonou  74,  18;  Berl.  Pap.  3056,  7,  4;  Pap.  Turin  ed.  Chabas- 

< >     Ji    AA/wv^ 

Lieblein  1,  V. 

»Die  Sonne  zeigt  sich  <=>        j^l=^  (oder  <rr>        )  aaa/w\  l'^^  an  ihrer  Stelle 

o D  I  .^ D  I  I       KJ 

von  gestern.« 

Mit  den  alten  Präpositionen  hat  es  sich  zu  neuen  präpositionellen  Verbin- 
dungen (zusammengesetzten  Präpositionen)  verbunden,  die  meist  temporale  Be- 
deutung haben,  in: 

<z=>        r-^'v\K  »bis  zu  den  Bergen«,  LD.  III  140^,  1;  ähnlich  Bkugsch, 


Dict.  geogr.  398. 


»bis  in  Ewigkeit«,  zk  rov  ctet  y^ocvov,  Dekret  von  Kanop.  10.  11, 


14  (vgl.  <i^£^^^^'^  Naukratisstele  10).     <=^        |o|  desgl.,  ib.  15. 

^'^^1     "^o^'h  bi*  morgen«,  d.  h.    »noch  vor  morgen«,   Abbott  G, 
24;  Mallet  4,  5. 

^  »auch«,    »noch«,   LD.  III  1406,  8    (ein   anderer  guter  Einfall   kam 

auch  noch  in  mein  Herz  auf  den  Befehl  des  Gottes);  Orb.  15,  8  (»ich  lebe  doch 
noch,  obwohl  du  mich  getötet  hast«):  ib.  7,  4  (»ich  bin  doch  auch  noch  dein 
Bruder«);  Amh.  2,  2  (»wir  plünderten  die  Königin  auch  noch«);  Unamun  II  5 
(»was  deine  Väter  taten,  wirst  du  auch  noch  tun«);  ib.  32  (»Amon  war  der 
Herr  deiner  Väter,  und  du  bist  auch  noch  sein  Diener«);  ib.  13  (»ich  bin  nicht 
dein  Diener,  und  ich  bin  auch  nicht  niclir  der  Diener  dessen,  der  dich  sendet«). 
Ähnlich  ib.  37;  P.  j.  T.  2,  7. 

Ähnlich  scheint  es  sich  vereinzelt  auch  noch  im  Koptischen  als  selbständiges 
Wort  zu  finden  in:  »du  wirst  noch  30  Jahre  leben«  l^^>.-np^l.  mjukI  ÄLuä^tc  neiiT*.- 
nenpot^HTHc  <sooq  »bis  zu  dem  Maße  dieses  (Zeitraumes)  nur  ist,  was  der 
Prophet  gesagt  hat«,  Zoe:ga   281. 

Häufiger  finden  wir  es  im  n.  R.,  im  Neuägyptischen  und  im  Koptischen 
mit   einem    Substantiv,    das    eine  Tätigkeit  bezeichnet,  oder  einem   Infinitiv  zu 


')   Mitteilung  von  Hrn.  H.  Grai'ow  aus  dem  Berl.  Wörterbuchmaterial. 


150  Kurt  Sethe:   Der  Ursprung  des  koptischen  Mna^Tq-ccoTJU.  [47.  Band. 


einer   Art   Nomen    actionis   fest  verbunden;    merkwürdigerweise    scheinen   auch 
diese  Bildungen  nur  in  präpositionellen  Ausdrücken  gebraucht  zu  werden: 

»Der  Tempel  ist«  / %\  "im  Bau«,  d.h.  »unvollendet«,  LD.  III  152a'. 

»Die  Tempel  sind«   / l    ^^^^^"""^    »in  Arbeit«,    d.h.    »bereits  in  An- 
griff* genommen«,  Inscr.  ded.  ()4'. 

.Icli   setze   ihn.   ^^^^^  J^^,^  —  ^S^    -'n    die    Arbeit 
des  Pharao«,   »die  mir  unterstellt  ist«,  Tur.  19,  8. 

»Er  lag   da«   v\  |^^    »in  totem  Zustande«,   Orb.  Di,  3. 


»Die  Pyramide  wurde  gefunden«   ^\  \q_        ^^^  "in  erbrochenem  Zu- 

Stande«,  Abb.  2,  12.  17. 

»Sie  waren  froh«  T^'^flöP^  ^  """^  %  ^  ^  »bei  ihrer  Arbeit«,  Orb. 
2,  7  (so  ist  wohl  auch  ib.  4,  3  zu  lesen). 

gM-npÄ<-p-g(A)£i   »bei  der  Arbeit«,  Zoega   558.   563. 

g^ü-pdw-ii-p-gcofii  niM   »bei  jeder  Arbeit«,  ib.  563. 

£i-npAw-to£c    »bei   der  Ernte«,  ib.  558,  not.  48. 

£^i-np*.-ig'\H£^  »bei  der  Bewässerung«,  ib.  564. 

e-^p^v-p-£^u)fe    »zur  Arbeit«    (gehen),   ib.  563. 

Hier  scheint  das  Wort  etwas  wie  »Zustand«  zu  bedeuten  und  ist  ein  Syno- 
nym des  Präformativs  <5'i-n- :  *2£i-n-,  das  gleichfalls  Nomina  actionis  vom  Infinitiv 
bildet  und  im  Bohairischen  ganz  ähnlich  gebraucht  wird  (vgl.  Stern,  Kopt.  Gramm. 
§  470):   e-n-jsiu-^oe^feeq    »um  ihn  zu  töten«,    geii-n'xm-touj    »beim  Rufen«. 

Daß  dieses  Wort  'f~T\  in  der  koptischen  Tempusform  MnÄkTtj-ctoT.ü  stecken 
könnte,  ist,  wenn  man  von  der  Form  zunächst  absieht,  bei  der  Bedeutung  dieses 
Ausdrucks  nicht  undenkbar.  Er  könnte  ursprünglich  bedeutet  haben:  »ohne 
daß  es  den  Zustand  (die  Verwirklichung)  gibt,  daß  er  hört«.    Dementsprechend 

scheint  das  Wort  r<^  in  der  Tat  vorzuliegen  in:  (|         ^"^^^^ »denn 

es   ist    der  Zustand   (die  Verwirklichung),   daß    es    dir  geschieht«,  d.h.    »es   ist 

dir  (schon?)  geschehen«,  Orb.  8,  6.     Eine  Schwierigkeit  liegt  dann  aber  in  dem 

J  .      Die  Negation    J  (2  kann  nur  bei  einem  Verbum  gebraucht  werden,  während 

Q  bisher  nur  als  Substantiv  bekannt  ist.     Man  müßte  also  schon  annehmen, 

I 

daß  ein  solches  Verbum,  etwa  ^^,  ausgefallen  sei,  »ohne  daß  gemacht  würde 
die  Grenze,  daß  er  hörte«.     Andernfalls  müßte  man  in   dem    J   ein  Äquivalent 

des  neuägypt.  Jj  sehen,  das  selbst  aber  nur  eine  jüngere  Orthographie  für 
•"-'^  zu  sein  scheint,  und  im  Koptischen  also  in  der  Regel  als  R  erhalten  ist; 
nur  in  mmo«,  mü-    »es  ist  nicht«,  das  auf  altes  ^'"'^  .^m  n-wn,  in  neuer  Ortho- 


AA^\AA/\     /VWNAA 


graphie  .^^^  "^^    ;/m  geschrieben,   zurückgeht,   ist  es  mit  dem  folgenden  w 


*)    Aus  dem  Berl.  Wörterbuchmaterial   mitgeteilt  durch  H.  Grapovv. 


1910.]  KiRrSKTiu::    Der  Ursprung  des  koptischen  Älnö^Tq-ccoTju.  151 


ZU  m  verschmolzen.  Etwas  Ähnliches  müßte  also  auch  in  unserem  Fall  ein- 
getreten sein. 

In  jedem  Falle  ist  das  Wort  i<  im  Koi)tischen,  wenn  es  niclit  vielleicht  in 
dem  Vokal  *.  einen  Rest  hinterlassen  hat,  völlig  verschwunden.  Die  Verbin- 
dung Mn,  die  das  Koptische  an  Stelle  des  alten  J  der  Form  J*^^^  aufweist, 
wird  ebenso  wie  in  den  analog  aussehenden  Formen  Ävniop  »nein«,  .ünp-,  neu- 
ägypt.  ^^^s:^  "tu  nicht«,   .unÄwq-cüiT€.u  boh.  =  Meq-cü)TXi  sah.,  neuägypt.    |(2 

'^^'^^Ms  "^^'P^^gt  nicht  zu  hören«,  .unoiMfeo  neben  efeo  »stumm«,  eine 
besondere  Bezeichnung  für  eine  bestimmte  lautliche  Veränderung,  sei  es  nun 
eines  alten  h  oder  eines  alten  m,  darstellen;  etwa  einen  zwischen  beiden  Wor- 
ten stehenden  Laut,  ähnlich  wie  in  <^wSS^  statt  £mc  »Ähre«  u.dgl.  (Verbum  I 
§  258,  10  sub  hms-t  »Krokodil«),  Mnpto :  eMfepo)  statt  .üpto :  eMpto  »Hafen«  i^em- 
röjet),  und  wie  die  Kombination  .wfe,  die  das  Bohairische  bisweilen  dafür  auf- 
weist (vgl.  oben  .ufco,  CMfipu)  und  e^fipeg^i,  €Ai£ipic,  «..ufepe  statt  Ä^MpHgercM* 
pe^i  oder  e^peg^i  oder  fepeg^i  »Asphalt«,  Äipic,  sah.  »Most«,  *.Mpe  »Bäcker«)'. 
Das  Neugriechische  gebraucht  ja  ganz  entsprechend  fx-rr  für  ein  westeuropäisches  b 
(z.  B.    MTTtAtsdp^fld  =  Billard),   da  das  /S  wie  w  ausgesprochen   wird. 

Wie   ist  nun  aber  das  ^  V^^:z^  A a  ,  das  auf  die  Verbindung    |         |  folgt, 

aufzufassen?  Es  sieht  ganz  aus  wie  das  sogenannte  Präsens  I,  doch  paßt  dazu 
schlecht,  daß  die  koptischen  Formen  von  .wniwTq-ctoTM  das  t  nicht  nur  in  der 
entsprechenden  Form  2  m.  sg.  (.Xin^^TK-)  und  in  den  anderen  Formen  dei-  1.  und 
2.  Person  zeigen,  die  in  der  Tat  auch  im  Neuägyptischen  schon  das  ^  auf- 
wiesen, sondern  auch  in  den  Formen  der  3.  Person,  die  im  Neuägyptischen 
noch  die  alten  Pronominalformen   1  (2 ,     1  o  (c),      1  ^    (ce)  hatten,  und  auch  vor 

nominalem  Subjekt  (MnÄ.Te-npaiMe  ccotm),  wo  das  Präsens  I  weder  im  Neu- 
ägyptischen ein  ^  nocli  im  Koptischen  ein  Te  zeigt.  Dieser  Umstand  spricht 
vielmehr  dafür,  daß  wir  in  M^^vTq-ctoTM  den  sogenannten  Konjunktiv  zu  suchen 
haben,   der  im  Neuägyptischen  in  allen  Formen  sein   ^^        zeigte.     In  der  Tat 

unterscheiden  sich  die  Formen,  die  in  MnÄ.Tq-cü)TM  mit  dem  oben  erörterten 
Elemente  Äiniv-  verbunden  erscheinen,  in  nichts  von  den  Formen,  unter  denen 
im  Bohairischen  der  Konjunktiv  in  Verbindung  mit  der  Präposition  igjs.  »bis« 
erscheint.  Auch  diese  Formen  haben  alle  das  t  des  Konjunktivs  erhalten  und 
in  der  Regel  das  vorhergehende  \\  (neuägypt.   ^^  )  verloren  (ujd^Teq-cwTM),  das 

nur  selten  (wie  im  Sahidischen,  wo  es  regelmäßig  erhalten  ist)  noch  erscheint 
(ujd.i\T€q-cü)TAi).  Auch  bei  ÄinÄ^Tq-ccoTM  sind  im  Bohairischen  gelegentlich 
noch  Formen,  die  das  ii  erhalten  haben,  zu  belegen:  .vineviiTec-i  »sie  ist  noch 
nicht  gekommen«,  Zoi^GA  7,  .u^^vllT€ll-Äoe£»o•Y  »ehe  wir  sie  töten«,  Zoi":GA  101, 
Mn*^iiT€n-Rto^  »ehe  wir  umkehren«,  ib.,  Mnd.nTe-o'y*<&oT  lyconi  »ehe  ein  Monat 


')    Vgl.  auch  die  Kombination  itT  für  t  in  .uiit  :  avct  und  in  den  von  Ranke,  ÄZ.  45,  79  be- 
sprochenen Formen. 


152  Ki:rt  Sethe:    Der  Ursprung  des  koptischen  Ain&Tc^-ccoTM.  [47.  Band. 

wurde«,  ib.  102.  Der  Konjunktiv  ist  denn  ja  aueli  hinsichtlich  seiner  Bedeu- 
tung die  geeignetste  Form  für  eine  Verbindung,  die  allem  Anschein  nach  ur- 
sprünglich bedeutete:  «nicht  gibt  es  den  Zustand  (die  Verwirklichung),  daß 
er  hört«.  Und  so  finden  wir  ihn  in  der  Tat  im  Bohairischen  mit  der  Form 
•xi  verbunden,  die  wir  oben  als  Synonym  des  ^^  p*».-  erkannten  (Stern,  Kopt. 
Gramm.  §  471):  e-n'si-nTO'y-ctoTeM  »damit  sie  hören«,  e-n-Äi-iiTe-n-^iÄ.feoA.oc 
cp-nipiv'^em  .uAioq  «damit  der  Teufel  ihn  versuche«,  ^^eu-n-xi-nTCK-tocg^  »wenn 
du  erntest«. 

Die  älteste  nachweisbare  Form  des  Ausdrucks  .und^Tq-cwT.w,  die  wir  hier 
betrachtet  haben,   (]  ^  j  l^^^^rz:^,    ist    aber,   wie  es  scheint,    auch   für  die 

Geschichte  seines  Gebrauches  lehrreich.  Sie  zeigte  ihn  uns,  wie  das  schon  oben 
bemerkt  wurde,  im  Zustandssatz  mit  [|  v^  und  der  Bedeutung  »ehe«,  »bevor«, 

also  in  einem  Gebrauch,  der  auch  im  Koptischen  in  der  großen  3Iehrzahl  der 
Fälle  vorliegt.  Nur  dieser  Gebrauch  paßt  auch  zu  der  Etymologie,  die  uns  diese 
Form  kennen  lehrte.  Der  sehr  viel  seltenere  Gebrauch  von  iüni^Tq-ctoTM  im 
Aussagesatz  mit  der  stark  präteritalen  Bedeutung  »er  hat  noch  nicht  gehört« 
läßt  sich  damit  nicht  vereinbaren.  Er  ist  offenbar  erst  sekundär  und  ebenso 
mißbräuchlich  aus  jenem  Gebrauch  im  Zustandssatz  entstanden,  wie  der  Gebrauch 
des  Perfektum  II  iiTd^q-cioTÄi  und  des  mit  €  versehenen  Praesens  consuetudinis 
€UjÄ.q-cüiTM  im  Aussagesatz  sekundär  und  mißbräuchlich  vom  Relativsatz  bzw. 
Zustandssatz  her  übertragen  ist. 

Wie  verhalten  sich  nun  die  von  Spiegelberg  (Proc.  Soc.  bibl.  arch.  2H,  254: 
31,  290)  und  Griffith  (Rylands  pap.  III  345)  nachgewiesenen  demotischen  For- 
men von  Mn&.Tq-ctoTÄi  zu  dem,  was  wir  hier  festgestellt  haben?  Wie  das  Kop- 
tische verwendet  auch  das  Demotische  die  Formen  fast  nur  im  Zustandssatz 
mit  der  Bedeutung  »bevor  er  hört«.  Sie  beginnen  dabei  dann  stets  mit  den 
Zeichen,   die  das  alte  (1  v^  =  kopt.  e  des  Zustandssatzes  bezeichnen,  zeigen  dann 

die  Gruppe  für  J  (2 ,  alsdann  folgt,  wo  wir  in  unserer  alten  Form  das  ^^ 
fanden,   eine  Gruppe  von  wechselndem  Aussehen : 

a)  \^   (bei  Griffith  a.  a.  0.   ungenau)  Ryl.  IX   3,  3:    )^   Ryl.  IX  18,  18. 

b)  (t%   II  Cham.  4,  8. 

c)  JS   Pap-  lusing.  31.  5:   Pap.  Spiegelberg   2,  21. 

d)  i3  Pap.  Dodgson  II  9.   13;  %  ^  ib.  11. 

e)  %3   Pap.  Gnost.  Leiden -London  (Griffith -Thompson,   Dem.  mag.  pap.  III 
Xr.  242). 

Dann  folgt  die  Gruppe,  die  dem  neuägypt.  ^  entsiiricht,  mit  den  Suffixen 
bzw.   dem  nominalen  Subjekt. 


1910.]  KiRT  Si:ihk:    Der  Ursprung  des  koptisclieii  .riu*.Tq-c(.oT.u.  15H 

In  der  zuletzt  angefiihrten  Sclireibung  e,  die  offenbar  einfach  das  gewölin- 
liche  Zeichen  lür  .<2>-  »tun«  entliält,  hat  Spiegeluekg  gewiß  mit  Recht  keine 
etymologische,  sondern  eine  lautliche  Schreibung  erkannt.  Hier  ist  offenbar 
die  Gruppe  j(5-cs>-,  die  sonst  das  Präformativ  des  Praesens  consuetudinis,  boh. 
MRÄ.'S',  bezeichnet,  für  das  gleichlautende  Ainev-  verwendet.  Die  Schreibungen 
h  und  r,  die  sich  nur  dadurcli  voneinander  unterscheiden,  daß  h  nocli  das  Zei- 
chen  fiir  a,   das  dem  alten  ^ o  entspricht,  aufweist,  konnte  Spiegelberg  nicht 

erklären.  Das  Zeichen,  das  beiden  gemein  ist,  und  das  auch  in  d  wiederkehrt, 
gleiclit  dem  Zeichen,  das  in  der  Form  der  Präposition  c  mit  Suffix  H  plur. 
epoo'Y :  epwo'Y  die  Silbe  row  bezeichnet  und  wahrscheinlich  also  auf  ^-[fj  zurück- 
gehen wird.  So  hat  es  Griffith  denn  auch  in  d,  wo  es  mit  dem  <2>-  von  e 
zusammen  erscheint,  erst  gedeutet.  In  der  Schreibung  a,  die  der  Zeit  des  Da- 
rius  angehört  und  also  wesentlich  älter  als  die  anderen  ist,  hat  die  fragliche 
(iruppe  ein  ganz  anderes  Aussehen.  Griffith  wollte  sie  hier  ^  transkribieren. 
Ich  glaube,  die  deutlichere  der  beiden  Varianten  wird  uns  nun  aber  keinen 
Augenblick  im  Zweifel  lassen,  daß  wir  es  in  Wahrheit  mit  derselben  Gruppe 
^^  zu  tun  haben,  die  unsere  liieroglyphische  Form  aus  äthiopischer  Zeit  auf- 
wies. Demnach  wird  vermutlich  auch  die  rätselhafte  (rruppe  in  c,  d,  die  der 
Gruppe  für  ^"jj]  glich  und  die  offenbar  mit  <=>  anfing,  auf  eben  dieses  Wort 
^^  zurückzuführen  sein,  was  auch  paläographisch  keine  Schwierigkeit  machen 
dürfte'.  In  der  Tat  findet  sich,  worauf  mich  Spiegelberg  freundlichst  aufmerk- 
sam macht,  dieselbe  Gruppe  auch  in  der  demotischen  Schreibung  des  Namens 
p&.KOT€  »Alexandria«  (Brugsch,  Dict.  geogr.  451),  wo  sie  wirklich  dem  hiero- 
glyphischen I  '"  entspricht.  Das  dieser  Gruppe  in  h  zugefügte  a  ( o)  deu- 
tet vielleicht  schon  darauf  hin,  daß  die  Schreibung  nicht  mehr  richtig  ver- 
standen wurde,  was  ja  nach  dem  Wegfall  des  r  auch  nicht  Wunder  nehmen 
kann.  Die  Schreibung  d  bildet  augenscheinlich  eine  Zwischenstufe  zwischen  c 
und  e.  Wäre  sie  älter  als  a  und  als  unsere  hieroglyphische  Schreibung,  so  wäre 
auf  das  .cs::^ ,  das  sie  vor  dem  mißverstandenen  ^^  bietet,  etwas  zu  geben. 
So  aber  wird  man  es  wie  bei  e  als  sekundär  anzusehen  haben. 


')    Auch  bei  der  demotischen  Gruppe  für  wC  »ein«  ist  der  Strich  I  so  lang  geworden.  —  ^)  Z.  B. 
Urk.  II  14. 


Zeitschr.  f.  Agypt.  Spr..  47.  Band.     1910. 


20 


154  W.  Si HUBART :    Dodekaschoinos.  [47.  Band. 


Dodekaschoinos. 
Von  W.  Schubart. 


Die  vielbesprochene  Frage  nach  der  Südgrenze  der  Dodekaschoinos  wird  durch 
ein  Inschriftbruchstück,  das  im  voriiion  Frühjahre  Heinrich  Schäfer  aus  Nubien 
mitgebracht  hat,  nunmehr  wohl  endgültig  beantwortet.  Wie  Schäfer  mir  mitteilt, 
hat  er  es  am  Westufer  des  Nils  dicht  beim  Tempel  von  Ofieduine  (Maharraqa) 
gekauft,  wo  es  soeben  von  einem  P^ingebornen  beim  Anlegen  eines  Schachtes 
für  eine  Saqje  gefunden  worden  war.  Trotz  seiner  Kleinheit  hat  Schäfer  es  er- 
worben, weil  er  sofort  seine  Wichtigkeit  für  die  Begrenzung  der  Dodekaschoinos 
erkannte. 

Es  bestätigt  sich  durch  diese  Entdeckung,  deren  Fundort  keinem  Zweifel 
unterliegt,  daß  schon  unter  der  Ptolemäerherrschaft  dies  Gebiet  bis  nach  Hiera- 
Sykaminos  sich  erstreckt  hat;  Sethe  hat  also  mit  Recht  seine  frühere  Ansicht, 
wonach  nur  die  Strecke  von  Assuan  bis  Philä  so  bezeichnet  worden  wäre, 
zuletzt  aufgegeben.  Vgl.  dazu  Sethe,  »Dodekaschoinos«  in:  Untersuchungen  zur 
Geschichte  und  Altertumskunde  II,  '^  und  Wm.ckens  Bemerkungen  dazu  im  Arch. 
f.  Papyrusforschung  II,  175;  ferner  Sethes  Artikel  bei  Pauly-Wissowa  und  seinen 
Aufsatz  »Schoinos  und  Dodekaschoinos«  in  dieser  Zeitschrift  41  (1904),  58  ff. 
sowie  hierzu  Wilcken  im  Arch.  f.  Pap.  IV,  '28(). 

Die  neue  Inschrift  ist  in  sorgfältiger  großer  Schrift,  die  sich  als  ptolemäisch 
sofort  zu  erkennen  gibt,  auf  grauen  Sandstein  gemeißelt;  ungefähr  die  Hälfte 
ist  links  verloren.  Ich  gebe  sie  sogleich  mit  den  Ergänzungen,  die  ich  im 
folgenden  rechtfertigen  zu  können  glaube. 

[AyifxocpüovTog   UepyloifXYivog  Tujv 
[^lA^G'/jWv   xou   y]')i]eiJ.üüv   ett'  dv^puiv 
\>iou   ^povpotp'XjOg]   Kul  yeppo^vXot^ 

In  der  zweiten  und  der  dritten  Zeile  sind  jedesmal  die  ersten  Buchstaben, 
£  und  '/.,  nur  in   Resten  erhalten,  aber  keinem  Zweifel  ausgesetzt. 

Herodes,  Demophons  Sohn,  der  Pergamener,  ist  uns  bereits  aus  zwei  In- 
schriften bekannt,  die  Stra(  k,  Dynastie  der  Ptolemäer,  S.  251,  Nr.  95  und  S.  25(5, 
Nr.  108  mitgeteilt  hat.  Daß  sein  Name  auch  hier  einzusetzen  ist,  zeigt  ebenso 
die  sich  von  selbst  bietende  Ergänzung  nEpy]ufXYivc<;  wie  auch  die  Übereinstimmung 
der  Titel.  Herodes  nennt  sich  in  der  älteren  jener  beiden  Inschriften,  unter 
Philometor,    rcijv    <^<ä(^c[7jW]v   y.ocl  -c/sijluüv  f[7r'  u]vSp(Jüv  y.ul   (ppcupapy^oQ  — u>]i'*]<;    [jcat  yep- 


1910.]  W.  Snn  itAiM  :    Dodekaschoinos.  155 

p\c(pvXx^  Kou  sttI  Tujv  ocvu)  roTTwv,  während  er  später,  unter  Euergetes  II.,  nach  der 
von  der  Insel  Sehel  stammenden  Inschrift,  ein  Hepeyt/ceuc  geworden  und  zur  Würde 
eines  a,pyjcru)iJLUTO(pvXx^  und  (TrpocTYiyo<;  aufgestiegen  ist.  Da  nun  die  früliere  der 
beiden  Insdiriften  seinen  staatlichen  Titeln  und  Ämtern  noch  priesterliche  aus 
Elephantinc,  dem  Abaton  und  Philä  hinzufiigt,  unsre  neue  aber  nichts  der  Art 
aufweist,  darf  man  diese  als  die  älteste  betrachten,  die  vermutlich  kurz  nach 
seiner  Übernahme  des  Grenzkommandos  gesetzt  worden  ist.  Die  Priesterämter 
hat  er  gewiß  erst  erworben,  als  er  in  seinem  Bereiche  schon  etwas  heimisch 
geworden  war. 

Vermutlich  stand  der  Name  Herodes  oben  in  der  Mitte  allein;  der  Stein  ist 
über  der  ersten  erhaltenen  Zeile  abgebrochen  und  läßt  diese  Möglichkeit  zu. 
Sie  empfiehlt  sich  deshalb,  weil  die  nach  den  eben  genannten  Inschriften  sehr 
naheliegende  Ergänzung  [Sia^oy^wv  x,ou  Yiy]eiJ.wv  eir'  oivSpcJov  die  Länge  der  darüber- 
stehenden Zeile  bestimmt  und  es  nicht  gestattet,  Namen  und  Vatersnamen  darin 
unterzubringen.  Auch  zwei  andre  Offiziere,  die  mit  demselben  Kommando  be- 
traut waren,  gehören  in  die  Rangklasse  ruiv  ^luSö^oüv,  nämlich  Apollonios,  Sohn 
des  Hellen,  der  Phrurarch  von  Philä  (LD.  VI  gr.  207  vgl.  Wilcken,  Arch.  f.  Pap.  I, 
397  Anm.;  Strack,  Arch.  f.  Pap.  II,  S.  550,  Nr.  82),  und  Mnasis,  Sohn  des  Dio- 
nysios,  Phrurarch  von  Philä  (Rubensohn,  Arch.  f.  Pap.  V,  S.  1(50,  Nr.  5).  Wollte 
man  aber  aus  dem  letzten  Beispiel  die  volle  Titulatur  des  Mnasis:  ruJv  ^locScy^m 
•Kui  i7r~cip%YiQ  ett'  a,v^püüv  Kdl  T'jJv  Tov  s7riTa.yiJLciTog  xott  <ppovpcip%o(;  ^iKwv  mutatis  mutandis 
herübernehmen  und  ergänzen:  toüv  —  [^tot^o%wv  xul  rm  rov  eTriTocyixuTot;  y.ccl  Yjy\eixu)v 
usw.,  so  würde  man  zuviel  erhalten. 

Es  soll  jedoch  nicht  verschwiegen  werden,  daß  die  sogleich  zu  besprechende 
dritte  Zeile  den  Gedanken  nahelegt,  es  möge  links  etwas  mehr  fehlen.  Deshalb 
sei  wenigstens  auf  einen  Ausweg  hingewiesen,  den  ich  zwar  nicht  für  wahr- 
scheinlich, aber  doch  auch  nicht  für  ausgeschlossen  halten  möchte.  Wir  wissen 
nämlich,  daß  Herodes  später  in  die  Klasse  der  dpx^G-wixurocpvXocx.e';  und  zum  Amt 
eines  Strategen  gelangte.  Eine  unbedingte  Verbindung  zwischen  Rangklasse  und 
Amt  kann  bis  jetzt  nicht  erwiesen  werden;  es  bliebe  daher  möglich,  daß  Herodes 
zuerst  den  Rang  der  oLp%i(ju)\xccTO(pvXot.x.tQ  erliielt  und  später  Stratege  wurde.  Dann 
könnte  man  in  unsrer  Inschrift  ergänzen  rcov  —  [oipyja-üüixocrocpvXccKwv  y.cu  Yiy\s\x<j}v 
und  somit  eine  größere  Buchstabenzahl  einsetzen.  Damit  würde  die  Inschrift  zeit- 
lich zwischen  die  beiden  bei  Strack  angeführten  eingereiht  werden.  Empfehlens- 
wert ist  dieser  Ausweg  deshalb  niclit,  weil  er  sicli  von  dem  Sicheren,  was  über 
Herodes  bekannt  ist,   entfernt. 

In  der  dritten  Zeile  wäre  nach  der  ersten  Inschrift  bei  Strack  zu  ergänzen: 
'/,ou  (ppovpocpy^og  'Xv^v/ig;  steht  aber  vorher  nur  rwv  ^iocSö%u)v,  so  zwingt  der  Raum, 
XvYivYig  wegzulassen.  An  sich  ist  ohne  Zweifel  die  Anführung  des  Ortes  wahr- 
scheinlich ;  fortfallen  konnte  sie  eigentlich  nur,  wenn  die  Inschrift  sich  am  Orte 
der  (ppovpu  selbst  befand,  wie  denn  z.  B.  die  von  Borchardt  und  Rubensohn  mit- 
geteilte Inschrift  aus  Philä  auf  den  Namen  einfach   (ppovpup%og  folgen  läßt,   weil 

20* 


156  W.  8<m  iiAHi:    Düdekaschoinos.  [47.  Band. 

es  sich  um  den  Phrurarclien  von  Philä  handelt  (Arch.  f.  Pap.  III,  303).  Neben- 
bei sei  bemerkt,  daß  dieser  Phrurarch  von  Philä  vielleiclit  kein  andrer  als  unser 
Herodes  ist,  wenn  Wilckens  Bemerkungen  über  die  Zeit  der  Inschrift  (ebenda 
3ß()/()7)  als  zutreffend  anerkannt  werden.  Nimmt  man  in  der  neufen  Inschrift 
die  Ergänzung  xoci  (ppcvpupy^oQ  Xvyjvyjq  an,  so  wird  man  sich  aucli  dazu  verstehen 
müssen,  vorher  rwv  a.pyjcwixuTocpv'KoiKoüv  gelten  zu  lassen.  Unbedingt  nötig  ist  es 
aber  nicht,  denn  in  Wirklichkeit  wird  die  (f)poi>pci  von  Syene,  Philä  und  dem 
ganzen  Grenzbezirke  aus  einem  einheitlichen  Truppenkommando  bestanden  haben, 
das  an  mehreren  Plätzen  stand,  aber  einem  einzigen  Phrurarclien  untergeben 
war.  Wenn  dieser  sich  kurzweg  Phrurarch  nannte,  so  wußte  mindestens  im 
Grenzgebiete  jeder,  was  damit  gemeint  war. 

Neu  ist  die  Bezeichnung  ysppo(pvXci^,  die  für  die  Inschrift  1)5  bei  Strack  end- 
lich das  Richtige  liefert,  nachdem  man  hier  sich  lange  bemüht  hatte,  vgl.  Wil- 
CKEN,  Arch.  f.  Pap.  III,  323.  yeppov  ist  ein  Geflecht  und  kann  auch  einen  ge- 
flochtenen Schild  bedeuten ;  hier  aber  muß  man  jedenfalls  an  eine  aus  Flechtwerk 
hergestellte  Verschanzung  denken,  an  einen  Verhau,  der  aus  Faschinen  gebaut 
ist.  Das  paßt  weniger  zu  Syene  und  Philä  als  zur  Südgrenze,  der  Gegend  von 
Hiera-Sykaminos,   eben  der  Stelle,   von  der  unsre  Inschrift  stammt. 

Endlich  ergibt  die  letzte  Zeile  mit  Sicherheit,  daß  dem  Herodes  die  Dodeka- 
schoinos  unterstand;  aber  die  Ergänzung  liegt  auch  hier  nicht  klar  auf  der 
Hand.  Das  Muster  bei  Strack  bietet  hinter  yspp]o(pvXci^:  y.al  sirl  rm  uvu)  tottwv, 
worauf  eine  Lücke  folgt;  die  Dodekaschoinos  war  hier  niclit  genannt.  Da  möchte 
man  vermuten,  daß  die  uvw  ro-oi  nichts  anderes  als  die  Dodekaschoinos  be- 
zeichnen sollen,  und  in  der  neuen  Inschrift  einsetzen:  [xai  km  tyiq  Ajctc^exctG-^o/vot/. 
Ist  in  der  dritten  Zeile  [y.cii  (ppovpapy^oc;]  richtig,  so  müßten  in  der  vierten  12 
bis  13  Buchstaben  fehlen,  wenn  nicht  das  Erhaltene  eine  weitläufigere  Schrift 
als  die  übrigen  Zeilen  zeigte  und  somit  den  Bedarf  ;m  Buchstaben  für  die  P]r- 
gänzung  etwas  minderte.  Halten  wir  es  aber  mit  den  zuvor  angeführten  längeren 
Ergänzungen,  so  scheint  jetzt  jede  Möglichkeit  zu  versagen,  denn  ein  [x-ul  ettI 
Twv  öivu)  TCTTOüv  TY^q  ^\ui)^i.y,ci(jy^oivcv  überschreitet  entschieden  die  Grenze  des  Mög- 
lichen. Sacldich  wäre  es  nicht  zu  beanstanden,  da  ja  Syene  und  Philä  auch 
zur  Dodekaschoinos  gehörten  und  ihrem  oberen  Teile  etwa  als  xötra'  tot:ci  gegen- 
übergestellt werden  könnten.  Mit  dem  Raum  vereinbar  wäre  allenfalls  \y.(ii 
ruyßreU  stti  tyiq  ^|u)(^£XÄ(77jCtVoL/,  wobei  freilich  Tar/ßeic;  als  ein  zwar  nicht  beispiel- 
loser, jedoch  überflüssiger  Zusatz  in  den  Kauf  genommen   werden  müßte. 

Um   ein  Bild  davon  zu  geben,   wie  die  Inschrift  sich   durch  Aufnahme  der 
längeren   Ergänzungen   gestalten   würde,    setze    ich    sie    aucli    in    dieser  Fassung 
hierher;  jeder  mag  dann  urteilen,   was  wahrscheinlicher  sei. 
['Hcü;(^>]?   ^v\yLO(puüvTog   \Up-'/\oL}XV\vog  Twv 
IczpyjTtjüiJMTocpvXuKOüv   X.OLI   Y{y\t\j.f/)v   fTr'  dvbpm 
\y,u.i   (ppovpcLpyjx;  '%\)Y\\)Y\q\   xott  y£ppo(pvXcc^ 
\y.UL   Tuyßrelc  ettI   ry[Q  i\\<xi6tKcL<jyjiivov 


1910.]  W.  ScHuuARi:    Dodekaschoinos.  157 

Läßt  man  alle  Unsicherheiten  der  Ergänzung  beiseite,  so  bleiben  doch 
genug  sichere  Ergebnisse  übrig.  Die  Dodekaschoinos,  die  von  Syene  l)is  Hicra- 
Sykaniinos  sclion  in  der  Ptoleniäerzoit  reichte,  wurde  durch  ein  militärisches 
Kommando  geschützt,  das  seine  Stützpunkte  in  Syene  und  Pliilä  sowie  in  einem 
festen  Verhau  besaß.  Der  Befehlshaber  dieser  Truppe  war  zugleich  Chef  der 
ganzen  Dodekaschoinos,  die  oßenbar  als  Grenzbezirk  nicht  einem  Zivilbeamten, 
sondern   einem  Offizier  anvertraut  war. 


Stiftung  für  einen  Tempel  aus  der  Zeit  des  Augustus. 
Von  W.  Schubart. 


Uie  Ausgräbungen  der  Deutschen  Orientgesellschaft  in  Abusir  el  mäläq  haben 
ein  Stück  Papyruskartonnage  zutage  gefördert,  das  aus  dem  Rahmen  der  üblichen 
griechischen  Urkunden  herausfällt  und  unter  ihnen  kaum  eine  Parallele  findet. 
Es  ist  die  Stiftung  eines  Beamten  mit  ägyptischem  Namen  für  einen  ägyptischen 
Tempel.  Die  Schrift  des  Papyrus  führt  auf  das  Ende  der  Ptolemäerzeit;  und 
da  eine  Reihe  andrer  Urkunden  aus  Papyruskartonnage,  die  den  Ausgrabungen 
der  Berliner  Papyruskommission  an  derselben  Stelle  entstammen,  bei  verwandter 
Schreibweise  in  die  Zeit  des  Augustus  gehört,  darf  man  auch  hier  dieselbe 
Zeit  voraussetzen.  Der  Text  ist  so  gut  wie  vollständig  erhalten;  nur  am  rechten 
Rande  sind  meistens  ein  paar  Buchstaben  verloren  gegangen.  Für  alle  hier  in 
Betracht  kommenden  Fragen,  insbesondere  für  private  Stiftungen  der  ptolemäi- 
schen  und  römischen  Periode,  sei  vorweg  auf  W.  Ottos  Buch  über  Priester  und 
Tempel  im  hellenistischen  Ägypten  verwiesen. 

AvvYi<;  ro—oypociJLfjLocrevg  rwv  Trspi   Bov&ipiv  roig  arn  'Ovi/£CU? 
lepevcri  rov  MevSriTog  y.[ci]\  "A[fx]iJ.u)v[o]g  y.cu  Xwvdiog  x.ui 
"kp-Kcy^pcirov  ^(i^'2v   fxeyicrujv  yjtiptiv.    'OfxoXoywi   iJ.erp-/j(jei[v] 
vfxeiv  k-Ko   rov   t/SL   Xötr'  £[v]t[ctt^T]ov   u,to   roC  rrfi  oL(TyjjXi\cig\ 
5   XÖycv  rc(.g  uvLepoüiJi.[evcig]  vtv'  ifxov   tlg  ro   oLproy.oiTiov  r[ov\ 
7rpox,eiiJ.£vov  lepov   oXvpwv  upTu/oug  ov/.ci  rptig,   wv  x.[o(,rx] 
IJLvivci  sx,u(JTov  oipTsißviv   iJ.\ioi.]v   xou   Big  rag  'Y.'KcLyo\xivcL\g\ 
TTevre  rvjv  XcL7ry,v   [uprccß'^v]   jmuv,   ojctt'  elvui  rüg  7TpaK£tu[£vci(.g] 
oiproißoi.g  Ssy.oc  rpetg,   ciroog  virapyj/ii  rwi  Ispun  slg  r\ov] 
10   \ci.iT^oLvrot,  yjpövcv  rc   ^-/]Acu[jue]i/oi/  (piXuv^pwTrcv,  s(p'  u)  6ioi^[vicr]i 
y[ot\rs(,  vcvaYiVioLv  ky.ctar-^v  roüi  roTroypuixfxotrel  sv  QocX  .  .  . 
y.ucei   y.vKXYidriv   dg  rcv  olsi  yjpovov. 

L(,6   WdLyJcv   y.cc 


158  VV.  ScHUiiARi  :    Stiftung  für  einen  Tempel  ans  der  Zeit  des  Anguslus.  [47.  Band. 

Die  Stiftung  ist  in  Briefform  aufgesetzt,  einer  Form,  die  unter  den  grie- 
chisclion  Urkunden  ziemlich  liäufig-  ist.  Gegenüber  den  öftentlichen  Urkunden, 
die  »lurcli  einen  Urkundenbenmten,  z.  B.  den  Agoranomen,  vollzogen  werden, 
trägt  solch  ein  »Handschein«'  mehr  privaten  Charakter.  Der  Stiftende  ist  Be- 
zirksschreiber für  Busiris  und  Umgegend,  d.  h.  für  eine  der  Toparchien  des  Gaus 
von  Herakleopolis,  über  den  namentlich  die  von  Grenfell  und  Hunt  veröffent- 
lichten Hibehpnpyri  Aufschluß  geben  (Hibeh  I,  Einl.  S.  8).  Man  wird  schwerlich 
irren,  wenn  man  in  Busiris  eben  den  Fundort  des  Textes,  das  heutige  Abusir 
el  mäläq,  erblickt,  um  so  mehr,  als  auch  andere  Urkunden  derselben  Herkunft 
sich  mit  der  Priesterschaft  von  Busiris  beschäftigen.  In  unserm  Falle  handelt 
es  sich  allerdings  nicht  um  den  Hauptort  des  Bezirks  selbst,  sondern  um  ein 
Dorf,  dessen  Name  etwa  Onnes  huiten  nun>'.  Wenn  auch  im  Tempel  dieses  Dorfes 
nicht  weniger  als  vier  Götter  verehrt  werden',  so  wird  es  sich  doch  kaum  um 
ein  bedeutendes  Heiligtum  handeln.  Der  fromme  Bezirksschreiber  mag  wohl 
besondere  Beziehungen  dazu  haben.  Es  ist  aber  bemerkenswert,  daß  seine 
Stiftung  ganz  offiziell  ist  und  aus  amtlichen  Einkünften,  nicht  aus  seinem  per- 
sönlichen A^'rmögen  bestritten  wird,  denn  dies  besagt  der  Ausdruck  (x,7ro  roC  Tvi<; 
oi(T%cXiut;  Xoyov'.  Ein  solches  Verfahren  ist  keineswegs  ohne  Beispiel;  vielmehr 
hat  eine  Stiftung  aus  der  Zeit  des  elften  Ptolemäers,  die  von  den  Unterbeamten 
des  oiy.ovoixoQ  (titihoüv  im  Herakleidesbezirke  des  Fajüm  dem  Soknopaios  zugewandt 
wird,  ganz  ähnlichen  Charakter.  Wir  kennen  sie  aus  zwei  Inschriften,  die  bei 
Strack,  Dynastie  der  Ptolemäer,  unter  Nr.  144  und  145  abgedruckt  sind.  Nur 
mit  dem  Unterschiede,  daß  hier  eine  ganze  Beamtenkategorie  die  Stiftung  macht 
und  ihre  Nachfolger  ausdrücklich  zur  Fortsetzung  der  W^eizenspende  verpllichtet. 
Wenn  lange  zuvor  der  Oberprophet  von  Siut,  zugleich  Nomarch,  Hapdefae,  in 
seinen  Verträgen  mit  seinen  priesterlichen  Kollegen  und  mit  den  Stunden- 
priestern nur  zum  kleineren  Teil  amtliche  Einkünfte  vermacht',  so  scheint  es 
fast,  als  habe  unter  den  Ptolemäern  die  offizielle  Frömmigkeit  noch  zugenommen. 
Die  Stiftung  selbst  besteht  in  einer  Getreidelieferung:  jährlich  13  Artaben  Olyra, 
und  zwar  je  eine  monatlich,  die  dreizehnte  aber  für  die  Epagomenen.  Jene 
fajumischen  Getreideverwalter,  eine  ohne  Zweifel  zahlreiche  Körperschaft,  bringen 
mehr  auf,  nämlich  jährlich  182'/.2  Weizenartaben,  die  in  täglichen  Gaben  von 
'/..,  Artabe  geliefert  werden.  Eine  Stiftung  von  Öl  für  das  Asklepiosheiligtum  in 
Memphis  lernen  wir  aus  einem  demotischen  Papyrus  ptolemäischer  Zeit  kennen 
(Revillout,  Revue  ög.  II,  71)).  Das  Getreide  wird  der  Tempelbäckerei  zugeführt: 
solche  gab  es  ohne  Zweifel  bei  den  meisten  Tempeln.  Nachweisbar  ist  die 
eigene  Bäckerei   beim  Soknopaiostempel  in  Dime    durch   die  genannten  griechi- 


')  In  den  übrigen  Urkunden  derselben  Zeit  aus  Busiris  finde  ich  Tempel  des  Harpsenesis 
und  Sarapis,  des  [Saraj)is?l  und  Apollon,  der  Isis  und  des  Sarapis,  Harpsenesis  und  Asklejjios. 
Vielleicht  ist  jedoch  immer  ein  und  derselbe  Tempel  zu  denken.  —  ^)  Zweifelhaft  ist  es,  ob  Annes 
die  Stiftung  aus  seinem  amtlichen  Einkommen  macht,  oder  ob  er  sie  geradezu  als  amtliche  Ausgabe, 
als  .Dienstaufwand.,  betrachtet.  —  ^)  Vgl.  Erman,  Ägypten  I  ^lOff.    Erman,  ÄZ.  XX  (1882)  159ff. 


1!*10.]  W.  S(  ihhakt:    Stiftung  für  eiiu'ii  Tempel  .ins  der  Zeil   des  Aiigiistus.  159 

sehen  Inschriften,  ebenso  beim  Serapeiim  in  Memphis,  das  die  vom  Staate  für 
die  »Zwillinge«  ausgesetzte  crvvTu^ic  ihnen  in  Brot  liefert,  augenscheinlich,  weil 
der  Tempel  selbst  alles  ihm  zugehende  Getreide  verarbeitet',  und  indirekte  An- 
zeichen sprechen  auch  in  andern  Fällen  dafür.  Ist  bis  hierher  alles  klar,  so 
erhebt  sich  ein  Zweifel  im  Hinblick  auf  den  Zweck  der  Stiftung  des  Aunes. 
»Damit  der  Tempel  für  alle  Zeit  diese  Schenkung  habe«,  sagt  der  Text\  Aber 
daran  knüpft  der  Stifter,  wenn  ich  recht  verstehe,  die  Bedingung,  daß  dem 
Bezirksschreiber  an  jedem  Neumonde  ein  Kyllestisbrot  geliefert  werde'.  Also 
nicht  nur  Aunes  selbst,  sondern  auch  alle  seine  Nachfolger  sollen  dieses  Brotes 
teilhaftig  werden,  auf  ewige  Zeiten.  Daß  die  Nachfolger  gehalten  sein  sollten, 
auch  weiterhin  gemäß  dieser  Stiftung  Getreide  an  den  Tempel  zu  liefern,  wird 
nicht  gesagt,  wenn  man  es  nicht  dem  Satze  oTrwg  VTroipxYii  usw.  entnehmen  will; 
die  schon  angeführten  Inschriften  aus  Dime  enthalten  dagegen  eine  ausdrück- 
liche Bestimmung  solchen  Inhalts.  An  sich  wäre  es  wohl  denkbar,  daß  Aunes 
durch  seine  Stiftung,  auch  Avenn  sie  nur  ihn  für  die  Dauer  seiner  Amtszeit 
bindet,  dem  jeweiligen  Amtsinhaber  ein  dauerndes  Benefizium  zuwenden  will. 
Zieht  man  nun  die  Stiftungen  des  Hapdeiae  heran,  so  scheint  es  sicher,  daß 
dies  Brot  für  den  Toten,  den  seligen  Topogrammateus,  bestimmt  ist;  soviel  ich 
weiß,  haben  auch  die  sonst  erhaltenen  Privatstiftungen,  gerade  aus  ptolemäi- 
scher  Zeit,  diesen  Zweck.  Allerdings  sagt  die  Urkunde  selbst  nichts  darüber 
und  deutet  mit  keinem  Wort  auf  eine  Spende  für  den  Toten.  Vielleicht  aber 
konnte  ein  solcher  Hinweis  wegbleiben,  weil  es  sich  um  etwas  Gewöhnliches 
und  Selbstverständliches  handelte.  Außerdem  ist  möglicherweise  unser  Text 
nicht  die  eigentliche  Stiftungsurkunde,  in  der  man  eine  genaue  Angabe  des 
Zwecks  erwarten  dürfte.  Indessen  möchte  ich  kein  Gewicht  darauf  legen,  daß 
in  Zeile  5  die  13  Artaben  als  bereits  gestiftet  bezeichnet  werden,  so  daß  der 
vorliegende  Brief  nur  die  Ankündigung  der  nunmehr  beginnenden  Lieferung 
enthielte.  Denn  solche  Ausdrucksweise  ist  auch  sonst  nicht  selten,  und 
an  sich  ist  es  wahrscheinlich,  daß  eben  dieser  Brief  das  Stiftungsdokument 
darstellt. 


')  Vgl.  hierfür  Ojto,  Priester  und  Tempel  1  375.  —  ^)  hyiXcvij.si'ov  vor  (.piXuv^-^wnov  ist 
nicht  ganz  sicher;  aber  schwerlich  hat  das  Wort  eine  sachlich  wichtige  Bedeutung.  cpiXctv^^wnov 
=  beneficium. 

^)  Der  Sinn  scheint  nicht  zweifelhaft,  obwohl  die  Lesung  der  Zeilenschlüsse  inZ.  10  und  11 
Schwierigkeiten  macht.  In  Z.  1 1  ist  statt  (p  auch  \|/  möglich.  Wenn  !(/>'  w  richtig  ist,  so  muß  ein 
Vei'bum  im  Futurum  mit  dem  Sinne  von  geben  od.  dgl.  darauf  folgen;  den  Spuren  scheint  ^uc^xti 
immer  noch  am  besten  zu  entsprechen.  Das  Wort  wüide  durch  die  Beziehung  zu  hict^'YiXY,  denn 
Begriffe  der  Gabe  eine  besondere  Färbung  verleihen.  In  jedem  Falle  ist  hier  Subjektswechsel  an- 
zunehmen, denn  nur  das  aus  dem  Zusammenhange  sich  ergebende  to  U^ov  kann  Subjekt  sein.  In 
Z.  11/12  wird  die  Ablieferung  des  Brotes  an  einem  bestimmten  Orte  festgesetzt. 

Zum  Kyllestisbrote  vgl.  Herodot  II  77  (aus  Hekataios),  Aristophanes  bei  Athenaeus  III  114c: 
xcii  TOI'  Kyy.y.uTTiv  (pB'iyyov  y.ai  tcv  IIstotisw,  Wilcken,  Ostraka  II  1305  und  Otto,  a.a.O.  I  ZlAjl^y. 
Sie  werden  aus  Olvra  gebacken.  Kronosbrote  im  Kronostempel  in  Alexandrien,  Otto  II  17.  Be- 
renikebrote.  Otto  II  35/36. 


IGO  W.  ScHUHARi:    Stiftung  für  einen  Tempel  aus  der  Zeit  des  Augustus.  [47.  Band. 

So  sehr  aber  auch  diese  Deutung  alle  Analogien  fiir  sich  hat,  so  muß  man 
nncli  dem  Wortlaut  doch  auch  mit  der  Möglichkeit  rechnen,  daß  nicht  der  tote, 
sondern  der  lebende  Bezirksschreiber  das  Brot  an  jedem  Neumond  erhalten  soll. 
Die  Geringfiigigkeit  der  Gabe'  spricht  nicht  dagegen,  denn  es  ist  klar,  daß  der 
Stifter  nicht  eine  Rente  von  irgendwelchem  Werte,  sondern  einen  religiösen  Vor- 
teil im  Auge  hat.  Vielleicht  soll  die  Gabe  eines  Brotes  nur  dazu  dienen,  die 
Stiftung  im  Gedächtnis  <les  Tempels  sowohl  wie  der  späteren  Bezirksschreiber 
zu  erhalten;  dergleichen  Bestimmungen  sind  ja  auch  heutzutage  nicht  ganz  selten. 
Dazu  kommt  aber  ein  andrer  Gesichtspunkt,  der  vielleicht  nicht  ganz  unwesent- 
lich ist.  Das  vom  Tempel  gelieferte  Brot  bildet  allgemein  einen  Bestandteil  des 
Priestereinkommens;  ich  erinnere  an  die  Brote,  die  die  Zwillinge  im  Sarapeum 
erhalten,  und  an  die  Berenikebrote,  die  nach  dem  Dekrete  von  Kanopos  den 
Frauen  der  Phylenpriester  geliefert  werden.  Wenn  der  lebende  Bezirksschreiber 
monatlich  ein  Brot  bekommt,  so  wird  er  dadurch  ein  Kostgänger  des  Tempels 
wie  die  Priester  und  tritt  damit  gewissermaßen  in  ihre  Reihe  ein,  wenn  auch 
in  unserm  Falle  nur  von  einer  sj^mbolischen  Leistung  die  Rede  sein  kann.  Es 
wäre  möglich,  daß  Aunes  sich  und  seinen  Nachfolgern  auf  diese  Weise  eine  Art 
priesterlicher  Stellung  verschaffen  will,  ohne  diese  Absicht  unzweideutig  aus- 
zudrücken. Während  unter  den  Ptolemäern  mehrere  Staatsbeamte  begegnen, 
die  zugleich  Priester  sind",  hat  sich,  wie  mir  scheint,  Augustus  den  Tempeln 
etwas  weniger  freundlich  gegenübergestellt;  man  könnte  annehmen,  daß  die 
neue  Regierung  es  nicht  gern  sah,  wenn  ihre  Beamten  sich  einem  Tempel  an- 
schlössen. So  hätte  denn  der  fromme  Aunes  sein  Vorhaben  unter  einer  harm- 
losen Form  verschleiert.  Jedoch  scheint  dieser  Annahme  der  offizielle  Charakter 
der  Stiftung  zu  widersprechen. 


')  In  den  Serapeumspapyri  werden  auf  eine  Artabe  30  Brote  gerechnet;  demnach  stellt  die 
Leistung  des  Tempels  an  realem  Wert  in  gar  keinem  Verhältnis  zu  der  Stiftung  des  Aunes.  — 
■')    Vgl.  Orrol  224;  11  75.   187. 


1910.]  Miszellen.  161 


Miszellen. 

Inscliriftfragmente  vom  Gebel  Ahmar.  —  Am  Westende  des  roten  Berges 
bei  Kairo  scheinen  dort  jetzt  arbeitende  Steinlinuer  eine  Insclirift  gefunden 
und  zerstört  zu  haben,  deren  Reste  ich  zufällig  im  Frühjahr  1909  noch  zu 
Gesicht  bekam.  Die  Stelle,  an  der  die  Stücke  lagen,  befindet  sich  südlich  von 
dem  französischen  Friedhof  hinter  der  Abbassije;  sie  liegt  bereits  etwas  höher 
als  dieser,  aber  noch  nicht  auf  dem  roten  Sandstein,  sondern  noch  auf  dem 
gelben   Kalkstein,  aus  dem  auch  die  Bruchstücke  sind. 

Drei  Fragmente  konnte  ich  noch  sehen.  Zwei  davon  gehören  zusammen. 
Unter  den  Enden  zweier  vertikaler  Königsringe  auf  iSz?^- Zeichen  steht  in  ver- 
tiefter Schrift: 


Das  dritte  Stück  zeigt  in  umgekehrter  Richtung  die  Zeile: 

^hJVIAIII 

Ob  der  Vezier  Hori  mit  einem  der  bekannten '  Veziere  dieses  Namens  iden- 
tisch ist,  kann  ich  nicht  feststellen.  Dem  Stile  nach  würde  ich  die  Inschriften 
in  die    19.   oder  20.  Dynastie  setzen.  Ludwig  Borchardt. 

Die  Herkunft  des  Turiner  Königspapyrus.  —  Die  Feststellung 
G.  Möllers,  durch  die  es  möglich  geworden  ist,  ober-  und  unterägyptische 
Handschriften  zu  unterscheiden  (Hieratische  Paläographie  II,  S.  2),  hat  auch 
für  den  Historiker  ihre  Bedeutung.  Denn  nunmehr  ergibt  sich,  was  man  be- 
reits früher  vermutet  hatte,  daß  der  Turiner  Königspapyrus  eine  unterägyp- 
tische Handschrift  ist.  Von  den  bei  Möller  angeführten  charakteristischen 
Zeichen  finden  sich  z.  B.  ^^  Kol.  II,  Frgm.  11,  Z.  G,  ferner  Kol.  VII,  Frgm.  72, 

Z.  1,  der  ehrwürdige  Mann  l-^j  z.  B.  Kol.  1,  Frgm.  1,  Z.  9  deutlich  in  der  unter- 
ägyptischen Form. 

Demnach  haben  wir  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  dem  Turiner  Papyrus 
die  unterägyptische  Tradition  von  den  ägyptischen  Königen  erhalten,  wälirend 
uns  z.  B.  die  bekannte  Liste  von  Karnak  die  thebanische  Tradition  gibt.  Daß 
sich  hieraus  manche  wichtigen  Konsequenzen  ergeben,  z.  B.  für  die  II.  Dynastie 
und  die  Zeit  zwischen  mittlerem  und  neuem  Reich,  braucht  nicht  erst  aus- 
einandergesetzt zu  werden.  M.  Pieper. 


')    A.  Weil,  Die  Veziere  des  Pharaonenreiches  S.  108  und  113. 

Zeitsclir.  f.  Ägypt.  Spr.,  47.  Band.     1910.  21 


162  Miszellen.  [47.  Band. 

The  Dodecarchy  and  the  XII**"  Dynasty.  One  of  the  obscure  poliits 
in  Herodotus'  story  (II  147)  of  the  ^voo^exu  /SacrtÄeTc  vvhose  rule  preceded  tlie  sole 
rule  of  Psammetichus,  is  the  attribution  of  the  Labyrinth  to  them  collectively. 
May  we  not  suppose  that  Herodotus  in  some  way  had  confused  the  kings  of  the 
Xir''  Dynasty,  who  built  tlie  Labyrinth,  with  these  kings  who,  according  to  liis 
information,  were  twelve  in  number.  It  would  be  (juite  unjustifiable  in  the  face 
of  recent  discoveries  to  assume  that  the  numbering  of  the  dynasties  was  invented 
first  by  Manetlio:  here,  as  elsevvhere,  Manetho  probably  reproduced  the  views 
of  Iiistory  already  current  amongst  the  priests  and  people.         F.  Ll.  Griffitii. 

77ir  colour  of  inourning.  —  Lane  informs  us  that  tlie  men  of  Modern  Egypt 
niake  no  cliange  in  tlieir  dress  in  token  of  mourning,  but  that  the  women  dye 
their  clothes  of  a  blue,  or  of  an  almost  black,  colour  with  indigo  [Modern 
Egyptians  5th  ed.,  p.  527).  I  have  found  some  evidence  that  a  similar  custom 
prevailed  in  Pharaonic  times.  In  the  tomb  of  Penne  at  Anibe,  the  widow 
crouches  in  an  attitude  of  grief  beside  the  mummy  of  her  lord;  grasping  this 
with  one  band  she  strews  dust  upon  her  head  with  the  ollier;  the  hair,  bouiid 
with  a  fillet,  hangs  loosely  over  her  Shoulders;  the  bosom  is  left  bare  (cf. 
Hdt.  II,  85),  and  the  sole  garment  worn  is  a  greyish-blue  petticoat.  In  at 
least  tliree  of  the  Theban  tombs  mourning  women  are  depicted  in  light 
blue  attire,  namely  the  tombs  of  the  Vizier  Ramose  (No.  55  Gurnah,  Amen- 
liotp  IV),  of  the  high  priest  of  Amenhotp  Amenmose  (No.  19  Drah  Abul  Neggah, 
19th  Dyn.),  and  of  the  chief of  Amon  Shuroy  (  M  n     []  ^  ?    no.  IH    Drah 

Abul  Neggah,  IDtli  Dyn.).  It  is  to  be  noted  that  the  colour  of  mourning  is 
worn  by  women  only,  and  I  have  sought  in  vain  for  instances  of  the  wearing 
of  light  blue  by  women  who  are  not  mourners.  No  literary  reference  to  this 
custom  seems  to  bo  forthcoming.  At  Hrst  I  was  tempted  to  find  such  a  re- 
forcuce   in    tlic  word  U -'^2=-''^  QA  »mouriiiiig»  (soc  Tirfmom/Zo;?.«?  p.  2  i .  lOH),  wliich 

appearcd  lo  be  connected  with  the  coloured  cloth  iiamcd  \\  c^^^,  (J  0^»^ö  • 
Brugsch  affirms  positively  that  irttw  signifies  »das  hell-  oder  milchblaue  Zeug« 
{Biet.  Suppl.  117);  and  since  on  the  one  band  he  thereby  contradicts  bis  former 
view  that  irtiw  meant  »white  cloth«,  and  yet  on  the  other  band  evidently  re- 
gards  iiit  »milk«  as  a  likely  etymology  for  the  word,  it  seemed  probable  that 
he  had  some  explicit  evidence  for  bis  Statement  such  as  for  example  a  col- 
oured representatiön  of  the  four  sacred  cloths  (?  y  .  T\^'  H*^^  1^'  ^^^1 
seen  by  bim  in  one  of  the  Ptolemaic  or  Roman  temples,  llowever  Sktiik  points 
out  that  on  the  sarcophagus  of  Sehko  {Mitteilungen  pl.  II)  tlie  cloth  callcd  (1 
'wwv^  .<S3-'^  is  depicted  as  red.  not  blue:  and  with  this  agrees  tlic  faet  that  the 
cloth   called  \\  jl'^.  wliich   varies  with    irtuc   in    the   list   of  the   sacred   clotlis, 

is   represented  as   red   in   the  tcmple  of  Abydos  (see  Bh.,  Wh.  Suppl.  \)iS).     It  tlius 


li)10.1  Miszellen.  168 


apponrs  tlmt  Biu(;s(ii  must  liavc  bcen  wronu'  in  (Icscrihiiii;-  tlic  clotli  t'rthr  ;is 
blue:    a    clue    that  would    bo   wortli    tbllowing   up  is    containod    in    tlie   plinise 

ü    ^  ^%.^g^^^ ^0"^  T\  "''''^''"^"^^"ß' "^'i<^<^  fro"^  the  ,i;Te(Mi(?) /rO<-tree«  (Dum., 

Temp.  Inschr.  11    19,  8). 

While  dealing  witli  tlie  ([uestion  of  mourning  I  may  be  permittcd  to 
quote  an  instance  of  tbe  verb  nhp  in  the  sense  of  »to  mourn«;  in  Coptic  this  is 
neg^nc  and  Griifith  quotes  a  demotic  instance  written  |_,n(j(]^^^  {Rylands 
Catalogue  p.  3()2);  on  a  stele  of  the  Middle  Kingdom  {Calro  2049S)  Osiris 
receives   the  epithet    r-,  aaaaaa  ^=fv  ,  ^  oW    „f^j.    ^^y\^(^^    multitudes    mouni    in 

Abydos«'.  Alan  H.  Gaudinek. 

Encore  un  mot  sur  Je  nom  du  Nil  U^P^'-  —  A  Taide  d'ime  serie  de  variantes 
tres  curieuses,  M.  Gardiner  {ÄZ.  45  [1908],  140  — 141)  a  cherche  ä  etablir  le 
Processus  suivi  par  le  nom  du  Nil,  H'^pi,  de  FA.  E.  au  N.  E.  Ce  processus  serait 
le  suivant:  htpr^  hipi  et  h'^pL  Pour  ce  qui  est  des  formes  metathesees  (?)  comme 
^  Louvre  C  254,  stele  du  M.  E.,  |        i 1  Gautier-Jequier,  Fouilles  de  Licht,  p.  34, 

le  savant  auteur  se  contente  den  signaler  la  bizarrerie  et  l'inexplicabilite.  II 
faut  en  eff'et  avouer  que  le  mot  H'^pl  —  par  raison  de  commodite  je  le  cite 
sous  la  forme  qu'il  revet  frequemment  au  M.  E.  —  presente  quelque  chose  de 
troublant  et  je  n'essaierai  pas  de  Tetudier  en  detail  apres  3IM.  Ekman  et  Gardiner. 
Je  voudrais  cependant  iioter  ici   deux  ou  trois  petites  remarques : 

II  existe  —  M.  Sethe  ne  semble  pas  Tavoir  releve  dans  son  Verhum  — 
un  changement  de  <'  en  r  apres  h.  Si  je  ne  puis  en  citer  qu'un  seul  exeinple, 
11  est  du  moiiis   absolument  certain: 

Hrhtp  487-439  =  Miss. /rang.  I,  1 08—164;  cf.  SU-B^sttS—{)  =  Miss. /rang.  L  229, 
Oll  il  y  a  deux  fois  dhr  (dhr).  Ce  que  peut  bien  designer  le  mot  dh'^ :  d/jr,  je  ne 
saurais  trop  le  dire.     Mais  je   suis  endin  ä  y   voir  le  meme  mot  que  je  releve 

dans  les  Pyr.  '^  1"^  P^/r-  1021r:P  204  +  7  =  31  442  (mutile);  '^f^ 
Pi/r.  14(U^>:P  662  =  P  782  =  M  774  et  dans   Ebers  68,  2   '^^ o?. 

AAAAAA    r\ 

Je  releve  dautre  part  ce  qui  suit:  |1    Pi/r.  209a  :W  291  =  N  719  +  14 

(mutile)  et  c::si>  Hrhtp  168  =  Miss,  frang.  I,  145,  oii,  comme  on  le  voit,  ä  un 
ancien  i  correspond  un  r  au  M.  E. 

Les  formes  singulieres  de  Hpi  (forme  modele)  me  paraissent  des  lors  pouvoir 
s'expliquer  comme  suit: 

A.  E.    P^ (aussi    au   M.  E.),    graphie  defective   de    ^   et  i   (Sethe,    VerOufn  I. 

§§  148  et  113); 

')    Elsewhere  only  nhp  Ar  »to  take  care  about«.   •provide  for«   see  AdmoniUons  p.  103. 

21* 


164  Miszellen.  [47.  Band. 

31.  E.   I    n    ^   {Hrhtp  826   et  passim),   gr.   dcf.   de  r, 

fi     D    ,    "^  (loc.  cit.),  gr.  döf.  de  /  et  changemeiit  de  <'  en  r  (cf.  dh^:dhr); 

n  n  AAAA/V\     I  I 

0    □    A/vww  (ß^^«/  Hasan  I,  cS,  21)    gr.  pl.  avec   changenient   de  /'  en   r 

A  < >    /WVVAA    III 

(cf.    /f <"// :  nc//') ; 

O^^-yj    {Amamu  15,  1.  1^.   etc.)  gr.   drf.   de   <'  et  changement  de   i  en  r. 

Vienne  a  etre  decouverte  une  forme  teile  que  ö  <:3=>^^  //rjor,  soit  une 
graphie  pleine  avec  double  changement  de  <'  et  de  i  en  r  et  la  serie  des  formes 
exceptionnelles  de  JJ'^pt  sera  tres  instructivement  completre.  Je  doute  toutefois 
quune  teile  forme  existe.  II  me  semble  en  effet  que  les  scribes  aient  pu  craindre, 
en  l'adoptant,  de  preter  au  mot  H'^pi  une  physionomie  teile  qu'il  fut  presque 
meconnaissable.  Mais  ce  que  je  crois  non  sans  fermete,  cest  ([uil  n'y  a  dans 
0  <rr>  ^  et  ß  D  ni  metathese  ni  aucun  phenomene  graphu^ue  autre  que  celui 
du   changement  de  <'  ou  de  /  en   r  avec  scriptio  defectiva.        Eugene  Devaid. 

Bonierlvung    zu   der  vorstellenden  Miszelle.    —   Der  liier  festgestellte 

Übergang  von  o  in  «du;»  nach  einem  ß  dürfte  auch   in   den  Iblgenden  beiden 

Fällen  vorliegen : 

1.  d.go  »Schatz«,  plur.  ^v£^totop,  das  dieselbe  Bildung  aufzuweisen  scheint, 
wie   gro    »Pferd«,   plur.  ^Ttowp.   ägypt.  ö  ^  l^T  '^^^^"  '^'^'^'  ^^^^•^pi'icht,  wie  (t.\r- 

DiNER  (Admon.   S.  25)   erkannt   hat.  dem   ägyiDt.  f    a  ''//''.      Das  letzte  <*  i.st 

i      Li     I    I    I 

nach  dem  h  zu  r  geworden  und  dieses  ist  dann  im  Singular  wie  in  ^to  und 
so  vielen  anderen  Formen  zu  i  geworden.  Der  Übergang  des  «'  hat  zur  Folge 
gehabt,  daß  sich  der  Vokal  ö  unverändert  erhalten  konnte;  wäre  das  ^  geblie- 
ben, würde  er  zu  d».  geworden  sein.  Diese  Erhaltung  des  o  spricht  vielleicht 
für  ein   gewisses  Alter  des  Überganges. 

2.  ö  hn'^    »mit«  wird   in   den   Inschriften  der  griechisch-römischen  Zeit 

häufig  -^1-^  /<<'  geschrieben;   es  scheint  daiiaeh,  daß  das  n  au.sgefallen  war'.     Ne- 


ben (lieser  Schreil)uiig  A«'  finden   sicli.   mit   ihr  wechselnd,  die  Schreibungen 
und  ^^.  die  einen  Lautwert  ///'  für  das  Wort  zu  bezeugen  scheinen.       Kurt  Sethe. 

Sur  l' liypothese  du  nlpli'^al  en  egyptlen.  —  La  these  de  Fexistence  en  egyptien 
d'une  forme  verbale  type  niph<^al  a,  on  le  sait,  ses  partisans  (cf.  Sethe,  Verbum  I 
§  428).  N'etant  päs  en  mesure  presentement  de  porter  un  jugement  d'ensemble'- 
sur  son  bien-fonde,  je  me  bornerai,  dans  la  petite  note  que  voici,  a  en  etudier 
un  cas  (jui  me  semble  particulierement  interessant. 

Le  dernier  qui  ait  defendu  cette  these,  M.  Erman  la  fait  [ÄZ.  44  [1907],  111) 
en  s'appuyant  sur  la  Variante  de  Totb.  17,  9  que  presente  Hrhtp  91.   A  la  suite 

')    Mit  g^iiÄ.q   »er  will«  hat  das  Wort  nichts  zu  tun,  wie  ich  an  anderer  Stelle  auseinandersetze. 
^)    Une  etude  generale  de  la  (juestion  est  preparee  j)ar  M.  jMontet. 


1910.)  Miszellen.  165 

de  MM.  Maspero  {Miss,  frmii:  l,  ]A'^)  et  Lacau  {Smr.  anter.  au  N.E.l,  47), 
M.  Erman  a  trnnscrit  la   dite  v.-irinnte  de  IJrhtp  de  la  maniöre    suivante:    /wwsa() 

D^^^-     Si  teile  etait  la  jiiste  transcription  du  passage  qui  nous  occupe, 

nous  serions  h  la  verite  en  pirsence  d'un  mot  ni^,  fort  genant,  puis([ue  in- 
connu,  et  des  lors  lexplication  de  M.  Erman  meriterait  parfaitement  notre  appro- 
bation.    ün  detail  qui,  pour  ce  qui  me  concerne,  m"a  inquiete  assez  longtemps, 

c'est  (jue  si,   comme  M.  Erman  a  tente  de  le  demontrer,  aa^va^  \\ o  pouvait  etre 

considere  comme  le  niphOd  (passif)  de  \\  j;^^^ ,  copt.  eioi :  icoi,  il  devrait  etre 
affecte   du    determinatif  ^^^^  .     Mais  je   constate  actuellement  ([ue   Fabsence  de 

AAAAAA 

determinatif  dans  notre  mot  ne  permet  pas  de  conclure'.  En  effet,  ni  tw,  ni 
shr  (1.  91),   ni.   plus  loin  (1.  1)5),   kkss,   <^hJ  {ihi),  Is,   etc.,   n'en  sont  pourvus. 

Des  trois  signes  formant  le  verbe  qui  nous  occupe,  le  premier,  aaaaaa,  ainsi 
que  le  dit   M.  Erman,    est   certain;   n  ,    de    meme,    mais    ce    que    MM.  Maspero, 

Lacau  et  Erman  ont  transcrit  par o  presente  dans  la  Photographie  (pl.  4,  2"  reg.) 

une    forme   absolument    analogue   k    celle    du   determinatif  de   rmn   (2H0,    274, 

279,    304)    et    de   k^h  (438.    463),    soit   une   forme   differente   de    celle   de  o 

(passim).      La  juste  transcription  de  Hrhtp  91    est  donc  la  suivante: 

-"H^s^^  ^^™(]^^Y,  PIXfl^.l^.lT 

Nous  obtenons  ainsi  le  verbe  7iL  Le  premier  resultat  qui  decoule  de  ce  (pii 
precede,  c'est  que  si  a  Hrhtp  91  nous  comparons  Hrhtp  502 — 503  =  Miss,  frang. 
I,  168  (cf.  HrV^—\i  =  Miss.  frang.  l.  211;  SU-B^8tt^-i-A6==Miss.frang.l,2VJ): 

nous  pouvons   desormais,   gräce  ä  l'equation   aaaaaa  (i ^,^_z]  =         W  ,    determiner   le 

sens  sinon  precis,  du  moins  tres  approximatif  de  ni.  Ce  resultat  est  a  lui 
seul  appreciable,  donne  que  m  est  un  verbe  rare"  —  le  Wörterbuch  de  Brugsch 
ne  le  connait  pas  - —  et  par  lä  meme  de  sens  difficile  ä  fixer.  Dans  Paysan 
BlllO  etB2  106,  M.  Vogelsang  {Die  Klagen  des  Bauern,  p.  1 1  et  15)  a  traduit 
aaaaaa  (1  ,.^ — fl  par  «zurückstoßen«;  Leide  344,  2,  10,  M.  Gardiner  {Admo7iiiions, 
p.  27 — 28)  prefere  le  rendre  par  »shrink  from  (?)«.  Hrhtp  91  demontre  que 
la  traduction  de  M.  Vogelsang   est  heureuse  et  doit  etre  mainteniie. 

On  voit  qu"une  petite  erreur  initiale  de  transcription  a  aiguille  leminent 
professeur  berlinois  sur  une  fausse  route.  La  these  du  niph<^al  egyptien  perd  en 
nt<^  une  preuve  qui,  si  eile  eüt  cte  reelle,  eüt  ete  des  plus  solides.  II  n'est 
pas  dit  pour  autant  qu'aucun  fait  ne  se  revelera  dans  la  suite  pouvant  per- 
mettre  de  la  formuler  a  nouveau.  Eugene  Devaud. 


^)   L'absence  de  determinatif  est  une  des  marques  du  caractere  archajqiie  de  ces  textes. 

2)  Peut-etre  avons-nous  le  meme  mot  Pi/r.  972  ^i :  P  193  (mutile)  =  M  365  =  N  919.  M.  Maspkro 
{Les  Pyramides  de  Saqqarah,  p.  185),  songeant  sans  doute  ä  ntnj,  a  traduit  ni,  nij{?)  par  »verser  la 
libation«.     Mais,  ä  eux  seuls,  les  determinatifs  ne  me  semblent  guere  permettre  ce  sens. 


1()6  Miszellen.  [47.  Band. 

UsTEvCTYiTis  »der  Gott  von  Seliol«  und  Fl  er  ev  er/ vis  »der  Gott  von 
Bige«.  —  Seit  langem  kennen  wir  aus  einer  griechischen  Inschrift  der  Insel 
Sehel  (C.  J.  Gr.  4893)  einen  namenlosen  Gott  nerei/ö-)irtc,  der  von  den  Griechen 
dem  Kronos  gleichgesetzt  wurde.     Brugsch   und  Letronne  haben  scharfsinnig  in 

dem  (7>iTtc  dieses  Namens  den  alten  Namen  der  Insel  Sehel  ^  ^f^-^^  St-t  wieder- 
erkannt  und  haben  den  Namen  des  Gottes  nach  dem  Koptischen  als  »der,  welcher 
in  Sehel   ist«    erklärt. 

Daß  damit,  wenn  auch  nicht  die  Form,  so  doch  der  Sinn  des  Namens  richtig 
bestimmt  worden  ist,  lehrt  eine  hieroglyphische  Inschrift  auf  Sehel,  die  aus  den 
Zeiten  nach  dem  Ende  des  n.  R.  (Dyn.  21  ff.)  stammen  dürfte  und  von  einem 
»Obersten  der  Goldschmiede   des  Hauses  des  Chnum«    gesetzt  ist  (Mor(;an,  Cat. 

des  mon.  I  !)8,  184).  Sie  lautet:  ^\Tjfi'' ol'-^L^^'il^^\ 
N.  N.-  »Chnum,  Satis,  Anukis  (und)  der  Gott  von  Sehel  geben,  daß  lebe  der 
Oberste  der  Goldschmiede  des  Hauses  des  Chnum  N.  N.«. 

Wir  lernen  daraus,  daß  der  Name  \\irzv<jy\TiQ  nicht  aus  pi  ntj  m  Stt  »der, 
welcher  in  Sehel  ist«  (kopt.  n-eT-ii-),  wie  man  dachte,  sondern  aus  />/  ntr  n  Sff 
»der  Gott  von  Sehel«  entstanden  ist.  Das  Wort  ntr  »Gott«  lautete  also  im 
Status  constructus  mit  dem  bestimmten  Artikel  *pmte[r),  *pete,  d.  h.  ebenso  wie 
das  Relativwort  ^^  ntj  »welcher«  (kopt.  ct,  ctc,  «t-  in  ÜTivqcüJTM),  mit  dem 
es  ja  nach  dem  Wegfall  des  r  auch  im  Lautbestand  übereinstimmen  mußte. 

Wenn  der  Name  \\erev(jy]riQ  somit  als  »der  Gott  {ntr)  von  Sehel«  zu  erklären 
ist,  so  sind  natürlich  auch  die  beiden  anderen  anonymen  Götter,  die  in  derselben 
griechischen  Inschrift  vorkommen,  neT£fX7ro(,fj.svTYi^  o  y.ou  Atovucro?  und  \UTzv(TY,viq  h 
X.OU  'Epfji.Yi<;  dementsprechend  zu  erklären.  Den  ersteren,  der  »der  Gott  des  Westens« 
bedeuten  wird,  hat  Roeder  in  dem  ''^'^'^^^  »Osiris,  der  zu  Gast  ist  auf 
Sehel«,  der  in  ramessidischer  Zeit  auf  Sehel  vorkommt,  wiedererkannt.  Den 
andern  Namen  UsTsvcrYivn;  hat  bereits  Letronne  als  Gegenstück  zu  dem  ITe- 
TevTYjTK;  erkannt  und  hat  in  dem  ctyivic,  das  er  statt  des  Namens  von  Seh^l  ent- 
hält, den  ägyptischen  Namen  der  Insel  Bige  X>\rx^  -Swm^  vermutet.  Wenn 
nicht  alles  täuscht,  kennen  wir  diesen  anonymen  Gott  von  Bige  aus  Tempel- 
bildern der  Insel  Philä  mit  seinem  genaueren  Namen  ^[Jo-^-Jaaa^aa  vS.  „ 
Pr-^}  n  Samt  »der  Pharao  von  Bige«  (LD.  Text  IV  1()9;  Champ.,  Mon.  I  91  bis; 
Not.  I  182.  211).  Er  wird  dargestellt  wie  ein  menschlicher  König,  mit  dem 
sogenannten  Kriegshelm,  gilt  als  ein  Sohn  des  Osiris  und  wird  als  solcher  dem 
Horus  gleichgesetzt.  Es  dürfte  sich  um  einen  vergötterten  unbekannten  Pharao 
handeln,  dessen  Bild  auf  der  Insel  Bige  göttliche  Ehren  genoß. 

Kurt  Sethe. 

')  Das  /wwvA  fehlt  in  der  Publikation.  —  ^)  Der  Name  ist  in  der  Publikation  offenbar  sinnlos 
verderbt. 


1910.]  Miszellen.  —    Erschienene  Schriften.  167 

Zur  Verbaladjektivendun^  -nj.  —  Erman  hat  ÄZ.  40,  8.104  —  100, 
eine  alte  V^erbaladjektiveiulunjr  -w/ nachgewiesen  und  aucli  mit  Rechtauf  die  Mög- 
lichkeit eines  Zusamnienlianges  mit  der  semitischen  Endung  -an,  -an  liingcvviesen. 
Es  scheint  mir  angezeigt,  noch  auf  Folgendes  aufmerksam  zu  machen.  Im  Semiti- 
schen gibt  es  neben  der  Endung  -an,  -ün  auch  eine  Endung  -äni  (-ä/iäi),  -öni. 
Im  Hebräischen  ist  z.  B.  qrntmönT  häufiger  als  qaitmön.  Und  im  Syrischen,  dessen 
Verbaladjektiva  auf  -än{ä)  gerade  eine  sehr  erwünschte  Parallele  zum  Ägypti- 
schen bilden,  heißt  die  Femininform  dieser  P^ndung  -änjs  bzw.  änijxi.  liier 
handelt  es  sich  um  eine  Verbindung  von  zwei  ihrer  Form  nach  verschiedenen 
Adjektivendungen:  an  das  Allbrmativ  -ün  ist  die  Endung  des  eigentlichen  Be- 
ziehungsadjektivs (»die  Nisbe«)  -/  l)zw.  -Ijj  noch  einmal  angehängt.  Häufungen 
von  Aftbrmativen,  Präformativen,  Präpositionen  u.a.m.  sind  ja  aus  der  Geschichte 
vieler  Sprachen  bekannt,  f'ber  die  Endung  -auf,  -öin  vergleiche  man  Barth, 
Die  Nominalbildung  in  den  semitischen  Sprachen  §  227,  und  Brockel- 
MANx,   Grundriß  der  vergleich.   Gramm,   d.   semit.    Sprachen  §  220/t. 

Enno  Eittmann. 


Erschienene  Schriften. 

Hans  Abel,    Zur  Tonverschmelzunji,-  im  Altägyptisclien.    4.    IV,  94  (autograph.)  S.    Leipzig  1910, 

The  Archspological  Survey  of  Nubia.  Bulletin  No.  4  dealing  with  the  work  from  January  1 
to  March  31,  1909.  8.  28  S.  Kairo  1909.  —  Enthält:  1.  C.  M.  Firth,  Introductory  note.  — 
2.  ü.  A.  Reisner,  The  arehBeological  survey  of  Nubia.  —  3.  C.  M.  Firth,  Description  of  ceme- 
teries  Nos.  81—84  and  90—92.  —  4.  G.  EUiot  Smith,  Anatomical  report.  —  5.  D.  E.  Derry, 
Field-notes. 

—  — .  Bulletin  No.  5  dealing  with  the  work  from  November  1  to  December  31,  1909.  8.  25  S., 
5  Taf.  und  1  Karte.  Kairo  1910.  —  Enthält:  1.  C.  M.  Firth,  The  destruction  of  the  cemeteries 
in  the  neiglibourhood  of  Dakka  (Pselchis)  by  sabakh-digging.  —  2.  Derselbe,  Summary  of 
work  done  up  to  december  31,  1909.  —  3.  0.  Bates,  Rock  inscriptions  near  Dakka.  —  4.  Elliot 
Smith  and   Derry,  Anatomical  report. 

George  Benedite,  Faucon  ou  Epervier  a  propos  d'une  recente  acquisition  du  Musee  egyptien 
du  Louvre  (Monuments  et  INlemoires  pubUees  par  l'Academie  des  Inscriptions  et  Belles-Lettres. 
Tome  XVII,   1.  fasc).    4.    26  S.  und  1  Taf.    Paris  1909. 

Ludwig  Borchardt,  Die  Totentempel  der  Pyramiden  (Zeitschrift  für  Geschichte  der  Architektur 
III,  S.  65—88). 

James  Henry  Breasted,  The  royal  feud  in  the  Wadi  Haifa  Temple :  a  rejoinder  (The  American 
Journal  of  Semitic  Languages  and  Literatures  Vol.  XXVI,  No.  3,  April  1910). 

E.  A.  Wallis  Budge,  Coptic  Homilies  in  the  Dialect  of  Upper  Egypt,  edited  from  the  papyrus 
codex  oriental  5001  in  the  British  ]Museum.  8.  LV,  424  S.  mit  ö  Taf.  und  7  Textabb.  Lon- 
don (British  Museum)   1910. 

Max  Burchardt,  Die  altkanaanäisciien  Fremdworte  und  Eigennamen  im  Ägyptischen.  2.  (Sciiluß-) 
Teil.  Listen  der  syllabisch  ge.schriebenen  Worte  sowie  der  altkanaanäisciien  Fremdworte  und 
Eigennamen.    4.    IV  und  87  S.  in  Autographie.    Leipzig  1910. 

Catalogue  General  des  Anticpiites  Egyptiennes  du  Musee  du  Caire.  Vol.  49.  N°M2139— 42191. 
Georges  Legrain,  Statues  et  statuettes  de  rois  et  de  particuliers.  Tome  II  (60  S.  mit  Abb.  und 
53  Taf.).  —  Vol.  50.  N^^  61001 — 61044.  Georges  Daressy,  Cercueils  des  cachettes  royales  (IV, 
247  S.  mit  Abb.  und  63  Taf.).    Kairo  1909. 


168  Erschienene  Schriften.  [47.  Band.    1910.] 

E.  Chassinat,  Le  Mainmisi  d'Edfou.    l'"«  fasc.  (Meinoires  de  l'Institut  Fran(;ais  d'archöolo^ie  Orien- 
tale du  Caire,  Tome  lüi^-^e).    Fol.    208  S.,  52  Taf.    Kairo  1910. 
Adolf  Ernian,   Zwei  Aktenstücke   aus   der   thebanischen  Gräberstadt   (Sitzungsber.  d.  Kgl.  Preuß. 

Akad.  d.  Wiss.  1910  XIX). 
J.  C.  Ewald   Falls,  Siwah,  die  Oase  des  Sonnengottes  in  der  libyschen  Wüste.    Mit  25  Abb.  nach 

Original-Aufnahmen  der  vizeköniglichen  Expedition   1906  und  der  Kaufmannschen  Expedition 

190.J— 1907.    8.    48  S.    Mainz  1910. 
Hermann  Junker.    Die  Stundenwachen    in   den  Osirismysterien.    nacli  den  Inschriften  von  Den- 

dera,  Edfu  und  Philä  dargestellt  (Denkschriften  d.  Kais.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien,  phil.-hist.  Klasse, 

Bd.  LIV).    4.    VI,   124  S.   mit  1  Taf.    Wien  1910. 
J.  Li el) lein,    Recherches   sur  l'histoire  et  la  civilisation  de  l'ancienne  Egypte.    Premier  fascicule: 

Regne  thinite.  Regne  memphitique,  Regnes  collateraux  d'Herakleopoiis,  le  premier  empire  the- 

bain,  Temps  des  Hyksos,  l'empire  national  restitue.    8.    IV,   192  S.    Leipzig  1910. 
Gaston  Maspero,    Les  Temples  immerges  de  la  Nubie.    Tome  j)remier.    Seconde  Livraison.    4. 

96  S.    Taf.  54—98.     Kairo  1909. 
Alexandre  Moret,  Catalogue  du  Musee  Guimet.    Galerie  Egyptienne,  Steles,  Bas  reliefs,  Monu- 
ments divers    (Annales  du  Musee  Guimet   Tome  XXXIl).     4.    VII,   158  S.  und  Tafell)and  mit 

III  8.  und  65  Taf.    Paris  1909. 
Edouard  Naville,  La  ville  de  Gezer  d'apres  une  inscription  egyptienne  (Florilegium  ou  Recueil 

de  travaux  d'erudition  dedies  a  Monsieur  le  Manpiis  Melchior  de  Vogüe,  S.  457 — 461). 
,  La  decouverte  de  la  loi  sous  le  roi  Josias,  une  Interpretation  egyptienne  d'un  texte  biblique 

(Memoires  de  l'Academie  des  Inscriptions  et  Belles-Lettres,  tome  XXXVlll,  2"^^  partie).    4.    34  S. 

Paris  1910. 
Pietschmann,  Biographie  von  Georg  Ebers  in  der  Allgem.  deutsch.  Biogiaj)liie  LV,  S.  469 — 473. 
J.  E.  Quibell,   Excavations  at  Saqqara.  Vol.  III  (1907 — 1908).  With  selections  by  Sir  Herb.  Thomj)- 

son  and  Prof.  W.  Spiegelberg.    4.   VI,   121  S.  mit  67  Taf.    Kairo  1909. 
H.  Ranke,  Keilschriftliches  Material  zur  altägyptischen  Vokalisation  (aus  dem  Anhang  zu  den  Ab- 
handlungen d.  Kgl.  Preuß.  Akad.  d.  Wiss.  vom  Jahre  1910).    4.    96  S.    Berlin  1910. 
Günther  Roeder,  Artikel  »Satis«,  »Sechniet«  und  »Schow«  in  Roschers  Lexikon  der  griechischen 

und  römischen  Mythologie  Bd.  IV. 
,  Ausführliche    Besprechung   von  Adolf  Erman,    Die   ägyptische  Religion,    in    -Zeitschrift  der 

Deutschen  Morgenland.  Gesellschaft«   Bd.  64  S.  457—465.     Leipzig  1910. 
Heinrich  Schäfer,   Ägyptische  Goldschmiedearbeiten,  unter  INlitwirkung  von  Georg  JMöllcr  und 

Wilhelm  Schubart   herausgegeben    (Kgl.  Museon  zu  Berlin,    Mitteilimgen    aus  der  Ägyptisclicn 

Sammlung  Bd.  I).    243  S.  mit  212  Abb.  im  Text,  2  färb,  und  35  Lichtdrucktafeln.    Berlin  1910. 
H.  Schäfer  und  H.  Junker,  Bericht  über  die  von  der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  den 

Wintern  1908/09  und  1909/10  uncli   Nubien   entsendete  Expedition  (Sitzungsber.  d.  Kgl.  Preuß. 

Akad.  d.  Wiss.  1910  XXXI). 
Kurt  Sethe,    Die   ahägyptischen  Pyramidentexte,    nach  den  Papierabdrücken  und  Photographien 

des  Berliner  Museums  neu  herausgegeben  und  erläutert.    II.  Band.    4.    IV  und  540  autograph.  S. 

Leipzig  1910. 
Arthur  E.  P.  Weigall,    A  Guide   to    the   antiquities   of  Upper  Egypt  from  Abydos  to  the  Sudan 

frontier.    8.    XXIII,  594  S.  mit  69  Karten  und  Plänen.    London  1910. 
Alfred  Wiedemann,    Die   Amulette   der   alten  Ägypter   (Der  alte  Orient.    12.  Jahrgang,    Heft  1). 
8.    32  S.    Leipzig  1910. 

.    Ägyptische   Religion    (1906—1909)    (Jahresbericht   aus    »Archiv   für   Religionswissenschaft« 

Bd.  xill,  S.  344— 372).    Leipzig  1910. 


Leipzig,  J.  C.  Hinrichssche  Buchhandlung.  —  Verantwortl.  Redakteur  Prof.  Dr.  G.  Steindorff.  Leipzig,  Waldstr.  62. 

Berlin,  gedruckt  in  der  Reiclisdruckerei.