ZE1TS( HRll T
Fl'H
ÄGYPTISCHE SPRACHE
UNI)
ALTERTUMSKUNDE
MIT UNTERSTÜTZUNG DER DEUTSCHEN MORGENLÄNDISCHEN GESELLSCHAFT
HERAUSGEGEBEN VON
GEORG STEINDORFF
SIEBENUNDVIERZIGSTER BAND
MIT 6 SCHRIFTBILDERN, 1 PLAN INI) I TAFEL
LEIPZIG
,1. C. HINRICHS'scHE BUCHHANDLUNG
1910
Die »Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde« wurde begründet
1863 von Heinrich Brugsch und danach herausgegeben von:
C. R. Lepsius mit H. Brugsch 1864—1880,
C R. Lepsius mit H. Brugsch, A. Erman, L. Stern 1881 — 1884,
H. Brugsch und L. Stern 1885 — 1888,
H. Brugsch und A. Erman 1889 — 1893,
H. Brugsch und A. Erjian mit G. Steindorff 1894,
A. Erman und G. Steindorff 1895 — 1906.
Inhalt des 47. Bandes.
Seite
Blackman, A. M. Sonic Middle Kiiigdoni Keligious Texts (mit 6 Schriftbildern) 116 — 132
Burchardt, M. Ein saitisclicr Statuensockel in Stockiiolni 111 — 115
Gardiner, A. H. A latc-Egyptian idioni 134 — 136
— The toinb of" Anieneniiiot, higii-pricst of Anion (mit Tafel I und 1 Phui) 87 — 99
Grapow, H. Eine alte Version \on Totenbuch Kapitel 51 — 53 100 — 111
— Die Vogeljagd mit dem Wuifholz 132 — 134
Littmann, E. Semitische Parallelen zur assimilatorischen Wirkung des Ajin 62 — 64
Naville,E. Le üroupe'^TPfT 68—71
— Deux rois de la j)eriode Thinite 65 — 67
Schubart, W. Dodekaschoinos 154 — 157
— Stiftung für einen Tempel aus der Zeit des Augustus 157 — 160
Sethe, K. Zur Bildung der altägyptischen Demonstrati\pronomina 59 — 62
— Osiris und die Zeder \on Bybios 71 — 73
— Neue Spuren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie 73—86
— Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter 1 — 41
— Der Ursprung des koptischen Älne^Tq-ccoTÄv 147 — 153
— Über einige sekundäre Verben im Koptischen 136—146
— und Gardiner, A. H. Zur Vokalisation des Dualis im Ägyptischen 42 — 59
Miszellen:
Borchardt, L. Inschriftfragmente vom Gebel Ahmar 161
De'vaud, E. Sur l'hypothese du Niph<^al en egyptien 164 — 165
— und Sethe, K. Encore un mot sur le nom du Nil, Ii^j)i 163 — 164
Gardiner, A. H. The colour of niourning 162 — 163
Grifßth, F. LI The Dodecarchy and the XII tl. Dynasty 162
Littmann, E. Zur Verbaladjekti\endung -nj 167
Pieper, M. Die Herkunft des Turiner Königspapyrus 161
Sethe, K. YlmvcrTi; »der Gott \on Sehel- mid 'iXiTivcr^vii; »der Gott \on BigC" 166
Erschienene Schriften 167 — 168
Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band. 1910.] 1
Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter.
Von Kurt Sethe.
Hierzu eine Tabelle.
1. Über einige Formen des Zahlwortes lö^j »eins« im Koptischen.
Fast vor einem Jahrzehnt habe ich in dieser Zeitschrift (39, 122) die Vermutung § 1.
ausgesprochen, daß der Ausdruck für Yio ' H oder ^"^ fl w^^ ^0 in den Worten
der Naukratisstele (ÄZ. 38, 130):
I 1\ i^^=^v\ I 71 ¥\ (] ^^37 w(^ 10 m nb in hd m iht nh
»ein Zehntel vom Golde, vom Silber und von allen (andern) Dingen«
dem sahid. no-yü)!! m.uht, no-^'R-AiHT entsprechen werde und daß beides ursprüng-
lich »eins von 10« bedeutet habe, wie wir ja auch »eins vom Hundert«, »eins
vom Tausend« fiir '/loo? '/looo sagen.
Das koptische Wort o-yoüt, konstr. o-y«- würde also auf eine Form des Zahl- § 2.
Wortes »eins« zurückgehen müssen. In der Tat sind die koptischen Bruch-
bezeichnungen, die mit diesem Worte gebildet sind, aus der Bedeutung »Teil«,
die es sonst zu haben scheint, wo es selbständig vorkommt, nicht wohl zu
erklären. Da das Zahlwort, das mit o-yton im Genitiv, sei es direkt wie oben
das w^ , sei es indirekt durch den Genitivexponenten ii verbunden ist, ein
Kardinal- und nicht ein Ordinalzahlwort ist, so könnte no'yüin mmht eigent-
lich doch nur »der Teil von 10« bedeuten, aber nicht »der zehnte Teil«
»ein Zehntel«'. Um zu dieser Bedeutung zu gelangen, ist es notwendig, daß
das Wort den Begriff der »Einheit« enthielt: »der eine Teil von 10«, »die
Einheit von 10«".
Das gleiche gilt für den Ausdruck o-yco« cnd^'y, den wir, entsprechend § 3.
dem griech. rot h'jo iJ-spy], für »zwei Drittel« finden neben no-yüniijOAviTT resp.
no«Yn€U|OMiTT für »das (dritte) Drittel«. Zacii. 13, 8. 9. Jener Ausdruck wird
') Man beachte wohl, daß diese Bruchbezeichnungen mit oyoon, oyii- fast immer mit dem
bestimmten Artikel gebraucht werden (z. B. Exod. 16, 36. Lev. 27, 15. II Reg. 6, 19. Zokga 594). —
Mir ist nur ein Beispiel bekannt, wo statt dessen der unbestimmte Artikel steht: es.iqi üoYO'ycoii
iiujoAiiiT 2^ii-Te']f<?'o.vi THpoy »ich nalim ein Drittel weg von ihrer aller Kraft« Pist. Soph. 25.
Hier hat der unbestimmte Artikel offenbar distributive Bedeutung: »je ein Drittel« von der Kraft
jedes einzelnen.
^) Dasselbe gilt natürlich auch für die alten Bruchbezeichnungen wie p> riO pe-jwHT »ein
Zehntel«. Auch hier muß <=> die Bedeutung der Einheit gehabt haben; es wird »ein Mundvoll«,
d. i. eine Portion, bedeutet haben, wie man ja ähnlich - — Q »ein Armvoll« in geschichtlicher Zeit
für die »Speisenpörtion« gebraucht.
Zeitschr. f. Agypt. Spr., 47. Band. 1910. 1
2 KurtSethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
»zwei Einlieiten« resp. »zwei eine (von 3)«, dieser »die Einheit« resp. »das eine
von 3« bedeuten müssen.
Sehen wir uns dnraufliin nun auch einmal die andern Beispiele an, in
denen das Wort o-ycou »Teil« sonst noch durcli Peyron und Bsciai (ÄZ. 24, 100)
belegt ist. Da finden wir zunächst einige Beispiele, wo das Wort auch mit
Zahlwörtern verbunden gebraucht ist, um die Anzahl gleicher Teile zu be-
zeichnen, in die ein Gegenstand geteilt wird:
»Was wir verdienen« iyd.His.*.q itigo.uiiT üo'ywu »das pflegen wir in B Teile
zu teilen« eigentlich »zu 11 Teilen zu machen». Zoega 340.
d.'Yi^*».^ HtjToo'^' üo-yü)». o-yo-ytoii Miio-y*«^ no-yev HÄiMd.TOi »sie teilten es
in 4 Teile, je einen Teil für jeden einzelnen von den Soldaten« Joh. 19, 28;
man l)eachte die distributive Bedeutung von o'yo'YüJU wie in dem oben § 2
Anni. 1 erörterten Beispiel.
Auch in diesen Fällen brauchte das Wort o-yton an und für sich nicht
notwendig ein Wort für »Teil« zu sein, sondern könnte sehr wohl ein Wort
fÜir »Einheit«, »das eine« gewesen sein. Das wird recht deutlich, wenn man
die koptischen Ausdrücke für »zweiteilen« betrachtet:
i><\*^iq nS »ich teilte es (mein Kleid) in zwei Teile«, cigentlicli »maclite
es zu zwei« Zoega 15; ähnlich ib. 07; mit ausgescluiebenem ucriis.'y Peykon,
Lex. 200 aus Pap. Taurin. 11 101.
p-cnÄ.'Y : ep-cnd^.'Y »sich in zwei Teile teilen« eigentlich »zwei werden«,
z. B. Matth. 27, 51 für das griech. ea-yja-^vi eig ^vo.
Und wenn man ferner analoge Beispiele aus ägyptischen Texten ver-
gleicht, Avie:
f^^vo v\ 1 1 iv> »geteilt wurde dieses Land in 5 Teile« Urk. IV 139.
"2 ^^^^ ^kK \^ \\ 1^^^^ ^ U=^ " wir teilten dieses Gold in 8 'feile « .
A^/v^A^
III
eigentlich »machten es zu (S« Pap. Amh. 2, 10.
liier finden wir nirgends ein Wort für »Teil« verwendet, sondern es steht
einfach eine Zahl, gerade wie wir »entzwei«, der Grieche ek Svo sagen, und
zwar ist es im kopt. ciid.'Y die gewöhnliche Kardinalzahl für »zwei«, im
Ägyptischen aber eine besondere feminine Form, etwa ein Zahlabstraktum, mit
dem wir uns weiterhin nocli näher beschäftigen werden.
§ 5. Eine andere Gruppe von Beispielen endlich zeigt uns das Wort o-ywn
wie in dem o'yo'yoin der Johannesstelle verwendet, um den Teil zu bezeichnen,
der bei der Verteilung eines Gegenstandes auf die einzelnen Anteilhaber ent-
fällt, es hat hier also die Bedeutung von »Anteil«:
qi ÄviieKO'Yo^it \\is.K ^^M-nfc-^'Ke »nimm dir deinen Teil von dem Lohne«
Zoega 310; ähnlich ib. 311.
Mes. iid<i .ün^.o'Yti)» £^it-iioeiR »gib mir meinen Teil von den Broten« ib. 355;
nachher folgt neKO-ycou »dein Teil«, neqo-yton »sein Teil« ohne Wieder-
holung des partitiven Ausdrucks mit gfi.
1910.] Kurt Setue: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 3
Wie in den oben besprochenen Fällen bezeichnet das Wort o«yüin auch
hier den einzelnen Teil eines zu gleichen Teilen geteilten Gegenstandes. Es
läßt sich daher auch hier aus dem Zahlwort »eins« erklären: »dein eines«,
»deine Einheit von dem Lohne«.
Wenn demnach die Bedeutung und Verwendung des Wortes o-yü)!! nichts § 0.
enthält, vras gegen seine Ableitung aus dem Zahlwort l w(j' »eins« spräche,
so fragt es sich nun, ob in seiner Form etwa ein Hindernis dagegen zu finden
ist. Als ein solches muß auf den ersten Blick in der Tat das ii erscheinen,
das in dem Stamme von w^j nicht enthalten war. Dennoch ist dieses ti wohl
nicht nur kein unübersteigliches Hindernis, sondern vielmehr eine Bestätigung
für den Zusammenhang mit jenem Zahlvv^ort. Denn das Koptische besitzt noch
zwei andere Formen, die von demselben Stamme zu kommen scheinen und die
gleichfalls ein solches u am Ende aufweisen.
Das eine ist das Pronomen indefinitum o-yoii »jemand«, das man eben § 7.
dieses II wegen gewöhnlich aus einer Form des alten Verbums -^^ wnn »sein«
herzuleiten pflegt, etwa einem Partizipium »das Seiende«. In Wahrheit ist es
gewiß nichts anderes als das alte i ic^j, das genau so gebraucht wurde.
Man vergleiche nur:
das häufige o-yon niM »jedermann«, »ein jeder« mit dem ebenso häufigen
^^^37 tcc nh (z.B. Urk. IV 139. 747);
©•yoii MMOO-Y »einer von ihnen«, das neben ©"y*. maa.oo'y und o'^is. n^HTO'y
vorkommt, mit i (1 v\ I w'^ im.-sn:
. a 1 _ö^ I I I I
o-yoii RcÄ. ©«yoii »einer nach dem andern« mit ^v 'S' W^ m-s^ w^,
wie man im Neuägyptischen sagen würde (Erman, Neuägypt. Gramm. § 93).
Mneq^^e eo'yoii »er fand niemand« mit dem häufigen Gebrauch von
w<^ in negierten Sätzen (Erman, a. a. 0. § 21).
Eine Bestätigung für diese Erklärung von ©"yoii möchte man darin er-
kennen, daß das Wort w^ in Verbindungen wie iü<^ im-sn ©«Yoii ÄiMoo-Y in ägyp-
tischen Texten später in der Tat oft mit einem aaaaaa geschrieben wird, z. B. :
<==> I (1 ^\ I n prj-n w^-n-lm-sn »nicht ging einer von ihnen her-
aus« Urk. III 69 (Traumstele).
<^A^ n ^AAAAA ^^_n_^^x^2_
^^ AAAAAA (I ^ A^vAAA ji-tuu iV^-fi- tm-tn » Ist nlcht einer unter
I I I ^^ . D I 1 _M^ I t I
euch«, »der Ägyptisch versteht« (Aiii-o'yoii MMOiTii) Unamun II 77.
(1(9 I '^'^^^ ü ^. 1 1 1 || ^f^ w'^-n-im-w dd »einer von ihnen sagte« (d^-o-you
MMOO'Y '2i03) ib. 78.
Doch findet sich ein solches aaaaaa im Unamun auch in der Schreibung aaaaaa
(1 ^^. n-tm für MAid^-y »da« (II 1. 20), sodaß die obigen Beispiele nicht be-
weisend sind.
1*
4 KurtSethe: Untersuchungen ülter die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
§ 8. Die andere koptische Form, die auf das Zahlwort »eins« zurückgehen wird
und wie o'ytoii und o-yoii ein n am Ende aufweist, ist das fajjumische Frage-
wort o-yit »was?«, das dem sah.-boh. o-y, achmim. o entspriclit, z. B. :
o-yii neT€Kcoo'Y" .üMoq »was ist es, das du weißt?« Zoeoa 151.
igÄ.Xe-o'yii ud.p lyconi »was geschieht?« ib. IGG.
^K.ieW-o'yii »was tue icli?« ib. 165.
Daß dieses Fragewort »was?« auf das alte Zahlwort w^J zurückgehen wird, ist
nach seiner Form, die im Sahidischen und Bohairischen dem unbestimmten Artikel
o-y gleicht, und nach seiner Bedeutung in hohem Maße wahrscheinlich. Wohl in
fast allen Sprachen der alten Welt sind Fragewort und Indefinitum ursprüng-
lich gleich, vgl. deutsch was, lat. quid, griech. r/, arab. und hebr, mä. Wir
haben auch im Koptischen noch zwei andere Fragewörter, die ebenfalls wie
unser oy, ©«yii aus dem Indefinitum hervorgegangen sind. Es sind d^iy »was«,
»welches«, neuägypt. [1 ih, das, wie man längst erkannt hat, aus dem alten
J^ ih-i »eine Sache«, »etwas« herzuleiten ist, und das auch im Koptischen, wenn
auch seltener, noch als Indefinitum vorkommt (vgl. £^rt-Ä.uj it-^jue i\T€-KHM€ oyn~
oyK(XiCM\KOc MMiKy »in einer Stadt Ägyptens gibt es einen Laien«, Zoega 840),
und o-yMp »wie viel?«, neuägypt. ^^.-^-^ icr, das ursprünglich einfach »eine
Menge«, »ein Quantum« (vom Stamme wrr »groß sein«) bedeutet haben dürfte.
§ 9. Wie ist aber das seltsame ii zu erklären, das wir somit in drei Formen
des Zahlworts »eins« im Koptischen vorgefunden haben? Zunächst dürften wir
ein genaues Seitenstück dazu in der bohairischen Form iiifien haben, die das
sah. niM, fajj. itifci »jeder« vertritt. Sie wird wie diese Formen vermutlich
auf die feminine Form "^^ nb-t {*nf-bet) des altägyptischen Wortes nb zurückgehen,
die später so häufig statt der maskulinen Form geschrieben erscheint (vgl. Erman,
Neuägypt. Gramm. § ()7) und sie, nach der demotischen Schreibung fiir nb zu
urteilen, schließlich allgemein ersetzt hat.
In dem it, das diese Worte im Koptischen am Ende aufweisen, wird man
in erster Linie den alten Genitivexponenten vermuten, der ja in der Tat ge-
rade nach diesen Worten für »eins« und »jeder« besonders häufig sein mußte,
wie er ja bei dem unbestimmten Artikel o'y tatsächlich ursprünglich die Regel
gewesen ist ("^""^/wwva ic'' n). Man hätte sich also vorzustellen, daß eine Ver-
wachsung zweier liäufig miteinander verbundener Worte stattgefunden habe,
etwa wie es im Koptischen zwischen dem bestimmten Artikel und einem Nomen
geschehen ist in o'yneeoo'y »ein Schlechtes«, nncTO'yivi^ii »der Heilige« oder
zwischen dem Hilfsverbum uj- »können« und dem Negationsinfinitiv tcai-
in boh. igTCM- für sah. tm- »nicht« (vgl. auch franz. le lendemain).
Denkbar wäre aber auch, daß die Formen nicht so, gewissermaßen or-
ganisch, entstanden seien, sondern daß sie künstliche Neubildungen seien, sei
es Analogiebildungen, indem die eine nach dem Muster der andern das un-
organische u ansetzte (vgl. die tl'bereinstimmung der beiden Worte in «yooii
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 5
tiifeeii), sei es atavistische Rückbildungen, indem das genitivische n, mit dem
die betrelTende Form ursprünglich meist verbunden gewesen war und das mit
der Zeit gnnz verschwunden war, künstlich und nicht immer sinnentsprechend
wiederhergestellt wurde (vgl. ©«y, 0*^11 »was?« und o-yon mit dem unbestimmten
Artikel o-y, der aus w^ n hervorgegangen ist).
Für beides scheint die bohairische Form neu des Pluralis des bestimmten
Artikels ein Beispiel zu sein. In dieser Form scheint sich uns noch die ur-
AAAA/NA
sprüngliche Form dieses Artikels erhalten zu haben, die bekanntlich ik aawa
nl n, d. i. eigentlich »das von« lautete. Wie bei dem unbestimmten Artikel
^^^/vA/v^ ic^ n fiel hier aber das genitivische n früh weg; im Neuägyptischen
AAAAAA
ist in den meisten Texten bereits die kürzere Form ik w/ allein gebräuchlich
und im Demotischen hat nur sie sich erhalten; ebenso im Sah. n (ite vor
Doppelkonsonanten). Unter diesen Umständen ist es nicht eben wahrscheinlich,
daß sich die alte Form n^ n daneben wirklich noch lebendig erhalten haben sollte.
Die bohairische Form nen wird also vermutlich ein Atavismus sein. Und wenn
diese Form nur da gebräuchlich ist, wo dem mit ihr versehenen Nomen ein Geni-
tiv folgt (Stern, Kopt. Gramm. § 227), so erinnert das auffallend an die Über-
einstimmung in o-yon nifien; offenbar spielt hier die Analogie mit dem genitivi-
schen n, das dem Nomen folgt, mit bei der scheinbaren Erhaltung des 11 in nen.
Wie dem aber auch sei, das n, das die Formen ©«ycii« »Teil«, O'yoii
»jemand« und o-yn »was?« von dem alten Zahlwort für »eins« unterscheidet,
ist ein Element, das nicht zum Stamme gehört, und bildet für die Ableitung
der Formen aus jenem Zahlwort kein Hindernis.
Wie steht es nun aber mit der Vokalisation ? Es ist ohne weiteres klar, daß wir § 10.
es bei o-ycoit und o-you nicht mit dem eigentlichen Zahlwort »eins« selbst zu tun
Iiaben, das im kopt. o-y^. (aus o«yÄ.e) : o-y^vi, fem. o-yei : o-yi {wJ) lautet und als Vokal
ä und «", die sich ja bekanntlich einander entsprechen (micc, M&.CTq), aufweist.
Die Vokalisation von o«yoii mit dem kurzen Vokal 6 in geschlossener
Silbe könnte jung sein; es könnte wie bei Menqe »Memphis«, g^oiiT »Priester«,
TtoMc »begraben«, das aus einer Zusammensetzung entstandene neue Wort eine
neue, seinem Lautbestande entsprechende Vokalisation erhalten haben. Ander-
seits ist es nicht undenkbar, daß die Sprache schon ursprünglich neben dem
eigentlichen Zahlwort »eins« auch eine besondere Form *wö für »einer«, »einer
von« besessen habe (zur Form vgl. o »groß« von ''/;"), die sich uns dann in
voller Vokalisation in o-yo« erhalten hätte, während sie in dem unbestimmten
Artikel o«y stark verkürzt wäre, falls dieser nicht auf das eigentliche Zahlwort
(kopt. o-yi)^, o-yei) selbst zurückzuführen ist\
') So besitzt ja auch das Arabische neben dem eigentlichen Zahlwort »einer« -^l^T, das
in seiner Bedeutung dem kopt. oyiv entspricht, noch eine besondere Form -*^ \ , die ganz dem
kopt. o-yon entsprechend gebraucht wird für »jemand", resp. »niemand« in negativen Sätzen und
für »einer von« mit folgendem partitiven Ausdruck (s. Caspari-Müixer, Arab. Gramm. ^ § 462).
6 KürtSethe: Untersucliungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47, Band.
§11. Auf dieselbe Form wäre natürlich auch das Fragewort oy, oyn zurück-
zuführen, das nach dem oben (§ 8) Gesagten mit dem Indefinitum identiscli
gewesen sein wird. Es scheint den gleichen Grad von Verkürzung aufzuweisen
wie der unbestimmte Artikel, obwohl es nicht Avie dieser im Status constructus
stand, d. h. vor einem betonten Worte selbst enttont wurde, noch auch sich
an ein vorhergehendes Wort anlehnte, wie die postpositive Kopula ne, tc, ne
»das ist«, die nach dem Neuägyptischen aus dem vollbetonten Demonstrativum
n&.i, T&.I, ii*«.i »dieser«, »diese«, »diese« hervorgegangen ist (Erman, Neuägypt.
Gramm. § 78). In unserm Falle hat augenscheinlich ein anderes Moment zu der
Verkürzung geführt: das w hat offenbar vokalische Aussprache angenommen und
hat dann den Ton auf sich gezogen. Wir können das z. B. ähnlich konstatieren
bei civoo-y : cd^^^o-yj; c^c^'p- : cg^o'yep- » verfluchen « , pj^.co'Y : pivco'yi » Traum «
{'rdswet), aia.to'Y : Aiis.eo'yi »Gift« ('nidtivet), freilich ohne die Begleiterscheinung
der Verkürzung des alten Hauptvokals, der in diesen Fällen von dem ©«y durch
einen starken Konsonanten getrennt war. Ein genaues Analogon zu der Ver-
kürzung, wie sie uns bei o-y »was?« entgegentritt, ist aber vielleicht der
Imperativ bs^- »gib her«. Er geht auf ein in späterer Zeit häufiges (l^TvSv^/]
i>wj »reiche her«' zurück und sollte demgemäß *aicT- lauten, wie die ent-
spreclienden Formen &.111- »bring«, Ä.pi- »tu« (Verbum II § 509). Diese zu
erwartende Form zeigt er denn auch wirklich noch in der sekundären Ver-
bindung mit dem Suffix H f. sg. d^«Yeic, die den gleichfalls sekundären Formen
«vmc, *<pic und d.'xic »sage« (von b^'s.i-, Verbum II § 507) entspricht, In der
alten konstrukten Form ist das *aicl,- aber zu is^-y- geworden, oHenbar, weil das
diphthongische au den Ton auf sich gezogen hat.
§ 12. Dahingegen wird die Vokalisation der Form o-ycon schon aus dem Grunde
wahrscheinlich alt sein, weil der lange Vokal nicht zu dem Lautbestand der
koptischen Form mit ihrer geschlossenen Silbe paßt. Wir haben es hier also
wohl wirklich mit einer alten Form ©«yto zu tun.
Diese Form *o'yco Avürde nach dem Geschlechte des kopt. o-ytoii »Teil"
zu schließen, ein Maskulinum sein, und also etwa dem kopt. igco : igtoi »Sand«,
ägypt. ^-^ \\ 1^1 s^j {*iö<^fj) entsprechen. Da im Koptischen aber nicht selten
alte Feminina das Geschlecht gewechselt haben", so muß mit der Möglichkeit
gerechnet werden, daß auch dieses *o'yci) ursprünglich ein Femininum gewesen
sei wie die koptischen Maskulina cfiito »Honig« und g.uo'y »Salz« (mit o-y
wegen des 7n). In der Tat sind die Nomina, die im Koptischen auf co aus-
■) Z. B. in den späten Inschriften des Raumes K des Amonstempels von Karnak, aus deren
einer ich das Prototyp von Älnek-Tq-ccoTJü nachgewiesen habe. Hier findet sich z.B. i\ "y^^, -^
lg) ^ □ j] El ^■"^•'^ 0( )
/vwwv rJ] C^ »gib mir Kraft«, [I öli /] , »gib mir Brot«.
lli IZSZ) I 'S ^^ I A \ \ \
2) Vgl. ciüi^e »Acker«, eAooAe »Weintraube«, ficoTe »Spelt«, Jüg^Ä-e^-y «Grab«, noype »Geier-,
OYOoTe »Gemüse«, new^pe »Heilmittel«, toot »Hand», uj*^ »Nase« {ir-t), Too-ye »Sandale«, «aiiiTe
»Unterwelt«, cthai »Stibium«, ujohtc »Akazie« usw.; sowie alle weiblichen Infinitive.
1910.] KuHT Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zaiilwörter. 7
i>ehen, in ihrer so überwiegenden Melirzalil Feminina', daß man in einem § 13.
solchen Nomen immer a priori ein Femininum vermuten wird.
In unserem Falle wird -diese naheliegende Vermutung auch dadurch unter-
stützt, daß das- Wort, nach seinem Gebrauch im Koptischen zu schließen, ein
Zahlabstraktum »Einheit« gewesen zu sein scheint (s. dazu den Abschnitt 2).
Vor allem aber dadurch, daß sich uns im Koptischen noch eine Form erhalten
hat, die sicher auf ein Femininum des Stammes w^^j »eins« zurückgeht und
gleichfalls ein ca als Vokal aufweist: ©«ytoT »einzig«. Es ist bekanntlich das
^gyP^- ^^^ w;''-(/j spcäter auch y^ «-Qc*-/;' geschrieben, das »einzig« [hnr
w^-tj »einziger Freund«) oder »einzeln« {thn \x<-tj »ein einzelner Obelisk« Lateran-
obelisk; bh^ lü^-tj »der einzelne Stern« der Abendstern) bedeutet und die Nisbe
eines femininen Nomens W^-t resp. xü<^w-t darstellt. Dieses feminine Grund-
wort von o-ycoT wird mit dem mutmaßlichen Femininum *wö »Einheit«, das
sich uns in o-ycoii »Teil« erhalten zu haben scheint, ein und dasselbe sein.
o-ytOT [*ew<^6tej oder * we<^ wotej) wird sich zu diesem *o'Yüi {ic6<^et oder *ew'^Öwet)
verhalten wie ^p^^i »der obere« und ^p^-q »sein Gesicht« zu §o »Gesicht« Chor),
wie gTHq »sein Herz« {*heUejef) zu £ht »Herz« CheUej oder *Ji}etej), ^enhowef
»sein Herr« (in NeKTöCi/e/Swg) zu nfife »Herr« {*nebew), d. h. der Vokal hat seine
Stelle gewechselt.
2. Zahlabstrakta im Ägyptischen.
In den beiden Beispielen Urk. IV 139 und Pap. Amh. 2, 10, die oben § 14.
(§ 4) angeführt wurden, fanden wir als Ausdruck für die Anzahl der Teile,
in die ein Gegenstand geteilt wird, einfach ein Zahlwort verwendet, und zw^ar
nicht das einfache Kardinalzahlwort, wie das bei dem koptischen Ausdruck
»in zwei Teile teilen« der Fall war, sondern eine besondere feminine Form,
in der man kaum etwas anderes als ein Zahlabstraktum vermuten kann. Statt
»in 5 Teile teilen« sagt man altägypt. ^v 1 1 ^ "^^^ ^^^^ Fünfheit
teilen«"", statt »in 8 Teile teilen« sagt man neuägypt. ^< ^ "^^ einer
Achtheit machen«.
Wir kamen dann ferner auch für das Wort ©«ycon, das im Koptischen
mit einer Kardinalzahl verbunden in eben diesem Falle statt dessen gebraucht
wird, zu dem Schluß, daß es w^ahrscheinlich ebenfalls ein solches Zahl-
abstraktum »Einheit« enthalten werde, so daß also ein kopt. e)^&.q itujMO'yii
Ro'yain. eigentlich »es zu 8 Einheiten machen« bedeuten und gewissermaßen
') Vgl. khi »Baum« (b^-i), npw »Winter« (prj-t), .üpco »Hafen« (mrj-t), cfeio »Lehre« (sbjj-t),
oypco »Bohne« {twrj-t), ujütco »Schurz« (sndw-t, sndj-t), ernto »Last« {^tpj-t), oynoy »Stunde«
(wnw-t), £^qü) »Schlange« (hß-t), g^fecw »Kleidung« {hhsj-t), avccioj »Hebamme« {*msjj-t), ujMico
»Tausch« (shjj-t) usw. (Stern, Kopt. Gramm. § 118. 127. 139).
^) Oder »in Fünfheiten«?; das würde dann bedeuten, daß das Land in allen seinen Teilen
in je 5 Teile geteilt wurde. Siehe zu der Schreibung unten § 28.
8 Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
eine Umschreibung des älteren ^^^^^^^ o »es zu einer Achtheit machen«
darstellen würde.
Solche Zahlabstrakta oder -kollektiva, die den griechischen Formen
TTsiTÄc, cyScoic, ixovuc und den hebräischen Zahlformen der Einer, wie sie in
D'':3 nobB: »drei Söhne«, eigentlich »eine Dreiheit von Söhnen«, vorliegen, zu
vergleichen sind, können wir nun auch sonst im Altägyptischen seit alter Zeit
nachweisen.
§15. Nichts als ein solches Zahlabstraktum pH-t »die Neunheit« ist der alte
Ausdruck ] ] ] | ] | ] | | ^ur die »Götterneunheit«, der in den Pyr. geradezu mit
dP'^^ni oder mo Pyr. 794fl. 12386 wechselt (s. Schacks Index S. 106).
Dabei ist das Wort »Götter« nicht etwa als Genitiv beim Lesen liinzuzufiigen,
wie man nach den gewöhnlichen Schreibungen, der alten mit dem neunmal
wiederholten Zeichen für Gott | und der späteren ^ 1, denken könnte. Das
geht, abgesehen von den oben angeführten rein phonetischen Varianten, daraus
hervor, daß der Dualis »die beiden Götterneunheiten« öfters | | | j | ] | | | )|0
(Pyr. \Tld. 3716.) oder ]||^ (Stele des Nehi) geschrieben wird, was doch
kaum möglich wäre, wenn psdtj nfrw zu lesen wäre'. Das Zeichen für »Götter«
ist also nur als Determinativ anzusehen.
§16. Was fiir ] ] | | | | | | ] gut, wird vermutlich auch für die analoge alte
Schreibung v^=^ ^=^ v^=^ o (Pyr. 1655c) oder -53^^553-^^^ (Benihassan I 7) des
Ausdrucks »die neun Bogen« gelten. Vermutlich wird auch hier nur psd-f
zu lesen und das Wort »Bogen« nur in Gedanken zu ergänzen sein". Dafür spricht
außer der Eigenartigkeit der Schreibung in der Tat auch sonst noch manches.
, V„. a„e,. r^ 111 111 111 111 111 111 111 11>^ , >,.... M, e, .o .^
wahrscheinlich die Ladung des Pluralis psd-wt bezeichnen soll.
^) An sich könnte man auch daran denken, daß einfach der Plural pd-tct »die Bogen« zu
lesen sei, der als Sinnvariaiite öfters für -die neun Bogen« vorkonunt (s. das oben im Text be-
sprochene Beispiel aus den Pyr.), und daß also vielmehr das Zahlwort in Gedanken zu ei'gänzen
sei, wie z. B. bei I /wvwv «die (vier) Stützen des Himmels« Urk. IV 612 nach
n ^ YYY ""^^^^'lll
der Variante I AAAAAA ib. 620. — Wenn im n. R. und im Neuägyptischen der Ausdruck
I o I I I ^ null
oder 1 1 1 1 ^ Jil »die neun Bogen« einerseits den Artikel fem. sing, o ^\ erhält(z. B. Harr.
o h 1 I I I I I " / .m
7, 3. 27, 5 u. ö.), anderseits das Pseudopartizip in der endungslosen Form erhält wie ein Pluralis
(z. B. Urk. IV 85. 138. Harr. 42, 7), so zeigt das beides zusammen mit der Schreibung 111
o I 1 1 1
(so schon in Dyn.ll: Rec. de trav. 32, 52), daß der Ausdruck später \\ivV[\c\\ pdt psd{t) zu lesen
ist. Die Konstruktion ist die bei Kardinalzahlworten übliche; wäre nur der Pluralis ^w/ gemeint,
so müßte 1K , wäre das alte Zahlabstraktum psdt gemeint, so müßte die Fem. sing, des Pseudo-
partizips stehen.
1910.] KurtSethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 9
Wenn das Wort -^=^ c^ pd-wt »die Bogen«, das der Spruch 437 der Pyr.-Texte
an vier Stellen aufweist, im Spruche 483 einmal durch 'l'l'l l'l'l 'l'IT <^5
pM-t icr-t «die große Götterneunheit« (Pyr. 101 5 (? entsprechend 804 <:/)'> im
Spruclie GIO zweimal durch ^^1 111 111 111 111 111 i'^'^-^/' "^^ie beiden Neun-
heiten« (Pyr. 1719c/ entsprechend 804c?; 1714ö entsprechend 797«) ersetzt ist,
so kann das wohl nur durch Vermittlung der Sinnvariante, »die 9 Bogen« in
n n^^. IM III
einer zweideutigen Schreibung DM |) 1 1 1 oder 1 1 1 c^ geschehen sein, wie wir sie
am Anftmg desselben Spruches (Pyr. 794 c;) in der Tat finden, wo die beiden
andern Texte wieder dieselben Ausdrücke »die große Götterneunheit« (Pyr. 1012 6)
und »die beiden Götterneunheiten«, (Pyr. 1710f?) dafür eingesetzt haben.
1 1 1 *
Dieselbe Schreibung i ii c^ haben wir wohl auch auf die » 9 Bo^en « zu be-
ziehen in den Stellen Pyr. 164c — 166c/, wo von den Völkern im Westen,
Osten, Süden, Norden und in der Unterwelt die Rede ist; sowie Pyr. 202h,
wo es heißt, daß der König die 1 1 1 ^ beherrsche und die 111111 Hl ht'^- mache,
sodaß hier also die Beziehung auf die Götterneunheit ausgeschlossen ist".
Wenn die »neun Bogen« ursprünglich ebenso wie die »neun Götter« einfach
pM-t »die Neunheit« hießen, so würde auch die Zusammenbringung beider Dinge
an der Stelle Pyr. 1655c leichter verständlich sein. Anderseits könnte aber auch
gerade diese Stelle für einen Unterschied zwischen beiden Ausdrücken (etwa in
der Vokalisation?) sprechen.
Dem Zahlabstraktum pM-t »die Neunheit« ganz entsprechend gebraucht § 17.
haben wir zwei andere Zahlabstrakta in den Ausdrücken:
^''^Oii^i oder (1 .'j^i lfd-t »Vierheit«,.
® oxww oder ® \\\\'^ hmn-t » Achtheit«
A/VNAAA I I I I A/WvNA MM
für einen Zeitraum von 4 und von 8 Tagen, Pyr. 746 /a c. Auch hier ist das
Wort »Tage« nicht im Worte ausgedrückt, sondern nur in der einen Schreibung
durch das Determinativ der Sonne angedeutet. Die beiden Ausdrücke entsprechen
also genau dem griech. e,Q^oiJ.ug »Woche« und unserm Ausdruck »Dekade« für
Ys Monat.
Dasselbe Wort für »Vierheit« dürften wir nun aller Wahrscheinlichkeit nach
auch in dem Ausdrucke (] 1 1 1 1 zu erkennen haben, der in späteren Texten so
häufig die »vier Seiten«, insbesondere die »vier Enden« des Himmels, die
Himmelsgegenden bezeichnet, z. B. :
') Pyr. 1018c (entsprechend 805c) hat der Spruch das pd-wt des Urtextes dagegen bewahrt.
Ml CJ=0
^) Siiit I 394 hat, wie ich nachträglich sehe, in der Tat für \\\c^ die Sinnvariante cj=o
I I I CJ=o
pd-wt »die Bogen-, für j | j j j | | | j die später übliche Schreibung 111111111-
Zeitschr. f. Agypt. Spr., 47. Band. 1910. 2
10 Kurt Sethe: Untersucliungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
»Sie schlössen den Gau ein« <9'(] 1 1 1 1 jl »auf seinen vier Seiten«, Urk. III 1 3
(Pianchi);
1] 1 1 1 1 ^A^wvv »die vier Enden des Himmels«, Karnak. Bab el Abd, u. o.
ähnlich ;
^ p=qy ' »was der Himmel umgibt auf seinen vier Enden«, Karnak,
Apettempel, Raum I).
Mit diesem Ausdruck für die vier Enden des Himmels dürfte identisch sein
der Ausdruck für die »vier Stützen« des Himmels, den wir in der ideogra-
phischen Schreibung | I | L ganz nach Art der alten Schreibungen für die
»Götterneunheit« und die »neun Bogen«, seit dem n. R. oft finden, z. B.:
y '^F=q g — > I I I I I ""*" »wie der Himmel bleibt auf seinen vier Stützen« ,
Urk. IV 843; ähnlich LD. IV 9^7.
Nach dem, was in § 1() Anm. 2 angeführt wurde, könnte man diese Schrei-
bung ja auch einfach shn-iüt »die Stützen« (ohne Ausdruck der Zahl vier) lesen.
Die Lesung als Zahlabstraktum wird jedoch unterstüzt durch die folgende Stelle
aus der Zeit Ramses" II. :
^^^ (^=;i /vww^ |iY[|c:^^— H— ). dcr Hlmmcl bleibt auf seiner Vierheit«, Luksor
/VWW\ I "^ I U I 1 I I I I
(Daressy, Rec. de trav. 32, 7)'.
Wir haben demnach für die »vier Ilimmelsstützen« genau entsprechende
Ausdrücke Avie für die »neun Bogen«, vgl.
mit -.^^^ >.^=^ ^^^-^ o :
III
I »Mio:
1 1 1
I
IMI^^^I ^'^■■^•'^^"1^^^^' " -iiilll
£:^ I I I shn-wt » ^^_^ ^ pd-wt.
Das Zahlabstraktum für »Vierheit« wird endlich auch vorliegen in dem
Ausdruck für die »vier Beine« der Vierfüßler, den wir in der eben zitierten In-
schrift Ramses" IL antreffen :
l'Cry^^^^:^ Y(] cz^:^ »alles Wild, das auf Vieren geht« (Daressy, a.a.O.
6, lIOj-^ ' ' ' ''^''^^
§19. In allen diesen Beispielen erscheint das Zahlabstraktum für Vierheit in der
Schreibung (1 ci^fi. ohne die Femininalendung /, die wir bei dem alten Worte der
') Nach meiner eigenen Abschrift, der auch die Ersetzung des unrichtigen jl durch das
richtige A entnounnen ist, ist »unter dem <r^=^ ein Bruch, dessen Oberkante wie die Reste eines
AAAAAA aussieht". Sollte etwa statt | { | | dagestanden haben?
^) Wieder nach meiner Abschrift berichtigt.
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zalihvörter. 1 1
Pyramidentexte fanden (§ 17) und die, wie wir sehen werden, auch die kop-
tische Form voraussetzt. Haben wir es hier mit einem andern maskulinen Worte
zu tun, oder wie ist das regehnäßige Fehlen des /, das schon in den beiden
Beispielen aus Dynastie 19 vorzuliegen scheint, sonst zu erklären? Wir können
bei einer Anzahl ägyptischer Feminina, die auf tet oder det ausgingen und dem-
gemäß im Koptischen auf t€:^ endigen, beobachten, daß sie im n. R. Maskulina
werden, die man dann zum Teil mit ^ schreibt: I,. .■" für hd-t »Spelt«, kopt.
fetoTC mask.: x ^A für snd-t »Akazie«, kopt. wgonTe mask.; lY >^^^ für
ski-t »Götterschiff«, neuägypt. mask., Anast. lY 7, 10. 8, 5 (vgl. AZ. 44, 4) '. Den-
selben Geschlechtswechsel wird vermutlich auch unser altes Wort für »Vierheit«
(1 i'j^. lfd-t, kopt. Ä.qT€ im n. R. erfahren haben; nur unterblieb bei ihm, wo
der Zusammenhang mit dem Zahlwort »vier« deutlich war, naturgemäß die Um-
änderung der Schreibung. Wenn der Wegfall der Femininalendung bei unserm
Worte auch vor dem Suffixe s zu konstatieren ist, so kann das sehr wohl durch
Zusammenfall mit dem vorangehenden c=^> verursacht sein, wenn die Vokalisa-
tion danach war.
Das Zahlabstraktum für »Fünfheit«, das wir oben in der Form . | 2y> mit § 20.
dem Pluraldeterminativ versehen (und vielleicht wirklich in pluralischer Form?)
kennen lernten, ist vielleicht auch in dem Ausdruck enthalten, der in den
Gräbern des alten Reichs die Worflerin (und zwar die einzelne Person, nicht
etwa einen Trupp) bezeichnet: — — ^^ LD- II 71(7. Ergänzungsbd. 36. Brugsch,
Gräberwelt 144. ^111 II Davies, Ptahhetep II 7. c^^^^^Mar., Mast. B46.
Der Ausdruck begegnet uns später offenbar noch einmal in veränderter
Schreibung und mit der Bedeutung »Erntearbeiter« in der bekannten Stelle der
Inschrift des Jmnj von Benihassan:
I I i<
."^^^ ^J- ■ 7.^-3^^=^ »nicht
gab es einen Vorsteher der Erntearbeiter, dessen Leute ich von der Arbeit weg-
genommen hätte«.
Hier ist das Wort geschrieben, als ob es »fiinf Hände« bedeutete. Das
wird wohl auch der Sinn der Benennung gewesen sein, die die worfelnde Ernte-
arbeiterin mit einem Witz als fünfhändig bezeichnen sollte. Das ^_- »die fünf
Hände« des m. R. würde sich dann zu dem =— ^-c:» »die Fünfheit (von Händen)«
des a. R. verhalten wie das spätere »die neun Bogen«, das ia sicher
pd-t psd-t zu lesen war, zu dem älteren '.^=^ '<^=^ '^=>^ c:, ^ das wahrscheinlich nur
psd-t »die Neunheit (von Bogen)« zu lesen war.
^) Im Koptischen ist so auch noch 'Mpi ^ MI wid-t »Gemüse« oyooTe maskulin geworden.
2*
12 Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
§21. Unter den Formen, die wir hier als weibliche Zahlabstrakta angesprochen
haben, zeichnet sich eine durch ihr charakteristisches Aussehen aus. das Wort
für »Vierheit«. Es wird überall sowohl in den Pyramiden wie in der Ptole-
mäerzeit (1 . , . . ifd-t mit einem [1 geschrieben, das wir auch in anderen Ab-
leitungen des Wortstammes finden, das aber bei dem eigentlichen Zahlwort
\j^llll fdic »vier«, spät ||||, kopt. qTOo«^', und seinem Femininum
,,,, fd-t, kopt. qTO oder qToe, sowie dem Ordinnlzahlwort ^^Jl} fd-nic
nicht üblich ist. Es ist wahrscheinlich, daß hier ein Unterschied in der Vo-
kalisation vorliegt. Während in qToo-y dem Aleph ein Hilfsvokal folgte {tefdow),
sodaß es einem Aleph prostheticum gleichkam, wird ihm in (1 .... ein voller
Vokal gefolgt sein, der die Bezeichnung des Aleph erforderte.
Eine solche Form kennen wir nun in der Tat im Koptischen; es ist die
Form &.qT€ aus der Reihe der geschlechtslosen, meist mit der Femininalendung
€ versehenen Formen, die im Sahidischen für die Einer gebraucht werden, wenn
sie mit einem Zehner verbunden sind.
§ 22. Diese Formenreihe, in der wir demnach aller Wahrscheinlichkeit nach unsere
alten Zahlabstrakta zu suchen haben, lautet:
ivqTC" 7. cis.igqe (cÄ.igq)
TH 8. uj.uHiie (ig.uHit)^
23. Wie man sieht, kommen bei mehreren Formen dieser Reihe auch Neben-
formen vor, denen das e fehlt. Manche Texte machen dabei dann einen Unter-
schied, indem sie die Formen ohne c als maskuline, die mit e als feminine
verwenden*. Wie Stern schon richtig bemerkt hat, ist diese Unterscheidung
aber sekundär und künstlich. Ursi:)rünglich wird dieselbe Form für beide Ge-
schlechter gebraucht, vgl.: AiiiT-cuoo'yc üpo.une »12 Jahre«, Luk. 2, 42; nM€^-
AiÜT-ujOMTe ÜA-iton »der 13. Äon«, Pist. Soph. 42 u. o.; n.vie£^-g.v4.cit€ cd^igqe
Mv\/d.\MOc »der 87. Psalm«, ib. 72 usw. Tatsächlich sind die Formen ohne €
(abgesehen von cuoo-yc, bei dem die Sache besonders liegt) offenbar erst aus
den neutralen Formen mit e abgeleitet, wie das in einem Falle, bei ujomt »drei«,
vielleicht auch aus dem Fehlen des w zwischen ai und t (igo.uÜT lautet das
1. o-ye'
4
2. cnoo-yc (cnoo-Yce)
0
3. igoMTe (lyoAiT)
G
') MitT-OYCi, das nach Stern als feminine Form für 11 belegt sein soll, kann natürlich nicht
eine feminine Form zu dem neutralen AiÜT-OTe sein, sondern entspricht einem bohairischen AtcT-o-yi
und gehört zu einem zu postulierenden maskulinen *.uTTT-oyö., das dem bohairischen .weT-oy».i
entspräche.
*) Das T, das vor *.qTe und ».ce oft eingeschoben erscheint, wird auf falscher Analogiebildung
zu jwnT&.qTe »H«, •soyrA^ce »26« einerseits und zu aviith »15«, AiÄ.ekfe-TH »85« anderseits beruhen.
^) Diese Form hat sich auch im Bohairischen erhalten, wo sie die eigentliche Form des Zahl-
wortes 8 ujAioyu, die dmch den Namen von Hermopolis als alt bezeugt wird, verdrängt hat.
*) So hat die Pist. Soph. igAiHn (53) und \^ic (62. 74. 100), >^rr (22) bei maskulinen Nominibus
neben \^rTe (116) bei einem femininen Nomen; anderseits aber o^c, cnoDyc, ujomtc, «^qTC, th,
c&igqe bei Wörtern beiderlei Geschlechts (s. oben).
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 13
eigentliche maskuline Zahlwort) zu erkennen ist. So wohl auch ujmhu. Bei anderen,
die den gewöhnlichen Zahlwörtern gleichen, wie c^)^lgq und xjric (besonders bei
dem letzteren, das sehr gewöhnlich ist, wegen seines c), mögen auch wirklich
diese Zahlwörter an die Stelle der alten neutralen Formen getreten sein, wie
im Bohairischen. Bei der Entstehung der Formen ohne e hat vielleicht nicht
nur die Analogie der gewöhnlichen Zahlwörter mit ihrem Geschlechtsunterschied
mitgewirkt, sondern auch der Umstand, daß dem Zahlworte meist ein Nomen
mit dem Genitivexponenten n folgte, mit dessen anlautendem e das auslautende
e des Zahlwortes in der Aussprache zusammenfallen konnte, wie wir das ja
auch sonst oft im Koptischen beobachten können (vgl. § 42). müt-ujoaitc Ris^iccm
und mSt-ujo-ht nd^iccm werden nicht sehr verschieden in der Aussprache ge-
klungen haben.
Betrachten wir nun die einzelnen Formen unserer Reihe: § 24.
1. o-ye. In dem e wird man a priori dasselbe vermuten wie in dem e
der anderen Formen, die damit endigen, also den Hilfsvokal vor der weggefallenen
Femininalendung t. Ist das richtig, so müßte also das oy den Vokal des Wortes
enthalten und dieses müßte also *üe gesprochen werden. Nun haben wir aber
oben in dem kopt. ©"yoüi »Teil« ein feminines Zahlabstraktum für «Einheit«
zu erkennen geglaubt, das wo lautete und das auch der Nisbeform o-yü^T zu-
grunde zu liegen schien. Kann damit unsere Form o-ye, die ja auch ein
solches Abstraktum sein müßte, zusammenhängen? Ich glaube ja. Beide Formen
werden zueinander im selben Verhältnis stehen wie o-yoii » einer <s »jemand« zu
oyn, oy »was?«. Wie das ivö von oyon zu u verkürzt erscheint in oy »was?«,
so wird das ivö von o-ywu, o'ywT zu ue verkürzt sein, indem das vokalisch
ausgesprochene oy den Ton auf sich gezogen hat. Daß diesem oy hier aber
noch ein e folgt, wird darin seine Ursache haben, daß icö, wie der lange Vokal
zeigt, ursprünglich zweisilbig gewesen ist: *w6-^et, *iü6-e.
2. cnoo'yc. Obwohl Stern cuoo'yce als die eigentliche Form für »zwei« § 25.
nach Zehnern hinstellt, ist es in diesem Falle, wie es scheint, umgekehrt. Gute
alte Texte, wie die Pistis Sophia und der Cod. Bruc, ed. SciiMmT, die bei den
andern Formen auf e das e zeigen, haben es dagegen bei cnoo-yc nicht, und
zwar auch, wo diese Form mit einem femininen Nomen verbunden ist. cnoo'yc
ist eine Form von rätselhaftem Aussehen, bei der jedoch eines sofort klar scheint,
daß das c am Ende nicht zum Stamme gehört. Wir haben es augenscheinlich
mit einer Bildung zu tun, die den femininen Nomina mit dem Suffix c 3 fem.
sing, entspricht, wie coo-y^c »Versammlung«, i^nc »Zahl« (Stern, Kopt. Gramm.
§ 99; Sethe, Verbum I § 59). Das hat schon Stern richtig erkannt, der auch
mit Recht darauf hinwies, daß das Koptische noch eine andere Form des Wort-
stammes für »zwei« mit demselben Suffix bewahrt hat in cä.uic »Zweifel«.
Vergegenwärtigt man sich, daß das Zahlwort »zwei« im Altägyptischen
wie alle Wörter, die den Begriff des Dualis enthielten, die Suffixe mit einem /
versehen zu erhalten pflegte, so könnte man auch ciioo-yc bei seiner Vokalisation
14 KuktSethk: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
aus einem *sn6w-sej erklären. Dieses *snöw-8ej aber müßte, da dem w nicht die
Dualendung j folgt, das Ordinalzalilwort |^ hi-/tw «der zweite« enthalten und
auf *^en-n6u:-iej zurückgehen. Sollte sich in citoo'yc vielleicht der alte Aus-
druck für »Wiederholung« J M W erhalten haben, den wir aus der adverbiellen
Verbindung | ' ' i\\ »abermals«' kennen? Auf jeden Fall haben wir in cnocyc
aber niclit ein altes feminines Zahlabstraktum, wie in &.qTf, zu erkennen, sondern
einen Ersatz für ein solches.
§ 26. 3. iyoMT€. Die Form stimmt mit der femininen Form des gewöhnlichen
Kardinalzahlwortes »drei« uioavtc : ujoav^ (ägypt. =iD||| hmt-t) überein, ebenso
wie die Formen cd^iyqe und \^it€. Das ist aber wohl kein Grund, daran zu
zweifeln, daß wir es mit einer alten Abstraktlbrm *hömtd zu tun haben. €»one
»Kunst« und iioaitc »Kraft«, TV.oiiS'e »Vorwand«, A\.oi£e »Bewunderung«, noqpe
»Nutzen« sind Abstrakta der gleichen Bildung.
§ 27. 4. is.qTe. Die Form, die, wie gesagt, aufs beste dem alten (1 .,.. Ifd-t
entspricht, zeigt als Stamm die Konsonanten ifd\ Avie wir später sehen werden,
ist das für das Verständnis der Kardinalzahlworte der Einer lehrreich. Die
Bildung der Form lafdd ist eine für Abstrakta sehr beliebte; vgl. o'yivujTe »An-
betung« (von ws(T), O'Yö.e^m boh. »Durchbohrung« (von wtn). tä,<5'c€ »Spur« (von
dys), nd^ujive »Dienst«, n&.uje »Mitte« (von pis), rä.ic€ »Begräbnis« (von krs)'.
§ 28. 5. TH. Die koptischen Nomina auf h sind fast alle Feminina, die auf ejet
oder ewet ausgingen, und, wie L.\cau gezeigt hat (Rec. de trav. 31, 77 ff.), vor-
zugsweise Kollektiva, bei denen das dem <? folgende/ oder w nicht zum Stamme,
sondern zur Endung gehört (p.XieiH »Träne« aus *remjejet, TO'yiH »Gebirge«
aus ''(iewjejd). Das würde auch bei unserer Form zutreffen, wenn sie dem
ägyptischen Zahlabstraktum für »Fünfheit« entspricht, das wir in den Schrei-
bungen = — ^^ und 1 1 Vy zu erkennen glaubten. Hier erscheint das w in
der ersten Schreibung dadurch, daß es vom d durch das Zahlzeichen getrennt
ist, und in der zweiten Schreibung dadurch, daß es überhaupt bezeichnet ist,
als zur Endung gehörig^. Die Pluralstriche, die wir der zweiten Schreibung
zugefügt finden, sind (falls es sich nicht um einen wirklichen Pluralis handeln
sollte, was an sich nicht wahrscheinlich) wie sonst als Determinativ des ab-
strakten und kollektiven Ausdrucks zu erklären. Vom Stamme des Zahlwortes
zeigt die Form des a. R. wie die koptische Form nur den ersten Konsonanten
<=s> t; von einem zweiten Konsonanten finden wir auch in der Vokalisation
•) So, nicht »zum zweitenmal« zu übersetzen. In der Biographie des Admirals JfÄ-ms zu Elkab
findet sich der Ausdruck bei der dritten, fünften und siebenten Belohnung mit Gold (Urk. IV 4, 9.
5, 10. 10,3); bei der zweiten steht statt dessen / | , (ib. 4,2), bei der vierten und sechsten nichts.
^) Von Worten wie oyälUjcc »Breite« (ws/i-t) und «A.iyTe »Schutz« {nht-t), bei denen das ^^.
auch aus ö oder e hervorgegangen sein könnte, nicht zu reden. — ^) Wenigstens nach der Auf-
fassung des Ägypters.
1910.] KurtSethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 15
keine Spur melir. th sieht nus, als sei es aus *de-wet entstanden, wie .uo«^*
»sterben« aus *müwet, oyitOY »Stunde« aus *ewnfiwet, cui »trinken« aus *sÖwer
usw. (Verbum I § 1576).
6. ixce. Die Form zeigt augenscheinlich die gleiche Bildung Avie evqTC.
Der Stamm wird auch hier mit einem [1 begonnen haben, das wir in den
wenigen phonetischen Schreibungen von Ableitungen des Zahlwortes »sechs«',
in den Anspielungen des Leidener Zahlenpapyrus I. 350"^ und in den koptischen
I-'ormen der Kardinalzahlen G (coo-y, co, ce-) und (50 (ce) nicht sehen. Außer-
dem wird dem Konsonanten s, der in der Form es.ce als zweiter Konsonant
auftritt, in den eben genannten anderen Fällen aber den Stamm des Zahlwortes
»sechs« zu beginnen scheint (gerade Avie das / von (fd-t), noch ein Konsonant
gefolgt sein, der dem r/ von ifd-t entsprach und der bewirkte, daß das d von
i<ce in geschlossener Silbe stand. Was für ein Konsonant war das nun? Die
einzige Form, in der uns im Ägyptischen von dem Stamme des Zahlwortes
»sechs« mehr als das I ^, mit dem seine Formen sonst zu beginnen scheinen,
entgegentritt, ist das Wort nPöP; das auf einem Sarge des m. R. das »Sechs-
fadengcAvebe « im Unterschied zu dem »Vierfadengewebe« |(1 bezeichnet
(Leps., Älteste Texte 36 = Steindorff, Grabfunde II 8, Taf. II). Hier finden wir
dem Stamme des Zahhvorts »vier« ifd entsprechend als Stamm des Zahlworts
»sechs« 676-, eine Form, die dem semitischen Stamme desselben Zahlwortes M^
gut zu entsprechen scheint. Wir treffen hier als die beiden ersten Konsonanten
des Stammes dieselben Laute an, die Avir bei evce als erste Radikale annehmen
mußten, aber in umgekehrter Reihenfolge. Es hat in d^ce augenscheinlich Me-
tathesis stattgefunden; dadurch sind dann die beiden s des Stammes sts zu
einer Doppelkonsonanz ss zusammengetreten, die in der koptischen Schreibung
i<c€ ganz gesetzmäßig nur durch ein c A^ertreten ist. «vce Avird also aus ^lasset,
das Umstellung von *sdtset Avar, entstanden sein^.
^) Das »Fest(mahl) des 6. Monatstages-, später /wvw^ Ko^ geschrieben und augenscheinHch
eine Ableitung von »sechs« mittels der Endung ^^^ nt (Ordinalzahlendung?), wird in den Pyramiden
geschrieben: R |j ^ 861c. njjj ^ ÖS 716a (P.) = nj "'^^ j | |ö Ö 716« (T.). Auf dem
Palermostein (Rs. 2,2) kommt es in der Verbindung 'iim vor. die vielleicht eine feminine
Nisbeform dazu darstellt.
') ^^? ^wiw für coov »6« (ÄZ. 42, 14); Ö^ und Ö^l^ siwj für ce ..60« (ib. 26/7);
^^"^^«Vy für ce-iye -.600.. (ib. 38/9).
*) Eine solche Umstellung von 1(1 zu [II können wir nun in der Tat in der ältesten Sprache
vielleicht auch sonst noch belegen. Wenn in den Pyramiden bei den Caus. 2rad.I (1 mit unver-
brüchlicher Regelmäßigkeit das (1 fehlt, wenn die Formen das (1 prostheticum haben, dagegen ebenso
regelmäßig geschrieben wird, wenn dieses fehlt, so hängt diese seltsame Hlrscheinung vielleicht mit
§ 21)
16 Kurt Setue: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
§ 80. 7. ceviyqe. Die Form stimmt mit der femininen Form des eigentlichen
Kardinalzahlwortes »sieben« überein (c&.ujq€:iy*N.uiqi, ägypt. [1 ||| sfh-t), wie
ujo.uTc. Durch einen glücklichen Zufall hat sich gerade diese Form noch im
Koptischen in der Anwendung als Zahlabstraktum erhalten: TCd^iyqe »die Woche«
eßScixoit; Gen. 21), 27'. Das entspricht genau den alten Ausdrücken tfd-f und
hmn-t fiir einen Zeitraum von vier und von aclit Tagen. Es ist also wohl
nicht daran zu zweifeln, daß die Form, trotz ihrer Übereinstimmung mit dem
Kardinalzahlwort, ein altes Zahlabstraktum ist. Ihrer Bildung nach kann sie
sowohl zu dwqTC wie zu ujomtc gestellt werden, da das aus // hervorgegangene
uj das ö in a zu verwandeln pflegt (Verbum I § 40, 5: s. a. oben § 27, Anm.).
■ « III) I I I I
§ )U. 8. igMHrie. Die Form, die den alten Formen ^ ^ und \\\\i=^ hmn-t
entsprechen wird, zeigt eine Bildung, die Avir auch sonst für Abstrakta belegen
können, vgl. g^Hsre »Süßigkeit«, g^pHuje »Schwere«, (^pHe^e »Ausstattung«.
§ 32. 9. xJ/iTC. Auch diese Form stimmt mit der femininen Form des gewöhn-
lichen Kardinalzahlwortes »neun« \^iTe:\i.ri^ (ägypt- DM 1 1 1 1 pM-t) überein;
doch liegt hier, ebenso wie bei ujo.uTe und civujqe, kein Grund vor, dcshallj
an ihrer Identität mit dem alten Zahlabstraktum Dl |j i m psd-t »Neunheit«,
das Avir in den Ausdrücken für »Götterneunheit« und »die neun Bogen«
fanden, zu zweifeln. Ein Abstraktum, das die gleiche Bildung aufweist, ist
Ä.piKe » Schuld « .
3. Die Bildung der Kardinalzahl worte für die Einer.
§ 33. Durch die feminine Abstraktform (1 ,,,, d<qTe »Vierheit« haben wir den
Stamm des Zahlwortes »vier« als //c/ bestimmen können. Es ergibt sich daraus,
daß das w, mit dem die maskuline Form des Kardinalzahlwortes ^ 1 1 1 1
fdw, kopt. qTooy constr. qTO'y- endigt, nicht zum Stamme gehört, wie man
bisher zu glauben geneigt war, sondern eine Endung sein muß. Das wird
denn auch wohl bestätigt durcli die Variante ci^p ^ , die das w von den Stamm-
konsonanten /^/ durch das Zahlzeichen getrennt zeigt (Pyr. 3106. 360/a 1104c.
llOoö. 1141 r. 1548«), durch die Form des Ordinalzahlwortes ^^ ö^ fd-nw
»der vierte«, die den Stamm fd ohne das w zeigt (s. unten § 64), und endlich
durch die feminine Form ^^if^,, die das w weder im Ägyptischen noch im
einer solchen Umstellung der Konsonantenfolge 1(1 zu (IM zusammen: 1(1 '-' ^ — ist "tes-lo-pef
zu vokalisieren, [J I a<.--^ *iet-so-pef, das gibt nach den Lautgesetzen *a-so-pef\ die erstere
Schreibung ohne (I prosth. entspricht gewissermaßen dem ^^1111 lefdöw, die letztere mit (I
dem (I , , , . täfdet (s. dagegen § (!.5).
') Wenn ebenda in Vers 28 in völlig gleichem Zusammenhange jüncd^tyq statt ÜTCiwujqe
steht, so kann das nur auf einem Fehler beruhen.
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 17
Koptischen qTO jemals zeigt. qToo«Y (boli. qTtoo'y, achmim. qTes^Y) wird also
eine Bildung sein von der Art wie e^oo'y »Rinder« *ejh6w (Plur. von []fi^)f^
ege), ecoo«^* »Schafe« *esröw, *esiöw (ursprünglich Plur. von ^^^^ sr, — »— (J^^
sj, im Koptischen auch für den Singularis gebraucht), Moo-y «Wasser« (ägypt.
^^^^ m-ic. Plur. von 7n).
Sehen wir uns daraufhin nun auch die anderen maskulinen Formen der § 34.
Kardinalzahlwörter für die Zahlen von drei bis neun an, so finden wir zunächst,
daß zwei von ihnen ebenfalls am Ende ein w aufweisen, das ihren weiblichen
Formen fehlt:
coo-y »sechs« (boh. ctocy, achmim. cis.y), dessen Femininum co lautet
(s. unten § 40 ff.). Die Form zeigt dieselbe Vokalisation wie qToo'y. Da der
Stamm, wie oben festgestellt wurde (§ 29), sis lautete, müßte eine dem entsprechende
Form *setsow lauten; und daraus konnte in der Tat das kopt. cocy hervorgehen,
wenn das i weggefallen war. Wir kennen genaue Analoga hierzu: -xcaq »sein
Kopf« von 'Äüi'2£ *doMe^ (ägypt. A'k\ i "v^®) ist aus *^e/(id/(?/' entstanden durch
Wegfall des Aleph und Zusammenfall der beiden nur durch einen Hilfsvokal
geschiedenen gleichen Konsonanten (s. Verbum 1 § ßObis). El)enso ist ujictS,
der koptische Name der Stadt Hypselis, aus dem alten MJ'^ \\j\ © S^s-htp
entstanden, indem aus *S}es-h6tep mit Ausfall des / zunächst *Ses-h6tep, dann
mit Assimilation des *' an das s *Ses-h6tfp und daraus schließlich *S-hütep wurde.
Die Schreibung TiHv^ r-,/vs5 hi der der Name nach Gardiner im Glossar von
GoLENiscHEFF erscheint, scheint diese lautliche Reduktion schon für das Neu-
ägyptische zu l)ezeugcn, ganz im Einklang mit dem sonstigen Befunde (s. Ver-
bum I § 60). — Auch bei unserm Zahlwort »sechs« müßte nach den Anspie-
lungen des Leidener Zahlenpapyrus I. 350 mit dem Worte . sw^w (s. oben
§ 29, Anm.) der Zusammenfall der beiden s bereits im Neuägyptischen voll-
zogen gewesen sein. Für die Ableitung mit dem Affix "^"^ nt, die »Fest des
sechsten Monatstages« bedeutet, scheinen die oben § 29, Anm. aufgeführten
Varianten sogar schon für die Zeit des a. R. das Vorhandensein nur eines s
zu bezeugen.
^©"Y »fünf«, dessen Femininum '^e oder "^ lautet (s. unten). Man pflegt § 35.
das ©«Y dieser Form als Radikal aufzufassen, da man auf Grund der späten
Schreibung i< für die Zahl 5 annahm, daß der Stamm des Zahlwortes dw?
lautete und daß das Zeichen des fünfzackigen Sternes seinen Lautwert dw^ eben
von dem Zahlwort bekommen hätte. Man sah demzufolge in "^©"y eine Nominal-
form *dfwe^, von der nämlichen Bildung wie "^k »Funken« *t/:ke^ (ägypt. t^Jl)?
giR »Zauber« *hfke^ (ägypt. g ^ ), cicy »Stern« *slbe^ (ägypt. R Jp?). Bei dieser
Erklärung war aber schon die Erhaltung des w im Anlaut der Nebensilbe nach
dem A^okal auffallend; eine Form wie *dfweJ würde in der Regel im Koptischen
ti ergeben (vgl. Verbum I § 157^). Tatsächlich besteht zwischen dem ägyptischen
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 47. Band. 1910. 3
18 Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
Zahlwort für »fünf« und der fünfzackigen Zeichnung des Sternes nicht mehr
Zusammenhang als bei allen anderen Völkern, die den Stern ebenso zu zeichnen
pllegen. Das ägyptische Hieroglyphenzeichen des Sternes i< hat seinen Laut-
Avort dwf wohl von dem Namen des Morgensternes erhalten, der |c=^:3-J^yc »der
morgentliche Gott« hieß; und mit diesem Lautwert findet es sich überhaupt
nur bei Wörtern, die mit dem »Morgen« zusammenhängen, verwendet \ wie
-jO » der Morgen « , cz^^j -jb! _ » morgen « , crs^^ ■/fl ^ " ^°^ Morgen tun « ,
X| N^^l »am Morgen anbeten« (ursprünglich nur von der Sonne, erst
später allgemein gebraucht für »anbeten«), ^ die ^ die ) »früh«, »in der Frühe«.
Der Stamm des Zahlwortes »fünf« wird, wo es in alter Zeit phonetisch ge-
schrieben wird, wie wir oben sahen (§ 20), nur mit einem dSi» geschrieben,
das wir denn auch in der Form th als einzigen Stammkonsonanten im Kop-
tischen erhalten fanden (§ 28). Der Leidener Zahlenpapyrus I. 850 spielt auf
die Zahl »fünf« zwar mit -^ n^ ^ r-^-^ »anbeten« an (ÄZ. 42, 14), doch be-
weist das höchstens, daß das Zahlwort ^oy im Neuägyptischen die Konsonanten
dw hatte; übrigens spielt derselbe Text an anderer Stelle mit Bezug auf die
Zahl 500 auf dasselbe Zahlwort nur mit ^ dr an', vielleicht weil es in
der Verbindung mit uje »100« verkürzt war wie coo-y zu ce- (vgl. Stern,
Kopt. Gramm. § 279).
Wir werden nach alledem in dem oy von "^oy niclit einen Radikal, son-
dern dieselbe Endung w zu erkennen haben, die wir in tjTOO'y und coo*^'
fanden. Auf den langen Vokal 7 muß noch ein Konsonant gefolgt sein, so daß
der Vokal in offener Silbe stand. Und zwar muß es ein Konsonant gewesen
sein, der so frühzeitig wegfiel, daß das auslautende w der unbetonten Neben-
silbe dadurch vor dem Wegfall bewahrt w^urde wie bei TH-y »Wind« *feiew
(ägypt. ^^ V^ I^), epH-y »Genossen« *ejrejeic (Plur. von (1 v, ^ ^d) und den
anderen Verbum I § IGlö, /3 aufgeführten Formen. Es muß das also noch vor
dem Neuägyptischen geschehen sein (vgl. Verbum I § 194). Hierfür kann nur
"^v ^, U y> oder ^ w in Betracht kommen. Nehmen wir den erstgenannten Kon-
sonanten an, so würden wir für die koptischen Formen des Zahlwortes »fiinf«
einen Stamm erhalten, der mit dem Stamm des Wortes für »Hand«, wie er
sich aus dessen koptischen Formen ergibt, übereinstimmte; A'gl.
'^o'Y *dT-^PW, -^c *dl-?ft (s. unten) mit TOOTq »seine Hand« *dni-ipf,
TH *de-i"et »Fünfheit« mit tu- »die Hand von« "df^-en.
Ich denke, das ist ein Ergebnis, das recht viel innere Wahrscheinlich-
keit hat.
o . „ . , . „ o
') Eine scheinbare Ausnahme ist crs> ^^, ^ di-t »Unterwelt«, das im n. R. >/lc | — , ge-
schrieben wird; docli ist hier der Stern im Kreise offenbar ein Determinativ für die Sternen weit
der D)-t. — "") ÄZ. 42, 37.
1910.] KurtSethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. li)
Hinsichtlich seiner Biklung- würde "^o-y »fünf« also zu vergleichen sein
mit nm »Maus« *pTnew (ägypt. ^r M), cuv »Kraut« *^'^^^'?w; (ägypt. H^^O ^ '^■<J),
gilt »Hohlmaß« *hmew (ägypt. „y).
Bei den Formen der Zahlwörter für 3 und 7 bis 9, die im Koptischen nicht § 36.
auf oy ausgehen, ist überall die Vokalisation eine solche, daß sie die Existenz
einer Endung wie w auch bei diesen Formen anzunehmen nötigt:
ujOMtiT »drei« muß den kurzen Vokal ursprünglich in geschlossener Silbe
gehabt haben: *hömtew. Es ist lautlich ein Gegenstück zu dem Qualitativ
o-YOMÜT, das aus *wömtew entstanden ist; hinsichtlich der Bildung aber zu
£^oq »Schlange« V/ö/Zew; (ägypt. § ^ÄT % ||||t bßw), mout »Gott Montu« *Möntew
(ägypt. Awv«^^), ujonc »GottChonsu« *Hönsew (ägypt. /wvws V^J), o^^ß »Zähne«
*töbhew (Plur. von (1 J | ibh).
Dasselbe gilt für c^vUJq, das aus *snhfew, *Mfheiü zu erklären ist. Es ist
möglich, daß das ä unter dem Einfluß des h aus ö entstanden ist, und daß
somit dieselbe Bildung vorliegt wie bei lyoMiiT; zu vergleichen ist die Form
mit c^v€m »Arzt« *säjnew (ägypt. ^), Mevcni »Zeichen« *majnew (ägypt. )
iv^€ »Leben« *(^äh^ew (ägypt. y VO)'
Anderseits muß der lange Vokal von ujAicyn ursprünglich in offener § 37.
Silbe gestanden haben; es wird aus *hmünew entstanden sein, was auch durch
den Ortsnamen 5 uiMO-yu, der damit identisch zu sein scheint, bestätigt
wird. Zu A^ergleichen sind dazu Nominalbildungen wie Js.no'yn *emüpew (ägypt.
|] V:^:^:^ ), \vov}j.iQ *Hnilmew (ägypt. 5 V^^^' 2.''^^*^? »Pferde« *htöreiü (Plur.
von ägypt. K '^ {^ l^ti' 2_to).
Dasselbe gilt wieder für \^it »neun«, das aus *psTdew zu erklären ist. Vgl.
cnip »Körperseite« *spireiü (ursprünglich Plur, von H /*>\ 6j9/-» Rippe«').
Was diese für alle maskulinen Kardinalzahlworte von 3 bis 9 vorauszusetzende § 38.
Endung w sein wird, ist klar. Es ist ohne Zweifel die maskuline Pluralendung
der Nomina, die hier der Dualendung ivj des Zahlworts »zwei« ciii^'y ent-
spricht. Tatsächlich fanden wir ja auch unter den Nominalformen gleicher
Bildung wiederholentlich Plurale. Daß die mutmaßliche Pluralendung der mas-
kulinen Zahlworte nur bei der Form ^ 1 1 1 1 ausgeschrieben zu belegen ist,
liegt wohl daran, daß die anderen Zahlen überhaupt nur sehr selten aus-
geschrieben vorkommen. Auch bei fdw überwiegt die defektive Schreibung
c:^3 in den Pvr. bedeutend.
MM*'
Vergleichen wir mit den maskulinen Formen nunmehr die zugehörigen § 39.
femininen Formen, so zeigt sich, daß diese statt der Pluralendung w einfach
^) Siehe Lacau, Rec. de trav. 31, 80.
20 KdrtSethr: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
die feminine Singularendung aufweisen, im übrigen aber die gleiche Vokali-
sation besitzen.
^OAiÜT »drei« *höwfeic entspriclit das Fem. tyo.wTe "hörntet, das wir oben
auch als Zahlabstraktum angetroffen haben.
'^o'Y «fünf« *di^eir entspricht das Fem. '^c oder (seltener) mit der im Sahi-
dischen in solchen Fällen leicht eintretenden Elision des e: ^^ *dTiet, eine Form wie
'^nc »Geschmack« ^dipet (ägypt. |), -xice »Rücken« *Uset (ägypt. 9).
cjvigq »sieben« *sdfhew entspricht das Fem. cd>.iyqe : u}2vigqi, das uns bereits
oben als Zahlabstraktum begegnete.
^Aio-yii »acht« *hiuünew entspriclit das Fem. ujMO'ytte *Jimünet.
\\riT »neun« "^p^Idnc entspricht das Fem. \^it€ *piidet, das wir oben wieder
auch als Zahlabstraktum kennen lernten.
§ 40. Schwieriger liegt die Sache bei den beiden noch übrigbleibenden Zahl-
worten auf oo-y, qToo'Y »vier« und coo-y »sechs«. Zwar zeigt auch bei ihnen
das Femininum qTo, co denselben Vokal wie das Maskulinum und an der näm-
lichen Stelle, aber es finden sich neben diesen meistgebräuchlichen Formen bis-
weilen Nebenformen qToe und coe, die sich zu ihnen zu verhalten scheinen
wie "^e zu ■^j d. h. es sieht so aus, als ob sie ältere Formen wären, aus denen
die gebräuchlichen Formen qTo und co durch Elision des Hilfsvokals nach dem
Vokal hervorgegangen wären. Wenn das wirklich der Fall wäre, so müßten
die Formen qroe und cog mit ihrem kurzen Vokal ö zwei Konsonanten zwischen
dem o und dem e verloren haben, gerade wie bei £^e »fallen«, alt ^ee, boh.
£^ei, das aus *heijet entstanden ist, bei ujd». »erscheinen«, achmim. ^Ä.e, boh. igÄ.i,
das aus *hd^jet entstanden ist, bei o »sein«, boh. oi, das aus */Ö77>;' entstanden
ist, usw. Von solchen zu ergänzenden Konsonanten ist bei dem Zahlwort
^^i'j^i nie eine Spur zu finden, und es wäre auch schwer vorzustellen, was
für Konsonanten es sein sollten, die dem Stamme Ifd in dieser Form noch ge-
folgt sein sollten.
§41. Im achmimischen Dialekt, der ja vielfach sehr altertümlich ist, anderseits
auch manches ganz Junges bietet, lauten die femininen Formen der Zahlworte
»vier« und »sechs« qTcoe (Eliasapokal. 81, 14) und ccoe (ib. 30, 9). Hier haben
wir also gleichfalls das e der sahidischen Nebenformen, davor aber statt des
kurzen Vokals, der die P^rklärung der Formen so erschwerte, den langen Vokal
to. Aber dieser, der für das Sahidische die Ableitung der Formen erleichtern
würde, ist im Achmimischen ungehörig; es sollte hier vielmehr *qTO'Y€, *co'ye
(vgl. qo-ye »Haar«, sah. qw, qwe, boh. qtoi) oder noch besser ^qTO-y, *co'Y
heißen, wenn die Formen aus *lefd6wet, *seM6wet oder ähnlichen Bildungen ent-
standen sein sollten. Überdies ist eine Entstehung des sah. qToc, coe oder
') Wie es scheint, nur mit folgendem Genctivexponenteii (s. dazu § 42) belegt in -^ ÄinoAic
l\i\>Tano}.it;, Sap. 10, 6. TAie^-'^ ÄL«eT«wnoiÄ. »der fünfte Bußgesang« Pist. Soph. (57 — 73. — Der
Cod. Brucianus ed. Schmidt hat -^e neben qTO und co.
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 21
qTo, CO aus einem älteren qT03€, coie völlig ausgeschlossen; solche Formen
könnten nur qTco und cü) ergeben. Die achmimischen Formen sind vielmehr
offenbar erst aus Formen wie die sahidischen Formen qToe, coe entstanden
durch sekundäre Dehnung des in offener Silbe stehenden kurzen Vokals, wie
wir das im Sahidischen nur selten bei Ausfall eines "n^ y, im Bohairischen aber
häufiger beobachten können (vgl. Verbum I § 24)". Das sekundäre ca der ach-
mimischen Formen verhält sich zu dem alten oy von qo-ye «Haar«, cfco-y »Lelire«
wie das sekundäre ü) der bohairischen Formen Mcao'y »Wasser«, iicoini »sich
bewegen« zu dem alten oy von Moy »sterben«, iio-y^ »Gott« (Verbum I § 43, 1.
44, 3).
Wir haben hier also allem Anschein nach einen Fall, wo der achmimische
Dialekt etwas Jüngeres bietet als der sahidische; und dieser Fall wird noch
bemerkenswerter dadurch, daß auch die offenbar von ihm vorausgesetzten Formen
des Sahidischen, qToe und coe, selbst erst sekundäre Bildungen sind.
Nehmen wir an, daß bei den Zahlworten »vier« und »sechs« das gleic?ie § 42.
Verhältnis zwischen der maskulinen und der femininen Form bestand, wie wir
es bei den andern (3.5. 7 — 9) fanden, so müssen wir zu qTOoy und coo-y als
Femininalformen *iefd6t und *seisot, *söt erwarten, wozu auch die alte Schreibung
^^mi f^'^ ^^^' ^^^ Femininalform von »vier« gut passen würde. Wie aus den
alten Femininalformen — »^ v ^^'^ »Weizen« *swöi' und ^ p-t »Himmel«
-H O O O l- ^1
*pet im Koptischen co'yo und ne geworden ist, so mußte aus diesen zu postu-
lierenden Formen *iefd6t und *seisot im Koptischen qTo und co werden. Das
sind aber in der Tat die Formen, die wir im Sahidischen gewöhnlich, und
zwar gerade auch in guten alten Texten wie der Pist. Soph. (65. 73. 359) und
dem Cod. Bruc, ed. Schmidt (z. B., 244/45) allein in Gebrauch findend Ich
glaube, wir haben diese Formen nach allem, was vorliegt, als alt anzusprechen
und müssen annehmen, daß die weit selteneren und schlechterdings nicht zu
erklärenden Nebenformen qToe und coe, die ihrerseits den achmimischen Formen
qTüie und ccoe zugrunde zu liegen scheinen, sekundäre Analogiebildungen sind,
vielleicht nach dem Muster von ^^e »fünf«. Wie oben bei den koptischen
Formen der Zahlabstrakta (§ 23), aber in entgegengesetzter Richtung, könnte
auch hier die häufige Verbindung des Zahlwortes mit einem genitivischen R
mit zu den falschen Bildungen Anlaß gegeben haben; zwischen co npoMne
und coe SpoMne wird in der Aussprache kaum ein Unterschied gewesen sein\
') Ein analoges Beispiel einer solchen sekundären Dehnung eines kurzen Vokals in ge-
öflneter Silbe im Achmimischen ist icoiope »Fluß« (EUasapok. 12, 1.5. 16. 36, 15) statt loope (ib. 14,4),
sah. eioop. Wäre hier der lange Vokal ursprünglich, müßte es auch in diesem Falle lOYoype heißen.
^) Das Wort war femininisch nach Eb. 49, 12: I _^ ,■'" (1 r /i »geschroteter Weizen« (vgl.
ib. 7.0,15: .■'" f\*^ »geschrotete Gerste«); im Koptischen ist coyo maskuliniscli geworden wie
so manches andere Wort (s. oben § 12). ■ — ^) Im Cod. Bruc. neben -^e »fünf«.
*) Ob vielleicht auch die Neigung des achmimischen Dialektes, den Wörtern am Ende ein e
anzuhängen (vgl. loope, iioiope in Anm. 1), bei den Bildungen qTCoe, ccoe mitgewirkt hat?
22 Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
Wenn qToe und coe, die den Anscliein erwecken, als ob sie ältere Formen
von qTo und co seien, in Wahrheit erst sekundär aus diesen gebildet sind, ge-
wissermaßen als falsche Kückbildungen, so haben wir, wie es sclieint. ein ge-
naues Seitenstück dazu in der bohairischen Form n^Ä.i für das sahidische Skä.
«Ding«, das ebenso aus "^3:^ nkt {*enkät) entstanden ist wie qTo aus *te/ddi\
§ 43. Wenn wir demnach für alle Zahlwörter von drei bis neun als Regel auf-
stellen können, daß die 3Iaskulina die Pluralendung w, die Feminina dagegen
die Singularendung t hatten, so ist es wohl klar, was diese singularischen
Feminina im Grunde waren: es werden Kollektiva gewesen sein, und es ist
gewiß kein Zufall, daß wir drei von diesen Formen in der Tat auch schon in
der Reihe der femininen Zahlabstrakta oder -kollektiva, die wir im vorigen
Abschnitt betrachteten, angetroffen haben.
§ 44. Was sich uns hier für die Bildung der Kardinalzahl worte von drei auf-
wärts ergeben hat, steht nun auch in bemerkenswerter Übereinstimmung mit
der Bildung des Kardinalzahlwortes »zwei« und des Dualis im allgemeinen.
Auch das Zaldwort «zwei« und der Dualis der Nomina zeigen als Endung der
maskulinen Formen icj (alt yOÜ; später ^ geschrieben) mit einem w, in dem
man nur die maskuline Pluralendung erkennen kann', als Endung der femininen
Formen dagegen fj (alt \ (1 , später ) mit einem /, das mit der femininen
Singularendung, nicht aber mit der femininen Pluralendung ict übereinstimmt.
Die Formen des Zahlwortes «zwei« und der anderen Duale unterscheiden sich
somit von den Formen der Zahlwörter »drei« bis »neun« nur durch das an-
gehängte/, eben jenes dualische Element, das wir auch den Formen der Personal-
pronomina, den verschiedenen Formen des Wortes für » der andere « und ganzen
Wortkomplexen (Substantiven mit Suffixen), die den Dualbegriff enthalten, ebenso
angehängt finden (s, meine Ausführungen iVZ. 40, 92 ff. und 44, 84 Anm. 1)..
§ 45. Die Formen des Kardinalzahlwortes »zwei« werden in den Pyramidentexten
und im a. R., Avenn wir von den wechselnden Personendeterminativen, die ihnen
bisweilen zugefügt werden (v^v^, -^^5 ^^) absehen, korrekt so geschrieben:
Mask. 1 = ^ oder |= Pyr.712c. 1 092 r/. 1090/;. IOGIUa ^I"^ Urk. I 147.
Fem. J= Pyr 2156c. 1248d |JJ ib. 1072^^.
Ipj Pyr. \2ld; Dum., Res. 1 8.
') Auch in buli. oyiu&.Ai »rechte Seite« für sah. oyite^-u *ewnämjet, ägypt. ft ^^\ tcnmj-t
Hegt wohl eine solclie ralsche Rückbildung vor, aus der dann erst das fnjj. itoitA..u hervorgegangen
ist; vgl. dazu OTfecini« für Ixi's«' und fajj. oyi-^ei für 'lov^rcTcc und Tg^ioyi-^c«^ für yi 'IcuS««« in
der von Crum und Kenyon veröffentlichten bilinguen Übersetzung von Kv. Joh., Kap. 3 und 4
(Journ. of theol. stud. vol. 1418 ff.). Siehe auch die Bemerkungen zu nicTcoyi »neunzig« (§53).
^) Weil sie sich auch bei den Dualen solcher Nomina findet, die im Singularis keine Endung
oder die Endung j haben.
1910.] Kurt Sethe: Unteivsucluingeii über die ägyptischen Zahlwörter. 23
Wo man statt dessen |'^^ (Pyr. 2886, W), |^ (Pyr. 2326-, W. 712c, N),
IIaaaaa^ (Pyr. 124cSc?, N) liest, fehlt überall das Zahlzeichen für 2, das sonst nie
fehlt, und es ist evident, daß das ^'"'"'^ nichts als eine falsche Transkription
der hieratischen Form dieses Zahlzeichens = ist.
Es kann kaum zweifelhaft sein, daß Avir diese Formen sn-wj und sn-tj zu
lesen haben. Und aus solchen Formen scheinen sich auf den ersten Blick auch
die saliidischen Formen cwd^'y und cÜTe auf das einfachste ableiten zu lassen.
cn&.'y, sagt man, hat noch das w der alten Dualendung loj in dem «y erhalten;
dabei ignoriert man aber ganz die durchaus störende Kürze des vorhergehenden
Vokals, der ja in offener Silbe gestanden hätte und also im Koptischen lang
sein müßte. Und auch bei cÜTe ist die Erklärung nicht so einfach, wie
man denkt, denn dieser Form steht im Bohairischen ciio-y^ gegenüber von
so unregelmäßigem Aussehen, daß man keine falsche Analogiebildung darin
suchen kann.
Für die Erklärung von «liv-Y gibt uns nun wohl das Achmimische einen § 46.
Fingerzeig. In diesem Dialekt ist das aus altem aw hervorgegangene sah. tsr^ ganz
regelmäßig, da sah. iv achmim. e wird, durch e-y vertreten in den Formen :
ne'Y »ihnen«, sah. itis.'y, iiMMe-Y »mit ihnen«, sah. iiMMd^'y. Demnach sollte
man für das sah. citd.'y »zwei«, wenn es aus *snaw entstanden wäre, *cne'Y
erwarten. Die maskuline Form für »zwei« lautet im Achmimischen in Wahrheit
aber cwo und zeigt also statt des Diphthonges einen einfachen o -Vokal.
Die gleiche Erscheinung finden wir nun auch noch bei einigen anderen
achmimischen Formen:
uo »sehen« für sah. m>s^, neuagypt. ^r\ ^^-^3^ nw.
HO »Zeit« für sah. ties.'y, ägypt. ,^^1^ ö O nw.
MMO »dort« für sah. mmä^.'Y, ägypt. [1 ^^^^ im.
Bei den beiden Worten iiä.'y »sehen« und »Zeit«, die im Ägyptischen den
Stamm nw haben, würde man in dem «y wie bei unserer Form cll^><'y gern das
alte w wiedererkennen, dagegen ist das bei mmä^'Y »dort« unmöglich, denn
diese Form geht auf das alte (1 ^^^ im zurück, das offenbar nichts weiter ist
als die Form, in der die Präposition ^^^ »in« mit Suffixen erscheint: \\ ^^j^.^.^
im-f MMoq (achmim. MMÄ.q). Hier vertritt also augenscheinlich das «».y wirklich
einen o- Vokal, wie er im Achmimischen statt dessen erscheint.
Da dieser Ersatz des o-Lautes durch ».«y aber nur in der adverbiell ge-
brauchten Form eintritt, wo der Vokal in offener Silbe stand, nicht aber in
den präpositionell gebrauchten Formen mit Suffixen wie MMoq, wo er in ge-
schlossener Silbe stand, so wird das Ä.'y vermutlich einen langen, niclit einen
kurzen Vokal, wie es nach dem Achmimischen scheint, vertreten. Und das
ist auch bei den anderen Worten, in denen sich im Saliidischen und Bohairischen
24 Kurt Seihe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
dieser Diphthong als Vertreter eines o-Lautes zu finden scheint, walirsclieinlich
(s. VerbumI §45').
In diesen Formen pflegt das a.'y nun ;iuch gerade da aufzutreten, wo statt
des gewöhnlichen langen o-Lautes to das o-y am Platze wäre, d. h. nach m und \\
(ÄLitÄ^'yiy »P^ide«, cii*^'y^ »Fesseln«) und da, wo zu einem maskulinen Nomen
mit o-y in geschlossener Silbe ein Femininum mit offener Tonsilbe gebildet ist
{'Alj-dCvi, Isuvvi, •SÄ^AVÄ.'yAi, Kd^'ypi von «^mcy«, ito^yM, 's*.MO•Y'^^, K^yp). Audi
bei XLuÄ.'Y und den andern Formen, die uns hier beschäftigen. \\is.y und cuä.'^»
ist es ein m resp. n, dem das «^«y folgt. Man wird daher aucli hier in dem
i».«Y zunächst einen Ersatz für ein älteres oy vermuten". In der Tat würde ein
auslautendes w im Achmimischen auch nicht zu o, sondern zu oy geworden
sein, wogegen wir die Ersetzung eines auslautenden oy im Achmimischen durch o,
wie sie in avmo, no, cno vorläge, tatsächlich belegen können: o »was?« = sali. oy.
Wenn wir demnach für sah. M.M.is.y = aclimim. mmo »dort« und die ana-
logen Formen n^.'y = iio und ciiis.'Y = ciio annehmen, daß ihr «^'y = o aus
AAA^AA
einem älteren ü entstanden ist", so erhalten wir für den Infinitiv f^ — > -^5- nw
»sehen« statt der ganz unregelmäßigen Vokalisation *näic eine Vokalisation *nü
(aus *nüw), die den regelmäßigen Typus der 2 rad. Infinitive zeigt, und fiir das
maskuline Zahlwort »zwei« eine Vokalisation *6nü, die ganz regelrecht aus einer
alten Form *snü-wej abzuleiten ist, wie o-yuc-y »Stunde« aus *eivnf1icet.
§ 47. Diese, aus den koptischen Formen cud^'y = cuo zu rekonstruierende Form
*inü-wej des maskulinen Zahlworts »zwei« paßt nun auch aufs beste zu der Form,
') Eine Bestätigung für diesen Schluß dürften die achmimischen Piuralformen cnooq und
MKOOg^ für sah. cnwioq und ÄlKÄ^yg^ geben (Schmidt, Sitzbei'. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1907, 158), wo
wir ebenfalls im Achmimisclien ein o für ein sahidisches sekundäres oj (alt würde nach n ja oy
stehen) und ein dem entsprechendes es-y (die Bildung der P'ormen ist dieselbe) eintreten sehen.
'^) Nach den älteren griechischen Transkriptionen ägyptischer Namen müssen wir ja an-
nehmen, daß das kopt. w auch nur ein Elrsatz für ein älteres ü ist (Verbum I § 44). Wenn nun
da, wo sich dieses ältere u (nach m, n und in vereinzelten andern Fällen) noch erhalten hatte,
eine Ersetzung durch e^y eintritt, so ist das offenbar nur eine jüngere Fortsetzung desselben Pro-
zesses; das ü macht auch hier eine Veränderung durch, aber die Eigentümlichkeit der vorher-
gehenden Konsonanten, die es einst vor dem Übergang in tx) bewahrt hatte, bewahrt es auch jetzt
noch davor und bewirkt, daß ein besonderer Laut daraus wird, den man eben durch ».y bezeichnet,
etwa ein dum])fes o wie das englische ow in kmm »wissen«.
') Man beachte, daß das achmim. mmo »dort« auf jeden Fall, wie man die Sache auch drehe
und wende, ein Zeugnis dafür ist, daß das sah.-boh. JÜAvoq mit dem o-Laut eine ältere Vokalisation
darstellt als das achmim. ÄLw&.q mit c. Es ist das wieder ein Fall, wo sich eine lautliche Er-
scheinung des Achmimischen als jung erweist. — Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht auch die
Behandlung der Kausaliva auf o; ohne Suffixe bewahren sie das o des Sahidischen (t».mo) wie
stets im Wortauslaut (^ko, ppo, ^o), dagegen vor Suffixen ersetzen sie es durch ä. (TÄ.M«.q) wie
stets in geschlossener Silbe (it^*.T, ^T*.pTpe, n«..;?'). — Auch die Bezeichnung des alten h und h
durch ^ (Ilori mit diakritischem Quersti ich) anstatt durch i) zeigt das Achmimische in Abhängig-
keit vom Sahidischen, das dafür g^ schrieb; wie wir aus der (jüngeren) Unterscheidung von ^ und g^
in der achmimischen Orthographie ersehen, war diese (ältere) sahidische Orthographie nicht genau,
und es bestand in Wirklichkeit doch noch ein leichter Unterschied zwischen // und h einer- und
h und h anderseits.
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 25
die das Femininum desselben Zahlworts im Bohairischen hat, cuo-y^, d. i. *^nü-
tej. Beide Formen zeigen genau dasselbe Verhältnis, wie wir es oben zwischen
den maskulinen und den femininen Formen der Zahlwörter von drei bis neun
gefunden haben : gleiche Vokalisation mit lo als Maskulin-, t als Femininenendung.
Wir haben daher ohne Zweifel in der bohairischen Form citoy-^ die ursprüng-
liche feminine Form des Zahlworts »zwei« zu erkennen, nicht, wie man bisher
meinte, in der sahidischen und achmimischen Form ciiTe.
Diese Form cRtc *sm-tej wird sich zu der älteren Form cho'Y'V verhalten § 48.
wie boh. ccmhi zu sah. CMiiie »feststellen« (ägypt. I ), wie g^oiiT »Priester«
*h6nter zu der anzunehmenden älteren Form *he7n-ntiter (ägypt. ]y^)j wie Meuqe
»Memphis« *Mmfer zu der anzunehmenden älteren Form *Men-nofi'eio, von Plu-
tarch übersetzt opyiog ot.-ycc^m, resp. Men-nefrew- (ägypt. J /\ © resp. ( SMl
II 1 1 II I ^ ^ AAAAAA x/ lZZZIZJ
I/\ »es bleibt die Schönheit des Phios«), wie coiitc : co«.^ »Weihrauch«
zu der älteren Form *stT-ntite, *stej-nuter (ägypt. ] M ^^ ), wie "OjU(/):<; *Wen-fer zu
der älteren Form 'Owöocppig Wnm-nöfrew, Beiname des Osiris (ägypt. ;^;'I^,
v\ jj), wie 'Pö6,u\|/>ic usw. *Räm-se zu der älteren Form 'VoL^xs(j(jy]c; (ägypt.
®ltl ¥ V R'^-ms-sw). In allen diesen Fällen hat eine Zurückziehung des Tones
(wie wir sie ja auch oben bei o-y »was?« und o-ye »Einheit« zu konstatieren
glaubten) und Neuvokalisierung des Wortes stattgefunden.
4. Zur Bildung der Kardinalzahlworte für die Zehner von 50 bis 90.
Nachdem wir die Bildung der Kardinalzahlworte für die Einer so eingehend § 49.
untersucht haben, kann wohl erwartet werden, daß wir ebenso auch von den
Zehnern wenigstens die Formen erörtern, die auf eben diese Zahlworte für die
Einer zurückgehen, d.h. die Zahlworte für 50, 60, 70, 80 und 90'. Für diese
Zahlworte ist aber die Aufgabe außerordentlich schwer, da wir in den ägyptischen
Texten keinerlei Anhalt für ihre Analyse finden, sondern einzig und allein auf
das Koptische angewiesen sind, das, wie der Augenschein lehrt, die Bildungs-
elemente der Formen in stark zertrümmertem Zustande erhalten hat. Immerhin
lassen sich gewisse Dinge mit Sicherheit feststellen, die für unsere obigen Er-
gebnisse über die Stämme der einzelnen Zahlworte von Bedeutung sind, und
es läßt sich, wenn auch nur im Rahmen einer Vermutung, auch wohl ein
gemeinsames Bildungsgesetz für diese Zehnerzahlworte aufstellen.
Die von uns zu betrachtenden Formen scheiden sich deutlich in zwei
Gruppen, die Zahlworte für 60, 70 und 80 (ce, igqe und gMene : ^CMiie)
einerseits, die Zahlworte für 50 und 90 (T^v*IO'y : Tco-yi, rctä.io'y : nicTeo'yi)
anderseits.
') Die Zahlvvorte für 10, 20, 30 und 40 sind ja bekanntlich von besonderen Wortstämmen
gebildet, die mit den Zahlworten für die entsprechenden Einer nichts zu tun haben.
Zeitschr. f. i^sypt. Spr., 47. Band. 1910. 4
26 KiRT Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
§ 50. Die Formen der ersten Gruppe gelien in den beiden Hauptdialekten, im
Sahidisclien und im Boliairischen, auf e aus, das daher der betonte Hanptvokal
sein muß (s. Verbum I ij 51). Das ist denn bei ujqe und ce auch ohne weiteres
aus dem Aussehen des Stammes zu ersehen, ujc^je ist aus *se§ß. einer Form,
die den Stamm ifh in der gleichen Umgestaltung aufwies wie c*^ujq und cd».ujq€,
mit Hilfe zweier lautlicher Übergänge abzuleiten:
ö) durch Assimilation des s an das .^ wurde aus *hife'' ein *§eif<f\ diese
Assimilation tritt bei dem aus 0 h hervorgegangenen ^ im Sahidisclien nur
dann ein, wenn beide Laute in ein und derselben unbetonten Nebensilbe standen ;
vgl. ujTiT » Weber «< ^sestftej aus *sphtft('j mit c^vu^q »sieben« n. a. s. Verbum I
h) durch Kontraktion der beiden s wurde aus *sesfe ein §fr (ujqe); diese
Kontraktion tritt in beiden Dialekten nur dann ein, wenn beide s durch einen
Hilfsvokal getrennt waren oder unmittelbar einander folgten, nicht aber, wenn
ein voller Vokal dazwischen stand, vgl. tyo'yüiq »ihn entleeren« *ie§w6jef mit
Ujex^q u. a.. s. Verbum I § 59flf. 271.
§51. ce »sechzig« zeigt von dem Lautbestand des Stammes sli wieder nur ein
c wie in den Formen des Zahlworts »sechs« selbst coo'y, co. Die Ursache
ist augenscheinlich dieselbe, ce ist offenbar ebenso aus *A'me' mit Ton auf dem
letzten e entstanden wie coo-y aus *seii6w und co aus *seis6t (s. oben >? H4. 42).
Wie für »sechs« so wird auch für das Zahlwort »sechzig« der Zusammenfall
der beiden s bereits für das Neuägyptische bezeugt durch den Leidener Zahlen-
papyrus I. 850, der darauf mit "o^ . > i^-n-j anspielt (s. oben § 29 Anm.).
§ 52. Bei dem dritten auf e ausgehenden Zahlwort für »achtzig« lautet die gut
und oft belegte sahidische Form stets gMciie. Die seltenere bohairische Form
soll in drei Gestalten belegt sein : ^.uene (Stern ohne Zitat), .iCMne (Kirch. GT),
ÄivMiie (Paral. II 15, 9). p]s scheint danach, daß die beiden Dialekte hinsicht-
lich der Silbenteilung auseinandergingen, indem das Sahidische einen vokali-
schen Laut zwischen den beiden letzten Stammkonsonanten zeigte wie in tgMO'yn,
igMo-Yiie, ujAiHne, das Bohairische dagegen zwischen den beiden ersten Stamm-
konsonanten. Wie bei cho-y"^ »zwei« hat uns auch hier wohl das Bohairische
die ältere Form erhalten, und zwar in der Form ^CMne'. Dafür spricht gerade,
daß sie in ihrer Silbenteilung von den andern koptischen Formen des Stammes
abweicht, ferner daß diese Silbenteilung den allgemeinen Gesetzen der Silben-
bildung entspricht, was bei der sahidischen Form nicht der Fall ist, und end-
lich, daß sie genau die gleiche Bildung aufweisen würde, wie sie fär die alten
') Zu der Variante mit ä ;6Ä>.vine wird man irrige Formen wie ptq-ujAwAiuie-noy^-, Ä^qu}*.«-
g^o^Hq für ptq-ujCAiiye-uoy)-, *.qiyeii-o-aHq u. ä. zu vergleichen haben; nicht aber korrekte For-
men wie 2^ö.n-, &.£iot, i&po, pA.A\*.o fiir sah. gen-, cIqot, ciepo, pJw.w«k.o, bei denen das ä auf guten
Gründen beruhen düifte. — Überdies würde eine Vokalisation ^es.Mitc, auch wenn das « ursj)rüng-
lich der Hauptvokal gewesen wäre wie bei g».Tpe:Ä.-epe, sehr unwahrscheinlich sein, da in solchen
Bildungen vor m allgemein e einzutreten scheint (wie in <3ltTq statt *gämtpf »ihn finden«).
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die äjryptischen Zahlwörter. 27
Grundformen von c€ und ujqe anzunelnnen war. Bei der so starken Ver-
sclüedenlieit, die im Kopris<-heii zwischen diesen drei Formen liinsiclitlich ihres
Konsonantengerippes bestellt, kann die Übereinstimmung in der Vokalisation
nicht auf einer sekundären Analogiebildung beruhen, sondern wird für alt an-
zusehen sein.
Gegenüber dieser gut gebildeten Form -^e.vitte ist die sahidische Form
g.w€ne, die wohl auch der bohairischen Nebenform .^Aieiie, falls diese wirklich
existiert, als Cluster gedient haben wird, durchaus unregelmäßig. Das e, das
in ihr den Bildungsvokal der Formen igMO-yu usw. vertritt, kann nicht etwa
fiir den Bildungsvokal gehalten werden und *hmme betont werden. Denn in
diesem Falle müßte die Form entweder *g.uime oder *£.w.€€ite geschrieben
w^erden. Das einfache e vor einfachem ii in offener Silbe kann im Sahidischen
nur der Hilfsvokal sein; es ist also *hmene zu betonen. Anderseits pflegten
die Nebensilben echtägyptischer Worte ursprünglich geschlossen gewesen zu
sein. Wenn ^.uene seine ursprüngliche Vokalisation bewahrt haben soll, müßte
sein e also auch in geschlossener Silbe gestanden haben; die Form müßte also
schon aus *lunenje oder *hmenKr entstanden sein; in beiden Fällen wäre dann
aber zu erwarten, daß sich das y oder w erhalten habe (Verbum 1 § 93. 155).
Da das nicht der Fall ist, bleibt wohl nur die Möglichkeit, g^.v*.ew€ für eine
sekundäre Form zu erklären, bei der der Hilfsvokal e, vielleicht unter dem
Einfluß der Formen uj.uo'yu, uj-uo-yne, ujAtHne\. ebenso seinen Platz gewechselt
hat wie in den griechischen Formen Mex/c für ägypt. '*emlur (sah. Äiujip), vS'Jog
für ägypt. *enhÖf »sein Herr« in Sz'/.'ctveß'xg (Verbum I § 11), Te^yfvic für ""etfenet,
^— Tfn-t. gAieue wäre dann also aus *£Mue entstanden.
Von den beiden Zahlworten der andern Gruppe hat die sahidische Form § 53.
ncTev'ioY oder necT&.Yo'y «neunzig« ein deutlich ausgesprochenes Gepräge. Es
ist augenscheinlich eine Form wie cefee^^io-y boh. »Mauern«, Plur. von co^t
sobtej, ägypt. M IL. ] [• undivMÄ.io'Yboh. »Meere« von iom, neuägypt. [IU-^v:f '^^■^^
Wie diese beiden Formen wird auch unser Wort ein maskuliner Pluralis sein,
und also ein Gegenstück zu den semitischen Formen der Zehner (arab. !J^ ,
hebr. =^"cr) bilden. Mit den oben besprochenen Zehnerformen auf e hat die
Form das gemeinsam, daß sie den betonten Hauptvokal nach dem letzten
Stammkonsonanten hat.
Wie im übrigen die Verbindung dieses Vokals mit der Pluralendung tu,
die sich in dem kopt. o-y erhalten hat, zu denken ist, darüber gibt uns viel-
leicht die völlig analoge Form ce&eÄ.io'y Auskunft. Diese Form, die von einem
vierkonsonantigen Nomen ibtj gebildet ist, vertritt augenscheinlich einen Plural
""kh-te-jeK, der sich im Koptischen korrekt als *sebiew erhalten haben würde,
vgl, cpH-y »Genossen« "ejrrjeir. Da das Ä.i in einer anderen Pluralform efeI^s.^K
»Sklaven« (von fiwK) auch innerhalb des Wortstammes auftritt, so muß der
') Vielleicht auch von g^.ive »vierzig»?
28 Klht Sethe: Untersucliungen über die ägyptischen Zalihvürter. [47. Band.
erste Gedanke sein, daß das d<i in allen diesen Fällen nichts weiter als eine
besondere Hezeichnung für einen langen f-Laut sei, etwa ä (Verbum I § 39),
wie wir das ä.'Y als Bezeichnung iur einen langen o-Laut finden (s. oben § 46).
Dem widersprcäche wohl auch nicht, daß das &.i in unserer Form tictä.'io'y
in manchen Texten mit den Punkten über dem i geschrieben wird' und also
diphthongisch a'i ausgesprochen wurde: setzt doch auch die fajj. Form MMcy
»dort« voraus, daß das sah.-boh. M.ujs.'y wirklich mit au resp. a/r gesprochen
wurde, wiewohl dieses hs^ nur ein ursprüngliches u vertrat (s. hierzu Verbum I
§ 45), und tritt doch auch e-y sekundär für altes o-y ein, ohne deshalb wie
dieses gesprochen zu sein (ib. § 4r)). So kann also auch das a.i in unsern
Pluralformen o'i gesprochen worden sein und dennoch ursprünglich nur einen
^'-Laut (ä) vertreten haben. Nach der Analogie des jvy, das, wie es schien,
ein altes U ersetzte, wo dieses nicht wie sonst in ö übergehen konnte, so
könnte auch das ä.i ein altes T ersetzen, avo dieses nicht wie in so vielen andern
Worten zu e h wurde (vgl. ^It(?, kopt. Hce; Verbum I § H2). Dazu würde gut
passen, daß auch das Zahlwort fiir »neun« selbst ein T als Vokal hatte.
Eine andere Möglichkeit für die Erklärung des iK\oy wäre, daß es aus
ajjeii' mit doppeltem / entstanden sei. Wir kennen die Verdopplung als ein
speziell bei j und ic gebrauchtes Bildungsmittel aus den koptischen Verbalformen
coo-Y", co-ytoiiq, co'yHii »erkennen«, poeic »wachen« und dem Namen der
Göttin Nvji'S- d. i. *Ndjjet (s. ÄZ. 43, 146). So könnte man denn auch denken,
daß ce^eis.io'y ein *seh-tuj-jeir, ncTevio-y ein "pes-ddj-jciv darstelle. Dagegen spricht
jedoch, daß das *.i in diesem Falle im Bohairischen zu hi hätte werden müssen,
vgl. die bohairischen P'ormen cwo'yen, ptoic und den eben angefülirten Namen
NviiS^, der wie alle griechischen Wiedergaben ägyptischer Namen unterägyptisch
ist. Das ist aber weder bei ceiaeivio'y noch bei i^Md^io-y der Fall und auch
das bohairische Äquivalent von ncTd.io'Y zeigt kein solches hi. Es lautet viel-
mehr nicTCO-yi. Fraglich ist auch, ob sich das w einer Endung äjjcw im Kop-
tischen erhalten hätte (s. Verbum 1 § 172).
Die eben erwähnte Form nicTeo^^, die in der ersten Silbe statt des Hilfs-
vokals ein i wohl unter dem Einflüsse des s-Lautes zeigt (s. Verbum I § 36. 51),
endigt mit einer Lautverbindung eo-yi, die zunächst wie die Endung eines
femininen Pluralis ewwet auszusehen scheint, doch wäre dafür die Schreibung
€«yi ohne o zu erwarten. Vergleichen wir die Form nicTco'yi aber genauer
mit der sahidischen Form iicTdiio-Y, so wird es klar, daß das e offenbar dem
sah. dv'i entspricht, wie in den Nominalformen: «sMec: «xefiec »Kohle« neben
•»»«.ifiec sah., ägypt. ^^ fl ^ d<'b-t', g^ievifie : §iiefei »Lamm«; Ti^.i6e : Td^iÄi »Sarg-
. n \ -i^ o o o
kästen« neben TH£ie:eH£n oder ecfei (in völlig gleichem Zusammenhange und
trotz der Aspiration wohl damit identisch), ägypt. Ä J | — , db^-t, db-f. In allen
diesen Fällen wird das e nur eine andere annähernde Bezeichnung für den
') Z.B. Pist. Soph.141; ebenda 102. 111 Te.'ioY »50.
1910.] Kurt Sethe: Untersucliungen über die ägyptischen Zahlwörter. 29
besonderen und zwar langen ^-Laut (ä) darstellen, den auch das ä.i nur an-
nähernd bezeichnen sollte (vgl. Stern, Kopt. Gramm. § 40. 50). Daher folgt ihm
denn in nicTco-Yi auch das ic nicht als «y, Avie es bei einem echten e ^ ge-
schieht, sondern als oy. Das i aber, das den Beschluß macht, wird gewiß
nicht anders als in m.^ä.i »Ding«, o'ymis.M »die Rechte« (s. oben § 42) für
ein sekundäres Element zu halten sein.
Wie ^cT^vIO'Y : nicTCo-yi ist natürlich auch das Zahlwort für »fünfzig« § 54.
TÄ.io'Y : Tco'yi zu erklären, das alle Eigentümlichkeiten mit ihm teilt; der Kon-
sonant, der dem Ä.io'y : eo-yi vorangeht, ist derselbe {<:^:> d), und das Zahlwort
»fünf«, von dem die Form abgebildet ist, hat denselben Vokal wie das Zahl-
wort »neun« (i). Die Form gibt uns im übrigen eine neue Bestätigung für
das, was wir oben für den Stamm des Zahlwortes »fünf« ermittelt haben; er
erscheint auch hier nur einkonsonantig d, wie das Wort für »Hand«.
Wie verhalten sich nun die Formen der anderen Gruppe, welche auf ein § 55.
betontes e ausgingen, zu diesen Formen? Können auch sie auf maskuline Plural-
formen mit der Endung jw zurückgeführt werden, wie es nach den semitischen
Formen zu erwarten wäre? In der Tat zeigen sie ihren Vokal e ja an der-
selben Stelle, und auch der allgemeine Charakter des Vokals ist derselbe, es
ist gleichfalls ein ^-Laut; der einzige wesentliche Unterschied von den Formen
der anderen Gruppe ist das Fehlen der Pluralendung oy. Wir kommen also
auf die eine Frage hinaus: können maskuline Plurale mit einer Endung wie
ejeiü, äjew im Koptischen so verschieden erhalten sein, daß sie bald das w
bewahrt haben und auf h'y (epH-y) oder is^io-Y (cefied^io'y) ausgehen, bald das
w verloren haben und auf € ausgehen?
Das Koptische weist, soviel mir bekannt, kein Beisj)iel dafür auf. Zwar
haben sich im Koptischen eine ganze Anzahl von maskulinen Pluralen erhalten,
die ursprünglich auf jeic ausgingen und im Koptischen auf e endigen, aber in
allen diesen Fällen folgte das jew einem Konsonanten (z. B. M€pe«T€ *mer-jdt-jeic),
und das auslautende e ist dabei stets unbetont und daher auch im Bohairischen
durch 1 vertreten.
Vergleichen wir nun aber die neuägyptischen Formen von maskulinen § 56.
Pluralen, die auf /«r ausgingen, wie ich sie seinerzeit (Verbum I § 189. 190)
aus dem mir vorliegenden umfangreichen Material zusammengestellt habe, so
finden wir drei Arten von Formen:
a) solche mit der Pluralendung «2 w.
(2
ir-w »Genossen«, kopt. epH-y *ejrejeii\
hr-ii- »Vorgesetzte«, ursprünglich hrj-w.
h) solche mit dem W j, das eigentlich nur der Singularform zukam und im
Neuägyptischen meist schon bedeutungslos geworden ist (Verbum I § 186ff.):
-^^ r.\ hhct{J} »erste«, kopt. ^o'y2s.Te : ^o'y^v^ *hehüdtjew von ^^ r. ^o-yiT
*he^wttej.
30 KurtSethe: Untersuchungen iiber die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
^^^ M ^'b^ij^) »Wäscher« von ^B^^^ P^^S*^ ""i'oljtfj', t^ie Gruppe ^
•^ ist im Neuägyptischen gleichbedeutend mit ^ geworden und wie dieses zu
t entwertet, vgl. die Schreibung für bnntj in c.
c) solche mit (10 j, das im Altägyptischen das j vor der Pluralendung zu
bezeichnen pflegte und im Neuägyptischen das gesprochene/ bezeichnet':
^ (][lj|i stnj »Könige«, ursprünglich Mnj-w.
ftAAAAA
n^^^"^^^^ //>/;' »erste«, ursprünglich tptj-w.
o
Oü^i bßj »Feinde«, ursprünglich hftj-ic, von ic=_*^ igÄ.qT *}\ajtej.
^^\ 00 ß"^^^ w/y// »gerechte«, ursprünglich iHiCtj-ii'.
F^ m^hO^^/i' ^^^^^J »die Westlichen«, d. i. »die Toten«, ursprünglich imntj-w,
von ft^ CMÜT *ejmentej.
57. W^ie man sieht, weisen die Formen der Gruppen a und h, soweit sie im
Koptischen erhalten sind, im Neuägyptischen bereits den gleichen Konsonanten-
bestand auf wie im Koptischen. Die Formen der Gruppe a entsprechen genau
den koptischen Formen auf H-y und, so dürfen wir wohl hinzufügen, auf äwIO'y;
die Formen der Gruppe b aber sind augenscheinlich solche, bei denen das _/
auf einen Konsonanten folgte"' und die im Koptischen auf ein unbetontes e im
Sahidischen, i im Bohairischen ausgelien. Dagegen fehlen im Koptischen gänz-
lich Formen der Gruppe r, die wie die der Gruppe h die Endung w verloren,
dafür aber das / erhalten hatten. Ich glaube, wir haben in unseren Zahlwortcn,
die im Koptischen auf ein betontes e ausgehen, Formen zu erkennen, die dieser
dritten Gruppe c angehörten.
Diese Vermutung läßt sich nun wohl auch noch durch andere Tatsachen
unterstützen. Das W^ort fi'^ii'^ imntjw »die Westlichen«, das wir in dieser
Gruppe c als \ ^Ohwi ' ^^^trafen, wird seit dem neuen Reich in dem bekannten
Titel des Osiris rw^ofi'ci'^ »der vor den Westlichen« nicht selten durch
fr '^ Imnt-t »der Westen«, »das Totenreich« ersetzt. Das macht es wahrschein-
lieh, daß beide Worte gleichlauteten. Das Wort ft ^ ^ ist das Femininum des
') Bei der Form ^vOO ^^J "g'"oßc'> auch zuweilen wohl nur liistorisch noch
mit w geschrieben V\ (1(1 'S , die vielleicht noch in den koptischen Plnralen der zu-
sammengesetzten Nomina gAAo : ^e'AAo und pXTue^o : p«kAiÄ.o als oi erhalten ist, ist es ungewiß,
üb das \v\ 3 wirklich den dritten Radikal j allein luid nicht vielmehr seine Verbindung mit dem
vorhergehenden / darstellt: cjj (vgl. Verbum I § 79). Überdies ist es auch fraglich, ob die koptischen
Plurale g'AAoi, pÄiMiwoi nicht ganz sekundär erst von den zusammengesetzten Singularausdrücken
abgeleitet waren, wie eieptooY und ppcoo^f von eiepo und ppo.
''■) Der Pluralis von pft^g^r »Wäscher« wird also etwa *er^öijew zu vokalisieren sein.
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. li 1
Adjektivs ft imntj »westlich«, das im Koptisclien als cmüt *^^W/2/<?;' erhalten
ist (Verbum I § 92 0), und wird demnach ursprünglich etwa *ejmentejet zu vo-
kalisieren sein. Nacli Abfall der Femininalendung mußte daraus "ejmentcjc
werden, und das würde im Koptischen korrekt *emente lauten. Die Pluralform,
die damit verwechselt wird, würde dementsprechend ursprünglich * ejmcntejew
zu vokalisieren sein, und das würde im Neuägyptischen nach dem Abfall des
w, wie ihn die neuägyptische Schreibung bezeugt, in der Tat ebenfalls *pjmen-
ttje ergeben haben wie beim Femininum. Eine hierzu passende Form über-
liefert uns nun in der Tat Plutarch, De Is. et Osir. 29 in dem 'Af/sv^yjc, das er
als den ägyptischen Namen der Unterwelt anführt. Das ist ohne Zweifel die
aus *ejmentejet und *ejmenttjew hervorgegangene Form *eimentt (mit Übergang
des ersten Radikals ,/ in Alejili) mit der für den unterägyptischen Dialekt cha-
rakteristischen Aspiration des t vor dem Tonvokal. Das Koptische hat uns
diese Form auch noch bewahrt, jedoch (wenigstens im Bohairischen) mit Zu-
rückziehung des Tones (vgl. oben § 48) und wie so oft mit Wechsel des Ge-
schlechtes (s. oben §12 Anm.) als d^MÜTC : d.Men-^ mask. Hätte diese Tonzurück-
ziehung nicht stattgefunden, würden wir in der Form evMitTe eine Form gehabt
haben, die unseren Zahlworten ^qe, ce und ^CMiie genau entspräche.
Aber, so wird man fragen, ist denn bei einer solchen Entstehung der § 58.
Formen nicht vielmehr zu erwarten, daß sie im Koptischen auf h ausgehen
statt auf e? Einem glücklichen Umstände haben wir es zu danken, daß uns
wenigstens eine Form im Koptischen erhalten ist, die diese Frage beantworten
läßt. Es ist die Form g^peiäpe »Nahrung«, die bekanntlich auf das alte ^A^
o »Bedarf« zurückgeht. Diese Form ist nämlich nichts anderes als das
III °
neutrisch gebrauchte Femininum der Nisbeform <=:=> hrj von der Präposition
,3^ liT »unter«, kopt. (^-xiiiK-. Die maskuline Form dieser Nisbe hat sich
uns im Koptischen substantivisch gebraucht erhalten in g^pÄ.i:^pÄ.i *]iraj »der
untere Teil« (s. ÄZ. 44, 95), das Femininum dazu sollte also *hrijet, *lirejei lauten
und das würde im Koptischen korrekt *hre ergeben (vgl. rm pn). Dieses g^pn:
■ipH findet sich in der Tat einigemal; die gewöhnliche Form lautet aber g^pe:
Äpe und zeigt somit dasselbe auffällige e wie die Formen diMÜTe und igqe,
ce, ,6eMiie. Nach diesem Zeugnis ist an der Erklärung dieser Formen aus *ses-
fejew, "sebiejew, *hemneje'w wohl nicht mehr zu zweifeln. Wir werden in dem
rätselhaften e, das im Koptischen statt eines zu erwartenden langen Vokals er-
scheint, vermutlich dieselbe Bezeichnung für einen besondern Laut (etwa d) zu
erkennen haben wie oben in dem e von nicTCO'yi und in dem bÄ von ncTd.io'y.
Das e entspricht hier also gewissermaßen dem o, das das Achmimische in cito
»zwei« statt sah. cwi^Y zeigtet
^) Dasselbe e für ä haben wir gewiß auch in ne »dir (o Weib)«, g^pe »dein Gesicht (o Weib)«,
wo der Bildungsvokal ä der alten Formen *nät, *hrät nach dem Wegfall des zu t gewordenen
Suffixes t in offene Silben gekommen ist und infolgedessen zu c, d. i. ä gedehnt erscheint.
32 Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägj'ptischen Zahlwörter. [47. Band.
§ 59. Wir haben also wolil mit großer Wahrscheinlichkeit in den sämtlichen
Zahl Worten für die Zehner von 50 bis 90 ein und dieselbe Bildung mit der
Endung jic und einem r- (resp. a-) Laut als Bildungsvokal vor dem / und nach
dem letzten Stammkonsonanten zu erkennen. Für die Formen von ()0, 70 und
80, die im Koptischen auf e ausgehen, haben wir neuägyptische Formen in
der Art der oben unter c aufgefLilirten Plurale mit (1[| und ohne (2 zu vermuten,
für die Formen von 50 und 90 dagegen, die im Koptischen auf d^io'yrco'Yi
ausgehen, Formen wie die unter a aufgeführten neuägyptischen Plurale mit <2
und ohne (1|1.
§ 60. Wie verhalten sich zu diesem Ergebnis nun die Anspielungen, die wir fiir
die in Rede stehenden Zahlworte im Leidener Zahlenpapyrus L 350 (ÄZ. 42,
25 — 31) finden? Dieser Text spielt an auf:
50 (Td.'io'y) mit^ IIIJJi psd-{f) »Götterneunheit« {*pMde).
60 (c€) mit ü s^-wj, unbekannte Bewunderungspartikel.
» W 1^ iy-iü/, unbekanntes Nomen.
70 (ujqe) » I r^ - sfh, Part, act., stat. constr.
» *l2_ fc/y 2^^ liif'fi Infinitiv mit Suffix (coujqq).
80 i^^Mwe) « = = !r"(l(lJ'^ hjnnwj, Plural der Nisbe von jjjjg
90 (ncTÄ.io*Y) » I I I c^ ' P^d-{t) »Götterneunheit« (pside).
Wie man sieht, berücksichtigen die Anspielungen gerade da, wo das Koptische
noch die Pluralendung w bei dem Zahlworte erhalten hat, bei 50 und 90, diese
Endung nicht. Anderseits scheinen sie bei dem Zahlwort 60 auf eine Endung
IC anzuspielen, die dieses Zahlwort nach unserm Ergebnisse im Neuäg^'ptischen
ebensowenig mehr enthalten haben würde wie im Koptischen. Nur bei dem
Zahlwort 80 zeigt die Anspielung ein (jn , das nach unserm Ergebnisse auch
für das Zahlwort zu erwarten wäre. Bei 70 bezieht sie sich nur auf den Stamm
des Zahlwortes, der danach sicher schon zu shf, sSf geworden sein muß. Nimmt
man die Anspielungen alle zusammen, so wird man sagen müssen, daß sie
sich nur auf den Stamm des Zahlwortes, weder auf die Endungen noch auf
die Vokalisation . zu beziehen scheinen und daher für die Bildung der Zahlwort-
formen nichts ergeben.
5. Ein neuer Ausdruck für 80 im Koptischen.
§ 6L PiEHL hat seinerzeit (ÄZ. 33, 129 ff.) gezeigt, daß das Koptische für das
Zahlwort »achtzig« einen Ersatz besaß in dem Ausdruck qTO'y-'xo'yo'ycoT »vier-
zwanzig«, der genau dem französischen quatre-vingt entspricht.
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 33
Einen andern ähnlich gebildeten Ausdruck für dasselbe Zahlwort lehrt uns
das kürzlich von Winstedt (Proc. Soc. bibl. arch. 32, 27ff.) veröffentliclite neue
Bruchstück der koptischen Übersetzung von Epiphanios' Werk »De geminis«
kennen. Dort heißt es (a. a. 0. 30) von einer Insel im Roten Meere, sie sei
vom Festlande so weit entfernt, wie ein Schiff bei gutem Winde an einem Tage
segeln könne: €Te-n^vi-nt Tis.'i'ioy xib^d^Si üctä^-^iou «das ist fünfzig-dreißig
Stadien«'. Was damit gemeint ist, lehrt die alte lateinische Übersetzung, die
dafür »millibus octoginta« hat (Migne, Patrol. gr. vol. 43, 331). Offenbar hatte
das griechische Original »80 Stadien«, was der lateinische Übersetzer frei mit
»80 Meilen« übersetzt hat, obwohl die römische Meile etwa 8 Stadien enthielt
und 80 Meilen also rund 640 Stadien voraussetzen würden. Diese Zahl 80 hat
die koptische Übersetzung nun wiedergegeben durch Tis.'i'ioy Mt^b^ii »fünfzig und
dreißig « ". Der Ausdruck ist zu vergleichen mit dem französischen soixante-dlx für 7 0 .
Die Zahl »fünfzig« erscheint hier wie eine höhere Einheit gebraucht, von § 62.
der man neu zu zählen anfängt, also wie sonst die Zahl »hundert«. Eine
andere Spur ebendieser merkwürdigen Erscheinung dürfte der Ausdruck Tes.Vo'y
Aiit-o'yd. für 51 sein (Pist. Soph. 102), auf den schon Stern (Kopt. Gramm.
§ 278 a. E.) mit Recht aufmerksam gemacht hat. Er weist nicht die sonst bei
den Zehnern allgemein übliche direkte Anknüpfung der Einer auf (Ti.io'y-o'ye),
sondern die Anknüpfung durch mR »und«, wie sie bei den Hunderten nicht
nur für die Einer (lye aiR-ujmo-yu »108«, Pist. Soph. 108), sondern auch für
die Zehner (uje Mit-MiiT-\ysc »119« ib. 100) öfter zu belegen ist''.
6. Zur Bildung der alten Ordinalzahlworte auf nw.
Die alten Ordinalzahlworte, die durch Anhängung der Endungen nw [O , ^ ^ 63.
oder Q%^ in den Pyramidentexten geschrieben), fem. niü-t (^), an den Stamm
des Zahlwortes gebildet waren, sind bekanntlich im Neuägyptischen durch die
jüngeren Umschreibungen mit ^^ ntj und mit °^ mh ersetzt worden, von
denen sich allein die letztere im Koptischen erhalten hat. Infolge dieses Um-
standes sind wir über die Bildung der alten Ordinalzahlworte sehr schlecht
unterrichtet.
Was sich aus den wenigen Beispielen, die nicht bloß das Zahlzeichen mit § 64.
der Endung ö oder ^ , sondern den Stamm des Zahlwortes ausgeschrieben zeigen,
mit einiger Wahrscheinlichkeit entnehmen läßt, ist eigentlich nur, daß das Zahl-
wort den einfachen Stamm ohne die Endungen der Kardinalzahlworte enthielt:
') Winstedt übersetzt »35 Stadien«. Ihm scheinen also weder die Formen der Zahhvorte
noch ihr Gebrauch bekannt zu sein. — ^) Da die größere Zahl voransteht, kann nicht Multipli-
kation, sondern nur Addition der beiden unverbundenen Zahlen gemeint sein.
^} Piehl, der diese Beispiele (äZ. 33, 131) zitierte, übersah, daß sich Sterns Bemerkung auf
die Verbindung der Einer mit den Zehnern bezieht. Bei qToy-'xoYOYioT Aiii-oy*., das Piehl zu
seinen Bemerkungen veranlaßte, dürfte die Anknüpfung durch av« in den besonderen Verhältnissen
der Umschreibung für 80 begründet sein. *qTO'Y'-'s.o'Y'T-o'ye wäre 4x21, also 84.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 47. Band. 1910. 5
34 Kurt Setbe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
hi-nw "der zweite «i:
Mask. iQ^Pyr- 467ö. 483c; Urk. I 13. 102. 106. |^Pyr. 1751 c; Urk.I 36.
X ö V Urk. I 124 (wolil nur lalsche Umschreibung des hieratischen
l-ö\ wie oben § 45). | ^ ^\\ Harhotep 532. | q ^ Urk. IV 247.
I ^ Rouge, Inscr. hier. 303, 3. 12. | ^ ibid. 14. |ö Urk. IV 49.
Fem.y ,,o Clinemh. 40. | ö 1 1 Sharpe, Eg. Inscr. II 83, 6 (m. R.). | ^
Louvre C 14, 10 (zu lesen offenbar in dieser Folge 11 ,. _ , wobei O,
wie so oft, nur ungenau für ö stehen wird). V ^ Urk. IV. 860.
hmt-nw " der dritte « ' :
Mask. =^''' Pvr. 363/ ® = Pvr. 1424ö. ® -ö% Pvr- 514^. Urk. I
125. ^ |||ö (so! Mask.) Pyr. 11526.
'=0) o ' ^
Fem. ^ ,'7^0 pyr. 1082^, N. = ® ^ö ib. P.
ifd-nw » der vierte «i :
Mask. feö Pyr- 1978c". feö^ ib. 316Z>. ""^f % ib. 1457ff.
„= Steindorff, Grabfunde II Taf. 7, 2.
fjV Harhotep 79. ,rj| Rec. de trav. 17, 18 (lies ö statt O)-
hmn-nw » der achte « :
Mask. o"|||l
mit Suffix 2*^=:^
ö
Pyr. 1978(/=#'^^^|||| Rec. de trav. 17, 18 (saitisch)
MM
§65. Für die Vokalisation dieser Formen ergibt nur die Schreibung des Zahl-
wortes »der vierte« etwas. Da der erste Radikal des Stammes [1 tfd stets
unbezeichnet bleibt, wird der Vokal jedenfolls nicht nacli dem ersten Konso-
nanten gestanden haben wie in (1 , , , , e^qTe » Vierheit « , sondern entweder
wie bei den Kardinalzahlen c::^:^ ^ ^Too-y, , , , , qTO nach dem letzten Kon-
sonanten (i, also etwa * lef-dö-new' , oder aber vielleicht aucli nach dem zweiten
') An den gleichartigen Stellen Pyr. 822 a. 1152 6. 1424o, wo hmt-nw Kamerad von zwei
Personen bedeutet, haben die Texte M. und N. jedesmal eine besondere Form ohne das nw, das P.
hat. Dieselbe Form hmt ist auch Pyr. 1082c? bei INI. mit der Bedeutung .Kamerad, eingesetzt,
wo die andern Texte eine andere Fassung mit hmt-nw-t »Kameradin« haben.
*) Das gleiche würde sich eventuell für das Zahlwort »der sechste« ergeben aus den alten
Schreibungen des Wortes für den »sechsten Tag des Monats« (s. oben § 29 Anni.), wenn dieses
vom Zahlwort »sechs« durch Anhängung einer Endung ^'^f^ nt abgeleitete Wort etwa das feminine
Ordinalzahhvort »die sechste« enthalten sollte.
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 35
Konsonanten, also etwa *et-f6(l-new, was dann *a-fod-neic ergeben hätte; zu der
"Weglassung- des (1 bei einer solchen Vokalisation vgl. ^^. 7^ »komm« ä.mo'y,
^ V\f^ »ich« d^itoK, ^ .^-TL^ »sei nicht« *amt-.
Des weiteren ktmnte die Weglassung des ö nw in der Form des Zahlworts
»der achte« eventuell von Bedeutung sein, wenn sie sich als tatsächlich und
alt bestätigte. Sie könnte dann auf Zusammenfall des n der Endung mit dem
letzten Stammkonsonanten von hmn beruhen, wenn die Form etwa so lautete:
* e?i-men-nü-u)ef ' .
Unter diesen Umständen muß es uns doppelt willkommen sein, wenn sich,
wie im nächsten Abschnitt dargelegt werden soll, doch noch eines von den
alten Ordinalzahlworten unter einer fremden Maske verborgen bis ins Koptische
hinübergerettet zu haben scheint.
7. Ein altes Ordinalzahlwort im Koptischen.
Das Wort für »Bruder« gibt uns durch die Vokalisation seiner koptischen § 66.
Formen ein Rätsel auf. Während der Singularis coii einfach eine vollständige
zweikonsonantige Form iön erhalten zu haben scheint, die der alten Schreibung
des Wortes | sn aufs beste entsprechen würde, zeigt der Pluralis ciih-y:
ciiHO'Y eine Vokalisation, die zum mindesten den Ausfall eines Konsonanten
hinter dem Vokal h, der ja in offener Silbe stehen mußte, vorauszusetzen nötigt,
wenn anders die Form als alt angesehen werden soll. Und daran ist ja bei
der Unregelmäßigkeit ihrer Bildung im Vergleich zu den andern Pluralen, die
das Koptische erhalten hat, nicht wohl zu zweifeln. Nimmt man aber an, daß
im Pluralis den Stammkonsonanten sn vor der Pluralendung w noch ein dritter
Konsonant gefolgt sei, so muß man die Existenz dieses Konsonanten auch für
den Singularis annehmen. Das ist aber wieder wegen der Kürze des Vokals
von con unmöglich.
Aus diesem Dilemma kann uns nur eine Annahme liinausführen, daß näm-
lich nicht ein, sondern zwei Konsonanten weggefallen sind, die im Singularis
zusammen eine zweite Silbe bildeten, sodaß eine Form wie co\c\ (sol-sel), coiir
»Mauer« {*söb-tfj) vorlag, während sie im Pluralis den Bildungsvokal e zwischen
sich gehabt hätten, so daß hier also eine Form wie cÄcwXq (sel-sö-lef), fiepigH-Y
»Koriander« (""her-se-jew o. ä.), p.TiesH »Träne« {*rem-je-jet) vorlag.
Und so ist es gewiß gewesen. Das Wort für »Bruder« und seine Ab- § 67.
leitungen wie II in-t »Schwester«, | sn und Ij aa^aaa U/vwwv snm (auch mit
') Griffith' Erklärung des Namens der Stadt Hermopolis ^ ui-uoTfit als »die achte
(Gauhauptstadt)« (Pröc. Soc. bibl. arch. 21, 278) halte ich sachlich und sprachlich für uninüglicli.
5*
AAAAAA
36 KurtSethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
£> Pyr. 801 c) »sich verbrüdern mit«, »sich gesellen zu«, \ m »küssen«'
"wird seit der ältesten Zeit stets mit dem Zweizack 1/ geschrieben"'. Dieses Zeichen
ist in der alten Orthographie sonst nur bei den Ableitungen des Stammes m
»zwei« gebräuchlich^. Nur ganz vereinzelt kommt es im a. R. auch fiir die
Konsonantenfolge sn in andern Worten vor, die sonst und auch später nie da-
mit geschrieben werden: nil ^^ »Fest(mahl) des G. Monatstages«, sonst
1 und später stets ^;E7 o-eschrieben, s. oben S 29 Anm.; U °
sn'^(^ »polieren«, Kausativ von n''«', Brugsch, Gräberw. 134, sonst I o, später
i]3 geschrieben (Verbum II §709). In den Worten I ^ mk »saugen«,
■^ ^iS' md » fürchten « , I Jl snb » gesund sein « , I ^ w snfj » gründen « ,
r\ ^ AAAAAA t r\ AAAAAA
' i«w2 »füttern«, ^H^^^b^ ^^^ »elend sein«, JT| I ^ rmn »spinnen« usw.
wird man im a. R. nie, und auch später wohl kaum in einem besseren Texte,
das Zeichen 11 angewendet finden*.
Der Gegenstand, den das Zeichen 11 darstellt, der Zweizack, ist ohne
Zweifel ebenso von dem Zahlwort »zwei« benannt gewesen wie das Zeichen
der einzackigen Harpune ^<:£- nach dem Zahlwort »eins«, das damit bezeichnet
wird (s. Griffith, Hierogl. S. 52. 61. 62). Wenn nun also außer dem Zahlwort
»zwei« und seinen Ableitungen nur noch das Wort für »Bruder« und seine
Wortsippe mit diesem Zeichen des Zweizackes geschriel)en werden, so zeigt
sich darin wohl deutlich, daß ein Zusammenhang zwischen beiden Worten be-
stand, der bei der Natur der ihnen innewohnenden Begriffe ja auch begreiflich
wäre (vgl. Griffith, a. a. 0. S. 62). Doppelt begreiflich dem, der die Denkweise
der Semiten kennt, die bei paarweise vorkommenden oder sich gleichenden Gegen-
ständen den einen den Bruder oder die Schwester des andern nennen, so daß
Bruder und Schwester dann geradezu die Bedeutung »der andere« bekommen.
') Zu diesen Ableitungen von »Bruder« wird man auch den alten Ausdruck für eine Art
Palast y 11 y W W oder 11 XX I I snic-nt (Ableitung mit dem Affix nt) und das später so
häufige XXX'^ m-wt »die Flaggenmasten» zu rechnen haben. Das letztere Wort wird der
Plural von sn-t »Schwester- sein; denn in den Inschriften an den Flaggenmastnischen des 1. Pylons
des großen Tempels von Medinet Habii sind die vier Flaggenmasten mit »den Schwestern« Isis
und Nephthys resp. Eileithyia und Buto identifiziert (nach eigenen Abschriften).
^) Die Drucktype entspricht bekanntlich der alten Form des Zeichens X nicht genau.
^) Zu diesen werden auch |l i IJ (® snj »losen« (Pyr. UOOrf) und h V ö ^"'^ »trennen von«
AAA^^\A 1 I O
(Pyr. 94a) gehören.
*) Dagegen ist es später üblich »n ] V ^ \ \\\ *"''* "Weihrauch«, das alt 11 -^ stj-ntr
lautete und nie damit geschrieben wurde.
1910.] Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptischen Zahlwörter. 37
Gerade in diesen Fällen gebraucht nun der Ägypter nicht die Worte für § 68.
Bruder und Schwester, sondern das Ordinalzahlwort »der Zweite« resp. «die
Zweite«, das von dem Stamme m durch Anhängung der Endung nw, fem. nwt
gebildet ist und also sn-nw, sn-nw-t lautet:
ri^
C\
Iji^^^^ »einer sprach zum andern«, eigentlich »zu seinem
zweiten«. Urk, IV, 26; vgl. auch ib. 247.
' y \\ ^ ^r /, 11*^-=^ »der eine tötete den andern«, eigentlich »seinen
zweiten«. Harr. 75, 4.
^^ny<=>^^^(l ij^^^ll^— «— »es (das eine Auge des Gottes) beweinte
das andere (das ihm ausgerissen war)«, eigentlich »sein zweites«. Totb. Nav. 17,
34; vgl. auch Louvre C 14, 10 (m. R.).
-'^ ^ ^v I- r. 11'^ »eine Stadt ward von der andern getrennt«, eigent-
lich »von ihrer zweiten«. Chnemh. 40.
o,,, y Ij 1 1 M »jedes Heilmittel wie das andere«, eigentlich »wie
<::z:> I i I o # i £i I
sein zweites«. Eb. 16, 14.
1 '[ var. ü ^^'^^'^jf »Genosse des Königs«, eigentlich »der Zweite des
Königs«, »beim Aufrichten des i)ö'- Pfeilers « , Brugsch, Thes. V 941. 921; vgl.
Rouge, Inscr. hier. 303, Urk. IV 49.
1 w'^ ^ »dem Horizonte gleichend«, eigentlich »die Zweite des Hori-
zontes«, wird ein Tempel ( |H) genannt. Urk. IV 860; vgl. auch Sharpe, Eg.
Inscr. II 83, 6 (m. R.).
In Wahrheit ist das ägyptische Wort für »Bruder« wohl Ursprung- § 69.
lieh mit diesem Worte für »der zweite« identisch gewesen und nur in der
Schrift, vielleicht, weil es lautlich bereits reduziert war, schon früh davon
unterschieden worden. Daß in einer Sprache ein und dasselbe Wort später in
zwei verschiedenen Formen mit differenzierter Bedeutung fortlebt, ist ja etwas
durchaus Gewöhnliches; vgl. unser »die Eltern« und »die Altern«, »äsen« und
«essen«, »vor« und »für«, »Mann« und »man« und »jemand«, »monseigneur«
und »monsieur«, »cou« luid »col«. Auch im Ägyptisch-Koptischen können
wir ähnliches beobachten, so z. B. wenn aus dem alten Wort kdj »die Töpfer-
scheibe drehen« zwei Verben Ktx)T »bauen« (2rad.) und kcotc »wenden« (III. inf.)
hervorgegangen sind, wenn aus dem alten wdj »befehlen« ein wd »befehlen«
(2rad.) und ein lüdj »aussenden« (III. inf.), aus mhj »füllen« ein rnh »füllen«
(2rad.) und ein mhj »mit Wasser füllen«, »überfluten« (III. inf.) hervorgegangen
sind oder wenn im Koptischen die Zusammensetzung /^>^^^ >^ I "dieser
Tag« einmal als ne^^oo-y (resp. neig^oo'y) »der Tag« und daneben als noo'y
»heute« erhalten ist.
38 Kurt Sethe: Uutersucimngen über die ägyptischen Zahlwörter. [47. Band.
Ebenso wird man sicli nun auch zu denken liaben, daß das Wort fiir
"der zweite« da, wo es diese Bedeutung behielt oder »den andern« in einem
Paare bezeichnete, seinen ursprüngliclien Lautbestand, vermutlicli *son-neir, nocli
länger bewahrte (etwa wie kdj »wenden«, wdj »aussenden«, mhj »überfluten«,
ne^oo'Y »der Tag«), sei es nun wirklich in der Sprache oder nur in der
Schrift als historische Schreibung. In beiden Fällen konnte darauf leicht die
Analogie der andern, ebenso gebildeten Ordinalzahlen Einlluß üben. Dagegen
wäre dasselbe Wort, wo es die besondere Bedeutung »Bruder« hatte, schon
früh nur \ geschrieben worden, weil es tatsächlich bereits ähnlich wie das
AAAA/VA
kopt. coli lautete und weil man sich der Natur der Form als Ordinalzahlwort
nicht mehr bewußt \var.
§ 70. Die koptische Form für »Bruder« cou ist in der Tat eine Form, wie sie aus
einem ursprünglichen *sön-neic »der Zweite« mit Notwendigkeit hervorgehen
mußte; vgl. nur ^oq »Schlange«, ägypt. Q ^Ä ^IHSL *'?'4/"^*^'^ 5 «ytoM »Garten« ägypt.
^-1"%^ l>v "^ ö n *k6)-mew, moht, ägypt. 5=3"^^ *Mön-/ew (Verbum I
§ löl/'). So mußte aus *son-7ieic ein *^ön?i werden, das im Altägyptischen mir
I sn und im Koptischen nur con geschrieben werden konnte.
AAAAAA
Der Pluralis ciih'y ! cwncy »Brüder« aber wäre demnach aus *ien-ne-wew
entstanden. Die unbetonte Endsilbe icew mußte gesetzmäßig zu einem einfachen
w werden, vgl. Verbum I 59. Aus *ienne wurde ciih genau wie tk^io aus
*d-kehbo, tmo aus *demm6 (für *dewmö), t£io *d-hlo aus *d-hejj6 (für *d-hei-jÖ),
s. Verbum I§ 57. Daß cnH«y:cnHO'y den Artikel in der Form ne erhält, die
vor Doppelkonsonanten üblich ist, beweist nichts gegen seine Entstehung aus
*hn-ne-weic, vgl. nec<7pÄw£T »die Ruhe« (Verbum I § G3, 1), ncg.uo'y »das Salz«
(aus *h('m-^u-jel), TCg^o-YciTe » der Anfang « , eigentlich » die erste « (von *hey-wi-tfj) u. a. m.
Beide Formen coit und c«H'y wären in lautlicher Hinsicht zu vergleichen
mit den Formen coo-yü *i6w-wrn und co-ynii *sew-we-new des koptischen Ver-
bums für »erkennen«, die gleichfalls in der Mitte zwei aufeinanderfolgende
gleiche Konsonanten enthielten. Hinsichtlich ihrer Bildung entsprächen sie da-
gegen den Formen «xo! »Schilf« *dÖ^-Jeii', Plur. c'xh'Y ! c-xHO'y *ed-^e-jeu: (Verbum I
§ 161 ö) und co£iT »Mauer« *s6b-tej, Plur. cefiei^io'y *seb-tc-jew (s. oben § 5H).
§71. Wie steht es nun aber mit dem Femininum zu coi\, dem Wort V sn-t
»Schwester«, kopt. cwitetctoni? Ks ist klar, daß diese Form nicht mehr aus
dem Ordinalzahlwort »die zweite« sn-nw-t abgeleitet werden kann, das etwa
*ien-nfi-icpl gelautet haben müßte. Sie ist vielmehr offenbar erst von dem
Wort für »Bruder« abgeleitet, nachdem es den Lautwert son, den es im Kop-
tischen besitzt, erlangt hatte'. Da das Wort für »Schwester« aber bereits in
') Solche Ableitungen femininaler Formen von verstümmelten Masknlinformen sind auch
im Koptischen nichts Seltenes, vgl. g^o^fife »die Erste« von ^oyrr *heiwtiej, ppco »Königin« von
ppo, feojKe »Sklavin« von &cok *hojek, NrcCr« und 'AurtCi'j von noyn *Niumew und *eimunew.
1910.] Kurt Sethe: Untersuchunsen über die ägyptischen Zahlwörter. iji)
den Pj'ramidentexten und im a. R. stets so geschrieben zu werden pflegt, wie
es dem Konsonantenbestand der koptischen Form ccone entspricht, 11 oder
i/o, so ist es recht wahrscheinlich, daß es bereits damals nur sn-t lautete.
Das würde dann zugleich eine neue Bestätigung für das hohe Alter des Laut-
wertes sn für das Wort »Bruder« enthalten.
Zu der Vokalisation *^6n-neio, die sich uns aus dem Worte coii «Bruder« § 72.
für das alte Ordinalzahl wort »der zweite« zu ergeben scheint, würde übrigens
auch die Form *Sen-n6w-iej auf das beste passen, die wir für die Verbindung
desselben Zahlworts mit dem Suffix 3. f. sg. erhielten, wenn sich die oben
(§ 25) unter allem Vorbehalt geäußerte Vermutung bestätigen sollte, daß das
kopt. citoo-yc eventuell dem alten Ausdruck ü Hw sn-nw-sj entsprechen könnte.
Was wir für die Bildung der Ordinalzahl worte im allgemeinen aus der § 73.
Gleichsetzung von coii »Bruder« mit sn-nw »der Zweite« lernen, ist einmal
eine Bestätigung dafür, daß die Ordinalzahlen nur dem Stamm des Kardinal-
zahlwortes enthielten {sn, nicht sn-wj, sn-tj), sodann daß der Vokal bei ilmen
zum mindesten nicht immer an derselben Stelle stand wie beim Kardinalzahl-
wort {*son-neic neben *mii-iüej) und endlich, daß er wenigstens in dem einen
uns bekannten Falle derselben Vokalklasse (o-Laute) angehörte wie beim Kar-
dinalzahlwort'.
^) Es sei hier im Anschluß an die Gleichsetzung des ägyptischen Wortes für »Bruder« mit
^ *■
dem Worte für »der zweite« noch darauf hingewiesen, daß das semitische Wort für »Bruder« ^ \
ns in seinen beiden ersten festen Konsonanten ja mit dem Worte für »der andere«, »der zweite«
I (alter) ^i-1 -itis übereinstimmt. Sollte etwa auch im Semitischen ein ähnlicher Zusammenhang zwi-
schen beiden Ausdrücken bestehen, wie wir ihn oben für das Ägyptische gefunden haben?
40
Kurt Sethe: Untersuchungen über die ägyptisclien Zahlwörter,
[47. Band.
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Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 47. Band. 1910.
42 K. Seihe u. A. H. Gardiner: Zur Vokalisaüon d. Dualis im Ägyptischen. [47. Band.
Zur Vokalisation des Dualis im Ägyptischen.
Der Name von Gebelen und der Name des Gottes Antaios.
Von Kurt Sethe
mit Beiträgen von Alan H. Gardiner'.
In gewissen griechischen Urkunden der Ptolemäerzeit, die aus Gebelen in
Oberägypten, dem alten Pathyris, kommen und nach Gießen gelangt sind (ver-
öflentlicht von Paul M. Meyer in Griech. Pap. im Museum des Oberhessischen
Geschichtsvereins zu Gießen, Heft 2, Nr. 36 ff.)", findet sich häufig eine Gott-
heit im Genitiv 'A^sp-veß-svTaieujg oder 'X^ep-veß-evTociyeujc genannt (Spiegelberg,
Orient. Lit.-Zeitg. 1909, 531), der in demotischen Urkunden der gleichen Zeit
und Herkunft eine »Hathor, Herrin von [£C« (mit Var. des ersten Zeichens)
entspricht (Griifith, Cat. Ryl. p;ip. 111 425), und zv/ar unter Umständen, die
keinen Zweifel an der Identität beider Ausdrücke aufkommen lassen (s. u.).
In dieser demotischen Gruppe hatte bereits Griffith anfangs den alten hiero-
giyphischen Namen der >> Ha thorstadt« (Pathyris) (1 (f^tj "die beiden Fei-
sen«, der dem heutigen arabischen Namen Gebelen entspricht, vermutet (a. a.
0. 260, Anm. 2). Diese Vermutung, die er später aus paläographischen Grün-
den aufgegeben hat, ist niuimehr aufs neue aufgestellt worden durch Spiegelberg,
der in der griechischen Wiedergabe fiir jene demotische Gruppe den gleichen
Konsonantenbestand svrui zu finden glaubte, den das alte ififj aufwies. Er hat
aus dieser griechischen Form den Schluß gezogen, daß die Duale im Ägypti-
schen ursprünglich ebenso wie in den semitischen Sprachen auf ein betontes
aj ausgegangen seien und daß die im Koptischen erhaltenen Dualformen, die
im Gegensatz dazu den Bildungsvokal sämtlich in der vorletzten Silbe zeigen,
eine sekundäre Vokalisation haben.
1. Die Vokalisation des Dualis nach den koptischen Formen.
Wenn sich dieser Schluß bestätigte, würde das nicht nur fiir die \'oka-
lisation der Dualformen, sondern auch für die Bewertung der koptischen Voka-
') Ich bin Gardiner nicht nur für die wertvollen Beiträge, die durch Nennung seines
Namens kenntlich gemacht sind, zu herzlichem Dank verpflichtet, sondern auch für manche An-
regung, die er mir im Meinungsaustausch gegeben hat. — ^) Hrn. Prof. P. Meyer möchte ich an
dieser Stelle noch besonders für die freundliche Auskunft, die er mir über die Paj)yri erteilte,
danken.
I
1910.] K. Sethe u. A. IL Gardinfk: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. 43
lisation überhaupt von grundsätzlicher Bedeutung sein. Man müßte es danach
schon als einen besonders glücklichen Zufall ansehen, wenn einmal eine kop-
tische Form noch die alte Vokalisation oder, genauer gesagt, eine Vokalisation,
die aus der ursprünglichen Vokalisation organisch entstanden sein kann, be-
wahrt hätte. Das wäre denn gerade das Gegenteil von dem, was wir bisher
annehmen zu müssen glaubten. Das Koptische zeigt in den Formen, die nicht
als Analogiebildungen auszuscheiden sind, fast immer eine Vokalisation, die
zu dem ursprünglichen Konsonantenbestande aufs beste, zu dem gegenwärtig
im Koptischen vorliegenden Konsonantenbestande aber oft herzlich schlecht
paßt. Diese Tatsache schien uns eine gute Bürgschaft dafür zu sein, daß das
Koptische zum mindesten die Quantität und die Stelle des alten Vokals treu
erhalten habe.
Ebendiese Bürgschaft für ihr Alter schienen uns nun aber auch gerade
die im Koptischen noch überlebenden Dualformen zu bieten:
Mask. cnoTO'ytct^oTO'Y «die Lippen« aus *sp6twej I cs^ ,
n&.go'Y : t^iv^o'Y »der Hintere«, »das Ende« aus *pdhwej _SS3^\\,
ciiÄ.'Y «zwei«, achmim. ciio aus *snüwej, s. meinen Aufsatz über die
Zahlwörter § 46,
CMÄ^'Y "^i^ Schläfen« aus *smd^wej y^ oder besser, wenn das Js.'y
wie bei cndw-y aufzufassen ist, aus *sem^üwej,
(yfeoe »die Arme« aus *gb6^wej 5 m^:"^ , Sing. <5'fioi : «sst^oi *ghö?,
MiiOT€ : ejw.no'^ »die Brüste« aus *emn6dwej |)^^^, Sing, mwot,
MOTe oder MOTo-y (Triad. 397) »die Schultern« aus *mötwej, Sing. MO-yT,
s'Tv.ooTe »die Nieren« aus glötwej, Sing. «y^toT;
Fem. §p*^i>^ boh. »die Halsadern« aus *hr6tej,
'Ät^üi'^- boh. »die Lenden« aus 'dpotej,
u|HT »zweihundert« aus *§etej, Sing, uje, s. ÄZ. 31, 112,
'^%svT »die Doppelkrone« aus *pe-shemtej v[^ V_,
o'yepHTe »die Füße« nxxs *we<^retej \\ «SS ^^^^^ frühzeitigem Über-
gang des ^ ü in <=> oder (]?), Sing. Ovapz Dekanname imd in Avocpic;
B
nl© ^'■''"-''
cÜTe : ciio'Y'^" »zwei« aus *)^entej : *mütej, s. meinen Aufsatz über die
Zahlwörter a. a. 0.
Nach Spiegelbergs Theorie würden alle diese Formen, deren Vokalisation
so schön zu ihrem ursprünglichen Konsonantenbestande paßt, sekundär sein.
Statt der mannigfaltigen Vokalisationen mit ö, d, ü, ö, <?, e in der vorletzten
Silbe hätten alle diese Formen fmher eine einförmige Vokalisation mit dem Ton-
vokal d vor dem / der Dualendung und mit lauter tonlosen Nebensilben gehabt.
Statt *sp6twej und *shemtej hätte es *spetu:äj und *shemtdj geheißen. Spiegelberg
6*
44 K. Sktiik II. A. H. Gardinkr: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. [47. Band.
nimmt also an, daß die Endung aj noch bestanden habe, nachdem die ;ill-
gemeine Verllüclitigung der unbetonten Vokale der Nebensilben zu e eingetreten
war. Durch diese Annahme erschwert er sich die Erklärung der koptischen
Eormen unnötig. Es läßt sich kaum vorstellen, wie aus *ipetwdj ein cnoTO-y
entstanden sein sollte; noch weniger aber sind die Formen mit langem Vokal
g^pu)"^, o*yepHTe zu erklären. Da die unbetonten Nebensilben geschlossen zu
sein pflegen, müßten die von Spiegelbero zu postulierenden Formen 'hertuj,
*w<^('rfaj gelautet haben.
Wenn man schon aus der einen Form Evrai einen so weitgehenden Schluß
auf die Vokalisation aller Dualformen ziehen will, wäre es doch weit einfacher
und natürlicher anzunehmen, daß die im Koptischen erhaltenen Dualformen
diese Endung aj einst besaßen, bevor die Verflüchtigung der unbetonten
Nebenvokale eintrat, daß dann durch eine Ziu-ückziehung des Tones der ui-
sprünglich unbetonte Vokal der vorletzten Silbe betont worden und demgemäß
im Koptischen als alleiniger Vokal übriggeblieben sei, während das ursprünglich
betonte aj der letzten Silbe tonlos wurde und dann, als die allgemeine Ver-
flüchtigung der unbetonten Vokale der Nebensilben eintrat, zu (j und schließlich
zu r wurde \ So wäre dann das kopt. cnoTO'y aus einem urspr. *ipöticaj xihev
*sp6twäj, *spotwfj, g^pto"^ aus einem urspr. *hrötdj über *hrÖtaj, *lir6tej entstanden
zu denken. Das gäbe für die ägyptischen Duale dann Grundformen, die erst
wirklich den semitischen Dualformen entsprechen "würden.
2. Die A6ep-veß-evTai(r)i(; der Gebelen-Papyri und der Name Ton Gebelen.
In einer solchen Modifikation Aväre die SpiEGELBERGSche Theorie in der Tat
gar nicht so unwahrscheinlich. Aber wie steht es mit ihrer Grundlage, mit der
Form evToLi, die Spiegelberg darauf geführt hat? Entspricht diese Form wirklich
dem alten (] ^ in-tj und hat sich in ihr uns wirklich noch eine alte Diuil-
form mit der betonten Endung äj erhalten?
Was zunächst den Zusammenhang anhmgt, in dem der Name der AS-ep-
i/e/3-evrö6t(7)ecü^ in den Urkunden aus Gebelen vorkommt, so findet er sich in
') Nach allen Anzeichen muß das schon vor dem n. R. geschehen sein, s. Verbum I tj 137 — 142.
ÄZ. 44,4. Zu beachten ist, daß die | .•"" btj (so schon Benihassan I 8) und lY >=t2^ sktj
I W I I I I A o \\
geschriebenen alten Feminina | bd-t »Spelt« und I r-ci>c, skt-t »Sonnenschiff«, später
wirklich Maskulina geworden sind {btj im Koptischen; sktj Anast. I\' 7, 10 f. 8,5) und daß also
die Ersetzung des dt oder tt bei ihnen nicht nur auf einer bloßen Zeichenverwechslung, sondern
auf Gleichklang und falscher Eltyniologie beruhen wird. Ein lehrreiches Seitenstück ist auch die
neuägyptische Schreibung L, Ö/u)^ füi" flas alte fem. s==3J Y\£iy| »Sandale«, das im Kop-
tischen als Too-ye : -»wof i> d. i. töbwet, erhalten ist und gleichfalls Maskulinum geworden ist. Offenbar
lautete das Wort schon im Neuägyptischen ähnlich, und das we, auf das es ausging, wurde damals
bereits irrig für die ninskuline Dualenduiig gehalten.
1910.] K. Seihe u. A. H. Gardiner: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. 45
einer Reihe von Urkunden regelmäßig in der Unterschrift des Schreibers ge-
nannt: »geschrieben durch N. N., welcher schreibt im Namen der Priester der
Hathor, der Herrin von |jf^.< (Rylands pap. Nr. 15. 16. 19. 28. 24. 27)
und wörtlich ebenso in den griechischen Urkunden (37, 1. II; B8B) mit denselben
Schreibernamen (Thotorlais, Sohn des Nechtmin). Statt dessen liest man in
anderen Urkunden: »geschrieben durch N. N., der schreibt im Namen der Priester
des Sobek. des Herrn von I-m-jotr<^ (Ryl- Nr. 17. 20 — 22. 38), I-m-jotr, das alte
ylj ^© eigtl. »die Insel im Strome« ist der Name einer Stadt in der
Nachbarschaft von Gebelen, die in den griechischen Urkunden Krokodilopolis ge-
nannt wird. Es geht daraus klar hervor, daß die entsprechenden AVorte »Hathor,
Herrin von |£C« 'AS-e/3-ve/3-evT<::«t(7)60ü? in der Tat, wie Griffith und Spiegelberg
annahmen, der Titel einer in oder bei Gebelen verehrten Hathor sein müssen.
Das wird denn zum Teil auch durch den Inhalt der Urkunden bestätigt;
sie betreffen Grundstücke »im nordöstlichen Viertel von Per-hathor« (Ryl. pap-
Nr. 23), »in Temrauti, nördlich von Per-hathor« (ib. Nr. 26. 29), »ein Haus in
Tiabone, im Grundbesitz der Hathor, Herrin von HCC« und dazu gehöriges
Land »bei der Insel der Hathor« (ib. Nr. 15, griech. vr^(ioq\<p<^Qhir-f\<; Tvig iv Ua^vpei),
Landstücke »in der Ebene nördlich von Pathyris, im Grundbesitz der 'X'^ep-veß-
ewTÄtewc« (Gieß. Pap. 37 II).
Danach liegt es in der Tat nahe genug, in dem enfai, dessen Herrin die
Hathor ist, den alten Namen von Gebelen-Pathyris wiederzuerkennen, zumal
der Konsonantenbestand so gut zu stimmen scheint und auch die demotische
Schreibung ganz augenscheinlich die zweimalige Wiederholung eines Zeichens,
wie sie zur Bezeichnung des Dualis üblich war, enthält.
Prüfen wir nunmehr, was wir über diesen alten Namen von Gebelen
Avissen. Y.T läßt sich meines Wissens zuerst in ramessidischer Zeit nachweisen
und lautet in Dynastie 19 — 21 so:
(1 c^ Mar., Abyd. II 6. 12 (R. II); an der ersten Stelle mit dem Zusatz ^1
»der Hathor«.
^
Brugsch, Thes. vi 1407 (kolL; R. III).
AAAAAA ,r^ I 1
LD.. Text III 182 (R. III): Karnak, Hof zwischen Pvlon 3—4 und 7
(Seth. II); Chonstempel, 2. Raum (R. XII).
Rec. de trav. 10, 136 (Dyn. 21), berichtigt nach einer Abschrift von
Gardiner.
Es scheint danach, daß das Wort von den Ägyptern als Ableitung von
W\AAA
d] mr »Stein« kopt. tone aufgefaßt wurde, das seit dieser Zeit ja auch
selbst zuweilen mit dem Zeichen <0< geschrieben wird: (l<e=<;iD LD. III 207c
1
46 K. Sethe u. A. H. Gardiner: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. [47. Band.
(Rams. III). (] cn Ann. du serv. 10, 39; vgl. Brugsch, Dict. geogr. GO. Für
die Frage, ob es mit dem griech. evToci identisch ist, ist damit aber nichts ge-
wonnen. Wichtiger dürften in dieser Hinsicht die Varianten der späteren Zei-
ten sein:
n Brugsch, Dict. geogr. 46 (ohne Belege).
1 AA/VSAA i 1
n<e=<^^ LD., Text II 242 (griech).
Es muß danach als sehr unwahrscheinlich bezeichnet werden, daß der
Name, wie es nach Spiegelbergs Deutung der Fall sein soll, noch in griechisch-
römischer Zeit auf ein betontes aj ausging. Vielmehr spricht alles dafür, daß er
nicht anders als die im Koptischen erhaltenen femininen Duale auf ein un-
betontes te, wenn nicht gar nur auf ^ ausging (wie ujht »200«). Die Schreibung
mit g würde im n. R. noch die ältere Form te Ijezeugen'. Die vorliegende
Schreibung [1 ^ aus griechisch-römischer Zeit bezeugt dagegen eigentlich nur
noch den Stamm in selbst; denn die Gruppe ^/\^ hat in dieser Zeit nur noch die
Bedeutung einer Variante von o^:^. Speziell die Schreibung [j ^^ ist
sowohl für das alte 11 in-t »Gebirge« kopt. &.n.T- : iÄ.n- belegt (Kanop. 7;
r, AA/V\AA
LD. Text II 211), wie für das alte [ <=> in?' »Stein« kopt. tone (Belege bei
Brugsch, Dict. geogr. 60). Deshalb kann unser Name natürlich doch noch auf
tf oder t ausgegangen sein. Das Fehlen des t in der Variante (1 beweist
nichts dagegen; vgl. <^;^^ für t^h-(j »die Augen« Junker, Gramm, der Dend.-
Texte S. 59.
Die Identifikation von svtui und seines demotischen Äquivalentes mit
|] stößt aber auch in paläographischer Hinsicht auf unüberwindliche
Hindernisse. Die demotische Zeichengruppe kann, wie das schon Griffith an-
erkannt hat, unmöglich auf das Wort (1 zurückgeführt werden, wie
1 AAAAAA \\ I I
man sich dieses Wort auch geschrieben denken mag. Sie enthält zunächst eine
Zeichenkombination, die ein senkrechtes Element zweunal wiederholt über einem
1) Schreibungen wie f] (Urk. 1\' 2. 14. u. o.) fih- ph-tj (f\f] Urk. IV 34. 80. 137 u. o.)
sind nicht etwa nach Verbum I § 125 a. E. als dualische Schreibungen mit Wiederholung des letzten
starken Konsonanten zu deuten. Die dort angenommene Art der Dualbezeichnnng existiert nicht;
y AAAAAA jgj jj, j^ zu emendieren (s. meinen Aufsatz über die Zalilwürter); statt ^^. '^. steht im
Original ^^v ^ i^y^' 1253 c); I Cl (Pyr. 14G2c) beruht nur auf der Lesung Masperos,
die nicht zu kontrollieren ist, da die Zeichen ^ jetzt zerstört sind und auch im Pariser Abklatsch
1 AAAAAA
schon fehlen (MoREi) ; ni ^ @ Pyr. 1066 a ist nicht »der Tentyrit«, sondern »die Tentyritin« (d.i.
llatlior). — Die Schreibung TJ ist vielmehr als ein Anzeichen dafür anzusehen, daß die Form
bereits am Anfang der 18. Dynastie nur noch *pähte o. ä. gesprochen wurde; sie entspricht der
Schreibung °^ ^ fin-'^^V »Norden« ÄZ. 44, 4.
^ £^ o I o W I
1910.] K. Seihe 11. A. H. Gardinkk: Zur \'okalisation d. Dualis im Ägyptischen. 47
wagerechten zu zeigen scheint und auf den ersten Blick aufljillend an das Zeichen
%=5 erinnert. Dahinter folgt das Determinativ für «Gott«. Griffith selbst ent-
schied sich schließlich auf einen Vorschlag von Gardiner dafür, den Namen
' I -Tv zu lesen.
Diese Lesung beruht, wie mir Gardiner freundlichst mitteilt, auf dem
Glossar A'on Golenischeff, dessen Publikation Gardiner vorbereitet. Es zählt
die oberägyptischen Städte von Süden nach Norden auf und nennt dabei aus
der Geeend von Gebelen die folgende Reihe:
^o"
1. ^_^ö^\©' d. i. '^^Q, Nr. 11 der Liste Mar., Abyd. II 12.
2. QnPJ^-^©' d- i- 0PJ^©' ^1'- 12 derselben Liste.
3. ^^"^/^im €^ , d.i. S"^^"^®, Nr. 13 derselben Liste. Beide Orte
werden im m. R. zusammen genannt: J '1 ^ 5 ^ 6?^ ^^^ Kultstätte des
Gottes fi ^^X^ Louvre A 17 (vgl. Ann. du serv. 8, 40); griech. Tuphion
/N WWW
(Brugsch).
4. 'y'Qn^^^ ''Haus derHathor« mit dem Zusätze ©|jJU^-^T^ll
«der Herrin von «. d. i. [] o , Nr. 14 bei Mar., Abyd. II 12, sonst
n
auch S^ ^] (Urk. IV 125) oder h ^^o [^ (Mar., Abyd. II 8) genannt, griech.
Pathyris, heute Gebelen.
'">. P^^l©' ^-i- ^^^s ^^^^ +^^i® ^^^^" ^^^© (G^ardiner)
AAA^A^
6. (I AA/sAAA©, d.i. das alte \ll\ \> ^ , Nr. 15 bei Mar., Abyd.
II 12; auch in den demotischen Papyrus von Gebelen oft genannt; griech.
Krokodilopolis. Der Ort ist ÄZ. 20, 122/23 mit dem vorhergehenden zusammen
genannt und wie er in der Nachbarschaft des heutigen Rizagät zu suchen (vgl,
Kairo, Cat. gen. 20642, Lange-Schäfer).
Der hier an vierter .Stelle aufgefiihi'te Ortsname, der dem [Jaaaaaa Gebelen
der Liste Mar., Abyd. II 12 entsj)rechen muß und damit übereinstimmend als
Kultstätte der Hathor bezeichnet erscheint, endigt auf eine Gruppe ]_ 1 T- , die
Gardiner (bei Griffith, Ryl. pap. III, S. 425) mit ^ M J^ transkribierte und in
der er mit richtigem Blick die demotische Gruppe der Gebelen-Papyrus wieder-
erkannte. Was dieser Gruppe voranging, ist leider zerstört; aus den erhaltenen
Resten scheint nur soviel sicher zu entnehmen, daß es nicht der alte Name
von Gebelen [1 war\
^) Man könnte nach dem oben mitgeteilten Faksimile Gardiners vielleicht an k^jiMpU denken.
48 K. Setue u. A. H. Gardinkr: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. [47. Band.
Da das dcmotisclie Äquivalent der zweiten Gruppe |-X-V* in den Gebelen-
Papynis allein, ohne ein Äquivalent der zerstörten ersten Gruppe, als Name
der Kultstätte der Hatlior = \^ec-veß-evTui{y)e'jüi: auftritt, so gibt es nur zwei
Möglichkeiten fiir das Verhältnis beider Gruppen zueinander. Entweder ist die
erste Gruppe ein Komplement zur zweiten, das in den demotischen Schreibungen
fehlt, sei es nun die phonetische Schreibung dazu, sei es ein besonderes Wort,
das zur vollen Namensform gehörte, später aber im gewöhnlichen Gebrauch
weggelassen wurde'. Oder es liegen zwei parallele Ausdrücke vor, die zusammen
zwei benachbarte Kultstätten der Hathor bezeichneten. Zu der letzteren 3Iög-
lichkeit würde vielleicht die ganze Art, wie die uns beschäftigende Hathor in
den Urkunden von Gebelen genannt wird, passen. Handelte es sich um die
große Göttin Hathor von Gebelen, nach der dieser Ort »Haus der Hathor« =
Pathyris benannt war, so sollte man doch eigentlich erwarten, daß die Ur-
kunden sie einfach als Hathor resp. als 'Xcppo^irYj yj sv Ylu^csi bezeichneten, nicht
aber, daß sie sie als Hathor, Herrin von |lLL bezeichnen und das auch noch
gar im Griechischen unübersetzt durch 'X^ep-veß-evTui{y)eüüQ wiedergeben. Anders,
wenn es sich um einen besonderen Kult der Göttin, etwa in einem Stadtteile
oder Vorort von Gebelen, handelte; dann konnte diese ungewöhnliche Bezeich-
nung wohl am Platze sein.
3. Der Name des Gottes des antäopolitischen Graues.
Dieselbe Gruppe, die wir hier in der Benennung von Gebelen als Äqui-
valent der demotischen Schreibung fluiden, kehrt nun nach Gardiner in dem
GoLENiscHEFF*schen Glossar noch einmal wieder in der Verbindung: «die nörd-
lichen von I ^^ 1 1 AAAAAA |y^|_XX_« als Name des Orts, der der Stadt Sfi^-hfp (Hypselis)
vorangeht, und hängt lüer offenbar mit dem -— «i- zusammen, das Brugsch (Dict.
1 1 1 1 1 3a
geogr. 390) und Dümichen (Zur Geogr. Ägyptens) neben v^^ als Bezeichnung für
den östlichen Teil des zehnten oberägyptischen Gaues """^^ , den Antaiopolites'
anfuhren.
') Man konnte versucht sein, in der Gruppe t^^^)j . die der Pap. Rylands Nr. 14 vor
dem Ortsnamen in einem davon p;el)ildeten Personennamen einschiebt, während sie in den Parallel-
texten fehlt, und die Griffith (Ryl. pap. III, S. 46*2) mit A^ (1 'S -^^ transkribiert, ein Ä(jui-
valent der in Rede stehenden Gruppe ''^^^^'^ %. 8 des GoLENisciiKFF-Glossars zu sehen, böte nicht
der genannte Papyrus auch für die anderen Personennamen ganz willkürliche Varianten.
^) Es scheint, daß der Gau >■ vl| in zwei Hälften zerfiel, eine östliche, den Antaiopolites, und
eine westliche, den Aphroditopolites der griechisch-römischen Quellen; vgl. BRrGscH, Ägyptologie 444.
1910.] K. Sethk u. A. H. Gardinkk: Zur V'okalisation d. Dualis im Ägyptischen. 49
Diese Bezeichnungen nehmen augenscheinlich auf die beiden göttlichen,
mit Horus und Seth identifizierten Gegner Bezug, die hier einst miteinander ge-
kämpft haben sollen (Diod. 121; Laxzone, Papyrus du lac Moeris LXV, S. 7 ;
DüMicHEN, Gcogr, [Onc'ken] 165) und in den Texten oft im Zusammenhang mit
demselben Gau und seiner Hauptstadt (|^©' genannt werden:
&s-^(Var. %^)^^!j|' parallel mit den "]"]"] | ^ -^^ «Göttern, den
Herren des antäopolitischen Gaus« genannt, auf einer Statue des n. R., gefunden
bei Abutig (Reo. de trav. 11, 87)"'.
^^^37"^^ (Lanzone a. a. 0.).
rf in dem Titel des Oberpriesters desselben Gaues (Brügsch, Dict. geogr.
1376).'
Il |i ^v ""^f ^© (BRUGscn, Dict. geogr. 1068) aus späten Hss. des »Livre
que mon nom fleurisse«.
^ II ^ ^ in der Inschrift des Gaues ^~^ in der Gauliste am Tpf-Tempel
von Karnak aus der Zeit des Augustus (Brugsch, Geogr. Taf. 22, koll.).
Auch in dem Ortsnamen , v\ , ^aaaaaa 11^, den Brugsch und Dümichen
zitieren, könnte 11 die Gottheit sein und das darauffolgende ^ den ganzen
Ausdruck «das Haus der Einwicklung der beiden streitenden Götter« determi-
nieren.
Der oben an erster Stelle aufgeführte dualische Ausdruck mit dem Bilde
zweier falkenartiger Raubvögel liegt ohne die Wiederholung dieses Ideogramms,
aber mit ausgeschriebener Dualendung wj off'enbar in einer Anzahl von Eigen-
namen des m. R. vor; vgl. die folgenden, Lange-Schäfer's Katalog der Kairiner
Grab- und Denksteine, Bd. I entnommenen, Beispiele:
-|^^^\\^ PJ- Schwester eines Fürsten von f^® (Kairo Nr. 20022, u).
tjwj-nht, Mann, dessen Frau ^^fo heißt (Nr. 20200).
Y^
w
derselbe Name (Nr. 20245, m).
tjicj-htp, Mann (Nr. 20206, h. e).
Eine dementsprechende Variante für die hieratische Gruppe IJjL, die das
Glossar von Golenischeff bot, findet sich im großen Papyrus Harris 61a, 13,
wo Ramses III. die oberägyptischen Provinzialstädte, deren Tempeln er Zuwen-
dungen gemacht hatte, in der üblichen Reihenfolge von Süden nach Norden
aufzählt. Auf Achmim [Ipic] folgt hier i -J^ vx rTf "^^^^ (1/ m » ^- i- ^i^ volle offi-
') Die herkömmliche Identifikation dieser Stadt mit Tdfeh sclivvebt, soviel ich sehen kann,
völlig in der Luft und wird kaum zutreffen. — ^) Mitgeteilt von Gardiner.
Zeitschr. f. Agypt. Spr.. 47. Band. 1910. 7
50 K. Skthk u. A. H. Gakoiner: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. [47. Band.
zielle Benennung für die Hauptstadt des antäopolitisclien Gaues; danach folgen,
ganz entspreeliend genannt, »das Haus des Clinum, des Herrn von -SV^'-Ä/p« und
Siut, »das Haus des Wp-w^wf, des Herrn von *S//r(/«.
Diese Stolle zeigt den dualischen Ausdruck für das streitende (Jötterpaar
aher augenscheinlich als Namen eines einzelnen Gottes angewendet (vgl. das
Determinativ M und das singularische nh), der als der »Herr von 77>»*« be-
zeichnet erscheint. Dasselbe ist auch an der oben zitierten Stelle (Rec. de
trav. 11. 87) der Fall, wo auf den Namen des Gottes .^^^^3^^ folgt: ^^^^-^-I
TTTQ:
»er gebe ein schönes Leben« usw. Ks wird denn auch vollauf bestätigt durch die
Gauliste am Tempel der Jp-f zu Karnak, die als Gott des Gaues """^ einen falken-
1 1 1 1 1 ^
1 1 1 1 1 .
köpfigen, wie Horus aussehenden (Jott zeigt mit der Beischrift: ^v 1 Jirs 1 j-
J^^^f"^©^^!^^ »Horus, der Sohn der Isis, der Sohn des
Osiris, die beiden im antäopolitischen Gaue, die stritten (o. ä.) in diesem
Gaue« (Bkugsch, Geogr. Taf. 22). Damit stimmt überein eine Darstellung im
Tempel von Dendera, die einen ebenso gestalteten Gott zeigt: jj_ v^ |Q^^ rl'^
» , Horus, der große Gott, der Sohn des Osiris« (Mar., Dend. III 12j').
Wir haben es wohl mit einer Bezeichnung zu tun, die den Ausdrücken
»die beiden Götter« (Dyn. 1), "Vv^iü »Ilorus und Seth«, M. »Horus und
der Ombit unter ihm« für den ägyptischen König entspricht. Wie hier der
König, eine Inkarnation des Ilorus. als Vereinigung dieses Gottes mit dem von
ihm überwundenen Seth aufgefaßt ist, so scheint auch in unserm Ausdruck
der eine obsiegende Gott als »die beiden streitenden Götter« bezeichnet zu sein.
In diesem (rotte des antäopolitischen Gaues haben wir ohne Zweifel den
von den Ägyptologen solange gesuchten 'Avra?oc zu erkenncji, nach dem die
Hauptstadt des Gaues 'AvTotioTroXig oder \vtuiov y.wßYi (Diod. I 21) hieß. Die Be-
zeichnung des Pap. Harris »das Haus des X^J], Herrn von TbtC" ist das
ägyptische Prototyp dazu.
4. Der Name des Gottes von Hierakon im Gaue $^ .
Wie Gaiu)INEi{ erkannt hat, enthalten die verschiedenen Bezeichnungen fiir
ein Götterpaar, die wir hier als Benennung des Gottes des antäopolitischen
Gaues ''■^^i antreffen, densoll)en Ausdruck, der im Singularis die Gottheit des
anstoßenden Gaues ?-=^ bezeichnete und dabei in den folgenden Schreibungen
vorliegt :
Davies, Deir el Gebrawi II pl. 24, wo der Fürst des Gaues geehrt von
diesem Gotte heißt.
') So, nicht i] J[, wie Brugscii hat, steht da.
1910.] K. Setiie u. A. II. Uaudinek: Zur \'ükaIisation d. Dualis im Ägyptischen. 51
^
ibid. pl. 21, Grab 72, wo ein amleier Fürst desselben Gaues Vorsteher
der Propheten dieses Gottes ist.
»Herr des Gaues S^ « auf einer saitischen Stele, die Gardiner in Ober-
ägypten im Handel sah.
in dem Namen der Stadt ^, M. S , Uriechisch Ilierakon (Brugscif, Dict.
g-cogr. 507). nach GRnTixir (bei Davies, Dcir el Gebrawi 11, S. 43 Anm. 6)
vermutlich aus dem besonderen Zeichen, das die vorigen Beispiele zeigten,
verderbt.
. in dem Namen '-| — L©, den das Golenischeff'scIic Glossar nach der Stadt
Hypselis (S^s-htp) nennt und der mit dem ebengenannten Namen identisch
sein wird.
^ I ^^37 ^^T^ falkenköpfig dargestellt, Lanzone, Pap. du lac Moeris pl. 5, XIX.
Dieser singularische Name findet sich wieder, wie der Dualis, häufig in
Eigennamen des m. R., imd zwar mit den mannigfachsten Varianten für das
Ideogramm des Raubvogels. In Lange-Schäfer's Katalog der Gral)- und Denk-
steine von Kairo finden sich die folgenden:
4^ Kairo Nr. 20098 (=: ^ Nr. 20077). 20100 (= ^ Nr. 20087),
v^ Nr. 20443, ^ Nr. 20544,
^ Nr. 20227, v^ Nr. 20088,
^ Nr. 20605, A, Nr. 20405, k. Nr. 20077.
Doch ist dabei der lokale Zusammenhang mit dem Gaue ^^-==^ nicht er-
weislich und es köinite daher vielleicht im einen oder dem anderen Falle auch
der Gott ^m^ von |[1© im östlichen Teile des Ilasengaues (Bersche I 15)
oder der Gott von öl „ V:> © im Gazellengaue, der gleichfalls v^ oder
geschrieben wird (Champ.. Not. II 448; LD. II 111. 121) oder der Gott
von ^Hl V® (Daressy, Rcc. de trav. 11,79) gemeint sein.
Eine hieratische Schreibung _( 3 , wie die im GoLENiscHEFr'schen Glossar
für den Gott des Gaues ^:^ , kommt auch im Pap. Sali. IV mehrfach vor,
HZ)^
leider in zerstörtem Zusammenhange (z, B. 8, 2. 3). Ohne das Determinativ
findet sie sich auch häufig in Personennamen des n. R. (z. B. Pap. Anast. VI 3, 4.
ViREY, Un parchemin ... de Thebes in Miss, frang. I fasc. 3, pl. 11 17, nach
Mitteilg. von Gardiner).
52 K> Skthe u. A. H. Gardinkk: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. [47. B&nd.
Für den Zusammoiiliaiig, der zwischen dem Gottc des Gaues ^^-=^ und dem
des Gaues ''-^1 besteht, ist bemerkenswert, daß in griechisch-römischer Zeit
beide Gaue als antäopolitischer Gau, mit der Unterscheidung- als nördlicher und
.südlieher, bezeichnet wurden (Dümiciien, Geogr. [Oncken]).
5. Das Verhältnis zwischen den verschiedenen Schreibungen.
Wie verhalten sich nun die verschiedenen Varianten, die wir für den
singularischen wie für den dualischen Gottesnamen nebeneinander gefunden
haben, zueinander? Die älteste Schreibung, die wir im m. R. und in der
18. Dynastie allein belegen konnten, mit dem falkenartigen Raubvogel, der auf
verschieden gestalteten Gegenständen saß, entspricht ganz der Schreibweise,
die für die Namen der tiergestaltigen Lokalgötter in älterer Zeit allgemein
üblich ist. Sie zeigt ideographisch das Bild des Gottes selbst, das Tier, in
dem man ihn verehrte. Damit stimmen denn auch die beiden eben besprochenen
späteren Darstellungen des Gottes als Mensch mit Falkenkopf überein.
Für die beiden späteren Schreibungen mit dem Finger | (so deutlich nach
dem Hieratischen, nicht der Pfahl) und dem Zeichen für das Wort »Gott« ]
hat Gardiner eine einleuchtende Erklärung gefunden. Er meint, daß beide auf
einem Mißverständnis der abgekürzten hieratischen Form T des Zeichens ^ be-
ruhen (vgl. Möller, Hierat. Paläogr. Nr. 188B).
Die Schreibung mit dem Finger tritt in der Tat zuerst nur in hierati-
schen Handschriften der Ramessidenzeit auf. Hieroglyphisch scheint sie erst
später üblich geworden zu sein'. In ihrer hieratischen Form zeigt diese
Schreibung vor der Dualendung | irj dasselbe ^ fj, das wir in den alten
Schreibungen mit dem Raubvogel sooft ausgeschrieben fanden (Harr, filo, 13).
Es ist also evident, daß wir es zum mindesten mit einem gleichgebildeten
Ausdruck zu tun haben. Wo die Dualendung nicht ausgeschrieben ist, also in
den Schreibungen _L für den Singularis und Cj T_ für den Dualis, steht statt
des W ein Strich \, der wohl nur daraus verderbt sein wird"'.
') Das V ^ , das Champ., Not. descr. II 42 und 44 vorkommt, ist augenscheinlich das in den
ptolemäischen Gaulisten aufgeführte <^^ t=i des saitischen Gaues.
^) Ebenso vielleiclit in -^ ^ Harr. 60, 5 für -^^ pltfj »Kraft. Anast. I 9,3; doch
ist das \ hier nacli Gardiner vielleicht historische Schreibung für das alte Zeichen des Löwen-
kopfs, vgl. — ^-'^ \\ ^ ÄZ. 42, 16. Die Zeichenkombination '^\ erscheint im Neuägyptischen sonst
meist als ein bedeutungsloses Element, das namentlich unter etwas breitere horizontale Zeichen
wie zur Ausfüllung gesetzt wird, und zum Teil wirklich ein altes Ci, zum Teil wirklich einen
alten Abkürzunesstricli vertritt, z.B. Harr. 4, 6 u. o. «S ) Harr. 6, 12. ^
1910.] K. Skiuk u. A. H. Gauüinkr: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. 53
Der wagerechte Strich, auf dem der Finger im Hieratischen steht, ist,
wie die späteren hieroglypliischen Sclireibungen I und ._ M lehren, von den
Ägyptern für das Traggestell " ^ gehalten worden. Möglicherweise hat dazu
das ciW, das darunter steht, beigetragen, indem man an ^^ dachte, nach dessen
Muster man ja in ramessidischer Zeit sogar auch ^-^ statt ^p schreibt (z. B.
Hypostyl von Karnak; Theben, Grab des Ij-mj-sh^y. In Wahrheit kann der
Strich natürlich weder ein ^ , das sonst anders aussieht, noch ein ^fflFff gewesen
sein. Auch wäre ja nach Gardiners Erklärung der Untersatz, auf dem der
Raubvogel saß, von Rechts wegen bereits in dem Zeichen l enthalten, das
der Finger ersetzte. Doch weist Gardiner auf Formen wie ^ (Lebens-
müder 23) und L. (Möller, Hierat. Paläogr. I Nr. 207 B) hin, die man bis jetzt
^^^ liest, die aber nach Gardiner zum Teil vielleicht auch einen andern Gottes-
namen mit dem Falken, wie den unserigen, enthalten könnten.
Vergleicht man die Varianten des Gottesnamens JL (Harr. 61a, 13) und
-L (Sali, IV 8, 2) mit den Varianten der Schreibung, die im Hieratischen des
n. R. für die Verbindung des Fingers mit seinem phonetischen Komplement o in
den AVorten ] fAdh^^ »siegeln«, ] ^^^ dh'^ «leiden« o. ä. gebraucht wird,
J (Anast. IV 7, 3) und 7 (Sali. IV 15, 6), so könnte man auch auf den
Gedanken kommen, daß auch in unserem Falle vielleicht eine entsprechende
Ligatur für ] vorliege, und daß diese Schreibung andeuten sollte, daß der
Finger eben nicht db^^, sondern mit einem anderen auf n ausgehenden Laut-
werte zu lesen sei (s. hierzu noch weiter unten).
Was die andere Variante ' ' oder I 1 anlangt, so scheint sie sich erst
in sehr später Zeit zu finden; ihr scheint auch, wie wir sehen werden, die
demotische Schreibung zu entsprechen. Sie ist jedenfalls die jüngste der drei
Schreibungen und würde nach Gardiners Theorie wohl aus einem Mißverständnis
der hieratischen Form des Fingers T , zu erklären sein. Eine Verwechslung
Orb. 4, lOu. o. Ö ^ 3 Harr. 30, 1. und fl i i ^ Berl. Pap. 3053, 28, 3 (Mut-
ritual) wo nur das c^ historisch ist; (H I Anast. IV 8,5. Harr. 6, 12 u. o. Ilö ... thai
.glänzen. Anast. IV 16, 8. fl^^^^9 ib. 13, 4, ^^ ^ mask. ib. 9, 12, ^ ^^^^ ^ Anast. 1 28, 1,
_ I ^c:i \ O \ I I I A/ww\ C^ \ IS
wo nur das \ historisch ist.
^) Neuerdings hat auch Möller sich augenscheinUch durch das o\\ verleiten lassen, in dem
Jy eine abgekürzte Form von , V zu sehen (Hierat. Paläogr. II Nr. 207 B).
54 K. Setiik II. A. II. Gakdim.u: Zur \'okalisati()n d. Dualis im Agyptisclien. [47. Band.
(lieser Form mit dem Gotteszeichen | ist ja in der Tnt niclit unbegreillich.
Immerhin ist sie im vorliegenden Falle etwas auffallend, da |, wo es nicht
als Determinativ das alte ^ und das daraus mißverstandene 3 vertritt, sonst
anscheinend überall seinen phonetischen Wert /ifr beibehalten hat. Man würde
daher auch hier a priori so lesen (s. auch hier weiter unten). Das TFFff der Variante
1~] würde auch gut aus dem Untergestell des Raubvogels in den alten hiero-
glyphischen Schreibungen entstanden sein können.
Wenn der Faijumpapyrus an der oben zitierten Stelle (Lanzone pl. 7,
LXV): r]^° k.k.^:z7 ^^^ Q^ ^^^=] 1 ^ 11 ' hat, so scheint hier
zwischen -^_M». (als Bezeichnung des Gottes des antäopolitischen Gaues und zu-
gleich in seiner ursprünglichen Bedeutung »die beiden streitenden Götter« ver-
wendet) und ^ I I (Bedeutung unklar, vielleicht als Ortsname zu fassen?) unter-
schieden zu sein. Dennoch ist es nach der ganzen Art, wie die verschiedenen
Schreibungen des Gottesnamens in den verschiedenen Anwendungen ständig mit-
einander wechselten, nicht eben wahrscheinlich, daß wir es etwa mit ver-
schiedenen synonymen Ausdrücken zu tun haben.
6. Die demotische Schreibung.
Der Name, den wir hier als Namen des Gottes des antäopolitischen Gaues
kennen gelernt haben, soll nach Bhugsch und Dümkiien auch einen Teil dieses
Gaues bezeichnet haben. Daß der Name einer Gottheit zugleich auch als Be-
zeichnung für den Bezirk, in dem sie verehrt wird, gebraucht wird, ohne ein
einleitendes ^ »Haus«, ®^ »Stadt«, ^^ »Gau« o. ä., ist wohl auch sonst zu
belegen, vgl. die Benennung von Sebennytos als | g — >J @ »Gotteskalb«, Her-
mopolis als ^ »die acht« (seil. Urgötter, die dort verehrt werden), Atfili als
^^r^® »Haupt der Kühe«, Tuphion als ö ^ ^ »die Schlange«.
Nach dem Zeugnis des Goi-ENisciiEFF'schen Glossars hat, wie wir sahen,
derselbe Name dann weiter auch einen Kultort der Hathor in oder bei Gebelen-
Pathyris bezeichnet"; und dieser Ort war es, der uns in dem Titel der »Hathor,
Herrin von jlCL"., griech. \'^ep-vsß-£vToti{y)su}<; der ptolemäischen Urkunden von
Gebelen wieder begegnete.
') So das Faksimile von Lanzone; Brugsch gab in seinem Dict. geogr. 390 nach einer unge-
nauen Abschrift I I •
^) Wie diese Tatsache zu erklären ist, läßt sich nicht feststellen. Vielleicht lag eine Über-
tragung des Kultes der Ilathor des 10. Gaues von Aphroditopolis, mit dem der antäopolitische
Gau ja ursprünglich zusammengehörte, vor.
1910.J K. Sethe u. A. II. Gardiner: Zur \'okalisation d. Dualis im Ägyptischen. 55
Die wichtigsten Varianten, die sich für den Ortsnamen in dieser Verbindung
'»Hathor Herrin von « in den demotischen Urkunden von Gebelen (aus
der Zeit des Ptol. Philometor und seiner Nachfolger) finden, sind:
fÖ %1- P'^^P- Pl- ^'•^' '^- (^ ib. pl. 78, 4.
fl^ ib. pl. 66, 7. f^ ib. pl. 62, 2.
[xL ib. pl. 75, 15.
Derselbe Name kommt, wie bereits Griffith gesehen hat, auch noch in
thebanischen Urkunden etwas früherer Zeit (Ptol. Philadelphus) vor in einem
durch das Präfix t^- »die von« davon abgeleiteten Frauennamen (Griffith,
Catal. Ryl. pap. III p. 46:5), und zwar in sehr stark wechselnden Schreibungen,
von denen die charakteristischsten hier mitgeteilt seien:
ff Ryl. pap. pl. 59, 9. f ff ib. pl. 57, 10.
ib. pl. 57, 6. ^J^ ib. pl. 59, 1 ; ähnlich 55, 1.
f,^ ib. pl. 53, 7. [Itf ib. pl. 53, 1.
Ttf ib. pl. 53,11.
Fast alle diese demotischen Schreibungen lassen deutlich die Elemente der
hieratischen Schreibung des n. R. CXX. erkennen: unter zwei senkrechten Zei-
chen ein wagerechter Strich, der rechts mit dem darunterstehenden <^ ligiert ist
w^ie in der hieratischen Schreibung -L: neben diesem der aus W verderbte schräge
Strich, in einzelnen Varianten als Klecks erscheinend und so dem alten W sich
wieder nähernd. Die beiden senkrechten Zeichen, die den Fingern der hiera-
tischen Schreibung zu entsprechen scheinen, haben nun aber nur in einzelnen
der älteren, thebanischen Varianten noch ein dementsprechendes Aussehen.
Meist, und fast überall in den jüngeren Beispielen aus Gebelen, sehen sie viel-
mehr Avie zwei H aus, die wir ja in der Tat auch hieroglyphisch in griechisch-
römischer Zeit öfters statt der Finger fanden. Die demotische Schreibung nimmt
somit eine vermittelnde Stellung zwischen dem hierat. 1_XX- und seiner hiero-
glyphischen Umschreibung ^ II einerseits und den späten hieroglyphischen
Schreibungen 11, I I anderseits ein. Wir dürfen danach wohl mit erroßer
Wahrscheinlichkeit diese letzteren Schreibungen als das spezielle hieroglyphische
Äquivalent der demotischen Schreibung ansehen, gerade wie wir nach Gardiners
scharfsinniger Vermutung die Schreibung J j als hieroglyphisches Äquivalent
der hieratischen Schreibung des n. R. anzusehen hatten.
56 K. Sethe u. A. H. Gardiner: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. [47. Band
Den Schluß des Namens macht in der demotischen Schreibung fast immer
das Determinativ des Gottes, das wir ebenso auch bei der hieratischen Schreibung
des Glossars von Golenischeff fanden. Dieses Determinativ erklärt sich eben
aus der Herkunft des Namens, der, wie wir sahen, ja ursprünglich die Be-
zeichnung für einen Gott war.
7. Die Lesung des Namens und seine Deutung.
Wie ist unser Name nun aber zu lesen? Die griechische Wiedergabe in
dem Genitiv 'X^sp-veß-£vToii{y)£wi;, zu dem der Nominativ 'X^£z-v£ß-£VTut{y)ig gelautet
haben wird, kann entweder, wie Spiegelberg meinte, ein ägyptisches e)itäj oder
aber, und das scheint mir wegen des zuweilen eingeschobenen 7 das Wahrschein-
lichere, 'enfdje, entqije wiedergeben. Dieses entajjc wäre ein ganz normales Ent-
wicklungsprodukt aus einem Dualis, der auf ^^ tj-icj ausging, wie es ja
tatsächlich bei unserm Namen nach den hieroglyphischen Schreibungen des m.
R. und der hieratischen Schreibung des Pap. Harris der Fall war. Aus einer
vorauszusetzenden Grundform * en-taj-wej , die einer maskulinen Pluralform auf tjeuc
(wie cpH-y) gut entsprechen würde, mußte entweder durch Wegfall des w und
des j der letzten Silbe *en-tä-je hervorgehen, gerade wie ÄiuoTe aus *em-n6d-wej,
(S^OQ. aus *g-ho^-weJ, oder aber nach Assimilation des ic an das vorangehende J
*en-täj-j(' resp. nur *en-iujj, entsprechend n&.^o-y aus *puh-u'rj; vgl. dazu Rivie : roi
»hohes Feld« aus *k6^-jet, *k(ij-jet und «soi »Schifi'« aus *do}-Jew, *doj-Jew, Ver-
bum I § 94g, yß.
Von den eigentlichen Stammeskonsonanten des Namens, die der Endung //
vorausgingen, läßt die griechische Wiedergabe nur den letzten n erkennen. Als
ersten Radikal wird man sich einen schwachen Konsonanten wie (1 oder o
zu denken haben. Auch v^ ic oder 1 b, das mit dem h des vorangehenden
Wortes nb-t »Herrin« v£ß- zusammengefallen sein könnte, wäre vielleicht nicht
ausgeschlossen', doch minder wahrscheinlich.
Daß der erste Konsonant zum mindesten später ein schwacher Konsonant,
resp. weggefallen war, wie es nach der griechischen Form v£ß-£vTui{y)i(; wahr-
scheinlich ist, darauf führen vielleicht auch die folgenden Erwägungen:
') Ob der Name des Königs Mrj-n-rc I. der fJ. Dynastie vW/^Jv T^ — ' ^^' ^'^^'^ethos MeSot/-
TovipiQ, den Namen des Gottes von >=^ entliält, der der Singularis zu unserm Gottesnamen zu
1»
sein schien, oder einen der andern ähnlich geschriebenen Götter von Trtj, Hbnw o. a., ist nicht
zu entscheiden. Das Element MsS'ob- ließe sich jedenfalls schwer mit der griechischen Form
vsß-evTai{'y)ic; vereinigen. — Der Name des zweiten Mrj-n-rc, bei Manethos Mfi/Se-Tout/jK?, würde
schon eher passen, wenn man für den Dualis Übergang des m \n b annähme; aber gerade
dieser Name ist in der einzigen hieroglyphischen Schreibung, die wir kennen, \^^ ^^\
(Königstafel von Abydos) mit einem andern Vogel geschrieben, so daß in ihm vielleicht ein ganz
anderer Göttername steckt, als in dem Namen des ersten Mrj-n-rc.
1910.] K. Sethe u. A. H. Gardiner: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. 57
Die späteren Schreibungen des Namens mit dem Finger und dem Zeichen
für das Wort »Gott« ] beruhen, wie wir oben sahen, wahrscheinlich im letzten
Grunde auf einer graphischen Verwechslung der hieratischen Formen. Jene
irrigen Schreibungen finden sich nun aber nicht bloß hieroglyphisch, wo sie
als falsche Umschreibungen des Hieratischen gelten könnten, sondern auch die
hieratischen und demotischen Schreibungen zeigen deutlich die ausgesprochene
Form der Zeichen | (hierat.) und | (demot.), nicht die Formen, die dem Zeichen
des Raubvogels eignen (hier. 1, demot. P). Es ist daher wahrscheinlich, daß
dabei auch noch ein sprachlicher Grund mit im Spiele war; daß etwa eine P]ty-
mologie, sei es nun eine richtige oder Msche, die neuen Schreibungen unterstützte.
Eine solche Annahme wäre besonders willkommen bei der Schreibung mit
dem Zeichen | ; denn dieses pflegt, wie gesagt, sonst überall, wo es nicht als
Determinativ, sondern selbständig als Zeichen fär einen Wortstamm auftritt
noch seinen Lautwert ntr zu haben. Lautete unser Name, dem griech. £vTai(7)ic
entsprechend, *'entdjje, so wäre es in der Tat sehr wohl denkbar, daß diese
Form mit dem Dualis des Wortes | J| ntr »Gott« uo-yTe gleichlautete. Wenn
im Ägyptischen der Dualis der Maskulina, wie es den Anschein hat, vom Pluralis
abgeleitet war (s. meinen Aufsatz über die Zahlwörter § 44), so mußte er im
vorliegenden Falle von *en-te-rew ÜTHp abgeleitet sein und vermutlich etwa
*en-tär-wej lauten. Erlitt diese Form den Übergang des r \nj\ so mußte das
*e)i-täj-wej geben, eine Form, die tatsächlich mit der oben von uns rekonstru-
ierten Grundform des Namens svrcci{^)ig übereinstimmte. Nimmt man noch dazu,
daß der Ausdruck \\^ '^m "^^^ beiden Götter« tatsächlich für Horus und
Seth gebräuchlich war', so ist es wohl recht wahrscheinlich, daß die Ägypter
den Namen des Gottes *(mtäjje, den sie ^ I J schrieben, auch wirklich für den
Dualis des Wortes »Gott« gehalten haben.
Läßt sich nun auch für die Schreibung mit dem F'inger eine ähnliche
Erklärung denken? Das Wort ^^^^^.^^^ (Hearst), in den Pyr. durch i^^ — ^ (229«.
461c?), t^^ — ^^^ (424a), ^l^"^ (5126) determiniert, das »Fingernagel«, »Vogel-
kralle«, »Haken« bedeutet, ist im Koptischen als eme:mi mit der Bedeutung
»Daumen«, »Haken« erhalten. Eine Nisbe dieses Wortes müßte *'^äntej resp.
*^entej (vgl. (3\\\^, cyÜTq statt *gäntef) lauten und könnte wohl »den mit Krallen
versehenen« bedeuten (vgl. 8 \U^ I "ij^ hnik-ij »der Gelockte« von hnsk-t
*) Wie in gKe^err »hungrig sein« für *hkörtej, Ke>.ice »Begräbnis« für 'kärs'et, oyoeiui »Zeil«
für *wörsew, Ä.iq boh. »ihn tun« für *iärtef (sah. «^*.q), wo überall das r unter den gleichen Vokali-
sationsverhältnissen stand.
'^) Z. B. in: I V r?| evi "^^^ ^^^^ ^''' ^^^ Reichshälften der beiden Götter
gegeben« (Karnak, Hypostyl, Säule 11 F der C'HAMPOLLioN'schen Zählung, nach eigener Abschrift).
Vgl. auch den Ortsnamen "\J If ^ »Scheidung der beiden Götter» bei Mendes (Urk. II 37).
Zeitschr. f. Agypt. Spr.. 47. Band. 1910. 8
58 K. Sethe u. A. H. Gardiner: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. [47. Band.
«Locke«), eine Benennung, die fiir einen raubvogelgestaltigen Gott, wie den
Gott des Gaues ^^5 ganz angebracht wäre . Der Dualis davon, der unsenn
Namen des Gottes des antäopolitischen Gaues entspräche, würde etwa *(^entäjwej
zu vokalisieren sein, eine Form, die später gleichfalls *€ntäjje ergeben würde.
Sollte mit einer solchen Erklärung der Schreibungen -L 3^ und I
einerseits, X ^ J] , Cj t _ 3 , ^ N anderseits das Rechte getroffen sein — ich
möchte sie, um das ausdrücklich zu bemerken, nur als Gedanken ausgesprochen
haben — , so würde man sich sogar fragen können, ob hier nicht eine richtige
Etymologie der alten Namen w und ^ ^\\ vorliege. Es würde dann auch
die oben (AlDSchn. 5) berührte Frage näher in Betracht zu ziehen sein, ob der wage-
rechte Strich unter dem Finger in der hieratischen Verbindung ? nicht viel-
leicht von dem Ägypter als phonetisches Komplement ^^^^ des Wortstammes Oi
gemeint Avar und ob also nicht korrekt ] zu transkribieren wäre.
Wenn der Gott des antäopolitischen Gaues in griechisch-römischer Zeit
*enidjje hieß, so würde sich daraus endlich vielleicht auch die Tatsache erklären,
daß er von den Griechen mit dem 'Xvtuloq der Heraklessage identifiziert worden
ist. Mit diesem libyschen Riesen, den Herakles besiegte, wird unser Gott im
Wesen schwerlich viel gemeinsam gehabt haben. Es wird vermutlich der
Anklang des Namens gewesen sein, der zu der Gleichsetzung den Anlaß gab.
Auch andere ägyptische Lokalgottheiten sind ja ähnlich aus rein äußerlichen
Gesichtspunkten mit griechischen Göttern identifiziert worden. Der Fall wäre
also ein Seitenstück zu den ÄZ. 45, 85 zitierten Übertragungen griechischer
Ortsnamen auf ägyptische Orte mit ähnlich klingenden Benennungen.
8. Ergebnis für die Vokalisation des Dualis.
Um nun zum Schluß noch einmal zu dem Ausgangspunkt unserer Be-
trachtung zurückzukehren: was sich uns fiir die Bildung des Dualis der Nomina
aus dem Namen £vroti{y)iQ ergibt, ist nicht, wie Spiegelberg glaubte, eine völlig
andere Vokalisation der Dualformen, als sie bisher aus den koptischen Über-
resten des Dualis gefolgert wurde, sondern ganz im Gegenteil eine Bestätigung
unserer bisherigen Auffassung. Insbesondere bringt uns der untersuchte Name
allem Anschein n^ch — und das ist das neue dabei — auch eine Bestätigung
für die Annahme, daß der Dualis der maskulinen Nomina vom Pluralis ab-
geleitet sei; sowohl die Form *ent6jwej, aus der das cntujje = svTui{y)i<; der
griechisch-römischen Zeit herzuleiten war, wie die Dualform des Wortes lur
M Ein Wort oder Name "llft kommt in der Tat Pyr. 10236 vor: \/(Tr|j]<=^|
in -er scheidet den P. von seinem Bruder, dem cnij*.
./WAAA U 1
1910.] K. Sethe u. A. H. Gardiner: Zur Vokalisation d. Dualis im Ägyptischen. 59
»Gott«, mit dem sie verwechselt worden zu sein scheint, *entärwej erscheinen
als Ableitungen der Pluralformen *entejew und *enterew.
Spiegelbergs Theorie, daß der Dualis im Ägyptischen einst ebenso auf ein
betontes ({j ausging wie im Semitischen, mag in der oben (Abschn. 1) ausge-
sprochenen Modifikation richtig sein; eine tatsächliche Unterlage dafür liegt aber
zur Zeit noch nicht vor.
Nachschrift. Wie ich nachträglich sehe, gibt Lieblein in seiner Ausgabe
des »Livre que mon nom fleurisse« nach einer Handschrift des Brit. Museum
(10111, Kol. I 14)^"|^^|j^^v:^@un(l ebenso mit der Variante "]^®|^1
nach einer Handschrift von Kairo (18022, 2, 9) statt des ] | ^ji^^^v^f ©,
das Brugsch (Dict. geogr. 1068) aus verschiedenen Turiner und Pariser Hand-
schriften desselben Buches zitierte (s. oben Abschn. H). Ist Liebleins Lesung
richtig, so würde sich damit die oben im Abschn. 7 befiii-wortete Deutung des
Gottesnamens als ntr-wj »die beiden Götter« bestätigen.
Zur Bildung der altägyptischen Demonstrativpronomina.
Von Kurt Sethe.
Bei
ei den alten Singularformen der ägyptischen Demonstrativpronomina:
mask. pn pf ux> piu
c^
fem. tn tf ov\ tio
neutr. J^^ nn ^^^^ nf ^ ^ nw
finden wir den Geschlechtsunterschied in derselben Weise ausgedrückt wie bei
den jüngeren Demonstrativpronominibus, die den neuägyptischen und koptischen
Formen zugrunde liegen:
mask. JkK^ ^ jt?/ fem. o ^ t> neutr. (plur.) 1^ n/,
nämlich einfach durch den Wechsel des ersten Konsonanten p, t, n.
Im Gegensatz dazu finden wir bei den alten Pluralformen derselben De-
monstrativa :
mask. \ ipn \ Ipf fln V '^P^^
fem. \\ ^ l-ptn (1 ^ iptf n \\ iptw
60 Kurt Sethk: Zur Bildung der altägyptisclien DeinuDStrativpronomina. [47. Band.
den Geschlechtsunterschied nicht in den Anfangskonsonanten, die in beiden Ge-
schlechtern gleich ip lauten, ausgedrückt, sondern durch die Endung /, die bei
den Nominibus das Femininum vom Maskulinum zu unterscheiden ])ilegt; und
zwar erscheint diese nominale Femininalendung hier in der Mitte der Worte
hinter jenen gemeinsamen Konsonanten ip und vor dem Endkonsonanten n, f,
w, der die verschiedenen Bedeutungsformen der Demonstrativa unterscheidet.
Dieser eigentümliche Befund läßt wohl nur einen Schluß zu, daß die
ägyptischen Demonstrativpronomina aus zwei ursprünglich selbständigen Bestand-
teilen zusammengesetzt sind, von denen der erste das eigentliche Demonstrativ-
element darstellt:
mask. sing, p plur. ip neutr. n,
fem. t ip-t
der zweite dagegen ein Zusatz ist, der die Bedeutung des Demonstrativs nuan-
ciert, etwa wie das ci und lä der französischen oder das ka, lika der arabischen
Demonstrativa \
Nehmen wir die erste Parallele, die wohl am besten paßt, so würden sich
entsprechen:
1. ägypt. p franz. ce resp. celui
» t » cettf resp. Celle
Und es wäre also:
p-n = ce . .-ri, celui-ci
t-n = cette . . .-ci, celle-ci
(1 ip-n =. ces . . .-ri, ceux-ci
1 AAWW
n ipt-n ^ ces . . . -ci, celles-ci
1 f\f^AJ\/V^
w
n-n =^ ceci
2. ägypt. n franz. ci
>. / .. lä
p-f = rr . . .-lä, celui-lä
t-f = cette . . .-lä, celle-lä
(1 ip-f =z res . . .-lä, ceux-lä
(1 tpt-f =1 ces . . .-lä, celles-lä
n-f = cela
Ist diese Analyse der alten Demonstrativformen richtig, so müssen die be-
sonderen Dualformen, die Grapow aus den Texten des mittleren Reichs nachge-
wiesen hat (ÄZ. 45, 57ff.)% natürlich sekundäre Bildungen sein, denn sie zeigen das
Charakteristikum des Dualis W j am Ende des ganzen Demonstrativausdrucks,
') So erklärt, wie ich nachträglich sehe, auch schon F]rman, Ägypt. Gramm.'' § 95, die De-
monstrativa.
^) Aus den Pyramidentexten hat er keine besondere Dualform nachgewiesen. Die seltsame
Mißbildung (1 v^' ^''^ ^^^'^ ^^^ femininen Dualen (Pyr. 11 186. 1254a) wie bei femininen
Pluralen (Pyr. 1140a, Har-botep 782) neben der korrekten Form (I V\ findet, für eine speziell
dualische Form zu erklären, liegt kein Grund vor. Es wird eine feminine Pluralform sein, von
der dann erst die dualische Form (1 V\\ ^^g^^^i^^^ worden ist.
1910.] Kurt Sethe: Zur Bildung der altägyptischen Demonstrativpronomina. Gl
hinter dem a^va^ n oder ^ id. Sie sind ollenbar erst von den vollen Plural-
formen, die nach der obigen P'rklärung Zusammensetzungen waren, ganz mecha-
nisch abgeleitet.
Die Verschiedenheit in der Bildung der Singular- und der Pluralformen,
die oben festgestellt wurde, macht es nun aber weiter auch wahrscheinlich, (biß
beide ursprünglich nichts miteinander zu tun hatten. Das Bildungselement des
Pluralis ist offenbar ein richtiges Nomen des Stammes \\u oder (1 ip, der
«zählen«, »rechnen (zu)«, »achten«, »erkennen« bedeutet (vgl. etwa lat. pukire,
oestimare) und im Koptischen in den Worten con, hu »zählen«, nne »Zahl«,
Ä.nc »Zahl«, oine »Maß« erhalten ist. Und zwar wird man in dem (lo ^p, \\ Ip-i
der pluralen Demonstrativa voraussichtlich das Part. pass. perf. des Verbums tp
con (ohne Schreibimg der Pluralendung w) zu erkennen haben: »die Gezählten«.
Es wird eine Umschreibung des Demonstrativums vorliegen, gerade wie auch wir
sie gebrauchen, wenn wir von »den genannten«, »den erwähnten«, »den auf-
gefiihrten Dingen« oder altertümlich Aon »gedachten Dingen« reden.
Wie eine Bestätigung dieser Erklärung sieht es aus, wenn die ägyptischen
Texte später für die alte pluralische Demonstrativform (1 ip-n »diese«, wo
1 AAAAAA
sie sie archaistisch noch gebrauchen, (l^^-^ schreiben \ oder für die sekundäre
dualische Mißbildung H . die Grapow, ÄZ. 45, 59 beleo-t hat, [
(Totb. Nav. 90). Doch könnte das natürlich auch auf einer falschen Etymo-
logie beruht haben.
Zu der vorgeschlagenen Erklärung der pluralischen Demonstrativa würde
vortrefflich passen die Art, wie diese Formen in den senkrechten Zeilen der
Pyramidentexte geschrieben zu werden pflegen:
D na HD HD flD
, ^ resp. ^ ,. , , ^ , ^ ^
AAAAAA
Hier ist das erste Element des Demonstrativums, in dem wir eine Form
des Wortes ip »zählen« vermuteten, in einer festen Zeichengruppe zusammen-
geschrieben, der das zweite, die verschiedenen Nuancen des Demonstrativs zum
Ausdruck bringende Element n, /, w als eine neue selbständige Gruppe zu-
gefügt ist"-. Gruppierungen, wie fl , (1 , (Id"^» \ % , die dem
^) Vgl. meine Untersuchungen II 76, wo die Fassung der Anni. 2 nun aber zu ändern ist. Es
ist überall das alte (1 tp-n, nicht (J D y^ ip-w, das so wiedergegeben wird. Das älteste Beispiel
findet sich bereits in der großen Neferhotep-Stele aus der 13.Dyn. (Mar., Abydos II 29, 12), in
einem Zusammenhange, wo nur tp-n paßt und auch tatsächlich sonst gebräuchlich ist (vgl. Urk.
IV 165. 182).
-) ^ tk ' ^^^ •'^'^^ öfters neben 1 findet, ist nach den epigraphischen Gesetzen der Pyra-
midenzeit als eine Zusammenschiebung von !p^ aufzufassen. Näheres in dem epigraphischen Teil
meiner Ausgabe der Pyramidentexte.
62 Kurt Setue: Zur Bildung der altägyptischen Demonstrativpronomina. [47. Band.
späteren Gebrauch entsprechen, finden sich in den Pyramidentexten nur selten
und fast immer in Fällen offenbaren Raummangels; Gruppierungen wie 1 , r,^ ,
D o' dV ' ^^^ ^^^ ^^^^ ^^ ^^^^ ^^"^ epigraphischen Stil der Pyramidenzeit
durchaus entsprechen würden, kommen überhaupt nicht vor. Diesem Befunde
entspricht genau die Zeichenordnung, in der das Wort ip «zählen« in den Pyra-
midentexten geschrieben wird. Man schreibt hier in der Regel '] J^ ip, l ^ ip-f » er
zählt«, \ ^ ip-k «du zählst«, \^.^^ ip n-k »du hast gezählt«, «dir zählen«, \ ^
ip-t »Zählung«; nur sehr selten findet sich dafür dem sjDäteren Geschmack ent-
sprechend auch [1 , (1 usw.
Semitische Parallelen zur assimilatorischen Wirkung des ^Ajin.
Von Enno Littmann.
JUer letzte (46.) Band der ÄZ. enthält auf S. 96 — 104 einen sprachgeschichtlich
sehr interessanten Aufsatz von Erman über »die Assimilation des 'Ajin an andere
schwache Konsonanten ^^ . Erman stellt in überzeugender Weise fest: 1. daß
in vielen Worten, die im ältesten Ägypten mit [1 o beginnen, später das (1
dem . fl assimiliert wird; 2. daß ein [1 sich einem .^ o auch dann assimiliert,
wenn beide noch durch ein v\ getrennt sind; 3. daß eine Endung \\ oder v^ ,
die auf ein o folgt, diesem assimiliert werden kann, selbst wenn noch ein
anderer Konsonant dazwischensteht. Es sei mir gestattet, hier auf einige bisher
wenig oder gar nicht beachtete Parallelen zu diesen Lautvorgängen aus dem Se-
mitischen hinzuweisen.
Zu 1 weist Erman mit Recht darauf hin, daß der Übergang als y^ > ys ^ "SV
zu denken ist. Ein ähnlicher Fall ist mir aus dem arabischen Dialekt von
Hadramaut bekannt. Dort wird, wie Landberg, Etudes sur les dialectes de V Arahie.
meridionale I, S. 422 gezeigt hat, das Verbum t/j «einstecken« zu (^ über die
vorauszusetzende Zwischenstufe ^J■\. Ebenso ist das Wort wi<^ä^ »Gefäß« über
^'if-ä^ zu ^WäJ geworden. — Ferner gibt es im Tigriiia mehrere Formen, die den-
') Genauer wäre zu sprechen von dem assimilatorischen Einfluß des 'Ajin auf andere schwache
Konsonanten.
1910.] E. Littmann: Semitische Parallelen zur assimilatorischen Wirkung d. i\jin. 63
selben Lautübergang zeigen. Die Präpositionen ne- (»zu« = "'5) und he- (»in« = n)
pflegen, wenn sie mit einem Suffix zusammengesetzt werden, ein J einzuschieben,
das wohl ursprünglich von den Suffixen der dritten Person {-^ü, ^ä, -Jörn, -^ün)
ausgegangen ist; also wären nach ne-^ä »ihm«, b(Pd »in ihr« usw. die Formen
mPdi »mir«, bcPakhä »in dir« usw. gebildet. Dann faßte man aber die Präposition
als aus n (b) + J bestehend auf und hängte die Suffixe der dritten Person noch
einmal in ihrer vollen Form an; so erhielt man ne^e^ü »ihm«, bä^aM »in ihr«
usw. Nun habe ich aber in der Umgangssprache in der Provinz Tigräi (Tigre),
speziell in Aksum und Adua, auch die Formen ne^e'^ü, ne^e<ü\ bd^d'^d, bä''a<^ä ge-
hört. In diesen Formen hat also zunächst eine Dissimilation (S5i« > ys) statt-
gefunden und dann dieselbe Assimilation (ys > yy) wie im Ägyptischen. Dieser
Fall gehörte dann unter die erste von Erman formulierte Regel. Nimmt man
jedoch an, daß in ne^e^ü usw. zunächst das erste J zu <' dissimiliert wäre —
eine Form ne^e^ü ist mir nicht in der Erinnerung, doch halte ich sie auch für
sehr gut möglich — , so wären die Tigrinaformen unter die dritte Regel von
Erman zu fassen.
Zu 2 finden sich Parallelen in der Tigresprache, doch scheint das Tigre
hierin weiter zu gehen als das Ägyptische. Während im Ägj^ptischen die Assi-
milation nur einzutreten scheint, wenn ein ^ zwischen dem [1 und o steht,
kann das Tigre ein s im Anlaut stets zu V werden lassen, wenn ein oder zwei
beliebige Konsonanten es von einem folgenden y trennen. So kann man zu-
nächst von wa^a »er schrie« das Kausativ ^äu^a bilden; dafür kann beliebig
^du^a gesagt werden. Aber auch von saf^a »er lief« kann ^ds^a oder ^ds<^a »er
ließ laufen« gebildet werden. Den Ortsnamen 'Ag^arü (im Gebiete der Mänsa<',
westlich von Geleb) habe ich oft als 'Ag'^arö gehört. Statt ^arha^ »vier« und
^drbe<^a. »vierzig« pflegt man mit besonderer Vorliebe '^orba<^ und '^arbe'^d zu sagen.
Das Tigre geht aber noch weiter, indem es das s nicht nur vor folgendem y,
sondern auch vor folgendem S, "l2, p zu y werden läßt. Diese Fälle gehören streng
genommen nicht hierher, dürfen aber in diesem Zusammenhange ein gewisses
Interesse beanspruchen. In sämtlichen Kausativen der Verba, die mit s, t oder
q beginnen — die mit <' kommen nicht in Betracht, da hier ^a^ > '^ä wird — ,
und in allen mit J«- beginnenden Pluralformen der Nomina, die ein .s, / oder
q im Anlaut haben, kann i? > y werden. Man sagt beliebig nebeneinander ^aqtala
oder ^aqtala ; ^asüra oder '^asöra » er ließ tragen « ; ^atäl oder '^atäl » die Ziegen «
u. a. m. Ähnliche Fälle sind ja auch aus dem Arabischen bekannt; man denke
an ^usJUr (für ^usfür) =^ hebr. sippör. Da im Tigre die Schreibung mit J und
die mit <" völlig gleichberechtigt sind, so könnte man zunächst denken, daß
im Ägyptischen die Erman unerklärliche Schreibung ^ für nur
graphisch wäre und daß der Schreiber die beiden Lesungen "^^ a und
hätte zur Wahl stellen ^Vollen. Aber das ist doch recht miwahrscheinlich, da
wohl im allgemeinen bei Doppelschreibungen überall die Regel gilt, daß eine
64 E. Litxmann: Semitische Parallelen zur assiinilatorischen Wirkung d. 'Ajin. [47. Band
von den beiden Lesungen l)eal)sichtigt ist, und zwar meist so, daß eine über-
lieferte historische Orthographie mit der plionetischen in Einklang gebracht
werden soll. In dem arabischen Dialekt, in dem man j^ schrieb, sprach man
auch säjir; die in der klassisch-arabischen Sprache rezipierte Form j^ jedoch
verlangt die Aussprache .väV>: man hat sicher nicht,/ oder ^ zur Wahl stellen
wollen. Daß nun ^^ wirklich 2>3>K gesprochen wäre, ist undenkbar. Da
wir in der Sprachgescthichte mit einem beständigen Auf und Ab. mit aufein-
anderfolgender Dissimilation und Assimilation zu rechnen haben — man denke
an ne^e^ü — ne^e^U — /^^''Kw oder syrisch gdbbär > ganhSr >• gahhär usw. — , so
glaube ich, daß jene merkwürdige .Schreibung wiederum eine neue Entwicklungs-
stufe darstellt, d. h. : yy war zu ys dissimiliert, und der Schreiber wollte durch
den Zusatz ^i^ ausdrücken, daß in der historischen Schreibung das erste
0 als i« gesprochen Averden sollte. Gerade dieser Übergang ist ja aus dem
Syrischen genugsam bekannt; man vergleiche ''ä«' »Holz« > ^ä<^\ <^fl(^ä »Rippe« >
^el'^ä u. ä., wahrscheinlich auch '^ä'^jäpä »Zinnen« > jä^jäpä. Wir hätten dann
also in der Schreibung ^^ die bereits von Erbian erschlossene Zwischen-
stufe ys, die in der älteren Zeit nicht belegt ist, zu der luau aber in späterer
Zeit wieder zurückgekehrt wäre, gerade so wie man im späteren Syrisch zur
alten Form gabhär zurückkehrte, trotzdem man I2'3i schrieb.
Als Parallelen zu 3 kann ich — abgesehen von der oben S, 63 gegebenen
Alternative in der Erklärung von ne'^e'^ü u. ä. — nur Formen anführen, in denen
ein an letzter Stelle stehendes s zu y wird unter dem Einflüsse eines vorher-
gehenden n, s, :: oder p. Man sagt im Tigre statt hab^a »verbergen« auch
}iab<^a\ statt sam^a »dürsten« auch sam'^a; statt qar^o »lesen« auch qaj'''a u. a. m.
Nur wenn eine Bedeutungsverschiedenheit zwischen der Form mit J und der
mit '' besteht, werden die beiden Laute nicht vertauscht, wie z. B. bei sal^a
»eitern« und sal^a »hassen«.
1910.] Edouard Naville: Deux rois de la periode Thinite. 65
Deux rois de la periode Thinite.
Par Edouard Naville.
lout le monde connait la fameuse tablette de Negadah, qui a fait donner au
monument oü eile a ete trouvee le nom de tombeau de Menes, ä cause du groupe
y\ qu'on lit sur cette tablette, et qu'on a appele un cartouche. On y lit aussi
mK ^^ "^°^ ^^ Äha, on a rapproche ces deux noins, on en a fait Aha Menes.
t^^\ Je me suis d'emblee eleve fortement contre cette identification et cette
lecture. J'ai montre que dans ce groupe il ne fallait pas voir un nom de roi,
mais le nom du pavillon vers lequel se dirige le roi Aha. Je ne reviens pas
sur les arguments que j'ai exposes. Je n'en citerai qu'un seul. Jusqu ä la
XIP dynastie le nom de ka et le nom de ii&bti sont identiques, et ici nous aurions , Jl .XX^X- VJ
une exception. Je lis le groupe nn d^^i::^]^P s/A men nehü le pavillon de repos,
ou le pavillon funeraire du prince.
Je dois dire que mes confreres, sauf M. Gauthier qui dans le »Livre des Rois
d'Egypte« declare ma demonstration victorieuse, n'ont prete que peu d'attention
ä mes objections ; et encore maintenant M. Petrie et son ecole, et tous les savants,
y compris M. Eduard Meyer, qui de pres ou de loin se rattachent ä l'ecole de
Berlin, continuent ä identifier Aha et Menes, et ä faire de cette identification
la pierre angulaire de leurs systemes historiques et chronologiques.
En attendant la publication annoncee dun monument qui doit, parait-il
etablir qu'Aha n'est pas Menes, je voudrais apporter encore ä l'appui de ma
lecture une preuve dont on ne peut guere contester la valeur. C'est une phrase
tiree de la pyramide d'Ounas (W. 605), qui est identique dans les editions de
M. Sethe et de M. Maspero : n O 8 jTll „ 11 A ^^ i 1 , » tu connais le pa-
villon de repos, sih men qui est dans l'aire d'Horus, quand tu en es sorti, tu descends
dans la barque Segtit 1 ^|\ «• Ainsi le roi Ounas a un pavillon qui sappelle
R fT\ sih men et non seulement cela, mais il est dit que ce pavillon est dans
\\ 1 1 . Or nous trouvons cette expression sous la meme forme v\ ,
sur les cylindres d'Abydos ' ou sous la forme ^^, /l "". Ce groupe est en general
suivi de vo^^^ qui parait une mesure. II semble que ce soit l'indication de la
grandeur du domaine ou peut-etre de l'aire d'Horus, comme traduit M. Maspero.
Ce groupe existe aussi sur la tablette d'Aha, dans le registre inferieur; ainsi
le pavillon d'Aha comme celui d'Ounas etait dans Taire ou le domaine dHorus.
1) Petrie, R.T. 1 pl. XVII 26, 28; Abydos I, XI 9. — 2) Petrie, 1. 1. I pl. 14, 11. pl. 15, 16.
II pl. 10.2. 11.2. Legge, Proc. Soc. Bibl. Arch. 1906 p. 260.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. 47. Band. 1910. 9
66 Edouard Navillk: Deux rois de la periode Thinite. [47. Band.
On me dira (^u*!! y a sur la tablette, non seulement njl ^^"^^ , mais aussi ^£
nebti. Ici encore je puis citer im exemple tout analogue tire de la meme Pyra-
mide. II est parle de plusieurs Sieges vers lesquels se dirige Ounas, et voici
ce (\ue nous lisons (W. 391) fjA.w.^^^ J <r:=> [| ^ "^^"^ j^£ »Ounas est venu vers
son premier siege, le siege nebtli^. Plus loin Ounas ])asse a un autre siege (397).
De meme que le siege s'appelle nehti, que je traduis »du prince«, mais auquel
on peut donner difl'örents sens, de mrme le pavillon de repos d"Aha porte aussi
le nom de nehti, et ce groupe suivant l'habitude, etait ecrit le premier. II me semble
que ces passages viennent en confirmation de ma lecture du soi-disant cartouche
de la tablette d' Aha nn e^t^]^ . II n"est donc pas question du roi Menes.
Jajoute que sur une autre tablette dont je dois un moulage ä Tobligeance de
M. Amklineau, nous voyons un groupe assez analogue K^, fVi '. Quant
au pavillon de repos tel que le determinatif du texte d'Ounas le figure, nous
le trouvons represente sur une tablette du roi Den'.
Maintenant que la tablette d'Aha a ete completce par la decouverte de
y^/.^2' • Q. M. Garstaxg, nous reconnaissons que le registre superieur contenait trois choses, le
nom du pavillon, celui du roi, et derriere celui-ci une barque qui peut fort bien
etre la barque Segtit, vers laquelle d'apres l'inscription d'Ounas, le roi se dirige
lorsqu'il sort du pavillon.
Voici maintenant un second roi dont jai deja soutenu quon avait lu le
nom d'une maniere incorrecte. II s'agit de celui que M. Petrie lit Zer et MM.
Erman et Eduard Meyer Client^. Cette derniere lecture me parait reposer sur
une erreur qui se trouve döja dans le Livre des Morts. II est vrai que dans le
Königsbuch de Lepsius, figure parmi les rois inconnus \m\ pl- LXX n° 917. Or
voici ce que porte la fiche de Lepsius qui concerne ce I .^^Inom: » Auf einer Stele
aus dem Fajum (Kaiserzeit) im Besitz des österreichischen Generalkonsuls Huber.
Nach einer Mitteilung von Brugsch.« C'est donc sur un monument de Tepoque
romaine que se trouve ce cartouche; et si le signe ötait dejä oublie a l'epoque
de la XVIIP dynastie, comme nous allons le voir, ä plus forte raison Tetait-il
sous les empereurs.
Si nous regardons le signe lä oü il est fait avec soin*, il parait evident
(|ue cest le meme qui est figure sur un cylindre du roi Semerkhet^ ^\\\[W^ ^^ ^^^
se retrouve frequemment, avec quelques variantes de forme dans les textes des
pyramides, accole" au nom d'Horus. II se lit — «— , ^. /hV'YImIIv ^^ ^^^^
le nom de la deesse nf'Tf'Ti'nl ^"'' ^^^^^ deesse ne se trouve que tres rare-
ment; dans les textes du JNouvel Empire son nom s'etait perdu et nötait plus
compris. Cest donc ä ce fait la quil faut attribuer la Variante au texte d'Ounas
') Legge, Proc. Soc. Bibl. Arcli. 1907 p. 72. — ^) Petrie, R.T. I pl. XI fig. 14. — ') Gesell,
des Altert. 2«= ed. I p. 128. — *) Petrie 1. 1. II pl. V 1, 4. pl.Va 3. pl. XV. — "-) Petrie, It.T. I
pl. XXVIII 77. — ") Lacau, Rec. XXIV p. 198, voir note a la fin de Tarticle.
1910.] Edouard Navillk: Deux rois de la pcriode Tliinite. 67
fournie par le cli. 174 du Livre des Morts (1. 8) (1 /vwv^^ ^ fflPJ)^'^ V ^^
Oll le texte des pyramides lit (1 ^.v^ UUÖUuffl^ (üunas). Je ne crois pas (jue
c^ c^
nulle part on ait trouvc une deesse f^ ^ . Cette lecture vient de ee que le
nom verltable de la deesse etait oublie, et il y a lieu de lui rendre son nom
dans le eh. 174. Je ne puls m'empecher de croire que la lecture de MM. Erman
et Ed. Meyek pour le nom du roi, doit aussi etre rectifiee de la meme maniere,
et (jue le roi s"appelle Shesti.
Note.
Je ne crois pas comme Mr. Lacau que l'orthographe du nom de la deesse
soit dcfective. ^^^ qui se trouve quelquefois dans ce nom, comme 1' aa^^wn
dans le nom de Darius et ailleurs, ^^^ modifie la prononciation, mais ne fait
pas proprement partie de la racine. II en est de meme dans le nom de la
barque I ^\ . Je ne veux point etudier ici Temploi des lettres ^^\ Aw^<:^r>
qui, ainsi que Piehl lavait dejä fait ressortir jouent souvent le role de voyelles,
ou de nasalls sonans. On pourrait tirer des langues modernes de nombreux exem-
ples analogues. Les Grecs ecrivent ij.7rup le mot anglais bar, et le nom du guide
Bcedeker s'ecrit aussi par mp. On ne dira pas qu'il y ait un m dans aucun
de ces mots. En francais parce qu'au 16*" siecle le mot un s'öcrivait uns ou
ung; cela ne veut pas dire que Torthographe un soit döfective, et (|ue le mot
ecrit d'une maniere complete doive se terminer par un s ou un y.
Je le repete, ce n'est pas le lieu de traiter ici cette question, que je röserve
pour un travail special, je voudrais cependant ä propos de la deesse Shestit dire
que son nom me parait tout semblable ä celui de () 3 qu'il est du mode
aujourd'hui du lire Sechmet. Ce nom doit etre lii Sr/jt ou Sey^et. En efFet,
si nous regardons les textes des pyramides, nous verrons que le signe ü a une
valeur differente suivant qu'il est un syllabique ou un signe ideographique.
Dans le premier cas il se lit sr/^, dans le second se^/ßm. S'agit-il du verbe
Y^^v^' ^^ syllabique est ecrit entre T I et le ^ et l'^\ ne manque jamais
(W. 62. 212. 217. 229, etc.; P. 166, etc.). Le signe J est-il determinatif dun
nom, il est ecrit ä la fin du mot P^^'^f} P- '' -"^ P^^fff ^- ^^^- ^^
n'est pas rare quon trouve deux fois le signe dans le meme mot; la premiere
fois comme syllabique se^^ le second comme determinatif, 'v^^vli' ^' ^^^^- y\
®^^V Y Y "^' ^'^^* ^^ ^^^^ ^^ '^^"^ ^^ ^^ deesse, le () est ecrit avant le ©, c'est
donc le syllabique se-/^, et il n'y a point d'tx . Le nom doit donc se lire Se^/^it.
Dans les textes d'Ounas (H90) il est ecrit 1 [1 . On trouverait facilement d'autres
signes dont la valeur syllabique et la valeur ideographique different.
68 Edouard Naville: Le groupe \|/ 3 [• [47. Band.
Le groupe "f"]].
Par Edouard Naville.
Voici un groupe dun usage assez frequent, qui se trouve souvent dans les
inscriptions relatives aux fetes et au couronnement, ainsi dans l'expression qu'on
rencontre sur la pierre de Palerme r^ ;^=-> ^: E . On a traduit le dernier
groupe de differentes manieres. Presque toujours on a considere q E comme etant
le signe idcographique pour (1 J| h F | qui veut dire un mur; c'est la traduction
qui a ete adoptee de preference, quoique Brugsch (Dict. p. 89) ait döjä Signale le
sens d'enceinte, et quoique le signe se trouve comme determinatif d'un grand
nombre d'autres mots. Jen citerai seulement quelques-uns, que je prends au
hasard. ^Ü' Ulü' KÜ'' ^lÖ' 5Ö' KMl' ^^Ö'
II peut ctre placö horizontalement. ^ ^^^ . 11 me semble que dans le
groupe HjF j E le signe i E n'est que le determinatif du mot "W dont nous avons ä
chercher le sens.
Et dabord qu'est-ce que de? II suffit de regarder les reproductions faites
avec soin pour s'apercevoir que ce n'est pas un mur. Cest une eneeinte rectan-
gulaire ou carree faite en briques, de laquelle les murs k Texterieur et aux
angles ont des eontreforts destines ä en assurer la solidite, comme cela se voit
aujourd'hui en Egypte, surtout dans les cours de fermes.
Quand le signe est de forme carree, on a souvent voulu y voir une forteresse;
mais cette Interpretation ne peut nullement s'appliquer ä tous les cas dans les-
quels nous rencontrons une eneeinte. Une forteresse etant entouree de murs,
on comprend quon ait donne ce determinatif aux mots qui avaient ce sens,
mais il ne peut etre question de forteresse quand il sagit dun temple ou dun
monument funeraire.
Parmi les monuments d'Abydos"^, en particulier sur le cylindre du roi dont
on lit maintenant le nom Semer Khet, oü le VI se trouve avec le (fjnnnh) 1® -*—
des textes des Pyramides et Yabti, le lieu ou Ion compte Fargent, ce n'est
certainement pas une forteresse; ce doit etre une cour servant de depot aux
recoltes. Cette construction pouvait avoir un nom particulier quon inscrivait
") Mar., Mast. 308,326. — ^) Brugsch, Tlies. p. 1356. — ^) Recueil, vol. XXV p. 211.
1910.1
Edouard Naville: Le groupe
fÖ'
09
ä rinterieur du signe. Le
^^. '■ qui parait dans les inscriptions de toutes
cLi 1 1 1 I I i-J
les epoques, et oü se passait lune des ceremonies du couronnement, n'est pas
r-» ■ ' ■ ■ '
non plus une forteresse. Le temple de Soleb (|ui est ecrit
t""^"^ I ne l'etait pas davantage.
n ö Dans la stele du Vatican il est dit (jue la reine Hatshepsou bätit a
s
i=r^
"• 1 — dJ
son pere Amon un . '"^ — ^^_2x «^ ce doit etre une plateforme ou une
terrasse. C'est la meme construction qui est appelee ailleurs ^.=^yd E". Ce peut
Hre aussi la maison, la demeure d'un dieu. Le nom de Thebes est ecrlt :
2 jjjj jj ® *. Nous avons lä une Variante absolument semblable k
et aussi
Celle que jai recueillie ä Medinet Habou dans le temple de Shepenapt ^^ ifY^
est une Variante de J. Au chap. 152 du
Todt, la Vignette du pap. Busca qui represente le Jr^ ou
□ :
Q :
la demeure du defunt, la montre comme Tune de ces constructions en briques
avec des contreforts.
Ailleurs nous trouvons M comme determinatif de w^ ; ainsi dans cet exemple:
Tous ces exemples montrent bien que dans Texpression
sur laquelle il est presque inutile de revenir, c'est "^^ ;
, le j E n'est que le determinatif du mot
Une Variante de
les exemples abondent; l'expression si frequente dans les textes rituels ^=D^(LPy,
^=^ u/ "^ /ö/re le iour de s'ecrit indiiferemment avec ou sans le determinatif de
la tete. 11 en est de meme dans cette phrase '^ ll/ ^^^^^^^ (Todt. 181. 16),
I (Abvdos I 31a). Dans les textes des
(W. 401, 402, 437, 489 et les paralleles)
' (W. 604). M. Gardiner'' a montre que le mot \]/ @ tout en signifiant ä
® (ibid. 15B, 21),
Pyramides on trouve aussi
izn
et
Torigine derriere veut dire tres-souvent autour de. Thoutmosis 111 parlant des em
bellissements qu'il a fait au petit temple d'Amada, dit j M t j im ^^.'^y 1
les murs qui Ventourent ou les murs de Veneeinte sont en briques. (1 ] E i
^) Champ., Notices II p. 700. — ^) Brugsch, Thes. p. 1280. — ^) Brugsch, Dict. geogi-. —
^) Dum., Hist. Inschr. II pl. 34. — ^) Mar., Abyd. I 35. — ®) Schiaparelli, Libro dei funerali I
p. 30, 32, 37, 39, 42, 48, etc. — ^) Le determinatif n'est pas la tete toute entiere, il ne represente
que l'occiput. — ^) Proceed. Soc. Bibl. Arch. XXV p. 334.
70 Edouard Naville: Le groiipe \j/ HF- [47. Band.
\I/ I ' l^s murs qui lentourent, dit un texte de la XX" dynastie en parlant
de la demeure des pretres d'Amon. II parait donc naturel de donner le sens
d'encfinte muree ou de cour au mot "W ^ ou w*®^. '=^ <z=>'W ^
.=s&^ (1 A/^^^ ', il accorde de sortir dans la cour pour voir le disque solaire
au matin. Les textes d'Edfou nous apprennent que dans la liturgie il y ayait
des chapitres »de la sortie dans la cour« i i i ~^ \1/ | i — i- Dans la fete Sed k
Bubastis nous voyons que le roi et les enfants royaux '=' c^'W' sortent dans la
cour pour aller a leur demeure. II est probable que dans ces eas que nous
venons de citer, sortir dans la cour revient a ce que nous appellerions sortir en
plein air. La sortie dans la cour du palais royal est aussi un episode du couronne-
ment du roi Horemheb ff <f® -^^llPl V1^!l!PQ\1'- ^l"-^^ »^»'^
raconte la ßxation du nom royal, l'inscription continue: »sortit dans la cour liors
du palais royal la Majeste de ce dieu venerable, Amon, le roi des dieux, son fils
devant lui, il embrassa sa personne«, etc. II y a lä toute une investiture qui
se fait dans la cour ou dans Tenceinte exterieure, probablement a la vue dune
foule, comme cela se passe a Deir el Bahari, lorsque Thoutmosis I couronne sa fille.
'^^F et \]/ ^ etant le mome mot, nous pouvons donner le meme sens a ]\F] [,
la cour, l'enceinte. Comme j E est un mur en briques, il est naturel d'y voir la
grande enceinte qui entourait le temple, k temmos. Ainsi lune des ceremonies
du couronnement, cest f=:iwJ E faire le tour du temenos, de la grande enceinte
du temple. II n"est pas (juestion de l'edifice de derriere, ou de salle de derriere,
mais seulement d'une cour ou d'un espace entoure d'un mur. Cet episode du
couronnement remonte a une date tres reculee, puisque nous le trouvons döja ä
plusieurs reprises sur la pierre de Palerme. II ne faut cependant pas confondre
deux ceremonies dificrentes. M. Moret lit^ ^si'tjrj [ rer ha anhou, comme s*il y
avait un pluriel, quil traduit cependant /ff«re le tour derriere le mur. II y a lä une
confusion entre f=^^[]?' 3 E faire le tour de Tenceinte ou du temenos, qui est un
acte habituel du couronnement, et "^ j E j tj E ^^^ ^^^ "^^ cercmonie speciale
qui n'etait celebree qu'ä Memphis ä la fete de Sokaris. M. Brugsch* a ötabli qu'il
y avait une partie de la ville qui sappelait j F j E j E <v^ ^^ j E ^ ^^ ^^^ ctait
dediee ä ce dieu. P^n faire le tour, cötait une j^artie de la fete de Ptah Sokaris,
qui n'appartenait nuUement au couronnement. Dans le premier cas, ce dont on
fait le tour, c'est y^\ \ ; le nom de l'enceinte "W ne manque jamais, et le döter-
minatif est au singulier; dans le second cas, il y a un pluriel; il semble bien que
\ \ doive se lire aneh\ aussi H]r manque toujours.
') Pierret, Inscr. du Louvre I p. 19. — ^) Brugsch, Thes. p. 1077, Breasted: There caine
furtli in the rear in tlie palace, Moret: sort vers la salle de derriere. — *) Du caractere religieiix
de la royaute pharaonique p. 96 et suiv. — *) Thesaurus p. 1142 et suiv.
1910.] Edouard Navillk: Le groupe )]/ 3 [• '71
Dans la fete Sed de Bubastis, nous voyons derriere le roi ces mots: crzi w^j E '
qui peuvent vouloir dire sortir de la cour ou sortir dans la cour; je crois plutut
que la seeonde traduction est la meilleure. Le roi est vetu et coiffe exacteinent
de la meme maniere que la reine Hatshepsou quand eile acheve son tour du
tcmcnos"'.
11 y a des "w": E qui ont des noms speciaux, lesquels sont inscrits ä l'inte-
(2^ reg.) Oll a Heu la fete de la barque Maati. J'ai traduit l;i le mot
par salle; je crois (jue cour est preferable. Une autre de ces cours
ml
n
s'appelle f jin fl (1(1 : (^^ reg.) les sieges ou les trones des dieux; \k se celebre
la fete de la meme barque. Dans cette cour on trace une salle qui se nomme
r| ^^ comme celle de la palette de Hicraconpolis.
En resumc, il faut traduire "W] \ par cour, enceinte, temenos, qui, a l'habi-
tude, ctait formee par iin mur de briques, et probablement ä ciel ouvert.
Osiris und die Zeder von Byblos. ^
Von Kurt Sethe.
iVleine Vermutung, daß mit der ipzUv] am Strande von Byblos in Plutarchs
Erzählung des Osirismythus eine Zeder gemeint sein werde (ÄZ. 45, 1 B), ist,
wie ich nachträglich gesehen habe, schon lange vor mir von Deveria in seinem
Catal. des manuscr. eg. du Louvre S. 147 ausgesprochen worden. Ihn ver-
anlaßte dazu ein ägyptischer Totentext, den er in zwei der Spätzeit ange-
hörenden Papyrus des Louvre (Inv. Hl 48 und 3174) gefunden hatte und in
dem geradezu von einer «Zeder, die aus Osiris hervorgegangen ist<s die Rede ist.
Dank Benedites Liebenswürdigkeit, der mir vortreffliche Photographien
der betreffenden Texte zur Verfügung stellte, kann ich den Wortlaut dieser
Stelle hier mitteilen:
') Festival Hall pl. XXllI. — "") Deir el Bahari III pl. 64.
^) M. Schäfer, Planen (?) ^\V des Hauses.
*) Inv. 3148 hat %(§..
72 Kurt Sethe: Osiris und die Zeder von Byblos. [47. Band.
^%.\7m-i ^r^t:=.-£y^M\
A^^AAA T 1
AAAAA^ LI X
»() Osiris N. N. Zu dir kommt die Zeder', die aus Osiris hervorgegangen
ist, der schöne Saft, der aus der m/y-Flut hervorgegangen ist, der große Schweiß,
der aus der Ä5;'-Flut hervorgegangen ist; sie (die Zeder) empfangt dich in Frieden
mit ihren eigenen Armen, wie getan wurde dem Osiris in der Urzeit«.
Hieran schließt sich eine Anrufung an die Zeder ^^ Q A i sowie an verschiedene
andere Bäume, den n |i »Weinstock « (?), die r-r-i ^^^H i » Sykomore « , die ^ _ a>\\{)
X Ix f^^OL X ^
»Dornakazie« und endlich: (Jw^ "^ i nh v ""^"^ Jr [""1
1 eü <rr>_ai^<= i in I D \<c=>\\/wv^^ s lÜ ^
'o III
-flo I III
.^Vj A^^wvv^ ^K y^o Jit^_ »o wie viele (sonst noch sind) in den
Ländern über allen Meeren, die hervorgegangen sind unter den Bäumen, tut . . .
mit dem, der mit ihm hervorgegangen ist«^.
In den Sprüchen, die in den beiden Papyrus dem oben zitierten Spruche
vorausgehen, ist auch von dem (]|l(ji-Baum öfters die Rede, d. i. das alte
VÖ ' bekanntlich auch ein Nadelholzbaum wie die Zeder <'^. Ebenda liest
man an einer Stelle von den ^^m -^l>^fl*^<Nl "^^^ großen (oder
vielen?) Bäumen, die aus Osiris hervorgegangen sind«. Danach scheint es,
daß wenigstens in späterer Zeit auch anderen Bäumen die gleiche Rolle zu-
geschrieben wurde, wie der Zeder oder ipsU-^ am Ufer des Meeres bei Byblos.
So ist wohl auch die Anrufung der verschiedenen Bäume an der oben be-
sprochenen Stelle zu verstehen.
In der Tat wissen wir ja, daß später in Ägj^ten eine jede größere Stadt
ihr Osirisgrab mit einer besonderen Reliquie des Gottes und einem besonderen
Baum, der es schützte, besaß (vgl. Brugsch, Ägyptol. 308 ff.); in Theben war
*) Inv. 3174 scheint statt ^^\ zu haben.
^) Inv. 3174 hat °? S^ÖO- — ') Inv. 3148 hat zwischen '''"^ und eine Lücke,
in der wohl nur die ersten Determinativa von fd-t Platz haben; ^ fehlte wohl.
*) Inv. 3174 hat 8^yPQ()rf)- — ^) Inv. 3174 scheint c^ statt Ji^.=_ zu haben.
®) Von hier an alles nach Inv. 3174.
') Nach dem Zusammenhange würde man eher erwarten: »du kommst zu der Zeder«, wie
denn auch Deveria übersetzte. Vielleicht ist der Wortlaut des Textes, dem die oben gegebene
Übersetzung entspricht, in diesem Sinne zu emendieren. — Die Pluralstriche hinter dem Zeichen
des Baumes scheinen ein bedeutungsloser Zusatz zu sein, der in der Handschrift niemals dahinter
fehlt. Das Suffix y von ssp-f »empfängt«, das sich nur auf das Wort (S »Zeder« beziehen kann,
und der ganze Zusammenhang zeigen ja deutlich, daß nur von einer Zeder die Rede ist.
^) Bei der Lesung dieser Stelle ist mir Möller behilflich gewesen.
1910.] Kurt Skthk: Osiris und die Zeder von Byblos. 73
es z. B. eine (^<=:^>(j »Dornakazie«, die über der Ruhestätte des Osiris wuclis
(Prisse, Mon. eg. !i3; vgl. Brugsch, Üict. geogr. 18()2). Diese Sitte wird sich
aus dem augenscheinlich sehr alten Zuge der Sage, daß eine Zeder bei Byblos
über dem Kasten mit der Leiche des Osiris emporgewachsen sein sollte, ent-
wickelt haben. Für die Zeder, die in Ägypten nicht heimisch war, hat man
an den verschiedenen Orten verschiedene andere Bäume, die dort gerade von
Natur wuchsen, eintreten lassen.
Neue Spuren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie.
Von Kurt Sethe.
Uie Zahl der Fälle, in denen ägyptische Texte des neuen Reichs auf die
Hyksos und ihre Herrschaft über Ägypten Bezug nehmen, ist bekanntlich sehr
klein. Außer der Geschichte vom Ausbruch des Befreiungskrieges unter dem
Hyksoskönig Apophis, von der uns im Pap. Sallier I der Anfang erhalten ist,
kannte man deren eigentlich nur zwei, die biographische Inschrift im Grabe
des Admirals I<^h-ms zu Elkab, die die Vertreibung der Fremden aus Awaris
erzählt (Urk. IV 3 ff.), und die Inschrift der Königin Hat-schepsut zu Speos Arte-
midos, die die Zerstörungen ägyptischer Baudenkmäler durch die Hyksos zu er-
wähnen scheint (Urk. IV 390). Zu diesen wenigen altbekannten Stellen glaube
ich nun noch mehrere neu hinzufügen zu können, Stellen, die lange bekannt
sind, die aber nicht richtig gewürdigt worden sind.
1.
Auf dem Denkstein, den Thutmosis I. im Tempel von Abydos aufstellen
ließ, beruft sich der König zum Schluß auf die Wohltaten, die er dem Lande
erwiesen habe. Er habe die Tempel wiederhergestellt und die Priester zu ihrer
Pflicht gerufen und er habe Ägypten eine neue Machtstellung in der Welt ge-
geben (Urk. IV 102). Das letztere sagt er mit folgenden AVorten:
Zeitsclir. f. Agypt. Spr., 47. Ban<l. 1910. 10
74 KurtSethe: Neue Spuren der Ilyksos in Inschriften der 18. Dynastie. [47. Band.
»ich habe die Grenzen Ägyptens gemacht bis zu dem, was die Sonne umkreist,
indem ich siegreich ' werden ließ die, die unter Schrecken gewesen waren,-
indem ich das Schlechte von ihnen entfernte, indem ich Ägypten das Oberhaupt
sein ließ, jedes (andere) Land seine Sklaven«.
Die Worte «ich ließ siegreich werden die, die unter Schrecken gewesen
waren« scheinen mir einen niclit mißzuverstehenden Hinweis auf die Unter-
jochung der Ägypter durch die Hyksos zu enthalten. Der Gegensatz zwischen
ilirer einstigen Unterdrückung und ihrem siegreichen Vordringen in der Gegen-
wart wird aber erst scharf, wenn man annimmt, daß die einstigen Unterdrücker
mit den gegenwärtig Besiegten identisch sind. Mit anderen Worten: der syrisclie
Feldzug Thutmosis' I., der ihn bis zum Euphrat führte, scheint sich nach unserer
Stelle ebenso gegen die ausgewanderten Hyksos gerichtet zu haben wie der
Feldzug des Amosis nach Palästina (V^hJ), auf dem er das von den Ilyksos
besetzte Scliaruhen eroberte (s. unten).
Der zweite Satz »ich entfernte das Schlechte von ihnen« scheint aber
weiter in sich zu schließen, daß zur Zeit Thutmosis' I., trotz der Vertreibung
durch Amosis, noch Hyksos als ein Schaden an Ägypten saßen, entweder im
Delta selbst oder in nächster Nachbarschaft.
Diese Schlüsse, die sich aus unserer Stelle zu ergeben scheinen, werden
durch die im folgenden zu erörternden anderen Spuren bestätigt.
2.
Eine unverkennbare Bezugnahme auf die Zeit der Hyksosherrschaft und
die Ereignisse, die sich nach dem Bericht des Admirals I'^h-ms bei ihrer Ver-
treibung durch König Amosis abgespielt haben, glaube ich nun weiter in den
Worten zu erkennen, die in den Annalen Thutmosis' III. den Bericht über seinen
ersten syrischen Feldzug vom Jahre 23 einleiten. Ich habe bereits in meiner
Ausgabe der Annalen in den Urk. IV 647/8 für die Lücken dieser Stelle eine
Ergänzung vorgeschlagen, die meine Auffassung erkennen läßt, doch bleibt mir
noch eine nähere Begründung dafür zu geben. Die Einleitung lautet nach meiner
Lesung von Original und Abklatsch so"':
icn'iiiii^opi II iiiiiiiiiiii
'^cm o
') Dies, niclit »stark«, ist die Bedeutung von nht.
^) In den Lücken bezeichnet %^^ je ein Raumquadrat.
1910.] KurtSkthk: Neue Sj)uren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie. 75
10 p 0 -^— ^
11 1
m%mmm%%wmM
f^^^^^
Die Ergänzung der Lücke von Z. (> wird uns durch den Bericht über
Ramses' II. Krieg gegen die Chatti an die Hand gegeben (Rouge, Inscr. hier. 207).
Demnach wird /, ii ' v\ ^^^vw^ ^^| @ »Se. Majestät passierte die
Festung Th'w<»- zu lesen sein, was in den Zusammenhang und in die Lücke
(etwa 26 cm) besser paßt als die von Maspero vorgeschlagene und bisher allgemein
(so auch von Breasted) angenommene Ergänzung (1 I ^ y ' ^^^ »Se. Majestät
befand sich in 7Vyiü«.
Die Lücke in Z.7 wird allgemein zu der häufigen Redewendung rswsh U§w Kmt
»um zu erweitern die Grenzen Ägyptens« ergänzt. Allein die Worte <rr> 1^„ ,
die am Ende von Z. 16 wiederkehren, nehmen dort noch nicht einmal die Hälfte des
Raumes ein, der in unserer Lücke vorhanden ist. Und selbst wenn man davor noch
die Worte V einschieben wollte, die sich in den Annalen einmal nach den
Worten m wdjt nt nht »auf dem soundsovielten Siegeszuge« finden (Urk. IV
689; vgl. dazu 184), sonst aber stets fehlen (ib. 685. 709. 716. 721, vgl. auch 188.
740) oder wahrscheinlich gefehlt haben (ib. 696. 703. 726. 729), so würde dabei
immer noch mehr als ein Quadrat frei bleiben. Die Ergänzung ist aber auch deshalb
wenig befriedigend, weil wir dann in der Inschrift kurz nacheinander, bei zwei
aufeinander folgenden Etappen des Feldzuges, den gleichen Ausdruck hätten, beim
Passieren von T^rw und beim Verlassen von Gaza. Schon aus diesem Grunde
wird man sich nach einer andern Ergänzung umsehen müssen. Eine solche
wird uns durch die Inschrift Urk. IV 758 an die Hand gegeben, die denselben
Feldzug betrifft. Hier erwähnt der König im Anfange seiner Erzählung (nach
einer größeren Lücke), die =='^'^%^^ Kl/ ^^rs\-ie]\\ i=x^<=>^^^l /]
^ c== # Ji , V"i/wwv\ 1 1 1 ü i _ß^ ■^ ^z^^
I I I /VWVV\ I I I — ■ \ I ^ ^^' ^.-----•^ I \\ J
%■ » die Länder der Phönizier, die im Begriff gewesen waren, meine Grenzen
anzugreifen «\ Demnach wird man an unserer Stelle einen Gedanken, Avie »um
die zu vernichten, die die Grenzen Ägyptens angriffen«, anzunehmen haben, also
^) Das Verbum tkk ist der gewölinliche Ausdruck für das V^erletzen der Grenze diu-ch feind-
liche Angreifer. Es findet sich jedoch auch vom Angriff auf das Land (Med. Habu, 1. Pylon) und
auf den König (z. B. Champ., Not. II 123). Vgl. auch ^^"^ & ' 7^"^' ^nH"^
»Angreifer, die in deine Nähe konnnen«, Urk. IV 614.
10*
76 Klrt Sejhe: Neue Sj)uren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie. [47. Band,
etwa wie ich in den Urkunden ersränzt habe: <czx=r>^=^=6X^^^-=^ Uäw Kiiit\ Daß
" ^ 2^^ Jll I I
hierbei schon ein bestimmtes Volk genannt gewesen sei, ist wegen des sehr
knappen Raumes unwahrscheinlich; r dr und der bloße Wortstamm von tkk
nelimen bereits etwa 2H cm von der ungefalir Hl cm messenden Lücke in An-
spruch, so daß nur etwa eine Gruppe von der Höhe eines f\ noch dazwischen
gestanden haben könnte, was selbst für ^ zu wenig wäre und höchstens
" ^ III o ^
für ^111 oder reichte. Man könnte auch daran denken. <=:><=> ''K'^^
I I I I I Olli ^ ^ Oll! -^
zu ergänzen, wie Urk. IV. 184 der Zweck desselben Feldzuges bezeiclinet ist,
und dieses mit dem folgenden t^ho Kmt durch ^ zu verbinden «um zu ver-
treiben die Nordvölker von den Grenzen Ägyptens«. Das würde in die Lücke
passen, aber ob man so sagen Avürde? Nach dem Berliner Wörterbuchmaterial
scheint dr von Personen mit folgendem hr «weg von« eigentlich nur in der
Verbindung »jemand von seinem Sitze stoßen« gebräuchlich zu sein. Eine ganz
vereinzelte Ausnahme ist Totb. Nav. 72,7 (»nicht werde ich von der mskt ver-
trieben«)".
Die Lücke in Z. 8, die den Schluß des Satzes bzw. einen ganzen Satz ent-
halten muß, würde durch die Worte ^ ^-^^ ^ /ilx l i<cz=>l\ , die das
erhaltene ^\ ^^^^^^^^ zu der stereotypen Wendung »in Tapferkeit, in Sieg, in
Macht, in Triumph« vervollständigten (vgl. Z. 15/16), genau ausgefüllt werden.
Man könnte für diese Stelle noch eine andere Ergänzung suchen wollen :
wenn in Z. 16 gesagt ist, daß der König auszog, »um jenen elenden I'eind
(d. i. nach dem Sprachgebrauch: feindlichen Fürsten) niederzuwerfen«, so würde
man nach unserm modernen Sprachgefühl aus dieser Bezeichnung schließen,
daß von dem betreffenden Fürsten schon einmal die Rede gewesen sein müsse,
und dafür könnte dann nur unsere Lücke in Betracht kommen. Allein hinter
>r^ *?: /] , das meist damit verbun-
den erscheint (vgl. Urk. IV 587. 951; Nav., Deirelb. VI 165), oder ein entspre-
chender Ausdruck stehen bleiben, denn man braucht in dieser Redewendung
last immer mehrere parallele Ausdrücke (vgl. Urk. IV 89, 7. 613, 10. 895, 15).
Unter diesen Umständen würde für eine etwaige Erwähnung des Fürsten von
Kadesch nur so wenig Raum (etwa 27 cm) verfügbar werden, daß darin Worte
wie r shrt hr pf n KdSw »um niederzuwerfen jenen Fürsten von Kadesch«, nur
in der abgekürztesten Schreibung <=> ^^ ^g^ /wwva J| ^ f^^^ , die der Orthogra-
phie unseres Textes gar nicht entspricht, gerade Platz finden würden. Daß
aber so dagestanden habe, macht wohl auch das in kni m njit unwahrschein-
lich, das dem parallelen Ausdruck [r dr tkkw] t^iw Kmt einen gewissen Ab-
') Zu der Form tkkw vgl. Urk. IV 556. 614.
^) Mit Ermans freundlicher Erlaubnis mir mitgeteilt durch II. Grapow. Dasselbe gilt von
allen anderen Mitteilungen aus dem Berl. Wörter!)., die weiterhin noch zitiert werden.
1910.] KurtSethe: Neue Spuren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie. 77
Schluß gab, und das man dann docli liintcr dem r shrt hr pf n JCds erwarten
sollte. Tatsächlich ist denn wohl aucli für das Spracligcfiihl des Ägypters eine
solche Nennung der Person, von der nachher schlechtweg als von »jenem elen-
den Feinde« die Rede ist, nicht erforderlich. Wir finden auch in andern Kriegs-
berichten dieser Zeit den Führer der Feinde schlechtweg als »jenen nubischen
Nomaden« (Urk. IV 7), als »jenen Feind« (Urk. IV 9) bezeichnet, ohne daß von
ihm vorher die Rede gewesen ^väre. Ja eine solche Anonymität ist vielleicht
beabsichtigt als Ausdruck der Verachtung für den Feind.
Es wird sich nun empfehlen, ehe wir die folgenden beiden Zeilen 1). 10,
die von starken Lücken unterbrochen sind, betrachten, uns dem, was darauf
in Z. 11 folgt, zuzuwenden.
Z. 11 beginnt augenscheinlich mit einem neuen Satz, der nach meiner Le-
sung so lautet: ö 'wwva () R ^ [-[] ^ \^^=^W • ^^ bestätigt sich also glänzend, was
Maspero scharfsinnig vermutete. Nur stand neben dem ; nicht, wie er an-
nahm, ein nK da. sondern ein v\, von dem noch deutliche Reste da sind.
nH^; ist in der Tat eine der 18. Dynastie eigentümliche Schreibung für das
von ihm ergänzte h^w »Zeit«, »Nähe« (vgl. Borchardt, Baugesch. des Amons-
tempels 43; Rouge, Inscr. hierogl. 177, 2; Urk. IV 584). Von ^^ ist jetzt nur
'Ä(J erhalten. Das W steht direkt unter dem Henkel des k:i^ , i i i und so dicht
^Pl daran, daß nicht etwa oi noch ^\^ . wie Maspero dachte, gestanden ha-
ben kann. Der Strich, der unten erhalten ist, ist zu klein für die Ergänzung
["^11, die Maspero vorschlug; er kann nur zu i i i gehört haben und hat dann
auch den richtigen Abstand von den mutmaßlichen Resten des V^ darüber. Wie
Maspero bereits erkannte, ist dieses hiw kjwj mit dem nachgestellten Worte für
»andere«^ ein Seitenstück zu dem m \\ \\ ^x . Pap. Harris 7'), 3,
' '-^_Ms. JTi I lo © I I r ^
das dort in der Schilderung der verAvorrenen Zustände vor der Thronbestei-
gung des Necht-seth im Sinne von »eine andere Zeit« steht. Nichts anderes
bedeutet denn auch unser äiü kjicj\ der ganze Satz lautet: »es geschah aber zu
einer anderen Zeit« ; zu dem unpersönlichen Gebrauch von hpr »geschehen«,
vgl. Verbum II § 373.
Von diesem Satze hängt nun ein anderer Satz ab, der erzählt, was in die-
ser »anderen Zeit« geschehen ist, und im Deutschen durch »daß« an jenen
anzuknüpfen ist. Er lautet nach meiner Lesung ^=^ ^^ [|1\ 1\ c^vöY
,. ^ „ ,,,^,,^ Dl I IOol-S%_B% ©1
<!, ^> "CJ AAAA/W
^^^'^^ J?T}T I uP . Diese Lesung unterscheidet sich von der bisherigen nur
in dem ersten Zeichen, das Maspero D las. Er bekam so das alte Wort für
»Menschen« p% das hier kaum am Platze wäre, denn es wird, abgesehen von
den alten Formeln (wie p<^t nht rhji nht u. a.) eigentlich nur noch für den 3Ien-
^) Eigentlich also »die Zeit anderer«.
tS Kurt Sei ue: Neue Spuren der üyksos in Inschriften der 18. Dynastie. [47. Band.
sehen im Unterschied zu den Tieren gebraucht (vgl. Urk. IV fiGG »Menschen-
köpfe«« mit ib. 718, 1). Ich sehe auf dem Abklatsch deutlich Spuren, die auf
"^^^ weisen, das vordere Knie und den herabhängenden Schwanz. Wir er-
halten damit eine vernünftige Wortform iw<^t. Es ist das die defektive Schrei-
bung eines Wortes iw^ß^, das noch zweimal in den Annalen vorkommt und
augenscheinlich »Besatzung« o. ä. bedeutet ^
die südliche und nördliche Besatzung desgleichen«, so wird dem König am
Abend vor der Schlacht von Megiddo berichtet, Urk. IV G56.
^^^^ »die Beute (Gefangene), die aus dieser Stadt {Wrti) gebracht wurde
als Besatzung jenes Feindes von Tunip«: »der Fürst dieser Stadt 1, Krieger
{iii-hr) 829««, Urk. IV 68G.
Die Asiaten, welche in Ikf waren, machten einen Anschlag <=>T ^^ a
Sr. Majestät aus der Stadt zu werfen«, Denkstein Amenophis' II. Lehr., Ann.
du serv. IV IHO, 11/12 (koll.).
Der Satz, der an unserer Stelle vorliegt, ist ein echter Nominalsatz, in
dem iW^i das Subjekt, der präpositionelle Ausdruck ?n, Srhn »in Scharuhen«
das Prädikat ist, der Relativsatz ntt im »welche dort« aber eine attributive
Bestimmung des Subjektes darstellen muß. Da es sich um eine Erzählung
handelt, werden wir die fehlenden Kopula durch die Vergangenheitsform wieder-
zugeben haben : » es geschah aber zu einer andern Zeit, daß die Besatzung,
die dort war, in Scharuhen war«. Man hat die Worte ni Srhn bisher allgemein
anders aufgefaßt, nämlich als eine einfiche Wiederliolung des Wortes im in
dem Relativsatze: »die Besatzung, welche dort war in Scharuhen». Allein diese
Auffassung ist grammatisch unmöglich, da der Satz alsdann kein Prädikat hätte;
denn der folgende mit ^£=1 beginnende Satz kann unmöglich mit ujc'^t in der
Weise verbunden werden, daß iw<^t das durch st wieder aufgenommene hervorge-
hobene Subjekt dazu wäre. Es handelt sich ja im vorliegenden Falle nicht um einen un-
abhängigen Aussagesatz, indem so etwas möglich wäre, sondern um einen yon hpr-n
»es geschah «abhängigen Satz, in dem eine solche Hervorhebung ausgeschlossen ist.
Was bedeutet nun aber der Zusatz ntt im? Es ist klar, daß er eine nähere
Bestimmung zu iw^^t gibt, die irgendwie auf das Vorhergeliende Bezug nehmen
muß. Man könnte das nit im wie sein koptisches Äquivalent CT-M.vtes.'Y als Um-
schreibung für »jene«' auffassen, es würde dann in der vorhergehenden Lücke
') Eine solclie defektive Schreibung ist auch in den Inschriften der 18. Dynastie noch nichts
Ungewöhnliclies; vgl. nur die verschiedenen Schreibungen von icrrjt »Wagen« in den Annalen
Urk. IV GöTff., von hijt »Metzelei« ib. 795, von stnjt »Königtum«, ib. 591, 10. 593, 5 usw. —
^) Dies wird nach Hrn. Grapow auch durch das Material des Berl. Wörterbuches bestätigt.
1910.] Kurt Sethe: Neue Spuren der Hyksos in Inschriilen der 18. Dynastie. 79
also von einer solchen Truppe geredet gewesen sein müssen. Diese abge-
schwächte Bedeutung von ntj im ist aber für die alte Sprache noch zu er-
weisen. Wo diese Wortverbindung in den Annalen vorkommt, hat sie stets
noch ihre ursprüngliche Bedeutung »welcher dort ist (war)«< mit Beziehung
auf eine im vorhergehenden genannte Örtlichkeit; vgl. »die Statue jenes Fürsten
{hr pf), welche dort (im Hause des Fürsten zu Megiddo) war«, Urk. IV 667,4
(vgl. 666,12), »der Oberste der Truppen, welcher dort (in Inrtio) war«, ib. 691,4.
So wird es auch hier sein, und wir müssen annehmen, daß in den Lücken der
Zeilen 9. 10 ein Ort gennnnt war, an dem sich die /"/ü^Z-Truppe befunden hatte,
ehe sie »zu der anderen Zeit« in wScharuhen war.
Die einzige Erwähnung der palästinensischen Stadt Scharuhen, die wir sonst
noch aus ägyptischen Texten kennen, findet sich in der Inschrift des Admirals
J<^h-ms zu Elkab, die unsere Hauptquelle für die Geschichte der Vertreibung
der Hyksos ist. Sie erzählt von einer Reihe aufeinander folgender Kämpfe des
Königs Amosis gegen die Mnijw von Asien {Stt), die mit der Belagerung der
Stadt Awaris im östlichen Delta beginnen und mit der P]roberung von Scharuhen
nach dreijähriger Belagerung endigen. Man kann die Erzählung nur so ver-
stehen — und das ist auch allgemein geschehen — , daß die aus Awaris ver-
triebenen Hyksos sich in der Stadt Scharuhen im Gebiete des Stammes Simeon,
also im südlichsten Palästina, festsetzten und dadurch den siegreichen Pharao
veranlaß ten, über die Grenzen seines soeben erst befreiten Landes hinauszugehen
und das Land DShj zu bekriegen (Inschrift des I<^h-7m pn-Nhbß, Urk. IV H5).
Vergleicht man nun diese Angaben mit unserer Stelle, so kann meines
Erachtens kein Zweifel sein, daß mit der Besatzung in Scharuhen die Hyksos
gemeint sein müssen und daß der vorher zu ergänzende Ort, auf den das im
»dort« hinweist, die Stadt Awaris, aus der die Hyksos durch König Amosis
vertrieben wurden, sein muß. Wir haben demnach für die Zeilen 9. 10 einen
Text folgenden Inhalts zu erwarten: »Zu einer Zeit waren Semiten zu Awaris,
die Ägypten beherrschten«.
Sehen wir uns nun an, was von diesen beiden Zeilen erhalten ist.
Der Anfang von Z. 9 ist nach einer Stelle in der Sphinxstele Thutmosis' IV.
(Z. 10) mit Sicherheit so zu ergänzen: (11^ _ i fi y i^ — s ^k.lll'' ^^^ wört-
lich bedeuten wird: »die Zeitdauer dieses war groß an Jahren«". An und für
sich würde man das Demonstrativum nw in diesem Satze auf das Vorhergehende
beziehen, wie das entsprechende J.J. in der Formel § „ l!j.<=>| , »die
Zeitdauer dieses belief sich auf 6 Jahre« (Urk. IV 209, 9; vgl. ib. 208, 16).
') Das bei Lepsics undeutlich gegebene -j j j ist ganz sicher da.
^) ^S^- X w^ i "^M^ 1 ' "^i"^ Zeitdauer, lang an Jahren« Cairo 20543 (Lange-Schäfer).
Brit. Mus. 614 (publ. Breasted, Amer. Journ. Sem. lang. 21, 159ff.). Cairo, Denkstein des Hnw-nj
(ÄZ. 42, 133).
80 KurtSethe: Neue Spuren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie. [47. Band.
Dem widerspricht jedoch außer dem /'s7, das in den Tliutmosisannalcn meist
die Erzählung fortführt, die Parallelstello der Sphinxstole. Dort verheißt die
Spliinx dem Prinzen im Traume die Königslierrschal't und knüpft daran die
Worte: l'^^'-'%^\{\l\\^i^(\\^iZ,^ -■'^s h.äenten mnä: »es
ist nun schon lange Zeit an Jahren, daß mein Gesicht und mein Herz auf dich
gerichtet sind«, d. h. daß ich auf dich achte und auf dich als meinen Befreier
warte. Das Demonstrativum nie bezieht sich hier also deutlich auf das, was
folgt; der im Deutschen durch «daß« einzuleitende Satz mit (1^ liängt gewisser-
maßen von ihm ab, wie das sonst mit relativischen Sätzen nach den neutrischen
Demonstrativis nw, nn, n/ so oft der Fall ist (vgl. z. B. Urk. IV 260, 15. 270, 17.
Eb. 99, 16 mit Vcrbum II § 749 und 789 a. E.).
Wie hier, so leitet der Ausdruck '^h'^ nw ^^ m rnpwt auch an unserer
Stelle einen Satz ein, der einen Zustand von langer Dauer verkündete: die
Herrschaft der Hyksos über Ägypten. Den Schluß dieses Satzes wird das Wort
ß 0 h l f] bilden, mit dem Z. 10 anlangt. Dieses seltene Wort, das augen-
scheinlich von dem Stamme ° I ^v a "Schuldig sein« abgeleitet ist", und
vielleicht im Kopt. gui-jt »bedrängen« erhalten ist, bedeutet in den älteren
Zeiten^ als transitives Verbum anscheinend »rauben« (Siut IV B".i) »berauben«
(Bauer, Berl. Pap. 802H, 275 = 3025, 31. Rec. de trav. 16, 56* nacli eigener
Abschrift). Meist findet es sich ohne bestimmtes Objekt gebraucht (»Räu))erei«)
wie ein allgemeiner Ausdruck für Ungesetzlichkeit, Unrecht, insbesondere für
die Äußerungen der Rechtsunsicherheit in unruhigen Zeiten. Man redet vom
»Verhindern der Räuberei« Ik^^o ai ^^^) ^'"'^^ ^i^^ Heer bei inneren
Unruhen (Siut IV 12) oder durch einen Verwaltungsbeamten in Friedenszeiten
') Wie Hr. Grapow freundlichst nach dem Berliner Abklatsch festgestellt hat, steht wirklich
so O statt Q da, wie das ja auch sonst nicht selten zu beobachten ist. Vom O des Wortes ch(w
unterscheidet es sich aber deutlich dadurch, daß es kleiner ist.
hwr und 9 ^^ jß, Af/ von ^^^ wr und V\ f// »groß«;
') Vgl. I
X '"'""' l\ ° hsmn neben i^^^^^ flo smn u. a. ö^ vvx 'fe\ htm »vernichten« von ^ ^^ <^-fW tm.
A/wwvAvy.o ■ AA/wsAvy.0 X ■^=3=°: JS?^ Jö^ ■ ^^i:t=°^_M^
^) In den Tempelinschriften der griechisch-römischen Zeit scheint das Wort, das nun auch
ohne 0 geschrieben wird, etwas andere Bedeutung zu haben. Wenn den Priestern unter anderen
Sünden auch das A Q (Mar., Dend. I 16a, 4) oder ö A ^^^^ (v. Bf.rgm., Hier. Inschr. (50, 1)
verboten wird, und es vom Nil heißt, er reinige ( 3 ]e ) den Tempel von ft ^^=^ (Mar.,
Dend. I 466) oder ß \ '^^^ (Dum., Temp. Inschr. I 78, 14), so muß damit nach dem Determinativ Q
und nacli dem Zusammenhange etwas Schmutziges gemeint sein, wie Brugsch (Wb. 1021, Suppl.
787. 881) mit Recht annahm.
*) »Man wird nicht mit meinen Erben streiten mit (den Worten): hcdi-n-f wj 'er hat mich
Vjeraubt'«.
1910.] KiRr Seihe: Neue Spuren der Ilyksos in Inschriften der 18, Dynastie. 81
(Bauer, Berl. Pap. 3023, 193); a^om dem, » der Räuberei begehen will « ( w^ ibid.);
von einem großen Herrn, der sich herrenlosen Gutes bemächtigt, »räubernd in
der Einsamkeit« (, fi- oi'^^wT (s Bauer, ib. 93); »ich schlage dir den
Rebellen, der kommt in Räuberei« (Q^^'~|^|'^^ Pierret, Vocab. 389). Be-
sonders bemerkenswert wegen ihrer Ähnlichkeit mit unserer Stelle sind die
folgenden Worte aus der pessimistischen Schilderung, die der Lebensmüde im
Gespräch mit seiner Seele von der Gegenwart macht: i] ^ X ''Ä'^v rt'^V
^ I ^^37y"-^fc^ 1/ _ V^r' ' 1 1 ""^^^ räubert; jedermann bewältigt den anderen«
(Lebensmüder 112).
Diese Bedeutung »Räuberei«, »Ungesetzlichkeit« wird nun auch an unserer
Stelle vorliegen, wo das Wort augenscheinlich ebenfalls ohne Objekt gebraucht
ist und wo es sich ja auch um Zustände ganz ähnlicher Art handeln muß,
wie sie an verschiedenen der obengenannten Stellen, wo das Wort h^^d^ vorkam,
vorlagen. Für die Ergänzung der Lücke fragt es sich vor allem, ob die Fremd-
herrschaft in ihr bereits erwähnt war oder ob dies erst im folgenden Satze
geschah. Im letzteren Falle würde in der Lücke nur von den verworrenen
Zuständen, in denen sicli Ägypten vor der Hyksosinvasion befunden hatte und
die diese ermöglichten, die Rede gewesen sein, und man würde an eine Er-
gänzung wie (] V^^"^^ {®^^v ^•''''-'' »Ägypten befand sich in Räuberei«
zu denken haben. Im andern Falle, wenn nämlich in unserem Satze schon die
Fremdherrschaft genannt war, gibt es eine Menge von Möglichkeiten. Man
kann auch dann das Wort hf^d' auf den Zustand des Landes beziehen und ent-
weder etwas ergänzen im Sinne von: »ein Fremdvolk (etwa ^^ wie Admon. 3, 1)
war im Lande, als es in Räuberei war«, oder aber, wie ich in den Urkunden
vorschlug, mit direkter Anknüpfung an die vorhergehende Erwähnung der
Feinde des Königs etwa so: [ ^wsaaa 1 ^ -^^ ^v h<^fl^ »sie beherrschten
dieses Land, als es in Räul)erei war«. Die letztere Ergänzung würde aber voraus-
setzen, daß das vorhergehende, so unbestinmit klingende tkkw t^sw Kmt »die An-
greifer der Grenzen Ägyptens « mit dem ganz bestimmten Sinne » die gewohnheits-
mäßigen Angreifer, d. i. die Semiten« gebraucht wäre, also etwa so wie oben
mit den wnw hr hrjt »die in Schrecken gewesen waren«, die Ägypter be-
zeichnet waren. Da dem Worte h'^d^, wie Avir sahen, aber die Grundbedeutung
des Rauhens innezuwohnen scheint, so liegt es wohl näher, es nicht auf den
Zustand des Landes, sondern auf die Tätigkeit der Hyksos selbst zu beziehen.
3Ian liätte dann zu ergänzen etwa im Sinne von: »Asiaten beherrschten dieses
Land in Räuberei« (oder, wenn man wieder an das vorhergehende »die An-
greifer der Grenzen« anknüpfen will, »sie beherrschten«).
Das auf A^A' folgende '^\^^y'^'9,<=>-^%%%% stellt einen neuen Satz
in Form eines uneigentlichen Nominalsatzes mit hr und dem Infinitiv vor, ge-
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 47. Band. 1910. 1 I
82 Kurt Skthk: Nene Spuren der llyksos in Inscliriften der 18. Dynastie. [47. Band.
rade wie in der oben zitierten Stelle aus dem »Gespräch eines Lebensmüden
mit seiner Seele«. Das Verbum, das auf hr folgte, dürfte sehr wahrscheinlich
S^ gewesen sein, nach den Spuren zu schließen, die über dem \.U] zu sehen
sind und die die untere Kontur eines Vogelleibes und ein Vogelbein zu zeigen
scheinen. Die Lücke ist für ^^S^? das sonst meist mehr Raum einnimmt, zwar
ziemlich knapp, doch finden sich in den Annalen auch einzelne andere Stellen,
wo sie gleiclifalls so eng geschrieben erscheint, so z. B. nimmt sie in Z. 101
derselben Inschrift (Urk. IV 667) auch nicht mehr Raum ein, wie hier da ist,
obwohl dort im allgemeinen die Schrift größer ist als in dem Teil, dem unsere
Stelle angehört. Hinter dem <=!:>, das auf das Verbum folgt, sah ich auf dem
Original sowohl wie auf dem Abklatsch Zeichenspuren, die mit größter Wahr-
scheinlichkeit auf _^ deuten. Der Ausdruck bk r hH »arbeiten« resp. »dienen
vor« ist nach dem Berl. Wörterbuche in der Tat noch einmal zu belegen: Pap.
Turin (ed. Pl.-R.) 69, Kol. 1,10, wo von den Nahrungsmitteln die Rede ist,
»die gegeben wurden vor {rri-h>h) den ersten Propheten zum Unterhalt der Leute«
^ 4/g <— > -=^ ^^^^ „die vor ihm dienten«'. Unser Satz lautete dem-
I o \\J ^^ ^±^ ü o I
nach: »jedermann diente (arbeitete, steuerte) vor«, und das erinnert uns sogleich
an eine Stelle in der Erzählung vom Ausbruch des Befreiungskrieges. Dort
(Sall. 11,2) heißt es von dem Hyksoskönig Apophis, der zu Awaris residierte:
diente das ganze Land mit seinen Arbeiten (Abgaben)«. So wird man an unserer
Stelle einen Gedanken wie »jedermann diente vor den Hyksos, die in Awaris
waren« annehmen müssen, bei dem wir dann auch die durch das im von Z. 1 1
geforderte Erwähnung von Awaris bekommen. Die Ergänzung, die ich in den
Urkunden vorschlug: «=::=> "^^^ |% i Mv H 1 ^ "^^^ ihren Fürsten, die in
Awaris waren«, würde die Lücke gut füllen. Sie ist natürlich nur möglich,
wenn schon vorher von der Fremdherrschaft die Rede war. Nimmt man das
nicht an oder erwartet man etwa nach den Worten: »die Besatzung, die dort
war«, daß an unserer Stelle in Verbindung mit Awaris nicht die Fürsten, sondern
das ganze Volk der Hyksos genannt gewesen sei, so müßte man statt wrw-in
I ^k. M ' ^^^^ vielleicht das zweideutige | [ [ (s. dazu unten Abschnitt H)
lesen. Tatsächlich liegt aber wohl in den Worten » die Besatzung, die dort war«
kein ernstlicher Grund gegen die Ergänzung wrw-in. Denn wenn die Fürsten der
Hyksos in Awaris saßen, so liegt darin ja auch, daß das der Mittelpunkt ihrer
Macht war, und es ist selbstverständlich, daß sie dort eine große Besatzung
haben mußten.
') Die Lesung r hH, die von Gardiner herrührt, wird wohl durch Kol. 2, 3 bestätigt, wo
die gleiche Zeichengiuppe in klarem Zusammenhange vorkommt (»die Abgaben, die die Schiffer
brachten vor den Schreiber N. N.«). Nach dem Faksimile könnte man an unserer Stelle auch an
<l^> ^^ , r h( denken.
1910.] Kurt Skthk: Neue Spuren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie. 83
Es bleibt iiiiii nur noch der Satz zu betrachten, der in Z. 12/13 die Ein-
leitung beschließt fl^LH^ l^tlllTik^ JL1 l^^^^TT ^-=^
j £)'^y . Das Wort ls=3, mit dem dieser Satz beginnt, könnte an sich
die Partikel (I I g — > darstellen, wie das Masperos Meinung zu sein scheint: sie
kommt ohne |] geschrieben in den Annalen in der Tat einigemal vor (Ig — >
Urk. IV 653, 1(). lo ib. (562, 14) und auch sonst öfters in dieser Zeit; das Ge-
wöhnliche ist aber durchaus, daß das (1 ausgeschrieben wird, insbesondere in
den Annalen ist q lg — > 4 mal, (1 l^i^ aber 37 mal von mir gezählt worden. Nimmt
man das i g — > dennoch als die Partikel, so müßte der darauf folgende präpo-
sitioneile Ausdruck »von /rrf bis zu den Enden der Erde« als ellijitischer Aus-
druck für die »Länder von Jrd bis usw.« gefaßt werden, der die Rolle des
Subjektes spielte. Mit den vorhergehenden historischen Betrachtungen über die
Vergangenheit stände dieser Satz dann ohne jeden Zusammenhang, und es wäre
schwer zu begreifen, welchen Zweck jene Betrachtungen dann verfolgen sollen.
Aus diesem Grunde wird man Bkugschs Auffassung vorziehen müssen, nach der
das Pronomen absol. 3. Pers. plur. wäre, das in dieser Zeit in der Tat
häufig so geschrieben zu werden pllegt (z. B. in den Annalen Urk. IV 658, 7.
665, 3. 730, 5; sonst ib. 271, 7. 627, 4. 758, 12. 911, 7). Dieses st bezieht sich
dann auf die im vorhergehenden genannten, den Ägyptern feindlichen Elemente.
Es ist das Subjekt eines echten Nominalsatzes, in dem der präpositionelle Aus-
druck »von Jrd bis zu den Enden der Erde« das Prädikat bildet. Das dann
folgende "^"^ Ij ß'^M aber wird nicht, wie Brugsch dachte, »außer {hrw r)
denen, die gegen Se. Majestät rebellierten« bedeuten, in welchem Falle wohl
zu erwarten wäre, sondern das ^ wird mit Maspero als w^ r
T^\
»im Begriff sein zu« zu deuten sein, wie Urk. IV 650, 2. 651,12. 652,4; vgl.
'"~^r\^^^ ^^jC| Sijä |l<r:> 1 ib. 138. Der Satz wird als Zustandssatz zu
dem Nominalsatz aufzufassen sein: »indem sie sich anschicken, gegen Se. Ma-
jestät zu rebellieren«. Ganz ähnlich heißt es an einer anderen Stelle der An-
nalen : » sie sind zahlreicher als der Sand des Meeres, indem sie sich anschicken,
mit Sr. Majestät zu kämpfen« (Urk. IV 710).
Im Vergleich zu den vorhergehenden Sätzen, die die Zustände früherer
Zeiten schilderten, soll dieser Satz die Gegenwart schildern. Der Gedanke ist
der: die Feinde Ägyptens, die früher lange Zeit in Awaris herrschten, dann
in Scharuhen saßen, sie stehen jetzt von Jrd bis zu den »Enden der Erde«,
d. h. den Endpunkten der ägyptischen Herrschaft in Naharain (vgl. Z. 22,
Urk. IV 649, 9) im Aufruhr gegen den Ägypterkönig.
11*
84 Kurt Skthe: Neue Spuren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie. [47. Band.
Die ganze Einleitung des ersten Feldzugs 'IMiutniosis' III. würde also etwa
so gelautet liaben: »Jahr 22 Monat 4 der Winterjahreszeit Tag 25. fSe. Majestät
passierte die Festung] 'Hrw auf dem ersten Siegeszuge [um zu vertreiben die
Angreifer der] Grenzen Ägyptens in Tapferkeit [und Sieg, in 3Iaclit und in
Triumph]. Es dauerte aber eine [lange] Zeit von Jahren [daß die Asiaten
Ägypten beherrschten in] Kcäuberei, jedermann diente vor [ihren Fürsten, die
in Awaris waren]. Es geschah aber zu einer anderen Zeit, daß die Besatzung,
die dort war, in der Stadt Scharuhen war. Sie sind (jetzt) von Jrd bis zu
den Enden der Erde, indem sie sich anschicken, sich zu empören gegen Se.
Majestät.«
Sehen wir vom Wortlaut der Ergänzungen, über den man ja verschiedener
Meinung sein kann, ganz ab, so lernen wir das eine aus unserer Stelle wohl
auf jeden Fall, daß der allgemeine Aufstand der Syrer, den Thutmosis III. am
Anfang seiner endgültigen Alleinherrschaft niederzuwerfen hatte, mit den durch
Amosis aus Awaris und Scharuhen vertriebenen »Hyksos« in Zusammenhang
gebracht und als Fortsetzung der Kämpfe dieser Semiten mit den Agj-ptern
angesehen wurde. Die »Hyksos« erscheinen nach unserem Text geradezu als
der integrierende Bestandteil, als die treibende Kraft der syrischen Koalition.
p]s bestätigt sich damit vollauf das, was Breasted in seiner History of Egypt
(S. 220) mit richtigem Blicke vermutete.
3.
Wenn nun die Schlacht von Megiddo nach dem, Avas wir hier gesehen
haben, nur eine Entscheidungsschlacht in dem großen Kampfe gewesen ist,
in dem das neue Reich der Amenophis und Thutmosis entstand, so gewinnt
dadurch auch ein Umstand an Bedeutung, der früher allgemein als belanglos
angesehen wurde und dem erst Breasted Beachtung geschenkt hat, nämlich
daß nach einer Version, die wir bei Joseph us in den Bericht des Manethos
eingeflochten finden, Misphragmuthosis, d. h. Thutmosis III., als Vertreiber der
Hyksos aus Ägypten galt. Es ist darin gewiß, wie das Breasted schon richtig
sah, eine Elrinnerung daran zu erkennen, daß Thutmosis III. es war, der die
Macht der Hyksos entscheidend brach.
Als den Besieger der Hyksos bezeichnet ihn nun aber vielleicht auch ein
weit älteres Zeugnis. Thutmosis III. nennt sich auf seinen Denkmälern nicht
selten, später sogar in seiner offiziellen Titulatur: ö^f | f "~^i V "*^^^* ^^^
Länderherrscher, die ihn angegrifien hatten, schlug« (z. B. Urk. IV 559. 599).
Angesichts unseres obigen Ergebnisses wird man sich nun daran erinnern dürfen,
daß I »Länderherrscher« ' gerade der besondere Titel der Hyksoskönige
') Oder ..Wüstenherrscher« ;' Diese Übersetzung würde z. B. für den j in Benihassan
(Newuerrv, Benihassan 1, 30) besser passen. Die Bedeutung »Länderherrscher« ist dagegen sicher
1910.] KrKiSETHK: Neue Spuren der Hyksos in Inschriften der 18. Dynastie. 85
Ägyptens war, auf den man gewiß mit Recht den Namen Hyksos zurückgeführt
hat. Dieser Name soll nach Manethos zwar das ganze Volk bezeichnet haben,
aber soviel wie »Hirtenkönige« bedeutet haben {sy.xXeho 8s ro tvixttocv uvrüJv e^i/oc
'Tüo-wt;- TcvTc 8e £(Tti ßoc<nX£i(; -KoifxsvBc;), darin liegt schon, daß er zunächst die
Bezeichnung der Herrscher, nicht des Volkes gewesen ist. --So könnte man
den obengenannten Ehrennamen Thutmosis' III. geradezu übersetzen: »der die
Hyksos schlug, die ihn angegriffen hatten«. Daß das wirklich so zu ver-
stehen ist, ist schon deshalb Avahrscheinlich, weil die Fürsten der fremden
Länder im neuen Reich sonst allgemein als j% oder ^=^ wr »der Große« be-
zeichnet zu werden pflegen (vgl. z. B. die Puntinschriften, die Thutmosisannalen
und die Erzählung des Unamun). Der Ausdruck | hki, der im mittleren Reiche —
der Zeit, aus der ja auch der Ausdruck Hyksos stammte — statt dessen ge-
braucht wurde (z. B. in der Sinuhe-Geschichte), wird im neuen Reich nur noch
für den ägyptischen König gebraucht \ Im übrigen findet er sich, außer in
Göttertiteln wie j^^l »Herrscher der Ewigkeit« m(1<=>Q:^:^ »Herrscher des
Totenreiches«, f^"^ | | | "Herrscher der Neunheit« (Amun), nur noch eben
in dieser festen Verbindung | | | , und zwar stets im Plural. Wir haben diese
wenigstens in der 18. Dynastie vermutlich überall ebenso zu deuten wie in
dem Ehrennamen Thutmosis" III.
Das ist ohne weiteres klar, wenn Amenophis IL, der Sohn und nächste
Nachfolger Thutmosis" IIL, sich diesen selben Namen ?^ f | | "~^1^ ^^^
einem Siegesdenkmal als EhreAbezeichnung beilegt (LD. III 61). Auch er wird,
Avie sein Vater, bei seinen Kämpfen in Syrien mit den »Hyksos« in Berührung
gekommen sein.
Besonders charakteristisch tritt uns der Ausdruck hkhc Jßswt aber in einer
anderen Siegesinschrift desselben Königs entgegen. In der Inschrift von Amada
heißt es, daß niemand den Bogen des Königs habe spannen können weder in
seinem Heere noch unter Tzi v^"^ f% % w Q ?^=> gyl r\^'^ »den Hyksos und
den Fürsten von Bfnw«- {LD. lll 65 «, 3). Hier ist deutlich unterschieden zwischen
den hk/w-hlswt »Hvksos« und den svrischen Fürsten.
bei der Bezeichnung der nubischen Häuptlinge im a. R. (Urk. I 109) und bei dem Königstitel des
Philippos Arrhidaios 0-^"^ (Leps., Königsb. 685 5).
') Auch Ausdrücke wie \a\\\ »Herrscher der Herrscher« und . /wvw f | | »die Sonne
der Herrscher« sind so zu verstehen. Der so benannte König ist darin nicht etwa mit anderen
fremden Königen seiner Zeit verglichen, sondern mit anderen Königen Ägyptens. Es sind Parallelen
^" \ ^^\ ^^'^' "^önig der Könige« (passim) und \ AAAA^^ 1 o (1 (1 1 »das Gold der
Könige« (Urk. IV 362).
86 KiRx Sethe: Neue Spureu dei' Uyksos in losclu'iften der 18. Dynastie. [47. Band.
In späterer Zeit findet sich nacli Ausweis des Berl. Wörterbuchs der Aus-
druck ganz vereinzelt noch einmal unter Setlios I., zu dem Osiris sagt: »Die,
welche sich gegen dicii auflehnen, sind gefallen durch dein Schwert«,
T^ [ f j ^1 »deine Majestät steht auf den Häuptern der hk^w-hiswt
ewiglich« (3Iar., Abyd. 1, Append. B, tabl. 24 C). Der Zusammenhang macht
es wahrscheinlich, daß hier der alte Ausdruck in seiner ursprünglichen all-
gemeinen Bedeutung »Länderherrscher« gebraucht ist, wenngleich auch Sethos I.
in Palästina gekämpft hat und deshalb als Bezwinger der »Hyksos« hätte be-
zeichnet werden können. Es wird hier ein Archaismus vorliegen.
Wenn wir in den hkhv-h^swt der Siegesinschriften Thutmosis' III. und
Amcnophis" II. nun wahrscheinlich den Namen der Hyksos wiederzuerkennen
haben, so müssen wir uns auch noch die Frage vorlegen, ob dieser Name hier
auch schon, Avie es Manethos ausdrücklich bezeugt, das ganze Volk, das sich
einst in Ägypten eingenistet hatte, bezeichnet, oder ob nur seine Fürsten darunter
zu verstehen sind, wie es der Etymologie des Namens entspräche. Bei der
Stelle aus der hischrift von Amada läßt sich wohl beides rechtfertigen; im
Gegensatz zu dem Heere des Königs könnten die hkho-h^swt und die Fürsten
von Rtnw das Volk und die Fürsten seiner syrischen Gegner bezeichnen; an-
dererseits könnten mit hkiw-Jßswt auch die Häuptlinge der nomadisierenden
Hyksos im Unterschied zu den altansässigen Königen der syrischen Städte
gemeint sein. Dagegen läßt sich in dem andern Falle für den Ehrennamen
Thutmosis' III. und Amenophis' IL »der die Hyksos schlug, die ilm angegriffen
hatten«, wohl mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß hier wirklich das Volk,
nicht nur die Häuptlinge gemeint waren. Denn das Wort ß^ wird, soweit ich
sehen kann, nur sehr selten von den Fürsten der Fremdländer gebraucht (z. B.
einmal im Hypostyl von Karnak unter Ramses II.), dagegen ist es sehr ge-
wöhnlicli von Ländern und Völkern; in den Königsnamen, die Lepsius' Königs-
buch verzeichnet, findet es sich nur in dieser letzteren Weise angewendet (Nr. 3 89.
349?;. 373. 474. 567).
1910.] Alan H. Gardinkk: The toinb of Amenemhet, higli-priest of Amon, 87
The tomb of Amenemhet, high-priest of Amon.
By Alan H. Gardiner.
Mit 1 Tafel und 1 Abbildung.
i he tomb here to be described, no. 97 of the new numbering, is situated
just above, but a little fartlier north than, the tomb of Rekhmere in the hill
of Sheikh Abd el Gurneh. Previously to the expropriation of its fellah tenants
in 1907, no Elgyptologist appears to have visited the tomb; and that the little
which still remains of it has been rescued for the science is due to the gene-
rosity of Prince Djemil Pasha Toussoun and to the vigilant energy of Mr.
A. E. P. Weigall, Inspector-General of the Department of Antiquities for Upper
Egypt. The state of preservation is deplorable: with the exception of the
northern end of the inner Chamber, all the walls were once adorned with painted
seenes; now but a few scanty traces remain, sufficient to show that the workman-
ship was not of the worst. The outer Chamber and the passage are begrimed
with soot and dirt, which made the copying of the fragments of inscriptions
neither easy nor pleasant.
The owner of the tomb, the ]yU/w^^(l l] 1>^ ' ^^^^ long been
known from the dainty grotto which he caused to be adorned for himself at
Western Silsilis (Champ., Mon. 108, 5; L.,D. TextlY 92; Fror. S.B.A. 12, 101), as
Avell as from a funereal cone (Petrie, Season '2ii, 101)\ Unfortunately there
is a doubt as to the exact period at which our high-priest lived, the cartouche
in the long text of his Theban tomb being tantalizingly destroyed just at the
critical point. As will be learnt from his biographical inscription, he was well-
advanced in years when he attained the highest office in the hierarchy of Thebes,
and had seen at least one change of rulers, The small size of Amenemhet's
tomb in comparison with those of Menkheperre-sonb and Mery is possibly to
be accounted for by the short term of years during which he enjoyed the dignity
of high-priest of Amon. From the style of his tomb, no less than from that
of his cenotaph at Silsilis, it may be guessed that he died neither earlier than
the reign of Amenhotep 11 nor later than that of Thutmose IV "^; an absolute
terminns ante quem is afforded by the consequent erasure of the name of Amon.
In figure 1 a plan of the tomb is given, based on my own rough measure-
ments. The letters refer to the remains of seenes or inscriptions to be men-
tioned below.
') These references are taken from Wreszinski, Die Hohenpriester des Amon, § 23. —
^) Petrie, History II 163 assigns the monument at Silsilis to the age of Amenhotep II, probably
on the authority of Prof. Newberry.
88
Alan H. Gardiner: The tomb of Amenemhet, high-priest of Amon.
[47. Band.
Front Chambek. A. East wall. Traces ol' the ui)per register are preserved,
a procession of meu carrying tlowers and ofterings <— .
B. North wall. Fragments of a large stele, rounded at top ?ind painted
with rough hieroglyphs. Of the fourteen lines in which a sign is here or there
visible, tlie first and second alone preserve consecutive phrases. In 1. 1 ,
ii 1 1
D D D D
;] CT
AMENEI1HET(N0.97)
mtlJTtb.
J L
cjctaV-^^ I ^0-<2=>r
1 I
Figure 1. Plan of the tomb.
p p » [A Aifp c?/ 8tn to Re Hor-akhti,
when he sends forth] rays in the eyes of the iiniverse, his Standard' being
') In the Pyramidtexts (539. 540. 800. 1036) idsd apjjears to be, not the entire Standard, but
the bolster-like protuberance often seen in front of the same (see Sethe in Garstang, Mahasna and
Bei Khallaf, j). 19). Later the word seems to have acquired a more general significance, cf.
^_ _^e,t^ct^^ ^-^i^^^^^^^^^-j I j^^_j ^^ ^ Standard, higher than the gods« Siut 1 232; Osiris
»established upon the Standard« Thebes, tomb of Nb-wnnf; see too below,
ceiling inscriptions of passage.
Tafel I
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 47.Band.
Verlag: J. C. Hinrichs, Leipidg.
I
1910.] Alan II. Gardinkr: The tomb of Ameneinliet, liigh-priest of Amon. 89
on the eastern side; pacifying the two lands, whoii he goes to rest from life,
his Standard being on the western [side]: and to Osiris, prince of* eternity
■ '"•••^•1 IlMlkMk.^TlMle^'lk
%■■■■%■ .
In the left-hand top corner of the same wall, between the ceiling and
the rounded top of the stele, Anubis is depicted ->- as dog npon his shrine;
above him the following words 'lULiljS^i^vl'fflinl— IJf ]'Ck
_^[.=H^*(j " @*o oi— af^M"^'^ I -Said bv [Anubisl-in-the Shrine
[to the high-priest] Amenemhet: behold the Disk at carly dawn, when his rays
shine' upon thy face«.
C. West wall. In the North corner are the remains of the descriptive
text to a destroyed scene ^'^'^p P^^^^^^P p2^^^^=^=^ ^-=-
|3X^ ~><^c..op p
D. O^er the door to passage, with incised hieroglyphs; only the upper parts
of the left-hand half are remaining. From left to right: (a) falcon on Standard
— V, as emblem of the West: (b) beginnings of two vertical lines, reading from
the goddess of the West, whose cnfolding {ink) arms protoct the person of the
deceased: (c) the symbols ^!^, in the opposite direction; (d) two vertical lines,
reading right to left 't^^gf', ^^^' j-^fflinip|. ol>-«-ly *"
explanatory text to a picture of Anubis below, now lost; (e), facing (d), from
left to right, the descriptive words bclonging to a lost figure of Amenemhet <-,
'ZX=5[TfP^kCi]'l^9l n I-
E. West wall, S of door. Destroyed scene of inspection (//i//); the accom-
panying text too fragmentary to be worth copying.
F. East wall^ S of entrance. Tops of lines of a religious text in favour
of the Iv» 'IinnmhH.
Passage. G. A small fragment of the top register is preserA^ed, showing
men —>- carrying three /^ loin-cloths on a plank that is laid across their
Shoulders. The S wall therefore liad representations of funeral procession, rites
of burial, etc.
Above this picture, but below the //Ar-ornament, a portion of the strip
of inscription, blue hieroglyphs on a red background. that ran the whole length
of the wall ->: 1 i~5 8 L. ^ ? f ? ™ 0(1 1 "^ I p-
') Read ch(h stw-tf; the same formula below in the northern ceiling inscription of the passage.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 47. Band. 1910. 12
90 Alan H. Gahdi.nkh: The tomb of Ainenemliet, liigli-priest of Ainon. [47. Band.
II. North wall. \ sccjic froiii tlic toj) rciiistcr Iims bccn pirsorvcd; tlic
niuniiiiy crcct ->. witli ,'i priest ioUowed l)y a lector Inciiin' it ; thc inscriptiüii
reads ^^ ^ i ^ J rü jj [-^^ ^ J ()
— ^IPo^iJ
Ol" tlic l)and of inscriptioii <— i-uiiiiiii^' hciicatli {\hi Hkr there is prcserved: —
ifeiZA<ii'=>-«-p|^^[e]i«^
(^ i
i
r^„^ ^« l)eli()ld VC this excelleiit
iiol)lc thc Ibnns of lay yc yoiir spclls", tie (ye) «
Ceiling in.s( rii'tions Ol PASSA(iE. TJic cciliiig- was divided lengthwise iiito
two scctions by a central band oi' inscription, of wliich all that remains is:
I liiAii2ll^l'-'«^^^p|':5'i£[s]| I- '^'- ■- ■■
section has as its pattern a network of cylindrical blue beads on a red backgrouiid;
the soutlicrn section is ornamented witli zigzag lines. alternately red, green and
bluc. 'Die bands of inscription bordering tlie ceiling arc coniparativcly well prcserved.
North band <-: 0 large gap ^ XO ö
L-ß
1 ^ -2 i<^
.[7^1 äS^ I
y^fll^or
p^^
|7o..8squa..es|f^jD(iq-pJ^
IllJj^lllX
ftft/VWA AA/VVV\
C^ I
^
o D
-Ä^
'^npö <^=^
AAAAAA A^AAAA < ^
AAAA^A AAAAA^ A~VNAA
UI'T'J
J
A^y^AftA AAftA/VA
]p"^i-^'-^-^— insvo'ii^
AAAAAA I I AJVAAAA ~ i
AA«AA^ J _Cr^ Ci I r i — fl w <C > I V AAAAAA I ^ L V V TT A^AAA^ I 1 AV\AAA ""^ Ci) U
c?/" .s/ti to Osiris lord of etcrnjity, niay lic allow tlie sonl to go fortli
at thc sound of thc call, Avithont its being hindered froni coniing in or going
forth, frcsh plants which the Nile brings to thc ka of the exccllcnt
Spirit, eqnipped Avith all that lic reqviires, the chief divine father of Amon,
Amenemhct, the justified. Behold" thou thc sun at carly [dawn, when his
rays sliine] npon thy face; bchold thon his setting at eventidc, being onc of
his followers; niaycst thon drink thc frcsh water froni the sAvirl (of thc river);
mayest thou alight as a sww-goose [thou chief divine father of]
') Ymra has been intentionally erased. — ^) Wd sf, cf. Zauber spr. f. Mutter u. Kind, Rs. 2, 3;
Mar., Abi/d. I 50a, 14 — 15; Rochem., Ed/oul 488. — ') Intentional erasures. — *) Either so or
I I; Upper part destroyed. — ') This formula, as far as »followers«, occurs word for word in
the ceiliny-inscriptioDS of the toinbs of ^U-mt-sbs and Hpw-snb.
1910.
Alan H. Gardinkr: The tomb of Amenemhet. higli-priest of Ainon.
91
Amon. Anioiioinhot. justidcd Ix'lorc tlic urcnl ^od. bcoottcii of tlic wortliy,
tlie weh-in-'wst . [o\cvsccv o(* tlio sniidnl-iuMkcrs ol' tlic hoiisc of Aiiiou'. Tliut]-
liotop. justified«.
[}^m iD2:ii!fjj
South band
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[''77/p ^^' s/w to Re w]icu lic ariscs (?),
I 1 A/>AV\A £!^| LI
his Standard upon tlie] eastcni sido. pacifying thc two lauds. wlicn lie gocs
to rest i'roui lifo. Ins Standard [upon thc western side; and to Osiris, prince
of eternity], that lie may give prosperity and power to tliis Ins servant tlie
divine fatlier, loved of the god, tlie hrp nsÜ before the eyes of tlie king*.
opening the two lands of Ilorus-in-his-Palace, the chancellor of the king of
Lower J^gypt, the high priest [ofj Amon, Amenemhet, the justified. Ile says:
I exerted my authority in thc good things that were commandcd unto nie; I
made no mistake wlien I did Amenemhet, justified before Osiris, [be-
gotten of the worthy, the Züe6-priest, oversecr of the sandal-makers of the
liouse of Amon. Thutjhotep«.
Inner Chamber. Of the inscriptions on the four pillars hardly anything
remains. Only on the W side of the southernmost pillar is enough preserved
') Restored from ceiling inscription of inner Chamber. — ^) There seems to be just room
for this restoration, which is taken from the stele in the front Chamber (see above). — ^) Inten-
tional erasures.
*) The priestly title hrp nstt is in early times confined to a group of contiguous nomes in
Middle Egypt (the Hermopolite, cf. Sheilch Said 30; Bersheh I 16; II 13. 17; Hatnuh, nos. 7 and 8
and Urkunden! 96; the nome of
MF
cf. Der el Gebrawi I 3 and the prLnce Ssmnfr who was
buried at Gizeh [but all of whose titles recnr at Der el Gebrawi^ LZ). II 81; the Oryx nome, cf.
Benihasan I 7). Hovv the princes of the two latter nomes cauie, in a few isolated instances, to
bear the title, is uncertain; but the evidence on the whole confirms the Greek tiadition that hrp
nstt is the specific name of the high priest of Hermopolis (Br. Dict. Geogr. 1361). In later
times the title obtains an extension which was certainly not original. Here we find it borne by
a high priest of Amon. A certain Nfr-shrw, who lived in the reign of Amenothes III. and whose
r\' HU \\'~' "-""P nstt aX the first Jubilee festival«. In the
tomb is at Thebes, bore the title
reign of Rameses II we even read of the ^ t\'%,'%. 'k''P '^^^^ priests of the North and South«
{Rec. de Trav. 14, 31, Luxor). In late times the office belongs to persons who had apparently
no connection with the Hermopolite nome, e. g. Vatican 92; Mission V 615 (Montemhet).
12*
92 Alan H. Gaudinkr: The toinb uf Ameneinhet, high-priest of Amon. [47. Band,
to merit copying (.1 on plan). The text is in vertical lines <- : 0
di^^5
i
i<==>^^1 U ^.%^.^.^.0.% <::^ liiL=^l <:=> ^AAAAA = I I <cz^Jri i i I i 11 I ^J
I f^^iL-im rv-Li r,°i----
I
On the east side of the south wall is the biographical stele of which the
remains are reproduced on Plate 1 . Between the top line and the slightly vaulted
roof are depicted two snakes, facing one another and coloured red. The text
may once have comprised some thirty lines. It is painted in carelessly-executed
blue hieroglyphs between thick red lines. A few of the signs, e. y. ^ and
^^'^^j have cursive forms. My copy is no facsimile, but is intended to give an
aecurate idea of the shapes of a few of the rarer hieroglyphs, as well as of
the size of the lacunae.
Translatiori^ .
(1) Beginning of the Teaching made by the hereditary prince, the divine
father beloved of the god, over the secrets in [Ipt-esut]*"', chief of the entire
land, [mouth] causing contentment in the temples^''', who enters into the sky
and sees what is in it, knowing [the whole manner of the netherworld(?)]*''\
(2) overseer of the houses of gold, overseer of the treasuries, rpf^tt of the
shrine(?) of Geb^''*, overseer of the priests of Upper and Lower Egypt, first
father*"^ of Amon, Amenemhet.
He spoke (thus), as teaching to his children: of a sooth I speak, and I cause
you to know all that happened with me, since [my] first (3) [day(?)]^'^\ since
1 came forth from the loins*^^ of my mother. I was a ?r^/>priest, staff-of-old-
age*''^ by his father's side while yet he was upon earth. I went in and out at
his command, nor did 1 transgress the utterance of his mouth. (4) I did not
diminisli that wherewith he charged me''^ I did not neglect the [orders that
he placed] before me. I did not pierce him with many glances^\ but my face
was downwards*''^ when he spoke to me. I made not (5) bold to do that where-
of he was unaware. I knew"' not the handmaid of his house; I lay not with*""'
his serving-maid. I did not curse his butler; neither did I enter in before him
by force. (Wherefore) he praised me (6), he found in me no fault, but I had
favour in his sight until [came the day of his death]*"^
I reached the age of fifty-four years, being a ?ü(?&-priest of the sandals(?)
of the god^"*, overseer of the kitchen '''\ Superintendent of his domestics, skilled
') Intentioiial erasure. — '^) The letters following words reler to notes in the conunentary.
1910.] Alan H. Gardiner: The toiiib of Amenemhet, liigli-priest of Ainon. 93
(7) in my duties^''^ Whenever there came a time(?)^'"^ for my selection (?), I went
in to perforin my service^'^ and my eyes were closed''* in the place of privacy.
I was respected, and the [favour{??)] of the lord of the two lands advanced
(8) my [name(?)]; I was [esteemed(?)]*"^ in the heart of the Sovereign. And
I was initiated to hear what the iüe6-priests hear, [the recommendation (??)] of
my father protecting me (9) I closed my mouth*'>
when , [I was secretive in that which (?)]^"^ my
eyes [saw], I did not divulge^''^ the image of the [divine ] (10)
which I knew, I did not sprinkle [I did not keep com- ^
pany] with the turbulent (?), I did not associate with the man of evil (11) char-
racter, I did not consort with
[Now when the king '^^ had accomplished] the duration of many
years, whom [Amon] himself*''* had established (12) on the throne of Horus of
the living [he promoted] me*^^^ to
be divine father, first Superintendent in (13) [lpt-esut(?)]^''''^; I entered into the
sanctuary^*""^ its form not being recognized (14) by the fathers
of former times the great name^'"'^' (15) of the lord of the
two lands. I became The king [again showed] (IG)
to me [his favour]^^*' {many Unes lost).
Commentary.
(a) Probably to be restored "^r^^. (1 jj <^ ' ^^ epithet that is given to
the high-priest \\\\\ in his tomb'. However the plural strokes are not quite
certain in the original.
(b) Read ^f<=-lÄ["j"]flÄ^p7^^^ |.
(c) Elsewhere in the tomb (see below under 0) we find the titles ~^»[<rr>l
^ ' ^ KJ^ 1 x^ - ' -^ ^1 — ^- We must restore here accordingly.
(d) The Strange title D ^Tr— i^'"'^^^ Jm ^^ clearly connected in some
manner with the epithet D ] ] j often assigned to Geb. How the word ? '
is to be read I do not know; but it seems probable that the title is identical
') Having copied the inscriptions of this tomb during the past winter, I take this oppor-
tunity of adding the foUowing information to that given by Wreszinski, Die Hohenpriester des Amon,
§ 4. The new number of the tomb is 95, and in it M. is represented making ofFerings to Ame-
nothes II. His father was the j y WA^AAAA'^^jp— j! '^ ^ S] ' ^"^ ^^^ himself has the alternative
name (once only) Y-\\\\ ^\ fj — ,^< — ■ To the bibliography of the tomb add Schiaparelli, Libro dei
Funerali II pp. 295 — 96. N. de G. Davies points out to me that tomb no. 45 belonged originally
to the 1 (i')v ^1 '«^'■»^^ yuAAAAAAn ■'^
94 Alan H. Gardinkr: The toinb of Amenemhet, high-priest of Amon. [47. Band.
with tlie curious D
ß
'^^\\J\ Benihasanl 35; Berlin, sfrk nf Ikhernof-
ret, secing tliat we find as variants for tlie lattor in tlie 18th Dynasty D <=r>
T |aaaa/^a^\ J C/r^w//^^;^ IV 404. and d <=>%( ^^1 ' '^hehes^ tomh of Kn-tmn.
(e) The title | _^aaa/wv|1 is very rare, occurring apparently nowhere eise
except among- the titles o^ Hepu-sonh {Urkunden \Y 488), and on a soaral), in Cairo,
of tlie I^AAAwj] V p-^3^ (see Legrain, Annales du Service 8. 55); botli there and
here, be it carefully observed, it is a synonym of iIJuw^^aaII . In just the same
way the title |o '^aa^a^II is confined to the monuments of □ Vs^^ i ' ^^'^ose
rank is inore usually given as |y' aaaaaa(1 [Urkunden IV 527). It is wellknown
that the priests are often roughly classified in the N. K. as IVH jO ^fyM,
and it is also known that the cursus honorum to the high-priestship lay through
the grades of /j and |(1 ^ {e. g. statue of Bekenkhons, and so too here,
11.3. 6. 12). It seoms probable from tho alternative titles above-quoted that
the lyvy (in. the narrower sense of the torm) did not form a special class with
functions differcnt from those of the «divinc fathers«, but that the designation
|i] was reserved for the higher membcrs (Ist, 2nd, Hrd and 4th priests) of the
priestly College composcd of the »divine fathers«. This view is confirmed by
the biography of Bekenkhons, who passcd directly from the grade of j(l to
that of 3rd priest of Amon; and further by the procession of priests in the
tomb of 'li-mi-sbi (Champ., Not. descr. I, 565. 861), in which priests nos. 1 — 8 are
all |(], these being then followed successivcly by the 4th, the 3rd, the 2nd,
and the Ist priests.
(f) Read ^^[^]V-
(g) The phrase prt m w'^rti seems to be unique ; the best Illustration I can
find is ^ J^]r|^^— ^^^l^^^''^— Toth. M.K. 24 (= Miss. I 158).
(h) For the sense of the expression rndw n i^w, see GRnFixii, Kahun Pa-
pyri p. 30 and my remarks Rec. de Trac. 28, 172.
(i) Read JH, ^ "^^^ ^; ^/ is often followed by /jr. — What follows
should probably be read -^^^"f^f ^"f ||^^^|] ^^^ 5 the lacuna
is too big for rdyt, and wddt in hr-i which is suggested by the trace of a possible
<=^>, has been found already in this tomb in the S. ceiling inscription of the
passage. Mikhi »to disregard«, »turn the back upon« (denominative verb from
mikhi »back of the head«) is usually construed with a direct object {e. g. ^teU
Tutankhamon 8; Leiden Y \ : R., J.H. 24, 6; Anast. I 2, 7); the construction with
T occurs once aeain .^-J^lx '^TP<Sö''y]}T^'? ^ 3 Urkunden IV 363.
occurs once agam -^J;^^__^ ^ ® fl | ® |
1910.) Alan H. Gardiner: The tomb of Amenemhet, high-priest of Amon. 95
passage dealing with the deportment to be observed at the table of a rieh host.
,k, FC- ir.l ,n kr, (sie,, ef ^ -^Mk^^-^lT^t '^'
»every man hangs his Iiead before (lit. towards ') his brothers« Lebensmüde
119 — 120; "^ ' ^'^^ v\ ^ \>m »your faces are downcast« Toth. ed. Nav. 64, 17.
(1) Rh in a sexual sense, the Hebrew TT^, may possibly be compared with
^ (=^i) ^ Pap. Kahun B, H2-. — Read ^ -■ ' .
(m) X sd^m-i mc ich^yt-f, (it \\i ^^^(^1 »he fertilizes the
land, and it conceives for him« Mar., Dend. I 35. For the simplex d^m see an
example from Edfu, von Bergmann, H.I. 57,4, qiioted Br., Wb. Suppl. 1392;
Brugsch is doubtless right in connecting these words with l"^^^. %^ »gene-
ration« -äwm.
(n) The sense is clear, but I am at a loss to restore the missing words.
What we expect is <=>ü aj ^ i r^ ^^" something similar, but the t in
tnf im makes it probable that the relative clause had a feminine ante-
cedent, perhaps )-t or rnp-t.
(o) For the » iü(?6-priest of the sandals of the god« I have no parallel, nor
is the sense of the phrase at all clear. Still there seems to be some connection
with the title of Amenemhet's father »overseer of the sandal-makers of the
house of Amon«.
(p) Erman has rightly explained !r rjj^ to mean »the Superintendent of
the kitchen« {Ägypten p. 264); the colourless word s-t may here well be an
abbreviation, cf. the title !r ]|f|]|^ni i^^ ^^^^ O.K. In the tombs of Benihasan
the imy-ri st assists in the slaughtering of buUs {Benihasan I 17. 18. 35) or brings
offerings {ibid. 19, so too Nav., Deir el Bahari 109). For this rank in the temples
cf 'i r^^/wwvx'--^r| jj f 1^ /^^ I^ Cairo Statue 586; also the fragment-
ary inscription Urkunden IV 878.
ö V t>\ tk ,g5, ö
(q) Cf. ^J^^ .^.^^^^^ Bersheh IIp.44; \^\l^^
I AAAAAA
.^^^^^ Metternichstele 248; ^ ^^^ °^"^^=^^ ' Louvre C 117. —
For the abbreviation ^ cf Q<=^^^^^ ÄZ. 34 (1896), 26 with "o^^^ ^
ic: Petrie, Dendereh 15, 18.
^) Erman translates »ein jeder hat ein Gesicht tiefer als das seiner Brüder«. But surely r
cannot here have a comparative sense, in which case nioreover we shonld expect the singular sn-f.
To my inind the sentence must mean: every man is ashamed before his brethren.
^) I owe this example to the kindness of Hr. Grapow.
96 Alan H. Gardiner: The tomb of Amenemhet, high-priest of Amon. [47. Band.
(r) The word after hpr cannot l)e ^^^^. N. de G. Daviks. avIio lias kindly
re-exainincd the ori^'inal for ine, agrees tliat the first sign must Ix' t^ . How-
ever no word ^^ ^ appears to be known. — (1 ^x in this spelling is unknown.
(s) Read hn-t, whicli is quite specially used of temple Service; cf. ^b*
"]Q^:>^J<=^^g^'v^-(P^ Louvre AM = BerUn^W^ (late period); ^1
"^:3^-c2=^| tf r\M Cai?'Oj Statue of ^^^ (dyn. 22); a papyrus speaks of
Pap. Bibl. Nat. 197, 1 = Spiegelberg, Correspondances p. 56.
(t) Tm hr appears to occur only liere; for the sense of tm, see below note v.
(u) Sethe suggests with great plausibility [[|][^1%'^'^ '^l^llll^' ~"
The precedinsr word mav be Vit' or V^ ; I am unable to restore the entire
sentence.
(v) In the expression tm ri, as in tm hr above 1. 7, the verb tm has tlie
meaning »to shut«, «close«; note particularly the antithesis of tm and wn in
ra JO <^IZ> «^S- lllllllll AAAAAA
"^^TT-rr^ ^ I -^^ »there is none with closed mouth whom thou hast
I
I
I
opened« Eloquent Peasa}itBl,2Sß ; cf. Xji-n.^\^^^ i T^=^:i'^^>- Benson-Gourlay
Temple of Mut ms-, C^W^^^^ \ oaR^o Pyr. 230; ^^^fe
11 (] ^ ^^ I Decree of Horemhebj right side 4. How this meaning is related to the
other senses of the verb tm ^ »to be complete« (Sethe, Verhum II § 1004) is
not clear. — Tliis and the next sentences describe how scrupulously Amen-
emhet observed the secrecy incumbent upon the priests.
(w) Restore in the lacuna [f'^ü'^f^ ^^_^^^j;^^ or some-
thing of that sort.
(x) Pr hr is an idiom for »to divulge« a secret, e. g. [1[| ^ Iaaaaaa J
AAAAAA < > 1 1< >l «iC)
not revealed to anyone' except to me alone and to my eldest son, whom
the god commanded to be{?) one to whom (?) it was revealed« Louvre C 14;
priest, hearing what one alone hears in the privy Chamber, 1 did not divulge
*) The second pry seeins to be the passive participle (cf. Seihe, Verbum II § 901). 1 wished to
explain tlie previous pry in the same way, but Sethe points out that nf would then be required
and that n bw nb is superfliions. Seihe's ovvn Suggestion, to divide nn pry hr-sn bw nb and take
bw nb as subject, senilis to ine impossible; the i)arallel phrase further on shows that hr-s and a
dative must read. I still believe my explanation to have been on the riglit lines, n bw nb being
illogically substituted for n/: »there was none (of whom) people went out with it to anybody« (under-
stand »to him«) would be tlie literal sense.
I
1910.]
Alan H. Gardiner: The tomb of Amenemhet, high-priest of Amon.
97
matters of the king's house« Urkunden IV 1031. Similarly Q a Calro steh
MK. 20539, lineS. — I am totallj^ at a loss to account for the traces visible
after 65; a feminine word is required as antecedent to rht-m (L. 10).
(y) Not a trace of the name once contained in the cartouche is left. Sethe
proposes to read A-Y-
I , , , , but my attempt to see dt in the
traces after H- was quite unsuccessful ; I have no alternative to propose.
^[Jlnl^ r|^"^-?-%^; dsf seems to suit the
(z) Sethe I
t^""^
AAAAAA 1 AAVVAA
traces. — A change of reign must have been mentioned here; see below note dd.
(aa) Read m ^ V • — Amenemhet is now raised from the grade
of lü^ö-priest to that of divine father.
(bb) My conjeetm-e is (1 jj^ h ^^etiie suggests (1 '-| .
cf. "^i^ ^ Y ^ \^^^ — Newberry, Life of
^T^i I-
(cc) Read ^
Rekhmara 1,1.
(dd) The stele must here have related that Amenemhet helped to compose
the titulafy of some Pliaraoh at his accession. The coronation inscription of
Hatshepsowet shows that the »great name« was proclaimed })y the » /HJ^^'Sf
{Urkunden IV 261), and its religious character is apparent. Thus we have liere
a confirmation that the accession of a new Pharaoh was related in 11. 11 — 12.
(ee) Sethe proposes to read:
At the point where his biography breaks off, Amenemhet is still far
removed from his final dignity of high-priest. Other occupants of this office,
as Bekenkhons under Rameses II, had previonsly to serve long years in the lowcr
grades of second and third priest. Seeing that Amenemhet was at fifty-four
years of age no more than a tü^>-priest, his advancement must have been ex-
ceptionally rapid. It is even possible tliat he was promoted to tlie high-priestship
over the heads of his colleagues, and w^ithout passing through the regulär
stages above-named; if so, tliis was certainly due to otlier causes bosidcs the
Superlative merit to which ho lays claim. Tliere is so much that is exceptional
in the phraseology of this biographical tcxt, as well as in the details that it
records, that the loss of the lower half is quite particularly regrcttablc.
L. To the right of the biographical stele is a fragmentary scene of
purification, of a type not uncommon in the Theban tombs (cf. for example
Rec. de Trai\ 22, 91 from the Tom!) of the Vines). In the centre Stands the
deceased, with three reversed ^;3E7-signs above Ins head. Over these are poured
purifications by priests ranged symmetrically on eacli sidc. Lei-t Sn)E. Nearest
to the central figure of tlie dead man is a standing priest -^ , in the act of
pouring water over the former; behind liim written vertically iHf/Jw |v|
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., 47. Band. 1910.
13
98 Alan U. Gardiner: The tomb of Amenemhet, high-priest of Amon. [47. Band.
"^ . Roliind this priest is a kneeling man — >-, wlioiii tlie
o I
hieroglyplis al)OV(' dosignate as It. Ovor thc ciitire loft side is tlie horizontal
siiperscription. riinning froni riglit to loft: ^^^^ f^:^]^ 44444444444""^
^\ M c^ T'^v ■ ■'^^'''"'^ Side. The same figures, only facing -<-. The
Standing priest is described as X /ü J and has hoside him the vertical fragnient
\ ^f ^%\$' ■ '"$■'•> ^^^ kneeling priest is, as betöre, a iT; in front of liim
the beginning of his speecli lj\0 p- Above the whole, from left to
••'«•■' t;^tii i^ix^'Tä-
M. Westward of L, at the top of the wall, fragments of the shorter list of
offerings; between tliis and the end-wall (W wall), a l. ^ i\ formuhi in vertical
coliimns (beginning only).
N. (3n the West wall, jnst S of the niche and below the /t/tr-ornanient,
remains of a vertical inscription — ^ in colonred hieroglyphs; several lines seeni
to be lost- — V$§§$$ fl^>l 9^P§§f$f§^§ .' 1
l*-^^^^
n
r\ IILIll i.n n /r~ / I
[I ^\ =^ » Entering into heaven (?hii),
seeing wliat [is in it], knowing all the manner of the Netherworld, the [high-]
priest [of Amon]. the steward of the [temple of (?) Amon], Amenemhet the
justified«. — Over the niche were the dog-dcities in tlieir usual positions of
vigilance; thc inscription on the right is preserved: — (1 >>^\
Ce'dlng mscriptiotis. It now remains only to record the ceiling inscriptions
of the inner room. All that is now preserved lies between the pillars and the
door of the passage, excepting the end of the transverse band which ran from
the door to the niche in the west wall; this reads: — 0 very long lacuna 0l\ i\0
a z"^— »— )'l^vai/w>A^ ^ » for aftertime, may she i'oin
my corpse' to eternity«.
w, äaii w/ ,.) ->: Uf^aHTiT-^V^IPSk
s I
ir
') Intentional erasure. — '^) The extent of the loss at tlie end of the Hties is uncertain;
the fourth to the seventh are apparently complete; if so, they were shorter tlian tlie first three.
— 3) Cf. the term cbt-hn »burial« and the remarks thereon in the tliird part of my »Notes on the
Storv of Sinuhe«, Rec. de Trav. 33.
1910.1
Alan H. Gardiner: The toiub of Amenemhet, high-priest of Amon.
99
.iJt^s
AAAAAA I
'i
^ 7 — 8 Squares intentionally erased ^
^'lUl^^^/j S iP about 10 Squares intentionally erased p.
5ö/../ (2) <-. I 9-10 Squares |[]p - ^^|;kl=^i4'
1 ,1 n t I n T T T m /V I "■ 1 ^>. 1 *-* , — 4 - / r ^ 1 1 1 I ri I -- r. II I II I I -- I j^^ ca ^ >-^ /■•>
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end ^ •
Bond (3) -
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IV
A/VSAAA
is^isilil '°"s «•■'p *"
f^■^^^/^l I'
•2
^ ' I! . Hence we learn that Thuthotep, the father of Amenemhet, was a
iü^6-priest and »overseer of the sandalmakers of [the temple] of Amon«. The
title 1 ^\ occurs elsewhere in Gol., Hammamat 17; Cairo stele 20220. 20B22,
all MK.; in the NK.
(2 I
Hanover \^, Berlin %^1\. Sandalmakers of the
Ramesseum »under the authority of the High-priest« are mentioned in Harris A
(= Newb., Amherst Pap.) 2, 15. 16; 5, 16; but an »overseer of the sandalmakers«
in a temple is mentioned only here. Cf. the title of Amenemhet fic^^M^
on his Stele, 1. 6.
3
North hall ''"">> (1) --■ U^JTf I.
■i^:^^«o'
iL_ül
c^y\c^
0 long gap 0 ; the inscription was never finished.
^.
i
Band (2) -v: j long gap |
^
i
% c^
"0 long gap 0, left unfinished.
1 I 1^
sie
^^^Ir^W ^^^^^ ^ Squares 1 1\ '^"V™! J ; rest left unfinished.
Even the most trivial fragments of texts have been included in the above
description, in the hope that this article may later require no Supplement. The
vestiges of painting that remain being far too slight ever to attraet a copyist,
it appeared to be within the scope of an article to exhaust the scientific
interest of the tomb.
') Lower parts only. — -) Wilful erasure. — ^) Apparently not U; a seems certain
13*
100 Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. [47. Band.
Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51—53.
Von Hermann Grapow.
Unter den mancherlei Sehrecknissen des Jenseits', vor denen der Ägypter
sich fürchtet und gegen die er sich dm*ch zauberkräftige Sprüclie zu schützen
sucht, begegnen wir in der älteren religiösen Literatur öfter der Vorstellung,
daß der Tote in der Unterwelt Kot essen imd Harn trinken müsse.
A^on den hierauf bezüglichen Texten will ich im folgenden einen besonders
merkwürdigen besprechen, der sich uns auf zwei Särgen aus dem m. R. erhalten
hat und von Lacau im Recueil de travaux 29 Seite 150 f. unter Nr. XXIII der
»Textes religieux« veröJßfentlicht ist.
Der Text bildet den Anfang einer größeren Gruppe von Spriichen, die
sämtlich ohne Trennstriche oder Kapitelschlußzeichen aneinandergereiht sind.
Auf ihn folgt von Z. ,51 bis 54 der Spruch Pyr. 1216 — 121 r/. Daran schließt
sich von Z. 57 bis 74 der Text von Pyr. 126a bis 1306 (mit mancherlei Ab-
weichungen). Den Schluß bildet etwa bis Z. 92 eine interessante Redaktion
von Totb. Kap. H8 (A imd B). Der Rest ist neu'. Die gemeinsame Überschrift
aller dieser verschiedenartigen Teile ist der in A])schnitt 1 gegebene Titel
unseres Textes.
Für die folgende Bearbeitung des Textes bemerke ich, daß mit A und B
die so von Lacau bezeichneten beiden Sargtexte gemeint sind; B ist vom
Sarge einer Frau. Zugrunde gelegt habe ich A, aber alle Abweichungen in
B gebucht. — Was die P^rhaltung l)eider Niederschriften anlangt, so ist A
fast lückenlos; B dagegen ist stark zerstört und reich an Auslassungen, bietet
aber teilweise bessere Lesarten als A. Die in den Noten des Kommentars^
zitierten Totenbuchstellen beziehen sich auf die Ausgabe von Naville außer
Kap. 51 vmd 52, die bei Navh.le fehlen und hier nach Papyrus »iVw«
benutzt sind*.
I.
^? -i-j^ j^-^j^°iip^ -i-^i^
\) Vgl. Erman, Ägypt. Religion* S. 115. — *) Auf diese Zusammenzetzung der Gruppe hat
bereits Lacau a. a. 0. hingewiesen. — ^) Für mehrere Bemerkungen, die als solche gekennzeichnet
sind, bin ich Herrn Professor Sethe zu großem Dank verpflichtet. — ■•) [WB.] hei einem Zitat
bedeutet, daß es den Sammlungen des »Wörterbuches» entnommen ist.
1910.] Hermann Grapovv: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. 101
Nicht Kot zu essen, nicht Harn zu trinken in der Unterwelt. »Mein
Abscheu ist was mein Abscheu ist. Nicht esse icli (wns mein Absclieu
ist). Mein Abscheu ist der Kot, nicht esse ich ihn.«
1. Text A hat nach Lacau durchweg- die Buclirolle, wo Text B (hts
Determinativ qa sclu-eibt.
2. B liat Ic^^.
3. Lies J^-^j^ J^.^j^ (vgl. Pv.-. 127^.
4. Hier ist, wie die Totenbuchstellen zeigen (z. B. Kap. 51, 2), mit Siclier-
heit hwt-j zu ergänzen, das in beiden Texten wegen des unmittelbar dahinter
noch einmal folgenden bwt-j irrig ausgelassen ist.
IL
AAAAAA
»Unrat, nicht konnnt er in diesen meinen Mund; nicht esse ich ilin
mit meinem Munde, nicht fasse ich ihn mit meinen Fingern, nicht
trete ich auf ihn mit meinen Zehen.«
5. Eigtl.: »-womit der ^y zufrieden ist«, wohl ein Euphemismus für y>\]n-^
rat«, »Kot« (vgl. Abschn. IV); in der Bildung entspricht es genau einem
JlV'^^t^^^ I ^ »was mein h verabscheut« (füi- das bloße bwtTot\^. Kap. 5H, 5 ;
189 nach Pap. Nu 19, 12).
<^ t i so
Außer in imserem Text, der teils M ^ schreibt (vgl. Abschn. IV. VII)
kenne ich diesen Ausdruck noch aus einem ähnlichen Text bei Lacau, Sarc.
anter. I S. 234: .ju.-f|- ^ 0 "^ M »nicht ißt sie (die Tote) den Unrat«. Die
U 2i' I o U I
TotenbuchsteUen(Kap. 52, 2; 102,4; 124,3; 189 nach Pap. iVw 19, 3) schreiben
_ ^-. I V I u. ahm.
o^ D(a)i 1
6. Zu <^A- vom Eintreten der Speise in den Mund vgl. ""^» «2'u=^<r3=»
^ »nicht tritt er (der Abscheu) in meinen Leib ein« (Totb. Kap. 53, 5;
189 nach Pap. Nu 19, 12); Kap. 52, 2 hat statt dessen: »nicht fällt er (<t>^)
in meinen Leib«.
7. So A; B hat ^^^3- ^^^^ kann dieses Verbimi sonst nicht nach-
weisen, doch ist die Bedeutung ja klar. — Die N.-R.-Fassungen haben ^^^^^
"""^ VQi ^^ fl "^ VQi »nicht komme ich an ihn heran mit meinen
Händen«' (Totb. Kap. 51, 3; 52, 2; 102, 4; 124, 4; 189 nach Pap. Nu 19, 13);
^) Diese Übersetzung verdanke ich Hrn. Professor Erman.
102 Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. [47. Band.
viil. .•iiicli Totl). Kap. 53, 5, avo avoIiI irrili' — »— ^T slolit, und Kap. 18i)
nacli Pap. Nu 19, 3 sowie eine andere Fassung des ni. K. in Ilarhotep Z. 395.
8. So ergänzt nacli B, da in A zerstört.
9. Hier hat A ein mir unverständliclies y, zu dem Ilarhotep Z. 395 zu
so
vergleichen ist: -(l^^^HMT^^ S ^.^PkH-ll ' t '
B hat ^|||.
10. hnd hr »auf etwas treten«; vgl. Bauer R 53. — Die M.-R. Fassungen
(Ilarhotep Z. 39G u. a.) und die des n. R. (Totb. Kap. 51, 3; 52, 2; 53, 5;
102, 4; 124, 4; 189 nacli Pap. Nu 19, 13) haben m tbtj-j »mit meinen Sohlen«,
außer Kap. 189 nadi Pap. iVwl9,4: *^^^=^=^|()^^^P[q]'^§ 11 111^ »nicht
fägt er (der Unrat) sich an meine Zehen« (?).
11. So A; B schreibt P'^|''^|^|-
111.
12
^AAAAAA _n_ n ^ g=5QOr^ ,JU- — "— <CI=> £\ S=3^ — *- ^ /VWSA^ ^
^ -\\- I '-' 1 rsü) AAAAAA /WSAAA 0 I TT .^-.^^^ r^ I^AAJsr^ ^^AAAA Vj\ WV^T^ "^
I O Ci AWAA U JM [I I l] A 1 I I I AAWVA ^=t I ■^ I Jn I I I -R I W I ("^U) /W>/W\ I I I
U 14 15
»Nicht esse ich euch Kot, nicht trinke ich euch Harn, nicht steige
ich euch hinab mit dem Kopf nach unten«.
12. Die angeredeten »ihr«, »für die« der Tote nicht essen will, sind die
in Abschn. VIII erwähnten IIiIIdy)' "bliese Götter«.
13. So liaben beide Texte statt —^^- .
14. Hier ist offenbar noch vou dem Hinabsteigen in die Unterwelt die
Rede. Sonst handelt es sich meist um das »Kopfäber« gehen in der Unter-
welt selbst: ^^^7^ • • - ^1^^^^ Totb. Kap. 51, 1; 53, 7 und sonst.
15. B hat ^^^A; ^'^"^o das gewöhnliche Determinativ dieses Wortes. —
Der Wunsch, nicht »kopfüber« in der Unterwelt zu gehen, findet sich öfter
gerade in Verbindung mit dem »nicht Kot zu essen«: vgl. Totb. Kap. 51:
T^^^'^^^Pc^^II^'^^'^' ^^^^"^ ^'^"^ '^'"^ ^'"""'^ aus Abschn. I
und 11); Kap. 189 nach Pap. Nu\%\: , '---^%rZ'^V'i^^%.A
Z. 371; Lacau, Sarc. antör. I S. 205; ib. S. 206.
Etwas deutlicher wird diese Vorstellung des Ägypters aus den folgenden
Stellen, nach denen es in der Unterwelt einen Ramn gab, in dem sich auf
den Kopf gestellte Tote befanden, mit denen der Verstorbene nicht zusammen-
1910.] Hermann Grapow : Eine alte Version von Totenbuch Kapitel öl — ö3. 103
kommeil -will. Pyr. H23 heißt es: »Sein Abscheu ist es, im Dunkeln zu ^olicn,
wenn er die mit dem Kopf nach unten nicht sieht (?)«. Auf dem Berliner
nenuisarge (3Iitt. Oriental. Sammhmgen IX 19) hofft der Tote, »daß er nicht auf
den Kopf gestellt werde unter den auf den Kopf Gestellten«. Und Toth.
Kap. 101 (nach Pap. Nu) wird Re angerufen: »0 Re, Avenn du an den auf den
Kopf gestellten Toten ( ^'Q^v® m.r /L) ^'oi^t)ergehst, dann stelle
den trefflichen Verklärten N. N. wieder auf seine Füße'«.
IV.
U 2] ) i\N\i\N\ ^ _B£^ _ö*\^ ^^•^-.- _^ ^ — ^ — _iiF^%2 U l—ll—ILJ U \ J I O O^ A/^vwA
16
\
U^gt^ ^^7^^__^%^\\ ^
d
D I
»Nicht empfange ich euch diese .... der Ssmt-i, nicht esse ich euch
diesen Unrat, der aus dem Hintern des Osiris kommt.«
16. B hat c^j^jxj^. Ich kann dieses Wort, das wegen des ^^ fem.
sein muß, in Zusammenhang mit der ssmtt (die B ^^^ ^"^^^Jl ■'schreibt)
sonst nicht nachweisen.
17. Vgl. Note 5. — In Text B fehlt das Detei-minativ Q . Zum Namen
des Osiris, den B hier H 3( schreibt, siehe jetzt Ermans Aufsatz ÄZ. 46, 92.
18. B hat ^^^^^ — vgl. auch Abschn. VII.
V.
19
0
24
»Iß!« rufen sie mir zu. »Ich esse euch nicht.« »Weswegen?« rufen
sie mir zu. »Weil ich mit den Sandalen des Sokar beschuht bin.«
19. In dem <==:=> liegt vielleicht, daß der Befehl dem Toten heftig zugerufen
wird. Doch kommt <zr> für das gewöhnlichere aaaaaa bei Verben des »Sagens«
auch sonst Aor'. — Die Sprechenden sind »diese Götter« (A^gl. Abschn. VIII).
20. Text B schreibt stets () ^ Po^ (vgl. Note 1). Dieser alte Ausdruck
füi- »was?« (vgl. Ägvpt. Gramm." § 385) kommt in unserem Text in folgendem
') Vgl. Sethes Bemerkung zu der Stelle vom Henuisarge a. a. 0. — ^) Vgl. Roeder, Die
Präposition <::ir> usw. § 14.
104
Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. [47. Band.
Gebrauch vor: a als Objekt in Abschn. VIII (ebenso noch Lacau, Sarcoph. an-
tcr. I, S. 151; Totb. Kap. 99, P:inltg-. Z. 6; 29 = Harhotep Z. 429; 464) und
h mit Präpositionen; y[| Q Ho in Abschn. V; VI; VII (ebenso Totb. Kap. 99,
Einleitg. Z. 17 = Harhotep Z. 446); ^(j^f^ in Abschn. VIII; X (ebenso
Pyr. 1965. 1967. 1970; Totb. Kap. 99, Einltg. Z. 16 = Harhotep 445).
21. Hierzu siehe Ägypt. Gramm." § 411.
22. Text B (vom Sarge einer Frau) Imt g=>J oÖ) pseudop. H. sing. fem. »sie
ist beschidit«s in der 3. Person wie der ganze Text beiß. — Als Verbum kenne ich
Jl auch aus dem LACAuschen Text XXU (Rec. 29, 146): (I^J^f^^
^F=^wxO ^^^z^ I »du befährst den Ozean, indem du beschuht bist
[pseudop. 2. Pers. sing, masc], wie du auf Erden tatest«. Ferner vgl. Totenbuch
Kap. 125, Nachschrift Zeile 2 (nach Pb)\ Buch von der Himmelskuh Zeile 77
[W. B.]; Leiden V 38 Dyn. 18; Pap. Anast. III 8, 6, = Anast. IV, 16, 5 [W. B.].
24.TextBhat_J^-||||.
Dualis fem. des Genetiv wörtchens. Der Dualis masc. lautet nwj:
AAftAAA
/www
Jo.
c^ W
Ebers 74, 12; Mitteil, oriontal. Samml. IX 16 [W. B.] — vgl. auch Ägypt.
Gramm. '^ 5 137.
VI.
■^ "--i'
I I I
T^iP=I= \-[
Uü
D
>>D5!« rufen sie mir zu. »Ich esse euch nicht. « »Weswegen?« rufen
sie mir zu. »Weil dieser Stab in meiner Hand ist, der Himmel und
Erde stützt (?).«
r^^
26. Hier und ebenso in Abschn. \\l hat Text B
AAAAAA
27. Meine Übersetzung A^on d^r beruht auf Pyr. N. 810:
%^ "^^^ "d" ^i3st den Himmel gestützt, du hast die Erde ge-
stützt (?)«. Älmlich steht (Ur neben rmn Pyr. N. 659 [W. B.]. — Text B schreibt
^HIIt /i- — ^^^ welchen Stab hier angespielt wird, weiß ich nicht zu sagen.
P^bensowenig kenne ich die »Sohlen des Sokar« (Abschn. V) sonst.
f i=-=i[(j^| ()— P
I I I
VH.
I I I
T^i.P^ \
1910.] Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. 105
I I I
A jz^n':^^-f]\\--\immm-i^
■^öü^^y^k-^^w^
o D
«Iß!« rufen sie mir zu. »Ich esse euch nicht.« »Weswegen?« rufen
sie mir zu. »Weil ich diesen abwelirte . . . essen . . diesen Un-
rat, der aus dem Hintern des Osiris kommt.«
fr\ A/vvws g s
■-^•^ ^ s« AA/wvA : in B steht richtig nur ein
/wvAAA (vgl. Note 29).
29. B schreibt ^R'^^'^ H ; das doppelte AA^/w^ ist wohl irrig (vgl. Note 28).
30. Text B schreibt ^-Jf)^^ Y^|^^-=^^ ? als hinge das Wort zusammen mit
fW) »stützen«. Die folgende Lücke ist in beiden Texten vorhanden. — Ist das
twi {twlw?) ein Gerät, wie man nach dem Determ. «o^^ denken könnte? Oder
ist von einem Wesen die Rede, das statt des Toten den Unrat essen soll?
31
>A/\AAA
I ^ L 1 ^^ J -B^^ 1 L^ii— ) I n-^-^-l 1 I I I I I I 1 .il jn _ö^^ S /WVVAA
r\ AA/vAAA r ri <d;>~i H r\ X n t^ !\ r\ ^'^'^'^^ ci i h -^ J^ ra ■ * r~\
VIII
33
»Wovon Avillst du denn leben« rufen sie, diese Götter, mir zu, »in
diesem Lande?« »Um was zu essen bist du in es gekommen?«
a — > tl in B mit Sicherheit die in A zer-
störte Stelle hergestellt werden.
32. Fehlt in Text A; hier nach B ergänzt. — »Dieses Land« für »Unter-
welt« ist nicht selten.
33. In B gänzlich zerstört; ich möchte wie oben angegeben ist ergänzen
mid das / auf ^ j beziehen. Die riclitige Auffassung dieses Abschnittes ver-
danke ich Sethe. — Zur Konstridttion des Satzes, der diu-ch die Einschach-
telung des »rufen sie mir zu« etwas imklar wird, vgl. Totb. Kap. 52, 3:
»W^ovon lebst du, rufen sie, diese Götter, mir zu. an diesem Orte, zu
dem du gebracht bist?«; ähnUch Totb. Kap. 189 (nacli Pap. Ähi 19,-4).
Ohne den eingeschobenen Satz findet sich diese Stelle unseres Textes
aidäerdem noch im Kap. 189 (nach Pap. Nu 19, 15 und 19, 19) und im m. R.
Leps, Alt. Texte 42, 54. — Mehrere dieser Fassimgen (aucli die des m. R.)
fügen noch ein '^^ »daß du vei-klärt werdest« hinzu.
14
Zcitschr. f. Ägypt. Spr., 47. Band. 1910.
106
Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. [47. Band.
IX.
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»Ich esse von Brot aus weißem Spelt, ich trinke von Bier aus rotem
Spelt. Es eilt licrbei Brot aus weißem Spelt, es eilt herbei Bier aus
rotem Spelt. «
Dieser ,i»anzc Abschnitt ist in B fast völlig zerstört.
B4. Hier liat B f ^ j^ni''" • f \\' ^^ wird dies Wort seit dem m. R. meist
geschrieben, ist Fem. (Pyr. 657 J I) kopt. fiwTe. — Die entsprechenden Stellen
des Totenbuches (Kap. 52. 6; 102, 5; 124, 5; 189 nach Pap. Nu 19, 7) schei-
den zwischen y •'"'"^ I l) " weißem .Spelt«, aus dem das Brot besteht, und
<cir> »roter Gerste«, aus der das Bier gemacht ist. (Nur in Kap. 124, 5
I I iiznz]
hat eine Hds. Ca auch beim Bier f ..■•ö [zaz]^''2ra=..)
35. Diese Sätze fehlen in den Totenbuchfassungen ; das ^^ wird die
Hervorhebungspartikel sein (Ägypt. Gramm." § H72) und nicht bedeuten sollen:
»zu ihm«.
80. So: lies hk-t »Bier«.
X.
:i7
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1 I I
A
^
I I I
41
h,M
»Wovon lebst du?« »Es sind doch 7 Mahlzeiten in diesem Eande:
es sind ja 4 Mahlzeiten nach oben von Re gekommen, 3 Mahlzeiten
nach unten von Gebb.«
37. Eigentlich »Sachen«. Von Speisen gebraucht z. B. Pyr. 224. 413. —
Die Übersetzung »Mahlzeit« verdanke ich Setiie.
38. So wird man übersetzen müssen. Das Q(] ^^ ?ds Ijnj irf aufzu-
fassen und zum Vorhergehenden zu ziehen: »dieses Land, zu dem ich gekommen
l)in« geht nicht an, da 1. unser Text dann '\\\\ ^ i|() schreiben würde
(vgl. auch Abschn. VIII) und 2. der Platz in B, wo nur dies erhalten ist:
usw
für-
zu eui»- zu sein scheint.
U -^ N. " ■=
Das hr wird »seitens« bedeuten, wozu gut die Fassung imserer Stelle in
^ , AAAAAA
Totb. Kap. 189 nach Pap. iVw 19. 5 paßt: »ich lebe von 7 Broten, J\[| [|
1910.] Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. 107
Ulli >^^_,^||| v^ J) »4 Broto werden mn- von Honis .i>-ebraeht und
H Brote von Thoth«<.
Die gewöhnliche Fassnng dieser vielfach variierten Formel lieo-t ■/.. B, A-or
in Totb. Kap. 53,7 und Pyr. 121.
89. So nach B; in A zerstört.
40. Nach B, wo §^||| steht, ergänzt.
41. Hier hat B irrig statt "^ . wie parallel zu dem voi-herstehenden
s I <rz> ^
'^ zu erwarten ist. Das ist verursacht durch Varianten der Formel, die
H I
und statt "^ und ^ schreiben.
XL
! 43 44
<^ 0
? 44 a y
»Wo läßt man dich essen?« »[Ich esse] es [?] in den Lauben unter
den Bäumen des ünw «.
41a. Auf das Bedenkliche obiger Ü1)ertragung dieser Worte weist mich
Sethe hin; er meint, es sei wohl zu übersetzen: »luid wenn dir gegeben wird
(seil, von den 7 Mahlzeiten), avo Avillst du essen?«
42. So haben beide Texte. Ich denke, es wird wnmj »ich esse« aus-
gelassen sein; statt Iv^ würde man wohl besser 1^^^ erwarten.
43. So ergänzt nach B.
44. B schreibt (1 ^^(j • Daß der Tote unter heiligen Bäumen speist,
findet sich im Totenlnich öfter: //«y-Baum — Totl). Kap. 68, 9 und 82, 6; nh-t-
Sykomore — Totb. Kap. 52, 4 und 189 nach Pap. Nu 19, 0; «V- Tamariske —
Totb. Kap. 124, 5 (nach Td). Mehrfach wird dabei die Hathor erwähnt, für
die hier ein Gott itnw(?) steht, den Text B (1 /^SdS schreibt. In dem Rel.
Text Nr. XXI (Rec. 27. 55) wird ein () ^^^Ö J (var. h "=" Ö^M-^h
QQQ ^ ^-) »der in den Speisefeldern« angerufen, mit dem der in unserem
Text erwähnte etwas zu tun haben könnte.
44a. Von diesem mir unverständlichen Satz ist in B nur dies erhalten:
$0Sr-i\ \^/^ • Sethe meint, es müsse wegen des l hinter , etwas aus-
gefallen sein, das die Hathor nannte. Er möchte übersetzen: »an ihrer (der
Göttin) Seite, wie Horus, der ifnw^^ und das^jj l|l in V^r^öP odev
»wie ihr Horus« verbessern.
14*
108 Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. [47. Band.
Für die gniizo Stelle vg-1. außer den eutspreclieiiden Toteubuchfassungen
(Kap. 52,4; Kap. 189 nach Pap. Nu 19, 5 und 19, 21) folgenden Schluß einer
M.-R. Niederschrift von Totb. Kap. 68 (Rec. trav. 31, 174):
unter den \\ eihrauchhäumen in der Nähe der Hnthor [?], die .... wie ihr /'//<zr[?];
sie geht nach Heliopolis mit den Schriften .... des Thoth . . .«.
Setiie will statt J| so 1 o. ä. lesen, wozu gut die N.-R. Fassungen passen,
OftO AAAAAA
die sämtlich m i^ht Hthr rm\ usm'. »in der Nähe der Hathor, die . . .«
haben (vgl. Totb. Kap. 68, 9). — Zu ni iiht »in der Nähe von« vgl. Urk. IV 28;
Der el Bahri 134 [W. E.]; Totb. Kap. 172,44.
XII.
45 'f 46 47
»Denn ich bin eingetreten in . . . . , ich bin lierausgekommen aus ^tjt,
indem ich die Külie des Schu leite.«
45. So nach B; A hat s={| [1 Jf ohne r/z; Sethe denkt an den Gau il^^
wtst-Hr.
46. B hat I ^ ^ . Asien? Kataraktengegend?
?
47. So hat A; in B steht dafür wohl richtiger hr hrp T'w'^^^fJ^ .
Sind diese »Külie« | | mit der älteren Form [ statt der späteren Tj Rinder
oder Gazellen? Und ist Schu gen
serem Text dieser Passus gänzlich.
oder Gazellen? Und ist Schu gemeint? — Im Totb. und sonst fehlt in lui-
XIII.
48 49 49 a
50
»Gegeben werde mir mein Vater, meine Mutter, meine Bmder, meine
Schwestern, meine Mitbürger, meine ganze Familie.«
') Nach Lacau eigentlich knieende Gazellen o. ä. ; die entsprechende Type fehlt. Vgl. Rec.
trav. 29, 152.
1910.] Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. 109
48. In B lautot ,1ns Folgend,- nu,-: (j^^P^ipiT^':^^ llIlP-^^
MMM-
49. Ülxn- die Aiiordimiiu' dieser Stelle im Original siehe Lacaus Bemerkiiiig
Rec. trav. 29, 156.
49a. Hierzu vergleiche das in Rec. trav. 31, 27 in ähnlichem Zusammen-
hang (siehe Note 50) vorkommende c— ^0(1^^^^^^ .
50. Ziu- ganzen Stelle vgl. Totb. Kap. 52, (> und 189 nach Pap. Nu 19, 7
sowie die folgenden von Lacau publizierten Kapitel vom »Vereinigen der Familie«
(cz^/5gf\^^|^J^^^|) : Rec. trav. 26, 67ff.; ib. 31, 26; Text Nr. XLVII
in QuiBELL, Excavations at Sakkara 1906/07, sämtlich aus dem m. R. Danach
bedeutet ^b-t die »Familie« im weiteren Sinne, zu der nach dem Text in Rec.
26, 67 auch die »PVeunde« ( (^^^P v^'") "^^ »hörige Leute« ( ^h^
^Jjlll und andere) gezählt werden. — Zur Schreibung mit dem Zeichen xix
rgl. die ähiüiche von ^bdw »Abydos« Tj v® ^^^^' ^^'^^^' 26,70 und in
Abschn. XIV
XIV.
»Denn ich in Abydos. An jeden Ort, an dem ich sein will,
dahin setze ich mich\«
51. Hier hat B ebenso unverständlich ^v ^"^ "^^/wwsa N. ^ J.J.<=>? ||
\@-
52. B hat opi
xix:
Außer in dem hier besprochenen wird das Thema des Kotessens imd
Harntrinkens noch in den folgenden mir bekannten Texten behandelt:
in den Pyramiden in Spruch 210. 211. 409.
im Totenbuch' des M. R. in
Harhotep Z. 371 ff.; 394 ff.
Leps. Alt. Texte 8, 66 ff.; 4L 39 ff".
Fouilles de Lischt Taf. 19, Mitte.
Lacau, Sarcoph. anter. L S. 205. 206. 234. 235.
') Es folgt nun Pyr. 121b — 121d usw. (vgl. die Vorbemerkung). — ^) Ich verstehe hier
Totenbuch wie Erman, Ägypt. Rel.^ S.116.
110 Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuch Kapitel 51 — 53. [47. Band.
iin Toteiibuch des N. U. in
Kap. 51. 52. 53. 189; dann auch in Kap. 82. 102. 124.
Soweit sich diese Sprüche beurteilen lassen (l'ür einen Teil der Texte in Kairo
sind wir vorläufig bloß auf die knappen Angaben Lacaus im Generalkatalog
angewiesen), scheiden sie sich ihrer Foi-ni nach
1. in solche, in denen der Tote allein redet (wie Pyr. Spruch 210; Har-
hotep Z. 394 f.; Totb. n. R. Kap. 51), zu denen auch diejenigen zu rechnen sind, in
denen auf den Titel noch ein Anruf an (lottheiten folgt (Harhotep Z. 371) und
2. in solche, in denen ein mehr oder minder ausführliches Gespräch
zwischen dem Toten und gewissen Gottheiten stattfindet (z. B. Totb. n. K.
Kap. 52; Kap. 189).
Was nun unsern Text von allen diesen Fassungen scheidet und ihn so
besonders merkwürdig macht, ist einmal die Erwähnung vom »Unrat« ]^^J\
1\ ^ ^W ^ 3 (vgl. Abschn. IV), und dann namentlich auch das Verlangen
der Götter an den Toten, diesen Kot zu essen; nur da durch, daß der Verstorbene
nachweisen kann, daß er diese oder jene Rolle in der Mytliologie spielt, ver-
mag er sich dieser Zumutung zu entziehen (vgl. die Abschn. V, VI usw., die
man nicht gut anders auffassen kann).
Iii den übrigen Texten wird in den Wechselreden (die in Kap. 189 be-
sonders ausführlich sind) nur davon gesprochen, was der Tote als Ersatz flir
den Unrat essen soll, nachdem er in den ersten Sätzen (ohne aufgefordert zu
sein, was man in unserem Text notwendig voraussetzen muß) seine Abneigung
gegen diese mehr als ungewöhnliche Nahrung erklärt hat. Es wird gefragt,
was er ißt — es sind in allen Texten Brote (Totl). Kap. 52, 3; 82, 4; 189
nach Pap. Nu 19, 4. 15. 19),
wo er ißt: Totb. Kap. 52, 4; 189 nach Pap. Nu 19, 5. 21),
woher er seine Speise habe (Totb. Kap. 189 nach Pap. Nu 19, 17)
und anderes mehr.
Welche Wesen es sind, »für die« der Tote nicht essen will, verrät unser
Text nicht, der sich mit der allgemeinen Bezeichnung »diese Götter« begnügt
(vgl. Abschn. VIII). Bloß als [|i werden die fragenden Geister auch in Totb.
Kap. 52 bezeichnet; in Totb. Kap. 82, 5 und 189 nach Nu 19, 4. 5 sind es 111
'^^^^ I »Götter und Verklärte«. — An bestimmte Wesen denkt dagegen
die Version Totb. Kap. 189 nach Nu 19, 11 ff.; hier ist der Fragende (jv^®
1 ° ^ J) »dieser der den Kot nicht kennt« [?j (Der Name ist
wohl entstellt; vgl. den leider sehr zerstörten Text Leps. Älteste Texte 41, 39 f.,
auf den diese N.-R. Version zuriickgeht.) Namen solcher Geister enthalten ge-
wiß auch die anrufenden Worte fl^P '^ 1 1 5^ J ^^^^^^ D^l' ^^^ ^'""^'^^^P
1910.]
Hermann Grapow: Eine alte Version von Totenbuci» Kapitel 51 — 53.
111
Z. 371. '^^1*^ fl^l cv^"^"?" Q jfl' ^^ic' in dem Spruch l)ei Lacai-, Sarcoph.
antrr. I. 205 aiit* die Ül)ersclirift fol,i>'en.
Die ^anze Vorstellung, daß der Verstorbene in der Unterwelt Kot essen
und Harn trinken muß, seheint sich nach dem, was ich oben über das \'or-
kommen der Texte dieses Inhaks feststellen konnte, etwa so entwickelt zu
haben: Während diese Vorstellung- in den Pyramidentexten gegenüber anderen
(z. B. der. daß der Tote hungern und dürsten muß) stark zurücktritt, scheint
sie in der Zeit des m. R. (aus dem ja auch unser Text stammt) ihre höchste
Ausbildung und Ausgestaltung erfahren zu haben, um dann mit so vielem
anderen aus dieser Zeit in verschiedenen Versionen ins Totenl)uch des n. R.
übernommen zu werden.
Ein saitischer Statuensockel in Stockholm.
Von M. BURCHARDT.
-LiKHL hat im Rec. III, 30 f. ein Piedestal de statue doni le torse manque der Stock-
holmer Sammlung veröflentlicht. Der interessante Text rechtfertigt es wohl,
wenn ich noch einmal näher auf ihn eingehe, zumal sich auch beim Vergleich
mit dem Original, den ich im Sommer 1907 vornehmen konnte, einige Ab-
weichungen von PiEHLS Abschrift herausstellten \
Die Ergänzungen und einzelne Bemerkungen verdanke ich der Freundlicli-
keit des Hrn. Prof. Sethe.
Der Sockel, aus dunkelgrünem Basalt, hat eine Höhe von 7,5 cm; er ist
11 cm breit und 21 cm lang. Ringsherum läuft in 3 Zeilen ein Gebet an die
Böcke von Mendes, den lebenden und die verstorbenen (A). Vor der Figur, die
A'oUkommen weggebrochen ist, steht in 4 Zeilen die Bitte an die Besucher von
Mendes, für den Verstorbenen das Totengebet zu sprechen (B).
Die Hieroglyphen zeigen eine sorgfältige Arbeit.
A.
'i.Bsr.fici}i!iii'
'1
.Q n$^$
'x -^5-
'1
I I I
liy^o 1^
^,^Q A/W\AA Q A
1 ^ A^/NAAA C_l V
X oSii IllJ]^
I u^
fc^^1^iifAi4U^'ß4^f||TlTS'*^'Aii,NQ
') Eine Nachprüfung einzelner Stellen verdanke ich Hrn. C. G. Hindbeck.
112 M. BuRCHARDx: Ein saitischer Statuensockel in Stockholm. [47. Band.
12 13 so 14 so so
15
X M ^\ i^ AAAAA^ AAAAAA VVA AAVW\ ?< ^ V ^ AAAAAA ^ VTA \S\ I '^J^-i
1 I lOI a .^^2i'i I rCIZ)l^«L=^ /Ci ®oUW I I I I /ww\A /www ^ Jl Avww <y.o O A
16 17 so IS so so l'.l 20 so
I I I O
21
'yi:mi^'^%^M\^\°^^mm
^ etwa 6 Gruppen ^So«
B.
22 so 23 so 24 25
so
_^ 26 27 so so
A.
»Der bei dem Bock von Mendes Geehrte, der imj-hnt, wp-nfrwj, Prophet
des Bockes und der h^-mhjt, der großen und kleinen Neunheit, großer Priester,
der seine Obliegenheiten [kennt], ruhigen Schrittes (?) im Horizont der Ewig-
keit, der das AUerheiligste (?) [im] Horizonte des Bockes schaut, iiA-wirt, der
auch w^h-ih-i< heißt, Sohn des Propheten (?) s^-?st, geboren von der Hausherrin
ist-hhjt<^, er spricht: »0 du göttlicher (?), großer, wahrer und Bock,
du mit den 4 Köpfen auf einem Halse! 0 ihr begrabenen Böcke in hi-bhvl
(Um derentwillen) der Nil aus seiner Quelle in Elephantine fließt, das Feld sich
mit [seinem] Gewände schmückt; (um derentwillen) sich die Herden zur rechten
Zeit mehren, damit ihre Opfer auf Erden da sind; (um derentwillen) Re auf-
geht und Atum untergeht, damit ihre Opfer nicht je geschmälert werden, ge-
denket meines obengenannten Namens, wenn euch geopfert wird. Gebt mir ein
Opfer zur Stunde der Belohnung, die um euretwillen gegeben wird; (gebt mir)
ein schönes Begräbnis nach dem Dahinscheiden, daß ich aus- und eingehen kann
nach meinem Belieben, ohne daß ich an den Toren [der Unterwelt] behindert
werde, daß [mein] Erbe ewiglich.«
B.
»0 ihr, die ihr hinauf- und hinunterfahret, um die großen Böcke zu sehen,
verehret diese Statue Denn ihren Eigentümer zu verehren, das
bedeutet eine Tat, die der eigene Av liebt. Er (der Tote) ist ein ^<^h für den,
der ihm opfert, der für ihn (das Totengebet) spricht, der ihm und
für ihn betet. Gutes zu sagen, fällt ja nicht schwer, und der Mund ermüdet
nicht von den (wenigen) Worten I «
1910.] M. BüRCHARur: Ein saitischer Statuensockel in Stockholm. 113
Der obere Rand des Sockels ist bestoßen, daher sind in der ersten Zeile
viele Zeichen nur zur Hälfte erhalten; docli sind alle, die nicht durch Frage-
zeichen gekennzeichnet sind, mit Sicherheit zu erkennen.
1. unj-hni, ein Priestertitel, der seit dem m. R. zu belegen ist. Die eigent-
liche Funktion seines Trägers scheint die eines Totenpriesters zu sein. So er-
scheint er bei Darstellungen von Begräbnissen und bei der Mundöffnung neben
dem [1^ und |/i\J, Theben, Grab J\ "^ (] ^ (m. R.) WB., Der el Gebrawi II
Taf. VII., Theben, Grab (1 "^^ ^ -=^ (Dyn. 18) WB., Theben, Grab ^(JLl^Tb
(Dyn. 19)WB., Libro dei funerali Taf. 52 u. o.
2. icp-ntrwj, ein Priestertitel, der nur in der Spätzeit zu belegen ist: in
Verbindung mit imj-hnt erscheint er auch auf Uschebti 2784 im Louvre. Über
die Tätigkeit des wp-ntnrj wissen wir nichts. In Dendera ist einer Priester-
j)rozession ein V ^^>^^ dargestellt, der eine Standarte ^ trägt (Mar., Den-
dera IV 32).
3. H^-iiihjt ist eine Göttin, die nur in der Spätzeit und in griechischer Zeit
aufzutreten scheint. Sie ist in Mendes heimisch und wird entweder als eine
Form der Hathor aufgefaßt, so Mar., Dend. II 27; III 47 cd, oder sie erscheint
als selbständige Göttin neben ihr, so Mar., Dend. IV 29a. Sie gilt als Gattin
des Bockes von Mendes | ^^^^ Urk. II 32; dargestellt wird sie als Frau
mit dem Wappenfisch des mendesischen Gaues auf dem Haupte, Nav., Goshen
5, 2; Urk. II 32; Edfu, Rochem. I 66; Mar., Dend. III 12. 58p. 69 f. u. o. Auf
unserem Stein scheint sie einen Löwen- oder Katzenkopf haben zu sollen.
4. Das Ä^,j^j^.=_ ergänzt Sethe wohl mit Recht zu rh irjtf »der seine Ob-
liegenheiten kennt«. Über dem ^ habe ich noch ein ^'//''7 gesehen, was der
Rest von ^-^-^ sein könnte.
5. »Ruhigen Schrittes [khh nmtt) im Horizont der Ewigkeit« soll wohl
heißen: »der das Allerheiligste ohne jede Unsicherheit betritt«.
6. Sethe ergänzt J[-]^ ^ "^ •
7. Der Eigentümer der Statue nennt sich ns-wsrt nach der Göttin liy-mhjt, die
zuweilen wki heißt, z.B. 3Iar., Dend. IV 29ß (J^^); vgl. auch Urk. II 32; LD.
Text II 239 (Dendera), wo sie das Beiwort \y^ erhält.
8. Die Lesung | y ist sehr unsicher. Das Zeichen | ist zerstört. Die Reste
sahen mir eher nach I aus.
9. Sethe ergänzt ] , wie auch Piehl las.
10. Was mit den vier Beiworten des Bockes gemeint ist, weiß ich nicht.
Die vierfache Anrede erinnert an die vier Bezeichnungen ^3^Te/ | ä^^tV
Zeitschr. f. Agypt. Spr., 47. Band. 1910. 15
114 M. Burchardt: Ein saitischer Statuensockel in Stockholm. [47. Band.
11. Die Vorstellung, daß der Bock von Mendes vier Köpfe auf einem
Halse habe, kann ich sonst niclit belegen. Zwischen dieser Anschauung und
der vierfachen Anrede wird wohl ein Zusammenhang obwalten".
12. Das I — i^^i, in dem die verstorbenen Böcke begraben liegen, wird
^ , Urk. II 88, identisch sein. Der a^ h'^u^ wird auch [^
mit dem Orte
J A^'^ genannt, Dum., Georg. Inschr. III 49, oder ^37 n| — ^^^1^ Mar., Den-
dera IV 48. Nach Brugsch ist ht-bSw pr gleicli Thmuis (I)ict. Geogr. hSf)).
18. Der mit pr h^^pj m krtj Hm- beginnende Satz ist wohl als Vordersatz zu
dem folgenden ilüfn rnj aufzufassen. Wie aber beide zu verbinden sind, ver-
mag ich mit Sicherheit nicht anzugeben.
14. Statt mnhi sollte man ninhts erwarten.
15. Zu der Wendung ^AAA^ yoi aaaaaa ist das demotisclie n rn- zu vergleichen:
j9/ duic n rnf »das erwälmte Buch«, Setna 8, 12; // tht n ms »die genannte
Kiste«, eb. 81. Daß in unserem Text das verbindende n fehlt, ist weiter nicht
auffällig".
1(). Was mit der »Stunde der Belohnung, die um euretwillen gegeben wird«
— Avenn die L'bersetzung richtig ist — gemeint ist, weiß ich nicht.
17. Von dem djtn nj ist weiter abhängig krst nfrt und der mit '^kj prj be-
ginnende Satz.
18. In dem '^'^ steckt doch wohl ein Versehen für 'S^/^ »ein und
aus gehen«, seil, m hrt-ntr. Vgl. ^|^^1 ffi ^^ i ^?^' ' V A'
TP ^1 ,.,,„„■ ' ÖÖ ' Leiden V ().5 u. ä. häufig. Eine Schreibung lür <^k und pr mit
■"^fPiy kann ich sonst allerdings nicht nachweisen.
') In dieser Gestalt erscheint einmal der Windgott T" f /J Oüm., Res. 46, 32 (= Baugeschichte
28 o, vgl. Brugsch, Thes. 54) und der Sonnengott f^ Lanzone, Mitologia Taf. 128, 3.
Figürliche Darstellungen solcher Widder, die als Amulette getragen wurden, finden sich einige Male;
vgl. Berlin 2014. Kairo 12344. 1234.'). Die Hinweise hierauf verdanke ich den HH. Dr. Müller
und Dr. Ranke. — Auch menschengestaltige Wesen mit vier Widclerkö[)fen kommen vor, so der
lf^^^3^/ I ^Y l'^^^V Mar., Dend. IV 83/ und ein -*- \^ xöh^=^i <v, ü
<3^^y Edfu, RocHEMONiEix I 192. Ferner finden sich diese Gestalten auf den »Kopftafeln« der
^^ ^ f\i^^ Ä <?>
Spätzeit; vgl. Berlin 6900. 7792. Ebenso hat man sich wohl auch das ( a U wf I I I I
J| — 1^\ ö 1^ Pap. mag. Harris 6, 8/9 vorzustellen.
-) Den Hinweis verdanke ich Hrn. Prof. Sethe, die Belege Hrn. Prof. Spiegelberg. — Nach-
träglich bemerke ich, daß die Formel schon in Dyn. 21 vorkommt: A^ ^^sH^~~^^^^ ^^HS
i^f^v^ f^^— Unamtm 20 »dein eben erwähnter Dieb-, vgl. Griffith, Stories S. 88.
"t>=Z]
1910.] M. BuRcuARur: Ein saitischer Statuensockel in Stockholm. 115
so
11). Das (j^^^^^fl? ist wohl als r ddj ibj aufzufassen; vgl. ({^(j?^,
Buch vom Durch wandeln der Ewigkeit, B. 9, W. 20.
20. Hinter ibho ist nach den Parallelstellen wohl nw dwH »der Unterwelt«
zu ergänzen.
21. Der Schluß wird einen Gedanken enthalten haben, wie: »daß mein Erbe
auf meinem Sitze bleibe« o. ä.
22. dw^-nfr kann hier niclit »danken« heißen, sondern muß »verehren« be-
deuten.
23. Was in dem ^ "^ ^ steckt, weiß ich niclit. Piehl las vM_-
24. Das ^zz:7 ist dem Steinmetzen verunglückt; es ist ein Stückchen aus-
gesprungen, so daß es w^ie O^ aussieht.
25. Der Sinn des Ganzen soll vielleicht folgender sein: man tut sich selbst
etwas Gutes, wenn man für den Eigentümer der Statue das Totengebet spricht:
denn(?) der Verstorbene ist ein s<'l^{?) für den, der für ihn betet. Zu dem t
— wenn die Lesung .s'<'A richtig ist — möchte ich eine Vermutung wagen: eine
Formel ^ ^— y a ^\ kommt häufiger vor, z. B. Kairo 579; Piehl, Inscr. I
15; Mission V 300, 22. Was damit gemeint ist, geht vielleicht aus einer aus-
führlicheren Form der.selben Formel hervor, die ich leider nur einmal be-
legen kann: ^ ^-;y a |\ k\ I Y\ »ich bin ein s^h für den, der auf
ihn hört, der Gutes vergilt dem, der es [ihm] tut«, Florenz 1540 (Katalog ScmA-
PARELLi). Demnach scheint s'^h hier geradezu den Sinn »dankbarer Toter« zu
haben, den ich sonst allerdings nicht nachweisen kann. Daß der Tote Wohl-
taten vergelten will, ist ja sonst zu belegen, vgl. {1 ^ d"v> A^^^^^^"
^, Urk. IV123.
Statt des dw^ ntr pw nbf sollte man eher wohl dw^ ntr [n] nhf pw erwarten.
26. Was das ,i= ist, weiß ich nicht; an | ^.^ zu denken, verbietet das ^=.
27. Die Lesung des Folgenden ist durch die Parallelstellen gesichert:
^=t o /wwvA -y-^l /^t&^e/ ll Jrn^''^^— ^' Wreszinski, Ägypt. Inschriften
S.86, und :^^(^T— is.S-^i'^'^'JI "" ' K^^^° --1'^^'-
') Vgl. Spiegelberg, Eine Formel der Grabsteine, äZ. 45, 66 ff.
1.=)*
116 Aylwabd M. Blackman : Some Middle Kingdom Religious Texts. [47. Band.
Some Middle Kingdom Religious Texts.
By Aylavard M. Blacköian.
Mit 6 Abbildungen.
Ihe following texts are written on the inner and outer coffins of a woman called
(--I AAAAAA T\
l^.i'-^n, now preserved in the Ashmolean Museum, Oxford. They were found l)y
Professor Garstang at Beni Hasan witli many others. The best preserved of
them were published by Monsieur Lacau, but the two in question have tili now
remained uncopied. The outer coffin is in pieces which greatly facilitated the task
of copying the inscriptions.
The Outer Coffin. The Lid. In a Single horizontal band running the whole
length of the outside of the lid is the following inscription. The signs are in
The inner side is uninscribed.
T/ir Right Side. In a single horizontal line on the exterior is the following
inscription. The signs are blue. <- ^ ^ A^. fflTIßt^ll^iS
^miTMi^az^mFJ
On the interior the following texts, which are of considerable interest, are
arranged in vertical columns painted in black linear hieroglyphs upon a white
ground. Lines 1 — ß I have been unable to identify at present with any published
texts. Of the text about the four winds beginning at line 7, Lacau has published
a Version in Annales du Service V p. 234 from the coffin of XII^^M, also found
by Garstang at Beni Hasan. The readings in his version are often doubtful
and there are gaps, but these, in many cases, can be restored by the l^^'^ü
Version, which, however, unfortunately comes to an end at line 27 through lack
of Space. The well known coffin of Amamu in the British Museum has a very
shortened form of this text of the winds, and we might also compare Toten-
buch, Ch. LV (Budge) . A_fl ^^^' ^^Iv ^^ ^^^ ^"^ °^ which occur the
words ()%^^^^2^"%^|/vvaaaa!], ^8 — ^^r^' resembling line 7 of our text. Tliere
is also a Ptolemaic hymn to the four winds published by Pif.iil in vol. I of liis
Inscriptions. CLXII.
1910.]
Aylward M. Blackman : Some Middle Kingdom Religious Texts.
117
Text A.
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Text B.
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^ iliiCi D Jlo o o
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^'^^'"'^ 17 A n /'^ AAAA/V\ j-i A.^A/\AA p. g S Q AAAAAA A ^ O IQ 1 AAAAAA AAA/vAA -v -s
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^26j^tk
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27
AAAAAA I 1 A/VAAAA | | AAAAAA
0 0 0 A^VW\
P
118
Aylward M. Blackman : Some Middle Kingdom Religious Texts.
[47. Band.
Continues
j
•^
A/WWV Ci
-l-l
1
-1,1
(?)
P^^^^
Text A.
n. Foi- construction cf . ' '-' ^^ ^
.^'
I I I AA'NAAA
H\\
. o •
Toten-
1
2
Fis.l.
buch, Ch. 17, Ed. Naville.
6. Same word as aaaaaa^(?, An. du Service V p. 231. Sarcophage de
I±3t^(): speit ~^11 in Pyr. W. 285. See also below. B, • ^
note u. For the facsimile of the Avord as in tlie original see fig. 1
c. -s refers to '^^ "ZI .
d. n almost certain.
e. The translation does not make good sense, but the text as it Stands can
only be rendered so grammatically. I suggest the following emendations.
1. ^ ^^^ iP^^'^^^To Ä' ^^^" "-^^ ^^'^^ ^^"^^•'^ ^^^^
has come himself, the Eye of Horus protects from the Council, the Ho-
rizon-Dwellers, every god«,
or 2. U . ^3' ^ ^^ 1 <^-=^> »He who is great of fear comes him-
self« .
A D is certain; the original clearly distinguishes between o and A 0.
'^^^^ written is smeared so perhaps <-==> is to be read (?) .
For the idea that protection is needed against the (J5-d5-t cf. Pyr.
W. 449 ; T. 257, 261 -^ ^ P^Q^^ J'^21'%- ß"^ i" Lepsius'
Totenbuch Cap. I. 1. 21 the deceased prays for a seat beside the prince
in the (U-(l?t. For a similar contrast with later ideas cf. T. 284.
^^7kZ(i]k--S-TZ]^-X
Text B.
ff. Th:
©
"■ '•"■ l±.^THKi
c. For
f^^i
7 111
vide Pyr. Spruch 860. T. 275, P. 28, M. 88, N. 68.
Spruch 454. P. 122, 31. 91, N. 98 in all cases associated with
See
•) Th =
^^
1910.] Aylward M. Blackmak : Soine Middle Kingdom Religious Texts. 119
also LI). II, 150A speit w^ and Quibell, Excavations at Saqqarah
'«V'"-" t^^i'"' ™-t^°o '!•'•*•
e. I o^ a, (so also Th.) is Imperf. partic. act. fem. UU(>/| • cfi suggests some
divine or heroic person. It is to be noted that of the four winds the
North wind only is regarded as female.
/. Here and also above in 1.9 Th. reads "=^[l(loXl-i .
g. The original has i^ in every case for % .
h. For sinülar use of s <=>i| cf. Pyr. W.493. ^^']y^^C_W_J
'^'^ P \\
i. Th. ^
j. Before , v^\\ Th. reads ^^«u=_ ^ Re' seizes her and Apis and WlK
carry her? "^wy etc. is perhaps an Interpolation?
k. 2±3^D%^ to \\ ^^^^^ omitted in Th.
l. Th. \W\
m. Th. omits _ji_ . fö is the Inf. form sdm-t-f negatived. Cf. ^^
(]^^=±. Erman, Gramm.'' § B05. Cf. Totenb. Ch. LXXVIII (Pap. of iVw) 1. 18.
n. Th. omits D^ •
0, Th. ^ /l J v\. ^~ followed immediately by 4.-1., etc.
r. Here 7//. has P' person. <^ [1 i^ fl ' ^*^- ^^- Kxcavations at
Saqqarah 190G— 07 p. 32. Sarcophage of (J . ^ N. ° ^%
AA^AA^ W AAA/NAA I _Z1
5. This passage seems corrupt in both versions. Th. rn n <=> j\ ^
ff|^n?fö'^^(], etc. For the rest see text of XI3^(] as given above.
^ A/VAAAA rs
|^^:^^n ends here.
t. Same construction as 0 |lit=b above, note /w. Sc. „ju. before
V^ O A/VWV\ 1
bpr-t. So also n msy-t . . . n spli-(t ?) . ., etc. (?)(?)(?). For the passage
nDl^"^^ see Pyr. W. 424.
120 Aylward M. Blackman: Some Middle Kingdom Religious Texts. [47. Band.
(?) (?)
u. I^JL, \<$. mistake for «ju. I gS, same word as I a/vwv. (2 in
line 2 (?)(?){?).
^' y ^ ~ »wild celery«. Loret, Rec. XVI 7. For ^^"^ as a god-
dess cf. Pyr. Pepi I 650, 727. J^.^^ VVP"==^(M)|
w. 'C(-t]^^7C\ spuntare, germogliare. Levi, Lex. 8 15B.
Translation. Text A: »Ho! Neter-Nekhty I Tliou art the forefront (?). Thou
livest, thou sliinest, on the day of ,He knows tlie binding(?) (?), of the hearts
of the gods'. Exalted of forehead, mistress of the Horizon, illuminated, equipped
more than any god. Its Great One and the gods fear this Neter-Nekhty. Thy
front appears in its form. The mistress of these offerings there comes(?). I
have come to give my own fear, (causing)(?) the Eye of Horus to proteet from(?)
the Council (of judges), the Horizon-dwellers, every god. «
Text B: »There have been given unto thee these winds by these youths(?).
It i« the North wind that traverses the Haunebt, Stretch ing its arms to the
boundaries of the two lands, the sleeping one, to wliom is brought the news
of her (divine ?) lover every day. It is the wind of life, the North wind. She
is given to this Neter-Nekhty that she may live thereby. There have been given
unto thee these winds b^^ these youths (?) . It is the East wind opening the sight,
making a fair way for Re' that he may come forth therein. Re' grasps the
band of this Neter-Nekhty in this his green field whicli is upon the reed-beds,
wherein she eats. Namely the two hands of Apis, namely the two hands of
Wd^ (lift her(?) see notej»'). It is the wind of life, the East. He has been
given unto this Neter-Nekhty that she may live thereby. There have been
given unto thee these winds by these youths (?). It is the West wind, the brother
of 5hw (and?) Msty(?) the aged ones living f;^j one body before two things
came into being in this land. It is the wind of life, the West wind. He is given
to this Neter-Nekhty that she may live thereby. There have been given unto
thee these Avinds by these youths (?) . It is the South wind, the South wind from
the Negroes, the Southerner who brings water, who causes life to tlourish. It
is the wind of life the South wind. He is given to this Neter-Nekhty, that
she may live thereby. Hail ye four winds of heaven, bulls of heaven. This
Neter-Nekhty knows you, knows your names. She knows the name of him who
gave you to him (sie) (?) (?) who caused that she knows that which (?) thou (sie)
bearest «
Continued in T?wi. »I have come into being before men came into
being (?), before the gods were fashioned (?), before the bull was lassoed (?), be-
fore the two jaws were bound (?). 0 M5tt, daughter of the gods, putting out
shoots (lit. , making a sprouting') to cover me, o lord (sie) of heaven, o lord
1910.]
Aylward M. Blackman: Some Middle Kingdom Religious Texts.
121
(sie) of Earth, tliis Thvi begs it froiii tlic lord of Powers, Le sliall do it
for T5wi. «
The readings in the latter part of the text are exceedingly doubtful and
the translation (xnitc uncertain. The text iniist he very corriipt. A good and
early version is badly needed.
The Left Side. Exterior. In a Single horizontal band. »->■ 1 l\ \\ <s\
Below this inscription at the head-end opposite the face of the corpse the
two usual symbolic eyes have been painted. See Erman, Egj^tian Religion
pp. 128—129.
Inferior. The texts are arranged in the same manner as those on the
right side. They consist of Spruch 23, 24, 32, 33 and 36 from the Pyramid
Texts. They differ, however, in detail from the older versions and are worth
Publishing as showing the State of these texts in the time of the Middle King-
dom. Also the diflferences are, perhaps, sometimes ancient, i. e., may be handed
down from a version as old as the V*'' and VI"" dynasties but not always agree-
ing with the version preserved at Saqqarah.
Above the P' two columns of inscription aaaaaa /' . Each column
commences with |1 omitted in this transcription as it causes a meaningless
break in the formulae.
Pyr.-Spruch 23. ^^Xl
Spruch 25. *" p|^7r--7T-| fl|=^— "
(Here under column 6 and 7 are the signs
_^y^_-7r-^^ fl I ^"^ ^^m
P^ A/WNAA I ^^ Ci I
C^
VA
u,
0, =0) 10.
1
-rr
■^U.
12
o^i -5'
U ^ a, 11
O o
=lD
ra^feLA'-'l
Zeitscbr. f. Ägypt. Spr., 47. Band. 1910
16
122 Aylward M. Blackman: Some Middle Kingdom Religious Texts. [47. Band.
Spruch 32. "^^^(j ° ra^l"^®(l°"r5^= ferR^V*®
^^ i ÖS oooo S=
Spruch Hfi. '•]-!=]_ ^ _=|^^^|^^_=]^^^^_=|
Part of Spruch 33 (W. 20^). 22^^=^ "^I-^-^q^ (j^^ 23^
AAA/\AA
AAAAAA
□ ^
K^ \^_y # 1 Aw^AA^ AWWA I _cr X^ ^ A U I i-J o IT _il i_l o
f
28^^^^8 — U. ^x-^ I ^8 — U. -^^R'^U
J^^^^^|-u_^^
Beginning under column 18 and running in a horizontal line to column 28
is the folloAving ritual direction:
in-
Spruch 23.
h. W. \\~rr before it.
c. W. (j j] imperative.
I
') Vide Kit. Amon and Mut, XXXIV, 2—6.
1910.] AvLWARD M. Blackman: Some Middle Kingdom Religious Texts. 123
Spruch 25.
b. W. J ^iP I li ^t thß ^^d of the whole »Spruch« instead of being
inserted in the middle as here.
c. W. ^^^^ and videW. 218.
d. W. ^'^fl^?^ u.
e. m Q written small. Omitted and inserted later.
Spruch H2.
a. W. f{^^^\ D J ß^=^fl °n]^ etc.
6. The ritual direction in W. is fv'JJsJfr^j and comes at the end of the
»Spruch«. M. A. Murray, Saqqarah Mastabas, Part I, p. 36, 13 suggests
the words mean » drop by drop « . [y J perhaps means water for libation
clarified by natron.
c. W. 5> .
,. w. 11 ^^%\^. W. SH ^]^g|^.
e. W. wl^ %>oooo [|n\^,,__^ „j Qß-gp ^j-^g^, ^jjg moisture that has
come out of thee « . The variety of readings is probably due to similarity
of sound.
^' ^- ii'^^SlI^lö^^- ^-^ ^^ ^^'" ^^^sion can only be
translated as imperative.
Spruch 36.
a. W. ^^ only, followed by J^ ^A[<:rz>Tvj.
c. W. <] ^^ V s=s . In W. this phrase -in 1.21 proceeds the last
phrase in 1. 20 of our version.
Spruch 33.
a. W. 14 — *— ^y y ^^^^ —*- ^^ V ''^'^ • For lyü ° cf ly(] ^ »cream«, Ebers
80, 15 — 17. ^^"^^^o = butter{?), cf. Arabic ö^(^).
j. w.i5f^[2n]
16*
1 24 AvLWARD M. Blackjian : Soine Middle Kingdoin Religious Tests. [47. Band.
c. w. 15, Iß (1^^ ^--<=>%^s^ (] "V ]_H— n.^,AAA^ .
d. AV. IC) !^ ij m ^ — »^ X '"^'^^ ■ My arrangement and translation seems
to be suggested in our text (Middle Kingdom). For construction see
Ekman, Gramm. '■ § 181.
.. W.KUT. Quite different. {."o^lß^'^^'^Xj^^^^^^
/. A repetion — incomplete — of Spruch 25.
g. This ritual direction corresponds to W. 14ö. See Setiie's Pyr. Texts,
Vol. I p.l8. ^^^o'''^J© and W. 18«, idem p. 19. l'f ^o'"'
D . Showing that J is understood in our version. | = either natron
r ^ D o
itself, in which case ^^O means »two grains« or »balls«, or eise
water purified with natron in which case the meaning is »two drops«.
Spruch 23. Translation. »The libation. Formula: 0 Osiris, take unto thee
what this Xeternekhty hates, the evil spoken against her. 0 Thoth, take it
to Osiris. Thou hast brought the evil spoken against this N., thou hast put
it in thy band. Do not let go of it! Watch that thou let not go of itl«
Spruch 25. »He who hastens hastens with bis ka. Hr-Wd^ hastens
with bis ka. Thoth hastens with bis ka. — Fire. Incense. — Osiris hastens
with bis ka. Sp? hastens with bis ka. 3Ibntirty (?) hastens with bis ka.
This N. hastens with her ka. Ho N.! The band of thy ka is before thee.
The band of thy ka is bebind thee. Ho N.! The foot of thy ka is before
thee. The foot of thy ka is bebind thee. Ho N. ! I have given thee the
Eye of Horus. Furnish thy face therewitb. The odour of the Eye of Horus
is dillused unto thee.«
Spruch 32. »These thy libations! Ho Neternekhty! — Libation, two
drops — issuing before (thy) son Horus. Ho N. I 1 have come, I have brought
unto thee the Eye of Horus, that thy beart may be cool therewitb. I have
brought it unto thee, under the place (?) of thy sandals, thy feet. Thy beart
is not still possessing it. Formula, to be Te])eated four times. Come! A funeral,
meal for thee! (?)«
Spruch 36. »Thou art purified with natron, Hr-W(_K is purified with
natron. Tliou art purified with natron, Thoth is purified with natron. Thou
art purified with natron, Sp^ is purified with natron. Thou art purified with
natron, thy ka is purified Avith natron. (Thou art purified with natron), thy
purification with natron is pure (?). Thou puriliest thy mouth Mith natron.
Thou cleansest thy bones. Thou purifiest the ^°^W£=r=> among thy brethren
the gods.«
Spruch 33. »Thy mouth is the mouth of this calf — milk — on the day
it was born.
I
1910.] Aylwaru M. Blackman : Some Middle Kingdoin Religious Texts. 125
Butter! Cream! Open thy mouth, tliat tliou mayest taste its llavour witliin
the hall of the gods, that which Hr-Wd^ spits out. — Cream, two vases, Horus
and Set. — Cream, butter, for thy mouth in the midst of the Followers of llorus.
He who hastens hastens with his ka. Hr-W(]<^ hastens vvith his ka. Thoth
hastens with his ka. Sp5 hastens . . . .«
Ritual direction. »Two grains of southern natron of Nekheb. Two grains
of northern natron of Shetpet. One grain of incense in its place.«
Tue Head-end. Exterior. In a Single horizontal band, »»-j- Tl(]llo ^^
©Ol
Interior. The texts are arranged in vertical columns, the signs being black
on a white ground. Texts resembling them have been published by Lacau,
Annales du Service V p. 2B7, from the coffin of -^^y"^ y(] found by Garstang
at Beni Hasan. Lacau describes them as »nouveau a ma connaissance« and
»tres abimes et difficiles a lire«. The Order of the texts in our version is
different to that of those of -V-^^ü and so a comparison of the two aids in
a correct division of the texts. Fragments of similar texts occur on the damaged
parts of the coffin of a certain Khnem-hetpy, found by Gtarstang also at Beni
Hasan and now in the Ashmolean Museum. The last agree with ZIII^[| rather
than with | ^-^^-^ [I .
I© Ci 1
2/2_ ^ 'Sfi ^A^''2K ^ \<=^
f g
ll
The following version of these texts is from the coffin (much broken) of
Khnem-hetpy. See remarks above.
20
AAAAAA
"■ TL m%^'^^%^il__,'%'
b. This passage is not in T/i. Cf. Pyr. Wnis 418, Tti 238; for similar
expression and for the rather rare word U ®^\ ^ • I'or the latter also
vide Bauer 6 (Hieratische Papyrus aus den Kgl. Museen zu Berlin, Bd. ö).
12() Aylwakd M. Blackman: Soine Middle Kingdom Religioiis Texts. [47. Band.
The spelling in our text confirms the Suggestion of \\ for ^\ in
Note a PI. f) of tlie »Bauer«.
c. r/,. (|"7(jJ.Y4^|||^^^(j^_p_. Khnem.I.,etpy...||
d. Participle. Vide Erman, Gramm.'^ § 374.
f. Th. R]j so probably here, see fig. 2. Khnem-hetpy has VW, .
g. For n^^öOn vide Pyr. P. 2<S2, M. 525, N. llOß.
«The Great (i. e. Neternekhty?) is brought to the Great, the Illuminated
(Neternekhty?) is brought to the Illuminated. The bank of the West is brought
that it müj kiss the bank of the East. The bank of the East is brought that
it may kiss the bank of the West. Verily the complete (?) palm-tree mounts up
to them. 0 bull upon his perch, builder(?) (lit. »he who causes to build«, with
caus. s) upon his tower(?) do not deseend upon this Neternekhty! This eye of
Horus it is which is within thy grasp.«
The Feet-End.
Exterior. In a Single horizontal band -<—^!z^ ^ \\ü ^ |>o^-^[].
Inferior. The signs are in vertical columns, painted in black on a white
ground. For the text eompare the very mutilated version from the coffin of
lyll v\(l . Lacau, Annales du Service V p.233 and | "^ 170 — 173. Maspero,
Trois Annces de fouilles (Mission II).
a. H omits the second /wvw. l-j | .
h. For tlie explanatory (1 I vide Erman, Gramm." §343.
c. II has ^^ I , T/i ^^ ^ . For the use of rd in this connection vide
Ritual of Amon and Mut Xll Kl.
d. So Th. H omits |J|. For the expression ü fW |rVf ^^- Ritual of
1910.] Aylward M. Blackman: Some Middle Kingdom Religious Texts. 127
Amon of Mut XII 8 ( , /w^a jll | j wliere incense is called »divine
sweat... Il^f,;,— IsH^y^llli^'^ I^^ra^^^e
<:3> ^^^ A ü JS/vw^ I I J| I »The frankincense of tlie god issuing
from liim the sweat of the god descending to the ground,
whicli he hath given to all gods«, vide also idem XII 12.
e. H ■>^^ . One would expect P .
f. H and TA g — > y::> . g — > a, mistake of the scribe, sc. /wwvn^ — *.
g. So also T/i. H omits both m. and 1^ and has ^^\\^
with ^ D following.
h. ™inf so cur text. H "="0^, TA °° -^ -^ f (!), for — ftl
«»-=>f|in| ears of corn (Brugsch, Wörterb. 1045) vide ÄZ. II p. 16. Totb.,
Ed. LErsius, Ch. 149, 1. 8.
J. For ^9 I would suggest ^li^ (?)(?) and for d[1'^^. D^^X' ^^^ ^or
former reads ^||, H üfl -> T^'^T^^D 0^:^^ X A
Www Ji\%j^ <C3> _ö^ I ^ o o o o:
/•. An early parallel text is badly needed. H ^^ . For
AAA^v^A <C > O O O
the writing in the original of our version see fig. 3.
/. Before ^^^^ , H reads ^ .
Translation. »Purification, purification for her ka! This Neter-
nekhty is pure for her ka, for her ka. Her head is fumigated with
sweet incense, that is the perfume. This Neternekhty is vigorous by
means of incense. The dcAv of the god is (i. e, the smoke of the in-
cense ascends up to, approaches) towards thy flesh. Horus and Set
the two great ones who are within the South land have purified thee.
The incense comes (twice). The ears of corn(?) come (twice). The
toe comes. The back bone of Osiris comes forth. The natron(?)' Fig. 3.
comes (twice). The members come {which issue)" from Osiris.«
The Inner Coffin.
The Lid. Exterior. The following inscription in a Single band down the
Interior. The following inscriptions are in vertical columns and written
in black linear hieroglyphs. The texts are versions of Pyr. Spruch 220 and 222.
There are some omissions and certain \ ariations not devoid of interest. Cf. also
I '^ "^^ 148 et seq. and ^^(], Annales du Service V, p. 230.
') Vide Junker, Gramm. Denderatexte § 112. — ^) Reading pr-t m.
128 Aylward M. Blackman: Some Middle Kingdom Religious Texts. [47. Band.
= ^y-- SP"'«»' 220. '^— S^^ #tl®l^%'k^P'^^
c d e f
Blank Space ® V J\\ [] ^ L 7^^% — ö ® s^^*^
^XP-'rtJEP^o-äTir^CJ^fh->-^l
®9^ ^^oj^i««o^^.,_^^^^8 U :^||a^ = Pyr. Spruch 222. ^_i]f üs=
e f sie
"j^^ ^ ^ ,pace left vacant ^ j^ E P ^ P ^ ^ S P'' A^ I -""^
1 sie ui (•■')
1910.] AvLvvARD M. Blackman: Some Middle Kingdom Religious Texts. 129
^^-^-^S:t~"-Mlg-S^
^^^
Notes on Pyr. Spruch 220.
«. So W. and TÄ. H 1 ^ J ®)r ^ ^ causative (passive) form.
6. W. zi ^^^/vwvAA^— -,o . TA. as oiir text.
c. W. H. TA ^ &= .
6?. So also Th agreeing in witli our text always in use of i"' person wliich
often makes Lad sense. See l)elow. W. H. ^^ .
e. W. H. Th ^ s=5 before Nsr-t.
O . ,
/ Th omits ^^o^ to
g. S^ introduced by an error, owing to confusion with end of line 7.
h. >^Javw>as=3 Pseudopartic : so also ^::>^)is=5] (The latter is intrans-
itive, vide Sethe, Verlmm II 555, d. ^. ^:> ^3 <=> "^ o | T^i ^ ^ ,
s=> in tliese texts often Stands for ll ü in Pyr. cf. below '^^^^ \% — >
= rnp-ty. Spruch 222 Z:. There is here a confusion of persons, w^b-ty
B""'^ pers. s. not having been changed to agree with _A^aaaaaa(].
/. ^ [s=j] <'^> , etc. No room for '^ . But required for sense as in W. H. Th.
j. So also Th (wrongiy). "^ required as in W. and H.
Ä-. '|'s=. SoW. H. Th. W. has =^o Partie, fem.
(X ^__5 ^^..^ I g___j ^ ^^ \\\^^ for ms-t-n-t? fem. agreeing with Neter-
nekhty, Erman, Gram." § Hl 2. If ^v is right before ms-n-t the meaning
must be either » fresh as (?) ^[„,1 whom thou hast borne«, or
»fresh in the person of him whom, etc.«, i. e. She is renewed. in the
person of her offspring.
Notes on Pyr. Spruch 222.
Where necessity requires the Suffixes are changed to fem. for Neternekhty.
a. From J\ ^^ .^_-^ inclusive, destroyed in W. H omits the suffix
and reads ^ <==> , omitting also ^^^T ,
h. W. 7^^™^(]o^_, etc. H. y^^^^^=^(j^^^! ThA\
h a;_ -J^i^zr^! and so all through.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. 47. Band. 1910. 17
130
Atlward M. Blackman: Some Middle Kingdom Religious Texts.
[47. Band.
r. W. liere reads and inserts a previous sentence of similar form
AA/^A^^ /waaaa
AAAAAA f\
with [I as the god.
/Vs/sAAA AAA^^A
NAAAAA
here and
^
o n
in the
fe
Fig. 4.
following sentence.
p. W. no Suffix. H. 77/
/. W. Ij'^^'^f- ¥ I ^- 7'A omits the phrase and has ^ ,1 V ^ ^^ ^^ ^^^'
g. W. Il I I I I I I |- ^^ ^ ■ For the writing of the origmal see fig. 4.
j. w. Ix ^^'^. II "fe,(ifl^. n
k. W.
j^^l"
SIC MC
H htm
Th htm
/. Th agrees with our text in omitting W. 284 — 286 and in the muddle of
sentences, i. e. inserting -jj- ^ ^^^^ ^ ^ ^^^er ^<|)+ ^ 1^ '
?n. W. ](], see Spruch 220, Note h.
n. W. II. U I ^^^=^ > omitted in Th in wliich also a fresh text begins at
this point.
AAAAAA f\ n .Ä\ ^ AAAAA^ q AAj
^
D^
etc.
*^sx
P
Fig. .').
^^
The scribe of our text has had before him a version
such as H and the second 1^ ^^ ^ ^ caught his eye,
hence his Omission of the end of W. 289 and beginning of 290.
For the fqrms of the signs in the original see fig. 5. For rpw-t ^^
W is the usual ü. K. det.
o ^ I I I _£fr ^ AAA^'.^A LJ C^
^. LI is the usual ü. K. det. 8 is later. For the mean- ~^
ing of rpy-t, rpw-t see Erman, Ägypt. Glossar p. 72. For the )lil
form of the sign in the original see fig. 6.
'p. % — > not in l.I or W.
q. W. ^V^:3:^^'cz:^^^||p^. -^"^o probably to be supplied as l.I.
Fig. 6.
1910.] Aylward M. Blackman: Some Middle Kingdoiii Religious Texts. 131
Translation. (Pyr. Spruch 220): »The two doors of the horizon are opened,
the bolts nro drawii back. This [NeternekhtyJ has come beforc the Red Crown.
I (sie) havo come Nsr-t (i. e. UrfEus in the royal diadem). I liave coine before
tliee 0 Great One. I have come betöre tliee 0 Sorceress, pure (2'"^ pcrs. sing,
psd.-part. see note h) for thee, fearful of thee. Thou art satisfied with her,
satisfied with her purification, satisfied witli lier ntterance whicli she saith to
thee. How beautilVü is tliy face when thou art satisfied and fresli(?) (reading
m?-ty). He (sie) whom thou liast borne is as a god, the father of the gods.
Slie hath come before thee, ü Sorceress. It is Horus encircled (?) by the pro-
tection of his eye, mighty of magic.«
(Pyr. Spruch 222): «Do thou stand upon liim, this earth, that came fortli
from Atum, the spittle that issued from Khepri. Do thou become upon him,
be thou exalted upon liim, that thy father may see thee, that Re^ may see
thee. I (sie) have come before him, before him, thy (sie) father. I have come
before him, Re^. I have come before him, thy father, I have come before
him, Pndn. 1 have come before him thy father, I have come before him,
Dndn. I liave come before him, thy father, I have come before him, Sm?-
wer. I have come before him, thy father, I have come before him, Shnwr.
I have come before him, thy father, I have come before him, Sopd. I have
come before him Spd-^bwy. Do thou cause that this [Neternekhty] handles
her libation, that she receives lier horizon. Do thou cause that slie rules the
Ennead, that she furnishes(?) the Cycle of Gods(?). Do thou put a crook
(fw-t) in the hand of this [Neternekhty], (causing that) the Northern and Southern
Ones bow down to her. She descends, she repels, she Stands upon the Great
One in the Great Pool. Nephthys has praised her after she has siezed on
him whom she di-ives back. Thou hast equipped thyself as Horus the Youth,
he who is in Ombos, lord of the Southern land. One does not destroy for
thee(??). One is not hindered for thee (??). Behohl thou! Thou hast a soul,
thou hast power against the Southern gods and their Illuminated Ones. Thou
accomplishest(?) thy purification for Atum in On. Thou descendest with him,
thou judgest the miserable. Thy head belongs to Rpy-t-inw. Thou comest
forth, thou openest thy Avay «
The Exterior of the Inner Coffin of Neternekhty.
The inscriptions on the exterior of the sides and ends of the inner coffin
are identical with those on the corresponding parts of the outer coffin.
The Interior of the Inner Coffin of Neternekhty.
The Sides.
The inscriptions on the right side are in a bad State of preservation.
They are arranged in perpendicular columns and consist of Avell known texts
17*
132 Aylward M. Blackhan: Soine Middle Kingdotn Religlous Texts. [47. Band,
coiitaining no variations of interest. The texts correspoiid to Pvr. Wnis 20G
-210. i. c, mU^-'^ZMm^ - k-flk®HT-
TJie iiiscrijitions on tlie left side are likewise in bad condition niid arc
arranged in a similar fashion to those on the riglit side. They correspond to
Wnis 1 — 1). At tlie top of the last column are the signs "1^^,^ ,000
referring to f | M ^== •
At the head-end of this side a door is painted. For tlie rcason see Erman,
Handbook of Egyptian Religion p. 129.
Their Ends.
Both ends have various offerings, etc. painted on them.
Tlie fiead-end.
Above the hide of a dappled black and white ox, the legs of which are
stretched out, there are depicted vases containing the seven sacred oils. The
following names of the oil are still preserved is='r_ö_l, | , I . aa^aa^ r?^l ,
€{\-\
The feet-eml.
An enclosure Avith a tall gateway, at the lower right end of which are
three domed granaries. Under this small scene are painted two (full-size) sandals.
Die Vogeljagd mit dem Wurf holz.
A on Hermann GRAPO^v.
Juu allen Zeiten war es ein beliebter Sport des vornehmen Ägypters, im leich-
ten Papyrusboot stehend die Sümpfe zu durchfahren, um die zahlreichen Wasser-
vögel, wenn sie aufgescheucht emporllatterten, mit dem Wurfholz zu erlegen.
Dieser Vorgang ist ja oft von den ägyptischen Künstlern auf den Wandgemäl-
den abgebildet worden', wobei zuweilen die Darstellung durch kurze Beischrif-
ten näher erklärt wird'. Aber während in diesen Beischriften eben bloß gesagt
ist, daß der Tote »die Vögel mit dem Wurf holz erlegt«, hat sich uns eine
wenn auch nur kurze Schilderung der Jagd an einer anderen Stelle erhalten,
wo man sie zunächst nicht erwarten würde.
') Vgl. das hübsche Bild bei Erman, Ägj'pten 8.322; ebenda auch eine Reihe von Nach-
weisen solcher Darstellungen aus den verschiedenen Epochen. — ^) z. ß. Davies, Der el Gebrawi I
pl. V; Sakkara Grab IH nach LD. II 60.
1910.] Hermann Grapow: Die Vogeljflgd mit dem Wurfholz. 133
In dem religiösen Text Nr. XXII (Rec. trav. 29, 14cS) heißt es nämlich un-
ter anderem :
»Du (der Tote ist angeredet) pflückst Lotosblumen und Blüten; zu dir kom-
men die ^VasservögeI ( ^ J § ^ (v '^'"''^ "^t i ) « :
»Du schleuderst dein Wurfholz gegen sie; tausend sind es, die fallen we-
gen des Sausens seines "Windes, an Gänsen und Grünbrustvögeln, an Wachteln und
klw-nw-sw-t<< (es folgt: »ich lasse dir Gazellen bringen« usw.).
Man wird die schwierige Stelle nicht anders übersetzen können: das H von
-C-^^ I kann sich nur auf O//«';-^ beziehen; im ersten Satz ist <=> 0 in r si
(mit Bezug auf khhw; Ägypt. Gramm."^ § 91) zu verbessern.
Merkwürdig ist die Vorstellung, daß die Vögel gewissermaßen von dem
bloßen Luftzug, dem »sausenden Wind<s getroffen zu Boden fallen. Offenbar
pfiff der Bumerang recht vernehmlich durch die Luft.
Auf em paar Einzelheiten dieses in mehrfacher Beziehung interessanten Tex-
tes möchte ich noch hinweisen: '^^^ ^^ {v2iT. f^^v ^^ ) ^in^^-t
»Wurf holz« kenne ich nur aus dieser Stelle; es ist das Substantiv zu 0;/''^'
»mit dem ^7A<^y-/ werfen«, wie '^ 3^"^^ ^^ ^^ ]^-=^^ i^^V- Berlin 305)i, IG. 7)
»AVurfholz« dasjenige zu km} »werfen« ist.
Die l^ni '""^^^ werden Vögel mit grünen Brustfedern sein etwa nach Art
unserer Wildenten.
Besonders interessant sind die Worte '— ^ ly ^::::^i , die offenbar eine be-
stimmte Sorte der s-^» Gänse« bezeichnen sollen. Ich kenne noch folgende ähn-
liche Ausdrücke':
\\ £^r^^y^ Nv^^ J^'^^Jl ^ ^lo » '^'<^">'-Rii^d der Antilope« Harris 20a, 12; 356,
15 (neben gewöhnlichen Antilopen genannt). Ähnlich ^ -f l '■'•^^^ ^[ Mar.,
Abydos II 7 [n. R.].
') 0^ fll Davies, Der el Gebrawi I pl. V; fl^^^^«=» Berlin 1118.
^) Auf einige dieser Stellen machte mich M. Birchardt aufmerksam.
134 Hermann Grapow: Die Vogeljagd mit dem Wurf holz. [47. Band.
[|^/vwvaa(| ^K ntw^-Rind des Steinbocks« Sakkara, Mereruka B 5 [a. R.|; [1 ^jT)
^^5^|Ö^(]/^^^ Rec. Trav. 29, 148 fm. K.].
(| -jH Q X 1 »<'iü/-Rind der (jazelle« Sakkara, Mereruka B 5 [a. K.].
^^ ^k.'' "^ ^^'"'"^4 J '^^ V^' '• /t"«//<-Kind des 31älinenscliafes«, Hec. trav.
29, 148 [m. K.].
^"C:£i%^^||l9''"^ö)^^lll?^^5f^' »ir;2(/u:-Kinder der Stiere«, Rec. trav.
29, 148 [m. K.J.
Zunächst ist ein Unterschied in der Konstruktion festzustellen: im alten
Reich benutzt man zur Verbindung der AVorte den direkten Genetiv, seit dem
mittleren Reich den Genetiv mit /wvws . Sodann ist bemerkenswert, daß es in
allen Fällen Rinderarten sind, die die besondere Sorte bezeichnen. Sicheres über
die Bedeutung dieser Ausdrücke kann ich nicht feststellen.
A late-Egyptian idiom.
By Alan H. Gardiner.
Ihe papyrus Anastasi I, of which I hope shortly to publish a revised text and
translation, contains two instances of the rare and hitherto unexplained expression
V '\ "^v A ^ • ^ more detailed discussion being required than it will be possible
to include in the brief notes of my proposed edition, 1 seize this opportunity
of placing the entire evidence ' before the readers of the Zeitschrift.
(1) Anast. I 17, 5. The unhappy object of tlie scribe Hori's satire is here
despatched on a warlike expedition together with a strong force, for whose
maintenance it is his duty to provide. The army is stated to consist of 1900 Egy})-
tian sohliers, 520 S-r-d-n, 1600 K-h-k, M-^-w-i (100?) and 880 Nehas-negroes;
in all, exduding their officers«. The next sentence (»A present is brought before
thee, bread, cattle and wine«) so clearly belongs to the continuation of the
Story, that there can hardly be a doubt as to the general accuracy of tlie above
rendering. This has been seen by Erman, who paraphrases the words with
»5000 Mann, ausschließlich der Offiziere« [Agtjpten p. 029).
') The second and sixth exaiiiples are derived froui the Berlin Dictionan-.
1910.] Alan H. Gardiner: A late-Egyptian idiom. 135
(2) In tlie great Karnak inscription of Meneptah (Mar., Karnok 55, 61)
the booty captured from the enemy is enuinerated, drinking-vessels, swords niid
iiii^i^mm^RRR;,;;,^^^':;^?! i -'- --'^
3166, excludiny «. The continuation is lost, but there can be little
doubt that less important objects were summarily dismissed with the word wti-tw.
(3) Pap. Turin 4, 6—7. d ^ (If-^^ ^ •=^K ^ ^^^^^^g-^^^^^
^z:^^ Ji 1 _Ms. vj (2 A ' I I I a r-^-^ ij i i n J^ I i i 1 2^ (2(2(^ ^Z^
a great number of men are there with you, not to speak of 3 companies of
soldiers, with 600 men in them, 200 to each Company«. Here the translation
must be slightly varied; the exclusion is a mental one.
(4) Pap. Turin 5, 9. »Do not let a Single man be idle in (the Performance
of) the command to empty it {seil, »the ship«) D "^ \\\^^ „ .-^"^^aa^aaa
number of men are (engaged) in it, apart from the many captives.«
(5) Anast. VIII 3, 11 — 13. »Thutemhab said to me: I will not give you
any of the fishing-boats to be laden; i]-^*/^^^'^^ I "^"^^ l®! 41
AAAAAA --'I 1 tÜ I U Ji^ rr\'> *T I I <Z_Z> _££>* I I '•'^ I I U I I I I AAAAA^ V^ 1 ^./ I I AAA/W
^ »"1 . As for the bärge which goes to the town of Rameses II with
the s-'^-r-t ervery year, it has not returned laden with produce of reeds in thy
presence — not to speak of the boats of the fishermen. « The request for the
loan of some fishing-boats to carry freight is refused on the ground that the
vessel already at the disposal of the applicant is not utilized in the proper
way; until this is done, there need be no talk about the boats of the fishermen.
text is too obscure for a rendering to be hazarded; note however that wi^ has
here a subject but no object, so that wi^-tw ought probably to be read, as in
the preceding quotations.
The above evidence suffices to make it probable that v\ (1 ^^ « means
»to set aside«, »exclude« or »remove«, the passive wi^-tw being idiomatically
used in reference to any object that is to be excluded from the field of the
readers thought. Thus it may be rendered in English, as the context demands,
by »excluding«, »apart from«, »not to speak of» or any similar expression. For
136
Alan H. Gardiner: A late-Egyptian idiom.
[47. Band.
tlie original meaning of itvV note tlie determinative ^-r-^ and possibly compare
^t\ ^ »to thrust aside«.
(7) One instance still remains to be givcn, whicli I have resen^ed to the
last as being less obvious than those already quoted. In Amist. 110, 4 — 5 un-
deserved prosperity is illustrated by the case of an absurd dvvarf-like creature who
is described in the following words: »If thou sawest him in the darkness of
the night, thou wouldst think him to be a passing bird. Put him upon the
balance and see how much he weighs ; n a '^— ^\^ pl ^''^^^ i=i (^ IJ
he will turn out to be 20 pounds if not ligliter still. «
The
I I I
next words begin a new sentence «if thou blowest beside him, as he is passing,
he will lly away, etc.«, so that there can be no doubt that w/Hw ist/ is a short
self-contained clause'. The literal translation may be »let light(er) be excluded«,
or more probably «lightness be excluded«; isi/ b^cf^s is contrasted with (Ins e. g.
Eloquent Peasant B 1, 159 — 1()0. The obscurity of the Egyptian is obviously
due to the fact that the language has no comparative form for its adjectives, so
that »light« must be written where «lighter« is meant.
Über einige sekundäre Verben im Koptischen.
Von Kurt Sethe.
1 . €£^i\d>.'5' » wollen « .
IVIan pflegt den koptischen Ausdruck eg^iii><<i oder £«*<♦ »wollen«"^ von der
alten Präposition fi hn<^ »mit« abzuleiten, obgleich kaum einzusehen ist, wie
sich daraus eine solche Bedeutung entwickelt haben sollte. Die Unmöglichkeit
dieser Ableitung springt aber in die Augen, wenn man die Varianten <=*=> und
in Betracht zieht, die die Inschriften der griechisch-römischen Zeit neben
-|-^ für die Präposition i)i<^ gebrauchen. Sie scheinen, wie ich das an anderer
Stelle dieser Zeitschrift ausgesprochen habe, Wegfall des // und den von De-
VAUD nachgewiesenen Übergang von <' zu /' nach h zu bezeugen und lassen sich
mit dem kopt. eg^nd^* schlechterdings nicht zusammenbringen.
') Spiegelbergs Suggestion »höre auf zu atmen- (ÄZ. 44 [1907], 125) is obviotisly not meant
to be taken as more tlian a gue^ss.
*) Bei selbständigem Gebrauche scheint das e in guten Texten nie zu fehlen.
1910.] Kurt Sethe: Über einige sekundäre Verben im Koptischen. 137
Der Ausdruck €^t\Ä>« »wollen«, dem die Suffixe zum Ausdruck des prono-
minalen Subjekts angehängt werden, wie den sogenannten Nominalverben des
Koptischen, entspricht, wo er selbständig gebraucht vorliegt, überall dem Prä-
sens I; er findet sich:
im Aussagesatz:
c£^nÄ.tt e-Kf!e-neii-\Ä.c »wir wollen unsere Zunge kühlen«, Zoega 417.
im Zustandssatz:
e-Tpeit-'xooc eg^nd^ti »daß wir freiwillig sagen«, Zoega 506.
nÄ.1 c'^'iiH'Y ujevpoq e^^nd^-Y »sie kommen gern zu ihm«, Zoega 263.
im Konditionalsatz:
eujose-egne evii e-gooTii »wenn du (Weib) dich nicht versöhnen willst«, Zoega 397.
euj-xe-e^iiHTÜ e-'xi »wenn ihr nehmen wollt«, Matth. 11, 14.
KÄ-H egiiÄ^c »auch wenn sie will«, Zoega 443.
im Relativsatz:
d^'Äi-nujd.'xe eTe^ue »sage die Rede, die du (sagen) willst«, Pist. Soph. 34.
nT'Tiv'Y€-n€Te£^it*.K »sprich aus, was du willst«, Pist. Soph. 70.
Ä^-yipi nÄ.q it^tof» uifieii eTc^viuiO'Y «sie taten ihm alles, was sie wollten«,
Matth. 17, 12.
desgl. nach Ree, R^s.T^v-Il-, Mt^pH'^ »wie« und T^wI-T€ e^e »so«:
«».«Yeipe nd>.q üe^e eTc^^iid^.'Y »sie taten ihm, wie sie wollten«, Pist. Soph. 13, 8.
^pto iiiv-Y Ki^Td».-neTeg^nd.R »gebrauche sie, wie du willst«, Pist. Soph. 50.
.ut^pH^ €T€g^iiHi »wie ich will«, Matth. 26, 39.
TÄ.i-T€ -ee eTeg^iiÄwi e-qi »so will ich tragen«, Zoega 566.
Ist das Subjekt ein Nomen, so gebraucht der bohairische Dialekt eine kon-
strukte Form eg^iie- :
n€Te^iie-t^-\- »was Gott will«, Mark. 3, 35 {roi ^sX-^ixccrci S-eoC; der sahidische Text
hat no-ycoig): Rom. 15, 32.
neT€§^ii€-nd<icoT »was mein Vater Avill«, Matth. 12, 50; ähnlich ib. 10, 29 ^
t^H cTe^iie-niyHpi e-s'wpn iiivq e&oTV. »der, dem der Sohn oJä'enbaren will«,
Matth. 11, 27.
Zuweilen gebraucht derselbe Dialekt statt dessen auch die Form eg^iidw-s-
mit Antizipation des Nomens durch ein Suffix und Anknüpfung durch ii, wie
es bei den Nominibus, die noch die Suffixe an sich nehmen, üblich ist (Ko-Yiiq
ÜÄ.^p&.ge>.M) : neT€gnÄ.q Avns^ »was der Herr will«, Stern, Kopt. Gramm. § 198.
Der sahidische Dialekt hilft sich in diesem Falle durch eine Umschreibung;
er setzt vor den präsentischen Satzausdruck e£^i\ivs> mit dem passenden Suffix
1) An beiden Stellen hat eine Handschrift vor n«.-icoT resp. ncTn-icoT noch irrig ein m, das
in allen anderen Handschriften fehlt, s. Horners Ausgabe.
Zeitschr. f. Agypt. Spr, 47. Band. 1910. 18
138 Kurt Sethe: Über einige sekundäre Verben im Koptischen. [47. Band.
den Infinitiv p- »tun«, wobei dann das e von f£^i\is.^ in der Schrift verschwindet,
nnd gebraucht diese Umschreibung wie jedes andere Verbum:
cp-ujes.n-n'sotic p-g^»js.q »wenn der Herr will«, Jakob. 4, 15 {euv c Kvpiog ^£>.ri ;
der bohairische Text hat d^pe-ujÄ^u-ns^ ©-^'coiy).
cp-ujd.n-o'YÄ. p-£iti\q c-eipe »wenn jemand tun will«, Joh. 7, 17 {iuv tiq ^sXyj
TTotetV).
Dieselbe Umschreibung wendet das Sahidische auch an, um von e^nA.^ die
anderen »Tempora« der Konjugation zu bilden:
Perfekt um 1:
eiwi-p-g^iiÄ^i e-o-yd^gr llc^v-gcofl uim »ich wollte alles verfolgen«, Luk. 1, 3.
Ä.q-p-gni)^q e-^o'ycoM »er wollte kosten«, Act. 10, 10 (-/■S-sAev yevcrot,cr^a.i, boh.
lievqoYUiuj e-o'yüiAi).
Mne-p-^«e »du (Weib) Avolltest nicht», Zoega 397.
fiyuine M^c-p-^ll^s.c »wenn sie nicht wollte«, Zoega 384.
ÄTneq-ep-^^itd^-q e-o'ycoM »er wollte nicht essen«, Zoega 310.
Konjunktiv:
UTeTii-TM-p-^itHTiT »und ihr wollt nicht«, Peyr., Lex. 350.
Imperativ:
d.pi-£itd^K e-To-ysoi »wolle mich retten«, Psalm 39, 14 (boh. mä.-m*^'\- e-epcK-
iidigMeT).
Für die Erklärung des Ausdrucks e^ttd^-s- sind die Fälle, wo er in einem
Relativsatz steht und dabei das Wörtchen eT »Avas« als Objekt zu haben scheint,
lehrreich: neT€g^i\dwK »das, was du willst«. Da das Pronomen relativum im
Koptischen, wo es Objekt des Relativsatzes ist, überall besonders ausgedrückt
zu werden pflegt, müßte es auch im vorliegenden Falle durch MAioq resp.
epoq ausgedrückt sein; es müßte also n€T€2^itÄ.K .XLuoq (resp. epoq) heißen.
Da das nicht der Fall ist, ist daraus zu schließen, daß das logische Objekt
von egitdvK (»was«) nicht auch grammatisches Objekt sein kann. Es muß viel-
mehr grammatisches Subjekt dazu sein, denn nur dieses wird im Koptischen
in bestimmten Fällen unbezeichnet gelassen. Und zwar gil)t es zwei Möglich-
keiten. Entweder liegt ein Fall wie in ncTccoT.Xi »der, welcher hört«, nexcoTM
»das, was gehört ist« vor und €£^it&.K ist also das Prädikat eines Nominalsatzes
mit eT als Subjekt: »das, was eg^njs.K ist«; oder es ist der ganze Ausdruck
e£^nd^K, so wie er selbständig als Aussagesatz gebraucht wurde, in den Relativ-
satz eingesetzt worden, wie es mit den unpersönlichen Ausdrücken ncTiyige
»das, was notwendig ist«, neT-ceAiniyd., »das, was passend ist« und mit den
Identitätssätzen (cTe-nno'yTe-ne »welcher Gott ist«) der Fall ist. In diesem
Falle müßte e£iiii».K ebenfalls ein unpersönlicher Ausdruck sein.
Zu dem Gebrauch im selbständigen Satz paßt in der Tat nur diese letztere
Möglichkeit. Denn eg^iiev^ hat niemals außerhalb der Relativsätze ein persön-
1910.] KirtSetbk: Über einige sekundäre Verben im Koptischen. 139
liches Objekt, das ursprünglicli sein graminatisclies Subjekt hätte sein können,
wie es bei der ersteren Erklärung das Wort €t sein müßte, eg^iid.* steht viel-
mehr überall entweder olme Objekt oder es folgt ihm e mit dem Infinitiv (»zu
tun«»). 3Ian kann es dalier meist auch mit »er ist willens«, »es ist sein Wille«
übersetzen.
Was kann n\ui aber der unpersönliche Ausdruck e£^«d<K, der soviel wie
»du willst« bedeutet und dem das logische Subjekt als Suffix angehängt wird,
anders sein als das alte ^> »es gefällt dir«, »es ist dir ü:enehm«,
Über das ich ÄZ. 44,117 gehandelt habe?
Dieser Erklärung scheint zunächst ja ein lautliches Hindernis darin ent-
gegenzustehen, daß das ^ von egttd^^^ auch im Bohairischen erscheint, während
man nach den Lautgesetzen in diesem Dialekte vielmehr ^ als Äquivalent des
alten ® 1\ erwarten sollte. Doch läßt sich ein Übergang von © = ^ zu | = §^,
wie er für altes »-=■ h mehrfach zu belegen ist (Verbum I § 258), so auch fiir
0 h noch einmal nachweisen in ujjv-tgd^- »bei«, »zu« (ägypt. .^_^ /</•), das
SpiectElberg kürzlich (Rec. de trav. 81. 157/8) richtig von iyiv-:iyö.- »bis« (ägypt.
T^T^T ^^ 5/«') geschieden hat'.
Im übrigen stimmen die koptischen Formen mit den Suffixen (e^n&.-5-) auf
das beste zu ihrem mutmaßlichen Prototyp. '^^_T ^^^h ist in eg- oder g-,
wie man nach dem umschreibenden p- sclireiT)t, in enttonter Form erhalten,
wie ^^ von »es ist« in ©"yttTd^q »er hat«, eigentlich »es ist bei ihm« (neuägypt.
■^^ ^\ icn m-dj-f). Der Präposition AAAA^A )i mit Suffixen entsjDrechen in eoll^^.I:
e^^WH«, eg^ridwK, eone, e£ll^vq usw., e^iiHTÜ, eg^iii^Yie^iAtoo'y (und ebenso in den
fajjumischen Dialektformen egnnq usw.) dieselben Formen, die wir auch sonst
dafür finden.
Was weniger gut zu der vorgeschlagenen Ableitung zu passen scheint,
ist die Verbindung mit einem Nomen statt der Suffixe, wie sie uns im Bo-
hairischen in zwiefacher Form entgegentritt. Bei unserer Erklärung des Aus-
drucks egttdN.* sollte es vor einem Nomen €£-«- lauten; statt dessen lautet es
tatsächlich aber e^^ne- oder €^ll^vCJ fi- mit Antizipation des Nomens durch
ein Suffix. Auf Grund dieser beiden Erscheinungsformen hat Stern (Kopt.
Gr. §§ 190. 198) in dem Ausdrucke e^^iiÄ.-s- ein Nomen für »Wille« gesehen,
das wie die Bezeichnungen fiir die Körperteile neben dem Status pronominalis
egitd.* (wie TOOT^, -xio*) noch einen Status constructus e^^ite- (wie tR-, «xü-)
besaß, statt dessen aber auch die Antizij)ation eg^ll^vq ii- (wie TOOTtj ii-) ge-
brauchte.
') Ferner vielleicht in ohhc, dem alten 1 2j) ^ 5j) © Hw-njw-stnj (Palermostein), das später
irrig als Rio ^ © Ht-nn-stnj erklärt wurde, wie T'^^© JJr-icr irrig als H^^© Iß-icr.
18*
140 KurtSethe: Über einige sekundäre Verben im Koptischen. [47. Band.
In dieser Auffassung könnte man noch l)estärkt werden durcli die folgenden
Stellen, an denen eg^ii*.q resp. ^«e gleichfalls wie ein Substantiv gebraucht zu
sein scheint:
»wenn jemand gegen ein Gebot Gottes verstößt« egnÄ.q mi ne »ohne daß es
seine Absicht ist« Lev. 4, 22; wo f^^iiÄ^q (resp. ^iii^q, wenn man das € für
die Partikel des Zustandssatzes nimmt) als Prädikat von ne erscheint. An
ähnlichen Stellen pflegt sonst das ne zu fehlen.
Ä.T-giie »ohne Willen« (Stern, Kopt. Gr. § 190 Anm.); von Stern wohl mit Recht
beanstandet.
Ich glaube, wir brauchen uns aber durch alle diese Erscheinungen, die
sämtlich nur auf den bohairischen Dialekt beschränkt sind, nicht an unserer
Erklärung- irremachen zu lassen. Sie sind gewiß etwas Sekundäres und A^er-
raten uns nur, daß man den alten Ausdruck nicht mehr verstand.
Wir haben etwas Analoges im Koptischen bei dem bereits einmal zitierten Ver-
bum o-YitTd^cj »er hat«, dem man, im Widerspruch zu seiner Entstehung aus ^^
Vv » es ist bei ihm « das logische Objekt so zufügt, wie es bei andern transitiven
Verben geschieht: ©«yiiTis^qq »er hat ihn«, o'yÜT&.q üo'yigHpe »er hat einen Sohn«,
o-YitTe-npioMe no'yiUHpe »der Mann hat einen Sohn«, während von Rechts wegen
das Objekt des Habens grammatisches Subjekt des Verl)ums wfi »ist« sein sollte
und es heißen sollte: o'yit-o'YigHpe ÜTes.q (resp. o-yiiTivq o-yuiHpe), o'yit-o'yiyHpe
nTe-np(xiMe\
Ein noch besseres Analogon dürfte aber das alte Tempus idm-n-f gewesen
sein, das gewiß aus einer Umschreil)ung des alten Perfekts durch ein Passiv
mit folgendem Dativ des logischen Subjekts hervorgegangen ist, wie sie tat-
sächlich im Syrischen eingetreten ist^ Demnach bedeutete:
1^ »er hat ihn gehört« urspr. »gehört ist er ihm«,
I V9()^^~-^ »er hat deine Stimme gehört« urspr. »gehört ist ihm
deine Stimme«.
Wenn man nun aber in geschichtlicher Zeit auch sagt:
^^v ^aaaaaI'^v.'I Jj »der Gott hat ihn gehört« anstatt ^^i^l y'^'^'^ |r^ »gehört
ist er dem Gotte«,
') Etwas Ähnliches liegt auch vor, wenn die koptischen Kausativa auf o ein nominales Objekt
mit li angeknüpft erlialten. Auch hier sollte das Objekt ja eigentlich Subjekt des von t »ver-
anlassen« abhängigen idm-f sein.
^) Ich verdanke den Hinweis auf diese interessante Parallele meinem hochverehrten Kollegen
Hrn. Geh. Rat Wei.lhausen. — Wie das Tempus sdm-n-f sind natürlich auch die andern »zu-
sammengesetzten« Tempora der Suffixkonjugation zu erklären. Die Tempora sdm-in-f und sdm-
Jir-f enthalten ja in der Tat statt des AA^AAft die Präpositionen (| /wwvv und .^^^.^ , die auch sonst
zur Einführung des logischen Subjekts beim Passiv dienen.
1910.] KirtSi^the: Über einige sekundäre Verben im Koptischen. 141
*^ W.'''^^ Iv^l >^§ö^^-^ »der Gott hat deine Stimme gehört» anstatt ^^,1
^g7\^;i:::=6^'^AAA j jj »deine Stimme ist gehört dem Gotte«,
•<s=^ »es macht« anstatt "=^^=^[1 »gemaclit ist von ihm«,
so liegt da augenscheinlich auch eine Verkennung eines alten Satzausdrucks vor,
wie er sich in der Objektskonstruktion von o'ywTÄ.q zeigte'. Man liat den
Dativ, der in dem sdin-n-f steckte, nicht mehr erkannt und hat die Verbindung
idm-n, ganz so. wie wir es gewöhnt sind, als eine Konjugationsform aufgefaßt,
der ihr pronominales Subjekt als Suffix zugefiigt wii-d, die aber auch unper-
sönlich ohne Subjekt gebraucht werden kann, wie das Tempus sdm-f.
Wie hier ist nun augenscheinlich auch in e£^ii&.q, das eigentlich bedeutete »es
gefällt ihm«, der Dativ nicht mehr erkannt worden. Man faßte diesen Aus-
druck eben als ein Nominalverbum »er will« auf, bei dem das pronominale
Subjekt durch ein Suffix bezeichnet war. Zu e^it^^q bildete man demgemäß ein
c^iie-nigHpi, wie man zu ne-xö^q »er sagte« ein ne-xe-nigHpi »der Sohn sagte«,
zu o'yiiTd.q »er hat« ein o'yilTe-nigHpi »der Sohn hat« hatte, und wie zu
TciiKoq »ihn säugen« ein TcÜRe-nigHpi »den Knaben säugen« gehörte. — Es
ist nicht unmöglich, daß wir uns das alte ^^^aa/naaa sdm-n mit nominalem Sub-
jekt oder ohne Subjekt, danach wie die bohairische Form eg^iie auf ne aus-
gehend, vorzustellen haben.
Daß die Erklärung von €£^iiÄ.q aus dem unpersönlichen ^^ i^h n-f
»es gefallt ümi« trotz der bohairischen Formen e^ne- und e^it^q ü- richtig
ist, wird aber wohl aufs beste bestätigt durch das Verbum, das wir nunmehr
besprechen wollen:
2. pdN.nd.'S' »jemand gefallen«.
Dieser Ausdruck vertritt denselben Begriff, der nach unserer Annahme dem
Ausdruck eg^iidw-s- zugrunde lag, aber mit persönlichem Subjekt, während es dort
ein unpersönliches, nicht ausgedrücktes Subjekt sein mußte. Für das Verhältnis
beider Ausdrücke ist lehrreich die Stelle Luk. 1,3:
Sah. ejvi-p-£ttÄ,\ ^o) e-o'y^s.gT ttce>^-£iofe ihm . . . CTp&.-cgÄ.ico'y »ich wollte auch
meinerseits alles verfolgen . . . damit ich es schriebe«.
Bob. *^c-pÄ.iiHi goi eÄ.i-Mocgi tlc&.-g^w6 iiifieii . . . e-c^^K.I »es gefiel auch mir,
nachdem ich alles verfolgt hatte ... zu schreiben« (m einer Handschrift ist
Ä.I wegkorrigiert, so daß ein Text ähnlich dem sahidischen hergestellt wurde).
Griech. s^c^ev -/Aixol 7roLpYiy.oXov^Yix,ori . . . Tricriv . . . ycd^/ui.
*) Auf ähnlichen Mißverständnissen beruht auch die Stellung der Worte e-, u}«.n-, täI- vor
einem nominalen Subjekt, dem sie von Reclits wegen folgen sollten, in: ep-e-np(.o.ue ccotm »der
Mensch wird hören« (epe wie bei der 2. f. sg. aufzufassen), ep-u}*.it-TTpu).we ctoT.ü »wenn der Mensch
hört«, iiTe-TM-TTpcoAie ccotm »und der Mensch hört nicht».
142 KvRT Sethk: Über einige sekundäre Verben im Koptischen. [47. Band
Gcbrauclit wird p^s.I\^v•^ wie ein gewöhnliches Verbum in allen Konjugations-
Ibnnen, die das Koptische besitzt. Das p, mit dem es beginnt, ist nach den
Schreibungen p-: tp-, die manche Handschriften (z.B. Pist. Soph. 55. 95) dafiir
bieten, in der Tat, wie schon Stern erkannte, nichts anderes als der Stat. constr.
des Infinitivs cipe »tun«. Demgemäß lautet der Imperativ dazu Ä^pi-ikiiÄ.! »gefall
mir«, ZoEGA 417.
In dem auf das Verbum »tun« folgenden ^vll^^.•5• mit Suffixen, die die Person,
der man gefallt, bezeichnen', sah Stern wieder ein Nomen wie in e^iiiv^. Ihn
veranlaßten dazu dieselben Erscheinungen wie dort, d. h. die Art, wie der Aus-
druck mit einem Nomen statt des Pronomen suffixum verbunden wird.
Wie wir in diesem Falle dort im Bohairischen einen Status constructus
e£^ii€- fanden, so hier ein pivne-:
d.nicd.'^&f pÄ.ne-r^^)<p^kOo »die Worte gefielen dem Pharao«, Gen. 41,37.
€qpevW€-i\i£si^'\ »er gefallt den Augen«, Gen. 3,6 (Stern, Kopt. Gramm. §198).
Gewöhnlicher und im vSahidischen, wie es scheint, allein gebräuchlich ist
die Anknüpfung durch it mit Antizipation des Noniens durch ein Suffix p*.iiis.q ü-,
die wir bei eg^His.-?- einmal belegen konnten:
i<qpevnÄ.q Äinno-YTe »er gefiel Gott«, Sap. 4, 10; vgl. Pist. Soph. 55.
dw'yepiviid^'Y (Var. qpd.n*».'y) »itioY^*^* sah. :nigtofi peviitoo'y unio'y^&.i boh. »es
gefiel den Juden«, Act. 12, 3.
d^nicdt.'xi pÄ.«is.q .üno'Ypo »das Wort gefiel dem König«, Zoega 22.
qiii».pewn*wC iiTeqcgiMi »er wird seiner Frau gefallen«, l.Kor. 7,33.
£^2vHpeq-p*^ntoo'Y uwiptoMi »Leute, die den Menschen gefallen« Pevr., Lex. 181.
Trotz dieser Formen hat schon Peyron (Lex. 180) richtig erkannt, daß das
tid«.! : iiHi, I1Ä.R usw. der Formen pdwii2s.{ »mir gefallen«, pd^u&.K »dir gefallen«
usw. nichts anderes als die Präposition des Dativs sei, die mit Suffixen genau
dieselben Formen bildet. Er hat also das hä.« hier ebenso erklärt, wie wir
oben das ii*.* von egiidw^^, das unter ganz ähnlichen Verhältnissen auftrat, erklärt
haben. Wie wir dort die Formen der Verbindung mit einem Nomen e^iie- und
e^iidwCj ii- für sekundär und als Symptome einer Verkennung des Ausdrucks
erklärten, werden wir auch hier die entsprechenden Formen pes-ne- und p*wue>.q ii-
ebenso aufzufassen haben.
Wenn wir nun von dem Ausdruck p&.iidi-5. mit Stern das p- als Infinitiv
»tun« und mit Peyron das iiev;> als Präposition des Dativs abtrennen, so bleibt
als Kern, der den Begriff des Gefallens enthalten muß, nur noch ein is.- übrig.
Nach dem, was wir oben über eg-n&.-S' ermittelt haben, werden wir nicht im
') In ge»-p*.n«.q nifien sk ttcctccv ct^irxstnv Col. 1,10 steht das q als notwendiges Komple-
ment des Ausdrucks mit allgemeiner, unbestimmter Bedeutung (•einem', »jemand«), wie in nKi>.-p(oq
»das Schweigen«, eigtl. »das seinen Mund lassen«.
1910.] Kurt Sethe: Über einige sekundäre Verben im Koptischen. 143
Zweifel sein, daß dieses ev eine verstümmelte Form des Stammes '^, t^h ent-
halten wird. Es ist gewiß nichts anderes als das alte neutrisch gebrauchte
Femininum ^, »was angenehm ist«, »was gefallt«, das uns im Koptischen
selbständig noch in der Form iv£^e als ein Synonym von iioqpe erhalten ist
(ÄZ. 41, 142). In unserm Falle wird das ® wie in eg-nÄ> in | übergegangen
und dann, wie es mit diesem Laute so oft geht, weggefallen sein (vgl. wi^wr
fiir t\&.-^HT »mitleidig«, jvyio für a-wöh »füge hinzu« und speziell auch tmo
für TÄl^^o (s. Verbum I §250), der Hilfsvokal e" aber wird nach dem unmittel-
bar vorangehenden Vokal elidiert sein. Daß der Dativ \\h.<' diesem Worte is.
folgt, anstatt ihm voranzugehen, würde sich hinlänglich daraus erklären, daß
er nicht zu dem Verbum »tun«, sondern zu dem l^h-t »was angenehm ist«
gehörte, daß p-Ä>-uivq also »tun, was ihm angenehm ist«, nicht »ihm tun,
was angenehm ist« bedeutete.
Ist diese Erklärung des kopt. p-is.-itis.'^ richtig, so würde uns darin ein
Ausdruck erhalten sein, der in der Tat in der alten Sprache sehr häufig und
gleichfalls oft mit dem Dativ verbunden vorkommt: <2>-'^s "~^^^ »tun, was
VJ Ci I I I
angenehm ist« (vgl. z. B. Urk. IV 163. 194. 344. 401. 485 usw.)'. Eine leichte
Bedeutungsverschiebung würde dieser Ausdruck allerdings erfahren haben; aus
»tun, was ihm angenehm ist« würde »ihm gefallen« geworden sein.
3. ÄvnujÄ. »würdig sein«.
Das Wort jünujd». »würdig sein« mit folgendem \\- resp. MMoq dessen,
des man würdig ist, führte man früher gern auf den alten Ausdruck [1 1? i
im^h zurück, der der älteren Sprache angehört und später nur noch in einigen
alten formelhaften Verbindungen vorkommt. Von dieser lautlich und sachlich
gleich bedenklichen Etymologie ist man längst zurückgekommen, ohne eine
neue an die Stelle zu setzen.
Für das Verständnis des Ausdrucks ist es von ausschlaggebender Be-
deutung, daß er selbständig als verbales Prädikat nur im präsentischen Nomi-
nalsatz (Präsens I, II) verwendet wird:
im Aussagesatz:
ce-.unujd. MMoq is.n »sie sind seiner nicht würdig«, Peyron, Lex. 103.
eq-.Tinigd^ JänMO'y »er verdient den Tod«, Mark. 14, 64 (sah.);
im Relativsatz:
n*<p;)Q^HenicKonoc ct-mhujä^ üt*.io \\\m »der Erzbischof, der allen Ruhm ver-
dient«, ZOEGA 615.
Urk. IV 182 = ö-noqpe, das ebenso dem unpersönlichen 1
»es ist gut für ihn» (Verbum II §761, 4. 901) entsprechen wird, wie p-e.-n*.q dem unpersönlichen
144 Klrt Sethe: Über einige sekundäre Verben im Koptisclien. [47. Band.
T£»ivCÄ.iioc eTO'y-Mnujd». Äi.uoc »die Qual, die sie verdienten«, Sap. liJ, 4.
*.T-€.Mniyei^ »unwürdig», Zoega 27.
o-yÄ. e-iiq-Mniyis. *.n iiT^y^.ioq »einer, der keinen Tadel verdient«, Sap. 12, 15.
gÄ.u-g*.T cy-ünuii^ »ausreichendes Geld«, Matth. 28, 12 [upyvpM ixavoi).
.uü-<Vdw&.'Y «gÄ.n epoq cq.üniy*^ MiiMO-Y »keine Beschuldigung liegt gegen ihn
vor, die den Tod verdiente«, Act. 23, 29.
Desgleichen mit dem unpersönlichen Subjekt c »es« und folgendem Dativ
in der Bedeutung »es ist passend«, »es gehört sich für jemand«:
c-eMnujdi tii^q »es ist passend für ihn«, 1 Cor. 11,7.
iie^c-Avnyyd^ itcoTcn »es gehörte sich für euch«, 1 Cor. 5, 10.
neT ceMnujis. »das Passende« Act. 17, 9 (to i'/.xvov).
Die anderen Konjugationsformen (Tempora) werden wie bei cgiijs^-j' durch
p- : ep- » tun « umschrieben :
Perfektum I:
M^l-p-M^lg^>i »ich bin nicht würdig gewesen«, 3Iinü. 168.
iiH eT&.'y-ep-neMnigd. »die, welche würdig geworden sind«, Luk. 20, 35 {oindru^ix-
S^e'vre?; sah. i\eiiT&.'y-Kd»,T*».^io'y äimoo'y).
Futurum I:
iieT-iid^-p-MnujÄ. »die, welche würdig sein werden«, Zoega 589.
Wie ein Infinitiv wird der Ausdruck ÄinujÄ. auch als Nomen mit der Be-
deutung »Würde«, »Verdienst« gebraucht:
nevp&.-nd^-eAvnujd». »gegen mein Verdienst«, Zoega 35.
K&.T^.-^€c-M^aJ^^. »nach ihrem Verdienst«, Sir. 10, 29.
£^n-o'Y-Äinig&. »in würdiger Weise«, Peyron, Lex. 103.
Die Form des Nominalsatzes, in der allein wir MnigÄ. als Prädikat an-
trafen, ist im Koptischen nur dann gebräuchlich, wenn das Prädikat ein Verbum
(Präsens) oder ein adverbieller resp. präpositioneller Ausdruck ist (■^-cwt.'ü
»ich höre«, -^-gÄi-ndwHi »ich bin in meinem Hause«)'. Da Äin^d>. nun weder
nach seinem Aussehen noch nach seiner Umschreibung durch p- : ep- eine
verbale Form (Infinitiv oder Qualitativ) zu sein scheint, wird man an die zweite
Möglichkeit zu denken haben. Man wird in dem m die Präposition ^v m (vor
n als M erhalten), in dem n den Artikel und in dem yg*». ein ungebräuchlich
gewordenes Nomen erkennen, so daß '^-ÄvnigÄ. »ich bin würdig« eigentlich be-
deutete: »ich bin in dem uj*^«. Dieses Wort u|&. wird von dem alten Stamme
^:i=> i)J, §lw »bestimmen« herzuleiten sein, von dem auch das Wort
§iw, kopt. igo-y- herkommt, das tatsächlich eine ganz entsprechende
Bedeutung hat: »würdig«, »wert« (daß man etwas mit dem Betreff'enden tue).
') Ist das Prädikat ein Nomen, so steht der » Identitätssatz ■• : *.noK neK-iü)T »icli bin dein
Vater«, o-ynicTOc-ne niioYre »Gott ist treu«.
1910.] KiRT Sethe: Über einige sekundäre Verben im Koptischen. 145
Ursprünglich mag unser Ausdruck M^l^i^ demnach etwa bedeutet haben:
«in der Bestimmung sein«: nq-.unu|i^ e^n it-Teyjvioq »er ist nicht in der Be-
stimmung, getadelt zu werden«, d. h. »er verdient keinen Tadel«, c-e.uniyd. u*wR
»es ist in der Bestimmung für dich«, d. h. »es gehört sich für dich«.
Daß man das Wort Äinujd»., das eigentlich ein präpositioneller Ausdruck
war, im Koptischen auch wie ein Nomen behandelt, ist nicht weiter auffällig,
verfährt doch das Koptische auch sonst bei derartigen Verbindungen so, vgl.
ni-e-nTHpq »das All«, n-K*».T*^-civpT. »die Verwandten«, ^I-l^^s.-el\e£ »der Ewige«,
ni-efioX ^e«-nK*<gi »der Irdische« (Steun, Kopt. Gramm. § 221)). Im vor-
liegenden Falle wird aber die Analogie der Infinitive, denen das M^lg^v zu
entsprechen schien, den Anlaß gegeben haben, gerade wie bei den Qualitativ-
formen iHc »eilen«, c<ypiv£T »ruhen«, die auch ihrem Ursprünge zuwider als
Nomina gebraucht werden: ©"y^hc »Eile«, neccyp&^^r »die Ruhe«.
4. To-yiioc »erwecken«.
Das schon an sich recht wunderlich aussehende Verbum TO'yiioc »erwecken«
{iyeipcjü, oivi(jrY,ui) hat die Eigentümlichkeit, daß es im Stat. pronom. dieselbe
Vokalisation hat wie im Stat. absol.: To-Ytiocq »ihn erwecken«.
Diese Eigentümlichkeit teilt das W^ort mit den Verben TSivoo-y und «stoo-Y
»senden«, deren Ursprung Griffith (Stories of the high priests of Memphis
S. 73) so hübsch gezeigt hat. Diese beiden A'^erben sind eigtl. Kausativa der
alten Verben des Gehens iio-ymio-y^ oder uev' (ägypt. ^^^7^ n'^j) und ige (ägypt.
L-^^\ y^ im) mit dem unpersönlichen Objekt 8 plur. und bedeuteten also eigtl.
»veranlassen, daß man gehe«, »daß gegangen werde«, d. i. »senden«. Als
man sich dieser Entstehung der Foniien nicht mehr bewußt war, gebrauchte
man sie in der Bedeutimg »senden« auch mit einem persönlichen Objekt, das
man ihnen ebenso rein schematisch und sinnwidrig zufügte wie dem Ausdruck
©«YSTÄkq »er hat«. So entstanden die Formen Tiiiie'Y-, Titiioo'y*' zu TÜiioo'y,
's.erf-, 'xoo'Y^ zu «xocy-
Es liegt nahe, unser Verbum To-yiioc, das dementsprechend TO^Yitec-,
TO'yitoc'ji bildet, in derselben Weise zu erklären, zimial es ebenfalls mit einem
T beginnt und vor dem letzten Konsonanten ebenfalls im Stat. pronom. wie
im Stat. absol. den Vokal o zeigt. Dann müßte das t das Kausativ bildende
»veranlassen« und o-yiioc ein davon abhängender Subjunktiv (sdm-f) mit
dem Suffix 3 fem. sing, c sein.
M nÄ. entspricht in den koptischen Ausdrücken für das Futurum q-^^«.-ctoTM, eq-iie^-ccoTAi,
wie Gardiner gezeigt hat (ÄZ. 43, 97), einem neuägypt. ^\ üü^-^ "* "9'-(0- Es enthält
also wohl niclit den Stat. constr. der maskulinen Ersatzform iio-yino-yi *nü(ej des alten weiblichen
Infinitivs, sondern diesen Infinitiv selbst; es entspricht in seiner Bildung also der Form ty«. : u]«.i
*häcjet und ist aus näi^jet zu erklären. Es kommt übrigens auch nocli als selbständiges Verbum im
Koptischen oft vor, wo von einer konstrukten Form nicht die Rede sein kann.
Zeitschr. f. Agypt. Spr., 47. Ban.l. 1910. 19
146 KvRT Sethe: Über einige sekundäre Verben im Koptischen. [47. Band.
Wir kennen nun in der Tat eine solche Kausativform ^Toyito in der Ver-
bindung TO'^'iio'y-ei&.T^, To-Yiic-e^^wT-j. sah., to'yii-i&.t«- boh. »jemandem offen-
baren «s »kundgeben« (Peyron, Lex. 44), die augenscheinlich eigentlich bedeutete:
»veranlassen, daß sich das Auge jemandes öffne« und den Subjunktiv des
Verbums -^"-rannr u'u »öffnen« enthält. Auf Grund der Bedeutune: des Aus-
drucks und der sahidischen Variante TO-yno-Y- habe ich seinerzeit (Verbum I,
§ B7; II, S. 461) angenommen, daß es sich dabei um den Stat. constr. der
Form B plur. *eicnow mit passiver Bedeutung »geöffnet werde« handle. Das
dürfte indes nicht richtig sein ; die richtige Form wird vielmehr die Variante TO'y-
ue- bieten, und TO-Yito-y- wird sich zu ihr ebenso verhalten, wie twuo'y »sehr«
zu Ttone, sah. H^knoY- »gut ist« zu boh. ii*<ite-, boh. no-ypo »König« zu sah.
nppo usw. Es wird hier also ein Fall vorliegen, wie in den im Verbum I,
§ 37. 52. 53 besprochenen Beispielen, in denen ein in offener Silbe stehendes
e durch oy vertreten ist. In der boha irischen Form TO-y«*- ist dieses e offen-
bar mit dem folgenden i von mkT'^ zusammengefallen. Wenn das richtig ist,
würde uns das Verbum -^^-mninr in der Verbindung ToviioY-cie^.T'S' und Varianten
also in der reflexiven Bedeutung» sich öffnen« vorliegen, die es in der Tat nicht
nur im Altägyptischen, sondern auch im Koptischen oft hat, z. B. ^s.-M^H'^'e
o-yioii »die Himmel öffneten sich«, Pist. Soph. 7 (vgl. Stern, Kopt. Gr. §474,
Peyron, Lex. 147). Die ganze Verbindung würde also bedeuten »machen, daß
sich das Auge jemandes öffne«.
Ich möchte glauben, daß uns ebendieser Gedanke auch in dem Verbum
TO'yitoc »erwecken« vorliegt und daß sich das Suffix 3 fem. sing., das er zu
enthalten scheint, auf das als selbstverständlich zu ergänzende Wort €i*».t^
»Auge« beziehe resp. es mit neutrischer Bedeutung vertrete: »veranlassen, daß
es (seil, das Auge) sich öffne«. Nachdem diese Redewendung ein gewöhnlicher
Ausdruck für »erwecken« geworden war, wurde es, wie die oben zitierten
Worte des »Schickens«, mit einem persönlichen Objekt verbunden, das ihm
genau in derselben Weise zugefügt wurde: TO'yuocq »ihn erwecken«, To-ynec-
nptoMC »den Menschen erwecken«.
1910.] Kurt Sethe: Der Ursprung des koptischen Mii*.Tq-cu)TM. 147
Der Ursprung des koptischen Äini^Tq-cuiTM.
Von Kurt Sethe.
J\.\s Gardiner in dieser Zeitschrift (45, 78 ff.) seine ebenso überzeugende wie
überraschende Erklärung für den Ursprung der koptischen Form des negierten
Perfektums Äincq-cuiTM gab, sprach er zugleich die Vermutung aus, daß auch
das kopt. MndwTq-ctoTM, das mit derselben Konsonantenverbindung M.n beginnt,
den gleichen Ursprung haben werde, daß es mithin aus einer Verbindung der
neuägyptischen Negation J (S und dem von Gardiner neuentdeckten Hilfsverbum
A^l^ hervorgegangen sein werde.
Diese Vermutung dürfte sich nun aber, so ansprechend sie zunächst er-
scheinen mußte, doch nicht bewahrheiten. Ich glaube in der Lage zu sein,
das ägyptische Prototyp des kopt. M^^vTq-ctoTÄi in einer dieser Vermutung nicht
entsprechenden Form nachweisen zu können.
Die Wände des Hofes K des Amontempels von Karnak, nördlich vom vor-
deren Annalensaale Thutmosis' III., waren zum Teil mit Inschriften aus späte-
rer Zeit geschmückt, die großes sprachliches Interesse bieten, da sie in neu-
ägyptischer Sprache abgefaßt sind. Die erste dieser Inschriften befindet sich
auf der Nordwand des Hofes, auf der Rückseite der sogenannten »statistischen
Tafel« Thutmosis' III.: sie enthält ein Gebet an Amon, gesprochen von einem
Könige, dessen beide Namensringe gründlichst ausgeschabt worden sind, in
einer Weise, wie man es nur bei den äthiopischen Königen der 25. Dynastie fin-
det. Auf diese Zeit schien mir auch der Stil der Hieroglyphen zu weisen. Und
auch das scheint für diese Ansetzung zu sprechen, daß die Figur des Königs
über eine ältere Inschrift weg geschnitten ist, die der Zeit eines Königs der
Bubastidenzeit (Usi-ma-re^ setej)-en-amun mit dem Horusnamen .... mrj-mf<^t) ent-
stammte.
Über den sprachlichen und orthographischen Charakter dieses Textes, von
dem DE Rouge zwei Blöcke mit der irrigen Bezeichnung »Blocs de Sesonk«
veröffentlicht hat (Inscr. hier. 205), werden die folgenden Sätze Auskunft geben,
die ich aus meinen Abschriften herausgreife':
1i)^ö^^<=>|||||| »seht den « (^.n^^ e . . .).
U v^ u}^^ ^:^:^/wwna1^^'^ »ich bin dir (ütöwk) ein Diener«.
') Von einer eingehenden Behandlung des Textes muß leider abgesehen werden, bis die
Blöcke, die ich 1905 einzeln kopieren mußte, zusammengesetzt und im Zusammenhang veröffent-
licht sind.
19*
148 Kurt Sethe: Der Ursprung des koptischen Jün«wTq-cu)TM. [47. Band.
llgA-<2>-ü -<2>- /wwv. <=::>1 \^ »Amon Jiat diesen Konig (ppo) ge-
macht, den (nexe) er liebt«.
<ci^ -c2>- AAAAAA ~ ^^37 »um(?) zu tun, was kein König getan hat«
(n€Te-Mn€-ppo ihm &,2kq).
=^=^%^^r^ M^iii «du wähltest mich aus aus (oü) ihr {?)<■.
J l"^^ A "*^ ^^' ^^^" ^^^^^^ verläßt« (neT€-.ueq-Kto).
.^.fl^'*'^^^ A ö V "^"^ AAAA^^T «laß mich es nicht tun mit
deinem Tribut des Landes Syrien«.
^v ^s>-A Q °^<=>J^'^^(]%[t]|l^^^cz^-— »laß mich nicht eintreten in
eine Rede, die (c) du haßt«.
«gib mir den Himmel« (*.'y-Tne uäk.i),
« und du wendest sie auf ihr eigenes Haupt «
G
D..S..__i 1 ® 8 — '
AA/^AA^
II I I ti^ei^l I I X <^ III
^^^ /wwvv n v^ ^.=_? § :| n § "^ ^^-^ »es gibt niemand, der dir Befehle
erteilte« (MR-^eT€q-o'Yeg-c^v^«e nis.K).
In diesem Texte kommt nun auch folgender Satz vor:
'\"L^^'\^-)-r I^J^'^^''^^^^^' '^^"^ offenbar bedeutet:
«das, Avas du mir verkündetest, ist es {nn wie das postpositive tie), als du mich
noch nicht (als König) hattest erscheinen lassen.«
In dem l]^ J | o V^^'ci::^ , das hier vor dem Verbum dj A<', einem Verbum
nach • Art der koptischen Kausativa auf o, steht, haben wir augenscheinlich
ein Äquivalent für das kopt. .'ünÄ.TK-, das ebenfalls meist in Zustandssätzen mit
der Bedeutung »bevor du hörst« gebraucht wird, wie es an unserer Stelle der
Fall ist. Wie ist diese neugefundene Grundform von Mnd>.TR- nun aber zu er-
klären? Klar ist ohne weiteres, daß (1^ das e ist, das im Koptischen die Zu-
standssätze einleitet und bei .unevTiv- in dem anlautenden e enthalten ist. In
dem 1 , das dann folgt, wird man zunächst die neuägyptische Negation 1(5
vermuten, die in unserem Text in der Tat auch ebenso nur b geschrieben wird
(s. die Beispiele oben). In dem dann folgenden ^~^i würde man zunächst das
Verbum ^~^ rdj »geben«, »veranlassen« vermuten, das ja im Neuägyptischen in
der Tat vereinzelt als Hilfsverbum vorkommt (vgl. Verbum II § 565c). Doch schreibt
unser Text dieses Verbum, sooft und in welchen Formen es vorkommt, und
') So gestellt
, von KouGK verlesen zu
1910.] KurtSethe: Der Ursprung des koptischen Mn&,Tq-cu)TM. 149
ebenso auch die Präposition 7ndj (kopt. i\T€-), stets mit i^ a , nicht mit o .
Ebenso unerklärlich wäre dann der Strich hinter dem ''^^ . Dieser deutet wohl
auf eine andere Erklärung hin.
I oder I ist ein Substantiv, dessen Grundbedeutung »Grenze«, »Ende«
o. ä. gewesen sein dürfte; vgl.
I ^%^ »Ende (Grenze) der Arbeit«, Ägypt. Inschr. d. Berl. Mus. I 204.
I »ohne Zahl«, Harr. pass.
f\ AAA/vvA »das Ende von etwas erreichen«, Synonym des älteren j]
^ ^^^ ' ^^^^^ d'Atonou 74, 18; Berl. Pap. 3056, 7, 4; Pap. Turin ed. Chabas-
< > Ji AA/wv^
Lieblein 1, V.
»Die Sonne zeigt sich <=> j^l=^ (oder <rr> ) aaa/w\ l'^^ an ihrer Stelle
o D I .^ D I I KJ
von gestern.«
Mit den alten Präpositionen hat es sich zu neuen präpositionellen Verbin-
dungen (zusammengesetzten Präpositionen) verbunden, die meist temporale Be-
deutung haben, in:
<z=> r-^'v\K »bis zu den Bergen«, LD. III 140^, 1; ähnlich Bkugsch,
Dict. geogr. 398.
»bis in Ewigkeit«, zk rov ctet y^ocvov, Dekret von Kanop. 10. 11,
14 (vgl. <i^£^^^^'^ Naukratisstele 10). <=^ |o| desgl., ib. 15.
^'^^1 "^o^'h bi* morgen«, d. h. »noch vor morgen«, Abbott G,
24; Mallet 4, 5.
^ »auch«, »noch«, LD. III 1406, 8 (ein anderer guter Einfall kam
auch noch in mein Herz auf den Befehl des Gottes); Orb. 15, 8 (»ich lebe doch
noch, obwohl du mich getötet hast«): ib. 7, 4 (»ich bin doch auch noch dein
Bruder«); Amh. 2, 2 (»wir plünderten die Königin auch noch«); Unamun II 5
(»was deine Väter taten, wirst du auch noch tun«); ib. 32 (»Amon war der
Herr deiner Väter, und du bist auch noch sein Diener«); ib. 13 (»ich bin nicht
dein Diener, und ich bin auch nicht niclir der Diener dessen, der dich sendet«).
Ähnlich ib. 37; P. j. T. 2, 7.
Ähnlich scheint es sich vereinzelt auch noch im Koptischen als selbständiges
Wort zu finden in: »du wirst noch 30 Jahre leben« l^^>.-np^l. mjukI ÄLuä^tc neiiT*.-
nenpot^HTHc <sooq »bis zu dem Maße dieses (Zeitraumes) nur ist, was der
Prophet gesagt hat«, Zoe:ga 281.
Häufiger finden wir es im n. R., im Neuägyptischen und im Koptischen
mit einem Substantiv, das eine Tätigkeit bezeichnet, oder einem Infinitiv zu
') Mitteilung von Hrn. H. Grai'ow aus dem Berl. Wörterbuchmaterial.
150 Kurt Sethe: Der Ursprung des koptischen Mna^Tq-ccoTJU. [47. Band.
einer Art Nomen actionis fest verbunden; merkwürdigerweise scheinen auch
diese Bildungen nur in präpositionellen Ausdrücken gebraucht zu werden:
»Der Tempel ist« / %\ "im Bau«, d.h. »unvollendet«, LD. III 152a'.
»Die Tempel sind« / l ^^^^^"""^ »in Arbeit«, d.h. »bereits in An-
griff* genommen«, Inscr. ded. ()4'.
.Icli setze ihn. ^^^^^ J^^,^ — ^S^ -'n die Arbeit
des Pharao«, »die mir unterstellt ist«, Tur. 19, 8.
»Er lag da« v\ |^^ »in totem Zustande«, Orb. Di, 3.
»Die Pyramide wurde gefunden« ^\ \q_ ^^^ "in erbrochenem Zu-
Stande«, Abb. 2, 12. 17.
»Sie waren froh« T^'^flöP^ ^ """^ % ^ ^ »bei ihrer Arbeit«, Orb.
2, 7 (so ist wohl auch ib. 4, 3 zu lesen).
gM-npÄ<-p-g(A)£i »bei der Arbeit«, Zoega 558. 563.
g^ü-pdw-ii-p-gcofii niM »bei jeder Arbeit«, ib. 563.
£i-npAw-to£c »bei der Ernte«, ib. 558, not. 48.
£^i-np*.-ig'\H£^ »bei der Bewässerung«, ib. 564.
e-^p^v-p-£^u)fe »zur Arbeit« (gehen), ib. 563.
Hier scheint das Wort etwas wie »Zustand« zu bedeuten und ist ein Syno-
nym des Präformativs <5'i-n- : *2£i-n-, das gleichfalls Nomina actionis vom Infinitiv
bildet und im Bohairischen ganz ähnlich gebraucht wird (vgl. Stern, Kopt. Gramm.
§ 470): e-n-jsiu-^oe^feeq »um ihn zu töten«, geii-n'xm-touj »beim Rufen«.
Daß dieses Wort 'f~T\ in der koptischen Tempusform MnÄkTtj-ctoT.ü stecken
könnte, ist, wenn man von der Form zunächst absieht, bei der Bedeutung dieses
Ausdrucks nicht undenkbar. Er könnte ursprünglich bedeutet haben: »ohne
daß es den Zustand (die Verwirklichung) gibt, daß er hört«. Dementsprechend
scheint das Wort r<^ in der Tat vorzuliegen in: (| ^"^^^^ »denn
es ist der Zustand (die Verwirklichung), daß es dir geschieht«, d.h. »es ist
dir (schon?) geschehen«, Orb. 8, 6. Eine Schwierigkeit liegt dann aber in dem
J . Die Negation J (2 kann nur bei einem Verbum gebraucht werden, während
Q bisher nur als Substantiv bekannt ist. Man müßte also schon annehmen,
I
daß ein solches Verbum, etwa ^^, ausgefallen sei, »ohne daß gemacht würde
die Grenze, daß er hörte«. Andernfalls müßte man in dem J ein Äquivalent
des neuägypt. Jj sehen, das selbst aber nur eine jüngere Orthographie für
•"-'^ zu sein scheint, und im Koptischen also in der Regel als R erhalten ist;
nur in mmo«, mü- »es ist nicht«, das auf altes ^'"'^ .^m n-wn, in neuer Ortho-
AA^\AA/\ /VWNAA
graphie .^^^ "^^ ;/m geschrieben, zurückgeht, ist es mit dem folgenden w
*) Aus dem Berl. Wörterbuchmaterial mitgeteilt durch H. Grapovv.
1910.] KiRrSKTiu:: Der Ursprung des koptischen Älnö^Tq-ccoTju. 151
ZU m verschmolzen. Etwas Ähnliches müßte also auch in unserem Fall ein-
getreten sein.
In jedem Falle ist das Wort i< im Koi)tischen, wenn es niclit vielleicht in
dem Vokal *. einen Rest hinterlassen hat, völlig verschwunden. Die Verbin-
dung Mn, die das Koptische an Stelle des alten J der Form J*^^^ aufweist,
wird ebenso wie in den analog aussehenden Formen Ävniop »nein«, .ünp-, neu-
ägypt. ^^^s:^ "tu nicht«, .unÄwq-cüiT€.u boh. = Meq-cü)TXi sah., neuägypt. |(2
'^^'^^Ms "^^'P^^gt nicht zu hören«, .unoiMfeo neben efeo »stumm«, eine
besondere Bezeichnung für eine bestimmte lautliche Veränderung, sei es nun
eines alten h oder eines alten m, darstellen; etwa einen zwischen beiden Wor-
ten stehenden Laut, ähnlich wie in <^wSS^ statt £mc »Ähre« u.dgl. (Verbum I
§ 258, 10 sub hms-t »Krokodil«), Mnpto : eMfepo) statt .üpto : eMpto »Hafen« i^em-
röjet), und wie die Kombination .wfe, die das Bohairische bisweilen dafür auf-
weist (vgl. oben .ufco, CMfipu) und e^fipeg^i, €Ai£ipic, «..ufepe statt Ä^MpHgercM*
pe^i oder e^peg^i oder fepeg^i »Asphalt«, Äipic, sah. »Most«, *.Mpe »Bäcker«)'.
Das Neugriechische gebraucht ja ganz entsprechend fx-rr für ein westeuropäisches b
(z. B. MTTtAtsdp^fld = Billard), da das /S wie w ausgesprochen wird.
Wie ist nun aber das ^ V^^:z^ A a , das auf die Verbindung | | folgt,
aufzufassen? Es sieht ganz aus wie das sogenannte Präsens I, doch paßt dazu
schlecht, daß die koptischen Formen von .wniwTq-ctoTM das t nicht nur in der
entsprechenden Form 2 m. sg. (.Xin^^TK-) und in den anderen Formen dei- 1. und
2. Person zeigen, die in der Tat auch im Neuägyptischen schon das ^ auf-
wiesen, sondern auch in den Formen der 3. Person, die im Neuägyptischen
noch die alten Pronominalformen 1 (2 , 1 o (c), 1 ^ (ce) hatten, und auch vor
nominalem Subjekt (MnÄ.Te-npaiMe ccotm), wo das Präsens I weder im Neu-
ägyptischen ein ^ nocli im Koptischen ein Te zeigt. Dieser Umstand spricht
vielmehr dafür, daß wir in M^^vTq-ctoTM den sogenannten Konjunktiv zu suchen
haben, der im Neuägyptischen in allen Formen sein ^^ zeigte. In der Tat
unterscheiden sich die Formen, die in MnÄ.Tq-cü)TM mit dem oben erörterten
Elemente Äiniv- verbunden erscheinen, in nichts von den Formen, unter denen
im Bohairischen der Konjunktiv in Verbindung mit der Präposition igjs. »bis«
erscheint. Auch diese Formen haben alle das t des Konjunktivs erhalten und
in der Regel das vorhergehende \\ (neuägypt. ^^ ) verloren (ujd^Teq-cwTM), das
nur selten (wie im Sahidischen, wo es regelmäßig erhalten ist) noch erscheint
(ujd.i\T€q-cü)TAi). Auch bei ÄinÄ^Tq-ccoTM sind im Bohairischen gelegentlich
noch Formen, die das ii erhalten haben, zu belegen: .vineviiTec-i »sie ist noch
nicht gekommen«, Zoi^GA 7, .u^^vllT€ll-Äoe£»o•Y »ehe wir sie töten«, Zoi":GA 101,
Mn*^iiT€n-Rto^ »ehe wir umkehren«, ib., Mnd.nTe-o'y*<&oT lyconi »ehe ein Monat
') Vgl. auch die Kombination itT für t in .uiit : avct und in den von Ranke, ÄZ. 45, 79 be-
sprochenen Formen.
152 Ki:rt Sethe: Der Ursprung des koptischen Ain&Tc^-ccoTM. [47. Band.
wurde«, ib. 102. Der Konjunktiv ist denn ja aueli hinsichtlich seiner Bedeu-
tung die geeignetste Form für eine Verbindung, die allem Anschein nach ur-
sprünglich bedeutete: «nicht gibt es den Zustand (die Verwirklichung), daß
er hört«. Und so finden wir ihn in der Tat im Bohairischen mit der Form
•xi verbunden, die wir oben als Synonym des ^^ p*».- erkannten (Stern, Kopt.
Gramm. § 471): e-n'si-nTO'y-ctoTeM »damit sie hören«, e-n-Äi-iiTe-n-^iÄ.feoA.oc
cp-nipiv'^em .uAioq «damit der Teufel ihn versuche«, ^^eu-n-xi-nTCK-tocg^ »wenn
du erntest«.
Die älteste nachweisbare Form des Ausdrucks .und^Tq-cwT.w, die wir hier
betrachtet haben, (] ^ j l^^^^rz:^, ist aber, wie es scheint, auch für die
Geschichte seines Gebrauches lehrreich. Sie zeigte ihn uns, wie das schon oben
bemerkt wurde, im Zustandssatz mit [| v^ und der Bedeutung »ehe«, »bevor«,
also in einem Gebrauch, der auch im Koptischen in der großen 3Iehrzahl der
Fälle vorliegt. Nur dieser Gebrauch paßt auch zu der Etymologie, die uns diese
Form kennen lehrte. Der sehr viel seltenere Gebrauch von iüni^Tq-ctoTM im
Aussagesatz mit der stark präteritalen Bedeutung »er hat noch nicht gehört«
läßt sich damit nicht vereinbaren. Er ist offenbar erst sekundär und ebenso
mißbräuchlich aus jenem Gebrauch im Zustandssatz entstanden, wie der Gebrauch
des Perfektum II iiTd^q-cioTÄi und des mit € versehenen Praesens consuetudinis
€UjÄ.q-cüiTM im Aussagesatz sekundär und mißbräuchlich vom Relativsatz bzw.
Zustandssatz her übertragen ist.
Wie verhalten sich nun die von Spiegelberg (Proc. Soc. bibl. arch. 2H, 254:
31, 290) und Griffith (Rylands pap. III 345) nachgewiesenen demotischen For-
men von Mn&.Tq-ctoTÄi zu dem, was wir hier festgestellt haben? Wie das Kop-
tische verwendet auch das Demotische die Formen fast nur im Zustandssatz
mit der Bedeutung »bevor er hört«. Sie beginnen dabei dann stets mit den
Zeichen, die das alte (1 v^ = kopt. e des Zustandssatzes bezeichnen, zeigen dann
die Gruppe für J (2 , alsdann folgt, wo wir in unserer alten Form das ^^
fanden, eine Gruppe von wechselndem Aussehen :
a) \^ (bei Griffith a. a. 0. ungenau) Ryl. IX 3, 3: )^ Ryl. IX 18, 18.
b) (t% II Cham. 4, 8.
c) JS Pap- lusing. 31. 5: Pap. Spiegelberg 2, 21.
d) i3 Pap. Dodgson II 9. 13; % ^ ib. 11.
e) %3 Pap. Gnost. Leiden -London (Griffith -Thompson, Dem. mag. pap. III
Xr. 242).
Dann folgt die Gruppe, die dem neuägypt. ^ entsiiricht, mit den Suffixen
bzw. dem nominalen Subjekt.
1910.] KiRT Si:ihk: Der Ursprung des koptisclieii .riu*.Tq-c(.oT.u. 15H
In der zuletzt angefiihrten Sclireibung e, die offenbar einfach das gewölin-
liche Zeichen lür .<2>- »tun« entliält, hat Spiegeluekg gewiß mit Recht keine
etymologische, sondern eine lautliche Schreibung erkannt. Hier ist offenbar
die Gruppe j(5-cs>-, die sonst das Präformativ des Praesens consuetudinis, boh.
MRÄ.'S', bezeichnet, für das gleichlautende Ainev- verwendet. Die Schreibungen
h und r, die sich nur dadurcli voneinander unterscheiden, daß h nocli das Zei-
chen fiir a, das dem alten ^ o entspricht, aufweist, konnte Spiegelberg nicht
erklären. Das Zeichen, das beiden gemein ist, und das auch in d wiederkehrt,
gleiclit dem Zeichen, das in der Form der Präposition c mit Suffix H plur.
epoo'Y : epwo'Y die Silbe row bezeichnet und wahrscheinlich also auf ^-[fj zurück-
gehen wird. So hat es Griffith denn auch in d, wo es mit dem <2>- von e
zusammen erscheint, erst gedeutet. In der Schreibung a, die der Zeit des Da-
rius angehört und also wesentlich älter als die anderen ist, hat die fragliche
(iruppe ein ganz anderes Aussehen. Griffith wollte sie hier ^ transkribieren.
Ich glaube, die deutlichere der beiden Varianten wird uns nun aber keinen
Augenblick im Zweifel lassen, daß wir es in Wahrheit mit derselben Gruppe
^^ zu tun haben, die unsere liieroglyphische Form aus äthiopischer Zeit auf-
wies. Demnach wird vermutlich auch die rätselhafte (rruppe in c, d, die der
Gruppe für ^"jj] glich und die offenbar mit <=> anfing, auf eben dieses Wort
^^ zurückzuführen sein, was auch paläographisch keine Schwierigkeit machen
dürfte'. In der Tat findet sich, worauf mich Spiegelberg freundlichst aufmerk-
sam macht, dieselbe Gruppe auch in der demotischen Schreibung des Namens
p&.KOT€ »Alexandria« (Brugsch, Dict. geogr. 451), wo sie wirklich dem hiero-
glyphischen I '" entspricht. Das dieser Gruppe in h zugefügte a ( o) deu-
tet vielleicht schon darauf hin, daß die Schreibung nicht mehr richtig ver-
standen wurde, was ja nach dem Wegfall des r auch nicht Wunder nehmen
kann. Die Schreibung d bildet augenscheinlich eine Zwischenstufe zwischen c
und e. Wäre sie älter als a und als unsere hieroglyphische Schreibung, so wäre
auf das .cs::^ , das sie vor dem mißverstandenen ^^ bietet, etwas zu geben.
So aber wird man es wie bei e als sekundär anzusehen haben.
') Auch bei der demotischen Gruppe für wC »ein« ist der Strich I so lang geworden. — ^) Z. B.
Urk. II 14.
Zeitschr. f. Agypt. Spr.. 47. Band. 1910.
20
154 W. Si HUBART : Dodekaschoinos. [47. Band.
Dodekaschoinos.
Von W. Schubart.
Die vielbesprochene Frage nach der Südgrenze der Dodekaschoinos wird durch
ein Inschriftbruchstück, das im voriiion Frühjahre Heinrich Schäfer aus Nubien
mitgebracht hat, nunmehr wohl endgültig beantwortet. Wie Schäfer mir mitteilt,
hat er es am Westufer des Nils dicht beim Tempel von Ofieduine (Maharraqa)
gekauft, wo es soeben von einem P^ingebornen beim Anlegen eines Schachtes
für eine Saqje gefunden worden war. Trotz seiner Kleinheit hat Schäfer es er-
worben, weil er sofort seine Wichtigkeit für die Begrenzung der Dodekaschoinos
erkannte.
Es bestätigt sich durch diese Entdeckung, deren Fundort keinem Zweifel
unterliegt, daß schon unter der Ptolemäerherrschaft dies Gebiet bis nach Hiera-
Sykaminos sich erstreckt hat; Sethe hat also mit Recht seine frühere Ansicht,
wonach nur die Strecke von Assuan bis Philä so bezeichnet worden wäre,
zuletzt aufgegeben. Vgl. dazu Sethe, »Dodekaschoinos« in: Untersuchungen zur
Geschichte und Altertumskunde II, '^ und Wm.ckens Bemerkungen dazu im Arch.
f. Papyrusforschung II, 175; ferner Sethes Artikel bei Pauly-Wissowa und seinen
Aufsatz »Schoinos und Dodekaschoinos« in dieser Zeitschrift 41 (1904), 58 ff.
sowie hierzu Wilcken im Arch. f. Pap. IV, '28().
Die neue Inschrift ist in sorgfältiger großer Schrift, die sich als ptolemäisch
sofort zu erkennen gibt, auf grauen Sandstein gemeißelt; ungefähr die Hälfte
ist links verloren. Ich gebe sie sogleich mit den Ergänzungen, die ich im
folgenden rechtfertigen zu können glaube.
[AyifxocpüovTog UepyloifXYivog Tujv
[^lA^G'/jWv xou y]')i]eiJ.üüv ett' dv^puiv
\>iou ^povpotp'XjOg] Kul yeppo^vXot^
In der zweiten und der dritten Zeile sind jedesmal die ersten Buchstaben,
£ und '/., nur in Resten erhalten, aber keinem Zweifel ausgesetzt.
Herodes, Demophons Sohn, der Pergamener, ist uns bereits aus zwei In-
schriften bekannt, die Stra( k, Dynastie der Ptolemäer, S. 251, Nr. 95 und S. 25(5,
Nr. 108 mitgeteilt hat. Daß sein Name auch hier einzusetzen ist, zeigt ebenso
die sich von selbst bietende Ergänzung nEpy]ufXYivc<; wie auch die Übereinstimmung
der Titel. Herodes nennt sich in der älteren jener beiden Inschriften, unter
Philometor, rcijv <^<ä(^c[7jW]v y.ocl -c/sijluüv f[7r' u]vSp(Jüv y.ul (ppcupapy^oQ — u>]i'*]<; [jcat yep-
1910.] W. Snn itAiM : Dodekaschoinos. 155
p\c(pvXx^ Kou sttI Tujv ocvu) roTTwv, während er später, unter Euergetes II., nach der
von der Insel Sehel stammenden Inschrift, ein Hepeyt/ceuc geworden und zur Würde
eines a,pyjcru)iJLUTO(pvXx^ und (TrpocTYiyo<; aufgestiegen ist. Da nun die früliere der
beiden Insdiriften seinen staatlichen Titeln und Ämtern noch priesterliche aus
Elephantinc, dem Abaton und Philä hinzufiigt, unsre neue aber nichts der Art
aufweist, darf man diese als die älteste betrachten, die vermutlich kurz nach
seiner Übernahme des Grenzkommandos gesetzt worden ist. Die Priesterämter
hat er gewiß erst erworben, als er in seinem Bereiche schon etwas heimisch
geworden war.
Vermutlich stand der Name Herodes oben in der Mitte allein; der Stein ist
über der ersten erhaltenen Zeile abgebrochen und läßt diese Möglichkeit zu.
Sie empfiehlt sich deshalb, weil die nach den eben genannten Inschriften sehr
naheliegende Ergänzung [Sia^oy^wv x,ou Yiy]eiJ.wv eir' oivSpcJov die Länge der darüber-
stehenden Zeile bestimmt und es nicht gestattet, Namen und Vatersnamen darin
unterzubringen. Auch zwei andre Offiziere, die mit demselben Kommando be-
traut waren, gehören in die Rangklasse ruiv ^luSö^oüv, nämlich Apollonios, Sohn
des Hellen, der Phrurarch von Philä (LD. VI gr. 207 vgl. Wilcken, Arch. f. Pap. I,
397 Anm.; Strack, Arch. f. Pap. II, S. 550, Nr. 82), und Mnasis, Sohn des Dio-
nysios, Phrurarch von Philä (Rubensohn, Arch. f. Pap. V, S. 1(50, Nr. 5). Wollte
man aber aus dem letzten Beispiel die volle Titulatur des Mnasis: ruJv ^locScy^m
•Kui i7r~cip%YiQ ett' a,v^püüv Kdl T'jJv Tov s7riTa.yiJLciTog xott <ppovpcip%o(; ^iKwv mutatis mutandis
herübernehmen und ergänzen: toüv — [^tot^o%wv xul rm rov eTriTocyixuTot; y.ccl Yjy\eixu)v
usw., so würde man zuviel erhalten.
Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, daß die sogleich zu besprechende
dritte Zeile den Gedanken nahelegt, es möge links etwas mehr fehlen. Deshalb
sei wenigstens auf einen Ausweg hingewiesen, den ich zwar nicht für wahr-
scheinlich, aber doch auch nicht für ausgeschlossen halten möchte. Wir wissen
nämlich, daß Herodes später in die Klasse der dpx^G-wixurocpvXocx.e'; und zum Amt
eines Strategen gelangte. Eine unbedingte Verbindung zwischen Rangklasse und
Amt kann bis jetzt nicht erwiesen werden; es bliebe daher möglich, daß Herodes
zuerst den Rang der oLp%i(ju)\xccTO(pvXot.x.tQ erliielt und später Stratege wurde. Dann
könnte man in unsrer Inschrift ergänzen rcov — [oipyja-üüixocrocpvXccKwv y.cu Yiy\s\x<j}v
und somit eine größere Buchstabenzahl einsetzen. Damit würde die Inschrift zeit-
lich zwischen die beiden bei Strack angeführten eingereiht werden. Empfehlens-
wert ist dieser Ausweg deshalb niclit, weil er sicli von dem Sicheren, was über
Herodes bekannt ist, entfernt.
In der dritten Zeile wäre nach der ersten Inschrift bei Strack zu ergänzen:
'/,ou (ppovpocpy^og 'Xv^v/ig; steht aber vorher nur rwv ^iocSö%u)v, so zwingt der Raum,
XvYivYig wegzulassen. An sich ist ohne Zweifel die Anführung des Ortes wahr-
scheinlich ; fortfallen konnte sie eigentlich nur, wenn die Inschrift sich am Orte
der (ppovpu selbst befand, wie denn z. B. die von Borchardt und Rubensohn mit-
geteilte Inschrift aus Philä auf den Namen einfach (ppovpup%og folgen läßt, weil
20*
156 W. 8<m iiAHi: Düdekaschoinos. [47. Band.
es sich um den Phrurarclien von Philä handelt (Arch. f. Pap. III, 303). Neben-
bei sei bemerkt, daß dieser Phrurarch von Philä vielleiclit kein andrer als unser
Herodes ist, wenn Wilckens Bemerkungen über die Zeit der Inschrift (ebenda
3ß()/()7) als zutreffend anerkannt werden. Nimmt man in der neufen Inschrift
die Ergänzung xoci (ppcvpupy^oQ Xvyjvyjq an, so wird man sich aucli dazu verstehen
müssen, vorher rwv a.pyjcwixuTocpv'KoiKoüv gelten zu lassen. Unbedingt nötig ist es
aber nicht, denn in Wirklichkeit wird die (f)poi>pci von Syene, Philä und dem
ganzen Grenzbezirke aus einem einheitlichen Truppenkommando bestanden haben,
das an mehreren Plätzen stand, aber einem einzigen Phrurarclien untergeben
war. Wenn dieser sich kurzweg Phrurarch nannte, so wußte mindestens im
Grenzgebiete jeder, was damit gemeint war.
Neu ist die Bezeichnung ysppo(pvXci^, die für die Inschrift 1)5 bei Strack end-
lich das Richtige liefert, nachdem man hier sich lange bemüht hatte, vgl. Wil-
CKEN, Arch. f. Pap. III, 323. yeppov ist ein Geflecht und kann auch einen ge-
flochtenen Schild bedeuten ; hier aber muß man jedenfalls an eine aus Flechtwerk
hergestellte Verschanzung denken, an einen Verhau, der aus Faschinen gebaut
ist. Das paßt weniger zu Syene und Philä als zur Südgrenze, der Gegend von
Hiera-Sykaminos, eben der Stelle, von der unsre Inschrift stammt.
Endlich ergibt die letzte Zeile mit Sicherheit, daß dem Herodes die Dodeka-
schoinos unterstand; aber die Ergänzung liegt auch hier nicht klar auf der
Hand. Das Muster bei Strack bietet hinter yspp]o(pvXci^: y.al sirl rm uvu) tottwv,
worauf eine Lücke folgt; die Dodekaschoinos war hier niclit genannt. Da möchte
man vermuten, daß die uvw ro-oi nichts anderes als die Dodekaschoinos be-
zeichnen sollen, und in der neuen Inschrift einsetzen: [xai km tyiq Ajctc^exctG-^o/vot/.
Ist in der dritten Zeile [y.cii (ppovpapy^oc;] richtig, so müßten in der vierten 12
bis 13 Buchstaben fehlen, wenn nicht das Erhaltene eine weitläufigere Schrift
als die übrigen Zeilen zeigte und somit den Bedarf ;m Buchstaben für die P]r-
gänzung etwas minderte. Halten wir es aber mit den zuvor angeführten längeren
Ergänzungen, so scheint jetzt jede Möglichkeit zu versagen, denn ein [x-ul ettI
Twv öivu) TCTTOüv TY^q ^\ui)^i.y,ci(jy^oivcv überschreitet entschieden die Grenze des Mög-
lichen. Sacldich wäre es nicht zu beanstanden, da ja Syene und Philä auch
zur Dodekaschoinos gehörten und ihrem oberen Teile etwa als xötra' tot:ci gegen-
übergestellt werden könnten. Mit dem Raum vereinbar wäre allenfalls \y.(ii
ruyßreU stti tyiq ^|u)(^£XÄ(77jCtVoL/, wobei freilich Tar/ßeic; als ein zwar nicht beispiel-
loser, jedoch überflüssiger Zusatz in den Kauf genommen werden müßte.
Um ein Bild davon zu geben, wie die Inschrift sich durch Aufnahme der
längeren Ergänzungen gestalten würde, setze ich sie aucli in dieser Fassung
hierher; jeder mag dann urteilen, was wahrscheinlicher sei.
['Hcü;(^>]? ^v\yLO(puüvTog \Up-'/\oL}XV\vog Twv
IczpyjTtjüiJMTocpvXuKOüv X.OLI Y{y\t\j.f/)v fTr' dvbpm
\y,u.i (ppovpcLpyjx; '%\)Y\\)Y\q\ xott y£ppo(pvXcc^
\y.UL Tuyßrelc ettI ry[Q i\\<xi6tKcL<jyjiivov
1910.] W. ScHuuARi: Dodekaschoinos. 157
Läßt man alle Unsicherheiten der Ergänzung beiseite, so bleiben doch
genug sichere Ergebnisse übrig. Die Dodekaschoinos, die von Syene l)is Hicra-
Sykaniinos sclion in der Ptoleniäerzoit reichte, wurde durch ein militärisches
Kommando geschützt, das seine Stützpunkte in Syene und Pliilä sowie in einem
festen Verhau besaß. Der Befehlshaber dieser Truppe war zugleich Chef der
ganzen Dodekaschoinos, die oßenbar als Grenzbezirk nicht einem Zivilbeamten,
sondern einem Offizier anvertraut war.
Stiftung für einen Tempel aus der Zeit des Augustus.
Von W. Schubart.
Uie Ausgräbungen der Deutschen Orientgesellschaft in Abusir el mäläq haben
ein Stück Papyruskartonnage zutage gefördert, das aus dem Rahmen der üblichen
griechischen Urkunden herausfällt und unter ihnen kaum eine Parallele findet.
Es ist die Stiftung eines Beamten mit ägyptischem Namen für einen ägyptischen
Tempel. Die Schrift des Papyrus führt auf das Ende der Ptolemäerzeit; und
da eine Reihe andrer Urkunden aus Papyruskartonnage, die den Ausgrabungen
der Berliner Papyruskommission an derselben Stelle entstammen, bei verwandter
Schreibweise in die Zeit des Augustus gehört, darf man auch hier dieselbe
Zeit voraussetzen. Der Text ist so gut wie vollständig erhalten; nur am rechten
Rande sind meistens ein paar Buchstaben verloren gegangen. Für alle hier in
Betracht kommenden Fragen, insbesondere für private Stiftungen der ptolemäi-
schen und römischen Periode, sei vorweg auf W. Ottos Buch über Priester und
Tempel im hellenistischen Ägypten verwiesen.
AvvYi<; ro—oypociJLfjLocrevg rwv Trspi Bov&ipiv roig arn 'Ovi/£CU?
lepevcri rov MevSriTog y.[ci]\ "A[fx]iJ.u)v[o]g y.cu Xwvdiog x.ui
"kp-Kcy^pcirov ^(i^'2v fxeyicrujv yjtiptiv. 'OfxoXoywi iJ.erp-/j(jei[v]
vfxeiv k-Ko rov t/SL Xötr' £[v]t[ctt^T]ov u,to roC rrfi oL(TyjjXi\cig\
5 XÖycv rc(.g uvLepoüiJi.[evcig] vtv' ifxov tlg ro oLproy.oiTiov r[ov\
7rpox,eiiJ.£vov lepov oXvpwv upTu/oug ov/.ci rptig, wv x.[o(,rx]
IJLvivci sx,u(JTov oipTsißviv iJ.\ioi.]v xou Big rag 'Y.'KcLyo\xivcL\g\
TTevre rvjv XcL7ry,v [uprccß'^v] jmuv, ojctt' elvui rüg 7TpaK£tu[£vci(.g]
oiproißoi.g Ssy.oc rpetg, ciroog virapyj/ii rwi Ispun slg r\ov]
10 \ci.iT^oLvrot, yjpövcv rc ^-/]Acu[jue]i/oi/ (piXuv^pwTrcv, s(p' u) 6ioi^[vicr]i
y[ot\rs(, vcvaYiVioLv ky.ctar-^v roüi roTroypuixfxotrel sv QocX . . .
y.ucei y.vKXYidriv dg rcv olsi yjpovov.
L(,6 WdLyJcv y.cc
158 VV. ScHUiiARi : Stiftung für einen Tempel ans der Zeit des Anguslus. [47. Band.
Die Stiftung ist in Briefform aufgesetzt, einer Form, die unter den grie-
chisclion Urkunden ziemlich liäufig- ist. Gegenüber den öftentlichen Urkunden,
die »lurcli einen Urkundenbenmten, z. B. den Agoranomen, vollzogen werden,
trägt solch ein »Handschein«' mehr privaten Charakter. Der Stiftende ist Be-
zirksschreiber für Busiris und Umgegend, d. h. für eine der Toparchien des Gaus
von Herakleopolis, über den namentlich die von Grenfell und Hunt veröffent-
lichten Hibehpnpyri Aufschluß geben (Hibeh I, Einl. S. 8). Man wird schwerlich
irren, wenn man in Busiris eben den Fundort des Textes, das heutige Abusir
el mäläq, erblickt, um so mehr, als auch andere Urkunden derselben Herkunft
sich mit der Priesterschaft von Busiris beschäftigen. In unserm Falle handelt
es sich allerdings nicht um den Hauptort des Bezirks selbst, sondern um ein
Dorf, dessen Name etwa Onnes huiten nun>'. Wenn auch im Tempel dieses Dorfes
nicht weniger als vier Götter verehrt werden', so wird es sich doch kaum um
ein bedeutendes Heiligtum handeln. Der fromme Bezirksschreiber mag wohl
besondere Beziehungen dazu haben. Es ist aber bemerkenswert, daß seine
Stiftung ganz offiziell ist und aus amtlichen Einkünften, nicht aus seinem per-
sönlichen A^'rmögen bestritten wird, denn dies besagt der Ausdruck (x,7ro roC Tvi<;
oi(T%cXiut; Xoyov'. Ein solches Verfahren ist keineswegs ohne Beispiel; vielmehr
hat eine Stiftung aus der Zeit des elften Ptolemäers, die von den Unterbeamten
des oiy.ovoixoQ (titihoüv im Herakleidesbezirke des Fajüm dem Soknopaios zugewandt
wird, ganz ähnlichen Charakter. Wir kennen sie aus zwei Inschriften, die bei
Strack, Dynastie der Ptolemäer, unter Nr. 144 und 145 abgedruckt sind. Nur
mit dem Unterschiede, daß hier eine ganze Beamtenkategorie die Stiftung macht
und ihre Nachfolger ausdrücklich zur Fortsetzung der W^eizenspende verpllichtet.
Wenn lange zuvor der Oberprophet von Siut, zugleich Nomarch, Hapdefae, in
seinen Verträgen mit seinen priesterlichen Kollegen und mit den Stunden-
priestern nur zum kleineren Teil amtliche Einkünfte vermacht', so scheint es
fast, als habe unter den Ptolemäern die offizielle Frömmigkeit noch zugenommen.
Die Stiftung selbst besteht in einer Getreidelieferung: jährlich 13 Artaben Olyra,
und zwar je eine monatlich, die dreizehnte aber für die Epagomenen. Jene
fajumischen Getreideverwalter, eine ohne Zweifel zahlreiche Körperschaft, bringen
mehr auf, nämlich jährlich 182'/.2 Weizenartaben, die in täglichen Gaben von
'/.., Artabe geliefert werden. Eine Stiftung von Öl für das Asklepiosheiligtum in
Memphis lernen wir aus einem demotischen Papyrus ptolemäischer Zeit kennen
(Revillout, Revue ög. II, 71)). Das Getreide wird der Tempelbäckerei zugeführt:
solche gab es ohne Zweifel bei den meisten Tempeln. Nachweisbar ist die
eigene Bäckerei beim Soknopaiostempel in Dime durch die genannten griechi-
') In den übrigen Urkunden derselben Zeit aus Busiris finde ich Tempel des Harpsenesis
und Sarapis, des [Saraj)is?l und Apollon, der Isis und des Sarapis, Harpsenesis und Asklejjios.
Vielleicht ist jedoch immer ein und derselbe Tempel zu denken. — ^) Zweifelhaft ist es, ob Annes
die Stiftung aus seinem amtlichen Einkommen macht, oder ob er sie geradezu als amtliche Ausgabe,
als .Dienstaufwand., betrachtet. — ^) Vgl. Erman, Ägypten I ^lOff. Erman, ÄZ. XX (1882) 159ff.
1!*10.] W. S( ihhakt: Stiftung für eiiu'ii Tempel .ins der Zeil des Aiigiistus. 159
sehen Inschriften, ebenso beim Serapeiim in Memphis, das die vom Staate für
die »Zwillinge« ausgesetzte crvvTu^ic ihnen in Brot liefert, augenscheinlich, weil
der Tempel selbst alles ihm zugehende Getreide verarbeitet', und indirekte An-
zeichen sprechen auch in andern Fällen dafür. Ist bis hierher alles klar, so
erhebt sich ein Zweifel im Hinblick auf den Zweck der Stiftung des Aunes.
»Damit der Tempel für alle Zeit diese Schenkung habe«, sagt der Text\ Aber
daran knüpft der Stifter, wenn ich recht verstehe, die Bedingung, daß dem
Bezirksschreiber an jedem Neumonde ein Kyllestisbrot geliefert werde'. Also
nicht nur Aunes selbst, sondern auch alle seine Nachfolger sollen dieses Brotes
teilhaftig werden, auf ewige Zeiten. Daß die Nachfolger gehalten sein sollten,
auch weiterhin gemäß dieser Stiftung Getreide an den Tempel zu liefern, wird
nicht gesagt, wenn man es nicht dem Satze oTrwg VTroipxYii usw. entnehmen will;
die schon angeführten Inschriften aus Dime enthalten dagegen eine ausdrück-
liche Bestimmung solchen Inhalts. An sich wäre es wohl denkbar, daß Aunes
durch seine Stiftung, auch Avenn sie nur ihn für die Dauer seiner Amtszeit
bindet, dem jeweiligen Amtsinhaber ein dauerndes Benefizium zuwenden will.
Zieht man nun die Stiftungen des Hapdeiae heran, so scheint es sicher, daß
dies Brot für den Toten, den seligen Topogrammateus, bestimmt ist; soviel ich
weiß, haben auch die sonst erhaltenen Privatstiftungen, gerade aus ptolemäi-
scher Zeit, diesen Zweck. Allerdings sagt die Urkunde selbst nichts darüber
und deutet mit keinem Wort auf eine Spende für den Toten. Vielleicht aber
konnte ein solcher Hinweis wegbleiben, weil es sich um etwas Gewöhnliches
und Selbstverständliches handelte. Außerdem ist möglicherweise unser Text
nicht die eigentliche Stiftungsurkunde, in der man eine genaue Angabe des
Zwecks erwarten dürfte. Indessen möchte ich kein Gewicht darauf legen, daß
in Zeile 5 die 13 Artaben als bereits gestiftet bezeichnet werden, so daß der
vorliegende Brief nur die Ankündigung der nunmehr beginnenden Lieferung
enthielte. Denn solche Ausdrucksweise ist auch sonst nicht selten, und
an sich ist es wahrscheinlich, daß eben dieser Brief das Stiftungsdokument
darstellt.
') Vgl. hierfür Ojto, Priester und Tempel 1 375. — ^) hyiXcvij.si'ov vor (.piXuv^-^wnov ist
nicht ganz sicher; aber schwerlich hat das Wort eine sachlich wichtige Bedeutung. cpiXctv^^wnov
= beneficium.
^) Der Sinn scheint nicht zweifelhaft, obwohl die Lesung der Zeilenschlüsse inZ. 10 und 11
Schwierigkeiten macht. In Z. 1 1 ist statt (p auch \|/ möglich. Wenn !(/>' w richtig ist, so muß ein
Vei'bum im Futurum mit dem Sinne von geben od. dgl. darauf folgen; den Spuren scheint ^uc^xti
immer noch am besten zu entsprechen. Das Wort wüide durch die Beziehung zu hict^'YiXY, denn
Begriffe der Gabe eine besondere Färbung verleihen. In jedem Falle ist hier Subjektswechsel an-
zunehmen, denn nur das aus dem Zusammenhange sich ergebende to U^ov kann Subjekt sein. In
Z. 11/12 wird die Ablieferung des Brotes an einem bestimmten Orte festgesetzt.
Zum Kyllestisbrote vgl. Herodot II 77 (aus Hekataios), Aristophanes bei Athenaeus III 114c:
xcii TOI' Kyy.y.uTTiv (pB'iyyov y.ai tcv IIstotisw, Wilcken, Ostraka II 1305 und Otto, a.a.O. I ZlAjl^y.
Sie werden aus Olvra gebacken. Kronosbrote im Kronostempel in Alexandrien, Otto II 17. Be-
renikebrote. Otto II 35/36.
IGO W. ScHUHARi: Stiftung für einen Tempel aus der Zeit des Augustus. [47. Band.
So sehr aber auch diese Deutung alle Analogien fiir sich hat, so muß man
nncli dem Wortlaut doch auch mit der Möglichkeit rechnen, daß nicht der tote,
sondern der lebende Bezirksschreiber das Brot an jedem Neumond erhalten soll.
Die Geringfiigigkeit der Gabe' spricht nicht dagegen, denn es ist klar, daß der
Stifter nicht eine Rente von irgendwelchem Werte, sondern einen religiösen Vor-
teil im Auge hat. Vielleicht soll die Gabe eines Brotes nur dazu dienen, die
Stiftung im Gedächtnis <les Tempels sowohl wie der späteren Bezirksschreiber
zu erhalten; dergleichen Bestimmungen sind ja auch heutzutage nicht ganz selten.
Dazu kommt aber ein andrer Gesichtspunkt, der vielleicht nicht ganz unwesent-
lich ist. Das vom Tempel gelieferte Brot bildet allgemein einen Bestandteil des
Priestereinkommens; ich erinnere an die Brote, die die Zwillinge im Sarapeum
erhalten, und an die Berenikebrote, die nach dem Dekrete von Kanopos den
Frauen der Phylenpriester geliefert werden. Wenn der lebende Bezirksschreiber
monatlich ein Brot bekommt, so wird er dadurch ein Kostgänger des Tempels
wie die Priester und tritt damit gewissermaßen in ihre Reihe ein, wenn auch
in unserm Falle nur von einer sj^mbolischen Leistung die Rede sein kann. Es
wäre möglich, daß Aunes sich und seinen Nachfolgern auf diese Weise eine Art
priesterlicher Stellung verschaffen will, ohne diese Absicht unzweideutig aus-
zudrücken. Während unter den Ptolemäern mehrere Staatsbeamte begegnen,
die zugleich Priester sind", hat sich, wie mir scheint, Augustus den Tempeln
etwas weniger freundlich gegenübergestellt; man könnte annehmen, daß die
neue Regierung es nicht gern sah, wenn ihre Beamten sich einem Tempel an-
schlössen. So hätte denn der fromme Aunes sein Vorhaben unter einer harm-
losen Form verschleiert. Jedoch scheint dieser Annahme der offizielle Charakter
der Stiftung zu widersprechen.
') In den Serapeumspapyri werden auf eine Artabe 30 Brote gerechnet; demnach stellt die
Leistung des Tempels an realem Wert in gar keinem Verhältnis zu der Stiftung des Aunes. —
■') Vgl. Orrol 224; 11 75. 187.
1910.] Miszellen. 161
Miszellen.
Inscliriftfragmente vom Gebel Ahmar. — Am Westende des roten Berges
bei Kairo scheinen dort jetzt arbeitende Steinlinuer eine Insclirift gefunden
und zerstört zu haben, deren Reste ich zufällig im Frühjahr 1909 noch zu
Gesicht bekam. Die Stelle, an der die Stücke lagen, befindet sich südlich von
dem französischen Friedhof hinter der Abbassije; sie liegt bereits etwas höher
als dieser, aber noch nicht auf dem roten Sandstein, sondern noch auf dem
gelben Kalkstein, aus dem auch die Bruchstücke sind.
Drei Fragmente konnte ich noch sehen. Zwei davon gehören zusammen.
Unter den Enden zweier vertikaler Königsringe auf iSz?^- Zeichen steht in ver-
tiefter Schrift:
Das dritte Stück zeigt in umgekehrter Richtung die Zeile:
^hJVIAIII
Ob der Vezier Hori mit einem der bekannten ' Veziere dieses Namens iden-
tisch ist, kann ich nicht feststellen. Dem Stile nach würde ich die Inschriften
in die 19. oder 20. Dynastie setzen. Ludwig Borchardt.
Die Herkunft des Turiner Königspapyrus. — Die Feststellung
G. Möllers, durch die es möglich geworden ist, ober- und unterägyptische
Handschriften zu unterscheiden (Hieratische Paläographie II, S. 2), hat auch
für den Historiker ihre Bedeutung. Denn nunmehr ergibt sich, was man be-
reits früher vermutet hatte, daß der Turiner Königspapyrus eine unterägyp-
tische Handschrift ist. Von den bei Möller angeführten charakteristischen
Zeichen finden sich z. B. ^^ Kol. II, Frgm. 11, Z. G, ferner Kol. VII, Frgm. 72,
Z. 1, der ehrwürdige Mann l-^j z. B. Kol. 1, Frgm. 1, Z. 9 deutlich in der unter-
ägyptischen Form.
Demnach haben wir aller Wahrscheinlichkeit nach in dem Turiner Papyrus
die unterägyptische Tradition von den ägyptischen Königen erhalten, wälirend
uns z. B. die bekannte Liste von Karnak die thebanische Tradition gibt. Daß
sich hieraus manche wichtigen Konsequenzen ergeben, z. B. für die II. Dynastie
und die Zeit zwischen mittlerem und neuem Reich, braucht nicht erst aus-
einandergesetzt zu werden. M. Pieper.
') A. Weil, Die Veziere des Pharaonenreiches S. 108 und 113.
Zeitsclir. f. Ägypt. Spr., 47. Band. 1910. 21
162 Miszellen. [47. Band.
The Dodecarchy and the XII**" Dynasty. One of the obscure poliits
in Herodotus' story (II 147) of the ^voo^exu /SacrtÄeTc vvhose rule preceded tlie sole
rule of Psammetichus, is the attribution of the Labyrinth to them collectively.
May we not suppose that Herodotus in some way had confused the kings of the
Xir'' Dynasty, who built tlie Labyrinth, with these kings who, according to liis
information, were twelve in number. It would be (juite unjustifiable in the face
of recent discoveries to assume that the numbering of the dynasties was invented
first by Manetlio: here, as elsevvhere, Manetho probably reproduced the views
of Iiistory already current amongst the priests and people. F. Ll. Griffitii.
77ir colour of inourning. — Lane informs us that tlie men of Modern Egypt
niake no cliange in tlieir dress in token of mourning, but that the women dye
their clothes of a blue, or of an almost black, colour with indigo [Modern
Egyptians 5th ed., p. 527). I have found some evidence that a similar custom
prevailed in Pharaonic times. In the tomb of Penne at Anibe, the widow
crouches in an attitude of grief beside the mummy of her lord; grasping this
with one band she strews dust upon her head with the ollier; the hair, bouiid
with a fillet, hangs loosely over her Shoulders; the bosom is left bare (cf.
Hdt. II, 85), and the sole garment worn is a greyish-blue petticoat. In at
least tliree of the Theban tombs mourning women are depicted in light
blue attire, namely the tombs of the Vizier Ramose (No. 55 Gurnah, Amen-
liotp IV), of the high priest of Amenhotp Amenmose (No. 19 Drah Abul Neggah,
19th Dyn.), and of the chief of Amon Shuroy ( M n [] ^ ? no. IH Drah
Abul Neggah, IDtli Dyn.). It is to be noted that the colour of mourning is
worn by women only, and I have sought in vain for instances of the wearing
of light blue by women who are not mourners. No literary reference to this
custom seems to bo forthcoming. At Hrst I was tempted to find such a re-
forcuce in tlic word U -'^2=-''^ QA »mouriiiiig» (soc Tirfmom/Zo;?.«? p. 2 i . lOH), wliich
appearcd lo be connected with the coloured cloth iiamcd \\ c^^^, (J 0^»^ö •
Brugsch affirms positively that irttw signifies »das hell- oder milchblaue Zeug«
{Biet. Suppl. 117); and since on the one band he thereby contradicts bis former
view that irtiw meant »white cloth«, and yet on the other band evidently re-
gards iiit »milk« as a likely etymology for the word, it seemed probable that
he had some explicit evidence for bis Statement such as for example a col-
oured representatiön of the four sacred cloths (? y . T\^' H*^^ 1^' ^^^1
seen by bim in one of the Ptolemaic or Roman temples, llowever Sktiik points
out that on the sarcophagus of Sehko {Mitteilungen pl. II) tlie cloth callcd (1
'wwv^ .<S3-'^ is depicted as red. not blue: and with this agrees tlic faet that the
cloth called \\ jl'^. wliich varies with irtuc in the list of the sacred clotlis,
is represented as red in the tcmple of Abydos (see Bh., Wh. Suppl. \)iS). It tlius
li)10.1 Miszellen. 168
apponrs tlmt Biu(;s(ii must liavc bcen wronu' in (Icscrihiiii;- tlic clotli t'rthr ;is
blue: a clue that would bo wortli tbllowing up is containod in tlie plinise
ü ^ ^%.^g^^^ ^0"^ T\ "''''^''"^"^^"ß' "^'i<^<^ fro"^ the ,i;Te(Mi(?) /rO<-tree« (Dum.,
Temp. Inschr. 11 19, 8).
While dealing witli tlie ([uestion of mourning I may be permittcd to
quote an instance of tbe verb nhp in the sense of »to mourn«; in Coptic this is
neg^nc and Griifith quotes a demotic instance written |_,n(j(]^^^ {Rylands
Catalogue p. 3()2); on a stele of the Middle Kingdom {Calro 2049S) Osiris
receives the epithet r-, aaaaaa ^=fv , ^ oW „f^j. ^^y\^(^^ multitudes mouni in
Abydos«'. Alan H. Gaudinek.
Encore un mot sur Je nom du Nil U^P^'- — A Taide d'ime serie de variantes
tres curieuses, M. Gardiner {ÄZ. 45 [1908], 140 — 141) a cherche ä etablir le
Processus suivi par le nom du Nil, H'^pi, de FA. E. au N. E. Ce processus serait
le suivant: htpr^ hipi et h'^pL Pour ce qui est des formes metathesees (?) comme
^ Louvre C 254, stele du M. E., | i 1 Gautier-Jequier, Fouilles de Licht, p. 34,
le savant auteur se contente den signaler la bizarrerie et l'inexplicabilite. II
faut en eff'et avouer que le mot H'^pl — par raison de commodite je le cite
sous la forme qu'il revet frequemment au M. E. — presente quelque chose de
troublant et je n'essaierai pas de Tetudier en detail apres 3IM. Ekman et Gardiner.
Je voudrais cependant iioter ici deux ou trois petites remarques :
II existe — M. Sethe ne semble pas Tavoir releve dans son Verhum —
un changement de <' en r apres h. Si je ne puis en citer qu'un seul exeinple,
11 est du moiiis absolument certain:
Hrhtp 487-439 = Miss. /rang. I, 1 08—164; cf. SU-B^sttS—{) = Miss. /rang. L 229,
Oll il y a deux fois dhr (dhr). Ce que peut bien designer le mot dh'^ : d/jr, je ne
saurais trop le dire. Mais je suis endin ä y voir le meme mot que je releve
dans les Pyr. '^ 1"^ P^/r- 1021r:P 204 + 7 = 31 442 (mutile); '^f^
Pi/r. 14(U^>:P 662 = P 782 = M 774 et dans Ebers 68, 2 '^^ o?.
AAAAAA r\
Je releve dautre part ce qui suit: |1 Pi/r. 209a :W 291 = N 719 + 14
(mutile) et c::si> Hrhtp 168 = Miss, frang. I, 145, oii, comme on le voit, ä un
ancien i correspond un r au M. E.
Les formes singulieres de Hpi (forme modele) me paraissent des lors pouvoir
s'expliquer comme suit:
A. E. P^ (aussi au M. E.), graphie defective de ^ et i (Sethe, VerOufn I.
§§ 148 et 113);
') Elsewhere only nhp Ar »to take care about«. •provide for« see AdmoniUons p. 103.
21*
164 Miszellen. [47. Band.
31. E. I n ^ {Hrhtp 826 et passim), gr. dcf. de r,
fi D , "^ (loc. cit.), gr. döf. de / et changemeiit de <' en r (cf. dh^:dhr);
n n AAAA/V\ I I
0 □ A/vww (ß^^«/ Hasan I, cS, 21) gr. pl. avec changenient de /' en r
A < > /WVVAA III
(cf. /f <"// : nc//') ;
O^^-yj {Amamu 15, 1. 1^. etc.) gr. drf. de <' et changement de i en r.
Vienne a etre decouverte une forme teile que ö <:3=>^^ //rjor, soit une
graphie pleine avec double changement de <' et de i en r et la serie des formes
exceptionnelles de JJ'^pt sera tres instructivement completre. Je doute toutefois
quune teile forme existe. II me semble en effet que les scribes aient pu craindre,
en l'adoptant, de preter au mot H'^pi une physionomie teile qu'il fut presque
meconnaissable. Mais ce que je crois non sans fermete, cest ([uil n'y a dans
0 <rr> ^ et ß D ni metathese ni aucun phenomene graphu^ue autre que celui
du changement de <' ou de / en r avec scriptio defectiva. Eugene Devaid.
Bonierlvung zu der vorstellenden Miszelle. — Der liier festgestellte
Übergang von o in «du;» nach einem ß dürfte auch in den Iblgenden beiden
Fällen vorliegen :
1. d.go »Schatz«, plur. ^v£^totop, das dieselbe Bildung aufzuweisen scheint,
wie gro »Pferd«, plur. ^Ttowp. ägypt. ö ^ l^T '^^^^" '^'^'^' ^^^^•^pi'icht, wie (t.\r-
DiNER (Admon. S. 25) erkannt hat. dem ägyiDt. f a ''//''. Das letzte <* i.st
i Li I I I
nach dem h zu r geworden und dieses ist dann im Singular wie in ^to und
so vielen anderen Formen zu i geworden. Der Übergang des «' hat zur Folge
gehabt, daß sich der Vokal ö unverändert erhalten konnte; wäre das ^ geblie-
ben, würde er zu d». geworden sein. Diese Erhaltung des o spricht vielleicht
für ein gewisses Alter des Überganges.
2. ö hn'^ »mit« wird in den Inschriften der griechisch-römischen Zeit
häufig -^1-^ /<<' geschrieben; es scheint daiiaeh, daß das n au.sgefallen war'. Ne-
ben (lieser Schreil)uiig A«' finden sicli. mit ihr wechselnd, die Schreibungen
und ^^. die einen Lautwert ///' für das Wort zu bezeugen scheinen. Kurt Sethe.
Sur l' liypothese du nlpli'^al en egyptlen. — La these de Fexistence en egyptien
d'une forme verbale type niph<^al a, on le sait, ses partisans (cf. Sethe, Verbum I
§ 428). N'etant päs en mesure presentement de porter un jugement d'ensemble'-
sur son bien-fonde, je me bornerai, dans la petite note que voici, a en etudier
un cas (jui me semble particulierement interessant.
Le dernier qui ait defendu cette these, M. Erman la fait [ÄZ. 44 [1907], 111)
en s'appuyant sur la Variante de Totb. 17, 9 que presente Hrhtp 91. A la suite
') Mit g^iiÄ.q »er will« hat das Wort nichts zu tun, wie ich an anderer Stelle auseinandersetze.
^) Une etude generale de la (juestion est preparee j)ar M. jMontet.
1910.) Miszellen. 165
de MM. Maspero {Miss, frmii: l, ]A'^) et Lacau {Smr. anter. au N.E.l, 47),
M. Erman a trnnscrit la dite v.-irinnte de IJrhtp de la maniöre suivante: /wwsa()
D^^^- Si teile etait la jiiste transcription du passage qui nous occupe,
nous serions h la verite en pirsence d'un mot ni^, fort genant, puis([ue in-
connu, et des lors lexplication de M. Erman meriterait parfaitement notre appro-
bation. ün detail qui, pour ce qui me concerne, m"a inquiete assez longtemps,
c'est (jue si, comme M. Erman a tente de le demontrer, aa^va^ \\ o pouvait etre
considere comme le niphOd (passif) de \\ j;^^^ , copt. eioi : icoi, il devrait etre
affecte du determinatif ^^^^ . Mais je constate actuellement ([ue Fabsence de
AAAAAA
determinatif dans notre mot ne permet pas de conclure'. En effet, ni tw, ni
shr (1. 91), ni. plus loin (1. 1)5), kkss, <^hJ {ihi), Is, etc., n'en sont pourvus.
Des trois signes formant le verbe qui nous occupe, le premier, aaaaaa, ainsi
que le dit M. Erman, est certain; n , de meme, mais ce que MM. Maspero,
Lacau et Erman ont transcrit par o presente dans la Photographie (pl. 4, 2" reg.)
une forme absolument analogue k celle du determinatif de rmn (2H0, 274,
279, 304) et de k^h (438. 463), soit une forme differente de celle de o
(passim). La juste transcription de Hrhtp 91 est donc la suivante:
-"H^s^^ ^^™(]^^Y, PIXfl^.l^.lT
Nous obtenons ainsi le verbe 7iL Le premier resultat qui decoule de ce (pii
precede, c'est que si a Hrhtp 91 nous comparons Hrhtp 502 — 503 = Miss, frang.
I, 168 (cf. HrV^—\i = Miss. frang. l. 211; SU-B^8tt^-i-A6==Miss.frang.l,2VJ):
nous pouvons desormais, gräce ä l'equation aaaaaa (i ^,^_z] = W , determiner le
sens sinon precis, du moins tres approximatif de ni. Ce resultat est a lui
seul appreciable, donne que m est un verbe rare" — le Wörterbuch de Brugsch
ne le connait pas - — et par lä meme de sens difficile ä fixer. Dans Paysan
BlllO etB2 106, M. Vogelsang {Die Klagen des Bauern, p. 1 1 et 15) a traduit
aaaaaa (1 ,.^ — fl par «zurückstoßen«; Leide 344, 2, 10, M. Gardiner {Admo7iiiions,
p. 27 — 28) prefere le rendre par »shrink from (?)«. Hrhtp 91 demontre que
la traduction de M. Vogelsang est heureuse et doit etre mainteniie.
On voit qu"une petite erreur initiale de transcription a aiguille leminent
professeur berlinois sur une fausse route. La these du niph<^al egyptien perd en
nt<^ une preuve qui, si eile eüt cte reelle, eüt ete des plus solides. II n'est
pas dit pour autant qu'aucun fait ne se revelera dans la suite pouvant per-
mettre de la formuler a nouveau. Eugene Devaud.
^) L'absence de determinatif est une des marques du caractere archajqiie de ces textes.
2) Peut-etre avons-nous le meme mot Pi/r. 972 ^i : P 193 (mutile) = M 365 = N 919. M. Maspkro
{Les Pyramides de Saqqarah, p. 185), songeant sans doute ä ntnj, a traduit ni, nij{?) par »verser la
libation«. Mais, ä eux seuls, les determinatifs ne me semblent guere permettre ce sens.
1()6 Miszellen. [47. Band.
UsTEvCTYiTis »der Gott von Seliol« und Fl er ev er/ vis »der Gott von
Bige«. — Seit langem kennen wir aus einer griechischen Inschrift der Insel
Sehel (C. J. Gr. 4893) einen namenlosen Gott nerei/ö-)irtc, der von den Griechen
dem Kronos gleichgesetzt wurde. Brugsch und Letronne haben scharfsinnig in
dem (7>iTtc dieses Namens den alten Namen der Insel Sehel ^ ^f^-^^ St-t wieder-
erkannt und haben den Namen des Gottes nach dem Koptischen als »der, welcher
in Sehel ist« erklärt.
Daß damit, wenn auch nicht die Form, so doch der Sinn des Namens richtig
bestimmt worden ist, lehrt eine hieroglyphische Inschrift auf Sehel, die aus den
Zeiten nach dem Ende des n. R. (Dyn. 21 ff.) stammen dürfte und von einem
»Obersten der Goldschmiede des Hauses des Chnum« gesetzt ist (Mor(;an, Cat.
des mon. I !)8, 184). Sie lautet: ^\Tjfi'' ol'-^L^^'il^^\
N. N.- »Chnum, Satis, Anukis (und) der Gott von Sehel geben, daß lebe der
Oberste der Goldschmiede des Hauses des Chnum N. N.«.
Wir lernen daraus, daß der Name \\irzv<jy\TiQ nicht aus pi ntj m Stt »der,
welcher in Sehel ist« (kopt. n-eT-ii-), wie man dachte, sondern aus />/ ntr n Sff
»der Gott von Sehel« entstanden ist. Das Wort ntr »Gott« lautete also im
Status constructus mit dem bestimmten Artikel *pmte[r), *pete, d. h. ebenso wie
das Relativwort ^^ ntj »welcher« (kopt. ct, ctc, «t- in ÜTivqcüJTM), mit dem
es ja nach dem Wegfall des r auch im Lautbestand übereinstimmen mußte.
Wenn der Name \\erev(jy]riQ somit als »der Gott {ntr) von Sehel« zu erklären
ist, so sind natürlich auch die beiden anderen anonymen Götter, die in derselben
griechischen Inschrift vorkommen, neT£fX7ro(,fj.svTYi^ o y.ou Atovucro? und \UTzv(TY,viq h
X.OU 'Epfji.Yi<; dementsprechend zu erklären. Den ersteren, der »der Gott des Westens«
bedeuten wird, hat Roeder in dem ''^'^'^^^ »Osiris, der zu Gast ist auf
Sehel«, der in ramessidischer Zeit auf Sehel vorkommt, wiedererkannt. Den
andern Namen UsTsvcrYivn; hat bereits Letronne als Gegenstück zu dem ITe-
TevTYjTK; erkannt und hat in dem ctyivic, das er statt des Namens von Seh^l ent-
hält, den ägyptischen Namen der Insel Bige X>\rx^ -Swm^ vermutet. Wenn
nicht alles täuscht, kennen wir diesen anonymen Gott von Bige aus Tempel-
bildern der Insel Philä mit seinem genaueren Namen ^[Jo-^-Jaaa^aa vS. „
Pr-^} n Samt »der Pharao von Bige« (LD. Text IV 1()9; Champ., Mon. I 91 bis;
Not. I 182. 211). Er wird dargestellt wie ein menschlicher König, mit dem
sogenannten Kriegshelm, gilt als ein Sohn des Osiris und wird als solcher dem
Horus gleichgesetzt. Es dürfte sich um einen vergötterten unbekannten Pharao
handeln, dessen Bild auf der Insel Bige göttliche Ehren genoß.
Kurt Sethe.
') Das /wwvA fehlt in der Publikation. — ^) Der Name ist in der Publikation offenbar sinnlos
verderbt.
1910.] Miszellen. — Erschienene Schriften. 167
Zur Verbaladjektivendun^ -nj. — Erman hat ÄZ. 40, 8.104 — 100,
eine alte V^erbaladjektiveiulunjr -w/ nachgewiesen und aucli mit Rechtauf die Mög-
lichkeit eines Zusamnienlianges mit der semitischen Endung -an, -an liingcvviesen.
Es scheint mir angezeigt, noch auf Folgendes aufmerksam zu machen. Im Semiti-
schen gibt es neben der Endung -an, -ün auch eine Endung -äni (-ä/iäi), -öni.
Im Hebräischen ist z. B. qrntmönT häufiger als qaitmön. Und im Syrischen, dessen
Verbaladjektiva auf -än{ä) gerade eine sehr erwünschte Parallele zum Ägypti-
schen bilden, heißt die Femininform dieser P^ndung -änjs bzw. änijxi. liier
handelt es sich um eine Verbindung von zwei ihrer Form nach verschiedenen
Adjektivendungen: an das Allbrmativ -ün ist die Endung des eigentlichen Be-
ziehungsadjektivs (»die Nisbe«) -/ l)zw. -Ijj noch einmal angehängt. Häufungen
von Aftbrmativen, Präformativen, Präpositionen u.a.m. sind ja aus der Geschichte
vieler Sprachen bekannt, f'ber die Endung -auf, -öin vergleiche man Barth,
Die Nominalbildung in den semitischen Sprachen § 227, und Brockel-
MANx, Grundriß der vergleich. Gramm, d. semit. Sprachen § 220/t.
Enno Eittmann.
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The Archspological Survey of Nubia. Bulletin No. 4 dealing with the work from January 1
to March 31, 1909. 8. 28 S. Kairo 1909. — Enthält: 1. C. M. Firth, Introductory note. —
2. ü. A. Reisner, The arehBeological survey of Nubia. — 3. C. M. Firth, Description of ceme-
teries Nos. 81—84 and 90—92. — 4. G. EUiot Smith, Anatomical report. — 5. D. E. Derry,
Field-notes.
— — . Bulletin No. 5 dealing with the work from November 1 to December 31, 1909. 8. 25 S.,
5 Taf. und 1 Karte. Kairo 1910. — Enthält: 1. C. M. Firth, The destruction of the cemeteries
in the neiglibourhood of Dakka (Pselchis) by sabakh-digging. — 2. Derselbe, Summary of
work done up to december 31, 1909. — 3. 0. Bates, Rock inscriptions near Dakka. — 4. Elliot
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Leipzig, J. C. Hinrichssche Buchhandlung. — Verantwortl. Redakteur Prof. Dr. G. Steindorff. Leipzig, Waldstr. 62.
Berlin, gedruckt in der Reiclisdruckerei.